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Full text of "Der Kinematograph (December 1923)"

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Aa/ soeben die größte 
deutsche FilmexpedUion 
unter Leitung vonH.Schorn* 
burgk mit offiziöser Un¬ 
terstützung nach Liberia 
entsandt, die einen großen 
mehrteiligen Abenteurer- 
Spielfilm und ethnogra¬ 
phische und Jagd- Auf¬ 
nahmen macht. 

* 

die neue deutsch-türkische 
Film - Aktiengesellschaft 
hat ihre" großen Spottfilm 
aus der . urfwelt „Lord Re¬ 
ginalds Derbyritt“ unter 
Teubers Regie beendet. 

+ 

vertreibt diese Ulme neben 
ihrer umfassenden großen 
und bewährten Produktion 
für die ganze Welt. 



★ 


bietet im Verleih ihren 
Kur, den durch diese Werke 
eine neue zugkräftige Sen¬ 
sation, deren Erfolg Ma¬ 
nuskript, Regie und Dar¬ 
stellung gewährleisten. 
















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6 er ^Ufa 



















7. Jahrgang, Nr. 876 Berlin, 2. Dezember 1923 



Deutschland und Österreich 

Eint aktuelle politische Auseinandersetzung von Aros. 


Deim Erscheinen dieser Nummer sitzen in Wien die 
führenden Männer, die Repräsentanten der Filmpresse 
der ganzen Welt beim festlichen Bankett der Vita, um die 
feierliche Einweihung der neuen GroOfilmwerke draußen 
am Rosenhügel abzuschließen. 

Bei dieser Gelegenheit wird eine Reihe schöner Reden 
gehalten werden, in denen auf die Internationalität des 
Films im allgemeinen und auf das freundschaftliche Zu¬ 
sammenarbeiten zwischen Deutschland und Österreich im 
besonderen hinge- 
wiesen wird. 

Beim inoffiziellen 
Teil wird man aber 
von dem schönen 
Verhältnis wenig 
hören, wohl aber von 
allerhand Klagen 
und Beschwerden, 
die sicherlich leicht 
abzustellen sind. 

An dem guten 
Verhältnis zwischen 
Deutschland und 
Österreich haben wir 
eigentlich heute das 
größere Interesse. 

Wien ist für uns 
wichtiges Absatz¬ 
gebiet. Es kauft 
nicht nur für Öster¬ 
reich nach seinen 
heutigen politischen 
Grenzen, sondern 
auch für die anderen 
Staaten der ehe¬ 
maligen k. und k. 

Monarchie. 

Wien erleichtert 
uns das Ausland- 
geschäit durch die 
Abnahme für eine 
Reihe von Ländern 
und Ländchen, die 
man einzeln nur 
sehr schwer be¬ 
arbeiten kann, und 
deren Erträgnis. 

’ edes für sich, kaum 
in die Wagschalc 
fällt, während beim 
Sammelverkauf eine 
nette runde Summe 
zu verbuchen ist. 

Österreich pro¬ 


duziert selbst verhältnismäßig wenig Die Praxis hat 
gezeigt, daß nur die Erzeugnisse von zwei, drei führenden 
Firmen in Deutschland Unterkommen, während das andere 
noch Versuche sind, die sich etwa auf einem Niveau be¬ 
wegen wie die Münchener Bilder aus den ersten baye¬ 
rischen Filmgründungsjahren. 

Die großen österreichischen Fabrikanten, die meist auch 
große Verleiher sind, haben es sehr peinlich empfunden, 
daß ihnen ein Land, von dem sie einen großen Teil ihrer 
Filme kaufen, die 
Einfuhr ihrer eige¬ 
nen Fabrikate 
außerordentlich er- 

Man hat schlie߬ 
lich ein Sonder¬ 
kontingent bewilligt, 
aber die Verteilung 
nicht etwa dem 
österreichischen Fa¬ 
brikantenverband 
überlassen, sondern 
von Berlin aus 
disponiert, und zwar 

in einer Weise, die 
keineswegs den tat¬ 
sächlichen Verhält¬ 
nissen gerecht wird. 

Unsere Wiener 
Freunde behaupten 
daß einzelne Firmen 
viel mehr Filme 
zur Einfuhr ange¬ 
meldet hätten, als 
die produzierende 
Fabrikation umfaßt. 

Es sollen auch 
Anmeldungen er¬ 
folgt sein, bei denen 
man französische 
und englische Bil¬ 
der unterschied, daß 
man also versucht, 
die Einfuhr nach 
Deutschland. die 
auf legalem Wege 
nicht möglich ist. 
illegal zu erzwingen. 
Die führenden 
österreichischen 
Verbände erwägen 
ernsthaft eine Art 
Kauf- und Vor¬ 
führungsverbot für 


Das Bild der Woche 



|ClM Knie« tt Mill*> 

Betty Compson in dem Paramount-Film „Woman lo Vfuman 













Seite 2 


8tr Äincmatogcoph 


Nummer 876 


deutsche Bilder, Erwägungen, die zwar bedauerlich, aber 
absolut verständlich sind. 

Wir kommen auch in diesem Zusammenhang wieder auf 
unseren alten Vorschlag zurück, die Einfuhr von einer 
Kompensation abhängig zu machen, die wiederum auf das 
einführende Land begrenzt ist. i Iso nur so viel Amerikaner 
nach Deutschland, wie Amerika von uns bezieht, und Ge¬ 
legenheit. so viel österreichisch - Bilder zu uns zu bringen, 
wie wir nach dort verkauft haben. 

Maßgebende Wiener Kreise bestätigen uns, daß dann 
die Differenz in diesem Punkt absolut ausgeglichen ist. 

Dieser Vorschlag würde den überall in der Weit 
üblichen kaufmännischen Regeln entsprechen und keines¬ 
wegs unfreundlich sein. Findet doch ein genau geregelter 
kaufmännischer Austausch auch in andern Artikeln statt, 
woran bis zum heutigen Tage noch keinei der Kontra¬ 
henten das geringste auszusetzen fand. 

Auch in der Filmindustrie ließe sich dieser Vorschlag 
ohne die geringste Reibung verwirklichen und würde zu¬ 
dem völlige Klarheit schaffeii, nebenbei noch eine Sta¬ 
tistik ermöglichen, die aller Art Vorwürfe, die heute 
leichtfertig von gewisser Seite ausgesprochen werden, mit 
einem Schlage beseitigen und eine ungetrübte Atmosphäre 
schaffen könne. 

Die Wiener Fabrikanten beschweren sich dann über die 
unfreundliche Haltung der deutschen Presse dem Wiener 
Fabrikat gegenübe'. 

Das ist schon eine sef wierigere Angelegenheit, aus dem 
sehr einfachen Grunde, weil es sich dabei zum Teil um 
kritische Urteile handelt, die letzten Endes mehr Ansichts¬ 
sache sind und die natür'ich bis vor kurzem noch dadurch 
beeinflußt waren, daß wir in Deutschland höhere An¬ 
forderungen an einen guten Film stellen, als das zum Teil 
bisher in Österreich der Fall war. 

Über die Berechtigung eines kritischen Urteils läßt sich 
überhaupt schwer streiten. Jeder Kritiker hat recht, der 
vorurteilsfrei und sachverständig seine Meinung sagt; aber 
die Wiener glauben eben nicht, daß wir vorurteilsfrei sind. 
Sie metnen, daß unsere Ansichten getrübt wurden. Sie 
verstehen vor allen Dingen die Stellungnahme einiger 
Blätter nicht, die ein nationales Unglück darin sehen, daß 
Ma* Linder und sein französischer Regisseur in Wien 
arbeiten, die sogar nach dem Boykott riefen, ehe noch 
überhaupt der Film mit Max Linder gedreht, geschweige 
denn verkauft war. 

Sie vermissen vielleicht nicht mit Unrecht bei einem Teil 
der Blätter, vor allen Dingen bei einem Teil der Tages¬ 
zeitungen, die sich mit dem Film befassen, die klare Er¬ 
kenntnis der internationalen Notwendigkeiten gerade beim 
Kino und schließen daraus auf ein mangelndes Verständnis 
der deutschen Filmindustrie und der Deutschen überhaupt. 

Natürlich ist das ein grotesker Irrtum, man hat nirgends 


soviel V erständnis lür alle diese Dinge w<e in Berlin. Aber 
es liegt hier der Fall so wie überall, daß jeder zuerst 
für seine Ideen Verständnis fordert und dann erst geneigt 
ist, die Pläne und Ansichten der anderen Seite anzuerkennen. 

Wir sind überzeugt, daß die Aussprache, die gerade in 
diesen Tagen in Wien zwischen den prominenten Filmiers 
aller Nationen stattfindet, viel zur Klärung beiträgt, daß 
dort internationale V erbindungen angebahnt und noch ver¬ 
tieft werden, viel mehr als auf dem berühmt-berüchtigten 
Pariser Reklamekongreß, dessen Resultate im umgekehrten 
Verhältnis stehen z i dem Geschrei, das vorher erhoben 
wurde, und der nur eins erwiesen hat. nämlich, daß die 
Franzosen oder wenigstens ein Teil von ihnen die inter¬ 
nationale Filmsituation noch lange nicht erfaßt haben und 
daß sie die filmische Kettung Frankreichs auf einem Weg 
versuchen, der nie und nimmer Erfolg bringen kann. 

Welterfolg wird dem Film nur durch intensive praktische 
Arbeit beschießen. Ein Land kann nur zur Geltung kommen, 
wenn es seine technischen Einrichtungen vervollkommnet, 
wenn es sich die besten geeigneten Kräfte dienstbar macht 
und wenn es bei aller nationalen Einstellung doch sich den 
großen internationalen Blick bewahrt. 

Hier können wir alle von den Amerikanern lernen, 
deren außerordentliche Menschenkenntnis ihnen heute die 
vorherrschende Stellung auf dem Weltfilmmarkt gebracht 
hat. die ihnen niemals wieder zu entreißen sein wird. 

Das sind die Gesichtspunkte, von denen die Vita ausgeht. 
die die bedeutendsten Hersteller, die prominenten Re¬ 
gisseure und Darsteller, die namhaftesten Filmpublizisten 
aller Länder zu sich eingeladen hat und die damit einen 
bedeutsamen Schritt für die internationale Filmverstandi- 
gung tat. einen Schritt, der hoffentlich Nachahmung findet 
und hoffentlich auch praktische Resultate zeitigt. 

Bei dieser Gelegenheit werden dann auch die führenden 
deutschen Persönlichkeiten mit den Österreichern über die 
schwebenden Wirtschaftsfragen sprechen können, die vor. 
Verband zu Verband erledigt werden müssen. 

ln der Wiener Atmosphäre, die gemütlicher und beschau¬ 
licher ist, wird sich besser verhandeln und — da auch 
Meterzahlen in Frage kommen — handeln lassen. 

Der deutsch-österreichische Ausgleich gehört mit zu den 
wichtigsten Forderungen des Tages. Es wäre bedauerlich 
wenn es hier zu Verstimmungen oder gar zu schwer¬ 
wiegenden Beschlüssen käme, weil damit in jede Kalku¬ 
lation ein großes Loch gerissen würde. 

Es scheint, als ob auch hier wieder Kräfte am Werk 
waren, die sich immer noch berufen fühlen, die Geschicke 
der deutschen Filmindustrie zu lenken und zu beeinflussen, 
obwohl ihnen hierzu jede Ak’.ivlegitimation fehlt. 

Wir behalten uns vor, auf diese Frage noch eingehender 
zurückzukommen, wenn wir die Stimmungen und Tat¬ 
sachen an Ort und Stelle studiert haben. 


Das neue österreichische Grofjfilmwerk 

(Wiener Privit-Tdefi. am» unseres H a u p t sc h r i 111 e i t e r s.| 


D ie Eröffnung des wundervollen, großen neuen Vita- 
Ateliers gestaltete sich zu einer imponierenden Kund¬ 
gebung. 

Neben den Vertretern der Staatsbehörden, den Re¬ 
präsentanten der Stadtgemeinde sah man eine Reihe welt¬ 
bekannter Persönlichkeiten aus dem Reich der Kunst und 
Literatur. Prominente der Politik, des Handels und der 
Industrie. 

Die führenden Filmleute Europas sind versammelt. Der 
internationale Darstellerstab des österreichischen Konzerns 
prägt der neuen Arbeitsstätte auch technisch seinen 
Stil auf. 

Heute abend wird ein großes Bankett offizielle und 
offiziöse Reden bringen. Deutschland ist naturgemäß be¬ 


sonders stark vertreten, aber auch Frankreich. Ungarn. 
Italien. England. Amerika sind repräsentiert. 

Einige interessante Spezialaufnahmen für den ,.Kinc- 
icatojraph" werden in der nächsten Nummer ein anschau¬ 
liches Bild geben und beweisen, daß dort ein Werk ent¬ 
standen ist, das es mit den besteingerichteten Arbeits¬ 
stätten der ganzen Welt aufnimmt. 

Im Bureau der Vita türmen sich die Telegramme aus 
allen fünf Erdteilen, die teils in knappem Telegrammstil, 
teils poetisch die Wünsche der internationalen Filmwclt 
übermitteln. 

Generaldirektor Szücs, anscheinend die Seele der Vita, 
wird besonders gefeiert 



Nummer 876 


I<er Rmcnntogropfr 


Seite 3 


Expeditionsfilme und Filmexpeditionen 

Von Ernst l/litzsch. 


E in englischer Historiker hat neulich sein Bedauern 
' darüber ausgesprochen, daß es zur Zeit Homers noch 
keinen Kinematogruphen gab, und di.- nicht geringe Zahl 
der Gymnasiasten, die sich schwer durch 
das Dickicht der griechischen Grammatik 
finden konnte, würde, zustimmend, die 
Odyssee auch lieber im Bilde als im Ur¬ 
text erlebt haben. Die Irrlahrtcn des 
Odysseus wären in der Tat wohl für eine 
Filmexpedition geeignet gewesen, wenn 
es ihnen auch nach unseren Ansichten 
sowohl an Komfort, als auch an Fort¬ 
kommen mangelte. Jedenfalls inter¬ 
essiert die heutige seßhaft gewordene 
Menschheit nichts mehr, als das Bild 
fremder Landschaften, die die große 
Sehnsucht jedes Filmregisseurs dar¬ 
stellen. ln der Zeit unserer Ausgespcrrt- 
heit waren die Kalkberge bei Rüdersdorf 
das Exoticn der Filmindustrie, wo sich, 
zur stillen Heiterkeit der Weitgereisten, 
die seltsamsten Szenen abspielten. Aber 
seit die Tore in die Welt wieder geöffnet 
sind, verlangt der Zuschauer die Echt¬ 
heit des Milieus. 

Filmexpeditionen ziehen seit einigen 
Jahren hinaus, um Spielfilm .-n das Kolo¬ 
rit der Ferne zu geben. Diese Art Reise¬ 
filme. deren erster in Deutschland der 
„Mann ohne Namen" war. entsprechen 
den gleichfalls beliebten Abenteuer¬ 
romanen. an denen sich heute die ganze 
Welt ergötzt. Es sind unter ihnen frei¬ 
lich nur sehr wenige, die Anspruch darauf 
erheben können, ernst genommen zu wer¬ 
den. Die meisten sind ohne Verbindung 
von Spiel und Landschaft — es fehlt 
ihnen die zwingende Notwendigkeit der 
Umwelt. Wenn sich eine Szene etwa in 
Serbien abspielt, muß gefordert werden, 
daß das serbische Milieu von einer Hand¬ 
lung getragen wird, die sich mit Not¬ 
wendigkeit nur serbisch darstellen läßt. 

Unendlich oft wird der Fehler gemacht, 
daß eine Allerwettshandlung sich an 
einer Stelle der Welt zuträgt, an der sie 
nichts zu suchen hat. und an die sie nur 
verlegt wurde, um die zu schwache Handlung durch eine 
Serie hübscher, eigentlich überflüssiger Bilder zu stützen. 
Ein ganz anderes Gesicht besitzen die Expeditionsfilme. 


In ihnen waltet nicht der Ehrgeiz, von einer Handlung im 
Sinne romantisch konstruierter Vorgänge getragen zu 
werden. Sondern es soll in ihnen nur die Natur sprechen. 

die ohne Schminke auf den Zelluloid- 
streifen gebracht wurde. Solche Ex¬ 
peditionsfilme besitzen bedeutenden wis¬ 
senschaftlichen Wert als Natururkunden, 
die der Mit- und Nachwelt Kunde von 
Vorgängen geben, die der seßhaft gewor¬ 
dene Mensch nicht mehr selbst erleben 

Gerade in diesem Augenblick ist der 
Auszug mehrerer Filmexpeditionen zu 
melden, während andere eben mit ihrer 
Aufgabe fertig wurden. 

Die Reise, die der globetrottcnde 
Schriftsteller Dr Cclin Roß nach Inner- 
asien untemon neu hatte, liegt zwar 
schon einige Ji-hre zurück, aber der Film 
trat erst jüngst nach Überwindung 
größerer Zensurrchwiengkciten hervor. 
Colin Roß durchreiste Rußland, als der 
Bolschewismus noch im Kampf mit den 
Armeen des Geaerals Wränget lag. und 
gleichzeitig die Mißernte ganze Provinzen 
des Riesenreiches in Hungersnot stürzte 
Dann eilte er weiter durch der. Kaukasus, 
durch Persien. Turkestan. und drang in 
die abseits von jedem Verkehr liegenden 
Steppenstädte des inneren Asiens vor 
Dieser Film, der in der Berliner Urania 
mit einem Begleitvortrag des Reisenden 
lief, interessierte ungemein und brachte 
seltsame, noch nie gesehene Bilder aus 
dem Herzen de» asiatischen Kontinents, 
die belehrendes trotzdem unterhaltendes 
Material zur Schaustellung brachten. 

Eine englische Filmexpedition, die von 
dem Ethnologen Max Govern geleitet 
wurde, ist in diesen Tagen aus Tibet 
zurückgekehrt Da sie offiziell als Mis¬ 
sion der „britischen Buddhisten" auf- 
treten konnte, gelang es ihr. Zutritt m 
die verbotene Stadt", in Lhassa. zu er¬ 
halten. wo nicht nur Straßen und Stadt¬ 
bilder. sondern sogar die Palasthöfc von 
Potala. der offiziellen Residenz des Dalai 
Lama, gefilmt werden konnten, während es dagegen nicht 
gelang, das Oberhaupt der Buddhisten auf den Film zu 
bekommen. MacGovern hat außerdem seine Übergänge 



Aus dem Dculig-Ftlm 
von Culin Roß 
„Der Weg nach Osten" 


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Seite 4 


Oec Rmcmafograph 


Nummer 876 


über die Hochplateaus des Himalaya sowie den außer¬ 
ordentlich schwierigen Übergang über den Pic Kumolhan 
gedreht, so daß dieser Film .-in wertvolles Seitenstück 
/um Mount-Evcrcst-Film darstellen dürfte. 

Bisher hatte Holland keine Rolle in der Filmindustrie 
gespielt, es kam eigentlich nur als Absatzgebiet in Frage. 
Die niederländische Regierung wird jetzt eine Expedition 
nach Sumatra und Java ausrüs en, um dort Filmaufnahmen 
von Menschen und Landschaften zu machen Ein älteres 
Bild der ostindischen Insel Java, das kürzlich in Berlin 
(als Ufa-Kulturfilm) gezeigt wurde, gefiel dem Publikum 
außerordentlich. 

Der vielgewanderte Filminarn Sch unburgk. der schon 
vor vierzehn Jahren mit einem ethnologischen Buche 
..Wild und Wilde im Herzen von Afrika" Aufsehen er¬ 
regte. dessen hervorragende Tierphotographien den Bei¬ 
fell der wissenschaftlichen Weit und des breiten Publikums 
fanden, hat sich, wie schon berichtet worden ist. wieder 
nach Afrika begeben, um dort Aufnahmen in großem 
Stile zu machen. Eine Filmexpedition, deren Ehrgeiz 
allein nach wissenschaftlichen Aufnah¬ 
men strebt, ist für uns Deutsche heute 
undenkbar. Die Kosten würden in 
keinem Verhältnis zu dem Erträgnis 
stehen, dessen Ergebnis sich auch für 
den günstigsten Fall einigermaßen zahlen¬ 
mäßig berechnen laßt. 

Deshalb wird Schomburg-v m 
seinen wissenschaftlichen Aufgaben 
er keineswegs 

denkt, die im Gegenteil vielmehr das 
Rückgrat seiner Unternehmungen bilden 
werden) auch einige moderne Spielfilme 
hersteilen, die den afrikanischen Urwald 
als Hintergrund benutzen und im übrigen 
Afrika mit einer Handlung vereinigen 
werden, wie sie heute das internationale 
Publikum liebt. 

Auch die Amerikaner, die bisher trotz 
ihrer reichen Mittel bei den Expeditions¬ 
filmen im Hintergrund standen, wenn sie 
sie nicht auf ihre Weise mit Sensationen 
durchsetzten, haben jetzt eingesehen, 
daß für sie auch wissenschaftliche Filme 
ein gutes Geschäft bedeuten können. 

Expeditionen für Spielfilme werden ja 
in Amerika schon lange ausgeführt, aber 
neuerdings doch in verstärktem Maße. 

Das amerikanische Interesse gilt, soweit 
es den Spielfilm anbelangt, dem Orient 
und Spanien. Die Amerikaner haben der 
Wissenschaft aber einen Dienst ge¬ 
leistet, als sie einer Expedition, die die 
Südseeinseln besuchte, das Material für 
>kinematographischc Aufnahmen zur Ver¬ 
fügung stellten. Der daraus zurecht¬ 
geschnittene Film wird jetzt etwas sen¬ 
sationell unter dem Titel ..Schiffbrüchig 
unter Kannibalen" angezeigt, was leicht 
zur Verwechslung mit jenen Filmen 
führen könnte, die Amerika in Holly¬ 
wood, und wir in Rüdersdorf herstellten. 

Wenn ein wissenschaftlicher Film auf 
das breite Publikum wirken soll, dann 
kann er nicht in einer Weise geschnitten 
werden, die den wissenschaftlichen 
Zweck in den Vordergrund drängt. Die 
Besucher der Lichtspieltheater wollen 
vor allen Dingen Unterhaltung, die Be¬ 
lehrung darf nur nebenbei erfolgen, ohne 


daß sie sich in den Vordergrund drängt. Wittert das 
Publikum den Zweck der Belehrung, so langweilt es sich 
in den meisten Fällen, außerdem wird ein Film ja nicht 
nur für die immerhin auf einer gewissen Bildungsstufe 
stehenden Kinobesucher Deutschlands, sondern für die 
ganze Welt geschaffen. Und es gibt Gegenden der Erde, 
an denen das Publikum nur Unterhaltung wünscht. 

Die Kunst des Schneidens gilt für einen Expeditions¬ 
film in demselben Maße wie für einen Spielfilm. Der 
stürmische Erfolg, cen der Svenskafilm ..Wild und Wilde 
in Afrika" zu verzeichnen hatte, ist nicht zuletzt auf die 
dramatische Steigerung zurückzufühten. die den abrollen¬ 
den Bildern gegeben wurde. Selbst der Laie wird nicht 
glauben, daß sich die Aufnahmen in jener Reihenfolge ab¬ 
wickeln konnten, in der sie vorgeführt wurden. Ein 
Künstler muß diesen Film zusammengesetzt haben, ein 
Mensch, dem die Seele du Tierwelt vertraut war. aber 
jemand, der genau erkannte, daß der Grundzug aller 
Kunst die Abwechslung ist und jeder Film der dramati¬ 
schen Steigerung an den Aktschlüssen bedarf. 

Wird dieses erste Gebot aller Film¬ 
wirksamkeit verletzt, so bleibt der Er¬ 
folg aus. Ein gutes Beispiel in dieser 
Richtung ist der große Vogelfilm Rcngt 
Bergs, der trotz allem nur einen Ach¬ 
tungserfolg ertingen und sich nicht ent¬ 
fernt so lange auf dem Spieiplan halten 
konnte, wie der Film der Säugetiere. 
Denn wenn in den Vogelbildern viele 
Meter lang nur immer und immer wie¬ 
der das Einfallen der Vögel in das 
Wasser oder die unübersehbaren Scha¬ 
ren im Fluge gezeigt werden, so ermüdet 
doch mit der Zeit und das 
Auge, das nach Abwechslung verlangt, 
glaubt sich durch eine Wiederkehr des 
gleichen Bildes getäuscht. 

Ähnlich stand es mit den beiden Polar- 
filmen. die aus dem verflossenen Spiel¬ 
jahr noch in der Erinnerung sind. 
..Shakletons Todesfahrt zum Südpol“ 
vermochte zu interessieren, weil die 
Bilder, in denen wiederkehrende Vor¬ 
gänge angemerkt werden mußten, trotz¬ 
dem durch ihren geschickten Schnitt 
immer wieder belebt und von neuem 
Ausdruck erschienen. Auch waren die 
Bilder zu geschickten Serien zusammen¬ 
gesetzt. 

Dagegen erschien „Amundsens letzte 
Fahrt" im Gewände des dänischen 
Lokalpatriotismus, der südlich von der 
Eider eben nicht mehr interessiert, und 
die Tieraufnahmen waren zu sehr über 
den Film zerstreut, es erschienen überall 
kleine Schnipfelchen und Bildchen, so 
daß sich niemals ein Gesamteindruck 
zusammenballen konnte, sondern in der 
Erinnerung nur ein Mosaik von Einzel¬ 
zügen verblieb. 

Hoffentlich haben die Leiter der jetzi¬ 
gen Expeditionen aus den Erfolgen und 
Fehlern ihrer Vorgänger gelernt. 

Denn es mehren sich die Anzeichen, 
daß die Epoche der Expeditionsfilme be¬ 
ginnt. daß der Sinn der Regisseure und 
Fabrikanten nach immer unentdeckteren 
Gegenden der Erde strebt und der Tag 
nicht fern ist, da ein sehr ehrgeiziger 
Regisseur die ..Milch-Straße" dreht. 



Schomburgk 
vor der Ausfahrt 



Nummer 876 


Oer Rmc-nntogropfj 


Seite 5 


Holländische Filmperspektive 

Von unserem Amsterdamer B-H Berichterstatter 


r'Vie Frage der Sittlichkeit bzw. Schicklichkeit der Film- 
darbietungen spielt augenblicklich in Holland eine große 
Rolle. Die letzte Nummer der Wochenschrift Kunst und 
Amüsement ist fast vollständig mit diesem Problem gefüllt. 
Man wünscht die oisherigen gesetzlichen Bestimmungen 
abzuänderr und hat seine diesbezüglichen Wünsche der 
Zweiten Kammer vorgelegt. So sind beispielsweise aus 
der Tatsache, daß der Bürgermeister jeder Gemeinde die 
alleinige Oberaufsicht über sämtliche Kunstdarbietungen 
hat und nach seiner Ansicht verbieten oder gestatten 
kann, einige drollige Widersprüche entstanden. Wird ein 
Film in der Gemeinde A. wegen Unsittlichkeit verboten, 
fco können ja die Neugierigen und Sensationsdurstigen zur 
benachbarten Gemeinde B. reisen und von der verbotenen 
Frucht kosten, die dort erlaubt ist, weil der Bürgermeister 
der Gemeinde B. persönlich eine andere Auffassung der 
Sache hat. Nun wurde der Antrag gestellt, die Bestim¬ 
mung insofern zu ändern, daß außer dem Bürgermeister 
noch eine höhere und höchste Instanz in dieser. Streitig¬ 
keiten zu entscheiden haben solle. Dieser Antrag wurde 
abgelehnt. Der Bürgermeister behält das Recht, die Er¬ 
laubnis zur Aufführung zu erteilen oder zu verweigern 
Wenn ein Film in der Gemeinde B. durch den Erfolg beim 
Publikum bewiesen hat, daß kein Ärgernis daran ge¬ 
nommen worden sei, so könne ja der Bürgermeister der 
Gemeinde A. sein Verbot immer noch rückgängig machen 
und die Vorführung für se.ne Gemeinde gestatten. Die 
kleinen Änderungen, die man den Wünschen der Antrag¬ 
steller zugestanden hat, gehen dann darauf hinaus, daß 
der Einspruch des Sittenrichters möglichst eingeschränkt 
werden soll. Es soll nicht mehr so viel ..verboten" werden, 
das Publikum soll selbst durch sein Verhalten beweisen, 
welche Art ihm gefällt und welche es verwirft. Nur die 
Filme, die öffentlich Anstoß erregt haben, es sei in Sitt- 


lichkeits-, Religions- oder politischen Fragen, sollen ver¬ 
boten werden. So hat also das Publikum selbst die Ent¬ 
scheidung in Händen und ist sein eigener Richter! 

In Holland herrschen immer noch die alten Ansichten, 
daß der „Kintopp" eine demoralisierende Einrichtung sei 
Die Sprechtheater haben mit großen materiellen Schwie¬ 
rigkeiten zu kämpfen, die Gager. der Schauspieler müssen 
durchweg reduziert werden und werden meistens nur für 
einen Teil der Saison ausgezahlt, da die Theaterdirek¬ 
toren. um überhaupt ein paar Monate spielen zu können, 
ihre Häuser längere Zeit für Gastspiele usw. verpachten 
müssen. Die Filmtheater dagegen machen glänzende Ge¬ 
schäfte. es gibt bald nicht genug Kinor, und immerzu hört 
man von Neugründungen! Obwohl aus diesen Tatsachen 
klar hervorgeht, daß das Interesse des Publikums sich 
offensichtlich vom Theater ab zum Film gewandt hat. 
scheinen doch immerhin so starke Gegenströmungen zu 
herrschen — der „Telegraaf" zurr Beispiel greift die 
Kinobegeistcrung in seiner üblichen ironischen Weise an 
—, daß eine sehr auffallende und raffiniert erdachte Re¬ 
klame nötig wird, um die Aufmerksamkeit des Publikums 
auf die Neuerscheinungen zu lenken In einer kleinen 
Stadt hat man sich, anläßlich eines Films mit dem Titel 
..Der dritte Alarm", sogar eine sehr kostspielige Reklame 
gele : stet. die aber dann auch was eingebracht haben soll. 
Ein großes feuerrotes Auto zielt plötzlich mit großem 
Alarm durch das Städtchen; d e Bewohner waren zu¬ 
nächst stolz der Meinung, sie hätten eine neue Feuerwehr 
bekommen. Aber dann sahen sie über den Köpfen der 
vollständig als Feuerwehrleute uniformierten Insassen ein 
brandrotes Tuch flattern mit der Inschrift: ..Der dritte 
Alarm". — Noc.i origineller hat die Reklame zu dem 
Film: „Die Reise uro die Welt" gewirkt: Es wurde ein 
Aufruf an die Bevölkerung erlassen, daß die Gesellschaft 



'Vollendete 
'onstvuktion 


eatermasch 

Schul- und S^ei nrhm o 

97&TlCJ0Ol O^oskct 

l ^ußiahmekino , 

(ränamo 






Seite 6 


9cr Rmcmntograpf) 


Nummer 876 


Soundso alle Reiselustigen fr .-undliehst auffordere, teil¬ 
zunehmen an der Reise um die Welt; die Kosten seien ge¬ 
ring. Interessenten möchten Namen und Adresse ein- 
schickcn, worauf ihnen das F'.eiseprogramm gratis zuge¬ 
schickt werden sollte. Hierau - ' kamen die possierlichsten 
Anfragen und Gesuche ein, die alle mit einem Programm 
der Vorstellung „Die Reise um die Welt" beantwortet 

Die größte Sensation ist aber wohl doch die in 
Schicdam von Herrn A. Standaart erfundene und in der 
Zeit von anderthalb Jahren erbaute Filmorgel. Ein 
wahres Wunderwerk! Der Organist kann das Instrument 
von einer beliebigen Stelle aus bespielen, die Klaviatur ist 
durch elektrische Kabel mit der Orgel verbunden, die in 
zwei Hälften zu beiden Seiten der Bühne aufgestellt ist. 
Die Orgel enthält nicht nur eine Kombination von sämt¬ 
lichen nur erdenklichen Musikinstrumenten, sondern auch 
von allen anderen Geräuschen, die zur Begleitung des 
Films nötig sein könnten. Glockengeläute. Vogelstimmcn, 
Automobilhupen. Schlittenschellen, Dampfpfeifen für 
Eisenbahn und Dampfer, Donner. Regen usw. Es läßt 
sich ebenso stimmungsvoll ein Kirchenkonzert wie ein 
Militärorchester mit Trommeln und Pauken darauf Vor¬ 
bringen. Diese Wunderorgel hat 28 klingende Register, 
einschließlich Piano, mit denen sich in technischer Vollen¬ 
dung alle künstlerischen Feinheiten spielen lassen. Die 
Charakteristik der einzelnen Register ist auf das genaueste 
getroffen. Das Oboe gleicht dem Orchesteroboe auf ein 
Haar, die Flöte und das Pikkolc sind ohne jegliches Bci- 
geräusch dem vollen satten Ton der Orcheslerinstrumente 
täuschend nachgebildet. Sogar die Violine hat nichts vom 
Orgelpfeifen an sich und klingt ganz rein wie das schönste 
Streichinstrument. Es wäre durchaus denkbar, daß diese 
Kinoorgel eines Tages in den Konzertsaal hinüberwandert; 
die Werke von Mahler und Strauß' Alpensymphonic 
könnten hier ohne den Apparat eines großen Orchesters 
gegeben werden. 

Düsseldorfer Premieren 

Auf dem Rheinland lastet die Wucht der Zeiten mit so 
fürchterlichem Druck, daß man es außerhalb, auch bei 
gutem Willen — der nicht immer vorhanden ist — nicht 
einmal zu ahnen vermag. Für das Kino ist diese Zeit 
ebenso von Einfluß, wie für alle anderen Dinge. In der 
Großstadt hat sich zeitweise der Besuch aus ähnlichen 
Gründen, wie mitten im Kriege, gesteigert. Das Publikum 
hat das erhöhte Bedürfnis nach Ausspannung, dem kommt 
der Film am weitesten entgegen. Seine Buntheit, seine 
Abwechslungsreichheit wird von keiner anderen Kunst er¬ 
reicht. Zudem sicht das Publikum gern die Bilder einer 
ganzen Welt, die in verlockender Fülle am Auge vorüber- 
zichen und von der Freude da draußen erzählen — eine 
Vorstellung, die man besonders im Rheinland heute 
nötig hat. 

Sehr bemerkenswert vor allem dürfte der größte Erfolg 
des Foxfilms „Mutter" sein, der im September drei Wochen 
im Residenztheater in Düsseldorf lief. Diese Spielzeit ist 
für hiesige Verhältnisse außerordentlich, und man muß 
schon recht weil, etwa auf „Monika Vogelsang“ oder auf 
„Lcs miserables', zurückgreifen, um ähnliches fcstzustellen. 
— So sehr es zu wünschen wäre, daß man die Lehren aus 
dem Erfolg der Mutter zöge, so falsch wäre es doch, nach 
berühmtem Muster nun die Sache zu gut machen zu wollen 
und nunmehr dem „Alten Nest" und der „Mutter“ 
einen ähnlichen Familienfilm deutschen Ursprungs nach¬ 
zusenden. Zurzeit läuft hier unter dem für beschei¬ 
denste Kilmgästc berechneten Titel „Der Dämon der 
Landstraße" ein Sportfilm, der an sich ganz gut wäre, 
wenn nicht eben das Bessere der Feind des Guten wäre. 
Das Bessere aber ist unbedenklich die vom Vorjahr her 


bekannte „Knatternde Straße", die wir dem Regisseur 
Cecil B. de Mille verdanken. Das Problem, die rasenden 
Zeiten des Autos „filmisch" zu erfassen, ist gewiß ebenso 
neu, wie verlockend. Aber wenn hier der Dämon seine 
Gegner zu Paaren treibt, so kann das unmöglich dadurch 
greifbar illustriert werden, daß man ein halbes Dutzend 
Autos auf der berühmten Rennstraßc hintereinander und 
aneinander vorbeisausen sieht. 

Leider wurde die Frage der Begleitmusik, die gerade 
hier überaus wesentlich ist, nicht befriedigend gelöst. 
Die Ouvertüre zu „Fra Diavolo" war von einer unmöglichen 
Gemütlichkeit, wenn sie schon den Übergang in das ge¬ 
wöhnliche Tempo zwanglos ermöglichte. Der Stimmung, 
die, wie gesagt, radikale Gegensätze sucht, kam auch die 
Wahl eines Programms aus Fix- und Fax-, Lloyd- und 
Chaplin-Grotesken durch das Dedatheater entgegen. Der 
amerikanische Film erwies sich auch sonst gerade in 
diesen Tagen als der heitere Befreier: „Die Waisen", 
„Stürme", „Das ABC der Liebe" und „My Boy" be¬ 
beherrschten bis in die letzten Tage neben den erstge¬ 
nannten Werken das Programm. Von deutschen Filmen 
hatte die liebenswürdige und nach so viel Amerikanismus 
ordentlich warm und menschlich berührende „Boheme" im 
UT. einen gewaltigen Erfolg. Die „Buddenbrooks" hatten bei 
aller Sorgfalt der Arbeit nicht das unmittelbar Packende, 
das „Filmgeborene", wenn diese Wendung erlaubt ist. 
Das Beste war das, was am wenigsten nach Literatur 
schmeckte. — Am 5. Oktober fand die Uraufführung der 
„Inge Larsen“ im Residenztheater statt. „Ein richtiger 
Portcnfil m“, meinte Frau Porten mal mit einem ganz 
diskreten Lächeln. Besser urd kürzer kann man diesen 
Film nicht beurteilen. Die Popularisierung des Kinos in 
den Ländern deutscher Zunge und in Rußland ist dieser 
Darstellerin zum weitaus größten Teil zu danken. Weilern. 


Max Linder 

das grobe unerreichte Vorbild 
der Film-Komiker, wird von der 

A A F A 

in einer groben 

5 akiigen Komödie 

Max heiratet sein Weibchen 

..i IIWHMMl WWW IIWtngWIHIllWtlBfBWIlgtlH Hlltlllimtlll 

herausgebracht. Der Film 
hat in der ganzen Welt 

Beifallsstürme 

entfacht 


Aafa Althoff-Ambos-Filme 

Berlin SW46, Friedrichstr. 223 

3396 — SS FILIALEN: FOaw.n.0« 

Dortmund. Hamburg Lrlpilg. Frankfurt a. M.. Manchen, ftitilcu, Danzig 




























































nter Toiletten beiträgt, 
rohntem Schick zu tra- 


























































Nummer 876 


Cer KmematonropG 


Seite 9 


Im Schatten der Moschee 

Fabrikat- Hagen heck-Film A.-G. Bauten Curt Wiese. Hans Schlcgcr 

Manuskript Photographie: Hameister und Großstück 

und Regie R. W. Hall Länge: 2292 m (6 Akte) 

Hauptrollen: Stewart Rome. Mary Odette Vertrieb: National-Film A.-G. 

Uraufführung: Alhambra (Kurfürstcndamml 

Ein neuer großer Erfolg Im beliebten Hagenbeck-Genre 


I n den Hagcnbeckfilmcn stand bis¬ 
her das Tier so sehr im Vorder¬ 
grund, daß die Menschen szencnweisc 
zur Staffage herabsanken. Aber cs 
war eine Beobachtung in diesen Fil¬ 
men lebendig, die die unbewußten 
Äußerungen des Tieres auf den Bild¬ 
streifen zu bringen wußte, die das 
Tier belauerte und im günstigsten 
lAugenblick zu knipsen verstand. 
(Seit dem „Wettlauf ums Glück" hat 
sich Hagcnbcck mit viel Gewandtheit 
dem ethnographischen Genre gewid¬ 
met, einer Tätigkeit, die er im vor¬ 
liegenden Film fortsetzt. 

„Im Schatten der Moschee' bewegt 
sich im Kulturkreis des Mohammcda- 
nispius und ist etwa in Mesopotamien 
angesiedelt zu denken, etwa in jener 
Zeit, da die Engländer diesen Land¬ 
strich eroberten. 

Orientfilme sind die große Mode 
dieses Jahres, der sich sogar Douglas 
Fairbanks mit seinem „Dieb von Bag¬ 
dad" verschrieben hat. Aber welche 
Vorstellungen die Amerikaner vom 
Orient besitzen, haben wir jüngsthin 
schauernd erlebt. Für John Hagen- 



Eingeborcncn und das Herz einer Mo¬ 
hammedanerin. Letzte. Uyeni ge¬ 
heißen. ist die Tochter eines Koran¬ 
lesers. und was kommen muß, kommt 
cs entspinnt sich zwischen dem Offi- 
zier und der Araberin ein Liebesver¬ 
hältnis, das höchst romantisch mit 
Frauenraub, Überfällen. Wüslenrilten, 
Straßenkämpfen kompliziert und durch 
Gerichtssäle, Wachtstubcn. Beduinen 
zelte. Haremsbäder, Kaffeehäuser und 
ähnliche angenehme Orte führt. Ein 
Film also, der alles enthält, was das 
Publikum zu sehen wrünscht. 

Die Handlung wird nicht ohne Not 
phantastisch; in der scharien Hcraus- 
arbeitung der einzelnen Typen ist sie 
von bemerken? werter Feinheit; nur 
wenn sich zum Schlüsse einzig zu dem 
Zweck, damit der Offizier die Arabe¬ 
rin heirater kann, herausstellt, daß 
diese cigeni'ich ein europäisches Fin¬ 
delkind ist, so scheint doch der Logik 
einige Gewalt angetan. (Vor vierzehn 
Tagen sahen wir im „Schcik" mit \ a- 
lentino ein: ähnliche Geschichte, in 
der diesmal ein arabischer Mann als 
Europäer entdeckt wurde. 




beck bedeutet die ethnographische 
Richtigkeit mehr als eine Verbesse¬ 
rung der Fehler, die andere machen. 

Er benutzt das Milieu, um daraus die 
Handlung erwachsen zu lassen. The¬ 
matisch benutzt er stets den Stil der 
Reiscerzählungcn. die die Hauptrollen 
Europäern zuschrciben. welche mit 
den Eingeborenen auf irgendeine 
Weise in Konflikt geraten. „Im 
Schatten der Moschee" ereignen sich 
durchaus glaubhafte Vorgänge, die 
einer englischen Magazinnovellc nach¬ 
empfunden sind, welche jenseit des 
Kanals großes Aufsehen erregte. 
Richard Walter Hall, der auch die 
Regie führt, hat sich ein Drehbuch in 
angelsächsischem Stile danach ge¬ 
schrieben, die ruhig einsetzt, um sich 
im Verlauf der Handlung zu steigern 
und zum Schluß mit gewaltigem 
Tempo vorwärts zu rasen. 

Ein junger Offizier kommt also 
nach Mesopotamien und erreicht 
durch seine Liebenswürdigkeit nicht 
nur die Liebe der Kommandeurstoch¬ 
ter, sondern auch das Vertrauen der I 

I 


Hagenbccs hat diesmal bewußt auf 
I den internationalen Geschmack hinge- 
I arbeitet unc dies durch das Engagc- 
I ment ausgezeichneter englischer Schau¬ 
spieler unterstützt. Stewart Rome, 
der den Offizier verkörperte, ent¬ 
puppte si:h als eine der erfreulichsten 
Begabungen, die seit langem über die 
Leinwand gefllimmert sind. Ein sehr 
sympathisches Äußeres, dessen Züge 
trotz Hagerkeit und Schärfe ungemein 
anheimelnd berühren, verbindet sich 
mit ebensoviel innerer Liebenswürdig¬ 
keit, die trotzdem einer gewissen 
Herbheit nicht entbehrt. Es ist so an¬ 
genehm, endlich einmal einem Lieb¬ 
haber zu begegnen, der nicht zu dem 
fatalen Tyf des femininen ..Beau" ge¬ 
hört. sondern einen männlichen Cha¬ 
rakter darstellt. Wir haben keinen 
deutschen Filmschauspicler. der mit 
Herrn Rome konkurrieren könnte. 
Eine vorzügliche Charakterstudie bot 
Edmund Löwe als alter Koranlcser 
Mary Odette, Dora Bcrgner und 
Esther Carena waren nett, ohne sich 
schauspielerisch allzusehr anzustrengen. 






3cr RincmntojjtopG 


Die närrisdie Wette des Lord Aldiny 

Fabrikat: Aldini-Film 

N Regie: Luigi Romano 

Hauptrollen: Carlo Aldini Vieletta Napierska. 

Hedda V;mon 

Bauten: Julius Ballenstedt. Heinr. Richter 

Photographie: Kurt Lande 
Länge: 1955 m (6 Akte) 

Vertrieb: Terra 

Uraufführung: Richard- Oswald-Lichtspiele 

Ein ausgezeichneter S en«a 1 io ■ t f II n 


Ein Weib, ein Tier, ein Diamant 

Fabrikat: Ungo-Film 

Manuskript: Paul Beyer u. H. Ch Kobe 

Regie: H. Ch Kobe 

H uptrollen: Charlotte Ander. Kortner. Bildt 

Bauten: Fritz Lück 

Photographie: Werner Br ndes 

Länge: 2221 m (5 Akte) 

Vertrieb: Deulig 

Uraufführung: Alhambra. Kürfürstendamm 


der Ausführung. 

Amerikanisch sii 
Abenteuern zwischc 












































































Nummer 876 


$ce Kincmatograpf) 


Seite 11 


'wmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmrnmmmmmuamatammfp 


HANDELSTEIL DES 

Die Rentenmark 

"V4it der fortschreitenden Ausgabe von Rentenmark ergibt sich für 
i’'* den Theaterbesitzer die vorläufig al'erdings nur theoretische 
Frage, ob er gegen Bezahlung von Rentenmark dem Besucher einen 
ähnlichen 10- bis 25prozcntigen Rabatt geben soll wie viele andere 
Geschäfte des Kleinhandels. Im Augenblick bildet die Renten¬ 
mark naturgemäß ein Spekulationsobiekt für die kleiner, und 
großen Sparer, das zurückgehalten wird und kaum in die Kassen 
der Theaterbcsitzer gelangt. Wenn der innere Wirtschaftsverkehr 
aber mit Rentenmark gesättigt ist. wenn erst die Beträge unter 
eir.er .Mark im täglichen Leben erscheinen werden, dann dürfte 
auch der Augenblick nicht mehr allzufern sein, wo auch der 
Theaterbesitzer das neue Zahlungsmittel cinnimmt. 

Selbstverständlich kann der Theaterbcsitzer eine Preisermäßi¬ 
gung dem Einliefercr von Rentenmark nur dann gewähren, wenn er 
selbst dieses Vorteils teilhaftig wird. Soweit er mit diesen wert¬ 
beständigen Einnahmen seinen täglichen Bedarf deckt, und solange 
er hier Preisermäßigungen genießt, ist auch gegen einen Rabatt 
der Kinocintrittspreise richts zu sagen. Da aber der tägliche Be¬ 
darf nur einen Bruchteil der Kinoeinnahmen ausmacht, der haupt¬ 
sächlichste Prozentsatz aber zur Aufrechterhaltung des Betriebes 
dient, so kann ein Entgegenkommen in der Gestaltung der Ein¬ 
trittspreise nur dann erfolgen, wenn auch die hauptsächlichsten 
Unkosten für den laufenden Betrieb, z. B. Licht. Heizung, Steuern. 
Wohnmietc, Strom. Leihmiete. Instandhaltung der Anlagen sowie 
Löhne und Gehälter, eine analoge Ermäßigung bei Zahlung von 
Rentenmark finden. 

Soweit es sich um fiskalische Zahlungen handelt, ist von einer 
Preisermäßigung nicht die Rede. Der Rabatt wird ansclieinend von 
der Privatwirtschaft, welche in ihrer Preisgestaltung viel beweg¬ 
licher als die Behörde ist, deswegen gewährt, um bei dem augen¬ 
blicklichen Mangel »n wertbeständigen Zahlungsmitteln in den 
Besitz von Rentenmark zu gelangen, wobei vielfach die Grund¬ 
preise in Papiermark erhöht werden, einmal um sich eine Risiko- 


KINEH ATOC R APH 

beim Kinobesitzer 

Prämie gegen die Entwertung der Papiermark zu sichern, anderer¬ 
seits um die Reproduktionskosten wieder hercinzubckommen. 

Diese Voraussetzungen treffen in erster Linie bei der Bezahlung 
von Leihmieten zu, doch liegt bis jetzt noch kein Beschluß der in 
Frage kommenden Verbände vor, Preisermäßigung bei Bezahlung 
von Rentenmark eintreten zu lasser.. Allerdings dürften in Einzel¬ 
fällen die Verleiher, ähnlich wie die Privatwirtschaft, entweder den 
prozentualen Aufschlag oder die Grundpreise heraufsetzen, um sich 
vor Kursverlusten bei Papiermark zu schützen. Da die I-eihpreise 
einen außerordentlich hohen Prozentsatz der Betriebsunkosten de-. 
Thealerbcsitzers darstellen, hat der Theaterbcsitzer einen erheb¬ 
lichen Vorteil, wenn er trotz einer Ermäßigung der Kinoeintritts 
preise versucht, die Bezahlung in wertbeständigem Geld zu be¬ 
kommen. 

Der Kernpunkt der Einnahme von Rentenmark ist aber der, daß 
der Theaterbesitzer selbst gegen eine Entwertung der Papiermark 
von einem Tag zum andern geschützt ist, auch bei den Ausgaben, 
für die er selbst keine Prcisermäbigun« bei Hingabe von wert¬ 
beständigen Zahlungsmitteln erhält Dieser Umstand verringert 
naturgemäß sein Risiko, welches nit einer zehnprozentigen Ver¬ 
ringerung seiner Einnahmen nicht allzu hoch eingesetzt sein dürfte. 

Ob sich dieser Rabatt bei einer völligen Durchdringung des Wirt¬ 
schaftslebens mit Rentenmark noch lohnen wird, erscheint al'er¬ 
dings zweifelhaft. Die augenblickliche Höherbewertung der 
Rentenmark stammt einmal aus ihrem Seltenheitswert, das andere 
Mal aus eirem Disagio gegenüber der Papiermark. Fallen diese 
Voraussetzungen fort, z. B. bei Eintausch der Papiermark in 
Rentenmark zu einem festen Kurs, sc besteht für eine Preisermäßi- 
gong bei Bezahlung von Rmtenmark keine Veranlassung mehr. 

In dem etzigen Zeitpunkt aber rollten die Theaterbcsitzer so¬ 
wohl im eigenen Interesse als auch im Interesse des Publikums 
ihre Eintrittspreise bei Rcntcnmarkzahiungen ermäßigen. 


Aus dem Handelsregister 


British American Films A. G., Bafag. 

Die Foreign Metro Films A. G. zu Berlin hat. wie die Verwal¬ 
tung mitteilt, in ihrer am 20. d. M. stattgefundenen Generalver¬ 
sammlung beschlossen, ihre Firma in British American F Ims A. G. 
Bafag umzuner.ncn, und zwar mit Rücksicht darauf, daß in letzter 
Zeit Verwechslungen mit ähnlich klingenden Namen zuungunsten 
der Firma häufig stattgefunden haben. Die Emission der Aktien 
wird voraussichtlich das Bankhaus Siegmund Pincus, Berlin, über¬ 
nehmen, deren Mitinhaber Max Szamatolski in den Aufsichtsrat 
der Gesellschaft gewählt worden ist. Der Aufsichtsrat besteht jetzt 
aus: Staatsminister a. D. Hans Sivkovich, Präsidialdelegiertcr des 
Hansabundes und Mitglied des Reichstags als Vorsitzendem, 
Rechtsanwalt Dr. Fritz Kalischcr, Berlin, als Delegierten für den 
Vorstand, Fabrikant Wilhelm Ascher. Bankier Max Szamatolski 
i. Fa. Siegmund Pircus, Berlin, und als Filmfachmann Eugen 
Schlesinger i. Fa. Filmkopier- und Filmmaschinenfabrik „Rapid". 
Berlin. Den Vorstand bilden Max Nivelli, der als Filmfachmann die 
Verleih- und Vertriebsgeschäfte zu leiten hat, und Mr. Spearman, 
ehemals Attache bei der englischen Botschaft in Berlin und Mit¬ 
glied der Interalliierten Kommission, der den Geschäftsverkehr mit 
Amerika und England unter sich hat. Der Vorsitzende wies darauf 
hin. duß die äußerst günstigen Verträge eine besonders gute Ent¬ 
wicklung der Gesellschaft erwarten lassen, zumal die Art derselben 
es ermöglicht, in stabiler Währung zu bilanzieren. 


Urania-Film A.-G. 

Mit dem Sitz in Berlin, Motzstraße 66. ist die Urania-Film-Akt.- 
Ges. gegründet worden, zu deren Vorstand Dr. Wolff und Dr. 
C. Thomalla berufen wurden. Dem Aufsichtsrat gehören neben 
führenden Persönlichkeiten aus Bank-, Industrie- und Großgrund¬ 
besitzerkreisen Deutsch-Böhmens und des Sudetendeutschtums 
Dr. von Lessei, der Direktor der Berliner Urania, und Dr. von 
Rothe, der Begründer und Leiter des medizinisch-kinemalographi- 
schen Instituts der Berliner Charite, an. 


Ophir-Film-Gesellschait, München. 

Mit Hilfe amerikanischen Kapitals hat Robert Heymann cipe 
eigene Gesellschaft, die Ophir-rilm-Gesellschaft, gegründet. Der 
Hauptsitz ist München, Filialen in Berlin und New York. 

Diese Ophir-Film-Gesellschaft wird in der Spielsaison 1924-25 


mit ganz großen Arbeiten auf dem Plan erscheinen. Unter dem 
Titel „Kulturgeschichte der Liebe" wird in Zeitstufen 
von 4000 V. Chr. bis 2500 n. Chr. eine Legende der Menschheit in 
sieben dramatischen Teilen erscheinen. Hierzu sollen über 
30 Hauptdarsteller hcrangezogen werden. — Daneben wird ein 
Kinderfilm „Sonncnschcinchcn" mit der fünfjährigen Ursula von 
Rehburg an der Hauptrolle angekündigt. Dr. M. 


Neugründungen: 

Mit einem Kapital von 30 Milliarden Mark wurde die Astra- 
Film G. m. b. H.. Fürstenfeldbruck, als eine neue Verleihfirma ge¬ 
gründet, deren Geschäftsführer Julius Pelerin in Fürstenfeld¬ 
bruck ist. 

Mit einem Stammkapital von 1 Million Mark wurde die Piccolo- 
Film G. m. b. H„ Berlin, gegründet, deren Gegenstand die Her¬ 
stellung kincmatographischer Filme und verwandte Geschäfte 
bilden. Der Geschäftsführer der Firma ist der Kaufmann Alfred 
Zcisler in Berlin-Charlottenburg. 

Unter der Firma Iris-Film A.-G. wurde mit einem Kapital von 
100 Millionen Mark in Schöneherg. Bülowstraße 100. ein neues 
Unternehmen gegründet, dessen Vorstand Herr A. Schürmann ist. 

Mit einem Grundkapital von 600 Millionen Mark wurde 
in Weimar laut Eintragung in das Handelsregister die Völkische 
Filmgesellschaft A.-G.. gegründet. Der Vorstand der Gesell¬ 
schaft ist Herr Johannes Starck in Leipzig. Der Gesellschaft 
steht unter anderem die Deutsche Filmgesellschaft „Nafis". 
Filmverwcrtungs-G. m. b. H. & Co„ und die Thüringer Trcu- 
hand-G. m. b. H. nahe. Die Akien. welche von den Gründern 
zum Nennwert übernommen sind, lauten auf den Inhaber über 
je 100 000 Mark. Gegenstand des Unternehmens ist die Her¬ 
stellung und der Vertrieb von sittlich einwandfreien, die Massen 
zum eigenen Nachdenken über allgemeine völkische, nationale 
und wirtschaftliche Fragen anregenden Filmen, sowie die Be¬ 
teiligung an gleichgerichteten Unternehmungen, die irgendwie 
mit dem Filmwesen in Zusammenhang stehen. 

Laut Gesellächaftsvertrag vom 21. August wurde in München 
die „Ultra-Film G. m. b. H.“ mit einem S:ammkapital von 
6 Millionen Mark gegründet. 

Gemäß Gesellschaitsvertrag vom 4. Oktober 1923 wurde die 
„Collegia Film-G. m. b. H." in Frankfurt a. M. mit einen, 
Stammkapital von 200 Millionen Mark gegründet. 



Seite 12 


Oer Rintmntonrnpfi 


Nummer 876 




Unter falscher Flagge. 

In der letzten Zeit soll es mehrfach vorgekommen sein, 
daß Firmen ausländische Filme zur Prüfung eingereicht 
haben, ohne dabei das richtige Ursprungsland zu nennen. 

Die Vereinigung Deutscher Filmfabrikanten teilt uns 
mit, daß erst vor wenigen Taget wieder ein solcher Fall 
festgestellt worden ist, der na.ürlich für die in Frage 
kommende Firma sehr unangenehme Folgen gehabt hal. 

In einem anderen Fall hat man die Einfuhrbewilligung 
für einen Film so „gestreckt", daß man sie zur Zen- 
surierung von vier Bildern benutzte. 

Die Vereinigung hat, wie sie uns mitteilt, der Filmprüf¬ 
stelle Berlin von sich aus noch eine Reihe von zweifel¬ 
haften Fällen mit der Bitte um Nachprüfung unterbreitet 
und bei dieser Gelegenheit ihre Bereitwilligkeit erklärt, 
in zweifelhaften Fällen durch ihre Mitglieder, die gleich¬ 
zeitig vereidigte Sachverständige bei der Handelskammer 
sind, eine entsprechende Nachprüfung vorzunchmen. 

Es wird dann in der Zuschrift darauf hingewiesen, daß 
die absolute klare Feststellung nicht nur aus materiellen, 
sondern auch aus ideeller. Gründen unbedingt notwendig 
ist, weil die statistischen Unterlagen in vielen Fällen als 
Material herangezogen werden, zum Beispiel bei der Be¬ 
messung der Höhe des Eintuhr-Kontingents usw. 

Wir halten das Vorgehen der Vereinigung Deutscher 
Filmfabrikanten an sich für überaus nützlich und berech¬ 
tigt. Derartige Schiebungen werden von den Beteiligten 


Max Linder 

Max Linder 

Max Linder 

Max Linder 

Max Linder 


Max heiratet sein Weibchen 


Max Linder 

Max Linder 

Max Linder 

Max Linder 

Max Linder 


Aafa Althoff-Ambos-Filnria 

i!SÄ Berlin SW40, Friedrichs*. 223 T '£“ 

»M FILIALEN: F.lmaltho f 

Dortmund. Hamburg. Lelp:i\ Frankfurt« M . Manchen, Br »lau. Oan-.l« 


nicht ernst genommen. Sie machen sie aus dem Gefühl 
heraus, daß es sogar eine besondere Tüchtigkeit bedeutet, 
die Behörde hinters Licht zu führen. Wir geben zu, daß 
das Ganze überaus komplizierte und in vieler Beziehung 
unpraktische System der Kontingentierung zu derartigen 
Dingen verleitet, daß es gewissermaßen einen mildernden 
Umstand darstellt. 

Auf der anderen Seite aber sei auch bemerkt, daß die 
Regelung dieser Angelegenheit letzten Endes Sache der 
Spitzenorganisationen gewesen wäre, zu deren Kompe¬ 
tenzen ja nach den Satzungen Zensurfragen und Ein¬ 
schreiten gegen allgemeine Mißslände, die die ganze In¬ 
dustrie betreffen, gehören. 

Wir behalten uns vor, auf die Angelegenheit noch ein¬ 
gehend zurückzukommen. 


Umgruppierung der amerikanischen Filmproduktion. 

Wie eine soeben aus New York hier eingelaufene Mel¬ 
dung besagt, stellt der Jahresbericht der amerikanischen 
Film-Handels-Kammcr fest, daß von allen amerikanischen 
Filmproduzenten die Firma Warner Brothers an der Spitze 
marschiert, d. h., daß die besten amerikanischen Filme 
das Produkt von Warner Brodlers sind. Nach Warner 
Brothers folgt erst an zweiter Stelle die First National. 
Der dritte Platz ist von der amerikanischen Film-Handels- 
Kammcr der Firma Goldwyn zugewiesen worden, und an 
vierter Stelle kommen die Famojs Players. 



Hahn-Goerz 
Z willi ngsmaschine 

der modernste Vorführungs- Apparat 
fur pausenlosen Betrieb vereinigt 
folgende Vorzüge: Erhöhte Betriebs¬ 
sicherheit. Ersparnis hoher Anlage¬ 
kosten. Aufstellung In kleinsten 
Kabinen möglich. 

Raum-, Zeit- und Stromersparnis. 


Aktieneesellschati Hahn »tOptih u.Mefflanik j 

C ASSEL 58 i 














Nummer 876 


Der Ritte matograpfi 


Seite 13 




Die Spiegellampe auch für Diaprojektion 
verwendbar 


W er die Auslagen unserer Kinoausrüstungen vertrei¬ 
benden Geschäfte durchmustert, wird sich klar dar¬ 
über. daß die Spiegellampe auf dem Wege ist, den 
Linsenkondensoren den Rang abzulaufen. Um so mehr 
ist es zu begrüßen, daß ein zweifellos bestehender Mangel 
der Spiegellampen jetzt auch behoben erscheint. Der 
Halter der positiven Kohle und diese selbst liegen im 
Gange der vom Spiegel reflektierten Strahlen; diese Tat¬ 
sache ist nun einmal nicht zu beseitigen. Daß sie bei der 
eigentlichen Kinoprojektion, richtige Einstellung voraus¬ 
gesetzt, nicht die schädliche Wirkung hat. die man zu¬ 
nächst zu vermuten geneigt ist, hat seinen Grund darin, 
daß das ßildfcnster dem Punkte, in dem das reelle Bild 
des weißglühenden Kohlenkratcrs durch den 5pi;<?cl ent¬ 
worfen wird, sehr nahe liegt, während die Abbildung des 
Kohlcnhaltcrs und des dem Spiegel abgekehrten Kohlen¬ 
endes von dem Bildfenster weg nach dem Spiegel hin ver¬ 
legt auftritt. Da das Objektiv aber so eingestellt ist. daß 
es die Ebene des Bildfensters auf dem Schirme scharf ab¬ 
bildet. kann nicht gleichzeitig ein scharfes Bild des 
Schattens des Kohlenhalters und des dunklen Kohlen¬ 
endes auftreten. Ganz anders liegen nun aber die Ver¬ 
hältnisse. wenn es sich darum handelt, ein großes Dia¬ 
positiv mit dem langbrennweitigen Diaobjektiv zu ent¬ 
werfen. Wegen seiner Größe muß das Diapositiv weiter 
rückwärts, d. h. näher nach der Spiegellampe zu. in den 
Strahlcngang gebracht werden. Es liegt aiso an einer 
Stelle, wo die von Kohle und Kohlcnhalter geworfenen 
Schatten schärfer sind. Es ist deshalb leicht einzusehen, 
daß das Objektiv mit dem Bilde des Diapositivs gleich¬ 
zeitig ein mehr oder weniger scharfes Bild dieser Schatten 
auf dem Schirm entwerfen muß. Der Schatten w rkt um 
so störender, je näher der Halter dem Diapositiv liegt. 
Solange er nicht beseitigt ist, kann die Spiegellampe für 
die Diaprojektion nur wenig befriedigende Ergebnisse 
zeitigen. 

Diese Überlegungen zeigen, daß der geschilderte Mangel 
sich wenigstens zum Teil beheben läßt, wenn man den 
Weg zwischen Spiegel und Diapositiv möglichst lang 
macht, aber diese Maßnahme kann nicht vollauf befrie¬ 
digen, denn es bleibt immerhin ein merklicher Schatten 
übrig, weil die zum restlosen Beseitigen erforderliche 
Weglänge aus baulichen Rücksichten nicht zur Ver¬ 
fügung steht. 

Die Firma Hahn-Goerz hat deshalb verschiedene andere 
Lösungsmöglichkeiten versucht. Am günstigsten erwies 


sich hierbei, wie W. Winzenberg in der Kinotechnik aus¬ 
führt, eine Anordnung, die bei den Artisoliampen durch 
den verhältnismäßig recht beträchtlichen Durchmesser des 
das Lampenhaus verlassenden Strahlenbündels ermöglicht 
wurde. Der Querschnitt des Lichtkegels ist nämlich hier 
so groß, daß selbst bei 8!r: 8'. rm-Diapositiven auf die 
Beleuchtung durch den von den Schatten bedeckten mitt¬ 
leren Teil des Kegels verzichtet werden kann und doch 
noch eine vollkommen gleichmiiß ge Durchleuchtung der 
ganzen Diapositivflächc erzielt wird. Es wird hierfür zu¬ 
nächst das Lampenhaus nicht *o weit verschoben, daß 
dessen Achse durch den Mitteipunkt des Diabild- 
anschnittes hindurchgeht, sondern es wird etwa nur eine 
halb so große Verschiebung vorgenommen. Es genügt dies 
bei dem großen Durchmesser der Lichtaustrittsfläche voll¬ 
ständig das Diapositiv zu beleuchten, es muß aber nun 
auch noch dem ausschließlich benutzten Teil des Strahlen- 
ganges die Richtung nach dem Diaobjektiv hin gegeben, 
also gleichsam für ihn eine neue optische Achse geschaffen 
werden. Zu diesem Zwecke ist vor dem Diaanschnitt eine 
quadratisch beschnittene Keilkondensorlinse angeordnet, 
welche das Teilbündel nach dem Diaobjektiv hin kon¬ 
vergent macht. Der Keilkondensor ist so justiert, daß die 
Mitte des Projektionsbildes des Diapositivs genau auf die 
Mitte des Bildschirmes fällt. Da bei den Stehbildern 
Lichtverluste, wie sie die VerscHußflügel des Kinopro¬ 
jektors hervorrufen. nicht auftreten, hat die Diaprojektion. 
obwohl sie nur einen Teil von der dem Kinoprojektor zur 
Verfügung stehenden Lichtmenge ausnutzt, doch die er¬ 
forderliche Lichtstärke. Weil der von der Schatten¬ 
bildung erfaßte mittlere Teil des Strahlenbündels nicht 
benutzt wird, können hier irgendwelche Schatten im Dia- 
bild nicht entstehen. Das Diaprojektionsbild zeigt hier 
genau dieselbe gleichmäßige Beleuchtung, wie sie bei 
jedem Linsenkondensor zu erreichen ist. Mit dieser Kon¬ 
struktion sind die letzten Bedenken, die der Einführung 
der Spiegellampe in den Theaterbetrieb enlgegenstanden. 
restlos beiseite geräumt. Allerdings, und das wollen wir 
uns nicht verhehlen, ist der hier beschrittene Weg nur für 
Spiegel von etwa 20 cm Durch: esser gangbar. Bei klei¬ 
neren Spiegeln, wie sie vielfach Benutzt werden, bleibt bei 
Verzicht auf den zentralen Teil des Strahlenkegcls nicht 
eine Fläche von der Größe unserer gebräuchlichen Dia¬ 
positive übrig. Da man aber der Spiegellampe zuliebe 
kaum auf diese Größe, die sich nun einmal eingebürgert 
hat, wird verzichten wollen, muß man entweder mit einem 


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Nummer 876 


Bild vorlieb nehmen, das in de - Mitte eine dunklere Stelle 
zeigt, oder man muß für die Diaprojektion eine zweite 
Lichtquelle bereithalten. Vielleicht aber besteht doch 
noch ein Ausweg, den bis jetzt keiner der auf diesem 
Gebiet arbeitenden Konstrukteure erkannt hat. Kolumbus¬ 
eier sollen angeblich auf den verschiedensten Gebieten 
der Kinoindustrie des Augenblickes harren, bis endlich ein 
findiger Kopf sie zum Erstaunen der Welt auf der ein¬ 
gedrückten Spitze zum Stehen bringt. Möglich, daß wir 
es noch erleben, daß eine überraschend einfache Einrich¬ 
tung auch bei Lampen mit gering ^cm Spiegeldurchmesser 
ein durchaus schattenfreies Stehbild gebräuchlicher Ab¬ 
messungen gewinnen läßt. Erwünscht wäre es jedenfalls, 
wenn jede Spiegellampe in ebenso einfacher Weise für die 
Diaprojektion verwendbar würde, wie es bisher jede 
Kondensorlampe war. 


Unscharfe im Bild 

In früheren Zeiten war die Unscharfe stets zurückzu 
führen auf die nicht scharf zeichnenden billigen Pro¬ 
jektionslinsen. Trotzdem sie sich gebessert haben, sieht 
man doch noch oft mangelhafte Linsen. Man halte einen 
Titel gegen die Lampe. Sind die Buchstaben scharf und 
das Bild nicht, so taugt die Linse nicht. Ist der Titel 
scharf und der Fil-n nicht, so ist die Aufnahme unscharf 
gewesen oder der Positivfilm hat beim Kopieren nicht 
fest angelegen, was bei einem abgerückten Kopierapparat 
leicht Vorkommen kann. Unscharfe Aufnahmen können 
auch beabsichtigt sein, wie zum Beispiel bei den schönen 
amerikanischen soft-focus-Biidern. Sonst wären die 
Fehler auf das falsche Einstellen zurückzuführen oder 
eine fehlerhafte Aufnahmelinse ist schuld gewesen. Be¬ 
absichtigte Unschärfe kann schön wirken, fehlerhafte 
nicht. Ist bei der Aufnahme der Punkt des Einstellens 
falsch, der Abstand nicht richtig gewesen, so liegt die 
Schärfe an einer falschen Stelle; zeichnet die Aufnahme¬ 
linse nicht scharf, so ist das ganze Bild verschwommen. 
Auf der Leinewand kann man diese Fehler leicht erkennen. 
Sind die Titel nur auf einer Seite scharf, so steht die 
Maschine zu schief im Verhältnis zur Bildfläche, zuviel 
nach links oder rechts; oder die Leinewand hängt zu wenig 
oder zuviel schräg. Die Richtung der schrägen Bildfläche 
soll derart sein, daß die Achse, die durch den Krater, den 
Kondensor und die Projektionslinsc geht, senkrecht auf 
dieser Fläche steht und sie im Schneidepunkt der 
Diagonalen trifft, die man sich auf der Leinewand denken 
kann. Ist die Mitte der Titel scharf, die Seiten aber nicht, 
so liegt das gewöhnlich an der Linse. Es ist empfehlens¬ 
wert, dann einen Triplex zu nehmen. Stehen die Titel 
und Bilder nicht ruhig, zittern sie auf und nieder, so liegt 
das am Vibrieren der Maschine oder an den abgenutzten 
Zähnen des Kreuzes. Stehen die Titel fest und die Bilder 
nicht, dann liegt es am Film. Ist der Falter nicht richtig 
eingestellt, dann sieht man es am besten bei den Titeln, 
und zwar an den vertikalen Strichen unter den Buch¬ 
staben, was man „Ziehen" nennt. 

Man wird sagen, das seien keine weltbewegenden 
Neuigkeiten. Gut, aber es gibt immer noch Operateure, 
die dies anscheinend nicht wissen, für diese sei es gesagt. 

Denn bei den hervorragenden Leistungen, die auch der 
kleinste amerikanische Operateur bietet, muß es Aufgabe 
unserer deutschen Photographen sein, sich unbedingt den 
Erfordernissen des Weltmarktes anzupassen. Das gilt 
doppelt in einer Zeit, in der die deutsche Kinematographie 
die schwierigste aller Krisen durchzumachen hat, in der 
die französische, italienische und englische Kinemato¬ 
graphie aus ihrer Zurückgezogenheit hervortritt und dem 
Absatz der deutschen Erzeugnisse auch dadurch im Aus¬ 
lande hindernd entgegentritt, daß sie mit amerikanischen 
Operateuren arbeitet. 


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zu tragen. Die Universal-Film, New 
York,versichert, daß sie von diesem 
Film bisher die meisten Kopien 
für die ganze Welt hat herstellen 
lassen müssen, ein Beweis für die 
Qualität dieses Films. Interessen- 
ten-Vorstellungen demnächst. Die 
Abschlüsse dieses Films sow e die 
Abschlüsse lür die gesamte neue 
und alte Produktion werden auf 
dem Bestellschein, wie ihn die Süd- 
film-Aktien-Gesellschaft und die 
Bayerische Film-Gesellschaft be¬ 
nutzen, und welcher auch vom 
Direktorium des Reichsveibandes 
deutscher Lichtspiel - Theaterbe - 
sitzer genehmigt ist, getätigt. 


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17. Jahrgang, Nr. 877 Berlin, *>. Dezember 1923 



Der Wiener Kongreß 

Kritische Randbemerkungen über Österreich von Aros. 



F ilm-Österreich hat sein großes Ereignis hinter sich. Die 
Fabrikationsanlagen der Vita draußen an der Peripherie 
Wiens sind mit einer Feier der Öffentlichkeit übergeben 
worden. 

Der Bundespräsident Dr. Hainisch, der Handelsminister 
Dr. Schürff, die Vertreter des Kultusministeriums und 
anderer staatlicher und städtischen Stellen waren 
anwesend. Der Präsident der Gesellschaft, Justierst 
Mintz, hielt eine schöne Rede über den Film im allge¬ 
meinen und über die Vita im besonderen, eine Rede, die 
leider dadurch zum Teil um ihre Wirkung gebracht wurde, 
daß sie recht leise gesprochen und ziemlich temperament¬ 
los vorgetragen wurde. 

Dann besichtigte man die Riesenhalle mit ihren Neben¬ 
bauten, die es mit unseren deutschen Ateliers in jeder Be¬ 
ziehung aufnimmt, und die in der Ausdehnung nur noch 
von Staaken übertroffen wird. 

Filmleute aus allen europäischen Staaten machten sich 
miteinander bekannt, nur Wien selbst war n der Minori¬ 
tät, vielleicht, weil es dort nicht zum guten Ton gehört, 
daß die Konkurrenz an solchen Tagen das Trennende 
zurückstellt. 

Das Vita-Atelier hat zwei große Hallen, die rund 
40 Meter lang, etwa 25 Meter breit und 18 Meter hoch 
sind. Für den Festtag war eine Riesendekoration auf¬ 
gestellt, deren 
Clou ein Was 
serbassin war, 
aus dem eine 
Anzahl Spring¬ 
brunnen im 
Scheinwerfer¬ 
licht lustig und 
festlich zugleich 
emporstiegen. 

Wenn man 
einem Bericht in 
einigen Blättern 
glauben darf, 
haben sich die 
Gäste nachher 
in den Räumen 
der Generaldi¬ 
rektion versam¬ 
melt und einer 
Rede des Präsi¬ 
denten der All¬ 
gemeinen Depo¬ 
sitenbank, Gold¬ 
stein, gelauscht. 

Abends bevöl¬ 
kerten sieben¬ 
hundert schöne 
Männer und 


Frauen aus der besten Gesellschaft Wiens den schöner. 
Saal, bewunderten Max Linder und die anderen Stars dei 
Vita, aßen, tanzten, lachten und flirteten und nahmen die 
leitenden Leute der Vita derartig in Anspruch, daß die 
Gäste vielleicht etwas zu kurz kamen. 

Die ausländischen Fach eale und die Fachpresse sind 
schließlich doch noch mit befriedigten Gefühlen aus der 
Stadt der Waschermadcl und des Walzers geschieden, 
weil sic — und das gilt besonders für uns Deutsche 
eine ganze Menge gelernt und erfahren haben, das für die 
deutsche Filmpolitik der nächsten Zeit wesentlich und 
wichtig ist. 

Es wird mit Wien als Filmzentrum Europas in der 
nächsten Zeit stärker zu rechnen sein als bisher. Das liegt 
vor allem daran, daß die Wiener ihre Fabrikation iniei- 
naticnaler aufziehen. Generaldirektor Szücs holte sich 
seine Stars und seine Regisseure aus Frankreich und 
England. Er verhandelte mit Amerika und vereinigt im 
Zeichen der Vita anerkannte und beliebte, also auch 
garantiert zugkräftige Filmkanonen zu einem Produktions- 
Ensemble, das in Europa einzig dasteht. Seinem Beispiel 
weilen eine ganze Reihe anderer Firmen folgen. 

Das Ausland sieht in diesem Vorgehen ein Zeichen von 
Zuversicht und eine gewisse Garantie für die internationale 
Fach- und Publikumswirkung für befriedigenden Austausch 
Es hört \on 
großen Wiener 
Plänen im sel¬ 
ben Augenblick, 
wo in Deutsch¬ 
land eine Stag¬ 
nation eintritt 
Es zieht daraus 
Konsequenzen, 
die sich prak¬ 
tisch zum Bei¬ 
spiel in dei Tat 
sache zeigen,daß 
man den Wie¬ 
ner Filmwerken 
A.-G. der. Ver¬ 
trieb der U. C. I 
Filme für ganz 
Europa übertrug 
Wir sind über¬ 
zeugt, daß noch 
vor zwei, drei 
Monaten diese 
Wiener Firma 
gar nicht in 
Frage gekommen 
wäre, weil man 
Berlin als das 
europäische 


Das Bild der Woche 


Das Eröffnungsfest im neuen Vita-Atelier in Wien 



Seite b 


Oer Rincmatonropfj 


877 


Filmzentrurn ansah. — Die wirtschaftliche Entwicklung 
unseres Landes, die unruhigen Verhältnisse auch in politi¬ 
scher Beziehung haben das schnell zu unseren Ungunsten 
geändert. 

Vielleicht — und das ist die zweite Lehre, die man aus 
Wien mitnimmt — ist das aber nicht so tragisch zu 
nehmen, weil gerade in diesen W.ener Festtagen die wirt¬ 
schaftliche Stabilisierung bei urs Formen annahm, die 
selbst den Pessimisten optimistisener machen kann. 

Wir haben praktisch bis jetzt roch nicht allzu viel ver¬ 
loren. Die führenden deutschen Filmleute, die gewisser¬ 
maßen versuchsweise nach Wien abgewandert waren, 
kehren reumütig in des deutschen Reiches Hauplstadi 
zurück, aus dem sehr einfachen Grunde, weil in organisa¬ 
torischer und technischer Beziehung, weil in Intensität der 
Arbeit Wien vorläufig noch lange nicht das darstellt, was 
Berlin bereits heute ist. 

Die Vita hat — und das ist das übereinstimmende Urteil 
aller deutschen und ausländischen Fachleute — heute eine 
ausgezeichnete Auslandorganisation. Sie hat Vertre¬ 
tungen in sämtlichen Ländern, die teils Agenturen, teils 
Verleiher sind. Sie arbeitet mit prozentualer Beteiligung 
auf Grund von fixen Verträgen, hat vielleicht — es sind 
das Vermutungen — zunächst nur die Vertretung ohne 
den großen Gewinn, aber sie hat jenen Pfad beschritten, 
den wir für das Auslandgeschäft immer schon als den 
allein richtigen bezeichneter. 

Interessant die Tatsache, daß das Organisatorische und 
das Technische in der Hauptsache von Deutschen zu 
leisten ist oder aber von Österreichern, die durch die 
deutsche Filmschule gegangen s nd. Wichtig die Fest¬ 
stellung, daß die technischen Einrichtungen, von dem 
Lampenpark angefangen bis zur Photodruckmaschine, die 
direkt von der Platte in einer Stunde ein paar hundert 
Abzüge macht, aus Deutschland stammen. 

Die österreichische Filmproduktion beginnt langsam; sic 
wird dadurch erleichtert, daß eine ganze Reihe von be¬ 
währten Bühnenkünstlern, die auch in Berlin gern für den 
Film benutzt wurden, jetzt an Wiener Sprechbühnen ver¬ 
pflichtet sind und daß die großen Revuebühnen wieder 


internationale Frauenschönheiten verpflichten, die sich 
gerade für das lebende Bild ausgezeichnet verwenden lassen. 

Es waren schöne Tage, Tage der Gastfreundschaft, nicht 
nur bei der Vita, sondern auch bei den vielen anderen 
Wiener Filmleuten. Man kehrt zurück mit vielen neuen 
Eindrücken, mit dem Gefühl, daß dort unten auch fabri¬ 
katorisch der Film an Boden und an Weltbedeutung zu¬ 
nimmt. Man sieht ve heißungsvolle Anfänge, denen man 
ein günstiges Prognostiken stellen kann, sieht fleißige 
Arbeit, die gern zugibt, daß sic von Deutschland gelernt 
hat. und daß sie in vieler Beziehung, besonders in bezug 
auf die Technis, von uns allerhand gelernt hat und noch 
lernen kann. 

Man ist dort unten — auch das muß zugegeben werden 
internationaler, vielleicht weil man dort die Jahre des 
Kampfes und die Niederlage schon lange vergessen hat. 

Als Max Linder in später Nachtstunde ankam. standen 
Tausende mit Blumen stundenlang, um den Einzug des 
beliebten Franzosen mitzufeiem. Die Zeitungen aller 
Richtungen beschäftigen sich in langen Artikeln mit dem 
eleganten Bonvivant. Auch die Vertreter nationaler 
Blätter stoßen sich nicht daran, daß dieser Pariser Schau¬ 
spieler nur französisch spricht. 

In Berlin würde man über diese Dinge anders denken. 
Es soll nicht untersucht werden, ob das gerade vom Film¬ 
standpunkt aus gut und anerkennenswert ist, es seien nur 
Tatsachen registriert. 

Aber es muß auch bemerkt werden, daß besonders die 
Künstler und darum auch die Kunst manchmal ganz 
anders sind als die Politiker. An einer Sammlung für den 
notleidenden Mittelstand in Deutschland beteiligten sich 
die französischen Regisseure und Darsteller, an der Spitze 
Max Linder, in einem besonders hohen Maße. Sie taten 
es still, ohne jede Prätention. 

Die Franzosen sprechen voller Hochachtung von den 
deutschen Filmlcuten. Sic wissen selbst, daß ihr Land, das 
noch 1914 filmisch in Europa an der Spitze stand, heute in 
der letzten Reihe marschiert. Sie geben als Gründe dafür 
jene Selbstherrlichkeit und Überhebung an, die wir auch 
in der Politik bemerken. 








Nummer 877 


Der Kinctnatogropfj 


Seite 7 


Ostasiatische Filmperspektive 


D ie Welt kommt uns ja bei allen möglichen Gelegen¬ 
heiten ziemlich groß vor, aber für den Kaufmann, der 
eine bestimmte Ware absetzen will, ist sie letzten Endes 
zu klein. Die Filmindustrie genießt darin nicht nur keinen 
Vorzug, sondern ist durch tausend Möglichkeiten in der 
Auswirkung beschränkt. Vor allem leidet die deutsche 
Filmindustrie augenblicklich unter dem Mangel einer ge¬ 
nügenden Fernwirkung. Die Vereinigten Staaten, die noch 
vor zwei Jahren ein Absatzgebiet zu sein schienen, mit 
dem die deutsche Industrie rechnen durfte, haben sich 
gegen die europäischen Filme so spröde gezeigt (nicht 
nur die deutschen, sondern sämtliche außeramerikanischen 
Filme vermochten sich nicht durchzusetzen — einige 
ganz wenige Ausnahmen abgesehen), daß kein kontinen¬ 
taler Fabrikant es mehr wagt, Amerika als Absatziand 
mit in die Kalkulation zu ziehen. 

Aber die so heftig umworbene Welt des Dollars ist 
nun keineswegs das Absajzland up to dato; die östliche 
Hälfte der Erdkugel beginnt, sich der westlichen Zivili¬ 
sation zu bemächtigen und mit anderen Errungenschaften 
auch das Kino anzunehmen. Es ist doch wohl außer¬ 
ordentlich bemerkenswert und verdient in einem Fach¬ 
blatt besonders vermerkt zu werden, daß die japanische 
Regierung, die nach dem Erdbeben den Wiederaufbau 
der zerstörten Gebiete, den Bau der Gebäude nach dem 
Grade der Wichtigkeit betreibt, die Kin< s zu denjenigen 
gezählt hat, die für das Volk am notwendigsten sind. In 
der betreffenden Regierungsverordnung ist, wie wir dem 
„Tclcgraaf entnehmen, ausdrücklich betont worden, daß 
die Kinematographie sowohl belehrend als auch an¬ 
regend und einem modernen Menschen notwendig sei, 
daß sie sowohl an künstlerischer als auch erzieherischer 
Wirkung alle öffentlichen Darbietungen übertreffe. 

Japan ist ein bisher noch wenig ausgenutztes Absatz¬ 
feld. Die amerikanische Produktion herrscht in dem 
Maße vor, daß man von einem völlig amerikanisierten 
Programm der japanischen Kinos sprechen k^nn. Natür¬ 
lich sind auch deutsche Filme in das I.and der aufgehen¬ 
der. Sonne gelangt, aber neben der Menge der amerika¬ 
nischen Filme verschwanden sic, um so mehr sie nicht 
selten amerikanisch umfrisiert worden waren. Baron 
Yamatsu, der mächtigste Kinomann in Japan, hat sein 
Auge schon seit langem auf den asiatischen Kontinent 
geworfen, auf das nahe China, dessen kinematographische 
Flntwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Die 
nicht minder klugen Amerikaner sind ihm an einzelnen 
Stellen zuvorgekommen, denn die europäischen Licht¬ 
spieltheater der Hafenstädte sind zumeist in ihren Hän¬ 
den. Der Besitzer des unten abgebildeten Kinos in 
Tsingtau ist übrigens ein Chinese. China ist mit seiner 


mehr als 300 Millionen starken Bevölkerungszahl das 
größte Absatzgebiet für den Film, sowie das Land erst 
einmal zur Ruhe gekommen ist, was in sicherlich zehn 
Jahren geschehen wird. Bereits heute sind die Hafen¬ 
städte und die größeren Städte in der Nähe der Küste 
durchaus fähig. Kinos zu unterhalten — und zwar nicht 
nur Kinos für die dort lebenden Europäer, sondern Kinns 
für die Chinesen. Wie die Verhältnisse im Osten liegen, 
so wird sich einstweilen eine Scheidung der Theater in 
solche für Europäer und solche für Mongolen einführen. 
Um den Rassegegensatz n ; cht allzusehr zu verschärfen, 
dürfte sich, wie in Indien, der Eintrittspreis der europäisch 
gehaltenen Kinos für die Masse der chinesischen Bevölke¬ 
rung zu hoch stellen, so daß für sie billige Lichtspiel¬ 
theater mit einem eigens ihnen angepaßten Programm 
eingerichtet werden müssen. 

Ebenso sind die Mongolei, Teile Sibiriens, aber auch 
Birma, Hinterindien, die ostindische Inselwelt, Indien 
selbst, für die Lichtspielkunst ir. noch stärkerem Maße 
zu gewinnen, in manchen Fällen sogar noch zu entdecken. 
Man wende hier nicht ein, daß diese Gegenden zu wenig 
zivilisiert in unserem Sinne wären und es nähcrlicgendc 
Gegenden gäbe, denen sich die deutsche Propaganda 
widmen könne. Aber das ist ein Irrtum. In den neun 
Jahren, die wir jetzt vom Weltkrieg abgesperrt sind, hat 
sich die Welt technisch in einer Weise fortentwickclt 
wie nie zuvor. Als Colin Ri3 mit seinem Kurbelapparat 
nach Zcntralasien reiste, war ein solches Instrument in 
vielen Gegenden unbekannt. Als Folge seiner Reise ist 



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Seite 8 


Nummer 877 


zu buchen, daß in Teheran ein Kino eingerichtet wurde 
— und daß die tatarischen Sowjets sich sogar für Buchara 
ein Kino verschrieben haben. Seitdem die Engländer in 
Bagdad sitzen, machen die griechischen Verleiher Syriens 
die besten Geschäfte mit den mesopotamischen Kinos. 

Es gilt, diese letzte Gelegenheit, die sich uns zur Er¬ 
oberung des Weltmarktes biet.t, zu benutzen. In den 
Kriegsiahren dehnte sich die amerikanische Industrie in 
einer Weise aus, an die niemand vorher gedacht hatte. 


Die vorbildliche Organisation des Vertriebes ist heute so 
fest fundiert, daß das Mauerwerk von außen nicht mehr 
erschüttert werden kann. Man muß abwarten, wie die 
innere Krise, die die amerikanische Produktion zu zer¬ 
mürben droht, sich nach außen hin bemerkbar macht. 
Es scheint allerdings besser zu sein, die Wirrungen in der 
Produktion nicht in ihrer Auswirkung zu überschätzen, 
sondern die Fabrikation als unantastbar anzuschen und 
nur an eine Personenkrise zu glauben. 


Die Filmnovelle 

Von Dr. Otto Ernst Hesse. 


L/’arl Grünes Film „Die Straße ' fordert erneut zu prinzi- 
* *■ piellen Erwägungen auf. Die Aesthetik des Films steckt 
in den Anfängen. Man muß jede Gelegenheit benutzen, 
einen Stein zu dem werdenden Bau hinzuzufügen. 

Grüne, dies ist das äußerlich am meisten auffallende 
Moment, läßt seinen Film ohne Unterbrechung laufen. 
Er verwirft die alte Einteilung in „Akte“, die man sozu¬ 
sagen ohne viel Nachdenken vom Literaturdrama her¬ 
übergenommen hatte, als man ernsthaft die erste Film¬ 
kunst rollte. Es fragt sich: Ist Grünes Neuerung ästhe¬ 
tisch fruchtbar und ästhetisch zweckmäßig? 

Kunstformen sind niemals künstliche Produkte eines 
bestimmten ordnenden Willens Hinter allen Kunstformen 
stecken psychologische Ursachen. Und diese psycholo¬ 
gischen Ursachen gehen auf physische Bedingungen 
zurück. Warum Tafelbilder bestimmte Größen haben; 
warum Dramen Akteinteilungen besitzen; warum Sym¬ 
phonien in Sätze aufgelöst sind; warum der Dramenvers 
fünf Hebungen hat und das Sonett 14 Zeilen: dahinter 
steckt mehr als Zufall und mehr als Absicht irgendeines, 
der sich etwas dabei gedacht hat, als er diese Besonder¬ 
heit „erfand". Es steckt dahinter das physische Maß 
der Aufnahmefähigkeit des Menschen, und alle diese 
Formen sind physiologische Kategorien, gegen die nie¬ 
mand ungestraft sündigt. 

Grünes Film spielt ununterbrochen über eine Stunde. 
Ein experimentell - psychologischer Versuch an einem 
Dutzend Zuschauer vor und nach der Aufführung dürfte 
ein bedenkliches Resultat erzielen: eine Ermüdung, statt 
einer Erschütterung. Die verdutzte, ja apathische Haltung 
des Premierenpublikums, das gewiß nicht von vornherein 
negativ, sondern vielmehr positiv und aufnahmebegierig 
eingestellt war. kann nur auf eine solche Uebermüdung 
und Überanstrengung zurückgeführt werden. 

Diese physiologische Seite der Sache ist nicht die ein¬ 
zige. Die ästhetische Uebersteigerung liegt darin, daß ein 
in geometrischer oder vielmehr kubischer Reihe steigern¬ 
der Reiz — die psychologische Linie — nicht über eine 
Stunde verstärkt werden kann. Im Worttheater gilt die 
halbe Stunde, höchstens die Dreiviertelstunde',- als das 
Höchstmaß, das man der aufnehmenden Aufmerksamkeit 
zumUtcn kann. Rasches Tempo, wie es dem Film zur Ver¬ 
fügung steht, kann dieses Höchstmaß nicht vergrößern, 
höchstens verringern, da innerhalb einer bestimmten Zeit 
vom Film wesentlich zahlreichere und wesentlich inten¬ 
sivere Emotionen im Zuschauer ausgelöst werden als im 
Worttheater. Auch hierfür läßt sich eine Art von ästhe¬ 
tischer Relativitätstheorie aufstellen, die allerdings andere 
Gesetze als die Einsteinsche für Raum und Zeit hat. Die 
quantitative Belastung des Zuschauers bedeutet keine 
qualitative Erregung, im GegenteiL Der Aufmerksam¬ 
keitsverbrauch für die reine optische Aufnahme wird 
schließlich so groß, daß für die ästhetische Apperzeption 
keine Kraft mehr übrigbleibt. 

Also zurück zur Akteinteilung? . . . Nein- Und was 
also? . . . Das führt auf das zweite Problem, das dieser 
Film anregt. Dieser Film, Vorstoß zu neuer Form auf 


jeden Fall, ist kein „Drama“. Wir haben ja den Begriff 
Drama seinerzeit vom Literarischen auf den Film über¬ 
nommen, da keine Begriffe, die die weitenden Formen des 
Films hätten bezeichnen können, vorhanden waren und 
die Uebcrnahme vom Worttheater so sehr bequem war. 
Wenn man unter Drama eine Handlung versteht, in der 
ein Mensch mit der Umwelt sich kämpferisch auseinander¬ 
setzt, so ist Grünes „Straße“ kein Drama. Dieser Film 
ist eine Novelle Eine Novelle ist e:ne Begebenheit, keine 
Handlung. Eine Begebenheit, in der die Umwelt nicht in 
Gegenspielern gegen den Handelnden steht, sondern in 
der die Umwelt nur das Abbild eines psychologischen 
Vorgangs in ihm selbst bedeutet. Diese Form der Novelle, 
uralt, ist neuerdings auch in das Worttheater eingedrun¬ 
gen. Die gesamte moderne Dramatik tendiert nach dieser 
novellistischen Richtung. Hascnclever hat mit seinem 
„expressionistischen“ Sohn — die gesamte Umwelt sollte 
nur Projektion der Innenwelt des Sohnes sein! — schon 
etwas Bestimmtes gewollt: eben diese Novellisierung des 
Dramas. Es steht hier nicht zur Diskussion, ob diese 
Novellisierung dem Drama bekommen ist. Sie macht sich 
jedenfalls heute energisch bemerkbar. Georg Kaiser hat 
seinerzeit mit „Von morgens bis Mitternacht" den schär¬ 
feren Typus des novellistischen Dramas gegeben. Das 
Schema ist dies: ein Mensch wird durch ein Erlebnis aus 
seiner Bahn geworfen. Ob er mit Tod endet, oder ob er 
in das alte Gleis zurückkehrt, ist belanglos. Ganz deut¬ 
lich ist dies die alte Novellenform. 

Nennen wir das Filmdrama einmal — man kann das mit 
gleicher Berechtigung, da der Roman die gleiche Objekti¬ 
vierung wie das Drama anstrebt — Filmroman, so wird 
das Gesagte noch klarer. Jeder Epiker, der nicht nur 
ästhetisch-blind irgendwelche Vorgänge herunterschreibt, 
weiß genau, ob ein Stoff zu einem Roman oder zu einer 
Novelle taugt. Die äußeren Quantitätsunterschiede sind 
nur Ausdruck der inneren Formnotwendigkeiten, wie 
diese Formnotwendigkeiten diese äußeren Längenverhält- 
r.isse bedingen. 

Ich sehe in der Filmnovelle, wie sie Grüne in der 
„Straße“ zweifellos ziemlich stilrein geschaffen hat (der 
kriminelle Mittelteil allerdings fällt stilistisch noch heraus), 
einen neuen, schöpferischen Weg für den künstlerischen 
Film. Wie hier in einem visuellen Erlebnis das Schick¬ 
sal einen Menschen überkommt, ist schlechthin meister¬ 
haft, ebenso meisterhaft der Schluß, der wieder ganz in 
ein visuelles Phänomen ausläuft. Um diese Form, die 
aktlos bleiben soll und bleiben muß, ganz rein heraus¬ 
zugestalten, muß man sich von dem geschäftlichen Zwang, 
einen Film von üblicher Spieldauer zu schaffen, frei¬ 
machen. Auch diese neue Form hat ihre physiologische 
Bedingung. Optische Aufnahmefähigkeit und ästhetische 
Apperzeptionsfähigkeit müssen in Balance gebracht wer¬ 
den, die Quantität unter das Gesetz der Intensitätsgrenze 
gebracht werden. Dann dürfte von dieser neuen Form 
eine Reform des Films und überhaupt die eine Möglich¬ 
keit des künstlerischen Films — neben der die anderen 
ihre eigenen Wege gehen können — zu erwarten sein. 



Nummer 877 


9cr Rmcmatogropfi 


Seite 




Amerikanische Kinder- und Märchenfilme 


Amerika und Märchen schein! sich auf den ersten Blick nicht 
zusammer./ureimen, denn das sagenumsponnenc Land 
in Übersee scheint uns viel zu realistisch, zu wirklich¬ 
keitswach. um Vergnügen an der heiteren Unlogik des 
Märchens zu finden. Aber dabei vergißt man. daß es in 
Amerika auch Kinder gibt, und daß kindliche Gefühle sich 
auf der ganzen Welt gleich bleiben und durch ökonomische 
Umschichtung in der Tiefe nicht berührt werden können. 
Wie jeder amerikanische Film lehrt, sind die Amerikaner, 
wie alle einfach zum Leben eingestellten Menschen, außer¬ 
ordentlich gute Kenner der kindlichen Psyche. 

Aber alle jene Filmkinder, die wir in Europa bewun¬ 
dern, sind ja Darsteller, die nicht Stücke für Kinder, son¬ 
dern für Erwachsene darstellen. Jackic Coogan. der in 
jedem Lande der Welt Bewunderer findet, ist ein typischer 
Kinderdarsteller für Erwachsene, denn seine Einstellung 
- oder vielmehr die Einstellung, die die Regie (Chaplin!) 
mit seinen Fähigkeiten vornimmt, sind darauf berechnet. 
Erwachsene mit der Illusion der Kindlichkeit zu erfüllen. 

Ganz anders sind jene jugendlichen Darsteller zu be¬ 
werten. deren Talent benutzt wird, um auf Kinder zu 
wirken. Hierzu ist es nicht nötig, in den Kindern die 
l.lusion eines möglichst kindlichen Betragens zu erwecken 
sondern die Kinder spielen eben sich völlig selbst über¬ 
lassen. 

Die phänomenale Ausdrucksfähigkeit, die einen Jackie 
Coogan so berühmt gemacht hat, ist nicht primär kindlich, 
sondern von der Regie in ihm wachgerutcn. wenn nicht 
gar hineinsuggeriert worden. 

Ein völlig anderes Talent ist Baby Peggy. die größte 
Konkurrentin Coogans. die zwar auch in Stücken für Er¬ 


wachsene beschäftigt wird, aber im allgemeinen ist sie 
doch nur für die kleine Dramatik des Beiprogramms tätig 
und glänzt hier vor allem im Lustspiel. Sie ist das lustige 


, li.n-.v hl 


Baby Peggy als Karikatur 

des berühmten amerikanischen humoristischen Zeichners John Held 


Baby Peggy und 


Kind, wie Jackic Coogan das traurige, ja das sentimentale 
Kind ist — hier völlig unkindlich in der Auffassung, denn 
ein Kind ist niemals sentimental, da diese Eigenschaft eine 
Eins ent in das Leben erfordert. 

Europa kernt ebensowenig Filme, die mit vollem Be¬ 
wußtsein für ein kindliches Publikum geschaffen wurden. 

wie sic in Amerika zahlreich sind. Das be¬ 
deutet nun im Grunde nichts anderes, als daß 
das Kind in Amerika eine bedeutend wich¬ 
tigere Rolle als in Europa spielt, und daß 
man die Altklugheit jenseits des großen 
Wassers nicht gar zu sehr schätzt. 

Auch in Amerika ist den Kindern der 
Nachmittag im Kino reserviert. Die ganz 
großen New Yorker Filmpaläste verzichten 
darauf, noch am Nachmittag für Kinder zu 
spielen, weil das eine völlige Umstellung in 
ihrer Reklame bedingen würde. Es sind also 
in der Mehrzahl die mittleren und kleineren 
Kinos, die sich damit befassen, wobei auch 
diejenigen aussclicidcn. die ihi Abendpro¬ 
gramm aus wüsten Wild-Westfilmcn bestrei¬ 
ten und die auf ein ganz spezielles Publikum, 
auf die Halbwüchsigen, die „Halbstarken" 
reflektieren. 

Kinderfilme der Nachmittagsprogramme sind 
einmal belehrender Art. unseren Kultur¬ 
filmen nicht völlig vergleichbar, da diese ia 
auch mit einer erwachsenen Zuschauerzahl 
rechnen, sondern sie stel.en die belehrenden 
Vorgänge in einen unterhaltenden, d. h. nach 
kindlichem Sinne belustigenden Rahmen. Der 
Kinderfilm ist in der Regel vollkommen auf 
Heiterkeit gestellt. Rüpeleien im Stile von 
Max und Moritz vollführt auf der Leinwand 
der amerikanische Taugenichts Bustcr Brown, 
der. von einem Zeichner erfunden, jetzt die 
Kinder mit seinen to'len Streichen zu untc - 
halten hat. 

Vieles von dem. was sich in den Kinder¬ 
filmen an Tollheiten begibt, scheint einem 




Der Kmcmatograpfi 


Nummer 877 


Seite 10 

intellektuell so völlig anders eingestellten Europäer zu 
weit zu gehen, denn wir empfinden manche Scherze, an 
denen kein einziger amerikanischer Pädagoge etwas aus¬ 
zusetzen hat. als roh. Trotzdem darf nicht vergessen wer¬ 
den. daß diese Art Filme im Grunde moralisch sind, ja 
daß sie eigentlich nur vom Moralischen leben und zum 
Schluß stets eine Belehrung enthalten, daß es besser ist, 
ein braves Kind, als ein kleiner Rüpel zu sein. 

Allerdings ist es zweife'haft, ob die amerikanischen 
Kinder dieser Belehrung sehr 'Uganglich sind: das Kind 
nimmt in der Regel nur den Eindruck der humoristischen 
Szenen mit nach Hause, doch ist es schon möglich, daß die 
moralischen Erbaulichkeiten in einem anderen Falle auf 
fruchtbaren Boden fallen. 

Die realistischen Darbietungen Jur K’nder beschränken 
sich zumeist auf Vorgänge des täglichen Lebens. Man 
vermeidet es aber stets. Erwachsenen in diesen Filmen 
komische Rollen zuzuteilen, sondern läßt die Komik von 
Kindern agieren. Der Vater und die Mutter, die Gro߬ 
eltern, der Gnkel und die Tarne, der Lehrer, oder meist 
die Lehrerin sind immer sehr würdige Personen, an deren 
Ernst nicht gerüttelt werden darf. Vielleicht macht der 
lustige Onkel eine Ausnahme, aber auch er kann in seinen 
lautesten Späßen immer noch als Vorbild gelten. 

Nur eine komische erwachsen; Figur hat sich auch in 
die Kinderfilme cingeschlichen. und diese Einstellung ist 
typisch amerikanisch: d.e Negerköchin, überhaupt der 
farbige Dienstbotc. 

Die Amerikaner haben für ihre Kinder auch berühmte 
Werke der Weltliteratur verfilmt. Diese Filme sind zu¬ 
meist mit wirklichen Schauspielern besetzt gewesen, wie 
kein geringerer als Henry Meyers den „Robinson" dar- 
stelite. Ebenso sind Gullivers Reisen sehr originell ver¬ 
filmt worden, indem nämlich die Riesen von besonders in 
die Höhe geschossenen Erwachsenen. Gulliver in diesen 
Szenen von einem kleinen Knaben, die Liliputaner dagegen 
von Kindern und Gulliver in diesen Akten von einem 
riesigen Cowboy dargestellt wurden. 

Von den jugendlichen Darstellern, die für diese Art 
Filme tätig sind, hat sich bisher noch niemand einen 
Namen gemacht. Die Regisseure, vor allem Wallace 
Davis, der viele Kinderkomödien geschaffen hat. nehmen 
die Kinder von der Straße, die sie beim Spiel beobachten 
und die ihnen in die Augen fallen. Der Film hat überall 
einen großen Verbrauch an Darstellern, abc ie Kinder 
verlieren für den Film am schnellsten an Wert. Sic 
wachsen in des Wortes wahrster Bedeutung über ihre 
Rollen hinaus und sind nur ganz kurze Zeit imstande, den 
Anforderungen zu genügen, die an sic gestellt werden 



„Die Puppenhochzeit“, ein amerikanisches Kinderlustspiel 



.„Robinson“ in einem amerikanischen Kinderfilm 


Spielt in den Kinderlustspit len der Trick eine be¬ 
deutende Rolle, so ist das in den Märchenfilmen in noch 
weiterem Maße der Fall. Die amerikanische Photographie 
hatte dem Trick von jeher viel Aufmerksamkeit ge¬ 
schenkt und in der Groteske mannigfach verwendet. Das 
amerikanische Märchen ist vollkommen auf den Trick und 
seine überraschende Wirkung eingestellt, was ja im Wesen 
dieser Kunstform liegt. Die Verwandlungskünstc. welche 
im Vordergrund stehen, sind manchmal nicht sehr ge¬ 
schmackvoll. aber stets originell erdacht und mit den 
Mitteln einer vollendet hohen Technik liergestellt. 

ln den Märchenmotiven wird man vergeblich eigene 
amerikanische Züge suchen. Das Erfinden einer Hand¬ 
lung ist nicht Sache des amerikanischen Manusknpt- 
schreibers. Deshalb sind die alten Märchen vom „Rot¬ 
käppchen". „Schneeweißchen", vom .Aschenputtel“ (wo 
die bösen Stiefschwestern nachher in Negerkinder ver¬ 
wandelt werden!) und wie sie alle heißen, auch in Amerika 
verfilmt worden. 

Zu den berühmtesten, eigentlich für Kinder erdachten, 
aber dann auch Erwachsenen vorgefüh'ten Märchenfilmen 
zählt „Baby Peggy und der Weihnachtsmann", von dem 
wir hier ein Bild vorführen. Baby Peggy spielt darin das 
unartige Kind, das vom Weihnachtsmann ermahnt wird 
und sich deshalb bessert. Aber wenn in dem Schlu߬ 
bildchen Baby Peggy ihre Puppe küßt, dabei aber einen 
verschmitzten spitzbübischen Blick nach der Seite wirft, 
so hat das kleine und große Publikum alle Ursache, an 
der Dauer der Besserung zu zweifeln. 

Der Film der Kinder bedeutet unter allen Umständen 
eine Bereicherung des Programms. Leider sind wir heute 
nicht imstande. Kinderfilme herzustellen, die der Güte der 
amerikanischen entsprechen, da wir einmal nicht das 
schauspielerische Material besitzen (es gibt so wenig 
deutsche Kinder, die spielen können). Dann aber auch, 
weil der Märchenfilm von der deutschen Produktion bis¬ 
her vernachlässigt wurde. Es ist zu hoffen, daß der große 
Erfolg des Bergerschcn Märchenfilms „Der verlorene 
Schuh" den deutschen Märchenfilmen den Weg ebnet. 









5ct Kmcmntograpfi 


Seite 11 


Nummer 877 


Wiener Filmbrief 

Von Dr. Felix Cleve. 


r""\ie goldene Zeit der Filmindustrie, als die öster 
reichische Krone von Tag zu Tag fiel und wir das 
Rohmaterial zu deutschen Inlandspreisen beziehen konnten, 
ist vorüber. Damals war man in der Lage, in Österreich 
Filme zu erzeugen, die infolge ihrer Billigkeit konkurrenz¬ 
fähig waren. Heute haben wir in unserer Frzeugung die 
\X eltp.mt.it überschritten, und unser wichtigstes Absatz¬ 
gebiet. Deutschland, ist uns durch die Markkatastrophe 
verloren gegangen. 

Lolhar Stark, der bekannte Filmexporteur, veranschau¬ 
licht die deutsche Situation im Leitartikel eines Prager 
Filmblattes vom 16. November an einem sehr instruktiven 
Beispiel. 

Er schreibt: ..Es kommt da ein Mann aus Barcelona 
zu einem Fabrikanten oder Exporteur und kauft einen 
guten Mittelfilm. Dem Mann haben wir. wenn er nach 
dem Preis fragte, antworten können- ..Wir schenken dir 
den Film." 

Wir rechneten ihm vor. dafi allein die Kopien zu c-nem 
amerikanischen oder italienischen Mittelfilm für Spanien 
und Portugal, wenn sie in Barcelona angefe *tigt würden 
etwa 800 Dollar kosteten. 

Wir lieferten diese kompletten vier Kopien n k I u s i v e 
Lizenz für 800 Dollar. 

Da die vier Kopien vor der Einführung des Goldmark¬ 
preises den deutschen Fabrikanten und dc;n Exporteur 
etwa 200 Dollar kosteten, erhielt er auf diese Weise einen 


Lizenzbetrag von 6C0 Dollar, also einen marklmäßig 
guten Mittelpreis für die spanische Lizenz. 

Heute kosten den deutschen Fabrikanten die vier Kopien 
mindestens 6C0 Dollar, für die restierenden 200 Dollar 
kann er die Lizenz Spanien nicht liefern. 

Dem Spanier fehlt also in Zukunft jeder Anreiz, eine 
Reise nach Berlin mit den daran hängenden Spesen zu 
unternehmen, in Berlin bei seinen Käufen Anzahlungen 
. um Beispiel im Monat Mäiz zu leisten, während er seine 
Filme erst im September braucht. Er ist in der angenehmen 
Lage, in Barcelona, da dort alle großen amerikanischen 
Häuser Niederlagen mit Vorratskopien besitzen, erst acht 
Tage vor seinem ßedarfstern in kaufen zu müssen, und 
erhält vom Theaterbesitzer 1-4 Tage darauf die ersten Ein¬ 
gänge seines kurz vorher verausgabten Kaufkapitals zurück. 

Genau das Analoge trifft für Österreich zu. Die öster¬ 
reichische Fabrikation konnte bis letzt damit rechnen. daß 
ein Verkauf ihres Produktes in Deutschland und der 
Tschechoslowakei die Erzeugjngskosten hereinbringt. 
Deutschland kommt nun. wie schon erwähnt, heute für den 
österreichischen Erzeuger überhaupt nicht in Betracht, ln 
der Tschechoslowakei aber, die kaufkräftig wäre, hat die 
österreichische Industrie mit anderen Schwierigkeiten zu 
rechnen. Es zeigt sich dort, wie überall, die furchtbare 
Konkurrenz Amerikas. 

Amerika war während des Krieges, gestützt auf das 
große, ihm zugängliche Absatzgebiet, in der glücklichen 



Jedes Erzeugnis, jeder wichtige Ersatzteil trägt Namen oder Schutzmarke, die vor minderwertigen Nachahmungen 
schützen. Schutzmarke und Name bürgen für vorbildliche, ja unerreichte Qualitätserzeugnisse von 
Weltruf — denn: Krupp-Ernemann-Apparate sind eine Klasse für sich. — Sie wurden 
auf allen beschickten Ausstellungen stets allein höchstprämiiert. Letzte 
Höchstauszeichnung: Turin 1923 Grand Prix und Goldene Medaille 

ttAUPP-öwemRnn-rtinonppflRfiTe G.m.B.fi. DaesDer.-A. 150 







Seite 12 


Der Rinemntograph 


Nummer 877 


Lage, fortwährend Filme zu erzeugen, und zwar, dem 
riesigen Absatzgebiete gemäß, , l entsprechend großer An¬ 
zahl. Diese Filme sind in den Ententeländern ausgewertet 
und stellen heute für den amerikanischen Erzeuger sozu¬ 
sagen Restware vor, die er um den billigsten Preis 
an den Mann bringen kann, weil ja das Geschäft eines 
solchen Films tatsächlich als abgeschlossen anzusehen ist. 

So kommt es heute vor, da i sehr ansehnliche und in 
ihrer Qualität ausgezeichnete a nerikanische Produkte aus 
dieser Zeit in der Tschechoslowakei für 12 000 Tschecho- 
kronen inklusive einer Kopie angeboten werden, während 
die bloße Lizenz eines österreichischen Produktes, das in 
seiner Herstellung, um als gute Mittelware angesprochen 
werden zu können, heute einer Geldaufwand von min¬ 
destens 600 000 Tschechokroner erfordert, nicht unter 
e nem Preis von 50—80 000 Tschechokronen für die 
Tschechoslowakei abgegeben werden kann. 

Dazu kommt noch der Preis einer Kopie, die sich auf 
rund 10 Millionen österreichischer Kronen stellt. Es ist 
daher nur selbstverständlich, daß heute der amerikanische 
Verkäufer in diesem Gebiete ein'gern gesehener Mann ist, 
weil ja schließlich der tschechische Kunde von ihm zirka 
fünf Filme inklusive Kopien um denselben Betrag be¬ 
kommt. für den er von einem österreichischen Fabrikanten 
bestenfalls einen Mittelfilm erwirbt. 

Und ähnlich verhält es sich bezüglich aller von Öster¬ 
reich aus zu bearbeitenden Gebic.e. — So kommt es denn 
auch, daß in Wien, dem Zentrjm der österreichischen 
Filmerzeugung, heute trotz der stabilen Krone im all¬ 
gemeinen nur wenig oder gar nichts erzeugt wird, und nur 


ein paar -sehr gut fundierte alte Firmen sich den Luxus 
erlauben dürfen, zu arbeiten, um ihr bewährtes, gut ein¬ 
gearbeitetes Personal nicht entlassen zu müssen. 

Auf die Frage, wie das Geschäft in günstigere Bahnen 
für die Zukunft gelenkt werden könne, antwortet Direktor 
Stark in dem oben erwähnten Artikel mit dem Vorschlag, 
es mögen sich, da dies für den einzelnen nicht durchführ¬ 
bar sei. ganze Fabrikantengruppen zur Errichtung von Ver¬ 
kaufsbureaus im fremden Lande selbst zusammenschließen. 
In Österreich werden derartige Verkaufsorganisationen 
schon seit langer Zeit geplant, es wurden alle möglichen 
Versuche und Kombinationen nach dieser Richtung ge¬ 
macht. bis jetzt aber leider noch ohne Resultat. 

Man spricht in Wien derzeit viel davon, daß deutsche 
Erzeugerfirmen ihre Tätigkeit ganz oder teilweise nach 
Wien verlegen wollen. So sehr dies im Interesse all der 
vielen Tausenden, die berufsmäßig vom Film leben, zu 
wünschen wäre, werden sich die deutschen Fabrikanten 
leider die Sache doch noch gründlich überlegen müssen, 
wenn sie sich, wie bei ihrer Genauigkeit nicht anders zu 
erwarten, vorher über die hiesigen Verhältnisse eingehend 
informieren. 

Anders dürfte es sich vielleicht mit reinen Verkaufs¬ 
firmen verhalten. Durch die Stabilisierung der Krone und 
durch die Ruhe der inneren Verhältnisse wird vielleicht 
Wien in kurzer Zeit von Fremden lieber aufgesucht wer¬ 
den ais Berlin, das nach der Meinung des Auslandes heute 
einen unsicheren, wüßten Boden innerer, politischer Kämpfe 
darstellt. 


„Chu Chin Chow" 

Originalbericht unseres Londoner Berichterstatters. 


T^Xieser mit großem Tamtam angekündigte und mit Span- 
nung erwartete Film der Wilcox Produktion ist eine 
Enttäuschung. 

Als Deutscher zieht man unwillkürlich Vergleiche 
zwischen diesem Großfilm und den Erzeugnissen seiner 
heimatlichen Produktion und muß zu dem Schluß 
kommen, daß die deutschen Filme ungleich besser sind. 
Der deutsche Regisseur geht in seiner Arbeit vollkommen 
auf. Er liebt den Film, den er inszeniert, wie ein Stück 
seines Selbst, macht vielleicht zu viel des Guten, indem 
er sich von keiner seiner Szenen, die er mit Liebe und 
Sorgfalt zusammengestellt hat, trennt, und mutet oft der 
Geduld des Publikums viel zu, indem er nur seine An¬ 
schauung und seinen Geschmack gelten läßt. 

Anders der amerikanische und englische Regisseur. 
Hauptsache ist bei ihm der Geschmack des Publikums. 
Er stellt seine eigenen künstlerischen Initiativen zurück; 
sein Hauptzweck ist. daß der Film dem Publikum gefällt 
und ein gutes Geschäft wird. 

Das beste Beispiel dafür ist der letzte englische Gro߬ 
film „Chu Chin Chow". Die Schwäche dieses Films, von 
dem die Herstellungskosten mit ehrfurchtsvollem Schauder 
auf 70 ODO £ gemutmaßt wurden, ist das völlig unzu¬ 
reichende Manuskript. ,,Chu Chin Chow“, das als Grund¬ 
thema die Fabel von Ali Baba und den vierzig Räubern 
behandelt, ist ein Theaterstück mit Musik, als solches 
fünf Jahre im Londoner Majcstys Theatre gegeben 
worden und mehr als drei Jahre über die New-Yorker 
Bühnen gegangen. Daher gibt es wohl keinen Menschen 
in den beiden Städten, der das Stück nicht kennt. Die 
Popularität hat also „Chu Chin Chow" voraus, und die 
Londoner sind hingerissen. 

Nicht zuletzt, um die wirklich wunderschöne Betty 
Blythe, die in dem Film die Hauptrolle der Sklavin Zahret 
spielt und jetzt auch dem deutschen Publikum als 


„Königin von Saba“ vorgestellt wird, zu bewundern. 
Schön ist diese Frau, wunderbar schön, von einer Anmut 
und Grazie, wie man sie selten bei einer unserer Film- 
schauspiclerinncn findet. Und doch, oder vielleicht 
gerade darum, läßt sie kalt, überzeugt nicht. Sie ist eben 
nur schön, diese Tatsache kann man in unzähligen, end¬ 
losen Großaufnahmen zur Genüge feststellen. Aber als 
Schauspielerin gibt sie nichts, bewegt und erschüttert 
den Zuschauer nicht, steht immer über der Situation und 
läßt auch als verschleppte, geknebelte und gebundene 
Sklavin ihr schön geordnetes Haar bewundern. Ihr 
Bestes gibt sie in ihrer letzten großen Szene, wo sie. um 
Ali Baba vor dem überfall des schurkischen Robber Sheik 
zu retten, die vierzig Räuber (getreu nach der Fabel) mit 
siedendem öl übergießt und ihren Todfeind mit dem 
Dolch bis auf das Dach einer Moschee verfolgt, von der 
er sich, um ihrem Messer zu entgehen, in die Tiefe stürzt. 

Dieser Schluß versöhnt etwas, ebenso die grandiosen 
Naturaufnahmen von Bagdad und die Mondscheinnächtc 
am Nil Aber neben all diesen Schönheiten der naivste 
Kitsch, zum Beispiel zwei ältliche Leutchen in einer 
Liebesszenc, die sich etwas Vorsingen und dabei auto¬ 
matisch den Mund auf- und zumachen, indem hinter der 
Kulisse der knödlige Tenor eines Sängers ertönt. Das 
mutet an wie der blutigste Anfang der Kinematographie, 
als noch Tonbilder mit Grammophonbcgleitung gemacht 
wurden, nur daß damals wahrscheinlich die Überein¬ 
stimmung des Taktes besser geklappt hat. 

Unübertrefflich ein Sklavcnmarkt, ebenso die Schatz¬ 
höhle des Sesam und das Auseinanderbersten der Felsen¬ 
wände bei dem Zauberwort „Sesam, öffne dich!". Und 
nun gar die einzelnen Typen, Ali Baba und sein Bruder 
Kasim Baba, Mustafa und Mukbil, gerade wie sie in 
unserer Phantasie und Erinnerung an das alte Kinder¬ 
märchen leben. 




Nummer 877 


Oct R.ncmofogtopft 


Fabrikat: 
Manuskript 
und Regie : 
Bauten : 
Hauptrollen 


Photographie: Günther Krampf. Karl Becker 
Länge: 2349 m 

Vertrieb: Ufaleih 

Uraufführung: Ufa-Palast am Zoo 
Thimig. Lucic Höflich. Mady Christians. Olga Tschcch« 


Dr. Ludwig Bergei 
Rudolf Bambcrgcr 
Helga Thomas. Fri 


s überblendet, 
ist eigentlich de 
.-bhaftigkcil sow 























Seile 14 


Z>ct Rincmatoflcapfi 



Alpine Majestäier 

(Im Banne de» Zermatter Rieten 

Fabrikat: Wellfilm Karl Wiesel 

Manchen 

Manuskript 

und Regie : Werner Saarschmidt 

Hauptrollen: W. Saarschmidt .Friedi 

Schneider, Rud. Fritz 
Photographie: Ludwig Zahn 
Länge: 1334 m (4 Akte) 

Vertrieb: Ufa 

Uraufführung: Tauentzien-Palasl 


Fabrikat: 


Ifa (Internationale Fi' 


Regie: Max Mack 

Manuskript: Rolph E. Vanloo 

Hauptro! en: HelenaMakowska, Rud. 

Lettinger. Kur. Ka sch 
Photographie: Otto Kantu'ek 
Bauten: Hermann Warm 

Länge: 2110m (6 Akte) 

Vertrieb: Ha 

Uraufführung Oswald-Lichtspiele 


D olph E. Vanloic der schon viele packende Manuskripte 
geschrieben hat. wollte cs den Autoren der ..Tragödie der 
Liebe" nachtun und gleichzeitig einen Film im Sinne der 
amerikanischen Filmautoren schreiben. Es ist ihm das* nicht 
ganz geglückt, trotz vereinzelter gelungener Ansätze. Die 

Amerikaner kennen auch in den GescUschaftskomödicn die 


|~Aie ..Wunder des Schneeschuhs" haben der Menschheit die da 
Kino gesucht, nicht nur die Augen geöifnet für die Schönhcite 
der winterlichen Bcrgwclt, denn die Schätzung des Winters ist ci 
durchaus moderner Zug, der noch unserer klassischen Epoche fehlte 
sondern sie haben ihr die Landschaft auch bildlich entgegen 
gebracht. In einer Zeit wie der unseren, wo Reisen zu den gan 


Beifall begrüßt wurde, den 
entbehrt ieder Handlung 
Sinne eines Spielfilms und 


Landschaftsbilder 
Schneeschuhfahrt 
leben. Aber Wc 
Schmidt hatte w 
herausgefühlt, da 
schaftsfilm nicht 


fach und in den Rahmen 
natürlichen Vorganges gesp: 


gewisse 

jhotographiert 
Wiedergabe da 



Film „Quarantäne". 


























































Nummer 877 

S>cc unematograpti 

Seite 15 

Katjuscha Masiowa 


Dämon 

(Auferstehung) 


der Landstraße 

Regie- Friedrich Zelnik 

Hauptrollen: Lya Mara. Förster. 

Polcchina.Grätz. 
Photographie: Otto Tobcr 

Länge 2420 m |6 Akte) 4P 

Vertrieb: Deulig 


Fabrikat: hox-Film, NewYork 

Regie: Lyon F Reynolds 

Hauptrolle : Tom Mix 

Länge: 2200m IS Akte) 

Vertrieb: Dcfa 

Uraufführung: Alhambra iKur- 




T 




Lya Mara in den Hauptszenen des Films „Katjuscha Masiowa ' nach Leo Tolstois „Auferstehung . 














































Seite 16 


fee fiincmatograph 


Nummer 877 


Stuttgarter Kinopreise. 

Die Stuttgarter Theaterbesit.-er haben die Preise ein¬ 
heitlich neu geregelt. Sie sind dabei zum Teil, besonders 
bei den unteren Plätzen, über die Friedenspreise hinaus¬ 
gegangen. Bei den teureren scheint man dagegen unter 
Friedensparität geblieben zu sein, besonders bei den 
großen Theatern, die nach unserer Meinung in Friedens¬ 
zeiten getrost 2,50 bis 3,— Mark für einen Logenplatz 
hätten nehmen können. 

In Stuttgart erhebt man: 

I. Klasse.0,60 bis 1,75 Mark. 

II. .. .0.50 ,. 1,— .. 

> III. .. 0,40 .. 0,80 

Die Preise sind selbstverständlich Mindestpreise und 
müssen automatisch erhöht werden, falls eine weitere 
Markentwertung eintritt. 

Die Belagerung Hollywoods. 

Hollywood, das kalifornische Hauptquartier der ameri¬ 
kanischen Filmwelt, befindet sich in Gefahr! Es wird 
belagert von einer großen Schar iunger Mädchen und 
Männer, die aus allen Teilen Amerikas zusammengeströmt 
sind, um in Hollywood als Filmstare Ruhm und Geld zu 
gewinnen. Nach den Angaben der Handelskammer von 
Hollywood befinden sich jetzt gegen 10 000 dieser Flim¬ 
mertollen dort, die die Ateliers belagern, um eine Rolle, 
sei sie auch noch so klein, zu erhalten. Im Aufträge der 
Handelskammer hielt dieser TJfce Mary Pickford 
eine Ansprache an diese jugendlichen Optimisten. Sic 
erzählte ihnen, daß zwar das Kinema ständig neues Blut 
brauche, doch müßten alle Kandidaten darauf vorbereitet 
sein, lange Jahre zu warten, ehe sie eine lohnende Be¬ 
schäftigung finden könnten. Den jungen Mädchen gab 
Miß Pickford noch einen ganz besonderen Rat. „Kehrt 
zu euren Müttern zurück! Ihr werdet sie brauchen!" 

Totenglocke. 

Walther Schmidt-Hissler. der bekannte Berliner Schau¬ 
spieler. der auch als Filmdarsteller und Filmautor man¬ 
cherlei Erfolge zu verzeichnen hatte, ist in der letzten 
Woche verstorben. In der letzten Zeit war er als Auf¬ 
sichtsbeamter in einer Gelddruckerei tätig, weil die Kunst 
ihm. der noch vor wenigen Jahren gesucht und hoch be¬ 
zahlt war. keine Lebensmöglichkeiten mehr bot. Er teilte 
das Schicksal so mancher Berühmtheit, nämlich den 
rapiden Abstieg nach einem mühevollen und schwer er¬ 
arbeiteten Emporkommen. 

Hans Gleissner, der liebenswürdige Gesellschafter, der 
Mann, der in allen Filmsätteln gerecht war. ist an den 
Folgen einer Operation verstorben. Man wird ihm im 
Kreise seiner vielen Freunde in der Industrie ein ehren¬ 
des Andenken bewahren. 

Große Pläne beim Koophlm. 

Wie wir zuverlässig erfahren, nimmt die Koop-Film- 
Gesellschaft eine bedeutende Vergrößerung und Umstel¬ 
lung ihres Betriebes vor. Die Fabrikation wird in großem 
Ausmaß aufgenommer. und ein eigenes Vertriebsnetz so¬ 
wohl in Deutschland wie im Ausland einrichten. 

Wir werden in der nächsten Nummer in der Lage sein, 
eingehendere Nachrichten zu bringen. 


Warum denn ..greinen"? 

Die L. B. B.. unse-e schätzenswerte Kollegin, findet es 
„lächerlich", daß wir jene Künstler undankbar nennen, die 
Deutschland den Kücken kehren und dann — darauf 
kommt es nämlich an — plötzlich von Deutschland nichts 
mehr wissen wollen. 

Sie bezeichnet diesen Artikel als den Versuch, natio¬ 
nales Empfinden zu dokumentieren. 

Dankbarkeit hat aber mit Nationalität nie etwas zu tun 
gehabt. Sic ist eine rein menschliche Eigenschaft, aber 
für diese Dinge pflegt man in der Friedrichstraße, wie 
sich das auch schon in anderen Fällen gezeigt hat. wenig 
Verständnis zu haben. 

Man nennt diese Auseinandersetzungen in dem dort 
immer so beliebten L. B. B.-Jarg >n „Gegrcinc". Das ist 
leider eine Verwechslung. Es trifft diese Bezeichnung auf 
die Art und den Ton zu, der manchmal in der L. B. B. 
angeschlagen wird. Wir machen eine andere Musik, aber 
man kann von unmusikalischen Menschen, die Tag für 
Tag an der Drehorgel stehen, nicht verlangen, daß sie am 
Philharmonischen Orchester Wohlgefallen finden. 

Im übrigen scheint der verantwortliche Redakteur der 
No. 48a die No. 48 nicht gelesen zu haben, denn er 
„greint“ dort über die Undankbarkeit des Herrn Dimilri 
Buchowetzki, greint darüber m.t Recht. 

Er macht sich also zum mindesten so lächerlich, wie 
wir uns seiner Ansicht nach gemacht haben. 

Aber vielleicht hat sich vom Sonnabend bis Dienstag 
die Ansicht der L. B. B. gewandelt. Dieser Überzeugungs¬ 
wechsel soll von uns nicht etwa mit den Eigenschaften 
des Chamäleons verglichen werden. Wir wollen ihn in 
unserer bekannten Liebenswürdigkeit nach dem Bibel- 
wort interpretieren: „Einen reuigen Sünder hat Gott lie'o.“ 

Wir werden also in Zukunft nur noch von der „lieben" 
L. B. B. reden, obwohl wir nicht eingebildet genug sind, 
uns für den unfehlbaren lieben Gott zu halten. 

Der stabile Multiplikator. 

Infolge der erfreulichen Besserung unserer Währung 
haben seit langer Zeit unsere Indices nur geringfügige 
Änderungen bzw. einen Rückgang zu «'crzcichnen gehabt. 
Auch der letzte Filmindex weist nur eine Steigerung um 
4 • „„ auf, während der Verleihindex seine vorige Höhe 
bcibehalten hat. Dieser Tatbestand hat dm Zentralver¬ 
band der Filmvcrleiher veranlaßt, den bis zum 10. Dezem¬ 
ber gültigen Multiplikator in Höhe von 57 Milliarden bis 
zum 13. d. M. zu verlängern. Die Bayerische Filmgesell¬ 
schaft. die Südfilm A.-G., Wilhelm F'eindt usw. erheben 
nur 54 Milliarden, wobei es auffällt, daß die prozentual 
Differenz zwischen den Aufschlägen des Zentralverbands 
und denen der anderen Verleihfirmen sich allmählich ver- 

Filmgrüße. 

Von Capri sendet der Regisseur J. Kaufmann mit seinem 
Ensemble — Asta Nielsen, Chmara, Vallentin, Steinbruck. 
Carl Auen, Alexandra Sorina — die schönsten Grüße. 

Ihnen schließen sich von den Technikern Herr Wasch- 
neck und Martin Liebenau an. 

Wir erwidern die Grüße auf diesem Wege und wünschen 
dem „Haus am Meer" nach der Fertigstellung vollsten 
Erfolg. 




NE UM AN N PRODUk. iC 




im. 









I * N 4 R * I 


EIN FILM DER MENSCHLICHKEIT 


REGIE: ROBERT WIENE 

DIE URAUFFÜHRUNGSTHEATER 

IM REICH AM 1. WEIHNACHTSFEIERTAG 


BERLIN 

Moz.crtsaal 

Marmorhaus 

Sdiaubum 

DANZIG 

Cenlraltheater 

KÖNIGSBERG . r. 

Vadthalle 

MEMEL 

Kammer - Lichtspiele 

STETTIN 

Urania 

KARLSHORST 

Lichlbildtheater 

MÜNCHEN 

Kammer Li Mspirlr 


STUTTGART 

Palast-Lichtspiele 

FRANKFURTa.M. 

Neue Lichtbühne 

OFFENBACH a.M. 

Emelka - Lichtspieltheater 

DARMSTADT 

Palast- Lichtspiele 

PFORZHEIM 

Li-Li-Lichtspiele 

HAMBURG 

Schauburg-Lichtspiele 
Waterloo- Lichtspiele 

HANNOVER 

Welt-Lichtspiele 

Zentral-Lichtspiele 


BREMEN 

Vereinigte Lichtspiele 

LEIPZIG 

Emelka- Palast • Lichts »cele 

MAGDEBURG 

Kammer-Lichtspiele 

DRESDEN 

Olympia-Tonbildtheoter 

BRESLAU 

Promenade-Kino 

DÜSSELDORF 

Residenztheater 

KÖLN A. RHEIN 

Apollotheater 

GELSEN KIRCHEN 

Residenztheater 


NEUMANN PRODUKTION 







Nummer 877 


Set RincmatoqropR 


Seite 17 


HANDELSTEIL DES KINEMATOCRAPH 


Die Bilanz der National Film A.-G. 


A m 18. Dezember findet eine ordentliche Generalversammlung 
der National Film A.-G. statt, bei der die Bilanz für da 
verflossene Geschäftsjahr \ orgelegt wird und die sonstigen 
Formalitäten erledigt werden, welche sich an diesen Akts 

Wie man bei einer Firma vom Rang der National erwarten 
konnte, ist die Bilanz außerordentlich gut, obwohl die darin 
enthaltenen Zahlen heute keine Bedeutung mehr haben, da das 
Geschäftsjahr bereits am 30. Juni 1923 abschließt. Sie balan¬ 
ciert mit 3.55 Milliarden Mark, wobei zu bemerken ist, daß 
eine ganze Reihe von Positionen bis auf je 1 Mark ab¬ 
geschrieben sind, die eine außerordentlich starke stille Reserve 
darstellcn. Dazu gehört u. a. das Warcnkonlo. in welchem sich 
Filmkopien und Waren der Zentrale und Filialen sowie Fertig¬ 
waren der Kopieranstalt und sämtliches Rcklamemalerial be¬ 
finden. ferner die Beteiligung an Tochtergesellschaften und 
Verleihfilialen, die als eigene G. m. b, H. weitergeführt wer¬ 
den. sowie der Gesamtanteil an den Grundstücken. Auch die 
Anteile am Tcmpclhofer Glashaus G. m. b. H-, Gebäude 
Grundstücke, Atclicreinrichtungen und Fundus sind bis auf 
1 Mark abgeschrieben. Ferner stehen das Betriebskapital der 
Kopieranstalt, das Inventar, drei Theater in Düsseldorf, eins 


bestand, die zum Kurse vom 30. Juni in die Bilanz eingesetzt 
sind. Eine gleiche Regelung erfuhr das Bankguthaben in floh, 
von rund 76 Millionen Mark. 

Die ziemlich beträchtlichen Debitoren in Höbe von 1'• Mil¬ 
liarden waren Papiermarkschulden, welche nach kurzer Zeit 
(in zwei bis drei Tagen nach Abschluß der Bilanz) bezahlt 
worden sind. Kautionen stehen mit 1 Million und das Negativ, 
und Positiv-Rohfilmlager mit 1'- Millionen zu Buch. Diesen 
Aktiven stehen an Passiven gegenüber das Aktienkapital in 
Höhe von 75 Millionen, ein Reservefonds mit 631.5 Millionen 
und passive Hypotheken in Höhe von 830 COO Mark. Die 
Kreditoren in Höhe von zirka 800 Millionen sind inzwischen 
bezahlt worden. 

Aus der Gewinn- und Verlustrccbnung ist zu erwähnen, daß 
sämtlichen Handlungsunkosten ;n Höhe von 432'- Millionen 
Mark sowie Zinsen-Abschreib angen und Gewinneinschrei - 
bungsvortrag in Höhe von 3’-' Milliarden, insgesamt 3.888 Mil¬ 
liarden. der Gewinnvortrag vom 1. Juli 1922 in Höhe von 
1 Million sowie der Gewinn au» der Verwertung von Filmen, 
der Fabrikationsbetriebc und Theater in gleicher Höhe ent- 
gegensiehen. 



















Ser Rmcmatcgraph 


Nummer 877 



Die 

Herrenhofsage 

REGIE: MAURITZ STILLER 

FABRIKAT: SVENSKA-FILM, STOCKHOLM 
noch dem Roman von Selma Lagerlöf 
in den Hauptrollen: 

MARY JOHNSON / EINAR HANSSON 
PAULINE BRUNIUS 

der ergreifendste Film 

ist, den man seit Jahren gesehen hat, wenn jemals ein Film 

einen überwältigenden Beifall 

erntete, so ist es unbestritten bei diesem 

Meisterwerk. 

* 

Uraufführung: Miiie Januar 1924 

Marmorhaus Berlin 

Verleih für ganz Deutschland: 

Internationaler Filmvertriel) Deitz&Co.G.m.b.H. 

ZENTRALE, BERLIN FRIEDLICHST RASSE X2S x TELEGRAMM-ADRESSE. FILM PUTZ 
Filialen: Leipzig.Wlndmah.ens>.'. 49 Nür.ibers. Ludwigstr 6 ✓ Hamburg. Gr. Bleichen J1 Düsseldorf. AmWehrhahn 92 





Aam.ner 8 

77 _ 3c; Rmcmatogcaph 

OL'itc 

ms 

I 

Bestellen Sie 

nachfolgende Geschäftsfilme 

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Nur für Rheinland und Westfalen: 

Der grobe amerikanische Sensationsfilm in 4 Teilen 

Die Jagd auf Menschen 

1. Teil: D^r Monn der tausend Sensationen 3 Teil Die Statte des Grauen: 

2. Teil: Der Kampf um die Ölfelder 4. Teil: Im Todeskampf Heften List und Verbredten 

Fabelhafte Soannung. / f.iac Sensation jagt die andere. 


Für ganz Deut: 


Mutter, 


Der Puppenmacher 


weise mir den Weg von Kiang-Ning 


Freibeuter der Liebe 


REGIE: ROBEHT WIENE 
Hauptdarsteller: 


Großer amer 5 ittenff Im d.MetropoltilmCorp New York I I Werner Krauss / Lia EibeniAüti / Jul. Falkenstein 


des Renngrafen Die Goldratten 


SPORT- UND SENSATIONS-FILM 
Hauptdarsteller Herrn. Vallentin . Margarete Schlegel 
Olga Limburg / Hermann Picha 


Das entzückende Lustspiel 


Grobe 

Ausland • Sensa 


nde Lustspiel unserer Fabrikolionsobtelli 

Die Blume des Harems 

REGIE EMMERICH HANUS Fabelhafte Au.s 


Das größte Geschäft bringt Ihnen das Meisterwerk: 

Die Herrenhofsage 

nach dem bekannten Roman von Selma Lagerlöf 

Regie: Mauritz Stiller Fabrikat: Svenska-Film. Stockholm 

— 

, Internationaler Filmvertrieb Deitz & Co. G.m.b.H. § 

y.- ZENTRAL I. BERLIN SW 4s FRIEDRICHS TRA SSL 123 TELEGRAMM \i> RESSl F/LMOEITZ 

Filialen : Leipzig. WindmQhlen.tr 49 Nürnberg. Ludwig.tr. 6 / Hamburg. Gr Bleiche- 31 ' Düsseldorf. Air. Wrhrhahn 32 9*'; 




mmm 















Seite 20 


Nummer 877 


Der Fall Georg Jacoby. 

Vor einiger Zeit wurden in den verschiedensten Fachblättcm 
die Transaktionen der Transcontinentalen Film A. G. und der 
Georg Jacoby-Film A. G. kritisch besprochen, weil von ver¬ 
schiedenen Seiten der Standpunkt vertreten wurde, daß man ab¬ 
sichtlich einen Teil der Gläubiger getäuscht, und daß vor allen 
Dingen falsche Angaben gemacht worden seien. 

Damals kam es zu einem Vergleich, und zwar auf der Basis, daß 
die Eingänge der Georg Jacoby-Filn A. G. zur Befriedigung der 
G'äubiger der Transcontinentalcn Film A. G. verwendet werden 
sollten, die ja schließlich das Geld für die Jacoby-Film A. G. 
hergegeben hatte. 

Von beteiligter Seite hören wir nun. daß es bis heute geradezu 
unmöglich ist. irgendeine Abrechnung oder irgendeine Auskunft 
zu erlangen. 

Herr Jacoby sitzt in Italien, hat iuf seine letzten Filme An¬ 
zahlungen entgegengenommen, die Filme begonnen, aber halb- 
fertig liegen lassen. 

Ein Teil der Personen, die auf diese weiteren Jacoby-Filme 
Anzahlungen geleistet haben, sind identisch mi' den Leidtragen¬ 
den der Transcontincntal. Diese Firmen haben sich jetzt zu- 
sammengcschlosscn mit der Absicht, auf alle Fälle Ordnung zu 
schaffen, eventuell durch Abbeiufung des Aufsichtsrats und 
durch Übernahme der Fertigstellung des Films in eigener Regie. 

Aus Kreisen, die dem Aufsichtsrat nahestehen, wird behaup¬ 
tet, daß bei der Verwertung der Filmnegative Transaktionen vor¬ 
genommen worden sind, die dem Aufsichtsrat bis heute noch 
nicht bekannt sind. 

Es wäre unseres Erachtens Sache des Aufsichtsrats gewesen, 
wenn er von derartigen Vorgängen hört, sich diese Kenntnis zu 
verschaffen, denn es gibt viele Leute die der Meinung sind, daß 
die Übernahme eines AufsichtsratsamUs zu dieser Kontrolle und 
zu dieser Klarstellung zwingt. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, 
daß Aufsichtsratsmitglieder sogar persönlich verantwortlich ge¬ 
macht werden können, wenn sie infolge mangelhafter Kontrolle 
Geschäftsmanipulationen zulassen, die zu einer Schädigung der 
Aktionäre führen. 

Es ist überhaupt unverständlich, dal .man gegen das Vorstands¬ 
mitglied Jacoby noch keine Schritte getan hat. der einen Film 
beginnt, darauf Anzahlungen aus den verschiedensten Ländern 
annimmt und nachher die Lieferung und die Fertigstellung ein¬ 
fach auf unbestimmte Zeit verschiebt. 

Es wäre zu wünschen, daß die Gesellschaft zu den verschie¬ 
densten Gerüchten, die im Umlauf sind, endlich einmal klar und 
eindeutig Stellung nimmt 


Der kommunale Amtsschimmel. 

Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man die Zahl der 
Beispiele vermehren, welche Sankt Bureaukratius zu seinem 
Glorienschein verholten haben. Daß aber der Glorienschein auch 
dazu dienen kann, die Steuerpolitik der Gemeinde zu verdunkeln, 
daß die Gemeindebehörden Glorienschein und Tarnkappe auf¬ 
setzen. um die rein kaufmännischen Gesichtspunkte zu verdecken, 
welche der Stadtkämmerer bei seiner Steuerpolitik verfolgt, zeigen 
die Erfahrungen, die man macht, sobald es gilt, positive Angaben 
über steuerliche Einnahmen zu erhalten, wir stehen mit diesen 
Erfahrungen nicht vereinzelt da. Schon ein anderes führendes 
Fachblatt, welches Wert auf exakte statistische Erhebungen legt, 
hat sich eine recht hübsche Sammlung von Körben von den 
statistischen Behörden zugelegt, und cs ist eigentlich bedauerlich, 
daß diese Erfahrungen noch nicht dem Stadtparlamcnt unterbreitet 
worden sind. 

Auch wir mußten zu unserem Bedauern fcststellen, daß angeb¬ 
lich „methodologische' Gründe entscheidend sein sollten, das ge¬ 
wünschte wissenschaftlich-statistische Material nicht herauszu¬ 
geben. obwohl es sich nur um steuerliche Angaben handelte, an 
deren Publizierung die Öffentlichkeit, das heißt die beteiligen 
Kreise, ein großes Interesse haben, und obwohl über den Rahmen 
der Interessenten heraus auch die Allgemeinheit ein Recht besitzt, 
diese Zahlen eines öffentlichen Haushalts zu erhalten. 


* HausNol * 
? ? 


Wenn es wirklich Aufgabe der Steuerbehörde ist, Redaktionen 
bei dem Aufbau einer Statistik zu beraten, eine Aufgabe, die wir 
der Steuerbehörde abstreiten, so darf dies doch keineswegs dazu 
führen, daß ihre Angaben verschwiegen werden, an deren Publi¬ 
zierung die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse hat. Ist die 
Aufbereitung des statistischen Materials in ihrer Methode wirk¬ 
lich so unzureichend, daß ein statistischer Vergleich falsche Er¬ 
gebnisse zeitigen muß, dann wäre es für die öffentlichen Organe 
ein leichtes, bei den bewährten Kräften, die ihnen zur Verfügung 
stehen, eine derartige Statistik zu zerpflücken. Wenn aber diese 
Angaben aus anderen Grinden verschwiegen werden, so muß man 
annchmcn. daß wirtschaftspolitische Motive maßgebend für die 
Geheimhaltung dieser Zahlen sind. Verstärkt wird dieser Fi.n 
druck beispielsweise auch dadurch, daß eine führende Persönlich¬ 
keit des Deutschen Städtetages sich einmal mündlich dahingehend 
äußerte, daß der wirkliche Etat einer Stadt letzten Endes nur in 
dem Taschennotizbuch des Stadlkämmerers niederzulcgen sei. 

Es will uns eigentlich unbegreiflich und einer öffentlichen 
Organisation unwürdig erscheinen, daß ihre finanziellen Ma߬ 
nahmen das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen haben, daß die 
Furcht vor einer Agitation entscheidend für die Geheimhaltung von 
Angaben ist. an welcher., wie zum Beispiel bei der Lustbarkeits¬ 
steuer, das Kinogewerbe in hohem Grade interessiert ist. 

Wir bedauern die Kurzsichtigkeit der Behörden, die uns zwingt, 
die Flucht in die Öffentlichkeit anzutreten und auf diesem Wege 
an das Stadtparlamcnt zu appellieren, da durch eine derartige 
Geschäftsführung weder der Wissenschaft, noch den Gemeinden 
gedient ist, die ven diesen Behörden verwaltet werden. 

Sascha Goron-Film A.-G. 

Unter der Führung von Sascha Goron ist am 29. November 
in Köln die Goron-Film A.-G.. mit Zweigniederlassung Berlin, 
in Form einer Bargründung mit einem Kapital von 10 000 Gold¬ 
mark ins Leben getreten. Die Gründer der Gesellschaft sind: 
Bankdircktor Walbaum. Dir. Bengci, Dr. Doutrelepont. Dir 
B. Claesscn in Firma Peter Heuser A.-G., sämtlich in Köln, 
und Filmfabrikant Sascha Goron, Berlin, welch letztere- die 
Aktien-Majorität in der Hand hat. Der erste Aufsichtsrat be¬ 
steht aus folgenden Persönlichkeilen Vorsitzender de. Auf¬ 
sichtsrates Bankier Baumgarten vom Bankhaus Baumgarten 
und Mergentheim in Köln. stellvertretender Vorsitzender 
Rechtsanwalt Dr. Kohlen in Köln, und Generaldirektor Peter 
Heuser in Köln. Der vorläufige Vorstand der Gesellschaft ist 
Rechtsanwalt Dr. Baumann, welcher demnächst von Herrn 
Goron als alleinigem Vorstand ahgclöst wird. 

Die Gesellschaft gehört — unbeschadet ihrer Selbständikeit — 
unzweifelhaft zum Pctcr-Heuser-Konzern. jener rheinischen Grün¬ 
dung, die sich in erster Linie mit Filmfinanzierungen befaßt. 

Man nimmt wohl nicht mit Unrecht an. daß diese Gründungs- 
Verhandlungen der letzte Grund waren, warum die ausländischen 
Projekte Gorons nicht aus dem Stadium der Vorverhandlungen 
herauskamen. 


Film haus Grunewald A.-G. 

Am 10. Dezember findet eine Außerordentliche Generalver¬ 
sammlung der Firma Filmhaus Grunewald A -G. statt, die zur 
Tagesordnung die Beschlußfassung über eine Kapitalscrhöhung 
um 15 Millionen Mark hat. 

Diese Generalversammlung war notwendig zur formellen 
Richtigstellung einer bereits im April d. J. erfolgten Kapitals¬ 
erhöhung. Ein Formfehler verhinderte die Eintragung, und da 
einige Aktien in der Zwischenzeit abgetreten wäret., mußte die 
Versammlung öffentlich neu einberufen werden. Da die Drci- 
viertcl-Majorität sich in fester Hand befindet, wird die General¬ 
versammlung den Beschluß ohne weiteres genehmigen. 


City-Film A.-G. in München. 

Unter diesem Titel wurde Mitte November in München ein 
neues Unternehmen ins Leben gerufen. Als Gegenstand wird 
Herstellung. Vertrieb und Verleih bestimmt sowie Theater¬ 
betrieb. Das Grundkapital beträgt 500 Millionen. Der Vor¬ 
stand besteht aus Assessor Konrad Pelk und Direktor Rud. 
Holz in München. Prokura mit einem Vorstandsmitglied hat 
Hans Moosburger. Der Aufsirhstrat besteht aus den Herren 
Dr. Alb. Gruenbaum (Berlin) Direktor Willy Stuhlfcld (Char¬ 
lottenburg). Direktor Adolf Rehrmann (München). Gcschäfts- 
lokal ist Kaufingerstr. 25 3. 


Zahlungsbedingungen des Filmverlags Wilhelm Feindt. 

Der Filmverlag Wilhelm Feindt macht darauf aufmerksam, 
daß seit Anfang September die Zahlungsbedingungen derart ge¬ 
ändert worden sind, daß sich die zu zahlende Leihmietc nach 
einer Schlüsselzahl berechnet, die im Einvernehmen mit der 
Bayerischen Film-Oes. m. b. H. München, und cr» r Sü JR, m- 
Aktiengesellschaft. Frankfurt a. M . auf Grund der jeweiligen 
wirtschaftlichen Verhältnisse festgesetzt wird. 


Nummer 877 


$ec ftimmatograph 


Seite 21 


""X« her 

Einsendungen aus der Industrie. 

Beim Filinv erlag Wilhelm Feindt erscheint demnächst ein 
Forschungs-Film in sechs Akten: „Schiffbrüchige unter Kanni¬ 
balen." Zur Aufnahme dieses Filmes wurde mit amerikani¬ 
schem Kapital eine eigene Expedition ausgerüstet, die unter 
den Kannibalen Neu-Guineas und in Siam weilte. Die Führer 
waren Edward l.aemmlc und William F. Aldor. Mitglied der 
kalifornischen Akademie für wissenschaftliche Forschungen. 

Der Regisseur der „Vanina". A. v. Gerlach, ist von einer 
Expedition nach dem sogenannten „Naturschutzpark" der Lüne¬ 
burger Heide zurückgekehrt, wo er unter Beteiligung von Lil 
Dagovcr, Paul Hartmann. Rudolf Bi'.tncr, Gertrud Arnold u. a. 
Szenen zu seinem Union-Film der Ufa. der ..Chronik von Gries- 
huus“ (nach der Novelle von Theodor Storm), gedreht hat. 

Als neueste Broadway-Premiere läuft im Zentraltheater New 
Yorks der Film „Der Tempel der Venus". Herstellerin ist die 
Fox-Film-Corporation. Die Regie führte Henry Otto. Die 
Hauptdarstellerin ist Mary Philbin. Für diesen Film wurde 
durch große Konkurrenzen ein Ensemble von tausend aus¬ 
erlesen schönen, jungen Mädchen gebildet, die als Nixen. 
Elfen und Dryaden das phantastische Milieu bevölkern. 

Der Internationale Filmvertrieb Deitz & Co.. G. m. b. H., ha! 
den großen Svcnskafilm „Die Herrenhofsage", nach dem 
Roman von Selma Lageriüi. für Deutschland erworben. Die 
Uraufführung findet im Januar 1924 im Marmorhaus statt. 

I udwig Berger arbeitet zurzeit an einem Manuskript „Mignon . 
in freier Behandlung des Wilhelm-Meister-Stoffes. 

Neue deutsche Lehrfilme bringt die Kullurtilm-A.-G. im Kon¬ 
zern der Deutsch-Amerikanischen Film Union IDa'u) auf den 
Markt. Der Dr. Stutzinsche Blasenfilm. Kinematographie der 
menschlichen Harnblase (Kinemaskopie), wurde auf dem medi¬ 
zinischen Kongreß in Berlin vorgetührt und erregte gewaltiges 


Aufsehen wegen seiner neuen kinematographischcr. Technik. 
Lebhaftes Interesse für diese Art Lehrfilm bekundet besonders 
das Ausland. — Der Vorsitzende des Internationalen Neu¬ 
rologen-Kongresses in Danzig. Herr Professor Mingazzini-Rom. 
bezeichnete als den Höhepunkt des Kongresses den Neurologi¬ 
schen Lehrfilm des Herrn Prof. Dr. Schuster über Storungen 
im Efferenten-System (Bewegungsstörungen bei Kleinhirn- 
Läsionen). Dieser Film ist ein Zeitlupenfilm, der mit der Firma 
Ultrapid Film Co. m. b. H. hergestellt wurde, und zeigt zum 
ersten Male pathologische Bewegungen dadurch deutlich, daß 
die Bewegungen in alle Einzelheiten zerlegt sind, was sc nu 
geahnte Einblicke in Wesen und Wirken derartiger patholo¬ 
gischer Vorgänge gewährt. Dr. med. Curt Thomalla hatte 
Äufnahmeleitung und Bearbeitung. 


Die dem Filmverlage Wilhelm Feindt. Berlin, gehörenden 
Ciistriner Lichtspiele. Cüstrin. wurden einem großzügigen Um- und 
Erweiterungsbau unterzogen. Die künstlerische Oberleitung lag in 
Händen des Architekten A. Rebiger, Berlin-Charlottenourg. der 
von Bildhauer Fürstcrberg. Frankiurt a. O.. und Kunstmaler 
M. Kujawa. Berlin, wirksam unterstützt wurde. Das neu ent¬ 
standene Bühnenhaus bildet eine Sehenswürdigkeit Cüstrin-.. 


Die Supreina-Film G. m. b. H. dr.-ht zurzeit in Barcelona mit 
Lothar Mendes als Regisseur. Emray Förster. Manja Tzatschewa 
Vivian Gibson. Evi Eva. Alf Blütecher. Walther Rilla. Magnus 
Stifter Außenaufnahmen zu ihrem Großfilm „Der Mönch 
von Santare m". Aufnahmeleitung: Rudolf Sieber, Kostüme 


Dr. Th^ Zell, der bekannte Tierpsychologe ist von der Kultur¬ 
film A.-G. für eine Reihe zoologischer Lehrfilme verpflichtet 


Der Regisseur Karl Th. Dreyer hat in den Bcfa-Aleliers ir 
Tempelhuf mit den Aufnahmen fü' den Decla-Bioscop-Film der 
Ufa „Michael“ (nach dem Roman von Hermann Bang) begonnen 
Interessant ist. daß der Regisseur der „Hexe" und des Films 
„Seine Frau — die Urbekanntc '. Benjamin Christensen, die 
Hauptrolle des „Meisters" spielt. 



Die neuesten 

Kino- 

Wiedergabe-, Aufnahme-, Schul- und Heim- 

Apparate 


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ISO aroßr Sensmilontfilmr 


Zwei neue Lehr- und Kulturfilme der Filmhaus Nitzsche Akt.- 
Ges. stehen vor ihrer unmittelbare i Vollendung. Der Film „Das 
Saaletal ' behandelt Thüringens malerischen Fluß von der Quelle 
bis zur Mündung. Die wissenschaftliche Bearbeitung lag in den 
Händen von Rektor Behr, Gera. Ein weiterer, geologischer Film, 
betitelt „Der Bonlcn, Deutschlands bestes geologisches Lehrprofil , 
ist unter der wissenschaftlichen Bearbeitung des Geologen Her¬ 
mann Meyer. Saalfeld, fertiggestetlt und dürfte zu den inter¬ 
essantesten Filmen dieser Art gehören. Durch zahlreiche reizvolle 
Trickzeichnungen verbindet er uns mit Jahrmillionen zurück¬ 
liegenden Vorgängen und veranschaulicht in lebendigster Form die 
einzelnen Lebensabschnitte unseres Planeten. Beide Filme sind 
vcrleihfertig. 


Haus No2 



? ? 











Seite 22 


Set funcmotofltopü 


Nummer 87 7 




Der Svenska-Grofefilm 

der 

PHOEBUS-FILM A.-G. 

Russell des i C h 





6 Akte 

von Alfred Fekete u. Dimitri Buchowetzki 

Regle: Plmllrl BudiowefzM 

IN DEN HAUPTROLLEN: 

Walter Janssen • Aud Egede Nissen • Jacob 
Tiedtke • Lydia Potechina Ferry Sykla 
Alphons Fryland • Guido Herzfeld • Rosa 
Valetti • Waldemar Pottier 


Läuft 

zur Zeit mit größtem 
Erfolg 

im 

Mozartsaal 


PHOEBUS-FILM A G 


% 


nsnn 
















Nummer 87? 


2>ct Rncmatogtoph 


Seite 23 



Der von der Berliner Film-A-G 
hergestellte Großfilm 


nach der 

Novelle von Moritz heimann 
bearbeitet von Willy Haas und Paul Beyer 


REGIE: H. CH. KOBE 
ARCHITEKTUR: R. DIETRICH 
PHOTOGRAPHIE: R. O WEITZENBERG 


FRITZ KORTNER/MARIA LEYKO/PAUL 
BILDT / CHARLOTTE ANDER / JACOB 
TIEDTKE/ PAUL GRÄTZ/SIEGFRIED 
BEHRISCH / LEON RICHTER 
JOACHIM RINGEL- 
NATZ 


erscheint im Vertrieb für die ganze Weit 
und Verleih für Deutschland 


PHOEBUS-FILM A-G 












Seite 24 


$et Rincmatogcoph 



da» schöne klare Bild, 
der Jiim ist sicher bei 

fiebenaueO 

kopiert. 


5. n. ß. x 

tfiCmkopißranstnlt 

'Berlin 5.TD66 

/larfegrafenstr. 77 


Nummer 877 


t»cc Smemntogtapfj 


£$ un6frh<w 

Vom Malteserkreuz und seinen Konkurrenten 


M an hat das Malteserkreuz wühl schon das Herz des 
Kinoprojektors genannt und wohl mit Fug und Recht. 
Ceschäftig und unermüdlich fördert das Herz das Blut 
durch den menschlichen Körper und ebenso läßt das 
Malteserkreuz den Film durch den Projektor pulsieren. 
Und wie wir uns des Herzens meist nur dann crinneru, 
wenn es droht, seine Arbeit nicht vollständig ordnungs¬ 
gemäß zu erledigen, so schenken wir wohl auch nur dann 
dem Malteserkreuz unsere Aufmerksamkeit, wenn das 
Bild nicht einwandfrei steht, und wie das Herz unsicht¬ 
bar arbeitet, so verbirgt sich auch das Malteserkreuz in 
der Hülle seines Ölgefäßes und kündigt sein Dasein nur 
durch seine Wirkung an. Genfer Kreuz nannten es die 
englischen Kinotechniker zuerst, da sie es übernommen 
hatten aus den kleinen Spielzcugwerken. wie sie schon 
jahrzehntelang aus der Schweiz und zwar besonders aus 
dem Kanton Genf in alle Welt hinausgingen, ehe man 
etwas vom Kinematographen wußte, und Malteserkreuz 
nennen wir es heute, weil cs in seiner üblichen vierteili¬ 
gen Form dem Ordenskreuz ähnelt, das d.e MalteserriP.er 
ehedem auf ihrem Mantel trugen, und cs hat c lesen Namen 
auch in solchen Abarten behalten, die jene Form mehr 
oder weniger aufgehoben haben. 

Wie das Kreuz dem Projektor eigentümlich ist, so ist cs 
der Greifer dem Aufnahmeapparat und der Perforier¬ 


maschine. Beide dienen dazu, aus der stetig umlaufenden 
Bewegung einer Welle die absatzweise Bewegung des 
Films abzuleiten. Insofern ist ihre Wirkung gleich, aber 
der Weg. auf dem diese Wirkung erzielt wird, ist doch 
ziemlich verschieden. Beim Kreuz haben wir in den ein¬ 
zelnen Teilen immer nur Drehbewegung, beim Greifer 
aber eine hin und hergehence Bewegung an mehreren 
Stellen. Für den Filmtransport aoer ist von großer Be¬ 
deutung. daß beim Greifer jede Schaltung z. B. im 
Aufnahmeapparat die Schaltung eines jeder. Filmbildes 
genau durch dieselben Gliede- er.'olgt und daß alle Te i 
bei icder Schaltung genau dieselbe Stellung gegen , 
ander einnehmen. Beim vierteiligen Kreuz aber befinden 
sich immer erst nach Ablauf von drei Bildern, also nur 
bei ledern vierten Bild, alle Teile wieder in derselben 
Stellung. Wir haben also gleichsam vier Schal tglicch. 
;e ein Schlitz am Kreuz und die vier Schaltzacken auf 
■edem Quadranten der Schall rolle bilden im Verein mit 
ihrem Sperrbogen ein zusammenhängendes Schaltglied. 
Der Schlitz bewirkt in Zusammenarbeit mit dem Schah¬ 
stift der stetig umlaufenden Finzahnschcibc die Überfüh¬ 
rung des Films aus der einen Ruhestellung in die folgende 
Ruhestellung. Für das eigentliche ..Stehen'“ des Bildes 
kommt er aber nicht in Betracht. Denn die Ruhelage 
des Kreuzes wird einzig und allein durch die Lage des 





Seite 26 


£>tr Rincmatogcoph 


Nummer 877 


Sperrbogens am Umfang des Kreuzes bedingt. Voraus¬ 
setzung dafür, daß das Bild dauernd auf der Leinwand 
steht, ist, daß die Mittelpunk.e der vier Sperrbogen auf 
zwei genau zu einander senkrechten Lhirchmessern des 
Kreuzes liegen und daß sie keinerlei Spiel haben gegen¬ 
über dein Sperring auf der Scheibe des Einzahnrades 
l.iegen sie nicht auf zwei zu einander senkrechten Durch¬ 
messern. so ist die Drehung c es Kreuzes einmal um ein 
Geringes kleiner und das i.nderemal um ebenso viel 
größer als 90 Grad, was natüilich das Stehen des Bildes 
auf dem Schirm ausschließen würde, lind hat der Sperr - 
bogen entweder infolge falscfer Justierung oder wegen 
eingetretener Abnutzung des Bogens oder des Sperr¬ 
ringes Spiel, so ist die Ruhelage des Kreuzes nicht scharf 
festgelegt, sondern kann zwischen zwei Grenzlagen hin 
und her schlottern. Damit sind aber die Fehlerquellen 
noch nicht erschöpft. Es müssen auch die vier je einen 
Viertelbogen am l'infang der Schaltrolle bildenden Schalt¬ 
zähne unter sich und zu den Zähnen der drei anderen 
Quadranten absolut richtig liegen. Erst dann, wenn all 
diese Bedingungen mit aller nur erreichbaren Schärfe von 
Anfang an innegehalten werden, können wir erwarten, 
daß das Kreuz gut schaltet und die Bilder wirklich sicher 
stehen. Daß dieser Bedingungen beim Liefern des Werkes 
genügt w ird ist Sache der das \X erk herstellenden Weik- 
stätte, daß aber dieser Zustand möglichst lange erhalten 
bleibt, wird ebenso sehr wie durch die Güte des benutzten 
Materials bedingt durch die sorgsame l> flcge. die der Pro¬ 
jektor von seiten des m>t ihm aibeitenden Operateurs er¬ 
fährt. Ohne diese muß auch das beste Werk in kurzer 
Zeit der raschen Abnutzung anheimfallcn. 

Man hat oft und immer wieder versucht, für den Pro¬ 
jektor eines der beiden anderen Schaltsysteme einzu¬ 
bürgern. die unter dem Namen des Schlägers und der 
Lückenwalze bekannt sind. Der wesentliche Vor¬ 
teil. den beide bieten können, ist die kürzere Dauer der 
Schaltpenodc. also der längere Bildstillsiand und damit 
die bessere Beseitigung des Flimmcins. also ein Ziel, das 
jedem Kinotechnikcr nur erwünscht sein kann. Beim 
Schläger wirkt eine rasch vorgestoßene Rolle gegen den 
Film zwischen Fenster und Nachwickelrolle und reißt ihn 
dabei durch jenes hindurch. Tritt hierbei auch am absatz¬ 
weise wirkenden Schaltglied keine Beanspruchung der 
Perforation aul. weil dieses Glied ja nicht in die Per¬ 
foration eingreift, so erfährt die Perforation doch an der 
Nachwickelrollc mindestens die reibe Beanspruchung, 
wenn nicht eine noch größere. Denn die Nachwickelrolle 
muß den Film ja festhalten. damit ihn der Schlägerstoß 
durch das Fenster reißen kann. Von einer Filmschonung 
kann deshalb beim Schläger keinesfalls die Rede sein Soll 
wirklich ein wesentlich längerer Stillstand erzielt werden, 
so wird man stärkere Züge im Film zulassen, also den 
Film stärker beanspruchen müssen. Daß, falls man der¬ 
artig kurze Schaltzciten beim Malteserkreuz erreichen 
wollte, man mit stärkeren Abnutzungen im Schaltwerk 
rechnen mußte, ist wohl zutreffend. Insofern mag das 
Maltescrschaltwerk wenigstens in der heute gebräuchlichen 
Ausführung an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit an¬ 
gekommen sein, will man aber über diese etwa mit dem 
Schläger hinausgehen, so wird die Grenze durch die 


Festigkeit des Filmmaterials doch nur zu bald gesteckt 
Darüber hinauszugehen, verbietet die notwendige Rück¬ 
sichtnahme auf das so kostbare Filmmaterial. 

Etwas anders liegen die Verhältnisse bei der Lücken- 
walze. Hier steht am Umfang einer stetig umlaufenden 
Walze auf einem vei hältnismäßig kleinen Bogen eine Wulst 
so weit vor. daß der Film zwischen der Walze und einer 
federnd gelagerten. losen Gegendruckrolle frei hindurch¬ 
gehen kann, aber von dem Wulst gegen jene Rolle fest¬ 
gepreßt und somit mitgenommen wird. Bei jedem Umlauf 
der Walze wird also der Film sprungweise um einen Be¬ 
trag geschaltet, der nahezu gleich der Länge der Schalt¬ 
wulst ist; diese ist so ausgebildet, daß der Film nur an 
seinen beiden perforierten Rändern erfaßt wird, nicht aber 
auf der vom Bild eingenommenen Fläche. Die Perforation 
wird hier zum absatzweisen Schalten in keiner Weise 
benutzt, sie dient nur zum Vor- und Nachwickeln Hin¬ 
sichtlich der Filmschonung verdient deshalb die Lücken¬ 
walze zweifellos den Vorzug vor jedem anderen System 
Wenn sie sich nicht hat durchsetzen können, so liegt dies 
daran, daß der Scnaltschritt hier nicht durch die Perfora¬ 
tion, also auch nicht durch die Bildhöhe bedingt ist. son¬ 
dern durch die Größe der Schaltwulst. Es wird somit 
ein gealterter Film mit verhältnismäßig stark verkürzter 
Bildhöhe bei jeder Schaltung um ebensoviel durch das 
Bildfenster gefördert wie ein neuer Film mit größerer 
Bildhöhe. Außerdem ist die Schaltwulst starker Ab¬ 
nutzung unterworfen. Der Schaltschrilt nimmt deshalb in 
kurzer Zeit beträchtlich ab. Deshalb erfordert das mit 
Lückenwalze ausgestattete Werk eine besonders sorg¬ 
fältige Wartung. Nun gibt es zwar Einrichtungen, die 
diese Mängel nicht aufweisen, diese Apparate weisen aber 
nicht mehr die Einfachheit auf. um derenwillen die Lücken- 
walzenapparatc so besonders gerühmt wurden. Aus die¬ 
sen Gründen konnten sie sich niemals richtig in die Praxis 
einführen. 

So kommt es denn, daß das Malteserkreuz, trotzdem es 
keineswegs ein besonders einfacher Schalter ist, trotzdem 
es, wenn es wirklich gut sein soll, mit ganz besonderer 
Präzision hergestellt, also naturgemäß teuer sein muß. und 
trotzdem es zwei scheinbar weit einfachere Konkurrenten 
hat, die ihm an Fixigkeit überlegen sind, bisher siegreich 
den Kampf bestanden hat. denn es ist ihnen durch seine 
Richtigkeit um ein Bedeutendes voraus. Was jene bei¬ 
den nicht haben, ist ihm eigen: es fördert nicht nur den 
Film, sondern es sperrt ihn auch in der Ruhelage. Denn 
seine Schaltrulle bleibt mit dem Film auch während des 
Bildstillstandes in Eingriff. ir werdi-n deshalb dieses 
Herz im Schaltwerk des Projektors noch gar lange schla¬ 
gen hören, bis einmal das absatzweise Schalten ganz zu 
den überholten Dingen gehören und der Projektor mit 
optischem Ausgleich der Bildwanderung das Feld errungen 
haben wird. Bis dahin wird aber noch gar manches Tau¬ 
send von Kilometern Film durch unsere Projektoren ge¬ 
laufen sein. Denn nachdem es vor zwei Jahren so hoff¬ 
nungsfreudig durch den Blätterwald unserer Kinopresse 
vom krcuzlosen Projektor gerauscht hat, ist cs allmählich 
so still davon geworden, daß man kaum noch daran glau¬ 
ben mag, daß diese neue Zeit einmal in greifbarer Nähe 
vor uns zu liegen schien. 


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Ein neuer lichtstarkster Anastigmat 

Die Forderungen des nach neuzeitlichen Grundsätzen 
arbeitenden Kino-Operateurs hinsichtlich der Optik sind 
mit der jetzt gebräuchlichen Lichtstärke von 1 : 3.5 keines¬ 
wegs befriedigt. Erstrebt er doch Objektive mit erhöhter 
Lichtstärke, selbstverständlich ohne Beeinträchtigung der 
Güte, um in voller Unabhängigkeit das zu kurbeln, was 
Manuskript und Regie-Bemerkung an Stimniungsgehait 
vorschreiben ocer bei Freilichtaufnahmen ohne Rücksicht 
auf die jeweilige Beleuchtung. In manchen derartigen 
Fällen versagt auch die 1 3.5 Lichtstärke. Wohl gibt es 
schon jetzt Objektive mit erhöhtem Öffnungsverhältnis. 
Dieses muß aber vereint sein mit hervorstechender Güte 
des Bildes bzw. des Objektives, sowie sie etwa beim 
Ernemann-Kinotar oder beim Zeiss-Tessar selbstverständ¬ 
lich ist. Die Lichtstärke allein lut's eben nicht! 

Hohe Lichtstärke bei bestmöglicher Fehlerbehebung 
ist aber etwas Außergewöhnliches, das als solches auch 
einen außergewöhnlichen neu zu schaffenden Typ. der 
zugleich die besten Korrektionsmöglichkeiten erschließt, 
voraussetzt. Als solcher zeigt sich der Ernemann- 
Ernostar 12 (D. R. P. ungern.) Dieser Anastigmat ist 
nicht allein durch die l-icht- 
stärke. sondern auch durch 
gesteigertes Auflösungsver¬ 
mögen kleir ster Details 
eine besondc rs geglückte 
Schöpfung. Die mit ihm ge¬ 
tätigten Aufr ahmen zeiti¬ 
gen eine gestochene Schärfe, 
die den starken Vergröße¬ 
rungen be ; der Projektion 
höchste Brillanz. Klarheit und 
sehr gute Tiefenwirkung. Dabei ist der Pildwinkel normal. 
Der Ernostar ist sechslinsig und unsymmetrisch. Das Vor¬ 
derglied besteht aus zwei verkitteten Systemen, die sam¬ 
melnd wirken. Das Mittelglied, der Blende zugekehrt, ist 
eine zerstreuende und das Hintergiied eine sammelnde 
L.nse Der gesamte Scheitelabstand ist gleich 0.6. die 
Schnittweite 0 5 der Brennweite Diese Linsenanordnung 
ermöglicht ohne Randabfall die bisher nicht erreichte 
Lichtstärke von 1 : 2. die eine dreifach gesteigerte, gegen¬ 
über einem 1 : 3.5 Objektiv, ist. Trotz dei großen Er¬ 
höhung hat der Ernostar eine gute Tiefenschärfe, die bei 
Abblenden der Iris auf kleinere Öffnungsverhältnisse 
naturgemäß gesteigert wird und die der eine; anderen 
Objektivs bei entsprechender Lichtstärke durchaus 
gleichkommt. 

Von den weiteren Korrektionen verdienen besondere 
Erwähnung Völlig zonenfreie Behebung der sphärischen 
Aberration und Einhaltung der Sinusbedingung über die 
ganze Öffnung. Infolgedessen keine Differenz zwischen 
der Scharfeinstellung bei voller Öffnung und bei nach- 
heriger Abblendung Völlige Behebung des Farbfehlers, 
so daß. auch wegen der großen Helligkeit der Ernostar für 
Aufnahmen bei natürlichen Farben sehr gut geeignet ist. 
Praktisch völlige Beseitigung der Verzeichnung, außer¬ 
dem des Astigmatismus scharfer Büschel unter peinlich¬ 
ster Durchführung der Bildfeldhcbung zugleich Reduktion 
der komarischen Restfehler auf Werte, die ienseits der 
Wahrnehmungsschwelle liegen. 

Für Kinoaufnahmen ist es in den Brennweiten 4.2 bis 
10 cm vorzugsweise in dem Erncmann-Berufs-Aufnahroc- 
Kino Modell E vorhanden. Das Anbringen an andere Be¬ 
rufsapparate hat keine Schwierigkeiten, sofern der Raum 
für ein Objektiv von so großem Druckmesser vor¬ 
handen ist. 

Die Auswertung dieses lichtstärksten Anastigmatcn für 
photographische Zwecke ist bereits im Gange. Die 


speziell hierfür konstruierte ..Nox"-Camera. ausgerüstet 
mit Ernostar 1:2 10 cm Brennweite, erschließt Auf¬ 
nahmemöglichkeiten. die besonders lür Reporter und die. 
die bis jetzt bei ihren Aufnahmen mit ungünstigsten Licht¬ 
verhältnissen kämpfen mußten, von besonderer Trag¬ 
weite sind. Karl W i e d e m a n n. 


Gebrauch der mehrfachen Kondensoren 

Im ..Nieuw Weckblad voor de Cinematografie" kscr 
wir: 

So schön wie früher ist es jetzt auch in der Filmbram. c 
nicht mehr: die gute alte Zeit des Goldregens ist vorbei, 
wenigstens doch tm allgemeinen. Daher achtet mau au! 
Kleinigkeiten und fängt jetzt an. auch beim Projizieren 
sparen zu wollen. Früher wurde meistens mit einem zwei¬ 
fachen Kondensor pro.iziert und einer entweder aufrecht 
oder etwas schräg gestellten Prilmalampc mit ungefähr 
80—100. manchmal bis 120 \mp. Jetzt kommt man auf 
diese Strom Verschwendung zurück und nimmt drei Liehe 
(Triplex). ja sogar vierfache Kondensoren Da. wie ich 
schon sagte, solche mehrfache Kondensoren mehr Licht 
von der Lampe auf das Filmbild konzentrieren, kann man 
dementsprechend die Stromstärke herabsetzen, so c. 'i 
diese Kondensoren ökonomischer sind als die gewöhn¬ 
lichen zweifachen. 

Aber nun die Praxis. Ein Theater projiziert mit einer 
üblichen Prisroalampe und*emem zweifachen Kondensor, 
also das alte System Die Direktion bek >mmt plötzlici 
die Idee, sparen zu wollen und kauft einen mehrfachen 
Kondensor. Sie stellt diesen Kondensor statt des alter 
auf und denkt, nun sei alles in Ordnung Weit gefehlt' 
Je mehr Linsen der Kondensor hat. desto näher muß die 



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öcr Rincmotofiropli 


Nummer 877 


Lampe herangerückt werden, d. h. daß die ausstrahlende 
Wärme, welche im umgekeuten Verhältnis zum Viereck 
des Abstandes steht, jetzt ihren vollen Einfluß auf die 
hintere Linse des neuen Kcrdensors gelten läßt. 

Gebraucht man nun die alten dicken Kohlen, welche 
früher für den zweifachen .\ondensor gedient haben, so 
luft man nicht nur keine K sparnis, sondern die Linsen 
müssen auch noch unwiderruflich zerspringen. Der Licht¬ 
punkt (Krater) muß also verkleinert werden. Wenn man 
einen zweifachen Kondensor .on einem neuen mehrfachen 
Kondensor ersetzen läßt, müssen auch die Kohlen ent¬ 
sprechend dünner werden. Nur so erhält man die ge¬ 
wünschte Stromei sparnis. sonst nicht. Vergessen wir 
auch nicht die „Umformer" Selbstverständlich besteht 
ein großer Unterschied zwischen einer Projektion mit bei¬ 
spielsweise 25 Amp. und 65—ICO Volt und einer Projektion 
mit 100 Amp. und derselben Spannung. Bei der ersten 
Form kann man mit leichteren Umformern auskommen. 
streng genommen wird das auch nötig. Aber der Verkauf 
von allen schweren Umforme-n biingt immer Verlust mit 
sich. Man sieht, daß die Frage der Ersparnis bei dei 
Projektion durchaus nicht so le'^ht zu lösen ist. 

Der neue „Umkehrfilm“ 

Bei dem kleinen Amateurapparat der Eastman Kodak 
fällt das Kopieren fort, weil die Filme direkte Positive er¬ 
geben. Solche Filme (normales Format) werden jetzt 
auch von Ernetnann fabriziert, die sogenannten Era-Filme 
(E. r. a.: Ernemann-Amateur-Filme): auch beim Gebrauch 
dieser Filme fällt das Abdrucken fort. Es entsteht sofort 
eine positive Kopie, abe- natürlich immer nur eine. Sie 
sind in Packungen von 5, 10. 15, 20, 25 und 30 Meter er¬ 
hältlich und können in jeder Kamera mit Normalfilmen 
gebraucht werden. 


Diese „direkten positiven" Filme verlangen eine gute 
Belichtung, am besten von Sonnenlicht und unter Be¬ 
nutzung von lichtstarken Linsen (F: 3—5 oder mehr). Die 
Filme können entweder schwarz oder braun entwickelt 

Jupiter Lampen an Bord des „Columbus“ 

Einer Einladung des Norddeutschen Lloyd in Bremen 
folgend, reist He-r Max Kersten, Mitinhaber der 
Firma Jupiter Kunstlicht, Kersten & Brasch, mit dem am 
12. a. Mts. ausfahrenden neuen Lloyddampfer „Columbus" 
nach Amerika. Außer einem Waggon Jupiterlampen führt 
er eine ganz neuen Jupiter-Sonne (Scheinwerfer) mit 
sich, die auf dem Dampfer selbst während der Überfahrt 
verwendet werden sollen. Es handelt sich um Aufnahmen, 
die unter der Leitung von Oberingenieur Dreyer in Ver¬ 
bindung mit den Döring-Film-Werken in Hannover aus¬ 
geführt werden. Es handelt sich hier um ganz neuartige, 
für die Allgemeinheit sehr interessante Aufnahmen, die 
nach der Rückkehr aus New York der Allgemeinheit zu¬ 
gänglich gemacht werden. Die Firma Jupiter Kunstlicht 
hat übrigens bereits un Jahre 1Ö13 auf dem großen 
Dampfer „lir "rator" ähnliche Aufnahmen sowie das 
Lustspiel „Eine Vette auf dem Imperator“ hergestellt. 

Jupiter-Radio 

Das auf dem Gebiete des Kinos, der Optik und Elektro¬ 
technik bestens bekannte Jupiter-Kino-, Photo- und Radio- 
Spezialhaus „Jupiter". Frankfurt a Main, hat seinen Be¬ 
trieb neuerdings dahin erweitert, indem cs den Vertrieb von 
Radioapparaten aufgenommen und bereits von der Post 
die Genehmigung hierfür sowohl als auch zum Vorführen 
erhalten hat. 





















































































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aber 


Der grobe Erfolg in den (/. T. 

DIE STRASSE 

Regie: Kar! Grüne 



Deutsche Allgemeine Zeitung v. 2. 12. 23. 

Grüne entfesselt das ungeheure Chaos der Straße in rasenden 
Autos, rennenden Menschen und Tieren, läßt das Leben in flim¬ 
mernden. flirrenden Tanzsälen brodeln, drückt das Elend in die 
Winkel und Ecken, tröpfelt Mitleid ins Hasten und Jagen, über- 
läubt den Lärm der Straße durch rasende Schreie, verkrallt das 
Grauen und die Todesangst in die dunklen Hintertreppen, scheucht 
den Mord über schlüpfrige Treppen, jagt Schatten vom Pflaster 
in spießige Bürgerzimmer, setzt Totenschädc! auf dünne Mädchen- 
halse und dreht alles in einem ungeheuren Kaleidoskop . . . 

Der Regisseur ist zum Dichte- der Nacht, des Inferno geworden. 
Sein Hirn packt die Nacht in den dunkelsten Stunden. In rasen¬ 
dem Kreislauf erschöpft er alle Gier und Dunkelheit, reißt ihr mit 
biutalen Händen die Schleier von den Brüsten, überströmt sie 
mit gleißnerischcm Flimmer und Tand und predigt seinen Zu¬ 
schauern das Lied der Zersetzung und des Wahnsinns. Unge¬ 
heures Erleben, spukhafte Intuition, atemlose Beklemmung, uner¬ 
hörte Ballung der Gefühle. 

Eugen Klopfer ist nicht der Schauspieler der Visionen, 
ihm fehlt der tierische Schrei der letzten Gelöstheit, L u c i e 
Höflich gehl in der stumpfen Alltäglichkeit unter, wirkt wie 
ein matter Lichtschein in dieser chaotischen Dunkelheit. Leon¬ 
hard Halle allein als der Mann aus der Provinz findet die 
Verbindung zwischen Lust und Grauen . . . Aber Grüne dichtet 
um alle herum und reißt mit, lehrt Grauen und infiziert Fieber. 
Er ist vielleicht der stärkste Dichter-Regisseur. Er meistert Tag 
und Nacht der Großstadt. 

Vossische Zeitung v. 1. IX 23. 

Der Einfall dient der Eroberung des Uberpersönlichen durch die 
Kinokunst. Die Großstadt, die Straße wird zur Hauptperson des 
Dramas ... Zu dem Ehemann im Philisterium eines haus¬ 
backenen Daseins dringt die Straße leibhaftig in die Stube. Ihre 
Schatten malen sieb an der Zimmerdecke, in der Abendstunde, 
wenn die Sehnsucht wach wird, da draußen taumelt, wirbelt, 
lauchzt unc lockt die Großstadt. Automobile hetzen einander, 
rin Lunapark läßt seine Sensationen brausen. Licht überschüttet, 
Musik durchklingt tausendtönig die große Welt. Damit kann 
die Abendsuppe der Hausfrau nicht wetteifein. So packt der Ehe¬ 
mann seinen Hut und stürzt auf die Straße. 

Dieser Anfang ist in der Macht seiner Phantasie, seiner Film¬ 
logik. in seiner souveränen Herrschaft über das Licht eines Meisteis 
würdig. Die Straße regiert, die Straße leuchtet, die Straße hebt 
zu sprechen an. Sie ist die Hauptdarstellerin, und es ist schade, 
daß sie sich so früh abschminken darf ... 

Es drückt nieder, daß diese Fülle deutschen Könnens dem Aus¬ 
lande gleichsam auf der Hintertreppe eingeschmuggelt werden 


muß. Keine Inschrift auf den Straßenschildern wird gewagt, die 
Schutzleute glattrasiert, mit fremdem Käppi, verleugnen ihr Vater¬ 
land. damit nur ia kein Zuschauer an Hudson oder Themse die 
Nase rümpfe. Es war gewiß nicht hübsch, als Deutschland sich 
erhob, aber es beschämt, zu sehen, wie es sich duckt. Und ohne 
inneren Grund, zum Glück. Denn auf Grünes Bild: der Schutz¬ 
mann beschwich'igt mit einem Ruck den Tumult der Großstadt, 
oder auf seine Straße im fahler Frühlicht, wenn der Morgenwind 
die Papierfetzen vor sich herjagt, darf das Schaffen der Film¬ 
kunst stolz sein. 

Berliner Tageblatt v. 2. 12. 23. 

Dieser Stemfilm in der Ufa, im Manuskript und Regie von 
Karl Grüne, ist endlich, nach „Caligari", wieder ein literari¬ 
sches Werk. Es kommt aus psychologischen Regionen (wie ein 
Roman von Balzac) und strebt ins Symbolische . . . Mit der Be¬ 
tonung des Literarischen löst sich Grüne bewußt von der Tradition, 
ohne deshalb gleich in wilden Expressionismus zu stürzen . . . 

Vorwärts v. 2. 12. 23. 

Wie Karl Grüne die Straße eingefangen hat, zum Teil mit 
ganz neuen Tricks, ist ohnegleichen, und der ganze Film voll 
atemloser Spannung. 

Montag Morgen ▼. 3. 12. 23. 

Einer der stärksten Filme der deutschen Produktion. 

Film-Echo v. 3. 12. 23. 

Ein großer Erfolg, eine famose Arbeit, eine Spitzenleistung. 
Der große Befähigungsnachweis dafür, daß Karl Grüne in die 
führende Weltklasse gehört. Ein Erfolg bei internationalem 
Publikum und bei den Fachleuten, ein Erfolg, an dem die 
glänzende Photographie Karl Hasselmanns, der vor 
schwierigen, beinahe unüberwindlichen Aufgaben stand, großen 
Anteil hat. 

Lichtbildbühne v. 3. 12. 23. 

Die „Straße" wird sich gewiß als ein großer Publikumserfolg 
erweisen, nicht obgleich, sondern weil es durch und durch 
künstlerischer Film ist. Der Regisseur, der wieder sein eigener 
Textdichter war, hat hier nicht die geringste Konzession ge¬ 
macht. sondern mit eiemer Konsequenz rin Werk aus einem 
Guß geschaffen . . . Als eine regietechnisch ganz ungewöhn¬ 
liche Leistung verdient besonders Beachtung jene über Hun¬ 
derte von Metern hingezogene ..Spielszene" in doppeltem Sinn 
des Wortes, in der nicht zuletzt durch die meisterhafte Art, 
in der diese Szenen geschnitten sind, aus der filmischen Ge¬ 
staltung einer Kartenpartie ständig gesteigerte Spannung ge¬ 
holt wird. 





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17. Jahrgang, Nr. 878 Berlin, 16. Dezember 1923 


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Carlos und Elisabeth 

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878 


Oer ämematograpft 


Seite I 

















Seite 4 


Oet Ämcmatoßropf? 


ier 878 



DER ERSTE INTERNATIONALE SPIELFILM 

DER 


STERNHEIM-FILM 

THE HOBGOBLIN 

(DER KLABAUTERMANN) 


REGIE: PAUL MERZBACH PHOTOGR.: GUIDO SEEDER 




17. Jahrgang, Nr. 878 Berlin, 16. Dezember 1923 



Das Einfuhrproblem 

Eine grundsätzliche Stellungnahme zu einer vielumstrittenen Frage von Aros 


D er Spitzenverband hat in seiner letzten Sitzung das 
Problem der Einfuhr erneut aufgegriffen. Wahrscheinlich 
von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß die Stabilisie¬ 
rung der deutschen Mark vollständig neue Gesichtspunkte 
für die Beurteilung dieser wichtigen Angelegenheit ergibt, 
im übrigen aber sicher von dem Gefühl geleitet, daß ohne¬ 
dies bei der Regelung der Materie — bitte nicht Marterie — 
im kommenden Jahr anders vorgegangen werden müßte. 
Die Frage der Filmeinfuhr war theoretisch sehr schnell 
und nicht minder 
leicht zu lösen. 

Es ergab sich im¬ 
mer — wie zum 
Beispiel in der 
großen und um¬ 
fassenden Ein¬ 
fuhrnummer des 
,. Film-Echo “ nach - 
gewiesen wird — 
eine geschlossene 
Phalanx vom The- 
aterbcsitzer über 
den Verleiher bis 
zum Fabrikanten 
für die freie Ein¬ 
fuhr. 

Praktisch aber 
gab es die größte 
Beschränkung und 
eine mehr oder 
weniger verklau- 
sulier teKon tingen- 
tierung die in der 
Hauptsache dazu 
führte, einen neu¬ 
en Geschäftszweig, 
nämlich den Kon- 
tingentscheinhan- 
del großzuzüchten. 

Der gedieh im Vor¬ 
jahr und arbeitete 
in dieser Saison 
sogar — wenn man 
boshaft sein will — 
zur Zufriedenheit 
aller Beteiligten. 

Die Inhaber der 
Kontingentscheine 
erzielten hinten¬ 
herum höhere 
Preise, und die¬ 
jenigen. die offi¬ 
ziell leer ausgingen 
oder viel zu kurz 


kamen, finden so doch noch den Weg. der zur Einfuhr 
des ersehnten Auslandschlagers führt. 

Woher aber kam dieses umgekehrte Verhältnis von 
Theorie und Praxis? Ganz einfach von der merkwürdi¬ 
gen Zusammensetzung der Außerkandelsstelle Filme, in 
der diejenigen die Majorität haben, die die wenigsten 
praktischen Berührungspunkte mit der Industrie aufweisen 
können, die viel reden und wenig arbeiten. 

Diej„ Vereinigung deutscher rrmfabrikanten“ entsandte auf 
Grund eines uner- 
forschlichen Ent¬ 
schlusses Einfuhr¬ 
gegner, obwohl 
die Majorität für 
Öffnung der Gren¬ 
zen war. 

Diese Schwim¬ 
mer gegen den 
Strom redeten 
dann den Arbeit¬ 
nehmern noch 
ein. daß die Ein¬ 
fuhr von Filmen 
den Ruin der 
deutschen Fabri¬ 
kation bedeute, 
zu einem Zeit¬ 
punkt, wo sie 
selbst schon heim¬ 
lich still und 
leise, unabhängig 
von Ein- und Aus¬ 
fuhr. aus Angst 
vor dem Risiko, 
ihre Herstellung 
stillgelegt hatten. 

Diesen Herren 
wird jetzt das 
Handwerk gelegt. 
Sie können weder 
im Namen der 
Fabrikanten, noch 
im Namen der 
kleinen Hersteller 
sprechen, höch¬ 
stens für eine ver¬ 
schwindende Mi¬ 
norität, wenn auch 
die nicht vorzieht, 
an dem großen 
Seil der Spitzen- 
organitation zu 
ziehen, das un¬ 
zweifelhaft die 


Das Bild der Woche 



Sigrid Holmquist, ein beliebter „Paramount'-Star 



Nummer 878 


Seite 6 tet Äincmafogcopfj 


Glocke läuten wird, die zur restlosen Öffnung der deut¬ 
schen Grenzen ruft. 

Die deutsche Qualitätsproduktion ist immer für die freie 
Einfuhr gewesen, von Verleihern und Theaterbesitzern 
erst gar nicht zu reden. Man plädierte für die unbe¬ 
schränkten Verkaufsmöglichkeiten der Fremden bei uns, 
weil wir für das eigene Produkt den internationalen Markt 
nicht nur wünschten, sondern sogar unbedingt brauchten. 

Das Schlagwort vom „Schutz der heimischen Industrie" 
zieht auch nicht mehr. Ganz abgesehen davon, daß es 
fiaglich ist, ob die „heimische Industrie" im kommenden 
Jahr überhaupt die Hälfte der notwendigen Meterlänge 
liefern kann, ist der Beweis, daß die „heimische Industrie" 
von der Einfuhr unabhängig ist, auch anderweitig zu führen. 

In Österreich hat man t. B. die Amerikaner in einen 
uneingeschränkten Wettbewerb treten lassen. Sie mach¬ 
ten zunächst das Rennen mit einem Vorsprung von vielen, 
vielen Pferdelängen. Das Neuartige zog das Publikum 
magnetisch an. Die Tatsache amerikanischer Herkunft 
allein war Anziehungspunkt genug. 

Bis man dann einsah, daß auch drüben in der Fabri¬ 
kation Nieten und Gewinne gezogen wurden, daß es neben 
dem zugkräftigen Schlager auch langweiligen Durchschnitt 
gibt, daß es letzten Endes also ganz wie bei uns, genau 
so wie in der Heimat sei. 

Die freie Einfuhr ist also von diesem Gesichtspunkte 
unbedenklich, weil nämlich bei aller Internationalität des 
Spielplans letzten Endes das heimische Fabrikat den 
Vogel abschießt, das am besten den spezifischen heimi¬ 
schen Geschmack trifft. 

Die Gegner der ungehemmten Erschließung des deut¬ 
schen Marktes befürchteten aber nicht die qualitative 
Konkurrenz, sondern in allererster Linie die Preisunter¬ 
bietung, die durch die Ausländer erfolgen könnte. 

Diese Befürchtungen haben sich in der Praxis bis jetzt 
als haltlos erwiesen. Nicht etwa, weil die Kontingentie¬ 
rung irgendwie bestimmend Platz gegriffen hätte, sondern 
in der Hauptsache deswegen, weil ja die Lizenz den ge¬ 
ringsten Teil der Spesen, die auf einem Film und Verleih 
ruhen, darstellt, und weil Kopierpreis, Provisionen und 
Geschäftsspesen den Ausländer in gleichem Maße treffen 
wie den inländischen Kaufmann. 

Dazu kommt noch, daß mit der Stabilisierung die Dollar¬ 
berechnung aufhört und letzten Endes wieder Beträge 
gezahlt werden, die relativ nicht höher sind als in der 
Vorkriegszeit, und die in- und ausländische Fabrikation 
auch friedlch nebeneinander im Spielplan unserer Licht¬ 
spielhäuser erschien. 

Wilhelm Graf, der Vorsitzende des Zentral-Verbandes 
der Filmverleiher, schrieb im Juli vorigen Jahres im 
„Film-Echo": 

„Was haben wir bis jetzt durch das teilweise Einfuhr¬ 
verbot bzw. durch die Kontingentierung erreicht? . . . 
Nichts! Im wahrsten Sinne des Wortes: nichts! Ich 
glaube sogar, sagen zu können, daß durch die Kontin¬ 
gentierung eigentlich mehr Schaden als Nutzen angerichtet 
wurde.“ 

Diese Worte gelten auch heute noch, nachdem in¬ 
zwischen beinahe ein viertes Jahr Grenzsperre vorüber¬ 
gegangen ist. Sie gelten sogar heute noch mehr, weil der 
Übergang zum freien internationalen Filmhandel heute 
erst recht zu einer Lebensfrage für den deutschen Film 
geworden ist. 

Das Ausland war bisher für uns wichtigstes Absatz¬ 
gebiet. 

Es genügte im Prinzip schon, ein paar Länder zu ver¬ 
kaufen. um nicht nur die Herstellungskosten zu decken, 
sondern durch Inflationsgewinn auch die Bereitstellung der 
Mittel für einen neuen Film zu sichern. 


Das ist mit einemmal ganz anders geworden. Ein 
Dollar ist heute nur noch 4,20 Mark, und eine Lire, früher 
rund ein Fünftel des Dollars, repräsentiert heute nur den 
fünfundzwanzigsten Teil oder, an der Goldmark gemessen, 
noch nicht einmal 20 Goldpfennig. 

Wir haben schon vor längerer Zeit einmal darauf hin¬ 
gewiesen, daß wir es sehr wohl verstehen können, wenn 
man die Einfuhr von der Kompensation abhängig macht, 
allerdings von einer unkontingentierten Kompensation, die 
nach einem Sys'.em erfolgen muß, das dem deutschen Film¬ 
fabrikanten wirklich weiter hilft. Wir sind absolut dafür, 
daß nur so viele amerikanische Filme zu uns herein¬ 
kommen, als auch von uns nach drüben ausgeführt wer¬ 
den, und daß im Prinzip der gleiche Grundsatz auch für 
alle anderen Länder gilt. 

Es wird allerdings notwendig sein, daß nach dieser 
Richtung hin ein genaues Studium der Verhältnisse für 
jedes wichtige außerdeutsche Produktionsland erfolgt, 
weil es leicht ist, theoretisch Grundsätze aufzustellen, 
die dann nachher in der Praxis schon an Zahlen scheitern. 

Wir wünschen diese Kompensation in erster Linie Ame¬ 
rika gegenüber aus dem sehr einfachen Grunde, weil 
dieses Land auf der einen Seite unser stärkster Konkurrent 
in bezug auf den Inlandmarkt ist, während auf der anderen 
Seite die Vereinigten Staaten die größten Absatzmöglich¬ 
keiten bieten. 

Die Verhältnisse liegen drüben auch ziemlich einfach, 
weil die größeren Produzenten entweder verleihen oder 
zum mindesten Theater kontrollieren, so daß sie für die 
Ware, die sie aus Deutschland herüberbringen, auch sofort 
sicherste Verwendungsmöglichkeit haben. 

Die Amerikaner haben meist eingewendet, daß die deut¬ 
schen Filme drüben nicht gefallen, daß sie nicht genügend 
Zugkraft haben. Das mag bis zu einem gewissen Grade 
richtig sein, denn es ist letzten Endes keine andere Erschei¬ 
nung als die, die sich auch bei uns ergibt. Nicht jeder 
Amerikaner ist ein großes Geschäft, aber er wird mit den 
großen Schlagern, ganz gleich, welcher Herkunft, zu¬ 
sammengespannt und läuft eben mit durch. 

Die Herren drüben müssen sich nur Mühe geben und im 
Publikum genau so Stimmung für die deutschen Flimmer- 
sternc machen, wie wir es hier mit den Amerikanern, mit 
den Italienern oder den Schweden tun. Dann wird die 
Geschichte schon gehen. Dann wird auch der letzte 
Grund schwinden, der noch den einen oder anderen, der 
sich nicht von persönlichen, sondern von allgemeinen Rück¬ 
sichten leiten läßt, zum Einfuhrgegner macht. 

Es soll nicht verkannt« werden, daß gewisse mißglückte 
Experimente in Amerika eine Verstimmung gegen den 
deutschen Film herbeigeführt haben, eine Verstimmung, die 
eigentlich gegen Personen gerichtet ist und jetzt die 
Sache trifft. 

Das kann man uns schließlich nicht iibelnehmen nach 
den Erfahrungen, die wir vor allen Dingen mit dem „guten 
Willen" der amerikanischen Filmindustriellen gemacht 
haben. 

Diese Einschränkung bedeutet auch keine Beschränkung 
der Einfuhr im bisherigen Sinne, sondern lediglich eine 
Übergangsmaßnahme, die von selbst überflüssig wird, wenn 
man sich drüben daran gewöhnt hat, mit uns Geschäfte zu 
machen. 

Die einzige Einwendung gegen unseren Vorschlag besteht 
darin, daß wir nicht genügend Filme zum Verkauf nach 
Amerika hätten. Das wäre vielleicht noch vor wenigen 
Wochen richtig gewesen, aber heute, wo die Stabilisierung 
immer weiter fortschreitet, sind wir so optimistisch, mit 
einer regen Produktion in Deutschland zu rechnen, wie 
denn überhaupt die Stabilisierung der Verhältnisse Vor¬ 
aussetzung war, die Forderung nach der freien Einfuhr 
jetzt zu erheben. 



Nummer 878 


Dtr Rincmnto otap H 


Film 


Seite 7 


Der unmoderne 

Von Dr. Ernst Ulitzsch 



r'Xie neueren Komödienschreiber der Sprechbühne legen ihre 
Stücke nicht selten so an, daß sich die Heldin in 
jedem Akt ein paarmal umzuziehen hat und jedesmal eine 
kostbare Toilette an der Rampe vorbeiscfpleift. Selbst 
in den Entkleidungsszenen werden die Dessous in den 
Dialog gezogen und das Reklamesprechen für Modehäuser 
stört nicht einmal mehr in den seriösesten Theatern. Es 
muß wohl doch einen Zweck haben, daß es Theaterzettel 
ohne die Angabe der die Bühne beliefernden Schneider 
nicht mehr gibt. Die Mode, die sich innerhalb der Kulissen 
entfaltet, bleibt nicht ohne Einfluß auf das Parkett. 

Der Film ist hier anders orientiert, denn die Erfahrung 
lehrte, daß seine Wirkungen stabiler sein müssen als die 
Saisonerregungen des Modesalons, ln der Kinderzeit des 
Filmes, da ihm nur kurze Lebensdauer beschieden war, 
wurde das Modejournal bis auf den letzten Druckknopf 
kopiert. Niemand ahnte, daß damit der Film zu schnellem 
Untergang verurteilt war. In Amerika wurde eine Serie 
alter Filme der Mary Pickford aus¬ 
gegraben. die beim Erscheinen den 
höchsten Enthusiasmus hervorgerufen 
hatten. Der Verleiher hatte neue 
Kopien angefertigt, die er kleineren 
Kinos überließ, denen die letzten 
Filme der berühmten Mary bisher im 
Preise unerschwinglich gewesen wa¬ 
ren. Alle Welt glaubte an einen 
lebhaften Erfolg, zudem die schöne 
Schauspielerin auf den Bildern zehn 
Jahre jünger war. Aber die Filme 
wurden ausgelacht. Über den Hum¬ 
pelrock Mary, über ihre Hüte mokier¬ 
ten sich die Besucherinnen — und an¬ 
statt gerührt zu werden, lachten sie 
über die Schinkenärmel und den viel 
zu langen Rock. Die Bilder waren 
unmodern geworden — aber gleich¬ 
zeitig noch nicht alt genug, um als 
historisch zu gelten. 

Unter demselben Übelstand, an den 
bei der Herstellung der Filme niemand 
dachte, leiden ebenfalls einige der 
besten deutschen Filme, Ho«>n man 
sich etwa über ein Jahr; 
mit Freude erinnert. 

Wer denkt nicht noch 
mit Behagen an jene 
Stunde zurück, da Dorrit 

Weixler im „Rosa- 

„Rosa Pantöffelchen" 
über die Leinwand 
flimmerte oder der 
junge Max Mack den 
Humor der Madge Les¬ 
sing in der „Blauen 
Maus" entfesselte, die 
seinen Ruf und das 
Glück des Marmor¬ 
hauses begründete. 

Aber man betrachte 
auf beigegebenem Bilde 
das völlig veraltete 
Kostüm der Madge 
Lessing und stelle sich 
seine Wirkung auf die 
kritischen Zuschauer 

in den Lichtspieltheatern Madge Leasing in „Die blaue 


unserer Tage vor. Niemand wäre einzureden, daß dieser 
Film ein Abbild des eleganten Lebens sei. Der Wechsel 
der Mode hat so die Wirkung seiner hervorragenden 
Leistung zeitlich begrenzt. 

Besser ist es schon um jene Filme bestellt, die sich 
einer Art zeitloser Kostüme bedienten. Volkstrachten, wie 
eine von ihnen die junge Hanni Weiße als Pierrot dar¬ 
stellt. Wahrscheinlich würde man aber dem Kostüm 
heute noch viel mehr Beachtung schenken, würde man das 
Pierrotkostüm leicht und duftig machen. Aber in der Zeit, 
da ein Film noch „nichts kosten" durfte, kam die Toilette- 
ganz zuletzt und blieb vollkommen den Wünschen und 
Mitteln der Schauspielerin überlassen, die gewöhnlich 
nahm, was ihr passend erschien, und die so die Gesetze 
der Bühne ohne viel Skrupel auf den Film übertrug. 

ln Deutschland war es Joe May. der zuerst den Sinn 
für eine ausgewählte Toilette bekundete und der dann 
auch in seinen Filmen den Gesellschaftsszenen den großen 
Reiz zu g?ben verstand. Der große 
Umschwung geschah aber erst, als die 
amerikanischen Filme den Markt zu 
beherrschen begannen, während die 
Frauen in den französischen Filmen, 
abgesehen von einigen, die sich 
j exzentrisch, also unfilmisch kleideten. 

| im allgemeinen schlecht angezogen 

waren. Vielleicht nicht so sehr in 
Wirklichkeit, als für die Photo¬ 
graphie, die ja den Eindruck eines 
Kleides oftmals ganz anders wieder¬ 
gibt. als es das Auge sieht. 

Bei den Amerikanern ersetzt der 
geschäftliche Instinkt den ästhetischen 
Spürsinn. Nachdem sie ihre Filme 
eine Zeitlang hatten laufen lassen, er¬ 
kannten sic sofort, daß es nicht so 
weiter ging, sondern daß die Filme 
infolge der wechselnden Moden schnel¬ 
ler entwerteten, als für die richtige 
Auswertung erforderlich war und daß 
sich das Geschäft noch stärker ein¬ 
spannen ließe, wenn die Verwertung 
irgend welchen modi- 
n vor sich gehen könnte. 
Die Vorliebe des Wett¬ 
publikums für das 
moderne realistische 
Schauspiel wurde in 
Amerika sofort begrif¬ 
fen und man erkannte 
auch, daß dem Publikum 
der Film vor allem 
Wunscherfüllung be¬ 
deutete. die deutlicher 
als das Buch zur Masse 
der Menschen sprach. 
Denn die Worte eines 
Buches müssen erst in 
die Bildform einer Vor¬ 
stellung gebracht wer¬ 
den, der Tagtraum muß 
erst durch Vorbilder 
Gestalt gewinnen, wenn 
er niefit wahllos zer- 
flattern soll. Das alles 
lieferte der Film voll¬ 
kommen grenzenlos im 


Maus“. Lustspielerfolg 1913 






Seite 8 


Ott Rmemntogtapfr 


Nummer 878 


klaren Bild, das keine Retusche benötigte, lieferte es in 
der Steigerung der dramatischen Begebenheit und er¬ 
füllte so seine Mission, die Menschheit mit Hoffnung zu 
laden wie eine Leydener Flasche mit Elektrizität. 

Die Regisseure in Übersee erkannten sehr bald, daß das 
Publikum von den tiefer -n Zusammenhängen der Mode 
mit der Zeit keine Ahnung hatte. Das Publikum will 
sich unterhalten, aber es will nicht philosophieren. Sie 
erfanden deshalb in Gemeinschaft mit den Schau¬ 
spielerinnen. denen in Toilettefragen immer das letzte 
Wort gehört, den Stil eirer zeitlosen Methode, den sie 
ihrem großen Publikum mit Energie aufzudrängen ver¬ 
standen. Diese zeitlose Mode kam in allen Filmen zur 
Verwendung, selbst in den historischen. Denn die 


scheint, sogar übermäßig oft verwenden, aber durch nichts 
erhalten die Bilder so viel Glanz als durch Brokat und 
gewisse Arten sehr hell getönter Seide, die freilich in die 
richtigen Gewandfalten gelegt werden muß, um in der 
richtigen Weise zu glänzen. Und ein Star hat natürlich 
das größte Inte'esse daran, stets im „Glanze der Hand¬ 
lung" zu posieren. 

Wenn eine Schauspielerin wie Betty Compson in einem 
Kostüm auf dt' Leinwand ersteht, das nur aus riesen¬ 
haften. künstlich gedrehten Straußenfedern zusammen¬ 
gesetzt ist, so ist die erste Wirkung die eines Bluffs, aber 
die Wirkung besteht und setzt nicht aus. Wenn Agnes 
Ayres eine mehrere Meter lange Seidenschleppe hinter sich 
herschleift, so ist das grotesk, aber gibt eine leicht ver- 



Hanni Weiße 


.Karussell’ 


.Pierrots Hocbze! 
(1912) 


bei Na ehe 


Aud E4 edt 


Kostüme, die die Schauspielerinnen in der „Königin von 
Saba” trugen, um einen Film zu nennen, der noch im 
Gedächtnis des Zuschauers haftet, hätten ohne weiteres 
ir. europäischen Salons bestenden, ohne daß irgendwie 
von der Toilette der Ausdruck des Ungewöhnlichen, des 
Antiken ausgegangen wäre. Wir Europäer sind viel zu 
gewissenhaft, um bei historischen Filmen, die ja nicht ver¬ 
alten. anders als historisch getreu bis auf den letzten 
Uniformknopf zu zeichnen. Die Amerikaner pfeifen auf 
das Historisch-Echte — und der Erfolg ist, wie immer, 
auf ihrer Seite. Weil sie nämlich ganz genau wissen, daß 
das Publikum vielleicht nicht so sehr die Mode, von der 
es immer nur ungefähre Eindrücke hat, sondern die Ele¬ 
ganz der großen Welt bewundern will. 

Hierdurch verschiebt sich das Problem bedeutend. 
Denn Eleganz ist wohl der Ausdruck der Mode, nicht 
aber diese selbst und ist weder an eine Zeit noch an 
einen Stil gebunden. Vielleicht hat Asta Nielsen, die ja 
neben ihrer virtuosen Schauspielkunst noch die Gesetze 
der photographischen Wirkung beherrscht, recht, wenn 
sie stilisiert. Photographische Wirkung ist alles. Man 
vermißt auf den älteren Bildern jede Unterstützung der 
Schauspielerin durch den Photographen. Die Bilder er¬ 
scheinen lieblos für unsere an größere Feinheiten ge¬ 
wöhnten Augen, sie sind wir, ohne Ruhepunkte, ohne 
den Rhythmus der Szene. 

Dem Film fehlt diese Buntheit, er kennt nur das Leuchten 
des Brokates, den die Amerikaner denn auch oft, wie uns 


ständliche Andeutung vom Reichtum der dargestelltcn 
Person. Und jedes Typewritergirl, jeder Clerk im Parkett 
sagt sich in diesem Augenblick: Dahin muß ich es auch 
einmal bringen, daß ich mich oder meine Frau derart klei¬ 
den kann. In keinem Augenblick denkt der primitiv zu 
den Bildern eingestellte Zuschauer daß eine solche Tracht 
im gesellschaftlichen Leben unmöglich ist. Er sieht nur die 
Folie des Reichtums, er will nichts als sie sehen. Und 
wenn man eine solche Erscheinung sowohl vom sozialen als 
auch künstlerischen Standpunkt aus beklagenswert finden 
kann, so hilft doch keine Pädagogik, sei sic noch so gut 
gemeint und noch so geschickt aufgezogen, gegen diese 
Urinstinkte der Menschheit. 

Anders ist die Asta Nielsen orientiert. In einem kleinen 
Aufsatz hat sie einmal geschrieben: 

„Das Tragische muß in der Filmkicidung dem Alltag 
völlig entrückt werden. Ein schicker Hut paßt nicht zu 
einem gebrochenen Herzen. Daher vermeide ich es auch, 
in dramatischen Szenen besonders gut sitzende Kleider zu 
tragen. Das Publikum wird unwillkürlich darauf aufmerk¬ 
sam gemacht, es wird zerstreut, — und ganz besonders die 
Damen fangen an, die Szene nicht mehr so ernst zu 
nehmen, als sie im Manuskript gemeint war. Schon weil 
nach der persönlichen Erfahrung jeder Frau das Leben in 
einem eleganten Kleide nicht gar so traurig ist. Selbst im 
täglichen Leben nimmt man die Trauer einer Dame nicht 
sehr feierlich, wenn ihre Gewandung allzusehr der letzten 
Mode nachstrebt." 


Nummer 878 


t»cc Rin:matograpft 


Seite 9 


Japanische Filme 

'T'Xer erste japanische Originalfilm, der in Deutschland blicke in die Ethik der japanischen Seele. Die Technik. 

lief, wurde vor 12 Jahren in der Berliner Urania von dem mit der diese Filme hergestellt worden sind, ist voll- 

Journalisten Sh. Chiba aus Tokio abgerollt. Dieser Film kommen amerikanisch. Das gilt nicht nur von der Art 

„Yade sugatc onna maigirm”, die Geschichte einer Geisha der Aufnahme und der Bildeinstellung, sondern noch in 

enthaltend, war nur 400 Meter lang und nach einer viel höherem Maße von der Anlage des Manuskriptes, das 

Pantomime der japanischen No-Bühne gestellt. den amerikanischen Szenenschnitt übernommen hat 



Denn auch Japan ist als Filmland 
wiesen, ln Amerika, wo japa¬ 
nische Filmschauspieler seit “ 
Jahren dem Ensemble ameri¬ 
kanisch-europäischer Künstler 
eingereiht werden, haben die 
lapanischen Filme außerordent¬ 
liche Erfolge erzielt, so daß 
einzelne Schauspieler sich zu 
einer Auswanderung nach 
Kalifornien entschlossen und 
in den dortigen Ateliers ihre 
Filme hcrgestellt haben. 

Als bedeutendste Produk¬ 
tionsfirma in Japan muß die 
Shochiku Kinema-Gesellschaft 
angesprochen werden. die 
über ihre neueste Produktion 
soeben eine interessante Bro¬ 
schüre herausgegeben hat. Die 
Stärk« ‘ “ 


liegt vor 

_ ___ies Stars. 

des Herrn Masao Inuwe. 
der zu den berühmtesten 
Schauspielern Japans gehört, 
wenn er nicht der berühmteste 
ist. Herr Inuwe verkörpert 
auf der japanischen Sprech¬ 
bühne nicht nur die Haupt¬ 
rollen in der neuen japani¬ 
schen Dramatik, die ihre For¬ 
men der europäischen Bühne 
entlehnte, sondern auch in 
Stücken Gorkis. Shaws, Ibsens 
und Hauptmanns. 

Der japanischcFilm ist erfreu¬ 
licherweise augenblicklich noch 
national-japanisch orientiert, 
indem er altjapanischc The¬ 
mata zur Folie der Handlung 
macht. Alte Volkssagen, wie 
Gubizin-so (Prinzessin Mohn¬ 
blüte) oder Chushingura, ein 
Harakiridrama, vermitteln Ein- 


augcnblickhch in Berlin weilt 
und mit der Absicht zu uns ge¬ 
kommen ist, hier, wie in Paris 
und Amerika. Filme zu drehen, ist 
der Star aller dieser Bilder. Alle 
seine Bilder verraten eine vir¬ 
tuose Art. Seine ungewöhnlich 
starke Ausdrucksmöglichkeit 
gestattet cs ihm, Doppelrollen 
zu übernehmen und Haltung 
und Gebärde für hohe Herren 
und einfache Leute aus dem 
Volke zu finden. Es scheint 
fast, als sei er glücklicher in 
der Zeichnung primitiver 
Marschen, aber vielleicht nur 
darum, weil er hierin die 
Affekte stärker akzentuieren 
kann. Trotzdem ist es ein Irr¬ 
tum, anzunehmen, daß Masao 
Inuwe die Gebärde europäisch 
steigerte. Er bleibt immer der 
Asiat, dessen Geste verhalten 
ist, wie wir es von den ande¬ 
ren japanischen Filmschau¬ 
spielern kennen, die in ameri¬ 
kanischen Filmen an uns vor¬ 
überflimmerten, nur feiner, 
durchgeistigter im Ausdruck. 

Die japanischen Schauspie¬ 
lerinnen. die ja nicht, wie die 
Schauspieler, auf eine Jahr¬ 
hunderte alte Tradition zu¬ 
rückblicken. von der doch 
manches in die Geste fließt, 
haben sich der Kunst des 
Films anzupassen vermocht. 
Es nimmt nicht wunder, daß 
den Frauen in den japanischen 
Filmen dieselbe Rolle zuertcilt 
wird wie in den amerikani¬ 
schen Filmen. Die japanische 
Ethik legt den Frauen jene 
Zurückhaltung auf. die ihnen 


Jetzt haben Sie die schönste Zeit 








Seite 10 


Nummer 878 



in den amerikanischen Filmen zu eigen sein pflegt. Die 
Rolle der Frau in den japanischen Filmen ist immer senti¬ 
mental, nie aktiv, wenn auch manchmal von heroischer 
Haltung, die ganz gut in der passiven Verharrung liegen 
kann. Es ist so möglich, eine Frau in den Mittelpunkt 
der Handlung zu rücken, chne ihr eigentlich eine Hauptrolle 
zu erteilen. Denn trotz aller Lieblichkeit, die den Japa¬ 
nerinnen eigen ist. sind se doch nicht in der Lage, eine 
Rolle auszufüllen, die das Stück trägt. 

Den Film trägt in jedem Falle der 
Hauptdarsteller, während die Schau¬ 
spielerin nur dazu da ist, seine Ge¬ 
bärdensprache zu unterstützen. Die 
Sensationsszene liegt im japanischen 
Film immer beim Schauspieler, eine 
Zuerteilung an die Darstellerin, wie 
im amerikanischen Film, ist oder ist 
noch nicht üblich und wird es hoffent¬ 
lich auch nicht, wenn nicht alle unsere 
Illusionen über die japanische Frau 
zerstört werden sollen. Man kann 
nicht Pflaumenblüte heißen und sich 
mit Matrosen herumboxen. 

Die Mehrzahl der Filme ist abend¬ 
füllend und in fünf bis sechs Akten an¬ 
gelegt. Die Um¬ 
rechnung erfolgt 
nicht nach Me¬ 
tern, sondern, 
wie in angel¬ 
sächsischen 
Ländern üblich, 
nach Fuß. Als 
Durchschnitts¬ 
länge können 
mit den Titeln 
rund 2000 Me¬ 
ter angenom¬ 
men werden. 

Diese japani¬ 
schen Filme, 
deren Haupt¬ 
verbreitungsgebiet außerhalb 
Japans zu suchen ist, sind mit 
Titeln in amerikanischem Stil 
versehen und pflegen auch im 
Ursprungslande zweisprachig — 
englisch und japanisch — zu 
laufen. Bisher liefen die meisten 
Filme in Japan ohne Titel. Das 
Orchester war von der No- 
Bühne übernommen und die 
Geishas beibehalten worden, die 
den Text zu den Bildern sangen. 

Diese etwas umständliche Art, 
den Sinn der Bilder zu über¬ 
mitteln, wurde in den Kinder¬ 
tagen des Filmes ja auch bei 
uns geübt, wo „Erklärer" im Bänkelsängerton ihren Text 
zu den Filmen sprachen. Jetzt ist aber auch Japan so 
reformiert, daß diese Form der Filmvorführung sich in die 
kleinen Kinos und in die Lichtspielhäuser der Provinz¬ 
städte zurückgezogen hat, in denen das Publikum noch 
konservativer am Alten verharrt als in den Großstädten. 

Noch wichtiger aber als der Mensch, der japanische 
Mensch als Vertreter der östlichen Seele, die zu ent¬ 
rätseln uns heute stärker denn je lockt, wichtiger also 
noch als dieser Mensch ist für uns die japanische Land¬ 
schaft. Es ist die Landschaft, die wir, nach der Lektüre 
der Bücher des Lafcadio Hearn, im Traume zu sehen 


meinten und nicht erreichen konnten. Und die wir, die 
heute eingeschlossen sind in den Käfig der Valutasorgen, 
nie erreichen werden. Da ist etwa im Film „Shimizu-no- 
Jirochow“ der berühmte Kegon-Fall zu sehen, einer der 
herrlichsten Wasserfälle der Welt. Da tauchen alte 
Tempel auf, Landstraßen mit Drachenbäumen, Reisfelder. 
Bambushaine, Berggipfel mit heiligen Kiefern und so bis 
in die letzten Winkel des Landes. Alles erscheint, von 
dem wir vorher nur im Worte wußten, 
Dinge wurden lebendig, die ehedem er¬ 
starrt zu uns blickten und nun die Ge¬ 
stalt des Wandelbildes annehmen. Und 
die nun, da sie als Hintergründe einer 
Handlung erscheinen, noch viel stärker 
zu uns sprechen als in den Landschaits- 
filmen, da das Medium der Schauspieler, 
vor allem des seltsamen Masao Inuwe. 
sie beseelt. 

Die japanischen Photographen haben, 
bei aller amerikanischen Schulung, von 
den alten japanischen Malern gelernt. 
Die Bilder und noch mehr die Holz¬ 
schnitte dieser Künstler, die in zahllosen 
Abbildungen das Land überschwemmen, 
sind viel mehr in die breite Masse ge¬ 
drungen als bei 
uns die Kunst¬ 
vorlagen, sic 
haben sich in 
das Gehirn der 
Masse gehäm¬ 
mert, so daß 
ein Operateur 
beim Betrachten 
einer Landschaft 
sofort die Ein¬ 
stellung vor¬ 
nimmt. wie sie 
einer der alten 
Holzschneider 
erfunden hat. 
Mit einem In¬ 
stinkt, wie ihn anscheinend nur 
Asiaten besitzen, erfassen diese 
Operateure, deren Namen wir 
uns wahrscheinlich bald ebenso 
merken werden wie die Namen 
unserer Sparkuhl, Hasselmann. 
Hansen. G'eenbaum, das Cha¬ 
rakteristikum der Landschaft 
und erfassen 'hr „Gesicht", so¬ 
gar den Typus, der für eben diese 
Szene benötigt wird. Von den 
Amerikanern unterscheiden sich 
die Japaner durch die Weichheit 
der Photographie. Die Härten 
der amerikanischen Photographie 
sind leicht und wolkig aufgelöst, 
die Bilder erscheinen pointillistischer, witziger, ohne das 
Übermaß an Realistik, das manch feinen Eindruck bei den 
Amerikanern zerstört. 

Ein Volk, das die Tiere so liebt wie die Japaner, kann 
natürlich das Tier nicht aus seinem häuslichen Leben aus¬ 
schließen, das die Spielfilme malen. 

Der japanische Film bedeutet eine Bereicherung des 
Programms — und bei der Energie, mit der die Japaner 
einmal gefaßte Pläne verfolgen, darf wohl behauptet 
werden, daß sie durch die Qualität ihrer Filme bald zu den 
Konkurrenten des bisher von der westlichen Filmwelt be¬ 
haupteten Kinoweltmarktes gehören werden. Dr. E. U 







m i 


t>n Ämtmatogropf) 


Karussell 

Svcnska. Schweden 

Dimitri Buchoweliki 

Jan sen. Nissen. Potechina. Fryland 

2060 m (6 Akte) 

Phoebus-Film A.-G. 

Mozartsaal 


Fabrikat: Uni' 

Hauptrollen: Vir* 


Fabrikat: 
Regie: 

Hauptrollen: 
Länge: 

Vertrieb: 

Uraufiühruni 


Peters. Matt 


Länge: 2339 m (7 Akte) 

Vertrieb: Filmhaus Bruckmann & 

Uraufführung: Alhambra (Kurfürstend: 


dem in Kanada spielenden Winterfilm „Stürme' 















































































2>ct Rlncmatogtapfj 


Das rollende Schicksal 

Fabrikat: Emclka. München 

Regie Franz Osten 

Manuskript: Marie Luise Droop 

Hauptrollen: Charles W-..ly Kayser. Ernst Rückert. 

F tz Greint r. Ferdinand Martini 
Länge: 6 Akte 

Vertrieb: Südfi tnhaus 

Uraufführung: Kamn erlichtspiele. München 


Der Löwe von Venedig 

Fabrikat: Emclka. München 

Regie: Paul Ludwig Stein 

Manuskript: Dr. Alfred Schirokauer 

Hauptrollen : Reinwald. Weiße. Fjor J. G. einer 

Kostüme: Friedrich F. Heubner 


hinausschaffenden Regisseur. Ma 
Film beglückwünschen. 

Alfred Schirokauer hatte bei K 


streitbaren Tochter des erschlagenen Fürsten. 

Aus Liebe rettet er die dem Tode Ver¬ 
fallene gegen den Befehl Venedigs und 
nimmt sic mit s.ch. Eifersucht und Haß er¬ 
spüren sein Gehzimnis. Er verfällt dem Ge¬ 
setz. Es bietet sich Ausweg und neue Ver- 
J Kettung, bis ein Gottesurteil erret'.et. 

Der stärkste Eindruck ist eine vollendet 
reife Bildkultur. Manchmal geht die Har¬ 
monie des Bildhaften vielleicht schon zu weit und fängt die Hand¬ 
lung als Episodisches auf. 

Das Nachtbild überwiegt. Aber es ist im Sinne der Handlung 
begründet. Er stimmt mit ihr auch zum deutschen Filmtempo, das 
in den leise gleitenden Gondeln wie in gravitätischen Staats¬ 
aktionen sein reld findet 

Bei der Wahl der Darsteller verzichtete man auf Kanonen 
des Namens. Er hat Jem Film nicht geschadet. 

Die Gabe des Regisseurs, der sich auf zwei künstlerisch er¬ 
fahrene Photographen stützen konnte, rühmte ich schon. Man 
spürt seine umfassende Kraft als Kenner auf Schritt und Tritt. 


laut, nach der Exposition alles im leeren 
Kintoppgewohnten. Und so bleibt nichts I 
als die Reise in fremde Welt 

Fratz Osten und seine künstlerischen J-l 
Helfer suchten ihre Aufgabe mit einem ge- >* * * ■ ■ 

schmackvollen Kammerspielstil zu meistern. 

Der Photograph leistete saubere Arbeit. Die Darsteller aber 
mußten aus Mangel an Gehalt ihrer Aufgaben verflachen. Der 
aufgewcndetc Künsterverstand vermochte die Sache nicht zu 
reiten. Man hätte von Grund auf ändern müssen, um Starkes statt 
Belangloses zu schaffen. 


Die Manuskriptschreiberin Marie Luise Droop. die die ver¬ 
schiedenen Lieblingsfrauen der Maharadschas erfunden hat, be¬ 
sitzt zwar die Routine der rollenden Szene, aber zu etwas anderem 
reicht es nicht So blieb nichts als der Eind uck einiger stark 
bewegter Szenen bestehen. 


Der Photograph leistete saubere Arbeit. Die Darsteller aber Alles ist mit Stilgefühl gebändigt und gestimmt. Sehr lobens- 


mußten aus Mangel an Gehalt ihrer Aufgaben verflachen. Der auf- 
gewendetc Künstlerverstand vermochte die Sache nicht zu retten. 
Man hätte von Grund auf ändern müssen, um Starkes statt Belang¬ 
loses zu schaffen. Oder es hätten künstlerische Individualitäten 
dazu gehört, um durch überragende schauspielerische Leistungen 
die Schwäche des Manuskriptes vergessen zu machen. Dr. M. 


wert war, daß die Kriegsszenen nicht wieder eine Versuchung 
waren, einen Lehrgang in Kriegsgeschichte zu absolvieren. Es 
kam neben Proben des Einzelheldenmuts als Gesamteindruck 
nur der wirr bewegte Wald von Lanzen, das unbarmherzig 
Starrende, und danach als Folge das Weh des Besiegten. 

Ein Emelkafilm „Monna Vanna“ an Schlagkraft übertreffend. 




























Nummer 878 


Oer Ruicmatograpfi 





Dr. Sacrobosco, der Unheimliche Die Rache des Marquis Dokama 

Fabrikat: Flag. München Fabrikat: Union Film Co.. München 

Regie: Josef Firmans Regie : Josef Berger 

Manuskript: Gustav Meyrink Manuskript: Dr. Alfred Schirakauer 

Hauptdarsteller: Margit Piller. Käthe Robert-Wenk. Hauptdarsteller: Darry Helm. Carla Ferra. Fritz 

Fritz Greiner. Adolf Böckl. Wilh Greiner. Ernst Schrumpf. Fritz 

Diegelmann. Vict Colani Rückert, N.cu Sän Ling 

Bauten: Rob. Geo. Wiesengrund Bauten: Curt Dürnhöfer 

Photographie: Arthur Edler von Schwertführer Photographie : Ernst Krohn 

Aufnahmeleitung: Ernst Geltke Länge: 1618 Meter. S Akte 

Länge: ca. 1900 Meter. 5 Akte Vertrieb: Filmlicht A.-G. (vorm. Straßburger!. 

Vertrieb: Flag. München und Filialen Düsseldorf 

Uraufführung: Leo-Lichtspiele. München Uraufführung: Karlsplatz-Theater. München 

/'"lustav Meyrink hat diesen Sacrobosco eigens für den Film ge- pin Film zweier schöner Frauen, ln e ncr Welt politischer In- 

schrieben Wer davon eine Bereicherung des Films nach der ^ v trige. Spielle denschaft, Korrup'ion streiten Männer um ihre 


rmpathisch. 
Sön Lang . 




' 1 

*4 J 

?fr ■ 








































































Seite 14 


Dct Kmcmatogcapf) 


Nummer 878 




Prager Verbot eines Hetzfilms. 

Aul Vorstellungen der deutschen Gesandtschaft in Prag 
beim tschechischen Ministe rium des Innern ist die weitere 
Vorführung des französischen Hetzfilmes „Adlerauge", der 
seit ein paar Tagen in einem Prager Kino lief und eine 
niedrige deutschfeindliche Propaganda trieb, verboten 
worden. 

Der Schrei nach der Mutter. 

Den Besuchern der Sca a bietet sich jetzt bei Schluß 
der Vorstellung ein eigenartiges Schauspiel. Die Tür¬ 
schließer und Programmverkäufer rufen: „Mutter! Der 
beste Film des Jahres! — Mutter — der große Weltfilm¬ 
erfolg! Mutter — das große Ereignis für Berlin!" 

Auf Fragen, was dieser Schrei nach der Mutter be¬ 
deutet, erhält man keine Antwort. Die B' •-liner Filmleute 
aber wissen, daß es sich um eine VorrekU für den Fox- 
Film „Mutter" handelt, der vom 1. Januar ab im zweiten 
Teil des Scala-Programms vorgeführt wird. 

Der erste Teil wird nach wie vor von ersten Variete¬ 
kräften ausgeführt. 

Verhungert! 

Einer der Münchener Filmveteranen Karl Dalmonico ist 
buchstäblich verhunge-t. Zu eimal las man ihn ohnmächtig 
auf der Straße auf, bevor ihn der Tod erlöste. In einem 
Leihsarge wurde er am 27. November in der Armenklassc 
bestattet. 

Dalmonico war Schauspieler und Regisseur. Er hat an 
den Bühnen in Köln, Dannstadt und Mannheim, zuletzt 
am Münchener Hofschauspiel gewirkt. Er war Spielleiter 
bei den Luther-Festspielen in Worms. Als einer der ersten 
stellte er sich dem Film zur Verfügung. Bis zum Jahre 
1921 hatte er wohl an jedem Münchener Film seinen An¬ 
teil. Die rapide Geldentwertung hatte dem 73jährigen 
Greise seine Ersparnisse völlig geraubt. So mußte der 
Mann, der für ein sorgenloses \lter eine respektable 
Summe erspart hatte, verhungern. 

Nicht mit Unrecht fragt die Südd. Film-Ztg., ob denn 
der Filmindustrie nicht genuf^Mittel zur Verfügung stän¬ 
den, um solche ungeheuerlicnen Vorgänge wie im Falle 
Dalmonico n München oder vor kurzem im Falle Schmidt- 
Häßler in Berlin rechtzeitig helfend zu verhindern. 


Hans Kyser geht nach Berlin zurück. 

Hans Kyser hat seine Verträge mit der Bavaria in 
München gelöst. Er geht zurück nach Berlin zu Oswald. 
Kyser beherrschte in den beiden letzten Jahren als Chef¬ 
dramaturg fast die gesamte Bavaria-Produktion. Neben 
einer Reihe von kleineren Arbeiten wie zuletzt „Wüsten¬ 
rausch" verfaßte er die Manuskripte zu den beiden Ba- 
varia-Großfilmen „Nathan der Weise“ und „Helena, der 
Untergang Trojas“. Dr. M. 

Das neue Heim der Rheinkipho. 

Die „Rheinkipho", sicherlich die führende rheinische 
Firma für Kinoapparate und Kinobcdarfsartikel, ist jetzt 
endgültig in ihr neues Heim in Köln, Brückenstr. 15, 
übergesiedelt. 

Herr P. L. Grüber, der Begründer der Firma und lang¬ 
jährige Leiter der Apparate-Stammabteilung der „Rheini¬ 
schen Film-Gesellschaft m. b. H.", scheidet aus Gesund¬ 


heitsrücksichten an diesem Tage aus. Er verläßt Köln, 
weil der Arzt einen Klimawechsel für unerläßlich ge¬ 
halten hat. 

Die Geschäftsführung der Kölner Zentrale wurde Herrn 
August Bernstein übertragen, der bisher die Düsseldorfer 
Filiale leitete und der neuerdings auch zu den Gesellschaf¬ 
tern der Firma zählt. 

So sehr man den Verlust einer so bewährten Arbeits¬ 
kraft wie der des Herrn Grüber bedauert, so sehr freut es 
doch, feststellen zu können, daß sein Nachfolger dasselbe 
Vertrauen in der rheinischen Theaterbesit^erwelt genießt 
wie der Vorgänger. 

Die Düsseldorfer Filiale wird vorläufig von Herrn Mei¬ 
sen, dem langjährigen Mitarbeiter des Herrn Bernstein, 
geleitet. Es schweben aber Verhandlungen mit einer be¬ 
kannten Persönlichkeit aus der rheinischen Branche, über 
die wir im Augenblick noch nichts sagen wollen, weil die 
Abmachungen noch nicht ganz perfekt sind. 

• 

Frankfurter Neuigkeiten. 

Die Kölner Pantomim Film G. m. b. H. hat in Frankfurt 
eine Filiale errichtet, die dem Demag Film (Deutsch 
& Marx) übertragen wurde. — 

In einer Presse- und Interessentenvorführung zeigte die 
Demag zwei kleine Einakter, die, von Willy Zcyn in¬ 
szeniert, in Form von Weihnachts- und Kinderfilms gute 
choreographische Leistungen brachten. 

Herr Wilhelm Leipziger bittet uns, mitteilcn zu wollen, 
daß er von seiner schweren Krankheit genesen ist und die 
Vertretung der Firma Deitz und Co. für Süddeutschland 
wieder übernommen hat. — 

Die Firma Deitz führte ihren besten Film der neuen Pro¬ 
duktion einem geladenen Publikum in einem Frankfurter 
Kino vor, und zwar den von Mauritz Stiller für die Svenska 
inszenierten Bildstreifen „Die Herrenhofsage" nach einem 
Roman von Selma Lagerlöf. — S. 

Ganz wie bei uns. 

ln Wiener Filmkreisen macht folgende Affäre von sich 
reden: Vor einigen Tagen war die Premiere des Films 
„Die Courtisane von Venedig" oder „Das nackte Weib", 
als dessen Autoren Leopold Jacobson (der bekannte 
Kritiker und Librettist) und Fritz Fäher angegeben 
waren. Nunmehr erklärt Leopold Jacobson, der der 
Probevorführung des Films beigewohnt hatte, es handle 
sich um einen offenbaren Namensmißbrauch: das Kino¬ 
stück, das da unter seiner Flagge segle, sei nicht von 
ihm, er habe mit dem neuen Manuskript nichts zu tun. 
Wie wir erfahren, gedenkt der — wahrscheinlich bloß bis 
zur Unkenntlichkeit redigierte Autor — seine Nichtautor¬ 
schaft noch in anderer Form festzustellen. 

• 

Frösche als Filmschauspieler. 

Nicht jeder kann Hagenbeck sein, wenn er Tierfilme 
herzustellen gedenkt. Deshalb ist eine Prager Firma auf 
den originellen Gedanken gekommen, einen Film anzu¬ 
fertigen, in dem nur — Frösche spielen. Der Film ist nach 
der Verserzählung von Lafontaine „Wie die Frösche ihren 
König wählten" geschrieben, und man darf behaupten, 
selten auf einen Film so gespannt gewesen zu sein wie auf 
diesen, der vielleicht — da das Milieu der Zirkusfilme im 
kinematographischen Bilde ja beliebt ist, die Ara der 
— Flohzirkusfilme einleiten wird. 



Nummer 878 


Der Rincmatogropfj 


Seite 15 




Au^enreklame 


D ie Außenfront eines Theaters ist gewissermaßen die 
Visitenkarte. die der Theaterbcsitzer bei allen 
Passanten der Straße abgibt. 

Die Photos und Plakate sollen das Interesse der Vor¬ 
übergehenden anziehen. sollen auf das, was geboten wird, 
vorbereiten und neugierig 
machen. 

Von der Außenreklamc 
aus hat die Kinofeind¬ 
schaft vieler Intellektuel¬ 
len ihren Anfang genom¬ 
men. Das blutrünstige, un¬ 
künstlerische, schreiende 

Riesenplakat und das 
überscnsationellc Stand¬ 
photo haben in den ersten 
Jahren der Kinemato¬ 
graphie viele Menschen 
abgestoßen und eine Kino¬ 
feindschaft gezüchtet, die 
noch anhielt, als das alles 
besser geworden war. 

Die Außenreklamc war 
vor dem Krieg und wäh¬ 
rend der Kriegszeit durch 
viele behördliche Ma߬ 
nahmen eingeschränkt. 

Der Raum, der zur Ver¬ 
fügung stand, war auf ein 
Minimum begrenzt. 

Das waren allerdings 
die Folgen von Aus¬ 
schweifungen, von Zügel¬ 
losigkeiten, besonders der 
kleinen und mittleren 
Theater. 

Man ließ von irgend¬ 
einem Dekorationsmaler 


Schriftplakate zeichnen. Ausschlaggebend war immer die 
Billigkeit. Die Farben mußten möglichst schreiend und 
der Text gruselig sein. 

Es waren Reminiszenzen aus der Kirmeswagenzeit des 
Lichtspielgewcrbcs. waren die Folgen davon, daß der 
Theaterbesitzer sich in 
allen Dingen beraten ließ, 
nur nicht in bezug auf 
seine Reklame. 

Diese Dinge sind besser 
geworden von dem Augen¬ 
blick an. wo das moderne 
Lichtspielhaus seinen Sie- 
geszug begann. 

Der Architekt und der 
verständnisvolle Kinobau- 
mcister schufen an der 
Außenfront besondere 
Flächen, oftmals hübsche 
Schaukästen, : n denen 
sich Plakate und Photos 
geschmackvoll und auf¬ 
fällig anbringen ließen. 

Der Verleiher ließ 
manchmal seine Photos 
auf Karton aufzichen. Er 
tat es der Billigkeit we¬ 
gen, verhall aber damit 
dem Theaterbesitzer zu 
der Möglichkeit, die Bil¬ 
der geschmackvoll zu 
plakatieren. 

Vielerorts befestigte 
man die Szenenbildcr auf 
einem entsprechend gro¬ 
ßen weißen Papier und 
ließ vom Maler mit dem 
Pinsel einfach einen hüb- 



Außenreklame des Mozartsaals zu „INRI“ 











Seite 16 


Der fiincmotogropfi 


Nummer 878 


sehen Rand herumziehen. Man regelte die Ausstellung 
der Photos nach den Priizipien, die früher für die Aus¬ 
stellung von Klischceplakaten verwendet wurden. 

Das eigentliche Schriftplakat wurde auch besser. Die 
Farben wählte man mit einer gewissen Vorsicht, und die 
Durcharbeitung der Schrift wurde besser. Man nahm sich 
ein Beispiel an den manc'mal vorbildlichen Schrifttafeln 
der großen Warenhäuser. Geschickte Zeichner gingen 
dann einen Schritt weiter. Sie übernahmen Motive aus 
den Filmen, aus einem Photo oder vom Hauptplakat und 
bearbeiteten sie mit Geschmack und Routine. 

Was wir in Deutschland noch vermissen, ist die ori¬ 
ginelle Durcharbeitung der Außenfront, wie man sie in 
England oder in Amerika kennt. Hier und da hat man 
zwar schon solche Versuche gemacht, so zum Beispiel am 
Residenz-Theater in Düsseldorf, dessen großen, wunder¬ 
vollen Aufgang man vor Jahren bei der Vorführung eines 
pompejanischen Films in einen italier.is :.en Laubengang 
verwandelte. Der Außeneingang wurde damals von einer 
Riesendekoration verkleidet, die an einen pompejanischen 
Tempel gemahnte. 

Als vor Jahren der erste Wegenersche ,.Golem“ heraus¬ 
kam. sah man in einigen Ufa-Theatern die Riesengestalt 
des Haupthelden, aus Lehm geformt und schön bronziert, 
am Eingang. Heinz Car! Heiland ließ für seine Sensations¬ 
filme Taucherausrüstungen, Scheinwerfer und ähnliche 
Dinge vorn in das Theater stellen. Bei dem großen Jagd¬ 
film, der in der Berliner „Alhambra" lief, zeigte Schom- 
burgk, der zu dem Film die Begleitworte sprach, die 
Trophäen von seinen früheren Forschungsreisen. 

Neuerdings sah man im Mozartsaal. im Kassenraum 
allerdings, beim „Zirkuskind" eine amerikanische Cowboy- 
Kapelle, die zu Beginn der Vorstellung musizierend durch 
den Zuschauer<-aum zog und so eine gewisse Stimmung 
schuf, die für das Verständnis und für die Aufnahme¬ 
freudigkeit des Publikums nicht unwesentlich war. 

In Amerika liefern die Fabrikanten zu jedem Film 
Außenreklamc aller Arten. Sie liefern nicht nur Kulissen 
im Stile des Films, die den Eingang umkleiden, liefern 
nicht nur Transparente in allen Größen und Leuchtrekla¬ 
men, die sich manchmal aus Tausenden von farbigen Glüh¬ 
lämpchen zusammensetzen, sie liefern sogar Kostüme für 


den Portier und für den Platzanweiser gegen eine Leih¬ 
gebühr, die jeder Theaterbesitzer ohne weiteres erschwin¬ 
gen kann. 

Wir wollen dieser Amerikanisierung nicht im Bausch 
und Bogen das Wort reden, denn was für Cansas und für 
das Erscheinungsgebiet des Arizona-Kicker recht ist, paßt 
noch lange nicht auf deutsche Verhältnisse. Aber wir 
meinen, daß wir in bezug auf die Außenreklame viel mehr 
tun können und daß wir uns von einer gewissen Starr¬ 
heit lösen müssen. 

Die Ufa ist bei „The Kid" aber in Berlin mit gutem 
Beispiel vorangegangen. W’ir werden in der nächsten 
Nummer unseren Lesern interessante Aufnahmen von der 
Außenreklame in den Ufa-Theatern zeigen können. Man 
hat mit allen modernen Mitteln gearbeitet und für Berlin 
bis zu einem gewissen G^ade Vorbildliches geschaffen. 

Aber aas sind erst alles Anfänge, und es ist sehr leicht 
möglich, daß die Provinz hier viel weiter ist als wir in 
des Reiches Hauptstadt. 

Wir können uns vorstellen, daß bei der Uraufführung 
der „Straße" große Scheinwerfer Reklamcbilder auf den 
Bürgersteig werfen, ähnlich wie das im Film der Fall ist, 
oder daß etwa bei der Premiere von Tom Mix Cowboys im 
Autodress mit Cowboyhut Dienst tun, daß Tabellen mit 
den Rekordleistungen dieses amerikanischen Scnsations- 
darstcllers, der wirklich sportliche Rekorde geschaffen hat, 
am Eingang verzeichnet sind, daß man dort, wo dieser 
Schauspieler zum ersten Mal erscheint, neben den deut¬ 
schen Farben auch den Union-Jack flattern läßt — und 
so weiter. 

Wir würden unseren Lesern außerordentlich dankbar 
sein, wenn sie uns aus ihrer Erfahrung zu dem Thema 
Mitteilungen machen würcen, wie wir überhaupt Wert 
darauf legen, daß gerade die Rubrik, die mit diesem Ar¬ 
tikel eröffnet wird, in der Hauptsache zu Nachrichten aus 
der Praxis für die Praxis benutzt wird. 

Photos, die unsere Freunde und Leser uns aus der Pro¬ 
vinz cinsenden. werden gern gebraucht werden. Wir sind 
sogar in besonderen Fällen bereit, diese Bilder zu ho¬ 
norieren und zwar zu den Sätzen, die im Zeitungswesen 
für Illustrationen im allgemeinen üblich sind. 


















878 


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Seite 24 


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Nummer 878 


Aus dem Ausland 


Die Halsband-Affäre. 

Das unglückselige Hals land der Gräfin Lamoche. das 
indirekt den Sturz Marie Antoinettes herbeiführte, scheint 
allen, die sich damit befassen, Unglück zu bringen. Die 
Pariser Schriftsteller Pierie de Nolhac und Funk-Brentano, 
die bereits vor Jahrzehn en archivalische Studien über 
diesen Fall veröffentlichten, haben, was alle Welt heute 
versucht, ein Filmdrama um ihre Studien geschrieben, in 
deren Mitte die Gestalt der unglücklichen Königin steht 
Weil aber keine französische Firma willens war, die 
Kosten eines historischen Filmes zu wagen, wandten sich 
die Autoren nach Amerika mit dem Erfolg, daß der Film- 
manager Josef Schenk bereit war, den Film mit seiner 
Gattin zu drehen, die keine geringere als Norma Tal- 
madge ist. 

Die Gesellschaft Schenk» erhielt von der französischen 
Regierung bereitwilligst die Erlaubnis, an den historischen 
Stätten drehen zu dürfen. Aber diese Einwilligung rief 
den Zorn der französischen Chauvinisten hervor, die mit 
allen nur möglichen Gründen versuchten, die Aufnahmen 
zu hintertreiben, und namentlich den Akademiker Nolhac 
v zum Zielpunkt ihrer Angriffe machten. 

Nolhac und Funk-Brentano haben jetzt in einem Schrei¬ 
ben die Öffentlichkeit aufgeklärt und festgestellt, daß alle 
Rollen dieses Filmes mit französischen Schauspielern be¬ 
setzt sind — bis auf die Rolle der Marie Antoinette. Bos¬ 
haft fügen sie hinzu, daß es vielleicht ein Fehler war, sie 
einer Amerikanerin anzuvertrauen, aber leider habe sich 
keine geeignete — österreichische Schauspielerin dafür ge¬ 
funden. 

„Das Muttersöhnchen". 

So lautet der Titel eines fünfaktigcn Filmlustspiels von 
Lloyd Hamilton, den Griffith in Szene setzen wird. Der 
Film, den die United Artists-Gesellschaft vertreibt, wird 
in den Hauptrollen mit Irma Harrison, Tom Wilson, Lucille 
La Verne und Maria May Szurl besetzt sein. 

Autor und Zwischentitel. 

Die englische Fachpresse hebt rühmend hervor, daß für 
die Filmbearbeitung einer vielgelesenen Novelle — „The 
Beloved Vagabond" — der Autor, William J. Locke, 
selbst die Untertitel verfaßt hat, und hofft, daß dieses 
Beispiel Nachahmung ' finden wird. Die Bearbeitung ist 
das Werk von Carlyle Blackwell und mit allergrößtem 
Erfolg in London über die Leinwand gegangen. 

„Mimi Pinson" als Film. 

Alfred de Mussets Novelle „Mimi Pinson“ ist verfilmt 
worden und wird demnächst öffentlich in dieser neuen 
Gestalt gezeigt werden, so schreibt man aus Paris. Theo 
Bergerat führt die Regie, de Gravone, Louis Dory, Maud 
Garden und Simone Vaudry haben die Hauptrollen inne. 

Die Mode der Wfistenfilme. 

Neben der von Lubitsch geschaffenen Mode der spani¬ 
schen Filme herrscht in den amerikanischen Ateliers augen¬ 
blicklich das Wüstenfieber. Die Universal stellt einen 
nordafrikanischen Film „Ein Sohn der Sahara" her, Fair- 
banks dreht den „Dieb von Bagdad" in Hollywood, wäh¬ 
rend sein ältester dreizehnjähriger Sohn sich in Konstan¬ 
tinopel in dem Paramoutfilm „Stephens-Step-Out" ver¬ 
sucht. Warner Brothers planen „Die Nilbraut", einen Film 
aus dem modernen Ägypten. „One arabian Night" läuft 
augenblicklich mit größtem Erfolg in den New Yorker 


Broadwaykinos. Und cs gibt kaum einen männlichen oder 
weiblichen Filmstar, der nicht plötzlich den Ehrgeiz in sich 
entdeckte vor den Zuschauern in den kleidsamen morgen¬ 
ländischen Gewändern zu erscheinen. 

Die beleidigte Mary Picklord. 

Mary Pickford droht damit, sich vom Film zurückzu¬ 
ziehen, weil — ihre Filme nicht mehr richtig zum Laufen 
kommen. Ein glänzender und beliebter Filmstar, von 
dem man annehmen sollte, daß ihm nichts auf der Welt 
unerreichbar wäre, sieht sich sozusagen boykottiert, nicht 
aus persönlicher Gehässigkeit, sondern aus rein geschäft¬ 
lichen Gründen . . ., weil die Firmen, mit denen sie Filme 
herstellt, nicht gegen die Politik der großen Theaterringe 
aufkommen können, welche nur Filme der Fabrikationen 
spielen, die mit ihnen liiert sind. 

Der verfilmte Jules Verne. 

Der pkantasiebegabte Romanschriftsteller Jules Verne, 
der leider zu früh starb, denn er würde prachtvolle Film- 
manuskr pte geschrieben haben, hat in seinen Romanen her¬ 
vorragende, schon des öfteren verwendete Filmstoffe 
hinterlassen. Jetzt dreht Llonce Perret, der soeben den 
Kostümfilm „Königsmark" nach einem Roman von Pierre 
Benoit mit echten russischen Prinzessinnen fertigstellte, 
den Verne-Roman „Michael Strogoff, der Kurier des 
Zaren", dessen Hauptdarsteller abermals der russischen 
aristokratischen Emigrantenkolonie entnommen wurden. 


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mittein nicht annähernd mitgegan¬ 
gen, vielmehr bedeutend darunter 
geblieben sind. 

Wenn man jedoch die Kinoein¬ 
trittspreise allein betrachtet, so 
läßt die außerordentlich s'arkc 
Steigerung des billigten Platzes 
darauf schließen, daß sich die 
Kinoeintrittspreise nivelliert haben. 

In dieser Tabelle ist aus tech¬ 
nischen Gründen nicht zum Aus¬ 
druck gekommen, daß die Besu¬ 
cherzahl gegenüber der Vorkriegs¬ 
zeit um etwa 50 Prozent zurück- 
gegangen ist, und daß sich die 
Einnahmen der Kinotheater nach 
den uns zur Verfügung gestellten 





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Statistiken nur um das 18' millionen fache vermehrt haben, 
wahrend der Steuerertrag der Lustbarkeitssteuer auf das etwa 
4 4 m i 11 i a r d e n fache gestiegen ist. Pro Kopf des Besuchers 
berechnet, ergibt das eine Steigerung um das 338millioneniachc. 

Der Rückgang des Kinobesuches ist ohne weiteres auf die 
Minderung der Kaufkraft des Publikums zurückzuführen, die ihre 
Ursache in der gesamten wirtschaftlichen Lage, z. B. niedrige 
Lohne und Gehälter usw.. findet. 

Obwohl die Kinoeintrittspreise nicht so hoch gestiegen sind 
wie die Lebenshaltungskosten und obwohl sie für die Mehrzahl 
der Bevölkerung unerschwinglich erscheinen, müssen die Theater¬ 
besitzer infolge der teuren Produktionskosten diese hohen Preise 
zur Erhaltung ihrer Substanz und zur Aufrechterhaltung ihrer 
Betriebe fordern. 

Leider trägt die kommunale Steuerpolitik dazu bei, die Ein¬ 
trittspreise noch weiter zu erhöhen. Wenn man beim Berliner 
Magistrat glaubt, mit der jetzigen Regelung der einheitlichen 
23prozentigen Bruttosteuer eine Erleichterung geschaffen zu 
hanen, so ist das ein Irrtum, der durch die Vorkommnisse der 
letzten Zeit bewiesen wird, welche die Theaterbesitzer veranlaßt 


le Steuer handelt, 
t diesen Vergleich 
infolge der verschiedenen Veran- 
iqq lagung dieser Steuern gewisse Ein- 

-wände zu erheben sind, so ist 

diese Gegenüberstellung für die 
Bezeichnung der kommunalen 
Steuerpolitik außerordentlich il- 

_ $0 luslrativ. 

Auch der Einwand, daß die für 
September 1922 gewählte Grund¬ 
zahl infolge des zehntägigen kmo- 
. Streiks zu niedrig, die Steigerung 

_L/ der Lustbarkeitssteuer daher zu 

- hoch sei, hat ihre Berücksichti- 

gung in einer 5öprozentigen Auf¬ 
wertung der für September 1922 erhaltenen Unterlagen gefunden 
Trotz dieses statistisch äußerst weitgehenden Entgegenkommens 
ersieht man auf das deutlichste, daß die Lustbarkeitsstcuer die 
Leistungsfähigkeit des Lichtspieigewerbcs übersteigt, welches die 
Umsatz- und die Einkommensteuer ja auch bezahlen muß. 

Obwohl wir durchaus die Gründe verstehen, die zu dieser außer¬ 
ordentlich starken Anspannung der Lustbarkeitssteuer geführt 
haben und die in der Notlage der Gemeinden beruhen welche mit 
allen Mitteln daran arbeiten müssen, ihren Etat auszubalanc.eren. 
so verstehen wir aber nicht jene steuerliche Ungerechtigkeit, die 
darin liegt daß hier einem Gewerbe eine Sondersteuer aulerlegt 
wird, dessen kulturelle und ethische Voraussetzungen, wie bereits 
erwähnt, sich seit seiner Entstehung vollständig geändert haben. 

In der jetzigen Zeit, die uns anscheinend eine Stabilisierung des 
Währungsproblems bringt, muß diesen geänderten Verhältnissen 
auch in der Frage der Lustbarkeitssteuer Rechnung getragen 
werden. Die Härten und die Ungerechtigkeiten dieser Steuer 
bilden eine Gefahr für die Steuermoral. und bei den eingetreleoen 
stabileren Verhältnissen liegt « im Interesse des Fiskus selbst, 
die Steuermoral zu heben. Eine sinkende Steuermoral bdoe* aber 

























































Seite 26 


Nummer 878 


eine viel größere Gefahr als der etwa eintretende finanzielle Ver¬ 
lust. den die Gemeinden djich eine für das Lichtspielgewerbe 
tragfähigere Steuer erleiden würde. Eine niedrigere Steuer, 
welche den Kinobesuch durch einen Abbau der Eintrittspreise 
weiteren Bevölkerungsschichten ermöglichen würde, würde aber 
aller Wahrscheinlichkeit niett nur die Notlage des Lichtspiel- 
gewerbes mindern, sondern infolge vermehrten Besuchs auch der 
Gemeinde groß., e Einnahmen verschaffen als die jetzige Steuer 


Saarbrücuen oder Köln? 

in der letzten Zeit sind mehrfach dadurch Differenzen ent¬ 
standen, daß Monopolfilme, Jie sowohl in Deutschland wie in 
Frankreich gekauft wurden, von den Monopolinhabern beider 
Länder in den Verkehr gebracht worden sind. 

Die Amerikaner wollen, si weit ihre Produktion in Frage 
kommt, den Streit einfach dadurch entscheiden, daß sie das 
Saargebiet, das politisch im Augenblick ein selbständiges Ge¬ 
bilde darstellt, zu Frankreich >chlagen. In deutschen Verleiher¬ 
kreisen wünscht man sich naturgemäß dieses Absatzgebiet zu 
erhalten. 

Man wünscht diese Erhaltung mit einem nassen und einem 
trockenen Auge, und zwar aus dein sehr einfachen Grunde, weil 
es augenblicklich praktisch ni< ht möglich ist, in Streitfällen voll¬ 
streckbare Urteile zu erwirken. Es gibt eine Anzahl Verleih- 
firmen, denen die Theaterbesitzer des Saargebietes einfach 
Kopien zurück gehalten haben. Die Verleiher sollen veranlaßt 
werden, einen Beschluß zu fassen, wonach sie Filme nur 
inklusive Saargebiet kaufen dürfen. Das ist an sich absolut 
richtig. Man sollte sich aber aus den oben angedeuteten Grün¬ 
den die ganze Angelegenheit noch einmal genau überlegen, weil 
es eine Reihe von Firmen gib;, die unter den gegenwärtigen Ver¬ 
hältnissen nicht in einem Bezirk Filme leihweise abgeben wollen, 
in dem ihnen jeder juristische Schutz im Differenzfalle fehlt. 

Etwas anderes ist es aber, ob nicht die deutschen Großver¬ 
leiher den Versuch machen sollen, in Straßburg, sei es mit, sei 
es ohne französische Interessenten, festen Fuß zu fassen, damit 
sie nicht nur das Saa-gcbict, sondern auch Elsaß-Lothringen 
wieder bearbeiten können. Wir wissen, daß das nicht leicht ist. 
aber es sind geschäftliche und auch politische Notwendigkeiten, 
die dringend zum Versuch zwingen. 


Paul Davidson . . . Handelsrichter. 

Zum erstenmal ist eine Persönlichkeit aus der Filmindustrie zu 
diesem verantwortungsvollen und schweren Amt von der 
Handelskammer ernannt worden. Diese Tatsache zeigt auf das 
deutlichste, welches Vertrauen eine führende Persönlichkeit 
unserer 'ndustrie in kommerziellen Kreisen genießt. Herr David¬ 
son, der sich immer als Repräsentant der deutschen Filmindustrie 
gefühlt hat, wird diesen Kredit, der seiner Person entgegen¬ 
gebracht wird, auch unserer jungen Industrie zugute kommen 
lassen. Wir gratulieren ihm zu diesem Ehrenamt und geben der 
Hoffnung Ausdruck, daß in Kürze mehr Männer der Film¬ 
industrie a>s Zeichen des öffentlichen Vertrauens derartige 
Ehrenposten bekleiden werden. 


Die Preispolitik der Agia. 

Nach Mitteilungen aus dem Ausland soll die Agfa den Roh¬ 
film dort billiger verkaufen als in Deutschland. Diese Preis¬ 
bildung hängt anscheinend mit der Konvention der Agfa und der 
Eastman Kodak zusammen, welche die Preisfestsetzung der Agfa 
auch im Inland beeinflußt. Das wesentliche bei dieser Angelegen¬ 
heit ist die Tatsache, daß die deutschen Kopieranstalten nicht 
billiger arbeiten dürfen als die amerikanischen. Nur durch die 
Preiskonzession, die mit einem Einfuhrkontingent für Rohfilm auf 
Grund privater Abmachungen mit der Eastman verbunden ist, war 
es der Agfa s. Z. möglich, eine Zurückziehung des von amerika¬ 
nischen Rohfilmfabrikanten eingebrachten Schutzzoll-Gesetzent¬ 
wurfes zu erlangen. 


Da nach den Ausfuhrstatistiken unser Hauptkunde für un¬ 
belichteten Film die U. S. A. sind, ist dieses Verhalten der Agfa 
vor ihrem Standpunkt aus verständlich; sie vergißt nur. daß eine 
Änderung ihrer Preispolitik die amerikanischen Filmfabrikanten 
veranlassen könnte, ihre Filme in Deutschland kopieren zu 
lassen, wodurch der Hauptkunde der Agfa Deutschland werden 
vvürde. Daß unsere Rohfilmfabrikanten, in erster Linie die Agfa, 
hier auch eine volkswirtschaftliche und nationale Aufgabe zu 
erfüllen haben, scheint ihnen bei der privatkapitalistischen Ein¬ 
stellung bis jetzt noch nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein. 


Dia Sondarstaner bai kttnstlarisch hochstehenden Veranstaltungen. 

Von der Regelung der Vergnügungssteuer, wonach für 
künstlerisch hochstehende Veranstaltungen eine zehnprozentige 
Bruttosteuer zur Anwendung gelangen soll, wenn die in Art. II, 
§ 20 der Reichsratsbestimmungen genannten Voraussetzungen er¬ 
füllt sind, ist bis jetzt nur in den seltensten Fällen Gebrauch ge¬ 
macht worden. Im Lichtspielgewcrbe wurde diese Steuerermäßi¬ 
gung außerhalb Württembergs unseres Wissens nur bei dem Film 
„Fridericus Rex“ in Vorschlag gebracht, infolge seiner politischen 
Wirkung aber seinerzeit wieder fallen gelassen. Wie wir er¬ 
fahren. bemüht sich jetzt eine von Prof. Lampe geleitete Kom¬ 
mission des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, diese 
Steuerermäßigung für den Foxfilm „Mutter" zu erlangen und be¬ 
gründet diese Forderung mit dem ethischen und pädagogischen 
Wert, der diesem Film innewohnt. 

So sehr -4 zu begrüßen ist. daß das Zentralinstitut versucht, 
dem notleidenden Kinogewerbe durch Erinnerung an den § 20 
zu helfen, so bedauerlich ist die Lücke in Jen Reichsratsbestim¬ 
mungen, die der § 20 der Verfügung des Ministeriums des Innern 
und der Finanzen von 1923 in Württemberg ausgefüllt hat. Hier 
genießen alle Filmvorstellungen die Vorzüge dieser Sonders teuer, 
soweit die vorgeführten Filme von einer Reichszensurstelle ohne 
Einschränkung, d. h. ohne Jugendverbot der Öffentlichkeit zu¬ 
gänglich sind. 

Wenn diese Regelung auch nicht dem Wortlaut der Reichsrats¬ 
bestimmungen Rechnung trägt, die die Sonderstcuer nur für „künst¬ 
lerisch hochstehende Veranstaltungen“ vorsieht, so entspricht sie 
doch dem Willen des Gesetzgebers. Es wäre zu wünschen, wenn 
diese Lücke bei einer Novelle zum Vergnügungssteuergesetz mit be¬ 
rücksicht werden würde. 

Die Einrichtung von Währungskonten. 

Diese für die Filmindustrie äußerst bedeutsame Frage hat 
durch Vermittlung det Berliner Handelskammer ihre Regelung 
gefunden. Nachdem einige Banken die Errichtung von Wäh¬ 
rungskonten ohne Genehmigung des Finanzamtes oder Be¬ 
scheinigung der Handelskammer verweigert hatten, hat der 
Kommissar für die Devisenerfassung die Ansicht der Handels¬ 
kammer insofern bestätigt, als nur bei an sich genehmigungs¬ 
pflichtigen Erwerbsgeschäften die Vorlage der Handelskammer¬ 
bescheinigung für die Gutschrift auf ein Währungskonto not¬ 
wendig ist. 

Die Filmindustrie hat als deviseneinbringende Industrie an 
dieser Regelung ein ganz besonderes Interesse, welche eine 
außerordentliche Erleichterung des Devisenverkehrs darstellt. 
Eine Genehmigung oder Bescheinigung kommt jetzt nur dann 
in Frage, wenn für die Errichtung dieses Währungskontos die 
Beschaffung von Zahlungsmitteln gegen Mark erforderlich ist. 


Die Verteilung des Rohhlmkortingents. 

Nach Mitteilung der Außenhandelsstelle ist die Verteilung der 
von den Firmen Agfa, Goerz und Lignose-Film dem Reichs¬ 
ministerium des Innern zur Herstellung von Lehr- und Kultur¬ 
filmen zur Verfügung gestellten Positiv, und Negativkontingente 
für Dezember 1923 erfolgt. — Für Januar 1924 stehen wiederum 
25 000 m Positivfilm und 17 500 m Negativfilm zum gleichen 
Zweck zur Verfügung. 


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tag,de 


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München: Orbis Film Ä. G. betr. Vorlage des Geschäftsberichts 
für das abgelaufene Geschäftsjahr. 

Dienstag, den 18. Dezember. 

Berlin: National Film A. G.. Friedrichstr. 10, o. G.-V., 5 Uhr, 
betr. Vorlage des Geschäftsberichts für das abgelaufenc 
Geschäftsjahr. 

Donnerstag, den 20. Dezember. 

Leipzig: Filmhaus Nietzsche A. G., a. o. G.-V. 

Sonnabend, den 22. Dezember. 

Berlin: Puöbus Film A. G., in den Räumen des Berliner Bank¬ 
vereins A. G.. Neue Friedrichstr. 59, 10 Uhr a. o. G.-V. 
betr. Kapitalserhöhung um 14 Millionen Stammaktien und 
2 Millionen Vorzugsaktien. 


Nummer 878 


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Seite 27 


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Ursachen und Bekämpfung des Flimmerns 


■^/T.»hl die unangenehmste Erscheinung der Kineraato- 
^ graphie ist das Flimmern. Seiner Beseitigung galten des¬ 
halb von früh an zahlreiche Bestrebungen, und wir dürfen 
wohl sagen, daß seine schlimmsten Auswüchse, wenn man 
von ganz minderwertigen kleinen Theatern absieht, ver¬ 
schwunden sind. Trotzdem dürfte cs lohnen, den Ur¬ 
sachen des Flimmerns und der. Wegen, auf denen es zum 
Verschwinden gebracht werden konnte, unsere Aufmerk¬ 
samkeit zu schenken. 

Die Bewegung wird uns beim Kinobild bekanntlich da¬ 
durch vorgetäuscht, daß uns Bilder aufeinanderfolgender 
Bewegungszustände vorgeführt werden und wir die 
zwischen diesen liegenden, im Bilde fehlenden Be¬ 
wegungszustände uns unbewußt ergänzen. Jedes einzelne 
Bild erzeugt einen Lichtreiz. Wenn in der Sekunde eine 
sehr geringe Anzahl von Lichtreizen, etwa fünf bis sechs, 
auf uns einwirken, erkennen wir deutlich, dfß Helligkeit 
und Dunkelheit miteinander abwechseln, w.'nn wir sic 
auch nicht mehr vollständig getrennt wahrnehmen. Nimmt 
die Anzahl der Lichtreize in der Zeiteinheit zu, so tritt 
an Stelle des Abwechselns zwischen hell und dunkel eine 
neue Wahrnehmung, das Flimmern. Wir können uns 
diese Vorgänge klar machen, wenn wir den Projektor bei 
brennender Lampe, aber leer, ohne Film, langsam anlaufcn 
lassen und allmählich auf die normale Drehzahl über¬ 
gehen. Erst wenn wir auf die normale Geschwindigkeit 
kommen, wird das Flimmern unmerklich, und wenn wir 


sie überschreiten, ist es verschwunden und bleibt ver¬ 
schwunden, wenn wir den Apparat auch noch so rasch 
laufen lassen. Wir können diese Erscheinung in folgendes 
Gesetz kleiden: Nimmt die Zahl der Lichtreize in der 
Sekunde über eine bestimmte Zahl zu. so tritt eine ein¬ 
heitliche. von der weiteren Erhöhung der Heizzahl unab¬ 
hängige Wahrnehmung auf. Die hierzu notwendige Reiz¬ 
zahl wollen wir als kritische Zahl oder als Vcrschmcl- 
zungsfrequenz bezeichnen, denn bei ihr verschmelzen die 
getrennten Reize zu einer einneitlichen Wahrnehmung. 

Diese kritische Zahl spielte schon lange vor den Zeiten 
der Kinematographie eine Rolle, und zwar in der Elektro¬ 
technik bei der Periodenzah der Wechselströme. Wäh¬ 
rend bei Gleichstrom der Lichtbogen dauernd in gleicher 
Stärke erstrahlt, haben wir beim Wechselstrom ebenso¬ 
viel Lichtreize, als Stromw .-chscl in der Sekunde ein- 
treten. Bei geringer Wechselzahl entsteht auch hier ein 
unerträgliches Flimmern, das mit zunehmender Wechsel- 
zah! geringer wird und bei 50 Wechseln in der Sekunde 
verschwunden ist. Die Zah' von 50 Wechseln in der 
Sekunde hat sich deshalb bei allen Wechselstromanlagen, 
die zur Lichterzeugung dienen, eingebürgert. Wir finden 
sie bei unseren Kinopro|ektoren wieder, können aber nur 
auf einem Umwege zu ihr gelangen, wenn wir nicht von 
der gebräuchlichen Zahl vor. rund 18—20 Bildern in der 
Sekunde abgehen wollen, und hierzu liegt schon deshalb 
kein Grund vor. weil wirtschaftliche und photographische 





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Seite 28 


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Nummer 878 


Grüne.- es verbieten, die Zahl der Bilder über das un¬ 
bedingt notwendige Maß hinaus zu steigern: wirtschaftliche 
Gründe, weil ohnehin jeder Mehrverbrauch an Film die 
Rentabilität verringern »ürde, und photographische, weil 
wir schon mit 18—20 Aufnahmen in der Sekunde für 
manche Szenen nahe an den Grenzen angclangt sind, die 
durch die Lichtempfind chkeit der Emulsion einerseits 
und die bei der Aufnahm.' zur Verfügung stehenden Licht¬ 
quellen andererseits ges.eckt sind. Man hat deshalb 
schon sehr bald zu dem Aushilfsmittcl gegriffen, der für 
jeden Bildwechsel einmal umlaufenden Verschlußscheibe 
(der Franzose nennt sie recht bezeichnend Verdunkler, 
der Engländer Verschluß wir hingegen sagen irreführend 
Blende) neben dem den Bildwechsel abdeckenden Flügel 
noch zwei weitere sogen überzählige Flügel zu geben. 
Wir kommen so bei 18 Bildern in der Sekunde auf die 
i dreifache Zahl von Lichtreizen und überschreiten damit 
die kritische Zahl von SO Reizen in jeder Sekunde so weit, 
daß das Flimmern, wenn auch nicht vollständig ver¬ 
schwunden, so doch auf ein recht erträgliches Maß her¬ 
abgemindert ist. 

Wir alle wissen, daß die dreiflügeligen Verschlu߬ 
scheiben, wie sie die Projektoren guter Fabriken auf- 
weisen, hinsichtlich der Winkelgrößen der Flügel und der 
offenen Sektoren sowie deren gegenseitiger Lage nur 
wenig voneinander abweichen. Es heißt dies, daß allen 
nahezu die Anordnung gemeinsam ist, die sich nach lang¬ 
jährigen Versuchen als die beste erwiesen hat. Wir dürfen 
dabei eines nicht vergesser., daß es sich hier nur um einen 
Vergleich zwischen zwei einander haargenau wider¬ 
sprechenden Fordei ungen handelt: Flimmerfreiheit und 
Lichtausbeutc. Naturgemäß wäre die letztere um so 
größer, je kleiner die überzähligen Flügel wären. Es muß 
also heißen: wie klein darf ich die Flügel machen, ohne 
das Flimmern allzugroß werden zu lassen. Die Ab¬ 
messung des Afcdeckflügels ergibt sich aus dem Bau des 
Malteserkreuzes; wollte man vor Beginn der Schaltung 
bereits voll abgedeckt haben und erst nach beendeter 
Schaltung das Aufdecken des Bildfensters beginnen, so 
müßte der Abdeckflügel beim vierteiligen Kreuz über 
90 Grad breit sein. Da nun die überzähligen Flügel nicht 
wesentlich schmaler sein dürfen, als der Abdeckflügel es 
ist, wenn das Flimmern unterdrückt werden soll, so würde 
die Lichtausbeute übermäßig gering sein. Man muß des¬ 
halb darauf hinarbeiten, den Abdeckflügel so schmal zu 
halten, dc.ß die am Anfang und Ende der Schaltbewegung 
des Films liegenden Zeiten m.t geringer Filmverschiebung 
nicht oder doch nicht vollständig abgedeckt werden, dann 
wird es möglich, die beiden überzähligen Flügel um etwas 
mehr zu verkürzen. Dies alles führt dazu, die Breite der 
drei Flügel zusammen etwa auf 180 Grad zu bringen, d. h. 
die Hälfte des gesamten zur Verfügung stehenden Lichtes 
auszunutzen. Allerdings muß man dann ein, wenn auch 
geringes Flimmern, mit in Kauf nehmen. 

Theoretische Erwägungen und experimentelle Unter¬ 
suchungen haben gelehrt, daß die Neigung zum Flimmern 
unter sonst gleichen Umständen geringer ist, wenn 
zwischen den Lichtreizen nicht völlige Dunkelheit auf der 
Projektionswand herrscht, sondern eine geringe Beleuch¬ 
tung aufrechterhalten wird. Es kann dies in einfachster 
Weise z. B. dadurch bewerksteligt werden, daß die Flügel 
nicht vollständig undurchsichtig, sondern beschränkt licht¬ 
durchlässig sind; sie können zu diesem Zweck aus dichtem 
Netzwerk, gerauhtem Glas, Glimmer oder dergleichen be¬ 
stehen. All diese Einrichtungen ergeben aber für die 
Bildwirkung mehr oder weniger ungünstige Verhältnisse, 
sie müssen nämlich dazu führen, die Schatten des Bildes 
aufzuhellen, da dort ja die Projektionswand während der 
Abdeckpausen mindestens mit halbem. Licht beleuchtet 
wird. Will man also ebenso satte, kräftige Bildwirkung 
habcQ, wie sie sich bei dichten Abdeckflügeln erzielen 


läßt, so muß man die gesamte Lichtstärke steigern, und 
man erhöht dadurch auch wiederum die Neigung zum 
Flimmern. Man erkauft also günstigsten Falles eine sehr 
geringe Besserung hinsichtlich des Flimmerns mit stark er¬ 
höhten Stromkosten und mit einer nicht unwesentlichen 
Verschlechterung der Bildwirkung. 

Lange war man bestrebt, für einen Projektiertyp zu 
werben, bei cem das Flimmern durch Vorführen ohne 
Dunkelpausen restlos behoben werden sollte. Man wollte 
dazu entweder zwei gekuppelte Apparate benutzen, deren 
einer die geradzahligen und deren anderer die ungerad¬ 
zahligen Bilder vorführte; oder man wollte einen Film in 
einem Projektor mit zwei Bildfenstern laufen lassen, aber 
die Bilder auf dem Film versetzt gegeneinander anordnen. 
In beiden Fällen sollte das eine Bildfenster geöffnet wer¬ 
den, während das andere verschlossen wurde, so daß auf 
der Leinwand dauernd dieselbe Helligkeit vorhanden war. 
Der Praktiker wird sich leicht klar machen können, daß 
dieses System allein schon an den hohen Kosten, die es 
für Filmmaterial erfordert, scheitern mußte. 

Wir müssen deshalb darauf hinarbeiten, daß die Ver¬ 
schlußscheiben hinsichtlich der Anordnung der Flügel so 
weit als möglich verbessert werden; mindestens sehr nahe 
sind wir dem bei absatzweiser Filmschaltung Erreich¬ 
baren bereits gekommen. Wenn auch kleinere Theater, 
bei denen die Stromersparnis über wenige störende 
Mängel hinwegzusehen gebietet, wohl noch die Zwei- 
Flügcl-Scheibe benutzen, so ist sie doch in größeren 
Theatern durchweg verschwunden und durch die Drei- 
Flügel-Scheibc ersetzt. Doch kann diese bei ganz hellen, 
große weiße Flächen zeigenden Bildern, hoher Strom¬ 
stärke nicht immer die letzten Reste des Flimmerns unter¬ 
drücken; bei solchen Filmen muß die Stromstärke etwas 
herabgesetzt werden, sie kann es aber auch, ohne daß die 
Bildwirkung notleidet. 


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HAUPTDARSTELLER: 

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HARRY HARDT • ELSA WAGNER 
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SiftendramaausderGeseilschalf 
:: Haupiro len: vargarefhed'Or/Ed.v Winfersfe.nyWaiferSchrnldr- •• 
• • häßler / WTlh. Diegeimann y Erich Kaiser-Tiß y W. Kaiser*Heyl ;; 

II Nur lUr We»l- und SUddculichland 

Spinne der Liebe 

I* Das Schicksal zweier Liebenden 

Nur fUr Mittel-, West- und SUddeutuhland 

•j 7 Tansefilme 6 Trickfilme 

R Einakter y Tanze v Ballett der Einakter I! 

.. Siaatsopem Berlin u.MUnchen crigine 1 urd humoristisch * 

\ur lUr '» etldeuHdiland t 

Her Held! von AlasKa 

•; Original-arr.crikan Episodenflm y Das Stärkste an Sensationen ‘I 
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2 Ausonia - Sensations - Filme 

Das Gruseln Die Gespenster?arm fc 

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^ Der internationale Gesell- Das Geheimnis des Beiliss- il 
•• schaftsfüm g oSen Stiis Prozesses y In den Haupt- 
II Hauptrollen Margil Eamey rollen: JiKa GrUnir g y Fuß II 
H Roo. Scholz / w. Kaiser-Heyl Alten ✓ E. Stahl-Nacnbauer j* 

Fesseln und Ciebe Gevatter Tod 

*1 Das sensationelle Elixiere der Liebe 

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öle trennende Brücke 

.. Der große Spielfilm nach dem gieichn. Römer» v. Jul Ludassy ? 

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17. Jahrgang, Nr. 879/1 


Berlin, 23. Dezember 1923 


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Jahre» - Bilanz 

Von A r o s. 



A lles dreht sich im Kreis. Im Anfang des Jahres 1923 
• schrieb man voller Optimismus von dem Aufstieg 
der deutschen Produktion. Registrierte vollbesetzte 
Ateliers, sah die Folgen der Ruhrbesetzung rosarot, dachte 
nicht im Traum an einen Dollarstand von vier Billionen. 
Man stellte das günstigste Prognostikon, um dann in dem 
letzten Monat vom Rückgang der Industrie, von schweren 
Zeiten, vom Zusammenbruch der Theater und der Ver¬ 
leiher und von ande¬ 
ren Dingen mit tief- Das Bild 

stem Pessimismus zu 
berichten. 

Wieder steht am 
Jahresanfang die Aus¬ 
sicht in glücklichere 
Zukunft, die diesmal 
begründet ist auf die 
Stabilisierung der 
Wahrung, die allen 
Widerständen zum 
Trotz anscheinend 
doch geglückt ist. 

Alles dreht sich im 
Kreise, ln den ersten 
Januar - Nummern 
des verflossenen Jah¬ 
res steht der Kampf 
der Thcaterbcsitzcr 
um die Eintritts¬ 
preise und Steuer¬ 
sätze. 

Der Berliner Ver¬ 
ein setzte damals für 
das kleinste Kino 
eine Mindestsumme 
von 200 Mark fest 
und bekämpfte 
gleichzeitig Steuer¬ 
sätze, die sich mög¬ 
lichst schnell den 
veränderten Ein¬ 
trittspreisen an¬ 
paßten. 

Am Ende des Jah¬ 
res steht ein neuer 
Steuerkampf. Man 
will die Bruttosteuer, 
die nach heißen 
Kämpfen durch¬ 
gesetzt ist. zumin¬ 
dest für den nied¬ 
rigsten Plalz von 
23 auf 20 Prozent 
heruntergesetzt 
haben, also den Zu- Henny Porten 


stand wieder herbeiführen, der zu Beginn des Jahres bestand. 
Damals wurden am 19. Januar für Eintrittspreise bis 
200 Mark 20 Prozent festgesetzt, heute sollen es 23 Pro¬ 
zent sein, eine zahlenmäßig geringe Differenz, die aber 
praktisch dazu geführt hat, daß in den letzten Tagen 
allein in Berlin, zur Zeit eines guten Geschäftsganges, 
zehn Lichtspieltheater ihre Pforten naben schließen müssen. 
Im Januar gründete man in Berlin die Antargin-Poh- 
film-Gesellschaft, die 
der Woche Filme ohne Silber her- 

steilen wollte. Man 
zeigte Proben, die 
recht gut waren, und 
verhieß einen Preis, 
der 40pCt. billiger war 
als der, den die Agfa 
den deutschen Thea- 
terbesitzem in Rech¬ 
nung stellte. 

Man zeigte die 
Proben. Aber da¬ 
bei blieb cs bis 
heute Die Agfa 
diktiert immer noch 
lustig weiter und be¬ 
rechnet im Inland 
auch im Zeitalter 
der Stabilisierung er¬ 
heblich mehr als im 
Ausland 

Gocrz und Lig- 
nosc — hoffnungs¬ 
voll als Preisdrücker 
begrüßt — folgen ge¬ 
treulich und ohne 
Erröten den Spuren 
ihres großen Kol¬ 
legen und sind be¬ 
glückt darüber, daß 
die deutsche In¬ 
dustrie trotz Roh¬ 
filmkommission. trotz 
Fabrikanten- und 
Spitzen-Verbänden 
das ruhig mit sich 
machen läßt. 

Alles dreht sich 
im Kreise. Am Be¬ 
ginn des Jahres 

eine - Krise im Reichs¬ 
verband. Es waren 
weniger Differenzen 
zwischen Berlin und 
ihrem neuesten Film Ph " 1 ,V:iUe Süddcutschland als 






Seite 10 


*tt JUntmotogtopft Nummer 879 80 


die Finanzierungsfrage, die den Weiterbestand der Orga¬ 
nisation gefährdete. Ma;i tagte in Eisenach und in Ham¬ 
burg mit großer Begeisterung, versprach viel, aber hielt 
anscheinend wenig, weil im offiziellen Organ des Ver¬ 
bandes der Schrei nach dem Beitrag zur ständigen 
Rubrik wurde. 

Es ist anzunehmen, daß die Konsolidierung der Ver¬ 
hältnisse auch hier stabilere Zustände schafft. 

Ein Rcichsverband der Lichtbildtheaterbesitzer ist un¬ 
entbehrlich. sowohl vom Gesamtstandpunkt der Industrie, 
als auch vom Gesichtswinkel des Kinotheaterbcsitzers aus 
gesehen. 

Allerdings braucht man einen Verband, der aktiver ist, 
als es der Reichsverband unter der Schcerschen Leitung 
zuletzt gewesen ist. Man geht nicht fehl, wenn man diese 
Passivität auf eine Verärgerung der Führer zurückführt, 
die im Kampf für die Interessen ihres Standes sachliche 
und persönliche Polemiken auszufechten hatten, die auf 
beiden Seiten oft nicht gerade in parlamentarischen und 
sachlichen Formen geführt wurden. 

Der Hauptstreitpunkt ist allerdings gegenstandslos ge 
worden. Der vielumstrittene Picksche Index hat in den 
letzten Wochen — und hoffentlich auch für die Zukunft — 
nur eine formale Bedeutung. Das setzt die ungeheuere 
Arbeit, die in dieser statistischen Errechnung steckt, nicht 
herab. Sie wird in der Geschichte der Kinematographie, 
der ersten wirklich umfassenden wirtschaftlichen Er¬ 
fassung aller F'aktoren, die die FJmherstellung, den Film- 
vertrieb und die Filmvo-fünrur.g beeinflussen, immer 
wieder benutzt und lobend anerkannt werden. 

Im übrigen kann wohl festgestellt werden, daß in or¬ 
ganisatorischer Beziehung erhebliche Fortschritte zu ver¬ 
zeichnen sind. Die Fabrikanten haben sich zwar in zwei 
Gruppen gespalten, aber es ist dadurch zu einer erfreu¬ 
lichen Klärung gekommen. Es sind die Voraussetzungen 
geschaffen, an Stelle einer persönlich gefärbten Politik 
die Meinung der führenden Kreise der Industrie bei wich¬ 
tigen Anlässen gewissermaßen in Reinkultur hervortreten 
zu lassen. 

Der Spitzenverband ist gegründet und hat den Ver¬ 
such gemacht, positive Arbeit zu leisten durch die Lösung 
von Aufgaben, die im Laufe des Jahres häufig diskutiert 
wurden, ohne daß man in der Praxis einen Schritt 
weiterkam. 

Die Arbeit der Spitzenorganisation beginnt vielver¬ 
heißend. Sie gehört zu jenen Dingen, die man heute am 
Jahresanfang optimistisch im rosaroten Licht sehen darf. 
Wir wünschen, daß wir sie am Ende des kommenden 
Zeitabschnitts nicht unter die Rubrik registrieren müssen, 
die den Titel trägt: „Blütenträume, die nicht reiften." 

Im vergangenen Jahre hat es deren viele gegeben. 
Wenn man die Zahl der angezeigten Filme mit der der 
wirklich fertiggestelltcn vergleicht, ergibt sich ein gerade¬ 
zu erschreckendes Mißverhältnis. Man könnte das bis 
zu einem gewissen Grade damit entschuldigen, daß eben 
die wirtschaftliche Entwicklung stärker gewesen als der 
Wille des Fabrikanten. Aber es scheint uns, als ob die 
Ankündigung gewisser Wfcrke nur lediglich aus dem 
Grunde geschieht, um der Konkurrenz die Wahl eines 
an sich interessanten Stoßes unmöglich zu machen. 

Ein Schulbeispiel dafür war der Fall „Struensce". Zwei 
Firmen stritten sich um das Recht, diesen Titel zu be¬ 
nutzen. Die eine machte den Film wirklich, mußte ihn 
unter einem anderen Titel herausbringen, die zweite ge¬ 
wann zwar den Prozeß und das Recht auf -den Titel, hat 
aber bis heute noch nicht die geringsten Anstalten ge¬ 
macht, das Werk wirklich auszuführen. 

Die deutsche Rechtsprechung, die bei aller Objektivität 
auf dem Filmgebiet manchmal Entscheidungen fällte, die 
mit keinerlei Sachkenntnis und keinerlei Verständnis für 


die elementarsten Bedürfnisse der Branche belastet war, 
sollte aus solchen Vorkommnissen lernen. Vielleicht wird 
das anders, wenn wir für derartige Prozesse sachverstän¬ 
dige Handelsrichter haben, mit deren Ernennung man an¬ 
scheinend jetzt beginnen will. 

Generaldirektor Paul Davidson ist der erste, dem dieses 
Ehrenamt angetragen worden ist. Man konnte keinen 
Würdigeren treffen, weil sich in diesem Mann, der im 
letzten Jahre aus verschiedenen Gründen etwas in den 
Hintergrund getreten ist, eines der wichtigsten Stücke 
deutscher Filmgeschichtc und deutscher Filmentwicklung 
verkörpert. 

Blütenträume, die nicht reiften! — Unter dieses Kapitel 
fallen auch manche Erfahrungen, die deutsche Künstler 
machten, die ins Ausland gingen. Lubitsch hat monatc- 
iang gegen Widerstände kämpfen müssen, die sich ihm 
hindernd in den Weg stellten. Er hat sich durchgesetzt, 
was man nicht von allen sagen kann, die den Weg in die 
Fremde angetreten haben. 

Die Reise führender Filmindustriellen gerade nach 
Amerika war fast durchweg erfolglos, wenigstens kam nie¬ 
mand mit dem berühmten Sperling in der Hand wieder, 
sondern erzählte nur von prächtigen Tauben, die angeb¬ 
lich auf den Dächern New Yorks gesessen haben sollen. 

Man sollte daraus die Lehre ziehen, daß die Eroberung 
Amerikas durch den deutschen Film nicht durch eine Ver¬ 
gnügungsreise erreicht werden kann, sondern nur durch 
intensive, zielbewußte Arbeit. 

Herr Fox hat sich auch nicht damit begnügt, uns seine 
Besuche abzustatten und seine Filme in einer mehrtägigen 
Schau in der Alhambra abrollen zu lassen, er hat vielmehr 
seinen eigenen Verleih errichtet, sich nicht auf den 
etwaigen Verkauf seiner Erzeugnisse verlarsen, sondern 
deren Verleih mit ausgesuchtem deutschen Personal selbst 
begonnen. 

Andere führende amerikanische Fabrikanten verkauften 
ihre Bilder ebenfalls nicht, sondern verleihen sie in 
irgendwelchen Kombinationen. Sie tun das nicht nur in 
Deutschland, sondern in allen Ländern der Welt. Das ist 
ein System, das nachweislich den Erfolg brachte, ein 
System, das auch für uns das einzig mögliche ist, und 
dessen Durchführung zunächst für Amerika eine der wich¬ 
tigsten Aufgaben des „Kinematograph" im kommenden 
Jahre ist. 

Die Kinogesetzgebung hat auch eine gewisse Revision 
erfahren. Die Normativbestimmungen zur Lustbarkeits¬ 
steuer wurden geändert, und eine wichtige Entscheidung 
des Oberverwaltungsgerichts in Saarbrücken stellte sich 
auf den Standpunkt, daß von der Billettsteuer keine Um¬ 
satzsteuer mehr zu entrichten sei. Die Revision der 
grundlegenden Richtlinien für die Steuer ist fast bedeu¬ 
tungslos. hat im besten Fall kleine formale Erleichterungen 
gebracht. 

Alles dreht sich im Kreis. Die Frühjahrsmesse in 
Leipzig brachte auch der kinotechnischen Industrie reich¬ 
liche Aufträge aus dem Ausland. Die Herbstmesse stand 
im Zeichen tieister wirtschaftlicher Depression. Bctriebs- 
cinschränkungcn, Unternchmungsunlust waren auch auf 
diesem Gebiet die typischen Kennzeichen der letzten 
Monate des Jahres. Das ist glücklicherweise gerade in 
diesen Tagen anders geworden. Es scheint, als ob auch 
hier wieder neues Leben erwacht, neues Leben, das auch 
zu praktischen Erfolgen führen wird. 

Die wichtigste technische Neuerung in der Praxis war 
die Einführung der Spiegellampe, die heute durchweg im 
Gebrauch ist, weil sic neben der Stromersparnis auch eine 
bessere Projektion ermöglicht. Gerade auf diesem Ge¬ 
biet werden sich voraussichtlich in der nächsten Zeit 
allerhand Exportmöglichkeiten ergeben. 

(Fortsetzung auf Seite 25, 



Nummer 879 80 


9ct ftincmaiogrnpfi 


Seite 11 


Aus den Kindertagen des Filmes 

Reminiszenzen aus zwanzig Jahren. 


\{/ er dereinst einmal zusammenfassend die Entwicklung 
’’ des deutschen Films schildern will, wiid es nicht leicht 
haben. Von den ersten Jahren deutscher Kinoarbeit 
wissen wir nicht viel mehr als vom Mars. Den ersten 
Flimmerernamen meldet keine Fachzeitung und kein Jahr¬ 
buch. Nur aus dam Munde der alten Veteranen erfährt 
man durch glückliche Zufälle, wie es in den ersten Licht¬ 
spieltheatern aussah, und wie es zuging, als zum erste •- 
mal die Jupiterlampen erstrahlten, und der erste deutsche 
sogenannte Spielfilm, ein Miniaturfilm, gedreht wurde. 

Damals hatte man 
noch keine Sehnsucht 
nach dem Großkapital. 

Über die Erschließung 
des Weltmarktes zer¬ 
brach man sich nicht 
den Kopf. Man zahlte 
dem alten Franz Porten 
für sechs Tonbildcr tau¬ 
send Mark Honorar, al>er 
nicht etwa für die Regie 
allein, sondern für das 
gesamte Ensemble, ein¬ 
schließlich Kostümen und 

Ein ganzer kleiner 
Spielfilm war billiger als 
heute der Stempel auf 
dem Vertrag des Haupt¬ 
darstellers, und für 
Gagen, die heute von 
Prominenten für einen 
einzigen Tag abgelehnt 
werden, hätte Henry Bender oder Fritzi Massary im wahren 
Sinne des Wortes jahrelang gefilmt. 

Der Filmfabrikant der damaligen Zeit brauchte sich 
keine Kopfschmerzen darüber zu machen, ob in Ragusa 
oder Venedig gut Wetter ist. Er drehte im besten Falle 
in Rüdersdorf oder am Wannsee. verkaufte seine Kopien 
meterweise an jeden, der sie haben wollte, und hatte 
keine Sorgen wegen Monopolverletzungen, weil der Begriff 
des Monopolfilms erst viel, viel später in einer Stunde- 
geboren wurde, die die einen glücklich, die anderen un¬ 
glücklich nennen. 

Im schönen Biesengrunde, da stand das Fiimmerhaus. 
In Biesenthal, das je nach Bedarf Italien, Norwegen oder 
Afrika darstelltc. 

Das Auto war eine unbekannte, zumindest aber uner¬ 


schwingliche Angelegenheit. Man wandcrle bei den Außen¬ 
aufnahmen vom kleinen Vororthahnhof per pedes aposlo- 
lorum zur Aufnahmestätte. Der selige Striese hätte seine 
helle Freude gehabt, wenn er gesehen hätte, wie auch die 
Prominenten ihr Päcklein Requisiten trugen, und wie mit 
vereinten Kräften Zelte aufgeschlagen und Bühnenbilder 
hergerichtet wurden. 

Wenn der Regisseur in guter Laune war, und wenn er 
das Gefühl hatte, daß er an den hundertachtzig Mark, die 
er pauschal für ein Tonbild bekam, richtiggehende zehn 
Prozent übrig behielt, 
dann spendierte er seinen 
vier Hauptdarstellern 
eine Weiße mit Himbccr 
und eine Wurststulic. Fr 
war davor bewahrt, daß 
es ihm so ging wie einem 
bekannten Filmfabrikan¬ 
ten, bei dem der Erfolg 
der Aufnahme immer 
vom Kursstand derjeni¬ 
gen Aktien abhing, die 
der Hauptdarsteller 

selbstverständlich besaß. 
Die einzigen Papiere, die 
die Flimmere*- jener 
Tage besaßen, waren die 
Papierkragen und Papier¬ 
manschetten. Dinge, die 
beim Film besonders be¬ 
liebt waren, weil man 
sich davon bessere Bril¬ 
lanzwirkungen im Bild 
versprach als von steif gestärkten Kragen und leinenen. 

Die Brillanz. Wer wußte damals etwas von chemischer 
Virage, wer überhaupt von den raffinierten Tönungen, die 
heute oft stundenlange Dispute zwischen Regisseur und 
Operateur entfachen? Die Nacht war blau und bei be¬ 
sonders zart besaiteten Gemütern grün. Feuersbrust war 
rot, der Frühling lila und alles übrige weiß. 

Man hatte auch keine Sorgen wegen der Zwischentitel. 
Die machte man so mit einer kleinen Handbewegung, 
wenn alles fertig war, und sie dienten manchmal dazu, 
den gedrehten Spielszcnen erst das zu geben, was man in 
gebildeten Kreisen mit „Sinn und Verstand" zu bezeich¬ 
nen pflegte. 

Es hat sogar einen Film gegeben, der nur aus Titeln 
bestand. Das waren die berühmten „kämpfenden Neger". 



Tilla Duricux' erster Film 



Maria Orska (1). Leopoldine Konstantin (3). Egedc Nissen (4). Rudolf Schildkraut (2) in dem Mack-Film 
„Ein Schuß im Traum“ von Felix Salten. 



















Seite 12 


5cc Rincmolofltapfi 


Nummer 879/80 


ein Film, der die Einfahrt in einen Tunnel zeigte und 
dann den Titel brachte: „Der Kampf beginnt!" Ein be¬ 
kannter Filmwitzbold, Herr Lachmann aus Berlin, ließ 
dann stundenlang Blankfi m hinterher laufen. Er hatte 
recht, denn was kann man schon von einem Kampf im 
dunklen Tunnel sehen? L»ifür konnte man aber etwas 
hören, nämlich Lachen. P : eifen und Johlen des herein¬ 
gelegten Publikums. 

Der Weg zum Flimmerr ihm war entschieden leichter. 
Man drängte sich nicht so danach wie heute. Dafür 
wurden die ersten Flimmerstars auch vom Glanz der Sage 
umwoben. 

Man erzählt sich über die Art, wie Henny Porten zum 
Film kam, wohl hundert verschiedene Märchen, und doch 
war die ganze Sache so einrach, wenn man bedenkt, daß 
Papa Porten für tausend Mark sechs Tonbilder liefern 
mußte. Man ließ eben in der Familie verdienen. 

Filmkritiker gab es auch nicht. Die Tageszeitungen 
hielten sich von dieser ..Jahrmarktsangelegenheit" fern. 

Im ..Berliner Lokal-Anze’ger" findet man die Nachricht 
von der Eröffnung des ersten Berliner Kinotheaters im 
lokalen Teil unmittelbar vor den Todesfällen, und der 
Kollege, der damals dieser Eröffnung beiwohnen mußte, 
hat es nach eigener Aussage auch als eine Art Unglücks¬ 
fall empfunden, daß ausgerechnet er in eine solche Panop¬ 
tikumsangelegenheit gehen sollte — er. der gleichzeitig 
Romane schrieb und ernste literarische Ereignisse kri¬ 
tisierte. 

Tempora mutar.tur! Heute hat der „Berliner Lokal-An- 
zeiger" seine große, fachmännisch geleitete Filmbeilage, 
und unser alter Kollege hat eine Anzahl Romane teils gut. 
teils schlecht an die Filmindustrie verkauft. 

Wir sprechen, wohlgemerkt, immer von den allerersten 
Jahren des Films, nicht etwa von der Zeit, aus der schon 
ein Teil unserer Bilder stammt. Da war man schon 
nobler, künstlerischer, literarischer und manierlicher ge¬ 
worden. 

Sie stammen aus einer Ära, die im Zeichen der „Union“ 
stand, oder, wenn man es in Personennamen ausdrücken 
will, im Zeichen Paul Davidsons und Max Macks. 

Damals baute man wundervolle Seebäder mit Strand 
im Atelier, holte sich die niedlichsten Koryphäen und die 
hübschesten Schauspieler und Schauspielerinnen für das 
Kino. Man sah auf die äußere Schönheit und weniger auf 
die schauspielerischen Qualitäten. Man bewegte sich un¬ 
bewußt auf dem Boden, auf dem das amerikanische Genre 
groß geworden ist. den man dann bald verließ, weil man 


den falschen Ehrgeiz hatte, den Film durch Namen groß 
zu machen. 

Bekannt ist hier eine Geschichte aus der ersten Zu¬ 
sammenkunft zwischen Filmleuten und namhaften Lite¬ 
raten, bei der der alte Blumenthal mitten während der 
Unterredung ein paar Zeilen auf ein Notizbuchblatt warf 
und es dann Paul Davidson überreichte mit dem Be¬ 
merken: „Hier ist ein Film! — Bitte, zehntausend Emm!” 

Diese neue Zeit ließ auch den Erklärer von der Bild¬ 
fläche verschwanden, wenigstens in den besseren Theatern. 

Aber es gab auch literarisch gebildete „Rezitatoren". 
Ich entsinne mich einer niedlichen Szene in einem Kino 
in Kattowritz, wo der Erklärer bei einem Detcktivfilm dem 
alten Grafen, der langsam vergiftet wurde und sich in 
Qualen wand, tröstend zurief: „Warte nur — balde 
ruhest du auch!“ 

Es klingt beinahe wie ein Märchen aus uralten Zeiten, 
wenn man erzählt, daß diese Rezitatoren oft auch zu 
Conferenciers wurden, die sich in amüsante Dialoge mit 
dem Publikum einließen. 

Ich habe in einem Berliner Vorstadtkino in jenen 
Kinderjahren folgende Szene erlauscht: 

Der Rezitator: „So kommt das arme, schöne Kind in 
falschen Verdacht!" 

Stimme aus dem Saal: „Mensch, laß dir untersuchen, 
wenn du dat scheen nennst!" 

Rezitator: „Nur rohe Seelen können hier so miese Be¬ 
merkungen machen! Sie können kein Verständnis . . ." 

Stimme aus dem Publikum, unterbrechend: „Sie mir 
auch!" 

Um 1910 herum begann das Kino salon- und kauf¬ 
männisch-geschäftsfähig zu werden. Weitsichtige Kauf¬ 
leute und vorurteilsfreie Künstler erkannten die Möglich¬ 
keiten. die sich durch das lebende Bild eröffneten. Sie 
kamen, unbeschwert von irgendwelchen Fachkenntnissen, 
und es ist kein Märchen, wenn man sich erzählt, daß einer 
unserer bekanntesten Filmindustriellen damals sogar einen 
Auftrag auf „fünf Kilo Perforationslöcher" erteilt hat. 

Von einem Manne, der heute als einer der sachverstän¬ 
digsten in Fachkreisen gilt, wird erzählt, daß er einem 
Theaterbesitzer, der seinem Unmut über eine alte, ab¬ 
gelaufene Kopie mit dem Telegramm Ausdruck gab: 

„Film angekommen. Wo bleibt Perforation?" 
zurücktelegraphierte : 

„Film komplett aufgegeben Macht Bahn sofort ersatz¬ 
pflichtig. Lassen neue Perforation auf eure Kosten hier 
anfertigen und liefern schnellstens nach." 



Henny und Franz Porten 


Fri,zi Ma-*ary und Henry Bender 
















Nummer 879,80 


5fr Rinemntoqrapft 


Seite 13 


Der Film in Mexiko 

Primitive Zustände — Filmpiraten — Hetze gegen deutsche Filme — Deutsche Mißgriffe — Gute Aussichten. 


D as mexikanische Publikum hat den Bildstreifen, der 
die Welt bedeutet, von seinem ersten Erscheinen an 
vor über 20 Jahren sehr gut aufgenommen. Es spielte da¬ 
bei der Umstand mit, daß der Besuch von Sprechtheatern 
in Mexiko eie kostspieliges Vergnügen ist, während 
sonstige kulturelle Darbietungen sehr selten sind, so daß 
weite Kreise der Bevölkerung auf den Besuch der Kino¬ 
theater angewiesen bleiben. 

Das größte Kontingent stellen natürlich die jungen 
Leute beiderlei Geschlechts, and genau wie drüben haben 
hier ..Juanitas" Postkartenbilder ihrer Licblingshclden 
über dem Bettchen hängen. 

Die ersten Filme kamen nach Mexiko um 1896 herum 
und waren von Pathe-Paris. Ballspiclcndc Kinder und 
ähnliche einfache Sujets bildeten das ganze Programm, bis 
als erster längerer Film „Die Hochzeit des Königs Alfons 
von Spanien" eintraf, womit auf die großen Möglichkeiten 
der neuen Erfindung hingewiesen war. Es wurde damals 
das erste Theater, der „Cine Lumiere", eröffnet, geneu so 
einfach wie die ersten dieser Art an anderen Plätzen. Alle 
Filme waren zu jener Zeit von Pathe und wurden durch 
ein Monopol der Firma Avelinc y de la Lande 
vertrieben, die in kurzer Zeit ein Vermögen verdiente. 
Das konnte jedoch nicht ewig so bleiben, und bald nr.hm 
als zweiter das Geschäft ein ehemaliger Angestellter eines 
Weißwarengeschäfts auf, der sich im Laufe der Zeit ein 
bißchen Geld zusammengespart hatte 

Camus, so hieß er, brachte aus Barcelona italienische 
Filme, die in Spanien bereits gespielt warer, zu äußerst 
billigen Preisen, aus denen er das Hunder.fache des Kauf¬ 
preises herausholte. Obwohl Camus später viele seiner 
italienischen Filme unmittelbar aus Italien bezog, begann 
er trotzdem mit jenem unglücklichen System der Einfuhr 
gespielter Kopien aus Spanien, ein System, auf das sich 
nach und nach auch andere Spanier wegen der großen 
Gewinnmöglichkeiten warfen. 

Um jene Zeit wurde hier der erste deutsche Film auf¬ 
geführt, der eine Truppenrevue auf dem Tcmpelhofer Feld 
darstellte und großes Aufsehen erregte. M t Ausbruch 
des Krieges begann dann die Einfuhr der amerikanischen 
Filme im großen Stil, die bis dahin als minderwertig an¬ 
gesehen worden waren. 

Nichtsdestoweniger verschafften sich die Amerikaner, 
begünstigt durch die Schwierigkeit der Seetransporte, mit 
den Serien Eingang, so daß bei Ende des Krieges fran¬ 
zösische, italienische und amerikanische Filme um die 
Vorherrschaft stritten, zu einer Zeit, wo in der Hauptstadt 


Mexiko sich die Zahl der Kinotheater auf über 30. im 
Innern auf etwa 600 belief. 

Obwohl schon vor dem Kriege einige wenige deutsche 
Spielfilme gezeigt und während des Krieges einige sehr 
abgespielte Kriegsbilder aufgeführt worden sind, kann von 
einer Einfuhr deutscher Filme erst vom Jahre 1920 an 
gesprochen werden. Ein Industrieller, der während des 
Krieges verschiedene Male seine Nationalität wechselte. 
Jacob o Granat, wußte sich einen Film der deut¬ 
schen Regierung zu verschaffen, der seinerzeit an Bord 
der „Möwe“ aufgenommen war, und führte ihn ver¬ 
schiedene Wochen mit großem Erfolge in der Hauptstadt 
auf. Kurz darauf erschien als erster deutscher Spielfilm 
„Der Todesflieger" der Neutral-Filmgcnosser,- 
schaft, der trotz seiner geringen Qualität einen großen 
finanziellen Erfolg brachte, da er eben der erste war 

Um diese Zeit wurde eine der glänzendsten Reklame¬ 
kampagnen inszeniert, die in Mexiko je gesehen worden 
sind. Die Stadt wurde förmlich tapeziert mit Plakaten, 
über eine Million Reklamezettel, Kärtchen usw. wurden 
verteilt. Lichtreklame spielte von den Dächern der 
Häusc, alles, um die Mark .- „U f a" bekannt zu machen. 
Diese Reklame kostete dem Importeur der ersten Ufa- 
filme cine gewaltige Summe, was ihm jedoch von der 
Universum Film A. G. schlecht gelohnt wurde, da sie bald 
darauf den größten Teil ihrer Filme an eine andere 
Gesellschaft verkaufte. Es scheint aber, daß diese letztere 
nicht so geschickt in der Handhabung der Filme gewesen 
ist, denn während die ersten Ufa-Filme, „M a d a m c 
Dubarrv“ und „V e r i t a s v i n c »t“, wochenlang vor 
ausverkauften Häusern liefen, ließen spätere anerkannte 
Weltschlager, wie „Anna B o 1 e y n“, „Die Herrin 
der Welt" u. a.. das Publikum vollständig kalt und 
waren geschäftliche Mißerfolge. 

Der Filmvertrieb ist überhaupt in Mexiko gar nicht 
leicht. Wir haben da erstens die unlautere Konkurrenz, 
die von den Vereinigten Staaten die Orte nahe der Grenze, 
wie Chihuahua. Monterrey, Nieder-Kalifornicn, Guaymas 
und Mazatlan, mit Filmen versorgt, und zweitens werden 
von Kuba Lichtbilder nach Yucatan und Veracruz ver¬ 
schoben. Wenn der Lizenzeigentümer in Mexiko-Stadt 
davon Nachricht erhält, ist es schon zu spät, ganz ab¬ 
gesehen davon, daß die mangelhafte Gesetzgebung und 
die relative Unabhängigkeit der einzelnen Staaten jedes 
Eingreifen fast unmöglich machen. Immerhin sind das 
alles nur zum Teil Verluste, denn alle diese Filme werden 
sofort wieder zum Ursprungslande zurückgesandt. Viel 


Jetzt haben Sie die schönste Zeit 


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Seite 14 


Dct Rtntmofo 0 tapf| 


Nummer 879 80 


ernster ist der Fall, wenn de rechtmäßige Importeur die 
Entdeckung machen muß. daß von demselben Film, den 
er mit großem Kostenaufwande in New York, Turin, 
Paris oder Berlin gekauft hat, eine Kopie von Barcelona. 
New York oder Dallas zu 


Saumpfaden gelangen kann, die alle mehr oder weniger 
unsicher sind. 

Das Geschäft ist also wirklich keine Spielerei, denn 
hinzu kommt, daß auch in Mexiko bereits Filme hergestellt 
werden. Die ersten Filme. 


Kopierpreisen hereinge¬ 

bracht hat. Das mexikani¬ 
sche Gesetz erkennt denjeni¬ 
gen als rechtmäßigen Eigen¬ 
tümer an, der zuerst das 
Drehbuch registriert, und 
wenn einer zur mexikani¬ 
schen Universität hingeht 
und läßt Schillers „Räuber" 
registrieren, so gilt der Be¬ 
treffende vor dem mexikani¬ 
schen Gesetz als der Autor. 

Der Verleiher muß sich 
verpflichten, den Film mit 
einem Kostcnaufwande, der 
zwischen 1000 und 3000 Dol¬ 
lar schwankt, zu annoncieren.' 
und bekommt dafür einen; 
Prozentsatz der Theaterein- 
nahmen, zwischen 30 und 40 
Prozent, oder vielmehr, er. 
soll ihn erhalten, denn leider! 
ist die Sache so, daß für ihn 
in Wirklichkeit nur 15—20 
Prozent abfallen. 

Eine Nachprüfung der Ein¬ 
nahmen ist dem Verleiher 
offiziell erlaubt, aber jeder 
wird rücksichtslos boykot¬ 
tiert, der sie auszuüben ver¬ 
sucht. Eine Reform dieser 
Zustände ist sehr schwer, da 
die Filmvcrleiher, deren An¬ 
zahl ein Dutzend übersteigi, 
sich gegenseitig einen Kon¬ 
kurrenzkampf bis aufs Mes¬ 
ser machen, was von den 
Theaterbesitzern ausgenützt 
wird, um die Preise täglich 
mehr zu drücken. So kommt 
es tatsächlich vor, daß nach 
großen Reklamevorbereitun¬ 
gen noch nicht einmal die 
Rekfameunkosten in der 
Hauptstadt amortisiert wer¬ 
den können. Der Film geht 
dann ins Innere, meistens zu 
ferten Leihgebühren, die oft 
nicht bezahlt werden. Es 
ha-vdell sich hier um kleinere 
S'.ädte und Dörfer, in denen 
der Klerus eine unbe¬ 
schränkte Herrschaft aus¬ 
übt. Da dieser in vielen Fäl¬ 
len französischer Abstam¬ 
mung ist. wird sehr oft von 
der Kanzel gegen die un¬ 
moralischen deut¬ 
schen Filme gepredigt, 
und in der Stadt M o - 



die Motive aus der National¬ 
geschichte behandelten, wa¬ 
ren der Neuheit wegen große 
finanzielle Erfolge. Dadurch 
ließ sich die Firma Camus 
verleiten, ein großes Atelier 
einzurichten und etwa sechs 
mexikanische Filme herzu¬ 
stellen. Camus hoffte seinen 
Filmen den Weltmarkt er¬ 
schließen zu können und sie 
schon in Mexiko mit einem 
Gewinne zu amortisieren. 
Keine dieser Hoffnungen 
verwirklichte sich, und nur 
ein einziger Film wurde nach 
den Vereinigten Staaten zu 
einem billigen Preis verkauft. 
So wurde das Atelier wie¬ 
der zugemacht, nachdem cm 
Vermögen in Goldpesos ver¬ 
pulvert worden war. 

Trotz aller dieser betrü¬ 
benden Umstände ist eine 
Aufwärts - Entwick¬ 
lung des Filmge¬ 
schäfts in Mexiko un¬ 
verkennbar. Der Fiimbedarf 
der Republik steigt trotz 
der sonstigen schlechten 
ökonomischen Lage dauernd. 
Wenn wir doppelte Kopien 
außer acht lassen, können 
wir den Jahresverbrauch 
auf etwa 1 1 » Million Meter 
anse tzen. 

Nach der Liste der einge¬ 
führten deutschen Filme be¬ 
trägt die Gesamtmeterlängc 
etwa 130 000 Meter in zwei 
Jahren, wobei auf 

Deutschland noch nicht 
5 Prozent des Filmum¬ 
satzes entfallen. Wenn noch 
nicht mehr deutsche Filme 
hierhergekommen sind, so 
liegt das einerseits daran, 
daß in Deutschland sehr 
hohe Lizenzpreise ge¬ 
fordert werden, während 
man immer in Betracht zie¬ 
hen sollte, daß in Barcelona 
gute Filme für ein paar hun¬ 
dert Peseten zu kaufen sind. 
Das findet darin seine Erklä¬ 
rung, daß das spanische Zoll- 
gesetz alle Zölle auf einge¬ 
führte Filme zurückerstattet, 
die innerhalb von sechs 
Monaten wieder ausgeführt 


r e 1 i a ist einmal ein Theaterbesitzer anläßlich der werden. Aus diesem Grunde bringen viele spanische 


Vorführung von der „Pest in Florenz" beinahe Verleiher fünf eder sechs Kopien herein, beuten 

gelyncht worden. Das ist aber nicht das einzige Risiko sie gleichzeitig in verschiedenen Gegenden des Lan¬ 
des Filmverleiheis; viele entlegene Bergdörfer müssen des aus und schieben sie nach einigen Monaten 

aufgesucht werden, zu denen man nur mit Mauleseln auf über die Grenze nach Südamerika oder Afrika. 






k i i L 


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L . : J 





































Die Insel der verlorenen Schiffe 

p^iefir amerikanische Film wurde mit einer 
^ Begeisterung aufgenommen, die in Berliner 
Lichtspieltheatern recht selten geworden ist. 


Hofmann. Lotto 


Holzki. Bloch GroBstück 
2386 m (6 Akte) 

Filmhaus Nitzsche A.-G 
Primus-Palast 


Kegiearbeit W 
danken. daB d 


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879 80 


Bet Rinemotograpft 


Seite 17 



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Das Geheimnis von Brinkenhof 

Fabrikat: Maxim-Film G. m. b. H. 

Regie: Svend Gade 

Hauptrollen: Henny Porten. Blüticher. ßalting 

Vertrieb: Deulig-Verlelh 

Uraufführung: Alhambra (Kurfürstendamm) 
fr neu? Porten-Film ist wiederum ganz auf den Volks' 
stimmt, der so gut zu den schönen b'ondcn Künstlern pi 


Eine Zwangsehe 

Fabrikat: Metro-Fiim. New York 

Hauptrolle: Viola Dana 

Länge: 1364 m (5 Akte) 

Vertrieb : L'fa-Lcih 

Uraufführung: U. T Kurfürstendamm 

10 h Dana ist vielleicht die talentierteste amerikanische Fili 
Schauspielerin, die der Pauline Fredenk die größere Jugc: 


.Die Brinkschult« 




Josef v. Lauft bearbeitet. Es 
schildert die Geschichte der 





0L 


















































































Seite 18 


Öct Rmcmatogropfi 


879 80 


Künstler bei der Arbeit 

Eit Lehrfilm zur Psychologie des Kunstschaffens. 


E s sind dicke Bücher über die Frage 
geschrieben worden, wie sich der 
Künstler beim Schaffen verhalte, und der 
Maler Renoir hat auf eine Frage geant¬ 
wortet: „Ich bin erregt." Das Institut 
für Kulturforschung, dem wir wertvolle 
Untersuchungen verdanken, kam auf den 
gescheiten Gedanken, einige berühmte 
Künstler bei der Arbeit zu filmen, um 
so die Arbeitsmethode der großen Män¬ 
ner der Nachwelt zu erhalten. Der inter¬ 
essante Film, der bisher nur einem Kreise 
künstlerisch interessierter Fachleute vor¬ 
geführt wurde, vermittelte interessante 
Eindrücke. Die Stimmung dieses Hirnes 
ist ganz intim. Man fühlt sich bei dem 
Künstler zu Gaste, ist wie ein wi߬ 
begieriger Schüler, der dem Meister auf 
die Hand gucken darf. 

Die Reproduktion zeichnender Hände 
ist im Film nicht ohne Vorbild, die 
Münchener Künstlerzeichnur.gen, die als 
Trickfilm im Beiprogramm aufen. brin¬ 
gen die zeichnende Hand, d.e den Trick 
auf das Papier zeichnet. Aber während 
die Hand hierbei nur vorgezeichnete 
Linier, nachzieht, sieht man in dem Film 
des Instituts für Kulturforschung das 
Werk selbst entstehen. Wir sind auch 
nicht die Beobachter namenloser kleiner 
Zeichner, sondern sehen Meister wie 
Max Liebermann. Lovis Corinth, Max 



Sievogt, Käte Kollwitz. Emil Orlik, Max 
Pechstein. George Groß und Otto Dix 
an der Arbeit. Aus der Art, wie Lieber¬ 
mann den Zeichenstift führt oder Slevogt 
die Radiernadel bewegt, läßt sich ihre 
Technik beurteilen — für einen Kunst¬ 
historiker ein gar nicht zu unterschätzen¬ 
des Mittel, durch den physiologischen 
Vorgang der Psychologie des Kunstschaf¬ 
fens näher zu kommen. 

Darüber hinaus kann auch dieser Film 
das Schöpferische nicht enträtseln. Denn 
das Hirn, das die Hand lenkt, entzieht 
sich der mechanischen Reproduzierung. 
Die Handbewegung gibt keine Auskunft 
darüber, weshalb die Linie gerade in 
dieser und nicht in einer anderen Weise 
gezogen wird, weshalb sic bogig verläuft, 
statt senkrecht aufwärts zu streben. Wie 
denn auch die zeichnende Hand nicht an¬ 
zugeben vermag, weshalb der Künstler 
gerade diese Linie wollte, die das Auge 
künstlerisch empfindet, ohne daß die 
Hand davon weiß. 

Trotzdem ist dieser Kulturfilm einer 
der interessantesten, die jemals gedreht 
wurden — und man empfindet ein leises 
Bedauern darüber, daß es nicht möglich 
war, uns Heutigen Goethes heilige Hand 
bei der Niederschrift eines Gedichtes zu 
zeigen und zu bewundern. 

Die Technik dieser Angelegenheit hat 



aber auch eine päda¬ 
gogische Seite. Tilmar 
Springefeld, der Erfin¬ 
der des Noto - Film- 
Systems, führte vor 
einiger Zeit einem 
Freundeskreise kurze 
Bildstreifen vor, auf 
denen Gcigcnkünstlcr 
bei der Wiedergabe 
eines Konzertstückes 
zu sehen waren. Aus 
der Armhaltung, der 
Stellung der Finger, der 
Bogenführung konnte 
der Musikfreund er¬ 
sehen, welche mecha¬ 
nischen Griffe nötig 
waren, um den Ton auf 
der Geige zu erzeugen. 
Für die Musik und ihre 
Reproduktion scheint 
die filmische Wieder¬ 
gabe der manuellen 
Technik noch größere 
Bedeutung zu erlangen 
als für die Zeichen¬ 
kunst, wobei die letzte 
einstweilen auf die 
malerische Einstellung 
der Farbenreproduktion 
leider verzichten muß. 





Nummer 879 80 


Oer ftinematograpf) 


Seite 19 


Caligaris Fortsetzung 

Hin Beitrag zur internationalen Filmpsychologie 
Von Alfred Richard Meyer. 


T'Xaß ein Film wie der „Caligari". der seinerzeit durch 
seinen kühnen Expressionismus berechtigtes Aufsehen er¬ 
regte, noch nach geraumer Zeit in einem Buche seine 
Fortsetzung findet, ist gewiß etwas Verwunderliches, das 
aber entschieden noch seltsamer anmuten muß, wenn man 
erfährt, daß diese Fortsetzung nicht bei uns, sondern in 
Amerika stattfand und daß dieses amerikanische Manu¬ 
skript wiederum, obwohl es von einem äußerst populären 
Autor, wie cs Upton Sinclair zweifellos ist, zuerst 
in Deutschland erscheint. 

Diesen merkwürdigen Voraussetzungen entspricht ganz 
der Inhalt des Romans: ..Man nennt sich Zimmermann." 

..Das seltsame Abenteuer begann damit, daß ich mich 
aufmachte, um einen in Deutschland hcrgestellten Film 
anzusehen." Mit diesem Satz beginnt das Buch. Uns 
interessiert hier vor allem, was nun weiter diesen Film 
..Caligari“ betrifft. 

Der Held trifft am Abend den deutschen Kritiker Dr. 
Karl Henner in Western City und unterhält sich folgender¬ 
maßen über den Film, der „eine futuristische Produktion, 
eine merkwürdige, schier unheimliche Kinophantasic. die 
den Alpdruck eines Wahnsinnigen darstcllt“, genannt wird. 

„Da Sic Amerikaner sind.“ sagte Dr. Henrer, „werden 
Sie sich fragen, was der Nutzen eines solchen Films sei? 
Denn Sic werden glauben, jedes Kunstwerk müsse einen 
ethischen Zweck verfolgen." 

Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: . Dieser Film 
hätte unmöglich in Amerika hergestellt werden können, 
schon deshalb nicht, weil fast alle Gestalten äußerst 


mager sind.“ Dies sagte er mit einem unmerkhehen 
Lächeln. „Es gibt keine amerikanischen Filmschauspieler, 
die sich in einem derartigen Zustande befinden. Liebt 
der Amerikaner die Kunst genug, um ihretwillen das Ver¬ 
hungern zu wagen?" 

Wildes Gröhlen dröhnte durch die Luft, die Uniformier¬ 
ten schienen die Zivilisten zu puffen und zu stoßen. Da 
wir näher herankamen, fragte ich einen der Umstehenden 
..Was geschieht hier?" Die Antwort lautete „Diese 
Menschen wollen nicht, daß die Leute ins Kino gehen.' 

„Weshalb?" 

„Es ist ein deutscher Film. Hunnenpropaganda.' 

Der Held entsinnt sich der Schilderung des Films, der 
„reine Kunst bloß um der Kunst willen" sein will, und 
bedenkt auch, daß der Krieg nun schon seit drei Jahren 
beendet ist. an dem ei selbst als Mitkämpfer teilgcnommcn 
hat. und zwar in den Argonnen. weswegen er sich aber 
längst von irgendwelchen fcir.dscl.gen Gefühlen gegenüber 
den Deutschen frei wisse. 

Dr. Henner rät ab. ins Kino zu gehen. Der Held ent¬ 
gegne'., daß er sich von einer ..Bande Idioten“ nichts vor- 
schreibcn lasse, und sieht seinen Weg plötzlich von einem 
Unifoimicrten verstellt. „Hier wird nicht hineingegangen!" 

. Weshalb nicht?“ 

„Es ist eine deutsche Aufführung; wir gestatten es 
nicht.“ 

„Hören Sie. Soldat.“ sagte ich unfreundlich, „ich trage 
meine Uniform nicht, habe aber darauf ebensogut ein 
Recht wie Sie. Ich war in den Argonnen." 



Jedes Erzeugnis, jeder wichtige Ersatzteil trägt Namen oder Schutzmarke, die vor minderwertigen Nachahmungen 
schützen. Schutzmarke und Name bürgen für vorbildliche, ja unerreichte Qualitätserzeugnisse von 
Weltruf — denn: Krupp-Ememann-Apparate sind eine Klasse für sich. — Sic wurden 
auf allen beschickten Ausstellungen stets allein höchstprämiiert. Letzte 
Höchstauszeichnung; Turin 1923 Grand Prix und Goldene Medaille 

rtRUPP-ememnnn-rMnoRPPflRciTe G.m.&.fi. DResDen-A. 15c 




Seite 20 


Nummer 879 80 


„Weshab wollen Sie sich dann die Hunnenpropaganda 
anschauen?“ 

..Vielleicht interessiert üe mich." 

..Sie können nicht hinein; wir sind hergekommen, um 
die Vorstellung zu verhindern." 

Der Held drängt sich zum Billettschaltcr durch, betritt 
das Theater und fragt den Türsteher, ob es sich wirklich 
um eine deutsche Propagandasache handele. 

..Keineswegs. Aber es heißt, man wolle uns verbieten, 
deutsche Filme aufzulühren. weil diese viel billiger sind. 
Man glaubt, sie würden die amerikanischen Filme ver¬ 
drängen, und das sei unlauterer Wettbewerb." 

Zwei Dutzend Zuschauer erleben dann die Caligari- 
Premiere. die folgenden Eindruck auf den Amerikaner 
macht: Im Film kommt eine Anzahl Morde vor, die ein 
junger Mann aufzudecken versucht; schließlich führen alle 
Spuren zu einem alten Arzt und Zauberer. Am Schluß 
des Dramas stellt sich heraus, daß dieser Doktor der 
Leiter einer Irrenanstalt und der junge Mann einer der 
Insassen sei, so daß schließlich alle Abenteuer bloß auf 
den Phantasien eines Wahnsinnigen beruhen. „Die Deko¬ 
rationen, das ganze Spiel waren futuristisch, unheimlich 
und äußerst wirkungsvoll. Ich sah das Ganze im Licht 
von Dr. Henners Auslegung als das Erzeugnis einer alten, 
vielleicht überreifen Kultur. Sicherlich hätte in Amerika 
kein solcher Fi!m hergestellt werden können. Aber wenn 
ich die Wahl hätte zwischen ihm und den sexuellen 
Spielereien von Mary Magna (der Leser mag hier getrost 
den Namen der bekanntesten amerikanischen Filmschau¬ 
spielerin hersetzen, die im weiteren Verlauf des Romans 
eine Hauptrolle übernimmt) — ich weiß nicht recht. Jeden¬ 
falls hatte mich der Dr. Caügari die ganze Zeit über inter¬ 
essiert. und Mary Magna interessiert mich nur, wenn ich 
sie nicht auf der Leinwand sehe. Jedes Jahr muß ich 
die Wahl treffen, ob ich sie tödlich beleidigen oder mich 
langweilen soll, während sie in ihren Glanzrollen auftritt. 


Ich las viele Romane und sah manche Stücke, in denen 
der Held zum Schluß erwacht, und wir erfahren, daß wir 
bloß seinen Traum gesehen haben. Ich erinnere mich an 
den ,,Sommernachtstraum" und an den „Rückblick" von 
Bellamy. Ein alter, alter Kunstkniff, und doch immer 
wirkungsvoll. Hier aber hatte ich zum erstenmal den 
Traum eines Wahnsinnigen miterlebt. Ja, die Aufführung 
war interessant, dies konnte nicht geleugnet werden, 
schaudererregenc, lebendig und wundervoll gespielt. Wie 
hätte Poe sie genossen!" 

Schon hält ihn ein großer Bursche am Arme fest: „Das 
ist ein Verräter! Sagt, er sei ar. der Front gewesen, und 
nun unterstützt er die Hunnen!" 

Ein gestelltes Bein, der erste Schlag, Niederstürzen in 
den Rinnstein, ein zweiter heftigerer Schlag, Fußtritte und 
Stöße, taumelnde Flucht in die St. Bartholomäus-Kirche. 
Zusammenbrechen auf einer Holzbank, Weinen, Aufsehen 
zum Altar und zum Christusbild, das plötzlich neben dem 
Mißhandelten steht und zu sprechen anhebt. 

Hier setzt der eigentliche Roman ein und bedient sich 
ebenfalls des alten und doch immer wieder wirkungs¬ 
vollen Kunstkniffs, daß der Heid im Verlauf einer einzigen 
Stunde alle Tollheiten eines ganzen Buches erlebt, das 
eine starke Anklage gegen Amerika ist, das aus einem 
ethischen Kommunismus gegen Film-Unternehmer wie 
gegen Film-Darsteller vorgeht and dem als Helfer im 
Streit Christus, der Zimmermann, persönlich beisteht, den 
man auch für den Film gewinnen will. Jedenfalls erweist 
sich Sinclairs Phantasie derjenigen des Dr. Caligari durch¬ 
aus ebenbürtig, nur daß bei ihm alles ins Amerikanische 
gesteigert ist. 

Und nun könnte wieder ein deutscher Filmregisseur 
kommen und aus diesem spannenden Roman ein Kino¬ 
stück formen, das den amerikanischen Schriftsteller dann 
wiederum zu einem neuen Roman anregte. („Man nennt 
mich Zimmermann", erschien im Malik-Verlage.) 





MODELL1923 


Präzisionserzeugnis 
Geringste Abmessungen 
Gehäuse aus Lekhfmefall oderHolz 
Einwandfreies Stehen des Bildes 

Ruhiger Gang 


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Oer 3u/tt?morb ui Oenebtg 


wirb in jefm iSfrltnrr Jheotern 
glCtd]>Clttg ,nr Uraufführung gelangen. 


. 1 $ 


Oer 3 ufthrnorb 311 Penebig 


hat in Berlin unb im Reich reftlofe 
Anetten v u n g bei beit Theater- 
bej'ittern unb ber Rrel'le gefnnben. 




Oer grobe publtfume-^ifm 

Oer Juftnrnorb 311 Penebtg 


wirb 0 e r l t e h e tt f ü r 


Berlin — Cjten: tP e ft f a l i a - * 1 1 m - C> e r le i h, Berlin tC* äb, Jtechftrabc 12 
$übDeutfchlanb: fT* e ft f a l i ai l tn - F* e r l e i h , ‘Jranffurt a. 3IL, •iaiferftrobe 41 
ib e ft f a i i a - 3 i l m - F* c r l c i h, Jlliinchen. Jtaufingerftra.be 23 
RUttelbeutlchlanb: progreb-j?ilm-Berleih. Rob. Jtnorr, üreebeti, 'Jrauenftra.be 3a 
Rheinland-UVIU.: O^eo graphij'che <$ efe llf di a f t, OülTelborf. itlofterftraße 140 
ItorbOeutfchlanb: Oeoo-Jilm, C * f a r Co gt, Hamburg. Rlömfebergl'traße 7 


?. I 

w:mw:mw;m:mmmmmwzMWMaw:/;ww;mm r & 





Nummer 879 80 


Oer Rmrmntrsnratjri 


Seite 21 




Das Problem der Lichtreklame 



Aber vom Transparent soll heute nicht die Rede sein. Hs 
soll auf die Möglichkeit hingewiesen werden, die be¬ 
leuchtete Reklame originell zu gestalten und sic wirklich 
zu einer Attraktion zu machen. 

Unsere Bilder zeigen, wie so etwas anzufangen ist. Hs 
sind zum Teil Nachtaufnahmen, an denen man die Licht¬ 
wirkung ausgezeichnet studieren kann. 

Besonders gelungen ist die Gruppe über dem Haupt- 
eingang, die Chaplin und den klcncn Jackic Coogan in 
charakteristischem Ausschnitt aus dem Film zeigt. Es 
sind nicht etwa große, schwere, massive Figuren, sondere 
bemalte Pappsilhouetten, die man sich leicht nach einem 
Photo oder nach dem Plakat i-nfcrtigcn kann. 

Originell ist aber eine derartige Aufmachung nur. wenn 
sie selten angewandt wird. 

Man kann, um die Beleuchtungsanlage auszunutzen, an 
diesem auffallenden Platz regelmäßig ein großes Plakat 
zeigen Derartige Besonderheiten dürfen nur für große 
Filme reserviert bleiben. Man muß auch hier nur originelle 
Vorwürfe wählen und lieber auf eine derartige Rcklame- 
mögtichkeit verzichten, wenn man aus diesem oder jenem 
Grunde kein passendes Motiv findet. 

Für die „Insel der vcrlorer.cn Schiffe" zum Beispiel, ein 
Film, der gerade in Berlin sensationellen Erfolg hat, gibt 
cs eine ganze Reihe dankbarer Motive. Man kann ent¬ 
weder die Boxkampfszene nehmen 
oder das U-Boot; dann selbstver- 
ständl ch in einer eigen komponier¬ 
ten Form, die die Möglichkeit gibt, 
außer dem eben auftauchcndcn 
U-Boot auch die Hauptdarsteller 
etwa in jenem Moment zu zeigen, 
wo sie dem rettenden Torpedo¬ 
boot entgegenwinken. 

Wir hoffen, schon von der näch¬ 
sten Nummer ab derartige Ideen¬ 
anregungen in Skizzen zeigen zu 
können, so daß unsere Rundschau 
auch nach dieser Richtung hin vor¬ 
bildliche Arbeit leisten wird. 


Wie die Ufa „The Kid“ in Berlin hcrausbrachte 


Oien. U. T. Nollendorfflatz am Abend, unten am Tage 


1Z^ s gehört nr.it zu den schwierigsten Problemen, die 
Außcnreklame eines Theaters, besonders am Abend, 
wirksam zu gestalten. Kinos liegen meist in den Haupt¬ 
verkehrsstraßen, eingebettet in alle möglichen anderen 
Vergnügungsuntemehmungen. Der Kampf, schon von 
außen her den wirkungsvollsten Anziehungspunkt inner¬ 
halb eines großen Komplexes abzugeben, entbrennt, wenn 
die Nacht sich niedersenkt, mit doppelter Heftigkeit, und 
heute, im Zeitalter der Elektrizität auch mit stärkster In¬ 
tensität. 


Daß die Photokästen, der Eingang selbst und die Pia 
kate gut beleuchtet sein müssen, ist ganz selbstverständ¬ 
lich. Bei den Photokästen haben die Baumeister meist 
schon Vorsorge getroffen und Röhrcnlampcn eingeglicdert. 
die ihr Licht nach innen werfen und so durch den äußeren 
dunklen Rahmen das Schauobjekt besonders plastisch her¬ 
vortreten lassen. 


Die primitivste Art der Lichtreklame ist das Transpa¬ 
rent. Es tut überall da seine Wirkung, wo rings herum 
genügend Dunkelheit herrscht. Eis strahlt erst genau so 
wie ein Paradoxon, wenn es sich im schärfsten Gegensatz 
zu seiner Umgebung befindet. 

Das ist meist nicht der Fall, so Jaß das Transparent, 
einst eines der wichtigsten Hilfsmittel, heute schon 
vielfach als erledigt und unwirksam anzusorechcn ist. 

Wenn es noch verwandt werden 
kann, so ergeben sich natürlich 
allerhand Möglichkeiten. Es muß 
dann beweglich gestaltet werden 
und in der zeichnerischen Durch¬ 
führung originell sein. 

Man kombiniert häufig Photos 
mit Transparent, das heißt, man 
schafft irgendeinen entsprechenden 
stilgerechten Rahmen, der Licht- 
effekte in der Art aufweist, wie 
sic bei Theaterkulissen beliebt 
sind, und ordnet mit diesem Trans¬ 
parent geschmackvoll die wichtig¬ 
sten Photos. 




Seite 22 


t>rt Ämctnalogtapf) 


Nummer 879 80 


Im übrigen kommt es natürlich nicht allein auf das 
Motiv, sondern auch auf d e Ausführung an. Der beste 
und geeignetste Künstler ist in diesem Falle der billigste. 
Für kleinere Theater werden Jie Kosten im einzelnen Falle 
zu hoch sein. Man hat aber auch in ähnlichen Fällen im 
Rheinland dadurch einen Ausgleich geschaffen, daß sich 
mehrere Theaterbesitzer diese Dinge gemeinsam herstellen 
ließen und sich ihre Spielda-.en so einteilten, daß sie sie 
hintereinander benutzen konnten. Wenn die Zeiten besser 
sind, wird die Herstellung derartiger Dinge sicherlich in 
Deutschland, wie in Amerika. Sache der Fabrikanten oder 
Großverleihcr sein, denen man allerdings im Augenblick 
derartige Rekiamespescn nicht zumuten kann. 

Vielfach sind gute Erfahrungen mit farbigem Licht ge¬ 
macht worden. Man kann an Theatern, die zum Beispiel 
inmitten großer Vergnügungsstätten liegen, die alle ihre 
Lichtreklame in Weiß halten, sehr leicht auffällig dadurch 
wirken, daß man seine eigene Reklame in Rot, Blau oder 
Grün hält. 

Wer zum Beispiel an sich Plakate an der auffälligsten 
Stelle seines Theaters im allgemeinen weiß beleuchtet, 
wird gut tun, an dem Tage, wo er derartige Großszenen¬ 
bilder benutzt, je nach dem Motiv rote oder grüne Lampen 
einzuschalten. Der Zeichner muß dann bei der Wahl 
seiner Farbe auf diesen Lichteffckt von vornherein Rück¬ 
sicht nehmen. 

Empfehlenswert ist bei derartigen Szenenbildern in¬ 
direkte Beleuchtung, weil dadurch die Gruppe selbst 
plastischer hervortritt. 

Wie wesentlich die geschickte Beleuchtung der Szenen 
ist, konnte man in Ber in bei „The Kid" an einem lehr¬ 
reichen Beispiel feststeilen. Die Gruppe und die Dach¬ 
stube an der Außenfront des U. T. am Noliendorfplatz 
wirkten ausgezeichnet. Der große Kranz mit dem großen 
Chaplinkopf am Tauentzienpalast kam durch die unglück¬ 
liche Plazierung der beleuchtenden Lampen um ein großes 
Teil seiner Wirkung. 

Lichtreklame oder beleuchtete Gruppen sind von aus¬ 
gezeichneter Wirkung, aber nur dann, wenn man sie mit 
allen Schikanen herrschten kann. Arbeiten nach dieser 


Richtung hin. die nicht ganz vollendet sind, schaden dem 
Kino an sich und dem Kinotheater im speziellen mehr, als 
sie nutzen. Man soll dann die Finger davon lassen. 


„Der verlorene Schuh ' 

Zu diesem Film überreicht die Dccla eine hübsche 
Broschüre, die — bei derartigen Dingen selten üblich — 
fest gebunden ist Sie zeigt innen, hübsch gerahmt, 
Szenenphotos, die, als Autotypien besonders gedruckt, 
nachher in das Heftchen eingeklebt wurden. 

Die inneren Blätter sind in jeder Beziehung vorbildlich, 
sowohl was das Papier als auch was den Druck angeht. 
Das Vorsatzpapier ist hübsch und zeigt Qualität. Man 
bedauert eigentlich, daß der Außenumschlag, der anschei¬ 
nend von L. Oppenheimer stammt, so wenig stilgerecht 
und zu konventionell ist. Es scheint, als ob man hier ent¬ 
weder auf vorhandene Klichees oder aber auf gewisse Ge¬ 
schmacksrichtungen bei den Theaterbesiizern Rücksicht 
genommen hat. 

Das gi.nze Werkchen beweist erneut den bewährten 
Geschmack der Presseabteilung der Decla, die von Fräu¬ 
lein Verschleißer geleitet wird. 


„Die Strafe" 

„Die Straße" nennt sich eine kleine Broschüre aus der 
Druckerei Willy Simon, die die Sternfilm-Gesellschaft bei 
der Premiere überreichen ließ. Man bietet zunächst 
einen Ausschnitt aus dem Manuskript, der eigentlich zu 
kurz ist, um viel zu sagen. Es folgen kleine Skizzen von 
Max Schach, Jolka, Eugen Tannenhnum und Eugen 
Klopfer. Ein Gedicht von Walter Mehring, das die Stim¬ 
mung der Straße in eigenwilligen Rhythmen aufsaugt, und 
die Reproduktionen von vier hübschen Porträten von Lud¬ 
wig Meißner schmücken das kleine Buch, das den Beweis 
dafür liefert, daß auch mit verhältnismäßig einfachen 
Geld- und Papiermitteln, daß mit simplem Buchdruck ein 
hübsches, nettes Propagandawerk zu schaffen ist. 



Zeichnerische Impressionen 


einer „Scherlkindervorstellung“ von Irmgard Lange 




















































































noch nicht bcträcht!u:b ist (2,6“., für die gesamte Filmindustrie 
und 3,6"„ für den Verleih), so ist doch xu hoffen, daß diese 
Senkung eine neue Ara einleiten wird. 

Der Index als Maßstab für den Multiplikator hat den Zentral- 
verband veranlaßt, die Leihaufschläge von 57 Milliarden ab 
28. Dezember auf 55 Milliarden (nach unten abgerundet) herab¬ 
zusetzen. Die Bayerische, Südfilm, Wilhelm Feindt usw. hatten 
ihren Multiplikator, den veränderten wirtschaftl.chen Verhält¬ 
nissen entsprechend, schon bedeutend früher auf 50 Milliarden 
heruntergesetzt und behalten £ ese Höhe vorläufig bei. 

Streik macht schadenersatzpflichtig! 

Diesen Grundsatz hat die 11. Kammer des Gewerbegerichts 
Berlin am 11. d. M. unter Mitwirkung von Arbeitgeber- uni 
Arbeitnehmerfcei* itzern zur Durchführung gebracht. Einige Ar¬ 
beiter, darunter die Betriebsräte, hatten die Dec'.a-Bioscop A.-G. 


zukommen. 

Neukonstituierung einer Aktiengesellschaft. 

Der eigenartige Fall, daß eine bestehende Aktiengesellschaft 
aus formalen Gründen gezwungen war, eine Neukonstituierung 
vurzunehmen, hat sich jüngst in München ereignet. Die Rcvera- 
Film A.-G. war aus juristischen Gründen gezwungen, eine Neu¬ 
konstituierung vorzui ehmen. Das Grundkapital beträgt 10 Bil¬ 
lionen. wovon ein Zehntel Inhabervorzugsaktien, die übrigen 
Inhaberstammaktien ä 1000 M. sind. Die Ausgabe erfolgt zu 
100 Prozent. Die Vorzugsaktien haben achtfaches Stimmrecht 
und 4 Prozent Vorzugsdividende. Vorstand ist Emil Konetzky: 
Aufsichtsrat: Großkaufmann Nicß, Rechtsanwalt Fritz Müller 
Kaufmann Günthert jun. Neben der Produktion ist ein eigener 
Verleih eingerichtet. 


auf Zahlung von 14 Tage Lohn verklagt, obwohl sic am 
9 November 1923 in Streik getreten und daraufhin fristlos ent¬ 
lassen worden waren. Das Gewerbegericht hat die fristlose 
Entlassung in allen Fällen, auch bei den Betriebsräten, für 
gerechtfertigt erklärt und demgemäß die Klagen sämtlich 
abgewiesen. Auf die Widerklage der Firma hat das Gewerbe¬ 
gericht die Kläger verurteilt, an sie gemäß § 124b der Gewerbe¬ 
ordnung Schadensersatz für den durch den Streik begangenen 
Vertragsbruch zu leisten. 

Sobald uns die Gründe des Urteils im Wortlaut vorliegen 
werden, werden wir auf den interessanten Fall zurückkommen, 
der für manchen vielleicht eine heilsame Lehre birgt insofern. 












































































































iJo« <Bcf)etmnt0 üoiti örmfcnfiof 

IJiartm t*ro& $ilm der Üeulig 

nodj bem Iftpmun „;Dif 25rinf|d>ulte" ppn 3ofef ppn £auff 

Iftegic unb 3Jt<inuffript (Fpenb ($abe 
bauten: öeinridi Reifender* 
pt>ofpgrap!)ic: Patting, ©aebet, ^bemo. 

fjauptöarftdlenn: ficnny Poeten. 

perfonen: 


lOturio 25rinfent)pf.fjtnny Porten 

3ofper Ärinfentjpf.poul Öcndete 

iSntpn Ärintenfjpf.pauf JJtanning 

S*arbel«3fin, gen. ber (srppfentiefer . . 2t. AiMrubpff 

3uno (gtebinf, ber (gdjmicb . . . >\ubo(f ^icbradj 

.Oeinrid? 3öm, €>d>micbegeielle ... 2tlf 35lütcd>er 

3ungfer Cfli .(Sertrub Ocpfotbf 

£ar«, ber ©rpftnet^t.Robert Xeffler 


Uraufführung: 

25. ©ejemba 19" \ üeultg<Paloft Stlbambra 

fturfürflenbamm 6 «. 


Otctcieb öucrfi Öeuhg*!3ecUib <B. m. b. t\. 

Berlin 3JT o$ «ttinrlottcnftraftt $2 

«tltgtammt: Otauttltl*. 

MM a««ii S*ttt f iVfitn SW«~ 








Nummer 879 80 


t*cr Rincnmtogropfi 


Seite 25 


Wirischaftspolitische Jahresbilanz 


Typisch für den verflossenen Zeitabschnitt ist dann 
schließlich -- um noch eine der vielen interessanten 
Fraßen aufzurollen — der Übergang von der Einzeltirma 
zur Akten gesell schaft Eine Kapitaiserhöhung jagt bei 
der einzelnen Gesellschaft die andere, so daß wir jetzt 
eine Reihe von Firmen haben, deren ausgegebene Anteile 
imponierende Summen darstellen. Eine Reihe von 
Papieren wurde in den Freiverkehr der Berliner Börse 
eingeführt In Düsseldorf. Essen, München und Hamburg 
entwickelte sich ein verhältnismäßig lebhafter Handel in 
Filmaktien. 

Ein großer Teil dieser Firmen steht jetzt vor dem 
schwierigen Problem, wie diese Summen im neuen Jahr 
verzinst werden sollen. Es_ist das ein Problem, das auch 
in anderen Industriezweigen akut geworden ist. wobe> 
nur zum Nachteil des Films in Betracht gezogen werden 
muß. daß er in vielen Fällen nicht in dem Maße Sach¬ 
werte aufweisen kann wie etwa die Betriebe aus dem 
Textil- und Eisenreich. 

Erschwerend kommt hinzu, daß nicht die Sachwerte 
allen, ausschlaggebend sind, sondern auch die rationellen 
Ausnutzungsmöglichkeiten des Betriebes und die Mög¬ 
lichkeit. möglichst lückenlos, unter Benutzung möglichst 
weniger Betriebsmittel, neue Werte zu zeitgemäßen 
Preisen zu schaffen. 

Wir sehen für einen Teil der Gesellschaften in dieser 
Umstellung fast unüberwindliche Schwierigkeiten, wäh¬ 
rend auf der anderen Seite eine erhebliche Zahl von Gro߬ 
firmen durch Rückstellung von wertbeständigen Reserven 
in etwaiger Höhe der Aktienkapitalien leicht und sicher 
, us der Inflation in die stabilisierte Zeit hinüberkommen 
wird. 

Alles dreht sich im Kreis. Wir müßten also aller Vor¬ 
aussicht nach nach dieser Zeit der Depression, des Still¬ 
stands und des beginnenden Niedergangs wieder zu einem 
Aufstieg kommen. Der Pessimismus muß wieder dem 


Optimismus weichen. Aber dieser Glaube an die bessere 
Zukunft darf nicht in Worten und Reden bestehen, son 
dern in ernster, rationellster Arbeit. Die Gelegenheit 
fabrikation oder die Herstellung einzelner Werke mit 
Pausen, die oft doppelt so groß sind wie die Zeitspanne, 
die die Herstellung eines Films in Anspruch nahm, muß 
vorüber sein. 

Wer nicht ausreichende Betriebskapitalien besitzt, um 
wirklich angespannt, ununterbrochen arbeiten zu können 
soll sich ernsthaft überlegen ob er überhaupt erst die 
Fabrikation aufnimmt. Die Zeit der Konjunktur- und 
Yalutengew-.nne ist vorüber. Das neue Jahr wird die Ent¬ 
scheidung bringen, ob die deutsche Filmfabrikation wirk¬ 
lich sich zur Großindustrie entwickelt hat. wird die Ent¬ 
scheidung darüber bringen, ob wir das Vertrauen des 
deutschen Kapitals besitzen, dessen Mitarbeit erste Vor¬ 
aussetzung für die Weiterentwicklung unserer Industrie ist 

Wir wollen es wünschen und hoffen, und unser Teil da¬ 
zu beitragen im In- und Ausland durch Anregung und 
durch Kritik, die sich auf künstlerische und wirtschaftliche 
Fragen erstrecken wird. 

Die deutsche Fachpresse - das sei hier nur angedeutet 
hat auch roch viele Aufgaben zu erfüllen. Sic muß 
nicht nur die Industrie anspotnen und in ihren Lebens¬ 
erscheinungen kritisch würdigen, sondern auch selbst rest¬ 
los an ihrem Ausbau und ihrer Vervollkommnung arbeiten 

Der ..Kinematograph" hat gerade im letzten halben 
Jahre gezeigt, daß es ihm nach dieser Richtung hin bitter 
ernst ist. Wir freuen uns über die Zeichen der Anerken¬ 
nung, die nicht nur aus Deutschland, sondern aus allen 
Teilen der Welt täglich an uns gelangen. Aber wir wer¬ 
den deshalb nicht ausruhen, denn wir wissen genau, daß 
gerade am Ende dieses Jahres für uns genau so wie für die 
Industrie die Feststellung gilt: Wir stehen vor dem Ende, 
stehen aber jetzt glücklich wieder vor einem Anfang. 



HAHN'GOERZ 



Seite 2b 


Nummer 879 8t* 




Oer Reichspräsident bei „Mutter". 

Am kommenden Sonnabend ivird in der Scala in 
Berlin eine Sondervorstellung zugunsten der Volksspeisung 
stattfinden, für die der Reichspräsident und der Berliner 
Oberbürgermeister das Protektora: übernommen haben. 

Die Veranstaltung wird mit einem Konzertteil eingeleitet, 
dem die erste Berliner Vorführung des Foxfilms „Mutter" 
folgt. 

Diplomatische Vertreter aller Länder, u. a. der ameri¬ 
kanische Gesandte, haben ihr hirscheinen zitgesagt. 

• 

Der jüngste deutsche Filmstar. 

ln München dreht eine neue Gesellschaft, die Iran- 
Film G. m. b. H., ein Werk Dr. Alfred Schirokauers. das 
den Titel „Der Sieg des Glücks" führt. 

ln diesem Film hat man dem zweieinhalbjährigen Heinz 
ürciner eine größere Rolle übertragen. Jackte Coogan ist 
also übertrumpft. 

Neben dem kleinen Schauspieler sind noch Hanna 
l.ierke, Lia Eibenschütz. Carl de Vogt und Mvlong-Münz 
beschäftigt. Die Regie führt Fritz Greiner. 

Theaterprojekte in Frankfurt a. M. 

Herr Krebs, der Besitzer der Olympia-Lichtspiele in 
Frankfurt a. M.. soll, wie wir erfahren, den großen Gcscll- 
schaftssaal des Zoologischen Gartens gepachtet haben und 
gedenkt dort ein Film-Cabaret zu eröffnen. — Fibenso soll 
die Umwandlung des Kristallpalastes in ein Kino der 2000 
in aller Kürze spruchreif werden. 

Kino in der Staatsoper. 

Der Almawi-Film „Mutter Donau — Vater Rhein" wird 
in der Berliner Staatsoper seine Premiere erlclien. Damit 
rollt zum zweitenmal ein Kinobiid an einer Stätte, die 
noch vor wenigen Jahren die Überlassung des kunst¬ 
geheiligten Bod.-ns an eine Filmgesellschaft entrüstet zu¬ 
rückgewiesen hätte. 

• 

Hans Kysers Pläne. 

Hans Kyser, der von München nach Berlin zurückkehrt, 
wird nicht ausschließlich für Richard Oswald tätig sein. 
Er bearbeitet vielmehr auch einige Manuskripte für andere 
pr< ininente Regisseure, z. B. den nächsten Karl Grune- 
Fihn, ohne sich in irgend einer Form an eine bestimmte 
F'irma fest zu binden. 


Statt E. T. A. jetzt Columbia. 

Die Liquidation der Europäischen Film-Allianz ist jetzt 
dadurch beendet worden, daß man die Atelierverträge für 
das Zooglashaus an eine neue Gesellschaft, an die „Co- 
lumbia-Film-Gesellschaft" abgetreten hat. 

In der Leitung dieser Firma wird der frühere General¬ 
direktor der Deulig. Coböken. an erster Stelle stellen 
Herr Pfitzner, der letzte Generalbevollmächtigte der Ame¬ 
rikaner. bleibt in der neuen Kombination. 

Als letzte Erinnerung an die stolze deutsch-amerikani¬ 
sche Arbeitsgemeinschaft bleibt der ..Paramount-Vertrieb", 
der in die Räume Cobökens in der Friedrichstraße ein- 

Die Columbia hat große Pläne, auf die wir noch zurück¬ 
kommen werden. 

Harry oder Hardv? 

In Leipzig versuchte man wieder einmal einen Film¬ 
schulschwindel auf dem Wege der Vereinsgründung. Die 
Zeitungsinserate riefen, und alle ( i!mwütigcn Männlein 
und Weiblein kamen. 

Aber auch einige Filmleute - u a. die Filialleiter der 
Ufa und Deta — kamen und vcranlaßten den Vorsitzenden 
der Versammlung, der sich zuerst Harry Hill nannte, zu 
einer Decouvrierung. Aus Harry wurde Hardy. 

Der Filmschulschwindler bekam von den Fiimleuten 
allerhand zu hören, nur Herr Winter vom „WtU-Film- 
Markt" trat für die Gründung des Klubs ein. 

Herr Winter ist ein selbstloser Mann und Hardy Hill 
sein Prophet. Wenns mit dem Filmgeschäft nicht geht, 
warum soll man’s nicht mit dem Filmunterricht versuchen'’ 

Der Film als Weihnachtsengel 

Bei den vielen offiziösen und offiziellen Weihnach.s- 
teiern spielt der Film in diesem Jahr eine große Rolle. 

Der „Verein Berliner Presse" hat sein Weihnachtskino 
im Wandelgang des Reichstags aufgebaut. Der „Verein 
Berliner Journalisten" war durch die Liebenswürdigkeit 
der Ufa in der Lage, im Rathaus von Friedenau im An¬ 
schluß an die Bescherung eine Märchenvorführung auf dem 
famosen Ufaheimkino, „von dem die Menschen alle träu¬ 
men". zu veranstalten. 

Der große Konzern hat dann 400 armen Berliner Kin¬ 
dern im Kaffee Vaterland eine Bescherung bereitet, an die 
sich selbstverständlich eine Filmvorführung anschloß. 


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Nummer 879 80 


Ccc Rmcmntoprnph 


Seite 27 



u. a. Wilh. 

Aufnahmen: 


In den führenden Rollen 

Dieterle. Wilh. Diegelmann. Evi Eva 

Guido Seeber Regie ; Paul Merzbach 




2» 


t»ec Ämcmntograph 


879 80 


lOO 


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Seite 28 a 


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weltvertr eJ>ROMO*FILM A C HäUUJSSS 
FU R D eutjch UND W E *T FA LI A-Fl LM A G rSSSS £ Hl ) 



That was makes this film 
expecially remarkable and pre- 
cious is the fact, that he is 
made with great love by na¬ 
tive alpinists and photographs 
in that manner that one re- 
nounced on cheap effects but 
brought in the film the nature 
aa ahe is. It ia here the first 
time, that at the aide of other 
advantagea, marmota, chamois 
and ibex are pictured truly in 
the middle of nature. Without 
exaggeration it can be said? 
that thia film aurpaasea by 
much the few predeceaaora of 
reaembling kind and that he 
will conquer in a short time 
the acreen of all the cinemaa 
of the civilised world. 


Was diesen Rim besonders 
sehenswert und wertvoll macht, 
ist die Tatsache, daß derselbe 
mit unendlicher Liebe von 
einheimischen Alpinisten und 
Photographen hergestellt wur¬ 
de, und zwar so, daß man 
auf billige Effekte verzichtete, 
dafür aber die Natur lebens¬ 
wahr auf den Filmstreifen 
bannte. Ela ist daher hier das 
erste Mal, daß neben anderen 
Vorzügen Murmeltiere. Gem¬ 
sen, Steinböcke inmitten der 
Natur so getreu aufgenommen 
wurden Ohne Ueberhebung 
kann gesagt werden, daß die¬ 
ser Film die wenigen Vor¬ 
gänger ähnlicher Art bei wei¬ 
tem übertrifft und in kurzer 
Zeit sich die Leinwand sämt¬ 
licher Lichtspielbuhnen der zi¬ 
vilisierten Welt erobern dürfte. 


Ce que donne ä ce film 
principalement le märite d’fttre 
vu, c'est le fait, qu'il fut fait 
par des alpinistes et des pho- 
graphes du pays de teile 
mani&re qu'on renonpa ä des 
effets sans valeur mais qu'on 
fixa sur la pellicule la nature 
teile quelle est. Cest la prem- 
iöre fois — sans ägard pour 
les autrea avantages — qu'on 
a photographie les marmottes, 
les chamois et les bouquetins 
au milieu de la nature. Sans 
orgueil on peut dire que ce 
film surpasse beaucoup les 
peu prädäcesseurs de se genre 
et qu’en peu de temps il pour- 
rait conquärir le toile de tous 
les cinemas du monde civilisä. 


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Berlin SW. 68, Kochstr. 12 

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Düsseldorf, Kölner Str. 44 

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München, Kauffinger Str. 23 und den» FiUaU 
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Seite 30 


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I Der falsche Emir | j Ein gefährliches Spiel | 


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JH&ambra Scj&auburg 

Kurfürstendamm Königgrätzer Siral 3e 


Der große amerikanische Goldwyn-Film 

Das Geheimnis einer Ehe 

(Er, Sie, Es) 

ein ergreifendes Drama aus dem Leben 

Uraufführung: 17. Januar 1924 
Marmorf>aus Bin., K urfürslen dämm 

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M • B • H • IM EMELKA-KONZERN 

Berlin / Düsseldorf / Hamburg / Leipzig / Breslau / Frankfurt / Königsberg 


1 

I 






















87«) 80 


Ort Rmcmatoqrupfi 


Seite 31 


im Januar 1924 

-- -15 

Der Bavaria-Grofe-Film 

Helena, der Untergang Trojas 


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Hauptrollen: Darclea, Hanna Ralph, 

Albert Steinrück, Albert Bassermann, 

Gaidaröw usw. 

Uraufführung : 22. Januar 1024 

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Der Abenteuer - Detektiv - Film 

Im lefzlen Augenblick 

Hauptrolle: Ernst Reicher (Stuart Webbs) 

Uraufführung: 25. Januar 1024 

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Greiferformen an Perforiermaschinen 


N achdem wir kürzlich die beim Projektor gebräuchlichen 
Formen der absatzweise wirkenden Schaltvorrich¬ 
tungen besprochen haben, sollen nun. wenn auch nur 
l«urz, die in den Aufnahmeapparaten und den Perfor'er- 
maschinen üblichen Greifer behandelt werden. Während 
beim Projektor alles danach drängt, die Schaltdauer im 
Vergleich zum Stillstand möglichst kurz zu machen, fällt 
dieses Moment hier fast völlig weg. Nichts hindert, beim 
Aufnahmeapparat den Stillstand auf die Hälfte einer vollen 
l’mlaufperiode zu bemessen, wenn dadurch die Sicherheit 
des Arbeiters erhöht wird. 

Während beim Malteserkreuz das Schaitglied dauernd 
mit dem Film in Eingriff bleibt, wird beim Greifer die 
Verbindung zwischen Film und Schaltglied sofort aufge¬ 
hoben, sobald der Film zur Ruhe gelangt ist. Damit er¬ 
gibt sich eine wichtige Forderung, die an den gut arbeiten¬ 
den Greifer zu stellen ist. Es muß das Zurücktreten der 
Greiferspitzen aus dem Film heraus so erfolgen, daß diese 
Bewegung den Film nicht verschiebt. 

Die einfachste Form des Greifers ist jene, bei der eine 
an ihrem oberen Ende mit Greiferzähnen besetzte Stange 
an ihrem unteren Ende durch einen Krummzapfen im 
Kreise herumgeführt wird und unter dem Pn.ck einer 
Feder mit einem Wulst in ihrer Mitte längs einer Ebene 


verschiebbar ist. Es macht dann das freie Greiferende 
eine Bewegung auf- und abwärts und außerdem eine Be¬ 
legung vor und zurück. Je nach der Lage des Krumm- 
zapfens und der ebenen Gleitfläche setzt sich diese Be¬ 
wegung mehr oder weniger zu einer solchen von der Form 
eines D zusammen, so daß man diese Greifer, die in den 
verschiedensten Formen auftreten. kurzweg als D-Greifer 
zu bezeichnen pflegt. Es ist bei ihnen vor allem wichtig, 
daß der Eingriff der Greiferspitzen in den Film, besonders 
aber der Austritt aus diesem herrus so erfolgt, daß die 
Unterseite der Spitzen nicht über die Filmkante schleift 
Da nämlich auch der beste für diese Spitzen benutzte Stahl 
durch das unzählig oft wiederholte Schalten von der fast 
messerscharfen Filmkante angegiiffen wird, muß das Glei¬ 
ten über diese Kante diese um ein geringes aber wechseln¬ 
des Stück weiter schieben und deshalb die Endlage des 
Films, in der dessen Belichtung erfolgt, verändern, also 
das Stehen des nach solchen Negativen kopierten Filmes 
beeinträchtigen. Eine weitere Fehlerquelle ergibt sich aus 
cer Anpassung der Greiferstange durch die Feder. Man 
ist deshalb zu einer anderen Form übergegangen; bei 
dieser wird die Greiferstange in ihrer Mitte durch einen 
Schwinghebel geführt. Hier sind Schwingungen, wie sie aus 
der fede rnden Anpressung entstehen können.ausgeschlossen. 



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Bei dem ältesten Greifertyp, wie inn Lumiere benutzt, 
wird die Bewegung auf- und abwärts durch einen Herz- 
exzenter erzeugt, die Bewegung serkrecht zum Film aber 
durch eine auf der Exzenterachse sitzende Kulisse. Diese 
Form hat sich als eine der besten erwiesen. Es steht hier 
nahezu je die Hälfte der vollen Umlaufzeit für die Schalt- 
i.ewegung bzw. die Rückführung d:s Greifers zur Ver¬ 
fügung. und es entfallen nur sehr kleine Bruchteile auf 
den Eintritt und Austritt in den Film hinein bzw. aus 
diesem heraus. 

Eine eigenartige Form finden wir bei dem sehr beliebten 
Debrie-Apparat. Hier wird die Längsbewegung des Grei¬ 
fers unmittelbar von einem Krummzapfen abgeleitet, ohne 
daß cs einer besonderen Greiferstaige bedürfte. Der 
Krummzapfen umfaßt mit einem Maul den Greiferschlitten 
und greift dabei mit einem lotrechten Zapfen in einen 
geraden wagerechten Schlitz des Schlittens ein. In dem 
Schlitten ist ein Schieber angebracht, der vorne die Grei¬ 
ferspitzen trägt; in den Schieber ist ein Schlitz einge¬ 
schnitten. der aus zwei um etwa 2 mm gegeneinander 
verschobenen geradlinigen Teilen und einem diese ver¬ 
bindenden gebogenen Mittelteil besteht. Der Zapfen im 
Maul des Krummzapfens greift auch durch diesen Schlitz 
hindurch. Je nachdem der Zapfen bei seiner Bewegung 


nun in dem rechten oder linken Stück des Schieber¬ 
schlitzes liegt, schiebt er den Schieber zum Eingriff in den 
Film vor oder zieht ihn aus diesem zurück. Der Debric- 
Greifer weist verhältnismäßig wenig und nur leichte, aber 
doch sicher zu führende Teile auf, und darin mag das 
Vorteilhafte dieser Konstruktion zu sehen sein. 

Bei dem Prevost-Greifer sitzen auf einer Welle zwei 
gegeneinander versetzte Herzexzenter, die in zwei Schlit¬ 
ten eingreifen, deren einer am Bildfenster auf und ab ver¬ 
schiebbar ist, während der andere in wagerechter Richtung 
sich auf dem ersten verschieben kann. Hier entfallen auf 
die Schaltbewegung und den Rücklauf ie ein Viertel des 
vollen Umlaufes und ebenso viel auf die beiden Bewegun¬ 
gen senkrecht zum Film. 

Bei älteren Apparaten fanden sich Greifer, bei denen die 
Spitzen in den Film hinein zwar durch Kurvennuten oder 
Kulissen oder Exzenter bewegt wurden, der Austritt aber 
durch Federn bewirkt wurde. Diese Anordnung muß aber 
hinsichtlich des sicheren Arbeitens Bedenken erwecken. 
Wir begegnen deshalb bei guten Aufnahmeapparaten heut¬ 
zutage nur noch solchen Greifern, bei denen alle einzelnen 
Teile der Bewegung rein zwangläufig vor sich gehen. 

Was hinsichtlich der Genauigkeit der Schaltung für den 
Aufnahmeapparat gilt, trifft in verstärktem Maße auf den 



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Kopierapparat und die Perforiermaschine zu. Besonders 
bei jenem ist ein Schaltrad, wie es das Malteserkreuz hat, 
grundsätzlich zu verwerfen, da dieses die gleiche Schritt- 
große bei zwei aufeinanderliegenden Filmen niemals ver¬ 
bürgen könnte. Hier ist an dem Greifer unbedingt fest¬ 
zuhalten. 


Der Kino-Plasmat 1: 2 

Von Dr. Paul Rudolph. Großbiesnitz. 

Wie der den Amateuren und Berufsphotographen schon 
bekannte Doppel-Plasmat 1 : 4. 1 : 5,5 und 1 : 9 ein sphäro- 
chromatisch korregierter Anastigmat ist, so erhebt darauf 
auch der Kino-Plasmat 1 : 2 Anspruch. Die mit ihm auf¬ 
genommenen Bilder zeigen gegen ältere Anastigmate, die 
nachweislich mit merklicher sphärochromatischer Differenz 



behaftet sind, erhöhte Plastik, lebendigere Zeichnung mit 
kräftigerer Linienführung. Uber- und Unterexpositionen 
sind weniger verderblich. 

Trotz seiner großen Lichtstärke, die der Kino-Plasmat 
infolge seiner großen Öffnung 1 : 2 besitzt, gibt tr feinste 
Schärfenzcichnung, die für die Projektionsvergrößerung 
verlangt wird. Die mit dem Objektiv von bekannten 
Operateuren großer Firmen angcstelltcn Proben haben zur 
Anerkennung der neuen Leistung geführt. 

Der Vorteile, welche das neue Objektiv mit sich bringt, 
sind sehr zahlreiche, sie werden von allen beteiligten 


Seiten mit Freuden begrüßt werden. Das Aufnahmebudget 
der Kinofilmgesellschaften dürfte merklich entlastet wer¬ 
den, da an Zeit, Beleuchtung und Mißerfolgen gespart 
wird. Der Kinooperateur hat leichteres Arbeiten, da er 
kürzer belichten kann und mit größerer Sicherheit gut 
gedeckte Negative erhält. Der Filmschauspieler hat die 
Annehmlichkeit, sich zur Schonung seiner Augen weniger 
grellem Lichte aussetzen zu müssen oder in kürzerer Zeit 
seine Partie spielen zu können. Den Vorteil werden sich 
aber auch die Besitzer der guten Filmtheater dienen 
lassen, denn Filme, mit dem Kino-Plasmaten aufgenommen, 
wirken künstlerischer und mit größerer Lebenswahrheit, 
sie sind ein Zugmittel für das anspruchsvollere Publikum. 
Dieses nimmt lebhaften Anteil daran. Es sieht im Kino 
ein Bildungsmittel für das künstlerische Empfinden und 
eine erzieherische Vorführung, welche auch einen 
höheren seelischen Erfolg hat. Es scheint aber auch nicht 
ausgeschlossen, daß das neue Objektiv wegen seiner spe¬ 
zifischen Eigenschaften eine neue Anregung gibt, Kino- 
matographien in natürlichen Farben mit voller Befrie¬ 
digung auf die Leinwand zu bringen. Der Kino-Plasmat 
1 : 2 wird von der Firma Hugo Meyer & Co. in Görlitz 
hergestellt. Es werden die Brennweiten 35. 42. 53, 75 
und 90 mm angeboten. 


Die Heizung im Film 

Unter den vielen technischen Filmen, die in letzter Zeit 
hergeslellt und geplant wurden, erregt der eine Aufmerk¬ 
samkeit, der den Film in den Dienst einer rationellen 
Wärmewirtschaft zu stellen beabsichtigt. Der Film soll 
sich neben der zweckmäßigen Heizung im Haushalt auch 
mit der Heizung der technischen Filmanlagen befassen, 
und es verlautet, daß der technisch-wirtschaftliche Sach- 
v erständigen-Ausschuß beim Reichskohlenrat und. wie uns 
mitgeteilt wird, auch der Bayerische Wärmewirtschafts- 
verband gewillt sind, die Herstellung des Filmes durch 
Sachverständige zu unterstützen. 



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Einsendungen aus der Industrie. 

Die Atelieraufnahmen zu dem neuen Grjßfilir. Richard Oswalds 
„Carlos und Elisabeth" sind gestern beendet worden, und Oswald 
ist mit seinem Stab und seinen Hauptdarstellern, einer stattlichen 
Truppe von dreißig Personen, nach dem Süden abgereist, wo er 
nunmehr'die Außenaufnahmen drehen wird 

Die Aufnahmen zu dem Film „Doktor Wisliccnus" der Berliner 
Film-Akt.-Ges. sind nunmehr im Staakencr Atelier beendet wor¬ 
den. In dem Film, der von H. Ch. Kobe inszeniert wird, wirken 
in den Hauptrollen mit: Fritz Kortner, Maria Leyko, Charlotte 
Anders, Jakob Tiedtke. Paul Grätz. Siegfried Behrisch, Paul 
ßildt, Joachim Ringelnatz. Der Film, der bekanntlich im Ver¬ 
leih der Phocbus-Film Akt.-Ges. ist, wird demnächst erscheinen. 

„Der Justizmord zu Venedig . der große italienische Film der 
Promo Film-Akticngesellschaft, wird noch in diesem Monat in 
acht Berliner Theatern gleichzeitig zur Uraufführung gelangen. 

Die Firma W. A. Birgefeld, Telephon- und Apparatebau in 
Berlin, hat ihre Vert'ctung für Süddeutscnland, das besetzte Ge¬ 
biet und die Tschechei dem Ingenieur Schnürer in Frankfurt am 
Main übertragen, der der Filmbranche als Inhaber der Frank¬ 
furter kinotechnischen Firma „Kinophot" seit langem bestens be¬ 
kannt ist. Herr Schnürer hat unter der Firma Radio-Apparatc- 
Vertriebs-G. m. b. H. Geschäftsräume eröffnet, die in der Kaiser- 
passage gegenüber den Geschäftsräumen der Firma Kinophot ge¬ 
legen sind, und veranstaltete am 7. Dezember in der Loge „Einig¬ 
keit" einen Vortrag über das Wesen und die Zwecke der Radio- 
Telephonie. Der Andrang zu der Veranstaltung war ein unge¬ 
heuer starker, der große Saal bis aul den letzten Platz gefüllt. 
Herr Ingenieur Dr. Nesper hielt das Referat und suchte an Hand 
eines nicht allzu trockenen und durch die Vorführung einer An¬ 
zahl durch Lichtbilder unterstützter Ausführungen die inter¬ 
essierten Zuhörer mit der Technik der neien Erfindung vertraut 
zu machen. Es würde zu weit führen, wenn wir in unserem Fach¬ 
blatt eine genaue Beschreibung des Apparates und seines Ge¬ 
brauchs wiedergäben. Mit der Firma Kir.ophot bzw. der Radio- 


Gesellschaft gehen wir aber insofern einig, als die Sache ein 
großes Geschäft zu versprechen scheint. 

Thomas Mann als Filmdichtcr. Es ist sicherlich als ein be¬ 
sonderer Erfolg zu verzeichnen, daß cs Direktor Rolf Randolf von 
der Rolf-Randolf-Film Akt.-Ges. in Berlin gelungen ist, den be¬ 
rühmten Schriftsteller Thomas Mann für ein Filmwerk zu ge¬ 
winnen. das fertig vorliegt und demnächst unter Randolfs Regie 
abgekurbelt wird. Thomas Mann hat seinen Stoff dem bekannten 
Epos Gottfried von Straßburg; entnommen und ein vollkommen 
Eiger.es, Selbständiges gcscha len. ein ergreifend Hohelied der 
Liebe „Tristan und Isolde", das nach jeder Richtung hin eine Ab¬ 
kehr von bisheriger Filmdicit.ung bedeutet. Thomas Mann hat 
sein Werk kürzlich einen 1 kleinen Kreis Münchener Literaten 
vorgelesen uni allseits ungeteilten Beifall gefunden. 

Der von der Osmania-Film G. m b. H. hcrgestelllc und von der 
Deuta-Film-A.-G. (Deutsch-Türkischen Film-Aktiengesellschaft) 
erworbene Rennsportfilm „Lord Reginalds Derbyritt' 
wurde bereits für Deutschland, Österreich-Ungarn, Tschecho¬ 
slowakei, Jugoslawien, Rumänien. Türkei, Bulgarien und Grie¬ 
chenland verkauft. 

Beim Filmverlag Wilhelm Feindt, Berlin, sind zwei füifaktige 
Spielfilme mit der bekannten amerikanischen Filmdarstellerir 
Viola Dana in der Hauptrolle erschienen. Der erste betitelt sieh 
„Die Prinzessin und der Fremde" (eine exotische Angelegenheit, 
die in Japan spielt), der zweite „Kinder. Ihr müßt heiraten!", ein 
Gesellschafts-Lustspiel aus den Vereinigten Staaten. 

Die Ivo G. m. b. H-, die bekanntlich in der Müllerst-. 142 die 
Pharus-Lichtspiele. Film- und Bühnenschzu, betreibt, hat ihr 
Theater einem Ausbau unterzogen und die Bühne für kleine 
Kunstvorführungen umgebaut. Am 14. Dcztmbor fand die Er¬ 
öffnung dieser Kunstbühnc mit Anna Müller-Lincke und Georg 
Kaiser in einem Sketch statt. Für die nächste Zeit sind u. a. 
Paul Heidemann. Carl de Vogt und Otto Reultcr verpflichtet. 
Leitung des kleinen Kunstteiles: Kurt Wassermann 

Die Deuta-Film-A.-G. (Deutsch-Türkische Film-Aktiengesell¬ 
schaft) hat in Konstantinopcl einen eigenen Filmverleih errichtet 
und beabsichtigt, Anfang des kommenden Jahres in Athen, Scfin, 
Bukarest ebenfalls Filmverleihe in eigene Regie zu nehmen. 




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