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Full text of "Keltische Studien, oder Untersuchungen über das Wesen und die Entstehung der griechischen Sprache, Mythologie und Philosophie vermittelst der keltischen Dialecte"

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Keltische  Stadien, 

oder 

Untersuchungen 

über 

das  Wesen  und  die  Sntstehnng  der  griechischen  Sprache, 
Mythologie  nnd  Philosophie 

vermittelst 

der  keltischen  Dialecte 

•     ..von 

D"^  M.  ^parseliuli, 

Lehrer  iler  deutschen  Sprache  u.  Gescliichteaii  derGrossh.Hess.  Realschule  zu  Maiii^c. 


Quacun(|uc   ingredimur ,    in  alii|iiain 
liistoriam  vcsligium  poniinus. 

Cic.  Fiii.  .'}.   2. 


c<:^^*>§^9^^^ 


Frankfurt  am  Main. 

Franz    V  a  r  r  c  n  t  r  a  p  p '  s    Verlag.     (P  li.    Krebs.) 

18  4  8. 


Druck  von   Aug.   Osterrieth 

in  Frankfurt  a.  M. 


Pfin    Jluticnkcu 


au 


Wilhelm    von    Humboldt, 

der   Basken-   und   Kawisprachc 


der   Verfasser, 


V  0  r  w  0  r  t. 


Das  vorlieg-endc  Biicli  bildet  einen  Thei!  von  Unter- 
suchiing-en  auf  dem  Gebiete  der  griechischen,  laleinischeu 
und  deutschen  Sprache,  welche  mich  seit  10  Jahren  mit 
mehr  oder  minder  luirzen  Unterbrechungen  besciiäf( igten.  Sie 
wurden  zu  Hornau,  dem  freundlichen  Landsitze  des  greisen 
Freiherrn  v.  Gagern  durch  einige  Ansichten  des  Abbe  Mar- 
tin hervorgerufen,  welcher  in  seiner  hisloire  des  Gaules  et  des 
Gaulo'is  in  derselben  haltlosen  Weise  sich  bemühte,  manche 
hervorragende  Erscheinungen  der  alten  Geschichte  zu  Gunsten 
seiner  Gallier  zu  deuten,  ja  sogar  die  Teutonen  zu  einem 
Stamme  dieses  Volkes  zu  machen,  wie  der  Graf  Wacker- 
barth in  seiner  Geschichte  der  grossen  Teutonen  bei  den  be- 
deutsamen Persönlichkeilen  und  Mythen  der  Vorzeit  das 
Germanische  bis  zu  dem  Grade  unterstellte,  dass  er  im  Pro- 
metheus einen  frommen  Teutonen  und  in  der  Semiramis 
eine   Teutonin  finden  konnte. 

Was  der  Zufall  zum  Gegenstande  einer  lebhaften  Unter- 
haltung gemacht  hatte,  wurde  die  Sache  einerweitern  Prüfung 
vorzüglich  durch  eine  Stelle  aus  den  actis  diurnis  bei  Piyhius 
und  Reineshis^  wonach  der  Name  Cimber  nicht  wohl  ein  Volk 
bezeichnen  konnte,  welches  den  Römern  erst  113  a.  Ch. 
in  Gemeinschaft  mit  den  Teutonen  bekannt  wurde,  sondern 


VI 


offenbar  der  gallischen  Bevölkerung  des  nördlichen  Italiens 
angehören  musste.  Es  wird  nämlich  dort  zum  Jahre  der 
Sladt  585  bei  einem  nicht  wichtigen  Vorfalle  einer  Bude  er- 
wähnt, welche  den  Namen  adsculum  cimbricumKüwlc,  während 
Cicero  de  orat.  IL  und  Quint.  VI.  3.  eine  andere  berühren, 
welclic  ad  scuhim  cimbricum  Mariamim  hiess  und  erst  nach 
dem  Jahre  d.  St.  640  entstanden  sein  konnte.  Noch  drängen- 
der war  das  ßtv&o?  Kii^ßagixSv,  welches  Pollux  aus  einem 
Gcdichle  der  Sappho  (um  (iOO  v.  Chr.)  anführt.  Ich  komme 
hierauf  später  zurück. 

Die  Erklärung  des  Namens  Cimber  führte  zunächst  auf 
die  Untersuchung  der  römischen  Sprache,  die  nur  als  eine  ge- 
mischte erscheinen  konnte,  da  vor  den  Römern  Italien  ver- 
schiedene Bewohner  gehabt  hatte;  sodann  auf  das  Studium  der 
Sprachen  jener  alten  Völkerreste^  welche  der  Strom  der 
grossen  Wanderung  in  die  Gebirge  und  auf  die  Inseln  des 
westhchen  Europa's  geworfen  und  dadurch  vor  ihrer  Vermi- 
schung und  ihrem  Untergange  bewahrte.  Finden  sich,  so  dachte 
ich  beim  Beginne  meiner  Arbeit,  in  der  Sprache  dieser  seit 
fast  2000  Jahren  aus  dem  Verkehre  mit  der  übrigen  Be- 
völkerung unseres  Kontinentes  ausgeschiedenen  Stämme  oder 
Nationen  W^orle,  Biegungen  und  Spracheigenthümlichkeiten, 
welche  bisher  nur  in  der  lateinischen,  griechischen  oder 
deutschen  Sprache  gefunden  wurden,  so  bezeichnen  sie  die 
früheren  Sitze  jener  Völker,  welche  auf  den  Pyrenäen,  den 
Gebirgen  von  VA^ales,  von  Irland  und  an  den  Küsten  Frank- 
reichs nur  in  schwachen  Resten  aus  dem  grauen  Alterthum 
in  unsere  Zeit  wie  ehrwürdige  Trümmer  hercinragen. 

Durch  die  treffliche  „Prüfung  der  Untersuchungen  über 
dieUrbewohner  Hispaniens  vermittelst  der  vaskischen  Sprache" 
angeregt;,  welche  Wilhelm  v.  flumboldt  im  Jahre  1821 


VII 


herausgab^  und  geleitet  durch  Jhe  eastern  origin  of  the. 
Celäc  nations  von  James  Cowles  Prichard,  der  sein  Werk- 
chen im  Jahre  1831  veröfTcntiichte,  nahm  ich  die  riidimenta 
l'mguae  clmbricae  von  Davies  vor  und  schritt  dann  zum 
Studium  des  Dictionanj  of  the  welsh  language  fort^  welches 
nach 40jährigcm  Studium  Davies  und  dann  William  Owen 
aus  den  alten  Manuscriptcn  und  der  noch  bestehenden  Volks- 
sprache der  Cymry,  oder  der  Bewohner  von  Wales,  zu- 
sammengestellt und  1803  zu  London  herausgegeben  hatte. 
Einige  Jahre  später  besuchte  ich  P>ngland  und  fand  in 
der  reichen  Sammlung  werthvoller  und  seltener  Wörterbücher 
und  Idiomatiken,  welche  mir  mit  dankcnswerther  Güte  Herr 
R.  W.  Hodges  zur  Benutzung  übcrlicss ,  ebenso  in  der 
Bibliothek  des  brittischcn  Museums  unter  der  dankbar  aner- 
kannten gütigen  Leitung  des  Bibliothekars  Herrn  Ed.  Eduards 
eine  Fülle  von  Stoff,  gewann  aber  auch  die  Ueberzeugung, 
dass  ich  nur  dadurch  der  Wissenschaft  nützen  könnte,  wenn 
ich  im  Fortgange  meiner  Studien  mich  an  die  Quelle,  d.  h. 
an  die  Wörterbücher  der  keltischen  Sprache  halten  würde, 
und  mich  durch  vorgefasste  Meinungen,  seien  sie  nun  durch 
einen  voraus  entworfenen  Plan  oder  durch  die  Ansichten 
Anderer  in  mir  entstanden,  nicht  verleiten  Hesse,  was  ich 
glücklich  aufgefunden,  sogleich  zuzurichten,  zu  formen 
und  zu  modeln,  um  es  nach  eigenem  Dafürhalten  in  einem 
wissenschaftlichen  Gebäude  da  oder  dort  als  Fundament-  oder 
Tragstein  anzubringen.  Rohe  Bausteine,  sagte  ich  zu  mir, 
musst  du  liefern,  damit,  ist  einmal  das  Material  herbeigeschafft, 
die  erfahrenen  Meister  das  Unbrauchbare  aussondern  und  alles 
Andere  an  der  geeigneten  Stelle  verwenden  können.  Wir- 
ken dann  Viele  in  gleichem  Sinne  mit,  dann  wird  das 
Material  des  Einzelnen  einen  grossen  Bau  aufführen  helfen, 


VIII     — 


indess  es  allein  vielleicht  nur  zu  Unbedeutendem  ausgereicht 
hätte.  Dazu  wurde  ich  veranlasst,  als  ich  bei  näherer  Unter- 
suchung der  Worte,  w^elche  Prichardaus  dem  Griechischen 
mit  den  verwanden  keltischen  zusammenstellte;,  Irrthümer 
fand,  die  sich  seit  Parry^s  „Essay  towards  a  BrUish  Ehj- 
mologicon,  Ox[.  i707."  in  die  neuern  Werke  fortschlichen 
und  der  Grund  zu  abermaligen  Irrungen  wurden. 

Dass  ich  die  Leistungen  unserer  Gelehrten,  welche  in 
immer  steigender  Zahl  ihre  Sorgfalt  den  keltischen  Studien 
zuwenden ,  bis  jetzt  nicht  berücksichtigte ,  w^ar  gleichfalls 
durch  meine  eben  dargelegte  Ansicht  bedingt  und  ging 
keineswegs  aus  Geringschätzung  hervor.  Bin  ich  einmal  mit 
meinen  Arbeiten  weiter  vorangeschritten  und  habe  es  zu 
irgend  einem  erträglichen  Ganzen  gebracht,  dann  werde  ich 
das  Versäumte  im  Interesse  der  Sache  nachholen. 

Was  ich  jetzt  gebe,  stimmt  entweder  mit  den  Resul- 
taten andere  Forschungen  überein,  oder  nicht;  in  beiden 
Fällen  wird  dadurch  der  Wissenschaft  genützt;  in  dem  einen 
wird  sie  in  ihrer  Grundlage  mehr  befestigt,  in  dem  andern 
lässt  sich   der   Irrthum    leichter  entdecken   und   verbessern. 

Später  benützte  ich  auch  die  Archaeologie  Britanmca 
von  Ed.  Lhuyd,  Bibliothekar  an  dem  Ashmolean  Mu- 
seum in  Oxford ,  welcher  zu  Anfang  des  vorigen  Jahr- 
hunderts lebte,  und  durch  seine  Sammlungen  und  Be- 
obachtungen ,  welche  er  auf  seinen  Reisen  durch  Wales, 
Cornwal,  in  der  Bas-Bretagne^  Irland  und  Schottland  an- 
stellte, ein  treffliches  Werk  geschaffen  hat.  Es  enthält  in  dem 
ersten  Theile,  welcher  „Glossography"  betitelt  ist,  i)  eine 
vergleichende  Etymologie  im  Allgemeinen,  die  mit  grossem 
Fleisse  und  treuer  Benutzung  der  Arbeiten  desGerh.  Vossius 
geschrieben  ist,    2)    eine    Vergleichung   der  Sprachen   von 


IX 


Grossbrilannien  und  Irland,  3}  n.  4)  eine  arniorisclie  Gram- 
matik lind  ein  kleines  Wörterbuch  dazu^  welche  beide  vom 
Jesuiten  Julian  Manoir  verfasst  sind^  5)  eine  Ergänzung 
des  welsh  Dictionary  von  Da  vi  es,  aus  x^Ianuscripten  gezo- 
gen ,  6)  eine  cornische  Grammatik ,  7}  das  british  etymolo- 
gicon  vom  Jesuiten  Parry,  welcher  das  Welsh  mit  dem 
Lateinischen  und  Griechischen  verglich,  8)  eine  kurze  Gram- 
matik vom  Ers,  oder  dem  Alt-Schottischen^  endlich  9)  ein 
irisches  Wörterbuch. 

Ich  habe  mit  diesen  Andeutungen  nicht  die  Entstehungs- 
geschichte meines  Buches  schreiben,  sondern  an  einem 
leicht  fortlaufenden  Faden  zu  seiner  Beurtheilung  auf  die 
Hilfsmittel  und  Hemmnisse  aufmerksam  machen  wollen,  welche 
es  förderten  oder  aufhielten.  Unter  den  letztern  hebe  ich 
vor  Allem  hervor,  dass  selbst  der  gelehrte  Lhluyd  mit 
Nichts  der  historischen  Entwickelung  der  Sprache  erwähnte, 
deren  man  so  sehr  bedarf ;,  vv  eun  man  Schlüsse  auf  die  Ver- 
wandschaft einzelner  Sprachen  ziehen ,  oder  sie  überhaupt 
untersuchen  will.  Ich  habe  selbst  nachforschen  müssen; 
die  dabei  aus  einer  grossen  Uebereinstimmung  nach  langer 
Mühe  gewonnenen  Gesetze  habe  ich  da  und  dort  zur  Er- 
härtung einzelner  Ansichten  ausgesprochen,  oder  dem  Ver- 
ständnisse durch  die  Art  nahe  gelegt,  wie  ich  die  verwanden 
und  nicht  verwanden  Worte  gruppirt  habe. 

Soll  ich  aber  hier  wie  in  einem  Brennpunkte  die  ver- 
schiedenen Erscheinungen  auf  ihre  eigentlichste  Ursache 
zurückführen^  so  kann  ich  die  Veränderungen  der  keltischen 
Sprache,  welche  sie  in  ihrem  Fortleben  in  und  zur  grie- 
chischen Sprache  erfuhr,  hauptsächlich  nur  durch  das  Ab- 
schleifen der  Hauche  veranlasst  finden^  welche  anfangs  fast 
alle  Konsonanten  begleiteten,   dann   sich   erweichten,   oder 


verloren,  nicht  selten  auch  stehen  blieben  und  sich  verhär- 
teten, indess  die  Konsonanten  ausgeschieden  wurden,  von 
denen  sie  getragen  waren. 

Das  ergibt  sich  augenfällig,  wenn  man  in  den  Kreis 
der  Betrachtung  zu  den  keltischen  und  griechischen  Worten 
auch  noch  die  laut-  und  sinnverwanden  lateinischen  und 
deutschen  zieht.  Die  bisher  geltenden  Lautverschiebungs- 
geselze  erhalten  dadurch  zuweilen  eine  entsprechende  Er- 
weiterung. 

Ich  könnte  nun  noch  über  die  Aussprache  der  verschie- 
denen kellischen  Buchstaben  sprechen;  allein  sie  weichen 
vom  Deutschen  hauptsächlich  nur  in  den  Aspirationen 
ab,  welche  schwer  zu  erklären  sind.  Ebenso  übergehe 
ich  die  Erklärung  der  in  der  angehängten  Tafel  aufge- 
stellten Alphabete;  der  blosse  Blick  leitet  auf  ihre  Ver- 
wandschaft hin^  die  nicht  wohl  rein  zufällig  sein  kann. 

Zum  Schlüsse  bemerke  ich  noch,  dass  ich  in  Bezug 
auf  die  griechische  Mythologie  mir  zum  Führer  die  Symbolik 
und  Mythologie  Creuzers  ausgewählt  habe,  die  in  ihrer 
scharfsinnigen  und  gelehrten  Durchführung  der  vorliegenden 
Untersuchung  grossen  Vorschub  leistete,  und  andererseits 
dadurch  vielfach  weiter  begründet  wurde.  Dass  ich  die 
Mythen  nicht  durchführte,  lag  in  dem  Zwecke  meines  Buches, 
das  bis  jetzt  nur  anregen  und  auf  die  Wichtigkeit  des 
Keltischen  hinweisen  sollte. 

Findet  das  Anklang,  was  ich  bieten  konnte,  dann 
werde  ich  den  Rest  der  übrigen  griechischen  Wurzelwörter  be- 
sprechen, und  hierauf  die  lateinische  und  deutsche  Sprache 
in  die  Vergleichung  ziehen. 

3Iainz  im  October  i847. 

Sp. 


I  11  li  a  I  t. 


Seite 

Vorwort v 

Die  Cymry l 

Stainmverschicdcuhcit  der  Kelten  nach  ihrer  Sprache 7 

Die  Sprache 9 

üertliche  Verbreitung 28 

Literatur  des  Weish - 43 

Verwandschaft  der  keltischen  Sprache  mit  dem  Japanischen    ....  46 

Die  keltischen  Dialectc  im  Vergleich  mit  den  kaukasischen    ....  55 

Die  griechische  Sprache  verglichen  mit  <lem  Keltischen 64 

Schlussbemerkungen 103 

Keltische  Einflüsse  in  der  Mythologie  der  Griechen 108 

Die  Ägrikulturgottheitcn        132 

Die  HeilgoUheiten 139 

Das  häusliche  Leben 152 

Die  Aegyptischen  Gottheiten 153 

Die  Hyperboräer .  157 

Abaris 166 

Pythagoras 171 

Schluss 177 


Keltische  Einflüsse 

auf  die  Bildung  der  Völker  des  Alterthums. 


Die  Cymry. 

In  dem  westlichen  Theile  Englands,  in  den  romantischen  Ge- 
birgsthälern  von  Wales,  lebt  ein  meikAvürdiges  Volk  von  cigen- 
thiimlichem  Gepräge,  welches  sich  Cymry,  und  sein  Vaterland 
Wales  von  den  ältesten  Zeiten  an  Cymru,  das  Land  seiner  Ge- 
burt nennt.  Nach  den  Angaben  des  Tacitus,  Cäsar  und  Diodor 
hielten  sich  die  Britonen  oder  die  Cymry,  welche  in  jener  Epoche 
über  Britannien  verbreitet  waren,  für  Autochthonen,  und  sie  Ova- 
ren es  insofern,  als  keine  leberliefcrung  eine  Einwanderung  aus 
den  östlichen  Gegenden  des  weiten  Festlandes  erwähnt.  Sie  waren 
also  Authochthonen,  m  ie  alle  die  Völker  des  Alterthums,  die  sich 
die  gleiche  Eigenschaft  beilegten;  in  dem  neuen  Vaterlande,  das 
ihre  Voreltern  nach  langen  Wanderungen  festhielt ,  vergassen  sie 
die  Gegenden,  welchen  sie  entstammmt  waren,  und  glaubten,  dass 
die  Gründer  ihres  Volkes  da  entsprossen  seien,  wo  sie  nun  lebten. 
Indessen  zeigt  ihre  Sprache  entschieden  auf  einen  Zusammen- 
hang mit  asiatischen  Sprachen  und  Völkerschaften  hin  und  deutet 
zugleich  auch  in  einzelnen  Spuren  auf  ihre  frühen  Züge.  *) 


*)  Dem  Zeugnisse  gegenüber,  welches  bei  snlcbcii  Fragen  eine  beson- 
nene, umsichtige  Sprachvcrgleicimiig  abgibf,  haben  die  Bclianptiingen  eines 
Volkes  über  seinen  Ursprung,  wenn  sie;  auch  von  den  ausgezeichnetsten 
Gcschichtschreibern  des  Alterthums  wiederholt  werden,  keinerlei  Belang, 
sobald  sie  mit  den  Ergebnissen  der  Sprachforschung  im  Widerspruch  ste- 
hen. Ursprachen  und  Urvölkcr  dürfen  wir  nur  da  annehmen,  wo  wir  ans 
dcrSprache  keine  Mischungen  mehr  nachweisen  köruicn;  geschieht  es  bloss 
auf  geschichtliche  Zeugnisse  hin,  ohne  vorhergegangene  gründliche  Pniftnig 
der  Sprache,  dann  trägt  die  Wissenschaft  den  Nachtheil,  den  ein  solcher 
Abschluss  nothwcndig  bringen  muss. 

Keltische  Studien.  I.  1 


—     2     — 

Die  Sagen  der  Britonen  oder  Cymry  im  engeren  Sinne  als 
Bewohner  von  Wales  reichen  in  ein  hohes  Alterthum  zurück; 
wichtiger  als  sie  ist  die  Reihe  der  Könige  von  Wales,  welche 
Dr.  Stukeley  nach  seinen  in  23  Platten  veröfientlichten  Münzen  auf- 
zählte. Sie  geht  bis  auf  Bleiddyd,  900  Jahre  vor  Christus. 
Ausser  dem,  m  as  der  erwähnte  Gelehrte  in  seiner  medalic  history 
für  die  Begründung  seiner  Behauptungen  aufgestellt  hat,  haben 
auch  Pegge  „Essay  on  coins",  Langwith  in  der  Schrift  „on  coins", 
Lewis  in  seiner  history  of  great  Britain,  und  die  Mona  antiijua 
diesen  wichtigen  Gegenstand  behandelt. 

Betrachtet  man  nun  das  hohe  Alter  und  die  Bildung,  die^ 
nach  den  Münzen  zu  schliessen ,  damals  weit  vorgeschritten  sein 
musste,  so  kann  man  nicht  umhin,  anzunehmen,  dass  die  Wan- 
derungen der  Kelten,  denen  nach  Allem  die  alten  Britonen,  die 
Bewohner  von  Wales,  angehörten,  sehr  AAeit  zurückliegen,  und 
es  lässt  sich  begreifen,  dass  das  Andenken  an  das  älteste  Vater- 
land, welches  bloss  die  Sprache,  diese  Sammlung  lebender  Denkmale 
und  Inschriften  bewahrte,  sich  aus  dem  Munde  des  Volkes 
verlieren  musste,  Avenn  auch  nur  eine  kurze  Wanderung  zu  den 
neuen  Wohnsitzen  geführt  hätte,  und  die  Nomaden  sogar  schon 
im  Besitze  einer  höheren  Bildung  gewesen  wären,  als  sich  mit 
dem  herumziehenden  Leben  vereinigt. 

Die  frühesten  Wanderungen  der  Völker  in  Europa  fallen  nach 
diesen  Voraussetzungen  weit  vor  die  Zeit  Homers ;  denn  betrach- 
tet man  die  Bildungsstufe,  auf  welchen  die  Griechen  zur  Zeit 
des  grossen  Dichters  standen',  wo  man  den  Gebrauch  der  edleren 
Metalle  zur  Erleichterung  des  Handels  noch  nicht  kannte,  im  Ver- 
gleich mit  der  vorangeschrittenen  Bildung  der  Kelten  in  Britan- 
nien, welche  sich  des  Geldes  bedienten,  also  Handel  trieben  und 
desshalb  auch  in  der  Kunst,  dem  Ackerbau  und  den  Gewerken 
verangegangen  sein  musstcn,  so  sind  die  letztern  sicher  eine  län- 
gere Zeit  in  Europa  ansässig  gewesen,  als  es  die  Griechen  waren. 

Sollte  die  Münze  des  Bleiddyd,  die  andere  Forscher  vielleicht 
anders  betrachten  als  Stukeley,  einen  nicht  hinreichenden  Grund 
zu  so  weit  ausgreifenden  Folgerungen  geben,  sollte  das  Ansehen 
der  angeführten  gelehrten  Kenner  der  brito-keltischen  Münzen 
kein  Gewicht  für  dieselben  einlegen  dürfen,  so  wird  doch  dies 
zugestanden  werden  müssen,  dass  ein  Volk,  welches  die  Namen 
von  Ackerbauwerkzeugen,  die  es  einem  andern  entlehnte,  zu  Be- 


—     3     — 

Zeichnungen  von  Gottheiten  erhob,  und  mit  eine  Fülle  von  aben- 
theuerlichen  Sagen  bis  zur  völligen  Unkenntlichkeit  umhüllte, 
später  wie  dieses  vom  Nomadenlel)en  abliess  und  im  Kulturleben 
fortschritt.  Das  ist  der  Fall  mit  den  Griechen  ,  deren  Ackerbau- 
gottheiten, wie  ich  unten  zeigen  \\erde,  sich  nur  aus  den  jNamen  der 
Ackergeräthe  der  Kettenhund  zwar  der  in  Britannien  erklären  lassen. 

Die  Kelten  sind  also  fiülier  in  Europa  ansässig  gewesen  als 
die  Griechen  und  v\  ie  diese  aus  Asien  eingewandert ;  der  Verlauf 
der  vorliegenden  Untersuchung   wird  dies  ausser  Zweifel  setzen. 

Sie  bewohnten  nicht  bloss  den  Norden  und  Westen  unseres 
Erdtheiles,  wie  nach  der  Angabe  älterer  Schriftsteller  behauptet 
wurde,  nicht  bloss  die  britischen  Inseln,  Gallien,  einen  Theil 
Spaniens,  Helvetien  und  den  Norden  Italiens,  sondern  auch  Grie- 
chenland; in  Gallien  begrenzte  nicht  der  Rhein  ihre  Wohnsitze 
nach  Osten  liin,  denn  es  finden  sich  zahlreiche  Spuren,  dass  sie 
sich  auch  in  Germanien  da  und  dort  niedergelassen  hatten.  Sonach 
darf  w  ohl  angenommen  werden ,  dass  sie  sich  über  Europa  aus- 
breiteten. 

In  Britannien,  dem  vorzüglichsten  Sitze  ihrer  Bildung,  waren 
die  Kelten  Aorwaltend.  Erst  als  Ilengis  und  Horsa  ihre  Scharen 
gegen  sie  führten,  um  sich  Land  und  Herrschaft  zu  erkäuipfen,  da 
zogen  sie  sich  thciLs  in  die  Gebirge  von  Wales  zurück,  um  die 
angestammte  Freiheit  zu  bewahren,  theils  verschwanden  sie  unter 
den  Siegern,  die  ihnen  das  Joch  der  Knechtschaft  auferlegt  hat- 
ten, welches  nach  dem  Zeugnisse  von  Doomsday  bis  in  das  11  te 
Jahrhundert  schwer  auf  ihnen  lastete. 

Die  Gebirgsbewohner,  ausser  dem  Verkehr  mit  den  übrigen 
Bewohnern  des  Landes,  bewahrten  ihre  Sitten  und  Gebräuche  aus 
alter  Zeit,  hüteten  ihre  Sprache,  die  sie  für  die  beste  der  Welt 
achteten,  vor  jedweder  Neuerung  und  pflanzten  die  Erinnerung 
an  die  Thaten  der  Vorfahren  durch  Gesänge  und  mündliche  Uebcr- 
lieferung  fort,  bis  sie  endlich  aufgezeichnet  wurden. 

Erst  gegen  Ende  des  18ten  Jahrhunderts  gcAvannen  englische 
Sprache  und  Bildung  bei  den  Vornehmen  des  Landes  erheblichen 
Einfluss;   das  Volk   dagegen    blieb  der  vaterländischen  Sitte  treu. 

Dass  die  Bewohner  von  Wales  wirklich  zu  den  Völkern  ge- 
hören, welche  bei  den  Alten  Kelten,  Galatter  u.  s.  w.  heissen, 
ergibt  sich  daraus,  dass  die  keltischen  Worte,  welche  bei  alten 
Schriftstellern  angeführt  werden,    sich   im  welshen  Dialekte  wie- 


der  finden  und  hier  auf  ihre  Wurzeln  zurückführen  und  erklären 
lassen. 

So  nennt  Dioscor.  2.  llO  y.ovQui  eine  Art  Bier,  welches  bei 
den  Iberern  und  Britannen  aus  Gerste  und  Weizen  gebraut  wurde; 
cif^rw  bezeichnet  im  Welsh  ein  starkes,  süsses  Bier,  ale;  Po- 
sidonitis,  beim  Athenäus  IV.  p.  152  gibt  an,  dass  die  Spanier  ihr 
Bier,  xo^jjM«,  aus  Weizen  bereiteten;  die  Reichen  setzten  Honig 
zu^  wie  noch  jetzt  in  England  ;  die  Griechen  nannten  Weizenbier 
nv()ifiog   oivos. 

Plinius  nennt  in  einer  Stelle*)  die  Mistel,  welche  die  kelti- 
schen Druiden  in  feierlicher  Weise  schnitten,  ein  Universalmittel, 
das  gegen  die  Unfruchtbarkeit  der  Thiere  und  Menschen,  ge- 
gen Kröpfe,  Geschwülste,  Gesclnvüro,  Verhärtungen,  Klauenfäule 
u.  s.  w.  angewendet  Avurde  und  in  der  keltischen  Sprache  des- 
halb das  Anheilende  hiess  (omnia  sanantem  appellantes  suo  vo- 
cabulo).  Den  Namen  selbst  gab  Plinius  nicht  an;  er  findet  sich 
indessen  im  Welsh ;  olliac  hcisst  in  Wales  die  Mistel  und  ist  zu- 
sammengesetzt aus  oll,  alles,  und  mr  gesund,   also  Allheil. 

Der  zweite  Theil  iag  findet  sich  im  Griechischen;  luofiui  hei- 
len, lafia,  hnrjo  dio  Arznei,  der  Arzt,  finden  Wurzel  und  Er- 
klärung in  dem  Worte  ia^..  Selbst  das  Wort  olliac ,  Allheil  er- 
hielt sich  übersetzt  in  riupvauic.  Im  Griechischen  heisst   die  Mistel 


*)  Ilisf.  nat.  XVI.  4t  spriclit  or  von  den  vorscliicdcncn  Scliniarotzor- 
pflanzon  und  kommt  ancli  auf  die  3Iistc],  visciim ,  iiljer  die  er  sich  nälier 
verbreitet.  Non  est  omiKenda  in  ea  rc  Galliariini  admiratio.  Nihil  liabent 
Druidae,  ita  suos  appellant  niagos,  visco  et  arbore,  in  qua  gignatnr,  si  modo 
sit  robur,  sacratius.  Jam  per  se  eligunt  robornm  lucos,  ncc  ulla  sacra  sine 
ca  fronde  conficiunt,  nt  indc  appcllati  quoque  intcrprctationc  graeca  pos- 
sint  Druidae  videri.  Knimvero,  quid  adnascatur  Ulis,  e  caelo  missun»  pu- 
(ant,  signumque  esse  electae  ab  ipso  dco  arboris.  Est  antem  id  rarnm 
admodum  inventu,  et  repertum  magna  religionc  pctitur;  et  ante  omnia  sexta 
luna,  quac  j)rincipium  mensium  annorunique  liis  facit,  et  seculi  post  trice- 
simum  annum,  quia  jani  virium  abunde  habcat,  nee  sit  sui  dimidia.  Omnia 
sanatem  appellantes  suo  vocabulo,  sacrificiis  cpulisque  rite  sub  arboribus 
praeparatis,  duos  admovent  candidi  coloris  tauros,  quorum  cornua  tunc  pri- 
mum  vinciantnr.  Saccrdos  Candida  veste  cultus  arborem  scandit.  Falce 
aurea  demetit.  Candido  id  cxcipitur  sago.  Tum  dciudc  victimas  immolant, 
precantes  ut  suum  donum  deus  prosperum  faciat  bis,  quibus  dederit.  Foe- 
cunditatem  co  poto  dari  cuicnnque  animali  sterili  arbitrantur  contraquc  ve- 
nena  omnia  esse  rcmedio.    Siehe  weiter  XXV.  T,  31,  XXV[I.  70. 


i|o?,  lat.  viscum;  im  Irischen  bedeutet  ik  der  Heiltrank,  was  auf 
einen  nahen  Zusammenhang  der  bezüglichen  Völker  schliessen 
lässt. 

Einen  weitern  Beleg  gibt  Pausanias  X  19 ,  wo  er  von  den 
Einbrüchen  der  Kelten  in  Griechenland  spricht.  Die  Kelten,  sagt 
er,  nennen  ein  Pferd  /m^^x?;. 

Diese  Bezeichnung  kommt  auch  im  Deutschen  vor,  denn  viar^ 
inarch,  marh^  heissen  das  Pferd  und  besonders  die  Stute.  Siehe 
Warnefr.  II.  9  carm.  de  hello  hisp.  1562,  1686,  3323,  lex  Baiwar. 
t.  XIII.  10.  Als  Benennung  des  weiblichen  Pferdes  findet  sich 
maere^  mere,  viyra^  merry^  mär,  ?Har,fnaefae im^ieders.  Angels. 
Holl.  Schw.  Engl.  u.  Finnl.  aber  nicht  in  der  Bedeutung  „Hengst" 
wie  im  Welsh.  Pausanias  schildert  in  der  angeführten  Stelle  die 
Art  eines  Reitertreflens  bei  den  Kelten,  und  sagt,  jeder  Krieger 
habe  drei  Pferde ;  auf  einem  kämpfe  er ,  die  beiden  andern  mit  den 
zwei  Knechten  im  hintersten  Treuen  seien  bestimmt,  als  Ersatz  zu 
dienen,  Avenn  das  erste  falle,  oder  er  selbst  umkomme.  Das  be- 
zeichneten sie  mit  dem  keltischen  Namen //7V//<//"A7*«V^  ovo  yuQ  olxijui 
TTfgl  txaaioy  Inrnvoniov  rjoav  u/a&ol  xal  uviol  ru  Innixa ,  xat  'innovg 
ofiolwg  txovtig  . ...  ToiJTO  wyoj.tu'^ov  to  ovviayfxa  TQifiaQXiatur  t/;  ini- 
;(W()iM  (f:b)vfj.  xul  'innov  ro  ovo^ia  loTco  rtj  JMuQxav  oviu  vno  loJv 
Kfhü)y. 

Im  Deutschen  findet  sich  dies  trwmrkisia  nicht,  aber  im  Welsh 
nennt  man  den  Mann  trimar^,  welcher  drei  Pferde  hat,  triniar^veii 
einen  Wagen  mit  drei  Pferden  und  timiar^ivys  einen  Krieger,  der 
mit  drei  Pferden  in  obiger  Weise  in  den  Kampf  zieht.  Wo  man 
hiernach  diese  Kelten  zu  suchen  hat,  und  wer  sie  gewesen  sein 
können,  lässt  sich  schon  aus  dieser  Angabe  hinlänglich  andeuten. 

MarcellusEmpiricus  nennt  mit  einem  gallischen  Namen  den  Klee 
Visum ar US ,  wovon  das  in  einigen  Gegenden  noch  gebräuchliche 
„Wicsenpreis'^'  eine  Uebersetzung  ist;  denn  mara,  maara,  muri, 
marida  haben  bei  Willeram  und  Otf.  die  Bedeutung  von  „Ruf, 
Gerücht";  inaer e  in  maereman,  und  maro  in  urmarer  bei  Otf.  heisst 
berühmt ;  im  Welsh  ist  marg,  was  eine  ausgezeichnete  Grösse  hat, 
im  Gr.  /ju^fKXQog  glänzend,  ^ui)naif)(a  glänzen,  lat.  meritum  das  Ver- 
dienst, mereo\x\\d.  mereor  \exiS\e\\ew,  würdig  sein;  im  Fränkischen 
bedeutet  muri  einen  Vorsteher,  eben  so  maer,  vselsh  maere,  franz. 
le  maire,  engl,  inayor,  was  mit  Johnson  „dictionary  of  tlie  eng- 


—     6     - 

lish  language  unter  diesem  Worte"  nicht  vom  lat.  major  abzulei- 
ten ist.     In  Ir.  nennt  man  den  Klee  sheamar. 

Visu  kommt  im  Keltischen  nicht  vor,  dagegen  ^cise  bei  Stricker, 
vasha  im  Slav.  dann  im  Deutschon  der  Wasen  und  Rasen. 

Also  die  Bewohner  von  Wales  gehören  dem  Volke  der  Kel- 
ten an,  mit  welchen  die  Alten  in  Berührung  gekommen  waren. 

Ueber  den  Zusammenhang  der  Kelten  in  Gallien  mit  denen 
in  Wales  hat  die  UnterAverfung  Britanniens  durch  die  Römer  allen 
möglichen  Aufschluss  gegeben.  Britarmien  Mar  der  Hauptsitz  drui- 
discher Geheimlehren  bis  63  nach  Christus,  wo  sich  Suetonius  Pau- 
linus  genöthigt  sah,  die  heilige  Mona  zu  erobern  und  die  druidi- 
schen Heiligthümer  zu  zerstören,  um  dadurch  die  steten  Anreizungen 
der  Priester  und  die  Empörungen  des  unterworfenen  Volkes  fer- 
ner unmöglich  zu  machen.  Ausserdem  spiicht  dafür  die  Leberein- 
stimmung der  druidischen  Denkmäler  in  Frankreich  und  am  Rhein 
mit  denen  in  Wales  und  Irland,  m  o  sie  in  Menge  vorhanden  sind, 
nämlich  die  Tempel,  caer,  cor,  cylch,  die  Steinkreise,  die  Meini  und 
Meineuhirion ,  die  aufgerichteten  Steine ,  die  Cromlcchu  und  Crom- 
leacha,  die  Rockingstones,  die  kleinen  unbedeckten  oder  gewölb- 
ten Druidenhäuser  mit  den  Feuerstellen  in  der  Mitte  u.  a. 

Nach  heimischen  Sagen  in  Wales  wurden  gegen  Ende  des 
Jahres  die  Leute  von  den  Priestern  aufgefordert,  die  heilige  Mi- 
stel zu  sammeln;  das  Jahr  ist  nahe,  sagten  sie,  sammelt  die  Mi- 
stel. Die  Feierlichkeiten j  welche  dabei  stattfanden,  gibt  Plinius 
an.  Noch  spät  grüsste  man  die  Mädchen  in  Wales  und  England 
mit  dem  Mistelbusche  zu  AVeihnachten ,  ,.at  Mistleto  tide,  comes 
tho  ncAV-years  Bride."  In  gleicher  Weise  blieb  es  bis  in  die 
Mitte  des  18teh  Jahrhunderts  in  einigen  Gegenden  Frankreichs 
Sitte,  dass  die  jungen  Leute  für  die  Mistel  des  Neujahres  Ge- 
schenke sammelten  mit  dem  Rufe  (ujuilanneuf  ^  d.  h.  au  gui  tan 
neitf)  gui  ist  die  Mistel,  welsh  gwg  der  Busch. 

Die  Angabe  des  Plinius  über  die  Feier  des  Neujahres  in  Rom 
lässt  sich  vielleicht  auch  hierher  ziehen:  XVIII.  2:  Cur  enim  pri- 
mum  anni  incipientes  diem  laetis  praecationibus  invicem  faustum 
ominamur. 

So  verbürgt  uns  der  Name  der  Mistel  nicht  bloss  den  Zu- 
sammenhang und  die  Stammgenossenschaft  der  Völker,  welche 
die   Ethnographen   auf  die    alten  Kelten   zurückführen,    sondern 


—     7     — 

zeigt  uns  auch  Einflüsse    auf   das    Griechenthum   und   führt    uns 
durch  die  Volksgebräuche  aus  der  ältesten  in  die  neueste  Zeit. 

Stainmierschiedenheit  der  HeUcii  nach  ihrer  Sprache. 

Vergleicht  man  die  Dialekte  der  keltischen  Sprache,  sowie 
sie  theils  in  den  alten  Manuscripten  enthalten  sind,  theils  mehr 
oder  minder  rein  noch  gesprochen  werden ,  so  stellen  sich  zwei 
Hauptstämme  heraus,  welche  man  gewöhnlich  mit  den  Namen  „gä- 
lisch-keltisch  und  britisch-keltisch"  zu  bezeichnen  pflegt.  Jener 
umfasst  das  Irische^  Schottische  und  den  Dialekt,  der  auf  der 
Insel  Man  (Mona)  gesprochen  wurde,  dieser  die  Sprache  von 
Cymru,  Wales,  und  von  Armorika  oder  der  heutigen  Bretagne  in 
Frankreich.  Sie  repräsentiren  eben  so  viele  Volksstämme,  die 
Bewohner  Armorikas  ausgenommen.  Wie  viel  Werth  diese  Ein- 
theilung  für  die  Wissenschaft  hat,  mag  für  jetzt  auf  sich  beruhen; 
der  wichtigste  Dialekt,  sowohl  wegen  seiner  Reinheit  und  Durch- 
bildung, als  auch  seiner  geographischen  uud  historischen  Ausdeh- 
nung ist  der  von  Cymru  oder  das  Welsh,  welches  in  dieser  Un- 
tersuchung vorzugsweise  berücksichtigt  wird. 

Ihm  sehr  nahe  steht  das  Mansk  oder  die  Sprachweise  auf 
Mona  in  der  irischen  See.  Kowland's  Mona  antiqua  restaurata 
Dublin  172%  eine  eben  so  umfassende  als  interessante  Monographie 
behandelt  sie.  Die  Insel  Mona,  jetzt  Man,  war  dem  Cäsar  bekannt; 
Pytheas  aus  Massilia  bestimmte  nach  Plin.  bist.  nat.  II.  75  ihre 
Entfernung  von  Camalodunum  (Colchester)  auf  200  Meilen.  Der 
welshe  Name  derselben  ist  Yunys  Mön  mam  Cymru,  d.  h.  die 
Au  Mona,  die  Mutter  von  Wales,  und  deutet  zugleich  auf  das 
geschichtliche  Verhältniss  beider  Länder  hin.  In  religiöser  Be- 
ziehung heisst  sie  auch  yr  ynis  dowyll,  das  schwarze  Eiland,  die 
Grabstätte  des  Gottes  Hu,  welcher  der  Mittelpunkt  der  welshen 
Götterlehre  Avar,  eine  Gottheit,  die  alle  die  verschiedenen  Attri])ute 
des  griechischen  und  römischen  Polytheismus  in  sich  vereinigte, 
und  neben  der  christlichen  Religion,  zu  deren  Verbreitung  sie 
mächtig  beitrug,  bis  in  das  15tc  Jahrhundert  bestand.  Der  Dienst 
des  Hu  hat  mit  dem  Adonisdienst  in  Aegypten  viel  Uebereinstim- 
mendes. 

Ferner  das  Irische.  Es  weicht  von  den  übrigen  keltischen 
Dialecten  wesentlich  ab  und  ist  somit  stark  gemischt;  indessen  aus 


—     8     — 

dem  Iberischen  kann  es  trotz  der  Zeugnisse  der  Alten  und  der 
Sagen,  welche  im  C.  Jahrhundert  nach  Chr.  Nyniaw  oderNennius 
aufzeichnete,  nicht  abgeleitet  werden.  Man  sehe  historia  Bri- 
thonum  of  Ncnnius  hy  Gun.  Lond.  1820. 

Wilhelm  von  Ilumhold  hat  in  seinen  Untersuchungen  über  die 
Sprache  der  Basken  nachgewiesen,  dass  die  Iberer  nach  Stamm, 
Sprache  und  Karakter  von  den  Kelten  verschieden  seien,  und 
überlässt  es  Aveiteren  tiefen  Forschungen  im  Gebiete  der  Sprach- 
vergleichung, aufzulinden,  ob  nicht  die  Iberer  und  Kelten  früher 
einem  grossen  Stamme  angehört  hätten. 

Das  Gaelic  besonders  in  den  Gedichten  Ossians  und  denen 
in  der  Sammlung  von  Pinkerton  unterstellt,  Avie  das  Irische, 
Stammesvcrschiedenheit  und  Mischung  der  Sprachen  in  früher  Zeit 
durch  Wanderungen.  Nur  sorgfältige  Untersuchungen  und  S])rach- 
vergleichungen ,  entfernt  von  Einseitigkeit  und  der  Aehnlichkeils- 
hascherei,  können  auf  die  Spur  führen.  Die  Highland  Society  hat 
durch  ihr  grosses  dictionarium  scoto-celticum  und  die  beigedruckte 
Grammatik  trelflich  vorgearbeitet. 

Der  Dialekt  von  Cornwal,  Cornubia,  in  der  südwestlichen 
Spitze  Englands,  lässt  mannichfache Mischung  erwarten;  der  frühe 
rege  Handel  mit  Zinn  ,  welcher  hier  und  auf  den  nahen  Cassite- 
riden  oder  Ilesperides,  Silures,  Sillinae,  auch  Sigdeles,  Avie  sie 
hiessen,  getrieben  wurde  und  die  phönizischen  Kaufleute  anzog, 
konnte  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Sprache  bleiben.  Nur  wenige 
alte  Manuscripte  haben  sich  in  diesem  Idiom  erhalten. 

Der  armorischo  Dialekt  in  der  Nordwestspitze  Frankreichs, 
dem  keltischen  Gebiete  von  Cornwal  gegenüber,  trennt  sich  von 
den  übrigen  durch  Mischungen  und  fremdartige  spätere  Einflüsse ; 
er  kann  somit  eine  Stammverschiedenheit  nicht  wohl  begründen; 
auch  die  Geschichte  widerstrebt  dem.  Zur  Zeit  Cäsars  l)ewohn- 
ten  die  Veneti,  Unelli,  Osismii,  Curiosolitae,  Sesuvii,  Aulerci  und 
Rhedones  diese  Gegend.  Siehe  bell.  gall.  II.  34  IH.  7-10,  17.  29. 
VII.  4.  Unter  ihnen  waren  die  Veneti  die  mächtigsten;  sie  blie- 
ben als  kühne  Seefahrer  mit  Britannien  in  stetem  Verkehr  und 
erhoben  Zölle  von  den  Schilfern.  Im  Kampfe  mit  Cäsar  wurden 
sie  von  den  Bewohnern  Cornwals  unterstüzt. 

Belangreiche  Uebersiedelungen  erfolgten  384  n.  Chr.,  als 
Conan ,  Herr  von  Meriadoc,  dem  jetzigen  Denbigland,  den  Maxi- 
mus,   welcher  sich   als  Gegenkaiser  383 — 388  gegen  Gratian  in 


—      9      — 

Uritannien  behauptete,  mit  Truppen  unterstützte  und  mit  J 00,000 
Britonen,  Avic  erzählt  Avird,  in  Armorika  einfiel.  Das  eroberte 
Land  blieb  ihm  zur  Belohnung  seiner  Dienste  und  das  Welsh  wurde 
herrschend  daselbst  bis  auf  unsere  Zeit, 

Ueber  die  Efitstehung  des  Namens  oder  vielmehr  seine  Er- 
klärung haben  sich  verschiedene  Ansichten  gebildet.  Cellarius 
meint,  das  bretagne'sche  ar  moer^  am  Meere,  sei  in  „armorica" 
latinisirt;  Ritter  leitet  es  ab  von  ar  ^  fett,  und  versteht  darunter 
das  Land  mit  fetten  Weiden.  Wächter  in  seinem  Glossar  unter 
dem  Art.  ar  gibt  das  Nähere.  Armorica  scheint  aus  ary  niorucha 
(armorucha)  obere  See  entstanden  zu  sein. 

Als  Volkssprache  erhielt  sich  der  cornische  Dialekt  nicht  so 
lange  rein,  als  das  Welsh,  das  die  allgemeine  Sprache  der 
Hritonen  vor  dem  Einfalle  der  Sachsen  gewesen  Avar.  Wäh- 
rend der  Regierung  der  Königin  Elisabeth  fing  er  in  Cornwal 
und  einigen  Theilen  in  Dcvonshirc  an ,  sich  zu  verw  isclien ,  und 
ist  jetzt  rein  ausgestorben;  dennoch  bcAvahrt  das  Volk  noch  manche 
Sitten  und  Gewohnheiten  in  der  Jagd,  der  Falkenbeize,  dem  Arm- 
brustschiesson,  Ringen,  Schleudern  u.  s.  av. ,  welche  an  den  frü- 
hern Zusammenhang  mit  den  Kelten  erinnern. 

Auch  der  armorische  Dialekt  \\iderstand  den  fremden  Ein- 
flüssen nicht,  eben  so  das  irische  und  schottische  Idiom  durch  die 
Berührung  und  den  staatlichen  Zusammenhang  mit  England.  Von 
allen  keltischen  Stämmen  haben  die  BcAvohner  von  Wales,  eifer- 
süchtig auf  ihre  Geschichte,  Bildung  und  A^aterländische  Sitte  und 
voll  Liebe  zu  der  Abgeschiedenheit  ihrer  Gebirgsthäler  sich  vor- 
zugsweise rein  und  ungemischt  erhalten,  vereinzelte  Erscheinungen 
in  der  zweiten  Hälfte  des  ISten  Jaliihiinderts  abgerechnet.  Was 
von  andern  keltischen  Stämmen  sich  zerstreut  auf  den  Aveiten 
Wanderungen  erhielt ,  kann  hier  nicht  in  Betracht  kommen ,  da 
die  Schriftdenkmäler  von  ihnen  fehlen,  die  allein  als  sichere  Basis 
für  die  geschichtliche  Untersuchung  dienen  können. 

Die  üpraclic. 

Die  scharf  geschiedenen  keltischen  Dialekte  haben  neue  For- 
scher zur  Annahme  veranlasst,  dass  die  keltische  Sprache  und  zu- 
nächst das  Welsh  keine  Ursprache  sei,  dass  ferner  die  in  ihren  Dia- 
lekten aufgeführten  Stämme  sich  nicht  in  einen  Urstamm  vereinigen 
Hessen,     Dagegen  ist  zweierlei  zu  erinnern. 


-     10     — 

1)  Der  gelehrte  EdAvard  Lhuyd,  Bibliothekar  am  Ashmo- 
lean-Museum  in  Oxford  hat  in  seiner  archaeologia  britannica 
vom  Jahre  1700  eine  coniparativ^e  etymology  oder  remarks  on 
the  alteration  of  langiiages  geschrieben,  in  welchen  er  die  Ge- 
setze der  Lautverschiebung  für  die  keltischen  Dialekte  aufstellt 
und  zwar  vortrefflich  für  seine  Zeit.  Sein  Werk  ist  A^enig  ge- 
kannt. Wenn  man  bedenkt,  ohne  in  Anderes  einzugehen,  dass 
eine  grosso  Anzahl  Wörter  in  allen  keltischen  Dialekten  oder  in 
einigen  ohne  eine  Aenderung  in  ihrer  Form  vorkommen,  aber  eine 
oft  ganz  verschiedene,  oft  nur  Avenig  abweichende  Bedeu- 
tung haben,  so  kann  man  sich  der  Ansicht  nicht  erwehren,  dass 
einzelne  Stämme  einer  weit  über  Europa  verbreiteten  Bevölkerung 
durch  neue  Wanderungen  nach  dem  Westen  und  auf  die  Inseln 
gedrückt  wurden  und  da  A\ieder  mit  Stammgenossen  zusammen- 
kamen, nachdem  sie  ihre  Sprache  abgesondert,  in  ihrer  eigenen 
Weise  und  unter  bcsondern  Verhältnissen  ausgebildet  hatten.  Auf 
dem  engen  Baum  der  britischen  Inseln  konnten  die  Veränderun- 
gen in  einer  und  derselben  Sprache  nicht  so  gross  sein ,  dass 
dialektische  Verschiedeidieiten  bis  zur  äussern  Umgestaltung  der 
Sprache  sich  hätte  verwachsen  können.  Solche  Erscheinungen  sind 
nur  bei  bedöutenden  örtlichen  Entfernungen  und  erheblichen  Zeit- 
räumen möglich. 

Wenn  wir  lesen,  dass  Bär,  oberdeutsch  par,  dän.  Biorn, 
schw.  bjorn  heisst,  dass  dasselbe  Wort  par  Avie  das  deutsche 
Farre  im  Hebräischen  den  Ochsen,  und  per  den  Maulesel  bezeich- 
net, dass  die  Chaldäer  den  Elephantcn  beira ,  die  Sabiner  und 
alten  Lateiner  carrus ,  die  Indier  barre  nannten ,  dass  das  arab.  phar. 
den  Stier,  das  pol  her  den  Avilden  Hirsch  ,  daslat.  verres,  engl,  boar., 
longobard.  pair  dasAvilde  Schwein  bedeutet;  AvennAvir  sehen,  dass  der 
Begriir  der  Wildheit ,  Avelcher  den  meisten  davon  zu  Grunde  liegt, 
Avieder  rein  in  fcrus  und  cf.ijQ,  aöl.  statt  ^»J^^,  hervortritt,  so  drängt 
sich  uns  wohl  die  Wahrnehmung  auf,  dass  derselbe  StammbegrilT 
durch  Wanderungen,  örtliche  Entfernung  und  den  Wechsel  der 
ThierAvelt  nach  den  Aerschiedenen  Gegenden  geändert  und  zur 
Bezeichnung  ganz  verschiedener ,  nur  durch  die  Wildheit  ein- 
ander einigermassen  ähnlicher  Thiere  gebraucht  Avurde.  Das  gilt 
auch  von  den  Bäumen. 

Je  grösser  nun  die  Zahl  solcher  Worte,  je  bedeutender  die 
Menge  der  Bezeichnungen  ist,    welche  durch  leichte  in  der  Natur 


—   11    — 

der  Sprachorgane  und  Sprachgewohnheiten  liegende  Veränderun- 
gen auf  eine  gemeinsame  Anschauung  zurückgeführt  werden  kön- 
nen, desto  überzeugender  tritt  die  Verwandschaft  der  Sprachen 
hervor,  denen  sie  angehören.  Kommen  noch  reine  Abstraktionen 
hinzu ,  Worte,  welche  die  Weise  der  geistigen  Anschauungen,  der 
Denkverhältnisse  bezeichnen^  wie  die  Präpositionen  und  Konjunk- 
tionen, Worte  also,  die  der  Philosophie  der  Sprache  und  einem 
ihrer  höhern  Standpunkte  eigen  sind ,  dann  ist  die  Verwandschaft 
nicht  bloss  über  allen  Zweifel  gestellt,  sondern  auch  für  die  Zeit 
der  Trennung  oder  Mischung  ein  Anhalt  gewonnen.  Sogar  das  ge- 
genseitige Verhältniss  lässt  sich  unter  ilinen  ermitteln;  denn  ge- 
setzt, drei  Sprachen  hätten  unter  verschiedenen  Präpositionen 
auch  ex  gemein,  so  wird  derjenigen  die  Priorität  zugestanden 
werden  müssen ,  welche  damit  nicht  bloss  ein  äusseres  Verhält- 
niss bezeichnet,  sondern  auch  noch  den  Begriff  in  sich  schliesst 
worauf  eben  jenes  äussere  Verhältniss  beruht;  denn  Thatsachcn 
die  Erscheinungen  der  objectivcn  Natur  haben  dem  Menschen  die 
Sprache  abgedrungen  und  jeder  uralten  ungemischten  Sprache  den 
Karakter  der  Einfachheit  und  Objectivität  gegeben;  die  subjectiven 
Bedürfnisse  erzeugten  aus  der  menschlichen  Brust  nur  die  In- 
terjektionen, und  mit  Hülfe  der  Aussenwelt  die  abstrakten  Be- 
grilfsworte  in  später  Zeit, 

Wenn  nun  ex,  gr.  tj,  aus,  im  Welsh  oc  heisst,  und  oc  die 
äu«iS6re  Stellung,  den  Gegensatz,  im  Angesicht,  gegenüber,  wenn 
oco  dort,  in  der  Entfernung  bedeutet,  dann  ist  das  welshe  Wort 
Avohl  als  das  ältere  anzunehmen,  indem  es  durch  den  Begriff  oder 
die  sinnliche  Anschauung,  welche  es  vor  den  beiden  andern  vor- 
aus hat,  den  Grund  zu  seinem  Entstehen  vermittelt. 

Das  Deutsche  hat  die  Interjection  ach,  holl.  och  ^  franz. 
rt//,  griech.  «,  <Jm,  hebr.  fj^,  Avovon  äch%en^  ahd.  (üian^  uhhhan 
amCfx),  isl.  aea  abgeleitet  sind;  im  Welsh  findet  sich  oc,  ach,  das 
Aechzen,  der  Schmerzenslaut,  o(^a  o!  die  Armen,  ocaui  das  öftere 
Klagen,  Oi^a'm  klagen,  oqan  Ach  und  Weh,  ocenaul  der  Seuf- 
zer, o^e.neidad  das  Seufzen,  oceneidiaw  seufzen,  ogencidinwl 
das  Seufzen,  o^cneidiwr ^  der  welcher  seufzet,  oqi  das  Stöhnen, 
Seufzen,  oqi  stöhnen,  oi^iad  das  Ausstossen  des  Seufzers.  Allen 
diesen  Sprachen  ist  in  der  Interjektion  derselbe  Grundbegriff  ge- 
geben ,  allein  die  reichere  Bildung,  die  grössere  Fülle  von 
Ableitungen,     ist    auf    Seiten    der    welshen    Sprache,     und  das 


-     12     - 

ist  eine  andere  nicht  minder  Avichtigc  Seite ,  welche  man  bei  der- 
gleichen IJeuitheilungen  im  Auge  zu  behalten  hat. 

Nach  diesen  allgemeinen  Ansichten  lässt  sich  die  Verwand- 
schaft  der  keltischen  Dialekte  unter  einander  nicht  verkennen. 
Statt  vieler  Hunderte  von  Beispielen,  welche  die  Yergleichung 
der  Sprachen  an  die  Hand  gibt,  mögen  nur  folgende  wenige  hier 
zur  Unterstützung  angeführt  werden: 

d  wrn,  ir.  <^////7/dieFaust,corn.u.  arm.  die  Hand,  gr.  (J^mj  die  Faust, 
gar,  w.  der  Schinken,  corn.  u.  arm.  der  Schenkel,  lat  perna^ 
■ntQva  der  Schinken. 

fos,  Av.  die  Kinne,    corn.  die  Mauer,   lat.  fossa  der  Graben. 

calav,  w.  die  Stoppel,  corn.  das  Stroh,  lat,  calanms  der 
Getreidehalm,  das  Rohr,  gr.  v.ulüui],  v.äla^oQ. 

cawel,  w.  der  Korb  jeder  Art,  corn.  der  Bienenkorb,  lat. 
qualua^  der  Korb  an  der  Oel-  und  Mostpresse,  calathns^  y.üX(iidog, 
ein  Blumenkörbchen  in  Form  einer  entfaltenen  Lilie. 

poer,  w.  der  Speichel,  corn.  pur  der  Nasenschleim,  xo^ni« 
der  Rotz. 

cwr,  AV.  das  Fell,  curaQ  ein  mit  Pferdefellen  bedecktes  Boot; 
dasselbe  in  Schottland  und  Irland,  im  corn.  das  Schilf,  lat.  co- 
riuin^  gr.  xöqiov^  w.  ysgor  das  Schill",  x«^»xou()o?,  cerairus  ^  ein 
rundes  leichtes  Ruderschiif  zum  Kapern. 

bras,  w.  fett,  dick,  breit,  corn.  gross  und  breit. 

llawdyr,  av.  die  Hosen,  con\.  lodr,  \A\xt.  lydrau  die  Strümpfe. 

tadgwyn,  w.  der  Stiefvater,  corn. /^-^ ///f?^^/;^  der  Grossvater. 

teth,  w.  die  Zitze,  Amme,  corn.  das  Kuheuter. 

gast,  w.  die  Hündin,  arm.  die  Hure,  in  der  Pfalz,  „duGascht, 
Hundsfott". 

ia,  w.  das  Eis,  arm.  u.  corn.  ien  kalt. 

ovyn,  oimawg,  vv.  die  Furcht,  arm.  mmik  schamvoll. 

rhawn,  w.  das  Haar  im  Schweife  der  Pferde,  arm.  rciju 
moch  die  Sauborsten,  inoch^  das  Schwein,  im  Deutschen  das 
weibliche  Schwein,  die  Mucke. 

hwc,  der  Stoss  vorwärts ,  das  Wildschwein,  deutsch  Husssau, 
arm.  nicht  blos  Wildschwein,  sondern  jedes  Schwein. 

allt,  w.  die  Klippe,  der  Abhang,  ir.  alt  das  Thal. 

pau,  w.  die  Hand,  was  aufstrebt,  einschliesst,  arm.  pau  der 
der  Huf,  ebenso  das  welshe  paw,  die  Pfote,  wobei  das  deutsche 
zugleich  seine  Erklärung  findet. 


—     13     — 

cenin,  w.  der  Lauch,  arm.  der  Knoblauch. 

na  in  von  ain,  av.  die  Grossmutter,  ir.  iiaing  die  Mutler,  lat. 
anus  eine  alte  Frau. 

mam,  w.  die  Mutter,  ir.  mninie  (Wa  Amme,  deutsch  die  Muhme, 
in  den  monseischcn  Glossen  vmoma,  die  Schwester  der  Mutter 
oder  des  Vaters. 

clav,  w.  krank,  ir.  mit  dem  Scharbock  behaftet,  in  der  Pfalz 
ein  Elendskloc,  ein  kraidvcr  schwächlicher  Mensch. 

balp,  w.  hervorragend,  steil,  stolz,  ir.  holdi  kühn;  im  altd. 
bald  kühn,  keck;  daher  Willibald,  Leopald,  lat.  validns  stark 
und  nulun}xi]c,  naXaiot  kämpfen,  wagen,  vAcnn  nicht  von  tkU»;,  alth. 
vrahalder  ein  Frecher,  balden,  erbalden,  wagen,  zutrauen,  ver- 
muthcn,  beldida  die  Verwegenheit,  unhaldl  das  Misstraucn,  end- 
lich der  Deichen,  eine  Bergkuppc  der  Vogesen  und  der  steile 
Balkan  oder  Hämus. 

braenu,  w.  verderben,  faulen,  ir.  breine  stinken. 

llwg,  llug  das  Licht,  ir.  la  <ler  Tag,  lat.  lux,  hiceo,  luna, 
Xvxyoq  das  Licht,  Ivyt]  der  Schatten. 

dant  w.  der  Zahn,  dens,  ocJoü?  ir.  dant  der  Bissen,  isl. 
lan,  angels.  loth,  pers.  denlon,  beim  Notker  zanon  verschlingen. 
Ein  kleiner  Bissen  ist  nach  der  Volkssprache   ,,für   einen  Zahn.'' 

ehog  der  Sahnen,  gr.  iyxilvq  der  Aal. 

call  schlau,  lat.  callidus  listig. 

Diese  Belege  lassen  sich  sehr  beträchtlich  vermehren  und 
zeigen  den  Zusammenhang  dei*  keltischen  Dialekte  unter  sich, 
wie  mit  dem  Lateinischen,  Griechischen  und  den  germanischen 
Sprachen;  das  unten  folgende  Glossarium  wird  diese  Ver- 
wandschaft gegen  die  Einw  ändo  sicher  stellen ,  welche  bisher  so 
oft  im  Interesse  der  Sprachen  des  Alterthums  erhoben  worden 
sind. 

Vielfache  Wanderung,  Kreuzung  und  Mischung  haben  indessen 
mächtige  iVenderungen  hervorgebracht ;  selbst  im  Welsh  sind  Worte 
nicht  selten,  in  welchen  Bedeutungen  der  verschiedensten  Art 
ohne  geistigen  Zusammenhang  neben  einander  stehen  ,  was  oflen- 
bar  nur  dadurch  geschehen  konnte,  dass  bei  einer  Mischung  von 
ähnlich  lautenden  Worten  eines  dem  andern  seine  Bedeutung  ab- 
gab und  dann  verschwand.  Ein  nahe  liegendes  Beispiel  aus  dem 
Deutschen  mag  das  erläutern. 


—     14     ^ 

„Anführen"  hat  die  Bedeutung  von  leiten,  führen,  an  der  Spitze 
stehen  und  hintergehen,  täuschen,  betrügen;  ein  Zusammenhang 
lässt  sich  nicht  auffinden,  wenn  man  sich  keine  Willkürlichkeiten 
und  Künsteleien  erlauben  will;  gwir  heisst  in  Welsh  rein,  treu, 
Mahr;  daher  gweran  beA\ahrheiten,  amcir  die  Unwahrheit,  un- 
wahr ,  anwiraiz  unwahr ,  falsch  ,  amcirezawl  lügenhaft ,  anwire- 
zf/s  zur  Unwahrheit  geneigt,  amciriaw  fälschen,  betrügen.  Also 
anführen  und  amvir  haben  sich  gekreuzt.  Sollte  das  nicht  für 
möglich  erachtet  werden,  weil  das  Deutsche  herkömmlicher  Weise 
eine  Ursprache  ist,  so  möge  man,  um  von  den  vielen  Beweisen  für 
die  Wahrscheinlichkeit  einer  solchen  Mischung  nur  einen  nahe  lie- 
genden zu  nehmen,  tDahr  und  giclr^  unwahr  und  angicir^  a?i,  ohne 
und  die  Vorsilbe  n?i  vergleichen  und  das  lat.  verus  mit  herein  ziehen. 

Küttners  Briefe  über  Irland  (Leipz.  1785)  haben  die  Ansich- 
ten von  Vallancey,  einem  gelehrten  Engländer,  über  den  Zusam- 
menhang der  keltischen  Dialekte  in  Deutschland  verbreitet.  Dieser 
ging  davon  aus ,  dass  das  Irische  vom  Welsh  gänzlich  verschie- 
den sein  müsse,  weil  man  sich  mit  dem  einen  schlechterdings  in 
dem  andern  nicht  verständlich  machen  könne.  Das  Sonderbare 
nnd  Unbegründete  dieser  Behauptung  liegt  nahe;  wer  wird  mit 
der  Kenntniss  des  Altdeutschen  oder  des  neuern  Hochdeut- 
schen das  Plattdeutsche,  Schwedische,  sowie  die  Dialekte  Baierns, 
Tyrols  und  der  Schweiz  verstehen,  oder  besser,  sich  ihrer  zum 
Austausch  der  (ledanken  im  Umgange  bedienen  wollen?  und  doch 
klingt  die  Meinung  Vallancey  s  noch  nach  und  macht  sich  in  Streit- 
fragen geltend,  als  könnte  seine  Autorität  jedes  Vergleichen  der 
keltischen  Dialekte  entbehrlich  machen.  Sollen  Autoritäten  gelten, 
nun ,  Dr.  Isson ,  ein  gelehrter  schottischer  Arzt ,  behauptet  bei 
Küttner  S.  239  geradezu  das  Gegentheil ,  und  mit  ihm  sind  viele 
Andere  vom  Zusammenhange  der  keltischen  Dialekte  überzeugt. 

Der  Name  „Vallancey"  sollte  die  Untersuchung  ersetzen,  das 
vermochte  er  freilich  nicht. 

2)  Ob  eine  Sprache  Ursprache  sei  oder  nicht,  hat  an  und  für 
sich  keinen  grossen  Werth  ;  Ursprache  kann  für  uns  nur  die  sein, 
deren  Entstehung  und  Zusammensetzung  sich  nicht  mehr  erklären 
lassen,  die  somit  ausser  dem  Kreise  unserer  Forschung  liegt. 
Trotz  dem  kann  auch  sie  das  Gesammteigenthum ,  die  gemeinsame 
geistige  Habe  vieler  Stämme  sein,  welche  im  Verlaufe  von  Jahr- 
hunderten oder  Jahrtausenden  einander  durchdrangen,  in  einander 


—     15     — 

aufgingen  und  sich  ihre  Bildung  und  Sprache  vermachten.  Wenn 
man  am  Niederrhein  die  klaren  Wellen  dieses  schönen  Stromes 
sieht,  da  bemerkt  man  keine  Spur  davon,  dass  er  zahlreiche  Ge- 
wässer von  verschiedener  Färbung  in  sich  aufgenommen  hat,  und 
doch  besteht  er  nur  aus  den  Wassermassen  ^  die  ihm  einzelne 
Quellen,  Bäche  und  Flüsse  zuführten.  So  geht  es  mit  den  Sprachen; 
nur  wer  stromaufwärts  gellt,  statt  über  die  grosse  Wasserfläche  hin 
zu  blicken,   wer  an  die  Mündungen  kommt,  sieht  die  Nebenflüsse. 

Dass  man  die  klassischen  Sprachen  für  Uisprachen  hielf,  hat 
der  Forschung  geschadet;  man  suchte  Alles  aus  ihnen  selbst  zu 
erklären,  kümmerte  sich  nicht  um  vergleichende  Sprachkunde  und 
machte  wunderliche  Ableitungen.  Man  sehe  hierüber  die  folgen- 
den Untersuchungen  über  die  griechische  Mythologie.  So  ist  es 
auch  dem  Deutschen  ergangen.  Um  sich  davon  zu  überzeugen, 
vergleiche  man ,  w  as  Frisch  und  Adelung  zur  Erklärung  des  Wor- 
tes Schornstein  gesagt  haben.  Man  dachte  an  ein  alteuropäisches 
Wort  skior,  sc/ior,  das  Feuer,  an  das  persische  Ct/rus,  die  Sonne, 
an  scharreji  und  scheuern  u.  s.  \\.  Im  Irischen  heisst  sor?i  der 
Ofen,  also  Schornstein  ist  der  Herdstein,  die  Ofenplatte,  worauf 
das  Feuer  angezündet  A\urde;  der  Rauch  suchte  seinen  Ausweg 
durch  die  Thüre  und  Fenster.  Später  umgab  man  den  Herd  oben 
an  der  Decke  mit  einem  Mantel,  dem  Schornsteinbusen,  um  den 
Rauch  aufzufangen  und  durch  eine  Oeffnung  in  der  Decke  hin- 
aus zu  führen,  und  endlich  baute  man  den  Schlot,  der  fälschlich 
die  Bezeichnung  der  Herdplatte  erhielt.  Sorn  heisst  auch  die 
Darre,  sorca  das  Licht,  insofern  es  vom  Feuer  des  Herdes 
ausging.  Im  Welsh  wird  das  Licht  in  dem  gleichen  Falle 
wegen  seiner  Beweglichkeit  auch  siui  genannt;  denn  sim  bedeutet 
ursprünglich,  leicht,  beweglich,  flüchtig.  Davon  ist  sim%e  xmA. 
simne,  engl,  chemney ,  franz.  cheminee,  die  Feuerstelle,  abge- 
leitet. Der  Sims  am  Kamin,  am  Ofen,  gehört  hierher,  sowie  das 
gr.  idxüga.  Odyss.  VII.  153.  169,  die  Feuerstelle,  nicht  aber  das 
Feuer  selbst,  wozu  II.  X.  418  einige  Erklärer  verleitet  hatte.  Bei 
Aristoph.  Ach.  888  bedeutet  es  das  Kohlenbecken,  bei  den  Tra- 
gikern den  Opferaltar.  Das  deutsche  schüren,  welches  Adelung 
irrig  von  scheuern,  reinigen,  ableitet,  kömmt  gleichfalls  von  dieser 
Wurzel  her. 

Schmächtig,  in  der  Bedeutung  von  schlank,  dünn,  bieg- 
sam,  lässt   sich  auf  keine  deutsche  Wurzel  zurückführen,    wenn 


—     16     — 

man  nicht  smalier,  gering,  iinbedcutend,  bei  Otfried  I.  35.  10  und 
in  den  Mons.  Gloss.  pag.  330  als  solche  ansehen  und  mit 
oftixQog  unterstützen  will.  Im  Irischen  heisst  schmächtig  smachda, 
welches  auch  zahm,  sanft,  ruhig  bedeutet.  Das  smaher  des  Ot- 
fried heisst  auch  *;//«/<?;-,  und  in  dieser  Form  nähert  sich  das  Wort 
dem  welsh  ysmal^  leicht,  dünn,  siech;  y  ist  der  Artikel  welcher 
zumal  bei  Doppolkonsonanten  der  Euphonie  wegen  vorgesetzt  wird. 

Schlucken,  sagt  Adelung,  hängt  mit  dem  dänischen  singe ^ 
schlucken,  zusammen,  ist  somit  ein  intensivum  vom  alten  schlun- 
gen  C?)  u.  s.  Av,  Es  ist  nicht  zu  verkennen ,  dass  es  mit  holl. 
slokken,  schw.  slucka,  dän.  singe  und  schlecken  verwandt  ist. 
Im  Irischen  heisst  dies  Wort  slugam,  und  im  welsh  bedeutet  Ihc 
fort-,  hinweg-,  herunterstossen  und  giessen,  daher  yslwc  die 
Rinne,  der  Kanal,  die  Kehle;  daher  auch  der  Schlauch,  Id/rjvog 
der  Wcinschlauch ,  h'jxvO^og  das  Oelgefäss,  der  Schlnnd ,  nhd. 
slnnd  u.  a. 

Mit  Rain  bezeichnet  man  gewöhnlich  eiuen  schmalen  Gras- 
streifen, einen  Weg  zwischen  zwei  Aeckern,  auch  zuweilen  einen 
Hügel  oder  einen  Anger.  Dieses  Wort  stellt  man  gewöhnlich  mit 
dem  scliAv.  re7i  die  Grenze,  der  Pfahl,  zusammen;  im  Isl.  ist  es 
rein,  dän.  gleichfalls  reu ;  reim  bedeutet  im  irisch.  Dial.  der  Weg, 
w.  rhaint,  was  durchgeht,  rhailh  was  gerade  durchgeht,  entschei- 
det; alle  kommen  von  der  Wurzel  rha,  so  auch  der  RaiL 

Bereit,  fertig,  ist  eines  Stammes  mit  ralhtis  beim  Ulphilas, 
angels.  rath,  holl.  reeds,  schw.  redan  engl,  (dready,  rade  in  der 
Picardie ,  lat.  paralns,  ir.  reidh  und  w.  reigh  fertig.  Statt  „sich 
fertig  machen"  sagt  man  auch,  sich  richten,  sich  zurecht  machen, 
und  in  so  fern  stimmt  es  auch  mit  dem  angebenen  rhaith ,  recht, 
überein. 

Die  Reuse,  Fischreuse,  leitet  man  von  Reis  her,  weil  ein 
solcher  Apparat  zum  Fischfang  aus  Reisern  gemacht  werde ;  es 
lautet  im  Nieders.  Büse,  schw.  ryssja,  franz.  rnse,  finnl.  rnsae 
im  mittl.  Lat.  eroisa.  Im  Lat.  bei  Tercntius,  Eun.  4.  615.,  heisst 
ein  ans  Weiden  geflochtener  Korb  riscus,  so  auch  ^laxog,  PoU. 
10.  31,  137.  Phot.  fi^  eine  Horde  aus  Weiden  geflochten.  Die 
deutsche  Ableitung  reicht  für  diese  Worte  Avohl  nicht  aus,  und 
wir  müssen  uns  weiter  umsehen.  Im  Welsh  bedeutet  rhwy,  was 
durchfliesst,  durchfliessen  lässt,  von  rhw ,  was  ausbricht,  rhwth, 
was  offen,  rhwd,  was   durchlöchert  ist,  viele  Löcher  hat,    das 


—     17     — 

Netz,  Warum  also  die  Fischreuse  gerade  diesen  Namen  hat,  scheint 
hiernach  klar  zu  sein. 

Ein  männlicher  Hund  heisst  das  Ritchen;  reithe  ist  im  Ir. 
der  Bock. 

Die  Räude,  eine  Hautkrankheit,  die  Krätze,  ist  verwand  mit 
ruda,  das  Geschwür  bei  Notker,  iiiff  der  Aussatz  bei  Tatian, 
angels.  rheofla.,  beim  Geiler  im  NarrenschiH"  Bl.  11.  ruta.  Rhwd 
im  W.  ist,  was  sich  an  derOberHäche  ansetzt,  der  Rost,  derBrand 
vom  Korn,  lat.  rubigo,  f()Laißr],  a])geleitet  von  ?-/nü  auswachsen, 
durchbrechen,  rhw/ia(f,  das  Hcissen,  Brennen,  sich  reiben,  wund 
machen,  r/nvlimc,  beissen,  reiben,  kratzen,  rhwlion  die  Schuppen. 

Krätze  selbst  ist  damit  verbunden,  da  das  r  aspirirt  ist  und 
sich  in  diesem  Worte  erhielt,    iudess  es   in  Räude   sich  abschliff. 

Ausmärzen,  vertilgen,  ansstossen,  von  den  Schafen,  die  zur 
Zucht  unbrauchbaren  absondern,  \\ird  meist  vom  Monatsnamen 
März  abgeleitet,  weil  man  die  Sonderung  der  Schafe  in  diesem 
Monate  vornimmt;  Wächter  und  Heumann  nehmen  //s/^w,  absondern, 
als  Stamm  an.  ImWelsh  bedeutet  nierth  den  erschöpften  Zustand; 
merthu^  erschöpfen,  abnützen,  fortschaffen  u.  s.  w. ,  daher  franz. 
vierde  der  Koth  von  Menschen,  wie  der  von  Thieren  überhaupt, 
engl.  mire.  Daher  Mich  aus/nerff ein,  der  Me/fje/,  ein  mineralisches 
Dungmittel,  Avelches  der  Pflanze  dadurch  nützt,  dass  es  dem  Bo- 
den die  inwohnendc  Kraft  entzieht,  derselben  zuführt  und  so  den 
Acker  aussaugt,  ausmergelt,  erschöpft.  Wer  den  Ackerbau  kennt, 
weiss  das.  Nun  heisst  Mergel  im  Armorischen  (zusammenfallend 
mit  merth)  marg^  welsh  marl^  mann  der  Kalk,  die  todte  Erde, 
welche  gebrannt  und  gelöscht  in  ein  neues  Leben  tritt,  mar- 
mawr  eine   Kalkart  wie  der  Mergel,  ^mmaooq. 

Plinius  XVH.  7  theilt  uns  mit,  welche  verschiedene  Erdarten 
die  Alten  kannten  und  sagt,  man  habe  es  geliebt,  verschiedene  Erd- 
arten eine  durch  die  andere  zu  düngen.  Die  Erde,  welche  die  Gal- 
lier und  Britanen  vor  Allem  angewendet  hätten,  heissc  marga.  Sie 
benützten  dazu  also  die  Kreide,  an  aa  elcher  ihre  Küsten  und  einige 
Höhenzüge  so  reich  sind,  wie  die  Kalk  -  und  Gypsbrüche  des 
Montmartre  bei  Paris.  Aus  demselben  Kapitel  geht  hervor,  dass 
die  Griechen  diesen  Kalk-,  Kreide-  oder  Gypsboden  Uvv.ai^yiloi 
nannten,  und  zu  gleichen  Zwecken  besonders  im  Megarischen  Ge- 
biete auf  feuchtem  kaltem  Boden  anwanden.  Alle  Kalkarten,  als 
Dungmittel  gebraucht,    nähren   in   der  Weise  des  Mergels,  also 

Keltische  Studien.  I.  2 


-     18     - 

erschöpfend,  ebenso  die  Asche  ^  welche  hei  Aristoteles  Mirah.  10. 
[lüiQdi]  heisst,  ein  Wort,  womit  Aristophan.  Acharn.  609  einen  Kohlen- 
brenner bezeichnet.  Nach  Allem,  was  über  die  Ableitung  des  deut- 
schen Wortes  mergeln  angeführt  wurde,  kann  darüber  wohl  kein 
Zweifel  mehr  sein,  dass  das  w.  merth  als  Wurzelwort  anerkannt 
werden  muss.  Die  Verschiedenheit  der  Endkonsonanten  hat  ihren 
Einigungspunkt  in  der  Aspiration,  >vomit  das  th  und  1  ausgespro- 
chen wurden. 

Im  Griech.  heisst  uijoo),  uoova  pflügen ,  ü(jovQa  das  Ackerland, 
lat.  aro,  arvura,  in  beiden  Sprachen  ohne  Stamm.  Im  Weish  be- 
deutet arit  pflügen  von  är  die  Fläche,  der  Acker,  lat.  ager. 

TVe^/?  verneinen,  hängt  wohl  mit  ?/e<:-  uuAne  zusammen,  welche  nur 
Konjunctionen  sind,  wenn  we  beim  im])erat.  nicht  als  adverb  genom- 
men werden  soll;  es  entspricht  dem  welsh  wffc«,  wa'Cö?/,  verneinen, 
?iac  nicht,  beim  imperativ,  von  jia  die  Verneinung,  eigentlich  das 
Aufhören  der  Gemeinschaft,  woraus  die  Verneinung  folgt. 

Natur  ist  vom  lat.  natura  abgeleitet,  dieses  aber  hat  nach 
der  Ansicht  der  Gelehrten  seine  Wurzel  in  nascor,  einem  passiven 
Zeitworte.  Im  Welsh  heisst  Natur  nawd,  eigentlich,  was  herrscht 
und  schafft,  und  hängt  zusammen  mit  naiü  das  Aeusserste,  die 
Schranke;  die  Natur  ist  somit  nicht  bloss  das  eigentlich  Schaff'ende, 
sondern  als  dieses  auch  die  Grenze  unserer  Forschung;  ?iaw  be- 
zeichnet auch  ne?m,  nach  pythagoräischen  Begriffen  das  Quadrat 
der  vollendeten  Zahl  drei.  Wie  flach  ist  die  Bedeutung  des 
lat.  natura ,  nach  seiner  Wurzel  erklärt. 

Das  Wort  Z/«M*  ist  Stammwort;  wir  können  es  nicht  so  mit  einer 
Wurzel  verbinden,  wie  Fliege,  Floh  und  Spinne;  das  welsh  Ihm 
dagegen,  nur  im  Plural  gebräuchlich,  ein  nom  aggreg.  ist  zusam- 
mengezogen aus  //y,    was   zahlreich  ist,   und  au  gehen. 

Für  das  Wort  Leute  sieht  man  sich  vergebens  im  Deutschen  um, 
wenn  man  seine  Abstammung  erklären  oder  feststellen  soll;  es  heisst 
beim  Isidor  liudi,  Otfr.  liuti,  bei  den  Wenden  in  Krain  ludji„  nie- 
ders.  lüde,  beim  Kero  luideo  die  Völker;  isl. /«V?^/ das  Volk ;  dieselbe 
Bedeutung  hat  das  schw.  1yd,  das  böhm.  lid,  poln.  lud,  IsTtog,  IsItoc, 
öffentlich  beim  ülphil.  laud  der  Mann.  Im  Welsh  findet  sich  llwyth, 
was  erhalten,  ernährt  wird,  die  Bewohner  einer  Gegend,  ein  Stamm, 
von  Uw.  Daher  kommt  Uwth  gefrässig  (sprich  Ichuth),  das  lat. 
glutio  oder  gluttio  verschlingen,  glutus  der  Schlund. 


—     19     — 

Der  Magen  ist  ein  deutsches  Stammwort  für  jene,  welche 
ein  Wurzelwort  dasjenige  nennen,  das  keiner  weitern  Ableitung 
fähig  ist,  und  denen  es  genügt,  dass  ein  Ding  einmal  einen  Namen 
haben  müsse,  dass  man  der  Gründe  nicht  bedürfe,  warum  es  so 
und  nicht  anders  heisse.  Rhabanus  Maurus  im  8.  Jahrhundert  nennt 
ihn  mago,  angels.  maga^  finnl.  macn.  lat.  stomachns  ^  griech.  aro- 
/ja/og;  alle  diese  Bezeichnungen  geben  keine  Erklärung  an  die 
Hand,  vielmehr  tritt  im  lat.  und  griechischen  Worte  der  Charak- 
ter der  Ableitung  nur  noch  deutlicher  hervor. 

Im  Welsh  heisst  mt/g  (maag)  das  Ernähren,  Aufziehen,  Auf- 
füttern, nmgaden  der  Pflegling,  magadwr  der  Ernährer,  ebenso 
magai^  magva  die  Ernährung,  inagi  das ,  \a  as  in  den  Speisen  nährt, 
;w</^?/ ernähren,  w/rt^?/;r<'*  die  Erzicheiin,  magwriaeth  die  Nahrung, 
Erziehung,  Unterricht,  magwiiaethn  erziehen,   miigwr  der  Erzieher. 

Der  Grundbegriff  der  Ernährung  und  Erziehung  liegt  auch  im 
altdeutschen  mage^  der  Verwände.  So  bedeutet  angels.  magas  die 
Eltern,  Vorfahren,  womit  das  griech.  fnyioiüpeg  (proceres  Vorfahren) 
übereinstinnnt.  Otfr.  hat  altmag a^  dei-  Vorfahr,  ISotk.  mag/is/a/if,  der 
Vatermord,  Rhyth.  adLudov.  v.  S.  7ri{fgazogo  der  Eizicher,  Yommnd, 
goth.  magus  der  Sohn,  magatli  das  Mädchen,  teut.  magt  die  Jung- 
frau, ?naginnu  hei  Otfr.  die  weibl.  Verwanden,  bei  Tatian  das 
Weib,  und  sunerlmngen  und  spillmagen  die  Verwanden  väterlicher 
und  mütterlicher  Seits. 

Die  Fackel,  Oiiv.  fakol ^  Tatian  faccola^  Boxhorns  Gloss. 
facolo^  schw.  fackla,  dän.  fakkel,  vvend.  bakla,  lat.  fax  und  fa- 
Ciila,  griech. (pXsyfir,  fackeln,  sind  offenbar  abgeleitet;  indessen  keine 
der  angeführten  Sprachen  bietet  die  Wurzel  dar,  ja  die  Sache  verwirrt 
sich  noch  mehr,  wenn  man  auch  q)uxduc,  der  Bündel,  mit  vergleicht, 
welches  nach  seinen  Konsonanten  zu  schliessen  derselben  Wort- 
familie angehört.  Das  Welsh  gibt  Aufschluss;  fag  heisst,  was 
sich  vereinigt,  in  eine  Spitze  ausläuft,  daher  faggl  die  Flamme, 
faglu  entflammen,  faglgz-  und  faglwr  ein  Fackelträger,  faig  die 
Spitze,  fagot  ein  Bündel,  franz.  fagot,  fagoiU  in  einen  Bündel 
binden. 

Unter  faba  versteht  man  gewöhnlich  die  Bohne,  Gesner  aber 
die  Spargelerbsen,  weil  die  Alten  die  grossen  Bohnen  phaseoli 
und  phaseli  nannten,  griech.  ^ivuixoq,  bei  Eust.  und  Poll.  auch 
niKxfiog;  im  Welsh  heisst  fa,  was  eingehüllt  ist,  die  Bohne,  also 
allgemein  die  Hülsenfrucht.    Daraus  lässt  sich  auch  die  Stelle  bei 

2* 


—     20     - 

Plin.  h.  n.  XVIII.  10  j,unus  scapus  (tiitici)  centum  fabis  onustus" 
erklären.  Das  griochischc  Wort  bietet  indessen  noch  eine  inter- 
essan  Seite.  B  eim  Galen  bezeichnet  y.vui.tog  ein  Mass  für  Flüs- 
sigkeiten in    der    Arzneikunde,   also    die   Dosis.      So  kömmt    vor, 

ij   Sogtg   xo/lfu^inv    ovr    j.nXiv.naju)    xvupoiQ   5 rSaroq    -dfQfxov   y.ia- 

i'yovg  ß.  Nach  den  alten  Gesetzen  des  Königs  der  BritonenDyon- 
wal  Moelmnd,  gewöhnlich  Dunwallo  Molmutio,  welcher  440  Jahre 
vor  Chr.  lebte,  machte  dreimal  die  Länge  eines  Gerstenkornes 
die  Grösse  eines  Zolles  aus;  drei  Zoll  eine  Handbreite,  drei 
Handbreiten  einen  Fuss,  drei  Fuss  einen  Schritt,  drei  Schritte 
einen  Sprung,  drei  Sprünge  einen  grwn,  oder  die  Breite  eines 
Ackers  auch  lir  genannt.  Tausend  solcher  ///'  oder  miliar  eine 
Meile.  Diese  Benennungen  gelten  tlieihveise  auch  für  Hohlmasse. 
Der  Zusammenhang  der  griechischen,  lateinischen  und  keltischen 
Sprache  tritt  hier  entschieden  hervor,  besonders  wenn  man  er- 
wägt, dass  das  griech.  lüoiiai^  wie  bereits  bemerkt,  keltischen 
Ursprungs  ist,  und  ein  grosser  Theil  der  griechischen  Arzneipflan- 
zen und  Kunstausdrücke  in  dieser  Wissenschaft  der  keltischen 
Sprache  angehören,  wie  nachgewiesen  werden  Miid.  Das  deutsche 
Wort  Malter^  welches  im  Sachsen-  und  Schwabenspiegel  die  Zahl 
30  bedeutet,  steht  den  Mclshcn  tnilltu'  nicht  so  fern,  als  es 
auf  den  ersten  Blick  scheinen  möchte. 

Diese  wenigen  Beispiele  mögen  genügen ,  auf  das  Einfache, 
Sinnliche  und  Konkrete  in  den  Wurzelv\  örtern  des  Welsh  hinzu- 
weisen, für  dasselbe  ein  höheres  vMter  zu  beanspruchen,  als 
für  die  griechische,  lateinische  und  deutsche  Sprache,  von  denen 
es  nichts  borgen  konnte,  und  die  Bedeutung  hervorzuheben,  welche 
die  keltischen  Sprachen  für  die  Erklärung  der  verglichenen  Spra- 
chen habe. 

Was  in  der  deutschen  Sprache  Griechisches  vorkommt,  was 
dieses  mit  dem  Lateinischen  gemein  hat,  das  sind  eben,  vielleicht 
wenige  Fälle  abgerechnet,  keltische  Sprachreste;  diese  Erschei- 
nung bloss  durch  den  Handelsverkehr  und  seine  Einwirkungen  er- 
klären zu  wollen,  ist  eben  so  bequem  und  hergebracht,  als  halt- 
los. Einzelne  Wörter  können  verschleppt  werden,  aber  in  grosser 
Masse  gewiss  nicht  und  vor  Allen  nicht  solche,  welche  bei  der 
einen  Nation  aus  dem  Leben  und  der  Schrift  gewichen,  veraltet 
und  unverständlich  geworden  waren,  ehe  diese  mit  der  zweiten 
oder  dritten  Nation  in  eine  geschichtliche  Beziehung  trat. 


-     21     - 

Im  Homer,  Hesiod  u.  A.  kommen  Ausdrücke  vor,  welche 
sich  im  Wolsh  wieder  finden  und  nach  ihrem  Stammwortc 
leicht  erklären  lassen,  während  sie  im  Griechischen  nicht  mehr 
im  Gebrauche  waren,  als  die  Phokaeer  in  Massilia  sich  nieder- 
liessen  und  die  griechische  Sprache  mit  der  der  keltischen  Be- 
völkerung in  Berührung  kam.  Aber  auch  zugegeben,  sie  Avären 
dennoch  auf  diesem  Wege  in  einer  unbekannten  Weise  in  das 
Keltische,  ja  auch  Einzelnes  in  das  Germanische  gekommen,  zu- 
gegeben ,  dass  Massilia ,  welches  keinen  Weltmarkt  mit  vielseiti- 
gen leichten  Verkehrsmitteln  und  Verbindungen  mit  dem  Binnen- 
lande bilden ,  also  nur  einen  unbedeutenden  Einfluss  üben  konnte, 
diese  grosse  Anzahl  griechischer  Worte  in  die  Sprachen  der  wei- 
ten nördlichen  und  östlichen  Ländergebiete,  an  den  Rhein,  tief 
nach  Westphalen  hinein,  nach  den  lirittischen  Inseln,  Dänemark 
und  Schweden  verpflanzt  habe,  so  ist  noch  kein  Beispiel  vorhan- 
den, ja  es  ist  an  sich  unmöglich,  dass  auf  diese  Weise  die 
Vor-  und  Bindewörter,  in  denen  sich  die  eigonthümlichste  An- 
schauung eines  Volkes ,  die  Philosophie  seiner  Sprache  aus- 
prägt ,  einer  fremden  Sprache  aufgedrungen  worden  wäi-en ;  und 
doch  finden  sich  griechische  Präposiiionen  und  Konjunktionen  im 
Wclsh  wieder  und  lassen  sich  imr  hier  auf  ihre  Grundbedeutung 
zurückführen.     Sie  mögen  hier  folgen: 

a/j.(fl,  rings,  welsh  «w,  rund,  um  herum  in  Zusammensetzungen. 
Mit  dem  keltischen  W^orte  hängt  auch  u^pAi?  rund,  abgestumpft, 
ü/ißiü  der  Becher,  u^ßw  der  erhabene  Rand  einer  Schüssel,  der 
erhabene  Boden  eines  Bechers,  «)<?;  die  Sichel  zusammen. 

MTTo,  von  lat.  ab^  ahs,  w.  heb  ^  ohne.  Die  trennbare  Par- 
tikel ab  im  Deutschen  gehört  auch  hierher.  Im  Tatian  iindet  sich 
aba  dien  himela  falta  trukten  tieuuela,  d.  h.  der  Herr  stürzte  den 
Teufel  vom  Himmel,  er  fällte  ihn. 

MTf^,  ausser,  ohne,  wg\%\\  citliyr,  ohne,  ausgeschlossen,  daher 
eilhrad  der  Fremde,  eithriad  die  Ausnahme.  Als  Konjunktion 
bedeutet  eilhyr  aber.  Ahler  im  Deutschen  hat  den  Sinn  vom 
englischen  ff/?^/-.  Z.B.  endigilo\is  thu  Linas  ahter  dotha'?  „Glaubst 
du  an  ein  Leben  nach  dem  Tode  f-  Sollte  mit  eithyi\  ausgeschlos- 
sen, nicht  auch  das  deutsche  ^?7/^«;-,  das  Geschwür,  und  eitir,  das 
Gift  zusammenhängen,  oder  die  W^mzel  aWi.,  stechend,  vorzuziehen 
sein? 


—     22     - 

dsvQo  hierher,  i'&i  kommt  hierher,  plur.  Sevts,  bei  Aristoph. 
ösvgl,  welsh  dt/re  kommen,  imperativ  di/re  komme,  pl.  dt/red 
kommt,  alle  von  rhe,  die  Bewegung.  Jvvw  und  öJai,  kommen,  gehen, 
reich  an  Bedeutungen  und  Zusammensetzungen,  gehört  zu  dem- 
selben Stamme. 

dl,  lat.  dis,  welsh  dis  als  untrennbare  Präposition  in  gleicher 
Bedeutung. 

iyyvg,  nahe,  beinahe^  ungefähr,  auch  u;(yi  nahe,  bald,  ny/6- 
d^fv  aus  der  Nähe  ,  und  uy/ov  nahe  (Homer),  welsh  w?ig  nahe  bei, 
wnc  die  Nähe ,  ?cn,  an.  Auch  die  AVorte  enge  altd.  an//. ,  angen, 
ängstigen,  axyb)-,  heang,  ieirXbang,  lassen  sich  hierher  ziehen.  Eine 
weitere  Form  im  Welsh  ist  agaws  nahe   von  caws  die  Nähe. 

ex,  aus,  lat.  ex,  welsh  oc ,  aus,  von,  abgel.  von  oc  die  Ent- 
fernung; im  Griechischen  erhielt  sich  die  welshe  Form  in  cJx«, 
wxi;;-  schnell,  das  in  der  sinnlichen  Anschauung  wie  in  dem  AVortlaute 
mit  dem  welsh  verwand  ist;  mit  der  Bedeutung  der  Zeit  auch  in 
ilyvyioq,  alt,  bei  Pindai",  Ilesychius  u  m.  a.  Es  könnte  wohl  sein, 
dass  das  Adjectiv  zur  Bildung  des  Namens  Ogyges  Veranlassung 
gab  und  somit  die  ogggischeFlnth  nur  die  rt//<^  Ueberschwemmung, 
nicht  die  zu  Zeiten  des  Königs  Ogyges  hiesse.  Ganz  ähnlich  hat 
sich  im  Deutschen  aus  sinl  fluot,  die  grosse  Flut,  das  neuere 
sprachlich  unrichtige  Sündflnt  gebildet.  Nach  demselben  Stamme 
zu  urtheilen  bedeutet  die  Insel  Ogygia,  welche  aus  Homer  be- 
kannt ist,  die  ferne  Insel.  An  die  Ableitung  von  dem  Könige 
Ogyges  hat  selbst  Eusthatius  (Od    I  75)  nicht  mehr  geglaubt. 

iv,  in,  lat,  in,  welsh  yn.,  welches  alsSubst.  das  Umschlossen- 
sein  ausdrückt ;  inter  und  intra,  i'rdov  und  tVr>«  sind  zu  vergleichen. 

I'ti,  noch,  welsh  etto,  noch,  dessenungeachtet;  elhegroze  sMA. 
am  grossesten,  lässt  dasselbe  Wort  als  Komparativpartikel  er- 
scheinen, wenn  es  dafür  keine  bessere  Erklärung  gibt. 

Vv«,  damit,  w.  yn,  in,  für,  ist  in  gleicherweise  mit  Infinitiven 
verbunden,  wie  im  Französischen  en  mit  dem  Part.  prös.  und  ganz 
in  demselben  Sinne,  z  B.  yntory  brechend,  um  zu  brechen;  yna 
heist  da,  hier,  auf  dem  Platze,  zu  der  Zeit.  Hieraus  lässt  sich 
eine  eigenthümliche  Ausdrucksweise  der  Griechen  erklären.  Soph. 
Aj.  386  ovx  oQag,  Iv  u  xwxov ;  Eurip.  Jon.  1271  Iv  st  Tvxr}c,  IV« 
yi]g,  nrjvtKa  rijg    ij^igag    Arist    Av,   1498.,    alXo&i    yalrjg,    Od,  II.    131 

und  analoge  Ausdrücke. 


-     23     - 

xaiüi,  gegen,  wider,  bei,  w.  ct/da,  mit.  Entschiedener  findet 
sich  die  griechische  Form  in  Gloss.  Mons.  p.  40S.  wo  katathrahha 
der  Nachtrag,  Erzählung  dessen,  was  sich  zugetragen,  bedeutet;  daher 
katatrachar  der  Geschichtschreiber,  im  Irish  sgeal  dhra^t^  die 
Geschichte ,  dreachdair  der  Geschichtschreiber, 

H  u  ,  nein  bei'm  . .  . ,  ♦  welsh  mn  die  Verstärkung,  was  mehr 
ist,  verstärkt  die  Negation;  f^ä  t6v,  fiu  ri'jv  ist  bekannt. 

val,  vij  lat.  nae,  w.  na  nein,  val  /xd  xödt  axijnTgov  II.  I.  SSI-. 
Das  griechische  Wort  verneint  nur  in  Zusammensetzungen  z.  B. 
t'TiXr,Tijg  unsträflich.  Beim  Notker  67,  18  zui  ne  sulna  „warum  sollen 
sie  nicht,  findet  sich  ne  als  Grundform  von  ?iciH;  das  aus  ?ie  ein, 
nicht  ein,  kein,  entstanden  ist. 

TT/,/]}',  ausser,  w.  hlaen  die  Grenze,  zunächst  das  Aeusserste, 
auch  die  Spitze,  blaenav  zuerst,  u.  s.  w.  Daher  hleiniad  der  Füh- 
rer, der  an  der  Spitze  ist,  bleinied  führen,  leiten  und  das  griech. 
nhtvuM  irre  führen,  verleiten,  -nläviiq  irrend,  nlävoi;  der  Gaukler, 
Landstreicher  verhalten  sich  zum  Stamme  blein,  wie  schlecht  zu 
schlicht.  Wie  lange  musste  schon  der  Zusammenhang  verloren 
gewesen  sein,  wenn  ttAm^w  Od.  1.  75,  u.  II.  an  verschiedenen  Stel- 
len in  so  früher  Zeit  verirren^  jemanden  in  die  Iire  führen,  be- 
deuten konnte.  Ein  7T).ari'iTtg,  Planet,  der  nach  festen  Gesetzen 
sich  bewegt,  ist  also  keineswegs  ein  Irrstem,  sondern,  wie  sich 
das  durch  die  ältesten  Geschichten  durchzieht  und  selbst  in  un- 
sern  Kalendern  als  ehrwürdiges  Ueberbleibsel  des  Alterthums 
erhalten  wird,    ein   herrschender,  leitender  Stern. 

Im  hohen  Alterthum  glaubte  man ,  dass  die  Planeten  auf  ge- 
wisse Götterbilder  Einfluss  hätten,  dass  diese  darum  von  Dämo- 
nen bewohnt  seien,  eine  Ansicht,  welche  ebenso  sehr  der- 
gleichen Bildwerke  den  Alten  heilig,  als  den  Christen  zum  Ge- 
genstande der  Zerstörung  machte.  Welche  Mühe  gab  sich  Plo- 
tinus  und  Favorinus  (^Aul.  Gell.  XIV.  l.J,  um  dem  Aberglauben  zu 
begegnen,  den  die  Astrologie  der  Chaldäer  verbreitete.  Von  dem 
Sternen-  und  Planetendienst  in  den  idäischen  und  samothrakischen 
Religionen  und  der  Bedeutung  der  7  Sterne  im  christlichen  Kultus 
will  ich  nicht  reden,  da  ich  von  meinem  Gegenstande  schon  so 
weit  abirrte. 

^vv,  avv,  lat.  cum,  welsh  cyn  mit. 

Gleich  wichtig  sind  die  welshen  Fürwörter;  mi  heisst  ich,  ti 


—     24     - 

du,  e?'  er,  und  */  sie,  ni  wir,  chwi  ihr,  hwy  sie.  Ferner  mau  mein, 
tau,  dein,  ^^■  sein,  ebi  unser,  eich  euer,  e?/  ihr. 

Die  obliquen  Kasus  von  tyL^v  und  ego,  nämlich  (di&fv,  ifiio 
fiov,  fj-ilv,  fjxol ,  pol,  tue,  ys,  7nei,  mihi,  me  stehen  in  nächster  Ver- 
bindung mit  dem  W.  vii,  welches  keine  Veränderung  erleidet,  son- 
dern sich  als  Affix  oder  Suffix  mit  den  Präpositionen  verbin- 
det, so  auf  ganz  einfache  naturgemässe  Weise  die  Verhältnisse 
ausdrückt  und  oben  so  einfach  als  Suffix  die  Endung ,  somit  die 
Konjugation  des  Zeitwortes  in  einem  wesentlichen  Punkte  bil- 
det. Das  A\elshc  mi  kann  also  nicht  wohl  vom  Griechischen 
und  Lateinischen  abstanmien ,  wie  das  zuweilen  behauptet  wird. 
Das  welshe  tni  verdoppelt  sich  auch,  Avie  das  lat.  sese,  und  nimmt 
zur  Verstärkung  die  Silbe  au  an,  also  minnau  wie  memel,  aber  es 
geschieht  dies  bei  allen  Personal-Pronominen.  Ihre  nähere  Verglei- 
chung  übergehe  ich,  als  zu  Aveit  führend,  und  bemerke  nur  noch, 
dass  ihre  Formen  im  AVelsh  mit  dem  Sanskrit,  Russischen  und 
Gothischen  wunderbar  übereinstimmen.  Dasselbe  ist  der  Fall  mit 
dem  Possessivum  mau,  griech.  i^ioi,  lat.  meus,  deutsch,  mein,  ahd. 
mi,  goth.  meins,  eng.,  schw.,    dän.  min  u.  s.  av. 

All  und  ein  sind  im  Welsh  die  Zeichen  des  Besitzes  von  Je- 
mand, also  ^nau,  das  Eigenthum  von  mir,  ein  {^ei-n'i)  das  Eigen- 
thum  von  uns.  und  auf  das  Deutsche  angewendet  m-ein,  Eig. 
von  mir,  d-ein,  Eig.  von  dir,  s-ein,  Eig.  von  ihm  u.  s-  w.  So 
tief  dringt  das  keltische  Wesen  mit  seinem  Pronomen  in  das 
Deutsche  ein,  dass  das  Für\Aoit  als  Praefix  zu  einem  Begrifls- 
worte  tritt,  um  den  Besitz  auszudrücken. 

Für  den  Zusammenhang  der  Sprachen  un-l  Völker  sind  gerade 
die  Fürwörter  diejenigen ,  welche  den  klarsten  Nachweis  liefern 
müssen,  weil  der  Mensch  bei  den  Wanderungen  nie  die  Beziehun- 
gen zu  sich  und  den  Seinigen  verliert,  die  ihn  umgeben  und  die- 
selben bleiben,  wenn  auch  sonst  Alles  anders  w'xrA. 

Sollte  nach  dem ,  was  bisher  angedeutet  wurde ,  noch  ein 
Zweifel  darüber  bestehen ,  ob  die  keltische  Sprache  von  der  grie- 
chischen, lateinischen  und  deutschen  dasjenige  entlehnt  habe,  AA^as 
ihr  mit  ihnen  gemeinschaftlich  ist,  oder  ob  eher  das  umgekehrte 
Verhältniss  anzunehmen  sei,  so  A^ird  ihn  die  unten  folgende  Un- 
tersuchung der  griechischen  Wurzelwörter  mit  dem  Anfangsbuch- 
staben «  beseitigen,   den  nahen  Zusammenhang  darthun,  in  Avel- 


->    25     — 

chem  die  angeführten  drei  Sprachen  mit  der  der  Kelten  stehen 
und  zunächst  die  Abhängigkeit  der  griechischen  Sprache  von  der- 
selben nachweisen. 

Meine  Untersuchungen  haben  ergeben,  dass  eine  sehr  beträcht- 
liche Anzahl  von  Wurzelwörtern  für  die  griechische,  lateinische 
und  deutsche  Sprache  mit  reichen  Ableitungen  sioli  im  Keltischen 
finden,  stets  mit  dem  Karakter,  welchen  eine  alte,  den  frühern 
Epochen  des  Menschengeschlechts  angehörige  Sprache  haben  muss ; 
sie  sind  nämlich  einfach ,  bestehen  meistens  aus  einem  Vokale 
oder  Diphthonge  mit  oder  ohne  einen  Konsonanten,  in  der  sinn- 
lichen, irgend  einer  Naturanschauung  angehörigen  Bedeutung,  mag 
sie  nun  eine  Handlung,  einen  Gegenstand,  oder  eine  Eigenschaft 
derselben  bezeichnen.  Das  längste  rein  keltische  Wort  lässt  sich 
in  solche  AVurzeln  zerlegen.  Die  dabei  geltenden  Gesetze  der 
Buchstabenveränderung,  auf  welcher  vorzugsweise  die  ganze  S^n- 
tax  der  welshen  Sprache,  ihre  Deklinationen  und  Konjugationen, 
beruhen,  gestatten  dem  Forscher  die  Phantasien  nicht,  welche 
das  Etymologisiren  in  andern  Sprachen ,  zumal  den  antiken ,  so 
oft  verdächtigt  haben.  In  der  griechischen ,  m  egen  ihrer  Bildung 
so  hochgerühmten  Sprache,  finden  sich  im  Buchstaben  « ,  wenn 
man  die  Namen  von  Pflanzen  und  Thieren  nicht  zählt,  etwa  150 
Wurzelwörter  mit  mehr  oder  minder  reicher  Ableitung,  davon 
sind  einsilbig  nur  «t  ach,  Mt|  die  Ziege,  (ilg  das  Salz,  mVjc  das 
Lamm,  uv  wieder  und  «w  wehen;  diei  haben  gehäufte  Konso- 
nanten, alle  übrigen  sind  zwei-  und  dreisilbig,  dabei  viele  mit 
gehäuften  Konsonanten.  Die  lateinische  Sprache  hat  im  gleichen 
Buchstaben  etwa  100  Wurzel  Wörter  mit  sehr  geringen  Ableitun- 
gen ;  unter  ihnen  sind  aes  und  ars  einsilbig,  wenn  man  nicht  auch 
(tfs  wegen  der  Kontraktion  im  Nominativ  und  des  abstracten  Sin- 
nes ausschliessen  will.  Ueber  das  Deutsche  werde  ich  mich  spä- 
ter aussprechen,  wo  ich  das  zwischen  ihm  und  dem  Keltischen 
bestehende  Verhältniss  oder  ihren  Zusammenhang  behandeln  werde- 

In  welchem  Gegensatz  stehen  nun  die  klassischen  Sprachen 
zum  Keltischen,  das  durchweg  seine  Wörter  auf  einfache  Wur- 
zeln zurückführt,  in  denen  ein  zusammengesetzter  Konsonant  kaum 
vorkömmt!  Seine  Unabhängigkeit  und  Priorität  im  Alter  sind  durch 
diese  Erscheinung  allein  schon  gewährleistet.  Ausserdem  ist  das 
Keltische,  zunächst  das  Welsh  ,  durch  manche  Eigenthümlichkeit 
vom  Griechischen  geschieden;  es  spricht  nicht  bloss  die  Buchsta- 


—     26     — 

ben  c,  t,  p  und  r  mit  einem  Aspiraten  aus ,  wie  das  der  Grieche 
mit  den  nöthigen  Einschränkungen  thut,  sondern  auch  d,  /;  das 
Irische  aspirirt  die  Buchstaben  ö,  c,  d,  f,  ff,  fti,  p,  s  und  t,  aber 
keinen  Vokal,  während  das  Welsh  in  vielen  Worten  den  Anfangs- 
vokal mit  //  verbindet,  oder  mit  If ,  gu  ausspricht,  die  sich  im 
Griechischen  in  den  spirit.  asper  und   lenis   abgeschliffen   haben. 

Weitere  Unterscliiede  sind,  doss  die  keltische  Sprache,  resp. 
das  Welsh,  Doppelkonsonanten  nur  in  Wortkompositionen  hat,  sonst, 
durch  Assimilirimg  zu  heben  oder  unmerklich  zu  machen  sucht 
und  Avo  es  sich  nicht  vermeiden  lässt,  einen  Düppelkonsonanten  durch 
das  euphonische  y  mildert,  indess  im  Griechischen  und  Lateini- 
schen, in  letzterem  weniger,  gehäufte  Konsonanten  oft  getrof- 
fen werden.  Das  Welsh  kennt  kein  hd,  wie  die  griechische  Sprache, 
spricht  das  g  oder  //  im  Anfange  der  Worte,  das  Gr.  in  der  Mitte 
derselben  nasal)  es  kennt  kein  dm  oder  du,  kein  es,  gs  oder  x, 
verbindet /"nur  mit  /  und;*^  indess  (jp,  vor  ^,  ^.  (j  erscheint;  sein  /  ist 
stets  gehaucht  wie  1%  oder  ;'i,  m  nie  mit /^  verbunden;  %  erscheint 
nicht  im  Anfange,  überhaupt  selten;  sb,  sg,  sl,  sm,  su,  sp,  st  nur 
nach  y;  ps  kömmt  nicht  vor.  Die  Deklination  des  Welsh  hält  den 
Anfangskonsonanten  stets  unverändert,  verändert  dagegen  die  Vo- 
kale und  Diphonge  in  der  Mitte  und  hängt  Buchstaben  und  Silben 
dem  Worte  an;  e  geht  dabei  in  g,  iig/i,  eh;  p  in  /y,  ?n/i,  ph,  t  in 
d,  th]  b  \vi  f,  m,  V ;  d  in  dh  oder  dd  und  w,  g  in  ic^  ng ;  //in/; 
m  in  /*;  rh  in  ;•  über.  In  dem  Wechsel  der  Vokale  und  Diph- 
thonge zeigt  sich  eine  grosse  Feinheit  und  Fülle.  Die  griechische 
Sprache  dagegen  vollzieht  ihre  Deklination  bloss  durch  angehängte 
Silben ,  ebenso  die  lateinische  und  deutsche  ,  welche  letztere  je- 
doch in  dem  Umlaut  sich  dem  Welsh  nähert.  Im  verbum  dagegen 
Avechseln  das  Griechische  wie  das  Deutsche  entschieden  die  Vo- 
kale ,  um  das  Zeitverhältniss  auszudrücken  und  zwar  vorzugsweise 
in  den  altern  Zeitformen;  aber  beide  Sprachen  sind  wieder  im 
Nachtheil  vor  Allem  darin,  dass  das  Welsh  ganz  klar  die  Per- 
sonen des  Zeitwortes  durch  angehängte  Pronomina  bezeich- 
net, indess  sie  bei  den  andern  in  dieser  Hinsicht  ihr  Ge- 
präge verloren  haben  und  dem  Scharfsinne  unserer  grossen 
Gelehrten  oft  nur  noch  matte  Spuren  für  ihre  Untersuchungen  und 
Schlüsse  darboten.  Das  Welsh  ist  hiernach  im  doppelten  Vortheile 
der  Unabhängigkeit  und  des  höhern  Alters  gegen  die  drei  andern. 

Ich  schliesse  diese  kurze  Betrachtung,    da  eine  Vergleichung 


—     27     — 

der  Sprachen  jetzt  nicht  in  meiner  Absicht  liegt,  dieselbe  ausser- 
dem vollkommen  genügt,  die  Ansicht  zurückzuweisen,  griechische, 
lateinische  und  deutsche  Worte  müssten  nothwendig  in  das  Kel- 
tische auf,  Gott  weiss,  was  für  einem  Wege  verschleppt  wor- 
den sein. 

Vielfach  hat  das  Keltische  an  seine  Bedeutung  für  die  übri- 
gen drei  Sprachen  erinnert,  allein  man  liess  gegen  alle  Erfahrung 
in  Ländern  ohne  Landstrassen,  Handel  und  geistigen  Verkehr  das 
Griechische  von  Massilia  aus  gegen  Norden  und  Nordosten  vor- 
dringen, oder  den  Odysseus,  welchen  die  Götter  für  ein  fühlend 
Herz  ohnediess  zu  lange  von  Hause  entfernt  hielten ,  auch  noch 
einmal  eine  Rheinreise  machen ,  um  die  Möglichkeit  in  Aussicht 
zu  stellen,  dass  der  Zusammenhang  der  klassischen  Sprachen  des 
Alterthums  im  Süden  mit  dem  Germanischen  im  Norden  so  etwa 
aufgehellt  werden  könnte,  statt  in  einfacher  Weise  ihn  in  dem 
Einflüsse  zu  suchen,  den  das  Keltische  als  muthmasslich  älteste 
europäische  Sprache  auf  das  Idiom  der  neuen  Abkömmlinge  von 
Asien  her  hätte  äussern  dürfen*). 


*)  Mau  hal  sich  bei  der  Verbreitung  des  firicchischeii  in  keltischen  Lan- 
den zuweilen  auch  auf  die  Angabe  Cäsars  bezogen,  de  bell.  galt.  VI.  li. 
Neque  fas  esse  existimanl,  ea  lilleris  mandaic,  quum  in  reliquis  fere  rebus, 
publicis  privaüsque  ralionibus ,  Graecis  vluntur  lUteris. 

Hier  lässt  sich  nur  zweierlei  als  nuigiich  denken,  entweder  war 
Alles  in  griechischer  Sprache  abgel'asst.  oder  es  dienten  die  griechischen 
Buchstaben  bloss  zum  Ersatz  der  keltischen ,  und  der  Inhalt  der  Sclirilt 
war  in  keltischer  Sprache  dargestellt. 

Nehmen  wir  das  erste  an,  daiui  widersj(richt  dem.  dass  Cäsar  seinem 
Legaten  Cicero  im  Lande  der  Nervier  einen  griechischen  Brief  schreib!, 
um  sicher  zu  sein,  dass  die  Feinde  seine  Anschläge  nicht  erliihreu.  Ebenso, 
dass  er  bei  einer  Unterrednng  mit  dem  Üivitiacus  ,  einem  Druiden,  sich 
eines  Dollmetschers  bedient,  der  uiuiöthig  war.  wenn  die  Druiden  Gric- 
cliisch  verstanden.  Bell.  GaU.  f.  ///.  Cic  de  divinat.  I.  i9.  Es  bleibt  dar- 
nach  nichts  übrig,  als  die  zwei((;  Annahme:  allein  anch  diese  ist  nicht 
stichhaltig.  Wer  das  Weish  oder  den  irischen  Dialekt  kennt,  der  weiss, 
dass  er  sich  eben  so  wenig  mit  griechischen  Buchstaben  geben  lässt,  als 
es  dem  Rhabanns  iMaurus  und  Oll'ried  möglich  war,  das  Deutsche  mit  la- 
teinischen Buchstaben  zu  schreiben.  An  die  Noth  ,  welche  diese  hatten, 
erinnert  noch  unser  ph  und  y. 

Cäsar  wurde  zu  seiner  Mittheilung  durch  die  Form  der  keltischen  Buch- 
staben veranlasst;    die  ältesten   keltischen  Schrif'tzeichen ,   welche  ich   auf- 


-     28     — 

Oertliche  Verbreitung. 

James  Cowles  Prichard  hat  in  seinem ,  trotz  der  mancherlei 
Ausstellungen,  \\  eiche  man  machte,  guten  I3uche  j^the  eastern  ori- 
gifi  of  tlie  Celfic  Nalions  ^  proved  by  a  comparison  of  their 
dialecls  with  t/ip  Sa/iscrU,  Greck ,  Latin  and  Tentonic  hingua- 
yes,  London  1831.'^  den  Zusammenhang  der  Kelten  mit  dem 
Osten  nachgewiesen.  Ebenso  Adolf  Pictet  ^,de  Vafßnite  des  lan- 
gues  Celliques  arcc  le  Sanskrit.  Paris  J8:i7.^  Dann  Bopp  „die 
keltischen  Sprachen  in  ihrem  VerhiUtnisse  zum  Sanskrit,  Griechi- 
schen, Lateinischen,  Germanischen,  Lithauischen  und  Slavischen. 
Berlin  1839."  Ich  kenne  diese  beiden  letztern  Werke  nicht,  und 
komme  auf  diese  Frage  nur  zurück,  um  einige  Bemerkungen  und 
Beweise  denen  von  Cowles  Prichard  beizufügen. 

Wenn  Völker  auf  A\'eiten  Wanderungen  von  der  Heimath  sich 
entfernen  und  auf  unbekannte  Thiere  und  Bäume  stossen  oder 
Oertlichkeiten linden,  welche  an  das  Vaterland  erinnern,  dann  neh- 
men sie  zu  ihrer  Bezeichnung  die  Namen,  welche  ihnen  die  Aehn- 
lichkeit  mit  bekannten  an  die  Hand  gibt. 

Auf  den  Alpenländern  von  Mitteleuropa,  besonders  an  den 
südlichen  Abdachungen  des  Kaukasus  und  in  dem  ganzen  asiati- 
schen Alpengebiete  bis  zum  Mittelmeere  hin  ist  die  Jimiperus  Subina 
Linnei  heimisch.  Sie  hat  sich  von  da  nach  Norden  und  Nordosten 
verbreitet  und  heisst  beim  Plin.  XXIV.  11.  herba  Sabina ,  nach 
ihm  und  Dioscorides  1.  lO'p  im  Griechischen  ßi)ü&v.  Beim  Theo- 
phrast.  kommt  der  Name  nicht  vor  ;  dän.  heisst  sie  seveboni,  engl 
savin,  franz.  sabine,  holl.  sevenboom  oder  Savelboom,  russ.  artsch^ 
deutsch  Sadebaum^  Sevebaam^  Sagebawn.,  Siebenbamn,  Nicandri 
Theriaca  et  Alexipharmaca  nennen  die  Wachholderbeere  Hti/jv- 
{^)ii  und  den  Baum  llnx^vOoi;.  Die  Kelten  legten  diesen  Namen 
der  Tanne  bei;  sie  lieisst  cornisch  %aban ,  veraltet  sitniydh^  arm. 
sapin  und  w.  fynnidvydli  von  fyniaw  erzeugen,  herausbringen 
und  fwnt  das  Herausbringen  u.  s.  w. 


finilcii  konnte,  Jiaben  eine  grosse  Achnlichkcit  iiiit  der  hetrurischen.  i)li()- 
nizischen  und  der  Runenschrift.  Beiläulii;  sei  hier  bemerkt,  d;iss  die  kleine 
Inschrift,  welche  sich  in  dem  berühiiiteii  Grabhügel  zu  Grave-Creek,  uii. 
ter  Whceliiig  nicht  weit  vom  Ohio  in  Nordamerika,  fand,  vuu  Jomard 
mit  afrikanischen  Schriften,  und  von  Rafn  mit  Runen  zusanunengesteJIt 
wurde,  eine  auffallende  Aehnlichkeit  und  theilweise  Uebereinstimmuiig  mit 
dem  mir  bekannten   ältesten  keltischen  Alphabete  hat. 


—     29     — 

Die  Worte  %aban  und  Sodelbauni  Sabina^  Sevenboom,  ferner 
Sibuydh  nebst  Seven-Siebenbcmiii  zeigen  den  Zusammenhang  der 
betreffenden  Völker  und  die  Wanderung  von  Süden  nach  Norden 
klar  nach;  das  russische  arisch  und  griechische  axtv&oi;  gehören 
gleichfalls  zu  einander,  und  das  \v.  fjjnnlduyilh  bestätigt  die 
Ansicht  des  Plinius  von  ihrer  Heilkraft  als  weitverbreitet  „parlus 
emortnos  apposila  exlrahU-^ ;  noch  jetzt  sucht  man  durch  einen 
Trank  von  der  Sabina  den  aborliis  zu  be\Airkcn.  Die  Druiden 
hielten  sie  für  eine  Art  Universalmittel  und  ihren  Rauch  heilsam 
gegen  Augenleiden.  Sic  mindert,  vertheilt  und  reinigt  die  Ge- 
schwüre und  Abscesse,  wenn  sie  auf  dieselben  gestrichen  wird, 
Plin,  XXIV.  11.  Nun  heisst  bradw  vertheilend,  vermindernd,  auf- 
brechend, lösend  und  brat/iu  stechen,  beissen;  beides  Wirkungen 
der  Sabina;  es  ergibt  sich  hieraus,  Avarum  sie  auch  ßgü&v  hiess, 
sowie  dass  auch  dieses  Wort  mit  o/liii{;  und  Iktoo?  der  keltisch- 
griechischen Arzneikunde  angehört.  Die  Mistel,  olliag^  Mar  den 
Thrakiern  und  Phrj  giern  eine  heilige  Pilanzo ;  Thraker  und  Kelten 
hatten  ausserdem  auch  den  Dienst  der  Demeter  und  Kabiren  ge- 
mein, glaubten  an  Dämonen,  welche  zwischen  den  Göttern  und 
Menschen  ständen,  an  Vogelllug  und  Sterndeutung,  brachten  den 
Göttern  Menschenopfer  und  glaubten  an  die  Fortdauer  der  Seele 
in  einem  bessern  Leben.  Bei  den  meisten  dieser  Punkte  lässt  sich 
wieder  für  Griechenland  anknüpfen. 

Der  Affe  heisst  im  Lat.  sinda,  schw.  apa^  dän.  abe ^  böhm. 
opice,  welsh  simac,  ab^  Qpa,  Uib,  Hand.,  dynu'?eadiv)\,  Com.  sbn., 
arm.  niarmus .,  ir.  «/;«.,  sanskr.  kaj)is  mit  hartem  Kehlton,  griech. 
xrißo? ,  lat.  auch  cepluis.,  arab.  abrama.  Untersucht  man  diese 
Worte,  so  ist  simac  abgeleitet  von  sini  leicht,  flüchtig,  beweg- 
lich und  diese  Bedeutung  ist  im  lat.  simia ,  ebenso  in  epa,  ab 
festgehalten  ,  denn  ab  heisst  di.e  Schnelligkeit  in  der  Bewegung, 
und  der  AlTe  ist  das  Bild  einer  solchen  Beweglichkeit;  auch  ka- 
pis,  xrißog  und  ceplnis  enthalten  dieselbe  Vorstellung,  denn  im 
Sanskrit  bedeutet  kap  und  ab  sich  bewegen;  in  Uib  ist  das  Bieg- 
same ,  Geschmeidige  ausgedrückt.  Insofern  der  Aife  nachahmt, 
nennt  ihn  das  Welsh dynureadtvr  von  dymv  nachahmen.  Aus  dem 
Vorliegenden  geht  auch  die  Bedeutung  des  deutschen  Wortes  „Alfe", 
alhd.  apo  hervor.  Alle  weisen  auf  Asien  hin;  denn  in  Europa  ist 
der  Affe,  welcher  nur  dem  heissen  Klima  angehört,  nicht  heimisch. 
In  den  Felsen  von  Gibraltar  leben  einige  Affen  wild,  sie  scheinen 


—     30     — 

aller  von  Afrika  herübergekommen.  Die  frühem  Wohnsitze  der 
Kelten  sind  also  auch  hiernach  in  Asien  zu  suchen.  Im  Griechi- 
schen findet  sich  das  welshe  Stammwort  in  einer  sekundären  Be- 
deutung wieder  in  ai^wg  mit  eingedrückter  Nase,  «»«a/uo?  unge- 
staltet und  in   resimifs ,    Affeiniase. 

Das  armorische  marinus  erhielt  sich  in  den  Alpen  und  in 
Frankreich  in  marmoUe^  dem  Namen  eines  Vierfüsslers  aus  dem 
Geschlechte  der  Nagethiere,  und  bezeichnet  somit  spätere  Wohn- 
sitze und  Wanderung  der  Kelten.  Aus  dem  Französischen  kann 
marmus  sich  in  das  Armonische  nicht  eingeschlichen  haben;  denn 
dort  hat  singe  ofienbar  aus  der  keltischen  oder  der  Sanskritwurzel 
die  Bedeutung  Affe,  Avelche  dem  marninfte  nie  beigelegt  ist.  Die 
Marmotten  werden  zum  Tanzen  abgerichtet,  wie  die  Affen. 

In  Indien,  Aegypten  und  wahrscheinlich  auch  an  der  Nordküste 
von  Afrika  \\SiV  der  Affenkult  sehr  verbreitet.  Hervorzuheben  ist  die 
Bedeutung  des  Cynoscephalus  für  Aegypten,  wo  er  Hieroglyplic 
des  Mondes,  des  Schreibens,  Priesterstandes  und  der  Welt  war. 
Inwiefern  das  arabische  ubraina  mit  dem  indischen  Rama  in  Ver- 
bindung gebracht  A^ erden  kann,  muss  ich  Andern  zur  Prüfung 
überlassen. 

Die  Pelasger  und  Hellenen  werden  unter  den  Urbewohnern 
Griechenlands  stets  zuvörderst  genannt.  Nach  der  bisherigen  An- 
sicht wurden  sie  von  der  Kleinasiatischen  Küste  über  einige  In- 
seln, Thrakien  und  Thessalien  nach  Griechenland  gedrängt,  wo 
sie  nach  der  Ueberlieferung  einiger  Schriftsteller  sich  im  gebir- 
gigen Peloponnes  festsetzten,  ein  Nomadenleben  ohne  politischen 
Zusammenhang  führten  und  später  im  Innern  von  Arkadien  und  an 
dem  korinthischen  Meerbusen  Staaten  gründeten,  Ackerbau  und 
Viehzucht  trieben,  das  Land  entwässerten,  die  sogenannten  ky- 
klopischcn  Mauern  errichteten,  den  Oelbaum  kultivirten,  die  un- 
terirdischen Dome  zu  Orchomcnos  und  IMykone  erbauten  und  eine 
reinere  Idee  von  der  Gottheit  hatten,  als  die  Griechen  in  späterer 
Zeit.  Hier  sind  offenbar  verschiedene  Nachrichten  zusammenge- 
fallen; denn  Nomaden  ohne  politischen  Zusammenhang,  in  einem 
Lande,  dessen  Gebirge  und  Sümpfe  sie  nach  Aussen  schützten, 
aber  auch  um  die  Bildung  brachten,  welche  der  Verkehr  gibt, 
konnten  zu  solcher  Reife  in  den  Kunstfertigkeiten  und  demAcker- 
bau  u.  s.  f.  so  schnell  nicht  gelangen.  Sie  gründeten  die  Städte 
Arg  OS  und  Sikyon,  um  den  Schutz  gesicherter  Wohnungen  zu 


—     31     — 

haben.  Für  diese  Namen  gibt  das  Welsh  eine  Erklärung,  welche 
für  Zeit  und  Umstände  wohl  passt:  argae  bedeutet  die  Im- 
schliessung,  Umzäunung,  Verthoidigung,  Sicherheit,  argau  um- 
schliessen,  umzäunen,  einsperren,  argaw  das  Befestigen,  argel 
ein  abgesonderter  Platz,  Zufluchtsort,  argeldni  sich  vertheidigen, 
arglaicz  das  Eindämmen  und  mehrere  andere.  Im  Zwecke  und 
der  Art  der  Umschliessung  der  einzelnen  Städte  mag  der  Grund 
zu  suchen  sein,  dass  auch  in  Thrakien  ein  Argos,  das  pelasgische, 
sich  befand;  dass  es  ausser  dem  Eingangs  behandelten  Argos  Hip- 
pium  in  Argolis  auch  noch  eines  in  Akarnanien  und  eines  inApu- 
lien  gab. 

Aehnliches  bietet  auch  die  spätere  Geschichte  der  Römer.  Als 
sie  dem  Ausflusse  des  Main  gegenüber  sich  festsetzten,  da  muss- 
ten  sie  schon  eine  Ansiedelung  und  ihren  Namen  vorgefunden  ha- 
ben ,  sonst  hätten  sie ,  wie  in  den  übrigen  Fällen  ihrer  Schöpfung 
eine  lateinische  Benennung  gegeben;  allein  sie  nannten  dieselbe 
Magontiacum,  ein  Wort,  das  nur  in  der  Endung  den  Römern  an- 
gehört; tuäc  ist  welsh  mit  der  Bedeutung  Sicherheit ,  Schutz, 
macdaith  der  Damm  u.  s.  a\.  Dass  in  Mainz  Kelten  hausten, 
beweisen  die  vielen  goldnen  und  silbernen  keltischen  Münzen, 
welche  in  der  Umgegend  gefunden  A>erdcn.  Ob  hier  eine  Münz- 
stätte gewesen,  ist  noch  nicht  ermittelt.  Mag  kömmt  noch  oft 
vor;  in  dem  Theile  von  Grossphrygien ,  welchen  die  Kelten  ein- 
nahmen, heisst  der  Berg  Magaba,  wo  Manlius  die  Galatter  be- 
siegte, Magetobria  die  Stadt,  wo  Ariovist  die  Gallier  schlug^ 
Caes.  bell.  gal.  I.  31.  Ausserdem  gab  es  ein  Magdolus  in  Aegyp- 
ten  ,  Magnata  in  Irland ,  die  regio  Magistrica  im  Lande  der  Tau- 
risker,  Noviomagum,  Noviodunum  in  Belgien,  Remagen  u.  andere. 
In  Palaestina  kennt  man  ein  Magdala  am  See  Genezareth,  ein 
Mageddo  und  Mageth. 

Ich  könnte  aus  meinen  Untersuchungen  über  neuere  Ortsnamen 
in  dem  Gebiete  einer  erwiesen  keltischen  Bevölkerung  mehrere 
Namen  anführen,  Avelchc  die  Warte,  die  Spähe  bedeuten,  die  zur 
Sicherheit  wie  in  Deutschland  gewiss  auch  in  Griechenland  nöthig 
waren.  Im  Welsh  heisst  arganu  so  viel  als  entdecken,  auf- 
spüren, ausspähen,  von  argmi .  Licht  auf  Etwas  werfen.  Es  ist 
nun  leicht  einzusehen,  warum  die  Fabel  dem  Argus,  welcher  die 
Tochter  des  ersten  Königs  der  Argiver,  Innachos ,  nämlich  die 
Ino,  oder  vielleicht  richtiger  die  von  ihm  gegründete  Stadt  bewa- 


—     32     — 

chen  sollte,  100  Augen  gab.  Gelegentlich  erinnere  ich  an  das  lat. «;- 
canum^  aiceo^ arx.  Die  Stadt  heisst  corn. dma%^ ir. (Hau und duanach. 

Die  zweite  Stadt,  welche  diese  Pelasger  gründeten,  warSi- 
kyon.  Nach  dem  Welsh  bedeutet  sicion  schroff,  steil,  a])schüs- 
sig,  siciaw  steil  machen ^  ebenso  sicioni,  siciawl  steil,  siciad  ein 
schroffer  Abhang. 

Auch  Mykene  wird  genannt;  inic  ist  im  w.  die  Spitze,  ähn- 
lich vielleicht,  wie  wir  sagen,  die  Pike  und  der  Pic  von  Teneriffa, 
also  Bergspitze.  Dass  auch  hier  die  Grundidee  die  des  gewähr- 
ten Schutzes  ist,  ergibt  sich  aus  migen  der  Sumpl",  ein  Wort, 
welches  sich  sonst  mit  mic  nicht  vereinigen  Hesse. 

Pausanias  führt  II.  16.  3  den  Namen  Mykene  auf  //ivxjjc,  einen 
Erdschwamm,  oder  nvy.ric.  den  Degenscheidendeckel  zurück.  Wil- 
Uam  Gell.  Jtinerary  of  Graec.  Argalis  Land.  iSlO,  welcher 
einen  interessanten  Bericht  über  das  Löwenthor  von  Mykene  gibt, 
leitet  ihn  von  //i'/o^,-  der  Winkel,  die  Ecke,  ab  und  bezieht  sich 
auf  Odys.  III.  263. 

u6    ivxjjXog  ^vxiä   A^yfoi;  InnoßoToio 

noX).    jJyafifjiivorfrjv   uXoxov   Silyiox    tnisaaiv. 

Das  kann  doch  wohl  nur  im  Innern  von  Argos  heissen ,  nicht 
in  der  Thaischlucht  von  Argos,  da  ein  Gebirgsland  wie  jedes  an- 
dere nur  ein  Inneres,  aber  viele  Thalschluchten  hat.  Der  Werth 
der  Erklärung  des  Eust.  yöi,).ol  di  u  fivxög,  t6  jji]  eV  ax^oi  llslonov- 
vi'jaov  xuQ&ul  jfov  r«i,-  Mvxt'jvag,  tJu'  iv  ßu&ei^^  und  die  darauf  ge- 
stützte Etymologie  Gells  lassen  sich  hiernach  leicht  bemessen. 

Auch  in  Troezene  liegt  der  gleiche  Grundbegriff ;  denn  Irez 
ist  die  Spitze,  Höhe,  in  moralischer  Beziehung  Trotz. 

Orchomenos,  gleichfalls  von  Pelasgern  gegründet  und  der 
Schauplatz  ihrer  Kunst,  erinnert  an  orc  dasAeusserste,  die  Grenze, 
der  Rand,  von  or  die  Grenze,  der  Rand,  die  Ecke. 

Diese  Andeutungen  Aveisen  wohl  darauf  hin,  wer  die  Pelas- 
ger in  ihren  ersten  Elementen  gewesen  sein  mochten,  und  werden 
durch  den  Namen  des  Volkes  noch  mehr  unterstützt;  denn  Pelasger 
ist  offenbar  ein  welsherName  von  pell  entfernt,  zurückgedrängt,  ;?^/- 
lac  weiter  entfernt,  ])elle%  die  Entfernung,  pellcm^  das  lat  pello  ver- 
drängen. Von  demselben  Stamme  kommt  ayxchpellenig nntSi pellenigwr 
der  Fremdling,  Ankömmling,  Wanderer;  der  aus  der  Ferne;  wenn 
man  dabei  festhält,  dass  in  den  keltischen  Dialekten  die  Ver- 
wandlung des  p  in  b,    ^,   ä,    ch   und  h  mit  vielen  Beispielen 


—     33     — 

nachgewiesen  werden  kann,  so  ist  der  Uebergang  zu  den  Helle- 
nen, einem  andern  pelasgischen  Stamme,  nicht  gewagt. 

Um  über  die  Möglichkeit  einer  solchen  Lautverschiebung  des 
/;  keinen  Zweifel  aufkommen  zu  lassen ,  führe  ich  an : 

T()inb),  lat.  verto ;  \4nsQvxw,  lat.  Averiinco  ^  Februarms , 
w.  qwevraicr  von  ^wevre%^  f^wevrir ,  die  Strenge,  Härte  von 
^icav^  isl.  (jisot^  engl,  (ßist^  der  kühle  Wind.  Von  {werrir  scheint 
Febriiarius,  und  davon  februa^  die  Reinigungen  ,  abzuleiten  xu 
sein,  nicht  umgekehrt.  Statt  ('weirawu  spricht  man  Imecraii'r. 
Irl.  /?w,  selbst,  w.  hyn,  selbst;  tp^^w,  lat.  (jero,  vlifa^  lat.  ?iin(/o, 
w.  ßti,  alt,  ?i\  heu;  farina,  span.  harina^  bidit  und  bixit  auf 
Inschriften  statt  vidit,  vixit,  Venus.,  tu.  gicen^  weiss,  lieblicli, 
schön,  gwener,  wer  weiss,  schön  von  Gestalt  ist ;  die  Aphrodite, 
die  aus  dem  Schaum  Geborne,  erinnert  an  dieselbe  Grundidee,  und 
viele  andere  Worte  lassen  sich  für  die  Verwandlung  der  Labia- 
len in  die  Gutturalen  und  ihren  entsprechenden  Aspiraten  bei- 
bringen. 

Ganz  analog  mit  der  Bedeutung  der  Namen  Pelasger  und 
Hellenen  tritt  später  der  Name  Allemanncn  auf.  Ueber  die- 
sen Namen  ist  viel  verhandelt  worden.  Agathias  Qschol.  de  im- 
perio  et  rebus  gestis  Justin,  iniperat.  toni.  II.  pag.  13  im  coip. 
hist.  Byzanl.-Yenetiis  7.avarina\12*^),  ein  Zeitgenosse  dieses  Kai- 
sers, sagt  :      Ol    8f    Aluf^iüvoL ovyrjlidfg    ii'aiv    uv&qmtiov    vul 

fiiyüdig  xul  tovio  övvuTUi  uvToig  i]  incovvjAia.  In  gleicher  Weise  a 
posteriori  schliessend  gibt  Sinionde  de  Sisnwjidi  hist.  des  Vran- 
fais  toin.  7.  113  :  Le  nom  de  Francs  devait  rappeller.,  qiCils 
etaient  tous  libres.,  celui  des  AUemands.,  quHls  etaient  tous  des 
vrais  hommes  oü  des  heros^  eine  abentheuerlicho  Erklärung. 

Liest  man  im  Appian.  Alexand.  de  bello  ciinli  libr.  III,  -wie 
sich  üecinius  Brutus  nach  der  Ermordung  Caesars.,  trotz  seiner 
zehn  Legionen,  nur  mit  wenigem  Gefolge  durch  das  Land  der 
Ligurer  und  Salasser  flüchtete  ,  um  ungehindert  vom  J^hcine  nach 
Aquileia  und  dann  nach  Macedonien  zu  kommen,  seine  Kleidung 
mit  der  keltischen  vertauschte  und  keltisch  redete,  {^i]lXuU  dl  ji]v 
ia&i]Ta  ig  to  xtXTixuv,  iisiriaTUfievog  (tf^iu  y.al  xijv  cpaiviji',  xul  diBÖor/axE 
avv  inüvoig  o\a  itg  KÜTog  .  .  .)  SO  lernen  wir  die  Sitze  der  Kelten 
auf  diesem  ganzen  weiten  Striche  kennen.  Sie  drangen  auch  am 
Rheine  mit  den  Römern  auf  das  rechte  Ufer  vor,  und  Avurden 
später  durch  germanische  Schaaren,  welche  ihr  Zug  nach  Westen 

KeUische  Studien.  I.  9 


—     34     — 

führte,  aus  ihren  Besitzungen  vertrieben.  Sie  nannten  dieselben 
Fremde,  Wanderer,  die  aus  einer  andern  Gegend  kommen,  allinan, 
pl.  cllmyn^  und  dieser  Name  erhielt  sich  für  die  Germanen  im 
keltischen  Gallien  bis  auf  unsere  Tage  ,  ja  ein  Stamm  der  Ger- 
manen nahm  diesen  Namen  sogar  selbst  an. 

Auf  die  Verbreitung  der  Kelten  oder  ihre  frühe  Verbindung 
mit  andern  Völkern  im  gemeinsamen  Vaterlande  in  Asien  lässt  sich 
aus  den    Geschichtsbüchern   Iferodots  mancher  Schluss  ziehen. 

I.  194  erzählt  er  als  etwas  höchst  Wunderbares,  dass  die 
Schiffe,  welche  den  Fluss  herab  nach  Babylon  kämen,  von  run- 
der Gestalt  und  von  Leder  seien.  In  Armenien  würden  nändich 
die  Schiff'srippen  aus  Weiden  geschnitten  und  darum  und  darüber 
eine  Decke  von  Häuten  gespannt;  t«  nldla  aviolol  fon  .  .  .  xvxXo- 
TSQsa    Tiü.vxa.    axvciva  .   .   .     innuvovai.    rovioioi     diq)diQug     aif/ocoT^iSag 

Dieselbe  Erscheinung  fand  sich  im  Norden  Europa's  nach  den 
ältesten  historischen  Nachrichten;  ausserdem  haben  das  Schiff  \xnA 
die  Haut  eines  Thieres  einerlei  Bezeichnung.  So  heisst  das  Schiff" 
ir.  long  lonn^  die  Haut,  w.  tonn;  w.  ysgoren^  ysgorog,  arm. 
kreuch  lorg,  das  Schiff*,  Raubschiff,  w.  croen,  com.  koran^  arm. 
kroch,  ir.  kroikean.^  die  Haut.     Vergleiche  oben  cwr. 

I.  198.  Die  Babylonier  bestatten  ihre  Todten  in  Honig;  t«- 
</)al  bi  (jcfii.  iv  iiihTL.  Der  Honig  heisst  veraltet  ir.  tearc,  ileark 
oder  baine,  das  Begräbniss  feart,  oder  bedh,  der  Honig  kial- 
laighid^  das  Begräbniss  aUakad. 

H.  41.  Die  Aegypter  bestatten  die  Rinder  auf  folgende 
Weise :  .  .  .  Die  Stiere  graben  sie  überall  in  ihren  Vorstädten 
ein,  so  dass  ein  Hörn  oder  beide  zum  Zeichen  hervorstehen; 
wenn  sie  nun  verfault  sind,  oder  die  festgesetzte  Zeit  naht,  dann 
kommt  von  der  Insel  Prosopitis  ein  Floss  in  jede  Stadt;  woher 
aber  die  Flösse  kommen,  um  die  Stiergebeine  aufzuheben,  das 
ist  die  Stadt  mit  Namen  Atarbechis;  dort  steht  ein  Heiligthum  der 
Aphrodite  u.  s.  av. 

ovvoiia  TJ]  TioXt   AxÜQß-t]XiQ. 

Der  Stier  heisst  w.  tarw,  com.  taro.,  ann.  taro,  ir,  tarv^  tar- 
van,  lat.  tmiriis.^  gr.  ^avqoq,  Stier,  schw.  dar.,  dän,  tjur,  poln. 
tm\  ahd,  stior^  phön,  thor.,  hebr,  tur\  das  Begräbniss  corn.  und 
arm.  bedh^  sonach  Atarbechis  das  Stierbegräbniss  ;  nähme  man  tek., 


—    35     — 

der  Knochen,  in  die  Erklärung,  so  hiesse  Atarbechis  Stadt  der 
Stierknochen. 

IL  42.  Zeus  zeigte  sich  dem  Herakles  nach  langem  Bitten, 
indem  er  einen  Widder  abzog,  sich  in  die  Haut  hüllte  und  den 
Kopf  des  Widders  vorhielt ;  darum  machen  die  Aegypter  das  Bild 
des  Zeus  mit  einem  Widderkopfo.  „Die  Ammonicr  gaben  sich, 
wie  mir  scheint,  ihren  Namen  nach  der  Benennung  desselben,  denn 
die  Aegypter  hcissen  den  Zeus  Amun}'' 

Amuy  bedeutet  im  w.  sich  einhüllen,  amiiniaic  rings  zu- 
nähen, ttinuregysawl  rings  gürten,  airms  der  Hengst,  myn  ein 
junger  Bock. 

n.  43.  In  Betreff  des  Herakles  höre  ich,  dass  er  unter  den 
zwölf  Göttern  sei.  —  Dass  wenigstens  die  Aegypter  den  Namen 
„Herakles"  nicht  von  den  Hellenen,  sondern  vielmehr  diese  von 
jenen  bekommen  haben,  dafür  habe  ich  ausser  vielen  Beweisen 
auch  den,  dass  die  beiden  Eltern  unsers  Herakles,  Amphitryon  und 
Alkmene,  ursprünglich  von  Aegypten  abstammen. 

Im  Welsh  bezeichnet  man  mit  her  den  Stoss ,  Streit,  Kampf; 
herc  heisst  vorwärts  stossen,  herciannti  rasch  ausfallen,  ergreifen, 
hercyn  ein  rascher  Stoss,  hergawd  der  Stoss,  das  Eindringen,  An- 
greifen, hergod  ein  schwerfälliger  Körper,  heriaw  eine  drohende 
Bewegung  machen,  her'iawg  gehoben,  geschüttelt.  In  Herkules 
sind  also  die  Eigenschaften  des  Faustkämpfers  personifizirt. 

Dass  diese  Idee  in  dem  Namen  Hercules  vorherrschte,  beweisst 
auch  die  Sage ,  welche  Herodot  II.  45  anführt,  die  Aegypter  hät- 
ten ihn  nämlich,  als  er  nach  Aegypten  gekommen,  bekränzt  im 
Festzuge  hinausgeführt ,  um  ihn  dem  Zeus  zu  opfern ;  er  habe 
sich  ruhig  verhalten  ;  als  sie  ihn  jedoch  vor  dem  Altare  weihten, 
habe  er  sich  zur  Wehre  gesetzt  und  sie  insgcsammt  niedergemacht. 

II.  45.  Und  der  Bock,  wie  der  Pan,  heisst  auf  Aegyptisch 
mendes.     Im  W.  myn,  corn.  mynan^  ir.  minan^  arm.  gavr  Man. 

An  einer  Nilmündung  lag  Mendes^  wo  besonders  die  Ziegen- 
böcke heilig  verehrt  wurden.  Also  der  Name  war  dem  Pan,  dem 
Thiere  und  der  Stadt  gemeinsam.  Im  Delta  lag  die  Stadt  Thmuis, 
wo  sich  die  Frauen  öffentlich  mit  den  Böcken  vermischen  mussten. 
Aus  Pindar  und  Herodot  lässt  sich  der  Nachweis  liefern,  dass  die 
Religion  der  Aegypter  die  Veranlassung  zu  solchen  Verirrun- 
gen  gab. 

3* 


—     36     — 

Nach  HieroTiym.  adv.  Jovin.  6  ist  thmuis  ein  ägyptisches  Wort 
und  bedeutet  „Hock."  Nach  der  Vergleichung  mit  7rnjn  ist  daran 
wohl  nicht  zu  zweifeln.  Jahlonski  (Voce.  pag.  138.  Panth.  II.  c.  7^ 
fand  in  dem  Worte  Meiules  die  befruchtende  Kraft  der  Natur;  im 
Irischen  heisst  fruchtbar,  fett,  mealh. 

Ilieronymus  unterstützt  seine  Ansicht ,  dass  die  Stadt  Thmuis 
wegen  ihres  besondern  Thierdienstes  diesen  Namen  erhalten  habe, 
mit  Husiris,  Lyco,  Cyno  und  Leonto,  welche  gleichfalls  nach  Thieren 
benannt  wurden.  Dem  ist  theilweise  so:  denn  w.  hu  bedeutet  ein 
lebendes  Wesen ,  und  die  Kuh ,  daher  /5to?  und  bos.  In  Busiris 
wurden  nach  Herodot  II.  59  häufig  Festversammlungen  der  Isis 
zu  Ehren  gehalten,  m  eil  hier  das  höchste  Hciligthum  dieser  Göttin 
war.  Sie  galt  für  ein  Symbol. der  Natur,  für  die  Ernährerin  alles 
Lebenden.  Sie  lehrte  die  Menschen  den  Ackerbau  und  ihr  Ge- 
mahl Osiiis  den  Gebrauch  des  Getreides.  Darum  wurde  sie  in 
den  ältesten  Mythen  als  eine  weibliche  Gestalt  mit  Kuhhörnern, 
ja  sogar  mit  einem  Kuhkopfe  dargestellt.  Creuzer  erklärt  Busiris 
mit  Grab  des  Osiris  (Symb.  I.  355,  alt.  Ausg.}  und  führt  die  ver- 
schiedenen Deutungen  dieses  Namens  an. 

Lycopolis  erzählt  Diodor.  Siculus,  sei  nach  den  Wöl- 
fen so  benannt,  weil  diese  die  Aethiopier  bis  zur  Stadt  Elephan- 
tine  zurückgetrieben  hätten,  als  diese  einmal  in  das  ägyptische 
Gebiet  eingefallen  Mären.  Die  Wölfe  aber  seien  göttlich  verehrt 
worden. 

Im  Welsh  })edeutet  Ihn;  die  Lanze,  das  plötzliche  Schwingen, 
Schleudern  derselben,  alles,  was  eine  heftige  Bewegung  hat; 
llugiaw ,  werfen,  umwenden,  herumwerfen,  schlagen,  stürzen, 
forttreiben.  Lycopolis  erhielt  sonach  allerdings  seinen  Namen 
nach  einem  Siege,  welchen  die  Aegypter  über  die  Aethiopier, 
aber  nicht  mit  Hülfe  der  Wölfe,  sondern  mit  ihren  guten  Waf- 
fen davon  trugen. 

Cynopolis  war  dem  Anubis  geheiligt,  dem  Sohne  des  Osiris 
und  der  Nephthys ,  welche  eine  Schwester  des  Typhon  war.  Anu- 
bis hatte  die  Natur  eines  Hundes  und  einen  Hundskopf.  W.  ci, 
plur.  ciofi,  contrahirt  cwn  der  Hund,  gr.  xvmv,  lat.  canis,  findet 
sich  in  allen  Sprachen  Asiens  und  Europa's. 

IL  48.  Anstatt  der  Phallen  haben  die  Aegypter  andere  Bilder 
von  der  Länge  einer  Elle  erfunden,  mit  einem  Zugfaden;  die  Wei- 
ber tragen  sie  in  den  Flecken  herum ,  wobei  das  Schamglied  im- 


—     37     — 

mer  steigt;  es  ist  nicht  viel  kleiner  als  der  übrige  Leib.  Das 
Schamglied  des  Mannnes ,  cpuXog  oder  (paUog,  w.  calis,  ir.  öall 
das  Glied,  audi  bod,  earbaH,  im  Deutschen  die  Hode,  ein  Wort,  m  el- 
ches  bis  jetzt  unerklärt  dastand;  das  ö  in  öod  ist  aspirirt,  also  ö/t. 

II.  52.  Die  Pelasger  opferten  zuerst  mit  Anrufung  der  Göt- 
ter, wie  ich  „sicher"  in  Dodona  gehört  habe,  ohne  Einem  dersel- 
ben Benennung  oder  Namen  zu  geben,  A\'eil  sie  davon  noch  nichts 
gehört  hatten;  und  Götter,  das  heisst  Mächte,  nannten  sie  diesel- 
ben desswegen,  Aveil  sie  alle  Dinge  in  Ordnung  gemacht  haben 
und  überall  walten. 

Gott  im  W.  ist  duw,  corn.  den,  arm.  due ,  lat.  dens,  zivg, 
g.  ^/(öc,  ir.  deas,  veraltet  „seat/tar'';  dagegen  die  Macht  w.  swi/dh 
oder  siDy%,  später  das  Amt,  die  Pflicht,  Gerichtsbarkeit.  Zens 
liegt  nahe. 

Die  Ordnung  heisst  eagar  im  Irischen.  Seathar  verhält  sich 
zu  eagar  \\\q  in  der  Erklärung  Ilerodots  {^iol  zu  Oevn^,  „^lovi  ds 
nQoaiovofiaauv    ocfsug    ano    tov    toiovjov,     ort     yoouca    S^intq    t«    ttuvioi 

II.  52.  Als  nun  die  Pelasger  in  Dodona,  dem  ältesten  und 
zu  der  Zeit  einzigen  Orakel,  den  Spruch  einholten,  ob  sie  die 
Namen  der  Götter  in  Gebrauch  nehmen  sollten,  welche  von  den 
Barbaren  herrührten,  da  erhob  das  Orakel  seine  Stimme :  braucht  sie. 

Was  man  anfänglich  bei  den  Orakeln  suchte,  geht  aus  dem 
Keltischen  hervor;  ^/o^*  bedeutet  weise,  ein  kluger  Mann,  doedgd 
erklären,  doediad  der  Erklärer,  doethai%  mit  Anlagen  zur  Klug- 
heit, doethder  die  Weisheit,  doethi  Weisheit  zeigen,  doethineb 
die  Weisheit,  doethwr  der  Weise,  doethyn  der  Narr. 

Im  Westen  von  Deuschland  findet  sich  häufig  der  Name  Dötsch. 

Also  Dodona  ist  hiemach  ein  Ort,  wo  weise,  kluge  Rath- 
schläge  ertheilt  wurden;  erst  waren  es  die  Menschen,  die  Piie- 
ster,  später  der  Gott  durch  den  Mund  seiner  Diener,  welche  die 
Bittenden  beriethen. 

II.  55.  Folgendes  behaupten  zu  Dodona  die  Weissagepric- 
sterinnen:  es  seien  zwei  schwarze  Tauben  aus  dem  ägyptischcji 
Theben  ausgeflogen,  und  die  eine  nach  Lybien  und  die  andere  zu 
ihnen  gekommen.  Diese  habe  sich  auf  eine  Eiche  niedergelassen 
und  mit  menschlicher  Stimme  geredet,  es  solle  hier  ein  Zeus- 
orakel sein. 


—     38    — 

IL  57.  Tauben  aber  sind  die  Frauen  von  den  Dodonäern  ge- 
nannt worden,  weil  sie  fremd  waren,  und  die  schwarze  Farbe 
zeigt  an,  dass  sie  aus  Aegypten  kamen. 

Dieses  ist  eine  spätere  Sage,  welche  den  Namen  des  schon 
längere  Zeit  bestehenden  Orakels  Dodona  zu  erklären  suchte; 
denn  du  bedeutet  schwarz,  dydyn  eine  schwarze  Frau.  Man 
vergleiche  ir.  dodha  zwei,  omna  die  Eiche. 

II.  63.  In  Papremis  feiern  die  Aegypter  ihre  Opfer  mit  hei- 
ligen Handlungen  ....  Die  meisten  von  ihnen  stehen  mit  höl- 
zernen Keulen  am  Eingang  des  Tempels,  andere  stehen  ihnen  mit 
Prügeln  gegenüber  ....  Da  gibt  es  nun  eine  hitzige  Prügel- 
schlacht, wobei  sie  einander  die  Köpfe  zerschlagen  und  Viele 
an  ihren  Wunden  sterben. 

Ba%^  w.  und  arm,  bat  ir.  der  Prügel,  sonst  clwpa^  der  Knopf, 
Klöpfel,  und  cnivpa^  der  Knüppel. 

Rhem^  w.  was  nicht  Mass  hält,  der  Excess,  was  erheb- 
lich ist. 

II.  77.  Die  Aegyptier  essen  Brod,  sie  nennen  es  cyllestis. 
Cyl  heisst  w.  der  Ofen,  alles  Runde,  cylgez  der  Kreisumfang. 

II.  96.  Baris  ist  der  Name  der  Schiffe ;  corn.  bark  oder  barC, 
das  Schilf,  die  Barke,  ir.  baj'c  das  Schiff,  der  Sturm. 

II.  97.  So  oft  der  Nil  über  das  Land  tritt,  sieht  man  nur 
die  Städte  hervorragen  ....  Der  rechte  Weg  ist  an  der  Stadt 
Cercasorus. 

Im  Welsh  bedeutet  cerc  was  sich  erhebt,  cercavu  sich  erheben, 
caer  die  Stadt,  und  asgor  thcilen,  scheiden.  Bei  dieser  Stadt 
theilte  sich  nämlich  der  Nil  in  seine  drei  Hauptarme  und  stürzte 
dann  in  sieben  Mündungen  in  das  Meer. 

H.  98.  Äiithylla^  eine  namhafte  Stadt,  bloss  zum  Schuhgeld 
für  die  Frau  des  jedesmaligen  Königs  von  Aegypten  ausgesetzt. 

Anthylla  erinnert  an  das  ir.  aneis^  das  Fell,  die  Haut. 

IL  111.  Nach  dem  Tode  des  Sesostris,  sagten  sie,  sei  das 
Königthum  an  seinen  Sohn  Phero  gekommen ;  dieser  sei  erblindet, 
als  er  im  Frevelmuth  einen  Speer  ergriffen  und  mitten  in  die 
Strudel  des  Stromes  geworfen,  der  damals  seinen  höchsten  Stand 
von  18  Ellen  erreicht  hatte  und  vom  Sturmwind  aufgewühlt   war. 

Bar  im  W.  bedeutet  Speer;  bar  im  Arm.  und  corn  der  Stru- 
del, Wirbel;  ir.  veraltet  f'eirge. 


—     so- 
ll. 128.     Dies  sind  106  Jahre,   dass  es  in   Aegypten  schlecht 
herging  und  die  Tempel  verschlossen   waren,   ohne  je  in   dieser 
Zeit  geöffnet  zu  werden. 

II.  129.  Nach  diesem,  sagten  sie,  seiMycerinus,  des  Cheops 
Sohn,  König  über  Aegypten  gewesen;  der  habe  selbst  die  Tem- 
pel geöffnet  und  das  Volk  zu  seinen  Arbeiten  und  Opfern  zurück- 
kehren lassen.  Myg  heisst  w.  heilig,  feierlich,  geehrt,  ?nygaio 
etwas  feierlich  machen,  Ehrfurcht  erweisen,  mygarogyl  der  hei- 
lige Opferbrand,  lat.  rogus  der  Scheiterhaufen ,  worauf  die  Römer 
ihre  Todten  verbrannten. 

II.  140.  Nachdem  Sabaco  freiwillig  aus  Aegypten  abgezogen 
war,  soll  der  Blinde  (Anysis)  wieder  zur  Herrschaft  aus  den 
Marschländern  hervorgekommen  sein,  wo  er  mit  Aufdämmung 
einer  Insel  aus  Asche  und  Erde  fünfzig  Jahre  beschäftigt  war. 
Er  soll  nämlich  die  Aegyptier,  welche  ihm  Speise  brachten,  ge- 
heissen  haben,  ihm  Asche  zum  Geschenke  mit  zu  bringen  .... 
Der  Name  der  Insel  ist  Elho. 

Elv^  w.  das  bewegende  Prinzip,  elven  tan  der  Feuerfunke, 
elvyz  das  Land,  elvy%an  die  Erde,  die  Welt. 

II.  141.  Nach  diesem  sei  ein  Priester  des  Hephästus,  mit 
Namen  Sethon^  König  geworden;  der  habe  sich  nichts  daraus  ge- 
macht, den  streitbaren  Stand  der  Aegyptier  weg  zu  Averfen,  als 
würde  er  seiner  niemals  bedürfen,    «AA«   te   h\   axiiia  ttouvvtu   i'g 

Seth,  w.  wer  voll  Verachtung  gegen  andere  ist,  steif,  rauh, 
hochmüthig. 

II.  143.  Sie  erklärten  jedes  von  den  Hochbildern  für  einen 
Piromis,  der  wieder  von  einem  Piromis  stamme  ....  Piromis 
aber  ist  nach  unserer  Sprache  ein  „Ehrenmann". 

Parq,  w.  die  Ehre ,  pargu  ehren ,  pargiisaw  ehrenvoll  ma- 
chen,  pergi  ehren,  auch  bri  die  Ehre. 

II.  164.  Ihre  Krieger  heissen  xa)MalQifc  und  "Eg^oTvßisg.  Ga- 
lawnt  w.  kriegerisch,  stark,  tapfer,  ir.  galgat,  tapfer,  der  Sol- 
dat, ebenso  das  veraltete  earr^  oder  err.  Beide  Worte  kommen 
in  xalüaiQig  vor,  wobei  das  a  eingeschoben  ist. 

n.  11  bezeichnet  Herodot  mit  xaläaigig,  eine  Art  leinene,  an 
den  Beinen  eingefranzte  Röcke  ,  die  vielleicht  so  hiessen ,  weil 
sie  die  Tracht  der  Krieger  waren. 


—     40     - 

Demokritus  beim  Athenäus  hält  xalaaiQLg  für  ein  persisches 
GcAvaiid. 

Der  Name  Ilcrmotybier  hängt  offenbar  mit  w.  tijbiwr ,  einer, 
der  Verdacht  hegt,  von  tyb^  der  Verdacht,  zusammen;  denn  He- 
rodot  sagt  II.  168:  Je  tausend  Kalasirier  und  ebenso  viele  Her- 
motybier  dienten  als  Leibwache  des  Königs.  Im  W.  heisst  ein 
Leibwächter,  satelles,  gwr  llys,  der,  welcher  zuiiickhält,  Ilerwm 
der  Glanz,  besonders  am  Lederzeug. 

II.  172.  Anfänglich  verachteten  die  Aegyptcr  den  Amasis, 
und  hielten  keine  grossen  Stücke  auf  ihn,  da  er  ja  aus  dem  Volke 
herkam  und  keinem  grossen  Hause  entstammte. 

W.  amaeth  der  Mann,  Wirthschafter,  amaeth  aradijr  der 
Bauersmann,  amaethur  ein  Landmann,  Pächter  u.  s.  w. 

Hier  in  Mainz  findet  sich  ein  Name  Ämmetzmann^  also  wieder 
eine  Verbindung  von  einem  keltischen  und  deutschen  Worte,  wovon 
das  letztere  zur  Uebersetzung  des  ersten  dient.  Ueberhaupt  stimmt 
eine  Fülle  deutscher  Namen  mit  dem  Keltischen  überein,  und 
beweisst,  wie  gross  die  Reste  der  früheren  keltischen  Bevölke- 
rung gewesen  sein  mussten,  als  im  Gegensatz  zu  den  freien  Ger- 
manen, welche  das  Waffenhandwerk  übten.  Andere  vom  flachen 
Lande  in  die  festen  Plätze  zu  ziehen  gezwungen  wurden,  dort 
Handwerke  und  Handel  trieben,  die  Kunst  pflegten,  der  Wissen- 
schaft neue  Stätten  bereiteten,  und  einen  neuen  Stand,  den  der 
Bürger,  in  das  Leben  riefen.  Namen  wurden  nun  zur  Unterschei- 
dung der  Einzelnen  beim  Zusammenleben  in  Masse  grade  so  nö- 
thig,  als  man  deren  im  Familienkreise  in  der  vereinzelten  Woh- 
nung des  älteren  Germanen  nicht  bedurfte.  Die  Namen  der 
Handwerke  und  viele  keltische  Worte  wurden  nun  zur  Bezeich- 
nung der  Personen  benützt. 

Und  nun  zurück  zu  Amasis. 

II.  181.  Amasis  heirathete  die  Ladice,  war  aber  nicht  im 
Stande  ,  sich  mit  ihr  zu  vermischen,  wenn  er  bei  ihr  schlief,  wäh- 
rend er  doch  der  andern  Weiber  geniossen  konnte. 

W.  lladai ,  wer  einem  eine  Gunst  erzeigt,  auch  der  Liebes- 
bote, ir.  llaiuwnas  der  Beischlaf,  lles()  unvermögend,  impotens. 

IV.  6.  Insgesammt  sollen  sie  den  Namen  Skoloter  haben, 
einen  königlichen  Beinamen.  Skythen  sind  sie  aber  von  den  Hel- 
lenen genannt  worden. 


_     41     — 

W.  saeth  der  Pfeil,  sexjthy%  der  Bogenschütze,  lat.  sagitta, 
sagUtarius. 

Wesseling  bemerkt  zu  dieser  Stelle :  Nicht ,  als  ob  der  Name 
griechisch  wäre,  sondern  die  Griechen  in  den  pontischen  Pflanz- 
städten, welche  unter  den  Scythen  lebten  und  bemerkten,  dass 
diese  vorzüglich  im  Bogenschiessen  sich  auszeichneten,  gaben  dem 
ganzen  Volke  den  Namen  Scythen ,  von  dem  sie  hörten ,  dass  er 
Bogenschütze  bezeichne. 

IV.  47.  Die  namhaftesten  Flüsse,  in  die  man  auch  vom 
Meere  aus  fahren  kann  ,  will  ich  hier  nennen.  Der  Ister  mit  fünf 
Mündungen,  hernach  der  Tyras  und  Hypanis ,  der  Borysthenes, 
der  Pantikapes ,  der  Hypakyris ,  der  Gerrhus  ,  der  Tanais. 

W.  yster  lebendig,  hitzig,  seines  raschen  Laufes  wegen  so 
genannt.  Im  Arm.  heisst  der  Strom  ster,  mit  dem  Artikel  yster 
im  W. 

IV.  52.  Hypanis  ist  der  dritte  Fluss;  hywan^  wo  leicht 
durchzudringen  ist;  also  wohl  ein  Fluss,  der  nicht  reissend  zu 
sein  pflegt.  Der  Hypanis  fliesst  auf  einer  Fahrt  von  fünf  Tagen 
schwach  und  süss;  dann  aber  vier  Tage  vom  Meere  gewaltig  bit- 
ter. Diese  bittere  Quelle  und  die  Gegend^  wo  sie  herkömmt, 
heissen  ^ i:ia\inaioq  bei  den  Scythen,  nach  der  Sprache  der  Helle- 
nen „heilige  Wege." 

W.  hynl  der  Weg,  Lauf,  arm.  piuns  die  Quelle;  obwohl 
unter  sich  verwand  uud  zwei  Begrifl"e  bezeichnend,  welche  nichts 
mit  einander  gemein  haben,  wie  die  Bedeutungen  des  Wortes'£|«/<- 
Trato?,  findet  sich  doch  eine  Annäherung  in /;m/i*  zum  Griechischen. 

Im  W.  findet  sich  auch  das  Wort  angwed  der  Weg,  ir.  kaiil^ 
M  as  eher  passt. 

IV.  53.  Der  Borysthenes  liefert  grosse  Seethierc  ohne  Grä- 
ten, welche  sie  (die  Scythen)  Antacäen  nennen. 

W.  an  ohne,  und  tec  der  Knochen,  die  Gräte. 

Dürften  wir  Borysteres  schreiben,  dann  wäre  „der  östliche 
Fluss"  die  Bedeutung  dieses  Namens,  von  bore^  der  Morgen, 
und  yster. 

In  den  Ister  fliesst  (c.  48)  der  Poratha,  oder,  wie  ihn  die 
Griechen  nennen,  Pyretos,  die  Gluth. 

Das  Feuer  heisst  w.  tan^  daher  Tanais,  ann.  karantes,  ir. 
veraltet  breo,  daher  Poratha,  Pruth. 


—     42     — 

IV.  59.  Die  Scythen  nennen  den  Zeus  nach  meinem  Urtheile 
ganz  vortrefflich  papa.  W.  pab,  wer  Leben  hervorruft,  der  Vater. 

Die  Erde  heisst  abiu]  ir.  abuidheadh^  zur  Reife  bringen.  Ob 
diese  Vergleichung  einigen  Werth  habe,  vermag  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden,  da  mir  der  Vergleichspunkt  fehlt;  die  wenig  zuverläs- 
sige äussere  Aehnlichkeit  diente  als  Führer. 

Die  Göttin  Hestia  heisst  auf  scy tisch  Tabiti,  ir.  dae^  w.  ly 
das  Haus;  ir.  both  das  Zelt,  lat.  tabernactilum. 

\S .  110.  Die  Scythen  nennen  die  Amazone  Oeorpata ,  d.  h. 
die  die  Männer  erschlagen;  ir.  fetw  der  Mann,  auch  kearn^  sky- 
thiscli  oeor ;  w.  lla^  tödten,  cor.  und  arm.  lladh,  tödten ,  scyth. 
pat,  franz.  battre. 

Die  Amazonen  ermordeten  nämlich  auf  der  See  die  Hellenen, 
welche  nach  der  Schlacht  am  Thermodon  siegreich  mit  den  ge- 
fangenen Amazonen  heimkehrten;  aber  unkundig  der  Schifffahrt, 
überliessen  sie  das  Schiff  dem  Wind  und  den  Wellen,  und  kamen 
an  die  Kremin  am  Mäotischen  See ,  im  Lande  der  freien  Sc}  - 
then  u.  s.  w. 

Gelegentlich  mag  bemerkt  werden,  dass  nQrjfivög  der  abhän- 
gige Rand  des  Meeres,  Fels,  im  w.  cralff,  corn.  karak^  arm.  roc^ 
kren  heisst. 

IV.  105.  Die  Neurer  mussten  ihr  Land  ganz  verlassen,  der 
Schlangen  wegen.  Eine  ähnliche  Sage  findet  sich  unter  den  Kel- 
ten des  Nordens,  und  dem  h.  Patrick  wird  es  zugeschrieben,  dass 
Irland  von  den  Schlangen  befreit  wurde.  Die  Schlange  heisst  w. 
neidyr ,  auch  nadyr^  die  Natter ,  Otter. 

V.  58.  Die  Phönicier  nun,  welche  mit  Kadmus  ankamen,  ha- 
ben als  Bewohner  dieses  Landes  überhaupt  viele  Wissenschaft  zu 
den  Hellenen  gebracht,  und  namentlich  auch  die  Schrift,  welche 
die  Hellenen  vorher  nicht  hatten ,  wie  ich  dafür  halte ,  und  zwar 
zuerst  dieselbe,  wie  sie  allgemein  bei  den  Phöniziern  ist;  her- 
nach änderten  sie  im  Laufe  der  Zeit  mit  der  Sprache  auch  die 
Schrift  ....  Auch  hiessen  bei  den  Joniern  die  Bücher  von  Al- 
ters her  Felle,  weil  sie  in  Ermanglung  von  Biblusbüchern  da- 
mals Schaf-  und  Ziegenfelle  gebrauchten.  Im  Japanischen  be- 
zeichnet dasselbe  Wort  die  Baumrinde,  das  Fell  und  das  Buch, 
und  stimmt  mit  dem  Irischen  überein. 

V.  92.  Die  Stadt  Korinth  hatte  diese  Verfassung;  die  Herr- 
schaft lag  in  den  Händen  Weniger,  und  diese,    Bacchiaden  ge- 


—     43     — 

nannt,  walteten  über  die  Stadt  und  heiratheten  aus  ihrem  Ge- 
schlechte in  ihr  Geschlecht.  Einer  von  ihnen,  Aniphion,  hatte  eine 
Jahme  Tochter,  Labda  u.  s.  av. 

W.  baciad,  die  Windung,  Krümmung,  bacig,  sehr  klein,  bacu^ 
krümmen,  hinken  u.  a. 

llabed^  schlank,  daher  auch  schwankend,  locker,  lose,  schlaff, 
schwach;  llabiaw,  wegnehmen,  rauben,  //«f,  kränklich,  elend,  er- 
schlafft; llnciaw ,  sich  härmen,  schmachten,  hinbrüten.  Der  Lab- 
dakide^    Oedipus. 

Der  Sohn  dieser  Labda  erhielt,  weil  sie  ihn  in  einem  Kasten 
verbarg,  als  man  sich  seiner,  durch  einen  Orakelspruch  in  Besorg- 
nisse versetzt,  bemächtigen  wollte,  den  Namen  Cypsclus. 

Der  Kasten,  gr.  y.ioxi],  xlonc,  w.  cisl  von  cesl ,  der  Korb,  lat. 
cista,  w.  cofawr,  der  Koffer,  corn.  kofar,  arm.  knfar. 

Dem  Cypselus  folgte  sein  Sohn  Periander;  er  war  anfangs 
milder  als  sein  Vater,  später  blutdürstiger  als  er. 

y^.peri,  befehlen,  veranlassen,  dass  etwas  gethan  werde; 
periant,  die  Veranlassung,  der  Befehl. 

Nach  diesen  Angaben  lassen  sich  die  Kelten  nicht  bloss  auf 
Gallien  und  Britannien  oder  den  Nordens  Italiens  beschränken. 
Ihr  asiatischer  Ursprung  so  wie  ihre  Einflüsse  auf  die  früheste 
griechische  Kultur  können  nicht  geläugnet  werden. 

Literatur  der  Welsli. 

Unter  den  keltischen  Dialekten  hat  sich  das  Welsh  in  dem 
langen  Zeiträume,  in  welchem  es  als  Schriftsprache  galt,  nur  wenig 
geändert;  es  hielt  an  dem  Ueberkommenen  mit  einer  Ausschliess- 
lichkeit und  Zähigkeit  fest,  für  die  sich  kein  zweites  Beispiel 
finden  lässt. 

Der  gelehrte  Kenner  des  Welsh,  William  Owen,  spricht  sich 
in  der  Vorrede  zu  seinem  geiriadur  cynmraeg  (^welshes  Wör- 
terbuch) in  diesem  Sinne  aus  und  ebenso  Davies  in  dem  Vorworte 
zu  den  rtidimentis  linguae  brilannicae  vel  cijmraecae ;  beide 
konnten  sich  auf  die  Vergleichung  zahlreicher  schriftlichen  Doku- 
mente stützen,  welche  ihnen  das  Material  zu  ihren  Arbeiten  dar- 
boten. 

In  dem  Munde  der  Bewohner  von  Wales  lebte  eine  reiche 
Literatur,  einmal,  weil  man  in  der  Poesie  und  dem  Gesänge,  wel- 


—     44    — 

eher  die  Thatcn  der  Väter  auf  die  Nachkommen  verpflanzte  und 
die  Lehren  einer  durchdacliten  Moral  und  tiefen  Religion  leicht 
im  Gedächtnisse  erhielt,  die  Grundlage  der  Erziehung  suchte,  dann 
auch,  weil  eine  alte  Sitte  den  Barden  nicht  gestattete,  das  aufzu- 
zeichnen, was  sich  auf  ihre  Lehren,  Verhältnisse  und  Einrichtun- 
gen bezog,  damit  sie  vor  der  Entweihung  und  dem  Missbrauch 
der  Prolinen  gesichert  blieben.  Die  Ausbeute  war  reich,  als  man 
anfing,  diese  Reste  einer  alten,  hohen  Bildung  durch  die  Schrift 
vor  dem  Untergang  zu  bewahren.  Schon  im  sechsten  Jahrhundert 
sammelte  Catwg,  der  erste  Abt  von  LIan  Carvan  die  Sprüchwör- 
ter;  ihm  folgte  hn  elften  Jahrhundert  Cyrys  von  Jal  und  im  fünf- 
zehnten Sypyn  Cyveiliawg,  so  dass  wir  jetzt  mehr  als  12,000  von 
diesen  alt  britischen  Sprüchen  besitzen. 

Die  Mabinogion,  wovon  Owen  Pughc  eine  trelHiche  Ausgabe 
mit  der  englischen  Uebersetzung  lieferte,  bilden  eine  Sammlung 
dramatischer  Erzählungen  von  höchst  eigenthümlichcr  Art,  wichtig 
für  die  Mythologie  der  alten  Britonen,  und  voll  sprechender  Züge 
aus  ihrem  Leben.  William  Owen  hält  sie  für  die  Grundlage  der 
Romanzen  in  Europa.  Die  einzelnen  Handschriften  reichen  be- 
stimmt bis  in  das  neunte  Jahrhundert;  manche  Erzählungen  sind 
früher,  andere  erst  später  aufgeschrieben. 

Die  Geschichte  der  Vorzeit  erhielt  sich  in  den  Triaden,  einer 
Dichtungsweise,  in  welcher  stets  drei  Vorstellungen  oder  Gedanken 
verbunden  wurden,  um  dadurch  die  Leichtigkeit  der  mündlichen  Ucber- 
lieferung  zu  unterstützen.  Dann  kommen  die  Chroniken  der  Könige 
von  Britannien,  der  Sachsen  und  der  Prinzen  von  Wales  noch  hinzu. 
Manche  der  letztern  sind  erst  zwischen  dem  zwölften  und  fünf- 
zehnten Jahrhundert  niedergeschrieben.  Das  älteste  geschichtliche 
Denkmal  scheint  ein  Gedicht  auf  Beli  den  Grossen  zu  sein,  dessen 
Sohn  Caswallon  (Cassivelanus)  sich  Caesars  Landung  widersetzte. 
Vom  Vater  Beli's,  Manogan,  der  etwa  120  vor  Chr.  lebte,  gibt  es 
noch  eine  Münze,  die  Dr.  Stukeley  in  seinem  Werke  über  die 
Münzen  der  alten  britischen  Könige  beschreibt. 

Von  Wichtigkeit  soAvohl  für  die  Sprache  als  die  Geschichte 
der  Bewohner  von  Wales  sind  die  Gesetzessammlungen;  man  hat 
davon  mehrere  Manuscripte  auf  feinem  Pergament.  Die  Schriften, 
welche  sich  auf  die  Religion  beziehen,  oder  das  Leben  der  Hei- 
ligen darstellen,    sind  wegen  der  Fortbildung  der  Sprache,  in  so 


—     45     — 

fern  die  christliche  Bildung  einwirkte,  sehr  beachtenswertli ;  die 
Handschriften  gehören  meist  dem  vierzehnten  Jahrhundert  an. 

An  Bedeutsamkeit  für  die  älteste  Geschichte  übertreffen  alle 
diese  Denkmäler  der  Literatur  die  Institutionen  der  Barden  und 
Druiden,  um  deren  Zusammenstellung  und  Erhaltung  sich  die  Earls 
von  Pembroke,  Jasper  und  William  Herbert,  Sir  Richard  Basset 
und  Richard  Nevill,  Lords  von  Glamorgan,  ein  grosses  Verdienst 
erworben  haben.  Da,  wie  oben  angegeben  Murde,  den  Barden 
und  Druiden  nicht  gestattet  war,  das  aufzuzeichnen,  was  ihre  Lehre 
und  Verfassung  anging,  und  mit  Recht  zu  fürchten  war,  es  möchten 
mit  dem  constitutionellen  System  der  Barden,  welche  zur  Zeit 
der  Königin  Elisabeth  sich  bereits  beträchtlich  gemindert  hatten, 
ihre  Lehren  und  so  viele  historische  Erinnerungen  gleichfalls  ver- 
loren gehen,  so  wurden  Versammlungen  (^eistewmi)  der  Barden 
in  den  verschiedenen  Theilen  von  Wales  gehalten,  und  was  sich 
in  mündlicher  Ueberlieferung  fortgepflanzt  hatte,  berathen,  kritisch 
gesichtet  und  niedergeschrieben. 

Eine  solche  Versammlung  war  um  das  Jahr  1460  zu  Caer- 
marthen  zusammengetreten.  Ihr  folgte  die  vom  Jahre  1570  unter 
den  Auspizien  des  Earl  von  Pembroke,  William  Herbert,  dann  die 
in  Beaupre  Castle  in  Süd-Wales,  welche  1681  Sir  Richard  Basset 
veranstaltet  hatte.  Im  Jahre  1700  war  eine  ähnliche  in  Machyn- 
llaith  in  Montgomeryshire,  eine  andere  etwa  1730  in  Ystrad  Ywain 
in  Glamorganshire  und  eine  der  grössten  zu  Pimrosehill  bei  Lon- 
don am  22.  Sept.  1792.  Hierher  kamen  aus  allen  Theilen  Bri- 
tanniens diejenigen,  welche  dem  Orden  der  Barden  angehörten, 
um  die  druidische  M}  thologie  und  manche  andere  dunkle  Punkte 
zu  besprechen  und  aufzuhellen.  Auch  in  Nord-Wales  erhielt  sich 
der  Eifer  für  die  Erhaltung  und  Pflege  der  vaterländischen  Lite- 
ratur, und  die  edlen  Familien  der  Salesbury,  Middleton  und  Bul- 
keley  werden  stets  genannt  werden,  wenn  die  Verdienste  um  die 
Erhaltung  der  Reste  der  keltischen  Poesie  in  Wales  zur  Sprache 
kommen. 

Wie  gross  das  Interesse  war,  welches  man  an  der  vaterlän- 
dischen Sprache  und  Dichtung  nahm,  bcweisst  nicht  blos  der  Um- 
stand, dass  sich  jeder  aus  dem  Volke  bis  in  die  neueste  Zeit  mit 
Musik  und  Gesang  abgab  und  gegen  alles  Fremde  verwahrte,  son- 
dern auch,  dass  Geraint  etwa  gegen  Ende  des  neunten  Jahrhun- 
derts eine  welshe  Grammatik  schreiben  konnte,  welche  den  Zweck 


—     46     — 

hatte,  die  Reinheit  dar  Sprache  zu  sichern,  und  lange  Zeit  hin- 
durch in  hohem  Ansehen  stand;  um  die  Mitte  des  zwölften  Jahr- 
hunderts wurde  sie  von  Einion,  und  hundert  Jahre  später  von 
Edeyrn  neu  durchgesehen.  An  diesen  Grammatiker  reihten  sich  in 
den  folgenden  Jahrhunderten  mit  eigenen  Werken  1350  Davyz 
Zu,  Tudyr  Aled,  William  Lleyn  und  Simwnt  Vycan,  welche  als 
Barden  sehr  berühmt  waren.  Andere  Grammatiken  erschienen  im 
Druck  in  den  Jahren  1547,  1567,  1592,  1593,  1631,  1727, 1753  u.  w. 
Wörterbücher  für  das  Welsh  wurden  aus  den  älteren  Manu- 
scripten  schon  frühe  zusammengestellt.  Das  erste  schrieb  W.  Sa- 
lesbury  1547;  es  war  klein  und  nur  für  die  schwierigsten  Fälle 
bestimmt.  Ein  weiteres  gab  Thomas  Williams  kurz  vor  seinem 
Tode  1620  heraus;  es  erschien  abermals  1632  mit  Zusätzen  vom 
gelehrten  John  Davies.  Das  Lexikon  von  Thomas  Richards  ent- 
hielt schon  15,000  Wörter;  es  wurde  1753  gedruckt.  Mit  der 
Folge  wurde  das  Studium  des  Welsh  noch  ernster  betrieben,  und 
die  noch  übrigen  fast  2000  alten  Handschriften,  welche  John 
Walters  zu  seinem  Wörterbuche  nahe  an  30  Jahre,  und  der  ge- 
lehrte John  Jones  beiläufig  40  Jahre  durcharbeiteten,  lieferten  eine 
solche  Ausbeute,  dass  die  Zahl  der  Wörter  im  Lexikon  von  Wil- 
liam Owen  auf  200,000  anwuchs.  Sie  wurden  hauptsächlich  aus 
Manuscripten  gesammelt,  unter  einem  einfachen  Gebirgsvolke,  wel- 
ches, abgeschieden  von  der  übrigen  Welt,  mit  Vorliebe  an  dem 
Ueberkommenen  festhielt;  sie  wurden  von  Männern  gesammelt, 
welche  streng  das  Fremde  ausschieden  und  selbst  Neuerungen  in 
der  Orthograplüe  zu  unterdrücken  für  Pflicht  erachteten. 

Verwandschaft    der  keltischen    l^prache   mit    dem   Japa- 
nischen. 

Die  Verwandschaft  der  Keltischen  Sprachen  mit  denen 
Asiens  und  zugleich  ihre  Verwandschaft  unter  sich  beweisst 
auch  die  Vergleichung  des  Irischen  mit  der  Japanischen  Sprache. 
Ich  konnte  aus  Mangel  grösserer  Mittel  bloss  das  Glossar  oder  den 
Index  zur  japanischen  Grammatik  des  Pater  Rodriguez  in  der 
Uebersetzung  von  Landresse  ^.Elements  de  la  grammaire  japo- 
naise,  Paris  1825"  untersuchen,  aber  so  unbedeutend  es  ist,  so 
hat  es  doch  einige  schlagende  Belege  für  den  Zusammenhang  des 
Irischen  und  Welsh  mit  der  Sprache  auf  Niphon  abgegeben. 


—     47     — 

akai,  roth,  w.  cof,  die  rothe  Farbe,  roth,  cofr/^r,  roth,  cof-zu, 
dunkelrotli,  schwärzlich  roth,  coQvelen,  kupferroth,  cogi^  röthen^ 
coQlas,  Purpur,  cocwe%^  was  einen  röthlichen  Schimmer  hat,  cog- 
tcin,  weisslich  roth;  in  rhydcoq^  rostfarbig,  ist  die  Verschmelzung 
einzelner  Völkerschaften  AAieder  sichtbar,  wie  bei  anderen  Wor- 
ten, und  eines  ist  die  Uebersetzung  von  dem  andern,  denn  rhyd, 
rhwd^  rhyud ,  rhuad  heisst  roth  im  kornischen,  armorischen  und 
irischen  Dialekte,  rhicd  bedeutet  den  Rost,  seiner  Farbe  nach  so 
genannt,  wie  das  deutsche  Wort. 

Roth  ist  schw.  rod ,  isl.  raudiir  ^  angels.  read  (mons.  Gloss. 
rtist,  Rost),  lat.  rutilus,  gr.  tQsvd-og,  die  Röthe,  i^svü^g  un  ]  igv&Qog, 
roth,  tgtv&w,  ich  röthe  u.  a. 

In  der  vorgeschichtlichen  Zeit  war  von  den  Inseln  Lieou 
kieou  an  über  alle  Inseln  des  heutigen  Japan  nach  Jeso  und  Tara- 
kai, nach  dem  gegenüberliegenden  Lande  von  Asien,  den  Kurilen, 
Aleuten,  Kamtschatka  ein  roher,  der  Kultur  widerstrebender  Men- 
schenstamm verbreitet,  welchen  man  jetzt  noch  in  den  einzelnen 
Resten  Arnos,  d.  h.  die  Menschen,  nennt.  Im  Irischen  kommt 
aineolah^  aiiwisah,  anvodah.,  der  Barbar,  roh,  unwissend  vor. 
Leider  konnte  ich  die  zweite  Hälfte  dieser  Wörter  nicht  unter- 
suchen; sie  geben  Haltpunkte  für  die  Geschichte.  In  keinem  der 
andern  keltischen  Dialekte  kommen  sie  vor. 

ame,  der  Himmel,  der  Regen,  ir.  a'm-veach. 

auoi,  grün,  w.  hoyw^  nach  Lhuyd  grün. 

ayaou  und  ayaoui,  gefährlich,  ir.  yuais  und  veraltet  ^/7i>w. 

ba,  wenn,  w.  pe^  was  veranlasst,  wenn,  auch  ped ,  pes,  o, 
OS,  und  od. 

bontö,  das  Verbrechen,  w.  öai,  das  Vergehen,  Versehen, 
der  Fehler,  arm.  pec/iet,  corn.  pech,  lat.  pecco,  ir.  öroöar,  woher 
das  lat.  opprobrmm,  der  Vorwurf,  Schimpf. 

dai,  gross,  lang,  ir.  veraltet  di;  denan  bei  Kero,  thena  bei 
Otfried. ,  Notk.  tlienon ,  angels  athenan ,  isl.  thenia ,  teIvo),  xavica 
tendo ,  dehnen,  lang  machen,  sind  aus  derselben  Vorstellung  und 
Wurzel  hervorgegangen,  und  weisen  wieder  auf  Asien  zurück. 

de,  gehen,  weggehen,  w.  dwv ,  was  sich  fortbewegt,  dyvu, 
kommen,  gr.  8va ,  dvva,  Sv/ji,  eingehen,  8vai<;,  das  Untertauchen, 
eigentlich  das  Untergehen  der  Sonne  und  Sterne,  körn,  do,  ir.  tead- 
ham.  Im  Deutschen  findet  sich  der  gemeinsame  Stamm  nur  in 
tauchen  und  tunken. 


—     48    — 

d  0  g  idogii),  die  Sache,  ir.  toisg. 

dzaifo,  reich,  ir.  saifir,  w.  cyvedog,  (Uves. 

fa,  der  Zahn,  ir.  ßakail,  veraltet  feag.,  oder  feg.,  auch  cull 
und  hiakail.  Lässt  sich  das  deutsche  Keiler,  der  Eber,  hierher 
ziehen,  dann  hat  er  seinen  Namen  von  den  Hauzähnen,  womit  er 
bewaffnet  ist. 

fama,  das  Ufer.  Das  w.  ceilan  steht  äusserlich  zu  c?///und  hia- 
cail  in  derselben  Beziehung  A\ie  fama  zu  fa;  die  Grundidee  lässt 
sich  nicht  ermitteln.  Sonst  heisst  es  w.  llan^  com.  avan^  torne- 
van,  ir.  coste%,  die  Küste. 

nouke,  ohne,  ir.  naghaid. 

farairo,  jagen,  ir.  in  der  Bedeutung  auf  der  Jagd  sein,  iar- 
rafn,  und  in  der  Bedeutung  von  vertreiben  \v.  hwrw,  auch  taro. 

fi,  nicht,  nein,  w.  w«,  nid,  ?iis,  ir.  ?n,  körn.  ?imi,  ?ia  gw?i, 
weil  nichts. 

fi,  das  Feuer,  w.  veraltet  gvel,  in  der  Bedeutung  von  Sonne 
hga7i,  ir.  griaii. 

fi  heisst  auch  trocken,  und  in  diesem  Sinne  hat  sich  im  Kel- 
tischen dps  f  als  Initiale  erhalten ;  denn  fuar  ir.  ist  trocken,  eben 
so  fl'mch  oder  neiv-fliuch. 

Das  Wort  Feuer,  welches  so  nahe  liegt,  heisst  bei  Kero  fiui\ 
Otfr.  fiur^  beim  Uebersetzer  Isidors  fgor,  Tatian  fmi\  angels.  //;•, 
gr.  nvq,  lat.  huro^   combtiro ,  fervor ^  brennen,   die  Hitze. 

Sokrates  behauptet  bei  Plato  ausdrücklich,  dass  nvq  kein  grie- 
chisches, sondern  ein  phrygisches  Wort  sei;  es  findet  sich  schon 
bei  Homer;  die  Sprachvergleichung  musste  sonach  zur  Zeit  Plato's 
ihre  besondere  Haltpunkte  gehabt  haben. 

fiakousö,  das  Volk,  ir.  fialas  oder  fualas^  auch  ca(^.  und 
lugd. 

fighc,  der  Bart,  ir.  feasog. 

fi  mago,  der  Urenkel,  ir.  mac  vic,  der  Enkel  also  in  umge- 
kehrter Ordnung,  w.  uir  und  ?iae,  woraus  ?iepos. 

fito,  der  Mensch,  ir.  fear  oder  öea?i;  hun^  das  Mensch. 

fitobi-bou,  weich,  ir.  feidi^  und  bog  oder  bogiii\  so  dass 
das  japonesische  aus  beiden  zu  bestehen  scheint. 

fosi-sou,  trocken,  ir.  fuar  und  sug^  lat.  siccus^  w.  syc, 
arm.  %eh,  gr.  li\qQq  und  aah^qös,  trocken. 

fosii,  verlangen,   ir.  fon,  das  Verlangen,   daher  to  be  fond 


—     49     — 

of  on,  innig  lieben.  Johnson  wusste  dies  Wort  nicht  abzuleiten 
und  Chaucer  bringt  es  nicht  glücklicli  mit  to  fonne^  to  he  foolish 
zusammen,  was  offenbar  eine  sekundäre  Bedeutung  von  fon  ist, 
so  wie  wir  sagen  lieben  und  vernarrt  sein.  Auch  im  Schottischen 
kömmt  fon  vor. 

f ouri-rourou,  alt  sein  und  fouroiii^  alt,  abgenützt,  w.  ?/;•, 
alt,  daher  unser  ur  in  Irwelt,  Irwald,  uralt  soviel  als  alt  altj 
die  Ureltern,  Ursache;  lüernach  dürften  wohl  jene  Erklärungen  zu 
berichtigen  sein,  welche  die  deutsche  Vorsilbe  mit  dem  Ur  in  Ur- 
ochse,  d.  i.  Auerochse,  Auerhahn  u.  s.  w,    in   Verbindung  setzen. 

fouta,  zwei,  ir.  beit,  auch  ilo,  dis,  fair,  koraid,  kupla  u.a. 

g  o ,  fünf,  ir.  koiy  und  kuig,  \\.  pymp,  gr.  niyLnz,  lat.  quinque, 
Kero  fimf,  Ulph.  fimf,  Tatian.  finevi,  Otfr.  finfi,  schw.  fem. 

g  0  u  a  t,  der  Mond,  Monat,  w.gwail/i,  die  Zeit,  der  Lauf,  w.  Uyad^ 
ir,  luan^  lat.  Inna ,  als  Monat  w.  mis ,  misgiraith,  also  die  Zeit 
eines  Mondlaufes.  In  dieser  Verbindung  ist  mis  wohl  älter  als 
^i]v  und  mensis  und  ein  schlagender  IJcweis  gegen  die  Ansichten 
derer,  welche  das  Griechische  durch  die  Massilier  in  den  Norden 
bringen  Hessen.     Schwerlich  gingen  ihie  Verbindungen   bis  Japan. 

Inou,  der  Hund,  w.  cioii  oder  ci,  gr.  xt'on-,  corn,  Ar/,  veraltet 
Ä7,  plur.  khi,  arm.  kl,  kies ^  w.  veraltet  kicli^  kn^  und  luan^  lat. 
canis. 

isa,  die  Arznei,  w,  iuc^  gesund,  iagan,  heilen,  läofim. 

iye,  das  Haus,  w,  fy,  arm.  ti  pl.  ties^  corn.  tshyi^  die  W^oh- 
nung.  Im  Welsh  heisst  das  Haus  auch  tiev ,  die  Stadt,  EiuAVoh- 
nerschaft,  treva  die  Gesellschaft.  Treviri ,  Trier,  ist  also  ein 
keltischer  Name  und  die  Stadt  keltischen  Ursprungs.  Wenn  nun 
Ptolemaeus  die  Treviri  ein  gallisches  Volk  nennt,  so  lässt  sich 
aus  dieser  Etymologie  ein  Schluss  auf  ihre  Grösse  wagen  und 
daraus  entnehmen ,  wie  man  oft  die  Angabe  der  Alten  über  so- 
genannte Völker  nehmen  müsse, 

iynto,  das  Mitleid,  ir.  ionckaic. 

ka,  der  Tag,  ir.  da  und  /«,  was  bekanntlich  einen  Kehllaut 
hat;  dies,  Tag,  goth  day^  angels.  day ,  daey  und  fast  in  allen 
Sprachen  ähnlich,  liegt  nahe. 

kado,  der  Gesang,  Vers,  w.  Crtw?/,  singen,  lat,  c«;io,  w,  catiu, 
der  Gesang,  caniad^  der  Gesang,  Vers,  das  Versmachen,  Musik, 
arm.  kana^  ir.  kanam  und  sinnim^  singen ,  kaind  und  kaintik,  der 
Gesang,    kyuyd  und  kaniad,  der  Vers.    Wird  das  k  in  kado  in 

Keltische  Studien.  1,  4 


-     50     "- 

einen  Aspiraten  erweicht  gedacht,  so  findet  auch  das  gr.  aönr, 
üid)']  eine  leichte  Vermittel iing. 

Auch  dieses  Wort  sichert  ^^ieder  den  keltischen  Dialekten 
ihre  Unabhängigkeit  vom  Lateinischen  und  Griechischen  in  den 
frühesten  Zeiten. 

kanai-no,  ich  kann,  corn.  inös,  ich  kann,  ir.  comas. 

kanai,  sich  anfüllen,  w.  cyvleiiuy,  civvlmj ;  corn.  do  leana^ 
arm.  leiuiia,  karga^  ir.  kovallaim. 

kano,  jener,  \v.  yn  hunnu^  ev ,  eve,  evo ,  hi^  arm.  eiinan, 
corn.  honna ,  hoiUla,  gr.  viüvoz,  iv-uvoc,  attisch  iXvr],  nvo  jener  des 
lat.  liunc  und  t.  Das  japanische  und  keltische  sind  wohl  nicht 
vom  Griechischen  abzuleiten,  wohl  aber  einer  gemeinsamen  Stamm- 
sprache in  Asien  angehörig. 

karoui,  leicht,  ir.  kor  räch  und  qorrach. 

ken,  das  Schwert,  xx.gen^  Uuin  auch  syian,  w.  cle% ,  das 
Schwert;  ein  kurzes  Schwert  koly^  Dolch. 

kourou,  kommen,  lat.  ciirro. 

ki,  der  Baum,  das  Holz,  ir.  kniias,  veraltet,  auch  eo  und  kia 
[?iyiaj;  daher  y.lg ,  der  Holzwurm,  lat.  Cfircnlio,  das  deutsche 
Kienholz. 

kio,  das  Buch,  ir.  kroikean^  die  glatte  Haut  zusammengezo- 
gen aus  croicne,  Haut,  und  cean,  glatt.  —  axiTo?? 

kio-nen,  dieses  Jahr  [kiu  heute  von  ka),  ir.  veraltet  eang, 
voriges  Jahr,  w.  llyned,   arm.  voar  lene,  dieses  Jahr,  w.  y  lleni. 

kiun,  chin.  und  jap.  kiin,  der  Führer,  w.  cun^  kouik^  chu- 
ning^  der  König,  ura^. 

kokoro,  das  Herz,  lat.  cor,  gr.  xagöia,  xijg,  yeag,  w.  callan, 
ir.  torok  veraltet,  gotli.  hairtho. 

kono,  konomi,  dieser,  w.  Iiwn,  hon,  hyn,  dieser,  und  hun 
selbst,  huiian,  derselbe,  ai-m,  hennes,  honnes ,  w.  hunnu,  dieser 
dort,  corn.  hana  und  hedda ,  dieser  dort;  in  gleicher  Bedeutung 
wird  im  Armor.  hennes ,  fem.  honnes^  und  heman,  fem.  homan 
gebraucht.  Die  bezüglichen  griechischen  und  lateinischen  Prono- 
mina sind  bereits  verglichen. 

kyngor,  der  Rath,  av.  cyngor  nach  Lluyd. 

koui,  essen,  ir.  kaithim,  kauen,  ohne  Kehllaut  itim^  \»i.  edo, 
i8a,  u.  die  Derivate  davon,  gotli,  ilan^  etim.  angels.  yta?i  u.  s.  w. 

kouni,  Herrschaft,  Königreich  findet  sich  ausser  dem  wel- 
shen  cuji,   der  Führer,  in  keinem  keltischen  Dialekte,  aber  alth. 


—     51     — 

chuning  ^  chiininc,  alts.  cuning  und  in  leichten  Aenderungen  in 
fast  allen  Sprachen  Asiens  und  Europas,  mit  Ausnahme  der  grie- 
chischen und  lateinischen,  wenn  nicht  durch  irgend  eine  Lebens- 
anschauung yBvixIiQ,  der  Erzeuger,  Herr  und  Führer  der  Familie, 
yw!},  die  Herrin,  genilor  und  ihre  Verben  hierher  gerechnet  a\  er- 
den dürfen. 

Mit  diesem  Worte  und  seinen  Vorstellungen  hängt  innig  zu- 
sammen 

kounsi,  weise,  klug,  tugendliaft,  com.  Aientog,  ir.  kusou]  im 
Welsh  ist  cim  lieb,  gütig,  anziehend,  als  Haupteigenschaft  des 
Führers,  der  anziehen  muss,  soll  man  ihm  folgen. 

cun  wird  abgeleitet  von  c?/,  gut,  lieb,  z.  B.  mam  gii.,  liebe 
Mutter,  Grossmutter.     Gut  gehört  also  dieser  Wurzel  an. 

kouroi,  schwarz,  ir.  kiar^  i(U\  loch,  dorka. 

koutsi,  der  Mund,  w.  c?/',  Oellnung,  Rundung,  cwrr  veraltet 
der  Mund,  ir.  veraltet  kel,  koil,  kailre.,  kab,  gulba,  men,  leil  fes, 
gion  u.  a. 

mma,  das  Pferd,  w.  inarc,  ahd.  iiiarh,  die  Mähre. 

mago,  der  Enkel,  ir.  uu,  garvachmak  irk^mak dearvru^ara. 

ni,  in,  w.  gii ,  corn.  cu-,  arm.  c ,  en,  er ^  ir.  in,  iim,  an  san 
und  na. 

mi,  mirou,  sehen,  w.  trenäo,  Ireni ,  der  Blick,  tremgna, 
umher  sehen,  corn.  iniraz-,  beim  Otfr.  nia/'an,  etwas  öffentlich  tlum, 
Notker  88,14.  irniarm,  ausspähen,  lat.  nilror  beim  Sali,  und  Tre- 
bellius  Pollio  in  Gallien.  9.  ansehen. 

mi,  midomo,  midomoraga,  miga,  ich,  w.  mg,  my  hun, 
mi  vy  Imn,  corn.  tni,  arm.  ma^  me,  ir.  me  und  ine  fein. 

meki-kou,  sowie,  w.  nieggs,  die  Weise,  sowie,  ir.  mar. 

min,  der  Name,  arm    lin-nien,  ir.  ainii)i,  ainm. 

mitsi,  der  Weg,  die  Weise,  w.  mo% ,  mod ,  ir.  sed.,  rod, 
reim  und  andere;  reim  erinnert  an  Rain. 

mono,  der  Mensch,  das  Ereigniss,  Ding,  w.  mod,  altd.  como, 
gumat  der  Mann,  gomaheiti  die  Menschheit. 

mono  gatari,  die  Geschichte,  ir.  kiiad,  kua%. 

mosou,  wohl,  arm.  mal. 

na,  nai,  nicht,  damit  nicht,  w.  na.^  nag,  nad,  ni,  ?iid,  arm.  ?ie. 

naki-kou,  weinen,  ir.  ?ä/n  gut,  kginim,  kg  im. 

nakou,  nakoute,  nakousite,  ohne,  ir.  naghai%. 

nen,  das  Kind,  ir.  nyi%ean, 

4* 


—     52     - 

nigai,  bitter,  ir.  veraltet,  nini]lv. 

nen,  das  Jahr,  ir.  eung^  annus. 

nousi,  du,  ir.  tu,  ly^  tusa,  vv.  tl. 

sa,  der  Mensch,  ir.  dae. 

sakaya,  hohl,  w.  cay,  cau,  hohl;  ceyol^  arm.  kav ,  kaOy  lat. 
cat:ius. 

sigoto,  die  Arbeit,  w.  gwaith,  ir.  silt  oder  syth^  also  siyolo 
zusammengezogen  aus  sit  und  ywalth. 

so,  klein,  ir.  suaüL. 

sou,  der  Herr,  ir.  tor^  hiir  und  fo. 

sitsi,  sieben,  av.  saith^  corn.  npilh ,  arm.  seith ,  lat.  seplem 

tabe,  die  Mauer,  ir.  dae  oder  dua. 

tami,  das  Volk,  corn.  und  arm.  tijt. 

te,  die  Hand,  ir.  doid^  gemeines  deutsch  die  Dotsche. 

tera,  der  Tempel,  ir.  veraltet  dnrtah. 

todai,  der  Leuchter,  \v.  dydh^  das  Licht. 

toki,  die  Zeit,  Gelegenheit,  w.  adey^  die  Zeit,  Gelegenheit, 
ir.  veraltet  tugd. 

tora,  der  Tieger,  ir.  tiohar. 

tsi,  die  Erde,  w.  tir  und  tyd. 

tsitsi,  der  Vater,  w.  lad ^  tadirys ^  corn.  ia%^  veraltet  lad^ 
ir.  athair^  gaid  und  gaithean. 

wa,  wenn,  ir.  ma^  mas,  deutsch  Mann,  Mcnn. 

warai-ro,  lachen,  w.  cwar,  ctrarz-,  lachen,  cwarzn,cwnrth, 
arm,  cuarsin,  koarsin. 

Avo kirne,  das  Gesetz,  arm.  guicemen. 

y  oder  youron,  sein,  ir.  foyryim. 

yama,  der  Berg,  ir.  mam. 

yasou,  yasoui,  leicht,  ir.  iasalah. 

yat,  ja,  ir.  seadh,  das  deutsche  ja, 

yen,  jetzt,  ir.  Jioinne  auch  chyn  in  kyndrychiol. 

yori,  aus  Liebe,  ir.  Iiuari^  iolori^  aus  Scherz,  Fröhlichkeit. 

yro,  das  Zeichen,  w.  aruyd, 

yt,  der  Tag,  w.  dyd^  dy%,  corn.  del^  arm.  deidh. 

ytsi,  eins,  w.  yn^  ynig-,  ii"-  ynar^  ahd. 

zoniij-sourou,  corn.  ad%an,  wissen. 

Diese  Worte  sind  nach  der  Grammatik  des  Pater  Rodriguez 
zusammengestellt  und  weichen  nur  in  \\enigen  Punkten  von  dem 
Dictionnaire  des  Collado  ab.     Letzterer  schreibt  statt  tabe :   kabe 


—     53     - 

und  ähnliche,   woraus  hervorgeht,    dass    die  d  und  t  mit  g  und  k 
wechsehi. 

Auch  die  Untersuchung  der  japanischen  Ortsnamen,  verglichen 
mit  den  Erklärungen ,  welche  Ritter  in  seiner  Geographie  Asiens 
gibt,  ist  sehr  geeignet,  über  den  Zusammenhang  der  keltischen 
Sprachen  mit  dem  Japanischen  weiteres  Licht  zu  verbreiten.  Um 
nur  Einzelnes  anzuführen,  bemerke  ich,  dass  Nvpon^  d.  h.  der 
Sonnenaufgang,  Aufgang  des  Lichtes,  verwand  ist  mit  nwij  ^  der 
Glanz,  die  Lebhaftigkeit,  das  Leben,  von  nw ^  was  ausstrahlt, 
durchdringt.  Der  zweite  Theil  poii  findet  sich  gleichfalls  im 
Welsh,  in  der  Bedeutung  von  Ballen,  Blase,  aufgeblasen.  Im 
Jahre  671  unserer  Zeitrechnung  schickten  die  Niponesen  ehie 
Gesandschaft  nach  China,  wo  sie  erfuhren,  dass  ihr  Reich  nicht 
üo  sondern  Schi  pen,  in  japanischer  Aussprache  Nipon,  das 
heisst  Sonnenursprung  heissen  niüsste;  sie  sahen  es  ein.  Dies  ist 
der  Bericht  Mantuanlins,  welcher  durch  die  japanischen  Annalen 
bestätigt  A\ird. 

Vorher  Avar  also  Nipoii  den  Chinesen  nur  unter  dem  Namen 
Wo  oder  Uo  bekannt,  d.  h.  die  Schauminsel    nach    ihrer    Sprache. 

Im  Irischen  findet  sich  nun  ufui  und  uanan  neben  sgeim  als 
Bezeichnung  für  Schaum,  was  einen  Zusammenhang  beider  Spra- 
chen erwarten  lässt. 

Den  Ausdiuck  Schauminsel  haben  die  Japanesen  für  die  vor- 
züglichste ihrer  Inseln  beibehalten ,  weil  sie  von  Klippen  und 
einer  sehr  hoch  gehenden  Brandung  umgeben  diesen  Namen  ver- 
dient, und  sie  darum  in  ihrer  Sprache  üwu  dsi  simu,  gewöhnlich 
Äwasino-sima,  genannt. 

Nun  heisst  im  Welsh  aw  das  Wasser,  die  Fluth,  Strömung, 
der  Zug,  in  letzterer  Bedeutung  verwand  mit  (iura,  die  bewegte 
Luft,  w,  aicell  der  Luftstrom,  griech.  atlla  der  Wirbelwind.  Was- 
ser heisst  auch  w,  und  ir.  /o,  mit  obigem  Uo  verwand^  ebenso  dwi\, 
das  griech.  v^mit. 

Sima  hängt  mit  dem  w.  sin  die  Oberfläche,  sitidu,  was  auf 
die  Oberfläche  getrieben,  in  die  Höhe  gejagt  wird,  die  Asche, 
cinis,  cinid,  der  Schaum  zusammen. 

Die  Chinesen  nennenden  Sonnenursprung,  d.h.  Aufgang /Sc/m- 
pen.  Im  Irischen  heisst  Aufgang,  Ursprung  pefi  m'amen,  auch 
bun,  bunad,  bunadhas ;  im  Wesh  ist  bun  die  Frau,  griech.  yvvri, 


—     54     — 

und  biin  sehr  ähnlich  einer  geineinen  Bezeichnung  der  weihlichen 
Geschlechtstheile  im  Deutschen. 

Ausserdem  heisst  im  Irischen  hau  auch  das  Licht,  der  Glanz, 
griech.    qpwü'w,   (paog. 

Die  Fürsten  heissen  dairi ;  toram  und  tiurighnim  bedeutet 
im  Ir.  herrschen,  das  Reich  tyrnas,  corn.  tiyarnas. 

Im  Welsh  gibt  es  ein  Zeitwort  (}ai\  über  einem  sein,  erha- 
ben sein,  daher  dar  die  heilige  Eiche,  griech.  ^ovg. 

Seit  163  vor  Christus  erhielt  jeder  Fürst  als  Ehrenname  ei- 
nen sogenannten  Jahrestitel,  nUm  hao,  japanisch  ncngo.  Der  Name 
heisst  im  Welsh  henw,  arm.  Ikuw,  jaj).  hao.  Neu  bedeutet  Jahr, 
ir.  eaiu)^  lat.   anmis. 

Die  Insel  Kiu-siu  würde  auf  deutsch  die  der  neun  Pro- 
vinzen oder  Reiche  genannt  werden  müssen.  Im  Welsh  ist 
neun  naw^  corn.  nau.,  arm.  nao .  ir.  n'uj ,  und  Provinz  w.  swy% 
von  swy^  das  Reich  aber  ywlad^  chinesisch  kao ;  daher  heisst 
Japan  bei  Raschid-eddin,  dem  berühmten  persisclien  Geschicht- 
schreiber, welcher  gegen  1290  sein  Werk  schrieb,  Dschemen-ku. 
Auf  diese  Untersuchung  führten  mich  die  Erklärungen,  welche 
Ritter  seinon  japanischen  Ortsnamen  beifügte.  Hätte  mir  ein  ja- 
panisches oder  chinesisches  Wörterbuch  zu  Gebot  gestanden, 
dann  wäre  die  Ausbeute  sicherlich  grösser  und  der  Reweis  kräf- 
tiger geworden,  dass  in  Asien,  dem  Mittelpunkte  der  Menschen- 
ra^en  und  Sprachen,  der  Grund  zur  Verwandschaft  zunächst  ge- 
sucht werden  müsse.  Auch  Sicbolds  Nipon  oder  Archiv  zur 
Beschreibung  von  Japan  fehlte  mir. 

Jm  Jahre  1772  gab  der  erwähnte  Charles  Vallancey  „<^w^ 
essay  an  tlie  antiquUy  of  the  Irisli  langjiaye  be'mg  a  collation 
of  the  Irish  tcilh  the  Puiiik  langaage'-'-  zu  Dublin  heraus.  In  den 
Jahren  1781 — 1783  verölTentlichte  er  mehrere  Werke,  worin  er 
die  irische  Sprache  mit  der  chinesischen  und  japanischen  verglich, 
und  1801  erschien  von  ihm  ein  ^^Prospectiis  of  a  dictionary  of 
the  language  of  the  ancient  Irish  compared  with  the  langunge 
of  the  old  Cuti  or  ancient  Perstans.  Dahlin}'-  Vallancey  ist 
vielfach  der  Abentheuerlichkeit  geziehen  worden;  meine  Unter- 
suchungen werden  um  so  mehr  dazu  beitragen ,  seine  Arbeiten 
zu  berichtigen  oder  in  ihrem  Werthe  erscheinen  zu  lassen,  als  ich 
sie  noch  nicht  einmal  dem  Titel  nach  kannte,  Avährend  ich  das 
Japanische  in  die  Vergleichung  zog. 


—     55     — 

Die   keltischen  Dialekte  im  Tcrgleicli  mit  <len  kaiika- 

sisciicn. 

Da  eben  die  japanische  Sprache  mit  den  keltischen  Dialekten 
verglichen  und  ihr  Zusammenhang  nachgewiesen  wurde,  so  möge 
nun  die  lesgische  Sprache  mit  ihren  Dialekten  unter  den  Bewoh- 
nern des  Kaukasus  in  Betrachtung  gezogen  werden,  um  auch  hier- 
durch wieder  daran  zu  erinnern,  dass  der  Ursprung  der  keltischen 
Dialekte  in  Asien  zu  suchen  und  lür  die  Erforschung  der  alten 
Sprachen  eine  breitere  Basis  zu  gewinnen  sei. 

Der  Knabe  heisst  auarisch  uas^  ir.  und  arm.  guas^  wcrchotu- 
risch  tiiskiim. 

Der  Ehemann  andisch  kunta^  corn.  kans  iir^g. 

die  Hand  in  Kabutsch  koila,  ir.  grodh. 

das  Blut  samoj    byei^  corn.  gugd. 

die  Kälte  in  Dsar  chualschala^  w.  egican, 

der  Wind  andisch  ;//«c,  ir.  meas^  samojedisch  nuüsi;  bei  Tii- 
ruchansk  im  Samqjedischen  charru^  finnisch  kurrja  der  Sturm,  w. 
gicarnvor. 

der  Tag,  andisch  tch%al^  oder  tljel.,  corn.  det^  und  de%iJ. 

das  Jahr  bei  den  Dido  tlebi^  corn.  bledhan^  oder  blidJien. 

das  Wasser  in  Chunzag  htlim.,  bei  den  Andi  Jtlleii,  in  Ku- 
betscha  Izin^  in  Dshar  cliiin^  bei  den  üstiaken  ing  und  eng,  ir. 
«w,  ean,  lo,  Ina,  easlong,  alle  veraltet. 

der  Fluss  nach  Jornandes  var  {quae  lingiia  sua  Hunni  var 
appellant  cap.  ö^),  chunsagisch  or,  uor ,  w.  gwarsor  die  Flut, 
Woge. 

Hiernach  dürfte  die  eben  angeführte  Stelle:  ,,pais  Ihmno- 
rum  in  fiigani  versa  eas  partes  Scgthiae  petiit,  quas  Danubli 
aninis  ßuenta  praetermeant ,  quae  Ungua  sua  Hunnwar  ap- 
pellanV^  um  so  gewisser  in  Hunni  Var  zu  emcndiren  sein. 

der  Sand  andisch  kern,  geht  über  in  kair,  kora,  c/iora,  Jaro, 
w.  gro,  graian,  arm.  gruan,  ir.  grothal. 

der  Berg  auarisch  mar,  nieer,  ir.  veraltet  mam  der  Hügel. 

der  Dampf  auarisch  kni,  w.  gurts,  ostiakisch  kwoe ,  arm. 
groes. 

die  Tiefe  in  Chunsag  gwoaride,  w.  geruyn,  mor-geruyn, 
dyun-vor. 

das  Feld  andisch  cliur,  ostiak.  char,  vi.  cae. 


-     56     - 

die  Fliege  chunsag.  neki,  \\.  ednogyn. 

der  Ochse  auarisch  oss,  com.  udzhcon^  veraltet  Oflioti,  ir. 
veraltet  Offh  oder  az. 

das  Pferd  andisch  /cofn,  koto^  ir.  veraltet  govar,  w.  veraltet 
goruy%  {gorwydh). 

die  Katze  aruar.  ketOj  getu^  \v.  cath,  com.  kalli^  arm.  kas 
ir.  Ä:«A 

die  Maus  in  Chunsag  imik^  andisch  inku^  \v.  Uy^odeii,  oder 
Uyngoden^  arm.  lloden^  ir  /?^c//,  oder  /?^«^,  auch  gallnch^  eine 
grosse  Maus,  Ratte. 

So  Mie  sich  im  Griechischen  xKfT«,  die  Katze,  findet  statt  uü.ov- 
Qoc,  so  auch  ya).)),  yah~j  ßöiovoa  in  der  Bedeutung  von  Wiesel, 
Katze,  Ratte,  also  mit  dem  Begrifie  des  Rauhthieies. 

das  Ei  auarisch  hnno,  /tono,  bei  den  Karagassen  heng,  ir.  ngh, 
spr.  nng. 

das  Brod  andisch  gan,  w.  dara,  corn.  öara,  bara  kau  ^  arm. 
hara  kan^  wo  also  die  Worte  tautologisch  zusammengestellt  sind. 

der  Dieb  chunsag.  karnisch^  inguschisch  koar ^  Mogulisch 
kair^  wotjaläsch  kiirok^  w.  hericr^  \v'omit  unser  verheeren  zusam- 
menhängt,  denn  hericr  ist  ein  Flüchtling,  einer  der  Beute  zu 
machen  sucht,  der  stiehlt  u.  s.  w.,  wie  das  französische  marau- 
denr,  marmide^  vol  commis  par  des  gens  de  guerre  dans  les 
environs  du  canip^  ou  en  s'ecartant  de  larinee.  Dict.  de  l'Acad. 
frang. 

der  Fussboden  chunsag.  kunisae,  samojed.  am  Ket  lern.,  in- 
batzkisch  /«w,  cor.  ler.,  lor^  ir.  lar  unser  Flur  in  seinen  beiden 
Bezeichnungen. 

das  Schiff  samoj.  onö.,  ami.,  gino^  ir.  w///,  naoi.  navis,  vuvc. 

alt  auariscli  /lermt,  chera?f^  w.  /len  ur.,  der  Greis,  henmigur., 
henurach. 

gross  chuns.  cIialladtL  ir.  veraltet  all  oder  oll;  ostiakisch 
helle.,  eile.,  ille.,  w.  helaetk. 

klein  chuns.  chitgna,  sonst  tina,  corn,  bian.,  und  bihan.,  ir,  min. 

weiss  chuns.  kahab^  ingusch'  kai^  kain.,  w,  gwyn.,  corn.  ver- 
altet guyn.,  ir.  geal. 

roth  andisch  tri.,  hiri.,  w,  gyridoch. 

gut,  schön  chunsag.  chlik,  tschuwaschisch  laich.,  ir.  veraltet 
gle.,  w,  teg  schön ,  corn.  leg. 

gut  im  Andischen  %ons.,  w.  da.,  daionys. 


—     57     — 

hässlich  auarisch  knesclh  arm.  <f(iro^  (fuero. 

der  Mensch  auar.  tschi,  cor.  ten^  plur.  tiz,  arm.  ten]  plur. 
tyt^  ir.  veraltet  ^/rt/?;  ^*c//^  hat  im  plur.  adamal;  so  hat  tscheshu^ 
die  Frau,  im  plur.  rutschabe^  also  ganz  verschiedene  Formen. 

„er  ist"  heisst  auarisch   bmjo^    \v.  bod  sein,  baech  ihr  wäret. 

auarisch  bugabi  es  sei,  w,  byddnt,  sit,  esto. 

auarisch  jugo  er  war;  auch  im  w.  wird  in  der  (ert.  sing. 
ein  1/  vorgeschlagen,  darum  oedd  er  war,  und  gdoedd,  oder  gtoed^ 
ylhoed. 

sprechen  auarisch  avila^  w.  Ilarar ^  ir.  agallaini. 

dein  auar.  ^//f/',  w.  ///,  arm.  ta^  ir.  ^ö. 

ein  jeder  auar.  hab^  w.  pob  ijii^  pob  petli.  arm.  peb  liini. 

uns  andisch  isc/iim,  auarisch  w/67/^;-/.y/,  Dative  vom  auar.  w/*//, 
andisch  ?///////,  wir  w.  ;//,  /y///,  ir.  sliiim. 

auf  auarisch  ^;/^/c?.  andisch  «/,  w.  ,^/i  <;/,  ir.  du,  und  auar. 
^«,  ir.  agis. 

auf  andisch  ///«,  w.  yn  He. 

er  auarisch  /(»o?^,  sin&.  hegen,  \\. In,  yn  hunnu,  com. hat Jioiina, 
hodda. 

in  andisch  //V/,  w .  yn  Ue,  also  auch  Lebereinstimmung  in  der 
Aussprache  des  //  im  Weish  und  dem  Andischen. 

er  anzug  hadab,  in  Dshar  ebenso,  w.  hl,  corn.  hai,  hodda, 
bei  den  Ckassi-Ckumuck  täh  und  bei  den  Akuscha  heich. 

ich  chunsag.  dnn,  ebenso  Anzug  und  dschar,  and.  den,  teil 
bei  den  Dido  und  Insso  di,  Ckassi  Chumuck  na,  Akuscha  du,  \\. 
mi,  arm.  ma,  niu  junan. 

ja  anzug.  e,  dshar.  ei,  chunsag.  asslu,  dschar.  chadin,  w.  ie, 
veraltet  echre,  corn.  ia,  hudtli,  ir.  achd  as  kora. 

nein  anzug.  gTirt(,  and  su,  zu,  did.  anu,  ckassikam  bakari, 
ir.  ho,  w.  na,  nag. 

sie,  ////,  bei  den  Dido  und  insso  shedwi,  ir.  shud,  bei  den 
Chassi-Ckumuck  //,  ir.  shi. 

sie  illa,  chunsag.  chtidu,  ir.  nd  das,  da. 
über  andisch  galla,  dshar.  tdd,  ir.  /«/-,  ??//;-,  arm.  varlae. 
viel  bei  den  Chunsagen  und  X\dSQ\\jeinere,\\.  mawr,  llawr, 
arm.  meyr,  ir.  ///o/*,  iomdha,  deutsch  mehr. 

wer  andisch  ^c/m,  bei  den  Ckassi-Ckumuck  55?/,  w.puy,  arm, 
piu,  andisch  imago,  ir.  i^r^. 


—     58     — 

wo  chunsag.  ku^  dshar.  kiwatscJm,  and.  inuki,  w.  pa^  pan^ 
arm.  jua^  po^  ir.  Ay/,  kaü^  go^  wcsshalb,  von  woher,  gur^  ionnys. 

eins  no,  za,  kos,  zis.  ssa,  ir.  veraltet  ke,  ackd. 

zwei  kkigo^  kona^  kkuva^  koii,  w.  day^  duy,  arm.  doii,  ir_ 
do^  kupla^  koraid^  kuingir. 

fünf  yku^  ckewu^  ckujal,  ir.  kuig^  koig. 

Auch  mit  den  mizdshegischen  Sprachen,  den  Dialekten  der 
Tschetschcnzen,  Inguschen  and  Thuschen,  welche  zu  den  ältesten 
Bewohnern  des  Kaukasus  gehören,  lässt  sich  das  keltische  Sprach- 
gebiet in  Vergleich  setzen,  und  schon  wegen  ihres  Zusammen- 
hangs die  Ansicht  des  Grafen  Potocki  und  Pallas  zurückweisen, 
welche  in  diesen  Vollmern  Keste  der  Alanen  sahen. 

der  Mensch  tsch.  steg,  th.  stag,  ir.  dae. 

das  Volk  tsch.  naack,  \r.  knch. 

der  Kopf  tsch.  korte^  kjorta^  ing.  korte^  th.  körte,  ir.  ver- 
altet gart,  kuth. 

das  Gesicht  tsch.  iock,  iucke,  corn.  veraltet  envock. 

das  Auge  tsch.  berik ,  ing.  berg,  th  berka ,  ir.  veraltet 
dcark,  gr.  ^s'^xd)  sehen. 

der  l>iund  th.  hak,  tsch.  bagga,  ir.  kab,  Mund,  Lippe. 

die  Zunge  tsch.  mot,  mnt,  w.  morbeii. 

die  Hand  tsch.  knig,  ir.  veraltet  kib,  ing.  kuig,  ir.  glak. 

der  Fuss  tsch.  kog,  ebenso  ing.  und  th.,  aber  ir.  kos. 

die  Brust  tar,  a\.  teth. 

der  Bauch  gee ,  g/iiki,  by/ki,  yv.  bry ,  ir.  biia,  auch  bo/g, 
der  Balg,  und  geosan.  Der  Kücken  seh.  bnkg,  ing.  buko,  deutsch 
Buckel. 

das  Herz  dugk  und  dog,  ir.  veraltet  tork. 

der  Seh  weiss  hazer,  corn.  u.  arm.  Az^e«,  deutsch  schwitzen. 

der  Knochen  tsch.  diaeckk.,  ing.  teckk  und  dsul,  ir.  veral- 
tet seik,  tiick  und  tek. 

die  F c der  pluma,  tsch.  ?7c//,  ir.  ^'Z/^,  ;//m  eüY^,  daher  ite 
iteog,  eiteog  der  Flügel,  daher  die  Eidergans,  Eiderdune. 

der  Flügel  tajN,  w.  aden,  ir.  sgiatkan. 

der  Schwanz  %ogii,  altd.  %agel. 

penis  ten,  in  den  drei  Dialekten ,  av.  kyn-fon  und  cunnus 
gleichfalls  in  allen  biit,  einem  gemeinen  deutschen  Ausdrucke  nahe 
liegend;  bun  das  Weib,  weiblich  ir,  veraltet  bilhe,  auch  toth. 

die  Biene  th.  putkar,  ir.  beack,  beathnian. 


—     59     — 

die  Fliege  ing.  mos,  ir.  nüolt. 

der  Bock  botsch,  biirrek,  hohe,  corn.  %Ä,  hoch.,  ir.  pok. 

die  Ziege  seh.  gase,  d.  Geiss,  ir.  gavar,  lat.  capra. 

das  Schaf  tsch.  ^/^A/^»,  arm.  ?/r2  der  Bock;  in  Chumsag  und 
Dshar  ky  der  Schafbock,  ir.  yi  das  Schaf. 

der  Ochse  ing.  und  tsch.  iist,  ustu,  corn.  iichheon. 

der  Hund  tsch.  shari,  dshaaJi,  ing.  poe,  ir.  ^y«^//,  w.  c.  arm. 
ci,  ki,  kei,  gr.  y.vwv. 

die  Katze  th.  Äry/r>,  w.  c«///,  corn.  /irt/Ä,  arm.  kas,  ir.  Ay/^ 
und  Inf/aire  eines  .Stammes  mit  «t'Aoioo.-. 

das  Schwein  tsch.  haeke,  khaka,  ing.  hake,  th.  /^rt,  w.  ////v/) 
corn.  höh,  lat.  *?<*,  gr.  vc,  w.  mo{-ut,  deutsch  die  Mucke,  ein 
weibliches  Schwein. 

das  Pferd  tsch.  gaur,  av.  veraltet  gorwyz,  ir.  veraltet  gn- 
var  oder  govar. 

das  Kamel  tsch,  ankel,  ing.  ^<^?r«,  th.  aklain,  ir.  /^r/»«/. 

der  Hirsch  tsch.  sei,  th.  #^//y<',  arm.  hei%es  die  Hirschkuh, 
ir.  veraltet  r////t ;  arr  und  seavrbos  der  Hirsch. 

der  Hahn  tsch.  ?^rt//,  w.  arm.  corn.  cclUog,  keilog.  ir.  ver- 
altet gal,  lat.  gallus. 

das  Huhn  ingusch.  kualam,  av.  /r/y,  ir.  kuark,  kenrk. 

die  Taube  tsch.  k'mkn,  ing.  /iö/f,  arm.  A »////,  ir.  Ä«///z. 

die  Gans  tsch.  Av;*,  ing.  gash,  th.  bata,  tart.  cAr/*,  georg. 
bau,  AV.  gwgz;  deutsch  Gans,  corn.  /7?/s  oder  </?;^///,  arm.  goa'z, 
garz;  ir.  geath,  garira,  der  Ganser. 

die  Ente  tsch.  bat,  w.  hwyat,  corn.  ^«3,  veraltet  Äo^^,  arm. 
?<«/,  haat,  gr.  vj^tr«. 

der  Weizen  tsch.  ka,  th.  r>//,  av.  gwenith,  ith  das  Korn, 
corn.  gwanath. 

der  Hafer  tsch.  A^'«,  av.  i.  corn.  arm.  ceiu^,  kerch,  koirke. 

der  Baum  che  oder  chie,  av.  coede)i,  cor.  guedan,m'm.gne- 
%an,  ir.  hrann,  veraltet  kyvas. 

der  Ast  tsch.  gjanesch,  ing.  ^//r;?^,  ir.  ^<?rt^,  beangan  veral- 
tet </«*. 

das  Kraut,  Gemüse,  buz,  jol,  ir.  bustal,  lat.  ö/?<*,  corn. 
Art«/,  deutsch  Kohl,  av.  caid. 

das  Heu  tsch.  jol,  w.  dollir,  das  Wiesenland  von  r/(//  und 
//;•,  das  Land. 


-     60     - 

das  Ei  Isch.  clma^  ne^  arm.  ?«',  Ei,  ir.  ugh^  w.  tüij^  corn.  o«, 
th.  gaga,  engl.  egg. 

das  Fleisch  tscli.  gishik^  w.  nV/,  arm.  AvV/. 

Wein  ingiisch.  und  Ihuscli.  wün,  w.  gicin^  arm.  //zm«. 

Butter  ^/rt//^,  ii-.  kalteog  und  paiteog. 

Honig  mos^  corn.  veraltet  w/ö^/,  jetzt  niel,  so  das  arm.  «^?. 
lat.  und  griech.  Wort. 

das  Feuer  t%e^  ir.  gz  veraltet. 

d  e  r  R  a  u  c  h  tscli.  kü/\  ir.  sorn  für  scorui'?),  dtsch.  der  Schornstein. 

die  Kohle  tsch.  /iarru,  ir.  veraltet  gorr. 

der  Pflug  gotan,  gulan,  gofanger,  w.  «r«^/,  //?/?^s  arad 
der  Pflug,  der  entwildert;  gotmi  kömmt  in  „jäten"  wieder,  und 
a?'a(l  im  Lateinischen  und  Griechischen. 

der  Acker  tsch.  u?t,  ing.  kaascli^  w.  cae. 

d er  ^V^ e g ,  7iik,  ir.  rt/i«Ä\ 

der  Wald  kün^  w.  lltcgn. 

der  Berg  tch.  /«w«^  ing.  lamarlsch,  th.  kniati^  ir.  veraltet 
//m/W,  /li;flr/7^  ///o^«. 

das  Schiff  tsch.  gdlai  oder  gaalai^  ir.  galcir^  fr.  galer e. 

das  Leder  /»«/irt,  ir.  veraltet  /i«;*^  und  kadhal. 

das  Tuch  thuschisch  mmidi,  arm.  mether. 

der  Vater  r/«,  thusch.  ^/^^«,  corn.  veraltet  /«^^  jetzt  /«r-, 
arm.  /«r/,  av.  tad.,  ir.  athair^  goth.  rt^^«. 

die  Mutter  //^fw«  in  den  Midzshegischen  Sprachen,  bei  den 
Dido  eiina,  tart.  «/m,  ir.  nalng^  auch  //?«///,  wie  in  den  übrigen 
Dialekten, 

der  Sohn  tsch.  und  ingusch,  iin^  ir.  luan^  veraltet. 

der  Knabe  tsch.  kanat,  ir.  makain^  yv.geneth  das  Mädchen. 

der  Greis  tsch.  kan  maile ;  kaii  heisst  alt ,  darum  kein 
istin  eine  alte  Frau;  im  Welsh  hm  alt,  daher  Mn  ür  der  Greis, 
corn.  den. 

leicht  tsch.  dai.^  thusch  dani.^  arm.  skan.,  vv.  bycan. 

gross  dakko,  ir.  veraltet  di. 

rein  zani,  w.  und  arm.  glan. 

das  Meer  tsch.  c/iort,  ir.  veraltet  go,  gaot/i,  ingusch.  ßirt, 
ir,  feairrge. 

die  Fluth  malar^  eigentlich  grosses  Wasser  auch  dochon- 
chi^  ir.  muirlan  von  muii\  die  See ,  und  /«/^,  gross ,  voll ,  auch 
lan  mara,    Vergl.  Mälar-See 


—     6t     — 

der  Tag  tsch.  deni,  inguscli.  den^  th.  tcha,  w.dpz-,  lat.  dies, 
corn.  veraltet  def,  arm    deh,  de  in  der  Zusainniensetzung  im  Com. 

früh  am  Morgen  tsch.  jor?n ,  mii.  ^\.  bore  der  Morgen, 
früh,  ebenso  boren  und  boreuaw. 

der  Abend  tsch.  surracJi,  ungusch.  sehe.  \\.  *^/"  die  Sterne, 
selrian  das  Glitzern,  Funkeln  der  Sterne. 

der  Frühling  tsch.  //?/;>/,  ir.  earrach. 

der  Winter  ai  und  tli.  «//,  w.  ijauav,  sprich  (jaiow. 

der  Stern  th.  lern,  w.  ser. 

schnell  tsch.  heste.,  ir.  klisle. 

langsam  tsch.  meleschen,  ir.  mal^  inguscli  tscliuarte,  w. 
diüw^  surtli. 

der  Schnee  la,  loa,  Ina,  ir.  Ia%. 

das  Eis  tsch.  schd  und  pscha,  w.  <V/,  «V/^w. 

der  Blitz  ingusch.  dekuka.,  ir.  /irtfj;*,    zusammengezogen  kyr. 

das  Gold  th.  «Ä'^r,  georgisch  okltra,  lat.  imrviv,  w.  mir 
und  0?/;,,  corn.  «?/r,  ir.  or  der  Okcr,  Okergelb. 

schwarz  ardshi,  ir.  ÄvV?/',  veraltet  iar. 

weiss  th.  kuin,  tsch.  kain,  w.  (jwijn.^  ingusch,   Ä:<?//.   m'.  gwy. 

grün  tsch.  //«,  w.  //^y?/. 

der  Herr  tsch.  aelu.,  corn.  arleth. 

der  Tod  thusch.  /<'/,  ingusch.  /^^^,  tsch.  walar,  w.  //^«7*. 

gesund  tsch.  moijusch.,  aim.  7/?<^^r?. 

die  Hitze  ingusch  tan.,  pnclie,  ir.  /^^ff*  und  ßnchadh. 

Ein  Aveiteres  höchst  merkAvürdiges  Volk  im  Kaukasus  sind 
die  Osseten  ,  wie  sie  die  Georgier  heisscn ;  sie  selbst  nennen  sicli 
Ir  oder  Iri,  und  ihr  Land  Ironistan. 

Aus  den  Untersuchungen,  welche  Klaproth  in  seiner  Reise 
nach  dem  Kaukasus  Bd.  1.  Seite  66  über  den  Namen  und  die  Ab- 
stammung dieses  Volkes  angestellt  hat,  ergibt  sich,  dass  das- 
selbe aus  Medien  in  seine  neuesten  Wohnungen  gekommen  ist. 
Es  nennt ,  wie  bemerkt ,  sein  Land  Ironistan,  und  sich  selbst  Ir, 
Iri,  Iron.  Nach  Herodot  nannten  sich  die  Meder  ehemals  Arianoi, 
und  der  Theil  von  Persicn  und  Alt-Medien,  den  sie  ehemals  be- 
wohnt hatten ,  heisst  noch  jetzt  Jran. 

Silvestre  de  Sac}'  erklärte  die  persischen  Inschriften  von 
Nakschi-Rustam  und  Kirmanschah  aus  den  Zeiten  der  Sassaniden. 
Hier  wie  auf  den  Münzen  dieser  Dynastie  heissen  sie  Beherrscher 
von  Iran  und  Nicht-Iran,  die  Könige  der  Könige  von  Iran. 


—     62     — 

Der  grössere  Theil  der  ossetischen  Sprache  ist  medisch,  und 
der  Rest  hat  nach  Klajjroth  mit  Iceiner  bekannten  Sprache  eine 
Aehnlichkeit. 

Die  Partikehi  in  derselben  haben  grosse  Uebereinstimmung 
mit  den  gleiclibedeutenden  medisch-persischen ,  germanischen  und 
slavischen.  Wie  sich  die  Sprache  zum  Keltischen  verhält,  wird 
sich  aus  dem  Folgenden  ergeben: 

ehe  oss.  rasde?.,  \v.  ?'hag^  corn.  und  arm.  rag,  ir.  7la,  riav, 
beide  veraltet ,  und  roive. 

an  oss.  iu\  w.  wt/sg,  an,  die  Bewegung  gegen  Etwas. 

unter  oss.  äfon,  ir.  fnri,  fgi,  fo. 

nach  oss.  c/i?ison,  corn.  luhlia. 

von  oss.  ?/5,  pcrs.  as^  ir.  a,  na,  w.  iurth^  corn.  north. 

wo  oss.  kafni,  ir.  /ca,  kaU/i ,  in  den  übrigen  Dialekten 
pa,  pan. 

hier  oss.  am,  w.  yma,  veraltet  yniau,  corn.  ymmu,  obnia^ 
arm,  anian. 

da  oss.  kc/iäd,  w.  veraltet  gngo,  yngod. 

auch  oss.  nag,  nogi,  arm.  hag,  ir.  neo. 

und  oss.  am,  w.  a,  ag. 

aber  oss.  a%i,  corn.  %■:. 

damit  oss.  oma,  \v.  o  na  bae. 

nichts  um.,  ir.  naivin,  airin,  cor.  «/  nebtra. 

alle  «//,  w.  o//,  cor.  ol,  arm.  oll,  ir.  z///^?. 

oder  awi^  w.  ^Z*  ^z'- 

die  Welt,  die  Erde  basste,  w.  byd,  corn.  Ä^«,  «w  byz-, 
veraltet  en  byt,  arm.  bei,  ir.  ^?/s  veraltet. 

der  Wald  kchad,  w.coed,  corn.  /»^s  veraltet  Ä/«7,  arm.  koat. 

der  Sumpf  s«^/,  ir.  srath. 

der  Acker  Ä?w^,  w.  cae. 

der  Berg  chogk,  ir.  ä^oä,  pers.  AoÄ,  pelwi  Ao/! 

der  Hügel  tpirr,  ^^x.  bre,  ir.  bri. 

das  Wasser  r/ow,  dun,  w.  ^/^^/•  das  Wasser,  der  Strom, 
vv.  tonn  die  Welle,  ir.  tonn,  veraltet  tot. 

der  Tropfen  tadsinec,  ir.  daguenik. 

oben  nlag,  w.  uw^latc. 

der  Wind  demgali,  tvaad,  w.  f«^'«,  pelvv.  2^?«^,  pers.  bad. 

der  Regen  ivaran,  uaran,  kurdisch  und  persisch  baran^  ir. 
forrin^  fearthain. 


—     63     — 

der  Thau  clialas^  pers.  ds/iala^  w.  gwl,  feucht,  nass ,  gw- 
lilh  der  Thau. 

das  Eis  ich^  jick^  pers.  jech.,  im  Decan  jnk,  w.  ia^  iaen, 
corn.  klicld. 

die  Zeit  khuttug,  ir.  luc/it^  titclid. 

täglich  bonthi^  w.  hob  dy=z  jeden  Tag. 

die  Na  eilt  c/ioss,  pers.  scheb,  ir.  A^',  A'^o  w.  eis. 

der  Anfang  flz%(ig,  ir.  tosacli. 

früh  ;y^^//,  ir.  ^/-«/A. 

der  Name  /«o/?/,  pers.  ?<o;/^,  kurd.  luiDe  ^  sansk.  naina  ^  in 
Bengalen  juiam.,  lat.  iioiiioi^  ir.  aüiiin. 

der  13art  öoso,  arm.  ä^//7> 

der  Schnurrbart  ;7C///,  kurd.  ;vW/,  pers.  ;7*cA  der  Bart, 
arm  fri  die  Nase. 

Im  Lateinischen  heisst  bekanntlich  os  der  Mund  und  der 
Knochen,  im  Ossetischen  heisst  dsug,  dsig  der  Mund,  und  im 
Irischen  seih  und  /?/A:,  beide  veraltet  der  Knochen. 

die  Lippe  bül^  kurdisch  lew,  persisch  leb^  lat.  labliini,  \v. 
gwei'yl,  arm.  giicol^  'w.  libar  und  klab. 

der  Zahn  dendeg,  dendak,  pers.  dendan^  beng.  dant^  pehvi 
dandan.,  schwed.  fand,  \\.  dant,  corn.  danz- ,  veraltet  d<m/, 
arm.  ^/^/2/,  lat.  dens,  gr.  o(^üi,-  oder  üÖoh'. 

das  Ohr  ckuss,  kurd.  .if/ö//,  pers.  gi/sc/f,  pehv.  gosc/i,  ir. 
kluas,  w.  c/(5/*/,  gr.  ;<Aiw  ich  höre. 

die   Wange    fusste,    pers.    ^v/c//,   kurd.   r?^,    w.  gniz- ,    ir. 

die  Kinnlade  ?'o?/*^  w.  gruz,  corn.  ^rys. 

der  Hals  bar  sei,  ir.  hraghaid. 

das  Genick  mD%egato,  arm.  gnzuk. 

die  Brust  ;o«^,  w.  6/"ow. 

der  Rücken  kildim,  ir.  A?//. 

das  männliche  Glied  ////^  ^^ .  (y///. 

die  Hand  kuch,  koch,  pers.  kuf^',  ir.  A//y;  /"  und  ch  werden 
oft  verwechselt;  w.  angad,  bengal.  angii  der  Finger,  pers.  an- 
gusclit,  gleichfalls  der  Finger. 

die  Schulter,  %euk\  ir.  ionka  der  Nagel,  Huf. 

das  Blut  thug,  w.  giiaed  nach  Lluyd,  arm.  guyd  veraltet. 

das  Fett  ßii,  corn.  teil,  arm.  teo  fett. 

der  Urin  misinhago,  kurdisch  7niz-y  ir.  myii. 


—     64     — 

der  Kotli  lach.,  chai^  luird.  ghu^  pers.  ghu^  ir.  kladach^  w. 
llaid,  ir.  ladt  ach. 

der  Seh  weiss  ched,  kvird.  c/fo^,  r//ö,  pers.  c/zo/,  w.  r//;;/*^ 
corn.  und  arm.  cJinez-^  und  Itiies. 

die  Hecrde  konllt^  w.  cw?y^/  von  Wölfen  und  Füchsen. 

das  Pferd  bacli,  w.  e^/r//  veraltet  hoc/i. 

das  Schaf  /?**,  fass.,  corn.  davas^  w.  dnvad.,  lat.  o?^/.?. 

das  Schwein  c//?/^,  pers.  c//?/</,  w.  //^^f,  corn.  holt ^  veral- 
tet hoch. 

die  Wolle  .^?/w,  w.  gwlan. 

der  Hund  Jcchnds^  av.  c/. 

die  Katze  gada.,  gadi .,  w.  f«M,  corn.  kalh ,  arm.  Ay;*, 
ir.  Ä'rtA 

der  IJär  r/;%9,  kurd.  hartsch.,  pers.  chars.,  lat.  vrsus,  w.  ^/r/// 
corn.  o;'*,  ir.  ursan. 

der  Fuchs  rmoas^  pers.  rnbah,  ir.  r/mr-. 

die  Henne  khai'k,  ir.  keark,  av.  ?V/r  und  <//V//',  corn.  üV//". 

die  Gans  kchas,  kurd.  c//«*,  w.  chwgz,  corn.  giidh,  arm. 
//o^/!5,  //r//s,  ir.  geadh  odnr  ^^r/s. 

Diese  wenigen  Beispiele  reichen  wohl  zur  Unterstützung  der 
oben  gestellten  Behauptung  aus. 

Auch  mit  der  Sprache  der  Polar-Amerikaner  in  Asien,  so 
weit  Klapioths  „Asia  Folyglotta"  den  Stoff  lieferte,  hängt  das 
Keltische  zusammen  und  beweist  zugleich,  dass  Amerika  von 
Asien  seine  Bevölkerung  erhielt,  wie  das  die  Inselkette  des  Ka- 
tharinen-Archipclagus  der  Vermuthung  so  nahe  gelegt  hat. 

Die  gi-ieclilsclie  Sprache  verglichen  mit  dem  Keltischen. 

Ich  gebe  im  Nachfolgenden  die  Wurzelwörter  vom  Initialen 
A  ziemlich  vollständig;  sie  werden  hinreichen,  den  Zusammenhang 
der  keltischen  Sprachen  mit  dem  Griechischen  nachzuweisen,  so  aa  ie 
die  folgenden  Untersuchungen  über  die  Mythologie  und  Philosophie 
der  Griechen  einzuleiten  und  theilweise  zu  begründen. 

Das  (/  privativum  der  Griechen  findet  sich  im  w.  ««,  deutsch 
un;  in  der  Bedeutung  von  „zusammen,  zugleich"  wie  in  uxonic, 
kömmt  «  gleichfalls  im  W.  vor;  es  ist  dann  die  reine  Prä- 
position a  „mit"  und  steht  auch  zuweilen  als  Konjunktion   in  der 


—     65     — 

Bedeutung  von  „und".  Im  Deutschen  wird  bekanntlich  in  diesem 
Sinne  ein  leichter  Wechsel  z\\  ischen  „und,  mit"  eingehalten.  Auch 
das  a  intensivum  ist  dem  W.  eigen,  z,  B.  aöall  statt  pall,  der 
Mangel. 

uü^b),  ich  athme  mit  offenem  Munde,  verwand  mit  «w  und 
(xvo),  ebenso  mit  ayio,  a'Ccüyo),  u^aa  ,■  w.  a(/t/l,  der  Athem,  bei  Kero, 
Isidor  atmu  und  adnm,  angels.  aethm.  Das  (iriechische  «r^uöc, 
MT/nJ,  ui^lg,  Dunst,  Dampf,  gehören  hierher. 

Im  Irischen  ist  athmen,  dünsten  hiirini  baladh^  lat.  halare, 
halilus.  Der  Dunst,  simiid:  im  Deutschen  prov.  schmutig  oder 
schmudig  besonders  bei  Gewitterluft. 

«/5«J,  lat.  abaciis ^  Cat.  R.  Rust  X.  4.  ein  Tisch,  eine  Platte, 
w.  bac^  banc^  isl.  beck .,  angels.  beuc  ^  deutsch  bank  u.  s.  w.  iV" 
ist  bloss    der    begleitende  Naselaut  des  k  und  wird  nie  stören. 

Das  w.  baue  ist  auch  in  der  veränderten  Foiin  mainc  erhal- 
ten in  der  Bedeutung  von  Tisch,  Fläche,  Bank  zum  Sitzen. 

aß()6Q,  weichlich,  zart,  lieblich,  "Aßoa,  die  Lieblingssklavin  der 
Hausfrau;  w.  avrys  {a-brys^  nicht  schnell)  langsam,  schmachtend, 
zart,  träge.  Mit  der  Grundbedeutung  a-brys  steht  in  naher  Be- 
rührung Aeschyl.  I^ers.  1077,  wo  er  die  Perser  ußQoßäiaq,  d.  i. 
uß^a  ßuivovjag  nennt.  Die  Bedeutung  glänzend,  prachtliebend  ist 
später  entstanden. 

ixßQvvb),  weichlich  nuichen,  uß^vro^ai,  ^\ eichlich  leben,  sich 
putzen,  hofförtig  thun;  w.  arryw,  unnatürlich,  ausgeartet,  avry- 
wiad,  die  Entartung,  avryiüiiw,  entartet  sein,  ausarten,  avryvioyh 
rauh,  roh  ^^erden 

Im  W.  gibt  es  noch  einen  zweiten  Ausdruck  für  entartet, 
nämlich  lledryw^  der  Zustand  der  Entartung,  entartet,  gemein,  von 
llad^  halb  und  rhyw^  die  Art,  daher  das  deutsche  „liederlich" 
isl.  glidur  legr ^  was  man  bisher  vom  w.  llodiy ^  lüstern,  schw. 
ludra^  locken,  sansk.  las  lad^  lustig  sein  und  lat.  laelor^  abgelei- 
tet und  darum  auch  theilweise  „lüderlich"  geschrieben  hat, 

uyaO^oq,  gut,  nach  den  Begriffen  der  Alten  gewiss  zunächst 
tapfer,  da  ihnen  hierin  der  grösste  moralische  Vorzug  lag  und 
liegen  musste.  So  II.  I.  131.  wozu  der  Scholiast  „to  bk  uyn^oi 
üi]Halvu  xixl  TOP  viv5()Hor,  xul  toj'  if  Quvipov ,  y.ul  tov  öixaiov.  Im  AA  . 
hat  man  cadu^  kämpfen,  fechten,  cadw,  der  Schutz,  cadwailh,  die 
Schlacht,  cadrwc ,  die  Tapferkeit,  cadwr ,  der  Krieger,  cndyr, 
tapfer,  stark,  mächtig. 

KeUische  Studien.  I.  5 


-     66     - 

Cadres^  die  Sclilachtlinie,  frz.  les  cadres  des  ofßciers  et 
sous-ofßciers  attachcs  anx  compa(/nk's^  en  tiuil  quils  s(mt  des- 
tines  ä  diriger  et  tinir  ensemble  les  soldats^  qui  les  composent. 

ayav,  solir.  ir.  f/o-ha?i ,  sehr,  l)ci  Acschyl.  Sept.  813  so  viel 
als  TKxvTfXüjg,  TTuvv  iiacli  Hes}  eh.  Im  Irischen  ga?i  deai\,  ohne  Wi- 
derrede; das  Griechische  ist  somit  elliptisch. 

ayuroQ ,  zerbrochen ,  nach  Zonaras  kurzes  Brennholz ,  w.  ac, 
der  Stamm,  die  Wurzel  eines  Baumes;  /tac,  der  Schnitt,  Hieb,  die 
Hacke,  hncimo^  hacken,  klehi  maciien. 

ic/Hvoc,  sanft,  zahm,  mild,    ir.  veraltet  adflhean ^  w.  gwar. 

tlyuM,  ttyctnucxi,  uyt],  hei  Homer  staunen,  be\vunde.rn,  neidisch 
sein,  zürnen,  w.  (icas,  voll  Hass,  von  ras ^  der  Hass,  ann.  cas^ 
cassoni.  ir.  gas.  der  Zorn. 

aycd^iu,  Zierde,  Schmuck  bei  Homer,  w.  acain^  jjrächtig,  schön 
geziert,  ir.  idlle^  arm.  c'mcla. 

ayyilXta,  verkündigen,  ir.  sgel ,  die  Botschaft,  sgeala^  Neuig- 
keiten, sgeaJ^  der  Bote,  auch  gUla  lurais^  fear  *//^// und  ähnliche. 

ayyoi,  das  Gefäss,  ir.  veraltet  uii  und  lau.  Ausserdem  -amiii], 
corn.  kavat^  ir.  stava. 

(tyyQt^w,  reizen,  Schmerz  machen,  vyyQii,  der  Schmerz,  arm. 
eiligen  und  poa?i,  der  Schmerz,  ir.  (f//gar,  auch  jdan;  poena  ge- 
hört zu  dieser  Wortfamilie,  ebenso  Reiz. 

uyybw,  ein  gallischer  Spiess  bei  Agathias,  ir.  go,  ga,  got/t, 
arm.  guao  oder  laus,  w.  gicagu,  letzteres  veraltet,  der  Spiess, 
die  Lanze. 

aytiiiM,  heÜQXn.'iv.  sgeiriin,  sgirini,  iarrain,  w.cardolln^  der 
Bettler,  cardawd,   die  Liebesgabe   von  car  und  daivd,  die  Gabe. 

M/  f  A  « T  /;  s ,  der  Knabe  in  Kreta  und  Sparta,  ir.  gilla  oder  giala, 
arm.  giias.  auch  vv.  givas^  der  Junge  und  gicas  herlot^  ein  tölpel- 
hafter Junge,  herlot  von  llwad,  der  Bube;  daher  Lotterbube  in 
einem  fteilich  andern  Sinne;  das  zweite  Wort  bildet  die  Ueber- 
setzung  des  ersten,  wie  oft  sonst  noch.  Adelung  Hess  sich  in 
seiner  Mühe,  eine  passende  Erklärung  für  „Lotter"  zu  finden,  von 
dem  vaiia  toqmuitiir  des  Notker  Joter  chosont  sie''''  bis  zu  „La- 
ster'^  fortziehen. 

uyili],  die  Herde,  Menschenmasse,  M^  aig,  die  Herde,  Truppe, 
Kompagnie,  ebenso  algo  im  Gascognischen. 

nyiQO)xoq,  bei  Homcr  sehr  geehrt,  ruhmbegierig,  vorzüglich; 


—     67     - 

später  im  entgegengesetzten  Sinne  wild,  stolz,    —   offenbar   zwei 
verschiedene  Worte. 

Nehmen  wir  nun  die  erste  Bedeutung,  worin  es  Verwand- 
schaft mit  yiüug  t/cj  zu  haben  scheint,  so  nähert  sich  im  W.  dem- 
selben bloss  ffor ,  was  höher  steht,  ebenso  iforu{\  das  Ueberge- 
wicht,  die  Herrschaft,  der  Fürst,  goriic^av ^  was  erhaben  macht, 
gortiviwkieth^  der  Triumph. 

In  der  zweiten  Bedeutung  tritt  gor  oder  ger  wieder  hervor, 
^ö;7/7,y//A  sehr  (gar)  \^ild,  stolz,  übermüthig;  sMqt  wglU  oder  givgllf 
und  (o/ug  stehen  in  keinem  Zusammenhang;  dagegen  heisst  im 
Welsh  üvdhercawg^  geehrt,  anlhervogi  oder  arzercogi^  jemanden 
sehr  beehren,  auszeichnen.  Bei  der  Beurtheilung  darf  man  nicht 
übersehen,  dass  d  im  w.  ebenso  seinen  Hauch  hatte,  wie  ;•  in  den 
beiden  Sprachen,  dem  Welsh  und  dem  Griechischen. 

ayog  oder  üyog,  die  Sühne,  Ucinigung  mit  dem  abgeleiteten 
Worte  ayvi'Cw,  reinigen;  ir.  mag  (mhag),  rein.  In  wie  fern  ioc 
die  Vergütung,  iocani^  zahlen,  ertragen,  dulden,  aushalten,  ioc 
slai?t,  der  Balsam,  das  Linderungsmittel,  hierher  gehören  dürfte, 
vermag  ich,   aus  Mangel  an  Mitteln,   nicht  weiter  zu  untersuchen. 

ayKioTQov,  die  Angel,  w.  gist,  gebogen,  gestyngu,  biegen, 
cw,  gekrümmt. 

uyxvfil'CM,  bei  Aristophanes  einen  Fechterstreich  spielen,  ein 
Bein  unterschlagen,  weil  es  aus  Enpolis  durch  xä^iipai  xov  noSa 
erklärt  wird.  Im  W.  heisst  angliyrhae%^  wer  sich  ausser  dem 
Bereich  gestellt  hat,  atighyrhaezadwy  dem  man  nicht  beikommen 
kann.  Es  harmonirt  also  mit  dem  Ausdrucke  in  der  Stelle  bei 
Aristophanes.  Denken  wir  uns  de»  Hauch  des  (>  in  ayy.iQli(x)  stär- 
ker als  den  spir.  lenis,  so  stimmt  dieses  Zeitwort  genau  mit  dem 
w.  atighyrc  überein,  welches  unnahbar,  einen,  dem  man  nicht  na- 
hen, den  man  nicht  erreichen  kann,  bedeutet. 

liyxog,  der  Einschnitt,  die  Vertiefung  zwischen  Felsen,  auch 
wohl  Thal;  anal.  Brunk.  I.  420,  w/xo,-  (pqdaxog  xoUov ;  im  Welsh 
bedeutet  ctL\  rund,  hohl,  auch  die  schnelle  Bewegung,  weil  sie 
Alles  rund  erscheinen  lässt,  daher  ctim  die  Höhle,  die  Vertiefung 
zwischen  Hügeln  und  Felsen,  auch  das  tiefe  Thal.  Davon  camp, 
ein  rundes  hölzernes  Gefäss,  der  Kumpff  auch  cumpas,  der  Kreis 
und  Kompas,  cumpasu,  rund  einschliessen,  jap.  cut^  rund. 

Gelegentlich  will  ich  hier  beifügen,  dass  compas  sich  im 
Französischen,  Spanischen,  Englischen  und  Italienischen  findet,  wo 


—     68     — 

es  Zirkel  bedeutet,  also  ganz  mit  dem  \v.  übereinstimmt.  Darf 
ich  nun  einige  Schritte  weiter  gehen,  so  glaube  ich  annehmen  zu 
können,  dass,  da  die  Kelten  mit  den  Japanesen  und  Chinesen,  wie 
oben  gezeigt,  in  Verbindung  standen,  diese  aber  nach  den  Nachrichten 
der  Jesuitenmissionäre  und  einzelnen  Urkunden  früher  im  Besitze 
des  Kompasses  waren,  als  er  durch  die  Europäer  bei  ihnen  be- 
kannt werden  konnte  ,  die  Kelten  den  Gebrauch  desselben 
und  den  Namen  im  Osten  Asiens  kennen  lernten  und  mit  auf  ihren 
Wanderungen  nach  dem  Westen  brachten ;  denn  es  lässt  sich  nicht 
absehen,  warum  ein  keltisches  Wort  gebraucht  wurde,  um  den 
Kompass  nach  der  Kreisform,  nicht  nach  dem  Wesen  desselben, 
zu  nennen,  sobald  er  in  Italien  von  Flavio  Gioja  oder  Giri  aus 
Amalft  im  Anfange  des  vierzehnten  Jahrhunderts  erfunden  wurde. 

Im  Italienischen  heisst  compasso  der  Zirkel  d.  h.  das  mathe- 
matische Instrument,  dann  der  Kompass;  aber  keine  dieser  Be- 
deutungen lässt  sich  aus  dem  Italienischen  erklären;  was  Fritsch 
hierüber  sagte,  gehört  zu  den  vielen  alten  verunglückten  Etymo- 
logien; vielleicht  darf  angenommen  werden,  dass  durch  die  Nor- 
mannen der  Gebrauch  des  Kompasses  nach  Süditalien  kam  und 
dort  nur  verbessert  wurde.  Dass  dem  so  sein  könne,  lässt  sich 
noch  damit  unterstützen,  dass  der  Gebrauch  der  Magnetnadel  oder 
vielmehr  die  Anwendung  ihrer  Eigenschaft,  freischwebend  eine 
Spitze  nach  Norden  zu  richten,  schon  im  zwölften  Jahrhundert  in 
Frankreich  bekannt  war.  Der  Kompass  hiess  damals  Marinelte 
und  war  sehr  unvollkommen,  sowie  er  es  jetzt  noch  bei  den  Chi- 
nesen ist,  die  aber  trotzdem  weite  Seefahrten  unternehmen. 

Die  Holländer,  welche  den  Kompass  verbesserten,  nennen  ihn 
sehr  bezeichnend  slreekicli%er  ^  die  Chinesen  ebenfalls  ausdrucks- 
voll Ting  nan-tschui ,  das  heisst  Nadel ,  welche  den  Mittag  zeigt, 
und  die  Bewohner  von  Wales  hertyn  ir  deheu^  die  Spitze,  welche 
anzieht  und  abstösst  und  nach  dem  Süden  zeigt;  es  ist  darum 
mehr  als  Zufall  und  verdient  eine  nähere  Untersuchung,  dass  sich 
der  wenigsagende  Name  „der  Kreis"  in  Europa  ausgebreitet  hat, 
der  weder  Grund  noch  Gebrauch  errathen  lässt. 

Der  Norden,  welchei^d^n  Japanesen  zur  Richtschnur  auf  ihren 
*  Fahrten  dient,   wird  mit  keaf^iv.  keata  kam  ^    das  Siebengestirn, 
bezeichnet;  cam  heisst  gekrümmt,  wohl  wegen  der  Kreisbewegung 
dieses  Gestirns. 


—     69     — 

uyxvki],  dyxüXt] ,  ayxäXig ,  d/xav ,  u/hvqu  gehören  alle  ZUr 
Stammsilbe  cw,  rund,  gebogen. 

uyxvX7],  der  Riemen  am  Wurfspiess,  lat.  amentutn,  w.awen^ 
der  Riemen  am  Zaum,  das  Gebiss,  die  Kinnlade. 

dyoaxoi.  Die  Bedeutung  wird  verschieden  angegeben,  die 
Hand,  der  Ellbogen,  die  innere  Handfläche,  w.  angad^  die  Hand; 
andere  Bedeutungen  hat  das  Wort  nicht. 

«7^6?,  das  Feld,  ager^  ir.  iriagair^  achadh,  auch  fearghan. 

uyxi,  nahe,  w.  ag,  mit,  agaws^  nahe,  agosi^  nähern. 

dyxöv»],  der  Strick,  w.  hoengn  der  Schlupf,  die  Vogelschlinge, 
das  einzelne  Haar,  hoeti^  verwickelt. 

ciyxcf,  erwürgen,  zuschnüren,  wird  gewöhnlich  mit  elyxi  zu- 
sammengestellt; w.  tagu,  erwürgen,  hängen,  auch  m«//?/ oder /w«/^// 
(tagy)  und  llyndagu,  von  ll'm^  die  Leine,  also  aufknüpfen,  stran- 
guliren. 

«5a^x7;,  adarce^  so  viel  als  salsugo^  ir.  suarkas,  gesalzen 
suairk. 

dSib),  satio,  sättigen,  ir.  sailhim,  w.  edwi,  edwiuaw,  lat.  edo, 
essen. 

udijv,  reichlich,  ir.  ladan,  leadan^  arm.  ledan. 

'AÖ1IC,  aiön?,  die  Unterwelt,  nicht  von  «tö»jc,  unsichtbar,  son- 
dern von  had^  schöpferisch,  erzeugend,  abzuleiten.  Siehe  weiter 
unten. 

liSivoQ,  gewöhnlich  von  üdw,  adi]v,  sättigen  abgeleitet,  bedeutet 
gedrängt,  gross,  viel,  dicht;  der  Merkwürdigkeit  wegen  füge  ich 
zum  Vergleiche  bei  ir.  lafi  do  dijüted,  d.  h.  viele  Menschen,  von 
duitt,  der  Mann,  dgüied,  die  Leute. 

Wie  weit  müssen  die  Wanderungen  ddf  *\iölker,  welche  die- 
ses Wort  nach  Griechenland  brachten  vor  Homers  Zeit  liegen, 
wenn  er  nach  iu)iaa(xfijv  uSirütoi',  ddivog  yoog,  aöivd  8d)t()va  auch 
döivov  xrj()  sagen  konnte.  Das  Etymolog,  erklärt  u8i,v6v  auch  mit 
dnulov,  weich,  zart,  und  in  der  Odyssee  l.  92  kömmt  dötvd  fii'ßa 
vor,  wie  die  Erklärer  meinen,  in  der  Bedeutung  von  ,, klein",  an- 
dere nehmen  es  für  Xemti. 

Offenbar  haben  sich  hinter  dSivog  zwei  ähnlichklingende  Worte 
mit  verschiedenen  Bedeutungen  geschoben;  im  Ir.  findet  sich  an- 
nähernd mhin^  weich,  zart,  sanft,  ruhig,  niedlich;  seidin,  ist  ein 
weichlicher  Mensch. 

dbqoq^  vollkommen,  ausgewachsen,  reif,  gross,  stark;  >6y«f 


70     — 

xnl  udQoc  T)]v  ij>vyj)r.  Athen,  welsli,  veraltet  fiydr  irross^  hijdrcv 
der  Herbst,  der  Oktober,  hydrevaiz  herbstlich,  lii/dreviad  das 
Einherbsten,  w.  ndhvcd  oder  azved  reif,  com.  ari)cz. 

ät&loQ,  der  Kampf,  w.  lla%,  schlagen,  tödten,  niederschla- 
gen, gicrthla%^  der  Widerstand,  Kampf,  als  verb.  sich  zur  Wehre 
setzen,  widerstehen,  yndaz-,  das  Gefecht,  fechten. 

ufiSo),  singen,  w.  cywydh^  eine  Art  recitativer  Verse,  cy- 
wydlmr ^  ein  Sänger;   der   Gaumenlaut  ist  abgeschliffen,  ebenso  in 

ixEiQ«},  errichten,  ir.  kuiriiii  auch  korraim,  auch  eiryhun^ 
wo  nach  dem  ;•  der  dasselbe  begleitende  Hauch   sich  erhielt. 

atlla,  der  Sturmwind,  Wirbelwind;  w.  awel .,  der  Luftzug, 
Windstoss,  arm.  avel  /ro,  der  Wirbelwind,  w.  gyrwynt,  zusam- 
mengesetzt aus  yyt;  der  Stoss,  Anstoss,  Antrieb,  Angriff,  Lauf  und 
ywynf,  der  Wind.  Während  die  keltische  Sprache  den  Wirbel- 
wind gyrwynt  nennt,  weil  er  sich  plötzlich  und  stossweise  erhebt 
und  fortläuft,  hat  sich  im  Giiechischen  und  Lateinischen  yvQog, 
yyrns;  der  Kreis  offenbar  aus  yyncynl  gebildet,  weil  eben  dieser 
Wind  in  Wirbeln  oder  kleinen  Kreisen  sich  fortbewegt;  er  selbst 
wurde  aber  tnrbo^  oTQÖßiloQ  8lyi],  ßi/^ßi'i  genannt,  nicht  nhev gyrtis. 
Man  vergleiche  weiter  yuryes^  der  Wasserwiibel. 

«£Toc,  der  Adler  nach  dem  Etymol.  Magn.  naou  tö  mVaw.  Nun 
bedeutet  nach  Hesych.  atxoc  auch  die  Eisenringe  an  den  Radspei- 
chen, folglich  muss  „rund"  doi-  gemeinsame  Grundbegriff'  sein; 
Kreis,  Zirkel  im  Ir.  ist  beaht ;  auch  wir  sagen  der  Adler  kreist, 
und  bezeichnen  damit  die  eigene  Art  seines  Fluges. 

li^a,  bei  Homer  der  Schmutz,  der  Schimmel  (?),  w,  Imxyyil^ 
der  Russ,  von  hu%,  die  Decke,  Leberzug,  dunkel,  schwärzlicl), 
hiizawl^  die  Dunkelheit,  weil  sie  die  Erde  einhüllt,  hu%ygyl^  rus- 
sig, angedampft,  corn.  fligedh ^  lat.  fuliyo ,  arm.  ehyl,  ir.  smuid^ 
sirmidean,  deutsch  schmutzig.  Im  Holländischen  nennt  man  die 
geronnene  Milch  liotta^  im  Deutschen  gibt  es  ein  hot%ebi^  liofzeliy^ 
und  die  getrocknete  Bim-  und  Acpfelschnitze  heisst  in  der  Pfalz, 
Baiern,  Würtemberg,  Elsass  und  im  Harz  Hutzeln,  d.  h.  am  Feuer 
getrocknet  und  darum  rauchig  nach  der  wörtlichen  Bedeutung,  also 
im  Verhältniss  hu%yyyl^  ^^ie  ulalioq  zu  m^oj.  Eine  „verfrorene 
Hutzel"  wird  in  Mainz  ein  Mensch  genannt,  der  leicht  friert  und 
sich  am  Ofen  zusammenkauert,  l  nd  der  Buzebebel ,  Dunkelmann 
im  deutschen  Volksleben! 

«7j|Ui  (fxco),  blasen,  m.  mcelu. 


-     71     — 

aijQ,  Luft,  Dunst,  Dunkelheit,  Finstcrniss,  w.  awi/r,  atvel, 
corn.  air  und  Acraltet  ati'i/r,  arm.  ear,  ir.  aear,  aidlievir. 

(l&aQct,  ein  Brei,  Graupen  von  Wei/en,  ein  ägvjjtisches  Wort 
nach  Plinius  XXII.  25  de  inedicinis  et  fnujUms  ^  ir.  ttiirin^  der 
Weizen. 

ad-ilyai,  saugen,  meliien,  ir.  diulhani,  a\.  syfjno,  lat.  siigo. 
ud-Qoiy bVT],  Name  eines  Baumes,   Avoraus  die   besten    Feuer- 
zeuge  gemacht    wurden.      TJieophr.  last,  plant.   Uhr.   V.  cap.  ult. 
\v.  lladft,  schlagen,  lla%  tan^  Feuer  schlagen,   wie  t«  nvoila  avv~ 
iqlßHv;  tü'&Qa'i  ist  die  dabei  gewonnene  Kohle. 

d&QEb),  sehen,  w.  edri/r,  daher  edrtjc,  das  Aussehen,  edry- 
Qedig^  wer  beobachtet  ist,  edriji^gar.,  ein  speliulativer  Kopf,  ednj- 
(;iad.i  die  Erscheinung,  ir.  fa  dciir .,  video .,  darl)Ot^  diQy.a,  di()xo/iai, 
auch  dearkam  und  liiigim^  intneo?'. 

u&Qoog,  gehäuft,  Av.  athwr ^  der  Haufen,  athyru ,  häufen, 
(it/iijri(id,  aufhäufen. 

a&vQca,  spielen,  sich  belustigen,  w.  atre ,  vergnügt,  munter, 
spielerisch,  muth\Aillig,  atre^  spielen,  sich  ]>elustigen  von  r/w,  eilig, 
thätig,  behend^  emsig;  lat.  atriftm,  die  Gallerie,  avo  die  Frau  des 
Hauses  mit  ihren  31ägdcn  arbeitete.     Liv.  I.  57.  Ncp.  pracf. 

al  dorisch  für  d  wenn,  w.  o,  os,  od,  j)e,  pes ,  im  Krs  at, 
corn.  k/ieia,  ii-.  da,  vias,  sonan,  iuy,  ^Y.  ba)i. 

alyat'ia,  II.  H.  774.  Od.  IV.  636,  der  Wurfspiess,  w.  eirr/yd, 
eryyd,  der  Wurf,  Schuss,  Streich,  eryydkuhr,  schleudern,  schwin- 
gen, abschiessen. 

alytukog,  das  l  fcr,  Küste,  corn.  veraltet  als,  t'xXc,  das  Meer. 
alylg,  das  Ziegenfell,  Sturmwind,  Ungewittcr,  die  Aegidc  der 
Pallas,  dann  des  Zeus  und  Apollo;  w.  ai(;,  das  Geschrei,  Getöse. 
Brausen,  Donnern. 

In  der  Bedeutung  „Gewitter '  hat  Homer  dies  Wort  mehrfach 
angewendet.  Die  Aegide  des  Zeus  ist  die  AVetter  wölke,  die  er 
ergreift,  Avenn  er  die  Menschen  schrecken  w  ill,  und  die  nach  allen 
Seiten  hin  zückenden  Blitze  sind  das  Gorgonenhaupt. 

Um  die  Bildei-,  Avelche  Homer  in  diesem  Sinne  gebrauchte  und 
gewiss  der  Natur  in  ihrer  grossesten  Wahrheit  entlehnte,  pfilfen 
zu  können,  ist  es  nöthig,  kurz  die  Entstehung  nnd  Et*öch^inung 
eines  GeAA'iCterS  zu  betrachten.  Ihm  geht  meistens  eine  schÄvüIe, 
drückende  Hitze  voraus,  dann  bilden  sich  ato  Horizonte  eine  Menge 
cinfÄfchef»  «ä tott-Wölköri  |  'Öiö  '  bald  in    dunkele    und   dieht  ge- 


—     72     — 

tliürmte  übergehen;  die  Beleuchtung  der  Wolken  ist  eigen;  denn 
an  einzelnen  Stellen  ist  ihre  Farbe  dunkelgrau  und  geht  in  das 
Blaulichte  über,  während  daneben  glänzende,  ins  Gelblichte  spie- 
lende Theile  wahrgenommen  Averden.  Wenn  das  Gewitter  zum 
Ausbruche  kömmt,  dann  haben  sich  die  rings  aufsteigenden  Wol- 
ken vereinigt.  Eine  besondere  Erscheinung  bietet  sich  noch  in 
ihrer  Gestalt;  die  dunklen  Wolken  sind  nicht  selten  mit  einem 
leichten  durchsichtigen,  zerrissenen  Flockengewölk  begrenzt,  wo- 
von die  Elektrizität  einzelne  Theile  bald  abstösst,  bald  anzieht. 

Ebenso  haben  die  Gewitter  ihre  eigene  vom  Winde  unabhän- 
gige Bewegung.  Zuweilen  sieht  man  Gewitterwolken  von  den 
entgegengesetzten  Seiten  her  sich  vereinigen  und  sich  entladen 
oder  gleichsam  bekämpfen. 

Je  langsamer  die  Gewitterbildung  vor  sich  geht,  je  zahlrei- 
cher die  einzelne  Wolken  von  allen  Punkten  des  Horizontes  her- 
bei ziehen,  je  grösser  die  Windstille  ist,  während  die  Gewitter- 
wolken sich  thüimen,  desto  schwerer  wird  das  Wetter ;  der  Wind 
erhebt  sich  plötzlich  mit  Macht,  der  Donner  rollt  unaufliörlich  und 
die   Blitze  entladen  sich  nach  allen  Richtungen. 

Und  nun  Homer.  H.  XVH.  593 : 

ical  TOT    UQU    /\novi5r}g   lltr    (xlyiöa    &i'uauvofaaoiv, 

aüXQixipaq   ös,  fiala  fAfytxk    ly.rins   .... 

Ausführlicher  V,  738  flgd.:  wo  er  die  Pallas  die  Waffen  des 
Zeus  nehmen  lässt. 

aacfl   8     (XQ    oitiioiai  ßacXiT    ai/löb   Ovaauvomouv, 

8HVr\V,    1]V    HiQl    jW£V    nUVTl]      titoßog    iuTfrplih'WTO. 

fv   8   ' EniQ,   ty   8    Alut],   iv   8t.   y.QVoe()au    lutxij . 
iv   8t  T£   l'o()ydi],  xecpah]   Sfii'uTo   neXbiQOV, 
Ssivij   IS,  afis()8r{j  te,  Jiog  lioixg  ulyioxoio- 

IV.    167.      ttVxoQ   frtiootiijüiv   f(jf^uv)]v   (xlyi8(x   nixatv. 

woher  Yirgil  YHI.  254  (j?(tmi  saepe  nigrantem  aegida  concuteret 
dextra  nhnhosque  eieret. 

Aeschyl.  Choeph.  591.  Mi-f/totVrou'  aiyt8biv  .... 

Später  bildete  sich  entschieden  der  Begriff  der  Waffe ,  des 
Schildes  aus,  welchen  man  mit  alyU  verband. 

&vaaav6£ig,  nach  der  gewöhnlichen  Deutung  mit  Quasten,  Trod- 


—     73     - 

dein  behangen,  zottig,  flockig,  in  letzterer  Beziehung  eine  treffliche 
Bezeichnung  der  Gewitterwolken;  in  der  gewöhnlichen  Bedeutung 
will  es  aber  nicht  zu  Schild  passen ;  ein  mit  Troddeln  behangener 
Schild  eignet  weder  dem  Zeus,  noch  der  kriegerischen  Pallas  und 
zwar  eben  so  wenig,  als  eine  Speersi)itze ,  welche  durch  eine 
zierliche  Kapsel  gegen  den  Rost  geschirmt  ist  Dass  aiylg  die 
Gewitterwolke  ist,  das  gibt  der  Sinn  der  Verse  XVII.  593 — 96; 
üvaanvoetQ  kann  also  bloss  das  die  schwarze  Wolke  leicht  säu- 
mende   flockige    Gewölk  sein. 

uvffwstg,  stürmisch,  von  Winden  begleitet,  ist  gleichfalls  ein 
bezeichnendes  Epithet  des  Gewitters. 

Auf  der  Aegis  ist  die  Eris,  die  Göttin  des  Widerstreites,  der 
in  furchtbar  schöner  Weise  im  Kampf  der  Gewitterwolken  sich 
veranschaulicht ;  auch  die  Alke,  loke  und  Gorgo  haben  hier  ihren 
Sitz  nach  der  Idee  des  Dichters. 

Die  Joke,  iwx>) ,  mit  diwxo)  verwand,  das  Verfolgen,  Treiben 
in  der  Schlacht,  iM/^iög,  das  Getümmel,  Drängen,  Schlachtgewühl, 
hängt  mit  dem  Welsh  zusammen;  iati,  was  vorwärts  geht,  law. 
iawij ^  kühn,  hitzig,  drängend;  in  gleicher  Art  Gorgo  von  ^o/f , 
rings  aufsteigen,  also  wieder  Eigenschaften,  welche  sich  nur  mit 
dem  Gewitter  vereinigen  lassen.  Schon  die  Anordnung  der  Worte 
deutet  an ,  dass  zu  Homers  Zeiten  die  Mythe  den  Sinn  dieser 
Worte  bereits  verdrängt  und  ersetzt  hatte. 

Als  man  sich  um  die  Bedeutung  des  Wortes  ulylq  umsah,  da 
blieb  nichts  zum  Vergleichen  übrig  als  all,  die  Ziege.  Zeus  musste 
desshalb,  um  das  AViderstreitende  zu  vereinigen,  seiner  Amme, 
der  Amalthca,  die  Haut  abziehen,  damit  sein  Schild  ihn  schützen 
könne,  und  die  Gorgo  denselben  so  fürchterlich  machen,  dass  er 
für  einen  Feigling  der  beste  Schutz  ward  und  seinen  Besitzer 
aller  kriegerischen  Tugenden  überhob.  Was  sollte  dem  Zeus  ein 
Schild  und  noch  dazu  weibisch  verziert?  Homer  wurde  nie  zur 
Unwahrheit  im  Schwung  seiner  Gedanken  und  in  der  Kühnheit 
seiner  Bilder  genöthigt.  Indess  die  Mythe  hat  da  weiter  fortge- 
bildet und  auch  das  Verkehrte  zum  Träger  bestimmter  religiösen 
Ideen  gemacht. 

ui'yXi].  der  Glanz,  Schimmer,  w.  f/la,  der  Glanz,  gkw,  Glanz, 
fflrtin,  glänzend,  rein,  heilig,  daher  Edelstein,  Kleinod,  fflo ,  was 
scheint,  glänzt,  glüht,  die  Kohle.  Welche  Zeiträume  mögen  zwi- 
schen gla,  al'yh],  Glanz,  und  der  Kunst  liegen,  Steine,  Kleinode  zu 


-     74     - 

schleifen?  Was  noch  hemeikensweith  erscheinen  dürfte,  ist,  dass 
auch  die  jetzige  Ausdruckswoise  „reines  Feuer,  reines  Wasser 
des  Edelsteines",  mit  dem  Grundbegriff  von  (/Idhi  ii])ereinstimmt, 
das  Alte  somit  in  so  vielerlei  Weise  in  unsere  Zeit  hereinragt. 

«j'/i'TTtQc,  auch  ;'ri//,  der  Name  eines  grossen  Raubvogels. 
Suidas  hält  jenen  für  den  älteren  Namen.  Homer,  So])h()cles  im 
Ajax  und  Herodot  eruähnen  ihn  mehrmals.  In  der  11.  alyviriol 
yituij'iori'Xf^   uyKi'Xoy.ulia. 

Aus  dem  Griechischen  lässt  sich  keine  Erklärung  hernehmen;  im 
Welsh  ist  cip ^  einer,  der  plötzlich  zufahrend  Mcgnimmt,  cipjidi'^ 
räuberisch,  cipiad^  ein  Häul)er^  cipiaw,  rauben.  Dieselbe  Bedeu- 
tung waltet  vor  in  cipiawl,  cipiawfj  ^  ciprtjs ,  ciprysawl ^  ciprisu 
und  andern;  diese  sind  somit  nicht  vom  Griechischen  entlehnt; 
ebenso  findet  sich  ysfjibio,  rauben,  ysfjiwj/l^  der  Raub  u.  a.  m. 

ul8Mi,  nlSeof^iat,  sicli  schämen,  ir.  veraltet  uath .,  die  Furcht 
und  ebenfalls  veraltet  ifafjhaini^  sich  fürchten  oder  nazdiin ,  gem. 
dtsch,  einen  ii%en^  ausspotten,  necken. 

alXrioi;,  jung,  kiäftig,  stark  bei  llom.  u.  Hesiod.  ir,  yhc^  die 
Jugend,  auch  oiye,  oiyeadh  u.  andere. 

nl&ukco^,  aschfarbig,  ir.  hiaith^  die  Asche,  arm.  lidi,  corn, 
lühhm,  w.  Und.,  die  Asche,  ebenso  Ihidw^  Ilndwaw^  Ihidiraicy^ 
bei  Diosc.  Gal.  a.  Luc.  auch  hyvvq. 

al&riQ,  der  Aether,  Licht,  Helligkeit,  ir.  (tear^  w.  ywybyr 
was  von  feiner  Natur  ist,  ywyhren,  ein  feines  Grundelement,  Luft, 
Aether,  ytpybraw^  fein  werden,  ywyhrawl^  von  feiner  Natur. 

nYOvia,  ein  Wasservogel,  f'iilica^  meryns?  w.  bo%i^  tauchen, 
arm.  beidln,  ir.  battiam. 

niü^io,  verbrennen,  av.  daith^  was  aufleuchtet,  brennt,  daher 
go%ald,  ein  stark  rauchendes  Feuer,  der  Brand  von  IMoor-Heiden, 
Ginsterstrecken,  go%eithiaw ,  verbrennen,  yozellhind,  gozeithiawy, 
goleUhiaw  u.  andere,  der  Brand;  w.  auch  ßaiii  und  fayyl^  ü"ie 
Flamme,  Fackel. 

«jxfUAw,  scherzen,  schmeicheln,  liebkosen,  \v.  celhcair,  munter, 
fröhlich  sein,  vertraut  Averden. 

aixiu,  die  Schläge,  ir,  yyhar ,  nyhar ^  schlagen  ir.  fadyhim. 
In  der  Umgegend  von  Mainz,  in  der  Stadt  selbst  häufig  feilen, 
feiolen,  schlagen,  züchtigen. 

aXlovqoi;,  die  Katze,  der  Kater,  'w.lugaire,  w.caih,GOv\\.  cath, 
arm.  cas^  ir.  cat.     Zu  Evagrius  Zeit  hiess  sie  auch  in   Griechen- 


—     75      - 

land  XMTT«.  Zuweilen  gebrauchte  man  ixü:  statt  mkovtjog,  welches 
gewöhnlich  das  Wiesel  hedoutct;  dafür  heisst  nun  im  Armorischen 
caerel,  ca%rel  und  veraltet  cathrel  das  Wiesel,  oflenbar  von  dem 
Worte  cal,  die  Katze,  entlehnt;  in  gleicher  Weise  ist  w.  cadno, 
in  Nord- Wales  mndyn  und  madryn  der  Fuchs;  das  deutsche 
Marder  gehört  mit  zu  dieser  Wortfamilie. 

alvoQ,  die  Rede,  ir.  veraltet  aiUe^  das  Lob,  bei  Herodot  «JV»;. 

uivöi,  schwer,  schrecklich,  ann,  eii%,  der  Schrecken. 

Kio/loc,  verschieden,  scheckig,  schnell,  schnell  l)ewegt,  schil- 
lernd ir.  iolaiiK  iolaraim^  verändern,  iolarda^  verschieden,  w.  luan- 
nog ^  mannigfaltig;  es  heisst  auch  listig,  verschlagen,  lügnerisch, 
w,  andilys^  unsicher,  schwankend,  von  dUys,  sicher,  fest. 

uiKoq,  die  Höhe,  ir.  a'uidi^  ahi/ie,  Hügel. 

«tTTj'c,  schwer,  ir.  Acraltet  alrc. 

alga,  bei  Callimachus  otfViia,  der  Hammer,  ir.  leirisl  und  fd- 
jac/ia,  Av.  meilnm^  lat.  inalknis ^  com.  inortlwl  bian^  ital.  mur- 
lelln,  lat.  nach  Isidor.  Orig.  X\  Hl.  7.  inaictis^  vwrciilus,  w.  mort/i- 
wyl^  fr.  M(irlell\  ai^u  ist  nach  Hesych.  auch  ein  dem  Getreide 
schädliches  Inkraut,  nach  den  Lateinern  lolhtm,  w.  <??;/r,  Lolch, 
Raden  im  Korn;  nach  Theophr.  eine  Krankheit  des  Korns  in 
Sicilien. 

ulnib),  nehmen,  ir.  eirghim^  arm.  yorreui,  ir.  auch  ardayiin, 
oder  beirim  ar\,  alle  auch  in  der  Bedeutung  von  «/v^w,  nehmen,  tollo. 

a'iua,  das  Schicksal,  Loos,  Loben,  die  Parze,  w.  aiigeii,  die 
iNothwendigkeit,  der  Tod,  der  Lauf  der  Natur,  angevaelk,  die 
Sterblichkeit,  arm.  uncoii ^  der  Tod;  ir  bais ^  bas^  der  Tod,  auch 
eng,  und  ausserdem  noch  2.i  veraltete  Ausdrücke,  alle  in  gleicher 
Bedeutung,  m  orunter  giis^  bat/t,  bun^  irf.  unser  irdisch,  das  irdische, 
sterbliche  Leben,  was  mit  Erde  zusammenhängt. 

uia&üvo^tai,  empfinden,  hören  bei  Xenoph.  Ajistoph.  Thuc. 
ir.  eisdiin  veraltet  aillm^  w.  clyced;   gr.  v.Xvdi  in  y.lv&L  fitv  'Agyv- 

()oroi  ,   og  Xgvgijv   aucpißißiiy.ng. 

n  1(10(0  fvt.  5w,  hervorstürzen,  springen,  einbrechen,  ir.  for 
aiyhls  auch  askm\,  der  Sprung,  au ^  der  Hügel,  die  Festung,  der 
Schutz,  der  gedeckte  Angrifl",  ais  lear^  die  Springfluth. 

atavAoc,  unschicklich,  unrecht,  nefarhis^  nefandvs,  ir.  uaithle, 
eididh^  w.ercyll^  schrecklich  zu  höien,  unser  arg. 

alaxog,  die  Hässlichkeit,  ir.  eisiodhan,  hässlich. 

alTita,  bitten,  fordern,  ir.  aithgim^  veraltet  ailiin^  (ith  guin- 


—     76     - 

gim.     Felo  bedeutet  bitten   und  gehen   im  Lateinischen,   ig^ofiui, 
kommen,  w.  ergi,  bitten,  ercwi/n,  der  Durchgang. 

Welche  innige  Verwandschaft  der  Sprachen,  wenn  sich  solche 
Eigenthümlichkeiten  in  ihnen  gemeinsam  finden! 

ulttjg  bei  Theokr.  Idy.  12  Einer,  welcher  voll  sinnlicher  Liebe 
ist,  ir.  graid/i-vaindia,  die  Venus,  grad,  die  Liebe,  graidheor,  ein 
Liebhaber,  auch  verbuhlt.  Suidas  erklärt  es  auch  mit  o()(jririxo<;, 
ungestümm,  w.  cais^  das  Ungestümm. 

alt  La,  Ursache,  ir.  veraltet  ai,,  sonst  aighneas ,  kas ,  cnis, 
w.  cgngaws,  lat.  causa,  arm.  cos,  ir.  alfait,  tugaid  und  ähnliche. 

ulxfi-i],  die  Spitze  des  Speeres,  cuspis,  nmcro,  ir.  veraltet  ^o, 
uv^  w.  awQys ,  scharf,  «?^?^,  die  Schärfe,  Spitze,  awgu,  schärfen, 
lat.  acuo,  acutus. 

alo),  ich  höre,  siehe  ala&üvofiui. 

aXbiv,  die  Zeit,  w.  oes,  oed,  ir.  am,  aimshir,  eadh,  aos,  aois, 
aidhne,  veraltet  ette,  lat.  aetas. 

aiwgiw,  erheben,  ir.  eirghim. 

aari,  axwjo),  axalva,  und  die  verwanden,  ebenso  acnua 
bei  Varro  und  Coluraella,  gehören  der  w.  Wurzel  awg  die  Schärfe, 
Ecke,  u.  s.  w.  an.  Sie  herrscht  bei  der  Bezeichnung  mancher 
Bäume,  Stauden  und  Pflanzen  vor.     So  heisst 

a)tali](pi],  die  Nessel  und  die  Meerqualle,  beide  Urtica  von 
uro,  ir.  fos  kua-vruid,  welche  das  Fleisch  sticht,  cua,  Fleisch 
caro,  und  bruid  stechen.  Der  zweite  Theil  li](f,^  findet  im  Grie- 
chischen keinen  Anhaltspunkt;  w.  ist  scharf  llym,  daher  lat.  lima, 
arm.  lern,  corn.  lemmys,  ir.  veraltet  achar  und  aichear. 

a^aqva  wird  mit  8ä(pvri  bei  Hesych.  erklärt,  also  Lorbeer. 
Lluyd  nennt  diesen  Baum  pren  y  gerwin,  sonst  llaicricy%  auch 
diodwy%,  siehe  Owen  unter  llaicrwy%,  arm.  lore ,  ir.  lavras  oder 
krann  (Baum)  lavrais,  lat.  lauriis.  Im  Irischen  bezeichnet  man 
die  Beere  mit  kaor  oder  kyr.  Nach  Theoph.  hiess  der  Lorbeer 
auch  axoQvu,  also  auch  der  Beerenbaum,  wie  im  Deutschen. 

Sollte  nicht  caran,  die  Krone,  hierhergezogen  werden  dürfen? 
da  die  Dichter,  Helden   und    Sieger  den  Lorbeerkranz   erhielten? 

MxofTo?,  ein  Schiff",  bei  Pindar  und  sonst.,  bei  Euripid.  «xctrot 
&oa\,  also  wohl  leichte,  schnellsegelnde  Schiffe;  besonders  vom 
Kahne  Charons  gebraucht.  Im  Kornischen  bedeutet  kok  plur.  kuku 
ein  Schiffchen,  schnelles  Schiff,  ferner  heisst  das  Schiff  llong,  da- 
her vielleicht  navis  longa,  wie  Cadylcamp,  wovon  weiter  unten. 


—     77     — 

und  ähnliche,  worunter  llestyr ;  der  König  der  Lästrygonen  v,at  ein 
Sohn  Poseidons  der  Sagenach.  Dass  dieses  Volk  unter  die  Anthropo- 
phagen  gezählt  wurde,  scheint  durch  den  Namen  seines  Königs 
Lamus  veranlasst  zu  sein,  welcher  an  die  Lemures  oder  mulieres 
Lamias  erinnerte,  oder  mit  ihnen  in  ^  erbindung  gebracht  worden 
war.  Man  sagte  von  ihnen,  dass  sie  Knaben  und  Jünglinge 
schmeichelnd  anlockten  und  dann  zerfleischten  und  verschlangen. 
Darum  Horaz: 

Neu  pransae  Lamiae  puerum  vivum  extrahat  alvo.  Ueber 
die  Sitze  der  Lästrygonen  Plinins  liist.  nat.  III.  5,  VII.  2.  Die 
letztere  Stelle  ist  merkwürdig:  Esse  Scylharum  ge7iera,  et  qui- 
dem  plura,  quae  corporibus  humanis  rescereiilur  ^  indicarinius. 
Id  ipswn  incredibile  fortasse^  ni  cogitenms  in  luedio  orbe  ter- 
rarinn  ac  Sicilia  et  Italia  fuisse  gentes  hujus  monsti%  Cyclopus 
et  Lestrygonas ,  et  nuperrime  trans  Alpes  hominem  immolari 
gentium  eariim  more  solitnm ,  qaod  pauluni  a  mandendo  abest. 
Sed  et  juxta  eos^  qui  sunt  ad  septenlrionem  versus,  haud  pro- 
cul  ab  ipso  aquilonis  exortu,  specuque  ejus  diclo.,  quem  locum 
Gesclitron  appellant,  produnlur  Arimaspi,  uno  octilo,  in  media 
fronte  insignes. 

Wie  das  Wort  Gesclitron  ursprünglich  geheissen  haben  mag, 
muss  dahin  gestellt  bleiben ;  im  Welsh  hat  sgig  eine  Aehnlichkeit, 
und  bedeutet  fleischfressend  und  dae  der  Mensch. 

Das  Schiff  heisst  ferner  kuadar-vark,  ein  veralteter  Ausdruck, 
welcher  in  dem  heutigen  Kutter  erhalten  ist.  Darunter  versteht 
man  eines  der  kleinsten  Seeschifl'e,  die  sehr  tief  im  Wasser  ge- 
hen, darum  grössere  Segel  führen  und  desshalb  schneller  vor  dem 
Winde  laufen.  Sie  leisten  beim  Kapern  und  im  Kriege  gute 
Dienste.  Fark  oder  barka  findet  sich  auch  in  den  salischen  Ge- 
setzen. 

Gehen  wir  nun  zu  «x«to?  zurück,  so  scheint  es  ein  kleineres 
Schiff  auch  wegen  der  Zusammenstellung  der  verschiedenen  Fahr- 
zeuge bei  Thucyd.  bedeutet  zu  haben,  welcher  TQii'jgug,  nXola  und 
uxücovg  in  der  Flotte  aufzählt. 

uxccxiov  ist  nach  Thucyd.  und  Strabo  ein  kleines  Seeräuber- 
schift",  oder  der  Hauptsegel,  welcher  aufgezogen  wird,  um  die 
Schnelligkeit  zu  befördern. 

clxuToi;,  das  ir.  kuadar  und  Kutter  durften  sonach  als  ver-» 
wand  erscheinen. 


-     78     - 

uxsofiai,  heilen,  auch  mit  der  Nadel  ausbessern,  flicken,  w, 
agu  sichern,  retten,  schützen,  ir.  ik//?/  heilen,  l/i  das  Heilmittel, 
ike  der  Arzt. 

Die  zweite  Bedeutung  gehört  mit  dy.torQ(x  zu  {f?tr. 

«xivKxjjc,  ein  persisches  Wort,  das  Schwert.  Wollte  man 
annehmen,  dass  das  welsh  c'mia{:  die  Stücke,  Fetzen,  Splitter, 
die  Wurzel  des  persischen  Wortes  enthielte,  oder  mit  ihr  ver- 
wand sei,  woher  ciniacii  etwas  in  solche  kleine  Theile  zerle- 
gen ,  so  dürfte  vielleicht  die  Bemerkung  nicht  zu  ferne  liegen, 
dass  die  persischen  Schwerter  in  der  Weise  geschmiedet  und 
gehärtet  wurden ,  wie  jetzt  noch  der  Damaszener  Stahl ,  dessen 
Bearbeitung  uralt  ist  und  in  Asien  weit  verbreitet  war.  Einzelne 
Stücke  Gusseisen,  in  ihren  Härtegraden  abwechselnd,  werden 
wiederholt  geschmiedet,  geglüht,  zusammengebogen  und  neuer- 
dings mit  dazwischen  gestreuten  Feilspänen  bearbeitet,  um  den 
Stahl  zäh  zu  machen. 

Die  Härtung  wird  der  fertigen  Klinge  gegeben,  indem  man 
dieselbe  mit  einem  Ueberzugc  von  Soda,  Eierschalenpulver,  JJo- 
rax  und  Kochsalz  überzieht ,  dann  zur  Rothgluth  erhitzt  und  in 
Brunnenwasser  ablöscht.  Dieser  Leberzug  ist  sehr  nöthig ,  denn 
nur  dadurch  erhält  die  Klinge  eine  Schneide,  womit  der  Kopf 
eines  Nagels  ohne  Scharte  zerhauen  werden  kann. 

Es  ist  hierbei  nicht  unwesentlich^  dass  die  Wurzel  von  cl- 
nia^^  citi,  die  Decke,  der  Leberzug,  heisst.  An  den  Teichinen 
kann  gezeigt  werden,  dass  es  im  Keltischen  gewöhnlich  Avar, 
die  Theile  einer  und  derselben  Hauptthätigkeit  mit  demselben 
Worte  in  leichten  Veränderungen  auszudrücken. 

Die  Teichinen  sind  Gottheiten,  welche  den  Metallarbeiten  vor- 
stehen; darum  findet  sich  im  Welsh  tel,  eben  regelmässig,  dicht, 
schön;  telaid-,  was  gestreckt,  geglättet  wurde,  telaid  strecken,  in 
die  Länge  treiben,  telan  dicht,  tel(;-  gestreckt  und  gebogen,  ge- 
krümmt, telqyn  der  Abfall,  teil  die  Kunst,  telUid  das  Strecken, 
Verdichten,  Glätten,  was  alles  doch  nur  bei  Schmiedearbeiten  an 
einem  Gegenstande  vorgenommen  und  so  auch  nur  mit  einem 
Worte  bezeichnet  werden  kann. 

Um  nun  auf  uxiväarig  zurückzukommen,  so  erscheinen  die  liier 
geraachten  Folgerungen  schwerlich  zu  gewagt,  da  auch  jetzt  noch 
in  den  Namen  der  neuern  verschiedenen  Arten  von  Damascener- 
kllngen  keltische  Elemente  sich  nachweisen  lassen. 


—     79     — 

uy.o).ov{>^s(>),  hinter  einem  hergehen.  Nach  Lluyd  heisst  der 
Weg  o()ue%^  keide,  kah, 

ilxovj],  der  Wetzstein,  w.  afjalen  oder  calen  auch  hoffal  der 
Wetzstein  von  hög  das  Wetzen,  corn.  afjolan.  arm.  igolan. 

axoaxi],  die  Gerste,  liordemii  oder  orilenin^  ein  auf  Cypern 
gebräuchliches  Wort,  Avie  Hcsych.  sagt;  w.  und  arm.  caez  und 
hai%,  ir.  oni. 

uy.oißi'j!;,  sparsam,  w.  arhai  der  Blick  vorwärts,  arhed  spa- 
ren, arbedu  sparen,  urbeded'u)  Ersparniss.  Das  r  ist  zu  aspiriren. 
Crdnniaw  Alles  zusammen  kratzen,  zusammen  scharren,  aufhäufen. 
Daher  ebensoAA  ohl  criöaw  kämmen,  cribin  ein  Heurechen  als  auch 
auf  fremde  Kosten  sammeln,  crU)<eUi(ur  stehlen,  berauben,  und 
das  Pfälzische  grippen,  gripsen,  A\as  allerdings  auch  mit  greifen 
in  Verbindung  gesetzt  weiden  dürfte. 

liXQov,  das  Aeusserste,  Hügel,  Anhöhe,  Gipfel,  Saum;  die 
gleichen  Bedeutungen  hat  w.  crUj ^  auch  die  Klippe,  Fels,  crug^ 
der  Hügel,  Berg,  Haufen,  daher  cnujaw  aufhäufen,  corn.  veraltet 
cryg^  arm.  kregen.  ir.  keide  ^  roard  ^  roharrad/i  ^  corn.  varrah^ 
ir.  ahar  spitz,  auch  ger  und  (icha'ir. 

ay.Ti],  das  Ufer,  corn.  veialtet  als,  arm.  auf,  ir.  traidhe,  uy-rrj 
hiess  auch  die  Gabe  und  geschrotenes  Korn;  in  gleichem  Sinne 
Av.  coed;  der  Hauch  des  /  ist  in  y.  verhärtet,  dagegen  im  Anfang 
in  den  spir.  len.  abgeschliffen. 

üxrlv,  der  Strahl,  \v.  llav. 

LixvX)],  Hex,  ir.  kuUe'ui. 

itlalMv,  ein  Landstreicher,  auch  Betrüger,  Marktschreier,  ir. 
veraltet  f(dlus  und  fallasaim^  betrügen,  prahlen,  marktschreierisch 
thun,  lat.  fidlo,  fallax. 

alaoq,  blind,  todt,  w.  düll,  vom  Licht  ausgeschlossen,  blind, 
ir.  dhalh 

uXyoq,  Schmerz,  Trauer,  w.  ulaelk^  ir.  ealgaire,  \\'.gal(ir  üae 
Trauer,  guhww  bejammern. 

m/Le«,  Wärme  an  sonnigen  Plätzen,  Zufluchtsort  wider  Etwas, 
ir.  alain,  aa  eiss,  hell  i)rächtig,  allvog  Avarm,  av.  claear,  ciaer  Avarm, 
1.  calor  die  Wärme,  llar  sanft,  Aveich,  ruhig,  still,  arm.  cloyar; 
celq  rund,  die  Gallerie. 

uliytx),  zählen,  rechnen,  achten,  schützen,  Sorge  tragen,  av. 
cel  Schutz,  celadwy,  Avas  sich  hüten  lässt,  celcu  schützen,  achten, 


-     80     — 

besorgen,  celcyn  der  sich  selbst  hütet,  ymgeled  die  Sorge,  ir.  kial 
die  Rechnung,  Rücksicht,  Sorge,  arm.  abeg^  w.  aqu  schützen. 

ti).  fiep  Ol  salben,  w.  eli  die  Salbe,  das  Heilmittel,  eliad  das 
Einreiben,  eliaw  einsalben. 

all 8 Üb},  abhalten,  abwehren  von,  vertreiben,  w.  allan,  aus, 
von,  ohne,  ffiru  allan  vertreiben,  bwrw  allan  wegstossen,  arm. 
allia^  ir.  huailim  amah. 

«iew,  «ifvw,  fliehen,  meiden,  abhalten,  sich  hüten  vor  etwas, 
\v,  gwyl  der  Blick ,  gwyllaw  wachen ,  aufpassen  auf  etwas,  ywy- 
lion  die  Wächter ,  givylnosi  Nachtwache  halten,  cyllu  meiden. 

«is'w,  mahlen,  w.  malit^  siehe  aloäm  dreschen. 

fix  &  im,  txl&ah'oi  heilen,  w.  iagaw  läofiai,  armor.  huallat  oder 
guallat,  yachat^  salo^  ir.  ikeini^  veraltet  bualadh 

all'Qia  sammeln,  einsalzen,  w.  halllu  einsalzen,  ebenso  äp/««?^' 
mit  Salzwasser  einsalzen,  halenu^  corn.  dho  %alla^  arm.  salla^  sal- 
pttri^  ir.  saillim,  salanaiin.  —  Siehe  uXg. 

a  Ate  genug,  arm.  huallach  ^  w.  guala^  dfdnall,  ir.  asaith^ 
1.  satis. 

uXiayi'o  beflecken,  besudeln,  w.  halawg  besudelt_,  halogi  be- 
flecken, verderben,  entweihen,  x//Ah>  der  Schmutz;  auch  llygryy 
arm.  solra,  besudein ,    1.  sordes^  ir.  salaim^  tsch.  Halunke. 

dXlaxb),  ergreifen,  fassen,  überführen,  w.  ael,  was  vorsteht^ 
Rand,  gavael  der  Rand,  Grifl",  gavaelu  halten,  ergreifen,  pfälz. 
aufgabeln,  gavaeliis  hartnäckig. 

uXiTivo,,  aXdra,  irren,  fehlen,  ir.  lohd^  lochd  der  Fehler, 
mealladh,  lohd,  dolaigh^  av.  pegu^  daher  pecco^  peccatum ;  pegu 
erscheint  mit  etwa  zwanzig  Ableitungen 

aXxri  die  Stärke,  w.  gall  die  Starke,  Macht,  Geltung,  somit 
deutsch  gelten,  gallv.,  oder  galhy. 

«Ax^,  Elenn,  lat.  alces,  Wm.  ac/dis,  w.  elan,  elain^  die  Hirsch- 
kuh, edo?i  der  Hirsch,  Rehbock,  ir.  elk,  edlt  die  Hindin. 

«Ai«,  aber,  w.  etlo;  doch,  auch  eisys ,  ir.  arba^  dala  aber, 
was  anbelangt. 

«AA«c,  die  Wurst;  Hesych.  meint,  sie  sei  darum  so  genannt, 
weil  Knoblauch  hineinkäme;  w.  llaz-,  hacken,  schneiden,  llemi  ein- 
wickeln, llen  die  Netzhaut,  llenwi  füllen,  llanw  die  Fülle,  llen- 
wad  das  Füllen,  llenwedig  ^e^vXii\  also  wieder  alle  Hauptarbeiten 
beim  Wursteln  mit  demselben  Stamme  bezeichnet.     In  der  frühe- 


—     81     — 

sten  Zeit  wurden  sonach  Theile  der  Netzhaut  mit  gehacktem 
Fleische  gefüllt,  daher  uU.äc,  wobei  der  BegritV  des  Hackens  den 
Namen  abgab,  wie  im  Französischen  hachee. 

Später  wurden  gereinigte  Därme  gefüllt,  daher  yö^^tv^ia^  xoq- 
öiVHv  gleichbedeutend  mit  uUavTonotnv. 

ulkuaao},  uldno)  ändern,  ullog ,  aliiis  ein  anderer,  w.  a/l  ein 
anderer,  der  andere,  daher  a//(/h  ein  IJarbar,  Mild,  uUnian  der 
Fremde,  allinon  ein  abgeschlossenes  Thal,  (illiujjr  fremd,  über 
der  See  her.  Den  Griechen  waren  Nichtgriechen  und  Barbaren  einer- 
lei; eine  keltische  Sitte. 

aloäbi  dreschen,  ir.  Imahulh,  buaileadh,  schlagen,  dreschen, 
Äz/ff//«////^/*  derMühldeich,  hiiaill  der  Ochsenstall,  bnaillUe  ein  Mä- 
her, altraghad  veraltet  mähen,  bmtUlim^  inaUoul  der  Dreschfle- 
gel ,  w.  malyrhtd^  dreschen  und  mahlen ,  ir.  ntellt,  w.  malyriwr 
ein  Drescher,  Müller,  arm.  nialer^  ntdh/riaw  malen,  klein  brechen, 
inain,  inahir ,  fein  gemacht,  die  vom  Mauh\urf  aufgeworfene 
Erde,  Maulwurfshaufen,  woraus  sich  zugleich  der  Grund  zur 
deutschen  Benennung  ergibt;  melnrioii  das  Schrot,  rneilinw.  ver- 
altet die  Mühle. 

ulq,  das  Meer,  Salz,  w.  hal,  lii'il  das  Salzwerk,  Saline,  Ita- 
len  Salz,  liallw  der  Speichel,  stiliiuf,  ulaluy,  mvalov  und  nTVf'/.or, 
/laUviaw  den  Speichel  fliessen  lassen,  IkiIII  salzig,  stechend,  /lallu 
Salz  machen,  halllu  einsalzen,  all'iuv.  Das  Meer  w.  mor^  lat. 
mare,  ir.  miiir,  lear,  rlan,  ^•eraltet  hocJnui^  (jantit,  bin.,  balli,  //, 
go,  ogain^  treothan  und  teatrii.  Die  beiden  letztern  erinnern  an 
TitQixtviiv  einsalzen. 

Mit  ttXq  hängt  wohl  unbestritten  zusammen 

uXixlq,  uXvxli;,  das  Salzfcld ,  Salzquelle,  und  Sieb.  Der  noth- 
wendigc  Zusammenhang  dieser  verschiedenartigen  Bedeutungen 
ergibt  sich  aus  dem  welsh.  Iiesgen,  das  Sieb,  von  liesg  der  See- 
schilf, woraus  dasselbe  gefertigt  wurde. 

Salz  heisst  cor  liolau,  holoin,  arm.  holen,  lialon,  ir.  saJan, 
ealan,  ebenso  das  Meer. 

uXcpw,  ukcpaöfb),  M/(jp«Aw,  erfinden,  ir.  dealvan/.,  geivim,  teiU- 
gim,  w.  cael,  cafael,  amcan,  urixavy  ,  von  can  der  Blick,  com. 
kaelf  dho  gael,  dho  gavel,  armor.  kaut. 

uX(f6<;,  weiss,  ir.  geal,  ealtaidhe,  flnn,  arm. gtien,  corn.  ver- 
altet gugn,  w.  gwyn. 

Keltische  Studien.  I.  6 


—     82     — 

alav,  uhog,  dio  Tenne,  nach  dem  Etym.  Mag.  der  Mühlstein, 
auch  der  Hof  um  Sonne  und  Mond,  ir.  (/ll  der  Stein,  olwyn  das 
Rad.   —  Siehe  oben  t<Ao«o). 

(<;. W7r7]f,  der  Fuchs,  corn.  loslek^  ir.  veraltet  loisl. 

uaa  zugleich,  A\.  (I  mit;  folgen  Pronomina,  so  zieht  sie  die 
Präposition  an  sich,  und  zwar  meist  ohne  ihren  Initialen,  also«'/// 
mit  mir. 

uiKfloi:,  uuuloq,  annlog,  zart,  schwächlich,  liio/lls ,  w.  ?nwi/f/t, 
lat.  ?/ufis,  niwytilis  \v-eichlich,  zart,  me%(d  sanft,  corn.  medal  zart, 
ir.  w./////,  mcioth.,  niaeth.,  nun,  mala  übereinstimmend  mit  tmaXö^. 
In  der  Pfalz  wird  eiu  schnell  aufgeschossener  weichlicher  Junge 
ohne  Kraft  und  feste  Haltung,  vorA\and  mit  schlank,  Schlackes, 
Lackes  genannt ;  von  einem ,  der  nach  überstandener  Krankheit 
unsicher  in  kleinen  Schritten  geht,  sagt  man,  er  schleckert;  im 
W.  llac,  lose,  schwankend,  schwach,   auch  das  verwände   locker 

uualoq  anuloq ,  fhidct  sich  auch  im  ir,  fal  schwächlich,  und 
corn.  develo. 

ä!.iaiu,  der  Wagen,  w  ?neji,  säen,  ir.  fen,  w.  cnr  der  AVa- 
gen,  Karrn,  ii-.  niacan  fahren,  auch  nialcan,  maols,  der  Wagen. 

ai.iä^ay.ov ,  (unavaciin),  eiue  saftige,  fleischige  Wurzel;  w.  a<;. 
die  Wurzel. 

ufiuQvyi]  soviel  als  qvtI^  die  Runzel,  w.  //ti/fj  die  Furche, 
Runzel,  arm.  nz/fen,  dsch.  rifleln,  kleine  Furchen  ziehen  an  Säu- 
len, Büchsen,  engl,  r/fe/,  schw.  re/la,  holl.  rniffel,  engl,  rivel 
die  Runzel,  ir.  rag,  <;ni(j,  roka,  rokaw,  die  Zahnraffel  im  Deutschen. 

aiiuQvoaoi ,  glänzen,  arm.  riska,  glänzend  risklys,  ir.  riii- 
tlieinim. 

auavcjog,  dunkel,  unkenntlich,  bei  Xenophon  mit  l'/vog,  auch 
oft  mit  tXnlg  verbunden,  also  ungewiss,  unsicher,  zweifelhaft,  ir. 
amharus  der  Zweifel,  amra  dunkel  oder  amrku,  amradh  die 
Trauer. 

a/j.ßv'i,  der  Becher,  nach  Hesych.  ein  Topf,  Fass,  nach 
Athenäus  ein  Pokal,  ir.  an  ein  rundes  Gefäss,  andf  die  Freude, 
Heiterkeit.  Liegt  aber  pifff  bauchig ,  geschwollen ,  pwca  der  Ko- 
bold diesem  Namen  zu  Grunde ,  so  stellte  der  a^ßv^  einen  alt- 
pelasgischen,  zwergartigen  Kruggott  vor.  Zu  diesen  P^-gmäen 
rechnete  man  in  Lakonien  die  Dioskuren.  Paus.  Lac.  24,  mit  dem 
komischen  Hute.     Man  vergleiche  damit  Diokor.  V.  110,   wo  äfißv^ 


—     83     — 

auch  als  Destillirheltn  erscheint,  oben  spitz  zulaufend.  Auch  die 
Pataeken  sind  solche  alte  Kruggottheiten,  die  ihren  Namen  von 
ihren  Form  haben;  w.  paeth  rund,  so  lang  als  dick. 

Die  Cabiren-Pataken  stellen  ferner  im  Gegensatz  zu  Poseidon  das 
Feste,  Festland    dar;  päd  bedeutet  im  W.  fest,  zusammenhängend. 

ui.iß)ivg,  stumpf,  w.  ai/fötri,  rings  stumpf,  pw/  stumpf. 

üfißwr,  der  Rand  am  hohlen  Schild,  lat.  iimlw,  \v.  fwl/t,  bog, 
die  Rundung,  bo(jel^  der  Nabel,  Nabel  an  einem  Schild. 

a/xilßü),  (udc),  ditfvo)  vertauschen,  nebst  \ielen  andern  Bedeu- 
tungen. 7To}.).oic  TO/Torc  uiiifß^tv,  1 1] I'  o(5ür,  /«(«)■,  pt'deteren,  pertran- 
seo.  Nach  Nonuus  ist  ttufißni'  t)]v  nSijr  so  viel  als  o'iuov  uuflßfiv.  Im 
Welsh  hcisst  niyiied  heibiaw  so  viel  als  audßM  in  der  Redoutung 
von  vorübergehen,  antworten  aber  //  inatleb,  oder  atteb. 

d^iily«),  uatoyo ,  melken,  trinken,  ir.  //teil//  die  Milch,  w. 
llaif/i,  lat.  lac^  gr.  ya)M. 

«/t>;c,  bei  Aristopb.  im  Plutus  eine  Art  Kuchen,  auviiu  t? 
noooiiifinptv  i]iuv  loviovi,  w.  (uumueüi  *S.Q\'  Leckerbissen,  ein  Rahm- 
kuchen, Flottkuchen,  wobei  die  Milch  durch  Rinsen  läuft,  maet/i 
die  Speise,  ainmaetliyn  köstlich,  delikat,  animaellm  einen  sol- 
chen Kuchen  bereiten,  auunaethijiiir  einmachen  mit  Zucker,  om- 
maethinirr  ein  Zuckerbäcker,  Konditor,  anunentliawlwix^  ammen- 
thed'uf  köstlich. 

Beim  Athenaeus  libr.  Xl\ .  findet  sich  auch  i}imlay.og. 

Der  Scholiast  zum  Plutus  v.  1000:  uaijiu  Tiooauninsuiiitv  i]f^ur- 
Toi'roj'f,  bemerkt  zu  dem  AVorte  uinpu:  ilöog  nhty.ovvTog  yaX<x:iTa- 
öovg   und   üfitjTu  i)]v  Xi^yo^i^tiV   Idiuirixwg   (fltiiiluf-   la   koivmq  rag/oct'«- 

(fUipia  hiess  er  wegen  der  Farbe;  denn  lieb  ist  blassgelb,  wie 
wir  Lebkuchen  sagen,  und  tacn/ard,  weil  die  Masse  geschlagen 
oder  gepeitscht  Murde,  von  tarc  der  Schlag,  taiuiw  schlagen. 

Möglich  ist  es,  dass  auch  die  Form  dieser  Benennung  zu 
Grunde  lag ,  denn  tarian  heisst  der  Schild ,  von  tiiraw  zusam- 
menschlagen. 

Casaubonus  ^\iederholt  zu  Athenai  Deipnos.  XIV.  c. 52  p.  ß'^^i 
edit.  Schweigh  die  Ableitung  des  Wortes  «/<»;?  nach  den  Ansich- 
ten der  Scholiasten:  ano  toi  finf^iüa&ui.  uviov  anovdfj  v(p  i]dovijg  ("g 
fiüiti  xaiuQdöfifi'op.  Es  ist  dies  ein  weiterer  Beleg  dafür,  welche 
Resultate  erwartet  werden  dürfen ,  wenn  man  alle  Wörter  einer 
sogenannten  Ursprache  nur  aus  ihr  selbst  erklären  will.  Was 
wäre  hiernach  nicht  alles  «;u<jc?  Der  Hunger  ist  der  beste   Koch. 

6* 


—     84     — 

Athenäiis  führt  bei  dieser  Gelegonlicit  einen  Spruch  von  Tele- 
kleides  an:  alnönuTnv  <^t  y.l/lai.  ^/fi  ujuriTi.axMv  5/c  tÖj'  (püi)vyy  ftof- 
TiirovTo,  also  ähnlich  unscrni  „die  gebratenen  Tauben  fliegen  ihm 
in  den  Mund"  und  der  humoristischen  Beschreibung  des  Schla- 
raffenlandes. 

u,u7;  die  Sichel,  dum)  nähen,  w.  med  reif,  vollkommen,  nia- 
Inrns ,  inedi  nähen,  nicd'md  das  Mühen,  die  3Iaht,  niedwr 
der  Mäher. 

(ifii).).(i  der  .Streit,  NN'etlkampC.  \v'./'///i  die  Neigung,  yindyii  der 
Wetteifer,  ynxlynu  im  AVettsüeile  liegen,  i/nidinuirl^  Wettstreit, 
yinricelu.,  rivaUs,  arm.  tribnilU.  im  Wettkampfe,  Streit  liegen, 
frz.  Iribulation  das  Leiden. 

uiila  eine  Art  Thunfisch,  ij-.  anili  eine  besondere  Art  Fi- 
schernetz. 

(<u(c  dei-  TS'achttopf.  ir.  nieala.  der  Nachttopf,  auch  der 
Feigling,  corn,  pitschar  piza.,  ir.  find  der  Urin,  puaUni  Urintopf, 
«jut?  führt  Suidas  aus  Aristophanes  an  und  Eustath.  bemerkt,  die 
alten  Attiker  hätten  es  aspirirt;  ay.cooot/H^  bei  Aristophanes  vas, 
in  quo  ventris  onns  dejwnitiir.  w.  i/sf/oth  die  Entleerung. 

HUfiiov  der  Zinnobci",  av.  nurjjn  cor  wörtlich  zartroth,  dar- 
aus Mennig,  was  aber  jetzt  lebhaftes  Pomeranzenroth  bedeutet, 
lat.  ininiiini^  scliw.  inUiija,  fr.  initie,  iitine  de  plomh^  corn.  pUd)^ 
lydli^  arm,  rydh^  ir.  kridh^  w.  veraltet  sinopr.^  sinopl ,  von  sin, 
sinidijr  der  Eisenrost. 

a\xvoi;  das  Lamm,  af/nus,  w.  oen,  ai"m.  oan.  ir.  uan,  luan. 

äfivaiioQ,  Enkel,  Abkömmling,  w.  nai^  corn.  veraltet  nov^ 
arm  w«,  ir.  iia. 

äfioQu  der  Kuchen,  av.  innmaelh  der  Leckerbissen,  maelh 
die  zärtliche  Pflege  ,  Nahrung. 

uf-ioQßog  mit  verschiedenen  sich  unähnlichen  Bedeutungen, 
darunter  der  Holzhauer  nach  Oppian.  Cyn.  I.  133,  wie  es  Turne- 
bus erklärte;  ir.  lunad  das  Holz,  und  huail^  oder   puisyini  hauen. 

Mjiiö?,  einer,  irgend  einer,  ovöafiug,  fiijöufioig ,  ovdui.n]  u.  a.  m. 
ir.  am  die  Zeit,  der  Ort,  av.  amser  die  Zeit. 

unnl,  uinpl,  um,  w.  (i/n. 

d[X7ig£iw,  ziehen,  w,  andwrfhi,  daher  amborthead  das  Zie- 
hen, w.  portli  die  Hülfe,  Unterstützung,  das,  was  zieht,  trägt, 
porthi  fahren,  ziehen,  tragen,  fortbringen,  mit  etwa  24  Ablei- 
tungen. 


—     85     — 

H^fiQov  soll  hiernach  der  Strick  sein,  an  welchem  gezogen 
wird,  bedenkt  man  jedoch ,  dass  am,  (unad  das  Holz  heisst,  so 
scheint  das  Etym  magn.  Recht  zu  haben,  welches  dasselbe  mit 
Joch  erklärt. 

MWj)(5od,-  dunkel,  sehr  dunkel,  w.  ainyll  schattig,  dunkel  auf 
allen  Seiten,  ainwyUyii,  wer  in  Finsterniss  lebt. 

dfivao)!',  trefflich,  untadlich,  w.  nm/riw,  in  jeder  Weise  aus- 
gezeichnet. 

di.iv Vi»,  abhalten,  schützen,  \v.  (iniyou  schützen,  vertheidigen, 
nntygiad  die  Vertheidigung,  der  Schutz,  ebenso  amwyn  verthei- 
digen, aniwy  die  Vertheidigung.  (inniy  vertheidigen. 

txiivaöi»,  fut.  duv'ic)  verletzen,  zcrreissen,  w.  ysyt/r  trennen, 
theilen,  zerreissen,  ysyarhul  der  Ausfluss  des  Blutes  bei  einer 
Wunde,  Scharlach,  amysyar  das  Kinge^^eide. 

ufKpiaßrjTir'!,  hadern,  streiten,  rechten,  ii-.  connsboid  von 
conn  die  Meinung,  Ansicht,  (irund,  w.  ysbiigii  sich  schlagen, 
kratzen,  balgen;  die  IJedeutung  von  udifiiüßrj&iii)  wird  auch  durch 
dadyl  oder  dadl  dei"  Zank,  Stielt,  Hader  ausgedrückt,  bei  den 
Wenden  in  Krain  heisst  ladlani  schelten,  schw.  tadla^  taelja., 
tadeln;  ir.  krinkan.^  deutsch  kränken. 

\tu(f  i  T üIt >,,  die  Amphitrite,  Gattin  des  Neptun,  eine  der 
Oceaniden  nach  Apollodor.  1.  2.2.;  das  Meer,  f/tare  heisst  im  Iri- 
schen treathan  und  teathra :  das  letztere  Wort  findet  sich  im 
Heros  Tatras ,  Taras.  dem  Sohne  Neptuns,  welchen  Tarent  auf 
einem  Delphine  reitend  mit  dem  Dreizacke  auf  seinen  Münzen  dar- 
stellte. Mit  Amphitrite  zeugte  Poseidon  den  Tiiton ;  auch  dieser 
Name  lässt  sich  auf  treathan  zurückführen.  Treathan  ist  veraltet 
und  findet  sich  jetzt  nur  noch  in  treath  der  Fischspeer,  die  Har- 
pune; treathan  bedeutet  ausserdem  die  Woge,  der  Regen,  das 
Wasser;  treagdam  durchbohren,  treayh  der  Speer.     Job.  41.  7. 

An  l)feadann  tu  a  chrolcionn  do  lionadh  diarnuibh  coran- 
nacha?  no  a  cheann  le  treayhuibh  eise? 

Kannst  du  seine  Haut  mit  bartigem  Eisen  spicken  und  seinen 
Kopf  mit  Fischspeeren'? 

Treayh  der  Speer  hängt  mit  hebr.  tar  zusammen,  ist  somit 
sehr  alt,  und  wohl  anzunehmen,  dass  treath  und  treayh  in  das 
Griechische  übergegangen  sind,  wie  so  viele  andere,  über  Avelche 
kein  Zweifel  mehr  bestehen  kann.  Ist  dem  so,  dann  ist  auch  die 
früheste  Bedeutung  des  Dreizackes  gefunden,   der  in  irgend  einer 


—     86     — 

Form  eine  dieischneidige  Harpune  vorstellte.  Dass  man  ausser 
dem  Dreizack  auch  den  Delphin  dem  Gotte  als  Symbol  beigab, 
mag  dahei-  kommen,  weil  der  Delphin  der  einzige  Fisch  im  Mittel- 
meerc  war,  w  eichen  man  liarpunirte.  Diese  Vorstellung  a\  urde  im 
Laufe  der  Zeiten  anders  gefasst  und  die  kahle,  öde  Wirklichkeit 
verlor  sich  hinter  dem  Zaubei-  der  Mythen. 

Dass  die  Erldärung  des  Dreizacks  als  Symbol  des  Poseidon 
nicht  auf  der  blossen  Phantasie  beiuht,  das  geht  auch  aus  der 
Mythe  hervoi-,  w  eiche  den  Poseidon  mit  der  Amphitrite  die  Rhode 
erzeugen  lässt;  rhodah  und  rodltail  bedeuten  das  Schleudern  der 
Lanze,  jetzt  das  Schröpfen. 

Weitere  Delege  zur  Rechtfertigung  dieser  Erklärungsweise 
werde  ich  weiter  unten  geben,  wo  die  Aloiden  und  Molioniden 
zur  Sprache  kommen,  welche  gleichfalls  Kinder  des  Poseidon,  und 
z\A'ar  mit  der  Epime;;'ea  gezeugt  sind.  Die  Menschen  lebten  vom 
Fischfang  und  der  Jagd,  ehe  sie  dem  Ackerbau  ihre  Sorge  und 
Kraft  zuwanden. 

ava,  auf,  über,  w.  yu. 

Hväyy.i].  die  Nothwendigkeit,  w.  aiun-^  was  hindert,  aufilicu^ 
Mangel  an  etwas,  (ni(jhenau'()  nöthig,  aniihendüwd  und  amjhen- 
iad  die  Nothwendigkeit,  ebenso  anyhenrlwld^  dalier  anfiheiirhei- 
diaw  nöthigen,  notln^ endig  machen,  üiigheurhekUoldeh,  (UKjhen- 
iDvirij'i:  der  Mangel,  anghemt  nothwendig  werden,  ir.  akartha 
nothwendig. 

H\ alvouai,  abschlagen,  verneinen,  w.  nac  nicht,  lat.  nee 
neque^  naea  verneinen,  w^/c^/?^  verneinen,  )iacir!j\Qvi\G'mer\A,)ui(ji( 
lat.  ?iego. 

uva'i  mit  dem  Diganmia  aoolicum  räni'i  der  König,  Herrschei-, 
w.  peunaig,  der  Führei-,  Leiter,  peii  das  Haupt,  der  Führer  und 
(lig  der  Haufen,  die  Masse,  auch  das  Weib,  die  Gebärmutter  und 
gewiss  auch  die  Famiüe,  wie  ganz  gleich  ir.  Imnadh  von  biin; 
pennaig  ist  also  zunächt  das  Haupt,  der  Herr,  Führer  des  Weibes 
und  der  Familie,  dann  erst  mehrerer  Familien  und  sehi-  spät  König. 
Man  vergleiche  hiermit  die  homerischen  Könige. 

Das  Digamma  erscheint  als  />,  z?,  f  auch  in  der  Mitte  der 
Worte  und  hat  ausserdem  reiche  Veränderungen;  z.  H.  ilaiiM, 
ÜMvvb),  vertreiben  \\.  (dlwladw.     Xio)  ausgiessen  arm.  feun  (fenaw). 

hvti)  hmaoi  mit  dem  Digamma  kifo)  glänzen,  leuchten,   sehen. 


—     87     -- 

\v.  llaq  der  Glanz,  lliigedu^  leuchten,  lliu/aiiu  glänzen,  glitzern 
u.  andere. 

Y.aM,  Kulbt,  fiit.  y.avao}  wegen  xm;w  brennen,  w.  in  wechselnden 
Formen  deiviaw  (r/  statt  x)  sengen,  brennen  und  (jovidlaw. 

uvöriQov,  das  erhöhte  Ufer  der  Flüsse,  der  Rand,  w.  tnim 
der  Rand,  Rücken  des  Gebirges,  des  Hauses  u.  s.  w.  entspricht 
der  zweiten  Hälfte  öiinov,  das  ir.  ulndi  die  Höhe,  Spitze  der  ersten 
Hälfte. 

avf/xog,  der  Hauch,  Wind,  w.  (madyl  die  Lebensluft,  der 
Athem,  adyl  der  Athem,  an  das  Element,  anudlyn  der  Windstoss, 
anadlii  athmen,  lat.  anima  Lebenshift,  später  Seele,  w.  en  die 
Quelle  des  Lebens,  das  Lebensprincip ,  daher  auch  die  Gottheit, 
enaid  die  Belebung,  corn.  ena,  veraltet  enev.  arm.  ene.  ir.  anani ; 
desshalb  auch  anlmai  w.  unlveL  arm.  aneval.  ir.  ahweach. 

uvsv  ohne,  gesondert,  w.  ftu  nicht,  die  deutsche  Vorsilbe  un, 
lat.  i?i  z.  B.  infelix  unglücklich,  das  a  privativum. 

«j'£i//t(j<,  av^noi  Geschwisterkind,  arm.  inovereh  die  Tante. 

av^Q  der  Mann,  yeri  avbnöq,  auch  avi]o  mit  dem  Diganmia  /«v?)o 
also  penngiür,  der  3iann,  das  Haupt,  der  Leiter,  sow  ie  er  als  Ge- 
mahl Tia^axomj.-  (}v'C,vyoq ,  yn^üTt]^  heisst.  Dass  i]o  dem  (ßtcr  ent- 
spricht, lässt  sich  durch  eine  Masse  von  Heispielen  erweisen ,  aus 
Avelchen  hervorgeht,  dass  die  Nachsilbe  er,  der  Fleischer,  Schrei- 
ner, Mörder,  ebenso  or,  fnnücalor .  curalor .  anialor ,  narifjator, 
aQOTiiQ,  dgoTi]?,  lat.  aratoi\  w.  ar%itr  für  arzgtcr  der  Bauer,  (5>)t£0(;, 
orator,  w.  areithiwr  von  nraetli  die  Rede  oratio  und  ()wr  der 
Mann,  der  Redner,  aus  dem  w.  fiicr  entstanden.  Ausser  der  merk- 
Avürdigen  Uebereinstimmung  der  Endsilben  haben  diese  Worte 
auch  nach  ihrem  Sinn  und  ihrer  Form  grosse  Beweiskraft  für  den 
Zusammenhang  der  bezüglichen  Sprachen. 

Der  Mann  ohne  alle  Beziehung  bloss  als  Mensch  betrachtet, 
heisst  im  w.  dyn  oder  dun,  das  Weib  hun ,  -/wi);  im  Irischen 
aber  der  Mann  dnine  und  veraltet  dae,  auch  fear.  vir. 

Dae  erhielt  sich  im  homerischen  uvdfiaÖHi;  virilini,  gewöhnlich 
uvögnaai;.  Welche  Lescart  am  besten  sei,  ist  hiernach  nicht  mehr 
zweifelhaft,  eben  so  dass  in  8uio)  nicht  die  etwaige  Wurzel  ge- 
sucht werden  dürfe. 

Der  Mann,  vir,  wurde  im  Irischen  auch  mit  dem  veralteten, 
kia  oder  asgatli  bezeichnet.  Schliesslich  erinnere  ich  an  eine 
Vergleichung  von  kv^qa^uc.  mit  cadlecanip. 


—     88     — 

uv&oQ,  die  Blniiie,  Farbe,  l»ei  Theognis  das  Gold,  bei  Athe- 
nacus  der  Schaum;  die  Farbe  ist  wohl  die  Grundbedeutung-,  indem 
ir.  (lal/t,  veraltet  deon  die  Farbe  bezeichnet. 

Wenn  der  Schaum  als  Blüthe  des  Weins,  des  AVassers,  dich- 
terisch sehr  schön  aufgefasst  ist,  so  muss  es  überraschen,  dass 
dies  Bild  auch  im  Irischen  sich  iindet,  denn  eoan,  veraltet  umi, 
uann,  w.  eun  ist  der  Schaum;  oder  sollte  uvdoq^  aus  ?<«w  entstan- 
den, wirklich  und  nicht  nach  dei'  Vorstellungsweise  des  Dichters 
den  Schaum  bezeichnet  haben? 

avö-gn^,  die  Kohle,  arm.  (finvenregez  die  lebendige  Kohle, 
(floven  die  Kohle,  daher  wohl  antreffezen  die  todte,  w.  andrus 
der  Teufel,  was,  wenn  auch  in  christlicher  Zeit  gebildet  auf  die 
schwarze  Farbe  hindeuten  muss. 

William  ()\\en  hat  and  ras  der  Teufel,  böse  Feind  von  trds 
die  Verwandschaft  abgeleitet;  was  müsste  da  nicht  alles  andrus 
d.  h.  „nicht  verwand"  heissen,  und  abgesehen  davon,  wer  wird 
den  Teufel  ,,andras''  nennen,  weil  er  nicht  verwand  ist,  oder 
einen  Feind  in  dem  erblicken,  welcher  nicht  mit  in  die  VerMand- 
schaft  gehört?  Sonst  hiess  die  Kohle  ir.  gual.  und  dealavi,  ver- 
altet bran  (brennen),  <forr,  lat.  carba ,  w.  glo ,  daher  gloen,  was 
scheint,  der  Glühwurm,  gloyn  eine  Masse  glühender  Kohlen,  die 
Gluth,  corn.  t/lou,  arm.  glauen. 

avd-Q )]  V 1]  die  Biene,  w.  draen  der  Stachel ;  das  griechische  Wort 
wurde  zur  Bezeichnung  wilder  Bienen  gebraucht,  die  Honigbiene  w. 
von  gwanu  stechen,  gwengnen^  und  gwenwyn,  venenuni  das  Gift. 

Mv/a,  die  Kiänkung,  av.  annigrio^  ajihwryd^  auch  trist  und 
ähnliche,  daher  trislis. 

avi/Qog  für  (IvKxoog,  kränkend,  uylu  die  Kränkung,  w.  anni- 
grio  traurig,  von  an  nicht  und  digrio  munter;  ebenso  annkyvryd 
ohne  Lust,  Vergnügen,  freien  Sinn,  also  gedrückt,  niedergeschlagen, 
von  an,  hy  und  bryd  die  Beweglichkeit  des  Geistes. 

uvonuLu  bei  Homer.  Odys.  I.  320: 

//  fiiv  liQ    wg   slnova    unEßt]  ylavxoijiig  A&i'jvr], 
oQVig  d     (og   avoTcaiu   diimaTO. 
Voss  übersetzt:  Also  sprach  und  enteilte  die  Herrscherin  Pallas 

Athene ; 
Schnell  den  Kamin  durchflog  wie  ein  Vogel  sie. 

Flog  die  Athene  als  Vogel  hinweg,  dann  musste  der  Dichter 
sie  die  Gestalt  einer  Eule  annehmen  lassen,  nicht  aber  eines  Adlers 


-     89     — 

oder  einer  Schwalbe.  Man  vergleiche  hierzu  die  Scholiasten,  be- 
sonders dasEtyniol.Magn.  'Afonnla  ist  durchaus  korrupt,  daher  die  ver- 
schiedenen nicht  stichhaltigen  Erklärungen  der  Scholiasten  zu  die- 
sem Verse. 

Ich  emendire: 

sie  entflog  Avie  ein  nächtlicher  Vogel; 

denn  oc/id  heisst  die  Nacht,  an  ochil  diese  Nacht,  und  oidche 
oder  oiche  nächtlich,  daher  kaUlach  oldhche  die  Nachteule.  Ari- 
stoteles u.  Plin.  X.  2;i  nennen  eine  Eulenart  airoc,  otus.  Bedenkt 
man  nun,  dass  n  im  Anfange  der  Wörter  eine  Art  Aspiration 
durch  die  Nase  ist,  also  für  die  Form  und  das  Wesen  derselben 
nur  einn  sehr  geringe  liedeutung  haben  kann,  so  wird  man  den 
Zusammenhang  zwischen  ochd ,  Nacht,  >ixr6,,  noctis,  sansk.  nie, 
7ii[;a,  nicht  verkennen.  Ausserdem  ist  dies  Wort  fast  in  alle 
Sprachen  übergegangen,  und  somit  eines  der  ältesten,  welche  von 
der  ersten  Sprache  der  Menschen  sich  erhalten  hat. 

Ich  zog  bei  der  Verbesserung  dieser  Stelle  av  zu  wi,-,  weil 
ich  die  Redeweise  für  elliptisch  halte.  Der  Indicat.  lässt  sich 
auch  sonst  rechtfertigen.  Oder  gehört  an  zu  ochaia^  so  wie  auch 
in  nox^  noctis  das  n  vor  dem  Stamme  erscheint? 

uvtI  anstatt,  M-egen,  gegen,  w.  am,  ir.  am,  also  deutsch  um 
statt  wegen,  um  mich,  meinetwegen.  Das  w.  am  bedeutet  rings- 
um und  wegen,   für. 

Die  Bedeutung  gegen,  gegenüber,  ist  offenbar  späteren  l  r- 
sprungs. 

avrXog,  das  in  das  SchifT  eingedrungene  Seewasser,  ir.  an, 
ean  das  Wasser,  auch  das  stille  Wasser,  log  die  Grube,  das  Loch, 
lochth.,  faul,  lochthad  die  Fäulniss. 

Das  eingedrungene  Seewasser  geräth  eben  m  egen  seiner  Ruhe 
leicht  in  Fäulniss,  und  muss  darum  ausgepumpt  werden,  daher 
«vtAsw,  ausschöpfen,  welches,  wenn  es  nicht  gerade  diese  beson- 
dere Bedeutung  hat,  mit  aqüuv ,  d^vitir,  iSgEvstv  übersetzt  wer- 
den muss. 

(ivTv'i,  rund,  das  Rad,  der  Knopf,  woran  das  Wagenseil  be- 
festigt ward,  die  Rundung,  Wölbung  der  Brust,  w.  cant  der  Ring, 
Zirkel,  die  Radschiene,  der  Reif  des  Rades,  rund  überhaupt,  auch 
crunn,  krumm. 


—     90     — 

Ht>vTTio,  wm'w  vollenden,  diircliführen.     Odys.  XXIV.  71. 

tlvTUQ  f'nd  6)]  af  (/iw|  i/i'i'afj' '//(fMt'yrojo,  also  zerstören,  verbren- 
nen, aussordeni  bei  Homer  und  Sophokl.  tödten.  ir.  donaiclitld 
(üdten,  (loiKüij/niii  zerstöien  von  (Ion  schlecht,  donas,  donns  das 
Unglück. 

(Ivvo)  hcisst  auch  eilen;  w.  (jwanu  eilen,  vorwärts  treiben. 

(<iO)/w,  zwingen,  l)efehlen.  hcissen,  C0()0,  ir.  eynl  die  Gewalt, 
ehjmjim  z\\ingen. 

uvu)  oben,  arm.  iiKiiin. 

u^ioQ  Axürdig,  Av.  (i-::ns  oder  adhaa  passend,  was  sicli  für 
einen  schickt,  ihm  entspi'icht. 

ulovi.^  die  Gesetzestafeln  in  Athen,  die  man  auf  einer  Achse 
herumdrehen  konnle,  dahei-  ihr  Name.  Yergl.  Ruhnk  ad  Tlni.nO 
und  Heyne  ad  ApoUod  p.  1(}.')8.  Im  Ij-ischen  heisst  das  Gesetz 
reac/it^  das  Hecht,  az-  odei-  adh^  veraltet  auch  eigsan^  woher  w'Swr, 
Jeagsa,  lat.  lex^  und  ayt^  nebst  vielen  andern  Ausdrücken;  w  cijd- 
raith  der  gegenseitige  Vortrag,  das  Gesetz,  der  Prozess,  von  cy 
gegenseitig,  lat.  con .  cum  und  rliaith ,  grade  rectus ,  das  Recht; 
davon  das  verdorbene  -/.voßic  die  Gesetzestafel. 

IJei  Aristophanes  Nub.  \M  aa  ird  ein  Rechtsverdreher  gezeich- 
net und  y.vt)ßig  genannt,  um  so  auffallender,  als  sonst  das  Wort 
bloss  im  Plur.  vorkounnt;  im  W.  bedeutet  c/y/v^/fY////«/"  streitsüchtig, 
cyvreilhiaw  verklagen,  cyvrailJi'ucr  der  Kläger,  cyvrellhiad  der 
Prozess    und    ähnliche  Worte  mehr. 

aonvoi  unverdrossen ,  furchtlos ;  die  letztere  Bedeutung  soll 
hier  betrachtet  Averden.  Wcish  awy  die  Kühnheit,  aicg  die  Hitze, 
Heftigkeit,  Lebhaftigkeit;  also  iwxvog  ist  im  letzteren  Sinne  nicht 
durch  das  «  privativum  gebildet.  Audax  gehört  dem  gleichen 
Stamme  an. 

Mit  dem  w.  airy  hängt  das  scluv.  waya,  isl.  voya,  norAV.  vaaye, 
dän.  vore,  und  wagen  zusammen,  Avorüber  Wächter  so  viel  AV^un- 
dcrliches  angegeben  hat.  Auch  die  SanskritAvurzel  niayh  ist  hier 
nicht  an  ihrer  Stelle.     - 

aoll^q  versammelt,  daher  aollliM  zusammen  rufen,  versam- 
meln; Avelsh  aw%^  die  gemeinsame  Theilnahme  an  etwas  von  aw^ 
die  Flüssigkeit,  die  Bewegung  der  Seele,  des  Willens  u.  s.  w. 
Auch  Avir  sagen  „sie  strömten  zusammen". 

Um  hier  einen  Aveiteren  Beleg  dafür  zu  geben,  dass  sich  ein- 


—     91     — 

zelne  x\nschaiuings-  und  Ausdrucksweison  zäh  nach  Jahrtausenden 
in  andern  Worten  erhalten,  verweise  ich  auf  die  von  Aristoph. 
angefühlte  Stelle  Nuh.  4'p7.  Da  wird  der  l{aJ)alist  unter  einer 
reichen  Sammlung  treffender  Qualitäten  ivoyjiTiETci]^^  m^uirotfifiu  öiy.wv 
genannt.  jie(ji.Toifi/ir(  wird  gewöhnlicli  von  r^xVJfo  analog  dem  lat, 
trUus  abgeleitet.  Ich  setze  daneben,  dass  w.  trlmiu  dreischneidig 
bezeichnet,  so  wie  wir  nun  sagen,  er  hat  eine  Zunge  wie  ein 
Schlachtschwerd,  zweischneidig.  Die  Wahl  steht  ofl'en,  doch  hat 
nstiliaifilja,  das  Abgeriebene,  in  ^Sinn  und  Form  seine  schwachen 
Seiten;  auch  das  dort  angeführte  <>/;,•  gehört  der  keltischen 
Sprache  an.  Die  griechischen  Lexicogra])hen  leiten  es  vom  zu- 
nächstliegendcn  ^liu  ab.  und  verstehen  daiuiiter  einen  3lann,  mcI- 
cher  unerschrocken  zu  einein  Geschäfte  geht,  also  einen  kühnen 
Menschen;  w.  iz  odei-  id/f,  ein  schlauer  feiner  Ko])f,  idiatc,  etwas 
in  Länge  ziehen,  strecken,  hämmern,  spitzen.  In  diesem  Sinne  ist 
«Vj/c  zu  nehmen,   da    es  sonst  neben  rolur,oog  übei'flüssig  erschiene. 

äoQ  heisst  das  Schwert  und  der  Dreifuss,  z.  B.  Od.  XVII.  322. 
Kir/sMr  uxöhiiw  ovy.  ttuou,-  ovös  Ußi-jrac ,-  ir.  fi'orn ,  drei,  airni ,  der 
Dolch,  die  Walle,  lat.  arnia,  airiuc/irlos ^  die  Degenkuppel,  das 
Wehrgehänge,  crios^  Gürtel.  Es  ist  hiernach  nicht  nöthig,  «oof.- 
dreifüssig  mit  o(/ofc,  die  Gesellschafterinnen,  Frauen,  also  mit  ..zwei- 
füssig"  zu  erklären,  wie  Schneider  that. 

ouof,'  U.  IX.  327.  uvöoüaL  ftaovuijeyog,  ouomv  l'ity.u  (}(fiifoü(xiv  und 
II.  Xxil.   12()  flgd. 

Ol'  fisv  n('K   J'rr  iiSTip   ajio   (5orö.'   oiö     ano   TTtr^j/C 

Tr'<0i9-£i'{)s    tji'&so-;   r    oixol^tTov   k/J.ijXokhv. 

Hierzu   Eust.    oniii'QiLV   8i]lol   rvv   tÖ    (XtAcIc   y.ul   uy.i(y.t<ig 
(>fu),eir,   Mg    ij   ttuo&ivoq   XM^   o   i/i'diog. 

Aus  diesen  Stellen  sind  die  Bedeutungen  von  ouQhc  aufgestellt 
worden ;  der  BegritF  des  Jugendlichen  muss  aber  vorherrschen  und 
oiifjfg  aus  uyu()ig  entstanden  gedacht  werden,  denn  im  Irischen  be- 
zeichnet Ofj  jung,  Offdchd  die  Jugend  (ö/i/o),  Offh  ein  Mädchen, 
eine  Jungfrau,  Ofjli  und  ogJida  rein,  unberührt,  oghdhaclul  die 
Jungfrauschaft. 

Um  nun  zu  llon  zurückzukehren,  so  scheint  es  in  der  Bedeu- 
tung „Wehr"  mit  nirm^  arma  zusammenzuhängen. 


—     92     — 

dnÜQ  xo^  u  L,  den  Anfang  machen,  vorzüglich  bei  Opfern,  wie 
angegeben  wird,  m.  aberih  das  Opfer,  aherlkodwy  was  geopfert 
werden  soll,  aberthawl  zum  Opfer  gehörig,  aberthiad  das  Opfern, 
aberthu  opfern;  davon,  nicht  von  M^)/o,u«i  ,  ist  anünxo^ini  abzulei- 
ten, denn  im  Anfangen  kann  der  Begriff  des   Opferns  nicht  liegen. 

Das  f  des  Stammes  hat  sich  im  griechischen  Worte  verlo- 
ren ,  aber  der  Hauch  eihalten,  wie   so  oft  bei  andern  Buchstaben. 

arcaiucj  bei  Seile  führen,  vom  Wege  bringen,  «tö  tov  ntnov 
verführen,  w.  heö  ohne,  heibiaw  bei  Seite,  hiidaw  anlocken,  vor- 
spiegeln, entzücken,  betrügen,  verführen  von  Imd ,  also  alle  Be- 
deutungen, M  eiche  anaiäb)  beigoschrieben  werden.  Dass  Lippen- 
mid  Gaumenbuchstaben  verwechselt  Avurden,  lässt  sich  leicht  nach- 
weisen; (jDs^M  und  yero,  W.pw  \A.i.nin(jo,  rtocpog,  oTtocpog  lat.  ter/jus, 
w.  flogen,  VC.  chujan,  Iiael  ir.  faiL  ir.  fein  selbst  w.  kein  oder 
hyn,  lat.  fagus ,  franz.  hetre.  f'ernim  span.  hlerro  ^  f'nyus  span. 
haia,  fariiia  span,  harlna,  foenum  span.  heiio  u.  a.  m. 

arxtilfM  drohen  vv.  byfjyhi  einschiichteiii,  drohen,  von  bwyirl 
die  Drohung,   ebenso  byyythiaw  drohen,    byyylhiad   die  Drohung. 

uTislog  die  Wunde,  tiJcus,  vulniis .  w.  yweli,  daher  ywelius 
voll  Wunden,  yweliaw  ver^^'unden,  yineliad  die  Verwundung. 

(iJTipnj  der  Wagen,  w.  beu,  daher  benaid  die  Ladung  eines 
AVagens,  benyn  der  Karren,  carvenn  vereinigt  carrus,  carruga 
mit  ben,  arm.  can\  ir.  veraltet  karb;  karbad. 

uTiillo),  uTcüXio  abhalten,  w.  paus  die  Scheidewand,  paliad 
das  Ausscheiden,  Graben,  der  Graben,  franz.  p(de  der  Kelchdeckel, 
die  Schleusse,  pallisade,  palee  und  ähnliche,  Avelche  ein  Trennen, 
Scheiden  bezeichnen. 

unioQ  der  Birnbaum,  w.  peren  die  Birne,  corn.  per.  ir. 
piorra,  lat.  pyriis^  w.  pyr,  die  Föhre. 

unlöoq,  einfach,  einfältig,  w,  plyy  die  Falte,  unplyg^  was 
nur  eine  Falte  hat,  einfach,  einfältig,  Simplex. 

un 0  71  arog,  der  Menschenkoth ,  Abtritt,  bei  Arist.  Ach.  81. 
w.  baw  der  Schmutz,  Koth,  schmutzig,  auch  gemein,  niedrig, 
bmvdy  der  Abtritt ,  von  baw  und  fy  das  Haus  ,  bawzyn  ein  ge- 
meiner Kerl  von  baw  und  dyn,  ein  Mann,  eine  Frau,  nebst  zehn 
andern  Ableitungen. 

Mit  Tiäiog,  der  Pfad,  kann  aiconarog  nicht  übereinstimmen,  und 
die  Erklärung  „Schmutz  im  Wege"  nichts  für  sich  haben. 


—     93     - 

unooog,  ohne  Weg,  hülflos,  arm,  w.  por/Zm  die  Hülfe, 
porlliü,  portlil,  porlliiadu  helfen,  porthmrn .  porthaid,  porthe- 
dig  u  s.  w.  Avas  hilft,  auch  fortbringen.  f\^\Q^v  portare.  Gewöhn- 
lich wird  unoQoq  von  iiöoo^  und  dies  von  7iio«c  abgeleitet. 

uTToc,  die  Ermüdung,  das  Ungemach  hei  Euiip.  Phoen.  851. 
Die  Erklärer  sind  nicht  ganz  einig;  der  Scholiast.  und  Eust.  er- 
klären es  mit  y.('f.uaioQ,  Hesych.  meinte,  es  müsse  hItio^  heissen, 
Andern  ist  es  so  viel  als  ^Ujy.o^  oder  iipo: ;  w.  avar ,  das  Unge- 
mach, die  Sorge,  Mühe,  Trauei*.  Abspannung,  ir.  veraltet  aha,  das 
Geschäft,  der  Zweck.  Absicht. 

Darf  man  untei-  «ttoc  avur  vermuthen,  dann  ist  das  Wort  weit 
bedeutsamer,  da  die  Reise  dem  blinden  Teiresias  nicht  bloss  durch 
die  körperliche  Ermüdung  und  die  Länge  des  Weges,  sondern 
auch  durch  seine  Blindheit  und  Besorgniss  beschwerlich  fiel. 

834.  iiyov  riu(jOL&f^  Ovyuri().  oi^  riqlcj  nodl 
ü(f&it).u6g  fj  Ol',  ravTikdiaif  «aroor  c*,'. 
d(i'Q    tg   t6   ksi'(}0}'   TiiSor   i/iog   TtQua    t^iov 

Kreon  sagte  zum  Seher:  Samnde  nun  deine  Kräfte,  komme  zu 
Athem  und  wirf  w  eg  die  Ermüdung  von  der  Reise.  Das  uill  nicht 
harmoniren ;  wer  wird  sagen,  wirf  die  Ermüdung  weg,  und  noch 
dazu,  nachdem  die  Aufforderung  vorangegangen ,  auszuruhen ,  die 
Kraft  zu  sammeln  und  Athem  zu  schöpfen.  Die  Sorgen ,  üble 
Laune,  Kummer,  die  Erinnerung  an  das  Ungemach,  das  kann  man 
verbannen,  und  das  spiicht  für  urros.  Mit  //ijxoc  ist  gar  nichts  zu 
machen,  denn  die  Grösse,  Länge  des  Weges  hatte  Teiresias  be- 
reits ,. abgeworfen",  als  er  vor  Kreon  stand,  und  bedurfte  also 
seiner  Aufl'orderung  nicht,  avar  kommt  von  bar,  der  Kummer, 
bar  heisst  aber  auch  die  Spitze,  der  Gipfel,  daher  wohl  die  An- 
sicht derer,  welche  mtoc  mit  vipo:  erklärten.  Wie  manches  Kel- 
tische sich  im  Gefühl,  im  Volksleben  bei  den  Griechen  bis  zur 
Zeit  der  Kommentatoren  erhalten  hatte,  das  geht  schlagend  aus 
diesem  Beispiele  wieder  hervor. 

Ein  mit  ncar  vervvandes  Wort  ist  afar,  plur.  afain  die  Müh- 
seligkeiten, Beschwerden. 

unvta.  schreien ,  rufen ,  w.  Iiebu  sprechen ,  sagen ,  hebus  ge- 
schwätzig, hebivr  und  hebyz  ein  Sch\\ätzer,  ir.  abair  sprich. 

uqa,  «y  orr,  wesshalb ,  quam  ob  rem,  w.  er  huny  oder  er 


—     94     — 

hun  für  das.  in  Beziehung  auf  (Ins  ^er  auf,  für,  und  Immw,  hun, 
hyny  das,  dieses). 

liqa  ist  somit  ursprünglich  eine  Piäposition  und  ovv  ein 
Pronomen. 

Es  hat  auch  die  I?edeutung  von  ohsecro.  quaeso .  ich  bitte, 
doch ;  welsh  ervyn  ich  bitte ,  die  Bitte. 

uQu  als  Fragepartikel  vtrvni^  w.  ru  yn. 

uQu  das  Bitten,  Flehen,  w.  (irc  von  «/',  ir.  veraltet  ingh. 

nnuux^  die  Dünndärme,  der  Bauch,  uoutos  dünn,  abgezehrt, 
sch\\ach.  leber  die  Bedeutung  dieser  Worte  herrschte  schon 
bei  den  Scholiasteu  grosse  Meinungsverschiedenheit;  w.  t07'  der 
Leib  ,  ebenso  ir.  larr  auch  die  Eingeweide ,  cröth  der  Leib^  dsch. 
das  Gekröse,  dän.  Uros^  schw.  kras,  böhm.  okruzi,  was  Adelung 
von  kraus  ableitet;  craöth  ist  eigentlicii  aufgeschwollen,  rund, 
tarr  dagegen  dünn,  ir.  snarrach  dünn,  ucich.  So  nennen  auch 
w  ir  noch  den  \\  eichen  Theil  des  Unterleibes  zwischen  Rippen  und 
Hüftknochen  die  Weiche,  Dünnung. 

Mit  ((tn-,  tor  hängt  Darm,  Gedärme,  althochd.  tluinu,  dan. 
u.  schw.  (larni  zusammen,  nicht  mit  dem  sanskr  dar  zerschnei- 
den ,  wie  Kaltschmidt  \\  ill.  Im  Griechischen  ging  also  l  in  den 
spir.  len.  über. 

a(ißvli]  unßv).lg  eine  Art  hoher  Schuhe,  der  Stand  des 
Fuhrmannes  im  Vordersitze,  w.  aröcl  gerundet,  aröeHns  rund, 
eng  anschliessend,  arcen  der  Schuh. 

uQyuQ,  die  Schlange,  w.  sar ,  was  Einen  leicht  niederwer- 
fen kann  ,  die  W  uth ,  sarf  die  Schlange ,  surf  es  die  weibliche 
Schlange,  sarfatrl  was  die  Natur  einer  Schlange  hat,  lat.  ser- 
])ens,  com.  naüar,  dsch  Natter,  Otter,  arm.  Umtpr  und  sarjxint^ 
ir.  nathalr. 

u QY iklo c,  der  weisse  Thon,  Topferthon,  aryilla,  av.  aryan 
sehr  hell,  ^^eiss,  glänzend»  eriryn  weiss,  ir.  kriadhahan  kriad- 
hlog,  log  kriaidh^  die  'Jhongrube  von  log  das  Loch,  die  Grube, 
und  criadh  die  Erde,  Schlamm,  Thon  Die  Kreide  also,  weisse 
Erde,  lat.  creta^  schw.  krila.  isl.  krit,  span.  ci'edü]  Kreide  kann 
daher  nicht  vom  sanskr.  rad^  brechen  abgeleitet  werden. 

u()yoQ  weiss,  schnell,  a\.  erwyu  sehr  weiss,  von  gicyn^  die 
Bedeutung  schnell  stimmt  mit  eru'c  das  Treiben,  Antreiben,  über- 
ein. Nur  die  Aehidichkeit  im  Laute  konnte,  wie  es  hier  vor- 
liegt ,  zwei  verschiedene  Ausdrücke  in  einem  Worte  vereinigen. 


—     95     — 

uQ'/v^Lov,  das  Silber,  (injentum  das  ^^eisse  Metall,  w.  ar- 
gan  sehr  hell,  weiss,  nriaii,  ariant  Silber.  Geld;  corn.  ar(/(iii, 
veraltet  arghans,  arm.  arghant,  ir.  airgld,    airgead^   kir ,  kearr. 

ii()drjr,  in  die  Höhe,  ir.  ffrdff  hoch,  arddchadk  die  Höhe,  ar- 
daghadh  die  Ehre,  w.  arzmi  gi-oss,  erhaben,  einzig,  würdig,  da- 
her arzimaic  würdigen,  arzuniant  die  Ehre,   Wür  ie, 

u^ötg,  die  Pfeilspitze,  der  Pfeil,  w.  arv  der  Dolch,  die 
Waffe,  ir.  iarain;  sonst  heisst  Pfeil  pickelig  unser  Pickel. 

atjdb)  benetzen,  tiäidien ,  nähren,  erquicken,  w  fa/rg  die 
Ausdünstung,  Nebel,  ardairg,  schwül,  dunstig,  wenn  die  Sonne 
heiss  scheint,  ruhig,  ardorl  verdunsten,  ruhig  machen. 

M^jfc/xo),  uQEbi.  aniiciuu  reddo .  zum  Freunde  machen,  sich 
gefällig  beweisen,  vv.  car  der  Freund,  daher  cui'ic  theuer.  Da- 
mit hängt  zusammen  arah  gefällig,  heiter,  lustig,  arav  sanft, 
mild,  ruhig,  aravu  massigen,  aravuw  die  Milde,  Mässigung,  ara- 
ve%  die  Leutseligkeit,  Anstand,  feine  Sitte,  HöllichKeit. 

M^sT?],  die  Tugend,  etwa  gwarete ,  die  Mannheit,  von  gtcr 
der  Mann,  wie  urduslu  von  un]o,  rirtus  von  vir. 

uijij,  der  Schaden,  Nachtheil,  bei  Ilesiod.  sc.  Her.  128  auch 
das  Schwert,  ii-.  ?/;•  dei-  Nachtheil,  das  Unglück,  der  Schaden, 
daher  iirchoid  der  Schaden ,  die  Verletzung ,  Hosheit ,  und  u . 
arv  das  Schwert,  der  Dolch,  die  Waffe  im  Allgemeinen,  ir.  ia- 
rain.    Also  auch  hier  eigenthümliche  Mischung. 

"Aqi]?,  das  Eisen,  die  Wunde,  Moid,  Schlacht,  der  Gott  Ares, 
w.  aru'  die  Waffen,  das  Schuert,  arvanr  sterben,  todt,  arvar- 
wairl  der  Augenblick  des  Veischeidens,  armier  der  Krieger,  ar- 
vawl  \vi\i\.  arrawd  bewaffnet;  von  ar  ist  auch  mar  abgeleitet, 
ausgestreckt  daliegend,  daher  marw  todt,  auch  sterben,  lat. 
morior,  com.  «r,  fiar  die  Niederlage,  das  Morden,  ir.  ar.  In  der 
Bedeutung  von  Schlacht  findet  sich  auch  nicht  ein  ähnlicher 
Ausdruck. 

aiji,  so  viel  als  tot,  eine  verstärkende  Partikel  in  Zusammen- 
setzungen, Av.  ar  gleichfalls  ein  Praefix  in  derselben  Bedeutung. 

uQiu,  eine  Eichenart;  die  Arkader  nannten  sie  (filXöSQvc,  die 
Korkeiche,  ir.  arcan  der  Kork. 

«^>tc,  der  Bohrer,  eigentlich  der  Giiff,  der  Bogen  eines  sol- 
chen Bohrers ,  denn  es  findet  sich  eine  Stelle  xqvnavov  (ngicpeiui, 
ugldi  //  uGTfQio-^oig;  aucli  krummgebogen;  w.  i/lwm  gekrümmt,   ge- 


—     96     - 

bogen;  daher  nrystiim  der  Bogen,  so  wie  gtcyr  der  Bogen,  lat. 
gyrus  der  Kreis,  gyro^  gyralus  im  Kreise  drehen,  kreisförmig. 

(VotffToj',  das  Frühstück,  ir,  seirl  und  ein  Frühstück  einneh- 
men, seirithim,  beide  veraltet. 

HQy.ic)^  abhalten,  bei  Homer  auch  helfen,  w.  arcjidw  schüz- 
zcn,  bewachen,  vertheidigen,  cadw  retten,  aufbewahren,  schützen, 
von  cad  Schutz,  Schlacht;  bei  den  Attikern  mehrmals  auch  in 
der  Bedeutung  von  niitzeti,  ir.  garo  nützlich,  zuträglich,  auch 
garach  und  garadh  dankbar,  die  Dankbarkeit,  garam  danken, 
1.  grattis. 

uQxioq,  mit  dem  vorigen  zusammenhängend,  nützlich,  zu- 
träglich; Av.  ced  die  Wohlthat,  Gabe,  Hülfe,  daher  arged  die 
Gabe;  für  das  Hesiod'sche  „genügend"  habe  ich  kein  verwandes 
Wort  gefunden. 

aQXTog,  der  Bär,  w.  arlh,  der  Bär,  arthiüg  bärenhaft,  ar- 
thal  brummen,  arthen  ein  junger  Bär,  arthess  die  Bärin  und 
andere,  lat.  vrsus. 

u^y.vc,  das  Jägernetz,  w.  caruc  das  Band,  die  Schnur,  der 
Strick  auch  die  Zange,  carc  eingeschlossen,  daher  carcer  Ker- 
ker, alth.  carcar^  bei  Notker  charcha?,   Otfr'ul /iarkare ,  griech. 

aq^iu,  der  Wagen,  w.  cur  der  Wagen,  lat.  currus. 

(ig^u,  der  Tribut,  Last,  Speise,  Nahrung,  Liebe  und  Bei- 
schlaf, w.  armerth  das  Brodbacken ,  bara  das  Brod ,  die  Nah- 
rung, ir.  aran  das  Brod,  aranoir  der  Bäcker,  gearraz  der  Tri- 
but, w.  cary  lieben,  carriad  die  Liebe,  corn.  kara,  ir.  ka- 
ram  lieben. 

«p/tij,  die  Fuge,  Verbindung,  w,  cur  nahe,  carai  die  Ver- 
bindung. So  verhält  es  sich  auch  mit  ugfioyi]  die  Fuge,  das 
Gelenke. 

w  ^  /i  6  fe  w ,  passen ,  zusammenfügen ,  av.  azastt  passen  ,  von 
azas  passend,  übereinstimmend. 

uQVEo}iai,  läugnen ,  verneinen,  M^eigern,  w.  ar  die  Sprache, 
Fähigkeit  zu  sprechen,  arain  beredet. 

tiqvog  das  Schaf,  ir.  kaora. 

«^ow  aqöoinoq,  agovga  pflügen,  der  Acker,  w.  ar  das 
gepflügte  Land,  was  sich  pflügen  lässt,   araä  der  Pflug,    lat.  aro, 


^     97     — 

aratrum,  arvum,  die  Erde,  so  viel  als  Grund,  habe»  dieselbe 
Stammsilbe. 

M^Tra^w  rauben ;  plündern,  fangen,  fut.  «o-rt/Jw ,  w.  carvaghi 
fangen,  cur  vag yl  die  Schlinge. 

aqni]  die  Sichel  und  der  Adler,  \v.  rlmib  mit  den  Klauen 
fassen,  fangen,  erhaschen,  die  Gehässigkeit,  die  Zauberei.  Dass 
einige  Raubthiere  und  Schlangen  durch  Zauber  ihres  Opfers  sich 
bemächtigen,  ist  nach  den  Bedeutungen  des  Wortes  rhalb  ein 
sehr  alter  Glaube,  rheib^  rapax,  \\er  leicht  mit  Gewalt  sich  in  den 
Besitz  einer  Sache  setzt,  daher  rauben,  eryr  der  Adler,  der  Aar, 
und  der  Fischreiher  sind  mit  ««tj;  desselben  Stammes;  ebenso  ir. 
arbhach  der  Habicht,  die  Schlacht. 

tiijnvg  äolisch  die  Liebe  statt  u^ivg  ^ie  Hesych.  sagt;  av, 
eure  was  zusammenhält,  einigt. 

uQ^ijv  männlich  w.  gwr  der  xMann,  gwrriw   männlich. 

«^Taw  aufliängen,  ir.  ard. 

uqxi  eben,  modo,  nunc,  u.  s.  w.  ir.  arre  noch,  eben;  «^rt 
ist  auch  gleichbedeutend  mit  «^«oi,  jüngst;  corn.  vrnia,  nun.  Ollen- 
bar  ist  M^Tt  aus  yn  awr  in  dieser  Stunde  («//v  die  .Stunde),  ent- 
standen. 

u()Tiog  grade,  ganz,   vollendet,  ir.  ur  ganz,  vollendet. 

UQTOQ  Weizenbrod,  ir.  aran  und  araiin.  vv.  bara,  corn.  bara, 
und  torth,  jetzt  die  Tart,  Torte,  arm.  bara  und  torl.  Das  Getreide 
im  Allgemeinen  heisst  w.  yd  bara  Brodkorn,  ir.  urvar ;  aus  yd 
entstand  aiiog  der  Weizen. 

uQxvbi  bereiten,  ordnen,  Speisen  zubereiten,  anrichten,  paro, 
w.  berwy  kochen,  berw  das  Kochen,  berwg'ia  brauen,  ßnvtov  und 
ßfjvioq  das  Bier,  lat.  cerevisiu^  arm.  birwi.  ir.  bruilhlni ,  m.  bry- 
diaw  heiss  machen ,  erhitzen ,  lat.  veru  der  Bratspiess ,  ferveo, 
heiss,  erhitzt  sein,  sieden,  fervefacio  kochen,  sieden,  ferluni  und 
ferctum  der  Opferkuchen,  eben  so  brauen,  bralen  und  andere 
hängen  mit  ßd^rog  ßuQxva  statt  «oio,-  zusammen.  Statt  b  ist  y  vor- 
geschlagen in  gar,  schw.  gbra,  isl.  giora^  bereiten,  bei  den  Wal- 
lachen gerbu  kochen. 

agvca  ziehen,  schöpfen,  w.  arwaen,  arwain  ziehen,  tragen, 
ürwe%u  ziehen,  leiten,  lenken. 

aqxivbi  anfangen,  herrschen,  lenken,  w.  arwe%u  leiten,  len- 
ken, Ir.  arach  die  Herrschaft. 

uQXn  der  Anfang,  die  Herrschaft,  w.  degre  der  Anfang,  von 

KeUische  Studien.  I.  7 


—     98     - 

cre  die  Ursache,    ir.  ardcheanas   und   arach   die  Herrschaft    Ge- 
walt, Macht. 

M^jj-w  anfangen,  herrschen,  w.  ar  auf,  arq  die  Spitze,  der 
Anführer,  der  Oberste,  argadu  heisst  darum  bewachen,  beschützen 
arggw?'^  wer  zu  fordern  bat,  der  Gläubiger. 

Arkadien  mit  seinen  G6  Bergkuppen,  ein  rauhes  Gebirgsland, 
das  höchste  im  Peloponnes ,  früher  Pelasgien  genannt ,  scheint 
hiervon  seinen  Namen  zu  haben.     Leber  seine  Städte  weiter  unten. 

Vergl.  aQxn-  Weitere  Ableitungen  von  arg  sind  gor,  was 
höher  ist,  das  Aeusserste,  im  Deutschen  gar,  garo,  welches  bei 
Otfried  völlig,  gänzlich  bedeutet,  in  der  Boxhorn.  Glosse  garaiDO 
beinahe  ;  weiter  gon^ao  höher,  gorgavez  die  Obergewalt,  gorgavu 
sich  erheben ,  siegen ;  in  Zusammensetzungen  bedeutet  gor  sehr, 
gar,  z.  B.  gorcaled  sehr  streng,  gar  streng. 

uQio  in  der  Bedeutung  befriedigen,  genügen,  vergnügen,  w. 
(irwarw  beruhigen,  befriedigen,  mildern,  arivar  vergnügen,  her- 
umhüpfen, spielen. 

aqMvia  die  Mispel,  w.  ün-agored^  nämlich  aval  der  Apfel, 
der  Name  ist  also  ein  Beiwort,  spät  ausgebreitet,  spät  geniessbar, 
welches  sich  auf  die  Zeit  der  Reife  bezieht.     Diosc.  I.  171. 

uatlyy\q^  übemiüthig,  gottlos,  improbus,  w.  veraltet  r/^/,  jetzt 
ysgeler  mit  den  verschiedenen  Bedeutungen  von  «afi/?)?,  nämlich 
üppig,  keck,  unzüchtig,  wollüstig^  gottlos.     Der  Stamm  ist  cel. 

uay-sa,  besorgen,  warten,  pflegen,  ehren,  lehren,  corn. 
desgy,  tesky^  ir.  teagasgaim. 

aaxri&i]?,  unverletzt,  w.  asgen  der  Schaden,  Nachtheil. 

«ffjcög,  die  abgezogene  Thierhaut, Balg,  der  daraus  gemachte 
Sack  oder  Schlauch,  w.  cod  der  Balg  eines  Thieres,  Sack,  ebenso 
Coden,  codenu,  ysgi,  isgiad  auf-,  abschneiden,  schälen. 

aafiEvog,  fröhlig ,  willig,    w.  veraltet  memvyd   die   Freude, 
von    menw   die   Einsicht ,    die   Ueberzeugung ,    das   Glück ,    daher 
heisst  uafiEvog  auch  willig,  der  gerne   etwas   und    zwar    aus  Ein- 
sicht thut,  ysj?iician,  liebäugeln,  verliebt  thun. 

a artig,  der  Schild,  w.  veraltet  aes,  yswyth,  scutiun  der 
Schild ,  von  ysgw  sich  schützen,  und  dies  von  aes ,  aswy  die 
Schildseite,  und  von  asw  wieder  das  lat.  sinister. 

aanq  i  g,  beiHesych.  uuKQa,  eine  Eichenart  w.  asgre  dieStaubfäden, 
das  Herz,  das  Lebensprinzip,  die  Quelle  des  Lebens.  Sie  hiess  auch 
8Qvg   ttnaqnog ,  hatte  also  bloss    Blüthen,     Staubfäden   und    keine 


—     99     — 

Frucht.     Man  beachte  hierbei  die  Bedeutung  dor  Eiche    im    heili- 
gen Kult  bei  den  Kelten. 

tlaaov,  näher,  w.  ayaws  nahe,  (uina  nliliern  ,  wie  f//i?,  ty- 
YVMv-,  iWwj',  ebenso  w.  im  nahe,  vmc  die  Nähe,  veraltet,  arm. 
ekishen^  nz,  hars,  ir.  a/ikar,  analke. 

u(}Ti](j  der  Stern,  w.  se.  sjj  pl.  ser  ^  seren  der  Stern,  se- 
renaicl  flimmernd  wie  ein  Stein ,  serenu  flimmern  ,  gIKzern, 
also  lat.  serenns  heiter,  eigentlich  steridielle,  corn.  sterran^  ver- 
altet Steven^  arm.  steren^  dsch.  Stern,  lat.  aslrimt  ^  peis.  slaei\ 
tart.  Stern,  isl.  u.  schw.  stjerna.  Otfried  hat  h terra  und  Llphilas 
stairno.  Statt  ser  sagte  man  in  Wales  dichterisch  auch  syr^  da- 
her Sirius  der  Hundsstern,  ohqioq]  schwerlich  also  ein  Beiwort 
von  jedem  Sterne,  welcher  eine  brennende  Hitze  gibt,  wie  Schnei- 
der sagt. 

naxQnßi],  der  Sattel  epldppiiini^  w.  yslarn  der  Packsattel, 
ir.  veraltet  sadhall^  arm.  sadell.  ahd.  satil  bei  Stricker  und  im 
Schwabenspiegel ,  goth.  shll^  sill,  angels.  sadel.  sadul^  russ.  siedlo^ 
böhm.  sedio,  poln.  siodlo  u.  s.  w. 

uoTQayaXog  der  Halswirbel  bei  Homer,  auch  das  Sprung- 
bein der  Ferse,  tabis,  ir.  astra'nn  gehen,  iistar  die  Reise,  as- 
gwrn  der  Knochen.  Der  Ort,  die  Stiasse,  in  welcher  die  Motz- 
ger das  Fleisch  zum  Verkaufe  aushängen,  hcisst  in  der  Pfalz  die 
Scharn ,  am  Main  Schürne ;  sollte  diese  Bezeichnung  nicht  mit 
asgicrn  verwand  sein,  zumal  da  ir.  karna,  Jat.  caro  das  Fleisch 
heisst?  Asfjwrn  bedeutet  nicht  bloss  den  Knochen,  sondern  auch 
den  Kern  bei  dem  Steinobste,  cor.  astjarn,  arm.  askorn.  Die 
Würfel  bestanden  aus  Knochenstücken;  mit  Würfeln  spielen  heisst 
atcigaqiEvtiv.,  oifenbar  von  asgicrn,  nicht  von  o/./oov,  dem  Orte  ab- 
zuleiten, wohin  man  am  Feste  2:y.lna.  in  Prozession  ging  Meine 
Erklärung  wird  noch  unterstützt  durch  (jx/^nwo*  hüpfen,  springen, 
axlgnifia  der  Sprung  u.  s.  w. 

Unter  den  keltischen  Spielen  lässt  kein  mir  bekanntes  Wort 
auf  den  Gebrauch  des  Würfelspiels  schliessen;  alle  deuten  auf 
kriegerische  Uebungen  ,  Tanz  und  Scherz.  So  heisst  gwara  fech- 
ten ,  sich  vertheidigen,  spielen ,  tändeln.  Nahe  liegt  ystranc  der 
Lumpenstreich,  ystrancimc  einem  einen  Possen  spielen. 

Mtf;f«XAa),  a^s■/,ala^x^^  ungeduldig,  unwillig,  zornig,  traurig 
sein,  w.  galar  die  Klage,  der  Schmerz,  galant  trauern,  klagen 
arm.  iala^  ir.  ealyaire  der  Schmerz. 

7* 


—     100     — 

«  T  «  ^ ,  aber ,  w.  eithyr. 

a  T  E  Q,  ohne  ,  ir.  lat\ 

wTfWj'  Ilias.  XX.  333  thöriclil,  verblendet,  in  der  Hitze,  d.  h 
ohne  Ueberlegung,  ir.  teas  die  Hitze,   Wärme,    altpers.    ales    das 
Feuer,  iieupers.  tes,  tibet.  tsa,  türk.  afes  und  te/isk  der  Zorn,  w. 
tes,  ir.,  arm.,  corn.  fes  Sonnenwärme,  w.  a/h  die  Hitze. 

Bei  Herodot  VHI.  223  verzweifelt ,  ir.  teadham  verzweifeln. 
Damit  hängt  zusammen 

MT7J,  der  durch  Unbesonnenheit,  übereiltes  Handeln  ange- 
richtete Schaden ,  daher  die  "ati]  die  personifizirte  Unbesonnen- 
heit.    Der  Fehler  ir.  veraltet  ailhall,  w.  alli  die  Hitze. 

M  T  ju  ?) ,  bei  llesiod.  Th.  862  die  Hitze  des  Feuers ,  sonst 
Dampf,  Rauch,  w.  alh  die  Hitze,  ir.  toith^  deata,  teagli,  fos, 
teas  der  Dampf,  (leuta%  der  Rauch,  in  Schottl.  toit  oder  tech^ 
je  nach  der  Gegend. 

«T^tt?])-,  der  Sklave,  Diener,  arm.  mates  die  Sklavin. 

uToixog,  das  Atom,  bei  Democritus.  Diogenes  Laert.  YH. 
12.   /Joxel   Ss   ttVTM  juöi.    /l^/ug   dmi   roiv   ohov   aiuuovq   yal   y.ivov,  tu  «5' 

uXlu  vfvouiadat.  x.  t.  L  Clcero  de  nat.  Deor.  1.  c.  24 :  Isla 
enim  flagitia  Democriti^  slve  etkim  ante  Leucippi,  esse  corpus- 
ciila  quaedam  laevia,  alia  asper a  etc. 

Bei  Strabo  libr.  XVI.  wird  diese  Erfindung  dem  Phönizier 
Moschos  von  Posidonius  zugeschrieben:  d  Se  du  Uoaudavloi  maxtv- 
aai,  x«l  tÖ  nEgl  tmv  atoy.cov  öo/f-ia  naXaior,  larlv  uvdgos  Zidovlov 
Mo(T/oi'  TVQO  Tbiv  TQOiy.wf  XQovav  yfyovorog.  Das  sagt  auch  Sextus 
Empiricus  adv.  Math.  p.  367  (in  Fabr.  p.  621). 

Diese  Theiichen  sind  indessen  in  ihrem  ursprünglichen  Sinne 
schwerlich  als  ganz  klein,  untheilbar  zu  nehmen,  wozu  xifivo), 
TOfii]  wegen  der  Aehnlichkeit  und  nahen  Erklärung  den  Griechen 
die  Anleitung  gab;  denn  wenn  irgend  eine  Grenze  der  Theilbar- 
keit  für  feste  Körper  sich  finden  liess,  wo  sollte  sie  für  den  ob- 
jektiven Griechen  liegen ,  wenn  er  an  die  Atome  des  Wassers 
und  dann  der  Luft  oder  des  Feuers  denken  sollte?  xalovto),  sagt 
Diog.,  navTU  T«  ai'yx(ji/J.aTa  ytvväv,  nvg,  vÖmq,  aEgoc,  yrjv.  x.  x.  X.  Dass 
ein  höheres  Prinzip ,  als  dieser  rohe  Materialismus ,  vorwaltete, 
ehe  Democritos  schrieb,  ergibt  sich  aus  dem  Keltischen,  ffad  ist 
im  W.  das  belebende  Prinzip,  was  erzeugt,  hervorbringt  die 
Saat;  siehe  oben  cxöijg,  uibr]g  und  Seite  114,  wo  von  der  Bedeutung 
des  Hades  gesprochen  wird. 


—     101     — 

Had  ist  der  äusserste  Lebenspunkt ,  die  Lebensqiielle  nach 
den  Barden,  hadas  die  Lebenskeime,  die  Saat;  daher  ist  der 
Hades  im  Dienste  der  Demeter  bei  den  Griechen,  Hierin  liegt 
mehr  Gewicht,  als  in  der  Erklärimg  ,  der  ungesehene,  Mi^^}?,"  wel- 
che die  Aehnlichkeit  im  Laute  und  die  Phantasie  im  Dienste  der 
Untersuchung  an  die  Hand  gaben. 

Hadyl  ist  ein  Uebergangszustand ,  das  Faulen,  Verderben, 
daher  hadlyd  verdorben ,  \  erfault ,  hadlu  faulen ,  verderben  ,  ab- 
nehmen, auch  verblühen,  hadlez  die  Fäulniss  u.  s.  w.  Im  Grie- 
chischen steht  ui8r,i  oder  uSr^q  allein  ohne  diese  sinnreichen 
Beziehungen. 

uTv^oi  in  Furcht  setzen,  ir.  iiath  die  Furcht,  furchtbar,  uafh- 
bhas^  das  Staunen,  nathbhasach  fitrchtbar,  und  ähnliche  mehr. 

«v/7),  der  Glanz,  die  Farbe  von  Luft  und  Wasser,  Liclit,  Strahl, 
Auge,  daher  «i'/a^w,  w.  yc  sehen,  imp.  y^a  sieh,  yqad^  zu  Gesicht 
kommen,  yqadav  auf  die  ausgezeichnetste  Weise,  daher  hoyii-wyQ 
glänzend,  gewöhnlich  yloyw  glänzend,  durchscheinend,  awl  das 
Licht  besonders,  welches  von  der  Strahlenbrechung  unabhängig 
gedacht  wird;  auch  das  Gebet  Avie  uvyi]  und  iv^h  als  zuiückkeh- 
rend  zu  diesem  ewigen  reinen  Lichte;  llyyad  das  Auge,  Licht. 

«vöi)  die  Rede,  Sprache,  ir.  yuth  oder  yadan  die  Stimme. 

uv&ig,  von  der  Zeit  einmal,  künftig,  (diquando,  w.  ywaith 
die  Zeit,  icedi  dann,  nachher,  iceUhian  nun,  von  yiceUh.  yiceilhian 
zuweilen,  arm.  uithiu  einmal,  auch  ui%iu. 

avlai  die  Furche,  w.  ull  gebrochen,'  ausgebrochen,  wll  ein 
Bruchstück,  yll  trennen;  die  durch  die  Furchen  aufgehäufte  Erde 
heisst  im  Deutschen  der  Balken,  vom  engl,  halk^  w.balc;  b  steht  oft 
an  der  Stelle  des  Hauches  z.B.  aul  der  Dung,  ebenso  baw^  eulon. 

Bei  Homer  ist  statt  avln^  zweimal  wAx«  gebraucht;  w.  ol  die 
Bahn,  Spur,  Gleis,  der  Eindruck,  ole  die  Furche,  welche  der  Lauf 
des  Wassers  bildet. 

ttvli]^  aula^  atriiim^  bei  Homer  ein  freier  luftiger  Platz  vor 
der  Wohnung,  ir.  «//,  hallet^  corn.  hall^  arm,  sali,  dtsch.  Saal  und 
ähnliche  in  den  neuern  Sprachen. 

aikoQ  ohne  Materie,  w.  awl  das  Urlicht,  das  körperlose, 
welches  nicht  zurückgeworfen  wird.     Siehe  oben  avyri. 

avfja  die  Luft,  w.  atcyr ,  corn.  veraltet  auyr ,  arm.  ear ,  ir 
aear,  aidheoit\  lat.  aer. 

avgiov  morgen,  w.  bore  der  Morgen,  y  vory  morgen. 


—     102     — 

uv(}OQ  nach  Ilesych.  u.  Suidas  der  Hase,  Hirsch,  nach  Emigen 
aavQog  oder  y.uvoog,  w.  ys(/i/V(fntawg,  der  lange  Ohren  hat,  von 
ys(jyvarn^  also  der  Hase,  corn.  skouarnay ;  der  Hirsch  w,  corn., 
arm.  cariv,  haru^  ir.  arr^  lets^teres  veraltet. 

avaxriqoi  sauer ,  w.  siif ^  dtsch.  sauer  also  wie  nvoin^Qog 
herbe,  somit  nicht  von  «uVo,  was  die  Zunge  trocken  macht;  daher 
suran^  der  Sauerampfer  und  viele  andere  Ableitungen. 

avza^,  axini  aber,  doch,  w.  eithyr. 

uiJTfiri  die  Luft,  siehe  uvqu;  gemeinsame  Wurzel  ist  aw,  alles, 
was  fliesst,  daher  atrel  der  Luftzug.  Oft  bedeutet  avifii]  das 
Feuer,  ir,  ydh  oder  aodh  beide  veraltet. 

uv/iw  sich  rühmen,  mu/>)  Stolz,  Prahlerei,  ir.  uacliar  oder 
mibhar  Stolz,  Eitelkeit,  Prahlerei  auch  uachdaranaglid. 

avx^ÜM,  UV /[.ISO  trocken,  dürr,  durstig  sein,  squaleo^  areo 
w.  syg  trocken,  sygawl  trocknen,  syqed  der  Durst,  lat.  siccus 
trocken,  sitis  der  Durst,  w.  swya,  das  Einsaugen,  auch  der  Koth, 
Schmutz,  schmutzig,  swyan  eine  schlumpige,  schmutzige  Person, 
siogiad  welk,  schmutzig  werden. 

Der  Schmutz  heisst  auch  baw ^  schmutzig  hawüi%\  blasen, 
brausen  ir.  beicim,  daher  auch  trocknen^  av.  beiciüic  von  baiQ. 

avLo,  uva  trocknen,  sengen,  zünden,  w.  ywyo,  was  auszieht, 
trocknet,  ywyvuir  trocknen  nach  Lluyd.     Vergl.  das  vorige. 

u.^,^JiY.1]  die  Vogelwicken,  eine  Hülsenfrucht,  wie  die  Linsen, 
Die  Erbse  gr.  -rmo.',  nt.aaoQ,  niaov,  w.  pys  die  Erbse,  Hülsenfrucht, 
das  Gemüse,  die  Linse  c^f/x?],  ifay.üc,  ir.  pis  beige,  beige \  w.  baQ 
klein;  pis  beige  die  Felderbse,  die  wilde  Erbse  agrestis  bezeich- 
net also  die  Art,  pis  die  Gattung  der  Frucht;  von  diesem  beige 
stammt  wohl  f/)«x?J. 

Die  Linse  ist  in  Wales  und  dem  nördlichen  Frankreich  zu 
Hause,  die  Erbse  findet  sich  im  Norden  von  Europa. 

atpn^  sogleich,  w.  sav  der  Stand,  souie  stallm  von  stare. 
ucfttQ  heisst  auch  bald,  arm.  ball^  plötzlich,  arvrys^  welches  auch 
die  Bedeutung  „sogleich"  hat.  Letzteres  kommt  von  arvrwth  der 
Angriff  und  dies  von  bnctli^  das  Auffahren,  Kämpfen. 

Imirischen  heisst  veraltet  tar  oder  av  dagegen;  mit  dem  letztern 
Worte  stimmt  «V«^  in  der  sehr  bestrittenen  Stelle  II.  XHL  814  überein. 

Der  Scholiast  erklärte  nach  seinem  Gefühle  «9«?  "^i*  ^u5i(»g, 
nämlich  slol  kuI  ^[ilv  ;(iiQEg,   woTE   ucpaQ   ufivvsiv. 


—     103     — 

acpavQog  bei  Honi.  und  Hesiod.  schwach,  arm.  fall,  ir.  an- 
vann,  grimveiro^  feige,  schwächlich. 

«qpaüw  trocknen,  w,  bawah  blasen,  tosen,  ir.  beigiaw^  ir. 
beicint, 

acpeXijg  eben,  glatt,  gering,  w.  gwail,  schwach,  dünn,  gering, 
bei  Aristophanes  weit,  plani  ca?npi,  w.  eg  weit,  helaeth  weit, 
breit,  in  Ueberfluss,  Fülle. 

u(fsvog  die  Habe,  Roichthuni,  Besitzthum,  gewöhnlich  mit 
«710  und  eVoc,  V'orrath  auf  ein  Jahr,  erklärt;  w.  cyvoeth  Reich- 
thum,  Macht,  ir.  aradar  das  Vermögen,  ebenso  ionvas^  reich, «;? 
clo  vaoin  d.  h.  voll  von  Besitz. 

a(fqog  uud  ucp^lzig  Scliaum,  w.  rwyti]  flu,  der  Stoss,  froin^ 
der  Dampf,  fromi  dampfen. 

axnv  dürftig,  egeiius^  w.  angea  die  Noth,  Nothdurft. 

ax^og  die  Last,  w.  baig. 

ax^vg  die  Wolke,  der  Nebel,  die  Dunkelheit,  Trauer,  ir. 
dyclach. 

uxvi]  der  Schaum,  ir.  ?mw,  uanani;  in  der  Bedeutung  von 
Rauch  erscheint  dies  Wort  Aeschyl.  Ägam.  508;  in  N.  Schottland 
heisst  leg  der  Rauch;  Homer  nennt  die  Spreu  ax^n,  Ji".  tuiglie  , 
tugha.  Achelnsind  die  Getreidespitzen,  welche  beim  Dreschen  abgehen. 

«  CO  blasen,  w.  aicel. 

§clilii$i<$beiiierkungen. 

Mehr  als  zwei  Drittheile  der  griechischen  Wurzelwörter  vom 
Initialen  «  sind  sonach  mit  den  keltischen  Ausdrücken  verwand, 
und  dies  Verhältniss  stellt  sich  ungefähr  durch  das  ganze  Alpha- 
bet heraus.  Es  lässt  sich  nun  daraus  mit  aller  Bestimmtheit  der 
Schluss  ziehen,  dass  die  Kenntniss  der  griechischen  Sprache,  so 
viele  Bezeichnungen  und  Ausdrücke,  die  man  bisher  für  solche 
hielt,  welche  die  keltischen  Dialekte  dem  Griechischen  entlehnten, 
keineswegs  durch  die  Massilier  vermittelt  worden  sind,  dass  viel- 
mehr die  keltische  Sprache  jener  Stamm  war,  der  unter  Ein-  und 
Zuflüssen  mancherlei  Art  und  in  einer  geraumen  Zeit  neues  Leben 
gewann,  in  einer  neuen  Bildungsphasc  die  rauhen  Gutturalen,  die 
verschiedenen  Vor-  und  Nachsilben  abschliff  und  zu  einer  neuen 
Sprache  auswuchs,  welche  \\'\v  die  griechische  nennen. 

Die  Reste  der  keltischen  Dialekte,  die  lateinische,  griechische 
und  in  vieler  Beziehung  auch  die  deutsche  Sprache  stehen  auf  einem 


—     104     — 

gemeinsamen  Roden,  aber  sie  entfalteten  sich  zu  andern  Gestalten, 
da  ihre  Bildungsverhältnisse  von  spätem  Wanderungen,  der  Le- 
bensweise und  Bildung  der  betreffenden  Vi)lker,  sowie  der  Oert- 
lichkeit  ihrer  Wohnungen  abhängig  für  alle  nicht  dieselben  blei- 
ben konnten.  Auch  ohne  die  Zuflüsse  neuer  Einwanderer  aus  an- 
dern Volks-  und  Sprachstämmen  konnte  der  Kelte  im  Norden  mit 
dem  im  Süden  nicht  in  Uebcreinstimmung  verharren.  Eine  Ver- 
gleichung  der  Griechen  nach  ihrer  geistigen  Bildung  und  der  Lage 
ihrer  AVohnsitze  mag  diess  bestätigen. 

Bei  diesem  Abschleifen  der  Formen  Avurden  häufig  Silben 
verschluckt,  ^\io  beim  Plantus  cavillator  A^ie  caullator  lautete 
und  Aehnliches,  oder  es  fielen  besonders  im  Anfange  Buchstaben 
und  Silben  weg,  oder  verwandelten  sich  in  Aspiraten,  z.  B.  aus 
dem  harten  irischen  sgeirim,  sgirim  entwickelte  sich  das  weichere 
aynQM,  ja  in  dcniir. /^?/7V/;;^  ging  der  Gutturalis  /  in?  über,  ebenso  in 
arcan\m(\  uoiu,  die  Korkeiche,  wie  in  ffut  norddeutsch  ^V^^/^  Goll  Jolt. 

Gn\  ein  dumpfer  voller  Hauch^  verwandelte  sich  in  den  Spi- 
ritus asper  oder  lenis;  aus  w.  guala ,  arm.  hnollach,  ward  «Ate, 
aus  ir.  ge(d  txlqo^,  aus  w.  carraglu  entstand  «^xro^o»  fut.  htynälw, 
aus  gwanu  arvo ,  aus  guth^  gadan  ward  uvb^],  aus  gwaith  uv&ig, 
aus  gall  «Ax»),  Avobei  sich  x  aus  dem  Gutturalen  /  erzeugte.  B 
löste  sich  in  einen  Aspiraten  auf  oder  fiel  ganz  A\eg. 

Ebenso  ging  es  mit  andern  Anfangsbuchstaben.  Es  bildete 
sich  öara  und  /o?-t//,  das  Brod,  in  uQTog  um;  sar  und  sarf  ver- 
wandelte sich  unter  dem  Einflüsse  der  Aspiration  des  r  in  dnyüg, 
f alias  in  dXu'Cwr,  magu,  mngu  in  «//&),  saithini  in  m(5sw  ,  ladan 
oder  leadan  in  «J»;»',  cwywydh  in  aü^M^  cuinini  oder  corraun, 
eirgim  in  me/ow,  Ibiaith^  arm.  /«>//,  Und  in  al&aUog^  beit/ii,  batham 
in  al'&vta,  daUh  in  uY&w,  leirist,  farracha  in  ui(ja,  llac  in  «xt«-, 
cant  in  wVril. 

Die  Erscheinungen  auf  diesem  Gebiete  sind  mannigfaltig  und 
nicht  für  das  Bedürfniss  der  Erklärung  ersonnen,  sondern 
vielfach  durch  die  Lautverschiebung  innerhalb  desselben  Dialek- 
tes im  Verlaufe  der  Zeit  gegeben  worden,  A\ie  das  selbst  der 
oberflächliche  Blick  in  der  vorausgegangenen  Zusammenstellung 
der  verAvanden  Worte  desselben  Begriff'es  erkennen  wird. 

Weitere  Veränderungen  bildeten  sich  dadurch  ,  dass  die  bei 
den  rn,  n,  II,  r  vorAvaltenden  Kehlhauche  sich  bald  ganz  verlo- 
ren, bald  in  die  tenues  verhärteten. 


—     105     — 

ulxTj  aus  ff  all  kam  schon  vor;  so  Üfinv^  aus  amytal,  alom  aus 
eirghim,  gorreiri]  alogm  aus  eirghim  axnißri^  aus  aröei,  arhed. 

Dass  c  oder  A*,  A^ie  einige  namentlich  im  Irischen  schrei- 
ben, leicht  in  q  oder  ng^  nc^  g^  gh  überging,  war  ganz  natürlich; 
darum  können  Worte  wie  ußa%  von  h(ic^  haue  ^  aiy.la  von  gg/iar, 
ughar  oder  ungar ,  oder  wie  man  diesen  Laut  sonst  schreiben 
will,  keine  Schwierigkeiten  bieten;  ebenso,  wenn  erwgri  neben 
uqyhs,  zeigt,  dass  der  Gutturale  in  ein  w  oder  langes  u  überging, 
wie  oben  in  i.  Eigenthümlicher  sind  die  Verwandlungen  von  d, 
t  und  %  in  //,  c,  gg  oder  ng^  gh  und  c,  wie  sich  aus  w/s^oj^oc,  so- 
viel als  ardhercogi  oder  ar-zercogi,  tiXyoq  und  alaeth,  alzia  und 
aighneas  ergibt.  Das  <^/Ä  oder  5  ist  ein  ganz  besonderer,  schwer 
zu  gebender  Hauch,  wie  etwa  das  für  die  Deutschen  so  schwie- 
rige Ih  der  Engländer.  Alle  diese  Aenderungcn  sind  dadurch 
begründet ,  dass  eben  bei  der  Aussprache  diese  und  andere  Kon- 
sonanten ein  mehr  oder  weniger  starker  Kehlhauch  begleitete. 
Darum  konnten  d,  g^  /,  %  und  s  verwechselt  werden,  aus  //  ein 
Ic,  Ih.  dr,  aus  n  ein  s;  aus  p  ein  nd,  oder  t  entstehen,  wie  auch 
zum  Theil  im  Griechischen  und  umgekehrt 

Diese  und  verwände  Lautverschiebungen  lassen  sich  durch 
die  Vergleichung  der  keltischen  Dialekte  unter  sich  und  mit  dem 
Lateinischen  und  Griechischen  mit  zahlreichen  Beweisen  belegen, 
und  haben  nur  für  Den  etwas  Seltsames,  der  bei  der  Beurtheilung 
etwaiger  Verwandschaft  die  Worte  in  ihrer  jüngsten  Form  be- 
trachtet und  nicht  die  Modifikationen  ins  Auge  fasst,  durch  welche 
die  Aussprache  zu  verschiedenen  Zeiten  verschieden  bedingt  ward. 

Ganz  abgesehen  davon,  dass  sich  durch  die  Vergleichung  der 
keltischen  Sprache  mit  den  alten  klassischen  die  Gesetze  der  Laut- 
verschiebung unter  neue  Gesichtspunkte  bringen  und  erweitern 
lassen  ,  so  hat  zunächst  die  griechische  Sprache  dabei  den  beson- 
dern Vortheil ,  dass  ihre  Wörter,  auf  ihre  Stämme  zurückgeführt, 
in  ihrer  Grundbedeutung  richtig  erkannt  Averden,  dass  sich  ihr 
Verständniss  somit  erweitert,  dass  ihre  Erforschung  ein  neues 
Leben  erhält,  und  für  manchen  dunklen  Punkt  eine  Erklärung  ge- 
wonnen wird,  welche  man  bisher  vergeblich  suchte. 

Die  Willkürlichkeiten,  welclie  dadurch  in  der  Aufstellung  der 
Bedeutungen  nothwendig  Murden,  dass  man  das  Nahe  liegende 
mit  allerlei  grammatischen  Korruptionsgesetzen  zum  Stammworte 
erhob,   werden   mehr  eingeschränkt    und   der   Erklärung  mit   der 


—     106     - 

immer  mehr  steigenden  Erkenntniss  der  ältesten  keltischen  Sprach- 
reste ein  besserer  AVcg  angehahnt  Averden  Ich  müI  zur  Unter- 
stützung des  Gesagten  nur  Einzelnes  in  das  Gedächtniss  des  Le- 
sers zurückrufen: 

unoqog  heisst  arm,  hülflos,  einer,  der  sich  selbst  nicht  hel- 
fen kann;  man  leitete  es  darum  von  nöooq  ab,  und  hielt  sich  da- 
bei nicht  zunächst  an  die  Grundbedeutung  transitus^  trajectio^ 
man  dachte  nicht  an  das  homerische  nöqoq  \4).q>Holo  und  Aehnli- 
ches,  nicht  an  die  noooi  uUq^o&oi  des  Sophokles  im  Ajax,  son- 
dern an  die  Stelle  des  Euripidcs  in  der  Medea :  twv  5'  udnxi'jXMv 
noQov  ivoE  d-tag,  und  vermittelte  nun  die  obigen  Bedeutungen  mit 
dem  fiaglichen  Stamme  durch  „ohne  Weg  und  Steg."  Nimmt  man 
das  Welsh  hinzu,  dann  gestaltet  sich  die  Sache  anders;  denn 
por  ist  Jeder,  der  über  einem  Andern  steht,  der  Herr,  der  Mäch- 
tige, porlh  die  Hülfe,  Unterstützung,  Unterhalt,  Vorsicht,  auch 
der  Hafen  portus,  porthi  helfen  ,  purthai  was  Hülfe  bringt,  por- 
thii  helfen,  porthiadu  Hülfe  erhalten,  porthianna  mit  dem  Nö- 
thigsten  versehen  u.  s.  w. 

Dieser  reichlichen  Anzahl  abgeleiteter  Wörter  ,  zunächst  den 
Zeitwörtern,  steht  nur  anoqüv^  sich  nicht  zu  helfen  wissen,  ent- 
gegen. 

Welche  Mühe  verursacht  nicht  «V«^  H.  XHI.  814  den  Erklä- 
rern '?  Man  leitete  es  utitm  ab  und  gab  ihm  die  Bedeutung  von 
a7i//a,  T«/8wg,  ja  auch  von  uviuq^  doch  ohne,  wie  Schneider  sagt, 
die  eigentliche  Bedeutung  anzugeben,  die  Damm  zum  Theil  ein- 
gesehen habe. 

Aus  dem  Irischen  ergibt  sich  ein  vollständiger  Aufschluss; 
hier  bedeuten  cw  und  lar  aber,  doch. 

"/r?j?  leitete  man  von  Uvai^  gehen,  ab,  ohne  dadurch  die  Be- 
deutung keck,  unverschämt  zu  begründen.  Man  formte  sich  also 
selbst  das  Mittelglied  „der  dreist ,  unerschrocken  zu  einem  Ge- 
schäfte, in  eine  Gefahr  geht",  übersah  aber,  dass  diese  künst- 
liche Erklärung  vom  künstlichen  Stammworte  \i.vai  die  Bedeutung 
unversch'dint  unmotivirt  Hess.  Auch  die  Erklärung  Plato's  im 
Protag.  p.  167:  „t'r«c  yt,  i(p  u  ol  7toX}.oI  cpoßovviat.  livui"  reichte 
hierzu  nicht  aus.  Im  W.  dagegen  bedeutet  i-z  ein  schlauer  Kopf, 
idiaw  in  die  Länge  ziehen,  izas  scharf,  beissend,  von  id  scharf, 
durchdringend,  also  eine  gute  Bezeichnung  für  einen  rabulistischen 
Advokaten,  wie  ihn  Aristophanes  darstellt. 


-     107     — 

Ich  erinnere  endlich  an  uvönma^  an  alvalg^  an  ",45 >/?  und  so  viele 
andere  Bemerkungen,  welche  erwarten  lassen,  dass  das  Studium 
der  keltischen  Dialekte  für  die  Sprachen  und  die  Literatur  des 
klassischen  Alterthums  eine  neue  Belebung  und  reiche  Resultate 
hervorrufen  werde,  da  sie,  wie  aus  dem  Vorausgehenden  ge- 
schlossen werden  kann ,  von  keltischen  Elementen  in  mannigfa- 
cher Weise  durchdrungen  sind. 


Keltische  Einflfisse 

in  der  Mythologie  der  Griechen. 


▼  T  eiin  mau  irgend  einem  Gegenstande  in  einer  Sprache,  sie  sei  nun, 
welche  sie  wolle,  einen  Namen  geben  will,  so  legt  man  bei  der 
Bezeichnung  ein  Begriffswort  zu  Grunde ,  welches  der  hervor- 
stechenden Eigenschaft  entspricht,  die  bei  der  Gestaltung  des  Be- 
griffs vorzugsweise  geltend  gemacht  wird. 

Eine  Beobachtung,  Avolche  einem  Griechen  angehört,  eine 
Gefühlsrichtung,  eine  Anschauungsweise,  die  diesem  Volke  eigen 
ist,  eine  Erfindung,  Avelche  von  ihm  ausging,  sie  alle  werden  ei- 
nen Namen  tragen,  Avelcher  in  seiner  Wurzel  die  ihn  bestimmende 
Eigenschaft  verbirgt.  Hat  man  nun  Begriffsbezeichnungen ,  für 
welche  sich  die  Wurzel  nicht  mehr  bestimmen  lässt,  so  ist  nach 
der  herkömmlichen  Regel  anzunehmen ,  dieselbe  sei  verloren  ge- 
gangen ,  sobald  man  es  mit  einer  sogenannten  Ursprache  zu  thun 
hat ;  oder  man  sieht  sich  in  andern  Sprachen  nach  ihr  um  ,  da 
eben  so  gut  ein  solches  Wort  bei  Kreuzungen  ,  Berührungen  und 
Mischungen  der  Völker  von  einer  Sprache  in  die  andere  überge- 
gangen sein  kann.  Findet  sich  auf  diesem  Wege  das  Wurzel- 
wort wirklich ,  dann  ist  die  Berührung  und  der  Einfluss  des  einen 
Volkes  auf  das  andere  um  so  unzweifelhafter,  je  leichter  sich  in 
der  Sprache,  welche  das  Wurzelwort  bietet,  auch  die  Anschauung 
nachweisen  lässt,  woraus  es  hervorgegangen  ist,  Avenn  sich  aus- 
serdem noch  eine  mehr  oder  minder  reiche  Wortfamilie  in  der- 
selben findet,  indess  es  in  Ableitungen  sporadisch  nur  in  andern 
vorkömmt.  So  verhält  es  sich  ja  auch  mit  den  Pflanzen;  in  der 
Nähe  von  Mainz  finden  sich  einige  Kräuter  wild,  die  nur  in  Ame- 
rika heimisch  sind,  und  sonst  nirgends.  Wo  ihr  Vaterland  zu 
suchen  sei ,  ist  Avohl  nicht  zweifelhaft. 


—     109     — 

Die  griechische  Mythologie  enthält  Bezeichnungen  und  Na- 
men, welche  sich  aus  der  griechischen  Sprache  nicht  erklären 
lassen;  das  Welsh  hietet  Aufschluss  in  der  oben  angedeuteten 
Weise  und  berechtigt  zu  der  Behauptung,  dass  keltische  Völker 
in  früher  Zeit  mit  den  Griechen  in  Berührung  kamen,  oder  viel- 
mehr diese  mit  jenen  sich  mischten  und  religiöse  Ansichten  und 
Namen  von  ihnen  entlehnten,  ja  dass  sie  aus  jenen  hervorgingen. 
In  der  Theogonie  des  Hesiod  stossen  wir  auf  mehrere  Grundwe- 
sen; unter  ihnen  wird  zuerst  das  Chaos  genannt.     Vers  116: 

Siehe  vor  Allem  zuerst  -ward  Chaos:  aber  nach  diesem 
^Vard  die  gebreitete  Erd'  ein  dauernder  Sitz  den  gesammten 
Ewigen,  welche  bewohnen  die  Ilöh'n  des  beschneiten  Oiymjios, 
Tartaros  Graun  auch  im  Schoosse  des  weit  umwanderten  Erdreichs, 
Eros  zugleich,  der,  geschmückt  vor  den  Ewigen  allen  mit  Schönheit, 
Sanft  aui lösend,  den  Menschen  gesammt  und  den  ewigen  Göttern 
Bändigt  tief  ein  Busen  den  Geist  und  bedach(samen  Rathschluss. 

Xuog  ist  nach  der  gewöhnlichen  Ansiclit  die  rohe,  ungebil- 
dete Masse,  nach  Festus  iinilus  qaaedeni  confusa  ab  inilio  der 
Darstellung  Flesiod's  zu  Folge;  Chaos  bedeutet  auch  Luft,  Raum 
und  Zeit,    sogar  die  Finsterniss  und  die  Unterwelt. 

Die  griechische  Sprache  bietet  keine  Wurzel  diesen  Bedeu- 
tungen gegenüber.  Das  Welsh  enthält  ein  Stammwort  caw  das 
Band,  abgeleitet  von  c«,  die  Haft,  das  Ilaben,  Halten,  cawad 
das  Verschliessen,  Einhüllen,  daher  cawad  o  tvlaw  der  Regen- 
schauer, cawd  was  sich  rings  erhebt,  rings  einschliesst.  Daher 
das  deutsche,  in  der  Nähe  von  Mainz  und  Oberdeutschland  ge- 
bräuchliche Wort  die  Kante ^  für  Grube,  nieders.  Kule^  Kaue, 
engl,  coy,  böhm.  kow  ein  Bergwerk,  mittcllat.  cohua  eine  Bude, 
caya  ein  Haus,  chyo  ein  Bauernhaus,  lat.  cavus,  xaUog  und  an- 
dere, indess  Kaule  im  Sächsischen  auch  das  scharf  gedrehte 
Flachsbündel  heisst;  cauz  bedeutet  die  Umhüllung,  die  Finster- 
niss, caws  was  zusammenführt,  verbindet,  caicn  leer,  hohl, 
das  Rohr,  daher  lat.  canna,  xäpvu.  Aus  dem  Zusammenhang 
dieser  Worte  lässt  sich  entnehmen,  wie  nach  Plato  und  den 
meisten  Alten  x^io?  einmal  den  leeren  Raum,  dann  die  Fin- 
sterniss bedeuten  konnte.  Nach  Mone  heisst  chaos  in  der  Wö- 
luspa  Gab  Giminga,  der  Becher  der  Gährung,  der  gähnende 
Schlund,  nach  der  Edda  das  älteste  Grundwesen,  an  welches  sich 
die  nordische  Theogonie  anschliesst. 


—     110     — 

Das  zweite  Grundclement  ist  Fixln  die  Erde,  das  Land.  Creu- 
zer  erldärt  dieses  Wort  mit  „die  Alles  gebärende  Mutter,"  und 
zieht  zur  Unterstützung  noch  das  Beiwort  sv^mifavog  „mit  hreiter 
Brust"  herbei ,  welches  nach  Tansanias  der  Gaea  beigelegt  wird 
und  sich  bei  den  Orph.  findet.  Es  hätte  mir  passender  ge- 
schienen, yixla  aus  yv/uvla  die  geborene,  aus  dem  chaos  ausge- 
schiedene abzuleiten;  wie  dem  nun  sein  mag,  ;'«&»  ist  nach  beiden 
Erklärungsweisen  das  Stammwort;  im  Welsh  bedeutet  ga  das 
Ausstossen,  das  Weggehen,  welches  sich  im  Lat.  in  gigno^  in 
hauchlosen  eo^  slfii,  in  gehen  wiederfindet.  Durch  das  welshe  ga 
lässt  sich  /Mf«  um  so  leichter  als  die  ausgeschiedene  Masse  auf- 
fassen. Auch  in  den  keltischen  Dialekten  erhielt  sich  das  Wort 
y(Hu,  doch  änderte  sich  g  in  ein  aspirirtes  {f,  Avie  das  nach 
obiger  Beweisführung  in  den  keltischen  Dialekten  oft  geschieht, 
w.  daiar,  daiaren^  tir  ^  corn.  dor ,  arm.  duar ;  das  g  ist  so- 
mit nur  härter  ausgesprochen  und  daiar  eher  älter  als  jünger 
denn  yiua. 

Das  dritte  Grundwesen  ist  "a'^o^,  die  Liebe,  das  Verlangen, 
was  die  Elemente  einigt  und  bindet.  Er  ging  aus  der  Urnacht 
hervor,  dem  Chaos,  er,  der  den  Menschen  sanft  auflösend  und 
den  ewigen  Göttern  bändigt  tief  in  dem  Busen  den  Geist  und  be- 
dachtsamen Rathschluss.  Warum  nun  t'^og?  Geben  wir  diesem 
Worte  seinen  weichen  Hauch,  dann  leitet  es  uns  mit  der  Erklä- 
rung des  Hesiod  auf  das  w.  awar  sanft,  mild,  awara  zähmen, 
gwarai%  sanft,  gwa?aii  sanft  machen,  gwaru  besänftigen,  caru 
lieben ,  carun,  gern,  pfälz.  garn ,  caru  die  Liebe,  carwr  ein  Lieb- 
haber, lat.  carus,  und  ohne  den  Kehllaut  sqixv  lieben.  Dass  iqog 
auch  die  Wolle  heisst,  eine  Bedeutung,  welche  sich  mit  der  eben 
besprochenen  auf  keine  Weise  in  Einklang  bringen  lässt,  beweisst, 
dass  bei  der  Mischung  mit  einem  fremden  Volke  ein  ähnlich  lau- 
tendes Wort  sich  allmälig  abschliif  und  seine  Bedeutung  an  das 
griechische  abtrat. 

Gwair  bezeichnet  im  W.  Alles,  was  rasch  wächst,  aufschiesst, 
das  Heu.  In  wie  fern  es  hierher  gezogen  werden  könnte,  lasse 
ich  dahin  gestellt  sein.  Entschiedener  tritt  der  gemeinsame  Stamm 
im  ir.  kaora^  kgra  mit  dem  harten  Kehllaute  hervor ;  beide  Worte 
heissen  das  Schaf. 

Creuzer  hat,  indem  er  in  seiner  Mythologie  nach  Pausanias 
X.  37  den  Eros  den  Sohn  der  Ilithyia  nennt,    darauf  hingedeutet, 


—    111    — 

dass  wir  es  hier  mit  den  Resten  einer  alten  Religion  zu  tliun 
haben,  welche  Ölen,  ein  Priesteipoet,  den  man  bald  den  Ilyper- 
boräer ,  bald  den  Fremdling  aus  Lycien  nannte,  nach  Griechen- 
land brachte.  Einflüsse  der  orphischen  Pliilosophie  sind,  wie  er 
richtig  bemerkt,  nicht  zu  verkennen;  auch  darin  muss  man  mit 
ihm  einverstanden  sein ,  dass  mit  der  Ilith\  ia  die  Lrnacht  be- 
zeichnet sei,  sobald  man  den  Gesang  Olens,  von  dem  Pausanias 
IX.  27  spricht,  mit  der  Hesiodischen  Sage  zusammen  stellt.  Die 
Ilithyia  ist  jedenfalls  die  erste  Gebärerin ,  die  erste  Mutter.  Im 
Welsh  bedeutet  Uic  (//  sprich///},  was  sich  bewegt,  was  fortge- 
bracht werden  soll,  Iluys^  Mas  abgegangen  ist,  Utes,  ^\as  abgeht, 
der  Schleim,  llwlli^  was  schlüpfrig  ist,  lat.  fjluth^  Ilwyfli,  m  as  ge- 
boren ist.  Mit  diesem  Stamme ,  dessen  Hauch  im  Griechischen 
durch  einen  Vokal  ersetzt  ist,  hängt  ^liUvdM,  JilXu&via  mehr  zu- 
sammen, als  mit  dem  Zeitworte  t'hvdco  kommen,  welches  von 
den  Etymologen  wegen  der  Aehnlichkeit,  nicht  wegen  eines  in- 
wohnenden Begrifl's  genommen  und  mit  den  nöthigen  Erklärungen 
versehen  wurde. 

Auch  das  w.  llai/h  feucht,  sanft,  v  eich,  nachgiebig,  geschmei- 
dig, das  Auslaufen  einer  Flüssigkeit,  auch  die  Schwäche,  vertritt 
Eigenthümlichkeiten ,  welche  die  gewünschte  Hilfe  der  Eleufho, 
und  den  Zustand  der  Gebärenden  bezeichnen;  es  hängt  mit  obigem 
w.  Wurzelwort  zusammen ,  ebenso  //iw  gleiten ,  das  deutsche 
Wort  selbst ,  dann  glitschen  ,  llUhijr  schlüpfrig  u.  s.  w.,  altdeutsch 
glidir  und  yUaxQog  glatt,  oXia&oq  das  Ausgleiten,  in  den  monseei- 
schen  Glossen  gi/ifen,  schw.  glUla,  angcis,  glidcm,  franz.  g/isser, 
bei  Ulph.  leäha?i,  gehen,  angels.  litha?i,  schw.  /ido,  beim  Kero 
kefidan  zurückgehen  und  ihv&o)  kommen.  Ferner  findet  sich  im 
Welsh  /flith,  was  zusammenzieht,  auch  was  anzieht,  lockt;  daher 
llifhiaw,  locken,  zusammenziehen.  Nach  dieser  weitverbreiteten 
Stammbedeutung  kann  man  unter  der  Eleutlio  nur  die  Göttin  ver- 
stehen ,  welche  die  Geburt  fördert ,  das  Kind  hervorkommen  lässt, 
die  Wehen  verursacht,  wodurch  die  Frucht  hinausgestossen  wird, 
und  durch  das  Fruchtwasser  wie  die  Absonderung  des  Schleims 
den  Gebärweg  schlüpfrig  macht. 

Ausser  der  grossen  Wichtigkeit,  welche  dieses  Wort  für 
den  Nachweis  über  den  Zusammenhang  der  europäischen  Spra- 
chen hat,  vermittelt  es  auch  die  Verwandschaft  mit  dem  Se- 
mitischen,   in  welchem  wohl  die  Grundbedeutung  zu  suchen  ist. 


—     112     — 

ib"!  heisst  im  Kai  gebären,  brüten,  erzeugen,  im  Niphal  geboren 
werden,  im  Piel  gebären,  helfen  u.  s.  w.  Tpri  gehen,  wandeln, 
im  Hiphil  leiten. 

Andere  Vorstellungen  begleiten  bei  den  Alten,  besonders  den 
Orientalen,  das  Wirken  der  Eleutho ;  nach  II.  XI.  269  flg.  bedeu- 
den  die  ^oyooTÖxoi  Eild&viui,  die  Töchter  der  Here,  die  Geburts- 
arbeit, die  mit  scharfem,  schwerem  Geschoss  die  Seele  der  Ge- 
bärerin  durchbohren.  Die  Alilat  peinigt  nach  orientalischen  Ideen 
die  Kreisenden  und  schreckt  sie  mit  furchtbarem  Zauber;  im  He- 
bräischen heisst  im  Piel  |^bx  quälen,  dringen,  im  Welsh  ail  die 
Reihe ,  das  Kreisen ,  eiUiaetk  das  Ausstossen ,  eillkiw  weggehen, 
ausstossen ,  absondern.  Auch  die  gewaltige  Brimo  ist  mit  dem 
Begriffe  der  Eleuthyia  verbunden ;  Creuzer  versteht  unter  ihr  die 
lastende  Schwere  von  ^^Im,  ßQi&w  verwand  mit  ß^iy^w  lärmen. 
Bqlb)  wird  oft  von  dem  mit  Macht  eindringenden  Feinde  gebraucht, 
und  II.  XXI.  385  ist  ßtßQiß^vIa  mit  i(jLq  verbunden;  ßqlni]  ist  nach 
dem  Etym.  7nag7i  die  Macht.  Im  W.  heisst  trini  kräftig,  stark, 
durchgreifend ,  trimau  beschweren ,  belästigen  ,  betrüben ,  ängsti- 
gen, tricni^  schwer,  traurig,  tryme%  die  Trauer.  In  der  ange- 
führten Stelle  beim  Homer  IL  XI.  270  w?  ö'  öV  «V  MÖlvovoav  e/tj 
ßilog  oiv  yvvalxa,  ö^i/xv  y..  t.  A.;  bedeutet  ö^i/^iv  sonach  den  mit 
Macht  eindringenden  Pfeil ,  die  durchdringenden  Schmerzen ,  und 
die  Brimo  oder  Drhno  ist  nur  eine  personifizirte  Eigenschaft  der 
Geburt  oder  der  Eileuthyia,  Dass  b  und  d  verwechselt  wurden, 
lässt  sich  im  Griechischen  durch  oßtlog,  äol.  oSiXos,  ßovvog,  dovvog 
und  viele  Beispiele  in  den  keltischen  Dialekten  nachweisen.  Wenn 
nun  bei  Aristophanes  Equit,  855  ß^ifiüo^iui  zürnen  heisst,  so  ist 
dies  von  der  Idee  abzuleiten,  welche  der  Volksglaube  mit  der 
Brimo  verband^  aber  nicht  umgekehrt  Brimo  aus  der  Analogie 
mit  ßQtixixoyai  zu  erklären.  Das  lässt  sich  schon  an  und  für  sich 
hören;  allein  es  ist  nicht  nöthig,  diesen  Weg  bei  der  Erklärung 
von  ßgifidouvti  einzuschlagen.  Im  W.  heisst  öär  der  Zorn,  die 
Wuth,  fro  heftig,  /yom  zornig,  fromi  zornig  werden,  fromwr 
ein  reizbarer  Mann,  ir.  öroda?n  erzürnen,  arm.  «r^^rrs«  ärgern  u.  s.w. 
Schliesslich  füge  ich  noch  bei,  dass  sich  die  obige  Wurzel  in 
dem  altd.  bramon  der  Dornstrauch  und  in  Brombeere  erhalten 
hat,  aber  in  der  Bedeutung  von  stechen,  verwunden.  Die  Beleg- 
stellen geben  Otfried  und    die   Glossen  Boxhorns.      Bei  Rabauus 


—     113     — 

Maurus  kommt  praama^  dän.  aranibür.  angels.  braembel  vov.  Die 
Bremse,  auch  Biämse,  oder  Brömse,  gehört  hierher. 

In  der  hesiodischen  Dichtung  ^^  ird  auch  der  Tartarus  als  ein 
fJrundwesen  angeführt.  Welche  Anschauung  bei  der  Bildung  die- 
ses Namens  vorwaltete,  lässt  sich  aus  dem  Griechischen  nicht 
mehr  ermitteln,  wohl  al)er  mit  Sicherheit  annehmen,  dass  er  in 
dem  Sinne,  wie  ihn  Hesiod  gebraucht,  nicht  mehr  seine  Grundbe- 
deutung hat.  Wo  aus  dem  Chaos  der  Dichter  die  Erde  entste- 
hen,  dann  den  Eros  als  ein  wirkendes,  zur  Erhaltung  der  Welt 
im  Thierleben  nöthiges  Prinzip  sich  gestalten  lässt,  da  kann  der 
Tartaros  um  so  weniger  als  eine  grauenvolle  Unterwelt  ohne  Zweck 
und  Bestimmung  erscheinen ,  als  noch  die  zw  eitc  wichtige  Seite 
des  physischen  Lebens,  die  Pflanzenwelt,  in  ihrer  Nothwendig- 
keit  vermittelt  werden  muss.  Was  Eros  dem  animalischen  Leben 
ist,  das  ist  Tartaros  für  das  vegetabile. 

Im  Welsh  heisst  tar  der  Trieb,  der  Stoss;  davon  sind  abge- 
leitet larad,  taradriad  das  Durchbrechen,  taradni  durchbrechen, 
tnr%  das  Hervorbrechen,  Knospen,  Keimen,  der  Frühling,  tar- 
%a'm  hervorfliessen ,  tarzell  die  Quelle,  turzelhi  sprudeln,  tarzu 
machen,  dass  etwas  hervorbricht,  larcn  was  hervorbricht,  Knos- 
pen treibt,  tar  an  der  Donner,  und  noch  viele  andere  Worte, 
welche  die  Erscheinungen  des  sichtbaren  Lebens  der  Natur  be- 
zeichnen. 

Dass  der  Tartaros  die  grosse  Naturkraft  vorstellt,  welche 
verborgen  wirkt  und  im  Pflanzenleben  vor  Allem  sich  kund  gibt, 
das  geht  auch  aus  den  Mythen  der  Demeter,  Persephone  u.  a. 
hervor.  Ich  will  mich  auf  eine  Darstellung  derselben  nicht  ein- 
lassen ,  sondern  nur  bemerken,  dass  nach  Theopompus,  wie  Creu- 
zer  angibt ,  die  Bewohner  Italiens  unter  Persei)hone  den  Früh- 
ling verstanden,  gewiss  ein  alter  Glaube,  für  den  sich  Vers  401 
des  homerischen  Hymnus  auf  die  Ceres  geltend  machen  lässt. 

Der  Name  lUqatcfovn^  iitQaKpövua  hat  verschiedene  Auslegun- 
gen gefunden ;  man  nahm  meist  eine  Zusammensetzung  aus  (piqot 
und  (fövo?  an  und  Hess  sich  dabei  von  der  Idee  des  Orphikers 
(Hymen  XXIX  v.  15)  leiten,  der  von  Persephone  sagt,  sie  allein 
gebe  den  Sterblichen  Tod  und  Leben,  sie  ernähre  dieselben  im- 
merdar und  würge  sie ,  d.  h.  sie  befördere  ihnen  das  Wachsthura 
der  nährenden  Pflanzen  und  führe  sie  in  die  Unterwelt,  wo  sie 
herrsche.    Bedenkt  man,  dass  im  äolischen Dialekte  8  statt  ß  ge- 

Keltische  Studien.  I.  ^ 


—     114     — 

sprochen  wurde ,  aa  ie  ßthplv,  Bslcfol  statt  8ilq,iv ,  /hXcpol ,  so  wird 
man  mit  einiger  Sicherheit  annehmen  dürfen,  das  Pcrsephone  aus 
Tersephone  entstanden  sei.  In  diesem  Falle  tritt  alsdann  der 
Stamm  vom  Namen  Tartaros  wieder  in  Tersepsone  hervor  und 
die  Benennung  der  Göttin  deutet  wieder  den  Wirkungskreis  an, 
welchen  ihr  der  Volksgeist  oder  die  Lehre  der  Priester  zuge- 
wiesen. Diese  Ansicht  wird  bestätigt  durch  den  Hymnus  auf  Per- 
sephone,  wo  es  heisst:  „Komme  du  Frühlings verkünderin,  die  du 
am  Hauche  der  Auen  dich  freuest  und  mit  heiligem  Leihe  an 
den  fruchtaushildenden  Keimen.'- 

Inzwischen  ist  es  niclit  nöthig,  durch  die  Veränderung  der 
Initialen  den  Namen  Persephone  auf  Tartaros  zurückzuführen. 

Persephone  herrschte  in  der  Unterwelt;  sie  wurde  als  Kö- 
nigin der  Todten  gedacht,  stellte  die  UnterAvelt  in  ihrem 
Gegensatz  dai',  Mar  die  Tochter  des  Zeus  und  der  Ceres, 
wurde  mit  in  die  Reihe  der  chtlionischen  Götter  gezogen  und 
theilte  ihre  Bedeutung.  Weicker  in  seiner  Abhandlung  „der  Rauh 
der  Kora"  (Zeitschrift  für  die  Geschichte  der  alten  Kunst}  nennt 
sie  nacli  der  Fassung  der  verschiedenen  Mythen,  die  nach  und 
nach  entstanden ,  die  Tochter  der  nahrungssprossenden ,  gelhge- 
lockten  Ceres,  das  Wachsthum  des  Pflanzenreichs,  das  Pflanzen- 
reich selbst,  vorzüglicli  den  Frühling,  die  Blüthe  ,  die  im  Win- 
ter verschwand  u.  s.  w. 

Sie  ist  also  übereinstimmend  mit  dem  Tartaros,  wie  ich  seine 
Bedeutung  erläuterte,  und  dem  Hades,  der  als  Agriculturgott  oft 
erscheint. 

Der  Hades  ist  der  schafl'ende  Gott,  der  erzeugende,  eben- 
sowohl nach  den  verschiedenen  Sagen,  als  dem  Sinne  seines 
Namens. 

Von  der  griechischen  Auslegung  in  Betreff  der  Ableitung  rede 
ich  hier  nicht,  denn  sie  ist  zu  unerheblich,  wenn  sie  das  Wesen  dieser 
Gottheit  treffen  soll.  Im  Welsh  dagegen  finden  wir  had,  was  geeignet 
ist,  ein  neues  Leben  hervorzurufen,  es  zu  erneuern,  die  Saat,  ein 
Wort,  das  gleichfalls  nach  Laut  und  Sinn  in  diese  Reihe  gehört. 
had  was  leicht  gibt,  trägt,  hervorbringt;  /tadadver,  ein  Epithet 
des  Herbstes,  der  neuen  Samen  gibt,  die  Saat  und  das  Pflanzenle- 
ben erneuert,  hadawl  was  zur  Saat  gehört,  hadert  das  einzelne 
Saatkorn,  hadva^  ein  Platz,  welcher  eingesäet  werden  soll,  ha- 
diad  das  Säen,  hadle  ein    Saatacker,  hados  kleine   Samen,    Le- 


—     115     — 

bensathome,  hadii  säen,  hadyd  das  Saatkoin,  Itadijl  der  Zustand 
der  ^'er^va^dtllng,  das  xVbsteibon,  Schwächen,  Niederdrücken, 
Verschliessen,  Verfaulen,  daher  hadlah  \\as  sich  auf  den  Zu- 
stand der  Verwandlung  bezieht,  ltadle\:  das  Absterben,  Faulen 
hadled  was  voll  Verwandlungen  ist,  hudln  al)sterben,  sich  min- 
dern, faulen,  Itadwr  der  Säeniann  und  andere. 

Arinor.  had^  hat,  hada  der  Samen,  säen,  ir.  sliil^  por^  k'meal 
oikme. 

llet  a  lief  arm.  immer,  ewig,  von  Samen  zu  Samen,  Der 
'A8r,Q  also  ist  der  (lott,  welcher  durch  die  Saat  ein  neues  Leben 
vermittelt,  der  durch  den  Tod,  duich  Acw  lebergangsprozess  in 
der  Fäulniss  ein  neues  Daseiu  bereitet  und  unsterblich  macht.  Ich 
kann  nicht  unterlassen,  darauf  hinzuweisen,  dass  auch  hier, 
wie  bei  der  Eleithyia  und  sonst  alle  rsebenbegriüe  durch  Ablei- 
tungen aus  demselben  Stamme  bezeichnet  wurden.  Sie  waren  in 
den  Augen  der  Kelten  Theile  Eines  Ganzen ,  und  zeigen 
von  Klarheit  der  Einsicht,  hoher  Kultur  und  hohem  Alter  des 
Volkes. 

Die  Attribute  des  Hades  w  urden  später  auf  Persephone  über- 
tragen ;  er  selbst  bezeichnete  nur  noch  den  Ort,  den  Umfang  ihres 
Reiches,  und  ward  so  ein  neuer  Mittelpunkt  für  neue  Mythen  oder 
religiöse  Anschauungen. 

Mit  Recht  und  iu  einer  erhabenen  Weise  konnte  jetzt  der 
Orphiker,  Hymne  XXIV  (28)  \  ers  15  folg.  sagen: 

„Tod  und  Lebeu  bist  du  allein  den  Sterblichen,  Persepho- 
neia,  denn  du  bringest  Alles  immerdar  hervor,  und  Avürgest  Alles." 

Mit  Recht  hat  darum  Welcker  in  dem  Raube  und  der  Wieder- 
kehr der  Proserpina  die  Reziehung  auf  die  L  nsterblichkeit  gefunden ; 
aber  es  war  dies  keine  neue,  spätere  Beziehung,  sondern  von  vorn 
herein  durch  die  Weise  geboten,  wie  man  die  A\echselnden  Er- 
scheinungen des  Lebens  in  den  Zuständen  des  Saatkorns  sich 
dachte,  das  gestaltet,  gereift  durch  den  Erneuerer  des  Lebens, 
den  Herbst,  in  den  Roden  gelegt  wird,  dort  in  den  Zustand  der 
Verwandlung  tritt,  in  seiner  bisherigen  Form  stirbt  und  als  ein 
neues  Leben  ersteht,  um  durch  neue  Saaten  sich  fortzupflanzen. 
Darum  das  armorische  het  a  Iiet. 

Welcker  fand  in  dieser  Beziehung  auf  die  Unsterblichkeit 
eine  spätere  Auffassung;  Creuzer  beanstandete  dies,    und  dass  er 

8* 


—     116     — 

nicht  irrte,  beweist  der  keltische  Ausdruck  fiir  „ewig",  der  ihm 
unbekannt  war. 

In  gleicher  Weise  hatte  Damm  lex.  hom.  p.  2989  Recht,  wenn 
er  bei  dem  Namen  Persephone  an  die  Verwesung  dachte. 

Die  Lehre  von  der  Unsterblichkeit  wurde  sicherlich  in  den 
Eleusinischen  Mysterien  im  Samenkorne  symbolisirt;  dass  sie  be- 
stand, geht  aus  der  Stelle  des  Sophocles  bei  Plutarch  „de  legen- 
di» poetis  N.  58.  5.  Brunck."  mit  Gewissheit  hervor. 

„0  dreimal  selig  jene  Ster])lichen ,  welche  diese  Weihen  ge- 
schaut haben,  wenn  sie  zum  Hades  hinabsteigen.  Für  sie  ist  al- 
lein ein  Leben  in  der  Unterwelt ,  für  di  e  Andern  eitel  Drangsal 
und  Noth." 

Ebenso  Pindar  in  einem  Fragment  bei  Boeckh:  „Selig,  wer 
jene  geschaut  hat;  und  dann  unter  die  hohle  Erde  hinabsteigt;  er 
kennt  des  Lebens  Anfang,  er  kennt  den  von  Zeus  verheissenen 
Anfang. 

Man  vergleiche  die  verschiedenen  Namen  und  Bedeutungen 
der  Proserpina  in  Creuzers  „Symbolik  und  Mythologie." 

Die  unterirdischen  Götter  sind  darum,  weil  sie  das  Wachsthum 
der  Pflanzen  pflegen  und  fördern,  auch  gute  Götter;  so  nennt  Plato 
imPhaed.  den'Adijg  u/u&6g  Seog.  Sie  bringen  Segen  und  fördern  den 
Reichthum;  bei  Diodor  heisst  in  einem  orphischen  Fragment  De- 
meter nXovjoöojsiQu.  Darum  tritt  der  Plutus  mit  der  Ceres  und 
Proserpina  zusammen  bei  Aristoph.  Thesmoph.  305 : 

T>;   /4r]fiT}rQi,   xal  Jtj   Koqt), 

xal  TCü  nlovjM,  xal  rf]  KnXXiysvfu* 

X«*    TT)    K0VQ0Tii0(fbJ    T^    yr/. 

Und  beim  Stobaeus  in  excerpt.  Grotii  p.  499 : 

xal  firjv,  nod-EV  UXovroiv   uvvovoi.itt^tTo 
El  nrj  T«  ßHiiOT    tka/sv. 

Weiter  sagt  Hesiod  123:  Erebos  ward  aus  dem  Chaos,  es 
ward  die  dunkle  Nacht  auch;  dann  aus  der  Nacht  ward  Aether 
und  Hemera ,  Göttin  des  Lichtes. 

Was  nun  zunächst  den  Erebos  angeht,  so  verstand  man  dar- 
unter die  Finsterniss,  die  Bedeckung,  welche  über  die   Erde  ge- 


—     117    — 

worfen  war.  "Egeßog  Avird  abgeleitet  von  igiqxt  bedecken,  be- 
dachen, auch  bekränzen.  Leber  die  Wurzel  dieses  Wortes  gibt 
das  Welsh  Aufschluss.  ffwer  (gw  statt  des  spirit.  len.)  heisst, 
was  über  die  Oberfläche  hinge^^'orfen  ist,  was  überschattet,  birgt, 
schützt,  daher  gwerinaw  ausbreiten. 

Im  gleichen  Sinne  ist  vvl  die  Nacht,  lat.  nox^  w.  wo*,  das 
was  sich  ausbreitet,  abgeleitet  von  ny. 

Ai&>]q,  Aether,  heisst  die  höhere  reine  Luft,  darum  auch 
Licht  und  Helligkeit;  im  Welsh  bedeutet  air  der  Glanz,  die  Hel- 
ligkeit, im  Lat.  aer  vorzugsweise  die  untere,  von  Dünsten  nicht 
freie  Luft. 

Die  Gäa  gebar  den  üranos,  das  Himmelsgewölbe  Ovgavo? 
ist  kein  Wurzelwort,  vielmehr  aus  dem  welshen  ur  hervorgegan- 
gen, welches  das  Aeusserste,  üöer,  höher  ^  darum  auch  rein^  ge- 
heiligt bedeutet.  Damit  hängen  nun  olga  die  Grenze,  ovgiCoi  be- 
grenzen, ovQog  der  Graben  u.  a.  zusammen 

Die  Gäa  brachte  auch  das  Meer,  niXayog ,  hervor.  Die  Er- 
klärung dieses  Namens  „tö  nh'aog  rijg  ^aluaaijg'^  ist  nicht  stichhal- 
tig; ebenso  das  „ziße  rijg  yiig  öV";  im  Welsh  ist  pel  der  Kreis,  pell 
die  Kreislinie,  der  Horizont,  auch  fern,  pellenig  der  Fremdling, 
und  der  Komet.  Der  Begriff  des  „Fremden"  findet  sich  wieder  in 
Pelasger  und  Hellenen,  in  welchem  letztern  Worte  sich  der  das  p 
begleitende  Hauch  erhalten  hat,  indess  er  sich  im  ersteren  ver- 
lor. Auffallend  ist  es,  dass  das  griechische  niXag  grade  das  Ge- 
gentheil  anzeigt;  im  Lateinischen  dagegen  hat  sich  der  Sinn  von 
pell^  fern,  in  pello^  ich  vertreibe,  erhalten;  das  w.  Wort  in  dieser 
Bedeutung  ist pellgnu,  von  peilgn,  was  fern  liegt;  pellynus  heisst, 
wer  die  Zurückgezogenheit  liebt. 

Dass  die  Sprache  und  die  Bildung  des  keltischen  Volkes  auf 
das  Griechenthum  in  der  ältesten  Zeit  einen  entschiedenen  Ein- 
fluss  geübt  hatte,  ist  selbst  nach  diesen  wenigen  Angaben  nicht 
mehr  zu  bezweifeln.  Indessen  gibt  es  noch  andere  Erscheinun- 
gen, in  welchen  das  keltische  Wesen  in  der  griechischen  Bil- 
dung noch  bedeutsamer  hervortritt,  weil  sich  klar  dabei  zeigt, 
dass  schon  Homer  und  Hesiod,  nach  dem  Mangel  an  Ueberein- 
stimmung  von  Name  und  Mythe  zu  schliessen.  Fremdes  den  alten 
Sagen  beimischten,  die  sie  selbst  nicht  mehr  richtig  fassten.  Ich 
habe  das  schon  in  der  Bedeutung  des  Tartaros  gezeigt,  welchen 
die  hesiodische  Kosmogonie  herkömmlich  unter   den   Grundwesen 


—     118     — 

äufzJililt,  ohne  anzugeben,  welche  Aufgabe  ihm  in  der  Entwicklung  des 
Kosmos  gestellt  war.  In  gleicher  Weise  mengt  sie  den  Pontes  und 
Ocean  unter  einander  und  wird  dunkel  oder  geräth  in  Widerspruch. 

Die  Gäa  und  der  Uranos  erzeugten  die  Titanen ;  Tirüvig  ist 
theils  von  nivw ,  ausstrecken,  strafen,  theils  von  einem  alten,  viel- 
leicht thessalischen  Worte  juali/,  die  Erde,  abgeleitet.  Ob  es  ein 
solches  Wort  gegeben  habe ,  oder  ob  es  von  dem  phönizischen 
///,  lutum,  gebildet  A\orden  sei,  lasse  ich  auf  sich  beruhen.  Im 
Welsli  heisst  mit  einem  veralteten  Ausdrucke  nach  Edward  Sluyd's 
Glossography  /ijd  die  Erde,  gcMöhnlich  t/r,  terra.  Im  Griechi- 
schen erhielt  sich  dies  Wort  in  7iT(xroQj  der  Kalk,  Gyps.  Hes. 
scut.  Herc.  141. 

Die  Uebereiu  Stimmung  des  phönizischen  Wortes  mit  dem  kel- 
tischen deutet  auf  orientalischen  Ursprung,  zunächst  aber  auf  den 
Einfluss  ,  welchen  die  phönizische  Kosmogonie  ausgeübt  hat;  nach 
ihr  sind  die  Titanen  die  ersten  Künstler,  IJaumeister  und  Acker- 
bauer  gewesen 

Unter  den  Titanen,  Avelche  der  Zeit  nach  verschieden  an  Zahl 
angegeben  werden,  ist  es  der  Sohn  des  Hyperion,  welcher  als 
Sonnengott  vorzugsweise  Titan  genannt  wird.  Es  ist  nicht  zu- 
fällig ,  dass  im  Welsh  tydaln  den  Mittelpunkt ,  das  Haus  des 
Feuers  bezeichnet  und  als  Epithet  der  Sonne  gebraucht  Avird. 
Nimmt  man  hierzu  noch,  dass  derselbe  Gott  auch  als  Begleiter, 
Führer  der  Musen  ,  itovaa/rjTeg ,  auftritt,  und  die  ältesten  Barden- 
lieder in  Wales  von  dem  Ti/dai/t  Tad  Awen^  d.  h.  Titan,  dem 
Vater  der  Musen ,  reden ,  so  ist  nicht  zu  verkennen ,  dass  ein 
Apollo-  oder  Lichtkult  von  den  ältesten  keltischen  Bewohnern 
Griechenlands  ausgeübt,  durch  Wanderungen  nach  dem  Norden 
gebracht  und  von  den  später  nachrückenden  Stämmen  mit  so  vie- 
lem Andern  angenommen  wurde.  Ölen  und  die  Sagen  über  die 
Hyperboräer  geben  weitere  Aufschlüsse. 

Es  ist  aus  den  Angaben  der  Alten  ersichtlich ,  dass  über  Samo- 
thrake  her  aus  Asien  mancherlei  religiöse  Ideen  in  Griechenland 
Eingang  fanden.  Wenn  man  darüber  stritt,  ob  die  Eleusinien  aus 
Thrakien  hergekommen  seien  oder  eher  den  Athenern  zugeschrie- 
ben werden  müssten ,  so  haben  für  das  Land  der  Barbaren  wohl 
einige  Gründe  gesprochen.  Beim  Hesiod  V.  62'p  heisst  es  wei- 
ter: „Eifrig  kämpften  gegen  einander  im  Ungestüme  der  Feld- 
schlacht jene,    die  stolzen  Titanen  daher  vom  erhabenen  Othrys". 


—     119     - 

.  .  .  Othrys  ist  ein  Borg  in  Thessalien,  nahe  dem  Oeta  an  der 
thrakischen  Grenze;  in  älteren  Diclitungen  heisst  er  zuweilen  auch 
der  hyperboreische.  Was  der  Grund  zur  Benennung  des  Berges 
war,  lässt  sich  nicht  ermitteln,  aber  im  Welsh  bedeutet  othrhys 
{oth-rhys}  A^H  l  ngestüm  der  Feldschlaclit. 

Wie  oft  wichtige  Ereignisse  sj)iUer  Orten,  (iegenden  und  Bergen 
einen  bedeutungsvollen  Namen  gaben,  das  kann  mit  vielen  Bei- 
spielen l)elegt  werden;  icli  will  nur  eines  wählen,  welches  we- 
gen seiner  diplomatischen  Begründung  einem  Zweifel  nicht  Raum 
Insst.  In  dem  ürkundenbuch  der  Stadt  Frankfurt  von  Böhmer 
findet  sich  auf  einer  Urkunde  vom  Jahre  1228  die  villecula  Ka- 
(lelcamp  erwähnt,  deren  Privilegien  neuerdings  bestätigt  werden. 
Dieser  Name  hat  im  Laufe  der  Zeit  sich  in  Kelkheim  abgeschlif- 
fen; er  ist  keltischen  Ursprungs,  wie  die  meisten  Ortsnamen  am 
Fusse  des  Taunus,  und  l)esteht  aus  cadle  das  Schlachtfeld  und 
der  lateinischen  Ue.bersetzung  dieses  Wortes  canipus ;  cad  heisst 
die  Schlacht;  die  lat.  Worte  cado^  caedes^  clades  sind  damit  ver- 
wand, ebenso  das  franz.  cndrc. 

Ich  kehre  uach  dieser  Abschweifung  zum  Hesiod  zurück. 

Als  neue  Zeugungen  des  Uranos  und  der  Gäa  führt  der  Dich- 
ter V.  18  die  Cyclopen  Brontes,  Steropes  und  Arges  an,  deren 
Bedeutung  durch  den  Namen  selbst  angegeben  ist;  ferner  nennt 
er  die  Hecatoncheiren,  den  Kottos,  Briareus  und  Gyges. 

Die  Gelehrten  haben  es  versucht,  diese  drei  Reisen  als  Per- 
sonifikationen des  Winters  dtirzustellen,  zunächst  Creuzer,  wel- 
cher im  hundertarmigen  Briareus  den  M^inter  nach  der  Ansicht 
der  alten  Mythologen  findet  und  den  Kottos  als  Personifikation  des 
wüthendcn  Sturmwindes  betrachtet;  Gyges  bezeichnet  ihm  die 
Avinterliche  Wasserfluth  Hermann  über  das  Wesen  der  Mytho- 
logie p.  84  und  Buttmann  im  Lexilog.  p.  230  haben  andere  An- 
sichten. Ich  entscheide  hierüber  nicht ,  sondern  führe  für  wei- 
tere Untersuchungen  die  Haltpunkte  an,  welche  das  Welsh  an  die 
Hand  gibt.  Bie  heisst  der  Hügel,  die  Spitze,  der  Berg,  bri  die 
Würde,  der  Rang,  breir ^  der,  welcher  für  eine  Anzahl  von  Fa- 
milien, später  für  eine  Baronie,  den  Vorsitz  im  Gerichte  führt. 
Bei  der  Eintheilung  des  Landes  ist  die  Zahl  100  vorwiegend,  wie 
die  welsh  laws  Zeugniss  geben.  So  heisst  cantrev  ein  Kanton 
und  Hundert  {centuni  Kanton),  cantrevicr ,  wer  aus  100  zum  Ge- 
schwornen  sich  eignet  u.  s.  w.      Dürfte   sonach  Briareus   auf  die 


-     120     - 

bürgerliche  Eintheihmg  sich  beziehen  und  das  Oberhaupt  über 
100  Familien,  oder  über  einen  Kanton  darum  verstanden  wer- 
den dann  erklärt  sich  auch  das  Wort  hunderthändig,  welches  im 
Mythus  keinen  Zweck  hat;  A\as  sollen  hundert  Hände  dem  Bilde 
des  Winters,  in  welchem  die  erstarrte  Natur  nicht  von  einer  Ge- 
brauch macht? 

Gyges,  l'vyi]g,  steht  nach  dem  Dafürhalten  Hermanns  für  yvrjg, 
von  yva  oder  yvla ,  das  gepflügte  Land ,  abgeleitet.  Im  Welsh 
bedeutet //</.^w,  von  {/wg,  der  finstere ,  durchbohrende  Blick,  der 
Blitz,  auch  das  Runzeln  der  Augenbraunen,  einen  finster  an- 
blicken, einem  einen  stechenden  Blick  zuwerfen,  grimmig  blicken. 
Im  Germanischen  hat  sich  dies  Wort  in  der  Bedeutung  von  „sehen" 
erhalten  in  gucken,  niedersächs.  kiken^  dän.  kUje ^  schw.  kiiju^ 
schott.  keike^  ir.  kiyhim^  isl.  kiakast.  Lassen  wir  das  g  im  An- 
fange des  welshen  Wortes  Avcg,  so  haben  wir  oxxos,  nach  Hesi- 
chius  das  Auge ,  ocuhis^  schw.  og^  holl.  üoghe^  slavon.  oko,  in  der 
krimmischen  Tartarei  oge^  altd.  (iug(u  altschw.  ocga,  angels.  augo^ 
uvyi]  das  Auge,  «i/"i'()  ansehen,  altd.  augga/i,  ataiigan  vor  Augen 
teilen ,  keaukan  vorstellen  ,  anghidan  zeigen ,  irougin  sich 
ereignen   (eräugnen),  araugiässa  das  Ereigniss  u.  s.  w. 

Unter  Kottos,  xorroc,  versteht  Hermann  den  Hagel  und  leitet 
den  Namen  von  zoirw  ab.  (jod  heisst  das  Abschweifen,  die 
Unenthaltsamkeit,  daher  gothus  übermüthig. 

Die  Rheia,  'Psla,  die  Gemahlin  des  Saturn  und  Mutter  des 
Jupiter,  erinnert  an  das  w.  r/iian,  ein  Weib  in  der  Blüthe  der 
Jahre  und  Schönheit ,  von  ;*///,  was  ausgezeichnet  ist ,  der  Füh- 
rer, Herrscher,  womit  ?'ex,  regina,  rego  zusammenhängt. 

Phoebe  zeugt  mit  Coeus  die  Leto  und  Asteria;  wenden  wir 
die  welshen  Wortstämme  bei  der  Erklärung  an,  so  ist  der  Sinn: 
Phöbe  zeugt  mit  der  Verschlagenheit,  dem  Betrug,  die  Verges- 
senheit und  die  Verwirrung ;  denn  cöus  hängt  mit  coeg  vorwitzig, 
frech,  unverschämt,  coege%  die  Frechheit,  coegiaw  betrügen, 
coegiicr  der  Betrüger,  coegwy  der  Betrug,  zusammen.  Aexm  ist 
verwand  mit  ;/;;?w,  dor.  lüd-w  ^  lateo^  im  Welsh  lleth^  niedrig, 
schwach,  gering,  flach,  davon  lethu  herabdrücken,  vermindern, 
bedecken;  mittila  dagegegen  mit  aslrus  verwirrt,  verstrickt,  um- 
garnt von  trws  das  Hinderniss,  das  sich  auch  im  lat.  obtrudo 
(Plaut.  Pseud.  IV.  \.  34  palpum  obtrudere)  wieder  erkennen  lässt. 

Dem  Kampfe  der  Kroniden   mit   Typhoeus    {^Tviftaiv^ ,    Tvcf^v) 


—     121     - 

liegt  Avieder  eine  kosniogonische  Idee  zu  Grunde.  Um,  den  jüng- 
sten Sohn  der  (Jaea,  schlug  Zeus  mit  seinem  Blitze  und  warf  ihn 
in  den  Tartaros;  gemeinsam  mit  ihm  förderte  er  das  Pflanzenle- 
ben ,  denn  tw  heisst  der  Trieb ,  twv  das  Wachsthum ,  die  Ver- 
mehrung, twf  das  Heben,  tyvti  wachsen,  machen,  dass  etwas 
wächst,  tyviant  das  Wachsthum,  tyviaimu  das  Wachsthum  för- 
dern ,  tymad  das  Wachsthum,  tyvediy  \\  as  gewachsen  ist,  tyvadwy 
des  Wachstliums  fähig  u.  a. 

Die  eigene  Ueberschwäglichkeit  und  Kraft,  welche  sich  in 
der  Phantasie  eines  Naturvolkes  in  seiner  Jugend  zeigt,  und  das 
Ingeheure,  Riesenhafte,  wie  im  Gegensatze  das  Zwergartige 
liebt,  hat  sich  nicht  allein  in  der  nordischen  Mythologie  erhalten, 
sondern  frühe  auf  griechischem  Hoden  in  den  riesenhaften  dra- 
chenartigen Gestaltungen,  den  Giganten,  Titanen,  Hekatoncheiren, 
Pygmäen,  dem  Briareos,  den  Daktylen  und  Telchynen,  thätig  er- 
wiesen. Die  Zauberei  spielt  in  ihrer  Weise  dazwischen  und  drückt 
uns  das  Staunen  eines  rohen  Volkes,  sein  Unvermögen  aus,  das 
zu  begreifen  und  zu  fassen,  was  die  Kunstfertigkeit  eines  gebil- 
deten Volkes  schuf,  mit  dem  es  zusammentraf.  Der  Erzarbeiter, 
der  Heilkünstler,  der  Priester,  im  Besitze  von  höherem  Wis- 
sen, alle  erscheinen  als  Zauberer.  So  ist  es  noch  jetzt  in  der 
Südsee.  Für  Griechenland  erweist  es  sich  zunächst  an  den  Dak- 
tylen ((J^xnAo?  der  Finger).  Nach  Pherccydes  gab  es  10  rechte  und 
32  linke  idäische  Daktylen.  Sie  heissen  idäische,  als  Söhne  der 
Ida,  und  sind  Bearbeiter  des  Eisens,  Jongleurs  und  Zauberer.  Im 
Welsh  bezeichnet  das  Wurzelwort  id  was  ausgezogen,  ausge- 
streckt, gespitzt  ist,  auch  der  Punkt,  und  der  Ida  ist  wohl  als 
Bergspitze  einerlei  mit  dem  neuern  Pik ;  idiaiD  ziehen ,  dünn  aus- 
hämmern,  spitzen.  Daraus  begreift  sich,  dass  der  Eine  von  ih- 
nen Akmon  genannt  wird;  m^,«»),  «xo»,  mx»)  die  Spitze;  acles^  acu- 
inen,  actis,  acutus,  welsh  ateg  die  Spitze,  Heftigkeit  aicQai% 
scharf^  awgu  schärfen  u.  s.  w. 

Ebenso  bezeichnend  ist  der  Name  Celmis,  welcher  einem 
andern  Daktylen  beigelegt  Avird;  im  Welsh  ist  cellwuir  di^r  Spass, 
ceUwair,  Spässe  machen,  cellweiius  lustig. 

Sind  die  Daktylen  in  Phrygien  heimisch,  so  unterliegt  es  kei- 
nem Zweifel,  dass  der  religiöse  Kultus  in  Phrygien  und  Kreta, 
welche  beide  einen  Ida  haben ,   mit    einander  im  Zusammenhange 


—     122     — 

standen.  Ich  will  hier  au  die  deutschen,  überhaupt  nordischen  Sa- 
gen nicht  erinnern. 

An  die  Koribanten  hal>en  sich  manclierlei  Mythen,  Mcimingen 
und  Erklärungen  geknüpft.  Apollo,  der  Sohn  des  Koribas,  wel- 
clier  um  den  Besitz  Cieta's  niil;  Jupiter  gestritten,  lässt  sie  in  Ver- 
hiudung  mit  den  Kretensern  erscheinen;  nacli  Einigen  sind  sie  diesel- 
ben Avie  die  Knieten,  nach  Andern  Piicster  oder  Bildncj-  der 
Griechen  oder  der  Beuohner  von  Vordeiasien.  Ilerodot  kannte 
die  ägyptischen  Kabiren  und  die  Patäken  der  Phönizier  nur  als 
Zwerggötter;  diese  Zwei'gform  fand  sich  aucli  in  einigen  lakoni- 
schen Götterbildern,  welche  nach  Pausanias  den  Namen  Koryban- 
ten  führten.  Darum  ist  es  aullallend  und  bestätigt  ebensowohl 
den  uralten  Einduss  A^siens  auf  Europa  hinsichtlich  seiner  Kultur, 
als  die  Bedeutung  der  Kelten  für  die  alte  Geschichte,  dass  die 
welshe  Wurzel  die  Erzählung  des  Pausanias  unterstützt;  cori/ii 
heisst  der  Zwerg,  ebenso  cor  und  C()ra<; ;  co/aiz  zwergartig. 

Die  Teichinen,  die  Erfinder  der  Götterbilder  und  der  Schmiede- 
kunst, auch  Zauberei"  wie  alle  Künstler,  gehören  zu  dem  ältesten 
Religionsdienste  in  Griechenland,  den  benachbarten  Inseln  und  den 
Küstenländern  Kleinasiens.  Ihr  Alter  und  die  Dunkelheit  der  Sa- 
gen liess  ihre  ursprüngliche  Bestimmung  nicht  mehr  klar  erkennen 
und  veranlasste  mancherlei  Deutungen  des  Namens;  x>üyfiv ,  zau- 
bern, sollte  die  Wurzel  sein,  obwohl  der  Zauberer  dem  Zauber 
vorausgehen  muss.  Man  zog  auch  das  Wort  DcJphlii  herbei  und 
kam  nach  mancherlei  Zwischensätzen  in  künstlicher  Verknüpfung 
zu  der  Behauptung,  dass  in  den  Teichinen  die  Inkunabeln  der 
SchifiTahrt  personiPizirt  seien.  Das  Welsh  mit  seinen  uralten  Wur- 
zeln gibt  auch  hier  nieder  Ilaltpunkt  und  Aufschluss.  Tel  be- 
deutet, was  grad,  strack,  enge,  dicht,  fest  ist;  tel  dicht,  regel- 
mässig, enge  zusammengetrieben,  tehii  ausgedehnt,  eben,  regel- 
mässig, glatt,  polirt,  schön  von  Ansehen,  telcii  krümmen,  feh-ijii 
der  Abfall;  teled  ausgestreckt,  teledig  schön,  telediw  vollkom- 
men, teler  wer  etwas  dicht  macht,  ausstreckt  u.  s.  w.  Alle  diese 
einzelnen  Worte,  \\ eiche  mit  einer  leichten  Veränderung  des 
Tons  verschiedene  Handlungen  in  demselben  Geschäfte  andeuten, 
umfasst  das  deutsche  schmieden.  Einen  Rest  dieser  Wurzel  bie- 
tet das  Wort  jijy.Eir,  Tijy.m&iu  schmelzen;  {Hlyuv  kann  nur  von  tel 
abgeleitet  sein,  und  seine  Grundbedeutung  muss  sich  auf  das 
Bearbeiten  der  Metalle  beziehen. 


—     123     — 

Aus  dem,  was  bisher  gesagt  wurde,  geht  die  hohe  Bedeu- 
tung der  keltischen  Sprache  für  die  Kenntniss  des  griechischen 
Alterthums  unläughar  hervor;  aher  es  zeigt  auch  zugleich,  dass 
die  ersten  Religionsbegriffe,  welche  die  eingewanderten  Pelasger, 
die  Fremden,  empfingen,  auf  ihren  östlichen  Ursprung,  auf  die  asia- 
tiatische  Heimath  der  keltischen  und  somit  auch  der  griechischen 
Kultur,  hinweisen. 

Ich  will,  um  diese  Ansicht  weiter  zu  begründen,  hier  nicht 
von  dem  Stierdienst,  der  sich  durch  die  alte  Mythologie  hindurch- 
zog, von  der  Hhawani,  der  die  Kuh  geheiligt,  an  deren  Altären  Men- 
schenopfer fielen,  von  seinen  vielerlei  /w  eigen  bis  zum  Stierdienst  des 
Hu  auf  den  britischen  Inseln  und  den  Menschenopfern  der  Druiden 
reden.  Dass  nach  der  deukalionischen  Fluth  tlie  Themis,  oder 
die  Leto  auf  einem  Stiere  nach  Griechenland  kam,  der  Ort  Bucheta 
oder  Buchetion  in  Epirus,  die  Artemis  und  liecate  mit  dem  Ueinamen 
tauropoUs^  alle  zeigen,  w  eichen  Antheil  die  griechische  Mythologie 
daran  genommen  und  wo  der  Schlüssel  zur  Erklärung  zu  suchen  ist. 

Die  liiföi^-  ist  eine  thrakischo  Gottheit,  welcher  die  thraki- 
schen  Frauen  Erstlingsgaben  in  Garben  gebunden  darbrachten,  wie 
Herodot  IV.  33  erzählt.  Ihr  Dienst  \\ar\\eit  verbreitet;  sie  hatte 
in  Munichium  einen  Tempel  und  wurde  im  Pyraeus  in  besonderen 
Festen  (^HsvöIöhu)  mit  festlichen  Aufzügen  und  Wettspielen  geehrt. 
Der  Monat,  welchen  die  Lakedämonier  uorfi^daiog  nannten,  hiess 
im  Bithynischen  ßtrdtöiuoc.  Die  Stammsilbe  dieser  Namen  findet 
sich  im  Weish,  wo  boieii  eine  junge  Fiau,  henw  ein  Weib,  hen- 
wydiÜG  Fröhlichkeit,  Lebhaftigkeit  bedeutet ;  vvg}.  feuwin  die  Frau. 

Auch  dem  Ajjollo  wurden  Weizen  und  Gerste  als  Opfer  dar- 
gebracht; in  Weizenbündeln  verehrten  ihm  die  Hyperboräer  ihre 
Gaben,  wahrscheinlich  gleichfalls  Erstlingsfrüchte,  und  Pythago- 
ras  opferte  nur  an  diesem  Altare,  dem  reinen  und  ältesten.  Die- 
ser Apollo  heisst  nun  aber  Ai'xfoc  und  die  Artemis  Iv/.du]  Ivxiy/t- 
vijg  nennt  Pandarus  beim  Hom  II.  IV.  lOG  in  seinem  Gebete  den 
Gott  Diese  Bezeichnung  des  Apollo  hat  mancherlei  Muthmas- 
sungen  und  Auslegungen  veranlasst,  {ui(\  man  dachte  mehr  an  den 
Wolf,  Al'zoc,  als  ein  Symbol  des  So)inengottes,  oder  an  Lykien,  als 
an  Xvxi)  dasLicht,  Xv/.üßa.:,  der  Gang  des  Lichtes,  der  Sonne,  das 
Jahr  in  seiner  ältesten  Benennung,  oder  an  ).vx)]y£vt'jg  lichtgeboren, 
Vater  des  Lichtes.  Die  in  einander  spielenden  Mythen,  die  Aehn- 
lichkeit  des  Wortes  Ivxoc,  das  im  Laufe  der  Zeiten,  nachdem  sich 


—     124     — 

die  reine,  im  Beiworte  kvxiog  ausgedrückte  Idee  des  Lichtdien- 
stes verwischt  hatte,  die  mit  diesem  Dienste  verknüpften  An- 
schauungen erbte,  ersch\Aerten  die  Untersuchung. 

Im  Welsh  heisst  l/ti,  was  in  allen  Theilen  in  Bewegung  ist  (wie  das 
Sonnenlicht),  was  anfängt  düster  zu  Averden,  das  Licht  zu  verlieren, 
llu{-  der  Blitz,  das  Leuchten,  llu^dor  was  eine  glänzende  Oberfläche 
hat,  Iluced  das  Glühen,  der  Blitz,  llucedawg  reich  an  Blitz,  llu- 
cedaißl  das  Wetterleuchten,  Uncediad  die  Gluth,  der  Blitz,  llu^e- 
denawl  was  wie  der  Blitz  leuchtet,  glänzt,   glitzert  u.  s.  w. 

Dieses  //?«,  Um^  hat  sich  nicht  nur  in  den  angeführten  grie- 
chischen Wörtern  erhalten,  sondern  auch  in  Ivxvoq  die  Leuchte? 
das  Licht,  Ivxv^vw  leuchten  und  in  seinen  Ableitungen,  atknym,  mla- 
•/t^cu,  ebenso  in  lua:,  luceo,  Lykien,  lumefi,  lima^  liicidus ,  Liicina 
luculentns,  luciis  (bei  Terent.  priiiin  JuciC).  Im  Deutschen  findet 
sich  bei  L'lphilas  Jjuhath^  angels.  lecht,  beim  Isidor  und  Kero  lechl 
und  leolh^  bei  Otfr.  u  Tatian  Ucht^  im  Lettischen  luti^  dän  //?/*, 
schw.  //?/*,  isl.  lios.  Bedenkt  man,  dass  das  /  in  früherer  Zeit 
gehaucht  war  fvergl.  lac  mit  ^'«AazToc))  so  gehört  zu  gleichem 
Stamme  glühen,  glimmern,  glisco^  aylaoq  glänzend,  aYyXi],  aylala, 
uy<xXfm  u.  a.  XvxocpMg  ist  das  interessanteste  von  allen,  da  in  ihm 
cpMg  nur  eine  Uebersetzung  des  ersten  Wortes  ist,  aa  ie  kadelcamp. 
Die  Verbreitung  dieser  Stammsilbe  bürgt  auch  für  die  Verbrei- 
tung des  orientalischen  Lichtdienstes,  welcher  der  gleichen  Opfer 
wegen  auch  bei  der  Verehrung  der  Bendis  unterstellt  werden  darf. 

Auf  orientalischen  Ursprung  weisen  auch  die  Banvkia.  Bul- 
Tvkog  Avar  nach  Priscian  der  Stein ,  Avelchen  Saturnus  statt  des 
Jupiter  A-erschlungen  haben  soll.  Sonst  hiess  er  Abadir.  Unter- 
sucht man  nun  diese  Namen,  so  stimmt  das  ßakdog  nicht  bloss 
mit  dem  syrischen  und  phönizischen  7X  D^D  überein  ,  sondern  auch 
mit  dem  Avelsh  da  versenken,  herabsenken,  ein  Darinsein,  fmwz 
das  Versenken,  auch  die  Ueberschwemmung,  und  darum  bedeu- 
tungsvoll für  den  Mythus  von  Baucis  und  Philemon,  avo  wieder  in 
dem  Namen  ein  Ereigniss  personificirt  ist. 

Auch  das  Wort  Abadir  hat  seine  Bedeutung  und  lässt  sich 
in  dem  Sagenkreis  des  Saturnus  leicht  seine  Stelle  anweisen;  aöa- 
dir  erscheint  als  eine  Zusammensetzung  von  ab  der  Sohn  und 
adyr  wegsenden.  Im  Hebräischen  1Z)X  im  Kai  verlieren  und  im 
Piel  ausrotten. 


—     125     — 

Adonis,  ein  phönizischer  und  ägyptischer  Gott ,  für  die  Grie- 
chen der  Grund  zu  vielerlei  mythologischen  Ideen,  stimmt  mit  dem 
Hebräischen  ]1X,  der  Herr,  überein,  und  ist  auch  dem  Welsh 
nicht  fremd ;  denn  adon  heisst  der  Herr.  Hei  den  Lakoniern  hatte 
nach  Hesychius  der  Gott  den  Namen  xt^ü-  oder  xi'^k,  sei  es  nun, 
dass  hierin  eine  Uebersetzung  des  phönizischen  Adon  zu  suchen 
ist,  oder  ein  Beiwort  von  dem  vvelshen  Stamme  cir  die  Güte,  ci- 
riaw  lieben ,  welches  ganz  im  Geist  der  Mythe  liegt.  Ihr  zufolge 
hatten  ihn  Aphrodite  und  Persephone  geliebt,  sich  seinetwegen 
entzweit,  ihre  Ansprüche  dem  Zeus  vorgetragen  und  den  Bescheid 
erhalten ,  Adonis  solle  vier  Monate  einer  jeden  ausschliesslich 
angehören ,  und  über  den  Rest  des  Jahres  nach  eigener  Wahl  ver- 
fügen.    Er  weihte  ihn  der  Aphrodite. 

Ist  diese  Bezeichnung  der  freudigen  Zeit  angemessen,  in  \\  el- 
cher er  auf  der  Oberwelt  in  der  Umgebung  der  Liebesgöttin  m  eilt, 
sopasst  die  zweite  ////^«cCanch  der  Name  der  phönizischen  und  kari- 
schen  Trauerflöte)  auf  ihn,  wenn  er  in  der  Unterw  elt  weilen  mussto 
und  Gegenstand  der  Klage  und  Trauer  geworden  war.  Das  AVelshe 
ywyneg  heisst  der  Schmerz,  Stich,  Krampf,  (jirynegiad  ein  stechen- 
der Schmerz,  gwynegu  ächzen. 

Der  phönizische,  ägyptische  und  griechische  Adonis  gehört 
nach  der  Verbindung  mit  der  Proserpina  und  Aphrodite  einem 
Lichtdienste  an.  Er  hatte  sich  unter  anderen  Namen  auch  im 
Norden  ausgebreitet,  denn  der  Gott  Hu  ist  der  Herr  über  Alles; 
sein  Weg  ist  Licht,  sein  Wagen  ein  Theil  des  hellen  Sonnen- 
scheins, er  ist  die  Sonnenkraft,  der  Löwe  des  längsten  Weges, 
stirbt,  wird  auf  Mona  begraben,  ist  dann  der  Aeddon,  der  grosse 
Todtenrichter,  ist  auch  der  Spender  des  Guten  durch  sein  Wirken 
unter  der  Erde,  ist  der  Mann  des  Pfluges,  schneidet  und  wird  ge- 
schnitten und  ersteht  wieder  von  den  Todten.  Man  vergl.  die 
Myth.  von  Davies.  Zwei  Drittel  des  Jahres  wirkt  er  wie  Adonis 
auf  der  Erde ,  den  Rest ,  nämlich  den  Winter  ist  er  für  sie  todt, 
und  lebt  dann  in  der  Unterwelt.  Wie  Adonis,  so  wird  auch  er 
beklagt  und  sein  Wiedererscheinen  freudig  begrüsst. 

Dadurch  unterscheidet  sich  aber  Hu  von  Adonis,  dass  er  der 
einzige  Gott  ist,  der  alle  Vollkommenheiten,  alle  Eigenschaften  in 
sich  begreift,  welche  in  dem  Polytheismus  der  Griechen  wie  der 
Orientalen  in  eine  Menge  von  Gottheiten  sich  personifizirten.  Es 
ist  wahrhaft  erhebend,    in   einer  so  grauen  Zeit  die   Gotteinheit 


—      126     — 

wiederzufinden,  und  zwar  im  Norden  in  ihrer  Reinheit,  und  im  Süden 
und  Osten  in  einem  Namen,  der  durch  Schicksale  und  Wanderuui^cn  der 
Völker  um  seine  Bedeutung  gebracht,  nur  noch  einen  Theil  statt  des 
(lanzen,  ein  Glied  im  reichen  Kranze  der  antiken  Gottheiten  bildet. 

Was  ich  von  Adonis  und  IIu  gesagt  habe,  findet  seine  theil- 
A\  eise  Anwendung  auch  auf  die  3  Kühe  des  Ger}  on.  Creuzer  hat 
diesen  Mythus  scharfsinnig  dahin  erklärt,  dass  der  Frühling  die 
neuen  Jahreszeiten  dem  alternden  Winter  im  Lande  der  Finster- 
niss  abgewonnen  habe.  Er  Hess  sich  dabei  durch  yiJQog  und  yiJQag 
leiten;  seine  Ansicht  erhält  eine  bessere  Begründung  und  Bestäti- 
gung durch  das  Avelshe  (/wer  und  ffwij?-  jung,  frisch,  gi'ün,  lat.  vi- 
ridis, rireo,  turesco,  virehun,  (jirer%  grün,  (jwery  hervorv^  achsen, 
pwerijd  die  frucht])are,  dunkelbraune  scln\  ärzliche  Firde  ,  der  Hu- 
nius,  (jirery^,  Mas  voll  I.ebenskiaft  ist,  die  Jugend,  (jramen  und 
'/QÜariQ  Gras,  gehören  hierher;  sie  verloren  den  \  okal  der  Stamm- 
silbe. Die  drei  Kühe  des  Geryon  sind  also  die  Symbole  der  sich 
verjüngenden,  aufsprossenden  Erde. 

Der  Volksgeist  spielte  damit,  seinen  Herakles  auch  hier  das 
Unmögliche  leisten  zu  lassen,  \\ie  in  den  übrigen  Hauptarbeiten. 

Bedeutungsvoll  für  diesen  Mythus  ist  es  ferner,  dass  Herakles 
in  die  Unterwelt  hinabsteigt,  und  lebend  daraus  hervorgeht,  dass 
er  seine  drei  Kinder,  die  ihm  Megara  geboren,  in  einem  Anfall 
von  Käserei  ciniordet.  Ausschmückungen  konnten  nicht  ausbleiben, 
und  die  Deutung  hat  ihre  Schwierigkeiten;  doch  ist  der  innere  Zu- 
sammenhang mit  obigen  Lehren  nicht  zu  verkennen.  Mi'()ara  hängt 
mit  j/iaff  ernähren  '/Aisa.mmei\;?/iPf/ilor  bedeutet  ernährt  werden,  niegyn 
der  Säugling,  niehemn  A.cv  3\\ni,  in  dem  sich  die  junge  Frucht  ansetzt. 

In  allen  diesen  3Iythen  tritt  Asien  mit  seinen  Ansprüchen  an 
die  Kultur  der  ersten  europäischen  Bevölkerung  hervor. 

Der  Name  Hercules,  Herakles  und  ein  Theil  der  an  ihn  ge- 
knüpften Sagen  hat  sich  ausgebildet,  als  das  Volk  noch  im  Be- 
wusstsein  seiner  Sprache  war;  denn  das  w.  her  heisst  der  Kampf, 
herc  ergreifen,  fortstossen,  hercean  schnell  ergreifen,  hercu  rei- 
chen, fangen,  hergwd  der  Stoss  u.  s.  w. 

Was  thut  nun  Hercules?  er  bekämpft  den  nemäischen Löwen, 
bei  Cleonao,  die  lernäische  Hydia,  fängt  den  erymantischen  Eber, 
er  fängt  und  tödtet  die  ehcrnfüssige  Hirschkuh  auf  dem  Menalus, 
er  vertreibt  die  stymphalischen  Vögel,  er  fängt  den  Stier  auf 
Creta   und   bringt   ihn    gebunden   dem  Eurysthenes,    er   holt    die 


—     127     - 

drei  Rinder  des  dreiköpfigen  Geryon  in  Iberien,  er  holt  die  Aepfel 
in  den  Gärten  der  Hesperiden.  Der  Name  Hercules  und  Herakles 
ist  höchst  bezeichnend  und  gestattet  \\ohl  sciiwerlicl»  in  seinen 
Sagen  eine  andere  Deutung,  als  die  Darlegung  pliysisclier  Kraft 
und  Schnelligkeit,  welche  der  Voliisgeist  ebenso  sehr  liebte  als 
die  anderen  Schöpfungen,  die  Giganten,  Titanen  u.  s.  f. 

Charon,  der  Sohn  des  Erebos  und  der  Nacht,  XuQcoy,  ist  dem 
Sinne  seiner  Wurzel  nach  dem  Welsh  nicht  fremd;  Cfir  bedeutet 
ein  Reff,  die  Raufe,  fahren,  bringen,  yj'>i>tii'  sich  bewegen,  curro, 
in  einem  alten  Fragment  auf  Karl  den  Grossen  karren^  der  Kar- 
ren, lat.  cnrrns  ^  fi-anz.  chai' ^  wallach.  kera^  alban.  liier re ,  dän. 
kiore^  franz.  charier  fahren. 

Die  Chaldäer  hatten  den  siebenten  Tag  dem  Phaenoii  {'imi- 
rovTi)  geheiligt.  Die  Griechen  nannten  diesen  Gott  Chronos^  die 
Zeit,  die  Oiphiker  kannten  einen  Plianes  oder  Plienes^  den  E\Ni- 
gen.  Im  Welsh  ist  fen.  das,  was  lliesst,  die  Luft.  Die  Beziehung 
liegt  nahe.  Feuestra,  was  die  Luft  zulässt  oder  abhält,  das  Luft- 
loch, findet  sich  nicht  im  Griechischen,  wo  es  OvoU,  ((unuyMyöq 
und  cfO)aTi]()  heisst;  im  w.  fcnesh\  corn.  beisdar  veraltet  fe/iester, 
arm.  preuesl,  ir.  veraltet  sIuHneosfir.  Das  letzte  Wort  vermittelt 
das  deutsche  scheinen  und  ifuUu. 

Unter  den  Cabiren  wird  auch  als  der  achte,  Esmun,  der  Heil- 
gott,  Aesculapius  genannt.  Er  wurde  in  Phönizien,  M'ie  in  Car- 
thago,  in  Epidaurus  und  Samothracc  verehrt.  Sein  Dienst  erhielt 
eine  Mcite  ^  erbieitung  im  nördlichen  Afjika.  Du  Welsh  heisst 
esmwylh  sanft,  ruhig,  angenehm,  esnurijthatv  besänftigen,  beruhi- 
gen, lindern,  vei'ringern,  trösten,  uiul  ist  zusammengesetzt  aus  es^ 
welches  sich  im  Sinne  von  Zertheilen,  Auseinandergehen,  Trennen 
selbstständig,  und  in  mancherlei  Zusammensetzungen  findet,  und 
mwyth  sanft,  weich,  zart.  Die  erste  Silbe  in  Acsculap  ist  somit  eine 
höchst  bezeichnende;  indem  sie  den  Stand  der  Arzneikunde  andeutet, 
welche  durch  den  Gebrauch  äusserer  Mittel  linderte,  zerlheilte. 

Bei  den  Phöniziern  hiess  der  Heilgott  auch  Poeon;  im  Welsh 
ist  p()e)i  der  Schmerz,  die  Seelenangst,  der  Todeskampf,  die  Strafe, 
poeni  schmerzen,  Schmerz  erregen,  poenns  elend,  mühevoll,  poemi' 
Süw  mühevoll  machen,  lat.  poenitet  vom  Seeionschmerz,  poena 
die  Strafe,  noivi],  was  sonach  nicht  von  giöro?  abgeleitet  und 
als  Sühne  für  die  Blutschuld  betrachtet  zu  werden  braucht,  noi- 
vä^bi  rächen,  noivtjXuTÜo  von  den  Furien  geplagt  Averden  u.  a.     Die 


—     128     — 

Reue  hat  der  Grieche  in  funxyvoiu  anders  gefasst.  Unter  den 
Söhnen  des  Aesculap  wird  Podalyrios  genannt;  nllwif  heisst  ent- 
leeren, eine  seiner  Töchter  ist  Panace,  w.  pari  alles,  durchdrin- 
gend, und  a%  der  Impuls,  die  Thätigkeit. 

Ich  habe  vorher  erwähnt,  dass  Aesculap  zu  den  Cahiren  ge- 
rechnet worden  sei.  Diese  sind  im  Allgemeinen  Schutzgottheiten, 
Horte,  und  ihre  Bilder  waren  in  Zwerggestalten  auf  den  phöni- 
zischen  Schiffen  angebracht;  die  Griechen  nannten  sie  ttmt^/xo/ 
Patüken.  Im  w,  bedeutet  pathawr  den,  der  für  etwas  Sorge 
trägt,  von  tawi\  die  Bedeckung,  der  Schutz. 

Zu  diesen  Patäken  gehört  auch  der  Tischgott  Herakles,  als 
solcher  bei  den  Aegyptern  Gigon  genannt  (siehe  liyioy  bei  Hesi- 
chius).  Zu  den  Erklärungen,  welche  dies  Wort  erfahren  hat,  füge 
ich  noch  eine ,  die  dem  Welsh  entlehnt  ist ;  ci<j  heisst  das 
Fleisch,  c/jr/rt/^r?  fleischig  werden,  w  ohlgenährt  sein,  a^«/,  wer  Fleisch 
isst,  nach  Fleisch  jagt,  cigai%  fleischartig,  cigawg  fleischig.  Davon 
kömmt  cibus  die  Speise  und  nicht  umgekehrt,  denn  cib  flndet  sich 
gleichfalls  im  Welsh,  heisst  aber  die  Schale  einer  Frucht,  das  Gefäss. 

Kleine  Zwerggestalten  nannten  die  Griechen  Pygmäen  Jinyuuloq 
wird  gewöhnlich  von  711///;]  die  Faust  abgeleitet;  im  Welsh  hat^rt^die 
Bedeutung  von  klein,  gering,  niedlich;  da'ngenoth  vm;  i,  das  ist  mein 
kleines  liebes  Mädchen,  so  wie  imVolksleben  jetzt  noch  ein  „dicker 
Baches''  einen  lieben  kleinen  Jungen  bedeutet  und  Bakes  grade 
das  Gegentheil  ausdrückt;  hycan  klein,  bycanu  verkleinern.  Be- 
denkt man  nun,  dass  auch  die  Daktylen  und  die  Kureten  in  sol- 
chen kleinen  Gestalten  vorgestellt  wurden,  dass  KovQtjifg  nicht  mit 
Strabo  von  xovqu  *)  das  Abschneiden  der  Haare  abzuleiten  ist, 
sondern  mit  dem  w.  coren  der  Zwerg,  cot  es  die  ZAvergin,  cor, 
coraiQ  der  Zwerg,  dem  Deutschen  kurz,  bei  Kero  sciirc ^  Otfried 
churc  und  Av//7,  Notker  churz,  dän.  u.  schw.  kort,  engl,  s/ior/, 
franz.  veraltet  cors,  jetzt  court^  lat.  curlis^  wallach.  skurtu^ 
alban.  isskiirlar,  pers.  chord  und  churd  zusammenhängt,  dass  hyg 
als  Wurzel  für  das  Wort  Pygmäen  angenommen  werden  kann,  so 
darf  man  den  Einfluss  keltischer  Religionsgebräuche  im  griechi- 
schen Leben  nicht  beanstanden. 

Die  Cabiren  sind  der  ägyptischen  Symbolik  entlehnt ;  sie  wur- 


*)  Auch  m]^vq  oder  Tir\x^'i  die  Eile,  hat  man   bei   der  Erklärung   dieses 
Namens  geltend  gemacht. 


—     129     — 

den  von  den  Pelasgern  für  grosse  Gottheiten  gehalten  und  ■&so'i 
HsyäXoi  genannt;  in  den  Auguralbüchern  der  Römer  heissen  sie 
dii  potes  (Varro  de  L.  L.  IV.).  Deshalb  brachten  einige  Gelehrten 
diesen  Namen  mit  nn'DD  die  mächtigen  zusammen.  Im  Welsh 
findet  man  pybyr^  welches  stark,  tapfer,  mächtig  bedeutet, 

Dass  p  und  k  gewechselt  werden  konnten,  ergibt  sich  leicht, 
wenn  man  bedenkt ,  dass  w .  pa ,  was ,  im  Irisch,  ka  heisst ,  pen 
und  kean  der  Kopf,  plyv  und  klyv  die  Federn^  plant  und  klaut 
die  Kinder,  preti  und  krau  der  Baum,  das  griechische  nwg  und 
xcü?,  onoaog  und  0x600$,  jecur  und  t/ttk^,  ttot?  und  xort  u.  a.  Noch 
jetzt  zeigt  sich  dieser  dialektische  Unterschied  in  den  Sprachen 
von  Wales  und  Irland;  Ostern  heisst  w.  pask^  ir.  kasg,  Pfingsten 
w,  pencas^  ir.  kifikis,  wer  w.  pwy,  ir.  kia ;  fünf  w.  pymp,  näfins, 
der  Ofen   ir.  kuig,  w.  pair,  ir.  kuir  und  coir  etc. 

Man  hat  unter  den  Cabiren  auch  Planetengötter  sich  gedacht; 
diese  Ansicht  Avird  dadurch  sehr  unterstützt,  dass  sie  auch  die  Söhne 
des  Sydyk  (Sidik)  genannt  werden ,  denn  dieser  Name  bezieht 
sich  auf  den  Thierkreis,  sobald  man  das  Welsh  bei  der  Erklärung 
zu  Grunde  legt,  Sid  heisst  rund,  sidell,  die  Welle  am  Rad,  */- 
dera,  was  sich  rund  bewegt,  ringelt,  sidi  der  Umschwungskreis, 
Zodiak  (caer  sidi).  Das  lat.  sidas  hat  also  den  Namen  von  der 
ringförmigen  Bewegung. 

Zonaras  spricht  in  seinem  Lexicon  von  einem  bösen  Geiste 
Sintes,  2lvtrjg  oder  2irrig ,  welcher  im  Wasser  hause  und  dort 
lauere.  Diesen  Namen  führten  die  Lemnier  und  die  Priester.  Er 
lässt  sich  nur  aus  dem  Welsh  erklären,  wo  si?i  die  Aussenseite, 
Oberfläche,  siuid  der  Schaum  bedeutet;  also  ganz  ähnlich  dem 
griechischen  \4(f>Qo8lji]  von  onpqog  der  Schaum. 

Bei  den  Aegyptern  war  einer  der  Naturgötter  Canobus,  wel- 
cher gewöhnlich  als  Nilkrug  mit  einem  Menschenkopfe  darge- 
stellt wird,  also  eine  Kruggottheit;  aus  dem  bauchichen  Kruge 
entstand  der  Gott  Silen.     Im  Welsh  heisst  caut  rund,    der   Kreis, 

Ein  solcher  Krug  hiess  auch  eine  diota^  dkotri;  man  leitet  dies 
Wort  von  ovg  ab  und  versteht  darunter  ein  zweiohriges,  gehenkeltes 
Gefäss;  im  Welsh  bedeutet  diota  fröhlich  zechen,  diotag  lustige 
Zecher,  diotai  der  halb  betrunken,  lustig  ist;  der  Stamm  davon 
ist  diawd  das  Trinken. 

Der  Wortlaut  wie  der  Begriif  setzt  auch  den  Gott   Dionysus 
mit  jenem  welshen  Stamme   in  Verbindung.     Dionysos  ist   Tisch- 
Keltische  Studien.  I.  9 


-      130     — 

gott ;  er  ist  der  gute,  welcher  die  Becher  füllt,  und  stimmt  in 
dieser  Hinsicht  mit  dem  bereits  genannten  Gigon  überein ,  der  in- 
dess  die  Bedeutung,  der  lustige  Scherzredner,  dem  Sinne  seines 
Namens  ungetreu,  vom  Dionysus  entlehnt  haben  musste.  Wir 
stehen  hier  wieder  auf  samothrakischem  Gebiet  in  dem  uralten 
Kabirendienste  und  der  innigsten  Berührung  mit  dem  Orient.  Nach 
und  nach  wurde  dieser  Gott  7ro/.rw)o/<oc,  und  die  Sagen  mischten 
und  kreuzten  sich.  Ueber  den  lisprung  des  Namens  hat  man  im 
Alterthum  schon  verschieden  gedacht.  Moser  zn  Nonni  Dionys. 
p.  201  und  Creuzer  in  seiner  Symbolik  haben  die  Ansichten  zu- 
sammengestellt und  besprochen. 

Zu  den  Daktylen ,  Korybanton .  Kureten  und  Teichinen  gehö- 
ren auch  die  xoßakoi,  Kobolde ,  \\  eichen  gleichfalls  der  Begriff 
des  Zaubers  zu  Grunde  lag;  cöä  heisst  im  Welsh  der  Daumen. 
Im  mittl.  Latein  heisst  cobaJiis  der  Possenreisser,  und  damit 
hängt  das  altfranz.  gäbe  lustig,  und  {lobau  die  Freude,  zusammen. 

Nach  dem  Oriente  weist  auch  der  Dienst  der  Cybele.  Nach 
den  Zeugnissen  der  Alten  entstand  er  unter  den  Phrygiern,  welche 
sich  das  erste  Volk,  der  Zeit  nach,  nannten.  Diese  Religion  fand 
in  Asien  einen  grossen  Anhang  und  verbreitete  sich  zeitig  unter 
den  Griechen.  Die  Bedeutung  ihres  Namens  erklärt  das  alte,  M^elshe 
Wurzelwort  cybu  oder  cyvu  vereinigen,  welches  sich  in  Ivv  oder 
avv  und  con^  cum  erhielt.  Die  Cybele  ist  somit  die  Göttin,  welche 
die  Menschen  einigte  und  ihre  Veredlung  möglich  machte.  Denkt 
man  daran,  dass  sie  den  Dienst  der  grossen  Muttor  stiftete,  dass 
sie  selbst  in  sich  so  mannigfaltige  Symbole  vereinigte ,  und  ge- 
wissermassen  eine  Gotteinheit  wurde,  wie  Hu,  so  sieht  man,  dass 
das  Alterthum  ihrem  Namen  auch  noch  einen  tiefern  Sinn  unter- 
breitete. 

Das  W^ort  cymi  tritt  in  den  eigenthümlichsten  Verbindungen 
auf.  Cyvun  heisst  vereinigt,  cyvundeb  die  Einigkeit,  cyvyl  nahe, 
der  Zusammenhang,  cyvys  Qcibus^  das  gemeinsame  Mahl,  von 
cy,  mit,  und  ys,  essen  u.  a.  m. 

Der  Gemahl  der  Cybele  war  nach  einem  phrygischen  Mythos 
Jasion.  Nachdem  er  unter  die  Götter  aufgenommen  worden  war, 
begaben  sich  Cybele ,  Corybas  und  Dardanus  von  Samothrake  nach 
Asien  und  stifteten  da  den  Dienst  der  grossen  Mutter.  Andere 
Angaben  bestätigen,  dass  diese  heiligen  Sagen  von  Süden  nach 
Norden  wanderten.    Bemerkenswerth  ist  dabei,   dass  Jasion  auch 


—     131     — 

als  Heilgott  bezeichnet  wird,  also  mit  ia(;.  gesund ,  verwand  ist, 
ferner,  dass  von  Dardaniis  dar.  die  heilige  Eiche,  die  Wurzel 
zu  sein  scheint,  die  mit  der  Mistel  die  Arzneistoffe  so  reich- 
lich bot. 

Auf  Lemnos  wurden  die  Kabiren  auch  ««oxTjot  genannt;  was 
man  darunter  zu  verstehen  habe,  das  deutet  das  welshe  caral^ 
die  Zange,  an;  sie  waren  also  Schmiedegötter,  Götter,  welche 
den  Metallarbeiten  vorstanden. 

Die  Mysterien  führten  viele  Fremde  nach  Samothrace  (Valer. 
Flacc.  Argon.  II.  534).  Die  Priester,  anacto  telestae^  versprachen 
denen,  welche  eingeweiht  zu  sein  wünschten,  Sicherheit  auf  dem 
Meere,  Gesundheit  u.  dgl.;  doch  musstc  sich  der  Einzuweihende 
einer  Art  Beichte  unterwerfen,  Sühnopfer  bringen  und  sich  rei- 
nigen. Dann  erst  erfolgte  die  feierliche  Lossprechung  von  der 
Schuld,  dem  Mord  und  Meineid;  von  erstcrem,  wenn  er  nicht  im 
Tempel  verübt  wurde.  Der  Name  der  Priester  ist  sehr  ge- 
wählt; denn  aniu^  heisst  das  llinderniss,  und  tellwez  der  Nach- 
lass  ,  Schuldlosigl<eit  von  teil;  sie  sind  also  die,  welche  die  Hin- 
dernisse beseitigen.  Die  griechische  Ableitung  von  uvai  und  T*Xaa 
gibt  keinen  entsprechenden  Hegriff. 

Auch  der  Name  Coes ,  welchen  der  Priester  führte,  dem  es 
oblag,  die  Lossprechung  zu  ertheilen  ,  ist  in  gleichem  Sinne  be- 
deutungsvoll; cogyr  heisst  nämlich  die  Nachsicht,  die  Verzeihung 
coesed  aufgehoben,  leicht  gemacht  Im  Ilehräischen  heisst  |n2 
im  Fiel  Priester  sein,  Averden,  und  Din  oder  Zi^Ti  der  Sühner,  wo- 
mit Hesychius  übereinstimmt.  Den  Novizen  umgürtete  man  mit  ei- 
ner Purpurbinde,  die  wahrscheinlich  als  Amulette  getragen  ward. 
Die  rothe  Farbe  hat  gewiss  ihren  Grund ,  sei  es  nun ,  dass  sie 
den  Todesgöttern  geheiligt  war,  oder  dass  sie  an  den  Kopf  des 
erschlagenen  Kadmilus  erinnern  sollte.  Was  aber  von  grösstem 
Gewichte  ist,  und  vielleicht  zu  weiterer  Forschung  veranlasst? 
das  ist  der  Umstand,  dass  obiges  cogyr ^  co(;ru  verzeihen,  einer- 
lei Stammes  ist  mit  coc  roth,  die  Röthe,  co(jl  röthen,  erröthen, 
sich  schämen. 

Bei  den  samothraki sehen  wie  bei  den  bacchischen  Festen  w  ar 
es  Sitte,  sich  mit  Kränzen  zu  schmücken  und  Zweige  zu  tragen. 
Daher  erhielt  der  Gott  den  Namen  Bacchus,  denn  hagad  heisst 
das,  was  rund  gebogen,  der  Büschel,   die  Traube,  Beere,   daher 

9* 


—     132     — 

hacca,  y.öy.aoQ]  bucu  ist  binden,  ringeln.  Dass  ßuy.xog  den  Kranz 
bedeute,  bemerkte  schon  Nikander.  Die  Sikyonier  nannten  nach 
Philetas  beim  Athenäus  einen  Strauss   itixx«- 

In  der  Kabirenlehre  steht  Axieros  als  Einheit  und  Quelle  der 
Götter  und  Welt  oben  an.  Ob  der  Name  sich  richtig  erhalten 
habe,  oder  ob  um  der  Deutung  willen  eine  Aenderung  versucht 
worden  sei,  bleibt  dahingestellt;  im  Welsh  heisst  der  Herr  azion, 
also  nicht  sehr  verschieden  von  adon.,  welcher  als  Adonis  manche 
Cebereinstimmung  mit  dem  Axieros  hat.  Es  scheint,  dass  er  Ge- 
genstand der  reinen  Lehre  war,  \\ eiche  den  Eingeweihten  vorge- 
tragen wurde. 

Die  Samothrakische  Religion  hatte  sich  nach  Diodor  IV.  56 
weit  nach  Westen  ins  Land  der  Kelten  verbreitet;  er  hätte  sagen 
sollen,  daselbst  cihaltcn. 

Die   Agricultiirgottlicitcn. 

Wie  die  Erscheinungen  der  Natur ,  die  Betrachtungen  des 
Menschen  über  sein  Verhältniss  zur  Gottheit ,  die  Künste  sich  in 
der  ältesten  Zeit  personifizirten  und  in  ihren  Namen  bedeutsam  den 
Einfluss  hervortreten  lassen ,  welche  die  Sprache  und  Kultur  der 
Kelten  auf  die  andern  Völker  üben  mussle,  so  zeigt  sich  das 
ebenfalls  an  den  Personifikationen  des  Ackerbaues. 

Sie  sind  Kratos,  die  Stärke,  Phronia,  das  Nachdenken,  die 
Einsicht,  Jasion  ,  die  Demeter,  Plutos,  der  lleichthum,  der  Her- 
mes Chthonios,  oder  Trophonios,  die  Aloiden  und  Molioniden. 

Zuerst  tritt  uns  /c^wtos-,  die  Stärke,  entgegen,  welche  der 
Ackerbau  verlangt.  In  x^juTog  liegt  der  Natur  der  Sache  nach 
mehr  der  Begrift"  der  Anstrengung;  das  geht  auch  aus  dem  w^ 
cra  hervor,  das,  was  Hitze  macht,  trocknet,  die  Erde  mit  trock- 
ner  Rinde  überzieht,  crad  die  Hitze,  Lebhaftigkeit^  Anstrengung, 
Stärke 

Zur  Anstrengung  des  Menschen  kömmt  der  'luomv^  die  bele- 
bende Wärme,  der  Liebling  der  Demeter ,  welcher  mit  den  feuer- 
sprühenden Stieren  des  Vulkan  das  Land  pflügt,  Apoll.  Argon. 
in.  404  (von  ids,  was  durchdringt,  die  Hitze,  iasti  Hitze  ge- 
ben), und  die  Demeter,  die  Mutter  der  Wohlthat,  der  Güter 
(r/rt  das  Erzeugniss,  der  Besitz,  Wohlstand,  also  bei  Hirtenvöl- 
kern das  Vieh,  die  Herde.) 


-     133     — 

Aus  der  Vermählung  des  Jasion  mit  der  Demeter  geht  der 
Plutos,  der  Reichthum,  hervor,  d.  h.  wenn  der  Mensch  Thätigkeit 
und  Einsicht  bei  dem  Ackerbau  entwickelt  und  die  Sonnenwärme 
mit  der  Erde  sich  verbindet,  oder  das  Wachsthum  fördert,  dann 
gewinnt  er  reichen  Segen.  Mit  Hülfe  des  Hermes  Chthonios  oder 
Trophonios  baut  er  sich  seine  Hütte,  klebt  an  der  Scholle,  und 
tritt  in  den  Stufengang  der  Kultur  ein,  welche  der  Ackerbau 
durch  den  festen  Wohnsitz  vermittelt. 

In  Betreff  des  Hermes  Chthonios  ist  zu  merken: 

Die  Erde  heisst  sowohl  tga ,  als  j^ö^oj»';  letzteres  bezeichnet 
mehr  das  Innere  derselben ,  das  erstere ,  mehr  veraltet ,  ist  das 
anbaufähige,  pflügbare  Land  von  ar  das  gepflügte  Land,  urbai". 

Diese   welshe   Stammsilbe   liegt    den   Worten    u()ovr,    agorog, 

UQOVQOi,   uüoiog,   UQOTfJOV,   EQ^i]q,    ICfjylvog,   fU'VUU)^   ÜVO^    aratVUlH  y     to- 
yor,  inyä^onai,  Arbeit  und  urbar ,  zu  Grunde. 

In  igix&oviog,  dem  Epithet  des  Hermes,  des  Nährers,  oder 
jQocpwviog,  sind  beide  Worte,  tua  und  x&(>)7>,  gerade  so  zusammen- 
gesetzt, wie  Xvxocpiog  und  cadlecamp. 

TQOfpMwog  heisst  der  Gott  nach  der  bestehenden  Meinung,  Aveil 
er  den  Menschen  die  Nahrung,  rgorpi],  spendet.  Aber  das  that  ja 
die  Demeter! 

Trophonius  und  sein  Bruder  Agamedes ,  der  sehr  Kluge, 
haben  sich  auch  Ruhm  erworben  als  Baumeister ;  einen  Tem- 
pel bauten  sie  dem  Apollo  zu  Delphi  und  eine  Schatzkammer 
dem  Könige  Hyrieus.  Sehen  wir  uns  jetzt  in  dem  Welsh  um,  so 
finden  wir  trev  die  Wohnung,  dielleimath,  der  Weiler,  die  Stadt 
trevad  die  AVohnung,  trevan  ein  kleiner  Weiler.  Der  Tropho- 
nius ist  somit  der  Gott,  welcher  die  Wohnungen  gründete,  das 
erste  Asyl  der  Menschenrechte,  das  mit  dem  Ackerbau  unzer- 
trennbar verknüpft  ist.  Ich  erinnere  im  Vorbeigehen  an  die  Stadt 
Trier  (Treviri). 

Dass  Trophonius,  nachdem  er  eines  Betruges  wegen  eine 
Beute  des  Abgrundes  geworden  war,  als  ewige  Stimme,  als  Her- 
mes cklhonius^  aus  der  Tiefe  rief,  das  zeigt  wieder,  dass  Er- 
klärungsversuche an  ähnliche  Klänge  angelehnt,  die  Mythen  er- 
weiterten und  verwirrten.  Wo  er  einerlei  ist  mit  dem  Hades,  da 
ist  er  die  Wohnung  in  der  Unterwelt. 

Dass  der  Name  Hyrieus  wohl  eine  hierher  passende  Bedeu- 
tung haben  dürfte,  verrauthete  Creuzer,  indem  er  von  v^iov,  vqiov,  der 


—     134     - 

Bienenstock,  bei  Hesyclüus  vQUixo^ioi;,  der  das  Wachs  herausschnei- 
det, ausgeliend,  weiter  schloss.  In  ihrer  Richtigkeit  wird  diese 
Hypothese  duich  das  Mclshe  cwyr  Wachs  icera^  civyrav  mit 
Wachs  überziehen,  cwxjren  ein  Wachskuchen  u.  ra.  bestätigt;  cw 
ist  durch  den  spiritus  asper  ersetzt. 

Wenn  die  Persephono  unter  die  Agrikulturgötter  gezählt  wird, 
so  liegt  das  Recht  dafür  in  der  Diclitung  des  Alterthums  und  in 
der  Erklärung ,  welche  ich  Seite  113  flg.  gegeben  habe;  allein 
sie  passt  dann  nicht  wohl  zu  einem  Mythus,  der  nur  die  äussern 
\  erhältnisse  personifizirt.  Die  Arbeit ,  die  Anstrengung  des  Men- 
schen, die  durchdringende  Wärme,  das  Erträgniss,  der  Bau  der 
Wohnung,  die  Bienenzucht  sind  vertreten,  noch  aber  nicht  der 
Viehstand,  die  Viehzucht,  das  Ackergeräth  und  die  Furche,  welche 
das  Eigenthum  scheidet. 

Untersuchen  wir  nach  dem  W.  den  Namen  Persephone  iu 
Bezug  auf  seine  Zusammenstellung  mit  den  angegebenen  Gotthei- 
ten ,  so  heisst  per  was  cinschliesst ,  perc  ein  umschlossener  Platz, 
Pferch,  Avohl  die  älteste  Art  des  Stalles.  Sav  ist  der  Stand,  sa- 
vaelh  still  stehen,  ruhen,  savti  stehen,  ständig  werden.  Darf  das 
Welsh  den  Schlüssel  zur  Erklärung  gel)en,  dann  ist  sie  nicht 
schwer  und  in  Harmonie  mit  dem  l  ebrigen. 

Per  bedeutet  aber  auch  den  Spaten,  safwn  den  Schaft,  per 
ausserdem  die  süsse  Frucht,  die  Birne,  gemein  deutsch  Beei-, 
und  die  Andeutung  zum  Mythus  ist  gegeben,  dass  durch  den  Ge- 
nuss  einer  süssen  Frucht  in  den  Gefilden  Elisiums  Proserpina  an 
die  Seite  ihres  Gatten  in  der  Unterwelt  gebannt  blieb.  Andere 
Sagen  spielen  hier  ein. 

Ein  anderer  Gott  ist  Orion;  unter  ihm  versteht  man  ursprüng- 
lich nicht  jenen  Stern ,  der  in  den  Solstitien  die  Stürme  herbei- 
führt, vielmehr  die  Grenze  nach  Raum  und  Zeit  vom  w.  or, 
orQ.  Dieses  Wort  hat  sich  ja  auch  im  Griechischen  erhalten 
in  oQog,  die  Grenze,  deminut.  oqiov^  ö^toc,  was  zur  Grenze  gehört, 
o^/^o),  oQicffiu,  ö^i^Mv  der  Horizont,  endlich  die  Begrenzung  der  Zeit 
in  den  Hören,  /tora  und  Uhr. 

Vom  Grenzgott  Orion  stammen  zwei  Jungfrauen  ab,  die  Me- 
tioche  und  Menippe. 

Die  Metioche  bezeichnet  die  Reife,  die  Aernte,  und  das  Aus- 
dreschen auf  freiem  Felde  vermittelst  des  Tretens,  Trampeins; 
denn  t}ied  heisst,  was  voll,  vollendet,  reif  ist,  ?nededig,  was  man 


-     135     — 

gerauft,  geärntet  hat,  medi  ärntex^,  die  Aernte,  fuedkfd  die  Aevnte, 
;«<?r/?//-  der,  welcher  einärntot,  unser  Mäher ,  zugleich  geschickt, 
erfahren,  fähig,  med/i/z-,  der,  welcher  das  Rechte  trifft,  mat/i, 
was  flach  ausgebreitet  ist,  malhrav  das  Ausbreiten  und  Nieder- 
trampeln, malhru  austreten,  inathyr  ausbreiten  und  austreten. 

Die  zweite  Personifikation ,  welche  als  Tochter  des  Orion  an- 
gegeben wird,  ist  die  Menippe.  Nach  dem  welshen  mm  der 
Karren,  mene  auf  einen  Wagen  laden,  in  einem  Wagen  fortbrin- 
gen, ist  hier  die  Weise  dargestellt,  wie  das  Getreide  heimge- 
bracht wird. 

Der  zweite  Theil  des  Namens  Ippe.  ergibt  sich  aus  iVr/rot;,  oder 
aus  dessen  Wurzel  ib^  was  vorwärts  rennt,  «>,  was  fortgestos- 
sen,  if,  was  mit  Gewalt  fortgestossen  wird. 

Die  Aeolier  nannten  die  Metioche  und  Menippe  die  Coronidi- 
schen  Jungfrauen  In  einem  alten  welshen  Manuskript  Averden  die 
Ansiedler  aufgezählt,  welclie  sich  in  Britannien  niederliessen. 
Sieben  Kolonien  sind  genannt,  Avorunter  die  ("oraniaid  die  er- 
sten Avaren.  Die  Namen  dieser  Kolonien  beziehen  sich  zum  Theil 
auf  die  Entwilderung  der  Sitten.  Mögliclier  Weise  könnten  die 
Coronidischen  Jungfrauen  mit  der  Wurzel  dieser  Benennung  zu- 
sammen hängen.  Sie  heissen  indessen  auch  die  'eoiowIoi  und  d-iol 
X&övioi\  das  gibt  Aufschluss.  Denn  ar  heisst  die  Erde,  das  Acker- 
land ,  urbar  u.  s.  w.,  also  die  Coronidischen  Jungfrauen  oder  die 
'Eohovriot,  gehören  dem  Ackerbau  an.  Um  auch  die  Worte  cor  der 
ZAverg ,  Avie  bei  den  Daktylen ,  coroni  krönen ,  coronedUj  be- 
kränzt mit,  in  den  Vergleich  ziehen  zu  können,  dafür  fehlt  mir 
der  Anhaltspunkt  bei  den  Alten ;  aber  ich  halte  es  für  meine 
Pflicht,  dies  zu  erwähnen. 

Orion  mit  seinen  Töchtern  Metioche  und  Menippe  hat  sonach 
den  Sinn,  dass  mit  der  Zeit  das  Getreide  reift,  auf  dem  Felde 
ausgedroschen  und  dann  heimgefahren  Avird. 

Für  das  Ausdreschen  bildete  sich  in  den  Aloiden  eine  wei- 
tere Personifikation  im  Fortschritt  der  Zeit  aus.  Unter  ihnen 
erscheint  zuerst : 

^ÄKbiivq,  Äloeus.  Er  ist  nur  die  Personiflcation  der  Tenne, 
M>lwM,  von  balau  heraustreiben ,  herausspringen.  Der  Dreschflegel 
^önaXov,  werfen  ßüX}.(x),  springen  uUlo&uc,  ayüUsa&ai  u.  a.  sind 
gleichen  Stammes. 

Ein  Sohn  dieses  Aloeus  ist  "Jliog,   d.  h.    er    kommt  nach  ihm, 


—     136     — 

oder  nach  dem  Dreschen.  Schwerlich  wird  dies  Wort  mit  wx6g, 
die  Ohreule,  zusammenhängen,  denn  der  leitende  Gedanke  fehlt. 
Od  heisst  im  Welsh ,  was  aus  ,  heraus ,  rein ,  hell ,  sauber  ist, 
darum  auch  der  Schnee.  Otos  stellt  demnach  nur  in  einer  Perso- 
nifikation das  Säubern  der  Körner ,  die  Absonderung  von  der 
Spreu  ab,  die  Mvug  heisst,  ir.  caU/i,  caitklfaff ,  caitlisloan,  av. 
ysgion  yd;  ysgi  bedeutet  säubern,  rein  machen,  yd  das  Korn, 
daher  yta   das  Korn  sammeln. 

Diesen  Sohn  Odos  oder  Otos  zeugte  Aloeus  mit  der  Iphime- 
deia,  der  sehr  klugen,  der  Ueberlegung ,  die  allein  da  zur  Kunst 
führte,  wo  die  rohe  Kraft,  Avelche  bei  dem  Dreschen  in  Anwen- 
dung kommt,  nicht  ausreicht.  Also  das  Sieb  musste  erdacht  wer- 
den, um  das  Korn  von  der  Spreu  zu  sondern. 

Nun  der  Riese  Ephialtes,  der  Angreifer.  Als  Aloide  ist 
er  in  der  angegebenen  Bedeutung  nicht  an  seinem  Orte,  viel- 
mehr handelt  es  sich  um  das  Wenden  der  Frucht;  eva  bedeutet 
im  Welsh  etwas  in  Bewegung  setzen,  evain  rings  in  Bewegung 
setzen,  (all  dagegen  heisst  der  Haufen,  auch  Hügel  und  Klippe, 
im  Plural  elltyz  die  Haufen,  also  ep«e//^yz  oder  corrumpirt  Ephial- 
tes, das  Umwenden  der  Haufen. 

Jetzt  folgen  die  Molioniden ,  d.  h.  das  Getreide  muss  zur 
Mühle  gebracht  und  gemahlen  werden,  unter  den  hierher  gehö- 
rigen Personifikationen  wird  zuerst  genannt: 

\4nTMQ]  doch  Avas  ist  er?  Hesiod  iq-/.  v.  32  und  ander- 
wärts gibt  einen  Fingerzeig,  indem  er  8i]^i]Xfqoq  «xr?;  sagt. 
Man  leitet  mxtw^  nun  von  «/w  ab.  Darnach  würde  er  denjenigen 
bedeuten,  welcher  in  Bewegung  setzt,  vielleicht  den  Mühlstein, 
welcher  selbst  herumgetrieben,  die  Körner  in  Bewegung  setzt 
und  darum  abreibt,  oder  bricht;  insofern  kann  auch  uyw^i,  hier  in 
Betrachtung  kommen  *). 

Ag  bedeutet  im  W,  die  Oelfnung,  das  Loch;  der  obere  Stein 
bei  dem  Mahlapparate  muss  mit  einer  OefFnung  versehen  sein,  da- 
mit das  Getreide  durch  dieselbe  zwischen  die  Steine  laufen  und 
so  gemahlen  werden  kann. 

Wichtiger  ist  llag  locker,  lose,  wovon  llacau  lösen  und  lla- 


*~)'Ayvv&iq  sind  die  Steine,  womit  die  Weber  die  Faden  des  Aufzugs 
beschwerten,  um  sie  grade  zu  halten,  auch  Awj?  genannt.  Siehe  Seneca 
epist.  90,  und  Laskaris   zu  ayi-vg. 


—     137     — 

gmüd  das  Anfeuchten  und  das  damit  verbundene  Quellen,  dick 
werden.  Hiernach  müsste  angenommen  werden,  dass  man  es 
schon  sehr  frühe  verstand,  durch  das  Nässen  der  Körner  die 
Hülse  oder  Kleie  so  zu  lockern,  dass  sie  sich  vom  geschwollenen 
Kerne  beim  Mahlen  ganz  abzog.  Gegen  diese  Erklärung  darf  nicht 
eingewendet  werden,  dass  llac  mit  einem  doppelten  /  beginnt 
und  das  griechische  Wort  nicht.  Das  welshe  /  ist  mit  einem 
Kehlhauche,  der  beim  Schreiben  durch  das  zweite  /  sichtlich  an- 
gedeutet wird,  so  eigenthümlich  verbunden,  dass  es  und  sein 
Hauch'nicht  geschieden  werden  können.  Wie  cw,  gw  ^  so  ist  oft 
auch  //  in  den  griechischen  Aspiraten  im  Laufe  der  Zeiten  über- 
gegangen. So  findet  sich,  um  noch  eines  anzuführen,  im  Welsh 
lUtQ  der  Strahl,  das  Licht,  llaQar  der  Blitz,  entsprechend  dem 
griechischen  uy.xiv  der  Strahl,  der  Blitz,  das  Licht.  Im  grie- 
chischen Mxrtr  hat  sich  das  /  ganz  abgeschliffen,  in  Blitz,  bei 
Notker,  Tatian  und  Boxhorn  hlecha%cm^  plechizin,  jüekkcman^ 
schw.  blixtra  dagegen  das  gutturale  /  in  ein  labiales  umge- 
wandelt; vergleicht  man  hiermit  nun  lux  ^  biceo,  in  Krain  luzh, 
poln.  lyskanie^  böhm.  blesk  die  Gluth,  hhjskani  glänzen,  schei- 
nen, russ.  blistati  blitzen,  so  ergibt  sich  zugleich  ein  weites  Feld 
der  Sprachverwandschaft  und  des  Völkerzusammenhanges  auf  dem 
Grund  eines  schwach  veränderten  Wurzelwortes 

Nach  diesen  Andeutungen  wird  es  nicht  gewagt  erscheinen, 
wenn  man  die  welshe  AVurzel  Uuc^  locker,  lose,  auch  im  lateini- 
nischen  lacer  zerrissen ,  languesco  müde  werden ,  languor  die 
Ermattung,  laxare  erweitern,  legere  (jincoras^  //m^m  bei  Seneka 
und  Valerius  Flaccus)  die  Anker  lichten,  dem  deutschen  ,, lichten" 
selbst,  licet e  frei  stehen,  llgn  die  Hacke,  luxare  verrenken, 
im  griechischen /5i«f,  gen  ßXaxog  sorglos,  nachlässig,  in /5Aw^c.»,  ßXa- 
xEia  die  Trägheit,  nküdog  und  ttAm^c»,  Tiiaöaoöt,- nass,  schlafl", schwam- 
mig, Xuxio  zerbrechen,  ).uxm  zerreissen,  hxxs^oi:  zerfetzt,  luxog  und 
Xay.lg  der  Lappen,  der  Fetzen,  lanngo  Locke,  nlixsiv  nlöxog  flockig, 
siehe  weiter  unten,  in  Uvynlioq  schwach,  weichlich,  ohnmächlich, 
feige,  Af/oj  bei  Eurip.  und  Hippokrat.  eine  gebärende  Frau,  [udaxog 
weich,  ^ulayua  das  erweichende  Pflaster,  fiaXuxöyuoq^  was  weichen 
Boden  hat  (w.  llac  der  Flugsand),  fiala/r]  die  Malve  u.  a.  vermuthet. 

Eine  weitere  Personifikation  ist  Molione.  Nimmt  man  auf  die 
Konsonanten  Rücksicht,  so  gehört  dieser  Name  zu  y,vhi,  nvlai, 
/tvAAw,  lat.  tnolo,  mola,  mahlen,  Mehl,  w.  tualu  von    ?nal  trennen. 


—     138     — 

ausstossen,  malwr  der  Müller  u.  a.  m.,  moel  aufschütten,  häufen, 
nackt  machen ,  enthülsen ,  nioeli  nackt,  kahl  werden,  moelhwntian 
schälen ,  cntliülsen  {Jiwntum  heisst  rollen) ,  drehen ,  schütteln, 
wackeln,  hin  und  her  gehen,  moelhwnüan  auf  dem  Wasser  hin- 
und  hertreiben. 

Wenn  es  nun  heisst,  Moliono  habe  sich  mit  Poseidon  ver- 
bunden ,  so  kann  das  den  gegebenen  Worten  zufolge  nur  den 
Sinn  haben,  das  geschrotene  Getreide,  Mehl  und  Kleie  Avurde  im 
Wasser  hin  und  herrührt  und  geschüttelt,  worauf  die  Kleien  sich 
setzten  und  gesondert  werden  konnten.  Das  Mehl  wurde  hier- 
nach in  der  ältesten  Zeit,  wo  man  feine  Siebe  ebensowenig  als 
das  Beuteltuch  kannte,  durchs  Schlänmien  gewonnen;  daherkommt 
es,  dass  hlawd  ausgiessen  und  das  Mehl  bedeutet.  Nimmt  man 
hierzu  noch,  dass  Uaca  die  flüssige  Nahrung,  das  Schlämmen  heisst, 
dass  Uaca  von  llac  locker,  lose,  aufgelöst  herkommt,  so  kann 
das  homerische  i.iv}.r,cpnTov  tU(firov  (<xt/)  nichts  anders  sein,  als  das 
von  der  gemahlenen  Gerste  ausgeschlämmte  Mehl,  welches  nur 
zum  unmittelbaren  Gebiauche  bereitet  werden  konnte,  und  darum 
unvollkonnnon  war.  Iiulessen  schritt  man  mit  der  Zeit  zum  Bes- 
sern fort,  oder,  Avie  der  Mythus  sagt,  Poseidon  zeugte  mit  der 
Molioue  den  Eurytos  (/u'ocroc),  das  heisst.  man  lernte  es  durch  kurze, 
schnell  auf  einander  folgende  Stösse,  wie  man  es  auch  jetzt  beim 
Reinigen  von  Samen  macht,  die  Kleien  sehr  leicht  zu  sammeln 
und  vom  Mehl  weg  zu  bringen.  Jfer  heisst  nämlich  im  Welsh 
der  Stoss,  /terc  der  Stoss  ,  lierciad  die  durchs  Stossen  erfolgende 
Ausdehnung,  hercu  wegnehmen,  hergicd  der  Stoss,  hergyd  ein 
schneller  Stoss ,  heriad  das  Ausstossen ,  heriant  das  Schwingen, 
herianna  schwingen,  also  lauter  Handlungen,  welche  sich  auf  die 
Absonderung  des  Mehls  von  deu  Kleien  auf  dem  trocknen  Wege 
beziehen  und  demselben  die  Brauchbarkeit  für  grössere  Zeiträume 
nicht  nehmen. 

Durch  die  letztere  Behandlung  gewann  man  flockiges  Mehl 
{^cedenu  flockig  machen) ;  man  konnte  nur  einen  Mehlsack  machen 
Ccede?i  ein  zusammen  genähtes  Tuch)  und  es  aufbev^  ahren  icedivid 
der  Besitz).  Es  ist  aufiallend  in  dieser  ganzen  Darstellung,  wie 
wenig  man  zu  ändern  gewohnt  war,  um  einen  Begriff,  von  einer 
andern  Seite  betrachtet,  durch  das  Stammwort  darzustellen,  ein 
Vorzug,  den  ausser  dem  Welsh  keine  europäische,  wohl  aber  die 
alten  semitischen  Sprachen  eigen  haben. 


—     139     — 

Das  griechische  Wort,  welches  die  Vollendung  in  der  Be- 
reitung des  Mehls  darstellen  sollte,  Cteatus,  ist  verdorben. 

So  ist  also  durch  die  Namen  Kratos,  Phronia,  Jasion,  Deme- 
ter, Plutos,  Hermes  chthonius,  Erginus,  Trophonius  und  Agame- 
des,  Hyrieus,  Orion,  Aloeus,  Otus,  Ephialtes,  Actor,  Molione, 
Eurytus  und  Cteatus  der  Ackerhau  in  seiner  Mühe ,  seinen  Er- 
trägnissen und  ihrer  Verwendung  in  einer  Weise  geschildert, 
welche  fast  historisch  den  Ent^^  icklungsgang  der  Kunstfertigkei- 
ten angibt. 

Die  „Einsicht",  welche  mehrfach  in  der  Genealogie  dieser  Göt- 
ter hervortritt,  hat  neben  der  Thätigkeit  den  Fortschiitt  geschafTeu. 

Die    II  Ck'lgottlielten. 

Die  Arzneikunde  sichert  einem  \  olke  s(ets  eine  höhere  Stufe 
der  Kultur,  wenn  sie  auch  noch  nicht  auf  das  Verständniss  der 
Heilkräfte  der  Natur  und  die  Kenntniss  des  menschlichen  Köipers, 
so  wie  auf  die  Idee  des  Lebens  und  seiner  Anforderungen  zur 
möglichsten  Erhaltung  der  Gesundheit  sich  gründet,  sondern  auf 
den  unmittelbaren  Einfluss  der  Gottheit  rechnet,  Gesänge,  Räuche- 
rungen, Beschwörungen,  Zauberformeln  und  Geltete  anwendet  und 
zünftig  von  Priesterfamilien  gepflegt  wird.  Zeugniss  gibt  Aegjp- 
ten  in  manchen  Einrichtungen  und  Ei'scheinungen. 

Wenn  nun  ein  \'olk  mit  einem  andei'u  seine  medizinischen  Aus- 
drücke, Heilmittel  und  Gottheiten  in  dieser  Hinsicht  gemein  hat. 
so  darf  wohl  angenommen  \\  erden,  dass  demjenigen  der  Anspruch 
auf  höhere  Bildung  und  somit  auf  eine  gewisse  Pjiorität  in  den 
Landen,  wo  sie  mit  einander  in  Berühiung  kamen,  zustehen  müsse, 
welches  diese  Ausdrücke  zu  erklären  vermag. 

Auch  hier  tritt  in  Vergleich  mit  den  klassischen  Sprachen 
des  Alterthums ,  zunächst  mit  der  griechischen,  das  Keltische 
wieder  in  den  Vordergrund.  Die  bunten  Sagen  von  den  Heilgott- 
heiten Griechenlands  bieten  vielerlei  Punkte  dar,  in  welchen  sich 
die  Abhängigkeit  der  griechischen  Ileilkunst  von  der  keltischen 
mehr  oder  weniger  stark  ausgeprägt  hat.  Ich  werde  sie  hier 
zwanglos  mittheilen,  da  ich  kein  System  durchführen,  sondern, 
wie  bisher,  nur  Bausteine  sammeln  will,  die  ein  Anderer  mit  mehr 
Beruf  und  umfassenderen  Kenntnissen  zurichten,  vom  Unbrauchba- 
ren scheiden  und  zu  einem  wissenschaftlichen  Gebäude  zusammen- 


_     140     — 

setzen  mag,  wenn  einmal  mehr  Material  beigebracht  und  für  die 
Kritik  des  Einzelnen  der  nöthige  Ueberblick  im  Grossen  und  Gan- 
zen gewonnen  ist. 

Weiter  oben  habe  ich  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  be- 
reits von  läo/xai,  iaTVjQ,  Yu^a  gesprochen  und  nachgewiesen,  dass 
sie  sich  nur  aus  dem  Welsh  erklären  und  auf  ihre  Wurzel  zu- 
rückführen lassen;  ich  füge  noch  bei  ttxtVw,  warm  machen,  erwei- 
chen, lösen,  lindern,  heilen,  also  ganz  in  derselben  Weise  wie 
i9-£pw,  ^ff)u;rw,  &!;QuiifVbi,  al&a ,  warme  Umschläge  geben,  erwär- 
men, ferner  ^lühiy^ia  das  erweichende  Pflaster,  /.laXccyij  die  Maive, 
nach  Plin.  H.  Nat.  XX.  21  ein  erweichendes  Mittel,  von  7nf/I  aus- 
dehnen, auswerfen,  vertheilen,  hervorbringen.  Ich  sprach  von 
der  hohen  Bedeutung  der  Mistel,  von  den  Heilgöttcrn  Jasion  und 
Ilithyia,  und  Mies  gleichfalls  nach,  dass  nicht  im  Griechischen, 
sondern  im  Keltischen  für  Beide  sich  das  Wurzelwort  findet, 
welches  der  Untersuchung  den  Gang  durch  die  verschieden  ge- 
kreuzten Sagen  erleichtert.  Imgleichen  erwähnte  ich  des  Aescu- 
lap   und    Esmun.      An    letzteren    will    ich    wieder   anknüpfen. 

Creuzer  stellt  den  Esmun  auch  mit  dem  phrygischen  Attes 
zusammen ,  und  erkennt  somit  in  ihm  einen  Cabiren.  Als  Attes 
ist  er  nach  seiner  Ansicht  der  entmannte  Gott,  sonst  auch  der 
schöne  Jüngling  von  Beryth ,  welcher  durch  die  Zauberkraft  sei- 
ner Schönheit  die  Astronoe  fesselte,  aber  solchen  Gefühlen  fremd, 
ihre  Liebe  unerwiedert  liess  und  sich  selbst  entmannte,  Avofür  er 
unter  die  Götter  versetzt  ward. 

Eine  schöne  Incarnation  des  geschwächten  Sonnengottes,  ganz 
in  dem  Geiste  einer  Anschauung  der  Welt  und  des  Kreislaufes 
von  ihrem  Leben,  welche  so  manche  Sage  in  Persien,  Aegypten 
und  Griechenland  hervorgerufen  oder  fortgepflanzt  hat. 

Esmun,  sagt  Damascius  beim  Photius,  ist  die  Lebenswärme. 
Das  Leben  heisst  w.  oes,  auch  der  Kreislauf  des  Lebens,  die  Zeit, 
oesi  leben,  oesawg  alt,  oeswt\  wer  durchs  Leben  wandert  u.  a.  m. 
Leben  heisst  auch  einioes ,  com.  biii^  griech.  ßloq^  arm.  bevans^ 
ir.  heatlui^  beata^  lat.  vita^ 

Die  Wärme,  als  Quell  des  Lebens,  w.  les^  ir,  teas. 

Wie  Esmun,  so  steht  auch  Attes  mit  dem  Keltischen  in  na- 
her Berührung. 


—     141     — 

Wie  Creuzer  bemerkt,  so  nennt  ein  Grammatiker  bei  Becker: 
Anecdd.  graec.  p.  461  den  Attes  den  Diener,  noonöloq,  der  Göt- 
termutter,  welche  man  in  dem  Himmelssteine  zu  Pessinunt  ver- 
ehrte, und  der  die  feurigen  Löwen  beigesellt  w^aren. 

Im  Armorischen  heisst  malles  der  Diener,  die  Dienerin,  und 
im  Irischen  ettianach^  auch  eunuk  lat,   eumichus    der  Entmannte. 

Den  Dienst  des  schönen  Esmun  feierte  besonders  Beryt,  des- 
sen Rhemius  Palaemon  nach  Dionysius  gedenkt: 

Antiquamque    Tyron,  Beryli  el  moenia  gralae. 

Man  hat  vermuthet,  dass  in  Phoenizien  derAstronoe  und  dem 
Esmun  durch  begehrliche  Unzucht  von  Männern  und  Frauen  ge- 
huldigt wurde.  Die  Vergleichung  der  keltischen  Spiache  gibt  nur 
artre  sich  ergötzen,  und  zur  Deutung  von  Berytus  berlh  die 
Schönheit. 

Von  der  vielfach  begründeten  Ansicht  ausgehend,  dass  Es- 
mun, Aesculap  und  Telesphorus  in  mancher  Beziehung  nur  eine 
Gottheit  bilden,  welche  zu  verschiedenen  Zeiten  anders  gefasst 
und  in  diesem  Sinne  mythisch  weiter  ausgebildet  wurden,  hat 
Creuzer,  um  auf  diesen  wollüstigen  Dienst  des  Ileilgottes  zurück- 
zukommen ,  aus  Deuteron.  XXIIF.  17 :  „es  soll  keine  Hure  sein 
unter  den  Töchtern  Israel  und  kein  Hurer  unter  den  Söhnen  Israel" 
durch  die  Uebersetzung  der  Septuaginta  nachgewiesen,  dass  mit 
xt\m^,ö{iOi  die  Unzucht  von  Seiten  der  Frau  getrieben,  mit  xsAtaxo- 
liivoq  dagegen  das  wollüstige  Leben  des  Mannes  bezeichnet  wurde. 

Im  Irischen  heisst  toil  das  Verlangen,  anloil  die  Wollust,  also 
nahe  zusammenhängend  mit  lel  in  Teksaipofjog. 

Telesphorus  ist  aber  auch  einer  schönern  Deutung  fähig,  wel- 
che sicherlich  auf  den  Ursprung  seines  Namens  zurückgeht,  indess 
jene  durch  den  Missbrauch  oder  die  Verirrung  in  seinem  Kultus 
erzeugt  Avurde. 

Nach  Pausanias  VII.  23  standen  zu  Aegium  in  Achaia,  nicht 
weit  vom  alten  Tempel  der  Ilithyia,  die  Bildsäulen  des  Asklepios 
und  der  Hygiea.  Von  beiden  sah  man  nichts  als  die  Spitzen  von 
Händen  und  Füssen  und  das  Gesicht,  da  der  Gott  mit  einem 
weissen  Mantel,  die  Göttin  mit  Binden,  rekufibivtc ,  von  babyloni- 
schen Stoffen,  und  mit  dem  Haare  bedeckt  war,  welches  die  Frauen 
ihr  zu  Ehren  sich  abschnitten. 

Im  Welsh  bedeutet  teli/w  ein  Gewand,  von  tel  dicht  geschla- 


—     142     — 

gen  beim  Weben;  tellwe%  der  verhüllte  Anblick,  die  Umhüllung, 
auch  die  Straflosigkeit,  der  Nachlass  der  gesetzlichen  Strafe. 

Asklepios  heisst  sonach  Telesphoius ,  weil  seine  Bildsäule 
mit  einem  Gewand  bedeckt  war. 

Er  kam  nach  einer  Attischen  Sage  am  achten  Tage  der  Eleu- 
sinien  und  Hess  sich  dort  weihen;  darum  konnte  Jeder,  welcher 
spät  gekommen  war,  sich  noch  weihen  lassen. 

Daher  wohl  rdsr?)  das  Ende  und  die  Weihe,  auch  die  Vol- 
lendung, die  Mysterien,  tüho^  geendigt,  erfüllt,  vollendet;  oder 
ging  aus  der  Vergleichung  von  Telesphorus  mit  diesen  Worten 
nicht  wahrscheinlicher  dieser  attische  Mythus  hervor  >? 

Im  AVelsh  heisst  feli  die  Kunst,  feliaiz  kunstieich,  und  wieder 
/elltvez;  tellweztf  vergeben,  nachlassen,  in  Vergessenheit  begraben, 
>vas  in  den  Anactotelestae  noch  erkenntlich  ist,  welchen  bei  den 
Weihen  diese  religiöse  Handlung  oblag. 

Möglich,  dass  nach  dieser  samothrakischen  .Sitte  der  Sühnung 
Asklepios-Telesphoros  ein  Gewand  {telijic^  trug,  um  hinzudeuten 
auf  den  Zustand  der  Entsündigung  Qfel/wez),  die  alle  Vergehen 
mit  Vergessenheit  deckte. 

Asklepios-Telesphoros  hat  die  Jaso  zur  Tochter,  und  ist  in 
mancher  Beziehung  Jasion  ,  welchen  die  Ceres  Cabiria  liebte,  die 
Sterblichen  aber  als  den  schönen  Heilgott  von  Creta  verehrten. 

Nun  heisst  auch  telecUw  vollendet,  schön  von  Ansehen,  tele- 
diwrwyz  die  Schönheit,  die  Güte,  Lieblichkeit,  Artigkeit,  telei- 
diad  A\  as  schön  macht ,  teleidiaw  schön  machen.  Dass  man  beim 
Asklepios-Telesphoros  an  Gesundheit  und  Schönheit  gedacht  ha- 
ben könne ,  geht  aus  der  griechischen  Sprache  hervor. 

Beim  Aristophanes  Plut.  639  sagt  der  Chor : 

uvaßouao/Liai  tov  {vnuida  xai 
/tt/«  ßgorolai  (fiyyog,  AayiXrjniov. 

Dazu  der  Scholiast:  tioIIuI  8s  jiaiösc;  tov  \4axh]niov,no8uXsiQiog, 
Ma%awv,  laooj,  navüxsKt,  Tyfux ;  avUTiiTiXaaTai  8i  tu  ovo^aToi  naga  t6 
iäa&ai,  xal  napTa  uy.Ha&utj  y.al  Tic/gd  t6  vyslav  naQs^^iv-  fiinaiöa  ds 
o'iov  xaXovg  ix^v^o'  nuldag,  /;  tov  aaXnv  naWa,  .  .  .  .  rj  tov  kuXov  noi- 
TQog  ncn8a. 

Dass  dies  Avelshe  Wort  telidhc  schön,  wirklich  den  Mythus 
des  Asklepios-Telesphoros  erweiterte  oder  änderte,  das  lässt  sich 


—     143     — 

ohne  allen  Anstand  annehmen,    wenn  man   das  keltische   Element 
in  den  Namen  seiner  Nachkommenschaft  einigermassen   würdigt. 

Die  Vwao),  eine  Ileilgöttin,  stimmt  mit  lufiut  mid  dem  w.  iac, 
gesund,  überein. 

iKn'ay.sicchcdeutet  das  Allheil,  wie  Panyasis  und  die  Mistel  o//iag. 

Mu/jibiv  und  niiväxEia  hängen  mit  tl-^iouai  w.  ((ru^  ir.  ikim^ 
ik  zusammen,  und  die 

^Tyua  mit  dem  ir.  ik  das  Heihnittel,  iklm  heilen,  und  m.  la<;: 
gesund,  woher  vyiiiq. 

In  Betreu"  des  noSulüoiog  will  ich  nicht  weiter  untersuchen 
ob  sich  das  Wort  auf  po(f,  einnehmen,  und  alleiriaw ^  bespre- 
chen, umschreiben,  fiemde  Worte,  Reden,  Formehi  gebrauchen, 
zurückführen  lasse,  obwohl  in  den  Todtenbeschwörungen  des  As- 
klepios  mancherlei  Haltpunkte  liegen  und  die  t'jinoLdiu  unbestritten 
einen  grossen  Theil  der  alten  Heilkunde  bilden,  sondern  nur  auf 
die  Angabe  mich  beschränken,  dass  der  dem  Aesculap  geweihte 
Hahn  im  Welsh  Her  und  Heren  heisst. 

IJeren  bezeichnet  auch  das  so  genUirliche  lolinm^  wovon 
Plinius  XX.  25  ad  iin.  Onm  et  ipsae  fr^ufuni  pesfes  in  aliqno 
sunt  usu.  Infelix  dictum  est  a  Viryilin  lolinni.  Hoc  tarnen 
motituni^  ex  aceto  cocturn^  impositnmqne  sannt  impetigines  ^  ce- 
leriiis  quo  saepius  mutatum  est. 

Nirgends  steht  der  Arzt  grösser  da,  als  wenn  er  die  schäd- 
lichen Pflanzen,  die  Gifte,  zum  Wohle  des  Menschen  anwendet. 
Eine  weitere  Erklärung,  welche  sehr  interessant  ist,  hat  Creuzer 
zu  Cicero  de  nat.  deor.  HI.  23  p.  614  aus  einer  Stelle  des  Da- 
mascius  mscr.  beigebracht,  wonach  Telesphoros  der  Gott  genannt 
wird,  welcher  die  Heilung  vollendet;  also  wieder  eine  Erweite- 
rung der  Mythe  ,  welche  aus  Teles  durch  einen  Erklärungsversuch 
entstanden  ist. 

Die  Hygieia,  vylsiu,  die  Gesundheit,  Göttin  der  Gesundheit, 
und  somit  auch  die  Worte  vyiu'Coi,  vyialno,  vyiöo),  vynjg^  sind  einer- 
lei Stammes  mit  dem  ir.  ikej  ikeanail^  gesund.  Dieselbe  Bedeu- 
tung hatten  auch  leagha  und  leiggis^  welche  mit  dem  w.  ia^ys^ 
luofiai,  laTQog,  der  Heilgöttin  Jaso  verwand  sind.  Ihr  innerer  Zu- 
sammenhang wird  in  Folgendem  noch  deutlicher  hervortreten. 

Den  Pythagoräern  war  die  Zahl  drei  eine  heilige,  ebenso 
den  Druiden,  aus  Gründen,  welche  weiter  unten  näher  beleuchtet 
werden.    Darum  ist  das  Pentagon,  oder  der  sogenannte  Druiden- 


—     144    — 

fuss ,  ein  regelmässiges  Fünfeck,    mit  fünf  auf  seinen  Seiten  kon- 
struiiten  Dreiecken  , 


das  wir  auf  Abbildungen  der  Druiden  und  zwar  auf  ihren  Schu- 
hen so  dargestellt  finden ,  dass  in  den  fünf  einwärtsgehenden 
Winkeln  die  Buchstaben  vy  £  lu,  und  in  den  betreffenden  Win- 
kelspitzen die  Buchstaben  salus  stehen.  Diese  beiden  Worte 
sind  offenbar  erst  später  in  das  Pentagon  eingeschrieben  worden, 
aber  sie  konnten  nur  als  Erklärung  dieses  Zeichens  beigefügt  wer- 
den und  dienen  somit  als  Interpretation  des  Gedankens,  Avelcher 
dem  Pentagon  zu  Grunde  lag. 

Den  P}  thagoräern  war  es  ein  heiliges  Symbol  der  Gesundheit 
des  Leibes  und  der  Seele  und  wurde  llygieia  genannt,  wie  Lu- 
cian  pro  laps.  I.  729  tom.  III.  pag.  290  der  edit.  Bipont.  angibt. 

Creuzer  bemerkt  in  seiner  Symbolik  (1821)  IV.  541 ,  dieses 
Zeichen  des  Ordens  finde  sich  auf  Münzen  von  Pithana  in  Mysien, 
und  nach  I.  106  auch  auf  Münzen  von  Velia  in  Lucanien,  von  Nu- 
ceria,  auf  Ptolemäischcn  und  Gallischen  Münzen,  woraus  er  schliesst, 
dass  sich  die  Pythagoräischen  Lehren  zu  den  Druiden  nach  Gal- 
lien fortgepflanzt  hätten.  Hierüber  Näheres  weiter  unten.  Die 
Zahl  5  steht  in  dieser  Anschauungs-  oder  Darstellungsvveise  als 
Fünf-Dreieck  in  sich  selbst  verschlungen,  ohne  Anfang  und  Ende, 
also  vollendet  da,  und  bezeichnet  in  schöner  Art  die  Gesundheit 
des  Leibes  und  der  Seele. 

Es  ist  höchst  merkwürdig,  dass  im  Irischen  ike  gesund,  ge- 
heilt bedeutet ,  dass  cuige  fünf  heisst  und  coic  das  Geheimniss, 
die  Geheimlehre  bezeichnet,  welche  auch  die  Arzneikunde  in 
sich  schloss. 

Wir  haben  also  hier  ein  Wortgeschlecht,  welches  den  Grund 
und  das  Wesen  des  Pentagons  aufschliesst ,  wofür  sich  in  der 
Pythagoräischen  Lehre  nichts  findet;  ein  Bundeszeiclien  konnte 
nach  Westen  wandern,  aber  sein  Name  sich  in  die  Sprache  eines 
Volkes,  das  mit  den  Griechen  weder  die   Sprache  noch    die  Kul- 


—     145     — 

turstufe  gemein  hatte ,  nicht  so  verlieren ,  dass  er  da  im  Volks- 
leben Begriffe  bezeichnete,  welche  in  Griechenland,  wo  die  Ge- 
heimlehre ihre  allgemeine  Kenntniss  und  Anwendung  nicht  zuliess, 
durch  andere  Worte  dargestellt  werden  musste. 

Ich  werde  später  einige  Haltpunkte  für  die  Ansicht  anführen, 
dass  eher  umgekehrt  das  Pentagon  aus  dem  Keltenlande  nach 
Griechenland  und  Italien  gekommen  war. 

Dass  die  Worte  ike,  eilige^  coic  so  wunderbar  und  ganz  im 
Geiste  der  keltischen  Sprache  übereinstimmen,  um  dem  unerklärten 
Pentagon  seine  Deutung  zu  geben,  wird  noch  dadurch  weiter  ge- 
hoben, dass  der  Heilgott  T elesphorus ,  als  schweigender  Gott,  die 
Fingerspitzen  der  rechten  Hand  auf  dem  Munde,  abgebildet  wurde. 
Ich  verweise  zur  weiteren  Begründung  auf  Creuzer,  nach  welchem 
Richard  Mead  in  seiner  Abhandlung  „de  numis  Smyrnaeis  in  Me- 
dicorum  honorem  percussis.  Lond.  172'p"  eine  Gedächtnissmünze  auf 
einen  Arzt  Zeuxis ,  aus  der  Schule  des  Herophilus,  bekannt  ge- 
macht hat ,  welche  den  Aesculap  in  der  angedeuteten  Weise  dar- 
stellt. Auch  der  Eid  des  Hippokrates  und  die  einhüllende  Klei- 
dung des  Heilgottes  gehören  hierher. 

Apollodor  Myth.  Bibl.  III.  10.  3  sagt,  dass  Zeus  die  Arsinoe 
gezeugt  habe,  welche  in  Folge  einer  vertrauten  Zusammenkunft 
mit  Apollo  den  Asklepios  ,  Aesculap,  gebar.  Nach  Andern  sei  er 
nicht  der  Sohn  der  Arsinoe,  einer  Tochter  des  Leucippus,  son- 
dern der  Coronis ,  Tochter  des  Phlegius  in  Thessalien. 

Arsinoe  bedeutet  die  Denkende,  das  Nachsinnen  vom  w.  ar- 
sinu,  nachdenken,  betrachten,  arsyn  erstaunt,  in  sich  versunken. 
Also  der  Heilgott  Asklepius,  als  Sohn  der  Arsinoe,  erinnert 
daran,  dass  Beobachtung  und  Nachdenken  die  eigentliche  Mutter 
der  Arzneikunst  sei. 

Den  Mythen  Anderer  zufolge  gebar  Arsinoe  dem  Aesculap 
den  Machaon;  im  Gleichen  werden  Alexanor  und  Jaso  zu  seiner 
Nachkommenschaft  gezählt,  lauter  bedeutungsvolle  Namen,  welche 
zum  Theil  aus  dem  Vorausgehenden  schon  bekannt  sind. 

Machaon  findet  seine  Erklärung  in  niac  der  Schutz,  die  Si- 
cherheit. 

Die  gleiche  Bedeutung  hat  Alexanor,  wenn  aXilat  vertheidi- 
gen,  schützen,  als  Stamm  betrachtet  wird;  letzteres  erscheint 
dann  als  Uebersetzung  von  ersterem,  so  wie  die  Giganten  von 
den  Titanen. 

Keltische  Studien.  1.  10 


—     146     — 

Alexanor  wird  nach  Sonnenuntergang  als  Heros  verehrt ;  das 
gibt  einen  weiteren  Beleg  zu  der  eben  ausgesprochenen  Ansicht ; 
denn  es  lässt  sich  erklären,  warum  die  Worte  maqlnfl^  der  Son- 
nenuntergang, magludmi)  untergehen,  dunkel  werden,  maqlu- 
dawl  der  Sonnenuntergang,  maglud  verheimlichen,  maqludiaeth 
der  Zustand  des  Verborgen-,  Bedecktseins,  maqUidiant  die  Ver- 
borgenheit, mit  Machaon  der  Wurzel  nach  zusammenhängen.  Die- 
ser ist  sonach  eine  Gottheit  der  Nacht,  die  Alles  einhüllt,  schützt. 
Ich  will  die  umhüllende  Kleidung  der  Heilgötter ,  das  Schweigen 
nicht  in  Vergleich  ziehen ,  aber  der  Erwähnung  verdient  gewiss 
der  Heilschlaf  in  dem  Tempel  des  Aesculap  zu  Epidaurus,  in  wel- 
chem der  Gott  in  Träumen  dem  Kranken  die  Mittel  anzeigte  ,  die 
ihm  zur  Genesung  verhalfen.  Man  vergleiche  hierzu  Pausan.  H. 
cap,  XI,  was  in  mancher  Beziehung  interessant  ist.  Da  heisst  es 
von  Alexanor:  (falviiai  de  rov  uyäXi.iaxoq  ngooMnov  fiovov,  xal  hxqai 
X^tQfg  xal  noöig.  xal  Tyului;  8  'doTi  xaru  Tuvrov  uyrtlfin'  ovx  av  ovSe 
rovto  idoig  quÖImc,  oürw  nsgiexovaiv  avio  xo/jai  tb  yvvnLXWv,  ai  xü- 
QOVTai  jf]  Sio)  ....  7'öi  ds  AXi^avoQi  xal  Evanf^imvi,  Qxal  yacg  tov- 
TOtg  (xyalfiuTU  ioii)  toi  [.lav  wg  t]()Co'i  fuETa  ^fKiov  Svvavra  ivaylQovaiv' 
livafiigkxn'L  de  o'ig  &f(a   &vovaiv. 

Der  Euamerion  ist  im  Gegensatz  zum  Alexanor-Machaon  ent- 
standen ,  und  hilft  seine  Bedeutung  vermitteln.  Weist  schon  die 
Verwandschaft  des  Machon  oder  Alexanor-Machaon  mit  den  an- 
gefühlten Worten  auf  das  Keltische  hin ,  so  ist  es  noch  durch 
die  Sage  unterstützt,  welche  nach  Pausanias  in  derselben  Stelle 
den  Alexanor  nach  Titane  führt,  wo  der  Kult  der  Heilgötter  be- 
sonders gepflegt  wurde;  denn  Titane,  Titan  sind  keltischen  Ur- 
sprungs und  aus  dem  Griechischen  nicht  zu  erklären. 

Die  Epidaurier  nannten  den  Euamerion  auch  Akesios,  den 
Retter,  Schützer,  Heilgott,  wenn  man  der  Erklärung  das  w.  agu 
schützen,  retten,  bewahren,  und  dxsla&ai,  zu  Grunde  legt. 

Unter  dem  Namen  \'ixiaiog  verehrte  man  den  Apollo  zu  Elis, 
wie  Pa;usan.  VI.  24  berichtet ,  und  Euripides  nennt  den  Phoebus 
'AiüaroiQ,  worunter  die  Attiker  den  Arzt  verstanden,  gleich  be- 
deutungsvoll für  das  w.  agu^  als  die  Weise,  wie  die  Mythe  von 
der  Umhüllung  des  Heilgottes  durch  den  Euamerion  zum  Phoebus 
als  Sonnengott  sich  fortspann. 

Ich  könnte  hier  an  die  Acilier  der  Römer  anknüpfen,  die  sich 
leichter  mit  agu  als  mit  axioixai,  verbinden  lassen;  ich  erwähne  in- 


—     147     — 

dessen  nur,  dass  auf  der  Münze  der  Gens  Acilia  der  mit  Lorbeer 
bekränzte  Kopf  der  Salus  und  eine  weibliche  Figur,  eine  Schlange 
in  der  Rechten  haltend,  abgebildet  ist,  und  verweise  in  Betreff 
des  Weiteren  auf  Creuzer  Sym.  II.  414  folgd. ,  um  mich  noch- 
mals zu  der  Familie  des  grossen  Heilgottes  zu  wenden. 

Die  Perganicnier  nann  en  den  Euanierion  auch  Telesphorus, 
den  Gott,  der  die  Heilung  vollendet  Mit  diesem  Namen  hängt 
riXsiog,  in  der  Bedeutung  ,, vollendet,  vollkonnnen'-  zusammen  Den- 
selben Sinn  hat  das  w.  tel  vollendet,  schön,  regelmässig,  telai% 
harmonisch,  übereinstimmend.  Daran  knüpft  nun  Creuzer  II.  399: 
„Wer  ist  nun  jener  Telesphorus  der  Pergamenier  ?  Darüber  befra- 
„gen  wir  zuerst  die  Spjache.  Telesphorus  ist  vorerst  der  Ge- 
„reifte  und  der  Beifendc.  Er  ist  (\Qr  vollendende  Gott  und  der 
„vollendete  zugleich.  Das  bedarf  keiner  Beweise.  Er  ist  auch 
,,das  reifende  und  gereifte  Jahr,  die  zeitigende  Sonne  in  jedem 
„Sinne,  und  daher  auch  die  Sonne  im  Hinal)steigen.  Das  weiss 
„auch  der  Mythus  dieses  Kreises;  denn  wie  der  gereiften  Frucht 
„die  Ernte  folgt  (jov  y.aouov  Telsacpourj&ifTog  ,  xa&  loqav  iiQvyviOE. 
„Joseph.  Ant.  Jud.  I.  6.  3),  so  gab  der  Arkadier  der  zeitigen 
„Frucht  Aesculapius  die  Trygon  zur  Amme.  Oder  diese  Turtel- 
„taube  ist  die  warme  belebende  Bruttaube." 

Ich  schlage  einen  andern  Weg  ein,  um  die  Arkadische  Sage 
zu  erklären. 

Asklepios  wurde  von  der  Coionis  geboren,  als  sie  von  den 
Flammen  des  Scheiterhaufens  bereits  umgeben  war.  Apollo,  oder  nach 
einer  andern  Sage  Hermes,  rettete  ihn  und  brachte  ihn  zu  dem  Cen- 
tauren Chiron,  welcher  ihn  in  der  Arzneikunde  unterrichtete.  Chiron 
ist  ein  Sohn  des  Saturn  und  der  Phillyra.  Leir  bedeutet  im  Ir. 
die  Weisheit,  Erkenntniss,  Klarheit,  leirff  der  Verstand.  Chiron 
hängt  zusammen  mit  w.  cir  die  Güte ,  clriaw  lieben ,  Mitleid  ha- 
ben, cirwn  das  Wohlwollen,  lat.  carns  theuer  Chiron  personi- 
fizirt  also  das  Mitgefühl,  was  einem  Ileilgotte  so  wohl  eignet. 

Wieder  eine  andere  Sage  gibt  dem  Asklepios  die  Holztaube 
TQvytov  zur  Amme.  Nunheisst  aber  t/u  im  W.  elend,  trnau  das  Mitge- 
fühl ,  das  Erbarmen  ,  also  dieselbe  Bedeutung,  welche  Chiron  nach 
der  obigen  Auseinandersetzung  hat,  und  es  ist  kein  Zweifel,  dass 
die  Arkadier  nur  darum  die  Taube  wählten,  weil  kein  Wort  dem 
unverständlichen  Iruaii  oder  Iriigan  sich  näherte  als  TQvyav.  Viel- 
leicht ist  dieses  Wort  gar  erst  auf  dem  Wege   eines  Erklärungs- 

10* 


—     148     — 

Versuches  entstanden.  Immerhin  bleibt  der  nachgewiesene  Zu- 
sammenhang der  Sagen  merkwürdig  und  der  Schluss  auf  das 
Keltische  und  seine  Bildungselemente  nahe;  nicht  haltbar  dage- 
gen erscheint  die  Art  der  Folgerung  Creuzers  aus  der  belebenden 
Bruttaube  und  der  Ernte,  welche  der  Reife  folgt,  und  dem  vol- 
lendenden Gotte  auf  t!en  Sonnen- Aesculap,  an  dem  sonst  nicht 
gezweifelt  werden  kann. 

Ich  habe  eben  bemerkt,  welch  einen  schönen,  tiefen  Sinn  die 
Namen  Chiron  und  Trygon  haben,  und  wie  die  Sagen,  anscheinend 
verschieden,  im  Innern  zusammenhängen.  Dies  stellt  sich  noch 
mehr  heraus ,  Avenn  man  der  besondern  Angabe  noch  einige  Rück- 
sicht schenkt ,  dass  Coronis  auf  dem  Berge  Tittheum  ihren  Sohn 
geboren  habe;  eine  Ziege  nährte  ihn,  bis  ihn  der  Hirte  Arestha- 
nas  fand.  Das  war  die  Sage  der  Pergamenier.  Im  Welsh  bedeutet 
teth  die  Zitze,  die  Brustwarze;  llarye%  die  Güte,  Milde,  von 
//«/•,  mit  zahlreicher  Ableitung  ist  der  Stamm  von  Aresthanas,  und 
wichtig  für  die  Uebereinstimmung  der  Sagen. 

Vom  Aesculap,  wie  von  Andern,  wird  erzählt,  er  habe  es 
verstanden,  Todte  in  das  Leben  zurück  zu  rufen  durch  die  Ge- 
walt seiner  Mittel.  Plinius  bist.  nat.  XXV.  1.  verbreitet  sich 
gleichfalls  hierüber,  nicht  um  den  Aberglauben  anzuerkennen, 
welchem  man  da  huldigte,  sondern  um  von  den  Verdiensten  zu 
reden,  welche  sich  namentlich  Pythagoras  um  die  Arzneikunde 
erwarb  ,  in  so  fern  er  die  Heilkräfte  kennen  lehrte ,  welche  vie- 
len Pflanzen  inwohnen.  Zugleich  bemerkt  er ,  Xantus  habe  im 
ersten  Buche  seiner  Geschichte  uns  überliefert,  dass  ein  Drache 
mittels  der  Pflanze  balis  sein  getödtetes  Junge  wieder  in  das 
Leben  gerufen  habe,  ebenso  dass  Thylo,  welchen  ein  Drache 
getödtet,  durch  dieselbe  Pflanze  wieder  lebendig  geworden  sei. 

Dass  die  Schlangen  Heilkräuter  auffinden  könnten,  war  eine 
im  Alterthume  verbreitete  Ansicht,  und  die  Ursache,  dass  auf  den 
Abbildungen  der  Stab  des  Asklepios  von  einer  Schlange  umwun- 
den ist,  und  die  Schale  der  Hygieia  vom  Kopfe  einer  solchen 
überragt  wird. 

Balis  ist  weder  griechisch  noch  lateinisch;  mit  dem  Hebräi- 
schen nahe  verwand  bedeutet  w.  bal^  was  hervortritt,  die  Knos- 
pen, bala  Knospen,  balannu  aufschliessen,  balaii  austreiben,  be- 


—     149     - 

zieht  sich  also  auf  die  belebende  Kraft  der  Pflanzenwelt.      Auch 
im  Irischen  findet  sich  bal^  in  ballan  die  Zitze,  die  nährende  Brust. 


Die  Griechen  suchten  durch  warme  Aufschläge  Geschwülste 
zu  erweichen;  ich  habe  die  betreffenden  Zeitwörter  im  Eingange 
dieses  Abschnittes  angegeben.  Sie  legten  auch  frühe  Pflaster 
und  Salben  auf,  welche  aus  Pflanzen  bereitet  waren. 

aXd^M  bedeutet  salben,  mit  Salbe  bestreichen.  Man  nimmt 
gewöhnlich  Xinoq.  als  Stammwort  an,  erkennt  sonach  als  erste  Be- 
deutung „mit  Oel  oder  Fett  bestreichen." 

Im  W  ist  eil  die  Salbe  als  Heilmittel,  eliad  eine  Salbe  aufle- 
gen, oder  vielmehr  die  Handlung  Jesselben,  e//rt^^?  ein  Pflaster  aufle- 
gen, etidwl  eine  Pflanze,  welche  für  Pflaster  geeignete  Stoffe  hat 
Das  Pflaster  heisst  griech.  i^nluisrqov^  Ka-iänlaa^a ;  man  leitet  dasselbe 
von  nläaoM  ab,  weil  es  nahe  liei^t.  Inzwischen  scheint  eher  x«- 
TanXüaaM  von  ycnxanhxa^a  abgeleitet  ZU  sein,  als  umgekehrt;  für 
ijxnlnaTfjov  dagegen  gibt  es  gar  keinen  griechischen  Stamm.  Im 
Welsh  heisst  plasl,  was  ausgebreitet  ist,  plas/t/r  was  ausgebrei- 
tet, aufgelegt  wird;  arm.  pafa-^fr,  plantar^  lat.  einplaslrani^  ir. 
auch  Ireafa  und  creachd  die  Wunde,  und  crlad  der  Lehm,  ein 
bei  den  Griechen  geAvöhnliches  Kataplasm. 

Der  Husten  gr.  /?/;?,  lat.  fussis^  w.  peswq^  pas^  cor.  paz,  arm. 
pas^  ir.  kuasachdacli.  Das  w.  pas  bedeutet  ursprünglich,  was 
macht,  dass  etwas  hervorkommt;  denselben  Sinn  hat  clwy%^  gr. 
xAüoT^^,  bisher  von  xAu^o*  benetzen,  reinigen,   waschen    abgeleitet. 

Der  Darmbruch,  die  Darmverschlingung,  gr.  ivriotav  x^jXrj,  lat. 
enterocele  und  hernia. 

"EvTt(jov  bezeichnet  den  Darm,  und  lässt  sich  auf  seinen  Stamm  zu- 
rückführen, nicht  so  xriXrj,  att.  xäh],  xuXi]iTjg,  xrjXijTijg  der  Geschwulst, 
Kropf,  Bruch,  welches  man  sonderbar  genu;;  mit  x'*^"^  abspan- 
nen, locker  machen  zusammenstellte  Im  W.  bedeutet  cal  der 
Penis  im  Zustande  der  Erection,  caled  hart,  auch  geborsten,  aus- 
geplatzt, caleden  das  Hörn  auf  einer  stark  verarbeiteten  Hand, 
caledu  hart  machen ,  call  was  ausser  seinem  Platze  ist. 

Der  Darm  heisst  gr.  auch  ^oAtf,  w.  cohi%  das  Gedärm,  col 
das  Embryo,  ca\on  das  Herz,  der  Mittelpunkt,  auch  die  Gebär- 
mutter,  und  cail  die  Hode,    daher  das   deutsche   Bibergail   und 


—     150     — 

die  Geilheit.  Die  xakvxt]  roaog  steht  näher  dem  Welsh  als  dem 
Grici  hischen 

Die  Ader,  gr.  cpXsiji,  von  cpXio),  we'ches  sich  in  q^law  oder  &Xiio), 
drücken,  cpXvM  überflüssiges  Zeug  schwatzen,  wieder  findet,  nach 
der  bisherigen  Ansicht.  Auch  /leo  weinen,  und  /luo  fliessen^  wer- 
den zur  Erklärung  des  griechischen  Wortes  herbeigezogen.  Im 
Welsh  bezeichnet  /le,  was  rings  einschliesst ,  flau,  was  sich  aus- 
breitet, verzweigt; 

(pXvw  dagegen  hängt  mit  fluw ,  überfliessen ,  und  flwg  reich, 
der  Üeberlluss,  die  Fülle  zusammen. 

Der  Stamm  von  fle  ist  fa,  was  einhüllt,  daher  renn. 

Das  Purgirkraut  axa/j/jarlu,  der  Purgirsaft  ux(xu^aöviov;  beide 
sind  nicht  griechisch,  indem  sie  nur  nach  der  IMlanze  axa^mUt, 
einer  Art  Winde,  genannt  sein  können,  deren  Dioscor.  IV.  171 
erwähnt.     Der  Saft  ihrer  Wurzel  wurde  zum  Purgiren  eingegeben. 

Der  Name  der  Pflanze  wie  der  des  Saftes  ist  welsh,  denn  ysgi 
heisst  die  Reinigung,  ysgiaw  reinigen. 

Die  Griechen  haben  dafür  ümii]qiov  und  tul^üxtuv  ji]v  xoiUav. 

Haben  nun  die  Kelten  jener  Winde  ihren  bezeichnenden  Na- 
men gegeben,  so  haben  sie  natürlich  auch  ihre  Eigenschaft  ge- 
kannt und  angewendet,  und  die  Griechen  haben  Namen  und  Ge- 
brauch von  ihnen  entlehnt.  Dafür  spricht  auch  das  Zeitwort  TaQuiTnv, 
denn  seine  Wurzel  findet  sich  nur  im  W.  Taraw  heist  eine  Er- 
schütterung erzeugen,  tar  was  durchdringt,  was  einen  Anstoss 
gibt,  eine  Bewegung  hervorbringt,  daher  taraicd  der  Antrieb, 
tar%  das  Durchbrechen^  tarziad  der  Durchbruch  und  viele  andere. 

Das  Brechmittel  gr.  i^eriy.6)'  (fU(juii(y.oj'  von  fuf'to,  durch  Speien 
von  sich  geben.  Im  W.  bezeichnet  mef/m  die  Geburt  zu  früh 
verlieren,  von  ?net/i  der  Unfall,  das  Missglücken. 

Der  Blutigel  oder  Egel  heisst  im  Griechischen  ßSsUa.  Dass 
man  ihn  als  Heilmittel  zu  gebrauchen  verstand,  geht  aus  Galen 
und  dem  Worte  ßÖMl^o)  hervor,  welches  „mit  Blutigeln  besetzen" 
bedeutet;  dass  aber  die  Kelten  zuerst  die  Eigcnthümlichkeit  die- 
ses Thieres  kannten  und  gewiss  auch  benutzten,  das  ergibt  sich 
wiederum  aus  der  Vergleichung  der  Sprachen.  GM,  gele,  gäeu, 
was  unmerklich  fliesst,  der  Blutigel,  geleiirnz  röthlich  fliessend, 
geleuruziad  ein  blutbefleckter  Krieger,  geleuruzimc  mit  Blut  be- 
flecken. Im  Corn.  heisst  der  Blutigel  gleichfalls  ^^/,  arm.  gelauen, 
ir.  dallog,  auch  darv  dyil.     Und  endlich  das  deutsche  Egel,  Blut- 


—     151     — 

igel,  in  den  Monseischen  Glossen  egal,  gehört  gewiss  ebenfalls 
zum  welsh.  gel,  und  nicht  zu  Aal,  wie  Fritsch  meinte. 

Im  Irischen  heisst  das  Blut  gal,  auch  kni,  keara ,  kear  ^  w. 
veraltet  guyar,  jetzt  gwaed,  daher  gwaedu  zur  Ader  lassen.  Das 
lat.  CJ'UOJ.,  das  aus  den  Adern  hervorfliessende  Blut  nach  Lucret. 
IL  195.  „cum  missus  corpore  sangiiis  emicat  spargitque  cruo- 
rem^  liegt  nahe. 

Die  Blase,  Harnblase,  gr.  y,vaxj]  und  ^{nsTiq,  lat.  vesica ,  w. 
Qwesigen  nach  Lluyd,  cor.  gyzigan^  arm.  cui%igel^  ir.  veraltet  les\, 
letzteres  labial  in  „die  Blase."  Das  griechische  wie  das  lateini- 
sche Wort  lassen  sich  aus  dem  Keltischen  ableiten. 

Die  Niere,  gr.  »»{(p^oc,  die  Nierenkrankheit  i/fqp^ürt?,  lat.  ren^ 
w,  llevnau  die  Nieren ,  corn.  lonalh ,  arm.  ere,  ir.  ara.  Das 
griechische  hängt  mit  der  w.  Bezeichnung  gewiss  zusammen. 
Dass  /  und  fi  wechseln,  liegt  in  der  Natur  dieser  Konsonanten; 
wären  Beispiele  nöthig,  so  würde  ich  auf  das  kurz  vorher  er- 
wähnte gwesigen^  arm.  cui%igel^  auf  vv^cfia  und  Ijjmpha,  ti'vÖQrjg 
und  (kvdt)7]g,  vsnovg  und  Xinovg^  ijl&of  und  i]v&ov,  ßslziaiog  und  ßiv- 
Ttaro?,  (fllxmoi;  und  cpivtaroq  verweisen. 

Das  lateinische  und  deutsche  Wort  bedürfen  keiner  weiteren 
Erläuterung. 

Die  Leber,  gr.  ?]Tr«^,  lat.  damit  verwand  jecur ,  w.  nu  oder 
ay.  corn.  avy,  arm.  «?/,  ir.  aev;  das  griechische  Wort  ist  in  naher 
Verwandschaft  mit  dem  irischen  und  welshen.  In  Betreff  des 
deutschen  ersetzt  das  /  die  griechische  Aspiration.  So  wie  die 
Lakedämonier  und  Aeolier  diesen  Hauch  durch  ß  ersetzen,  wie  in 
ßqöSa  für  qö8a,  ßt/ov  für  l/ov,  ßäyog  für  ayog,  ßgadivog  für  ^uöivog 
auch  durch  f,  wie  (mJAoi,),  aikov^og,  aeol.  cpndog,  lat.  felis  u.  s.  w., 
so  ersetzt  auch  das  /  die  Aspiration,  und  dies  um  so  leichter, 
als  es  ja  nach  dem  Karakter  der  keltischen  Sprachen  mit  einem 
starken  Kehlhauche  verbunden  gesprochen  v\urde.  So  findet  sich 
linog  die  Ermüdung,  wofür  Hesychius  alrtog  lesen  will,  und  im  La- 
teinischen laöos  und  labor. 

Das  Rückenmark,  gr.  voixuüog  fxvBXog,  auch  aim>,  das  Mark 
/ii/fAo?,  w.  mtvy,  was  vermehrt,  //?/^^«flf  die  Vergrösserung,  mioyaiv 
fetter  werden,  micyd  fett,  dick,  auch  das  Mark. 

Mark  heisst  auch  w.  mer^  mer^ai%  markig,  merawg  reich  an  Mark, 
an  Fett;  daher  merg  die  Frau,  Tochter,  in  der  Pfalz  Schnerch,  die 


—     152     - 

Schwiegertochter;  merqe%  die  Weiblichkeit;  com.  /??«/•«  das  Mark, 
arm.  mel^  ir.  smir^  das  Mark,  Fett,  Schmeer,  in  Schmeerbauch, 
Schmier. 

Die  Schläfe  gr.  yo6Taq>oi,  ir.  gnothaigli. 

Der  Wirbel ,  das  Wirbelbein,  arm.  isiük^  gr.  llr/yog  die  kreis- 
förmige Bewegung,  w.  lli/?i  fro,  llwyg,  was  sich  im  Kreise  dreht, 
auch  der  Irrgang,  das   Labyrinth. 

Vom  „Magen"  habe  ich  bereits  oben  gesprochen. 

Die  monatliche  Reinigung  der  Frauen  bezeichnet  der  Grieche 
mit  xnTot^i'jvLix  von  ^;;»',  der  Monat,  der  Lateiner  mit  menses]  im 
W.  missis  von  ///?>,  der  Monat,  arm.  viisiu  von  mi%. 

Der  Nerv,  gr.  vfvoov  und  k,  lat.  nervus ^  av.  ner ^  eigentlich, 
was  seine  Kraft  in  sich  hat,  daher  auch  eine  Bezeichnung  der 
Gottheit,  arm.  nerven^  pl.  nervenmi^  ir.  felh^  auch  glais. 

Ausser  diesen  Angaben  Hesse  sich  noch  Manches  beibringen, 
welches  den  Einfluss  der  Kelten  auf  die  Kultur  der  Griechen 
weiter  erhärten  und  die  Ansicht  unterstützen  könnte,  dass  nicht 
im  gemeinsamen  Vaterlande,  in  Asien,  sondern  nachdem  die  kel- 
tischen Stämme  längst  schon  dasselbe  verlassen  und  sich  auf  grie- 
chischem Boden  niedergelassen  hatten,  die  Vermischung  mit  neuen 
Ankömmlingen  vor  sich  ging,  und  die  Grundlage  bildete,  auf  wel- 
cher das  keltische  Element  in  eine  neue  Entwicklungsperiode 
eintrat. 

nas   häusliche   Leben. 

In  der  Beleuchtung  der  Wurzelwörter  aus  dem  Buchstaben 
u  habe  ich  bereits  Mehreres  berührt,  was  auch  auf  dieser  Seite 
den  Einfluss  der  keltischen  Bildung  erwarten  lässt;  das  Weitere 
werde  ich  angeben,  wenn  die  übrigen  griechischen  Wurzelwörter 
zur  Sprache  kommen.  Indessen  sei  mir  einstweilen  gestattet,  bei- 
läufig zu  erwähnen,  dass  die  Stücke  des  Aristophanes ,  welche 
ihrer  Natur  nach  frisch  aus  dem  Leben ,  der  Denk  -  und  Sprech- 
weise des  Volkes  gegriffen  sind,  welches  stets  und  überall  das 
Alterthümliche  festhält,  eine  grosse  Ausbeute  darbieten. 


-     153     — 

Die  Aegyptlsclien  Gottheiten. 

Nach  dem ,  welches  oben  aus  den  Geschichtsbüchern  des 
Herodot  beigebracht  wurde,  ist  eine  Vervvandschaft  des  Aegyp- 
tischen  mit  dem  Keltischen  nicht  zu  verkennen.  Nachstehendes 
wird  zur  weiteren  Begründung  führen. 

Nach  Plutarch  „de  Iside  et  Osiride"  wurden  an  fünf  Schalt- 
tagen Osiris,  Arueris,  Typhon,  Isis  und  Nephthvs  geboren. 

Schon  im  Mutterleibe  liebten  und  begatteten  sich  die  Ge- 
schwister und  aus  ihrer  Umarmung  ging  Arueris  hervor. 

Die  Isis  findet  den  Weizen  und  die  Gerste,  Osiris  erfindet 
den  Pflug,  den  Karst  und  die  Hacke,  zwingt  den  Stier  unter  das 
Joch,  gibt  den  Menschen  Gesetze,  und  gewöhnt  sie  an  eheliches 
Leben,  Gottesdienst  und  bürgerliche  Ordnung,  zunächst  im  Nil- 
thale;  er  verbreitet  ihn  nicht  mit  Waffen,  sondern  mit  Musik  und  Rede. 

Im  Welsh  heisst  sir  lieben ,  auch  trösten ,  siriaw  erheitern, 
beglücken,  os^  was  zu  wachsen  strebt,  auch  Zunahme,  Wachs- 
thum,  Ertrag,  awsaiz  reif  Arueris  erinnert  an  die  w.  Worte  rtr?/, 
pflügen,  eriD  ein  Stück  Land,  das  in  einem  Tage  umgepflügt  wer- 
den kann. 

arwar  die  Ruhe,  aricaru  beruhigen,  bilden,  entwildern,  aus- 
rotten, an  bürgerliche  Ordnung  gewöhnen. 

In  seiner  Abwesenheit  sucht,  von  Neid  und  Scheelsucht  an- 
getrieben. Typhon  sich  der  Herrschaft  desselben  zu  bemächtigen 
und  knüpft  ein  Bündniss  mit  72  Gesellen  und  der  äthiopischen  Köni- 
gin Aso.  Es  gelingt  ihm  den  Osiris  in  einen  Kasten  mit  List  ein- 
zusperren; der  Kasten  wird  in  den  Nil  geworfen  und  treibt  durch 
die  tanitische  Mündung  dem  Meere  zu;  seit  dieser  Zeit  ist  diese 
Mündung   verflucht. 

Tw  bedeutet,  was  emporsteigt,  daher  auch  tumulus  ^  tu- 
mesco,  tumot\  tumidus.  tumes ,  -dv^oq  der  Muth,  Zorn,  Heftig- 
keit^ twv  das  Wachsthum ,  tw f  dsis  Steigen,  auch  der  Strauch, 
daher  die  Namen  ^vfulaia  und  ^vftßon,  lyvu  wachsen,  wachsen 
lassen,  tyviant  das  Wachsthum,  tyvawl  wüchsig,  tyctod  das 
Wachsthum,  die  Vegetation,  tyviannu  das  Wachsthum  hervorru- 
fen, fördern. 

Die  Schwester  und  Gattin  des  Typhon  ist  die  Nephthys;  7iev 
im  Welsh  bedeutet  den  Himmel,  daher  viq>oq,  vtcpürj. 

Die  Königin  Aso  erinnert  an  asu,  asiaw  sich  verbinden. 


—     154     ~ 

Isis  erfuhr  die  Ermordung  des  Osiris  zu  Chemmis;  sie  über- 
liess  sich  nun  ihrem  Schmerze,  zerschlug  sich  die  Brust  und  klagte 
laut;  sie  suchte  seine  Leiche  lange  vergebens;  denn  der  Sarg 
trieb  zuletzt  in  den  Schilf  bei  der  Stadt  Byblus,  und  die  Kraft 
des  Gottes  ging  in  eine  nahe  Ericastaude  über ,  welche  alsbald 
mächtig  aufschoss.  Der  König  von  Phönizien,  Malkandros ,  sah 
sie  beim  Spaziergange,  Hess  sie  fällen  und  als  Säule  in  seinen 
Pallast  setzen.  Da  spürte  Anubis  die  Leiche  des  Gottes  auf  und 
zeigte  es  der  Isis  an  Diese  trat  als  Amme  in  den  Dienst  der 
Königin,  reichte  ihrem  Söhnchen  aber  nicht  die  Brust ^  sondern 
steckte  ihm  den  Zeigefinger  in  den  Mund,  und  läuterte  ihn  des 
Nachts  im  Feuer  von  den  Schlacken  des  irdischen  Daseins.  Von 
der  Mutter  belauscht,  erscheint  die  Isis  als  Göttin  in  Blitz  und 
Donner,  erleuchtet  mit  ihrem  Glänze  das  ganze  Haus,  nimmt  den 
Sarg  aus  der  Säule  und  verbirgt  ihn  im  Dickicht.  Da  fand  Ty- 
phon die  Leiche,  zerschnitt  sie  in  14  Stücke.  Isis  suchte  sie  zu- 
sammen, bis  auf  das  Männliche,  welches  der  Nil  ins  Meer  ge- 
bracht hatte  und  gewisse  Fische  daselbst  verzehrten. 

Sie  setzte  den  Leichnam  wieder  zusammen,  und  bildete  das 
fehlende  Männliche  aus  Holz;  sodann  stiftete  sie  zum  Andenken 
den  Phallus. 

Horus,  von  seinem  Vater  Osiris,  welcher  aus  dem  Reiche 
der  Todten  heraufgekommen  war,  zur  Rache  ermahnt,  lieferte  dem 
Tvphon  ein  Treffen  und  nahm  ihn  gefangen.  Isis  setzte  ihn  wie- 
der in  Freiheit;  Horus,  über  diese  Milde  erbittert,  riss  ihr  das 
Diadem  vom  Haupte,  und  Hermes  warf  ihr  eine  Kuhhaut  über, 
welche  seitdem  ihr  zum  Zeichen  diente,  Typlion  rächte  sich  an 
Horus,  indem  er  ihm  seine  unächte  Abkunft  nachweisen  wollte; 
allein  es  gelang  ihm  nicht ,  und  er  musste  gebrandmarkt  in  die 
Wüste  eilen. 

Die  Isis  gebar  als  Posthumus  den  Ilarpocrates,  den  Sohn 
des  Schmerzes  und  der  Klage,  der  darum  auch  lahm  und  hin- 
kend ist. 

Vergleicht  man,  um  Aufschluss  über  Einzelnes  zu  gewinnen, 
damit,  was  die  keltischen  Dialekte  bieten,  so  ergeben  sich  einige 
interessante  Anhaltspunkte. 

Die  Kraft  des  Gottes  ging  in  eine  Ericastaude  über. 

Die  belebende  Kraft,  vigof\  heisst  w.  grym^  die  Erica  aber 
grug,  ir  frych,  arm.  bruk. 


—     155     — 

Die  Kraft  heisst  aber  auch  nach  Lluyd  cysyr. 

Die  Isis  ward  Amme,  steckte  dem  Säugling  den  Zeigefinger 
in  den  Mund  und  läuterte  ihn  im  Feuer  u.  s.  \v. 

Im  W.  ysii  essen,  verzehren,  ys  das  Feuer,  ir.  y%\  hys  der 
Finger,  y  bys  hlaen  der  Zeigefinger  bei  Sueton  Oct.  80.  digitus 
sabitaris^  sla'uie  ir.  das  Wohl,  die  Gesundheit. 

Dass  in  dem  Namen  Ilarpocrates  auch  der  Begriff  des  Hin- 
kens ausgedrückt  sein  konnte ,  lässt  sich  aus  den  Abbildungen 
schliessen ,  welche  dem  Gotte  gekrümmte  Beine  geben. 

Im  Ir.  bedeutet  crathatu^  wackeln  ,  hin  und  her  sich  bewe- 
gen, gargan  lahm,  garbh  ungleich,  w.  heri  ein  lahmes  Bein. 

Nach  einer  andern  Sage  begräbt  Isis  die  gesammelten  Glie- 
der des  Osiris  in  einer  hölzernen  Kuh  zu  Busiris,  und  wieder  ein 
anderer  Mythus  lässt  den  Osiris  sterben  und  seine  Seele  in  den 
Apis  fahren.  Sie  geht  bei  dem  Tode  eines  Apis  stets  in  einen 
andern  über. 

Im  Irischen  heisst  apui%  die  Reife,  reif 

Fasst  man  diese  einzelnen  Elemente,  wie  sie  aus  der  kelti- 
schen Sprache  vorliegen,  zusammen,  so  ergibt  sich,  dass  Osiris  als 
eine  Agrikulturgottheit  aufzufassen  ist,  welche  durch  den  Acker- 
bau den  Menschen  veredelte,  ja  sogar  mit  der  Fortdauer  der  Seele 
bekannt  machte. 

Der  Osiris  ist  die  dem  Keime  inwohnende  Lebenskraft,  wel- 
che sich  im  Samenkorn  entwickelt,  in  die  Pflanze  aufschiesst, 
aber  endlich  abstirbt. 

Auch  Typhon  repräsentirt  diese  Kraft,  daher  die  Mythe,  er 
habe  nach  der  Herrschaft  seines  Bruders  gestrebt  und  ihn  er- 
mordet. 

Die  Isis  sucht  die  Glieder  ihres  Gatten;  sie  findet  sie  alle 
bis  auf  das  Glied,  dem  die  Zeugkraft  inwohnt;  sie  ersetzt  es 
darum  durch  den  Phallus.  Aber  was  bedeutet  es,  dass  sie  jenes 
Glied  nicht  finden  konnte,  nachdem  Typhon  die  Osirisleiche  zer- 
stückt hatte? 

Das  Männliche  vom  Osiris  barg  sich  im  Samen,  der  im  Reiche 
des  Typhon  aufs  Neue  aufgehen  musste,  um  zu  neuem  Samen  zu 
reifen,  und  den  Kreislauf  des  Pflanzenlebens  zu  erhalten.  Darum 
fährt  die  Seele  des  Osyris  in  den  Körper  des  Apis,  oder  auf  das 
Irische  gestützt,  in  das  reife  Samenkorn,  um  neu  zu  erstehen 
und  neu  zu  sterben  im  Typhon. 


—     156     — 

Nur  durch  den  Tod  ist  das  Leben. 

Osiris,  die  Lebenskraft  cysu\  liebt  und  begattet  in  dem  Mut- 
terschosse schon,  d.  h.  in  dem  Saatkorn,  die  Isis,  und  es  entsteht 
die  neue  Pflanze,  os,  nach  demselben Zeugungsprozess,  wie  jedes 
Individuum  aus  dem  T hierleben. 

Die  Pflanze,  der  Sprössling,  welcher  aus  dieser  Umarmung 
der  Götter  hervorgegangen,  heisst  arueris;  der  Mensch,  welcher 
den  Osiris  ehrt,  entsagf  dem  herumschweifendem  Leben;  er  wird 
ruhig,  verliert  seine  Wildheit,  gewöhnt  sich  an  bürgerliche  Ord- 
nung, arwaru^  pflügt  den  Boden,  aru^  und  wartet  seiner  Saat. 

Nicht  bedeutungslos  sind  die  72  Gesellen  des  Typhon 

Das  Jahr  hat  12  Gottheiten  auf  dem  Thierkreis  zu  Tentyra. 
Jede  hat  drei  Diener,  Dekane,  und  jeder  von  diesen  36  wieder 
zwei,  also  zusammen  72  Gehülfen.  Bedenkt  man  dabei,  dass  Ty- 
phon, wie  Osiris,  Arueris,  Isis  und  Nephthys  an  fünf  verschiede- 
nen Schalttagen  geboren  wurden,  Avelche  Hermes  der  Luna  im 
Würfelspiel  abgewann,  dass  diese  fünf  Tage  zur  Ausgleichung 
des  Sonnen-  und  Mondjahres  wohl  am  fiiglichsten  gleichmässig, 
also  unter  die  fünf  Fünftel  des  Jahres  vertheilt  w  urden,  dass  end- 
lich der  fünfte  Theil  des  alten  ägyptischen  Jahres  72  Tage  betrug, 
so  erscheint  wohl  Typhon  mit  seinen  72  Gesellen  als  ein  Jahres- 
abschnitt, und  zwar  nach  der  verbesserten  Zeitrechnung,  welcher 
mit  dem  Wachsthum  des  Getreides  oder  dem  Stand  des  Nils  vom 
Volke  in  irgend  eine  Beziehung  gebracht  war. 

Die  Jahreseintheilung  bildete  sonach  fünf  Gruppen  mit  den 
Schalttagen  von  je  73  Tagen. 

Der  Zodiak  im  Tempel  zu  Tentyra  stellt  die  alte  Eintheilung 
in  360  Theilen  dar,  welche  die  Schalttage  nicht  berücksichtigte. 
Nach  den  12  Göttern  oder  Himmelszeichen  erscheinen  ihre  36  De- 
kane, deren  jeder,  darf  man  sich  am  Wortlaute  ihres  Namens 
halten,  an  der  Spitze  einer  weitern  Eintheilung  ihres  Gebietes  in 
10  Unterabtheilungen  gestanden  haben  mag,  so  dass  durch  sie 
der  Kreis  seine  360  Grade  erhielt. 

Creuzer  scheint  beide  Eintheilungen  in  seiner  Darstellung  und 
Erklärung  der  ägyptischen  Jahres-  oder  Kalendergottheiten  nicht 
scharf  geschieden  zu  haben,  denn  er  führt  die  Zahl  72  für  die 
Untergottheiten  der  36  Dekane  an,  und  bemerkt,  dass  man  in 
derselben  Weise  forttheilend  auf  die  360  Grade  des  Kreises 
komme. 


—     157     — 

Dem  ist  aber  nicht  so;  es  ergibt  sich  vielmehr  als  Reihen- 
folge von  Producten  12,  36,  73,  144,  288,  576,  die  nirgends  auf 
360  führen  kann.  Bildet  man  aber  die  Zahlenfolge  12,  36,  72, 
360,  dann  erreicht  man  nicht  bloss  die  besprochene  Kreiseinthei- 
lung ,  und  im  Verhältniss  von  36,  72 ,  360  den  Grund  zur  Benen- 
nung ,, Dekan",  sondern  man  gewinnt  auch  mit  72  das  Fünftel  der 
Kreislinie,  welches  das  Einschieben  der  fünf  Schalttage  am  füg- 
lichsten  zuliess. 


Die   Hyperboreer. 

Der  Zusammenhang  des  griechischen  und  keltischen  Wesens  in 
der  frühesten  Zeit  offenbart  sich  auch  in  den  weitverbreiteten, 
vielfach  behandelten  Sagen  von  den  Hyperboreern.  Der  Grieche 
suchte  hauptsächlich  ihre  Wohnsitze  im  Norden,  wo  sie  in  aller 
Unschuld  lebten ,  in  Hainen  w  ohnten ,  nur  die  reine  Luft  eines  mil- 
den Himmels  athmeten ,  von  Zwietracht  nichts  wussten ,  durch 
Krankheiten  nicht  beängstigt  und  gequält  wurden  u.  dgl. 

Am  frühesten  werden  sie  von  Ölen  erwähnt ,  welcher  einen 
Hynmus  auf  die  Achaea  machte,  eine  von  jenen  Jungfrauen,  wel- 
che die  Hyperboreer  abschickten,  um  dem  Apollo  auf  Delos  Weih- 
geschenke darzubringen. 

Pausanias  IX.  27  und  X.  5  hält  ihn  für  älter  als  den  Or- 
pheus und  Pamphus,  also  für  sehr  alt,  wenn  man  nicht  Vermu- 
thungen  für  bestimmte  Zeitangaben  nehmen  will. 

Avxioq  ös  flh]v,  oq  aal  jovg  v/^vovg,  jovg  «p;if«toT«TOVf  tnolt}- 
atv  EkXrjaiv  ....  Jlklivoq  5e  varsgov  Iluficfcag  t«  I'ttjj  xal  Ogcpsvg 
inoiTjonv. 

Ausser  ihm  erAvähnen  der  Hyperboreer  auch  Hesiod,  Homer 
in  dem  ihm  beigelegten  Gedichte  'Emyövoi,  Melanippus  aus  Cumae, 
Aristaeus  aus  Proconesus  (280  v,  Chr},  Onomacritus,  ein  Zeitge- 
nosse des  altern  Pisistratus,  Herodot,  Pausanias  und  Andere. 

Was  seine  Zeit  von  ihnen  wusste,  das  erzählte  Herodot  IV. 
32 — 36:  „Von  den  Hyperboreischen  Menschen  sagen  aber  weder 
die  Skythen  Etwas,  noch  die  sonstigen  Bewohner  jener  Länder, 
ausser  etwa  die  Issedonen;  und  nach  meinem  Dafürhalten  sagen 
auch  diese  Nichts ,  sonst  sagten  es  doch  die  Skythen,  wie  sie  ja 
auch  von  den  Einäugigen  sagen,  wohl  aber  hat  Hesiod  von  ihnen 


—     158     — 

gesprochen,    und  Homer  desgleichen  in   den  Epigonen,    wenn  er 
anders  dieses  Gedicht  gemacht  hat." 

33.  ,;Am  allermeisten  aber  sagen  von  ihnen  die  Delier;  näm- 
lich, es  kämen  heilige  (Jaben  in  Weizenbiindeln  von  den  Hyper- 
boreern aus  zu  den  Skythen,  und  von  diesen  in  die  Hände  der 
jedesmaligen  Nachbarn  ins  Abendland ,  bis  zum  Hadrias  hinunter, 
von  da  gegen  Mittag  würden  sie  weiter  geschickt,  unter  den  Hel- 
lenen zuerst  in  die  Hände  der  Dodonäer,  von  da  kämen  sie  bis 
zum  Melischen  Busen  hinab,  dann  hinüber  nach  Euboea,  daselbst 
von  Stadt  zu  Stadt  nach  Karystus,  und  würden  von  den  Karystiern 
mit  Uebergehung  von  Andros  nach  Tenos  und  von  dessen  Bewoh- 
nern nach  Delos  gebracht.  Zuerst  hätten  die  Hyperboreer  mit  den 
heiligen  Gaben  zwei  Jungfrauen  gesendet,  welchen  die  Delier  die 
Namen  Hyperoche  und  Laodike  gaben;  auch  hätten  sie  ihnen 
der  Sicherheit  wegen  von  ihren  Bürgern  fünf  Geleitsmänner,  die  jetzt 
sogenannten  Perphereer,  welche  auf  Delos  hoch  verehrt  werden,  mit- 
gegeben; da  aber  den  Hyperboreern  ihre  Abgesanden  nicht  wieder 
heimkamen,  sei  es  ihnen  arg  gewesen,  wenn  es  immer  ihr  Schick- 
sal sein  sollte  ,  ihre  Gesanden  nicht  wieder  zu  bekommen ;  dess- 
halb  trügen  sie  jetzt  ihre  heiligen  Gaben  in  einem  Weizenbündel 
an  die  Grenzen  und  Hessen  sie  von  da  von  einem  Nachbarn  zum 
andern  weiter  bringen.  So,  sagen  sie,  kämen  nun  ihre  Gaben  nach 
Delos.  —  Ich  Aveiss  nun,  dass  Folgendes  geschieht,  was  diesen 
heiligen  Gaben  vergleichbar  ist ,  dass  die  Thrakischen  und  Päo- 
nischen  Weiber,  so  oft  sie  der  Königin  Artemis  opfern,  nicht  ohne 
Weizenbündel  ihre  Gaben  darbringen." 

34.  „Jenen  Hyperboreischen  Jungfrauen  aber,  welche  in  De- 
los starben,  widmen  auf  Delos  die  Mädchen  und  die  Jünglinge 
ihre  Haare,  indem  jene  sich  vor  ihrer  Hochzeit  eine  Haarlocke 
abschneiden ,  welche  sie  denn  um  eine  Spindel  wickeln  und  auf 
das  Grabmal  legen;  dieses  liegt  am  Eingange  des  Artemisheilig- 
thums  zur  Linken  mit  einem  Oelbaume  drauf.  Die  Jünglinge  der 
Delier  aber  legen  ebenfalls  ihr  Haar,  um  eine  Pflanze  gewickelt, 
auf  dem  Grabmale  nieder." 

35.  ,,Noch  behaupten  dieselben,  auch  die  Jungfrauen  Arge 
und  Opis  seien  von  den  Hyperboreen  auf  dem  gleichen  Wege 
durch  jene  Völker  nach  Delos  gekommen,  wie  Hyperoche  und 
Laodike.  Diese  seien  nämlich  gekommen,  um  der  Hithyia  ihren 
DankzoU  für  glückliche  Niederkunft   zu   bringen.     Die  Arge  und 


—     159     — 

Opis  seien  zugleich  mit  den  Göttern  gekommen ,  und  hätten  auch 
von  ihnen  ihre  eigenen  Ehren  erhalten ,  dass  nämlich  bei  ihnen 
die  Weiber  heischen  mit  Anrufung  ihrer  Namen  in  dem  Hymnus, 
welchen  ihnen  Ölen,  der  Lycier,  gedichtet  hat;  mic  es  denn  auch 
von  ihnen  die  Inselbewohner  und  Jonier  gelernt  hätten,  in  Hym- 
nen die  Opis  und  Arge  anzurufen  ,  und  zu  heischen  Cund  derselbe 
Ölen,  der  von  Lykien  kam,  hat  auch  die  andern  alten  Hymnen 
gedichtet ,  welche  in  Delos  gesungen  w  erden) ;  so  werde  auch 
die  Asche  von  den  Schenkelstücken  auf  dem  Opferaltar  genom- 
men ,  und  auf  die  Grabstätte  der  Opis  und  Arge  gestreut.  Ihre 
Grabstätte  ist  aber  hinter  dem  Artemisheiligthum  gegen  Morgen 
gelegen,  zunächt  dem  Festsaale  der  Ceer." 

Apollodor.  I  4.  5.  erwähnt  der  Hyperboreer  ebenfalls  im  Sa- 
genkreis des  Orion ,  den  die  Artemis  mit  ihren  Pfeilen  erlegte, 
weil  er  der  Opis,  einem  der  Mädchen,  welche  aus  den  Gegenden 
jenseits  des  Boreas  angekommen  waren,  Gewalt  angethan  hatte. 
H.  5.  11  versetzt  er  die  Hyperboreer  auf  den  Atlas;  daselbst  be- 
wahrten sie  die  Aepfel  der  Hesperiden  unter  dem  besondern 
Schutze  der  Aegle,  Erythia,  Hestia  und  Arethusa. 

Die  Opis  nennt  Kallimachus  „hymn.  in  Del.  291"  Upis  und 
gesellt  ihr  die  Loxo  und  Hekaerge,  die  Töchter  des  Boreas, 
bei ,  welche  aus  dem  Lande  der  goldgelben  Arimaspen  kamen. 
Mit  diesen  Arimaspen  bringt  Aristaeus  von  Proconnes  die  Hy- 
perboreer in  Verbindung.  Herodot  sagt  von  ihm  IV.  13,  er 
sei  von  Phoebus  begeistert  zu  Proconnes  plötzlich  verschwun- 
den und  zu  den  südlichen  Nachbarn  der  Arimaspen ,  den  Issedo- 
nen,  gegangen,  habe  dort  sieben  Jahre  gelebt,  sei  dann  in 
sein  Vaterland  zurückgekehrt,  und  habe  in  einem  Epos,  das 
man  das  Arimaspische  nenne ,  Alles ,  w  as  er  erfahren ,  be- 
sungen. 

Dieser  Aristaeus  hat  auf  die  Ausbildung  der  hierher  gehö- 
rigen Sagen  einen  bedeutenden  Einfluss  geübt.  Nach  ihm  waren 
die  Hyperboreer  ein  mächtiges  Volk  ,  welches  nie  bezwungen  von 
seinen  mächtigen  Nachbarn  sich  nördlich  von  den  Arimaspen  bis 
an  das  Meer  ausdehnte.  Er  musste  da,  wo  er  die  Hyperboreer 
suchte ,  ein  ^'olk  gefunden  habe ,  welches  SchifTfahrt  trieb ;  denn 
das  geht  aus  -den  Versen  hervor,  welche  Longinus  de  sublim, 
orat.  gen.  anführt;  ich  kann  sie  leider  nur  in  der  Uebersetzung 
des  Boileau  mittheilen: 


-      160     — 

O  prodigc  etonnant!  o  fureur  incroyable  ! 

Des  hoinrncs  insensös,  sur  les  freies  vaisscaux 

S'cn  vont  loiii  de  la  terre,  habiter  sur  los  eaux, 

Et  suivant  sur  la  luer  unc  route  incertaine 

Courent  chercher  bicn  loin  le  Iravail  et  la  peine, 

U  ne  goutent  Jamals  le  paisible  repos ; 

Ils  ont  les  ycux  au  ciel  et  l'esprit  sur  les  flots. 

Et  les  bras  etendiis,  les  entrailles  einues 

Ils  fönt  souvcnt  aux  Dicux  des  priercs  perdues. 

Auch  Tzetzes  theilt  noch  Einiges  aus   diesem   Gedichte    mit. 
Chil.  688—694  nach  Voss: 

Issedoncu  geschmückt  mit  lang  abwallendem  Haupthaar, 
Jenseit,  sagten  sie  mir,  seien  andere  Menschen  benachbart, 
Gegen  den  Nord,  zahlreich  und  herzhaft  kämpfende  Streiter, 
An  Rosshecrden  gesegnet,  an  Wollenvich  und  an  Hornvieh! 
Nur  ein  Aug'  hat  jeder  auf  wohlansehnlicher  Stirne. 
Rauhbehaart  sind  alle,  die  stämmigsten  unter  den  Männern. 

Seine  Glaubwürdigkeit  zieht  Dionys  v.  Halicarn.  in  Zweifel,  de 
Thucyd.  hist.  Judicium,  cap.  23. 

Nach  Allem ,  was  Herodot  aus  seinem  Gedichte  von  den  Kim- 
meriern  und  den  Wanderungen  der  Skythen  angibt,  muss  Aristaeus 
ein  Zeitgenosse  des  Cyrus  gewesen  sein.  Die  Meinung  des  Ta- 
tian,  welcher  ihn  in  seiner  orat.  ad  Graec.  62  in  die  Zeiten  vor 
Homer  setzt,  verdient  keine  Widerlegung  Zu  vergleichen  sind 
Pausanias ,  Strabo ,  und  Aulus  Gellius  in  IX.  14,  ein  überhaupt  in- 
teressantes Kapitel.  Dieser  nennt  ihn  einen  Schriftsteller  von 
grossem  Gewichte ,  und  Jamblichus  im  Leben  des  Pythagoras  sagt, 
er  sei  bei  den  Pythagoräern  hoch  geachtet  worden,  ein  Zeugniss, 
was  für  ihn  nach  dem,  was  ich  unten  über  Pythagoras  beibrin- 
gen werde,  mehr  Werth  hat,  als  der  schwankende  Ausspruch 
des  Dionys. 

Was  Geschichtliches  den  Mythen  von  den  Hyperboreern  zu 
Grunde  liegen  kann,  vermag  bei  dem  Alter  und  der  verschieden- 
artigen Ausschmückung  derselben ,  nur  eine  Untersuchung  einiger- 
massen  zu  vermitteln,  welche  sich  auf  dem  sprachlichen  Gebiete 
bewegt. 

Die  Jungfrauen,  welche  nach  der  Herodotischen  Sage  zuerst 
von  den  Hyperboreern  nach  Delos  geschickt  worden  waren ,  hies- 
sen  Hyperoche   und  Laodike ,  zwei  griechische   Namen ,    welche 


—     161     - 

die  Delicr  denselben  beilegten.    Jener  bezeichnol  „die  Herrliche" 
dieser  ,,das  Volksreclit",  und  bezieht  sich   auf  einen  vorgerückten 
Stand  der  Kultur,  auf  feste  Wohnsitze,  diese  bedeutsame  Grund- 
lage des  Rechts,  und  auf  internationale  Verbindungen. 
Kallimachus  nennt  uns  andere  Namen : 

noaial  roi  tud     tvsiyav   txjiu    'inv&MV   AQif.tU(sm»v, 
Ovnlg  TS,  Ao'iM  ti  y.oI  evuIojv  £xui^yr}, 
OvyaTs^eg  Bofjiao  .... 

Von  diesen  drei  Benennungen  lässt  sich,  den  Ton  festgehal- 
ten, bloss  Hekaerge  aus  dem  Griechischen  erklären,  und  bedeutet 
„die  fernher  Kommende";  die  übrigen  haben   nichts   Griechisches« 

Wendet  man  sich  nun  zum  Keltischen  ,  so  hat  Opis  densel- 
ben Sinn ,  wie  Hekaerge ,  denn  ob  heisst  kommen,  weggehen ,  der 
Ausgang ,  sich  trennen.  Wie  diese  beiden  Worte  mit  einander 
in  naher  Beziehung  stehen,  so  Laodike  und  Loxo;  denn  llog  heisst 
der  Vertrag,  llogi  einen  Vertrag  abschliessen, —  und  die  Gesetze, 
leges^  worauf  beruhen  sie  ursprünglich  anders  als  auf  Verträgen '? 

Auch  der  Name  Arge  findet  im  Keltischen  seine  Erklärung j 
rt/7',  argiad  heisst  nämlich  die  Botschaft,  Sendung,  Bitte. 

Herodot  nennt  die  ältesten  hjperboreischen  Jungfrauen,  wie 
gesagt,  Arge  und  Opis;  Pausanias  I.  13.  dagegen  Hekaerge  und 
Opis.  Soll  nicht  etwa  Hekaerge  aus  Arge  entstanden  sein,  um 
dem  unverständlichen,  sonst  nahe  liegenden  Worte  eine  Bedeu- 
tung zu  vermitteln,  oder  erhielt  sich  sonst  eui  Zug,  welcher 
diese  Form  des  Namens  rechtfertigte?  Da  ist  die  Entschei- 
dung schwer. 

Auf  die  Aehnlichkeit  der  Bedeutung  der  Namen  Opis  und 
Hithyia,  sobald  man  auf  den  Stamm  blickt,  will  ich  beiläufig  hin- 
deuten, und  übergehe  die  zahlreichen  Erldärungen,  in  welchen  es 
dadurch,  dass  man  in  Hekaerge  die  weithin  wirkende,  in  Arge 
die  Schnelle,  Weisse,  Glänzende,  in  Arges  den  die  geschlängel- 
ten Blitze  leitenden  Kyklopen  fand,  möglich  ward,  den  Apollo, 
die  Latona,  die  elektrische  Kraft  u.  dgl.  jenen  Namen  unterzu- 
schieben. Ich  verweise  hier  auf  Barths  Urgeschichte  von  Teutsch- 
land.   Erlang.  1840. 

Die  Begleiter  der  Jungfrauen  wurden  zur  Zeit  des  Herodot 
Perpheres  genannt.    Man  dachte  bei  der  Erklärung  dieses  Namens 

KeUische  Studien.  I.  11 


—     162     — 

an  TTuo,  Feuer,  und  natürlich  an  himmlisches,  an  die  fünf  Plane- 
ten, da  in  der  Erklärung  der  Sage  Apollo  und  Latona  ihr  Plätz- 
chen bereits  erhalten  hatten.  Die  Stelle  bei  Porphyrius  de  ab- 
stinent. II.  §.  19^ 

„Ehrwürdig  waren  in  Delos  die  alten  Garbentragenden  Hyperbo- 
reer", Amallopheres  führte  richtiger  auf  ttu/jö?,  Weizen.  Weizenträ- 
ger, Garbenträger,  sind  durch  die  Sache,  Avie  durch  ihren  Zu- 
sammenhang empfohlen  ,  und  haben  wenigstens  darin  eine  Basis, 
welche  der  andern  Erklärung  fehlt.  Allein  Hesychlus  nennt  die 
Peripheres  oder  Perpheres  dso^ol^  Abgcsanden,  welche  das  Del- 
phische Orakel  um  Uath  fragen  sollten.  Vergl.  Thuc.  V.  16.  Nun 
heisst  w,  pa?'  die  Ursache,  der  Grund,  peri  veranlassen,  bitten, 
befehlen,  lat.  i??ipero,  peri/v ,  der,  welcher  befiehlt,  bittet,  der 
Herr,  parg  die  Ehre,  pargii  Ehre  erzeigen.  Bedenkt  man,  dass 
Hesychius  die  Perpheres  eben  wohl  nur  daiura  durch  •^emgol  er- 
klärte ,  w eil  sie  zum  Deiischen  Apollo  gesand  waren,  bedenkt  man 
weiter,  dass  durch  diese  Erklärung  die  Jungfrauen,  welche  in  al- 
len Schattirungen  der  Sage  stets  die  Hauptpersonen  blieben,  gradezu 
in  den  Hintergrund  gedrängt  werden  ,  ferner,  dass  ,  wie  ähnlich 
auch  das  w.  peryiv  dem  Perpheres  erscheinen  mag,  die  Sage  nicht 
gestattet,  in  den  Begleitern  die  Gesanden  zu  suchen,  so  ist  auch 
dieser  Erklärungsversuch  als  misskingen  zu  betrachten. 

Herodot  sagt  deutlich :  auch  hätten  sie  ihnen  der  Sicherheit 
wegen  fünf  Geleitsmänner  aus  ihren  Bürgern  mitgegeben ,  die 
jetzt  sogenannten  Perphereer.  Der  Name  muss  sich  hiernach 
im  Laufe  der  Zeit  geändert  haben,  und  Herodot  im  Besitze  von 
Mitteln  gewesen  sein,  dies  zu beurtheilen,  sonst  erschiene  „jetzt" 
ganz  zwecklos.  Darf  ich  nun  annehmen ,  dass  sich  derselbe  nur 
in  der  Weise  veränderte,  dass  die  Konsonanten  weicher,  oder 
ihrer  Hauche  entkleidet,  wie  die  Vokale  bestimmter  wurden,  so 
glaube  ich,  dass  das  Alt-Irische  den  Weg  zu  seiner  Erklärung 
zeigen  kann. 

Bearaüh  bedeutet  führen,  leiten,  tragen,  von  ba?'a  gehen, 
welches  veraltet  ist;  ferner  barr  das  Haupthaar,  die  Haarlocke 
und  die  Frau.  Legen  wir  diese  beiden  Worte  der  Erklärung  von 
Perpheres  zu  Grunde ,  dann  heissen  sie  diejenigen ,  welche  die 
Frauen  begleiteten,  und  es  ergibt  sich  der  weitere  Grund,  war- 
um Jünglinge  und  Jungfrauen  in  Delos  die  Hyperboreischen  Jung- 
frauen ehrten,  indem  sie  Haarlocken,  welche  jene  um  eine  Pflanze, 


~     163     — 

diese  um  die  Spindel  Avickelten,  auf  dem  Grabe  derselben  nie- 
derlegten. Oder  trugen  die  Peipherecr  Haarlocken  um  Weizen- 
büschel  gewickelt  als  Opfergabe  für  den  Gott? 

Auffallend  ist  es,  dass  im  W.  perth  der  Büschel,  das  Far- 
renkraut,  der  Dornbusch,  und  aberth  das  Ojifer,  aberthu  opfern, 
weihen,  aberthwr  der  Priester  hcisst ,  und  es  ist  sicher  ein  Ge- 
danke, welcher  in  die  frühesten  Zeiten  asiatischer  Kultur  hinein- 
führt, dass  der  Herr  nach  der  heiligen  Sage  dem  Moses  in  einem 
brennenden  Dornbusche  erschien. 

Wenn  wir  auch  nicht  enträtliscln  können,  welcher  Art  die  Mis- 
sion der  Hyperboreischen  Jungfrauen  A\ar,  warum  die  Hythyia  mit 
ihnen  in  Verbindung  gesetzt  wir<l ,  die  Jungfrauen  vor  der  Hoch- 
zeit ihnen  Spindel  und  Locke  weihen,  ob  etwa  hier  eine  Andeu- 
tung auf  die  Seclenwanderung  und  den  Glauben  an  das  Jenseits 
zu  finden  sei ,  so  ist  so  viel  als  gew  iss  u  ohl  anzunehmen  ,  dass 
eine  alte  Bevölkerung  vor  den  Wanderungen  der  Griechen  den 
Süden  Europa's  inne  hatte ,  in  dem  Delischen  Apollo  in  irgend 
einer  Form  eine  Gottheit  ehrte  ,  und  nachdem  sie  gegen  Norden 
gedrängt  war ,  durch  diesen  religiösen  Kultus  sich  mit  den  Stamm- 
genossen in  Verbindung  erliielt,  welche  das  Vaterland  nicht  ver- 
licssen  und  sich  mit  der  Zeit  mit  den  neu  Eingewanderten  zu  ei- 
nem neuen  Volke  verschmolzen.  In  dem  Grade,  in  welchem  diese 
Umschmelzung  vor  sich  ging,  musste  natürlich  jene  Verbindung 
mit  den  Stammverwanden  im  Norden  sich  lockere,  aufhören,  und 
das  endlich  Mythe  werden ,  was  Geschichte  war. 

So  weit  unsere  Mittel  zur  Prüfung  und  Erkenntniss  reichen, 
gehören  die  Namen  jener  Hyperboreischen  Jungfrauen  der  kelti- 
schen Sprache  an,  und  deuten  darauf  hin,  dass  jene  früheste  Be- 
völkerung in  Europa  die  keltische  war. 

Ein  weiterer  Grund  für  diese  Ansicht  liegt  in  Folgendem  : 

Die  Opfer  gingen,  wie  Herodot  berichtet,  von  der  Meeres- 
küste nach  Dodona.  Homer  nennt  II.  II.  750  den  Hain  Dodonas 
in  Thessalien : 

Guneus  kam  mit  zwei  und  zwanzig  der  Schiffe; 

Dieser  führt  Eniener  und  kriegesfrohe  Pcraebcr , 

Die  um  Dodona's  Hain,  den  wiuternden ,  einst  sich  gesiedelt. 

Stephan  von  Byzanz  nennt  diese  perhäbische  Stadt  Bodona, 
und   Strabo    kennt    in   derselben    Gegend,    dem    alt-pelasgischen 

11* 


—     164     — 

Theile  von  Thessalien,  ein  Dodona  mit  einem  Orakel  und  setzt 
CS  in  Verbindung  mit  der  Stadt  Skotusa.  Der  Gott  dieses  Ora- 
kels „Dis"  führt  auch  den  Namen  Skotios,  d.  h.  der  Dunkle. 

Indem  ich  darauf  verweise,  was  ich  bereits  oben  über  Do- 
dona gesagt  habe,  füge  ich,  um  auch  hier  auf  den  Zusammenhang 
mit  dem  Keltischen  aufmerksam  zu  machen,  noch  weiter  bei,  dass 
Av.  (hi^  dunkel  heisst,  ebenso  bedeutungsvoll  für  den  Dis-Skotios 
als  das  deutsche  Wort. 

Dieses  Dodona  erwähnt  Homer  ferner  II.  XVI.  235. 

Zeus,  dodonisclier  König,  polasgisclier,  der  du  entfernt  wohnst, 
Herrscher  im  frostigen  Ilain  Dodonas,  ■wo  dir  die  Seiler 
Heden  vom  Geist,  ungewaschen  die  Füsse,  auf  Erde  gelagert. 

Die  Selli  nennt  Pindar  Helli.  Sie  hiessen  auch  Priester  des 
immer  schallenden  Kessels.  In  dem  Tempel  stand  nämlich  nach 
Strabo  VII.  479  ein  eherner  Kessel  ,  über  welchem  ein  Erzbild 
lag,  das  eine  kettenartig  dreifach  gewundene  Gerte  hielt.  Daran 
hingen  Würfel,  welche,  vom  Winde  bewegt,  unausgesetzt  an  die 
Seite  des  Kessels  anschlugen  und  in  dem  Klange  das  Mittel  zum 
Orakelspruche  boten. 

Ihre  Füsse  waren  ohne  Bekleidung;  darum  sagt  der  Scho- 
liast:  avLTiTOTiodsQj  ijroi  ßdgßce^oi.  axXrjQolg  dt  y.al  rofiadiKoÜg  ^cövtFg,  tuv- 
ri]v  ixovTsq  diixnar,  log  ^tjds  arrovi'im&at,  rovg  nöSag^  5id  t6  urj  TraQads- 
XKJ&ai  f)]v  £X  Tov  TTQcoTov  ßlov  fjETvtßuh'jv.  1]  Tovxo  tK  xlvog  s&ovg  sttI 
Tififi  roxi  &EOV  noiovvTsg  u.  s.  w.  Eine  Angabe  von  einem  Scholia- 
sten  aus  den  Historien  von  Andron  nennt  sie  „kriegsliebende"  cpi- 
XonoUfioi,  die  barfuss  gehen,  um  sich  abzuhärten,  eine  Auifas- 
sungs-  und  Erklärungsweise,  welchen  einen  neuen  Gelehrten  ver- 
anlasste ,  sie  Streiter  der  Kirche  zu  nennen. 

Die  keltische  Sprache  gibt  ein  Paar  Worte  an  die  Hand,  welche 
vielleicht  mit  einigem  Erfolge  verglichen  werden  dürfen:  w.  sal 
gebrechlich,  arm,  krank,  salw  niedrig,  verächtlich,  selu  nachfor- 
schen ,  ausfragen ,  untersuchen ,  beobachten ,  eine  Bezeichnung, 
welche  nach  diesem  letztern  Stammworte  den  Priestern  eines 
Orakels  ebenso  eignet,  als  ihre  Armuth  und  Niedrigkeit,  welche 
in  den  Augen  der  Bittenden  ihre  Aussprüche  und  die  Gottheit, 
der  sie  dienten,  um  so  mehr  erhoben. 

Im  Irischen  heisst  sallach  unrein ,  schmutzig ,  beule  der  Kes- 
sel.   Hält  man  die  aus  sallach  gewonnene  Bedeutung   fest,  dann 


—     i65     — 

bekömmt  sie  in  der  Erklärung  des  Stephanus  noch  eine  bedeu- 
tende Stütze,  welcher  sagt,  diese  Priester  hätten  auch  Tomuri 
geheissen. 

Man  deutete  diesen  Namen  verschieden;  Einige  behaupteten, 
er  sei  vom  Berge  Tomaros  abzuleiten.  Andere  meinten,  er  be- 
zeichne Beschnittene,  ja  es  trat  sogar  die  Nothwendigkeit  ein, 
darzuthun,  dass  unter  Tomuri  nur  Beschnittene  ,  nicht  Ver- 
schnittene  zu  verstehen  seien. 

Im  W.  heisst  tom  ein  Haufen  Schmutz,  tomi  beschmutzen, 
tomwr  ein  schmutziger  Mann. 

Harmonirt  dieses  Wort  einerseits  mit  der  Bezeichnung,  welche 
Homer  den  Seilern  gab ,  uvTimono^f;  und  der  Erklärung  des  Scho- 
liasten :  %vioi  yaq  xul  kovTQbiiv  anixoviai,  aal  ii]^  roiavrrjg  tTiii.iskilac, 
und  empfiehlt  sie  die  irische  Wurzel  sali  und  sallac/i,  so  zeigt 
sie  andererseits  von  der  grossen  Zähigkeit,  welche  die  einzelnen 
keltischen  Sprachreste  nach  so  grossen  Zeiträumen  noch  erliielt 
und  eine  Beziehung  derselben  auf  einander  möglich  machte.  Zwi- 
schen Homer  und  Stephanus  liegt  eine  Zeit  von  etwa  vierzehn- 
hundert Jahren. 

Kallimachus  gibt  diesen  Priestern  den  Namen  riils/is?.  Hymn- 
in  Del.  284: 

ü  /iw8(x}V)]8E  ITslaayol 

TrjXodev   ixßoüpovTa  tioXv   nQUiiara   dixorrai 
l'r]lfXss(,,  &(oajiovTsg   uaiytjToio  Xißrjio:. 

Man  hat  diese  Bezeichnung  mit  „die  auf  die  Erde  gelagerten 
Priester  des  immer  schallenden  Kessels"  verdeutschen  wollen,  und 
dabei  das  Homerische  xa^atdn'ai  II.  XVI.  235,  so  wie  yn  ^^  Auge 
behalten.  Mir  scheint  indessen  Gelechees  nur  eine  andere  Aus- 
drucksweise für  Selli,  ^'«Uot,  zu  sein,  denn  im  W.  bedeutet  gee- 
lig^  wer  zum  Ausforschen  geeignet  ist ,  so  wie  selu,  ausforschen, 
beobachten  ,  ausfragen  bezeichnet. 

Die  welshe  Sprache  bietet  noch  einige  andere  Anknüpfungs- 
punkte, aber  ich  glaube  sie  übergehen  zu  dürfen,  weil  in  den 
Sagen  selbst  sich  kein  Grund  vorfindet,  welcher  eine  weitere 
Vergleichung  nach  einer  andern  Richtung  gestattete.  Nur  Eines 
sei   noch   bemerkt;    ein   Verschnittener    wird    in    Northumberland 


—     166     — 

BleaUach  genannt,    also   sehr  nahe   stehend  den    Gelecliees   des 
Kallimachus. 

Von  weiterem  Belange  ist,  dass  Pindar,  Herodot  und  Pau- 
sanias  darin  mit  einander  übereinstimmen,  dass  die  Jungfrauen 
ihre  heiligen  Gaben  in  Weizenbündeln  überbracht  hätten. 

Den  Kelten  ist  das  Stroh,  y wellig  heilig;  darum  erlegte 
Gwrthnerth  die  Riesen  mit  seinen  Pfeilen  von  Stroh,  so  wie  Apollo 
die  Hydra  erlegte.  Gwi-thnerth  bedeutet  die  entgegengesetzte 
Kraft.  „Brich  das  Stroh  mit  ihm",  sagt  man  noch  jetzt,  wenn 
man  Einem  anräth,  die  Verbindung  mit  einem  Andern  abzu- 
brechen. 

Dieser  Gebrauch,  diese  Redensart,  tief  in  das  Leben  der 
Kelten  verwachsen ,  spricht  mehr  als  irgend  Etwas  für  den  Zu- 
sammenhang der  Kelten  mit  den  Griechen  und  Lateinern  und  die 
Priorität  jener,  und  ist  darum  von  grösster  Wichtigkeit;  denn 
das  lat.  foedus^  das  Bündniss,  verhält  sich  zum  irischen  fortas^ 
Stroh,  wie  stipulari,  Bestimmungen  festsetzen,  sich  geloben,  zu 
stipula^  der  Halm.  So  heisst  oTroc,,  das  Weizengetreide,  und  */- 
thuristeac  im  Irischen  ein  Bundbrüchiger,  sith  der  Friede,  U/i,w. 
yd  das  Korn,  yda  Korn  einsammeln,  yddir  das  Kornland,  ydeu 
ein  einzelnes  Getreidokorn,  ydawy .  ydmcl  reich  an  Korn,  yddy 
der  Kornspeicher  und  ähnliche.  Das  damit  verwände  foedus 
steht  vereinzelt  da. 


A  b  a  r  i  s. 

Herodot  IV.  36.  „Die  Sage,  welche  man  angibt  vom  Abaris, 
dem  angeblichen  Hyperboreer,  sage  ich  nicht  nach,  wie  er  auf 
seinem  Pfeile  auf  der  ganzen  Erde  herumgekommen  sei,  ohne 
Etwas  zu  essen." 

Abaris  heisst  ein  Sohn  des  Seuthes ,  ein  Hyperboreer,  und 
Priester  des  Apollo.  Suidas  lässt  ihn  in  der  dritten  Olympiade, 
also  etwa  765  v.  Ch.  nach  Hellas  kommen,  als  eine  Pest  bei  den 
Barbaren  und  Hellenen  wüthete.  Eusebius  stimmt  mit  dieser  Zeit- 
angabe nicht  überein  Er  ist  vielfach  in  griechische  Angelegen- 
heiten verflochten.  In  Sparta  führte  er  das  Fest  der  xlbwehr 
ein,  baute  der  Persephone^  der  Erretterin,  einen  Tempel,  rei- 
nigte Knossus  in  Kreta ,  ertheilte  Orakelsprüche ,  sagte  Krankhei- 


—     167     — 

(en,  Erscheinungen  am  Himmel,  Erdbeben  voraus  und  erhielt 
durch  seine  Thaten  sein  Andenken  bei  den  Griechen. 

Diodor  II.  47  gibt  an,  er  sei  nach  Griechenland  gegangen, 
um  die  alten  Verbindungen  zwischen  den  Hyperboreern  und  De- 
liern  wieder  anzuknüpfen.  Die  Pythagoräer  ^^issen  von  ihm  zu 
erzählen,  dass  er  auf  seiner  Rückkehr  aus  Griechenland  zu  Py- 
thagoras  nach  Italien  gekommen  sei,  der  ja  aucli  die  Weihen  in 
Thrakien  und  Delos  empfangen  hatte.  Diesem  habe  er  den  Pfeil 
gegeben,  den  ihm  Apollo  verlieh,  und  der  ihn  über  Berge 
und  unwegsame  Gegenden,  Flüsse  und  Sümpfe  schnell  wegtragen 
konnte ;  Pythagoras  habe  ihm  darauf  seine  goldene  und  elfenbei- 
nerne Hüfte  gezeigt.  Als  Pythagoras  vom  Tyrannen  Phalaris  ein- 
gekerkert gewesen  wäre,  da  habe  Abaris  ihn  besucht  und  ihm 
Fragen  über  die  Götterbilder,  den  heiligen  Kult,  die  Vorsehung, 
Betrachtungen  über  den  Himmel,  die  Erde,  und  was  sich  darum 
drehe,  vorgelegt;  er  habe  diesen  Phalaris  von  dem  Walten  der 
Vorsehung  überzeugt.  Pythagoras  habe  ihn  in  seiner  Zahlen- 
lehre unterrichtet  und  ihn  sogar  beredet,  bei  ihm  zu  bleiben  und 
mit  ihm  gemeinschaftlich  zu  arbeiten.  Photius  in  seiner  Biblioth. 
exe.  ad  Lrsicium  beschreibt  seine  Kleidung  als  die  eines  Drui- 
den u.  dgl. 

Auch  in  der  neuern  Zeit  ist  der  Name  vielfach  besprochen 
worden  und  gab  zu  allerlei  Behauptungen  Veranlassung.  Barth 
in  seiner  Urgeschichte  Teutschlands  verwandelt  den  Namen  Seu- 
thes  in  Teuthes ,  und  die  deutsche  oder  deutsch-hyperboreische 
Abkunft  konnte  um  so  a\  eniger  diesem  Gelehrten  ferne  liegen,  als 
er  schon  früher  durch  eine  verstümmelte  Stelle  beim  Servius,  wo 
die  Perphereer  trudi  genannt  werden,  in  ihnen  die  Druiden  zu 
erkennen  glaubte.  Um  einen  Augenblick  hierbei  zu  verweilen, 
hatte  Barth  vollkommen-  Recht,  sich  gegen  die  Emendation  der 
fraglichen  Stelle  in  Threci  zu  erklären,  weil  kein  Grund  vorhan- 
den war ,  sie  vorzunehmen ;  allein  so  wie  er  zu  Gunsten  des 
deutschen  Wortes  trudi  auifasst,  ebenso  steht  es  der  Erklärung 
zu,  die  durch  so  viele  Erscheinungen  empfohlene  keltische  Sprache 
mit  in   die    Vergleichung  zu  ziehen. 

Im  W.  heisst  drud  kühn,  unternehmend,  theuer,  geliebt. 
Kühn  mussten  wohl  die  Männer  sein,  welche  die  Hyberboreischen 
Jungfrauen  auf  einer  so  grossen  Entfernung  durch  allerlei  Volker 
geleiteten. 


—     168     — 

Ob  unter  triidi  wohl  Druiden  zu  verstehen  sein  könnten,  möge 
der  Leser  nach  der  keltischen  Form  dieses  Wortes  beurtheilen. 
Der  Druide  heisst  Dcrwy%  oder  Derwydd,  einer,  welcher  Kennt- 
nisse hat,  der  Religion  kundig  ist,  ein  Religionslehrer;  das 
Wort  ist  zusammengesetzt  aus  da?'  und  ywy%,  bedeutet  also  Ei- 
nen ,  der  viel  weiss ;  denn  dar  ist  zunächst ,  was  ausgebreitet, 
weit  ist,  darum  auch  die  Eiche  und  ywy^i^  die  Kenntniss,  das 
Wissen.  Sehr  häufig  werden  in  alten  Manuecripten  die  Druiden 
bloss  Gwyddon,  oder  Gwyzoii,  statt  Derwyzon  ^  also  Wis- 
sende ,  genannt. 

Dass  meine  Ansicht  in  Betreff  der  trndi  des  Serviiis  die  rich- 
tigere und  wieder  ein  neuer  Beleg  über  das  Vorwalten  des  Kel- 
tischen in  der  altern  griechischen  Sprache  ist,  bestätigt  Diodor. 
V.  31,  welcher  diese  trndi  aucli  Saronides  heisst. 

Nun  heisst  im  W.  rlmd  der  Stoss  vorwärts,  vorwärts,  drud 
schnell,  kühn,  unternehmend,  muthig,  theuer,  auch  ein  Wüthen- 
der,  ein  Held,  drudaniaeth  die  Schnelligkeit,  Kühnheit,  drii- 
diont  die  Wuth,  Tollheit,  Tollkühnheit,  drndwen  das  kecke  Wag- 
niss,  und 

sm\  was  geeignet  ist,  niederzuschlagen,  die  Wuth,  der  Ueber- 
muth,  daraus  folgend  auch  die  Beleidigung,  Verletzung,  Verhöh- 
nung, sardiaw  niederschmettern;  daher  heisst  die  Artemis  bei 
Paus,  II.  2u(i(x)vla  und  ein  Macedonischer  Spiess,  ein  Jagdspiess 
aaiiiaaa.  DioskoHdes  nennt  eine  Pflanze  sardonia ,  deren  Genuss 
nach  dem  Zeugnisse  vieler  Schriftsteller  die  Sinne  raubte ;  das 
sardonische  Lachen,  /f'Acü?  aaQdinvuc:  oder  aufjöuvloc ,  Avelches  Ei- 
nige acxQÖioi'toQ  nennen,  JtÖ  tov  atai-ioivm  tov^  oSörrac,  ist  hier  wohl 
zu  erwähnen  als  nahe  verwand  mit  der  keltischen  Wurzel.  Die 
Ableitungen  der  Alten  sind  meist  weit  hergeholt,  und  es  ist  eher 
wahrscheinlich,  dass  Sardinien  den  Namen  von  dieser  Pflanze 
erhielt,  als  umgekehrt. 

^algoj  grinsen ,  das  Spottgelächter  im  Zorn  gleichfalls  bezeich- 
nend, und  (jniQdä^M  bei  Photius  und  Suidas ,  sind,  ohne  Stamm- 
wort im  Griechischen ,  gewiss  mit  dem  keltischen  Worte  Sffar  im 
Zusammenhang. 

Nach  dieser  Abschweifung  nun  zurück  zu  Abaris. 
Auch  Creuzer  II.  143  hat  die  Ansicht  entwickelt,    dass  Aba- 
ris ein  Druide  gewesen  sei;  seine  Begründung  stützte  er  auf  eine 
Stelle  in  der  Hialmarsaga :    „Von   Griechenland    kamen   Abor    und 


—     169     — 

Samolis  mit  manchen  trefflichen  Männern  und  Avurden  sogleich  wohl 
aufgenommen;  ihr  Nachfolger  und  Diener  wurde  Herse  von  Gli- 
sisvaller."  Die  Druiden  wie  Zamolxis  sind  mit  den  Pythagoräern 
verwand  in  der  Lehre,  und  haben  sie  aus  derselben  Quelle,  so 
fährt  Creuzer  fort ,  bemerkt  dann ,  Einige  hätten  bei  dem  magi- 
schen Pfeile  des  Abaris  an  eine  Wünschelruthe  gedacht,  die  Ru- 
nen seien  aber  guten  Theils  Pfeile,  Pfeilschriften,  welche  flös- 
sen, auf-  und  ab  rannen  und  flögen,  wie  der  grosse  Zeitmesser, 
die  Sonne,  und  kommt  so  in  allerdings  geistreicher  Kombination 
zu  dem  Schliisse :  „Der  Pfeilfahrer  Abaris  ist  Runa,  Seher? 
Schreiber,  Prophet  und  Heiland,  aber  auch  Schrift  und  Heilung. 
Die  Rune  ist  das  Vehikel  der  Kalenderkunde  der  Arj^neikunde, 
der  Weissagung,  des  Betens  und  Beschwörens." 

In  der  vita  Pylkagorae  führt  Jamblichos  den  vrtsQßötJHog  "Aßu- 
Qig  als  Pythagoräer  an.  Sehen  wir  uns  a'so  in  dem  Keltischen, 
dieser  alten  Sprache  des  Nordens  nach  der  Ansicht  der  altern 
Schriftsteller ,  nach  seiner  Erklärung  um : 

Der  Vater  von  Abaris  hiess  Seuthes;  im  W.  bedeutet  seu 
befestigen ,  sewed  über  die  Sterne  sprechen ,  sewedawl  von  den 
Sternen  beschrieben,  seicedyz  die  Astronomie,  sewedy%al  astro- 
nomisch, sewyd  eine  Stelle  ,  wo  die  Sterne  gleichsam  ausgegos- 
sen sind. 

Dass  Seuthes  und  sewed ^  sewed y%  zusammenhängen  ,  dafür 
spricht,  um  vorerst  Anderes  zu  übergehen,  die  Analogie;  denn 
pythagoras  heisst  im  W.  die  Erklärung  des  Weltalls  ,  die  Kos- 
mogonie,  pythugori  das  System  des  Weltalls  erklären,  \on  pytit, 
der  Raum,  die  Zeit,  die  Welt,  der  l  mschwung  oder  Kreislauf 
der  Zeit,  die  Dauer  der  Welt,  auch  je  und  nie,  gr  noiL  Von 
pyth  ist  auch  abgeleitet  pgtlion^  die  Kosinogonie  ,  pythonas  das 
System  der  Kosmogonie ,  pylhonis  eine  Philosophin  ,  pytlioni  die 
Kosmogonie  behandeln ,  pythonyz  ein  Kosmogonist.  Cornish  heisst 
die  Welt  byz^  en  byt,  arm.  bet^  ir.  bioth  und  bndh. 

Und  dieses  keltische  Wort  pythagoras  ist  der 
Name  des  grossen  griechischen  Philosophen.  Ver- 
gleicht man /?y^Ä  mit  ttots,  jenes  reich  an  Bedeutung, 
der  Zeuge  für  die  hohe  Bildung  des  Volkes,  dieses 
eine  magere  Zeitpartik  el  schon  zurZeit  Homers,  ohne 
Zusammenhang  mit  andern  Worten  und  ohne  eine  so 
bedeutungsvolle  Wortfamilie,  und  man  wird  die  Ein- 


—     170     - 

flüsse  Massilias  auf  den  Norden  ebenso  unhaltbar 
finden,  als  die  Annahme,  dass  die  Verwandschaft 
der  griechischen  und  keltischen  Sprache  in  ihrem 
asiatischen  Ursprung  zu  suchen  seien.  Die  Worte 
werden  nicht  verschleppt  ohne  die  Bildung  und 
Kenntnisse,  die  sie  bezeichnen,  wohl  aber  pflanzt 
sich  mit  diesen  die  Bezeichnung  fort.  Nur  auf  euro- 
päischem Boden  mengte  sich  das  Keltische  mit  der 
Bildung  und  Sprach  weise  der  nachrückenden  Barba- 
ren, und  ging  darin  bis  auf  Bruchstücke  im  Süden  un- 
ter, das  beweisst  ttot L 

Also  Seuthes  Avar  der  Vater  des  Abaris. 

Für  die  Erklärung  dieses  Namens  findet  sich  im  W.  abar, 
was  zu  Grunde  geht ,  der  von  der  Seele  geschiedene  Leib ,  der 
Leichnam,  das  Aas,  von  aö ,  die  Schnelligkeit,  Leichtigkeit  der 
Bewegung,  des  Yorübergehens.  Untersuchen  wir  weiter  die  zu 
aö  gehörigen  Ableitungen,  so  ergibt  sich  zunächst  aballu  untei- 
gehen,  fehlen,  abalUad  der  Abfall,  der  Aufruhr,  nball  der  Feh- 
ler, Mangel,  die  Zerstörung,  abred  übel,  abredlad  der  Fort- 
schritt der  Seele  im  Kreise  des  Uebels,  die  Seelenwanderung, 
abredu  durch  den  Kreis  des  thierischen  Lebens  wandern. 

Nach  diesen  Andeutungen  ist  es  nicht  unerheblich,  dass  nach 
der  Sage  Abaris,  ein  Sohn  des  Seuthes,  dem  Tyrannen  Phalaris 
Fragen  über  die  Vorsehung  vorlegte  und  ihn  von  ihrem  Walten 
überzeugte,  dass  er  ihn  über  den  heiligen  Kult  belehrte,  und  mit 
ihm  Betrachtungen  anstellte  über  den  Himmel ,  die  Erde  und 
Alles,  was  sich  darum  drehe. 

Reiht  man  die  einzelnen  mit  Abaris  (gen.  Abaridos)  zusam- 
menhängenden Begriffe  aneinander,  dann  treten  die  Spuren  von 
einer  alten  asiatischen  religiösen  Idee  hervor,  welche  die  heili- 
gen Schriften  der  Juden  uns  aufbewahrten,  dass  mit  dem  Sünden- 
fall der  ersten  Menschen  ihr  leiblicher  Tod  als  nothwendige  Folge 
verbunden  war.  Sie  konnten  nur  nach  der  Erscheinung  des  Mes- 
sias der  verscherzten  Glückseligkeit  wieder  theilhaftig  werden 
nach  der  einen  Richtung  dieser  Idee,  nach  der  andern  dagegen 
musste  die  Reinigung  der  Menschen  aus  einer  Wanderung  durch 
die  Thierleiber  erst  erfolgt  sein. 

Es  ist  möglich,  dass  eine  spätere  Sage  dem  Abaris  den  Pfeil 
des  Apollo  gibt,  weil  dieser  Name  an  die   Schnelligkeit  vermöge 


—     171     — 

der  Wurzel  ah  erinnert,  und  der  Pfeil  ein  Symbol  der  Schnellig- 
keit ist.  Durch  dieses  Symbol  aber  tritt  Abaris  in  Beziehung  zur 
orphischen  Philosophie.  In  dieser  ist  der  Pfeil  das  Symbol  der 
unendlichen  Lebenskraft,  welche  das  Chaos  von  Anbeginn  durch- 
dringt, die  ganze  Natur  erfüllt,  aller  Dinge  Anfang  und  Ende  ist, 
die  nicht  gezeugt ,  sondern  als  reine  Jungfrau  und  Mann  zugleich 
geboren  ward ;  der  Pfeil  ist  das  Symbol  der  Kraft ,  welche  aus 
sich  Alles  erhält,  also  der  ewig  unerzeugten,  aber  stets  zeugenden 
Naturkraft.  Es  lässt  sich  nun  hieraus  erklären,  warum  die  Sage 
den  Abaris  ohne  Speise  die  Erde  umwandern  lässt. 

Apollo  gab  ihm  diesen  Pfeil;  der  Kreislauf  des  Lichtes,  wel- 
ches Leben  erweckt,  der  Lykabas,  konnte  ebenso  leicht  von  Ein- 
zelnen im  Abaris  gesucht  und  gefunden  werden ,  als  das  bestän- 
dige Fortleben  der  Natur  durch  den  beständigen  Tod. 

Nach  Allem  bleibt  Abaris  ein  bedeutungsvoller  mythischer 
Name  sowohl  für  die  keltische  Bildung  als  das  Alter  der  Mosai- 
schen Ueberlieferung  über  den  Sündenfall  und  die  Verbreitung 
dieser  religiösen  Ansicht.  Man  vergl.  Euseb.  praep.  evang.  11.  1. 
hynin.  in  Jov.  bei  Stobaeus,  oder  Eusebius  über  die  orph.  Philo- 
sophie, in.  9. 

Pythagoras. 

Ueber  die  Erklärung  dieses  Namens  und  seinen  Zusammen- 
hang mit  dem  Keltenthum  habe  ich  bereits  gesprochen.  Schon 
im  Alterthume  war  er  auffallend  und  veranlasste  die  Griechen, 
den  Pythagoras  zum  Sohne  des  pythischen  Apollo  zu  machen,  da  zu 
einer  Deutung   sich    sonst  ein  Anhaltspunkt  nicht  finden  wollte. 

Jamblichos  vit.  Pythag.  II.  führt  aus  einem  Samischen  Dich- 
ter an : 

riv&ayoqav  t    ov  rixzs  /tiC  cpikb)   Anokkcüvi 
llv^alg,  ij   xaXlog  Tikttaiov  £;ftv  JS(i[xio)v. 

Jamblichos  fügt  noch  zu  dem  Namen  iiv&alg  die  Erklärung, 
Mnesarchus ,  der  Vater  des  Pythagoras ,  habe  seine  Frau,  welche 
früher  Parthenis  (die  Jungfräuliche)  geheissen ,  fortan  dem  Gott 
zu  Ehren  Pythais  genannt,  weil  ihm  die  Pythia  geweissagt  hätte, 
seine  Gattin  würde  ihm  einen  Sohn  gebären,  welcher  an  Schön- 
heit und  Weisheit  die  Sterblichen  übertreffen  und  dem  Menschen- 


—     174     — 

und  zwar  indem  sie  dieselbe  an  die  Seelenwanderung  knüpften. 
Ich  habe  weiter  oben  gezeigt,  dass  auch  die  Kelten  diese  Lehre 
hatten,  dass  die  Worte  abred^  abrediad^  abredu  darauf  Bezug 
haben  und ,  nach  dem  Stamm  des  Namens  und  der  Ausschmückung 
der  Sage  zu  schliessen,  der  Hyperboräer  Abaris  in  einem  engen 
Verband  mit  dieser  religiösen  Ansicht  steht.  Herodot  erzählt  uns 
IL  123,  dass  die  Aegypter  zuerst  die  Meinung  von  der  Unsterb- 
lichkeit der  Seele  und  ihren  Wanderungen  ausgesprochen  hätten. 
Einige  Griechen,  deren  Namen  er  wisse,  ohne  sie  aufzuschrei- 
ben, hätten  sie  so  angenommen,  als  wären  sie  ihnen  eigen;  der 
Redner  Strabo  dagegen  bei  Photius  gibt  an ,  Abaris  habe  den 
Pythagoras  die  Unsterblichkeit  der  Seele  gelehrt ,  deutet  also  auf 
keltischen  Ursprung.  Es  ist  nicht  uninteressant,  in  Betreff  dieses 
Abaris  die  Bemerkungen  Herodot's  II.  123  und  IV.  36  zu  ver- 
gleichen. 

Bezeichnend  ist  die  Stelle  des  Diogenes  Laertius  VIII.  c.  12 
ad  fin.  ttqmtÖv  TS  (paai  tovtov  UTiocpr,vai  T?)f  i/^i'/»)v  xvkXov  ura/X7]g 
andßovaay  allort  uUoig  udno&ui  ^woig.  Man  vergl.  Aristod.  de 
anim.  I.  3,  Plat.  Phaed.  Euseb.  praep.  evang.  VIII.  16.  Gatterer 
comment.  de  metempsychosi  etc.  Commentt.  S.  R.  G.  tom.  IX. 
Reicht  meine  Etymologie  und  Erklärung  des  Namens  Abaris  nicht 
aus,  die  Angabe  des  Strabo  bei  Photius  zu  empfehlen,  so  will  ich 
bloss  einige  Punkte  aus  der  vita  Pyth.  des  Jamblichus  und  Dio- 
genes Laert.  hervorheben,  die  mehr  in  das  Wesen  der  pythago- 
räischen  Philosophie  eingehen. 

Die  Unsterblichkeit  der  Seele,  die,  wie  ich  oben  bemerkte, 
mit  der  Seelenwanderung  verknüpft  war,  musste  bei  dem  Volke, 
welches  sich  zu  dieser  religiösen  Meinung  bekannte,  die  Schrecken 
des  Todes  mildern ,  besonders ,  wenn  wie  sich  aus  dem  Ausrufe 
des  Sophokles  (Plutarch.  de  legend,  poetis  n.  5.  Brunk):  ,,0  drei- 
mal selig  jene  Sterblichen ,  welche  diese  (eleusinischen)  Weihen 
geschaut,  wenn  sie  zum  Hades  hinabgehen.  Für  sie  ist  allein  ein 
Leben  in  der  Unterwelt,  für  die  Andern  eitel  Drangsal  und  Noth;" 
klar  ergibt,  für  den  Gebildeten  die  Fortdauer  der  Seele  in  einer 
andern  Weise  vorgetragen  wurde,  als  für  das  gemeine,  zu  allen 
Zeiten  und  aller  Orten  mehr  oder  weniger  in  der  Sinnlichkeit  be- 
fangene Volk. 

Nach  Caesar  VI,  14,  Diod.  V.  28,  Silius  Ital.  XIIL  588  sq. 
Auson.  Ephemeris  55 — 57,  glaubten  die  Druiden,   dass  die  Seele. 


—     175     — 

unsterblich  sei,  nach  dem  Tode  in  andere  Körper  wandere  und 
nach  einem  bestimmten  Zeiträume  (Herodot  II.  123  nimmt  für  eine 
solche  Wanderung  3000  Jahre  an)  wieder  geboren  werde.  Diese 
letzte  Idee  hat  nach  Zeit  und  Ort  manclie  Veränderungen  erlit- 
ten. Nach  Lucan.  I.  454  fand  die  Seele  ihren  auferstandenen 
Körper  in  einer  andern  Welt  wieder  und  der  Tod  war  nur  der 
Vermittler  eines  ewigen  Lebens,  eine  Idee,  welche  mit  der  per- 
sischen von  der  Auferstehung  des  Leibes  im  Zusammenhang  ist. 
Darum  scheuten  sie  den  Tod  nicht  und  üblen  die  Tugend  der  Tapfer- 
keit, man  verbrannte  mit  der  Leiche,  was  dem  Verstorbenen  im  Leben 
theuer  war,  selbst  Sklaven  und  Klienten,  gab  ihm  Briefe  an  verstor- 
bene B'reunde  mit,  ja  man  begnügte  sich  bei  Schuldforderungen 
mit  Anweisungen  auf  das  künftige  Leben.  Man  vergl.  Caes.  VL 
18.  Pom.  Mel.  III.  2.  Diod.  V.  28.  Valer.  Max.  II.  6. 

Jamblichus  führt  cap.  18  an:  „Pythagoras  fürchtete  den  Tod 
nicht;  cap.  30.  Zamolxis  sein  Sklave,  Freigelassener  und  bestän- 
diger Zuhörer,  reiste  zu  den  Geten  und  gab  ihnen  Gesetze;  er 
ermahnte  die  Bürger  zur  Tapferkeit,  indem  er  ihnen  darthat,  dass 
die  Seele  unsterblich  sei.  Auch  die  Galater  ....  und  viele  an- 
dere Barbaren  lehren  ihre  Kinder,  dass  die  Seelen  derer,  welche 
gestorben  sind,  nicht  untergingen,  sondern  fortlebten  und  ewig 
seien;  ebenso  zeigte  er  ihnen,  dass  man  den  Tod  nicht  fürchten, 
sondern  gegen  die  Gefahren  sich  stählen  müsse.'" 

Pythagoras  lehrte  (Diog.  VIII.  19).  „Im  Anfange  liegt  der 
Untergang,  im  Anfange  des  Lebens  das  Ende  u.  s.  w.  Scham 
und  Ehrbarkeit  bestehen  in  der  Mitte  zwischen  masslosem  La- 
chen und  allzugrossem  Ernste Das  Leben  ist  der  Gedanke 

an  den  Tod."  —  Ich  erinnere  hier  an  Abaris.  Zambl.  vit.  pyth.  c.  30. 

Als  Jemand  über  die  Uebungen  lachte,  welche  von  Pythagoras 
für  die  Rückkehr  der  Seelen  vorgesclirieben  wurden,  und  sagte,  er  wolle 
ihm,  wenn  er  zur  Unterwelt  hinabstiege,  einen  Brief  an  seinen  Vater 
mitgeben ;  die  Antwort  könne  er  ihm  ja  bringen  ,  wenn  er  wie- 
der zurückkehre,  da  antwortete  der  Weise:  „Nimmer  werde  ich 
an  einen  Ort  wandern,  von  dem  ich  weiss,  dass  die  Mörder  da- 
selbst bestraft  werden." 

Diese  Uebereinstimmung  in  so  schlagenden  Punkten  lässt  kei- 
nen Zweifel  übrig,  wessen  Ursprungs  die  pythagoräische  Lehre 
von  der  Wanderung  der  Seele  sei.  Vergleicht  man  die  keltischen 
Triaden  mit  den  Lehren  der  Moral,  welche  dem  Pythagoras  bei- 


—     176    — 

gelegt  wci'don  ,  «lann  sieht  inaii  aus  ihrer  lobeicinsl immun";,  wcl- 
ch(Mt  hohen  Kiiilluss  die  iveltiselieu  iieluen  auf  die  Gesittung  der 
(iiieelieii  übten. 

rvthaf^oras  pflegte  einen  Hart  zu  trafen  m  ie  die  Druiden, 
und  liebte  ihre  Kleidung.  Beides  war  den  (irieehen  aullallcnd ; 
daiier  njerUten  sie  dasselbe  auch  sor^fältiü;  an.  Die  iiierher  be- 
/,iiü;lichen  Stellen  finden  sich  bei  Jamblichns  vit.  Pyth.  cap.  2,  Lu- 
cian  \  itar.  auct.  2  und   Andern.  iMartial  IX.  ep.  i8. 

Sic  quasi  Pyflntffonw  loqucris  st/crcssor  et  lien'S ; 

Pnw/N'Ht/ff  nien(o  nee  tibi  barha  minor. 

Ich  übergehe  «las  >\  eitere,  um  mich  noch  zu  einem  wichti- 
gen Punkte  zu  wenden,  welcher  gleichlalls  einen  Helei?  für  den 
Zusammenhang  der  pylhagoräischen  lichren  mit  dem  Druidism  dar- 
bietet. Dass  es  Druidinnen  gegeben  habe,  lässt  sich  aus  den 
Zeugnissen  der  altern  Schriftsteller  ohne  iMühe  nachweisen.  Sie 
hallen  ein  berühntles  Orakel  auf  der  Insel  Sena.  In  «elchem 
\  erhältniss  sie  zu  dem  Orden  gestanden  haben  mögen,  lässt  sich 
aus  den  Allen  nicht  ermitteln;  wir  \\issen  nur,  dass  sie  sich  na- 
mentlich auf  die  Kunst  der  \Veissagung  verstanden  und  hoch  ge- 
ehrt ^^aren. 

Bei  «len  (irieehen  standen  die  Frauen  in  keinem  grossen  An- 
sehen in  der  früheren  Zeit;  man  kümmerte  sich  wenig  um  sie 
und  sorgte  nicht  für  ihre  Dildung.  Spiiter  indess  scheint  sich  das 
geändert  zu  haben,  denn  w'w  haben  Nachrichten  von  Frauen^ 
welche  sich  zur  ]»latonischen,  cvrenäischen,  megarischen,  cyni- 
schen,  epikureischen  und  stoischen  Schule  bekannten.  Einige 
zählten  auch  zur  Akademie,  zu  den  Peripatetikern,  oder  waren 
durch  ihre  Dialektik  bekannt.  An  der  Spitze  von  Allen  steht 
Pythagoras,  welcher  Frauen  zuerst  in  seinen  Orden  aufnahm, 
und  sie  dadurch  über  den  niedern  Stand  erhob,  welchen  das  öf- 
fentliche Leben  nnd  seine  ^'orurtheile  dem  weiblichen  Geschlechte 
anwiesen.  Jamblichus  hat  uns  die  Aainen  von  17  derselben  auf- 
bewahrt. 

Im  (iriechischen  heissen  sie  allgemein  nvv'}nyo(>ixiu,  im  Kelti- 
schen pythoiws^  die  Frauen,  welche  die  Kosmogonie  und  die  be- 
züglichen philosophischen  Lehren  kennen. 

l  nter  den  pythagoräischen  Frauen  wird  1)  Arcadissa  ge- 
nannt; im  Welsh  heisst  ar^uulic  beschützen,  von  ar{\  der  Anfüh- 
rer,  Schutz. 


-       177     — 

2)  Eccelo;  welsh   ist  e^lur  blass. 

3)  Cleaichma;  \v.  ciaig,  Wirbel,  Strudel. 

4)  Okelo;  w.  ogyl  voll  Leben. 

53  Myia,  w,  inirys  geistreich,  witzig,  zierlich. 

6)  Tiniycha  ;  w.  tyni,  ein  wenig,  klein. 

7)  XiÜMv  (Chilon);  </«/,  klar,  hell,    geil  ig  ^  wer  geschickt    ist 
aufzuspüren. 

Ausser  diesen   finden    sich   noch    andere   Namen ,    w  eiche   auf 
das  Keltische  hinweisen. 


S  c  li  1  11  s  s. 

Werfen  wir  nun  einen  IJIick  auf  die  Ergebnisse  der  vorlie- 
genden Intersuchung,  so  erscheint  das  kellische  und  griechische 
Leben  in  einem  wunderbaren  Zusammenhange,  von  der  Sprache 
an  bis  zur  IJlütiie  der  geistigen  Kultur,  der  Philosophie. 

Lebersichtlich  tritt  dieser  her\ or,  wenn  die  Hauptpunkte  noch 
einmal  kurz  neben  einander  gestellt  werden;  er  zeigt  dann  auch 
seine  Kausalität  und  führt  ohne  vieles  (icrede  den  thatsächlichen 
Beweis,  dass  das  Griechenthuni  aus  keltischen  Elementen  vor- 
zugsweise sich  gestaltete.  Hätte  es  Plan  und  Absicht  gestat- 
tet, das  ganze  Bereich  der  griechischen  Sprache  jetzt  schon 
in  die  Untersuchung  zu  ziehen ,  dann  w  ürde  Manches  augen- 
fälliger her\  orgetreten  sein,  und  die  Einwirkungen  des  Kel- 
tenthums  auf  die  Entwicklung  des  griechischen  Lebens  in  ei- 
nem grösseren  Lmfange  gezeigt  haben.  Wie  wenig  aber  auch 
das  ist,  was  hier  besprochen  werden  konnte,  es  wird  immerhin 
genügend  sein,  die  Aufmerksamkeit  der  gelehrten  Welt  auf  die 
für  die  alten  Sprachen  und  die  älteste  Geschichte  der  Bewohner 
unseres  Kontinentes  so  wichtige  keltische  Sprache  hinzulenken 
und  die  vielseitige  Bearbeitung  eines  Bodens  zu  empfehlen,  aus 
dem  der  thätige  Forscher  manches  seit  Jahrtausenden  verschw  un- 
dene  Denkmal  wieder  zu  Tage  fördern  kann,  um  ein  neues  ladit 
in  das  Dunkel  des  tiefen  Altenthums  zu  werfen. 

Für  den  Zusammenhang  der  Kelten  und  Griechen  sprechen, 
aus  den  Bedürfnissen  und  den  Fertigkeiten  des  häuslichen  Le- 
bens gegriffen,  und  darum  mit  hoher  Beweiskraft: 

'Ayyoc,  ir.  an  und  ian  das   Gcfäss,   als  Griff  betrachtet   xa'/jr»?, 

KeUische  Sfiulicn.  I.  it 


—      178     — 

com.  kaval ;  —  üyuvo?,  kleingemachtes  Brennholz,  w.  ac  der 
Stamm,  das  Holz,  und  aspirirt  haciaw  kleinmachen,  hacken;  — 
nvq^  \v.  veraltet  ur ^  das  Feuer;  —  ^«Xoj,  ir.  gual  der  Feuer- 
hrand;  —  aoi^  der  Dreifuss,  ir.  feora  drei;  —  ulOaliog  aschfar- 
big, \v.  llnlh,  ir.  luuUli  die  Asche,  avo  das  keltische  //  noch  er- 
scheint, das  mit  seinem  Hauche  oft  in  dem  griechischen  Aspira- 
ten aufging;  —  /5«M^jn',  av.  berwij ,  corn.  clho  bri%lmn^  kochen, 
braten,  brotzeln;  —  ('%<«  die  Speise^  Nahrung,  w.  armerth  das 
Brodhacken;  —  «\jto^-,  ir.  aran^  w.  bara,  und  mit  vorgeschlage- 
nem t,  tortli^  das  Brod,  Weizenbrod,  die  Torte;  —  aTz«  die 
Nahrung,  alxoi  das  Weizengetreide,  w.  Hh  das  wilde  Korn,  die 
Nahrung,  yta  Korn  sammeln,  sich  Korn  betteln;  —  üquitov  das 
Frühstück,  ir.  seiiil/tiin  ein  Frühstück  einnehmen;  —  d&vcgu  der 
Brei,  die  Graupen  von  Weizen,  ir.  tnirin  der  Weizen;  —  lifirjg 
der  Kuchen,  Kahmkuchen,  w.  maelh  die  Speise,  ammaelhyn 
köstlich,  amnmetlnipr  ein  Zuckerbäcker;  —  lai^ixihuv,  uöäoxT],  ir. 
siiarkas  das  Einmachen,  Einsalzen;  —  nlla?  die  Wurst,  w.  lla% 
hacken  u.  s.  w.  siehe  Seite  80;  —  ut/u)  der  Rauch,  w.  ath  die 
Hitze,  ir.  deala  der  Rauch;  —  anoTiaxoq  der  Menschenkoth ,  Ab- 
tritt, IC.  bmc  der  Koth,  bawdw  der  Abtritt.  —  uQÜa  die  Ge- 
därme, \v.  tor  der  Leib,  ir.  tarr  die  Eingeweide;  —  dWupa  sal- 
ben, w.  eli  das  Heilmittel,  eliaw  ein  Pllaster  auflegen;  —  /5?;$ 
der  Husten,  w.  pas,  peswg.     Yergl.  A\eiter  S.  149   folgdd. 

\'1(}1.;  der  Bolirer ,  w.  arystuin ,  auch  gwyr ,  Avobei  yw  im 
Griechischen  sich  in  den  spir.  len.  abschlill";  ■ —  uXlxIq  die  Salz- 
quelle, das  Sieb,  av.  hesg^  der  Seeschilf,  woraus  die  Siebe  ge- 
fertigt Avurden;  —  «7^«,  ir.  faracha  der  Hammer;  —  dUvri ,  ir. 
tuay/i  die  Axt,  das  Beil;  ^ßog,  av.  hoel  der  Nagel;  —  ßäXuvog 
eine  eichelförmige  Frucht,  auch  der  Zapfen,  der  Riegel  zum 
Verschluss  der  Thüre,  av.  öolg  die  Kerbe,  das  Loch;  —  ßulav- 
ütjya  Avas  den  Riegel  hebt,  der  Schlüssel,  Avas  öffnet,  av.  ayori 
öffnen,  ag  die  Höhle,  das  Loch,  ayoriad  der  Schlüssel;  — ■  (pw«, 
AV.  piirs  der  Blasebalg;  avxvl  das  Rad,  av.  cunt  die  Radschiene, 
der  Reif  des  Rades ;  —  u^a%a  der  Wagen ,  av.  itien ,  ir.  macan 
fahren;  —  Mo/i«,  av.  ca?'  der  Wagen;  — «7i?)vr/,  w.ben  der  Wagen. 
In  Betreff'  der  Worte,  welche  sich  auf  den  Ackerbau  bezie- 
hen, siehe  Seite  132  folgd.;  sie  haben  gleiche  Wichtigkeit  und 
gleiche  Beweiskraft.  Dürfen  die  oben  angeführten  Worte  zu 
der   Behauptung   berechtigen,    dass    die    Griechen  und   Kelten   in 


—     179     — 

naher  Berührung  standen ,  sichert  ferner  der  Umstand ,  dass  sich 
die  harten  Aspirationen  der  keltischen  Sprache  in  der  griechi- 
schen erweichten  und  verloren,  dass  Wurzel  und  reiche  Ablei- 
tung der  verwanden  Worte  sich  nur  in  den  keltischen  Dialekten 
nachweisen  lassen ,  den  Kelten  ihr  früheres  Bestehen  in  Europa 
allein  schon,,  so  war  es  wohl  nicht  gewagt,  wenn  man  bloss 
hierauf  gestützt  in  den  griechischen  Agrikultur-  und  Heilgotthei- 
ten keltische  Bildung  hätte  voraussetzen  wollen,  denn  die  Ge- 
wohnheiten, welche  sich  im  Leben  des  Menschen  ausprägen,  die 
Fertigkeiten,  welche  das  Bedürfniss  nur  im  gemeinsamen  Zu- 
sammenwirken schafft,  führen  alle  auf  den  bleibenden  Wohn- 
sitz und  den  Ackerbau  zurück.  Wie  hier  Eines  aus  dem 
Andern  hervorgegangen  ist,  so  unterstützen  sich  ihre  Namen  und 
Bezeichnungen  ebenfalls ,  wenn  man  in  ihnen  die  Beweise  für  die 
Behauptung-  sucht,  dass  die  keltische  Bildung  es  war,  die  sich 
mit  neuer  Lebenskraft  und  neuen  Bedingungen  in  das  Griechen- 
thum  zu  entwickeln  begann ,  und  theilvveise  endlich  in  ihm  auf- 
ging. Die  Analysis  dieser  Götternamen,  vor  Allem  die  Ueber- 
einstimmung  der  den  Aesculap  betreffenden  Sagen,  die  Bedeu- 
tung der  Namen  der  Hyperboräischen  Jungfrauen  haben  die 
Abhängigkeit  der  griechischen  Bildung  von  der  keltischen 
bezüglich  ihrer  Basis  dargethan.  —  \  orbild  war  das  Keltische 
nicht,  wie  das  Griechenthum  für  die  spätere  Bildung  in  Europa, 

So  ist  es  mit  den  Worten,  welche  sich  auf  die  Vertheidi- 
gung  des  Eigenthums  und  den  Krieg  beziehen;  auch  sie  sichern 
dem  Keltischen  die  Priorität  vor  der  griechischen  Sprache  auf 
europäischem  Gebiet. 

"Aqtq  bedeutet  das  Eisen,  die  Wunde,  den  Schlachtengott; 
das  w.  arw  die  Waffen,  das  Schwert;  arvawr  ist  der  Krieger, 
arvawr  bedeutet  sinnvoll  „sterben";  —  anilo<;  die  Wunde,  w. 
gwelimi  verwunden,  gtceli  die  Wunde;  —  Üoq  das  Schwert,  ir. 
airm  der  Dolch;  —  nlxii-!]  die  Spitze  des  Speeres,  w,  mcq  die 
Spitze,  Schärfe,  awQys  scharf,  —  ut&log  der  Kampf,  w.  lla% 
schlagen,  tödten,  ymla%  das  Gefecht;  —  aqöiq  die  Pfeilspitze,  w. 
arv  der  Dolch;  —  uanlg  der  Schild,  w.  aes ^  yswyth^  ysgw  sich 
schützen;  —  ^äxri  die  Schlacht,  w.  mm,  wie  acies;  —  «tWw  mit 
Heftigkeit  losstürmen,  losbrechen,  ir.  askar,  for  aighis;  ais  der 
Hügel,  die  Festung;  (ptvyEiv,  w.  foi^  fliehen,  flüchten:  —  acpevöovr] 
die  Schleuder,  w.  ysponc  ein  plötzlicher  Sprung,  Wurf,  Angriff, 


-     180     — 

ir.  tennii;  —  T5t;^os,  ir.  veraltet   dae  ^    die   Mauer;   —   tvqi^ic,   w. 
für  der  Thurm, 

Mit  dem  festen  Wohnsitze  schritt  der  Mensch  in  seiner 
geistigen  Entwicklung  voran.  Erlernte  die  Götter  ehren,  er  hrachte 
ihnen  Dank-  und  Sühnopfer,  suchte  ihren  Willen  zu  erkunden  und 
richtete  sich  nach  den  Zeichen,  welche  ihm  gesendet  wurden. 
Wichtig  bleiben  sonach  die  auf  ihren  Kult  bezüglichen  Worte. 

'AniiQ/o^ui  den  Anfang  machen  (?)  bei  Opfern,  w.  aberth 
das  Opfer;  dürften  wir  aj^ÜQ&o/xai  lesen,  wie  läge  dann  seine 
Bedeutung  so  klar  vor  ?  *) 

Der  Ackerbau  lehrte  den  Menschen  das  Walten  der  Gottheit, 
und  der  Tag  mit  seinem  belebenden  Lichte,  mit  der  wohlthäti- 
gen  Sonne  liess  ihn  ihr  Dasein  ahnen;  darum  benannte  er  das 
ihm  unbekannte  Wesen  gleichlautend  mit  dem  Tage,  Zivc,  Ji6g, 
Jlg;  der  Gott  und  der  Tag  ist  detfs  und  dies,  w.  diiiü  die  Gottheit, 
dyw  der  Tag,  weil  er  alles  Gute  hervorbringt,  dwyw.  Sinn  und 
Bedeutung  gibt  diesen  wichtigsten  aller  Worte  nur  die  Avelshe 
Sprache,  ja  die  Grundform  desselben  ist  im  Griechischen  selbst 
in  den  ältesten  schriftlichen  Denkmalen  veraltet  oder  ver- 
schwunden. 

Der  Ackerbau  mit  seinem  mannigfaltigen  Wechsel  der  Er- 
scheinungen weckte  auch  die  Sehnsucht  nach  einer  Fortdauer 
der  Seele ,  oder  gab  ihr  Form  und  Halt  in  dem  Saatkorn ,  das 
untergeht,  vor  dem  Blicke  verschwindet,  um  zu  einem  neuen  Le- 
ben zu  erstehen.  Daher  die  Sagen  vom  Hades,  Tartarus  und  der 
Proserpina,  daher  der  schöne  Mythenkranz,  den  die  Zeit  um  die 
Ceres  flocht,  alle  bestimmt,  denjenigen  auf  seine  bessere  Bestim- 
mung hinzuweisen,  dem  für  das  Edle    der   Sinn   erschlossen    war. 

Auch  hier  leitet  durch  die  Labyrinthe  ,  welche  die  Zeit  mit 
ihrem  Umschwung,  die  religiösen  Meinungen  im  Gefülile  ihrer 
Mangelhaftigkeit ,  und  die  Gelehrsamkeit  oder  Forschung  von 
zwei     tausend     Jahren     aufgerichtet     hatte,    nur     die    keltische 


*)  Beiläufig  will  ich  darauf  aufmerksam  machen,  dass  der  urkundlich 
älteste  Name  des  heiligen  Berges  bei  Heidelberg  gleichlautend  mit  Aberth 
»Abirinesburg«  ist;  später  trug  diesen  Namen  das  dort  erbaute  Kloster; 
wie  dieses,  so  entstanden,  zumal  in  Wales,  viele  Kirchen  und  Klöster  aus 
heidnischen  Tempeln  und  Opferstätten.  Die  weitern  Belege  gab  ich  im 
Allg.  Kirchenlexikon  von  Dr.  Aschbach,  Art.  England. 


—     181     — 

Sprache;  sie  erklärt  nicht  bloss,  sie  vermittelt  auch  widerstre- 
bende Ansichten,  und  wird  es  noch  mehr  thun,  wenn  sie  ein- 
mal noch  mehr  Gegenstand  eines  ernsten  Studiums  geworden 
sein  wird. 

Im  höchsten  menschlichen  Wissen ,  in  der  Kenntniss  von  der 
Entstehung  und  vom  Laufe  der  Weltkörper  und  dem  Wesen  der 
Erde ,  des  menschlichen  Körpers  und  Geistes,  ist  nach  Allem,  was 
wir  kennen,  gleichfalls  das  Keltenthum  vorangeschritten,  und  was 
es  geleistet,  das  sagen  die  Denkmäler  aus,  Avelche  es  sich  unter 
dem  griechischen  Volke  durch  die  Namen  Abaris,  Seuthes  und 
Pythagoras  gesetzt  hat. 

In  allen  diesen  grossartigen  Beziehungen ,  welche  so  tief  in 
das  menschliche  Leben  eingreifen,  sehen  wir  die  griechische 
Sprache  von  der  keltischen  abhängig,  die  nicht  bloss  das  gleich- 
lautende Wort,  sondern  auch  die  Wurzel  und  in  ihr  den  Grund 
der  Benennung  gibt,  bald  ganz,  bald  mehr  oder  weniger  ohne  das 
scharfe  Gepräge,  wie  die  Münzen  der  Vorzeit,  die  von  Grünspan 
überzogen  oder  vom  Rost  zerfressen,  dem  Forscher  oft  nur  we- 
nige Spuren  zur  Bestimmung  übrig  lassen. 

Einzelne  Worte  lassen  sich  muthmasslich  deuten,  und  aus 
dem  gemeinsamen  Ursprünge  der  Nationen  in  Asien  erklären  ,  wie 
das  in  diesem  Buche  auch  mehrmals  zugegeben  ist,  aber  in  sol- 
cher Fülle  schwerlich. 

Das  Keltische  muss  also ,  so  weit  unsere  Wissenschaft  bis  jetzt 
reicht,  als  die  Basis  der  griechischen,  und  wie  ich  später  nachweisen 
werde,  auch  der  europäischen  Kultur  angesehen  werden,  und  sein 
Studium  der  gründlichen  Kenntniss  europäischer  Gesittung  und 
Bildung  vorausgehen. 


18* 


ftnb  ferner  crfc^ienen: 

Slb^önblungcu  beö  franffurt.  ©ete^rtcnöeretncö  für  beutfc^e  ©pracfce  (ent(>. 
Sluffä^e  »on  Orotcfcnb ,  See!,  9?ot|>,  ^exUnq,  3ac.  ©rtinm  u.  Stnberen). 
1Ö-3Ö  @tücf.  gr.  b.  3:r;lr.  5.  18  gr.  ob.  fl.  10.  21  fr. 

Aschbach,  Joseph.,  de  Cidi  historiac  fontibus  dissertatio.  Oiia  ad  audien- 
dam  orationem  de  gerinanicae  Jiistoriae  scribendae  ralione  pro  aditii 
muneris  professoris  ordinarii  in  collegio  philosophorum  die  [  inensis 
jiilii  Ijora  XII  in  aula  vicaria  habendam  universitatis  regiae  Fricdericac 
Guilelmiae  rhenanae  proceres,  profcssores,  doctorcs,  civcs  omni  quapar 
est  observantia  invitat  etc.     4    maj.  Bonnae.  6  gr.  od.  27  kr. 

©cfc^tdite  bcr  Omnaijaben  in   Spanien ,  nebfi  einet  SarfteUung  be^ 

(Jnifiebeng  ber  fpanifc^en  ^riftli£|)en  3?ei(^e.    2  X^U.  8. 

3;^Ir.  1.  12  gr.  ob.  fl.  2.  42  fr. 

53  ac^,  ?D?ori$,  bie  3efuiten  unb  i(;tc  2)?iffton  (f^iquitoö  in  ©übamerifa.  (Sine 
()if}orif(^'et^nogrop^ifc|»e  ©c^ilberung.  |)erauägegebcn  unb  mit  einem  3Sor* 
Worte  begleitet  üon  Dr.  @eorg  giibw.  Äriegf.  ö.  ge^.    Seipj. 

12  gr.  ob.  54  fr. 

Baumstark,  Ant.,  de  curatoribus  emporii  et  nautodicis  apud  Alliciiienses ; 
disputatio  quam  ob  consossam  sibi  a  summis  studiorum  apud  catholicos 
patriae  suae  gubcrnatoribus  facultatem  publice  docendi  in  gymnasio, 
quod  est  Friburgi  Badarum  scripsit.  8  maj.  Friburgi.  geh.  12  gr.  od.  54  kr. 

—  —   prolegomenorum    in   orationem  Deniosthenis    adversus   Phormionem 

Caput  prius:    sive  de  litigantium   personis  ac  statu    civili   commcntatio. 
8   maj.  Hoidelbergae.  geh.  G  gr.  od.  24  kr, 

S3en3et  =  ®ternau,  d.  ®raf.  ö.,  ^if^or.SBibliot^ef  beö  Stuöfaubeö.  lr-;kS3b. 
gr.  8.  1i)lx.  4.  ob.  P.  7.  12  fr. 

Sn^alt  tcr  cinjclncn  23änbe: 
Ir  a3b.      üaba ume,  iS.,  furjc  ®cfd)f^tc  bcr  Üicpublft   a?cucfciii,  nad) 
bcm  granjcf.  bearbeitet  i>en  (?.  ©rafen  ».  Scnjet^Stcrnau.  (\x.  8. 

'li)lx.  2.  20  gr.  ob.  fl.  5.  (>  fr. 
2r  unfc  3r  93^.     (Vvantrctdjö  Sr(ebenöcicfd)id)tc  unter  bcn  brci   erften   S)^^ 

nafiten.      ^lai)   '^■Ici^an'i  Histoiro    generalo    et  raisonncc   de   la    diplomalie 
fran(;aisc.      II.      Ed.   Paris.      2  Söbe.  gr.  8.     %\^lx.   6.    IG   gr.   ob.  fl.   12. 

53 leibtreu,  2,  bie  aritbmetifc^en  SSunber.  @ammlung merfwürbiger  Sa^Un= 
ergebniffe  unb  unter^altenber  Siufgaben.    gr.  12.  12  gr.  ob.  54  fr. 

Böhmer,  Job.  Friedr.,  Regesta  cbronologico-diplomatica  regum  atque  im- 

ßcralorum  lloinanorum  inde  a  Conrado  l.  usque  ad  lleinricum  VII. 
ic  Urkun(l(>  der  Römischen  Könige  u.  Kaiser  von  Conrad  I.  bis  Hein- 
rich \1I.  *J11  — 1313.  In  kurzen  Auszügen  m.  Nachweisung  der  Bücher, 
\vo  solche  abgedruckt  sind.  4.  Thir.  3.  6  gr.  od.  11.5.51  kr. 

—  —  die  Rcichsgcselzt;  von  900—1400  nachgewiesen.     (Prospectus).     4. 

geh.  3  gr.  od.  12  kr. 

—  —  Regcsta  chronologico  diplomatica   Karolorum.     Die  Urkunden  sämmt- 

iicher  Karolinger  in  kurzen  Auszügen  mit  Nachvv'eisungen  der  Büclier. 
in  welchen  solche  abgedruckt  sind.  gr.  4.  Thlr.  2.  8  gr.  oil.  fl.  4.  12  kr. 


Svanb,  3nfob.,  ^anbbud^  ber  9t5mif^en  StWert^ümer  für  ©deuten.    8. 

6  QX.  ober  27  fr. 

Chmcl,  Jos.,  Regesta  chronologico-diplomatica  Rupevti  regis  Romanorum. 
Ausziis  aus  (Ich  im  k.  k,  Archive  zu  Wien  sich  befindenden  Reichs- 
registraUirbüchern  v.  Jahre  1400 — 1410.  Mit  Benutzung  der  gedruckten 
Ouellen.     gr.  4.  Thlr.  3.  od.  fl.  5.  24  kr. 

diteti ,  ®.,  bie  ^auptt^atfaci^en  ber  ©efci^tt^te  jur  ©runblage  bei  @ef(!^t(^W= 
öortrcigen.  Ir  2:|)L  We  @ef(^i^te.  gWtt  angehängten  genealog.  Zaii.  gr.  8. 

16  gr.  ob.  fr.  1.  12  fr. 

Smmel,  '^f),  ?ubtt>.,  2(nfang^grünbe  ber  Stfgebra,  ber  Differential«  unb  3n* 
tegral=9te0nung.    mt  1  Äupfertfl.  gr.  8.  8  gr.  ob.  36  fr. 

^e^rbuc^  ber  ©eometrte.    Wt  9  ^upfertfT.  gr.  8.         12  gr.  ob.  54  fr. 

Eurij)i(Iis  dramata  et  fragnicnta  fabularum  dcperditarum,  cdidit,  scholiis, 
versione  latina,  observationibus  et  lexico  graecitatis  Euripidea  illustra- 
vit  Ern.  Zimmermann.  8  n\aj.  Vol.  l-lil.  et  Vol.  IV.  pars  prior,  contin: 
Fragmenta  l'abularum  dcpcrditarum  Euripidis  et  scholia  graeca  in  Septem 
ejusdem  tragoedias.     8  maj.  Thlr.  4.  18  gr.  od.  fl.  8.  33  kr. 

©croinuö,  Dr.  ®.  ©.,  |)tfiorifc^e  Schriften.  On^alt:  ®e^i^te  ber  gloren- 
ttntfc^en  |)iPortograp^tc  bt':^  gum  16. 3a^r^unbert,  nebfi  einer  S^arafterifiif 
bcö  fKac^taoeO.  —  SSerfuc^  einer  tnncrn  ©efc^tt^te  »on  ärragontcn  big 
jum  2luögang  beä  S3arcelontfc^en  jlöntgfiammeö.^    gr.  8. 

3;^Ir.  1.  12  gr.  ob.  fl.  2.  42  fr. 

Älüber,  3-  S./  pragmatif^e  ©cfd^id^te  ber  nationalen  u.  polit.  SBiebergeburt 
©riec^enlanbö  ,  U^  ju  bem  Siegterungäantritt  beö  Äönigö  Otto.  gr.  8. 

cart.    Z^lx.  1.  12  gr.  ob.  ff.  2.  42  fr. 
Laplacc,   Pet.  Simon.,    Darstellung    des   Weltsystems.     Aus  dem  Franz. 
übersetzt  v.  Joh.  Carl  Friedr.  Hauff,     gr.  8.  2  Thle. 

Thlr.  3.  2  gr.  oder  fl.  4.  40  kr. 

Mnemonik  oder  practischc  Gedächtnisskunst  zum  Selbstunterricht;  nach 
den  Vorlesungen  des  Herrn  von  Feinaiglc.  Mit  vielen  Kupfern,  u. 
Holzstichen,  gr.  8.  12  gr.  od.  54  kr. 

Vilbel nngcn  =  ?teb,  ber.  ©rneuet  nnb  erfiävt  burc^  %x.  |)einr.  bon  ber 
^agen.    2te  umgearb.  Stufl.  gr.  8.  Zi)h.  f.  ob.  fl.  1.  48  fr. 

Slnmerfungen  ju  ber  9?ibelungen  Slot^  iimd)  gr.  öeinr.  »on  ber  ^agen. 

gr.  8.  ^^(r.  2.  ob.  fl.  3.  36  fr. 

^reufc^en,  2fug.  @ottI.,  'Denfmäler  »on  alten  pbtft'fci^en  unb  potitifc^en  3?e* 
Ooluttonen  in  £)eutf4)Ianb ,  befonbcrö  in  3t|)eingegenben  für  reifenbe 
Seobac^ter.    mt  Tupfern.    8.  12  gr.  ob.  54  fr. 

furje  Ueberftci^t  ber  |)auptreöolu^ionen  in  9t^etngegenben  unter  3?ömern 

unb  J)eutfc^en ,  aU  ein  erläuternber  3ufa^  3«  ben  ®enfntä(ern  bon  atten 
p|)iftfct)en  unb  politifc^cn  5?eüoIu3ionen  in  jDeutf4)Ianb  befonberö  in  3?^ein= 
gcgenbcn.    gr.  8.  8  gr.  ob.  36  fr. 

3?e^fucö,  ^.  3-/  Spanien.  9la(^  eigener  2(n|i($t  im  ^a^x  1808  unb  nac^ 
unbefannten  Öueften  biö  auf  bie  ncuefie  ßtit.    4  33be.  8. 

gel;.  3:^Ir.  2.  ob.  fit.  3.  36  fr. 

SWeinganum,   9)?ar. ,   Ueberftc^t  ber   politif^en   @ef($i(^te   beö  TlitieMtex^. 
Beit  bem  Unterg.   beö  2öefi--9iömif^en  3tei^eö  hi^   gegen  baö  (Snbe  beö  . 
15ten  3a^r^unbertö.    -^auptfäc^fit^  nacfi  §.  S.  @i|Iofferö  SBeftgefc^ictte  in 
jufammen^ängenber  Sr^ä^Iung  bearb.  gr.  8.  12  gr.  ob.  54  fr. 


i 


/ 

\ 


3n 
ftnb  ferner  erfc^ieneu: 


©c^Ioffer,  ?^ncbr.  (J^nfi,,  ©efc^tc^te  ber  Mtberj^ürmenben  Äatfcr, 
beg  ofirömifden  «Reic^ö  mit  einer  Ueberfit(t»t  ber  @ef4)i(^te  ber  frühem 
9tegenten  be^felbcn.    gr.  8-  2()Ir.  3.  12  gr.  ob.  fl.  6.  18  fr. 

untöerfat^if}orif(|e  Ueberftc^t  ber  ©ef^jtd^te  ber  alten  2ßett  unb 

.  i^rer  diUtur.    Ir  3:^1.  in  3  2lbtf;.  2r  %\){.  in  2  2lbt^.  3t  S^t.  in  4  2lbtb. 

Cöaßjlänbig  in  9  «Banben.)    gr.  8. 

complett  auf  ©rucfpap.  %\)lx.  19.  —  gr.  ob.  fT.  34.  15  Ir. 
„  „  ©cbreibp.  ,/  25.  11  ,,  „  -,  45.  43  ,, 
„         „    ^ofi^jap.        ,/      37.  10  „     //    „   67.  21    „ 

Sßeltgcfc^td^te    tn    sufommcnHngenber    ©rjäHuna. 

Ir  53b.  2r  53b.  in  2  1:^ren.   3r  Sb.  Ir  %\)\.  u.  2r  3:^1-  Iflc  u.  2te  Slbtbl. 
4r  S5b.  Ir  u.  2r  3:^1  C8  Sänbe.)  gr.  8.  ©rudp.  %\)\x.  20. 10  gr.  ob.  fl.  36. 42  fr. 

tt)ci^  ^pap.      „    25. 12  „  ob.  „  45. 56  „ 

SQJertgefc^tc^te  fürboöbcutfcfee^Bon.    Unter  5!J?tttt)frfunq 

beö  «Berfafferö  bearb.  ö.  Dr.  @.  S.  Äriegf.  gr.  8.  ge^  1-16.  Lieferung 
ober  1 — 8  Sb. 

©rfc^eint  in  circa  24  Sicfcrungcn  ä  10  gr.  ober  45  fr.,  ot«  in 
circa  12  ffldnben  ä  20  gr.  ob.  fi.  1.  30  fr. 

©dpmibt,  ®eorg  ©ottl.,  2(nfangögrünbe  ber  Wat^ematif  x\xm  ©ebrau*  auf 
©(^ulen  unb  Uniberfttctten.  3  5Bbe.  in  5  Slbtbe«.  «T^ebft  brei  3ugaben.  gr.  8. 

3;^lr.  6.  ob.  fl.  10.  48  fr. 

Sni^alt  ber  einjeinen  S3anbc: 

-<  Ir  a;^t.  5lrit^mct{f,   ©eometrie,   iErigonometrie  unb   SuAflabenrccficnfunft. 

3te  oerm.  Slufl.  mit  7  Äpfrtfin.  %\,{x.  1.  8  pr.  ob.fl.  2.  24  fr. 

2n  %\iXi.   Ifte  3lbtf)t.  ©tattt,   jp^broftattt,  Sleroftatif  unb  OÄcAanif,  fefter 

Äör^jer.  3te  üermc^rtc  Slufl.  mit  8  ÄpfrtfTn.         20  gr.  ob.  fl.  1.  30  fr. 

2n  Z^i.  2  SlM^l.  .^^braulit  unb  SWaf(i^fncnIc^re.  2te  Stufl.  mit  7  il^jfrtpn. 

a;i;(r.  1.  8  gr.  ob.  fl.  2.  24  fr. 
3n  %^i.  Ifle  5lbt^l.  3)er  anar^fiS  Ir  3:^1.  2te  oerm.  Slufl.  mit  4  Ä<)frtjln. 

%i)ix.  1.  ob.  fl.  1.  48  fr. 
3n  %i)\i.  2tc  5l6t^I.  ©er  Slnal^p«  2r  %hi.  mit  2  Ä^jfrtfln. 

a:i)Ir.  i.  14  gr.  ob.  ff.  2.  48  fr. 

Seftibrefbung  eine«  neuen  ^lanimeterä ,  woburtt»  man  ben  3nbart  ebener 

grabliniger  giguren  obne  SRecfinung  ftnbpn  fan«      -  für  bJe 

-^■^ögrünbe  ber  SWat^ema*»'»  -"•<*■•  -.  8. 

*     .  >  fr 


<»c^m(t>t,  ©eorg  ®ottI.,  Stnletfunft  jur  SSerfertigung  »on  5ßif  "^ek  f.  t 

»oQc  unb  ntc^t  »ottc  (Raffer;  alö  britte  3«3al>e  feiner  2(nfan(,v4„^..oe  ,o*' 
«Waf^cmati!  erfier  J^dl.    gr.  8.  4  gr.  btxx  18  j-, 

üollfiant'tgfr  Unterricht  über  bcii  @ebrauc^  bpr  2)?ifromctft  ju  ©eflij^, 

mungen  »on  ©iitfcrnungen  auf  ber  (ixbe,  nebfi  praftifctieii  33orfct)rlften  jlvf 
bequemen  SSerfertigung  ber  ©laömürometer  burci>  eine  befonberö  baju  cii- 
gerichtete  2;{>etlmafc^itie;  mit  2  Äpfrtfln.    gr.  8.'  14  gr.  ob.  flf    .. 

©eume  unb  3Künci^Hwfen/  Siütferinnerungen.  9?eue  Sluflagc.  3;af(|)en= 
format.  12  gr.  ob.  54  fr. 

©lübel,  fietnri^)  öon,    entf}e|)Hng  be^  beutfc^en  iiöntgtt)i!m^.    gr.  8, 

ge^    Zi)lx.  1.  8  gr.  Ob.  fT.  2.  24  fr. 

Umpfenbac^,  ^.,  ?e^rbucb  ber  ebenen  u.  fp^rif^cn  2;rtgonometrte  unb  ber 
^olpgonometrte  mit  befonberer  Serücfftcbtigung  ber  Slnmenbungen  berfelben 
ouf  bie  gelbme^funft.  mt  3  gtguren*3;afeln.  gr.  8.  J^ir.  I.  ob.  ff.  1.48  fr. 

proftifc^e  (äeomefrte.  2  Z^tiU  gr.  8.     X^x.  2.  16  gr.  ob.  fl.  4.  48  fr. 

Sntjatt  ber  einzelnen  2;t)etle : 
1.  Zi)dl,  bie  getfcmc^funfi  ent^altcnb,  mit  11  Äuipfcrt^n. 

2;^lr.  1.  12  gr.  ob.  p.  'ic.  t2  ■;. 
II.  3;i^cit.    Ite  5lbt:^l9.,  cntf)attenb  bie  barftcücnbc  ©comcttic,  mft  '■r^x^rir 
ber  Sclire  öon  bcn  ©Ratten ,  bcn  ^ctf^sertivcn ,  unb  bcv   ' 
üon  Sanbdjattcn.    2tc  9lbt()eUg.  bie  Slnwcnbungcn  ber  £i 

Xi}lx.  1.  4  gr.  ot.  ]i. 

SDSeber,  SCBil^. Srnjl.,  Ämfer  2«arcuS  ©alofu^  Ot^o.  (Sine  S3iograptu 

18  gr.  ob.  f: 

SBcncf,  f).55.,^efrifc^eSanbe«gefc^icbte.3S5be.4.  J^lr. 24. 20  gr.  ob.  lit 

®ie  93änbe  einjcln : 
Ir  Xi)\.  JWit  einem  Urtunbcnbud)  unb  2  gcogrn^jbifc^cn  ©garten. 

%t)\x.  6.  ob.  fl[. 
2r  a;^t.  Iflc  9lbtf;t.    mt  einem  Urfunlcnbui^.  2:i)tr.  6.  ob.  fl.  vi. 

2r  a;i}l.  2tc  9lbtl}lg.  äliMt  XixUütn  u.  2  Sanfctartcn.    Sifjlr.  7.  ob.  fl.  10.  30  fr. 
3r  %ijl.  mt  einem  Urtunbcnbud)C,  1  Äupfcrtafel  unb  bem  Portrait  bc«  aScrf. 

'mx.  5.,  2a.gr.  ob.  fl.  8.  45  fr. 
(ber  3.  3;f)cil  wirb  nic^t  meljr  einzeln  gcgjiicn.) 

bie  ^erfunft  bcö   Seutftfien  Äöntgg  ^onrabö  i.  «uiJ  bem  SBelfFif^fn 

©tamm.    4.  8  gr.  ob.  30  fr. 


3;n  ber  2Inbreäif4)en  53uc^^ant)tung  in  granf fuvt  a.  Tl,  tfi  crf4>ti  «e«: 


l)  ä  u,0  Iiri)en    ®r3iel)unfl 


(■  ^"^.  ,  ,v.  n-  3.  36  fr. 

•'3teinganum,   2>?ar. ,   Ueberftc^t  ber   politit^t.C  X  tt.    ,.   beö  2J?itteIaIterä. 

:    @eit  bem  Unterg.   beö  Sefi-3ti>mtf^en  3ieic|eö  v.©   gegen  baö  @nbe  beö 

; >,.  15ten  3a|)r^unbertö.    f)auptfd^Iic^  na(^  %.  S.  @(|>rofTerö  2SeItgefcbi£t>te  in 

jufammen^ängenber  Sr^a^Iung  bearb.  gr.  8,  J2  gr.  ob.  54  fr.