V / v
Aa/ soeben die größte
deutsche FilmexpedUion
unter Leitung vonH.Schorn*
burgk mit offiziöser Un¬
terstützung nach Liberia
entsandt, die einen großen
mehrteiligen Abenteurer-
Spielfilm und ethnogra¬
phische und Jagd- Auf¬
nahmen macht.
*
die neue deutsch-türkische
Film - Aktiengesellschaft
hat ihre" großen Spottfilm
aus der . urfwelt „Lord Re¬
ginalds Derbyritt“ unter
Teubers Regie beendet.
+
vertreibt diese Ulme neben
ihrer umfassenden großen
und bewährten Produktion
für die ganze Welt.
★
bietet im Verleih ihren
Kur, den durch diese Werke
eine neue zugkräftige Sen¬
sation, deren Erfolg Ma¬
nuskript, Regie und Dar¬
stellung gewährleisten.
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6 er ^Ufa
7. Jahrgang, Nr. 876 Berlin, 2. Dezember 1923
Deutschland und Österreich
Eint aktuelle politische Auseinandersetzung von Aros.
Deim Erscheinen dieser Nummer sitzen in Wien die
führenden Männer, die Repräsentanten der Filmpresse
der ganzen Welt beim festlichen Bankett der Vita, um die
feierliche Einweihung der neuen GroOfilmwerke draußen
am Rosenhügel abzuschließen.
Bei dieser Gelegenheit wird eine Reihe schöner Reden
gehalten werden, in denen auf die Internationalität des
Films im allgemeinen und auf das freundschaftliche Zu¬
sammenarbeiten zwischen Deutschland und Österreich im
besonderen hinge-
wiesen wird.
Beim inoffiziellen
Teil wird man aber
von dem schönen
Verhältnis wenig
hören, wohl aber von
allerhand Klagen
und Beschwerden,
die sicherlich leicht
abzustellen sind.
An dem guten
Verhältnis zwischen
Deutschland und
Österreich haben wir
eigentlich heute das
größere Interesse.
Wien ist für uns
wichtiges Absatz¬
gebiet. Es kauft
nicht nur für Öster¬
reich nach seinen
heutigen politischen
Grenzen, sondern
auch für die anderen
Staaten der ehe¬
maligen k. und k.
Monarchie.
Wien erleichtert
uns das Ausland-
geschäit durch die
Abnahme für eine
Reihe von Ländern
und Ländchen, die
man einzeln nur
sehr schwer be¬
arbeiten kann, und
deren Erträgnis.
’ edes für sich, kaum
in die Wagschalc
fällt, während beim
Sammelverkauf eine
nette runde Summe
zu verbuchen ist.
Österreich pro¬
duziert selbst verhältnismäßig wenig Die Praxis hat
gezeigt, daß nur die Erzeugnisse von zwei, drei führenden
Firmen in Deutschland Unterkommen, während das andere
noch Versuche sind, die sich etwa auf einem Niveau be¬
wegen wie die Münchener Bilder aus den ersten baye¬
rischen Filmgründungsjahren.
Die großen österreichischen Fabrikanten, die meist auch
große Verleiher sind, haben es sehr peinlich empfunden,
daß ihnen ein Land, von dem sie einen großen Teil ihrer
Filme kaufen, die
Einfuhr ihrer eige¬
nen Fabrikate
außerordentlich er-
Man hat schlie߬
lich ein Sonder¬
kontingent bewilligt,
aber die Verteilung
nicht etwa dem
österreichischen Fa¬
brikantenverband
überlassen, sondern
von Berlin aus
disponiert, und zwar
in einer Weise, die
keineswegs den tat¬
sächlichen Verhält¬
nissen gerecht wird.
Unsere Wiener
Freunde behaupten
daß einzelne Firmen
viel mehr Filme
zur Einfuhr ange¬
meldet hätten, als
die produzierende
Fabrikation umfaßt.
Es sollen auch
Anmeldungen er¬
folgt sein, bei denen
man französische
und englische Bil¬
der unterschied, daß
man also versucht,
die Einfuhr nach
Deutschland. die
auf legalem Wege
nicht möglich ist.
illegal zu erzwingen.
Die führenden
österreichischen
Verbände erwägen
ernsthaft eine Art
Kauf- und Vor¬
führungsverbot für
Das Bild der Woche
|ClM Knie« tt Mill*>
Betty Compson in dem Paramount-Film „Woman lo Vfuman
Seite 2
8tr Äincmatogcoph
Nummer 876
deutsche Bilder, Erwägungen, die zwar bedauerlich, aber
absolut verständlich sind.
Wir kommen auch in diesem Zusammenhang wieder auf
unseren alten Vorschlag zurück, die Einfuhr von einer
Kompensation abhängig zu machen, die wiederum auf das
einführende Land begrenzt ist. i Iso nur so viel Amerikaner
nach Deutschland, wie Amerika von uns bezieht, und Ge¬
legenheit. so viel österreichisch - Bilder zu uns zu bringen,
wie wir nach dort verkauft haben.
Maßgebende Wiener Kreise bestätigen uns, daß dann
die Differenz in diesem Punkt absolut ausgeglichen ist.
Dieser Vorschlag würde den überall in der Weit
üblichen kaufmännischen Regeln entsprechen und keines¬
wegs unfreundlich sein. Findet doch ein genau geregelter
kaufmännischer Austausch auch in andern Artikeln statt,
woran bis zum heutigen Tage noch keinei der Kontra¬
henten das geringste auszusetzen fand.
Auch in der Filmindustrie ließe sich dieser Vorschlag
ohne die geringste Reibung verwirklichen und würde zu¬
dem völlige Klarheit schaffeii, nebenbei noch eine Sta¬
tistik ermöglichen, die aller Art Vorwürfe, die heute
leichtfertig von gewisser Seite ausgesprochen werden, mit
einem Schlage beseitigen und eine ungetrübte Atmosphäre
schaffen könne.
Die Wiener Fabrikanten beschweren sich dann über die
unfreundliche Haltung der deutschen Presse dem Wiener
Fabrikat gegenübe'.
Das ist schon eine sef wierigere Angelegenheit, aus dem
sehr einfachen Grunde, weil es sich dabei zum Teil um
kritische Urteile handelt, die letzten Endes mehr Ansichts¬
sache sind und die natür'ich bis vor kurzem noch dadurch
beeinflußt waren, daß wir in Deutschland höhere An¬
forderungen an einen guten Film stellen, als das zum Teil
bisher in Österreich der Fall war.
Über die Berechtigung eines kritischen Urteils läßt sich
überhaupt schwer streiten. Jeder Kritiker hat recht, der
vorurteilsfrei und sachverständig seine Meinung sagt; aber
die Wiener glauben eben nicht, daß wir vorurteilsfrei sind.
Sie metnen, daß unsere Ansichten getrübt wurden. Sie
verstehen vor allen Dingen die Stellungnahme einiger
Blätter nicht, die ein nationales Unglück darin sehen, daß
Ma* Linder und sein französischer Regisseur in Wien
arbeiten, die sogar nach dem Boykott riefen, ehe noch
überhaupt der Film mit Max Linder gedreht, geschweige
denn verkauft war.
Sie vermissen vielleicht nicht mit Unrecht bei einem Teil
der Blätter, vor allen Dingen bei einem Teil der Tages¬
zeitungen, die sich mit dem Film befassen, die klare Er¬
kenntnis der internationalen Notwendigkeiten gerade beim
Kino und schließen daraus auf ein mangelndes Verständnis
der deutschen Filmindustrie und der Deutschen überhaupt.
Natürlich ist das ein grotesker Irrtum, man hat nirgends
soviel V erständnis lür alle diese Dinge w<e in Berlin. Aber
es liegt hier der Fall so wie überall, daß jeder zuerst
für seine Ideen Verständnis fordert und dann erst geneigt
ist, die Pläne und Ansichten der anderen Seite anzuerkennen.
Wir sind überzeugt, daß die Aussprache, die gerade in
diesen Tagen in Wien zwischen den prominenten Filmiers
aller Nationen stattfindet, viel zur Klärung beiträgt, daß
dort internationale V erbindungen angebahnt und noch ver¬
tieft werden, viel mehr als auf dem berühmt-berüchtigten
Pariser Reklamekongreß, dessen Resultate im umgekehrten
Verhältnis stehen z i dem Geschrei, das vorher erhoben
wurde, und der nur eins erwiesen hat. nämlich, daß die
Franzosen oder wenigstens ein Teil von ihnen die inter¬
nationale Filmsituation noch lange nicht erfaßt haben und
daß sie die filmische Kettung Frankreichs auf einem Weg
versuchen, der nie und nimmer Erfolg bringen kann.
Welterfolg wird dem Film nur durch intensive praktische
Arbeit beschießen. Ein Land kann nur zur Geltung kommen,
wenn es seine technischen Einrichtungen vervollkommnet,
wenn es sich die besten geeigneten Kräfte dienstbar macht
und wenn es bei aller nationalen Einstellung doch sich den
großen internationalen Blick bewahrt.
Hier können wir alle von den Amerikanern lernen,
deren außerordentliche Menschenkenntnis ihnen heute die
vorherrschende Stellung auf dem Weltfilmmarkt gebracht
hat. die ihnen niemals wieder zu entreißen sein wird.
Das sind die Gesichtspunkte, von denen die Vita ausgeht.
die die bedeutendsten Hersteller, die prominenten Re¬
gisseure und Darsteller, die namhaftesten Filmpublizisten
aller Länder zu sich eingeladen hat und die damit einen
bedeutsamen Schritt für die internationale Filmverstandi-
gung tat. einen Schritt, der hoffentlich Nachahmung findet
und hoffentlich auch praktische Resultate zeitigt.
Bei dieser Gelegenheit werden dann auch die führenden
deutschen Persönlichkeiten mit den Österreichern über die
schwebenden Wirtschaftsfragen sprechen können, die vor.
Verband zu Verband erledigt werden müssen.
ln der Wiener Atmosphäre, die gemütlicher und beschau¬
licher ist, wird sich besser verhandeln und — da auch
Meterzahlen in Frage kommen — handeln lassen.
Der deutsch-österreichische Ausgleich gehört mit zu den
wichtigsten Forderungen des Tages. Es wäre bedauerlich
wenn es hier zu Verstimmungen oder gar zu schwer¬
wiegenden Beschlüssen käme, weil damit in jede Kalku¬
lation ein großes Loch gerissen würde.
Es scheint, als ob auch hier wieder Kräfte am Werk
waren, die sich immer noch berufen fühlen, die Geschicke
der deutschen Filmindustrie zu lenken und zu beeinflussen,
obwohl ihnen hierzu jede Ak’.ivlegitimation fehlt.
Wir behalten uns vor, auf diese Frage noch eingehender
zurückzukommen, wenn wir die Stimmungen und Tat¬
sachen an Ort und Stelle studiert haben.
Das neue österreichische Grofjfilmwerk
(Wiener Privit-Tdefi. am» unseres H a u p t sc h r i 111 e i t e r s.|
D ie Eröffnung des wundervollen, großen neuen Vita-
Ateliers gestaltete sich zu einer imponierenden Kund¬
gebung.
Neben den Vertretern der Staatsbehörden, den Re¬
präsentanten der Stadtgemeinde sah man eine Reihe welt¬
bekannter Persönlichkeiten aus dem Reich der Kunst und
Literatur. Prominente der Politik, des Handels und der
Industrie.
Die führenden Filmleute Europas sind versammelt. Der
internationale Darstellerstab des österreichischen Konzerns
prägt der neuen Arbeitsstätte auch technisch seinen
Stil auf.
Heute abend wird ein großes Bankett offizielle und
offiziöse Reden bringen. Deutschland ist naturgemäß be¬
sonders stark vertreten, aber auch Frankreich. Ungarn.
Italien. England. Amerika sind repräsentiert.
Einige interessante Spezialaufnahmen für den ,.Kinc-
icatojraph" werden in der nächsten Nummer ein anschau¬
liches Bild geben und beweisen, daß dort ein Werk ent¬
standen ist, das es mit den besteingerichteten Arbeits¬
stätten der ganzen Welt aufnimmt.
Im Bureau der Vita türmen sich die Telegramme aus
allen fünf Erdteilen, die teils in knappem Telegrammstil,
teils poetisch die Wünsche der internationalen Filmwclt
übermitteln.
Generaldirektor Szücs, anscheinend die Seele der Vita,
wird besonders gefeiert
Nummer 876
I<er Rmcnntogropfr
Seite 3
Expeditionsfilme und Filmexpeditionen
Von Ernst l/litzsch.
E in englischer Historiker hat neulich sein Bedauern
' darüber ausgesprochen, daß es zur Zeit Homers noch
keinen Kinematogruphen gab, und di.- nicht geringe Zahl
der Gymnasiasten, die sich schwer durch
das Dickicht der griechischen Grammatik
finden konnte, würde, zustimmend, die
Odyssee auch lieber im Bilde als im Ur¬
text erlebt haben. Die Irrlahrtcn des
Odysseus wären in der Tat wohl für eine
Filmexpedition geeignet gewesen, wenn
es ihnen auch nach unseren Ansichten
sowohl an Komfort, als auch an Fort¬
kommen mangelte. Jedenfalls inter¬
essiert die heutige seßhaft gewordene
Menschheit nichts mehr, als das Bild
fremder Landschaften, die die große
Sehnsucht jedes Filmregisseurs dar¬
stellen. ln der Zeit unserer Ausgespcrrt-
heit waren die Kalkberge bei Rüdersdorf
das Exoticn der Filmindustrie, wo sich,
zur stillen Heiterkeit der Weitgereisten,
die seltsamsten Szenen abspielten. Aber
seit die Tore in die Welt wieder geöffnet
sind, verlangt der Zuschauer die Echt¬
heit des Milieus.
Filmexpeditionen ziehen seit einigen
Jahren hinaus, um Spielfilm .-n das Kolo¬
rit der Ferne zu geben. Diese Art Reise¬
filme. deren erster in Deutschland der
„Mann ohne Namen" war. entsprechen
den gleichfalls beliebten Abenteuer¬
romanen. an denen sich heute die ganze
Welt ergötzt. Es sind unter ihnen frei¬
lich nur sehr wenige, die Anspruch darauf
erheben können, ernst genommen zu wer¬
den. Die meisten sind ohne Verbindung
von Spiel und Landschaft — es fehlt
ihnen die zwingende Notwendigkeit der
Umwelt. Wenn sich eine Szene etwa in
Serbien abspielt, muß gefordert werden,
daß das serbische Milieu von einer Hand¬
lung getragen wird, die sich mit Not¬
wendigkeit nur serbisch darstellen läßt.
Unendlich oft wird der Fehler gemacht,
daß eine Allerwettshandlung sich an
einer Stelle der Welt zuträgt, an der sie
nichts zu suchen hat. und an die sie nur
verlegt wurde, um die zu schwache Handlung durch eine
Serie hübscher, eigentlich überflüssiger Bilder zu stützen.
Ein ganz anderes Gesicht besitzen die Expeditionsfilme.
In ihnen waltet nicht der Ehrgeiz, von einer Handlung im
Sinne romantisch konstruierter Vorgänge getragen zu
werden. Sondern es soll in ihnen nur die Natur sprechen.
die ohne Schminke auf den Zelluloid-
streifen gebracht wurde. Solche Ex¬
peditionsfilme besitzen bedeutenden wis¬
senschaftlichen Wert als Natururkunden,
die der Mit- und Nachwelt Kunde von
Vorgängen geben, die der seßhaft gewor¬
dene Mensch nicht mehr selbst erleben
Gerade in diesem Augenblick ist der
Auszug mehrerer Filmexpeditionen zu
melden, während andere eben mit ihrer
Aufgabe fertig wurden.
Die Reise, die der globetrottcnde
Schriftsteller Dr Cclin Roß nach Inner-
asien untemon neu hatte, liegt zwar
schon einige Ji-hre zurück, aber der Film
trat erst jüngst nach Überwindung
größerer Zensurrchwiengkciten hervor.
Colin Roß durchreiste Rußland, als der
Bolschewismus noch im Kampf mit den
Armeen des Geaerals Wränget lag. und
gleichzeitig die Mißernte ganze Provinzen
des Riesenreiches in Hungersnot stürzte
Dann eilte er weiter durch der. Kaukasus,
durch Persien. Turkestan. und drang in
die abseits von jedem Verkehr liegenden
Steppenstädte des inneren Asiens vor
Dieser Film, der in der Berliner Urania
mit einem Begleitvortrag des Reisenden
lief, interessierte ungemein und brachte
seltsame, noch nie gesehene Bilder aus
dem Herzen de» asiatischen Kontinents,
die belehrendes trotzdem unterhaltendes
Material zur Schaustellung brachten.
Eine englische Filmexpedition, die von
dem Ethnologen Max Govern geleitet
wurde, ist in diesen Tagen aus Tibet
zurückgekehrt Da sie offiziell als Mis¬
sion der „britischen Buddhisten" auf-
treten konnte, gelang es ihr. Zutritt m
die verbotene Stadt", in Lhassa. zu er¬
halten. wo nicht nur Straßen und Stadt¬
bilder. sondern sogar die Palasthöfc von
Potala. der offiziellen Residenz des Dalai
Lama, gefilmt werden konnten, während es dagegen nicht
gelang, das Oberhaupt der Buddhisten auf den Film zu
bekommen. MacGovern hat außerdem seine Übergänge
Aus dem Dculig-Ftlm
von Culin Roß
„Der Weg nach Osten"
Einen Awgcnbliifc bitte???
Immer wird sich
i in Besuch bei
KINO-SCHUCH
Berlin SW 48.
Friedrichstr. 3t.
lohnen! — Sie
linden immer
Neuheiten, die
Ihren Betrieb
verbessern
Seite 4
Oec Rmcmafograph
Nummer 876
über die Hochplateaus des Himalaya sowie den außer¬
ordentlich schwierigen Übergang über den Pic Kumolhan
gedreht, so daß dieser Film .-in wertvolles Seitenstück
/um Mount-Evcrcst-Film darstellen dürfte.
Bisher hatte Holland keine Rolle in der Filmindustrie
gespielt, es kam eigentlich nur als Absatzgebiet in Frage.
Die niederländische Regierung wird jetzt eine Expedition
nach Sumatra und Java ausrüs en, um dort Filmaufnahmen
von Menschen und Landschaften zu machen Ein älteres
Bild der ostindischen Insel Java, das kürzlich in Berlin
(als Ufa-Kulturfilm) gezeigt wurde, gefiel dem Publikum
außerordentlich.
Der vielgewanderte Filminarn Sch unburgk. der schon
vor vierzehn Jahren mit einem ethnologischen Buche
..Wild und Wilde im Herzen von Afrika" Aufsehen er¬
regte. dessen hervorragende Tierphotographien den Bei¬
fell der wissenschaftlichen Weit und des breiten Publikums
fanden, hat sich, wie schon berichtet worden ist. wieder
nach Afrika begeben, um dort Aufnahmen in großem
Stile zu machen. Eine Filmexpedition, deren Ehrgeiz
allein nach wissenschaftlichen Aufnah¬
men strebt, ist für uns Deutsche heute
undenkbar. Die Kosten würden in
keinem Verhältnis zu dem Erträgnis
stehen, dessen Ergebnis sich auch für
den günstigsten Fall einigermaßen zahlen¬
mäßig berechnen laßt.
Deshalb wird Schomburg-v m
seinen wissenschaftlichen Aufgaben
er keineswegs
denkt, die im Gegenteil vielmehr das
Rückgrat seiner Unternehmungen bilden
werden) auch einige moderne Spielfilme
hersteilen, die den afrikanischen Urwald
als Hintergrund benutzen und im übrigen
Afrika mit einer Handlung vereinigen
werden, wie sie heute das internationale
Publikum liebt.
Auch die Amerikaner, die bisher trotz
ihrer reichen Mittel bei den Expeditions¬
filmen im Hintergrund standen, wenn sie
sie nicht auf ihre Weise mit Sensationen
durchsetzten, haben jetzt eingesehen,
daß für sie auch wissenschaftliche Filme
ein gutes Geschäft bedeuten können.
Expeditionen für Spielfilme werden ja
in Amerika schon lange ausgeführt, aber
neuerdings doch in verstärktem Maße.
Das amerikanische Interesse gilt, soweit
es den Spielfilm anbelangt, dem Orient
und Spanien. Die Amerikaner haben der
Wissenschaft aber einen Dienst ge¬
leistet, als sie einer Expedition, die die
Südseeinseln besuchte, das Material für
>kinematographischc Aufnahmen zur Ver¬
fügung stellten. Der daraus zurecht¬
geschnittene Film wird jetzt etwas sen¬
sationell unter dem Titel ..Schiffbrüchig
unter Kannibalen" angezeigt, was leicht
zur Verwechslung mit jenen Filmen
führen könnte, die Amerika in Holly¬
wood, und wir in Rüdersdorf herstellten.
Wenn ein wissenschaftlicher Film auf
das breite Publikum wirken soll, dann
kann er nicht in einer Weise geschnitten
werden, die den wissenschaftlichen
Zweck in den Vordergrund drängt. Die
Besucher der Lichtspieltheater wollen
vor allen Dingen Unterhaltung, die Be¬
lehrung darf nur nebenbei erfolgen, ohne
daß sie sich in den Vordergrund drängt. Wittert das
Publikum den Zweck der Belehrung, so langweilt es sich
in den meisten Fällen, außerdem wird ein Film ja nicht
nur für die immerhin auf einer gewissen Bildungsstufe
stehenden Kinobesucher Deutschlands, sondern für die
ganze Welt geschaffen. Und es gibt Gegenden der Erde,
an denen das Publikum nur Unterhaltung wünscht.
Die Kunst des Schneidens gilt für einen Expeditions¬
film in demselben Maße wie für einen Spielfilm. Der
stürmische Erfolg, cen der Svenskafilm ..Wild und Wilde
in Afrika" zu verzeichnen hatte, ist nicht zuletzt auf die
dramatische Steigerung zurückzufühten. die den abrollen¬
den Bildern gegeben wurde. Selbst der Laie wird nicht
glauben, daß sich die Aufnahmen in jener Reihenfolge ab¬
wickeln konnten, in der sie vorgeführt wurden. Ein
Künstler muß diesen Film zusammengesetzt haben, ein
Mensch, dem die Seele du Tierwelt vertraut war. aber
jemand, der genau erkannte, daß der Grundzug aller
Kunst die Abwechslung ist und jeder Film der dramati¬
schen Steigerung an den Aktschlüssen bedarf.
Wird dieses erste Gebot aller Film¬
wirksamkeit verletzt, so bleibt der Er¬
folg aus. Ein gutes Beispiel in dieser
Richtung ist der große Vogelfilm Rcngt
Bergs, der trotz allem nur einen Ach¬
tungserfolg ertingen und sich nicht ent¬
fernt so lange auf dem Spieiplan halten
konnte, wie der Film der Säugetiere.
Denn wenn in den Vogelbildern viele
Meter lang nur immer und immer wie¬
der das Einfallen der Vögel in das
Wasser oder die unübersehbaren Scha¬
ren im Fluge gezeigt werden, so ermüdet
doch mit der Zeit und das
Auge, das nach Abwechslung verlangt,
glaubt sich durch eine Wiederkehr des
gleichen Bildes getäuscht.
Ähnlich stand es mit den beiden Polar-
filmen. die aus dem verflossenen Spiel¬
jahr noch in der Erinnerung sind.
..Shakletons Todesfahrt zum Südpol“
vermochte zu interessieren, weil die
Bilder, in denen wiederkehrende Vor¬
gänge angemerkt werden mußten, trotz¬
dem durch ihren geschickten Schnitt
immer wieder belebt und von neuem
Ausdruck erschienen. Auch waren die
Bilder zu geschickten Serien zusammen¬
gesetzt.
Dagegen erschien „Amundsens letzte
Fahrt" im Gewände des dänischen
Lokalpatriotismus, der südlich von der
Eider eben nicht mehr interessiert, und
die Tieraufnahmen waren zu sehr über
den Film zerstreut, es erschienen überall
kleine Schnipfelchen und Bildchen, so
daß sich niemals ein Gesamteindruck
zusammenballen konnte, sondern in der
Erinnerung nur ein Mosaik von Einzel¬
zügen verblieb.
Hoffentlich haben die Leiter der jetzi¬
gen Expeditionen aus den Erfolgen und
Fehlern ihrer Vorgänger gelernt.
Denn es mehren sich die Anzeichen,
daß die Epoche der Expeditionsfilme be¬
ginnt. daß der Sinn der Regisseure und
Fabrikanten nach immer unentdeckteren
Gegenden der Erde strebt und der Tag
nicht fern ist, da ein sehr ehrgeiziger
Regisseur die ..Milch-Straße" dreht.
Schomburgk
vor der Ausfahrt
Nummer 876
Oer Rmc-nntogropfj
Seite 5
Holländische Filmperspektive
Von unserem Amsterdamer B-H Berichterstatter
r'Vie Frage der Sittlichkeit bzw. Schicklichkeit der Film-
darbietungen spielt augenblicklich in Holland eine große
Rolle. Die letzte Nummer der Wochenschrift Kunst und
Amüsement ist fast vollständig mit diesem Problem gefüllt.
Man wünscht die oisherigen gesetzlichen Bestimmungen
abzuänderr und hat seine diesbezüglichen Wünsche der
Zweiten Kammer vorgelegt. So sind beispielsweise aus
der Tatsache, daß der Bürgermeister jeder Gemeinde die
alleinige Oberaufsicht über sämtliche Kunstdarbietungen
hat und nach seiner Ansicht verbieten oder gestatten
kann, einige drollige Widersprüche entstanden. Wird ein
Film in der Gemeinde A. wegen Unsittlichkeit verboten,
fco können ja die Neugierigen und Sensationsdurstigen zur
benachbarten Gemeinde B. reisen und von der verbotenen
Frucht kosten, die dort erlaubt ist, weil der Bürgermeister
der Gemeinde B. persönlich eine andere Auffassung der
Sache hat. Nun wurde der Antrag gestellt, die Bestim¬
mung insofern zu ändern, daß außer dem Bürgermeister
noch eine höhere und höchste Instanz in dieser. Streitig¬
keiten zu entscheiden haben solle. Dieser Antrag wurde
abgelehnt. Der Bürgermeister behält das Recht, die Er¬
laubnis zur Aufführung zu erteilen oder zu verweigern
Wenn ein Film in der Gemeinde B. durch den Erfolg beim
Publikum bewiesen hat, daß kein Ärgernis daran ge¬
nommen worden sei, so könne ja der Bürgermeister der
Gemeinde A. sein Verbot immer noch rückgängig machen
und die Vorführung für se.ne Gemeinde gestatten. Die
kleinen Änderungen, die man den Wünschen der Antrag¬
steller zugestanden hat, gehen dann darauf hinaus, daß
der Einspruch des Sittenrichters möglichst eingeschränkt
werden soll. Es soll nicht mehr so viel ..verboten" werden,
das Publikum soll selbst durch sein Verhalten beweisen,
welche Art ihm gefällt und welche es verwirft. Nur die
Filme, die öffentlich Anstoß erregt haben, es sei in Sitt-
lichkeits-, Religions- oder politischen Fragen, sollen ver¬
boten werden. So hat also das Publikum selbst die Ent¬
scheidung in Händen und ist sein eigener Richter!
In Holland herrschen immer noch die alten Ansichten,
daß der „Kintopp" eine demoralisierende Einrichtung sei
Die Sprechtheater haben mit großen materiellen Schwie¬
rigkeiten zu kämpfen, die Gager. der Schauspieler müssen
durchweg reduziert werden und werden meistens nur für
einen Teil der Saison ausgezahlt, da die Theaterdirek¬
toren. um überhaupt ein paar Monate spielen zu können,
ihre Häuser längere Zeit für Gastspiele usw. verpachten
müssen. Die Filmtheater dagegen machen glänzende Ge¬
schäfte. es gibt bald nicht genug Kinor, und immerzu hört
man von Neugründungen! Obwohl aus diesen Tatsachen
klar hervorgeht, daß das Interesse des Publikums sich
offensichtlich vom Theater ab zum Film gewandt hat.
scheinen doch immerhin so starke Gegenströmungen zu
herrschen — der „Telegraaf" zurr Beispiel greift die
Kinobegeistcrung in seiner üblichen ironischen Weise an
—, daß eine sehr auffallende und raffiniert erdachte Re¬
klame nötig wird, um die Aufmerksamkeit des Publikums
auf die Neuerscheinungen zu lenken In einer kleinen
Stadt hat man sich, anläßlich eines Films mit dem Titel
..Der dritte Alarm", sogar eine sehr kostspielige Reklame
gele : stet. die aber dann auch was eingebracht haben soll.
Ein großes feuerrotes Auto zielt plötzlich mit großem
Alarm durch das Städtchen; d e Bewohner waren zu¬
nächst stolz der Meinung, sie hätten eine neue Feuerwehr
bekommen. Aber dann sahen sie über den Köpfen der
vollständig als Feuerwehrleute uniformierten Insassen ein
brandrotes Tuch flattern mit der Inschrift: ..Der dritte
Alarm". — Noc.i origineller hat die Reklame zu dem
Film: „Die Reise uro die Welt" gewirkt: Es wurde ein
Aufruf an die Bevölkerung erlassen, daß die Gesellschaft
'Vollendete
'onstvuktion
eatermasch
Schul- und S^ei nrhm o
97&TlCJ0Ol O^oskct
l ^ußiahmekino ,
(ränamo
Seite 6
9cr Rmcmntograpf)
Nummer 876
Soundso alle Reiselustigen fr .-undliehst auffordere, teil¬
zunehmen an der Reise um die Welt; die Kosten seien ge¬
ring. Interessenten möchten Namen und Adresse ein-
schickcn, worauf ihnen das F'.eiseprogramm gratis zuge¬
schickt werden sollte. Hierau - ' kamen die possierlichsten
Anfragen und Gesuche ein, die alle mit einem Programm
der Vorstellung „Die Reise um die Welt" beantwortet
Die größte Sensation ist aber wohl doch die in
Schicdam von Herrn A. Standaart erfundene und in der
Zeit von anderthalb Jahren erbaute Filmorgel. Ein
wahres Wunderwerk! Der Organist kann das Instrument
von einer beliebigen Stelle aus bespielen, die Klaviatur ist
durch elektrische Kabel mit der Orgel verbunden, die in
zwei Hälften zu beiden Seiten der Bühne aufgestellt ist.
Die Orgel enthält nicht nur eine Kombination von sämt¬
lichen nur erdenklichen Musikinstrumenten, sondern auch
von allen anderen Geräuschen, die zur Begleitung des
Films nötig sein könnten. Glockengeläute. Vogelstimmcn,
Automobilhupen. Schlittenschellen, Dampfpfeifen für
Eisenbahn und Dampfer, Donner. Regen usw. Es läßt
sich ebenso stimmungsvoll ein Kirchenkonzert wie ein
Militärorchester mit Trommeln und Pauken darauf Vor¬
bringen. Diese Wunderorgel hat 28 klingende Register,
einschließlich Piano, mit denen sich in technischer Vollen¬
dung alle künstlerischen Feinheiten spielen lassen. Die
Charakteristik der einzelnen Register ist auf das genaueste
getroffen. Das Oboe gleicht dem Orchesteroboe auf ein
Haar, die Flöte und das Pikkolc sind ohne jegliches Bci-
geräusch dem vollen satten Ton der Orcheslerinstrumente
täuschend nachgebildet. Sogar die Violine hat nichts vom
Orgelpfeifen an sich und klingt ganz rein wie das schönste
Streichinstrument. Es wäre durchaus denkbar, daß diese
Kinoorgel eines Tages in den Konzertsaal hinüberwandert;
die Werke von Mahler und Strauß' Alpensymphonic
könnten hier ohne den Apparat eines großen Orchesters
gegeben werden.
Düsseldorfer Premieren
Auf dem Rheinland lastet die Wucht der Zeiten mit so
fürchterlichem Druck, daß man es außerhalb, auch bei
gutem Willen — der nicht immer vorhanden ist — nicht
einmal zu ahnen vermag. Für das Kino ist diese Zeit
ebenso von Einfluß, wie für alle anderen Dinge. In der
Großstadt hat sich zeitweise der Besuch aus ähnlichen
Gründen, wie mitten im Kriege, gesteigert. Das Publikum
hat das erhöhte Bedürfnis nach Ausspannung, dem kommt
der Film am weitesten entgegen. Seine Buntheit, seine
Abwechslungsreichheit wird von keiner anderen Kunst er¬
reicht. Zudem sicht das Publikum gern die Bilder einer
ganzen Welt, die in verlockender Fülle am Auge vorüber-
zichen und von der Freude da draußen erzählen — eine
Vorstellung, die man besonders im Rheinland heute
nötig hat.
Sehr bemerkenswert vor allem dürfte der größte Erfolg
des Foxfilms „Mutter" sein, der im September drei Wochen
im Residenztheater in Düsseldorf lief. Diese Spielzeit ist
für hiesige Verhältnisse außerordentlich, und man muß
schon recht weil, etwa auf „Monika Vogelsang“ oder auf
„Lcs miserables', zurückgreifen, um ähnliches fcstzustellen.
— So sehr es zu wünschen wäre, daß man die Lehren aus
dem Erfolg der Mutter zöge, so falsch wäre es doch, nach
berühmtem Muster nun die Sache zu gut machen zu wollen
und nunmehr dem „Alten Nest" und der „Mutter“
einen ähnlichen Familienfilm deutschen Ursprungs nach¬
zusenden. Zurzeit läuft hier unter dem für beschei¬
denste Kilmgästc berechneten Titel „Der Dämon der
Landstraße" ein Sportfilm, der an sich ganz gut wäre,
wenn nicht eben das Bessere der Feind des Guten wäre.
Das Bessere aber ist unbedenklich die vom Vorjahr her
bekannte „Knatternde Straße", die wir dem Regisseur
Cecil B. de Mille verdanken. Das Problem, die rasenden
Zeiten des Autos „filmisch" zu erfassen, ist gewiß ebenso
neu, wie verlockend. Aber wenn hier der Dämon seine
Gegner zu Paaren treibt, so kann das unmöglich dadurch
greifbar illustriert werden, daß man ein halbes Dutzend
Autos auf der berühmten Rennstraßc hintereinander und
aneinander vorbeisausen sieht.
Leider wurde die Frage der Begleitmusik, die gerade
hier überaus wesentlich ist, nicht befriedigend gelöst.
Die Ouvertüre zu „Fra Diavolo" war von einer unmöglichen
Gemütlichkeit, wenn sie schon den Übergang in das ge¬
wöhnliche Tempo zwanglos ermöglichte. Der Stimmung,
die, wie gesagt, radikale Gegensätze sucht, kam auch die
Wahl eines Programms aus Fix- und Fax-, Lloyd- und
Chaplin-Grotesken durch das Dedatheater entgegen. Der
amerikanische Film erwies sich auch sonst gerade in
diesen Tagen als der heitere Befreier: „Die Waisen",
„Stürme", „Das ABC der Liebe" und „My Boy" be¬
beherrschten bis in die letzten Tage neben den erstge¬
nannten Werken das Programm. Von deutschen Filmen
hatte die liebenswürdige und nach so viel Amerikanismus
ordentlich warm und menschlich berührende „Boheme" im
UT. einen gewaltigen Erfolg. Die „Buddenbrooks" hatten bei
aller Sorgfalt der Arbeit nicht das unmittelbar Packende,
das „Filmgeborene", wenn diese Wendung erlaubt ist.
Das Beste war das, was am wenigsten nach Literatur
schmeckte. — Am 5. Oktober fand die Uraufführung der
„Inge Larsen“ im Residenztheater statt. „Ein richtiger
Portcnfil m“, meinte Frau Porten mal mit einem ganz
diskreten Lächeln. Besser urd kürzer kann man diesen
Film nicht beurteilen. Die Popularisierung des Kinos in
den Ländern deutscher Zunge und in Rußland ist dieser
Darstellerin zum weitaus größten Teil zu danken. Weilern.
Max Linder
das grobe unerreichte Vorbild
der Film-Komiker, wird von der
A A F A
in einer groben
5 akiigen Komödie
Max heiratet sein Weibchen
..i IIWHMMl WWW IIWtngWIHIllWtlBfBWIlgtlH Hlltlllimtlll
herausgebracht. Der Film
hat in der ganzen Welt
Beifallsstürme
entfacht
Aafa Althoff-Ambos-Filme
Berlin SW46, Friedrichstr. 223
3396 — SS FILIALEN: FOaw.n.0«
Dortmund. Hamburg Lrlpilg. Frankfurt a. M.. Manchen, ftitilcu, Danzig
nter Toiletten beiträgt,
rohntem Schick zu tra-
Nummer 876
Cer KmematonropG
Seite 9
Im Schatten der Moschee
Fabrikat- Hagen heck-Film A.-G. Bauten Curt Wiese. Hans Schlcgcr
Manuskript Photographie: Hameister und Großstück
und Regie R. W. Hall Länge: 2292 m (6 Akte)
Hauptrollen: Stewart Rome. Mary Odette Vertrieb: National-Film A.-G.
Uraufführung: Alhambra (Kurfürstcndamml
Ein neuer großer Erfolg Im beliebten Hagenbeck-Genre
I n den Hagcnbeckfilmcn stand bis¬
her das Tier so sehr im Vorder¬
grund, daß die Menschen szencnweisc
zur Staffage herabsanken. Aber cs
war eine Beobachtung in diesen Fil¬
men lebendig, die die unbewußten
Äußerungen des Tieres auf den Bild¬
streifen zu bringen wußte, die das
Tier belauerte und im günstigsten
lAugenblick zu knipsen verstand.
(Seit dem „Wettlauf ums Glück" hat
sich Hagcnbcck mit viel Gewandtheit
dem ethnographischen Genre gewid¬
met, einer Tätigkeit, die er im vor¬
liegenden Film fortsetzt.
„Im Schatten der Moschee' bewegt
sich im Kulturkreis des Mohammcda-
nispius und ist etwa in Mesopotamien
angesiedelt zu denken, etwa in jener
Zeit, da die Engländer diesen Land¬
strich eroberten.
Orientfilme sind die große Mode
dieses Jahres, der sich sogar Douglas
Fairbanks mit seinem „Dieb von Bag¬
dad" verschrieben hat. Aber welche
Vorstellungen die Amerikaner vom
Orient besitzen, haben wir jüngsthin
schauernd erlebt. Für John Hagen-
Eingeborcncn und das Herz einer Mo¬
hammedanerin. Letzte. Uyeni ge¬
heißen. ist die Tochter eines Koran¬
lesers. und was kommen muß, kommt
cs entspinnt sich zwischen dem Offi-
zier und der Araberin ein Liebesver¬
hältnis, das höchst romantisch mit
Frauenraub, Überfällen. Wüslenrilten,
Straßenkämpfen kompliziert und durch
Gerichtssäle, Wachtstubcn. Beduinen
zelte. Haremsbäder, Kaffeehäuser und
ähnliche angenehme Orte führt. Ein
Film also, der alles enthält, was das
Publikum zu sehen wrünscht.
Die Handlung wird nicht ohne Not
phantastisch; in der scharien Hcraus-
arbeitung der einzelnen Typen ist sie
von bemerken? werter Feinheit; nur
wenn sich zum Schlüsse einzig zu dem
Zweck, damit der Offizier die Arabe¬
rin heirater kann, herausstellt, daß
diese cigeni'ich ein europäisches Fin¬
delkind ist, so scheint doch der Logik
einige Gewalt angetan. (Vor vierzehn
Tagen sahen wir im „Schcik" mit \ a-
lentino ein: ähnliche Geschichte, in
der diesmal ein arabischer Mann als
Europäer entdeckt wurde.
beck bedeutet die ethnographische
Richtigkeit mehr als eine Verbesse¬
rung der Fehler, die andere machen.
Er benutzt das Milieu, um daraus die
Handlung erwachsen zu lassen. The¬
matisch benutzt er stets den Stil der
Reiscerzählungcn. die die Hauptrollen
Europäern zuschrciben. welche mit
den Eingeborenen auf irgendeine
Weise in Konflikt geraten. „Im
Schatten der Moschee" ereignen sich
durchaus glaubhafte Vorgänge, die
einer englischen Magazinnovellc nach¬
empfunden sind, welche jenseit des
Kanals großes Aufsehen erregte.
Richard Walter Hall, der auch die
Regie führt, hat sich ein Drehbuch in
angelsächsischem Stile danach ge¬
schrieben, die ruhig einsetzt, um sich
im Verlauf der Handlung zu steigern
und zum Schluß mit gewaltigem
Tempo vorwärts zu rasen.
Ein junger Offizier kommt also
nach Mesopotamien und erreicht
durch seine Liebenswürdigkeit nicht
nur die Liebe der Kommandeurstoch¬
ter, sondern auch das Vertrauen der I
I
Hagenbccs hat diesmal bewußt auf
I den internationalen Geschmack hinge-
I arbeitet unc dies durch das Engagc-
I ment ausgezeichneter englischer Schau¬
spieler unterstützt. Stewart Rome,
der den Offizier verkörperte, ent¬
puppte si:h als eine der erfreulichsten
Begabungen, die seit langem über die
Leinwand gefllimmert sind. Ein sehr
sympathisches Äußeres, dessen Züge
trotz Hagerkeit und Schärfe ungemein
anheimelnd berühren, verbindet sich
mit ebensoviel innerer Liebenswürdig¬
keit, die trotzdem einer gewissen
Herbheit nicht entbehrt. Es ist so an¬
genehm, endlich einmal einem Lieb¬
haber zu begegnen, der nicht zu dem
fatalen Tyf des femininen ..Beau" ge¬
hört. sondern einen männlichen Cha¬
rakter darstellt. Wir haben keinen
deutschen Filmschauspicler. der mit
Herrn Rome konkurrieren könnte.
Eine vorzügliche Charakterstudie bot
Edmund Löwe als alter Koranlcser
Mary Odette, Dora Bcrgner und
Esther Carena waren nett, ohne sich
schauspielerisch allzusehr anzustrengen.
3cr RincmntojjtopG
Die närrisdie Wette des Lord Aldiny
Fabrikat: Aldini-Film
N Regie: Luigi Romano
Hauptrollen: Carlo Aldini Vieletta Napierska.
Hedda V;mon
Bauten: Julius Ballenstedt. Heinr. Richter
Photographie: Kurt Lande
Länge: 1955 m (6 Akte)
Vertrieb: Terra
Uraufführung: Richard- Oswald-Lichtspiele
Ein ausgezeichneter S en«a 1 io ■ t f II n
Ein Weib, ein Tier, ein Diamant
Fabrikat: Ungo-Film
Manuskript: Paul Beyer u. H. Ch Kobe
Regie: H. Ch Kobe
H uptrollen: Charlotte Ander. Kortner. Bildt
Bauten: Fritz Lück
Photographie: Werner Br ndes
Länge: 2221 m (5 Akte)
Vertrieb: Deulig
Uraufführung: Alhambra. Kürfürstendamm
der Ausführung.
Amerikanisch sii
Abenteuern zwischc
Nummer 876
$ce Kincmatograpf)
Seite 11
'wmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmrnmmmmmuamatammfp
HANDELSTEIL DES
Die Rentenmark
"V4it der fortschreitenden Ausgabe von Rentenmark ergibt sich für
i’'* den Theaterbesitzer die vorläufig al'erdings nur theoretische
Frage, ob er gegen Bezahlung von Rentenmark dem Besucher einen
ähnlichen 10- bis 25prozcntigen Rabatt geben soll wie viele andere
Geschäfte des Kleinhandels. Im Augenblick bildet die Renten¬
mark naturgemäß ein Spekulationsobiekt für die kleiner, und
großen Sparer, das zurückgehalten wird und kaum in die Kassen
der Theaterbcsitzer gelangt. Wenn der innere Wirtschaftsverkehr
aber mit Rentenmark gesättigt ist. wenn erst die Beträge unter
eir.er .Mark im täglichen Leben erscheinen werden, dann dürfte
auch der Augenblick nicht mehr allzufern sein, wo auch der
Theaterbesitzer das neue Zahlungsmittel cinnimmt.
Selbstverständlich kann der Theaterbcsitzer eine Preisermäßi¬
gung dem Einliefercr von Rentenmark nur dann gewähren, wenn er
selbst dieses Vorteils teilhaftig wird. Soweit er mit diesen wert¬
beständigen Einnahmen seinen täglichen Bedarf deckt, und solange
er hier Preisermäßigungen genießt, ist auch gegen einen Rabatt
der Kinocintrittspreise richts zu sagen. Da aber der tägliche Be¬
darf nur einen Bruchteil der Kinoeinnahmen ausmacht, der haupt¬
sächlichste Prozentsatz aber zur Aufrechterhaltung des Betriebes
dient, so kann ein Entgegenkommen in der Gestaltung der Ein¬
trittspreise nur dann erfolgen, wenn auch die hauptsächlichsten
Unkosten für den laufenden Betrieb, z. B. Licht. Heizung, Steuern.
Wohnmietc, Strom. Leihmiete. Instandhaltung der Anlagen sowie
Löhne und Gehälter, eine analoge Ermäßigung bei Zahlung von
Rentenmark finden.
Soweit es sich um fiskalische Zahlungen handelt, ist von einer
Preisermäßigung nicht die Rede. Der Rabatt wird ansclieinend von
der Privatwirtschaft, welche in ihrer Preisgestaltung viel beweg¬
licher als die Behörde ist, deswegen gewährt, um bei dem augen¬
blicklichen Mangel »n wertbeständigen Zahlungsmitteln in den
Besitz von Rentenmark zu gelangen, wobei vielfach die Grund¬
preise in Papiermark erhöht werden, einmal um sich eine Risiko-
KINEH ATOC R APH
beim Kinobesitzer
Prämie gegen die Entwertung der Papiermark zu sichern, anderer¬
seits um die Reproduktionskosten wieder hercinzubckommen.
Diese Voraussetzungen treffen in erster Linie bei der Bezahlung
von Leihmieten zu, doch liegt bis jetzt noch kein Beschluß der in
Frage kommenden Verbände vor, Preisermäßigung bei Bezahlung
von Rentenmark eintreten zu lasser.. Allerdings dürften in Einzel¬
fällen die Verleiher, ähnlich wie die Privatwirtschaft, entweder den
prozentualen Aufschlag oder die Grundpreise heraufsetzen, um sich
vor Kursverlusten bei Papiermark zu schützen. Da die I-eihpreise
einen außerordentlich hohen Prozentsatz der Betriebsunkosten de-.
Thealerbcsitzers darstellen, hat der Theaterbcsitzer einen erheb¬
lichen Vorteil, wenn er trotz einer Ermäßigung der Kinoeintritts
preise versucht, die Bezahlung in wertbeständigem Geld zu be¬
kommen.
Der Kernpunkt der Einnahme von Rentenmark ist aber der, daß
der Theaterbesitzer selbst gegen eine Entwertung der Papiermark
von einem Tag zum andern geschützt ist, auch bei den Ausgaben,
für die er selbst keine Prcisermäbigun« bei Hingabe von wert¬
beständigen Zahlungsmitteln erhält Dieser Umstand verringert
naturgemäß sein Risiko, welches nit einer zehnprozentigen Ver¬
ringerung seiner Einnahmen nicht allzu hoch eingesetzt sein dürfte.
Ob sich dieser Rabatt bei einer völligen Durchdringung des Wirt¬
schaftslebens mit Rentenmark noch lohnen wird, erscheint al'er¬
dings zweifelhaft. Die augenblickliche Höherbewertung der
Rentenmark stammt einmal aus ihrem Seltenheitswert, das andere
Mal aus eirem Disagio gegenüber der Papiermark. Fallen diese
Voraussetzungen fort, z. B. bei Eintausch der Papiermark in
Rentenmark zu einem festen Kurs, sc besteht für eine Preisermäßi-
gong bei Bezahlung von Rmtenmark keine Veranlassung mehr.
In dem etzigen Zeitpunkt aber rollten die Theaterbcsitzer so¬
wohl im eigenen Interesse als auch im Interesse des Publikums
ihre Eintrittspreise bei Rcntcnmarkzahiungen ermäßigen.
Aus dem Handelsregister
British American Films A. G., Bafag.
Die Foreign Metro Films A. G. zu Berlin hat. wie die Verwal¬
tung mitteilt, in ihrer am 20. d. M. stattgefundenen Generalver¬
sammlung beschlossen, ihre Firma in British American F Ims A. G.
Bafag umzuner.ncn, und zwar mit Rücksicht darauf, daß in letzter
Zeit Verwechslungen mit ähnlich klingenden Namen zuungunsten
der Firma häufig stattgefunden haben. Die Emission der Aktien
wird voraussichtlich das Bankhaus Siegmund Pincus, Berlin, über¬
nehmen, deren Mitinhaber Max Szamatolski in den Aufsichtsrat
der Gesellschaft gewählt worden ist. Der Aufsichtsrat besteht jetzt
aus: Staatsminister a. D. Hans Sivkovich, Präsidialdelegiertcr des
Hansabundes und Mitglied des Reichstags als Vorsitzendem,
Rechtsanwalt Dr. Fritz Kalischcr, Berlin, als Delegierten für den
Vorstand, Fabrikant Wilhelm Ascher. Bankier Max Szamatolski
i. Fa. Siegmund Pircus, Berlin, und als Filmfachmann Eugen
Schlesinger i. Fa. Filmkopier- und Filmmaschinenfabrik „Rapid".
Berlin. Den Vorstand bilden Max Nivelli, der als Filmfachmann die
Verleih- und Vertriebsgeschäfte zu leiten hat, und Mr. Spearman,
ehemals Attache bei der englischen Botschaft in Berlin und Mit¬
glied der Interalliierten Kommission, der den Geschäftsverkehr mit
Amerika und England unter sich hat. Der Vorsitzende wies darauf
hin. duß die äußerst günstigen Verträge eine besonders gute Ent¬
wicklung der Gesellschaft erwarten lassen, zumal die Art derselben
es ermöglicht, in stabiler Währung zu bilanzieren.
Urania-Film A.-G.
Mit dem Sitz in Berlin, Motzstraße 66. ist die Urania-Film-Akt.-
Ges. gegründet worden, zu deren Vorstand Dr. Wolff und Dr.
C. Thomalla berufen wurden. Dem Aufsichtsrat gehören neben
führenden Persönlichkeiten aus Bank-, Industrie- und Großgrund¬
besitzerkreisen Deutsch-Böhmens und des Sudetendeutschtums
Dr. von Lessei, der Direktor der Berliner Urania, und Dr. von
Rothe, der Begründer und Leiter des medizinisch-kinemalographi-
schen Instituts der Berliner Charite, an.
Ophir-Film-Gesellschait, München.
Mit Hilfe amerikanischen Kapitals hat Robert Heymann cipe
eigene Gesellschaft, die Ophir-rilm-Gesellschaft, gegründet. Der
Hauptsitz ist München, Filialen in Berlin und New York.
Diese Ophir-Film-Gesellschaft wird in der Spielsaison 1924-25
mit ganz großen Arbeiten auf dem Plan erscheinen. Unter dem
Titel „Kulturgeschichte der Liebe" wird in Zeitstufen
von 4000 V. Chr. bis 2500 n. Chr. eine Legende der Menschheit in
sieben dramatischen Teilen erscheinen. Hierzu sollen über
30 Hauptdarsteller hcrangezogen werden. — Daneben wird ein
Kinderfilm „Sonncnschcinchcn" mit der fünfjährigen Ursula von
Rehburg an der Hauptrolle angekündigt. Dr. M.
Neugründungen:
Mit einem Kapital von 30 Milliarden Mark wurde die Astra-
Film G. m. b. H.. Fürstenfeldbruck, als eine neue Verleihfirma ge¬
gründet, deren Geschäftsführer Julius Pelerin in Fürstenfeld¬
bruck ist.
Mit einem Stammkapital von 1 Million Mark wurde die Piccolo-
Film G. m. b. H„ Berlin, gegründet, deren Gegenstand die Her¬
stellung kincmatographischer Filme und verwandte Geschäfte
bilden. Der Geschäftsführer der Firma ist der Kaufmann Alfred
Zcisler in Berlin-Charlottenburg.
Unter der Firma Iris-Film A.-G. wurde mit einem Kapital von
100 Millionen Mark in Schöneherg. Bülowstraße 100. ein neues
Unternehmen gegründet, dessen Vorstand Herr A. Schürmann ist.
Mit einem Grundkapital von 600 Millionen Mark wurde
in Weimar laut Eintragung in das Handelsregister die Völkische
Filmgesellschaft A.-G.. gegründet. Der Vorstand der Gesell¬
schaft ist Herr Johannes Starck in Leipzig. Der Gesellschaft
steht unter anderem die Deutsche Filmgesellschaft „Nafis".
Filmverwcrtungs-G. m. b. H. & Co„ und die Thüringer Trcu-
hand-G. m. b. H. nahe. Die Akien. welche von den Gründern
zum Nennwert übernommen sind, lauten auf den Inhaber über
je 100 000 Mark. Gegenstand des Unternehmens ist die Her¬
stellung und der Vertrieb von sittlich einwandfreien, die Massen
zum eigenen Nachdenken über allgemeine völkische, nationale
und wirtschaftliche Fragen anregenden Filmen, sowie die Be¬
teiligung an gleichgerichteten Unternehmungen, die irgendwie
mit dem Filmwesen in Zusammenhang stehen.
Laut Gesellächaftsvertrag vom 21. August wurde in München
die „Ultra-Film G. m. b. H.“ mit einem S:ammkapital von
6 Millionen Mark gegründet.
Gemäß Gesellschaitsvertrag vom 4. Oktober 1923 wurde die
„Collegia Film-G. m. b. H." in Frankfurt a. M. mit einen,
Stammkapital von 200 Millionen Mark gegründet.
Seite 12
Oer Rintmntonrnpfi
Nummer 876
Unter falscher Flagge.
In der letzten Zeit soll es mehrfach vorgekommen sein,
daß Firmen ausländische Filme zur Prüfung eingereicht
haben, ohne dabei das richtige Ursprungsland zu nennen.
Die Vereinigung Deutscher Filmfabrikanten teilt uns
mit, daß erst vor wenigen Taget wieder ein solcher Fall
festgestellt worden ist, der na.ürlich für die in Frage
kommende Firma sehr unangenehme Folgen gehabt hal.
In einem anderen Fall hat man die Einfuhrbewilligung
für einen Film so „gestreckt", daß man sie zur Zen-
surierung von vier Bildern benutzte.
Die Vereinigung hat, wie sie uns mitteilt, der Filmprüf¬
stelle Berlin von sich aus noch eine Reihe von zweifel¬
haften Fällen mit der Bitte um Nachprüfung unterbreitet
und bei dieser Gelegenheit ihre Bereitwilligkeit erklärt,
in zweifelhaften Fällen durch ihre Mitglieder, die gleich¬
zeitig vereidigte Sachverständige bei der Handelskammer
sind, eine entsprechende Nachprüfung vorzunchmen.
Es wird dann in der Zuschrift darauf hingewiesen, daß
die absolute klare Feststellung nicht nur aus materiellen,
sondern auch aus ideeller. Gründen unbedingt notwendig
ist, weil die statistischen Unterlagen in vielen Fällen als
Material herangezogen werden, zum Beispiel bei der Be¬
messung der Höhe des Eintuhr-Kontingents usw.
Wir halten das Vorgehen der Vereinigung Deutscher
Filmfabrikanten an sich für überaus nützlich und berech¬
tigt. Derartige Schiebungen werden von den Beteiligten
Max Linder
Max Linder
Max Linder
Max Linder
Max Linder
Max heiratet sein Weibchen
Max Linder
Max Linder
Max Linder
Max Linder
Max Linder
Aafa Althoff-Ambos-Filnria
i!SÄ Berlin SW40, Friedrichs*. 223 T '£“
»M FILIALEN: F.lmaltho f
Dortmund. Hamburg. Lelp:i\ Frankfurt« M . Manchen, Br »lau. Oan-.l«
nicht ernst genommen. Sie machen sie aus dem Gefühl
heraus, daß es sogar eine besondere Tüchtigkeit bedeutet,
die Behörde hinters Licht zu führen. Wir geben zu, daß
das Ganze überaus komplizierte und in vieler Beziehung
unpraktische System der Kontingentierung zu derartigen
Dingen verleitet, daß es gewissermaßen einen mildernden
Umstand darstellt.
Auf der anderen Seite aber sei auch bemerkt, daß die
Regelung dieser Angelegenheit letzten Endes Sache der
Spitzenorganisationen gewesen wäre, zu deren Kompe¬
tenzen ja nach den Satzungen Zensurfragen und Ein¬
schreiten gegen allgemeine Mißslände, die die ganze In¬
dustrie betreffen, gehören.
Wir behalten uns vor, auf die Angelegenheit noch ein¬
gehend zurückzukommen.
Umgruppierung der amerikanischen Filmproduktion.
Wie eine soeben aus New York hier eingelaufene Mel¬
dung besagt, stellt der Jahresbericht der amerikanischen
Film-Handels-Kammcr fest, daß von allen amerikanischen
Filmproduzenten die Firma Warner Brothers an der Spitze
marschiert, d. h., daß die besten amerikanischen Filme
das Produkt von Warner Brodlers sind. Nach Warner
Brothers folgt erst an zweiter Stelle die First National.
Der dritte Platz ist von der amerikanischen Film-Handels-
Kammcr der Firma Goldwyn zugewiesen worden, und an
vierter Stelle kommen die Famojs Players.
Hahn-Goerz
Z willi ngsmaschine
der modernste Vorführungs- Apparat
fur pausenlosen Betrieb vereinigt
folgende Vorzüge: Erhöhte Betriebs¬
sicherheit. Ersparnis hoher Anlage¬
kosten. Aufstellung In kleinsten
Kabinen möglich.
Raum-, Zeit- und Stromersparnis.
Aktieneesellschati Hahn »tOptih u.Mefflanik j
C ASSEL 58 i
Nummer 876
Der Ritte matograpfi
Seite 13
Die Spiegellampe auch für Diaprojektion
verwendbar
W er die Auslagen unserer Kinoausrüstungen vertrei¬
benden Geschäfte durchmustert, wird sich klar dar¬
über. daß die Spiegellampe auf dem Wege ist, den
Linsenkondensoren den Rang abzulaufen. Um so mehr
ist es zu begrüßen, daß ein zweifellos bestehender Mangel
der Spiegellampen jetzt auch behoben erscheint. Der
Halter der positiven Kohle und diese selbst liegen im
Gange der vom Spiegel reflektierten Strahlen; diese Tat¬
sache ist nun einmal nicht zu beseitigen. Daß sie bei der
eigentlichen Kinoprojektion, richtige Einstellung voraus¬
gesetzt, nicht die schädliche Wirkung hat. die man zu¬
nächst zu vermuten geneigt ist, hat seinen Grund darin,
daß das ßildfcnster dem Punkte, in dem das reelle Bild
des weißglühenden Kohlenkratcrs durch den 5pi;<?cl ent¬
worfen wird, sehr nahe liegt, während die Abbildung des
Kohlcnhaltcrs und des dem Spiegel abgekehrten Kohlen¬
endes von dem Bildfenster weg nach dem Spiegel hin ver¬
legt auftritt. Da das Objektiv aber so eingestellt ist. daß
es die Ebene des Bildfensters auf dem Schirme scharf ab¬
bildet. kann nicht gleichzeitig ein scharfes Bild des
Schattens des Kohlenhalters und des dunklen Kohlen¬
endes auftreten. Ganz anders liegen nun aber die Ver¬
hältnisse. wenn es sich darum handelt, ein großes Dia¬
positiv mit dem langbrennweitigen Diaobjektiv zu ent¬
werfen. Wegen seiner Größe muß das Diapositiv weiter
rückwärts, d. h. näher nach der Spiegellampe zu. in den
Strahlcngang gebracht werden. Es liegt aiso an einer
Stelle, wo die von Kohle und Kohlcnhalter geworfenen
Schatten schärfer sind. Es ist deshalb leicht einzusehen,
daß das Objektiv mit dem Bilde des Diapositivs gleich¬
zeitig ein mehr oder weniger scharfes Bild dieser Schatten
auf dem Schirm entwerfen muß. Der Schatten w rkt um
so störender, je näher der Halter dem Diapositiv liegt.
Solange er nicht beseitigt ist, kann die Spiegellampe für
die Diaprojektion nur wenig befriedigende Ergebnisse
zeitigen.
Diese Überlegungen zeigen, daß der geschilderte Mangel
sich wenigstens zum Teil beheben läßt, wenn man den
Weg zwischen Spiegel und Diapositiv möglichst lang
macht, aber diese Maßnahme kann nicht vollauf befrie¬
digen, denn es bleibt immerhin ein merklicher Schatten
übrig, weil die zum restlosen Beseitigen erforderliche
Weglänge aus baulichen Rücksichten nicht zur Ver¬
fügung steht.
Die Firma Hahn-Goerz hat deshalb verschiedene andere
Lösungsmöglichkeiten versucht. Am günstigsten erwies
sich hierbei, wie W. Winzenberg in der Kinotechnik aus¬
führt, eine Anordnung, die bei den Artisoliampen durch
den verhältnismäßig recht beträchtlichen Durchmesser des
das Lampenhaus verlassenden Strahlenbündels ermöglicht
wurde. Der Querschnitt des Lichtkegels ist nämlich hier
so groß, daß selbst bei 8!r: 8'. rm-Diapositiven auf die
Beleuchtung durch den von den Schatten bedeckten mitt¬
leren Teil des Kegels verzichtet werden kann und doch
noch eine vollkommen gleichmiiß ge Durchleuchtung der
ganzen Diapositivflächc erzielt wird. Es wird hierfür zu¬
nächst das Lampenhaus nicht *o weit verschoben, daß
dessen Achse durch den Mitteipunkt des Diabild-
anschnittes hindurchgeht, sondern es wird etwa nur eine
halb so große Verschiebung vorgenommen. Es genügt dies
bei dem großen Durchmesser der Lichtaustrittsfläche voll¬
ständig das Diapositiv zu beleuchten, es muß aber nun
auch noch dem ausschließlich benutzten Teil des Strahlen-
ganges die Richtung nach dem Diaobjektiv hin gegeben,
also gleichsam für ihn eine neue optische Achse geschaffen
werden. Zu diesem Zwecke ist vor dem Diaanschnitt eine
quadratisch beschnittene Keilkondensorlinse angeordnet,
welche das Teilbündel nach dem Diaobjektiv hin kon¬
vergent macht. Der Keilkondensor ist so justiert, daß die
Mitte des Projektionsbildes des Diapositivs genau auf die
Mitte des Bildschirmes fällt. Da bei den Stehbildern
Lichtverluste, wie sie die VerscHußflügel des Kinopro¬
jektors hervorrufen. nicht auftreten, hat die Diaprojektion.
obwohl sie nur einen Teil von der dem Kinoprojektor zur
Verfügung stehenden Lichtmenge ausnutzt, doch die er¬
forderliche Lichtstärke. Weil der von der Schatten¬
bildung erfaßte mittlere Teil des Strahlenbündels nicht
benutzt wird, können hier irgendwelche Schatten im Dia-
bild nicht entstehen. Das Diaprojektionsbild zeigt hier
genau dieselbe gleichmäßige Beleuchtung, wie sie bei
jedem Linsenkondensor zu erreichen ist. Mit dieser Kon¬
struktion sind die letzten Bedenken, die der Einführung
der Spiegellampe in den Theaterbetrieb enlgegenstanden.
restlos beiseite geräumt. Allerdings, und das wollen wir
uns nicht verhehlen, ist der hier beschrittene Weg nur für
Spiegel von etwa 20 cm Durch: esser gangbar. Bei klei¬
neren Spiegeln, wie sie vielfach Benutzt werden, bleibt bei
Verzicht auf den zentralen Teil des Strahlenkegcls nicht
eine Fläche von der Größe unserer gebräuchlichen Dia¬
positive übrig. Da man aber der Spiegellampe zuliebe
kaum auf diese Größe, die sich nun einmal eingebürgert
hat, wird verzichten wollen, muß man entweder mit einem
DIE OLAG-SPIEGELLAMPE
Konstruktion mustergültig / Material erstklassig / Preis mäßig
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OSCAR LANGE AKT.-GES., BERLIN SW 48 , FRIEDRICHSTR. 220 TeL: Noiiendort 703
Seite 14
Nummer 876
Bild vorlieb nehmen, das in de - Mitte eine dunklere Stelle
zeigt, oder man muß für die Diaprojektion eine zweite
Lichtquelle bereithalten. Vielleicht aber besteht doch
noch ein Ausweg, den bis jetzt keiner der auf diesem
Gebiet arbeitenden Konstrukteure erkannt hat. Kolumbus¬
eier sollen angeblich auf den verschiedensten Gebieten
der Kinoindustrie des Augenblickes harren, bis endlich ein
findiger Kopf sie zum Erstaunen der Welt auf der ein¬
gedrückten Spitze zum Stehen bringt. Möglich, daß wir
es noch erleben, daß eine überraschend einfache Einrich¬
tung auch bei Lampen mit gering ^cm Spiegeldurchmesser
ein durchaus schattenfreies Stehbild gebräuchlicher Ab¬
messungen gewinnen läßt. Erwünscht wäre es jedenfalls,
wenn jede Spiegellampe in ebenso einfacher Weise für die
Diaprojektion verwendbar würde, wie es bisher jede
Kondensorlampe war.
Unscharfe im Bild
In früheren Zeiten war die Unscharfe stets zurückzu
führen auf die nicht scharf zeichnenden billigen Pro¬
jektionslinsen. Trotzdem sie sich gebessert haben, sieht
man doch noch oft mangelhafte Linsen. Man halte einen
Titel gegen die Lampe. Sind die Buchstaben scharf und
das Bild nicht, so taugt die Linse nicht. Ist der Titel
scharf und der Fil-n nicht, so ist die Aufnahme unscharf
gewesen oder der Positivfilm hat beim Kopieren nicht
fest angelegen, was bei einem abgerückten Kopierapparat
leicht Vorkommen kann. Unscharfe Aufnahmen können
auch beabsichtigt sein, wie zum Beispiel bei den schönen
amerikanischen soft-focus-Biidern. Sonst wären die
Fehler auf das falsche Einstellen zurückzuführen oder
eine fehlerhafte Aufnahmelinse ist schuld gewesen. Be¬
absichtigte Unschärfe kann schön wirken, fehlerhafte
nicht. Ist bei der Aufnahme der Punkt des Einstellens
falsch, der Abstand nicht richtig gewesen, so liegt die
Schärfe an einer falschen Stelle; zeichnet die Aufnahme¬
linse nicht scharf, so ist das ganze Bild verschwommen.
Auf der Leinewand kann man diese Fehler leicht erkennen.
Sind die Titel nur auf einer Seite scharf, so steht die
Maschine zu schief im Verhältnis zur Bildfläche, zuviel
nach links oder rechts; oder die Leinewand hängt zu wenig
oder zuviel schräg. Die Richtung der schrägen Bildfläche
soll derart sein, daß die Achse, die durch den Krater, den
Kondensor und die Projektionslinsc geht, senkrecht auf
dieser Fläche steht und sie im Schneidepunkt der
Diagonalen trifft, die man sich auf der Leinewand denken
kann. Ist die Mitte der Titel scharf, die Seiten aber nicht,
so liegt das gewöhnlich an der Linse. Es ist empfehlens¬
wert, dann einen Triplex zu nehmen. Stehen die Titel
und Bilder nicht ruhig, zittern sie auf und nieder, so liegt
das am Vibrieren der Maschine oder an den abgenutzten
Zähnen des Kreuzes. Stehen die Titel fest und die Bilder
nicht, dann liegt es am Film. Ist der Falter nicht richtig
eingestellt, dann sieht man es am besten bei den Titeln,
und zwar an den vertikalen Strichen unter den Buch¬
staben, was man „Ziehen" nennt.
Man wird sagen, das seien keine weltbewegenden
Neuigkeiten. Gut, aber es gibt immer noch Operateure,
die dies anscheinend nicht wissen, für diese sei es gesagt.
Denn bei den hervorragenden Leistungen, die auch der
kleinste amerikanische Operateur bietet, muß es Aufgabe
unserer deutschen Photographen sein, sich unbedingt den
Erfordernissen des Weltmarktes anzupassen. Das gilt
doppelt in einer Zeit, in der die deutsche Kinematographie
die schwierigste aller Krisen durchzumachen hat, in der
die französische, italienische und englische Kinemato¬
graphie aus ihrer Zurückgezogenheit hervortritt und dem
Absatz der deutschen Erzeugnisse auch dadurch im Aus¬
lande hindernd entgegentritt, daß sie mit amerikanischen
Operateuren arbeitet.
.’afefer
Kölner Photo- aad Kino-Zentrale
Neumarkt 32-34 KÖLN n. Rh- TeL: Kinozentrale
Maschinen
Spiegellampen
Umformer
Gleichrichter
Transformatoren
Widerstände
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Das
SlaafsGeheimnis
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spannenden, bis zum Ende durch-
haltenden steigenden Handlung die
Gewähr bietet, auch dem ver¬
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zu tragen. Die Universal-Film, New
York,versichert, daß sie von diesem
Film bisher die meisten Kopien
für die ganze Welt hat herstellen
lassen müssen, ein Beweis für die
Qualität dieses Films. Interessen-
ten-Vorstellungen demnächst. Die
Abschlüsse dieses Films sow e die
Abschlüsse lür die gesamte neue
und alte Produktion werden auf
dem Bestellschein, wie ihn die Süd-
film-Aktien-Gesellschaft und die
Bayerische Film-Gesellschaft be¬
nutzen, und welcher auch vom
Direktorium des Reichsveibandes
deutscher Lichtspiel - Theaterbe -
sitzer genehmigt ist, getätigt.
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17. Jahrgang, Nr. 877 Berlin, *>. Dezember 1923
Der Wiener Kongreß
Kritische Randbemerkungen über Österreich von Aros.
F ilm-Österreich hat sein großes Ereignis hinter sich. Die
Fabrikationsanlagen der Vita draußen an der Peripherie
Wiens sind mit einer Feier der Öffentlichkeit übergeben
worden.
Der Bundespräsident Dr. Hainisch, der Handelsminister
Dr. Schürff, die Vertreter des Kultusministeriums und
anderer staatlicher und städtischen Stellen waren
anwesend. Der Präsident der Gesellschaft, Justierst
Mintz, hielt eine schöne Rede über den Film im allge¬
meinen und über die Vita im besonderen, eine Rede, die
leider dadurch zum Teil um ihre Wirkung gebracht wurde,
daß sie recht leise gesprochen und ziemlich temperament¬
los vorgetragen wurde.
Dann besichtigte man die Riesenhalle mit ihren Neben¬
bauten, die es mit unseren deutschen Ateliers in jeder Be¬
ziehung aufnimmt, und die in der Ausdehnung nur noch
von Staaken übertroffen wird.
Filmleute aus allen europäischen Staaten machten sich
miteinander bekannt, nur Wien selbst war n der Minori¬
tät, vielleicht, weil es dort nicht zum guten Ton gehört,
daß die Konkurrenz an solchen Tagen das Trennende
zurückstellt.
Das Vita-Atelier hat zwei große Hallen, die rund
40 Meter lang, etwa 25 Meter breit und 18 Meter hoch
sind. Für den Festtag war eine Riesendekoration auf¬
gestellt, deren
Clou ein Was
serbassin war,
aus dem eine
Anzahl Spring¬
brunnen im
Scheinwerfer¬
licht lustig und
festlich zugleich
emporstiegen.
Wenn man
einem Bericht in
einigen Blättern
glauben darf,
haben sich die
Gäste nachher
in den Räumen
der Generaldi¬
rektion versam¬
melt und einer
Rede des Präsi¬
denten der All¬
gemeinen Depo¬
sitenbank, Gold¬
stein, gelauscht.
Abends bevöl¬
kerten sieben¬
hundert schöne
Männer und
Frauen aus der besten Gesellschaft Wiens den schöner.
Saal, bewunderten Max Linder und die anderen Stars dei
Vita, aßen, tanzten, lachten und flirteten und nahmen die
leitenden Leute der Vita derartig in Anspruch, daß die
Gäste vielleicht etwas zu kurz kamen.
Die ausländischen Fach eale und die Fachpresse sind
schließlich doch noch mit befriedigten Gefühlen aus der
Stadt der Waschermadcl und des Walzers geschieden,
weil sic — und das gilt besonders für uns Deutsche
eine ganze Menge gelernt und erfahren haben, das für die
deutsche Filmpolitik der nächsten Zeit wesentlich und
wichtig ist.
Es wird mit Wien als Filmzentrum Europas in der
nächsten Zeit stärker zu rechnen sein als bisher. Das liegt
vor allem daran, daß die Wiener ihre Fabrikation iniei-
naticnaler aufziehen. Generaldirektor Szücs holte sich
seine Stars und seine Regisseure aus Frankreich und
England. Er verhandelte mit Amerika und vereinigt im
Zeichen der Vita anerkannte und beliebte, also auch
garantiert zugkräftige Filmkanonen zu einem Produktions-
Ensemble, das in Europa einzig dasteht. Seinem Beispiel
weilen eine ganze Reihe anderer Firmen folgen.
Das Ausland sieht in diesem Vorgehen ein Zeichen von
Zuversicht und eine gewisse Garantie für die internationale
Fach- und Publikumswirkung für befriedigenden Austausch
Es hört \on
großen Wiener
Plänen im sel¬
ben Augenblick,
wo in Deutsch¬
land eine Stag¬
nation eintritt
Es zieht daraus
Konsequenzen,
die sich prak¬
tisch zum Bei¬
spiel in dei Tat
sache zeigen,daß
man den Wie¬
ner Filmwerken
A.-G. der. Ver¬
trieb der U. C. I
Filme für ganz
Europa übertrug
Wir sind über¬
zeugt, daß noch
vor zwei, drei
Monaten diese
Wiener Firma
gar nicht in
Frage gekommen
wäre, weil man
Berlin als das
europäische
Das Bild der Woche
Das Eröffnungsfest im neuen Vita-Atelier in Wien
Seite b
Oer Rincmatonropfj
877
Filmzentrurn ansah. — Die wirtschaftliche Entwicklung
unseres Landes, die unruhigen Verhältnisse auch in politi¬
scher Beziehung haben das schnell zu unseren Ungunsten
geändert.
Vielleicht — und das ist die zweite Lehre, die man aus
Wien mitnimmt — ist das aber nicht so tragisch zu
nehmen, weil gerade in diesen W.ener Festtagen die wirt¬
schaftliche Stabilisierung bei urs Formen annahm, die
selbst den Pessimisten optimistisener machen kann.
Wir haben praktisch bis jetzt roch nicht allzu viel ver¬
loren. Die führenden deutschen Filmleute, die gewisser¬
maßen versuchsweise nach Wien abgewandert waren,
kehren reumütig in des deutschen Reiches Hauplstadi
zurück, aus dem sehr einfachen Grunde, weil in organisa¬
torischer und technischer Beziehung, weil in Intensität der
Arbeit Wien vorläufig noch lange nicht das darstellt, was
Berlin bereits heute ist.
Die Vita hat — und das ist das übereinstimmende Urteil
aller deutschen und ausländischen Fachleute — heute eine
ausgezeichnete Auslandorganisation. Sie hat Vertre¬
tungen in sämtlichen Ländern, die teils Agenturen, teils
Verleiher sind. Sie arbeitet mit prozentualer Beteiligung
auf Grund von fixen Verträgen, hat vielleicht — es sind
das Vermutungen — zunächst nur die Vertretung ohne
den großen Gewinn, aber sie hat jenen Pfad beschritten,
den wir für das Auslandgeschäft immer schon als den
allein richtigen bezeichneter.
Interessant die Tatsache, daß das Organisatorische und
das Technische in der Hauptsache von Deutschen zu
leisten ist oder aber von Österreichern, die durch die
deutsche Filmschule gegangen s nd. Wichtig die Fest¬
stellung, daß die technischen Einrichtungen, von dem
Lampenpark angefangen bis zur Photodruckmaschine, die
direkt von der Platte in einer Stunde ein paar hundert
Abzüge macht, aus Deutschland stammen.
Die österreichische Filmproduktion beginnt langsam; sic
wird dadurch erleichtert, daß eine ganze Reihe von be¬
währten Bühnenkünstlern, die auch in Berlin gern für den
Film benutzt wurden, jetzt an Wiener Sprechbühnen ver¬
pflichtet sind und daß die großen Revuebühnen wieder
internationale Frauenschönheiten verpflichten, die sich
gerade für das lebende Bild ausgezeichnet verwenden lassen.
Es waren schöne Tage, Tage der Gastfreundschaft, nicht
nur bei der Vita, sondern auch bei den vielen anderen
Wiener Filmleuten. Man kehrt zurück mit vielen neuen
Eindrücken, mit dem Gefühl, daß dort unten auch fabri¬
katorisch der Film an Boden und an Weltbedeutung zu¬
nimmt. Man sieht ve heißungsvolle Anfänge, denen man
ein günstiges Prognostiken stellen kann, sieht fleißige
Arbeit, die gern zugibt, daß sic von Deutschland gelernt
hat. und daß sie in vieler Beziehung, besonders in bezug
auf die Technis, von uns allerhand gelernt hat und noch
lernen kann.
Man ist dort unten — auch das muß zugegeben werden
internationaler, vielleicht weil man dort die Jahre des
Kampfes und die Niederlage schon lange vergessen hat.
Als Max Linder in später Nachtstunde ankam. standen
Tausende mit Blumen stundenlang, um den Einzug des
beliebten Franzosen mitzufeiem. Die Zeitungen aller
Richtungen beschäftigen sich in langen Artikeln mit dem
eleganten Bonvivant. Auch die Vertreter nationaler
Blätter stoßen sich nicht daran, daß dieser Pariser Schau¬
spieler nur französisch spricht.
In Berlin würde man über diese Dinge anders denken.
Es soll nicht untersucht werden, ob das gerade vom Film¬
standpunkt aus gut und anerkennenswert ist, es seien nur
Tatsachen registriert.
Aber es muß auch bemerkt werden, daß besonders die
Künstler und darum auch die Kunst manchmal ganz
anders sind als die Politiker. An einer Sammlung für den
notleidenden Mittelstand in Deutschland beteiligten sich
die französischen Regisseure und Darsteller, an der Spitze
Max Linder, in einem besonders hohen Maße. Sie taten
es still, ohne jede Prätention.
Die Franzosen sprechen voller Hochachtung von den
deutschen Filmlcuten. Sic wissen selbst, daß ihr Land, das
noch 1914 filmisch in Europa an der Spitze stand, heute in
der letzten Reihe marschiert. Sie geben als Gründe dafür
jene Selbstherrlichkeit und Überhebung an, die wir auch
in der Politik bemerken.
Nummer 877
Der Kinctnatogropfj
Seite 7
Ostasiatische Filmperspektive
D ie Welt kommt uns ja bei allen möglichen Gelegen¬
heiten ziemlich groß vor, aber für den Kaufmann, der
eine bestimmte Ware absetzen will, ist sie letzten Endes
zu klein. Die Filmindustrie genießt darin nicht nur keinen
Vorzug, sondern ist durch tausend Möglichkeiten in der
Auswirkung beschränkt. Vor allem leidet die deutsche
Filmindustrie augenblicklich unter dem Mangel einer ge¬
nügenden Fernwirkung. Die Vereinigten Staaten, die noch
vor zwei Jahren ein Absatzgebiet zu sein schienen, mit
dem die deutsche Industrie rechnen durfte, haben sich
gegen die europäischen Filme so spröde gezeigt (nicht
nur die deutschen, sondern sämtliche außeramerikanischen
Filme vermochten sich nicht durchzusetzen — einige
ganz wenige Ausnahmen abgesehen), daß kein kontinen¬
taler Fabrikant es mehr wagt, Amerika als Absatziand
mit in die Kalkulation zu ziehen.
Aber die so heftig umworbene Welt des Dollars ist
nun keineswegs das Absajzland up to dato; die östliche
Hälfte der Erdkugel beginnt, sich der westlichen Zivili¬
sation zu bemächtigen und mit anderen Errungenschaften
auch das Kino anzunehmen. Es ist doch wohl außer¬
ordentlich bemerkenswert und verdient in einem Fach¬
blatt besonders vermerkt zu werden, daß die japanische
Regierung, die nach dem Erdbeben den Wiederaufbau
der zerstörten Gebiete, den Bau der Gebäude nach dem
Grade der Wichtigkeit betreibt, die Kin< s zu denjenigen
gezählt hat, die für das Volk am notwendigsten sind. In
der betreffenden Regierungsverordnung ist, wie wir dem
„Tclcgraaf entnehmen, ausdrücklich betont worden, daß
die Kinematographie sowohl belehrend als auch an¬
regend und einem modernen Menschen notwendig sei,
daß sie sowohl an künstlerischer als auch erzieherischer
Wirkung alle öffentlichen Darbietungen übertreffe.
Japan ist ein bisher noch wenig ausgenutztes Absatz¬
feld. Die amerikanische Produktion herrscht in dem
Maße vor, daß man von einem völlig amerikanisierten
Programm der japanischen Kinos sprechen k^nn. Natür¬
lich sind auch deutsche Filme in das I.and der aufgehen¬
der. Sonne gelangt, aber neben der Menge der amerika¬
nischen Filme verschwanden sic, um so mehr sie nicht
selten amerikanisch umfrisiert worden waren. Baron
Yamatsu, der mächtigste Kinomann in Japan, hat sein
Auge schon seit langem auf den asiatischen Kontinent
geworfen, auf das nahe China, dessen kinematographische
Flntwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Die
nicht minder klugen Amerikaner sind ihm an einzelnen
Stellen zuvorgekommen, denn die europäischen Licht¬
spieltheater der Hafenstädte sind zumeist in ihren Hän¬
den. Der Besitzer des unten abgebildeten Kinos in
Tsingtau ist übrigens ein Chinese. China ist mit seiner
mehr als 300 Millionen starken Bevölkerungszahl das
größte Absatzgebiet für den Film, sowie das Land erst
einmal zur Ruhe gekommen ist, was in sicherlich zehn
Jahren geschehen wird. Bereits heute sind die Hafen¬
städte und die größeren Städte in der Nähe der Küste
durchaus fähig. Kinos zu unterhalten — und zwar nicht
nur Kinos für die dort lebenden Europäer, sondern Kinns
für die Chinesen. Wie die Verhältnisse im Osten liegen,
so wird sich einstweilen eine Scheidung der Theater in
solche für Europäer und solche für Mongolen einführen.
Um den Rassegegensatz n ; cht allzusehr zu verschärfen,
dürfte sich, wie in Indien, der Eintrittspreis der europäisch
gehaltenen Kinos für die Masse der chinesischen Bevölke¬
rung zu hoch stellen, so daß für sie billige Lichtspiel¬
theater mit einem eigens ihnen angepaßten Programm
eingerichtet werden müssen.
Ebenso sind die Mongolei, Teile Sibiriens, aber auch
Birma, Hinterindien, die ostindische Inselwelt, Indien
selbst, für die Lichtspielkunst ir. noch stärkerem Maße
zu gewinnen, in manchen Fällen sogar noch zu entdecken.
Man wende hier nicht ein, daß diese Gegenden zu wenig
zivilisiert in unserem Sinne wären und es nähcrlicgendc
Gegenden gäbe, denen sich die deutsche Propaganda
widmen könne. Aber das ist ein Irrtum. In den neun
Jahren, die wir jetzt vom Weltkrieg abgesperrt sind, hat
sich die Welt technisch in einer Weise fortentwickclt
wie nie zuvor. Als Colin Ri3 mit seinem Kurbelapparat
nach Zcntralasien reiste, war ein solches Instrument in
vielen Gegenden unbekannt. Als Folge seiner Reise ist
Das größte Lichtspieltheater in Tsingtau
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Seite 8
Nummer 877
zu buchen, daß in Teheran ein Kino eingerichtet wurde
— und daß die tatarischen Sowjets sich sogar für Buchara
ein Kino verschrieben haben. Seitdem die Engländer in
Bagdad sitzen, machen die griechischen Verleiher Syriens
die besten Geschäfte mit den mesopotamischen Kinos.
Es gilt, diese letzte Gelegenheit, die sich uns zur Er¬
oberung des Weltmarktes biet.t, zu benutzen. In den
Kriegsiahren dehnte sich die amerikanische Industrie in
einer Weise aus, an die niemand vorher gedacht hatte.
Die vorbildliche Organisation des Vertriebes ist heute so
fest fundiert, daß das Mauerwerk von außen nicht mehr
erschüttert werden kann. Man muß abwarten, wie die
innere Krise, die die amerikanische Produktion zu zer¬
mürben droht, sich nach außen hin bemerkbar macht.
Es scheint allerdings besser zu sein, die Wirrungen in der
Produktion nicht in ihrer Auswirkung zu überschätzen,
sondern die Fabrikation als unantastbar anzuschen und
nur an eine Personenkrise zu glauben.
Die Filmnovelle
Von Dr. Otto Ernst Hesse.
L/’arl Grünes Film „Die Straße ' fordert erneut zu prinzi-
* *■ piellen Erwägungen auf. Die Aesthetik des Films steckt
in den Anfängen. Man muß jede Gelegenheit benutzen,
einen Stein zu dem werdenden Bau hinzuzufügen.
Grüne, dies ist das äußerlich am meisten auffallende
Moment, läßt seinen Film ohne Unterbrechung laufen.
Er verwirft die alte Einteilung in „Akte“, die man sozu¬
sagen ohne viel Nachdenken vom Literaturdrama her¬
übergenommen hatte, als man ernsthaft die erste Film¬
kunst rollte. Es fragt sich: Ist Grünes Neuerung ästhe¬
tisch fruchtbar und ästhetisch zweckmäßig?
Kunstformen sind niemals künstliche Produkte eines
bestimmten ordnenden Willens Hinter allen Kunstformen
stecken psychologische Ursachen. Und diese psycholo¬
gischen Ursachen gehen auf physische Bedingungen
zurück. Warum Tafelbilder bestimmte Größen haben;
warum Dramen Akteinteilungen besitzen; warum Sym¬
phonien in Sätze aufgelöst sind; warum der Dramenvers
fünf Hebungen hat und das Sonett 14 Zeilen: dahinter
steckt mehr als Zufall und mehr als Absicht irgendeines,
der sich etwas dabei gedacht hat, als er diese Besonder¬
heit „erfand". Es steckt dahinter das physische Maß
der Aufnahmefähigkeit des Menschen, und alle diese
Formen sind physiologische Kategorien, gegen die nie¬
mand ungestraft sündigt.
Grünes Film spielt ununterbrochen über eine Stunde.
Ein experimentell - psychologischer Versuch an einem
Dutzend Zuschauer vor und nach der Aufführung dürfte
ein bedenkliches Resultat erzielen: eine Ermüdung, statt
einer Erschütterung. Die verdutzte, ja apathische Haltung
des Premierenpublikums, das gewiß nicht von vornherein
negativ, sondern vielmehr positiv und aufnahmebegierig
eingestellt war. kann nur auf eine solche Uebermüdung
und Überanstrengung zurückgeführt werden.
Diese physiologische Seite der Sache ist nicht die ein¬
zige. Die ästhetische Uebersteigerung liegt darin, daß ein
in geometrischer oder vielmehr kubischer Reihe steigern¬
der Reiz — die psychologische Linie — nicht über eine
Stunde verstärkt werden kann. Im Worttheater gilt die
halbe Stunde, höchstens die Dreiviertelstunde',- als das
Höchstmaß, das man der aufnehmenden Aufmerksamkeit
zumUtcn kann. Rasches Tempo, wie es dem Film zur Ver¬
fügung steht, kann dieses Höchstmaß nicht vergrößern,
höchstens verringern, da innerhalb einer bestimmten Zeit
vom Film wesentlich zahlreichere und wesentlich inten¬
sivere Emotionen im Zuschauer ausgelöst werden als im
Worttheater. Auch hierfür läßt sich eine Art von ästhe¬
tischer Relativitätstheorie aufstellen, die allerdings andere
Gesetze als die Einsteinsche für Raum und Zeit hat. Die
quantitative Belastung des Zuschauers bedeutet keine
qualitative Erregung, im GegenteiL Der Aufmerksam¬
keitsverbrauch für die reine optische Aufnahme wird
schließlich so groß, daß für die ästhetische Apperzeption
keine Kraft mehr übrigbleibt.
Also zurück zur Akteinteilung? . . . Nein- Und was
also? . . . Das führt auf das zweite Problem, das dieser
Film anregt. Dieser Film, Vorstoß zu neuer Form auf
jeden Fall, ist kein „Drama“. Wir haben ja den Begriff
Drama seinerzeit vom Literarischen auf den Film über¬
nommen, da keine Begriffe, die die weitenden Formen des
Films hätten bezeichnen können, vorhanden waren und
die Uebcrnahme vom Worttheater so sehr bequem war.
Wenn man unter Drama eine Handlung versteht, in der
ein Mensch mit der Umwelt sich kämpferisch auseinander¬
setzt, so ist Grünes „Straße“ kein Drama. Dieser Film
ist eine Novelle Eine Novelle ist e:ne Begebenheit, keine
Handlung. Eine Begebenheit, in der die Umwelt nicht in
Gegenspielern gegen den Handelnden steht, sondern in
der die Umwelt nur das Abbild eines psychologischen
Vorgangs in ihm selbst bedeutet. Diese Form der Novelle,
uralt, ist neuerdings auch in das Worttheater eingedrun¬
gen. Die gesamte moderne Dramatik tendiert nach dieser
novellistischen Richtung. Hascnclever hat mit seinem
„expressionistischen“ Sohn — die gesamte Umwelt sollte
nur Projektion der Innenwelt des Sohnes sein! — schon
etwas Bestimmtes gewollt: eben diese Novellisierung des
Dramas. Es steht hier nicht zur Diskussion, ob diese
Novellisierung dem Drama bekommen ist. Sie macht sich
jedenfalls heute energisch bemerkbar. Georg Kaiser hat
seinerzeit mit „Von morgens bis Mitternacht" den schär¬
feren Typus des novellistischen Dramas gegeben. Das
Schema ist dies: ein Mensch wird durch ein Erlebnis aus
seiner Bahn geworfen. Ob er mit Tod endet, oder ob er
in das alte Gleis zurückkehrt, ist belanglos. Ganz deut¬
lich ist dies die alte Novellenform.
Nennen wir das Filmdrama einmal — man kann das mit
gleicher Berechtigung, da der Roman die gleiche Objekti¬
vierung wie das Drama anstrebt — Filmroman, so wird
das Gesagte noch klarer. Jeder Epiker, der nicht nur
ästhetisch-blind irgendwelche Vorgänge herunterschreibt,
weiß genau, ob ein Stoff zu einem Roman oder zu einer
Novelle taugt. Die äußeren Quantitätsunterschiede sind
nur Ausdruck der inneren Formnotwendigkeiten, wie
diese Formnotwendigkeiten diese äußeren Längenverhält-
r.isse bedingen.
Ich sehe in der Filmnovelle, wie sie Grüne in der
„Straße“ zweifellos ziemlich stilrein geschaffen hat (der
kriminelle Mittelteil allerdings fällt stilistisch noch heraus),
einen neuen, schöpferischen Weg für den künstlerischen
Film. Wie hier in einem visuellen Erlebnis das Schick¬
sal einen Menschen überkommt, ist schlechthin meister¬
haft, ebenso meisterhaft der Schluß, der wieder ganz in
ein visuelles Phänomen ausläuft. Um diese Form, die
aktlos bleiben soll und bleiben muß, ganz rein heraus¬
zugestalten, muß man sich von dem geschäftlichen Zwang,
einen Film von üblicher Spieldauer zu schaffen, frei¬
machen. Auch diese neue Form hat ihre physiologische
Bedingung. Optische Aufnahmefähigkeit und ästhetische
Apperzeptionsfähigkeit müssen in Balance gebracht wer¬
den, die Quantität unter das Gesetz der Intensitätsgrenze
gebracht werden. Dann dürfte von dieser neuen Form
eine Reform des Films und überhaupt die eine Möglich¬
keit des künstlerischen Films — neben der die anderen
ihre eigenen Wege gehen können — zu erwarten sein.
Nummer 877
9cr Rmcmatogropfi
Seite
Amerikanische Kinder- und Märchenfilme
Amerika und Märchen schein! sich auf den ersten Blick nicht
zusammer./ureimen, denn das sagenumsponnenc Land
in Übersee scheint uns viel zu realistisch, zu wirklich¬
keitswach. um Vergnügen an der heiteren Unlogik des
Märchens zu finden. Aber dabei vergißt man. daß es in
Amerika auch Kinder gibt, und daß kindliche Gefühle sich
auf der ganzen Welt gleich bleiben und durch ökonomische
Umschichtung in der Tiefe nicht berührt werden können.
Wie jeder amerikanische Film lehrt, sind die Amerikaner,
wie alle einfach zum Leben eingestellten Menschen, außer¬
ordentlich gute Kenner der kindlichen Psyche.
Aber alle jene Filmkinder, die wir in Europa bewun¬
dern, sind ja Darsteller, die nicht Stücke für Kinder, son¬
dern für Erwachsene darstellen. Jackic Coogan. der in
jedem Lande der Welt Bewunderer findet, ist ein typischer
Kinderdarsteller für Erwachsene, denn seine Einstellung
- oder vielmehr die Einstellung, die die Regie (Chaplin!)
mit seinen Fähigkeiten vornimmt, sind darauf berechnet.
Erwachsene mit der Illusion der Kindlichkeit zu erfüllen.
Ganz anders sind jene jugendlichen Darsteller zu be¬
werten. deren Talent benutzt wird, um auf Kinder zu
wirken. Hierzu ist es nicht nötig, in den Kindern die
l.lusion eines möglichst kindlichen Betragens zu erwecken
sondern die Kinder spielen eben sich völlig selbst über¬
lassen.
Die phänomenale Ausdrucksfähigkeit, die einen Jackie
Coogan so berühmt gemacht hat, ist nicht primär kindlich,
sondern von der Regie in ihm wachgerutcn. wenn nicht
gar hineinsuggeriert worden.
Ein völlig anderes Talent ist Baby Peggy. die größte
Konkurrentin Coogans. die zwar auch in Stücken für Er¬
wachsene beschäftigt wird, aber im allgemeinen ist sie
doch nur für die kleine Dramatik des Beiprogramms tätig
und glänzt hier vor allem im Lustspiel. Sie ist das lustige
, li.n-.v hl
Baby Peggy als Karikatur
des berühmten amerikanischen humoristischen Zeichners John Held
Baby Peggy und
Kind, wie Jackic Coogan das traurige, ja das sentimentale
Kind ist — hier völlig unkindlich in der Auffassung, denn
ein Kind ist niemals sentimental, da diese Eigenschaft eine
Eins ent in das Leben erfordert.
Europa kernt ebensowenig Filme, die mit vollem Be¬
wußtsein für ein kindliches Publikum geschaffen wurden.
wie sic in Amerika zahlreich sind. Das be¬
deutet nun im Grunde nichts anderes, als daß
das Kind in Amerika eine bedeutend wich¬
tigere Rolle als in Europa spielt, und daß
man die Altklugheit jenseits des großen
Wassers nicht gar zu sehr schätzt.
Auch in Amerika ist den Kindern der
Nachmittag im Kino reserviert. Die ganz
großen New Yorker Filmpaläste verzichten
darauf, noch am Nachmittag für Kinder zu
spielen, weil das eine völlige Umstellung in
ihrer Reklame bedingen würde. Es sind also
in der Mehrzahl die mittleren und kleineren
Kinos, die sich damit befassen, wobei auch
diejenigen aussclicidcn. die ihi Abendpro¬
gramm aus wüsten Wild-Westfilmcn bestrei¬
ten und die auf ein ganz spezielles Publikum,
auf die Halbwüchsigen, die „Halbstarken"
reflektieren.
Kinderfilme der Nachmittagsprogramme sind
einmal belehrender Art. unseren Kultur¬
filmen nicht völlig vergleichbar, da diese ia
auch mit einer erwachsenen Zuschauerzahl
rechnen, sondern sie stel.en die belehrenden
Vorgänge in einen unterhaltenden, d. h. nach
kindlichem Sinne belustigenden Rahmen. Der
Kinderfilm ist in der Regel vollkommen auf
Heiterkeit gestellt. Rüpeleien im Stile von
Max und Moritz vollführt auf der Leinwand
der amerikanische Taugenichts Bustcr Brown,
der. von einem Zeichner erfunden, jetzt die
Kinder mit seinen to'len Streichen zu untc -
halten hat.
Vieles von dem. was sich in den Kinder¬
filmen an Tollheiten begibt, scheint einem
Der Kmcmatograpfi
Nummer 877
Seite 10
intellektuell so völlig anders eingestellten Europäer zu
weit zu gehen, denn wir empfinden manche Scherze, an
denen kein einziger amerikanischer Pädagoge etwas aus¬
zusetzen hat. als roh. Trotzdem darf nicht vergessen wer¬
den. daß diese Art Filme im Grunde moralisch sind, ja
daß sie eigentlich nur vom Moralischen leben und zum
Schluß stets eine Belehrung enthalten, daß es besser ist,
ein braves Kind, als ein kleiner Rüpel zu sein.
Allerdings ist es zweife'haft, ob die amerikanischen
Kinder dieser Belehrung sehr 'Uganglich sind: das Kind
nimmt in der Regel nur den Eindruck der humoristischen
Szenen mit nach Hause, doch ist es schon möglich, daß die
moralischen Erbaulichkeiten in einem anderen Falle auf
fruchtbaren Boden fallen.
Die realistischen Darbietungen Jur K’nder beschränken
sich zumeist auf Vorgänge des täglichen Lebens. Man
vermeidet es aber stets. Erwachsenen in diesen Filmen
komische Rollen zuzuteilen, sondern läßt die Komik von
Kindern agieren. Der Vater und die Mutter, die Gro߬
eltern, der Gnkel und die Tarne, der Lehrer, oder meist
die Lehrerin sind immer sehr würdige Personen, an deren
Ernst nicht gerüttelt werden darf. Vielleicht macht der
lustige Onkel eine Ausnahme, aber auch er kann in seinen
lautesten Späßen immer noch als Vorbild gelten.
Nur eine komische erwachsen; Figur hat sich auch in
die Kinderfilme cingeschlichen. und diese Einstellung ist
typisch amerikanisch: d.e Negerköchin, überhaupt der
farbige Dienstbotc.
Die Amerikaner haben für ihre Kinder auch berühmte
Werke der Weltliteratur verfilmt. Diese Filme sind zu¬
meist mit wirklichen Schauspielern besetzt gewesen, wie
kein geringerer als Henry Meyers den „Robinson" dar-
stelite. Ebenso sind Gullivers Reisen sehr originell ver¬
filmt worden, indem nämlich die Riesen von besonders in
die Höhe geschossenen Erwachsenen. Gulliver in diesen
Szenen von einem kleinen Knaben, die Liliputaner dagegen
von Kindern und Gulliver in diesen Akten von einem
riesigen Cowboy dargestellt wurden.
Von den jugendlichen Darstellern, die für diese Art
Filme tätig sind, hat sich bisher noch niemand einen
Namen gemacht. Die Regisseure, vor allem Wallace
Davis, der viele Kinderkomödien geschaffen hat. nehmen
die Kinder von der Straße, die sie beim Spiel beobachten
und die ihnen in die Augen fallen. Der Film hat überall
einen großen Verbrauch an Darstellern, abc ie Kinder
verlieren für den Film am schnellsten an Wert. Sic
wachsen in des Wortes wahrster Bedeutung über ihre
Rollen hinaus und sind nur ganz kurze Zeit imstande, den
Anforderungen zu genügen, die an sic gestellt werden
„Die Puppenhochzeit“, ein amerikanisches Kinderlustspiel
.„Robinson“ in einem amerikanischen Kinderfilm
Spielt in den Kinderlustspit len der Trick eine be¬
deutende Rolle, so ist das in den Märchenfilmen in noch
weiterem Maße der Fall. Die amerikanische Photographie
hatte dem Trick von jeher viel Aufmerksamkeit ge¬
schenkt und in der Groteske mannigfach verwendet. Das
amerikanische Märchen ist vollkommen auf den Trick und
seine überraschende Wirkung eingestellt, was ja im Wesen
dieser Kunstform liegt. Die Verwandlungskünstc. welche
im Vordergrund stehen, sind manchmal nicht sehr ge¬
schmackvoll. aber stets originell erdacht und mit den
Mitteln einer vollendet hohen Technik liergestellt.
ln den Märchenmotiven wird man vergeblich eigene
amerikanische Züge suchen. Das Erfinden einer Hand¬
lung ist nicht Sache des amerikanischen Manusknpt-
schreibers. Deshalb sind die alten Märchen vom „Rot¬
käppchen". „Schneeweißchen", vom .Aschenputtel“ (wo
die bösen Stiefschwestern nachher in Negerkinder ver¬
wandelt werden!) und wie sie alle heißen, auch in Amerika
verfilmt worden.
Zu den berühmtesten, eigentlich für Kinder erdachten,
aber dann auch Erwachsenen vorgefüh'ten Märchenfilmen
zählt „Baby Peggy und der Weihnachtsmann", von dem
wir hier ein Bild vorführen. Baby Peggy spielt darin das
unartige Kind, das vom Weihnachtsmann ermahnt wird
und sich deshalb bessert. Aber wenn in dem Schlu߬
bildchen Baby Peggy ihre Puppe küßt, dabei aber einen
verschmitzten spitzbübischen Blick nach der Seite wirft,
so hat das kleine und große Publikum alle Ursache, an
der Dauer der Besserung zu zweifeln.
Der Film der Kinder bedeutet unter allen Umständen
eine Bereicherung des Programms. Leider sind wir heute
nicht imstande. Kinderfilme herzustellen, die der Güte der
amerikanischen entsprechen, da wir einmal nicht das
schauspielerische Material besitzen (es gibt so wenig
deutsche Kinder, die spielen können). Dann aber auch,
weil der Märchenfilm von der deutschen Produktion bis¬
her vernachlässigt wurde. Es ist zu hoffen, daß der große
Erfolg des Bergerschcn Märchenfilms „Der verlorene
Schuh" den deutschen Märchenfilmen den Weg ebnet.
5ct Kmcmntograpfi
Seite 11
Nummer 877
Wiener Filmbrief
Von Dr. Felix Cleve.
r""\ie goldene Zeit der Filmindustrie, als die öster
reichische Krone von Tag zu Tag fiel und wir das
Rohmaterial zu deutschen Inlandspreisen beziehen konnten,
ist vorüber. Damals war man in der Lage, in Österreich
Filme zu erzeugen, die infolge ihrer Billigkeit konkurrenz¬
fähig waren. Heute haben wir in unserer Frzeugung die
\X eltp.mt.it überschritten, und unser wichtigstes Absatz¬
gebiet. Deutschland, ist uns durch die Markkatastrophe
verloren gegangen.
Lolhar Stark, der bekannte Filmexporteur, veranschau¬
licht die deutsche Situation im Leitartikel eines Prager
Filmblattes vom 16. November an einem sehr instruktiven
Beispiel.
Er schreibt: ..Es kommt da ein Mann aus Barcelona
zu einem Fabrikanten oder Exporteur und kauft einen
guten Mittelfilm. Dem Mann haben wir. wenn er nach
dem Preis fragte, antworten können- ..Wir schenken dir
den Film."
Wir rechneten ihm vor. dafi allein die Kopien zu c-nem
amerikanischen oder italienischen Mittelfilm für Spanien
und Portugal, wenn sie in Barcelona angefe *tigt würden
etwa 800 Dollar kosteten.
Wir lieferten diese kompletten vier Kopien n k I u s i v e
Lizenz für 800 Dollar.
Da die vier Kopien vor der Einführung des Goldmark¬
preises den deutschen Fabrikanten und dc;n Exporteur
etwa 200 Dollar kosteten, erhielt er auf diese Weise einen
Lizenzbetrag von 6C0 Dollar, also einen marklmäßig
guten Mittelpreis für die spanische Lizenz.
Heute kosten den deutschen Fabrikanten die vier Kopien
mindestens 6C0 Dollar, für die restierenden 200 Dollar
kann er die Lizenz Spanien nicht liefern.
Dem Spanier fehlt also in Zukunft jeder Anreiz, eine
Reise nach Berlin mit den daran hängenden Spesen zu
unternehmen, in Berlin bei seinen Käufen Anzahlungen
. um Beispiel im Monat Mäiz zu leisten, während er seine
Filme erst im September braucht. Er ist in der angenehmen
Lage, in Barcelona, da dort alle großen amerikanischen
Häuser Niederlagen mit Vorratskopien besitzen, erst acht
Tage vor seinem ßedarfstern in kaufen zu müssen, und
erhält vom Theaterbesitzer 1-4 Tage darauf die ersten Ein¬
gänge seines kurz vorher verausgabten Kaufkapitals zurück.
Genau das Analoge trifft für Österreich zu. Die öster¬
reichische Fabrikation konnte bis letzt damit rechnen. daß
ein Verkauf ihres Produktes in Deutschland und der
Tschechoslowakei die Erzeugjngskosten hereinbringt.
Deutschland kommt nun. wie schon erwähnt, heute für den
österreichischen Erzeuger überhaupt nicht in Betracht, ln
der Tschechoslowakei aber, die kaufkräftig wäre, hat die
österreichische Industrie mit anderen Schwierigkeiten zu
rechnen. Es zeigt sich dort, wie überall, die furchtbare
Konkurrenz Amerikas.
Amerika war während des Krieges, gestützt auf das
große, ihm zugängliche Absatzgebiet, in der glücklichen
Jedes Erzeugnis, jeder wichtige Ersatzteil trägt Namen oder Schutzmarke, die vor minderwertigen Nachahmungen
schützen. Schutzmarke und Name bürgen für vorbildliche, ja unerreichte Qualitätserzeugnisse von
Weltruf — denn: Krupp-Ernemann-Apparate sind eine Klasse für sich. — Sie wurden
auf allen beschickten Ausstellungen stets allein höchstprämiiert. Letzte
Höchstauszeichnung: Turin 1923 Grand Prix und Goldene Medaille
ttAUPP-öwemRnn-rtinonppflRfiTe G.m.B.fi. DaesDer.-A. 150
Seite 12
Der Rinemntograph
Nummer 877
Lage, fortwährend Filme zu erzeugen, und zwar, dem
riesigen Absatzgebiete gemäß, , l entsprechend großer An¬
zahl. Diese Filme sind in den Ententeländern ausgewertet
und stellen heute für den amerikanischen Erzeuger sozu¬
sagen Restware vor, die er um den billigsten Preis
an den Mann bringen kann, weil ja das Geschäft eines
solchen Films tatsächlich als abgeschlossen anzusehen ist.
So kommt es heute vor, da i sehr ansehnliche und in
ihrer Qualität ausgezeichnete a nerikanische Produkte aus
dieser Zeit in der Tschechoslowakei für 12 000 Tschecho-
kronen inklusive einer Kopie angeboten werden, während
die bloße Lizenz eines österreichischen Produktes, das in
seiner Herstellung, um als gute Mittelware angesprochen
werden zu können, heute einer Geldaufwand von min¬
destens 600 000 Tschechokroner erfordert, nicht unter
e nem Preis von 50—80 000 Tschechokronen für die
Tschechoslowakei abgegeben werden kann.
Dazu kommt noch der Preis einer Kopie, die sich auf
rund 10 Millionen österreichischer Kronen stellt. Es ist
daher nur selbstverständlich, daß heute der amerikanische
Verkäufer in diesem Gebiete ein'gern gesehener Mann ist,
weil ja schließlich der tschechische Kunde von ihm zirka
fünf Filme inklusive Kopien um denselben Betrag be¬
kommt. für den er von einem österreichischen Fabrikanten
bestenfalls einen Mittelfilm erwirbt.
Und ähnlich verhält es sich bezüglich aller von Öster¬
reich aus zu bearbeitenden Gebic.e. — So kommt es denn
auch, daß in Wien, dem Zentrjm der österreichischen
Filmerzeugung, heute trotz der stabilen Krone im all¬
gemeinen nur wenig oder gar nichts erzeugt wird, und nur
ein paar -sehr gut fundierte alte Firmen sich den Luxus
erlauben dürfen, zu arbeiten, um ihr bewährtes, gut ein¬
gearbeitetes Personal nicht entlassen zu müssen.
Auf die Frage, wie das Geschäft in günstigere Bahnen
für die Zukunft gelenkt werden könne, antwortet Direktor
Stark in dem oben erwähnten Artikel mit dem Vorschlag,
es mögen sich, da dies für den einzelnen nicht durchführ¬
bar sei. ganze Fabrikantengruppen zur Errichtung von Ver¬
kaufsbureaus im fremden Lande selbst zusammenschließen.
In Österreich werden derartige Verkaufsorganisationen
schon seit langer Zeit geplant, es wurden alle möglichen
Versuche und Kombinationen nach dieser Richtung ge¬
macht. bis jetzt aber leider noch ohne Resultat.
Man spricht in Wien derzeit viel davon, daß deutsche
Erzeugerfirmen ihre Tätigkeit ganz oder teilweise nach
Wien verlegen wollen. So sehr dies im Interesse all der
vielen Tausenden, die berufsmäßig vom Film leben, zu
wünschen wäre, werden sich die deutschen Fabrikanten
leider die Sache doch noch gründlich überlegen müssen,
wenn sie sich, wie bei ihrer Genauigkeit nicht anders zu
erwarten, vorher über die hiesigen Verhältnisse eingehend
informieren.
Anders dürfte es sich vielleicht mit reinen Verkaufs¬
firmen verhalten. Durch die Stabilisierung der Krone und
durch die Ruhe der inneren Verhältnisse wird vielleicht
Wien in kurzer Zeit von Fremden lieber aufgesucht wer¬
den ais Berlin, das nach der Meinung des Auslandes heute
einen unsicheren, wüßten Boden innerer, politischer Kämpfe
darstellt.
„Chu Chin Chow"
Originalbericht unseres Londoner Berichterstatters.
T^Xieser mit großem Tamtam angekündigte und mit Span-
nung erwartete Film der Wilcox Produktion ist eine
Enttäuschung.
Als Deutscher zieht man unwillkürlich Vergleiche
zwischen diesem Großfilm und den Erzeugnissen seiner
heimatlichen Produktion und muß zu dem Schluß
kommen, daß die deutschen Filme ungleich besser sind.
Der deutsche Regisseur geht in seiner Arbeit vollkommen
auf. Er liebt den Film, den er inszeniert, wie ein Stück
seines Selbst, macht vielleicht zu viel des Guten, indem
er sich von keiner seiner Szenen, die er mit Liebe und
Sorgfalt zusammengestellt hat, trennt, und mutet oft der
Geduld des Publikums viel zu, indem er nur seine An¬
schauung und seinen Geschmack gelten läßt.
Anders der amerikanische und englische Regisseur.
Hauptsache ist bei ihm der Geschmack des Publikums.
Er stellt seine eigenen künstlerischen Initiativen zurück;
sein Hauptzweck ist. daß der Film dem Publikum gefällt
und ein gutes Geschäft wird.
Das beste Beispiel dafür ist der letzte englische Gro߬
film „Chu Chin Chow". Die Schwäche dieses Films, von
dem die Herstellungskosten mit ehrfurchtsvollem Schauder
auf 70 ODO £ gemutmaßt wurden, ist das völlig unzu¬
reichende Manuskript. ,,Chu Chin Chow“, das als Grund¬
thema die Fabel von Ali Baba und den vierzig Räubern
behandelt, ist ein Theaterstück mit Musik, als solches
fünf Jahre im Londoner Majcstys Theatre gegeben
worden und mehr als drei Jahre über die New-Yorker
Bühnen gegangen. Daher gibt es wohl keinen Menschen
in den beiden Städten, der das Stück nicht kennt. Die
Popularität hat also „Chu Chin Chow" voraus, und die
Londoner sind hingerissen.
Nicht zuletzt, um die wirklich wunderschöne Betty
Blythe, die in dem Film die Hauptrolle der Sklavin Zahret
spielt und jetzt auch dem deutschen Publikum als
„Königin von Saba“ vorgestellt wird, zu bewundern.
Schön ist diese Frau, wunderbar schön, von einer Anmut
und Grazie, wie man sie selten bei einer unserer Film-
schauspiclerinncn findet. Und doch, oder vielleicht
gerade darum, läßt sie kalt, überzeugt nicht. Sie ist eben
nur schön, diese Tatsache kann man in unzähligen, end¬
losen Großaufnahmen zur Genüge feststellen. Aber als
Schauspielerin gibt sie nichts, bewegt und erschüttert
den Zuschauer nicht, steht immer über der Situation und
läßt auch als verschleppte, geknebelte und gebundene
Sklavin ihr schön geordnetes Haar bewundern. Ihr
Bestes gibt sie in ihrer letzten großen Szene, wo sie. um
Ali Baba vor dem überfall des schurkischen Robber Sheik
zu retten, die vierzig Räuber (getreu nach der Fabel) mit
siedendem öl übergießt und ihren Todfeind mit dem
Dolch bis auf das Dach einer Moschee verfolgt, von der
er sich, um ihrem Messer zu entgehen, in die Tiefe stürzt.
Dieser Schluß versöhnt etwas, ebenso die grandiosen
Naturaufnahmen von Bagdad und die Mondscheinnächtc
am Nil Aber neben all diesen Schönheiten der naivste
Kitsch, zum Beispiel zwei ältliche Leutchen in einer
Liebesszenc, die sich etwas Vorsingen und dabei auto¬
matisch den Mund auf- und zumachen, indem hinter der
Kulisse der knödlige Tenor eines Sängers ertönt. Das
mutet an wie der blutigste Anfang der Kinematographie,
als noch Tonbilder mit Grammophonbcgleitung gemacht
wurden, nur daß damals wahrscheinlich die Überein¬
stimmung des Taktes besser geklappt hat.
Unübertrefflich ein Sklavcnmarkt, ebenso die Schatz¬
höhle des Sesam und das Auseinanderbersten der Felsen¬
wände bei dem Zauberwort „Sesam, öffne dich!". Und
nun gar die einzelnen Typen, Ali Baba und sein Bruder
Kasim Baba, Mustafa und Mukbil, gerade wie sie in
unserer Phantasie und Erinnerung an das alte Kinder¬
märchen leben.
Nummer 877
Oct R.ncmofogtopft
Fabrikat:
Manuskript
und Regie :
Bauten :
Hauptrollen
Photographie: Günther Krampf. Karl Becker
Länge: 2349 m
Vertrieb: Ufaleih
Uraufführung: Ufa-Palast am Zoo
Thimig. Lucic Höflich. Mady Christians. Olga Tschcch«
Dr. Ludwig Bergei
Rudolf Bambcrgcr
Helga Thomas. Fri
s überblendet,
ist eigentlich de
.-bhaftigkcil sow
Seile 14
Z>ct Rincmatoflcapfi
Alpine Majestäier
(Im Banne de» Zermatter Rieten
Fabrikat: Wellfilm Karl Wiesel
Manchen
Manuskript
und Regie : Werner Saarschmidt
Hauptrollen: W. Saarschmidt .Friedi
Schneider, Rud. Fritz
Photographie: Ludwig Zahn
Länge: 1334 m (4 Akte)
Vertrieb: Ufa
Uraufführung: Tauentzien-Palasl
Fabrikat:
Ifa (Internationale Fi'
Regie: Max Mack
Manuskript: Rolph E. Vanloo
Hauptro! en: HelenaMakowska, Rud.
Lettinger. Kur. Ka sch
Photographie: Otto Kantu'ek
Bauten: Hermann Warm
Länge: 2110m (6 Akte)
Vertrieb: Ha
Uraufführung Oswald-Lichtspiele
D olph E. Vanloic der schon viele packende Manuskripte
geschrieben hat. wollte cs den Autoren der ..Tragödie der
Liebe" nachtun und gleichzeitig einen Film im Sinne der
amerikanischen Filmautoren schreiben. Es ist ihm das* nicht
ganz geglückt, trotz vereinzelter gelungener Ansätze. Die
Amerikaner kennen auch in den GescUschaftskomödicn die
|~Aie ..Wunder des Schneeschuhs" haben der Menschheit die da
Kino gesucht, nicht nur die Augen geöifnet für die Schönhcite
der winterlichen Bcrgwclt, denn die Schätzung des Winters ist ci
durchaus moderner Zug, der noch unserer klassischen Epoche fehlte
sondern sie haben ihr die Landschaft auch bildlich entgegen
gebracht. In einer Zeit wie der unseren, wo Reisen zu den gan
Beifall begrüßt wurde, den
entbehrt ieder Handlung
Sinne eines Spielfilms und
Landschaftsbilder
Schneeschuhfahrt
leben. Aber Wc
Schmidt hatte w
herausgefühlt, da
schaftsfilm nicht
fach und in den Rahmen
natürlichen Vorganges gesp:
gewisse
jhotographiert
Wiedergabe da
Film „Quarantäne".
Nummer 877
S>cc unematograpti
Seite 15
Katjuscha Masiowa
Dämon
(Auferstehung)
der Landstraße
Regie- Friedrich Zelnik
Hauptrollen: Lya Mara. Förster.
Polcchina.Grätz.
Photographie: Otto Tobcr
Länge 2420 m |6 Akte) 4P
Vertrieb: Deulig
Fabrikat: hox-Film, NewYork
Regie: Lyon F Reynolds
Hauptrolle : Tom Mix
Länge: 2200m IS Akte)
Vertrieb: Dcfa
Uraufführung: Alhambra iKur-
T
Lya Mara in den Hauptszenen des Films „Katjuscha Masiowa ' nach Leo Tolstois „Auferstehung .
Seite 16
fee fiincmatograph
Nummer 877
Stuttgarter Kinopreise.
Die Stuttgarter Theaterbesit.-er haben die Preise ein¬
heitlich neu geregelt. Sie sind dabei zum Teil, besonders
bei den unteren Plätzen, über die Friedenspreise hinaus¬
gegangen. Bei den teureren scheint man dagegen unter
Friedensparität geblieben zu sein, besonders bei den
großen Theatern, die nach unserer Meinung in Friedens¬
zeiten getrost 2,50 bis 3,— Mark für einen Logenplatz
hätten nehmen können.
In Stuttgart erhebt man:
I. Klasse.0,60 bis 1,75 Mark.
II. .. .0.50 ,. 1,— ..
> III. .. 0,40 .. 0,80
Die Preise sind selbstverständlich Mindestpreise und
müssen automatisch erhöht werden, falls eine weitere
Markentwertung eintritt.
Die Belagerung Hollywoods.
Hollywood, das kalifornische Hauptquartier der ameri¬
kanischen Filmwelt, befindet sich in Gefahr! Es wird
belagert von einer großen Schar iunger Mädchen und
Männer, die aus allen Teilen Amerikas zusammengeströmt
sind, um in Hollywood als Filmstare Ruhm und Geld zu
gewinnen. Nach den Angaben der Handelskammer von
Hollywood befinden sich jetzt gegen 10 000 dieser Flim¬
mertollen dort, die die Ateliers belagern, um eine Rolle,
sei sie auch noch so klein, zu erhalten. Im Aufträge der
Handelskammer hielt dieser TJfce Mary Pickford
eine Ansprache an diese jugendlichen Optimisten. Sic
erzählte ihnen, daß zwar das Kinema ständig neues Blut
brauche, doch müßten alle Kandidaten darauf vorbereitet
sein, lange Jahre zu warten, ehe sie eine lohnende Be¬
schäftigung finden könnten. Den jungen Mädchen gab
Miß Pickford noch einen ganz besonderen Rat. „Kehrt
zu euren Müttern zurück! Ihr werdet sie brauchen!"
Totenglocke.
Walther Schmidt-Hissler. der bekannte Berliner Schau¬
spieler. der auch als Filmdarsteller und Filmautor man¬
cherlei Erfolge zu verzeichnen hatte, ist in der letzten
Woche verstorben. In der letzten Zeit war er als Auf¬
sichtsbeamter in einer Gelddruckerei tätig, weil die Kunst
ihm. der noch vor wenigen Jahren gesucht und hoch be¬
zahlt war. keine Lebensmöglichkeiten mehr bot. Er teilte
das Schicksal so mancher Berühmtheit, nämlich den
rapiden Abstieg nach einem mühevollen und schwer er¬
arbeiteten Emporkommen.
Hans Gleissner, der liebenswürdige Gesellschafter, der
Mann, der in allen Filmsätteln gerecht war. ist an den
Folgen einer Operation verstorben. Man wird ihm im
Kreise seiner vielen Freunde in der Industrie ein ehren¬
des Andenken bewahren.
Große Pläne beim Koophlm.
Wie wir zuverlässig erfahren, nimmt die Koop-Film-
Gesellschaft eine bedeutende Vergrößerung und Umstel¬
lung ihres Betriebes vor. Die Fabrikation wird in großem
Ausmaß aufgenommer. und ein eigenes Vertriebsnetz so¬
wohl in Deutschland wie im Ausland einrichten.
Wir werden in der nächsten Nummer in der Lage sein,
eingehendere Nachrichten zu bringen.
Warum denn ..greinen"?
Die L. B. B.. unse-e schätzenswerte Kollegin, findet es
„lächerlich", daß wir jene Künstler undankbar nennen, die
Deutschland den Kücken kehren und dann — darauf
kommt es nämlich an — plötzlich von Deutschland nichts
mehr wissen wollen.
Sie bezeichnet diesen Artikel als den Versuch, natio¬
nales Empfinden zu dokumentieren.
Dankbarkeit hat aber mit Nationalität nie etwas zu tun
gehabt. Sic ist eine rein menschliche Eigenschaft, aber
für diese Dinge pflegt man in der Friedrichstraße, wie
sich das auch schon in anderen Fällen gezeigt hat. wenig
Verständnis zu haben.
Man nennt diese Auseinandersetzungen in dem dort
immer so beliebten L. B. B.-Jarg >n „Gegrcinc". Das ist
leider eine Verwechslung. Es trifft diese Bezeichnung auf
die Art und den Ton zu, der manchmal in der L. B. B.
angeschlagen wird. Wir machen eine andere Musik, aber
man kann von unmusikalischen Menschen, die Tag für
Tag an der Drehorgel stehen, nicht verlangen, daß sie am
Philharmonischen Orchester Wohlgefallen finden.
Im übrigen scheint der verantwortliche Redakteur der
No. 48a die No. 48 nicht gelesen zu haben, denn er
„greint“ dort über die Undankbarkeit des Herrn Dimilri
Buchowetzki, greint darüber m.t Recht.
Er macht sich also zum mindesten so lächerlich, wie
wir uns seiner Ansicht nach gemacht haben.
Aber vielleicht hat sich vom Sonnabend bis Dienstag
die Ansicht der L. B. B. gewandelt. Dieser Überzeugungs¬
wechsel soll von uns nicht etwa mit den Eigenschaften
des Chamäleons verglichen werden. Wir wollen ihn in
unserer bekannten Liebenswürdigkeit nach dem Bibel-
wort interpretieren: „Einen reuigen Sünder hat Gott lie'o.“
Wir werden also in Zukunft nur noch von der „lieben"
L. B. B. reden, obwohl wir nicht eingebildet genug sind,
uns für den unfehlbaren lieben Gott zu halten.
Der stabile Multiplikator.
Infolge der erfreulichen Besserung unserer Währung
haben seit langer Zeit unsere Indices nur geringfügige
Änderungen bzw. einen Rückgang zu «'crzcichnen gehabt.
Auch der letzte Filmindex weist nur eine Steigerung um
4 • „„ auf, während der Verleihindex seine vorige Höhe
bcibehalten hat. Dieser Tatbestand hat dm Zentralver¬
band der Filmvcrleiher veranlaßt, den bis zum 10. Dezem¬
ber gültigen Multiplikator in Höhe von 57 Milliarden bis
zum 13. d. M. zu verlängern. Die Bayerische Filmgesell¬
schaft. die Südfilm A.-G., Wilhelm F'eindt usw. erheben
nur 54 Milliarden, wobei es auffällt, daß die prozentual
Differenz zwischen den Aufschlägen des Zentralverbands
und denen der anderen Verleihfirmen sich allmählich ver-
Filmgrüße.
Von Capri sendet der Regisseur J. Kaufmann mit seinem
Ensemble — Asta Nielsen, Chmara, Vallentin, Steinbruck.
Carl Auen, Alexandra Sorina — die schönsten Grüße.
Ihnen schließen sich von den Technikern Herr Wasch-
neck und Martin Liebenau an.
Wir erwidern die Grüße auf diesem Wege und wünschen
dem „Haus am Meer" nach der Fertigstellung vollsten
Erfolg.
NE UM AN N PRODUk. iC
im.
I * N 4 R * I
EIN FILM DER MENSCHLICHKEIT
REGIE: ROBERT WIENE
DIE URAUFFÜHRUNGSTHEATER
IM REICH AM 1. WEIHNACHTSFEIERTAG
BERLIN
Moz.crtsaal
Marmorhaus
Sdiaubum
DANZIG
Cenlraltheater
KÖNIGSBERG . r.
Vadthalle
MEMEL
Kammer - Lichtspiele
STETTIN
Urania
KARLSHORST
Lichlbildtheater
MÜNCHEN
Kammer Li Mspirlr
STUTTGART
Palast-Lichtspiele
FRANKFURTa.M.
Neue Lichtbühne
OFFENBACH a.M.
Emelka - Lichtspieltheater
DARMSTADT
Palast- Lichtspiele
PFORZHEIM
Li-Li-Lichtspiele
HAMBURG
Schauburg-Lichtspiele
Waterloo- Lichtspiele
HANNOVER
Welt-Lichtspiele
Zentral-Lichtspiele
BREMEN
Vereinigte Lichtspiele
LEIPZIG
Emelka- Palast • Lichts »cele
MAGDEBURG
Kammer-Lichtspiele
DRESDEN
Olympia-Tonbildtheoter
BRESLAU
Promenade-Kino
DÜSSELDORF
Residenztheater
KÖLN A. RHEIN
Apollotheater
GELSEN KIRCHEN
Residenztheater
NEUMANN PRODUKTION
Nummer 877
Set RincmatoqropR
Seite 17
HANDELSTEIL DES KINEMATOCRAPH
Die Bilanz der National Film A.-G.
A m 18. Dezember findet eine ordentliche Generalversammlung
der National Film A.-G. statt, bei der die Bilanz für da
verflossene Geschäftsjahr \ orgelegt wird und die sonstigen
Formalitäten erledigt werden, welche sich an diesen Akts
Wie man bei einer Firma vom Rang der National erwarten
konnte, ist die Bilanz außerordentlich gut, obwohl die darin
enthaltenen Zahlen heute keine Bedeutung mehr haben, da das
Geschäftsjahr bereits am 30. Juni 1923 abschließt. Sie balan¬
ciert mit 3.55 Milliarden Mark, wobei zu bemerken ist, daß
eine ganze Reihe von Positionen bis auf je 1 Mark ab¬
geschrieben sind, die eine außerordentlich starke stille Reserve
darstellcn. Dazu gehört u. a. das Warcnkonlo. in welchem sich
Filmkopien und Waren der Zentrale und Filialen sowie Fertig¬
waren der Kopieranstalt und sämtliches Rcklamemalerial be¬
finden. ferner die Beteiligung an Tochtergesellschaften und
Verleihfilialen, die als eigene G. m. b, H. weitergeführt wer¬
den. sowie der Gesamtanteil an den Grundstücken. Auch die
Anteile am Tcmpclhofer Glashaus G. m. b. H-, Gebäude
Grundstücke, Atclicreinrichtungen und Fundus sind bis auf
1 Mark abgeschrieben. Ferner stehen das Betriebskapital der
Kopieranstalt, das Inventar, drei Theater in Düsseldorf, eins
bestand, die zum Kurse vom 30. Juni in die Bilanz eingesetzt
sind. Eine gleiche Regelung erfuhr das Bankguthaben in floh,
von rund 76 Millionen Mark.
Die ziemlich beträchtlichen Debitoren in Höbe von 1'• Mil¬
liarden waren Papiermarkschulden, welche nach kurzer Zeit
(in zwei bis drei Tagen nach Abschluß der Bilanz) bezahlt
worden sind. Kautionen stehen mit 1 Million und das Negativ,
und Positiv-Rohfilmlager mit 1'- Millionen zu Buch. Diesen
Aktiven stehen an Passiven gegenüber das Aktienkapital in
Höhe von 75 Millionen, ein Reservefonds mit 631.5 Millionen
und passive Hypotheken in Höhe von 830 COO Mark. Die
Kreditoren in Höhe von zirka 800 Millionen sind inzwischen
bezahlt worden.
Aus der Gewinn- und Verlustrccbnung ist zu erwähnen, daß
sämtlichen Handlungsunkosten ;n Höhe von 432'- Millionen
Mark sowie Zinsen-Abschreib angen und Gewinneinschrei -
bungsvortrag in Höhe von 3’-' Milliarden, insgesamt 3.888 Mil¬
liarden. der Gewinnvortrag vom 1. Juli 1922 in Höhe von
1 Million sowie der Gewinn au» der Verwertung von Filmen,
der Fabrikationsbetriebc und Theater in gleicher Höhe ent-
gegensiehen.
Ser Rmcmatcgraph
Nummer 877
Die
Herrenhofsage
REGIE: MAURITZ STILLER
FABRIKAT: SVENSKA-FILM, STOCKHOLM
noch dem Roman von Selma Lagerlöf
in den Hauptrollen:
MARY JOHNSON / EINAR HANSSON
PAULINE BRUNIUS
der ergreifendste Film
ist, den man seit Jahren gesehen hat, wenn jemals ein Film
einen überwältigenden Beifall
erntete, so ist es unbestritten bei diesem
Meisterwerk.
*
Uraufführung: Miiie Januar 1924
Marmorhaus Berlin
Verleih für ganz Deutschland:
Internationaler Filmvertriel) Deitz&Co.G.m.b.H.
ZENTRALE, BERLIN FRIEDLICHST RASSE X2S x TELEGRAMM-ADRESSE. FILM PUTZ
Filialen: Leipzig.Wlndmah.ens>.'. 49 Nür.ibers. Ludwigstr 6 ✓ Hamburg. Gr. Bleichen J1 Düsseldorf. AmWehrhahn 92
Aam.ner 8
77 _ 3c; Rmcmatogcaph
OL'itc
ms
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Bestellen Sie
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Der grobe amerikanische Sensationsfilm in 4 Teilen
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1. Teil: D^r Monn der tausend Sensationen 3 Teil Die Statte des Grauen:
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Seite 20
Nummer 877
Der Fall Georg Jacoby.
Vor einiger Zeit wurden in den verschiedensten Fachblättcm
die Transaktionen der Transcontinentalen Film A. G. und der
Georg Jacoby-Film A. G. kritisch besprochen, weil von ver¬
schiedenen Seiten der Standpunkt vertreten wurde, daß man ab¬
sichtlich einen Teil der Gläubiger getäuscht, und daß vor allen
Dingen falsche Angaben gemacht worden seien.
Damals kam es zu einem Vergleich, und zwar auf der Basis, daß
die Eingänge der Georg Jacoby-Filn A. G. zur Befriedigung der
G'äubiger der Transcontinentalcn Film A. G. verwendet werden
sollten, die ja schließlich das Geld für die Jacoby-Film A. G.
hergegeben hatte.
Von beteiligter Seite hören wir nun. daß es bis heute geradezu
unmöglich ist. irgendeine Abrechnung oder irgendeine Auskunft
zu erlangen.
Herr Jacoby sitzt in Italien, hat iuf seine letzten Filme An¬
zahlungen entgegengenommen, die Filme begonnen, aber halb-
fertig liegen lassen.
Ein Teil der Personen, die auf diese weiteren Jacoby-Filme
Anzahlungen geleistet haben, sind identisch mi' den Leidtragen¬
den der Transcontincntal. Diese Firmen haben sich jetzt zu-
sammengcschlosscn mit der Absicht, auf alle Fälle Ordnung zu
schaffen, eventuell durch Abbeiufung des Aufsichtsrats und
durch Übernahme der Fertigstellung des Films in eigener Regie.
Aus Kreisen, die dem Aufsichtsrat nahestehen, wird behaup¬
tet, daß bei der Verwertung der Filmnegative Transaktionen vor¬
genommen worden sind, die dem Aufsichtsrat bis heute noch
nicht bekannt sind.
Es wäre unseres Erachtens Sache des Aufsichtsrats gewesen,
wenn er von derartigen Vorgängen hört, sich diese Kenntnis zu
verschaffen, denn es gibt viele Leute die der Meinung sind, daß
die Übernahme eines AufsichtsratsamUs zu dieser Kontrolle und
zu dieser Klarstellung zwingt. Es ist nicht ganz ausgeschlossen,
daß Aufsichtsratsmitglieder sogar persönlich verantwortlich ge¬
macht werden können, wenn sie infolge mangelhafter Kontrolle
Geschäftsmanipulationen zulassen, die zu einer Schädigung der
Aktionäre führen.
Es ist überhaupt unverständlich, dal .man gegen das Vorstands¬
mitglied Jacoby noch keine Schritte getan hat. der einen Film
beginnt, darauf Anzahlungen aus den verschiedensten Ländern
annimmt und nachher die Lieferung und die Fertigstellung ein¬
fach auf unbestimmte Zeit verschiebt.
Es wäre zu wünschen, daß die Gesellschaft zu den verschie¬
densten Gerüchten, die im Umlauf sind, endlich einmal klar und
eindeutig Stellung nimmt
Der kommunale Amtsschimmel.
Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man die Zahl der
Beispiele vermehren, welche Sankt Bureaukratius zu seinem
Glorienschein verholten haben. Daß aber der Glorienschein auch
dazu dienen kann, die Steuerpolitik der Gemeinde zu verdunkeln,
daß die Gemeindebehörden Glorienschein und Tarnkappe auf¬
setzen. um die rein kaufmännischen Gesichtspunkte zu verdecken,
welche der Stadtkämmerer bei seiner Steuerpolitik verfolgt, zeigen
die Erfahrungen, die man macht, sobald es gilt, positive Angaben
über steuerliche Einnahmen zu erhalten, wir stehen mit diesen
Erfahrungen nicht vereinzelt da. Schon ein anderes führendes
Fachblatt, welches Wert auf exakte statistische Erhebungen legt,
hat sich eine recht hübsche Sammlung von Körben von den
statistischen Behörden zugelegt, und cs ist eigentlich bedauerlich,
daß diese Erfahrungen noch nicht dem Stadtparlamcnt unterbreitet
worden sind.
Auch wir mußten zu unserem Bedauern fcststellen, daß angeb¬
lich „methodologische' Gründe entscheidend sein sollten, das ge¬
wünschte wissenschaftlich-statistische Material nicht herauszu¬
geben. obwohl es sich nur um steuerliche Angaben handelte, an
deren Publizierung die Öffentlichkeit, das heißt die beteiligen
Kreise, ein großes Interesse haben, und obwohl über den Rahmen
der Interessenten heraus auch die Allgemeinheit ein Recht besitzt,
diese Zahlen eines öffentlichen Haushalts zu erhalten.
* HausNol *
? ?
Wenn es wirklich Aufgabe der Steuerbehörde ist, Redaktionen
bei dem Aufbau einer Statistik zu beraten, eine Aufgabe, die wir
der Steuerbehörde abstreiten, so darf dies doch keineswegs dazu
führen, daß ihre Angaben verschwiegen werden, an deren Publi¬
zierung die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse hat. Ist die
Aufbereitung des statistischen Materials in ihrer Methode wirk¬
lich so unzureichend, daß ein statistischer Vergleich falsche Er¬
gebnisse zeitigen muß, dann wäre es für die öffentlichen Organe
ein leichtes, bei den bewährten Kräften, die ihnen zur Verfügung
stehen, eine derartige Statistik zu zerpflücken. Wenn aber diese
Angaben aus anderen Grinden verschwiegen werden, so muß man
annchmcn. daß wirtschaftspolitische Motive maßgebend für die
Geheimhaltung dieser Zahlen sind. Verstärkt wird dieser Fi.n
druck beispielsweise auch dadurch, daß eine führende Persönlich¬
keit des Deutschen Städtetages sich einmal mündlich dahingehend
äußerte, daß der wirkliche Etat einer Stadt letzten Endes nur in
dem Taschennotizbuch des Stadlkämmerers niederzulcgen sei.
Es will uns eigentlich unbegreiflich und einer öffentlichen
Organisation unwürdig erscheinen, daß ihre finanziellen Ma߬
nahmen das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen haben, daß die
Furcht vor einer Agitation entscheidend für die Geheimhaltung von
Angaben ist. an welcher., wie zum Beispiel bei der Lustbarkeits¬
steuer, das Kinogewerbe in hohem Grade interessiert ist.
Wir bedauern die Kurzsichtigkeit der Behörden, die uns zwingt,
die Flucht in die Öffentlichkeit anzutreten und auf diesem Wege
an das Stadtparlamcnt zu appellieren, da durch eine derartige
Geschäftsführung weder der Wissenschaft, noch den Gemeinden
gedient ist, die ven diesen Behörden verwaltet werden.
Sascha Goron-Film A.-G.
Unter der Führung von Sascha Goron ist am 29. November
in Köln die Goron-Film A.-G.. mit Zweigniederlassung Berlin,
in Form einer Bargründung mit einem Kapital von 10 000 Gold¬
mark ins Leben getreten. Die Gründer der Gesellschaft sind:
Bankdircktor Walbaum. Dir. Bengci, Dr. Doutrelepont. Dir
B. Claesscn in Firma Peter Heuser A.-G., sämtlich in Köln,
und Filmfabrikant Sascha Goron, Berlin, welch letztere- die
Aktien-Majorität in der Hand hat. Der erste Aufsichtsrat be¬
steht aus folgenden Persönlichkeilen Vorsitzender de. Auf¬
sichtsrates Bankier Baumgarten vom Bankhaus Baumgarten
und Mergentheim in Köln. stellvertretender Vorsitzender
Rechtsanwalt Dr. Kohlen in Köln, und Generaldirektor Peter
Heuser in Köln. Der vorläufige Vorstand der Gesellschaft ist
Rechtsanwalt Dr. Baumann, welcher demnächst von Herrn
Goron als alleinigem Vorstand ahgclöst wird.
Die Gesellschaft gehört — unbeschadet ihrer Selbständikeit —
unzweifelhaft zum Pctcr-Heuser-Konzern. jener rheinischen Grün¬
dung, die sich in erster Linie mit Filmfinanzierungen befaßt.
Man nimmt wohl nicht mit Unrecht an. daß diese Gründungs-
Verhandlungen der letzte Grund waren, warum die ausländischen
Projekte Gorons nicht aus dem Stadium der Vorverhandlungen
herauskamen.
Film haus Grunewald A.-G.
Am 10. Dezember findet eine Außerordentliche Generalver¬
sammlung der Firma Filmhaus Grunewald A -G. statt, die zur
Tagesordnung die Beschlußfassung über eine Kapitalscrhöhung
um 15 Millionen Mark hat.
Diese Generalversammlung war notwendig zur formellen
Richtigstellung einer bereits im April d. J. erfolgten Kapitals¬
erhöhung. Ein Formfehler verhinderte die Eintragung, und da
einige Aktien in der Zwischenzeit abgetreten wäret., mußte die
Versammlung öffentlich neu einberufen werden. Da die Drci-
viertcl-Majorität sich in fester Hand befindet, wird die General¬
versammlung den Beschluß ohne weiteres genehmigen.
City-Film A.-G. in München.
Unter diesem Titel wurde Mitte November in München ein
neues Unternehmen ins Leben gerufen. Als Gegenstand wird
Herstellung. Vertrieb und Verleih bestimmt sowie Theater¬
betrieb. Das Grundkapital beträgt 500 Millionen. Der Vor¬
stand besteht aus Assessor Konrad Pelk und Direktor Rud.
Holz in München. Prokura mit einem Vorstandsmitglied hat
Hans Moosburger. Der Aufsirhstrat besteht aus den Herren
Dr. Alb. Gruenbaum (Berlin) Direktor Willy Stuhlfcld (Char¬
lottenburg). Direktor Adolf Rehrmann (München). Gcschäfts-
lokal ist Kaufingerstr. 25 3.
Zahlungsbedingungen des Filmverlags Wilhelm Feindt.
Der Filmverlag Wilhelm Feindt macht darauf aufmerksam,
daß seit Anfang September die Zahlungsbedingungen derart ge¬
ändert worden sind, daß sich die zu zahlende Leihmietc nach
einer Schlüsselzahl berechnet, die im Einvernehmen mit der
Bayerischen Film-Oes. m. b. H. München, und cr» r Sü JR, m-
Aktiengesellschaft. Frankfurt a. M . auf Grund der jeweiligen
wirtschaftlichen Verhältnisse festgesetzt wird.
Nummer 877
$ec ftimmatograph
Seite 21
""X« her
Einsendungen aus der Industrie.
Beim Filinv erlag Wilhelm Feindt erscheint demnächst ein
Forschungs-Film in sechs Akten: „Schiffbrüchige unter Kanni¬
balen." Zur Aufnahme dieses Filmes wurde mit amerikani¬
schem Kapital eine eigene Expedition ausgerüstet, die unter
den Kannibalen Neu-Guineas und in Siam weilte. Die Führer
waren Edward l.aemmlc und William F. Aldor. Mitglied der
kalifornischen Akademie für wissenschaftliche Forschungen.
Der Regisseur der „Vanina". A. v. Gerlach, ist von einer
Expedition nach dem sogenannten „Naturschutzpark" der Lüne¬
burger Heide zurückgekehrt, wo er unter Beteiligung von Lil
Dagovcr, Paul Hartmann. Rudolf Bi'.tncr, Gertrud Arnold u. a.
Szenen zu seinem Union-Film der Ufa. der ..Chronik von Gries-
huus“ (nach der Novelle von Theodor Storm), gedreht hat.
Als neueste Broadway-Premiere läuft im Zentraltheater New
Yorks der Film „Der Tempel der Venus". Herstellerin ist die
Fox-Film-Corporation. Die Regie führte Henry Otto. Die
Hauptdarstellerin ist Mary Philbin. Für diesen Film wurde
durch große Konkurrenzen ein Ensemble von tausend aus¬
erlesen schönen, jungen Mädchen gebildet, die als Nixen.
Elfen und Dryaden das phantastische Milieu bevölkern.
Der Internationale Filmvertrieb Deitz & Co.. G. m. b. H., ha!
den großen Svcnskafilm „Die Herrenhofsage", nach dem
Roman von Selma Lageriüi. für Deutschland erworben. Die
Uraufführung findet im Januar 1924 im Marmorhaus statt.
I udwig Berger arbeitet zurzeit an einem Manuskript „Mignon .
in freier Behandlung des Wilhelm-Meister-Stoffes.
Neue deutsche Lehrfilme bringt die Kullurtilm-A.-G. im Kon¬
zern der Deutsch-Amerikanischen Film Union IDa'u) auf den
Markt. Der Dr. Stutzinsche Blasenfilm. Kinematographie der
menschlichen Harnblase (Kinemaskopie), wurde auf dem medi¬
zinischen Kongreß in Berlin vorgetührt und erregte gewaltiges
Aufsehen wegen seiner neuen kinematographischcr. Technik.
Lebhaftes Interesse für diese Art Lehrfilm bekundet besonders
das Ausland. — Der Vorsitzende des Internationalen Neu¬
rologen-Kongresses in Danzig. Herr Professor Mingazzini-Rom.
bezeichnete als den Höhepunkt des Kongresses den Neurologi¬
schen Lehrfilm des Herrn Prof. Dr. Schuster über Storungen
im Efferenten-System (Bewegungsstörungen bei Kleinhirn-
Läsionen). Dieser Film ist ein Zeitlupenfilm, der mit der Firma
Ultrapid Film Co. m. b. H. hergestellt wurde, und zeigt zum
ersten Male pathologische Bewegungen dadurch deutlich, daß
die Bewegungen in alle Einzelheiten zerlegt sind, was sc nu
geahnte Einblicke in Wesen und Wirken derartiger patholo¬
gischer Vorgänge gewährt. Dr. med. Curt Thomalla hatte
Äufnahmeleitung und Bearbeitung.
Die dem Filmverlage Wilhelm Feindt. Berlin, gehörenden
Ciistriner Lichtspiele. Cüstrin. wurden einem großzügigen Um- und
Erweiterungsbau unterzogen. Die künstlerische Oberleitung lag in
Händen des Architekten A. Rebiger, Berlin-Charlottenourg. der
von Bildhauer Fürstcrberg. Frankiurt a. O.. und Kunstmaler
M. Kujawa. Berlin, wirksam unterstützt wurde. Das neu ent¬
standene Bühnenhaus bildet eine Sehenswürdigkeit Cüstrin-..
Die Supreina-Film G. m. b. H. dr.-ht zurzeit in Barcelona mit
Lothar Mendes als Regisseur. Emray Förster. Manja Tzatschewa
Vivian Gibson. Evi Eva. Alf Blütecher. Walther Rilla. Magnus
Stifter Außenaufnahmen zu ihrem Großfilm „Der Mönch
von Santare m". Aufnahmeleitung: Rudolf Sieber, Kostüme
Dr. Th^ Zell, der bekannte Tierpsychologe ist von der Kultur¬
film A.-G. für eine Reihe zoologischer Lehrfilme verpflichtet
Der Regisseur Karl Th. Dreyer hat in den Bcfa-Aleliers ir
Tempelhuf mit den Aufnahmen fü' den Decla-Bioscop-Film der
Ufa „Michael“ (nach dem Roman von Hermann Bang) begonnen
Interessant ist. daß der Regisseur der „Hexe" und des Films
„Seine Frau — die Urbekanntc '. Benjamin Christensen, die
Hauptrolle des „Meisters" spielt.
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Kino-
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Erle 1-Werke A.-G.
Abteilung: F 11 m-Verleih für Kino und Helm
ISO aroßr Sensmilontfilmr
Zwei neue Lehr- und Kulturfilme der Filmhaus Nitzsche Akt.-
Ges. stehen vor ihrer unmittelbare i Vollendung. Der Film „Das
Saaletal ' behandelt Thüringens malerischen Fluß von der Quelle
bis zur Mündung. Die wissenschaftliche Bearbeitung lag in den
Händen von Rektor Behr, Gera. Ein weiterer, geologischer Film,
betitelt „Der Bonlcn, Deutschlands bestes geologisches Lehrprofil ,
ist unter der wissenschaftlichen Bearbeitung des Geologen Her¬
mann Meyer. Saalfeld, fertiggestetlt und dürfte zu den inter¬
essantesten Filmen dieser Art gehören. Durch zahlreiche reizvolle
Trickzeichnungen verbindet er uns mit Jahrmillionen zurück¬
liegenden Vorgängen und veranschaulicht in lebendigster Form die
einzelnen Lebensabschnitte unseres Planeten. Beide Filme sind
vcrleihfertig.
Haus No2
? ?
Seite 22
Set funcmotofltopü
Nummer 87 7
Der Svenska-Grofefilm
der
PHOEBUS-FILM A.-G.
Russell des i C h
6 Akte
von Alfred Fekete u. Dimitri Buchowetzki
Regle: Plmllrl BudiowefzM
IN DEN HAUPTROLLEN:
Walter Janssen • Aud Egede Nissen • Jacob
Tiedtke • Lydia Potechina Ferry Sykla
Alphons Fryland • Guido Herzfeld • Rosa
Valetti • Waldemar Pottier
Läuft
zur Zeit mit größtem
Erfolg
im
Mozartsaal
PHOEBUS-FILM A G
%
nsnn
Nummer 87?
2>ct Rncmatogtoph
Seite 23
Der von der Berliner Film-A-G
hergestellte Großfilm
nach der
Novelle von Moritz heimann
bearbeitet von Willy Haas und Paul Beyer
REGIE: H. CH. KOBE
ARCHITEKTUR: R. DIETRICH
PHOTOGRAPHIE: R. O WEITZENBERG
FRITZ KORTNER/MARIA LEYKO/PAUL
BILDT / CHARLOTTE ANDER / JACOB
TIEDTKE/ PAUL GRÄTZ/SIEGFRIED
BEHRISCH / LEON RICHTER
JOACHIM RINGEL-
NATZ
erscheint im Vertrieb für die ganze Weit
und Verleih für Deutschland
PHOEBUS-FILM A-G
Seite 24
$et Rincmatogcoph
da» schöne klare Bild,
der Jiim ist sicher bei
fiebenaueO
kopiert.
5. n. ß. x
tfiCmkopißranstnlt
'Berlin 5.TD66
/larfegrafenstr. 77
Nummer 877
t»cc Smemntogtapfj
£$ un6frh<w
Vom Malteserkreuz und seinen Konkurrenten
M an hat das Malteserkreuz wühl schon das Herz des
Kinoprojektors genannt und wohl mit Fug und Recht.
Ceschäftig und unermüdlich fördert das Herz das Blut
durch den menschlichen Körper und ebenso läßt das
Malteserkreuz den Film durch den Projektor pulsieren.
Und wie wir uns des Herzens meist nur dann crinneru,
wenn es droht, seine Arbeit nicht vollständig ordnungs¬
gemäß zu erledigen, so schenken wir wohl auch nur dann
dem Malteserkreuz unsere Aufmerksamkeit, wenn das
Bild nicht einwandfrei steht, und wie das Herz unsicht¬
bar arbeitet, so verbirgt sich auch das Malteserkreuz in
der Hülle seines Ölgefäßes und kündigt sein Dasein nur
durch seine Wirkung an. Genfer Kreuz nannten es die
englischen Kinotechniker zuerst, da sie es übernommen
hatten aus den kleinen Spielzcugwerken. wie sie schon
jahrzehntelang aus der Schweiz und zwar besonders aus
dem Kanton Genf in alle Welt hinausgingen, ehe man
etwas vom Kinematographen wußte, und Malteserkreuz
nennen wir es heute, weil cs in seiner üblichen vierteili¬
gen Form dem Ordenskreuz ähnelt, das d.e MalteserriP.er
ehedem auf ihrem Mantel trugen, und cs hat c lesen Namen
auch in solchen Abarten behalten, die jene Form mehr
oder weniger aufgehoben haben.
Wie das Kreuz dem Projektor eigentümlich ist, so ist cs
der Greifer dem Aufnahmeapparat und der Perforier¬
maschine. Beide dienen dazu, aus der stetig umlaufenden
Bewegung einer Welle die absatzweise Bewegung des
Films abzuleiten. Insofern ist ihre Wirkung gleich, aber
der Weg. auf dem diese Wirkung erzielt wird, ist doch
ziemlich verschieden. Beim Kreuz haben wir in den ein¬
zelnen Teilen immer nur Drehbewegung, beim Greifer
aber eine hin und hergehence Bewegung an mehreren
Stellen. Für den Filmtransport aoer ist von großer Be¬
deutung. daß beim Greifer jede Schaltung z. B. im
Aufnahmeapparat die Schaltung eines jeder. Filmbildes
genau durch dieselben Gliede- er.'olgt und daß alle Te i
bei icder Schaltung genau dieselbe Stellung gegen ,
ander einnehmen. Beim vierteiligen Kreuz aber befinden
sich immer erst nach Ablauf von drei Bildern, also nur
bei ledern vierten Bild, alle Teile wieder in derselben
Stellung. Wir haben also gleichsam vier Schal tglicch.
;e ein Schlitz am Kreuz und die vier Schaltzacken auf
■edem Quadranten der Schall rolle bilden im Verein mit
ihrem Sperrbogen ein zusammenhängendes Schaltglied.
Der Schlitz bewirkt in Zusammenarbeit mit dem Schah¬
stift der stetig umlaufenden Finzahnschcibc die Überfüh¬
rung des Films aus der einen Ruhestellung in die folgende
Ruhestellung. Für das eigentliche ..Stehen'“ des Bildes
kommt er aber nicht in Betracht. Denn die Ruhelage
des Kreuzes wird einzig und allein durch die Lage des
Seite 26
£>tr Rincmatogcoph
Nummer 877
Sperrbogens am Umfang des Kreuzes bedingt. Voraus¬
setzung dafür, daß das Bild dauernd auf der Leinwand
steht, ist, daß die Mittelpunk.e der vier Sperrbogen auf
zwei genau zu einander senkrechten Lhirchmessern des
Kreuzes liegen und daß sie keinerlei Spiel haben gegen¬
über dein Sperring auf der Scheibe des Einzahnrades
l.iegen sie nicht auf zwei zu einander senkrechten Durch¬
messern. so ist die Drehung c es Kreuzes einmal um ein
Geringes kleiner und das i.nderemal um ebenso viel
größer als 90 Grad, was natüilich das Stehen des Bildes
auf dem Schirm ausschließen würde, lind hat der Sperr -
bogen entweder infolge falscfer Justierung oder wegen
eingetretener Abnutzung des Bogens oder des Sperr¬
ringes Spiel, so ist die Ruhelage des Kreuzes nicht scharf
festgelegt, sondern kann zwischen zwei Grenzlagen hin
und her schlottern. Damit sind aber die Fehlerquellen
noch nicht erschöpft. Es müssen auch die vier je einen
Viertelbogen am l'infang der Schaltrolle bildenden Schalt¬
zähne unter sich und zu den Zähnen der drei anderen
Quadranten absolut richtig liegen. Erst dann, wenn all
diese Bedingungen mit aller nur erreichbaren Schärfe von
Anfang an innegehalten werden, können wir erwarten,
daß das Kreuz gut schaltet und die Bilder wirklich sicher
stehen. Daß dieser Bedingungen beim Liefern des Werkes
genügt w ird ist Sache der das \X erk herstellenden Weik-
stätte, daß aber dieser Zustand möglichst lange erhalten
bleibt, wird ebenso sehr wie durch die Güte des benutzten
Materials bedingt durch die sorgsame l> flcge. die der Pro¬
jektor von seiten des m>t ihm aibeitenden Operateurs er¬
fährt. Ohne diese muß auch das beste Werk in kurzer
Zeit der raschen Abnutzung anheimfallcn.
Man hat oft und immer wieder versucht, für den Pro¬
jektor eines der beiden anderen Schaltsysteme einzu¬
bürgern. die unter dem Namen des Schlägers und der
Lückenwalze bekannt sind. Der wesentliche Vor¬
teil. den beide bieten können, ist die kürzere Dauer der
Schaltpenodc. also der längere Bildstillsiand und damit
die bessere Beseitigung des Flimmcins. also ein Ziel, das
jedem Kinotechnikcr nur erwünscht sein kann. Beim
Schläger wirkt eine rasch vorgestoßene Rolle gegen den
Film zwischen Fenster und Nachwickelrolle und reißt ihn
dabei durch jenes hindurch. Tritt hierbei auch am absatz¬
weise wirkenden Schaltglied keine Beanspruchung der
Perforation aul. weil dieses Glied ja nicht in die Per¬
foration eingreift, so erfährt die Perforation doch an der
Nachwickelrollc mindestens die reibe Beanspruchung,
wenn nicht eine noch größere. Denn die Nachwickelrolle
muß den Film ja festhalten. damit ihn der Schlägerstoß
durch das Fenster reißen kann. Von einer Filmschonung
kann deshalb beim Schläger keinesfalls die Rede sein Soll
wirklich ein wesentlich längerer Stillstand erzielt werden,
so wird man stärkere Züge im Film zulassen, also den
Film stärker beanspruchen müssen. Daß, falls man der¬
artig kurze Schaltzciten beim Malteserkreuz erreichen
wollte, man mit stärkeren Abnutzungen im Schaltwerk
rechnen mußte, ist wohl zutreffend. Insofern mag das
Maltescrschaltwerk wenigstens in der heute gebräuchlichen
Ausführung an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit an¬
gekommen sein, will man aber über diese etwa mit dem
Schläger hinausgehen, so wird die Grenze durch die
Festigkeit des Filmmaterials doch nur zu bald gesteckt
Darüber hinauszugehen, verbietet die notwendige Rück¬
sichtnahme auf das so kostbare Filmmaterial.
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei der Lücken-
walze. Hier steht am Umfang einer stetig umlaufenden
Walze auf einem vei hältnismäßig kleinen Bogen eine Wulst
so weit vor. daß der Film zwischen der Walze und einer
federnd gelagerten. losen Gegendruckrolle frei hindurch¬
gehen kann, aber von dem Wulst gegen jene Rolle fest¬
gepreßt und somit mitgenommen wird. Bei jedem Umlauf
der Walze wird also der Film sprungweise um einen Be¬
trag geschaltet, der nahezu gleich der Länge der Schalt¬
wulst ist; diese ist so ausgebildet, daß der Film nur an
seinen beiden perforierten Rändern erfaßt wird, nicht aber
auf der vom Bild eingenommenen Fläche. Die Perforation
wird hier zum absatzweisen Schalten in keiner Weise
benutzt, sie dient nur zum Vor- und Nachwickeln Hin¬
sichtlich der Filmschonung verdient deshalb die Lücken¬
walze zweifellos den Vorzug vor jedem anderen System
Wenn sie sich nicht hat durchsetzen können, so liegt dies
daran, daß der Scnaltschritt hier nicht durch die Perfora¬
tion, also auch nicht durch die Bildhöhe bedingt ist. son¬
dern durch die Größe der Schaltwulst. Es wird somit
ein gealterter Film mit verhältnismäßig stark verkürzter
Bildhöhe bei jeder Schaltung um ebensoviel durch das
Bildfenster gefördert wie ein neuer Film mit größerer
Bildhöhe. Außerdem ist die Schaltwulst starker Ab¬
nutzung unterworfen. Der Schaltschrilt nimmt deshalb in
kurzer Zeit beträchtlich ab. Deshalb erfordert das mit
Lückenwalze ausgestattete Werk eine besonders sorg¬
fältige Wartung. Nun gibt es zwar Einrichtungen, die
diese Mängel nicht aufweisen, diese Apparate weisen aber
nicht mehr die Einfachheit auf. um derenwillen die Lücken-
walzenapparatc so besonders gerühmt wurden. Aus die¬
sen Gründen konnten sie sich niemals richtig in die Praxis
einführen.
So kommt es denn, daß das Malteserkreuz, trotzdem es
keineswegs ein besonders einfacher Schalter ist, trotzdem
es, wenn es wirklich gut sein soll, mit ganz besonderer
Präzision hergestellt, also naturgemäß teuer sein muß. und
trotzdem es zwei scheinbar weit einfachere Konkurrenten
hat, die ihm an Fixigkeit überlegen sind, bisher siegreich
den Kampf bestanden hat. denn es ist ihnen durch seine
Richtigkeit um ein Bedeutendes voraus. Was jene bei¬
den nicht haben, ist ihm eigen: es fördert nicht nur den
Film, sondern es sperrt ihn auch in der Ruhelage. Denn
seine Schaltrulle bleibt mit dem Film auch während des
Bildstillstandes in Eingriff. ir werdi-n deshalb dieses
Herz im Schaltwerk des Projektors noch gar lange schla¬
gen hören, bis einmal das absatzweise Schalten ganz zu
den überholten Dingen gehören und der Projektor mit
optischem Ausgleich der Bildwanderung das Feld errungen
haben wird. Bis dahin wird aber noch gar manches Tau¬
send von Kilometern Film durch unsere Projektoren ge¬
laufen sein. Denn nachdem es vor zwei Jahren so hoff¬
nungsfreudig durch den Blätterwald unserer Kinopresse
vom krcuzlosen Projektor gerauscht hat, ist cs allmählich
so still davon geworden, daß man kaum noch daran glau¬
ben mag, daß diese neue Zeit einmal in greifbarer Nähe
vor uns zu liegen schien.
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i*cr .'Imcmatoßtapf:
entsprechen. außerdei
Ein neuer lichtstarkster Anastigmat
Die Forderungen des nach neuzeitlichen Grundsätzen
arbeitenden Kino-Operateurs hinsichtlich der Optik sind
mit der jetzt gebräuchlichen Lichtstärke von 1 : 3.5 keines¬
wegs befriedigt. Erstrebt er doch Objektive mit erhöhter
Lichtstärke, selbstverständlich ohne Beeinträchtigung der
Güte, um in voller Unabhängigkeit das zu kurbeln, was
Manuskript und Regie-Bemerkung an Stimniungsgehait
vorschreiben ocer bei Freilichtaufnahmen ohne Rücksicht
auf die jeweilige Beleuchtung. In manchen derartigen
Fällen versagt auch die 1 3.5 Lichtstärke. Wohl gibt es
schon jetzt Objektive mit erhöhtem Öffnungsverhältnis.
Dieses muß aber vereint sein mit hervorstechender Güte
des Bildes bzw. des Objektives, sowie sie etwa beim
Ernemann-Kinotar oder beim Zeiss-Tessar selbstverständ¬
lich ist. Die Lichtstärke allein lut's eben nicht!
Hohe Lichtstärke bei bestmöglicher Fehlerbehebung
ist aber etwas Außergewöhnliches, das als solches auch
einen außergewöhnlichen neu zu schaffenden Typ. der
zugleich die besten Korrektionsmöglichkeiten erschließt,
voraussetzt. Als solcher zeigt sich der Ernemann-
Ernostar 12 (D. R. P. ungern.) Dieser Anastigmat ist
nicht allein durch die l-icht-
stärke. sondern auch durch
gesteigertes Auflösungsver¬
mögen kleir ster Details
eine besondc rs geglückte
Schöpfung. Die mit ihm ge¬
tätigten Aufr ahmen zeiti¬
gen eine gestochene Schärfe,
die den starken Vergröße¬
rungen be ; der Projektion
höchste Brillanz. Klarheit und
sehr gute Tiefenwirkung. Dabei ist der Pildwinkel normal.
Der Ernostar ist sechslinsig und unsymmetrisch. Das Vor¬
derglied besteht aus zwei verkitteten Systemen, die sam¬
melnd wirken. Das Mittelglied, der Blende zugekehrt, ist
eine zerstreuende und das Hintergiied eine sammelnde
L.nse Der gesamte Scheitelabstand ist gleich 0.6. die
Schnittweite 0 5 der Brennweite Diese Linsenanordnung
ermöglicht ohne Randabfall die bisher nicht erreichte
Lichtstärke von 1 : 2. die eine dreifach gesteigerte, gegen¬
über einem 1 : 3.5 Objektiv, ist. Trotz dei großen Er¬
höhung hat der Ernostar eine gute Tiefenschärfe, die bei
Abblenden der Iris auf kleinere Öffnungsverhältnisse
naturgemäß gesteigert wird und die der eine; anderen
Objektivs bei entsprechender Lichtstärke durchaus
gleichkommt.
Von den weiteren Korrektionen verdienen besondere
Erwähnung Völlig zonenfreie Behebung der sphärischen
Aberration und Einhaltung der Sinusbedingung über die
ganze Öffnung. Infolgedessen keine Differenz zwischen
der Scharfeinstellung bei voller Öffnung und bei nach-
heriger Abblendung Völlige Behebung des Farbfehlers,
so daß. auch wegen der großen Helligkeit der Ernostar für
Aufnahmen bei natürlichen Farben sehr gut geeignet ist.
Praktisch völlige Beseitigung der Verzeichnung, außer¬
dem des Astigmatismus scharfer Büschel unter peinlich¬
ster Durchführung der Bildfeldhcbung zugleich Reduktion
der komarischen Restfehler auf Werte, die ienseits der
Wahrnehmungsschwelle liegen.
Für Kinoaufnahmen ist es in den Brennweiten 4.2 bis
10 cm vorzugsweise in dem Erncmann-Berufs-Aufnahroc-
Kino Modell E vorhanden. Das Anbringen an andere Be¬
rufsapparate hat keine Schwierigkeiten, sofern der Raum
für ein Objektiv von so großem Druckmesser vor¬
handen ist.
Die Auswertung dieses lichtstärksten Anastigmatcn für
photographische Zwecke ist bereits im Gange. Die
speziell hierfür konstruierte ..Nox"-Camera. ausgerüstet
mit Ernostar 1:2 10 cm Brennweite, erschließt Auf¬
nahmemöglichkeiten. die besonders lür Reporter und die.
die bis jetzt bei ihren Aufnahmen mit ungünstigsten Licht¬
verhältnissen kämpfen mußten, von besonderer Trag¬
weite sind. Karl W i e d e m a n n.
Gebrauch der mehrfachen Kondensoren
Im ..Nieuw Weckblad voor de Cinematografie" kscr
wir:
So schön wie früher ist es jetzt auch in der Filmbram. c
nicht mehr: die gute alte Zeit des Goldregens ist vorbei,
wenigstens doch tm allgemeinen. Daher achtet mau au!
Kleinigkeiten und fängt jetzt an. auch beim Projizieren
sparen zu wollen. Früher wurde meistens mit einem zwei¬
fachen Kondensor pro.iziert und einer entweder aufrecht
oder etwas schräg gestellten Prilmalampc mit ungefähr
80—100. manchmal bis 120 \mp. Jetzt kommt man auf
diese Strom Verschwendung zurück und nimmt drei Liehe
(Triplex). ja sogar vierfache Kondensoren Da. wie ich
schon sagte, solche mehrfache Kondensoren mehr Licht
von der Lampe auf das Filmbild konzentrieren, kann man
dementsprechend die Stromstärke herabsetzen, so c. 'i
diese Kondensoren ökonomischer sind als die gewöhn¬
lichen zweifachen.
Aber nun die Praxis. Ein Theater projiziert mit einer
üblichen Prisroalampe und*emem zweifachen Kondensor,
also das alte System Die Direktion bek >mmt plötzlici
die Idee, sparen zu wollen und kauft einen mehrfachen
Kondensor. Sie stellt diesen Kondensor statt des alter
auf und denkt, nun sei alles in Ordnung Weit gefehlt'
Je mehr Linsen der Kondensor hat. desto näher muß die
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Nummer 877
Lampe herangerückt werden, d. h. daß die ausstrahlende
Wärme, welche im umgekeuten Verhältnis zum Viereck
des Abstandes steht, jetzt ihren vollen Einfluß auf die
hintere Linse des neuen Kcrdensors gelten läßt.
Gebraucht man nun die alten dicken Kohlen, welche
früher für den zweifachen .\ondensor gedient haben, so
luft man nicht nur keine K sparnis, sondern die Linsen
müssen auch noch unwiderruflich zerspringen. Der Licht¬
punkt (Krater) muß also verkleinert werden. Wenn man
einen zweifachen Kondensor .on einem neuen mehrfachen
Kondensor ersetzen läßt, müssen auch die Kohlen ent¬
sprechend dünner werden. Nur so erhält man die ge¬
wünschte Stromei sparnis. sonst nicht. Vergessen wir
auch nicht die „Umformer" Selbstverständlich besteht
ein großer Unterschied zwischen einer Projektion mit bei¬
spielsweise 25 Amp. und 65—ICO Volt und einer Projektion
mit 100 Amp. und derselben Spannung. Bei der ersten
Form kann man mit leichteren Umformern auskommen.
streng genommen wird das auch nötig. Aber der Verkauf
von allen schweren Umforme-n biingt immer Verlust mit
sich. Man sieht, daß die Frage der Ersparnis bei dei
Projektion durchaus nicht so le'^ht zu lösen ist.
Der neue „Umkehrfilm“
Bei dem kleinen Amateurapparat der Eastman Kodak
fällt das Kopieren fort, weil die Filme direkte Positive er¬
geben. Solche Filme (normales Format) werden jetzt
auch von Ernetnann fabriziert, die sogenannten Era-Filme
(E. r. a.: Ernemann-Amateur-Filme): auch beim Gebrauch
dieser Filme fällt das Abdrucken fort. Es entsteht sofort
eine positive Kopie, abe- natürlich immer nur eine. Sie
sind in Packungen von 5, 10. 15, 20, 25 und 30 Meter er¬
hältlich und können in jeder Kamera mit Normalfilmen
gebraucht werden.
Diese „direkten positiven" Filme verlangen eine gute
Belichtung, am besten von Sonnenlicht und unter Be¬
nutzung von lichtstarken Linsen (F: 3—5 oder mehr). Die
Filme können entweder schwarz oder braun entwickelt
Jupiter Lampen an Bord des „Columbus“
Einer Einladung des Norddeutschen Lloyd in Bremen
folgend, reist He-r Max Kersten, Mitinhaber der
Firma Jupiter Kunstlicht, Kersten & Brasch, mit dem am
12. a. Mts. ausfahrenden neuen Lloyddampfer „Columbus"
nach Amerika. Außer einem Waggon Jupiterlampen führt
er eine ganz neuen Jupiter-Sonne (Scheinwerfer) mit
sich, die auf dem Dampfer selbst während der Überfahrt
verwendet werden sollen. Es handelt sich um Aufnahmen,
die unter der Leitung von Oberingenieur Dreyer in Ver¬
bindung mit den Döring-Film-Werken in Hannover aus¬
geführt werden. Es handelt sich hier um ganz neuartige,
für die Allgemeinheit sehr interessante Aufnahmen, die
nach der Rückkehr aus New York der Allgemeinheit zu¬
gänglich gemacht werden. Die Firma Jupiter Kunstlicht
hat übrigens bereits un Jahre 1Ö13 auf dem großen
Dampfer „lir "rator" ähnliche Aufnahmen sowie das
Lustspiel „Eine Vette auf dem Imperator“ hergestellt.
Jupiter-Radio
Das auf dem Gebiete des Kinos, der Optik und Elektro¬
technik bestens bekannte Jupiter-Kino-, Photo- und Radio-
Spezialhaus „Jupiter". Frankfurt a Main, hat seinen Be¬
trieb neuerdings dahin erweitert, indem cs den Vertrieb von
Radioapparaten aufgenommen und bereits von der Post
die Genehmigung hierfür sowohl als auch zum Vorführen
erhalten hat.
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Der grobe Erfolg in den (/. T.
DIE STRASSE
Regie: Kar! Grüne
Deutsche Allgemeine Zeitung v. 2. 12. 23.
Grüne entfesselt das ungeheure Chaos der Straße in rasenden
Autos, rennenden Menschen und Tieren, läßt das Leben in flim¬
mernden. flirrenden Tanzsälen brodeln, drückt das Elend in die
Winkel und Ecken, tröpfelt Mitleid ins Hasten und Jagen, über-
läubt den Lärm der Straße durch rasende Schreie, verkrallt das
Grauen und die Todesangst in die dunklen Hintertreppen, scheucht
den Mord über schlüpfrige Treppen, jagt Schatten vom Pflaster
in spießige Bürgerzimmer, setzt Totenschädc! auf dünne Mädchen-
halse und dreht alles in einem ungeheuren Kaleidoskop . . .
Der Regisseur ist zum Dichte- der Nacht, des Inferno geworden.
Sein Hirn packt die Nacht in den dunkelsten Stunden. In rasen¬
dem Kreislauf erschöpft er alle Gier und Dunkelheit, reißt ihr mit
biutalen Händen die Schleier von den Brüsten, überströmt sie
mit gleißnerischcm Flimmer und Tand und predigt seinen Zu¬
schauern das Lied der Zersetzung und des Wahnsinns. Unge¬
heures Erleben, spukhafte Intuition, atemlose Beklemmung, uner¬
hörte Ballung der Gefühle.
Eugen Klopfer ist nicht der Schauspieler der Visionen,
ihm fehlt der tierische Schrei der letzten Gelöstheit, L u c i e
Höflich gehl in der stumpfen Alltäglichkeit unter, wirkt wie
ein matter Lichtschein in dieser chaotischen Dunkelheit. Leon¬
hard Halle allein als der Mann aus der Provinz findet die
Verbindung zwischen Lust und Grauen . . . Aber Grüne dichtet
um alle herum und reißt mit, lehrt Grauen und infiziert Fieber.
Er ist vielleicht der stärkste Dichter-Regisseur. Er meistert Tag
und Nacht der Großstadt.
Vossische Zeitung v. 1. IX 23.
Der Einfall dient der Eroberung des Uberpersönlichen durch die
Kinokunst. Die Großstadt, die Straße wird zur Hauptperson des
Dramas ... Zu dem Ehemann im Philisterium eines haus¬
backenen Daseins dringt die Straße leibhaftig in die Stube. Ihre
Schatten malen sieb an der Zimmerdecke, in der Abendstunde,
wenn die Sehnsucht wach wird, da draußen taumelt, wirbelt,
lauchzt unc lockt die Großstadt. Automobile hetzen einander,
rin Lunapark läßt seine Sensationen brausen. Licht überschüttet,
Musik durchklingt tausendtönig die große Welt. Damit kann
die Abendsuppe der Hausfrau nicht wetteifein. So packt der Ehe¬
mann seinen Hut und stürzt auf die Straße.
Dieser Anfang ist in der Macht seiner Phantasie, seiner Film¬
logik. in seiner souveränen Herrschaft über das Licht eines Meisteis
würdig. Die Straße regiert, die Straße leuchtet, die Straße hebt
zu sprechen an. Sie ist die Hauptdarstellerin, und es ist schade,
daß sie sich so früh abschminken darf ...
Es drückt nieder, daß diese Fülle deutschen Könnens dem Aus¬
lande gleichsam auf der Hintertreppe eingeschmuggelt werden
muß. Keine Inschrift auf den Straßenschildern wird gewagt, die
Schutzleute glattrasiert, mit fremdem Käppi, verleugnen ihr Vater¬
land. damit nur ia kein Zuschauer an Hudson oder Themse die
Nase rümpfe. Es war gewiß nicht hübsch, als Deutschland sich
erhob, aber es beschämt, zu sehen, wie es sich duckt. Und ohne
inneren Grund, zum Glück. Denn auf Grünes Bild: der Schutz¬
mann beschwich'igt mit einem Ruck den Tumult der Großstadt,
oder auf seine Straße im fahler Frühlicht, wenn der Morgenwind
die Papierfetzen vor sich herjagt, darf das Schaffen der Film¬
kunst stolz sein.
Berliner Tageblatt v. 2. 12. 23.
Dieser Stemfilm in der Ufa, im Manuskript und Regie von
Karl Grüne, ist endlich, nach „Caligari", wieder ein literari¬
sches Werk. Es kommt aus psychologischen Regionen (wie ein
Roman von Balzac) und strebt ins Symbolische . . . Mit der Be¬
tonung des Literarischen löst sich Grüne bewußt von der Tradition,
ohne deshalb gleich in wilden Expressionismus zu stürzen . . .
Vorwärts v. 2. 12. 23.
Wie Karl Grüne die Straße eingefangen hat, zum Teil mit
ganz neuen Tricks, ist ohnegleichen, und der ganze Film voll
atemloser Spannung.
Montag Morgen ▼. 3. 12. 23.
Einer der stärksten Filme der deutschen Produktion.
Film-Echo v. 3. 12. 23.
Ein großer Erfolg, eine famose Arbeit, eine Spitzenleistung.
Der große Befähigungsnachweis dafür, daß Karl Grüne in die
führende Weltklasse gehört. Ein Erfolg bei internationalem
Publikum und bei den Fachleuten, ein Erfolg, an dem die
glänzende Photographie Karl Hasselmanns, der vor
schwierigen, beinahe unüberwindlichen Aufgaben stand, großen
Anteil hat.
Lichtbildbühne v. 3. 12. 23.
Die „Straße" wird sich gewiß als ein großer Publikumserfolg
erweisen, nicht obgleich, sondern weil es durch und durch
künstlerischer Film ist. Der Regisseur, der wieder sein eigener
Textdichter war, hat hier nicht die geringste Konzession ge¬
macht. sondern mit eiemer Konsequenz rin Werk aus einem
Guß geschaffen . . . Als eine regietechnisch ganz ungewöhn¬
liche Leistung verdient besonders Beachtung jene über Hun¬
derte von Metern hingezogene ..Spielszene" in doppeltem Sinn
des Wortes, in der nicht zuletzt durch die meisterhafte Art,
in der diese Szenen geschnitten sind, aus der filmischen Ge¬
staltung einer Kartenpartie ständig gesteigerte Spannung ge¬
holt wird.
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Das Einfuhrproblem
Eine grundsätzliche Stellungnahme zu einer vielumstrittenen Frage von Aros
D er Spitzenverband hat in seiner letzten Sitzung das
Problem der Einfuhr erneut aufgegriffen. Wahrscheinlich
von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß die Stabilisie¬
rung der deutschen Mark vollständig neue Gesichtspunkte
für die Beurteilung dieser wichtigen Angelegenheit ergibt,
im übrigen aber sicher von dem Gefühl geleitet, daß ohne¬
dies bei der Regelung der Materie — bitte nicht Marterie —
im kommenden Jahr anders vorgegangen werden müßte.
Die Frage der Filmeinfuhr war theoretisch sehr schnell
und nicht minder
leicht zu lösen.
Es ergab sich im¬
mer — wie zum
Beispiel in der
großen und um¬
fassenden Ein¬
fuhrnummer des
,. Film-Echo “ nach -
gewiesen wird —
eine geschlossene
Phalanx vom The-
aterbcsitzer über
den Verleiher bis
zum Fabrikanten
für die freie Ein¬
fuhr.
Praktisch aber
gab es die größte
Beschränkung und
eine mehr oder
weniger verklau-
sulier teKon tingen-
tierung die in der
Hauptsache dazu
führte, einen neu¬
en Geschäftszweig,
nämlich den Kon-
tingentscheinhan-
del großzuzüchten.
Der gedieh im Vor¬
jahr und arbeitete
in dieser Saison
sogar — wenn man
boshaft sein will —
zur Zufriedenheit
aller Beteiligten.
Die Inhaber der
Kontingentscheine
erzielten hinten¬
herum höhere
Preise, und die¬
jenigen. die offi¬
ziell leer ausgingen
oder viel zu kurz
kamen, finden so doch noch den Weg. der zur Einfuhr
des ersehnten Auslandschlagers führt.
Woher aber kam dieses umgekehrte Verhältnis von
Theorie und Praxis? Ganz einfach von der merkwürdi¬
gen Zusammensetzung der Außerkandelsstelle Filme, in
der diejenigen die Majorität haben, die die wenigsten
praktischen Berührungspunkte mit der Industrie aufweisen
können, die viel reden und wenig arbeiten.
Diej„ Vereinigung deutscher rrmfabrikanten“ entsandte auf
Grund eines uner-
forschlichen Ent¬
schlusses Einfuhr¬
gegner, obwohl
die Majorität für
Öffnung der Gren¬
zen war.
Diese Schwim¬
mer gegen den
Strom redeten
dann den Arbeit¬
nehmern noch
ein. daß die Ein¬
fuhr von Filmen
den Ruin der
deutschen Fabri¬
kation bedeute,
zu einem Zeit¬
punkt, wo sie
selbst schon heim¬
lich still und
leise, unabhängig
von Ein- und Aus¬
fuhr. aus Angst
vor dem Risiko,
ihre Herstellung
stillgelegt hatten.
Diesen Herren
wird jetzt das
Handwerk gelegt.
Sie können weder
im Namen der
Fabrikanten, noch
im Namen der
kleinen Hersteller
sprechen, höch¬
stens für eine ver¬
schwindende Mi¬
norität, wenn auch
die nicht vorzieht,
an dem großen
Seil der Spitzen-
organitation zu
ziehen, das un¬
zweifelhaft die
Das Bild der Woche
Sigrid Holmquist, ein beliebter „Paramount'-Star
Nummer 878
Seite 6 tet Äincmafogcopfj
Glocke läuten wird, die zur restlosen Öffnung der deut¬
schen Grenzen ruft.
Die deutsche Qualitätsproduktion ist immer für die freie
Einfuhr gewesen, von Verleihern und Theaterbesitzern
erst gar nicht zu reden. Man plädierte für die unbe¬
schränkten Verkaufsmöglichkeiten der Fremden bei uns,
weil wir für das eigene Produkt den internationalen Markt
nicht nur wünschten, sondern sogar unbedingt brauchten.
Das Schlagwort vom „Schutz der heimischen Industrie"
zieht auch nicht mehr. Ganz abgesehen davon, daß es
fiaglich ist, ob die „heimische Industrie" im kommenden
Jahr überhaupt die Hälfte der notwendigen Meterlänge
liefern kann, ist der Beweis, daß die „heimische Industrie"
von der Einfuhr unabhängig ist, auch anderweitig zu führen.
In Österreich hat man t. B. die Amerikaner in einen
uneingeschränkten Wettbewerb treten lassen. Sie mach¬
ten zunächst das Rennen mit einem Vorsprung von vielen,
vielen Pferdelängen. Das Neuartige zog das Publikum
magnetisch an. Die Tatsache amerikanischer Herkunft
allein war Anziehungspunkt genug.
Bis man dann einsah, daß auch drüben in der Fabri¬
kation Nieten und Gewinne gezogen wurden, daß es neben
dem zugkräftigen Schlager auch langweiligen Durchschnitt
gibt, daß es letzten Endes also ganz wie bei uns, genau
so wie in der Heimat sei.
Die freie Einfuhr ist also von diesem Gesichtspunkte
unbedenklich, weil nämlich bei aller Internationalität des
Spielplans letzten Endes das heimische Fabrikat den
Vogel abschießt, das am besten den spezifischen heimi¬
schen Geschmack trifft.
Die Gegner der ungehemmten Erschließung des deut¬
schen Marktes befürchteten aber nicht die qualitative
Konkurrenz, sondern in allererster Linie die Preisunter¬
bietung, die durch die Ausländer erfolgen könnte.
Diese Befürchtungen haben sich in der Praxis bis jetzt
als haltlos erwiesen. Nicht etwa, weil die Kontingentie¬
rung irgendwie bestimmend Platz gegriffen hätte, sondern
in der Hauptsache deswegen, weil ja die Lizenz den ge¬
ringsten Teil der Spesen, die auf einem Film und Verleih
ruhen, darstellt, und weil Kopierpreis, Provisionen und
Geschäftsspesen den Ausländer in gleichem Maße treffen
wie den inländischen Kaufmann.
Dazu kommt noch, daß mit der Stabilisierung die Dollar¬
berechnung aufhört und letzten Endes wieder Beträge
gezahlt werden, die relativ nicht höher sind als in der
Vorkriegszeit, und die in- und ausländische Fabrikation
auch friedlch nebeneinander im Spielplan unserer Licht¬
spielhäuser erschien.
Wilhelm Graf, der Vorsitzende des Zentral-Verbandes
der Filmverleiher, schrieb im Juli vorigen Jahres im
„Film-Echo":
„Was haben wir bis jetzt durch das teilweise Einfuhr¬
verbot bzw. durch die Kontingentierung erreicht? . . .
Nichts! Im wahrsten Sinne des Wortes: nichts! Ich
glaube sogar, sagen zu können, daß durch die Kontin¬
gentierung eigentlich mehr Schaden als Nutzen angerichtet
wurde.“
Diese Worte gelten auch heute noch, nachdem in¬
zwischen beinahe ein viertes Jahr Grenzsperre vorüber¬
gegangen ist. Sie gelten sogar heute noch mehr, weil der
Übergang zum freien internationalen Filmhandel heute
erst recht zu einer Lebensfrage für den deutschen Film
geworden ist.
Das Ausland war bisher für uns wichtigstes Absatz¬
gebiet.
Es genügte im Prinzip schon, ein paar Länder zu ver¬
kaufen. um nicht nur die Herstellungskosten zu decken,
sondern durch Inflationsgewinn auch die Bereitstellung der
Mittel für einen neuen Film zu sichern.
Das ist mit einemmal ganz anders geworden. Ein
Dollar ist heute nur noch 4,20 Mark, und eine Lire, früher
rund ein Fünftel des Dollars, repräsentiert heute nur den
fünfundzwanzigsten Teil oder, an der Goldmark gemessen,
noch nicht einmal 20 Goldpfennig.
Wir haben schon vor längerer Zeit einmal darauf hin¬
gewiesen, daß wir es sehr wohl verstehen können, wenn
man die Einfuhr von der Kompensation abhängig macht,
allerdings von einer unkontingentierten Kompensation, die
nach einem Sys'.em erfolgen muß, das dem deutschen Film¬
fabrikanten wirklich weiter hilft. Wir sind absolut dafür,
daß nur so viele amerikanische Filme zu uns herein¬
kommen, als auch von uns nach drüben ausgeführt wer¬
den, und daß im Prinzip der gleiche Grundsatz auch für
alle anderen Länder gilt.
Es wird allerdings notwendig sein, daß nach dieser
Richtung hin ein genaues Studium der Verhältnisse für
jedes wichtige außerdeutsche Produktionsland erfolgt,
weil es leicht ist, theoretisch Grundsätze aufzustellen,
die dann nachher in der Praxis schon an Zahlen scheitern.
Wir wünschen diese Kompensation in erster Linie Ame¬
rika gegenüber aus dem sehr einfachen Grunde, weil
dieses Land auf der einen Seite unser stärkster Konkurrent
in bezug auf den Inlandmarkt ist, während auf der anderen
Seite die Vereinigten Staaten die größten Absatzmöglich¬
keiten bieten.
Die Verhältnisse liegen drüben auch ziemlich einfach,
weil die größeren Produzenten entweder verleihen oder
zum mindesten Theater kontrollieren, so daß sie für die
Ware, die sie aus Deutschland herüberbringen, auch sofort
sicherste Verwendungsmöglichkeit haben.
Die Amerikaner haben meist eingewendet, daß die deut¬
schen Filme drüben nicht gefallen, daß sie nicht genügend
Zugkraft haben. Das mag bis zu einem gewissen Grade
richtig sein, denn es ist letzten Endes keine andere Erschei¬
nung als die, die sich auch bei uns ergibt. Nicht jeder
Amerikaner ist ein großes Geschäft, aber er wird mit den
großen Schlagern, ganz gleich, welcher Herkunft, zu¬
sammengespannt und läuft eben mit durch.
Die Herren drüben müssen sich nur Mühe geben und im
Publikum genau so Stimmung für die deutschen Flimmer-
sternc machen, wie wir es hier mit den Amerikanern, mit
den Italienern oder den Schweden tun. Dann wird die
Geschichte schon gehen. Dann wird auch der letzte
Grund schwinden, der noch den einen oder anderen, der
sich nicht von persönlichen, sondern von allgemeinen Rück¬
sichten leiten läßt, zum Einfuhrgegner macht.
Es soll nicht verkannt« werden, daß gewisse mißglückte
Experimente in Amerika eine Verstimmung gegen den
deutschen Film herbeigeführt haben, eine Verstimmung, die
eigentlich gegen Personen gerichtet ist und jetzt die
Sache trifft.
Das kann man uns schließlich nicht iibelnehmen nach
den Erfahrungen, die wir vor allen Dingen mit dem „guten
Willen" der amerikanischen Filmindustriellen gemacht
haben.
Diese Einschränkung bedeutet auch keine Beschränkung
der Einfuhr im bisherigen Sinne, sondern lediglich eine
Übergangsmaßnahme, die von selbst überflüssig wird, wenn
man sich drüben daran gewöhnt hat, mit uns Geschäfte zu
machen.
Die einzige Einwendung gegen unseren Vorschlag besteht
darin, daß wir nicht genügend Filme zum Verkauf nach
Amerika hätten. Das wäre vielleicht noch vor wenigen
Wochen richtig gewesen, aber heute, wo die Stabilisierung
immer weiter fortschreitet, sind wir so optimistisch, mit
einer regen Produktion in Deutschland zu rechnen, wie
denn überhaupt die Stabilisierung der Verhältnisse Vor¬
aussetzung war, die Forderung nach der freien Einfuhr
jetzt zu erheben.
Nummer 878
Dtr Rincmnto otap H
Film
Seite 7
Der unmoderne
Von Dr. Ernst Ulitzsch
r'Xie neueren Komödienschreiber der Sprechbühne legen ihre
Stücke nicht selten so an, daß sich die Heldin in
jedem Akt ein paarmal umzuziehen hat und jedesmal eine
kostbare Toilette an der Rampe vorbeiscfpleift. Selbst
in den Entkleidungsszenen werden die Dessous in den
Dialog gezogen und das Reklamesprechen für Modehäuser
stört nicht einmal mehr in den seriösesten Theatern. Es
muß wohl doch einen Zweck haben, daß es Theaterzettel
ohne die Angabe der die Bühne beliefernden Schneider
nicht mehr gibt. Die Mode, die sich innerhalb der Kulissen
entfaltet, bleibt nicht ohne Einfluß auf das Parkett.
Der Film ist hier anders orientiert, denn die Erfahrung
lehrte, daß seine Wirkungen stabiler sein müssen als die
Saisonerregungen des Modesalons, ln der Kinderzeit des
Filmes, da ihm nur kurze Lebensdauer beschieden war,
wurde das Modejournal bis auf den letzten Druckknopf
kopiert. Niemand ahnte, daß damit der Film zu schnellem
Untergang verurteilt war. In Amerika wurde eine Serie
alter Filme der Mary Pickford aus¬
gegraben. die beim Erscheinen den
höchsten Enthusiasmus hervorgerufen
hatten. Der Verleiher hatte neue
Kopien angefertigt, die er kleineren
Kinos überließ, denen die letzten
Filme der berühmten Mary bisher im
Preise unerschwinglich gewesen wa¬
ren. Alle Welt glaubte an einen
lebhaften Erfolg, zudem die schöne
Schauspielerin auf den Bildern zehn
Jahre jünger war. Aber die Filme
wurden ausgelacht. Über den Hum¬
pelrock Mary, über ihre Hüte mokier¬
ten sich die Besucherinnen — und an¬
statt gerührt zu werden, lachten sie
über die Schinkenärmel und den viel
zu langen Rock. Die Bilder waren
unmodern geworden — aber gleich¬
zeitig noch nicht alt genug, um als
historisch zu gelten.
Unter demselben Übelstand, an den
bei der Herstellung der Filme niemand
dachte, leiden ebenfalls einige der
besten deutschen Filme, Ho«>n man
sich etwa über ein Jahr;
mit Freude erinnert.
Wer denkt nicht noch
mit Behagen an jene
Stunde zurück, da Dorrit
Weixler im „Rosa-
„Rosa Pantöffelchen"
über die Leinwand
flimmerte oder der
junge Max Mack den
Humor der Madge Les¬
sing in der „Blauen
Maus" entfesselte, die
seinen Ruf und das
Glück des Marmor¬
hauses begründete.
Aber man betrachte
auf beigegebenem Bilde
das völlig veraltete
Kostüm der Madge
Lessing und stelle sich
seine Wirkung auf die
kritischen Zuschauer
in den Lichtspieltheatern Madge Leasing in „Die blaue
unserer Tage vor. Niemand wäre einzureden, daß dieser
Film ein Abbild des eleganten Lebens sei. Der Wechsel
der Mode hat so die Wirkung seiner hervorragenden
Leistung zeitlich begrenzt.
Besser ist es schon um jene Filme bestellt, die sich
einer Art zeitloser Kostüme bedienten. Volkstrachten, wie
eine von ihnen die junge Hanni Weiße als Pierrot dar¬
stellt. Wahrscheinlich würde man aber dem Kostüm
heute noch viel mehr Beachtung schenken, würde man das
Pierrotkostüm leicht und duftig machen. Aber in der Zeit,
da ein Film noch „nichts kosten" durfte, kam die Toilette-
ganz zuletzt und blieb vollkommen den Wünschen und
Mitteln der Schauspielerin überlassen, die gewöhnlich
nahm, was ihr passend erschien, und die so die Gesetze
der Bühne ohne viel Skrupel auf den Film übertrug.
ln Deutschland war es Joe May. der zuerst den Sinn
für eine ausgewählte Toilette bekundete und der dann
auch in seinen Filmen den Gesellschaftsszenen den großen
Reiz zu g?ben verstand. Der große
Umschwung geschah aber erst, als die
amerikanischen Filme den Markt zu
beherrschen begannen, während die
Frauen in den französischen Filmen,
abgesehen von einigen, die sich
j exzentrisch, also unfilmisch kleideten.
| im allgemeinen schlecht angezogen
waren. Vielleicht nicht so sehr in
Wirklichkeit, als für die Photo¬
graphie, die ja den Eindruck eines
Kleides oftmals ganz anders wieder¬
gibt. als es das Auge sieht.
Bei den Amerikanern ersetzt der
geschäftliche Instinkt den ästhetischen
Spürsinn. Nachdem sie ihre Filme
eine Zeitlang hatten laufen lassen, er¬
kannten sic sofort, daß es nicht so
weiter ging, sondern daß die Filme
infolge der wechselnden Moden schnel¬
ler entwerteten, als für die richtige
Auswertung erforderlich war und daß
sich das Geschäft noch stärker ein¬
spannen ließe, wenn die Verwertung
irgend welchen modi-
n vor sich gehen könnte.
Die Vorliebe des Wett¬
publikums für das
moderne realistische
Schauspiel wurde in
Amerika sofort begrif¬
fen und man erkannte
auch, daß dem Publikum
der Film vor allem
Wunscherfüllung be¬
deutete. die deutlicher
als das Buch zur Masse
der Menschen sprach.
Denn die Worte eines
Buches müssen erst in
die Bildform einer Vor¬
stellung gebracht wer¬
den, der Tagtraum muß
erst durch Vorbilder
Gestalt gewinnen, wenn
er niefit wahllos zer-
flattern soll. Das alles
lieferte der Film voll¬
kommen grenzenlos im
Maus“. Lustspielerfolg 1913
Seite 8
Ott Rmemntogtapfr
Nummer 878
klaren Bild, das keine Retusche benötigte, lieferte es in
der Steigerung der dramatischen Begebenheit und er¬
füllte so seine Mission, die Menschheit mit Hoffnung zu
laden wie eine Leydener Flasche mit Elektrizität.
Die Regisseure in Übersee erkannten sehr bald, daß das
Publikum von den tiefer -n Zusammenhängen der Mode
mit der Zeit keine Ahnung hatte. Das Publikum will
sich unterhalten, aber es will nicht philosophieren. Sie
erfanden deshalb in Gemeinschaft mit den Schau¬
spielerinnen. denen in Toilettefragen immer das letzte
Wort gehört, den Stil eirer zeitlosen Methode, den sie
ihrem großen Publikum mit Energie aufzudrängen ver¬
standen. Diese zeitlose Mode kam in allen Filmen zur
Verwendung, selbst in den historischen. Denn die
scheint, sogar übermäßig oft verwenden, aber durch nichts
erhalten die Bilder so viel Glanz als durch Brokat und
gewisse Arten sehr hell getönter Seide, die freilich in die
richtigen Gewandfalten gelegt werden muß, um in der
richtigen Weise zu glänzen. Und ein Star hat natürlich
das größte Inte'esse daran, stets im „Glanze der Hand¬
lung" zu posieren.
Wenn eine Schauspielerin wie Betty Compson in einem
Kostüm auf dt' Leinwand ersteht, das nur aus riesen¬
haften. künstlich gedrehten Straußenfedern zusammen¬
gesetzt ist, so ist die erste Wirkung die eines Bluffs, aber
die Wirkung besteht und setzt nicht aus. Wenn Agnes
Ayres eine mehrere Meter lange Seidenschleppe hinter sich
herschleift, so ist das grotesk, aber gibt eine leicht ver-
Hanni Weiße
.Karussell’
.Pierrots Hocbze!
(1912)
bei Na ehe
Aud E4 edt
Kostüme, die die Schauspielerinnen in der „Königin von
Saba” trugen, um einen Film zu nennen, der noch im
Gedächtnis des Zuschauers haftet, hätten ohne weiteres
ir. europäischen Salons bestenden, ohne daß irgendwie
von der Toilette der Ausdruck des Ungewöhnlichen, des
Antiken ausgegangen wäre. Wir Europäer sind viel zu
gewissenhaft, um bei historischen Filmen, die ja nicht ver¬
alten. anders als historisch getreu bis auf den letzten
Uniformknopf zu zeichnen. Die Amerikaner pfeifen auf
das Historisch-Echte — und der Erfolg ist, wie immer,
auf ihrer Seite. Weil sie nämlich ganz genau wissen, daß
das Publikum vielleicht nicht so sehr die Mode, von der
es immer nur ungefähre Eindrücke hat, sondern die Ele¬
ganz der großen Welt bewundern will.
Hierdurch verschiebt sich das Problem bedeutend.
Denn Eleganz ist wohl der Ausdruck der Mode, nicht
aber diese selbst und ist weder an eine Zeit noch an
einen Stil gebunden. Vielleicht hat Asta Nielsen, die ja
neben ihrer virtuosen Schauspielkunst noch die Gesetze
der photographischen Wirkung beherrscht, recht, wenn
sie stilisiert. Photographische Wirkung ist alles. Man
vermißt auf den älteren Bildern jede Unterstützung der
Schauspielerin durch den Photographen. Die Bilder er¬
scheinen lieblos für unsere an größere Feinheiten ge¬
wöhnten Augen, sie sind wir, ohne Ruhepunkte, ohne
den Rhythmus der Szene.
Dem Film fehlt diese Buntheit, er kennt nur das Leuchten
des Brokates, den die Amerikaner denn auch oft, wie uns
ständliche Andeutung vom Reichtum der dargestelltcn
Person. Und jedes Typewritergirl, jeder Clerk im Parkett
sagt sich in diesem Augenblick: Dahin muß ich es auch
einmal bringen, daß ich mich oder meine Frau derart klei¬
den kann. In keinem Augenblick denkt der primitiv zu
den Bildern eingestellte Zuschauer daß eine solche Tracht
im gesellschaftlichen Leben unmöglich ist. Er sieht nur die
Folie des Reichtums, er will nichts als sie sehen. Und
wenn man eine solche Erscheinung sowohl vom sozialen als
auch künstlerischen Standpunkt aus beklagenswert finden
kann, so hilft doch keine Pädagogik, sei sic noch so gut
gemeint und noch so geschickt aufgezogen, gegen diese
Urinstinkte der Menschheit.
Anders ist die Asta Nielsen orientiert. In einem kleinen
Aufsatz hat sie einmal geschrieben:
„Das Tragische muß in der Filmkicidung dem Alltag
völlig entrückt werden. Ein schicker Hut paßt nicht zu
einem gebrochenen Herzen. Daher vermeide ich es auch,
in dramatischen Szenen besonders gut sitzende Kleider zu
tragen. Das Publikum wird unwillkürlich darauf aufmerk¬
sam gemacht, es wird zerstreut, — und ganz besonders die
Damen fangen an, die Szene nicht mehr so ernst zu
nehmen, als sie im Manuskript gemeint war. Schon weil
nach der persönlichen Erfahrung jeder Frau das Leben in
einem eleganten Kleide nicht gar so traurig ist. Selbst im
täglichen Leben nimmt man die Trauer einer Dame nicht
sehr feierlich, wenn ihre Gewandung allzusehr der letzten
Mode nachstrebt."
Nummer 878
t»cc Rin:matograpft
Seite 9
Japanische Filme
'T'Xer erste japanische Originalfilm, der in Deutschland blicke in die Ethik der japanischen Seele. Die Technik.
lief, wurde vor 12 Jahren in der Berliner Urania von dem mit der diese Filme hergestellt worden sind, ist voll-
Journalisten Sh. Chiba aus Tokio abgerollt. Dieser Film kommen amerikanisch. Das gilt nicht nur von der Art
„Yade sugatc onna maigirm”, die Geschichte einer Geisha der Aufnahme und der Bildeinstellung, sondern noch in
enthaltend, war nur 400 Meter lang und nach einer viel höherem Maße von der Anlage des Manuskriptes, das
Pantomime der japanischen No-Bühne gestellt. den amerikanischen Szenenschnitt übernommen hat
Denn auch Japan ist als Filmland
wiesen, ln Amerika, wo japa¬
nische Filmschauspieler seit “
Jahren dem Ensemble ameri¬
kanisch-europäischer Künstler
eingereiht werden, haben die
lapanischen Filme außerordent¬
liche Erfolge erzielt, so daß
einzelne Schauspieler sich zu
einer Auswanderung nach
Kalifornien entschlossen und
in den dortigen Ateliers ihre
Filme hcrgestellt haben.
Als bedeutendste Produk¬
tionsfirma in Japan muß die
Shochiku Kinema-Gesellschaft
angesprochen werden. die
über ihre neueste Produktion
soeben eine interessante Bro¬
schüre herausgegeben hat. Die
Stärk« ‘ “
liegt vor
_ ___ies Stars.
des Herrn Masao Inuwe.
der zu den berühmtesten
Schauspielern Japans gehört,
wenn er nicht der berühmteste
ist. Herr Inuwe verkörpert
auf der japanischen Sprech¬
bühne nicht nur die Haupt¬
rollen in der neuen japani¬
schen Dramatik, die ihre For¬
men der europäischen Bühne
entlehnte, sondern auch in
Stücken Gorkis. Shaws, Ibsens
und Hauptmanns.
Der japanischcFilm ist erfreu¬
licherweise augenblicklich noch
national-japanisch orientiert,
indem er altjapanischc The¬
mata zur Folie der Handlung
macht. Alte Volkssagen, wie
Gubizin-so (Prinzessin Mohn¬
blüte) oder Chushingura, ein
Harakiridrama, vermitteln Ein-
augcnblickhch in Berlin weilt
und mit der Absicht zu uns ge¬
kommen ist, hier, wie in Paris
und Amerika. Filme zu drehen, ist
der Star aller dieser Bilder. Alle
seine Bilder verraten eine vir¬
tuose Art. Seine ungewöhnlich
starke Ausdrucksmöglichkeit
gestattet cs ihm, Doppelrollen
zu übernehmen und Haltung
und Gebärde für hohe Herren
und einfache Leute aus dem
Volke zu finden. Es scheint
fast, als sei er glücklicher in
der Zeichnung primitiver
Marschen, aber vielleicht nur
darum, weil er hierin die
Affekte stärker akzentuieren
kann. Trotzdem ist es ein Irr¬
tum, anzunehmen, daß Masao
Inuwe die Gebärde europäisch
steigerte. Er bleibt immer der
Asiat, dessen Geste verhalten
ist, wie wir es von den ande¬
ren japanischen Filmschau¬
spielern kennen, die in ameri¬
kanischen Filmen an uns vor¬
überflimmerten, nur feiner,
durchgeistigter im Ausdruck.
Die japanischen Schauspie¬
lerinnen. die ja nicht, wie die
Schauspieler, auf eine Jahr¬
hunderte alte Tradition zu¬
rückblicken. von der doch
manches in die Geste fließt,
haben sich der Kunst des
Films anzupassen vermocht.
Es nimmt nicht wunder, daß
den Frauen in den japanischen
Filmen dieselbe Rolle zuertcilt
wird wie in den amerikani¬
schen Filmen. Die japanische
Ethik legt den Frauen jene
Zurückhaltung auf. die ihnen
Jetzt haben Sie die schönste Zeit
Seite 10
Nummer 878
in den amerikanischen Filmen zu eigen sein pflegt. Die
Rolle der Frau in den japanischen Filmen ist immer senti¬
mental, nie aktiv, wenn auch manchmal von heroischer
Haltung, die ganz gut in der passiven Verharrung liegen
kann. Es ist so möglich, eine Frau in den Mittelpunkt
der Handlung zu rücken, chne ihr eigentlich eine Hauptrolle
zu erteilen. Denn trotz aller Lieblichkeit, die den Japa¬
nerinnen eigen ist. sind se doch nicht in der Lage, eine
Rolle auszufüllen, die das Stück trägt.
Den Film trägt in jedem Falle der
Hauptdarsteller, während die Schau¬
spielerin nur dazu da ist, seine Ge¬
bärdensprache zu unterstützen. Die
Sensationsszene liegt im japanischen
Film immer beim Schauspieler, eine
Zuerteilung an die Darstellerin, wie
im amerikanischen Film, ist oder ist
noch nicht üblich und wird es hoffent¬
lich auch nicht, wenn nicht alle unsere
Illusionen über die japanische Frau
zerstört werden sollen. Man kann
nicht Pflaumenblüte heißen und sich
mit Matrosen herumboxen.
Die Mehrzahl der Filme ist abend¬
füllend und in fünf bis sechs Akten an¬
gelegt. Die Um¬
rechnung erfolgt
nicht nach Me¬
tern, sondern,
wie in angel¬
sächsischen
Ländern üblich,
nach Fuß. Als
Durchschnitts¬
länge können
mit den Titeln
rund 2000 Me¬
ter angenom¬
men werden.
Diese japani¬
schen Filme,
deren Haupt¬
verbreitungsgebiet außerhalb
Japans zu suchen ist, sind mit
Titeln in amerikanischem Stil
versehen und pflegen auch im
Ursprungslande zweisprachig —
englisch und japanisch — zu
laufen. Bisher liefen die meisten
Filme in Japan ohne Titel. Das
Orchester war von der No-
Bühne übernommen und die
Geishas beibehalten worden, die
den Text zu den Bildern sangen.
Diese etwas umständliche Art,
den Sinn der Bilder zu über¬
mitteln, wurde in den Kinder¬
tagen des Filmes ja auch bei
uns geübt, wo „Erklärer" im Bänkelsängerton ihren Text
zu den Filmen sprachen. Jetzt ist aber auch Japan so
reformiert, daß diese Form der Filmvorführung sich in die
kleinen Kinos und in die Lichtspielhäuser der Provinz¬
städte zurückgezogen hat, in denen das Publikum noch
konservativer am Alten verharrt als in den Großstädten.
Noch wichtiger aber als der Mensch, der japanische
Mensch als Vertreter der östlichen Seele, die zu ent¬
rätseln uns heute stärker denn je lockt, wichtiger also
noch als dieser Mensch ist für uns die japanische Land¬
schaft. Es ist die Landschaft, die wir, nach der Lektüre
der Bücher des Lafcadio Hearn, im Traume zu sehen
meinten und nicht erreichen konnten. Und die wir, die
heute eingeschlossen sind in den Käfig der Valutasorgen,
nie erreichen werden. Da ist etwa im Film „Shimizu-no-
Jirochow“ der berühmte Kegon-Fall zu sehen, einer der
herrlichsten Wasserfälle der Welt. Da tauchen alte
Tempel auf, Landstraßen mit Drachenbäumen, Reisfelder.
Bambushaine, Berggipfel mit heiligen Kiefern und so bis
in die letzten Winkel des Landes. Alles erscheint, von
dem wir vorher nur im Worte wußten,
Dinge wurden lebendig, die ehedem er¬
starrt zu uns blickten und nun die Ge¬
stalt des Wandelbildes annehmen. Und
die nun, da sie als Hintergründe einer
Handlung erscheinen, noch viel stärker
zu uns sprechen als in den Landschaits-
filmen, da das Medium der Schauspieler,
vor allem des seltsamen Masao Inuwe.
sie beseelt.
Die japanischen Photographen haben,
bei aller amerikanischen Schulung, von
den alten japanischen Malern gelernt.
Die Bilder und noch mehr die Holz¬
schnitte dieser Künstler, die in zahllosen
Abbildungen das Land überschwemmen,
sind viel mehr in die breite Masse ge¬
drungen als bei
uns die Kunst¬
vorlagen, sic
haben sich in
das Gehirn der
Masse gehäm¬
mert, so daß
ein Operateur
beim Betrachten
einer Landschaft
sofort die Ein¬
stellung vor¬
nimmt. wie sie
einer der alten
Holzschneider
erfunden hat.
Mit einem In¬
stinkt, wie ihn anscheinend nur
Asiaten besitzen, erfassen diese
Operateure, deren Namen wir
uns wahrscheinlich bald ebenso
merken werden wie die Namen
unserer Sparkuhl, Hasselmann.
Hansen. G'eenbaum, das Cha¬
rakteristikum der Landschaft
und erfassen 'hr „Gesicht", so¬
gar den Typus, der für eben diese
Szene benötigt wird. Von den
Amerikanern unterscheiden sich
die Japaner durch die Weichheit
der Photographie. Die Härten
der amerikanischen Photographie
sind leicht und wolkig aufgelöst,
die Bilder erscheinen pointillistischer, witziger, ohne das
Übermaß an Realistik, das manch feinen Eindruck bei den
Amerikanern zerstört.
Ein Volk, das die Tiere so liebt wie die Japaner, kann
natürlich das Tier nicht aus seinem häuslichen Leben aus¬
schließen, das die Spielfilme malen.
Der japanische Film bedeutet eine Bereicherung des
Programms — und bei der Energie, mit der die Japaner
einmal gefaßte Pläne verfolgen, darf wohl behauptet
werden, daß sie durch die Qualität ihrer Filme bald zu den
Konkurrenten des bisher von der westlichen Filmwelt be¬
haupteten Kinoweltmarktes gehören werden. Dr. E. U
m i
t>n Ämtmatogropf)
Karussell
Svcnska. Schweden
Dimitri Buchoweliki
Jan sen. Nissen. Potechina. Fryland
2060 m (6 Akte)
Phoebus-Film A.-G.
Mozartsaal
Fabrikat: Uni'
Hauptrollen: Vir*
Fabrikat:
Regie:
Hauptrollen:
Länge:
Vertrieb:
Uraufiühruni
Peters. Matt
Länge: 2339 m (7 Akte)
Vertrieb: Filmhaus Bruckmann &
Uraufführung: Alhambra (Kurfürstend:
dem in Kanada spielenden Winterfilm „Stürme'
2>ct Rlncmatogtapfj
Das rollende Schicksal
Fabrikat: Emclka. München
Regie Franz Osten
Manuskript: Marie Luise Droop
Hauptrollen: Charles W-..ly Kayser. Ernst Rückert.
F tz Greint r. Ferdinand Martini
Länge: 6 Akte
Vertrieb: Südfi tnhaus
Uraufführung: Kamn erlichtspiele. München
Der Löwe von Venedig
Fabrikat: Emclka. München
Regie: Paul Ludwig Stein
Manuskript: Dr. Alfred Schirokauer
Hauptrollen : Reinwald. Weiße. Fjor J. G. einer
Kostüme: Friedrich F. Heubner
hinausschaffenden Regisseur. Ma
Film beglückwünschen.
Alfred Schirokauer hatte bei K
streitbaren Tochter des erschlagenen Fürsten.
Aus Liebe rettet er die dem Tode Ver¬
fallene gegen den Befehl Venedigs und
nimmt sic mit s.ch. Eifersucht und Haß er¬
spüren sein Gehzimnis. Er verfällt dem Ge¬
setz. Es bietet sich Ausweg und neue Ver-
J Kettung, bis ein Gottesurteil erret'.et.
Der stärkste Eindruck ist eine vollendet
reife Bildkultur. Manchmal geht die Har¬
monie des Bildhaften vielleicht schon zu weit und fängt die Hand¬
lung als Episodisches auf.
Das Nachtbild überwiegt. Aber es ist im Sinne der Handlung
begründet. Er stimmt mit ihr auch zum deutschen Filmtempo, das
in den leise gleitenden Gondeln wie in gravitätischen Staats¬
aktionen sein reld findet
Bei der Wahl der Darsteller verzichtete man auf Kanonen
des Namens. Er hat Jem Film nicht geschadet.
Die Gabe des Regisseurs, der sich auf zwei künstlerisch er¬
fahrene Photographen stützen konnte, rühmte ich schon. Man
spürt seine umfassende Kraft als Kenner auf Schritt und Tritt.
laut, nach der Exposition alles im leeren
Kintoppgewohnten. Und so bleibt nichts I
als die Reise in fremde Welt
Fratz Osten und seine künstlerischen J-l
Helfer suchten ihre Aufgabe mit einem ge- >* * * ■ ■
schmackvollen Kammerspielstil zu meistern.
Der Photograph leistete saubere Arbeit. Die Darsteller aber
mußten aus Mangel an Gehalt ihrer Aufgaben verflachen. Der
aufgewcndetc Künsterverstand vermochte die Sache nicht zu
reiten. Man hätte von Grund auf ändern müssen, um Starkes statt
Belangloses zu schaffen.
Die Manuskriptschreiberin Marie Luise Droop. die die ver¬
schiedenen Lieblingsfrauen der Maharadschas erfunden hat, be¬
sitzt zwar die Routine der rollenden Szene, aber zu etwas anderem
reicht es nicht So blieb nichts als der Eind uck einiger stark
bewegter Szenen bestehen.
Der Photograph leistete saubere Arbeit. Die Darsteller aber Alles ist mit Stilgefühl gebändigt und gestimmt. Sehr lobens-
mußten aus Mangel an Gehalt ihrer Aufgaben verflachen. Der auf-
gewendetc Künstlerverstand vermochte die Sache nicht zu retten.
Man hätte von Grund auf ändern müssen, um Starkes statt Belang¬
loses zu schaffen. Oder es hätten künstlerische Individualitäten
dazu gehört, um durch überragende schauspielerische Leistungen
die Schwäche des Manuskriptes vergessen zu machen. Dr. M.
wert war, daß die Kriegsszenen nicht wieder eine Versuchung
waren, einen Lehrgang in Kriegsgeschichte zu absolvieren. Es
kam neben Proben des Einzelheldenmuts als Gesamteindruck
nur der wirr bewegte Wald von Lanzen, das unbarmherzig
Starrende, und danach als Folge das Weh des Besiegten.
Ein Emelkafilm „Monna Vanna“ an Schlagkraft übertreffend.
Nummer 878
Oer Ruicmatograpfi
Dr. Sacrobosco, der Unheimliche Die Rache des Marquis Dokama
Fabrikat: Flag. München Fabrikat: Union Film Co.. München
Regie: Josef Firmans Regie : Josef Berger
Manuskript: Gustav Meyrink Manuskript: Dr. Alfred Schirakauer
Hauptdarsteller: Margit Piller. Käthe Robert-Wenk. Hauptdarsteller: Darry Helm. Carla Ferra. Fritz
Fritz Greiner. Adolf Böckl. Wilh Greiner. Ernst Schrumpf. Fritz
Diegelmann. Vict Colani Rückert, N.cu Sän Ling
Bauten: Rob. Geo. Wiesengrund Bauten: Curt Dürnhöfer
Photographie: Arthur Edler von Schwertführer Photographie : Ernst Krohn
Aufnahmeleitung: Ernst Geltke Länge: 1618 Meter. S Akte
Länge: ca. 1900 Meter. 5 Akte Vertrieb: Filmlicht A.-G. (vorm. Straßburger!.
Vertrieb: Flag. München und Filialen Düsseldorf
Uraufführung: Leo-Lichtspiele. München Uraufführung: Karlsplatz-Theater. München
/'"lustav Meyrink hat diesen Sacrobosco eigens für den Film ge- pin Film zweier schöner Frauen, ln e ncr Welt politischer In-
schrieben Wer davon eine Bereicherung des Films nach der ^ v trige. Spielle denschaft, Korrup'ion streiten Männer um ihre
rmpathisch.
Sön Lang .
' 1
*4 J
?fr ■
Seite 14
Dct Kmcmatogcapf)
Nummer 878
Prager Verbot eines Hetzfilms.
Aul Vorstellungen der deutschen Gesandtschaft in Prag
beim tschechischen Ministe rium des Innern ist die weitere
Vorführung des französischen Hetzfilmes „Adlerauge", der
seit ein paar Tagen in einem Prager Kino lief und eine
niedrige deutschfeindliche Propaganda trieb, verboten
worden.
Der Schrei nach der Mutter.
Den Besuchern der Sca a bietet sich jetzt bei Schluß
der Vorstellung ein eigenartiges Schauspiel. Die Tür¬
schließer und Programmverkäufer rufen: „Mutter! Der
beste Film des Jahres! — Mutter — der große Weltfilm¬
erfolg! Mutter — das große Ereignis für Berlin!"
Auf Fragen, was dieser Schrei nach der Mutter be¬
deutet, erhält man keine Antwort. Die B' •-liner Filmleute
aber wissen, daß es sich um eine VorrekU für den Fox-
Film „Mutter" handelt, der vom 1. Januar ab im zweiten
Teil des Scala-Programms vorgeführt wird.
Der erste Teil wird nach wie vor von ersten Variete¬
kräften ausgeführt.
Verhungert!
Einer der Münchener Filmveteranen Karl Dalmonico ist
buchstäblich verhunge-t. Zu eimal las man ihn ohnmächtig
auf der Straße auf, bevor ihn der Tod erlöste. In einem
Leihsarge wurde er am 27. November in der Armenklassc
bestattet.
Dalmonico war Schauspieler und Regisseur. Er hat an
den Bühnen in Köln, Dannstadt und Mannheim, zuletzt
am Münchener Hofschauspiel gewirkt. Er war Spielleiter
bei den Luther-Festspielen in Worms. Als einer der ersten
stellte er sich dem Film zur Verfügung. Bis zum Jahre
1921 hatte er wohl an jedem Münchener Film seinen An¬
teil. Die rapide Geldentwertung hatte dem 73jährigen
Greise seine Ersparnisse völlig geraubt. So mußte der
Mann, der für ein sorgenloses \lter eine respektable
Summe erspart hatte, verhungern.
Nicht mit Unrecht fragt die Südd. Film-Ztg., ob denn
der Filmindustrie nicht genuf^Mittel zur Verfügung stän¬
den, um solche ungeheuerlicnen Vorgänge wie im Falle
Dalmonico n München oder vor kurzem im Falle Schmidt-
Häßler in Berlin rechtzeitig helfend zu verhindern.
Hans Kyser geht nach Berlin zurück.
Hans Kyser hat seine Verträge mit der Bavaria in
München gelöst. Er geht zurück nach Berlin zu Oswald.
Kyser beherrschte in den beiden letzten Jahren als Chef¬
dramaturg fast die gesamte Bavaria-Produktion. Neben
einer Reihe von kleineren Arbeiten wie zuletzt „Wüsten¬
rausch" verfaßte er die Manuskripte zu den beiden Ba-
varia-Großfilmen „Nathan der Weise“ und „Helena, der
Untergang Trojas“. Dr. M.
Das neue Heim der Rheinkipho.
Die „Rheinkipho", sicherlich die führende rheinische
Firma für Kinoapparate und Kinobcdarfsartikel, ist jetzt
endgültig in ihr neues Heim in Köln, Brückenstr. 15,
übergesiedelt.
Herr P. L. Grüber, der Begründer der Firma und lang¬
jährige Leiter der Apparate-Stammabteilung der „Rheini¬
schen Film-Gesellschaft m. b. H.", scheidet aus Gesund¬
heitsrücksichten an diesem Tage aus. Er verläßt Köln,
weil der Arzt einen Klimawechsel für unerläßlich ge¬
halten hat.
Die Geschäftsführung der Kölner Zentrale wurde Herrn
August Bernstein übertragen, der bisher die Düsseldorfer
Filiale leitete und der neuerdings auch zu den Gesellschaf¬
tern der Firma zählt.
So sehr man den Verlust einer so bewährten Arbeits¬
kraft wie der des Herrn Grüber bedauert, so sehr freut es
doch, feststellen zu können, daß sein Nachfolger dasselbe
Vertrauen in der rheinischen Theaterbesit^erwelt genießt
wie der Vorgänger.
Die Düsseldorfer Filiale wird vorläufig von Herrn Mei¬
sen, dem langjährigen Mitarbeiter des Herrn Bernstein,
geleitet. Es schweben aber Verhandlungen mit einer be¬
kannten Persönlichkeit aus der rheinischen Branche, über
die wir im Augenblick noch nichts sagen wollen, weil die
Abmachungen noch nicht ganz perfekt sind.
•
Frankfurter Neuigkeiten.
Die Kölner Pantomim Film G. m. b. H. hat in Frankfurt
eine Filiale errichtet, die dem Demag Film (Deutsch
& Marx) übertragen wurde. —
In einer Presse- und Interessentenvorführung zeigte die
Demag zwei kleine Einakter, die, von Willy Zcyn in¬
szeniert, in Form von Weihnachts- und Kinderfilms gute
choreographische Leistungen brachten.
Herr Wilhelm Leipziger bittet uns, mitteilcn zu wollen,
daß er von seiner schweren Krankheit genesen ist und die
Vertretung der Firma Deitz und Co. für Süddeutschland
wieder übernommen hat. —
Die Firma Deitz führte ihren besten Film der neuen Pro¬
duktion einem geladenen Publikum in einem Frankfurter
Kino vor, und zwar den von Mauritz Stiller für die Svenska
inszenierten Bildstreifen „Die Herrenhofsage" nach einem
Roman von Selma Lagerlöf. — S.
Ganz wie bei uns.
ln Wiener Filmkreisen macht folgende Affäre von sich
reden: Vor einigen Tagen war die Premiere des Films
„Die Courtisane von Venedig" oder „Das nackte Weib",
als dessen Autoren Leopold Jacobson (der bekannte
Kritiker und Librettist) und Fritz Fäher angegeben
waren. Nunmehr erklärt Leopold Jacobson, der der
Probevorführung des Films beigewohnt hatte, es handle
sich um einen offenbaren Namensmißbrauch: das Kino¬
stück, das da unter seiner Flagge segle, sei nicht von
ihm, er habe mit dem neuen Manuskript nichts zu tun.
Wie wir erfahren, gedenkt der — wahrscheinlich bloß bis
zur Unkenntlichkeit redigierte Autor — seine Nichtautor¬
schaft noch in anderer Form festzustellen.
•
Frösche als Filmschauspieler.
Nicht jeder kann Hagenbeck sein, wenn er Tierfilme
herzustellen gedenkt. Deshalb ist eine Prager Firma auf
den originellen Gedanken gekommen, einen Film anzu¬
fertigen, in dem nur — Frösche spielen. Der Film ist nach
der Verserzählung von Lafontaine „Wie die Frösche ihren
König wählten" geschrieben, und man darf behaupten,
selten auf einen Film so gespannt gewesen zu sein wie auf
diesen, der vielleicht — da das Milieu der Zirkusfilme im
kinematographischen Bilde ja beliebt ist, die Ara der
— Flohzirkusfilme einleiten wird.
Nummer 878
Der Rincmatogropfj
Seite 15
Au^enreklame
D ie Außenfront eines Theaters ist gewissermaßen die
Visitenkarte. die der Theaterbcsitzer bei allen
Passanten der Straße abgibt.
Die Photos und Plakate sollen das Interesse der Vor¬
übergehenden anziehen. sollen auf das, was geboten wird,
vorbereiten und neugierig
machen.
Von der Außenreklamc
aus hat die Kinofeind¬
schaft vieler Intellektuel¬
len ihren Anfang genom¬
men. Das blutrünstige, un¬
künstlerische, schreiende
Riesenplakat und das
überscnsationellc Stand¬
photo haben in den ersten
Jahren der Kinemato¬
graphie viele Menschen
abgestoßen und eine Kino¬
feindschaft gezüchtet, die
noch anhielt, als das alles
besser geworden war.
Die Außenreklamc war
vor dem Krieg und wäh¬
rend der Kriegszeit durch
viele behördliche Ma߬
nahmen eingeschränkt.
Der Raum, der zur Ver¬
fügung stand, war auf ein
Minimum begrenzt.
Das waren allerdings
die Folgen von Aus¬
schweifungen, von Zügel¬
losigkeiten, besonders der
kleinen und mittleren
Theater.
Man ließ von irgend¬
einem Dekorationsmaler
Schriftplakate zeichnen. Ausschlaggebend war immer die
Billigkeit. Die Farben mußten möglichst schreiend und
der Text gruselig sein.
Es waren Reminiszenzen aus der Kirmeswagenzeit des
Lichtspielgewcrbcs. waren die Folgen davon, daß der
Theaterbesitzer sich in
allen Dingen beraten ließ,
nur nicht in bezug auf
seine Reklame.
Diese Dinge sind besser
geworden von dem Augen¬
blick an. wo das moderne
Lichtspielhaus seinen Sie-
geszug begann.
Der Architekt und der
verständnisvolle Kinobau-
mcister schufen an der
Außenfront besondere
Flächen, oftmals hübsche
Schaukästen, : n denen
sich Plakate und Photos
geschmackvoll und auf¬
fällig anbringen ließen.
Der Verleiher ließ
manchmal seine Photos
auf Karton aufzichen. Er
tat es der Billigkeit we¬
gen, verhall aber damit
dem Theaterbesitzer zu
der Möglichkeit, die Bil¬
der geschmackvoll zu
plakatieren.
Vielerorts befestigte
man die Szenenbildcr auf
einem entsprechend gro¬
ßen weißen Papier und
ließ vom Maler mit dem
Pinsel einfach einen hüb-
Außenreklame des Mozartsaals zu „INRI“
Seite 16
Der fiincmotogropfi
Nummer 878
sehen Rand herumziehen. Man regelte die Ausstellung
der Photos nach den Priizipien, die früher für die Aus¬
stellung von Klischceplakaten verwendet wurden.
Das eigentliche Schriftplakat wurde auch besser. Die
Farben wählte man mit einer gewissen Vorsicht, und die
Durcharbeitung der Schrift wurde besser. Man nahm sich
ein Beispiel an den manc'mal vorbildlichen Schrifttafeln
der großen Warenhäuser. Geschickte Zeichner gingen
dann einen Schritt weiter. Sie übernahmen Motive aus
den Filmen, aus einem Photo oder vom Hauptplakat und
bearbeiteten sie mit Geschmack und Routine.
Was wir in Deutschland noch vermissen, ist die ori¬
ginelle Durcharbeitung der Außenfront, wie man sie in
England oder in Amerika kennt. Hier und da hat man
zwar schon solche Versuche gemacht, so zum Beispiel am
Residenz-Theater in Düsseldorf, dessen großen, wunder¬
vollen Aufgang man vor Jahren bei der Vorführung eines
pompejanischen Films in einen italier.is :.en Laubengang
verwandelte. Der Außeneingang wurde damals von einer
Riesendekoration verkleidet, die an einen pompejanischen
Tempel gemahnte.
Als vor Jahren der erste Wegenersche ,.Golem“ heraus¬
kam. sah man in einigen Ufa-Theatern die Riesengestalt
des Haupthelden, aus Lehm geformt und schön bronziert,
am Eingang. Heinz Car! Heiland ließ für seine Sensations¬
filme Taucherausrüstungen, Scheinwerfer und ähnliche
Dinge vorn in das Theater stellen. Bei dem großen Jagd¬
film, der in der Berliner „Alhambra" lief, zeigte Schom-
burgk, der zu dem Film die Begleitworte sprach, die
Trophäen von seinen früheren Forschungsreisen.
Neuerdings sah man im Mozartsaal. im Kassenraum
allerdings, beim „Zirkuskind" eine amerikanische Cowboy-
Kapelle, die zu Beginn der Vorstellung musizierend durch
den Zuschauer<-aum zog und so eine gewisse Stimmung
schuf, die für das Verständnis und für die Aufnahme¬
freudigkeit des Publikums nicht unwesentlich war.
In Amerika liefern die Fabrikanten zu jedem Film
Außenreklamc aller Arten. Sie liefern nicht nur Kulissen
im Stile des Films, die den Eingang umkleiden, liefern
nicht nur Transparente in allen Größen und Leuchtrekla¬
men, die sich manchmal aus Tausenden von farbigen Glüh¬
lämpchen zusammensetzen, sie liefern sogar Kostüme für
den Portier und für den Platzanweiser gegen eine Leih¬
gebühr, die jeder Theaterbesitzer ohne weiteres erschwin¬
gen kann.
Wir wollen dieser Amerikanisierung nicht im Bausch
und Bogen das Wort reden, denn was für Cansas und für
das Erscheinungsgebiet des Arizona-Kicker recht ist, paßt
noch lange nicht auf deutsche Verhältnisse. Aber wir
meinen, daß wir in bezug auf die Außenreklame viel mehr
tun können und daß wir uns von einer gewissen Starr¬
heit lösen müssen.
Die Ufa ist bei „The Kid" aber in Berlin mit gutem
Beispiel vorangegangen. W’ir werden in der nächsten
Nummer unseren Lesern interessante Aufnahmen von der
Außenreklame in den Ufa-Theatern zeigen können. Man
hat mit allen modernen Mitteln gearbeitet und für Berlin
bis zu einem gewissen G^ade Vorbildliches geschaffen.
Aber aas sind erst alles Anfänge, und es ist sehr leicht
möglich, daß die Provinz hier viel weiter ist als wir in
des Reiches Hauptstadt.
Wir können uns vorstellen, daß bei der Uraufführung
der „Straße" große Scheinwerfer Reklamcbilder auf den
Bürgersteig werfen, ähnlich wie das im Film der Fall ist,
oder daß etwa bei der Premiere von Tom Mix Cowboys im
Autodress mit Cowboyhut Dienst tun, daß Tabellen mit
den Rekordleistungen dieses amerikanischen Scnsations-
darstcllers, der wirklich sportliche Rekorde geschaffen hat,
am Eingang verzeichnet sind, daß man dort, wo dieser
Schauspieler zum ersten Mal erscheint, neben den deut¬
schen Farben auch den Union-Jack flattern läßt — und
so weiter.
Wir würden unseren Lesern außerordentlich dankbar
sein, wenn sie uns aus ihrer Erfahrung zu dem Thema
Mitteilungen machen würcen, wie wir überhaupt Wert
darauf legen, daß gerade die Rubrik, die mit diesem Ar¬
tikel eröffnet wird, in der Hauptsache zu Nachrichten aus
der Praxis für die Praxis benutzt wird.
Photos, die unsere Freunde und Leser uns aus der Pro¬
vinz cinsenden. werden gern gebraucht werden. Wir sind
sogar in besonderen Fällen bereit, diese Bilder zu ho¬
norieren und zwar zu den Sätzen, die im Zeitungswesen
für Illustrationen im allgemeinen üblich sind.
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Seite 24
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Nummer 878
Aus dem Ausland
Die Halsband-Affäre.
Das unglückselige Hals land der Gräfin Lamoche. das
indirekt den Sturz Marie Antoinettes herbeiführte, scheint
allen, die sich damit befassen, Unglück zu bringen. Die
Pariser Schriftsteller Pierie de Nolhac und Funk-Brentano,
die bereits vor Jahrzehn en archivalische Studien über
diesen Fall veröffentlichten, haben, was alle Welt heute
versucht, ein Filmdrama um ihre Studien geschrieben, in
deren Mitte die Gestalt der unglücklichen Königin steht
Weil aber keine französische Firma willens war, die
Kosten eines historischen Filmes zu wagen, wandten sich
die Autoren nach Amerika mit dem Erfolg, daß der Film-
manager Josef Schenk bereit war, den Film mit seiner
Gattin zu drehen, die keine geringere als Norma Tal-
madge ist.
Die Gesellschaft Schenk» erhielt von der französischen
Regierung bereitwilligst die Erlaubnis, an den historischen
Stätten drehen zu dürfen. Aber diese Einwilligung rief
den Zorn der französischen Chauvinisten hervor, die mit
allen nur möglichen Gründen versuchten, die Aufnahmen
zu hintertreiben, und namentlich den Akademiker Nolhac
v zum Zielpunkt ihrer Angriffe machten.
Nolhac und Funk-Brentano haben jetzt in einem Schrei¬
ben die Öffentlichkeit aufgeklärt und festgestellt, daß alle
Rollen dieses Filmes mit französischen Schauspielern be¬
setzt sind — bis auf die Rolle der Marie Antoinette. Bos¬
haft fügen sie hinzu, daß es vielleicht ein Fehler war, sie
einer Amerikanerin anzuvertrauen, aber leider habe sich
keine geeignete — österreichische Schauspielerin dafür ge¬
funden.
„Das Muttersöhnchen".
So lautet der Titel eines fünfaktigcn Filmlustspiels von
Lloyd Hamilton, den Griffith in Szene setzen wird. Der
Film, den die United Artists-Gesellschaft vertreibt, wird
in den Hauptrollen mit Irma Harrison, Tom Wilson, Lucille
La Verne und Maria May Szurl besetzt sein.
Autor und Zwischentitel.
Die englische Fachpresse hebt rühmend hervor, daß für
die Filmbearbeitung einer vielgelesenen Novelle — „The
Beloved Vagabond" — der Autor, William J. Locke,
selbst die Untertitel verfaßt hat, und hofft, daß dieses
Beispiel Nachahmung ' finden wird. Die Bearbeitung ist
das Werk von Carlyle Blackwell und mit allergrößtem
Erfolg in London über die Leinwand gegangen.
„Mimi Pinson" als Film.
Alfred de Mussets Novelle „Mimi Pinson“ ist verfilmt
worden und wird demnächst öffentlich in dieser neuen
Gestalt gezeigt werden, so schreibt man aus Paris. Theo
Bergerat führt die Regie, de Gravone, Louis Dory, Maud
Garden und Simone Vaudry haben die Hauptrollen inne.
Die Mode der Wfistenfilme.
Neben der von Lubitsch geschaffenen Mode der spani¬
schen Filme herrscht in den amerikanischen Ateliers augen¬
blicklich das Wüstenfieber. Die Universal stellt einen
nordafrikanischen Film „Ein Sohn der Sahara" her, Fair-
banks dreht den „Dieb von Bagdad" in Hollywood, wäh¬
rend sein ältester dreizehnjähriger Sohn sich in Konstan¬
tinopel in dem Paramoutfilm „Stephens-Step-Out" ver¬
sucht. Warner Brothers planen „Die Nilbraut", einen Film
aus dem modernen Ägypten. „One arabian Night" läuft
augenblicklich mit größtem Erfolg in den New Yorker
Broadwaykinos. Und cs gibt kaum einen männlichen oder
weiblichen Filmstar, der nicht plötzlich den Ehrgeiz in sich
entdeckte vor den Zuschauern in den kleidsamen morgen¬
ländischen Gewändern zu erscheinen.
Die beleidigte Mary Picklord.
Mary Pickford droht damit, sich vom Film zurückzu¬
ziehen, weil — ihre Filme nicht mehr richtig zum Laufen
kommen. Ein glänzender und beliebter Filmstar, von
dem man annehmen sollte, daß ihm nichts auf der Welt
unerreichbar wäre, sieht sich sozusagen boykottiert, nicht
aus persönlicher Gehässigkeit, sondern aus rein geschäft¬
lichen Gründen . . ., weil die Firmen, mit denen sie Filme
herstellt, nicht gegen die Politik der großen Theaterringe
aufkommen können, welche nur Filme der Fabrikationen
spielen, die mit ihnen liiert sind.
Der verfilmte Jules Verne.
Der pkantasiebegabte Romanschriftsteller Jules Verne,
der leider zu früh starb, denn er würde prachtvolle Film-
manuskr pte geschrieben haben, hat in seinen Romanen her¬
vorragende, schon des öfteren verwendete Filmstoffe
hinterlassen. Jetzt dreht Llonce Perret, der soeben den
Kostümfilm „Königsmark" nach einem Roman von Pierre
Benoit mit echten russischen Prinzessinnen fertigstellte,
den Verne-Roman „Michael Strogoff, der Kurier des
Zaren", dessen Hauptdarsteller abermals der russischen
aristokratischen Emigrantenkolonie entnommen wurden.
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mittein nicht annähernd mitgegan¬
gen, vielmehr bedeutend darunter
geblieben sind.
Wenn man jedoch die Kinoein¬
trittspreise allein betrachtet, so
läßt die außerordentlich s'arkc
Steigerung des billigten Platzes
darauf schließen, daß sich die
Kinoeintrittspreise nivelliert haben.
In dieser Tabelle ist aus tech¬
nischen Gründen nicht zum Aus¬
druck gekommen, daß die Besu¬
cherzahl gegenüber der Vorkriegs¬
zeit um etwa 50 Prozent zurück-
gegangen ist, und daß sich die
Einnahmen der Kinotheater nach
den uns zur Verfügung gestellten
II
1$
1
§
}
i
1
1
— f-
N
—<5—
-1-
-■1 J
Statistiken nur um das 18' millionen fache vermehrt haben,
wahrend der Steuerertrag der Lustbarkeitssteuer auf das etwa
4 4 m i 11 i a r d e n fache gestiegen ist. Pro Kopf des Besuchers
berechnet, ergibt das eine Steigerung um das 338millioneniachc.
Der Rückgang des Kinobesuches ist ohne weiteres auf die
Minderung der Kaufkraft des Publikums zurückzuführen, die ihre
Ursache in der gesamten wirtschaftlichen Lage, z. B. niedrige
Lohne und Gehälter usw.. findet.
Obwohl die Kinoeintrittspreise nicht so hoch gestiegen sind
wie die Lebenshaltungskosten und obwohl sie für die Mehrzahl
der Bevölkerung unerschwinglich erscheinen, müssen die Theater¬
besitzer infolge der teuren Produktionskosten diese hohen Preise
zur Erhaltung ihrer Substanz und zur Aufrechterhaltung ihrer
Betriebe fordern.
Leider trägt die kommunale Steuerpolitik dazu bei, die Ein¬
trittspreise noch weiter zu erhöhen. Wenn man beim Berliner
Magistrat glaubt, mit der jetzigen Regelung der einheitlichen
23prozentigen Bruttosteuer eine Erleichterung geschaffen zu
hanen, so ist das ein Irrtum, der durch die Vorkommnisse der
letzten Zeit bewiesen wird, welche die Theaterbesitzer veranlaßt
le Steuer handelt,
t diesen Vergleich
infolge der verschiedenen Veran-
iqq lagung dieser Steuern gewisse Ein-
-wände zu erheben sind, so ist
diese Gegenüberstellung für die
Bezeichnung der kommunalen
Steuerpolitik außerordentlich il-
_ $0 luslrativ.
Auch der Einwand, daß die für
September 1922 gewählte Grund¬
zahl infolge des zehntägigen kmo-
. Streiks zu niedrig, die Steigerung
_L/ der Lustbarkeitssteuer daher zu
- hoch sei, hat ihre Berücksichti-
gung in einer 5öprozentigen Auf¬
wertung der für September 1922 erhaltenen Unterlagen gefunden
Trotz dieses statistisch äußerst weitgehenden Entgegenkommens
ersieht man auf das deutlichste, daß die Lustbarkeitsstcuer die
Leistungsfähigkeit des Lichtspieigewerbcs übersteigt, welches die
Umsatz- und die Einkommensteuer ja auch bezahlen muß.
Obwohl wir durchaus die Gründe verstehen, die zu dieser außer¬
ordentlich starken Anspannung der Lustbarkeitssteuer geführt
haben und die in der Notlage der Gemeinden beruhen welche mit
allen Mitteln daran arbeiten müssen, ihren Etat auszubalanc.eren.
so verstehen wir aber nicht jene steuerliche Ungerechtigkeit, die
darin liegt daß hier einem Gewerbe eine Sondersteuer aulerlegt
wird, dessen kulturelle und ethische Voraussetzungen, wie bereits
erwähnt, sich seit seiner Entstehung vollständig geändert haben.
In der jetzigen Zeit, die uns anscheinend eine Stabilisierung des
Währungsproblems bringt, muß diesen geänderten Verhältnissen
auch in der Frage der Lustbarkeitssteuer Rechnung getragen
werden. Die Härten und die Ungerechtigkeiten dieser Steuer
bilden eine Gefahr für die Steuermoral. und bei den eingetreleoen
stabileren Verhältnissen liegt « im Interesse des Fiskus selbst,
die Steuermoral zu heben. Eine sinkende Steuermoral bdoe* aber
Seite 26
Nummer 878
eine viel größere Gefahr als der etwa eintretende finanzielle Ver¬
lust. den die Gemeinden djich eine für das Lichtspielgewerbe
tragfähigere Steuer erleiden würde. Eine niedrigere Steuer,
welche den Kinobesuch durch einen Abbau der Eintrittspreise
weiteren Bevölkerungsschichten ermöglichen würde, würde aber
aller Wahrscheinlichkeit niett nur die Notlage des Lichtspiel-
gewerbes mindern, sondern infolge vermehrten Besuchs auch der
Gemeinde groß., e Einnahmen verschaffen als die jetzige Steuer
Saarbrücuen oder Köln?
in der letzten Zeit sind mehrfach dadurch Differenzen ent¬
standen, daß Monopolfilme, Jie sowohl in Deutschland wie in
Frankreich gekauft wurden, von den Monopolinhabern beider
Länder in den Verkehr gebracht worden sind.
Die Amerikaner wollen, si weit ihre Produktion in Frage
kommt, den Streit einfach dadurch entscheiden, daß sie das
Saargebiet, das politisch im Augenblick ein selbständiges Ge¬
bilde darstellt, zu Frankreich >chlagen. In deutschen Verleiher¬
kreisen wünscht man sich naturgemäß dieses Absatzgebiet zu
erhalten.
Man wünscht diese Erhaltung mit einem nassen und einem
trockenen Auge, und zwar aus dein sehr einfachen Grunde, weil
es augenblicklich praktisch ni< ht möglich ist, in Streitfällen voll¬
streckbare Urteile zu erwirken. Es gibt eine Anzahl Verleih-
firmen, denen die Theaterbesitzer des Saargebietes einfach
Kopien zurück gehalten haben. Die Verleiher sollen veranlaßt
werden, einen Beschluß zu fassen, wonach sie Filme nur
inklusive Saargebiet kaufen dürfen. Das ist an sich absolut
richtig. Man sollte sich aber aus den oben angedeuteten Grün¬
den die ganze Angelegenheit noch einmal genau überlegen, weil
es eine Reihe von Firmen gib;, die unter den gegenwärtigen Ver¬
hältnissen nicht in einem Bezirk Filme leihweise abgeben wollen,
in dem ihnen jeder juristische Schutz im Differenzfalle fehlt.
Etwas anderes ist es aber, ob nicht die deutschen Großver¬
leiher den Versuch machen sollen, in Straßburg, sei es mit, sei
es ohne französische Interessenten, festen Fuß zu fassen, damit
sie nicht nur das Saa-gcbict, sondern auch Elsaß-Lothringen
wieder bearbeiten können. Wir wissen, daß das nicht leicht ist.
aber es sind geschäftliche und auch politische Notwendigkeiten,
die dringend zum Versuch zwingen.
Paul Davidson . . . Handelsrichter.
Zum erstenmal ist eine Persönlichkeit aus der Filmindustrie zu
diesem verantwortungsvollen und schweren Amt von der
Handelskammer ernannt worden. Diese Tatsache zeigt auf das
deutlichste, welches Vertrauen eine führende Persönlichkeit
unserer 'ndustrie in kommerziellen Kreisen genießt. Herr David¬
son, der sich immer als Repräsentant der deutschen Filmindustrie
gefühlt hat, wird diesen Kredit, der seiner Person entgegen¬
gebracht wird, auch unserer jungen Industrie zugute kommen
lassen. Wir gratulieren ihm zu diesem Ehrenamt und geben der
Hoffnung Ausdruck, daß in Kürze mehr Männer der Film¬
industrie a>s Zeichen des öffentlichen Vertrauens derartige
Ehrenposten bekleiden werden.
Die Preispolitik der Agia.
Nach Mitteilungen aus dem Ausland soll die Agfa den Roh¬
film dort billiger verkaufen als in Deutschland. Diese Preis¬
bildung hängt anscheinend mit der Konvention der Agfa und der
Eastman Kodak zusammen, welche die Preisfestsetzung der Agfa
auch im Inland beeinflußt. Das wesentliche bei dieser Angelegen¬
heit ist die Tatsache, daß die deutschen Kopieranstalten nicht
billiger arbeiten dürfen als die amerikanischen. Nur durch die
Preiskonzession, die mit einem Einfuhrkontingent für Rohfilm auf
Grund privater Abmachungen mit der Eastman verbunden ist, war
es der Agfa s. Z. möglich, eine Zurückziehung des von amerika¬
nischen Rohfilmfabrikanten eingebrachten Schutzzoll-Gesetzent¬
wurfes zu erlangen.
Da nach den Ausfuhrstatistiken unser Hauptkunde für un¬
belichteten Film die U. S. A. sind, ist dieses Verhalten der Agfa
vor ihrem Standpunkt aus verständlich; sie vergißt nur. daß eine
Änderung ihrer Preispolitik die amerikanischen Filmfabrikanten
veranlassen könnte, ihre Filme in Deutschland kopieren zu
lassen, wodurch der Hauptkunde der Agfa Deutschland werden
vvürde. Daß unsere Rohfilmfabrikanten, in erster Linie die Agfa,
hier auch eine volkswirtschaftliche und nationale Aufgabe zu
erfüllen haben, scheint ihnen bei der privatkapitalistischen Ein¬
stellung bis jetzt noch nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein.
Dia Sondarstaner bai kttnstlarisch hochstehenden Veranstaltungen.
Von der Regelung der Vergnügungssteuer, wonach für
künstlerisch hochstehende Veranstaltungen eine zehnprozentige
Bruttosteuer zur Anwendung gelangen soll, wenn die in Art. II,
§ 20 der Reichsratsbestimmungen genannten Voraussetzungen er¬
füllt sind, ist bis jetzt nur in den seltensten Fällen Gebrauch ge¬
macht worden. Im Lichtspielgewcrbe wurde diese Steuerermäßi¬
gung außerhalb Württembergs unseres Wissens nur bei dem Film
„Fridericus Rex“ in Vorschlag gebracht, infolge seiner politischen
Wirkung aber seinerzeit wieder fallen gelassen. Wie wir er¬
fahren. bemüht sich jetzt eine von Prof. Lampe geleitete Kom¬
mission des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, diese
Steuerermäßigung für den Foxfilm „Mutter" zu erlangen und be¬
gründet diese Forderung mit dem ethischen und pädagogischen
Wert, der diesem Film innewohnt.
So sehr -4 zu begrüßen ist. daß das Zentralinstitut versucht,
dem notleidenden Kinogewerbe durch Erinnerung an den § 20
zu helfen, so bedauerlich ist die Lücke in Jen Reichsratsbestim¬
mungen, die der § 20 der Verfügung des Ministeriums des Innern
und der Finanzen von 1923 in Württemberg ausgefüllt hat. Hier
genießen alle Filmvorstellungen die Vorzüge dieser Sonders teuer,
soweit die vorgeführten Filme von einer Reichszensurstelle ohne
Einschränkung, d. h. ohne Jugendverbot der Öffentlichkeit zu¬
gänglich sind.
Wenn diese Regelung auch nicht dem Wortlaut der Reichsrats¬
bestimmungen Rechnung trägt, die die Sonderstcuer nur für „künst¬
lerisch hochstehende Veranstaltungen“ vorsieht, so entspricht sie
doch dem Willen des Gesetzgebers. Es wäre zu wünschen, wenn
diese Lücke bei einer Novelle zum Vergnügungssteuergesetz mit be¬
rücksicht werden würde.
Die Einrichtung von Währungskonten.
Diese für die Filmindustrie äußerst bedeutsame Frage hat
durch Vermittlung det Berliner Handelskammer ihre Regelung
gefunden. Nachdem einige Banken die Errichtung von Wäh¬
rungskonten ohne Genehmigung des Finanzamtes oder Be¬
scheinigung der Handelskammer verweigert hatten, hat der
Kommissar für die Devisenerfassung die Ansicht der Handels¬
kammer insofern bestätigt, als nur bei an sich genehmigungs¬
pflichtigen Erwerbsgeschäften die Vorlage der Handelskammer¬
bescheinigung für die Gutschrift auf ein Währungskonto not¬
wendig ist.
Die Filmindustrie hat als deviseneinbringende Industrie an
dieser Regelung ein ganz besonderes Interesse, welche eine
außerordentliche Erleichterung des Devisenverkehrs darstellt.
Eine Genehmigung oder Bescheinigung kommt jetzt nur dann
in Frage, wenn für die Errichtung dieses Währungskontos die
Beschaffung von Zahlungsmitteln gegen Mark erforderlich ist.
Die Verteilung des Rohhlmkortingents.
Nach Mitteilung der Außenhandelsstelle ist die Verteilung der
von den Firmen Agfa, Goerz und Lignose-Film dem Reichs¬
ministerium des Innern zur Herstellung von Lehr- und Kultur¬
filmen zur Verfügung gestellten Positiv, und Negativkontingente
für Dezember 1923 erfolgt. — Für Januar 1924 stehen wiederum
25 000 m Positivfilm und 17 500 m Negativfilm zum gleichen
Zweck zur Verfügung.
" Hau$No7 *
? ?
General v ei sammlungska Icncier
tag,de
t 17. De
München: Orbis Film Ä. G. betr. Vorlage des Geschäftsberichts
für das abgelaufene Geschäftsjahr.
Dienstag, den 18. Dezember.
Berlin: National Film A. G.. Friedrichstr. 10, o. G.-V., 5 Uhr,
betr. Vorlage des Geschäftsberichts für das abgelaufenc
Geschäftsjahr.
Donnerstag, den 20. Dezember.
Leipzig: Filmhaus Nietzsche A. G., a. o. G.-V.
Sonnabend, den 22. Dezember.
Berlin: Puöbus Film A. G., in den Räumen des Berliner Bank¬
vereins A. G.. Neue Friedrichstr. 59, 10 Uhr a. o. G.-V.
betr. Kapitalserhöhung um 14 Millionen Stammaktien und
2 Millionen Vorzugsaktien.
Nummer 878
Z)cr äincmatogtapf)
Seite 27
7Uf1Qml|<lt|il|v /VlUttOpttlutt
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Ursachen und Bekämpfung des Flimmerns
■^/T.»hl die unangenehmste Erscheinung der Kineraato-
^ graphie ist das Flimmern. Seiner Beseitigung galten des¬
halb von früh an zahlreiche Bestrebungen, und wir dürfen
wohl sagen, daß seine schlimmsten Auswüchse, wenn man
von ganz minderwertigen kleinen Theatern absieht, ver¬
schwunden sind. Trotzdem dürfte cs lohnen, den Ur¬
sachen des Flimmerns und der. Wegen, auf denen es zum
Verschwinden gebracht werden konnte, unsere Aufmerk¬
samkeit zu schenken.
Die Bewegung wird uns beim Kinobild bekanntlich da¬
durch vorgetäuscht, daß uns Bilder aufeinanderfolgender
Bewegungszustände vorgeführt werden und wir die
zwischen diesen liegenden, im Bilde fehlenden Be¬
wegungszustände uns unbewußt ergänzen. Jedes einzelne
Bild erzeugt einen Lichtreiz. Wenn in der Sekunde eine
sehr geringe Anzahl von Lichtreizen, etwa fünf bis sechs,
auf uns einwirken, erkennen wir deutlich, dfß Helligkeit
und Dunkelheit miteinander abwechseln, w.'nn wir sic
auch nicht mehr vollständig getrennt wahrnehmen. Nimmt
die Anzahl der Lichtreize in der Zeiteinheit zu, so tritt
an Stelle des Abwechselns zwischen hell und dunkel eine
neue Wahrnehmung, das Flimmern. Wir können uns
diese Vorgänge klar machen, wenn wir den Projektor bei
brennender Lampe, aber leer, ohne Film, langsam anlaufcn
lassen und allmählich auf die normale Drehzahl über¬
gehen. Erst wenn wir auf die normale Geschwindigkeit
kommen, wird das Flimmern unmerklich, und wenn wir
sie überschreiten, ist es verschwunden und bleibt ver¬
schwunden, wenn wir den Apparat auch noch so rasch
laufen lassen. Wir können diese Erscheinung in folgendes
Gesetz kleiden: Nimmt die Zahl der Lichtreize in der
Sekunde über eine bestimmte Zahl zu. so tritt eine ein¬
heitliche. von der weiteren Erhöhung der Heizzahl unab¬
hängige Wahrnehmung auf. Die hierzu notwendige Reiz¬
zahl wollen wir als kritische Zahl oder als Vcrschmcl-
zungsfrequenz bezeichnen, denn bei ihr verschmelzen die
getrennten Reize zu einer einneitlichen Wahrnehmung.
Diese kritische Zahl spielte schon lange vor den Zeiten
der Kinematographie eine Rolle, und zwar in der Elektro¬
technik bei der Periodenzah der Wechselströme. Wäh¬
rend bei Gleichstrom der Lichtbogen dauernd in gleicher
Stärke erstrahlt, haben wir beim Wechselstrom ebenso¬
viel Lichtreize, als Stromw .-chscl in der Sekunde ein-
treten. Bei geringer Wechselzahl entsteht auch hier ein
unerträgliches Flimmern, das mit zunehmender Wechsel-
zah! geringer wird und bei 50 Wechseln in der Sekunde
verschwunden ist. Die Zah' von 50 Wechseln in der
Sekunde hat sich deshalb bei allen Wechselstromanlagen,
die zur Lichterzeugung dienen, eingebürgert. Wir finden
sie bei unseren Kinopro|ektoren wieder, können aber nur
auf einem Umwege zu ihr gelangen, wenn wir nicht von
der gebräuchlichen Zahl vor. rund 18—20 Bildern in der
Sekunde abgehen wollen, und hierzu liegt schon deshalb
kein Grund vor. weil wirtschaftliche und photographische
MODELL 1923
Präzisionserzeugnis
Geringste Abmessungen
Gehäuse aus Lekhfmefall oder Holz
Einwandfreies Sfehen des Bildes
Ruhiger Gang
Grand Prix Turin 1923
AS KAN IA-WERKE-AKTIENGESELLSCHAFT
BAMBERGWERK
BERUNFRIEDENAUKAI5ERALLEE87/88-DE55AU-WIEN
Seite 28
Set ÄJtumntogtflpfi
Nummer 878
Grüne.- es verbieten, die Zahl der Bilder über das un¬
bedingt notwendige Maß hinaus zu steigern: wirtschaftliche
Gründe, weil ohnehin jeder Mehrverbrauch an Film die
Rentabilität verringern »ürde, und photographische, weil
wir schon mit 18—20 Aufnahmen in der Sekunde für
manche Szenen nahe an den Grenzen angclangt sind, die
durch die Lichtempfind chkeit der Emulsion einerseits
und die bei der Aufnahm.' zur Verfügung stehenden Licht¬
quellen andererseits ges.eckt sind. Man hat deshalb
schon sehr bald zu dem Aushilfsmittcl gegriffen, der für
jeden Bildwechsel einmal umlaufenden Verschlußscheibe
(der Franzose nennt sie recht bezeichnend Verdunkler,
der Engländer Verschluß wir hingegen sagen irreführend
Blende) neben dem den Bildwechsel abdeckenden Flügel
noch zwei weitere sogen überzählige Flügel zu geben.
Wir kommen so bei 18 Bildern in der Sekunde auf die
i dreifache Zahl von Lichtreizen und überschreiten damit
die kritische Zahl von SO Reizen in jeder Sekunde so weit,
daß das Flimmern, wenn auch nicht vollständig ver¬
schwunden, so doch auf ein recht erträgliches Maß her¬
abgemindert ist.
Wir alle wissen, daß die dreiflügeligen Verschlu߬
scheiben, wie sie die Projektoren guter Fabriken auf-
weisen, hinsichtlich der Winkelgrößen der Flügel und der
offenen Sektoren sowie deren gegenseitiger Lage nur
wenig voneinander abweichen. Es heißt dies, daß allen
nahezu die Anordnung gemeinsam ist, die sich nach lang¬
jährigen Versuchen als die beste erwiesen hat. Wir dürfen
dabei eines nicht vergesser., daß es sich hier nur um einen
Vergleich zwischen zwei einander haargenau wider¬
sprechenden Fordei ungen handelt: Flimmerfreiheit und
Lichtausbeutc. Naturgemäß wäre die letztere um so
größer, je kleiner die überzähligen Flügel wären. Es muß
also heißen: wie klein darf ich die Flügel machen, ohne
das Flimmern allzugroß werden zu lassen. Die Ab¬
messung des Afcdeckflügels ergibt sich aus dem Bau des
Malteserkreuzes; wollte man vor Beginn der Schaltung
bereits voll abgedeckt haben und erst nach beendeter
Schaltung das Aufdecken des Bildfensters beginnen, so
müßte der Abdeckflügel beim vierteiligen Kreuz über
90 Grad breit sein. Da nun die überzähligen Flügel nicht
wesentlich schmaler sein dürfen, als der Abdeckflügel es
ist, wenn das Flimmern unterdrückt werden soll, so würde
die Lichtausbeute übermäßig gering sein. Man muß des¬
halb darauf hinarbeiten, den Abdeckflügel so schmal zu
halten, dc.ß die am Anfang und Ende der Schaltbewegung
des Films liegenden Zeiten m.t geringer Filmverschiebung
nicht oder doch nicht vollständig abgedeckt werden, dann
wird es möglich, die beiden überzähligen Flügel um etwas
mehr zu verkürzen. Dies alles führt dazu, die Breite der
drei Flügel zusammen etwa auf 180 Grad zu bringen, d. h.
die Hälfte des gesamten zur Verfügung stehenden Lichtes
auszunutzen. Allerdings muß man dann ein, wenn auch
geringes Flimmern, mit in Kauf nehmen.
Theoretische Erwägungen und experimentelle Unter¬
suchungen haben gelehrt, daß die Neigung zum Flimmern
unter sonst gleichen Umständen geringer ist, wenn
zwischen den Lichtreizen nicht völlige Dunkelheit auf der
Projektionswand herrscht, sondern eine geringe Beleuch¬
tung aufrechterhalten wird. Es kann dies in einfachster
Weise z. B. dadurch bewerksteligt werden, daß die Flügel
nicht vollständig undurchsichtig, sondern beschränkt licht¬
durchlässig sind; sie können zu diesem Zweck aus dichtem
Netzwerk, gerauhtem Glas, Glimmer oder dergleichen be¬
stehen. All diese Einrichtungen ergeben aber für die
Bildwirkung mehr oder weniger ungünstige Verhältnisse,
sie müssen nämlich dazu führen, die Schatten des Bildes
aufzuhellen, da dort ja die Projektionswand während der
Abdeckpausen mindestens mit halbem. Licht beleuchtet
wird. Will man also ebenso satte, kräftige Bildwirkung
habcQ, wie sie sich bei dichten Abdeckflügeln erzielen
läßt, so muß man die gesamte Lichtstärke steigern, und
man erhöht dadurch auch wiederum die Neigung zum
Flimmern. Man erkauft also günstigsten Falles eine sehr
geringe Besserung hinsichtlich des Flimmerns mit stark er¬
höhten Stromkosten und mit einer nicht unwesentlichen
Verschlechterung der Bildwirkung.
Lange war man bestrebt, für einen Projektiertyp zu
werben, bei cem das Flimmern durch Vorführen ohne
Dunkelpausen restlos behoben werden sollte. Man wollte
dazu entweder zwei gekuppelte Apparate benutzen, deren
einer die geradzahligen und deren anderer die ungerad¬
zahligen Bilder vorführte; oder man wollte einen Film in
einem Projektor mit zwei Bildfenstern laufen lassen, aber
die Bilder auf dem Film versetzt gegeneinander anordnen.
In beiden Fällen sollte das eine Bildfenster geöffnet wer¬
den, während das andere verschlossen wurde, so daß auf
der Leinwand dauernd dieselbe Helligkeit vorhanden war.
Der Praktiker wird sich leicht klar machen können, daß
dieses System allein schon an den hohen Kosten, die es
für Filmmaterial erfordert, scheitern mußte.
Wir müssen deshalb darauf hinarbeiten, daß die Ver¬
schlußscheiben hinsichtlich der Anordnung der Flügel so
weit als möglich verbessert werden; mindestens sehr nahe
sind wir dem bei absatzweiser Filmschaltung Erreich¬
baren bereits gekommen. Wenn auch kleinere Theater,
bei denen die Stromersparnis über wenige störende
Mängel hinwegzusehen gebietet, wohl noch die Zwei-
Flügcl-Scheibe benutzen, so ist sie doch in größeren
Theatern durchweg verschwunden und durch die Drei-
Flügel-Scheibc ersetzt. Doch kann diese bei ganz hellen,
große weiße Flächen zeigenden Bildern, hoher Strom¬
stärke nicht immer die letzten Reste des Flimmerns unter¬
drücken; bei solchen Filmen muß die Stromstärke etwas
herabgesetzt werden, sie kann es aber auch, ohne daß die
Bildwirkung notleidet.
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vNATOL, 1
> PRAÜ6NBCTTER.
17. Jahrgang, Nr. 879/1
Berlin, 23. Dezember 1923
’W FILNFACH-BUTT "
Jahre» - Bilanz
Von A r o s.
A lles dreht sich im Kreis. Im Anfang des Jahres 1923
• schrieb man voller Optimismus von dem Aufstieg
der deutschen Produktion. Registrierte vollbesetzte
Ateliers, sah die Folgen der Ruhrbesetzung rosarot, dachte
nicht im Traum an einen Dollarstand von vier Billionen.
Man stellte das günstigste Prognostikon, um dann in dem
letzten Monat vom Rückgang der Industrie, von schweren
Zeiten, vom Zusammenbruch der Theater und der Ver¬
leiher und von ande¬
ren Dingen mit tief- Das Bild
stem Pessimismus zu
berichten.
Wieder steht am
Jahresanfang die Aus¬
sicht in glücklichere
Zukunft, die diesmal
begründet ist auf die
Stabilisierung der
Wahrung, die allen
Widerständen zum
Trotz anscheinend
doch geglückt ist.
Alles dreht sich im
Kreise, ln den ersten
Januar - Nummern
des verflossenen Jah¬
res steht der Kampf
der Thcaterbcsitzcr
um die Eintritts¬
preise und Steuer¬
sätze.
Der Berliner Ver¬
ein setzte damals für
das kleinste Kino
eine Mindestsumme
von 200 Mark fest
und bekämpfte
gleichzeitig Steuer¬
sätze, die sich mög¬
lichst schnell den
veränderten Ein¬
trittspreisen an¬
paßten.
Am Ende des Jah¬
res steht ein neuer
Steuerkampf. Man
will die Bruttosteuer,
die nach heißen
Kämpfen durch¬
gesetzt ist. zumin¬
dest für den nied¬
rigsten Plalz von
23 auf 20 Prozent
heruntergesetzt
haben, also den Zu- Henny Porten
stand wieder herbeiführen, der zu Beginn des Jahres bestand.
Damals wurden am 19. Januar für Eintrittspreise bis
200 Mark 20 Prozent festgesetzt, heute sollen es 23 Pro¬
zent sein, eine zahlenmäßig geringe Differenz, die aber
praktisch dazu geführt hat, daß in den letzten Tagen
allein in Berlin, zur Zeit eines guten Geschäftsganges,
zehn Lichtspieltheater ihre Pforten naben schließen müssen.
Im Januar gründete man in Berlin die Antargin-Poh-
film-Gesellschaft, die
der Woche Filme ohne Silber her-
steilen wollte. Man
zeigte Proben, die
recht gut waren, und
verhieß einen Preis,
der 40pCt. billiger war
als der, den die Agfa
den deutschen Thea-
terbesitzem in Rech¬
nung stellte.
Man zeigte die
Proben. Aber da¬
bei blieb cs bis
heute Die Agfa
diktiert immer noch
lustig weiter und be¬
rechnet im Inland
auch im Zeitalter
der Stabilisierung er¬
heblich mehr als im
Ausland
Gocrz und Lig-
nosc — hoffnungs¬
voll als Preisdrücker
begrüßt — folgen ge¬
treulich und ohne
Erröten den Spuren
ihres großen Kol¬
legen und sind be¬
glückt darüber, daß
die deutsche In¬
dustrie trotz Roh¬
filmkommission. trotz
Fabrikanten- und
Spitzen-Verbänden
das ruhig mit sich
machen läßt.
Alles dreht sich
im Kreise. Am Be¬
ginn des Jahres
eine - Krise im Reichs¬
verband. Es waren
weniger Differenzen
zwischen Berlin und
ihrem neuesten Film Ph " 1 ,V:iUe Süddcutschland als
Seite 10
*tt JUntmotogtopft Nummer 879 80
die Finanzierungsfrage, die den Weiterbestand der Orga¬
nisation gefährdete. Ma;i tagte in Eisenach und in Ham¬
burg mit großer Begeisterung, versprach viel, aber hielt
anscheinend wenig, weil im offiziellen Organ des Ver¬
bandes der Schrei nach dem Beitrag zur ständigen
Rubrik wurde.
Es ist anzunehmen, daß die Konsolidierung der Ver¬
hältnisse auch hier stabilere Zustände schafft.
Ein Rcichsverband der Lichtbildtheaterbesitzer ist un¬
entbehrlich. sowohl vom Gesamtstandpunkt der Industrie,
als auch vom Gesichtswinkel des Kinotheaterbcsitzers aus
gesehen.
Allerdings braucht man einen Verband, der aktiver ist,
als es der Reichsverband unter der Schcerschen Leitung
zuletzt gewesen ist. Man geht nicht fehl, wenn man diese
Passivität auf eine Verärgerung der Führer zurückführt,
die im Kampf für die Interessen ihres Standes sachliche
und persönliche Polemiken auszufechten hatten, die auf
beiden Seiten oft nicht gerade in parlamentarischen und
sachlichen Formen geführt wurden.
Der Hauptstreitpunkt ist allerdings gegenstandslos ge
worden. Der vielumstrittene Picksche Index hat in den
letzten Wochen — und hoffentlich auch für die Zukunft —
nur eine formale Bedeutung. Das setzt die ungeheuere
Arbeit, die in dieser statistischen Errechnung steckt, nicht
herab. Sie wird in der Geschichte der Kinematographie,
der ersten wirklich umfassenden wirtschaftlichen Er¬
fassung aller F'aktoren, die die FJmherstellung, den Film-
vertrieb und die Filmvo-fünrur.g beeinflussen, immer
wieder benutzt und lobend anerkannt werden.
Im übrigen kann wohl festgestellt werden, daß in or¬
ganisatorischer Beziehung erhebliche Fortschritte zu ver¬
zeichnen sind. Die Fabrikanten haben sich zwar in zwei
Gruppen gespalten, aber es ist dadurch zu einer erfreu¬
lichen Klärung gekommen. Es sind die Voraussetzungen
geschaffen, an Stelle einer persönlich gefärbten Politik
die Meinung der führenden Kreise der Industrie bei wich¬
tigen Anlässen gewissermaßen in Reinkultur hervortreten
zu lassen.
Der Spitzenverband ist gegründet und hat den Ver¬
such gemacht, positive Arbeit zu leisten durch die Lösung
von Aufgaben, die im Laufe des Jahres häufig diskutiert
wurden, ohne daß man in der Praxis einen Schritt
weiterkam.
Die Arbeit der Spitzenorganisation beginnt vielver¬
heißend. Sie gehört zu jenen Dingen, die man heute am
Jahresanfang optimistisch im rosaroten Licht sehen darf.
Wir wünschen, daß wir sie am Ende des kommenden
Zeitabschnitts nicht unter die Rubrik registrieren müssen,
die den Titel trägt: „Blütenträume, die nicht reiften."
Im vergangenen Jahre hat es deren viele gegeben.
Wenn man die Zahl der angezeigten Filme mit der der
wirklich fertiggestelltcn vergleicht, ergibt sich ein gerade¬
zu erschreckendes Mißverhältnis. Man könnte das bis
zu einem gewissen Grade damit entschuldigen, daß eben
die wirtschaftliche Entwicklung stärker gewesen als der
Wille des Fabrikanten. Aber es scheint uns, als ob die
Ankündigung gewisser Wfcrke nur lediglich aus dem
Grunde geschieht, um der Konkurrenz die Wahl eines
an sich interessanten Stoßes unmöglich zu machen.
Ein Schulbeispiel dafür war der Fall „Struensce". Zwei
Firmen stritten sich um das Recht, diesen Titel zu be¬
nutzen. Die eine machte den Film wirklich, mußte ihn
unter einem anderen Titel herausbringen, die zweite ge¬
wann zwar den Prozeß und das Recht auf -den Titel, hat
aber bis heute noch nicht die geringsten Anstalten ge¬
macht, das Werk wirklich auszuführen.
Die deutsche Rechtsprechung, die bei aller Objektivität
auf dem Filmgebiet manchmal Entscheidungen fällte, die
mit keinerlei Sachkenntnis und keinerlei Verständnis für
die elementarsten Bedürfnisse der Branche belastet war,
sollte aus solchen Vorkommnissen lernen. Vielleicht wird
das anders, wenn wir für derartige Prozesse sachverstän¬
dige Handelsrichter haben, mit deren Ernennung man an¬
scheinend jetzt beginnen will.
Generaldirektor Paul Davidson ist der erste, dem dieses
Ehrenamt angetragen worden ist. Man konnte keinen
Würdigeren treffen, weil sich in diesem Mann, der im
letzten Jahre aus verschiedenen Gründen etwas in den
Hintergrund getreten ist, eines der wichtigsten Stücke
deutscher Filmgeschichtc und deutscher Filmentwicklung
verkörpert.
Blütenträume, die nicht reiften! — Unter dieses Kapitel
fallen auch manche Erfahrungen, die deutsche Künstler
machten, die ins Ausland gingen. Lubitsch hat monatc-
iang gegen Widerstände kämpfen müssen, die sich ihm
hindernd in den Weg stellten. Er hat sich durchgesetzt,
was man nicht von allen sagen kann, die den Weg in die
Fremde angetreten haben.
Die Reise führender Filmindustriellen gerade nach
Amerika war fast durchweg erfolglos, wenigstens kam nie¬
mand mit dem berühmten Sperling in der Hand wieder,
sondern erzählte nur von prächtigen Tauben, die angeb¬
lich auf den Dächern New Yorks gesessen haben sollen.
Man sollte daraus die Lehre ziehen, daß die Eroberung
Amerikas durch den deutschen Film nicht durch eine Ver¬
gnügungsreise erreicht werden kann, sondern nur durch
intensive, zielbewußte Arbeit.
Herr Fox hat sich auch nicht damit begnügt, uns seine
Besuche abzustatten und seine Filme in einer mehrtägigen
Schau in der Alhambra abrollen zu lassen, er hat vielmehr
seinen eigenen Verleih errichtet, sich nicht auf den
etwaigen Verkauf seiner Erzeugnisse verlarsen, sondern
deren Verleih mit ausgesuchtem deutschen Personal selbst
begonnen.
Andere führende amerikanische Fabrikanten verkauften
ihre Bilder ebenfalls nicht, sondern verleihen sie in
irgendwelchen Kombinationen. Sie tun das nicht nur in
Deutschland, sondern in allen Ländern der Welt. Das ist
ein System, das nachweislich den Erfolg brachte, ein
System, das auch für uns das einzig mögliche ist, und
dessen Durchführung zunächst für Amerika eine der wich¬
tigsten Aufgaben des „Kinematograph" im kommenden
Jahre ist.
Die Kinogesetzgebung hat auch eine gewisse Revision
erfahren. Die Normativbestimmungen zur Lustbarkeits¬
steuer wurden geändert, und eine wichtige Entscheidung
des Oberverwaltungsgerichts in Saarbrücken stellte sich
auf den Standpunkt, daß von der Billettsteuer keine Um¬
satzsteuer mehr zu entrichten sei. Die Revision der
grundlegenden Richtlinien für die Steuer ist fast bedeu¬
tungslos. hat im besten Fall kleine formale Erleichterungen
gebracht.
Alles dreht sich im Kreis. Die Frühjahrsmesse in
Leipzig brachte auch der kinotechnischen Industrie reich¬
liche Aufträge aus dem Ausland. Die Herbstmesse stand
im Zeichen tieister wirtschaftlicher Depression. Bctriebs-
cinschränkungcn, Unternchmungsunlust waren auch auf
diesem Gebiet die typischen Kennzeichen der letzten
Monate des Jahres. Das ist glücklicherweise gerade in
diesen Tagen anders geworden. Es scheint, als ob auch
hier wieder neues Leben erwacht, neues Leben, das auch
zu praktischen Erfolgen führen wird.
Die wichtigste technische Neuerung in der Praxis war
die Einführung der Spiegellampe, die heute durchweg im
Gebrauch ist, weil sic neben der Stromersparnis auch eine
bessere Projektion ermöglicht. Gerade auf diesem Ge¬
biet werden sich voraussichtlich in der nächsten Zeit
allerhand Exportmöglichkeiten ergeben.
(Fortsetzung auf Seite 25,
Nummer 879 80
9ct ftincmaiogrnpfi
Seite 11
Aus den Kindertagen des Filmes
Reminiszenzen aus zwanzig Jahren.
\{/ er dereinst einmal zusammenfassend die Entwicklung
’’ des deutschen Films schildern will, wiid es nicht leicht
haben. Von den ersten Jahren deutscher Kinoarbeit
wissen wir nicht viel mehr als vom Mars. Den ersten
Flimmerernamen meldet keine Fachzeitung und kein Jahr¬
buch. Nur aus dam Munde der alten Veteranen erfährt
man durch glückliche Zufälle, wie es in den ersten Licht¬
spieltheatern aussah, und wie es zuging, als zum erste •-
mal die Jupiterlampen erstrahlten, und der erste deutsche
sogenannte Spielfilm, ein Miniaturfilm, gedreht wurde.
Damals hatte man
noch keine Sehnsucht
nach dem Großkapital.
Über die Erschließung
des Weltmarktes zer¬
brach man sich nicht
den Kopf. Man zahlte
dem alten Franz Porten
für sechs Tonbildcr tau¬
send Mark Honorar, al>er
nicht etwa für die Regie
allein, sondern für das
gesamte Ensemble, ein¬
schließlich Kostümen und
Ein ganzer kleiner
Spielfilm war billiger als
heute der Stempel auf
dem Vertrag des Haupt¬
darstellers, und für
Gagen, die heute von
Prominenten für einen
einzigen Tag abgelehnt
werden, hätte Henry Bender oder Fritzi Massary im wahren
Sinne des Wortes jahrelang gefilmt.
Der Filmfabrikant der damaligen Zeit brauchte sich
keine Kopfschmerzen darüber zu machen, ob in Ragusa
oder Venedig gut Wetter ist. Er drehte im besten Falle
in Rüdersdorf oder am Wannsee. verkaufte seine Kopien
meterweise an jeden, der sie haben wollte, und hatte
keine Sorgen wegen Monopolverletzungen, weil der Begriff
des Monopolfilms erst viel, viel später in einer Stunde-
geboren wurde, die die einen glücklich, die anderen un¬
glücklich nennen.
Im schönen Biesengrunde, da stand das Fiimmerhaus.
In Biesenthal, das je nach Bedarf Italien, Norwegen oder
Afrika darstelltc.
Das Auto war eine unbekannte, zumindest aber uner¬
schwingliche Angelegenheit. Man wandcrle bei den Außen¬
aufnahmen vom kleinen Vororthahnhof per pedes aposlo-
lorum zur Aufnahmestätte. Der selige Striese hätte seine
helle Freude gehabt, wenn er gesehen hätte, wie auch die
Prominenten ihr Päcklein Requisiten trugen, und wie mit
vereinten Kräften Zelte aufgeschlagen und Bühnenbilder
hergerichtet wurden.
Wenn der Regisseur in guter Laune war, und wenn er
das Gefühl hatte, daß er an den hundertachtzig Mark, die
er pauschal für ein Tonbild bekam, richtiggehende zehn
Prozent übrig behielt,
dann spendierte er seinen
vier Hauptdarstellern
eine Weiße mit Himbccr
und eine Wurststulic. Fr
war davor bewahrt, daß
es ihm so ging wie einem
bekannten Filmfabrikan¬
ten, bei dem der Erfolg
der Aufnahme immer
vom Kursstand derjeni¬
gen Aktien abhing, die
der Hauptdarsteller
selbstverständlich besaß.
Die einzigen Papiere, die
die Flimmere*- jener
Tage besaßen, waren die
Papierkragen und Papier¬
manschetten. Dinge, die
beim Film besonders be¬
liebt waren, weil man
sich davon bessere Bril¬
lanzwirkungen im Bild
versprach als von steif gestärkten Kragen und leinenen.
Die Brillanz. Wer wußte damals etwas von chemischer
Virage, wer überhaupt von den raffinierten Tönungen, die
heute oft stundenlange Dispute zwischen Regisseur und
Operateur entfachen? Die Nacht war blau und bei be¬
sonders zart besaiteten Gemütern grün. Feuersbrust war
rot, der Frühling lila und alles übrige weiß.
Man hatte auch keine Sorgen wegen der Zwischentitel.
Die machte man so mit einer kleinen Handbewegung,
wenn alles fertig war, und sie dienten manchmal dazu,
den gedrehten Spielszcnen erst das zu geben, was man in
gebildeten Kreisen mit „Sinn und Verstand" zu bezeich¬
nen pflegte.
Es hat sogar einen Film gegeben, der nur aus Titeln
bestand. Das waren die berühmten „kämpfenden Neger".
Tilla Duricux' erster Film
Maria Orska (1). Leopoldine Konstantin (3). Egedc Nissen (4). Rudolf Schildkraut (2) in dem Mack-Film
„Ein Schuß im Traum“ von Felix Salten.
Seite 12
5cc Rincmolofltapfi
Nummer 879/80
ein Film, der die Einfahrt in einen Tunnel zeigte und
dann den Titel brachte: „Der Kampf beginnt!" Ein be¬
kannter Filmwitzbold, Herr Lachmann aus Berlin, ließ
dann stundenlang Blankfi m hinterher laufen. Er hatte
recht, denn was kann man schon von einem Kampf im
dunklen Tunnel sehen? L»ifür konnte man aber etwas
hören, nämlich Lachen. P : eifen und Johlen des herein¬
gelegten Publikums.
Der Weg zum Flimmerr ihm war entschieden leichter.
Man drängte sich nicht so danach wie heute. Dafür
wurden die ersten Flimmerstars auch vom Glanz der Sage
umwoben.
Man erzählt sich über die Art, wie Henny Porten zum
Film kam, wohl hundert verschiedene Märchen, und doch
war die ganze Sache so einrach, wenn man bedenkt, daß
Papa Porten für tausend Mark sechs Tonbilder liefern
mußte. Man ließ eben in der Familie verdienen.
Filmkritiker gab es auch nicht. Die Tageszeitungen
hielten sich von dieser ..Jahrmarktsangelegenheit" fern.
Im ..Berliner Lokal-Anze’ger" findet man die Nachricht
von der Eröffnung des ersten Berliner Kinotheaters im
lokalen Teil unmittelbar vor den Todesfällen, und der
Kollege, der damals dieser Eröffnung beiwohnen mußte,
hat es nach eigener Aussage auch als eine Art Unglücks¬
fall empfunden, daß ausgerechnet er in eine solche Panop¬
tikumsangelegenheit gehen sollte — er. der gleichzeitig
Romane schrieb und ernste literarische Ereignisse kri¬
tisierte.
Tempora mutar.tur! Heute hat der „Berliner Lokal-An-
zeiger" seine große, fachmännisch geleitete Filmbeilage,
und unser alter Kollege hat eine Anzahl Romane teils gut.
teils schlecht an die Filmindustrie verkauft.
Wir sprechen, wohlgemerkt, immer von den allerersten
Jahren des Films, nicht etwa von der Zeit, aus der schon
ein Teil unserer Bilder stammt. Da war man schon
nobler, künstlerischer, literarischer und manierlicher ge¬
worden.
Sie stammen aus einer Ära, die im Zeichen der „Union“
stand, oder, wenn man es in Personennamen ausdrücken
will, im Zeichen Paul Davidsons und Max Macks.
Damals baute man wundervolle Seebäder mit Strand
im Atelier, holte sich die niedlichsten Koryphäen und die
hübschesten Schauspieler und Schauspielerinnen für das
Kino. Man sah auf die äußere Schönheit und weniger auf
die schauspielerischen Qualitäten. Man bewegte sich un¬
bewußt auf dem Boden, auf dem das amerikanische Genre
groß geworden ist. den man dann bald verließ, weil man
den falschen Ehrgeiz hatte, den Film durch Namen groß
zu machen.
Bekannt ist hier eine Geschichte aus der ersten Zu¬
sammenkunft zwischen Filmleuten und namhaften Lite¬
raten, bei der der alte Blumenthal mitten während der
Unterredung ein paar Zeilen auf ein Notizbuchblatt warf
und es dann Paul Davidson überreichte mit dem Be¬
merken: „Hier ist ein Film! — Bitte, zehntausend Emm!”
Diese neue Zeit ließ auch den Erklärer von der Bild¬
fläche verschwanden, wenigstens in den besseren Theatern.
Aber es gab auch literarisch gebildete „Rezitatoren".
Ich entsinne mich einer niedlichen Szene in einem Kino
in Kattowritz, wo der Erklärer bei einem Detcktivfilm dem
alten Grafen, der langsam vergiftet wurde und sich in
Qualen wand, tröstend zurief: „Warte nur — balde
ruhest du auch!“
Es klingt beinahe wie ein Märchen aus uralten Zeiten,
wenn man erzählt, daß diese Rezitatoren oft auch zu
Conferenciers wurden, die sich in amüsante Dialoge mit
dem Publikum einließen.
Ich habe in einem Berliner Vorstadtkino in jenen
Kinderjahren folgende Szene erlauscht:
Der Rezitator: „So kommt das arme, schöne Kind in
falschen Verdacht!"
Stimme aus dem Saal: „Mensch, laß dir untersuchen,
wenn du dat scheen nennst!"
Rezitator: „Nur rohe Seelen können hier so miese Be¬
merkungen machen! Sie können kein Verständnis . . ."
Stimme aus dem Publikum, unterbrechend: „Sie mir
auch!"
Um 1910 herum begann das Kino salon- und kauf¬
männisch-geschäftsfähig zu werden. Weitsichtige Kauf¬
leute und vorurteilsfreie Künstler erkannten die Möglich¬
keiten. die sich durch das lebende Bild eröffneten. Sie
kamen, unbeschwert von irgendwelchen Fachkenntnissen,
und es ist kein Märchen, wenn man sich erzählt, daß einer
unserer bekanntesten Filmindustriellen damals sogar einen
Auftrag auf „fünf Kilo Perforationslöcher" erteilt hat.
Von einem Manne, der heute als einer der sachverstän¬
digsten in Fachkreisen gilt, wird erzählt, daß er einem
Theaterbesitzer, der seinem Unmut über eine alte, ab¬
gelaufene Kopie mit dem Telegramm Ausdruck gab:
„Film angekommen. Wo bleibt Perforation?"
zurücktelegraphierte :
„Film komplett aufgegeben Macht Bahn sofort ersatz¬
pflichtig. Lassen neue Perforation auf eure Kosten hier
anfertigen und liefern schnellstens nach."
Henny und Franz Porten
Fri,zi Ma-*ary und Henry Bender
Nummer 879,80
5fr Rinemntoqrapft
Seite 13
Der Film in Mexiko
Primitive Zustände — Filmpiraten — Hetze gegen deutsche Filme — Deutsche Mißgriffe — Gute Aussichten.
D as mexikanische Publikum hat den Bildstreifen, der
die Welt bedeutet, von seinem ersten Erscheinen an
vor über 20 Jahren sehr gut aufgenommen. Es spielte da¬
bei der Umstand mit, daß der Besuch von Sprechtheatern
in Mexiko eie kostspieliges Vergnügen ist, während
sonstige kulturelle Darbietungen sehr selten sind, so daß
weite Kreise der Bevölkerung auf den Besuch der Kino¬
theater angewiesen bleiben.
Das größte Kontingent stellen natürlich die jungen
Leute beiderlei Geschlechts, and genau wie drüben haben
hier ..Juanitas" Postkartenbilder ihrer Licblingshclden
über dem Bettchen hängen.
Die ersten Filme kamen nach Mexiko um 1896 herum
und waren von Pathe-Paris. Ballspiclcndc Kinder und
ähnliche einfache Sujets bildeten das ganze Programm, bis
als erster längerer Film „Die Hochzeit des Königs Alfons
von Spanien" eintraf, womit auf die großen Möglichkeiten
der neuen Erfindung hingewiesen war. Es wurde damals
das erste Theater, der „Cine Lumiere", eröffnet, geneu so
einfach wie die ersten dieser Art an anderen Plätzen. Alle
Filme waren zu jener Zeit von Pathe und wurden durch
ein Monopol der Firma Avelinc y de la Lande
vertrieben, die in kurzer Zeit ein Vermögen verdiente.
Das konnte jedoch nicht ewig so bleiben, und bald nr.hm
als zweiter das Geschäft ein ehemaliger Angestellter eines
Weißwarengeschäfts auf, der sich im Laufe der Zeit ein
bißchen Geld zusammengespart hatte
Camus, so hieß er, brachte aus Barcelona italienische
Filme, die in Spanien bereits gespielt warer, zu äußerst
billigen Preisen, aus denen er das Hunder.fache des Kauf¬
preises herausholte. Obwohl Camus später viele seiner
italienischen Filme unmittelbar aus Italien bezog, begann
er trotzdem mit jenem unglücklichen System der Einfuhr
gespielter Kopien aus Spanien, ein System, auf das sich
nach und nach auch andere Spanier wegen der großen
Gewinnmöglichkeiten warfen.
Um jene Zeit wurde hier der erste deutsche Film auf¬
geführt, der eine Truppenrevue auf dem Tcmpelhofer Feld
darstellte und großes Aufsehen erregte. M t Ausbruch
des Krieges begann dann die Einfuhr der amerikanischen
Filme im großen Stil, die bis dahin als minderwertig an¬
gesehen worden waren.
Nichtsdestoweniger verschafften sich die Amerikaner,
begünstigt durch die Schwierigkeit der Seetransporte, mit
den Serien Eingang, so daß bei Ende des Krieges fran¬
zösische, italienische und amerikanische Filme um die
Vorherrschaft stritten, zu einer Zeit, wo in der Hauptstadt
Mexiko sich die Zahl der Kinotheater auf über 30. im
Innern auf etwa 600 belief.
Obwohl schon vor dem Kriege einige wenige deutsche
Spielfilme gezeigt und während des Krieges einige sehr
abgespielte Kriegsbilder aufgeführt worden sind, kann von
einer Einfuhr deutscher Filme erst vom Jahre 1920 an
gesprochen werden. Ein Industrieller, der während des
Krieges verschiedene Male seine Nationalität wechselte.
Jacob o Granat, wußte sich einen Film der deut¬
schen Regierung zu verschaffen, der seinerzeit an Bord
der „Möwe“ aufgenommen war, und führte ihn ver¬
schiedene Wochen mit großem Erfolge in der Hauptstadt
auf. Kurz darauf erschien als erster deutscher Spielfilm
„Der Todesflieger" der Neutral-Filmgcnosser,-
schaft, der trotz seiner geringen Qualität einen großen
finanziellen Erfolg brachte, da er eben der erste war
Um diese Zeit wurde eine der glänzendsten Reklame¬
kampagnen inszeniert, die in Mexiko je gesehen worden
sind. Die Stadt wurde förmlich tapeziert mit Plakaten,
über eine Million Reklamezettel, Kärtchen usw. wurden
verteilt. Lichtreklame spielte von den Dächern der
Häusc, alles, um die Mark .- „U f a" bekannt zu machen.
Diese Reklame kostete dem Importeur der ersten Ufa-
filme cine gewaltige Summe, was ihm jedoch von der
Universum Film A. G. schlecht gelohnt wurde, da sie bald
darauf den größten Teil ihrer Filme an eine andere
Gesellschaft verkaufte. Es scheint aber, daß diese letztere
nicht so geschickt in der Handhabung der Filme gewesen
ist, denn während die ersten Ufa-Filme, „M a d a m c
Dubarrv“ und „V e r i t a s v i n c »t“, wochenlang vor
ausverkauften Häusern liefen, ließen spätere anerkannte
Weltschlager, wie „Anna B o 1 e y n“, „Die Herrin
der Welt" u. a.. das Publikum vollständig kalt und
waren geschäftliche Mißerfolge.
Der Filmvertrieb ist überhaupt in Mexiko gar nicht
leicht. Wir haben da erstens die unlautere Konkurrenz,
die von den Vereinigten Staaten die Orte nahe der Grenze,
wie Chihuahua. Monterrey, Nieder-Kalifornicn, Guaymas
und Mazatlan, mit Filmen versorgt, und zweitens werden
von Kuba Lichtbilder nach Yucatan und Veracruz ver¬
schoben. Wenn der Lizenzeigentümer in Mexiko-Stadt
davon Nachricht erhält, ist es schon zu spät, ganz ab¬
gesehen davon, daß die mangelhafte Gesetzgebung und
die relative Unabhängigkeit der einzelnen Staaten jedes
Eingreifen fast unmöglich machen. Immerhin sind das
alles nur zum Teil Verluste, denn alle diese Filme werden
sofort wieder zum Ursprungslande zurückgesandt. Viel
Jetzt haben Sie die schönste Zeit
Ihre E i nric h-
bessern. Immer
wird sich ein
Besuch bei
KINO-SCHUCH,
Schuch & Müller.
Berlin SW 48.
Friedrichstr. 31.
lohnen I — Sie
finden immer
Neuheiten für
fhren Betrieb.
Seite 14
Dct Rtntmofo 0 tapf|
Nummer 879 80
ernster ist der Fall, wenn de rechtmäßige Importeur die
Entdeckung machen muß. daß von demselben Film, den
er mit großem Kostenaufwande in New York, Turin,
Paris oder Berlin gekauft hat, eine Kopie von Barcelona.
New York oder Dallas zu
Saumpfaden gelangen kann, die alle mehr oder weniger
unsicher sind.
Das Geschäft ist also wirklich keine Spielerei, denn
hinzu kommt, daß auch in Mexiko bereits Filme hergestellt
werden. Die ersten Filme.
Kopierpreisen hereinge¬
bracht hat. Das mexikani¬
sche Gesetz erkennt denjeni¬
gen als rechtmäßigen Eigen¬
tümer an, der zuerst das
Drehbuch registriert, und
wenn einer zur mexikani¬
schen Universität hingeht
und läßt Schillers „Räuber"
registrieren, so gilt der Be¬
treffende vor dem mexikani¬
schen Gesetz als der Autor.
Der Verleiher muß sich
verpflichten, den Film mit
einem Kostcnaufwande, der
zwischen 1000 und 3000 Dol¬
lar schwankt, zu annoncieren.'
und bekommt dafür einen;
Prozentsatz der Theaterein-
nahmen, zwischen 30 und 40
Prozent, oder vielmehr, er.
soll ihn erhalten, denn leider!
ist die Sache so, daß für ihn
in Wirklichkeit nur 15—20
Prozent abfallen.
Eine Nachprüfung der Ein¬
nahmen ist dem Verleiher
offiziell erlaubt, aber jeder
wird rücksichtslos boykot¬
tiert, der sie auszuüben ver¬
sucht. Eine Reform dieser
Zustände ist sehr schwer, da
die Filmvcrleiher, deren An¬
zahl ein Dutzend übersteigi,
sich gegenseitig einen Kon¬
kurrenzkampf bis aufs Mes¬
ser machen, was von den
Theaterbesitzern ausgenützt
wird, um die Preise täglich
mehr zu drücken. So kommt
es tatsächlich vor, daß nach
großen Reklamevorbereitun¬
gen noch nicht einmal die
Rekfameunkosten in der
Hauptstadt amortisiert wer¬
den können. Der Film geht
dann ins Innere, meistens zu
ferten Leihgebühren, die oft
nicht bezahlt werden. Es
ha-vdell sich hier um kleinere
S'.ädte und Dörfer, in denen
der Klerus eine unbe¬
schränkte Herrschaft aus¬
übt. Da dieser in vielen Fäl¬
len französischer Abstam¬
mung ist. wird sehr oft von
der Kanzel gegen die un¬
moralischen deut¬
schen Filme gepredigt,
und in der Stadt M o -
die Motive aus der National¬
geschichte behandelten, wa¬
ren der Neuheit wegen große
finanzielle Erfolge. Dadurch
ließ sich die Firma Camus
verleiten, ein großes Atelier
einzurichten und etwa sechs
mexikanische Filme herzu¬
stellen. Camus hoffte seinen
Filmen den Weltmarkt er¬
schließen zu können und sie
schon in Mexiko mit einem
Gewinne zu amortisieren.
Keine dieser Hoffnungen
verwirklichte sich, und nur
ein einziger Film wurde nach
den Vereinigten Staaten zu
einem billigen Preis verkauft.
So wurde das Atelier wie¬
der zugemacht, nachdem cm
Vermögen in Goldpesos ver¬
pulvert worden war.
Trotz aller dieser betrü¬
benden Umstände ist eine
Aufwärts - Entwick¬
lung des Filmge¬
schäfts in Mexiko un¬
verkennbar. Der Fiimbedarf
der Republik steigt trotz
der sonstigen schlechten
ökonomischen Lage dauernd.
Wenn wir doppelte Kopien
außer acht lassen, können
wir den Jahresverbrauch
auf etwa 1 1 » Million Meter
anse tzen.
Nach der Liste der einge¬
führten deutschen Filme be¬
trägt die Gesamtmeterlängc
etwa 130 000 Meter in zwei
Jahren, wobei auf
Deutschland noch nicht
5 Prozent des Filmum¬
satzes entfallen. Wenn noch
nicht mehr deutsche Filme
hierhergekommen sind, so
liegt das einerseits daran,
daß in Deutschland sehr
hohe Lizenzpreise ge¬
fordert werden, während
man immer in Betracht zie¬
hen sollte, daß in Barcelona
gute Filme für ein paar hun¬
dert Peseten zu kaufen sind.
Das findet darin seine Erklä¬
rung, daß das spanische Zoll-
gesetz alle Zölle auf einge¬
führte Filme zurückerstattet,
die innerhalb von sechs
Monaten wieder ausgeführt
r e 1 i a ist einmal ein Theaterbesitzer anläßlich der werden. Aus diesem Grunde bringen viele spanische
Vorführung von der „Pest in Florenz" beinahe Verleiher fünf eder sechs Kopien herein, beuten
gelyncht worden. Das ist aber nicht das einzige Risiko sie gleichzeitig in verschiedenen Gegenden des Lan¬
des Filmverleiheis; viele entlegene Bergdörfer müssen des aus und schieben sie nach einigen Monaten
aufgesucht werden, zu denen man nur mit Mauleseln auf über die Grenze nach Südamerika oder Afrika.
k i i L
TT TIiT v
TT mm j r« t i
L . : J
Die Insel der verlorenen Schiffe
p^iefir amerikanische Film wurde mit einer
^ Begeisterung aufgenommen, die in Berliner
Lichtspieltheatern recht selten geworden ist.
Hofmann. Lotto
Holzki. Bloch GroBstück
2386 m (6 Akte)
Filmhaus Nitzsche A.-G
Primus-Palast
Kegiearbeit W
danken. daB d
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, \ >4. ; m
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4*
879 80
Bet Rinemotograpft
Seite 17
«1111
Das Geheimnis von Brinkenhof
Fabrikat: Maxim-Film G. m. b. H.
Regie: Svend Gade
Hauptrollen: Henny Porten. Blüticher. ßalting
Vertrieb: Deulig-Verlelh
Uraufführung: Alhambra (Kurfürstendamm)
fr neu? Porten-Film ist wiederum ganz auf den Volks'
stimmt, der so gut zu den schönen b'ondcn Künstlern pi
Eine Zwangsehe
Fabrikat: Metro-Fiim. New York
Hauptrolle: Viola Dana
Länge: 1364 m (5 Akte)
Vertrieb : L'fa-Lcih
Uraufführung: U. T Kurfürstendamm
10 h Dana ist vielleicht die talentierteste amerikanische Fili
Schauspielerin, die der Pauline Fredenk die größere Jugc:
.Die Brinkschult«
Josef v. Lauft bearbeitet. Es
schildert die Geschichte der
0L
Seite 18
Öct Rmcmatogropfi
879 80
Künstler bei der Arbeit
Eit Lehrfilm zur Psychologie des Kunstschaffens.
E s sind dicke Bücher über die Frage
geschrieben worden, wie sich der
Künstler beim Schaffen verhalte, und der
Maler Renoir hat auf eine Frage geant¬
wortet: „Ich bin erregt." Das Institut
für Kulturforschung, dem wir wertvolle
Untersuchungen verdanken, kam auf den
gescheiten Gedanken, einige berühmte
Künstler bei der Arbeit zu filmen, um
so die Arbeitsmethode der großen Män¬
ner der Nachwelt zu erhalten. Der inter¬
essante Film, der bisher nur einem Kreise
künstlerisch interessierter Fachleute vor¬
geführt wurde, vermittelte interessante
Eindrücke. Die Stimmung dieses Hirnes
ist ganz intim. Man fühlt sich bei dem
Künstler zu Gaste, ist wie ein wi߬
begieriger Schüler, der dem Meister auf
die Hand gucken darf.
Die Reproduktion zeichnender Hände
ist im Film nicht ohne Vorbild, die
Münchener Künstlerzeichnur.gen, die als
Trickfilm im Beiprogramm aufen. brin¬
gen die zeichnende Hand, d.e den Trick
auf das Papier zeichnet. Aber während
die Hand hierbei nur vorgezeichnete
Linier, nachzieht, sieht man in dem Film
des Instituts für Kulturforschung das
Werk selbst entstehen. Wir sind auch
nicht die Beobachter namenloser kleiner
Zeichner, sondern sehen Meister wie
Max Liebermann. Lovis Corinth, Max
Sievogt, Käte Kollwitz. Emil Orlik, Max
Pechstein. George Groß und Otto Dix
an der Arbeit. Aus der Art, wie Lieber¬
mann den Zeichenstift führt oder Slevogt
die Radiernadel bewegt, läßt sich ihre
Technik beurteilen — für einen Kunst¬
historiker ein gar nicht zu unterschätzen¬
des Mittel, durch den physiologischen
Vorgang der Psychologie des Kunstschaf¬
fens näher zu kommen.
Darüber hinaus kann auch dieser Film
das Schöpferische nicht enträtseln. Denn
das Hirn, das die Hand lenkt, entzieht
sich der mechanischen Reproduzierung.
Die Handbewegung gibt keine Auskunft
darüber, weshalb die Linie gerade in
dieser und nicht in einer anderen Weise
gezogen wird, weshalb sic bogig verläuft,
statt senkrecht aufwärts zu streben. Wie
denn auch die zeichnende Hand nicht an¬
zugeben vermag, weshalb der Künstler
gerade diese Linie wollte, die das Auge
künstlerisch empfindet, ohne daß die
Hand davon weiß.
Trotzdem ist dieser Kulturfilm einer
der interessantesten, die jemals gedreht
wurden — und man empfindet ein leises
Bedauern darüber, daß es nicht möglich
war, uns Heutigen Goethes heilige Hand
bei der Niederschrift eines Gedichtes zu
zeigen und zu bewundern.
Die Technik dieser Angelegenheit hat
aber auch eine päda¬
gogische Seite. Tilmar
Springefeld, der Erfin¬
der des Noto - Film-
Systems, führte vor
einiger Zeit einem
Freundeskreise kurze
Bildstreifen vor, auf
denen Gcigcnkünstlcr
bei der Wiedergabe
eines Konzertstückes
zu sehen waren. Aus
der Armhaltung, der
Stellung der Finger, der
Bogenführung konnte
der Musikfreund er¬
sehen, welche mecha¬
nischen Griffe nötig
waren, um den Ton auf
der Geige zu erzeugen.
Für die Musik und ihre
Reproduktion scheint
die filmische Wieder¬
gabe der manuellen
Technik noch größere
Bedeutung zu erlangen
als für die Zeichen¬
kunst, wobei die letzte
einstweilen auf die
malerische Einstellung
der Farbenreproduktion
leider verzichten muß.
Nummer 879 80
Oer ftinematograpf)
Seite 19
Caligaris Fortsetzung
Hin Beitrag zur internationalen Filmpsychologie
Von Alfred Richard Meyer.
T'Xaß ein Film wie der „Caligari". der seinerzeit durch
seinen kühnen Expressionismus berechtigtes Aufsehen er¬
regte, noch nach geraumer Zeit in einem Buche seine
Fortsetzung findet, ist gewiß etwas Verwunderliches, das
aber entschieden noch seltsamer anmuten muß, wenn man
erfährt, daß diese Fortsetzung nicht bei uns, sondern in
Amerika stattfand und daß dieses amerikanische Manu¬
skript wiederum, obwohl es von einem äußerst populären
Autor, wie cs Upton Sinclair zweifellos ist, zuerst
in Deutschland erscheint.
Diesen merkwürdigen Voraussetzungen entspricht ganz
der Inhalt des Romans: ..Man nennt sich Zimmermann."
..Das seltsame Abenteuer begann damit, daß ich mich
aufmachte, um einen in Deutschland hcrgestellten Film
anzusehen." Mit diesem Satz beginnt das Buch. Uns
interessiert hier vor allem, was nun weiter diesen Film
..Caligari“ betrifft.
Der Held trifft am Abend den deutschen Kritiker Dr.
Karl Henner in Western City und unterhält sich folgender¬
maßen über den Film, der „eine futuristische Produktion,
eine merkwürdige, schier unheimliche Kinophantasic. die
den Alpdruck eines Wahnsinnigen darstcllt“, genannt wird.
„Da Sic Amerikaner sind.“ sagte Dr. Henrer, „werden
Sie sich fragen, was der Nutzen eines solchen Films sei?
Denn Sic werden glauben, jedes Kunstwerk müsse einen
ethischen Zweck verfolgen."
Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: . Dieser Film
hätte unmöglich in Amerika hergestellt werden können,
schon deshalb nicht, weil fast alle Gestalten äußerst
mager sind.“ Dies sagte er mit einem unmerkhehen
Lächeln. „Es gibt keine amerikanischen Filmschauspieler,
die sich in einem derartigen Zustande befinden. Liebt
der Amerikaner die Kunst genug, um ihretwillen das Ver¬
hungern zu wagen?"
Wildes Gröhlen dröhnte durch die Luft, die Uniformier¬
ten schienen die Zivilisten zu puffen und zu stoßen. Da
wir näher herankamen, fragte ich einen der Umstehenden
..Was geschieht hier?" Die Antwort lautete „Diese
Menschen wollen nicht, daß die Leute ins Kino gehen.'
„Weshalb?"
„Es ist ein deutscher Film. Hunnenpropaganda.'
Der Held entsinnt sich der Schilderung des Films, der
„reine Kunst bloß um der Kunst willen" sein will, und
bedenkt auch, daß der Krieg nun schon seit drei Jahren
beendet ist. an dem ei selbst als Mitkämpfer teilgcnommcn
hat. und zwar in den Argonnen. weswegen er sich aber
längst von irgendwelchen fcir.dscl.gen Gefühlen gegenüber
den Deutschen frei wisse.
Dr. Henner rät ab. ins Kino zu gehen. Der Held ent¬
gegne'., daß er sich von einer ..Bande Idioten“ nichts vor-
schreibcn lasse, und sieht seinen Weg plötzlich von einem
Unifoimicrten verstellt. „Hier wird nicht hineingegangen!"
. Weshalb nicht?“
„Es ist eine deutsche Aufführung; wir gestatten es
nicht.“
„Hören Sie. Soldat.“ sagte ich unfreundlich, „ich trage
meine Uniform nicht, habe aber darauf ebensogut ein
Recht wie Sie. Ich war in den Argonnen."
Jedes Erzeugnis, jeder wichtige Ersatzteil trägt Namen oder Schutzmarke, die vor minderwertigen Nachahmungen
schützen. Schutzmarke und Name bürgen für vorbildliche, ja unerreichte Qualitätserzeugnisse von
Weltruf — denn: Krupp-Ememann-Apparate sind eine Klasse für sich. — Sic wurden
auf allen beschickten Ausstellungen stets allein höchstprämiiert. Letzte
Höchstauszeichnung; Turin 1923 Grand Prix und Goldene Medaille
rtRUPP-ememnnn-rMnoRPPflRciTe G.m.&.fi. DResDen-A. 15c
Seite 20
Nummer 879 80
„Weshab wollen Sie sich dann die Hunnenpropaganda
anschauen?“
..Vielleicht interessiert üe mich."
..Sie können nicht hinein; wir sind hergekommen, um
die Vorstellung zu verhindern."
Der Held drängt sich zum Billettschaltcr durch, betritt
das Theater und fragt den Türsteher, ob es sich wirklich
um eine deutsche Propagandasache handele.
..Keineswegs. Aber es heißt, man wolle uns verbieten,
deutsche Filme aufzulühren. weil diese viel billiger sind.
Man glaubt, sie würden die amerikanischen Filme ver¬
drängen, und das sei unlauterer Wettbewerb."
Zwei Dutzend Zuschauer erleben dann die Caligari-
Premiere. die folgenden Eindruck auf den Amerikaner
macht: Im Film kommt eine Anzahl Morde vor, die ein
junger Mann aufzudecken versucht; schließlich führen alle
Spuren zu einem alten Arzt und Zauberer. Am Schluß
des Dramas stellt sich heraus, daß dieser Doktor der
Leiter einer Irrenanstalt und der junge Mann einer der
Insassen sei, so daß schließlich alle Abenteuer bloß auf
den Phantasien eines Wahnsinnigen beruhen. „Die Deko¬
rationen, das ganze Spiel waren futuristisch, unheimlich
und äußerst wirkungsvoll. Ich sah das Ganze im Licht
von Dr. Henners Auslegung als das Erzeugnis einer alten,
vielleicht überreifen Kultur. Sicherlich hätte in Amerika
kein solcher Fi!m hergestellt werden können. Aber wenn
ich die Wahl hätte zwischen ihm und den sexuellen
Spielereien von Mary Magna (der Leser mag hier getrost
den Namen der bekanntesten amerikanischen Filmschau¬
spielerin hersetzen, die im weiteren Verlauf des Romans
eine Hauptrolle übernimmt) — ich weiß nicht recht. Jeden¬
falls hatte mich der Dr. Caügari die ganze Zeit über inter¬
essiert. und Mary Magna interessiert mich nur, wenn ich
sie nicht auf der Leinwand sehe. Jedes Jahr muß ich
die Wahl treffen, ob ich sie tödlich beleidigen oder mich
langweilen soll, während sie in ihren Glanzrollen auftritt.
Ich las viele Romane und sah manche Stücke, in denen
der Held zum Schluß erwacht, und wir erfahren, daß wir
bloß seinen Traum gesehen haben. Ich erinnere mich an
den ,,Sommernachtstraum" und an den „Rückblick" von
Bellamy. Ein alter, alter Kunstkniff, und doch immer
wirkungsvoll. Hier aber hatte ich zum erstenmal den
Traum eines Wahnsinnigen miterlebt. Ja, die Aufführung
war interessant, dies konnte nicht geleugnet werden,
schaudererregenc, lebendig und wundervoll gespielt. Wie
hätte Poe sie genossen!"
Schon hält ihn ein großer Bursche am Arme fest: „Das
ist ein Verräter! Sagt, er sei ar. der Front gewesen, und
nun unterstützt er die Hunnen!"
Ein gestelltes Bein, der erste Schlag, Niederstürzen in
den Rinnstein, ein zweiter heftigerer Schlag, Fußtritte und
Stöße, taumelnde Flucht in die St. Bartholomäus-Kirche.
Zusammenbrechen auf einer Holzbank, Weinen, Aufsehen
zum Altar und zum Christusbild, das plötzlich neben dem
Mißhandelten steht und zu sprechen anhebt.
Hier setzt der eigentliche Roman ein und bedient sich
ebenfalls des alten und doch immer wieder wirkungs¬
vollen Kunstkniffs, daß der Heid im Verlauf einer einzigen
Stunde alle Tollheiten eines ganzen Buches erlebt, das
eine starke Anklage gegen Amerika ist, das aus einem
ethischen Kommunismus gegen Film-Unternehmer wie
gegen Film-Darsteller vorgeht and dem als Helfer im
Streit Christus, der Zimmermann, persönlich beisteht, den
man auch für den Film gewinnen will. Jedenfalls erweist
sich Sinclairs Phantasie derjenigen des Dr. Caligari durch¬
aus ebenbürtig, nur daß bei ihm alles ins Amerikanische
gesteigert ist.
Und nun könnte wieder ein deutscher Filmregisseur
kommen und aus diesem spannenden Roman ein Kino¬
stück formen, das den amerikanischen Schriftsteller dann
wiederum zu einem neuen Roman anregte. („Man nennt
mich Zimmermann", erschien im Malik-Verlage.)
MODELL1923
Präzisionserzeugnis
Geringste Abmessungen
Gehäuse aus Lekhfmefall oderHolz
Einwandfreies Stehen des Bildes
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glCtd]>Clttg ,nr Uraufführung gelangen.
. 1 $
Oer 3 ufthrnorb 311 Penebig
hat in Berlin unb im Reich reftlofe
Anetten v u n g bei beit Theater-
bej'ittern unb ber Rrel'le gefnnben.
Oer grobe publtfume-^ifm
Oer Juftnrnorb 311 Penebtg
wirb 0 e r l t e h e tt f ü r
Berlin — Cjten: tP e ft f a l i a - * 1 1 m - C> e r le i h, Berlin tC* äb, Jtechftrabc 12
$übDeutfchlanb: fT* e ft f a l i ai l tn - F* e r l e i h , ‘Jranffurt a. 3IL, •iaiferftrobe 41
ib e ft f a i i a - 3 i l m - F* c r l c i h, Jlliinchen. Jtaufingerftra.be 23
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?. I
w:mw:mw;m:mmmmmwzMWMaw:/;ww;mm r &
Nummer 879 80
Oer Rmrmntrsnratjri
Seite 21
Das Problem der Lichtreklame
Aber vom Transparent soll heute nicht die Rede sein. Hs
soll auf die Möglichkeit hingewiesen werden, die be¬
leuchtete Reklame originell zu gestalten und sic wirklich
zu einer Attraktion zu machen.
Unsere Bilder zeigen, wie so etwas anzufangen ist. Hs
sind zum Teil Nachtaufnahmen, an denen man die Licht¬
wirkung ausgezeichnet studieren kann.
Besonders gelungen ist die Gruppe über dem Haupt-
eingang, die Chaplin und den klcncn Jackic Coogan in
charakteristischem Ausschnitt aus dem Film zeigt. Es
sind nicht etwa große, schwere, massive Figuren, sondere
bemalte Pappsilhouetten, die man sich leicht nach einem
Photo oder nach dem Plakat i-nfcrtigcn kann.
Originell ist aber eine derartige Aufmachung nur. wenn
sie selten angewandt wird.
Man kann, um die Beleuchtungsanlage auszunutzen, an
diesem auffallenden Platz regelmäßig ein großes Plakat
zeigen Derartige Besonderheiten dürfen nur für große
Filme reserviert bleiben. Man muß auch hier nur originelle
Vorwürfe wählen und lieber auf eine derartige Rcklame-
mögtichkeit verzichten, wenn man aus diesem oder jenem
Grunde kein passendes Motiv findet.
Für die „Insel der vcrlorer.cn Schiffe" zum Beispiel, ein
Film, der gerade in Berlin sensationellen Erfolg hat, gibt
cs eine ganze Reihe dankbarer Motive. Man kann ent¬
weder die Boxkampfszene nehmen
oder das U-Boot; dann selbstver-
ständl ch in einer eigen komponier¬
ten Form, die die Möglichkeit gibt,
außer dem eben auftauchcndcn
U-Boot auch die Hauptdarsteller
etwa in jenem Moment zu zeigen,
wo sie dem rettenden Torpedo¬
boot entgegenwinken.
Wir hoffen, schon von der näch¬
sten Nummer ab derartige Ideen¬
anregungen in Skizzen zeigen zu
können, so daß unsere Rundschau
auch nach dieser Richtung hin vor¬
bildliche Arbeit leisten wird.
Wie die Ufa „The Kid“ in Berlin hcrausbrachte
Oien. U. T. Nollendorfflatz am Abend, unten am Tage
1Z^ s gehört nr.it zu den schwierigsten Problemen, die
Außcnreklame eines Theaters, besonders am Abend,
wirksam zu gestalten. Kinos liegen meist in den Haupt¬
verkehrsstraßen, eingebettet in alle möglichen anderen
Vergnügungsuntemehmungen. Der Kampf, schon von
außen her den wirkungsvollsten Anziehungspunkt inner¬
halb eines großen Komplexes abzugeben, entbrennt, wenn
die Nacht sich niedersenkt, mit doppelter Heftigkeit, und
heute, im Zeitalter der Elektrizität auch mit stärkster In¬
tensität.
Daß die Photokästen, der Eingang selbst und die Pia
kate gut beleuchtet sein müssen, ist ganz selbstverständ¬
lich. Bei den Photokästen haben die Baumeister meist
schon Vorsorge getroffen und Röhrcnlampcn eingeglicdert.
die ihr Licht nach innen werfen und so durch den äußeren
dunklen Rahmen das Schauobjekt besonders plastisch her¬
vortreten lassen.
Die primitivste Art der Lichtreklame ist das Transpa¬
rent. Es tut überall da seine Wirkung, wo rings herum
genügend Dunkelheit herrscht. Eis strahlt erst genau so
wie ein Paradoxon, wenn es sich im schärfsten Gegensatz
zu seiner Umgebung befindet.
Das ist meist nicht der Fall, so Jaß das Transparent,
einst eines der wichtigsten Hilfsmittel, heute schon
vielfach als erledigt und unwirksam anzusorechcn ist.
Wenn es noch verwandt werden
kann, so ergeben sich natürlich
allerhand Möglichkeiten. Es muß
dann beweglich gestaltet werden
und in der zeichnerischen Durch¬
führung originell sein.
Man kombiniert häufig Photos
mit Transparent, das heißt, man
schafft irgendeinen entsprechenden
stilgerechten Rahmen, der Licht-
effekte in der Art aufweist, wie
sic bei Theaterkulissen beliebt
sind, und ordnet mit diesem Trans¬
parent geschmackvoll die wichtig¬
sten Photos.
Seite 22
t>rt Ämctnalogtapf)
Nummer 879 80
Im übrigen kommt es natürlich nicht allein auf das
Motiv, sondern auch auf d e Ausführung an. Der beste
und geeignetste Künstler ist in diesem Falle der billigste.
Für kleinere Theater werden Jie Kosten im einzelnen Falle
zu hoch sein. Man hat aber auch in ähnlichen Fällen im
Rheinland dadurch einen Ausgleich geschaffen, daß sich
mehrere Theaterbesitzer diese Dinge gemeinsam herstellen
ließen und sich ihre Spielda-.en so einteilten, daß sie sie
hintereinander benutzen konnten. Wenn die Zeiten besser
sind, wird die Herstellung derartiger Dinge sicherlich in
Deutschland, wie in Amerika. Sache der Fabrikanten oder
Großverleihcr sein, denen man allerdings im Augenblick
derartige Rekiamespescn nicht zumuten kann.
Vielfach sind gute Erfahrungen mit farbigem Licht ge¬
macht worden. Man kann an Theatern, die zum Beispiel
inmitten großer Vergnügungsstätten liegen, die alle ihre
Lichtreklame in Weiß halten, sehr leicht auffällig dadurch
wirken, daß man seine eigene Reklame in Rot, Blau oder
Grün hält.
Wer zum Beispiel an sich Plakate an der auffälligsten
Stelle seines Theaters im allgemeinen weiß beleuchtet,
wird gut tun, an dem Tage, wo er derartige Großszenen¬
bilder benutzt, je nach dem Motiv rote oder grüne Lampen
einzuschalten. Der Zeichner muß dann bei der Wahl
seiner Farbe auf diesen Lichteffckt von vornherein Rück¬
sicht nehmen.
Empfehlenswert ist bei derartigen Szenenbildern in¬
direkte Beleuchtung, weil dadurch die Gruppe selbst
plastischer hervortritt.
Wie wesentlich die geschickte Beleuchtung der Szenen
ist, konnte man in Ber in bei „The Kid" an einem lehr¬
reichen Beispiel feststeilen. Die Gruppe und die Dach¬
stube an der Außenfront des U. T. am Noliendorfplatz
wirkten ausgezeichnet. Der große Kranz mit dem großen
Chaplinkopf am Tauentzienpalast kam durch die unglück¬
liche Plazierung der beleuchtenden Lampen um ein großes
Teil seiner Wirkung.
Lichtreklame oder beleuchtete Gruppen sind von aus¬
gezeichneter Wirkung, aber nur dann, wenn man sie mit
allen Schikanen herrschten kann. Arbeiten nach dieser
Richtung hin. die nicht ganz vollendet sind, schaden dem
Kino an sich und dem Kinotheater im speziellen mehr, als
sie nutzen. Man soll dann die Finger davon lassen.
„Der verlorene Schuh '
Zu diesem Film überreicht die Dccla eine hübsche
Broschüre, die — bei derartigen Dingen selten üblich —
fest gebunden ist Sie zeigt innen, hübsch gerahmt,
Szenenphotos, die, als Autotypien besonders gedruckt,
nachher in das Heftchen eingeklebt wurden.
Die inneren Blätter sind in jeder Beziehung vorbildlich,
sowohl was das Papier als auch was den Druck angeht.
Das Vorsatzpapier ist hübsch und zeigt Qualität. Man
bedauert eigentlich, daß der Außenumschlag, der anschei¬
nend von L. Oppenheimer stammt, so wenig stilgerecht
und zu konventionell ist. Es scheint, als ob man hier ent¬
weder auf vorhandene Klichees oder aber auf gewisse Ge¬
schmacksrichtungen bei den Theaterbesiizern Rücksicht
genommen hat.
Das gi.nze Werkchen beweist erneut den bewährten
Geschmack der Presseabteilung der Decla, die von Fräu¬
lein Verschleißer geleitet wird.
„Die Strafe"
„Die Straße" nennt sich eine kleine Broschüre aus der
Druckerei Willy Simon, die die Sternfilm-Gesellschaft bei
der Premiere überreichen ließ. Man bietet zunächst
einen Ausschnitt aus dem Manuskript, der eigentlich zu
kurz ist, um viel zu sagen. Es folgen kleine Skizzen von
Max Schach, Jolka, Eugen Tannenhnum und Eugen
Klopfer. Ein Gedicht von Walter Mehring, das die Stim¬
mung der Straße in eigenwilligen Rhythmen aufsaugt, und
die Reproduktionen von vier hübschen Porträten von Lud¬
wig Meißner schmücken das kleine Buch, das den Beweis
dafür liefert, daß auch mit verhältnismäßig einfachen
Geld- und Papiermitteln, daß mit simplem Buchdruck ein
hübsches, nettes Propagandawerk zu schaffen ist.
Zeichnerische Impressionen
einer „Scherlkindervorstellung“ von Irmgard Lange
noch nicht bcträcht!u:b ist (2,6“., für die gesamte Filmindustrie
und 3,6"„ für den Verleih), so ist doch xu hoffen, daß diese
Senkung eine neue Ara einleiten wird.
Der Index als Maßstab für den Multiplikator hat den Zentral-
verband veranlaßt, die Leihaufschläge von 57 Milliarden ab
28. Dezember auf 55 Milliarden (nach unten abgerundet) herab¬
zusetzen. Die Bayerische, Südfilm, Wilhelm Feindt usw. hatten
ihren Multiplikator, den veränderten wirtschaftl.chen Verhält¬
nissen entsprechend, schon bedeutend früher auf 50 Milliarden
heruntergesetzt und behalten £ ese Höhe vorläufig bei.
Streik macht schadenersatzpflichtig!
Diesen Grundsatz hat die 11. Kammer des Gewerbegerichts
Berlin am 11. d. M. unter Mitwirkung von Arbeitgeber- uni
Arbeitnehmerfcei* itzern zur Durchführung gebracht. Einige Ar¬
beiter, darunter die Betriebsräte, hatten die Dec'.a-Bioscop A.-G.
zukommen.
Neukonstituierung einer Aktiengesellschaft.
Der eigenartige Fall, daß eine bestehende Aktiengesellschaft
aus formalen Gründen gezwungen war, eine Neukonstituierung
vurzunehmen, hat sich jüngst in München ereignet. Die Rcvera-
Film A.-G. war aus juristischen Gründen gezwungen, eine Neu¬
konstituierung vorzui ehmen. Das Grundkapital beträgt 10 Bil¬
lionen. wovon ein Zehntel Inhabervorzugsaktien, die übrigen
Inhaberstammaktien ä 1000 M. sind. Die Ausgabe erfolgt zu
100 Prozent. Die Vorzugsaktien haben achtfaches Stimmrecht
und 4 Prozent Vorzugsdividende. Vorstand ist Emil Konetzky:
Aufsichtsrat: Großkaufmann Nicß, Rechtsanwalt Fritz Müller
Kaufmann Günthert jun. Neben der Produktion ist ein eigener
Verleih eingerichtet.
auf Zahlung von 14 Tage Lohn verklagt, obwohl sic am
9 November 1923 in Streik getreten und daraufhin fristlos ent¬
lassen worden waren. Das Gewerbegericht hat die fristlose
Entlassung in allen Fällen, auch bei den Betriebsräten, für
gerechtfertigt erklärt und demgemäß die Klagen sämtlich
abgewiesen. Auf die Widerklage der Firma hat das Gewerbe¬
gericht die Kläger verurteilt, an sie gemäß § 124b der Gewerbe¬
ordnung Schadensersatz für den durch den Streik begangenen
Vertragsbruch zu leisten.
Sobald uns die Gründe des Urteils im Wortlaut vorliegen
werden, werden wir auf den interessanten Fall zurückkommen,
der für manchen vielleicht eine heilsame Lehre birgt insofern.
iJo« <Bcf)etmnt0 üoiti örmfcnfiof
IJiartm t*ro& $ilm der Üeulig
nodj bem Iftpmun „;Dif 25rinf|d>ulte" ppn 3ofef ppn £auff
Iftegic unb 3Jt<inuffript (Fpenb ($abe
bauten: öeinridi Reifender*
pt>ofpgrap!)ic: Patting, ©aebet, ^bemo.
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3ofper Ärinfentjpf.poul Öcndete
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S*arbel«3fin, gen. ber (srppfentiefer . . 2t. AiMrubpff
3uno (gtebinf, ber (gdjmicb . . . >\ubo(f ^icbradj
.Oeinrid? 3öm, €>d>micbegeielle ... 2tlf 35lütcd>er
3ungfer Cfli .(Sertrub Ocpfotbf
£ar«, ber ©rpftnet^t.Robert Xeffler
Uraufführung:
25. ©ejemba 19" \ üeultg<Paloft Stlbambra
fturfürflenbamm 6 «.
Otctcieb öucrfi Öeuhg*!3ecUib <B. m. b. t\.
Berlin 3JT o$ «ttinrlottcnftraftt $2
«tltgtammt: Otauttltl*.
MM a««ii S*ttt f iVfitn SW«~
Nummer 879 80
t*cr Rincnmtogropfi
Seite 25
Wirischaftspolitische Jahresbilanz
Typisch für den verflossenen Zeitabschnitt ist dann
schließlich -- um noch eine der vielen interessanten
Fraßen aufzurollen — der Übergang von der Einzeltirma
zur Akten gesell schaft Eine Kapitaiserhöhung jagt bei
der einzelnen Gesellschaft die andere, so daß wir jetzt
eine Reihe von Firmen haben, deren ausgegebene Anteile
imponierende Summen darstellen. Eine Reihe von
Papieren wurde in den Freiverkehr der Berliner Börse
eingeführt In Düsseldorf. Essen, München und Hamburg
entwickelte sich ein verhältnismäßig lebhafter Handel in
Filmaktien.
Ein großer Teil dieser Firmen steht jetzt vor dem
schwierigen Problem, wie diese Summen im neuen Jahr
verzinst werden sollen. Es_ist das ein Problem, das auch
in anderen Industriezweigen akut geworden ist. wobe>
nur zum Nachteil des Films in Betracht gezogen werden
muß. daß er in vielen Fällen nicht in dem Maße Sach¬
werte aufweisen kann wie etwa die Betriebe aus dem
Textil- und Eisenreich.
Erschwerend kommt hinzu, daß nicht die Sachwerte
allen, ausschlaggebend sind, sondern auch die rationellen
Ausnutzungsmöglichkeiten des Betriebes und die Mög¬
lichkeit. möglichst lückenlos, unter Benutzung möglichst
weniger Betriebsmittel, neue Werte zu zeitgemäßen
Preisen zu schaffen.
Wir sehen für einen Teil der Gesellschaften in dieser
Umstellung fast unüberwindliche Schwierigkeiten, wäh¬
rend auf der anderen Seite eine erhebliche Zahl von Gro߬
firmen durch Rückstellung von wertbeständigen Reserven
in etwaiger Höhe der Aktienkapitalien leicht und sicher
, us der Inflation in die stabilisierte Zeit hinüberkommen
wird.
Alles dreht sich im Kreis. Wir müßten also aller Vor¬
aussicht nach nach dieser Zeit der Depression, des Still¬
stands und des beginnenden Niedergangs wieder zu einem
Aufstieg kommen. Der Pessimismus muß wieder dem
Optimismus weichen. Aber dieser Glaube an die bessere
Zukunft darf nicht in Worten und Reden bestehen, son
dern in ernster, rationellster Arbeit. Die Gelegenheit
fabrikation oder die Herstellung einzelner Werke mit
Pausen, die oft doppelt so groß sind wie die Zeitspanne,
die die Herstellung eines Films in Anspruch nahm, muß
vorüber sein.
Wer nicht ausreichende Betriebskapitalien besitzt, um
wirklich angespannt, ununterbrochen arbeiten zu können
soll sich ernsthaft überlegen ob er überhaupt erst die
Fabrikation aufnimmt. Die Zeit der Konjunktur- und
Yalutengew-.nne ist vorüber. Das neue Jahr wird die Ent¬
scheidung bringen, ob die deutsche Filmfabrikation wirk¬
lich sich zur Großindustrie entwickelt hat. wird die Ent¬
scheidung darüber bringen, ob wir das Vertrauen des
deutschen Kapitals besitzen, dessen Mitarbeit erste Vor¬
aussetzung für die Weiterentwicklung unserer Industrie ist
Wir wollen es wünschen und hoffen, und unser Teil da¬
zu beitragen im In- und Ausland durch Anregung und
durch Kritik, die sich auf künstlerische und wirtschaftliche
Fragen erstrecken wird.
Die deutsche Fachpresse - das sei hier nur angedeutet
hat auch roch viele Aufgaben zu erfüllen. Sic muß
nicht nur die Industrie anspotnen und in ihren Lebens¬
erscheinungen kritisch würdigen, sondern auch selbst rest¬
los an ihrem Ausbau und ihrer Vervollkommnung arbeiten
Der ..Kinematograph" hat gerade im letzten halben
Jahre gezeigt, daß es ihm nach dieser Richtung hin bitter
ernst ist. Wir freuen uns über die Zeichen der Anerken¬
nung, die nicht nur aus Deutschland, sondern aus allen
Teilen der Welt täglich an uns gelangen. Aber wir wer¬
den deshalb nicht ausruhen, denn wir wissen genau, daß
gerade am Ende dieses Jahres für uns genau so wie für die
Industrie die Feststellung gilt: Wir stehen vor dem Ende,
stehen aber jetzt glücklich wieder vor einem Anfang.
HAHN'GOERZ
Seite 2b
Nummer 879 8t*
Oer Reichspräsident bei „Mutter".
Am kommenden Sonnabend ivird in der Scala in
Berlin eine Sondervorstellung zugunsten der Volksspeisung
stattfinden, für die der Reichspräsident und der Berliner
Oberbürgermeister das Protektora: übernommen haben.
Die Veranstaltung wird mit einem Konzertteil eingeleitet,
dem die erste Berliner Vorführung des Foxfilms „Mutter"
folgt.
Diplomatische Vertreter aller Länder, u. a. der ameri¬
kanische Gesandte, haben ihr hirscheinen zitgesagt.
•
Der jüngste deutsche Filmstar.
ln München dreht eine neue Gesellschaft, die Iran-
Film G. m. b. H., ein Werk Dr. Alfred Schirokauers. das
den Titel „Der Sieg des Glücks" führt.
ln diesem Film hat man dem zweieinhalbjährigen Heinz
ürciner eine größere Rolle übertragen. Jackte Coogan ist
also übertrumpft.
Neben dem kleinen Schauspieler sind noch Hanna
l.ierke, Lia Eibenschütz. Carl de Vogt und Mvlong-Münz
beschäftigt. Die Regie führt Fritz Greiner.
Theaterprojekte in Frankfurt a. M.
Herr Krebs, der Besitzer der Olympia-Lichtspiele in
Frankfurt a. M.. soll, wie wir erfahren, den großen Gcscll-
schaftssaal des Zoologischen Gartens gepachtet haben und
gedenkt dort ein Film-Cabaret zu eröffnen. — Fibenso soll
die Umwandlung des Kristallpalastes in ein Kino der 2000
in aller Kürze spruchreif werden.
Kino in der Staatsoper.
Der Almawi-Film „Mutter Donau — Vater Rhein" wird
in der Berliner Staatsoper seine Premiere erlclien. Damit
rollt zum zweitenmal ein Kinobiid an einer Stätte, die
noch vor wenigen Jahren die Überlassung des kunst¬
geheiligten Bod.-ns an eine Filmgesellschaft entrüstet zu¬
rückgewiesen hätte.
•
Hans Kysers Pläne.
Hans Kyser, der von München nach Berlin zurückkehrt,
wird nicht ausschließlich für Richard Oswald tätig sein.
Er bearbeitet vielmehr auch einige Manuskripte für andere
pr< ininente Regisseure, z. B. den nächsten Karl Grune-
Fihn, ohne sich in irgend einer Form an eine bestimmte
F'irma fest zu binden.
Statt E. T. A. jetzt Columbia.
Die Liquidation der Europäischen Film-Allianz ist jetzt
dadurch beendet worden, daß man die Atelierverträge für
das Zooglashaus an eine neue Gesellschaft, an die „Co-
lumbia-Film-Gesellschaft" abgetreten hat.
In der Leitung dieser Firma wird der frühere General¬
direktor der Deulig. Coböken. an erster Stelle stellen
Herr Pfitzner, der letzte Generalbevollmächtigte der Ame¬
rikaner. bleibt in der neuen Kombination.
Als letzte Erinnerung an die stolze deutsch-amerikani¬
sche Arbeitsgemeinschaft bleibt der ..Paramount-Vertrieb",
der in die Räume Cobökens in der Friedrichstraße ein-
Die Columbia hat große Pläne, auf die wir noch zurück¬
kommen werden.
Harry oder Hardv?
In Leipzig versuchte man wieder einmal einen Film¬
schulschwindel auf dem Wege der Vereinsgründung. Die
Zeitungsinserate riefen, und alle ( i!mwütigcn Männlein
und Weiblein kamen.
Aber auch einige Filmleute - u a. die Filialleiter der
Ufa und Deta — kamen und vcranlaßten den Vorsitzenden
der Versammlung, der sich zuerst Harry Hill nannte, zu
einer Decouvrierung. Aus Harry wurde Hardy.
Der Filmschulschwindler bekam von den Fiimleuten
allerhand zu hören, nur Herr Winter vom „WtU-Film-
Markt" trat für die Gründung des Klubs ein.
Herr Winter ist ein selbstloser Mann und Hardy Hill
sein Prophet. Wenns mit dem Filmgeschäft nicht geht,
warum soll man’s nicht mit dem Filmunterricht versuchen'’
Der Film als Weihnachtsengel
Bei den vielen offiziösen und offiziellen Weihnach.s-
teiern spielt der Film in diesem Jahr eine große Rolle.
Der „Verein Berliner Presse" hat sein Weihnachtskino
im Wandelgang des Reichstags aufgebaut. Der „Verein
Berliner Journalisten" war durch die Liebenswürdigkeit
der Ufa in der Lage, im Rathaus von Friedenau im An¬
schluß an die Bescherung eine Märchenvorführung auf dem
famosen Ufaheimkino, „von dem die Menschen alle träu¬
men". zu veranstalten.
Der große Konzern hat dann 400 armen Berliner Kin¬
dern im Kaffee Vaterland eine Bescherung bereitet, an die
sich selbstverständlich eine Filmvorführung anschloß.
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Nummer 879 80
Ccc Rmcmntoprnph
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u. a. Wilh.
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Guido Seeber Regie ; Paul Merzbach
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Die Court isane vonVenedig
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in der Hauptrolle Magda Lonja
«uw . *^****&< c M i*M/iv* m i Wamw i MMX tmiru*
Das verbotene Land
mit Vilma Banky / Erika Glässner / Oskar Beregi
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FU R D eutjch UND W E *T FA LI A-Fl LM A G rSSSS £ Hl )
That was makes this film
expecially remarkable and pre-
cious is the fact, that he is
made with great love by na¬
tive alpinists and photographs
in that manner that one re-
nounced on cheap effects but
brought in the film the nature
aa ahe is. It ia here the first
time, that at the aide of other
advantagea, marmota, chamois
and ibex are pictured truly in
the middle of nature. Without
exaggeration it can be said?
that thia film aurpaasea by
much the few predeceaaora of
reaembling kind and that he
will conquer in a short time
the acreen of all the cinemaa
of the civilised world.
Was diesen Rim besonders
sehenswert und wertvoll macht,
ist die Tatsache, daß derselbe
mit unendlicher Liebe von
einheimischen Alpinisten und
Photographen hergestellt wur¬
de, und zwar so, daß man
auf billige Effekte verzichtete,
dafür aber die Natur lebens¬
wahr auf den Filmstreifen
bannte. Ela ist daher hier das
erste Mal, daß neben anderen
Vorzügen Murmeltiere. Gem¬
sen, Steinböcke inmitten der
Natur so getreu aufgenommen
wurden Ohne Ueberhebung
kann gesagt werden, daß die¬
ser Film die wenigen Vor¬
gänger ähnlicher Art bei wei¬
tem übertrifft und in kurzer
Zeit sich die Leinwand sämt¬
licher Lichtspielbuhnen der zi¬
vilisierten Welt erobern dürfte.
Ce que donne ä ce film
principalement le märite d’fttre
vu, c'est le fait, qu'il fut fait
par des alpinistes et des pho-
graphes du pays de teile
mani&re qu'on renonpa ä des
effets sans valeur mais qu'on
fixa sur la pellicule la nature
teile quelle est. Cest la prem-
iöre fois — sans ägard pour
les autrea avantages — qu'on
a photographie les marmottes,
les chamois et les bouquetins
au milieu de la nature. Sans
orgueil on peut dire que ce
film surpasse beaucoup les
peu prädäcesseurs de se genre
et qu’en peu de temps il pour-
rait conquärir le toile de tous
les cinemas du monde civilisä.
VERTRIEBS STELLEN:
Berlin — Osten: WESTFAUA- FILM-VERLEIH G. m. b. H.
Berlin SW. 68, Kochstr. 12
Mitteldeutschland: PROGRESS-FILM. Robert Knorr
Dresden, Frauenstr. 2 a
Rheinland-Westfalen: PROGRESS-WESTFAUA-F1LM-VERLEIH
Düsseldorf, Kölner Str. 44
Norddeutschland: PROGRESS-FILM John Hansen
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Greiferformen an Perforiermaschinen
N achdem wir kürzlich die beim Projektor gebräuchlichen
Formen der absatzweise wirkenden Schaltvorrich¬
tungen besprochen haben, sollen nun. wenn auch nur
l«urz, die in den Aufnahmeapparaten und den Perfor'er-
maschinen üblichen Greifer behandelt werden. Während
beim Projektor alles danach drängt, die Schaltdauer im
Vergleich zum Stillstand möglichst kurz zu machen, fällt
dieses Moment hier fast völlig weg. Nichts hindert, beim
Aufnahmeapparat den Stillstand auf die Hälfte einer vollen
l’mlaufperiode zu bemessen, wenn dadurch die Sicherheit
des Arbeiters erhöht wird.
Während beim Malteserkreuz das Schaitglied dauernd
mit dem Film in Eingriff bleibt, wird beim Greifer die
Verbindung zwischen Film und Schaltglied sofort aufge¬
hoben, sobald der Film zur Ruhe gelangt ist. Damit er¬
gibt sich eine wichtige Forderung, die an den gut arbeiten¬
den Greifer zu stellen ist. Es muß das Zurücktreten der
Greiferspitzen aus dem Film heraus so erfolgen, daß diese
Bewegung den Film nicht verschiebt.
Die einfachste Form des Greifers ist jene, bei der eine
an ihrem oberen Ende mit Greiferzähnen besetzte Stange
an ihrem unteren Ende durch einen Krummzapfen im
Kreise herumgeführt wird und unter dem Pn.ck einer
Feder mit einem Wulst in ihrer Mitte längs einer Ebene
verschiebbar ist. Es macht dann das freie Greiferende
eine Bewegung auf- und abwärts und außerdem eine Be¬
legung vor und zurück. Je nach der Lage des Krumm-
zapfens und der ebenen Gleitfläche setzt sich diese Be¬
wegung mehr oder weniger zu einer solchen von der Form
eines D zusammen, so daß man diese Greifer, die in den
verschiedensten Formen auftreten. kurzweg als D-Greifer
zu bezeichnen pflegt. Es ist bei ihnen vor allem wichtig,
daß der Eingriff der Greiferspitzen in den Film, besonders
aber der Austritt aus diesem herrus so erfolgt, daß die
Unterseite der Spitzen nicht über die Filmkante schleift
Da nämlich auch der beste für diese Spitzen benutzte Stahl
durch das unzählig oft wiederholte Schalten von der fast
messerscharfen Filmkante angegiiffen wird, muß das Glei¬
ten über diese Kante diese um ein geringes aber wechseln¬
des Stück weiter schieben und deshalb die Endlage des
Films, in der dessen Belichtung erfolgt, verändern, also
das Stehen des nach solchen Negativen kopierten Filmes
beeinträchtigen. Eine weitere Fehlerquelle ergibt sich aus
cer Anpassung der Greiferstange durch die Feder. Man
ist deshalb zu einer anderen Form übergegangen; bei
dieser wird die Greiferstange in ihrer Mitte durch einen
Schwinghebel geführt. Hier sind Schwingungen, wie sie aus
der fede rnden Anpressung entstehen können.ausgeschlossen.
Seite 36
X>cc Ämcmotograpft
879 80
Bei dem ältesten Greifertyp, wie inn Lumiere benutzt,
wird die Bewegung auf- und abwärts durch einen Herz-
exzenter erzeugt, die Bewegung serkrecht zum Film aber
durch eine auf der Exzenterachse sitzende Kulisse. Diese
Form hat sich als eine der besten erwiesen. Es steht hier
nahezu je die Hälfte der vollen Umlaufzeit für die Schalt-
i.ewegung bzw. die Rückführung d:s Greifers zur Ver¬
fügung. und es entfallen nur sehr kleine Bruchteile auf
den Eintritt und Austritt in den Film hinein bzw. aus
diesem heraus.
Eine eigenartige Form finden wir bei dem sehr beliebten
Debrie-Apparat. Hier wird die Längsbewegung des Grei¬
fers unmittelbar von einem Krummzapfen abgeleitet, ohne
daß cs einer besonderen Greiferstaige bedürfte. Der
Krummzapfen umfaßt mit einem Maul den Greiferschlitten
und greift dabei mit einem lotrechten Zapfen in einen
geraden wagerechten Schlitz des Schlittens ein. In dem
Schlitten ist ein Schieber angebracht, der vorne die Grei¬
ferspitzen trägt; in den Schieber ist ein Schlitz einge¬
schnitten. der aus zwei um etwa 2 mm gegeneinander
verschobenen geradlinigen Teilen und einem diese ver¬
bindenden gebogenen Mittelteil besteht. Der Zapfen im
Maul des Krummzapfens greift auch durch diesen Schlitz
hindurch. Je nachdem der Zapfen bei seiner Bewegung
nun in dem rechten oder linken Stück des Schieber¬
schlitzes liegt, schiebt er den Schieber zum Eingriff in den
Film vor oder zieht ihn aus diesem zurück. Der Debric-
Greifer weist verhältnismäßig wenig und nur leichte, aber
doch sicher zu führende Teile auf, und darin mag das
Vorteilhafte dieser Konstruktion zu sehen sein.
Bei dem Prevost-Greifer sitzen auf einer Welle zwei
gegeneinander versetzte Herzexzenter, die in zwei Schlit¬
ten eingreifen, deren einer am Bildfenster auf und ab ver¬
schiebbar ist, während der andere in wagerechter Richtung
sich auf dem ersten verschieben kann. Hier entfallen auf
die Schaltbewegung und den Rücklauf ie ein Viertel des
vollen Umlaufes und ebenso viel auf die beiden Bewegun¬
gen senkrecht zum Film.
Bei älteren Apparaten fanden sich Greifer, bei denen die
Spitzen in den Film hinein zwar durch Kurvennuten oder
Kulissen oder Exzenter bewegt wurden, der Austritt aber
durch Federn bewirkt wurde. Diese Anordnung muß aber
hinsichtlich des sicheren Arbeitens Bedenken erwecken.
Wir begegnen deshalb bei guten Aufnahmeapparaten heut¬
zutage nur noch solchen Greifern, bei denen alle einzelnen
Teile der Bewegung rein zwangläufig vor sich gehen.
Was hinsichtlich der Genauigkeit der Schaltung für den
Aufnahmeapparat gilt, trifft in verstärktem Maße auf den
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Der Rmcmatogcaph
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Kopierapparat und die Perforiermaschine zu. Besonders
bei jenem ist ein Schaltrad, wie es das Malteserkreuz hat,
grundsätzlich zu verwerfen, da dieses die gleiche Schritt-
große bei zwei aufeinanderliegenden Filmen niemals ver¬
bürgen könnte. Hier ist an dem Greifer unbedingt fest¬
zuhalten.
Der Kino-Plasmat 1: 2
Von Dr. Paul Rudolph. Großbiesnitz.
Wie der den Amateuren und Berufsphotographen schon
bekannte Doppel-Plasmat 1 : 4. 1 : 5,5 und 1 : 9 ein sphäro-
chromatisch korregierter Anastigmat ist, so erhebt darauf
auch der Kino-Plasmat 1 : 2 Anspruch. Die mit ihm auf¬
genommenen Bilder zeigen gegen ältere Anastigmate, die
nachweislich mit merklicher sphärochromatischer Differenz
behaftet sind, erhöhte Plastik, lebendigere Zeichnung mit
kräftigerer Linienführung. Uber- und Unterexpositionen
sind weniger verderblich.
Trotz seiner großen Lichtstärke, die der Kino-Plasmat
infolge seiner großen Öffnung 1 : 2 besitzt, gibt tr feinste
Schärfenzcichnung, die für die Projektionsvergrößerung
verlangt wird. Die mit dem Objektiv von bekannten
Operateuren großer Firmen angcstelltcn Proben haben zur
Anerkennung der neuen Leistung geführt.
Der Vorteile, welche das neue Objektiv mit sich bringt,
sind sehr zahlreiche, sie werden von allen beteiligten
Seiten mit Freuden begrüßt werden. Das Aufnahmebudget
der Kinofilmgesellschaften dürfte merklich entlastet wer¬
den, da an Zeit, Beleuchtung und Mißerfolgen gespart
wird. Der Kinooperateur hat leichteres Arbeiten, da er
kürzer belichten kann und mit größerer Sicherheit gut
gedeckte Negative erhält. Der Filmschauspieler hat die
Annehmlichkeit, sich zur Schonung seiner Augen weniger
grellem Lichte aussetzen zu müssen oder in kürzerer Zeit
seine Partie spielen zu können. Den Vorteil werden sich
aber auch die Besitzer der guten Filmtheater dienen
lassen, denn Filme, mit dem Kino-Plasmaten aufgenommen,
wirken künstlerischer und mit größerer Lebenswahrheit,
sie sind ein Zugmittel für das anspruchsvollere Publikum.
Dieses nimmt lebhaften Anteil daran. Es sieht im Kino
ein Bildungsmittel für das künstlerische Empfinden und
eine erzieherische Vorführung, welche auch einen
höheren seelischen Erfolg hat. Es scheint aber auch nicht
ausgeschlossen, daß das neue Objektiv wegen seiner spe¬
zifischen Eigenschaften eine neue Anregung gibt, Kino-
matographien in natürlichen Farben mit voller Befrie¬
digung auf die Leinwand zu bringen. Der Kino-Plasmat
1 : 2 wird von der Firma Hugo Meyer & Co. in Görlitz
hergestellt. Es werden die Brennweiten 35. 42. 53, 75
und 90 mm angeboten.
Die Heizung im Film
Unter den vielen technischen Filmen, die in letzter Zeit
hergeslellt und geplant wurden, erregt der eine Aufmerk¬
samkeit, der den Film in den Dienst einer rationellen
Wärmewirtschaft zu stellen beabsichtigt. Der Film soll
sich neben der zweckmäßigen Heizung im Haushalt auch
mit der Heizung der technischen Filmanlagen befassen,
und es verlautet, daß der technisch-wirtschaftliche Sach-
v erständigen-Ausschuß beim Reichskohlenrat und. wie uns
mitgeteilt wird, auch der Bayerische Wärmewirtschafts-
verband gewillt sind, die Herstellung des Filmes durch
Sachverständige zu unterstützen.
VORTRAGS MASCHINE.
Seite 38
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Einsendungen aus der Industrie.
Die Atelieraufnahmen zu dem neuen Grjßfilir. Richard Oswalds
„Carlos und Elisabeth" sind gestern beendet worden, und Oswald
ist mit seinem Stab und seinen Hauptdarstellern, einer stattlichen
Truppe von dreißig Personen, nach dem Süden abgereist, wo er
nunmehr'die Außenaufnahmen drehen wird
Die Aufnahmen zu dem Film „Doktor Wisliccnus" der Berliner
Film-Akt.-Ges. sind nunmehr im Staakencr Atelier beendet wor¬
den. In dem Film, der von H. Ch. Kobe inszeniert wird, wirken
in den Hauptrollen mit: Fritz Kortner, Maria Leyko, Charlotte
Anders, Jakob Tiedtke. Paul Grätz. Siegfried Behrisch, Paul
ßildt, Joachim Ringelnatz. Der Film, der bekanntlich im Ver¬
leih der Phocbus-Film Akt.-Ges. ist, wird demnächst erscheinen.
„Der Justizmord zu Venedig . der große italienische Film der
Promo Film-Akticngesellschaft, wird noch in diesem Monat in
acht Berliner Theatern gleichzeitig zur Uraufführung gelangen.
Die Firma W. A. Birgefeld, Telephon- und Apparatebau in
Berlin, hat ihre Vert'ctung für Süddeutscnland, das besetzte Ge¬
biet und die Tschechei dem Ingenieur Schnürer in Frankfurt am
Main übertragen, der der Filmbranche als Inhaber der Frank¬
furter kinotechnischen Firma „Kinophot" seit langem bestens be¬
kannt ist. Herr Schnürer hat unter der Firma Radio-Apparatc-
Vertriebs-G. m. b. H. Geschäftsräume eröffnet, die in der Kaiser-
passage gegenüber den Geschäftsräumen der Firma Kinophot ge¬
legen sind, und veranstaltete am 7. Dezember in der Loge „Einig¬
keit" einen Vortrag über das Wesen und die Zwecke der Radio-
Telephonie. Der Andrang zu der Veranstaltung war ein unge¬
heuer starker, der große Saal bis aul den letzten Platz gefüllt.
Herr Ingenieur Dr. Nesper hielt das Referat und suchte an Hand
eines nicht allzu trockenen und durch die Vorführung einer An¬
zahl durch Lichtbilder unterstützter Ausführungen die inter¬
essierten Zuhörer mit der Technik der neien Erfindung vertraut
zu machen. Es würde zu weit führen, wenn wir in unserem Fach¬
blatt eine genaue Beschreibung des Apparates und seines Ge¬
brauchs wiedergäben. Mit der Firma Kir.ophot bzw. der Radio-
Gesellschaft gehen wir aber insofern einig, als die Sache ein
großes Geschäft zu versprechen scheint.
Thomas Mann als Filmdichtcr. Es ist sicherlich als ein be¬
sonderer Erfolg zu verzeichnen, daß cs Direktor Rolf Randolf von
der Rolf-Randolf-Film Akt.-Ges. in Berlin gelungen ist, den be¬
rühmten Schriftsteller Thomas Mann für ein Filmwerk zu ge¬
winnen. das fertig vorliegt und demnächst unter Randolfs Regie
abgekurbelt wird. Thomas Mann hat seinen Stoff dem bekannten
Epos Gottfried von Straßburg; entnommen und ein vollkommen
Eiger.es, Selbständiges gcscha len. ein ergreifend Hohelied der
Liebe „Tristan und Isolde", das nach jeder Richtung hin eine Ab¬
kehr von bisheriger Filmdicit.ung bedeutet. Thomas Mann hat
sein Werk kürzlich einen 1 kleinen Kreis Münchener Literaten
vorgelesen uni allseits ungeteilten Beifall gefunden.
Der von der Osmania-Film G. m b. H. hcrgestelllc und von der
Deuta-Film-A.-G. (Deutsch-Türkischen Film-Aktiengesellschaft)
erworbene Rennsportfilm „Lord Reginalds Derbyritt'
wurde bereits für Deutschland, Österreich-Ungarn, Tschecho¬
slowakei, Jugoslawien, Rumänien. Türkei, Bulgarien und Grie¬
chenland verkauft.
Beim Filmverlag Wilhelm Feindt, Berlin, sind zwei füifaktige
Spielfilme mit der bekannten amerikanischen Filmdarstellerir
Viola Dana in der Hauptrolle erschienen. Der erste betitelt sieh
„Die Prinzessin und der Fremde" (eine exotische Angelegenheit,
die in Japan spielt), der zweite „Kinder. Ihr müßt heiraten!", ein
Gesellschafts-Lustspiel aus den Vereinigten Staaten.
Die Ivo G. m. b. H-, die bekanntlich in der Müllerst-. 142 die
Pharus-Lichtspiele. Film- und Bühnenschzu, betreibt, hat ihr
Theater einem Ausbau unterzogen und die Bühne für kleine
Kunstvorführungen umgebaut. Am 14. Dcztmbor fand die Er¬
öffnung dieser Kunstbühnc mit Anna Müller-Lincke und Georg
Kaiser in einem Sketch statt. Für die nächste Zeit sind u. a.
Paul Heidemann. Carl de Vogt und Otto Reultcr verpflichtet.
Leitung des kleinen Kunstteiles: Kurt Wassermann
Die Deuta-Film-A.-G. (Deutsch-Türkische Film-Aktiengesell¬
schaft) hat in Konstantinopcl einen eigenen Filmverleih errichtet
und beabsichtigt, Anfang des kommenden Jahres in Athen, Scfin,
Bukarest ebenfalls Filmverleihe in eigene Regie zu nehmen.
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