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m
Seite 2
Nummer 946
New York
und die
New-Yorker
Filmsinfonie einer Weltstadt
New Yorks Romantik wolkenragender
Bauten, sein rasender Rhythmus in Arbeit
und Sport, seine Lichter und Schatten,
sein Glanz und Eierd, Wallstreet und
Ghetto, Dollarjagd und Flimmersterne,
Ntw York, wie es weint urd lacht
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Sonnsbend, den 4. April gleichzeitig im
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Nummer 946
Rmcnatogtapfj
Seile 3
JEDEN ABEND
in
Beclitt, &amtot>ee, &itl, tflümfceti, Borinim,
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Soeben, titicebabcu, &tantrfuvi 0, O., ilau-
beittt, ftceumatb, Cattau, $1ücnba?rö, ZllfU
STÜRMISCHER
BEIFALL
&tt demütigt
unb
Me <5<fttdeein
Noch dem Roman der .Berliner Illustrirten Zeilung“
von Felix Hollaender
Manuskript: Max Glalj u. E. A. Dupont
REGIE: E. A. DUPONT
Bauten: O. F.WERNDORFF Photographie: WERNER BRANDES
Aufnahmeleitung: HANS HOFMANN
LIL DAGOVER
MIERENDORFF. KUPFER. LEITHOFF, RALPH, KORFF
FABRIKAT. VERLEIH UND VERTRIEB
TERRA-FILM
Seite 4
lunttnotoocapli
Nummer 946
Das große Wecken
O-Uhr-Abendblatt:
■ . Das Drama mit seinen Ehebrüchen. Seelenkonf'ikten,
Kasernenhofszenen und Kavalleit| übunj[en ist gut und sorg¬
fältig gearbeitet, gespielt und photographiert worden.
Werner KrauB aber, der einen alternden Major spielt,
erhebt es zu den Hohen der echten Kunst. Wer gesehen
hat, wie dieser alte Offizier lebt und leidet, ist um einen
starken Eindruck reicher.
PUm-Kurier, Berlin:
... Fritz Kaufmanns Regie hat auf Grund des von Ruth
Götz und Dr. Gerd Briese verfaßten Manuskripts einen
kultivierten Spielfilm geschaffen. . . Dieses Lichtspiel hat
Atmosphäre. (Und das ist vielleicht das Höchste, was man
zugunsten eines Filmwerks sagen kann.) . . Dem Regisseur
ist es gelungen, eine heute schon historisch gewordene Welt
so zu beleben, daB von ihr ein Fluidum ausgeht. . . In den
Spielszenen ist zum Teil ein feiner Kammerspielstil erreicht,
der mit leisen Mitteln überzeugt und von dem sich der derbe
Realismus der Wachtstubenszenen wirksam abhebt . . Aus
einer malerisch orientierten Phantasie heraus sind die Reiter¬
szenen geschaffen, die einen fortreiBenden Rhythmus haben
Film - Echo :
... Es bedarf keines Zweifels, daB das militärische Milieu
die Wirkung des Spiels für einen groBen Teil des Publikums
hebt. Die Bilder in Mannschaftstuben und Offiziers-
Im Spiegel
Wohnungen sind gut gesehen, wirklich echt, und erinnern an
Zeiten, die besser waren als die heutigen. D.e Besetzung
ist ausgezeichnet Man braucht rur Namen wie KrauB,
Steinrück und Kampers zu nennen. . . Der Regisseur Fritz
Kaufmann hat aus Ruth Weyher und Lilly Flohr heraus¬
geholt. was irgend möglich ist. Er hat überhaupt den Haupt¬
anteil am Erfolg, weil er sein Ensemble fest in der Hand hielt,
weil er Spiel und Szenenumgeb jng Milieu und steigende Dra¬
matik zu einer Einheit verband, die überaus wirkungsvoll war.
Berliner Börsen-Courier Vr. 1*9 1
. .. Kultivierter, leichter, unaufdringlicher erscheint daneben
„Re v ei Ile Das groBe Wecken' - (Regie: Fritz Kauf¬
mann). Albert Steinrück ist hier als Offizier in Zivil
überraschend wirksam, während Werner KrauB filmisch
markant spielt. . . .
Kinem d iogruph :
. . . Diese Handlung ist in der Art des alten Volksstücks auf¬
gezogen und deshalb vielleicht besonders kinowirksam Sie
hat jene Sentimentalität, die das Publikum liebt, und erhält
ihre besondere Note durch die ausgezeichneten Szenen in der
Kaserne und im Gelände. Peiterbilder sind immer schön
wegen der natürlichen, rhythmischen Bewegt ng, die von ihnen
ausstrahlt Der Regisseur Kaufmann hat es nun noch ver¬
standen. sie geschickt cinzuiangen und sie vor allen Dingen
Zweite Woche mit großem Erfolg:
Verleih für Berlin
Imperial-Film
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Telephon
Nummer 946
Rincmatogtapfj
Seite 5
Das große Wecken
der Presse:
RU» in die Handlung einzuschneiden. . . Werner Krauß spielt
den Rittmeister und gibt damit eine moderne Charakterstudie,
wie wir sie lange nicht gesehen haben. Den jungen Leunant
übertrug man Gerd Briese, der in „Rosenmontag~ als Offizier-
dar-teller angenehm aufgefallen war. Steinrück gibt einen
alten Major a. D. künstlerisch vollendet. . . Ruth Weyher hat
es ni ht leicht, die Rolle der Ellen durchzuführen Rjth Götz
hat sie ziemlich seicht gezeichnet, und cs lag Cefahr vor.
daß aus der Frau der das Leben mitspielt, ein MarÜttpüppchen
wurde Auch das ist vermieden worden Lilly Flohr s eht
entzückend aus. Es besteht kein Zweifel, daß de' große
Erfolg in allererster Linie dem Regisseur zu verdanken ist,
der seine Darsteller fest zusammengefaSt und in einen Rahmen
gestellt hat, der wirkungsvoll und miüeuccht ist. Uraulführung
freundliche Aufnahme.
Berliner Lokal-Anzeigen
- In der Hauptsache aber dreht sich der Kurbelkasten um
A erner Krauß, den Führer der dritten Schwadron, der das
Mili.arische und Menschliche in nobelster Manier wiedergibt
Ganz Vorgesetzter und dann wieder ganz Kamerad, ver¬
körpert er den Prachttyp des deutschen Offiziers, der in
der Erinnerung weiterleben wird. Mit seiner hinreißenden
Künstlerschaft füllt er derart den Rahmen, daß neben ihm
nicht mehr viel Platz bleibt
Rrichsfilmblatt:
• • ■ Fritz Kaufmanns Regie hat das von Ruth Götz und Gerd
Briese verfaßte Man iskript geschickt und stilgerecht v rfilmt
Es ist ihm gelungen, ein harmonisches Werk zu scha'fei, in
dem sich Menschenschicksal glaubhaft aus dem militärischen
Hintergrund heraushebt Es gelang ih-n besonders, da;
militärische Leben der Mannschaften in der Kaserne und der
Offiziere in ihren Standesformen, echt und wahr zu schld-rr
und einen Abg anz verg mgener Herrlichkeit wieder erstehen
zu lassen Technisch hervorzuheben sind einzelne Reiterszenen
aur dem Dienst der Schwadron, sowie am Schluß der Sturz
des Leu'nants mit seinem Pferde vom Be-ghang in den See.
LlrhtbUdbühne i
. . Der Stoff packt. Ruth Götz und Gerd Briese sind
seine verdienstvollen Verfasser. Fritz Kaufmanns Regie
versteht es, ihn auch packend in Bildern zu gesta'ten. Aber
das Hauptverdienst gebührt unbedingt Werner Krauß Wer
ihn vor wenigen Tagen noch in der gestenreichen Rolle eines
Orientalen sah. muß die grandiose Vielseitigkeit des Künstler«
um so mehr bewundern, der hier, knapp und doch so seharl
charakterisierend, in Mimik und Gebärden der echte preußische
Offizier (der sympathischen Richtung bitte!) ist; der mit
einem Zucken des Mundes mehr erschüttert, als — doch
warum persönlich werden? Ihm ähnlich, prachtvoll in Spiel und
Maske Albert Steinrück in der Episode eines Majors a D. Auf
der positiven Seite verbuchen wir weiter Fritz Kanipers,
der mit glänzendem Humor einen waschechten Stuben¬
ältesten gab
Kammer licht spiele der Ufa
Osten u. Norddeutschland
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Rincmntogtapft
Nummer 946
ABIGAL
DAS SCHICKSAL EINES KINDES IN SECHS AKTEN
VON BRUNO RAHN
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Seite 8
äincmatograpft
Nummer 946
Kein alter Knacker
der vor mehreren Jahren mit traurigen Versen von Heinrich Heine
seine Lautbahn versuchte und völlig unbeachtet blieb.
sondern nur Reinhold Schünviel
mit seinem elastischen, sprühenden Humor als typischer Vertreter der
modernsten Großstadtpflanze, die Verkörperung der neuesten Schlager
ist der wirkliche Heiratsschwindler
in dem in diesem Jahre von Hofbauer & Klein für die Westi gedrehten
Film „Heiratsschwindler",der nach dem Bombenerfolg bei der Uraufführung
•m Deulig-Pelast ..Alhambra" seinen Siegeszug durch ganz Deutschland
angetreten hat. Die einzigartige Besetzung mit den größten Darstellern wie
Erika Glaeßner, Erna Morena, Evi Eva
Uschi Elleot, Margarethe Kupfer
Käthe Haack, Adolphe Engers
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Also hüten Sie sich vor einem falschen Heiratsschwindler. Sie
sind seine Opfer
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Nummer 946
Rmcmatogmpfi
Sc te 9
Die Deuligwoche
Hallo! Achten Sie auf die neue Deuligwoche!!
Nurmi schleicht wie eine Schildkröte
infolge der Zeitlupenaufnahme über die Leinwand. Die Technik des
Weltmeisterschaftsläufers ist n allen Einzelheiten haarscharf festgehalten
worden.
Dempsey zertrümmert
beinahe einen jungen hübschen Mann beim Training. In der Reihe „Lieb¬
linge des Publikums“ präsentiert sich der Mann der schlagenden Beweise
den Beschauern der Deuligwoche.
Das junge Frankreich rast
in den Frühjahrswettläufen in St. Cloud über die Felder
Coolidge schwört
als Präsident der U. S. A. in Washington auf die Verfassung.
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Deulig Film A.-6. DeuIigVerleih, Berlin SW68
Seite 10
^incmatoaraoft
Nummer 946
Die Deuligwoche
zum Kampf um „das Auge der Welt“
Unser Schlagwort, nach dem die
Deuligwoche „das Auge der Welt"
ist, hat Nachsprecher gefunden.
Am besten sieht man bekanntlich mit zwei Augen
Was in Deutschland geschieht
sieht die Deuligwoche durch das Auge ihres unmittelbar
in ihren Diensten arbeitenden grossen Operateurstabes
Was im Ausland geschieht
sieht die Deuligwoche durch das Auge des über die ganze Welt
verbreiteten Operateurstabes der größten Berichterstattungs - Or¬
ganisationen des Erdballs: Pathe-News, New York, und International
News, für deren Aufnahmen die Deuligwoche das alleinige Auf¬
führungsrecht in Deutschland besitzt.
Die ganze Welt
wird durch diese unerreichte Organisation
in der Deuligwoche
gesehen.
Depeschieren Sie sofort an Deuverleih
Oeuiig-Hlm A.-G. - Deulig-Verlelh. Berlin SW68
Nummer 946
Rmcma'ograpfi
Seite 11
Per Schrei aus der Tiefe
— Haß ohne Ende —
Nordisk-Film der Deulig
Regie: A. W. SANDBERG
Hauptdarstellerin
KARINA BELL
Die Wunder Skandinaviens und seiner Menschen
sind in diesem großen nordischen Film eingefangen
Uraufführung 3. April
Deulig - Palast Alhambra
*
Verleih
Deulig Film A. G. / Deulig-Verleilt, Berlin SW68
Seite 12
Rmcmatograpf)
Nummer 946
Die Sturmkatastrophe
in Nordamerika
Der wirbelnde Tod
Der Film der entfesselten Elemente
Der Tornado wütete in vier nordamerikanischen Staaten
*
Verheerte Städte / Zerstörte
Landschaften / Feuersbrünste
Verwehte Bahnen / Das Leben
auf den Ruinen / Verwaiste
Häuser Die Rettungsaktionen
*
Sichern Sie sich Termine
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Deuverleih
Deuiig-film A. G. ^ Deulig-Verleih, Berlin SW«s
Berlin, 5. April 1925
19. Jahrgang, Nr. 946 j Berlin, 5. April 1925
aV***£S±*«**
Verleih-
ndeAprilwird
der Verleiher-
verband zu seiner
Generalvcrsamm-
lung zusanunentre- \
len, in der in erster
.Linie über den Beginn 4 f^
der neuen Saison ge- ' (äk r~
sprachen wird. Drei.
Termine werden zur Dis- v _
kussion stehen: der l.Ok- V " ~
tober, der 1. Januar und
der 1. März. Wenn nicht alles trügt,
wird man sich auf den 1. Januar einigen,
und all die Erregung, die jetzt in der
Provinz, nach den Zuschriften, die bei uns
eingchen, herrscht, wird sich in Wolii-
gcfallen und Einheitlichkeit auflösen.
Wir sind überzeugt, daß all die
großen Reden, die jetzt in Provinzver-
sammlungen der Verleiher gehalten
werden, sicherlich Ausfluß einer Situ¬
ation sind, die nicht angenehm ist. und
daß in den Klagen ein berechtigter
Kern steckt. Man sollte sich wie
immer dem Zentralvorstand anver¬
trauen, der immer noch den rich¬
tigen Ausweg gefunden hat. —
Wenn die Verleiher in wirtschaft¬
licher Beziehung bisher ihre For¬
derungen durchgesetzt haben, so
lag das in erster Linie an der
Einmütigkeit und zweitens daran,
daß man immer den guten Willen
zeigte, den goldenen Mittelweg ging
und sich nie ins Extreme verstieg.
Man sieht ja, daß cs auch im
Rahmen der gefaßten Beschlüsse
immer wieder möglich ist, den rich¬
tigen Ausweg zu finden. Wer heute
neue Filme herauszubringen hat,
schafft sich eben eine sogenannte
Zwischenproduktion und führt damit
einen Begriff ein, der zwar an sich neu
ist, aber unter den heutigen Verhält¬
nissen nicht entbehrt werden konnte.
Der deutsche Verleiher weiß gar nicht,
was er durch die Erziehung zur Organi¬
sation im Innenbetrieb alles erreicht hat.
. W' r sind heute in der kaufmännischen Orga¬
nisation viel weiter als Frankreich, und die Zeiten.
%
Probleme
lung des V erleiher -Verbände
in denen Pathe vorbildlich war, sind
längst vorüber. Man steht als deutscher
Fachmann erstaunt vor den Ausfüh¬
rungen Saptnnes, des neuen General-
k. direktors der großen französischen
, Firma, der feststellt, daß es
• ' möglich gewesen ist, daß ein
^ Film von zweitausend Metern,
.LÄ der über dreitausend Francs
~Herstellungskosten verschlungen
. I* hatte, in einer französischen
’ Provinzstadt von über dreißig-
jäO tausend Einwohnern mit acht-
zig Francs die Woche ver-
V* liehen war. — Die Cineroman-
Filme liefen in Frankreich mit
- vierzig Kopien. Jetzt hat eine
neue Organisation dazu bei-
• i getragen, diese Zahl auf acht-
•y zig zu ermäßigen. Und zwar
- V ... ist diese Ermäßigung der Ko-
" ' pienzahl durchgeführt, ohne
‘ , die Schnelligkeit des Umlaufs
f und damit die Realisierung
irgendwie erheblich zu beein¬
trächtigen. Interessant ist übrigens
in diesem Zusammenhang die Meldung
von der Konstruktion eines neuen
Pathe - Projektors. Sapcnnc gibt die
Laufzeit der augenblicklich verwendeten
Kopie auf vierzig bis fünfzig Wochen
an, wobei naturgemäß an die Verwen¬
dung von Pathe - Material gedacht ist.
Bei dem neuen Apparat soll das Mate¬
rial so geschont werden, daß es vier¬
hundert Wochen im Umlauf sein kann.
Vorausgesetzt, daß diese Angabe richtig
ist, kann man sich aber nicht zu der
Sapenneschen Schlußfolgerung beken¬
nen, die dahin geht, daß diese ver¬
längerte Laufdauer der Kopie nun eine
bedeutende Verbilligung der Pro¬
gramme für kleine Theater herbei¬
führen könne. — Bei achtzehn
L Kopien, die Herr Sapennc für
notwendig hält, können die
vierhundert Wochen ja über-
Hpr haupt nicht ausgenutzt werden.
Wr selbst wenn das kleinste Kino
T Frankreichs beliefert wird. Es muß
also bei den alten Preisen bleiben.
Seite 14
Nummer 946
Jedenfalls zeigen diese Beispiele, daß wir in der Organi¬
sation bedeutend weiter sind, und daß der deutsche Ver¬
leiher verhältnismäßig auch noch gute Resultate erzielt.
Diese feste Organisation muß auf alle Fälle erhalten
bleiben, und es wird in der nächsten Zeit eine ganze
Reihe von Problemen zu lösen sein, die schwieriger wer¬
den, als man denkt. — Der Berliner Verleih zum Bei¬
spiel steht Ende
des Jahres vor
einer vollständig
veränderten Situ¬
ation, soweit es
sich um Urauf¬
führungen han¬
delt.
Auf der einen
Seite sind die fi¬
nanziellen Chan¬
cen größer, denn
man braucht
seine Urauffüh¬
rung, wenn es
sich um einen
zugkräftigen Film
handelt, nicht
mehr zu ver¬
schenken oder
durch Reklamc-
zuschüsse zu sub¬
ventionieren, son¬
dern wird, da vor¬
aussichtlich der
Bedarf an großen,
besonders stai -
ken Filmen stär¬
ker sein wird wie
das Angehot, sehr
gute Leihpreise
erzielen. Auf der
andern Seite aber
wird das Kino
Bedingungen stel¬
len, wie sie in
London und Paris
selbstverständlich
sind.
In London darf
während der
Dauer der Urauf¬
führung der Film
überhaupt nicht
in einen: andern
Theater laufen, in
Paris werden die
Filme meist mit
einem Alleinauf¬
führungsrecht im
Umkreis von einem Kilometer vermietet. Wenn man
heute darüber hinwegsieht, daß ein kleines Kino am
Kurfürstendamm schon einen Film anzeigt, wenn er
mit großer Reklame in irgendeinem Premiertheater ab¬
rollt, so liegt das daran, daß ja die Premiere nicht allzu
hoch bezahlt zu werden braucht und daß die Reklame
bis zu einem gewissen Teil vom Verleiher getragen wird.
Wenn dieser Zustand anders wird, wird man auch über
solche Dinge strenger denken, und es wäre vielleicht
richtiger, wenn man diese Angelegenheit von Verbands
wegen in die Hand nähme, bevor man von der anderen
Seite gedrängt wird.
Es soll nicht verschwiegen werden, daß natürlich wie
immer wieder eine Gruppe am Werk ist, die man die
Separatisten nennen könnte. Sie winken wieder mit dem
roten Konzerntuch, aber die meisten deutschen Verleiher
sind keine Stiere, die unüberlegt und blindlings gegen
einen Fetzen und damit in ihr Unglück rennen.
Wir haben heute so viele großen Verleiher mit ebenso
vielen Filialen wie die Ufa, die von dem führenden deut¬
schen Konzern
ziemlich unab¬
hängig sind, deren
Stimmen ohne
weiteres auch ge¬
gen die Ufa ab¬
gegeben werden
können. Wir sind
der Ansicht, daß
man diese Bestre¬
bungen nach all
den früheren nicht
ernst nehmen
kann, denn es ist
unsinnig, sich da¬
gegen zu wenden,
daß der führende
Konzern, der über
ausgezeichnete
Fachleute ver¬
fügt, im Vorstand
keine Rolle spie¬
len sollte.
Er würde sieh
bestens dafür be¬
danken, ausge¬
schaltet zu wer¬
den, denn es han-
delt sich um wirt¬
schaftliche Inter¬
essen, und zwar
gleichgerichtete
Interessen, und da
muß man, ob man
will oder nicht,
den mitreden
lassen, der der
stärkste Exponent
dieser Interessen
ist.
Im übrigen ist
anzunehmen, daß
der Vorstand
schon Mittel und
Wege finden wird,
diese Herrschaf¬
ten vorher zur
Vernunft zu brin¬
gen, die vielleicht
den besten Wil¬
len und sicherlich bei ihrem Vorgehen die Inter¬
essen ihres Standes im Auge haben, denen aber viel¬
leicht, aus den verschiedensten Gründen, der Überblick
fehlt und die in eine sehr unangenehme Situation kommen
würden, wenn sie selbst heute die Arbeit leisten müßten,
die gerade bei den Verleihern vom Verbandsvorstand ge¬
leistet wird.
Man Wird vielleicht in der Diskussion manch hartes Wort
hören, harte Worte des einen gegen den andern, aber das
Ende wird doch große Freundschaft und Einigkeit sein,
und das ist gut so im Interesse des Verleiher-Standes und
im Interesse der Industrie.
Nummer 946
funematonrapfj
Pat und Paiachon filmen in Wien
Von unserem Wiener Korrespondenten
s macht sich hier in Wien, vielleicht infolge unserer Miene den Erschienenen zuwinkten, da scholl ihnen eia
eigenen Misere, die Tendenz einer förmlichen Gier Lachen aus tausend Kehlen entgegen. Die Menge, außer
nach dem erlösenden Lachen durch Werke der heiteren Rand und Band geraten, stürmte den Waggon, um Pat mit
Kunst ganz deutlich bemerkbar. Alle amerikanischen Gro- seinem betrübt herabhängenden Schnurrbart und Patachon
teskkomiker, mit seinem de-
die seit dem
Ausbleiben der
Charly-Chaplin-
Filme hier viel
an Boden ge¬
wonnen haben:
Harold Lloyd,
Dodo. in jüng¬
ster Zeit Monty
Banks und Bu¬
ston Kcater mit
ihren auch tech¬
nisch raffinier¬
ten Sujets, sind
ausgesprochene
Lieblinge des
hiesigen Publi¬
kums geworden,
zu denen selbst¬
verständlich
auch in erste*-
Linie das drol¬
lige Landstrei¬
cherpaar Pat
und Patachon
gehört.
Als die Menge¬
mauer, die den
Perron beäng-
formierten Hut
so recht aus der
Nähe betrach¬
ten zu können.
Die Geister
der Popularität,
die die beiden
dänischen Film¬
stars herbeirie¬
fen. wurden sie
— wehe! —
nicht so bald
wieder los! Sic
mußten vor
ihrer allzu gro¬
ßen Beliebtheit
— um nicht in
Stücke gerissen
förmlich die
Flucht ergrei¬
fen. Der win¬
zige Patachon.
der fast in dem
Meer der En¬
thusiasten er¬
trank. wurde
von einem mit¬
fühlenden
r.tigend erfüllte, die beiden Kinolieblinge erblickte, die ..Stromer" — Kollegen — ein Pendant — mit zärtlicher
ihre unwiderstehliche, filmmäßige Maske sieb zurechtgelegt Sorgfalt aus dem Gewühl getragen.
haben und mit farbengrellen, zerrupften Papierblumen- Doch zuletzt fanden wir uns doch, die „Jungns" und
Sträußen aus dem Waggon — der die Inschrift trug: „Pat ich. draußen in Hietzing, wo sie sich, zivil, als Herr Karl
und Patachon begrüßen die Wiener" mit fröhlicher Schendström (Pat) und Harold Madsen (Patachon) prä-
ftmrmatogrnpf)
sentierten. Herr Madsen. der ein belustigend-gebrochenes
Deutsch spricht, führt die Konversatii n. während Herr
Schendström zu den melancholisch-schweigsamen Lustig¬
machern zu gehören scheint. Patachon wirkt hingegen wie
eine Inkarnation der Fröhlichkeit. Sein Auge, sein Lächeln,
seine ganz* joviale Persönlichkeit strahlt förmlich von
heiterer Laune. „Er war ja auch früher", erzählt er,
„Clown in einem Zirkus", also Spaßmacher von Beruf.
..Mit 13 Jahren ist er schon, aus Liebe zur Manegekunst,
der elterlichen Obhut entlaufen und war
nacheinander Akrobat, Reiter und —
„Schlangenmensch", welche Beschäfti
gung man seiner heutigen behäbigen
Leiblichkeit schier nicht Zutrauen kann.
Dafür debütierte der lange Pat, der
zuerst Buchbindergeselle war und
dann als Schauspieler am Kopen-
hagener Theater wirkte, bei der
„Nordisk - Filmgesellschaft"
der Rolle eines Hunger¬
künstlers. Doch Patachon
verrät allsogleich ver
schmitzt schmunzelnd,
daß sein Kollege Pat
„diese Rolle nicht
wahrheitsgetreu ge¬
mimt hätte, da er
als Hungerkünstler
in den Spielpau¬
sen, heimlich, wie
ein Schlemmer
gefuttert habe“.
Pat verdankt seine
wirksame Maske
einem Schornstein¬
feger, dessen komi¬
sche Erscheinung ihn
zur Nachahmung seines
Typs „inspiriert hatte".
Aber erst in der Zu¬
sammenarbeit mit Pa¬
tachon bei der „Palla¬
dium-Filmgesellschaft ‘ *
hatte er seinen ersten,
großen nachhaltigen
Filmerfolg errungen,
und zwar in dem
Lustspiel: „Filmflirt".
Und schon mit dem
zweiten Film dieser
Serie, den diese
siamesischen Künst¬
lerzwillinge, untrenn¬
bar voneinander,
gespielt haben: „Er,
Sie und Hamlet",
haben sie beide mit den von ihnen kreierten Typs sich
einen Welterfolg holen können, der ihnen bis zum heutigen
Tag treu blieb. Eine solche Begeisterung aber, wie das
Wiener Publikum ihnen entgegenbrachte, haben sie sich
noch nie und nirgends erworben, sie sind davon überrascht
und hochbeglückt!
Pat und Patachon filmen hier bei der „Hugo Engel-
Filmgesellschaft" unter der Regie Hans Otto (Löwenstein)
die lustigen Streiche „zweier Vagabunden im Prater“.
In Dänemark nennt man die beiden lustigen Landstrei¬
cher: „Der Leuchtturm und sein Beiwägelchen". In Eng¬
land: „Der Lange und der Kurze". In Holland: „Watt
und Halbwatt".
Großen Zulauf fanden die Vorführungen des Films: „Das
Geheimnis des Leibfiakers Bratfisch" („Allianz-Film-Gc-
scllschaft"), Regie Hans Otto Löwenstein. Dieses Geheim¬
nis der Liebestragödie des Kronprinzen Rudolf und der
schönen Baronesse Vetsera. auf dessen endliche Enträt¬
selung die Wiener seit Jahrzehnten ebenso begierig wie
vergebens warten, haben sie auch durch den Leibfiaker
Rudolfs, der, wie die Sage geht, es doch aus erster
Quelle wissen müßte, leider nicht erfahren können.
Dem Erscheinen dieses Film stellten sich nämlich an¬
fänglich große Zensurschwierigkeiten entgegen. Was die
Schere - des Wie¬
ner Zensors —
zumindest was
die Orte seines
Machtbereichs
anbelangt, nach
manchen Kom¬
promissen,
schließlich noch
übrig ließ, war
lediglich eine ge¬
mütvolle, rühr-
samc, anspruchs¬
lose, lokal-wiene¬
rische Angelegen¬
heit von damals,
aus jener glück¬
lichen Kaiserzeit,
da das Beinfleisch
draußen bei der
„Güldenen Wald¬
schnepfe" noch 20
Kreuzer kostete.
Georg Kundert
von der Rein¬
hardt-Bühne
spielte den Fiake-
rer vom Grund
mit einer Lebens¬
treue und einem
Lokalkolorit, die
alle Zauber der
Vergangenheit —
unter den Klän¬
gen des Fiakerlie¬
des — in den pa¬
triotisch fühlen¬
den Herzen neu
erweckten. Und
als der treue
Bratfisch für das
Geheimnis seines
Herrn gar den
grausamen Tod
erleiden mußte, da
blieb im Kino kein
Auge trocken.
Kurz, ein Film der Publikumswirkung, der ein sicheres Ge¬
schäft ist.
Zum Beginn der schönen Jahreszeit erwacht auch die
österreichische Produktion endlich langsam aus ihrem
Winterschlafe. Regisseur Alfred Deutsch-German eröff¬
net den Reigen und dreht, unter der werktätigen Mithilfe
der Stadt Wien und des Schubertbundes — die für diesen
Film erstmalig alle diesbezüglichen Archive öffnen —,
einen „Schubcrt"-Film. Auch die Beethoven-Gemeinde
stellt, starke Anteilnahme verratend, zu diesem Zwecke
entgegenkommend das Eroika-Haus in Heiligenstadt zur
Verfügung.
Herr Regisseur Deutsch-German legt Wert darauf fest¬
zustellen, daß er weder „Das Dreimäderlhaus" noch den
Schubert-Roman Hans Bartschs: „Schwammerl“ verfilmt
Nummer 946
Rfncmatogropfj
Seite 17
Siardämmerung
Von unserem Korrespondenten aus Hollywood.
as Barometer eines Filmerfolges wird von niemandem
sicherer als vom Theaterbesitzer abgelesen. Bei ihm
gilt der Scheinerfolg mancher geschickt inszenierten «Pre¬
mieren nichts mehr, wenn sich auch nicht leugnen läßt,
daß jeder Premicrcncrfolg einen Nachhall mit günstigen
Auswirkungen gibt. Aber die Theaterbesitzer der Urauf¬
führungskinos sind
sich seit einiger
Zeit darüber klar,
daß sich des Pu¬
blikums eine ge¬
wisse Filmmüdig¬
keit bemächtigt
hat. Die Tat¬
sache, daß sich
kein Film der
letzten Monate
zu einem Serien¬
erfolg auswachsen
wollte, gab ihnen
zu denken. Zu¬
erst waren sie
der Meinung, daß
die schematische
Durchführung der
Handlung die
Schuld an den
mangelnden Er¬
folgen trüge.
Aber diese Rech¬
nung stimmte
nicht, denn alle
die neuen Filme
waren doch, ge¬
nau wie die
Schlager der ver¬
flossenen Saison,
den Magazin-
Stories nachgebil¬
det, deren ödes
Schema als lite¬
rarisches Erzeug¬
nis immer noch willige, in vielen Fällen sogar begeisterte
Leser fand. Auch die von einem New-Yorker Kritiker
geäußerte und als heftig ungalant empfundene Ansicht,
daß die Dramaturginnen am Niedergang des Erfolges
Schuld seien, weil die allzuweibliche Einstellung der
Manuskript-Idee zu sehr am Herkömmlichen beharre,
wurde als unrichtig abgelehnt. Und so kam man dann
endlich zu jener, für die amerikanische Industrie sehr
schmerzlichen Ansicht, daß es die Stars seien, dis den Er¬
folg verhinderten. In den Filmkontors New Yorks und in
den Bungalows von Hollywood herrscht heute Zähnc-
klappern, seit sich die Müdigkeit des Publikums als eine
Abneigung gegen die augenblicklichen Leinwandstars
herausstellt. Der Schrei nach ..neuen Gesichtem" wird
_ nicht allein in
Europa, sondern
auch in Amerika
laut. Hieraus er¬
klärt sich vor al¬
len Dingen der
überwältigende
Erfolg, den Emil
Jannings am
Broadway hatte.
Daß in der Ap¬
paratur des ame¬
rikanischen Film-
gcschäftes etwas
nicht in Ordnung
war, merkte man
nicht zuletzt an
den gewaltigen
Anstrengungen,
mit denen die
Namen der Stars
dem Publikum
immer wieder
ins Gedächtnis
gerufen wurden.
Die Populari¬
sierung eines
Schauspielers zum
Star geht in
Amerika nicht
allein mit Hilfe
des künstleri¬
schen Erfolges.
Individuelle Re¬
klame muß da¬
für sorgen, daß
der Name dem Kinobesucher nicht einen Augenblick
aus dem Gedächtnis schwinden darf. Solche Reklame ist
teuer, denn sie erfordert nicht nur einen (hochbezahlten,
Pressechei, der verblüffende Einfälle hat, sondern 3 ->ch,
bei der Struktur der amerikanischen Presse, viel Geld.
Die amerikanischen Filmleute wissen ganz genau, daß in
Europa die Reklame nahezu verschenkt wird. Von den
Summen, die für die U. S. A. in die Propaganda einkalk u-
So bequem ->-
sitzen Sie in unseren
- verschiedenen
Spezial-Modellen
hergestellt in der größten
Spezialfabrik des Kontinents
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Friednchstraße 31 — Dönhoff 5162/63
Nummer 946
Seite 18
liert werden müssen, macht man sich in Europa überhaupt
keine Vorstellung. Die Filmfabriken haben also das aller¬
größte Interesse daran, daß ihre mit vielen Dollars ein¬
geführten Stars nicht „abgebaut“ werde 1 Deshalb ist ihnen
augenblicklich kein anderer Zweck heilig, als die Popu¬
larität ihrer Stars zu erhalten. Und die Reklamemaschine
rasselt Tag und Nacht.
Hiervon sind nicht allein die kleinen Götter betroffen,
selbst die Häupter der Filmgottheiten zittern davor, vom
Publikum als überaltert zum alten Eisen geworfen zu wer¬
den. Chaplin, das läßt sich nicht leugnen, gilt nur noch
in Europa für einen Halbgott. Er ist in Amerika unpopu¬
lär, und seine krampfhaften Anstrengungen, wieder zum
Liebling des Parketts zu werden, dürften wenig nützen.
Das Filmpublikum ist grausam. Es kennt keine Popu¬
larität von langer Dauer. Auch in Amerika lebt ein Star
in der Regel nur fünf, wenn es hoch kommt, zehn Jahre
(dieselbe Erscheinung haben wir auch in Deutschland zu
verzeichnen. Die Red.). Aber die großen Stars nähern
sich der letzten Grenze, wenn sie sie nicht bereits über¬
schritten haben. Mary Pickford, das Sweelbcart Ameri¬
kas, befindet sich — wie ihr Gatte Douglas Fairbanks —
auf dem Abstieg. Betty Bronson, die Siebzehnjährige, hat
sie verdrängt — und mit siebzehnjähriger Jugend kann
Mary eben doch nicht mehr in Wettbewerb treten. Jackie
Coogan gleitet langsam von seiner Höhe. Er hat ein paar
seiner Milchzähne verloren und muß deshalb hinter dem
noch jüngeren Ben Alexander zurücktreten. Wer sich,
wie Pauline Frederick, in die Charakterrolle retten
konnte, hat natürlich längere Lebensdauer, aber er schei¬
det damit aus der ersten Klasse der Stars aus.
Die Struktur des amerikanischen Lebens erfordert im¬
merwährende Blutauffrischung, was schließlich bei einem
Lande, dessen Bevölkerung sich vorzugsweise durch Ein¬
wanderung vermehrt, nicht sehr verwundert, ln einem
solchen Kulturkreise siegt stets die Jugend, während das
Alter eine sentimentale Verhätschelung empfängt. Aber
für die mittleren Jahre ist kein Platz. Deshalb will der
amerikanische Zuschauer auf der Leinwand stets junge
Menschen sehen, die ihm zum mindesten die Illusion der
ewigen Jugend verschaffen. Mögen die Methoden, mit
denen sich die Filmstars jung zu halten suchen, von noch
so gutem Erfolge begleitet sein, einmal müssen sie doch
versagen, sogar den Neid des Zuschauers herausfordern,
der sich selbst altern fühlt und den Star in einer jugend¬
lichen Haltung sieht, die er beim Beginn der Filmlaufbahn
auch besaß. Dann aber wird das Publikum grausam und
fordert wirkliche Jugend Der alte Liebling aber wird
schnell vergessen.
Der neue Filmpresseverband
Am letzten Montag ist im Sitzungszimmer des Scherl¬
hauses der neue Filmpresseverband begründet worden,
dem sofort sämtliche Berliner Fachzeitungen mit ihren
leitenden Redakteuren und Mitarbeitern sowie eine Reihe
von leitenden Filmredakteuren der Tagespresse beitraten.
Eine Reihe von in Frage kommenden Persönlichkeiten
hatte, wie das bei solchen Gründungen geht, versehentlich
keine Einladung erhalten und wird jetzt zum Beitritt auf¬
gefordert werden.
Es handelt sich bei der neuen Gründung um einen Zu¬
sammenschluß der Filmjournalisten im engeren Sinne,
also um diejenigen Kollegen, die sich nicht nur als Kritiker
mit den fertigen Filmen beschäftigen, sondern die auch
wirtschaftspolitisch, technisch oder künstlerisch regelmäßig
in umfassender Weise zum Film Stellung nehmen.
Für diejenigen Schriftsteller und Redakteure, die nur
rein kritisch tätig sind, besteht ja bereits ein Filmkritiker¬
verband, eine Interessengemeinschaft.
Die neue Organisation wird versuchen, in allen gemein¬
samen F-agen ein Zusammengehen herbeizuführen. Im
übrigen .st für den neuen Filmpresseverband die Durch¬
führung seiner Beschlüsse dadurch gewährleistet, daß die
Die Krebskrankheit
Die vom Münchener Stadtrat immer noch aufrechterhal¬
tene lokalpatriotische Zensurkommission zur Zubilligung
eventueller Lustbarkeitssteuerermäßigungen bei Kulturfil¬
men hat ein neues Schildbürgerstückchen geliefert. Zwei
neuen, nur Aufklärungszwecken dienenden Kulturfilmen
der Emelka „Die Krebskrankheit" und „Quellwasser der
Großstadt" wurde nur die Hälfte der zulässigen Ermäßi¬
gung zugestanden, da sie zu SO Prozent Lustbarkeits-
elemcnte enthielten.
Diese beiden neuesten Bilder der Eku enthalten näm¬
lich nicht nur stumpfsinnige statistische Tabellen, sondern
haben, den Erfahrungen der Kinos wie der modernen
Pädagogik folgend, den wissenschaftlichen Stoff in eine
Form gebracht, die auf den Beschauer Eindrücke hinter¬
läßt, die er nicht sofort wieder vergißt, und die darum
leitenden Redakteure der maßgebenden Blätter der Fach-
und Tagespressc in ihm vertreten sind.
Der erste Vorstand setzt sich aus folgenden Herren zu¬
sammen: Vorsitzender Alfred Rosenthi.1 (Aros), Scherlver¬
lag, Dr. Mendel, Lichtbild-Bühne, Ullstein. Dr. Thcile, Film,
Dr. Beissel, Reichsfilmblatt, Jäger, Film-Kurier.
Die Mitteilungen des Verbandes werden in einer beson¬
deren Rubrik in den Fachzeitungen erscheinen und je
nach Bedarf und Inhalt auch in der Tagespresse bekannt¬
gegeben.
In der ersten Sitzung lag bereits eine Reihe von Be¬
schwerden vor. die zum Teil gemeinsam mit der Spitzenor¬
ganisation geklärt werden sollten, insbesondere wurde der
Beschluß gefaßt, daß sogenanntePressevorstellungen nur an
den Tagen Montag, Dienstag, Mittwoch besucht werden
sollen, und auch nur dann, wenn sie spätestens nach¬
mittags einhalb vier Uhr beginnen. An Sonn- und Feier¬
tagen sollen Vorstellungen in Zukunft überhaupt nicht
besucht werden, auch nicht an Vormittagen. Über eine
Reihe von anderen Punkten werden die ersten offiziellen
Mitteilungen des Verbandes in der nächsten Woche Aus¬
kunft geben. Anfragen sind entweder an den Vorsitzen¬
den oder an den Schriftführer Dr. Theile zu richten.
eine Lustbarkeit
die eigentlichen Zwecke eines Kulturfilms weit besser
erfüllt als die Form, der diese hochweise Kommission
vielleicht die volle Ermäßigung zugestanden hätte. Aber
jede Fortschrittsbestrebung auf diesem Gebiete wird fast
unmöglich gemacht, wenn die schaffenden Firmen gegen
solche rückständigen Auffassungen nicht dadurch im
ganzen Reichsgebiet geschützt werden, daß die Anerken¬
nungen volksbildnerischen Wertes seitens der Bildstellen
für in steuerlicher Hinsicht verbindlich erklärt werden.
Der Krebsfilm führt in seinem ersten Teil in das Wesen
der Krankheit ein und ihre Entstehung. Im zweiten Teil
wird die Diagnostik und im dritten die Therapie behandelt.
Die Tendenz ist: Krebs ist heilbar, wenn die Krankheit
rechtzeitig erkannt und sachgemäß ärztlich behandelt wird.
Wahrscheinlich betrachtet man dies als Lustbarkeit!
Nummer 946
Kinemafogrnph
Seite 19
ttt'ft’rl t$df» £
H E
b sen» Tragödie der Gcneralstochter
läuft jetzt im Mozartsaal. Unter den
Dramen des norwegischen Dichters ist
„Hedda Gabler" vielleicht das film-
möglichste und zwar aus dem ein¬
fachen Grunde, weil in ihm wirklich
Handlung, nicht nur Dialog ist.
Man kann sich vorstellen. daß es
eine Künstlerin vom Range der Nielsen
reizt, diese hysterische, übernervöse
Frau zu verkörpern, die den filmischen
Ausdrucksmitteln der Asta in vielem
geradezu entgegenkommt. Es sei vor¬
weggenommen, daß die Hedda Gabler
eine der besten Leistungen der Alt¬
meisterin europäischer Filmkunst ist.
Man glaubt ihr zwar die neunund¬
zwanzig nicht mehr, die Ibsen vor¬
schreibt, aber wir haben in Deutsch¬
land zum Beispiel in der Dumont eine
Ibsen-Interpretin, die die Masse und
die Feinsinnigen viel, viel länger als
dreißig Jahre begeisterte.
Es ist gar .keine Frage: Asta Njelsen
trägt diesen Film, bei dem
I) 1) A G A B
Fabrikat : National-Film A.-G.
Manuskript: Rosa Porten und Dr.
Fr. Eckstein
Regie : Dr. Franz Eckstein
Hauptrollen : A. Nielsen, Chmara.
P. Morgan, Haack
Photographie: Franz Stein
Länge : 2577 m (6 Akte)
Vertrieb : National-Hlm A.-G.
Uraufführung: Mozartsaal
dieses Werk seines Lebens, und Tesman
findet es. Er überläßt es auf wenige
Stunden seiner Frau, die es den Flam¬
men übergibt. Als Lövborg bei ihr er¬
scheint, drückt sie ihm den Revolver ir
die Hand. Turch ihn stirbt Lövborg.
aber nicht etwa „in Schünneit". sondern
durch einen unglücklichen ZufaP im
Hause des Fräuleins Diana, die irehr der
L E B
Liebe als der Jagd huldigt. — Das erzählt
ihr der Gerichtsrat Brack, der sich immer
schon bemühte, das schließende Glied in
einem dreieckigen Verhältnis Tesmans Ehe
zu sein. Hedda sieht, sie hat das Spiel ganz
verloren. Sie weiß, sie ist jetzt Brack auf
Gnade und Ungnade ausgeliefert. Das ist
für sie das schlimmste. Sie nimmt die zweite
Pistole des Generals Gabler unJ nimmt sich
selbst das Leben. Tesman und Frau Elvsted
aber rekonstruieren aus Notizen das Buch,
das Lövborg hinterlassen hat.
Wenn man will, eine richtiggehende Kino¬
geschichte, und ein Beweis dafür, daß
zwischen dem Xinokitsch und manchem so¬
genannten literarischen Werk wenig Diffe¬
renz besteht. Die Handlung lehnt sich ziem¬
lich eng an das Drama an. Selbstverständ¬
lich ist manches, was bei Ibsen nur erzählt
wird, wie bei solchen Bearbeitungen immer,
in wirkliche Szenen umgesetzt. Dafür fehlt
manche Lebensweisheit und psychologische
Vertiefung, die eben nur der Dialog geben
kann. — Die Bearbeitung des Manuskripts
stammt von Rosa Porten, die ihre
s
Titel sogar zum größten Teil von
Ibsen übernahm. Das war in diesem
Falle außerordentlich vernünftig,
weil die Sprache im Bühnenstück
schlicht, einfach und gerade ist.
Heddr. /_ abler ist. wahrscheinlich
um der Nielsen willen, noch mehr in
den Vordergrund gerückt. Die Ne¬
benrollen müssen zurücktreten.
unzufrieden und läßt es
taktlos an anderen aus, bei
denen sie Lebensglück ver¬
mutet.
_ Sie trifft plötzlich mit
Eitert Lövborg wieder zu¬
sammen. der in Frau Thea
Elvsted die Frau gefunden
hat, die ihm Mut zum Leben
und zur Arbeit gab. Hedda
Gabler will, da sie selbst das
Glück nicht finden kann.
Rmcmotogtnpfj
Nummer 946
Fabrikat:
Geographische Gesell¬
schaft. London
Aufnahmcleitung: Capt. J. B. Noel
Länge: 2190m (6 Akte)
Vertrieb: Dafu
Uraufführung: Thcat. am Notlcndorf plati
gantischen Bergriet
bedeckten tibetanis
sten Wo¬
heißen:
„ZumGip-
fel der
Welf.
in gewaltiges Kulturdokument. Die cn Hintergrund aufbauen, den die Wolken heller immer höher steigen, wie sic lausen
Geschichte der dritten Mount* oder dunkler umziehen, kann er Blitz und Meter und wieder tausend Meter zi
Everest-Expedition, die den Gipfel der Lonner verwenden, die den Himalaja umtoben. rücklegen, während im Hintergrunt
erhaben über alle
Nummer 946
ßmcma.ogrnpb
Seite 2i
WINTER KOMMT
Fabrikat
2057 m (7
nach dem der Film gern
in England und Amerik:
her die Beliebtheit
kommt. Möglich, daß
die Bearbeitung für
Deutschland einen
es einen in den Fing«
Und dann kommt der Wi
sehen Reichstag), zun
ht alles gut und Nt
tuf hingewie-
>en wird, daß dt
ist. so enthält dit
Hinweis eine \
pflichlung. die „W
Seite 22
946
Der DcmCitiye lind diefönyerin
K C C C S I B t
r-j
ibä
* iIILl
as im Tauen tzien-Palast von der
Terra gezeigt wird, ist eine
außerordentlich gelungene Filmbcarbei-
tung eines Durchschnittsromans. Man
hat bisher vielfach nach guten Ro¬
manen schlechte Filme gesehen, und
diesmal ist es umgekehrt. Dupont
bleibt bei der großen Linie, die sich
im „Alten Gesetz' so überraschend
zeigte. Die Geschichte der Sängerin
Toni Seidewitz, die im Buch manch¬
mal recht langatmig erzählt wird, ist
hier dramatisch straff zusammen¬
geballt. Man hat den Lebensweg eine
kunstbegabten und kunstbegeisterten
Frau auf die große Linie gebracht, die
fesselt und den Darstellern die not¬
wendigen Möglichkeiten gibt. Lil Da-
gover ist in den ersten Szenen gerade¬
zu überraschend. Sie gibt dem jungen
Mädchen, das, noch nicht ganz flügge,
der Mutter abgekauft wird, beinahe
jenen Charm, den wir an der Pickford
schätzen. Sie spielt die Entwicklung
zur jungen Sängerin und zur gereiften
Frau glaubhaft und mit ausreichendem
schauspielerischen Können. Es ist bc-
Fabrikat : Terra - Film Akt.-Ges.
Manuskript: Dr. Max Glass und E.
A. Dupont
Regie: E. A. Dupont
Hauptrollen : Dagover, Micrendorff,
Leithoff, M. Kupfer
Bauten: O. F. Werndorff
Photographie: Werner Brandes
Länge: 3819 m (8 Akte)
Vertrieb : Terra - Film Akt. - Ges.
Uraufführung' U. T. Kurfürstendamm
zeichnend für die ganz starke Film¬
begabung Dnponts, daß er aus Mieren-
dorff so viel herausholt. Er überträgt
den Demütigen, wohl darstellerisch und
psychologisch die schwerste Rolle,
einem Anfänger namens Leithoff und
überzeugt dit Fachleute, daß Herr
Ralph nicht nur ein Intrigant ist, son¬
dern auch sympathische Figuren ver¬
körpern kann.
Gute Photographie ist heute bei
einem Großfilm Selbstverständlichkeit,
gleichmäßig gut gebaute und in der
Natur ausgesuchte Szenerie dagegen
nicht immer. Beim „Demütigen" ist
beides zu verzeichnen. Auffallend das,
was man mit einem Schlagwort Klcin-
malerei nennt, und was man bei Lu-
bitsch so schätzte, kleine szenische
ur.d psychologische Blitzlichter, die das
Publikum fesseln and die Stimmung
unterstützen und von denen nur zwei
oder drei danebengeglückt sind.
Das Theatermilieu gut gesehen. Die
Großbauten und Massenszenen unauf¬
dringlich in das Ganze organisch ein¬
geordnet und nicht mehr betont wie
irgendeine kleine Spielnuance.
smäßig spät, nach-
alle Länder Euro-
Regieführung durch Ai
mand du Plcssy ist seh
letzten Chargenrollc
Schauspielcr sind.
Da über den Inhalt
inszeniert wurden; in Bu¬
karest zündete der Vorführer
die Kopie des Filmes an, da
er ihm zu „unsittlich" er¬
schien. (Später ergab sich
dann, daß er von franzö¬
sischer Seite bestochen
war.) Solche Nachrichten ,
machen in höchstem fl
Grade gespannt und j
lassen an einen Film fl
von abgrundtiefer I
Unsittlichkcit denken.
zumal der gleich-
namige Roman von
Victor Margucrittc. ,
nach dem der Film
hergestellt wurde, in B
der Tat eine gepfef- f
ferte Erotik verkün-
det. Aber wieder '* \
einmal ist der Film T
in vollkommen an- jw'aW
dere Bahnen als das *1 l\
Buch gelenkt wor-
den. Was dieses für
normale Leser fatal und
ungenießbar machte: die
hreiteAusmalung lesbischer
Liebesverhältnisse, fällt im
Film nahezu ganz fort. Ein
paar schnell vorüberhu¬
schende Bilder geben wohl
Ausschnitte aus einem Milieu,
ein eminentes Sittenbild ent¬
puppt. Dann aber auch dar¬
über, daß der Film den vielen
amerikanischen Erzeugnissen
gegenüber eine Abwechslung
bedeutet. Denn er bringt nicht
die nun schon zur Genüge be¬
kannten Typen, die Boxszenen
und Menschen aus einer Maga¬
zin-Story, sondern Menschen
mit Leidenschaften und über¬
schäumendem Temperament.
Menschen, die gewiß sündigen
und sich gar nicht moralisch
gebärden, deren Bekehrung
die Tochti
flationsgewinr
•n den Willen der Eltern
Laufpaß. Sic verläßt das
rliche Haus (richtiger Pa-
Rincma.ogcnpfi
Iris-Film, Paris Regie: Armand du Plessy
Nach dem Roman von V. Margucrittc Hauptrolle : France Dhelia
Vertrieb. Sphinx-Film A.-G., Berlin
Uraufführung: U. T. FriedrichstraPc
und nicht als Unschuldsengel einem kaum
verdienten Paradiese (made in U. S. A.|
Der Film ist natür-
Ktncmatograpf)
SZENENBILDER AUS DEM FILM DER FIRST NATIONAL
„DIE VERLORENE WELT"
FQR ZENTRALEUROPA: TRANSOCEAN-FILM.
‘uncinatoprnpfy
Ein neuer Vorstoß der Kinoreform.
Im Reichstag ist gestern wieder einmal über den Film
geredet worden Den Kinoreformern geht es mit der neuen
Lichtspielnovelle noch nicht schnell genug. Der Ausschuß
für Bildungswesen hat folgende Anträge gestellt:
„Der Ausschuß für Bildungswesen ersucht die Reichs¬
regierung:
1. eine Novelle zum Lichtspielgesetz, ferner Gesetz¬
entwürfe zur Bekämpfung der Schund- und Schmutzliteratur
und zum Schutze der Jugend bei öffentlichen Schau¬
stellungen und Darbietungen sowie ein Reichsbühnengesetz
mit möglichster Beschleunigung vorzulegen;
2. Bildstreifen für Jugendliche bis zu achtzehn Jahren
nicht zuzulassen.
Verkaufsrecht für Zentral- und Osteuropa übergeben und
ihn zum alleinigen Geschäftsführer ihrer Berliner Nieder¬
lassung ernannt. Es wird keinem Zweifel unterliegen,
daß der bekannte Fachmann recht bald auf umfassende
praktische Resultate zurücksehen kann.
Lehrstuhl der Kinologie.
Die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin hat sicii
entschlossen, einen Lehrstuhl für Kinologie zu errichten.
Mit der ordentlichen Professur ist der als Karl- und Joc-
May-Forscher bestens bekannte Literarhistoriker Rudolf
Kurtz beauftragt worden. Die Antrittsvorlesung fand
heute im Auditorium maximum vor einer zahlreicher.
derspruch mit dem
Erziehungsziel der
Reichsverfassung
stehen oder wenn
sie die bestehende
republikanische
Staatsverfassung
der F'ilmindustrie
statt. Der Vor¬
trag umfaßte das
aktuelle Thema
Die Leitartikel
der Filmfach-
presse und ihre
Vorlagen in der
Pasquillanten¬
literatur des 18.
Jahrhunderts, ins¬
besondere Kotze-
bues ..drastisches
Drama" ..Der hy
perboreische Esel
oder die heutige
Bildung" und „der
Fall Trianon".
3. zu erwägen,
bei derVerabschie-
dung des Reichs¬
theater - Gesetzes
den Schutz des
geistigen Eigen¬
tums der Bühnen¬
autoren in Sachen
der Radioüber¬
mittlung von Büh¬
nenstücken zu ge¬
währleisten."
Erfreulich ist
noch, daß dieRed-
Ein Antrag, dem
| Lehrstuhl ein ki-
j nologisches Semi-
j nar zu praktischen
Übungen anzuglie¬
dern und dazu
HansNeumann als
Privatdozenten
hohen Senat abgelehnt
'.v : u-
lest/ i-S ik-n.
daß sie mit ihrem
Anträge keine
Schädigung der
Industrie beabsichtigen. Wichtig ist au
daß der Vertreter der Sozialdemokrati
Satz prägte, die Zensur sei vom Übel.
Am Freitag sind dann noch weitere
worden, auf die wir in der nächsten Ni
zurückkommen werden.
■lassen, wurde jedoch
Die Russen stellen den Film aus.
Zu einer Zeit, wo man hier mit der Film- und Kino¬
messe nicht zu Stuhl kommt und immer neue Ausschüsse
ernennt, Sitzungen vertagt, kommt man anderwärts schnel¬
ler weiter.
Die Russen wollen bei den diesjährigen Kunst- und
Kunstgewcrbe-Ausstellungen in Paris eine eigene Abtei¬
lung einrichten, die durch ständige Vorführungen während
der Dauer der Ausstellung ein Bild russischer Kinokunsl
der Gegenwart geben soll.
Cecil de Mille produziert in Deutschland.
Der große amerikanische Regisseur hat durch Vermitt¬
lung von Direktor Pommer den neuen D-Film der Ufa er¬
worben und wird in Kürze einen großen biblischen Film
in Neubabelsberg drehen. Die Hauptrolle wird von Sieg¬
fried Behrisch verkörpert. Der Film selbst heißt „König
Davidson".
Seite 26
Rinematogropf)
Nummer 946
schauer seinen Bedarf an Schilddrüsen (nicht zu ver¬
wechseln mit Schildkröten) zu billigsten Tagespreisen
decken kann.
*
Vorführer-Kursus für Lichtspieltheater-Besitzer.
Der Verband Süddeutscher Lichtspieltheater-Besitzer
E. V.. Sitz Frankfurt a. M., der unter Leitung der Vor¬
standsmitglieder Robert Matter und Friedr ch Hitz im
letzten Geschäftsjahr rege Tätigkeit entw ekelte, ver¬
anstaltet zurzeit einen Vorführer-Kursus für seine Ver¬
bandsmitglieder. Die Beteiligung ist sehr groß, insbe¬
sondere seitens der Frankfurter Lichtspieltheater-Be¬
sitzer. Die Leitung der Unterrichtskur.se hat der Vor¬
steher der Frankfurter Lichtspiel- und Vorführer-Prüf¬
stelle, Herr Oberpolizei-Sekretär Beuß, übernommen. Daß
außer dem Vorführer auch die Inhaber oder Geschäfts¬
führer von Licht¬
spieltheatern ihre
Prüfung als Vor¬
führer machen,
hat sich im Laufe
der Zeit als not¬
wendig erwiesen.
Laut behördlichen
Vorschriften darf
nur derjenige vor¬
führen, der sich
im Besitz eines
staatlich aner¬
kannten Prüfungs¬
zeugnisses befin¬
det. DieTeilnahme
am Vorführungs¬
kursus aus den
Reihen der Mit¬
glieder des Ver¬
bandes Süddeut¬
scher Lichtspiel¬
theater - Besitzer
ist zu begrüßen. In
jedem
dann der Ge- M:lfy p arkcr
schäftsinhaber, auf der von Karl Wilhelm fielen«
wenn ihm kein ge¬
prüfter Ersatzmann zur Verfügung steht, in der Lage, di?
Vorführung selbst vorzunehmen. — Der Ausbildungskursus
für Theaterbesitzer scheint uns der Nachahmung wert.
♦
Jannings als Varietestar.
Emil Jannings tritt am 1. April als Kunstschütze in der
Scala auf, die den Künstler, dessen schießtcchnische
Kunstfertigkeit das Publikum bisher nur sehr selten be¬
wundern konnte, für einen Monat engagierte. Seinen
Fähigkeiten angemessen, erhält Herr Jannings den Ge¬
samtbetrag der Abendkasse sowie 20 Prozent der Gar¬
derobengelder.
Er wird zunächst eine Studienreise nach Amerika
machen und dann Verhandlungen fortführen, die jetzt
bereits angeknüpft sind. Es ist jedenfalls schon jetzt mit
Bestimmtheit damit zu rechnen, daß Herr Joseph der
Filmindustrie erhalten bleibt. Auf diese Tatsache wird
wahrscheinlich auch bei der Generalversammlung der
Fabrikanten-Vereinigung Rücksicht genommen werden.
Kleine Neuigkeiten.
Nachdem unbegreiflicherweise erst einige militärische
Signale filmisch verwertet wurden, soll jetzt das gesamte
Signalbuch der früheren Armee .ückenlos verfilmt wer¬
den.
*
Ermuntert durch die großen, von seinem Dante-Film
ausgegangenen Bekehrungserfolge, beehrt sich William
Fox, eine Verfil-
* .. ... .„-u«...... - - . . mung von Geroks
„Palmblättcrn"
darzubieten.
Die „Westi" be¬
absichtigt, auf der
von Hans Dominik
in seinem Romar.
„Atlantis" ent¬
deckten Insel
Black Island ein?
Filiale zu errich¬
ten, deren Organi¬
sation durch Di¬
rektor Wegeroff
persönlich vorge-
nomnen werden
soll.
Ein neues Kino
in Prag.
Seit einigen Ta¬
gen hat Prag ein
neues Kino großen
Stils. Die Räume
des Bio „Adria”
im Neubau der
Riunione Adriatica sind nach dem Entwurf Baurat Zasches
in prächtiger, luxuriöser Weise, jedoch praktisch und ge¬
mütlich angelegt.
Als ersten Film spielt das neue Kino, in dem man die
erfahrene Hand des Dichters Kasseks spült, Victor Hugos
„Notre Dame de Paris".
Für die kommende Spielzeit sind „Deutschland-Filme"
vorgesehen, die sich in Tschechien bekanntlich großer
Vorliebe erfreuen, obwohl man es nach wie vor dabei
bewenden läßt, die Marke „Made in Germany" — „in-
cognito" gelten zu lassen. — Man nennt uns uneinge¬
schränkt die Namen der deutschen Schauspieler.
Joseph nach Amerika.
Die Auseinandersetzungsverhandlungen der National
scheinen jetzt endgültig zu Ende zu sein. Konsul Joseph
scheidet aus dem Aufsichtsrat und stellt damit auch sein
Mandat als Delegierter des Aufsichtsrats im Vorstand
zur Verfügung.
Herr Joseph legt Wert auf die Feststellung, daß sein
Ausscheiden aus rein sachlichen Gründen erfolgte, daß
insbesondere keinerlei Differenzen mit Herrn Altmann
oder mit Generaldirektor Hermann Rosenfeld bestanden
hätten. Sein Ausscheiden erfolgte in den freundschaft¬
lichsten Formen, insbesondere im besten Einvernehmen
mit der neuen Kapitalistengruppe.
Der letzte Mann in Paris.
Im hiesigen Aubert-Palast fand am Donnerstag abend die
französische Erstaufführung des Ufa-Films „Der letzte
Mann" mit Emil Jannings vor einem besonders geladenen
Publikum statt. Der dichtgefüllte Saal spendete Jannings
außerordentlich lebhaften Beifall. Die Regie Muraus wurde
bei verschiedenen Szenen mit lebhaftem Beifall beklatscht
Der Film erzielte jedenfalls einen ehrlich begeisterten Er¬
folg und wird sich zweifellos mehrere Wochen lang auf
dem Spielplan des Aubert-Palastes halten. Wenige Schritte
entfernt, auf der anderen Seite des Großen Boulevards,
übt der andere Ufa-Film „Siegfrieds Tod“ nach wie vor
eine große Anziehungskraft aus.
Nummer 946
Rincmologropf}
Seit«
Eine merkwürdige Sanierung.
Die Richard Oswald-Filmgesellschaft hat Generalver¬
sammlung gehabt. Das Kapital wurde auf zweihundert¬
tausend Goldmark zusammengelegt. Dreihunderttausend
Mark neue Aktien sollen ausgegeben werden, die an ein
geheimnisvoiles Konsortium gehen, die aber, wenn man
die Angelegenheit genau betrachtet, Besserungsscheine
sind, so daß tatsächlich durch die Transaktion die Gesell¬
schaft keine neuen Mittel erhält. Daß ein Bankenkonsor¬
tium rund sichenhunderltausend Mark an der Oswald-
Filmgesellschaft verliert, ist kein Anreiz zu neuer Be¬
teiligung.
Es wird Zeit, daß sich die Spitzenorganisation einmal
mit gewissen Vorgängen in der Industrie befaßt, die wir
öffentlich vorläufig nicht erörtern wollen, weil wir der
Meinung sind, daß man mit der Erörterung derartiger
Fälle der Industrie einen schlechten Dienst leistet. Wenn
aber die Organisationen nicht eingreifen, wird der Presse
nichts anderes übrig bleiben, als rücksichtslos zu sprechen.
Ortszensur in Hameln.
In Hameln in Westfalen wurde von dem Ersten Bürger¬
meister Jürgens die Vorführung des Films „Quo vadis"
verboten. Die Polizei erklärte auf den Einwand, daß es
keine Ortszensur gäbe, sic habe den Auftrag, die Vorfüh¬
rung eventuell gewaltsam zu verhindern. Herr Bürger¬
meister Jürgens erklärte bei einer von dem Lichtspiel-
theaterbesitzer nach vielen Versuchen erreichten Rück¬
sprache, man möge sich an Herrn Pastor Kittel wendet.,
der sich über den Film beschwert habe (natürlich, ohne
ihn zu kennen)! Eine Verhandlung mit dem Herrn Pastor
wurde natürlich abgclchnt und dem Bürgermeister Scha¬
denersatzklage in Aussicht gestellt. Daraufhin zog der
Bürgermeister sein Verbot, zu dem er gesetzlich nicht die
mindeste Berechtigung hatte, zurück.
*
Merkwürdige Auslegung des Lichtspielgesetzes.
Nach wie vor haben die Lichtspieltheater der kleineren
Städte unter den Schikanen eines einseitig eingestellten,
kinofeindlichen Beamtentums zu leiden. Nicht nur in
steuerlicher Hinsicht lassen die Behörden erkennen, daß
sic für die Lage des Lichtspielgewerbes nicht das geringste
Verständnis aufzubringen vermögen, sondern auch da. w<>
die Regelung bestimmter Fragen einheitlich für das ganze
Reich durch das Gesetz festgelegt ist, bereitet man den
Theaterbesitzern Schwierigkeiten. So hat eine behörd¬
liche Stelle des thüringischen Städtchens Gera einem dor¬
tigen Thcaterbcsitzer mitgeteilt, c.aß er einen für Jugend¬
liche freigegebenen Film nur an zwei oder drei Tagen in
einer Jugend Vorstellung zeigen dürfe. Es könne nicht
gestattet werden, die ganze Woche über Jugendvorstel¬
lungen zu veranstalten. Der bet*effendc Theaterbesitzer
brachte die Angelegenheit in der letzten Versammlung des
Leipziger Vereins der Lichtspieltheaterbcsitzer zur
Sprache, und diese Organisation wird der in Frage kom¬
menden Behörde durch Vermittlung ihres juristischen
kleinste 9{inoaufnahmeapparat
fiiv Normalfilm
^ 0 <?r
w /‘Ä ständige ißegteiterdes
fäufnahmctechnikers
beiSpc&ienpängen.
UL f* < ^ u3 ^ ü<jenau f^ 5en
federwerk
Seite 28
Nummer 946
Beirates Mitteilung darüber machen lassen, daß sie nicht
in der Lage ist, solche eigenmächtigen, d;m Gesetze zu-
widerlaufendcn Schritte zuzulassen. Im übrigen haben
wir hier wieder ein Schulbeispiel dafür, wiä schutzlos die
Lichtspieltheater den allzu bürokratischen Maßnahmen
eines gewissen Beamtentums gegenüber sind. W. St.
Interessengemeinschaft Emelka und W. & F., London.
Nachdem zunächst vor 4 Monaten nur für den Film „Ver¬
borgene Gluten" (Hidden Fires) eine Produktionsgarantie
und Vertriebsvertrag zwischen der Emelka und W. & F
Film Service Ltd. in London geschlossen worden war. ist
eine wesentliche Erweiterung dieser Art des Vertragsver¬
hältnisses für dauernd Ende März perfekt geworden. Der
Vertrag umfaßt nunmehr neben dem Vertr eb der gegen¬
seitigen Produktionen durch sämtliche Vartriebsverbin-
dungen beider Firmen (die von W. & F. gehen auch nach
den Vereinigten Staaten) eine Produktionsgemeinschaft von
Filmen größten Ausmaßes. Die Filme werden haupt¬
sächlich in Deutschland und in England gedreht werden
und mit Stars internationaler Schätzung besetzt sein.
Kinos auf Schilfen.
Bekanntlich hat die (Jfa auf vielen Dampfern der
Amerika-Linie der Hapag Bordkinos eingerichtet, von
denen man sehr viel Gutes hört. Zur Abwechselung
bringen wir hier die interessanten Ausführungen unseres
ständigen Korrespondenten in Kalkutta, die sich aller¬
dings nur auf die Schiffe kleinerer, den Verkehr mit
Indien vermittelnder Linien beziehen, keinesfalls aber für
die großen Luxusdampfer gelten können, auf denen die
Passagiere infolge der geschickten Kabinenanordnung
end der Größe der gesamten Ausmaße von „Lärm" nicht
belästigt werden, selbst wenn der größte Bordball statt¬
findet. Wir geben die Notiz des Interesses wegen und zur
Kennzeichnung der Stimmung in manchen Kreiser, draußen
in der Welt wieder. Uns erscheint das Bordkino als
interessante Abwechselung in der Eintönigkeit langer
Seefahrten.
Wenn man vom Ausruhen bei Seefahrten spricht, so
darf das Ansehen eines Films vielleicht als weniger an¬
strengend gelten als die andauernde Lektüre von allerlei
Schmökern. Daß Schiffe und Eisenbahnen Strapazier¬
stätten sein müssen, vermögen wir nicht anzuerkennen.
Die Vorführung interessanter filme ist ein sehr geeig¬
netes Mittel, diesen „Strapazierstätten" viel von der
Grausigkeit dieses Wortes zu nehmen. Die Ausführungen
unseres Kalkutta-Korrespondenten lauten:
Vor einiger Zeit tauchte das Gerücht auf, daß alle nach
und von Indien kommenden Schiffe ihr kleines „Kino"
mitführen würden. Viele waren entzückt, manche waren
entsetzt. Zur Seekrankheit und Jazzmusik auf den
Schiffen auch noch Kinos und Nachtlärm! Ich glaube,
gerade die besten Gesellschaftskreise wehrten sich da¬
gegen. und so hat soeben die Hauptstclle der Vereinigung
der Passagier-Seefahrten die Entscheidung getroffen,
dieses Vorhaben unter allen Umständen zu verhindern.
Wenn auch die Seefahr, eine langweilige Sache ist, so
tut die Ruhe den meisten doch sehr gut, und wenn See¬
krankheit eintritt, braucht man sie nicht durch Musik,
Lärm des Kinos in engen Verhältnissen usw. zu verstärken.
Besser wäre es, für eine gute Schiffsbibliothek zu sorgen.
Schiffe und Eisenbahnen sind Strapazier-, aber keine Ver¬
gnügungsstätten. Eine gewaltige Kundgebung durch ge¬
sammelte Unterschriften hat der „Associaiion“ ihre volle
Anerkennung und ihren Dank ausgesprochen.
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AUBERT-FILM DER UFA
HERGESTE,-LT VON VANDAL 4 DE LAC
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PERSONEN;
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Der Freund . Louis Allibert
Die T8nzenn M« M « Forzane
Professor Roullet Henry Krauss
Bankier Alperof* Gaston Jacquet
Der Sekretär Jean Devalde
Der Fabrikant Pierre Magnier
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GIPFEL
i Die eindrucksvolle Premiere der Dafu
im »Theater am Nollcndorfplatz«
EIN EREIGNIS
VON DEM JEDERMANN SPRICHT
7>&fu
ZUM
GIPFEL
DER WELT
erlebte am 31. März im Theater am Nollendorfplatz seine
deutsche Uraufführung. / Hierzu erschienen Hunderte von
prominenten Persönlichkeiten des ln- und Auslandes. / Die
Darbietung wurde durch Auftreten eii.er Gruppe tibeta¬
nischer Lamas (aus dem im Innern Tibets gelegenen Kloster
vonGyangtse stammend) eingeleitet./Nach der Vorführung
brach ein Sturm der Begeisterung los und Captain Noel,
der den ereignisvollen Film im Aufträge der Kgl. Geo¬
graphischen Gesellschaft, London, drehte, wurde enthu¬
siastisch verlangt und begrüßt / Unsere Presseabteilung
sichtet zl!L noch die große Zahl begeisterterPresseberichte,
deren Veröffentlichung in der nächsten Nummer folgt.
DEUTSCH-AMERIKANISCHE FILM-UNION A G
BERLIN SW«. FRIEDRICHSTR. 13 CDAFUHAUS) TEL: DONHOFF 944,945.6576.6577
DIE FRAU VON VIERZIG JAHREN
REGIE: RICHARD OSWALD
WLADIMIR GAIDAROW
der Darsteller der männlichen Hauptrc'ie in dem zweiten Richard-Oswald
DIE FRAU VON VIERZIG JAHREN
Außer Diana Karenne. der Darstellerin der weiblichen Hauptrcile. wirken mit:
SIEGFRIED ARNO / PAUL OTTO / DIANA GRALLA / HARRY HARDT
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Seite 36
Rmcmatogrnpt)
Nummer 946
^ monatigcn Gastspiel nach Berlin zu-
rückgekchrt und wird demnächst wieder
seine Filmtätigkeit aufnehmen.
4 us Anlaß des Unfalls bei einer Kino-
^ Vorführung im Vox-Haus, der dadurch
verursacht wurde, daB ein Filmstreifen an
einem lose neben dem Apparat stehenden
Widerstand Feuer fing, bittet uns die
Apparateabteilung der Ufa, darauf hin¬
zuweisen. daß ihr eine solche Gefahren¬
quelle längst bekannt ist,
und daß infolgedessen alle
von der Ufa vertriebenen
Ufa-Typen so eingerichtet
sind, daß ein Feuerfangen
des Films am Widerstand
infolge einer zweckmäßige¬
ren Unterbringung dieses
W iderstandes unmöglich ist.
I sie Kichberg-Film G. m.
* * b. H. wird in diesem
Jahre - dem zehnten ihres
Bestehens — einesehr staat¬
liche Reihe von Großfilmen
herstellen. W'ährend in
diesem Monat die beiden
soeben vollendeten Film¬
werke „Luxusweibchen, ein
Zeitbild aus Berlin W" und
„Leidenschaft (Die Lieb¬
schaften der Hella von
Gilsa)“ in der Öffentlich¬
keit erscheinen, werden be¬
reits die Aufnahmen für
die nächsten beiden Filme
der Gesellschaft beginnen:
für „Liebe und Trompeten¬
blasen". von Hans Sturm
nach seinem vielgespielten,
erfolgreichen Lustspiel für
den Film bearbeitet, und
für „Die Frau mit dem
Etwas“. eine moderne
Abenteurerkomödie von
Hans Behrendt und Hel-
muth Ortmann. Fünf wei¬
tere Großfilme stehen so¬
dann auf dem Produktions¬
programm der Firma: „Der
Liebeskäfig", nach dem Ro¬
man von Hans Land. „Lila,
die Geschichte einer jun- <j,. r durch
gen Dame von Stand' . Gespräch n,
nach dem Roman von Rutn
Götz. „Die Kleine von der
Tauentzienstraße". ein Berliner Sitten¬
bild, „Frauen, denen man nachts be¬
gegnet“ und endlich „Der Fall Drey-
fus". Außer Lee Parry und Lilian Har-
vey, den beiden schönen Stars des
Eichberg-Films, sicherte die Gesellschaft
sich die Mitarbeit erster künstlerischer
Kräfte. Al; Regisseure sind Richard
Eichbcrg und Erich Schünfcldcr ver¬
pflichtet worden, als Darsteller Harry
Licdtkc, Otto Gebühr, Olaf Fjord. Hans
Albcrs. um nur einige Namen zu nennen.
n as von der Internationalen Film-Akt.-
Ges. Ha hergestellte deutsche Film-
spicl „Krieg im Frieden" wurde von der
Zensur ohne Ausschnitte zur Vorführung
vor Erwachsenen zugelasscn. Donners¬
tag. den 2. April, fand in den Wittelsbach-
Lichtspielen am Bayerischen Platz eine
Presse- und Intcressentcnvorführung statt.
n ie Stadt der Millionen" ist der Titel
eines abendfüllenden neuen Films der
Kulturabteilung der Ufa, der in den näch¬
sten Wochen in einem der Berliner Ufa-
T'-eatcr seine Uraufführung erleben wird.
Unter der Regie ton Adolf Trotz ist hier
aus dem Leben der Großstadt, in der die
Schicksale ton vier Millionen Menschen
täglich durchcinanderwirbeln, ein packen¬
des Zeitbild entstanden, dem wirkungs¬
volle ernste und humoristische Spielszenen
einen besonderen Charakter verleihen.
m
a To,.;. ,t
dem Anmut
den soeben stattgefundenen Präsidenten¬
wahlen im Reich einen besonders tempe¬
ramentvollen Wahlkampf in Ägypten. -
Aus Amerika werden die Feierlichkeiten
anläßlich des Amtsantritts des Präsidenten
Coolidge sowie dessen Vereidigung im
Kapitol zu Washington gezeigt. — Das
Sportslcben ist mit Aufnahmen vom Trai¬
ning des Weltmeisterschafts - Wettläufers
Nurmi vertreten; besonders interessant ist
die mit der Zeitlupe festgchaltene Lauf¬
technik des Mcisterschaflsläufers. Neben
diesen Einzelaufnahmen stehen Bilder der
großen Frühlingsläufe, die in St. Cloud in
Frankreich stattfanden. — Die Deulig-
wochen-Reihe „Lieblinge des Publikums"
zeig', den Welt - Schwergewichtsmeister
Jack Dempsey beim Trainig. — Aus dem
Reich der Lüfte sehen wir eine Reihe
amerikanischer Luftmanöver
F 'ranz Rauch hat für die Sing-Film
G. m. b. H. (Direktion Harllaubl ein
Manuskript für einen Gesangsfilm ge¬
schrieben. dessen Struktur mit der bis¬
herigen Tradition auf diesem Gebiete voll¬
kommen brechen und dem Filmsingspiel
völlig neue Wege eröffnen dürfte. Zum
erstenmal sind für den Film Originalvypen
sorgescher, wie sic bis dahin weder auf
der Sprechbühne noch im Film zu sehen
waren. Das Beck-Patent, das als ein¬
ziges bisher die vollkommene Überein¬
stimmung zwischen Ton
und Musik gewährleistet,
wird auc!: dem neuen
Film zugrunde gelegt wer¬
den. Die Aufnahmen wer¬
den unter der Regie des
Autors ausgeführt.
W cil du es bist“ ist
” der Titel der großen
Filmoperette der Symphon
G. m. b. H„ zu der die
letzten Aufnahmen zurzeit
im Jofa-Atelier und den
Staakener Filmwerken ge¬
macht werden. Die Haupt¬
rollen spielenHanni Weisse,
Albert Paulig. Carl Becker
sachs. Lilian Weiß und
Manfred Kümpel. Regie
führt Hans Werckmeister.
Die Musik ; st von Marc
Roland.
'Theaterbesitz der Ufa
hat sich im letzten
Halbjahr bedeutend ver¬
größert. Nicht weniger als
dreizehn große Lichtspiel¬
häuser in den verschieden¬
sten Städten Deutschlands
sind neu gebaut oder er¬
worben worden. An erster
Stelle steht das neue Ufa-
Theater ..Turmstraße" in
Berlin. Dieses Haus wurde
neugebaut und sämtliche
ln- und Ausländserfahrun¬
gen. die die Theaterverwal-
tungen der Ufa in letzter
Zeit gemacht haben, wur¬
den hier praktisch ver-
, i„ wertet. Das Theater hat
der Emclks 1700 Sitzplätze und hat
beim Publikum in der kür¬
zesten Zeit solchen An¬
klang gefunden, daß allabendlich volle
Häuser zu verzeichnen sind. Die anderen
neuen Theater der Ufa sind: Die „Albert-
Halle" in Leipzig, die 2300 Personen faßt;
Dresden: Ufa-Palast ,,Viktoria-Theater";
Köln: Ufa-Theater „Fränkischer Hof"; Gel-
senkirchen (WestfJ: ..Ufa-Palast": Kiel
„Kaiserkrone"; Mannheim: Ufa-Theater
„Schauburg"; Worms: Ufa-Theater „Schau¬
burg"; Königsberg: „Münzlheater", ,Ura-
niathea'.er", „Trianon-Thcater", ..Stadt -
hallen-Lichtspielc"; Dortmund: „Ufa-
Palast" (1600 Sitzplätze). Im Bau be¬
finden sich ferner drei große Theater, und
zwar in Wiesbaden. Stuttgart und Stettin.
pver Hans Schomburgk - Afrika - Film
„Mensch und Tier im Urwald", der
augenblicklich in allen Provinztheatern
der Ufa läuft, erlebte anläßlich seiner Ur¬
aufführungen in Frankfurt a. M. und
München enorme Erfolge
Lernt fremde
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Seite 38
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TELEPHON: LÜTZOW 4413 UND NOLLENDORF 4541.
Seite 36
Rincmatograpt)
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Ein Zeitbild aus Berlin W
Nach dem gleichnamigen Roman fiei bearbeite!
von HELMUTH ORTMANN und OLA ALSEN
Künstlerische Oberleitung:
RICHARD EICHBERG
ERICH SCHOENFELDER
Photographie: HEINRICH GÄRTNER
Raul-n: JACK ROTMIL. SIEGFRIED WKOBLEWSKI
Kostüme L. MICHAELIS & CO. (Berlin)
LEE PARRY
Lia Eibenschülz - Lydia Potechina - Olaf Fjord - Hans Albers
lulius Falkenstein Hans Junkermann — Robert Garrison
Rudolf Lettinger
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Uraufführung im
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LEIDENSCHAFT
Die Liebschaften der Hella von Gilsa
Dramatisches Bild in 6 Akten
von HANS STURM und HELMUTH ORTMANN
Regie:
RICHARD EICHBERG
Photographie: WILLY HAMElSTfcR. ERICH GRIMMLER
Bauten: JACK ROTMIL. SIEGFRIED WROBLEWSKI
Kostüme: Theaterkunst HERMANN J. KAUFMANN. Berlin
Mitwiikende:
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Curt Vespermann Henry Peters Arnolds — Hermann Picha
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Seite 45
fttitofetfttttMx äfdfx w
T ropenkin em alo g raphie
D ie außergewöhnlich gute Aufnahme, die deutsche
Filme in letzter Zeit ;m Ausland gefunden haben, wird
als nächstes Ziel eine Einstellung in die Weite hervor-
rufen. Mehr, als es heute der Fall ist, werden die Land¬
schaften der Ferne in die Handlung einbezogen werden,
wie ja auch die Amerikaner in verstärktem Maße ins
Ausland abwandern, weil die Zuschauer andere Hmtei-
giünde verlangen, als sic die kalifornische Landschaft
bieten kann. Wir stehen heute, dank dem Autoverkehr,
vor einer Erschließung der entlegensten Gegenden, und
bald werden deutsche Operateure den Weg in das Innere
Asiens und Afrikas finden. Die Tropenkinematographic
wird dann zu den Ausbildungsfächcrn jedes Operateurs
gehören; was heute noch Erfahrung einzelner ist, muß
Allgemeingut werden. Deshalb veröffentlichen wir aus
den Aufzeichnungen des Operateurs Eugen Hrich, der
die Schomburg-Expedition begleitete, ein paar Abschnitte
Eine Hauptfrage spielte von Anfang an die Ausrüstung.
Da einige Tropenexpeditionen mit den Fabrikaten des
Hambergwerkes gute Erfahrungen gemacht hatten, wurde
ein Askania-Berufsmodell letzter Konstruktion initgenom
men. Die ersten Aufnahmen wurden bereits in der Nord¬
see gemacht, und schon hier ergaben sich folgende Erfali-
Nach Beendigung der Aufnahmen heißt es bei Luc
Hrich, stellte ich meinen Apparat in die gebeizte Kabine
Nach einiger Zeit kehrte ich zurück, um den Apparat
trocken zu wischen. Unangenehm überrascht war ich
allerdings, ihn im schnecglitzernden Zustand vorzufinden
Durch die Wärme und Trockenheit der Dampfheizung dci
Kabine war die Nässe am Apparat verdunstet, und du.
salzigen Bestandteile des Meerwassers waren als Krist-l.
aufgetrocknet. In die kleinsten Fugen des Apparates wa
das Salz eingedrungen, und es hat mich Arbeit und MuL
gekostet, den Apparat mi'. einem etwas ölhefeuchtctcn
Tuch wieder einwandfrei sauber zu bekommen
ln Las Palmas auf den Kanarischen Inseln setzte c n
leichter Tropenwind ein. der ganz fe nen Sand und Staub¬
teilchen von der Wüste Saharr herüberbrachte der aber
auf den Apparat nicht den geringsten schädlichen Einfluß
hatte. Hierbei zeigte es sich, daß das Rollendruckfcnster
speziell für die Tropen von unschatzbarem Wert ist unJ
•cgliche. so oft unangenehm störende Kratzer und Negatn
schrammen absolut vermeidet.
In Monrovia (Liberia) machte ich die ersten Tropen,
auir.ahmen. Die Hitze war fas unerträglich, und selbst
mein M?tallapparat wurde schließlich durch das lange
Stehen in der prallen Tropensome so heiß, daß ich bc-
Seite 46
Rmcmatograpf)
Nummer 946
(urchtclc, es würde ihm schaden. Ich unterbrach die Auf¬
nahmen. packte ein und ging ins Quartier, um mir einen
anderen Apparat zu holen und den Metallapparat aus¬
kühlen zu lassen. Leider aber stellte es sich nun heraus,
daß meine zweite Kamera dem Klimawechsel und den
tropischen Kinflüssen nicht
»tandgehaltc-n hatte. Das
Holz hatte zu schwellen und
zu schwingen begonnen und
zeigte Kisse, so daß ein ein¬
wandfreies Arbeiten ausge¬
schlossen war. Wohl oder
übel mußte ich nun mit dem
noch nicht ausgckühltcn Ap¬
parat Weiterarbeiten, und
ohne iede Störung konnte
ich die Aufnahmen been¬
den. Allerdings ist in den
Tropen eine besonders
pflegliche Behandlung des
Apparates erforderlich.
Hauptbedingung ist Sauber¬
keit. gleichmäßiges. aber
nicht übermäßiges Ölen der
I.ager und des Grcifersy-
slems; bei letzterem ist dar¬
auf zu achten, daß die Grei¬
ferzähne frei von jeder
Unsauberkeit sind. Die
Filmbahn muß ebenfalls frei
von Staub oder Filmablagc-
rungen sein, und es erschien
mir sehr zweckmäßig, durch
zartes Einreiben der Film¬
bahn mit Vaseline ein glat¬
tes, ungehindertes Durch¬
laufen des Filmes zu errei¬
chen. Allerdings ist unbe¬
dingt darauf zu achten, daß Sciuln.-ilrin und SictenmgMi
der Film durch die Fcdc u. t. Ti
rung der seitlichen Lauf¬
schienen nicht zu stark geklemmt wird, er könnte sonst
nicht ganz eben im Fenster liegen und dadurch ein leichtes,
nur in der Projektion zu bemerkendes Atmen des Bildes
verursachen.
Wenn es möglich war, Bilder wie die vorzüglich gelun¬
genen Affen- und Vogelaufnahmen des Filmes „Menschen
und Tier im Urwald" aufzunehmen, so verdanke ich
diesen Umstand lediglich den vorzüglichen Tele-Objek-
tiven von Goerz. Fast alle üblichen Schwankungen mit
langbrennweitigen Objektiven wurden vermieden. Um die
Schleierbildungen auf dem Film zu vermeiden, hatte ich
Blenden eingesetzt, die ich
so abgestimmt hatte, diß
sie nur die für das Filmbild
notwendigen Strahlen durch-
ließen. Auch erschien c?
mir nicht ratsam, wäh¬
rend der Stunden. wo
die Sonne am höchsten
stand. Kinoaufnahmen zu
machen, weil durch das Zit¬
tern der Luft ein Verzeich¬
nen des Bildes cintrete.i
würde. Selbst während de-
Rcgenzcit hat mich mci't
Apparat nicht im Stich ge¬
lassen.
Das Entwickeln von Film-
negativen im tropischen
Afrika hat wieder einmal
die ungeahnten Schwierig¬
keiten gezeigt, über die
selbst die C.irrex-Entwick-
lungscinrichiung nicht ganz
hinweghelfcn konnte.
Die durch die tropischen
Verhältnisse bedingte hohe
Temperatur des Entwick
lers gestaltet diesen zu
einem Rapidentwickler, der
das Nega'.iv mitunter in
schon zwe Minuten ausent¬
wickelt hat. Bei der Schnel¬
ligkeit des Entwickelns
n Projektionsr»um je» ms»™ macht sich die am Rande
rm-traRr. mit Knöpfen versehene Cor-
rex-ZcIluloideinlage störend
bemerkbar, weil die Knöpfe der Einlagen ein sofortiges
gleichmäßiges Bespülen des Filmbandes mit Entwickler
nicht einwandfrei zulassen. Die Folge davon sind hauch¬
artige. allerdings im Negativ leider nicht fcstzu-
stellende Streifen. die sich wellenlinienartig quer
durch das Filmhand ziehen. Fernerhin veiursachten
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Nummer 946
Kincmatograpfj
Seite 47
die gleichfalls zu warmen Wasserspülbäder ein allzu
starkes Aufweichen der Filmschicht. Dieser Übel-
fand machte ein starkes Härten mit Alaun schon
deshalb notwendig, um einem vollständigen Ab.
weichen der Schicht von Zelluloidstreifen entgegenzuwir¬
ken. Da nun außerdem noch das Trocknen des entwickel¬
ten Negativs in zu warmer Luft, zum Teil sogar in
der Sonne erlolgte. ist der AuftrocknungsprozeU auch
nicht gleicnmäßig gewesen. Für den Laien vielleicht nicht
merkliche Wellenlinien und SchichUersthwimmungen des
Filmbandes verursachen ein leichtes Flackern des Bildes.
so daß. wer über das Vorerwähnte nicht unterrichtet ist.
diesen Fehler dem Ziehen der Blende des Projektionsappa
rates zuzuschreiben geneigt wäre. Zusammenlassend s
gesagt, daß dem Filmlaboranten und Entwickler noch v. :-
schicdene Probleme zum Lösen offenstehen, die ; ie-e \. r
ei wähnten Mängel zu oeseitigen helfen \ ..Häufig erschein:
mir das Entwickeln ir. der Heimat i:n gemäßigten Klint.i
das beste, und ich betrachte alle anderen Möglichkeiten
des Entwickelns in den Tropen für einen nicht \olUiand- •
einwandfreien Notbehelf
Der Kampf um die Steinberg-Lampe
Die „Jupiter Kunstlicht' sendet uns eine Zuschrift, die Auf¬
klärung über einige Punkte wünscht, die die vielumstrittcnc
Stcinöerglampe betreffen. Wir bringen diese Zuschrift zum
Abdruck und gleichzeitig die Antwort des Herrn Binder, d.-:
die Gelegenheit benutzt, auch der „Lichtbild-Bühne" zu ant¬
worten. die sich mit unserm Artikel in Nummer 945 bcschä!
tigte. Wir bringen auch diese Antwort, weil wir es für unsere
Pflicht halten, unsern Mitarbeitern in diesem Falle volle
Schreibfreiheit zu sichern. Inzwischen hat Steinherg die
Fachpresse zu einer Besichtigung eingeladen. Die Fachpresse
wird dabei Gelegenheit haben, sich selbst vom Wer! oder
Unwert der Lampe zu überzeugen.
Die Jupiter Kunstlicht schreibt uns:
Wir möchten zu dem Artikel „Streit über die Steinberg-
Lampe" nur noch kurz einige sehr wichtige Punkte klar¬
stellen, die der Photograph Binder in seinem Vorträge in
der „Photographen-Innung ' in den Kammersälen zu Berlin
ausführte.
Vor allem wünschen wir eine Berichtigung darüber, daß
die von dem Photographen Binder auf der Bühne vorge-
führte „Steinberg-Lampc" nicht mit 6 Ampere, sondern mit
15 Ampere brannte, wie dies auf die verschiedenen An¬
zweiflungen aus dem Zuhörerkreise durch den Direkt
Drcws der Steinberg-Lampcn A.-G. von der bühne tnch -
fach heruntergerufen wurde Diese Feststellung eracht -n
wir für außerordentlich wichig. ca sonst der Anschein er
weckt werden würde, als wenn Hcri Binder ine gewi-
Täuschung den Zuhörern gegeni-ber beabsichtigte da .
immer w ieder behauptete, die Lampe brenne mit 6 Ampi
und ergib*. 300 000 Kerzen
Ein weiterer Punkt wäre ntc.i beachtenswert, nämlich
der, daß He-r Binder äußerte, die Lampen waren durch
ca. 30 Patente geschützt. Wir kannten bei Nachfrage aui
dem Patentamt erfahren, daß 'on einer Patentanmeldung
nichts bekannt ist. wohl aber 7 Gehrauchs-Musterschut/
hierfür angemeldet sind.
Darajf antwortet Herr Binder:
„Auf die Fragen der Jupiter Kunstlicht habe ich !•>!
gendes zu antworten: In der Photographen-Innung wurden
KINO
PROJEKTIONS
APPARATE
in höchster Vollendung
und großer Auswahl bei:
KINOBEDARF
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Nummer 946
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Seite 49
vier Steinberglampen vorgeführt. Davon brannten zwei
mit 6 Ampere, also in einer Stärke, die für jedes Zimmer
verwertbar ist. und zwei andere, die. wie ich ausdrücklich
erwähnte Atelier-Scheinwerfer und Atelier-Lampe waren,
mit 15 Ampere.
Es ist ein Zeichen für die tatsächliche große Leistung der
Lampe, daß die Herren überhaupt zu der Annahme kommen
konnten, daß alle Lampen mit 16 Ampere gebiannt hätten
Das ist ja gerade das Neue an Steinbergs Erfindung, daß
er m t 6 Ampere dieses gleichmäßige, ruhige, starke Licht
erzielt.
Daß sich eine Stärke von 300 000 Kerzen ergäbe, ist nie
von mir behauptet worden Es handelt sich hier um eine
Notiz in einem Berliner Abendblatt, die durch einen Druck-
fehjer entstanden ist und die von uns mehrfach in der
Öffentlichkeit berichtigt worden ist. Der gesamte Vorstand
der Innung bezeugt gern, daß ich diese Äußerung nie getan
habe, daß im Gegenteil von mir festgestellt wurde, daß
mich die Kerzenstärke bei der Beurteilung in keiner Weise-
interessiert hat und daß ganz selbstverständlich für photo¬
graphische und kinematographische Zwecke nur die Aktivi¬
tät der Lampe ausschlaggebend ist. Im übrigen interessiert
mich ebenso wie die andern Photographen der Preis und
die Wirkungsweise. Von diesem Gesichtspunkt aus ge¬
sehen. muß ich auf Grund meiner praktischen Erfahrung, so
leid es mir tut. auch nach allen Angriffen und Einwen¬
dungen immer wieder zu dem Resultat kommen, daß die
Steinbcrglampe eine Lichtquelle darstellt, die m puncto
Preis und Wirkung alles übertrifft, was bisher auf dem
Markt ist.“
An die Adresse der „Lichtbild-Bühne " richtet Hc'r Binder
folgenden Briet:
„Sie fordern mich auf, Ihren liebenswürdigen Artikel in
Nummer 24 eventuell auf Grund des Preßgesetzes zu wider¬
legen. Die Form, in der Ihie Angriffe gegen die Slein-
beiglampe erschienen sind, und die Erfahrungen, die viele
Bekannte aus Filmkreisen bei Ihnen mit Berichtigungen ge¬
macht haben, veranlassen mich, davon abzusehen und noch
einmal die Liebenswürdigkeit des „Kinematograph" in An¬
spruch zu nehmen, der objektiv in dieser Angelegenheit
bisher alle Kreise ohne Einschränkung zu Wort kommen
ließ und seine eigene Stellungnahme bis zu dem Zeitpunkt
zurückstellt, wo er oder sein technischer Mitarbeiter die
Lampe wirklich selbst gesehen hat.
Ihr „sachlicher" Artikel soll ja von einem Fachmann
herrühren, der als unerwünschter Gast sich in die Vorfüh¬
rung im Herrenhaus eingeschmuggelt hat. Jener Anonymus
scheint ein Fachmann mit Fragezeichen zu sein und zum
mindesten kein objektiv und ruhig urteilender Mann, weil
er mit persönlichen Beleidigungen und Verdächtigungen
arbeitet, anstatt mit sachlichen Argumenten.
Es paßt in die Art Ihrer Polemik, daß Sie jetzt, anstatt
mir sachlich entgegenzutreten, mit der Verdächtigung ar¬
beiten, ich sei an der Lampe irgendwie interessier: Sie
können es sich wahrscheinlich nicht vorstellen, daß iemand.
der versucht, für seine Betriebe immer mehr vcrvoll
kommnete Hilfsmittel zu erhalten, sich bereit findet
solche Sache ohne jeden Vorteil für sich auszuprobieren
Ich habe nun einmal den Ehrgeiz, in meinem Betriebe
immer alles Neue und Gute zuerst zu haben, und darum
war ich auch sofort bereit, die Steinberglampe aus¬
zuprobieren. Nachdem ich sie für gut befand, habe ich
mich selbstverständlich nicht geniert, das offen aus¬
zusprechen. Ich habe das für meine Pflicht gehalten, nicht
etwa, weil ich an der Erfindung ntcressiert bin, sondern
weil ich glaubte, meinen Beruisgenossen eine derartig wich-
*-ge Neuerung nicht vorentha'.ten zu dürfen.
Sie klammern sich an die Geschichte von den 300 000
Kerzen, die die 6-Ampcrc-Lampe hab.-a soll. Das ist me
von einem Fachmann behauptet worden, sondern lediglich
durch einen unglücklichen Zufall im „8-Uhr-Abendblatt"
gesagt worden. Diese Zeitung hätte Ihnen jederzeit Aus¬
kunft gegeben Aber dann hätten Sic kein Sensatiönchen
gehabt, oder es wäre Ihnen in einet materialarmen Zeit der
Stoff für I'-.ren Tagesdienst ausgegangen.
Sie nehmen sich viel zu wich‘it für die Propagandie-
rung oder für die Verbreitung cijser neuen Sache. Sie
werden auch das Gutachten des Frofessors Wcnding von
der Technischen Hochschule noch früh genug erhalten
Das wird ihre Blamage noch eingehender bestätigen. Man
sollte als vorsichtiger Journalist nur dann etwas schreiben,
wenn man es selbst gesehen hat. Sie haben das nicht ge¬
tan und damit den Anspruch darauf verscherzt, in kino¬
technischen Dingen als Fachblatt ernst genommen zu
werden."
Wir vermissen in dem Brief des Herrn Binder eine St -I-
lungnahme zu der Patentanmeldung, die wir im Interesse
der restlosen Klärung der Angelegenheit gern gesehen
hätten. Aber wir werden ja nun Gelegenheit haben, die
I ampc selbst zu sehen und werden dann unseren techni¬
schen Mitarbeiter mit seiner, also mit unserer Meinung
zu Worte kommen lassen. -- ar
„DER DEMÜTIGE UND DIE SÄNGERIN“
Seite 50
&incmatograp5
Nummer 946
PATENTSCHAU
Selbsttätige Umsteuergetriebe für Vorführungs-Kino.
Die Petra A.-G. tür Elektromecha i k in Berlin erhielt
den Schutz des D. R. P. 400 405 auf ein sclbsttägiges llm-
schaltgetriebe zum Umstcucrn von unematographischen
V'orführungsapparaten. Nach diesem Patent kann ein von
Anschlägen (P, P) bewegter Schaltheb-1 (b 1 , b J ) in seinen
den Stromschluß herbeiführenden Grenzlagcn durch
Sperrvorrichtungen (p) festgestellt werden. Das kann
auch dadurch geschehen, daß die Arme (b 1 , b-) des
Schalthebels mit schlitzartigen Aussparungen versehen
sind, in die in den Grenzlagen ein federnd gelagerter
Sperrstift (p) einspringt.
Ebenso wird nach dem D. R.P. 400 406 derselben Firma
diese Umsteuerung dadurch erreicht, daß auf eine durch
zwangläufige Getriebe (r. t, u, k. i) von der Zahn¬
rolle (s) des Vorführungsapparates angetriebene Welle (g)
zwei Zeiger (f‘. P) aufgesetzt sind, deren Lage zur Welle
durch eine feststehende, nach Filmlängen eingeteiltc
Scheibe (h) einstellbar ist.
Nummer 946
Rincmotograpf)
Seite 51
Vorrichtung zur Verstärkung der bei Bestrahlung von
lichtelektrischen Zellen auftreienden Wirkungen.
Dr. Ch. Ries in München
verstärkt nach dem Vor¬
schlag seines D. R. P. 401 387
die bei Bestrahlung von
lichtelcktrischen Zellen auf-
tretenden Wirkungen da¬
durch, daß die lichtemp¬
findliche Schicht der Photo¬
zelle mit dem Gitter
einer Verstärkerröhrc ver¬
bunden und gleichzeitig,
beispielsweise durch In¬
fluenza. negativ aufgeladen
wird.
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gemäß ihrem D. R. P. Nr. 408 388
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oder Farbenzylinder. von einem mittels
einer Kalotte auf einer K jgelspitzi
ruhenden Flügelrad durch die Wärme
einer Lichtquelle bewegen. Dabei ist es
von Vorteil, daß zwischen der Licht¬
quelle und der aus Kugel und Kalotte
bestehenden Lagerung (c, d) des Flügel¬
rades ein wärmcisolierendcs Glied (e)
eingeführt ist.
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füllung, insbesondere für Geräte zum Bearbeiten und
Vorführen von Filmen.
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Lage in bekannter Weise vom Film getragene Rollen¬
arm (7) des Schalters infolge Durchfallens der Gleit¬
rolle (8] durch Ausschnitte (10) im Film (9) in Tätigkeit
tritt.
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Sie purzeln wie die Hasen,
die Teilnehmer an der großen Steeple Chase in Cheltenham.
mit der die Rennsaison in England eröffnet wurde.
33 Meter über dem Brodway
turnt ein junger Amerikaner, den Harry Piels Ruhm nicht
schlafen läßt
Ins Meer hinunter
richtet vom Flugzeug der Operateur seinen Apparat, um die
glänzenden Flottenmanöver in Kalifornien festzuhalten.
Hier gibt's ein Ballett
der Studenten der Columbia Universität, über das nicht nur die
Professoren ihre Häupter schütteln
und dann werden Sie
die Studentinnen sehen, welche sich nicht minder auf über
raschende Tanzkünste verstehen.
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anders kann man's nicht mehr nennen hat der Weltmeister
im Essen Nicola Tataglione 3 Tische voll Saison-Delikatessen.
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DEUVERLEIH
GIPFEL
DER WELT
IM SPIEGEL
DER PRESSE
DER FILM ERSCHEINT IM VERLEIH DER
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illc Kxprditionrn
20
PRESSE-KRITIKEN
o auch der genannte Film läi
Fern im Osten Asiens auf den noch **
wenig erforschten Hochlandgebieten Tibets f. . f. • f -» h I " m
be^t da, fast sagenhafte Gebiet des ^ '
Üalai-Um«. Uic Lamas sind bekanntlich .__. ... .
die buddhi.tisd.en Priester, die den reli- ™"^ r " ‘'“i*
giösen Kult in Tibet nusiiben. Zehn von »ymbolen behängt habe.
ZUM GIPFEL DER WELT
21
m< umklang, tolle Teufelsmasken vor den
Gt ichtern; religiöse Embleme, Bal¬
dachine, Federnfächer, Sonnenschirme
;>pieren sich um den Klosterprior, ein
ler hieratischer Prunk; während
dr. :ßen vor den Toren eine sonderbar
ickeltc zähe Art von Gebirgskühen,
dir einzige Haustiergat tune, die in dieser
Hb e überhaupt noch leben kann, das
bifhhen Gras, das es zur Nahrung braucht,
uni. r fußhohem Schnee herauskrazt
. . und so was nennen die Leute
«Oe! ein Vaterland!“ hat Napoleon stau¬
ne' 1 in einer Gegend gesagt, die ihm,
den Südländer, ähnlich menschenunwürdig
«dn-n (-— ohne daß ich jemanden kran¬
ken möchte, will ich verraten, daß es
nid ; Tibet, sondern Ostpreußen war,
wo er das gesagt hat. Alles in dieser
Veit Ist eben relativ!)
Das Ganze wirkt wie eine hero¬
ische Iragödievon antiker Größe.
Auch der kleine Zusatz Don-Quixoterie
fehlt nicht, der, ebenso wie das Majestä¬
tische, zu jeder heroischen Tragödie ge¬
holt: es ist ja im Grunde ganz gleich¬
gültig für die Wissenschaft, ob man
diesen Gipfel betritt oder zweihundert
Meter unter ihm Hah macht. Es ist
n'chts Neues dort zu erforschen. Die
Toten sind Opfer ihres sozusagen ganz
abstrakten Heroismus, ihrer ganz per¬
sönlichen Leidenschaft. Ihr Tod ist von
dem des jungen Werther nicht sehr ver¬
schieden. Sie sind gewiß bewunderns¬
werte, aber auch in mehr i Is einem Sinn
bedauc rnswci te Menschen. Und nicht
einmal das; denn schließlich, wer solche
Dinge mit seinen sterblichen Augen ge¬
sehen, kann sich nachher auch ohne be¬
sonderes Bedauern zum Sterben nieder-
Ba!d aber hört „das Vaterland“ über¬
bau; t auf. Nicht nur die Menschen —
Lebewesen überhaupt können hier
J'dit mehr Hausen. Das eigentliche
Sd-.hce- und Gletschermassiv des Everest
"•ginnt, „verbotenes Land“, nach dem
Gla l>cn der Tibetaner von Teufeln be-
w°L t. die jeden Eingriff in ihr reser-
»Icries Gebiet mit Tod rächen. So hat
** der Expedition ein lebender Buddha
"'•ra isgesagt: und er sollte zum Teil
^du behalten. Der eigentliche Kern¬
legen; es ist eben das Risiko jedes solchen
überlebensgroßen Erlebnisses, das man
dieses Erlebnis möglicherweise nicht
überlebt. Eine Liebeslcidenschaft trifft
blind jemanden; er kann sich nicht frei
dazu entschließen; und doch ist mancher
daran gestorben. Sowas i.-.t eigentlich
viel tragischer.
Unglaublich schön ist diesmal
die Photographie gelungen; unver¬
gleichlich besser als im alten Everest-Film.
Allerdings muß es eine Freude sein, in
22
PRESSE - KRITIKEN
PRESSE-KRITIKEN
Ile kleinlichen Nörgler verstum- Der Film. Nr. 14/19 5
7>&fu
<$>
deutsch¬
amerikanische
FILM-UNION
AG.
ZUM
GIPFEL
DER WELT
IM
THEATER
AM NÖLLEN DORF PLATZ
BERLIN
<$>
DEUTSCH¬
AMERIKA NI
FILM-UNION
A.G.
2*a/ix
2
ZUM
GIPFEL
DER WELT
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Di^^ta^Hche^JSes^^
ergibt Rekordziffern!
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19. Jahrgang, Nr. 947
Berlin, 12. April 1925
_ __ DAS ÜIIESTE
mW EIEM'FACHBLATT
enn die Natur beginnt, ihr schönstes buntes
Kleid anzulegen, müßte der Kinotheaterbe¬
sitzer eigentlich einen Trauerflor anlegcn, denn
dann beginnt für ihn die fürchterliche, die schreck¬
liche Zeit, wo die Theater gähnend leer sind, und
wo man manchmal vor der Frage steht, ob es
überhaupt lohnt, die Vorstellung stattfinden
lassen.
Es ist merkwürdig, daß man über alle mög
liehen Dinge sich schon den Kopf zerbrochen
hat, daß aber noch niemals ernsthaft die
Frage ventiliert worden ist, ob man nicht
im Sommer, genau so wie das in Skan¬
dinavien der Fall ist. oder wie es die
Sprechbühnen machen, die Theater für
einige Monate schließt. In Schwedei
läßt die Svcnska in Stockholm von i!
großen Theatern nur eins geöffnet und h
hauptet, dabei besser zu fahren, als wenn
sie alle Theater in Betrieb hielte.
Es sei zugegeben, daß das Prob¬
lem in Deutschland nicht einfach
ist, daß letzten Endes jeder Thca-
terbcsitzer diese Frage für sich
entscheiden müßte. Es kommt
auch unseres Erachtens nicht in
Frage, die Lichtspielhäuser auf
drei oder vier Monate stillzulcgen.
wie man das in den nordischen Ländern
tut. Aber ob nicht eine Sperrfrist von
vier bis sechs Wochen aus den allcrver-
schiedensten Gründen wertvoll uiid wichtig
ist, wäre einer Diskussion wert, die auf
Grund von statistischen Erhebungen statt¬
zufinden hätte.
Leute, die gegen die Schließung, etwa in
Vcrleiherkreisen, Bedenken hätten, würden bei
dem Wort Statistik sagen: „Dann man tau!“ Denn
es gibt keine Industrie, bei der so wenig Ver¬
ständnis für exakte wirtschafts-wissenschaitliche
Erfassung besteht, wie bei der Filmindustrie.
Die bekannten Berliner Unterlagen von den
fünfundvierzig Theatern sind nur dadurch wirklich
zusammengebracht worden daß Vertrauensleute mit
Beamten die einzelnen Theater besuchten und
hier das Material mühsam zusammen¬
stellten. Die große Publikation des
Reichsverbands wird dadurch immer
wieder verzögert, daß die Unter¬
lagen nicht Zusammenkommen.
Es ist eigentlich beschämend, daß
eine Industrie, die so dringend immer
wieder Zahlen im Kampf mit den Behör¬
den benötigt, kein Archiv besitzt. Gewiß
gibt es so etwas bei der einen oder anderen
Fachzeitung. Die Ufa hat unter Leitung von
Rechtsanwalt Pick Material über Lohn- und
Wirtschaftsfragen in vorbildlicher Weise ge¬
sammelt und stellt es Interessenten zur
Verfügung. Aber das sind alles private
Angelegenheiten, die in ihrer Samm-
lungs- und Sichtungsarbcit vor ganz
bestimmt; Grenzen gestellt sind.
Was notwendig ist und was in der
nächster Zeit dringend geschaffen
werden muß. ist ein offizielles
Archiv, das zweckmäßig bei de:
Spifzer Organisation eingerichtet
wird und von einem geschulten
Beamten ständig erweitert und
ergänzt wird. Diese Zusam¬
menfassung aller Verbände
steht heute auf einem so
sicheren Boden, daß sie das
große Werk ruhig beginnen
kann und wenn wirklich ein¬
mal aus irgendwelchen Grün¬
den Schwierigkeiten ent¬
stehen, so wird sich sicher
der Verband der Filmindu-
stricllcn oder der Verleiher¬
verband zur Übernahme be-
Nur die Spitzcnorganisation ist
in der Lage, wirklich authentisches
Material zu beschaffen. Sie hat auch
die Möglichkeit, bei den Behörden Zahlen¬
material zu erlangen, das auch der Fachzeitung
mit den besten Beziehungen nicht immer zugänglich
ist. Bei ihr müssen die Mittel vorhanden sein, einen
Beamten zu besolden, der sich mit nichts anderem
beschäftigt, während in Privatbetrieben oder bei
Zeitungen für das Filmarchiv nur immer be¬
schränkte Mittel und nebenamtliche Arbeitskräfte
tätig sein können.
Man soll nicht sagen, daß das kleine Sorgen
sind. Wir sind zum Beispiel überzeugt davon,
daß dem rührigen Syndikus Dr. Plügge dieses
Archiv bei der Abfassung seiner Denkschrift
.Film und Gesetzgebung“ außerordentlich
stark gefehlt l at. und daß ein Archiv,
das besonders Zahlenmaterial aus der
j Vorkriegszeit aufbewahrt. bei dem
großen Kampf, den die Lustbarkeits¬
steuer im ganzen Reich entfesselt,
außerordentlich fehlt. Dieser Kampf
muß jetzt mit aller Energie geführt werden
Man muß vor allen Dingen die Abgeord-
Oster-
Von
gedanken
A r o s
Seite 12
Rincmntogrnplj
Nummer 947
nctcn und amtlichen Stellen aus dem Zustand der Passivität
in den der Aktivität bringen.
Wenn man sich mit Parlamentariern a'ler Parteien
unterhält, so sehen sie das. was man ihnen darlegt, ab¬
solut und restlos ein. Sic haben nur nich den Mut, die
Offensive im Parlament aufzunehmen. Keiner will der
erste sein, und darum muß man ihnen Mut machen. Viel¬
leicht dadurch, daß man einen kleinen überparteilichen
Film herausbringt, der in Form eines Trickfilms die Frage
behandelt, warum
der Kinobesuch so
teuer ist. und der
dann weiter argu¬
mentiert und er¬
klärt: ..Das kommt
daher, weil eure
Abgeordneten
nicht den Mut
haben, (ür eine
gerechte Lustbar¬
keitssteuer zu
sorgen!"
Die Verhältnisse
auf diesem Gebiet
werden immer un¬
haltbarer. So hat
man in einem klei¬
nen rheinischenOrt
jetzt eine Lustbar¬
keitssteuer von
\ ierzig Prozent be¬
schlossen, nur weil
d e Möglichkeit
b .-steht, daß even¬
tuell ein Kino hätte
eingerichtet wer¬
den können.
Das Sekretariat
des Rcichsverban-
des zeigt denguten
Willen, aber die
geplante Denk¬
schrift wird ihren
Zweck und ihre
Wirkung verfeh¬
len, wenn ihr Her¬
auskommen sich
immer weiter ver¬
zögert. Vielleicht
liegt das an den
eingangs angedcu-
teten Gründen,
daß wiederum die
Theaterbesitzer in
ihrer eigcnenSache
versagen. Aber
dann muß ein an¬
derer Weg gefunden werden, denn inzwischen ist das
bis jetzt gesammelte Material veraltet, und es besteht
die Gefahr, daß mar. den Verfassern Unrichtigkeiten nach¬
weist. die den ganzen Zweck und die ganze Arbeit illu¬
sorisch machen.
Die Ostertage bringen ein paar Tage der Erholung.
Dann aber wird allerhand Arbeit beginnen: für die Ver-
leiherverbands-Tagung für die Filmmesse und für aller¬
hand andere Dinge. Es ist bedauerlich, daß man vom
Standpunkt der Fachpresse aus eingestchcn muß, daß
man sich über das sogenannte große Ereignis bis jetzt
noch gar kein klares Bild machen kann, und es ist kein
Geheimnis, daß der Presseausschuß sich ernsthaft überlegt,
daß er nicht sein Mandat vertrauensvoll in die Hände
der Veranstalter zurücklcgcn soll, weil man peinlich be¬
müht war. die Presse von der praktischen Mitarbeit aus
zuschalten, und weil umgekehrt die Fachpresse keine Lust
hat. nachher — nur weil sie in einem Ausschuß sitzt —
zu allem ja und amen zu sagen.
Wenn wir richtig informiert sind, wird der Presscaus-
schuß von sich aus nach Ostern über den*Film-Presse-
verband einen letzten Versuch machen. Er wird voraus¬
sichtlich die Forderung aufstellcn. daß er, geschlossen
oder vertreten
durch zwei oder
drei Vertrauens¬
leute, an den
Sitzungen des
engeren Arbeits¬
ausschusses teil¬
nehmen kann.
Wenn man die
andere Messe, die
die offiziöse Stelle
der Stadt Berlin
arrangiert, mit der
Filmmesse ver¬
gleicht, kommt
unsere Industrie-
recht schlecht we g.
Das zu »ermeiden
und in den allge¬
meiner Fragen
ausgleichend, för¬
dernd und ver¬
mittelnd zj wir¬
ken. scheint —
gerade wie die
Dinge jetzt stehen
— Aufgabe der un¬
abhängigen Fach¬
blätter. Wenn
man glaubt, daß
das nicht richtig
ist, so werden sich
die Zeitungen, ihre
Mitarbeiter und
ihre Schriftleiter
darauf beschrän¬
ken müssen, die
Notizen, die das
Messeamt oder die
Spitzenorganisa¬
tion versendet, zu
bringen. si~h selbst
durch repräsenta¬
tive Ausstellungen
zu beteiligen und
im übrigen zu
warten, was wird.
Die Fachpresse
trägt dann keine irgendwie geartete Verantwortung. Sie
wird weder Zureden, noch abraten und sich ihre objektive
Kritik nach der Eröffnung Vorbehalten.
Hoffentlich geht's mit der Ausstellung nicht wie mit dem
Londoner Kongreß, der schließlich daran gestorben ist.
daß man nicht den Mut hatte, mit ein paar
tüchtigen Leuten einfach loszuarbeiten, sondern weil
man auf hundert und tausend Stellen Rücksicht nahm —
diejenigen, die am meisten redeten, sich in den Vorder¬
grund schieben ließ, während die wirklichen Arbeiter, die
Leute mit Erfahrung und Organisation Verständnis, bei¬
seite standen, weil sie nicht die Kunst des Vordrängens in
allen Lebenslagen beherrschten, die leider bei uns häufig
mehr erreicht als das wirkliche Können.
Nummer 947
Rmcmatogrnpb
Seile 13
lustigen Zwischci
i Tivoli gezeigt wird. M;
iiert den amerikanischen Fit
„Schwellende Feuer", streit
über den amerikanisch«
Berliner Schauspiel«
Deutsch in dem «
reichen „Alten Gese
Was London sieht und erwartet
an sage nicht, die englische Filmindustrie verharre
immer noch in Untätigkeit. Die großen Kinos
zeigten in der vergangenen Woche einen in London
gedrehten Originalfilm. Freilich schmückte er nur das
Beiprogramm, aber er war trotzdem darnach angetan, das
Herz jedes Briten zu erfreuen und ihn seine Überlegenheit
über die Bewohner des Kontinents deutlich fühlen zu
lassen. Dieser Londoner Film war als Witz gegen die
„Germans" gedacht, aber er wirkte wie ein Treppenwitz
der Filmgeschichte. Denn in ihm rollte nichts weiter ab
als die bewegliche Untergrundbahntreppe, auf der die
Fahrgäste von der Straße bis vor die Schienen¬
stränge der Tiefbahn gleiten, ohne den Fuß rühren
zu müssen. Natürlich geschah die öffentliche Vor¬
führung dieser alltäglich gewordenen „rollenden
Straße“ mit einem spöttischen Seitenblick auf
Berlin, denn immer noch glaubt der Engländer,
er allein sei der Vertreter der sportlichen alten
Welt, womit auch schon gesagt ist, daß eine
gewisse sportliche Gewandtheit zur Benutzung
der Treppe gehört.
Diese Leistung ist aber auch die einzige Tat
der englischen Filmindustrie. Den Spielplan der
Lichtspieltheater beherrscht uneingeschränkt das A
landsprodukt, wobei die amerikanischen Filme na<
wie vor in der ersten Reihe stehen. Es folgen
den so großen Erfolgen von Emil Jannings anders!
Das Londoner Publikum „drängt“ sich jetzt, wie man in
Bühnenkreisen zu sagen pflegt, wenn die Häuser keines¬
wegs ausverkauft sine’, zu „Schwelende Feuer' und
„Gebrochene Gesetze“, beides amerikanischer Import, zum
..Leibgardisten". nach Franz Molnars gleichnamigem
Bühnenstück (dem Saschafilm mit Al.red Abel). zum
„Kabinett des Dr. Caligari" und zum ..Sommernachts¬
traum“. der gerade zur rechten Zeit nach London kommt,
denn Shak«-speares heiteres Bühnenspiel ist soeben nut
viel Anteilnahme von seiten des Publikums über die Brettei
der ernstesten Londoner Bühne gegangen.
Francophile Kreise setzen ihre Hoffnung
auf die letzte Pariser Produktion mi!
f
Seite 14
Rmcm otoflrop fj
Nummer 947
Justizmordes erzählt. Die Handlung des
letzten Bildes ist eine etwas wilde Sache.
Die Folge einer^Wette, in der cs ein
Mann unternimmt, setnen Freund vor¬
geblich zu töten und von der Polizei
nicht gefaßt zu werden. Er wird aber
gefaßt und f die Beweisführung ist so
stark, daß er. natürlich unschuldig, ver¬
urteilt wird. Die Tragödie endet dann
damit, daß der angeblich Ermordete
im letzten Augenblick auftaucht,
dann aber seinen Freund, der
bisher als Mörder galt,
selbst ermordet. Im
übrigen ist dicsei
Film als Theater¬
stück schon ein¬
mal gespielt wor¬
den und hatte
als Bühnenstück
starken Erfolg.
Es ist aber
ein größerer
..Reißer" als
der recht un¬
wahrschein¬
liche Film.
— Man
spricht viel
von dem deut¬
schen,.!. N. R. I."-
Film. der in Eng¬
land neulich zur Auf¬
lührung gelangte und
von einem Priester
eingeweiht und ge¬
segnet wurde. Fach-
und Tagespressen
widmen den ver¬
schiedenen Griffith-
Films. namentlich
von seinem letzten, „Ist das Leben nicht wundervoll"
(Isn't Life Wonderful!), graße Aufmerksamkeit. Er wird
stark kritisiert; aber vielleicht darum, weil er seh* deutsch¬
freundlich ist. Der Film wurde teilweise in der Umgegend
Berlins gedreht. (Wir haben unsere Leser schon des
öfteren von diesem Film unterrichtet und hoffen nur, daß
wir ihn jetzt recht bald auch in Berlin zu sehen be¬
kommen. Die Red.)
Außerdem sieht man den amerikanischen Film „The
Monster“ (Das Ungeheuer) mit Lon Chaney, dem Meister
in der Verkörperung von Scheusalen, dessen Filme ein
angenehmes Gruseln hervorrufen. Zwei Männer, von
denen einer ein Detektiv ist, und ein Mädchen keynmen
in die Hände eines Verrückten, der den gesamten Stab
des Irrenhauses unschädlich gemacht
und das Gebäude in einen Ort voll
teuflischer Fallen, mysteriöser Drähte
und Hebel verwandelt hat. Fast scheint
cs, als ob Autor und Regisseur selbst
die Grausigkeit ihrer Phantasie emp¬
fanden, denn sie haben eine Menge
groteskes Zeug in die Geschichte hin¬
ein verflochten. Der Humor, der
manchmal wirklich recht gut ist, hebt
das Niederdrückende des Bildes bis zu
einer gewissen Grenze auf. Aber
schließlich ist für uns zurückgebliebene
Europäer im besten Falle wenig Spaß,
einen Wahnsinnigen zu entdecken. Die
Musik, die besonders für diesen Film ■ _ v__._
arrangiert wurde, ist übrigens
im Grunde genommen genau
so gruselig und grauenhaft wie
das Stück.
Viel beachtet wird „Ent¬
schuldige mich", eine
ganz niedliche amerika¬
nische Komödie; man
sieht natürlich Harold
Lloyd in „Heißes
Wasser“ einer blöd¬
sinnigen aber lustigen
Groteske und man
sieht „Liebe und
Opfer“, einemGrif-
fith-Film, der viel
versprach und
wenig hält.
Auch Chariie's
Tante kann
man bewun¬
dern und darin
Syc Chaplin,
Chariie's Bru-
Rolle der Tante
spielt und sehr
geeignet scheint,
seinem berühmten
Bruder Konkur-
— Außerdem aber
sieht und hört
man noch immer¬
zu, — Janmngs!
— Das Capitol
noch
ausverkauft ; die
Fach- und Tages¬
presse kann sich
I noch immer nicht
über die wunderbare Kunst, die gerade in diesem Film
liegt, beruhigen, und selbst die größten Deutschenfresser
haben noch immer nicht auch die kleinste Möglichkeit
gefunden, etwas schlechtes oder auch nur kritisierendes
über diese deutsche Filmkunst zu sagen.
Vielleicht infolge dieser Serienaufführung späht man
nach neuen deutschen Filmen aus, spricht von Artur
Robisons „Mamon Lescaut“ und Karl Grures „Eifersucht",
die sich beide noch in Arbeit befinden. Von Robinson
erwartet man einen ähnlichen Film wie „Schatten", durch
Grüne hofft man Lya de Putty kennen zu lernen, die in
London noch nicht groß herausgcbiacht wurde, deren
Amerikaengagement Aufsehen erregte — Und die englische
Filmkunst? Ich habe nichts gefunden. Das Einzige, was
sich beim besten Willen sagen läßt,
sind Gerüchte über kommende Produk¬
tionen, von deren Nam' und Art nie¬
mand eine Ahnung zu haben scheint.
Dann soll „Hidden Fires", der in
München mit der Emelka unter Brunns
Regie gespielte Film (Versteckte Feuer)
beinahe fertig sein, gleichfalls „The
happy Ending" (Der glückliche Schluß)
und man hofft, — man hofft, — daß
dieser glückliche Schluß ein glücklicher
Anfang für einen englischen Film im
Capitol bedeuten möge. Dann muß
dieses glückliche Ende aber etwas
ganz hervorragendes sein, denn er würde
. New Yorker „Ul* -. auf Jannings „Letzten Mann“ folgen.
Nummer 947
Rincmnlogtapfj
Seite IS
ie Saison geht nun lang¬
sam in Agonie über
und wartet, daß der Sommer
sie erlösen werde. Nicht
immer ist der Rückbl.ck er¬
freulich, einer Anzahl vor¬
trefflicher Filme steht ein
größeres Maß mehr als
mittelmäßiger Arbeiten
gegenüber. Daß unter den
letzten recht viele ameri¬
kanische Filme sind, brauchte
bei der Art unseres heuti¬
gen Filmbetriebes nicht
wunderzunchmen, obgleich
schließlich nur die beste
Ware als importfähig ange¬
sehen werden sollte. Aber
selbst bei den schlechtesten
Amerikanern, deren Tragik
Heiterkeit, deren Heiterkeit
Tragik hervorrief, gab es
lichte Augenblicke, über die
die gleichwertige deutsche
Produktion nicht verfügte.
Dies waren nicht zum min¬
desten die Ball- und Gesell¬
schaftsszenen, ohne die ein
Film nun einmal nicht denkbar zu sein scheint Da löste
sich vom Hintergrund eine Schar reizender Wesen, ent¬
zückende Frauen in herrlichen Toiletten, deren Anblick
e : ne Augenfreude war und die den langweiligen Film mit
eincmmal interessant erscheinen ließen. Der Laie oder
selbst derjenige, welcher mit den Filmverhältnissen
Hollywoods nicht eingehend vertraut ist, ist meist der
Meinung, daß diese jungen Frauen oder Mädchen Schau¬
spielerinnen seien,
denn sie wissen
sich in ihren Ge¬
bärden dem Gang
der Handlung ge¬
nau anzupassen.
Dem ist aber nicht
so. Die Mädchen
sind nichts als ge¬
hobene Statistin¬
nen; sie gehören,
Berliner Vergleich
heranziehen will,
zur Edelkompar-
serie; sie sind,
wie inan am Stil¬
len Ozean zu
sagen pflegt: Extra
works — Extra
girls in diesem
Falle.
Die amerika¬
nische Kompar¬
serie gliedert sich
in drei Teile: in
die Atmospheers,
die Massas und die Extra
works. Atmospheers, das
ist jene in den Massen¬
szenen angesetzte Kom¬
parserie. die mit dem
Mepaphon dirigiert wird.
Die Massas sind jene Sta¬
tisten, die schon deutlicher
in das Bild kommen, und
die Extra works ist endlich
jene gehobene Klasse, die
auf den ersten Blick nicht
von den eigentlichen Dar¬
stellern unterschieden wer¬
den kann. Da Amerika
keine scharfe Trennung der
einzelnen Gesellschafts-oder
Berutsklassen kennt, so sind
auch die Grenzen zwischen
den einzelnen Komparserie¬
klassen fließend. Sie sind
es nach dem bewährten
System Hollywoods sogar
zwischen Komparserie und
Hauptdarstellern. Wer heute
Atmcspheer ist, kann durch
einen glücklichen Zufall
bereits morgen als Extra
work (oder Extra piol) durch das Bild gehen. Freilich
läßt sich nicht leugnen, daß auch in Amerika der um¬
gekehrte Weg bei weitem häufiger ist. Wie überall, so
spielt auch in Hollywood bei der Bemessung des Wert-
stabes für den einzelnen Komparsen der Zufall die
Hauptrolle.
Vor etwa zwei Jahren, da d.e Kostüm- und Aus¬
stattungsstücke auf der Höhe ihrer Beliebtheit standen.
war das Heer der
Komparserie er¬
schreckend ange¬
wachsen — und
man schätzte es
auf nicht weniger
als hunderttau¬
send Köpfe. Für
diese gewaltige
Menschenmenge
gab es auch in
Hollywood keine
regelrechte Ver¬
wendung mehr,
und die Kompar¬
serie stellte die
amerikanische
Filmindustrie vor
ein soziales Pro¬
blem. Aber wie
die Yankees nun
einmal sind; sie
machten sich we¬
nig Kopfzerbre¬
chen, sondern ver¬
trauten der Zu¬
kunft, die auch
Seite 16
Rmcmatogrnplj
Nummer 947
alles in ihrem Sinne regelte. Die Mchr:ahl der Kom¬
parsen rettete sich wieder in die Berufe, cus denen sic
gekommen war. Und so gibt es denn heute in Hollywood
nur noch etwa zwanzigtausend Statisten, .-ine Zahl, die
freilich in jedem Augenblick durch bereitwillige Helfer
erhöht werden kann. Von den zwanzigtausend Kom¬
parsen sind die Hälfte, vielleicht sogai etwas mehr.
Frauen. Aber man wird augenblicklich kaum mehr als
tausend Extra Girls unter ihnen finden. Wenn die ame¬
rikanischen Regisseure trotzdem in jedem Film mit einer
großen Anzahl neuer Schönheiten zu verblüffen wissen,
so liegt das an der amerikanischen Tendenz, den Beruf
öfters zu wechseln. Das gilt, soweit nicht erste Stellungen
in Frage kommen, von jeder Art der Beschäftigung, also
auch vom Film.
Nur die ganz gro¬
ßen Stars bleiben,
alles andere ist in
stetem Fluß.
Wie wird man
Extra Girls?
Indem man sich
.ornimml. es nicht
zu werden. Alle
die Mädchen, die
sich zum Film
Irängen, haben nur
das eine Bestre¬
ben, auf schnell¬
stem Wege eine
Pickford, eine
Swanson oder eine
Daniels zu wer¬
den Aber der
Traum verfliegt in
den meisten Fäl¬
len sehr rasch. Es
stellt sich gewöhn
lieh heraus, daß
das Talent trotz
der bescheidenen
Anforderungen
der l.einmand
nicht ausreicht.
Eine Liebhaberin muß zwar in Amerika vor allen Dingen
sehr schön sein, aber dann doch ein wenig spielen können.
Die „Extras“ spielen nicht selten zu viel, aber auch die
letzte von ihnen vergißt nicht, daß fast alle Stars aus den
Reihen der Extra Girls aaf gestiegen sind.
Dieser große Unterschied zwischen der deutschen und
amerikanischen Filmpolitik verdient einmal näher betrach¬
tet zu werden. Wie die Dinge heute beim deutschen Film
liegen ist mi. der Entdeckung neuer Stars nicht zu rechnen.
Wer nicht heute auf einer Bühne steht, der hat in Berlin
keine Aussicht, in einem Film als neuer Star herausgestellt
zu werden. Wer in Berlin der Komparserie angehört, hat
niemals Aussicht, zum Schauspieler aufzusteigen. Ganz
anders in Amerika. Die Extra Girls sind dort die junge
Garde, die den Nachwuchs liefert. Iedes Extra Girl spielt
während der Filmlaufbahn kleine Rollen, kleine Rollen bei
großen Regisseuren, während bei uns kleine Regisseure die
winzigsten Rollen mit sogenannten „Namen" besetzen.
Es braucht wohl nicht erst gesagt zu werden, daß das
amerikanische Prinzip gesünder ist. ln der Komparserie
herrscht, weil alle Möglichkeiten des Aufstiegs gegeben
sind, nicht derartige Verdrossenheit wie bei uns, auch ist
der Anreiz zum Film ein ganz anderer. Bei unseren weib¬
lichen Filmangehörigen gibt es nur den Ruhm des Stars
oder die Hoffnungslosigkeit der Komparserie. Filmamerika
hat für eine sehr gesunde Zwischenstufe gesorgt, die für
Fabrikanten und Darsteller angenehm ist.
Extra Girl wird man in Amerika mit etwa sechzehn
.lahren. Von den paar tausend Mädchen, die sich jährlich
in Hollywood einfinden, kehrt die Mehrzahl nach kurzer
Zeit um. Das „Kleben“ an einem Beruf, der nicht in die
Nähe des erwünschten Zieles führt, kennt die Amerikanerin
nicht. Darin ist sie vollkommen der Gegensatz zur deut¬
schen Komparsin. die eigensinnig an ihrer niederen Stellung
fcsthält, ohne sich zu fragen, ob es nicht möglich wäre, in
einem anderen Berufe mehr zu erzielen. Die 1 age eines
Extra Girls ist trotzdem nicht sorgenfrei. Man kann es
nicht ewig sein. Bei dem riesigen Verbrauch an Menschen¬
material ist zwar die finanzielle Lage nicht ungünstig, aber
doch, da auch die
Extras nur tage¬
weise engagiert
werden, von Zu¬
fällen abhängig.
Die Gage beträgt
für den Tag 20
bis 25 Dollar —
sehr seltenen
Fällen darüber.
Das erscheint, an
der C.age unserer
Statisterie gemes¬
sen, reichlich
hoch, denn es gib'
Firmen in Berlin,
die ihre Haupt¬
darsteller schlech
ter bezahlen. Da¬
für verlangt die
amerikanische
Leinwand aber
auch eine Fülle
von Kostümen,
deren Anschaf¬
fung den größten
Teil der Gage
verschlingt. Denn
es ist üblich, nur
den Hauptdar-
steile rinnen die
Toiletten zu liefern, dagegen die passende Garderobe bei
den Extra Girls vorauszusetzen. Erst in allerletzter Zeit
ist insofern eine Wandlung eingetreten, als die fabelhaften
Balltoilettcn von den Firmen geliefert werden. Diese
Änderung ist ein Verdienst von Dimitr. Bouchawetzki,
dei von Europa her die Gestellung der Kostüme gewohnt
ist und sich damit bei den Extra Girls sehr populär ge¬
macht hat. Freilich konnte auch er nicht verhindern, daß
die Geschäftsleitung die Kostümlieferung zum Anlaß
nahm, eine Gagenkürzung vorzunehmen. Aber die Girls
wollten lieber fünf Dollar weniger, aber dafür die
Kostüme geliefert haben, woraus zu ersehen ist, daß das
einmalige Tragen eines eleganten Ballkleides mehr als
fünf Dollai kosten muß.
Was macht man, wenn man nicht mehr Extra Girl ist,
denn die Karriere geht in der Mitte der Zwanziger zu
Ende. Wenn man noch nicht geheiratet hat, und dies
ist meistens der Fall, und beim Film bleibt, gehl man in
das Fach der Charaktertypen über. Man erhält dann
zwar nicht mehr ganz so viel Gage, aber man braucht
auch weniger Garderobe. Leute im mittleren Lebens¬
alter erscheinen in den amerikanischen Filmen meist ein¬
fach gekleidet. Der Reichtum ist entweder ganz jung
oder ganz alt. Wer das Leben kennt, wird bestätigen,
daß sich diese Ansicht nicht zu weit von der Wahrhei'
entfernt.
Nummer 947
Rinemategtaptj
Seile 18
Rincmatograpfj
Nummer 947
F R E I W
L I)
SCH R KI AUS DER TIEFE
Fabrikat:
Regie:
Hauptrollen:
Länge:
Vertrieb:
Uraufführung: Mozartsaal
First National-Film, Sät» York
J. Francis Dillon
Corinne Griffith, Teatle
2241 ro (6 Akte)
Terra Film A.-G.
Fabrikat:
Regie:
Hauptrollen:
Länge:
Vertrieb:
Uraufführung: Alhambra
Nordisk Film Co.. Kopenhagen
A. W. Sandberg
Karina Bell, Peter Malberg
1995 m (6 Akte)
Deulig-Verleih
in typischer Amerikaner. Zum soundsovielten Male die Spe¬
kulation mit den Rührseligkeits-Requisiten, als da sind die
edle, duldende, vom Manne verlassene Frau, Wegnahme des
geliebten Kindes bei der Scheidung, Nachricht vom Tode des
Kindes, just an dessen Geburtstag, an dem die arme, verlassene
Mutter einsam neben dem leeren Kinderstühlchen sitzt und die
von ihr in treuem Gedenken aufgebaute Gcburtstags-Lichter-
torte anstarrt. Und dann die Nachricht, daß das Kind lebt und
die falsche Todesnachricht von der zweiten Frau des ge¬
schiedenen Mannes ausging. Nicht wahr, das zieht immer: der
Mann, der einen die Frau entwürdigenden Vorwand benutzt,
um sich scheiden zu lassen, damit er sich mit einem lockeren
Dämchen verbinden kann. Ein reicher Mann dem es die arme,
verlassene Dulderin angetan hat, der aber, da er ein Skeptiker
und bis dahin ein Frauenfeind ist, die Frau erst einmal auf die
Probe stellt, und der, als die Frau die Feuerprobe besteht, aus¬
ruft: „O Gott, ich danke dir (sagt er wirklich), daß sie fest ge¬
blieben ist." Und vier Akte hindurch betrachtet die Verlassene
immer wieder das Bild ihres süßen Kindchens. Das ist aber
ordische Filme sind seit einigen Jahren seltene Erscheinungen
geworden, so daß man jeder, einzelnen von ihnen mit be¬
sonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Die nordische Art, Stoffe
von unheimlicher Düsterkeit durch liebevolle Behandlung des
Details aufzuhellen und dadurch absonderliche, ja abstoßende
Handlungen dem Zuschauer näherzubringen, überzeugt stets und
hebt diese Produktion über jede andere des Auslandes hinaus.
Vom „Schrei aus der Tiefe" gilt dies ebenso wie von seinen
Vorgängern. Seltsam, sogar wunderlich ist der Gang der Er
eignisse in diesem Film, der einer starren norwegischen Novelle
nachgebildet zu sein scheint. Der Amtsrichter hat eine um
vieles jüngere Frau zu seinem Weibe gemacht, obgleich sie das
Kind eines anderem unter dem Herzen trägt. Auch ihm schenkt
sie. in einer qu.ilvcilen Ehe, nach Jahren einen Sohn — und
dann erfüllt sich ihr Schicksal. Beide Knaben reifen zu Män¬
nern; aber an dem Sohne des Richters hadert das Schicksal
wider den Vater. Er ist wahnsinnig, ln ballader.f.ait schwerem
Gang sleigt das Unheil über das Haus. Vater ur.d Wahnsinniger
stehen zusammen gegen den „Bankert", denn beide Sühne wer¬
rakteristisch als der r
Sonderling, dann n
einige hübsche Frau«
amüsante Halbwelt
typen. Liebhabern
von Uebel, immer und immer wieder der Appell an die Tränen¬
drüsen. Man könnte sagen: „ihre Sorgen sind nicht die
unsrigen." Wir haben viele arme Mütter. Witwen, die durch
die Kriegs- und Nachkriegswehen
di r rum ausgezeichnet. Lonnne
Griffith als die zu Unrecht
verfolgte Frau voll edler
Würde, echt und natürlich.
Conway Tearle sehr cha-
ben um ein Mädchen. Lines Tages wird der alte Amtsrichter
erschlagen aufgefunden. Der Verdacht fällt auf den unehelichen
Sohn, der den Verdacht nicht von sich abwenden kann. Aber
eben das geliebte Mädchen bringt es, wie die Sonne, an den
Tag: der Wahnsinnige erschlug seinen Vater, wei! ihn ein
..Schrei aus der Tiefe“ dazu zwang. Unter den Darstellern
fällt vor allem Karina Bell auf. Ihren männlichen Partnern.
etwa Peter Nielser, Emanuel Gregors,
Peter Mahlbcrj gelingt es nicht
ganz, die gleiche darstellerische
Höhe zu erreichen. Vielleicht,
weil dar Regisseur Sandberg,
der im übrigen eine Vorzug-
Heuberger und Nos
laßt haben, suchtet
lec". Sprudelnde P
ulende Erfindungskraft sine
hendc Eigenschaften dieser
den berühmten Schriftstell
um Schriftstelle
Aber Piel muß
d?n Kampf geg
atemraubenden Geschehnis«
nd originell, durch Tempo i
Sensationen zu gestalten,
{ erzeugen. Verschleppung
n einem fürchterlichen Kai
Straßenbau-Barrikaden, über eine einstürzende Brücke und
einen gähnenden Abgrund hinweg, Fahrt im Rennboot und
eine kühne Schwimmtour, bis cs Piel gelingt, das aut eine
—
Friedrich Berger, Jose Davert, B
gutes Ensemble, die Bucht
herrlicher Rahmen. — Ein
Seite 20
Rincmatogropf)
Nummer 947
DIE KI N I) E R V O M M 0 N T M A R T R E
iescr französische Austausch-Film lief
in Berlin am gleichen Abend zum ersten¬
mal. wo man in Paris die Premiere des
„Letzten Mannes" feierte. Er ist an¬
scheinend als Propagandafilm für die
Stadt Paris gedacht. Aber nicht in dem
Sinn, wie man bei uns Städtefilme macht,
sondern ein guter, wirkungsvoller Spiel¬
film. der uns ganz nebenbei zeigt, wie
wunderschön die Hauptstadt Frankreichs
»st. Wie sie lebt und liebt, schläft und
wacht, arbeitet und träumt.
Eine Geschichte von den kleinen
Mannequins und Midinetts, von den
kleinen Grisetten und Näherinnen. Eine
Mischung der Stimmung aus Puccinis
„Boheme" und der dramaturgischen Film-
Fabrikat : Aubert-Film, Paris
Regie: Rence Hervil
Hauptrollen: Dolly Davis, Gaston
Fleury, Allibert
Länge: 2250 m (6 Akte)
/ertricb: Hansa-Leih der Ufa
Uraufführung: U. T. Kurfürstendamm
er allerhand durchzumachen hat. Wie
dte beiden auseinander- und dann wieder
Zusammenkommen, spielt sich, wie ge¬
sagt, in een verschiedensten Gegenden
v in Paris ab. Wir werden morgens auf
die Markthallen geführt, erleben den
kolossalen Verkehr an den Brennpunkten
sonders gut aufgezogen: Über dem Ein¬
gang drehte sich ■— leider etwas zu hoch
angebracht, der Eiffelturm. Vorher tanz¬
ten Anita Berber und Henri Tänze, von
denen man nach der Wirkung auf das
Publikum annehmen konnte, daß sie zu
den berühm.en Tänzen des Grauens ge¬
hören.
Das Uraufführungstheater am Kurfür¬
stendamm beginnt damit auch, seinen
Filmen eine Bühnenschau vorauszu¬
schicken. Man nennt das — eine Erfin¬
dung des Herrn Direktor Schlesinger —
nach amerikanischem Vorbild „Prolog".
In diesem Fall hätte man irgendeine
Szene aus „Boheme" oder einen Apa¬
chentanz sicherlich mit viel größerem
:s Montmartre. zeigt, sollte man hier auf <
ier an Typen ge- der Schönheit freundlichst
Die Gezeichneten Die musikalische Begleit
sarten und Varia- und - nob d ie Wirkung des F
wissenschaftlicher haften Beifall fand.
Feingefühl und Schauspiel«
technisch voll- un j zeigen
Nummer 947
Rincmntogcopfj
Seite 21
Filmkampf im Reichstag
r'Xcr Deutsche Reichstag hat wieder einmal gegen
Schmutz und Schund gekämptt. Eine ganze Sitzung
hat man tt.eoretisicrt, und wenn der kluge Reichstags¬
präsident Lobe nicht für Vertagung gesorgt und dann am
andern Tage andere Dinge vorgezogen hätte, so wäre
wahrscheinlich die ganze Woche mit schönen Reden vor¬
beigegangen.
Uns liegt jetzt der stenographische Bericht über die
45. Sitzung vor, den wir im Auszug unsern Lesern nicht
vorenthaltcn wollen.
Er beginnt mit den Darlegungen des Berichterstatters,
des deutschnationalcn Abgeordneten licnscl (Ostpreußen),
der ganz kurz darauf hinweist, daß jedes Jahr die gleichen
Anträge vurliegcn, teils im Plenum, teils im Haushalls¬
ausschuß. So haben denn in diesem Jahr die Abge¬
ordneten Fchrcnbach. Leicht und Mumm Wünsche ge¬
äußert, die dem Bildungsausschuß zur Bearbeitung über¬
wiesen worden sind Soweit der Film in Frage kommt,
wird auf den Kefcrentenentwurf zum Lichtspielgesetz hin¬
gewiesen. Das Rcichsministerium hat im Ausschuß die
Grundsätze für die beabsichtigte Änderung des Lichtspicl-
und Bühnengesetzes bekanntgegeben, und die Parteien
haben Stellung genommen.
Für uns ist cs interessant, daß nach schärferen Be¬
stimmungen gegen Bühnenstücke gerufen wurde. Es
heißt im Stenogramm wörtlich: ..Der Bühnenschmutz sei
so arg. daß man mit seinen Kindern zu vielen Vor¬
stellungen nicht mehr hingehen könne.“
Ein Mitglied der Linken sprach für Verschärfung, ein
anderes war dagegen der Ansicht, daß besser als alle
Verbote die Prophylaxe sei. Aus diesem Grunde dürfe
es nicht Vorkommen, daß die Polizei Autklärungsfilmc
über Geschlechtskrankheiten verbietet
Im einzelnen wurden folgende Wünsche geäußert: beim
Lichtspielgcsetz präzisere Fassung der Verbotsgründe,
vom Abgeordneten Schreiber vor allem die Einführung
einer Definition über den Schmutzfilm, die zwangsläufige
Mitwirkung eines Vertreters der Religionsgesel.schaften.
die jetzt nur gelegentlich als Sachverständige zagezogen
werden, Zulassung von Jugendlichen im Alter von 18 bis
25 Jahren als Sachverständige, ebenso die Wiederherbei¬
führung eines Zustandes, der von den Filmprüfstellen und
von den zuständigen Ministerien beseitigt worden war.
weil es sich als unhaltbar erwiesen hat, außerdem ein
größerer Einfluß für die Länder bei der Oberprüfstcllc.
Des ferneren wurde Aufrechterhaltung der Ausland¬
zensur gewünscht, gegen die die Industrie aus verschiede¬
nen tatsächlichen, politischen und wirtschaftlichen
Gründen Bedenken hat.
Der Hauptredner im Ausschuß ist der Abgeordnete
Schreiber gewesen, der den Bericht Hensels dazu be¬
nutzte, eine große programmatische Rede übei die Auf¬
fassung des Zentrums zu Film- und Thealcrfragen darzu¬
legen. Er betonte zunächst, daß man mehr auf die
Stimmen aus der Provinz achten müsse. sprach ton ,mcm
günstigen Föderativstaat, der bei der Gesetzgebung be¬
rücksichtigt werden müsse und benutzte diese Argumente
um gegen die Zentralisierung der Obcrprüfstelle :n Berlin
leise und vorsichtig zu polemisieren. Er bezeichnet
jenen Paragraphen der Verfassung, der das Kino unter
eine Zensurausnahmebestimmung stellt, als eine der he
deutendsten Leistungen der Tage von Weimar. Er ist vo
liebenswürdig, fcstzustcllen. daß er das Kino als solche*
nicht ablehnt und muß zugeben, daß das Kino eine Kultur
tatsache darstellt, mit der man ernst rechnen muß und
die zu fördern ist. Er sieht auch den Kontakt und die
Fäden zur deutschen Wirtschaft, gibt zu. daß der deutsche
Film im deutschen Export an hol-er und bedeutsamer
Stelle steht. Aber deshalb sei außen- und innenpolitisch
ebenso wie in kultureller Beziehung die Verantwortung
um so schwerer und wichtiger Er will aber, trotzdem
er die wirtschaftliche Seite bei dem Problem richtig er¬
kennt. das Kino nicht einem wilden wirtschaftlichen
Individualismus und Mammon smus ausliefern. Er stellt
die geradezu ungeheuerliche und durch nichts bewiesene
Behauptung auf, daß dem Kino an der Zunahme von Ge¬
schlechtskrankheiten und -verbrechen ein starker Anteil
zukommt.
I)r. Schreiber geht dann eingehend auf die Forderungen
ein, ven denen eingangs gesprochen wird. Er verlangt
vor all.-m eine Präzisierung der Verbotsgründe, will ini
besonderen schärfer fcstgelegt haben, was unter den
Begriff der entsittlichenden W rkung fällt. Er glaubt, daß
das rclig.öse Empfinden nicht genügend geschützt ist und
will anstelle des „verletzten religiösen Empfindens" die
Worte setzen „die Achtung vor der Religion und reli¬
giösen Gebräuchen, vor den Religionsgemeinschaften und
ihren Dienern“ verletzen.
Der moderne Film soll nach Ansicht des Zentrums¬
abgeordneten für eine flache Aufklärungsphilosophie
Propaganda machen, der anscheinend gewissen orthodox¬
kirchlichen Kreisen ein Dom im Auge ist.
Die Filmprüfstcllen sollen anders zusammengesetzt
werden. Die Filmindustrieller und die Vertreter der
Filmindustrie sollen aus ihr verschwinden, weil sie nicht
Richter in eigener Sache sein können. Als Sachver¬
ständige will sie Herr Schreiber freundlichst zulassen. Er
behauptet, jetzt seien die Filmleute „Richter in eigener
Sache“.
Bei der Oberprüfkammer sollen die Beisitzer nicht
wechseln, sondern gewissermaßen ständig herbeigezogen
werden. Er will an diesem ethischen Arcopag zu einer
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Seite 22
Rmcmatograpfj
Nummer 947
Das Kino soll kommunalisiert werden.
Bei Redaktionsschluß wird uns der Antrag 778 bekannt, der im Reichstag verteilt worden ist. Darin fordern
die Kommunisten die Kommunalisierung sämtlicher Stätten gewerbsmäßiger Bühnenkunst, Film- und Variete¬
darbietungen, der gesamten Filmproduktion, des Fi Imimports und Filmverleihs. Die Verwaltung soll durch die
Kommunen unter Mitwirkung der Filmknnstlcr, der Filmangestellten, Bühnen- und Filmarbeiter geschehen. Die
Kontrolle des gesamten Bühnen- und Filmwesens soll durch die Gewerkschaften und Betriebsräte erfolgen. Die
polizeiliche Film- und Theaterzensur wird aufgehoben; ihre Beiugnisse gehen an die oben genannten Kontrollkom¬
missionen über.
Der Antrag ist vom 5. April datier.. Er wäre zweckmäßig fünf Tage früher erschienen.
Dieser aussichtslose Antrag erinnert an die Zeiten, wo bei der Ufa Jannings, Generaldirektor Davidson,
Lubitsch und die Toileltenirauen zusammen im Arbeiterrat saßen.
Tradition kommen. Am liebsten möchte die Oberprüf¬
stelle ganz von Berlin verlegen. Aber es scheint ihm
nicht ganz klar, ob das aus technischen Gründen geht.
Auch bei diesem Punkt kommt wieder der Gedanke zum
Ausdruck, den Ländern mehr Einfluß zu geben, wobei er
wahrscheinlich von dem Gefühl geleitet wird, daß dann
eben da. wo Zcntrumsmaioritätcn sich beßnden, Zenlrums-
politik auch Zentrumsfilmpolitik werde.
Die Jugendlichen sollen in zwei Gruopen von 6 und
14 Jahren und von 14 und 18 Jahren eingeteilt und die
Filme danach zensiert werden. Das sind Forderungen,
die von Herrn Dr. Schreiber zunächst noch nicht be¬
gründet worden sind und gegen die allerhand praktische
Erwägungen sprechen. Die Regierung Fat durch ihren
Staatssekretär Schulz erklären lassen, daß die Novelle
zum Lichtspieigesetz ebenso wie das Reichsbühnengesetz
vorläufig noch in den Anfangsstadien stecke. Der Refe¬
rentenentwurf ist noch nicht abgeschlossen. Er ist aber
bereits mit einer Reihe von Sachverständigenkreisen be¬
sprochen worden und soll inzwischen die Form erhalten
haben, in der er voraussichtlich an das Kabinett und an
den Reichsrat geht. Man will die Anregungen nach dieser
Diskussion berücksichtigen, bittet aber, im Augenblick
positive Erklärungen von der Regierung nicht zu fordern.
Selbstverständlich mußte auch Herr D. Mumm das Wort
nehmen. Er beschwert sich, daß er seit 1919 im Reichstag
Schutzforderungen aufstellt, die lediglich im Lichtspiel¬
gesetz in unvollkommener Form gegeben worden seien.
Er verbreitet sich über die Notwendigkeit, daß Beisitzer
das Recht haben müssen, gegen die Zulassung in erster
Instanz Widerspruch zu erheben. Es scheint ihm ent¬
gangen zu sein, daß eine derartige Bestimmung bereits im
alten Gesetz sich befindet.
Für die Sozialdemokraten sprach der Abgeordnete
Schreck, der Herrn Mumm in vornehmer, aber gründlicher
Weise klarmachte. daß er sich mit seinen heutigen Aus¬
führungen schon in einen Gegensatz zu dem stellte, was
er vor dem Krieg gesagt habe. Damals wollte Herr
Mumm den Film überhaupt nicht gelten lassen. Heute
spricht er nur noch von Auswüchsen.
Die Freunde des Herrn Mumm benutzen den Film
fleißig zu ihrer Agitation. Man entrüstet sich über die
unangenehmen, skandalösen Erscheinungen im Schundfilm,
vergißt aber dabei, wie sehr auch der Film im partei¬
politischen Sinne in vieler Beziehung ausgenutzt und mi߬
braucht wird.
Man ei zählt sich, daß nationale Kreise ausgerechnet
einen Lassalle-Film anfertigen und vorführen lassen
wollen, um mit diesem General Lassalle Jie heutige
Sozialdemokratie zu überwinden.
Wir wünschen den Herren dazu recht viel Glück, und
wenn sich dann zur Besichtigung des Films die Teile der
deutschen Jugend einfinden, die national und besonders
national sind, um den Juden Lassalle als den Mann zu
feiern, der die notwendigen staatspolitischen Qualitäten
besaß und ein Groß-Deutschland wollte, dann werden wir
unser humorvolles Lächeln dazu haben.
Der Bildungsausschuß hat. wie die V irlagc zeigt, mit
großer Mehrheit dem Beschluß zugestimmt, daß die Bild¬
streifen für Jugendliche mit 18 Jahren gar nicht zuzu¬
lassen sind, wenn sie sich im Widerspruch mit dem Ar¬
tikel 148 Absatz 1 der Reichsverfassung befinden. Da¬
durch kam zum Ausdruck; wir wollen nicht, daß in dem
Film eine gehässige Beeinflssung der deutschen Jugend
stattfindet, weder nach dei einen noch nach der andern
Seite. Wir sind der Auffassung .daß durch den Film jede
Völker Verhetzung vermieden werden muß.
Nach dieser Rede wurde die Diskussion abgebrochen
und wird nach Ostern fortgesetzt werden. Wir bringen
sie heute referierend und nur in wenigen Punkten Stel¬
lung nehmend, um zu zeigen, wie die Dinge laufen. Sie
zeigen, daß eine Aufklärung großen Stils einsetzen muß
und daß die Situation im Parlament d« ch nicht so hoff¬
nungslos ist, wie man zuerst geglaubt hat annehmen zu
müssen. Aber es gibt genug Argumente, die gegen Herrn
Schreiber und seine Kollegen anzuführen sind. Wir
werden in der nächsten Nummer eingehend kritisch zu
dieser Disputation am Berliner Königsplatz Stellung
nehmen.
TOM MIX
scr schwierigen Frage •
, 11.
1 Adlon ein. Am gleichen Tage beginnt
) „Kinematograph" die Veröffentlichung
Seite 24
Rinr atogropfj
Nummer 947
Schweizer Verleihpreise
Von Kar! F.
icht allein die Riesenpropaganda und der große Re¬
klamefeldzug der amerikanischen Film verleihet hat
das Überwiegen des amerikanischen Filmes in der
Schweiz zustande gebracht, sondern auch die vielfach
falsche Einstellung der deutschen Fabrikanten und
Verleiher gegenüber den schweizerischen Verhältnissen.
Besonders in den Inflations¬
jahren stand es ganz schlimm.
Wenn man einen Film von
Berlin kaufen wollte — einen
mittelmäßigen Gesellschafts¬
film —, so betrug die Forde¬
rung des Verleihs oder des
Fabrikanten gleich eine Riesen¬
summe in Schweizer Franken.
Für deutsche Verhältnisse viel¬
leicht verschwindend — aber
in dem allgemeinen Wirrwarr
des Geldmarktes schien man
alle Berechnung verloren zu
haben. Gewiß: der Schweizer
Franken stand damals hoch,
zeitweise sehr hoch, aber bei
uns in der Schweiz war es
doch immerhin nur ein Fran¬
ken. Und der mußte viel
schwerer wieder ein gebracht
werden. als vielleicht in
Deutschland die Summe von
(umgerechnet) zehn Franken.
Die Amerikaner haben ge¬
wiß in erster Zeit wenig, ja
vielleicht auch gar nichts ver¬
dient. Aber sie haben ihr Zici
durchgesetzt und den Film¬
markt in der Schweiz an sich
gerissen. Darüber habe ich
schon das letztemal berichtet.
Für heute nun: Wie verkauft
man nach der Schweiz? Die
Verhältnisse liegen derart, daß
der allgemeine Markt an Fil¬
men wieder ganz gut eine
Konkurrenz von anderer Seite
her vertragen könnte. Teilweise
ist das Publikum der vielen
Amerikaner auch müde; die
Höchstleistungen gefallen im¬
mer, aber die viele Durch-
schnittsware wirkt auf die
Dauer langweilig. Und auch
die amerikanische Filmproduk¬
tion weist nicht immer Spitzen¬
leistungen auf! — Um mit der
Schweiz ins Geschält zu kommen, ist es vor allem einmal
nötig, die bisher überaus hohen Forderungen bedeutend
herabzusetzen. Es ist ein Unsinn, „Phantasiepreise” zu
verlangen! Die bezahlt man auch bei uns nur für
wirkliche Standardwerke. Für Amerikaner vielleicht,
und auch da nur in seltenen Fällen. Unter ihnen
sind einige Namen. die fordern können: Chaplin,
Jackie Coogan und vielleicht noch Douglas Fairbanks.
Oder dann auch de Mille, dessen „Zehn Gebote"
einen fabelhaften Rekordpreis in der Schweiz er¬
zielten. Was sind nun aber Phantasiepreise bei uns?
Ich führe als Beispiel an, daß Jackie Coogan. oder
n y, Zürich.
de Mille Verleihsummen von 25 000 bis 100 000 Franken
für einen erstklassigen Film erreichen. Dazu bedarf
es aber der unermüdliche a Werbearbeit. Auch
weniger bekanntere Namen zahlt man noch — wenn
der Film wirklich etwas Außergewöhnliches bietet —
mit 30- bis 50 000 Franken.
Für die deutsche Produktion
wird es nötig sein, wieder
mehr ins Geschäft zu kommen.
Denn die deutschen Filme
brauchen die Konkurrenz kei¬
neswegs zu fürchten. Ein
Weg, der bisher immer noch
am besten zum Ziel geführt
hat, ist der: Abschluß auf pro¬
zentuale Teilung. (50 zu 50
oder auch 60 zu 40 Prozent.)
Die Kopie- zahlt in diesem Fall
der Verleiher. Aber auch die
Berechnung für diese darf
nicht zu hoch sein Oder es
wird eine entsprechende Ga¬
rantiesumme vereinbart. Bei
der Berechnung halte man
sich in erster Linie an das
Milieu des Filmes. Für Pro¬
blemfilme herrscht großes
Interesse. Begehrt sind ferner
gute Sensationsfilme, Gesell¬
schaftsfilme und Lustspiele.
(Aber diese sind ja so selten!
Die guten!)
Über feste Verkaufspreise
etwas zu sagen, fällt schwer.
Vielleicht mehr als in einem
andeicn Lande richten sich die
Preise ganz nach dem Sujet.
Deutsche Filme, die bei uns
wahre Rekordpreise erzielten
und wochenlang das „große
Geschäft" bildeten, waren:
„Anna Boleyn", ..Madame
Dubarry“, „Monna Vanna”,
„Nathan der Weise", „Graf
Essex", „Tragödie der Liebe"
(Mia May) und die größeren
Henny - Porten - Bilder. Für
gutes Durchschniitsdrama
rechnet man im allgemeinen
2500 bis 5500 Franken, je nach
Art. Alles, was höher ist,
muß wirklich schon hoch¬
stehend sein.
Gegenwärtig herrscht an der Filmbörse in Zürich, die
jeden Montag stattfindet, fieberhaftes Feilschen um den
„Ufa*'-Film: „Der letzte Mann." Man macht Angebot
auf Angebot und doch hat man sich bis jetzt noch nicht
auf einen Abschluß einigen können. Zweifellos wird ein
solcher Film auch bei uns den Höhepunkt der Filmsaison
bilden. Was soll dafür bezahlt werden? Man rechnet
mit 100 000 Franken zum mindesten! Aber: das ist eben
Spitzenleistung!
Es wäre erfreulich, wenn Deutschland in erster Linie
seine Spitzenleistungen ins Ausland expedierte, um die
amerikanische Mittelware zurückzudrängen.
Nummer 947
Rincmatograpfi
Seile 25
Szenenbild aus dem großen Spionagefilm
DER TOTENGRÄBER EINES KAISERREICHS (OBERST REDL)
der zurzeit im „Primus-Palast" läuft.
VERLEIH: BRUCKMANN & CO.. AKT. - GES.
Seite 26
Kincmatogcaplj
Nummer 947
Holländische Filmperspektive
Veil unserem Korrespondenten.
ie Sorgen der Theaterbesitzer haben sich nicht ver¬
ringert. Die steuerliche Belastung beginnt nachgerade
unerträglich zu werden. Das Publikum wird anspruchs¬
voller. verlangt die Spitzenleistungen aer Weltproduktion
zu sehen. Es will in und vor den Theatern ,.große Auf¬
machung". verlangt ein vorzügliches Crchester und noch
andere Dinge, an die früher niemand dachte. Dabei ist
der Besuch der Lichtspielhäuser recht schwach zu nennen.
Nur die Großkinos erfreuen sich noch eines regen Zu¬
spruchs, was anderswo in der Welt auch so sein soll und
nur ein weiterer Beweis dafür ist, daß die Stunde der
kleinen Kinos ge¬
schlagen hat. So¬
bald nämlich die
großen Kinos die
Lichtspielpaläste
Amsterdam mit
einer besonderen
Sensation auf¬
warten können,
sind die Plätze so
begehrt, daß sie
im Vorverkauf er¬
standen werden
müssen. Freilich
wissen dieseThea-
ter ihre Speise
auch mundgerecht
zu machen. Eire
großstädtische
Filmreklame hat
es in Holland be¬
reits viel früher
gegeben, bevor
sich Berlin darauf
besann, daß es
auf diesem Ge¬
biete rückständig
war. Die Metho¬
den dieser Reklame sind allerdings den Amerikanern ab¬
gelauscht. die für das kleine Holland immer viel Sympa¬
thie bekundeten, eine Liebe, die Holland auch in ent¬
sprechender Weise gedankt hat.
Die Vorliebe für den amerikanischen Film dauert in
Holland unverändert an. Das nimmt nicht Wunder bei
einem Volke, das Behaglichkeit und Lustigkeit über alles
schätzt, und das nicht gern an die Schattenseiten des Le¬
bens erinnert wird, so wie alte Leute nicht gern an das
Sterben denken. Deshalb ist der mittlere deutsche Film,
der, auch wenn er nur unterhalten will, als zu gedanklich
empfunden, in den Niederlanden nicht unterzubringen.
Hierbei spricht überdies noch der Umstand mit, daß der
deutsche Film zu teuer ist. Die Amerikaner werfen Filme
zu jedem Preis auf den Markt. Es hat Monate gegeben,
in denen wahrhaft von einem Ramschhandel gesprochen
werden konnte, und wo es möglich war, einen Film für
500 Gulden zu kaufen. Die deutschen Fabrikanten ver¬
langen für die mittlere Ware, die dem Holländer sowieso
nicht recht zusagt, gewöhnlich 3000 Gulden, ohne zu be¬
denken, daß dafür schon ein recht passabler Amerikaner
angeschafft werden kann. Allerdings muß die Spitzen¬
produktion außer acht gelassen werden. Die „Nibelungen"
sind auch in Holland ein großes Geschäft gewesen, aber
wohl namentlich durch die Wagnersche Musik und die Tat¬
sache, daß die Mehrzahl der Zuschauer an eine Verfil¬
mung des „Ringes" glaubte und im Theater überrascht
und vom anders gearteten „Nibelungenfilm" gepackt
wurde. Aber von den Schauspielern ist niemand populär
geworden, und um den Namen des Regisseurs Lang, der
die herrlichen Bilder komponierte, kümmert sich die
große Menge nicht. Ein Regisseur wird nur in ganz sel¬
tenen Fällen populär. In Heiland sind nur drei Regisseurs
Namen imstande, das Publikum in das Theater zu locken:
Griffith. Cecil de Mille (den man manchmal mit seinem
Bruder William verwechselt) und Lubitsch .doch hat der
Ruf des letzten abgenommen, seitdem seine Amerikapro¬
duktion sich auf einer mittleren Basis bewegt.
Trotz der Vor¬
liebe für ameri¬
kanische Bilder
ist diese Liebe
nicht blind. Die
Zuschauer kriti¬
sieren, daß aus
Amerika gar zu
viele Wildwest¬
filme kommen,
die man sich in
Europa überge¬
sehen hat. Trotz
der Leidenschaft
der jungen Hol¬
länder für den
Boxsport wird an
den amerikani¬
schen Filmen kri¬
tisiert, daß in
ihnen gar zu viel
geboxt werde. Die
herbste Kritik er¬
fährt allerdings
der Inhalt der
Filme. Die mitt¬
lere Produktion
mit ihrem immer
gleichbleibenden Inhalt reizt heute den Zuschauer nicht
mehr. Er verlangt Abwechslung, aber Abwechslung nicht
nur in den Schauplätzen, den Personen und Regisseuren,
sondern vor allem in der Handlung. Aber das ist sehr
viel schwerer zu erreichen, als es den Anschein hat. ln
Holland hat es Aufsehen erregt, daß die Amerikaner in
steigendem Maße europäische Theaterstücke und Romane
zur Verfilmung erwerben. Man schätzt dies als vernünf¬
tigen Gedanken und glaubt, daß eine Auffrischung der
steril gewordenen Filmdramaturgie Hollywoods die Folge
sein wird — wenn, wenn die Amerikaner nicht wieder,
wie sie es bisher immer machten, die europäischen Stoffe bear¬
beiteten und bis zur Unkenntlichkeit amerikanisierten.
Es wäre wohl eigentlich Zeit, etwas über die hollän¬
dische Filmproduktion zu sagen, aber leider blüht diese
im Verborgenen. So glänzende Schauspieler man auf den
Landesbuhnen bewundern kann, im Film bekommt man
keinen zu sehen. Es ist der Fluch des Films, daß er eine
zwar volkstümliche, aber doch zu teure Kunst ist, um in
einem kleinen Lande gedeihen zu können. Man wende
nicht ein, daß es dem noch kleineren Dänemark möglich
war, einmal eine führende Rolle in der europäischen Film¬
fabrikation zu spielen. Die Zeit ist heute vorbei, denn
der Vorsprung des damals noch ganz unbekannten Kon¬
kurrenten Amerika läßt sich nicht mehr einholen. Hol¬
ländische Firmen machen heute vereinzelte kleine, gute
Kulturfilme. Aber das ist noch keine Europa-Produktion.
AUBERT-FILM DER UFA HEROESTELLT VON VANDALi DELAC
REG E: REME HERVtL / IN DEN HAUPTROLLEN: DOLLY DAVIS. LOUIS ALLIBERT
Stimmen der fresset
VoulKkc Zeitung. 7. 4. 1921.
. Dieser Film, das ist Pari». Die Atmüiphüre. das Tempo,
da« Fluidum, die • n dieser Stadt ausvlrahicn. der eigenartige
verwirrend beglückende Zauber und Charme der in dem Erleben
dieser Stadl von morgens bis mitternachts liegt, in dem Leben
der Arbeit und des Vergnügens, der Kelchen and der Ärmeren,
all das ist io herrlich photographierte Bilder gebannt und ein¬
gelangen und fegt sich zwangliafig aber weit hinausragend
und s e Überstrahlend der Handlung ein. Ohne theatralisches
Pathos, ctnla. und rtin men'.'i . spielen sich die Verginge
ab und werden so von einen, «gezeichneten. sympathischen
Ensemble gespielt Wer - mute cs waten. Szenen *u
reisen wie diese, wenn das kleine Mldwhen beim Umhenrre®
die Frauen von ihren Erlebnissen reden hört, dann das doppel¬
seitige Werben von Mann nrul Frau erlebt und nach Hause
!lieht in streuendem Regen, wo it die Mutter einfach wieder
aulnimmt, ohne nach Woher iu (ersehen, wvnn diese Szenen
uient von der rcgietflhrcnden 11-nd Ren« Herv.ls stammten-
Wie fein irn Gegensatz zu den sachlichen Ausgingen ameri¬
kanischer Filme der leise resignierende SchluB. Und ooch ems.
Wie ausgezeichnet und mit weichem Verstindms sind die
Kleider gewählt, die eigentlich zeitlos und dabei docl höchst
modern wirken. Daian sollten sied manche Regisseure ein Bel
>piel nehmen. Im ganzen .st dieser Film nie t nur eine bere.-c
Propaganda für Paris, sondern für die Iranzösiscbe Filmpro
dnktion Oberhaupt
B. Z. »m Mittag. 7. ApeU 192«.
Diesen Film hat R«n< Hervil m:. der Roet.n« und dem
Fmessenrcicbtam des gereiften Regisseurs inszeniert. F-hlei
sind realistischer konnte das M'lieu nkht erfaBt werden E ni
k. jn.rende Photi*raphic. die manche orifincHt Züge •■**’****•
vr,mag vor allem tu der Auücnaulnatur.en von Panv d m Ter p-
zu folgen Die Hauptrolle der kleinen Näherin wird von Dolly
Da.» entzückend ei.lach, dabei mit amerikanischem Ems. i
gr spielt Unter den ühngen Darstellern rill! vor a..em Hen-y
KranS - ein bedeutender rilmküi.siler in einer Episodenrolle
— aut .
Vorwärts. S. Aprtl 1*2*.
Dolly Davis ist eine entzückende k eine Naheco und
Louiv AUlbert gefüllt als braver Freund Io Reo< He:v:i.
dem Regisseur, pulsiert Leben. Ftbeibait« Typen h-t er gev.rr-
mell an den Stirnen des Vergnügens. wo alle Laster zu Haus«
sind . • .
KINDER VOM MONTMARTRE
1 Uhr Abendblatt, t. 4. I«25.
Es Ist ein Ereignis, die Produktion unseres S chliar-
i.tndee kennen zu lernen. Unbedeutend in der Handlung. st
das Werk im Aufbau, in der Aufmachung sehr gewandt und
amüsant ge.-irotnert. Paris erwacht mit .11 seiner Lebenslust.
Sackt an die Nerven, die an der fiebern len Glut ei er Weif¬
stadt «ich entzünden . Es weht Pur.».-« Lut: dem Pllm.
itr dank : sehen Tempos unterhalt und beweist, daß aut
hüben und drüben FUme g«nz ähnlicher Art d*e‘.i
öerllaer Lokal-Antelcer. «. April 1*1«.
Fln französischer Pilm. der besser Ist als viele »einer Art.
Er bedtntet anfetiehme Kino«nte:haltuni. aefr;ed:gt die Scha -
iust. ist gut gearbeitet und hat die Qualmten, die man Im nU-
gerne.ren an einen Spielfilm stellen, dati. dir Ober dem Ihr.h-
schnitt stehen soll . Die hübsche Dclly D.ivfs, die HcIJm.
die sich aus einem kleinen NJhmOdel ra eine- Revuegrrtße ent¬
wickelt. aber doch nicht Ihr Glück findet und erst wieder auf
dem Montmartre rar Ruhe kommt, spult sehr Irisch und auch
mit starkem seelischen Einschlag Seli. ihn und die Bilder
von Pari», und gut ist auch die Elnzclphc tograpb'e.
Berliner flörsen-Coarlar. *. Aprtl 1*2«.
Den bildhaften, wahrhaft filmischen Charakter «les We ¬
ges tu loben das ganz von innen heraus aus der visuellen
Phantasie gewachsen scheint, würe tu wenig . Er giht fast
ahne literarische Anleihen Jen gegeaistlndlichcn Unterbau für
die Bewegungsmotive ab. dringt d'e eigentliche Handlung in
den Hintergrund. Mit sie nur noch an den Grerten (etwa i m
Schluß! als Ir'Me Konzession in da; Publikum bestehen Dabei
ist d erer Stotl keineswegs einiacl. sondern uhwechslnnfs-eich.
veHülttg und doch einheitlich. Seine a Igemeinen Bestr-J-
teile — Graßstadt, Familie Tbeacer — verschmelzen au einem
bewegten Ganzen .
Berliner Morgcapost. S. April 1*2«.
. Dieser gute Unterhaltangshlm ivt für an» aus eli em
Gesichtspunkte «ehr intern.aut Wir -iahen m lititer Zeit
eine Hochflut mehr oder nnder guter Berliner Filme erlebt
Aber aus keinem sprich Ber’in so stark und deutlich tu uns
wie aus diesem FTir — Pari» . - Die Stadt lebt In diesem
Film: wir sehen sie tu Jeder Tageszeit. Boulevards. Arbeite--
Viertel. Montmartre und Ausflugsorte. Rennbahn und Ba-<.
Tanzlokale und Kneipen, von oben, von arten, immer Paria
— und niemals ist es leer* Staffage. Die Stadt spielt mit. der
Film ist eben pinsertsch, da er die Atmosnhlre der Stadt in
her-lvh nb- t- enphierten Bildern einflngt. Einen solchen B<r-
iiner Film brauchen wir' Einen genau so berlinischen Film,
wie dieser pariserlsch isf . Der erste französische Film,
der im UT. KurfBrstendüimn lüuft. Ist also ein Gewinn und ein
erfreuliche» Symptom.
Berliner BArsea-Zeiiung. I. April 1*21.
. . Dieser Ren« Hervil hat «Ol Gegensatz zu so manchem
anderen Filmregisseur ein ganz fabelhaites Gefühl für uns.
was ureigentlich Film ist; er kann cs wagen. Hunderte vo.
Filmiretern auf eine eigentliche Handlung ru verzichten und
statt deren kaleidoskopartig da» pulsende Leben der französi-
«chen Hauptstadt zu zeigen Dolly Davis erinnert in der
weiblichen Haupt-alle stark an Helga Thomas, sie Ist in ihrer
Lieblichkeit ein Pilmsta- im besten Sinne den Wortes .
Deutsche Zeitung. S. April 1*2«.
Dieser Aufcert-Frlro der Uia vom Variete. Konfekt!»
und Liebe wurde äußerst beifällig uulgenommcn.
Germania. S. April 1*2«.
Eia wirklich feinfühliger Regisseur tReng Hervil) hat
sich dieser „Kinder vom Montmartre" angenommen. Der
ganze Film «st em einziges Lob der Irchterfülitea Seinestadt,
fast ein Kulturfilm, aber mit einer solchen pulsierenden Hand
lung erfüllt, dafi man mit hingerissen wird, daß man den Puls,
den Atem der Weltstadt ru fühlen vermeint . . Hervtls Regie
schuf glanzende Typen von einer Echtheit ohnegleichen. Fr
versteht es auch die Handlung zu straften und operiert sehr
malig mit Modeschauen und dem üblichen Wust. - Dolly Davl.
ist muht nur e-nt hübsche Frau, sondern auch eine Schau-
Spielerin vjll leinen Emplindens. de blendend tu nuancieren
versteh: Aul» beste wird »i« van ihrem Partner Loc.» A.i.be :
untersten: Angenehm füllt auch di« Photographie auf. die
e'nzelne P'ider von seltener Schdnoeit tchuf
Neun Berliner 12-Uhr-Zeltung. 4. April 1*2«.
Dieser Ir. flsische Film der Ufa gebart tu der Kategorie
der guten Urte'hcltttngsl.teratur. i« »tet* gern gesehen und
freundlich aütgenc rnmen wird . . alles, was geschieht, wird
so nett und liebenswürdig vorgebracht, daß man dem Schick
der «.'.einen Cabriele und ihres Verlobten gern folgt
Uber all diesem schwebt der Dult der Weltstadt Pari», der-
der Reg ich.- Rene Hervil vortrelllich einzulangen wußte
I 1 ly Da vt- ist in der Haupt-‘die hübsch und üjuriPuthisch. ihr
Verlobter ui-d vor. I »ms Allrbert sehr tiehenswürd'g dergs-
Magnier sind S©r:.l mach hervorzuheben.
Berliner \ olkszeltung. 7. April l*2S.
Ich weiß nur. d B ich das amüsante-te, aufrichtigste und
erfreulichste Essay Ober Pari» von der Leinwand las. Paris
zu lede- Stunde des Tages. Paris, wenn es arbeitet. ParD.
wenn r« Mittagsruhe hält. Paris, wenn die Stunde der blrue.i
Schieler kommt, und es In seinen Parks um die Uler der Seine,
ul den Boulevards und in den kleinen Cafehluserr voller
Heintic'■ i ten und Gel her Ist. Paris, wie es 'ch . müsiert
den Rev n und h.Men Lokalen und zum Schluß ganz kur
••ner mH unerhörter Delikatesse skizziert das Paris der Laster
und Perversitäten Gespielt wird faszinierend. Da sitzt lede
Gestalt^, leder Typ D c Bewegung-- der Schauspiele- <i:.d
u erl -rer Eleganz u-d fließender Ungezwungenheit. Photo-
: >.1 laßt «i.a der Film nur mit den beste: Amerikaie-u
vergleichen.
Steglitzer Anzeiger. 4. April 1*28.
Tin Ir. nzOsi-chcs Frlmv-k „Kinder von Montmartre" Sechs
Akt: V - Var -te, K r'-ktron und Liebe, hergestellt v • \Lnda!
& Deine. u-ter der äußerst geschickten Regie von Ren4 Hervil,
gelangte gestern z- i'riutfflluunr. De Handlung spei: In
Patis. aber in dem Hauptgedanken verbirgt »ich fast deutsches
Empfinden u-d Gerne: Der A-iibau i«t »eh- geschickt und
1 uls Alliheit tFleury) als Hauptpersonen auftreten. au«gn
zeichnet uud auch innerlich eindrucksvoll
Der Westen. C. April l*2S.
Von den Darstellern gefielen besonders Dolly Davl» jl
Nahe a und Louis Allibert als ihr Freund De.- Erfolg de-
Tilms war Stark und ehrlich nnd wird sich sicher in einer lan¬
gen Spielmit noch weiter beweisen.
Neec Zelt. 4. April l*2S.
Und das Publikum Ireut sich mit. dem. die beiden Dar-
■'eile- der Rollen sind zwei tunte, sympathische Mensche-.
Kinder, wir es das Manuskript will; Dolly Davis und Loui
Allrbert Phototechnisch haben die Franzosen in diesem
Film (er ist bergestellt von Vandal dt Delac'r eine Me'ster
leistung ' r-ausgebracht. und die Regie hat großen Wert aut
eine Reihe bezaubernder Stimmungsbilder von Paris and de.n
berühmten Mo-tmait-r gelegt. Zum schfnen Gelingen de»
Filmmerkc« haben neben den beiden Hauptdarstellern beige-
•- gen Meüe Foraane j!< Tlnzerin. Gaston jacqaet »Is Ba-kier.
'einer Kraul. Magnier und Devald« Es lohnt sich wirklich
die Kinder vom Montmartre kennen tu lernen.
W.iuaalpost. 4. April 1*2«.
. Die Darstellung lag in den besten Händen. Den Haupt
-rfolg hatte dir niedliche Dolly Davis tn verbuchen, die man
mit ihren rr. schuldsvollrn Augen tiebgewlrnen mußte. Daneben
-her war es eine ganz vorzügliche Regie Ren« Hervil —.
die dem Inhalte und der Darstellung durch geschickt ringe-
flochtenr Bilder an« dem Pariser Alltagsleben eine feine Fas¬
sung gab.
HANSA-FILM-VERLEIH
VERLEIHBETRIEB DER
UNIVERSUM-FILM AKTIENGESELLSCHAFT
Nummer 947
R.ncmotoßroph
Seite 29
Doch wieder London-Kongreß.
Unser Londoner Korrespondent meldet uns. daß die
„Chambre Syndicale" in Paris merkwürdigerweise eine
Hinladung nach London zum 6. Juni 1925 zu einem Inter¬
nationalen Filmkongreß erhalten hat.
Es war bis Redaktionsschluß nicht möglich, festzu-
sleilcn, ob es sich wirklich um den totgesagten Kongreß
oder um eine neue Kombination handelt. Wir kommen
auf die Angelegenheit noch zurück.
Der Kamp! um die Platzzahl.
Die Größenverhällnissc der neuen Theater um die Ge¬
dächtnis-Kirche herum lassen die Ufa nicht schlafen. Sie
wird im Sommer den Ufa-Palast ausbauen und das Theaier
um ein paar hundert Plätze vergrößern, so daß dann der
Ufa-Palast voraussichtlich die größte Platzzahl haben
wird. Es wird auch damit zu rechnen sein, daß man die
Bühneneinrichtung erweitert, das Orchester ausbaut und
überhaupt alle die Vorzüge der Amerikaner mit deutscher
technischer Vollendung vereint. Es ist ja kein Geheimnis,
daß uns die Amerikaner in bühnentechnischer Beziehung
voraus sind. In der Einrichtung der Apparatur und in der
Anlage der Beleuchtung, der Beheizung, in bezug auf
Feuersicherung, Entleerung und Notbeleuchtung haben
wir — wie das auch Mr. Schenck ein genaicr Kenner der
amerikanischen Verhältnisse, bestätigte — bei we tem
den Vorrang.
Fahrt in die Vorstadt.
Vom grünen Tisch läßt sich's gemächlich raten. Wer
wirklich zu den Fragen des Tages Stellung nehmen will,
muß in Berlin regelmäßig in die Vorstadt fahren.
Ein Besuch verschiedener Lichtspielhäuser bei der
ersten und zweiten Abendvorstellung in der Karwoche
gab in Berlin ein erschreckliches Bild. Zu einem großin
Teil gälinend leere Häuser. Nur in der Turmstraße, wo
man iür eine Mark ein großes Orchestes, tadellose Biih-
nenschau und sozusagen Uraufführungen findet, war aus-
verkauft. Interessant, daß in den Logen zu zwei Mark
das Publikum einen westlichen Einschlag hat. Das mag
an der Preisdifferenz zwischen Tauentzieo- und Turm¬
straße liegen. Jedenfalls macht das Theater heute in
seiner ganzen Aufmachung, in der Anordnung der Pro¬
gramme und in dem Ablauf der Vorstellungen noch einen
bedeutend besseren Eindruck als bei der Premiere. Man
sieht. Direktor Schlesinger ist nicht umsonst ein paarmal
in New York gewesen.
Ein deutscher Filmindex.
Int Laufe dieses Monats wird zum erstenmal im „Kini-
matograph" in drei Sprachen ein Film-Index erscheinen
der Kritiker aller deutscher Filme, die im Laufe eines Mo¬
nats erschienen sind, sammelt und nach amerikanischem
Muster in kurzen Schlagwo-ten bringt. Dieser Index w ird
der Gesamtauflage des „Kinematograph“ beiliegen und
Innen» u, Nncht-Anfnahmen Blitzlicht
Bühnen = Aufnahmen bei normaler Beleuchtung
ERNEMANN-CAMERA
„ERMANOX“
mit
ERNOSTAR
1 i 2 ,o
(D R.P. und Aus'andspatante)
Die lichtstärkste
Camera der Welt!
Unser Ernostar 1 : 2 0 ist auch
als Kino - Objektiv iieterbar
und wird in Aooarate fremden
Ursprungs eingebaut. Pro¬
spekte franko.
Cam m rinn uj 6 RK€ ag. drcsdci? 156
CKr/Clf lAIlf If 0PTISCR6 flnSTÖLT
Or. Eckener. Führer des Z. R. III Innen-Nachtaufnahme ohne Blitzlicht. Bel.-Zeit * ■ Sah
Seite 30
füncmntogtapf)
Nummer 947
darüber hinaus gesondert mit der „Export Woche", die be¬
kanntlich ebenfalls im Verlag Scherl rscheint, an das
gesamte Ausland gehen.
Über Einzelheiten werden die nächsten Nummern des
„Kinematograph“ noch Aufschluß bringen.
*
Es gibt einen Filmtani!
In der Tages- und Fachpresse ist e n Urteil des Ge¬
werbegerichts Berlin veröffentlicht worden, in dem be¬
hauptet wird, daß der Filmtarif keine Rechtsverbindlich¬
keit mehr hat.
Demgegenüber stellt das Arbeitgebe'-Lohnkarten der
Filmindustrie fest, daß sowohl der Manteltarif für kauf¬
männische Angestellte als auch der für gewerbliche Ar¬
beitnehmer im Mai und Juni des vorigen Jahres von der
Reichsarbeitsverwaltung für allgemein verbindlich erklärt
worden ist, daß er also nicht nur für die Mitglieder des
Kartells, sondern auch für Nichtmitglieder der Tarifver¬
trags-Parteien Gültigkeit hat. Diese Aligemein-Verbind-
lichkeit ist bisher nicht aufgehoben worden. Sie kann es
auch nur durch einen besonderen Staatsakt der Reichs¬
arbeitsverwaltung.
Es besteht also ein Tarif, worauf ausdrücklichst hin¬
gewiesen wird, damit nicht unnötige Unruhen in die In¬
dustrie und in die Angestelltenschaft getragen wird.
*
Eine Neueinrichtung für das Schullichtbildwesen
in Dresden.
Im Pädagogischen Institut der Dresdener Technischen
Hochschule wurde eine neue, bisher noch nirgends be¬
stehende Einrichtung für das Schu lichtbildwesen geschaf¬
fen, indem diesem Institut von seiten der Dresdener opti¬
schen Industrie immer die neuesten Apparate für Steh- und
Laufbild zur Verfügung gestellt werden, zu dem Zwecke,
die künftigen Lehrer während ihres Studiums mit diesem
wichtigen Lehrmitel vertraut zu machen. Kürzlich far.d
die Eröffnungsfeier statt, an der u. a. auch Vertreter des
Ministeriums für Volksbildung, des Wirtschaftsministe¬
riums, des Rates und der Stadtverordneten tcilnahmen.
Der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Seyfert. gab einen
Überblick über die Entwicklung des Lichtbildwesens,
betonte dessen große Bedeutung und hob besonders her¬
vor, daß es hier nicht nur gelte, die technische Hand¬
habung der Apparate kennenzulernen, sondern auch die
psychologischen Wirkungen des Lichtbildes zu erforschen
und den Unterricht darauf einzustellen. Dann wurden die
Apparate in den Vorführungsräumen in Betreb vorgeführt,
während anderweit noch u. a. die Firmen Ernemann, Ica,
Unger & Hoffmann, Müller & Wetzig Schulapparate aus¬
gestellt hatten. — Diese neue Einrichtung dürfte für die
weitere Entwicklung des Schullichtbildwesens von
wesentlicher Bedeutung werden.
Pressevorstellung in der Luft.
Am Dienstag startete in Croydon bei London einer der
größten englischen Aeroplane. Er führte achtzehn Passa¬
giere mit sich, und zwar Journalisten, die die bedeutendsten
englischen Tageszeitungen vertraten. Die Fahrt führte über
fast ganz England und diente dazu, den Vertretern der
englischen Presse den großen First National-Film „Die ver¬
lorene Welt" vorzuführen. Der Aeroplan trug am Schwanz¬
ende eine riesige Flagge mit der Aufschrift: „World's First
air shaft cinema" (Heute Vorführung „Die verlorene Welt"
— First National Super-Produktion).
Wie diese Vorführung auf die englischen Journalisten ge¬
wirkt hat, war leider bis Redaktionsschluß noch nicht fest¬
zustellen.
Ein Interessenten-Kartell.
Zwischen dem „Bildspielbund Deutscher Städte" und
dem „Reichsverband Deutscher Lichtspieltheater-Be¬
sitzer" wird eine Konvention vorbereitet, die eine Zu¬
sammenarbeit der beiden Gruppen zustande bringen will.
Man will versuchen, bei der Veranstaltung von Schul Vor¬
stellungen und von Kulturfilm-Veranstaltungen in den ein¬
zelnen Orten zusammenzugehen.
Dieser Versuch einer Zusammenarbeit ist mit Rücksicht
auf die Vorgänge im Reichstag, über die wir an anderer
Stelle berichten, besonders begrüßenswert.
Wir verdanken sie in erster Linie der Arbeit des
Generalsekretärs des „Reichsverbandes Deutscher Licht¬
spieltheater-Besitzer" Dr. Pabst und dem Direktor Walter
Günther vom „Bildspicl-Bund Deutscher Städte".
Wir kommen auf die Angelegenheit, sobald sie zu greif¬
baren Resultaten geführt hat, noch eingehend zurück.
Aufgehobene Zensurverbote.
Die Filmoberprüfstelle hat unter Vorsitz ihres Leiters,
Oberregierungsrats Dr. Seeger. und unter Mitwirkung der
Herren Chefredakteure Georg Bernhard, Leo Peukert,
Ministerialrat Dr. von Erdberg und Professor Dr. Beutel
das von der Filmprüf.stelle Berlin ausgesprochene Verbot
des von der „Deulig-Film-A.-G." eingefüh>-tcn und von der
„Ungo-Film-G. m. b. H." vertriebenen Films „Stierkämpfe
in Sevilla" aufgehoben und den Film zur öffentlichen Vor¬
führung zugelassen. Die Vertretung lag in den Händen
des Rechtsanwalts Dr. Dienstag. — Gleichfalls aufgehoben
hat die Filmoberprüfstelle auch die von Herrn Dr. Fried¬
mann vertretene Beschwerde der „Eichberg-Film-G. m. b. H ,
das von der Filmprüfstelle Berlin ausgesprochene Verbot
über zwei Photos zu ihrem Film „Leidenschaft, Liebe und
Leben der Hella Gilsa", während zwei weitere Photos
verboten blieben. +
Reichsverein für Vaterländische Lichtspiele. E. V.
In Berlin hat sich ein „Reichsverein für Vaterländische
L ichtspiele“ gebildet, dessen Aufruf uns zugeht und der
eine Anzahl prominenter nationaler Persönlichkeiten aus
allen Berufszweigen zu Gründern hat. Der Verein wird
sich mit der Herstellung von Kultur- und Spielfilmen be¬
fassen, und zwar in dem Sinne, daß die Produkte als Pro¬
pagandafilme echten deutschen Wesens zu betrachten sind.
Gegen die Intcrnationalisierung des Filmes machen sich
in aller Welt Tendenzen geltend, und schließlich sind alle
amerikanischen Filme bisher beste Propaganda für die
„Vereinigten Staaten" gewesen.
Neugründungen.
In Kassel wurde das „Palast-Theater" (Film und Bühne)
neu eröffnet. In Heiligenbeil bei Elbing wurde ein Ge¬
bäude der stillgelegten St. Georgs-Brauerei von Gustav
Radtke zu einem modernen Lichtspielhaus umgebaut. In
Stockhausen (Kr. Zeitz, Pr. Sa.) ist der große Saal des
Gasthauses Grüneberg zu einem Lichtspieltheater ein¬
gerichtet. Weitere Neugründungen sind: A. Adolf-Licht¬
spiele, Reichsadler, in Friedrichsfelde bei Wesel, Welt¬
theater, Erich Hermann, in Frankenberg i. Sa. Kammcr-
lichtspiele und Zentraltheater, Richard Behr, Grünberg
i. Schl., Lichtspielhaus Hochstr. 4, Lüdenscheid, Westf.,
Kino Gasthaus Höllein, Kieselbach Thür. In Magdeburg
sind die „Zirkus-Lichtspiele“ wieder eröffnet worden.
Die Uuion-Lichtspiele in Essen wurden nach erfolgtem
Umbau neu eröffnet.
In Düsseldorf-Oberbilk, Kölner Str. 232. wurden die
Viktoria-Lichtspiele eröffnet.
Nummer 947
Rincmatograpfi
Seite 31
4-
JUL
*
EINE STIMME DES LOBES
Oder den
TERRA-FILM
£>ec gtetttiMtee
uttb bi« @ättd««in
NACH DEM ROMAN DER „BERLINER ILLUSTRIRTEN ZEITUNG"
VON FELIX HOLLAENDER.
MANUSKRIPT: MAX GLASS UND E. A. DU PONT
REGIE: E. A. DUPONT
. . . Der starke Beifall, der durch
den Tauentzienpalast rauschte, war
ehrlich verdient . . .
(8- Uhr-Abendblatt)
. . . Lil Dagover als Toni ist eine
Offenbarung . . .
(Nene Berliner Zeitung)
. . . Eine Handlung, die von der
ersten Szene an das Publikum
fesselt . . . mitreißt und das Inter¬
esse wachzuhalten vermag . . ■
B. Z. a m M i 11 a g)
. . . Ein sehr starker Erfolg bei
offener Szene . . . (L. B. B.)
FABRIKAT
VERLEIH UND VERTRIEB
TERRA-FILM
Seite 32
ämcmatogcapt)
ier 947
Arbeite besser und
schneller
^KWEINEBT7
NBERLIN/
\S0J3S/
Nummer t M7
fctncmatoßtnpfj
I\k Phoebus-Film A.-G.
_ ih'em umfangreichen V
dischcr Filme immer auf
Eigenproduktion großen \X'c
zeigt, daß sie diesen Standp
erlassen gedenkt. Es sind
lt t/tcr Zeit eine Keihe
Manuskripte angekauli wori
.Die Gustel von Blasewitz"
Aldens, „Lieb Vaterland .
kannte Kudolph-Stratz-Rom
Hui v »n Ilse von Schlett.
neues großes Sensa¬
tionsmanuskript zum
nächsten Albertini- J
Film. Im Atelier wird
intensiv gearbeitet. f
CarIWilhelm beendete
in den letzten Tagen
die Aufnahmen zu
„Nick", der König der y
Chauffeure". mitCarlo /,
Aldini in der Haupt-
rolle. Nunzio Mala- f
** Wochenschau Nummer 15 zi
nung der großen Rennsaison in
Aufnahmen von der großen
Chase" in Cheltenham. bei der es
außerordentlich gut festgehalten
sensturz kam. Von der fui
Wirbelsturmkatastrophe in den
ten Staaten werden einige der n
sten Situationen wiedergegetxi
amerikanische Flotte zeigt sich
zenden, vom Flugzeug aus aufgem
Aufnahmen t
Flottenmano
Kalifornien.
Kuriositäten
lieft die Dcu
denitalicn sc
hauer Mich.
monumentc i
karrarischem
sondern aus
J \ie Moral der Gasse heißt der neue
Primus-Film, der von Jaap Speyer,
dem Regisseur der ..Blumenfrau vom
Potsdamer Platz" inszeniert wird. Die
Vorbereitungen sind in vollem Gange.
LI elga Molander spielt die Hauptrolle in
1 1 dem neuen Terra-Film „Die drei
Portiermcdels" unter der Regie von Carl
Ferner den 518
glione. der vo
Kamera seine
meisterschall in
Albcrtini-Film „Der 1
im ^|T..
Augenblick die ersten «S? S
Carl Auen — zu den
besten Hoffnungen be¬
rechtigt. Fred Sauer
ist mit den Vor- ' c “‘ ” No
bereitunfen für die
Aul nahmen zum „Friesenblut“ be¬
schäftigt. und für Carl Wilhelm, der
von der Phocbus für längere Zeit fest
verpflichtet wurde, liegt auch bereits
neue Arbeit da. Eine Reihe wert¬
voller und unterhaltender Films wird zei¬
gen. daß die Phoebus den Namen, den
sie heute im In- und Auslande besitzt,
auch durch ihre Tat gerecht wird.
verteidigt.
Spor lieben v
derv omSchv
ordentlich harmr
bei großen Spruni
festgehalfcn word
’red Sauer ist von der Phoebus-Film
A.-G. für die Inszenierung von zwei
Imen verpflichtet worden.
■Jans Heinrich von Twardowski wird
* 1 in dem neuen Phoebus-Film „Die
Feuertänzerin" unter der Regie Robert
Dinesens mitspielen.
OHHLM
Rincmotograpfj
Nummer 947
GENERAL - VERTRIEB •
WALTER JTREHLE
BERLIN JW
36
'äncmatogropfj
Nui
I
Heiratsannoncen
(Xl il EISE SACHT . /
K IN s I T T K N II I I. I) AIS l* N S K It K N T A (i I X
Großfinanziers .... Parlamentarier.
Neuer Reichtum . . Verschämte Armut . .
Törichte.Iungfrauen . Sehnsüchtige Herzen. .
Satire der Großen . . Tragik der Kleinen. . .
R h v t h m u s unserer Zeit
Dir sensationelle Handlung
Die einfallsreiche Regie
Die überragende Besetzung
7 k
Verfolgen Sie
unsere weiteren Ankündigungen!
Transatlantische
BERLIN SW «8
Trlcplinn: Nollrndorf 22««. :»I7!»
m
filmges. m. ü. h.
Kochstraße <»-7
Telegramm - A«li-es;
wßsSfjf§
is/yjSvI
Nummer 947
Äincmatoprapfi
Seile 39
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WIE EIN ERFUNDENES ABENTEUER PLÖTZLICH ZUR WIRKLICHKEIT WURDE
VON EDMUND HEUBERGER UND DR. HERBERT NOSSEN
HAUPTROLLE UND REGIE:
ARRY PIE
DARY HOLM, DENISE LE3EAY, PAUL GUIDE, ALBERT PAULIG
FRIEDRICH BERGER. JOSE DAVERT, MARGUERITE MADYS
PHOTOGRAPHIE: GEORG MUSCHNER U. GOTTHARD WOLF
BAUTEN: FRITZ KRÄNKE
L
URAUFFÜHRUNG: SONNABEND, 11. APRIL
ALHAMBRA
68 KURFÜRSTENDAMM 68
BAYE RN-FILMS
MÜNCHEN / BERLIN / HAMBURG / LEIPZIG
BRESLAU / DÜSSELDORF / FRANKFURT a. M.
Seite 40
Kincmatogropfj
Nummer 947
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Der große Berliner
Siftenfilm * T AKle
Bearbeifel von
Erich Schönfelder
Hauptrollen :
Karl Auen
Karl Gepperf
Nummer 947
Rincmotonrnph
Seite 41
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Der große amerikanische
Sensationstilm * Sechs Akte
Der
Mitternachts-
Express
*
Unerhörte Sensationen
Atem raubende Momente
Prachtvolle Landschafts - Szenerien
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FILIALEN: DÜSSELDORF, LEIPZIG, BRESLAÜ
FILM G. M. B. H-, MÜNCHEN, FRANKFURT AM MAIN
Seite 42
ftincmafogrnplj
Nummer 947
SÜNDENBABEL
EINE KOMÖDIE DER VERSUCHUNGEN
REGIE: CONST. J DAVID
REINHOLD SCHQNZEL ✓ M A L y D E L S C H A F T
Barbara von Anncnkoff / Renate Brause« etter / Anna Müller-Linke Fri<la
Richard / Hans Brausewetter / Arnold Korff |ack Trevor ✓ Kurt Vesn ermann
Photograph. Leitung: Mute üreenhaum
URAUFFÜHRUNG
DEMNÄCHST IM
MARMORHAUS
BAYERN-FILMS
MÜNCHEN ✓ BERLIN / HAMBURG - LEIPZIG
BRESLAU / DÜSSELDORF / FRANKFURT a M.
Nummer 947
Kinemotogrcptr
Ein neuer Treffer
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DER GROSSE EICH BERG - FILM
»LUXUSWEIBCHEN«
nach dem im 8 Uhr-Abendblatt erscheinenden Roman:
»DER FALL MOSER«
frei bearbeitet von Helmuth Ortmann und Ola Alsen
KÜNSTLERISCHE OBERLEITUNG:
RICHARD EICHBERG
REGIE: ERICH SCHOENFELDER
PHOTOGRAPHIE: HEINRICH GÄRTNER
BAUTEN: JACK ROTMIL / SIEGFRIED WROBLEWSKI
KOSTÜME L. MICHAELIS & Co„ Berlin
Mitwirkende:
LEE PARRY
LIA EIBENSCHÜTZ / LYDIA POTECHINA / OLAF FJORD / HANS ALBERS
JULIUS FALKENSTEIN / HANS JUNKERMANN / ROBERT GARRISON
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Uraufführung im A.pnl
Seite 44
tncmatngrapij
Nummer 947
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Nummer 947
Rfnematograpfj
Seile 47
Beiträge zur Technik des Drehbuches
G ar oft benötigt man zur Erklärung, auch zur Auf- ein Zwischentext verkündete: Damals . Diese drei
lösung der in der Handlung geschürzten Knoten die Punkte, die auch jetzt noch immer ihr Spiel in den modern-
Wiedererzählung bereits der Verganf
Geschehnisse. Auch die Er¬
zählung früherer Ereignisse ist
oft angewendet. In der ersten
Zeit der Kinematographie machte
man sich das Leben sehr ein¬
fach. Man benutzte damals die
Wiedererzählung über Gebühr
oft und sparte dadurch nicht un¬
wesentliche Meteranzahl neuer
Aufnahmen, wenn die alten, be¬
reits im Film schon vorher¬
gezeigten Szenen noch einmal
zur Projektion eingeschnitten
werden konnten. Demgemäß
wurden diese Bilder auch ohne
jeden Übergang einfach an die
vorhergehende Szene geklebt.
Sehr geschmackvoll wurde auf
dit Erzählung hingewiesen. Der
Erzählende rang im Bild a (siehe
Figur 1 in Drehbuchdarstcllung,
in der die Zahlen die Kurbel¬
umdrehungen bedeuten) die
Hände und saß steif im Sessel;
angehörender sten Filmen treiben.
waren das Signal für eine furchtbare
Pein, wenn dieselbe Szene zum
fünften Male erzählt wurde.
Eine Verfeinerung trat ein. als
man schon weniger oft die Er¬
zählungsszenen eiazuflcchten
pflegte. Man nahm gleich bei
der Aufnahme Rücksicht darauf
und blendete vom Bild a zu
Bild b durch irgendeine Kreis¬
blende. Bei Abschluß der Er¬
zählung saß dann der Erzählendc
noch genau in derselben Stel¬
lung wie vorher. Prachtvolle
Wirkung
Man ging weiter und über¬
blendete die Szene des Bildes o
(Figur 2). Geschickte Regisseure
brachten dann erst den Zwi¬
schentext. da sic genug Gefühl
für die gewisse Harmlosigkeit
der drei Punkte im vorbereiten¬
den Zwischentext hatten. Das
Bild b gewann gar oft durch
diese Anordnung. Auf diesem
Seite 48
Nummer 947
Stande der Drehbuchtechnik stehen wir noch heute.
Nun fragt es sich, ob wir nicht auf irgendeine Art zu
weiterer Verfeinerung der Darstellung kommen können.
Gar oft hören wir im Umkreis unserer Nachoarn im Licht¬
spieltheater erst am Ende einer solchen
Szene Aussprüche, daß das wohl eine
Erzählung gewesen sei. Es ist also
doch nicht sofort auf den ersten Blick
für die meisten Zuschauer verständ¬
lich. daß durch diese Anordnung die
Wicdererzählung eingeleitet werden
soll. Wir müssen uns nach Ausdrucks¬
möglichkeiten umschauen, die auch
dem einfachsten Gemüt das Empfinden
beibringen, daß es sich hier um eine
Erzählung handelt.
Der Film ist eine Sprache der Be¬
wegung. Entnehmen wir also bei
diesen Übergängen auch die Bewe¬
gungen, die bei vielen Menschen die
Erzählung begleiten und bilden wir
diese Bewegung filmisch aus. Die
meisten Menschen können ihre Hände
beim Reden nicht ruhen lassen; auch
das Gesicht spricht mit. Wir be¬
merken ja schon bei der heutigen Art
der Erzählungseinleitung di«? er¬
läuternde Gebärde der Hand. Lösen
wir nun aus dieser Handbewegung
Rauch und verdunkeln wir allmählich
mit diesem Rauch das Gesichtsfeld,
lassen wir noch Fäden eine Weile
durcheinander wirbeln, so daß die
Abstrahierung des Geschehens zur
Erzählung ganz offenbar wird, dann können wir nun
ohne Bedenken die Erzählung bringen. Das Drehbuch
würde also vorschreiben (Figur 3: Das Bild a wird von x
bis o Drehungen durchgedreht. Bei o beginnt die Umstel¬
lung zur Erzählung, der Held setzt
sich in Positur (bis zur 6. Umdrehung).
Die Hände formen sich und lassen
Rauchfäden in sich bilden (bis zur
16. Umdrehi ng). Es wird zur Gro߬
aufnahme unter Voranrücken des
Apparates an die Hände übergeblendet
(bis zur 22. Umdrehung). Das Zwi¬
schenbild zeigt nun die Rauchfäden in
wirbelnder Bewegung und langsamem
Klären (bis zur 40. Umdrehung).
Dann folgt die Überblendung zum
Bild 6. Eine Blende, die vielleicht das
Augenaufschlagen nachahmt. nicht
einfache Blende, die vor.
unten nach oben wie der Thcater-
vorhar.g das Bild freigibt, mag dann
das Erzählungsbild beginnen.
Wesentlich zur Erzielung wahren
Verständnisses des Publikums ist
eben die genaue Erkenntnis, daß es
sich um eine Erzählung handelt, was
durch Zwischenschaltung eines
Zwischenbildes erreicht wird. Der
weitere Vorteil ist, daß auch der vor¬
bereitende Zwischentext fortfallen
kann. Die drei Punkte lösen sich in
Rauch und Dunst auf. Auch ist ein
Wiederbringen der Anfangsszenc
(Bild o) nicht mehr nötig. Die Er-
*—<**■**•■>
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Nummer 947
Kinctnatogrppfj
Seite 4«
Zahlung kann am Aktende schließen, ohne daß zum
besseren Verständnis die Erzählung noch einmal betont
zu werden braucht.
Es ist natürlich, daß die Übergänge an Stelle von Rauch¬
fäden auch andere filmische Ausdrucksmöglichkeiten wäh¬
len dürfen. Ebenso darf die Bewegung der Hände nicht
zur Gewohnheit werden. Aller es gibt, wie gesagt, ja genug
andere Ausdrucksmöglichkeiten! Hier kam es nur darauf
an. überhaupt einmal das Problem anzuschneiden.
Eine weitere Frage war nun. wie man die Erzählung
bringen soll, um vielleicht die beschreibende Natur der
Szene noch besser herauszuholen. Es wurde verschiedcnl-
lich, so von den Schweden, versucht, die Erzählung mit
Mollarlinsc leicht zu verschleiern, auch leichte Verdopp¬
lung der Konturen sollten dazu verhelfen Es wird
empfohlen, diese Hilfsmittel nicht anzuwenden da sie mehr
stören, als das Verständnis fördern.
Eine gute Vorbereitung macht alle technischen Mätz¬
chen überflüssig, die das gewöhnliche Publikum doch mcli*.
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schützt einen kinematogra-
phischcn Wiedergabe- und
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schaltung und mit Vor- und
Ndchwickelrollc auf der Kur-
belwellc. Es ist hier ein um
die Kurbelwelle kreisendes
Rad (4) eines Pla-
netengetriebes
angeordnet, das
die E'rchbewc-
gung der Kurbcl-
welle (1) auf
eine sic um¬
schließende. das
Antricbsglied (9)
für den Greifer und die Verschlußscheibe (10) tragende
Hohlwelle (8) überträgt.
Kaleidoskopischer Bildwerfer.
Eine eigenartige Verwendung findet der Film nach d
I). K. P. 406 743 des L. Marchand in Münchcr Es s
auf einem filmartigen, durchscheinenden Bandstreifen c
Ql
oder m-1 .farbige Motiv zeiclinungc i angeordnet.
Streifer ist eicht auswechselbar und mit seitlich des (
rätes angeordneten Spulen verbunden. Mittel sind v
gesehen, den Filmbandstreifen in jeder Richtung an <
hinteren Öffnung der Spiegelröhrc dicht anliegend v
beizuführen.
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Seite 50
Rinemotoßrnpfy
Nummer 947
Projektionsapparat zur Vorführung von Reklame.
Die Firma A. Wei¬
gel in Berlin ließ
sich einen Projek¬
tionsapparat zur Vor¬
führung von Rcklair.e
durch das Deutsche
Rcichspatent 403638
gesetzlich schützen,
der, wie zur Zeit
oft zu sehen, Rc-
klamcbilder durch
Projektion auf eine
aus durchsichtigem
Material bestehende
Platte wirft. Hier¬
bei ist die Idee
als wichtig angc-
Kamerasucher. Die Frnemann-Werke A.-G. in Dresden
ließen sich durch D. R. P. 407 280 einen Kamerasucher
schützen, dessen Vorder- und Rückwand sowie Seiten¬
wände aus zwei leicht lösbar gelenkartig miteinander ver¬
bundenen Teilen bestehen, die mittels Aussparungen den
Befestigungsbolzen und die Sucherlinse mit einer Nute
umfassen.
Ihr D. R. P. 407 281 schlägt vor. daß die Sucherlinse mit
ihrer Fassung und die Sucherkammer durch eine gabel¬
förmig ausgebildete und über die mit parallelen Schlitzen
versehene Linsenfassung gesteckte Blattfeder an dem
Cbjektivträger befestigt sind.
nommen, die Licht¬
quelle (b) und den
Kondensor (a) einer¬
seits und das Ob¬
jektiv (d) anderer¬
seits in ihrer Stel¬
lung zur Bild¬
platte (h) umwech¬
selbar einzurichten,
so daß die Re-
klamer sowohl von
der Vorderseite als
auch von der Rück¬
seite durch die Bild¬
platte hindurch zur
Projek.ion gelangen
können.
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WELT AM MONTAG :
wan Mosjukin . . ausgezeichnet
KINEMATOGRAPH:
Mosjukin zeigt immer seine überragende Stellung
innerhalb des europäischen Films
NEUE BERLINER 12 UHR-ZEITUNG :
Mosjukin erscheint . . . Wie bezaubernd ist er ...
Ein ganz Großer
MONTAG MORGEN:
Dieser schöne und ganz harmonisch bewegte Mann
. . . alles ist künstlerisch tiefgeformte und gefühlte
Menschlichkeit
BERLINER MORGENPOST:
Mosjukin aber ist außerordentlich
GERMANIA:
Mosjukin spielt mit allen Mitteln seiner großen
Gestaltungskraft
DEUTSCHE ZEITUNG :
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durch das hervorragende Können Mosjukins abgelegt
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„Jack Dempsey,
Per Wellboxmeisler im film“
ist ein Anreifcer für das Publikum und eine Auffrischung
für das Programm der Theaterbesitzer
„Wie er entdeckt wurde“
zeigt Jack Dempsey eis Fabrikarbeiter und Amateurboxer. Die
Box-Schiebergesellschaft Barmateles und Genossen. Den ge¬
schobenen Weltboxmeister Riley, der dem Amateurboxer Dempsey
gegenübergestellt wird und an ihn den Titel abgeben muh.
Eine Sensation: Dempsey rettet das Kind seines Managers vor
dem Überfahrenwe den eines heranbrausenden D - Zuges und
spiingt aus 150 Meter Höhe in den Amazonenstrom.
II. EPISODE
„Dempsey - Vaier von 20 Kindern“
zeigt Jack Dempsey als Weltmeister. Als passionierten Golfspieler
in der mondänsten Gesellschaft. Als glücklichen Erben von zwanzig
Kindern. Als Vater mit Herz und Gemüt und Retter eines seiner
Zöglinge aus einem brennenden Zimmer. — Den Ex-Schwer-
gewichtsmeister Riley als Rächer seiner Niederlage, der trotz all
seiner niedrigen Machenschaften den Weltmeistertitel nicht zurück-
erkftmpft. Eine Sensation: Der Boxkampf bei strömendem Regen.
Acht weitere Episoden folgen!
Auskunft erteilt und Anfragen erbittet:
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Die Deuligwoche serviert
jedem das, was e' sehen will und was ihm besonderer. Spaß macht. Von
Ihren Besuchern
müssen Sie leben. Das wissen wir. Deshalb bringt jede Wochenschau Bilder,
die Ihren Gast bereits auf die nächste Nummer neugierig machen.
Junge Mädchen —
aus AmeriKa v/erden in Nr. 16 gezeigt, die beim Ausüben des neuesten Früh-
iahrssportes im Schwimmtrikot die
Beine
auf kleine vom Motorboot gezogene Bretter stemmen und von diesem ~rag-
würdigen Standpunkt aus die Angelschnur auswerfen
und
ahn iche lustige Sachen finden Sie immer. Z. B. eine Hammelherde wird zum
Verschönerungsrat getrieben.
Hammelrücken
reiht sich an Hammplrücken, um die alljährliche Frühjahrsreinigung durch¬
zumachen.
Per Flugzeug
präsentiert sich sodann die amerikanische Luftstreitkraft. Wunderbare Flug¬
aufnahmen. Herrliche Reihen- und Serienflüge.
Dies ist nur ein kleiner Teil des Programms, das wir durch unseren Funkdienst
Ihren Besuchern bekanntgeben.
Also spielen Sie die Deuligwoche
DeuUg'ftlm A.-G./ DeuligVerlefti, Berlin SW19
19. Jahrgang, Nr. 948 J Berlin, 19. April 1925
»CTBEaaHBaBHBMH fr*si£3 a»-
st es Zufall oder hängt es mit dem
Vorstoß im Reichstag zusammen,
daß sich die Auseinandersetzun¬
gen zwischen Kir¬
che und Film ge¬
rade in diesen
Tagc?n stark ver¬
mehren? Bekannt
ist der Tübinger
Fall. wo ein
Stadtpfarrcr die
Plakate zu „Quo
Vadis?" als auf¬
reizend bezeich¬
net und die Vor¬
führung dieses
Bildes für unheil¬
voll hält, trotz¬
dem er zugibt,
daß die Schilde¬
rungen der römi¬
schen Kaiserzeit
wahrheitsgetreu
seien, und daß
der Inhalt der
Wahrheit nahe¬
komme. Er sieht
in diesem Bilde
eine Verherrli¬
chung des Sadis¬
mus, weil die
Szenen, wo die
Christen als Fak-
keln brennen, wo
die Löwen die
Menschen zer¬
fleischen und die
Glaubenstreuen
an Wagen gebun¬
den durch die
Arena geschleift
werden, reali¬
stisch, aber un-
übertrieben dar¬
gestellt sind.
Ich weiß nicht,
ob Herr Stadt¬
pfarrer Rauch in Tübingen über die
Christenverfolgungen Roms in der
Schule unterrichtet worden ist, weiß
nicht, ob er in historischen Büchern
von ernsten Verfassern — auch in
solchen, die von der Kirche emp¬
fohlen werden — Schilderungen aus
jener Zeit gelesen hat. Jedenfalls
ist mir bekannt, daß sich darin
Schilderungen finden, die cs in
bezug auf Realistik mit dem Film
gut und gern aufnehmen.
Was sich in Hameln ereignete, ist
geradezu unverständlich. Der Bür¬
germeister verbietet die Aufführung
eines Films, weil der Pfarrer einen
entsprechenden Wunsch äußerte.
Hoffentlich macht die Vorgesetzte
Behörde dem Leiter der kommu¬
nalen Verwaltung *lar, daß für ihn
nur *die Anord¬
nungen seiner
Vorgesetzten
weltlichen Be¬
hörde maßgebend
sind. und daß
vorläufig die Kir¬
che noch nicht zu
entscheiden hat,
ob ein Film auf¬
geführt werden
darf oder nicht.
Wir wollen der
Kirche lassen,
was der Kirche
ist, und geben
gern zu. daß cs
zu den Aufgaben
eines Seelsorgers
gehört, sich auch
darum zu küm¬
mern, daß das
Seelenheil der
ihm anvertrauten
Schäfchen nicht
durch irgend¬
welche Dinge ge¬
fährdet wird, die
tatsächlich ge¬
fährlich sind.
Aber es scheint
uns, als ob in
dieser Beziehung
der Film kaum
oder höchstens
in letzter Linie
in Frage kommt.
Ich weiß z B„
daß der „Volks¬
verein für das
katholische
Deutschland" den
Film „Quo Va¬
dis? “außerorden1 -
lieh gut fand und ihn sogar durch
seine „Lichthilderei" auch für Vor¬
stellungen in rein kirchlichen Ver¬
einen verbreiten half.
Wenn die deutsche Geistlichkeit
am Aufbau des Kinos mitarbeiten
will, so ist dies nur sehr zu begrüßen.
jU ntmotofltopft
Lumpen und Seide.
Frauen, die man nicht heiratet.
Halbseide.
Die Schule der Kokotten.
Dar Redner, der im rheinischen
Bildungslebcn eine Rolle spielt,
sch eibt mir, er war geradezu starr
und mußte ein so verblüfftes Gesicht
gemacht haben, daß die Versamm¬
lung leise schmunzelte.
Der Chefredakteur einer großen
Zeitung sagte nicht mit Unrecht, daß
derartige Titel die ganze Industrie
kompromittierten und zwangsläufig
dahin führen müßten, daß die Auf¬
fassung immer mehr um sich greife,
daß es der Film-Industrie in der
Hauptsache darum zu tun sei, auf die
niedrigsten Instinkte zu spekulieren.
Daß Filme gemacht werden, um
Geld zu verdienen, sei unabänderlich
und werde auch gar nicht bekämpft
oder übelgenommen.
Da aber der Film auf die Psyche
des Volkes, auf das Gemüt und auf
das Gefühl wirke, müsse er dazu ge¬
bracht werden, gewisse Grenzen zu
respektieren, und es bestünde die Ge¬
fahr, daß Filme mit Titeln, wie sie
hier verlesen worden seien, so wirken
müßten wie die Schundliteratur.
Schon die Titel seien eine Spekula¬
tion auf die niedrigsten Instinkte und
stellten eine unsaubere Art dar, Ge¬
schäfte zu machen. Man befürchte
einen Rückfall des Films in die Ära
der Aufklärungsfilme, und das müsse
mit allen Mitteln vermieden werden.
In den Ausführungen des bekann¬
ten rheinischen Publizisten liegt
außercrdentlich viel Wahres Was er
sagt, ist besonders beherzigenswert in
dem Augenblick, wo die Novelle zum
Zensurgesetz in Vorbereitung ist. Es
ist ernstlich zu überlegen, ob nicht die
Industrie von sich aus hier irgend
etwas unternehmen will. Jedenfalls
muß über diese Frage möglichst
schnell diskutiert werden.
Aber es darf nicht so weit gehen, daß
man zum fanatischen Kampf aufruft
und aus irgendeiner Entgleisung eines
einzelnen eine Aktion gegen die
ganze Industrie aufbaut.
Da hat Anfang April in Bonn eine
Versammlung von Vertretern des ka¬
tholischen Klerus, katholischer Rich¬
ter, Studienräte und Vertreter aus
Kunst und Wissenschaft getagt. Sie
haben sich mit dem Film beschäftigt
und viel über ihn gesprochen in einer
Form, die nicht gerade als Lob an¬
zusehen war.
Als ein Verteidiger des Films auf-
stand und sich für unsere Industrie
einsetzte, reichte ihm ein hoher geist¬
licher Herr einen Zettel herauf, auf
dem folgendes stand:
„Wohin führt das?"
Die Kleine aus der Konfektion.
Der Heiratsschwindler.
Die Blumenfrau vom Potsdamer Platz.
Frauen, denen man nachts begegnet.
948
Rintmatcprapft
Seite 1
Der Kampf um die Existenz
[Von unserem Londoner Berichterstatter.)
oeben geht mir der folgende Brief zu. schrecklichen sozialen Zustände in
datiert London Pavilion. Piccadilly Deutschland zum Angelpunkt der
Circus: „Sehr geehrter Herr! Darf Reklame werden.
ich Ihre Aufmerksamkeit auf Mr. Möglich, daß es so mancher Lon-
D. W. Griffiths neuesten Film „Ist doner gern mit eigenen Augen wird
das Leben nicht wunderbar?“ lenken. sehen wollen, wie schlecht cs den
der im Londoner Pavillon gezeigt Deutschen damals ging, zumal hier
wird? Das Thema behandelt in dra- Griffith ja verspricht, daß es sich um
matischer Art die tragische Wirkung „wirkliche Begebenheiten" handelt,
auf menschliche Wesen, die durch Was soll man aber zu einer Ge-
den furchtbaren Zusammenbruch der schäftslage sagen, die es nötig findet,
Mark in Deutschland und der sich eine so geartete Reklame durchzu-
daraus ergebenden bedauerlichen führen?
ökonomischen Folgen hervorgerufen Der Film ist von einem Kritiker
wird. Die Szenen wurden nach wirk- „ein Griffithsclier Kartoffelsalat von
liehen Begebenheiten, die sich in der Sentimentalität und schlecht infor-
Gegend von Berlin ereigneten, wo miertem Humanitarismus" genannt
Mr. Griffith den Film herstellte, ge- worden. An dieser Auffassung der
filmt. Ich brauche wohl kaum Kritik scheint auch die
hinzuzufügen, daß eine
wunderschöne Liebesge¬
schichte, in der üblichen
magnetischen Griffithschen
Art ersonnen, in die Hand¬
lung verflochten ist. Hoch¬
achtungsvoll usw."
Soweit der Brief, der
nicht etwa mir als Deut¬
schem oder alsJournalistcn
zuging, sondern der augen¬
scheinlich nach dem Tele¬
phonbuch oder sonst einer
ähnlichen Quelle an eine
Menge Bewohner Londons
als Zirkularschrcibcn ab¬
gegangen ist.
Vorerst staunt man ein
wenig. Dieser Griffithsche
Film ist nicht schlecht
kritisiert worden, und es
scheint, als wenn der Ver¬
such gemacht werden soll,
ihn trotzdem durchzusetzen;
wobei der
„furchtbare“
Fall der Mark t j£ß : W r
und die sich dar-
Tatsache wenig gc-
vor der Aufnahme der Hauptszene, wie
behauptet wird, keine Nahrung zu sich
nehmen ließ, so daß sic sich nachher
über den Teller voll Kartoffeln wie
die Wilden stürzten und das Bild
wenigstens darin echt wurde, daß es
den furchtbaren Hunger zeigte, den
sie alle hatten. Aber die schlechte
Presse, die der Film fand, ist allein
politisch zu erklären. Und dann dem
Umstande zuzuschreiben, die briti¬
sche Filmproduktion unter allen Um¬
ständen herauszustreichen.
So wird weder der britischen Film-
produktion noch dem großen briti¬
schen Kino kaum auf die Beine zu
helfen sein. \uch nicht durch das
House of Lords.
Das ist nänlich das Neueste. Nach
Ostern wird Lord Newton im House
of Lords tatsächlich die Frage auf
die Tagesordnung setzen, wie die
britische Industrie vor dem sicheren
Untergang zu schützen sei. In an¬
deren Worten wie man es anstellen
muß, damit England wieder
anfängt, Aufnahmenzu machen.
Im Augenblick werden keine
Arbeiten ausgeführt. Wo
man kinblickt. amerikanische
Produxtionen. die aber auch
langsam, aber ganz sicher ihren
Halt im Publikum verlieren.
Es will oen Engländern scheinen,
als ob die Phantasie der Ameri¬
kaner vollständig nachgelassen hätte.
Eine Auffassung, die nicht ganz falsch
sein dürfte, denn sonst würden die
besten europäischen Regisseure und
Künstler nicht dauernd nach Amerika
gerufen.
Was aber Lord Newton am unan¬
genehmsten berührt — und dieser
edle Lord ist noch nie ein
c_i
Seite 12
Kincmntogcnpt)
Nummer 948
das ist die Tatsache, daß der in England
verlorene amerikanische Boden un¬
weigerlich Deutschland zugute
kommt. Natürlich möchte er am
liebsten, daß die britische Industrie
sich der amerikanischen in der Wir¬
kung angleichen würde. Nun, da sie
aber zugunsten Deutschlands da¬
niederliegt. ist Lord Newton doppelt
verschnupft.
Dazu kommt noch, wie man sich
hier ausdrückt, daß die deutsche Re¬
gierung so klug gewesen ist, den
deutschen Film gegen den ausländi¬
schen durch das Parität-Arrangement
zu schützen. Man
vergleicht die
deutsche mit der
englischen Me¬
thode und findet,
daß man in ge¬
schäftlicher Hin¬
sicht ebenso von
Deutschland ler¬
nen könne, wie
künstlerisch und
technisch.
Man weint dar¬
über, daß die Mc-
Kcnna-Steuer von
5 Pence pro
F aß für importierte
Negative und 1
Penny pro Fuß
für importierte
Positive letzten
August gestrichen
wurde. Als ob
der englischen
Filmindustrie mit
solchen Steuern
irgendwie gedient
wäre. Das einzige,
was solche Steu¬
ern vollbringen können, ist eine Er¬
höhung der Eintrittspreise in den
Lichtspieltheatern. Aber das wollen
Lord Newton und seine Gefolgschaft
nicht einsehen.
Wie sich das Parlament zu den Ge¬
schäften der englischen Filmindustrie
stellen wird, ist einstweilen noch
nicht zu ersehen. Denn durchaus
nicht die gesamte Filmindust-ie will
gern „auf die Beine gestellt sein".
Durch Verleihen der amerikanischen
und anderen ausländischen Filme
haben viele Firmen so schönes Geld
verdient und sich eine so glänzende
Existenz aufgebaut, daß sie sich gar
nichts Besseres wünschen. Sie wollen
lieber die sicher verdienenden Mak¬
ler anderer Nationen sein, als das
Risiko der Selbstproduktion eingehen
in einem Lande, das doch nun ein¬
mal klimatisch, künstlerisch, tech¬
nisch, kurz nach jeder Richtung hin
nicht für die Produktion von Filmen
geeignet zu sein scheint.
Es steht deshalb wohl zu erwarten,
daß man im House of Lords der An¬
gelegenheit ein patriotisches Mäntel¬
chen umhängen wird. Man wird
darauf verweisen, daß die Filmpro-
duition ein Propaganda - Instrument
allerersten Ranges bedeutet. Daß
als« die Amerikaner einen enormen
Vorteil für ihren Handel durch die
Produktion ihrer Filme erzielen.
Amerikanische Eisenbahnzüge, ameri¬
kanische Kleidung, amerikanische
Schreibmaschinen, amerikanische Fa¬
brikationen aller Art werden auf eine
Weise den Bewohnern der ganzen
Welt vorgeführt, wie es durch die
hervorragendsten Geschäftsreisenden
nicht besser organisiert werden
könnte, ln Australien, heißt es, re¬
giere der amerikanische Film die
ganze Industrie, und sowohl Mac-
Donald wie Ormsby - Gore haben
öffentlich ausgesagt, daß die sensatio¬
nellen amerikanischen Filme bei den
so leicht beeinflußten englischen
farbigen Untertanen enormen Scha¬
den anrichten.
Darauf wird sich Lord Newton im
House of Lords stützen. Er wird sich
auf den alten englischen, bisher
durch nichts in der Welt bewiesenen,
theoretisch auch kaum zu wider¬
legenden Standpunkt stellen, daß es
in England genau so gute Filmschau¬
spieler gibt oder noch bessere, als in
Amerika oder in Deutschland. Die
...Morning Post" ist ihm in dieser Be¬
hauptung schon vorausgegangen, und
wenn jemand weiß, was Lord Newton
sagen wird, so ist es die „Morning
Post“.
Er wird auch begründen, aus wel¬
chem Grunde die englische Film¬
industrie so schlecht dasteht. Sie hat
einen sehr „noblen Fehler" begangen;
sie wollte künstlerisch zu hoch hinauf
und hat folgl ch Filme produziert, die
weit über das Verständnis des eng¬
lischen Kin« besuchers hinausgingen.
Eine Tragödie also, die darin liegt,
daß die künstlerisch so hoch denken¬
den englischen Produzen en durch
ihren Idealismus gezwungen wurden,
die englischen Kinohäuser für die
künstlerisch am niedrigsten stehen¬
den Produktionen zu öffnen.
Die konserva¬
tive Tagespressc
spricht die Hoff¬
nung aus, daß die
Regierung ge¬
zwungen werden
wird einzugreifen;
schon um eine
der kraftvollsten
Propaganda - Mög¬
lichkeiten zu er¬
halten. Die leichte
Laisser- fa ; rc - In¬
differenz vorkrieg-
licher Zeiten sei
unseren Tagen
der Riesenkon-
zeme und großen
nationalen Unter¬
nehmungen un¬
möglich geworden.
Um mit der Mor¬
ning Post zu
sprechen: ..Wenn
England ein Jahr¬
hundert überleben
will, in welchem
Ideen von einem
Land zum andern
mit solch erschreckender Geschwin¬
digkeit verbreitet werden, dann muß
cs jede Propaganda-Möglichkeit sich
nutzbar machen und vor allen Dingen
den Kinematograph.“
Man darf, wie gesagt, gespannt
sein, was der noble Lord nun aber
zur Hebung der Industrie vorschlagen
wird. Ob er zum Beispiel die Künst¬
ler — Regisseure wie Schauspieler
und Schriftsteller —, die nach seinem
bevorstehenden Ausspruch ja so viel
besser sein sollen als die amerikani¬
schen und deutschen, auch der
Oeffentlichkeit vorstellen wird.
Die Frage ist leichter beantwortet,
als es scheint. Denn die Morning
Post hat alle diese Dinge, wie ich
schon erwähnte, in einem sehr langen,
ausführlichen Artikel angedeutet,
und Lord Newton — ist der Besitzer
der Morning Post. Auch hat sich
dieses antideutsche Blatt dazu aufge¬
schwungen, den deutschen Film
„Wege zur Kraft und Schönheit" zu
loben.
Rinemologt’ptj
Seile 13
P o 1 a b
s kam einmal eine Zeit, wc> der Scherzt ers Geltung
hatte, der da lautet: „Ach, wie gut, daß niemand
weiß, daß ich Apollonia Chalupez heiß'!" Das war, als
Pola Negri noch im „Friedrichshof" zwischen den anccren
Komparsen saß und sich hier und da sogar gern eine
Tasse Kaffee bezahlen ließ, weil die Gage bei Herrn
Bistrizki vom „Saturn-Film" auch nicht gerade illzu groß
war Aber die ersten Pola-Negri-Filme fanden gleich
Beachtung, und ich erinnere mich noch wie heute, wie die
linke und die rechte Hand des Herrn Bistrizki, ein ge¬
wisser Silbermann — kein feiner und auch kein schöner,
aber ein tüchtiger Mann —, bei mir in Düsseldorf ersc lien
und mir Wunderdinge von seinem neuen Star erzählte.
Als ich ein Jahr später nach Berlin kam, war Pola in
den Händen Paul Davidsons, der sie von seinem Bruder,
der im Krieg Präsident der Warschauer „Deutschen
Handelskammer“ war, sozusagen im Hotel hatte auslösen
lassen.
Georg Jacobi machte ein paar Filme mit ihr, die gleich
recht beachtlich waren. Sie durften schon etwas mehr
kosten und Pola ward langsam zur Diva. Im Krieg hörte
man allerhand seltsame Dinge von ihr und sprach von
Spionage nach dem berühmten Sowohl- als Auch-System.
Ob das richtig ist oder nicht, ist bis heute nicht zu er¬
gründen. Jedenfalls machte sie auch bei uns in Wohl¬
tätigkeit und wurde immer größer und größer.
Bei der Ufa gab man sie mit Lubitsch zusammen, und
jetzt begann ihr Stern erst recht zu strahlen. Es kam
..Carmen" und dann der große Schlag, die „Dubarry". Sie
wanderle mit in die E. F. A., wo der Dollar lockte, als
die Mark tiefer und tiefer sank. Die Amerikaner sahen
in ihr eines der wertvollsten Aktiva, und so zog sie mit
Lubitsch über den großen Teich, nachdem sie noch einmal
in der „Flamme“ im deutschen Ensemble ihr großes,
wundervolles Können zeigte.
Drüben soll sie sich nicht gerade deutschfreundlich
bewährt haben. Aber wer kann amerikanische Preß-
berichte kontrollieren?
Jedenfalls steht fest, daß sie auch von Hollywood aus
für großzügige deutsche Wohltätigkeitsaktionen zu haben
inj. *UP divcn rin Pnoto gemach! »inl
ei uns
war. Wenn sie dasselbe, was sie für Deutschland tat —
das Land, in dem sie groß geworden — auch für Polen,
ihr Heimatlanc, gut zu tun fand, so kann dagegen nichts
einzuwenden sein.
Drüben hat es dann allerhand Kampf gegeben. Man
wird in Hollywood nicht so leicht groß, selbst wenn man
als Größe hinkommt. Pola hat uns davon hier ein Liedlein
gesungen, und sic bestätigt nur das, was andere vor ihr
uns schrieben und klagten.
Sie sieht schöner als je aus. Unter dem schwarzen
Bubikopf steht das feingeschnittene, rassige, wei߬
gepuderte Gesicht, in dem zwei große, dunkle Augen
euchten und ein houbigantroter Mund in edelster Linie
hervortritt.
Man gab ihr zu Ehren ein kleines Fest in der ent¬
zückenden Villa Paul Davidsons. V/ir saßen in einem
schönen Raum, an dessen Wänden die Bilder der primi¬
tiven Kirckenmaler des Altertums hängen. Und sie selbst,
der große Weltstar, saß primitiv, möchte man fast sagen,
dazwischen, ln einem Pariser seegrünen Stilkleid, mit
Brillanten an den schönen Armen und an den feinen,
zarten, schlanken Händen. Brillanten, die sich auch in
Amerika sehen lassen können. Der größte fünfundzwanzig
Karat. Eine ganze Reihe von Armbändern, mit Edelsteinen
besetzt, von denen der kleinste auch seine zwei bis drei
Karat haben mag.
Und sie strahlte, daß sie wieder einmal Mensch unter
Menschen sein durfte, daß sie nicht, wie sie sich aus¬
drückte. wie in Hollywood „posen" brauchte.
Sic hängt immer noch sehr an Lubitsch. Sic spricht
heute noch intensiver von seiner Überlegenheit, weil sie
ja inzwischen mit anderen amerikanischen Regisseuren
gearbeitet hat und deshalb Vergleichsmöglichkeiten hatte,
viel mannigfacher und viel umfassender wie hier bei uns.
Ihre Begeisterung für Buchowetzki scheint gelitten zu
haben. Sie hat mit ihm drüben nicht gerade Erfolge er¬
zielt. Und Erfolg ist letzten Endes entscheidend für das
„Susiness“. um das sich alles, alles in Kalifornien sowohl
wie in New York dreht.
Seite 14
Rincmotogtapty
Nummer 948
Fest bei Onieraldirekior U»id»uhn < ■ Pal« Negri)
Immer wieder plaudern wir von den alten Zeiten, wo der
Film viertausendfünfhundert Mark kostete, und wo man
in acht Tagen ein ganzes Drama drehte. Wo Paul David¬
son von einer Autorengesellschaft fünfundsiebzig Manu¬
skripte in Bausch und Bogen ramschte wie derFartiewaren-
handler. Wo es noch keine Ambitionen und keine Stars
gab. Wo sogar der Hauptdarsteller ohne Auto, dafür aber
pünktlicher als heute ins Atelier kam.
Natürlich wurden auch Reden gehalten. Alle — unvor¬
bereitet, wie ich mich habe. So feierten sich nach und
nach gegenseitig alle, die an der Tafel saßen. Die Presse
sprach auf die Erzväter des modernen Kinos, vor allem
Paul Davidson, der freudestrahlend — etwa so, wie Trier
ihn einst auf einer entzückenden Karikatur zeichnete
auf dem Gastgeberthron saß. Erich Pommer widmete seine
Worte den Journalisten, und Bratz sprach in seiner elegan
ten Art auf Pola Negri, mit dem Satz schließend: „Noch
ist Pola nicht verloren!"
Ein gemütlicher Abend. Gewissermaßen: „Sechs
Stunden Prominente unter sich!” Georg Jacobi sprach
allen aus dem Herzen, als er der Hausfrau dankte, die
auch in bezug auf Geselligkeit und Gemütlichkeit wieder
einmal in die alten Zeiten zurückgeführt habe.
Ein Fest der Pola Negri, aber ein Abend, an dem
manche Anregung fiel, und der sich in vieler Beziehung
stark auswirken wird, weil an ihm Dinge vorbereitet sind,
über die heute noch nicht gesprochen werden kann.
Polas Wunsch ist, zwei Filme drüben und zwei Filme
bei uns zu machen. Sie wird schon darum der deutsch¬
amerikanischen Verständigung in jeder Beziehung das
Wort reden. Von ihr haben wir vieles über das wahre
Urteil der Amerikaner über die deutsche Filmproduktion
gehört, das uns stolz machen kann und das uns in vielen
filmpolitischea Maßnahmen bestärken muß. Wir haben
durch sie Eindrücke von amerikanischer Arbeitsart
empfangen, von den ganzen Verhältnissen dort drüben, die
uns nachdenklich machen müssen.
Diese Künstlerin, die mitten in der Praxis steht, ist be¬
fähigt, über Arbeitsmethoden und Technik zu urteilen, und
sie hat an praktischen Beispielen aufgezeigt, daß wir
vieles lernen können, daß aber auch wir unsere Vo'züge
haben, die bei der Beurteilung der Weltmarktfähigkeit
außerordentlich stark ins Gewicht fallen. Deshalb gilt es,
auf der einen Seite weiterzuarbeiten, auf der anderen um¬
zulernen, und vor allem gute Beziehungen zu finden und
zu pflegen.
Gerade von dem letzten Gesichtspunkt aus betrachtet,
muß die ganze Filmindustrie — ob eingeladen oder nicht —
Paul Davidson dankbar sein, daß er diese Negri Feier,
wenn man es so nennen soll, arrangierte. Es ist an sich
nichts weiter gewesen als ein Freundschaftsakt, ein Aus¬
fluß der alten guten privaten Beziehungen von vordem.
Aber er hat indirekt der deutschen Industrie einen Dienst
geleistet und ist damit auf dem Wege weiter geschritten,
den er früher gegangen. Den Erich Pommer so fein zeich¬
nete, der ihn wieder mit der Ufa zusammengeführt hat,
und der ihn auch heute noch, selbst wenn er bescheiden
abwehrt, in den Mittelpunkt der deutschen Filmindustrie
stellt.
Nummer 948
Rincmatogropf)
Seite 15
Wir lernen von Amerika
m Berliner Kinowesen geht langsam, aber sicher eine
große Umwandlung vor sich: Wir lernen von Amerika.
Die Leiter der Berliner Uraufführungstheater und die
Dezernenten der entsprechenden Abteilung in den Kon¬
zernen reisen nach London und New York und studieren
dort sogardieAuf-
muchung ganz be¬
stimmter Filme.
So war Direktor
Brodnitz vom Mo¬
zartsaal in Lon¬
don, um sich die
Uraufführung des
..Großen weißen
Schweigens" an¬
zusehen.
Er hat das
große Glück, im
Nollendorf - The¬
ater eine voll¬
ständige Bühnen¬
einrichtung mit
allen Schikanen
zu besitzen, und
so ließ er ei¬
nen transparenten
Hintergrund mit
dem Himalaja
machen, ließ die
Wolkenmaschine
Wird, Donner.
Nebel erzeugen
und alle Schein¬
werfer in Tätigkeit treten und drapierte davor die viel¬
besprochenen tibetanischen Priester, die mit Posaunen.
Trommeln und eintönigen Gebetssängen die Vorführung
des Mount-Everest-Films vorbereiten.
Im Foyer hat Umlauft-Hamburg eine tibetanische Aus¬
stellung arrangiert. Das ist etwas, was sich auch die
größeren Provinztheater leisten können, was außer¬
ordentlich wirkungsvoll ist und den Charakter des Films
unterstreicht. Was Umlauft zusammengestellt hat, ist
entweder wirklich echt oder ganz genau kopiert und
bietet für höhere Lehranstalten einen starken Anreiz,
den Film zu besuchen.
Die große Wirkung des rein Szenischen läßt zu der
Forderung kommen, daß bei jedem neuen Umbau eine
Bühne vorgesehen werden muß. die über alle Theater¬
einrichtungen verfügt. Die Ufa hat das zum Beispiel
schon in.der Turmstraße getan und bietet dort in ihrem
sogenannten ..Prolog" Bühnenbilder, die mit jedem Pro¬
vinztheater wett¬
eifern können
Sie hat sogar ein
Bühnenhaus vor¬
gesehen. weil sie
richtig erkannt
hat. daß mit der
Zeit ein Fundus
erwächst, der be¬
sondere Unter¬
kunft braucht.
Sie vermißt
diese technische
Bühnen - Einrich¬
tung jetzt sicher
sehr stark im
U. T. Kurfürster.-
damm. das mit
Anita Berber und
Henri den Ver¬
such einer Büh¬
nenschau gemacht
hat. Nach Eröff¬
nung der vielen
großen Theater
am Berliner
Broadway werden
die verschiedenen
Theater auf die Bühnenschau nicht verzichten können,
um so mehr, als sich feststellen läßt, daß das „Fox-
Theater im Palmenhaus", das allerdings über einen so
erfahrenen Variete-Fachmann wie Julius Lachmann ver¬
fügt. auf die Dauer nicht wird entbehrt werden können
Was wir außerdem von Amerika gelernt und in die
Praxis übersetzt haben, ist das offene Orchester. Hans
Neumann hat es beim ..Sommernachtstraum" angewendet,
und im Ufa-Haus in der Turmstraße bildet cs die große
Attraktion. Selbstverständlich müssen dann die Musiker
gut angezogen sein. Am Nollendorfplatz tragen sic den
Smoking und draußen in „j. w. d.“ den blauen Frack.
Man spielt dann die Ouvertüre zumindest bei beleuch-
So bequem -►
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- verschiedenen
Spezial-Modellen
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Spezialfabrik des Kontinents
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Seite 16
Kincmatogrnpf)
Nummer 948
tetem Saal, benutzt aber nicht das gewr hnliche, sondern
ein kombiniertes — nennen wir es eirir.al — Flimmer-
licht, das dadurch entsteht, daB man an Stelle der ein¬
fachen weiBen Beleuchtung verdeckt weiße, rote und
grüne Lichter anbringt, die man fortwährend kombiniert
schaltet und damit allerhand Wirkungen erzielt. Es ist
die Übertragung der illuminierten Fontäre, wie man sie
in Bädern und auf Ausstellungen trifft, ins TheatermäBige.
Die Beleuchtungsindustrie, die auf allen Gebieten ja
immer mit der Zeit geht, hat dazu allerhand Zauber¬
kugeln und Lichtkaskaden geschaffen. Die Zauberkugeln
sieht man im Marmorhaus. Lichtkaskaden benutzt zur¬
zeit die Scala bei einer AuBenbeleuc! tung. Sie wird
aber auch im Innern sehr bald in einem de. neuen Ber¬
liner Kinos Verwendung finden. In der Turmstraße ist
man übrigens auf eine glänzende Idee gekommen: Man
hat ein großes Eckschaufenster ausgebau. und kann hier
nun sozusagen machen, was man will, weil Reklame im
Schaufenster nicht den Vorschriften für die AuBenfront
und für die Foyers unterliegt. Man hat außerdem ein
Bassin eingebaut und kann etwa bei „Pietro, der Korsar"
im Hintergrund eine Burg aufbauen und vorn die See mit
einer Seebeuterflottille als Anlockungsmittel hersteilen
lassen.
Originell ist im übrigen — da wir gerade beim Wasser
sind — eine Reklame der Ufa in Barmen, wo sie vor
ihrem Theater auf der Wupper eine Nachbildung des
Flettner-Rotorschiffes bei der Uraufführung des Films
gleichen Inhalts zeigt.
In Berlin sind wir auf dem Gebiet der Reklame bereits
ganz amerikanisiert. Nur die Provinz folgt zögernd. Der
„Reichsverband der Deutschen Lichtspieltheater • Be¬
sitzer", der ja in allerhand Geschäftl.chem schon reichlich
Übung hat, würde hier ein Betätigungsfeld finden durch
die Errichtung einer Zentrale, was mehr in den Rahmen
des Verbandes passen würde als allerhand Experimente,
die in ihrer Form unter Umständen dazu führen können,
daß seriöse Verleger von Filmliteratur sich überlegen, ob
es nicht richtig ist, die Filmöffentlichkeit einmal über
diese Dinge aufzuklären. Die Angelegenheit gehört nicht
hierher und wird demnächst einmal an anderer Stelle be¬
sprochen werden müssen.
Wir empfehlen jedenfalls die Angelegenheit der Auf¬
merksamkeit der zuständigen Stelle. Erwähnt sei nur
noch, daß es wünschenswert ist, wenn auch in Berlin
eines der Uraufführungstheater bei seiner Reklame, die
in der Idee oft sehr hübsch, in der Ausführung aber sehr
schlecht ist, Künstler zurate ziehen würde, die dann dafür
sorgten, daß das, was der Reklamechef geschickt er¬
sonnen, auch mit gutem Geschmack durchgefiihrt wird.
Man greift neuerdings übrigens wieder zu einem schon
vor Jahren sehr beliebten Mittel: Man läßt den Haupt¬
darsteller zu den Uraufführungen in den wichtigsten Pro¬
vinzstädten reisen. Jannings verhalt so dem „Letzten
Mann" in einigen großen Plätzen zu noch größerem Er¬
folg, und Ellen Richter, die gerade von der Reise „rund
um den Erdball ‘ zurückgekehrt ist, reist jetzt — wie man
im Künstlerjargon zu sagen pflegt — „auf die Dörfer",
und hält dabei Reden an die deutsche Kinonation. Wahr¬
scheinlich frei oder, besser gesagt, unfrei nach Willy
Wolff, der demnächst sicher eine Expedition ausrüstet, um
einen sechsten Erdteil zu entdecken, weil er nun nach
und nach die Schönheiten der fünf bestehenden als
Pointen für seinen Film ausgenutzt hat.
Diese persönliche Propaganda, die der Filmstar zu
machen hat, wird auch von den Amerikanern jetzt in
Europa immer mehr angewendet. Man beschränkt sich
vorläufig auf die Hauptstädte der einzelnen Reiche. Aber
es wird nicht mehr lange dauern, und Douglas Fairbanks
kommt auf einen Monat hierher, um in Köln, Dortmund,
Leipzig und München zu gastieren.
Wir wiederholen schließlich noch einmal unseren
Wunsch um die Übersendung von Bildern aus der Provinz,
denn nur am Bilde lernt der Theaterbesitzer, was theo¬
retisch oft hier nur schlecht geschildert werden kann.
948
Rincmatogcapfj
Seite 19
5ilmfrttifd)e^unbfd>aa
armer Schächer durch das Leben. Sämt¬
liche Figuren, die im ersten Film eine Rolle
spielen, sind auch im zweiten Teil zu sehen,
aber das Schicksal eines jeden hat sich ge¬
ändert. Wer ehemals reich war. ist nurmeh.-
arm. uad wer einstmals arm war, ist jetzt
reich. Trotzdem d>e Handlung sich in enger
Parallele entwickelt, trotzdem wieder ein
Schafott droht, ist die Fülle der Vorgänge
ausreichend genug, um zu interessieren ind
die Spannung ois zum — natürlich glücklichen
— Schluß aufrechtzuerhalten.
Dieser Film ist ganz auf Rollen gestellt.
Trotzdem er einer großen Reihe hübscher
Szenen Gelegenheit gibt, zu überraschenden
Bildern zu werden, liegt sein Hauptwert
nicht, wie bei so vielen deutschen Filmen
der letzten Zeit, im Bildhaften, sondern im
Dramatischen. Ca aber der Film eine Kunst
ist, die erst jenseits des lebenden Bildes in
der Darstellung dramatischer Vorgänge be¬
ginnt, so bedeutet die starke Betonung des
schaupielerischen Elementes einen Vorzug,
dessen sich auch der Zuschauer von Anlang
an bewußt ist. Die Rollen, wie bereits betont,
Doppelrollen, sind schwierig und erfordern
meisterhafte Beherrschung der verschieden¬
sten Gemütsbewegungen.
Henny Porten hat in diesem Film keine
Starrolle, wie es diese Künstlerin überhaupt
seit letzter Zeit klug vermeidet,
monologisch zu wirken.
htnay Porten in der Hauptrolle
Fabrikat: Westi-FUm A.-G.
Regie : Peter Paul Feiner
Hauptrollen: Henny Porten, An-
gelo Ferrari, Co¬
lette Brettel. Rie-
mann. Steinrück.
Runitsch, Engl
enny Porten, die sich zuletzt als Lust¬
spielstar vor ihre zahlreiche Gemeinde
stellte, erscheint im „Goldenen Kalb" in
einer stark dramatischen, hochtragischen
Rolle. Es ist eigentlich eine Doppelrolle, die
Henny Porten zu verkörpern hat, wie alle
Hauptfiguren des Filmes sich in zweifachen
Rollen zeigen, denn der zweite Teil bringt
eine Umkehrung der Fabel des ersten und
stellt somit an die Charakterisierungskurst
der Schauspieler hohe Ansprüche.
Wenn man dem Film in letzter Zeit nicht
mit Unrecht vorgeworfen hat. daß er mecha¬
nisch stets wieder die gleiche Geschichte
wiederhole, so fußt das „Goldene Kalb” auf
einem originellen Einfall, der einer Novelle
des ungarischen Schriftstellers Franz Herczeg
entnommen wurde. Eine alte, reiche Frau
besitzt als einzige Erben zwei Enkel, und in
einem sentimentalen Augenblick überlegt sie,
welche Schicksale wohl die Kinder hätten,
wenn sie den einen enterbte und den ande¬
ren zum Besitzer des großen Vermögens
machte. Dieser Tagtraum der alten Dame,
der sich zweimal in entgegengesetzter Rich¬
tung wiederholt, bildet den Inhalt des Filmes.
Henny Porten hat also zweierlei Schicksale
zu erleiden. Sie ist zuerst die arme Magda¬
lena, die in traurigen Verhältnissen als Toch¬
ter des enterbten Enkels groß wird, und die
nicht immer auf dem Pfad des Rechts (wenn
auch stets auf dem Pfade der Tugend)
wandeln kann. Die Liebe, in der sie
Enttäuschungen erlebt, führt sie schlie߬
lich mit einem Bösewicht zusammen,
der in ihr nur ein Werkzeug seiner
dunklen Absichten sieht. Und die
arme Magdalena muß dafür büßen, daß
sic sich zu einem Verbrechen hinreißen
ließ. Ihr Weg führt sie sogar an die
Grenzen des Schafotts — ab»r das
Ärgste bleibt dem Zuschauer erspart.
Hier hört die alte Dame zu träumen auf
und wendet sich freundlicheren Er¬
scheinungen zu.
Im zweiten Teil hat sich das Blatt
gewendet, und Henny Porten ist nun¬
mehr die reiche Erbin geworden, und
der ehemals reiche Enkel geht als
DER TOTENGRÄBER EINES
KAISERREICHES (OBERST REDL)
Fabrikat: Ottol-Film, Wien
Hauptrollen: D. v. Valberg, A. Gers-
bach, Dagny Servaes
Länge: 2308 m (7 Akte)
Vertrieb: Bruckmann & Co.
Uraufführung: Primus-Palast
lästig wird, durch einen anonymen Brief selbst an:
Messer zu liefern. Wie Herr Redl in die gestellte Fall,
läuft, das zeugt nicht von besonderer Geisteskraft dieses
K. u. K. höheren Offiziers. Dyr von Valberg ist gut als de:
schurkische Oberst Redl, desgleichen Alfred Gersbach al:
Major Erdmann. Herr Graf Nini Colleredo Meis wäre cir
Gewinn für den Film. Der Stoff des Films macht es
daß die Zuschauer mit Spannuni
gangen folgen. Die Photographi
Nummer 948
funemntogr apfi
Seite 21
I) I E F R A U VO N VIERZIG JAHREN
Fabrikat. Richard - Oswald - Film
Regie: Richard Oswald
Hauptrollen 1 Diana Karenne, Gaidarow
Bauten: Paul Leni
Länge : 2500 m (6 Akte|
Vertrieb: Westi-Film A.-G.
Uraufführung: Mozartsaal
Photographie: Th. Sparkuhl
dieses leise abgetönten
Filmes nicht ein Knall¬
effekt, sondern die Re¬
signation gesetzt war.
Filmisch bleibt der Schluß
daher schwach, aber das
lag vor allen Dingen an
der Haupdarstellerin.
Diana Karenne bewies
als Schauspielerin, die
noch vor gar nich langer
Zeit in den Rollen der
fugendlichen Liebhabe¬
rinnen brillierte, zwar ein
hohe*; Maß von Selbst¬
verleugnung, daß sie die
Frau iro gefährlichen Al¬
ter spielte, aber damit
war der Rolle leider nicht
Genüge getan. Sie nahm
in jeder Rolle Ansätze zur
Vertiefung, erreichte je¬
doch nicht immer die ge¬
wünschte Wirkung. Os¬
wald wollte den Film ge¬
wiß in jenem Klima an¬
siedeln, in dem die Men¬
schen Schnitzlers leben.
Er wollte ..Dämmer¬
seelen" auf die Leinwand
zaubern, aber leider
sträubte sich sein Film-
temperement, dem stets die
knalligste Wirkung die lieb¬
ste ist, dagegen. Lubitsch
wußte schon, weshalb er
seine .Ehe im Kreise" iro¬
nisch behandelte. Wäre Os¬
wald den gleichen Weg ge¬
gangen. so hätte es ent¬
schieden einen amüsanteren
Film gegeben, in dem auch
Diana Karenne, die im
Grunde ihrer Seele ironisch
ist (das beweisen ihre famo¬
sen Karikaturen) in Ehren
bestanden hätte.
Ihr Partner, Paul Otto,
wurde von der Regie etwas
zurückgehalten. er kam nicht
voll zur Geltung, was eigent¬
lich schade ist. da gerade
ihm der von Oswald ge¬
plante Stil des Films ge.e-
gen hätte. Der Operetten¬
sänger Siegfried Arno war.
wie alle Operettenleute, völ¬
lig fehl am Platze. Seine
Darstellung hätte die Regie
mit Kündigung des Engage¬
ments beantworten sollen,
denn er kann nicht filmen.
Wladimir Gaidarow, der Ge¬
liebte der Frau, blieb blaß
wie stets und hatte sich die
Pose des schönen Mannes,
der er ohne Zweifel ist
festgebügelt. Sparkuhls B:'
der waren vortrefflich.
ichard Oswalds Stärke
war es seit jeher, ak¬
tuelle Filmthemer. zu fin¬
den, die keim Publikum
und bei der Presse so
einschlugen, daß sie rich¬
tunggebend für die je¬
weilige Filmmode wur¬
den. Ob die „Frau von
vierzig Jahren" ebenfalls
zu diesen Filmen gehört,
muß einstweilen dahinge¬
stellt bleiben. Denn so
originell das Thema an
sich ist, es gelang dem
Regisseur nicht, den
eigenartigen Stil zu fin¬
den, der notwendig ge¬
wesen wäre, um diesen
Film als individuelle
Schöpfung erscheinen zu
lassen. Oswald ist natür¬
lich ein viel zu routinier¬
ter Regisseur, um nicht
bei alledem sein Publi¬
kum zu spannen und zu
unterhalten. Er weiß ge¬
nau, wo er seine Effekte
anzubringen hat, wann
er das Thema unter¬
brechen. die Spannung
durch Einschübe erhöhen
muß. Und er erreicht da¬
durch, daß die Zuschauer
seinen Bildern mit Anteil¬
nahme folgen, daß sie es
an Beifall nicht fehlen
lassen und ehrlich begei¬
stert sind. Trotzdem
wird der kluge Regisseur
Oswald im Theater selbst
eingesehen haben, daß
seine Begabung auf einem
anderen Gebiete liegt als
auf dem des intimen
Kammerspiels. Oswald
braucht das Milieu von
„Lumpen und Seide"; er
ist der Mann der lauten
Töne, der volkstümlichen
Elemente, der Massen¬
wirkungen.
Das Erlebnis der „Frau
von vierzig Jahren“ ist
von Oswald gegen seine
sonstige Art bereits recht
srhmal angelegt worden.
Es handelt sich um
nichts anderes, als daß
eine in konventioneller,
aber ungestörter Ehe
lebende Frau sich in
einen jüngeren Mann
verliebt, um zuletzt zu
erfahren, daß sich dieser
nur für die Tochter in¬
teressierte. Recht sym¬
pathisch berührte es je¬
doch, daß an das Ende
Seite 22 ftncmntograpf) Nummer 948
DIE STADT DER VERSUCHEND DER SCHRECKEN DES MEERES
Fabrikat: Stern-Film G. m. b H.
Regie: Walter Niebur
Hauptrollen: Johnston, Tschechawa
Länge : 2059 m (5 Akte)
Vertrieb: Landlicht-Verleih
Uraufführung: Oswald-Lichtspiele
Fabrikat: M. L. K.
Regie : Franz Osten
Hauptrollen : de Vogt, Münz, Lotto
Länge : 1943 Meter (6 Akte)
Vertrieb : Süd-Film A.-G.
Uraufführung: Schauburg
die Schicksale der russischen Emigranten in Westeuropa kennen,
so erscheint hier ihr Leben in Konstantinopel, Jas für die Russen
schon immer die Stadt der Versuchung war. Nach einer eng¬
lischen Novelle hat der amerikanische Regisseur Walter Niebur
einen sehr amerikanischen Film geschaffen, den leider in Berlin,
bei dem immer noch währenden Mangel an Uraufführungs¬
theatern, nicht der passende Rahmen bei der Premiere geschaffen
wurde.
Die Fabel verläuft in jener geradlinigen Art, die ein Vorzug
amerikanisch orientierter Filme ist, denn auch ein unaufmerk¬
samer Zuschauer kann ihr mühelos folgen, ohne dabei durch eine
Überfülle von Titeln unterstützt zu werden. Die Schicksale der
Wanda Menkoff, die in Konstantinopel Arbeit sucht, aber nichts
findet als den Posten einer Tänzerin in einer Nachtbar, sind die
typischen Erlebnisse eines Mädchens aus guter russischer
Familie. Alle diese Menschen sind im Innersten lebensfremd und
nicht in der Lage, sich anders als durch Preisgabe ihrer Ver¬
gangenheit in die Gegenwart zu schicken Niebur hat die ein¬
zelnen Typen sehr fein charakterisiert. Die einfache Linie des
Geschehens wird ton ihm verbreitert, indem er das Milieu durch
entzückende, echt filmisch bildhafte Einfälle ausmalt und durch
Ausnutzung der Augenblicksstimmung für seine Figuren zu
interessieren weiß. — Für den Film war, wie es die Mode
weg. nachdem er den Verführer seiner Frau erschossen hatte.
Dann geht der Graf Orelli hin, wrird Pirat und als der ge¬
fürchtete „Seeteufel" der Schrecken des Meeres. Nach zwanzig
Jahren kommen Vater und Sohn zusammen, der Sohn ist als
Leutnant Führer des Grenzkommandos, das Jagd auf den „See¬
teufel" macht. Der Sohn gerät in die Hände der Piraten, wird
durch den Vater Seeteufel vom sicheren Tode gerettet. Der
Seeteufel fällt doch noch den Behörden in die Hände, verzeiht
edelmütig seiner Gattin, die er zufällig wieder trifft, und Jcr
Sohn kann endlich die Tochter des Gouverneurs, die er schon
lange liebt, rur Frau nehmen. Eine sehr abenteuerliche An¬
gelegenheit. reichlich naiv vorgetragen. Jack Mylong-Münz ist
ein netter, sympathischer Darsteller, nach den Lorbeeren des
Filmdichters zu greifen, sollte er sich lieber versagen. Immerzu
ward in diesem Film irgend jemand mit List irgendwohin gelockt.
Und ohne den berühmter. Zufall käme dieser Film überhaupt
nicht zu Ende. Die Regie führte Franz Osten, ohne etwas für
die Gestaltung des Stoffes zu tun. Den Grafen Orelli, der zum
„Seeteufel" wird, gab Carl de Vogt schlicht und die Ge¬
fahren dieser Figur geschickt vermeidend. Helena Makowska.
Lilian Gray, Jack Mylong-Münz, Irma Socha taten ihr Bestes.
Der Film zeigt prachtvolle Bildet, schöne Natur¬
aufnahmen, die Photographie Franz Kochs ist hervor-
Nummer 948
Rincmatoqrapfr
Seite 23
R A L P H S (1 A L A N T E A B E N T E U E B
Fabrikat: Warner Film. New York Hauptrollen: Adolphe Menjou, Nilsson Vertrieb: Ufa-Lcih
Regie: Mocta Bell Länge: 2195 Meter (6 Akte) Uraufführung: U. T. Kurfürstendamm
unächst war die deutsche Bearbeitung des Films betitelt:
..Ralphs .nächtliche' Abenteuer". Ob nun die Zensur an den
nächtlichen Abenteuern Anstoß nahm, daß ..galante" Aben¬
teuer daraus wurden oder ob dem deutschen Bearbeiter mora¬
lische Bedenken aufstiegen, wer weiß es. Der Film ist ein
echter Amerikaner. Wenn wir ständig darüber klagen, daß
unseren deutschen Manuskriptverfassern nicht viel Neues und
Originelles einlalle, so kann man eigentlich wohl sagen, daß
es drüben um kein Haar besser, eher noch schlimmer ist.
Immer wieder das müßige Treiben, die bohlen Vergnügungen
der oberen Gesellschaftsklassen. Und dann die erstaunliche
uud ganz neue Entdeckung, daß es auch noch Menschen gibt,
denen es nicht ganz so gut geht.
Wie die Filmbeschreibung so anschaulich sagt: „Aber hinter
der glänzenden, lichtstrahlenden Fassade des gesellschaftlichen
Lebens der oberen Vierhundert liegen dunkle Gassen, in deren
Schatten euch Menschen wohnen. Menschen, die arbeiten und
kämpfen, um das bißchen Lebensunterhalt mühsam zu ver¬
dienen." Hochachtung vor den sozialpolitischen Kolumbussen.
die das schon herausgebracht haben.
Ralph Norton, der elegante Lebemann, ist HHHIH
der schonen Frauen und des Gesellschaft-.
treibens müde. ..es ist ia doch immer das-
ließ, das er gebüßt hat. ständig ein Detektiv hergehetzt wird 7
Die arme Betty soll dadurch natürlich ihre Stellung im Hotel
verlieren. Nun greift Ralph Norton ein, dem es Spaß macht,
einmal ein bißchen Vorsehung zu spielen. Er gibt Betty als
sein Mündel aus. bringt sie bei seiner Freundin Helen unter.
Auch dort taucht wieder das Ekel von Detektiv auf. stellt der
atmen Betty mit Hilfe der eifersüchtigen Helen eine Falle,
in der sich Betty scheinbar fängt. Aber nur scheinbar, und
die Blamage des Herrn Detektiv offenbart sich schonungslos.
Ralph, dem. als ein junger Taugenichts Beltv gewaltig den Hof
macht, seine tiefe Zuneigung zu dem Mädchen bewußt wird,
heiratet Betty. ..Er hat endlich einen Menschen, ein Herz
und . . . eine Frau gefunden." Der Regisseur Monta Bell hat
diesen dürftigen Stoff mit einer Fülle von geistreichen Ein¬
fällen gestaltet, so daß hier wirklich ein amüsanter Film ent¬
standen ist. Den Ralph spielte Adolnhe Menjou, und der
Film heißt eigentlich nur Menjou. Was ein Vorzug ist.
Menjou ist als Darsteller blasierter Lebemänner, die bei allem
Snobismus aber einen scharfen Verstand und echtes Gefühl
besitzen, einzigartig und
unübertrefflich, ln jeder
Szene er spar-
samst angewandten Mit-
Betty Dulan war Kassiererin in einem
Ladengeschäft gewesen und hatte dort, um
der kranken Mutter helfen zu können (sehr
beliebtes amerikanisches Rezept), einen ge¬
ringfügigen Betrag unterschlagen, den sie aber
bis auf eine Kleinigkeit bereits wieder ge¬
deckt hat. Da beichtet sie einem >ungen
Mann, der Zuneigung zu ihr heuchelt, ihre
Verfehlung und wird von diesem ehrenwerten
Herrn, der Detektiv ist, hohnlachend vor den
Richter geschleppL Nach verbüßter Gefäng¬
nisstrafe findet sie eben in dem VorstadthottI
•ein entzückende Fein¬
heiten. ohne sich vorzu¬
drängen und ohne sich
zu wiederholen. Wie
nett und amüsant, wenn
er still und mit wissen¬
den Augen den Flirt des
Windhundes Jack Devil
mit seiner Freundin Helen
und dann mit Betty ver¬
folgt, oder wie er schein¬
bar auf Helens Bemühun¬
gen. ihn mittels seines
Lieblingsparfüms wieder
Seite 24
Rmcmntoflrnpfj
Nummer 948
Aus meinem Pariser Notizbuch
Von unserem ständigen Korrespondenten.
I ch berichtete Ihnen bereits kurz einige markante Ziflern
aus den Geschäftsberichten hiesiger großer Filmgesell¬
schaften, die in mehr als einer Beziehung d:>ch zu denken
geben, und worüber im einzelnen bei einet anderen Ge¬
legenheit noch ausführlich zu sprechen sein wird. Jeden¬
falls herrscht in der gesamten französischen Filmindustrie
zurzeit sehr reges Leben, und es bahnen sich in aller
Stille große Veränderungen an. über die c benfalls noch
eingehend berichtet werden muß, zumal cs sich zum
größten Teil hierbei auch um internationale Beziehungen
handelt, bei denen nicht zuletzt Deutschland eine zum Teil
sogar ausschlaggebende Rolle spielt.
Für heute ein paar Kleinigkeiten, die auch in Deutsch¬
land wohl interessieren dürften. Ich berichtete Ihnen
bereits den Tod des bekannten französischen Regisseurs
Louis Feuillade. Er starb, nachdem er gerade die letzten
Szenen seines ^neuesten erfolgreichen Filmes ..Le Stig-
mite", eines großen Werkes in sechs Abteilungen, fertig¬
gedreht hatte. Feuillade war im Jahre 1872 in Lunel ge¬
boren und hat in Carcasson und Montpellier studiert. Er
wurde Journalist und war zunächst Redakteur der Zei¬
tung „Le Soleil“ in Paris. Al.; solcher veröffentlichte er
mehrere Romane, wandte sich dann aber öcld der Kine¬
matographie zu und wurde allmählich einer der bekann¬
testen Regisseure Frankreichs. Er hat nicht weniger als
last 800 Filme im Laufe der Jahre inszeniert, darunter
besonders ..Fantomas", „Parisette", „Dtux Gamines",
, Lc Fils du Flibustier" usw., alles vornehmlich Abenteuer-
Filme.
Pierre Benoil, einer der meistgelesensten französischen
Schriftsteller der Gegenwart, dessen Roman „Der Jacobs¬
brunnen'', wie schon berichtet, gegenwärtig verfilmt wird.
hat ein eigenes Filmmanuskript „L'Horloge" soeben voll¬
endet. Es ist das erste Szenarium, das er für den Film
schreibt. Die Hauptrollen darin sollen Raqucl Meller und
Maurice Schutz spielen.
Eines der amüsantesten Ateliers ist das von Alfred
Machin in Nizza, vielleicht eines der interessantesten
Europas. Alfred Machins Spezialität ist nämlich die Her¬
stellung von Filmen, in denen dressierte Tiere aller Art
die Hauptrolle spielen. Aus Machins Atelier ging u. a.
auch der bekannte Film „Tiere und Menschen" hervor.
Sein Schimpanse August, seine Meerkatze Barbette und
seine Hündin Zita sind seine „stars". Daneben hat er
noch zahlreiche andere Affen, zwei Marabus, Ziegen.
Hunde und einige hundert dressierte Tauben, mit denen
sich ausgezeichnet arbeiten läßt.
In Fachkreisen beschäftigt man sich eingehend mii
großen Pariser Neubauplänen. Der Durchbruch des Boule¬
vard Haussmann zu den Großen Boulevards wird gleich¬
zeitig drei neue, auf das modernste eingerichtete Kin>-
paläste mit je etwa 800 Plätzen erstehen lassen. Eine
Reihe alter, bekannter Cifes verschwindet, um diesen
Neubauten Platz zu machen. So a. a. die bekannte Taverne
Pousset, ein Lieblingsaufenthalt für Journalisten und
Künstler. Auch das dicht am Opernplatz gelegene be¬
kannte Cafe Napolitain wird demnächst aus dem gleichen
Grunde seine Pforten für immer schließen.
Die Frage der Relief-Filme wird in hiesigen Fachkreisen
lebhaft erörtert. Es handelt sich hier um eingehende
technische Fragen und interessante Patente, über die im
einzelnen noch ausführlicher zu reden sein wird, da sonst
diese Besprechung über den Rahmen des heutigen Artikels
weit hinausgehen würde.
Der Jubiläumsfilm
Von unserm ständigen Münchner Korrespondenten.
W alter Niebur, der zuletzt für die Stern „Die Stadt
der Versuchung" gedreht hat, wird also seinen nun
folgenden fünfundzwanzigsten Film bei der Emelka
drehen. Das Thema gehört zu jener Serie von Erzäh¬
lungen, die Sir Philipp Gibbs aus der Psyche der einzelnen
Länder in der Nachkriegszeit verfaßte und ir. den weit¬
verbreitetsten Magazinen veröffentlichte. In diese Serie
gehören übrigens Deutschland betreffend zwei Erzählun¬
gen, von denen die eine die Wandervogelbewegung behan¬
delt, während Gibbs zu der zweiten noch nicht erschieuenen
seine Anregungen aus der deutschen Filmwelt anläßlich
seines Aufenthalts während des Drehcns der Stadt der
Versuchung in Berlin erhielt. „Die venezianischen Lieb¬
haber" (Venetian Lovers), auf die hier die Wahl fiel,
spielen im modernen Italien. Sie wurden im Kosmopolitan
und in Nash's Magazine veröffentlicht, die miteinander in
Konzernverbindung stehen. Das ist natürlich die beste
Vorreklame, auch in der angelsächsischen Welt, weil beide
Blätter zusammen mit weit über 3 000 000 Auflage von
weit mehr als der doppelten Anzahl Leser gelesen worden
sind.
Ob diesmal damit schon der amerikanische Markt der
Emelka neuerdings sich eröffnen läßt, muß natürlich ab¬
gewartet werden. Zur Amortisation genügt es aber schon,
wenn zum mitteleuropäischen und nordischen Markt, der
dem deutschen Film schon immer offenstand, nunmehr
zuverlässig der englische mit 3600 Theatern hinzulritt.
Nach amerikanischer Rechnung, die Niebur auch insofern
gut kennt, als er drüben nicht allein als Regisseur, sondern
auch als Firmenleiter wirkte, nachdem er vom Journalis¬
mus zum Filmfach übergegangen war, also drüben kalku¬
liert man, daß 2000—2500 Theater dazu gehören, um einen
Film zu amortisieren. Das ist natürlich nicht schwer,
wenn man wie in Amerika mit 17 000--19 000 Theatern
rechnen kann. Für diese Zahl von Theatern ist auch eine
Jahresproduktion von 800 Filmen keineswegs so unge¬
heuerlich, weil sich unter den Theatern tausende in klei¬
neren Ortschaften befinden, welche täglich ihr Programm
wechseln. Sie haben einen ungeheueren Massenbedarf,
der durch eine schnell und nach bewährten Rezepten her-
geslellte Massenware befriedigt wird, die im Gegensatz
zu gewissen Spitzenwerken auch keineswegs so teuer zu
stehen kommt.
Mit Massenkonsum muß das Kino überhaupt stets rech¬
nen. Dieser bestimmt letztlich das mögliche Niveau. Man
hat im Kriege bei den Armeen aller Länder genügend wis¬
senschaftliche Intelligenzprüfungen vorgenommen, um zu
wissen, daß die Intelligenzentwicklung bei der weitaus
überwiegenden Mehrzahl der Menschen auf dem Stadium
eines Vierzehnjährigen stehengeblieben ist Das darf der
dem Film zugewandte Künstler nie vergessen. Er kann
sich auch nicht wie bei andern Künsten, wie der Schrift¬
steller oder der Maler, sein besonderes Publikum aus¬
wählen als seine besondere Gemeinde, die ihn schätzt und
versteht, sondern muß mit jener international gleichen
Durchschnittsmenschheit operieren, die eben überall in der
Nähe eines Kinos wohnt und es zu besuchen gewohnt ist.
Nummer 948
Rincmntogcapf)
Seite 25
*********
Der Pariser Kongreß.
Nun wird er doch stattfinden, der grolle Kongreß, den
der Völkerbund in Paris veranstalten wird. Das Programm
ist bekannt. Die Liste der Regisseure, soweit sie im
Augenblick zu erhalten ist, bedarf noch einer gründlichen
Nachprüfung. Ernst Lubitsch und Victor Sjöström
figurieren unter den Amerikanern. Folgerichtig batte man
den Italiener Carmine Gallone auch unter die Deutschen
rangieren müssen. 150 maßgebende Persönlichkeiten
sollen schon ihr sicheres Erscheinen zum Kongreß zu¬
gesagt haben. Die „Comödia", die sich ausführlich mit
dem Kongreßprogramm beschäftigt, sieht in diesem Kon¬
greß eines der ereignisvollsten Geschehnisse in der Ge¬
schichte der Kinematographie.
Tom Mix in London.
Wie uns ein Spezial-Telegiamm unseres ständigen
Korrespondenten meldet, hat London seine Tom-Mix-
Sensation gehabt. Der amerikanische Film-Cowboy ist
hoch zu Roß durch den Hydepark geritten und hat dort
auf den Promenaden und auf den großen Rasenflächen
einige Reiterkunststücke gezeigt. Tausende von Kindern
und Erwachsenen waren zusammengeströmt, um das
seltene Schauspiel zu bewundern. Der Jubel steigerte
sich zu hellster Begeisterung. Dann ging cs hoch z j Roß
in der Cowboy-Tracht quer durch London zum Hotel zu¬
rück, wo man seit Jahren, außer Schutzleuten, n emanden
mehr zu Pferde gesehen hat. Alles in allem eint aus¬
gezeichnete Reklame.
Schlechte Freunde.
ln Berlin hat sich eine Vereinigung der „Freund; des
deutschen Films e. V." gebildet, die sich bere ts mit der
Herstellung eines politischen Wahlfilms beschäftigte und
von Stadtfilmen redete. Jetzt befaßt sich dieser ein¬
getragene Verein mit der Herstellung eines zweiaktigen
Lustspiels unter dem schönen Titel „Pennermaxe geht
reiten". Es empfiehlt sich, daß die Handelskammer und
die zuständigen Steuerstellen sich diese Vereinigung der
Freunde des deutschen Films einmal näher ansehen. Bis¬
her war es derartigen Organisationen nicht gestattet, wirt¬
schaftliche Ziele zu verfolgen. Vielleicht sehen sich die
zuständigen amtlichen Stellen und unsere Organisationen
die Satzungen einmal etwas näher an.
Eine neue amerikanische Vertriebsgesellschait.
Henry Ginsberg, ein bekannter amerikanischer Film-
fachmann, hat in New York eine neue Vcrtriebsgesell-
schaft gegründet. Moving Picture World bringt einen
langen Bericht, der sich eingehend mit dem neuen Unter¬
nehmen befaßt. Henry Ginsberg wird auch Wert darauf
legen, mit Deutschland zu arbeiten. Interessenten steht
seine Adresse bei uns zur Verfügung
Die Platzanweiser und die Berufsgenossenscbaft.
Die Reichsunfallversicherung Eerifsgenossenschaft der
Feinmechanik und Elektrotechnik hat ,n einem Rund¬
schreiben. das unter anderem auch dem Landesverband
der Lichtspicltheaterbesitzer Mitteldeutschlands zuging,
ausgeführt, daß nicht nur die am \ orfnhrungsapparat be¬
schäftigten Personen der Lichtspieltheaterbetriebe ver-
sicherungsptlichtig seien, sondern „alle, sofern sie dem
eigentlichen Filmvorfiihrungsbetrieh dienliche Arbeiten
ausführen". In dem Zirkular wird ferner folgendes aus-
geführt: „Dazu (zu den versicherungspflichtigen Personen
D. Red.) .gehören grundsätzlich auch die Platzanweiser,
die den dem Vorführungsbetrieb eigentümlichen Gefahren
besonders ausgesetzt sind, nicht aoer Musiker, Speisen¬
träger, Kassierer und Garderobenfrauen." — Der Landes¬
verband hat sich in seiner letzten Versammlung mit dem
Inhalt dieses Zirkulars beschäftigt ind darauf hingewiesen,
daß es geradezu ein Unsinn sei, die Platzanweiser als ver¬
sicherungspflichtig zu bezeichnen, zumal sie ja mit dem
Vorführungsbetrieb überhaupt nichts zu tun haben. In
einem Protestschreiben soll die Richtigstellung dieses
offensichtlichen Irrtums gefordert werden. Es wäre gut,
wenn auch die übrigen Verbände Deutschlands zu dieser
Frage offiziell Stc.lung nähmen.
Hierzu erfahren wir, daß die Berufsgenossenschaft
bereits einmal den Versuch gemacht hat, den Kreis ihrer
Mitglieder und ihrer Einkünfte
auf sehr merkwürdige Art zu
erweitern. Damals hat die Ver¬
einigung deutscher Filmfabri¬
kanten sich an die Aufsichts¬
behörde gewandt und die Zu¬
sicherung erhalten.
Seite 26
Nummer 948
düng über diese Frage die Industrie gehört werden sollte.
Das ist bis heute noch nicht geschehen. Deshalb kann
man den beteiligten Kreisen nur dringend empfehlen, so¬
fort gegen diese Festsetzung der Berufsgenossenschaft
Beschwerde zu erheben, die sicherlich ven Erfolg be¬
gleitet sein wird.
Das Phantom der Oper.
Vor einem kleinen Kreise wurde gestern der neue
Universal-Film „The Phantom of the Opeia" vorgeführt.
Universal hat mit seinem größten Werk der dies
jährigen Saison einen erstklassigen Film heraus-
gebracht, der nicht nur hier, sondern wahrschein¬
lich auch in Europa ein Schlager werden wird.
Über die Handlung selbst
ist nicht viel mehr zu sagen.
Die Maske Lon Chaneys,
der den „Geist der Oper"
spielt, ist hervorragend, ob
er nun in der Gestalt des
Todes oder des Ungeheuer
gewordenen Gespenstes auf-
tritt, das, mit einem Fluch
beladen, auf die Erlösung
wartet. Es muß so lange
ruhelos in den Kellern und
Gängen der Großen Pariser
Oper umherwandeln, bis ihm
diese Erlösung gebracht
wird. Sie wird ihm zuteil
iurch eine Sängerin, die zu¬
nächst in seinen Bann gerät,
ihn dann aber durch ihre
große Liebe zu einem Offi¬
zier besiegt, dessen Leben
sie nur dadurch retten kann,
daß sie sich dem Geiste auf
Lebenszeit verschreibt.
Der Film hat hervor¬
ragende Effekte, wie sie sel¬
ten in einem Bildwerk ge¬
zeigt worden sind, und über¬
bietet bei weitem den
„Glöckner von Notre-Dame'
Außerdem
glänzende Massenszenen
den großen Ball im Opernhaus — auf, die teilweise nach
einem neuen Verfahren koloriert sind.
Die Handlung des Filmes ist symbolisch. Sie erinnert
ein wenig an die Faust-Handlung. Übrigens steht im
Mittelpunkte des Filmes die Faust-Oper. Wahrscheinlich
soll auch so auf den Zusammenhang zwischen der Faust-
Handlung und der der Film-Handlung hingewiesen werden.
Im Film siegt das Gute, die übergroße Liebe der Sängerin,
die das Gretchen spielt, zu ihrem Verlobten, dem franzö¬
sischen Kavallerieoffizier, über das Böse, nämlich den
Geist der Oper, dessen Seele dadurch geläutert und ge¬
rettet wird.
die Weimarer Bevölkerung eine Art Privatzensur zu üben.
„Hoffentlich geschieht das", schreibt dazu eine Thüringer
Tageszeitung, „in einem loyalen Weimarer Geiste und
ohne übertriebene Zopßgkeit." Diese Hoffnung läßt jedoch
keineswegs die Befürchtung unterdrücken, zumal ange¬
sichts der bisherigen Erfahrungen mit solchen Vereinen,
daß hier wieder einmal eine Gründung erfolgt ist, die
besser unterblieben wäre, wenr sie weiter nichts be¬
zweckt als das, was oben angegeoen ist. Die „Reinigung"
von Schund und Schmutz ist schon längst so gründlich er¬
folgt, daß weitere Bestrebungen nach dieser Richtung hin
ganz überflüssig sind, ebenso wie die Ausübung einer
„Privatzensur", die einerseits eine Anmaßung, anderseits
aber auch eine Art Bevormundung der Weimarer Bevölke¬
rung darstellt, die recht wenig
zu dem sonst gepriesenen
Weimarer Geist paßt. Die
wahren Weimarer Film-
freunde werden wohl in der
größeren Mehrzahl außerhalb
des Kreises dieser Art von
vereinigten Filmfreunden zu
suchen und zu finden sein!
Für solche Freunde mit den
eben erwähnten Absichten
hat das Lichtspiel kein war¬
mes Herz!
*
Ein neuer Prager Film.
Tschechien erfreut sich
eines neuen F.lmproduktes,
das den Tite. „Die Sünden
der Ehe" führt. Dieser Film,
dem das Motto zugrunde
liegt: „Männer, vernach¬
lässigt eure Frauen nicht",
hat Tempo und Farbe.
Ein Professor verbohrt sich
in seine wissenschaftlichen
Probleme und vernachlässigt
darob seine junge Frau. Sie
gibt ohne sein Wissen in sei¬
nem Namen ein Novellen-
( un<1 P>Uchon , buch heraus und sorgt dafür,
ischcn Käufer Bruckmann & Co. daß er es unter die Augen
bekommt. Der verärgerte
Gatte, dem es mißfällt, in dieser Form mit seinem Na¬
men öffentlich zu glänzen, liest es jedoch heimlich, und da
in dem Buche in vier Ehegeschichten kundgetan wird, wie
an Unterlassungssünden des Gatten die Ehe scheitert, er¬
regt das Buch bei dem Herrn Professor Interesse, und er
wird — geheilt. Das Ganze ist glaubhaft aufgebaut, die
Sache hat Schwung. — Unter heimischen Kräften, wie
Suzanne Marwille, Karl Lamatsch, Anna Ondrat u. a.,
verkörpern auch deutsche Schauspieler dankbare Rollen.
Friedrich Kortner, Dagny Servaes und Wilhelm Dieterle
spielen in dem sechsteiligen Film mit gewohnter Künst¬
lerschaft.
Kapitalumstellungen.
Die Elbe-Film-Gesellschaft m. b. H. in Dresden hat ihr
Stammkapital auf 4000 Reichsmark ermäßigt. — Die
U.-T.-Lichtspiele-Gesellschaft m. b. H. in Dresden hat ihr
Stammkapital auf 20 000 Reichsmark umgestellt.
*
„Bund der Freunde zur Förderung des Lichtspiels.“
Mit dieser Bezeichnung ist in Weimar eine neue
Vereinigung gegründet worden, die die Absicht hat. den
Film von allem Schund und Schmutz zu reinigen und für
Totenglocke.
Walter Ulrich, der Dispositionsleiter des Deulig-Ver-
leihs, ist am Ostersonntag morgen plötzlich an einer Lun¬
genentzündung gestorben. Er ist 27 Jahre alt, hat es in
der Industrie zu einer geachteten Position gebracht. Seine
junge Gattin, die in ihrem Manne den Inhalt ihres Lebens
sah, ist wenige Stunden später freiwillig aus dem Leben
geschieden. Alle, die den Verstorbenen kannten, stehen
erschüttert und gerührt an seiner Bahre.
Nummer ‘MS
RmcmaloarniF»
Seite 26
Nummer 948
düng über diese Frage die Industrie gehört werden sollte.
Das ist bis heute noch nicht geschehen. Deshalb kann
man den beteiligten Kreisen nur dringend empfehlen, so¬
fort gegen diese Festsetzung der Berufsgenossenschaft
Beschwerde zu erheben, die sicherlich ven Erfolg be¬
gleitet sein wird.
*
Das Phantom der Oper.
Vor einem kleinen Kreise wurde gestern der neue
Universal-Film „The Phantom of the Opera“ vorgeführt.
Universal hat mit seinem größten Werk der dies¬
jährigen Saison einen erstklassigen Film heraus¬
gebracht, der nicht nur hier, sondern wahrschein¬
lich auch in Europa ein Schlager werden wird.
Über die Handlung selbst
ist nicht viel mehr zu sagen.
Die Maske Lon Chaneys,
der den „Geist der Oper“
spielt, ist hervorragend, ob
er nun in der Gestalt des
Todes oder des Ungeheuer
gewordenen Gespenstes auf-
tritt, das, mit einem Fluch
beladen, auf die Erlösung
wartet. Es muß so lange
ruhelos in den Kellern und
Gängen der Großen Pariser
Oper umherwandeln, bis ihm
diese Erlösung gebracht
wird. Sie wird ihm zuteil
iurch eine Sängerin, die zu¬
nächst in seinen Bann gerät,
ihn danu aber durch ihre
große Liebe zu einem Offi¬
zier besiegt, dessen Leben
sie nur dadurch retten kann,
daß sie sich dem Geiste auf
Lebenszeit verschreibt.
Der Film hat hervor¬
ragende Effekte, wie sie sel¬
ten in einem Bildwerk ge¬
zeigt worden sind, und über¬
bietet bei weitem den
„Glöckner von Notre-Dame".
Außerdem weist der Film
glänzende Massenszenen —
den großen Ball im Opernhaus — auf, die teilweise nach
einem neuen Verfahren koloriert sind.
Die Handlung des Filmes ist symbolisch. Sie erinnert
ein wenig ar. die Faust-Handlung. Übrigens steht im
Mittelpunkte des Filmes die Faust-Oper. Wahrscheinlich
soll auch so auf den Zusammenhang zwischen der Faust-
Handlung und der der Film-Handlung hingewiesen werden.
Im Film siegt das Gute, die übergroße Liebe der Sängerin,
die das Gretchen spielt, zu ihrem Verlobten, dem franzö¬
sischen Kavallerieoffizier, über das Böse, nämlich den
Geist der Oper, dessen Seele dadurch geläutert und ge¬
rettet wird.
die Weimarer Bevölkerung eine Art Privatzensur zu üben.
„Hoffentlich geschieht das“, schreibt dazu eine Thüringer
Tageszeitung, „in einem loyalen Weimarer Geiste und
ohne übertriebene Zopßgkeit." Diese Hoffnung läßt jedoch
keineswegs die Befürchtung unterdrücken, zumal ange¬
sichts der bisherigen Erfahrungen mit solchen Vereinen,
daß hier wieder einmal eine Gründung erfolgt ist, die
besser unterblieben wäre, wenr sie weiter nichts be¬
zweckt als das, was oben angegeoen ist. Die „Reinigung"
von Schund und Schmutz ist schon längst so gründlich er¬
folgt, daß weitere Bestrebungen nach dieser Richtung hin
ganz überflüssig sind, ebenso wie die Ausübung einer
„Privatzensur", die einerseits eine Anmaßung, anderseits
aber auch eine Art Bevormundung der Weimarer Bevölke¬
rung darstellt, die recht wenig
zu dem sonst gepriesenen
Weimarer Geist paßt. Die
wahren Weimarer Film-
freunde werden wohl in der
größeren Mehrzahl außerhalb
des Kreises dieser Art von
vereinigten Filmfreunden zu
suchen und zu finden sein!
Für solche Freunde mit den
eben erwähnten Absichten
hat das Lichtspiel kein war¬
mes Herz!
Ein neuer Prager Film.
Tschechien erfreut sich
eines neuen Filmproduktes,
das den Titel „Die Sünden
der Ehe“ führt. Dieser Film,
dem das Motto zugrunde
liegt: „Männer, vernach¬
lässigt eure Frauen nicht",
hat Tempo und Farbe.
Ein Professor verbohrt sich
in seine wissenschaftlichen
Probleme und vernachlässigt
darob seine junge Frau. Sie
gibt ohne sein Wissen in sei¬
nem Namen ein Novellen¬
buch heraus und sorgt dafür,
daß er es unter die Augen
bekommt. Der verärgerte
Gatte, dem es mißfällt, in dieser Form mit seinem Na¬
men öffentlich zu glänzen, liest es jedoch heimlich, und da
in dem Buche in vier Ehegeschichten kundgetan wird, wie
an Unterlassungssünden des Gatten die Ehe scheitert, er¬
regt das Buch bei dem Herrn Professor Interesse, und er
wird — geheilt. Das Ganze ist glaubhaft aufgebaut, die
Sache hat Schwung. — Unter heimischen Kräften, wie
Suzanne Marwille, Karl Lamatsch, Anna Ondrat u. a.,
verkörpern auch deutsche Schauspieler dankbare Rollen.
Friedrich Kortner, Dagny Servaes und Wilhelm Dieterle
spielen in dem sechsteiligen Film mit gewohnter Künst¬
lerschaft.
KapiUdumstellangen.
Die Elbe-Film-Gesellschaft m. b. H. in Dresden hat ihr
Stammkapital auf 4000 Reichsmark ermäßigt. — Die
U.-T.-Lichtspiele-Gesellschaft m. b. H. in Dresden hat ihr
Stammkapital auf 20 000 Reichsmark umgestellt.
*
„Bund der Freunde zur Förderung des Lichtspiels.“
Mit dieser Bezeichnung ist in Weimar eine neue
Vereinigung gegründet worden, die die Absicht hat, den
Film von allem Schund und Schmutz zu reinigen und für
Totenglocke.
Walter Ulrich, der Dispositionsleiter des Deulig-Ver-
leihs, ist am Ostersonntag morgen plötzlich an einer Lun¬
genentzündung gestorben. Er ist 27 Jahre alt, hat es in
der Industrie zu einer geachteten Position gebracht. Seine
junge Gattin, die in ihrem Manne den Inhalt ihres Lebens
sah, ist wenige Stunden später freiwillig aus dem Leben
geschieden. Alle, die den Verstorbenen kannten, stehen
erschüttert und gerührt an meiner Bahre.
Rmcmatoar.infi
Nummer <M8
REGIE: ERICH SCHöNEELDER
bauten:
JACK ROTMIL, SIEGEKll I > \\ KOHLEN SKI
PHOTOGRAPHIE: Ul IXKICH OAKTNEK
ICOSTÖM! : L MICHAELIS & Co, Bf RUN
MITW IKKENDE: LIA EIBENSCHUTZ
Lydia poteciiina, olai eiord
HANS M IM KS. JULIUS FALKENSTEIN
HANS I UNK ERMANN. Kll DOI.P
LEI I INGER, KOBLKI GARRISON
28
Kincmatogropf)
„FLAMMENDE HERZEN" (DAS UMZINGELTE HAUS)
DER NEUESTE iVENSKA-GROSSFILM IN V AKTEN / REGIE: VICTOR SJQ5TROM
Uraufführung 21. April 25 : Wiffelsbachtheafer Berlin W.
BERLIN SW 48. FRIEDRICHSTR. 246 HAMBURG / DÜSSEL
DORF LEIPZIG / BRESLAU ✓ FRANKFUR T a M. MÜNCHEN
Filmhaus Wilhelm Feindl,
Nummer 948
Km n wnf w g m pl j Seite 29
Frankfurter Nachrichten.
Die Militärfilme machen in Frankfurt am Main augen¬
blicklich das Rennen. Während die besten Spielfilme, wie
z. B. „Zur Chronik von Grieshuus“ oder „Der Kampf um
die Scholle", deren künstlerische Qualitäten ebenso ein¬
wandfrei sind wie die Publikumswirksamkeit, vor halb¬
leerem Theater abroilen, müssen Filme wie „Reveille"
oder „Aschermittwoch" trotz der flauen Zeit verlängert
werden. Diese Tatsache beweist schlagend, daß es nur
am Programm liegt, wenn dei Theaterbe iitzer kein gutes
Geschäft macht. Die Programme in den Frankfurter
Sprechthcatcrn, Varietes, Kabarctten usw stellen mit
das Beste dar, was überhaupt bisher hier gezeigt wurde,
und trotzdem ist entgegen der üblichen Lamenti über den
Geldmangel seitens der
Lichtspieltheater - Besitzer
Geld genug vorhanden, um
die Lichtspieltheater zu
füllen, wenn publikums¬
wirksame Filme gespielt
werden, und ein Film,
der das alte Militär auf die
Leinwand bringt, ist heute
das beste Geschäft. Diese
Behauptung trifft nicht
allein auf die Frankfurter
Verhältnisse zu, sondern
in allen größeren Plätzen
Süddeutschlands liegt das
Geschäft ähnlich.
Die Firma Ernst Leitz
in Rastatt, die den
Mechau - Projektor her¬
stellt, hat der Firma Karl
Schnürer in Frankfurt
Main ihre Generalver¬
tretung für das gesamte
Deutsche Reich mit Aus
nähme vom Rheinland und
Westfalen übertragen. Die
Firma Karl Schnürer ist
mit der bekannten kino¬
technischen Firma Kino¬
phot in Frankfurt am Main
liiert.
Die Aurelia - Lichtspiele
in Baden-Baden haben den
Besitzer gewechselt. Als
neuer Inhaber zeichnet
Herr G. Kifenzle, der das ganze Haus käuflich erworben
hat. Ebenso ist in die neuen Lichtspiele Zum Anker in
Fechenheim a. M. bei Frankfurt ein neuer Besitzer ein¬
gezogen. Es ist Herr Max Neumann aus Frankfurt a. M„
der das Theater neu aufzog und, wie wir erfahren, gute
Geschäfte macht. *
Henny in Düsseldorf.
ln dem festlich geschmückten Bruckmann - Theater
„Alhambra" fand zu Ostern die Erstaufführung des Films
„Kammermusik" der Porten - Froelich - Produktion statt,
der hier, ebenso wie in Berlin und anderen Städten, einen
großen Erfolg errang. Die Firma Bruckmann hatte es
sich nicht nehmen lassen, Henny Porten nach Düsseldorf
einzuladen, und hier wurde der Künstlerin, die in Be¬
gleitung ihres erfolgreichen Regisseurs Carl Froelich er¬
schienen war, von der Oeffentlichkeit und der Presse ein
herzlicher und begeisterter Empfang zuteil. Der Film
„Kammermusik" wird einstimmig als das beste deutsche
Lustspiel der letzten Jahre bezeichnet; es bedeute für
Henny Porten einen noch größeren Erfolg, als ihr unver¬
geßlicher Film „Kohlhiesels Töchter".
Errichtung einer Sächsischen Lacdesbildstelle.
Es wurde hier schon auf die Gründung des Sächsischen
Landesverbandes zur Förderung des Bild- und Filmwesen.-,
E. V. hingewiesen. Der Verband hat in Chemnitz unter
dem Namen „Sächsische Landesbildstelle" eine amtlich
anerkannte Geschäftsstelle errichtet. Ihre Aufgaben
sollen die folgenden sein: 1. Die Sächsische Landcsbild-
stelle erstattet dem Ministerium für Volksbildung Gut¬
achten und erteilt Auskunft in allen Fragen der Verwen¬
dung des stehenden und laufenden Lichtbildes. Sie unter¬
richtet das Ministerium fortlaufend über die Entwicklung
des Lehrlichtbildes und Lehrfilms und legt gegebenenfalls
Anträge und Vorschläge vor. 2. Sie erteilt im Aultrage
des Ministeriums Behörden. Schulen. Lehrern und
Volksbildungsorganisatio¬
nen Rat und Auskunft
in Fragen des Licht¬
bildwesens und veran¬
staltet Vorträge. Lehr¬
gänge und Vorführungen.
3. Sie betreibt die Er¬
richtung von Bezirksbild
stellen ira Lande, für deren
Einrichtung und Geschäfts¬
führung sie Richtlinien
herausgibt und deren Ar¬
beit sie zusammen fassend
einheitlich zu gestalten
sucht. 4. Sie prüft die ihr
vom Ministerium zur Be¬
urteilung zugewiesenen
oder unmittelbar zur Prü¬
fung vorgelegten Bilder und
Filme und stellt Bescheini-
gunger über ihre Eignung
als Le.irmittel aus. S. Sie
gibt selbst Bildgruppen
heraus oder veranlaßt die
Herausgabe oder Er¬
zeugung von Bildern
und Filmen, namentlich
solchen die die Kenntnis
der Heimat vermitteln. 6.
Sie legt allmählich ein
Archiv von Bildern und
Negativen, besonders aus
dem Gebiete der sächsi¬
schen Heimatkunde, tn und
stellt dieses in den Dienst
der Schulen und volksbildlichen Einrichtungen. Leiter der
Bildstelle ist Studienrat Dr. Schimmer, der in dieser Eigen¬
schaft dem Sächsischen Ministerium für Volksbildung un¬
mittelbar unterstellt ist. —
In „Filmreformer"-Kreisen wird die Gründung der
Landesbildstelle natürlich mit großem Jubel begrüßt. Wir
haben dazu zunächst keine Veranlassung, denn wir möch¬
ten zunächst erst einmal abwarten, ob dem Film- und
Lichtbild wesen aus der Tätigkeit der Sächsischen Landes*
bildstelic wirklich ein nennenswerter Nutzen entsteht.
Wir glauben cs nach früheren fehlgeschlagenen ähnlichen
Experimenten nicht.
+
Personalien.
Wie wir erfahren, wird Herr Adolf Moser die Leitung
des Ufa-Theaters Luli in Würzburg niederlegen. Als sein
Nachfolger ist Herr Max Schaupp ausersehen worden.
Herr Schaupp. der einige Monate zur vertretungsweisen
Leitung des Frankfurter Ufa-Theaters „abkommandiert"
war, ist in Würzburg seit mehreren Jahren aufs beste
bekannt und war bereits früher im Ufa-Theater Luli tätig.
Wir erwarben zum Abdruck die
berechligtc Übersetzung der von dem
amerikanischen Sensationsdarsteller
TOM MIX
selbst verfaßten
L E B E N S (i ES C H IC H TE
★
Mit dem Abdruck dieser
reich illustrierten Serie
Iteginnen wir bereits in der
nächsten Nummer des
KINEMATOGRAPH
Seite 30
ftiTumatosrapfy
Nummer 948
Über
allem
die
Weinert
Drehstromlampe!
Muskaoer SSQJ5/ Slrafce 24
Fernsprecher: Moritzplatz 1522 und 13144
3 mal 125 Amp.
großen Film-Operette „Weil Du cs bist"
einen Stierkampf von sensationeller Span¬
nung innerhalb der Handlung zu drehen.
Da der Kampf in einer kleinen Dorf-
Arena stattfand, ist es möglich, denselben
zum erstenmal aus allernächster Nähe zu
zeigen.
I Vr handlungsreiche neue skandina-
vische Großfilm ..Flammende Herzen"
des Filmhauses Wilhelm Feindt wird am
21. April in den Wittelsbach-Lichtspielen
seine Berliner Uraufführung erleben. Die
Spielleitung führt der bekannte Svenska-
Regisseur \ ictor Sjöström. Die weibliche
Hauptrolle spielt neben Victor Sjöström
Mcgic Albanesi.
I\er unter der Regie Paul Ludwig Stein
in Arbeit befindliche Film, in wel¬
chem neben Liane Hain Alfons Fryland,
Walther Rilla. Paul Biensfeldt. Maria
Reisenhofer in den Hauptrollen tätig sind,
wird von der Davidson-Film Aktienge¬
sellschaft unter dem Titel „Liebesfeuer"
in Kürze beendet.
D e Transatlantische Filmges. m. b. H.,
Kochstr. 6-7, beginnt ihre Fabrikation
mit dem aktuellen Film „Heiratsannoncen".
Das Manuskript schreibt die bekannte
Schriftstellerin Jane Beß. Regie und Be¬
setzung erstklassig und werden noch be¬
kanntgegeben. Die Aufnahmen begannen
am 15. April.
f'Ver Nivelli-Grolifilm ..Mädchenhandel
(Vermißte Töchter). Sicbenakter. der
zurzeit in Paris und London mit beispiel¬
losem Erfolg läuft, steht unter dem Pro¬
tektorat der „Liga zur Bekämpfung de*
Mädchenhandels". Dieser Aufklärungs-
Sittenfilm zeigt die Gefahren, welchen
unerfahrene junge Mädchen in der Gro߬
stadt ausgesetzt sind. „Junge Mädchen,
hütet euch!“ heißt die Parole.
_Menschen und eines Hundes I
von Joseph Delmont wurde bei dem aus¬
geschriebenen Wettbewerb der „Cosmo-
politan Literary Art Review" mit dem
ersten Preise ausgezeichnet.
Seite 32
Nummer 948
rigun großen Berliner Ostersportkämpfe.
Bilder von den Fußball Wettspielen der
Tennis-Borussen mit den „Corinthians",
den besten englischen Fußballamateuren.
Aufnahmen von den Motorradrennen auf
der „Motra"-Weißensec. den Radsport¬
konkurrenzen um den großen Osterpreis
auf der Olympiabahn wechseln ab mit
Ausschnitten von Flugzeugmanövern und
Bailonabsprüngcn in Staaken.
Wirseben außerdem die beiden
Ke ich ^Präsidentschaftskandi¬
daten Wilhelm Marx undFeld-
■narschaU von Hindenburg.
die berühmte, für einige Tage
in Berlin anwesende Filmdiva
Pola Negri. und wandern
durch das von einem Ver¬
kehrsstreik hcimgcsuchtc
Hamburg. Aufnahmen von
einer Eisenbahnkatastrophe
des Arlberg-Fxpreßzuges, von
den großen Umzügen an der
Riviera und von englischen
und amerikanischen Aktuali¬
täten vervollständigen die
reiche Bilderschau.
T'|er demnächst im Rex-Verleih erschei-
nende Film „Jeremias Crainquebille"
nach der Novelle von Anatole France ist
reichszensiert und für Jugendliche zu-
gclassen.
1^' len Richter reist im Aufträge der Ufa
durch die deutschen Großstädte, um
bc der Aufführung des Films „Der Flug
uir. den Erdball“ in den Ufatheatern über
•b.r: Reiseerlebnisse zu sprechen.
■Aie Berliner Uraufführung
* “ des neuen großen Eich-
berg-Films „Luxusweibchen"
nach dem im „8-Uhr-Abend-
blatt“ erscheinenden Roman
„Der Fall Moser“, der soeben
unter der künstlerischen Ober¬
leitung von Richard Eichberg
und der Regie Erich Schoen-
felders mit Lee Parry fertig-
gestellt wurde, findet am 20.
dieses Monats im Marmor-
nause statt. Vertrieb für ganz
Deutschland: Südfilm- A.-G.
im Emclkakonzern.
rikaners stellt alle |
Zentral -Verband der Filmverleihei
Deutschlands
wohnten Begriffe um. Die
neue Wochenschau Nr. 16
der Dculigwoche zeigt an¬
gelnde iunge Amerikane¬
rinnen. welche sich nicht nach
alter Gewohnheit den festen
und sicheren Stand am un¬
gestörten Flußuier aussuchen, sondern
ihre Leine von einem kleinen Floß aus¬
werfen, das von einem Motorboot in
rasender Schnelligkeit über das Wasser
gezogen wird. Ein uns ungewohnter An¬
blick ist das große Manöver der Luft-
•.treitkräfte in Amerika. Friedlicher als
diese gefährlichen Vögel wirkt der Star,
den Mr. A. Bell dressiert hat. ein Vogel,
der die unglaublichsten Jongleurkunst¬
stücke vollführt. — Als Männer, die zur¬
zeit im besonderen Interesse des Aus¬
landes stehen, präsentiert die Deulig-
woche Ma-Tsu-Daira, den neuen japani¬
schen Botschafter in Washington, und den
wohlbekannten bisherigen amerikani¬
schen Botschafter in Deutschland A. B.
Houghton, der jetzt die Vereinigten Staa¬
ten in England vertritt. Aus Spanien
wird eine Aufnahme des Königs gebracht,
ocr an der Einweihung des Denkmals für
den ermordeten Ministerpräsidenten
Dato teilnahm.
Tagesordnung
9. ordentlichen
Generalversammlung
um Mittwoch, den 22.
und Donnerstag, den 23. April 1925
jeweils 10’ , l r hr vorm,
int Sitzungssaal der Handelskammer,
Berlin, IJorotheenstr. 8
Tagesordnung:
1. a) Bericht des ersten Vorsitzenden
b) Kassenbericht
2. Satzungsänderungen.
3. Wahl des Zentralvorstandes für das Geschäitsjahr 1925.
4 Grund'agen lür d e Abgabe der neuen Produktion
5. Antiäge aus den Gruppen verbänden und Einzelanlräge.
6. Verschiedenes.
Der Vorstand:
Wilhelm Grat. 1 Vorsitzender
stellerin beschert: Karina Bell, die in
dem hervorragenden nordischen Film
„Der Schrei aus der Tiefe", der zurzeit
im Dcuüg-Palast Alhambra läuft, die
weibliche Hauptrolle verkörpert. Im
Gegensatz zu Asta Nielsen ist Karina Bell
hellblond, eine zarte, mädchenhafte Er¬
scheinung. Die junge Künstlerin, die erst
zwanzig Jahre alt ist, hat ihre Laufbahn
am Neuen Theater in Kopenhagen be¬
gonnen.
prilz Kaufmann, dessen Regielcistung in
* dem Film „Reveille“ größte Beach¬
tung bei Presse und Publikum gefunden
hat, wurde von der Transatlantischen
Filmgesellschaft für die Inszenierung ihres
Zeitbildes „Heiratsannoncen" verpflichtet.
D ie Phocbus-Film A.-G. hat Herrn Mar-
tinolf, der früher bei der Da tu tätig
war, als Leiter ihrer Auslands-Abteilung
verpflichtet.
lAie Ufa wird in den nächsten Wochen
ihr endgültig auigestelltes neues Pro¬
duktions-Programm bekanntgeben. In
dem Bestreben, die deutschen Filmthea¬
ter in weitestem Umfange mit deutschen
Filmen zu versorgen, wird dasselbe be¬
deutend über den Rahmen des letztjähri¬
gen hinausgehen. Für heute darf kurz
festgestellt werden, daß Fritz Lang mit
den Vorberatungen seines diesjährigen
Films „Mctrcpolis" nach einem gleich-
ramigen Roman von Thea
»on Harbou nunmehr soweit
vorgeschritten ist. daß er be¬
reits in den nächsten Tagen
des Mai mit den Aufnahmen
beginnen wird. Dagegen be¬
findet sich in Tcmpelhofer
Ateliers F. W. Murnau schon
mitten in der Arbeit zu seinem
neuen Film, dem die Mo-
liercsche „Tarluffe“ zugrunde
liegt. Das Manuskript ist
wie beim „Letzten Mann" von
Carl Mayer. In der Titelrolle
ist Emi> Jannings beschäftigt:
mit ihm geben Lil Dagovcr,
Lucie Höflich, Rosa Valetti,
Werner Krauß, \ndr i Mat¬
tem und Hermann Picha ein
abgerundetes Ensemble. Ar¬
thur Robison bereitet eben¬
falls einen urofengreichen
Film „M.inon Lescaut" (nach
dem bekannten Roman des
Ab bä Prevost) vor. in dem
u. a. Lia de Pulli und Wla¬
dimir Gaidarow in hervor¬
ragenden Rollen beschäftigt
sein werden. Das Manuskript
dieses Films stammt von
Hans Kyscr. In den Babels¬
berger Ateliers wird augen¬
blicklich ein Sternhcim-Film
der Ufa unter der Regie von
Hans Schwarz beendijt. in
dem u. a. Mary Johnson und
Andrä Mattoni mitwirken.
ln Tempclhof dreht gleich¬
zeitig Max Mack ein neues
Lustspiel mit Ossi Oswalda.
betitelt „Karriere“, dem ein
Manuskript von Willy Haas
zugrunde liegt, ln den weite¬
ren Hauptrollen sind in die¬
sem Film Willy Fritsch und Nora Gregor
beschäftigt, ln einem anderen Tempel¬
hofer Atelier hat Felix Basch soeben mit
den Aufnahmen zu einem Mestro-Film
der Ufa „Der Mann seiner Frau" mit
Lucie Doraine begonnen. Das Manu¬
skript schrieb Alfred Halm nach einer
Idee von Hans Lüdtke. Unter der Regie
von Paul Ludwig Stein gehen in den
Efa-Ateliers die Aufnahmen zu eir em
neuen Davidson-Fihn der Ufa, in dem
Liane Haid die Hauptrolle spielt, ihrem
Ende entgegen. Gleich nach Ostern be¬
ginnt Lothar Mcndcs mit einem Film
„Die Doppelgängerin“ (Manuskript Ro¬
bert Liebmann), nach einer Idee von
Victor Leon. Die Titelrolle wird Lil
Dagover spielen, während in weiteren
Hauptrollen Conrad Veidt. Lilian Hall-
Davis und Georg Alexander beschäftigt
sein werden. Ferner sind mit Vo«Berei¬
tungen zu neuen Ufa-Filmen beschäftigt:
Dr. Ludwi-» Berger. Dupont. Boltcn-
Baeckers, diese und Dr. Johannes Guter.
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Seile 45
Das «Stehen" des Filmbildes
Von Reimar Kuntze, Berlin.
I n der Praxis kann man fast nie von einer einwandfreien
„Ruhe“ des Bildes sprechen, das Bild gleicht vielmehr
dem bekannten Wort von der „zappelnden Leinwand"
aufs Haar. Es ist offenbar, daß eine solche Unruhe nur
ihren Grund in einer mangelhaften Mechanik der bei der
Aufnahme oder Vorführung verwandten Maschinen haben
kann, und es hat sich in der Tat erwiesen, daB bei Be¬
nutzung sorgfältig geprüfter Apparate die Erscheinungen
der Unruhe im Bilde auf ein Minimum reduziert waren.
Die kleinen übrigbleibenden Fehler sind wohl auf das
Konto des Rohfilms zu setzen, der infolge seiner un-
kontrollierbaren mechanischen Eigenschaften nicht als
verläßliches Maschinenelement anzusehen ist. Man ist
aber trotzdem aus anderen Gründen einzig und allein auf
ihn angewiesen.
Wenn das vorgeführte Filmbild „nicht steht“, so kann
das die verschiedensten Ursachen haben. Einmal kann
die Vorführungsmaschine schuld haben. Die heute in
groben Theatern verwendeten Apparate sind aber so
robust und präzise gearbeitet, daß dies bei nicht sehr ab¬
genutzten Exemplaren kaum zu befürchten ist. Der Vor¬
führer kennt außerdem die Eigenheiten seiner Maschine
genau und kann sofort auf der Leinwand Fehler be¬
obachten und aufmerken, ob sie sich bei allen vor-
geführten Bildern in der gleichen Art und Weise wieder¬
holen. Wenn das nicht der Fall ist, werden die Fehler
an der Aufnahme liegen, wenn wir annehmen wollen, daB
die Perforation des Positivfilms allen Anforderungen ge¬
nügt. (Das ist heute meistens der Fall.)
Die häufigste Ursache der Unruhe im Bilde liegt in der
Apparatur des Operateurs. Es ist leider festzustellen,
daB nur ein kleiner Prozentsatz der bei uns im Betriebe
befindlichen Apparate ein gutes „Stehen“ des Bildes ge¬
währleistet. Die wenigsten „Operateure“ legen auf diese
Seite ihrer Tätigkeit das gebührende Gewicht, und da
sich solche Fehler nicht sofort offenbaren, auch ein sehr
grobes „Tanzen" des Bildes erst vor. den Nicht-Fach¬
leuten bemerkt wird, so vernachlässigen sie ihre Appa¬
rate einfach so weit, als sie noch gerade eben „gehen“ und
sind mit den- Erreichten zufrieden. Daß ihnen selbst die
Unzulänglichkeit ihrer Apparate wohl bewußt ist, geht
schon daraus hervor, daß sie sich vor den einfachsten
Doppeigängcraufnahmen scheuen, wie das gebrannte
Kind vor dem Feuer, und die unwahrscheinlichsten Vor¬
schläge zur Umgehung solcher Auinahmcn zu machen
wissen. Denn eine Doppelaufnahme, bei der sich die
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Bildteile gegeneinander bewegen, zeigt auch dem Laien
sofort, „wie es gemacht ist" und zerstört rettungslos alle
Illusionen. —
Die verschiedensten Ursachen können bei der Auf¬
nahme eine Unruhe des späteren Bildes bewirken. Jede
für sich beeinträchtigt schon die Qualität des Negativs,
meistens aber treffen mehrere zusammen Da ist
zunächst das Stativ, dar die Kamera zu tragen hat. Fast
immer, wenn es einige Zeit im Gebrauch war, stellt sich
in seinem Panorama- und Höhengetriebe ein „toter
Gang” ein, der der Kamera im Betriebe gestattet, nach
allen Seiten Verbeugungen zu machen. Diese „Liebens¬
würdigkeit" teilt sich auch dem Bild mit und läßt es hin
und her, auf und ab wackeln.
Ist das wackelige Stativ auch nur eine verhältnismäßig
harmlose Angelegenheit, die schon bei der Aufnahme be¬
obachtet und abgestellt werden kann, und infolgedessen
stets vermeidbar ist, so hat der Aufnahmeapparat in sich
gewisse Tücken, die nicht beim Drehen zu bemerken sind
und erst bei der Vorführung zutage treten. Ich meine
die oft mangelhaft konstruierten „Greifer" der Kamera,
die den bildweisen Transport des Filmbandes zu besorgen
haben. Es gibt viele, allzuviele Apparate, die an dieser
Stelle nicht einwandfrei arbeiten. Entweder ist das Ma¬
terial nicht geeignet für die hohe Beanspruchung, oder
die Konstruktion ist mangelhaft, oder die mechanische
Ausführung ist ungenau, jedenfalls können wir sagen, es
gibt nur wenig Apparattypen, und von diesen auch nur
einzelne Exemplare, die in wirklich einwandfreier Weise
ein Bildchen nach dem anderen genau an die vor¬
gesehene Stelle transportieren und so die eigentlich
grundsätzliche Vorbedingung für ein gutes lebendes
Lichtbild erfüllen. Dazu kommt noch, daß der Film im
Bildkanal eine Bremsung um einen ganz bestimmten Be¬
trag zu erfahren hat, wenn man auf genauen T ransport
Wert legt. Ist der Druck, der auf den Film ausgeübt
wird, zu stark, so kann es Vorkommen, daß die Greifer-
spitzen das Zelluloid an der Perforation einreißen und
infolgedessen auch bei sonst sauber arbeitendem Greiier
nicht „stehende" Bilder Vorkommen. Das Filmband wird
dann bei jedem Bild verschieden weit eingerissen, weil
das Zelluloid niemals eine ganz homogene Masse dar¬
stellt. Umgekehrt kann es bei zu leichtem Druck im
Bildkanal passieren, daß der Film nach dem Austritt des
Greifers aus der Perforation noch um eine kleine Strecke
weiterrutscht und so ebenfalls ein ungenauer Filmtrans¬
port erzielt wird. Die genaue Einstellung aller Faktoren
läßt sich nur durch eingehendes Probieren feststeilen und
ist für jede Kamera verschieden. Für gewöhnlich herrscht
aber die Ansicht, daß ein starker Druck einem
schwächeren vorzuziehen sei. Es ist aber zu bemerken,
daß ein minimaler Druck schon genügt, um bei einer Ge¬
schwindigkeit bis zu 45 Bildern pro Sekunde ein absolut
feststehendes Bild zu erhalten, wenn der Greifer des
Apparates mit Präzision arbeitet. Daraus resultiert dann
wieder ein spielender Gang des gar.zen Apparates, und
somit werden für diese Kamera auch nicht ganz takt¬
feste Stative noch verwendbar bleiben weil die geringe
zum Drehen nötige Kraft das Stativ nicht zu einer Be¬
wegung veranlassen kann. —
Jetzt kommen wir zu einer Tatsache, auf die bisher in
Deutschland viel zu wenig Gewicht gelegt worden ist.
Die meisten der bei uns gebräuchlichen Apparate sind so
konstruiert, daß der Film an dem eigentlichen Belich-
tungsfenstcr nach vorn und hinten sich selbst überlassen
ist. Das Fenster ist nach dem Objektiv zu frei aus¬
geschnitten. und die darüber unc. darunter befindliche
Fläche in Bildbreite etwas ausgespart, damit etwa vor-
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Nummer 948
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Schichtseite beschädigen können. Der Film liegt also nur
an den Rändern auf und wird von hinte-i durch einen
Rahmen dagegen
gedrückt, der wie- __
derum in Bildgröße
ausgeschnitten ist,
um von der Rück¬
seite das Bild auf
dem Film beobach¬
ten zu können.
Ober- und unter¬
halb des Rahmens
befinden sich kleine z
Stahlrollen, über
die die Rückseite
des Films gleitet, f
die durch die Rollen
vor Kratzern ge¬
schützt ist. Es ergibt
sich also, daß der
Film im Bildfenster
selbst gänzlich frei |
liegt und nach Be- ;
lieben die einge- j
stellte Schärfenebe- ;
ne verlassen kann, |_
denn die Auflage an
den Seiten hält ihn D * r Woh "‘, “ nd G«P* el ‘~*«*n JourtuliUc
den Seiten hält ihn D * r Wot, ” u( “ d STK 1 *? *r«ho«tM
wohl in gewissen
Grenzen fest, gleicht aber Wölbungen in der eigentlichen
Bildebene nicht aus. Solche Unebenheiten sind fast stets
• orhanden. Der Kohfilm wird nämlich hergesteilt, indem
das gelöste Zelluloid auf lange Kupferbänder aufgetragen
und nach dem Erstarren zum Trocknen aufgehängt wird.
Diese Bänder sind breit und werden erst, wenn auf sie
nach einer Vorpräparation die eigentliche Bromsilber¬
gelatineemulsion
_ _ aufgetragen ist, in
| Streifen von Kino-
f filmbreite zerschmi¬
lz ten. Durch das
f T rockncn der Gela-
;; tincschicht, die das
f Bestreben hat, sich
mit Gewalt stärker
zusammenzuzichcn
>t als die Unterlage,
entstehen inner¬
halb dcsFilms Span¬
nungen, die sich in
i kleinen Ausbie-
gungen des Zellu-
* loids in seiner Flä-
\ che auszugleichcn
| suchen. Daher liegt
§ ein ausgebreitetcr
frischer Film nie¬
malsganzeben und
\ natürlich auch nicht
§ im Filmfenster des
W**«***®®************™« 1 ^^ Aufnahmeappara -
bZtvV einc " tes ■ sowcit cr
nicht fcstgehalten
wird. Das Schlimme ist nun, daß die Ausbiegungen des
Filmbandes auf jedem einzelnen Bildfeld an anderer
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Optischer Ausgleich.
Aufnahmekino mit stetig bewegtem Film und einem um¬
laufenden Linsensystem.
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tere Vorschläge zum Problem des optischen Ausgleichs
der Rildwanderung. Er schlägt vor. daß die Drehachse
dei Linsen senkrecht zur Ebene des zu belichtenden
Filmteils liegt, daß weiter ein besonderer Verschluß die
Gesamtzahl der aufeinanderfolgenden Aufnahmen regelt,
und daß die Aufnahme selbst durch eine schlitza<-tige
Öffnung erfolgt, deren Abmessungen in der Bcwegur.gs-
richtung des Films bedeutend kleiner ist als in der dazu
senkrechten Richtung.
★
Kinotriebwerk.
Ähnlich dem D. R. P. 407 101 ist den Ernemann-Werktn
A.-G. Dresden durch D. R. P. 407 102 ein kinemato-
graphischcr Auf- und Wiedergabeapparat, diesmal aller¬
dings mit Melteserkreuzschaltung. geschützt, der einen mit
der Ku r bel fest verbundenen (3), .ose um die Haupt¬
welle (1) sich drehenden Arm (4) tat, der ein um diese
Welle (1) kreisendes Rad (7) (Planetenrad) trägt, das seine
Drehbewegung auf die die Verschlußscheibe (15) tragende
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Projektion / Die Konstruktionselemente de* Kinoprojektors und ihr Zusammenwirken / Ma߬
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bränden / Der optische Ausgleich / Behördliche Vorschriften / Bauliche Beschaffenheit und
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mochten wir auf keinen Fall mehr missen
Es ist erstaunlich, wie schnell hier das Neueste aus aller Welt zu sehen ist
Modernes Theater, Andernach.
Während früher die Wochenschau nur als Lückenfüller angesehen wurde, ist sie
heule tatsächlich eine Programm-
nummer, die niemals enttäuscht
Olympia Theater, Aachen.
.. vom Publikum immer mit Spannung erwariel
Palast-Lichtspiele, Frank!urt a.M.
. sogar ist mir wiederholt gesagt, dali
die Deuligwodie das Schönste vom Programm
wäre. Central-Lichtspiele, Eisenach.
... die Deuligwodie
für die Ergänzung des Spielplanes eines gutgeleiteten Theaters
das beste zugsitttk
Moderne Lichtspiele, Aachen.
... ein unerlässliches, immer
zugkräftiges Beiprogramm
dessen Beschattung früher, ehe wir Bezieher der Deuligwoche waren, oftmals
recht schwer fiel. Palast-Theater, Oh/au.
Dann hören Sie auf uns!!!
Spielen Sie die Deuligwodie
Depeschieren Sie sofort an Druverleih
Die Frau v
on vierzig
Richard Oswald Film der Westi
J a K r c
n
Z^as CIrteil der Presse über die Ldr&u/Tühruns im Mo z^rfsa^l
Oos Ocsamtergehnis
„ . . . ein Film, der zu den Spitjcnlcistungcn der deutschen
Produktion gehört." Film-Kurier v. 15. 4.
Richard Oswald als Regisseur und Autor
„Er weil» genau. wo er seine Eifekte anzubringen hat, wann
er das Thema unterbreehen, die Spannung durch Einschübe
erhöhen muß. lind er erreicht dadurch. daß die ZuscFiaucr
seinen Bildern mit Anteilnahme folgen, daf -ie es an Beifall
nicht fehlen lassen und ehrlich begeistert sine!."
rCincmetograph v. 19 - 4.
„Dieser routinierte Kenner der Leincwandmöglichkeiten ist
nie um eine Wirkung verlegen, weiß seine Effekte anzubringen,
daß sic Silben." Film-Echo v. 20. 4.
„Richard Oswald, vielleicht das expansivste Naturell unter
den deutschen Filmregisseuren, hat sich hier wieder ein neues
Stoffgebiet erobert.
l>etm diese „Frau von vier; g Jahren" ist der kultivierteste
Konversationsfilm, der seit Jahren aus der deutschen Film¬
produktion hervorgegangen ist. Der Film ist ein graziös hin-
gcplaudertes Feuilleton x-on Esprit, Humor und einem ganz
leisen, wehmütig lächelnden Sentiment. Die Bildpointen er¬
geben sief» zwanglos aus der Situation.
In der Art. wie Oswald das Zusannnenspicl abstimmt, zeigt
er sich als Alcistcr des Kammerspielstils."
H. Aliehaclis.
„r>ics Thema verfehlte auch hier seine Wirkung nicht, vor
allein dank der intuitiven Regie Richard Oswalds, der mit
Anschein« nd kleinsten Alittein große Wirkungen hervorzubringen
weiß, schöpferich gestaltet, vor allem Entwicklung gibt, die
Handlung stets in Bewegung umzusetzen weiß."
Bert. Alorgcnzeitung v. 19 . 4.
Diana Karenne. die Hauptdarstcllerin
„Hier zeigt die Titclhcldin, FKana Karenne, sich als wirklich
begnadete, niemals übertreibende und durch und durch sym¬
pathische Künstlerin, in ihr hai Oswald einen prächtigen
Griff gets.nl" L. B. B. Tagesdienst v. 15 4.
„Es ist immer ein Genuß, wenn man Sparsamkeit in der
schauspielerischen Darstellung fcststellcn kann und wenr gerade
diese Sparsamkeit dazu beiträgt die Wirkung des Films um
so stärker zu machen." Der Fi'm v 19. 4-
„Die intelligente Schönheit der Karenne rührt un-cr kr; und
beschäftigt unsere Sinne. Niemals hat im Film eine Frau
geschmackvoller zu siegen verstanden xvie diese russische
Darstellerin über die Alcnschcn neben ihr und vor ihr."
8 llhr Abendblatt
„Diana Karenne in der Titelrolle, noch immir schön und
reizvoll, am stärksten im Augenblick des K«<nlfiktes. als ihr
Liebhaber mit ihr brechen will wegen einer Jüngeren, die
plötzlich vor ihr steht, — ihre eigene Tochter."
Vossischc Zeitung v. 17. 4.
„Diana Karenne in der Rolle der A ladeleine verstand cs,
ihrem Spiel diejenigen Nuancen zu geben, die cs zur Wahr¬
heit machten." Rcichsfilmblatt v. 15. 4.
„Diana Karenne in der Titelrolle: die Dame von Welt in
jeder Aliene. jeder Körperhaltung. Von einer angeborenen
Noblesse, die nur sieh selber auszuxvirken braucht. In der
Darstellung bis zu einer Verhaltenheit, die bis zur äußersten
Grenze «Fes Kammerspielstils geht. Seelisches in einem Zucken
der Alundwinkcl, einer leisen Geste enthüllend. Vor allem:
diese Schauspielerin macht die Insinuation begreiflich, die diese
Frau auf einen (urigen Alcnschcn auszuüben vermag. Wunder¬
voll der .Ausdruck der Resignation in ihren Zügen am Schluß,
wenn sie das Schicksal der alternden Frau auf sich nimmt.
I Im so bewundernswerter, als hier das Schicksal einer
alternden Frau von einer jungen Darstcllenn verkörpert wird."
Al—s im Film-Kurier v. 15. 4.
Verleih
Dculig -Westi - Konzern
1
n v o n v i e r %x g Jahren
Richard Oswald Film der Westi
über die Cfraii/fii/ir
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Kincmetograph v. 19-
...xndmöglichfeetten ist
<nc Effekte anzubringen,
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i nnsivste Naturell unter
i hier wieder ein neues
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i- der deutschen Film-
m ist ein graziös hin-
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Ideen weiß."
N rgenjeitung v. 19. 4.
Diana Karennc, die Hauptdarstcllerin
„Hier icigt die Titelhcldin, Diana Karennc, sich als wirklich
begnadete, niemals übertreibende und durch und durch sym¬
pathische Künstlerin, ln ihr hat Oswald einen prächtigen
Ontt getan!" L. B. S. Tagesdienst v. 15 4.
„Es ist immer ein GcrotS, wenn man Sparsamkeit in Ar
schauspielerischen Darstellung feststcllen kann und wenn gcraA
diese Sparsamkeit dazu beiträgt, die- Wirkung des Films um
so stärker zu machen." Der Film v. 19. 4*
„Die intelligente Schönheit der Karer.ne rührt unser 11er; und
beschäftigt unsere Sinne. Niemals hat im Film eine Frau
geschmackvoller zu siegen verstanden wie diese russische
Darstellerin über die Alcnschcn neben ihr und vor ihr."
8 Uhr Abendblatt
„Diana Karennc in Ar Titelrolle, noch immer schön und
reizvoll, am stä Asten im Augenblick des Konfliktes, als ihi
Liebhaber mit ihr brechen will wegen einer Jüngeren, die
plötzlich vor ihr steht, — ihre eigene Tochter."
Vosstsche Zeitung v. 17. 4.
„Diana Karennc in der Rolle der AlaAleinc verstand cs,
ihrem Spiel diejenigen Nuancen zu geben, die es zur Wahr¬
heit machten." Reichsfilmblatt v. 18. 4.
„Diana Karennc in der Titelrolle: die Dame von Welt fn
jeder Alienc, jeder Körperhaltung. Von einer angeborenen
Noblesse, die nur sich selber auszuwirken braucht- In der
Darstellung bis zu einer Verhaltenheit, die bis zur äußersten
Grenze des Kammerspieistils geht. Seelisches in einem Zucken
der Alundwinkcl, einer leisen Geste enthüIIenA Vor allem:
diese Schauspielerin macht die Insinuation begreiflich, die diese
Frau auf einen jungen Alcnschcn auszuüben vermag. Wunder¬
voll Ar Ausdruck Ar Resignation in ihren Zügen am Schluß,
wenn sie A\s Schicksal der alternden Frau auf sich nimmt.
Um so bewundernswerter, als hier A\s Schicksa 1 einer
altemAn Frau von einer jungen Darstellerin verkörpert wird."
Al—s im Film-Kurier v. 15. 4.
—— Dculis* Westi -Konzern
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1
V ? ' '
19. Jahrgang, Nr. 949 _ J Berlin, 26. April 1925
Der Tag der Verleiher
roßkampftag erster Ordnung. Eine Beteiligung, wie
sie seit langem nicht mehr zu verzeichnen war. Eine
große Tagesordnung, aber nur ein wichtiger Punkt, näm¬
lich die Festsetzung des Beginns der neuen Saison.
Die extremsten
Vorschläge kom¬
men aus dem
Rheinland, wo
man die Vermie¬
tung nicht vor
dein 1. März 1926
zulassen will, und
von den Herren
Bruckmann und
Isenberg, die im
Namen einer gan¬
zen Reihe von
Geschäftsfreun¬
den schon für
den 1. September
plädieren. Man
einigt sich
schließlich nach
langer Debatte
auf den Antrag
Jacobs, der den
15. Oktober vor¬
schlägt.
Aus allen Re¬
den spricht das
Gefühl, daß der
Markt total ver¬
stopft sei, daß
ein Überangebot
vorliege.
Eine einzige
Klage zieht sich
wie ein roter Fa¬
den durch die
Debatte, nämlich
die Unmöglich¬
keit, Termine von
den Theaterbe¬
sitzern zu bekom¬
men. Darum soll
der Markt ge¬
wissermaßen ge¬
streckt werden,
und man will auch die sogenannte Zwischenproduktion
einschränken, von der hier in den letzten Artikeln schon
mehrfach die Rede war. Auf Vorschlag Melamersons
dürfen nur solche Bilder als Zwischenproduktion beraus-
gebracht werden, die vor dem 23. April angekündigt und
bis spätestens 15. Mai zensiert sind. Nicht zur Zwischen¬
produktion zählen selbstverständlich Bilder, die schon
•rher vermietet sind. Wer also
der Saison vier Henny-Porten-Filme
Lais Wilson,
Beispiel zu Begin»
angekündigt hat.
kann den dritten
und vierten, falls
das notwendig
ist. auch nach
dem 15. Mai zen¬
sieren lassen.
Für die Urauf¬
führungstheater
großen Stils, wie
sie zum Beispiel
in Berlin jetzt an
der Gedächtnis-
Kirche entstehen,
wird der Zentral¬
verband Ausnah¬
men bewilligen,
falls die Eröff¬
nung dieser The¬
ater etwa schon
in den Septem¬
ber fällt.
Alle Beteilig¬
ten waren sich
darüber einig,
daß die Lage
alles andere als
rosig ist. Der
Vorsitzende Wil¬
helm Grat, der
übrigens, wie die
gesamten übrigen
Mitglieder der
Zentralverwal¬
tung einstimmig
wiedergewählt
wurde, wies da¬
rauf hin, daß die
Erlösung von
allem Übel, die
man nach der In¬
flation von der
Vermietung in
Reichsmark er¬
wartete, leider
nicht eingetroffen sei. Die Lage sei trostlos.
Neu in den Vorstand tritt Herr Isenberg. Dr. Böhm,
der an sich hätte ausscheiden müssen, weil er zurzeit
nicht aktiv' in der Industrie tätig ist, konnte dem Vor¬
stand aber dadurch als wertvolle Kraft erhalten bleiben.
Player* La*ky Corp.
Seite 16
JUnematOgcapQ Nummer 949
daß man eine Satzungsänderung vornahn. wot.ach sich
der Vorstand durch Sachverständige erwe tcrn kenn. Von
diesem Recht hat der Vorstand sofort Gebrauch gemacht
und Dr. Böhm einstimmig als Sachverständigen in den
Vorstand gewählt.
Es zeigte sich dann auch in der Diskussion, wie die
Verhältnisse an sich immer schlechter geworden sind.
An Stelle der Barzahlung ist der kurz- und langfristige
Kredit getreten. Es ist wieder wie in den Zeiten, wo der
Zentralverband vor zehn Jahren gegründet wurde. Die
rheaterbesitzer fangen an, mit Wechseln zu zahlen. Wenn
hier in Zukunft energisch eingeschritten wird, liegt das
nicht nur im Interesse der Verleiher, sondern auch der
Thcaterbesitzer. Ein Unternehmen ist faul, v-’enn es nicht
die Lcihmie , f aus den Einnahmen der Woche decken
kann, in der es den Film spielt. Wer einmal mit Wechseln
anfängt, kommt nach und nach in den Zustand, der un¬
bedingt zum Ruin führen muß.
Auch die Politik der Nachlässe muß aufhörtn. Es
wurde mit Recht erklärt, daß hier darauf hingewirkt
werden muß. daß der Theaterbesitzer einen Vertrag auch
wirklich als Vertrag betrachtet, daß er sich vor der
Unterschrift Frfüllungsmöglichkeit und Höhe des be¬
willigten Preises überlegt. Denn auch der Verleiher muß
kalkulieren und auf Grund seines Vertragsbestandes seine
Dispositionen treffen.
Wie intensiv der Verband arbeitet, gehl daraus hervor,
daß der Briefeingang, einschließlich der Rundschreiben,
mit einer Zahl abschließt, die zw.sehen achtzehn- und
neunzehntausend liegt.
Vollvorstandssitzungen. Sitzungen des ^Berliner Vor¬
standes mit den Berliner Mitgliedern und Kommissions¬
sitzungen erreichen eine Zahl von über fünfzig. Es zeugt
von einem hohen Maß von Selbsterkenntnis, wenn der
Vorsitzende darauf hinweist, daß die Verleiherorgani¬
sation zwar heute noch der größte und bestorganisierte
Verband sei, daß man die Dinge aber natürlich aus wirt¬
schaftlichen Rücksichten zu viel habe gehen lassen, daß
die Zügel wieder straffer angezogen werden müssen, und
daß das Zudrücken eines oder gar beider Augen bei Nicht¬
beachtung von Vertragsabschlüssen jetzt zu Ende gehen
müsse. Er betonte mit Recht, Jaß der Verleiherverband
seine erste Aufgabe darin eralickt, Politik auf weite
Sicht zu machen und die wirtschaftspolitischen Unter¬
lagen zu schaffen, die für ein ersprießliches Arbeiten not¬
wendig sind.
Zu diesem Zweck verlangte Melamcrson eine Umlage
rum Ausbau einer statistischen Abteilung. Es soll unter
anderem ein Nachschlagebuch für die Mitglieder ge¬
schaffen werden, das alle Theater mit genauer Platz¬
angabe enthält. Er wies auf die dankenswerte Arbc t
hin, die hier von Privatverlegern gemacht worden sei, d-.e
aber ungenau bleiben müsse, während der Verleiher¬
verband in der l äge sei, bei Bereitstellung genügender
Mittel absolut einwandfreie Verzeichnisse zu schaffen.
Die Mittel sind bewilligt. Das Buch soll noch im Herbst
zur Saison erscheinen.
Die Rheinländer stellten dann den eigentlich selbst¬
verständlichen Antrag, daß aus der Produktion 1924 25
bei Abschluß neuer Verträge nichts gestrichen werden
dürfe. Sie wollten auch ein Verbot des prozentualen
Verleihs erzielen. Dieser Antrag, der seit drei Jahren
immer wieder auftaucht, wurde abgelehnt.
Seile 18
Rincmologrnpfj
Nummer 949
sowohl wie ich schon im
ersten Augenblick genau,
daß wir nie Freundschaft
schließen würden.
Wenn die Erzählungen
meiner Mutter richtig sind,
habe ich schon auf einem
Pferde sitzen können, lange
bevor ich lief. Ich war
also sehr früh sattelfest ge¬
wesen. Meine Erinnerun¬
gen versagen, wenn es
heißt feststellen, wann ich
den ersten Lasso geworfen
habe, aber das Pferd ?st
für mich schon in den aller¬
ersten Tagen ein fester In¬
begriff alles Zurückden¬
kens.
Ein Pferd und eine Ziege
waren für mich so nötig
wie die eigenen Beine. Mit
fünf Jahren ritt ich schon
in die Stadt, um für meine
Mutter Lebensmittel einzu¬
kaufen. Ich durchquerte
stundenlang den Urwald
mit seinen Gefahren. Weite
Strecken, die von Wege¬
lagerern und Räubern un¬
sicher gemacht wurden,
einzig und allein, weil ich mein Pferd bei mir hatte.
Zu Fuß hätte ich mich noch nicht einmal 100 Meter
weit in den dunklen, unheimlichen Wald getraut. Ich
sehe noch iene Blockhütte im Texas, die aus einem
großen, primitiv ausgestatteten Wohnraum und aus einem
Schlafraum bestand.
Hier saß an einem großen Ofen an Wintertagen ständig
ein alter Onkel, den wir „Präriewolf" nannten, weil er
sich immer im Freien herumtrieb. Wenn draußen der
Schnee zu arg tobte, saßen wir untätig im Zimmer. Der
„Präriewolf“ spuckte ab und
zu im großen Bogen Tabak
auf die glimmenden Kohlen.
Das tat er unentwegt den
ganzen Tag. Manchmal
kauerte ich mich neben
ihn, um ihn dabei zu beob¬
achten. Mich interessierte
das Spucken. Aber vor dem
Tabak bekam ich ^inen
Ekel, und so habe ich bis
heute noch nie geraucht.
Schließlich will ich noch
eine kleine Geschichte aus
meinem Leben erzählen,
wie sie eben nur Tom Mix
passieren kann.
• Wir wollten an einem
Nachmittag PferJchenein-
tieiben spielen Ich suchte
nach einer Peitsche, die
ich dazu benutzen konnte,
das störrische Pony in den
Pferch zu treiben. Am
Zaun sah ich etwas Schwar¬
zes. Ich griff, oder, besser
gesagt, ich wollte danach
greifen. In demselben
Augenblick hörte ich meine
Mutter schreien und mit
einer Axt auf das Schwarze
zustürzen. Da entdeckte
ich, daß es eine große
schwarze Schlange war, so
groß, wie ich sie nachher
selten in diesem Lande ge¬
sehen habe. Wir teilten sie
in zwei Hälften und beob¬
achteten sie dann bis Son¬
nenuntergang, weil sie zu einer merkwürdigen Art
gehörte, deren Teile sich immer wieder miteinander
vereinigen, wenn man sie nicht cingräbi.
Entscheidend für meine Jugendzeit wurde zunächst einmal
der Zirkus. Der erste den ich besuchte, gehörte dem großen
Buffalo Bill. Es war ein wirklicher Zirkus, wo es auf die
Leistungen ankam, es war schaurig schön. Aber das, was
mich am meisten fesselte, war ein Messerwerfer. Der Mann
machte einen ungeheuer t iefen Eindruck auf mich. Ich weiß noch
heute ganz genau, daß die Dame, die an der Wand stand und
um die er die Messer herum¬
warf, ein rotes Seidentrikot¬
kleid anhatte. Mein Entschluß
stand fest. Ich hatte meinen
Beruf verfehlt. Daß ich Cow¬
boy werden sollte, war aus¬
geschlossen. Ich mußtcMcsscr-
werfer beim Zirkus werden.
[Forts, folgt.)
Kincmatogrnpl)
r Tom Mix in
London und Paris
rkam, wurde gesehen
und besiegte Lon-
i don. Es gab wilde Emp-
fangsszenen, nationalen
Jubel in Southampton, eben-
i falls vor dem Mansion Housc,
dem Rathaus Londons. Der
Oberbürgermeister, die Unter-
bürgermeistcr. die Bürgermeiste¬
rinnen, ihre Kinder, alles um ihn hemm.
Und die Photographen. Und die Kino-
Operateure. Und der gesperrte Ver¬
kehr. — Noch niemals sind die Toiletten
einer Primadonna so haarklein in der
Tagespresse beschrieben worden wie
die Kleidung von Tom Mix. Über sein
seidenes Hemd, seine Stiefel aus ge¬
preßtem Leder, seinen Gürtel, der
durch eine Diamantsrhnallc be¬
festigt ist, las man lange Spalten. ^
Natürlich konnte Tom Mix nicht
v.im Dampfer landen wie jeder
andere Sterbliche,
das wäre nicht
Tom Mix's Art
gewesen. Hoch
zu Roß kam er die
I Landungsbrücke
vom Dampfer her- ’
unter geritten. ♦
..Tony“ ist heute '
ein Beiwort der
i Londoner Jugend
und nicht nur sein
Pferd hat Tom '
mitgebracht, auch
seine Frau und
seine Tochter und
einen ganzen Stab von
Sekretären. Ein Sonder- ,
zug war nötig, seine Ge¬
sellschaft von Scuthampton
nach London, ein Park von i
Automobilen, um sie von der
Station nach dem Hotel zu
bringen. — Und gleich am Abend
nach seiner Ankunit —, Rundfunk
Er sagte den Londonern, was er voa
ihnen, ihrem Lande ihren Films, ihre"
Lichtspieltheatern, kurz und gut, wa
er von England hielt. Er erzählt ihncr
auch, wie er „ins Geschäif kam. Etw;
so: ..Eines Tages war ich in eine:
Bank. Da zeigte mir dci
Manager ein Telegramm vor
einer Gesellschalt; er sollt«
einen Mann finden, dvi
ein paar Tricks vor du
Kamera tun könnt
Seite 20
Rmctnatogcapfj
Nummer 949
Ich meldete mich, aber beinahe hätte i-:h die Anstellung
abgeschlagen, weil sie mir 100 Dollar oic Woche boten.
Und während ich noch überlegte —, ich glaubte nämlich,
sie seien verrückt geworden, daß sie ; nem Cowboy so
viel Geld bezahlen wollten, und daß ei vielleicht besser
wäre, ich ließe mich mit der ganzen Zesel’schaft nicht
erst ein —. während ich also noch überlegte, da erhöhten
sie mein Gehalt plötzlich auf 150 Dollar die Woche. Das
war in 1910.“
Und ähnliche Geschichten mehr erzählte er durch den
Rundfunk. Den Journalisten, die auf der Waterloo-
Station beim Empfang waren, sagte er, seine große
Ambition bestünde darin, es einmal dem notorischen,
romantischen englischen Räuber Dick Turpin nachzu¬
machen urd auf seinem Pferde Tony »on London nach
York zu reiten.
Diesen schönen Reklamegedanken scheint er jedoch
aufgegeben zu haben, denn er beließ es schließlich bei
einem Ritt durch Rotten Row. den vorr.ehmslcn Reitweg
in Hyde Park. Aber er hatte doch daf ; .r gesorgt, daß
London wußte, was kam. Mit dem unausbleiblichen Re¬
sultat, daß sich Tausende angefunden hatten, um ihren
Filmliebling „richtig gehend" reiten zu sehen.
Angesichts der Menge führte Mix auch einige seiner
berühmtesten Kunststückchen vor, und die Polizisten
hatten es nicht leicht, den Verkehr in Hyde Park an dem
Tage einigermaßen zu regeln. Von dort ging es zurück
durch Londons Straßen nach dem Hotel. Das war das
wirklich Sehenswerteste, denn die Zeiten, da außer
berittenen Schutzleuten sich noch jemand anders zu
Pferde in den Londoner Verkehr wagte, sind seit Jahr¬
zehnten beendet.
Seither haben sich Empfänge und Banketts und — —
zahllose Zeitungsnotizen und Artikel aneinandergereiht.
Wenn man von nun an Tom Mix lobt, so wird man auch
immer lobend seiner Pressechefs gedenken müssen.
(Pressechefs, denn ein Mann hätte unmöglich das alles
zustande bringen können, was die Presse in den letzten
Tagen veröffentlicht hat.) Selbstverständlich trennt sich
Tom niemals von Tony. Nicht einmal bei einem Bankett.
Zu seinem Leidwesen hat er zwar den Gaul vor der Tür
des Mansion-Hauscs lassen müssen, als er zum Empfang
beim Londoner Oberbürgermeister ritt, aber bei dem ihm
zu Ehren gegebenen Bankett im Savoy Hotel kam er
hoch zu Roß in den Speisesaal. Die Gäste stoben zwar
etwas entsetzt auseinander, aber applaudiert haben sie
schließlich doch.
Bei dem Empfang im Rathaus — dem Mansion
House —. präsentierte Mix dem Bürgermeister einen ech¬
ten Sombrero — wie jene großen Hüte genannt werden,
die wir vom Film bei ihm kennen —, und der Bürger¬
meisterin ein mexikanisches Umschlagtuch. Es war
wirklich ein Umschlagtuch, obwohl die Zeitungen es eine
Bettdecke nannten.
Im großen und ganzen war sein Empfang begeisternd.
Man kann sogar sagen, daß er für einige Zeitungen ein
bißchen zu begeisternd war. So meint ein Abendblatt,
daß man jetzt erst wisse, was ein großer Mann wirklich
sei und bedeute, während ein anderes bemerkt: „Nachher
fuhr Tom Mix in seinem Automobil durch den voll Men¬
schen gepropften Strand, wo er von solch herzlichen
britischen Hurras empfangen wurde, wie sie nur für
Leute reserviert werden, die nicht Engländer sind und
nicht etwa in Englands Diensten stehen "
Zu Pferde quer durch das Theater.
In dem großen Pariser Varietetheater Empire fand
Mittwoch nachmittag die große Wohltätigkeitsvorstellung
zugunsten der Hilfskasse für die Kinder des Theaters und
Kinos statt, in deren Mittelpunkt Tom Mix stand. Es
war ein Programm zusammengestellt worden, wie man
es wohl in Paris zum zweitenmal nicht wieder zu sehen
bekommen wird. Nicht nur die Prima Ballerina der
Großen Oper Fräulein Cambelli und das Ballett der Oper,
sowie die ersten Kräfte des Staatstheaters und auch die
hervorragendsten Künstler und Künstlerinnen der Pariser
Varietes und der französischen Kinematographie wollten
Tom Mix zu Ehren an dem guten Werke mithelfen.
Kaquel Meller, die berühmter Clowns Fratellim, und wie
sie alle heißen mögen, boten ihr Bestes zum Entzücken
des auserwählten Publikums, das das Empire bis zum
letzten Platz füllte.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand natürlich Tom
Mix und sein Pferd Tony Das Publikum brach bei seinem
• Auftreten in unbeschreiblichen Juhel aus, und der große
Künstler dankte, indem er das Publikum in seiner Art
begrüßte, denn plötzlich ritt er von der Bühne herunter,
nicht nur in das Parkett, sondern im Theater die Treppen
hinauf in sämtliche Ränge, begrüßte dort die Besucher
m den Logen und sprengte tatsächlich in vollstem Sinne
des Wortes bis hinauf in die Galerien. Durch die*of; nur
ganz schmalen Gänge hindurchzukommen, war in der
Tat ein Reiterkunststück allerersten Ranges. Das Publi¬
kum raste vor Begeisterung und war einlach nicht mehr
zu halten. Von der französischen Liga zur Beschützung
des Pferdes wurde Tom Mix die Ehrenmedaille über-
Tom Mix wird am Freitag nach Brüssel reisen und von
dort nach Berlin kommen.
Ich hatte Gelegenheit, in einer gan» kleinen Gesell¬
schaft mich mit Tom Mix zu unterhalten, der mii bereit¬
willigst einige Mitteilungen für den „Kinematographen"
machte, in dem er zum erstenmal seine Lebensbeschrei¬
bung veröffentlichen wird, worin allerlei Interessantes
enthalten ist. Tom Mix ist ein Sohn des ehemaligen
Kämpfers im Sezessionskrieg, der Besitzer einer Ranch
war. Schon seit seiner fiiihesten Jugend führte Tom
Mix das Leben eines richtigen Cowboys und er war ein
ausgezeichneter Reiter. Er nahm teil an dem amerika¬
nisch-spanischen Krieg und besonders an der Schlacht
von Guyana, ebenso an dem Boxeraufstand. In der
Schlacht von Tientsin wurde er schwer verwundet und
mußte den Kriegsdienst verlassen. Im Jahre 1906 nahm
er wieder seinen Dienst bei den Texas Rangers auf. Hier
zeichnete er sich derart aus, daß er durch Präsident
Roosevelt persönlich beglückwünscht wurde. Im Jahre
1908 wurde er Sherif. Als solcher machte er die Bekannt¬
schaft eines kleinen Kinoregisseurs von der Seelig Gesell¬
schaft, der zum erstenmal Cowboy-Films drehte. Tom
Mix erzählt davon allerlei Interessantes, besonders auch
von den niedrigen Gagen, die ihm dieses Geschäft ein¬
brachte. Im Jahre 1917 wurde er von dem Fox-Film
engagiert und dann begann er in den großen F'ilmen
mitzuwirken, die seinen Kuf begründeten. Tom Mix ist
sicherlich der eleganteste aller Cowboys. Für seine beiden
Hüte, seine Schuhe, und seine mit echten Steinen be¬
setzten Revolver gab er geradezu phantastische Summen
aus. Er findet nicht Worte des Rühmens genug über den
freundlichen Empfang, de* ihm in Europa zuteil geworden
ist. Vor allen Dingen freut er sich sehr, Deutschland
und Berlin kennen zu lernen. Er schätzt die deutsche
Kinokunst ganz außerordentlich und brennt darauf, an
Ort und Stelle selbst sich von den außerordentlich großen
Fortschritten der deutschen Kinematographie während
der letzten Jahre zu überzeugen.
Nrtnmer 949
Ktncmatogrnaf)
Seite 21
des Automobilfabrik;
Chef des Regiments,
bittet, doch für Ti
leutnant aber vertauscht das Pferd mit
dem Auto und wird glücklicher Ehemann.
Es ist für diejenigen, die sich noch er¬
innern. historisch aufklärend die Ge¬
schichte der 11er Husaren, die von Düsscl-
liner Herzen sang. Er scheint i
bei der Operette und am Variete,
auch beim Film allerhand Cha
haben.
Die gute Photographie stammt
dort nach Krefeld ziehen mußten, weil Schneider. Die Bauten stellte
S. M. den Krefe’derinnen bei einem Be- Dietrich. Sic sind gefällig, und
en. Aber schließlich sicht
nur der Fachmann, und für
die Filme ja nicht gemacht.
liegen eine Reihe von Jahren,
richtig festzustellen, weil dadurch
tche, daß der Film bei seiner
Uraufführung ein großer Erfolg
h mehr in den Vordergrund gc-
eschichtc ist recht lustig. Ein
iment, das irgendwo in einer
Er hat es verhältnismäßig einfach, aber
sein Freund und Erika dafür um so
schwerer, denn Herr Nippes ist gegen jede
Husaren und kann nur einen Schwieger¬
sohn gebrauchen, der sich für die Marga¬
rinetöpfe interessiert. Aber schließlich
siegt Amor über die Margarine, und Herr
Nippes, der die Reiterhusaren mit dem
Damen sehen hübs:h und fesch aus. zei
gen elegante Toiletten und hübsche Bein«
machen jene süßen Gesichter, die jugend
liehe Liebhaberinner nun einmal habet
und sehen alles in allem glaubhaft zur
Verlieben aus. Den Oberleutnant mit der
kaufmännischen Einschlag gab man Geor
Alexander, und für den Zukünftigen de
mmm
FIEBER
Edith Meller spielt das junge Auto¬
besitzerstöchterlein, während Elga Brink
zu heilen hofft, und
der Oberleutnant Dietz
von Brcntendrrpf verliebt sich Hals über
Kopf in die Automobiltochter, der
Seite 22
Rincmotograpf)
—*
Lorbeer für den Re¬
gisseur und reichen
Beifall. Ein Beweis,
daB das Publikum mit
dem Film zufrieden
war, der in die Reihe
jener Eichberg-Filme
gehört, die geschmack¬
volle Durchführung mit
publikumsmäBigem Ma¬
nuskript verbinden.
mm
Direktrice i:
geschäftlicht
Harnet hat für nichts
Sinn als Vergnügen und
modische Dinge. Sie glaubt
sich das leisten zu können,
aber ihr groBes Vermögen
ist längst verbraucht. Das
Geld, von dem sie leben,
verschafft sich -ihr Mann
nicht gerade auf geradem
Wege. Er behauptet, daß
sein Onkel Benthin, ein
Rittergutsbesitzer, für ihn
Bürgschaft geleistet habe.
verschwenderischer Ehe
mann Hans Albers um
befriedigend als Mode
kausdirektor Olaf Fjord
Ausgezeichnet Juliu:
Falkenstein in seine!
Rolle als Kirai-Bey. Viel
leicht sogar die best«
Leistung in diesem Film
Das Stück lief im Mar
morhaus und fand be
der Premiere freundlichi
Aufnahme.
zum SchluB sieht man Rainer und Harriet als gesetzmäßig vereintes
Paar.
Hübsche Landschaftsbilder, eine ausgezeichnete Photographie von
Heinrich Gärtner, eine gute Ausstattung, flotter Szenenwechsel geben
Fabrikat: Richard-Eichberg-Film
Regie: Erich Schönfeldcr
Hauptrolle: Lee Parry
Vertrieb: Südfilm A.-G.
Uraufführung: Marmorhaus
rende Musik gescfr eben, die echtes
rettenblut verraten. DerTextdichter
bisher allein der Bühne angehörig, h.
der Technik des Filmes anzuschn
gelt. Ein Spielfilm unterscheidet sich
in der Aufnahmetechnik von einer Fi
Operette bedeutend. Das Springefelds
igs liebt
es Klubs
rr Filmoperette noch
Springefeld, der chc-
fperetlen mitarbeitete.
links in der Ecke) bedeutet einen Fort¬
schritt in der Verbindung zwischen Bild
und Musik.
Kitty bestellt ihn nun
an einen verborgenen
mögen zurückzugcbei
Dabei erfährt sie, da
Seite 24
RincmotogropJj
Nummer 949
FLAMMENDE HERZEN JACKIE. DER KLEINE ROBINSON
Fabrikat:
Svenska-Film,Stockholm
Fabrikat :
Metro-Gold wyn-Film
Regie:
Victor Sjöström
Regie:
Victor Scherzinger
Hauptrollen:
Albancsi, Sjöström
Hauptrolle:
Jackie Coogan
Länge:
2017 Meter (7 *.kte)
Länge:
1876 Meter *6 Akte)
Vertrieb:
Filmhaus Wilb. Fcindt
Vertrieb :
Hansa-Film-Verle'h
Uraufführung:
Wittclsbach-Lieh spiele
Uraufführung: U. T. Turmstraßc
enn Victor Sjöström einen Film macht wird dieser immer
Niveau halten. So ist es auch bei ,.F ammenden Herzen",
einem Bild, dessen Manuskript in amerikanischer Art, aber
nicht sehr geschickt, zusammengezimmert is: Uns ist Sjöström
als Regisseur von Schwedenfilmen lieber. Die Geschichte von
dem jungen Offizier — hier ist cs ein Engländer —, der seine
Jugendgeliebte als Frau seines Vorgesetzten wiederfindet, und
die sich daraus ergebenden Konflikte, dieses Filmthema ist
schon reichlich abgenutzt. Der junge Mann hat seinen Abschied
genommen, weil sein Vater sich wegen begangener Veruntreu¬
ungen das Leben genommen hat. Als der Sohn die Schulden
seines Vaters getilgt hat, tritt er wieder in das Regiment ein
und erhält im Kample gegen aufrührerische Araber einen ehren¬
vollen, aber sehr gefahrvollen Auftrag, den er infolge merk¬
würdig konstruierter Verwicklungen nicht ausführen kann. Er
soll wegen Verrats erschossen werden, was in dem berühmten
„letzten Augenblick" verhindert wird. Natürlich harmonischer
Ausklang. Sjöström, der Regisseur von Kultur und der ge¬
schickten Bildwirkungen, holt aus dem nicht ebn vorteilhaften
Stoff erstaunlich viel heraus. Er erzielt sch- wirksame Steige¬
rungen, so daß die starke Spannung bis zum Schluß anhält.
rauflührung in der Turmstraße, in dem berühmten Ufa-
Theater, das ganz nach amerikanischem Vorbild erbaut und
geleitet wird. Zuerst der Prolog. Die flott und glänzend ge¬
spielte Ouvertüre zu „Djamileh". Dann ein Niggertenor, ein
schwarzes Tanzterzett und schließlich eine Szene auf Robinsons
insei, bei der eine junge Dame sechs Kannibalen durch ihren
Tanz beschwichtigt.
Ein wirkungsvolles Beiprogramm. Farbige I.andschaftsbilder
aus Bali, unterbrochen von ethnographischen Momentaufnahmen.
Als Übergang „Felix, der Kater, bei Filmleuten". Ein selten
lustiges Bild, das das Publikum immer wieder zum Lachen
zwingt. Das Beiprogramm übrigens nur von der Orgel begleitet,
und zwar von der Kinoorgel des Dr. Lüdkc, die mit Vogel¬
gezwitscher, Glockengeläut, Pauken und Trompeten ausge-
Der Jackie-Film entzückend. Der kleine Boy fährt von San
Francisco nach Melbourne, wo er bei einer alten Tante erzogen
werden soll, weil die Eltern gestorben sind. Kr kommt, wie
weiland Robinson, auf eine einsame Inse.l zu Kannibalen, wo er
für den Kriegsgott gehalten wird.
Solange der Frieden währt, ist alles ganz gut. Als es aber
zum Kriege mit einer Niederlassung auf der Nachbar¬
insel kommt, muß er im wahren Sinne des Wortes
I I 1 I *!
'ts
auf der Insel ein weißes Mädchen, das allein zurück¬
geblieben ist, ruft durch Radio ein englisches Kriegs¬
schiff herbei, das gerade in dem Augenblick kommt.
nach Frisco zurück, wo ei
Schupo empfangen wird, den
er inzwischen angelegt hat.
doch gefallen, das it
rikanischcn Darsteil«
Nummer 949
Rincmatogropfi
Seite 25
Kulturfilme ins Saarland!
|_^ s ist dr : ngcnd erforderlich, der deutschen öffent-
■*—' lichkeit mehr, als es bisher‘ geschehen ist, Nachricht
darüber zu geben, wie die Lage auf dem Gebiete des
Lehr- und Kulturfilmwcsens im Saarlande zurzeit ist. Es
ist viel zu wenig bekannt, wieviel sich die französische
Propaganda dieses Mittels bedient und wie sehr vor allem
der Apparat der Schulabteilung der Regierungskommission
in den Dienst dieser Arbeit gestellt wird.
Es darf zunächst als bekannt vorausgesetzt werden,
daß der Präsident der Regierungkommission der franzö¬
sische Vcrwaltungsheamtc Rault ist. Trotzdem seine
Wiederwahl eigentlich nach dem Saarstatut nicht zulässig
gewesen wäre, ist er 1925 wenigstens auf ein Jahr neu
gewählt worden. Erst dann soll ein Wechsel eintreten.
Die Schulverwaltung untersteht dem Franzosen du Pas-
quicr, der zwei Dinge persönlich leitet, nämlich die Schule
und das gesamte Lichtbild- und Lehrfilmwesen.
Daraus geht mit hinreichender Deutlichkeit hervor, für
wie wichtig die französischen Stellen Lichtbild und Film
als ßeeinflussungsmittel ansehen. Bereits im August 1923
regelte ein Erlaß des Herrn du Pasquier die Verwendung
von Lichtbild und Film für die Schulen im Sarrgebiet.
Man muß dabei wissen, daß .bereits die deutsche Berg¬
verwaltung fiir ihre Beamten und Häuer Schulen einrich¬
tete, die also Staatsschulen waren und derrgenäß auf
Grund des Friedensvertrages mit den Saargruhen in fran¬
zösisches Eigentum mit übergingen, so daß die völ ig fran¬
zösische Bcrgvcrwaltung in Zusammenarbeit mit der viel¬
fach französisch gesinnten Schulverwaltung der Regie¬
rungskommission cs in der Hand hat, sehr lebhaften Druck
auf einen wesentlichen Teil von Schülern und Lehrern
auszuüben und dafür zu sorgen, daß diese Schulen nach
Möglichkeit gefüllt werden.
Es werden alle nur möglichen Mittel des Druckes, des
Boykotts, der Entlassung, jede denkbaren Schikane ange¬
wendet. Wenn auch die deutsche Saarbevölkerung ange¬
sichts des Gebäudes der Bcrgverwaltung mit Galgen¬
humor sagt: das sei der französische Friedhof („Hier
„ruhen " 500 Franzosen"), so muß man bedenken, daß
trotzdem dieser „Friedhof" erhebliche Energien entfaltet,
vor allem auch im Ankauf deutschen Eigentums für fran¬
zösische Schulen. Da kann der Einfluß unmittelbar aus¬
geübt werden, und es bedarf nicht erst des Paktierens
mit den so besonders widerborstigen Saarländern, die
ingrimmig als die größten Boches bezeichnet werden.
Dieses Paktieren ist vielmehr erst da notwendig, wo
deutschgesinntc Lehrer und Verwaltungsbeamte sitzen.
Die Regierungskommission und insbesondere db- fran¬
zösische Schulabteilung hat im wohlverstandenen eigenen
Interesse — Werbung für Frankreich, Vorbereitung der
Abstimmung — alle Hände voll zu tun, u:n zu beweisen,
daß alles Heil vom Westen kommt. So soll der Lehrer
gewonnen werden indem man ihm zeigt, daß die besten,
neuesten und glücklichsten Unterrichtsmethoden, wenn
sie schon nicht von Frankreich stammen, so doch von
Frankreich gefördert werden und daß die Kinder in sol¬
chen Schulen, die in französischem Geiste geleitet wei¬
den, eben auch die größte Förderung erfahren. So hat
man denn auf Lichtbild und Lehrfilm sich geworfen und
hat eine besondere Lichtbildstellc der Regie-
rungskommission eingerichtet, die unter der per¬
sönlichen Leitung des Herrn du Pasquier Lichtbild und
Film planmäßig in den Unterricht auch der deutschen
Schulen einzuführen hat. Man hat da* ganze Saargebiet
in fünf Lichtbildbezirke geteilt, in eenen Junglehrer Licht¬
bild- und Filmunterricht zu halter haben.
Deren Lichtbildliste ist sehr a jfsch'.ußreich. Die Geo¬
graphie Deutschlands hört z. B. sra Rhein auf. alles, was
östlich des Rheines vorhanden ist existiert für diese
Liste, also für das Bildlager, nicht, Heimatkunde des
Saargebiets. Kenntnis des Rheinlandes und im übrigen
westeuropäische Stoffe werden geboten. Die Absicht ist
klar. Für Filme {eine Liste darüber steht leider nicht
zur Verfügung) ist es noch schlimmer Deutsche Filme
kennt die Regierungskommission nicht, dafür aber recht
viel französische.
Die Verleihung von Lichtbild und Film geschieht
kostenlos, d. h. es werden alle diese Mittel ohne irgend¬
welche Leihgebühren den Schulen zur Verfügung gestellt.
Der betreffende Abteilungsleiter kommt mit einem Film
und einem Wanderapparat angezogen, führt vor und ver¬
schwindet wieder. Die Schulen sollen obligatorisch an
diesen Vorführungen teilnchmen, und nur hier und da
gelingt es, die Vorführungen ohne französische Aufsicht
in deutschem Geiste zu gestalten
Die Filme werden für das deutsche Saarland nicht
etwa aus Deutschland geholt, sondern den Filialen fran¬
zösischer Firmen in Straßburg oder Nancy oder auch den
Hauplstellen in Paris entnommen Die Preise für Kauf¬
kopien w’erden sehr niedrig gehalten, im allgemeinen
kostet das Meter Lehrfilm 0,30—0.50 M., wobei noch un¬
entflammbares Pathematcrial verwendet wird, so daß
auch noch der höhere Brandschutz gegeben ist.
Ein wesentlicher Teil der Filme, vor allem der tech¬
nischen, der sogenannten Werkfilm::, kommt allerdings
kostenlos aus Frankreich, so hat z. B. das Werk von
Peugeot mehrere Filme kostenlos zur Verfügung gestellt.
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Seile 26
Rmcmalograpfi
Nummer 949
und die Lichtbildstelle der
Regierungskommission
macht sich ein Vergnü¬
gen daraus, diese Bild¬
streifen zu verbreiten, an¬
ders ausgedrückt: Werbe¬
arbeit für die französische
Industrie zu leisten.
Es kommt naturgemäß
hei diesen Vorführungen
vielmehr darauf an. zu be¬
weisen, daß Frankreich
die größten, mächtigsten,
leistungsfähigsten, besten
Industriewerke hat, mit
denen deutsche überhaupt
nicht verglichen werden
können. So werden die
deutschen Schulen des
Saargebietes durch die
französische Propaganda
ganz einseitig beeinflußt,
und die französischen In¬
dustrie- und Handels¬
kreise wissen genau, was
sie tun, wenn sie mög¬
lichst viel Filme und Ko¬
pien zur Verfügung stellen.
Die deutsche Abwehr
kann nur gering sein; man
Jack Holt
hat jedenfalls in der
Öffentlichkeit noch nichts
von ihr gehört, und außer¬
dem wäre sie amtlich ein
außerordentlich gefähr¬
liches Spiel. Wovon man
allerdings auch nichts ge¬
hört hat, das ist das Ent¬
gegenkommen der deut¬
schen Schwerindustrie,
etwa ihre geeigneten
Filme in j«t einer Kopie
den deutschen Stellen im
Saarlande zur Verfügung
zu stellen. Es gibt zwar
eine deutsche Lichtbild-
und Filmgemeinschaft an
der Saar, die deutsche Ar¬
beit treiben will und die
auch über einen guten
Filmbestand verfügt.
VI enn aber nicht unsere
Groß-Industriefirmcn aus
ihren Werbe- und Werk-
filmbcstär.den Kopien ab¬
geben, ist auf die Dauer
eine Fiimarbeit im deut¬
schen Sinne nicht zu trei¬
ben. Dies zu ändern ist
Zweck der Zeilen.
_iHHBHHIHi
HAUPTROLLEN: XENIA DESNI
andre' MATTONI • WALTER SLEZAK JENNY JUGO LYDIA POTECHINA
EMILIE KURZ ALEXANDER MURSKI
Nummer 949
Rincmatc.qiopft
Seile 29
Riesenbauten
kleines?
Das Ende der
Die Ufa hat .-ich für
Deutschland die alleinige Li¬
zenz für die sogenannten
„Schüfftanschc-n Patente" ge¬
sichert. Es handelt sich da¬
bei um einen Apparat, mit
dessen Hilfe cs möglich ist,
an Stelle von Bauten mit grö¬
ßerem Ausmaß kleine Mo¬
delle treten zu lassen.
Trotzdem diese Attrappen
nur einen Meter hoch sind,
können sie bei Aufnahmen
verwendet werden, bei denen
Leute durch die Haustür
gehen, aus den Fenstern her¬
aussehen, kurz, sich absolut
frei bewegen. Das Verfahren
hat mit den bisher bekann¬
ten Kombinat ionsmöglichkci-
ten nichts zu tun. Alle Auf¬
nahmen werden gleichzeitig
gemacht.
In gewissen Fällen ist cs
sogar möglich. Gebäude und
Dekorationen durch Stand¬
photos zu ersetzen, ohne daß
die Plastik der Photographie
auch nur im geringsten dar¬
unter leidet.
Für Trickaufnahmen erge¬
ben sich Möglichkeiten, die
weit über die bisherigen hin-
kopierungsvcrfahrcn hinaus
gehen. Beim Einstellen des
Apparates hat der Operateur
auf dem Filmausschnitt das
vollständige Bild vor sich
lind ist deshalb auch in der
Lage, durch künstliche Be¬
leuchtung jeden Lichtuntcr-
schicd von Bildteilen auszu¬
gleichen. Ein Lichtvcrlust
durci te lweise Verwendung
von Spiegeln ist in der Praxis
iihernanpt nicht vorhanden,
theoretisch nur in Höhe von
2 Prozent, der bei der größten
Vergiößerung nicht auffälll.
Die Ufa hat das Verfahren
in ihren Versuchswerkstätten
eingehend erprobt und wird
cs schon bei ihrem nächsten
Film verwenden. Der Vcr-
Der ständige Begleiter der Kino-Operateure auf Ausflügen und Reisen.
Die Unentbehrliche bei Festlichkeiten jeder Art. Druck¬
schriften kostenlos durch die Händler oder direkt
KAUPP-ewiemflnn-lMnoRPPGRPTe Gjn.B.fh. DaesDen 156
Seile 30
Rmcmntograpfj
Nummer 949
kauf der Lizenz erfüllt durch Vermittt lung des Generai-
verlreters Richard Seemann, der sich für diese Erfindung
besonders einsetzte, weil er durch seint .angjährige Tätig¬
keit in der Industrie ihre Bedeutung zuerst erkannte.
Die Sorge um die Tapete.
In der Presscabtcilung des Reichsverbandes
Deutscher Licht¬
bildtheaterbe¬
sitzer werden
große Ideen ge¬
boren. Man hat
hcrausgefunden,
daß man kein
Reichskunstwart
zu sein braucht,
um festzustellen,
daß die Außcn-
reklame vieler
Lichtspielhäuser
nicht gerade
schön ist.
Man arbeitet
also an einem
vorbildlichen
Plan einer
Außenfront. Sehr
schön — obwohl
in künstlerischen
Dingen jedes
Schema verpönt
sein sollte.
Aber cs geht
noch weiter. Man
schafft die Foycr-
Einheits-T apete.
Alle deutschen
Theater die glei¬
chen Tapeten im
Foyer. Gratis
und franko.
Es erheben
sich zwei Fragen.
Halten die
Rcichskinokunst-
räte diese Uni¬
formierung für
glücklich. Eine
Uniformierung
ohne Rücksicht
auf innere Aus¬
stattung?
Warum Tape¬
ten gratis, wenn
man kein Geld
für den Kampf
für die Steuer
hat, und sammeln
geht. Oder sind s Tapeten mit Reklame? — Muß es denn
unbedingt die Tapete sein. Wie wär's mit Papierrollen,
perforiert, zum Abreißen?
Eine berechtigte Ehrung.
Der „Verein der Lichtspieltheaterbesitzer Badens und
der Pfalz" hat in der letzten Woche eine Versammlung
abgehalten, in der die Herren Ludwig Scheer, Philipp
Nickel. Wilhelm Nagel und Wilhelm Rosenburg zu Ehren¬
mitgliedern ernannt worden sind. Die Ehrenurkunde wird
ihnen in einer großen Festversammlung am 4. Juni d. J.
überreicht werden, an der voraussichtlich die Prominen¬
ten des Films aus ganz Deutschland teilnehmen werden.
Man kann den Badenern und Pfälzern nur dankbar
sein, daß sie sich zu dieser Tat entschlossen haben, denn
es gilt wirklich, Männer zu ehren, die in vielen Jahren
Geld, Zeit und Arbeit für das allgemeine Wohl in einer
Weise eingesetzt haben, die reich® Früchte getragen hat.
Der 4. Juni wird
für den deut¬
schen Film ein
besonderer Fei¬
ertag werden.
Neues Münchener
Urauiiührungs-
theater.
Die durch die
Münchner Union-
Film bestbekann¬
ten Brüder Ham¬
mer haben in
aller Stille ein
großes Theater-
proiekl heran¬
reifen lassen,
dessen Pläne zur¬
zeit zur behörd¬
lichen Genehmi¬
gung vorliegen.
Das „Theaier am
Stiegelmayer¬
platz" — also un¬
mittelbar an
einem wichtigei.
Verkehrsknoten¬
punkt gelegen, an
dem auch das
Publikum der ele¬
ganten Villenvor-
orte Nymphen¬
burg. Gern usw.
täglich vorüber
muß. ferner un¬
mittelbar gegen¬
über dem viel be¬
suchten Löwen¬
bräukeller — soll
in einem ele¬
ganten und rei¬
chen modernisier¬
ten Barock mit
1400 Sitzplätzen
genau doppelt so
viel Personen
fassen als das
bisher größte
Münchener Kino.
Es ist geplant,
die Vorführungen nach Art der amerikanischen Kinos an¬
spruchsvoller aufzumachen, und zu diesem Zwecke von
vornherein ein Orchester von dreißig Mann, eine große
moderne Fiimorgel und Ähnliches vorzusehen. Für die
Behaglichkeit des Publikums soll weiterhin durch ein ge¬
räumiges Foyer und einen Erfrischungsraum gesorgt wer¬
den. Die Grundfläche des neuen Baues des Theaterraums
beträgt 40 Meter in der Länge und 20 Meter in der Breite.
Da Herr Direktor Hammer seine Kräfte weiterhin der
Produktion der Münchner Union erhalten will, be¬
absichtigt er, den Betrieb des neuen Theaters selbst zu
verpachten.
4
Nummer 949
fünematograpfj
Seite 31
4tt$ der Z&vrfftctii
Erfolg in Amerika verzeichnen. Die
Chadwick - Film - Corporation, eine der
großen amerikanischen VerleihGrmen, hat
Karl Grünes Sternfilm „Arabella, der Ro¬
man eines Pferdes" durch die Londoner
Filiale der Westi für die Vereinigten
Staaten von Nordamerika und Kanada er¬
worben. Der Film wird in kurzer Zeit ir.
New York zur Uraufführung gelangen. Die
Plazierung von „Arabella" ist nicht
zuletzt eine Folge der glänzenden
Aufnahme, die Grünes Filme bisher “
in England gefunden haben, und die
in dem ausgezeichneten filmkritischen
Teil des „ManchcsterGuardian“ jüngst
Ausdruck gefunden hat in einem län¬
geren Artikel, der Karl Grüne als
„eine der stärksten und originellsten
Persönlichkeiten des kühn vorstoßen¬
den deutschen Films" bezeichnet.
* ist unter dem Namen „Kammcrlicht-
spiele" ein zweites Kinotheatcr er¬
öffnet. Inhaber Otto Karsten, Magde¬
burg. Bahnhofstraße 41.
IVr in weiten Kreisen bekannte
Kinnfachmann Friedrich Karg.
Besitzer zweier Theater in Stuttgart
und Freiburg im Breisgau. hat als
weiteres und drittes Theater die
„Kaiscrbau-Lichlspiele". Stuttgart, er¬
worben. Die Geschäftsführung hat
Herr Karg seinem Schwager Werner
Dorocwaß aus Frankfurt a. M. über¬
tragen.
gebildet. Silz des Vereins sind die
Geschäftsräume der Deutschen Ver¬
eins Film-A.-G„ Unter den Linden 16.
Der Zweck des Vereins ist sportliche
und filmische Veranstaltungen. Y)er
Verein der Tom Mix-Frcundc wird
sich in hervorragender Weise beim
Kmpfang des Präsidenten Tom Mix
/ Gustav Althoff hat mit der Verfilmung
des Manuskriptes Marie Luise Droops
„Das alte Ballhaus" begonnen. Der Film,
der ein entzückendes Stück „Alt-Berlin"
wieder lebendig werden lassen wird, dürfte
etwa im Anfang August fcrtiggestcllt sein
Die Regie liegt in Händen des „Aschir-
mittwoch'-Regisseurs, Wolfgang Ne ff.
i'MslxS and Monsti
I \ > Deuligwoche bringt in ihrer neuen
_ Wochenschau Aufnahmen aus allen
Erdteilen. Aus den Gebieten des Eis¬
meeres werden Bilder von der Walfisch-
jagd gebracht. Ungeheuer aufregend ge¬
staltet sich die Harpunierung der äußerst
scheuen Riesenfische. — Aus einer heiße¬
ren Welt kommen die Bilder von der zur
Fastenzeit in Abessinien veranstalteten
großen Wallfahrt. Zahllose Pilger
ziehen unter der Führung ihres
Fürsten in die Hauptstadt Adis-
Abcba. wo religiöse Feste und Tänze
veranstaltet werden. — Als ein ganz
entlcgender Winkel des Erdballs prä¬
sentieren sich sodann die Fallone
Inscln welche als ein amerikanisches
Gibraltar die Küste Kaliforniens
schul en. Die Aufnahmen wurden
vom Flugzeuge aus gemacht und
geben einen besonders guten Über¬
blick über die steilen Fclsinscln -
Das nächste B ld versetzt uns wieder
in ein tropischeres Gebiet, in das
Land der Pharaonen, von dem stim¬
mungsvolle Rüder der großen Pyra¬
miden urd Szenen aus der Sahara
gezeigt werden. Den deutschen Tages¬
ereignissen gelten die Aufnahmen des
neuen Betliner Polizeipräsidenten Dr.
Friedensburg und die Bilder von dem
unentschiedenen Fußballmeeting zwi¬
schen der englischen Amateurmann¬
schaft „Corinthians“ und Tennis-Bo¬
russia. Berlin.
„Die von Niederrhein", nach dem
Roman von Rudolf Herzog (Manu¬
skript Ruth Goctz und Dr. Gerd Briese),
begonnen.
T uciano Albcrtini, der anläßlich
der Uraufführnng seines Filmes
„Paris London—New York", nach
Breslau gefahren war. wurde dort von
einer nach Zehntausenden zählenden
am Wahlsonntag recht zahlreich betät gen.
Vcu eröffnet wurden: Kretscham-Licht-
A ' spiele Obercunnersdorf (Oberl.) und
Kino im Schützenhaus (Fritz Schlager),
Obercunnersdorf, Kino im Saale des
Thüringer Hofes (Paul Gcrstung), Stadt¬
lengsfeld (Thür.). Handclsgerichtlichc
Eintragung. „Odeonpalast". Aachen,
Frenzstr. 45 47, Kino-Variete-Gesellschaft
m. b. H.
n ie Emclka hat zur Vervollständigung
des Ensembles, mit dem Walter Nie¬
bur „Venezianische Liebesnächte“ dreht,
Margarete Schlegel verpflichtet.
/ ’arl Freund legt Wert auf die Fcst-
' A Stellung, daß er, entgegen anders¬
lautenden Nachrichten, kein Engagement
als Operateur nach Amerika angenommen
hat, sondern sich in einem langfristigen
Vertragsvcrhällnis zur Ufa befindet.
In dem neuen Paramount-Film . östlich
* von Suez", in dem Pola Negri die
Hauptrolle spielt, wirkt auch der japani¬
sche Schauspieler Sojin Kamiyaina mit.
Sojin Kamiyama .. urde in Japan durch
seine Darstellung europäischer Bühnen¬
werke, von denen auch Shakespeare,
Goethe und Ibsen genannt werden, be-
groüen Menschenmenge begeistert emp¬
fangen. Schutzpolizei mußte aufgeboten
werden, um Luciano Albcrtinis Auto
freie Bahn zu schaffen. „Paris—London—
New York", der einzige in Amerika her¬
gestellte Albertini-Film, wurde von der
Phocbus-Film-A.-G. als Ergänzung ihrer
eigenen Albertir.i-Produktion erworben.
Die Berliner Premiere fand am 24. April
in der „Schauburg“ statt.
D er erfolgreiche Ufa-Film „Wege zu Kraft
und Schönheit", welcher seit 8Wochen]ini
Ufa-Palast am Zoo vorgeführt wird, erlebt
Dienstag, den 28. April inForm einer fest¬
lichen Veranstaltung seine 100. Aufführung.
der Pariser bildet und d
mit ungeheurem Erfolge in snmiiHiiilwiiirait
Wien. Paris und Brüssel cur
Vorführung gelangt, wurde
von der Nivo-Film-Comp., G. m. b. H„
Berlin im Monopol für ganz Deutschland
erworben und wird in Kürze auch den
Spielplan der größten deutschen Film¬
bühnen beherrschen. Der Film enthält
jene im Park von Versailles aufgenommenen
Szenen, die bekanntlich zur Verhaftung
des Regisseurs KreiBlcr und einiger Schau¬
spieler und zu einer Gerichtsverhandlung
in Paris geführt haben. Der Regisseur
und die Schauspieler sind damals zu Geld¬
strafen wegen „Gefährdungder Sittlichkeit"
verurteilt worden, doch ist gegen das
Urteil Berufung eingelegt worden, die
zurzeit dem französischen Kassationshofe
vorliegt.
IAie monumentale Gestalt des heutigen
* * GroBfinanziers steht im Mittelpunkt
eines siebenakligen Filmmanuskriptes,
das der bekannte italienische Film¬
schriftsteller E. G. Fassei unter dem
Titel: „Das goldene Gesicht" soeben zum
Abschluß gebracht hat.
•n Forest im „Gesicht des Kindes ". Etns FUm (Ben Fett
t'ür den neuen Ewc-Film „Frauen, die
* nicht lieben dürfen' wurde das be¬
kannte internationale Tanzpaar Ly Estra
& Fred, welches allabendlich mit großem
Erfolg im Benzkasino in Schwabing auf-
tritt, verpflichtet.
Besuch ihrer Mutter weilte, an einer leich¬
ten Grippe erkrankt Die Aufnahmen zu
dem Film „Abtgal", der von der Hesperia-
Film G. m. b. ff. hergestellt wird, und in
den sie eine tragende Rolle spielt, haben
hierdurch eine kleine Verzögerung er¬
fahren, doch ist mit der Beendigung der
Aufnahme innerhalb der nächsten vier¬
zehn Tage zu rechnen.
H err Emst Grünberg, bisher Südfilm-
A.-G., Frankfurt a. M., hat nunmehr
die Leitung des Außenbetriebes der Ver-
leihabtcilung der Firma Filmhaus Wilhelm
Feindt übernommen. Für Berlin wurden
die Herren Adolf Bellak und Boris Jaffc
als Vertreter verpflichtet.
f| Ulrich Ko-vser als Zweiakter
11 gedreht und gibt in populärer
Form einen Einblick in die
Heilwirkung der natür¬
lichen und künstlichen Sonnenstrah¬
len. Während man früher wenig mit der
lebenspendenden Kraft der Sonne medi¬
zinisch arbeitete haben jetzt Salbc.-i und
Pflaster zuriiektreten müssen vor der
Kraft der geheimnisvollen Strahlen, die
uns das Licht übermittelt. Hiervon gibt
der neue Deulig-Film ein sehr anschau¬
liches Bild.
TVe große Uraufführung des neuen
1 7 Gustav-Althoff-Films .Wallenstein '
wird Anfang Mai im Primus-Palast in der
Potsdamer Straße stattfinden. Das Werk,
das sich gänzlich von den üblichen und
— teilweise — üblen Traditionen der
Kostümfilme freigemacht hat, dürfte ein
sensationeller Ausklang dieser Lichtspicl-
theatersaison werden. Bekanntlich wurde
„Wallenslein“ bereits für Jugendliche frei-
gegeben, was vor allem den Provinz-
theatcra eine recht angenehme Möglich¬
keit bieten wird, das stillwerdcndc Ge¬
schäft zu beleben.
Nummer 949
Kinematograpfj
Seite 35
SmltOmlMltitllc ¥lllttii|pii)it
Die Voigtländer „Projektos" Objektive und ihre Beziehung zu
Professor Dr. Josef Petzval
Von Karl Pritschow. Braunschweig.
E s fällt heute, wo sich Erfindungen und Verbesserungen
auf dem gesamten technischen und dem optischen Ge¬
biet im besonderen überstürzen beinahe schwer, sich zu
veigegenwärtigen, daß die ersten Versuche, ein durch eine
l.inse entworfenes Bild festzuhalten, mit der Konstruktion
der „Camera ohscura" verwirklicht wurden: es war deshalb
damals, als die Photographie in der Entwicklung begriffen
war, das höchste Bestreben der großen Bahnbrecher auf
diesem Gebiete, wie Niepce, Daguerre und Talbot, die
Optik derart leistungsfähig gestaltet zu sehen, daß sie,
die die Grundlage für die Güte des Bildes ist, gleichen
Schritt mit den überaus wichtigen Forschungen auf photo¬
chemischem Gebiet hielt.
Im Ausgang des 16. Jahrhunderts wurden roch ganz
einfache Bikonvex- und Plankonvexlinsen für das Urbild
des photographischen Apparates, die „Camera obscura",
verwandt, die für das achsiale Gebiet bei unbewaffnetem
Auge relativ brauchbare Resultate ergaben, und zwar er¬
zeugten derartige Kameras höhen- und seitenve'tauschte
Bilder, erst später (etwa um das Jahr 1700 herum) ging
man dazu ü ver, einen Planspiegel zwischen Bildebene und
Objektiv anzuordnen, der eine richtige Wiedergabe wenig
stens ntch der Höhe ermöglichte.
Selbstverständlich hatten Kameras mit einem derartig
einfachen Objektiv große Fehler für außerhalb der Achse
gelegene Objekte, und es ist das Verdienst des Physikers
Wollastons. im Jahre 1812 an Stelle der plan- und
bikonvexen Linsen sogenannte „Menisken" eingeführt zu
haben, die die Leistungsfähigkeit der Kamera nicht
unwesentlich erhöhten.
Nicht unerwähnt sei, daß es an Versuchen, das Objektn
zu achromatisieren, d. h. seine Farbenlchler zu beseitigen,
von verschiedenen Seiten nicht gefehlt hat, ohne daß
jedoch in der Praxis davon nennenswerter Gebrauch
gemacht worden wäre: im Jahre 827 stellte sich der
Engländer Airv die Aufgabe, die Verzeichnung, Bild¬
wölbung und den Astigmatismus optischer Systeme theore¬
tisch zu bestimmen, durch welches Studium die Kenntnis
von der Leistungsfähigkeit des Objektivs der „Camera
obscura" eine beachtenswerte Erweiterung erfuhr.
In Paris genoß die C h e v a 1 i c r'sche optische Anstalt
einen sehr guten Ruf, und es interessant zu erfahren,
daß die ersten Daguerre-Apparate nicht mehr den ein¬
fachen Meniskus, sondern eine nach dem Verfahren von
Chevalier achromatisierte Einzellinse besassen:
die „französische Landschaftslinse", wie sie M. von Rohr
ftitiemntogrnpf)
Nummer 949
nennt, bestand aus einer bikonkaven Flin'.li
einer bikonvexen Crownlinse verkittet war
Es würde zu weit führen, die Fortschritte
zu verfolgen, welche französischerseits auf
der photographischen Optik
im Laufe der Jahrzehnte zu
verzeichnen waren, und unser
größeres Interesse finden zwei¬
fellos die deutschen Leistun¬
gen: bemerkenswert ist die
Tatsache, daß Chevalier in ge¬
wisser Hinsicht als Schöpfer
der Satzobjektive zu betrach¬
ten ist, da er zuerst den frucht¬
baren Gedanken hatte, durch
Kombination zweier Vordcr-
linsen mit der gleichen Hin-
tcrlinse zwei verschiedene
Brennweiten zu erzielen.
Das neue Objektiv zeigte
verminderte sphärische Aber¬
ration und hatte außerdem den
Vorzug größerer Lichtstärke:
Chevalier reichte im Jahre
1840 das vorstehend erwähnte'
Objektiv der ..Societe d encou-
ragement" mit einer Bewcr-,
bung um den ausgesetzter
Preis ein und erhielt die „Pla- !
tinmedaille", d. h. den höheren
Preis mit der Begründung —‘
daß dessen *0bjektiv mit der
veränderlichen Brennweite es
gestattete, die Figurengröße-1
CS
dem Plattenformatc anzupassen. — So weit die Vorgänge
in Frankreich, wo die Dagucrre'sche Entdeckung, das
der Arbeiten optisch entstandene Bild auf einer chemisch präparierten
dem Gcbiele Metallplatte fcstzuhalten, in der französischen Akademie
_ _ am 7. Januar 1839 veröffent¬
licht wurde und mit Recht in
der ganzen, auf Bildung An¬
spruch machenden Welt be¬
greifliches Aufsehen erregte.
! In München waren es F. v o n
! K o b e 11 sowie C A. Stein-
he’l, die, durch die unge¬
heure Erfindung angeregt, Ver-
\ suche in dieser Richtung Vor¬
nahmen, die bereits recht be¬
achtenswerte Resultate zeitig-
Sl ten; in Wien war es der Pro-
l^^k fessor der Mathematik und
Physik an der Universität A.
von Ettinghausen, der,
nach Paris gesandt, Fühlung
mit Daguerre und C. Chevalier
suchte und fand; von Etting-
hausen war es. der (wohl im
Jahre 1839) seinen Kollegen
I J. P e t z v a 1 aufforderte, ein
neues, lichtstärkercs und mög¬
lichst auch für Landschaftsauf¬
nahmen geeignetes Objektiv
zu berechnen. Ohne zunächst
auf die Entstehung dieses
neuen Objektivs näher einzu-
| gehen, sei ergänzend festge
- 1 stellt, daß Petzval dasselbe
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EGATI
Nummer 949
Kincmotograpty
Seite 37
ebenfalls der „Societe d cncouragemenl" in Paris vorlegtc,
mit dem Erfolg, daß Fr. Voigtländer für die Ausfüh¬
rung der von Petzval berechneten Krümmungen die „sil¬
berne Medaille" erhielt.
Wie M. von Rohr in seinem ausgezeichneten Werk
„Theorie und Geschichte des photographischen Objektivs"
näher aus-
führt , nahm
sich Petzval
der ihm ge¬
stellten Auf¬
gabe mit dem
größten Eifer
sich darüber
klar, daß die
größere Licht¬
stärke nur
durch Ver¬
größern der
Öffnung oder
durch Verkür¬
zen derBrenn-
weite möglich
durch Verkleinern des Bildes; dieser Zweck wird erreicht,
wenn man statt einer Sammellinse zwei oder mehrere wählt.
Durch die ziemlich namhafte Entfernung der Linsen des
Petzval-Objektivs, welche jede für sich achro¬
matisch war, wurde ein wesentlicher Fortschritt er¬
zielt. und zwar hauptsächlich die Erfüllung der Bedingung,
dass die den verschiedenen Farben des Spektrums ent
sprechenden Bilder an dieselbe Stelle fallen und gleich
groß sein müssen.
Infolge Wahl von zwei Linsenpaaren, von denen das eine
verkittet und das andere durch I ’iflabstand getrennt war,
standen Petzval 7 verschiedene Radien zur Verfügung,
also eine für die Durchführung der Rechnung genügende
Zahl von Korrektionselementen.
Petzval hat seine sehr umfangreichen Berechnungen be¬
reits im Mai
1 840 beendet;
richtige Wür¬
digung der
Verdienste,
die man als
ganz bedeu¬
tend bezeich-
erhalten.wenn
man versucht,
sich zu ver¬
gegenwärti¬
gen, auf wel¬
chem Niveau
die theoreti¬
sche Optik vor
1840 stand
Petzval machte darauf aufmerksam, daß die ganze bis¬
herige Theorie nur für solche Instrumente Gültigkeit
hatte, die sich damit begnügten, achsennahe Punkte zu er¬
fassen und abzubilden; in dem Augenblick, wo höhere
Forderungen in dieser Richtung gestellt wurden, d. h. ein
größeres brauchbares Gesichtsfeld, versagte diese An¬
schauung vollkommen. Es würde zu weit führen, die ganze
Theorie zu entwickeln, und es sei deshalb kurz auf die
Arbeit von Rohrs verwiesen, wa es unter anderem heißt:
Voigtländer „Projektos“ V Rohr Dm. 42,5 mm.
Brennweite cm
r.ti | » S II | T.o *,n | 9.0
i 10.0 11.0 123 130 | ILO 1M> 1-.. .....
Lichtstarke .
1 : ».*[ 1 21 | 1 :2U’> 1 :2.r,| 1:24»
| 1:32 1:83 1:38 1:4.1 1 :33 I : 4 2 1 :4 T 1 : \l 1 V 1 7
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| •>" | 24» 213» | 1?.*
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Voigtländer „Projektos“ IVb Rohr Dm. 52,5 mm.
BroMWcitc cm
V tut HUI ] HA
I2.lt' l:t.i 14.0 ; l.vo ■ 170 ls.o joo .253 :stO • »•.«> .....
Lichtstärke
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1 : sdl : 2jJl : 3.1 1 : 331 : 3 -1 : 4.ojl : 4.L1 : .V. 1 : B.T.I '.!* 1 II 1:13
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Voigtländer „Projektos “ IVa Rohr Dm. 62,5 mm.
Brennweite cm
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Seite 38
Rintmalograpf)
Nummer 949
,,Die Forschungsergebnisse J. Pctzvals hinsichtlich der
5 sphärischen Abbildungsfehler, die teils auf die Schärfe
und Krümmung, teils auf die perspektivische Richtigkeit
des Bildes Bezug haben, sind später von L. Seidel und
dann von M. Thiesen völlig bestätigt worden. Man wird
sich gegenwärtig halten, daß
die Seidel'sche Ableitung in
Veranlagung Fr. Voigtländerr neuere Resultate zeitigen,
die turmhoch über den Leistungen fremdländischer Optik
standen, welche, wenn auch vielleicht die letzten er¬
reichend. doch nicht entfernt die wissenschaftlichen
Funktionen der ersten auszuüben imstande waren."
Das erste Objektiv hatte
eint Brennweite von etwa
idealer Vollständigkeit ge¬
geben wurde, während 3.
Petzval seine Herleitung nie
veröffentlichte. Darüber aber,
daß er selbst tief in dieses
Gebiet eingedrungen war.
wird kaum eine Ungewißheit
bestehen können."
Die Ausführung des ersten
Objektivs übergab J. Petzval,
wie bereits erwähnt, Fr.
Voigtländer; sie ging rasch
vonstatten, so daß bereits
im Herbst 1840 Probeauf¬
nahmen gemacht werden
konnten, das Interesse war
vor allem in Wien ungemein
groß, ja selbst der damalige
Hof nahm einen sehr lebhaf¬
ten Anteil an. der Erfindung.
Die beispiellose Leistung
der Petzval'schen Linsenkon¬
struktionen und ihre Beherr¬
schung des Marktes brachte
im Laufe de» Jahre für das
Voigtländer sehe Werk immer
größere Erfolge; dieses war
ohne weiteres verständlich,
A *
fWttlomrltlrflV
Orrlm
Dem 15. ftpril Ms 3. Olai 1425
tm $unfhaus am RaiftrAamm
Dltrinenftra|)e^piaFatf!ra£t
Stele 9 ftueftellungegeläcde
ltillooii>Umji|i
150 mm und eine freie
vordere Linsenöffnung von
40,5 mm, so daß sich das
für damalige Zeiten sehr
beachtenswerte Oeffnungs-
verhältnis von 1 :3,7 er-
gab.
Bei Betrachtung dieser
Abmessungen sowie der
Lichtstärke und nicht zuletzt
heim Vergleich der optischen
Daten, wie Radien, Dicken
usw., dieses ersten Objek¬
tives*) mit einem beliebigen
Objektiv der drei Voigt¬
länder „Projektov - Serien"
wird man feststellen können,
daß trotz der Zeitspanne von
etwa 85 Jahren am Aufbau
dieses Objektiv-Typus wenig
oder gar nichts geändert
wurde; die Eintragungen auf
der Skizze sind in Zoll und
Linien zu verstehen, ent¬
sprechend den damals üb¬
lichen Maß-Einheiten.
wie auch voll Rohr in diesem
Sinne wörtlich schreibt: „Die
Vereinigung der theoretisch-
mathematischen Vorbildung
Petzvals, der sich ohne Frage
für die Probleme der rech¬
nenden Optik in hervor¬
ragender Weise eignete, mit
der ebenfalls sehr be¬
merkenswerten Schulung und
Crftc«
«iiüiiüiUee*eii«*eoiiüi» ’iü’iji’
Billelbestellungen und Auskunft durch das
Berliner Messe-Amt, Breite Straße 35
Telephon Merkur 4753-57
Dieses zweifellos sehr
interessante und wertvolle
Originaldokument befindet
sich im Besitze der Firma
Voigtländer & Sohn.
(Schluß folgt.)
•) Vergl. Origiiulskizze von der Hand
Prof. Petzvals in der nlchMen Numiner.
Nummer 949
Rincniotogcopfj
Seite 39
Das „Stehen" des Filmbildes
V'on Rcimar Kuntze, Berlin.
(SchluB)
Eine geringe Veränderung der Schärfenebene im Bild¬
fenster wäre nicht tragisch zu nehmen, denn die hervor-
gerufenc Unschärfe wird praktisch kaum bemerkbare
Größen annehmen. Schlimmer ist dagegen, daß jede
Durchbiegung des Films eine Verlagerung und Verzerrung
der Bildelemente zur Folge haben muß, die sich bei jedem
Einzelbild entsprechend der Filmwölbung verlagert. Die
Verzerrung im einzelnen ist unerheblich, da jedoch viele
Bilder schnell nacheinander projiziert werden, bei denen
dauernd die Konturen der aufgenommenen Gegenstände
gegeneinander verschoben sind, macht sich eine gewisse
Unruhe bemerkbar, deren Herkunft anders nicht zu er¬
klären ist.
Diese Tatsache war den ersten Erbauern von kine-
matographischen Aufnahmeapparaten -— den Gebrüdern
Lumierc — wohl bekannt, und sie versuchten sich da¬
gegen zu schützen, indem sie ihren Film von hinten
mittels einer plangeschliffenen Glasscheibe gegen das
Bildfenster drückten. So nahmen sie dem Film einen
Teil der Möglichkeiten, aus der gewollten Ebene zu
weichen. Es macht den Eindruck, daß man — allerdings
nur in Europa — in letzter Zeit die Wichtigkeit dieser
Erscheinungen unterschätzt und etwas sorglos bei der
Konstruktion der betreffenden Apparatteile verfährt.
Die führenden Aufnahmeapparate Amerikas und damit
der Welt überhaupt haben ein Fortschaltungsarinzip für
den Film in Anwendung gebracht, das jede, auch die
kleinste Verlagerung des Films sowohl aus der Schärfen¬
ebene nach vorn und hinten, als auch im Filmtransport
nach oben und unten, unmöglich macht. Daoei ist es
ganz gleichgültig, ob der Film Spannungen in sich hat
oder nicht, der Apparat preßt bei jeder Belichtung den
Film von hinten gegen das Bildfenster und spannt ihn
gewissermaßen wie über einen Gardinenrahmen fest. Ist
das Einzelbild belichtet, so wird der Druck gelöst und
der Film ohne jede Reibung an festen Teilen um eine
Bildbreite weiter transportiert. Ist die Forlschaltung er¬
folgt, so wird der Film wiederum an das Fenster gepreßt
und gleichzeitig oberhalb desselben auf zwei Justierstifte
aufgesetzt, die die Perforation vollkommen ausfüllen. Der
Film muß also für jedes Bild die gleiche richtige Lage
zur Optik zwangsläufig einnehmen, und darauf beruht
zum größten Teil die überraschende Ruhe und Klarheit
der amerikanischen Filmbilder, die wir hier noch immer
nicht gleichwertig darzustellen vermögen. Mit Hilfe
dieser Apparate ist der Amerikaner auch in der Lage,
die feinsten Doppelbelichtungen und Visionen aufnehmen
zu können, bei denen er nie eine Bewegung der Bildteile
gegeneinander zu befürchten hat, wenn er sein Stativ
festzustellen vermag.
Es ist eigentlich zu verwundern, daß solche Apparate
noch nicht in größerem Umfange bei unseren Filmen Ver¬
wendung finden. Schuld daran dürfte der für unsere Ver¬
hältnisse hohe Preis sein und die Ansicht der in der Film¬
industrie maßgebenden Kaufleute, daß die bisherigen
Apparate „auch" ganz nette Bilder zu machen vermögen.
Solche Anschauung kann eine Entwicklung wohl auf¬
halten. aber nicht verhindern. Stets noch ist das Gute
vom Besseren verdrängt worden!
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Söhne in München sind bei einem
Film, besonders (ür Drcilarbenaulnahmcn.
die Teilbilder diagonal auf einem Nor¬
malfilm aufgebracht. Sk haben je die
halbe Seitenlange des Normalbildes.
Es fallen die langen Seiten der Teil¬
bilder in die Filmbreite und das letzte
Teilbild der einen Diajonalreihe liegt
neben dem ersten Teilbild der nächsten
Diagonalreihe. Die zu jeder Filmart
gehörigen Bildfenster sind mit den ent¬
sprechenden Objektiven verbunden und
nur mit diesen zusammen auswechselbar.
Filmschaltungen und Schutzvorrichtungen.
Zwei interessante Patente zeigen, daß das Problem der
Fortschaltung der Filmbänder immer noch für neue
Ideen zugänglich ist. Das D. R. P. 407 029 von Dr. Koch¬
mann & Co. in Charlottcnburg verwendet zum Fort¬
schalten der Filme endlose Schutzbänder etwa von der
Breite des Films, und zwar derart, daß diese Schutz¬
bänder auf dessen ganzer Breite wirken. Es kann aber
auch so eingerichtet werden, daß die Filmbänder nur im
Augenblick des Fortschaltens den Film erfassen, so daß
ein stetig umlaufender Antrieb Anwendung finden kann.
A. I\ice in Freeport, V. St. A., schlägt in seinem
D. R. P. 407 031 vor, daß der Film und ein aus zugfestem
Material (Metall etc.) hergestelltes Führungsband durch
Klauen verbunden sind, die durch Öffnungen des Film-
handes greifen und darüber umgebogen sind. Diese Klauen
können auch an den die Fenster des Metallbandcs bilden¬
den Querstangen sitzen. Die Filmführung für das Band
kann so angeordnet sein, daß der größte Teil des Bandes
hinter der Projektionsmaschinc konzentrisch auf einer
spiralförmigen Rollenbahn in einem Gestell zwischen dem
mitgeführten Film und den Roden geleitet wird.
Aufnahmeapparat mit automatischer Verstellung des
Verschlußschlitzes. Die Verstellung des Verschlußschlitzes
wird durch das D. R. P. 407 358 der Ernemann-Werke
A.-G. in Dresden dadurch bewirkt, daß eine auf der
Steuerwelle sitzende, von einem Doppelhebel umfaßte
Kurvenscheibe angebracht ist. durch die das Verschlu߬
getriebe getätigt wird.
•r 949
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