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^
Keltische Stadien,
oder
Untersuchungen
über
das Wesen und die Sntstehnng der griechischen Sprache,
Mythologie nnd Philosophie
vermittelst
der keltischen Dialecte
• ..von
D"^ M. ^parseliuli,
Lehrer iler deutschen Sprache u. Gescliichteaii derGrossh.Hess. Realschule zu Maiii^c.
Quacun(|uc ingredimur , in alii|iiain
liistoriam vcsligium poniinus.
Cic. Fiii. .'}. 2.
c<:^^*>§^9^^^
Frankfurt am Main.
Franz V a r r c n t r a p p ' s Verlag. (P li. Krebs.)
18 4 8.
Druck von Aug. Osterrieth
in Frankfurt a. M.
Pfin Jluticnkcu
au
Wilhelm von Humboldt,
der Basken- und Kawisprachc
der Verfasser,
V 0 r w 0 r t.
Das vorlieg-endc Biicli bildet einen Thei! von Unter-
suchiing-en auf dem Gebiete der griechischen, laleinischeu
und deutschen Sprache, welche mich seit 10 Jahren mit
mehr oder minder luirzen Unterbrechungen besciiäf( igten. Sie
wurden zu Hornau, dem freundlichen Landsitze des greisen
Freiherrn v. Gagern durch einige Ansichten des Abbe Mar-
tin hervorgerufen, welcher in seiner hisloire des Gaules et des
Gaulo'is in derselben haltlosen Weise sich bemühte, manche
hervorragende Erscheinungen der alten Geschichte zu Gunsten
seiner Gallier zu deuten, ja sogar die Teutonen zu einem
Stamme dieses Volkes zu machen, wie der Graf Wacker-
barth in seiner Geschichte der grossen Teutonen bei den be-
deutsamen Persönlichkeilen und Mythen der Vorzeit das
Germanische bis zu dem Grade unterstellte, dass er im Pro-
metheus einen frommen Teutonen und in der Semiramis
eine Teutonin finden konnte.
Was der Zufall zum Gegenstande einer lebhaften Unter-
haltung gemacht hatte, wurde die Sache einerweitern Prüfung
vorzüglich durch eine Stelle aus den actis diurnis bei Piyhius
und Reineshis^ wonach der Name Cimber nicht wohl ein Volk
bezeichnen konnte, welches den Römern erst 113 a. Ch.
in Gemeinschaft mit den Teutonen bekannt wurde, sondern
VI
offenbar der gallischen Bevölkerung des nördlichen Italiens
angehören musste. Es wird nämlich dort zum Jahre der
Sladt 585 bei einem nicht wichtigen Vorfalle einer Bude er-
wähnt, welche den Namen adsculum cimbricumKüwlc, während
Cicero de orat. IL und Quint. VI. 3. eine andere berühren,
welclic ad scuhim cimbricum Mariamim hiess und erst nach
dem Jahre d. St. 640 entstanden sein konnte. Noch drängen-
der war das ßtv&o? Kii^ßagixSv, welches Pollux aus einem
Gcdichle der Sappho (um (iOO v. Chr.) anführt. Ich komme
hierauf später zurück.
Die Erklärung des Namens Cimber führte zunächst auf
die Untersuchung der römischen Sprache, die nur als eine ge-
mischte erscheinen konnte, da vor den Römern Italien ver-
schiedene Bewohner gehabt hatte; sodann auf das Studium der
Sprachen jener alten Völkerreste^ welche der Strom der
grossen Wanderung in die Gebirge und auf die Inseln des
westhchen Europa's geworfen und dadurch vor ihrer Vermi-
schung und ihrem Untergange bewahrte. Finden sich, so dachte
ich beim Beginne meiner Arbeit, in der Sprache dieser seit
fast 2000 Jahren aus dem Verkehre mit der übrigen Be-
völkerung unseres Kontinentes ausgeschiedenen Stämme oder
Nationen W^orle, Biegungen und Spracheigenthümlichkeiten,
welche bisher nur in der lateinischen, griechischen oder
deutschen Sprache gefunden wurden, so bezeichnen sie die
früheren Sitze jener Völker, welche auf den Pyrenäen, den
Gebirgen von VA^ales, von Irland und an den Küsten Frank-
reichs nur in schwachen Resten aus dem grauen Alterthum
in unsere Zeit wie ehrwürdige Trümmer hercinragen.
Durch die treffliche „Prüfung der Untersuchungen über
dieUrbewohner Hispaniens vermittelst der vaskischen Sprache"
angeregt;, welche Wilhelm v. flumboldt im Jahre 1821
VII
herausgab^ und geleitet durch Jhe eastern origin of the.
Celäc nations von James Cowles Prichard, der sein Werk-
chen im Jahre 1831 veröfTcntiichte, nahm ich die riidimenta
l'mguae clmbricae von Davies vor und schritt dann zum
Studium des Dictionanj of the welsh language fort^ welches
nach 40jährigcm Studium Davies und dann William Owen
aus den alten Manuscriptcn und der noch bestehenden Volks-
sprache der Cymry, oder der Bewohner von Wales, zu-
sammengestellt und 1803 zu London herausgegeben hatte.
Einige Jahre später besuchte ich P>ngland und fand in
der reichen Sammlung werthvoller und seltener Wörterbücher
und Idiomatiken, welche mir mit dankcnswerther Güte Herr
R. W. Hodges zur Benutzung übcrlicss , ebenso in der
Bibliothek des brittischcn Museums unter der dankbar aner-
kannten gütigen Leitung des Bibliothekars Herrn Ed. Eduards
eine Fülle von Stoff, gewann aber auch die Ueberzeugung,
dass ich nur dadurch der Wissenschaft nützen könnte, wenn
ich im Fortgange meiner Studien mich an die Quelle, d. h.
an die Wörterbücher der keltischen Sprache halten würde,
und mich durch vorgefasste Meinungen, seien sie nun durch
einen voraus entworfenen Plan oder durch die Ansichten
Anderer in mir entstanden, nicht verleiten Hesse, was ich
glücklich aufgefunden, sogleich zuzurichten, zu formen
und zu modeln, um es nach eigenem Dafürhalten in einem
wissenschaftlichen Gebäude da oder dort als Fundament- oder
Tragstein anzubringen. Rohe Bausteine, sagte ich zu mir,
musst du liefern, damit, ist einmal das Material herbeigeschafft,
die erfahrenen Meister das Unbrauchbare aussondern und alles
Andere an der geeigneten Stelle verwenden können. Wir-
ken dann Viele in gleichem Sinne mit, dann wird das
Material des Einzelnen einen grossen Bau aufführen helfen,
VIII —
indess es allein vielleicht nur zu Unbedeutendem ausgereicht
hätte. Dazu wurde ich veranlasst, als ich bei näherer Unter-
suchung der Worte, w^elche Prichardaus dem Griechischen
mit den verwanden keltischen zusammenstellte;, Irrthümer
fand, die sich seit Parry^s „Essay towards a BrUish Ehj-
mologicon, Ox[. i707." in die neuern Werke fortschlichen
und der Grund zu abermaligen Irrungen wurden.
Dass ich die Leistungen unserer Gelehrten, welche in
immer steigender Zahl ihre Sorgfalt den keltischen Studien
zuwenden , bis jetzt nicht berücksichtigte , w^ar gleichfalls
durch meine eben dargelegte Ansicht bedingt und ging
keineswegs aus Geringschätzung hervor. Bin ich einmal mit
meinen Arbeiten weiter vorangeschritten und habe es zu
irgend einem erträglichen Ganzen gebracht, dann werde ich
das Versäumte im Interesse der Sache nachholen.
Was ich jetzt gebe, stimmt entweder mit den Resul-
taten andere Forschungen überein, oder nicht; in beiden
Fällen wird dadurch der Wissenschaft genützt; in dem einen
wird sie in ihrer Grundlage mehr befestigt, in dem andern
lässt sich der Irrthum leichter entdecken und verbessern.
Später benützte ich auch die Archaeologie Britanmca
von Ed. Lhuyd, Bibliothekar an dem Ashmolean Mu-
seum in Oxford , welcher zu Anfang des vorigen Jahr-
hunderts lebte, und durch seine Sammlungen und Be-
obachtungen , welche er auf seinen Reisen durch Wales,
Cornwal, in der Bas-Bretagne^ Irland und Schottland an-
stellte, ein treffliches Werk geschaffen hat. Es enthält in dem
ersten Theile, welcher „Glossography" betitelt ist, i) eine
vergleichende Etymologie im Allgemeinen, die mit grossem
Fleisse und treuer Benutzung der Arbeiten desGerh. Vossius
geschrieben ist, 2) eine Vergleichung der Sprachen von
IX
Grossbrilannien und Irland, 3} n. 4) eine arniorisclie Gram-
matik lind ein kleines Wörterbuch dazu^ welche beide vom
Jesuiten Julian Manoir verfasst sind^ 5) eine Ergänzung
des welsh Dictionary von Da vi es, aus x^Ianuscripten gezo-
gen , 6) eine cornische Grammatik , 7} das british etymolo-
gicon vom Jesuiten Parry, welcher das Welsh mit dem
Lateinischen und Griechischen verglich, 8) eine kurze Gram-
matik vom Ers, oder dem Alt-Schottischen^ endlich 9) ein
irisches Wörterbuch.
Ich habe mit diesen Andeutungen nicht die Entstehungs-
geschichte meines Buches schreiben, sondern an einem
leicht fortlaufenden Faden zu seiner Beurtheilung auf die
Hilfsmittel und Hemmnisse aufmerksam machen wollen, welche
es förderten oder aufhielten. Unter den letztern hebe ich
vor Allem hervor, dass selbst der gelehrte Lhluyd mit
Nichts der historischen Entwickelung der Sprache erwähnte,
deren man so sehr bedarf ;, vv eun man Schlüsse auf die Ver-
wandschaft einzelner Sprachen ziehen , oder sie überhaupt
untersuchen will. Ich habe selbst nachforschen müssen;
die dabei aus einer grossen Uebereinstimmung nach langer
Mühe gewonnenen Gesetze habe ich da und dort zur Er-
härtung einzelner Ansichten ausgesprochen, oder dem Ver-
ständnisse durch die Art nahe gelegt, wie ich die verwanden
und nicht verwanden Worte gruppirt habe.
Soll ich aber hier wie in einem Brennpunkte die ver-
schiedenen Erscheinungen auf ihre eigentlichste Ursache
zurückführen^ so kann ich die Veränderungen der keltischen
Sprache, welche sie in ihrem Fortleben in und zur grie-
chischen Sprache erfuhr, hauptsächlich nur durch das Ab-
schleifen der Hauche veranlasst finden^ welche anfangs fast
alle Konsonanten begleiteten, dann sich erweichten, oder
verloren, nicht selten auch stehen blieben und sich verhär-
teten, indess die Konsonanten ausgeschieden wurden, von
denen sie getragen waren.
Das ergibt sich augenfällig, wenn man in den Kreis
der Betrachtung zu den keltischen und griechischen Worten
auch noch die laut- und sinnverwanden lateinischen und
deutschen zieht. Die bisher geltenden Lautverschiebungs-
geselze erhalten dadurch zuweilen eine entsprechende Er-
weiterung.
Ich könnte nun noch über die Aussprache der verschie-
denen kellischen Buchstaben sprechen; allein sie weichen
vom Deutschen hauptsächlich nur in den Aspirationen
ab, welche schwer zu erklären sind. Ebenso übergehe
ich die Erklärung der in der angehängten Tafel aufge-
stellten Alphabete; der blosse Blick leitet auf ihre Ver-
wandschaft hin^ die nicht wohl rein zufällig sein kann.
Zum Schlüsse bemerke ich noch, dass ich in Bezug
auf die griechische Mythologie mir zum Führer die Symbolik
und Mythologie Creuzers ausgewählt habe, die in ihrer
scharfsinnigen und gelehrten Durchführung der vorliegenden
Untersuchung grossen Vorschub leistete, und andererseits
dadurch vielfach weiter begründet wurde. Dass ich die
Mythen nicht durchführte, lag in dem Zwecke meines Buches,
das bis jetzt nur anregen und auf die Wichtigkeit des
Keltischen hinweisen sollte.
Findet das Anklang, was ich bieten konnte, dann
werde ich den Rest der übrigen griechischen Wurzelwörter be-
sprechen, und hierauf die lateinische und deutsche Sprache
in die Vergleichung ziehen.
3Iainz im October i847.
Sp.
I 11 li a I t.
Seite
Vorwort v
Die Cymry l
Stainmverschicdcuhcit der Kelten nach ihrer Sprache 7
Die Sprache 9
üertliche Verbreitung 28
Literatur des Weish - 43
Verwandschaft der keltischen Sprache mit dem Japanischen .... 46
Die keltischen Dialectc im Vergleich mit den kaukasischen .... 55
Die griechische Sprache verglichen mit <lem Keltischen 64
Schlussbemerkungen 103
Keltische Einflüsse in der Mythologie der Griechen 108
Die Ägrikulturgottheitcn 132
Die HeilgoUheiten 139
Das häusliche Leben 152
Die Aegyptischen Gottheiten 153
Die Hyperboräer . 157
Abaris 166
Pythagoras 171
Schluss 177
Keltische Einflüsse
auf die Bildung der Völker des Alterthums.
Die Cymry.
In dem westlichen Theile Englands, in den romantischen Ge-
birgsthälern von Wales, lebt ein meikAvürdiges Volk von cigen-
thiimlichem Gepräge, welches sich Cymry, und sein Vaterland
Wales von den ältesten Zeiten an Cymru, das Land seiner Ge-
burt nennt. Nach den Angaben des Tacitus, Cäsar und Diodor
hielten sich die Britonen oder die Cymry, welche in jener Epoche
über Britannien verbreitet waren, für Autochthonen, und sie Ova-
ren es insofern, als keine leberliefcrung eine Einwanderung aus
den östlichen Gegenden des weiten Festlandes erwähnt. Sie waren
also Authochthonen, m ie alle die Völker des Alterthums, die sich
die gleiche Eigenschaft beilegten; in dem neuen Vaterlande, das
ihre Voreltern nach langen Wanderungen festhielt , vergassen sie
die Gegenden, welchen sie entstammmt waren, und glaubten, dass
die Gründer ihres Volkes da entsprossen seien, wo sie nun lebten.
Indessen zeigt ihre Sprache entschieden auf einen Zusammen-
hang mit asiatischen Sprachen und Völkerschaften hin und deutet
zugleich auch in einzelnen Spuren auf ihre frühen Züge. *)
*) Dem Zeugnisse gegenüber, welches bei snlcbcii Fragen eine beson-
nene, umsichtige Sprachvcrgleicimiig abgibf, haben die Bclianptiingen eines
Volkes über seinen Ursprung, wenn sie; auch von den ausgezeichnetsten
Gcschichtschreibern des Alterthums wiederholt werden, keinerlei Belang,
sobald sie mit den Ergebnissen der Sprachforschung im Widerspruch ste-
hen. Ursprachen und Urvölkcr dürfen wir nur da annehmen, wo wir ans
dcrSprache keine Mischungen mehr nachweisen köruicn; geschieht es bloss
auf geschichtliche Zeugnisse hin, ohne vorhergegangene gründliche Pniftnig
der Sprache, dann trägt die Wissenschaft den Nachtheil, den ein solcher
Abschluss nothwcndig bringen muss.
Keltische Studien. I. 1
— 2 —
Die Sagen der Britonen oder Cymry im engeren Sinne als
Bewohner von Wales reichen in ein hohes Alterthum zurück;
wichtiger als sie ist die Reihe der Könige von Wales, welche
Dr. Stukeley nach seinen in 23 Platten veröfientlichten Münzen auf-
zählte. Sie geht bis auf Bleiddyd, 900 Jahre vor Christus.
Ausser dem, m as der erwähnte Gelehrte in seiner medalic history
für die Begründung seiner Behauptungen aufgestellt hat, haben
auch Pegge „Essay on coins", Langwith in der Schrift „on coins",
Lewis in seiner history of great Britain, und die Mona antiijua
diesen wichtigen Gegenstand behandelt.
Betrachtet man nun das hohe Alter und die Bildung, die^
nach den Münzen zu schliessen , damals weit vorgeschritten sein
musste, so kann man nicht umhin, anzunehmen, dass die Wan-
derungen der Kelten, denen nach Allem die alten Britonen, die
Bewohner von Wales, angehörten, sehr AAeit zurückliegen, und
es lässt sich begreifen, dass das Andenken an das älteste Vater-
land, welches bloss die Sprache, diese Sammlung lebender Denkmale
und Inschriften bewahrte, sich aus dem Munde des Volkes
verlieren musste, Avenn auch nur eine kurze Wanderung zu den
neuen Wohnsitzen geführt hätte, und die Nomaden sogar schon
im Besitze einer höheren Bildung gewesen wären, als sich mit
dem herumziehenden Leben vereinigt.
Die frühesten Wanderungen der Völker in Europa fallen nach
diesen Voraussetzungen weit vor die Zeit Homers ; denn betrach-
tet man die Bildungsstufe, auf welchen die Griechen zur Zeit
des grossen Dichters standen', wo man den Gebrauch der edleren
Metalle zur Erleichterung des Handels noch nicht kannte, im Ver-
gleich mit der vorangeschrittenen Bildung der Kelten in Britan-
nien, welche sich des Geldes bedienten, also Handel trieben und
desshalb auch in der Kunst, dem Ackerbau und den Gewerken
verangegangen sein musstcn, so sind die letztern sicher eine län-
gere Zeit in Europa ansässig gewesen, als es die Griechen waren.
Sollte die Münze des Bleiddyd, die andere Forscher vielleicht
anders betrachten als Stukeley, einen nicht hinreichenden Grund
zu so weit ausgreifenden Folgerungen geben, sollte das Ansehen
der angeführten gelehrten Kenner der brito-keltischen Münzen
kein Gewicht für dieselben einlegen dürfen, so wird doch dies
zugestanden werden müssen, dass ein Volk, welches die Namen
von Ackerbauwerkzeugen, die es einem andern entlehnte, zu Be-
— 3 —
Zeichnungen von Gottheiten erhob, und mit eine Fülle von aben-
theuerlichen Sagen bis zur völligen Unkenntlichkeit umhüllte,
später wie dieses vom Nomadenlel)en abliess und im Kulturleben
fortschritt. Das ist der Fall mit den Griechen , deren Ackerbau-
gottheiten, wie ich unten zeigen \\erde, sich nur aus den jNamen der
Ackergeräthe der Kettenhund zwar der in Britannien erklären lassen.
Die Kelten sind also fiülier in Europa ansässig gewesen als
die Griechen und v\ ie diese aus Asien eingewandert ; der Verlauf
der vorliegenden Untersuchung wird dies ausser Zweifel setzen.
Sie bewohnten nicht bloss den Norden und Westen unseres
Erdtheiles, wie nach der Angabe älterer Schriftsteller behauptet
wurde, nicht bloss die britischen Inseln, Gallien, einen Theil
Spaniens, Helvetien und den Norden Italiens, sondern auch Grie-
chenland; in Gallien begrenzte nicht der Rhein ihre Wohnsitze
nach Osten liin, denn es finden sich zahlreiche Spuren, dass sie
sich auch in Germanien da und dort niedergelassen hatten. Sonach
darf w ohl angenommen werden , dass sie sich über Europa aus-
breiteten.
In Britannien, dem vorzüglichsten Sitze ihrer Bildung, waren
die Kelten Aorwaltend. Erst als Ilengis und Horsa ihre Scharen
gegen sie führten, um sich Land und Herrschaft zu erkäuipfen, da
zogen sie sich thciLs in die Gebirge von Wales zurück, um die
angestammte Freiheit zu bewahren, theils verschwanden sie unter
den Siegern, die ihnen das Joch der Knechtschaft auferlegt hat-
ten, welches nach dem Zeugnisse von Doomsday bis in das 11 te
Jahrhundert schwer auf ihnen lastete.
Die Gebirgsbewohner, ausser dem Verkehr mit den übrigen
Bewohnern des Landes, bewahrten ihre Sitten und Gebräuche aus
alter Zeit, hüteten ihre Sprache, die sie für die beste der Welt
achteten, vor jedweder Neuerung und pflanzten die Erinnerung
an die Thaten der Vorfahren durch Gesänge und mündliche Uebcr-
lieferung fort, bis sie endlich aufgezeichnet wurden.
Erst gegen Ende des 18ten Jahrhunderts gcAvannen englische
Sprache und Bildung bei den Vornehmen des Landes erheblichen
Einfluss; das Volk dagegen blieb der vaterländischen Sitte treu.
Dass die Bewohner von Wales wirklich zu den Völkern ge-
hören, welche bei den Alten Kelten, Galatter u. s. w. heissen,
ergibt sich daraus, dass die keltischen Worte, welche bei alten
Schriftstellern angeführt werden, sich im welshen Dialekte wie-
der finden und hier auf ihre Wurzeln zurückführen und erklären
lassen.
So nennt Dioscor. 2. llO y.ovQui eine Art Bier, welches bei
den Iberern und Britannen aus Gerste und Weizen gebraut wurde;
cif^rw bezeichnet im Welsh ein starkes, süsses Bier, ale; Po-
sidonitis, beim Athenäus IV. p. 152 gibt an, dass die Spanier ihr
Bier, xo^jjM«, aus Weizen bereiteten; die Reichen setzten Honig
zu^ wie noch jetzt in England ; die Griechen nannten Weizenbier
nv()ifiog oivos.
Plinius nennt in einer Stelle*) die Mistel, welche die kelti-
schen Druiden in feierlicher Weise schnitten, ein Universalmittel,
das gegen die Unfruchtbarkeit der Thiere und Menschen, ge-
gen Kröpfe, Geschwülste, Gesclnvüro, Verhärtungen, Klauenfäule
u. s. w. angewendet Avurde und in der keltischen Sprache des-
halb das Anheilende hiess (omnia sanantem appellantes suo vo-
cabulo). Den Namen selbst gab Plinius nicht an; er findet sich
indessen im Welsh ; olliac hcisst in Wales die Mistel und ist zu-
sammengesetzt aus oll, alles, und mr gesund, also Allheil.
Der zweite Theil iag findet sich im Griechischen; luofiui hei-
len, lafia, hnrjo dio Arznei, der Arzt, finden Wurzel und Er-
klärung in dem Worte ia^.. Selbst das Wort olliac , Allheil er-
hielt sich übersetzt in riupvauic. Im Griechischen heisst die Mistel
*) Ilisf. nat. XVI. 4t spriclit or von den vorscliicdcncn Scliniarotzor-
pflanzon und kommt ancli auf die 3Iistc], visciim , iiljer die er sich nälier
verbreitet. Non est omiKenda in ea rc Galliariini admiratio. Nihil liabent
Druidae, ita suos appellant niagos, visco et arbore, in qua gignatnr, si modo
sit robur, sacratius. Jam per se eligunt robornm lucos, ncc ulla sacra sine
ca fronde conficiunt, nt indc appcllati quoque intcrprctationc graeca pos-
sint Druidae videri. Knimvero, quid adnascatur Ulis, e caelo missun» pu-
(ant, signumque esse electae ab ipso dco arboris. Est antem id rarnm
admodum inventu, et repertum magna religionc pctitur; et ante omnia sexta
luna, quac j)rincipium mensium annorunique liis facit, et seculi post trice-
simum annum, quia jani virium abunde habcat, nee sit sui dimidia. Omnia
sanatem appellantes suo vocabulo, sacrificiis cpulisque rite sub arboribus
praeparatis, duos admovent candidi coloris tauros, quorum cornua tunc pri-
mum vinciantnr. Saccrdos Candida veste cultus arborem scandit. Falce
aurea demetit. Candido id cxcipitur sago. Tum dciudc victimas immolant,
precantes ut suum donum deus prosperum faciat bis, quibus dederit. Foe-
cunditatem co poto dari cuicnnque animali sterili arbitrantur contraquc ve-
nena omnia esse rcmedio. Siehe weiter XXV. T, 31, XXV[I. 70.
i|o?, lat. viscum; im Irischen bedeutet ik der Heiltrank, was auf
einen nahen Zusammenhang der bezüglichen Völker schliessen
lässt.
Einen weitern Beleg gibt Pausanias X 19 , wo er von den
Einbrüchen der Kelten in Griechenland spricht. Die Kelten, sagt
er, nennen ein Pferd /m^^x?;.
Diese Bezeichnung kommt auch im Deutschen vor, denn viar^
inarch, marh^ heissen das Pferd und besonders die Stute. Siehe
Warnefr. II. 9 carm. de hello hisp. 1562, 1686, 3323, lex Baiwar.
t. XIII. 10. Als Benennung des weiblichen Pferdes findet sich
maere^ mere, viyra^ merry^ mär, ?Har,fnaefae im^ieders. Angels.
Holl. Schw. Engl. u. Finnl. aber nicht in der Bedeutung „Hengst"
wie im Welsh. Pausanias schildert in der angeführten Stelle die
Art eines Reitertreflens bei den Kelten, und sagt, jeder Krieger
habe drei Pferde ; auf einem kämpfe er , die beiden andern mit den
zwei Knechten im hintersten Treuen seien bestimmt, als Ersatz zu
dienen, Avenn das erste falle, oder er selbst umkomme. Das be-
zeichneten sie mit dem keltischen Namen //7V//<//"A7*«V^ ovo yuQ olxijui
TTfgl txaaioy Inrnvoniov rjoav u/a&ol xal uviol ru Innixa , xat 'innovg
ofiolwg txovtig . ... ToiJTO wyoj.tu'^ov to ovviayfxa TQifiaQXiatur t/; ini-
;(W()iM (f:b)vfj. xul 'innov ro ovo^ia loTco rtj JMuQxav oviu vno loJv
Kfhü)y.
Im Deutschen findet sich dies trwmrkisia nicht, aber im Welsh
nennt man den Mann trimar^, welcher drei Pferde hat, triniar^veii
einen Wagen mit drei Pferden und timiar^ivys einen Krieger, der
mit drei Pferden in obiger Weise in den Kampf zieht. Wo man
hiernach diese Kelten zu suchen hat, und wer sie gewesen sein
können, lässt sich schon aus dieser Angabe hinlänglich andeuten.
MarcellusEmpiricus nennt mit einem gallischen Namen den Klee
Visum ar US , wovon das in einigen Gegenden noch gebräuchliche
„Wicsenpreis'^' eine Uebersetzung ist; denn mara, maara, muri,
marida haben bei Willeram und Otf. die Bedeutung von „Ruf,
Gerücht"; inaer e in maereman, und maro in urmarer bei Otf. heisst
berühmt ; im Welsh ist marg, was eine ausgezeichnete Grösse hat,
im Gr. /ju^fKXQog glänzend, ^ui)naif)(a glänzen, lat. meritum das Ver-
dienst, mereo\x\\d. mereor \exiS\e\\ew, würdig sein; im Fränkischen
bedeutet muri einen Vorsteher, eben so maer, vselsh maere, franz.
le maire, engl, inayor, was mit Johnson „dictionary of tlie eng-
— 6 -
lish language unter diesem Worte" nicht vom lat. major abzulei-
ten ist. In Ir. nennt man den Klee sheamar.
Visu kommt im Keltischen nicht vor, dagegen ^cise bei Stricker,
vasha im Slav. dann im Deutschon der Wasen und Rasen.
Also die Bewohner von Wales gehören dem Volke der Kel-
ten an, mit welchen die Alten in Berührung gekommen waren.
Ueber den Zusammenhang der Kelten in Gallien mit denen
in Wales hat die UnterAverfung Britanniens durch die Römer allen
möglichen Aufschluss gegeben. Britarmien Mar der Hauptsitz drui-
discher Geheimlehren bis 63 nach Christus, wo sich Suetonius Pau-
linus genöthigt sah, die heilige Mona zu erobern und die druidi-
schen Heiligthümer zu zerstören, um dadurch die steten Anreizungen
der Priester und die Empörungen des unterworfenen Volkes fer-
ner unmöglich zu machen. Ausserdem spiicht dafür die Leberein-
stimmung der druidischen Denkmäler in Frankreich und am Rhein
mit denen in Wales und Irland, m o sie in Menge vorhanden sind,
nämlich die Tempel, caer, cor, cylch, die Steinkreise, die Meini und
Meineuhirion , die aufgerichteten Steine , die Cromlcchu und Crom-
leacha, die Rockingstones, die kleinen unbedeckten oder gewölb-
ten Druidenhäuser mit den Feuerstellen in der Mitte u. a.
Nach heimischen Sagen in Wales wurden gegen Ende des
Jahres die Leute von den Priestern aufgefordert, die heilige Mi-
stel zu sammeln; das Jahr ist nahe, sagten sie, sammelt die Mi-
stel. Die Feierlichkeiten j welche dabei stattfanden, gibt Plinius
an. Noch spät grüsste man die Mädchen in Wales und England
mit dem Mistelbusche zu AVeihnachten , ,.at Mistleto tide, comes
tho ncAV-years Bride." In gleicher Weise blieb es bis in die
Mitte des 18teh Jahrhunderts in einigen Gegenden Frankreichs
Sitte, dass die jungen Leute für die Mistel des Neujahres Ge-
schenke sammelten mit dem Rufe (ujuilanneuf ^ d. h. au gui tan
neitf) gui ist die Mistel, welsh gwg der Busch.
Die Angabe des Plinius über die Feier des Neujahres in Rom
lässt sich vielleicht auch hierher ziehen: XVIII. 2: Cur enim pri-
mum anni incipientes diem laetis praecationibus invicem faustum
ominamur.
So verbürgt uns der Name der Mistel nicht bloss den Zu-
sammenhang und die Stammgenossenschaft der Völker, welche
die Ethnographen auf die alten Kelten zurückführen, sondern
— 7 —
zeigt uns auch Einflüsse auf das Griechenthum und führt uns
durch die Volksgebräuche aus der ältesten in die neueste Zeit.
Stainmierschiedenheit der HeUcii nach ihrer Sprache.
Vergleicht man die Dialekte der keltischen Sprache, sowie
sie theils in den alten Manuscripten enthalten sind, theils mehr
oder minder rein noch gesprochen werden , so stellen sich zwei
Hauptstämme heraus, welche man gewöhnlich mit den Namen „gä-
lisch-keltisch und britisch-keltisch" zu bezeichnen pflegt. Jener
umfasst das Irische^ Schottische und den Dialekt, der auf der
Insel Man (Mona) gesprochen wurde, dieser die Sprache von
Cymru, Wales, und von Armorika oder der heutigen Bretagne in
Frankreich. Sie repräsentiren eben so viele Volksstämme, die
Bewohner Armorikas ausgenommen. Wie viel Werth diese Ein-
theilung für die Wissenschaft hat, mag für jetzt auf sich beruhen;
der wichtigste Dialekt, sowohl wegen seiner Reinheit und Durch-
bildung, als auch seiner geographischen uud historischen Ausdeh-
nung ist der von Cymru oder das Welsh, welches in dieser Un-
tersuchung vorzugsweise berücksichtigt wird.
Ihm sehr nahe steht das Mansk oder die Sprachweise auf
Mona in der irischen See. Kowland's Mona antiqua restaurata
Dublin 172% eine eben so umfassende als interessante Monographie
behandelt sie. Die Insel Mona, jetzt Man, war dem Cäsar bekannt;
Pytheas aus Massilia bestimmte nach Plin. bist. nat. II. 75 ihre
Entfernung von Camalodunum (Colchester) auf 200 Meilen. Der
welshe Name derselben ist Yunys Mön mam Cymru, d. h. die
Au Mona, die Mutter von Wales, und deutet zugleich auf das
geschichtliche Verhältniss beider Länder hin. In religiöser Be-
ziehung heisst sie auch yr ynis dowyll, das schwarze Eiland, die
Grabstätte des Gottes Hu, welcher der Mittelpunkt der welshen
Götterlehre Avar, eine Gottheit, die alle die verschiedenen Attri])ute
des griechischen und römischen Polytheismus in sich vereinigte,
und neben der christlichen Religion, zu deren Verbreitung sie
mächtig beitrug, bis in das 15tc Jahrhundert bestand. Der Dienst
des Hu hat mit dem Adonisdienst in Aegypten viel Uebereinstim-
mendes.
Ferner das Irische. Es weicht von den übrigen keltischen
Dialecten wesentlich ab und ist somit stark gemischt; indessen aus
— 8 —
dem Iberischen kann es trotz der Zeugnisse der Alten und der
Sagen, welche im C. Jahrhundert nach Chr. Nyniaw oderNennius
aufzeichnete, nicht abgeleitet werden. Man sehe historia Bri-
thonum of Ncnnius hy Gun. Lond. 1820.
Wilhelm von Ilumhold hat in seinen Untersuchungen über die
Sprache der Basken nachgewiesen, dass die Iberer nach Stamm,
Sprache und Karakter von den Kelten verschieden seien, und
überlässt es Aveiteren tiefen Forschungen im Gebiete der Sprach-
vergleichung, aufzulinden, ob nicht die Iberer und Kelten früher
einem grossen Stamme angehört hätten.
Das Gaelic besonders in den Gedichten Ossians und denen
in der Sammlung von Pinkerton unterstellt, Avie das Irische,
Stammesvcrschiedenheit und Mischung der Sprachen in früher Zeit
durch Wanderungen. Nur sorgfältige Untersuchungen und S])rach-
vergleichungen , entfernt von Einseitigkeit und der Aehnlichkeils-
hascherei, können auf die Spur führen. Die Highland Society hat
durch ihr grosses dictionarium scoto-celticum und die beigedruckte
Grammatik trelflich vorgearbeitet.
Der Dialekt von Cornwal, Cornubia, in der südwestlichen
Spitze Englands, lässt mannichfache Mischung erwarten; der frühe
rege Handel mit Zinn , welcher hier und auf den nahen Cassite-
riden oder Ilesperides, Silures, Sillinae, auch Sigdeles, Avie sie
hiessen, getrieben wurde und die phönizischen Kaufleute anzog,
konnte nicht ohne Einfluss auf die Sprache bleiben. Nur wenige
alte Manuscripte haben sich in diesem Idiom erhalten.
Der armorischo Dialekt in der Nordwestspitze Frankreichs,
dem keltischen Gebiete von Cornwal gegenüber, trennt sich von
den übrigen durch Mischungen und fremdartige spätere Einflüsse ;
er kann somit eine Stammverschiedenheit nicht wohl begründen;
auch die Geschichte widerstrebt dem. Zur Zeit Cäsars l)ewohn-
ten die Veneti, Unelli, Osismii, Curiosolitae, Sesuvii, Aulerci und
Rhedones diese Gegend. Siehe bell. gall. II. 34 IH. 7-10, 17. 29.
VII. 4. Unter ihnen waren die Veneti die mächtigsten; sie blie-
ben als kühne Seefahrer mit Britannien in stetem Verkehr und
erhoben Zölle von den Schilfern. Im Kampfe mit Cäsar wurden
sie von den Bewohnern Cornwals unterstüzt.
Belangreiche Uebersiedelungen erfolgten 384 n. Chr., als
Conan , Herr von Meriadoc, dem jetzigen Denbigland, den Maxi-
mus, welcher sich als Gegenkaiser 383 — 388 gegen Gratian in
— 9 —
Uritannien behauptete, mit Truppen unterstützte und mit J 00,000
Britonen, Avic erzählt Avird, in Armorika einfiel. Das eroberte
Land blieb ihm zur Belohnung seiner Dienste und das Welsh wurde
herrschend daselbst bis auf unsere Zeit,
Ueber die Efitstehung des Namens oder vielmehr seine Er-
klärung haben sich verschiedene Ansichten gebildet. Cellarius
meint, das bretagne'sche ar moer^ am Meere, sei in „armorica"
latinisirt; Ritter leitet es ab von ar ^ fett, und versteht darunter
das Land mit fetten Weiden. Wächter in seinem Glossar unter
dem Art. ar gibt das Nähere. Armorica scheint aus ary niorucha
(armorucha) obere See entstanden zu sein.
Als Volkssprache erhielt sich der cornische Dialekt nicht so
lange rein, als das Welsh, das die allgemeine Sprache der
Hritonen vor dem Einfalle der Sachsen gewesen Avar. Wäh-
rend der Regierung der Königin Elisabeth fing er in Cornwal
und einigen Theilen in Dcvonshirc an , sich zu verw isclien , und
ist jetzt rein ausgestorben; dennoch bcAvahrt das Volk noch manche
Sitten und Gewohnheiten in der Jagd, der Falkenbeize, dem Arm-
brustschiesson, Ringen, Schleudern u. s. av. , welche an den frü-
hern Zusammenhang mit den Kelten erinnern.
Auch der armorische Dialekt \\iderstand den fremden Ein-
flüssen nicht, eben so das irische und schottische Idiom durch die
Berührung und den staatlichen Zusammenhang mit England. Von
allen keltischen Stämmen haben die BcAvohner von Wales, eifer-
süchtig auf ihre Geschichte, Bildung und A^aterländische Sitte und
voll Liebe zu der Abgeschiedenheit ihrer Gebirgsthäler sich vor-
zugsweise rein und ungemischt erhalten, vereinzelte Erscheinungen
in der zweiten Hälfte des ISten Jaliihiinderts abgerechnet. Was
von andern keltischen Stämmen sich zerstreut auf den Aveiten
Wanderungen erhielt , kann hier nicht in Betracht kommen , da
die Schriftdenkmäler von ihnen fehlen, die allein als sichere Basis
für die geschichtliche Untersuchung dienen können.
Die üpraclic.
Die scharf geschiedenen keltischen Dialekte haben neue For-
scher zur Annahme veranlasst, dass die keltische Sprache und zu-
nächst das Welsh keine Ursprache sei, dass ferner die in ihren Dia-
lekten aufgeführten Stämme sich nicht in einen Urstamm vereinigen
Hessen, Dagegen ist zweierlei zu erinnern.
- 10 —
1) Der gelehrte EdAvard Lhuyd, Bibliothekar am Ashmo-
lean-Museum in Oxford hat in seiner archaeologia britannica
vom Jahre 1700 eine coniparativ^e etymology oder remarks on
the alteration of langiiages geschrieben, in welchen er die Ge-
setze der Lautverschiebung für die keltischen Dialekte aufstellt
und zwar vortrefflich für seine Zeit. Sein Werk ist A^enig ge-
kannt. Wenn man bedenkt, ohne in Anderes einzugehen, dass
eine grosso Anzahl Wörter in allen keltischen Dialekten oder in
einigen ohne eine Aenderung in ihrer Form vorkommen, aber eine
oft ganz verschiedene, oft nur Avenig abweichende Bedeu-
tung haben, so kann man sich der Ansicht nicht erwehren, dass
einzelne Stämme einer weit über Europa verbreiteten Bevölkerung
durch neue Wanderungen nach dem Westen und auf die Inseln
gedrückt wurden und da A\ieder mit Stammgenossen zusammen-
kamen, nachdem sie ihre Sprache abgesondert, in ihrer eigenen
Weise und unter bcsondern Verhältnissen ausgebildet hatten. Auf
dem engen Baum der britischen Inseln konnten die Veränderun-
gen in einer und derselben Sprache nicht so gross sein , dass
dialektische Verschiedeidieiten bis zur äussern Umgestaltung der
Sprache sich hätte verwachsen können. Solche Erscheinungen sind
nur bei bedöutenden örtlichen Entfernungen und erheblichen Zeit-
räumen möglich.
Wenn wir lesen, dass Bär, oberdeutsch par, dän. Biorn,
schw. bjorn heisst, dass dasselbe Wort par Avie das deutsche
Farre im Hebräischen den Ochsen, und per den Maulesel bezeich-
net, dass die Chaldäer den Elephantcn beira , die Sabiner und
alten Lateiner carrus , die Indier barre nannten , dass das arab. phar.
den Stier, das pol her den Avilden Hirsch , daslat. verres, engl, boar.,
longobard. pair dasAvilde Schwein bedeutet; AvennAvir sehen, dass der
Begriir der Wildheit , Avelcher den meisten davon zu Grunde liegt,
Avieder rein in fcrus und cf.ijQ, aöl. statt ^»J^^, hervortritt, so drängt
sich uns wohl die Wahrnehmung auf, dass derselbe StammbegrilT
durch Wanderungen, örtliche Entfernung und den Wechsel der
ThierAvelt nach den Aerschiedenen Gegenden geändert und zur
Bezeichnung ganz verschiedener , nur durch die Wildheit ein-
ander einigermassen ähnlicher Thiere gebraucht Avurde. Das gilt
auch von den Bäumen.
Je grösser nun die Zahl solcher Worte, je bedeutender die
Menge der Bezeichnungen ist, welche durch leichte in der Natur
— 11 —
der Sprachorgane und Sprachgewohnheiten liegende Veränderun-
gen auf eine gemeinsame Anschauung zurückgeführt werden kön-
nen, desto überzeugender tritt die Verwandschaft der Sprachen
hervor, denen sie angehören. Kommen noch reine Abstraktionen
hinzu , Worte, welche die Weise der geistigen Anschauungen, der
Denkverhältnisse bezeichnen^ wie die Präpositionen und Konjunk-
tionen, Worte also, die der Philosophie der Sprache und einem
ihrer höhern Standpunkte eigen sind , dann ist die Verwandschaft
nicht bloss über allen Zweifel gestellt, sondern auch für die Zeit
der Trennung oder Mischung ein Anhalt gewonnen. Sogar das ge-
genseitige Verhältniss lässt sich unter ilinen ermitteln; denn ge-
setzt, drei Sprachen hätten unter verschiedenen Präpositionen
auch ex gemein, so wird derjenigen die Priorität zugestanden
werden müssen , welche damit nicht bloss ein äusseres Verhält-
niss bezeichnet, sondern auch noch den Begriff in sich schliesst
worauf eben jenes äussere Verhältniss beruht; denn Thatsachcn
die Erscheinungen der objectivcn Natur haben dem Menschen die
Sprache abgedrungen und jeder uralten ungemischten Sprache den
Karakter der Einfachheit und Objectivität gegeben; die subjectiven
Bedürfnisse erzeugten aus der menschlichen Brust nur die In-
terjektionen, und mit Hülfe der Aussenwelt die abstrakten Be-
grilfsworte in später Zeit,
Wenn nun ex, gr. tj, aus, im Welsh oc heisst, und oc die
äu«iS6re Stellung, den Gegensatz, im Angesicht, gegenüber, wenn
oco dort, in der Entfernung bedeutet, dann ist das welshe Wort
Avohl als das ältere anzunehmen, indem es durch den Begriff oder
die sinnliche Anschauung, welche es vor den beiden andern vor-
aus hat, den Grund zu seinem Entstehen vermittelt.
Das Deutsche hat die Interjection ach, holl. och ^ franz.
rt//, griech. «, <Jm, hebr. fj^, Avovon äch%en^ ahd. (üian^ uhhhan
amCfx), isl. aea abgeleitet sind; im Welsh findet sich oc, ach, das
Aechzen, der Schmerzenslaut, o(^a o! die Armen, ocaui das öftere
Klagen, Oi^a'm klagen, oqan Ach und Weh, ocenaul der Seuf-
zer, o^e.neidad das Seufzen, oceneidiaw seufzen, ogencidinwl
das Seufzen, o^cneidiwr ^ der welcher seufzet, oqi das Stöhnen,
Seufzen, oqi stöhnen, oi^iad das Ausstossen des Seufzers. Allen
diesen Sprachen ist in der Interjektion derselbe Grundbegriff ge-
geben , allein die reichere Bildung, die grössere Fülle von
Ableitungen, ist auf Seiten der welshen Sprache, und das
- 12 -
ist eine andere nicht minder Avichtigc Seite , welche man bei der-
gleichen IJeuitheilungen im Auge zu behalten hat.
Nach diesen allgemeinen Ansichten lässt sich die Verwand-
schaft der keltischen Dialekte unter einander nicht verkennen.
Statt vieler Hunderte von Beispielen, welche die Yergleichung
der Sprachen an die Hand gibt, mögen nur folgende wenige hier
zur Unterstützung angeführt werden:
d wrn, ir. <^////7/dieFaust,corn.u. arm. die Hand, gr. (J^mj die Faust,
gar, w. der Schinken, corn. u. arm. der Schenkel, lat perna^
■ntQva der Schinken.
fos, Av. die Kinne, corn. die Mauer, lat. fossa der Graben.
calav, w. die Stoppel, corn. das Stroh, lat, calanms der
Getreidehalm, das Rohr, gr. v.ulüui], v.äla^oQ.
cawel, w. der Korb jeder Art, corn. der Bienenkorb, lat.
qualua^ der Korb an der Oel- und Mostpresse, calathns^ y.üX(iidog,
ein Blumenkörbchen in Form einer entfaltenen Lilie.
poer, w. der Speichel, corn. pur der Nasenschleim, xo^ni«
der Rotz.
cwr, AV. das Fell, curaQ ein mit Pferdefellen bedecktes Boot;
dasselbe in Schottland und Irland, im corn. das Schilf, lat. co-
riuin^ gr. xöqiov^ w. ysgor das Schill", x«^»xou()o?, cerairus ^ ein
rundes leichtes Ruderschiif zum Kapern.
bras, w. fett, dick, breit, corn. gross und breit.
llawdyr, av. die Hosen, con\. lodr, \A\xt. lydrau die Strümpfe.
tadgwyn, w. der Stiefvater, corn. /^-^ ///f?^^/;^ der Grossvater.
teth, w. die Zitze, Amme, corn. das Kuheuter.
gast, w. die Hündin, arm. die Hure, in der Pfalz, „duGascht,
Hundsfott".
ia, w. das Eis, arm. u. corn. ien kalt.
ovyn, oimawg, vv. die Furcht, arm. mmik schamvoll.
rhawn, w. das Haar im Schweife der Pferde, arm. rciju
moch die Sauborsten, inoch^ das Schwein, im Deutschen das
weibliche Schwein, die Mucke.
hwc, der Stoss vorwärts , das Wildschwein, deutsch Husssau,
arm. nicht blos Wildschwein, sondern jedes Schwein.
allt, w. die Klippe, der Abhang, ir. alt das Thal.
pau, w. die Hand, was aufstrebt, einschliesst, arm. pau der
der Huf, ebenso das welshe paw, die Pfote, wobei das deutsche
zugleich seine Erklärung findet.
— 13 —
cenin, w. der Lauch, arm. der Knoblauch.
na in von ain, av. die Grossmutter, ir. iiaing die Mutler, lat.
anus eine alte Frau.
mam, w. die Mutter, ir. mninie (Wa Amme, deutsch die Muhme,
in den monseischcn Glossen vmoma, die Schwester der Mutter
oder des Vaters.
clav, w. krank, ir. mit dem Scharbock behaftet, in der Pfalz
ein Elendskloc, ein kraidvcr schwächlicher Mensch.
balp, w. hervorragend, steil, stolz, ir. holdi kühn; im altd.
bald kühn, keck; daher Willibald, Leopald, lat. validns stark
und nulun}xi]c, naXaiot kämpfen, wagen, vAcnn nicht von tkU»;, alth.
vrahalder ein Frecher, balden, erbalden, wagen, zutrauen, ver-
muthcn, beldida die Verwegenheit, unhaldl das Misstraucn, end-
lich der Deichen, eine Bergkuppc der Vogesen und der steile
Balkan oder Hämus.
braenu, w. verderben, faulen, ir. breine stinken.
llwg, llug das Licht, ir. la <ler Tag, lat. lux, hiceo, luna,
Xvxyoq das Licht, Ivyt] der Schatten.
dant w. der Zahn, dens, ocJoü? ir. dant der Bissen, isl.
lan, angels. loth, pers. denlon, beim Notker zanon verschlingen.
Ein kleiner Bissen ist nach der Volkssprache ,,für einen Zahn.''
ehog der Sahnen, gr. iyxilvq der Aal.
call schlau, lat. callidus listig.
Diese Belege lassen sich sehr beträchtlich vermehren und
zeigen den Zusammenhang dei* keltischen Dialekte unter sich,
wie mit dem Lateinischen, Griechischen und den germanischen
Sprachen; das unten folgende Glossarium wird diese Ver-
wandschaft gegen die Einw ändo sicher stellen , welche bisher so
oft im Interesse der Sprachen des Alterthums erhoben worden
sind.
Vielfache Wanderung, Kreuzung und Mischung haben indessen
mächtige iVenderungen hervorgebracht ; selbst im Welsh sind Worte
nicht selten, in welchen Bedeutungen der verschiedensten Art
ohne geistigen Zusammenhang neben einander stehen , was oflen-
bar nur dadurch geschehen konnte, dass bei einer Mischung von
ähnlich lautenden Worten eines dem andern seine Bedeutung ab-
gab und dann verschwand. Ein nahe liegendes Beispiel aus dem
Deutschen mag das erläutern.
— 14 ^
„Anführen" hat die Bedeutung von leiten, führen, an der Spitze
stehen und hintergehen, täuschen, betrügen; ein Zusammenhang
lässt sich nicht auffinden, wenn man sich keine Willkürlichkeiten
und Künsteleien erlauben will; gwir heisst in Welsh rein, treu,
Mahr; daher gweran beA\ahrheiten, amcir die Unwahrheit, un-
wahr , anwiraiz unwahr , falsch , amcirezawl lügenhaft , anwire-
zf/s zur Unwahrheit geneigt, amciriaw fälschen, betrügen. Also
anführen und amvir haben sich gekreuzt. Sollte das nicht für
möglich erachtet werden, weil das Deutsche herkömmlicher Weise
eine Ursprache ist, so möge man, um von den vielen Beweisen für
die Wahrscheinlichkeit einer solchen Mischung nur einen nahe lie-
genden zu nehmen, tDahr und giclr^ unwahr und angicir^ a?i, ohne
und die Vorsilbe n?i vergleichen und das lat. verus mit herein ziehen.
Küttners Briefe über Irland (Leipz. 1785) haben die Ansich-
ten von Vallancey, einem gelehrten Engländer, über den Zusam-
menhang der keltischen Dialekte in Deutschland verbreitet. Dieser
ging davon aus , dass das Irische vom Welsh gänzlich verschie-
den sein müsse, weil man sich mit dem einen schlechterdings in
dem andern nicht verständlich machen könne. Das Sonderbare
nnd Unbegründete dieser Behauptung liegt nahe; wer wird mit
der Kenntniss des Altdeutschen oder des neuern Hochdeut-
schen das Plattdeutsche, Schwedische, sowie die Dialekte Baierns,
Tyrols und der Schweiz verstehen, oder besser, sich ihrer zum
Austausch der (ledanken im Umgange bedienen wollen? und doch
klingt die Meinung Vallancey s noch nach und macht sich in Streit-
fragen geltend, als könnte seine Autorität jedes Vergleichen der
keltischen Dialekte entbehrlich machen. Sollen Autoritäten gelten,
nun , Dr. Isson , ein gelehrter schottischer Arzt , behauptet bei
Küttner S. 239 geradezu das Gegentheil , und mit ihm sind viele
Andere vom Zusammenhange der keltischen Dialekte überzeugt.
Der Name „Vallancey" sollte die Untersuchung ersetzen, das
vermochte er freilich nicht.
2) Ob eine Sprache Ursprache sei oder nicht, hat an und für
sich keinen grossen Werth ; Ursprache kann für uns nur die sein,
deren Entstehung und Zusammensetzung sich nicht mehr erklären
lassen, die somit ausser dem Kreise unserer Forschung liegt.
Trotz dem kann auch sie das Gesammteigenthum , die gemeinsame
geistige Habe vieler Stämme sein, welche im Verlaufe von Jahr-
hunderten oder Jahrtausenden einander durchdrangen, in einander
— 15 —
aufgingen und sich ihre Bildung und Sprache vermachten. Wenn
man am Niederrhein die klaren Wellen dieses schönen Stromes
sieht, da bemerkt man keine Spur davon, dass er zahlreiche Ge-
wässer von verschiedener Färbung in sich aufgenommen hat, und
doch besteht er nur aus den Wassermassen ^ die ihm einzelne
Quellen, Bäche und Flüsse zuführten. So geht es mit den Sprachen;
nur wer stromaufwärts gellt, statt über die grosse Wasserfläche hin
zu blicken, wer an die Mündungen kommt, sieht die Nebenflüsse.
Dass man die klassischen Sprachen für Uisprachen hielf, hat
der Forschung geschadet; man suchte Alles aus ihnen selbst zu
erklären, kümmerte sich nicht um vergleichende Sprachkunde und
machte wunderliche Ableitungen. Man sehe hierüber die folgen-
den Untersuchungen über die griechische Mythologie. So ist es
auch dem Deutschen ergangen. Um sich davon zu überzeugen,
vergleiche man , w as Frisch und Adelung zur Erklärung des Wor-
tes Schornstein gesagt haben. Man dachte an ein alteuropäisches
Wort skior, sc/ior, das Feuer, an das persische Ct/rus, die Sonne,
an scharreji und scheuern u. s. \\. Im Irischen heisst sor?i der
Ofen, also Schornstein ist der Herdstein, die Ofenplatte, worauf
das Feuer angezündet A\urde; der Rauch suchte seinen Ausweg
durch die Thüre und Fenster. Später umgab man den Herd oben
an der Decke mit einem Mantel, dem Schornsteinbusen, um den
Rauch aufzufangen und durch eine Oeffnung in der Decke hin-
aus zu führen, und endlich baute man den Schlot, der fälschlich
die Bezeichnung der Herdplatte erhielt. Sorn heisst auch die
Darre, sorca das Licht, insofern es vom Feuer des Herdes
ausging. Im Welsh wird das Licht in dem gleichen Falle
wegen seiner Beweglichkeit auch siui genannt; denn sim bedeutet
ursprünglich, leicht, beweglich, flüchtig. Davon ist sim%e xmA.
simne, engl, chemney , franz. cheminee, die Feuerstelle, abge-
leitet. Der Sims am Kamin, am Ofen, gehört hierher, sowie das
gr. idxüga. Odyss. VII. 153. 169, die Feuerstelle, nicht aber das
Feuer selbst, wozu II. X. 418 einige Erklärer verleitet hatte. Bei
Aristoph. Ach. 888 bedeutet es das Kohlenbecken, bei den Tra-
gikern den Opferaltar. Das deutsche schüren, welches Adelung
irrig von scheuern, reinigen, ableitet, kömmt gleichfalls von dieser
Wurzel her.
Schmächtig, in der Bedeutung von schlank, dünn, bieg-
sam, lässt sich auf keine deutsche Wurzel zurückführen, wenn
— 16 —
man nicht smalier, gering, iinbedcutend, bei Otfried I. 35. 10 und
in den Mons. Gloss. pag. 330 als solche ansehen und mit
oftixQog unterstützen will. Im Irischen heisst schmächtig smachda,
welches auch zahm, sanft, ruhig bedeutet. Das smaher des Ot-
fried heisst auch *;//«/<?;-, und in dieser Form nähert sich das Wort
dem welsh ysmal^ leicht, dünn, siech; y ist der Artikel welcher
zumal bei Doppolkonsonanten der Euphonie wegen vorgesetzt wird.
Schlucken, sagt Adelung, hängt mit dem dänischen singe ^
schlucken, zusammen, ist somit ein intensivum vom alten schlun-
gen C?) u. s. Av, Es ist nicht zu verkennen , dass es mit holl.
slokken, schw. slucka, dän. singe und schlecken verwandt ist.
Im Irischen heisst dies Wort slugam, und im welsh bedeutet Ihc
fort-, hinweg-, herunterstossen und giessen, daher yslwc die
Rinne, der Kanal, die Kehle; daher auch der Schlauch, Id/rjvog
der Wcinschlauch , h'jxvO^og das Oelgefäss, der Schlnnd , nhd.
slnnd u. a.
Mit Rain bezeichnet man gewöhnlich eiuen schmalen Gras-
streifen, einen Weg zwischen zwei Aeckern, auch zuweilen einen
Hügel oder einen Anger. Dieses Wort stellt man gewöhnlich mit
dem scliAv. re7i die Grenze, der Pfahl, zusammen; im Isl. ist es
rein, dän. gleichfalls reu ; reim bedeutet im irisch. Dial. der Weg,
w. rhaint, was durchgeht, rhailh was gerade durchgeht, entschei-
det; alle kommen von der Wurzel rha, so auch der RaiL
Bereit, fertig, ist eines Stammes mit ralhtis beim Ulphilas,
angels. rath, holl. reeds, schw. redan engl, (dready, rade in der
Picardie , lat. paralns, ir. reidh und w. reigh fertig. Statt „sich
fertig machen" sagt man auch, sich richten, sich zurecht machen,
und in so fern stimmt es auch mit dem angebenen rhaith , recht,
überein.
Die Reuse, Fischreuse, leitet man von Reis her, weil ein
solcher Apparat zum Fischfang aus Reisern gemacht werde ; es
lautet im Nieders. Büse, schw. ryssja, franz. rnse, finnl. rnsae
im mittl. Lat. eroisa. Im Lat. bei Tercntius, Eun. 4. 615., heisst
ein ans Weiden geflochtener Korb riscus, so auch ^laxog, PoU.
10. 31, 137. Phot. fi^ eine Horde aus Weiden geflochten. Die
deutsche Ableitung reicht für diese Worte Avohl nicht aus, und
wir müssen uns weiter umsehen. Im Welsh bedeutet rhwy, was
durchfliesst, durchfliessen lässt, von rhw , was ausbricht, rhwth,
was offen, rhwd, was durchlöchert ist, viele Löcher hat, das
— 17 —
Netz, Warum also die Fischreuse gerade diesen Namen hat, scheint
hiernach klar zu sein.
Ein männlicher Hund heisst das Ritchen; reithe ist im Ir.
der Bock.
Die Räude, eine Hautkrankheit, die Krätze, ist verwand mit
ruda, das Geschwür bei Notker, iiiff der Aussatz bei Tatian,
angels. rheofla., beim Geiler im NarrenschiH" Bl. 11. ruta. Rhwd
im W. ist, was sich an derOberHäche ansetzt, der Rost, derBrand
vom Korn, lat. rubigo, f()Laißr], a])geleitet von ?-/nü auswachsen,
durchbrechen, rhw/ia(f, das Hcissen, Brennen, sich reiben, wund
machen, r/nvlimc, beissen, reiben, kratzen, rhwlion die Schuppen.
Krätze selbst ist damit verbunden, da das r aspirirt ist und
sich in diesem Worte erhielt, iudess es in Räude sich abschliff.
Ausmärzen, vertilgen, ansstossen, von den Schafen, die zur
Zucht unbrauchbaren absondern, \\ird meist vom Monatsnamen
März abgeleitet, weil man die Sonderung der Schafe in diesem
Monate vornimmt; Wächter und Heumann nehmen //s/^w, absondern,
als Stamm an. ImWelsh bedeutet nierth den erschöpften Zustand;
merthu^ erschöpfen, abnützen, fortschaffen u. s. w. , daher franz.
vierde der Koth von Menschen, wie der von Thieren überhaupt,
engl. mire. Daher Mich aus/nerff ein, der Me/fje/, ein mineralisches
Dungmittel, Avelches der Pflanze dadurch nützt, dass es dem Bo-
den die inwohnendc Kraft entzieht, derselben zuführt und so den
Acker aussaugt, ausmergelt, erschöpft. Wer den Ackerbau kennt,
weiss das. Nun heisst Mergel im Armorischen (zusammenfallend
mit merth) marg^ welsh marl^ mann der Kalk, die todte Erde,
welche gebrannt und gelöscht in ein neues Leben tritt, mar-
mawr eine Kalkart wie der Mergel, ^mmaooq.
Plinius XVH. 7 theilt uns mit, welche verschiedene Erdarten
die Alten kannten und sagt, man habe es geliebt, verschiedene Erd-
arten eine durch die andere zu düngen. Die Erde, welche die Gal-
lier und Britanen vor Allem angewendet hätten, heissc marga. Sie
benützten dazu also die Kreide, an aa elcher ihre Küsten und einige
Höhenzüge so reich sind, wie die Kalk - und Gypsbrüche des
Montmartre bei Paris. Aus demselben Kapitel geht hervor, dass
die Griechen diesen Kalk-, Kreide- oder Gypsboden Uvv.ai^yiloi
nannten, und zu gleichen Zwecken besonders im Megarischen Ge-
biete auf feuchtem kaltem Boden anwanden. Alle Kalkarten, als
Dungmittel gebraucht, nähren in der Weise des Mergels, also
Keltische Studien. I. 2
- 18 -
erschöpfend, ebenso die Asche ^ welche hei Aristoteles Mirah. 10.
[lüiQdi] heisst, ein Wort, womit Aristophan. Acharn. 609 einen Kohlen-
brenner bezeichnet. Nach Allem, was über die Ableitung des deut-
schen Wortes mergeln angeführt wurde, kann darüber wohl kein
Zweifel mehr sein, dass das w. merth als Wurzelwort anerkannt
werden muss. Die Verschiedenheit der Endkonsonanten hat ihren
Einigungspunkt in der Aspiration, >vomit das th und 1 ausgespro-
chen wurden.
Im Griech. heisst uijoo), uoova pflügen , ü(jovQa das Ackerland,
lat. aro, arvura, in beiden Sprachen ohne Stamm. Im Weish be-
deutet arit pflügen von är die Fläche, der Acker, lat. ager.
TVe^/? verneinen, hängt wohl mit ?/e<:- uuAne zusammen, welche nur
Konjunctionen sind, wenn we beim im])erat. nicht als adverb genom-
men werden soll; es entspricht dem welsh wffc«, wa'Cö?/, verneinen,
?iac nicht, beim imperativ, von jia die Verneinung, eigentlich das
Aufhören der Gemeinschaft, woraus die Verneinung folgt.
Natur ist vom lat. natura abgeleitet, dieses aber hat nach
der Ansicht der Gelehrten seine Wurzel in nascor, einem passiven
Zeitworte. Im Welsh heisst Natur nawd, eigentlich, was herrscht
und schafft, und hängt zusammen mit naiü das Aeusserste, die
Schranke; die Natur ist somit nicht bloss das eigentlich Schaff'ende,
sondern als dieses auch die Grenze unserer Forschung; ?iaw be-
zeichnet auch ne?m, nach pythagoräischen Begriffen das Quadrat
der vollendeten Zahl drei. Wie flach ist die Bedeutung des
lat. natura , nach seiner Wurzel erklärt.
Das Wort Z/«M* ist Stammwort; wir können es nicht so mit einer
Wurzel verbinden, wie Fliege, Floh und Spinne; das welsh Ihm
dagegen, nur im Plural gebräuchlich, ein nom aggreg. ist zusam-
mengezogen aus //y, was zahlreich ist, und au gehen.
Für das Wort Leute sieht man sich vergebens im Deutschen um,
wenn man seine Abstammung erklären oder feststellen soll; es heisst
beim Isidor liudi, Otfr. liuti, bei den Wenden in Krain ludji„ nie-
ders. lüde, beim Kero luideo die Völker; isl. /«V?^/ das Volk ; dieselbe
Bedeutung hat das schw. 1yd, das böhm. lid, poln. lud, IsTtog, IsItoc,
öffentlich beim ülphil. laud der Mann. Im Welsh findet sich llwyth,
was erhalten, ernährt wird, die Bewohner einer Gegend, ein Stamm,
von Uw. Daher kommt Uwth gefrässig (sprich Ichuth), das lat.
glutio oder gluttio verschlingen, glutus der Schlund.
— 19 —
Der Magen ist ein deutsches Stammwort für jene, welche
ein Wurzelwort dasjenige nennen, das keiner weitern Ableitung
fähig ist, und denen es genügt, dass ein Ding einmal einen Namen
haben müsse, dass man der Gründe nicht bedürfe, warum es so
und nicht anders heisse. Rhabanus Maurus im 8. Jahrhundert nennt
ihn mago, angels. maga^ finnl. macn. lat. stomachns ^ griech. aro-
/ja/og; alle diese Bezeichnungen geben keine Erklärung an die
Hand, vielmehr tritt im lat. und griechischen Worte der Charak-
ter der Ableitung nur noch deutlicher hervor.
Im Welsh heisst mt/g (maag) das Ernähren, Aufziehen, Auf-
füttern, nmgaden der Pflegling, magadwr der Ernährer, ebenso
magai^ magva die Ernährung, inagi das , \a as in den Speisen nährt,
;w</^?/ ernähren, w/rt^?/;r<'* die Erzicheiin, magwriaeth die Nahrung,
Erziehung, Unterricht, magwiiaethn erziehen, miigwr der Erzieher.
Der Grundbegriff der Ernährung und Erziehung liegt auch im
altdeutschen mage^ der Verwände. So bedeutet angels. magas die
Eltern, Vorfahren, womit das griech. fnyioiüpeg (proceres Vorfahren)
übereinstinnnt. Otfr. hat altmag a^ dei- Vorfahr, ISotk. mag/is/a/if, der
Vatermord, Rhyth. adLudov. v. S. 7ri{fgazogo der Eizicher, Yommnd,
goth. magus der Sohn, magatli das Mädchen, teut. magt die Jung-
frau, ?naginnu hei Otfr. die weibl. Verwanden, bei Tatian das
Weib, und sunerlmngen und spillmagen die Verwanden väterlicher
und mütterlicher Seits.
Die Fackel, Oiiv. fakol ^ Tatian faccola^ Boxhorns Gloss.
facolo^ schw. fackla, dän. fakkel, vvend. bakla, lat. fax und fa-
Ciila, griech. (pXsyfir, fackeln, sind offenbar abgeleitet; indessen keine
der angeführten Sprachen bietet die Wurzel dar, ja die Sache verwirrt
sich noch mehr, wenn man auch q)uxduc, der Bündel, mit vergleicht,
welches nach seinen Konsonanten zu schliessen derselben Wort-
familie angehört. Das Welsh gibt Aufschluss; fag heisst, was
sich vereinigt, in eine Spitze ausläuft, daher faggl die Flamme,
faglu entflammen, faglgz- und faglwr ein Fackelträger, faig die
Spitze, fagot ein Bündel, franz. fagot, fagoiU in einen Bündel
binden.
Unter faba versteht man gewöhnlich die Bohne, Gesner aber
die Spargelerbsen, weil die Alten die grossen Bohnen phaseoli
und phaseli nannten, griech. ^ivuixoq, bei Eust. und Poll. auch
niKxfiog; im Welsh heisst fa, was eingehüllt ist, die Bohne, also
allgemein die Hülsenfrucht. Daraus lässt sich auch die Stelle bei
2*
— 20 -
Plin. h. n. XVIII. 10 j,unus scapus (tiitici) centum fabis onustus"
erklären. Das griochischc Wort bietet indessen noch eine inter-
essan Seite. B eim Galen bezeichnet y.vui.tog ein Mass für Flüs-
sigkeiten in der Arzneikunde, also die Dosis. So kömmt vor,
ij Sogtg xo/lfu^inv ovr j.nXiv.naju) xvupoiQ 5 rSaroq -dfQfxov y.ia-
i'yovg ß. Nach den alten Gesetzen des Königs der BritonenDyon-
wal Moelmnd, gewöhnlich Dunwallo Molmutio, welcher 440 Jahre
vor Chr. lebte, machte dreimal die Länge eines Gerstenkornes
die Grösse eines Zolles aus; drei Zoll eine Handbreite, drei
Handbreiten einen Fuss, drei Fuss einen Schritt, drei Schritte
einen Sprung, drei Sprünge einen grwn, oder die Breite eines
Ackers auch lir genannt. Tausend solcher ///' oder miliar eine
Meile. Diese Benennungen gelten tlieihveise auch für Hohlmasse.
Der Zusammenhang der griechischen, lateinischen und keltischen
Sprache tritt hier entschieden hervor, besonders wenn man er-
wägt, dass das griech. lüoiiai^ wie bereits bemerkt, keltischen
Ursprungs ist, und ein grosser Theil der griechischen Arzneipflan-
zen und Kunstausdrücke in dieser Wissenschaft der keltischen
Sprache angehören, wie nachgewiesen werden Miid. Das deutsche
Wort Malter^ welches im Sachsen- und Schwabenspiegel die Zahl
30 bedeutet, steht den Mclshcn tnilltu' nicht so fern, als es
auf den ersten Blick scheinen möchte.
Diese wenigen Beispiele mögen genügen , auf das Einfache,
Sinnliche und Konkrete in den Wurzelv\ örtern des Welsh hinzu-
weisen, für dasselbe ein höheres vMter zu beanspruchen, als
für die griechische, lateinische und deutsche Sprache, von denen
es nichts borgen konnte, und die Bedeutung hervorzuheben, welche
die keltischen Sprachen für die Erklärung der verglichenen Spra-
chen habe.
Was in der deutschen Sprache Griechisches vorkommt, was
dieses mit dem Lateinischen gemein hat, das sind eben, vielleicht
wenige Fälle abgerechnet, keltische Sprachreste; diese Erschei-
nung bloss durch den Handelsverkehr und seine Einwirkungen er-
klären zu wollen, ist eben so bequem und hergebracht, als halt-
los. Einzelne Wörter können verschleppt werden, aber in grosser
Masse gewiss nicht und vor Allen nicht solche, welche bei der
einen Nation aus dem Leben und der Schrift gewichen, veraltet
und unverständlich geworden waren, ehe diese mit der zweiten
oder dritten Nation in eine geschichtliche Beziehung trat.
- 21 -
Im Homer, Hesiod u. A. kommen Ausdrücke vor, welche
sich im Wolsh wieder finden und nach ihrem Stammwortc
leicht erklären lassen, während sie im Griechischen nicht mehr
im Gebrauche waren, als die Phokaeer in Massilia sich nieder-
liessen und die griechische Sprache mit der der keltischen Be-
völkerung in Berührung kam. Aber auch zugegeben, sie Avären
dennoch auf diesem Wege in einer unbekannten Weise in das
Keltische, ja auch Einzelnes in das Germanische gekommen, zu-
gegeben , dass Massilia , welches keinen Weltmarkt mit vielseiti-
gen leichten Verkehrsmitteln und Verbindungen mit dem Binnen-
lande bilden , also nur einen unbedeutenden Einfluss üben konnte,
diese grosse Anzahl griechischer Worte in die Sprachen der wei-
ten nördlichen und östlichen Ländergebiete, an den Rhein, tief
nach Westphalen hinein, nach den lirittischen Inseln, Dänemark
und Schweden verpflanzt habe, so ist noch kein Beispiel vorhan-
den, ja es ist an sich unmöglich, dass auf diese Weise die
Vor- und Bindewörter, in denen sich die eigonthümlichste An-
schauung eines Volkes , die Philosophie seiner Sprache aus-
prägt , einer fremden Sprache aufgedrungen worden wäi-en ; und
doch finden sich griechische Präposiiionen und Konjunktionen im
Wclsh wieder und lassen sich imr hier auf ihre Grundbedeutung
zurückführen. Sie mögen hier folgen:
a/j.(fl, rings, welsh «w, rund, um herum in Zusammensetzungen.
Mit dem keltischen W^orte hängt auch u^pAi? rund, abgestumpft,
ü/ißiü der Becher, u^ßw der erhabene Rand einer Schüssel, der
erhabene Boden eines Bechers, «)<?; die Sichel zusammen.
MTTo, von lat. ab^ ahs, w. heb ^ ohne. Die trennbare Par-
tikel ab im Deutschen gehört auch hierher. Im Tatian iindet sich
aba dien himela falta trukten tieuuela, d. h. der Herr stürzte den
Teufel vom Himmel, er fällte ihn.
MTf^, ausser, ohne, wg\%\\ citliyr, ohne, ausgeschlossen, daher
eilhrad der Fremde, eithriad die Ausnahme. Als Konjunktion
bedeutet eilhyr aber. Ahler im Deutschen hat den Sinn vom
englischen ff/?^/-. Z.B. endigilo\is thu Linas ahter dotha'? „Glaubst
du an ein Leben nach dem Tode f- Sollte mit eithyi\ ausgeschlos-
sen, nicht auch das deutsche ^?7/^«;-, das Geschwür, und eitir, das
Gift zusammenhängen, oder die W^mzel aWi., stechend, vorzuziehen
sein?
— 22 -
dsvQo hierher, i'&i kommt hierher, plur. Sevts, bei Aristoph.
ösvgl, welsh dt/re kommen, imperativ di/re komme, pl. dt/red
kommt, alle von rhe, die Bewegung. Jvvw und öJai, kommen, gehen,
reich an Bedeutungen und Zusammensetzungen, gehört zu dem-
selben Stamme.
dl, lat. dis, welsh dis als untrennbare Präposition in gleicher
Bedeutung.
iyyvg, nahe, beinahe^ ungefähr, auch u;(yi nahe, bald, ny/6-
d^fv aus der Nähe , und uy/ov nahe (Homer), welsh w?ig nahe bei,
wnc die Nähe , ?cn, an. Auch die AVorte enge altd. an//. , angen,
ängstigen, axyb)-, heang, ieirXbang, lassen sich hierher ziehen. Eine
weitere Form im Welsh ist agaws nahe von caws die Nähe.
ex, aus, lat. ex, welsh oc , aus, von, abgel. von oc die Ent-
fernung; im Griechischen erhielt sich die welshe Form in cJx«,
wxi;;- schnell, das in der sinnlichen Anschauung wie in dem AVortlaute
mit dem welsh verwand ist; mit der Bedeutung der Zeit auch in
ilyvyioq, alt, bei Pindai", Ilesychius u m. a. Es könnte wohl sein,
dass das Adjectiv zur Bildung des Namens Ogyges Veranlassung
gab und somit die ogggischeFlnth nur die rt//<^ Ueberschwemmung,
nicht die zu Zeiten des Königs Ogyges hiesse. Ganz ähnlich hat
sich im Deutschen aus sinl fluot, die grosse Flut, das neuere
sprachlich unrichtige Sündflnt gebildet. Nach demselben Stamme
zu urtheilen bedeutet die Insel Ogygia, welche aus Homer be-
kannt ist, die ferne Insel. An die Ableitung von dem Könige
Ogyges hat selbst Eusthatius (Od I 75) nicht mehr geglaubt.
iv, in, lat, in, welsh yn., welches alsSubst. das Umschlossen-
sein ausdrückt ; inter und intra, i'rdov und tVr>« sind zu vergleichen.
I'ti, noch, welsh etto, noch, dessenungeachtet; elhegroze sMA.
am grossesten, lässt dasselbe Wort als Komparativpartikel er-
scheinen, wenn es dafür keine bessere Erklärung gibt.
Vv«, damit, w. yn, in, für, ist in gleicherweise mit Infinitiven
verbunden, wie im Französischen en mit dem Part. prös. und ganz
in demselben Sinne, z B. yntory brechend, um zu brechen; yna
heist da, hier, auf dem Platze, zu der Zeit. Hieraus lässt sich
eine eigenthümliche Ausdrucksweise der Griechen erklären. Soph.
Aj. 386 ovx oQag, Iv u xwxov ; Eurip. Jon. 1271 Iv st Tvxr}c, IV«
yi]g, nrjvtKa rijg ij^igag Arist Av, 1498., alXo&i yalrjg, Od, II. 131
und analoge Ausdrücke.
- 23 -
xaiüi, gegen, wider, bei, w. ct/da, mit. Entschiedener findet
sich die griechische Form in Gloss. Mons. p. 40S. wo katathrahha
der Nachtrag, Erzählung dessen, was sich zugetragen, bedeutet; daher
katatrachar der Geschichtschreiber, im Irish sgeal dhra^t^ die
Geschichte , dreachdair der Geschichtschreiber,
H u , nein bei'm . . . , ♦ welsh mn die Verstärkung, was mehr
ist, verstärkt die Negation; f^ä t6v, fiu ri'jv ist bekannt.
val, vij lat. nae, w. na nein, val /xd xödt axijnTgov II. I. SSI-.
Das griechische Wort verneint nur in Zusammensetzungen z. B.
t'TiXr,Tijg unsträflich. Beim Notker 67, 18 zui ne sulna „warum sollen
sie nicht, findet sich ne als Grundform von ?iciH; das aus ?ie ein,
nicht ein, kein, entstanden ist.
TT/,/]}', ausser, w. hlaen die Grenze, zunächst das Aeusserste,
auch die Spitze, blaenav zuerst, u. s. w. Daher hleiniad der Füh-
rer, der an der Spitze ist, bleinied führen, leiten und das griech.
nhtvuM irre führen, verleiten, -nläviiq irrend, nlävoi; der Gaukler,
Landstreicher verhalten sich zum Stamme blein, wie schlecht zu
schlicht. Wie lange musste schon der Zusammenhang verloren
gewesen sein, wenn ttAm^w Od. 1. 75, u. II. an verschiedenen Stel-
len in so früher Zeit verirren^ jemanden in die Iire führen, be-
deuten konnte. Ein 7T).ari'iTtg, Planet, der nach festen Gesetzen
sich bewegt, ist also keineswegs ein Irrstem, sondern, wie sich
das durch die ältesten Geschichten durchzieht und selbst in un-
sern Kalendern als ehrwürdiges Ueberbleibsel des Alterthums
erhalten wird, ein herrschender, leitender Stern.
Im hohen Alterthum glaubte man , dass die Planeten auf ge-
wisse Götterbilder Einfluss hätten, dass diese darum von Dämo-
nen bewohnt seien, eine Ansicht, welche ebenso sehr der-
gleichen Bildwerke den Alten heilig, als den Christen zum Ge-
genstande der Zerstörung machte. Welche Mühe gab sich Plo-
tinus und Favorinus (^Aul. Gell. XIV. l.J, um dem Aberglauben zu
begegnen, den die Astrologie der Chaldäer verbreitete. Von dem
Sternen- und Planetendienst in den idäischen und samothrakischen
Religionen und der Bedeutung der 7 Sterne im christlichen Kultus
will ich nicht reden, da ich von meinem Gegenstande schon so
weit abirrte.
^vv, avv, lat. cum, welsh cyn mit.
Gleich wichtig sind die welshen Fürwörter; mi heisst ich, ti
— 24 -
du, e?' er, und */ sie, ni wir, chwi ihr, hwy sie. Ferner mau mein,
tau, dein, ^^■ sein, ebi unser, eich euer, e?/ ihr.
Die obliquen Kasus von tyL^v und ego, nämlich (di&fv, ifiio
fiov, fj-ilv, fjxol , pol, tue, ys, 7nei, mihi, me stehen in nächster Ver-
bindung mit dem W. vii, welches keine Veränderung erleidet, son-
dern sich als Affix oder Suffix mit den Präpositionen verbin-
det, so auf ganz einfache naturgemässe Weise die Verhältnisse
ausdrückt und oben so einfach als Suffix die Endung , somit die
Konjugation des Zeitwortes in einem wesentlichen Punkte bil-
det. Das A\elshc mi kann also nicht wohl vom Griechischen
und Lateinischen abstanmien , wie das zuweilen behauptet wird.
Das welshe tni verdoppelt sich auch, Avie das lat. sese, und nimmt
zur Verstärkung die Silbe au an, also minnau wie memel, aber es
geschieht dies bei allen Personal-Pronominen. Ihre nähere Verglei-
chung übergehe ich, als zu Aveit führend, und bemerke nur noch,
dass ihre Formen im AVelsh mit dem Sanskrit, Russischen und
Gothischen wunderbar übereinstimmen. Dasselbe ist der Fall mit
dem Possessivum mau, griech. i^ioi, lat. meus, deutsch, mein, ahd.
mi, goth. meins, eng., schw., dän. min u. s. av.
All und ein sind im Welsh die Zeichen des Besitzes von Je-
mand, also ^nau, das Eigenthum von mir, ein {^ei-n'i) das Eigen-
thum von uns. und auf das Deutsche angewendet m-ein, Eig.
von mir, d-ein, Eig. von dir, s-ein, Eig. von ihm u. s- w. So
tief dringt das keltische Wesen mit seinem Pronomen in das
Deutsche ein, dass das Für\Aoit als Praefix zu einem Begrifls-
worte tritt, um den Besitz auszudrücken.
Für den Zusammenhang der Sprachen un-l Völker sind gerade
die Fürwörter diejenigen , welche den klarsten Nachweis liefern
müssen, weil der Mensch bei den Wanderungen nie die Beziehun-
gen zu sich und den Seinigen verliert, die ihn umgeben und die-
selben bleiben, wenn auch sonst Alles anders w'xrA.
Sollte nach dem , was bisher angedeutet wurde , noch ein
Zweifel darüber bestehen , ob die keltische Sprache von der grie-
chischen, lateinischen und deutschen dasjenige entlehnt habe, AA^as
ihr mit ihnen gemeinschaftlich ist, oder ob eher das umgekehrte
Verhältniss anzunehmen sei, so A^ird ihn die unten folgende Un-
tersuchung der griechischen Wurzelwörter mit dem Anfangsbuch-
staben « beseitigen, den nahen Zusammenhang darthun, in Avel-
-> 25 —
chem die angeführten drei Sprachen mit der der Kelten stehen
und zunächst die Abhängigkeit der griechischen Sprache von der-
selben nachweisen.
Meine Untersuchungen haben ergeben, dass eine sehr beträcht-
liche Anzahl von Wurzelwörtern für die griechische, lateinische
und deutsche Sprache mit reichen Ableitungen sioli im Keltischen
finden, stets mit dem Karakter, welchen eine alte, den frühern
Epochen des Menschengeschlechts angehörige Sprache haben muss ;
sie sind nämlich einfach , bestehen meistens aus einem Vokale
oder Diphthonge mit oder ohne einen Konsonanten, in der sinn-
lichen, irgend einer Naturanschauung angehörigen Bedeutung, mag
sie nun eine Handlung, einen Gegenstand, oder eine Eigenschaft
derselben bezeichnen. Das längste rein keltische Wort lässt sich
in solche AVurzeln zerlegen. Die dabei geltenden Gesetze der
Buchstabenveränderung, auf welcher vorzugsweise die ganze S^n-
tax der welshen Sprache, ihre Deklinationen und Konjugationen,
beruhen, gestatten dem Forscher die Phantasien nicht, welche
das Etymologisiren in andern Sprachen , zumal den antiken , so
oft verdächtigt haben. In der griechischen , m egen ihrer Bildung
so hochgerühmten Sprache, finden sich im Buchstaben « , wenn
man die Namen von Pflanzen und Thieren nicht zählt, etwa 150
Wurzelwörter mit mehr oder minder reicher Ableitung, davon
sind einsilbig nur «t ach, Mt| die Ziege, (ilg das Salz, mVjc das
Lamm, uv wieder und «w wehen; diei haben gehäufte Konso-
nanten, alle übrigen sind zwei- und dreisilbig, dabei viele mit
gehäuften Konsonanten. Die lateinische Sprache hat im gleichen
Buchstaben etwa 100 Wurzel Wörter mit sehr geringen Ableitun-
gen ; unter ihnen sind aes und ars einsilbig, wenn man nicht auch
(tfs wegen der Kontraktion im Nominativ und des abstracten Sin-
nes ausschliessen will. Ueber das Deutsche werde ich mich spä-
ter aussprechen, wo ich das zwischen ihm und dem Keltischen
bestehende Verhältniss oder ihren Zusammenhang behandeln werde-
In welchem Gegensatz stehen nun die klassischen Sprachen
zum Keltischen, das durchweg seine Wörter auf einfache Wur-
zeln zurückführt, in denen ein zusammengesetzter Konsonant kaum
vorkömmt! Seine Unabhängigkeit und Priorität im Alter sind durch
diese Erscheinung allein schon gewährleistet. Ausserdem ist das
Keltische, zunächst das Welsh , durch manche Eigenthümlichkeit
vom Griechischen geschieden; es spricht nicht bloss die Buchsta-
— 26 —
ben c, t, p und r mit einem Aspiraten aus , wie das der Grieche
mit den nöthigen Einschränkungen thut, sondern auch d, /; das
Irische aspirirt die Buchstaben ö, c, d, f, ff, fti, p, s und t, aber
keinen Vokal, während das Welsh in vielen Worten den Anfangs-
vokal mit // verbindet, oder mit If , gu ausspricht, die sich im
Griechischen in den spirit. asper und lenis abgeschliffen haben.
Weitere Unterscliiede sind, doss die keltische Sprache, resp.
das Welsh, Doppelkonsonanten nur in Wortkompositionen hat, sonst,
durch Assimilirimg zu heben oder unmerklich zu machen sucht
und Avo es sich nicht vermeiden lässt, einen Düppelkonsonanten durch
das euphonische y mildert, indess im Griechischen und Lateini-
schen, in letzterem weniger, gehäufte Konsonanten oft getrof-
fen werden. Das Welsh kennt kein hd, wie die griechische Sprache,
spricht das g oder // im Anfange der Worte, das Gr. in der Mitte
derselben nasal) es kennt kein dm oder du, kein es, gs oder x,
verbindet /"nur mit / und;*^ indess (jp, vor ^, ^. (j erscheint; sein / ist
stets gehaucht wie 1% oder ;'i, m nie mit /^ verbunden; % erscheint
nicht im Anfange, überhaupt selten; sb, sg, sl, sm, su, sp, st nur
nach y; ps kömmt nicht vor. Die Deklination des Welsh hält den
Anfangskonsonanten stets unverändert, verändert dagegen die Vo-
kale und Diphonge in der Mitte und hängt Buchstaben und Silben
dem Worte an; e geht dabei in g, iig/i, eh; p in /y, ?n/i, ph, t in
d, th] b \vi f, m, V ; d in dh oder dd und w, g in ic^ ng ; //in/;
m in /*; rh in ;• über. In dem Wechsel der Vokale und Diph-
thonge zeigt sich eine grosse Feinheit und Fülle. Die griechische
Sprache dagegen vollzieht ihre Deklination bloss durch angehängte
Silben , ebenso die lateinische und deutsche , welche letztere je-
doch in dem Umlaut sich dem Welsh nähert. Im verbum dagegen
Avechseln das Griechische wie das Deutsche entschieden die Vo-
kale , um das Zeitverhältniss auszudrücken und zwar vorzugsweise
in den altern Zeitformen; aber beide Sprachen sind wieder im
Nachtheil vor Allem darin, dass das Welsh ganz klar die Per-
sonen des Zeitwortes durch angehängte Pronomina bezeich-
net, indess sie bei den andern in dieser Hinsicht ihr Ge-
präge verloren haben und dem Scharfsinne unserer grossen
Gelehrten oft nur noch matte Spuren für ihre Untersuchungen und
Schlüsse darboten. Das Welsh ist hiernach im doppelten Vortheile
der Unabhängigkeit und des höhern Alters gegen die drei andern.
Ich schliesse diese kurze Betrachtung, da eine Vergleichung
— 27 —
der Sprachen jetzt nicht in meiner Absicht liegt, dieselbe ausser-
dem vollkommen genügt, die Ansicht zurückzuweisen, griechische,
lateinische und deutsche Worte müssten nothwendig in das Kel-
tische auf, Gott weiss, was für einem Wege verschleppt wor-
den sein.
Vielfach hat das Keltische an seine Bedeutung für die übri-
gen drei Sprachen erinnert, allein man liess gegen alle Erfahrung
in Ländern ohne Landstrassen, Handel und geistigen Verkehr das
Griechische von Massilia aus gegen Norden und Nordosten vor-
dringen, oder den Odysseus, welchen die Götter für ein fühlend
Herz ohnediess zu lange von Hause entfernt hielten , auch noch
einmal eine Rheinreise machen , um die Möglichkeit in Aussicht
zu stellen, dass der Zusammenhang der klassischen Sprachen des
Alterthums im Süden mit dem Germanischen im Norden so etwa
aufgehellt werden könnte, statt in einfacher Weise ihn in dem
Einflüsse zu suchen, den das Keltische als muthmasslich älteste
europäische Sprache auf das Idiom der neuen Abkömmlinge von
Asien her hätte äussern dürfen*).
*) Mau hal sich bei der Verbreitung des firicchischeii in keltischen Lan-
den zuweilen auch auf die Angabe Cäsars bezogen, de bell. galt. VI. li.
Neque fas esse existimanl, ea lilleris mandaic, quum in reliquis fere rebus,
publicis privaüsque ralionibus , Graecis vluntur lUteris.
Hier lässt sich nur zweierlei als nuigiich denken, entweder war
Alles in griechischer Sprache abgel'asst. oder es dienten die griechischen
Buchstaben bloss zum Ersatz der keltischen , und der Inhalt der Sclirilt
war in keltischer Sprache dargestellt.
Nehmen wir das erste an, daiui widersj(richt dem. dass Cäsar seinem
Legaten Cicero im Lande der Nervier einen griechischen Brief schreib!,
um sicher zu sein, dass die Feinde seine Anschläge nicht erliihreu. Ebenso,
dass er bei einer Unterrednng mit dem Üivitiacus , einem Druiden, sich
eines Dollmetschers bedient, der uiuiöthig war. wenn die Druiden Gric-
cliisch verstanden. Bell. GaU. f. ///. Cic de divinat. I. i9. Es bleibt dar-
nach nichts übrig, als die zwei((; Annahme: allein anch diese ist nicht
stichhaltig. Wer das Weish oder den irischen Dialekt kennt, der weiss,
dass er sich eben so wenig mit griechischen Buchstaben geben lässt, als
es dem Rhabanns iMaurus und Oll'ried möglich war, das Deutsche mit la-
teinischen Buchstaben zu schreiben. An die Noth , welche diese hatten,
erinnert noch unser ph und y.
Cäsar wurde zu seiner Mittheilung durch die Form der keltischen Buch-
staben veranlasst; die ältesten keltischen Schrif'tzeichen , welche ich auf-
- 28 —
Oertliche Verbreitung.
James Cowles Prichard hat in seinem , trotz der mancherlei
Ausstellungen, \\ eiche man machte, guten I3uche j^the eastern ori-
gifi of tlie Celfic Nalions ^ proved by a comparison of their
dialecls with t/ip Sa/iscrU, Greck , Latin and Tentonic hingua-
yes, London 1831.'^ den Zusammenhang der Kelten mit dem
Osten nachgewiesen. Ebenso Adolf Pictet ^,de Vafßnite des lan-
gues Celliques arcc le Sanskrit. Paris J8:i7.^ Dann Bopp „die
keltischen Sprachen in ihrem VerhiUtnisse zum Sanskrit, Griechi-
schen, Lateinischen, Germanischen, Lithauischen und Slavischen.
Berlin 1839." Ich kenne diese beiden letztern Werke nicht, und
komme auf diese Frage nur zurück, um einige Bemerkungen und
Beweise denen von Cowles Prichard beizufügen.
Wenn Völker auf A\'eiten Wanderungen von der Heimath sich
entfernen und auf unbekannte Thiere und Bäume stossen oder
Oertlichkeiten linden, welche an das Vaterland erinnern, dann neh-
men sie zu ihrer Bezeichnung die Namen, welche ihnen die Aehn-
lichkeit mit bekannten an die Hand gibt.
Auf den Alpenländern von Mitteleuropa, besonders an den
südlichen Abdachungen des Kaukasus und in dem ganzen asiati-
schen Alpengebiete bis zum Mittelmeere hin ist die Jimiperus Subina
Linnei heimisch. Sie hat sich von da nach Norden und Nordosten
verbreitet und heisst beim Plin. XXIV. 11. herba Sabina , nach
ihm und Dioscorides 1. lO'p im Griechischen ßi)ü&v. Beim Theo-
phrast. kommt der Name nicht vor ; dän. heisst sie seveboni, engl
savin, franz. sabine, holl. sevenboom oder Savelboom, russ. artsch^
deutsch Sadebaum^ Sevebaam^ Sagebawn., Siebenbamn, Nicandri
Theriaca et Alexipharmaca nennen die Wachholderbeere Hti/jv-
{^)ii und den Baum llnx^vOoi;. Die Kelten legten diesen Namen
der Tanne bei; sie lieisst cornisch %aban , veraltet sitniydh^ arm.
sapin und w. fynnidvydli von fyniaw erzeugen, herausbringen
und fwnt das Herausbringen u. s. w.
finilcii konnte, Jiaben eine grosse Achnlichkcit iiiit der hetrurischen. i)li()-
nizischen und der Runenschrift. Beiläulii; sei hier bemerkt, d;iss die kleine
Inschrift, welche sich in dem berühiiiteii Grabhügel zu Grave-Creek, uii.
ter Whceliiig nicht weit vom Ohio in Nordamerika, fand, vuu Jomard
mit afrikanischen Schriften, und von Rafn mit Runen zusanunengesteJIt
wurde, eine auffallende Aehnlichkeit und theilweise Uebereinstimmuiig mit
dem mir bekannten ältesten keltischen Alphabete hat.
— 29 —
Die Worte %aban und Sodelbauni Sabina^ Sevenboom, ferner
Sibuydh nebst Seven-Siebenbcmiii zeigen den Zusammenhang der
betreffenden Völker und die Wanderung von Süden nach Norden
klar nach; das russische arisch und griechische axtv&oi; gehören
gleichfalls zu einander, und das \v. fjjnnlduyilh bestätigt die
Ansicht des Plinius von ihrer Heilkraft als weitverbreitet „parlus
emortnos apposila exlrahU-^ ; noch jetzt sucht man durch einen
Trank von der Sabina den aborliis zu be\Airkcn. Die Druiden
hielten sie für eine Art Universalmittel und ihren Rauch heilsam
gegen Augenleiden. Sic mindert, vertheilt und reinigt die Ge-
schwüre und Abscesse, wenn sie auf dieselben gestrichen wird,
Plin, XXIV. 11. Nun heisst bradw vertheilend, vermindernd, auf-
brechend, lösend und brat/iu stechen, beissen; beides Wirkungen
der Sabina; es ergibt sich hieraus, Avarum sie auch ßgü&v hiess,
sowie dass auch dieses Wort mit o/liii{; und Iktoo? der keltisch-
griechischen Arzneikunde angehört. Die Mistel, olliag^ Mar den
Thrakiern und Phrj giern eine heilige Pilanzo ; Thraker und Kelten
hatten ausserdem auch den Dienst der Demeter und Kabiren ge-
mein, glaubten an Dämonen, welche zwischen den Göttern und
Menschen ständen, an Vogelllug und Sterndeutung, brachten den
Göttern Menschenopfer und glaubten an die Fortdauer der Seele
in einem bessern Leben. Bei den meisten dieser Punkte lässt sich
wieder für Griechenland anknüpfen.
Der Affe heisst im Lat. sinda, schw. apa^ dän. abe ^ böhm.
opice, welsh simac, ab^ Qpa, Uib, Hand., dynu'?eadiv)\, Com. sbn.,
arm. niarmus ., ir. «/;«., sanskr. kaj)is mit hartem Kehlton, griech.
xrißo? , lat. auch cepluis., arab. abrama. Untersucht man diese
Worte, so ist simac abgeleitet von sini leicht, flüchtig, beweg-
lich und diese Bedeutung ist im lat. simia , ebenso in epa, ab
festgehalten , denn ab heisst di.e Schnelligkeit in der Bewegung,
und der AlTe ist das Bild einer solchen Beweglichkeit; auch ka-
pis, xrißog und ceplnis enthalten dieselbe Vorstellung, denn im
Sanskrit bedeutet kap und ab sich bewegen; in Uib ist das Bieg-
same , Geschmeidige ausgedrückt. Insofern der Aife nachahmt,
nennt ihn das Welsh dynureadtvr von dymv nachahmen. Aus dem
Vorliegenden geht auch die Bedeutung des deutschen Wortes „Alfe",
alhd. apo hervor. Alle weisen auf Asien hin; denn in Europa ist
der Affe, welcher nur dem heissen Klima angehört, nicht heimisch.
In den Felsen von Gibraltar leben einige Affen wild, sie scheinen
— 30 —
aller von Afrika herübergekommen. Die frühem Wohnsitze der
Kelten sind also auch hiernach in Asien zu suchen. Im Griechi-
schen findet sich das welshe Stammwort in einer sekundären Be-
deutung wieder in ai^wg mit eingedrückter Nase, «»«a/uo? unge-
staltet und in resimifs , Affeiniase.
Das armorische marinus erhielt sich in den Alpen und in
Frankreich in marmoUe^ dem Namen eines Vierfüsslers aus dem
Geschlechte der Nagethiere, und bezeichnet somit spätere Wohn-
sitze und Wanderung der Kelten. Aus dem Französischen kann
marmus sich in das Armonische nicht eingeschlichen haben; denn
dort hat singe ofienbar aus der keltischen oder der Sanskritwurzel
die Bedeutung Affe, Avelche dem marninfte nie beigelegt ist. Die
Marmotten werden zum Tanzen abgerichtet, wie die Affen.
In Indien, Aegypten und wahrscheinlich auch an der Nordküste
von Afrika \\SiV der Affenkult sehr verbreitet. Hervorzuheben ist die
Bedeutung des Cynoscephalus für Aegypten, wo er Hieroglyplic
des Mondes, des Schreibens, Priesterstandes und der Welt war.
Inwiefern das arabische ubraina mit dem indischen Rama in Ver-
bindung gebracht A^ erden kann, muss ich Andern zur Prüfung
überlassen.
Die Pelasger und Hellenen werden unter den Urbewohnern
Griechenlands stets zuvörderst genannt. Nach der bisherigen An-
sicht wurden sie von der Kleinasiatischen Küste über einige In-
seln, Thrakien und Thessalien nach Griechenland gedrängt, wo
sie nach der Ueberlieferung einiger Schriftsteller sich im gebir-
gigen Peloponnes festsetzten, ein Nomadenleben ohne politischen
Zusammenhang führten und später im Innern von Arkadien und an
dem korinthischen Meerbusen Staaten gründeten, Ackerbau und
Viehzucht trieben, das Land entwässerten, die sogenannten ky-
klopischcn Mauern errichteten, den Oelbaum kultivirten, die un-
terirdischen Dome zu Orchomcnos und IMykone erbauten und eine
reinere Idee von der Gottheit hatten, als die Griechen in späterer
Zeit. Hier sind offenbar verschiedene Nachrichten zusammenge-
fallen; denn Nomaden ohne politischen Zusammenhang, in einem
Lande, dessen Gebirge und Sümpfe sie nach Aussen schützten,
aber auch um die Bildung brachten, welche der Verkehr gibt,
konnten zu solcher Reife in den Kunstfertigkeiten und demAcker-
bau u. s. f. so schnell nicht gelangen. Sie gründeten die Städte
Arg OS und Sikyon, um den Schutz gesicherter Wohnungen zu
— 31 —
haben. Für diese Namen gibt das Welsh eine Erklärung, welche
für Zeit und Umstände wohl passt: argae bedeutet die Im-
schliessung, Umzäunung, Verthoidigung, Sicherheit, argau um-
schliessen, umzäunen, einsperren, argaw das Befestigen, argel
ein abgesonderter Platz, Zufluchtsort, argeldni sich vertheidigen,
arglaicz das Eindämmen und mehrere andere. Im Zwecke und
der Art der Umschliessung der einzelnen Städte mag der Grund
zu suchen sein, dass auch in Thrakien ein Argos, das pelasgische,
sich befand; dass es ausser dem Eingangs behandelten Argos Hip-
pium in Argolis auch noch eines in Akarnanien und eines inApu-
lien gab.
Aehnliches bietet auch die spätere Geschichte der Römer. Als
sie dem Ausflusse des Main gegenüber sich festsetzten, da muss-
ten sie schon eine Ansiedelung und ihren Namen vorgefunden ha-
ben , sonst hätten sie , wie in den übrigen Fällen ihrer Schöpfung
eine lateinische Benennung gegeben; allein sie nannten dieselbe
Magontiacum, ein Wort, das nur in der Endung den Römern an-
gehört; tuäc ist welsh mit der Bedeutung Sicherheit , Schutz,
macdaith der Damm u. s. a\. Dass in Mainz Kelten hausten,
beweisen die vielen goldnen und silbernen keltischen Münzen,
welche in der Umgegend gefunden A>erdcn. Ob hier eine Münz-
stätte gewesen, ist noch nicht ermittelt. Mag kömmt noch oft
vor; in dem Theile von Grossphrygien , welchen die Kelten ein-
nahmen, heisst der Berg Magaba, wo Manlius die Galatter be-
siegte, Magetobria die Stadt, wo Ariovist die Gallier schlug^
Caes. bell. gal. I. 31. Ausserdem gab es ein Magdolus in Aegyp-
ten , Magnata in Irland , die regio Magistrica im Lande der Tau-
risker, Noviomagum, Noviodunum in Belgien, Remagen u. andere.
In Palaestina kennt man ein Magdala am See Genezareth, ein
Mageddo und Mageth.
Ich könnte aus meinen Untersuchungen über neuere Ortsnamen
in dem Gebiete einer erwiesen keltischen Bevölkerung mehrere
Namen anführen, Avelchc die Warte, die Spähe bedeuten, die zur
Sicherheit wie in Deutschland gewiss auch in Griechenland nöthig
waren. Im Welsh heisst arganu so viel als entdecken, auf-
spüren, ausspähen, von argmi . Licht auf Etwas werfen. Es ist
nun leicht einzusehen, warum die Fabel dem Argus, welcher die
Tochter des ersten Königs der Argiver, Innachos , nämlich die
Ino, oder vielleicht richtiger die von ihm gegründete Stadt bewa-
— 32 —
chen sollte, 100 Augen gab. Gelegentlich erinnere ich an das lat. «;-
canum^ aiceo^ arx. Die Stadt heisst corn. dma%^ ir. (Hau und duanach.
Die zweite Stadt, welche diese Pelasger gründeten, warSi-
kyon. Nach dem Welsh bedeutet sicion schroff, steil, a])schüs-
sig, siciaw steil machen ^ ebenso sicioni, siciawl steil, siciad ein
schroffer Abhang.
Auch Mykene wird genannt; inic ist im w. die Spitze, ähn-
lich vielleicht, wie wir sagen, die Pike und der Pic von Teneriffa,
also Bergspitze. Dass auch hier die Grundidee die des gewähr-
ten Schutzes ist, ergibt sich aus migen der Sumpl", ein Wort,
welches sich sonst mit mic nicht vereinigen Hesse.
Pausanias führt II. 16. 3 den Namen Mykene auf //ivxjjc, einen
Erdschwamm, oder nvy.ric. den Degenscheidendeckel zurück. Wil-
Uam Gell. Jtinerary of Graec. Argalis Land. iSlO, welcher
einen interessanten Bericht über das Löwenthor von Mykene gibt,
leitet ihn von //i'/o^,- der Winkel, die Ecke, ab und bezieht sich
auf Odys. III. 263.
u6 ivxjjXog ^vxiä A^yfoi; InnoßoToio
noX). jJyafifjiivorfrjv uXoxov Silyiox tnisaaiv.
Das kann doch wohl nur im Innern von Argos heissen , nicht
in der Thaischlucht von Argos, da ein Gebirgsland wie jedes an-
dere nur ein Inneres, aber viele Thalschluchten hat. Der Werth
der Erklärung des Eust. yöi,).ol di u fivxög, t6 jji] eV ax^oi llslonov-
vi'jaov xuQ&ul jfov r«i,- Mvxt'jvag, tJu' iv ßu&ei^^ und die darauf ge-
stützte Etymologie Gells lassen sich hiernach leicht bemessen.
Auch in Troezene liegt der gleiche Grundbegriff ; denn Irez
ist die Spitze, Höhe, in moralischer Beziehung Trotz.
Orchomenos, gleichfalls von Pelasgern gegründet und der
Schauplatz ihrer Kunst, erinnert an orc dasAeusserste, die Grenze,
der Rand, von or die Grenze, der Rand, die Ecke.
Diese Andeutungen Aveisen wohl darauf hin, wer die Pelas-
ger in ihren ersten Elementen gewesen sein mochten, und werden
durch den Namen des Volkes noch mehr unterstützt; denn Pelasger
ist offenbar ein welsherName von pell entfernt, zurückgedrängt, ;?^/-
lac weiter entfernt, ])elle% die Entfernung, pellcm^ das lat pello ver-
drängen. Von demselben Stamme kommt ayxchpellenig nntSi pellenigwr
der Fremdling, Ankömmling, Wanderer; der aus der Ferne; wenn
man dabei festhält, dass in den keltischen Dialekten die Ver-
wandlung des p in b, ^, ä, ch und h mit vielen Beispielen
— 33 —
nachgewiesen werden kann, so ist der Uebergang zu den Helle-
nen, einem andern pelasgischen Stamme, nicht gewagt.
Um über die Möglichkeit einer solchen Lautverschiebung des
/; keinen Zweifel aufkommen zu lassen , führe ich an :
T()inb), lat. verto ; \4nsQvxw, lat. Averiinco ^ Februarms ,
w. qwevraicr von ^wevre%^ f^wevrir , die Strenge, Härte von
^icav^ isl. (jisot^ engl, (ßist^ der kühle Wind. Von {werrir scheint
Febriiarius, und davon februa^ die Reinigungen , abzuleiten xu
sein, nicht umgekehrt. Statt ('weirawu spricht man Imecraii'r.
Irl. /?w, selbst, w. hyn, selbst; tp^^w, lat. (jero, vlifa^ lat. ?iin(/o,
w. ßti, alt, ?i\ heu; farina, span. harina^ bidit und bixit auf
Inschriften statt vidit, vixit, Venus., tu. gicen^ weiss, lieblicli,
schön, gwener, wer weiss, schön von Gestalt ist ; die Aphrodite,
die aus dem Schaum Geborne, erinnert an dieselbe Grundidee, und
viele andere Worte lassen sich für die Verwandlung der Labia-
len in die Gutturalen und ihren entsprechenden Aspiraten bei-
bringen.
Ganz analog mit der Bedeutung der Namen Pelasger und
Hellenen tritt später der Name Allemanncn auf. Ueber die-
sen Namen ist viel verhandelt worden. Agathias Qschol. de im-
perio et rebus gestis Justin, iniperat. toni. II. pag. 13 im coip.
hist. Byzanl.-Yenetiis 7.avarina\12*^), ein Zeitgenosse dieses Kai-
sers, sagt : Ol 8f Aluf^iüvoL ovyrjlidfg ii'aiv uv&qmtiov vul
fiiyüdig xul tovio övvuTUi uvToig i] incovvjAia. In gleicher Weise a
posteriori schliessend gibt Sinionde de Sisnwjidi hist. des Vran-
fais toin. 7. 113 : Le nom de Francs devait rappeller., qiCils
etaient tous libres., celui des AUemands., quHls etaient tous des
vrais hommes oü des heros^ eine abentheuerlicho Erklärung.
Liest man im Appian. Alexand. de bello ciinli libr. III, -wie
sich üecinius Brutus nach der Ermordung Caesars., trotz seiner
zehn Legionen, nur mit wenigem Gefolge durch das Land der
Ligurer und Salasser flüchtete , um ungehindert vom J^hcine nach
Aquileia und dann nach Macedonien zu kommen, seine Kleidung
mit der keltischen vertauschte und keltisch redete, {^i]lXuU dl ji]v
ia&i]Ta ig to xtXTixuv, iisiriaTUfievog (tf^iu y.al xijv cpaiviji', xul diBÖor/axE
avv inüvoig o\a itg KÜTog . . .) SO lernen wir die Sitze der Kelten
auf diesem ganzen weiten Striche kennen. Sie drangen auch am
Rheine mit den Römern auf das rechte Ufer vor, und Avurden
später durch germanische Schaaren, welche ihr Zug nach Westen
KeUische Studien. I. 9
— 34 —
führte, aus ihren Besitzungen vertrieben. Sie nannten dieselben
Fremde, Wanderer, die aus einer andern Gegend kommen, allinan,
pl. cllmyn^ und dieser Name erhielt sich für die Germanen im
keltischen Gallien bis auf unsere Tage , ja ein Stamm der Ger-
manen nahm diesen Namen sogar selbst an.
Auf die Verbreitung der Kelten oder ihre frühe Verbindung
mit andern Völkern im gemeinsamen Vaterlande in Asien lässt sich
aus den Geschichtsbüchern Iferodots mancher Schluss ziehen.
I. 194 erzählt er als etwas höchst Wunderbares, dass die
Schiffe, welche den Fluss herab nach Babylon kämen, von run-
der Gestalt und von Leder seien. In Armenien würden nändich
die Schiff'srippen aus Weiden geschnitten und darum und darüber
eine Decke von Häuten gespannt; t« nldla aviolol fon . . . xvxXo-
TSQsa Tiü.vxa. axvciva . . . innuvovai. rovioioi diq)diQug aif/ocoT^iSag
Dieselbe Erscheinung fand sich im Norden Europa's nach den
ältesten historischen Nachrichten; ausserdem haben das Schiff \xnA
die Haut eines Thieres einerlei Bezeichnung. So heisst das Schiff"
ir. long lonn^ die Haut, w. tonn; w. ysgoren^ ysgorog, arm.
kreuch lorg, das Schiff*, Raubschiff, w. croen, com. koran^ arm.
kroch, ir. kroikean.^ die Haut. Vergleiche oben cwr.
I. 198. Die Babylonier bestatten ihre Todten in Honig; t«-
</)al bi (jcfii. iv iiihTL. Der Honig heisst veraltet ir. tearc, ileark
oder baine, das Begräbniss feart, oder bedh, der Honig kial-
laighid^ das Begräbniss aUakad.
H. 41. Die Aegypter bestatten die Rinder auf folgende
Weise : . . . Die Stiere graben sie überall in ihren Vorstädten
ein, so dass ein Hörn oder beide zum Zeichen hervorstehen;
wenn sie nun verfault sind, oder die festgesetzte Zeit naht, dann
kommt von der Insel Prosopitis ein Floss in jede Stadt; woher
aber die Flösse kommen, um die Stiergebeine aufzuheben, das
ist die Stadt mit Namen Atarbechis; dort steht ein Heiligthum der
Aphrodite u. s. av.
ovvoiia TJ] TioXt AxÜQß-t]XiQ.
Der Stier heisst w. tarw, com. taro., ann. taro, ir, tarv^ tar-
van, lat. tmiriis.^ gr. ^avqoq, Stier, schw. dar., dän, tjur, poln.
tm\ ahd, stior^ phön, thor., hebr, tur\ das Begräbniss corn. und
arm. bedh^ sonach Atarbechis das Stierbegräbniss ; nähme man tek.,
— 35 —
der Knochen, in die Erklärung, so hiesse Atarbechis Stadt der
Stierknochen.
IL 42. Zeus zeigte sich dem Herakles nach langem Bitten,
indem er einen Widder abzog, sich in die Haut hüllte und den
Kopf des Widders vorhielt ; darum machen die Aegypter das Bild
des Zeus mit einem Widderkopfo. „Die Ammonicr gaben sich,
wie mir scheint, ihren Namen nach der Benennung desselben, denn
die Aegypter hcissen den Zeus Amun}''
Amuy bedeutet im w. sich einhüllen, amiiniaic rings zu-
nähen, ttinuregysawl rings gürten, airms der Hengst, myn ein
junger Bock.
n. 43. In Betreff des Herakles höre ich, dass er unter den
zwölf Göttern sei. — Dass wenigstens die Aegypter den Namen
„Herakles" nicht von den Hellenen, sondern vielmehr diese von
jenen bekommen haben, dafür habe ich ausser vielen Beweisen
auch den, dass die beiden Eltern unsers Herakles, Amphitryon und
Alkmene, ursprünglich von Aegypten abstammen.
Im Welsh bezeichnet man mit her den Stoss , Streit, Kampf;
herc heisst vorwärts stossen, herciannti rasch ausfallen, ergreifen,
hercyn ein rascher Stoss, hergawd der Stoss, das Eindringen, An-
greifen, hergod ein schwerfälliger Körper, heriaw eine drohende
Bewegung machen, her'iawg gehoben, geschüttelt. In Herkules
sind also die Eigenschaften des Faustkämpfers personifizirt.
Dass diese Idee in dem Namen Hercules vorherrschte, beweisst
auch die Sage , welche Herodot II. 45 anführt, die Aegypter hät-
ten ihn nämlich, als er nach Aegypten gekommen, bekränzt im
Festzuge hinausgeführt , um ihn dem Zeus zu opfern ; er habe
sich ruhig verhalten ; als sie ihn jedoch vor dem Altare weihten,
habe er sich zur Wehre gesetzt und sie insgcsammt niedergemacht.
II. 45. Und der Bock, wie der Pan, heisst auf Aegyptisch
mendes. Im W. myn, corn. mynan^ ir. minan^ arm. gavr Man.
An einer Nilmündung lag Mendes^ wo besonders die Ziegen-
böcke heilig verehrt wurden. Also der Name war dem Pan, dem
Thiere und der Stadt gemeinsam. Im Delta lag die Stadt Thmuis,
wo sich die Frauen öffentlich mit den Böcken vermischen mussten.
Aus Pindar und Herodot lässt sich der Nachweis liefern, dass die
Religion der Aegypter die Veranlassung zu solchen Verirrun-
gen gab.
3*
— 36 —
Nach HieroTiym. adv. Jovin. 6 ist thmuis ein ägyptisches Wort
und bedeutet „Hock." Nach der Vergleichung mit 7rnjn ist daran
wohl nicht zu zweifeln. Jahlonski (Voce. pag. 138. Panth. II. c. 7^
fand in dem Worte Meiules die befruchtende Kraft der Natur; im
Irischen heisst fruchtbar, fett, mealh.
Ilieronymus unterstützt seine Ansicht , dass die Stadt Thmuis
wegen ihres besondern Thierdienstes diesen Namen erhalten habe,
mit Husiris, Lyco, Cyno und Leonto, welche gleichfalls nach Thieren
benannt wurden. Dem ist theilweise so: denn w. hu bedeutet ein
lebendes Wesen , und die Kuh , daher /5to? und bos. In Busiris
wurden nach Herodot II. 59 häufig Festversammlungen der Isis
zu Ehren gehalten, m eil hier das höchste Hciligthum dieser Göttin
war. Sie galt für ein Symbol. der Natur, für die Ernährerin alles
Lebenden. Sie lehrte die Menschen den Ackerbau und ihr Ge-
mahl Osiiis den Gebrauch des Getreides. Darum wurde sie in
den ältesten Mythen als eine weibliche Gestalt mit Kuhhörnern,
ja sogar mit einem Kuhkopfe dargestellt. Creuzer erklärt Busiris
mit Grab des Osiris (Symb. I. 355, alt. Ausg.} und führt die ver-
schiedenen Deutungen dieses Namens an.
Lycopolis erzählt Diodor. Siculus, sei nach den Wöl-
fen so benannt, weil diese die Aethiopier bis zur Stadt Elephan-
tine zurückgetrieben hätten, als diese einmal in das ägyptische
Gebiet eingefallen Mären. Die Wölfe aber seien göttlich verehrt
worden.
Im Welsh })edeutet Ihn; die Lanze, das plötzliche Schwingen,
Schleudern derselben, alles, was eine heftige Bewegung hat;
llugiaw , werfen, umwenden, herumwerfen, schlagen, stürzen,
forttreiben. Lycopolis erhielt sonach allerdings seinen Namen
nach einem Siege, welchen die Aegypter über die Aethiopier,
aber nicht mit Hülfe der Wölfe, sondern mit ihren guten Waf-
fen davon trugen.
Cynopolis war dem Anubis geheiligt, dem Sohne des Osiris
und der Nephthys , welche eine Schwester des Typhon war. Anu-
bis hatte die Natur eines Hundes und einen Hundskopf. W. ci,
plur. ciofi, contrahirt cwn der Hund, gr. xvmv, lat. canis, findet
sich in allen Sprachen Asiens und Europa's.
IL 48. Anstatt der Phallen haben die Aegypter andere Bilder
von der Länge einer Elle erfunden, mit einem Zugfaden; die Wei-
ber tragen sie in den Flecken herum , wobei das Schamglied im-
— 37 —
mer steigt; es ist nicht viel kleiner als der übrige Leib. Das
Schamglied des Mannnes , cpuXog oder (paUog, w. calis, ir. öall
das Glied, audi bod, earbaH, im Deutschen die Hode, ein Wort, m el-
ches bis jetzt unerklärt dastand; das ö in öod ist aspirirt, also ö/t.
II. 52. Die Pelasger opferten zuerst mit Anrufung der Göt-
ter, wie ich „sicher" in Dodona gehört habe, ohne Einem dersel-
ben Benennung oder Namen zu geben, A\'eil sie davon noch nichts
gehört hatten; und Götter, das heisst Mächte, nannten sie diesel-
ben desswegen, Aveil sie alle Dinge in Ordnung gemacht haben
und überall walten.
Gott im W. ist duw, corn. den, arm. due , lat. dens, zivg,
g. ^/(öc, ir. deas, veraltet „seat/tar''; dagegen die Macht w. swi/dh
oder siDy%, später das Amt, die Pflicht, Gerichtsbarkeit. Zens
liegt nahe.
Die Ordnung heisst eagar im Irischen. Seathar verhält sich
zu eagar \\\q in der Erklärung Ilerodots {^iol zu Oevn^, „^lovi ds
nQoaiovofiaauv ocfsug ano tov toiovjov, ort yoouca S^intq t« ttuvioi
II. 52. Als nun die Pelasger in Dodona, dem ältesten und
zu der Zeit einzigen Orakel, den Spruch einholten, ob sie die
Namen der Götter in Gebrauch nehmen sollten, welche von den
Barbaren herrührten, da erhob das Orakel seine Stimme : braucht sie.
Was man anfänglich bei den Orakeln suchte, geht aus dem
Keltischen hervor; ^/o^* bedeutet weise, ein kluger Mann, doedgd
erklären, doediad der Erklärer, doethai% mit Anlagen zur Klug-
heit, doethder die Weisheit, doethi Weisheit zeigen, doethineb
die Weisheit, doethwr der Weise, doethyn der Narr.
Im Westen von Deuschland findet sich häufig der Name Dötsch.
Also Dodona ist hiemach ein Ort, wo weise, kluge Rath-
schläge ertheilt wurden; erst waren es die Menschen, die Piie-
ster, später der Gott durch den Mund seiner Diener, welche die
Bittenden beriethen.
II. 55. Folgendes behaupten zu Dodona die Weissagepric-
sterinnen: es seien zwei schwarze Tauben aus dem ägyptischcji
Theben ausgeflogen, und die eine nach Lybien und die andere zu
ihnen gekommen. Diese habe sich auf eine Eiche niedergelassen
und mit menschlicher Stimme geredet, es solle hier ein Zeus-
orakel sein.
— 38 —
IL 57. Tauben aber sind die Frauen von den Dodonäern ge-
nannt worden, weil sie fremd waren, und die schwarze Farbe
zeigt an, dass sie aus Aegypten kamen.
Dieses ist eine spätere Sage, welche den Namen des schon
längere Zeit bestehenden Orakels Dodona zu erklären suchte;
denn du bedeutet schwarz, dydyn eine schwarze Frau. Man
vergleiche ir. dodha zwei, omna die Eiche.
II. 63. In Papremis feiern die Aegypter ihre Opfer mit hei-
ligen Handlungen .... Die meisten von ihnen stehen mit höl-
zernen Keulen am Eingang des Tempels, andere stehen ihnen mit
Prügeln gegenüber .... Da gibt es nun eine hitzige Prügel-
schlacht, wobei sie einander die Köpfe zerschlagen und Viele
an ihren Wunden sterben.
Ba%^ w. und arm, bat ir. der Prügel, sonst clwpa^ der Knopf,
Klöpfel, und cnivpa^ der Knüppel.
Rhem^ w. was nicht Mass hält, der Excess, was erheb-
lich ist.
II. 77. Die Aegyptier essen Brod, sie nennen es cyllestis.
Cyl heisst w. der Ofen, alles Runde, cylgez der Kreisumfang.
II. 96. Baris ist der Name der Schiffe ; corn. bark oder barC,
das Schilf, die Barke, ir. baj'c das Schiff, der Sturm.
II. 97. So oft der Nil über das Land tritt, sieht man nur
die Städte hervorragen .... Der rechte Weg ist an der Stadt
Cercasorus.
Im Welsh bedeutet cerc was sich erhebt, cercavu sich erheben,
caer die Stadt, und asgor thcilen, scheiden. Bei dieser Stadt
theilte sich nämlich der Nil in seine drei Hauptarme und stürzte
dann in sieben Mündungen in das Meer.
H. 98. Äiithylla^ eine namhafte Stadt, bloss zum Schuhgeld
für die Frau des jedesmaligen Königs von Aegypten ausgesetzt.
Anthylla erinnert an das ir. aneis^ das Fell, die Haut.
IL 111. Nach dem Tode des Sesostris, sagten sie, sei das
Königthum an seinen Sohn Phero gekommen ; dieser sei erblindet,
als er im Frevelmuth einen Speer ergriffen und mitten in die
Strudel des Stromes geworfen, der damals seinen höchsten Stand
von 18 Ellen erreicht hatte und vom Sturmwind aufgewühlt war.
Bar im W. bedeutet Speer; bar im Arm. und corn der Stru-
del, Wirbel; ir. veraltet f'eirge.
— so-
ll. 128. Dies sind 106 Jahre, dass es in Aegypten schlecht
herging und die Tempel verschlossen waren, ohne je in dieser
Zeit geöffnet zu werden.
II. 129. Nach diesem, sagten sie, seiMycerinus, des Cheops
Sohn, König über Aegypten gewesen; der habe selbst die Tem-
pel geöffnet und das Volk zu seinen Arbeiten und Opfern zurück-
kehren lassen. Myg heisst w. heilig, feierlich, geehrt, ?nygaio
etwas feierlich machen, Ehrfurcht erweisen, mygarogyl der hei-
lige Opferbrand, lat. rogus der Scheiterhaufen , worauf die Römer
ihre Todten verbrannten.
II. 140. Nachdem Sabaco freiwillig aus Aegypten abgezogen
war, soll der Blinde (Anysis) wieder zur Herrschaft aus den
Marschländern hervorgekommen sein, wo er mit Aufdämmung
einer Insel aus Asche und Erde fünfzig Jahre beschäftigt war.
Er soll nämlich die Aegyptier, welche ihm Speise brachten, ge-
heissen haben, ihm Asche zum Geschenke mit zu bringen ....
Der Name der Insel ist Elho.
Elv^ w. das bewegende Prinzip, elven tan der Feuerfunke,
elvyz das Land, elvy%an die Erde, die Welt.
II. 141. Nach diesem sei ein Priester des Hephästus, mit
Namen Sethon^ König geworden; der habe sich nichts daraus ge-
macht, den streitbaren Stand der Aegyptier weg zu Averfen, als
würde er seiner niemals bedürfen, «AA« te h\ axiiia ttouvvtu i'g
Seth, w. wer voll Verachtung gegen andere ist, steif, rauh,
hochmüthig.
II. 143. Sie erklärten jedes von den Hochbildern für einen
Piromis, der wieder von einem Piromis stamme .... Piromis
aber ist nach unserer Sprache ein „Ehrenmann".
Parq, w. die Ehre , pargu ehren , pargiisaw ehrenvoll ma-
chen, pergi ehren, auch bri die Ehre.
II. 164. Ihre Krieger heissen xa)MalQifc und "Eg^oTvßisg. Ga-
lawnt w. kriegerisch, stark, tapfer, ir. galgat, tapfer, der Sol-
dat, ebenso das veraltete earr^ oder err. Beide Worte kommen
in xalüaiQig vor, wobei das a eingeschoben ist.
n. 11 bezeichnet Herodot mit xaläaigig, eine Art leinene, an
den Beinen eingefranzte Röcke , die vielleicht so hiessen , weil
sie die Tracht der Krieger waren.
— 40 -
Demokritus beim Athenäus hält xalaaiQLg für ein persisches
GcAvaiid.
Der Name Ilcrmotybier hängt offenbar mit w. tijbiwr , einer,
der Verdacht hegt, von tyb^ der Verdacht, zusammen; denn He-
rodot sagt II. 168: Je tausend Kalasirier und ebenso viele Her-
motybier dienten als Leibwache des Königs. Im W. heisst ein
Leibwächter, satelles, gwr llys, der, welcher zuiiickhält, Ilerwm
der Glanz, besonders am Lederzeug.
II. 172. Anfänglich verachteten die Aegyptcr den Amasis,
und hielten keine grossen Stücke auf ihn, da er ja aus dem Volke
herkam und keinem grossen Hause entstammte.
W. amaeth der Mann, Wirthschafter, amaeth aradijr der
Bauersmann, amaethur ein Landmann, Pächter u. s. w.
Hier in Mainz findet sich ein Name Ämmetzmann^ also wieder
eine Verbindung von einem keltischen und deutschen Worte, wovon
das letztere zur Uebersetzung des ersten dient. Ueberhaupt stimmt
eine Fülle deutscher Namen mit dem Keltischen überein, und
beweisst, wie gross die Reste der früheren keltischen Bevölke-
rung gewesen sein mussten, als im Gegensatz zu den freien Ger-
manen, welche das Waffenhandwerk übten. Andere vom flachen
Lande in die festen Plätze zu ziehen gezwungen wurden, dort
Handwerke und Handel trieben, die Kunst pflegten, der Wissen-
schaft neue Stätten bereiteten, und einen neuen Stand, den der
Bürger, in das Leben riefen. Namen wurden nun zur Unterschei-
dung der Einzelnen beim Zusammenleben in Masse grade so nö-
thig, als man deren im Familienkreise in der vereinzelten Woh-
nung des älteren Germanen nicht bedurfte. Die Namen der
Handwerke und viele keltische Worte wurden nun zur Bezeich-
nung der Personen benützt.
Und nun zurück zu Amasis.
II. 181. Amasis heirathete die Ladice, war aber nicht im
Stande , sich mit ihr zu vermischen, wenn er bei ihr schlief, wäh-
rend er doch der andern Weiber geniossen konnte.
W. lladai , wer einem eine Gunst erzeigt, auch der Liebes-
bote, ir. llaiuwnas der Beischlaf, lles() unvermögend, impotens.
IV. 6. Insgesammt sollen sie den Namen Skoloter haben,
einen königlichen Beinamen. Skythen sind sie aber von den Hel-
lenen genannt worden.
_ 41 —
W. saeth der Pfeil, sexjthy% der Bogenschütze, lat. sagitta,
sagUtarius.
Wesseling bemerkt zu dieser Stelle : Nicht , als ob der Name
griechisch wäre, sondern die Griechen in den pontischen Pflanz-
städten, welche unter den Scythen lebten und bemerkten, dass
diese vorzüglich im Bogenschiessen sich auszeichneten, gaben dem
ganzen Volke den Namen Scythen , von dem sie hörten , dass er
Bogenschütze bezeichne.
IV. 47. Die namhaftesten Flüsse, in die man auch vom
Meere aus fahren kann , will ich hier nennen. Der Ister mit fünf
Mündungen, hernach der Tyras und Hypanis , der Borysthenes,
der Pantikapes , der Hypakyris , der Gerrhus , der Tanais.
W. yster lebendig, hitzig, seines raschen Laufes wegen so
genannt. Im Arm. heisst der Strom ster, mit dem Artikel yster
im W.
IV. 52. Hypanis ist der dritte Fluss; hywan^ wo leicht
durchzudringen ist; also wohl ein Fluss, der nicht reissend zu
sein pflegt. Der Hypanis fliesst auf einer Fahrt von fünf Tagen
schwach und süss; dann aber vier Tage vom Meere gewaltig bit-
ter. Diese bittere Quelle und die Gegend^ wo sie herkömmt,
heissen ^ i:ia\inaioq bei den Scythen, nach der Sprache der Helle-
nen „heilige Wege."
W. hynl der Weg, Lauf, arm. piuns die Quelle; obwohl
unter sich verwand uud zwei Begrifl"e bezeichnend, welche nichts
mit einander gemein haben, wie die Bedeutungen des Wortes'£|«/<-
Trato?, findet sich doch eine Annäherung in /;m/i* zum Griechischen.
Im W. findet sich auch das Wort angwed der Weg, ir. kaiil^
M as eher passt.
IV. 53. Der Borysthenes liefert grosse Seethierc ohne Grä-
ten, welche sie (die Scythen) Antacäen nennen.
W. an ohne, und tec der Knochen, die Gräte.
Dürften wir Borysteres schreiben, dann wäre „der östliche
Fluss" die Bedeutung dieses Namens, von bore^ der Morgen,
und yster.
In den Ister fliesst (c. 48) der Poratha, oder, wie ihn die
Griechen nennen, Pyretos, die Gluth.
Das Feuer heisst w. tan^ daher Tanais, ann. karantes, ir.
veraltet breo, daher Poratha, Pruth.
— 42 —
IV. 59. Die Scythen nennen den Zeus nach meinem Urtheile
ganz vortrefflich papa. W. pab, wer Leben hervorruft, der Vater.
Die Erde heisst abiu] ir. abuidheadh^ zur Reife bringen. Ob
diese Vergleichung einigen Werth habe, vermag ich nicht zu ent-
scheiden, da mir der Vergleichspunkt fehlt; die wenig zuverläs-
sige äussere Aehnlichkeit diente als Führer.
Die Göttin Hestia heisst auf scy tisch Tabiti, ir. dae^ w. ly
das Haus; ir. both das Zelt, lat. tabernactilum.
\S . 110. Die Scythen nennen die Amazone Oeorpata , d. h.
die die Männer erschlagen; ir. fetw der Mann, auch kearn^ sky-
thiscli oeor ; w. lla^ tödten, cor. und arm. lladh, tödten , scyth.
pat, franz. battre.
Die Amazonen ermordeten nämlich auf der See die Hellenen,
welche nach der Schlacht am Thermodon siegreich mit den ge-
fangenen Amazonen heimkehrten; aber unkundig der Schifffahrt,
überliessen sie das Schiff dem Wind und den Wellen, und kamen
an die Kremin am Mäotischen See , im Lande der freien Sc} -
then u. s. w.
Gelegentlich mag bemerkt werden, dass nQrjfivög der abhän-
gige Rand des Meeres, Fels, im w. cralff, corn. karak^ arm. roc^
kren heisst.
IV. 105. Die Neurer mussten ihr Land ganz verlassen, der
Schlangen wegen. Eine ähnliche Sage findet sich unter den Kel-
ten des Nordens, und dem h. Patrick wird es zugeschrieben, dass
Irland von den Schlangen befreit wurde. Die Schlange heisst w.
neidyr , auch nadyr^ die Natter , Otter.
V. 58. Die Phönicier nun, welche mit Kadmus ankamen, ha-
ben als Bewohner dieses Landes überhaupt viele Wissenschaft zu
den Hellenen gebracht, und namentlich auch die Schrift, welche
die Hellenen vorher nicht hatten , wie ich dafür halte , und zwar
zuerst dieselbe, wie sie allgemein bei den Phöniziern ist; her-
nach änderten sie im Laufe der Zeit mit der Sprache auch die
Schrift .... Auch hiessen bei den Joniern die Bücher von Al-
ters her Felle, weil sie in Ermanglung von Biblusbüchern da-
mals Schaf- und Ziegenfelle gebrauchten. Im Japanischen be-
zeichnet dasselbe Wort die Baumrinde, das Fell und das Buch,
und stimmt mit dem Irischen überein.
V. 92. Die Stadt Korinth hatte diese Verfassung; die Herr-
schaft lag in den Händen Weniger, und diese, Bacchiaden ge-
— 43 —
nannt, walteten über die Stadt und heiratheten aus ihrem Ge-
schlechte in ihr Geschlecht. Einer von ihnen, Aniphion, hatte eine
Jahme Tochter, Labda u. s. av.
W. baciad, die Windung, Krümmung, bacig, sehr klein, bacu^
krümmen, hinken u. a.
llabed^ schlank, daher auch schwankend, locker, lose, schlaff,
schwach; llabiaw, wegnehmen, rauben, //«f, kränklich, elend, er-
schlafft; llnciaw , sich härmen, schmachten, hinbrüten. Der Lab-
dakide^ Oedipus.
Der Sohn dieser Labda erhielt, weil sie ihn in einem Kasten
verbarg, als man sich seiner, durch einen Orakelspruch in Besorg-
nisse versetzt, bemächtigen wollte, den Namen Cypsclus.
Der Kasten, gr. y.ioxi], xlonc, w. cisl von cesl , der Korb, lat.
cista, w. cofawr, der Koffer, corn. kofar, arm. knfar.
Dem Cypselus folgte sein Sohn Periander; er war anfangs
milder als sein Vater, später blutdürstiger als er.
y^.peri, befehlen, veranlassen, dass etwas gethan werde;
periant, die Veranlassung, der Befehl.
Nach diesen Angaben lassen sich die Kelten nicht bloss auf
Gallien und Britannien oder den Nordens Italiens beschränken.
Ihr asiatischer Ursprung so wie ihre Einflüsse auf die früheste
griechische Kultur können nicht geläugnet werden.
Literatur der Welsli.
Unter den keltischen Dialekten hat sich das Welsh in dem
langen Zeiträume, in welchem es als Schriftsprache galt, nur wenig
geändert; es hielt an dem Ueberkommenen mit einer Ausschliess-
lichkeit und Zähigkeit fest, für die sich kein zweites Beispiel
finden lässt.
Der gelehrte Kenner des Welsh, William Owen, spricht sich
in der Vorrede zu seinem geiriadur cynmraeg (^welshes Wör-
terbuch) in diesem Sinne aus und ebenso Davies in dem Vorworte
zu den rtidimentis linguae brilannicae vel cijmraecae ; beide
konnten sich auf die Vergleichung zahlreicher schriftlichen Doku-
mente stützen, welche ihnen das Material zu ihren Arbeiten dar-
boten.
In dem Munde der Bewohner von Wales lebte eine reiche
Literatur, einmal, weil man in der Poesie und dem Gesänge, wel-
— 44 —
eher die Thatcn der Väter auf die Nachkommen verpflanzte und
die Lehren einer durchdacliten Moral und tiefen Religion leicht
im Gedächtnisse erhielt, die Grundlage der Erziehung suchte, dann
auch, weil eine alte Sitte den Barden nicht gestattete, das aufzu-
zeichnen, was sich auf ihre Lehren, Verhältnisse und Einrichtun-
gen bezog, damit sie vor der Entweihung und dem Missbrauch
der Prolinen gesichert blieben. Die Ausbeute war reich, als man
anfing, diese Reste einer alten, hohen Bildung durch die Schrift
vor dem Untergang zu bewahren. Schon im sechsten Jahrhundert
sammelte Catwg, der erste Abt von LIan Carvan die Sprüchwör-
ter; ihm folgte hn elften Jahrhundert Cyrys von Jal und im fünf-
zehnten Sypyn Cyveiliawg, so dass wir jetzt mehr als 12,000 von
diesen alt britischen Sprüchen besitzen.
Die Mabinogion, wovon Owen Pughc eine trelHiche Ausgabe
mit der englischen Uebersetzung lieferte, bilden eine Sammlung
dramatischer Erzählungen von höchst eigenthümlichcr Art, wichtig
für die Mythologie der alten Britonen, und voll sprechender Züge
aus ihrem Leben. William Owen hält sie für die Grundlage der
Romanzen in Europa. Die einzelnen Handschriften reichen be-
stimmt bis in das neunte Jahrhundert; manche Erzählungen sind
früher, andere erst später aufgeschrieben.
Die Geschichte der Vorzeit erhielt sich in den Triaden, einer
Dichtungsweise, in welcher stets drei Vorstellungen oder Gedanken
verbunden wurden, um dadurch die Leichtigkeit der mündlichen Ucber-
lieferung zu unterstützen. Dann kommen die Chroniken der Könige
von Britannien, der Sachsen und der Prinzen von Wales noch hinzu.
Manche der letztern sind erst zwischen dem zwölften und fünf-
zehnten Jahrhundert niedergeschrieben. Das älteste geschichtliche
Denkmal scheint ein Gedicht auf Beli den Grossen zu sein, dessen
Sohn Caswallon (Cassivelanus) sich Caesars Landung widersetzte.
Vom Vater Beli's, Manogan, der etwa 120 vor Chr. lebte, gibt es
noch eine Münze, die Dr. Stukeley in seinem Werke über die
Münzen der alten britischen Könige beschreibt.
Von Wichtigkeit soAvohl für die Sprache als die Geschichte
der Bewohner von Wales sind die Gesetzessammlungen; man hat
davon mehrere Manuscripte auf feinem Pergament. Die Schriften,
welche sich auf die Religion beziehen, oder das Leben der Hei-
ligen darstellen, sind wegen der Fortbildung der Sprache, in so
— 45 —
fern die christliche Bildung einwirkte, sehr beachtenswertli ; die
Handschriften gehören meist dem vierzehnten Jahrhundert an.
An Bedeutsamkeit für die älteste Geschichte übertreffen alle
diese Denkmäler der Literatur die Institutionen der Barden und
Druiden, um deren Zusammenstellung und Erhaltung sich die Earls
von Pembroke, Jasper und William Herbert, Sir Richard Basset
und Richard Nevill, Lords von Glamorgan, ein grosses Verdienst
erworben haben. Da, wie oben angegeben Murde, den Barden
und Druiden nicht gestattet war, das aufzuzeichnen, was ihre Lehre
und Verfassung anging, und mit Recht zu fürchten war, es möchten
mit dem constitutionellen System der Barden, welche zur Zeit
der Königin Elisabeth sich bereits beträchtlich gemindert hatten,
ihre Lehren und so viele historische Erinnerungen gleichfalls ver-
loren gehen, so wurden Versammlungen (^eistewmi) der Barden
in den verschiedenen Theilen von Wales gehalten, und was sich
in mündlicher Ueberlieferung fortgepflanzt hatte, berathen, kritisch
gesichtet und niedergeschrieben.
Eine solche Versammlung war um das Jahr 1460 zu Caer-
marthen zusammengetreten. Ihr folgte die vom Jahre 1570 unter
den Auspizien des Earl von Pembroke, William Herbert, dann die
in Beaupre Castle in Süd-Wales, welche 1681 Sir Richard Basset
veranstaltet hatte. Im Jahre 1700 war eine ähnliche in Machyn-
llaith in Montgomeryshire, eine andere etwa 1730 in Ystrad Ywain
in Glamorganshire und eine der grössten zu Pimrosehill bei Lon-
don am 22. Sept. 1792. Hierher kamen aus allen Theilen Bri-
tanniens diejenigen, welche dem Orden der Barden angehörten,
um die druidische M} thologie und manche andere dunkle Punkte
zu besprechen und aufzuhellen. Auch in Nord-Wales erhielt sich
der Eifer für die Erhaltung und Pflege der vaterländischen Lite-
ratur, und die edlen Familien der Salesbury, Middleton und Bul-
keley werden stets genannt werden, wenn die Verdienste um die
Erhaltung der Reste der keltischen Poesie in Wales zur Sprache
kommen.
Wie gross das Interesse war, welches man an der vaterlän-
dischen Sprache und Dichtung nahm, bcweisst nicht blos der Um-
stand, dass sich jeder aus dem Volke bis in die neueste Zeit mit
Musik und Gesang abgab und gegen alles Fremde verwahrte, son-
dern auch, dass Geraint etwa gegen Ende des neunten Jahrhun-
derts eine welshe Grammatik schreiben konnte, welche den Zweck
— 46 —
hatte, die Reinheit dar Sprache zu sichern, und lange Zeit hin-
durch in hohem Ansehen stand; um die Mitte des zwölften Jahr-
hunderts wurde sie von Einion, und hundert Jahre später von
Edeyrn neu durchgesehen. An diesen Grammatiker reihten sich in
den folgenden Jahrhunderten mit eigenen Werken 1350 Davyz
Zu, Tudyr Aled, William Lleyn und Simwnt Vycan, welche als
Barden sehr berühmt waren. Andere Grammatiken erschienen im
Druck in den Jahren 1547, 1567, 1592, 1593, 1631, 1727, 1753 u. w.
Wörterbücher für das Welsh wurden aus den älteren Manu-
scripten schon frühe zusammengestellt. Das erste schrieb W. Sa-
lesbury 1547; es war klein und nur für die schwierigsten Fälle
bestimmt. Ein weiteres gab Thomas Williams kurz vor seinem
Tode 1620 heraus; es erschien abermals 1632 mit Zusätzen vom
gelehrten John Davies. Das Lexikon von Thomas Richards ent-
hielt schon 15,000 Wörter; es wurde 1753 gedruckt. Mit der
Folge wurde das Studium des Welsh noch ernster betrieben, und
die noch übrigen fast 2000 alten Handschriften, welche John
Walters zu seinem Wörterbuche nahe an 30 Jahre, und der ge-
lehrte John Jones beiläufig 40 Jahre durcharbeiteten, lieferten eine
solche Ausbeute, dass die Zahl der Wörter im Lexikon von Wil-
liam Owen auf 200,000 anwuchs. Sie wurden hauptsächlich aus
Manuscripten gesammelt, unter einem einfachen Gebirgsvolke, wel-
ches, abgeschieden von der übrigen Welt, mit Vorliebe an dem
Ueberkommenen festhielt; sie wurden von Männern gesammelt,
welche streng das Fremde ausschieden und selbst Neuerungen in
der Orthograplüe zu unterdrücken für Pflicht erachteten.
Verwandschaft der keltischen l^prache mit dem Japa-
nischen.
Die Verwandschaft der Keltischen Sprachen mit denen
Asiens und zugleich ihre Verwandschaft unter sich beweisst
auch die Vergleichung des Irischen mit der Japanischen Sprache.
Ich konnte aus Mangel grösserer Mittel bloss das Glossar oder den
Index zur japanischen Grammatik des Pater Rodriguez in der
Uebersetzung von Landresse ^.Elements de la grammaire japo-
naise, Paris 1825" untersuchen, aber so unbedeutend es ist, so
hat es doch einige schlagende Belege für den Zusammenhang des
Irischen und Welsh mit der Sprache auf Niphon abgegeben.
— 47 —
akai, roth, w. cof, die rothe Farbe, roth, cofr/^r, roth, cof-zu,
dunkelrotli, schwärzlich roth, coQvelen, kupferroth, cogi^ röthen^
coQlas, Purpur, cocwe%^ was einen röthlichen Schimmer hat, cog-
tcin, weisslich roth; in rhydcoq^ rostfarbig, ist die Verschmelzung
einzelner Völkerschaften AAieder sichtbar, wie bei anderen Wor-
ten, und eines ist die Uebersetzung von dem andern, denn rhyd,
rhwd^ rhyud , rhuad heisst roth im kornischen, armorischen und
irischen Dialekte, rhicd bedeutet den Rost, seiner Farbe nach so
genannt, wie das deutsche Wort.
Roth ist schw. rod , isl. raudiir ^ angels. read (mons. Gloss.
rtist, Rost), lat. rutilus, gr. tQsvd-og, die Röthe, i^svü^g un ] igv&Qog,
roth, tgtv&w, ich röthe u. a.
In der vorgeschichtlichen Zeit war von den Inseln Lieou
kieou an über alle Inseln des heutigen Japan nach Jeso und Tara-
kai, nach dem gegenüberliegenden Lande von Asien, den Kurilen,
Aleuten, Kamtschatka ein roher, der Kultur widerstrebender Men-
schenstamm verbreitet, welchen man jetzt noch in den einzelnen
Resten Arnos, d. h. die Menschen, nennt. Im Irischen kommt
aineolah^ aiiwisah, anvodah., der Barbar, roh, unwissend vor.
Leider konnte ich die zweite Hälfte dieser Wörter nicht unter-
suchen; sie geben Haltpunkte für die Geschichte. In keinem der
andern keltischen Dialekte kommen sie vor.
ame, der Himmel, der Regen, ir. a'm-veach.
auoi, grün, w. hoyw^ nach Lhuyd grün.
ayaou und ayaoui, gefährlich, ir. yuais und veraltet ^/7i>w.
ba, wenn, w. pe^ was veranlasst, wenn, auch ped , pes, o,
OS, und od.
bontö, das Verbrechen, w. öai, das Vergehen, Versehen,
der Fehler, arm. pec/iet, corn. pech, lat. pecco, ir. öroöar, woher
das lat. opprobrmm, der Vorwurf, Schimpf.
dai, gross, lang, ir. veraltet di; denan bei Kero, thena bei
Otfried. , Notk. tlienon , angels athenan , isl. thenia , teIvo), xavica
tendo , dehnen, lang machen, sind aus derselben Vorstellung und
Wurzel hervorgegangen, und weisen wieder auf Asien zurück.
de, gehen, weggehen, w. dwv , was sich fortbewegt, dyvu,
kommen, gr. 8va , dvva, Sv/ji, eingehen, 8vai<;, das Untertauchen,
eigentlich das Untergehen der Sonne und Sterne, körn, do, ir. tead-
ham. Im Deutschen findet sich der gemeinsame Stamm nur in
tauchen und tunken.
— 48 —
d 0 g idogii), die Sache, ir. toisg.
dzaifo, reich, ir. saifir, w. cyvedog, (Uves.
fa, der Zahn, ir. ßakail, veraltet feag., oder feg., auch cull
und hiakail. Lässt sich das deutsche Keiler, der Eber, hierher
ziehen, dann hat er seinen Namen von den Hauzähnen, womit er
bewaffnet ist.
fama, das Ufer. Das w. ceilan steht äusserlich zu c?///und hia-
cail in derselben Beziehung A\ie fama zu fa; die Grundidee lässt
sich nicht ermitteln. Sonst heisst es w. llan^ com. avan^ torne-
van, ir. coste%, die Küste.
nouke, ohne, ir. naghaid.
farairo, jagen, ir. in der Bedeutung auf der Jagd sein, iar-
rafn, und in der Bedeutung von vertreiben \v. hwrw, auch taro.
fi, nicht, nein, w. w«, nid, ?iis, ir. ?n, körn. ?imi, ?ia gw?i,
weil nichts.
fi, das Feuer, w. veraltet gvel, in der Bedeutung von Sonne
hga7i, ir. griaii.
fi heisst auch trocken, und in diesem Sinne hat sich im Kel-
tischen dps f als Initiale erhalten ; denn fuar ir. ist trocken, eben
so fl'mch oder neiv-fliuch.
Das Wort Feuer, welches so nahe liegt, heisst bei Kero fiui\
Otfr. fiur^ beim Uebersetzer Isidors fgor, Tatian fmi\ angels. //;•,
gr. nvq, lat. huro^ combtiro , fervor ^ brennen, die Hitze.
Sokrates behauptet bei Plato ausdrücklich, dass nvq kein grie-
chisches, sondern ein phrygisches Wort sei; es findet sich schon
bei Homer; die Sprachvergleichung musste sonach zur Zeit Plato's
ihre besondere Haltpunkte gehabt haben.
fiakousö, das Volk, ir. fialas oder fualas^ auch ca(^. und
lugd.
fighc, der Bart, ir. feasog.
fi mago, der Urenkel, ir. mac vic, der Enkel also in umge-
kehrter Ordnung, w. uir und ?iae, woraus ?iepos.
fito, der Mensch, ir. fear oder öea?i; hun^ das Mensch.
fitobi-bou, weich, ir. feidi^ und bog oder bogiii\ so dass
das japonesische aus beiden zu bestehen scheint.
fosi-sou, trocken, ir. fuar und sug^ lat. siccus^ w. syc,
arm. %eh, gr. li\qQq und aah^qös, trocken.
fosii, verlangen, ir. fon, das Verlangen, daher to be fond
— 49 —
of on, innig lieben. Johnson wusste dies Wort nicht abzuleiten
und Chaucer bringt es nicht glücklicli mit to fonne^ to he foolish
zusammen, was offenbar eine sekundäre Bedeutung von fon ist,
so wie wir sagen lieben und vernarrt sein. Auch im Schottischen
kömmt fon vor.
f ouri-rourou, alt sein und fouroiii^ alt, abgenützt, w. ?/;•,
alt, daher unser ur in Irwelt, Irwald, uralt soviel als alt altj
die Ureltern, Ursache; lüernach dürften wohl jene Erklärungen zu
berichtigen sein, welche die deutsche Vorsilbe mit dem Ur in Ur-
ochse, d. i. Auerochse, Auerhahn u. s. w, in Verbindung setzen.
fouta, zwei, ir. beit, auch ilo, dis, fair, koraid, kupla u.a.
g o , fünf, ir. koiy und kuig, \\. pymp, gr. niyLnz, lat. quinque,
Kero fimf, Ulph. fimf, Tatian. finevi, Otfr. finfi, schw. fem.
g 0 u a t, der Mond, Monat, w.gwail/i, die Zeit, der Lauf, w. Uyad^
ir, luan^ lat. Inna , als Monat w. mis , misgiraith, also die Zeit
eines Mondlaufes. In dieser Verbindung ist mis wohl älter als
^i]v und mensis und ein schlagender IJcweis gegen die Ansichten
derer, welche das Griechische durch die Massilier in den Norden
bringen Hessen. Schwerlich gingen ihie Verbindungen bis Japan.
Inou, der Hund, w. cioii oder ci, gr. xt'on-, corn, Ar/, veraltet
Ä7, plur. khi, arm. kl, kies ^ w. veraltet kicli^ kn^ und luan^ lat.
canis.
isa, die Arznei, w, iuc^ gesund, iagan, heilen, läofim.
iye, das Haus, w, fy, arm. ti pl. ties^ corn. tshyi^ die W^oh-
nung. Im Welsh heisst das Haus auch tiev , die Stadt, EiuAVoh-
nerschaft, treva die Gesellschaft. Treviri , Trier, ist also ein
keltischer Name und die Stadt keltischen Ursprungs. Wenn nun
Ptolemaeus die Treviri ein gallisches Volk nennt, so lässt sich
aus dieser Etymologie ein Schluss auf ihre Grösse wagen und
daraus entnehmen , wie man oft die Angabe der Alten über so-
genannte Völker nehmen müsse,
iynto, das Mitleid, ir. ionckaic.
ka, der Tag, ir. da und /«, was bekanntlich einen Kehllaut
hat; dies, Tag, goth day^ angels. day , daey und fast in allen
Sprachen ähnlich, liegt nahe.
kado, der Gesang, Vers, w. Crtw?/, singen, lat, c«;io, w, catiu,
der Gesang, caniad^ der Gesang, Vers, das Versmachen, Musik,
arm. kana^ ir. kanam und sinnim^ singen , kaind und kaintik, der
Gesang, kyuyd und kaniad, der Vers. Wird das k in kado in
Keltische Studien. 1, 4
- 50 "-
einen Aspiraten erweicht gedacht, so findet auch das gr. aönr,
üid)'] eine leichte Vermittel iing.
Auch dieses Wort sichert ^^ieder den keltischen Dialekten
ihre Unabhängigkeit vom Lateinischen und Griechischen in den
frühesten Zeiten.
kanai-no, ich kann, corn. inös, ich kann, ir. comas.
kanai, sich anfüllen, w. cyvleiiuy, civvlmj ; corn. do leana^
arm. leiuiia, karga^ ir. kovallaim.
kano, jener, \v. yn hunnu^ ev , eve, evo , hi^ arm. eiinan,
corn. honna , hoiUla, gr. viüvoz, iv-uvoc, attisch iXvr], nvo jener des
lat. liunc und t. Das japanische und keltische sind wohl nicht
vom Griechischen abzuleiten, wohl aber einer gemeinsamen Stamm-
sprache in Asien angehörig.
karoui, leicht, ir. kor räch und qorrach.
ken, das Schwert, xx.gen^ Uuin auch syian, w. cle% , das
Schwert; ein kurzes Schwert koly^ Dolch.
kourou, kommen, lat. ciirro.
ki, der Baum, das Holz, ir. kniias, veraltet, auch eo und kia
[?iyiaj; daher y.lg , der Holzwurm, lat. Cfircnlio, das deutsche
Kienholz.
kio, das Buch, ir. kroikean^ die glatte Haut zusammengezo-
gen aus croicne, Haut, und cean, glatt. — axiTo??
kio-nen, dieses Jahr [kiu heute von ka), ir. veraltet eang,
voriges Jahr, w. llyned, arm. voar lene, dieses Jahr, w. y lleni.
kiun, chin. und jap. kiin, der Führer, w. cun^ kouik^ chu-
ning^ der König, ura^.
kokoro, das Herz, lat. cor, gr. xagöia, xijg, yeag, w. callan,
ir. torok veraltet, gotli. hairtho.
kono, konomi, dieser, w. Iiwn, hon, hyn, dieser, und hun
selbst, huiian, derselbe, ai-m, hennes, honnes , w. hunnu, dieser
dort, corn. hana und hedda , dieser dort; in gleicher Bedeutung
wird im Armor. hennes , fem. honnes^ und heman, fem. homan
gebraucht. Die bezüglichen griechischen und lateinischen Prono-
mina sind bereits verglichen.
kyngor, der Rath, av. cyngor nach Lluyd.
koui, essen, ir. kaithim, kauen, ohne Kehllaut itim^ \»i. edo,
i8a, u. die Derivate davon, gotli, ilan^ etim. angels. yta?i u. s. w.
kouni, Herrschaft, Königreich findet sich ausser dem wel-
shen cuji, der Führer, in keinem keltischen Dialekte, aber alth.
— 51 —
chuning ^ chiininc, alts. cuning und in leichten Aenderungen in
fast allen Sprachen Asiens und Europas, mit Ausnahme der grie-
chischen und lateinischen, wenn nicht durch irgend eine Lebens-
anschauung yBvixIiQ, der Erzeuger, Herr und Führer der Familie,
yw!}, die Herrin, genilor und ihre Verben hierher gerechnet a\ er-
den dürfen.
Mit diesem Worte und seinen Vorstellungen hängt innig zu-
sammen
kounsi, weise, klug, tugendliaft, com. Aientog, ir. kusou] im
Welsh ist cim lieb, gütig, anziehend, als Haupteigenschaft des
Führers, der anziehen muss, soll man ihm folgen.
cun wird abgeleitet von c?/, gut, lieb, z. B. mam gii., liebe
Mutter, Grossmutter. Gut gehört also dieser Wurzel an.
kouroi, schwarz, ir. kiar^ i(U\ loch, dorka.
koutsi, der Mund, w. c?/', Oellnung, Rundung, cwrr veraltet
der Mund, ir. veraltet kel, koil, kailre., kab, gulba, men, leil fes,
gion u. a.
mma, das Pferd, w. inarc, ahd. iiiarh, die Mähre.
mago, der Enkel, ir. uu, garvachmak irk^mak dearvru^ara.
ni, in, w. gii , corn. cu-, arm. c , en, er ^ ir. in, iim, an san
und na.
mi, mirou, sehen, w. trenäo, Ireni , der Blick, tremgna,
umher sehen, corn. iniraz-, beim Otfr. nia/'an, etwas öffentlich tlum,
Notker 88,14. irniarm, ausspähen, lat. nilror beim Sali, und Tre-
bellius Pollio in Gallien. 9. ansehen.
mi, midomo, midomoraga, miga, ich, w. mg, my hun,
mi vy Imn, corn. tni, arm. ma^ me, ir. me und ine fein.
meki-kou, sowie, w. nieggs, die Weise, sowie, ir. mar.
min, der Name, arm lin-nien, ir. ainii)i, ainm.
mitsi, der Weg, die Weise, w. mo% , mod , ir. sed., rod,
reim und andere; reim erinnert an Rain.
mono, der Mensch, das Ereigniss, Ding, w. mod, altd. como,
gumat der Mann, gomaheiti die Menschheit.
mono gatari, die Geschichte, ir. kiiad, kua%.
mosou, wohl, arm. mal.
na, nai, nicht, damit nicht, w. na.^ nag, nad, ni, ?iid, arm. ?ie.
naki-kou, weinen, ir. ?ä/n gut, kginim, kg im.
nakou, nakoute, nakousite, ohne, ir. naghai%.
nen, das Kind, ir. nyi%ean,
4*
— 52 -
nigai, bitter, ir. veraltet, nini]lv.
nen, das Jahr, ir. eung^ annus.
nousi, du, ir. tu, ly^ tusa, vv. tl.
sa, der Mensch, ir. dae.
sakaya, hohl, w. cay, cau, hohl; ceyol^ arm. kav , kaOy lat.
cat:ius.
sigoto, die Arbeit, w. gwaith, ir. silt oder syth^ also siyolo
zusammengezogen aus sit und ywalth.
so, klein, ir. suaüL.
sou, der Herr, ir. tor^ hiir und fo.
sitsi, sieben, av. saith^ corn. npilh , arm. seith , lat. seplem
tabe, die Mauer, ir. dae oder dua.
tami, das Volk, corn. und arm. tijt.
te, die Hand, ir. doid^ gemeines deutsch die Dotsche.
tera, der Tempel, ir. veraltet dnrtah.
todai, der Leuchter, \v. dydh^ das Licht.
toki, die Zeit, Gelegenheit, w. adey^ die Zeit, Gelegenheit,
ir. veraltet tugd.
tora, der Tieger, ir. tiohar.
tsi, die Erde, w. tir und tyd.
tsitsi, der Vater, w. lad ^ tadirys ^ corn. ia%^ veraltet lad^
ir. athair^ gaid und gaithean.
wa, wenn, ir. ma^ mas, deutsch Mann, Mcnn.
warai-ro, lachen, w. cwar, ctrarz-, lachen, cwarzn,cwnrth,
arm, cuarsin, koarsin.
Avo kirne, das Gesetz, arm. guicemen.
y oder youron, sein, ir. foyryim.
yama, der Berg, ir. mam.
yasou, yasoui, leicht, ir. iasalah.
yat, ja, ir. seadh, das deutsche ja,
yen, jetzt, ir. Jioinne auch chyn in kyndrychiol.
yori, aus Liebe, ir. Iiuari^ iolori^ aus Scherz, Fröhlichkeit.
yro, das Zeichen, w. aruyd,
yt, der Tag, w. dyd^ dy%, corn. del^ arm. deidh.
ytsi, eins, w. yn^ ynig-, ii"- ynar^ ahd.
zoniij-sourou, corn. ad%an, wissen.
Diese Worte sind nach der Grammatik des Pater Rodriguez
zusammengestellt und weichen nur in \\enigen Punkten von dem
Dictionnaire des Collado ab. Letzterer schreibt statt tabe : kabe
— 53 -
und ähnliche, woraus hervorgeht, dass die d und t mit g und k
wechsehi.
Auch die Untersuchung der japanischen Ortsnamen, verglichen
mit den Erklärungen , welche Ritter in seiner Geographie Asiens
gibt, ist sehr geeignet, über den Zusammenhang der keltischen
Sprachen mit dem Japanischen weiteres Licht zu verbreiten. Um
nur Einzelnes anzuführen, bemerke ich, dass Nvpon^ d. h. der
Sonnenaufgang, Aufgang des Lichtes, verwand ist mit nwij ^ der
Glanz, die Lebhaftigkeit, das Leben, von nw ^ was ausstrahlt,
durchdringt. Der zweite Theil poii findet sich gleichfalls im
Welsh, in der Bedeutung von Ballen, Blase, aufgeblasen. Im
Jahre 671 unserer Zeitrechnung schickten die Niponesen ehie
Gesandschaft nach China, wo sie erfuhren, dass ihr Reich nicht
üo sondern Schi pen, in japanischer Aussprache Nipon, das
heisst Sonnenursprung heissen niüsste; sie sahen es ein. Dies ist
der Bericht Mantuanlins, welcher durch die japanischen Annalen
bestätigt A\ird.
Vorher Avar also Nipoii den Chinesen nur unter dem Namen
Wo oder Uo bekannt, d. h. die Schauminsel nach ihrer Sprache.
Im Irischen findet sich nun ufui und uanan neben sgeim als
Bezeichnung für Schaum, was einen Zusammenhang beider Spra-
chen erwarten lässt.
Den Ausdiuck Schauminsel haben die Japanesen für die vor-
züglichste ihrer Inseln beibehalten , weil sie von Klippen und
einer sehr hoch gehenden Brandung umgeben diesen Namen ver-
dient, und sie darum in ihrer Sprache üwu dsi simu, gewöhnlich
Äwasino-sima, genannt.
Nun heisst im Welsh aw das Wasser, die Fluth, Strömung,
der Zug, in letzterer Bedeutung verwand mit (iura, die bewegte
Luft, w, aicell der Luftstrom, griech. atlla der Wirbelwind. Was-
ser heisst auch w, und ir. /o, mit obigem Uo verwand^ ebenso dwi\,
das griech. v^mit.
Sima hängt mit dem w. sin die Oberfläche, sitidu, was auf
die Oberfläche getrieben, in die Höhe gejagt wird, die Asche,
cinis, cinid, der Schaum zusammen.
Die Chinesen nennenden Sonnenursprung, d.h. Aufgang /Sc/m-
pen. Im Irischen heisst Aufgang, Ursprung pefi m'amen, auch
bun, bunad, bunadhas ; im Wesh ist bun die Frau, griech. yvvri,
— 54 —
und biin sehr ähnlich einer geineinen Bezeichnung der weihlichen
Geschlechtstheile im Deutschen.
Ausserdem heisst im Irischen hau auch das Licht, der Glanz,
griech. qpwü'w, (paog.
Die Fürsten heissen dairi ; toram und tiurighnim bedeutet
im Ir. herrschen, das Reich tyrnas, corn. tiyarnas.
Im Welsh gibt es ein Zeitwort (}ai\ über einem sein, erha-
ben sein, daher dar die heilige Eiche, griech. ^ovg.
Seit 163 vor Christus erhielt jeder Fürst als Ehrenname ei-
nen sogenannten Jahrestitel, nUm hao, japanisch ncngo. Der Name
heisst im Welsh henw, arm. Ikuw, jaj). hao. Neu bedeutet Jahr,
ir. eaiu)^ lat. anmis.
Die Insel Kiu-siu würde auf deutsch die der neun Pro-
vinzen oder Reiche genannt werden müssen. Im Welsh ist
neun naw^ corn. nau., arm. nao . ir. n'uj , und Provinz w. swy%
von swy^ das Reich aber ywlad^ chinesisch kao ; daher heisst
Japan bei Raschid-eddin, dem berühmten persisclien Geschicht-
schreiber, welcher gegen 1290 sein Werk schrieb, Dschemen-ku.
Auf diese Untersuchung führten mich die Erklärungen, welche
Ritter seinon japanischen Ortsnamen beifügte. Hätte mir ein ja-
panisches oder chinesisches Wörterbuch zu Gebot gestanden,
dann wäre die Ausbeute sicherlich grösser und der Reweis kräf-
tiger geworden, dass in Asien, dem Mittelpunkte der Menschen-
ra^en und Sprachen, der Grund zur Verwandschaft zunächst ge-
sucht werden müsse. Auch Sicbolds Nipon oder Archiv zur
Beschreibung von Japan fehlte mir.
Jm Jahre 1772 gab der erwähnte Charles Vallancey „<^w^
essay an tlie antiquUy of the Irisli langjiaye be'mg a collation
of the Irish tcilh the Puiiik langaage'-'- zu Dublin heraus. In den
Jahren 1781 — 1783 verölTentlichte er mehrere Werke, worin er
die irische Sprache mit der chinesischen und japanischen verglich,
und 1801 erschien von ihm ein ^^Prospectiis of a dictionary of
the language of the ancient Irish compared with the langunge
of the old Cuti or ancient Perstans. Dahlin}'- Vallancey ist
vielfach der Abentheuerlichkeit geziehen worden; meine Unter-
suchungen werden um so mehr dazu beitragen , seine Arbeiten
zu berichtigen oder in ihrem Werthe erscheinen zu lassen, als ich
sie noch nicht einmal dem Titel nach kannte, Avährend ich das
Japanische in die Vergleichung zog.
— 55 —
Die keltischen Dialekte im Tcrgleicli mit <len kaiika-
sisciicn.
Da eben die japanische Sprache mit den keltischen Dialekten
verglichen und ihr Zusammenhang nachgewiesen wurde, so möge
nun die lesgische Sprache mit ihren Dialekten unter den Bewoh-
nern des Kaukasus in Betrachtung gezogen werden, um auch hier-
durch wieder daran zu erinnern, dass der Ursprung der keltischen
Dialekte in Asien zu suchen und lür die Erforschung der alten
Sprachen eine breitere Basis zu gewinnen sei.
Der Knabe heisst auarisch uas^ ir. und arm. guas^ wcrchotu-
risch tiiskiim.
Der Ehemann andisch kunta^ corn. kans iir^g.
die Hand in Kabutsch koila, ir. grodh.
das Blut samoj byei^ corn. gugd.
die Kälte in Dsar chualschala^ w. egican,
der Wind andisch ;//«c, ir. meas^ samojedisch nuüsi; bei Tii-
ruchansk im Samqjedischen charru^ finnisch kurrja der Sturm, w.
gicarnvor.
der Tag, andisch tch%al^ oder tljel., corn. det^ und de%iJ.
das Jahr bei den Dido tlebi^ corn. bledhan^ oder blidJien.
das Wasser in Chunzag htlim., bei den Andi Jtlleii, in Ku-
betscha Izin^ in Dshar cliiin^ bei den üstiaken ing und eng, ir.
«w, ean, lo, Ina, easlong, alle veraltet.
der Fluss nach Jornandes var {quae lingiia sua Hunni var
appellant cap. ö^), chunsagisch or, uor , w. gwarsor die Flut,
Woge.
Hiernach dürfte die eben angeführte Stelle: ,,pais Ihmno-
rum in fiigani versa eas partes Scgthiae petiit, quas Danubli
aninis ßuenta praetermeant , quae Ungua sua Hunnwar ap-
pellanV^ um so gewisser in Hunni Var zu emcndiren sein.
der Sand andisch kern, geht über in kair, kora, c/iora, Jaro,
w. gro, graian, arm. gruan, ir. grothal.
der Berg auarisch mar, nieer, ir. veraltet mam der Hügel.
der Dampf auarisch kni, w. gurts, ostiakisch kwoe , arm.
groes.
die Tiefe in Chunsag gwoaride, w. geruyn, mor-geruyn,
dyun-vor.
das Feld andisch cliur, ostiak. char, vi. cae.
- 56 -
die Fliege chunsag. neki, \\. ednogyn.
der Ochse auarisch oss, com. udzhcon^ veraltet Oflioti, ir.
veraltet Offh oder az.
das Pferd andisch /cofn, koto^ ir. veraltet govar, w. veraltet
goruy% {gorwydh).
die Katze aruar. ketOj getu^ \v. cath, com. kalli^ arm. kas
ir. Ä:«A
die Maus in Chunsag imik^ andisch inku^ \v. Uy^odeii, oder
Uyngoden^ arm. lloden^ ir /?^c//, oder /?^«^, auch gallnch^ eine
grosse Maus, Ratte.
So Mie sich im Griechischen xKfT«, die Katze, findet statt uü.ov-
Qoc, so auch ya).)), yah~j ßöiovoa in der Bedeutung von Wiesel,
Katze, Ratte, also mit dem Begrifie des Rauhthieies.
das Ei auarisch hnno, /tono, bei den Karagassen heng, ir. ngh,
spr. nng.
das Brod andisch gan, w. dara, corn. öara, bara kau ^ arm.
hara kan^ wo also die Worte tautologisch zusammengestellt sind.
der Dieb chunsag. karnisch^ inguschisch koar ^ Mogulisch
kair^ wotjaläsch kiirok^ w. hericr^ \v'omit unser verheeren zusam-
menhängt, denn hericr ist ein Flüchtling, einer der Beute zu
machen sucht, der stiehlt u. s. w., wie das französische marau-
denr, marmide^ vol commis par des gens de guerre dans les
environs du canip^ ou en s'ecartant de larinee. Dict. de l'Acad.
frang.
der Fussboden chunsag. kunisae, samojed. am Ket lern., in-
batzkisch /«w, cor. ler., lor^ ir. lar unser Flur in seinen beiden
Bezeichnungen.
das Schiff samoj. onö., ami., gino^ ir. w///, naoi. navis, vuvc.
alt auariscli /lermt, chera?f^ w. /len ur., der Greis, henmigur.,
henurach.
gross chuns. cIialladtL ir. veraltet all oder oll; ostiakisch
helle., eile., ille., w. helaetk.
klein chuns. chitgna, sonst tina, corn, bian., und bihan., ir, min.
weiss chuns. kahab^ ingusch' kai^ kain., w, gwyn., corn. ver-
altet guyn., ir. geal.
roth andisch tri., hiri., w, gyridoch.
gut, schön chunsag. chlik, tschuwaschisch laich., ir. veraltet
gle., w, teg schön , corn. leg.
gut im Andischen %ons., w. da., daionys.
— 57 —
hässlich auarisch knesclh arm. <f(iro^ (fuero.
der Mensch auar. tschi, cor. ten^ plur. tiz, arm. ten] plur.
tyt^ ir. veraltet ^/rt/?; ^*c//^ hat im plur. adamal; so hat tscheshu^
die Frau, im plur. rutschabe^ also ganz verschiedene Formen.
„er ist" heisst auarisch bmjo^ \v. bod sein, baech ihr wäret.
auarisch bugabi es sei, w, byddnt, sit, esto.
auarisch jugo er war; auch im w. wird in der (ert. sing.
ein 1/ vorgeschlagen, darum oedd er war, und gdoedd, oder gtoed^
ylhoed.
sprechen auarisch avila^ w. Ilarar ^ ir. agallaini.
dein auar. ^//f/', w. ///, arm. ta^ ir. ^ö.
ein jeder auar. hab^ w. pob ijii^ pob petli. arm. peb liini.
uns andisch isc/iim, auarisch w/67/^;-/.y/, Dative vom auar. w/*//,
andisch ?///////, wir w. ;//, /y///, ir. sliiim.
auf auarisch ^;/^/c?. andisch «/, w. ,^/i <;/, ir. du, und auar.
^«, ir. agis.
auf andisch ///«, w. yn He.
er auarisch /(»o?^, sin&. hegen, \\. In, yn hunnu, com. hat Jioiina,
hodda.
in andisch //V/, w . yn Ue, also auch Lebereinstimmung in der
Aussprache des // im Weish und dem Andischen.
er anzug hadab, in Dshar ebenso, w. hl, corn. hai, hodda,
bei den Ckassi-Ckumuck täh und bei den Akuscha heich.
ich chunsag. dnn, ebenso Anzug und dschar, and. den, teil
bei den Dido und Insso di, Ckassi Chumuck na, Akuscha du, \\.
mi, arm. ma, niu junan.
ja anzug. e, dshar. ei, chunsag. asslu, dschar. chadin, w. ie,
veraltet echre, corn. ia, hudtli, ir. achd as kora.
nein anzug. gTirt(, and su, zu, did. anu, ckassikam bakari,
ir. ho, w. na, nag.
sie, ////, bei den Dido und insso shedwi, ir. shud, bei den
Chassi-Ckumuck //, ir. shi.
sie illa, chunsag. chtidu, ir. nd das, da.
über andisch galla, dshar. tdd, ir. /«/-, ??//;-, arm. varlae.
viel bei den Chunsagen und X\dSQ\\jeinere,\\. mawr, llawr,
arm. meyr, ir. ///o/*, iomdha, deutsch mehr.
wer andisch ^c/m, bei den Ckassi-Ckumuck 55?/, w.puy, arm,
piu, andisch imago, ir. i^r^.
— 58 —
wo chunsag. ku^ dshar. kiwatscJm, and. inuki, w. pa^ pan^
arm. jua^ po^ ir. Ay/, kaü^ go^ wcsshalb, von woher, gur^ ionnys.
eins no, za, kos, zis. ssa, ir. veraltet ke, ackd.
zwei kkigo^ kona^ kkuva^ koii, w. day^ duy, arm. doii, ir_
do^ kupla^ koraid^ kuingir.
fünf yku^ ckewu^ ckujal, ir. kuig^ koig.
Auch mit den mizdshegischen Sprachen, den Dialekten der
Tschetschcnzen, Inguschen and Thuschen, welche zu den ältesten
Bewohnern des Kaukasus gehören, lässt sich das keltische Sprach-
gebiet in Vergleich setzen, und schon wegen ihres Zusammen-
hangs die Ansicht des Grafen Potocki und Pallas zurückweisen,
welche in diesen Vollmern Keste der Alanen sahen.
der Mensch tsch. steg, th. stag, ir. dae.
das Volk tsch. naack, \r. knch.
der Kopf tsch. korte^ kjorta^ ing. korte^ th. körte, ir. ver-
altet gart, kuth.
das Gesicht tsch. iock, iucke, corn. veraltet envock.
das Auge tsch. berik , ing. berg, th berka , ir. veraltet
dcark, gr. ^s'^xd) sehen.
der l>iund th. hak, tsch. bagga, ir. kab, Mund, Lippe.
die Zunge tsch. mot, mnt, w. morbeii.
die Hand tsch. knig, ir. veraltet kib, ing. kuig, ir. glak.
der Fuss tsch. kog, ebenso ing. und th., aber ir. kos.
die Brust tar, a\. teth.
der Bauch gee , g/iiki, by/ki, yv. bry , ir. biia, auch bo/g,
der Balg, und geosan. Der Kücken seh. bnkg, ing. buko, deutsch
Buckel.
das Herz dugk und dog, ir. veraltet tork.
der Seh weiss hazer, corn. u. arm. Az^e«, deutsch schwitzen.
der Knochen tsch. diaeckk., ing. teckk und dsul, ir. veral-
tet seik, tiick und tek.
die F c der pluma, tsch. ?7c//, ir. ^'Z/^, ;//m eüY^, daher ite
iteog, eiteog der Flügel, daher die Eidergans, Eiderdune.
der Flügel tajN, w. aden, ir. sgiatkan.
der Schwanz %ogii, altd. %agel.
penis ten, in den drei Dialekten , av. kyn-fon und cunnus
gleichfalls in allen biit, einem gemeinen deutschen Ausdrucke nahe
liegend; bun das Weib, weiblich ir, veraltet bilhe, auch toth.
die Biene th. putkar, ir. beack, beathnian.
— 59 —
die Fliege ing. mos, ir. nüolt.
der Bock botsch, biirrek, hohe, corn. %Ä, hoch., ir. pok.
die Ziege seh. gase, d. Geiss, ir. gavar, lat. capra.
das Schaf tsch. ^/^A/^», arm. ?/r2 der Bock; in Chumsag und
Dshar ky der Schafbock, ir. yi das Schaf.
der Ochse ing. und tsch. iist, ustu, corn. iichheon.
der Hund tsch. shari, dshaaJi, ing. poe, ir. ^y«^//, w. c. arm.
ci, ki, kei, gr. y.vwv.
die Katze th. Äry/r>, w. c«///, corn. /irt/Ä, arm. kas, ir. Ay/^
und Inf/aire eines .Stammes mit «t'Aoioo.-.
das Schwein tsch. haeke, khaka, ing. hake, th. /^rt, w. ////v/)
corn. höh, lat. *?<*, gr. vc, w. mo{-ut, deutsch die Mucke, ein
weibliches Schwein.
das Pferd tsch. gaur, av. veraltet gorwyz, ir. veraltet gn-
var oder govar.
das Kamel tsch, ankel, ing. ^<^?r«, th. aklain, ir. /^r/»«/.
der Hirsch tsch. sei, th. #^//y<', arm. hei%es die Hirschkuh,
ir. veraltet r////t ; arr und seavrbos der Hirsch.
der Hahn tsch. ?^rt//, w. arm. corn. cclUog, keilog. ir. ver-
altet gal, lat. gallus.
das Huhn ingusch. kualam, av. /r/y, ir. kuark, kenrk.
die Taube tsch. k'mkn, ing. /iö/f, arm. A »////, ir. Ä«///z.
die Gans tsch. Av;*, ing. gash, th. bata, tart. cAr/*, georg.
bau, AV. gwgz; deutsch Gans, corn. /7?/s oder </?;^///, arm. goa'z,
garz; ir. geath, garira, der Ganser.
die Ente tsch. bat, w. hwyat, corn. ^«3, veraltet Äo^^, arm.
?<«/, haat, gr. vj^tr«.
der Weizen tsch. ka, th. r>//, av. gwenith, ith das Korn,
corn. gwanath.
der Hafer tsch. A^'«, av. i. corn. arm. ceiu^, kerch, koirke.
der Baum che oder chie, av. coede)i, cor. guedan,m'm.gne-
%an, ir. hrann, veraltet kyvas.
der Ast tsch. gjanesch, ing. ^//r;?^, ir. ^<?rt^, beangan veral-
tet </«*.
das Kraut, Gemüse, buz, jol, ir. bustal, lat. ö/?<*, corn.
Art«/, deutsch Kohl, av. caid.
das Heu tsch. jol, w. dollir, das Wiesenland von r/(// und
//;•, das Land.
- 60 -
das Ei Isch. clma^ ne^ arm. ?«', Ei, ir. ugh^ w. tüij^ corn. o«,
th. gaga, engl. egg.
das Fleisch tscli. gishik^ w. nV/, arm. AvV/.
Wein ingiisch. und Ihuscli. wün, w. gicin^ arm. //zm«.
Butter ^/rt//^, ii-. kalteog und paiteog.
Honig mos^ corn. veraltet w/ö^/, jetzt niel, so das arm. «^?.
lat. und griech. Wort.
das Feuer t%e^ ir. gz veraltet.
d e r R a u c h tscli. kü/\ ir. sorn für scorui'?), dtsch. der Schornstein.
die Kohle tsch. /iarru, ir. veraltet gorr.
der Pflug gotan, gulan, gofanger, w. «r«^/, //?/?^s arad
der Pflug, der entwildert; gotmi kömmt in „jäten" wieder, und
a?'a(l im Lateinischen und Griechischen.
der Acker tsch. u?t, ing. kaascli^ w. cae.
d er ^V^ e g , 7iik, ir. rt/i«Ä\
der Wald kün^ w. lltcgn.
der Berg tch. /«w«^ ing. lamarlsch, th. kniati^ ir. veraltet
//m/W, /li;flr/7^ ///o^«.
das Schiff tsch. gdlai oder gaalai^ ir. galcir^ fr. galer e.
das Leder /»«/irt, ir. veraltet /i«;*^ und kadhal.
das Tuch thuschisch mmidi, arm. mether.
der Vater r/«, thusch. ^/^^«, corn. veraltet /«^^ jetzt /«r-,
arm. /«r/, av. tad., ir. athair^ goth. rt^^«.
die Mutter //^fw« in den Midzshegischen Sprachen, bei den
Dido eiina, tart. «/m, ir. nalng^ auch //?«///, wie in den übrigen
Dialekten,
der Sohn tsch. und ingusch, iin^ ir. luan^ veraltet.
der Knabe tsch. kanat, ir. makain^ yv.geneth das Mädchen.
der Greis tsch. kan maile ; kaii heisst alt , darum kein
istin eine alte Frau; im Welsh hm alt, daher Mn ür der Greis,
corn. den.
leicht tsch. dai.^ thusch dani.^ arm. skan., vv. bycan.
gross dakko, ir. veraltet di.
rein zani, w. und arm. glan.
das Meer tsch. c/iort, ir. veraltet go, gaot/i, ingusch. ßirt,
ir, feairrge.
die Fluth malar^ eigentlich grosses Wasser auch dochon-
chi^ ir. muirlan von muii\ die See , und /«/^, gross , voll , auch
lan mara, Vergl. Mälar-See
— 6t —
der Tag tsch. deni, inguscli. den^ th. tcha, w.dpz-, lat. dies,
corn. veraltet def, arm deh, de in der Zusainniensetzung im Com.
früh am Morgen tsch. jor?n , mii. ^\. bore der Morgen,
früh, ebenso boren und boreuaw.
der Abend tsch. surracJi, ungusch. sehe. \\. *^/" die Sterne,
selrian das Glitzern, Funkeln der Sterne.
der Frühling tsch. //?/;>/, ir. earrach.
der Winter ai und tli. «//, w. ijauav, sprich (jaiow.
der Stern th. lern, w. ser.
schnell tsch. heste., ir. klisle.
langsam tsch. meleschen, ir. mal^ inguscli tscliuarte, w.
diüw^ surtli.
der Schnee la, loa, Ina, ir. Ia%.
das Eis tsch. schd und pscha, w. <V/, «V/^w.
der Blitz ingusch. dekuka., ir. /irtfj;*, zusammengezogen kyr.
das Gold th. «Ä'^r, georgisch okltra, lat. imrviv, w. mir
und 0?/;,, corn. «?/r, ir. or der Okcr, Okergelb.
schwarz ardshi, ir. ÄvV?/', veraltet iar.
weiss th. kuin, tsch. kain, w. (jwijn.^ ingusch, Ä:<?//. m'. gwy.
grün tsch. //«, w. //^y?/.
der Herr tsch. aelu., corn. arleth.
der Tod thusch. /<'/, ingusch. /^^^, tsch. walar, w. //^«7*.
gesund tsch. moijusch., aim. 7/?<^^r?.
die Hitze ingusch tan., pnclie, ir. /^^ff* und ßnchadh.
Ein Aveiteres höchst merkAvürdiges Volk im Kaukasus sind
die Osseten , wie sie die Georgier heisscn ; sie selbst nennen sicli
Ir oder Iri, und ihr Land Ironistan.
Aus den Untersuchungen, welche Klaproth in seiner Reise
nach dem Kaukasus Bd. 1. Seite 66 über den Namen und die Ab-
stammung dieses Volkes angestellt hat, ergibt sich, dass das-
selbe aus Medien in seine neuesten Wohnungen gekommen ist.
Es nennt , wie bemerkt , sein Land Ironistan, und sich selbst Ir,
Iri, Iron. Nach Herodot nannten sich die Meder ehemals Arianoi,
und der Theil von Persicn und Alt-Medien, den sie ehemals be-
wohnt hatten , heisst noch jetzt Jran.
Silvestre de Sac}' erklärte die persischen Inschriften von
Nakschi-Rustam und Kirmanschah aus den Zeiten der Sassaniden.
Hier wie auf den Münzen dieser Dynastie heissen sie Beherrscher
von Iran und Nicht-Iran, die Könige der Könige von Iran.
— 62 —
Der grössere Theil der ossetischen Sprache ist medisch, und
der Rest hat nach Klajjroth mit Iceiner bekannten Sprache eine
Aehnlichkeit.
Die Partikehi in derselben haben grosse Uebereinstimmung
mit den gleiclibedeutenden medisch-persischen , germanischen und
slavischen. Wie sich die Sprache zum Keltischen verhält, wird
sich aus dem Folgenden ergeben:
ehe oss. rasde?., \v. ?'hag^ corn. und arm. rag, ir. 7la, riav,
beide veraltet , und roive.
an oss. iu\ w. wt/sg, an, die Bewegung gegen Etwas.
unter oss. äfon, ir. fnri, fgi, fo.
nach oss. c/i?ison, corn. luhlia.
von oss. ?/5, pcrs. as^ ir. a, na, w. iurth^ corn. north.
wo oss. kafni, ir. /ca, kaU/i , in den übrigen Dialekten
pa, pan.
hier oss. am, w. yma, veraltet yniau, corn. ymmu, obnia^
arm, anian.
da oss. kc/iäd, w. veraltet gngo, yngod.
auch oss. nag, nogi, arm. hag, ir. neo.
und oss. am, w. a, ag.
aber oss. a%i, corn. %■:.
damit oss. oma, \v. o na bae.
nichts um., ir. naivin, airin, cor. «/ nebtra.
alle «//, w. o//, cor. ol, arm. oll, ir. z///^?.
oder awi^ w. ^Z* ^z'-
die Welt, die Erde basste, w. byd, corn. Ä^«, «w byz-,
veraltet en byt, arm. bei, ir. ^?/s veraltet.
der Wald kchad, w.coed, corn. /»^s veraltet Ä/«7, arm. koat.
der Sumpf s«^/, ir. srath.
der Acker Ä?w^, w. cae.
der Berg chogk, ir. ä^oä, pers. AoÄ, pelwi Ao/!
der Hügel tpirr, ^^x. bre, ir. bri.
das Wasser r/ow, dun, w. ^/^^/• das Wasser, der Strom,
vv. tonn die Welle, ir. tonn, veraltet tot.
der Tropfen tadsinec, ir. daguenik.
oben nlag, w. uw^latc.
der Wind demgali, tvaad, w. f«^'«, pelvv. 2^?«^, pers. bad.
der Regen ivaran, uaran, kurdisch und persisch baran^ ir.
forrin^ fearthain.
— 63 —
der Thau clialas^ pers. ds/iala^ w. gwl, feucht, nass , gw-
lilh der Thau.
das Eis ich^ jick^ pers. jech., im Decan jnk, w. ia^ iaen,
corn. klicld.
die Zeit khuttug, ir. luc/it^ titclid.
täglich bonthi^ w. hob dy=z jeden Tag.
die Na eilt c/ioss, pers. scheb, ir. A^', A'^o w. eis.
der Anfang flz%(ig, ir. tosacli.
früh ;y^^//, ir. ^/-«/A.
der Name /«o/?/, pers. ?<o;/^, kurd. luiDe ^ sansk. naina ^ in
Bengalen juiam., lat. iioiiioi^ ir. aüiiin.
der 13art öoso, arm. ä^//7>
der Schnurrbart ;7C///, kurd. ;vW/, pers. ;7*cA der Bart,
arm fri die Nase.
Im Lateinischen heisst bekanntlich os der Mund und der
Knochen, im Ossetischen heisst dsug, dsig der Mund, und im
Irischen seih und /?/A:, beide veraltet der Knochen.
die Lippe bül^ kurdisch lew, persisch leb^ lat. labliini, \v.
gwei'yl, arm. giicol^ 'w. libar und klab.
der Zahn dendeg, dendak, pers. dendan^ beng. dant^ pehvi
dandan., schwed. fand, \\. dant, corn. danz- , veraltet d<m/,
arm. ^/^/2/, lat. dens, gr. o(^üi,- oder üÖoh'.
das Ohr ckuss, kurd. .if/ö//, pers. gi/sc/f, pehv. gosc/i, ir.
kluas, w. c/(5/*/, gr. ;<Aiw ich höre.
die Wange fusste, pers. ^v/c//, kurd. r?^, w. gniz- , ir.
die Kinnlade ?'o?/*^ w. gruz, corn. ^rys.
der Hals bar sei, ir. hraghaid.
das Genick mD%egato, arm. gnzuk.
die Brust ;o«^, w. 6/"ow.
der Rücken kildim, ir. A?//.
das männliche Glied ////^ ^^ . (y///.
die Hand kuch, koch, pers. kuf^', ir. A//y; /" und ch werden
oft verwechselt; w. angad, bengal. angii der Finger, pers. an-
gusclit, gleichfalls der Finger.
die Schulter, %euk\ ir. ionka der Nagel, Huf.
das Blut thug, w. giiaed nach Lluyd, arm. guyd veraltet.
das Fett ßii, corn. teil, arm. teo fett.
der Urin misinhago, kurdisch 7niz-y ir. myii.
— 64 —
der Kotli lach., chai^ luird. ghu^ pers. ghu^ ir. kladach^ w.
llaid, ir. ladt ach.
der Seh weiss ched, kvird. c/fo^, r//ö, pers. c/zo/, w. r//;;/*^
corn. und arm. cJinez-^ und Itiies.
die Hecrde konllt^ w. cw?y^/ von Wölfen und Füchsen.
das Pferd bacli, w. e^/r// veraltet hoc/i.
das Schaf /?**, fass., corn. davas^ w. dnvad., lat. o?^/.?.
das Schwein c//?/^, pers. c//?/</, w. //^^f, corn. holt ^ veral-
tet hoch.
die Wolle .^?/w, w. gwlan.
der Hund Jcchnds^ av. c/.
die Katze gada., gadi ., w. f«M, corn. kalh , arm. Ay;*,
ir. Ä'rtA
der IJär r/;%9, kurd. hartsch., pers. chars., lat. vrsus, w. ^/r///
corn. o;'*, ir. ursan.
der Fuchs rmoas^ pers. rnbah, ir. r/mr-.
die Henne khai'k, ir. keark, av. ?V/r und <//V//', corn. üV//".
die Gans kchas, kurd. c//«*, w. chwgz, corn. giidh, arm.
//o^/!5, //r//s, ir. geadh odnr ^^r/s.
Diese wenigen Beispiele reichen wohl zur Unterstützung der
oben gestellten Behauptung aus.
Auch mit der Sprache der Polar-Amerikaner in Asien, so
weit Klapioths „Asia Folyglotta" den Stoff lieferte, hängt das
Keltische zusammen und beweist zugleich, dass Amerika von
Asien seine Bevölkerung erhielt, wie das die Inselkette des Ka-
tharinen-Archipclagus der Vermuthung so nahe gelegt hat.
Die gi-ieclilsclie Sprache verglichen mit dem Keltischen.
Ich gebe im Nachfolgenden die Wurzelwörter vom Initialen
A ziemlich vollständig; sie werden hinreichen, den Zusammenhang
der keltischen Sprachen mit dem Griechischen nachzuweisen, so aa ie
die folgenden Untersuchungen über die Mythologie und Philosophie
der Griechen einzuleiten und theilweise zu begründen.
Das (/ privativum der Griechen findet sich im w. ««, deutsch
un; in der Bedeutung von „zusammen, zugleich" wie in uxonic,
kömmt « gleichfalls im W. vor; es ist dann die reine Prä-
position a „mit" und steht auch zuweilen als Konjunktion in der
— 65 —
Bedeutung von „und". Im Deutschen wird bekanntlich in diesem
Sinne ein leichter Wechsel z\\ ischen „und, mit" eingehalten. Auch
das a intensivum ist dem W. eigen, z, B. aöall statt pall, der
Mangel.
uü^b), ich athme mit offenem Munde, verwand mit «w und
(xvo), ebenso mit ayio, a'Ccüyo), u^aa ,■ w. a(/t/l, der Athem, bei Kero,
Isidor atmu und adnm, angels. aethm. Das (iriechische «r^uöc,
MT/nJ, ui^lg, Dunst, Dampf, gehören hierher.
Im Irischen ist athmen, dünsten hiirini baladh^ lat. halare,
halilus. Der Dunst, simiid: im Deutschen prov. schmutig oder
schmudig besonders bei Gewitterluft.
«/5«J, lat. abaciis ^ Cat. R. Rust X. 4. ein Tisch, eine Platte,
w. bac^ banc^ isl. beck ., angels. beuc ^ deutsch bank u. s. w. iV"
ist bloss der begleitende Naselaut des k und wird nie stören.
Das w. baue ist auch in der veränderten Foiin mainc erhal-
ten in der Bedeutung von Tisch, Fläche, Bank zum Sitzen.
aß()6Q, weichlich, zart, lieblich, "Aßoa, die Lieblingssklavin der
Hausfrau; w. avrys {a-brys^ nicht schnell) langsam, schmachtend,
zart, träge. Mit der Grundbedeutung a-brys steht in naher Be-
rührung Aeschyl. I^ers. 1077, wo er die Perser ußQoßäiaq, d. i.
uß^a ßuivovjag nennt. Die Bedeutung glänzend, prachtliebend ist
später entstanden.
ixßQvvb), weichlich nuichen, uß^vro^ai, ^\ eichlich leben, sich
putzen, hofförtig thun; w. arryw, unnatürlich, ausgeartet, avry-
wiad, die Entartung, avryiüiiw, entartet sein, ausarten, avryvioyh
rauh, roh ^^erden
Im W. gibt es noch einen zweiten Ausdruck für entartet,
nämlich lledryw^ der Zustand der Entartung, entartet, gemein, von
llad^ halb und rhyw^ die Art, daher das deutsche „liederlich"
isl. glidur legr ^ was man bisher vom w. llodiy ^ lüstern, schw.
ludra^ locken, sansk. las lad^ lustig sein und lat. laelor^ abgelei-
tet und darum auch theilweise „lüderlich" geschrieben hat,
uyaO^oq, gut, nach den Begriffen der Alten gewiss zunächst
tapfer, da ihnen hierin der grösste moralische Vorzug lag und
liegen musste. So II. I. 131. wozu der Scholiast „to bk uyn^oi
üi]Halvu xixl TOP viv5()Hor, xul toj' if Quvipov , y.ul tov öixaiov. Im AA .
hat man cadu^ kämpfen, fechten, cadw, der Schutz, cadwailh, die
Schlacht, cadrwc , die Tapferkeit, cadwr , der Krieger, cndyr,
tapfer, stark, mächtig.
KeUische Studien. I. 5
- 66 -
Cadres^ die Sclilachtlinie, frz. les cadres des ofßciers et
sous-ofßciers attachcs anx compa(/nk's^ en tiuil quils s(mt des-
tines ä diriger et tinir ensemble les soldats^ qui les composent.
ayav, solir. ir. f/o-ha?i , sehr, l)ci Acschyl. Sept. 813 so viel
als TKxvTfXüjg, TTuvv iiacli Hes} eh. Im Irischen ga?i deai\, ohne Wi-
derrede; das Griechische ist somit elliptisch.
ayuroQ , zerbrochen , nach Zonaras kurzes Brennholz , w. ac,
der Stamm, die Wurzel eines Baumes; /tac, der Schnitt, Hieb, die
Hacke, hncimo^ hacken, klehi maciien.
ic/Hvoc, sanft, zahm, mild, ir. veraltet adflhean ^ w. gwar.
tlyuM, ttyctnucxi, uyt], hei Homer staunen, be\vunde.rn, neidisch
sein, zürnen, w. (icas, voll Hass, von ras ^ der Hass, ann. cas^
cassoni. ir. gas. der Zorn.
aycd^iu, Zierde, Schmuck bei Homer, w. acain^ jjrächtig, schön
geziert, ir. idlle^ arm. c'mcla.
ayyilXta, verkündigen, ir. sgel , die Botschaft, sgeala^ Neuig-
keiten, sgeaJ^ der Bote, auch gUla lurais^ fear *//^// und ähnliche.
ayyoi, das Gefäss, ir. veraltet uii und lau. Ausserdem -amiii],
corn. kavat^ ir. stava.
(tyyQt^w, reizen, Schmerz machen, vyyQii, der Schmerz, arm.
eiligen und poa?i, der Schmerz, ir. (f//gar, auch jdan; poena ge-
hört zu dieser Wortfamilie, ebenso Reiz.
uyybw, ein gallischer Spiess bei Agathias, ir. go, ga, got/t,
arm. guao oder laus, w. gicagu, letzteres veraltet, der Spiess,
die Lanze.
aytiiiM, heÜQXn.'iv. sgeiriin, sgirini, iarrain, w.cardolln^ der
Bettler, cardawd, die Liebesgabe von car und daivd, die Gabe.
M/ f A « T /; s , der Knabe in Kreta und Sparta, ir. gilla oder giala,
arm. giias. auch vv. givas^ der Junge und gicas herlot^ ein tölpel-
hafter Junge, herlot von llwad, der Bube; daher Lotterbube in
einem fteilich andern Sinne; das zweite Wort bildet die Ueber-
setzung des ersten, wie oft sonst noch. Adelung Hess sich in
seiner Mühe, eine passende Erklärung für „Lotter" zu finden, von
dem vaiia toqmuitiir des Notker Joter chosont sie'''' bis zu „La-
ster'^ fortziehen.
uyili], die Herde, Menschenmasse, M^ aig, die Herde, Truppe,
Kompagnie, ebenso algo im Gascognischen.
nyiQO)xoq, bei Homcr sehr geehrt, ruhmbegierig, vorzüglich;
— 67 -
später im entgegengesetzten Sinne wild, stolz, — offenbar zwei
verschiedene Worte.
Nehmen wir nun die erste Bedeutung, worin es Verwand-
schaft mit yiüug t/cj zu haben scheint, so nähert sich im W. dem-
selben bloss ffor , was höher steht, ebenso iforu{\ das Ueberge-
wicht, die Herrschaft, der Fürst, goriic^av ^ was erhaben macht,
gortiviwkieth^ der Triumph.
In der zweiten Bedeutung tritt gor oder ger wieder hervor,
^ö;7/7,y//A sehr (gar) \^ild, stolz, übermüthig; sMqt wglU oder givgllf
und (o/ug stehen in keinem Zusammenhang; dagegen heisst im
Welsh üvdhercawg^ geehrt, anlhervogi oder arzercogi^ jemanden
sehr beehren, auszeichnen. Bei der Beurtheilung darf man nicht
übersehen, dass d im w. ebenso seinen Hauch hatte, wie ;• in den
beiden Sprachen, dem Welsh und dem Griechischen.
ayog oder üyog, die Sühne, Ucinigung mit dem abgeleiteten
Worte ayvi'Cw, reinigen; ir. mag (mhag), rein. In wie fern ioc
die Vergütung, iocani^ zahlen, ertragen, dulden, aushalten, ioc
slai?t, der Balsam, das Linderungsmittel, hierher gehören dürfte,
vermag ich, aus Mangel an Mitteln, nicht weiter zu untersuchen.
ayKioTQov, die Angel, w. gist, gebogen, gestyngu, biegen,
cw, gekrümmt.
uyxvfil'CM, bei Aristophanes einen Fechterstreich spielen, ein
Bein unterschlagen, weil es aus Enpolis durch xä^iipai xov noSa
erklärt wird. Im W. heisst angliyrhae%^ wer sich ausser dem
Bereich gestellt hat, atighyrhaezadwy dem man nicht beikommen
kann. Es harmonirt also mit dem Ausdrucke in der Stelle bei
Aristophanes. Denken wir uns de» Hauch des (> in ayy.iQli(x) stär-
ker als den spir. lenis, so stimmt dieses Zeitwort genau mit dem
w. atighyrc überein, welches unnahbar, einen, dem man nicht na-
hen, den man nicht erreichen kann, bedeutet.
liyxog, der Einschnitt, die Vertiefung zwischen Felsen, auch
wohl Thal; anal. Brunk. I. 420, w/xo,- (pqdaxog xoUov ; im Welsh
bedeutet ctL\ rund, hohl, auch die schnelle Bewegung, weil sie
Alles rund erscheinen lässt, daher ctim die Höhle, die Vertiefung
zwischen Hügeln und Felsen, auch das tiefe Thal. Davon camp,
ein rundes hölzernes Gefäss, der Kumpff auch cumpas, der Kreis
und Kompas, cumpasu, rund einschliessen, jap. cut^ rund.
Gelegentlich will ich hier beifügen, dass compas sich im
Französischen, Spanischen, Englischen und Italienischen findet, wo
— 68 —
es Zirkel bedeutet, also ganz mit dem \v. übereinstimmt. Darf
ich nun einige Schritte weiter gehen, so glaube ich annehmen zu
können, dass, da die Kelten mit den Japanesen und Chinesen, wie
oben gezeigt, in Verbindung standen, diese aber nach den Nachrichten
der Jesuitenmissionäre und einzelnen Urkunden früher im Besitze
des Kompasses waren, als er durch die Europäer bei ihnen be-
kannt werden konnte , die Kelten den Gebrauch desselben
und den Namen im Osten Asiens kennen lernten und mit auf ihren
Wanderungen nach dem Westen brachten ; denn es lässt sich nicht
absehen, warum ein keltisches Wort gebraucht wurde, um den
Kompass nach der Kreisform, nicht nach dem Wesen desselben,
zu nennen, sobald er in Italien von Flavio Gioja oder Giri aus
Amalft im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts erfunden wurde.
Im Italienischen heisst compasso der Zirkel d. h. das mathe-
matische Instrument, dann der Kompass; aber keine dieser Be-
deutungen lässt sich aus dem Italienischen erklären; was Fritsch
hierüber sagte, gehört zu den vielen alten verunglückten Etymo-
logien; vielleicht darf angenommen werden, dass durch die Nor-
mannen der Gebrauch des Kompasses nach Süditalien kam und
dort nur verbessert wurde. Dass dem so sein könne, lässt sich
noch damit unterstützen, dass der Gebrauch der Magnetnadel oder
vielmehr die Anwendung ihrer Eigenschaft, freischwebend eine
Spitze nach Norden zu richten, schon im zwölften Jahrhundert in
Frankreich bekannt war. Der Kompass hiess damals Marinelte
und war sehr unvollkommen, sowie er es jetzt noch bei den Chi-
nesen ist, die aber trotzdem weite Seefahrten unternehmen.
Die Holländer, welche den Kompass verbesserten, nennen ihn
sehr bezeichnend slreekicli%er ^ die Chinesen ebenfalls ausdrucks-
voll Ting nan-tschui , das heisst Nadel , welche den Mittag zeigt,
und die Bewohner von Wales hertyn ir deheu^ die Spitze, welche
anzieht und abstösst und nach dem Süden zeigt; es ist darum
mehr als Zufall und verdient eine nähere Untersuchung, dass sich
der wenigsagende Name „der Kreis" in Europa ausgebreitet hat,
der weder Grund noch Gebrauch errathen lässt.
Der Norden, welchei^d^n Japanesen zur Richtschnur auf ihren
* Fahrten dient, wird mit keaf^iv. keata kam ^ das Siebengestirn,
bezeichnet; cam heisst gekrümmt, wohl wegen der Kreisbewegung
dieses Gestirns.
— 69 —
uyxvki], dyxüXt] , ayxäXig , d/xav , u/hvqu gehören alle ZUr
Stammsilbe cw, rund, gebogen.
uyxvX7], der Riemen am Wurfspiess, lat. amentutn, w.awen^
der Riemen am Zaum, das Gebiss, die Kinnlade.
dyoaxoi. Die Bedeutung wird verschieden angegeben, die
Hand, der Ellbogen, die innere Handfläche, w. angad^ die Hand;
andere Bedeutungen hat das Wort nicht.
«7^6?, das Feld, ager^ ir. iriagair^ achadh, auch fearghan.
uyxi, nahe, w. ag, mit, agaws^ nahe, agosi^ nähern.
dyxöv»], der Strick, w. hoengn der Schlupf, die Vogelschlinge,
das einzelne Haar, hoeti^ verwickelt.
ciyxcf, erwürgen, zuschnüren, wird gewöhnlich mit elyxi zu-
sammengestellt; w. tagu, erwürgen, hängen, auch m«//?/ oder /w«/^//
(tagy) und llyndagu, von ll'm^ die Leine, also aufknüpfen, stran-
guliren.
«5a^x7;, adarce^ so viel als salsugo^ ir. suarkas, gesalzen
suairk.
dSib), satio, sättigen, ir. sailhim, w. edwi, edwiuaw, lat. edo,
essen.
udijv, reichlich, ir. ladan, leadan^ arm. ledan.
'AÖ1IC, aiön?, die Unterwelt, nicht von «tö»jc, unsichtbar, son-
dern von had^ schöpferisch, erzeugend, abzuleiten. Siehe weiter
unten.
liSivoQ, gewöhnlich von üdw, adi]v, sättigen abgeleitet, bedeutet
gedrängt, gross, viel, dicht; der Merkwürdigkeit wegen füge ich
zum Vergleiche bei ir. lafi do dijüted, d. h. viele Menschen, von
duitt, der Mann, dgüied, die Leute.
Wie weit müssen die Wanderungen ddf *\iölker, welche die-
ses Wort nach Griechenland brachten vor Homers Zeit liegen,
wenn er nach iu)iaa(xfijv uSirütoi', ddivog yoog, aöivd 8d)t()va auch
döivov xrj() sagen konnte. Das Etymolog, erklärt u8i,v6v auch mit
dnulov, weich, zart, und in der Odyssee l. 92 kömmt dötvd fii'ßa
vor, wie die Erklärer meinen, in der Bedeutung von ,, klein", an-
dere nehmen es für Xemti.
Offenbar haben sich hinter dSivog zwei ähnlichklingende Worte
mit verschiedenen Bedeutungen geschoben; im Ir. findet sich an-
nähernd mhin^ weich, zart, sanft, ruhig, niedlich; seidin, ist ein
weichlicher Mensch.
dbqoq^ vollkommen, ausgewachsen, reif, gross, stark; >6y«f
70 —
xnl udQoc T)]v ij>vyj)r. Athen, welsli, veraltet fiydr irross^ hijdrcv
der Herbst, der Oktober, hydrevaiz herbstlich, lii/dreviad das
Einherbsten, w. ndhvcd oder azved reif, com. ari)cz.
ät&loQ, der Kampf, w. lla%, schlagen, tödten, niederschla-
gen, gicrthla%^ der Widerstand, Kampf, als verb. sich zur Wehre
setzen, widerstehen, yndaz-, das Gefecht, fechten.
ufiSo), singen, w. cywydh^ eine Art recitativer Verse, cy-
wydlmr ^ ein Sänger; der Gaumenlaut ist abgeschliffen, ebenso in
ixEiQ«}, errichten, ir. kuiriiii auch korraim, auch eiryhun^
wo nach dem ;• der dasselbe begleitende Hauch sich erhielt.
atlla, der Sturmwind, Wirbelwind; w. awel ., der Luftzug,
Windstoss, arm. avel /ro, der Wirbelwind, w. gyrwynt, zusam-
mengesetzt aus yyt; der Stoss, Anstoss, Antrieb, Angriff, Lauf und
ywynf, der Wind. Während die keltische Sprache den Wirbel-
wind gyrwynt nennt, weil er sich plötzlich und stossweise erhebt
und fortläuft, hat sich im Giiechischen und Lateinischen yvQog,
yyrns; der Kreis offenbar aus yyncynl gebildet, weil eben dieser
Wind in Wirbeln oder kleinen Kreisen sich fortbewegt; er selbst
wurde aber tnrbo^ oTQÖßiloQ 8lyi], ßi/^ßi'i genannt, nicht nhev gyrtis.
Man vergleiche weiter yuryes^ der Wasserwiibel.
«£Toc, der Adler nach dem Etymol. Magn. naou tö mVaw. Nun
bedeutet nach Hesych. atxoc auch die Eisenringe an den Radspei-
chen, folglich muss „rund" doi- gemeinsame Grundbegriff' sein;
Kreis, Zirkel im Ir. ist beaht ; auch wir sagen der Adler kreist,
und bezeichnen damit die eigene Art seines Fluges.
li^a, bei Homer der Schmutz, der Schimmel (?), w, Imxyyil^
der Russ, von hu%, die Decke, Leberzug, dunkel, schwärzlicl),
hiizawl^ die Dunkelheit, weil sie die Erde einhüllt, hu%ygyl^ rus-
sig, angedampft, corn. fligedh ^ lat. fuliyo , arm. ehyl, ir. smuid^
sirmidean, deutsch schmutzig. Im Holländischen nennt man die
geronnene Milch liotta^ im Deutschen gibt es ein hot%ebi^ liofzeliy^
und die getrocknete Bim- und Acpfelschnitze heisst in der Pfalz,
Baiern, Würtemberg, Elsass und im Harz Hutzeln, d. h. am Feuer
getrocknet und darum rauchig nach der wörtlichen Bedeutung, also
im Verhältniss hu%yyyl^ ^^ie ulalioq zu m^oj. Eine „verfrorene
Hutzel" wird in Mainz ein Mensch genannt, der leicht friert und
sich am Ofen zusammenkauert, l nd der Buzebebel , Dunkelmann
im deutschen Volksleben!
«7j|Ui (fxco), blasen, m. mcelu.
- 71 —
aijQ, Luft, Dunst, Dunkelheit, Finstcrniss, w. awi/r, atvel,
corn. air und Acraltet ati'i/r, arm. ear, ir. aear, aidlievir.
(l&aQct, ein Brei, Graupen von Wei/en, ein ägvjjtisches Wort
nach Plinius XXII. 25 de inedicinis et fnujUms ^ ir. ttiirin^ der
Weizen.
ad-ilyai, saugen, meliien, ir. diulhani, a\. syfjno, lat. siigo.
ud-Qoiy bVT], Name eines Baumes, Avoraus die besten Feuer-
zeuge gemacht wurden. TJieophr. last, plant. Uhr. V. cap. ult.
\v. lladft, schlagen, lla% tan^ Feuer schlagen, wie t« nvoila avv~
iqlßHv; tü'&Qa'i ist die dabei gewonnene Kohle.
d&QEb), sehen, w. edri/r, daher edrtjc, das Aussehen, edry-
Qedig^ wer beobachtet ist, edriji^gar., ein speliulativer Kopf, ednj-
(;iad.i die Erscheinung, ir. fa dciir ., video ., darl)Ot^ diQy.a, di()xo/iai,
auch dearkam und liiigim^ intneo?'.
u&Qoog, gehäuft, Av. athwr ^ der Haufen, athyru , häufen,
(it/iijri(id, aufhäufen.
a&vQca, spielen, sich belustigen, w. atre , vergnügt, munter,
spielerisch, muth\Aillig, atre^ spielen, sich ]>elustigen von r/w, eilig,
thätig, behend^ emsig; lat. atriftm, die Gallerie, avo die Frau des
Hauses mit ihren 31ägdcn arbeitete. Liv. I. 57. Ncp. pracf.
al dorisch für d wenn, w. o, os, od, j)e, pes , im Krs at,
corn. k/ieia, ii-. da, vias, sonan, iuy, ^Y. ba)i.
alyat'ia, II. H. 774. Od. IV. 636, der Wurfspiess, w. eirr/yd,
eryyd, der Wurf, Schuss, Streich, eryydkuhr, schleudern, schwin-
gen, abschiessen.
alytukog, das l fcr, Küste, corn. veraltet als, t'xXc, das Meer.
alylg, das Ziegenfell, Sturmwind, Ungewittcr, die Aegidc der
Pallas, dann des Zeus und Apollo; w. ai(;, das Geschrei, Getöse.
Brausen, Donnern.
In der Bedeutung „Gewitter ' hat Homer dies Wort mehrfach
angewendet. Die Aegide des Zeus ist die AVetter wölke, die er
ergreift, Avenn er die Menschen schrecken w ill, und die nach allen
Seiten hin zückenden Blitze sind das Gorgonenhaupt.
Um die Bildei-, Avelche Homer in diesem Sinne gebrauchte und
gewiss der Natur in ihrer grossesten Wahrheit entlehnte, pfilfen
zu können, ist es nöthig, kurz die Entstehung nnd Et*öch^inung
eines GeAA'iCterS zu betrachten. Ihm geht meistens eine schÄvüIe,
drückende Hitze voraus, dann bilden sich ato Horizonte eine Menge
cinfÄfchef» «ä tott-Wölköri | 'Öiö ' bald in dunkele und dieht ge-
— 72 —
tliürmte übergehen; die Beleuchtung der Wolken ist eigen; denn
an einzelnen Stellen ist ihre Farbe dunkelgrau und geht in das
Blaulichte über, während daneben glänzende, ins Gelblichte spie-
lende Theile wahrgenommen Averden. Wenn das Gewitter zum
Ausbruche kömmt, dann haben sich die rings aufsteigenden Wol-
ken vereinigt. Eine besondere Erscheinung bietet sich noch in
ihrer Gestalt; die dunklen Wolken sind nicht selten mit einem
leichten durchsichtigen, zerrissenen Flockengewölk begrenzt, wo-
von die Elektrizität einzelne Theile bald abstösst, bald anzieht.
Ebenso haben die Gewitter ihre eigene vom Winde unabhän-
gige Bewegung. Zuweilen sieht man Gewitterwolken von den
entgegengesetzten Seiten her sich vereinigen und sich entladen
oder gleichsam bekämpfen.
Je langsamer die Gewitterbildung vor sich geht, je zahlrei-
cher die einzelne Wolken von allen Punkten des Horizontes her-
bei ziehen, je grösser die Windstille ist, während die Gewitter-
wolken sich thüimen, desto schwerer wird das Wetter ; der Wind
erhebt sich plötzlich mit Macht, der Donner rollt unaufliörlich und
die Blitze entladen sich nach allen Richtungen.
Und nun Homer. H. XVH. 593 :
ical TOT UQU /\novi5r}g lltr (xlyiöa &i'uauvofaaoiv,
aüXQixipaq ös, fiala fAfytxk ly.rins ....
Ausführlicher V, 738 flgd.: wo er die Pallas die Waffen des
Zeus nehmen lässt.
aacfl 8 (XQ oitiioiai ßacXiT ai/löb Ovaauvomouv,
8HVr\V, 1]V HiQl jW£V nUVTl] titoßog iuTfrplih'WTO.
fv 8 ' EniQ, ty 8 Alut], iv 8t. y.QVoe()au lutxij .
iv 8t T£ l'o()ydi], xecpah] Sfii'uTo neXbiQOV,
Ssivij IS, afis()8r{j te, Jiog lioixg ulyioxoio-
IV. 167. ttVxoQ frtiootiijüiv f(jf^uv)]v (xlyi8(x nixatv.
woher Yirgil YHI. 254 (j?(tmi saepe nigrantem aegida concuteret
dextra nhnhosque eieret.
Aeschyl. Choeph. 591. Mi-f/totVrou' aiyt8biv ....
Später bildete sich entschieden der Begriff der Waffe , des
Schildes aus, welchen man mit alyU verband.
&vaaav6£ig, nach der gewöhnlichen Deutung mit Quasten, Trod-
— 73 -
dein behangen, zottig, flockig, in letzterer Beziehung eine treffliche
Bezeichnung der Gewitterwolken; in der gewöhnlichen Bedeutung
will es aber nicht zu Schild passen ; ein mit Troddeln behangener
Schild eignet weder dem Zeus, noch der kriegerischen Pallas und
zwar eben so wenig, als eine Speersi)itze , welche durch eine
zierliche Kapsel gegen den Rost geschirmt ist Dass aiylg die
Gewitterwolke ist, das gibt der Sinn der Verse XVII. 593 — 96;
üvaanvoetQ kann also bloss das die schwarze Wolke leicht säu-
mende flockige Gewölk sein.
uvffwstg, stürmisch, von Winden begleitet, ist gleichfalls ein
bezeichnendes Epithet des Gewitters.
Auf der Aegis ist die Eris, die Göttin des Widerstreites, der
in furchtbar schöner Weise im Kampf der Gewitterwolken sich
veranschaulicht ; auch die Alke, loke und Gorgo haben hier ihren
Sitz nach der Idee des Dichters.
Die Joke, iwx>) , mit diwxo) verwand, das Verfolgen, Treiben
in der Schlacht, iM/^iög, das Getümmel, Drängen, Schlachtgewühl,
hängt mit dem Welsh zusammen; iati, was vorwärts geht, law.
iawij ^ kühn, hitzig, drängend; in gleicher Art Gorgo von ^o/f ,
rings aufsteigen, also wieder Eigenschaften, welche sich nur mit
dem Gewitter vereinigen lassen. Schon die Anordnung der Worte
deutet an , dass zu Homers Zeiten die Mythe den Sinn dieser
Worte bereits verdrängt und ersetzt hatte.
Als man sich um die Bedeutung des Wortes ulylq umsah, da
blieb nichts zum Vergleichen übrig als all, die Ziege. Zeus musste
desshalb, um das AViderstreitende zu vereinigen, seiner Amme,
der Amalthca, die Haut abziehen, damit sein Schild ihn schützen
könne, und die Gorgo denselben so fürchterlich machen, dass er
für einen Feigling der beste Schutz ward und seinen Besitzer
aller kriegerischen Tugenden überhob. Was sollte dem Zeus ein
Schild und noch dazu weibisch verziert? Homer wurde nie zur
Unwahrheit im Schwung seiner Gedanken und in der Kühnheit
seiner Bilder genöthigt. Indess die Mythe hat da weiter fortge-
bildet und auch das Verkehrte zum Träger bestimmter religiösen
Ideen gemacht.
ui'yXi]. der Glanz, Schimmer, w. f/la, der Glanz, gkw, Glanz,
fflrtin, glänzend, rein, heilig, daher Edelstein, Kleinod, fflo , was
scheint, glänzt, glüht, die Kohle. Welche Zeiträume mögen zwi-
schen gla, al'yh], Glanz, und der Kunst liegen, Steine, Kleinode zu
- 74 -
schleifen? Was noch hemeikensweith erscheinen dürfte, ist, dass
auch die jetzige Ausdruckswoise „reines Feuer, reines Wasser
des Edelsteines", mit dem Grundbegriff von (/Idhi ii])ereinstimmt,
das Alte somit in so vielerlei Weise in unsere Zeit hereinragt.
«j'/i'TTtQc, auch ;'ri//, der Name eines grossen Raubvogels.
Suidas hält jenen für den älteren Namen. Homer, So])h()cles im
Ajax und Herodot eruähnen ihn mehrmals. In der 11. alyviriol
yituij'iori'Xf^ uyKi'Xoy.ulia.
Aus dem Griechischen lässt sich keine Erklärung hernehmen; im
Welsh ist cip ^ einer, der plötzlich zufahrend Mcgnimmt, cipjidi'^
räuberisch, cipiad^ ein Häul)er^ cipiaw, rauben. Dieselbe Bedeu-
tung waltet vor in cipiawl, cipiawfj ^ ciprtjs , ciprysawl ^ ciprisu
und andern; diese sind somit nicht vom Griechischen entlehnt;
ebenso findet sich ysfjibio, rauben, ysfjiwj/l^ der Raub u. a. m.
ul8Mi, nlSeof^iat, sicli schämen, ir. veraltet uath ., die Furcht
und ebenfalls veraltet ifafjhaini^ sich fürchten oder nazdiin , gem.
dtsch, einen ii%en^ ausspotten, necken.
alXrioi;, jung, kiäftig, stark bei llom. u. Hesiod. ir, yhc^ die
Jugend, auch oiye, oiyeadh u. andere.
nl&ukco^, aschfarbig, ir. hiaith^ die Asche, arm. lidi, corn,
lühhm, w. Und., die Asche, ebenso Ihidw^ Ilndwaw^ Ihidiraicy^
bei Diosc. Gal. a. Luc. auch hyvvq.
al&riQ, der Aether, Licht, Helligkeit, ir. (tear^ w. ywybyr
was von feiner Natur ist, ywyhren, ein feines Grundelement, Luft,
Aether, ytpybraw^ fein werden, ywyhrawl^ von feiner Natur.
nYOvia, ein Wasservogel, f'iilica^ meryns? w. bo%i^ tauchen,
arm. beidln, ir. battiam.
niü^io, verbrennen, av. daith^ was aufleuchtet, brennt, daher
go%ald, ein stark rauchendes Feuer, der Brand von IMoor-Heiden,
Ginsterstrecken, go%eithiaw , verbrennen, yozellhind, gozeithiawy,
goleUhiaw u. andere, der Brand; w. auch ßaiii und fayyl^ ü"ie
Flamme, Fackel.
«jxfUAw, scherzen, schmeicheln, liebkosen, \v. celhcair, munter,
fröhlich sein, vertraut Averden.
aixiu, die Schläge, ir, yyhar , nyhar ^ schlagen ir. fadyhim.
In der Umgegend von Mainz, in der Stadt selbst häufig feilen,
feiolen, schlagen, züchtigen.
aXlovqoi;, die Katze, der Kater, 'w.lugaire, w.caih,GOv\\. cath,
arm. cas^ ir. cat. Zu Evagrius Zeit hiess sie auch in Griechen-
— 75 -
land XMTT«. Zuweilen gebrauchte man ixü: statt mkovtjog, welches
gewöhnlich das Wiesel hedoutct; dafür heisst nun im Armorischen
caerel, ca%rel und veraltet cathrel das Wiesel, oflenbar von dem
Worte cal, die Katze, entlehnt; in gleicher Weise ist w. cadno,
in Nord- Wales mndyn und madryn der Fuchs; das deutsche
Marder gehört mit zu dieser Wortfamilie.
alvoQ, die Rede, ir. veraltet aiUe^ das Lob, bei Herodot «JV»;.
uivöi, schwer, schrecklich, ann, eii%, der Schrecken.
Kio/loc, verschieden, scheckig, schnell, schnell l)ewegt, schil-
lernd ir. iolaiiK iolaraim^ verändern, iolarda^ verschieden, w. luan-
nog ^ mannigfaltig; es heisst auch listig, verschlagen, lügnerisch,
w, andilys^ unsicher, schwankend, von dUys, sicher, fest.
uiKoq, die Höhe, ir. a'uidi^ ahi/ie, Hügel.
«tTTj'c, schwer, ir. Acraltet alrc.
alga, bei Callimachus otfViia, der Hammer, ir. leirisl und fd-
jac/ia, Av. meilnm^ lat. inalknis ^ com. inortlwl bian^ ital. mur-
lelln, lat. nach Isidor. Orig. X\ Hl. 7. inaictis^ vwrciilus, w. mort/i-
wyl^ fr. M(irlell\ ai^u ist nach Hesych. auch ein dem Getreide
schädliches Inkraut, nach den Lateinern lolhtm, w. <??;/r, Lolch,
Raden im Korn; nach Theophr. eine Krankheit des Korns in
Sicilien.
ulnib), nehmen, ir. eirghim^ arm. yorreui, ir. auch ardayiin,
oder beirim ar\, alle auch in der Bedeutung von «/v^w, nehmen, tollo.
a'iua, das Schicksal, Loos, Loben, die Parze, w. aiigeii, die
iNothwendigkeit, der Tod, der Lauf der Natur, angevaelk, die
Sterblichkeit, arm. uncoii ^ der Tod; ir bais ^ bas^ der Tod, auch
eng, und ausserdem noch 2.i veraltete Ausdrücke, alle in gleicher
Bedeutung, m orunter giis^ bat/t, bun^ irf. unser irdisch, das irdische,
sterbliche Leben, was mit Erde zusammenhängt.
uia&üvo^tai, empfinden, hören bei Xenoph. Ajistoph. Thuc.
ir. eisdiin veraltet aillm^ w. clyced; gr. v.Xvdi in y.lv&L fitv 'Agyv-
()oroi , og Xgvgijv aucpißißiiy.ng.
n 1(10(0 fvt. 5w, hervorstürzen, springen, einbrechen, ir. for
aiyhls auch askm\, der Sprung, au ^ der Hügel, die Festung, der
Schutz, der gedeckte Angrifl", ais lear^ die Springfluth.
atavAoc, unschicklich, unrecht, nefarhis^ nefandvs, ir. uaithle,
eididh^ w.ercyll^ schrecklich zu höien, unser arg.
alaxog, die Hässlichkeit, ir. eisiodhan, hässlich.
alTita, bitten, fordern, ir. aithgim^ veraltet ailiin^ (ith guin-
— 76 -
gim. Felo bedeutet bitten und gehen im Lateinischen, ig^ofiui,
kommen, w. ergi, bitten, ercwi/n, der Durchgang.
Welche innige Verwandschaft der Sprachen, wenn sich solche
Eigenthümlichkeiten in ihnen gemeinsam finden!
ulttjg bei Theokr. Idy. 12 Einer, welcher voll sinnlicher Liebe
ist, ir. graid/i-vaindia, die Venus, grad, die Liebe, graidheor, ein
Liebhaber, auch verbuhlt. Suidas erklärt es auch mit o()(jririxo<;,
ungestümm, w. cais^ das Ungestümm.
alt La, Ursache, ir. veraltet ai,, sonst aighneas , kas , cnis,
w. cgngaws, lat. causa, arm. cos, ir. alfait, tugaid und ähnliche.
ulxfi-i], die Spitze des Speeres, cuspis, nmcro, ir. veraltet ^o,
uv^ w. awQys , scharf, «?^?^, die Schärfe, Spitze, awgu, schärfen,
lat. acuo, acutus.
alo), ich höre, siehe ala&üvofiui.
aXbiv, die Zeit, w. oes, oed, ir. am, aimshir, eadh, aos, aois,
aidhne, veraltet ette, lat. aetas.
aiwgiw, erheben, ir. eirghim.
aari, axwjo), axalva, und die verwanden, ebenso acnua
bei Varro und Coluraella, gehören der w. Wurzel awg die Schärfe,
Ecke, u. s. w. an. Sie herrscht bei der Bezeichnung mancher
Bäume, Stauden und Pflanzen vor. So heisst
a)tali](pi], die Nessel und die Meerqualle, beide Urtica von
uro, ir. fos kua-vruid, welche das Fleisch sticht, cua, Fleisch
caro, und bruid stechen. Der zweite Theil li](f,^ findet im Grie-
chischen keinen Anhaltspunkt; w. ist scharf llym, daher lat. lima,
arm. lern, corn. lemmys, ir. veraltet achar und aichear.
a^aqva wird mit 8ä(pvri bei Hesych. erklärt, also Lorbeer.
Lluyd nennt diesen Baum pren y gerwin, sonst llaicricy% auch
diodwy%, siehe Owen unter llaicrwy%, arm. lore , ir. lavras oder
krann (Baum) lavrais, lat. lauriis. Im Irischen bezeichnet man
die Beere mit kaor oder kyr. Nach Theoph. hiess der Lorbeer
auch axoQvu, also auch der Beerenbaum, wie im Deutschen.
Sollte nicht caran, die Krone, hierhergezogen werden dürfen?
da die Dichter, Helden und Sieger den Lorbeerkranz erhielten?
MxofTo?, ein Schiff", bei Pindar und sonst., bei Euripid. «xctrot
&oa\, also wohl leichte, schnellsegelnde Schiffe; besonders vom
Kahne Charons gebraucht. Im Kornischen bedeutet kok plur. kuku
ein Schiffchen, schnelles Schiff, ferner heisst das Schiff llong, da-
her vielleicht navis longa, wie Cadylcamp, wovon weiter unten.
— 77 —
und ähnliche, worunter llestyr ; der König der Lästrygonen v,at ein
Sohn Poseidons der Sagenach. Dass dieses Volk unter die Anthropo-
phagen gezählt wurde, scheint durch den Namen seines Königs
Lamus veranlasst zu sein, welcher an die Lemures oder mulieres
Lamias erinnerte, oder mit ihnen in ^ erbindung gebracht worden
war. Man sagte von ihnen, dass sie Knaben und Jünglinge
schmeichelnd anlockten und dann zerfleischten und verschlangen.
Darum Horaz:
Neu pransae Lamiae puerum vivum extrahat alvo. Ueber
die Sitze der Lästrygonen Plinins liist. nat. III. 5, VII. 2. Die
letztere Stelle ist merkwürdig: Esse Scylharum ge7iera, et qui-
dem plura, quae corporibus humanis rescereiilur ^ indicarinius.
Id ipswn incredibile fortasse^ ni cogitenms in luedio orbe ter-
rarinn ac Sicilia et Italia fuisse gentes hujus monsti% Cyclopus
et Lestrygonas , et nuperrime trans Alpes hominem immolari
gentium eariim more solitnm , qaod pauluni a mandendo abest.
Sed et juxta eos^ qui sunt ad septenlrionem versus, haud pro-
cul ab ipso aquilonis exortu, specuque ejus diclo., quem locum
Gesclitron appellant, produnlur Arimaspi, uno octilo, in media
fronte insignes.
Wie das Wort Gesclitron ursprünglich geheissen haben mag,
muss dahin gestellt bleiben ; im Welsh hat sgig eine Aehnlichkeit,
und bedeutet fleischfressend und dae der Mensch.
Das Schiff heisst ferner kuadar-vark, ein veralteter Ausdruck,
welcher in dem heutigen Kutter erhalten ist. Darunter versteht
man eines der kleinsten Seeschifl'e, die sehr tief im Wasser ge-
hen, darum grössere Segel führen und desshalb schneller vor dem
Winde laufen. Sie leisten beim Kapern und im Kriege gute
Dienste. Fark oder barka findet sich auch in den salischen Ge-
setzen.
Gehen wir nun zu «x«to? zurück, so scheint es ein kleineres
Schiff auch wegen der Zusammenstellung der verschiedenen Fahr-
zeuge bei Thucyd. bedeutet zu haben, welcher TQii'jgug, nXola und
uxücovg in der Flotte aufzählt.
uxccxiov ist nach Thucyd. und Strabo ein kleines Seeräuber-
schift", oder der Hauptsegel, welcher aufgezogen wird, um die
Schnelligkeit zu befördern.
clxuToi;, das ir. kuadar und Kutter durften sonach als ver-»
wand erscheinen.
- 78 -
uxsofiai, heilen, auch mit der Nadel ausbessern, flicken, w,
agu sichern, retten, schützen, ir. ik//?/ heilen, l/i das Heilmittel,
ike der Arzt.
Die zweite Bedeutung gehört mit dy.torQ(x zu {f?tr.
«xivKxjjc, ein persisches Wort, das Schwert. Wollte man
annehmen, dass das welsh c'mia{: die Stücke, Fetzen, Splitter,
die Wurzel des persischen Wortes enthielte, oder mit ihr ver-
wand sei, woher ciniacii etwas in solche kleine Theile zerle-
gen , so dürfte vielleicht die Bemerkung nicht zu ferne liegen,
dass die persischen Schwerter in der Weise geschmiedet und
gehärtet wurden , wie jetzt noch der Damaszener Stahl , dessen
Bearbeitung uralt ist und in Asien weit verbreitet war. Einzelne
Stücke Gusseisen, in ihren Härtegraden abwechselnd, werden
wiederholt geschmiedet, geglüht, zusammengebogen und neuer-
dings mit dazwischen gestreuten Feilspänen bearbeitet, um den
Stahl zäh zu machen.
Die Härtung wird der fertigen Klinge gegeben, indem man
dieselbe mit einem Ueberzugc von Soda, Eierschalenpulver, JJo-
rax und Kochsalz überzieht , dann zur Rothgluth erhitzt und in
Brunnenwasser ablöscht. Dieser Leberzug ist sehr nöthig , denn
nur dadurch erhält die Klinge eine Schneide, womit der Kopf
eines Nagels ohne Scharte zerhauen werden kann.
Es ist hierbei nicht unwesentlich^ dass die Wurzel von cl-
nia^^ citi, die Decke, der Leberzug, heisst. An den Teichinen
kann gezeigt werden, dass es im Keltischen gewöhnlich Avar,
die Theile einer und derselben Hauptthätigkeit mit demselben
Worte in leichten Veränderungen auszudrücken.
Die Teichinen sind Gottheiten, welche den Metallarbeiten vor-
stehen; darum findet sich im Welsh tel, eben regelmässig, dicht,
schön; telaid-, was gestreckt, geglättet wurde, telaid strecken, in
die Länge treiben, telan dicht, tel(;- gestreckt und gebogen, ge-
krümmt, telqyn der Abfall, teil die Kunst, telUid das Strecken,
Verdichten, Glätten, was alles doch nur bei Schmiedearbeiten an
einem Gegenstande vorgenommen und so auch nur mit einem
Worte bezeichnet werden kann.
Um nun auf uxiväarig zurückzukommen, so erscheinen die liier
geraachten Folgerungen schwerlich zu gewagt, da auch jetzt noch
in den Namen der neuern verschiedenen Arten von Damascener-
kllngen keltische Elemente sich nachweisen lassen.
— 79 —
uy.o).ov{>^s(>), hinter einem hergehen. Nach Lluyd heisst der
Weg o()ue%^ keide, kah,
ilxovj], der Wetzstein, w. afjalen oder calen auch hoffal der
Wetzstein von hög das Wetzen, corn. afjolan. arm. igolan.
axoaxi], die Gerste, liordemii oder orilenin^ ein auf Cypern
gebräuchliches Wort, Avie Hcsych. sagt; w. und arm. caez und
hai%, ir. oni.
uy.oißi'j!;, sparsam, w. arhai der Blick vorwärts, arhed spa-
ren, arbedu sparen, urbeded'u) Ersparniss. Das r ist zu aspiriren.
Crdnniaw Alles zusammen kratzen, zusammen scharren, aufhäufen.
Daher ebensoAA ohl criöaw kämmen, cribin ein Heurechen als auch
auf fremde Kosten sammeln, crU)<eUi(ur stehlen, berauben, und
das Pfälzische grippen, gripsen, A\as allerdings auch mit greifen
in Verbindung gesetzt weiden dürfte.
liXQov, das Aeusserste, Hügel, Anhöhe, Gipfel, Saum; die
gleichen Bedeutungen hat w. crUj ^ auch die Klippe, Fels, crug^
der Hügel, Berg, Haufen, daher cnujaw aufhäufen, corn. veraltet
cryg^ arm. kregen. ir. keide ^ roard ^ roharrad/i ^ corn. varrah^
ir. ahar spitz, auch ger und (icha'ir.
ay.Ti], das Ufer, corn. veialtet als, arm. auf, ir. traidhe, uy-rrj
hiess auch die Gabe und geschrotenes Korn; in gleichem Sinne
Av. coed; der Hauch des / ist in y. verhärtet, dagegen im Anfang
in den spir. len. abgeschliffen.
üxrlv, der Strahl, \v. llav.
LixvX)], Hex, ir. kuUe'ui.
itlalMv, ein Landstreicher, auch Betrüger, Marktschreier, ir.
veraltet f(dlus und fallasaim^ betrügen, prahlen, marktschreierisch
thun, lat. fidlo, fallax.
alaoq, blind, todt, w. düll, vom Licht ausgeschlossen, blind,
ir. dhalh
uXyoq, Schmerz, Trauer, w. ulaelk^ ir. ealgaire, \\'.gal(ir üae
Trauer, guhww bejammern.
m/Le«, Wärme an sonnigen Plätzen, Zufluchtsort wider Etwas,
ir. alain, aa eiss, hell i)rächtig, allvog Avarm, av. claear, ciaer Avarm,
1. calor die Wärme, llar sanft, Aveich, ruhig, still, arm. cloyar;
celq rund, die Gallerie.
uliytx), zählen, rechnen, achten, schützen, Sorge tragen, av.
cel Schutz, celadwy, Avas sich hüten lässt, celcu schützen, achten,
- 80 —
besorgen, celcyn der sich selbst hütet, ymgeled die Sorge, ir. kial
die Rechnung, Rücksicht, Sorge, arm. abeg^ w. aqu schützen.
ti). fiep Ol salben, w. eli die Salbe, das Heilmittel, eliad das
Einreiben, eliaw einsalben.
all 8 Üb}, abhalten, abwehren von, vertreiben, w. allan, aus,
von, ohne, ffiru allan vertreiben, bwrw allan wegstossen, arm.
allia^ ir. huailim amah.
«iew, «ifvw, fliehen, meiden, abhalten, sich hüten vor etwas,
\v, gwyl der Blick , gwyllaw wachen , aufpassen auf etwas, ywy-
lion die Wächter , givylnosi Nachtwache halten, cyllu meiden.
«is'w, mahlen, w. malit^ siehe aloäm dreschen.
fix & im, txl&ah'oi heilen, w. iagaw läofiai, armor. huallat oder
guallat, yachat^ salo^ ir. ikeini^ veraltet bualadh
all'Qia sammeln, einsalzen, w. halllu einsalzen, ebenso äp/««?^'
mit Salzwasser einsalzen, halenu^ corn. dho %alla^ arm. salla^ sal-
pttri^ ir. saillim, salanaiin. — Siehe uXg.
a Ate genug, arm. huallach ^ w. guala^ dfdnall, ir. asaith^
1. satis.
uXiayi'o beflecken, besudeln, w. halawg besudelt_, halogi be-
flecken, verderben, entweihen, x//Ah> der Schmutz; auch llygryy
arm. solra, besudein , 1. sordes^ ir. salaim^ tsch. Halunke.
dXlaxb), ergreifen, fassen, überführen, w. ael, was vorsteht^
Rand, gavael der Rand, Grifl", gavaelu halten, ergreifen, pfälz.
aufgabeln, gavaeliis hartnäckig.
uXiTivo,, aXdra, irren, fehlen, ir. lohd^ lochd der Fehler,
mealladh, lohd, dolaigh^ av. pegu^ daher pecco^ peccatum ; pegu
erscheint mit etwa zwanzig Ableitungen
aXxri die Stärke, w. gall die Starke, Macht, Geltung, somit
deutsch gelten, gallv., oder galhy.
«Ax^, Elenn, lat. alces, Wm. ac/dis, w. elan, elain^ die Hirsch-
kuh, edo?i der Hirsch, Rehbock, ir. elk, edlt die Hindin.
«Ai«, aber, w. etlo; doch, auch eisys , ir. arba^ dala aber,
was anbelangt.
«AA«c, die Wurst; Hesych. meint, sie sei darum so genannt,
weil Knoblauch hineinkäme; w. llaz-, hacken, schneiden, llemi ein-
wickeln, llen die Netzhaut, llenwi füllen, llanw die Fülle, llen-
wad das Füllen, llenwedig ^e^vXii\ also wieder alle Hauptarbeiten
beim Wursteln mit demselben Stamme bezeichnet. In der frühe-
— 81 —
sten Zeit wurden sonach Theile der Netzhaut mit gehacktem
Fleische gefüllt, daher uU.äc, wobei der BegritV des Hackens den
Namen abgab, wie im Französischen hachee.
Später wurden gereinigte Därme gefüllt, daher yö^^tv^ia^ xoq-
öiVHv gleichbedeutend mit uUavTonotnv.
ulkuaao}, uldno) ändern, ullog , aliiis ein anderer, w. a/l ein
anderer, der andere, daher a//(/h ein IJarbar, Mild, uUnian der
Fremde, allinon ein abgeschlossenes Thal, (illiujjr fremd, über
der See her. Den Griechen waren Nichtgriechen und Barbaren einer-
lei; eine keltische Sitte.
aloäbi dreschen, ir. Imahulh, buaileadh, schlagen, dreschen,
Äz/ff//«////^/* derMühldeich, hiiaill der Ochsenstall, bnaillUe ein Mä-
her, altraghad veraltet mähen, bmtUlim^ inaUoul der Dreschfle-
gel , w. malyrhtd^ dreschen und mahlen , ir. ntellt, w. malyriwr
ein Drescher, Müller, arm. nialer^ ntdh/riaw malen, klein brechen,
inain, inahir , fein gemacht, die vom Mauh\urf aufgeworfene
Erde, Maulwurfshaufen, woraus sich zugleich der Grund zur
deutschen Benennung ergibt; melnrioii das Schrot, rneilinw. ver-
altet die Mühle.
ulq, das Meer, Salz, w. hal, lii'il das Salzwerk, Saline, Ita-
len Salz, liallw der Speichel, stiliiuf, ulaluy, mvalov und nTVf'/.or,
/laUviaw den Speichel fliessen lassen, IkiIII salzig, stechend, /lallu
Salz machen, halllu einsalzen, all'iuv. Das Meer w. mor^ lat.
mare, ir. miiir, lear, rlan, ^•eraltet hocJnui^ (jantit, bin., balli, //,
go, ogain^ treothan und teatrii. Die beiden letztern erinnern an
TitQixtviiv einsalzen.
Mit ttXq hängt wohl unbestritten zusammen
uXixlq, uXvxli;, das Salzfcld , Salzquelle, und Sieb. Der noth-
wendigc Zusammenhang dieser verschiedenartigen Bedeutungen
ergibt sich aus dem welsh. Iiesgen, das Sieb, von liesg der See-
schilf, woraus dasselbe gefertigt wurde.
Salz heisst cor liolau, holoin, arm. holen, lialon, ir. saJan,
ealan, ebenso das Meer.
uXcpw, ukcpaöfb), M/(jp«Aw, erfinden, ir. dealvan/., geivim, teiU-
gim, w. cael, cafael, amcan, urixavy , von can der Blick, com.
kaelf dho gael, dho gavel, armor. kaut.
uX(f6<;, weiss, ir. geal, ealtaidhe, flnn, arm. gtien, corn. ver-
altet gugn, w. gwyn.
Keltische Studien. I. 6
— 82 —
alav, uhog, dio Tenne, nach dem Etym. Mag. der Mühlstein,
auch der Hof um Sonne und Mond, ir. (/ll der Stein, olwyn das
Rad. — Siehe oben t<Ao«o).
(<;. W7r7]f, der Fuchs, corn. loslek^ ir. veraltet loisl.
uaa zugleich, A\. (I mit; folgen Pronomina, so zieht sie die
Präposition an sich, und zwar meist ohne ihren Initialen, also«'///
mit mir.
uiKfloi:, uuuloq, annlog, zart, schwächlich, liio/lls , w. ?nwi/f/t,
lat. ?/ufis, niwytilis \v-eichlich, zart, me%(d sanft, corn. medal zart,
ir. w./////, mcioth., niaeth., nun, mala übereinstimmend mit tmaXö^.
In der Pfalz wird eiu schnell aufgeschossener weichlicher Junge
ohne Kraft und feste Haltung, vorA\and mit schlank, Schlackes,
Lackes genannt ; von einem , der nach überstandener Krankheit
unsicher in kleinen Schritten geht, sagt man, er schleckert; im
W. llac, lose, schwankend, schwach, auch das verwände locker
uualoq anuloq , fhidct sich auch im ir, fal schwächlich, und
corn. develo.
ä!.iaiu, der Wagen, w ?neji, säen, ir. fen, w. cnr der AVa-
gen, Karrn, ii-. niacan fahren, auch nialcan, maols, der Wagen.
ai.iä^ay.ov , (unavaciin), eiue saftige, fleischige Wurzel; w. a<;.
die Wurzel.
ufiuQvyi] soviel als qvtI^ die Runzel, w. //ti/fj die Furche,
Runzel, arm. nz/fen, dsch. rifleln, kleine Furchen ziehen an Säu-
len, Büchsen, engl, r/fe/, schw. re/la, holl. rniffel, engl, rivel
die Runzel, ir. rag, <;ni(j, roka, rokaw, die Zahnraffel im Deutschen.
aiiuQvoaoi , glänzen, arm. riska, glänzend risklys, ir. riii-
tlieinim.
auavcjog, dunkel, unkenntlich, bei Xenophon mit l'/vog, auch
oft mit tXnlg verbunden, also ungewiss, unsicher, zweifelhaft, ir.
amharus der Zweifel, amra dunkel oder amrku, amradh die
Trauer.
a/j.ßv'i, der Becher, nach Hesych. ein Topf, Fass, nach
Athenäus ein Pokal, ir. an ein rundes Gefäss, andf die Freude,
Heiterkeit. Liegt aber pifff bauchig , geschwollen , pwca der Ko-
bold diesem Namen zu Grunde , so stellte der a^ßv^ einen alt-
pelasgischen, zwergartigen Kruggott vor. Zu diesen P^-gmäen
rechnete man in Lakonien die Dioskuren. Paus. Lac. 24, mit dem
komischen Hute. Man vergleiche damit Diokor. V. 110, wo äfißv^
— 83 —
auch als Destillirheltn erscheint, oben spitz zulaufend. Auch die
Pataeken sind solche alte Kruggottheiten, die ihren Namen von
ihren Form haben; w. paeth rund, so lang als dick.
Die Cabiren-Pataken stellen ferner im Gegensatz zu Poseidon das
Feste, Festland dar; päd bedeutet im W. fest, zusammenhängend.
ui.iß)ivg, stumpf, w. ai/fötri, rings stumpf, pw/ stumpf.
üfißwr, der Rand am hohlen Schild, lat. iimlw, \v. fwl/t, bog,
die Rundung, bo(jel^ der Nabel, Nabel an einem Schild.
a/xilßü), (udc), ditfvo) vertauschen, nebst \ielen andern Bedeu-
tungen. 7To}.).oic TO/Torc uiiifß^tv, 1 1] I' o(5ür, /«(«)■, pt'deteren, pertran-
seo. Nach Nonuus ist ttufißni' t)]v nSijr so viel als o'iuov uuflßfiv. Im
Welsh hcisst niyiied heibiaw so viel als audßM in der Redoutung
von vorübergehen, antworten aber // inatleb, oder atteb.
d^iily«), uatoyo , melken, trinken, ir. //teil// die Milch, w.
llaif/i, lat. lac^ gr. ya)M.
«/t>;c, bei Aristopb. im Plutus eine Art Kuchen, auviiu t?
noooiiifinptv i]iuv loviovi, w. (uumueüi *S.Q\' Leckerbissen, ein Rahm-
kuchen, Flottkuchen, wobei die Milch durch Rinsen läuft, maet/i
die Speise, ainmaetliyn köstlich, delikat, animaellm einen sol-
chen Kuchen bereiten, auunaethijiiir einmachen mit Zucker, om-
maethinirr ein Zuckerbäcker, Konditor, anunentliawlwix^ ammen-
thed'uf köstlich.
Beim Athenaeus libr. Xl\ . findet sich auch i}imlay.og.
Der Scholiast zum Plutus v. 1000: uaijiu Tiooauninsuiiitv i]f^ur-
Toi'roj'f, bemerkt zu dem AVorte uinpu: ilöog nhty.ovvTog yaX<x:iTa-
öovg und üfitjTu i)]v Xi^yo^i^tiV Idiuirixwg (fltiiiluf- la koivmq rag/oct'«-
(fUipia hiess er wegen der Farbe; denn lieb ist blassgelb, wie
wir Lebkuchen sagen, und tacn/ard, weil die Masse geschlagen
oder gepeitscht Murde, von tarc der Schlag, taiuiw schlagen.
Möglich ist es, dass auch die Form dieser Benennung zu
Grunde lag , denn tarian heisst der Schild , von tiiraw zusam-
menschlagen.
Casaubonus ^\iederholt zu Athenai Deipnos. XIV. c. 52 p. ß'^^i
edit. Schweigh die Ableitung des Wortes «/<»;? nach den Ansich-
ten der Scholiasten: ano toi finf^iüa&ui. uviov anovdfj v(p i]dovijg ("g
fiüiti xaiuQdöfifi'op. Es ist dies ein weiterer Beleg dafür, welche
Resultate erwartet werden dürfen , wenn man alle Wörter einer
sogenannten Ursprache nur aus ihr selbst erklären will. Was
wäre hiernach nicht alles «;u<jc? Der Hunger ist der beste Koch.
6*
— 84 —
Athenäiis führt bei dieser Gelegonlicit einen Spruch von Tele-
kleides an: alnönuTnv <^t y.l/lai. ^/fi ujuriTi.axMv 5/c tÖj' (püi)vyy ftof-
TiirovTo, also ähnlich unscrni „die gebratenen Tauben fliegen ihm
in den Mund" und der humoristischen Beschreibung des Schla-
raffenlandes.
u,u7; die Sichel, dum) nähen, w. med reif, vollkommen, nia-
Inrns , inedi nähen, nicd'md das Mühen, die 3Iaht, niedwr
der Mäher.
(ifii).).(i der .Streit, NN'etlkampC. \v'./'///i die Neigung, yindyii der
Wetteifer, ynxlynu im AVettsüeile liegen, i/nidinuirl^ Wettstreit,
yinricelu., rivaUs, arm. tribnilU. im Wettkampfe, Streit liegen,
frz. Iribulation das Leiden.
uiila eine Art Thunfisch, ij-. anili eine besondere Art Fi-
schernetz.
(<u(c dei- TS'achttopf. ir. nieala. der Nachttopf, auch der
Feigling, corn, pitschar piza., ir. find der Urin, puaUni Urintopf,
«jut? führt Suidas aus Aristophanes an und Eustath. bemerkt, die
alten Attiker hätten es aspirirt; ay.cooot/H^ bei Aristophanes vas,
in quo ventris onns dejwnitiir. w. i/sf/oth die Entleerung.
HUfiiov der Zinnobci", av. nurjjn cor wörtlich zartroth, dar-
aus Mennig, was aber jetzt lebhaftes Pomeranzenroth bedeutet,
lat. ininiiini^ scliw. inUiija, fr. initie, iitine de plomh^ corn. pUd)^
lydli^ arm, rydh^ ir. kridh^ w. veraltet sinopr.^ sinopl , von sin,
sinidijr der Eisenrost.
a\xvoi; das Lamm, af/nus, w. oen, ai"m. oan. ir. uan, luan.
äfivaiioQ, Enkel, Abkömmling, w. nai^ corn. veraltet nov^
arm w«, ir. iia.
äfioQu der Kuchen, av. innmaelh der Leckerbissen, maelh
die zärtliche Pflege , Nahrung.
uf-ioQßog mit verschiedenen sich unähnlichen Bedeutungen,
darunter der Holzhauer nach Oppian. Cyn. I. 133, wie es Turne-
bus erklärte; ir. lunad das Holz, und huail^ oder puisyini hauen.
Mjiiö?, einer, irgend einer, ovöafiug, fiijöufioig , ovdui.n] u. a. m.
ir. am die Zeit, der Ort, av. amser die Zeit.
unnl, uinpl, um, w. (i/n.
d[X7ig£iw, ziehen, w, andwrfhi, daher amborthead das Zie-
hen, w. portli die Hülfe, Unterstützung, das, was zieht, trägt,
porthi fahren, ziehen, tragen, fortbringen, mit etwa 24 Ablei-
tungen.
— 85 —
H^fiQov soll hiernach der Strick sein, an welchem gezogen
wird, bedenkt man jedoch , dass am, (unad das Holz heisst, so
scheint das Etym magn. Recht zu haben, welches dasselbe mit
Joch erklärt.
MWj)(5od,- dunkel, sehr dunkel, w. ainyll schattig, dunkel auf
allen Seiten, ainwyUyii, wer in Finsterniss lebt.
dfivao)!', trefflich, untadlich, w. nm/riw, in jeder Weise aus-
gezeichnet.
di.iv Vi», abhalten, schützen, \v. (iniyou schützen, vertheidigen,
nntygiad die Vertheidigung, der Schutz, ebenso amwyn verthei-
digen, aniwy die Vertheidigung. (inniy vertheidigen.
txiivaöi», fut. duv'ic) verletzen, zcrreissen, w. ysyt/r trennen,
theilen, zerreissen, ysyarhul der Ausfluss des Blutes bei einer
Wunde, Scharlach, amysyar das Kinge^^eide.
ufKpiaßrjTir'!, hadern, streiten, rechten, ii-. connsboid von
conn die Meinung, Ansicht, (irund, w. ysbiigii sich schlagen,
kratzen, balgen; die IJedeutung von udifiiüßrj&iii) wird auch durch
dadyl oder dadl dei" Zank, Stielt, Hader ausgedrückt, bei den
Wenden in Krain heisst ladlani schelten, schw. tadla^ taelja.,
tadeln; ir. krinkan.^ deutsch kränken.
\tu(f i T üIt >,, die Amphitrite, Gattin des Neptun, eine der
Oceaniden nach Apollodor. 1. 2.2.; das Meer, f/tare heisst im Iri-
schen treathan und teathra : das letztere Wort findet sich im
Heros Tatras , Taras. dem Sohne Neptuns, welchen Tarent auf
einem Delphine reitend mit dem Dreizacke auf seinen Münzen dar-
stellte. Mit Amphitrite zeugte Poseidon den Tiiton ; auch dieser
Name lässt sich auf treathan zurückführen. Treathan ist veraltet
und findet sich jetzt nur noch in treath der Fischspeer, die Har-
pune; treathan bedeutet ausserdem die Woge, der Regen, das
Wasser; treagdam durchbohren, treayh der Speer. Job. 41. 7.
An l)feadann tu a chrolcionn do lionadh diarnuibh coran-
nacha? no a cheann le treayhuibh eise?
Kannst du seine Haut mit bartigem Eisen spicken und seinen
Kopf mit Fischspeeren'?
Treayh der Speer hängt mit hebr. tar zusammen, ist somit
sehr alt, und wohl anzunehmen, dass treath und treayh in das
Griechische übergegangen sind, wie so viele andere, über Avelche
kein Zweifel mehr bestehen kann. Ist dem so, dann ist auch die
früheste Bedeutung des Dreizackes gefunden, der in irgend einer
— 86 —
Form eine dieischneidige Harpune vorstellte. Dass man ausser
dem Dreizack auch den Delphin dem Gotte als Symbol beigab,
mag dahei- kommen, weil der Delphin der einzige Fisch im Mittel-
meerc war, w eichen man liarpunirte. Diese Vorstellung a\ urde im
Laufe der Zeiten anders gefasst und die kahle, öde Wirklichkeit
verlor sich hinter dem Zaubei- der Mythen.
Dass die Erldärung des Dreizacks als Symbol des Poseidon
nicht auf der blossen Phantasie beiuht, das geht auch aus der
Mythe hervoi-, w eiche den Poseidon mit der Amphitrite die Rhode
erzeugen lässt; rhodah und rodltail bedeuten das Schleudern der
Lanze, jetzt das Schröpfen.
Weitere Delege zur Rechtfertigung dieser Erklärungsweise
werde ich weiter unten geben, wo die Aloiden und Molioniden
zur Sprache kommen, welche gleichfalls Kinder des Poseidon, und
z\A'ar mit der Epime;;'ea gezeugt sind. Die Menschen lebten vom
Fischfang und der Jagd, ehe sie dem Ackerbau ihre Sorge und
Kraft zuwanden.
ava, auf, über, w. yu.
Hväyy.i]. die Nothwendigkeit, w. aiun-^ was hindert, aufilicu^
Mangel an etwas, (ni(jhenau'() nöthig, aniihendüwd und amjhen-
iad die Nothwendigkeit, ebenso anyhenrlwld^ dalier anfiheiirhei-
diaw nöthigen, notln^ endig machen, üiigheurhekUoldeh, (UKjhen-
iDvirij'i: der Mangel, anghemt nothwendig werden, ir. akartha
nothwendig.
H\ alvouai, abschlagen, verneinen, w. nac nicht, lat. nee
neque^ naea verneinen, w^/c^/?^ verneinen, )iacir!j\Qvi\G'mer\A,)ui(ji(
lat. ?iego.
uva'i mit dem Diganmia aoolicum räni'i der König, Herrschei-,
w. peunaig, der Führei-, Leiter, peii das Haupt, der Führer und
(lig der Haufen, die Masse, auch das Weib, die Gebärmutter und
gewiss auch die Famiüe, wie ganz gleich ir. Imnadh von biin;
pennaig ist also zunächt das Haupt, der Herr, Führer des Weibes
und der Familie, dann erst mehrerer Familien und sehi- spät König.
Man vergleiche hiermit die homerischen Könige.
Das Digamma erscheint als />, z?, f auch in der Mitte der
Worte und hat ausserdem reiche Veränderungen; z. H. ilaiiM,
ÜMvvb), vertreiben \\. (dlwladw. Xio) ausgiessen arm. feun (fenaw).
hvti) hmaoi mit dem Digamma kifo) glänzen, leuchten, sehen.
— 87 --
\v. llaq der Glanz, lliigedu^ leuchten, lliu/aiiu glänzen, glitzern
u. andere.
Y.aM, Kulbt, fiit. y.avao} wegen xm;w brennen, w. in wechselnden
Formen deiviaw (r/ statt x) sengen, brennen und (jovidlaw.
uvöriQov, das erhöhte Ufer der Flüsse, der Rand, w. tnim
der Rand, Rücken des Gebirges, des Hauses u. s. w. entspricht
der zweiten Hälfte öiinov, das ir. ulndi die Höhe, Spitze der ersten
Hälfte.
avf/xog, der Hauch, Wind, w. (madyl die Lebensluft, der
Athem, adyl der Athem, an das Element, anudlyn der Windstoss,
anadlii athmen, lat. anima Lebenshift, später Seele, w. en die
Quelle des Lebens, das Lebensprincip , daher auch die Gottheit,
enaid die Belebung, corn. ena, veraltet enev. arm. ene. ir. anani ;
desshalb auch anlmai w. unlveL arm. aneval. ir. ahweach.
uvsv ohne, gesondert, w. ftu nicht, die deutsche Vorsilbe un,
lat. i?i z. B. infelix unglücklich, das a privativum.
«j'£i//t(j<, av^noi Geschwisterkind, arm. inovereh die Tante.
av^Q der Mann, yeri avbnöq, auch avi]o mit dem Diganmia /«v?)o
also penngiür, der 3iann, das Haupt, der Leiter, sow ie er als Ge-
mahl Tia^axomj.- (}v'C,vyoq , yn^üTt]^ heisst. Dass i]o dem (ßtcr ent-
spricht, lässt sich durch eine Masse von Heispielen erweisen , aus
Avelchen hervorgeht, dass die Nachsilbe er, der Fleischer, Schrei-
ner, Mörder, ebenso or, fnnücalor . curalor . anialor , narifjator,
aQOTiiQ, dgoTi]?, lat. aratoi\ w. ar%itr für arzgtcr der Bauer, (5>)t£0(;,
orator, w. areithiwr von nraetli die Rede oratio und ()wr der
Mann, der Redner, aus dem w. fiicr entstanden. Ausser der merk-
Avürdigen Uebereinstimmung der Endsilben haben diese Worte
auch nach ihrem Sinn und ihrer Form grosse Beweiskraft für den
Zusammenhang der bezüglichen Sprachen.
Der Mann ohne alle Beziehung bloss als Mensch betrachtet,
heisst im w. dyn oder dun, das Weib hun , -/wi); im Irischen
aber der Mann dnine und veraltet dae, auch fear. vir.
Dae erhielt sich im homerischen uvdfiaÖHi; virilini, gewöhnlich
uvögnaai;. Welche Lescart am besten sei, ist hiernach nicht mehr
zweifelhaft, eben so dass in 8uio) nicht die etwaige Wurzel ge-
sucht werden dürfe.
Der Mann, vir, wurde im Irischen auch mit dem veralteten,
kia oder asgatli bezeichnet. Schliesslich erinnere ich an eine
Vergleichung von kv^qa^uc. mit cadlecanip.
— 88 —
uv&oQ, die Blniiie, Farbe, l»ei Theognis das Gold, bei Athe-
nacus der Schaum; die Farbe ist wohl die Grundbedeutung-, indem
ir. (lal/t, veraltet deon die Farbe bezeichnet.
Wenn der Schaum als Blüthe des Weins, des AVassers, dich-
terisch sehr schön aufgefasst ist, so muss es überraschen, dass
dies Bild auch im Irischen sich iindet, denn eoan, veraltet umi,
uann, w. eun ist der Schaum; oder sollte uvdoq^ aus ?<«w entstan-
den, wirklich und nicht nach dei' Vorstellungsweise des Dichters
den Schaum bezeichnet haben?
avö-gn^, die Kohle, arm. (finvenregez die lebendige Kohle,
(floven die Kohle, daher wohl antreffezen die todte, w. andrus
der Teufel, was, wenn auch in christlicher Zeit gebildet auf die
schwarze Farbe hindeuten muss.
William ()\\en hat and ras der Teufel, böse Feind von trds
die Verwandschaft abgeleitet; was müsste da nicht alles andrus
d. h. „nicht verwand" heissen, und abgesehen davon, wer wird
den Teufel ,,andras'' nennen, weil er nicht verwand ist, oder
einen Feind in dem erblicken, welcher nicht mit in die VerMand-
schaft gehört? Sonst hiess die Kohle ir. gual. und dealavi, ver-
altet bran (brennen), <forr, lat. carba , w. glo , daher gloen, was
scheint, der Glühwurm, gloyn eine Masse glühender Kohlen, die
Gluth, corn. t/lou, arm. glauen.
avd-Q )] V 1] die Biene, w. draen der Stachel ; das griechische Wort
wurde zur Bezeichnung wilder Bienen gebraucht, die Honigbiene w.
von gwanu stechen, gwengnen^ und gwenwyn, venenuni das Gift.
Mv/a, die Kiänkung, av. annigrio^ ajihwryd^ auch trist und
ähnliche, daher trislis.
avi/Qog für (IvKxoog, kränkend, uylu die Kränkung, w. anni-
grio traurig, von an nicht und digrio munter; ebenso annkyvryd
ohne Lust, Vergnügen, freien Sinn, also gedrückt, niedergeschlagen,
von an, hy und bryd die Beweglichkeit des Geistes.
uvonuLu bei Homer. Odys. I. 320:
// fiiv liQ wg slnova unEßt] ylavxoijiig A&i'jvr],
oQVig d (og avoTcaiu diimaTO.
Voss übersetzt: Also sprach und enteilte die Herrscherin Pallas
Athene ;
Schnell den Kamin durchflog wie ein Vogel sie.
Flog die Athene als Vogel hinweg, dann musste der Dichter
sie die Gestalt einer Eule annehmen lassen, nicht aber eines Adlers
- 89 —
oder einer Schwalbe. Man vergleiche hierzu die Scholiasten, be-
sonders dasEtyniol.Magn. 'Afonnla ist durchaus korrupt, daher die ver-
schiedenen nicht stichhaltigen Erklärungen der Scholiasten zu die-
sem Verse.
Ich emendire:
sie entflog Avie ein nächtlicher Vogel;
denn oc/id heisst die Nacht, an ochil diese Nacht, und oidche
oder oiche nächtlich, daher kaUlach oldhche die Nachteule. Ari-
stoteles u. Plin. X. 2;i nennen eine Eulenart airoc, otus. Bedenkt
man nun, dass n im Anfange der Wörter eine Art Aspiration
durch die Nase ist, also für die Form und das Wesen derselben
nur einn sehr geringe liedeutung haben kann, so wird man den
Zusammenhang zwischen ochd , Nacht, >ixr6,, noctis, sansk. nie,
7ii[;a, nicht verkennen. Ausserdem ist dies Wort fast in alle
Sprachen übergegangen, und somit eines der ältesten, welche von
der ersten Sprache der Menschen sich erhalten hat.
Ich zog bei der Verbesserung dieser Stelle av zu wi,-, weil
ich die Redeweise für elliptisch halte. Der Indicat. lässt sich
auch sonst rechtfertigen. Oder gehört an zu ochaia^ so wie auch
in nox^ noctis das n vor dem Stamme erscheint?
uvtI anstatt, M-egen, gegen, w. am, ir. am, also deutsch um
statt wegen, um mich, meinetwegen. Das w. am bedeutet rings-
um und wegen, für.
Die Bedeutung gegen, gegenüber, ist offenbar späteren l r-
sprungs.
avrXog, das in das SchifT eingedrungene Seewasser, ir. an,
ean das Wasser, auch das stille Wasser, log die Grube, das Loch,
lochth., faul, lochthad die Fäulniss.
Das eingedrungene Seewasser geräth eben m egen seiner Ruhe
leicht in Fäulniss, und muss darum ausgepumpt werden, daher
«vtAsw, ausschöpfen, welches, wenn es nicht gerade diese beson-
dere Bedeutung hat, mit aqüuv , d^vitir, iSgEvstv übersetzt wer-
den muss.
(ivTv'i, rund, das Rad, der Knopf, woran das Wagenseil be-
festigt ward, die Rundung, Wölbung der Brust, w. cant der Ring,
Zirkel, die Radschiene, der Reif des Rades, rund überhaupt, auch
crunn, krumm.
— 90 —
Ht>vTTio, wm'w vollenden, diircliführen. Odys. XXIV. 71.
tlvTUQ f'nd 6)] af (/iw| i/i'i'afj' '//(fMt'yrojo, also zerstören, verbren-
nen, aussordeni bei Homer und Sophokl. tödten. ir. donaiclitld
(üdten, (loiKüij/niii zerstöien von (Ion schlecht, donas, donns das
Unglück.
(Ivvo) hcisst auch eilen; w. (jwanu eilen, vorwärts treiben.
(<iO)/w, zwingen, l)efehlen. hcissen, C0()0, ir. eynl die Gewalt,
ehjmjim z\\ingen.
uvu) oben, arm. iiKiiin.
u^ioQ Axürdig, Av. (i-::ns oder adhaa passend, was sicli für
einen schickt, ihm entspi'icht.
ulovi.^ die Gesetzestafeln in Athen, die man auf einer Achse
herumdrehen konnle, dahei- ihr Name. Yergl. Ruhnk ad Tlni.nO
und Heyne ad ApoUod p. 1(}.')8. Im Ij-ischen heisst das Gesetz
reac/it^ das Hecht, az- odei- adh^ veraltet auch eigsan^ woher w'Swr,
Jeagsa, lat. lex^ und ayt^ nebst vielen andern Ausdrücken; w cijd-
raith der gegenseitige Vortrag, das Gesetz, der Prozess, von cy
gegenseitig, lat. con . cum und rliaith , grade rectus , das Recht;
davon das verdorbene -/.voßic die Gesetzestafel.
IJei Aristophanes Nub. \M aa ird ein Rechtsverdreher gezeich-
net und y.vt)ßig genannt, um so auffallender, als sonst das Wort
bloss im Plur. vorkounnt; im W. bedeutet c/y/v^/fY////«/" streitsüchtig,
cyvreilhiaw verklagen, cyvrailJi'ucr der Kläger, cyvrellhiad der
Prozess und ähnliche Worte mehr.
aonvoi unverdrossen , furchtlos ; die letztere Bedeutung soll
hier betrachtet Averden. Wcish awy die Kühnheit, aicg die Hitze,
Heftigkeit, Lebhaftigkeit; also iwxvog ist im letzteren Sinne nicht
durch das « privativum gebildet. Audax gehört dem gleichen
Stamme an.
Mit dem w. airy hängt das scluv. waya, isl. voya, norAV. vaaye,
dän. vore, und wagen zusammen, Avorüber Wächter so viel AV^un-
dcrliches angegeben hat. Auch die SanskritAvurzel niayh ist hier
nicht an ihrer Stelle. -
aoll^q versammelt, daher aollliM zusammen rufen, versam-
meln; Avelsh aw%^ die gemeinsame Theilnahme an etwas von aw^
die Flüssigkeit, die Bewegung der Seele, des Willens u. s. w.
Auch Avir sagen „sie strömten zusammen".
Um hier einen Aveiteren Beleg dafür zu geben, dass sich ein-
— 91 —
zelne x\nschaiuings- und Ausdrucksweison zäh nach Jahrtausenden
in andern Worten erhalten, verweise ich auf die von Aristoph.
angefühlte Stelle Nuh. 4'p7. Da wird der l{aJ)alist unter einer
reichen Sammlung treffender Qualitäten ivoyjiTiETci]^^ m^uirotfifiu öiy.wv
genannt. jie(ji.Toifi/ir( wird gewöhnlicli von r^xVJfo analog dem lat,
trUus abgeleitet. Ich setze daneben, dass w. trlmiu dreischneidig
bezeichnet, so wie wir nun sagen, er hat eine Zunge wie ein
Schlachtschwerd, zweischneidig. Die Wahl steht ofl'en, doch hat
nstiliaifilja, das Abgeriebene, in ^Sinn und Form seine schwachen
Seiten; auch das dort angeführte <>/;,• gehört der keltischen
Sprache an. Die griechischen Lexicogra])hen leiten es vom zu-
nächstliegendcn ^liu ab. und verstehen daiuiiter einen 3lann, mcI-
cher unerschrocken zu einein Geschäfte geht, also einen kühnen
Menschen; w. iz odei- id/f, ein schlauer feiner Ko])f, idiatc, etwas
in Länge ziehen, strecken, hämmern, spitzen. In diesem Sinne ist
«Vj/c zu nehmen, da es sonst neben rolur,oog übei'flüssig erschiene.
äoQ heisst das Schwert und der Dreifuss, z. B. Od. XVII. 322.
Kir/sMr uxöhiiw ovy. ttuou,- ovös Ußi-jrac ,- ir. fi'orn , drei, airni , der
Dolch, die Walle, lat. arnia, airiuc/irlos ^ die Degenkuppel, das
Wehrgehänge, crios^ Gürtel. Es ist hiernach nicht nöthig, «oof.-
dreifüssig mit o(/ofc, die Gesellschafterinnen, Frauen, also mit ..zwei-
füssig" zu erklären, wie Schneider that.
ouof,' U. IX. 327. uvöoüaL ftaovuijeyog, ouomv l'ity.u (}(fiifoü(xiv und
II. Xxil. 12() flgd.
Ol' fisv n('K J'rr iiSTip ajio (5orö.' oiö ano TTtr^j/C
Tr'<0i9-£i'{)s tji'&so-; r oixol^tTov k/J.ijXokhv.
Hierzu Eust. oniii'QiLV 8i]lol rvv tÖ (XtAcIc y.ul uy.i(y.t<ig
(>fu),eir, Mg ij ttuo&ivoq XM^ o i/i'diog.
Aus diesen Stellen sind die Bedeutungen von ouQhc aufgestellt
worden ; der BegritF des Jugendlichen muss aber vorherrschen und
oiifjfg aus uyu()ig entstanden gedacht werden, denn im Irischen be-
zeichnet Ofj jung, Offdchd die Jugend (ö/i/o), Offh ein Mädchen,
eine Jungfrau, Ofjli und ogJida rein, unberührt, oghdhaclul die
Jungfrauschaft.
Um nun zu llon zurückzukehren, so scheint es in der Bedeu-
tung „Wehr" mit nirm^ arma zusammenzuhängen.
— 92 —
dnÜQ xo^ u L, den Anfang machen, vorzüglich bei Opfern, wie
angegeben wird, m. aberih das Opfer, aherlkodwy was geopfert
werden soll, aberthawl zum Opfer gehörig, aberthiad das Opfern,
aberthu opfern; davon, nicht von M^)/o,u«i , ist anünxo^ini abzulei-
ten, denn im Anfangen kann der Begriff des Opferns nicht liegen.
Das f des Stammes hat sich im griechischen Worte verlo-
ren , aber der Hauch eihalten, wie so oft bei andern Buchstaben.
arcaiucj bei Seile führen, vom Wege bringen, «tö tov ntnov
verführen, w. heö ohne, heibiaw bei Seite, hiidaw anlocken, vor-
spiegeln, entzücken, betrügen, verführen von Imd , also alle Be-
deutungen, M eiche anaiäb) beigoschrieben werden. Dass Lippen-
mid Gaumenbuchstaben verwechselt Avurden, lässt sich leicht nach-
weisen; (jDs^M und yero, W.pw \A.i.nin(jo, rtocpog, oTtocpog lat. ter/jus,
w. flogen, VC. chujan, Iiael ir. faiL ir. fein selbst w. kein oder
hyn, lat. fagus , franz. hetre. f'ernim span. hlerro ^ f'nyus span.
haia, fariiia span, harlna, foenum span. heiio u. a. m.
arxtilfM drohen vv. byfjyhi einschiichteiii, drohen, von bwyirl
die Drohung, ebenso byyythiaw drohen, byyylhiad die Drohung.
uTislog die Wunde, tiJcus, vulniis . w. yweli, daher ywelius
voll Wunden, yweliaw ver^^'unden, yineliad die Verwundung.
(iJTipnj der Wagen, w. beu, daher benaid die Ladung eines
AVagens, benyn der Karren, carvenn vereinigt carrus, carruga
mit ben, arm. can\ ir. veraltet karb; karbad.
uTiillo), uTcüXio abhalten, w. paus die Scheidewand, paliad
das Ausscheiden, Graben, der Graben, franz. p(de der Kelchdeckel,
die Schleusse, pallisade, palee und ähnliche, Avelche ein Trennen,
Scheiden bezeichnen.
unioQ der Birnbaum, w. peren die Birne, corn. per. ir.
piorra, lat. pyriis^ w. pyr, die Föhre.
unlöoq, einfach, einfältig, w, plyy die Falte, unplyg^ was
nur eine Falte hat, einfach, einfältig, Simplex.
un 0 71 arog, der Menschenkoth , Abtritt, bei Arist. Ach. 81.
w. baw der Schmutz, Koth, schmutzig, auch gemein, niedrig,
bmvdy der Abtritt , von baw und fy das Haus , bawzyn ein ge-
meiner Kerl von baw und dyn, ein Mann, eine Frau, nebst zehn
andern Ableitungen.
Mit Tiäiog, der Pfad, kann aiconarog nicht übereinstimmen, und
die Erklärung „Schmutz im Wege" nichts für sich haben.
— 93 -
unooog, ohne Weg, hülflos, arm, w. por/Zm die Hülfe,
porlliü, portlil, porlliiadu helfen, porthmrn . porthaid, porthe-
dig u s. w. Avas hilft, auch fortbringen. f\^\Q^v portare. Gewöhn-
lich wird unoQoq von iiöoo^ und dies von 7iio«c abgeleitet.
uTToc, die Ermüdung, das Ungemach hei Euiip. Phoen. 851.
Die Erklärer sind nicht ganz einig; der Scholiast. und Eust. er-
klären es mit y.('f.uaioQ, Hesych. meinte, es müsse hItio^ heissen,
Andern ist es so viel als ^Ujy.o^ oder iipo: ; w. avar , das Unge-
mach, die Sorge, Mühe, Trauei*. Abspannung, ir. veraltet aha, das
Geschäft, der Zweck. Absicht.
Darf man untei- «ttoc avur vermuthen, dann ist das Wort weit
bedeutsamer, da die Reise dem blinden Teiresias nicht bloss durch
die körperliche Ermüdung und die Länge des Weges, sondern
auch durch seine Blindheit und Besorgniss beschwerlich fiel.
834. iiyov riu(jOL&f^ Ovyuri(). oi^ riqlcj nodl
ü(f&it).u6g fj Ol', ravTikdiaif «aroor c*,'.
d(i'Q tg t6 ksi'(}0}' TiiSor i/iog TtQua t^iov
Kreon sagte zum Seher: Samnde nun deine Kräfte, komme zu
Athem und wirf w eg die Ermüdung von der Reise. Das uill nicht
harmoniren ; wer wird sagen, wirf die Ermüdung weg, und noch
dazu, nachdem die Aufforderung vorangegangen , auszuruhen , die
Kraft zu sammeln und Athem zu schöpfen. Die Sorgen , üble
Laune, Kummer, die Erinnerung an das Ungemach, das kann man
verbannen, und das spiicht für urros. Mit //ijxoc ist gar nichts zu
machen, denn die Grösse, Länge des Weges hatte Teiresias be-
reits ,. abgeworfen", als er vor Kreon stand, und bedurfte also
seiner Aufl'orderung nicht, avar kommt von bar, der Kummer,
bar heisst aber auch die Spitze, der Gipfel, daher wohl die An-
sicht derer, welche mtoc mit vipo: erklärten. Wie manches Kel-
tische sich im Gefühl, im Volksleben bei den Griechen bis zur
Zeit der Kommentatoren erhalten hatte, das geht schlagend aus
diesem Beispiele wieder hervor.
Ein mit ncar vervvandes Wort ist afar, plur. afain die Müh-
seligkeiten, Beschwerden.
unvta. schreien , rufen , w. Iiebu sprechen , sagen , hebus ge-
schwätzig, hebivr und hebyz ein Sch\\ätzer, ir. abair sprich.
uqa, «y orr, wesshalb , quam ob rem, w. er huny oder er
— 94 —
hun für das. in Beziehung auf (Ins ^er auf, für, und Immw, hun,
hyny das, dieses).
liqa ist somit ursprünglich eine Piäposition und ovv ein
Pronomen.
Es hat auch die I?edeutung von ohsecro. quaeso . ich bitte,
doch ; welsh ervyn ich bitte , die Bitte.
uQu als Fragepartikel vtrvni^ w. ru yn.
uQu das Bitten, Flehen, w. (irc von «/', ir. veraltet ingh.
nnuux^ die Dünndärme, der Bauch, uoutos dünn, abgezehrt,
sch\\ach. leber die Bedeutung dieser Worte herrschte schon
bei den Scholiasteu grosse Meinungsverschiedenheit; w. t07' der
Leib , ebenso ir. larr auch die Eingeweide , cröth der Leib^ dsch.
das Gekröse, dän. Uros^ schw. kras, böhm. okruzi, was Adelung
von kraus ableitet; craöth ist eigentlicii aufgeschwollen, rund,
tarr dagegen dünn, ir. snarrach dünn, ucich. So nennen auch
w ir noch den \\ eichen Theil des Unterleibes zwischen Rippen und
Hüftknochen die Weiche, Dünnung.
Mit ((tn-, tor hängt Darm, Gedärme, althochd. tluinu, dan.
u. schw. (larni zusammen, nicht mit dem sanskr dar zerschnei-
den , wie Kaltschmidt \\ ill. Im Griechischen ging also l in den
spir. len. über.
a(ißvli] unßv).lg eine Art hoher Schuhe, der Stand des
Fuhrmannes im Vordersitze, w. aröcl gerundet, aröeHns rund,
eng anschliessend, arcen der Schuh.
uQyuQ, die Schlange, w. sar , was Einen leicht niederwer-
fen kann , die W uth , sarf die Schlange , surf es die weibliche
Schlange, sarfatrl was die Natur einer Schlange hat, lat. ser-
])ens, com. naüar, dsch Natter, Otter, arm. Umtpr und sarjxint^
ir. nathalr.
u QY iklo c, der weisse Thon, Topferthon, aryilla, av. aryan
sehr hell, ^^eiss, glänzend» eriryn weiss, ir. kriadhahan kriad-
hlog, log kriaidh^ die 'Jhongrube von log das Loch, die Grube,
und criadh die Erde, Schlamm, Thon Die Kreide also, weisse
Erde, lat. creta^ schw. krila. isl. krit, span. ci'edü] Kreide kann
daher nicht vom sanskr. rad^ brechen abgeleitet werden.
u()yoQ weiss, schnell, a\. erwyu sehr weiss, von gicyn^ die
Bedeutung schnell stimmt mit eru'c das Treiben, Antreiben, über-
ein. Nur die Aehidichkeit im Laute konnte, wie es hier vor-
liegt , zwei verschiedene Ausdrücke in einem Worte vereinigen.
— 95 —
uQ'/v^Lov, das Silber, (injentum das ^^eisse Metall, w. ar-
gan sehr hell, weiss, nriaii, ariant Silber. Geld; corn. ar(/(iii,
veraltet arghans, arm. arghant, ir. airgld, airgead^ kir , kearr.
ii()drjr, in die Höhe, ir. ffrdff hoch, arddchadk die Höhe, ar-
daghadh die Ehre, w. arzmi gi-oss, erhaben, einzig, würdig, da-
her arzimaic würdigen, arzuniant die Ehre, Wür ie,
u^ötg, die Pfeilspitze, der Pfeil, w. arv der Dolch, die
Waffe, ir. iarain; sonst heisst Pfeil pickelig unser Pickel.
atjdb) benetzen, tiäidien , nähren, erquicken, w fa/rg die
Ausdünstung, Nebel, ardairg, schwül, dunstig, wenn die Sonne
heiss scheint, ruhig, ardorl verdunsten, ruhig machen.
M^jfc/xo), uQEbi. aniiciuu reddo . zum Freunde machen, sich
gefällig beweisen, vv. car der Freund, daher cui'ic theuer. Da-
mit hängt zusammen arah gefällig, heiter, lustig, arav sanft,
mild, ruhig, aravu massigen, aravuw die Milde, Mässigung, ara-
ve% die Leutseligkeit, Anstand, feine Sitte, HöllichKeit.
M^sT?], die Tugend, etwa gwarete , die Mannheit, von gtcr
der Mann, wie urduslu von un]o, rirtus von vir.
uijij, der Schaden, Nachtheil, bei Ilesiod. sc. Her. 128 auch
das Schwert, ii-. ?/;• dei- Nachtheil, das Unglück, der Schaden,
daher iirchoid der Schaden , die Verletzung , Hosheit , und u .
arv das Schwert, der Dolch, die Waffe im Allgemeinen, ir. ia-
rain. Also auch hier eigenthümliche Mischung.
"Aqi]?, das Eisen, die Wunde, Moid, Schlacht, der Gott Ares,
w. aru' die Waffen, das Schuert, arvanr sterben, todt, arvar-
wairl der Augenblick des Veischeidens, armier der Krieger, ar-
vawl \vi\i\. arrawd bewaffnet; von ar ist auch mar abgeleitet,
ausgestreckt daliegend, daher marw todt, auch sterben, lat.
morior, com. «r, fiar die Niederlage, das Morden, ir. ar. In der
Bedeutung von Schlacht findet sich auch nicht ein ähnlicher
Ausdruck.
aiji, so viel als tot, eine verstärkende Partikel in Zusammen-
setzungen, Av. ar gleichfalls ein Praefix in derselben Bedeutung.
uQiu, eine Eichenart; die Arkader nannten sie (filXöSQvc, die
Korkeiche, ir. arcan der Kork.
«^>tc, der Bohrer, eigentlich der Giiff, der Bogen eines sol-
chen Bohrers , denn es findet sich eine Stelle xqvnavov (ngicpeiui,
ugldi // uGTfQio-^oig; aucli krummgebogen; w. i/lwm gekrümmt, ge-
— 96 -
bogen; daher nrystiim der Bogen, so wie gtcyr der Bogen, lat.
gyrus der Kreis, gyro^ gyralus im Kreise drehen, kreisförmig.
(VotffToj', das Frühstück, ir, seirl und ein Frühstück einneh-
men, seirithim, beide veraltet.
HQy.ic)^ abhalten, bei Homer auch helfen, w. arcjidw schüz-
zcn, bewachen, vertheidigen, cadw retten, aufbewahren, schützen,
von cad Schutz, Schlacht; bei den Attikern mehrmals auch in
der Bedeutung von niitzeti, ir. garo nützlich, zuträglich, auch
garach und garadh dankbar, die Dankbarkeit, garam danken,
1. grattis.
uQxioq, mit dem vorigen zusammenhängend, nützlich, zu-
träglich; Av. ced die Wohlthat, Gabe, Hülfe, daher arged die
Gabe; für das Hesiod'sche „genügend" habe ich kein verwandes
Wort gefunden.
aQXTog, der Bär, w. arlh, der Bär, arthiüg bärenhaft, ar-
thal brummen, arthen ein junger Bär, arthess die Bärin und
andere, lat. vrsus.
u^y.vc, das Jägernetz, w. caruc das Band, die Schnur, der
Strick auch die Zange, carc eingeschlossen, daher carcer Ker-
ker, alth. carcar^ bei Notker charcha?, Otfr'ul /iarkare , griech.
aq^iu, der Wagen, w. cur der Wagen, lat. currus.
(ig^u, der Tribut, Last, Speise, Nahrung, Liebe und Bei-
schlaf, w. armerth das Brodbacken , bara das Brod , die Nah-
rung, ir. aran das Brod, aranoir der Bäcker, gearraz der Tri-
but, w. cary lieben, carriad die Liebe, corn. kara, ir. ka-
ram lieben.
«p/tij, die Fuge, Verbindung, w, cur nahe, carai die Ver-
bindung. So verhält es sich auch mit ugfioyi] die Fuge, das
Gelenke.
w ^ /i 6 fe w , passen , zusammenfügen , av. azastt passen , von
azas passend, übereinstimmend.
uQVEo}iai, läugnen , verneinen, M^eigern, w. ar die Sprache,
Fähigkeit zu sprechen, arain beredet.
tiqvog das Schaf, ir. kaora.
«^ow aqöoinoq, agovga pflügen, der Acker, w. ar das
gepflügte Land, was sich pflügen lässt, araä der Pflug, lat. aro,
^ 97 —
aratrum, arvum, die Erde, so viel als Grund, habe» dieselbe
Stammsilbe.
M^Tra^w rauben ; plündern, fangen, fut. «o-rt/Jw , w. carvaghi
fangen, cur vag yl die Schlinge.
aqni] die Sichel und der Adler, \v. rlmib mit den Klauen
fassen, fangen, erhaschen, die Gehässigkeit, die Zauberei. Dass
einige Raubthiere und Schlangen durch Zauber ihres Opfers sich
bemächtigen, ist nach den Bedeutungen des Wortes rhalb ein
sehr alter Glaube, rheib^ rapax, \\er leicht mit Gewalt sich in den
Besitz einer Sache setzt, daher rauben, eryr der Adler, der Aar,
und der Fischreiher sind mit ««tj; desselben Stammes; ebenso ir.
arbhach der Habicht, die Schlacht.
tiijnvg äolisch die Liebe statt u^ivg ^ie Hesych. sagt; av,
eure was zusammenhält, einigt.
uQ^ijv männlich w. gwr der xMann, gwrriw männlich.
«^Taw aufliängen, ir. ard.
uqxi eben, modo, nunc, u. s. w. ir. arre noch, eben; «^rt
ist auch gleichbedeutend mit «^«oi, jüngst; corn. vrnia, nun. Ollen-
bar ist M^Tt aus yn awr in dieser Stunde («//v die .Stunde), ent-
standen.
u()Tiog grade, ganz, vollendet, ir. ur ganz, vollendet.
UQTOQ Weizenbrod, ir. aran und araiin. vv. bara, corn. bara,
und torth, jetzt die Tart, Torte, arm. bara und torl. Das Getreide
im Allgemeinen heisst w. yd bara Brodkorn, ir. urvar ; aus yd
entstand aiiog der Weizen.
uQxvbi bereiten, ordnen, Speisen zubereiten, anrichten, paro,
w. berwy kochen, berw das Kochen, berwg'ia brauen, ßnvtov und
ßfjvioq das Bier, lat. cerevisiu^ arm. birwi. ir. bruilhlni , m. bry-
diaw heiss machen , erhitzen , lat. veru der Bratspiess , ferveo,
heiss, erhitzt sein, sieden, fervefacio kochen, sieden, ferluni und
ferctum der Opferkuchen, eben so brauen, bralen und andere
hängen mit ßd^rog ßuQxva statt «oio,- zusammen. Statt b ist y vor-
geschlagen in gar, schw. gbra, isl. giora^ bereiten, bei den Wal-
lachen gerbu kochen.
agvca ziehen, schöpfen, w. arwaen, arwain ziehen, tragen,
ürwe%u ziehen, leiten, lenken.
aqxivbi anfangen, herrschen, lenken, w. arwe%u leiten, len-
ken, Ir. arach die Herrschaft.
uQXn der Anfang, die Herrschaft, w. degre der Anfang, von
KeUische Studien. I. 7
— 98 -
cre die Ursache, ir. ardcheanas und arach die Herrschaft Ge-
walt, Macht.
M^jj-w anfangen, herrschen, w. ar auf, arq die Spitze, der
Anführer, der Oberste, argadu heisst darum bewachen, beschützen
arggw?'^ wer zu fordern bat, der Gläubiger.
Arkadien mit seinen G6 Bergkuppen, ein rauhes Gebirgsland,
das höchste im Peloponnes , früher Pelasgien genannt , scheint
hiervon seinen Namen zu haben. Leber seine Städte weiter unten.
Vergl. aQxn- Weitere Ableitungen von arg sind gor, was
höher ist, das Aeusserste, im Deutschen gar, garo, welches bei
Otfried völlig, gänzlich bedeutet, in der Boxhorn. Glosse garaiDO
beinahe ; weiter gon^ao höher, gorgavez die Obergewalt, gorgavu
sich erheben , siegen ; in Zusammensetzungen bedeutet gor sehr,
gar, z. B. gorcaled sehr streng, gar streng.
uQio in der Bedeutung befriedigen, genügen, vergnügen, w.
(irwarw beruhigen, befriedigen, mildern, arivar vergnügen, her-
umhüpfen, spielen.
aqMvia die Mispel, w. ün-agored^ nämlich aval der Apfel,
der Name ist also ein Beiwort, spät ausgebreitet, spät geniessbar,
welches sich auf die Zeit der Reife bezieht. Diosc. I. 171.
uatlyy\q^ übemiüthig, gottlos, improbus, w. veraltet r/^/, jetzt
ysgeler mit den verschiedenen Bedeutungen von «afi/?)?, nämlich
üppig, keck, unzüchtig, wollüstig^ gottlos. Der Stamm ist cel.
uay-sa, besorgen, warten, pflegen, ehren, lehren, corn.
desgy, tesky^ ir. teagasgaim.
aaxri&i]?, unverletzt, w. asgen der Schaden, Nachtheil.
«ffjcög, die abgezogene Thierhaut, Balg, der daraus gemachte
Sack oder Schlauch, w. cod der Balg eines Thieres, Sack, ebenso
Coden, codenu, ysgi, isgiad auf-, abschneiden, schälen.
aafiEvog, fröhlig , willig, w. veraltet memvyd die Freude,
von menw die Einsicht , die Ueberzeugung , das Glück , daher
heisst uafiEvog auch willig, der gerne etwas und zwar aus Ein-
sicht thut, ysj?iician, liebäugeln, verliebt thun.
a artig, der Schild, w. veraltet aes, yswyth, scutiun der
Schild , von ysgw sich schützen, und dies von aes , aswy die
Schildseite, und von asw wieder das lat. sinister.
aanq i g, beiHesych. uuKQa, eine Eichenart w. asgre dieStaubfäden,
das Herz, das Lebensprinzip, die Quelle des Lebens. Sie hiess auch
8Qvg ttnaqnog , hatte also bloss Blüthen, Staubfäden und keine
— 99 —
Frucht. Man beachte hierbei die Bedeutung dor Eiche im heili-
gen Kult bei den Kelten.
tlaaov, näher, w. ayaws nahe, (uina nliliern , wie f//i?, ty-
YVMv-, iWwj', ebenso w. im nahe, vmc die Nähe, veraltet, arm.
ekishen^ nz, hars, ir. a/ikar, analke.
u(}Ti](j der Stern, w. se. sjj pl. ser ^ seren der Stern, se-
renaicl flimmernd wie ein Stein , serenu flimmern , gIKzern,
also lat. serenns heiter, eigentlich steridielle, corn. sterran^ ver-
altet Steven^ arm. steren^ dsch. Stern, lat. aslrimt ^ peis. slaei\
tart. Stern, isl. u. schw. stjerna. Otfried hat h terra und Llphilas
stairno. Statt ser sagte man in Wales dichterisch auch syr^ da-
her Sirius der Hundsstern, ohqioq] schwerlich also ein Beiwort
von jedem Sterne, welcher eine brennende Hitze gibt, wie Schnei-
der sagt.
naxQnßi], der Sattel epldppiiini^ w. yslarn der Packsattel,
ir. veraltet sadhall^ arm. sadell. ahd. satil bei Stricker und im
Schwabenspiegel , goth. shll^ sill, angels. sadel. sadul^ russ. siedlo^
böhm. sedio, poln. siodlo u. s. w.
uoTQayaXog der Halswirbel bei Homer, auch das Sprung-
bein der Ferse, tabis, ir. astra'nn gehen, iistar die Reise, as-
gwrn der Knochen. Der Ort, die Stiasse, in welcher die Motz-
ger das Fleisch zum Verkaufe aushängen, hcisst in der Pfalz die
Scharn , am Main Schürne ; sollte diese Bezeichnung nicht mit
asgicrn verwand sein, zumal da ir. karna, Jat. caro das Fleisch
heisst? Asfjwrn bedeutet nicht bloss den Knochen, sondern auch
den Kern bei dem Steinobste, cor. astjarn, arm. askorn. Die
Würfel bestanden aus Knochenstücken; mit Würfeln spielen heisst
atcigaqiEvtiv., oifenbar von asgicrn, nicht von o/./oov, dem Orte ab-
zuleiten, wohin man am Feste 2:y.lna. in Prozession ging Meine
Erklärung wird noch unterstützt durch (jx/^nwo* hüpfen, springen,
axlgnifia der Sprung u. s. w.
Unter den keltischen Spielen lässt kein mir bekanntes Wort
auf den Gebrauch des Würfelspiels schliessen; alle deuten auf
kriegerische Uebungen , Tanz und Scherz. So heisst gwara fech-
ten , sich vertheidigen, spielen , tändeln. Nahe liegt ystranc der
Lumpenstreich, ystrancimc einem einen Possen spielen.
Mtf;f«XAa), a^s■/,ala^x^^ ungeduldig, unwillig, zornig, traurig
sein, w. galar die Klage, der Schmerz, galant trauern, klagen
arm. iala^ ir. ealyaire der Schmerz.
7*
— 100 —
« T « ^ , aber , w. eithyr.
a T E Q, ohne , ir. lat\
wTfWj' Ilias. XX. 333 thöriclil, verblendet, in der Hitze, d. h
ohne Ueberlegung, ir. teas die Hitze, Wärme, altpers. ales das
Feuer, iieupers. tes, tibet. tsa, türk. afes und te/isk der Zorn, w.
tes, ir., arm., corn. fes Sonnenwärme, w. a/h die Hitze.
Bei Herodot VHI. 223 verzweifelt , ir. teadham verzweifeln.
Damit hängt zusammen
MT7J, der durch Unbesonnenheit, übereiltes Handeln ange-
richtete Schaden , daher die "ati] die personifizirte Unbesonnen-
heit. Der Fehler ir. veraltet ailhall, w. alli die Hitze.
M T ju ?) , bei llesiod. Th. 862 die Hitze des Feuers , sonst
Dampf, Rauch, w. alh die Hitze, ir. toith^ deata, teagli, fos,
teas der Dampf, (leuta% der Rauch, in Schottl. toit oder tech^
je nach der Gegend.
«T^tt?])-, der Sklave, Diener, arm. mates die Sklavin.
uToixog, das Atom, bei Democritus. Diogenes Laert. YH.
12. /Joxel Ss ttVTM juöi. /l^/ug dmi roiv ohov aiuuovq yal y.ivov, tu «5'
uXlu vfvouiadat. x. t. L Clcero de nat. Deor. 1. c. 24 : Isla
enim flagitia Democriti^ slve etkim ante Leucippi, esse corpus-
ciila quaedam laevia, alia asper a etc.
Bei Strabo libr. XVI. wird diese Erfindung dem Phönizier
Moschos von Posidonius zugeschrieben: d Se du Uoaudavloi maxtv-
aai, x«l tÖ nEgl tmv atoy.cov öo/f-ia naXaior, larlv uvdgos Zidovlov
Mo(T/oi' TVQO Tbiv TQOiy.wf XQovav yfyovorog. Das sagt auch Sextus
Empiricus adv. Math. p. 367 (in Fabr. p. 621).
Diese Theiichen sind indessen in ihrem ursprünglichen Sinne
schwerlich als ganz klein, untheilbar zu nehmen, wozu xifivo),
TOfii] wegen der Aehnlichkeit und nahen Erklärung den Griechen
die Anleitung gab; denn wenn irgend eine Grenze der Theilbar-
keit für feste Körper sich finden liess, wo sollte sie für den ob-
jektiven Griechen liegen , wenn er an die Atome des Wassers
und dann der Luft oder des Feuers denken sollte? xalovto), sagt
Diog., navTU T« ai'yx(ji/J.aTa ytvväv, nvg, vÖmq, aEgoc, yrjv. x. x. X. Dass
ein höheres Prinzip , als dieser rohe Materialismus , vorwaltete,
ehe Democritos schrieb, ergibt sich aus dem Keltischen, ffad ist
im W. das belebende Prinzip, was erzeugt, hervorbringt die
Saat; siehe oben cxöijg, uibr]g und Seite 114, wo von der Bedeutung
des Hades gesprochen wird.
— 101 —
Had ist der äusserste Lebenspunkt , die Lebensqiielle nach
den Barden, hadas die Lebenskeime, die Saat; daher ist der
Hades im Dienste der Demeter bei den Griechen, Hierin liegt
mehr Gewicht, als in der Erklärimg , der ungesehene, Mi^^}?," wel-
che die Aehnlichkeit im Laute und die Phantasie im Dienste der
Untersuchung an die Hand gaben.
Hadyl ist ein Uebergangszustand , das Faulen, Verderben,
daher hadlyd verdorben , \ erfault , hadlu faulen , verderben , ab-
nehmen, auch verblühen, hadlez die Fäulniss u. s. w. Im Grie-
chischen steht ui8r,i oder uSr^q allein ohne diese sinnreichen
Beziehungen.
uTv^oi in Furcht setzen, ir. iiath die Furcht, furchtbar, uafh-
bhas^ das Staunen, nathbhasach fitrchtbar, und ähnliche mehr.
«v/7), der Glanz, die Farbe von Luft und Wasser, Liclit, Strahl,
Auge, daher «i'/a^w, w. yc sehen, imp. y^a sieh, yqad^ zu Gesicht
kommen, yqadav auf die ausgezeichnetste Weise, daher hoyii-wyQ
glänzend, gewöhnlich yloyw glänzend, durchscheinend, awl das
Licht besonders, welches von der Strahlenbrechung unabhängig
gedacht wird; auch das Gebet Avie uvyi] und iv^h als zuiückkeh-
rend zu diesem ewigen reinen Lichte; llyyad das Auge, Licht.
«vöi) die Rede, Sprache, ir. yuth oder yadan die Stimme.
uv&ig, von der Zeit einmal, künftig, (diquando, w. ywaith
die Zeit, icedi dann, nachher, iceUhian nun, von yiceUh. yiceilhian
zuweilen, arm. uithiu einmal, auch ui%iu.
avlai die Furche, w. ull gebrochen,' ausgebrochen, wll ein
Bruchstück, yll trennen; die durch die Furchen aufgehäufte Erde
heisst im Deutschen der Balken, vom engl, halk^ w.balc; b steht oft
an der Stelle des Hauches z.B. aul der Dung, ebenso baw^ eulon.
Bei Homer ist statt avln^ zweimal wAx« gebraucht; w. ol die
Bahn, Spur, Gleis, der Eindruck, ole die Furche, welche der Lauf
des Wassers bildet.
ttvli]^ aula^ atriiim^ bei Homer ein freier luftiger Platz vor
der Wohnung, ir. «//, hallet^ corn. hall^ arm, sali, dtsch. Saal und
ähnliche in den neuern Sprachen.
aikoQ ohne Materie, w. awl das Urlicht, das körperlose,
welches nicht zurückgeworfen wird. Siehe oben avyri.
avfja die Luft, w. atcyr , corn. veraltet auyr , arm. ear , ir
aear, aidheoit\ lat. aer.
avgiov morgen, w. bore der Morgen, y vory morgen.
— 102 —
uv(}OQ nach Ilesych. u. Suidas der Hase, Hirsch, nach Emigen
aavQog oder y.uvoog, w. ys(/i/V(fntawg, der lange Ohren hat, von
ys(jyvarn^ also der Hase, corn. skouarnay ; der Hirsch w, corn.,
arm. cariv, haru^ ir. arr^ lets^teres veraltet.
avaxriqoi sauer , w. siif ^ dtsch. sauer also wie nvoin^Qog
herbe, somit nicht von «uVo, was die Zunge trocken macht; daher
suran^ der Sauerampfer und viele andere Ableitungen.
avza^, axini aber, doch, w. eithyr.
uiJTfiri die Luft, siehe uvqu; gemeinsame Wurzel ist aw, alles,
was fliesst, daher atrel der Luftzug. Oft bedeutet avifii] das
Feuer, ir, ydh oder aodh beide veraltet.
uv/iw sich rühmen, mu/>) Stolz, Prahlerei, ir. uacliar oder
mibhar Stolz, Eitelkeit, Prahlerei auch uachdaranaglid.
avx^ÜM, UV /[.ISO trocken, dürr, durstig sein, squaleo^ areo
w. syg trocken, sygawl trocknen, syqed der Durst, lat. siccus
trocken, sitis der Durst, w. swya, das Einsaugen, auch der Koth,
Schmutz, schmutzig, swyan eine schlumpige, schmutzige Person,
siogiad welk, schmutzig werden.
Der Schmutz heisst auch baw ^ schmutzig hawüi%\ blasen,
brausen ir. beicim, daher auch trocknen^ av. beiciüic von baiQ.
avLo, uva trocknen, sengen, zünden, w. ywyo, was auszieht,
trocknet, ywyvuir trocknen nach Lluyd. Vergl. das vorige.
u.^,^JiY.1] die Vogelwicken, eine Hülsenfrucht, wie die Linsen,
Die Erbse gr. -rmo.', nt.aaoQ, niaov, w. pys die Erbse, Hülsenfrucht,
das Gemüse, die Linse c^f/x?], ifay.üc, ir. pis beige, beige \ w. baQ
klein; pis beige die Felderbse, die wilde Erbse agrestis bezeich-
net also die Art, pis die Gattung der Frucht; von diesem beige
stammt wohl f/)«x?J.
Die Linse ist in Wales und dem nördlichen Frankreich zu
Hause, die Erbse findet sich im Norden von Europa.
atpn^ sogleich, w. sav der Stand, souie stallm von stare.
ucfttQ heisst auch bald, arm. ball^ plötzlich, arvrys^ welches auch
die Bedeutung „sogleich" hat. Letzteres kommt von arvrwth der
Angriff und dies von bnctli^ das Auffahren, Kämpfen.
Imirischen heisst veraltet tar oder av dagegen; mit dem letztern
Worte stimmt «V«^ in der sehr bestrittenen Stelle II. XHL 814 überein.
Der Scholiast erklärte nach seinem Gefühle «9«? "^i* ^u5i(»g,
nämlich slol kuI ^[ilv ;(iiQEg, woTE ucpaQ ufivvsiv.
— 103 —
acpavQog bei Honi. und Hesiod. schwach, arm. fall, ir. an-
vann, grimveiro^ feige, schwächlich.
«qpaüw trocknen, w, bawah blasen, tosen, ir. beigiaw^ ir.
beicint,
acpeXijg eben, glatt, gering, w. gwail, schwach, dünn, gering,
bei Aristophanes weit, plani ca?npi, w. eg weit, helaeth weit,
breit, in Ueberfluss, Fülle.
u(fsvog die Habe, Roichthuni, Besitzthum, gewöhnlich mit
«710 und eVoc, V'orrath auf ein Jahr, erklärt; w. cyvoeth Reich-
thum, Macht, ir. aradar das Vermögen, ebenso ionvas^ reich, «;?
clo vaoin d. h. voll von Besitz.
a(fqog uud ucp^lzig Scliaum, w. rwyti] flu, der Stoss, froin^
der Dampf, fromi dampfen.
axnv dürftig, egeiius^ w. angea die Noth, Nothdurft.
ax^og die Last, w. baig.
ax^vg die Wolke, der Nebel, die Dunkelheit, Trauer, ir.
dyclach.
uxvi] der Schaum, ir. ?mw, uanani; in der Bedeutung von
Rauch erscheint dies Wort Aeschyl. Ägam. 508; in N. Schottland
heisst leg der Rauch; Homer nennt die Spreu ax^n, Ji". tuiglie ,
tugha. Achelnsind die Getreidespitzen, welche beim Dreschen abgehen.
« CO blasen, w. aicel.
§clilii$i<$beiiierkungen.
Mehr als zwei Drittheile der griechischen Wurzelwörter vom
Initialen « sind sonach mit den keltischen Ausdrücken verwand,
und dies Verhältniss stellt sich ungefähr durch das ganze Alpha-
bet heraus. Es lässt sich nun daraus mit aller Bestimmtheit der
Schluss ziehen, dass die Kenntniss der griechischen Sprache, so
viele Bezeichnungen und Ausdrücke, die man bisher für solche
hielt, welche die keltischen Dialekte dem Griechischen entlehnten,
keineswegs durch die Massilier vermittelt worden sind, dass viel-
mehr die keltische Sprache jener Stamm war, der unter Ein- und
Zuflüssen mancherlei Art und in einer geraumen Zeit neues Leben
gewann, in einer neuen Bildungsphasc die rauhen Gutturalen, die
verschiedenen Vor- und Nachsilben abschliff und zu einer neuen
Sprache auswuchs, welche \\'\v die griechische nennen.
Die Reste der keltischen Dialekte, die lateinische, griechische
und in vieler Beziehung auch die deutsche Sprache stehen auf einem
— 104 —
gemeinsamen Roden, aber sie entfalteten sich zu andern Gestalten,
da ihre Bildungsverhältnisse von spätem Wanderungen, der Le-
bensweise und Bildung der betreffenden Vi)lker, sowie der Oert-
lichkeit ihrer Wohnungen abhängig für alle nicht dieselben blei-
ben konnten. Auch ohne die Zuflüsse neuer Einwanderer aus an-
dern Volks- und Sprachstämmen konnte der Kelte im Norden mit
dem im Süden nicht in Uebcreinstimmung verharren. Eine Ver-
gleichung der Griechen nach ihrer geistigen Bildung und der Lage
ihrer AVohnsitze mag diess bestätigen.
Bei diesem Abschleifen der Formen Avurden häufig Silben
verschluckt, ^\io beim Plantus cavillator A^ie caullator lautete
und Aehnliches, oder es fielen besonders im Anfange Buchstaben
und Silben weg, oder verwandelten sich in Aspiraten, z. B. aus
dem harten irischen sgeirim, sgirim entwickelte sich das weichere
aynQM, ja in dcniir. /^?/7V/;;^ ging der Gutturalis / in? über, ebenso in
arcan\m(\ uoiu, die Korkeiche, wie in ffut norddeutsch ^V^^/^ Goll Jolt.
Gn\ ein dumpfer voller Hauch^ verwandelte sich in den Spi-
ritus asper oder lenis; aus w. guala , arm. hnollach, ward «Ate,
aus ir. ge(d txlqo^, aus w. carraglu entstand «^xro^o» fut. htynälw,
aus gwanu arvo , aus guth^ gadan ward uvb^], aus gwaith uv&ig,
aus gall «Ax»), Avobei sich x aus dem Gutturalen / erzeugte. B
löste sich in einen Aspiraten auf oder fiel ganz A\eg.
Ebenso ging es mit andern Anfangsbuchstaben. Es bildete
sich öara und /o?-t//, das Brod, in uQTog um; sar und sarf ver-
wandelte sich unter dem Einflüsse der Aspiration des r in dnyüg,
f alias in dXu'Cwr, magu, mngu in «//&), saithini in m(5sw , ladan
oder leadan in «J»;»', cwywydh in aü^M^ cuinini oder corraun,
eirgim in me/ow, Ibiaith^ arm. /«>//, Und in al&aUog^ beit/ii, batham
in al'&vta, daUh in uY&w, leirist, farracha in ui(ja, llac in «xt«-,
cant in wVril.
Die Erscheinungen auf diesem Gebiete sind mannigfaltig und
nicht für das Bedürfniss der Erklärung ersonnen, sondern
vielfach durch die Lautverschiebung innerhalb desselben Dialek-
tes im Verlaufe der Zeit gegeben worden, A\ie das selbst der
oberflächliche Blick in der vorausgegangenen Zusammenstellung
der verAvanden Worte desselben Begriff'es erkennen wird.
Weitere Veränderungen bildeten sich dadurch , dass die bei
den rn, n, II, r vorAvaltenden Kehlhauche sich bald ganz verlo-
ren, bald in die tenues verhärteten.
— 105 —
ulxTj aus ff all kam schon vor; so Üfinv^ aus amytal, alom aus
eirghim, gorreiri] alogm aus eirghim axnißri^ aus aröei, arhed.
Dass c oder A*, A^ie einige namentlich im Irischen schrei-
ben, leicht in q oder ng^ nc^ g^ gh überging, war ganz natürlich;
darum können Worte wie ußa% von h(ic^ haue ^ aiy.la von gg/iar,
ughar oder ungar , oder wie man diesen Laut sonst schreiben
will, keine Schwierigkeiten bieten; ebenso, wenn erwgri neben
uqyhs, zeigt, dass der Gutturale in ein w oder langes u überging,
wie oben in i. Eigenthümlicher sind die Verwandlungen von d,
t und % in //, c, gg oder ng^ gh und c, wie sich aus w/s^oj^oc, so-
viel als ardhercogi oder ar-zercogi, tiXyoq und alaeth, alzia und
aighneas ergibt. Das <^/Ä oder 5 ist ein ganz besonderer, schwer
zu gebender Hauch, wie etwa das für die Deutschen so schwie-
rige Ih der Engländer. Alle diese Aenderungcn sind dadurch
begründet , dass eben bei der Aussprache diese und andere Kon-
sonanten ein mehr oder weniger starker Kehlhauch begleitete.
Darum konnten d, g^ /, % und s verwechselt werden, aus // ein
Ic, Ih. dr, aus n ein s; aus p ein nd, oder t entstehen, wie auch
zum Theil im Griechischen und umgekehrt
Diese und verwände Lautverschiebungen lassen sich durch
die Vergleichung der keltischen Dialekte unter sich und mit dem
Lateinischen und Griechischen mit zahlreichen Beweisen belegen,
und haben nur für Den etwas Seltsames, der bei der Beurtheilung
etwaiger Verwandschaft die Worte in ihrer jüngsten Form be-
trachtet und nicht die Modifikationen ins Auge fasst, durch welche
die Aussprache zu verschiedenen Zeiten verschieden bedingt ward.
Ganz abgesehen davon, dass sich durch die Vergleichung der
keltischen Sprache mit den alten klassischen die Gesetze der Laut-
verschiebung unter neue Gesichtspunkte bringen und erweitern
lassen , so hat zunächst die griechische Sprache dabei den beson-
dern Vortheil , dass ihre Wörter, auf ihre Stämme zurückgeführt,
in ihrer Grundbedeutung richtig erkannt Averden, dass sich ihr
Verständniss somit erweitert, dass ihre Erforschung ein neues
Leben erhält, und für manchen dunklen Punkt eine Erklärung ge-
wonnen wird, welche man bisher vergeblich suchte.
Die Willkürlichkeiten, welclie dadurch in der Aufstellung der
Bedeutungen nothwendig Murden, dass man das Nahe liegende
mit allerlei grammatischen Korruptionsgesetzen zum Stammworte
erhob, werden mehr eingeschränkt und der Erklärung mit der
— 106 -
immer mehr steigenden Erkenntniss der ältesten keltischen Sprach-
reste ein besserer AVcg angehahnt Averden Ich müI zur Unter-
stützung des Gesagten nur Einzelnes in das Gedächtniss des Le-
sers zurückrufen:
unoqog heisst arm, hülflos, einer, der sich selbst nicht hel-
fen kann; man leitete es darum von nöooq ab, und hielt sich da-
bei nicht zunächst an die Grundbedeutung transitus^ trajectio^
man dachte nicht an das homerische nöqoq \4).q>Holo und Aehnli-
ches, nicht an die noooi uUq^o&oi des Sophokles im Ajax, son-
dern an die Stelle des Euripidcs in der Medea : twv 5' udnxi'jXMv
noQov ivoE d-tag, und vermittelte nun die obigen Bedeutungen mit
dem fiaglichen Stamme durch „ohne Weg und Steg." Nimmt man
das Welsh hinzu, dann gestaltet sich die Sache anders; denn
por ist Jeder, der über einem Andern steht, der Herr, der Mäch-
tige, porlh die Hülfe, Unterstützung, Unterhalt, Vorsicht, auch
der Hafen portus, porthi helfen , purthai was Hülfe bringt, por-
thii helfen, porthiadu Hülfe erhalten, porthianna mit dem Nö-
thigsten versehen u. s. w.
Dieser reichlichen Anzahl abgeleiteter Wörter , zunächst den
Zeitwörtern, steht nur anoqüv^ sich nicht zu helfen wissen, ent-
gegen.
Welche Mühe verursacht nicht «V«^ H. XHI. 814 den Erklä-
rern '? Man leitete es utitm ab und gab ihm die Bedeutung von
a7i//a, T«/8wg, ja auch von uviuq^ doch ohne, wie Schneider sagt,
die eigentliche Bedeutung anzugeben, die Damm zum Theil ein-
gesehen habe.
Aus dem Irischen ergibt sich ein vollständiger Aufschluss;
hier bedeuten cw und lar aber, doch.
"/r?j? leitete man von Uvai^ gehen, ab, ohne dadurch die Be-
deutung keck, unverschämt zu begründen. Man formte sich also
selbst das Mittelglied „der dreist , unerschrocken zu einem Ge-
schäfte, in eine Gefahr geht", übersah aber, dass diese künst-
liche Erklärung vom künstlichen Stammworte \i.vai die Bedeutung
unversch'dint unmotivirt Hess. Auch die Erklärung Plato's im
Protag. p. 167: „t'r«c yt, i(p u ol 7toX}.oI cpoßovviat. livui" reichte
hierzu nicht aus. Im W. dagegen bedeutet i-z ein schlauer Kopf,
idiaw in die Länge ziehen, izas scharf, beissend, von id scharf,
durchdringend, also eine gute Bezeichnung für einen rabulistischen
Advokaten, wie ihn Aristophanes darstellt.
- 107 —
Ich erinnere endlich an uvönma^ an alvalg^ an ",45 >/? und so viele
andere Bemerkungen, welche erwarten lassen, dass das Studium
der keltischen Dialekte für die Sprachen und die Literatur des
klassischen Alterthums eine neue Belebung und reiche Resultate
hervorrufen werde, da sie, wie aus dem Vorausgehenden ge-
schlossen werden kann , von keltischen Elementen in mannigfa-
cher Weise durchdrungen sind.
Keltische Einflfisse
in der Mythologie der Griechen.
▼ T eiin mau irgend einem Gegenstande in einer Sprache, sie sei nun,
welche sie wolle, einen Namen geben will, so legt man bei der
Bezeichnung ein Begriffswort zu Grunde , welches der hervor-
stechenden Eigenschaft entspricht, die bei der Gestaltung des Be-
griffs vorzugsweise geltend gemacht wird.
Eine Beobachtung, Avolche einem Griechen angehört, eine
Gefühlsrichtung, eine Anschauungsweise, die diesem Volke eigen
ist, eine Erfindung, Avelche von ihm ausging, sie alle werden ei-
nen Namen tragen, Avelcher in seiner Wurzel die ihn bestimmende
Eigenschaft verbirgt. Hat man nun Begriffsbezeichnungen , für
welche sich die Wurzel nicht mehr bestimmen lässt, so ist nach
der herkömmlichen Regel anzunehmen , dieselbe sei verloren ge-
gangen , sobald man es mit einer sogenannten Ursprache zu thun
hat ; oder man sieht sich in andern Sprachen nach ihr um , da
eben so gut ein solches Wort bei Kreuzungen , Berührungen und
Mischungen der Völker von einer Sprache in die andere überge-
gangen sein kann. Findet sich auf diesem Wege das Wurzel-
wort wirklich , dann ist die Berührung und der Einfluss des einen
Volkes auf das andere um so unzweifelhafter, je leichter sich in
der Sprache, welche das Wurzelwort bietet, auch die Anschauung
nachweisen lässt, woraus es hervorgegangen ist, Avenn sich aus-
serdem noch eine mehr oder minder reiche Wortfamilie in der-
selben findet, indess es in Ableitungen sporadisch nur in andern
vorkömmt. So verhält es sich ja auch mit den Pflanzen; in der
Nähe von Mainz finden sich einige Kräuter wild, die nur in Ame-
rika heimisch sind, und sonst nirgends. Wo ihr Vaterland zu
suchen sei , ist Avohl nicht zweifelhaft.
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Die griechische Mythologie enthält Bezeichnungen und Na-
men, welche sich aus der griechischen Sprache nicht erklären
lassen; das Welsh hietet Aufschluss in der oben angedeuteten
Weise und berechtigt zu der Behauptung, dass keltische Völker
in früher Zeit mit den Griechen in Berührung kamen, oder viel-
mehr diese mit jenen sich mischten und religiöse Ansichten und
Namen von ihnen entlehnten, ja dass sie aus jenen hervorgingen.
In der Theogonie des Hesiod stossen wir auf mehrere Grundwe-
sen; unter ihnen wird zuerst das Chaos genannt. Vers 116:
Siehe vor Allem zuerst -ward Chaos: aber nach diesem
^Vard die gebreitete Erd' ein dauernder Sitz den gesammten
Ewigen, welche bewohnen die Ilöh'n des beschneiten Oiymjios,
Tartaros Graun auch im Schoosse des weit umwanderten Erdreichs,
Eros zugleich, der, geschmückt vor den Ewigen allen mit Schönheit,
Sanft aui lösend, den Menschen gesammt und den ewigen Göttern
Bändigt tief ein Busen den Geist und bedach(samen Rathschluss.
Xuog ist nach der gewöhnlichen Ansiclit die rohe, ungebil-
dete Masse, nach Festus iinilus qaaedeni confusa ab inilio der
Darstellung Flesiod's zu Folge; Chaos bedeutet auch Luft, Raum
und Zeit, sogar die Finsterniss und die Unterwelt.
Die griechische Sprache bietet keine Wurzel diesen Bedeu-
tungen gegenüber. Das Welsh enthält ein Stammwort caw das
Band, abgeleitet von c«, die Haft, das Ilaben, Halten, cawad
das Verschliessen, Einhüllen, daher cawad o tvlaw der Regen-
schauer, cawd was sich rings erhebt, rings einschliesst. Daher
das deutsche, in der Nähe von Mainz und Oberdeutschland ge-
bräuchliche Wort die Kante ^ für Grube, nieders. Kule^ Kaue,
engl, coy, böhm. kow ein Bergwerk, mittcllat. cohua eine Bude,
caya ein Haus, chyo ein Bauernhaus, lat. cavus, xaUog und an-
dere, indess Kaule im Sächsischen auch das scharf gedrehte
Flachsbündel heisst; cauz bedeutet die Umhüllung, die Finster-
niss, caws was zusammenführt, verbindet, caicn leer, hohl,
das Rohr, daher lat. canna, xäpvu. Aus dem Zusammenhang
dieser Worte lässt sich entnehmen, wie nach Plato und den
meisten Alten x^io? einmal den leeren Raum, dann die Fin-
sterniss bedeuten konnte. Nach Mone heisst chaos in der Wö-
luspa Gab Giminga, der Becher der Gährung, der gähnende
Schlund, nach der Edda das älteste Grundwesen, an welches sich
die nordische Theogonie anschliesst.
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Das zweite Grundclement ist Fixln die Erde, das Land. Creu-
zer erldärt dieses Wort mit „die Alles gebärende Mutter," und
zieht zur Unterstützung noch das Beiwort sv^mifavog „mit hreiter
Brust" herbei , welches nach Tansanias der Gaea beigelegt wird
und sich bei den Orph. findet. Es hätte mir passender ge-
schienen, yixla aus yv/uvla die geborene, aus dem chaos ausge-
schiedene abzuleiten; wie dem nun sein mag, ;'«&» ist nach beiden
Erklärungsweisen das Stammwort; im Welsh bedeutet ga das
Ausstossen, das Weggehen, welches sich im Lat. in gigno^ in
hauchlosen eo^ slfii, in gehen wiederfindet. Durch das welshe ga
lässt sich /Mf« um so leichter als die ausgeschiedene Masse auf-
fassen. Auch in den keltischen Dialekten erhielt sich das Wort
y(Hu, doch änderte sich g in ein aspirirtes {f, Avie das nach
obiger Beweisführung in den keltischen Dialekten oft geschieht,
w. daiar, daiaren^ tir ^ corn. dor , arm. duar ; das g ist so-
mit nur härter ausgesprochen und daiar eher älter als jünger
denn yiua.
Das dritte Grundwesen ist "a'^o^, die Liebe, das Verlangen,
was die Elemente einigt und bindet. Er ging aus der Urnacht
hervor, dem Chaos, er, der den Menschen sanft auflösend und
den ewigen Göttern bändigt tief in dem Busen den Geist und be-
dachtsamen Rathschluss. Warum nun t'^og? Geben wir diesem
Worte seinen weichen Hauch, dann leitet es uns mit der Erklä-
rung des Hesiod auf das w. awar sanft, mild, awara zähmen,
gwarai% sanft, gwa?aii sanft machen, gwaru besänftigen, caru
lieben , carun, gern, pfälz. garn , caru die Liebe, carwr ein Lieb-
haber, lat. carus, und ohne den Kehllaut sqixv lieben. Dass iqog
auch die Wolle heisst, eine Bedeutung, welche sich mit der eben
besprochenen auf keine Weise in Einklang bringen lässt, beweisst,
dass bei der Mischung mit einem fremden Volke ein ähnlich lau-
tendes Wort sich allmälig abschliif und seine Bedeutung an das
griechische abtrat.
Gwair bezeichnet im W. Alles, was rasch wächst, aufschiesst,
das Heu. In wie fern es hierher gezogen werden könnte, lasse
ich dahin gestellt sein. Entschiedener tritt der gemeinsame Stamm
im ir. kaora^ kgra mit dem harten Kehllaute hervor ; beide Worte
heissen das Schaf.
Creuzer hat, indem er in seiner Mythologie nach Pausanias
X. 37 den Eros den Sohn der Ilithyia nennt, darauf hingedeutet,
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dass wir es hier mit den Resten einer alten Religion zu tliun
haben, welche Ölen, ein Priesteipoet, den man bald den Ilyper-
boräer , bald den Fremdling aus Lycien nannte, nach Griechen-
land brachte. Einflüsse der orphischen Pliilosophie sind, wie er
richtig bemerkt, nicht zu verkennen; auch darin muss man mit
ihm einverstanden sein , dass mit der Ilith\ ia die Lrnacht be-
zeichnet sei, sobald man den Gesang Olens, von dem Pausanias
IX. 27 spricht, mit der Hesiodischen Sage zusammen stellt. Die
Ilithyia ist jedenfalls die erste Gebärerin , die erste Mutter. Im
Welsh bedeutet Uic (// sprich///}, was sich bewegt, was fortge-
bracht werden soll, Iluys^ Mas abgegangen ist, Utes, ^\as abgeht,
der Schleim, llwlli^ was schlüpfrig ist, lat. fjluth^ Ilwyfli, m as ge-
boren ist. Mit diesem Stamme , dessen Hauch im Griechischen
durch einen Vokal ersetzt ist, hängt ^liUvdM, JilXu&via mehr zu-
sammen, als mit dem Zeitworte t'hvdco kommen, welches von
den Etymologen wegen der Aehnlichkeit, nicht wegen eines in-
wohnenden Begrifl's genommen und mit den nöthigen Erklärungen
versehen wurde.
Auch das w. llai/h feucht, sanft, v eich, nachgiebig, geschmei-
dig, das Auslaufen einer Flüssigkeit, auch die Schwäche, vertritt
Eigenthümlichkeiten , welche die gewünschte Hilfe der Eleufho,
und den Zustand der Gebärenden bezeichnen; es hängt mit obigem
w. Wurzelwort zusammen , ebenso //iw gleiten , das deutsche
Wort selbst , dann glitschen , llUhijr schlüpfrig u. s. w., altdeutsch
glidir und yUaxQog glatt, oXia&oq das Ausgleiten, in den monseei-
schen Glossen gi/ifen, schw. glUla, angcis, glidcm, franz. g/isser,
bei Ulph. leäha?i, gehen, angels. litha?i, schw. /ido, beim Kero
kefidan zurückgehen und ihv&o) kommen. Ferner findet sich im
Welsh /flith, was zusammenzieht, auch was anzieht, lockt; daher
llifhiaw, locken, zusammenziehen. Nach dieser weitverbreiteten
Stammbedeutung kann man unter der Eleutlio nur die Göttin ver-
stehen , welche die Geburt fördert , das Kind hervorkommen lässt,
die Wehen verursacht, wodurch die Frucht hinausgestossen wird,
und durch das Fruchtwasser wie die Absonderung des Schleims
den Gebärweg schlüpfrig macht.
Ausser der grossen Wichtigkeit, welche dieses Wort für
den Nachweis über den Zusammenhang der europäischen Spra-
chen hat, vermittelt es auch die Verwandschaft mit dem Se-
mitischen, in welchem wohl die Grundbedeutung zu suchen ist.
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ib"! heisst im Kai gebären, brüten, erzeugen, im Niphal geboren
werden, im Piel gebären, helfen u. s. w. Tpri gehen, wandeln,
im Hiphil leiten.
Andere Vorstellungen begleiten bei den Alten, besonders den
Orientalen, das Wirken der Eleutho ; nach II. XI. 269 flg. bedeu-
den die ^oyooTÖxoi Eild&viui, die Töchter der Here, die Geburts-
arbeit, die mit scharfem, schwerem Geschoss die Seele der Ge-
bärerin durchbohren. Die Alilat peinigt nach orientalischen Ideen
die Kreisenden und schreckt sie mit furchtbarem Zauber; im He-
bräischen heisst im Piel |^bx quälen, dringen, im Welsh ail die
Reihe , das Kreisen , eiUiaetk das Ausstossen , eillkiw weggehen,
ausstossen , absondern. Auch die gewaltige Brimo ist mit dem
Begriffe der Eleuthyia verbunden ; Creuzer versteht unter ihr die
lastende Schwere von ^^Im, ßQi&w verwand mit ß^iy^w lärmen.
Bqlb) wird oft von dem mit Macht eindringenden Feinde gebraucht,
und II. XXI. 385 ist ßtßQiß^vIa mit i(jLq verbunden; ßqlni] ist nach
dem Etym. 7nag7i die Macht. Im W. heisst trini kräftig, stark,
durchgreifend , trimau beschweren , belästigen , betrüben , ängsti-
gen, tricni^ schwer, traurig, tryme% die Trauer. In der ange-
führten Stelle beim Homer IL XI. 270 w? ö' öV «V MÖlvovoav e/tj
ßilog oiv yvvalxa, ö^i/xv y.. t. A.; bedeutet ö^i/^iv sonach den mit
Macht eindringenden Pfeil , die durchdringenden Schmerzen , und
die Brimo oder Drhno ist nur eine personifizirte Eigenschaft der
Geburt oder der Eileuthyia, Dass b und d verwechselt wurden,
lässt sich im Griechischen durch oßtlog, äol. oSiXos, ßovvog, dovvog
und viele Beispiele in den keltischen Dialekten nachweisen. Wenn
nun bei Aristophanes Equit, 855 ß^ifiüo^iui zürnen heisst, so ist
dies von der Idee abzuleiten, welche der Volksglaube mit der
Brimo verband^ aber nicht umgekehrt Brimo aus der Analogie
mit ßQtixixoyai zu erklären. Das lässt sich schon an und für sich
hören; allein es ist nicht nöthig, diesen Weg bei der Erklärung
von ßgifidouvti einzuschlagen. Im W. heisst öär der Zorn, die
Wuth, fro heftig, /yom zornig, fromi zornig werden, fromwr
ein reizbarer Mann, ir. öroda?n erzürnen, arm. «r^^rrs« ärgern u. s.w.
Schliesslich füge ich noch bei, dass sich die obige Wurzel in
dem altd. bramon der Dornstrauch und in Brombeere erhalten
hat, aber in der Bedeutung von stechen, verwunden. Die Beleg-
stellen geben Otfried und die Glossen Boxhorns. Bei Rabauus
— 113 —
Maurus kommt praama^ dän. aranibür. angels. braembel vov. Die
Bremse, auch Biämse, oder Brömse, gehört hierher.
In der hesiodischen Dichtung ^^ ird auch der Tartarus als ein
fJrundwesen angeführt. Welche Anschauung bei der Bildung die-
ses Namens vorwaltete, lässt sich aus dem Griechischen nicht
mehr ermitteln, wohl al)er mit Sicherheit annehmen, dass er in
dem Sinne, wie ihn Hesiod gebraucht, nicht mehr seine Grundbe-
deutung hat. Wo aus dem Chaos der Dichter die Erde entste-
hen, dann den Eros als ein wirkendes, zur Erhaltung der Welt
im Thierleben nöthiges Prinzip sich gestalten lässt, da kann der
Tartaros um so weniger als eine grauenvolle Unterwelt ohne Zweck
und Bestimmung erscheinen , als noch die zw eitc wichtige Seite
des physischen Lebens, die Pflanzenwelt, in ihrer Nothwendig-
keit vermittelt werden muss. Was Eros dem animalischen Leben
ist, das ist Tartaros für das vegetabile.
Im Welsh heisst tar der Trieb, der Stoss; davon sind abge-
leitet larad, taradriad das Durchbrechen, taradni durchbrechen,
tnr% das Hervorbrechen, Knospen, Keimen, der Frühling, tar-
%a'm hervorfliessen , tarzell die Quelle, turzelhi sprudeln, tarzu
machen, dass etwas hervorbricht, larcn was hervorbricht, Knos-
pen treibt, tar an der Donner, und noch viele andere Worte,
welche die Erscheinungen des sichtbaren Lebens der Natur be-
zeichnen.
Dass der Tartaros die grosse Naturkraft vorstellt, welche
verborgen wirkt und im Pflanzenleben vor Allem sich kund gibt,
das geht auch aus den Mythen der Demeter, Persephone u. a.
hervor. Ich will mich auf eine Darstellung derselben nicht ein-
lassen , sondern nur bemerken, dass nach Theopompus, wie Creu-
zer angibt , die Bewohner Italiens unter Persei)hone den Früh-
ling verstanden, gewiss ein alter Glaube, für den sich Vers 401
des homerischen Hymnus auf die Ceres geltend machen lässt.
Der Name lUqatcfovn^ iitQaKpövua hat verschiedene Auslegun-
gen gefunden ; man nahm meist eine Zusammensetzung aus (piqot
und (fövo? an und Hess sich dabei von der Idee des Orphikers
(Hymen XXIX v. 15) leiten, der von Persephone sagt, sie allein
gebe den Sterblichen Tod und Leben, sie ernähre dieselben im-
merdar und würge sie , d. h. sie befördere ihnen das Wachsthura
der nährenden Pflanzen und führe sie in die Unterwelt, wo sie
herrsche. Bedenkt man, dass im äolischen Dialekte 8 statt ß ge-
Keltische Studien. I. ^
— 114 —
sprochen wurde , aa ie ßthplv, Bslcfol statt 8ilq,iv , /hXcpol , so wird
man mit einiger Sicherheit annehmen dürfen, das Pcrsephone aus
Tersephone entstanden sei. In diesem Falle tritt alsdann der
Stamm vom Namen Tartaros wieder in Tersepsone hervor und
die Benennung der Göttin deutet wieder den Wirkungskreis an,
welchen ihr der Volksgeist oder die Lehre der Priester zuge-
wiesen. Diese Ansicht wird bestätigt durch den Hymnus auf Per-
sephone, wo es heisst: „Komme du Frühlings verkünderin, die du
am Hauche der Auen dich freuest und mit heiligem Leihe an
den fruchtaushildenden Keimen.'-
Inzwischen ist es niclit nöthig, durch die Veränderung der
Initialen den Namen Persephone auf Tartaros zurückzuführen.
Persephone herrschte in der Unterwelt; sie wurde als Kö-
nigin der Todten gedacht, stellte die UnterAvelt in ihrem
Gegensatz dai', Mar die Tochter des Zeus und der Ceres,
wurde mit in die Reihe der chtlionischen Götter gezogen und
theilte ihre Bedeutung. Weicker in seiner Abhandlung „der Rauh
der Kora" (Zeitschrift für die Geschichte der alten Kunst} nennt
sie nacli der Fassung der verschiedenen Mythen, die nach und
nach entstanden , die Tochter der nahrungssprossenden , gelhge-
lockten Ceres, das Wachsthum des Pflanzenreichs, das Pflanzen-
reich selbst, vorzüglicli den Frühling, die Blüthe , die im Win-
ter verschwand u. s. w.
Sie ist also übereinstimmend mit dem Tartaros, wie ich seine
Bedeutung erläuterte, und dem Hades, der als Agriculturgott oft
erscheint.
Der Hades ist der schafl'ende Gott, der erzeugende, eben-
sowohl nach den verschiedenen Sagen, als dem Sinne seines
Namens.
Von der griechischen Auslegung in Betreff der Ableitung rede
ich hier nicht, denn sie ist zu unerheblich, wenn sie das Wesen dieser
Gottheit treffen soll. Im Welsh dagegen finden wir had, was geeignet
ist, ein neues Leben hervorzurufen, es zu erneuern, die Saat, ein
Wort, das gleichfalls nach Laut und Sinn in diese Reihe gehört.
had was leicht gibt, trägt, hervorbringt; /tadadver, ein Epithet
des Herbstes, der neuen Samen gibt, die Saat und das Pflanzenle-
ben erneuert, hadawl was zur Saat gehört, hadert das einzelne
Saatkorn, hadva^ ein Platz, welcher eingesäet werden soll, ha-
diad das Säen, hadle ein Saatacker, hados kleine Samen, Le-
— 115 —
bensathome, hadii säen, hadyd das Saatkoin, Itadijl der Zustand
der ^'er^va^dtllng, das xVbsteibon, Schwächen, Niederdrücken,
Verschliessen, Verfaulen, daher hadlah \\as sich auf den Zu-
stand der Verwandlung bezieht, ltadle\: das Absterben, Faulen
hadled was voll Verwandlungen ist, hudln al)sterben, sich min-
dern, faulen, Itadwr der Säeniann und andere.
Arinor. had^ hat, hada der Samen, säen, ir. sliil^ por^ k'meal
oikme.
llet a lief arm. immer, ewig, von Samen zu Samen, Der
'A8r,Q also ist der (lott, welcher durch die Saat ein neues Leben
vermittelt, der durch den Tod, duich Acw lebergangsprozess in
der Fäulniss ein neues Daseiu bereitet und unsterblich macht. Ich
kann nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass auch hier,
wie bei der Eleithyia und sonst alle rsebenbegriüe durch Ablei-
tungen aus demselben Stamme bezeichnet wurden. Sie waren in
den Augen der Kelten Theile Eines Ganzen , und zeigen
von Klarheit der Einsicht, hoher Kultur und hohem Alter des
Volkes.
Die Attribute des Hades w urden später auf Persephone über-
tragen ; er selbst bezeichnete nur noch den Ort, den Umfang ihres
Reiches, und ward so ein neuer Mittelpunkt für neue Mythen oder
religiöse Anschauungen.
Mit Recht und iu einer erhabenen Weise konnte jetzt der
Orphiker, Hymne XXIV (28) \ ers 15 folg. sagen:
„Tod und Lebeu bist du allein den Sterblichen, Persepho-
neia, denn du bringest Alles immerdar hervor, und Avürgest Alles."
Mit Recht hat darum Welcker in dem Raube und der Wieder-
kehr der Proserpina die Reziehung auf die L nsterblichkeit gefunden ;
aber es war dies keine neue, spätere Beziehung, sondern von vorn
herein durch die Weise geboten, wie man die A\echselnden Er-
scheinungen des Lebens in den Zuständen des Saatkorns sich
dachte, das gestaltet, gereift durch den Erneuerer des Lebens,
den Herbst, in den Roden gelegt wird, dort in den Zustand der
Verwandlung tritt, in seiner bisherigen Form stirbt und als ein
neues Leben ersteht, um durch neue Saaten sich fortzupflanzen.
Darum das armorische het a Iiet.
Welcker fand in dieser Beziehung auf die Unsterblichkeit
eine spätere Auffassung; Creuzer beanstandete dies, und dass er
8*
— 116 —
nicht irrte, beweist der keltische Ausdruck fiir „ewig", der ihm
unbekannt war.
In gleicher Weise hatte Damm lex. hom. p. 2989 Recht, wenn
er bei dem Namen Persephone an die Verwesung dachte.
Die Lehre von der Unsterblichkeit wurde sicherlich in den
Eleusinischen Mysterien im Samenkorne symbolisirt; dass sie be-
stand, geht aus der Stelle des Sophocles bei Plutarch „de legen-
di» poetis N. 58. 5. Brunck." mit Gewissheit hervor.
„0 dreimal selig jene Ster])lichen , welche diese Weihen ge-
schaut haben, wenn sie zum Hades hinabsteigen. Für sie ist al-
lein ein Leben in der Unterwelt , für di e Andern eitel Drangsal
und Noth."
Ebenso Pindar in einem Fragment bei Boeckh: „Selig, wer
jene geschaut hat; und dann unter die hohle Erde hinabsteigt; er
kennt des Lebens Anfang, er kennt den von Zeus verheissenen
Anfang.
Man vergleiche die verschiedenen Namen und Bedeutungen
der Proserpina in Creuzers „Symbolik und Mythologie."
Die unterirdischen Götter sind darum, weil sie das Wachsthum
der Pflanzen pflegen und fördern, auch gute Götter; so nennt Plato
imPhaed. den'Adijg u/u&6g Seog. Sie bringen Segen und fördern den
Reichthum; bei Diodor heisst in einem orphischen Fragment De-
meter nXovjoöojsiQu. Darum tritt der Plutus mit der Ceres und
Proserpina zusammen bei Aristoph. Thesmoph. 305 :
T>; /4r]fiT}rQi, xal Jtj Koqt),
xal TCü nlovjM, xal rf] KnXXiysvfu*
X«* TT) K0VQ0Tii0(fbJ T^ yr/.
Und beim Stobaeus in excerpt. Grotii p. 499 :
xal firjv, nod-EV UXovroiv uvvovoi.itt^tTo
El nrj T« ßHiiOT tka/sv.
Weiter sagt Hesiod 123: Erebos ward aus dem Chaos, es
ward die dunkle Nacht auch; dann aus der Nacht ward Aether
und Hemera , Göttin des Lichtes.
Was nun zunächst den Erebos angeht, so verstand man dar-
unter die Finsterniss, die Bedeckung, welche über die Erde ge-
— 117 —
worfen war. "Egeßog Avird abgeleitet von igiqxt bedecken, be-
dachen, auch bekränzen. Leber die Wurzel dieses Wortes gibt
das Welsh Aufschluss. ffwer (gw statt des spirit. len.) heisst,
was über die Oberfläche hinge^^'orfen ist, was überschattet, birgt,
schützt, daher gwerinaw ausbreiten.
Im gleichen Sinne ist vvl die Nacht, lat. nox^ w. wo*, das
was sich ausbreitet, abgeleitet von ny.
Ai&>]q, Aether, heisst die höhere reine Luft, darum auch
Licht und Helligkeit; im Welsh bedeutet air der Glanz, die Hel-
ligkeit, im Lat. aer vorzugsweise die untere, von Dünsten nicht
freie Luft.
Die Gäa gebar den üranos, das Himmelsgewölbe Ovgavo?
ist kein Wurzelwort, vielmehr aus dem welshen ur hervorgegan-
gen, welches das Aeusserste, üöer, höher ^ darum auch rein^ ge-
heiligt bedeutet. Damit hängen nun olga die Grenze, ovgiCoi be-
grenzen, ovQog der Graben u. a. zusammen
Die Gäa brachte auch das Meer, niXayog , hervor. Die Er-
klärung dieses Namens „tö nh'aog rijg ^aluaaijg'^ ist nicht stichhal-
tig; ebenso das „ziße rijg yiig öV"; im Welsh ist pel der Kreis, pell
die Kreislinie, der Horizont, auch fern, pellenig der Fremdling,
und der Komet. Der Begriff des „Fremden" findet sich wieder in
Pelasger und Hellenen, in welchem letztern Worte sich der das p
begleitende Hauch erhalten hat, indess er sich im ersteren ver-
lor. Auffallend ist es, dass das griechische niXag grade das Ge-
gentheil anzeigt; im Lateinischen dagegen hat sich der Sinn von
pell^ fern, in pello^ ich vertreibe, erhalten; das w. Wort in dieser
Bedeutung ist pellgnu, von peilgn, was fern liegt; pellynus heisst,
wer die Zurückgezogenheit liebt.
Dass die Sprache und die Bildung des keltischen Volkes auf
das Griechenthum in der ältesten Zeit einen entschiedenen Ein-
fluss geübt hatte, ist selbst nach diesen wenigen Angaben nicht
mehr zu bezweifeln. Indessen gibt es noch andere Erscheinun-
gen, in welchen das keltische Wesen in der griechischen Bil-
dung noch bedeutsamer hervortritt, weil sich klar dabei zeigt,
dass schon Homer und Hesiod, nach dem Mangel an Ueberein-
stimmung von Name und Mythe zu schliessen. Fremdes den alten
Sagen beimischten, die sie selbst nicht mehr richtig fassten. Ich
habe das schon in der Bedeutung des Tartaros gezeigt, welchen
die hesiodische Kosmogonie herkömmlich unter den Grundwesen
— 118 —
äufzJililt, ohne anzugeben, welche Aufgabe ihm in der Entwicklung des
Kosmos gestellt war. In gleicher Weise mengt sie den Pontes und
Ocean unter einander und wird dunkel oder geräth in Widerspruch.
Die Gäa und der Uranos erzeugten die Titanen ; Tirüvig ist
theils von nivw , ausstrecken, strafen, theils von einem alten, viel-
leicht thessalischen Worte juali/, die Erde, abgeleitet. Ob es ein
solches Wort gegeben habe , oder ob es von dem phönizischen
///, lutum, gebildet A\orden sei, lasse ich auf sich beruhen. Im
Welsli heisst mit einem veralteten Ausdrucke nach Edward Sluyd's
Glossography /ijd die Erde, gcMöhnlich t/r, terra. Im Griechi-
schen erhielt sich dies Wort in 7iT(xroQj der Kalk, Gyps. Hes.
scut. Herc. 141.
Die Uebereiu Stimmung des phönizischen Wortes mit dem kel-
tischen deutet auf orientalischen Ursprung, zunächst aber auf den
Einfluss , welchen die phönizische Kosmogonie ausgeübt hat; nach
ihr sind die Titanen die ersten Künstler, IJaumeister und Acker-
bauer gewesen
Unter den Titanen, Avelche der Zeit nach verschieden an Zahl
angegeben werden, ist es der Sohn des Hyperion, welcher als
Sonnengott vorzugsweise Titan genannt wird. Es ist nicht zu-
fällig , dass im Welsh tydaln den Mittelpunkt , das Haus des
Feuers bezeichnet und als Epithet der Sonne gebraucht Avird.
Nimmt man hierzu noch, dass derselbe Gott auch als Begleiter,
Führer der Musen , itovaa/rjTeg , auftritt, und die ältesten Barden-
lieder in Wales von dem Ti/dai/t Tad Awen^ d. h. Titan, dem
Vater der Musen , reden , so ist nicht zu verkennen , dass ein
Apollo- oder Lichtkult von den ältesten keltischen Bewohnern
Griechenlands ausgeübt, durch Wanderungen nach dem Norden
gebracht und von den später nachrückenden Stämmen mit so vie-
lem Andern angenommen wurde. Ölen und die Sagen über die
Hyperboräer geben weitere Aufschlüsse.
Es ist aus den Angaben der Alten ersichtlich , dass über Samo-
thrake her aus Asien mancherlei religiöse Ideen in Griechenland
Eingang fanden. Wenn man darüber stritt, ob die Eleusinien aus
Thrakien hergekommen seien oder eher den Athenern zugeschrie-
ben werden müssten , so haben für das Land der Barbaren wohl
einige Gründe gesprochen. Beim Hesiod V. 62'p heisst es wei-
ter: „Eifrig kämpften gegen einander im Ungestüme der Feld-
schlacht jene, die stolzen Titanen daher vom erhabenen Othrys".
— 119 -
. . . Othrys ist ein Borg in Thessalien, nahe dem Oeta an der
thrakischen Grenze; in älteren Diclitungen heisst er zuweilen auch
der hyperboreische. Was der Grund zur Benennung des Berges
war, lässt sich nicht ermitteln, aber im Welsh bedeutet othrhys
{oth-rhys} A^H l ngestüm der Feldschlaclit.
Wie oft wichtige Ereignisse sj)iUer Orten, (iegenden und Bergen
einen bedeutungsvollen Namen gaben, das kann mit vielen Bei-
spielen l)elegt werden; icli will nur eines wählen, welches we-
gen seiner diplomatischen Begründung einem Zweifel nicht Raum
Insst. In dem ürkundenbuch der Stadt Frankfurt von Böhmer
findet sich auf einer Urkunde vom Jahre 1228 die villecula Ka-
(lelcamp erwähnt, deren Privilegien neuerdings bestätigt werden.
Dieser Name hat im Laufe der Zeit sich in Kelkheim abgeschlif-
fen; er ist keltischen Ursprungs, wie die meisten Ortsnamen am
Fusse des Taunus, und l)esteht aus cadle das Schlachtfeld und
der lateinischen Ue.bersetzung dieses Wortes canipus ; cad heisst
die Schlacht; die lat. Worte cado^ caedes^ clades sind damit ver-
wand, ebenso das franz. cndrc.
Ich kehre uach dieser Abschweifung zum Hesiod zurück.
Als neue Zeugungen des Uranos und der Gäa führt der Dich-
ter V. 18 die Cyclopen Brontes, Steropes und Arges an, deren
Bedeutung durch den Namen selbst angegeben ist; ferner nennt
er die Hecatoncheiren, den Kottos, Briareus und Gyges.
Die Gelehrten haben es versucht, diese drei Reisen als Per-
sonifikationen des Winters dtirzustellen, zunächst Creuzer, wel-
cher im hundertarmigen Briareus den M^inter nach der Ansicht
der alten Mythologen findet und den Kottos als Personifikation des
wüthendcn Sturmwindes betrachtet; Gyges bezeichnet ihm die
Avinterliche Wasserfluth Hermann über das Wesen der Mytho-
logie p. 84 und Buttmann im Lexilog. p. 230 haben andere An-
sichten. Ich entscheide hierüber nicht , sondern führe für wei-
tere Untersuchungen die Haltpunkte an, welche das Welsh an die
Hand gibt. Bie heisst der Hügel, die Spitze, der Berg, bri die
Würde, der Rang, breir ^ der, welcher für eine Anzahl von Fa-
milien, später für eine Baronie, den Vorsitz im Gerichte führt.
Bei der Eintheilung des Landes ist die Zahl 100 vorwiegend, wie
die welsh laws Zeugniss geben. So heisst cantrev ein Kanton
und Hundert {centuni Kanton), cantrevicr , wer aus 100 zum Ge-
schwornen sich eignet u. s. w. Dürfte sonach Briareus auf die
- 120 -
bürgerliche Eintheihmg sich beziehen und das Oberhaupt über
100 Familien, oder über einen Kanton darum verstanden wer-
den dann erklärt sich auch das Wort hunderthändig, welches im
Mythus keinen Zweck hat; A\as sollen hundert Hände dem Bilde
des Winters, in welchem die erstarrte Natur nicht von einer Ge-
brauch macht?
Gyges, l'vyi]g, steht nach dem Dafürhalten Hermanns für yvrjg,
von yva oder yvla , das gepflügte Land , abgeleitet. Im Welsh
bedeutet //</.^w, von {/wg, der finstere , durchbohrende Blick, der
Blitz, auch das Runzeln der Augenbraunen, einen finster an-
blicken, einem einen stechenden Blick zuwerfen, grimmig blicken.
Im Germanischen hat sich dies Wort in der Bedeutung von „sehen"
erhalten in gucken, niedersächs. kiken^ dän. kUje ^ schw. kiiju^
schott. keike^ ir. kiyhim^ isl. kiakast. Lassen wir das g im An-
fange des welshen Wortes Avcg, so haben wir oxxos, nach Hesi-
chius das Auge , ocuhis^ schw. og^ holl. üoghe^ slavon. oko, in der
krimmischen Tartarei oge^ altd. (iug(u altschw. ocga, angels. augo^
uvyi] das Auge, «i/"i'() ansehen, altd. augga/i, ataiigan vor Augen
teilen , keaukan vorstellen , anghidan zeigen , irougin sich
ereignen (eräugnen), araugiässa das Ereigniss u. s. w.
Unter Kottos, xorroc, versteht Hermann den Hagel und leitet
den Namen von zoirw ab. (jod heisst das Abschweifen, die
Unenthaltsamkeit, daher gothus übermüthig.
Die Rheia, 'Psla, die Gemahlin des Saturn und Mutter des
Jupiter, erinnert an das w. r/iian, ein Weib in der Blüthe der
Jahre und Schönheit , von ;*///, was ausgezeichnet ist , der Füh-
rer, Herrscher, womit ?'ex, regina, rego zusammenhängt.
Phoebe zeugt mit Coeus die Leto und Asteria; wenden wir
die welshen Wortstämme bei der Erklärung an, so ist der Sinn:
Phöbe zeugt mit der Verschlagenheit, dem Betrug, die Verges-
senheit und die Verwirrung ; denn cöus hängt mit coeg vorwitzig,
frech, unverschämt, coege% die Frechheit, coegiaw betrügen,
coegiicr der Betrüger, coegwy der Betrug, zusammen. Aexm ist
verwand mit ;/;;?w, dor. lüd-w ^ lateo^ im Welsh lleth^ niedrig,
schwach, gering, flach, davon lethu herabdrücken, vermindern,
bedecken; mittila dagegegen mit aslrus verwirrt, verstrickt, um-
garnt von trws das Hinderniss, das sich auch im lat. obtrudo
(Plaut. Pseud. IV. \. 34 palpum obtrudere) wieder erkennen lässt.
Dem Kampfe der Kroniden mit Typhoeus {^Tviftaiv^ , Tvcf^v)
— 121 -
liegt Avieder eine kosniogonische Idee zu Grunde. Um, den jüng-
sten Sohn der (Jaea, schlug Zeus mit seinem Blitze und warf ihn
in den Tartaros; gemeinsam mit ihm förderte er das Pflanzenle-
ben , denn tw heisst der Trieb , twv das Wachsthum , die Ver-
mehrung, twf das Heben, tyvti wachsen, machen, dass etwas
wächst, tyviant das Wachsthum, tyviaimu das Wachsthum för-
dern , tymad das Wachsthum, tyvediy \\ as gewachsen ist, tyvadwy
des Wachstliums fähig u. a.
Die eigene Ueberschwäglichkeit und Kraft, welche sich in
der Phantasie eines Naturvolkes in seiner Jugend zeigt, und das
Ingeheure, Riesenhafte, wie im Gegensatze das Zwergartige
liebt, hat sich nicht allein in der nordischen Mythologie erhalten,
sondern frühe auf griechischem Hoden in den riesenhaften dra-
chenartigen Gestaltungen, den Giganten, Titanen, Hekatoncheiren,
Pygmäen, dem Briareos, den Daktylen und Telchynen, thätig er-
wiesen. Die Zauberei spielt in ihrer Weise dazwischen und drückt
uns das Staunen eines rohen Volkes, sein Unvermögen aus, das
zu begreifen und zu fassen, was die Kunstfertigkeit eines gebil-
deten Volkes schuf, mit dem es zusammentraf. Der Erzarbeiter,
der Heilkünstler, der Priester, im Besitze von höherem Wis-
sen, alle erscheinen als Zauberer. So ist es noch jetzt in der
Südsee. Für Griechenland erweist es sich zunächst an den Dak-
tylen ((J^xnAo? der Finger). Nach Pherccydes gab es 10 rechte und
32 linke idäische Daktylen. Sie heissen idäische, als Söhne der
Ida, und sind Bearbeiter des Eisens, Jongleurs und Zauberer. Im
Welsh bezeichnet das Wurzelwort id was ausgezogen, ausge-
streckt, gespitzt ist, auch der Punkt, und der Ida ist wohl als
Bergspitze einerlei mit dem neuern Pik ; idiaiD ziehen , dünn aus-
hämmern, spitzen. Daraus begreift sich, dass der Eine von ih-
nen Akmon genannt wird; m^,«»), «xo», mx») die Spitze; acles^ acu-
inen, actis, acutus, welsh ateg die Spitze, Heftigkeit aicQai%
scharf^ awgu schärfen u. s. w.
Ebenso bezeichnend ist der Name Celmis, welcher einem
andern Daktylen beigelegt Avird; im Welsh ist cellwuir di^r Spass,
ceUwair, Spässe machen, cellweiius lustig.
Sind die Daktylen in Phrygien heimisch, so unterliegt es kei-
nem Zweifel, dass der religiöse Kultus in Phrygien und Kreta,
welche beide einen Ida haben , mit einander im Zusammenhange
— 122 —
standen. Ich will hier au die deutschen, überhaupt nordischen Sa-
gen nicht erinnern.
An die Koribanten hal>en sich manclierlei Mythen, Mcimingen
und Erklärungen geknüpft. Apollo, der Sohn des Koribas, wel-
clier um den Besitz Cieta's niil; Jupiter gestritten, lässt sie in Ver-
hiudung mit den Kretensern erscheinen; nacli Einigen sind sie diesel-
ben Avie die Knieten, nach Andern Piicster oder Bildncj- der
Griechen oder der Beuohner von Vordeiasien. Ilerodot kannte
die ägyptischen Kabiren und die Patäken der Phönizier nur als
Zwerggötter; diese Zwei'gform fand sich aucli in einigen lakoni-
schen Götterbildern, welche nach Pausanias den Namen Koryban-
ten führten. Darum ist es aullallend und bestätigt ebensowohl
den uralten Einduss A^siens auf Europa hinsichtlich seiner Kultur,
als die Bedeutung der Kelten für die alte Geschichte, dass die
welshe Wurzel die Erzählung des Pausanias unterstützt; cori/ii
heisst der Zwerg, ebenso cor und C()ra<; ; co/aiz zwergartig.
Die Teichinen, die Erfinder der Götterbilder und der Schmiede-
kunst, auch Zauberei" wie alle Künstler, gehören zu dem ältesten
Religionsdienste in Griechenland, den benachbarten Inseln und den
Küstenländern Kleinasiens. Ihr Alter und die Dunkelheit der Sa-
gen liess ihre ursprüngliche Bestimmung nicht mehr klar erkennen
und veranlasste mancherlei Deutungen des Namens; x>üyfiv , zau-
bern, sollte die Wurzel sein, obwohl der Zauberer dem Zauber
vorausgehen muss. Man zog auch das Wort DcJphlii herbei und
kam nach mancherlei Zwischensätzen in künstlicher Verknüpfung
zu der Behauptung, dass in den Teichinen die Inkunabeln der
SchifiTahrt personiPizirt seien. Das Welsh mit seinen uralten Wur-
zeln gibt auch hier nieder Ilaltpunkt und Aufschluss. Tel be-
deutet, was grad, strack, enge, dicht, fest ist; tel dicht, regel-
mässig, enge zusammengetrieben, tehii ausgedehnt, eben, regel-
mässig, glatt, polirt, schön von Ansehen, telcii krümmen, feh-ijii
der Abfall; teled ausgestreckt, teledig schön, telediw vollkom-
men, teler wer etwas dicht macht, ausstreckt u. s. w. Alle diese
einzelnen Worte, \\ eiche mit einer leichten Veränderung des
Tons verschiedene Handlungen in demselben Geschäfte andeuten,
umfasst das deutsche schmieden. Einen Rest dieser Wurzel bie-
tet das Wort jijy.Eir, Tijy.m&iu schmelzen; {Hlyuv kann nur von tel
abgeleitet sein, und seine Grundbedeutung muss sich auf das
Bearbeiten der Metalle beziehen.
— 123 —
Aus dem, was bisher gesagt wurde, geht die hohe Bedeu-
tung der keltischen Sprache für die Kenntniss des griechischen
Alterthums unläughar hervor; aher es zeigt auch zugleich, dass
die ersten Religionsbegriffe, welche die eingewanderten Pelasger,
die Fremden, empfingen, auf ihren östlichen Ursprung, auf die asia-
tiatische Heimath der keltischen und somit auch der griechischen
Kultur, hinweisen.
Ich will, um diese Ansicht weiter zu begründen, hier nicht
von dem Stierdienst, der sich durch die alte Mythologie hindurch-
zog, von der Hhawani, der die Kuh geheiligt, an deren Altären Men-
schenopfer fielen, von seinen vielerlei /w eigen bis zum Stierdienst des
Hu auf den britischen Inseln und den Menschenopfern der Druiden
reden. Dass nach der deukalionischen Fluth tlie Themis, oder
die Leto auf einem Stiere nach Griechenland kam, der Ort Bucheta
oder Buchetion in Epirus, die Artemis und liecate mit dem Ueinamen
tauropoUs^ alle zeigen, w eichen Antheil die griechische Mythologie
daran genommen und wo der Schlüssel zur Erklärung zu suchen ist.
Die liiföi^- ist eine thrakischo Gottheit, welcher die thraki-
schen Frauen Erstlingsgaben in Garben gebunden darbrachten, wie
Herodot IV. 33 erzählt. Ihr Dienst \\ar\\eit verbreitet; sie hatte
in Munichium einen Tempel und wurde im Pyraeus in besonderen
Festen (^HsvöIöhu) mit festlichen Aufzügen und Wettspielen geehrt.
Der Monat, welchen die Lakedämonier uorfi^daiog nannten, hiess
im Bithynischen ßtrdtöiuoc. Die Stammsilbe dieser Namen findet
sich im Weish, wo boieii eine junge Fiau, henw ein Weib, hen-
wydiÜG Fröhlichkeit, Lebhaftigkeit bedeutet ; vvg}. feuwin die Frau.
Auch dem Ajjollo wurden Weizen und Gerste als Opfer dar-
gebracht; in Weizenbündeln verehrten ihm die Hyperboräer ihre
Gaben, wahrscheinlich gleichfalls Erstlingsfrüchte, und Pythago-
ras opferte nur an diesem Altare, dem reinen und ältesten. Die-
ser Apollo heisst nun aber Ai'xfoc und die Artemis Iv/.du] Ivxiy/t-
vijg nennt Pandarus beim Hom II. IV. lOG in seinem Gebete den
Gott Diese Bezeichnung des Apollo hat mancherlei Muthmas-
sungen und Auslegungen veranlasst, {ui(\ man dachte mehr an den
Wolf, Al'zoc, als ein Symbol des So)inengottes, oder an Lykien, als
an Xvxi) dasLicht, Xv/.üßa.:, der Gang des Lichtes, der Sonne, das
Jahr in seiner ältesten Benennung, oder an ).vx)]y£vt'jg lichtgeboren,
Vater des Lichtes. Die in einander spielenden Mythen, die Aehn-
lichkeit des Wortes Ivxoc, das im Laufe der Zeiten, nachdem sich
— 124 —
die reine, im Beiworte kvxiog ausgedrückte Idee des Lichtdien-
stes verwischt hatte, die mit diesem Dienste verknüpften An-
schauungen erbte, ersch\Aerten die Untersuchung.
Im Welsh heisst l/ti, was in allen Theilen in Bewegung ist (wie das
Sonnenlicht), was anfängt düster zu Averden, das Licht zu verlieren,
llu{- der Blitz, das Leuchten, llu^dor was eine glänzende Oberfläche
hat, Iluced das Glühen, der Blitz, llucedawg reich an Blitz, llu-
cedaißl das Wetterleuchten, Uncediad die Gluth, der Blitz, llu^e-
denawl was wie der Blitz leuchtet, glänzt, glitzert u. s. w.
Dieses //?«, Um^ hat sich nicht nur in den angeführten grie-
chischen Wörtern erhalten, sondern auch in Ivxvoq die Leuchte?
das Licht, Ivxv^vw leuchten und in seinen Ableitungen, atknym, mla-
•/t^cu, ebenso in lua:, luceo, Lykien, lumefi, lima^ liicidus , Liicina
luculentns, luciis (bei Terent. priiiin JuciC). Im Deutschen findet
sich bei L'lphilas Jjuhath^ angels. lecht, beim Isidor und Kero lechl
und leolh^ bei Otfr. u Tatian Ucht^ im Lettischen luti^ dän //?/*,
schw. //?/*, isl. lios. Bedenkt man, dass das / in früherer Zeit
gehaucht war fvergl. lac mit ^'«AazToc)) so gehört zu gleichem
Stamme glühen, glimmern, glisco^ aylaoq glänzend, aYyXi], aylala,
uy<xXfm u. a. XvxocpMg ist das interessanteste von allen, da in ihm
cpMg nur eine Uebersetzung des ersten Wortes ist, aa ie kadelcamp.
Die Verbreitung dieser Stammsilbe bürgt auch für die Verbrei-
tung des orientalischen Lichtdienstes, welcher der gleichen Opfer
wegen auch bei der Verehrung der Bendis unterstellt werden darf.
Auf orientalischen Ursprung weisen auch die Banvkia. Bul-
Tvkog Avar nach Priscian der Stein , Avelchen Saturnus statt des
Jupiter A-erschlungen haben soll. Sonst hiess er Abadir. Unter-
sucht man nun diese Namen, so stimmt das ßakdog nicht bloss
mit dem syrischen und phönizischen 7X D^D überein , sondern auch
mit dem Avelsh da versenken, herabsenken, ein Darinsein, fmwz
das Versenken, auch die Ueberschwemmung, und darum bedeu-
tungsvoll für den Mythus von Baucis und Philemon, avo wieder in
dem Namen ein Ereigniss personificirt ist.
Auch das Wort Abadir hat seine Bedeutung und lässt sich
in dem Sagenkreis des Saturnus leicht seine Stelle anweisen; aöa-
dir erscheint als eine Zusammensetzung von ab der Sohn und
adyr wegsenden. Im Hebräischen 1Z)X im Kai verlieren und im
Piel ausrotten.
— 125 —
Adonis, ein phönizischer und ägyptischer Gott , für die Grie-
chen der Grund zu vielerlei mythologischen Ideen, stimmt mit dem
Hebräischen ]1X, der Herr, überein, und ist auch dem Welsh
nicht fremd ; denn adon heisst der Herr. Hei den Lakoniern hatte
nach Hesychius der Gott den Namen xt^ü- oder xi'^k, sei es nun,
dass hierin eine Uebersetzung des phönizischen Adon zu suchen
ist, oder ein Beiwort von dem vvelshen Stamme cir die Güte, ci-
riaw lieben , welches ganz im Geist der Mythe liegt. Ihr zufolge
hatten ihn Aphrodite und Persephone geliebt, sich seinetwegen
entzweit, ihre Ansprüche dem Zeus vorgetragen und den Bescheid
erhalten , Adonis solle vier Monate einer jeden ausschliesslich
angehören , und über den Rest des Jahres nach eigener Wahl ver-
fügen. Er weihte ihn der Aphrodite.
Ist diese Bezeichnung der freudigen Zeit angemessen, in \\ el-
cher er auf der Oberwelt in der Umgebung der Liebesgöttin m eilt,
sopasst die zweite ////^«cCanch der Name der phönizischen und kari-
schen Trauerflöte) auf ihn, wenn er in der Unterw elt weilen mussto
und Gegenstand der Klage und Trauer geworden war. Das AVelshe
ywyneg heisst der Schmerz, Stich, Krampf, (jirynegiad ein stechen-
der Schmerz, gwynegu ächzen.
Der phönizische, ägyptische und griechische Adonis gehört
nach der Verbindung mit der Proserpina und Aphrodite einem
Lichtdienste an. Er hatte sich unter anderen Namen auch im
Norden ausgebreitet, denn der Gott Hu ist der Herr über Alles;
sein Weg ist Licht, sein Wagen ein Theil des hellen Sonnen-
scheins, er ist die Sonnenkraft, der Löwe des längsten Weges,
stirbt, wird auf Mona begraben, ist dann der Aeddon, der grosse
Todtenrichter, ist auch der Spender des Guten durch sein Wirken
unter der Erde, ist der Mann des Pfluges, schneidet und wird ge-
schnitten und ersteht wieder von den Todten. Man vergl. die
Myth. von Davies. Zwei Drittel des Jahres wirkt er wie Adonis
auf der Erde , den Rest , nämlich den Winter ist er für sie todt,
und lebt dann in der Unterwelt. Wie Adonis, so wird auch er
beklagt und sein Wiedererscheinen freudig begrüsst.
Dadurch unterscheidet sich aber Hu von Adonis, dass er der
einzige Gott ist, der alle Vollkommenheiten, alle Eigenschaften in
sich begreift, welche in dem Polytheismus der Griechen wie der
Orientalen in eine Menge von Gottheiten sich personifizirten. Es
ist wahrhaft erhebend, in einer so grauen Zeit die Gotteinheit
— 126 —
wiederzufinden, und zwar im Norden in ihrer Reinheit, und im Süden
und Osten in einem Namen, der durch Schicksale und Wanderuui^cn der
Völker um seine Bedeutung gebracht, nur noch einen Theil statt des
(lanzen, ein Glied im reichen Kranze der antiken Gottheiten bildet.
Was ich von Adonis und IIu gesagt habe, findet seine theil-
A\ eise Anwendung auch auf die 3 Kühe des Ger} on. Creuzer hat
diesen Mythus scharfsinnig dahin erklärt, dass der Frühling die
neuen Jahreszeiten dem alternden Winter im Lande der Finster-
niss abgewonnen habe. Er Hess sich dabei durch yiJQog und yiJQag
leiten; seine Ansicht erhält eine bessere Begründung und Bestäti-
gung durch das Avelshe (/wer und ffwij?- jung, frisch, gi'ün, lat. vi-
ridis, rireo, turesco, virehun, (jirer% grün, (jwery hervorv^ achsen,
pwerijd die frucht])are, dunkelbraune scln\ ärzliche Firde , der Hu-
nius, (jirery^, Mas voll I.ebenskiaft ist, die Jugend, (jramen und
'/QÜariQ Gras, gehören hierher; sie verloren den \ okal der Stamm-
silbe. Die drei Kühe des Geryon sind also die Symbole der sich
verjüngenden, aufsprossenden Erde.
Der Volksgeist spielte damit, seinen Herakles auch hier das
Unmögliche leisten zu lassen, \\ie in den übrigen Hauptarbeiten.
Bedeutungsvoll für diesen Mythus ist es ferner, dass Herakles
in die Unterwelt hinabsteigt, und lebend daraus hervorgeht, dass
er seine drei Kinder, die ihm Megara geboren, in einem Anfall
von Käserei ciniordet. Ausschmückungen konnten nicht ausbleiben,
und die Deutung hat ihre Schwierigkeiten; doch ist der innere Zu-
sammenhang mit obigen Lehren nicht zu verkennen. Mi'()ara hängt
mit j/iaff ernähren '/Aisa.mmei\;?/iPf/ilor bedeutet ernährt werden, niegyn
der Säugling, niehemn A.cv 3\\ni, in dem sich die junge Frucht ansetzt.
In allen diesen 3Iythen tritt Asien mit seinen Ansprüchen an
die Kultur der ersten europäischen Bevölkerung hervor.
Der Name Hercules, Herakles und ein Theil der an ihn ge-
knüpften Sagen hat sich ausgebildet, als das Volk noch im Be-
wusstsein seiner Sprache war; denn das w. her heisst der Kampf,
herc ergreifen, fortstossen, hercean schnell ergreifen, hercu rei-
chen, fangen, hergwd der Stoss u. s. w.
Was thut nun Hercules? er bekämpft den nemäischen Löwen,
bei Cleonao, die lernäische Hydia, fängt den erymantischen Eber,
er fängt und tödtet die ehcrnfüssige Hirschkuh auf dem Menalus,
er vertreibt die stymphalischen Vögel, er fängt den Stier auf
Creta und bringt ihn gebunden dem Eurysthenes, er holt die
— 127 -
drei Rinder des dreiköpfigen Geryon in Iberien, er holt die Aepfel
in den Gärten der Hesperiden. Der Name Hercules und Herakles
ist höchst bezeichnend und gestattet \\ohl sciiwerlicl» in seinen
Sagen eine andere Deutung, als die Darlegung pliysisclier Kraft
und Schnelligkeit, welche der Voliisgeist ebenso sehr liebte als
die anderen Schöpfungen, die Giganten, Titanen u. s. f.
Charon, der Sohn des Erebos und der Nacht, XuQcoy, ist dem
Sinne seiner Wurzel nach dem Welsh nicht fremd; Cfir bedeutet
ein Reff, die Raufe, fahren, bringen, yj'>i>tii' sich bewegen, curro,
in einem alten Fragment auf Karl den Grossen karren^ der Kar-
ren, lat. cnrrns ^ fi-anz. chai' ^ wallach. kera^ alban. liier re , dän.
kiore^ franz. charier fahren.
Die Chaldäer hatten den siebenten Tag dem Phaenoii {'imi-
rovTi) geheiligt. Die Griechen nannten diesen Gott Chronos^ die
Zeit, die Oiphiker kannten einen Plianes oder Plienes^ den E\Ni-
gen. Im Welsh ist fen. das, was lliesst, die Luft. Die Beziehung
liegt nahe. Feuestra, was die Luft zulässt oder abhält, das Luft-
loch, findet sich nicht im Griechischen, wo es OvoU, ((unuyMyöq
und cfO)aTi]() heisst; im w. fcnesh\ corn. beisdar veraltet fe/iester,
arm. preuesl, ir. veraltet sIuHneosfir. Das letzte Wort vermittelt
das deutsche scheinen und ifuUu.
Unter den Cabiren wird auch als der achte, Esmun, der Heil-
gott, Aesculapius genannt. Er wurde in Phönizien, M'ie in Car-
thago, in Epidaurus und Samothracc verehrt. Sein Dienst erhielt
eine Mcite ^ erbieitung im nördlichen Afjika. Du Welsh heisst
esmwylh sanft, ruhig, angenehm, esnurijthatv besänftigen, beruhi-
gen, lindern, vei'ringern, trösten, uiul ist zusammengesetzt aus es^
welches sich im Sinne von Zertheilen, Auseinandergehen, Trennen
selbstständig, und in mancherlei Zusammensetzungen findet, und
mwyth sanft, weich, zart. Die erste Silbe in Acsculap ist somit eine
höchst bezeichnende; indem sie den Stand der Arzneikunde andeutet,
welche durch den Gebrauch äusserer Mittel linderte, zerlheilte.
Bei den Phöniziern hiess der Heilgott auch Poeon; im Welsh
ist p()e)i der Schmerz, die Seelenangst, der Todeskampf, die Strafe,
poeni schmerzen, Schmerz erregen, poenns elend, mühevoll, poemi'
Süw mühevoll machen, lat. poenitet vom Seeionschmerz, poena
die Strafe, noivi], was sonach nicht von giöro? abgeleitet und
als Sühne für die Blutschuld betrachtet zu werden braucht, noi-
vä^bi rächen, noivtjXuTÜo von den Furien geplagt Averden u. a. Die
— 128 —
Reue hat der Grieche in funxyvoiu anders gefasst. Unter den
Söhnen des Aesculap wird Podalyrios genannt; nllwif heisst ent-
leeren, eine seiner Töchter ist Panace, w. pari alles, durchdrin-
gend, und a% der Impuls, die Thätigkeit.
Ich habe vorher erwähnt, dass Aesculap zu den Cahiren ge-
rechnet worden sei. Diese sind im Allgemeinen Schutzgottheiten,
Horte, und ihre Bilder waren in Zwerggestalten auf den phöni-
zischen Schiffen angebracht; die Griechen nannten sie ttmt^/xo/
Patüken. Im w, bedeutet pathawr den, der für etwas Sorge
trägt, von tawi\ die Bedeckung, der Schutz.
Zu diesen Patäken gehört auch der Tischgott Herakles, als
solcher bei den Aegyptern Gigon genannt (siehe liyioy bei Hesi-
chius). Zu den Erklärungen, welche dies Wort erfahren hat, füge
ich noch eine , die dem Welsh entlehnt ist ; ci<j heisst das
Fleisch, c/jr/rt/^r? fleischig werden, w ohlgenährt sein, a^«/, wer Fleisch
isst, nach Fleisch jagt, cigai% fleischartig, cigawg fleischig. Davon
kömmt cibus die Speise und nicht umgekehrt, denn cib flndet sich
gleichfalls im Welsh, heisst aber die Schale einer Frucht, das Gefäss.
Kleine Zwerggestalten nannten die Griechen Pygmäen Jinyuuloq
wird gewöhnlich von 711///;] die Faust abgeleitet; im Welsh hat^rt^die
Bedeutung von klein, gering, niedlich; da'ngenoth vm; i, das ist mein
kleines liebes Mädchen, so wie imVolksleben jetzt noch ein „dicker
Baches'' einen lieben kleinen Jungen bedeutet und Bakes grade
das Gegentheil ausdrückt; hycan klein, bycanu verkleinern. Be-
denkt man nun, dass auch die Daktylen und die Kureten in sol-
chen kleinen Gestalten vorgestellt wurden, dass KovQtjifg nicht mit
Strabo von xovqu *) das Abschneiden der Haare abzuleiten ist,
sondern mit dem w. coren der Zwerg, cot es die ZAvergin, cor,
coraiQ der Zwerg, dem Deutschen kurz, bei Kero sciirc ^ Otfried
churc und Av//7, Notker churz, dän. u. schw. kort, engl, s/ior/,
franz. veraltet cors, jetzt court^ lat. curlis^ wallach. skurtu^
alban. isskiirlar, pers. chord und churd zusammenhängt, dass hyg
als Wurzel für das Wort Pygmäen angenommen werden kann, so
darf man den Einfluss keltischer Religionsgebräuche im griechi-
schen Leben nicht beanstanden.
Die Cabiren sind der ägyptischen Symbolik entlehnt ; sie wur-
*) Auch m]^vq oder Tir\x^'i die Eile, hat man bei der Erklärung dieses
Namens geltend gemacht.
— 129 —
den von den Pelasgern für grosse Gottheiten gehalten und ■&so'i
HsyäXoi genannt; in den Auguralbüchern der Römer heissen sie
dii potes (Varro de L. L. IV.). Deshalb brachten einige Gelehrten
diesen Namen mit nn'DD die mächtigen zusammen. Im Welsh
findet man pybyr^ welches stark, tapfer, mächtig bedeutet,
Dass p und k gewechselt werden konnten, ergibt sich leicht,
wenn man bedenkt , dass w . pa , was , im Irisch, ka heisst , pen
und kean der Kopf, plyv und klyv die Federn^ plant und klaut
die Kinder, preti und krau der Baum, das griechische nwg und
xcü?, onoaog und 0x600$, jecur und t/ttk^, ttot? und xort u. a. Noch
jetzt zeigt sich dieser dialektische Unterschied in den Sprachen
von Wales und Irland; Ostern heisst w. pask^ ir. kasg, Pfingsten
w, pencas^ ir. kifikis, wer w. pwy, ir. kia ; fünf w. pymp, näfins,
der Ofen ir. kuig, w. pair, ir. kuir und coir etc.
Man hat unter den Cabiren auch Planetengötter sich gedacht;
diese Ansicht Avird dadurch sehr unterstützt, dass sie auch die Söhne
des Sydyk (Sidik) genannt werden , denn dieser Name bezieht
sich auf den Thierkreis, sobald man das Welsh bei der Erklärung
zu Grunde legt, Sid heisst rund, sidell, die Welle am Rad, */-
dera, was sich rund bewegt, ringelt, sidi der Umschwungskreis,
Zodiak (caer sidi). Das lat. sidas hat also den Namen von der
ringförmigen Bewegung.
Zonaras spricht in seinem Lexicon von einem bösen Geiste
Sintes, 2lvtrjg oder 2irrig , welcher im Wasser hause und dort
lauere. Diesen Namen führten die Lemnier und die Priester. Er
lässt sich nur aus dem Welsh erklären, wo si?i die Aussenseite,
Oberfläche, siuid der Schaum bedeutet; also ganz ähnlich dem
griechischen \4(f>Qo8lji] von onpqog der Schaum.
Bei den Aegyptern war einer der Naturgötter Canobus, wel-
cher gewöhnlich als Nilkrug mit einem Menschenkopfe darge-
stellt wird, also eine Kruggottheit; aus dem bauchichen Kruge
entstand der Gott Silen. Im Welsh heisst caut rund, der Kreis,
Ein solcher Krug hiess auch eine diota^ dkotri; man leitet dies
Wort von ovg ab und versteht darunter ein zweiohriges, gehenkeltes
Gefäss; im Welsh bedeutet diota fröhlich zechen, diotag lustige
Zecher, diotai der halb betrunken, lustig ist; der Stamm davon
ist diawd das Trinken.
Der Wortlaut wie der Begriif setzt auch den Gott Dionysus
mit jenem welshen Stamme in Verbindung. Dionysos ist Tisch-
Keltische Studien. I. 9
- 130 —
gott ; er ist der gute, welcher die Becher füllt, und stimmt in
dieser Hinsicht mit dem bereits genannten Gigon überein , der in-
dess die Bedeutung, der lustige Scherzredner, dem Sinne seines
Namens ungetreu, vom Dionysus entlehnt haben musste. Wir
stehen hier wieder auf samothrakischem Gebiet in dem uralten
Kabirendienste und der innigsten Berührung mit dem Orient. Nach
und nach wurde dieser Gott 7ro/.rw)o/<oc, und die Sagen mischten
und kreuzten sich. Ueber den lisprung des Namens hat man im
Alterthum schon verschieden gedacht. Moser zn Nonni Dionys.
p. 201 und Creuzer in seiner Symbolik haben die Ansichten zu-
sammengestellt und besprochen.
Zu den Daktylen , Korybanton . Kureten und Teichinen gehö-
ren auch die xoßakoi, Kobolde , \\ eichen gleichfalls der Begriff
des Zaubers zu Grunde lag; cöä heisst im Welsh der Daumen.
Im mittl. Latein heisst cobaJiis der Possenreisser, und damit
hängt das altfranz. gäbe lustig, und {lobau die Freude, zusammen.
Nach dem Oriente weist auch der Dienst der Cybele. Nach
den Zeugnissen der Alten entstand er unter den Phrygiern, welche
sich das erste Volk, der Zeit nach, nannten. Diese Religion fand
in Asien einen grossen Anhang und verbreitete sich zeitig unter
den Griechen. Die Bedeutung ihres Namens erklärt das alte, M^elshe
Wurzelwort cybu oder cyvu vereinigen, welches sich in Ivv oder
avv und con^ cum erhielt. Die Cybele ist somit die Göttin, welche
die Menschen einigte und ihre Veredlung möglich machte. Denkt
man daran, dass sie den Dienst der grossen Muttor stiftete, dass
sie selbst in sich so mannigfaltige Symbole vereinigte , und ge-
wissermassen eine Gotteinheit wurde, wie Hu, so sieht man, dass
das Alterthum ihrem Namen auch noch einen tiefern Sinn unter-
breitete.
Das W^ort cymi tritt in den eigenthümlichsten Verbindungen
auf. Cyvun heisst vereinigt, cyvundeb die Einigkeit, cyvyl nahe,
der Zusammenhang, cyvys Qcibus^ das gemeinsame Mahl, von
cy, mit, und ys, essen u. a. m.
Der Gemahl der Cybele war nach einem phrygischen Mythos
Jasion. Nachdem er unter die Götter aufgenommen worden war,
begaben sich Cybele , Corybas und Dardanus von Samothrake nach
Asien und stifteten da den Dienst der grossen Mutter. Andere
Angaben bestätigen, dass diese heiligen Sagen von Süden nach
Norden wanderten. Bemerkenswerth ist dabei, dass Jasion auch
— 131 —
als Heilgott bezeichnet wird, also mit ia(;. gesund , verwand ist,
ferner, dass von Dardaniis dar. die heilige Eiche, die Wurzel
zu sein scheint, die mit der Mistel die Arzneistoffe so reich-
lich bot.
Auf Lemnos wurden die Kabiren auch ««oxTjot genannt; was
man darunter zu verstehen habe, das deutet das welshe caral^
die Zange, an; sie waren also Schmiedegötter, Götter, welche
den Metallarbeiten vorstanden.
Die Mysterien führten viele Fremde nach Samothrace (Valer.
Flacc. Argon. II. 534). Die Priester, anacto telestae^ versprachen
denen, welche eingeweiht zu sein wünschten, Sicherheit auf dem
Meere, Gesundheit u. dgl.; doch musstc sich der Einzuweihende
einer Art Beichte unterwerfen, Sühnopfer bringen und sich rei-
nigen. Dann erst erfolgte die feierliche Lossprechung von der
Schuld, dem Mord und Meineid; von erstcrem, wenn er nicht im
Tempel verübt wurde. Der Name der Priester ist sehr ge-
wählt; denn aniu^ heisst das llinderniss, und tellwez der Nach-
lass , Schuldlosigl<eit von teil; sie sind also die, welche die Hin-
dernisse beseitigen. Die griechische Ableitung von uvai und T*Xaa
gibt keinen entsprechenden Hegriff.
Auch der Name Coes , welchen der Priester führte, dem es
oblag, die Lossprechung zu ertheilen , ist in gleichem Sinne be-
deutungsvoll; cogyr heisst nämlich die Nachsicht, die Verzeihung
coesed aufgehoben, leicht gemacht Im Ilehräischen heisst |n2
im Fiel Priester sein, Averden, und Din oder Zi^Ti der Sühner, wo-
mit Hesychius übereinstimmt. Den Novizen umgürtete man mit ei-
ner Purpurbinde, die wahrscheinlich als Amulette getragen ward.
Die rothe Farbe hat gewiss ihren Grund , sei es nun , dass sie
den Todesgöttern geheiligt war, oder dass sie an den Kopf des
erschlagenen Kadmilus erinnern sollte. Was aber von grösstem
Gewichte ist, und vielleicht zu weiterer Forschung veranlasst?
das ist der Umstand, dass obiges cogyr ^ co(;ru verzeihen, einer-
lei Stammes ist mit coc roth, die Röthe, co(jl röthen, erröthen,
sich schämen.
Bei den samothraki sehen wie bei den bacchischen Festen w ar
es Sitte, sich mit Kränzen zu schmücken und Zweige zu tragen.
Daher erhielt der Gott den Namen Bacchus, denn hagad heisst
das, was rund gebogen, der Büschel, die Traube, Beere, daher
9*
— 132 —
hacca, y.öy.aoQ] bucu ist binden, ringeln. Dass ßuy.xog den Kranz
bedeute, bemerkte schon Nikander. Die Sikyonier nannten nach
Philetas beim Athenäus einen Strauss itixx«-
In der Kabirenlehre steht Axieros als Einheit und Quelle der
Götter und Welt oben an. Ob der Name sich richtig erhalten
habe, oder ob um der Deutung willen eine Aenderung versucht
worden sei, bleibt dahingestellt; im Welsh heisst der Herr azion,
also nicht sehr verschieden von adon., welcher als Adonis manche
Cebereinstimmung mit dem Axieros hat. Es scheint, dass er Ge-
genstand der reinen Lehre war, \\ eiche den Eingeweihten vorge-
tragen wurde.
Die Samothrakische Religion hatte sich nach Diodor IV. 56
weit nach Westen ins Land der Kelten verbreitet; er hätte sagen
sollen, daselbst cihaltcn.
Die Agricultiirgottlicitcn.
Wie die Erscheinungen der Natur , die Betrachtungen des
Menschen über sein Verhältniss zur Gottheit , die Künste sich in
der ältesten Zeit personifizirten und in ihren Namen bedeutsam den
Einfluss hervortreten lassen , welche die Sprache und Kultur der
Kelten auf die andern Völker üben mussle, so zeigt sich das
ebenfalls an den Personifikationen des Ackerbaues.
Sie sind Kratos, die Stärke, Phronia, das Nachdenken, die
Einsicht, Jasion , die Demeter, Plutos, der lleichthum, der Her-
mes Chthonios, oder Trophonios, die Aloiden und Molioniden.
Zuerst tritt uns /c^wtos-, die Stärke, entgegen, welche der
Ackerbau verlangt. In x^juTog liegt der Natur der Sache nach
mehr der Begrift" der Anstrengung; das geht auch aus dem w^
cra hervor, das, was Hitze macht, trocknet, die Erde mit trock-
ner Rinde überzieht, crad die Hitze, Lebhaftigkeit^ Anstrengung,
Stärke
Zur Anstrengung des Menschen kömmt der 'luomv^ die bele-
bende Wärme, der Liebling der Demeter , welcher mit den feuer-
sprühenden Stieren des Vulkan das Land pflügt, Apoll. Argon.
in. 404 (von ids, was durchdringt, die Hitze, iasti Hitze ge-
ben), und die Demeter, die Mutter der Wohlthat, der Güter
(r/rt das Erzeugniss, der Besitz, Wohlstand, also bei Hirtenvöl-
kern das Vieh, die Herde.)
- 133 —
Aus der Vermählung des Jasion mit der Demeter geht der
Plutos, der Reichthum, hervor, d. h. wenn der Mensch Thätigkeit
und Einsicht bei dem Ackerbau entwickelt und die Sonnenwärme
mit der Erde sich verbindet, oder das Wachsthum fördert, dann
gewinnt er reichen Segen. Mit Hülfe des Hermes Chthonios oder
Trophonios baut er sich seine Hütte, klebt an der Scholle, und
tritt in den Stufengang der Kultur ein, welche der Ackerbau
durch den festen Wohnsitz vermittelt.
In Betreff des Hermes Chthonios ist zu merken:
Die Erde heisst sowohl tga , als j^ö^oj»'; letzteres bezeichnet
mehr das Innere derselben , das erstere , mehr veraltet , ist das
anbaufähige, pflügbare Land von ar das gepflügte Land, urbai".
Diese welshe Stammsilbe liegt den Worten u()ovr, agorog,
UQOVQOi, uüoiog, UQOTfJOV, EQ^i]q, ICfjylvog, fU'VUU)^ ÜVO^ aratVUlH y to-
yor, inyä^onai, Arbeit und urbar , zu Grunde.
In igix&oviog, dem Epithet des Hermes, des Nährers, oder
jQocpwviog, sind beide Worte, tua und x&(>)7>, gerade so zusammen-
gesetzt, wie Xvxocpiog und cadlecamp.
TQOfpMwog heisst der Gott nach der bestehenden Meinung, Aveil
er den Menschen die Nahrung, rgorpi], spendet. Aber das that ja
die Demeter!
Trophonius und sein Bruder Agamedes , der sehr Kluge,
haben sich auch Ruhm erworben als Baumeister ; einen Tem-
pel bauten sie dem Apollo zu Delphi und eine Schatzkammer
dem Könige Hyrieus. Sehen wir uns jetzt in dem Welsh um, so
finden wir trev die Wohnung, dielleimath, der Weiler, die Stadt
trevad die AVohnung, trevan ein kleiner Weiler. Der Tropho-
nius ist somit der Gott, welcher die Wohnungen gründete, das
erste Asyl der Menschenrechte, das mit dem Ackerbau unzer-
trennbar verknüpft ist. Ich erinnere im Vorbeigehen an die Stadt
Trier (Treviri).
Dass Trophonius, nachdem er eines Betruges wegen eine
Beute des Abgrundes geworden war, als ewige Stimme, als Her-
mes cklhonius^ aus der Tiefe rief, das zeigt wieder, dass Er-
klärungsversuche an ähnliche Klänge angelehnt, die Mythen er-
weiterten und verwirrten. Wo er einerlei ist mit dem Hades, da
ist er die Wohnung in der Unterwelt.
Dass der Name Hyrieus wohl eine hierher passende Bedeu-
tung haben dürfte, verrauthete Creuzer, indem er von v^iov, vqiov, der
— 134 -
Bienenstock, bei Hesyclüus vQUixo^ioi;, der das Wachs herausschnei-
det, ausgeliend, weiter schloss. In ihrer Richtigkeit wird diese
Hypothese duich das Mclshe cwyr Wachs icera^ civyrav mit
Wachs überziehen, cwxjren ein Wachskuchen u. ra. bestätigt; cw
ist durch den spiritus asper ersetzt.
Wenn die Persephono unter die Agrikulturgötter gezählt wird,
so liegt das Recht dafür in der Diclitung des Alterthums und in
der Erklärung , welche ich Seite 113 flg. gegeben habe; allein
sie passt dann nicht wohl zu einem Mythus, der nur die äussern
\ erhältnisse personifizirt. Die Arbeit , die Anstrengung des Men-
schen, die durchdringende Wärme, das Erträgniss, der Bau der
Wohnung, die Bienenzucht sind vertreten, noch aber nicht der
Viehstand, die Viehzucht, das Ackergeräth und die Furche, welche
das Eigenthum scheidet.
Untersuchen wir nach dem W. den Namen Persephone iu
Bezug auf seine Zusammenstellung mit den angegebenen Gotthei-
ten , so heisst per was cinschliesst , perc ein umschlossener Platz,
Pferch, Avohl die älteste Art des Stalles. Sav ist der Stand, sa-
vaelh still stehen, ruhen, savti stehen, ständig werden. Darf das
Welsh den Schlüssel zur Erklärung gel)en, dann ist sie nicht
schwer und in Harmonie mit dem l ebrigen.
Per bedeutet aber auch den Spaten, safwn den Schaft, per
ausserdem die süsse Frucht, die Birne, gemein deutsch Beei-,
und die Andeutung zum Mythus ist gegeben, dass durch den Ge-
nuss einer süssen Frucht in den Gefilden Elisiums Proserpina an
die Seite ihres Gatten in der Unterwelt gebannt blieb. Andere
Sagen spielen hier ein.
Ein anderer Gott ist Orion; unter ihm versteht man ursprüng-
lich nicht jenen Stern , der in den Solstitien die Stürme herbei-
führt, vielmehr die Grenze nach Raum und Zeit vom w. or,
orQ. Dieses Wort hat sich ja auch im Griechischen erhalten
in oQog, die Grenze, deminut. oqiov^ ö^toc, was zur Grenze gehört,
o^/^o), oQicffiu, ö^i^Mv der Horizont, endlich die Begrenzung der Zeit
in den Hören, /tora und Uhr.
Vom Grenzgott Orion stammen zwei Jungfrauen ab, die Me-
tioche und Menippe.
Die Metioche bezeichnet die Reife, die Aernte, und das Aus-
dreschen auf freiem Felde vermittelst des Tretens, Trampeins;
denn t}ied heisst, was voll, vollendet, reif ist, ?nededig, was man
- 135 —
gerauft, geärntet hat, medi ärntex^, die Aernte, fuedkfd die Aevnte,
;«<?r/?//- der, welcher einärntot, unser Mäher , zugleich geschickt,
erfahren, fähig, med/i/z-, der, welcher das Rechte trifft, mat/i,
was flach ausgebreitet ist, malhrav das Ausbreiten und Nieder-
trampeln, malhru austreten, inathyr ausbreiten und austreten.
Die zweite Personifikation , welche als Tochter des Orion an-
gegeben wird, ist die Menippe. Nach dem welshen mm der
Karren, mene auf einen Wagen laden, in einem Wagen fortbrin-
gen, ist hier die Weise dargestellt, wie das Getreide heimge-
bracht wird.
Der zweite Theil des Namens Ippe. ergibt sich aus iVr/rot;, oder
aus dessen Wurzel ib^ was vorwärts rennt, «>, was fortgestos-
sen, if, was mit Gewalt fortgestossen wird.
Die Aeolier nannten die Metioche und Menippe die Coronidi-
schen Jungfrauen In einem alten welshen Manuskript Averden die
Ansiedler aufgezählt, welclie sich in Britannien niederliessen.
Sieben Kolonien sind genannt, Avorunter die ("oraniaid die er-
sten Avaren. Die Namen dieser Kolonien beziehen sich zum Theil
auf die Entwilderung der Sitten. Mögliclier Weise könnten die
Coronidischen Jungfrauen mit der Wurzel dieser Benennung zu-
sammen hängen. Sie heissen indessen auch die 'eoiowIoi und d-iol
X&övioi\ das gibt Aufschluss. Denn ar heisst die Erde, das Acker-
land , urbar u. s. w., also die Coronidischen Jungfrauen oder die
'Eohovriot, gehören dem Ackerbau an. Um auch die Worte cor der
ZAverg , Avie bei den Daktylen , coroni krönen , coronedUj be-
kränzt mit, in den Vergleich ziehen zu können, dafür fehlt mir
der Anhaltspunkt bei den Alten ; aber ich halte es für meine
Pflicht, dies zu erwähnen.
Orion mit seinen Töchtern Metioche und Menippe hat sonach
den Sinn, dass mit der Zeit das Getreide reift, auf dem Felde
ausgedroschen und dann heimgefahren Avird.
Für das Ausdreschen bildete sich in den Aloiden eine wei-
tere Personifikation im Fortschritt der Zeit aus. Unter ihnen
erscheint zuerst :
^ÄKbiivq, Äloeus. Er ist nur die Personiflcation der Tenne,
M>lwM, von balau heraustreiben , herausspringen. Der Dreschflegel
^önaXov, werfen ßüX}.(x), springen uUlo&uc, ayüUsa&ai u. a. sind
gleichen Stammes.
Ein Sohn dieses Aloeus ist "Jliog, d. h. er kommt nach ihm,
— 136 —
oder nach dem Dreschen. Schwerlich wird dies Wort mit wx6g,
die Ohreule, zusammenhängen, denn der leitende Gedanke fehlt.
Od heisst im Welsh , was aus , heraus , rein , hell , sauber ist,
darum auch der Schnee. Otos stellt demnach nur in einer Perso-
nifikation das Säubern der Körner , die Absonderung von der
Spreu ab, die Mvug heisst, ir. caU/i, caitklfaff , caitlisloan, av.
ysgion yd; ysgi bedeutet säubern, rein machen, yd das Korn,
daher yta das Korn sammeln.
Diesen Sohn Odos oder Otos zeugte Aloeus mit der Iphime-
deia, der sehr klugen, der Ueberlegung , die allein da zur Kunst
führte, wo die rohe Kraft, Avelche bei dem Dreschen in Anwen-
dung kommt, nicht ausreicht. Also das Sieb musste erdacht wer-
den, um das Korn von der Spreu zu sondern.
Nun der Riese Ephialtes, der Angreifer. Als Aloide ist
er in der angegebenen Bedeutung nicht an seinem Orte, viel-
mehr handelt es sich um das Wenden der Frucht; eva bedeutet
im Welsh etwas in Bewegung setzen, evain rings in Bewegung
setzen, (all dagegen heisst der Haufen, auch Hügel und Klippe,
im Plural elltyz die Haufen, also ep«e//^yz oder corrumpirt Ephial-
tes, das Umwenden der Haufen.
Jetzt folgen die Molioniden , d. h. das Getreide muss zur
Mühle gebracht und gemahlen werden, unter den hierher gehö-
rigen Personifikationen wird zuerst genannt:
\4nTMQ] doch Avas ist er? Hesiod iq-/. v. 32 und ander-
wärts gibt einen Fingerzeig, indem er 8i]^i]Xfqoq «xr?; sagt.
Man leitet mxtw^ nun von «/w ab. Darnach würde er denjenigen
bedeuten, welcher in Bewegung setzt, vielleicht den Mühlstein,
welcher selbst herumgetrieben, die Körner in Bewegung setzt
und darum abreibt, oder bricht; insofern kann auch uyw^i, hier in
Betrachtung kommen *).
Ag bedeutet im W, die Oelfnung, das Loch; der obere Stein
bei dem Mahlapparate muss mit einer OefFnung versehen sein, da-
mit das Getreide durch dieselbe zwischen die Steine laufen und
so gemahlen werden kann.
Wichtiger ist llag locker, lose, wovon llacau lösen und lla-
*~)'Ayvv&iq sind die Steine, womit die Weber die Faden des Aufzugs
beschwerten, um sie grade zu halten, auch Awj? genannt. Siehe Seneca
epist. 90, und Laskaris zu ayi-vg.
— 137 —
gmüd das Anfeuchten und das damit verbundene Quellen, dick
werden. Hiernach müsste angenommen werden, dass man es
schon sehr frühe verstand, durch das Nässen der Körner die
Hülse oder Kleie so zu lockern, dass sie sich vom geschwollenen
Kerne beim Mahlen ganz abzog. Gegen diese Erklärung darf nicht
eingewendet werden, dass llac mit einem doppelten / beginnt
und das griechische Wort nicht. Das welshe / ist mit einem
Kehlhauche, der beim Schreiben durch das zweite / sichtlich an-
gedeutet wird, so eigenthümlich verbunden, dass es und sein
Hauch'nicht geschieden werden können. Wie cw, gw ^ so ist oft
auch // in den griechischen Aspiraten im Laufe der Zeiten über-
gegangen. So findet sich, um noch eines anzuführen, im Welsh
lUtQ der Strahl, das Licht, llaQar der Blitz, entsprechend dem
griechischen uy.xiv der Strahl, der Blitz, das Licht. Im grie-
chischen Mxrtr hat sich das / ganz abgeschliffen, in Blitz, bei
Notker, Tatian und Boxhorn hlecha%cm^ plechizin, jüekkcman^
schw. blixtra dagegen das gutturale / in ein labiales umge-
wandelt; vergleicht man hiermit nun lux ^ biceo, in Krain luzh,
poln. lyskanie^ böhm. blesk die Gluth, hhjskani glänzen, schei-
nen, russ. blistati blitzen, so ergibt sich zugleich ein weites Feld
der Sprachverwandschaft und des Völkerzusammenhanges auf dem
Grund eines schwach veränderten Wurzelwortes
Nach diesen Andeutungen wird es nicht gewagt erscheinen,
wenn man die welshe AVurzel Uuc^ locker, lose, auch im lateini-
nischen lacer zerrissen , languesco müde werden , languor die
Ermattung, laxare erweitern, legere (jincoras^ //m^m bei Seneka
und Valerius Flaccus) die Anker lichten, dem deutschen ,, lichten"
selbst, licet e frei stehen, llgn die Hacke, luxare verrenken,
im griechischen /5i«f, gen ßXaxog sorglos, nachlässig, in /5Aw^c.», ßXa-
xEia die Trägheit, nküdog und ttAm^c», Tiiaöaoöt,- nass, schlafl", schwam-
mig, Xuxio zerbrechen, ).uxm zerreissen, hxxs^oi: zerfetzt, luxog und
Xay.lg der Lappen, der Fetzen, lanngo Locke, nlixsiv nlöxog flockig,
siehe weiter unten, in Uvynlioq schwach, weichlich, ohnmächlich,
feige, Af/oj bei Eurip. und Hippokrat. eine gebärende Frau, [udaxog
weich, ^ulayua das erweichende Pflaster, fiaXuxöyuoq^ was weichen
Boden hat (w. llac der Flugsand), fiala/r] die Malve u. a. vermuthet.
Eine weitere Personifikation ist Molione. Nimmt man auf die
Konsonanten Rücksicht, so gehört dieser Name zu y,vhi, nvlai,
/tvAAw, lat. tnolo, mola, mahlen, Mehl, w. tualu von ?nal trennen.
— 138 —
ausstossen, malwr der Müller u. a. m., moel aufschütten, häufen,
nackt machen , enthülsen , nioeli nackt, kahl werden, moelhwntian
schälen , cntliülsen {Jiwntum heisst rollen) , drehen , schütteln,
wackeln, hin und her gehen, moelhwnüan auf dem Wasser hin-
und hertreiben.
Wenn es nun heisst, Moliono habe sich mit Poseidon ver-
bunden , so kann das den gegebenen Worten zufolge nur den
Sinn haben, das geschrotene Getreide, Mehl und Kleie Avurde im
Wasser hin und herrührt und geschüttelt, worauf die Kleien sich
setzten und gesondert werden konnten. Das Mehl wurde hier-
nach in der ältesten Zeit, wo man feine Siebe ebensowenig als
das Beuteltuch kannte, durchs Schlänmien gewonnen; daherkommt
es, dass hlawd ausgiessen und das Mehl bedeutet. Nimmt man
hierzu noch, dass Uaca die flüssige Nahrung, das Schlämmen heisst,
dass Uaca von llac locker, lose, aufgelöst herkommt, so kann
das homerische i.iv}.r,cpnTov tU(firov (<xt/) nichts anders sein, als das
von der gemahlenen Gerste ausgeschlämmte Mehl, welches nur
zum unmittelbaren Gebiauche bereitet werden konnte, und darum
unvollkonnnon war. Iiulessen schritt man mit der Zeit zum Bes-
sern fort, oder, Avie der Mythus sagt, Poseidon zeugte mit der
Molioue den Eurytos (/u'ocroc), das heisst. man lernte es durch kurze,
schnell auf einander folgende Stösse, wie man es auch jetzt beim
Reinigen von Samen macht, die Kleien sehr leicht zu sammeln
und vom Mehl weg zu bringen. Jfer heisst nämlich im Welsh
der Stoss, /terc der Stoss , lierciad die durchs Stossen erfolgende
Ausdehnung, hercu wegnehmen, hergicd der Stoss, hergyd ein
schneller Stoss , heriad das Ausstossen , heriant das Schwingen,
herianna schwingen, also lauter Handlungen, welche sich auf die
Absonderung des Mehls von deu Kleien auf dem trocknen Wege
beziehen und demselben die Brauchbarkeit für grössere Zeiträume
nicht nehmen.
Durch die letztere Behandlung gewann man flockiges Mehl
{^cedenu flockig machen) ; man konnte nur einen Mehlsack machen
Ccede?i ein zusammen genähtes Tuch) und es aufbev^ ahren icedivid
der Besitz). Es ist aufiallend in dieser ganzen Darstellung, wie
wenig man zu ändern gewohnt war, um einen Begriff, von einer
andern Seite betrachtet, durch das Stammwort darzustellen, ein
Vorzug, den ausser dem Welsh keine europäische, wohl aber die
alten semitischen Sprachen eigen haben.
— 139 —
Das griechische Wort, welches die Vollendung in der Be-
reitung des Mehls darstellen sollte, Cteatus, ist verdorben.
So ist also durch die Namen Kratos, Phronia, Jasion, Deme-
ter, Plutos, Hermes chthonius, Erginus, Trophonius und Agame-
des, Hyrieus, Orion, Aloeus, Otus, Ephialtes, Actor, Molione,
Eurytus und Cteatus der Ackerhau in seiner Mühe , seinen Er-
trägnissen und ihrer Verwendung in einer Weise geschildert,
welche fast historisch den Ent^^ icklungsgang der Kunstfertigkei-
ten angibt.
Die „Einsicht", welche mehrfach in der Genealogie dieser Göt-
ter hervortritt, hat neben der Thätigkeit den Fortschiitt geschafTeu.
Die II Ck'lgottlielten.
Die Arzneikunde sichert einem \ olke s(ets eine höhere Stufe
der Kultur, wenn sie auch noch nicht auf das Verständniss der
Heilkräfte der Natur und die Kenntniss des menschlichen Köipers,
so wie auf die Idee des Lebens und seiner Anforderungen zur
möglichsten Erhaltung der Gesundheit sich gründet, sondern auf
den unmittelbaren Einfluss der Gottheit rechnet, Gesänge, Räuche-
rungen, Beschwörungen, Zauberformeln und Geltete anwendet und
zünftig von Priesterfamilien gepflegt wird. Zeugniss gibt Aegjp-
ten in manchen Einrichtungen und Ei'scheinungen.
Wenn nun ein \'olk mit einem andei'u seine medizinischen Aus-
drücke, Heilmittel und Gottheiten in dieser Hinsicht gemein hat.
so darf wohl angenommen \\ erden, dass demjenigen der Anspruch
auf höhere Bildung und somit auf eine gewisse Pjiorität in den
Landen, wo sie mit einander in Berühiung kamen, zustehen müsse,
welches diese Ausdrücke zu erklären vermag.
Auch hier tritt in Vergleich mit den klassischen Sprachen
des Alterthums , zunächst mit der griechischen, das Keltische
wieder in den Vordergrund. Die bunten Sagen von den Heilgott-
heiten Griechenlands bieten vielerlei Punkte dar, in welchen sich
die Abhängigkeit der griechischen Ileilkunst von der keltischen
mehr oder weniger stark ausgeprägt hat. Ich werde sie hier
zwanglos mittheilen, da ich kein System durchführen, sondern,
wie bisher, nur Bausteine sammeln will, die ein Anderer mit mehr
Beruf und umfassenderen Kenntnissen zurichten, vom Unbrauchba-
ren scheiden und zu einem wissenschaftlichen Gebäude zusammen-
_ 140 —
setzen mag, wenn einmal mehr Material beigebracht und für die
Kritik des Einzelnen der nöthige Ueberblick im Grossen und Gan-
zen gewonnen ist.
Weiter oben habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten be-
reits von läo/xai, iaTVjQ, Yu^a gesprochen und nachgewiesen, dass
sie sich nur aus dem Welsh erklären und auf ihre Wurzel zu-
rückführen lassen; ich füge noch bei ttxtVw, warm machen, erwei-
chen, lösen, lindern, heilen, also ganz in derselben Weise wie
i9-£pw, ^ff)u;rw, &!;QuiifVbi, al&a , warme Umschläge geben, erwär-
men, ferner ^lühiy^ia das erweichende Pflaster, /.laXccyij die Maive,
nach Plin. H. Nat. XX. 21 ein erweichendes Mittel, von 7nf/I aus-
dehnen, auswerfen, vertheilen, hervorbringen. Ich sprach von
der hohen Bedeutung der Mistel, von den Heilgöttcrn Jasion und
Ilithyia, und Mies gleichfalls nach, dass nicht im Griechischen,
sondern im Keltischen für Beide sich das Wurzelwort findet,
welches der Untersuchung den Gang durch die verschieden ge-
kreuzten Sagen erleichtert. Imgleichen erwähnte ich des Aescu-
lap und Esmun. An letzteren will ich wieder anknüpfen.
Creuzer stellt den Esmun auch mit dem phrygischen Attes
zusammen , und erkennt somit in ihm einen Cabiren. Als Attes
ist er nach seiner Ansicht der entmannte Gott, sonst auch der
schöne Jüngling von Beryth , welcher durch die Zauberkraft sei-
ner Schönheit die Astronoe fesselte, aber solchen Gefühlen fremd,
ihre Liebe unerwiedert liess und sich selbst entmannte, Avofür er
unter die Götter versetzt ward.
Eine schöne Incarnation des geschwächten Sonnengottes, ganz
in dem Geiste einer Anschauung der Welt und des Kreislaufes
von ihrem Leben, welche so manche Sage in Persien, Aegypten
und Griechenland hervorgerufen oder fortgepflanzt hat.
Esmun, sagt Damascius beim Photius, ist die Lebenswärme.
Das Leben heisst w. oes, auch der Kreislauf des Lebens, die Zeit,
oesi leben, oesawg alt, oeswt\ wer durchs Leben wandert u. a. m.
Leben heisst auch einioes , com. biii^ griech. ßloq^ arm. bevans^
ir. heatlui^ beata^ lat. vita^
Die Wärme, als Quell des Lebens, w. les^ ir, teas.
Wie Esmun, so steht auch Attes mit dem Keltischen in na-
her Berührung.
— 141 —
Wie Creuzer bemerkt, so nennt ein Grammatiker bei Becker:
Anecdd. graec. p. 461 den Attes den Diener, noonöloq, der Göt-
termutter, welche man in dem Himmelssteine zu Pessinunt ver-
ehrte, und der die feurigen Löwen beigesellt w^aren.
Im Armorischen heisst malles der Diener, die Dienerin, und
im Irischen ettianach^ auch eunuk lat, eumichus der Entmannte.
Den Dienst des schönen Esmun feierte besonders Beryt, des-
sen Rhemius Palaemon nach Dionysius gedenkt:
Antiquamque Tyron, Beryli el moenia gralae.
Man hat vermuthet, dass in Phoenizien derAstronoe und dem
Esmun durch begehrliche Unzucht von Männern und Frauen ge-
huldigt wurde. Die Vergleichung der keltischen Spiache gibt nur
artre sich ergötzen, und zur Deutung von Berytus berlh die
Schönheit.
Von der vielfach begründeten Ansicht ausgehend, dass Es-
mun, Aesculap und Telesphorus in mancher Beziehung nur eine
Gottheit bilden, welche zu verschiedenen Zeiten anders gefasst
und in diesem Sinne mythisch weiter ausgebildet wurden, hat
Creuzer, um auf diesen wollüstigen Dienst des Ileilgottes zurück-
zukommen , aus Deuteron. XXIIF. 17 : „es soll keine Hure sein
unter den Töchtern Israel und kein Hurer unter den Söhnen Israel"
durch die Uebersetzung der Septuaginta nachgewiesen, dass mit
xt\m^,ö{iOi die Unzucht von Seiten der Frau getrieben, mit xsAtaxo-
liivoq dagegen das wollüstige Leben des Mannes bezeichnet wurde.
Im Irischen heisst toil das Verlangen, anloil die Wollust, also
nahe zusammenhängend mit lel in Teksaipofjog.
Telesphorus ist aber auch einer schönern Deutung fähig, wel-
che sicherlich auf den Ursprung seines Namens zurückgeht, indess
jene durch den Missbrauch oder die Verirrung in seinem Kultus
erzeugt Avurde.
Nach Pausanias VII. 23 standen zu Aegium in Achaia, nicht
weit vom alten Tempel der Ilithyia, die Bildsäulen des Asklepios
und der Hygiea. Von beiden sah man nichts als die Spitzen von
Händen und Füssen und das Gesicht, da der Gott mit einem
weissen Mantel, die Göttin mit Binden, rekufibivtc , von babyloni-
schen Stoffen, und mit dem Haare bedeckt war, welches die Frauen
ihr zu Ehren sich abschnitten.
Im Welsh bedeutet teli/w ein Gewand, von tel dicht geschla-
— 142 —
gen beim Weben; tellwe% der verhüllte Anblick, die Umhüllung,
auch die Straflosigkeit, der Nachlass der gesetzlichen Strafe.
Asklepios heisst sonach Telesphoius , weil seine Bildsäule
mit einem Gewand bedeckt war.
Er kam nach einer Attischen Sage am achten Tage der Eleu-
sinien und Hess sich dort weihen; darum konnte Jeder, welcher
spät gekommen war, sich noch weihen lassen.
Daher wohl rdsr?) das Ende und die Weihe, auch die Vol-
lendung, die Mysterien, tüho^ geendigt, erfüllt, vollendet; oder
ging aus der Vergleichung von Telesphorus mit diesen Worten
nicht wahrscheinlicher dieser attische Mythus hervor >?
Im AVelsh heisst feli die Kunst, feliaiz kunstieich, und wieder
/elltvez; tellweztf vergeben, nachlassen, in Vergessenheit begraben,
>vas in den Anactotelestae noch erkenntlich ist, welchen bei den
Weihen diese religiöse Handlung oblag.
Möglich, dass nach dieser samothrakischen .Sitte der Sühnung
Asklepios-Telesphoros ein Gewand {telijic^ trug, um hinzudeuten
auf den Zustand der Entsündigung Qfel/wez), die alle Vergehen
mit Vergessenheit deckte.
Asklepios-Telesphoros hat die Jaso zur Tochter, und ist in
mancher Beziehung Jasion , welchen die Ceres Cabiria liebte, die
Sterblichen aber als den schönen Heilgott von Creta verehrten.
Nun heisst auch telecUw vollendet, schön von Ansehen, tele-
diwrwyz die Schönheit, die Güte, Lieblichkeit, Artigkeit, telei-
diad A\ as schön macht , teleidiaw schön machen. Dass man beim
Asklepios-Telesphoros an Gesundheit und Schönheit gedacht ha-
ben könne , geht aus der griechischen Sprache hervor.
Beim Aristophanes Plut. 639 sagt der Chor :
uvaßouao/Liai tov {vnuida xai
/tt/« ßgorolai (fiyyog, AayiXrjniov.
Dazu der Scholiast: tioIIuI 8s jiaiösc; tov \4axh]niov,no8uXsiQiog,
Ma%awv, laooj, navüxsKt, Tyfux ; avUTiiTiXaaTai 8i tu ovo^aToi naga t6
iäa&ai, xal napTa uy.Ha&utj y.al Tic/gd t6 vyslav naQs^^iv- fiinaiöa ds
o'iov xaXovg ix^v^o' nuldag, /; tov aaXnv naWa, . . . . rj tov kuXov noi-
TQog ncn8a.
Dass dies Avelshe Wort telidhc schön, wirklich den Mythus
des Asklepios-Telesphoros erweiterte oder änderte, das lässt sich
— 143 —
ohne allen Anstand annehmen, wenn man das keltische Element
in den Namen seiner Nachkommenschaft einigermassen würdigt.
Die Vwao), eine Ileilgöttin, stimmt mit lufiut mid dem w. iac,
gesund, überein.
iKn'ay.sicchcdeutet das Allheil, wie Panyasis und die Mistel o//iag.
Mu/jibiv und niiväxEia hängen mit tl-^iouai w. ((ru^ ir. ikim^
ik zusammen, und die
^Tyua mit dem ir. ik das Heihnittel, iklm heilen, und m. la<;:
gesund, woher vyiiiq.
In Betreu" des noSulüoiog will ich nicht weiter untersuchen
ob sich das Wort auf po(f, einnehmen, und alleiriaw ^ bespre-
chen, umschreiben, fiemde Worte, Reden, Formehi gebrauchen,
zurückführen lasse, obwohl in den Todtenbeschwörungen des As-
klepios mancherlei Haltpunkte liegen und die t'jinoLdiu unbestritten
einen grossen Theil der alten Heilkunde bilden, sondern nur auf
die Angabe mich beschränken, dass der dem Aesculap geweihte
Hahn im Welsh Her und Heren heisst.
IJeren bezeichnet auch das so genUirliche lolinm^ wovon
Plinius XX. 25 ad iin. Onm et ipsae fr^ufuni pesfes in aliqno
sunt usu. Infelix dictum est a Viryilin lolinni. Hoc tarnen
motituni^ ex aceto cocturn^ impositnmqne sannt impetigines ^ ce-
leriiis quo saepius mutatum est.
Nirgends steht der Arzt grösser da, als wenn er die schäd-
lichen Pflanzen, die Gifte, zum Wohle des Menschen anwendet.
Eine weitere Erklärung, welche sehr interessant ist, hat Creuzer
zu Cicero de nat. deor. HI. 23 p. 614 aus einer Stelle des Da-
mascius mscr. beigebracht, wonach Telesphoros der Gott genannt
wird, welcher die Heilung vollendet; also wieder eine Erweite-
rung der Mythe , welche aus Teles durch einen Erklärungsversuch
entstanden ist.
Die Hygieia, vylsiu, die Gesundheit, Göttin der Gesundheit,
und somit auch die Worte vyiu'Coi, vyialno, vyiöo), vynjg^ sind einer-
lei Stammes mit dem ir. ikej ikeanail^ gesund. Dieselbe Bedeu-
tung hatten auch leagha und leiggis^ welche mit dem w. ia^ys^
luofiai, laTQog, der Heilgöttin Jaso verwand sind. Ihr innerer Zu-
sammenhang wird in Folgendem noch deutlicher hervortreten.
Den Pythagoräern war die Zahl drei eine heilige, ebenso
den Druiden, aus Gründen, welche weiter unten näher beleuchtet
werden. Darum ist das Pentagon, oder der sogenannte Druiden-
— 144 —
fuss , ein regelmässiges Fünfeck, mit fünf auf seinen Seiten kon-
struiiten Dreiecken ,
das wir auf Abbildungen der Druiden und zwar auf ihren Schu-
hen so dargestellt finden , dass in den fünf einwärtsgehenden
Winkeln die Buchstaben vy £ lu, und in den betreffenden Win-
kelspitzen die Buchstaben salus stehen. Diese beiden Worte
sind offenbar erst später in das Pentagon eingeschrieben worden,
aber sie konnten nur als Erklärung dieses Zeichens beigefügt wer-
den und dienen somit als Interpretation des Gedankens, Avelcher
dem Pentagon zu Grunde lag.
Den P} thagoräern war es ein heiliges Symbol der Gesundheit
des Leibes und der Seele und wurde llygieia genannt, wie Lu-
cian pro laps. I. 729 tom. III. pag. 290 der edit. Bipont. angibt.
Creuzer bemerkt in seiner Symbolik (1821) IV. 541 , dieses
Zeichen des Ordens finde sich auf Münzen von Pithana in Mysien,
und nach I. 106 auch auf Münzen von Velia in Lucanien, von Nu-
ceria, auf Ptolemäischcn und Gallischen Münzen, woraus er schliesst,
dass sich die Pythagoräischen Lehren zu den Druiden nach Gal-
lien fortgepflanzt hätten. Hierüber Näheres weiter unten. Die
Zahl 5 steht in dieser Anschauungs- oder Darstellungsvveise als
Fünf-Dreieck in sich selbst verschlungen, ohne Anfang und Ende,
also vollendet da, und bezeichnet in schöner Art die Gesundheit
des Leibes und der Seele.
Es ist höchst merkwürdig, dass im Irischen ike gesund, ge-
heilt bedeutet , dass cuige fünf heisst und coic das Geheimniss,
die Geheimlehre bezeichnet, welche auch die Arzneikunde in
sich schloss.
Wir haben also hier ein Wortgeschlecht, welches den Grund
und das Wesen des Pentagons aufschliesst , wofür sich in der
Pythagoräischen Lehre nichts findet; ein Bundeszeiclien konnte
nach Westen wandern, aber sein Name sich in die Sprache eines
Volkes, das mit den Griechen weder die Sprache noch die Kul-
— 145 —
turstufe gemein hatte , nicht so verlieren , dass er da im Volks-
leben Begriffe bezeichnete, welche in Griechenland, wo die Ge-
heimlehre ihre allgemeine Kenntniss und Anwendung nicht zuliess,
durch andere Worte dargestellt werden musste.
Ich werde später einige Haltpunkte für die Ansicht anführen,
dass eher umgekehrt das Pentagon aus dem Keltenlande nach
Griechenland und Italien gekommen war.
Dass die Worte ike, eilige^ coic so wunderbar und ganz im
Geiste der keltischen Sprache übereinstimmen, um dem unerklärten
Pentagon seine Deutung zu geben, wird noch dadurch weiter ge-
hoben, dass der Heilgott T elesphorus , als schweigender Gott, die
Fingerspitzen der rechten Hand auf dem Munde, abgebildet wurde.
Ich verweise zur weiteren Begründung auf Creuzer, nach welchem
Richard Mead in seiner Abhandlung „de numis Smyrnaeis in Me-
dicorum honorem percussis. Lond. 172'p" eine Gedächtnissmünze auf
einen Arzt Zeuxis , aus der Schule des Herophilus, bekannt ge-
macht hat , welche den Aesculap in der angedeuteten Weise dar-
stellt. Auch der Eid des Hippokrates und die einhüllende Klei-
dung des Heilgottes gehören hierher.
Apollodor Myth. Bibl. III. 10. 3 sagt, dass Zeus die Arsinoe
gezeugt habe, welche in Folge einer vertrauten Zusammenkunft
mit Apollo den Asklepios , Aesculap, gebar. Nach Andern sei er
nicht der Sohn der Arsinoe, einer Tochter des Leucippus, son-
dern der Coronis , Tochter des Phlegius in Thessalien.
Arsinoe bedeutet die Denkende, das Nachsinnen vom w. ar-
sinu, nachdenken, betrachten, arsyn erstaunt, in sich versunken.
Also der Heilgott Asklepius, als Sohn der Arsinoe, erinnert
daran, dass Beobachtung und Nachdenken die eigentliche Mutter
der Arzneikunst sei.
Den Mythen Anderer zufolge gebar Arsinoe dem Aesculap
den Machaon; im Gleichen werden Alexanor und Jaso zu seiner
Nachkommenschaft gezählt, lauter bedeutungsvolle Namen, welche
zum Theil aus dem Vorausgehenden schon bekannt sind.
Machaon findet seine Erklärung in niac der Schutz, die Si-
cherheit.
Die gleiche Bedeutung hat Alexanor, wenn aXilat vertheidi-
gen, schützen, als Stamm betrachtet wird; letzteres erscheint
dann als Uebersetzung von ersterem, so wie die Giganten von
den Titanen.
Keltische Studien. 1. 10
— 146 —
Alexanor wird nach Sonnenuntergang als Heros verehrt ; das
gibt einen weiteren Beleg zu der eben ausgesprochenen Ansicht ;
denn es lässt sich erklären, warum die Worte maqlnfl^ der Son-
nenuntergang, magludmi) untergehen, dunkel werden, maqlu-
dawl der Sonnenuntergang, maglud verheimlichen, maqludiaeth
der Zustand des Verborgen-, Bedecktseins, maqUidiant die Ver-
borgenheit, mit Machaon der Wurzel nach zusammenhängen. Die-
ser ist sonach eine Gottheit der Nacht, die Alles einhüllt, schützt.
Ich will die umhüllende Kleidung der Heilgötter , das Schweigen
nicht in Vergleich ziehen , aber der Erwähnung verdient gewiss
der Heilschlaf in dem Tempel des Aesculap zu Epidaurus, in wel-
chem der Gott in Träumen dem Kranken die Mittel anzeigte , die
ihm zur Genesung verhalfen. Man vergleiche hierzu Pausan. H.
cap, XI, was in mancher Beziehung interessant ist. Da heisst es
von Alexanor: (falviiai de rov uyäXi.iaxoq ngooMnov fiovov, xal hxqai
X^tQfg xal noöig. xal Tyului; 8 'doTi xaru Tuvrov uyrtlfin' ovx av ovSe
rovto idoig quÖImc, oürw nsgiexovaiv avio xo/jai tb yvvnLXWv, ai xü-
QOVTai jf] Sio) .... 7'öi ds AXi^avoQi xal Evanf^imvi, Qxal yacg tov-
TOtg (xyalfiuTU ioii) toi [.lav wg t]()Co'i fuETa ^fKiov Svvavra ivaylQovaiv'
livafiigkxn'L de o'ig &f(a &vovaiv.
Der Euamerion ist im Gegensatz zum Alexanor-Machaon ent-
standen , und hilft seine Bedeutung vermitteln. Weist schon die
Verwandschaft des Machon oder Alexanor-Machaon mit den an-
gefühlten Worten auf das Keltische hin , so ist es noch durch
die Sage unterstützt, welche nach Pausanias in derselben Stelle
den Alexanor nach Titane führt, wo der Kult der Heilgötter be-
sonders gepflegt wurde; denn Titane, Titan sind keltischen Ur-
sprungs und aus dem Griechischen nicht zu erklären.
Die Epidaurier nannten den Euamerion auch Akesios, den
Retter, Schützer, Heilgott, wenn man der Erklärung das w. agu
schützen, retten, bewahren, und dxsla&ai, zu Grunde legt.
Unter dem Namen \'ixiaiog verehrte man den Apollo zu Elis,
wie Pa;usan. VI. 24 berichtet , und Euripides nennt den Phoebus
'AiüaroiQ, worunter die Attiker den Arzt verstanden, gleich be-
deutungsvoll für das w. agu^ als die Weise, wie die Mythe von
der Umhüllung des Heilgottes durch den Euamerion zum Phoebus
als Sonnengott sich fortspann.
Ich könnte hier an die Acilier der Römer anknüpfen, die sich
leichter mit agu als mit axioixai, verbinden lassen; ich erwähne in-
— 147 —
dessen nur, dass auf der Münze der Gens Acilia der mit Lorbeer
bekränzte Kopf der Salus und eine weibliche Figur, eine Schlange
in der Rechten haltend, abgebildet ist, und verweise in Betreff
des Weiteren auf Creuzer Sym. II. 414 folgd. , um mich noch-
mals zu der Familie des grossen Heilgottes zu wenden.
Die Perganicnier nann en den Euanierion auch Telesphorus,
den Gott, der die Heilung vollendet Mit diesem Namen hängt
riXsiog, in der Bedeutung ,, vollendet, vollkonnnen'- zusammen Den-
selben Sinn hat das w. tel vollendet, schön, regelmässig, telai%
harmonisch, übereinstimmend. Daran knüpft nun Creuzer II. 399:
„Wer ist nun jener Telesphorus der Pergamenier ? Darüber befra-
„gen wir zuerst die Spjache. Telesphorus ist vorerst der Ge-
„reifte und der Beifendc. Er ist (\Qr vollendende Gott und der
„vollendete zugleich. Das bedarf keiner Beweise. Er ist auch
,,das reifende und gereifte Jahr, die zeitigende Sonne in jedem
„Sinne, und daher auch die Sonne im Hinal)steigen. Das weiss
„auch der Mythus dieses Kreises; denn wie der gereiften Frucht
„die Ernte folgt (jov y.aouov Telsacpourj&ifTog , xa& loqav iiQvyviOE.
„Joseph. Ant. Jud. I. 6. 3), so gab der Arkadier der zeitigen
„Frucht Aesculapius die Trygon zur Amme. Oder diese Turtel-
„taube ist die warme belebende Bruttaube."
Ich schlage einen andern Weg ein, um die Arkadische Sage
zu erklären.
Asklepios wurde von der Coionis geboren, als sie von den
Flammen des Scheiterhaufens bereits umgeben war. Apollo, oder nach
einer andern Sage Hermes, rettete ihn und brachte ihn zu dem Cen-
tauren Chiron, welcher ihn in der Arzneikunde unterrichtete. Chiron
ist ein Sohn des Saturn und der Phillyra. Leir bedeutet im Ir.
die Weisheit, Erkenntniss, Klarheit, leirff der Verstand. Chiron
hängt zusammen mit w. cir die Güte , clriaw lieben , Mitleid ha-
ben, cirwn das Wohlwollen, lat. carns theuer Chiron personi-
fizirt also das Mitgefühl, was einem Ileilgotte so wohl eignet.
Wieder eine andere Sage gibt dem Asklepios die Holztaube
TQvytov zur Amme. Nunheisst aber t/u im W. elend, trnau das Mitge-
fühl , das Erbarmen , also dieselbe Bedeutung, welche Chiron nach
der obigen Auseinandersetzung hat, und es ist kein Zweifel, dass
die Arkadier nur darum die Taube wählten, weil kein Wort dem
unverständlichen Iruaii oder Iriigan sich näherte als TQvyav. Viel-
leicht ist dieses Wort gar erst auf dem Wege eines Erklärungs-
10*
— 148 —
Versuches entstanden. Immerhin bleibt der nachgewiesene Zu-
sammenhang der Sagen merkwürdig und der Schluss auf das
Keltische und seine Bildungselemente nahe; nicht haltbar dage-
gen erscheint die Art der Folgerung Creuzers aus der belebenden
Bruttaube und der Ernte, welche der Reife folgt, und dem vol-
lendenden Gotte auf t!en Sonnen- Aesculap, an dem sonst nicht
gezweifelt werden kann.
Ich habe eben bemerkt, welch einen schönen, tiefen Sinn die
Namen Chiron und Trygon haben, und wie die Sagen, anscheinend
verschieden, im Innern zusammenhängen. Dies stellt sich noch
mehr heraus , Avenn man der besondern Angabe noch einige Rück-
sicht schenkt , dass Coronis auf dem Berge Tittheum ihren Sohn
geboren habe; eine Ziege nährte ihn, bis ihn der Hirte Arestha-
nas fand. Das war die Sage der Pergamenier. Im Welsh bedeutet
teth die Zitze, die Brustwarze; llarye% die Güte, Milde, von
//«/•, mit zahlreicher Ableitung ist der Stamm von Aresthanas, und
wichtig für die Uebereinstimmung der Sagen.
Vom Aesculap, wie von Andern, wird erzählt, er habe es
verstanden, Todte in das Leben zurück zu rufen durch die Ge-
walt seiner Mittel. Plinius bist. nat. XXV. 1. verbreitet sich
gleichfalls hierüber, nicht um den Aberglauben anzuerkennen,
welchem man da huldigte, sondern um von den Verdiensten zu
reden, welche sich namentlich Pythagoras um die Arzneikunde
erwarb , in so fern er die Heilkräfte kennen lehrte , welche vie-
len Pflanzen inwohnen. Zugleich bemerkt er , Xantus habe im
ersten Buche seiner Geschichte uns überliefert, dass ein Drache
mittels der Pflanze balis sein getödtetes Junge wieder in das
Leben gerufen habe, ebenso dass Thylo, welchen ein Drache
getödtet, durch dieselbe Pflanze wieder lebendig geworden sei.
Dass die Schlangen Heilkräuter auffinden könnten, war eine
im Alterthume verbreitete Ansicht, und die Ursache, dass auf den
Abbildungen der Stab des Asklepios von einer Schlange umwun-
den ist, und die Schale der Hygieia vom Kopfe einer solchen
überragt wird.
Balis ist weder griechisch noch lateinisch; mit dem Hebräi-
schen nahe verwand bedeutet w. bal^ was hervortritt, die Knos-
pen, bala Knospen, balannu aufschliessen, balaii austreiben, be-
— 149 -
zieht sich also auf die belebende Kraft der Pflanzenwelt. Auch
im Irischen findet sich bal^ in ballan die Zitze, die nährende Brust.
Die Griechen suchten durch warme Aufschläge Geschwülste
zu erweichen; ich habe die betreffenden Zeitwörter im Eingange
dieses Abschnittes angegeben. Sie legten auch frühe Pflaster
und Salben auf, welche aus Pflanzen bereitet waren.
aXd^M bedeutet salben, mit Salbe bestreichen. Man nimmt
gewöhnlich Xinoq. als Stammwort an, erkennt sonach als erste Be-
deutung „mit Oel oder Fett bestreichen."
Im W ist eil die Salbe als Heilmittel, eliad eine Salbe aufle-
gen, oder vielmehr die Handlung Jesselben, e//rt^^? ein Pflaster aufle-
gen, etidwl eine Pflanze, welche für Pflaster geeignete Stoffe hat
Das Pflaster heisst griech. i^nluisrqov^ Ka-iänlaa^a ; man leitet dasselbe
von nläaoM ab, weil es nahe liei^t. Inzwischen scheint eher x«-
TanXüaaM von ycnxanhxa^a abgeleitet ZU sein, als umgekehrt; für
ijxnlnaTfjov dagegen gibt es gar keinen griechischen Stamm. Im
Welsh heisst plasl, was ausgebreitet ist, plas/t/r was ausgebrei-
tet, aufgelegt wird; arm. pafa-^fr, plantar^ lat. einplaslrani^ ir.
auch Ireafa und creachd die Wunde, und crlad der Lehm, ein
bei den Griechen geAvöhnliches Kataplasm.
Der Husten gr. /?/;?, lat. fussis^ w. peswq^ pas^ cor. paz, arm.
pas^ ir. kuasachdacli. Das w. pas bedeutet ursprünglich, was
macht, dass etwas hervorkommt; denselben Sinn hat clwy%^ gr.
xAüoT^^, bisher von xAu^o* benetzen, reinigen, waschen abgeleitet.
Der Darmbruch, die Darmverschlingung, gr. ivriotav x^jXrj, lat.
enterocele und hernia.
"EvTt(jov bezeichnet den Darm, und lässt sich auf seinen Stamm zu-
rückführen, nicht so xriXrj, att. xäh], xuXi]iTjg, xrjXijTijg der Geschwulst,
Kropf, Bruch, welches man sonderbar genu;; mit x'*^"^ abspan-
nen, locker machen zusammenstellte Im W. bedeutet cal der
Penis im Zustande der Erection, caled hart, auch geborsten, aus-
geplatzt, caleden das Hörn auf einer stark verarbeiteten Hand,
caledu hart machen , call was ausser seinem Platze ist.
Der Darm heisst gr. auch ^oAtf, w. cohi% das Gedärm, col
das Embryo, ca\on das Herz, der Mittelpunkt, auch die Gebär-
mutter, und cail die Hode, daher das deutsche Bibergail und
— 150 —
die Geilheit. Die xakvxt] roaog steht näher dem Welsh als dem
Grici hischen
Die Ader, gr. cpXsiji, von cpXio), we'ches sich in q^law oder &Xiio),
drücken, cpXvM überflüssiges Zeug schwatzen, wieder findet, nach
der bisherigen Ansicht. Auch /leo weinen, und /luo fliessen^ wer-
den zur Erklärung des griechischen Wortes herbeigezogen. Im
Welsh bezeichnet /le, was rings einschliesst , flau, was sich aus-
breitet, verzweigt;
(pXvw dagegen hängt mit fluw , überfliessen , und flwg reich,
der Üeberlluss, die Fülle zusammen.
Der Stamm von fle ist fa, was einhüllt, daher renn.
Das Purgirkraut axa/j/jarlu, der Purgirsaft ux(xu^aöviov; beide
sind nicht griechisch, indem sie nur nach der IMlanze axa^mUt,
einer Art Winde, genannt sein können, deren Dioscor. IV. 171
erwähnt. Der Saft ihrer Wurzel wurde zum Purgiren eingegeben.
Der Name der Pflanze wie der des Saftes ist welsh, denn ysgi
heisst die Reinigung, ysgiaw reinigen.
Die Griechen haben dafür ümii]qiov und tul^üxtuv ji]v xoiUav.
Haben nun die Kelten jener Winde ihren bezeichnenden Na-
men gegeben, so haben sie natürlich auch ihre Eigenschaft ge-
kannt und angewendet, und die Griechen haben Namen und Ge-
brauch von ihnen entlehnt. Dafür spricht auch das Zeitwort TaQuiTnv,
denn seine Wurzel findet sich nur im W. Taraw heist eine Er-
schütterung erzeugen, tar was durchdringt, was einen Anstoss
gibt, eine Bewegung hervorbringt, daher taraicd der Antrieb,
tar% das Durchbrechen^ tarziad der Durchbruch und viele andere.
Das Brechmittel gr. i^eriy.6)' (fU(juii(y.oj' von fuf'to, durch Speien
von sich geben. Im W. bezeichnet mef/m die Geburt zu früh
verlieren, von ?net/i der Unfall, das Missglücken.
Der Blutigel oder Egel heisst im Griechischen ßSsUa. Dass
man ihn als Heilmittel zu gebrauchen verstand, geht aus Galen
und dem Worte ßÖMl^o) hervor, welches „mit Blutigeln besetzen"
bedeutet; dass aber die Kelten zuerst die Eigcnthümlichkeit die-
ses Thieres kannten und gewiss auch benutzten, das ergibt sich
wiederum aus der Vergleichung der Sprachen. GM, gele, gäeu,
was unmerklich fliesst, der Blutigel, geleiirnz röthlich fliessend,
geleuruziad ein blutbefleckter Krieger, geleuruzimc mit Blut be-
flecken. Im Corn. heisst der Blutigel gleichfalls ^^/, arm. gelauen,
ir. dallog, auch darv dyil. Und endlich das deutsche Egel, Blut-
— 151 —
igel, in den Monseischen Glossen egal, gehört gewiss ebenfalls
zum welsh. gel, und nicht zu Aal, wie Fritsch meinte.
Im Irischen heisst das Blut gal, auch kni, keara , kear ^ w.
veraltet guyar, jetzt gwaed, daher gwaedu zur Ader lassen. Das
lat. CJ'UOJ., das aus den Adern hervorfliessende Blut nach Lucret.
IL 195. „cum missus corpore sangiiis emicat spargitque cruo-
rem^ liegt nahe.
Die Blase, Harnblase, gr. y,vaxj] und ^{nsTiq, lat. vesica , w.
Qwesigen nach Lluyd, cor. gyzigan^ arm. cui%igel^ ir. veraltet les\,
letzteres labial in „die Blase." Das griechische wie das lateini-
sche Wort lassen sich aus dem Keltischen ableiten.
Die Niere, gr. »»{(p^oc, die Nierenkrankheit i/fqp^ürt?, lat. ren^
w, llevnau die Nieren , corn. lonalh , arm. ere, ir. ara. Das
griechische hängt mit der w. Bezeichnung gewiss zusammen.
Dass / und fi wechseln, liegt in der Natur dieser Konsonanten;
wären Beispiele nöthig, so würde ich auf das kurz vorher er-
wähnte gwesigen^ arm. cui%igel^ auf vv^cfia und Ijjmpha, ti'vÖQrjg
und (kvdt)7]g, vsnovg und Xinovg^ ijl&of und i]v&ov, ßslziaiog und ßiv-
Ttaro?, (fllxmoi; und cpivtaroq verweisen.
Das lateinische und deutsche Wort bedürfen keiner weiteren
Erläuterung.
Die Leber, gr. ?]Tr«^, lat. damit verwand jecur , w. nu oder
ay. corn. avy, arm. «?/, ir. aev; das griechische Wort ist in naher
Verwandschaft mit dem irischen und welshen. In Betreff des
deutschen ersetzt das / die griechische Aspiration. So wie die
Lakedämonier und Aeolier diesen Hauch durch ß ersetzen, wie in
ßqöSa für qö8a, ßt/ov für l/ov, ßäyog für ayog, ßgadivog für ^uöivog
auch durch f, wie (mJAoi,), aikov^og, aeol. cpndog, lat. felis u. s. w.,
so ersetzt auch das / die Aspiration, und dies um so leichter,
als es ja nach dem Karakter der keltischen Sprachen mit einem
starken Kehlhauche verbunden gesprochen v\urde. So findet sich
linog die Ermüdung, wofür Hesychius alrtog lesen will, und im La-
teinischen laöos und labor.
Das Rückenmark, gr. voixuüog fxvBXog, auch aim>, das Mark
/ii/fAo?, w. mtvy, was vermehrt, //?/^^«flf die Vergrösserung, mioyaiv
fetter werden, micyd fett, dick, auch das Mark.
Mark heisst auch w. mer^ mer^ai% markig, merawg reich an Mark,
an Fett; daher merg die Frau, Tochter, in der Pfalz Schnerch, die
— 152 -
Schwiegertochter; merqe% die Weiblichkeit; com. /??«/•« das Mark,
arm. mel^ ir. smir^ das Mark, Fett, Schmeer, in Schmeerbauch,
Schmier.
Die Schläfe gr. yo6Taq>oi, ir. gnothaigli.
Der Wirbel , das Wirbelbein, arm. isiük^ gr. llr/yog die kreis-
förmige Bewegung, w. lli/?i fro, llwyg, was sich im Kreise dreht,
auch der Irrgang, das Labyrinth.
Vom „Magen" habe ich bereits oben gesprochen.
Die monatliche Reinigung der Frauen bezeichnet der Grieche
mit xnTot^i'jvLix von ^;;»', der Monat, der Lateiner mit menses] im
W. missis von ///?>, der Monat, arm. viisiu von mi%.
Der Nerv, gr. vfvoov und k, lat. nervus ^ av. ner ^ eigentlich,
was seine Kraft in sich hat, daher auch eine Bezeichnung der
Gottheit, arm. nerven^ pl. nervenmi^ ir. felh^ auch glais.
Ausser diesen Angaben Hesse sich noch Manches beibringen,
welches den Einfluss der Kelten auf die Kultur der Griechen
weiter erhärten und die Ansicht unterstützen könnte, dass nicht
im gemeinsamen Vaterlande, in Asien, sondern nachdem die kel-
tischen Stämme längst schon dasselbe verlassen und sich auf grie-
chischem Boden niedergelassen hatten, die Vermischung mit neuen
Ankömmlingen vor sich ging, und die Grundlage bildete, auf wel-
cher das keltische Element in eine neue Entwicklungsperiode
eintrat.
nas häusliche Leben.
In der Beleuchtung der Wurzelwörter aus dem Buchstaben
u habe ich bereits Mehreres berührt, was auch auf dieser Seite
den Einfluss der keltischen Bildung erwarten lässt; das Weitere
werde ich angeben, wenn die übrigen griechischen Wurzelwörter
zur Sprache kommen. Indessen sei mir einstweilen gestattet, bei-
läufig zu erwähnen, dass die Stücke des Aristophanes , welche
ihrer Natur nach frisch aus dem Leben , der Denk - und Sprech-
weise des Volkes gegriffen sind, welches stets und überall das
Alterthümliche festhält, eine grosse Ausbeute darbieten.
- 153 —
Die Aegyptlsclien Gottheiten.
Nach dem , welches oben aus den Geschichtsbüchern des
Herodot beigebracht wurde, ist eine Vervvandschaft des Aegyp-
tischen mit dem Keltischen nicht zu verkennen. Nachstehendes
wird zur weiteren Begründung führen.
Nach Plutarch „de Iside et Osiride" wurden an fünf Schalt-
tagen Osiris, Arueris, Typhon, Isis und Nephthvs geboren.
Schon im Mutterleibe liebten und begatteten sich die Ge-
schwister und aus ihrer Umarmung ging Arueris hervor.
Die Isis findet den Weizen und die Gerste, Osiris erfindet
den Pflug, den Karst und die Hacke, zwingt den Stier unter das
Joch, gibt den Menschen Gesetze, und gewöhnt sie an eheliches
Leben, Gottesdienst und bürgerliche Ordnung, zunächst im Nil-
thale; er verbreitet ihn nicht mit Waffen, sondern mit Musik und Rede.
Im Welsh heisst sir lieben , auch trösten , siriaw erheitern,
beglücken, os^ was zu wachsen strebt, auch Zunahme, Wachs-
thum, Ertrag, awsaiz reif Arueris erinnert an die w. Worte rtr?/,
pflügen, eriD ein Stück Land, das in einem Tage umgepflügt wer-
den kann.
arwar die Ruhe, aricaru beruhigen, bilden, entwildern, aus-
rotten, an bürgerliche Ordnung gewöhnen.
In seiner Abwesenheit sucht, von Neid und Scheelsucht an-
getrieben. Typhon sich der Herrschaft desselben zu bemächtigen
und knüpft ein Bündniss mit 72 Gesellen und der äthiopischen Köni-
gin Aso. Es gelingt ihm den Osiris in einen Kasten mit List ein-
zusperren; der Kasten wird in den Nil geworfen und treibt durch
die tanitische Mündung dem Meere zu; seit dieser Zeit ist diese
Mündung verflucht.
Tw bedeutet, was emporsteigt, daher auch tumulus ^ tu-
mesco, tumot\ tumidus. tumes , -dv^oq der Muth, Zorn, Heftig-
keit^ twv das Wachsthum , tw f dsis Steigen, auch der Strauch,
daher die Namen ^vfulaia und ^vftßon, lyvu wachsen, wachsen
lassen, tyviant das Wachsthum, tyvawl wüchsig, tyctod das
Wachsthum, die Vegetation, tyviannu das Wachsthum hervorru-
fen, fördern.
Die Schwester und Gattin des Typhon ist die Nephthys; 7iev
im Welsh bedeutet den Himmel, daher viq>oq, vtcpürj.
Die Königin Aso erinnert an asu, asiaw sich verbinden.
— 154 ~
Isis erfuhr die Ermordung des Osiris zu Chemmis; sie über-
liess sich nun ihrem Schmerze, zerschlug sich die Brust und klagte
laut; sie suchte seine Leiche lange vergebens; denn der Sarg
trieb zuletzt in den Schilf bei der Stadt Byblus, und die Kraft
des Gottes ging in eine nahe Ericastaude über , welche alsbald
mächtig aufschoss. Der König von Phönizien, Malkandros , sah
sie beim Spaziergange, Hess sie fällen und als Säule in seinen
Pallast setzen. Da spürte Anubis die Leiche des Gottes auf und
zeigte es der Isis an Diese trat als Amme in den Dienst der
Königin, reichte ihrem Söhnchen aber nicht die Brust ^ sondern
steckte ihm den Zeigefinger in den Mund, und läuterte ihn des
Nachts im Feuer von den Schlacken des irdischen Daseins. Von
der Mutter belauscht, erscheint die Isis als Göttin in Blitz und
Donner, erleuchtet mit ihrem Glänze das ganze Haus, nimmt den
Sarg aus der Säule und verbirgt ihn im Dickicht. Da fand Ty-
phon die Leiche, zerschnitt sie in 14 Stücke. Isis suchte sie zu-
sammen, bis auf das Männliche, welches der Nil ins Meer ge-
bracht hatte und gewisse Fische daselbst verzehrten.
Sie setzte den Leichnam wieder zusammen, und bildete das
fehlende Männliche aus Holz; sodann stiftete sie zum Andenken
den Phallus.
Horus, von seinem Vater Osiris, welcher aus dem Reiche
der Todten heraufgekommen war, zur Rache ermahnt, lieferte dem
Tvphon ein Treffen und nahm ihn gefangen. Isis setzte ihn wie-
der in Freiheit; Horus, über diese Milde erbittert, riss ihr das
Diadem vom Haupte, und Hermes warf ihr eine Kuhhaut über,
welche seitdem ihr zum Zeichen diente, Typlion rächte sich an
Horus, indem er ihm seine unächte Abkunft nachweisen wollte;
allein es gelang ihm nicht , und er musste gebrandmarkt in die
Wüste eilen.
Die Isis gebar als Posthumus den Ilarpocrates, den Sohn
des Schmerzes und der Klage, der darum auch lahm und hin-
kend ist.
Vergleicht man, um Aufschluss über Einzelnes zu gewinnen,
damit, was die keltischen Dialekte bieten, so ergeben sich einige
interessante Anhaltspunkte.
Die Kraft des Gottes ging in eine Ericastaude über.
Die belebende Kraft, vigof\ heisst w. grym^ die Erica aber
grug, ir frych, arm. bruk.
— 155 —
Die Kraft heisst aber auch nach Lluyd cysyr.
Die Isis ward Amme, steckte dem Säugling den Zeigefinger
in den Mund und läuterte ihn im Feuer u. s. \v.
Im W. ysii essen, verzehren, ys das Feuer, ir. y%\ hys der
Finger, y bys hlaen der Zeigefinger bei Sueton Oct. 80. digitus
sabitaris^ sla'uie ir. das Wohl, die Gesundheit.
Dass in dem Namen Ilarpocrates auch der Begriff des Hin-
kens ausgedrückt sein konnte , lässt sich aus den Abbildungen
schliessen , welche dem Gotte gekrümmte Beine geben.
Im Ir. bedeutet crathatu^ wackeln , hin und her sich bewe-
gen, gargan lahm, garbh ungleich, w. heri ein lahmes Bein.
Nach einer andern Sage begräbt Isis die gesammelten Glie-
der des Osiris in einer hölzernen Kuh zu Busiris, und wieder ein
anderer Mythus lässt den Osiris sterben und seine Seele in den
Apis fahren. Sie geht bei dem Tode eines Apis stets in einen
andern über.
Im Irischen heisst apui% die Reife, reif
Fasst man diese einzelnen Elemente, wie sie aus der kelti-
schen Sprache vorliegen, zusammen, so ergibt sich, dass Osiris als
eine Agrikulturgottheit aufzufassen ist, welche durch den Acker-
bau den Menschen veredelte, ja sogar mit der Fortdauer der Seele
bekannt machte.
Der Osiris ist die dem Keime inwohnende Lebenskraft, wel-
che sich im Samenkorn entwickelt, in die Pflanze aufschiesst,
aber endlich abstirbt.
Auch Typhon repräsentirt diese Kraft, daher die Mythe, er
habe nach der Herrschaft seines Bruders gestrebt und ihn er-
mordet.
Die Isis sucht die Glieder ihres Gatten; sie findet sie alle
bis auf das Glied, dem die Zeugkraft inwohnt; sie ersetzt es
darum durch den Phallus. Aber was bedeutet es, dass sie jenes
Glied nicht finden konnte, nachdem Typhon die Osirisleiche zer-
stückt hatte?
Das Männliche vom Osiris barg sich im Samen, der im Reiche
des Typhon aufs Neue aufgehen musste, um zu neuem Samen zu
reifen, und den Kreislauf des Pflanzenlebens zu erhalten. Darum
fährt die Seele des Osyris in den Körper des Apis, oder auf das
Irische gestützt, in das reife Samenkorn, um neu zu erstehen
und neu zu sterben im Typhon.
— 156 —
Nur durch den Tod ist das Leben.
Osiris, die Lebenskraft cysu\ liebt und begattet in dem Mut-
terschosse schon, d. h. in dem Saatkorn, die Isis, und es entsteht
die neue Pflanze, os, nach demselben Zeugungsprozess, wie jedes
Individuum aus dem T hierleben.
Die Pflanze, der Sprössling, welcher aus dieser Umarmung
der Götter hervorgegangen, heisst arueris; der Mensch, welcher
den Osiris ehrt, entsagf dem herumschweifendem Leben; er wird
ruhig, verliert seine Wildheit, gewöhnt sich an bürgerliche Ord-
nung, arwaru^ pflügt den Boden, aru^ und wartet seiner Saat.
Nicht bedeutungslos sind die 72 Gesellen des Typhon
Das Jahr hat 12 Gottheiten auf dem Thierkreis zu Tentyra.
Jede hat drei Diener, Dekane, und jeder von diesen 36 wieder
zwei, also zusammen 72 Gehülfen. Bedenkt man dabei, dass Ty-
phon, wie Osiris, Arueris, Isis und Nephthys an fünf verschiede-
nen Schalttagen geboren wurden, Avelche Hermes der Luna im
Würfelspiel abgewann, dass diese fünf Tage zur Ausgleichung
des Sonnen- und Mondjahres wohl am fiiglichsten gleichmässig,
also unter die fünf Fünftel des Jahres vertheilt w urden, dass end-
lich der fünfte Theil des alten ägyptischen Jahres 72 Tage betrug,
so erscheint wohl Typhon mit seinen 72 Gesellen als ein Jahres-
abschnitt, und zwar nach der verbesserten Zeitrechnung, welcher
mit dem Wachsthum des Getreides oder dem Stand des Nils vom
Volke in irgend eine Beziehung gebracht war.
Die Jahreseintheilung bildete sonach fünf Gruppen mit den
Schalttagen von je 73 Tagen.
Der Zodiak im Tempel zu Tentyra stellt die alte Eintheilung
in 360 Theilen dar, welche die Schalttage nicht berücksichtigte.
Nach den 12 Göttern oder Himmelszeichen erscheinen ihre 36 De-
kane, deren jeder, darf man sich am Wortlaute ihres Namens
halten, an der Spitze einer weitern Eintheilung ihres Gebietes in
10 Unterabtheilungen gestanden haben mag, so dass durch sie
der Kreis seine 360 Grade erhielt.
Creuzer scheint beide Eintheilungen in seiner Darstellung und
Erklärung der ägyptischen Jahres- oder Kalendergottheiten nicht
scharf geschieden zu haben, denn er führt die Zahl 72 für die
Untergottheiten der 36 Dekane an, und bemerkt, dass man in
derselben Weise forttheilend auf die 360 Grade des Kreises
komme.
— 157 —
Dem ist aber nicht so; es ergibt sich vielmehr als Reihen-
folge von Producten 12, 36, 73, 144, 288, 576, die nirgends auf
360 führen kann. Bildet man aber die Zahlenfolge 12, 36, 72,
360, dann erreicht man nicht bloss die besprochene Kreiseinthei-
lung , und im Verhältniss von 36, 72 , 360 den Grund zur Benen-
nung ,, Dekan", sondern man gewinnt auch mit 72 das Fünftel der
Kreislinie, welches das Einschieben der fünf Schalttage am füg-
lichsten zuliess.
Die Hyperboreer.
Der Zusammenhang des griechischen und keltischen Wesens in
der frühesten Zeit offenbart sich auch in den weitverbreiteten,
vielfach behandelten Sagen von den Hyperboreern. Der Grieche
suchte hauptsächlich ihre Wohnsitze im Norden, wo sie in aller
Unschuld lebten , in Hainen w ohnten , nur die reine Luft eines mil-
den Himmels athmeten , von Zwietracht nichts wussten , durch
Krankheiten nicht beängstigt und gequält wurden u. dgl.
Am frühesten werden sie von Ölen erwähnt , welcher einen
Hynmus auf die Achaea machte, eine von jenen Jungfrauen, wel-
che die Hyperboreer abschickten, um dem Apollo auf Delos Weih-
geschenke darzubringen.
Pausanias IX. 27 und X. 5 hält ihn für älter als den Or-
pheus und Pamphus, also für sehr alt, wenn man nicht Vermu-
thungen für bestimmte Zeitangaben nehmen will.
Avxioq ös flh]v, oq aal jovg v/^vovg, jovg «p;if«toT«TOVf tnolt}-
atv EkXrjaiv .... Jlklivoq 5e varsgov Iluficfcag t« I'ttjj xal Ogcpsvg
inoiTjonv.
Ausser ihm erAvähnen der Hyperboreer auch Hesiod, Homer
in dem ihm beigelegten Gedichte 'Emyövoi, Melanippus aus Cumae,
Aristaeus aus Proconesus (280 v, Chr}, Onomacritus, ein Zeitge-
nosse des altern Pisistratus, Herodot, Pausanias und Andere.
Was seine Zeit von ihnen wusste, das erzählte Herodot IV.
32 — 36: „Von den Hyperboreischen Menschen sagen aber weder
die Skythen Etwas, noch die sonstigen Bewohner jener Länder,
ausser etwa die Issedonen; und nach meinem Dafürhalten sagen
auch diese Nichts , sonst sagten es doch die Skythen, wie sie ja
auch von den Einäugigen sagen, wohl aber hat Hesiod von ihnen
— 158 —
gesprochen, und Homer desgleichen in den Epigonen, wenn er
anders dieses Gedicht gemacht hat."
33. ,;Am allermeisten aber sagen von ihnen die Delier; näm-
lich, es kämen heilige (Jaben in Weizenbiindeln von den Hyper-
boreern aus zu den Skythen, und von diesen in die Hände der
jedesmaligen Nachbarn ins Abendland , bis zum Hadrias hinunter,
von da gegen Mittag würden sie weiter geschickt, unter den Hel-
lenen zuerst in die Hände der Dodonäer, von da kämen sie bis
zum Melischen Busen hinab, dann hinüber nach Euboea, daselbst
von Stadt zu Stadt nach Karystus, und würden von den Karystiern
mit Uebergehung von Andros nach Tenos und von dessen Bewoh-
nern nach Delos gebracht. Zuerst hätten die Hyperboreer mit den
heiligen Gaben zwei Jungfrauen gesendet, welchen die Delier die
Namen Hyperoche und Laodike gaben; auch hätten sie ihnen
der Sicherheit wegen von ihren Bürgern fünf Geleitsmänner, die jetzt
sogenannten Perphereer, welche auf Delos hoch verehrt werden, mit-
gegeben; da aber den Hyperboreern ihre Abgesanden nicht wieder
heimkamen, sei es ihnen arg gewesen, wenn es immer ihr Schick-
sal sein sollte , ihre Gesanden nicht wieder zu bekommen ; dess-
halb trügen sie jetzt ihre heiligen Gaben in einem Weizenbündel
an die Grenzen und Hessen sie von da von einem Nachbarn zum
andern weiter bringen. So, sagen sie, kämen nun ihre Gaben nach
Delos. — Ich Aveiss nun, dass Folgendes geschieht, was diesen
heiligen Gaben vergleichbar ist , dass die Thrakischen und Päo-
nischen Weiber, so oft sie der Königin Artemis opfern, nicht ohne
Weizenbündel ihre Gaben darbringen."
34. „Jenen Hyperboreischen Jungfrauen aber, welche in De-
los starben, widmen auf Delos die Mädchen und die Jünglinge
ihre Haare, indem jene sich vor ihrer Hochzeit eine Haarlocke
abschneiden , welche sie denn um eine Spindel wickeln und auf
das Grabmal legen; dieses liegt am Eingange des Artemisheilig-
thums zur Linken mit einem Oelbaume drauf. Die Jünglinge der
Delier aber legen ebenfalls ihr Haar, um eine Pflanze gewickelt,
auf dem Grabmale nieder."
35. ,,Noch behaupten dieselben, auch die Jungfrauen Arge
und Opis seien von den Hyperboreen auf dem gleichen Wege
durch jene Völker nach Delos gekommen, wie Hyperoche und
Laodike. Diese seien nämlich gekommen, um der Hithyia ihren
DankzoU für glückliche Niederkunft zu bringen. Die Arge und
— 159 —
Opis seien zugleich mit den Göttern gekommen , und hätten auch
von ihnen ihre eigenen Ehren erhalten , dass nämlich bei ihnen
die Weiber heischen mit Anrufung ihrer Namen in dem Hymnus,
welchen ihnen Ölen, der Lycier, gedichtet hat; mic es denn auch
von ihnen die Inselbewohner und Jonier gelernt hätten, in Hym-
nen die Opis und Arge anzurufen , und zu heischen Cund derselbe
Ölen, der von Lykien kam, hat auch die andern alten Hymnen
gedichtet , welche in Delos gesungen w erden) ; so werde auch
die Asche von den Schenkelstücken auf dem Opferaltar genom-
men , und auf die Grabstätte der Opis und Arge gestreut. Ihre
Grabstätte ist aber hinter dem Artemisheiligthum gegen Morgen
gelegen, zunächt dem Festsaale der Ceer."
Apollodor. I 4. 5. erwähnt der Hyperboreer ebenfalls im Sa-
genkreis des Orion , den die Artemis mit ihren Pfeilen erlegte,
weil er der Opis, einem der Mädchen, welche aus den Gegenden
jenseits des Boreas angekommen waren, Gewalt angethan hatte.
H. 5. 11 versetzt er die Hyperboreer auf den Atlas; daselbst be-
wahrten sie die Aepfel der Hesperiden unter dem besondern
Schutze der Aegle, Erythia, Hestia und Arethusa.
Die Opis nennt Kallimachus „hymn. in Del. 291" Upis und
gesellt ihr die Loxo und Hekaerge, die Töchter des Boreas,
bei , welche aus dem Lande der goldgelben Arimaspen kamen.
Mit diesen Arimaspen bringt Aristaeus von Proconnes die Hy-
perboreer in Verbindung. Herodot sagt von ihm IV. 13, er
sei von Phoebus begeistert zu Proconnes plötzlich verschwun-
den und zu den südlichen Nachbarn der Arimaspen , den Issedo-
nen, gegangen, habe dort sieben Jahre gelebt, sei dann in
sein Vaterland zurückgekehrt, und habe in einem Epos, das
man das Arimaspische nenne , Alles , w as er erfahren , be-
sungen.
Dieser Aristaeus hat auf die Ausbildung der hierher gehö-
rigen Sagen einen bedeutenden Einfluss geübt. Nach ihm waren
die Hyperboreer ein mächtiges Volk , welches nie bezwungen von
seinen mächtigen Nachbarn sich nördlich von den Arimaspen bis
an das Meer ausdehnte. Er musste da, wo er die Hyperboreer
suchte , ein ^'olk gefunden habe , welches SchifTfahrt trieb ; denn
das geht aus -den Versen hervor, welche Longinus de sublim,
orat. gen. anführt; ich kann sie leider nur in der Uebersetzung
des Boileau mittheilen:
- 160 —
O prodigc etonnant! o fureur incroyable !
Des hoinrncs insensös, sur les freies vaisscaux
S'cn vont loiii de la terre, habiter sur los eaux,
Et suivant sur la luer unc route incertaine
Courent chercher bicn loin le Iravail et la peine,
U ne goutent Jamals le paisible repos ;
Ils ont les ycux au ciel et l'esprit sur les flots.
Et les bras etendiis, les entrailles einues
Ils fönt souvcnt aux Dicux des priercs perdues.
Auch Tzetzes theilt noch Einiges aus diesem Gedichte mit.
Chil. 688—694 nach Voss:
Issedoncu geschmückt mit lang abwallendem Haupthaar,
Jenseit, sagten sie mir, seien andere Menschen benachbart,
Gegen den Nord, zahlreich und herzhaft kämpfende Streiter,
An Rosshecrden gesegnet, an Wollenvich und an Hornvieh!
Nur ein Aug' hat jeder auf wohlansehnlicher Stirne.
Rauhbehaart sind alle, die stämmigsten unter den Männern.
Seine Glaubwürdigkeit zieht Dionys v. Halicarn. in Zweifel, de
Thucyd. hist. Judicium, cap. 23.
Nach Allem , was Herodot aus seinem Gedichte von den Kim-
meriern und den Wanderungen der Skythen angibt, muss Aristaeus
ein Zeitgenosse des Cyrus gewesen sein. Die Meinung des Ta-
tian, welcher ihn in seiner orat. ad Graec. 62 in die Zeiten vor
Homer setzt, verdient keine Widerlegung Zu vergleichen sind
Pausanias , Strabo , und Aulus Gellius in IX. 14, ein überhaupt in-
teressantes Kapitel. Dieser nennt ihn einen Schriftsteller von
grossem Gewichte , und Jamblichus im Leben des Pythagoras sagt,
er sei bei den Pythagoräern hoch geachtet worden, ein Zeugniss,
was für ihn nach dem, was ich unten über Pythagoras beibrin-
gen werde, mehr Werth hat, als der schwankende Ausspruch
des Dionys.
Was Geschichtliches den Mythen von den Hyperboreern zu
Grunde liegen kann, vermag bei dem Alter und der verschieden-
artigen Ausschmückung derselben , nur eine Untersuchung einiger-
massen zu vermitteln, welche sich auf dem sprachlichen Gebiete
bewegt.
Die Jungfrauen, welche nach der Herodotischen Sage zuerst
von den Hyperboreern nach Delos geschickt worden waren , hies-
sen Hyperoche und Laodike , zwei griechische Namen , welche
— 161 -
die Delicr denselben beilegten. Jener bezeichnol „die Herrliche"
dieser ,,das Volksreclit", und bezieht sich auf einen vorgerückten
Stand der Kultur, auf feste Wohnsitze, diese bedeutsame Grund-
lage des Rechts, und auf internationale Verbindungen.
Kallimachus nennt uns andere Namen :
noaial roi tud tvsiyav txjiu 'inv&MV AQif.tU(sm»v,
Ovnlg TS, Ao'iM ti y.oI evuIojv £xui^yr},
OvyaTs^eg Bofjiao ....
Von diesen drei Benennungen lässt sich, den Ton festgehal-
ten, bloss Hekaerge aus dem Griechischen erklären, und bedeutet
„die fernher Kommende"; die übrigen haben nichts Griechisches«
Wendet man sich nun zum Keltischen , so hat Opis densel-
ben Sinn , wie Hekaerge , denn ob heisst kommen, weggehen , der
Ausgang , sich trennen. Wie diese beiden Worte mit einander
in naher Beziehung stehen, so Laodike und Loxo; denn llog heisst
der Vertrag, llogi einen Vertrag abschliessen, — und die Gesetze,
leges^ worauf beruhen sie ursprünglich anders als auf Verträgen '?
Auch der Name Arge findet im Keltischen seine Erklärung j
rt/7', argiad heisst nämlich die Botschaft, Sendung, Bitte.
Herodot nennt die ältesten hjperboreischen Jungfrauen, wie
gesagt, Arge und Opis; Pausanias I. 13. dagegen Hekaerge und
Opis. Soll nicht etwa Hekaerge aus Arge entstanden sein, um
dem unverständlichen, sonst nahe liegenden Worte eine Bedeu-
tung zu vermitteln, oder erhielt sich sonst eui Zug, welcher
diese Form des Namens rechtfertigte? Da ist die Entschei-
dung schwer.
Auf die Aehnlichkeit der Bedeutung der Namen Opis und
Hithyia, sobald man auf den Stamm blickt, will ich beiläufig hin-
deuten, und übergehe die zahlreichen Erldärungen, in welchen es
dadurch, dass man in Hekaerge die weithin wirkende, in Arge
die Schnelle, Weisse, Glänzende, in Arges den die geschlängel-
ten Blitze leitenden Kyklopen fand, möglich ward, den Apollo,
die Latona, die elektrische Kraft u. dgl. jenen Namen unterzu-
schieben. Ich verweise hier auf Barths Urgeschichte von Teutsch-
land. Erlang. 1840.
Die Begleiter der Jungfrauen wurden zur Zeit des Herodot
Perpheres genannt. Man dachte bei der Erklärung dieses Namens
KeUische Studien. I. 11
— 162 —
an TTuo, Feuer, und natürlich an himmlisches, an die fünf Plane-
ten, da in der Erklärung der Sage Apollo und Latona ihr Plätz-
chen bereits erhalten hatten. Die Stelle bei Porphyrius de ab-
stinent. II. §. 19^
„Ehrwürdig waren in Delos die alten Garbentragenden Hyperbo-
reer", Amallopheres führte richtiger auf ttu/jö?, Weizen. Weizenträ-
ger, Garbenträger, sind durch die Sache, Avie durch ihren Zu-
sammenhang empfohlen , und haben wenigstens darin eine Basis,
welche der andern Erklärung fehlt. Allein Hesychlus nennt die
Peripheres oder Perpheres dso^ol^ Abgcsanden, welche das Del-
phische Orakel um Uath fragen sollten. Vergl. Thuc. V. 16. Nun
heisst w, pa?' die Ursache, der Grund, peri veranlassen, bitten,
befehlen, lat. i??ipero, peri/v , der, welcher befiehlt, bittet, der
Herr, parg die Ehre, pargii Ehre erzeigen. Bedenkt man, dass
Hesychius die Perpheres eben wohl nur daiura durch •^emgol er-
klärte , w eil sie zum Deiischen Apollo gesand waren, bedenkt man
weiter, dass durch diese Erklärung die Jungfrauen, welche in al-
len Schattirungen der Sage stets die Hauptpersonen blieben, gradezu
in den Hintergrund gedrängt werden , ferner, dass , wie ähnlich
auch das w. peryiv dem Perpheres erscheinen mag, die Sage nicht
gestattet, in den Begleitern die Gesanden zu suchen, so ist auch
dieser Erklärungsversuch als misskingen zu betrachten.
Herodot sagt deutlich : auch hätten sie ihnen der Sicherheit
wegen fünf Geleitsmänner aus ihren Bürgern mitgegeben , die
jetzt sogenannten Perphereer. Der Name muss sich hiernach
im Laufe der Zeit geändert haben, und Herodot im Besitze von
Mitteln gewesen sein, dies zu beurtheilen, sonst erschiene „jetzt"
ganz zwecklos. Darf ich nun annehmen , dass sich derselbe nur
in der Weise veränderte, dass die Konsonanten weicher, oder
ihrer Hauche entkleidet, wie die Vokale bestimmter wurden, so
glaube ich, dass das Alt-Irische den Weg zu seiner Erklärung
zeigen kann.
Bearaüh bedeutet führen, leiten, tragen, von ba?'a gehen,
welches veraltet ist; ferner barr das Haupthaar, die Haarlocke
und die Frau. Legen wir diese beiden Worte der Erklärung von
Perpheres zu Grunde , dann heissen sie diejenigen , welche die
Frauen begleiteten, und es ergibt sich der weitere Grund, war-
um Jünglinge und Jungfrauen in Delos die Hyperboreischen Jung-
frauen ehrten, indem sie Haarlocken, welche jene um eine Pflanze,
~ 163 —
diese um die Spindel Avickelten, auf dem Grabe derselben nie-
derlegten. Oder trugen die Peipherecr Haarlocken um Weizen-
büschel gewickelt als Opfergabe für den Gott?
Auffallend ist es, dass im W. perth der Büschel, das Far-
renkraut, der Dornbusch, und aberth das Ojifer, aberthu opfern,
weihen, aberthwr der Priester hcisst , und es ist sicher ein Ge-
danke, welcher in die frühesten Zeiten asiatischer Kultur hinein-
führt, dass der Herr nach der heiligen Sage dem Moses in einem
brennenden Dornbusche erschien.
Wenn wir auch nicht enträtliscln können, welcher Art die Mis-
sion der Hyperboreischen Jungfrauen A\ar, warum die Hythyia mit
ihnen in Verbindung gesetzt wir<l , die Jungfrauen vor der Hoch-
zeit ihnen Spindel und Locke weihen, ob etwa hier eine Andeu-
tung auf die Seclenwanderung und den Glauben an das Jenseits
zu finden sei , so ist so viel als gew iss u ohl anzunehmen , dass
eine alte Bevölkerung vor den Wanderungen der Griechen den
Süden Europa's inne hatte , in dem Delischen Apollo in irgend
einer Form eine Gottheit ehrte , und nachdem sie gegen Norden
gedrängt war , durch diesen religiösen Kultus sich mit den Stamm-
genossen in Verbindung erliielt, welche das Vaterland nicht ver-
licssen und sich mit der Zeit mit den neu Eingewanderten zu ei-
nem neuen Volke verschmolzen. In dem Grade, in welchem diese
Umschmelzung vor sich ging, musste natürlich jene Verbindung
mit den Stammverwanden im Norden sich lockere, aufhören, und
das endlich Mythe werden , was Geschichte war.
So weit unsere Mittel zur Prüfung und Erkenntniss reichen,
gehören die Namen jener Hyperboreischen Jungfrauen der kelti-
schen Sprache an, und deuten darauf hin, dass jene früheste Be-
völkerung in Europa die keltische war.
Ein weiterer Grund für diese Ansicht liegt in Folgendem :
Die Opfer gingen, wie Herodot berichtet, von der Meeres-
küste nach Dodona. Homer nennt II. II. 750 den Hain Dodonas
in Thessalien :
Guneus kam mit zwei und zwanzig der Schiffe;
Dieser führt Eniener und kriegesfrohe Pcraebcr ,
Die um Dodona's Hain, den wiuternden , einst sich gesiedelt.
Stephan von Byzanz nennt diese perhäbische Stadt Bodona,
und Strabo kennt in derselben Gegend, dem alt-pelasgischen
11*
— 164 —
Theile von Thessalien, ein Dodona mit einem Orakel und setzt
CS in Verbindung mit der Stadt Skotusa. Der Gott dieses Ora-
kels „Dis" führt auch den Namen Skotios, d. h. der Dunkle.
Indem ich darauf verweise, was ich bereits oben über Do-
dona gesagt habe, füge ich, um auch hier auf den Zusammenhang
mit dem Keltischen aufmerksam zu machen, noch weiter bei, dass
Av. (hi^ dunkel heisst, ebenso bedeutungsvoll für den Dis-Skotios
als das deutsche Wort.
Dieses Dodona erwähnt Homer ferner II. XVI. 235.
Zeus, dodonisclier König, polasgisclier, der du entfernt wohnst,
Herrscher im frostigen Ilain Dodonas, ■wo dir die Seiler
Heden vom Geist, ungewaschen die Füsse, auf Erde gelagert.
Die Selli nennt Pindar Helli. Sie hiessen auch Priester des
immer schallenden Kessels. In dem Tempel stand nämlich nach
Strabo VII. 479 ein eherner Kessel , über welchem ein Erzbild
lag, das eine kettenartig dreifach gewundene Gerte hielt. Daran
hingen Würfel, welche, vom Winde bewegt, unausgesetzt an die
Seite des Kessels anschlugen und in dem Klange das Mittel zum
Orakelspruche boten.
Ihre Füsse waren ohne Bekleidung; darum sagt der Scho-
liast: avLTiTOTiodsQj ijroi ßdgßce^oi. axXrjQolg dt y.al rofiadiKoÜg ^cövtFg, tuv-
ri]v ixovTsq diixnar, log ^tjds arrovi'im&at, rovg nöSag^ 5id t6 urj TraQads-
XKJ&ai f)]v £X Tov TTQcoTov ßlov fjETvtßuh'jv. 1] Tovxo tK xlvog s&ovg sttI
Tififi roxi &EOV noiovvTsg u. s. w. Eine Angabe von einem Scholia-
sten aus den Historien von Andron nennt sie „kriegsliebende" cpi-
XonoUfioi, die barfuss gehen, um sich abzuhärten, eine Auifas-
sungs- und Erklärungsweise, welchen einen neuen Gelehrten ver-
anlasste , sie Streiter der Kirche zu nennen.
Die keltische Sprache gibt ein Paar Worte an die Hand, welche
vielleicht mit einigem Erfolge verglichen werden dürfen: w. sal
gebrechlich, arm, krank, salw niedrig, verächtlich, selu nachfor-
schen , ausfragen , untersuchen , beobachten , eine Bezeichnung,
welche nach diesem letztern Stammworte den Priestern eines
Orakels ebenso eignet, als ihre Armuth und Niedrigkeit, welche
in den Augen der Bittenden ihre Aussprüche und die Gottheit,
der sie dienten, um so mehr erhoben.
Im Irischen heisst sallach unrein , schmutzig , beule der Kes-
sel. Hält man die aus sallach gewonnene Bedeutung fest, dann
— i65 —
bekömmt sie in der Erklärung des Stephanus noch eine bedeu-
tende Stütze, welcher sagt, diese Priester hätten auch Tomuri
geheissen.
Man deutete diesen Namen verschieden; Einige behaupteten,
er sei vom Berge Tomaros abzuleiten. Andere meinten, er be-
zeichne Beschnittene, ja es trat sogar die Nothwendigkeit ein,
darzuthun, dass unter Tomuri nur Beschnittene , nicht Ver-
schnittene zu verstehen seien.
Im W. heisst tom ein Haufen Schmutz, tomi beschmutzen,
tomwr ein schmutziger Mann.
Harmonirt dieses Wort einerseits mit der Bezeichnung, welche
Homer den Seilern gab , uvTimono^f; und der Erklärung des Scho-
liasten : %vioi yaq xul kovTQbiiv anixoviai, aal ii]^ roiavrrjg tTiii.iskilac,
und empfiehlt sie die irische Wurzel sali und sallac/i, so zeigt
sie andererseits von der grossen Zähigkeit, welche die einzelnen
keltischen Sprachreste nach so grossen Zeiträumen noch erliielt
und eine Beziehung derselben auf einander möglich machte. Zwi-
schen Homer und Stephanus liegt eine Zeit von etwa vierzehn-
hundert Jahren.
Kallimachus gibt diesen Priestern den Namen riils/is?. Hymn-
in Del. 284:
ü /iw8(x}V)]8E ITslaayol
TrjXodev ixßoüpovTa tioXv nQUiiara dixorrai
l'r]lfXss(,, &(oajiovTsg uaiytjToio Xißrjio:.
Man hat diese Bezeichnung mit „die auf die Erde gelagerten
Priester des immer schallenden Kessels" verdeutschen wollen, und
dabei das Homerische xa^atdn'ai II. XVI. 235, so wie yn ^^ Auge
behalten. Mir scheint indessen Gelechees nur eine andere Aus-
drucksweise für Selli, ^'«Uot, zu sein, denn im W. bedeutet gee-
lig^ wer zum Ausforschen geeignet ist , so wie selu, ausforschen,
beobachten , ausfragen bezeichnet.
Die welshe Sprache bietet noch einige andere Anknüpfungs-
punkte, aber ich glaube sie übergehen zu dürfen, weil in den
Sagen selbst sich kein Grund vorfindet, welcher eine weitere
Vergleichung nach einer andern Richtung gestattete. Nur Eines
sei noch bemerkt; ein Verschnittener wird in Northumberland
— 166 —
BleaUach genannt, also sehr nahe stehend den Gelecliees des
Kallimachus.
Von weiterem Belange ist, dass Pindar, Herodot und Pau-
sanias darin mit einander übereinstimmen, dass die Jungfrauen
ihre heiligen Gaben in Weizenbündeln überbracht hätten.
Den Kelten ist das Stroh, y wellig heilig; darum erlegte
Gwrthnerth die Riesen mit seinen Pfeilen von Stroh, so wie Apollo
die Hydra erlegte. Gwi-thnerth bedeutet die entgegengesetzte
Kraft. „Brich das Stroh mit ihm", sagt man noch jetzt, wenn
man Einem anräth, die Verbindung mit einem Andern abzu-
brechen.
Dieser Gebrauch, diese Redensart, tief in das Leben der
Kelten verwachsen , spricht mehr als irgend Etwas für den Zu-
sammenhang der Kelten mit den Griechen und Lateinern und die
Priorität jener, und ist darum von grösster Wichtigkeit; denn
das lat. foedus^ das Bündniss, verhält sich zum irischen fortas^
Stroh, wie stipulari, Bestimmungen festsetzen, sich geloben, zu
stipula^ der Halm. So heisst oTroc,, das Weizengetreide, und */-
thuristeac im Irischen ein Bundbrüchiger, sith der Friede, U/i,w.
yd das Korn, yda Korn einsammeln, yddir das Kornland, ydeu
ein einzelnes Getreidokorn, ydawy . ydmcl reich an Korn, yddy
der Kornspeicher und ähnliche. Das damit verwände foedus
steht vereinzelt da.
A b a r i s.
Herodot IV. 36. „Die Sage, welche man angibt vom Abaris,
dem angeblichen Hyperboreer, sage ich nicht nach, wie er auf
seinem Pfeile auf der ganzen Erde herumgekommen sei, ohne
Etwas zu essen."
Abaris heisst ein Sohn des Seuthes , ein Hyperboreer, und
Priester des Apollo. Suidas lässt ihn in der dritten Olympiade,
also etwa 765 v. Ch. nach Hellas kommen, als eine Pest bei den
Barbaren und Hellenen wüthete. Eusebius stimmt mit dieser Zeit-
angabe nicht überein Er ist vielfach in griechische Angelegen-
heiten verflochten. In Sparta führte er das Fest der xlbwehr
ein, baute der Persephone^ der Erretterin, einen Tempel, rei-
nigte Knossus in Kreta , ertheilte Orakelsprüche , sagte Krankhei-
— 167 —
(en, Erscheinungen am Himmel, Erdbeben voraus und erhielt
durch seine Thaten sein Andenken bei den Griechen.
Diodor II. 47 gibt an, er sei nach Griechenland gegangen,
um die alten Verbindungen zwischen den Hyperboreern und De-
liern wieder anzuknüpfen. Die Pythagoräer ^^issen von ihm zu
erzählen, dass er auf seiner Rückkehr aus Griechenland zu Py-
thagoras nach Italien gekommen sei, der ja aucli die Weihen in
Thrakien und Delos empfangen hatte. Diesem habe er den Pfeil
gegeben, den ihm Apollo verlieh, und der ihn über Berge
und unwegsame Gegenden, Flüsse und Sümpfe schnell wegtragen
konnte ; Pythagoras habe ihm darauf seine goldene und elfenbei-
nerne Hüfte gezeigt. Als Pythagoras vom Tyrannen Phalaris ein-
gekerkert gewesen wäre, da habe Abaris ihn besucht und ihm
Fragen über die Götterbilder, den heiligen Kult, die Vorsehung,
Betrachtungen über den Himmel, die Erde, und was sich darum
drehe, vorgelegt; er habe diesen Phalaris von dem Walten der
Vorsehung überzeugt. Pythagoras habe ihn in seiner Zahlen-
lehre unterrichtet und ihn sogar beredet, bei ihm zu bleiben und
mit ihm gemeinschaftlich zu arbeiten. Photius in seiner Biblioth.
exe. ad Lrsicium beschreibt seine Kleidung als die eines Drui-
den u. dgl.
Auch in der neuern Zeit ist der Name vielfach besprochen
worden und gab zu allerlei Behauptungen Veranlassung. Barth
in seiner Urgeschichte Teutschlands verwandelt den Namen Seu-
thes in Teuthes , und die deutsche oder deutsch-hyperboreische
Abkunft konnte um so a\ eniger diesem Gelehrten ferne liegen, als
er schon früher durch eine verstümmelte Stelle beim Servius, wo
die Perphereer trudi genannt werden, in ihnen die Druiden zu
erkennen glaubte. Um einen Augenblick hierbei zu verweilen,
hatte Barth vollkommen- Recht, sich gegen die Emendation der
fraglichen Stelle in Threci zu erklären, weil kein Grund vorhan-
den war , sie vorzunehmen ; allein so wie er zu Gunsten des
deutschen Wortes trudi auifasst, ebenso steht es der Erklärung
zu, die durch so viele Erscheinungen empfohlene keltische Sprache
mit in die Vergleichung zu ziehen.
Im W. heisst drud kühn, unternehmend, theuer, geliebt.
Kühn mussten wohl die Männer sein, welche die Hyberboreischen
Jungfrauen auf einer so grossen Entfernung durch allerlei Volker
geleiteten.
— 168 —
Ob unter triidi wohl Druiden zu verstehen sein könnten, möge
der Leser nach der keltischen Form dieses Wortes beurtheilen.
Der Druide heisst Dcrwy% oder Derwydd, einer, welcher Kennt-
nisse hat, der Religion kundig ist, ein Religionslehrer; das
Wort ist zusammengesetzt aus da?' und ywy%, bedeutet also Ei-
nen , der viel weiss ; denn dar ist zunächst , was ausgebreitet,
weit ist, darum auch die Eiche und ywy^i^ die Kenntniss, das
Wissen. Sehr häufig werden in alten Manuecripten die Druiden
bloss Gwyddon, oder Gwyzoii, statt Derwyzon ^ also Wis-
sende , genannt.
Dass meine Ansicht in Betreff der trndi des Serviiis die rich-
tigere und wieder ein neuer Beleg über das Vorwalten des Kel-
tischen in der altern griechischen Sprache ist, bestätigt Diodor.
V. 31, welcher diese trndi aucli Saronides heisst.
Nun heisst im W. rlmd der Stoss vorwärts, vorwärts, drud
schnell, kühn, unternehmend, muthig, theuer, auch ein Wüthen-
der, ein Held, drudaniaeth die Schnelligkeit, Kühnheit, drii-
diont die Wuth, Tollheit, Tollkühnheit, drndwen das kecke Wag-
niss, und
sm\ was geeignet ist, niederzuschlagen, die Wuth, der Ueber-
muth, daraus folgend auch die Beleidigung, Verletzung, Verhöh-
nung, sardiaw niederschmettern; daher heisst die Artemis bei
Paus, II. 2u(i(x)vla und ein Macedonischer Spiess, ein Jagdspiess
aaiiiaaa. DioskoHdes nennt eine Pflanze sardonia , deren Genuss
nach dem Zeugnisse vieler Schriftsteller die Sinne raubte ; das
sardonische Lachen, /f'Acü? aaQdinvuc: oder aufjöuvloc , Avelches Ei-
nige acxQÖioi'toQ nennen, JtÖ tov atai-ioivm tov^ oSörrac, ist hier wohl
zu erwähnen als nahe verwand mit der keltischen Wurzel. Die
Ableitungen der Alten sind meist weit hergeholt, und es ist eher
wahrscheinlich, dass Sardinien den Namen von dieser Pflanze
erhielt, als umgekehrt.
^algoj grinsen , das Spottgelächter im Zorn gleichfalls bezeich-
nend, und (jniQdä^M bei Photius und Suidas , sind, ohne Stamm-
wort im Griechischen , gewiss mit dem keltischen Worte Sffar im
Zusammenhang.
Nach dieser Abschweifung nun zurück zu Abaris.
Auch Creuzer II. 143 hat die Ansicht entwickelt, dass Aba-
ris ein Druide gewesen sei; seine Begründung stützte er auf eine
Stelle in der Hialmarsaga : „Von Griechenland kamen Abor und
— 169 —
Samolis mit manchen trefflichen Männern und Avurden sogleich wohl
aufgenommen; ihr Nachfolger und Diener wurde Herse von Gli-
sisvaller." Die Druiden wie Zamolxis sind mit den Pythagoräern
verwand in der Lehre, und haben sie aus derselben Quelle, so
fährt Creuzer fort , bemerkt dann , Einige hätten bei dem magi-
schen Pfeile des Abaris an eine Wünschelruthe gedacht, die Ru-
nen seien aber guten Theils Pfeile, Pfeilschriften, welche flös-
sen, auf- und ab rannen und flögen, wie der grosse Zeitmesser,
die Sonne, und kommt so in allerdings geistreicher Kombination
zu dem Schliisse : „Der Pfeilfahrer Abaris ist Runa, Seher?
Schreiber, Prophet und Heiland, aber auch Schrift und Heilung.
Die Rune ist das Vehikel der Kalenderkunde der Arj^neikunde,
der Weissagung, des Betens und Beschwörens."
In der vita Pylkagorae führt Jamblichos den vrtsQßötJHog "Aßu-
Qig als Pythagoräer an. Sehen wir uns a'so in dem Keltischen,
dieser alten Sprache des Nordens nach der Ansicht der altern
Schriftsteller , nach seiner Erklärung um :
Der Vater von Abaris hiess Seuthes; im W. bedeutet seu
befestigen , sewed über die Sterne sprechen , sewedawl von den
Sternen beschrieben, seicedyz die Astronomie, sewedy%al astro-
nomisch, sewyd eine Stelle , wo die Sterne gleichsam ausgegos-
sen sind.
Dass Seuthes und sewed ^ sewed y% zusammenhängen , dafür
spricht, um vorerst Anderes zu übergehen, die Analogie; denn
pythagoras heisst im W. die Erklärung des Weltalls , die Kos-
mogonie, pythugori das System des Weltalls erklären, \on pytit,
der Raum, die Zeit, die Welt, der l mschwung oder Kreislauf
der Zeit, die Dauer der Welt, auch je und nie, gr noiL Von
pyth ist auch abgeleitet pgtlion^ die Kosinogonie , pythonas das
System der Kosmogonie , pylhonis eine Philosophin , pytlioni die
Kosmogonie behandeln , pythonyz ein Kosmogonist. Cornish heisst
die Welt byz^ en byt, arm. bet^ ir. bioth und bndh.
Und dieses keltische Wort pythagoras ist der
Name des grossen griechischen Philosophen. Ver-
gleicht man /?y^Ä mit ttots, jenes reich an Bedeutung,
der Zeuge für die hohe Bildung des Volkes, dieses
eine magere Zeitpartik el schon zurZeit Homers, ohne
Zusammenhang mit andern Worten und ohne eine so
bedeutungsvolle Wortfamilie, und man wird die Ein-
— 170 -
flüsse Massilias auf den Norden ebenso unhaltbar
finden, als die Annahme, dass die Verwandschaft
der griechischen und keltischen Sprache in ihrem
asiatischen Ursprung zu suchen seien. Die Worte
werden nicht verschleppt ohne die Bildung und
Kenntnisse, die sie bezeichnen, wohl aber pflanzt
sich mit diesen die Bezeichnung fort. Nur auf euro-
päischem Boden mengte sich das Keltische mit der
Bildung und Sprach weise der nachrückenden Barba-
ren, und ging darin bis auf Bruchstücke im Süden un-
ter, das beweisst ttot L
Also Seuthes Avar der Vater des Abaris.
Für die Erklärung dieses Namens findet sich im W. abar,
was zu Grunde geht , der von der Seele geschiedene Leib , der
Leichnam, das Aas, von aö , die Schnelligkeit, Leichtigkeit der
Bewegung, des Yorübergehens. Untersuchen wir weiter die zu
aö gehörigen Ableitungen, so ergibt sich zunächst aballu untei-
gehen, fehlen, abalUad der Abfall, der Aufruhr, nball der Feh-
ler, Mangel, die Zerstörung, abred übel, abredlad der Fort-
schritt der Seele im Kreise des Uebels, die Seelenwanderung,
abredu durch den Kreis des thierischen Lebens wandern.
Nach diesen Andeutungen ist es nicht unerheblich, dass nach
der Sage Abaris, ein Sohn des Seuthes, dem Tyrannen Phalaris
Fragen über die Vorsehung vorlegte und ihn von ihrem Walten
überzeugte, dass er ihn über den heiligen Kult belehrte, und mit
ihm Betrachtungen anstellte über den Himmel , die Erde und
Alles, was sich darum drehe.
Reiht man die einzelnen mit Abaris (gen. Abaridos) zusam-
menhängenden Begriffe aneinander, dann treten die Spuren von
einer alten asiatischen religiösen Idee hervor, welche die heili-
gen Schriften der Juden uns aufbewahrten, dass mit dem Sünden-
fall der ersten Menschen ihr leiblicher Tod als nothwendige Folge
verbunden war. Sie konnten nur nach der Erscheinung des Mes-
sias der verscherzten Glückseligkeit wieder theilhaftig werden
nach der einen Richtung dieser Idee, nach der andern dagegen
musste die Reinigung der Menschen aus einer Wanderung durch
die Thierleiber erst erfolgt sein.
Es ist möglich, dass eine spätere Sage dem Abaris den Pfeil
des Apollo gibt, weil dieser Name an die Schnelligkeit vermöge
— 171 —
der Wurzel ah erinnert, und der Pfeil ein Symbol der Schnellig-
keit ist. Durch dieses Symbol aber tritt Abaris in Beziehung zur
orphischen Philosophie. In dieser ist der Pfeil das Symbol der
unendlichen Lebenskraft, welche das Chaos von Anbeginn durch-
dringt, die ganze Natur erfüllt, aller Dinge Anfang und Ende ist,
die nicht gezeugt , sondern als reine Jungfrau und Mann zugleich
geboren ward ; der Pfeil ist das Symbol der Kraft , welche aus
sich Alles erhält, also der ewig unerzeugten, aber stets zeugenden
Naturkraft. Es lässt sich nun hieraus erklären, warum die Sage
den Abaris ohne Speise die Erde umwandern lässt.
Apollo gab ihm diesen Pfeil; der Kreislauf des Lichtes, wel-
ches Leben erweckt, der Lykabas, konnte ebenso leicht von Ein-
zelnen im Abaris gesucht und gefunden werden , als das bestän-
dige Fortleben der Natur durch den beständigen Tod.
Nach Allem bleibt Abaris ein bedeutungsvoller mythischer
Name sowohl für die keltische Bildung als das Alter der Mosai-
schen Ueberlieferung über den Sündenfall und die Verbreitung
dieser religiösen Ansicht. Man vergl. Euseb. praep. evang. 11. 1.
hynin. in Jov. bei Stobaeus, oder Eusebius über die orph. Philo-
sophie, in. 9.
Pythagoras.
Ueber die Erklärung dieses Namens und seinen Zusammen-
hang mit dem Keltenthum habe ich bereits gesprochen. Schon
im Alterthume war er auffallend und veranlasste die Griechen,
den Pythagoras zum Sohne des pythischen Apollo zu machen, da zu
einer Deutung sich sonst ein Anhaltspunkt nicht finden wollte.
Jamblichos vit. Pythag. II. führt aus einem Samischen Dich-
ter an :
riv&ayoqav t ov rixzs /tiC cpikb) Anokkcüvi
llv^alg, ij xaXlog Tikttaiov £;ftv JS(i[xio)v.
Jamblichos fügt noch zu dem Namen iiv&alg die Erklärung,
Mnesarchus , der Vater des Pythagoras , habe seine Frau, welche
früher Parthenis (die Jungfräuliche) geheissen , fortan dem Gott
zu Ehren Pythais genannt, weil ihm die Pythia geweissagt hätte,
seine Gattin würde ihm einen Sohn gebären, welcher an Schön-
heit und Weisheit die Sterblichen übertreffen und dem Menschen-
— 174 —
und zwar indem sie dieselbe an die Seelenwanderung knüpften.
Ich habe weiter oben gezeigt, dass auch die Kelten diese Lehre
hatten, dass die Worte abred^ abrediad^ abredu darauf Bezug
haben und , nach dem Stamm des Namens und der Ausschmückung
der Sage zu schliessen, der Hyperboräer Abaris in einem engen
Verband mit dieser religiösen Ansicht steht. Herodot erzählt uns
IL 123, dass die Aegypter zuerst die Meinung von der Unsterb-
lichkeit der Seele und ihren Wanderungen ausgesprochen hätten.
Einige Griechen, deren Namen er wisse, ohne sie aufzuschrei-
ben, hätten sie so angenommen, als wären sie ihnen eigen; der
Redner Strabo dagegen bei Photius gibt an , Abaris habe den
Pythagoras die Unsterblichkeit der Seele gelehrt , deutet also auf
keltischen Ursprung. Es ist nicht uninteressant, in Betreff dieses
Abaris die Bemerkungen Herodot's II. 123 und IV. 36 zu ver-
gleichen.
Bezeichnend ist die Stelle des Diogenes Laertius VIII. c. 12
ad fin. ttqmtÖv TS (paai tovtov UTiocpr,vai T?)f i/^i'/»)v xvkXov ura/X7]g
andßovaay allort uUoig udno&ui ^woig. Man vergl. Aristod. de
anim. I. 3, Plat. Phaed. Euseb. praep. evang. VIII. 16. Gatterer
comment. de metempsychosi etc. Commentt. S. R. G. tom. IX.
Reicht meine Etymologie und Erklärung des Namens Abaris nicht
aus, die Angabe des Strabo bei Photius zu empfehlen, so will ich
bloss einige Punkte aus der vita Pyth. des Jamblichus und Dio-
genes Laert. hervorheben, die mehr in das Wesen der pythago-
räischen Philosophie eingehen.
Die Unsterblichkeit der Seele, die, wie ich oben bemerkte,
mit der Seelenwanderung verknüpft war, musste bei dem Volke,
welches sich zu dieser religiösen Meinung bekannte, die Schrecken
des Todes mildern , besonders , wenn wie sich aus dem Ausrufe
des Sophokles (Plutarch. de legend, poetis n. 5. Brunk): ,,0 drei-
mal selig jene Sterblichen , welche diese (eleusinischen) Weihen
geschaut, wenn sie zum Hades hinabgehen. Für sie ist allein ein
Leben in der Unterwelt, für die Andern eitel Drangsal und Noth;"
klar ergibt, für den Gebildeten die Fortdauer der Seele in einer
andern Weise vorgetragen wurde, als für das gemeine, zu allen
Zeiten und aller Orten mehr oder weniger in der Sinnlichkeit be-
fangene Volk.
Nach Caesar VI, 14, Diod. V. 28, Silius Ital. XIIL 588 sq.
Auson. Ephemeris 55 — 57, glaubten die Druiden, dass die Seele.
— 175 —
unsterblich sei, nach dem Tode in andere Körper wandere und
nach einem bestimmten Zeiträume (Herodot II. 123 nimmt für eine
solche Wanderung 3000 Jahre an) wieder geboren werde. Diese
letzte Idee hat nach Zeit und Ort manclie Veränderungen erlit-
ten. Nach Lucan. I. 454 fand die Seele ihren auferstandenen
Körper in einer andern Welt wieder und der Tod war nur der
Vermittler eines ewigen Lebens, eine Idee, welche mit der per-
sischen von der Auferstehung des Leibes im Zusammenhang ist.
Darum scheuten sie den Tod nicht und üblen die Tugend der Tapfer-
keit, man verbrannte mit der Leiche, was dem Verstorbenen im Leben
theuer war, selbst Sklaven und Klienten, gab ihm Briefe an verstor-
bene B'reunde mit, ja man begnügte sich bei Schuldforderungen
mit Anweisungen auf das künftige Leben. Man vergl. Caes. VL
18. Pom. Mel. III. 2. Diod. V. 28. Valer. Max. II. 6.
Jamblichus führt cap. 18 an: „Pythagoras fürchtete den Tod
nicht; cap. 30. Zamolxis sein Sklave, Freigelassener und bestän-
diger Zuhörer, reiste zu den Geten und gab ihnen Gesetze; er
ermahnte die Bürger zur Tapferkeit, indem er ihnen darthat, dass
die Seele unsterblich sei. Auch die Galater .... und viele an-
dere Barbaren lehren ihre Kinder, dass die Seelen derer, welche
gestorben sind, nicht untergingen, sondern fortlebten und ewig
seien; ebenso zeigte er ihnen, dass man den Tod nicht fürchten,
sondern gegen die Gefahren sich stählen müsse.'"
Pythagoras lehrte (Diog. VIII. 19). „Im Anfange liegt der
Untergang, im Anfange des Lebens das Ende u. s. w. Scham
und Ehrbarkeit bestehen in der Mitte zwischen masslosem La-
chen und allzugrossem Ernste Das Leben ist der Gedanke
an den Tod." — Ich erinnere hier an Abaris. Zambl. vit. pyth. c. 30.
Als Jemand über die Uebungen lachte, welche von Pythagoras
für die Rückkehr der Seelen vorgesclirieben wurden, und sagte, er wolle
ihm, wenn er zur Unterwelt hinabstiege, einen Brief an seinen Vater
mitgeben ; die Antwort könne er ihm ja bringen , wenn er wie-
der zurückkehre, da antwortete der Weise: „Nimmer werde ich
an einen Ort wandern, von dem ich weiss, dass die Mörder da-
selbst bestraft werden."
Diese Uebereinstimmung in so schlagenden Punkten lässt kei-
nen Zweifel übrig, wessen Ursprungs die pythagoräische Lehre
von der Wanderung der Seele sei. Vergleicht man die keltischen
Triaden mit den Lehren der Moral, welche dem Pythagoras bei-
— 176 —
gelegt wci'don , «lann sieht inaii aus ihrer lobeicinsl immun";, wcl-
ch(Mt hohen Kiiilluss die iveltiselieu iieluen auf die Gesittung der
(iiieelieii übten.
rvthaf^oras pflegte einen Hart zu trafen m ie die Druiden,
und liebte ihre Kleidung. Beides war den (irieehen aullallcnd ;
daiier njerUten sie dasselbe auch sor^fältiü; an. Die iiierher be-
/,iiü;lichen Stellen finden sich bei Jamblichns vit. Pyth. cap. 2, Lu-
cian \ itar. auct. 2 und Andern. iMartial IX. ep. i8.
Sic quasi Pyflntffonw loqucris st/crcssor et lien'S ;
Pnw/N'Ht/ff nien(o nee tibi barha minor.
Ich übergehe «las >\ eitere, um mich noch zu einem wichti-
gen Punkte zu wenden, welcher gleichlalls einen Helei? für den
Zusammenhang der pylhagoräischen lichren mit dem Druidism dar-
bietet. Dass es Druidinnen gegeben habe, lässt sich aus den
Zeugnissen der altern Schriftsteller ohne iMühe nachweisen. Sie
hallen ein berühntles Orakel auf der Insel Sena. In «elchem
\ erhältniss sie zu dem Orden gestanden haben mögen, lässt sich
aus den Allen nicht ermitteln; wir \\issen nur, dass sie sich na-
mentlich auf die Kunst der \Veissagung verstanden und hoch ge-
ehrt ^^aren.
Bei «len (irieehen standen die Frauen in keinem grossen An-
sehen in der früheren Zeit; man kümmerte sich wenig um sie
und sorgte nicht für ihre Dildung. Spiiter indess scheint sich das
geändert zu haben, denn w'w haben Nachrichten von Frauen^
welche sich zur ]»latonischen, cvrenäischen, megarischen, cyni-
schen, epikureischen und stoischen Schule bekannten. Einige
zählten auch zur Akademie, zu den Peripatetikern, oder waren
durch ihre Dialektik bekannt. An der Spitze von Allen steht
Pythagoras, welcher Frauen zuerst in seinen Orden aufnahm,
und sie dadurch über den niedern Stand erhob, welchen das öf-
fentliche Leben nnd seine ^'orurtheile dem weiblichen Geschlechte
anwiesen. Jamblichus hat uns die Aainen von 17 derselben auf-
bewahrt.
Im (iriechischen heissen sie allgemein nvv'}nyo(>ixiu, im Kelti-
schen pythoiws^ die Frauen, welche die Kosmogonie und die be-
züglichen philosophischen Lehren kennen.
l nter den pythagoräischen Frauen wird 1) Arcadissa ge-
nannt; im Welsh heisst ar^uulic beschützen, von ar{\ der Anfüh-
rer, Schutz.
- 177 —
2) Eccelo; welsh ist e^lur blass.
3) Cleaichma; \v. ciaig, Wirbel, Strudel.
4) Okelo; w. ogyl voll Leben.
53 Myia, w, inirys geistreich, witzig, zierlich.
6) Tiniycha ; w. tyni, ein wenig, klein.
7) XiÜMv (Chilon); </«/, klar, hell, geil ig ^ wer geschickt ist
aufzuspüren.
Ausser diesen finden sich noch andere Namen , w eiche auf
das Keltische hinweisen.
S c li 1 11 s s.
Werfen wir nun einen IJIick auf die Ergebnisse der vorlie-
genden Intersuchung, so erscheint das kellische und griechische
Leben in einem wunderbaren Zusammenhange, von der Sprache
an bis zur IJlütiie der geistigen Kultur, der Philosophie.
Lebersichtlich tritt dieser her\ or, wenn die Hauptpunkte noch
einmal kurz neben einander gestellt werden; er zeigt dann auch
seine Kausalität und führt ohne vieles (icrede den thatsächlichen
Beweis, dass das Griechenthuni aus keltischen Elementen vor-
zugsweise sich gestaltete. Hätte es Plan und Absicht gestat-
tet, das ganze Bereich der griechischen Sprache jetzt schon
in die Untersuchung zu ziehen , dann w ürde Manches augen-
fälliger her\ orgetreten sein, und die Einwirkungen des Kel-
tenthums auf die Entwicklung des griechischen Lebens in ei-
nem grösseren Lmfange gezeigt haben. Wie wenig aber auch
das ist, was hier besprochen werden konnte, es wird immerhin
genügend sein, die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt auf die
für die alten Sprachen und die älteste Geschichte der Bewohner
unseres Kontinentes so wichtige keltische Sprache hinzulenken
und die vielseitige Bearbeitung eines Bodens zu empfehlen, aus
dem der thätige Forscher manches seit Jahrtausenden verschw un-
dene Denkmal wieder zu Tage fördern kann, um ein neues ladit
in das Dunkel des tiefen Altenthums zu werfen.
Für den Zusammenhang der Kelten und Griechen sprechen,
aus den Bedürfnissen und den Fertigkeiten des häuslichen Le-
bens gegriffen, und darum mit hoher Beweiskraft:
'Ayyoc, ir. an und ian das Gcfäss, als Griff betrachtet xa'/jr»?,
KeUische Sfiulicn. I. it
— 178 —
com. kaval ; — üyuvo?, kleingemachtes Brennholz, w. ac der
Stamm, das Holz, und aspirirt haciaw kleinmachen, hacken; —
nvq^ \v. veraltet ur ^ das Feuer; — ^«Xoj, ir. gual der Feuer-
hrand; — aoi^ der Dreifuss, ir. feora drei; — ulOaliog aschfar-
big, \v. llnlh, ir. luuUli die Asche, avo das keltische // noch er-
scheint, das mit seinem Hauche oft in dem griechischen Aspira-
ten aufging; — /5«M^jn', av. berwij , corn. clho bri%lmn^ kochen,
braten, brotzeln; — ('%<« die Speise^ Nahrung, w. armerth das
Brodhacken; — «\jto^-, ir. aran^ w. bara, und mit vorgeschlage-
nem t, tortli^ das Brod, Weizenbrod, die Torte; — aTz« die
Nahrung, alxoi das Weizengetreide, w. Hh das wilde Korn, die
Nahrung, yta Korn sammeln, sich Korn betteln; — üquitov das
Frühstück, ir. seiiil/tiin ein Frühstück einnehmen; — d&vcgu der
Brei, die Graupen von Weizen, ir. tnirin der Weizen; — lifirjg
der Kuchen, Kahmkuchen, w. maelh die Speise, ammaelhyn
köstlich, amnmetlnipr ein Zuckerbäcker; — lai^ixihuv, uöäoxT], ir.
siiarkas das Einmachen, Einsalzen; — nlla? die Wurst, w. lla%
hacken u. s. w. siehe Seite 80; — ut/u) der Rauch, w. ath die
Hitze, ir. deala der Rauch; — anoTiaxoq der Menschenkoth , Ab-
tritt, IC. bmc der Koth, bawdw der Abtritt. — uQÜa die Ge-
därme, \v. tor der Leib, ir. tarr die Eingeweide; — dWupa sal-
ben, w. eli das Heilmittel, eliaw ein Pllaster auflegen; — /5?;$
der Husten, w. pas, peswg. Yergl. A\eiter S. 149 folgdd.
\'1(}1.; der Bolirer , w. arystuin , auch gwyr , Avobei yw im
Griechischen sich in den spir. len. abschlill"; ■ — uXlxIq die Salz-
quelle, das Sieb, av. hesg^ der Seeschilf, woraus die Siebe ge-
fertigt Avurden; — «7^«, ir. faracha der Hammer; — dUvri , ir.
tuay/i die Axt, das Beil; ^ßog, av. hoel der Nagel; — ßäXuvog
eine eichelförmige Frucht, auch der Zapfen, der Riegel zum
Verschluss der Thüre, av. öolg die Kerbe, das Loch; — ßulav-
ütjya Avas den Riegel hebt, der Schlüssel, Avas öffnet, av. ayori
öffnen, ag die Höhle, das Loch, ayoriad der Schlüssel; — ■ (pw«,
AV. piirs der Blasebalg; avxvl das Rad, av. cunt die Radschiene,
der Reif des Rades ; — u^a%a der Wagen , av. itien , ir. macan
fahren; — Mo/i«, av. ca?' der Wagen; — «7i?)vr/, w.ben der Wagen.
In Betreff' der Worte, welche sich auf den Ackerbau bezie-
hen, siehe Seite 132 folgd.; sie haben gleiche Wichtigkeit und
gleiche Beweiskraft. Dürfen die oben angeführten Worte zu
der Behauptung berechtigen, dass die Griechen und Kelten in
— 179 —
naher Berührung standen , sichert ferner der Umstand , dass sich
die harten Aspirationen der keltischen Sprache in der griechi-
schen erweichten und verloren, dass Wurzel und reiche Ablei-
tung der verwanden Worte sich nur in den keltischen Dialekten
nachweisen lassen , den Kelten ihr früheres Bestehen in Europa
allein schon,, so war es wohl nicht gewagt, wenn man bloss
hierauf gestützt in den griechischen Agrikultur- und Heilgotthei-
ten keltische Bildung hätte voraussetzen wollen, denn die Ge-
wohnheiten, welche sich im Leben des Menschen ausprägen, die
Fertigkeiten, welche das Bedürfniss nur im gemeinsamen Zu-
sammenwirken schafft, führen alle auf den bleibenden Wohn-
sitz und den Ackerbau zurück. Wie hier Eines aus dem
Andern hervorgegangen ist, so unterstützen sich ihre Namen und
Bezeichnungen ebenfalls , wenn man in ihnen die Beweise für die
Behauptung- sucht, dass die keltische Bildung es war, die sich
mit neuer Lebenskraft und neuen Bedingungen in das Griechen-
thum zu entwickeln begann , und theilvveise endlich in ihm auf-
ging. Die Analysis dieser Götternamen, vor Allem die Ueber-
einstimmung der den Aesculap betreffenden Sagen, die Bedeu-
tung der Namen der Hyperboräischen Jungfrauen haben die
Abhängigkeit der griechischen Bildung von der keltischen
bezüglich ihrer Basis dargethan. — \ orbild war das Keltische
nicht, wie das Griechenthum für die spätere Bildung in Europa,
So ist es mit den Worten, welche sich auf die Vertheidi-
gung des Eigenthums und den Krieg beziehen; auch sie sichern
dem Keltischen die Priorität vor der griechischen Sprache auf
europäischem Gebiet.
"Aqtq bedeutet das Eisen, die Wunde, den Schlachtengott;
das w. arw die Waffen, das Schwert; arvawr ist der Krieger,
arvawr bedeutet sinnvoll „sterben"; — anilo<; die Wunde, w.
gwelimi verwunden, gtceli die Wunde; — Üoq das Schwert, ir.
airm der Dolch; — nlxii-!] die Spitze des Speeres, w, mcq die
Spitze, Schärfe, awQys scharf, — ut&log der Kampf, w. lla%
schlagen, tödten, ymla% das Gefecht; — aqöiq die Pfeilspitze, w.
arv der Dolch; — uanlg der Schild, w. aes ^ yswyth^ ysgw sich
schützen; — ^äxri die Schlacht, w. mm, wie acies; — «tWw mit
Heftigkeit losstürmen, losbrechen, ir. askar, for aighis; ais der
Hügel, die Festung; (ptvyEiv, w. foi^ fliehen, flüchten: — acpevöovr]
die Schleuder, w. ysponc ein plötzlicher Sprung, Wurf, Angriff,
- 180 —
ir. tennii; — T5t;^os, ir. veraltet dae ^ die Mauer; — tvqi^ic, w.
für der Thurm,
Mit dem festen Wohnsitze schritt der Mensch in seiner
geistigen Entwicklung voran. Erlernte die Götter ehren, er hrachte
ihnen Dank- und Sühnopfer, suchte ihren Willen zu erkunden und
richtete sich nach den Zeichen, welche ihm gesendet wurden.
Wichtig bleiben sonach die auf ihren Kult bezüglichen Worte.
'AniiQ/o^ui den Anfang machen (?) bei Opfern, w. aberth
das Opfer; dürften wir aj^ÜQ&o/xai lesen, wie läge dann seine
Bedeutung so klar vor ? *)
Der Ackerbau lehrte den Menschen das Walten der Gottheit,
und der Tag mit seinem belebenden Lichte, mit der wohlthäti-
gen Sonne liess ihn ihr Dasein ahnen; darum benannte er das
ihm unbekannte Wesen gleichlautend mit dem Tage, Zivc, Ji6g,
Jlg; der Gott und der Tag ist detfs und dies, w. diiiü die Gottheit,
dyw der Tag, weil er alles Gute hervorbringt, dwyw. Sinn und
Bedeutung gibt diesen wichtigsten aller Worte nur die Avelshe
Sprache, ja die Grundform desselben ist im Griechischen selbst
in den ältesten schriftlichen Denkmalen veraltet oder ver-
schwunden.
Der Ackerbau mit seinem mannigfaltigen Wechsel der Er-
scheinungen weckte auch die Sehnsucht nach einer Fortdauer
der Seele , oder gab ihr Form und Halt in dem Saatkorn , das
untergeht, vor dem Blicke verschwindet, um zu einem neuen Le-
ben zu erstehen. Daher die Sagen vom Hades, Tartarus und der
Proserpina, daher der schöne Mythenkranz, den die Zeit um die
Ceres flocht, alle bestimmt, denjenigen auf seine bessere Bestim-
mung hinzuweisen, dem für das Edle der Sinn erschlossen war.
Auch hier leitet durch die Labyrinthe , welche die Zeit mit
ihrem Umschwung, die religiösen Meinungen im Gefülile ihrer
Mangelhaftigkeit , und die Gelehrsamkeit oder Forschung von
zwei tausend Jahren aufgerichtet hatte, nur die keltische
*) Beiläufig will ich darauf aufmerksam machen, dass der urkundlich
älteste Name des heiligen Berges bei Heidelberg gleichlautend mit Aberth
»Abirinesburg« ist; später trug diesen Namen das dort erbaute Kloster;
wie dieses, so entstanden, zumal in Wales, viele Kirchen und Klöster aus
heidnischen Tempeln und Opferstätten. Die weitern Belege gab ich im
Allg. Kirchenlexikon von Dr. Aschbach, Art. England.
— 181 —
Sprache; sie erklärt nicht bloss, sie vermittelt auch widerstre-
bende Ansichten, und wird es noch mehr thun, wenn sie ein-
mal noch mehr Gegenstand eines ernsten Studiums geworden
sein wird.
Im höchsten menschlichen Wissen , in der Kenntniss von der
Entstehung und vom Laufe der Weltkörper und dem Wesen der
Erde , des menschlichen Körpers und Geistes, ist nach Allem, was
wir kennen, gleichfalls das Keltenthum vorangeschritten, und was
es geleistet, das sagen die Denkmäler aus, Avelche es sich unter
dem griechischen Volke durch die Namen Abaris, Seuthes und
Pythagoras gesetzt hat.
In allen diesen grossartigen Beziehungen , welche so tief in
das menschliche Leben eingreifen, sehen wir die griechische
Sprache von der keltischen abhängig, die nicht bloss das gleich-
lautende Wort, sondern auch die Wurzel und in ihr den Grund
der Benennung gibt, bald ganz, bald mehr oder weniger ohne das
scharfe Gepräge, wie die Münzen der Vorzeit, die von Grünspan
überzogen oder vom Rost zerfressen, dem Forscher oft nur we-
nige Spuren zur Bestimmung übrig lassen.
Einzelne Worte lassen sich muthmasslich deuten, und aus
dem gemeinsamen Ursprünge der Nationen in Asien erklären , wie
das in diesem Buche auch mehrmals zugegeben ist, aber in sol-
cher Fülle schwerlich.
Das Keltische muss also , so weit unsere Wissenschaft bis jetzt
reicht, als die Basis der griechischen, und wie ich später nachweisen
werde, auch der europäischen Kultur angesehen werden, und sein
Studium der gründlichen Kenntniss europäischer Gesittung und
Bildung vorausgehen.
18*
ftnb ferner crfc^ienen:
Slb^önblungcu beö franffurt. ©ete^rtcnöeretncö für beutfc^e ©pracfce (ent(>.
Sluffä^e »on Orotcfcnb , See!, 9?ot|>, ^exUnq, 3ac. ©rtinm u. Stnberen).
1Ö-3Ö @tücf. gr. b. 3:r;lr. 5. 18 gr. ob. fl. 10. 21 fr.
Aschbach, Joseph., de Cidi historiac fontibus dissertatio. Oiia ad audien-
dam orationem de gerinanicae Jiistoriae scribendae ralione pro aditii
muneris professoris ordinarii in collegio philosophorum die [ inensis
jiilii Ijora XII in aula vicaria habendam universitatis regiae Fricdericac
Guilelmiae rhenanae proceres, profcssores, doctorcs, civcs omni quapar
est observantia invitat etc. 4 maj. Bonnae. 6 gr. od. 27 kr.
©cfc^tdite bcr Omnaijaben in Spanien , nebfi einet SarfteUung be^
(Jnifiebeng ber fpanifc^en ^riftli£|)en 3?ei(^e. 2 X^U. 8.
3;^Ir. 1. 12 gr. ob. fl. 2. 42 fr.
53 ac^, ?D?ori$, bie 3efuiten unb i(;tc 2)?iffton (f^iquitoö in ©übamerifa. (Sine
()if}orif(^'et^nogrop^ifc|»e ©c^ilberung. |)erauägegebcn unb mit einem 3Sor*
Worte begleitet üon Dr. @eorg giibw. Äriegf. ö. ge^. Seipj.
12 gr. ob. 54 fr.
Baumstark, Ant., de curatoribus emporii et nautodicis apud Alliciiienses ;
disputatio quam ob consossam sibi a summis studiorum apud catholicos
patriae suae gubcrnatoribus facultatem publice docendi in gymnasio,
quod est Friburgi Badarum scripsit. 8 maj. Friburgi. geh. 12 gr. od. 54 kr.
— — prolegomenorum in orationem Deniosthenis adversus Phormionem
Caput prius: sive de litigantium personis ac statu civili commcntatio.
8 maj. Hoidelbergae. geh. G gr. od. 24 kr,
S3en3et = ®ternau, d. ®raf. ö., ^if^or.SBibliot^ef beö Stuöfaubeö. lr-;kS3b.
gr. 8. 1i)lx. 4. ob. P. 7. 12 fr.
Sn^alt tcr cinjclncn 23änbe:
Ir a3b. üaba ume, iS., furjc ®cfd)f^tc bcr Üicpublft a?cucfciii, nad)
bcm granjcf. bearbeitet i>en (?. ©rafen ». Scnjet^Stcrnau. (\x. 8.
'li)lx. 2. 20 gr. ob. fl. 5. (> fr.
2r unfc 3r 93^. (Vvantrctdjö Sr(ebenöcicfd)id)tc unter bcn brci erften S)^^
nafiten. ^lai) '^■Ici^an'i Histoiro generalo et raisonncc de la diplomalie
fran(;aisc. II. Ed. Paris. 2 Söbe. gr. 8. %\^lx. 6. IG gr. ob. fl. 12.
53 leibtreu, 2, bie aritbmetifc^en SSunber. @ammlung merfwürbiger Sa^Un=
ergebniffe unb unter^altenber Siufgaben. gr. 12. 12 gr. ob. 54 fr.
Böhmer, Job. Friedr., Regesta cbronologico-diplomatica regum atque im-
ßcralorum lloinanorum inde a Conrado l. usque ad lleinricum VII.
ic Urkun(l(> der Römischen Könige u. Kaiser von Conrad I. bis Hein-
rich \1I. *J11 — 1313. In kurzen Auszügen m. Nachweisung der Bücher,
\vo solche abgedruckt sind. 4. Thir. 3. 6 gr. od. 11.5.51 kr.
— — die Rcichsgcselzt; von 900—1400 nachgewiesen. (Prospectus). 4.
geh. 3 gr. od. 12 kr.
— — Regcsta chronologico diplomatica Karolorum. Die Urkunden sämmt-
iicher Karolinger in kurzen Auszügen mit Nachvv'eisungen der Büclier.
in welchen solche abgedruckt sind. gr. 4. Thlr. 2. 8 gr. oil. fl. 4. 12 kr.
Svanb, 3nfob., ^anbbud^ ber 9t5mif^en StWert^ümer für ©deuten. 8.
6 QX. ober 27 fr.
Chmcl, Jos., Regesta chronologico-diplomatica Rupevti regis Romanorum.
Ausziis aus (Ich im k. k, Archive zu Wien sich befindenden Reichs-
registraUirbüchern v. Jahre 1400 — 1410. Mit Benutzung der gedruckten
Ouellen. gr. 4. Thlr. 3. od. fl. 5. 24 kr.
diteti , ®., bie ^auptt^atfaci^en ber ©efci^tt^te jur ©runblage bei @ef(!^t(^W=
öortrcigen. Ir 2:|)L We @ef(^i^te. gWtt angehängten genealog. Zaii. gr. 8.
16 gr. ob. fr. 1. 12 fr.
Smmel, '^f), ?ubtt>., 2(nfang^grünbe ber Stfgebra, ber Differential« unb 3n*
tegral=9te0nung. mt 1 Äupfertfl. gr. 8. 8 gr. ob. 36 fr.
^e^rbuc^ ber ©eometrte. Wt 9 ^upfertfT. gr. 8. 12 gr. ob. 54 fr.
Eurij)i(Iis dramata et fragnicnta fabularum dcperditarum, cdidit, scholiis,
versione latina, observationibus et lexico graecitatis Euripidea illustra-
vit Ern. Zimmermann. 8 n\aj. Vol. l-lil. et Vol. IV. pars prior, contin:
Fragmenta l'abularum dcpcrditarum Euripidis et scholia graeca in Septem
ejusdem tragoedias. 8 maj. Thlr. 4. 18 gr. od. fl. 8. 33 kr.
©croinuö, Dr. ®. ©., |)tfiorifc^e Schriften. On^alt: ®e^i^te ber gloren-
ttntfc^en |)iPortograp^tc bt':^ gum 16. 3a^r^unbert, nebfi einer S^arafterifiif
bcö fKac^taoeO. — SSerfuc^ einer tnncrn ©efc^tt^te »on ärragontcn big
jum 2luögang beä S3arcelontfc^en jlöntgfiammeö.^ gr. 8.
3;^Ir. 1. 12 gr. ob. fl. 2. 42 fr.
Älüber, 3- S./ pragmatif^e ©cfd^id^te ber nationalen u. polit. SBiebergeburt
©riec^enlanbö , U^ ju bem Siegterungäantritt beö Äönigö Otto. gr. 8.
cart. Z^lx. 1. 12 gr. ob. ff. 2. 42 fr.
Laplacc, Pet. Simon., Darstellung des Weltsystems. Aus dem Franz.
übersetzt v. Joh. Carl Friedr. Hauff, gr. 8. 2 Thle.
Thlr. 3. 2 gr. oder fl. 4. 40 kr.
Mnemonik oder practischc Gedächtnisskunst zum Selbstunterricht; nach
den Vorlesungen des Herrn von Feinaiglc. Mit vielen Kupfern, u.
Holzstichen, gr. 8. 12 gr. od. 54 kr.
Vilbel nngcn = ?teb, ber. ©rneuet nnb erfiävt burc^ %x. |)einr. bon ber
^agen. 2te umgearb. Stufl. gr. 8. Zi)h. f. ob. fl. 1. 48 fr.
Slnmerfungen ju ber 9?ibelungen Slot^ iimd) gr. öeinr. »on ber ^agen.
gr. 8. ^^(r. 2. ob. fl. 3. 36 fr.
^reufc^en, 2fug. @ottI., 'Denfmäler »on alten pbtft'fci^en unb potitifc^en 3?e*
Ooluttonen in £)eutf4)Ianb , befonbcrö in 3t|)eingegenben für reifenbe
Seobac^ter. mt Tupfern. 8. 12 gr. ob. 54 fr.
furje Ueberftci^t ber |)auptreöolu^ionen in 9t^etngegenben unter 3?ömern
unb J)eutfc^en , aU ein erläuternber 3ufa^ 3« ben ®enfntä(ern bon atten
p|)iftfct)en unb politifc^cn 5?eüoIu3ionen in jDeutf4)Ianb befonberö in 3?^ein=
gcgenbcn. gr. 8. 8 gr. ob. 36 fr.
3?e^fucö, ^. 3-/ Spanien. 9la(^ eigener 2(n|i($t im ^a^x 1808 unb nac^
unbefannten Öueften biö auf bie ncuefie ßtit. 4 33be. 8.
gel;. 3:^Ir. 2. ob. fit. 3. 36 fr.
SWeinganum, 9)?ar. , Ueberftc^t ber politif^en @ef($i(^te beö TlitieMtex^.
Beit bem Unterg. beö 2öefi--9iömif^en 3tei^eö hi^ gegen baö (Snbe beö .
15ten 3a^r^unbertö. -^auptfäc^fit^ nacfi §. S. @i|Iofferö SBeftgefc^ictte in
jufammen^ängenber Sr^ä^Iung bearb. gr. 8. 12 gr. ob. 54 fr.
i
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\
3n
ftnb ferner erfc^ieneu:
©c^Ioffer, ?^ncbr. (J^nfi,, ©efc^tc^te ber Mtberj^ürmenben Äatfcr,
beg ofirömifden «Reic^ö mit einer Ueberfit(t»t ber @ef4)i(^te ber frühem
9tegenten be^felbcn. gr. 8- 2()Ir. 3. 12 gr. ob. fl. 6. 18 fr.
untöerfat^if}orif(|e Ueberftc^t ber ©ef^jtd^te ber alten 2ßett unb
. i^rer diUtur. Ir 3:^1. in 3 2lbtf;. 2r %\){. in 2 2lbt^. 3t S^t. in 4 2lbtb.
Cöaßjlänbig in 9 «Banben.) gr. 8.
complett auf ©rucfpap. %\)lx. 19. — gr. ob. fT. 34. 15 Ir.
„ „ ©cbreibp. ,/ 25. 11 ,, „ -, 45. 43 ,,
„ „ ^ofi^jap. ,/ 37. 10 „ // „ 67. 21 „
Sßeltgcfc^td^te tn sufommcnHngenber ©rjäHuna.
Ir 53b. 2r 53b. in 2 1:^ren. 3r Sb. Ir %\)\. u. 2r 3:^1- Iflc u. 2te Slbtbl.
4r S5b. Ir u. 2r 3:^1 C8 Sänbe.) gr. 8. ©rudp. %\)\x. 20. 10 gr. ob. fl. 36. 42 fr.
tt)ci^ ^pap. „ 25. 12 „ ob. „ 45. 56 „
SQJertgefc^tc^te fürboöbcutfcfee^Bon. Unter 5!J?tttt)frfunq
beö «Berfafferö bearb. ö. Dr. @. S. Äriegf. gr. 8. ge^ 1-16. Lieferung
ober 1 — 8 Sb.
©rfc^eint in circa 24 Sicfcrungcn ä 10 gr. ober 45 fr., ot« in
circa 12 ffldnben ä 20 gr. ob. fi. 1. 30 fr.
©dpmibt, ®eorg ©ottl., 2(nfangögrünbe ber Wat^ematif x\xm ©ebrau* auf
©(^ulen unb Uniberfttctten. 3 5Bbe. in 5 Slbtbe«. «T^ebft brei 3ugaben. gr. 8.
3;^lr. 6. ob. fl. 10. 48 fr.
Sni^alt ber einjeinen S3anbc:
-< Ir a;^t. 5lrit^mct{f, ©eometrie, iErigonometrie unb SuAflabenrccficnfunft.
3te oerm. Slufl. mit 7 Äpfrtfin. %\,{x. 1. 8 pr. ob.fl. 2. 24 fr.
2n %\iXi. Ifte 3lbtf)t. ©tattt, jp^broftattt, Sleroftatif unb OÄcAanif, fefter
Äör^jer. 3te üermc^rtc Slufl. mit 8 ÄpfrtfTn. 20 gr. ob. fl. 1. 30 fr.
2n Z^i. 2 SlM^l. .^^braulit unb SWaf(i^fncnIc^re. 2te Stufl. mit 7 il^jfrtpn.
a;i;(r. 1. 8 gr. ob. fl. 2. 24 fr.
3n %^i. Ifle 5lbt^l. 3)er anar^fiS Ir 3:^1. 2te oerm. Slufl. mit 4 Ä<)frtjln.
%i)ix. 1. ob. fl. 1. 48 fr.
3n %i)\i. 2tc 5l6t^I. ©er Slnal^p« 2r %hi. mit 2 Ä^jfrtfln.
a:i)Ir. i. 14 gr. ob. ff. 2. 48 fr.
Seftibrefbung eine« neuen ^lanimeterä , woburtt» man ben 3nbart ebener
grabliniger giguren obne SRecfinung ftnbpn fan« - für bJe
-^■^ögrünbe ber SWat^ema*»'» -"•<*■• -. 8.
* . > fr
<»c^m(t>t, ©eorg ®ottI., Stnletfunft jur SSerfertigung »on 5ßif "^ek f. t
»oQc unb ntc^t »ottc (Raffer; alö britte 3«3al>e feiner 2(nfan(,v4„^..oe ,o*'
«Waf^cmati! erfier J^dl. gr. 8. 4 gr. btxx 18 j-,
üollfiant'tgfr Unterricht über bcii @ebrauc^ bpr 2)?ifromctft ju ©eflij^,
mungen »on ©iitfcrnungen auf ber (ixbe, nebfi praftifctieii 33orfct)rlften jlvf
bequemen SSerfertigung ber ©laömürometer burci> eine befonberö baju cii-
gerichtete 2;{>etlmafc^itie; mit 2 Äpfrtfln. gr. 8.' 14 gr. ob. flf ..
©eume unb 3Künci^Hwfen/ Siütferinnerungen. 9?eue Sluflagc. 3;af(|)en=
format. 12 gr. ob. 54 fr.
©lübel, fietnri^) öon, entf}e|)Hng be^ beutfc^en iiöntgtt)i!m^. gr. 8,
ge^ Zi)lx. 1. 8 gr. Ob. fT. 2. 24 fr.
Umpfenbac^, ^., ?e^rbucb ber ebenen u. fp^rif^cn 2;rtgonometrte unb ber
^olpgonometrte mit befonberer Serücfftcbtigung ber Slnmenbungen berfelben
ouf bie gelbme^funft. mt 3 gtguren*3;afeln. gr. 8. J^ir. I. ob. ff. 1.48 fr.
proftifc^e (äeomefrte. 2 Z^tiU gr. 8. X^x. 2. 16 gr. ob. fl. 4. 48 fr.
Sntjatt ber einzelnen 2;t)etle :
1. Zi)dl, bie getfcmc^funfi ent^altcnb, mit 11 Äuipfcrt^n.
2;^lr. 1. 12 gr. ob. p. 'ic. t2 ■;.
II. 3;i^cit. Ite 5lbt:^l9., cntf)attenb bie barftcücnbc ©comcttic, mft '■r^x^rir
ber Sclire öon bcn ©Ratten , bcn ^ctf^sertivcn , unb bcv '
üon Sanbdjattcn. 2tc 9lbt()eUg. bie Slnwcnbungcn ber £i
Xi}lx. 1. 4 gr. ot. ]i.
SDSeber, SCBil^. Srnjl., Ämfer 2«arcuS ©alofu^ Ot^o. (Sine S3iograptu
18 gr. ob. f:
SBcncf, f).55.,^efrifc^eSanbe«gefc^icbte.3S5be.4. J^lr. 24. 20 gr. ob. lit
®ie 93änbe einjcln :
Ir Xi)\. JWit einem Urtunbcnbud) unb 2 gcogrn^jbifc^cn ©garten.
%t)\x. 6. ob. fl[.
2r a;^t. Iflc 9lbtf;t. mt einem Urfunlcnbui^. 2:i)tr. 6. ob. fl. vi.
2r a;i}l. 2tc 9lbtl}lg. äliMt XixUütn u. 2 Sanfctartcn. Sifjlr. 7. ob. fl. 10. 30 fr.
3r %ijl. mt einem Urtunbcnbud)C, 1 Äupfcrtafel unb bem Portrait bc« aScrf.
'mx. 5., 2a.gr. ob. fl. 8. 45 fr.
(ber 3. 3;f)cil wirb nic^t meljr einzeln gcgjiicn.)
bie ^erfunft bcö Seutftfien Äöntgg ^onrabö i. «uiJ bem SBelfFif^fn
©tamm. 4. 8 gr. ob. 30 fr.
3;n ber 2Inbreäif4)en 53uc^^ant)tung in granf fuvt a. Tl, tfi crf4>ti «e«:
l) ä u,0 Iiri)en ®r3iel)unfl
(■ ^"^. , ,v. n- 3. 36 fr.
•'3teinganum, 2>?ar. , Ueberftc^t ber politit^t.C X tt. ,. beö 2J?itteIaIterä.
: @eit bem Unterg. beö Sefi-3ti>mtf^en 3ieic|eö v.© gegen baö @nbe beö
; >,. 15ten 3a|)r^unbertö. f)auptfd^Iic^ na(^ %. S. @(|>rofTerö 2SeItgefcbi£t>te in
jufammen^ängenber Sr^a^Iung bearb. gr. 8, J2 gr. ob. 54 fr.