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Dritter Oatjr'gang.
HeMgirt «am fr**tt* $abtrl
ttegensborg, litt» tjorit & €immßti.
Wapi*r, 2>nirä unb perCag von
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UMIVERSITY OF MICHIl
jAN
STSLIFELO |
Sa. €mineti3 Cardinal
Domintcus Bartoltni,
präfcd 6er Congregation für 6ie heiligen Hiten, pratedor 6es amertfanifdjen,
6eulfdjen un6 ttaüenifdjctt Oälienüereines ic. ic.
ift am 2 . 0ftobcr \887 nad) längerer KranEljeit, aber bodj fdjneller als man
befürchtet fjatte, im Conpent 6cr Seroitenpatres bei 5t. 2lnmmjiata in $o £en J
geftorben.
W(JMeboten am !<>• ^8^3 oblag er feinen Stubien an Öen römifdjen Senti»
narien unb Unioerfitäten mit Kusjeichnung, unb mürbe pon Papft
^(ßregor XVI. (f837) jum geheimen Kämmerer, pon Pius IX. (f8^6)
jum päpftlidjen fjausprälaten ernannt.
Sein (Eifer, bie umfaffenben Kenntnijfe, eine auferorbentlidje (Energie unb
feltene Krbeitsluft öffneten itjm bie IVege in bie perfdjiebenen (Kongregationen,
Kcabemien unb Kmter bei ber römifäjen Curie unb im päpftlidfen Rom.
2IIs Secretär ber Congregation fflr bie Ijeil. Riten mirfte er piele 3al?re
feljr erfprieflid} unb förberte bie 3ntentionen bes tjocfjfel. Papftes Pius IX. für
bie (Einheit im liturgifdjen (ßefange mäljrenb bes römifdjen Concils (f869—70)
unb nadj bemfelben mit jener Ctjatfraft unb unbeugfamen XDiUensftärfe, bie ihn
aud} bie niebrigften Angriffe unb fyeftigften Verfolgungen nidjt freuen lief, ba
er ftdj in Übereinftimmung mit ben römifdjen Crabitionen unb bem KHlIen bes
Papftes mufte.
3m Conftftorium oom \5. ZTCai f875 erhielt Bartolim ben Carbinalspurpur
für bie Biaconaltitelfird)e S. Nicola in Carcere, ben er halb als Carbinalpriefter
mit ber unter öfterreidjifdjem Schüfe fteljenben Kird/e S. Marco pertaufcfjte.
Bad? ber Cfjronbefleigung Ceo’s XHL mürbe ber früher als Secretär ber
S. R. C. bemäljrte Carbinal jum Präfecten biefer (nichtigen Congregation er>
nannt, unb förberte mit neuem (Eifer, unb unterftüft pon Sr. fjeiligfeit, bas
IVerf ber auttjentifdjen römifdjen Cljoralbfidjer, beten Vollenbung er in biefem
3<»h te noch erlebte, nadjbem bas Pontificale Romanum bie päpftUdje Kpprobation
erhalten Ijat.
Km 2 \. Bejember f885 feierte ber Carbinal bas 50jäljr. Priefterjubiläum,
in ber Kirche S. Marco, bei meldjer (ßelegen^eit nach bem ^odjamte ber K. K.
Botfdjafter (ßraf Paar feine (Eemädjer im Palazzo di Venezia jur Verfügung
fteüte. (Eine grofe Knjafyl pon ^reunben, Clienten unb Verehrern Sr. (Eminenj
ipo^nte ber frönen jeier bei, unb bie (Efyrengefdjenfe, roeldje aus allen C^eilen
ber fatholifdjen Welt bargebradjt unb ausgeftellt morben maten, bübeten ein
berebtes ^eugnif banfbater Verehrung gegen ben fyoljen Kir^enffirften.
Bie Sommermonate pflegte Carb. Bartolini auf ben freunblicfyen flöhen pon
Perugia jujubringen, mo er im Conpente ber Benebictiner — er mar Protector
ber Congregation pon Blonte Caffino, ber Bominifaner u. f. m. — permeilte.
Ruch in biefem Sommer i?atte er bie nötige Ruhe in Perugia gefügt unb
gefunben; ein Banquet ber ©aribalbiner jebodj, bas im ehemaligen Benebictiner=
Klofter S. Pietro in feiner nädjften Häh c peranftaltet morben mar, pertrieb ihn
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aüs bem trauten Zufluchtsorte, unb peranlaßte ihn, nach Fl ° ren 5 3 U überftebeln.
Porhet beauftragte er 6 en promotor fidei jur Unterfudjung ber £eiber jener
fieben Blänner, »eiche im r<3m. Breoiet am ^ebr. als „VII fundatores ser-
yorum B. M. V.“ unb (Brünber bcs Seroitenorbens bejeichnet »erben, ba beten
fjeiligfprechung eingeleitet »orben »ar. £>b»ohl färperlid} leibenb, »otlte 5e.
Zminen} perfönüch ben uorgefchtiebenen Zeremonien unb Unterfucffungen bei»
»ohiten, unb ließ ftch auf ben h°h cn unb fteilen BTonte Senario fahren, »0 im
13. 3 ahrhunbert bie fteben eblen Florentiner ben <5runb jum Seruitenorben gelegt
hatten. Ceiber fonnte Zarbinal Bartolini bie Strapajen biefer Seife nicht mehr
ertragen, erfranfte heftig / un b »urbe rafch in bas Serpitenflofter $u Florens
jurflefgebracht. Ber heil- Batet fenbete feinen Ceibarjt, alle Büttel »urben auf»
ge»enbet, um ben nahen Zob ab}uhalten. Perfehen mit ben hl. Sterbfaframenten,
geträftet burch ben Segen bes heil- Baters, umgeben pom Zrjbifchof Zecconi in
Florenj unb ben Serpitenpatres bortfelbft, t^auctjte er feine eble Seele am Bor»
abenb bes Feftes DOm hl* F ran 5 pon ^Jffifi aus, in beffen Bähe er fo gerne per»
»eilt, unb ben er fo feljr geliebt unb perehrt hatte.
IBer gleich bem Schreiber biefer feilen bas (Blücf unb bie Zh re hatte, öfter
mit Sr. Zminenj perfbnlich }u petfehren, fonnte nur mit Dichtung unb £iebe }u
einem BTanne emporblicfen, ber ein langes £eben in finblich heiterem Sinne,
poll Begeiferung unb (Eifer für bie £iturgie ber römifdjen Kirche unb bie Zierbe
bes (ßotteshaufes }ugebradjt hat, unb troß feiner h°h cn r einflußreichen Stellung
fo »enig erübrigte, baß er beinahe arm geftorben ift. Sein IDohlthätigfeitsfinn
fannte feine (Bremen, feine Bemuth unb £iebens»ürbigfeit aber ging fo »eit,
baß er bie Briefe auch ber ge»5hnüchften Perfonen ferner £änber mit ängftücher
Sufmerffamfeit eigenhänbig beantwortete.
Zhre feinem Knbenfen, Ftiebe feiner Sfdje, Segen feinem IDitfen, Banf
feinen Bemühungen um bie heil. Bluftf als Präfect ber Siteneongregation unb
Protector ber pom h<il. Stuhle approbirten Zäcilienpereine, unter benen er ben
„allgemeinen beutfehen Zäcilienperein" befonbers aus$ei<hnete unb ho^f^äßte.
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Vorwort
Slnfchlufj an baS Sorwort gum S^rgang 1887 be 8 frircbentnufifalifcben
<$33 Jahrbuches muff bie SRebaction toorerft SRechenfchaft übet bic Erfolge ber bafelbfl
(^y) angeregten Sebenfen unb oorgebraebten Sitten abtegen.
SBaS bie materielle ©eite unfereS befebeibenen jährlichen Unternehmens
gum Seften ber (Hefigen Äir<henmufüf<hulc anlangt, fo finb 1 .) wegen ber Keinen f|ßreis=
erböbung nur wenige Slbonnenten auSgeblieben, 2.) bie Sitte um Unterftüfcung für bie
neue Drget, we(<be ficb trefflich bewährt bat unb oon ©teinmeper & Eomp. in Öttingen
gut oollften 3 u friebenbeit um geringen SteiS geliefert worben ifi, bat bei einigen
früheren ©leben ber St. M. ©<h- unb ein paar alten ©önnern geneigtes ©ebör gefunben.
(Die ©aben betrugen 62 Ml. 80 Sfv wofür i<b ben freunblichen SBobltbätem öffentlich
„SergeltS ©ott" fage, nachbem fte 9t ennung ihrer 9tamen nicht gewünfeht haben. !Ra<h=
trägliche „SiebeSopfer" werben mit freubigem (Dante angenommen unb regiftrirt. 3.) (Die
Einnahme für „Harmonium" ift laut 9te<henf<baftSauSWeiS auf ©. 112 biefeS Jabrg.
wieber geftiegen; wir bitten um fernere Empfehlung unb Abnahme.
4. ) 25ie berehrlichen Mitarbeiter — möchten wir jebeS Saht neuen tarnen unb
interejfanten Seiträgen begegnen — haben bie 3lrtilel ber fRebaction ohne §onoraran=
fprüdje überlaffen, ©o bat man in alter 3«tt Äircben gebaut; mögen bie Saufteine,
welche gur Ehre bes Sltlerböcbften unb gur Selebrung ber Eifrigen in 3nlunft betbei=
gebracht werben, ebenfo billig fein!
5. ) (Die auf ©. 66 beS St. M. Jabrb. 1887 erlaffene Einlabung gu einer ©ubfeription
für eine äluswapl ber Drgelwerfe bon ©irotamo greScobalbi bat nur etwa 30 (Dbeik
nebtner gefunben; barunter freilich tarnen bon beftem unb ebelftem Ätange, wie
g. S. Eb. 2 >annreutber in Sonbon, be Sange in Slmfterbam, 31. 2B. ©ottfchalg in
SBcimar, gr. ^ilgcnbag in Sraunfchweig, E. $. Slrmbruft in Hamburg, 9iob. Eitner
in (Demplin, 3lb. ©efmer in ©trafjburg, Dr. DScar £afe in Seipjig, 2Bi(b- (Eappert 1 )
in Serlin unb äbnl. Slnbere.
SBenn aber bie ©ammtung in bie fern Saht« nicht gu ©tanbe fommen fonnte,
fo hoff« i<h, baff 100 geftochene Buerquartfeiten a 10 Sf-/ alfo 10 Ml. für baS ©ange,
„auf bem SBeibnachtStifche 1888" gefunben werben lönnen, auch toenn bie 300 erwar=
teten Slbonnenten nicht fogieich präfent finb. S<h toage eS für greScobalbi; er muh
gewinnen, ohne bah ich verliere.
■) ®em Sefcteren oerbanlt ber Unterjeicfjnete eine frifch unb marm getriebene Sefpredpmg bes
S.sSK.«3. im SJufilal. äBodjenBIatt oon G. 2Ö. gri|fd) in Seipjig (Sir. 40, 1887), in melier eS unter
änberem Deifct: „Son if)tn (Jroberger, bem Sdjüier greScobatbiä) batirt bie beutfdje Schule unb
Sichtung, als beren ©ipfel ©eb. »ach 9“ betrachten ift. »ebarf eS benn noch eines Mehreren, um
bem Unternehmen §., eine auSerlefene Sammlung greScobatbi’fcher Sompofttionen ju »eranftalten,
bie tonrmften Sympathien, baS lebhaftefte 3ntereffe unb bie werlthätigfte Unterftiifcung jujuioenben?"
Sann bittet er bie Seb. beS Sluf. SOochenbl. Slbonnenten anjuneljmen; biefelbe fagte „felbftoerftänblich"
ju, — unb mir ertoarten mit Spannung baS Siefultat, „roic uiele Slnbere aus bem Äeferlreife" folgen
roerben. 3m Postscr. fefjt 2B. Sappert bei: „»itte fehr, ben Samen greScobalbi ja nicht ju oergeffen!"
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VII
2Ba$ ben 2fnfjalt beS bieSjäfyrigen „13. ^a^rgange« wom ©äc. Jtal." anlangt, fo
glaube idj, bafe &. £appert’S Urtbeil (loc. cit ©. 475) für tyn toiebet ©eltung höben
Wirb: „©in ÄteiS unterridjteter ,unb unabläffig forfd&enber 3Witarbeiter unterflüfcen ben
Herausgeber... 2)aS Jahrbuch foH in erfter Sinie ben Qntereffen ber latyol. Ä. 3)1.
bienen; biefer 3we<f f«bliebt bie größte 3Wannigfaltig!eit ber fragen unb Renten nid>t
aus, fonbem ein. 2)ie Äircbe tyat fi$ bureb ihre lieberolle unb förbembe pflege um
bie SEonfunft fo grofee Serbienfte erworben, bafj bie ©efdjidüe ber fatfiol. Ä. 3)1. für
jeben 3fluftfl?iftort!et unumgänglich notljtoenbig ift. 3Wag ber urfprüngliche ©lamm jt<h
au<b nod) fo fefir toerjroeigt unb nach allen 3ti<f)tungen enttoicfelt haben, mag heutzutage
bie Dper mit allem ßubehör au<h größeren ©influfi auSüben als Drgelfpiel unb
©Ijoralgefang — ber rothe 3?aben, bet alle flingenben ©rftheinungen rerbinbet, leitet
uns immer mieber aus bem ©eräufdj, ber SEBelt in bie ©infamleit ber Älöfter, in bie
»ethetoollen 9täume ber Äirdhen."
£. Ißrior P. Utto Äommütter h fl t auf meine Sitte hin bie ©erie ber ho<hwich=
tigen Irtilel über „bie alten 30?ufiftheoretifer" unterbrochen, unb auf ©runb einer burch
natifanif<he unb 3Wündhnerhanbf<hriften mefentltcf) oerbejferten Sefeart ben in ©erbert’S
Scriptores juerji gebrueften SEractat beS Johannes ©ottoniuS, baS erjie methobifdhe
Sehrbudh beS gregorianifchen ©botals, ben Sater aller fpäteren „magistri chorales“, 1 )
tn’S $eutf<he überfefet.
*) Xie Stebaftion mujj fykv öffentlich eine Sonje gegen ben Äritifer ber 8. Stuft, beg magister
ohoralis im „Siteraturblatt für ©rjieher, Str. 11, 1887, Serlag non 8. 2luer in Xonauwörth"
brechen, barnit berfelbe nicht norjeitig jur Stnfuht !omme: „3Kan antwortet mir nicht, aber oieEeicht
hört man mich!“ — Xerfelbe forbert ben mag. oh. in fehr animofer SBeifc auf: „eg hoch einmal über
fleh ju gewinnen, felbft mit gutem S3eifpiet (in Sejug auf ©inheitlichteit) nor^ugehen 1" 2113 Seweig
für bag „fdjlechte Seifpiel“ werben aug früheren 2luflagen bie nerfchiebenen Sefearten über ©lipon
beim §pmnengefang unb bei „humiliate capita vestra Deo“ angeführt, unb wirb bie grage gefteEt:
„2Bag ift richtig??“ Xie 2lntwort ift fehr leicht. Süchtig (nach ben ^rinjipien beg mag. chor., ber in
ber 7. unb 8. 2lup. ben Xitel „sum Serftänbnifj unb Vortrag beg authent. röm. ©h^algefangeg" führt)
ip, wag bie neuepen tpp. 2luggaben enthalten; biefe Sefearten Pnb in ber 8. 2luff. mitge^
theilt, alfo pimrnen fte nicht mit ber 8. unb ö. ober anberen 2tuffagen überein. Söenn bie ßommiffion
mieber „nörgelt“, wie ber fdjarfe ßritifer meint, fo wirb eine 9. Suff. „mitnörgeln“, ähnlich wie
©orrelturen ber S. R. C. in Srerner unb SJHffal bei jebet neuen Sluffage pünftlich unb genau, eoentuell
burch Sartong auggeführt werben, ohne baff eg Stäubern eingefallen ip, biefeg Vorgehen ber oberften
firchl. Sehörbe unb ben felbftoerpänblichen ©ehorfam ber Xppogrctphen ju „benörgeln“. 9hm ift man
aber, (Gott fei Xanf, nach 17j[ö^r. Arbeit baju gelontmen, in ©chreibweife, SÄelobie ü. f. w. feften Soben
ju gewinnen, unb bie „unerquicfliche Serfchiebenheit“ rabical ju befeitigen; barum lann pch in Sulunp
„jeber Sllumnug an jeben Sucffftaben unb jebe Stote“ ber tppifhen 2luggaben unb ber 8. Stoff. beg mag.
chor. „hängen.“ Sei biefer (Gelegenheit bitte ich einen wirtlichen gehler ju corrigiren, ben ber Krittler
beg Siteraturbl. nicht gefimben hat, bap nämlich (ftehe ©. 39, 2lnm., unb ogl. ©. 204, oorlefcte Sioten^
Seile) im §pmnug A solis bag us oon paotus mit est auf einer Stote ju pngen fei, — eg mug auf
bie Siote oon paßt gefungen werben! Uebrigeng hot eg bisher §um guten Xon gehört, bie neuepe
2luflage eineg Sucheg für ftch ju betrachten, unb auf frühere Slufagen nur ^um 3toccfe hin8 ut ®eifen, um
Serbefferungen ju conpatiren; benn berjenige 2lutor mü^te ein fonberbarer Äauj fein, welcher einen erfann*
ten Srrthum nicht oerbeffert, um nicht etwa ben Sorwurf „ber onfequetts^ erbulben ju rnüffen.
©in jweiter Xabel beg Äritilerg befchäpigt pch mit ben Siegeln über bie ^falmobie, befer
gefagi, mit ber Xhatfache, bag ber mag. chor. nicht bie SJlohr’fchen ^ßrinjipien abopürt, fonbem anbere,
einfachere, auf ©runb beg Evovae aufgefteüt hat. darauf ift ju erwibern: 1) Xurch bie Slnftreng*
ungen beg §. §m. 3of. SJlohr ift bie grage über bie ©ilbenoertheilung eine offene unb peie geworben.
Xer mag. ohor. hätte bie SJiohr’fchen ©runbfäfce ebenfo eifrig angenommen, wenn ffe bie Slpprobaüon
ber S. R. C. erhalten hätten, wie er bie übrigen Sefearten ber offij. 2luggaben ooE unb gemj acceptirt
Xer Äritüer hatte alfo ju unterfuchen, ob bie ©runbfähe beg mag. chor. fchtedper pnb, alg bie SEohr^
fchen; er hätte auch bie ähnlichen Serfuche feineg bepheibenen unb tüchtigen Sorgängerg, beg $.
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2>l« 0$. amecföieniidte 'Arbeit bca 4 ?- $ref. Dr, 3d}em witfb bcn eifrigen ^ot-
wfl«tttew baS $erftänbm& bet $falm«rt für bl« ^Awe^efte'erfd&Uegen ; idi glaüfre bie
tfycolog. Scfer auf beffen ncuefte Schrift: „(finMümg m bie tanonifdjen ijildjer t>tä
alte« Hcfiamentei?, 9iegenä6urg, Alfr. ßoppeuraif)" aufmerffam ma$cn p bürten.
3Mc Beiträge bes P; jSfewi finb fd^pn im Porigen ^glftc, kfonberS opn proiefiaut.
^Canuologm, febr rtiktfcnnenb bciirtbcilt ft>oybeit; bie 9fcb. (jö^t auf $eirtfe$ung atidt
für 1880. ®iit I;ö(f)ft intcceifameS Xcnbilb über Wosarfä B<lnr 3Rcffc »int Dr. #r. 2Ditt
tonnte irr goige eines ungliicElicfjen Zufalles leibet für tiefen Jahrgang iti^t
fmben, e» wirb ein wertfwoÜet Beitrag für’S tiäs$fie ijabr fein.
3)et zweite Xbeif ift bnrd> bie tnimrttöfc trtib eminent objeettöc iltitif b ©8 ,§etru
^rof. 21. SÖattcr übet Dr. ©&tf0iäütl'$ eigent!)ümU4>en ,,Spaziergang" pmiitfc «ui?
fangrei 4 » gctocröeit, Xitrd? ben Straftet bcS befprodienen SJudteS toar ber belefcne
mtb gtünblicfic Äritifer genötigt, bic beterogenften ®inge p berübreit, unb „beni ©emä^rfc--
matin bfb bauet-. (SuLiueimiuftcriumS'' -m$r üäufmcrffmttfeit 5 « fdjenfen, als bcjmi ron-
fujc Klauberei eigcntlidb berbieut bßtie. ; X>a&. aber bei biefet ©eiegenljeit mdjt nur bie
©bre bed aligcm. beutfäten <Saciliem)ctcind gerettet würbe, foitbem and) eine 1 $ienge
neuer ©efidjlSpunfte gegeben uiib eine fyülle fdjiefet fütfdbauitttgen unb traffer i^ntbüiner
cottigiri worben ftüb, wirb ber beflc Slofyt für .feen Autor ber mübcrwUen Ärifif fnit-
An äffatertai jum Arbeiten wirb .fc« nie fehlen *, tn&geu nur Mt immer frifdj
unb sntttWer barauge^en, bic e£ mit uns halfen :
Hcgcneburg, 30 . Düob« 1887
§i*3 ’3ti ,$aß<n:£
vmb mcict: kftntbete jrramHfif^er ItrJ&cH?« unb $ubCn‘ationeu takln ober uergtejrfycn
mftifen. Qn bi eh m nIte m 11 ber mag, nhor. vHrifi meb i StiUoritaibenivf prudjen,
’a-tÄ f efnt i&& tfnt>e n> I)afcen. Der rit- 'glaubt burdj £tftan t)örc! M bic Sieget über bte
^4ertbciCtmii ber iKebcuflifom (rnfo auf beu ufUbftcu, bötb auf beü imiiergeOenbeu 2-otv baburdj in’ö
kanten ja bringen, büfj et auf ben ^räfationSgefang unb auf cü;nt, Beifpiere im ^borcle »etmeiav rnc-
pte 3tebejtfi|fie mtep beim 3memaU ber 6ecunbe :auf bie fotgeube ''Hot« trifft, it pal febß# iiberfepen,
baft bit bou iptn mtäcfübrten ^eifbiefe bem mbbnUerten (Sl/orutfefange angelten, fuafireiib bte
uommag. ohor. ate Belfprele bem remitierenben (F {jevalgefang entnommen
finb,, $u bem betau nt Hd‘) aurfi bii* ^falmobtc geve«t»net mirb (fiebe mag. ohnr. S l^i).
Jd) bendueu* nffö, bem „1. mm *2. f?) Dom^avelimctfter '& erftareu *w miiffr« r
bafe er mit nörfmumt mit jener ^ibentitn^# von bet« SRartiot im Lib. I r ^ ifntgramm fd)reibt:
„Quem racit»s mens est, d Fidontine T l}b»IiuK:
Sad malo cum recita*, inbfplt; cs^* tun«.“
REPERTORIUM MUSICAE SAGRAE
EX AUCTORIBUS SAECULI XVI. ET XVII.
COLLECTUM ET REDACTUM
A
fAAlt«. 14T.
IISSA Ptlli: ..SEIT] TOSI“
QÜINQUE VOCUM
AUCTORE
JOANNE CRUCE.
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V orfoemerkung.
Die erste der drei fünfstimmigen Messen von Giov. Croce erscheint hiemit
in zweiter Auflage. Gegenüber der ersten vergriffenen Edition, welche im Jahre
1878 in autographirter Partitur mit alten Schlüsseln und transponirten Stimmen
hergestellt worden war, unterscheidet sich die gegenwärtige durch Anbequemung
der Schreibweise in modernen Noten, Schlüsseln, Absatz- und Athemzeichen
und Reducirung des grossen Alla Breve- in den Viervierteltakt.
Die Stärkegrade und die Bewegung (tempo) bei den einzelnen Theilen der
kurzen, leichtfasslichen und wirksamen Messkomposition des fruchtbaren venetia-
nischen Meisters, aus der Zeit der Nachblüthe des klassischen Kirchenstyles im
16. Jahrhundert, hängen so innig mit einer guten Declamation des lateinischen
Textes zusammen, dass eine nähere Angabe derselben den Dirigenten und Sän¬
gern eher unbequem als zweckdienlich werden müsste; — wer ein Gedicht oder
eine Rede zu recitiren hat, findet den passenden Declainationsgrad nach Mass-
gabe seiner Kräfte und Talente auch ohne Vortragszeichen im Texte, besonders
wenn er in Geist und Form durch wiederholte Uebung und ernste Versuche
eingedrungen ist.
Eine biographische Skizze mit Angabe der Tonwerke des Giov. Croce ist
dem ersten Theile des Kirchenmusikalischen Jahrbuches für 1888 einverleibt, zu
dem diese Messe eine auch einzeln käufliche Beilage bildet.
Die auf Platten gestochenen Einzelstimmen sind aus der vorliegenden Par¬
titur hergestellt, und können in beliebiger Anzahl vom Verleger bezogen werden.
Regensburg, 19. Oktober 1887.
Fr. X. Haberl.
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Gloria in exeelsis Deo.
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Digitizes by Go
• »Original from
RSfTY OF MICHfGA
I. Jlß^andfungen unö.Jluffäge
f er tektai taa iotftntnes ®ottmtiu0 über Pufth.
f erbert ßat in fehle Sammlung mittel»
alterlicßer ÜJlußftßeoretifer im n.
23anb, Seite 230—265, auch einen
Sraftat Don einem gemiffen 3oan*
ne8 ©ottonin» aufgenommen, toel»
eher bie gange bamalige Sbluftflehre
in Harer faßlicher SarfteHung gibt mit $in*
weglaffung alle» gelehrten SJeiwerfe». 2lu»
btefern ©runbe erfeßien es gwedfmfißig, ben*
felben hier in beutfeßer Ueberfegung naeß
SSergleicßung mit anbern ÜDlanuffripten, mor»
nach rnaneße Unricßtigleiten ber ©erberfßßen
©bition toerbeffert toerben fonnten, gu geben.
Siefe 3JIanuftripte flnb a) ein ©obej au»
bem ©ißergienferfloßet 3Hber»ba<ß in 9lie=
berbatjern, jegt in ber f. §of= unb Staat»*
bibliotßef gu aflfineßen (C. 1. 2599); b) ein
©ober ans ber 23atifanifdßen SBibltotßef in
9tom (Bibi. Reg. 1196.), welche beibe ,fo
giemlicß übereinftimmen.
Über bie fßerfon biefe» 3oanne», beigenannt
©ottoniu», lieg ft cg bi» fegt nicht» Sidjere»
ermitteln. 2Bie@erbert in ber SSorrebe angibt,
lautet in ben Codd. Don St. Stoßen, SEBien,
(ebenfo in b. Codd.D. 2Uber»öacß u. Vatican.)
bieüberfeßrift einfach: Joannis musica, wfiß»
renb bie Codd. Don $ari», Seipgig unb Sttnt*
toerpen gu 3oanne» nodh ©otton ober ©otto»
niu» beifegen. Ser ittnonpmu» Don 2J?ölf
Dergeidßnet „einen SRuftfer Soßanne», Don 9la*
tion ©nglfinber, einen 3Jlann Don feßr großem
Salente, meldher ein Dorgfigliche» SBerf über
SDhtßf feßrieb." 2tu» einer 9lotig, welche fleh
bei Srtthemiu» de script. eccl. c. 391 ftn*
bet nnb betagt, baß fßoSwitßa gleidßgeitig
lebte mit „Joannes Anglicns, qui doctrina
sna papatum meruit,“ nahm man Seran»
Iaffung, ben 3oßanne» ©otton gu einem Sßapß
gu fiempeln, umfomeßr, ba er ßdj felbß
(»aftert, St Vt 3a$rfu$ 1688.
servus servomm — ein bei ben ißäpften
gewöhnlicher Xitel — nennt. Obwohl biefe
Einnahme bie unwahrfcheinliihfte unb gngteieß
unmöglich ift, ba bie 9lonne unb Dichterin
StoSWitha bem 10., ber Xraftat 3ohanni»
aber bem 12.3ahrh. angehört, fo wirb boeß
im ßeipgiger Katalog Soßanne» al» fßapft
aufgefüßrt.
SEBeiter bemerft ©erbert, baß 1047 im
fllofter St. EDlatßia» bei Srier bem Slbte
ßambertn» in feinem Slmte ein 3ohanne»
nachfolgte, Don welchem Srüßemiu» rüßmt:
„in omni genere scientiarum doctissi-
mns, sed in musica praecipua eruditi-
one singularis, qui ad honorem omnipot.
Dei et sanctorum ejus multos cantus et
prosas composuit ac regulari melodia
dulciter omavit“. Sodß gefeßießt feine @r«
wüßnung baDon, baß er auch einen muftfa*
lifdßen Sraftat gefeßrieben habe. 2; aß bieß
unfer Soßanne» nidßt fein fann, geßt abge»
feßen Don ber Derfrüßten 3eit auch barau»
ßeroor, baß er iu feinem Sraftat auSbrücf»
ließ fagt, e» fei nun nidßt meßr nötßig, neue
firtßlidße ®effinge gu fomponiren.
©inen beffern Sluffdßluß über feine Sßer*
fon unb über bie 3eit feine» ßeben» fönnte
bie SBibmung feine» SBerfe» ermöglichen.
Siefelbe ift an einen antistes Fulgentius
gerichtet, welchem Don einigen SDtanuffrtpten
noch ber fBeifag episcopus, Söifcßof, ober
episcopus Anglorum gegeben iß. 216er ein
Sifdfjof gutgentiu» iß um biefe Seit nirgenbS
gu ßnben. Sie Series Episcoporum Don
P. fßiu» ©am». Welche möglidßß DoOftfinbig
iß, lennt Dom 10.—13. 3aßrßbt. Weber in
©nglanb noch in Seutfcßlanb, Spanien, 3ta*
lien, tjranfreicß einen Söifcßof mit bem 91a»
men ffulgentiu», fo baß bie unferm Slutor
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2
Der (Iraktat kt« Sobannt« Cattaaia« aber iHaüb.
Don einigen Codd. gugefepriebene ©igenfdpaft
episcopus, tote auch Anglornm hinfällig
wirb. Wan muß ft<h alfo mit bem Sßräbifat
Antistes, Borfteper, begnügen. S5a antistes
ebenfo gut einen Stbt bebeuten fann, fo !ann
man mit größerer SBaprfcfietnlichfett über bie
Berfönltehfeit btefeS f ulgentiuS fiep auSfpre»
epen. Qt. §aberl entbecfte in Sßerfe, Mon.
Germ. 9b. IX. einen 8lbt f ulgentiuB, melier
©nbe beS 11. unb Anfänge beS 12.3aprhbt8,
alfo gerabe gn ber 3ett lebte, in meldje ber
Straftat beS 3opanne8 gu fefcen ift. tiefer
Slbt mar borper Wöndj im Söenebiftinerftofter
S. Algerici gu Berbun; 1083 mürben bie
bortigen Wöndje burdj ben esfornrnnnigierten
35ifcf)of hart bebrängt unb Dertrieben; ful»
gentiuS fam in ba8 eben erft gegrünbete
Sttofter Bffltgpem in Brabant (bei SBrüffel)
unb mürbe nach circa 6 3aprert 1088 gum
erften 2tbte erroäplt. ©r betätigte feinen
tarnen in glangöoUer Seife; benn unter ipm
erhob ft dp baS fliofter fo fepr, baß e8 bei
feinem Stbleben 1122 mit ben ihm gugepören»
ben iflöftern Saacp, Bornheim unb SBamera
über 230 Wöndpe unb Tonnen gählte unb
Don allen ftlöftern im meiten Umfreife ba8
pödjfle Stnfehen genoß. 8118 fein Nachfolger
franfo einmal nach ©nglanb reiste, mürbe
er fogar Don Sfönfg Heinrich unb Dielen Bor»
nehmen be8 NeicpeB mit großen SluSgefcp«
nungen empfangen unb geehrt.')
©8 ift alfo fepr möglich, baß SopanneS
Wöncp unb ©ingmetfter im fttofter Slfflighem
mar unb fein 8lbt f utgentiuS ihm ben 8luf»
trag gab (mie er in ber Sibmung fagt),
einen muftfalifcpen Xxattat für feine machfenbe
ftlofter=®emetnbe gu f ehr eiben; als Wöncp
fonnte SopanneS ftch mohl allein als „©opn
unb Wiener" begeichnen. Brabant mar auch
gerabe fo günfiig gelegen, baß ihm bie WufH»
guflänbe ©nglanbS, ©eutfdjlanbB unb f ranf»
reichS (ogl. 1. Sfap.) gleichmäßig, bie Don 3ta»
(ien jeboch meniger befannt fein fonnten. Bel»
gien mar auch um biefe 3eit, mie noch ein paar
Saprpunberte nachher (2>ufap, Dfeghem) ein
§auptfih ber Wufifpflege, unb ber Straftat
beS Johannes genoß großes Stnfehen. $ie«
ronpmuS Don Währen, melcher um 1236 in
Baris meilte,*) beruft fiep neben ®uibo unb
BoetiuS oft auf ihn unb führt gange Stel»
len aus ihm an.
') Msbill. Annal. 8. 0. B. tom. V. VI.
*) Conssemaker, Script, med. aevi. tom. I.
SaS ben Namen ©ottoniuS anbelangt,
megen beffen (unb auch mohl rnegen beS Der»
meinttichen BtfcpofS fulgentiuS) man ihn
einen gepornen ©nglänber fein läßt, fo fann
barüber nichts feftgejiellt merben. 2)er Name
„©otton" ift ein in ©nglanb gebräuchlicher
Familienname, unb megen ber Nähe ©ng»
lanbS märe eS nicht unmöglich gemefen, baß
auch ©nglänber fiep in ba8 berühmte ftlofter
Slffftgpem') begeben haben.
Wit größter Saprfcpeinlichfeit alfo fann
man annehmen, baß ber Berfaffer biefeB
SCraftateS als Wondp im belgifcpen Benebif»
tinerSofter Slfflighem unter bem Slbte f ul»
gentiuS, melcher Don 1088—1122 regierte,
gelebt hat.
2>en Btolog biefeS SEraftateS bilbet bie
SBibmung an fulgentiuS, „feinen $errn unb
Bater". ®effen Dielfältigeit Slufforberungen
enblich naepgebenb, habe er auS ben ©dprif»
ten bemährter Seprer, mie BoetiuS, ®uibo,
Berno, Dbo, Notfer baS Befte auSgegogen
unb mit feinen ©rfaprungen gemifcht gu
einem Buche ausgearbeitet. f ulgentiuS wolle
baS Seit prüfen, baS fehlerhafte oerbeffent
unb ihn gegen ©cpmäpung mit feinem Sin»
fehen bedien.
SDarait reiht fleh bie 3npaltSangabe alter
Äapitet.
I. Sie fiep ©iner jur ©rlernung ber Wufif an»
fdpiefen muß.
IL Selcpen Nußen bie Äenntniß ber Wuftf ge»
mäßre unb roaS für ein Unterfcpieb gmifepen
einem Wüftfer unb einem bloßen Sänger fei.
III. Soper ber Name Wufif ftamme, unb oon
roem unb mie fte erfunben morben fei
IV. Sie oiele mufifalifepe Fnftnunente gibt eS?
V. Bon ber 3apl ber Bucpftabcn (als Noten»
geiepen) unb iprer Unterfcpeibuitg.
VI. Sie ba§ Wonocporb au«gumeffen fei.
VII. Soper ber Name beS WonocporbS fomnte
unb rooju e§ bienlicp fei.
VIH. 2lu§ roelcpen 3nteroatten eine Welobie fiep
gufammenfeße.
IX. Sie oerfepieben bie£öne finb; oon ber Oftao.
X. Bon ben Tonarten.
XI. Bon ben Sonoren unb ben ginaltönen.
XII. Bon bem regelmäßigen ©ange ber £on»
arten unb ipren Freiheiten.
') ©eit 1870 neu errieptet, nmrbe biefe« Älofter
1886 gu einer Slbtei erpoben. Ser gegenwärtige 3tbt
ift ein geborner Nieberbager P. ©ottparb Seigl au«
Nottenfiurg a. b. Saaber. iSBgl. ©tubienu. SHttpeilgn.
a. b. Benebilt.» u. ©ifterg.»Drben. 1887. S. 425.)
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9er traktat t» 3oi)ann« «ottcmt** 6b« 4(n|tk.
3
XTTT- ©rflärung ber griedjifcben Sottnamen.
XIV. 2Ba§ mit einem ©efänge gu tl)un fei, ber
einen unregelmäßigen fiauf nimmt.
XV. Sie Sßorbeit ber Unmiffenben oerbirbt man«
eben ©efang.
XVL Aicßt ollen gefaßt bie nämliche Welobie.
XVÜ. S3on ber Wacht ber Wuftf unb mer fie
guerft, in bie römiftße Äirdje eingefüßrt bat.
XVIÜ. SBorfcßriften für bie ©ompofition eines
©efangeS.
JiBßanbfmtg be$ ^o^annes
I. Ifapitet.
3uüörberft fchärfeit mir benen, Welche fleh
für baS ©tubium ber Wujlf befähigen Woßen,
ein, baß fte ft<h bie SSut^ftaben beS Wono»
djorbS nebft ben barüber getriebenen ©tl*
ben wohl einprägen unb baoon nicht ab«
(affen, bis fte biefelben auswenbig wiffen.
Socß wollen wir, weiteres über bie Suchfta«
ben gu fagen, auffchleben, um fpäter beque«
mer unb ausführlicher baoon gu hobeln;
jeßt reben wir Oon ben ©i(ben.
©echS ©ilben oerwenben wir für bie Wu=
fit; boch gebraucht man nicht überall bie näm*
liehen. Sie ©nglänber, bie fffranjofen unb bie
Seutfdjen benfißen bie ©ilben ut re mi fa
sol la; bie 3taliener aber haben anbere —
mer biefe fennen lernen will, (affe ft<h bie»
felben oon ihnen geigen. Sie ©ilben, welche
wir gebrauchen, finb, fagt man, ans bem
$hmnu8, welcher Ut qneant laxis anfängt,
genommen, WaS leicht erfichtlich ift: Ut
queant laxis — hier haben Wir nt; Beso-
nare fibris gibt re; Mira gestornm, flehe
baB mi; Famuli tuorum — fa; Solve
C lluti — sol; Labii reatum gibt enblich
, Wit Anwenbung biefer ©ilben lerne nun
ber Wuflffchüler einige ©efänge, bis er baS
aufwärts* unb AbwärtSfteigen ber Söne unb
bie mannigfachen Abwechslungen in bemfel*
ben fidj gum Haren Serftänbniß gebracht hat.
Auch gewöhne er fleh, bie ©efänge an ben
©fiebern ber linfen §anb gu oerfolgen, ba=
mit er fid) berfelben nachher Wie eines Wo*
nodjorbS bebienen fönne, um einen ©efang
auf feine fRidjtigfeit gn erproben ober gu Per«
beffern ober auch einen neuen gu machen.
Wenn er einige Seit in befagter Weife fleh
geübt unb aßeS feinem ©ebädjtntffe wohl
eingeprägt hat, ift er befähigt, fleh an’S ©tu*
bium ber Wuflf gn begeben.
n. Äapitel.
©8 ift gang billig, baß wir jeßt in ftürge
ungeben, welchen Außen bie ftemttniß ber
XIX. Welches bie befte Weife gu componiren fei.
XX. Wie mittelft ber Aofale ein ©efang gebil«
bet roerben fönne.
XXI. Welchen Außen bie oon ©uibo erfunbenen
£onjeid)en fchaffen.
xxn. ©in fdhledhter UfuS ift abjufebaffen; non ben
fiberflüffigen ffinalftaufeln einiger Tonarten.
XXÜI. Aon ber SDiaphonie.
©erbert führt noch oier weitere ftapitel
an, welche jebodj gum SonariuS gehören.
Dott bei: $utt(t ber ^RnfUi.
Wuflf berfchafft; benn je mehr einer biefen
Außen einfleht, befto eifriger wirb er fleh ber
©rlernung berfelben hingeben. Sie Wuflf ift
eine ber fieben freien fünfte unb gmar eine in
ber Aatur beS Wenfdjen liegenbe wie bie
anbern, weßmegen wir auch fehen, baß ©auf*
ler unb fßoffenreißer, Welche boch unftubiert
flnb, oft gang wohßautenbe ©efänge erfinben.
Aber wie bie ©rammatif, bie Sialeltit unb
bie übrigen fünfte üerworren blieben, wenn
fie nicht Kar bcgetdjnet unb (Idjer gefteßt wä*
ren, fo auch hier. Wan bemerfe auch, baß
biefe flunft (ber Wuflf) feineSwegS als bie
leßte ber flfinfte betrachtet werben barf, gu*
mal fie ben ftlerifern unumgänglich noth*
menbig ift unb 3ebem, ber ftd) mit ihr ab*
gibt, gum Aortheil unb Vergnügen gereicht.
Senn wer beftänbig feine Wühe baran wen«
bet unb ohne Unterbrechung beharrliches ©tu«
bium baranfeßt, ber wirb ft<h befähigen, über
einen ©efang gut gu urteilen, ob biefer ebel
ober gemein, richtig oberfalfch fei: erlernt
eS auch, einen oerfehlten ©efang gu Oer*
beffern unb einen neuen gu erfinben. ©ich
bie Wuflfmiffenfefjaft erwerben, moburch man
um Aicßter über ©efänge, gum SSerbefferer
alfcßer Welobien unb gum Srfinber neuer
©efänge wtrb, gereicht nicht gu geringem Sobe,
gewährt feinen geringen fBortheil, unb bie
barauf oerwenbete Wühe barf nicht gering
angefdjlagen werben.
$iebei muß man nicht außer Acht (affen,
baß gwtfdjen einem Wuflfer unb einem bloßen
©änger ein bebeutenber Unterfdjieb ftattfin«
bet; ber Wuftfer nämlich oerfährt immer
nach ben (Regeln ber Sfunft, ber gewöhnliche
©änger hält manchmal nur burch ©ewöljnung
(unb forwäßrenbeS Witflngen) ben regten
Weg ein. Wem fönnte ich einen fotzen
©änger beffer oergleichen, als einem SSetrun*
fenen, welcher gwar feine Sehaufung wieber
finbet, aber fleh nicht mehr erinnert, auf
welchem Wege er nad) §aufe gefommen ift?
l*
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4
Her Sraklai in 3il)aun« «otlonius Sire Jln(ib.
Pluch ber 2Jtühlftein berurfacht manchmal ein
befttmmteS ©eräufdj, aber er weife nichts ba«
bon, weit er eben etwa8 ßeblofeS ift. Sefe=
halb fagt ©uibo in feinem fDiicrotoguS gang
richtig:
Diufifer unb Sänger finb gar mopl su unter:
febeiben.
tiefer fingt nur, jener weife auch ber DJhiitf
SJegrünbung.
©leicb bem Xfeier bod) ift, wer tfeut unb ntdfjt
begreift fein Sfeun.
III. ftapttet.
Sie ättufif bat ihren tarnen, nach ber
SBefeauptung Einiger, bon Musa, einem 3n«
ftrnmente, welches feljr anftänbig unb lieb*
(ich Hingt. 2Bie wirb nun babon ber ÜJtam«
„2Wufif" hergeleitet? Sie 2Rufa ift ein 3n»
ftrument, welches alte mujifalifchen 3nftru=
mente fiberragt, inbem fie bie ©igenfd&aften
aller in fi<h fafet: fie wirb burch menfdjltchen
Stttjem geblafen Wie bie fjrtöte, mit ber $anb
gefpiett wie bie Sß^tala (®eige), burch einen
StaBbatg gefpeiBt wie bie Orgel; befehalb
Wirb fie bom ©riedjifcfeen Mesa, b. h- baB
fDtittlere, Musa geheifeen, Weit, wie in einem
©entrum bie SRabten, fo auch in ber Musa
berfchiebene 3nftrumente bereinigt finb.
Sie Sitten fagen auefe, bie 2J?ufif habe
ihren -Warnen bon ben fDtufen, Weit fie bie»
felben in biefer ftunft befonberS erfahren
glaubten unb bon ihnen bie ftunft beS ®e*
fangeS h«geteitet würbe, wefehatb and rov
fiovaw b. h- bom Suchen bie ÜJtufen ihren
tarnen haben fotten.
Stnbere (eiten ben Flamen bon modusica
b. h. SDtobutation her, wieber anbere hatten
ihn auS moysica entftanben, moys bebeute
baS SBaffer; anbere nahmen musica a(S
auS mundica gebitbet an b. h- bom ©efange
ber SEBett (mundus) b. i. beS tpimmets.
SBenn 3emanb eine beffere ©rHärung beS
SEBorteS weife, fo empfinben Wir befehalb fei»
nen 9?eib, ba ja, wie ber hl. tpautuB fagt,
jebem gugetheilt wirb, wie ber hl. ®eift will.
üJtofeB nennt ben Subat als ben ©rfinber
biefer ftunft, anbere hatten ben fiinuB auS
Sheben, anbere ben Stmphion, anbere ben
Orpheus für beten ©rfinber. Sodj bie ©rie*
<hen, non benen tporag rühmt, bafe fie weife
reben, belehren unS anberS; fie behaupten
nämlich, ein gewiffer Sßhitofoph bon Samium,
ißpthagoraS mit tarnen, fei ber ©rfinber bie»
fer ftunft; er war, wie fee fagen, ein ÜHann
an ÜBeiSheit auSgegeidjnet, im Sifputiren un«
befeegtich unb bon ungemeiner ©eifteSfchärfe.
$5chft fcharffennige Unterfuchungen haben ihn
gum ©rfinber gemalt. Senn a(S er einft«
malB auf einer Steife an einer Scfemiebe bor*
überging, hörte er (wie eS natürlich ift) ber«
fdfiebenen fttang ber $ammerfcfeläge. Stts
er einige 3«it guhordjte unb feine Stnfmert*
famfeit burch bie berfd^iebenen fttänge mehr
unb mehr in Stnfprnch genommen würbe, er«
fannte er bei feinem Scharffenn, bafe hierin
bie ©runbtage ber fDtufeffunft berborgen fei.
Stlfogteidj trat er in bie Schmiebe, wog forg«
fällig bie Hämmer, unb nach unb nach ent«
betfte er ben Unterfdjieb bon ben 7 Söncn
unb bon ben ©onfonangen. So erfanb biefer
weife SDiann als ber erfle in ©riedjenlanb
bie guoor ungeformte unb unbekannte SWufef,
fchrieb barüber unb lehrte fee. Sie ftunbe
babon würbe ben Lateinern burch SBoetiuS
unb anbere beS ©riedjtfchen tunbige SJtänner
nachgehenbS übermittelt.
IV. ftapitel.
üfean benterfe, bafe atte Söne burch gtoei
Snftrumente herborgebracht werben, burch ein
natürliches unb ein fünfiticfjeB. SaS natfir«
Iidje ift g weif ach: baS SEBelteninftrument unb
baS bem 5Dtenfd&en eigene. SaS SBetfenin«
ftrument ift nach ber Stngabe ber ffehifofoPhen
bie fchöne Drbnung bei ben betriebenen
^Bewegungen ber ^immetStßrper, welche man
inBgemein (Sphären«)$armonie nennt.
SIIS natürliches menfchlicheB 3nftrument
begeichne ich jene Höhlungen ber ftehte, welche
Wir arteriae 1 ) nennen; benn biefe finb burch
ihre Statur geeignet, Suft aufgunehmen unb
wieber abgugeben, woburch ber natürliche
Son ergeugt wirb.
©in fünftticheS 3nftrument aber ift baS«
jenige, welches nicht burch bie Statur, fon«
bern burch fünftlicfee Sepanbtnng gut Son«
ergeugung gubereitet ift.
Ser natürliche Son (ober fttang) ift ent«
Weber befeimmt ober unbeftimmt; beftimmt
ift berjenige, welchem ein gewiffeS 3«fammen*
feimmen mit anbern eigen ift,’) unbeftimmt
') Arteria, bie Suftrö^re. 3efct oerfteht man
unter Arterien bie ^uls -- ober ©chtagabern; bie
Stilen (SßtiniuS u. a.) erftärten biefetben für ©e»
fäfee, rodele nur wenig ©tut, aber befto mehr Suft
(Spiritus vitalis) enthielten. $aju rechneten fee
auch bie Suftröhre, welche bei ben Sterjten arteria
aspere hieß- (Dn Cange, Forcellini.)
*) „Qni aliqnas habet in se oonsonantiaa.*
Äonfonanj tann hier wohl nichts anberes bebeuten
als SBohltlang, welcher auf ber beftimmt abge«
meffenen $öh e ober Ziefe bes ÄtangeS beruht Stach
Ißnnte man biefen Sinn bamit »etbinben, bafe biefe
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U NiVERS ITY OFA1ICHIGAN--
Der Sraklat kt* 3*l)««at* (attvaiu* über 4tu|ik.
S
berjenige, an welchem (ein fotzet begrenzter
SHang mahrgenommen »erben (ann, tote beim
Sachen ober 3aud)gen ber Blenfchen, bem
(Sebeüe ber $unbe ober bem Brüllen ber
Sötoen. 3n gleicher BJeife (annft bu bei
fünfllidjett 3nftrumenten einen befiimmten unb
unbeftimmten £on annehmen. 3ene Sßfeifc,
beren {ich bie Bogelfteßer bebienen ober auch
jene» mit Bergament übergogene ©efäß (£rom=
ntel), womit bie Änaben gu fpielen pflegen,
geben einen unbeftimmten £on. Stber bei ber
#lrtenpfeife, bei flöten, ©pmbeln unb 0r«
ge(n (ann man gang gut unb genau bie Ber*
fdjiebenljeit oon gufammenftimmenben £önen
wahrnehmen. 2>en oon unS unbeftimmt ge«
nannten Xon benuht bie Bluftf nicht; nur
ber beftimmte, weither auch phthongus ge«
heilen wirb, hoi für bie BlufH ©eltung;
benn bie Btufll ifi eine geregelte Bewegung
ber Stimmen.
Stoch ift angufügen, bah bie Bielobie
in ber üJluftf fidj in brei ©efchtedjtern be«
wegen (ann, im enharmonifchen, chromatifdjen
unb biatouifihen; ber (irdjliche ©ebraudj Oer«
warf baS erfte wegen su großer Schwierig»
feit, baS jweite wegen gu großer SBeidjlich*
feit, nur ba8 Dritte behielt er bei. 1 ).
V. Äapitel.
Stach ©rllärung beS BorauSgeßenben wen»
ben wir uns gu ben Boten (Buchftaben, £öne)
be8 BtonocfjorbS unb oor allem gu ihrer 3ahl.
■SJie älteften Blufiler theilten bem Blonotßorbe
nicht mehr al8 15 Buchftaben gu, oon A
nämlich bi8 *; e8 war Weber r beigegeben,
noch p eingefügt, welches wir meidjeS ober
runbeS b nennen, ba8 oon einigen ©riechen
•aber synemmenon, b. h* „oerbunbeneS"*)
geheimen wirb. 2>ie Steueren aber, welche aßeS
feiner unb fdfjärfer in’S Sfuge faßten, ertann«
ten, baß bie bisherige Botengaljl gur Bus«
füßrung aller Btelobieen nicht hinretdje, in«
bem fith manchmal bet ©efängen be8 II. So«
ne8 ein Btangel ergebe; beßwegen fehlen fle
ai8 erften Son unten r an. ®a8 fleht man
leicht in ber Bniipßon: 0 rex gloriae, Do¬
mine virtntum; benn bei „Spiritnm veri-
abgegrenjten unb baburdj von anbern Kar unter*
fdjeibbaten Klänge, 2dne, }u ben (ehtem in ein
Äonfonanj* ober gnterDaBoerbältnifi gebracht wer*
ben tonnen.
‘) ©thon frühseitig bebiente man fidj faft au$*
fibliefititf) beb biatoniföen ©efiblecßteS, wie War*
tianud SapeBa bejeugt. Gerb. Script, I. 76.
’) Sgl. Kirchenmufital. 3ahrbuch 1886." SS. 7.
tatis,“ weither ftbfcßnitt mit A beginnt unb
bann abwärts gu fteigen hot, hüü< man (ei»
nen Son mehr, wenn nicht r angefügt wäre.
Sann gaben fle p rotundum bei, weil fich
bieß für ben ©efang nothwenbig erwies, unb
benannten e8 p molle wegen ber Bleichheit
unb BngenehmßeitbeS Klanges. So erfdjeinen
mit Beifügung biefer gwei Buchftaben fiebgeßn.
©uibo, ben wir nach BoeiiuS als ben bebeu»
tenbften Blufiler anerfennen, feßt in feinem
muftfalifchen Srattate 21 Xäne, bamit ja
beim ©efange fein Blangel ftd) ergebe.
Begüglidh beS UnterfdjiebeS biefer Buch*
fiaben (als Songeichen) bemerfe ber Sefer,
baß alle Buchftaben beS BlonotßorbS ungleich
ftnb g. B. r unterfdjeibet fich in ber ©eftalt
oon G, fo auch A üom (leinen a, B Oon p,
C Oon c, D üon d, E üon e, F oon f, G
Oon g; unb wieberum baS (leine a Oom bop»
pelten ®, üon jj, c üon ®, d üon
Sie ftnb auch oerfdjieben nach ben Sinien
unb 3»ifdjenräumen: r fleßt auf ber Sinie,
G aber im 3®if<henraume, A im 3wifd)en*
raume, baS (leine a aber auf ber Sinie uhb
fo bei ben übrigen.')
Bon p molle unb p qaadratum ift gu
mer(en, baß pc fowofjt burch bie ©eftalt, als
auth nath ben Silben fich unterfdjeiben. Sie
fteßen gwar an gleicher Stelle, fei eS auf
ber Sinie ober im 3toifchenraunte, jebodj muß
über berjenigen Bote, welche p molle tönen
fofl, üom Schreiber baS pfa gefeßt Werben.
©ine anbere Berfdjiebenßeit bet Söne be»
lieht barin, baß man bie Söne oon TbiS C gra-
ves (voces), tiefe nennt, wegen ber Siefe beS
Klanges, — bie Oon D bis G finales, Schluß*
töne, Weil mit ihnen bie ©efänge nath ben
üerfdjiebenen modi (Tonarten) enbigen, —
bie üom (leinen a bis gutn (leinen d acutae,
hohe, »egen beS hohen Klanges, — bie oom
oberen e bis gu ® saperacutae, Weil fle bie
hohen noch überfteigen; — bie oon jj bis ^
enblith hei^n excellentes, bie ßödjften, Weil
fie an $öße unb Reinheit beS SoneS ihre
Borgänger noch überragen.
SXefe £öne werben oon ©folgen auth mit
grfedjifcßen Barnen belegt, welche ich aber
') ®a bie löne F unb e auf Sinien (rottj unb
gelb) psirt waren, fo fielen G in einen «Jwifdjen*
raum, r unb g auf bie Sinie, wie bei unferm
Safsfcßlübet mH feiner jjfortfeßung burtß ben $i$*
tantfcblüfiet.
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6
Der troktat its 3ot)annc* Ctitenin* Aber üaAk.
f>ter, ba fle wenig Unterrichteten nicht bte(
nüfcen, übergebe. Siefe Unterf(Reibungen finb
nun ba 3 u beftimmt, bafe man, weit bie »er«
fdjiebeneit SÖne ihre befonbern ©fgenfhaften
haben, leichter erlernte, weiche? biefer ober
Jener fei. 2: och öon ber 3®hl unb Unter«
Reibung ber Söne ift genug gefagt, wenben
wir uns jefct gur Stbmeffung beS ilionochorbS.
VI. ftapitel.
©8 gibt Dielerlei Slrten, ein SDIonodjorb
auSgumeffen; alle anguführen würbe bem
Sefer eher Überbrufe als Stuben fchaffen, wefe«
wegen wir nach tradjtenb nur eine
anführen, welche gugleich leichter unb fdjnel*
(er bon ftatten geht.
Sehe gur (infen ©eite beS ÜDlonochorbS
an einem beliebigen fünfte F unb bon ba
aus meffe bis gum ©nbe (auf ber rechten
©eite) neun gleiche ©chritte. £aft bu fie
genau genteffen, fo wirft bu am ©nbe beS
erften ©drittes A finben, beim 3Weiten nichts,
beim britten D, beim bierten nichts, ber
fünfte wirb in a enben, ber fedjSte in d, ber
fiebente in a , für bie übrigen ergibt fi<h fein
£L
Son. aJUffeft bu fefnwieberum bom r bis
gum ©nbe hier gleiche ©chritte ober Sfeetle,
fo finbeft bu nach bem erften ©chritt C, nach
bem gweiten G, nach bem britten d, ber
bierte fällt auf’S ©nbe. 3n gleicher SBeife
bon C aus bis ans ©nbe in hier gleiche Steile
meffenb, finbeft bu nach bem erften F, nath
bem gweiten c, nach bem britten c . SSon
c
F aus bier Sljeile genommen, enbet ber
erfte Shell in bmolle, ber gweite in f; bon
d aus ebenfo berfahrenb, finbeft bu nach bem
erften ©chritt g (welches f<hon einmal ba
war), nach bem gweiten . SSon f Wieberum
bis gum ©nbe bier gleiche Sfeeile genommen,
ergibt ber erfte ©chritt £. Stuf biefe SBeife,
nämlich burch Sßiertheilung, fann man, wenn
man genau berfährt, baS gange ÜJlonochorb
aufs fidfeerfte eintheilen. Senn bon welkem
Sone aus bis gum ©nbe beS SDtonodjorbS
man eine foldje Sheilung bornimmt, Werben
brei berfelben immer Siateffaron, Siapente
unb Siapafon umf fließen, g. S5. bon r bis
gum ©nbe bier gleiche Sfeeile gemeffen, ergibt
ber erfte ©chritt C, was Diatessaron, reine
Quart, ift; ber gweite Stritt enbet in G,
ber Diapente, Quint bon C, ber britte in
g, ber Oftab, Diapason, ©o fönnen auch
ade anbern Söne ber Qrbnung nach gefun*
ben werben.
VII. flapitel.
Stach ber SluSmeffung beS SWonodjorbS
gehen wir gur fjrage über, woher baS 9Jto*
nochorb feinen Stamen hot unb wogu eS
bienlich ift.
SaB SJtonochorb hot feinen Stamen bon
ber eingigen ©aite, Womit eS überfpannt ift.
Monos nämlfch helfet im ©riedjifchen »einer,
ein eingiger", Wobon auch monachus (Üftöndfe)
gebilbet ift, Weil ber SRöncfe eingeln, abge=
fonbert (eben foü. ©ehr bienlidj ift aber
biefe Snftrument bagu, bafe burch baSfelbe
ein ©efang auf feine Stidjtigfeit ober Unrich*
tigfeit geprüft werben fann. ÜDtan foü eS
baher für flnaben ober Sünglinge, Welche
üttufif erlernen wollen, berroenben,bamit ihnen
baS, was fte gu erlernen fuchen, burch ben
ftlang felber Har werbe. Ueberbiefe bemerfe,
bafe eS gur Satücfroeifung mancher unge«
fchlachter ütuftfer gute Stenfte teiftet. Senn
eS gibt einige ftlerifer unb SOtöndje, welche
biefe (fünft Weber er(erut hohen noch gu er«
lernen gewillt ftnb, unb was noch übler ift,
mit foldjen, welche fle berfteljen, nichts gu
thun hoben wollen. SBenn nun manchmal
ein üJhififer fte ob eines ©efangeB, ben fie
entweber falfch ober fdjlecht auSgeführt hoben,
tabelt, fo fahren fie gornig unb unoerfdjämt
auf, wollen fldj nicht belehren (affen unb
fuchen auf alle SBeife ihren Sfrrttjum gu Der*
theibigen. Solche möchte ich, menn auch un*
gern, hoch um ihre Shorljeit gu heilen, nicht
mit Unrecht thörichter erachten, als einen
SSlinben; benn biefer fu<ht, was er felbft
nicht in fich hot, bodj Don aufeen, nämlich
bie Seitung burch einen SQtenfcben ober burch
einen ©toef, unb fo fieht er fi<h Dor, um
nicht in eine ©ruhe gu ftürgen. Siefe Sauge«
nidjtfe aber, welche bie ©riechen gang gut
energumeni (SSerrücfte, SJefeffene) nennen,
fehen felbft nicht unb wollen fleh auch fo»
anbern nicht führen (affen. Um nun ihren
©tarrjinn gu beugen, barf man nur baS 3Wo»
nodjorb gur $anb nehmen, fo bafe, ba fie ben
SBorten eines ÜDlufiferS nicht glauben wollen,
fie burch baS 3eugnife beS SoneS felbft über*
wiefen werben.
VÜI. Äapitel.
Unter anberm mufe man auch wiffen, bafe
eS neun tOTobi (formen) gibt, aus benen lebe
SMobiegufammengefefet ift, nämlich: Unifon,
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Ott Craktat bt< Bekannt* «gettonin* fibtr Jtagk.
7
§albton, ®angton, groge Jets, Keine Jets,
reine {Quart, reine {Quint, Keine unb groge
©ept. ©egs Don biefen »erben Äonfonansen
genannt, fei eS, »eil fie im ©efange öfters
snfamntenflingen, b. i. gugleig tönen, fei eS',
bag fie fonfoniren, b. b. bag bie aus ge»iffen
üBerbältniffen berborgeljen, gut sufammenfiim«
men; biefe SSerbfiltntffe finb: 8:9, 3:4,
2 : 3, 1: 2. Jog folgte aritbmetifge Sein«
beiten übergeben »ir, ba »ir ja gu Stnaben
unb folgen fpregen, welge nog wenig in
ber ÜJlnfif borangefgrttten finb; für biefe
wäre eS läftig.
Unisonus — ein Jon — finbet fiatt,
wenn ber nämlige Jon immer »ieberbolt
wirb. Tonus fömmt Don tonando; tonare
aber bebeutet: jiarf tönen; ber ©anston bat
aug bem ©albton gegenüber einen ftärferen
Älang.
Semitonium, $albton, Wirb Don Sßlato
Linuna genannt. Sr bot feinen tarnen ba*
ber, baff er nigt ein ganser Jon ift, fonbern
unüoüfommen; fefneBtoegS aber beg^alb, als
wäre er, wie einige Unfunbige meinen, bie
$filfte beS ©angtoneS. SSirgilinS nennt bie
^Pb^Qsier ftalbmänner, b.b.nigt gange 9Jtän*
ner, »eil fie fig fo »eibifg fteiben.
2>ie groge Jerg bot ben griegifgen SRa*
men Ditonus, geil fie g»ei ©angtöne um*
faßt. Semiditonus (Keine Jerg) bot ben
tarnen, weil fie nigt gwei ©angtöne Doü
beträgt. SS gibt gwei 3trten baDon, bie
eine bot ben $albton Dor bem ©angton, bie
anbere nag bemfelben.
Diatessaron (reine {Quart) bebeutet „auB
Dier beftebenb"; benn biebei fpringt man non
einem Jon auf ben Dierten; baSfeföe ift ge*
bilbet aus einer grogen Jerg unb einem $alb*
ton, g. 83. Don r nag C. SB ift breige*
ftaltig, g. 83. ut-fa (C-F), re-sol (D-G),
mi-la (E-a) (b. b. in Slnbetragt ber Sage
ber $albtöne).
Diapente fyeifet ,auS fünf beftebenb"
(reine Qutnt), »eil man Dprn erften auf ben
fünften Jon fpringt; eB umfaßt eine reine
{Quart unb einen ©angton. SS ift bierge*
ftaltig: 1) gtoifgen C unb G, 2) gwifgen
D unb a, 3) gwifgen E unb J}, 4) gtoifgen
F unb c.
J)ie nog übrigen gwei Strten, nämlig
semitonium cum diapente (Keine ©ept) unb
tonus cum diapente (grobe ©eji) werben
„3ttterbaHe" genannt. Jabei bemerle, bag
bu mit bem SSuSbrude semitonus cum dia¬
pente eine eingige Sntfernung (nämlig eine
©est) begeigneft, mit bem äuSbrude semi¬
tonus et diapente gwei Sntfernungen ober
3nterbaJIe angibft (nämlig eine ©efunbe mit
nagfolgenber {Quint). JaS nämlige beagte
aug begfiglig beS tonus cum diapente.
Jog tommen beibe SnterDaüe felteuer beim
©efange Dor.
Um fig biefe Slrten ber Jonoerbinbungen
leigtet einguprägen, fepe man auf folgenbe
gigur:
333er 33eifpiele aller genannten JonDer*
binbungen (clausulärum Tel symphonia-
rum) gu tennen wünfgt, ber erlerne bie gwei
nuten in 9toten angeführten ©efänge. Jie*
felben ftnb aug ftnaben gut Sinfübrung in
bie SRufit febr nfiglig. Jie eine beginnt:
„Ter trinis modis“, bie anbere mit „Ter I
tria junctorum“. Jieg ledere 83eifplel ift
oon Hermann (SontraKuS) Derfagt, welger
bie SWelobie mit ben Don gm erfunbenen
Jtotengeigen über ben Je# fgtieb. 333ann
biefe 33ugfta6en (Beigen) ohne Sßunft finb,
beuten fie baS Slufwärtsfteigen ber SJtelobie
an, mit einem fünfte baB SlbwürtBgeljen.')
IX. Äapitel.
SllB wir Dom SDtonogorbe banbeiten,
liegen wir einen $untt unberfidfigtigt, näm*
') ©inen öknligen, gleich alten ®efang, beffen Xejt
mit „Ter terni snnt modi“ beginnt, fü^rt ®erbert
Soript. II. 152 mit 9loten an; einen £f;eit baoon
nabm %. $abetl in feinen „Magister choralis',
auf. Sgl. douffemaler Script, medii aeri. m. 425.
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8
Orr draktflt ie» 3ot)annc> duttonins übte JBnfik.
lieh, Warum ftch faie 23ud)ftabcn nad) bem
flebenten roieberholen. Sieben S9ud)fta£»en
jefct man, »eil ebenfoöiele unter ftc§ üerfchie*
bene Jöne ftch finben; nach biefen roieberholt
man bie nämlichen SBudjftaben, Weit auch ber
achte Jon mit bem erften gufammenftimmt.
Darum fagt jener Sinter (SBirgit) [ehr gut:
„Obloquitur numeris septem discrimina
vocum“. SEßie bie 3^it fieben Jage burd) ;
Iäpft unb bann immer bie Siebenmal)! toieber=
hott toirb, fo burchfdjreitet auch bie SJtuftf
fieben oerfchiebene Jöne. JBemerfe, baß gwar
bie nämlichen S3u<hftaben mieberhoit werben,
aber nicht in ber gleiten 3rorm. Denn eine
anbere 3form hot r, eine anbere G, unb
biefeS mieber eine anbere al8 g, unb fo bei
ben übrigen. 2Bie nun ber achte JBudjftabe
gleich ift bem erften, boch nicht gang, fo
fteht auch ber achte Jon mit bem erften Jone
Excell. hohe C>ftaD g g g * *
Acut, mittlere Dftao G G G a a
Grav. tiefe Dftao r r r A A
in ftonforbang, aber nicht ooHftänbig, »eit
ber erftere ber höheren, ber legiere ber tie=
fern Montage angehört. Jtefe 2lrt be§ ®e=
fangeS (b. h. in DftaöenparaHeffeu) »irb in
ber ftirc|e unb gurn gewöhnlichen (gebraucht
äußerft feiten üerwenbet. 3m (Sriechifchen
heißt biefe Jonoerfdjiebenheit Diapason, b. b.
„aus allen beftehenb" (Dftao) unb fte hat
biefen Stauten entweber baoon, baß bie Dftao
alle ©onfonangen in fich enthält, ober, weil
man babei üom erften gum achten Jon fprtngt,
unb bariit alle fieben Derfchiebenen Jöne ein-
gefchloffen finb. 2Bel<h fdjönen unb gierlidjen
3ufammenf(ang bie Dftao ergibt, fann man
leicht erproben, wenn gwei ober brei gu-
fammenfingen, oon welchen ber eine in ber
tiefen, ber anbere in ber mittleren, ber brüte
in ber hohen Dftao bie nämliche iDtelobie
oorträgt, g. SB.:
„dof}oa„,a„„,
8dof} oa ® ft ^®
GdctjcaGaGG
rDCBCATArr
Laudes Salvatori voce modulemur supplici.
Einige nennen bie Dftao (Diapasou) eine
Sonfonang entweber wegen beS arithntetifchen
SBerhättniffeS (1:2), ober Weil ber je erfle
unb achte Jon einen wohlflingenben (Sefang
fchafft, ober auch, weil fie au8 anbern 6on=
fonattgen gufammengefefct ift. Jie Duart
mit ber Duint nämlich bitbet bie Dftao,
wenn man bie Duart nach unten, barüber
bann bie Duint fefct, unb fo umgefehrt, wie
e8 beifpielSwetfe folgenbe gigur geigt:
X. Äapitet.
ferner ift gu wiffen, baß e8 8 Modi
(Jonarten) gibt, welche Wir mißbräuchlich,
wie (Sutbo behauptet, toni nennen, ähnlich
ben 8 Stebetfjeilen. 68 ift gutreffenb, baß,
wie baS, wa8 gefagt wirb, auf acht Jheite
(formen) gurüefgeführt wirb, auch alles, was
gefungen wirb, auf acht Jonarten gegrünbet
Wirb. Dbwoht jefet beren 8 finb, fo waren
e8 früher bodj nur oier, etwa in SSerähn*
lichung mit ben oier 3aßreSgeiten; wie bie
3ahre eine SSerfdjiebenbeit nach ben oier 3ah=
reSgeiten aufweifen, ebenfo finb bie (Sefänge
nach Öen oier Jonarten Oerfdjieben. Jiefe
bler Jonweifen fcheint ber Sßfalmifi angubeu»
ten, wenn er fprießt: „Sobflnget unferm
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Der Sraktat Äts 3ot)annc8 Cottonin* übet Äiifttt.
9
©ott, lobfinget; lobfinget unfern flönige, fob«
finget!" (Ps. 46.) SSorerft nun »ollen »it
(eben, »arurn biefelben modi ober tropi ge«
nannt »erben.
Modi Ijeifjen fte Don moderando ober
modulando, 1 ) »eit burd) fie ber ®efang ge*
regelt ober nach ihnen componirt »irb. Senn
»er mit SSlufiffenntnife auSgeftattet einen ®e*
fang gu componiren unternimmt, muß guerft
mit jt<h gu Slath« geben, auf »eichen Son
er binauSfommen »iß. 3<h fage, ein SJtufif*
funbiger, »eil man auf einen Unfunbigen,
»enn auch ba8, »aS er macht, recht ift,
nichts hält, eben »eil er nur blinblingS Der«
fährt; fo fingen auch hinten unb Vorfänger
bei Sängen oft gang fchbn, »aS fie jjeboch
nicht aus fiunft, fonbern nur burth natär«
ftche SInlage gu »ege bringen. Tropi »er«
ben biefe modi Don ber geeigneten fRüdlehr
(gum öauptton) genannt; benn mag auch
ber ®efang in ber Sltitte noch fo Dariirt fein,
fo fehrt er boch immer burch bie Sropen
(bie eigenthümlichen Songänge ober Son*
wenbungen) gur finale in richtiger SBeife
gurüd.
®uibo hot geglaubt, es fei ungeeignet,
fie toni gu nennen, unb eS gefdjefee mife«
bräuchlidh. Sod) »enn »ir bie Sache ge*
nauer anfeben, fdjeint biefe SBort bodj nicht
fo ungeeignet gu fein. Sie ßateiner, »eiche
für bie Slbfäfee einer Siebe feine eigenen Se»
geidjnungen hatten, entlehnten notljgebrungen
frembe Sßörter, »nS bie ©riechen xazaxgtj-
ots*) nennen. 8118 bie alten ßateiner eine
ge»iffe ftonfonang in ber ßßuflf Son nann«
ten, fingen bie ©rammatifer an, auch bie
SIccente ber Siebe ober bie Siftinftionen mit
bem ufurpierten Slamen „Son" gu belegen.
S(i8 »ieberum bie lateinifchen ©äuger erwo*
gen, bafe feine fleine Vehnlidjfeit fei g»ifchen
bem ©efange unb bem SIccente ber profaifchen
Siebe unb ben SBeifen, nach »eichen bie Vfal»
men gefungen »erben, fo beftimmten fie, bafe
') Sielmetjc ftnb moderari unb modolari von
modns, 3lrt, Sßeife, aöjuleiten, inbent biefe beiben
SOörter bie Sebeutung f) a & en : nach einer öeftimm*
ten SBeife regeln, bilben, einriebten. ®ie modi
ber Sitten ließt fagen mir „Xonarten", jebotf) in
febr uneigentlitbein Sinne) waren bemnaef) bie 3 U:
iantmenfaffung ber SBeftimmungen über bie gort*
febreitung ber Jone oon einem beftimmten ©runb*
ton (Qinale) aus, über bie biefem eigentbümticben
©onfonanjen, ben ganjen Ambitus u. f. io.
*) Katachresis ift eine rbetorifebe gigur, ioo*
bei man ficb eines äbnlicben unb oerwanbten 3Bor*
ted ftatt beö eigentlichen unb gewöhnlichen bebient.
Cicero, de Orat. 27. 62.
|>a6ert, St. SR. 3abrtuib 1888.
biefer Siante (Son) beiben gemeinfchaftlich
gufommen foße. Senn wie bie Söne ober
Slccente in brei Sitten gerfaßen, nämlich in
gravis, circumflexus, acutus, fo machen
ftd) auch ©efange brei Varietäten bemerf*
lieh; nämlich, balb fch»eift ber ©efang in
ben tiefen Sönen herum, »ie in Jenem Dffer*
torium: In omnem terram, balb »eilt er
in ber Slähe ber ginale, gleichfant ftd) um
fie herumbiegenb, »ie in ber Sintiphon: Be-
nedicat nos Deus; balb bewegt er ftd) »ie
fpringenb in ben hohen Sönen, fo in ber
Slntipfjon: Veterem hominem.
Ober fte werben »enigftenS Toni ge«
nannt »egen ber Slebnlidjfeit mit ben Sönen,
»eiche SonatuS Siftinftionen nennt; 1 ) benn
wie in ber Vrofa brei Siftinftionen unter*
fdjieben »erben, »eiche man auch fßaufen
(SSuhepunfte) nennen fann, nämlich colon,
b. i. ©lieb, comma, b. i. ©tnfcfjnitt, perio-
dus, b. i. ©chlufe, fo auch im ©efange.
Sßenn in ber fßrofa beim ßefen aögefefct
wirb, fo nennt man biefe colon; »enn
burch einen regelrechten fßunft ber Safe ge«
theitt »irb, ifl.eS comma; »enn ber ©afc
gu ©nbe geführt ift, fo helfet eS periodus,
g. 83.: „Anno quintodecimo imperii Ti-
berii Caesaris“, hier ift ein Äolott; bann,
»o beigefügt ift „Sub principibus sacerdo- «
tum Anna et Caipha“, ift ein ftontma;
am ©nbe beS SSerfeS aber, »o ftefet „Za-
ebariae filium in deserto“, ift eS eine
Verlobe. 3n ähnlicher Sßeife ift, »enn ein
©efang mit bem Dierten ober fünften Sone
über ber finale einen Siuhepunft macht, ein
') Distinotio, bie Höfonberung, ® Reibung;
(sinfdmitt bei ber Siebe. 2>ie alten grieebifeben
unb römifeben Stebner beachteten folebe Hbfäbe mit
grofeer Sorgfalt als einen oorjüglicben ©cbmud
ber Siebe. — Gicero nennt bie oon ben ©rieten
oommata benannten Xbeile »Der Slbfcbnitte inoiea,
bie cola aber membra; ftatt periodus gebraucht
er auch ben HuSbrud comprehensio (Cia d. Orat.
67). 35ie Statur ber ©ad)e nötbigte febon, beim
lircblicben ©efange (Gboral) um einen folgen
biftinguirten Sortrag, follte er anberS febön fein,
ftd) 3 U bemühen. SEBar er ja boeb immer nur ein
©predjgefang, jugteid) ein Siebe* unb ©efangSoor*
trag, unb Slbfcbmtt beS ©a^eS unb Hbfcbnitt ber
SJielobie mußten jufammenftimmen. 95gl. „Daä
Uturgifcbe SRecitatio" oon Sohn in ben „9Dto=
natSbeften für ®hififgefd)id)te oon 31. ©itner". 1887.
3lr. 3. 4. 5. — 3n neuefter 3**t rotrb auch für
bie ^rofanmufit, fowobl ©efang als auch Snftru*
mentalmufi!, auf bie äßidjtigleit ber
fierung b. i. ber Seacbtung oon mufitalifeben 2tb=
jebnitten, ©üben, ^erioben bie allgemeine Huf*
merffamieit gelenft, wie bie SBerle oon Suffp unb
i Jüemann bartbun.
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10
Hn Craktat kt» 3oi)aniir» Cottiniu» über Aufik.
ftolon ba, wenn et in bet Sttitte bet finale
entgegengeffifjrt wirb, ein Äomma, wenn er
am ©djluge gut finale fömmt, eine $eriobe.
@o in bet Slntiphon: „Petrus autem“ —
colon; „servabatur in carcere“ — comma;
„et oratio fiebat“ — colon: pro eo sine
intermissione“ — comma; „ab ecclesia
ad Dominum“ — periodns. $ieran8 fann
man entnegnteu, bag bie modi nid)t fo gang
ungehörig „Söne, toni" genannt Werben nnb
auch nicht unfdjicflidj ben Stauten Siginl«
tionen aber STccente erhalten, ba fte beren
93erfdjiebenheiten nachahmen.
2Ba8 in ber Sßrofa bie ©rammatiler co¬
lon, comma, periodus nennen, ba8 nennen
einige SDtugfer im ©efange diastema, sy-
stema, telensis. Diastema aber bebeutet
einen fdjmüdenben ©infcfjnitt, welcher ftatt»
finbet, wenn ber ©efang nicht in ber Sfnale,
jonbern in einem anbern Sone ben 9tuhepunlt
macht, unb biefe Sorm gleicht bem colon;
systema geigt eine gierenbe SSerbinbung an
unb finbet ftatt, fo oft bie SRelobie in ber
finale fdjliegt, WaS bem comma gleich ift;
teleusis ift ba8 ©nbe be8 ©efangeS unb
gleich periodus.
Sag jefct 8 Modi beftehen, wäljrenb einft
nur 4 waren, ift fo aufgufaffen: Siejenigen,
• welche gnerfi über SKugl gefdjrieben haben,
unterfchieben, inbem fte bie Statur ber Söne
genau beobachteten, foweit e8 ihre SaffungS«
ftcaft oermochte, in ber SOtanuigfaltigfeit ber
iDtobulation nur oier Modi, Wegwegen fte
auch nur oier ©djlufetöne für biefelben hat«
ten. Sie Steueren jeboch, welche bie ©nt«
bedungen ber Sitten genauer unterfudjten, er«
fannten, bag in ben ©efängen ber eingelnen
modi feine Harmonie unb Uebereinftimmung
herrfche. Senn ge fahen, bag ber ©efang
eines unb beSfelben modus halb in ber Siefe
beginne unb barin gdj aufhalte, halb in ben
hohen Sönen anfange uttb in ihnen haupt«
fachlich geh bewege. Siefe Ungleichheit gu
heben, theilten ge jeben modus in gwei, fo
bag nämlich ber ©efangmobuB, welker geh
in ben hohen Sönen bewegt, ber autljentifdje
ober §auptmobuS, berjenige hingegen, wel«
eher meiftenB in ben tiefen Sönen geh bewegt,
ber plagale ober untergeorbnete ober «Seiten«
SJtobuS genannt würbe. Siefe unterfdjeiben
geh aber fo: ber erfte autbentifdje SDtobuS
ijeigt bei ben lateinifchen Sängern ber I. Son;
ber erge plagale — II. Son; ber gweite
autbentifdje — III. Son; ber gweite plagale
— IV. Son; bet britte autbentifdje — V.
Son; ber britte plagale — VI. Son; ber
Oierte authentifche — VEL Son; ber oierte
plagale — VIII. Son.... Sie ©rledjen
aber belegen bie „Söne" (ptongos, tonos)
mit Stamen oon SSölferftämmen unb fagen:
I. Son = borifch, II. Son = bbPoborifdj,
III. = phrhgifch, IV. = bbpopbrhgifdj, V.
= Ipbifdj, VI. = hppolhbifch, VII. = mijo®
Ihbifch, VIII. = bbpomijolhbifd).
XI. Kapitel.
©leidjwie 8 Söne (modi) gnb, fo gibt
e8 auch 8 tenores. „Tenor“ aber ig Oon
„teneo, halten, auBbalten" abgeleitet. „Te¬
nor“ in ber Sffhigf, fagen wir, fei ber Son,
mit Weldjtm bie erge Silbe beS „saeculo-
rum, amen“ eines jeben modus (beim Sßfal«
mengefang) beginnt; biefer ift gleidjfam ber
©chlüffel gur SDtobulation unb Vermittelt bie
Äenninig ber ©efangSweife. Sodj nennt ©uibo
auch bie Sehnung beS testen SoneS tenor.
ßu bemerfen ift weiter, bag, wie als
©djlugnoten (finales) ber 8 modi nur 4
Söne feggefefct gnb, welche beggalb Sinai»
ober @<blugtöne genannt werben, fo audj ben
8 Senoren (Sominanten) nur 4 Söne guge®
wiefen gnb, aber in anberer SBeife. SBäh«
renb je gwei Sropen (ober modi) gets auf
bie nämlidje Sinainote auSlaufen, ift bieg
bei ben Senoren nicht ber Saü; benn balb
ruht auf einem Sone ein eingelner Senor,
balb haben brei benfetben Son gentemfam.
©o gilt P als Senor für ben II. Son, a
für ben I., IV. unb VI. Son; c für ben
III., V. unb VIII., d für ben VII. Son.
ifHdjt ungutreffenb haben ber II. unb VII.
Son gdj befonbere ©tnfen gugeeignet, weil
nämlidj ber II. Son am tiefgett abwärts,,
ber VII. aber bor allen anbern am Ijödjften
aufwärts geigt.
Sie Pier Sinaitöne ber modi gnb eigen!«
lieh D, E, F, G; D für ben I. unb II. mo¬
dus, E für ben III. unb IV., F für ben
V. unb VI., G für ben VII. unb VIII.
2Bir haben aber begwegen „eigentlich" ge«
fagt, weil bie ©efänge manchmal auch auf
anberen Stufen fdjliegen, was wir mit ©ot«
teS 4?üfe in Sotflcnbem erflären wollen.
SDfan beachte, bag baS gange SBefen eines
©efangeS mit ber Sinale in Segieljung geht.
Senn Wo ber ©efang anfängt unb wie er
in ber SJlitte geh bewegt, mug immer nach
bem modus beurtgeilt werben, in hegen St*
nale er ausläuft. Segljalb mug g. 93. baS-
fÄefponforium „Praeparate corda vestra“.
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Ore fraktat kt» Sotjan nt» «oftoning Aber iMnflk.
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weites Bewegungen ((Sänge) beB I. SoneS
0 U hoben fc^eint, bod) »eil eS in E fdjließt,
bern III. Son gugetheilt »erben; eben fo
jenes „Factum est silentium“ unb einige
anbere, ftnb bent I. Sone gugutoeifen, obwohl
ihr Anfang bem beS VII. SoneS gleicht,
©ang recht ^abett bie oorforgtidjen ültuflfer
getgan, baß fie bie Sonbewegungen in näc^fte
Begiegung gur finale brachten; benn auch bei
anbern Angelegenheiten unterfdjeibet {ich bet
SBetfe öon bem ©orgtofen burch bie Beacht*
ung beS tote BoetiuS fagt: „Sie
fftuggeit berntßt ben AuSgang einer Sache."
SEBie man alfo beim t&anbeln auf ben Snb*
gtoecf fleht, fo berüdflchtigt bie Btobulatton
ber ©efänge auch ben ©djtußton. Seßgalb
gilt auch jegt als gemeines ©pridjtoort:
„Beim ©nbe »trb'S Sob gefpenbei* („SaB
2 Berf lobt ben Bteifter").
Badjbemtoir über bie Senore unb finalen .
einiges gefprochen haben, mflffen »ir bem
ßefer barfiber ©etotßgeit berfdjaffen, »o baS
Gloria Patri für jeben Son angufangen ift.
SaB Gloria beS II. SoneS beginnt mit bem
tiefen C, baS beS IV. in E 1 ) finalis, für
ben I„ V. unb VT. Son in F, für ben in.
unb VUI. in G, für ben VII. im bogen c.
Aun geben »ir Beifpiele oon ben eingelnen
tenores, finalen urtb Gloria patri. Bon
ben finales (©löufeln ober ©djlußfällen),
»eiche »ir diffinitiones (differentiae) nen«
nen, Beifpiele gu geben, hielten »ir für gut,
um bie Sropen (bie Btobulation) beffer gu
erfehen; auch einige ©efangSweifen fügen »ir
an, »eiche »ir Sonformeln nennen fönnen.
(folgen bie Beifpiele.)
Auch baS ift nicht unnötljig gu »iffen,
baß bei einigen Alten jeber Son (Sonart)
mit einem eigenen Bolale angebeutet »urbe;
bie Sifferengen (Bfalmclaufeln) berfelben
»urben nach ber Drbnung mit ben flonfo*
nanten begeidjnet. Sen I. Son begegnet a,
ben II. e, ben III. i, ben IV. o, ben V. v,
ben VI. r], ben VII. y, ben VIII. ca. Sie
erfte Siffereng jeben SoneS geigt b an, bie
g»eite c, bie britte d, bie Pierte g unb fo
nach ber ßrbnung fort.*)
') ®aä war früher ber f$aU; fpäter unb noch
jeht ift a aI3 Stnfcmggton beS Gloria Patri (ober
bes 9ßfaImtones) angenommen. 2)och cmch fcgon
im Xonariuä oon ©uibo, njelcfcen Souffemater im
II. Sb. feiner Soriptores ebirte, ftnben ftdj alle
Gloria Patri beä oierten loneä mit a begonnen.
*) 2Hefe »ejeidjnung (bmmt nur in Kanu*
ffripten oor, worin bie ©efänge mit Keumenjeidjen
notirt finb.
Bun ift eS 3'tt, baß »ir bie Siegeln
über ben orbnungSmäßigen Sauf ber einget*
nen modi befannt geben.
XII. Stapitel.
Sa »ir nun oon bem Saufe (©angc)
ber modi gu fpredjen haben, fo ift oorerft
gu erörtern, »aS man unter ihrem Saufe
(cursos) berfteht.
Unter bem Saufe ber modi ober Söne
berfteht man baS ©efeg, welches ihnen be*
ftimmte ©rengen amoeiSt, »ie »eit nämlich
jeber nach oben ober nach unten gegen barf
(ascendere et descendere), »ie »eit er
(nach ben Sonfonangen) aufwärts ober ab*
»ärts gefpannt »erben fann (intendi et
remitti). Sa nun beibeS eine Hebung unb
©enfung bebeutet, fo müffen »ir, um ben
Sefer nicht im Ungemiffen gu taffen, ben Un*
terfdjieb gtotfdjen ascensio et descensio unb
intensio et remissio angeben. Alfo, as¬
censio unb descensio ber modi bebeutet baS
beftimmte ©efeg, »ie »eit fte oon ihrem
Sfinalton aus überhaupt nadj oben ober nodj
unten gehen bürfen. Intensio nnb remissio
nennen »ir jene Beftimmung, in »eichen
3 nteroaDen, in welcher ©ntfernung eom 5 **
nalton fle ihren Anfangston fegen fönnen.
Bach biefer ©rflärung fahren »ir fort:
Alle authentifdjen Söne (I. III. V. VII.)
fteigen rechtmäßig bis gum achten Son oon
ihrer finale, b. i. bis gur Dftao, auSnagtnS*
»eife ift ihnen geflattet, bis gur Bon unb
Segime gu fteigen. Sie Ausnahme haben
»ir beßtoegen oon ber Begel gefdjieben, baß
man beamte, baß biefe AuBnahmB*Söne fegr
fetten oorfommen foKen. 2Ba8 man burch
©efeg befigt, baS hat man rechtens unb man
fann fleh beSfelben freier bebienen; »aS man
aber burch bloßes 3 ugeftänbniß hat, oon
bem foU man »ie oon einer ©nabe nur be*
fdjetbenen unb weifen ©ebraudj machen. Unter
bie finale fteigen fle gum nächften Son ab,
»aS ihnen, »ie ich gefunben habe, oon eint*
gen erfahrenen BJnfifern gugeflanben wirb.
Bur ber V. Son macht eine Ausnahme hi« s
Oon; er fieigt nicht unter bie finale, »ohl
nur beßtoegen, »eil ber unoollfommene $alb*
ton fein regelrechtes Abfteigen guläßt.
Sie fpiagaltöne fämmtlich (II. IV. VI.
VIII.) fteigen bis gur Quint über ber finale,
auSnagmSweife bis gur ©e£t. SBan barf
fleh nicht »unbern, baß bie Blagaltöne »eni*
ger in bie $öhe fteigen bürfen, als bie
authentifdjen, benn fle haben fleh immer in
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
12
Brr Sraktat tes Johann» Sottoniu« über Ängk.
beit tieferen 5£Bnen gu beinegen unb erbeben
ftd) febr felten'biS 3 ur Duint Don ber finale
au§. Xenn ber in biefer Äunfi febr erfab«
rene Dbo, «IS folcfeer bon ®uibo am Schlüße
feines SaaftateS begutachtet, weift ben Se*
fang, welcher non ber finale aus brei bis
niermal bie Duint berührt, bent autbentifeben
Sebiete gu. Sefewegen wirb auch jene Sin«
tipbon „Ecce tu pulchra es“, obwohl fie
ben ®ang beB II. SioneS nach ber £iefe bat,
boeb gum I. £on gerechnet, Weil fie öfter bie
obere Duint büren lügt. Sbenfo wirb baS
IRefponforium „Deus omnium“, weil eS öfter
in ben höheren SEönen oerweilt, bem I. £one
gugewiefen, trofcbem eB bei „unctione“ bis
inS A abfteigt. ®iefe gefd^iebt beßtoegen,
weil ben SSornebmeren bie Sbre gebührt.
3)enn ber §err ober füteifter bat nicht bloß
Sewalt über feine eigenen Sachen, foubern
auch über bie feiner Untergebenen. 2)er Un»
tergebene muß ftcb bamit gufrieben geben,
wenn er baS ihm oom SOteifter 1 ) 3ufleftan«
bene befebeiben gebrauchen barf, bamit er
nicht babureb, bah er baS feinem Sorgefefcten
Sebörige an ft<b reifee, bie ihm gefteeften
Stengen überfebreite. Sßenn alfo bie Sßtagal«
töne febr feiten ficb bis gur Duint erbeben
foüen, fo bürfen fie eS umfoweniger bis gur
©egt tbun. SlbwärtS non ber finale auS
geben alle ißlagaltöne rechtmäßig bis gur
Unterguart ober auch gur Unterquint; benn
non einer befonberen SluSnabme im SlbwärtS«
fteigen habe ich Weber für bie autbentifeben
noch für bie plagalen (Tonarten) jemals
gelefen.
2Ran bemerfe ferner, bafe einige Huftier
nicht unpaffenb ben regelmäßigen Sang ber
8 modi bureb ebenfooiele Dftaoreüjen be=
ftimmen wollen. Stad) ihrer Darlegung neb«
men faft alte modi auSnabmSweife noch einen
£on unter ber finale in Slnfpruch, ben auch
wir ihnen gugetbeilt haben. S)a nun bie 8
modi ebenfooiele DltaOreiben (Sichttonreiben)
burdjlaufen, fo nerbinben fi<h, wie immer
gwei $öne, ber autbentifebe unb plagate, gu:
fammenbängen, ebenfo auch ihre beiberfeitigen
Dftaoreiben; unb man fann leicht erfennen,
welche £öne jebem eigentbümlicb, welche bei«
ben gemeinfam finb,.wa8 bie folgenbe ffrigur
beutlich geigt. 1 )
Tonus, eigentbümlicbe $öne, gemeinfame £öne, eigentümliche Sßne.
jli. ABC
IIIL
jlV. B C D
1 V.
jVI. . C D E
1 VII.
| VIII. D E F
D E F G a
D E F G a
E F G a ff
E F G a 4
F G a ff c
F G a t} c
G a !? c d
G a tj c d
Jj c d
c d e
d e f
e f g
Slucb auf baS glaube ich noch binweifen
gu müffen, wie baS aufgufaffen fei, wenn wir
fagen, bafe bie autbentifeben modi fi<h bis
gur DItao, bie plagalen bis gur Duint er«
beben (ftnaben wollen wir ja Sluffdjlüffe
geben). ®aS ift fo gu berftetjen: es haben
biefe modi baS Stecht unb bie fjfäbigfeit, fo
hoch ftcb gu erbeben, wenn gleich nicht jeber
autbentifebe Sefang bis gur DItao unb nicht
jeber plagate bis gur Duint fteigt, wie g. S3.
in ber Slntipbon I. SConeS „In tuo adventu“
*) 2)ie autbentifeben modi mürben non ben
atten £f)eoretifern magistri, SJteifter, domini,
ren, prinoipales, 2$ornef>me, genannt; bie plaga*
ten bagegen diaoipuli, ©djiUer, 3iinger, «ubjuga-
les ober aubditi, Wiener, Untergebene, collateraleB,
©eitentöne.
unb in ber oom II. £on „Consolamini,
consolamini“.
SSon ber intensio unb remissio ift fol«
genbeS gu bemerlen. 2)ie autbentifeben Se«
fänge bürfen in einem Sone beginnen, ber
im Sereidje ber Dberquint ihrer finale liegt,
manchmal auch in ber Unterfelunbe (Sang«
ton), alfo nicht bloß in ber Duint, fonbern
auch in ber Duart, Serg u. f. W. Stur ber
III. Son überfdjreitet biefe Srenge, febr
häufig nimmt er feinen Stnfang in ber ©egt,
Wie in ber Slntipbon „Tertia dies est“.
') 33on ber urfprünglicben ^tgur, »eiche nier
9ßaare concentrißher Rreife barftetlt, glaubte ich
SRaumetfparnifj halber abgehen ju bürfen, ba vor«
liegenbe DarfteUung bie Sache gleich beutlich ;u
ertennen gibt.
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Original fro-m
—--U N I VCBOffY - Qr M ICHIGAN
litt Crabtat bt» 3ot;annes Soltonin« fibtr Änfik.
SDie ptagalen modi fabelt bie ©eftattung,
bie Slnfchtge ihrer SJlelobieen im 33ercid) ber
Oberquart unb ber Unterquint ihrer finalen
SU feien, unb bieg nicht btog beim beginn
beS ©efangeS, fonbern auch bei ben 2ln*
fangen bon aWittetfäfeen.')
lteberbieg ift gu beachten, bag, obmogt
bie eben befprocgene SSorfcgrift unb begimmte
Siegel für ben SSerlauf ber modi gegeben ifl,
bodj fehr biete neuere ©omponiften, nur einen
Ohrenfifcel begmedenb, biefe Sieget gering*
fchäfcen unb einen gemifchten ©efang machen,
inbem ge in einer SMobie ben Sauf bon
gtoei modi bereinigen, toie eS offenfunbig iß
in jenem ©efange, ber mit „Ter temi“ be*
ginnt. S3ef folgen ©efüngen, bie fo leicht»
fertig unb bunt componirt ftnb, bleibt es
bem ©rmeffen beS ©ängerB übertaffen, ge
bemjenigen modus gugumeifen, meldjem ber
Stnfang be8 ©efangeS am bejten entfpricgt.
XIII. Sapitel.
Sa e8 gu einförmig ig, bei ber 33e*
hanbtnng ber modi immer bie Sonbudjftaben
angumenben, fo motten mir jefct bie Slamen,
melche ge bei ben ©riechen haben, erftären,
um un8 berfetben, menn nötgig, gatt ber
33u<hgaben gu bebienen. Sßir haben baoon
fcgon im V. Kapitel ©rmägnung gethan, je*
bocg e8 auf gef (hoben, meitereS über ge gu
fagen, um ben noch unerfahrenen ©eig be8
jungen SeferS nicht gu permirren.
XIV. Äapitel.
Slachbem nun oon ben Sonnamen ge*
banbetl ig, mügen mir uns gu ben ©efüngen
rnenben, melche bom regetmägigen Saufe ab*
meichen unb anbere finalen bertangen. Siefe
Unregelmägigfeit ig bei einigen ©efüngen Per*
geihtich, bei anbern aber feineSmegS. SJlancg*
mal hat ge ihren ©runb in gfegtern ber
©änger, metftentgeilS aber in einem alten
$erfommen, ba8 geh nicht gurüctmeifen lügt.
Sie modi, in meichen eine foldje erträgliche
Unregetmügigteit borfömmt, gnb ber erfte,
') 3ut Sejeidjrmng bet änfangstörte bet 316=
fdjnitte ober 3RitteIfä$e bebtent fleh 306 . ©ottoniuö
beb SBorteä Hemitoak, roasi im eigentlichen Sinne
n$al6töne, Semitonia" Bebeutet
n
Somit baS golgenbe beffer begriffen merbe,
müffen mir etma8 oon ben Setracgorben ber
alten SSlugfer einfdgatten.
Sie alten ÜJlufffer festen auf bem SJlo*
nodjorbe Pier Setrachorbe feg. Sa8 erfte
ergredte geh bon A bis D, unb ge nannten
bieg tetrach. principalium (ber ergen Söne),
meit biefe Söne an benStnfang gefegt maren;
ba8 gmeite oon E bis a, bieg nannten ge
tetr. mediarum (ber mittleren Söne), meit
burd) ge, gleifhfam als Vermittlern, non ben
tiefen Sönen gu ben hohen fort* unb mieber
gnrüdgefdjritten mürbe. Sa8 britte reifte
Oon bis e, unb bieg tetr. disjanctaram
(ber getrennten Söne), mell ge biefelben oon
ben oorhergehenben getrennt, b. b. unterfchie*
ben burd) bie gform unb bie $öbe beS SoneS
erfannten; baB oierte oon e bis ®, meines
ge tetr. excellentium (ber überragenben)
nannten, meil ge an 3artheit beS JllangeS
alle anbern übertrafen.
Slach ber Sehre berjenigen, melche meber
baS r noch auch bie Oon uns berührten
böchgen Söne (jij ° ^ angenommen hatten,
maren ben mugtalifdien Sönen folgenbe Sla*
men, melche mir auch erftären tooHen, bei*
gelegt. (Joh. Cott. führt alle biefe Slamen
mit grogentheilS gang unrichtigen ©rflär*
ungen an, mir laffen ge meg nnb geben nur
bie gfigur.)
gmeite unb britte (Tonus I. II., III. IV.,
V. VI.); bie barin Porfommenben Verflöge
gegen regetmägigen Sauf fegen bie Sftugfer
begmegen nach, meil jene modiSlffinalen (per*
manbte ginnten) haben. Stfgnalen nennen
mir aber jene Söne, melche fomogl im 8luf*
märtSgegen als auch imStbgeigen gleiche Son*
fchritte machen, g. 33. D, bie finale beS I.
unb II. Sons gimmt mit a überein, beibe
gaben einen ©angton unter geh unb einen
gangen unb einen halben Son über geh;
ebenfo E mit g; unb auch F fömmt mit c
im Stuf* unb Slbgeigen überein. @8 ig aber
feine eigentliche Slfgnität Porganben, menn
ge blog im üufgeigen ober Hbgeigen über*
eingimmen, fonbern nur menn beibeS gugleidg
Pros-
lambano
menos
A
Hypate
hypaton
B
Parhypate
hypaton
C
LichanosS Hypate
hypatonj meson
Ji
Parbypati
meson
F
Li chan 09
meson
6
Mese
a
FVames«
*
diezeug-
menon
c
Paranete
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d
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Paranete
hyperbo
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9
Nete
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Princioales J
V Med
iae >V Disiunctae J
^ Excellentes J
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14
Der Stabtot bt« 3»bamu* Cottanins 8btr äb|Ul
Dorpanben ift ober wenigftenS ©leidjheit im j
Slufroärtsfteigen. SBeil nun bie finale beS
IV. modus (Tonus VII. VIII.) leinett fo i
oerroanbten Sott bat« muh er ber Slfftnale
entbehren. SEBer leinen ©tettoertreter bot#
muß fein ©efdjäft felbfl tbun; wenn baber
in einem ©efange beS oierten modus eine
Unregetmäfeigfeit ft<h ftnbet, fo behaupten
mir, ba§ fte in ber Unwtffenheit ber ©änger
ihren ©runb habe unb bah ber Rebler burdj
Blufiloerftänbige berbeffert werben muß. S3ei
ben genannten brei modis wirb alfo, mann
nßtpig, gang gut bie Slfftnale gu §ilfe ge*
nomnten. Sie Sintiphon „Gaudendum est
nobis“ (IL Son) oerlangt unter C einen
©angton, welcher aber nicht oorhanben ift;
beginnt man biefeiben in a (ftatt in A), fo
fann man fte gang richtig gu ©nbe führen,
©o auch bei ber Antiphon „Magnum hae-
reditatis mjsterium“. Siefent wollen ©inige
baburch auSwetchen, bah fte gwifchen A unb
B ein griecbifdjeS S (Synemmenon) fefceu,
um unterhalb C einen ©angton gu erhalten;
bod) baS lönnen fte burch leine Autorität
begrünben. Senn ©uibo, welcher barnach
trachtete, bah auf bem Blonodjorbe fldj lein
SHangel an Sßnett geigte, hätte biefen Son
gewih beigefügt, wenn er ihn für notpwen*
big erachtet hätte. Bber gegen beren Be*
hauptung gibt eS noch einen anbern Beweis,
nämlich: bah eht ©efang manchmal nicht
nur unterhalb G, fonbern auch unterhalb F
einen ©angton erforbert, wehwegeit man ge*
nöthigt ift, gu beu höhern Sönen (Slffinalen)
feine 3 u ffacht gu nehmen, ©benfo läht fich
mancher ©efang beS gmeiten, wie auch beS i
britten modus nicht in feiner natürlichen
Sage ausführen; in ber affinalen Sage tömmt
man feboch gut bamit gu ©nbe.
XV. ftapitel.
Ob baS, was nun nach regelrechtem ©ange
nicht gefnngen werben lann, in ber fehler*
haftigleit ber Sänger feinen ©runb hat, ober
ob eS ber ©omponift fo gefefct hat, bleibt
ungemih. 3ebo<h baS wiffen wir gewih, bah
burch bie Unwiffenhett üttancher fehr oft ®e*
fättge üerfchlechtert worben finb, beren 3ahl
atigugeben unmöglich ift. Solche finb wahr*
haftig nicht fo, wie fie jefet in ben ftirdjen
gefungen werben, non ihren Urhebern gefefct
worben, fonbern bie oerlehrten Stimmen öon
SDtenfchen, weldje nur Oon ihren riffelten fich
leiten liehen, waren bemüht, baS recht ©om*
ponierte gu oerlehren unb baS Berleprte in
j unoerbefferlichen ©ebrauch überguführen, fo
i bah jefct ber gang Oerlehrte ©ebrauch für
j baS Süchtige gehalten Wirb. So haben un*
erfahrene Sänger manchmal aus Sladjläfjig*
feit baS, was in höherer Sonlage gu fingen
gewefen Wäre, in tiefere berfeöt unb um*
gelehrt.
Solche unwiffenbe Sänger fehlen auch
oft begüglidj ber Soitarten, iubem fie fuh
burch bie Slepnlichteit ber SlnfangSneumen
täufdhen (affen. Slnb.ere fehlen beim Sin*
fange, inbem fie, WaS einfach unb milbe
(mehr ftufenmeife) beginnen foU, überfehen
unb mit Iräftigem Slnfafe gleich nach ber
§ölje fteigen; wieber anbere machen einen
falfdjen Schluh- (Sie angeführten Beifpiele
glaubte iih übergehen gu bürfen, ba fte für
unS oon (einem Belang mehr finb.)
XVI. ftapitel.
Badjbem burch hinreidEjenbe Beifpiele ge*
geigt worben, in welcher Berfchiebenheit bie
eingelnen Sonarten ftcb bewegen unb wie fie
burch unwiffenbe Sänger oerfdjlechtert wer*
ben, fdjeint eS gut, noch eine anbere ©igen*
fdjaft berfelben gu berühren, nämlich > bafj
nicht alle Sillen Slnnehmlichleit bereiten. 2Bie
nicht jeber Btunb an jeber Speife ©efdjmacf
finbet, fonbern ber eine pilantere, ber anbete
mitbere ©peifen liebt: fo finben auch nicht
alle Ohren an jebem Sone gleiches ©rgßpen.
Sie einen erfreut ber bebädjtige unb hßfif<he
©ang beS I. Sons, bie anbern fühlen fich
burch bi« haifere Siefe beS II. angegogen;
anbere finben ©efaUen an bem ©mfte unb
i bem gleichfam Snbignation auSbrüdenben
Springen beS III. Sons, anbere gieht baS
eiitfchmeidjelnbe SBefen beS IV. an; Wieber
anbere werben bewegt burch bie befdjeibene
t$röhlichleit unb burch baS plöfclidje 2lb*
fallen gur finale, welches bem V. Son eigen
ift; anbere werben burch ben weinerlichen
Slang beS VI. SoneS gerührt; anbere hüten
bie heiteren Sprünge beS VII. gern; anbere
enblich lieben baS befdj eibene, matronenhafte
Sabinfchreiten beS VIII. SoneS. Sehholb
muh ein umfichtiger Blufiler beim ©ompo*
nieren üon ©efäugen fldh oorfehen, bah er
benjenigen modus ober Son auf’s Befle an*
Wenbe, Oon bem er weih, bah er biejenigen,
welchen er burch feinen ©efang gefallen will,
am meiften ergßfct. ©8 barf Biemanb auf*
fallenb erfdjeinen, bah wir fagen, nicht alle
erfreuen fich gleicher BJeife an allen ©efän*
gen, ba ja oon EJtatur eS bem üftenfehen
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litt Crnktat >« Johannes Cottonins über 4U|ik.
15
gegeben ift, baß nicht alle gleiten ©efhntacl
haben, Seßhalb ift «8 meiftenS ber Satt,
baß ein ©efang bem einen gang lieblich et«
fdjeint, wäJßrenb ein anberet ihn für übel*
flingenb ober wie gang falfch erflärt. 3<h
felbft erinnere mich, einmal einige ©efänge
oor gewiffen fßerfonen borgetragen gu haben,
nnb baß baS, waS bie einen fehr gelobt
haben, ben anbern g&nglich mißfallen hohe.
Sie eingelnen Sonarten haben bann auch
unter {ich berfdjiebene Älangeigenthümtihfei*
ten, fo bafj ft<h für einen forgfamen Slufi»
fer, ja auch für einen geübten Sänger fdjon,
bie ©rfenntniß berfelben bon felbft ergibt.
Hub roie einer, ber bie Sitten uitb bie §alt=
ung ber berfchiebenen Söder ftubiert hat,
gang richtig gu unterfcheiben weiß, reeller
Nation ein ÜJienfh, ben er fieht, angehöre,
ob ein ©rieche ober Seutfher, ob ein Spa«
nier ober fjrangofe, ebenfo erfennt auch ein
üDlußfer, ber e8 nicht bloß bem Samen nach
ift, auf ber Stelle, fobalb er eine Slelobie
gehört hat, welcher Sonart fie angehört. 3frei»
lieh fann man {ich manchmal auch täufhen; benn
mancher ©efang bewegt ftdj nicht bloß am 2Tn»
fange, fonbern auch in ber SSitte in ©ängen
eines anbern SoneS, welcher ihm wiberfpricht.
Sieß mahnt, bafj man nicht leichthin über
bie Tonart ein Urtheil fälle, fonbern bor*
forglich ben Schluß abwarte, bon welchem
bie richtige SBeurtljeilnng eines ©efangeS ab»
hängt, bamit man nicht, wenn man borgeittg
Üdj über bie Sonart auSgefprochen hat, be*
reuen muß, nicht gefchwiegen gu haben, ba
nun ber Sdjluß baS Urtheil wiberlegt. 5er*
ner ift gu bemerfen, baß bie ©efänge ge*
wiffer Tonarten {ich fo fehr gleichen, baß
ber Sänger faurn ober gar nicht gu unter»
fdjeiben bermag, welchem Sone er fie beffer
anpaffen foH; bieß ift ljauptfä<hti<h im brit*
ten nnb bierten authentifchen modas nnb
bei beren fßlagaltönen ber 5aü. Siefe Ueber*
einftimmung ber genannten Söne haben, wenn
id) nicht irre, bie ©riechen in’S 2luge gefaßt,
ba fie ihnen wenig betriebene, fa faft gleiche
Samen (Ipbifh nnb mbpolhbifh) beilegten.
Sei anbern Sonarten finbet fi<h leine folche
Uebereinfiimmung, außer baß ber ©efang beS
II. SoneS manchmal gang angemeffen in E,
welches bie finale beS II. modns (phrp*
gifh) ift, Subepimfte macht.
Sann gibt eS noch einige ©efänge bon
foldjer Sebnlldjleii, baß fie je nach her oer«
fchiebenen SfnterbaUenweite, bie man annimmt,
berfchiebenen Sonarten angepaßt werben fön*
nen. 1 )
xvn. Äapitel.
Soh auch baS bürfen wir nicht ber«
fdjweigen, baß bie ©efangSmufit eine große
Straft beftfce, bie ©emüther ber 3 u höter gu
bewegen; fie erfreut nämlich baS ©ehör, er*
hebt ben ©eift, feuert bie Stieger gum Stampfe
an, richtet bie ©efaHenen unb Sergweifeln*
ben auf, fiärlt ben SBanbrer, entwaffnet bie
Säuber, befänftiget bie 3ornigen, erheitert
bie Sraurigen nnb ^Betrübten, einiget bie
©ntg weiten, berbrängt eitle ©ebanlen, bän*
biget bie ffiuth ber Safenben.
Seßhalb lieft man im Suche ber Stönige,
baß ber Stönig Saul, ba er bom böfen ©eifte
geplagt würbe, burch baS $arfenfpiel unb
ben ©efang SaüibS beruhigt würbe; baß
aber, fobalb biefeS aufhörte, bie fßlage wie«
ber begann, ©benfo wirb berietet, baß ein
3rrfinniger bom Slrgte SlSUepiabeS bnreh ©e*
fang bon feiner Saferei befreit würbe. Such
bon ShthagoraS melbet man, baß er einen
wohüüftigen 3üngling burch bie Stuft! bon
feiner SuSfchweifung befferte. Sie Stufif
hat aber je nach ben berfchiebenen Sonarten
berfchiebene SEBirfungen. Senn burch eine Srt
beS ©efangeS lannft bu einen gut SuBfdjwetf*
ung reigen unb benfelben burch eine anbere
Sonweife aisbalb gurSeue bringen; ©uibo
mäht bon biefer (Erfahrung an einem 3üng*
linge ©rwäbnung.
Sa nun begügüh ber ©inwirfung auf
bie ©emüther ber Stufif fo große Stacht
innewohnt, ift mit Seht beren ©ebrauh in
bie hl. ftirdje aufgenommen worben. 3nerji
hat fie ber hl* 3gnatiu8 ffltartpr unb bann
in ber römtfhen Stirdje ber hl- SmbrofiuS,
©rgbifhof bon Stailanb, eingeführt. §ernah
hat ber hl* $opft ©regor, Wie man berih«
tet, unter Seiftanb unb ©ingebung beS hei«
ligen ©eifteS ©efänge gefdjaffen unb ben
©efang, mit welchem im Saufe beS 3aßreS
ber ©otteSbienfi gefeiert wirb, feflgefteHt.
Saß man ©ott mit ©efang preifen müffe,
bafür ift unS bie heilifl« ©hrift beS SIten
SeftamenteS boller SeweiS; benn wir tefen
im Suhe ©jobuS, baß nah bem Untergang
') Sieb fonnte aber nur bei folgen ©efängen
oorfomnten, toelche man in bloßer 9leumenf<hrift
ohne Sinien oor fuß hotte, unb in meinen nicht
fo Beftimmi ausgeprägte Steumenformeln oorlamen,
toetche unzweifelhaft auf ben modas hingemiefen
hätten.
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9ti Traktat >ra 3obantt(s dotlonins über Anfik.
be§ Bharao BtofeS unb mit ihm bie Sinber
3fraeI8 bem ©errn einen ßobgefang anftimm*
ten. Aber auch ber Bfalmift, toopt lunbig
ber gepnfaitigen ©arfe, fang bem ©errn ßob*
Heber unb ermahnt uns bagu mit ben SEBor*
ten: „Singet bem ©errn ein neues Sieb!
©ein ßob erfepatte in ber SBerfammlung ber
©eiligen!" Unb er wollte, baß wir niept
bloß mit bem natürlichen Snftrumente (ber
Sepie) (Sott lobten, fonbern er mahnt uns,
auch üftuftfinftrumente, welche oon ©änben
gemacht ftnb, bagu gu üerwenben, inbem er
fpridjt: „ßobet Sott mit Stompetenfcfjatt,
mit Saitenfpiel unb ©itper, mit Raufen unb
Spören, auf ©aiten unb flöten." ®a nun
bie ttßufif im alten Bunbe fo tiiel Anfepen
genoß unb in ber Äircpe oon fo heiligen
ttflännern begutachtet würbe, unb ba fte enb*
lieh fo große SEBirtfamfeit auf bie ©emütper
ber ttftenfcpen hot, Wer fönnte biefer Sunft
überbrfißig fein? wer follte nicht mit allem
©ifer fie gu erlernen fudjen? Obwohl nun
aber bie genannten fettigen Scanner bie
officieffen ©efange in ber hl* flirre com*
paniert hohen unb auch nicht lange oor un=
ferer eS ©efangScomponiften gegeben
hat, fehe ich nicht ein, waS unS oerbieten
foßte, auch ©efänge gu fepretben. ®enn wenn
auch jefet neue ©efänge in ber flirre nicht
notpwenbig ftnb, fo fönnen wir hoch in bem
©efange oon Stphthmen unb Itjrifdjen Berfen')
ber dichter unfer EEalent üben. SEBeil wir
nun bie Freiheit gu componieren unferfeits
geben unb auch für uns felbft in Anfprudj
nehmen, fo fdjeint eS angegeigt, baß wir bie
Borfdjriften für bie Anfertigung eines ®e*
fangeS funb geben.
XVIII. Sapitel.
. Als erfte Borfcprift für bie ©ompofition
fteHen wir feft, baß ber ©efang nach bem
Sinne ber SEBorte feine Bewegungen mache.
SEBelcpe ©efangSmeife aber jebem Stoffe con*
oeniere, hoben wir früher gelehrt, ba wir
barauf hinwiefen, baß nicht 3eben ©leicpeB
erfreue; wir hoben ba gegeigt, baß einige
modi für ben AuSbrud oon SBürbe, anbere
') „in lngnbribns poetaram versibns decan-
tandie“. Unter rhythmi ftnb wof)l foldje Jejte
}u nerftefjen, welche inmitten ber freien 9ßrofa unb
ben metrifchen Serien flehen, unb wobei nicht bie
entfpredjenbe Sänge unb Äürje, fonbern Mofi bie
3aht ber ©ilben ma&gebenb ifi, wie es j. S5. Bei
einigen lirebiteben Sqmncn unb ben ©eguenjen ber
ftaü war. Versus ftnb bie nach einem befUntmien
SerSmag gebichteten Xejte.
für ben AuSbrud oon ßeidjtfertigfeit, wieber
anbere, für ben AuSbrud ber Trauer paffen.
SEBie nun ber dichter barnach ftrehen muß,
bie 3ufrtebenheit beS BefteüerS gu gewinnen,
alfo baß bie ©orte bem Xpatbefianbe ent*
fpredjen unb er nicht etwas fage, bas bem
Septdfale feines ©eiben, ben er fcpilbert,
wiberfpricht, fo muß auch ber ©omponift, ber
feinen Beftetter gufriebenftetten Witt, Acht
haben, ben ©efang fo paffenb gu fepen, baß
berfelbe baSfenige Har auSbrüde, was bie
SBorte (ber £ert) anbeuten. Staper wenn bu
auf Bitten eines 3üngIingS einen ©efang
componieren wittft, fo muß er jugenbtidjen
unb fröhlichen AuSbrud hoben; wenn er
aber für einen ©reifen beftimmt ift, fo fei
er bebäeptig unb oon ernftem ©parafter.
S)enn wie ein Somöbienbidjter, falls er einen
3üngling wie einen Alten ober ben ©eigpalS wie
einen Berfchwenber reben unb ponbeln ließe,
fleh lächerlich machen würbe, wie folche bei
tJflaccuS SßtautuS unb OoffenuS üorgeffiprt
werben, fo müßte auch ber ©ompoftteur ge*
tabelt werben, wenn er für traurigen Stoff
ßüpfenbe ÜBeifen benfifcte ober bei freubigem
Stoffe weinerliche SEBeifen. 2)er Bhiftfer muß
fith alfo üorfepen, baß er ben ©efang fo ein*
riepte, baß er bei wibtigen ©reigniffen mehr
in ber £tefe, bei glüdlicpen mepr in bet
©öpe flcp palte; baS jebodj fepreiben wir nicht
fo oor, als müßte eS immer ftattfinben, fon*
bem fagen, baß eS, wenn eS gefepiept, bem
©efange gur 3«rbe gereiche. (Unter ben Sir*
djengefängen finben fiep Beifpiele piebon.)
$)er ttftufifer muß fiep auch hüten, ein
Beunta (£on ober Srigur) gu oft naepeinan*
ber aufbringlicp pören gu laffen. SEBenn
aber manchmal einige fepöne Stonfiguren ein*
mal wieberpolt werben, fo tabein wir eS
niept. ttttan wiffe auch, baß eS löblich ift,
in ben autpentifdjen SMobien ben ©efang
attmäplig (mepr ftufenweife) bem ©nbe gu*
gufübren, für bie plagalen aber fepidt eS fiep,
ben ©efang rafeper abfatten gu laffen. *)
XIX. Sapitel.
Am beften mobulirt man in ber SBeife,
baß ber ©efang ba auf ber finale eine
tttupepaufe macht, wo ber Sinn ber Sßorte
abgefcploffen ift. Aucp trägt eS biel gut
3ierbe unb gur ©leicpförmigfeit bei, Wenn
') „Sciendum etiam, qnod in principalibna
ad finem oon tarn panlatim dnoere lana est: in
collateralibna rero ad finem oantnm praedpi-
tare deoet.“ Oerb. II. 254.
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Ott Sraktat >ts Johann» Cottonino über Jtafik.
17
in ben ptagalen ©efängen batauf gefeben
Wirb, baß fle bie Staate öfter» böten (affen
uub in beten ßcb bewegen, auf ber
Duart febr feiten, auf ber Quint gat nie
einen Sßubepunft machen; ja, wenn fle manch»
mal bie gut Duint gelangen, foHen fle, bie»
felbe nur rafcb unb gleicbfam üott Scheu
berübrenb, febnet! ßcb Wiebet abwärts be=
wegen.
3n ben autbentifeben ©efängen aber muß
man batauf feljen, baß fle meiftenS in ben
höheren £önen (Montagen) Derweilen unb,
naebbem fle gWei» ober breimal auf ber Ober*
quint geruht haben, gut Staate gurücttebten
unb bann rafcb wieber nach oben ficb wen»
ben; benn wie eS b<n ptagalen SBeifen gu«
fömrnt, meiftenS in ben tiefen £önen ficb
aufgubalten, fo gegiemt eS ben autbentifeben,
bei ben oberen Xönen am meiften gu Der»
weilen. Segügticb ber Diapente, Duint, iß
gu mer(en t baß in ben ptagalen -Dtetobien
niemals Don ber Staate aus in bie Ober»
quint gefprungen wirb; Duartenfpränge finb
(Don ber Staate aus) nach oben unb nach
unten erlaubt. S)o<b ber ©efang beS IV.
£oneS fällt unb fteigt wieber gutreffenber in
Quinten» als in Quartenfprüngen; baS barf
uns nicht wunbern, ba ja fein autbentifeber
£on (III. Ston) öfter gur Sejt als gur
Duint auffteigt unb ebenfo fällt. SDtan be»
merfe ferner, baß eS in autbentifeben 2J?e»
(obien fdjön iß, wenn fte häufig auf bie
Sinate gurüdlebren unb bann ßcb wieber er»
beben; beim III. £on iß bieß weniger gut,
beßo feböner beim V. £on. Sei teuerem
gereicht eS auch gut 3tarbe, wenn mebrmatS
ber ©efang bureb eine große unb Heine £erg
(gur Staminante) aufßeigt. SIS Sorfcbrift
für beibe (autbentifebe unb plagate) ©efönge
fügen wir furg bei, baß bie fDtelobien ber
ptagalen £öne fowobt ober» atS unterhalb
ber Sinate febr fetten bis gur Duint geben;
nach unten nicht, wegen ber tiefen Montage,
nach oben nicht, Wegen gu großer Stangböbe,
bamit ße nicht mit ben autbentifeben Der»
weebfett werben. 2)ie HMobien ber autben»
tifeben £öne aber fteigen, mit StuSnabme beS
V. SEoneS, einen ©angton unter bie Sinate;
gur Dltaü aber erbeben ßcb alte, auch ber
V. Xon, gerne, febr fetten jebodj nehmen
ße bie 9ion unb Regime in Stnfprud), was
fotgenbe Siflnr 1 ) geigt:
') 3>ie ÜRöuuflrqpte haben eine Äretäßgur mit
nieten »abien, jwijchen »eiche bie S*ffent unb
Suchßaben eingefchneBen ßnb.
$«»«!, St. Vt. 3aht6u«h 1888.
Xon
feiten
ftetä uerroenb&ar
feiten
i
CD — D
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A — D - G
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BC — E — a
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B
C — F — f>fa
c
\
VII
FG - g
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•15
VIII
C
D-G - c
d
Ueberbieß iß gu bemerten, baß bie bei»
ben ©onfonangen, Duart unb Duint, bem
©efange eine febr große tHnnebmlidjfeit Der»
fraßen, wenn ße an ihrem Drte geeignet
gefefct werben; einen febönen fttang gibt eS,
Wenn ße manchmal abwärts geführt, fogteidj
Wieber bureb bie nämlichen £öne aufwärts
geführt werben. Stach gibt bie Duart eine
Diet angenehmere SMobie, befonberS im UI.
Xon, wenn ße manchmal brei bis Dier ÜJtal
ober noch öfter, aber in Derfdjiebener Star»
ßeltung wieberfebrt. Sbenfo iß eS gut, wenn
eine Stanßgur bureb öie nämlichen SRoten wie»
ber aufwärts gebt, bureb welche ße eben ab»
wärts gefeilten iß.
Serner Hingt eS febr gut, wenn ein
Duartengang fo Dariirt wirb, baß bie Heine
ober große £erg batb Dorangebt, batb nach*
folgt.
©8 gibt noch Diele anbere fdjöne SEBeifen,
■äftetobien gu geßatten, welche aber aufgu»
gälten nidbt nottj tbut, ba ße ben Sefer eher
langweiten als ihn belehren tönnten.—Solche
©efänge nennen bie fDtußfer cantus accu-
ratos, weit bei ihrer ©ompoßtion befonbere
Sorgfalt (cura) Derwenbet wirb. 2JiancbmaI
nennen ße biefetben gteidjnißweife auch me-
tricos, metrifdje,') weit bei ihnen geWiffe
©efefce nach 2trt ber fDietren beobachtet wer»
ben, wie bei ben $bmnen.
XX. flapitel.
fßoeb einen anbern leichten SBeg, SWelo»
bien gn hüben, wollen wir angeben, welcher
bor ©uibo noch unbefannt war. SSorerß
>) Sgl. „CSäciHenlalenber" 1884. ©. 38.
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18
Set Statut It» 3«t>anatf «ottonius über 4tn|ik.
überlege, in Welchem Jon bu eine 2Mobie
bilben luiUft; bann phreibe fünf Sonbuch*
paben mit Beigabe bon ebenfobielen SBolalen
auf bie Safet, unb roie eS bir bie Volale
ber eingelnen Sejtptben angeigen, fo f(breite
mit bem ©efange alfo fort:
u a
??
5 —Ma
ve
pi
so
^lis
'ma'-
N be
r/
- N ra -
tu w sup
\
pli
N
CBS
Seit aber biefe Seife gu eingefcljränft
ip, fo foQp bu auch erfahren, foie bu noch
letzter unb freier bid) habet bewegen fannft.
Stimm 6 ober 8 ober noch mehr Söne nach
ber Orbnung unb fefce jebem gwei SBofate bei,
g. S5. i ouaeioo
F G a p c d e f
ouaeioua
—-r-r-t ~-t>v -
■ r r - - > T „ _ —
Vox clam8ntis in deserto.p a rate viam Domino.
Sodj glaube nicht, bafs bu bie Vofale
immer fo, wie wir Pe georbnet haben, pellen
mnfft. Senn wie bie Sater unb Sichter bie
Freiheit befffcen, angufangen, was Pe wollen,
fo fann and) ber ©omponfff ben Anfang
nach feinem belieben fefeen; unb wie jene
forgen müffen, baff Pe ba8, wa8 pe begonnen
haben, rtdjtig gu @nbe führen, fo müffen
biefe barnach trachten, bie anfangs gewühlte
Orbnung bis gutn Schluffe beigubehalten.
Sie S3ofale fönnten bei biefer Sanier auch
Derbreifadjt unb DerDierfadjt werben, jeboch
Würbe bieff nur Verwirrung ergeugen. Sa
auf foldje Seife SDtelobieen mütelft ber Vo«
fate gebilbet werben lönnen, fo geigt e8 ffch,
baff', wa8 gefungen wirb, au8 Vofaten be>
ftehe, ober Wie ©uibo fagt, aHe8, wa8 ge«
fprocfjen wirb, P<h auf ©efang rebucieren lüfft.
XXI. flapitel.
©8 möge ben ßefer nicht nerbrieffen, baff
wir im erffen ftapitet ihm eingefchärft haben,
er folle ffch gewöhnen nach mufffalifchen 9teu*
men gu ffngen, unb baff wir eS bis jefct
aufgefdjoben haben Don ihnen gu hanbeln.
Sieff haben wir, wohlgemerft, aus gutem
©runbe gethan; benn wenn er nicht borher
gelernt hötte, nach ihnen gu ffngen, fo fönnte
er bie hin unb Wieber beigebrachten Veifptele
nicht berpehen. Sarum ©uibo folche Steu«
men (ober Songeichen) erbacht hat, baS
brauchte nicht auf ber Stelle gefagt gu wer«
ben, ba ihre 3tothwenbigfeit unb ihr Dtufeen
aus bem, was bisher abgehanbelt würbe,
genugfam herborgeht. Senn ba bei ben ge«
wöhnlidjen Steumen bie 3nterbaffe nicht er«
fannt werben lönnen, unb ©efänge, welche
nach ihnen eingeternt worben pnb, nicht blei«
benb bem ©ebachtntffe eingeprügt werben
tönnen, unb beffwegen ffch biete fehler in
bie ©efänge einfchtetchen, — jene (mupfali«
fchen 3teumen auf ßinlen) aber alle 3nter«
baffe genau erlernten taffen, fo gwar, baff
ffe einen 3trthum gängtidj auSfchlieffen unb,
wenn ffe einmal bofffommen erlernt Pnb,
auch ein Vergeffen ber üMobien nicht mehr
gutaffen, wer fieht nicht ein, baff biefetben
bon großem Dtuffen ffnb? Sie fehr aber bie
unregelmflffigen Neunten bietmehr Srrthum
als Äenntniff ergeugen, fann man fehr leicht
an ben virgulis, clinibus et podatis
( -II''S)
erfehen, ba affe biefe 3 e M)«n gtei^m&fflg
nebeneinanber gefefct ffnb, unb burch pe webet
ein ©teigen noch Sfaffen ber Stimme aus«
gebrüeft wirb. Saher gefchieht eS, baff jeber
bie baburch angebeuteten Söne nach eigener
üßeinung höher ober tiefer nimmt, unb baff
ba, wo bu eine Heine Serg ober eine Ouart
ffngft, ein anberer eine groffe Serg ober eine
Ouint nimmt, unb wenn ein brütet ba ip,
auch biefer mit euch beiben nicht überein«
ftimmt. Sagt ber eine: Sagifter Srubo
hat mich’S fo getehrtl fo fagt ber anbere:
3<h habe eS bon meinem ßehrer SKbinuS fo
gehört, unb ber britte: O, Sagifter Salo*
mon ffngt eS gang anberS 1 Um eS furg gu
fagen, feiten ffimmen brei in bem nämlichen
©efange gufammen, gefdjweige erft taufenb;
unb wenn jeber feinen ßehrer oorgöge, fo
müffte eS fo biele ©efangSWeifen geben, als
eS je ©ingmeifter gibt *).. Senn 3*ntanb
•) £ter fd^altet ber Äutor ba§ Reep. „CoUe-
genint Pontifioes“ unb bie Commuuio „Beatus
■ernis“ ein unb meist beriei Unrid&tigfeiten nac$.
2)er Cod Vatic. fü^rt ben Anfang beö Resp. in
9fceumenfd)rift mit ein paar Sinien an. 3)er Cod.
Alderb. baöfeibe in fog. ©uibottifeber 9totenf<brift;
ba aber 93eibe nic$t gan& übereinftiimnen, fo unter-'
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UN IV E R 5tT¥ -QF MICH
Der Craktut I» 3eljan«e« tottonia* aber Jtnftk.
1 »
einwirft, ba unb bort gehöre ein ©albton
hin, fo rnüffen Wir baS verneinen. Oft näm*
Itdj geliebt eS au8 Una^tfamfett ber 6Sn*
ger, baf} fl« neben anbern äSerfcbledjterungen
ber ©efärtge ba ©albtöne fingen, wo fie
nicht fielen bürfen, unb ba unterlaffen, Wo
fie folcpe fingen füllten. @8 ift ja befannt,
baf} bie ffllenfdjen mit rauhen unb unge«
fdjlfffenen Stimmen bie ©albtötte gern »er*
tneiben, bie mit biegfamen Stimmen aber
fie lieben unb gwar fo feljr, bah fie ©alb*
töne manchmal auch ba anbringen, wo fie
gar nid|ft hingehören.
@8 ift bei (Einigen in ©ebraudj, biefen
fßenmen gewiffe 8udjftaben angufUcfen, wo«
mit fie aber, wie man ficht, ben Sänger
nicht aufflären, fonbern burd). hoppelten 3rr*
thum ihn behinbern. ®enn wie ben 9leumen
feine 8efHmmthett innewohnt, fo tragen auch
foldje über fie gefthriebene Smhftaben eine
nicht geringere Unbefiimmtheit an fidj, gu*
mal ba mit ihnen ja bie berfdjiebenften 8e*
geidjnungen anfangen; befewegen fann man
nicht kennen, wa8 fie eigentlich begegnen.
2>o<h wenn ihnen auch eine beftimmte S3e*
geidjnung beigelegt Würbe, fo wäre befjholb
noch nicht aller 3wdf«I behoben; benn ber
Sänger wühle noch immer nicht genau, wie
weit er nach oben ober nach unten gehen
bürfe, inbem g. 8. mit bem 8u<hfiaben c
berfdjiebene SBörter anfangen, wie cito,
caate, clamose; gleicherweife ift eS bei 1,
als leva, leniter, lascive, lugubriter;
ebenfo bei s, als sursum, suaviter, subito,
sustenta, similiter etc. 8on ben regel*
regten mufitallfdjen Sieumen (b. h* folgen
auf Sinien) wollen wir furg fagen, bah fie
ben Sänger ben wahren unb gugletd) leisten
SBeg führen, fo bah «r, wenn er auch wollte,
nicht irre gehen fann. Unb nadjbem Sfemanb,
fei er ein 3Jtann ober ein ftnabe, oier 3te*
fponforien 1 ) ober ebenfopiele Offigien nach
lieb i$, fie roiebergugeben. ©erbert bietet nur
ben Zeji
') „Historiae“. gn ber älteften 3eit Riegen
bie Stefponforien, welche im Dffijium noch ben Sei--
turnen gefungen mürben, historiae (&efchi<bten).
„Sn ben ffefttagen ber ^eiligen, SRartprer unb
Spoftel nmrben iljre Sitten ober furje £ebensibe=
föreibungen gelefen; groifd>en biefen Sefungen (Sei»
tionen) nmrben entfpredjenbe, meift ben Sitten felbft
entnommene unb ben in ben Settionen bei) anbeiten
Stoff roeiter fiiljrenbe SRefponforien gefungen; eben«
fo rote bei ber Sefung ber f)I. Schrift, j. 33. ber
©erteftä u. f. ro., in ben SRefponforien ber gaben
ber ©rjäljlung roieber aufgenommen unb Iprifcb
ihnen mit ©ilfe eines 8orfänger8 erlernt
hat, wirb er ba8 gange glnttphonarium uub
©rabuale ohne Seljrer erlernen fönnen. Sie
unregelmähigen SReumen alfo ergeugen, wie
gefagt, nur 3weifel unb 3rrthum unb fönnen
bem Sänger feinerlei 8ortheiI üerfchaffeu,
fo bah, wenn er nach ihnen ba8 gange @ra*
buale bis auf ein Offtgium, ober um noch
weiter gu gehen, bis auf eine eingige Com-
munio Pon feinem Sehrer erlernt h°t, er
bodj nicht im Stanbe ift, biefe eingige noch
übrige Gommunio allein ftngen gu fönnen.
@8 ift alfo flar, bah berjenige. Welcher fidf
an biefe hängt, ein Siebhaber beS SrrtfjumS
unb ber Unrichtigfeit ift; wer aber an bie
mufifalifchen Neunten fidj hält, ber will ben
SBeg ber Sicherheit unb SBahrljeit einhalten.
2ßan muh überbieh Wiffen, bah bie 9teu=
men (muftfalifchen Songeichen) in breifacher
Strt fich Rnben. 9tadj ber erjien Strt begeidj*
net man bie Söne mit ben auf bem 2Rono*
chorb oergeichneten 8uchftaben, Wie eS bie
giften gu thun pflegten. Stuf eine gweite Strt
gefchfeht eS burch Segeidjnung ber 3nter*
bade, welche 2Irt ber 8egetdjnnng ©ermann
ber Sahnte erbacht hoben foH. S)iefe finbet
in folgenber SEBeife ftatt: E begeichnet ben
©(eichlaut ber SEöne; S ben ©albton, T ben
©angton, T mit S oerbunben ^ bie deine
$etg, T gehoppelt »j? b ‘ e flrofje £erg, D
bie reine Quart, J bie Quint, J bie fleine
T
Sejt (Quint mit ©albton), j bie groh« Sept;
unb wenn bu bie Oftao begeidhnen wiHft, fo
muht bu J unb D mit einanber üerbinben
JT>. Qhne beigefügten Sßunft beuten biefe
Beiden baS Steigen ber £öne, mit ben»
felben baS SlbwärtSgeljen an. S)ieh alles
(ehrt ber bon ©ermann Wafjrfchetnlich felbft
herftammenbe ©efang „E voces unisonas
aequat etc.“ nur ein Oftabinteroall fömmt
barht nicht bor.
©ine brüte drt ber £onbegeidjnung warb
bon ©uibo erfunben. Sie befteht in Strich*
(ein, ©äcfdjen, QuiliSmen, 8unden, fßobaten
beganbelt rourbe." (Stubien unb SÄtttgetlungen
aus bem Senebiftiner* unb ©ifterciettfer*Drben.
1887. ©. 11.) — Unter „of&da“ »erfteljt ber Slutor
bte roechfelnben SJtefjgefänge, alfo Introitus, Gra-
dnale, Offertorium unb Communio, roelcpe ®e<
fftnge in biefem bem Xraftat angehängten Xonariuä
unter ber Stubri!: De ofBoiis ftegen.
3*
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20
Der Sraktat itt Johanne» Sotlnaini über Ütnfik.
e
unb anbern berartigen 3eid>en, welche ein
am 3ianbe beigefe^ter Sdjlüffelbuchftabe fe|r
tauglich macht. Ser nach blefer Setljobe
fdjneß unb Dortheilhaft pm mufifalifchen
©efang fich befähigen miß, hat ftch breierlei
Sßlühe p untermerfen: erftenS, er muh (ehr
genau fich umfehen, welche unb mie Diele
Silben jebent Sone pgetheilt finb; bann
wohl überlegen unb beamten, welche Söne
auf ben Sinien ober im 3n>ifdjenraume fielen;
für’B britte fehe ber «Sänger ftch feljr um,
bah er fich nicht burdj bie Derfdjiebene fßoft*
tion ber Söne täufchen taffe; bem fann er
leicht begegnen, wenn er genau barauf fleht,
bah jeher Son F mit rother fjarbe, unb
jebeS C mit gelber fjarbe angebeutet ift.
Einige fefeen ftatt ber rothen ftarbe an ben
Anfang ber 3eß< einen Sßunft. Sehwegen
aber bringen wir barauf, bah bie gmei Säue
F unb C ober beren Farben genau beamtet
werben, weil Don ihnen bie übrigen Söne
abhängig ftnb, unb wenn fte ihre Stelle Der«
änbern, biefj auch bei ben anberen ftattfinbet.
Senn aber biefen Songeichen bie Farben
ober Schlüffel mangeln, fo finb fte wie ein
Brunnen ohne aufgug&feil.
XXn. ftapttel.
3n biefem ftapitel bringt 3oljanneB man«
cherlei Berbeff ungen Don ©efängen Dor, welche
Don feinem Gelange für uns ftnb; bie ge*
wohnlichen Neunten ohne ßinien hatten eben
gu Dielen Srrthümertt Beranlaffung gegeben,
wogu ftch oft auch noch bie Unwtffenheit unb
©itelfeit ber Sänger gefeßte. Sa biefe ©or»
refturen alfo für unS Weber Belehrung noch
3ntereffe bieten, fo übergehe ich hier biefelben.
3m weitern Verlaufe biefeS ßapitelS
fömmt er auf bie differentiae gu fpredjen.
Seil, fagt er, ba§ Sort differentiae in
Derfchiebener Bebeutung gebraucht wirb, fo
müffen wir guerft erllären, was wie; unter
differentiae troporum (Sifferengen ber Son*
arten) Derftehen. Sir n/nnen fo bie oerfchie*
benen Sonfiguren, welche über bie Sorte
„saecula saeculorum, amen“ in ben ein*
gelneu Sönen angewenbet werben. Solche
Sifferengen, welche ben Sönen gugetheilt wer*
ben, ftnb theilS guftänbige unb nothwenbige,
theilS guftänbige aber nicht nothwenbige, theilS
ungehörige unb unnötige unb behhalb nicht
beachtenswert!). 3 u ftänbige unb nothwenbige
nennen wir btejenigen, welche fefjon Don ben
alten ©omponiften hei bei ben Sängern im
Gebrauche flehen; gugehörige unb nicht noth*
wenbige heißen biejenigen, welche nicht ber
ßtothwenbigfeit, fonbern blofe ber feierlich«
feit wegen eingeführt würben. Ungehörige
unb unnötige ftnb biejenigen, Welche nicht
auf ber gebührenben Sominante, fonbern
nach bem belieben ber Sänger angefügt wer*
ben, mie bie Siffereng gur Slntipfjon „Nos
qui vivimus“ (b. fog. tonus peregrinus).
SIber folche Sifferengen, obwohl fte Don einigen
als folche auSgegeben werben, weife ich gu*
rücf, ba ein berartigeB saeculorum amen,
nirgenbs confequent oariirt, Dielen ©efängen
mit Derfchiebenem anfangstone angehängt
werben fann. Sären bie Derfdjiebenen an*
fänge ber ©efäuge mafigebenb für bie 3ahl
ber S ifferengen, fo mühten im VI., VII. unb
VIII. Son bei weitem mehr Sifferengen fein
als in Sirflichfeit ftnb.
XXin. Kapitel.
■Jlun woßen wir noch furg unb bünbig
etwas Don ber Siaphonie fagen, um auch
in biefer Begiehung ben mihbegierigen Sefer
nach unferm Vermögen gufrieben gu fteßen.
aifo: eS ift bie Siaphonie eine paffenbe
Sflangoerfchiebenheit ber Stimme, welche 3 um
menigften gwei Sänger erforbert, fo uäm*
lieh, bah, währenb ber eine bie regelmäfjige
Selobie fortführt, ber anbere fte mit anbern
Sönen paffenb umfreifet, bei ben ßiuhepunf»
ten (SuSpirien) aber beibe in bem nämlichen
Son ober in ber OftaD gufammentreffen.
(gemeinhin nennt man biefe Seife gu ftngen
Organum, wohl befjwegen, weil babei bie
menfehliche Stimme in berechneter Berfdjie*
benheit baS 3nftrument nachahmt, welkes
mir Organum (Orgel) nennen. Ueberfefct
heiht baS (griechifche) Sort Diaphonia eine
hoppelte Stimme ober eine anberS flingenbe
Stimme. Sodj ehe wir Borfchriften für baS
Organisieren geben, woßen wir etwas Seni«
geS über bie Bewegungen ber Stimme, welche
bei biefer Sache Don grobem Belange finb,
burdjgeben. Sa nämlich baS Organum
mittelft ber ©onfonangen auSgefüljrt, ihr
Beftanb aber burdj bie Bewegungen ber
Stimmen geänbert wirb, fo wirb üßiemanb
gmetfeln, bah beren Befpredjung hier Don
•Kufcen fei.
@S gefdjehen nun bie Bewegungen ber
Stimme burdj fßrftS unb ShefiS, b. i. auf«
wärts« unb abwärtsgehen, äße Sonfiguren
werben burch biefe hoppelte Bewegung nach
oben ober nach unten gebilbet mit auBnaljme
ber einfachen unb mieberljolien. ©infache
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Der traktnt Des 3otjannM «ottonin* fibft Jlu(ik.
21
Neunten nennen toir baS ©tridjlein unb ben
Sunft, wieberljolte aber bfejenigen, »eiche
Serno Distropha („) unb Tristropha (,„)
(alfo rafdje SEBieberholung beb nämlichen
FoneS nach 2lrt be8 Fremolo) nennt. SlrftS
unb FheftS »erben »anomal mit einnnber
oerbunben, bann »ieber SfrflS mit Slrfis,
FheftS mit FheftS, manchmal 2lrfi8 mit Flje»
f 8 unb umgefeljrt. Fie Serhtnbung gefdjieljt
tbeilS auS ähnlichen, theitS aus unähnlichen
©dritten. Unähnlich ftnb bie Stritte, »enn
ber eine mehr aber »eniger Föne als ber
anbere umfaßt, ober mehr berbunbene ober
mehr getrennte. Sei biefer Serhinbung er«
geigt ftch halb ber eine Foitfdjritt gegen ben
unbern präpofttiöe, b. h. höhet gefteHt, halb
•fuppofltiPe, b. h. unterhalb be8 anbern, halb
uppofitibe, b. h. Venn ber ©djlußton ber
erften Fonfigur ber SünfangSton ber gweiten
grigur ift, halb interpofitioe, b. h. wenn ein
SConfc^ritt gwar tiefer fteht als ber oorher*
gehenbe, aber bod) »eniger tief unb »eniger
hoch geht; halb bermifcht, b. h. theitS fup*
pofltibe, theitS präpofitibe, theilB appofttibe.
SBfirbe ich bon allen biefen Fortbewegungen
Seifpiete beibringen, fo möchte ich bem ßefer
mehr befchwerlich als nfifclicf) fein, ba eS ja
Jeber felhfl fehen fann, »enn er in ben
©efängen fleißig nadjforfcljt. *) Fiefe Fon*
figuren änbem fich in ihren ^Bewegungen
auch nach ben ©igenthümlidjfeiten ber ein*
getnen modi. $iebon »ollen wir ein Sei*
fpiel anfftgeu, bamit e8 nicht bloß bem, ber
organisieren lernt, gnm Sufcen fei, fonbern
bamit auch ber, welcher einen neuen ©efang
machen will, ein Sorbilb habe.*)
U F E F 6 EF 0 6FDFD 0 G D F EDFGFß FE 0 0 flLTon)
i 1 «X. V I Y Y/ I I I I Y YY Y I I
Anciila Christi sum, ideo me ostendo servilem personam.
I I I A A I AX\ I I A I A A A All
E GF Ga FG E Ga DFG E EGaa acFaGa GFEE (ULTon)
Setrachte bann, baß, »enn bu einen ©e*
fang beS I. modus nach bem ©ange beS
II. modus auSführft, bu feßr Wenig Ser*
fchiebenheit ftnben Wirft; baSfelbe finbet gwi*
fehen bem britten unb bierten modus (tritus
•et tetrardus) ftatt.')
Sachbem wir bieß in ftürge eingefchaltet
haben, fehren Wir gur Fiaphonie gurücf. ©ie
wirb nicht Don allen in glei^er Sßeife be*
hanbelt. UebrigenS wirb man babei am be*
ften gu Sßerfe gehen, wenn man bie Ser*
fdjiebenheiten ber Fonfehritte gut in Obacht •
nimmt, fo grnar, baß, wo bie bcrgefchrtebene
ÜDtelobie (cantus firmus) aufwärts geht, bie
organigierenbe Stimme abwärts geht unb
umgefehrt. ©8 muß ftch bann ber ©omponifi
Porfehen, baß, Wenn ber cantus firmus in
fF* *-""- * H -ä =
tiefen Fönen eine Saufe macht, bie gweite
Stimme in ben höheren Fönen mit bem*
felben in ber Oftao gufammentreffe, wenn
aber in ben höheren Fönen, fte felbft mit
ihm in ben tiefen Fönen burdj bie Oftap
confonire; Wenn er aber in bem mittleren
Fon (mese) ober in beffen Sähe eine Saufe
macht, fott fie im ©inflattg mit ihm ftehen.
3u beachten ift, baß baB Organum fo ge*
bilbet werbe, baß halb ber ©inflang, halb
bie Oftao abwedjfelnb auf bie ©djlüffe ber
Stbfdjnitte (Saufationen) gu flehen fomme,
febodj öfter unb begnemer wirb eS im ©in*
{lang fein. Obwohl ba8 ©efagte bem eifri*
gen Sefcr flar fein fann, fo wollen wir hoch
aus $reunbli<hfeit gegen ihn ein Seifpiel
oorfüßren, wobei bie $aupt* unb bie Orga*
nalftimme alfo fingen:
* - SE "a
Lau- da -
■=k - sy—
te
Do- mi - num
de coe - lis.
—
— W— Pm — y- —
E — m Jg=:
—
- J— 3c,.
-Vm dt — r
0 $iefe Angabe ift nic$t flar.
*) $ief$ SBeifpiel ift benx Cod. Aldersb. ent*
lefjnt, wo auf einem Stfnienfpjtem bie ^nnjipa^
ftinune (Cantus firmus) mit fdjroarjen, bie Orga*
nafftimme mit rotten ftonjeidjen auSgefüfjrt ift;
über bem Xejte ift ber Cantus firmus aud} noch
mtit SBudjftaben angegeben. Söeber bei (Herbert
mot$ im Cod. Vatioan., welker überhaupt ben
Xraftat fd)on mit bem oor^ergeijenben Stbfafc fd&tiefct,
finbet ftd) biefe intereffante 3)fapbonie.
*) 2$gl. „aflonatöbefte für 2Jhififgefcbic$te non
©itner" 1872. 6. 79. ff. — „Gäcilta", Organ
für latljol. Äircbenmufif 1875, ftr. 12. 0. 91.
• *) 2)iejj SBeifpiet ift bem Cod. Vatioan. ent*
nommen. (Herbert Ijat nur ben Xejrt unb etliche
wenige 3Mobiefeud)ftaben; Cod. Aldersb. bringt
ben <Sa$ als 2)iap^onie.
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22
DU Dtfpcrpfalmcn an Äaritnftflc«-
2fuch mußt -btt bemerfen, baß, obwohl
id) nur rin einfaches Organum mit einfachen
2Tonfd^rttien angeführt habe, e8 jebem ©out*
poniften frei flefjt, bie einfachen £onfchritte
gu Derboppeln ober ju berbreifachen, ober fie
auf fonfiige ffleife nach Setteben gu Käufen.
2)ieß toenige über bie $)iapf)onie ©efagte
mag genügen.
XXIV. Äapitel.
$ieß ftapttel bilbet ben ttebergang gum
Tonarius, welcher aber nur bie notljwen»
bigften Jormeln enthalten unb gleicbfam nur
Seifpiele beibringen fott. ©erbert führt ihn
ni<ht an, fagt auch nicht, ob er in ben ihm
gur $anb getoefeuen «Wanuffripten mit 31 o«
ten aufgegeidjnet ftanb; im Codex Vatica-
nns ftnbet er {ich and) nicht, wohl aber in
C. L 2699 ber f. &of* unb ©taatSbibliothef
in «Wündjen, ftammenb auS bem ©iftergienfer*
i fiofter SSlberSbadj (2>iögefe Sßaffau). ßefcte*
! rer ©obej gieht auch alles, maS bei ©erbert
I bem 24. Slapitel einDerleibt ift, gum 23.
flapttel mitfammt bem SonartuS, nach »ei¬
fern noch gtuet Staphel folgen, »eiche de
nolis, pon ben ©loden hanbeln. 2)ann folgt
wieber bie Schlußformel: Explicit Ihs
Musica.
P. ^ornmäffer, 0.8. B„
$riot in SWetten.
Sie JJesperpfalmen an JHarienfeflen.
f ie befannt, hat bie Stirche folgenbe
fünf ipfalmen für bie beiben 33e8*
Peru ber «Warienfcfte beftimmt:
A. «Pf- CIX (V.); al8 Sßf. ber ©onn»
tag8De8per erflärt im ©agilietifalenber, 3afjr*
gang 1882. ©. 57 ff.
B. «Pf. CXU; gleichfalls als «Pf. ber
©onntagSbeSper bereits erflärt am angegeb.
Orte. 3ahrg. 1883. ©. 44 ff.
C. $f. CXXI.
D. «Pf. CXXVI.
E. «Pf. CXLVII.
ftfir bie beiben erfien ipfalmen übriget
fohinnur, bieStffommobation auf «War ia
nadjgutragen.
«Warianifdje 2lffommobatton adA.
S)a8 Sieb bom triumphirenben Sßriefter»
fönige «WeffiaS lägt {ich auch gu «Waria in
eine birefte SSerbinbung bringen. 2>ie gum
$imntel 3tufgefaljrene thront als eine wahre
Königin, erhöht über alle ©ngel unb ^eiligen,
»ogu fie nach göttlichem Watfdfluffe Don
©wigfeit lj«r beftimmt war. 3n>ar ift nur
ihr göttlicher ©ohn ber eine $ohepriefier nach
ber SEBeife beS «Welcfjifebech. Slber inbem ©r
Sörot unb SBetn berwanbelt in jenen Selb,
ben 6r aus «WarienS ©djoß angenommen,
tritt bo<h auch fie felber gum welch tfebefi*
fchen Opfer in unmittelbare Segieljung.
2Bie beS ©ohneS ©iegeSgug unaufhaltfam
fortfchreitet, »eil ber $err mit ihm; fo et»
fährt auch ihr ©lang eine nie unterbrochene
Steigerung, »eil ber §err mit ihr ift unb
bleibt (Dominus tecum); baffer bie ©ln*
fefcung neuer fjefte ihr gum greife; bie 33er*
fünbigung ihrer unbefledten ©mpfängniS; bie
feierliche Krönung ihrer Silber.
Wtarianifdje Slffommobation ad B.
©nthält ber ipfalm als $hmnu8 ber Sun»
beSfreube gunädjft eine Slufforberung, ben
SunbeSgott allegeit unb allerwürtS
gu berherrlichen; fo mag er um beS SlnteilS
willen, ben SJtarta an ber Segrünbung beS
neuen SunbeS hat, füglich auch als eine
Slufforberung, ihren 3tamen gu lobpreifen,
gelten. 2Bem follte ber Warne berfenigen nicht
heilig fein, welche ber ©ohn ©otteS felbft
feine SJtutter nannte 1 SBetcheS anbere SBeib
tönnte mit „ber ©ebenebeiten unter ben SBet»
bern" auch nur entfernt berglidjen werben!
©ie, bie „bon feinem «Wanne wußte", hat
ben ©rlöfer geboren, unb wirb bon ba an
unb fortan als «Wutter gepriefen, wie bon
3Wpriaben btnunlifdjer $eerf<haren, fo non
«WiHionen armer ©rbenfinber, welche gu ihr
in ben Wöten beS ßebenS bertrauenb auf*
bliden.
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Original fram
Du >c9j)trpfalmtB an JUrienfefte«.
23
C. ?r«tm CXXI.
(DeS frommen ^SilgerS Danflieb.)
1. Lsetatus sum in his, quse dicta snnt
mihi: in domnm Domini ibimns.
2. Stantes erant pedes nostri in atriis tnis,
Jerusalem.
1. Evasßeiag avri] (pwvrj — eine
fromme Sprache ift’S, bie fjiet erflingt, ur=
teilt Dheoboretmit 8ted(jt fc^on fogleidj bom
erften Verfe. Der Sänger (Daoib?) malt
pdj noä) einmal bie Ofreube aus, roobon fein
§erg tfefinneriid) ergttterte, als ©leicßge*
finnte ißn einlnben: „3nB $auS beS $errn
motten mir gelben.* 2)a bebnrfte es nicht
langer Vorbereitung; gefagt, getban.
freute mich barob, bafj man mir fagte:
„3n§ £au8 beS $errn motten mir geben".
Da ftanben berat unfre jjüße in beinen (Dems
pels)Vorh8fen, o Sferufalem!
2. DaB beim Auf6ruche ermacbte Sfrcu*
bengefüßl mud)S mit jjebem Stritte ber Sin«
näberung; eS erreichte feinen ©ipfelpunft beim
Anblicfe ber heiligen Stabt unb beS $ei*
ligtumS, fo baß bie S^ilger mie gebannt
fülle ftanben unb erft eines AugenblideS ber
Sammlung beburften, um oon ihrer ftau=
nenben Vemunberung gurücfgufommen.
n.
3. Jerusalem, qu» sedificatur ut civitas, I
cujus participatio ejus in idipsum.
4. Illuc enim ascenderunt tribus, tribus |
Domini — testimonium Israel ad con-
fitendum no mini Do mini. j
5. Quia illic sederunt sedes in judicio, se-
des super domum David.
3. @S läßt fi<b nicht fürger unb beffer
als in ben brei Verfen gefdjteßt, 3erufalem8
breifacbe Vebeutung in architeftonifcher
(V. 3); in religiöfer (V. 4) unb in po*
litif eher ^infiebt (V. 5) heröorfeljren. Schon
baS äußere SerufalemS muß bem Anfämnt*
ling gefallen; benn — ber Urtejt befagt bieS
beutlicber als bie griechifdje unb Iateinifche
Überfeßung —, mie in einem gebrungenen
Organismus ©lieb an ©lieb fließt hier pdj
§auS an $au8. So ift fchon bie äußere
Ororm angemeffen ber inneren Vebeutung,
als beS religibS'poIitifcbenttRittelpunfteS.
4. ©emäß ber aus ©job. XXIII, 17 im
Deuteronomium XVI, 16 mieberbolten Vor*
f ehr ift fottten breimal beS SaßreS—an Opern,
Vßngften unb ßaubhfitten, ben fogenamtten
regalim ober VtogefßonBfeften — bie männ*
lieben Angehörigen ber gmblf Stammgebiete
am Siße beS fteiligtumeS erfreuten, um fi<h
ber VunbeSgugeljörfgfeit bauernb bemußt gu
bleiben unb eine religiöfe 3*ntralfeier gu
6. Bogate, quse ad pacem sunt, Jerusalem;
et abundantia diligentibus te.
7. Fiat pax in virtute tua, et abundantia
in turribu8 tuis.
3erufalem, mie ift’S gebaut als eine Stabt, brin
jebeS ©lieb pdj eng jum ©anjen fügtl
Dahin ja auch mallen bie Stämme, bie Stämme
beS fterm; eine Soßung iftS für Sfraöl,
(fo) ju preifen ben Vamen beS fperrn.
Denn ebenbort ftehen auch bie Stühle jum ©es
richte, bie Stühle für baS #auä DaoibS.
begeben. Seitbem Daoib baS VunbeSgett
auf bem Sion aufgeftettt, mar nun 3«rn*
falem — bie fdjöne — gugleicb bie ^eilige
Stabt, eine Vegeichnung, bie bis gur Stnnbe
in ©eltung geblieben, foferne auch bie gegen»
mürtigen, arabifch fpreeßenben Vemoßner baS*
felbe el kods (baS heilige) gu benennen pflegen.
5. 3ubeS gmeifettoS mar bie fpätere Sßaßl
3erufalemS gur einheitlichen ftuItuBftätte be*
einffußt bureß bie PorauSgebenbe ©rmäßlung
beSfelben gur ÄönigSftabt. 3umal in einem
tßeotratifch organiperten StaatSgebilbe fott*
ten bie geiftlicße unb meltlicbe Autorität enge
Verbfinbete fein. Darum alfo fam nach 3e*
rufalem baS VunbeSgelt, meil bort guoor fchon
bie ©ericbtsßüble ftanben, bie Stühle für
baS $au8 Daoib. Stühle über baS §au8
DaPib, maB bie Überfeßung ber Vulgata
naßelegen lönnte, märe faum oerpänblicb.
Sohl aber belehren Stetten, mie 2 Regg.
XXIII, 18, 24, baß Vrinjen beS haufeS
Daoib hohe Staatsämter betleibeten.
in.
©rbittet ^rieben für 3trufalem; ja Überfülle
fei benen, bie blcß, 3erufalem, lieben!
Triebe h*rrf<he in belner Vingmauer unb Übers
fülle in beinen Valäften!
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
24
Cie Deiperpfalmtn an Äaritnftfftn.
8. Propter fratrea meos et proximos meos
loquebar pacem de te.
9. Propter domum Domini Dei nostri quss-
sivi bona tibi
6. ©ben weit 3er ufatemHerg unb Haupt
beS ©otfeB, wirb über Serufatem houpt«
fachlich ©egen erßefjt. ©eßnben ^>ers unb
Haupt ß<h Wobt, bie bet weitem widjtigfien
©eftanbteite beS ©efamtorganiSmuS, fo ift
eS auch um biefen felbft wobt beftefft. 2)a=
ber bie Rufforberung, gunächft 3erufatem8
SBobtfabrt gu erßehett; bann erft möge Über*
ßuß jenen nicht fehlen, welche 3erufatem lieb»
haben, b. b. ben SCßcbterftäbten be8 SanbeS.
7. Stuf 3erufalem, baS eine, allein gu«
rüdgreifenb wirb Triebe bon außen, b. i.
Dor auswärtigen geinben; nid)t minber
innerer grfebe, b. i. inner halb ber tjäuS»
liehen ©ebötferungBfreife gugerufen.
griebe walte über beinen feften Ringmauern,
o 3erufaleml Gemeint ift jebenfaKS ber SIJHIIo
mit bem 2)a0ib8turm; lein fetnblicheS ®e=
fdjoß möge fuh ihn gum 3iete nehmen! Unb
ebenfo mögen beS griebenS Segnungen, aller
guten ®aben föftlichfte güfle, in 3erufalem8
ißaläften ftcb häufen; jenen turmhohen, bis»
weilen fecJjSftödigen ©rachthäufern, wie fte
nach ben 3*ugniffen ber alten ©chriftftetter
in ben ©roßftäbten ber alten SBett nicht
feiten gu treffen waren.
8. 3unä<hft iß eB bie ßiebe gu ben 3ßae»
titen, feinen ©rübern bem gteifeße nach,
weldhe bem fönigtidjen ©fatmiften fo begei»
fterte Rntjängtidjfeit an3erufalem einßößt.
SEBeil e8 potitifcheS 3entrum (SB. 5), fotl
jebe politische Rufregung ferne oon ihm bleiben.
9. ®och noch aus einem höheren, über»
natürlichen ©emeggrunbe, weit 3erufalern
auch ber religiöfe ÜJHttelpunlt (®. 4), foK
ihm ein noch höheres, ja altes überhaupt
nur benfbare ©lüd gu teil werben. ©eint
„$au8 beS $erru" muh ntan nicht notwenbig
an ben £empet benfen, ben ®aotb ja nur
geplant, ©alomon erft gebaut hat. 2;er
D. 3 ?fafi
(35er SDlenfch b
1. Nisi Dominus »dificaverit domum, in
vanum laboraverunt, qui »dificant eam.
Nisi Dominus custodierit civitateim, fru-
stra vigilat, qui custodit eam.
Riegen meiner ©rüber unb meiner greunbe
roerbe ich herabrufen grieben über bidj.
2Begen be§ HaufeS be§ Herrn, unfereS ©otteS,
toünfche ich ba§ ©efte bir.
Sprachgebrauch bon domus (baith) auch für
ein bloßes 3*It fteht ja außer 3weifet.
Rffommobation.
2Bir freuen unS an ben SDlarienfeften,
baß Sftaria im himmlifchen 3erufalem, bef*
fen ©or», Sinn» unb Rbbttb baS irbifdje ge»
wefen,boIIen grieben gefnnben. SGBie ße gewiß
uttauSfprechlich ßcß freute, als ber SobeSengel
ihr gugeßüftert: „Run wollen wir in baS
HauB beS Herrn — ben $immet broben —
hinaufgehen"; fo hoffen wir, ihr nadjfolgetib,
beim SEobe bereinft nicht erbeben gu mfiffen;
uns bielmehr freuen gu bürfen, baß mir $off=
nung haben, in bie hintmlifche „griebenBftabt"
eingelaffen gu werben. R. I. P. — Hingt
ber Iefcte, bebeutungSboüe SegenBwunfch ber
üJtutter ftirdje; Hang ber leßte Scheibegruß,
welchen in ben Äatafomben fdjon bie gtäu=
bigen Hinterbliebenen ihren borauSgeeilten
Sieben auf baS ®enfmal feßten. ©ei jebem
8lüe rufen wir gu SRarta um ihre gürbftte
in ber Stuttbe beS lobeB. Ruch biefet ©falm
lann füglich als eine ©rmeiterung jenes gieße»
rufeS gefaßt werben.
ftautn minber gutreffenb'wirb man 2Jlaria
felbft mit 3erufatem begleichen bürfen.
Sie ift fchötter als 3erufalem; ift nicht
allein bie SRutter eines ©olfeS, tiielmeßr bie
Patronin aller ©ötfer; ift bie neuteftament»
liehe, bem „3frael ©otteB" unüertorene ©un»
beSlabe. 3ebeS ©tarienfeft bringt bie Ruf»
forberung, btefem mpftifchen Serufalem freu»
big entgegeitgueilen unb ©taria gu preifen,
weit fie, obwohl gleich uns eine Staubge»
borene, bennodj erhöht gu werben oerbiente
über alte ©efeßöpfe; weit ße als ©otteß»
mutter gugteidj göttliche ©nabenmutter ge»
worben, mithin mehr noch aus einem über»
natürlichen, als einem btoS natürlichen 39e»
Weggrunbe gu preifen iß.
CXXVJ.
ft, ©ott tenft.)
SSenn nicht ber Herr bauet ba§ Hau§, mühen
uergeblich ßch ab, bie baran bauen. SBenn
nicht ber Herr bemacht bie Stabt, macht oer»
geblich, mer ße hüten roiH.
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UMIVERSITY OF MICHiGAN
Hie tosptrpfalmen an 4lanenft|ten.
25
2. Vanum est vobis, ante lucem surgere;
surgite, postquam sederitis, qui man-
ducatis panem doloris.
1. Ser $fa(m iß laut Überfcßrift im
$ebräifcßen unb Sateinifdjen — fatomo*
ntfcß; im ©prifcßen— baoibifcß, nur baß
Saoib Bor feinemProphet iftßenSBIicfeeben*
fowoßl ben ©rbauer beS erfien, als and} bie
©rbauer beS g weiten Stempels emporftei*
gen feße; im ©riedjifcßen feßtt Jebe Stuffcßrtft.
Smmerßin fpredjen bie gewicßtigften inneren
©rünbe für bie fatomonifcße Slutorfcßaft;
fo erinnert ber ßebräifcße StuBbrucf für „Sieb*
Iing" (SB. 2 M.; ».3 Y.) an 2 Regg.
XII, 25, wofelbft ©atornon mit bem glei*
eben SBorte als „Siebling ©otieS" gefenn*
Seidßnet wirb; aueß bem ©atomon werben
(3Regg. 111,5,11.) im Traume(©djlafe)
SEBeiSßeit unb iReicßtum guerfannt; auch laßt
ßcß ber Sßfatm nicht unpaffenb als ©rwei*
terung beS falomoniftben ©cßriftteEteS
(Proverbb. X, 22 M.): „Ser ©egen beS
§errn macht reich; bie Arbeit beS SJienfcßen
fügt nichts bingu im SSergteicß mit ißm*faffen.
^Berechtiget iß enblidj Wobt auch bie ©rwä*
gung, baß bie Srabition beS fatomonifeßen
UrfprungeS Biel leichter Berwifcht werben
fonnte, als baß in biefem Setreffe eine falfdje
Überlieferung fuß bilbete, weit man an fato*
monifeße Sßfatmen nicht gewöhnt war. Stußer
bem Bortiegenben gilt ja nur noch Sßf* LXXI
V. als edg t fatomonifeß.
Ser ©ebanfengang berührt gunäcßß bas
SerhättniS gwifeßen ©otteS Stttmacßt unb
beS SDtenfcßen Unmacht. Sa baut ßcß man*
(her ein $auS; aber er ßirbt, ehe er eS be=
3. Cum dederit dilectis suis somnum, ecce
hereditas Domini — filii, merces — fru-
- ctus yentris.
4 Sicut sagittce in manu potentis, ita filii
excussorum.
5. Beatus vir, qui implevit desiderium suum
ex ipsis; non confhndetur, cum loquetur
inimicis suis in porta.
3. SBaS ber SSerecßnung beS 2J?enfcßen
fcßlecßterbingS ßcß entgießt, ber ©egen ber
Dtadjfommenfchaft, — er wirb Wie ein ©rbe,
eine SSetoßnung, mithin a(S etwas ©efcßenfteB,
UnnerbienteB Bon ©ott feinen Siebtingen Ber*
ließen. Samit ßat er ißnen gugteieß ein $auB
$a6erl, St. SK. 3aßrBu<$ 1888.
SBergeßlicß ift eS euch, oor bem äWorgenticßte
aufgufteßen; fteßet auf, nadjbem ißr gefeffen,
bie ißr genießt ein Srot beS ©cßmergeS.
gießen famtunb ßat foßin für fuß nergeb*
ließ (in vanum) gebaut. Stießt bie Strbeit
iß ber gtueß ber ©ünbe; woßt aber bie
Bergeblicße Strbeit. Sa ßat gar manche
©tabt ißre ©itabelte nebß Sefaßung; aber
Wenn ber §err ber ©djtacßten ße ben fjein*
ben preisgibt, erwies ßcß ißre Sewacßung als
Bergebticß. SBar ja 3erufatem fetbß troß
feines SOtilto; bie Dßerßabt ©ion trofc ißrer
©itabelle in SaBibS §änbe gefallen.
2. SJlancßer ßeßt fräße auf unb gögert
lange, bis er gu furger Staß ßcß nieberläfjt;
fein Srot iß mit Sßränen gefatgen bis gur
Ungenießbarfeit —, ingwifeßen beforgt „einem
©cßtafenbenbaBgifcßneßbieSlrbeit'' (evdom
xvgzog aiQsl liebten bie ©rieeßen gu fagen).
Stach bem ftebräifcßen Wirb baS erße ©lieb
beS fotgenben SBerfeS — Bon ber ©otteSbe*
feßerung im ©eßtafe — als teßteS ©lieb gu
SS. 2 gefügt. Ser ©tnn iß bann ber eben
angebeutete: „3ßt SOtenfcßenfinber mögeteueß
abmüßen, fo Biet ißr Wollt; oßne SDtüße feßafft
ber üßüßeSßretS ber^err feinen Siebtingen."
SJtan erinnere ßcß ber allbefannten Sorfomm*
niffe im ßeben eines ßeit. 3ftbor Stgrifota,
einer ßt. Stotburga! ©elbftBerßänblicß liegt
hierin feine Stufforberung gur ©orgtoßgfeit,
gum Seicßtßnne; woßt aber eine SBarnung Bor
iiberbeforgtßeit unb unberechtigtem ©eßwer*
mute.
Stocß mehr empßeßtt ßcß, wie fogteieß
aus bem ffolgenben erßettt, bie gubor beregte
Abteilung ber SSuIgata.
IL
2Bann gegeben ber £>err feinen Siebtingen Schlaf,
ßeße ba ftnb als ©rbe be§ Jperrn ißnen
©ößne; ift als Seloßnung ißnen SeibeSfrudßt.
2Bie Sßfeite in ber #anb eines gelben, fo ßnb
bie ©ößne ber (juoor) SSerftoffenen.
©tödlich ber SWamt, welcher gefüllt ßeßt fein
©erlangen bureß fte (bie ©ößne); ein folcßer
gerät nießt in SBertegenßeit, wenn er Siebe
ßeßen foll feinen jfeinben am Jßore.
im tebenbigen ©inne beS SEBorteS, ein
fogialeS $auS gegeben.
SEBtrb ber SSerS nach ber SSäter SSorgang
meffianifcß gebeutet, fo wirb berfetbe ®ot*
teS wunberbareS ©ingreifen gur ©rtöfung
beS ©efcßtecßteS Beranfcßauticßen. SBdßrenb
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
SS
Dir t*rsp*tctatincn na JUritafrfifit.
raeife) breüügigen 3TobeSfcf)taf fcblmmnerte tut
©rale, liefen He Sßbdrifäet öngftiid) bal
®ra& betonten; allein mit ii)ci?n «nufcte nldf!
feer $err, 3ör $Ian mifjfonß, ©brffti fffirff
ßefiiRß. 2?cr' alte Sfembet f?ef kt
Porung anheim, bit nt«? $itd)c mürbe
gebaut. SBle btt erfic ©tw a«<? bemfdjla»
fotben etflen Stbam genommen »arb, fo fottte
nach bet SBemerfung be§ hl. Sluguftm ftbott
au§ bet geöffneten Seftenmunbe fba$ hrf ö ®?*
gueffenbe Slut unb Söffet Symbol ber @$$ 0 *
riitie unb Xaufe) bcf> enif^fafenett peeitett
Slbnm bie jwette <1 dö — unfm &f.
erfieöen. Sie ftclö pnebmesbe 3 ü hl bet
©laubigen fieöt fSbtfjii gäfiRg« 3fa^^oÄ«)f=>
fchaft bat, ift ffß $$) bem ©netbifihr«) ber
ßofm für S^riftiW.enf<h®etbung (aus Warte
bet 3ungftau).
4. 9tt<bt nur ein (ebenbtgeS £auSf baut
t-nerf) Üfinberfegen ©ott ben ©ftern; auch eine
Sache febenft <Sr ifinett batnii, roefefje %
§öu 8 treuer -hüten ratcb als ned) fo hod)
bejöhüe frembe Sachter. „$ie eigenen Sin*
gehörigen", feien e§ nun Söhne btt (»egen
ihrer früheren Unfruchtbarfeit) SerodjieteH
(tilü exenssorum V;), ober Söhne ber 3«*
genbfraff (filii javentutis M. l ) 5. lj. im bin*
henben Sitter Don ©ott Qefdjenfte ütnbrr, fie
ftnb bie berlä§tgfte Schuh unb Sehr. ben
pfeifen*} bergletdhbar, »eit|ie Don Joeibsithoiib
ßefileubcrt ihre? gie&s «teotttf® fe^feru
5. SRotfjrttöl'ä begegnet eine äterföttte jisi*
fdicu bent ©runbte|U unb best ÜberfehiiftgcK.
ßebtete. fafeft für a a eh p at h.a ÄfetfftR '
djer — a’rascliib, Don afnsseliei b — 1
ajerfangtn, Segthrett; bemnadi: „©leidlich
ber Wann, meicher gefüllt fein fßerlangeit
mit ihnen (ben Äinbern)", bem namlid) Sa*
tetfteuben gcraorben. dagegen fetjt ber ma*
fofethifche Sejt baS im Borau§gehenben Serfe
eingeführte©ilb »eitet* „©lüdlicf) ber Wann,
»eichet füllt febien üöcher mit ihnen (ben leben*
bigen SßfeiUr»)." Wögen ntttt boshafte SJnflä*
ungerechte Sülchtet aufftehen am Ihorc (ber
Stabt), »o man regelmä&t'ff ©ertäft
beriet ®öfe»t«hi«r »etben »enigftenS Der einer
»ehrhaften Familie äucüdfbfreden, tocsm Re
attd) ber Sahthaftfgfect gerne ein ©ein fiel*
len möchten. SCreffeub mnfdjreiht ben SSert
eine? »aderen SoffneS felbft über baS ®rcb
hinaus ber Siracibe XXX, 3—6: „Stirbt
ber Sater, fo ift'ö, als märe er sttcfjt ge*
geworben ; benn er hat fein ©betthilb biteter*
laffen .ier IjinierlaBf eine« Serf echter beS
^aufeS luibet beffeti Sehtbe, einen banfbareu
Vergelter ait beffen ^reunben,"
: ülffomcnobation.
=./< 'Sie hat jemaub reicheren ©otteSfegen er»
fahren, als Warta, „bie ©uabenDoBe", tm-
jig beSfjalb, »eil fie to ihrer SDemut riief*
loftSloS ati ^otteSWifleu ftch ergeben. „Siehe,
ich hin eine Wagb be§ ©errn; mir sefcfsdje
nöch beinern SBötte!" 3ht »urbe „bie fu%efte
Frucht be§ ßeibeb" gegeben. Son ben 3«b
genojfen faum beachtet, }a häufig Beruhtet
unb Dcrfolgt, fchati fie al§ bie ftetig „frucht»
bare Wntter ber 3utunft" fort nnb fort bau!»
bare Söhne am fleh, bie ftd) bereit fmbeu,
jebe ihr pgebachte SSerunglimpfatcg fteg*
reich a&äumetfen (Kongregationen, ^fabemien,
fRttterorben, tBäpfte).
E. f f«r W CXLTH. Y,
(oevatalemy äßiebhberfietler ift ©oü.)
I
t. Alleluja. Lauda, Jerusalem, Dpaümmt, ’
iauda Denm raum. Sioiu.
2. Quuoiani confcrtavit ieras jiürtanim ttia-
rucn; benedixit. flliie icüs in tu.
3. Qui pösnit tines tuo>i paeein. et a
u-uuaenti autiat i,e.
Stfifetuici. Üflbe. tjenifalem, ben cpcTn; lobe
beheen ©ott, o Sion I
2)enn er bat befeftiget bie .Tiieget beiner Xbnre
bat gefcßnet beine Äinbcr in bir;.
ßt, ber gefebaffen bat. nn btenen ©reiijen ftfrie*
ben, unb mit bem Warfe bt6 ffietjeti? fätti'
get bicb. ’^V'
i. 2)er Üffalm ßcfiört erfichtlidj ju ben Ißf« CX, ». f, SBirb hieburd? feine litur*
fogenanuteu pa* hattelüiatici, »ic i/S. auch gifche Seftimmung ««Ser gmeiftf gefieSt, fo
bot qu^ bic Überlieferung alle Sßahrfiheim
.. ’> ^. v : » alt Part. Pm; U(J , wt ^ m e S: fef feaS lebeiifoiU W&
ÄfeÄST* «, «i««
chwsa« beifj $onttctibe. j pgenen Wauermeihe (etr. 2 ©äbraS Xli,
M
Go gie
Hit ««pnpfalmeit an BUritufcflcn.
*7
27—49) gum erflenntale alSgeftfantate auf«
geführt Worben. E8 ift oon 3ntereffe, au«
ber gtemlidj ausführlichen 33ef<hreibung ber
erwähnten ©teile gu entnehmen, welche« näher
ber Verlauf jene« altteftamentlichen ©afra»
mentale gewefen. Erft reinigten ^rieftet unb
ßeoiten fttf) felbft, hierauf befprengten fte mit
bem ©ühnewaffer ba« 33olf, bie Shore unb
bie (burch Stehemia« bot furgem boQenbeten)
SOtauern 3erufalem«. ©obann würben im
Sßeften ber ©tabt bie berfammelten Sßriefter
unb ßeüiten in gwei Ehöre abgeteilt, bie
nun progeffionBwetfe, ber eine um bie rechte;
ber anbere um bie iinfe $älfte ber ©tabt
gogen, bi« fle auf ber Oft feite, am Sem«
pelberge, gufammenftiehen, worauf fle ber«
einigt gur Sarbringung ber Opfer in ben
Sempel htaeinfdjritten, oermutlich, nachbem
fowohl ber gegenwärtige, al« auch ber bor«
auSgehenbe Sßfalm (im ^ebraif^en finb bie
Sßf. CXLYI unb CXLVII Y. gu einem
berbunben) bon ben beiben Sßrogeffiouen re«
citiert worben war. üJtan fann ba« 33er»
fjältni« beiber fßfalmen furg baljin beftimmen,
bah man al« bur<hfd)lagenben ©ebanfen feft»
hält: 3frael im allgemeinen (5f3falm
CXLYI V.), 3erufalem jebodj im be«
4. Qui emittit eloqnirtm sntnn terra, velo-
citer currit sermo ejns;
5. Qui d&t nivem sicut lanam, nebulam
sicut cinerem spargit;
6. Mittit crystaUum suam sicut buccellas;
ante freiem fpgoris ejus quis sustinebit?
7. Emittet verbum suum et liquefaciet ea;
flabit spiritus ejus et fluent aquee.
4. Ser 3erufalem burd) feine SW acht
befchü&t, ift berfelbe, welcher bie Statur
burch feine 2Bef«heit regiert. (33. 4—7.)
Eigentlich fann e« nicht auffallen, bafj 3e«
rufalem« Sieberherfiellung fo rafch bot fich
gegangen! Ser jenen Politiken grüljling
herbeigeführt, pflegt ja in ber Statur noch
überrafchenbere, burdjgrelfenbere fönberungen
heroorgurufen. Statur» unb SDtenfchheit«»
gefehlte weifen auf einen gielbewufjten, barum
felbftbewufjtcn, perfönlieben Senfer be« 3111,
ber Weber nach ftarren ©efefcen, noch nach
SKenfdjen SBeife langfam unb unentfdjloffen,
bielmehr rafch unb baher oft überrafebenb
(velociter) wirft unb eingreift. Sie elemen¬
taren ffataflrophen geugen ebenfo wiber ben
fonberen ($f. CXLVII V.) würbe burch
©ott felbft au« bem ©rabe be« Ejil« gu
neuem Seben er weit; Stehemia« ift nur
ba« SSerfgeug ©otte«. ©ott felbft
fdjüfct Serufalem burch feine SDtacht; Er
hat e« neubefeftigt unb neubeöölfert, fo bah
e« ber in feinem St a m en (3erufalem=©tätte
be« ^rieben«) angebeuteten, frieblidjen unb
freunblidjen 3ufunft getroft entgegenharren
barf. (23. 1-3.)
2. S33ie auch 2 E«br. VII. 3 belehrt,
hatte Stehemia«, ber umfidjtige, oorfichtige
Staatsmann, gur StadjtSgeit bie Shore ber
miebererbauten ©tabt um ber Sicherheit wil*
len oerrammeln loffen. ^Bereit« fdjirmten je$t
Wieber fteinerne SOtauern bie geliebte $aupt*
ftabt. Surch ben hingutretenben 33eOölferung8»
fegen hotte ©ott geforgt, bah aufjerbem eine
immer bichter unb ftärfer werbenbe leben»
bige SDtauer ben ©ebufc PerooQftänbigte.
3. Sa« alles fam oon ©ott, welcher
bemfelben ©ebiete, ba« noch jüngft alle Sei*
ben be« ftriege« gefoftet, nunmehr auch bie
Segnungen be« Trieben« gurüefgab, ’) fo bah
an ©teile be« ©chwerte« nunmehr bie €i*
<hel Waltet (adipe frumenti satiat te, sc.
Jerusalem).
(Ser #err ift’8), «»eichet entfenbet fein SEBort
jur Erbe, fchnett enteilt feine Stebe;
welcher gibt Schnee wie SBoHe, 9lebel wie 2lf<jhe
ftreut;
Er wirft herab feinen $agel wie©r8d<ben; gegen«
über feiner Äälte — wer wirb ftanbhalten?
Er entfenbet fein 2Bort unb macht fte fchmeljen;
eS mW fein #auch unb fte fliehen al« SBaffer.
SeiSmuS, wie ba« in ber SBeltgefdjicbte fich
OoDgiehenbe SBeltgericht bie Sinnahme eine«
„Unbewufjten* al« oberften fßringip« au«*
fchlieht.
5. 3n ben Erfdjeinungen be« SBinter«
muh bem an ein heih«8 ftlinta gewohnten
Orientalen ©otte« SDtacht über bie Statur
befonber« überwültigenb entgegentreten. Sie
23ergleichung ber ©ehneeflocfen mit ben 2BoH=
floefen war im Altertum giemlich geläufig;
wenigften« Eufthatiu« bemerft in feinen ©djo-
lien gu Sionp« bem ißeriegeten, al« „mol*
leartige« SBaffer" hätten bie Sitten ben fich
') qni posnit fines tuos pacem ftatt pacificos,
ein befannter §ebrai$mu$.
4*
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Original ffom
UNIVERSITY OF MICHIGAN
n
Die Utspcrpfalmen an Aartenfefifit.
fugeiförmig batlenben Schnee bejeieftnet. ftür
nebula = Stebel, roaS f)rtr. e d wäre, bietet
ber ©runbtejt kefir = Steif, eigentlich baS
Überbecfenbe (Don kafar). Veim Stebel Wirb
hauptfächtich bfe Sorte; beim Steif bie SDtenge
ber fleinen Veftanbteite ben VergleidjungS*
punft mit ber Slfdje barbieten.
6. Übrigens nicht btofe in bflnnen ©taub«
maffen; auch in grob öerbichteten £>agel=
förnern (sicut buccellas) fchleubert ber $err
erftarrteS ©iS herab. StbermalS begeidjnenb
für beS Sßfalmiften $eimat wirb nur bie
Slälte beS SBinterS, nicht auch bie ©luthifee
beS ©ommerS als etmas Unerträgliches bin*
gepeilt, mofjI nicht ohne bie Stbffcht, ben
Drud beS überftanbenen ©jilS bamit gu
Pnnbiiben.
7. 3Wor erflärt ber hi. Sluguftin cry-
stallus als ein ©iS, baS infolge jahrewäh*
8 . Qui annuntiat verbum suum Jacob, ju-
stitias et judicia sua Israel.
9. Non fecit taliter omni nationi, et judicia
sua non manifestavit eis. Alleluja.
8. SBohl befnnbet auch ber Sßedjfel in
ber Statur fchon ©otteS Siebe; ber SBedjfel
ift ja an pd} fchon etwas ©rfreuiicheS —
varietas delectat. 2lber einen Weit höheren
©rweiB feiner Siebe fdjenfte ©ott bem einen
Solle in feiner ®efamt*Dffenbarung (annun-
tfat verbum suum Jacob) ; näher noch in
ber theofratifchen Verfaffung (justitias et
judicia sua sc. annuntiat Israel —Stame
beS VunbeSboIfeS), foferne ©r auper bem
allüerbinblidjen SDtoralgefefce baS für Sfrael
fpegiell gültige Stituaf* unb 3ubigialgefefc
in ftraft treten liefe.
9. ©ben burch bie ©efefce ber lefeteren
Vrt (iudicia Wieberhoit!) war 3frael in aus*
gegeidjnetem ©hüte —xaf eiox^v —baS
„Volf ©otteS." $a8 ©jil hatte mit bem
VerlnPe beS Tempels unb beS SanbeS eine
Unterbrechung h«rteigefübrt. Seht war eine
restitutio in integrum erfolgt, baljer &anf,
3ubet unb 3Peube. (Alleluja nochmals!)
Slffommobation.
2mr<h bie erfte ©ünbe ging baS Sara*
bieS oerforen; mit bem Verlufte ber heilig*
renber Verhärtung bon ber ©onne unb bem
treuer faum gefdjmolgen Werben fann. fOett*
noch, anthropopathifdh gefprochen, weip ©ott
mit einem SBorte baS §ärtepe in Vrei ‘) gu
erweichen; genügt ein $au<h feines SDtunbe«
— unb in ©trömen ergiepen pch bie borfeer
unbeweglichen SDtaffen. ©0 hatte ©ott burefe
einen Ueberftricfe feines Wieners ©pruS ur*
plöplich ben Sfinbern Sfraels ihre fteffeltt
abgenommen.
3n feiner 3«it, feineSWegS nach menfdj*
lieber Veredjmmg, läpt ©otteS SBeiSheit in
ber Statur wie im Völferleben ben SEBedjfel
ber ©reigniffe bor pch gehen. 3frael8 featte
©r feit ber Vatriardjengeit in noch hefon*
berS auSgegeidjneter SZBeife p<h angenommen;
burch feine Siebe gum $aufe 3afob warb
er bewogen, an baSfelbe eine übernatürliche
Offenbarung gu richten.
(®er £err ift’S), welcher oerfünbet fein SBort
an Safob, feine ©ereeptfame unb ©afcungen
an 3frael.
Sicht fo tfeat @r irgenbeinem (anberen) Söffe,
unb feine ©afcungen hat ©r nicht geoffen*
haret ihnen (ben übrigen Völfem). SHIeluja.
machenben ©nabe würbe baS Heiligtum im
3nneren beS SDtenfdjen gerftört; ttiefet 703ahre,
4 3ahrtaufenbe fefemaefetete bie SCTienfcfefeeit ln
ber unwürbigften Stnedjitfcbaft. 3)a liep in
einem überaus gnabenreidjen grfiljlinge (am
(25. IDtärg) ber barmpergige Vater aus einem
hochgeweihten, „sacrarium Spiritus Sancti“
(Venennung ber ©ebenebeiten burch ben hei*
ligen Vernharb) feinen ©ingeborenen Sfleifdh
annehmen. SDtntter ©hrifti — ip SDtaria
auch ÜJtutter beS mppifchen ©hriftuS, ber
Jttrdje. $)ur<h pe feptget ©ott bie Stiegel
beS neuen 3etufaIemB; fie bteibtbie ©dpan*
gengertreterin, welche nicht gepattet, bap
fjfelnbe ben Trieben ber ©otteSpabt ftören.
®ur<h Pe feinburdfe ip ©ott bem Volfe feiner
©iäubigen fo nahe getreten, bap bie Ver*
binbung eine weit innigere geworben, als
fie oor ber ©ünbe eS gewefen (Steigerung
beS statas naturse elevatse in ben Sta¬
tus nat. elevatioris). Stfe gu grop fann
baher bie ftreube, nie gu grop ber $)anf
fein. Womit baS gläubige $erg gn Vtaria
*) 2>aö hebr. masas trifft tautltcf) unb infealt*
[ich mit bem beutfehen SJfitä = ®rei = erweichtet
jufatmnen.
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ÜN IVERSTTröFTIICHI GA N
flfitrogc jnr Äcfdjidjte Um bentfdjen ÄirdjtnlifbM.
29
aufjubelt; hoffen wir ja auch, burch ihre
Vermittlung nach bem ©Eil biefeS ©rben*
lebenS „bie t5ru<^t ihres Selbes" gegeigt ju
ermatten Don 2tngeflc^t ju Stngeffcht. 1 )
BegenSburg. Sftof. Dr. $4jtn%.
') @8 ift fc^ted^t^in unnatürlich, wenn bie Ber*
e^rung bet 2Rutter (grifft a!8 eine Beeinträch*
tigung bet Beteurung (Shrifti angegriffen wirb.
2Bie wenig felbft in bem wegen überfeineng*
-
Iid)en SflarienfultuS geiabelten 2JttttelaIter burd)
bie Sftorienuerehrung bie Bereitung (SJotieö fynt*
angefefct warb, erfe^e man au8 ben Belegen bei
P. SB ei6, Styefogie be8 (Shriftentumö nom ©tanb*
punfte bet ©ittentehre, III. 783, 2lnmerfung 5.
BoUenbö bet bib lif^en Begrünbung be8Marien'
hiltuS ift gewtbmet bie eben erfchienene (Schrift:
„2>ie ©otteömutter in bet 1)1. ©chrift" aon 2Uoi8
©d)äf er. 2Jftinfter, 2lfd)enborff, 1887. ^ßr. 4,25 3Jt.,
eine ^ernorragenbe Arbeit, auf weld)e namentlich
bie tljeologifeen 2efer be8 Äirch. 3Jiuf 3a§rbuee£
aufmetffam gemalt feien!
Beiträge pr ®efd)td)te Des beulfitjen Strtfienlieöes
8 ereitS im Derffoffenen 3ahte hnbe ich
barauf aufmerffam gemalt, bafe unb
warum hanbf<hriftlicf)e Slufjeichnun«
gen beuifcher Sirdjenlieber unb Dor adern
ber Welobieen foldjer Sieber Derhältnifemäfeig
fo feiten finb. Stimmt man htnju, bafe auch
nach ©rffnbung ber Bucbbruderfunff eine ge*
raume 3 e *i Derffrich, ehe eS gum 2;rüde
Don Sieberbüchern fam, fo erflärt ffch bie
auffadenbe ©rfcheinung, bafe mir auch für
bie Weifen ber älteren unb älteften flirren*
lieber nur feiten eine Cluede anfjumeifen Der«
mögen, bie über baS fedjSgebnte Safwhun*
bert hinaufreicht. 3« feltener aber um fo
mertDoder; um fo mistiger, baß baS 2Be*
nige gufammengetragen unb jugänglfdj ge»
macht merbe.
Versoffenes Sah* war ich in ber Sage,
für bie älteften beiben ftirdjenlieber, beren
Welobie Sch erhalten, ältere als bie bisher
befannten Aufzeichnungen nadjjuweifen. Ser
Welobie, weldje ich bamals ©. 31 beS 3ühr s
buchs fafftmiüeren liefe, bin ich feitfeer mieber
begegnet in einer bem ftapitet beS Wifdjehrab
gehörigen $anbfcbrift, bie gleichfadS ber Witte
beS fünfjehnten 3abrb. entflammt. Unter ber
Welobie, bie ftch Stote für Stote mit ber Der*
öffentllchten bedt, ftehen junächft bie ©tro*
pljen Jesa Christe pie unb Morte surgis
victa b. h. 9fr. 7 unb 8 beS Siebes Deus
omnipotens (Cant. Bohem. ©. 100); eS
war alfo offenbar biefe Welobie bie gum
Siebe Deus omnipotens im fünfjehnten 3<>hr«
hunbert gebräuchlich unb fomit auch bie Nota
„Buoh yssemohüci“ beS 3oh<wn $uB.
Siefelbe ©anbfeferift beS Wlfchehraber Sa*
pitelS bietet noch gu jwei weiteren Welo*
bieen unfereS ftirdjenlieberfcfjafeeS intereffante
Beiträge.
3u ben älteren unb älteften ffirchentie*
bem rechnet jebenfads baS ffifee SBeihnachiS*
lieb „©in ßinbelein fo Iöbelich", baSftehrein
unb ipölfdjer ins gmötfte 3 Q hrhunbert Der»
fegen. SieB ift aderbingS nur möglich, wenn
man baS einfirophige beutfehe Sieb für be*
beutenb älter erflärt, als baS lateinifdje
„Dies est laetitiro“, mit bem eS burch baS
beutfehe „Ser Sag iS fo freubenreich" gu*
fammenhängt. Senn bafe erSereS nicht Don
Benno Don Weißen (+ 1107) hetrfiljrt, iS
gerabegu felbftDerSänblidj, ba für baS la*
teinifche Sieb eine Quede, bie über ben An*
fang beS 15. 3<»hrh> hinnufreichte, bisher
nicht nachgewiefen worben. Stuf bie übrigen
nicht gerabe einfachen fragen, bie mit bem
Siebe gufammenhängen, fann ich natürlich
biefeS Orts nicht eingehen. Wer über bie*
felben nicht bereits orientiert ift, gewinnt ben
beften Überblid bei Weifter I. ©. 169 ff.
Bon ber Wetobie beS (ateinifchen Siebes nun
bietet bie älteffe bisher befannt geworbene
Sdufgeichnung bie ißapierhanbfchrift fflr. 24
beS ©iftergienferffiftS $ohenfurt (im fübli*
^en Böhmen), bie im 3ahie 1410 gefchrieben
ift *) unb bie ©troph«n beS Siebes als 3n>
terpolationen gum Gloria Derwenbet. 9fun
bringt auch bie SMfdjehraber ^anbfehrift auS
ber Witte beS 3ahrh«nberts eine Welobie,
welche offenbar bie beS beutfdjen Siebes „Ser
Sag ber iS fo freubenreich" ift, bie aber gu
einem metrifch fehr abWeichenben Seite fteht
') Sergl. bie SKelobie Cant. Bohem. ©. 194
Sr. XIII, über bie Dojelbft 6. 20.
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
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ifHfc ba$et fe§t tpcitge^snbe BarfaHleo bittet-, j
$-<t -je; o«i^6epejt:'.fttte. '3»eifci' qtr fcer &o j
«airigTeii b« J’ranöffripHön. bic |tcr fortgt, i
bef*i%t »erben, föffsmiüm s<§ emdj biefe j
/sti- iT r \ i\
mdobk. m. iv). 1 );
l )■£(& tfaffimiU ift in t>er : be« Drigu
nab; i»ie|es gibt aber fcie Überjctnifi, ben ^Lu
fang$bu$ftab?n, btt\ S3e$eldmungeti R°< mb W,
(nn>ie bic ^pUungeftvid^ ber Sfldbpfo mefc&e. vtö
&nbe $k»U\i£ bedeuten in rgfera*
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ttUrägt |«r Stßiält in kutisatt
verfemt wirb.') 06 überhaupt irgenb
eine banb?et)tiftlu&e 3Tuf§et(^nuns Bon bet
ffietowbieffg BitbeS betannt getoorten, i»et§
ich nicht S?ei SBfiumfer. t 9fr. 48 fhtbei ftdj
roemgfieiiS «ine fcldte nidjt ermähnt, fentern
aiS ättefte Quelle baS 3Jiflmget (Sefangbu^
aus bem ©nbr be« 16, SahrhunbertS (1589)
angegeben, 3>a unfere Sßtfcbehraher Sjanb*
feörift beiläufig um bte ifltitte beS fünfzehnten
3a|r6unbcrts gefd) rieben erfebeint {fje <nM
hält fpüiere ffanbf»^riftti»J)e ^jufälje uom Sabre
1488), fö ift fie auf jeben (JaB über 1ÖQ
Sabre älter als bic öltefte bisherige Quelle,
Ote gnffung ber 9)le(obie (3?affimiIe3fr,V,V
bte genau bem fttejen lateinifchen $e£te (§iet
nicht bem OriginaUejte, fonbern einem
Ittöftiebe) fief^ artfd)tmegi, fdjeint bat$tifytin t
ba& feie fpäierat refwfnarttjjen 3«fä^e un-
atiijfcrge ^udjerungen fu&y fie tautet in ber
irranffribtbn unter Sotreltut einer mut*
mo&tujb Derfc^riebenen ©iette:*}.
v ) Drifter. <5. 188 i^iit Uiir&irtyeil iph cx
OMfrÜfteri woßerc, &a bie Ägmerluug bei iooff*
mann S 418 ni$t pö« $em >)ißnct) ppn
[onöerp betn hes Uftüntytrter Oo<L Qem>
715 rtifjri,
% ) ipdtfter mit ber a&xfc
Ojetänfigett ‘fvaffufig ber ütjereitifl imnt^
teroeift, t?a6 auch ttt bet $ weiten $«ile ber §anb'
iSiriÖ bie nberfte Sime bes »terHmqen
bic (Sßinie ift; bann ift bie erffc Note btefo>t'3&!«.
do*la-tri
33 en Stejrt bttfeS ßlebeS lebe man beS
»eitern in meinen Caütitrnes BobmnJlr.23.
SJÖeitere Semerfungen will ich an bi< 5D?ii<
teilung ber ffltilöbie nicht fnüpfen, ba ich
ben SJtaum Heber jur $3rbtrurtg neuen Spl«-
terfalSbenüfce. 9lnr auf baS SUter beS @ihn8t?
felS bei bem Sorte llaudi».«» (Ißbeltch) fei
im JBorü&ergehen oufmerCfam gemacht.
©in anbereS laieiitifchts 2ieb, baS mit
bem beutfehen Sttrcheriüebe »efenttich Ber-
»aftbt, mell tninbeflenS f#ott ititt fstnfjchnieu
Sahrhunberte fiberfefet unb gelungen, iji ibix®
„Kesooet io 3andibus‘V ®eldjjt& ii$dE : fe:
8 n-mus li-be-ra- tr
«pto be&fc,, teMrenft WMmmfc
l
Co gle
32
fititröge ;nt <Stfd)iit)It ic» ientfdjtn fird)tnlit»M.
fc=^=^==H=efc=i ===i=
L)i s
Lau-de Chri-sto de - bi - ta Ce - le -
_E-5=»=-
P=T-=^-TT
bi Ni- oo - la -
■ ö_ j _jj
i me - ri - ta
Sic flo - ru - it
X.. - L -_ :
J - t=-
b B-_:t .
l _ _
Quem ge - hu - it Pa- ta - ra.
S)ie 2Bifdjef)raber£anbfcf)rift enthält auch
bie -JMobieen gu ben Siebern Puer nobis
nascitur unb Omnis mundus sit jucun-
dus (Bäumfer I. 9lr. 49 unb 9tr. 94), Don
benen erfiere aus einer Trierer $anbfdjrift
ebenfalls beS15.3af)rb., aber abtoeichenb Don
unferer, lefctereB überhaupt nur auS 2)rucf*
tnerfen befannt ifi. S)ie Bielobieen lauten:
et 1® - te - mur ho- di - e ho - di -
ex M& - ri - a vir- gi- ne vir- gi -
e ho - di - e Vir- vir-vir vir-
ne vir - gi - ne
vir- vir- vir- vir- vir-gi-ne Gau-de-
te gau-de - ie Gau-de-a-mus et
psal - la - mus
que i - ta- que
ta-que i - ta -
I - ta i - ta ')
^F(^\ —i—i—
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^ Pu-er no-bis na-sei-tur
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an-ge- lo-rum In hoo man-do pa -
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fs- 1 -^-
fqz — P“
IJ-1-1-SE-sicszzii
sei - tur Do - mi - nus do-mi -no rum.
n.
(£)=rE=Ee===
O-ranig mun-dis sit ju-oun-das
Ca-sta ma-ter quem oon - ce - pit
-
- = B •
Na - to sal va - to
Ga - bri - e - lis o
.
- re So no -
- re Sin - oe -
Jr fL'i
Sr 1 ~ J w __
%r
ris vo - oi - bus
ris men- ti - bus
Ex - sul- te- mu 8
Chri stus na - tus
fy roä^rcnb fte nacf> bem Äujtoben a fein fottte.
gotgtidj geigt festerer faifcb unb biirfte bie Stelle
angeigen, auf melier bie legte 9lote beS erften
Stjftems gu ftegen bitte, bie bann flott h begie*
bungdmetfe b, meines bie IRelobie abft<btUcb gu
»ermeiben f (geint, a mürbe.
©in DöHifl unbefannteS unter jeber Md-
ftcf)t intereffanteS Sieb »ar ich fo glüdlicb,
Derfloffenen J&erbft (1886) in einer Rapier*
haubfchrift beS BenebtftiuerftiftS Wletf gu
entbeden. 2)ie §anbfcf)rift trägt bie Sig=
natur 710, gehört bem 15. Sahrfjunbert an
unb enthält mehrere intereffantc SEraftate über
STtetrif unb ÜJhtftf; fol. 202 u. ff. ein SOla*
rlenlieb, fammt 2Mobie, baS hi« int Slb*
brucfe folgt. £ie SMobie ift fchon beS gweU
ftimmigen SafceB »egen intereffant; »eit in«
tereffanter ift aber noch ber £ejt. Befanntlich
ift in ber $eutfd)en S5i(htfunft feit Beginn
beS 13. 3ahrhunbert8 bie breiteilige Strophe»
befiehenb aus gwei fogen. Stollen bon glei*
(hem BerSbau unb gleicher 3Mobie, bie gu*
fammett ben Slufgefang be8 Siebes bilben,
unb einem fogen. 2tbgefauge Don ab»eidjen*
bem BerBmafje unb berfchiebener 2Mobie
gut Beliebtheit gelaugt. 2>iefe breiteilige
Strophe ift frühgeitig, namentlich aber im
14. unb 15. 3ahrhunberte auch in Böhmen
üblich geworben, unb g»ar für weltliche wie
geiftliche ißoefie, für Sichtungen in ber la>
teinifchen Sprache fo gut als für Sieber in
ber SanbeSfpradje; nur gebrauchen bie böhmi*
fchen ^anbfdjriften ftets ftatt ber Begeidj*
uungen Stollen unb SIbgefang bie latcinifdjen
üuSbrüde V.= Versus unb Ro. = Repe-
titdo, Ȋhrenb biefe Benennungen in beut*
') Daä Übrige fehlt.
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Original fro-m
-ÜNIVER3m i -ÖP+1ieHiG7\M
ßrittäjc ;nr ®cfd)idjt t bts iitnlfdjfn äirdjtitlitlt#.
33
fc^en $anbfcpriften nicpt beobachtet werben. 1 )
©8 war mir baper bon Sntereffe, auch ein
beutfcpeS Sieb gu ftnben, ba8 biefe 23e*
geicpnungen anwenbet, noch bagu ba8 um*
ftrittene Sßort Repetitio einmal bBHig au8*
gefcprieben bietet. ®a ba8 Sieb böttig un*
befannt fdpeint, feien £ejt unb ÜBeife in
ihrem gangen Umfange mitgeteitt. S)a8 ffal*
fimile in 9tr. VI. geigt, Wie ba8 Sieb fleh
in ber $anbfcprift auf bie beiben Seiten
209 b unb 210 a berteilt.
33e; gruef«fet fepft bu tü * ni * gin
p=f z
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J=
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Vf
3
ff
T^T
—4F
pueep* lein bu tan* fe* rin ber e * ren.
') Sergl. Cantione* Bohemicte ©. 9 unb ff.
Unfer Sieb gebärt }u benjenigen, bei bepen auch
ber Stbaefang hoppelt ift (tnit ©Überholung ber
SRelobie).
paberl, X. SR. JafrtuQ 1888 .
1.
V. SBegrueffet fepft bu fflnigin
aller Welt ein tröfierin
fDtaria fettig pift bu geparen
got ber hot bi<h pem erfaren
au8 allen SunldjfraWen rapne.
V. SBon got aus feiner maieftat
ber engl bper gefanbet wart
gabrief ift er genanb
gw galifea in ba8 lannb
bo er bi<h fannb allaine.
R. SSerftoggen in ainem ceHelein
onb lafft in ainem pueeptein
bu tapjerin ber eren.
2lt8 bp Propheten gefchrieben hoben
Wpe ain djewfepe iunfdpfram gart
goteS fun fcpolt pern.
2 .
V. fütaria gebaept in perem muet
o wer ijt bp iuntcpfraw guet
bp goteS mueter nun fepot fein
adp got fcpolt ich per bpnern fein
nun cjW allen ftunben.
V. ®er engl mit berfloffner tfler
er grüeggt mariam onb fpraep cgw per
abe bu pifi genaben bol
ber perr mit bper gehab biep toot
bu paft genaben funben.
R. S)u pift gefegnet ober alte wepb
gefegnet ift bein epepfeper (epb
ber goteS fun fepot tragen.
®ot bater burdEj feines funeS rat
ben pepligen gepft borpenget pat
itp mueS per potfepafft fagen.
3.
V. 25u wperft gepern ein epinbefein
iefuS ift ber namen fein
gote8 fun bon ppmelreicp
er wpert audp graS auf erbereiep
fein reich ba8 pat epain enbe.
V. SDtaria fpradp gar fepberleidp
gu bem enget gar giicptigtteicp
fag mier bu gots funeS rat
fo mper dpain man bodp lunbig warb
ba8 fepot auep got erfennen.
R. 6(pol icp gepern ein linbetein
fo fag mper wpe baS mag gefein
fo icp wit cpepfcpeS beteiben.
®ot bater in feiner ewigfatt
bem pab icp ganp mein rapnigfait
nun ewiglleicp bergeben.
6
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
bcuffiftts ftintiirnlirtfft.
{**<*
i^CkXii
• rttic3-
5jcv b** ^* i b.
Kux**“ 1
■auf JU**y~ *y**
bu ranerfl geperlt ein ftnbelem
tmb ronerft betrüben iünfd&froio raiu
bei«. tag i$ bjae.r ?ikmar«.
V, 0 maria uit fiiffftfe btcft
tat (jentig ftegft bet ^öfflbi in bt&
--UNtVERSfft 'öl 5 Mt6Hi
3 Ay IjAb
«bpXiW Cpw.t ^itrcf. <p3tC& jy
ArnkepaZa Jy tApJfcro** iru*#
V. SRaria. gw kt felben fhitife
fprod) aus öerem fuggen rnunb
göttS btjnetin mtl id> pin
0ef(§e4i mter nadj b«t ©arten feefit
faliger tngel tplare.
R. 2)o maria bfcje ©ari nur fpra<§
.gef onb üKfuf^§ «ntpfOHgea ©arb
önb:r ptrem djepft&en ftttgen
ßtiebteidj ft) b?n getwg«) bat
flöte* fütt Sa* kmbtifl pnü
fo flat an allere fmercgtrt.
S. x)o ft) tu geperet pat
. tnnric btt iunldjfrotD gort
|p gab qem tob onb ere.
0ti briet niber auf tjtett fuie
ft) fpiadb roar got onb menfdjS albte
mein fun onb au# mein bette.
V. 0 maria bu djetjfrpe matjb
bisfi lobt bie gatmg briunlrigfait
djetübim tmb fetapbitn
sH diriffien bij auf erbietd) (ein
loben bltb ttoiflflepdjen.
0 maria bu glueube» taS
bet flöibaH pift ain gulbeinß Pa*
bu flggtfl in bem ftöt^fiert iron
onb tregft auf beinern bepligen paropp
gilt $tone mit tgroelf fiente,
0 maria bu iunfebfeow rain
nun pitt ffteü ön§ btin finbeltin
©per mögen fein nit erpemi.
0 maria bu iunldjfraw 4)(or
boB fcpetmfip idj bnet gwm netoen iar
ge lob onb au<ö gii erfit.
V, 3© betpleem geparen Ift
önftr peirt lefuS rprift.
auß marfa ber ianfdjfrdto rain
lefuB «örift ba§ fiitbelrin
iiaS ift genabetrcetrpe.
ÄlB bo fann bur<|f$epnt bo« glaS
maria petB djittbei genaB
Onb belaub ai« lunfdjfraB» rain
in her puetb onb and» barjtadj
maria mag frSleitpen.
36 *
Anträge tiir <5cfd)idjtt Ws Jtnlfdjcn fiinhtnlitbts.
©ine »eitere $anbf<hrift, bie bi«an Un*
befannte« btetet, gehört bem S3enebiftinerftifte
ßambad) in äDberöfterreidj. Siefelbe (Cod.
cart. 476) ift nicht gerabe ihre» älter« »egen
merftoürbig; benn h»t fte auch 2Rone (än*
geiger 1838 6. 580) ju Unrecht in« 17.
3ahrf)unbert Perroiefen, fo reicht fte boch auch
nicht über ba« lefete Sahrjehnt be« 16. hin»
au«, ba fie fürs nach ber Schlacht oor
@t)««egfh (22. 3uni 1598) gefctjrieben. 3hr
3nhatt trägt aber gum Seile Spuren eine«
»eit höheren älter«. Sie enthält nämlich
ein beutfdje? SßaffionSfptel mit Welobieen
unb eine ffteifje geiftticher ßieber. Se£t unb
Welobie be« Spiele«, fo »ie bie bi« bahin
ungebrueften Siebertejte biefer ftanbfchrift finb
bereit« 1883 Pon S)3rofeffor P. Sebaftian
Wahr im Programm be« f. f. Döerghmna*
fium« su ßrem«mfinfter oeröffentlidjt »or=
ben, *) nicht fo bie Welobieen ber ßieber, oon
benen gmei, fall« fie nicht anberen ßiebern
entlehnt fein füllten, unbefannt fein bürften,
»ie e« bie ßieber felbft bi« oor fursem noch
»aren. Sie Welobieen gehören, bie eine su
bem ©t. 3ergenrufe „fftachbem bie Schrift
anSbrücflich lehrt", ber in 97 sn>eiseiligen
Strophen eine äufjerft uniftänblidje ©rjäht*
uttg oon bem fagenhaften Srachenfampfe be«
heiligen ©eorg bietet (bei Wahr a. a. D.
©. 25 ff.), bie anbere su bem ßiebe „3efu8
bu mein allerliebfter ®ott" (bei Wahr. ©. 59
u. f.). Sie beiben Welobieen lauten:
1. ©in geiftliehen heruff 3U fingen.
Ö
3e»fu« bu mein al» hx- Iiefcfter ©ott,
1=1
bilff on§ jecjsunbt auß bie 5 fer ru>tt,
oo§ thro'ttj'et ber ftrenge bit*tertobt.
2. S. 3«gcn 9tueff.
e:
* S=3 #= B> '=FEF£ =BS=S
Dtachdem bie fchrifft ausdrücklich lehrt.
') £>aS Samfcarfjer <fJaffionSfpiet nebft einigen
Äirchenliebern nach einer $anbfchrift beS Stiftes
Sambach herausgegeben oon $rof. Sebaftian Slfaqr.
Sinj 1883.
--1
-es—M- «p—
xnz s ^ 1 i —■-—
^ 3J?a = rt s 5 a!
f~L -1
baß ©ott ttt
fcft -- ■_ L ■ H—H
-O-mM-
vT7 =5 ra—=rn
«/ il
bet r It 5 gen rotrb ge 5 e^rt, ©e s Io 5 bet
Jfcfe t -H
i—
L
I
fei ©ott unb Wa = ri = a.
SSon ber Siebergabe ber Sejte nehmen
»ir natürlich Umgang; »er fleh für biefelben
intereffiert, fei auf ba« ©chriftdjen Pon Wahr
ber»iefen. ©benfo fönnen auch bie anbern
bereit« befannten Wetobieen, bie bei bem ge*
ringen älter ber $anbf<hrift fein befonbere«
Sntereffe erregen, hier einen fßfafe nicht be»
anfprudjen.
än fester Stelle fei einer $anbfdjrift
be« Stifte« $ohenfurt, be« Cod. cart.5Rr.28
ermähnt, ber »ieberum bem 15. 3ahrljun*
bert angehört unb unter feinem bunten 3n*
halte auch eine 5Reif)e beutfdjer unb lateini»
fcher ftirchenlieber, meift folcher, bie in bei»
ben Sprachen üorfommen, bietet, noch basu
ln einer Raffung, bie meift Pon ber ge»öhn*
liehen beträchtlich abmeicht. Sie ßieber ber
$anbfdjrift ftnb bie folgenben:
Quem pastores, 3 Str. fol. 175 a.
Nunc angelorum, 3 Str. fol. 175 a.
In natali Domini, 3 Str. fol. 176 a.
Dilectus inter lilia, 1 Str. fol. 176 b.
Omnis mundus sit, 1. Str. fol. 177 a.
In dulci jubilo, 4 ©tr. fol. 178 b.
Quam felix quam, 1 Str. fol. 179 a.
Sh hnilffl unb piU clare 1 ©tr. f. 179 a.
©In ffinbelein fo löbelich, 5Rr. 1 f. 179 b.
En trinitatis speculum, 1 Str. f. 180 a.
Resonet in laudibus, 7 Str. f. 180 a.
So ©abriel ber engel dar, 4 ©tr. fol.
181 a.
Magnum nomen Domini, 1 Str. fol.
181 b.
Un« ift geporn unb auSerforn, 1 Str.
fol. 181 b.
Puer natus in Bethlehem 10 Str.
fol. 182 a.
Puer nobis nascitur, 1 Str. f. 182 b.
SJon biefen ßiebern hüben leiber nur bie
fünf erften ihre Wetobie bet ftdj. Sie be«
erjlen ift Pon befonberem Sntereffe, nicht blofj
»eit fte runb ein 3nhthunbert älter ift at«
SBat. Sritter« Singebuch Pon 1559 (1555),
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
Anträge ;at $efd)id)te b Jeutfd)« fiirdjtnlities.
37
ba8 Bisset als bie ältefte Duelle ber SDte*
tobie galt (SSäumfer I. €>. 296), fonbern tneit
audj bie Raffung eine bebeutenb anbere ift.
Na- tos est rex glo - ri - ee.
Sludj bie Raffung ber ÜMobie beS jtoeiten
Siebes ift infofern bon 3ntereffe, als ber
Stoeiftimmig gehaltene ©cfjlufjfafe oerfd)ieben
ift bon ber SeSart be8 3ifle6nicaer Jtantio«
nai8, bie ©. 191 ber Cantiones Bohemicae
mitgeteitt toorben.
in-du-xit Et boI no-vus de
te - ne- briB il - lu - xit.
38
Beiträge jnr 6ef<$id)U tes tentfdjtit firctjcnlirtff.
gum beutfd&en Äircbenliebe unb fommt baber
hier nid^t in SBetradjt. SBonbem Siebe „Omnis
mundus sit jucundus“ ift nur ber erfie,
fidg toieberbolenbe ©afe ber 3Mobie bor*
banben, ber böDig mit ber »etter oben au?
bem Codex Wischegradensis mitgeteilten
Raffung fiberetnftimmt.
3u ben übrigen Siebern bringt bie $anb*
fdjrtft feine SRelobteen mehr; bagegen finb
bie Sejte, bie jie bon ben beutfdjen Siebern
bietet, febr bemerfen?»ert, ba biefelben bon
ber gemöfjnlidjen Raffung bebeutenb berf(Rie¬
ben finb. 2lm »enigften ift bie? noch mit
bem reigenben 3RifdjItebe „In dulci jubilo“
ber 3faQ, ba? in unferem ©obes alfo lautet:
In dulci jubilo
singet vnd seytt fro
aller unser wunde
lewt In prsesepio
er leuchtet für dy sunne
matris in gremio
qui alpha es et o.
Mater et filia.
Junckfraw maria
nun warn mir al verloren
per nostra crimina
Nun hatt sy vns erborben
ccelorum gaudia
Eja war mir da.
Ubi sunt gaudia
Nyndert mer den da
da dy engel singen
noua cantica
vnd di schellen klingen
regis in curia
0 quanta gratia.
0 Jesu parvule
nach dir so ist mir wee
Nun trost mir mein gemuette
0 puer optime
durch aller Junckfraw guette
princeps gloriae
trahe me post te.
Sßicbtig ift nnfere $anbfdjrtft befonber?
für ba? Sieb .©in ftinbclein fo löbeltcb;"
benn biefe ©tropbe tritt pier gang allein, ohne
jebe Segtebung gum „Dies est lsetiti»“ auf
ober gu bem beutfdjen „Ser Sag ber ift fo
freubenreidj", »obur<h bie Slnftcbt $offmann?
bon bem älteren einftropbiflen beutfcben Siebe
»efenttfcb geftfifct toirb, namentlich toenn »ir
ba? SIter ber $anbfcbrift in Rechnung bringen.
Sann »eicht aber auch bie Raffung ber
©tropbe roefenttid) bon anbern Duellen be?
Siebe? ab, »eiche? mit biefer Se?art eben»
fall? in bie Älaffe ber maffaraitfdjen üßifch*
lieber eintritt, al? »eiche? J&offmann?
dulci jubilo“ e? nicht fennt.
Ein Kindelein so loblikleich
ist vns geporen heutte
von ainer Junckfraw seyberleich
ist in mentis affrice.
So singen mir alle
schrein mir allen
puris cum mentibus
Alle mit reichen geleichen
schallen mox jubilantibus
Psallat clerus de virgine
sine virili semine
geporen isst vns ein Kindelein
gepunden In ayn tuecheleyn.
211? toeniger bebeutenb übergebe ich bie*
beutfcben Raffungen ber Sieber En trini-
tatis speculum, unb Quam felix , quam
praeclara. Sem Resonet in laudibus ent*
fprecben hier beutfcbe ©tropben, bon benen
brei bei Sßacfernagel II. in bem Siebe Sir. 610*
borfommen. Sem „Magnum nomen Do¬
mini“ entfpricbt ber folgenbe Setf, ber mit
bem lateinifcbcn feinerlei 83er»anbtf<haft er*
fennen läfet unb baber al? Driginaffteb be*
trachtet »erben fann r ba? nur bon ber mu*
fifalifchen ©eite 2Inlebnung an ba? latei»
nifche ©ebicbt bat.
Uns isst geporen
vnd auserkoren
ein werdes Kindt
Loben es alle dye menschen
dye hye gesamet sindt.
Es ist geporen
vnd auserkoren
in bethleem der ewig gott.
Dem mir auff dy knye sollen vallen
an allen spott.
Junckh vnd alt
vnd wollgestalt
ist das Kind
elter dan sein muetter
vnd alle menschen sind.
Es ist gewesen ye vnd ye
vnd ymer ist
vnd hatt gehayssen Jhesus
der vill heylig Christ.
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/
Citft ftompoßtUn fcts CarMaal» 3*. )i JBtMri*. 39
eigentümlich enblidj ift auch bie Sorm,
ht bei baS beliebte SEBeifenachtSlieb „Paer
natas in Bethlehem“ in ber Ipofeenfurter
Sjartbfchrift auftritt, unb mit bem mir für
heuer unfere Ausbeute befchliefjen motten.
Paer natas in Bethlehem
letas nunc in g&adio
ande gaadet Jerusalem
in cordis iubilo.
Gepom isst vns ein Kindelein
frolich in dem gandio
des freyet sich Jerusalem
in cordis inbilo.
Hic Iacet in preeepio
letas nanc in gaadio
qni regnat sine termino
in cordis inbilo.
Hye lewt es In dem Krippelein
letus nunc in gandio
an endt so ist dy herschafft sein
in cordis iubilo.
Reges de saba veniunt
letus nunc in gaudio
aurum thus mirram offerunt
in cordis Jubilo.
Dy heyligen drey Kunig körnen dar
letus nunc in gaudio
Gott mirram weyrauch prachten dar
in cordis iubilo.
Cognoyit bos et asinus
letus nunc in gaudio
Quod puer erat dominus
in cordis iubilo.
Das ochsel vnd das esselein
frolich in dem gaudio
kannten gott den herren fein
in cordis Jubilo»
Ergo nostra concio
letus nunc in gaudio
t>enedicamus domino
in cordis iubilo.
Lob sey dem Kindt gesagt
frolich in dem gaudio
Hye Ynd auch in der ewigkaytt
in cordis iubilo.
P. gffarta 8. J.
©ine b t$ ©arbinals Jo. de Medicis (Leo papa 1.)
in einem Jtanttfrript
« egenüber ben gafelreidjen Ißublicationen
unb ©ocumenten, melche au» ber gmei*
ten $älfte beS 16. 3ahrhunbert§ borliegen,
fehlt es ber 2Jht|ifgef<hi<hte auch in unferer,
bem Öorfdjen unb Veröffentlichen fo günftigen
3eit noch immer an genfigenbeT fDtenge bon
Veifpielen, melche bie ©ntmicflung, ben ©tanb
unb bie Sechnit beS mufitalifdjen Schaffens-
im 15. unb in ber erften $älfte beS 16.
3ahrhunbertS genügenb unb attfeitig ittuftrie*
ren fönnten.
Sie Sibliothefen finb an ©rgeugniffen
aus biefer Verlobe nicht arm; aber ber Beil*
aufmanb unb bie Vlühe, melche bie fremb*
gemorbenen ©(hriftgeiefeen erforbern, roenn
man fie ber jefeigen geläufigen «Scferei&meffe
näher bringen mitt, Mangel an SlrbeitStheil*
ung unb Organifation, fo bafj eingelne 8lr=
beiten gemiffer Stompontften mieberhott ab«
gebrudt mürben, mährenb anbere unberüdf*
bes 16 . .Jaljrfenttbert».
fichtigt blieben, bie geringe 3 fl hl ber Suter*
effenten für ernjlere, mufithijtortfcbe ©tubien
unb in fjolge baoon bie hofeen greife ähn*
lieber ffierfe mögen bie ©aupturfadjen beS
bebauernSmerthen ÜbelftanbeS fein.
Obmohl Slug. SBilh. StmbroS im brüten
8anbe feiner epodjemachenben fDlufifgefchichte
bie Dorpaleftrinenfifcbe unb nieberlänbifdje
©djule mit ben begeiftertften ßobfprüchen
gefefeilbert hat unb eine ftattlicfee Dteihe oon
flomponifien anführt, bie bis bafeln taum
bem tarnen nach betannt maren, obmohl
Otto Stabe im 5. 8anbe als gortfefeung beS
Viertes eine ÜRenge merthootter 8elege in
ttüufifbeifpielen veröffentlicht hot» obmohl
9tob. (Sitner in ben fttlonatBljeften für ÜDlufil*
gefchichte feit neungehn Saferen unb in ber
Vibliographie ber 3J?u|iffammelmerte (8er*
Hu 1877) überreiche Duetten erfdjloffen hot,
feerrfcht bennoch beim größten jfeeile ber
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40
(Sine fiompofttton Des (EarMnaU 3ö. *e ÜUfticU.
„SJtujtfer" bie fae 3bee oon ber Rinbßeit,
bem 3üngting8* unb SlianneBalter ber muß-
falifcßen Runjt, unb natürlich bie felbftbe*
mußte Meinung, baß mir im 19.3aßrßuubert
e8 am roeiteften gebracht haben, baß bteSrort*
entwidelung ber Runfi in uuferer 3 e *i auf
bem ©ipfelpunft angelangt fei, unb äßnlicße
Jßorßeiten meßr.
©cßtimmer a(S biefe traurige Sticßtbe*
acßtung be8 ©roßen unb ©rßabenen aller
3eiten ift aber für bie SJtuftfgefcßicßte ber
Umftanb geworben, baß bie ßiterarßiftorifer
unb ©efcßicßtfcßretber — bei ©djilberung ber
Sßoefie unb Sßrofa, ©fulptur, SJtalerei, Slrcßi*
tectur unb ber Rteinfünfte auf breitefier
©runbtage fteßenb unb, mit faum gu bemal*
tigenber Oetatlarbeit auSgerüftet, gutreffenb
unb gufammeufaffenb, au8 oorßanbetten unb
gugänglidjen Söeifpielen unb erfdjöpfenben
Vorarbeiten urtßeilenb — wenn fte über Siße*
'orie unb SprajiS, ©tanb unb ©ntwidlung
be8 ©efangeS unb ber Vtujtt reben wollen,
auf bie magerften unb banatften allgemeinen
fßßrafen angewiefen finb. 2Iu8 bett Varti*
turen blidt tßnen fein unmittelbares Ver*
ftänbniß entgegen, bie fogenannten, in neuerer
3eit an wenigen Orten oeranftalteten ßifto*
rifcßen ©oncerte tragen blutwenig für Sßopu»
larifirung be8 Rlaffifcßen früherer gelten bei,
unb fo fommt eS, baß man auf bie Urtßeile
oon Riefewetter, getts, SlmbroB u. f. w. gu
fcßwören jtcß genötßigt jießt, ober bie ieibige
SJtuflf ben „Uiuftfanten" überläßt, wel(ße
ißrerfeits fcßon beSßalb ni(ßt immer ibeaie
3wede oerfolgen fßnnen, weil fie, in unb
mit ber ©egenwart iebenb, auf biefelbe unb
auf ißren ©efcßntacf angewiefen ftnb, wenn
fie nicßt junger leiben wollen.
O. Stabe fcßretbt @. XIII. beS obenge*
nannten SEBerfeS gutreffenb: „@8 ift bie ßöcßfte
3eit für un8, enblicß einmal mit einer grünb*
liefen Unterfmßung ber VergangenßeitBmufif
ben Anfang gu machen, um gu feßen, wie
unenblicß Diel oergeffen worben ift, welcße
©cßäße ber ©cßutt ber 3aßrßunberte birgt.
SBir forgen für bie Slufftellung alter ©e*
mälbe unb Runftwerfe in SJtufeen unb ©at*
lerien. $aben wir nicßt bie gleicße Sßflidjt
mit ben aiten EJonwerfen gu erfüllen, bie
fidf in ißrer einfachen ©rßabenßeit be8 SüuS*
brucfeS füßn mit ben Vierten ber bilbenben
Ränfte meffen fönneit? Stießt fowoßl ber
^ortfcßritt in ber fjorm, in ißrer inneren
unb äußeren Voütommenßeit unb in ber
Vtannigfaltigfeit ißrer ÜJtittet, als oielnteßr
bie lange Steiße lebenBfräftiger formen, au8
benen ftcß bie ßiftorifcße ©jifteng ber Runft
gufammenfeßt, bie Sormenwelt ber Stunji in
tßrem ©angen, baB gewährt bem Runftfreunbe
bie ßößere, bie reinere greube."
Um nun fogleicß gum ©egenftanbe ber
Oorliegenben ©tubie gu gelangen, ermäßne
icß oorerft, baß eB unferem 3aßrßunbert
fdjwer wirb, ficß eine Vorfteltung baoon gu
macßen, waB im 15. unb 16. 3aßrßunbert
ein „Runftfreunb" geleijiet ßat. Sßtr mälgen
bie Runftgenfiffe auf bie ©cßuttern ber großen
SJtenge beB funjtliebenbeit SßublifumS, befu*
cßen ©oncerte, jßeater, Rammermufifen mit
wenig ©elbaufwanb, unb oerfcßaffen unB
biefe Vergnügen fo oft wir wollen. OamalB
waren eB wenige dürften unb §öfe, Welcße
Virtuofen unb ©änger gu ißrem Vrioatge*
brauche ßerangogen; fie waren meift felbft
mufifalifcß gebilbet unb ftanben in freunb*
fdjaftlicßem ßäuBltcßem Verfeßr mit ißren
flünfilern.
3u biefen „Runftfreunben" gehörte am
Anfänge beB 16. 3aßrßunbertB ber SJtebicäer
3oßanneB, gweiter ©oßit beB funftfinnigen
ßorengo be SJtebici in ftloreng, ber nacßma*
lige iJJapft ßeo X. 3n ber ÜDtonograpßie
über SBilßelm du Fay, ßeipgig, Vreitfopf u.
gärtet, 1885, ßabe icß @. 40 nacßgemiefen,
baß biefer baßnbrecßenbe Romponift beB 15.
3aßrßunbertB (+ als RanonicuB gu ßambrai
27. Stoo. 1474), Oon ben 3^ttgenoffen „lumen
totius musice atque cantorum lumen“
unb Pom ©roßoater beB ©arbtnalB, fßetruS
oott Vtebici, alB eine ber größten 3* cr b en
beB 3citolt«iS gepriefen, nicßt nur wäßrenb
feiner SJtitgliebfcßaft an ber päpftlicßen ©än*
gerfapeHe in fjloreng geweilt ßat, fonbern
auch fpäter nocß in eifrigem Vriefwecßfel mit
bem funftftnnigen dürften ßorengo, bem Va=
ter beB SoßauiteB, ftanb, unb fogar ©änger
auB ©ambrat gu einem ©oncerte nacß 51o*
reng gefcßicft hatte. 2)a8 15. Saßrßunbert,
in Sßoefie, Vrofa unb ben bilbenben Rünften
bem $umani8mu8 ßutbigenb, bie SJiutter ber
„Stenaiffance" unb baB 3 e ‘taft e t ber ©nt*
bedungen, fcßenfte aucß ber Vtufif eine Steiße
oon ßeroorragenbenRünftlern, unb wir müffeu
Raunen über „baB rege muftfalifcße ßeben *)
’) %r. di. öabert: „Sie römifcße „sohola can-
torum“ unb bie päpftlicßen fiapeBfänger biä jur
2Ritte beä 16. ^aßrß." in „'•üierteijaßrsfcßrift für
SWufiftoiffenftßaft", Seipjig, '-Breittopf unb gärtet,
1887; aucß feparat a(B 3. Öeft ber „öaufteine für
SRufifgefcßicßte" erfcßieuen.
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UMIVERSITY OF MICHIGAN
«hu fompofitttn bcs «artiuals 3 p. Dt Äröiri?.
41
att ben italientfcheit Äleinftaaten jener ©poche,
befottberS unter ben ©forga in dRailanb, ben
©ongaga in 2Rantua, ben ®jle in Scrrora,
ben ÜRtbici in ftloreng unb befonberS am
pöpftlidjen Ijjofe gu (Rom. Italien mar um
bie SBenbe beS 16. 3a&rljunbert8 in mufi»
fatifdjett fragen Don ben „Ultramontanen"
beljerrfdht; bie Senbeug beS 16. 3ahrh- mar,
biefe fremben dRuftfheroeri burch Ginljeimifdje
gu Derbrängen. 211S bieS gegen @nbe be8*
felben gelungen mar, ßberfftitljeten bie flügge
gemorbeneit Italiener ben (Rorben mit ihren
©efangSfünftlern unb Äapeümeiftern im 17.
unb einem Steile bc8 folgenben 3ah*hun*
berts."
3obnnne8 dRebfci mürbe am 11. Seg.
1476 guftloreng geboren, 1482 nach ©mpfang
ber Sonfur bem geififidjen Stanbe bejiimmt,
unb bereits am 7. SRfirg 1489 Don Sßapfi
3nnoceng YIII. gum Garbinalbtafoit creirt.
6rft nach brei 3abren forgfültiger ©rgieh*
ung unb adfeitigen Unterrichts burd) ben
berühmten StngeluS (JSolitianuS unb anbere
gelehrte ÜRänner erhielt er bie 3nfignten ber
©arbinaismürbe, unb nahm am 15. Slprtl
1492 (Befifc Don ber Sitelfirche S. Maria
in Domnica (auch S. Maria in Navicella
genannt) gu (Rom. 3n ben 3ahren 1492
bis 1499 machte er in (Begleitung Don @e*
(ehrten unb ffünfllern (Reifen burdj 3talieu,
Seutfchlanb unb granfreich unb lehrte 1500
mieber nach (Rout gurüd. 1 ) Sie ÜRebtcäer
maren aus Sloretig Dertrieben roorben, ber
©arbinal 3ofj. Don ÜRebici aber „bereinigte
in (Rom StlleS um fiih, maS ihm aus bem
ftorentinifcijen ©chiffbruch gu retten gelungen
mar. ©ein (JJalaft bei ©. ©uftadjio mar
mit ©tatuen unb ©emälben, mit fchönem
dRarmor gefchmücft, bor allem mit einer (oft*
baren (Bücherfammtung, melche Diele ber Dom
23ater unb Urgrojgoater gefammelten $anb»
fchriften enthielt. Siteraten unb ftünflter
gingen hi« aus unb ein; SlbeitbS Dernahm
man häufig üRufif, melche ber ©arbinal fehr
liebte." ((Reumont, loc. cit., III», ©. 266.)
Sie päpftliche flapeüe gählte bamalS, unter
Slleganber YI. f (JJiuS ÖL unb 3utiuB II.,
') Site Duetten für biefe biograpfjifcfje Sfijje
bienten: Leonis X. Pont. Uax. Regesta non
CEarb. gof. £>ergertrötl)er bei Berber in greiburg
ebirt; 1884—1887 finb oier gaScilel erfdjienen,
welche in 7418 Wumern etnftweilen nur ba3 erfte
^ontiffcatejahr Seo X. 1513 —1514 enthalten,
gemer: „©efchidhte ber Stabt Stom" non Sllfreb
non Weumont, Berlin, St. n. ®ecfer, III. Banb,
1868 imb 1870.
$aberl, St. VI. 3a(jrbu<b 1888.
beiläufig 21 ÜRttglieber, unter beiten ich be=
fonberS bie als Sfomponiften bekannten:
Gaspar Verbeke, Joan. de Ilianis, Jo.
Scribano, Nie. de pict, Eiziario Genet
(fpäter Carpentras Don feinem ©eburtSort
genannt unb Don Seo X. gum Äapeümetfter
ermühlt) herDorhebe. Siehe bie ardfjfbaltfcheti
(Rotlgen fi6er biefe (ßeriobe im 3. §efte ber
Oaufteine (1. c. ©. 60), fomie im 2. $efte ber
(Bauftetne: „Statalog ber dRuflfmerfe ber
päpftl. ftapeüe", guerft in (Rob. ©itner’S
(Monatsheften, 3ahrg. 1887 publigirt.
(Kenn 3uliuS II. im 3<»bre 1512 für
bie ftirche Don ©t. Sßeter bie nach ihm be*
nannte „capella Julia“ feierlich inftituirte,
fo bürfen mir Dermuthen, bafj Sarbinal 3o.
be ÜRebici bagu gerätsen hot, ba uns unter
ben „ftammermuftfern" (musici et can-
tori segreti), melche Seo X. neben ben
StapeUf fingern eigens befolbete, bie (Rauten
Don ©ängern ber capella Julia Don
©t. SJJeter begegnen.
©8 ift bemerfenSroerth, bafj ber ©chreiber
biefer 3 e ^ en unter ben gasreichen (Rottgen,
melche er in römifeben Slrchioen über biefe
(ßeriobe gefammelt hat, unb unter ben Die¬
len mufifalifdhen §anbfctjriften, r ) melche er
egeerpfrte unb fatalogifirte, nicht eine ©pur
entbedten lonnte, bte auf ftompofttionen beS
') „(Sitte mit beut ffiappen Seo’s X. gefchmüdte,
in Driginaleinbattb mit fchroarjem Seher unb ®olb=
fchnitt wohterfjaltene Sammlung franjöftfcher Chan¬
sons, ©ocfiquart, in Partitur mit gegenüberfteljen*
ben Singel ftimmen, fcheint eigens für ben ©ebraudj
beS (ßapfteä beftimmt gewefen gu fein. Sie befin-
bet fich im Sirehip oon ©t. Bieter, unb enthält 107
Wumern, blojs burch bie lertanfänge martirt, bei
welchen folgeitbe 3lutoren (Vs gehören bem 2lno=
nptmte) genannt fittb: Agrioola, Bacoio, Basiron,
Caron, Colinet, Loyset Compere, Enrique, Felioe,
Jo. Fresnan, Arnulfus G., Hayne (auch Ayne),
Jo. Japart, H. Isaao (auch Ysach), Josqnin de-
pres, Jo. Martini, Gil. Marien, Jac. Obreoh,
Okeghem, Petrequin, Stocken J., Vinoinet, Vir-
gilius. ©ine ähnliche Sammlung in ber ©afana^
tenftfehen Sibtiothel ju Morn (O, V, 298), in
welcher ebenfalls ber größte Ifjeil *uot. anonymi
finb, bringt bie Stamen: Agrioola, Barbiran,
Basin, Bolkim, Bostrin, Brumel, Busnoys, Caron,
Loyset oompere, Jo. Dnsart, Ghiselin, Haine,
Hobreoht, Jo. Jappart, Josqnin de pres, Joye,
Ja. Maloort, Jo. Martini, Mollinet, Morton, Jo.
Okeghem, Paul, de roda, Phelippon, Jo. tourant.
IDie Warnen ber Äomponiften weifen biefem ©obej,
beffen au* Slmbroä ®b. 3, ©. 258 erwähnt, ein
höheres 2llter an. Siele biefer Äompofttionen ftehen
audh im ©obej non Seo X., erwiefen fich bemnach
lebensfähig unb wirhtngSoott audh int 3 e ’i aIter
beä feinften Sumanidmud." 3. $eft ber Baufteine,
©. 64, Stnm.
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42
®>ur kr* latitnals 3«. Je Ät^ifi*.
Sörfetoalä So. be SJlebtci, fec? ttatfcmaligen
SPöpfteS See X,. bingemiefen ptte. Um fö
grSftet war bk Ikberrafcbung, <sl$ -Qm,
ffetfii. Stoib Pir; Öfeatg 3afcb, ■$#$$'.$&*■
fio« ber teilbaren ©tojtffcbä$e he§ fei. ;{£$$&*
nicttS Dr, $art SßroSk, auf eirteü gefs&rie*'
betten Söbtjr ber genannten SBibliot&ef a«f-
merffaw ntadjk, »et^er eine Stsnip^fttioi:
ettiljäU mit ber Übetfc&ttfft
Jo. C. C. 4o Sediei» l«o yape (!)
XXMzVZ <JfC(nUI3.
\®&e :-:3üt gepalte«« Sefebteibung bie«
fe« mertf)tipf[en ©onßfcrlpte§ übergebe, tfteile
ich beit fünffHmmtös« ©ob, bet, rote bk
metfkn k? Ä JSflöeo
lioskrt Jener Seit (Stjrgtekbe bte jgetniec?»
fertide »on JSÖi tfnb betj fotgenbe« 3ab«n),
ohne Sest eingefd)rieben tft, in gttoflljnw
(idier ^«rtitui mit. Sem Snclseidjett gemöfe
ift bk Brttia Sackinbeit, nur bk psei
geroölttlkbftt Stgatureu ber Brevi? mULottgrv
jtnb votier Sengen watet! aufjulbfen. Sie
'£cctfUi<f)e fehlen natürüd) im Original »nt?
mürben natp bem ömk jjwti gäriV
«u Stolen, roie man feigt ju faßen pflegt,
'oer Öberfiditlkfffett falber eingefaßt, b{e fünf
Stimmen finb auf jroei fldt gegemlberfttbm*
ben ©eiten »erfljetit, linfi Si?cantu6 (ber
Stome blefer ©timme fehlt), «Win#*:, w £e=
nbr", recht« „Sßaßött«" *1 ifltb „5Bafiu? M ,
') Sie Sejcidjtuing „Yagan*“, SBonbein&e
Stimme, ift befonberS in Ecuffötanb übl;4 apfi
rnefen, unb bedeutet bei mehr atä iticrfiinrmigc«.
Xi)nfn«n bie 5. Stimme, roettpe Sopran, 2Ut u. f. tu.
fein tonnte; in portiegenbem ionfa« tjat f« ben
TetwriaUiffci.
(Dfscnntns.
Aftus.
Tenor,
Vagans.
Bassus.
ÜX CXfiZZ
Zelftna Bmyhtyi
^ 1 , \ ^ Jb _ $ ^ _ rt . t , j f
■ is B
^55ali«ö Enrpins; ; l
Jidafif' Km
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~c—\X~*r?zaz
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44
Äinc tompofiiton Us (JarMnalo Jo. U Mthcis.
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eint ftompofition )t» Äarbinal» 3t. bt 4Ubtri*.
45
SBte lautet baS Urteil über biefe ftom«
p Option beS „Joannes Gelsissimns 1 ) Car-
dinalis de Medicis“, nachmaligen SßapfteS
8eo X.?
©ereilter SCßetfe tann nur ber ©taub*
punft einer Bergleidjung biefeS DonfapeS
mit ähnlichen aus ber 3^* tw« 1500 bis
1512 eingenommen werben, unb barnadj
Pub bie mupialffchen unb Jontrapunftifdjen
fleimtniffe beS jungen flomponiften im Sßur=
pur nicht gu unterfchäfcen.
Stadj ben feit 3 a rHno’8 theoretifdjen
SBerJen (1558—1588) beobachteten Sfunp*
regeln, »eiche »ieberum bie Stefultate geläu«
terter SBerfe beS Slbrian SBiffaert, Cipr. de
Rore u. äljnl. 2Peifter entwlcfelten, laffen
pch manche garten unb UnooHfommenheiten
entbecfen. Die Stimmen einigen Pch unter
übelflingenben Durchgängen, freujen pch in
Diffonangen, unb probugiren ohne ©cheu
offene Quinten (Dact 24 unb befonberS 44)
u. f. ».
Betrachten »ir aber bie ftantilene jeber ein«
gelnen Stimme, unb befonberS bie JontrapunJ«
') So glaube ich baS erfte C. entziffern ju
bürfen. Dem Äopiften beö ©obej fehlte pchtlich bie
roflnfchenäroerthe ©prachlenntnif, benn ftatt pap«
fchreibt er pape; über bas mehr ph one tifch als
ortographP<h richtige Zelans emplus, baä er jroei=
mal „zellans“ fchreibt, mirb fpäter im hontest
bie erflärenbe Gorreciur gegeben. dinige auffal«
lenbe Diffonanjen mögen ebenfalls! bem ßopiften
in bie Schuhe gefchoben toerben tnüffen; ich hobt
fte gelaffen, an benjenigen Stellen jeboc^, too auch
bie b am als geltenben ©efangSregeln ein $ ober v
erheifchten, biefe Slccibentien über bie Stoten ge«
fUUt.
tifche Umfleibung ber im £ en o r Iiegenben hüb«
fdjen SMobte, fo werben wir ben ©arbinalnicht
als Dilettanten, fonbern a(8 gutgefdjultenaPu*
pfer begegnen bürfen. Die richtige 2Bir!ung
wirb bem Donfafc jeboch erft gu Dheil, wenn
wir beachten, baff er mit Streich« ober BlaS*
inftrumenten ausgeführt würbe, wobei wahr«
fdjeinlidj bie im Stenor liegenbe ÜMobie
allein, mit bem angebeuteten Dejte, bon fchö«
neu Stimmen gum Bortrag Jam. 2Bof)I pnb
bie ©ingelftimmen fo erfunben, bafj Pe auch
für ben ©efang perwenbbar gewefen wären,
benn Blufft unb ©efang waren bamal8 noch
gleichbebeutenb, aber wo bie Sänger mangel«
ten, ober wo man 3nfirumentenfpieler befafj,
würben in fßrtoatfreifen bereits im 15.3ah»
hunbert bie Sähe ohne Dept gegeigt ober
geblafen, wie fpäter bie Ricercari, aus benen
Pch bann bie ©laoicembalofäfce entwicfelten.
©ebaftian Birbung, Briefter au8 2tm«
berg in ber Dberpfalg unb Qrganift gu Bafel,
peröffentlichte 1511 feine „Blupca getutfdjt" 1 )
unb betont bie ©efangSlunp a(8 nothwenbige
Borbebingung für „pfeiffen, Sauten, Orgeln
ober anbern faitenfplelen". @r bemerlt fei»
nem Schüler, ber gefleht: „3<h Jan auch
nichts Pngen, unb f)ab bo<h guten Suft uff
ben Snftrumenten gu lernen", gang Jatego«
rifch: *3<h Jon bid» nit ganfc wol on ba8
gefaitg baffelbig lernen, bu muft gu bem
minften etwas (erneu barbeh Perftan, bp beS
gefang an trifft."
') Das SBer! tourbe facftmilirt unb oon Stob,
ditner in ben $ublicationen ber OefeUfcpafl für
SKupfforfchung neu herausgegeben.
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46
Sine iem|dfiH«u )« Carkinal* 3«. )t ÄtMci*.
Über bie grofee Verbreitung ber 3nftru=
mentalmufif gu jener 3«t» fowie bie Sedjnff
berfeiben lefe man befonberS ©. 93—130
beS Dortrefjlicpen VucpeS: „®ef (piepte ber
3nftrutnentalmuftf im 16. Saprpunbert non
2B. 3. o. SBafleleWSfi. Verlin, 3. ©utten*
tag, 1878."
2>af3 aber ber tnufilliebenbe ©arbinal
3o. be Vtebici Diele 3nftrumenta(iften um
fiep Derfammelt ^atte, habe ich im 3. $efte
ber Vaufteine nacpgewiefen, wo ©. 64 folg,
bie musici secreti wobt Don ben cantores
secreti unterfcpieben finb. Stlfreb D. SRcu«
mont fdjilbert bie SebenSweife Seo X. loc.
cit. 23b. III b ©. 129 unb bemerft: „Von
3ugenb an faljen wir ihn ber ÜJiuftt leiben*
fcpaftltch ergeben. 2)er Sßataft beS Sarbi«
nal8 wieberpaCte VbenbS Don heiteren Rlän»
gen unb er nahm felbft am ©efange Speil.
©erne fpradj er über mufifalifdje Singe,
unb butte in feinem 3tmmer ein 3nftrument,
mittelft beffen er feine Knflcpten beuilidj gu
machen fucijte. ©r lieh fiep ftunbentang Dor*
fpielen unb beim ©efang accompagniren,
wobei er wobt ©efcpenle Don bunbert unb
mehr Sufaten machte." 3n einem Verichte
be8 ferrarefifchen ©efanbten 9llf. Sßaulucci
Dom 8. Vtärg 1519 l?fen Wir Don einer
SpeaterDorftellung, welcher ber Vapft in ber
©ngetsburg beiwohnte: „Sie 3wif<henacte
füllte ÜJluftf au8, wobei eine bem Vupfte
gefchenfte Heine Qrgel unb eine gilbte mit
fchöner ©timme Dernommen würben. Sa?
Vocalconcert war weniger gu toben."
über ba8 Duintenoerbot fehlt un8 trofc
ben mehr geiftretdjen als grünblicben ©djrift*
dpen Don Dr. Stuguft Silpelm 2lmbro8,
28ilp. Sappert unb ähnlichen Arbeiten in
ben gröberen Vierten Don VtarE, Vicpter,
Vuut u. f. w. 1 ) eine allfeitig erfcpöpfenbe
Arbeit. Siefelbe würbe nach meiner umnab»
geblichen Slnjitpt gu bem Vefultate gelangen,
ba| fchon im Si8cantu8 gur 3 £ ü bc8 13.
SaprpunbertS bie fortfchreitenbe Verbinbung
jweier DoHfommenen ©onfonangen, gu benen
man bamal8 bie Duint unb OctaD rechnete,
') Sine gute SäS&Jjanblung übet biefen 3ßun!t
OUblijirte Dr. aibolf Sinbgren in©todbolm: „§ar=
monifdje Stubie über baä duintenoerbot" in 9tr.
32 u. folg, ber SCUgem. SRufHjeitung, rebigirt oon
Otto Sefcmann in (Jtjarlottenburg (Verlin), 1887.
Der erfte DIjeil „feiftorif" labt jebo# an 9lu3fül)r=
Itdjteit, ®rünblt#lett unb ©enauigleit oiel }u roün»
fcfjen übrig. Die Utrfacfie biefer SDiängel liegt ftdjer
au# hier m ben eingangs besagten tnig(i#en Ser«
pältniffeu mufilalifcper gorf# ungen unb Vorarbeiten.
Derboten war. 3m gweiftimmigen ©afce war
fie auch fpfiter auf8 ftrgfte mit 2te<pt ber«
pönt; als aber bie ©timmen fleh häuften
unb als felbfiftänbige SMobien nebeneinan*
ber liefen, richteten bie Romponiften ihr
Slugenmerf Dorgüglicp auf bie ©auberteit ber
gum cantus firmus erfunbenen ©ingetftimme,
feb £ oft unbefümmert, ob biefe unter ftd)
„SlaDierquinten ober OctaDen" Derübten ober
nicht. 91(8 ©nbe be8 16.3abrbunbertS „bie
Vtelobie in ber Oberftimme" als fcerrfeperin
auf trat, unb ihr ©efolge in gleichseitigem
VbbtbmuS, burch ben Vag allein geftüfct,
fie begleitete, war man auf ba8 alte Verbot
wieber aufmertfamer geworben. SJtan war
ja gleicbfam wieber gum gweiftimmigen ©ape
guröcfgefebrt, unb fühlte bie hurmonifche
$&rte berOuinten unb Cctaoen beffer heraus,
burch welche man bi8 gu $ucbatb’8 Drga*
num angelangt wäre. Vei 3o8quin unb 8.
©enfl, bei Oleghem unb Sinctoris, bei
Sopfet ©ompere unb spriori8 u. f. w. fönnen
in fällen, wie fie bie obige Rompojttion Don
3o. SDlebici aufweist, gange Duintenfamm«
lungen angelegt werben; bem cantus fir¬
mus gegenüber wirb man fie fcpwer*
lieh entbeefen lönnen.
Sßie eifrig ber im Vtärg 1513 als Vapft
Seo X. erwählte 3o. be ÜJtebict in feiner
SBeltfteHung ber SDtufif ©orgfalt unb ©elb*
mittel guwenbete, wie im Saufe feines Von*
tlficateS (f 22. Seg. 1521) Vtänner wie
©aSpar 28er6et, ©gib. ©arpentier, ©oft.
fjefta, ©lg. ©enet, Vnbr. be ©iloa, 8aurent.
be 2Jtutina, Ißeriffort be VtitteüiHe, J&ilariuS
Venet, 2lnton Vruglier, 3o. Voneoin, auch
Veaufferon genannt u. f. w. als üJlitglteber
feiner JQoffapeüe glängten, habe ich im 3.
$efte ber Vaufteine @. 63—70 nach ardji*
Dalifchen Quellen bargelegt.
©ine tfrage bleibt noch gu töfen übrig:
„2BaS ift Don ben VnfangSWorten „Zelans
emplus“ gu halten?"
UngäpHge lateinifdje, frangöf., fpantfdje,
italienifche unb beutfepe Rompofttionen jener
3eit tragen als mufifalifcpeS üJiotto bloß bie
erften SBorte einer Voefie ob. eines VotlSliebeS;
waS aber „Zelans emplus“ gu bebeuten hat,
ob eS ber lateintfcpen ob. frangöfifepen Sprache
angepßrt, war mir für ben erften Slugenblid
unmöglich gü entbeefen. Sie wieberholte ©r«
faprung jeboep , bah in Vtanufcripten jener
3eit, Vamen unb SBörter in ben Derfdjie»
benften ©epreibweifen unb Verftümmelungen
Dorfommen, je naepbem beifpielsweife ein 3ia*
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eint fiomjiolitiön )n Ccrlinol» 3». >t ÄtMeU.
47
liener frangöflfehe, ein ftrangofe itallenifche,
ein ©eutfdier fraitgöfifche ©orte u. f. ».
hörte unb fchrieb, oeranlafcte mich, in SRoB.
(Sttner’S Bibliographie bei Sammelwette unb
in meinen ftatatogen übet mufifatlfdje $anb»
fc^rlfteit naebguforfeben. ©aS Sftefultat ift,
bafj bec beutfdje flopift, welcher ben unten
inbaltlidj befdbtiebenen Sobej ber IßroSfe’fcben
Sibliotbef EjerfteUte, ftatt Cela sans plus,
bie in feinem 8ejifon auffinbbaren' ©orte
„Zelans emplus“ enttoeber topirte ober
bictirt erhielt; nach frangBfifber SluSfpracbe
ergeben fi<b ja ungefähr bie gleiten Saute. *)
*) 3n ^ßetrucci’ö Dbbecaton, bent erften HJhiftf*
brudfe non 1501, ftebt ein nierftimmiger 6a$ mit
gleichem 2:^ema # aber bem oerftänblicben: Cela
sans plus; ebenfo in spetrucci’g „Canti B“ nom
gleiten 3 obre; beibe Äompofitionen finb ohne Autor*
angabe. ©ine 3ftimmige Äompofition über Cela
saus plus non 3*>öquin 2)epr&g ift auch noch in
$etrucci’g Dbbecaton, eine 4ftimtn. non Dbrecbt in
„Cätiti B u non 1501. $ag beigefefcte „Obreoht
in Missa“ halte ich für eine Anbeutung, bag Dbrecbt
über biefeg Sh^w* auch eine 2Jieffe getrieben habe,
bie aber bisher noch nicht befannt ift. 3 n bem
0. 41 Anrn. citirten ©obe£ non 0t. ^ßeter tautet
bag $bema eineg 3jHmm. 0afceg non ©oltnet:
Ce - la sans plus.
t un
PP—
3um Überflute enthält auch bag Aegengburger*
Stonufcript 0eite 316 unb 317 einen 4ftimmigen
0a$ über Cela sans plus, in meinem bie 1., 2.
unb 3. 0timme fingen:
Ce - la sans plus.
Ce - la saus plus.
©an wirb eS einem glüdlicben 3ufatt an«
beimfteOen müffen, baf) ber Dolle ©ejt ber
frattgöftfdjen Chanson irgenbtoo gefunben
»erbe.
©aS ettblicb bie Sammlung betrifft, in
»eldjer bie ftompofltion be8 (SarbinalS 3o.
©ebid enthalten ift, fo »öden naebftehenbe
3eilen eine genauere Befdjretbung geben, fo«
»eit bie Sache für ben SeferfreiS be8 Sirdben*
muftfalifcben 3abrbu<beS oon 3ntereffe fein
fann. *)
©er betreffenbe ©obej ber üßroBte’fdjen
Biblfotbef ift in Jtleinfolio gefchrieben unb
gegenwärtig mit 342 Seiten numerirt. 2lm
Anfänge fehlen toter Blätter, beren Spuren
innerhalb be8 DtfidenS nom Driginaleinbanb
(gtoet $olgbedel mit braunem gepreßtem
ßeberrftden) gu fehen finb. ©ie mobente
ißaginirung (nicht tjfotiirung) beginnt mit
S. 5, uo ein oierftimmigeS Sanctus mH
Pleni fteht, oon bem nur g»ei Stimmen ge«
fdjrieben finb, ba bie anbern g»ei Stimmen
burdh SluffBfnng gtoefer ©anoneS gewonnen
»erben müffen.
Seite 1 enthält unter fjeberübungen bie
Stotig: „Petras Pemner est mens pos-
sessor“ in beutfebgotbifeber Schrift, barun«
ter: „©einem befunbern gueten fratnt peter
pernner gehört ba8 gefangpuech gu fei«
nen ftanbenn." ©er biefer SfJeter Sßernner
gewefen ift, tonnte nicht ermittelt »erben.
S. 2 ift leer, S. 3 finb mit Stothftift brei
bi8 gur Unleferlicbfeit oerwifdjte Strophen
eines itaiienifdjen breigeiligen Sonettes ein«
gefdjrieben. S. 4 fteht (eet, am unteren
ißapierranbe oon S. 5 liest man mit Blaffer
©inte unb fpäteren ©chriftgügen „ad vete-
rem Capellam“, alfo gum „©ollegiatftifte
unferer Heben grau gur alten Stapelte iu
StegenSburg." 3oh- ®eorg ©ettenleiter, oon
1839—1858 Shorregent an blefem Solle*
giatftift (fiehe ßäcilienfalenber, 3ahrg. 1878,
S. 1—7) »ar ber lebte JBefifcer beS »erth*
Dollen BudjeS, baS nach bem ©obe feines
Ce - la sans plus.
2)er Dfame beg jtompontften ift nic&t angegeben.
2)er Umftanb, bag bie Gelobte hier d o b a lau*
tet, unb auch (Solinet bureb bag v auf ber 5. Öinie
bag bexaohordum molle auf F anbeutet lieg
mich 0.42 im 6. $acte beg ^enor über b ein \> fe£en,
obmotjl bie imitirenben 0timmen aud^ in ben obigen
Söeifpielen g f e d fingen; einer ber oielen gäHe, in
benen je nach bem ^armonifeben 3ufammenf lang auch
ber oantus firmus Alterationen unterliegen lann.
! ) ©ine ben Anforberungen ber bibliograp^i 5
feben SBiffenfcbaft entfpreebenbe ©efebreibung mürbe
hier ju meit führen, unb toirb für eine $acb|eit*
febrift in SBerbtnbung mit übnlicben SRanufcripten
in Bologna, giorenj, SHüncben unb SRorn in Aug*
ftebt genommen. 93ci biefer ©elegenbeit bürfen bie
tbematifeben Angaben aug ben ^ßetruccibrucfen nic^t
fehlen, roie überhaupt nur auf biefern SBege bie
3Äöglid^!eit gegeben fein roirb, bie grogen 2«engen
oon ßompofittonen, melcbe ohne Automamen flehen,
5U gruppiren unb etma ihren Urheber bureb Ser*
gleichung §u entbeden.
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
48
(Eine £ompg|i!ian fct* Carlinal« 3o. be JUebitU.
SruberS, Dr. ©ominifuS SNettcnleiter (geft.
1868), mit ben übrigen IWußfwerfen bei»
ber burd) ftauf ber Dr. SßroSfe’fchen, jeßt
bifchöflichen Sibliotljef einoerleibt mürbe.
ßateinifdje, beutfdje unb franjöfifc^e ®e*
länge, üftotetten, ©pinnen, ßieber unb Chan¬
sons bilben in buntem ©urcheinanber ben
3nhalt be8 SammelwerfeS; meiftent^eilS fehlt
ber ©est gänglid), unb ift nur mit ein paar
SBorten am Anfänge angebeutet. ®8 bilbet
eine ber fdjmierigften unb unbanfbarften Stuf»
gaben, burd) Sergleidje mit 2)rüden unb
anberen ©anbfdjriften bie manchmal laum
oerpänblichen, weil gänglich perftümmelten
SQSörter gurechtguPellen unb bann erft anber*
roeitige Sunborte ober bie Duellen ber ®e=
fänge gu conftatireu. 2Bie oben „Zelans
emplns“ ftatt „Cela sans plus“ als fehler*
haft erroiefen werben fonnte, fo harren noch
man<he Sdpagwörter biefer unb ähnlicher
Sammlungen einer glüdlichen Kntgifferung.
©ie größte 3ahl ber 4, 5 unb 6fiimm.,
in unferm Kobes gefammetten ©onfäße ift
ohne Slutorangabe; barunter eine 4ftimm.
Steffe „Ecce quam bonum“, bei Welcher
nur im ©euor bie ©estworte flüchtig gefchrie*
ben finb, ein Te Deum laudamus, 4 voc.,
gwei Gloria in excelsis, eines berfelben mit
ben bei 2Jluttergotte8feften üblichen ©infdjalt*
ungen, fowie bie ®efänge mit beutfehem Xejte:
gram SDlargarethen ßieb, 4 voc., ber welle
Pracht, 5 yoc., ©ebult um ©ulb, 5 voc.,
Son fant fatherina, 4 voc., 3« gotte8 namen,
4 voc. ©a8 „Praeter rerum seriem“, 6
voc. fteht 6. 148 ftgbe ohne Flamen, ift
aber Pon 3o8quin ©epreS.
©ie mit tarnen angeführten ffomponiften
ftnb:
1) Slgrfcola (Sltesanber) mit ben bei*
ben oierft. „Oblier“ (?) unb „Je ne Deul“,
ba8 al8 „Je nay deul“ in Sjßetrucei’8 Ob*
hecaton, als „Genay de duel“ gleichlautenb
in bem oben erwähnten Kobes oon St. ißeter
fteht.
2) Safferon (wahrfcheinlich SaPron,
SßhiliPPuB) „Mari de persa mere“ (?), 4 voc.
3) 83rumel (9lnt.) „Fora seullement“,
4 voc.')
') ©«oöljnlidfi „Foraeulement“ bei ^etrucci
unb in SRanufcripten; über biefen lejt beftnben
f«$ im $ernner’fdjen ©ober noch Jtompoptionen ju
4 ©t. oon Obrecbt, ^ipelare, be ta Äue, be 'la
Sal unb Serbonet.
4) SuciS ©. (ein mir gängtich unbe-
fannter Same): „8lin frelich weffen*, 4’v.;
ben gleichen ©est fomponirten in unferm
Kobes noch 3faac unb ißipelare.
5) Kompere (ßopfet): Lordau, lor-
dau, garde que tu fera“, 4 v.; in 5ße*
trucci’8 Canti B Pon 1501 fdjeint ber ©est
„Lourdault, lourdault“ tbenttfdj gu fein.
6) 3o8quin (©epreS) ift mit oier 4ft.
Sumern unb bem fehr Perbreiteten „Invio-
lata“, 5 voc. angeführt.
7) 3faoc (§etur.) fteht achtmal mit 4ft.
Säßen, barunter bie beutfdjen ©este: *8lin
frelich wefen*, „3u meinem pn", „2lu
buor" (?), „Sueßer Satter*.
8) ßapieiba (KraSmuB): „Efferorad
manes“, 4 v.
9) Jo. C.C. deMedicis, LeopapaX.,
beffen ftompoption biefe Stubie Peranlaßte.
10) Dbrecht (3ac.) mit „Fors seule-
ment“, 4 v.; auch in lßetrucci’8 Canti C
Pon 1503.
11) S<ufon (oieüeidjt Sßierfon (?),
fönnte bann „de la Rue“ fein, Welcher auch
mit biefem Sornamen oorfommt), ein 6 ft.
„II faut morir“.
12) Sjlipelare (Slatth.) pnbet p<h bet'
fünf 4ft. Säßen.
13) StioriS (3oonne8) „Gentis ga-
lans“ (?), 4 v.; im Kobes oon St. S*ter
heißt eine ftotnpoption oon Slpne „Gentil
galan“.
14) De la Rue (fßetruS): Fora seu-
lement (auch tu ißetrucci’S Canti B), Leal
schray taute (?), 4 v.
16) Senfl, ßubw., ift mit 20, barun=
ter auch mehrtheiligen Turnern Pertreten,
©euifdje ©epte Pnb: „3n ©otteS namen
faren mir*, 5 v., unb „Slaria gart*, 4 v.
Sier ber latein. Sumern: Discubuit Jesus,
Ecce Maria, 0 bone Jesu unb Pange
lingua ftehen auch in bem „Liber Selecta-
rum cantionum“, ba8 ß. Senfl rebigirte,
SigiSm. ©rimm unb StarcuS SBßrfung 1520
gu 0ug8burg brudten.
16) De la Val, et Jo. fteht über
einem 4ftimm. „Fora seulement“, ein un*
befannter Äomponiftenname, wenn nicht etwa
Valentin de la Rue gemeint ift.
17) Serbonet ift mit Fora seulement
4 ft. pertreten. 3m Kobes SafePi gu tjloreng
ftehen mehrere, auch in Sßetruceifchen ©rüde»
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fttdoamti Gmf.
49
oorfinblicbe Säfee Don „3o. (S^iSltng alias
Serbonet"; ich b®He gegen AmbroS HI. S9b.
©. 251 ben 3o. ©blfelin für bie nüm*
liehe Sßerfon mit SSerbonet, beffen in ©re*
tin’S SMogelleb auf Ofegljem ©rtoäfenung ge*
fdfjiebt in SäSerbtnbung mit Agrtcola, «ßrto*
riB, SoBgutn Sepreg, ©aSpar, örurnel unb
©ornpere.
JEBaS bie 3eit ber ©ntftebung be8 „Ißern*
nercobej" anlangt, fo befielt nach 3ufammen*
faffung be8 SnbaltS, ber «Rotation unb ber
{fompbniften fein 3toetfeI, bafe er in ben
Sauren 1510—1520 gefdjrieben mürbe,
3Rö<hten biefe 3«Ue« bem Untergeidfene*
ten, burdj freunbtiche Unterftüfeung bon 33e=
fifeern ober ftennern ähnlicher {janbfdferiften,
noch meitere8 «IRaterial für ©rforfdfiuitg unb
Sichtung ber 3Rufifgefd}idE)te in ber 3eit von
1500 —1520 herbeffdbaffen helfen, um pein«
liehe Süden biefer Reriobe aHmätig auS*
füllen gu fönnen.
MegenSburg. ‘ 3». ,£a9etf.
--
$io»anni f$roce
(Eine bin - bibUograpfeifictje Äktjje.
n fübltdjer Stiftung, ettoa fedjS ©tun«
ben bon Senebig, Hegt auf einer 3nfel
an ber ÜRünbung ber ©tf<h unb S3renta
bie ©tabt ©htoggia, beren ©inmohner noch
beute in flleibung, ©itten unb Sprache beut*
Hebe ©puren bon altoenetianif ehern SBefen
erfennen taffen. «Rad) benetianifdjer Aus*
fpraebe mirb audb ©biogga gefdjrieben; ber
SöifdjofSfife trägt ben «Ramen ©lobien. Sie
©tabt mar gu ben 3etten ber benetianifdben
Mepnblif ein Sorort SenebigS unb tbeilte
bie glängenben unb traurigen ©djidfale ber
Königin be8 abriatifeben 3Reere8.
Unter ben bielen berühmt gemorbenen
«Männern, beren ©eburtsftätte fle gemefen
ift, finb als SDRuflfer ©iuf. 3a*Hno unb
©iob. ©roce gu ermäbnen. ©iufeppe 3 ar *
Uno, ber betborragenbe Sbeoretifer, ©djüler
DonSlbrian SGBtUaert, «Radjfolger bon ©ipriano
be More a(8 Sapeümeifter an ber 2RarfuS*
Hrebe in S3enebig,2ef)rer feines SanbSmanneS
©iobanni ©roce, fiarb am 14. fjebr. 1590.
©iooanni ©roce ift nach gmei nicht über«
einftimmenben ©djriftftötfen be8 ÄapeHard&i*
be8 non ©. «Marco 50 ober 52 3ah« alt
gemorben. Sa fein SobeStag, ber 15.«Mai
1609 ermiefen ift, fällt ba8 ©eburtBjahr
in bie 3eit bon 1557 bis 1559; bie lefe«
tere 3iff« ift bie mahrfdjeintichfte. *)
Ser «Rante finbet ftdj in folgenben 3for*
men: ,.Gioy. Croce Chiozzotto“ ift bie ge*
mftbnlicbfte, latinifirt „Joannes a Grnce
') granceäco Sofft ift bureb fein in Benebig
1854 erfefeieneneä jmeibänbige« SBert „Stom della
musioa sacra nella gii cappella ducale di 8.
Maroo in Yenecie dal 1318 al 1787“ bie Duelle
für Jdtis, Ämbtoä, poäle, JKentonn tc. gemorben.
Berfcfeiebene Ungenouigteiten Berichtigte pofeffor
Petro Sanol int 12. »be. ber ju Benebig gebrud*
tiabtrl, ft. St. 3aferBu4 1888.
Clodiensis“, ferner „Giov. Croce da Chiog-
gia“; in einem Srudmerfe bon 1597 unter*
geiebnet er felbft: „Joannes Crux Clodien¬
sis“. ©roce (Crux) ift atfo^ ber gamitien*
name, baS eingefügte a bei Überfefeung in’8
lateinifebe begiebt ficb nicht etma auf ben
Saufnamen, benn ber unter bem «Rauten
Joannes a Cruce (3obann bom Jfreuge)
befannte ^eilige unb Reformator beS {{arme*
HtenorbenS mar ein 3eÜöenoffe beS ©roce,
ftarb 1591 unb mürbe mit obigem «Ramen
erft unter Sßapft Söenebict XTTT. (1724 bis
1730) lanoniftrt. Sie ©djreibmetfe Giov.
dalla ober della Croce ift burdf) ©afft ge*
bitbet morben, baS lateinifebe „a Cruce“ be«
geiebnet bitt bie Abfiantmung au8 ber §a*
milie Crux in ©bioggia.
©iuf. 3arlino batte ihm, mabrfdjeinltcb
als ©ingfnaben an ber «MarfaSfirdhe, Un«
terricht in ber «Mufti gegeben; ©roce mar
Sßrieftcr unb als foldjer an ber flirdje S.
Maria Formosa in SSenebig angeßeUt. ©eine
Segablung als ©ontraltift in ber «MarfuS*
tireje betrug 36 Sucaten jährlich, ©in Secret
ber jßrocuratoren meist ihm am 13. 3uH
1586 ein ©efebenf von 15 Sucaten an; am
14. «Roo. 1590 erhält er »in Anbetracht
ten „A.tti del B. Istitato, Serie III, Artioolo DI“
Bereits im Safere 1867. 5Diefc banlenSroertfeen
Sorrecturen ftnb aber, gleicfe ben oielen Arbeiten
öfenlicfeer Slrt, melcfee jerftreut, oergeffen unb für
bte@efcfei(fete faft oerloren in pooinjialcoüectionen
unb aus DrtäpatriotidmusS entfianbenen Differta*
tionen italiertifcfeer fforfefeer Begraben liegen, Bie
feeute unbeaefetet geblieben. Penn meferere j>aten
ber oorliegenben ©fijje mit ben Angaben oon
§6tiS unb ber übrigen Segicograpfeen niefet über*
einftimmen, fo ftnb fle mofelsegrünbete Berichtig*
ungen aui ber ermähnten ©tubie bei Xbbate
Petro Sanal.
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Goc igle
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50
titODatnit Är oct.
ber fleifeigen uub genügenben SDtenftteiftung,
unb ba tfjm wäljrenb feiner langjährigen
3ugebörigfeit als ©finget ber ^JitirfuSftrthe
nie eine Slufbefferung gu Xheif geworben
fei", eine 3ulage Don 14 Klienten jfibrlicb;
baS 3aIjreSeinfotnnien betrug otfo Don ba
ob 50 Xucaten. 3nt 3abre 1593 (1592
nach benegianifdjer 3fihlung) tolrb if)m ber
©efangSunterricht ber Singfnaben (pro do-
cere pneris seminarii) gegen eine SBergüt*
ung Don 10 Xucaten übertragen, ba ber
ftapeHmeifter S9altf|. Xonatt benfelben nicht
tnef)r geben fonnte. 9Rit biefer Function
fcheint ©roce auch gugteidj ben Xitel eines
SicefapellmeifterS erbalten gu hoben. Wenig*
ftenS pei&t er auf gwei Xrucf werfen meiner
Sibliotbef (1596 u. 1597): „Vice Maestro
di Capella della Serenissima Signoria di
Venetia in S. Marco‘‘.
tfretiS gfiblt im 2. SJanbe ber biogra-
phie universelle des musiciens 19 Der*
febiebene ÜRufifbrucfe auf, Welche auSfdjliefe*
lief) Jfompojltionen Don ©roce enthalten; als
erfteB 2Berf nennt er „Sonate a 5, Vene¬
tia, 1580“, ohne einen Suubort angugeben.
Xie wieberbolt Don mir gerühmte Siblfothef
beS liceo communale in Bologna enthält
allein 20 Xrucfroerfe ©roce’S, welche ich
hier in djronologifcher Orbnung furg aufgfihle
unter Beifügung ergfingenber Zotigen.
1585» I. Libro de Madrigali a 5
voci. Venetia, Angelo Gardano. jJetiS
gibt noch fpfitere ©Ditionen Don 1588 unb
1595 an.
1691. Compietta, 8 voc. Venezia,
Giac. Vincenti fehlt bei SetiS.
1592. II. Libro de Madrigali a 5
voci. Ven. Giac. Vincenti. jjetis behauptet
eine frühere gtuSgabe Don 1588.
1596. Messe') a 5 voci, Liber I.
Ven. Giac. Vincenti.
1596. Messe a 8 voci. Venez. Giac.
Vincenti fehlt bei 3f6tiS. Bologna bewahrt
noch Ausgaben bou 1600 unb 1612, baf
Slrdjto ber Sateranbaftlifa in 9tom eine ©bi*
tion Don 1604, welche als britter Xrucf
begeichnet ift. Xie Xitel ber 3 2Jteffen ftnb:
') ®er Canto biefer ©bition in fünf Stimm»
heften, roefdje bie 3 fünfftimm. IReffen VI., III.
unb VIII. Toni enthält, befinbet fidh in meiner
©ibliothet. Sie erfte ber Steffen bilbet bie muft*
lalifche »eiloge 311 m oorliegenben Sahrbud). Ser
Xitel ift italienifcp, bie Sebication an Statth.
©anuto, SJifchof non ©oncorbia ift tateinifch unb
vom Äomponiften batirt: „Venetii# die VII. De-
oembriB 1595.“
Percussit Saul, Sopra la Battaglia, De-
cantabat populus. Xie britte ftnbet fich
auch in ©obej 34 ber fDlündjenerbibliothef
unb in einer 1599 gu Slntmerpen gebrueften
Sammlung beS 2JtathiaS Sßottier. XfefBiblio*
thef in München hoi Partitura delle Messe
a 8 voc. (Drgelft.) Don 1596; meine Summ*
lung enthält Bassus I. chori ber Ausgabe
Don 1612, als 4. impressione begeichnet.
1596. Salmi che si cantauo a Terza,
con l’Inno Te Deum e i Salmi Bene-
dictus e Miserere a 8 voci. Venetia,
Giac. Vincenti. Xie Xebication beS ÜlutorS
an ben 2lbt Don S. Maria della Carita
in ÜBenebig ift Dom 1. 9tob. 1596 batirt.
©in ooDftänbigeS ©jemplar in 8 Stimm*
heften bewahrt bie SBibliotljef ber Accade-
mia di S. Cecilia in fRom. fjetis begeidj*
net bie fßfalmen ffilfdjUcb als breiftimmig.
1596. Triaca Musicale, nella quäle
vi sono diversi Caprici a 4, 5, 6 e 7 voci.
Venezia, Giac. Vincenti. fjetiS nennt als
1. ©bition 1597; bie »ibliothef oon P. ©anal
in ©reSpano aber beftfet ein Stimmheft Don
1595, fo bah bie ©bition Don 1597 bereits
als 3. Auflage betrachtet werben muh. So*
logna hot noch 1607, 3reti8 nennt aufeer*
bem 1601. ©affi fdjreibt ben Xitel ber
Sammlung Don äufjerft fomifchen ©ef fingen
wieberbolt Theriaca musicalis unb fnüpft
baran (Tom. I. S. 204) eine unermiefene
Slnecbote über bie ©efdjfiftSDerbinbitng ©ro*
ce’S mit einer Slpotljefe. „fBtufifalifdjer Xhe*
riaf" (Slrgnef, ©egengiftj liegt fo gang im
Seifte jener 3«** bah wir um weitere ©r*
flfirungSDerfuche nicht ©tfihe anguwenben
brauchen. Xiefe ©oHection fomifcher ©ef finge
fällt noch Dor ben Anfiparnasso Don Oragio
IBeccht, unb Derbtente mit biefem als Söor*
läufer ber fomifchen Oper neuerbingS be*
fannter gu werben. 3101 gleichen ©enre
gehören auch bie in ©reSpano Dorhanbenen
„Mascherate piacevoli e ridicolose a 4,
5, 6 e 8 voci. Libro I. In Venezia, Giac.
Vincenti. 1604“, Don ©roce fomponirt.
1597. Vespertina omnium solemni-
tatum psalmodia 8 voc. Venetiis, Ja«.
Vincentius. Xie Xebication ift Don Joannes
Crux Clodiensis am 1. 3uli 1597 auS
SBenebig batirt an SDtarcuS ©orneliuS, Stfdjof
Don fßabua. 19 Sßfalmen unb 1 SDlagnificat
bilben ben 3uholt biefer prächtigen Stompoft»
tionen gu 8 Stimmen, welche 1603 u. 1625
neu aufgelegt würben, unb ft cf) auch in einem
SRanufcriptcobej bon 1608 gu 2lugSbutg
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Original from
UINIVERSITY OF MICHIGAN,
a
ftiooauni dt««.
51
(ßeße $. SO?. ©ehtftterer’B Satalog, Söerltn,
Staautwein 1878, ©. 123) Dorßnbcn. 2)ie
Singobe 1589 bei S&tB muß atB Rebler
noiirt werben.
1597. Motetti a 4 voci. Libro I.
Ven. Giae. Vincenti. ©ine StuBgabe Don
1599 iß ebenfalls in ©otogna. STu8 einer
ristampa Don 1605 Ven. Giac. Vincenti
braute Dr. ©roBfe int 2. ÜBanbe ber Mu-
sica divina ad^t feßr brauchbare ©iotetten
unb im 4- ©anbe bie fdjönen ©efpoitf orten
in ©artitnr unb gum Slbbrucfe.
1598« Novi pensieri mosicali a 5
voci. Ven. Giac. Vincenti. ©>ie ©ibtiottjef
©anat’B fn SreSpano beßßi ben Tenore biefer
Sammlung Don 20 ÜRabrtgalen in einer
Ausgabe D. 1594. $eti8 fennt baS SBerf nicht.
1598. Canzonette a 4 voci. Ven.
Giac. Vincenti. ßtettB nennt ohne fStanbort
eine StuBgabe Libro I. unb gibt') bie 3<>br*
jaht 1595 an (?). StugSburg hat StuBgabe
Don 1604.
1599. Motetti a 8 voci, Ven. Giac.
Vincenti. 3&iB behauptet ein Libro L
mit 3ahre8sah( 1589. 3n ©otogna unb
Raffet erißtrt noch eine '©btt ton Don 1594,
in StugBburg, ©otogna unb München Stu8=
gäbe Don 1603, in ©otogna unb ©reBlau
Don 1607. ©enSnhatt bilben 18 ÜRotetten
„commodi per le voci, e per cantar con
ogni stromento.“ (Sin libro II. enthalt 16
aätftimmige jDiotetten, Don welchem SretiB
©bition 1590 anführt; in StugSburg unb
München ift StuBgabe Don 1605, in S9reB(au
unb SD?ün<hen D. 1607, in ©otogna noch 1615.
1599. Messa a 5 e 6 voci. Venez.
Giac. Vincenti. 3 e h^ bet S^tiB unb iß
auch in ©otogua unDottßänbig.
1601» Canzonette a 3 voci. Libro L
Ven. Giac. Vincenti. 0u<b in ©refpano;
fehlt bei getiB.
1601» Sacrae cantiones 5 voc. Ven.
Giac. Vincenti; 3r6ti8 behauptet eine Wei*
tere StuBgabe Don 1615.
1608. Devotissime Lamentationi et
Improperii ccn le lezioni della Nativitä
di N. S. a 4 voci. Ven. Giac. Vincenti.
') 3n baä Sohr 1598 »erfeßt 36tiä auch „Se¬
ptem pealmi poenitentialet 6 voe., meiere i$ bis»
bet nirgenbö auffinben loitnte. Än ber ®jtßenj
berfelben ift nidjt ju jroeifeln, ba biefelben 1599
bei Baut Saufmann in Starnberg mit iatein. Xejcte
erfdjienen ßnb. 2)er anonyme Überfeber bemerft,
baß er ben italienifcben lejt übertragen habe. @j.
in Berlin. ©iehe barüber Stob. ®üner, 2RonatB=
befte für SWußtgeßhichte 1.3ajjrg. (1869), @. 33.
1605» Magnificat omnium tonorum,
6 yoc. Ven. Jac. Vinc. 3n ©tünchen feh*
len Cantus unb 6. vox; ich beßße bie
Sammlung in tßartitur.
1610» 9 Lamentationi 4 yoc. Ven.
Giac. Vincenti; 36ti8 irrt, htbem er ße
als fechsßimmig bezeichnet.
1610. Sacre cantilene concertate a
3, 5, 6 yoc. Ven. Giac. Vincenti.
3)iefeB 23erf iß Don ©inc. ©pontonuB,
©farrer gu ©. ©tefano, nach bem Stabe
©roce’B ebirt worben; er getdjnet 17. S)ec.
1610 unb bemerft: „Recens memoria Joan¬
nes Cruce Clodiensis, qui nuper decessit.“
©chon auB biefer fummarifchen StufgAht*
ung Don 2>rutfwerfen, welche innerhalb 20
3ahren in Derfcßiebenen Stußagen erfchienen
ßnb, ergibt ßch bie fruchtbare fompoßtorifche
ShAtigfeit Don ®iob. ©roce. Über Sompo*
ßttonen, welche in ©ammeiwerfen jener 3*it
aufgenommen würben, berweife ich auf bie
„©ibliograptjie ber ©ammeiwerfe be8 16.
unb 17. 3ahrh- Don ©ob. ©itner, 3- X.
Robert, ßagerberg unb ©oht", wo für bie
3eit Don 1591—1627 Don ®toD. ©roce circa
41 ©umern aufgegühtt unb nachgewiefen ßnb.
©ian erinnere ßch, baß 3oß. ©abrteti,
ber große Äomponift unb Seßrer Don $ein«
rieh @<hüfc‘), gu gleicher 3*ü ©teile
eines erßen Organißen an ber 3J?arcu8fir<he
befteibete, baß atfo bie ©erufung Don ©roce
alB ©icefapettmeißer atB fräftiger ©ewefB
feiner £üdjtigteit atB flomponiß, ©Anger unb
Dirigent angenommen Werben muß. ©at*
tßafar Stonati gibt in einem ©eferate über
ben ©tanb beB SfapeüperfonalB baB 3<ng«
niß, baß ©roce ein bollfommen gufrieben*
ßeffenber ©Anger fei; wenn auch ber ©timme
bie „delicatezza“ mangle, fo wiffe er biefen
®efect burch guten ©ortrag (col bei can-
tare) gu erfeßen." 3n einem Slctenftüde
Don 1597 ßnbet ßch ein ©utadjten ©roce’B
über bie Stufnaßme neuer ©Anger, auB wei*
djem fotgenbe ©Aße bemerfenSwerth ßnb:
„3<h Wünfdjte," fo feßreibt ©roce, «baß bie
©Anger auch im ©ontrapunct wohl unter*
richtet feien, benn ber ©ontrapunct iß bie
frtfdje unb reinigenbe Suft (la tramontana)
ber guten SWußfer. 34 bin überzeugt, baß
bie Stufführungen Diel beßer angußören fein
') Bon ber prächtigen StuBgabe feiner äBerle
in neuen Partituren Durch BhüipP ©pitta bei Breit«
topf u. gärtet in fieipjig, liegen bereits oier ljö<hß
intereffante Bänbe vor, beren ©tubium heemit
auf’s! roärmfte empfohlen fei.
7*
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Original fro-m
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52
©iooanvi droct.
mürben, roenn alle ober ber größte STfiett
ber Sänger contrapunctifcß gut gebilbet mä*
reu." SSaftf). ©onato ftarö t. 3.1603'), am
13. 3uli be§ nämlichen 3af)reS folgte ©io»,
©roce*) mtt bem £itel unb ©inlommen (200
Zutaten) 3 ) beS „Maestro di Cappella della
Serenissima Sign, di Venetia in S. Marco.“
S3ter SJtonate toar bie ©teile unbefefct
gemefen, ba bte Sßrocuratoren, unter ihnen
befonberB f$eb. ©ontarini, burcb bte bene»
tianifdjen ©efanbten bergebenS bon auSmärtS
ber nach einem ßapeffmeifter gefugt batten,
„rote ehemals Utetfter Slbriano (SBittaert),
©iprian (be Store) unb 3arfino."
2tu8 bem S)ecret für Pre Baidissera
Donati unb für ben Stacbfolger ®iob. ©roce
erfeben mir, baß ber ftapeffmeifter bte Slfum*
nen beS ©emfnarS im canto fignrato unb
fermo gu unterrichten batte; eS mar ibm
»bei Strafe ber SlmtSentgiehung" unterfagt;
öffentlich ober in Sßrtbatfreifen außer ber
ftapelle gu fingen. „3ur 3«it SJtonteoerbi’S
(1613 —1643) beftanb bie SJtarcuSfapefle
aus etroa 30 ©ängern unb 20 3nftru=
mentifien (93fäfer unb ©eiger), barunter
ftünftier, bie gu ben bebeutenbften ihre» ga»
djeS gegäfjft merben tnüffen." Soge! loc.
cit. ©. 364.
2lußer bem ©ebalte bon 200 $ucaten
batte ber Äapellmeifler freie Sßohnung in
ber Canonica.
Sffienn ©affi loc. cit. I., 207 behauptet,
baß ©iob. ©roce megen ©tfranfung an ißo*
bagra um ©teffbertretung burcb einen 23ice=
fapeffmeifier eingefommen fei, unb baß SSartb.
SOtorefini nach einem ©utacbten bon 3oh.
') Dbrootjl bie 35ocumenie beS fiapeHarcpitJes
teine genaue Zeitangabe Aber ben lob non Sonato
enthalten unb nur ben S^Iufj erlauben, bah ber»
felbe nach bem 3. Slpr. 1603 nicht meljr lebte, bel)aup=
tet jjötiä ohne Steroeife, Donato fei im 3uni geftor»
ben. SBabrfcheinltch lieb er ft cf) burcb bie 2lnnabme,
©roce fei fogleich maestro geroorben, oerleiten.
’) ©affi loo. cit. unb SBinterfelb in „Sobann
©abrieli unb fein Zeitalter, Stettin, 1834" haben
eine fiapeUmeifterlifte oon 8. SBarco mitgetfieilt,
roelcbe neueftenä oon Dr. ©mit Sogei in ber böcbft
toertfiooUen arcbioalifcfiert ©tubte „©(aubio Sion»
teoerbi" (fief)e 3. §eft ber 33ierteljal}rsfcf)rift für
SBufttroiffenfcbaft, 1887, ©. 315—442) nach ben
Sieten beä ©taatSarcbfoeü in Senebig reoibirt unb
ergänjt rourbe.
9 ) „Ser oenetianifche Sucaten hatte }u Slnfang
beä 17. Zaheh* alb ©ilberbucaten etroa ben SUertf)
oon 3,35 312., ber ©olbbulaten aber galt etroa
5,95 SB." loo. oifc ©. 363, »nm. 2.
©abrieli unb ©iob. Söaffan am 2. füpril
1607 biefe Function erhalten habe, fo ift
mobl bie £batfa<be richtig, allein ©affi irrt,
mie oben fchon nadjgemfefen mürbe, mettn
er behauptet, bor SJtorefini habe eS (einen
SSicefapeümeiftcr gegeben, benn ©iob. ©roce
batte ben gleichen 5£itel gu ßebgeiten bon
donati, menigfienS bon 1695 angefangen.
Slm 10.3Jtai 1609 Hefe ©roce ben Stotar
rufen, unb biSpontrte teftamentarifcb gu ©un*
ften feines Steffen unb gmeier Stiebten, beren
Stamen ©anal loc. cit. ©. 15 angibt. SDteb*
rere ßegate (amen an Sßribatperfonen unb
©ongregationen, fo ein filberneS SBafcbbecfen,
eine golbene Stette im SBertlje bon 100 2>u*
caten, ein Stlng mit ©apbir unb {feinere
©efbfummen für ©jequien unb £rauergotte8»
bienfte; er felbft untergeiebnet: „pr£ Zuanne
de Crnce, prete titulato della Chiesa
di S. Maria Formosa et maestro di Cap¬
pella- della Chiesa di S. Marco.“
©anal berichtiget auch bie Angaben ©af=
fi’S über flranlbeit unb £obe8tag unb meifi
nach, bag ©iob. nach einem 16 Sage an»
baftenben ©ebarfaebfieber (nicht fßobagra) am
15. SJtai (niebtim Sfuguft) 1609 geftorben fei.
©ein Sladjfolger ©iulio ©ef. SJtartinengo
ftarb bereits nach bter 3ahren; ber berühmte
©(aubio Sftonteberbi, 30 3afjte StapeHmeifier
gu ©. Sjiarco, half einen neuen Kirchen«
muftfftbf auSbifben, ber bafb auch in Steutfdj*
fanb Slnftang fanb, fo baß Heinrich ©cßüß
nocbntafS naeb SSenebig (am (circa 1629),
„gur fortftelfung feiner Sßrofeffion, um ber
ingmifeben auffgebradjten Steuen, unb heutiges
£age8 gebräuchlichen SOtanir ber SJtujk fleh
gu erfunbtgen." (SUogef 1. c., @. 391.)
Dr. fßroSfe fällt nadjftehenbeS Urtheif
über ©iob. ©roce (Mas. diy. Tom. IT.
pag. XXXII): »Unter ben großen Jonbidj»
tern ber ©cfjule SSenebigS (enne ich (einen,
mefeber mit fofeber 3ttntgfeit, 3artheit unb
Sßärme gu fingen, ben ©rnft (ircblicber
Äunftanforberungen fo gu mifbern unb gleich*
fam mit heiliger Schönheit gu berftären ge*
mußt, mie biefer SWeifter, beffen perfönlicber
©harafter nach bem 3eugniffe Sltitlebenber
überaus ebef unb (iebenSmürbig gemefeit,
unb beffen SEBerle noch fange nach feinem
£obe, bei bereits erfolgter Umgeftaftung ber
ftirdjenmufif, mit größtem SSeifaff gehört
mürben."
StegenSburg. §lr. 31. £ntat.
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Original ftom
UNIVERSETY OF MICHIGAN
3Utd) ein Ctjorregent
f abe einen Äameraben, ber eraäblt mit gerne,
wie eS ihm oft träume, er w_äre burch bie
Süfte geflogen: eS feien bieö gana felige Sräurne.
4>abe aber barob jtetS einen großen $rger, »eil
mir nicht weniger oft im Sraurne „aur nacht*
fcblafettben 3«t" »ie einftmalen im wirtlichen
Seben, als ich noch Stubent war, pajfiert, baß
icb auf ben Äitdjemnuftftbor au fpät tomme; ich
teuebe mitten unter bem Kyrie ober gar erft
beim Gloria herein. SaS war jebeSmal eine gar
fdjlimme Sache; im a»eiten Seile mußte icb nem*
lieb jeweils ober boeb au unterfcbiebticbenmalen eine
ober mehrere Kotenftimmen auS einer DReffe ober
einer Sitanei abfebreiben. Solcher Straftobey
war für unS 3Rujtter eingefübrt, bie wir hierin
unter bem Vanne beS auf bem Äirdjenchore ftänbig
präfenten $mn Vater SRector ftanben. Siefer
feiner Erfinbung oerbantte eS bie Stubientirche,
baß ficb im 2Ruftöaften nacb unb nach ein großer
£aufe abgefebriebener Musica sacra auf*
ftappelte. Stuf ben einaelnen Stimmen lannft bu
gana unten in einem Sdjnörfel, biefer gleidjenb
ber in ben Scbwana ftcb beißenben Schlange, als
tmmerwährenbeS ©ebenlen an ben Abfcbreiber lefen:
scripsi in carcere, borouf Saturn unb Unter*
febrift. Sie liegen ba, wie bP<b aufgefdjicbteteS
$ola an ber Slußlänbe, ein im ganaen unb großen
loftbarer Sdjafc, beffen mübfameS Attfammeln nur
berjenige au begreifen unb au ȟrbigen Derfteht,
ber babei mitgearbeitet.
Senn icb uun aber Don meinem Sraurne
aufgewaebt, überlommt mich als Vergeltung für
bie auSgeftanbene Angft eine recht angenehme
Erinnerung an jenes, in feiner Art boeb weniger
furcht* als fruchtbare 3ucbtmittel, Don welchem
bie lege« Gresserianse et Lutzianse einer
fpäteren nichts mehr wiffen. Senn babei
Dergegenwärtige ich mir, baß bie „mujtlalifchen
Strafabf driften" alSbalb nach Sfertigftellung unter
Seitung eines ÜRamteS aur Aufführung gebracht
würben, welcher als Ehorregent einaig ba*
fteht. §eutautage fagt man übrigens nicht mehr
Ehorregent, fonbern §err SDhifitbirettor. Sein
Ehorregent war hingegen KegierungSrat unb auch
Sireltor beS nämlichen ScbolarcbatS, ober in
gutes Seutfcb überfefct, Vorjtfcenber beS ÄreiS-
fcbulratS in jenem ©elänbe, fo atuifeben 3üer
unb Sech liegt. Sie Sürbe als Setter ber Ehor*
mußt in ber Stubienlircbe übernahm er im 3ahre
1816 uttb 50 Sabre nachher waltete er noch
biefeS feines AmtcS bis in bie 70ger 3ab**
hinein.
ES geht mir baS £era auf, wenn ich biefen
ibeal angelegten ^ann, Mein Don Statur, aber
groß im ©eifte, Dor mir febe, wie er in ben Äir*
cbendjo,r eintritt, in ber einen £anb ben atocifel*
baft glänjenben Eplinberhut, in ber anbern ben
am golbenen maffioen Knopfe funtelnben Spa*
aierftod, welch’ beibe Objette ber cm ber Xbüre
febon wartenbe Äalfant, ein in ber Kegel ben
meiften Überfluß an ©elbmangel aufweifenber Stu*
bent, ebrfurcbtSDoüft abnabm unb hinter bie Orgel
wohlgeborgen nieberlegte, wie bann unfer $err
KegierungSrat ben Seißbrimnen nimmt, unter
ÄnieDerbeugung ftcb betreuaiget, unb fobann auf
ben 3*beu leifc auftretenb aum Sirigentenplafce
eilt, bie in SRetb unb ©lieb bereits aufgeftellten
ftubentifeben „Votaliften unb Snftrumentaliften",
beren Häupter mit langwaüenbem #aare ftcb Der*
neigt halten, begrüßt, bie ©eige in bie linfe
Seite ftemrnt, bem einen ober anbern Soliften,
welcher aunäcbft baran lömmt, aufmahnenb ober
aufmuntemb auwmtt unb fchtießlicb mit bem ©ei*
genbogen baS 3eichen aum Seginne ber Äircben*
muft! gibt. Unb welch' mächtige gläcbe mußte
ber Sibelbogen burchqueren, wenn baS forte
Dorgeaeichnet war, unb wie fchneHte berfelbe in
bie £öße gleich bem aufbäumenben Kojfe, wenn
im fortissimo baS Viech unb bie Raufen ein*
faßen mußten! SamalS, mein lieber Sefer, war
eine anbere Färbung in ber ßirchenmufif. #apbn
unb ÜRoaart, ©änSbadjer unb Keijfiger, Schnabel
unb #abn, #orat unb Vroftg, Sitata unb
Äempter, Ett unb Aiblinger ließen ihre Seifen
ertönen. Soch ließ ber §err SRegierungSrat mit
ber fortfehrettenben 3eit auch bie Serie beftimmter
fitrengerer Schulen aur Slanggeltung bringen. AuS
ber alten, italienifcben Schule tarnen aur Auf«
.fübrung ftompofttionen Don Vuleftrina, Vittoria,
Anerio, ADegri, Orlanbo bi Saffo, Raßler, unb
neben ben Serien ber VreSlauerfdjuIe lernten
Wir in ben lebten fahren auch folche ber neueren
Schule lernten; barunter rangierten jene Don Sitt,
©rettb, Settenletter, Stehle, Saim ic. je.
Unfer Ehorregent wollte, wie er fpäterhin
beS öfteren fagte, „ben Vorfdjriften unb ber Sen*
bena beS EäcilienoereineS auf feinem Ehore Kech*
nung tragen, Don biefem aber folibe unb ä<ht
tirchliche ^nftrumentalmuftl früherer 2Reifter nicht
auSgefchloffen wiffen, (ich fytxan jebotib DoraugS*
weife an bie ^robutte ber VreSlauerfchulehalten."
Schauen wir wieber nach bem „birigieren*
ben ©eigenbogen". Ein SiSlantift fingt gerabe
ein prächtiges Solo im ©rabuale; eS Hingt wie
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Original fro-m
UNIVERS1TY OF MICHIGAN
54
And) ein Gljomgntt.
Wachtigaüen*, ja »ie Gngelfang; beim Kyrie
bin ich natürlich noch nicht ba ge»efen. 3)er
Sogen aieht immer Heinere Sreife aum piano
ber begleitenben Stimmen, um beim pianissimo
mit famt feinem Sräger, bem Keinen, hageren
©ännlein, unter bem Sirigentenpulte fchier gar
SU verfdjtoinben. Unb autelt, »ie zierlich unb
elegant »irb mit bem Sogen ber Solift falutiert,
»enn er feine Sache gut gemacht! Sodj ber
$immel blaut nicht immer, bie Sonne verbüftert
fleh manchmal. GS ift ein Sturm unb ©ogenge*
brauS verfünbettbeS ©ort, baS ,,©ir haben umge*
»orfen". Senfe bir, am Gnbe beS Credo fommt
eine fehlere unb lange guge. Ser „Sllt", bem
aumeift bie Stubenten in ben glegeljahren an*
gehören, unb als mutierenbe Slltiften noch einige
„angehenbe Senoriften haben nicht recht pauftert;
bie Stimmen fallen au früh ober au fpät ein,
fie fommen um bie WtajorSede nicht herum", fon=
bem burcheinanber, bie Snftrumentaliften »ollen
baS ©anfen in ber Schlacht beheben; mit feftem,
ehernem Sone, gleich bem bröhnenben Schritte
ber Prätorianer einer römifthen Äohorte greifen
fie ein, ber birigicrenbe ©eigenbogen fuchtelt in
ber Suft herum, um mit feiner Spifce »ie ber
fchtoirrenbe Pfeil halb ba halb bort ben Äopf
ober bie Sruft ober bie £anb beS SängerS, Strei*
djerS ober ©läferS fchmeraenb au treffen. So
macht’3 auch ber £agel, »enn er auf baS £aupt
ober ben Seib beS auf bem gelbe übcrrafchten
SlderSmanneS nieberftürmt, fo ber Habicht, »enn
er auf ben Sparen, baS Hühnlein ober ben
Sauberich ftöjjt. Unb »ie in alten 3eitm bie
Schlachtenführer mit geaücftem S<h»erte unter bie
fchmanfenben £eerfcharen ft<h ftüraten unb eS auf
bie Seiber ber flüchtenben Krieger aüdten, fo Der*
fuhr auch unfer regierungSrätlicher Ghorregent
mit ben Raufen ber Sänger unb Spielleute, ja
biS»eilen, »enn auch baS lefete §filfSmittel, bie
Orgel verfagte, »eil ber SlaSbalgaieher, in ber
Wegei ein filofterbruber, ob beS ntuftlalifchen ©e*
bröhnS unb ©irrfalS, ftch unb fein Slmt ver*
geffenb, ben Stricf nicht mehr aog, faufte ber gi*
beibogen felbft auf biefen OrbenSmann. Sem
jähen Sonnerjchlage geht in unmerHicher Spanne
3*it ber grell leuchtenbe Sli^ vorher. ©erabefo fpie*
gelte ftch’S auf bem Whtftlchore in folcher Sturm*
unb Srangperiobe ab. Sa$ Sluge beS Ghorre*
genten »etterleuchtete, fein rechtes ©eftcht aog
ftch frampfbaft in hunbert gatten aufammen, bie
nervös vibrierten, bie Wafenflügel bebten unb ait-
terten, baS ©äradjen auf ber Wafe »urbe gana
mobil unb „hurtig mit Sonttergepolter entrollte
ber tüdifdje 2Jtarmor". ©enn alles nichts half,
»aS vom eifernen ÄriegSfpiel bisher verfucht »or*
ben, bann bonnerte unb polterte eS mit ben Heinett
güfjen beS Heinen Ghorregenten oben im Ghote.
Sie Stubenten brunten in ber Äirche flauten
einanber verftänbniSinnig an, bie feeferen unter
ihnen »enbeten fogar bie £älfe unb lehrten bie
Äöpfe auf ben Ghor hiuauf, unb bie „3our*ha*
benbe" SlufftchtSperfon, ber &err Profeffor, ftedtc
ben fiopf noch einmal fo tief in baS Srevier.
3<h habe einmal eine Sefchreibung von bem utt*
ruhig »ogenben Webelmeer gelefen. Sarin hei§t
eS: eS fangen fid) bie Webeiriefen, abenteuerliche
©ebilbe, grauliches ©e»ürm mit geringelten Sei*
bem unb »eit aufgeriffenen Wachen, bie ftch »ie
in SobeSfchmcraen »inben unb frümmen, um ober
hoch fd)lief3lich gleich fliegenben Srachen auf unb 1
bavon au fahren. —
SaS ift fo recht baS Silb einer „muftlalifchett
Um»erfung". Slber auch baS Um»erfen hat fein
Gnbe; unferem Ghorregenten unb feinen jugenb*
frifdjen, mutig unb energtfeh aufftrebenben Ääm*
pen gelingt eS au guterieht »enigftenS baS Amen
in polpphoner ober fchlimmften gadeS tnottotoner
Harmonie au erreichen. Sie unruhigen glutungen
glätten ftch, unb majeftätifch braufet »ieber ber
Sang in barauffolgenbem Sanctus bahin. ©ie
anbächtig fniet bann ber §err WegiemngSrat
»ährenb ber ©anblung, neben ftch ©eige unb
Sogen, baS 3uden im ©eftchte ift verfch»unben,
unb biefeS, ob»ohl unfehön, ftrahlt baS lautere
unb ebele $era beS fiirchenmuftfbirigenten auS unb
verHärt eS mit hiutmlifchem grieben, »enn inS*
befonbere in ^immelSfehnfucht unb SlnbachtSftim*
mung baS aulefct folgenbe Dona nobis pacem
verHingt ouS bem Agnus Dei einer Schnabel’*
fchen ©effe, baS in ben ©e»ölbett beS Some&
au SreSlau nach ber oftmaligen Graählung tm*
fereS lieben WegierungSratS jener 3eit feine Gnt*
ftehung verbanfte, als SreStau von ben gran*
aofen befchoffen »urbe. ©arbaS „figurierte Slmt",
ober bie „gefungene Sitanei" auS, bann fomtte
man auch im 2lntlihe ber muftaierenben güng*
linge eine ge»iffe Sehnfucht unb Stimmung er*
flauen, namentlich »enn atteS fehr gut gegangen
»ar, ober »enn Anfang ober Gnbe beS WtonatS
auf einen Sonn* ober geiertag fiel. Sann offen*
barte ftch unfer §err WegiemngS*Wat als ein
»ahrhafter Mäcenas in unerfdjöpflicher gret*
gebigfeit. Sie Ghorfänger unb Ghormuftfer »anb*
ten ihre S3lide fümehmlich ben ©eftentafchen
ihres muftlalifchen ©ebietigerS au; in ber linfen
ftaefen bie 35ierunba»anaiger, in ber rechten bie
3»ölfer, jene für grofie Stubenten unb Soliften,
biefe für bie Heineren. 3n ber Wäbe beS ©eih»
brumtieffelS ftanb er nach bem Ite missa est
mit freunblich lächelnber 3Jtiene, bie üftuftler mar*
Änd) ein Cljomgent.
55
feierten einaeln att ihm vorüber, all mär’l bei
ber Söniglparabe, unb für jeben fuhr Saumen
unb 3eigfinger in bie regierunglrätliche Söeflen*
tafdje unb bann jur ftubentifchen £anb, beren
Präger ftch tief oerneigte; feiner ging leer aul.
Ser Uebe SRegierunglrat mar auch überbem fplenbib
unb nobel, ©ar mannen Stubenten, ber in fpä*
terer 3eit ein mürbiger $farrherr, ein ftolaer
3urift ober ein humaner Arat mürbe, liefe er
auf feine Äoften aulfhtbieren.
9toch in anberen Singen mar ber $err SRe=
gierunglrat oon unermübeter ©üte unb ©efällig*
feit. $atte ber eine ober anbere URuftfer bal
ihm unentbehrliche Augenglal nicht jur ©teile,
fo fonnte ber liebe alte §err mit einem folgen
aulhelfen. ©I mar nicht unfere, moberne Seh s
maffe, ber Utafenreiter am aierlid) baumelnben
©chnürlem, d mar eine oeritable, folibe 33rille
mit. bicfem, ftlbemem ©eftelle. Siefe mujjte man
fofort nach gemachtem ©ebrauche ehrlich unb reb*
lieh mieber aurücfftellen; barauf [ah ber ©igenttimer
unb Sarleiher, ber el hinmieber nicht fo genau
nahm, menn einer ber älteren 2Jtufenlieblinge fich bil
au einem $ump beim gnäbigen #errn oerftieg unb
hinterbrein bal 3urücferftatten oergajj. 2öal er an
3nftrumenten unb SKufifalien, fomeit nicht ledere
auf bem SBege bei Strafabfchreibenl hergeftellt
merben fonnten, all felbft foftenfälUg anfdjaffte,
ift gar nicht au befchreiben. Auch bic Saiten au
ben ©treich=3nftrumenten faufte er. Anfänglich
burfte bal ganae Ouint an ber ©eigenfehneefe
prangen, mie bal am gronleichnamltage ge*
meihte mächfeme 99lumenfrönlein am $aulaltär*
chen. Aber fo eine Art Oon Schnapphähnen fdjnitt
bal Überflüffige aur Selbftbercicherung ab, unb
bann mürbe oerorbnet, bafj ber Salfant nur mehr
einen 3ug ber E ober A Seite aufaufpatmen
habe. SRad) einmaligem ©ebrauche uerfchmanb
mitunter auch biefe. ©iimtal im 3abre, eheoor
ber 33ögelchor oerftommt, oeranftaltete ber £err
IRegierunglrat einen Spaaiergang, beffen nicht gar
fehr entfemtel ©nbaiel ein $figel, ober fogen.
Sobel mar; auf ber glatte belfelben lachten
etmelche mächtige Sierfäjfer, ppramibale Srot*
häufen unb fcuchtglifcernbe Ääfelaibe ben burftigen
unb hungrigen 2Rägen ber Stubenten entgegen,
©in 93ilb bei fluftuierenben Sebenl unb ftagnie«
renben ScheibenI: bie Armbeine mürben frumm
gemacht, unb SRofe unb Leiter fah man nimmer
mieber unter Singen unb 3ubilieren.
9Rit liebenlmfirbiger 33efcbeibenheit nahm er
alljährlich eine $ulbigung an, bal fog. 3afeph$*
Äonaert. Sem fchmungooll gebichteten Programm,
melchel ebenfo fchmungooll oorgetragen unb in
falligraphifcher Aulftattung unb rotem ober blauem
ober meinem ©inbanbe bem £errn SRegierunglrat
überreicht mürbe, unb in meinem faft alle 3ahre
„bie Serche in ben blauen äther" tauchte, mie
el im Senae auch nicht anberl fein fann, folgte
ein gröjjerel Sonmerf, au unferer 3eit 3- 39. bie
Schöpfung, bie Sahrelaeiten oon #apbn, bal
SBeltgericht oon gr. Schneiber, bie lebten Singe
oon Spohr, $reil ber Sonfunft (Gongrefjcan*
täte) oon 93eethooen, bie ©locfe oon Womberg.
Sal mar allemal eine felige 3«it für unferen
Mäcenas, menn er im oergolbeten großen 2ehn*
feffel ben Meinen Sörper in ben ferneren brola*
tenen pfählen oerbarg, er ber Deine 3Rann im
feftlichcn Anauge mit ben blifcenben Drbenlaeichen,
foum fichtbar neben bem ihm aur Seite ftfcenben
hageren Prälaten mit bem golbenen flreua an
golbener Sette, unb hinter ihnen eine unabfeh*
bare SDtenge üon Stubentenfreunben, Sätern, 9Rüt*
tem, ©efchmiftem unb fonftigen, ben ftubieren*
ben 3üugtingen unb oorab ihrem M&cenas ge*
neigten 2euten, unb menn bann bie XonmeHen
rhpthmifch ben herrlichen golbenen Saal burch*
brangen. Sa fdjlug ihm bal emig junge, mahre
2Renfchenhera höher unb höher, ihm bem erprobten
©önner, bem echten unb rechten greunbe ber ftu*
bierenben unb mufiaierenben 3 u genb. Aber auch
biefel £era mufjte einft aufhören au fdjlagen.
2öal mohl fein mufifalifcher ©eift im $immell*
chore treiben rnirb? Ob er ftch gana unb gar
befehrt hat au „ben 3SorfTriften unb ber Senbena
bei ©äcilien=33ereinl? 3<h glaube ja, hat er
hoch fchon im 3ahre 1821 auf bem ©höre feiner
Stubienfirche fünfftimmige 2Jteffen oon Drianbo
bi 2affo aur Aufführung gebraut, unb bie hei*
lige ßäcilia, an beren SRamenlfefte ein feierlichel
Amt mit eingelegtem Drgel*Solo eyefutiert mürbe,
mirb feine Aufnahme in ben hiuimlif^en ©äcilien*
herein in ehrenreicher 93aßotage burd^gefefct haben.
Unfer merfmürbiger ©horregent hat all fol*
eher oom SRechtlpraftifanten an bil aum SRcgie«
runglrot, ja einige 3ährchen noch Kl 3 um djaraf*
terifierten SRegierunglbireftor ben Sirigentenftab
in ©eftalt bei ©eigenbogeitl gefchmungen, hie unb
ba auch, menn Allel recht in 9)anb unb ®anb
ging, bie ©eige angefefct unb auch mitgefpielt;
gemiffe profane SBiener Sapellmeifter ber ©egen*
mart fdjeinen el ihm nachgemacht au haben, ber
felbft ein gehonter SBiener mar.
Am oerMärteften erfchien er mir einftenl, all
er aum erftenmale an einem Abenbe mährenb ber
gronlei<hnaml*Dftaoe bal Lauda Sion oon
3Renbellfohu birigierte; nachher hüpften bie 35ier»
unbamanaiger unb 3»ölfer nochmal fo oergnügt
ben SWitgliebem bei Sirchenchorl entgegen. Sal
©egenbilb lieferte ein ©äcilientag, melcher billang
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Original fro-m
UNIVERSITY ÖF MICHIGAN
56
Jttnfikaütoe Aifcntsr.
al3 dies academicus gefeiert »urbc. 6ine3
frönen Sage3 »urbe aber eine Schuloerorbnung
publiziert, toomadj bie3 aufhören unb Slaffe ab»
gehalten »erben foU. 2Ba3 thun aber bie ©tu*
benten auf bem ©höre? Sich, e3 reut mich heute
noch, bafj ich auch mitthat! fte Deranftalteten eine
SIrt Strife. 63 »urbe eine SJlejfe mit 5 ober
gar 7 Äreuzen aufgeftihrt. 3)a3 Kyrie lieb
fich »unberfdjön an; am Schluffe be3felben hatte
ber J&omift ein prädjtige3 ©olo zu biafen. Ser
©horregent »inft ihm, be3 henlichen 6rfolge3 ge*
»ib, mit bem ©eigenbogen zu. 3ener aber fteht
ba »ie ein fteinem SBarmorbilb, ba3 §orn unter
bem Imfen Strme. £a! »ie fuchtelt ba ber Sogen.
63 tarn aber noch ärger. 3m Gloria »ar eine
}ch»ierige $affage für bie $rimgeiger, unb noch
bazu burch 3 Safte allein zu fpielen. 63 »ar
nur einer, »eichet bamit fertig »erben fonnte.
SEBie bie fritifche Stelle fam, nimmt biefer eine
bie Sioline z»if<hen bie Snie unb brebt an einer
Schraube. Sarauf Sogenfaufen k. 2C. yide nt
supra. 63 gab halt fchon bamatö auch böfe
Stubenten. Safür blieb ihnen zu jener Stit bie
unerfchöpfliche ffieftentgfche Derfchloffen.
6in ©efühl gerechten ©tolze3 unb freubigen
Sehagen3 mag ben guten alten §erm in feinem
Sureau acitmeife befdjlichen haben, »enn er oor
fich neben ben ftaubigen ©chulamt3aften bie an*
fehnliche SReihe ber Programme be3 jährlichen 3*> s
feph3*Sonzerte3 anbliden fonnte, ober »enn er
in zierlicher Schrift mufifalifche Sitaneien ober
Sfalmenfompofitionen fopierte; e3 »ar ihm ba3
eine angenehme 3iebenbef<häftigung. ©eine Siebe
zur fiirchenmufif »ar fo grob, bab er an be*
fonberen gefttagen nicht nur bem Äirchenchore ber
©tubienfirche, fonbem auch jenem einer Sieben*
firche oorftanb, unb überbem m ber Sontfirche
bie Sratfche fpielte. Sin folchen Sagen fam er
Don früh hi3 fpät au3 ber Sir che gar nicht herau3.
Sa3 Singen Don ihm hieb uicht Diel, Doch »ar
er 3ah*zehnte hinburch SDtitgtieb eine3 ÜJlänner*
gefangoereine3. Sluf ba3 Singeln Don Änaben*
ftimmen Derftanb er ftch, »ie nicht leicht 3emanb.
greilich hatte er bie befte (Gelegenheit hiezu an*
löblich feiner SchulDifitation3reifen, »eiche ihn
burch bie ganze SßroDinz brachten. §atte er eine
frifche, helle ©timme entbedt, ber 3uhaber hie=
Don mubte mit ihm auf feinen ©hör »anbem
um jeben $rei3, unb fonnte ein foldjer Snabe
auch nur auf Soften feine3 6ntbeder3 ftubieren.
3ch fönnte mit Stauten auf»arten, bie fpäterhin
al3 Sterne erfter ©röbe in ber Sängertoelt glänzten,
©laube aber nicht, lieber Sefer, bab unfer 9te*
gierung3rat in feinem amtlichen SBalten »eniger
thätig »ar unb »eniger erfprieblich »irfte. 6r
»ar eine 3ietbe unb Seuchte be3 Seamtenftanbe3.
6r »arb mit Siteln unb SBürben au3gezeidhnet,-
feiner jeboch »ar ihm fo lieb, al3 jene b$3 ©hör*
regenten in ber ©tubienfirche.
Son SBalther Don ber Sogel»eibe hi*b
im STOittelalter: „9Ber be3 Dergäbe, thät mir
leibe". 2)a3 müffen »ir auch Don unferenr lieben
9tegierung3rat unb ©horregenten gelten laffen. Sit
6ngel im Fimmel haben ftcherlich ihre greube
mit ihm, unb ba broben »irb er feinen ©eigen*
bogen »obl ftet3 bem heiligen 3bealen entfpre*
chenb fch»ingen.
9tegen§burg. 3®.
Johann §ttvtu#>\
EPetlanb bjodjfürfH. Säd?flfd?-H^ei | feufelftfchen Concert-HTeifiers unb I <£ammer*Musici, |
MUSICALIfd?e | Dtfcurse |». f .
(gortfefcung au8 St. SW 3 a h^uch 1S87.)
Cap. XXXII.
©b bie Stimme ober bie TTCanier
praeyalire?
I)3e Statur, »eiche Don etlichen bie 3eug=üJlutter
aller ®inge genennet »irb, ertbeilet mit ihren
fonft freigebigen £änben Denen Sängern möge*
mein feiten Stimm unb SJlanier zugleich: 3 a ,
»a3 noch mehr ift, fo finbet fich in ber Expe-
rienz, bab Diejenigen, »eiche mit trefflichen ©tim*
men Derfehen, zu feiner Doüfommenen SBanier
(si perfectionis titulum cum sale capis,) ge=
langen tonnen, unb gefe&t: 63 fönnte biefer
Position Durch ein ober anberö contrarirenbeS
Gyempel »iberfprodhen »erben, fo rebe ich Doch
hie in parte potiori, fage auch nicht, bab e$
simpliciter unmöglich fep, eine gute Stimm unb
eine gute SDlanier zugleich haben fönnen, fonbern
fage nur, bab e3 in bem taufenbften subjecto
taum anzutreffen.
SBeil nun bie Sache an fich felbft Sonnen»
flar, auch fo zmeiffelhafft nicht ift, bab c3 burch
Digitizer! by
Gck igle
Original from
UNIVERSITY OF TÜlCHlGÄrr
Anfik#lifd)t Difcam.
57
3eugniffen müjfe bettrieten »erben: als ift bie
grage: Ob bie Stimme ober bte SDtanier beS
Sängers höher ju aestimiren?
Slber man mag nachfinnen »ie man miß,
wirb man bo<h nichts anberS bebaubten tonnen,
als baj» bie SJtanier ber Stimme »orjujiehen fe»,
& quidem ob snccinctas rationes, um nach»
folgenber ttrfachen wißen.
Sann erftlicb ift auffer aßem Streit, baj} bie
Äunft bie Statur übertreffe: »erflehe mich »ol:
Sticht, als ob eS ber Statur unmöglich Wäre, eine
gänzliche ©oßtommenheit ju formiren, fonbem
baff fte es feiten ober gar nicht tbue, potest, sed
rarissime praestat. Sllfo mahlet ber Äünftler
baS SBilb perfecter in feiner proportion, als eS
bie Statur in bem Sehen formiret bat. $a fage
ich nicht, bie Statur habe baS ©ilb nicht beffer
unb perfecter fteßen tonnen, fonbem bie Statur
bat eS nicht beffer fteßen woßen. Huf eine folcbe
2Irt unb SRanier oerftanben, übertrifft bie ßunfl
bie Statur.
Secundo: 2Bann man aus ber Schul wiß
reben, fo ift biefeS, was ich mit meinem gleifj
•erwerbe, höbet ju jchä&en, a(S WaS ich ohne SJtübe
unb Srbeit ererbe, ratio: weil ber gleifi unb bie
arbeitfame £anb oon ber Sugenb berflieffen, baS
©rbe aber auch benen aßerfäuleften werben tan.
3ft nun bie Stimme ein donum naturae, wet»
4eö bem Sänger ohne feinet ©emübung, Sorge
unb Slrbeit, fo ju reben, wie eine gebratene Saube
inS Sltaul geflogen, fo übertrifft fle in biefem
passu bie manier, weil felbige burch oielen gleijt,
Slachflnnen unb Obachtfamteit mujj juwege ge»
bracht unb erobert werben.
Tertio: ©er ©aumeifler oerwunbert flöh mehr
über beS ©ebäubeS feine structur, als über ber
materie, aus welcher eS gebauet ift. Sann er
-fraget nicht nach ben Steinen, fonbem baran ift
ibrne gelegen, wie bie Steine jufammen gejefcet,
bie ©ewötber gefcblofjen, bie ©ogen formirt, unb
toaS bor eine manier ber Architectus barinnen
feben Iajfen. ©leider geflößten ifl bie Stimme
bie materie, unb bie manier, bie structur, ba>
burch bie Stimme plausibel gemacht ttrirb. Sum¬
ma, bie Stimme gebet, fo ju reben, ohne ber
manier baarfufl.
Quarto: SBo baS fiob »orangebet, unb bie
Jablung nach, wirb bie Sache aflejeit in malam
partem oerftanben. 3»m Gyempel: 2Ran lobt
einen £anbwerdSmann wegen feiner manufactu-
ren, bafl er ein trefflicher Arbeiter fei, fo beiflS:
•ör arbeitet »obl unb gut, fertiget feine Sachen
bebenbe, aber ifl ein SBeinfäuffer, ein ©ierbruber,
ein Sabadfchmaucber unb bergleichen. ©ebet aber
»aS übele »oran, unb baS gute nach, fo wirbS
pabert. Ä. 9». 3abrbu$ 1888.
genommen in bonam partem. 2llS jum ©yem»
pel: Ser ÄetI jiebt jwar febr fehlest auf, gebt
etwas lieberlich herein, ift aber ein ftattlkber
©rbmeffer. Sticht anberS Hingt bie Siebe in bie¬
fem praedicare, wenn man fagt: Ser unb jener
bat jwar leine Stimm, aber eine gute manier.
Et econtra, ber unb jener bat eine gute Stimm,
aber leine manier.
So ift auch quinto bie manier befjwegen höher
als bie Stimme ju achten, weil bie Stimm beS
Sängers benen Auditoribus »on Statur lan ju»
Wiber fepn. Sticht aber alfo bie manier. Su
wirft fagen: 6S lönne ft<h folcheS auch mit ber
monier jutragen. 3a, eS lan fleh begeben, aber
wiffe, baj} alSbann bie manier leine manier fe»,
fonbem an fleh nichts als ben Stabmen manier
habe. Sann ihrer etliche haben etwas an fleh,
nicht als eine manier, fonbem als eine ©ewobn»
beit, ifl alfo bajfelbe, »aS benen auditoribus
miffäßet, eine übel angewöhnte Slrt, nicht aber
eine manier, bie an fleh felbflen unb in propria
significatione considerirt, aflejeit gut ifl. Seift
alfo bie manier nicht aflejeit manier, aber bie
Stimm ifl unb bleibt aflejeit bie Stimm, unb
jiebet aljo bierinnen ben fürfcern.
Sexto: ffiie bie Stimme ohne SWübe, Sorge,
gleijj unb anbere Bearbeitung beS Sängers er»
worben, baS ift, »on Statur erlanget wirb, alfo
wirb fte auch binwibet »erlobren. Sticht alfo bie
manier. 2Ba8 aber »erlobren lan Werben, baS
ift nicht fo hoch ju f<häj)en, als waS bleibt. So tan
man auch bie manier taufenb anbem, bie Stimme
aber nicht einem communiciren. Omne bonum
communicatium sui. ©8 ift auch ferner am Sag,
bafe aßen compositionen mehr burch bie wohl
applicirte manieren, als burch bie Stimmen
juwachfen lönne. 3ft alfo bie Stimme jwar bet
Seib, bie manier aber baS Äleib. 2Bie nun man»
«her gebrechlicher Seib mit einem flattlichen Äleib
bebedet, unb alfo feine SJtängel bemäntelt wer*
ben; alfo erfefcet bie manier ben Sltangel ber
Stimm, unb bleibet bie Stichtfcfmut, nach welcher
fleh bie Stimme reguliren muft.
Cap. XXXIII.
Was von bem ©eutfdjen musiciren in ber
Kirche ju halten?
Cap. XXXIV.
©b bie tieblichleit, ober bie cßefdjwinbigfeit
praevaüre?
Cap. XXXV.
tüarum in benen tonis mollibus bas b qua-
dratum nur im e, a unb h, in benen anbern
clavibus aber bas Reichen ber diesis
gebrauchet wirb?
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
58
.ÄulUttlififte DtfcuMe.
Cap. XXXVI.
Weldie unter benen oier Stimmen bie
oornefynfle?
Cap. XXXVII.
XDctrum bie 2Uten bas Tempus Musicum in
3u>eY Tacte eingebettet?
übergebt bie Slebaction beS Ä. 3K. gabrbudbeS
als su febr veraltet.
Cap. XXXVIII.
Don einer tounberiidfen opinion, rreld?e
unter benen musicis im Sd\wanq gehet.
<£© ift benen, melche fuh in bem musicalifchen
gelb*£ager, als reblidbe Sragoner aufbarten, nicht
unbefanbt, maS maffen fo ba als bort gmifdben
unterfdbieblichen fßartbepen um ber musicalifchen
ffiiffenfchafft megen allerlei ©egände, $aber, SRe ib,
2Jtijjgunft, SSerachtung, übele Stadbrebe unb ber*
gleichen insolentien entftanben. Ob nun mobl
gu münfchen, bafe folcbe bödbft fträfflicbe exorbi-
tantien abgetftan, unb ftatt betet brüberlicbe 35er-
ftänbniffen gebdget mürben, mufe man bodb tags
lieb baS ÜBiberfpiel erfahren, unb mit grobem
Verbrüh anbören, mie immer einer mehr als ber
anbere in fundamentis theoriam spectantibus
miü ergrünbet, gelernet, erfunben, unb beraub
gefifebet haben. 2)ie Sache nun in bie 2Bag*
Sdbaale ber Klugheit geleget, fo behalten biefe
billig ihr gebübrenbeS Sob, melcpe nicht in benen
causatis beruhen, fonbernftch ad causantiabinun*
terlaffen, unb burdb ihren unermübeten gleifj ben
©runb unb baS fundament auffuchen, gleicbmobl
aber ift ihre opinion mit einem febr fcblechten
Sanfter oerfeben, mann fie meinen, bafi auffer
ber grünblichen SSiffenfchafft beS hoppelten con-
trapuncts niemanb ein guter componist fepn
ober beiffen fönne. Unb biefen meinen sentenz
miflich folgenbS mit tauglichen ©rünben bebaubten.
Unb gmar, fo mufi mir anfangs gum Spiefe
unb Scftilb bienen experientia ipsa, bie allge*
meine ©tfabrung. SBeil man meiji, baf* auS ber
praxi erft bem fundament nachgetradbtet mor*
ben, unb bafi erft aus benen causatis bie cau-
santia gu erforfchen, man oorgenommen bat.
3lun bat bie theoria nicht aflegeit praxin bep
ft<b, tan auch burch leinen Schlufj ber Philoso¬
phie bemiefen merben, bah ein theoreticus ne-
cessitate absoluta müffe ein practicus fepn.
2)enn bah ich folcheS nur mit einem einzigen
©jempel bemeife: So iftbefannt, baft Philippus
Melanchthon gmar ein ftattlich gelehrter 9Nann
unb theoreticus gemefen, gleichmobl bat er nicht
prebigen tonnen, ber boch anbere Sßrebigen ge«
lehret. 2)iefeS mobl beachtet, muffen bie musici
theoretici mijfen, bah ihre SBiffenfchafft in benen
fundamenten beffer gu Iefen, als ihre barauS
flieffenbe Arbeit gu hören fep. Ratio: Sie bim
| ben ftch aUgu hart an bie ©runblagen unb gleich-
| mie ihnen bie composition mit taufenb langmei*
ligen Säften aus ber Treber flieft, alfo fällt fie
auch mit taufenb Unannebmlichfeiten in bie
Obren. gft alfo ihr Sormurff nihil ad rem,
mann fie meinen, ber unb jener oerftünbe ben
gehoppelten contrapunct nicht; ergo tönte er
nor feinen guten SJleifter passiren. ®ann gleich 5
mie pe nicht bebaubten tonnen, bajj fie barum,
meil fie baS fundament grübeln, gute ÜJleifter
fepn, unb ihre composition ftattlich Hänge, fo
menig tonnen fie eS bem parti contrarianti ab*
fpredjen, mann man inverso ordine argumen-
tiren, unb bie Sache disputiren molte.
GS fepnb bemnach folche gandfüchtige £änbel,
ba einer bem anbern eine Utufc aufgubeifen gibt,
rixae absurdae, abgefchmadte 3änderepen, 2W*
fangerepen unb folche SDinge, bie ehrlichen £eu*
ten nicht mobl anfteben. Unb gediehet nicht
feiten, baf$ manchem ©oliatb, ber fich ba mit
übermütbigem Stolft gum Streit aufmirfft, fein
eigen Schmerbt auS benen gäuften geriffen, unb
ihm mit folchem ber Äopff abgebauen mirb, ba
er alSbenn, mie ein truncus nach 6aufe geben,
unb feine Unbefonnenbeit befeuffgen muh.
S)iefe meine lection haben nur biefe gu ler*
nen, bie ba immer ,magistri artium fepn mol-
len, nicht aber biefe, melche non begleichen ©e*
feilen b^auSgeforbert, fich ftattlich defendiren.
Unb gefeftt, berjenige fo geforbert mürbe, ner*
ftünbe ben contrapunct nicht, quid inde? SBaS
folget barauS? 2Bo ich mich auch wmfebe, fo
finbe ich feine consequenz, bie bemfelben an fei*
ner Sbre fönte nerfleinert fepn. 3Benn er biefem
satisfacirt, beme er bienet, fo tbut er baS fei*
nige, unb barff ein frember Sögel beftmegen fei*
nen Schnabel nicht meften.
So fepnb auch bie fundamentalisten in bie*
fern Stüde mol gu befdbeiben, ba& fie felbften
ihre qualitativas nicht miffen, marum nemlich
bie 7. unb 6. in ber Contra-Sage 2. unb 3.
madben? Unb Vier gebet bemnach an, maS ich
guoor non bem ©ebör unb benen Siegeln gemel*
bet, bafj nemlich biefe aus jenem, unb nicht jenes
auS biefem berflieffe. Sllfo fomrnt biefelbige no-
titia per praxeos inquisitionem, merben auch
alle fundamentalisten ohne gotter gefteben, bafj fie
burch öie praxin gu oielen ®runb*9legeln gefom*
men, unb burch baS ©p bie $enne tennen lernen.
SBeil ich nun einmabl in biefer materie be*
griffen, mill ich ferner nicht Verhalten, bau bie
meiften bergleidjen gandfüchtige Seute in rei esse
(absolute baoon gerebet) bie aüerfchlechtefte Stüde
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.. IJN1VERSITY-QF MIC+IIQAN
ÄuftkalifdK Wtnt§L
59
(quoad aurium satisfa tioneno) gu»ege bringen,
ob fte ftch« »ol »lut fauer »erben Iaffen: halb
fdjidt ftch ihre Arbeit itic^t in bie (Surgel, halb
fc^ibt fte ftch über einanber, »ie bie fteb*$aare
in Iebemen Bolfter*Äüffen, balb ift e« ba halb
bort ©erpu&elt, leine redete Aria, ber Ge¬
neral-Bass fdUt nicht in bie gauft, binbet immer
mit übetflüffigen ligaturen, unb Summa, (bafc
ich ihrer Slrbeit einen turnen process madbe) e«
beifiet nihil ad rem. geh tebe hier auffer allen
affecten, unb »dre mir leib, fo i<$ iemanben
feinen gfeift, Studium ober Slrbeit beruhten foüe,
gleichwol ift e« bie gebiegene SBahrheit, bafc
man ftdb an benen gehoppelten Contrapuncts-
gugen, »eber 6bre noch fiufi erftnget, unb lommt
mir begleichen Slrbeit bor »ie ein gelter, ber
ftdb nur defendiren mufe, niemabt« aber einen
ftattli^en Stob anbringen fan.
£ier aber müb man mich lldrer oerfteben,
unb nid&t meinen, al« madbte ich ein impossi-
bile simplex gwifeben bie theoriam unb praxin,
gleich als lönte lein theoreticus ein practicus,
& sic inverso ordine lein practicus bitwieber
ein theoreticus fepn. Item al« »dren e« ad-
versitates contradictoriae, ein theoreticus gu
fepn, unb gute Stüde fefeen lönnen, bie »ol in«
Ob* flöffen: Slein, in folcbe Sumperepen bin i(b
nicht willen« mich gu ber»ideln, fonbern ich rebe nur
a potiori, »eil e« insgemein alfo gefebiebet, baran
nidbt ber Seute gleifj, fonbern bie gütige Statur fchul*
big, bie einem bij$, bem anbern ba«, einem oiel, bem
anbern »enig, leinem aber alle« alleine ertbeilet.
geh argumentire bemnadb alfo: ffier ba ben
finem ultimum burdb feine Slrbeit erreichet, ber
ift feiner ßunft SReifter« genug: Slun erreichen
bie practici (gefegt fte oerfteben auch ben bop*
pelten contrapunct fo gar ex asse nicht au«
bem fundament) ben finem ultimum (»elcher ift
bie Bewegung ber guhörenben affecten:) ergo <ftc.
Ser major ift llar; benn babin bearbeitet ftdb
universa symphonia. Ser minor ift burdb mil.
lion taufenb Stempel be»iefen »orben, unb »enn
ich berjenigen nicht fchonete, auf »eldber ®rdber
ber unoeroeldficbe Sorbeer eine« unfterblichen
(ShremSluhm« grünete, fo »ölte ich meine« ar¬
gumenta oomebme 3*u0en bringen, bafe ihre
Slrbeit bem @olb oorgegogen »orben, bie bodb in
bergleichen Singen, mit »eichen ftdb ihrer nicht
wenig b«nt gu Sage fo gar grob machen »öden,
»enig, ja gar nicht« oerftanben haben.
Su börffteft aber fagen: So ift benn theo-
ria de lana caprina unb nicht notbig? Hoc
nequaquam adstruo, ift audb mein intent nicht,
jemanben foldbe« gu persuadiren. geh distin-
guire nur blofi allein unter benen ffierdbeiligen.
bie ftch ba oor allen anbern aufbtdben, unb
gIeich»obl nidbt mehr 2Biffenfd&aft haben, al«
bie man innerhalb 8. Sagen begreifen tan. Ta-
xire auch nicht ihr scire ober nescire, ich fage
nur, 4>afj fte ihr 3anden einfteDen, ben Slechften
ungetabelt, unb ftch tolerantia fraterna ©ertra*
gen foQen, bafc bie Hoffart ein grobe« Safter,
unb fte audb enblidb mit ihrer groffen impression,
»enn man ber Sache auf bie ßaube greiffen
»ürbe, nicht oiel Siege« baoon tragen möchten.
Sann, gleichwie e« fdbdnblidh ftebet, ftch felbften
loben, alfo ift e« auch einen anbern ©er*
achten, in bem erften begebet er nur ein fiafter,
hier aber macht er ftdb gweper fdbulbig, bann »er
ben Slechften ©erachtet, ber ^ölt ftdb fdbft grob-
So folget bemnach ben fßfauen, o ihr gand*
füdbtige ©emüther, gebendet, bab, fo ihr oiel
tonnet, ihr foldbe« nicht ©on euch, fonbern oon
oben empfangen: ga, bab auch euer empfangene«
annodb ©oder Sundeibeit unb ginfternib ftede,
unb in Betrachtung foldber eurer UnooHfontmem
beit laffet ben au« einanber gebreiteten Sd&»anfr
fallen, welcher gwar gölben fdbeinet, aber taum
Äupffer unb SReffing ift. gdb »ill euch ein anber
SRittel an bie £anb geben, mit eurem Slechften
unb Professions-Berwanbten gu banbeln. 2Rei*
net ihr, bab er weniger oerftebe, al« ihr; unter*
richtet ihn eine« beffern. Semet ihm bie SBege,
bie er »anbeln foüe, gebendet, bab mancher pra¬
cticus einen Braten fribt, »enn mancher theo¬
reticus an bem £unger*Such nagen, unb ba unb
bort elenbiglich über £anb reifen, unb über SReer
in audldnbifche gnfeln fdhtffen mub. BieQeicht
»erbet ihr oon ihnen um eurer guten Betreiben*
beit willen, gu @aft gefaben, unb al«bann habt
ihr er»ünfdbte ©elegenheit eure ©ortreffliche 3Bei«*
beiten ihnen in bie Äöpffe einguflöffen. ffia«
habt ihr oon euren gordianifeben Änöpffen. SRam
eher ergreifft ftatt ber Äunft feine gauft, unb-
febmeift euch bamit gwifdben bie Obren, benn ba«
lieberliche 3anden tan leinen ehrbaren Sludgang
prognosticiren, unb bie Situl bie man au«*
ftreuet, bie ernbet man mit einem ©öden gerüt¬
telten 2Rab (nach benen SBorten ber ©örtlichen
Schrifft) »ieber m feinen eigenen Schofi. So ift
e« bemnach ber (schriftlichen Befcheibenbeit gewdfi r
ftch in feiner JBiffenjchafft nicht überbeben, feinen
Slechften nicht gu oertleinern, fonbern gu geben*
den, baft auch in ber gröften ffiiffenfdhafft Um
ooUfommenbeit bie güQe ftede.
Cap. XXXIX.
IDarum bie (Eeutfchen Arien nicht toie bie-
3talienifchen jlteffen, unb ob es nicht müg*
lieh fe?e, felbtge eben, toie biefe in bie
<5urgel 3U fefeen?
8 *
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60
Ätiftkaliftbe Difcum.
Cap. XL.
<Db es rathfam fey, in bie composition ma¬
nieren mit ei^uftreuen, unb fold?e expressis
formulis 311 annotiren?
«in Sßunct, meldber in ber musicalifchen
reformation foHe oermorfen »erben, fo ift e«
gemifjlich btefer, menn ftch ihrer etliche belieben
Iaffen, ihre Arien mit bagugefe|ten manieren,
Säuffen, modulationibus, anticipationibus, di-
minationibus unb bergleichen, au«aufertigen, ba*
burch fie ber 2BeIt fonberltdbe ©rillen aufgufefcen
gebenden, tbun e« aber nicht feiten barum, bah
man feben unb merden foHe, mie fte auch über
bem Sache gemefen, unb 3taliener gehört, bie*
felbe auch bergeftalten capirt Jütten, bah fte ge*
mad&fen genug mären, befagter Italiener ibre
manieren nicht allein semper & ubique ftattlich
nad&aumachen, fonbern felbige no$ baau anbern
fieuten Dorgufchreiben. aber, gleid&mie biefe ibre
intention infulsa, al« ift ibr übrige« procedere
sine judicio, unb bamtenbero ohne grud&t. 2>a*
mit i<h ihnen aber nicht unrecht tbue, noch fte
ftch über meine Seoiten au befchmeren haben, t>er*
fahre ich burch gute rationes unb argumenta.
Unb amar fo liegt erftlich am bellen Sag,
bah ade ©urgeln nicht gleich disponirt febn.
$\)it aufgefe|te manier aber bleibt bi* unb ba
einerlei Ergo nihil ad rem.
Secundo: 2Ba« ich in ber composition a 6.
nicht in alle Stimmen barff machen, ba« laffe
ich billig aud& in einer untermegen«, aber ma-
nieren in ein a 6. unb amar tn alle Stimmen
au bringen, märe absurd; ergo.
Tertio: 2Ba« bie beften Autores nicht ge*
tban, foH ein anberer auch bleiben {affen. 9tun
ftnbet man begleichen ©ritfehmeiftereben nicht
beb ihnen, ergo, subsumite.
So ift auch folche« quarto barum oermerflich,
meil ftch bie manieren oon Sag au Sage änbent,
beute biefe, morgen eine anbere florirt. Ridetur
ergo, chorda, qui semper oberrat eadem.
Quinto: 3ft über biefe« ein Sänger, in fei*
nem individuo considerirt, beute nicht mie ge*
ftern, unb morgen nicht mie beute disponirt, ift
glfo bie Sorfd&rifft de lana caprina.
Sexto: Sie music ift ber grebb*it bergeftal*
ten ergeben, bah fte ftch burd&au« nicht« oor*
fchreiben, noch oielmeniger ftd) gmingen Iäjfet.
«&ier merffen fte ein, unb excusiren ftch erft*
lieh toegen befchulbigter Hoffart, bann fte tbäten
e« nid&t barum, meil fte Italiener gehört, fon*
bem bie unerfabme Änaben baburch in ba« @e*
fchide au bringen unb felbige in ben musicalifchen
Sattel au beben, aber biefe ihre au«flueht ift
nuUius momenti. Saffe fte benen Änaben oor*
fchreiben, fo lange fte mollen, mo fte e« ihnen
nicht oorftngen, mirb feiner unter taufenb hinter
bie art gelangen. Siegt alfo am hören, nicht
am feben. Sann man lan oorgefebriebene for-
mulen, ob fte mobt ihrer art nach nicht fchlimm
Hingen, bannoch fo elenb, lahm unb jämmerlich
berau«bringen, bah nicht« miserabler« mag ge*
höret merben.
Samit ich aber bergleichen Beuten meife, mo
ber Änotten ft|e, ift nötbig au miffen, bah aß«
manieren, fte febn nun lur| ober lang, befteben
quantitate intriuseca. Sie quantitas intrin-
seca lan burch lein eufferlich 3«$en gemiefen
merben: bie formulae praescriptae aber febnb
eufferliche 3«<h^n, mie miH bann burch biefelbige
benen Änaben bie quantität erfd&einen?
So menig nun ein gelter burch ba« oorge*
mahlte Äupfferbilb mirb ooHlommen merben, fo
menig mirb ein Änab, burch bergleichen formulen,
ohne mürdliche Information aur perfection ge=
langen. geh gebe ein ©leichnih au« benen Tren-
chir-Süchern. SKan finbet aUba amar bie gigur
ber #üner, Gapbabnen unb anberer Sachen, bie
improebirung ift genugfam gegeiebnet, aber bie
SBenbung ber $anb, bie 3ufammenfug ber ©lie*
ber unb anberer Sachen, bie ba lünftlich müffen
oon einanber gehoben merben, lanft bu nicht
haben au« bem Äupffer, fonbern oon bem leben*
bigen informatore. SBann bemnach ja etma«
©ute« an ben oorgefchriebenen Sanieren märe,
fo fönten folche nur aur Erinnerung ber memori
oor bie geübte, nicht aber gur information
ber Änaben, bienlidh febn, gleidbmie ber gegeicb*
nete improchirung«*Schnitt einem geübten tren-
chicanten (im gaH er irgenb au« bem concept
fäme, ober burch lange« $inbanfe|en e« oer*
geffen hätte,) aur Nachricht tauget.
gerner«: SRimm mir eine Sanbcarte in bie
$anb, bu ftebeft amar in berfelben, gegen ma«
oor einer plaga ftch bein 2Beg erftrede, ob ber
Ort, babin bu au reifen gefonnen, gegen Oft
ober ffieften, gegen Süb ober SRorb liege, aber,
mie offt meineft bu, bah bu untermegen« nach
ber rechten Straffe fragen müffeft? ©ebört bem*
nach mehr au bem San|, al« ein paar Schuh,
unb alfo bergleichen arbeit in« GapituI, frustra.
2Ba« bilben fte ftch aber burch folche ihre ar*
beit oor SJtiracul ein? Duo cum faciunt idem,
non est idem. Einerleb ÜJtanier in ameben ®ur*
geln, (posito, sint omni numero absoluti can-
tores) Hinget feiten einerleb. 3u>eb Ceremonien*
ÜJleifter haben in einerleb SReoereng feiten einer*
leb gratia. £ie muh ba« naturale innatum,
unb nicht bie oorgefchriebene formul praevaliren.
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JNIVER SITY OF MICHIGAN
Aofftalifcpt flifcnm.
61
2 Ran informire bie 3«genb nur fletffißer, Iaffe
fte gute Sanieren böten, unb nicht feben, ba»
übrige mirb ft cp mit ber 3*it fdpon geben. ©o
l'cbmieren ihrer etliche über biefe» fold^e SBod«
Sprünge auf» Rapier, bah i<P nicht feiten jmeiffle,
ob bie autores felbften fo gefcpictt fepn, ihr eigen
©etodpte» ju freffen ? unb gefdpiebet öffter», bah
man anbere SSer» min machen lehren, Pnb felb»
ften heben pedes Hexametrum bringet. Ergo:
Turpe est Doctori cum culpa redarguit ipsum.
3)fan folge bemnadh meinem guten Shatp, Iaffe
bie Sache bep bem alten credo bemenben, fo gibt
man nidjt Ucfach, bah "tan oon niemanb geehrt,
fonbem faft oon allen heimlich au»gelacht merbe.
Cap. XLI.
©b cm Componist necessario muffe hubirt
tjaben?
2 tfi» ben Pfaffen am Äalenberg einer fragte:
£en, foK ich ©riecpifcb lernen ober nicht? gab er
ibme jur Slntmort: 3e mehr bu lanft, je beffer
ift» »or bich. 3h alfo bie fjrage nicht, ob» beffer
fep, bah ein Componist ftubirt habe, fonbem, ob
e» de necessitate absoluta unb fchlechterbinge»
nötbig fep, bah ein Componist hubirt habe, ober
ob er ohne benen studiis considerirt (ein Com¬
ponist fepn tönne? 9lun ift biefe qusestion et-
ma» täglich, ja f«hon vor langen 3«hren vielen
Deutfdpen unb Pfeifchen ein Dom in Ohren ge»
rnefen, mann man biefen fßunct ventilirt, unb
fte fiep gleichmol behmegen mit benen studiis nicht
redptfertigen tönnen.
Ob ich nun mol miber öffentliche unb gute
principia nicht gern ftreite, fo motte ich boch, im
Safl e» jum 3«nden l&me, fomol ba» Stein de-
fendiren, al» ba» 3a behaubten. Sti^t al» ob
Stein unb 3“ gleiche» Stecht jur defension hät¬
ten , (nam contradictoria simul non possunt
esse vera,) fonbem ich disputirte secundum
dici simpliciter, & dici secundum quid. Stach
ber erften Position tönte mir niemanb läugnen,
bah ein Componist necessario nicht mühe ftubirt
haben, molte auch folche» nicht allein mit ftatt*
liehen (Stempeln letztlich behaubten, fonbem meine
particulam negativam bergeftalten dar machen,
bah auch meine ©egner leichtlich mit mit in ein
#otn blafen mürben. Slber nach bem dici secun¬
dum quid fehe ich teineömegr», mie ein Componist
nicht notbmenbig müffe ftubirt haben. Dann ein
SRahler tan mol ein Aünftler fepn, beiffen unb
bleibm, mo er aber (ein historicus ih, fo mirb
er mol ein tünhlich ®ilb, nicht aber bie affecten,
melche ba» Silb nach bem Qnbalt ber ©iftorie
haben fode, exprimiren. 3h alfo fünftlidi im
Sßinfel, niept aber in bem Studio. Sin gleiche» »et*
hebe »on bem Componifien. Seine Slrbeit tan
mol ein Stüct eine» guten hheifter» beiffen, meil
e» ihm aber an bem Studio mangelt, hat er bie
Statur be» Dejte», mie ber SStahler bie affecten
ber Silber »erabfaumet. ©leichmol tan (einer un*
ter bepben »on bem Ditul eine» guten Sheifter»
auSgefcplpffen merben, unb beftepet bie gange Sache
nur in ber distinction secundum esse, & secun¬
dum melius esse. Da» ih: Sie fepn ftattlicpe
Äünftler, sed non omni numero absoluti.
Secundo, muh hie »erftanben merbeti, ma»
studiren peiffe. 34 jertpeile bemnaep ba» Studium
in jmeperlep ©affen. Die erfte begreifft bie un=
tere, bie anbere bie obere Schulen. Sie Trivial-
Sepulen machen leinen Stubenten, alfo ih» nicht
recht gefagt: Der unb jener rebet fiatein, ergo pat
er hubirt. Studere heiffet eigentlich, befiiffen fepn,
nachfudpen, nachgrübeln, auf ben ©tunb forfepen,
unermübeten gleih anmenben, unb mer burep iol=
ehe» Sucpen rationes gefunben, argumenten per=
au»gefif<het, unb ft<h in rei esse habilitirt, ih
ein Studiosus ober ©eleprter. Dann gleicpmie
nicht alle tlug fepnb, bie Deutfcb reben tönnen,
alfo fepnb auch nicht alle gelehrt, bie ©rieepifeh,
ßebräifcp ober Sateinifep reben. 3h alfo, bie Sprach
»erheben, unb in ber Sprach gelehrt fein, jmeper=
lep. Dann mann gefeptieben hebt: Non occides;
fo meih biefer, bet fiateinifcp »erftepet, jmar mol,
bah e» peiffe: Du folh niept tobten; aber ber
©elebrte meih, bah burdp biefe» Verbot virtuali-
ter perffieffe ba» ©ebot, bah man feinen Stedpften
nicht allein nicht töbten, fonbem benfelben bepm
Sehen ju erhalten unb ju befdpügen, fteb quo*
cunque modo foüe angelegen fein taffen.
Huf eine folche SBeife considerirt, ih» nicht
absolute nötbig, bah ber componist hubirt habe,
fonbem secundum melius esse beffer »or ipn,
mann et hubirt pat. Dann im galt ein compo¬
nist befteKet mürbe, nicht» al» Brandein unb
sonaten ju fegen, fepe icp gar niept, au ma»
ibme bie Studien bienen mürben?
$at er aber mit unterfcpieblichen Dejten au
tpun, fo ih au miffen, bah bie Äunft opne judicio
fep ein feibener Strumpff über einen trummen
5uh. Dah he gleich fep benen überaogenen ®iüu«
len bet Slpotpeder, bie ba fepen mie 3uder, aber
fdpmeden mie ©ade, unb bah fte enblidp gleich
fep bem mit ber Sömenpaut überbedten 3hüher=
fPferb. (gortfegung fotflt)
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
II. Jwtseigen, ^efpred^ungen, ^rifißen.
ie SReboction beS flircbenmuftfalifdjen
3abrbud)e8 glaubt betonen gu mfiffen,
baß in biefetn gweiten Xfyeilt nicht fo*
genannte „{RegeiiftouSejemplare" befprocben
werben, welche non ben 2lutoren unb SBer*
legem gut 2tnlünbigung unb ©mpfebluug
eingefenbet gu werben pflegen, fonbern baß
bie 2luSwabl mit ber beftimmten 2lbftd)t ge*
troffen worben ift, entweber burcb bie @m*
Pfeilung beit Sefern beS fl. ÜR. 3aprbu(be8
einen wichtigen ©ienft gu leiften, ober bie*
felben burdj woblbegrönbete flritif gu beleb*
ren, oor 3rrtbümern unb falfcftett 2lnfdjau*
ungen gu warnen, ober unmotiüirte unb irre*
fübrenbe Sebauptungen in faßlicher 2Beife
gu wibertegen.
flompofitionen für ben gotteSbienfttidben
©ebraudj bon neueren 3Jteiftern werben nicht
in§ Sluge gefaßt, ba für biefe Siteratur im
©äcilienbereinSfatalog auf ba8 reidjltdjfte ge*
forgt ift. ©er flatalog be8 ©äcilienoereinS
mit ben eiufdjlägigen ©adjregiftern bietet
eine fo mannigfaltige 2lu8mabl, baß jeber
©efdjmacfSridjtung unb febem JBilbungSgrab,
fowie ben SBebfirfniffen ober Slnforberungen
ber tüi|tigften unb ber fdjwäcbften ©büre
Rechnung getrogen ift. Um ba8 Sittereffe
an biefem flataloge, welker burdj bie „9tefe*
reuten be8 beutfcben ©äc.={ßer." entftanben
ift, unb bie prattifdje SSerWenbbarfeit be8=
felben gu erhüben, würbe unter ber banfenS*
wertben SRitwirfung beS§odjw. $errn Stifts*
bicatS Slbegg, g. 3 . babier, aus ben 1036
Turnern, welche bisher Aufnahme gefunben
haben, bie SReffen, nach bier flategorien
auSgefdjieben, gufammengeftetlt. SDBenn biefer
SBerfucb ben 23eifaH ber $errn ©borregenten
finbet, fo foll bis gum 3ab« 1889 eine
ähnliche Überfidjt auch für bie übrigen SBerfe
beS ©äc.*2Serein8fataloge8 gum ©ruie ge*
langen. ©a8 {Regifter bot nicht nur biblio*
grapbifcben ffiertb, fonbern mehr noch Will
es ratben unb helfen, um ba8 {Repertoire
ber fatbol. flircbencbüre gu berbeffem unb
gu erweitern; ficbe ©. 101—107.
2ln erfter ©teile machen wir auf ba8
auSgegeichnete $anbbudj ber Siturgif bon
Dr. SBalentin ©balboffer, ©ombecan u. Sßro*
feffor ber Rheologie in ©icbftäit aufmerffam,
bon bem foeben be8 erften SBanbeS gweite
Slbtbeilung bei tperber in tfreiburg erfchfenen
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ift, SßreiS 6 HRarf. ©iefeS berrlidbe SBert
bebonbelt in trefflidjfter SBeife ©. 521—584
auch bie Stellung ber flirdjettmufif in ber
ßiturgie, unb befpridjt auf ®runb ber tppi*
fdjen 2lu8gabe beS Caeremoniale Episcop.
unb unter Hinweis auf bogmatifche unb
firdjenredjtlicbe ®runbfäfce bie {Begriffe bon
„Uturgifdj, firdjltd), unlirdjlidj" u. f. m.
©ine gebrängte ®efdjid)te ber flirdjenmufif
mit Slngabe bon Duellen unb Siteratur unb
gugebürigen praftifdjen 3foCgerungen ift ben
lichtboüen 8lu8einanberfeßungen beigefügt.
{Reben Dr. ®.3afob8 befanntem SJudje »©te
flunft im ©teufte berflirdje," SanbB*
but, ©bontann’fdbe SBudjbanblung, 4.
Stuft. 1885, ißreiS 8 SRarf, wirb man aus
Dr. ©bolboffer’8 fcanbbucb über SBefen,
3wecf, ©efcbichte, ©igenf(haften unb ®eift
ber 82R. bie reichfte unb befte {Belehrung
fdjüpfen.
2118 ©ÜfSmittel bei bibliotbefwiffenfdjaft*
liehen 2lrbeiten in liturgifdjm {Büchern em¬
pfiehlt bie {Rebaction ben greunben ber
2lrdjäologte:
Psalteriam. SBibliograpbifdjet 83er*
fuch über bie liturgifdjen Sfidjer
beS chriftt. 2lbenblanbe8 0 . 2Bitb.
{Brambach. {Berlin, SBerlag bon 2t.
2lfdber & © 0 ., 1887, 56 ©eiten in
©roßoetab; 2 9Rarf.
{BefonberS für {ßerfßntidjfeüen, welche
mit ber ©inrichtung be8 rümifeben ÜRiffate
unb IBrebier nicht burch längere SBrajiS ber*
traut finb, ober bie 2lbfürgungen in älteren
$anbfdjriften bon {JJfalterien, 2lntipbonarien,
3Riffalien unb {Ritualien fennen lernen wol*
len, ift bie Arbeit {Brambadj’S nü^lith, ja
unentbehrlich, um fidj über ben ©inn ber
©itel, {Rubrifen u. f. w. gu unterrichten, ©er
SSetfaffer bemerft als ßaie richtig: *©ie
borhanbenen gabireichen, tljeilmeife bo<h0<=
lehrten Schriften über ebrifttidje Archäologie
unb ©efchichte ber Siturgien fefeen bei bem
Sefer nicht nur tbeologifdie flenntniffe bor*
aus, bie fich tbeoretifcb erwerben taffen, fon=
bem auch praftifdje ©rfabrung im priefter*
liehen ©ienfte."
{Run überläßt bie {Rebaction beS fl9R.
3abrb. bas SBort ben untergeichneten $§.
{Mitarbeitern:
Original fro-m
51TT0F MTCHTGAN
GorapenMtun (ßralualiB nnb dotnpttiMum JXiiitp^onarii.
63
1« Compendium Gradualis et Missalis
Romani concinnatum ex editionibns
typicis cnra et auctoritate sacrorum
Rituum Congregationis publicatis. Cum
privilegio. Editio stereotypica. 1886.
680 ©. fl. 8°. 3 Jk (gebunben 4 Jk unb
4,20 Jk).
2. Compendium Antiphonarii et Bre-
viarii Romani concinnatum etc. tote
oben. 1887. 848 ©. fl. 8°. 3,80 Jk (geb.
4,80 Jk unb 5,20 Jk). KegenSburg, ©er-
lag öon griebticb ©uftet, iljpograpb be$
bl. Spoftol. ©tubleS unb bet Kongre¬
gation ber % SÜiten.
3)amit biefen werthtoollen ©ücbern bie ge*
aiemettbe ©eaebtung au Sbeil werbe, fei ber freunb*
liebe Sefer au einer Sanberung burdj biefelben
etngelaben, üorerft bureb baS Compendium
Gradualis et Missalis.
1. 3n ber Sorrebe biefeS Suchet finb au*
näcbft bie ®runbfäbe angegeben, nach welchen eS
bearbeitet ift, bamit ber Äüufer unb ©eft^er er*
führt, waS er au erwarten bube. Äura unb gut
iönnte man bieS aüerbingS fo auSbrüden: 63
enthält SUleS, waS an ben 6onn* unb geiertagen
in ber Missa cantata öorfontmen fann. —
2)ocb ift bamit ber Inhalt feineSwegS erfdjöpfenb
bargelegt unb fott barum hier im einaelnen oor*
geführt werben. Sllfo aunäcbft bie ©emerlungen
ber ©orrebe. 3)ie SDteffen ber gerialtage finb weg*
gelajfen, ausgenommen bie beS aweiten Öfter* unb
©fingfttageS, beS SlfdjermittwocbS, beS ÜribuumS
ber Äarwocbe, ber KogationStage, ber ©igil Don
Söeihnacbten, 6pipbanie unb ©ftngffcen. 2lde biefe
ftnb beigegeben. ©on ben Missae votivae pro
diversis rebus ftnb nur 4 aufgenommen, bie
pro sponso et sponsa unb brei, bie ficb auf
bie SBahl tc. beS ©apfteS unb SifdjofS beaiehen.
gür bie Festa semiduplicia unb simplicia
ftnb nur bie ßommemorationen abgebrudt; in bem
Slnhange pro aliquibus locis ftnb nur bie Stüde
für ben dborgefang (SntroituS :c.) angegeben.
3)ie ©orrebe enthält auch bie brei ©efangS*
Weifen ber Drationen, bie JRelobie ber fieftion,
ber epiftel unb beS 6oangelium3, fowie iene all*
gemeinen Kegeln über ben Sortrag ber ®efänge,
welche auch in ber ©orrebe beS ®rabuale ent*
halten ftnb.
3nbem wir nun aur Sarlegnng beS 3uhulte3
im einaelnen übergehen, fei als 3Jtufter ber ©e*
hcmblung bie SWeffe beS erften SttwentfonntageS
befebrieben: 3ntroitu3. SRubrif über beffen
fflieberholung unb über ben Segfall beS Gloria
in excelsis. 2>ie Oration nebft ben Komme*
morationen unb fünf barauf beaüglicbe Kubrifen.
®rabuale nebft Kubrif über beffen Sieberboi*
ung an ben gerialtagen. Soangeltum. Kubrif
über baS Credo. Offertorium. 3)ie Secreten.
6ommunio unb Postcommuniones. Kotia
über Benedicamus Domino unb awei Kubrilen
über gerial* unb geftmeffen im Slboent. SaS
hier burebfeboffen gebrudt ift, ift mit ÜJlelobie in
(meredigen) ©boralnoten oerfeheu. ©lüttem wir
nun weiter.
3n biefer Seife georbnet folgen bie SDleffen
ber übrigen 2lboent3fonntage, ber ©igil oon Seih*
nachten, bie brei SeibnacbtSmeffen unb bie ber
4 folgenben gefte, bann bie beS hl. ÜbomaS, beS
SonntagS in ber Oftao unb beS heil- Sifoefter;
©efdjneibung Khrifti, ©pipbanie, unb bie Sonn*
tage nach ©pipbanie. ©on bem ferneren ©er*
lauf beS ÄircbenjahreS fei nur einiges noch be*
fonberS berauSgehoben. gür ben Slfcbermittwocb
ift angegeben bie Slfcbenweibe mit allen Kubriten,
äntipbonen unb ©ebeten, wie int SJtijfale; aber
bie Slntipbonen tmb baS Kefponforium Emen¬
demus mit ÜJlelobie. 3n ber ÜJleffe ftnbet ftcb
auch bie ÜJlelobie beS Humiliate capita unb
ber ©erweis auf baS treffenbe Benedicamas.
So ift auch bie ganae ©almenmeibe aufge*
nommen unb bie Äeraenweihe nebft ©rojeffion an
©lariü fiicbtmeffe. gür ben ®rünbonnerStag ift
baS eigene Communicantes unb Hane igitur
beigebrudt, ferner baS ganae Pange lingna
aur ©roaeffon, ber ©falm Deus, deus meus
aur Slbräumung ber Slltäre unb baS Mandatum,
wooon ein eutfpreebenber Übeil mit ÜJlelobte.
äueb bie längften ÜractuS ftnb ooüftünbig mit
ÜJlelobie fcerfeben; für ben Sarfreüag baS ganae
Popule meus unb Crax fidelis. gür ben
ganaen ÄarfamStagSrituS, bie 3Beihen, bie ÜJleffe
unb bie ©eSper ftnb bie SWelobien beigefügt.
$em ÄarfamStag folgt ber Ordo Missae
wie im SMiffale, mit ©efangSweife für ®loria,
Oration, epiftel, 6oangelium, 6rebo, ©rüfation
(feierlich unb ferial), Pater noster, bie t>er*
febiebenen Ite unb Benedicamus unb Requi-
escant in pace.
3n biefer Seife ift baS ganae Proprium
de Tempore, baS Proprium Missarum de
Sanctis unb baS Commune Sanctorum be*
hanbelt.
5tun folgt bie erfte Serie ber ©ottomeffen
ooUftünbig, oon ber ameiten bie 4 oben ange*
gebenen ©teffen, unb fämmtlicbe Orationes di-
yersae; bie Missae pro defunctis mit bem
Slnbonge ber Drationen, bie Missae votivae
per annum, unb ein reichhaltiger Anhang pro
aliquibus locis, ber faft ein SHöcefanproptium
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
64
Ätqcigett, fiefotfdjttttgctt, ftcitikeit.
überflüfpg macht. Saut ©orrebe ift übrigens bie
©erlag$hanblung erbötig, ©roprien für bic ein*
Seinen Stöcefen ju bem ©uche ^erauftetteu. Sie
Missa pro fidei propagatione fd^Ue^t biefen
Speit ab. »
Sem Ordo ad faciendam aquam bene-
dictam fcpliept ftep mm ba§ Ordin. Missae
an, ber Missa pro defunctis ber SlbfolutionS*
9litu3 (4 üftumem). ©3 folgen noch ©efänge für
oerfepiebene ©elegenpeiten, Te Deum (feierliche
unb einfache Melobie), Veni creator Spiri¬
tus, ©efänge ju oerjepiebenen ©roaefponen: aur
Weihe be3 ©hrifamS, Exsurge imb Sitanei au
ben ©ittproaefftonen, bie im Mömifcpen SRituale
angegebenen ©efänge aur gronleicpnamSproaeffton,
ber ©mpfang be$ ©ifcpofS, bie ©ifttation ber
Pfarreien, bie Sauretanifcpe unb bie 9tamen*3efu*
Sitanei.
Sen Scplup hübet ein alppabetifcpeS JRegifter
über ba3 ganae ©udj nach ben tarnen ber ^eili¬
gen unb ber gefte, unb über bie 2Jtaterien; bann
ein aweiteS über bie ©efangäteyte, nach ben Sin*
fang3»orten alphabetifcp georbnet unb enblicp ein
Slttpang mit 7 Mepformularien (bie Propria mit
Meiobien) unb 3 Seiten Slngaben über ^eiligen«
fefte, beren Seyte au3 bem Commune San-
ctorum au nehmen ftnb.
Unftreitig ift fomit biefeS Such als ein febr
reichhaltiges au beaeichnen. Obgleich ein ©om*
penbium, enthält eS boch mehr als ein Miffale
unb mehr als ein ©rabuafe. Slbgefehen oon ein*
aelnen ©efängen, bie nur in Stiftern unb Älö*
ftem aur Missa cantata de die nothtoenbig ftnb,
ift eS eine fehr glüdlicp getroffene ©erfcpmelaung
ber beiben ©ücher nebft 3ufäfcen auS bem SRituale,
©ontipeale unb Directorium chori, toelche bie
©ortheile eines jeben oon beiben oereinigt unb
bem ©cftfcer biefeö GompenbiumS oermittelt. ©S
ift barum als ein »irilicper gortfepritt auf bem
©ebiete ber choraliftifchen ©ublitationen unb §ilfS*
mittel au beaeichnen. ©iS jefct gab eS lein ©uch,
»elcpeS für bie gotteSbienftlicpen ©erhältniffe beS
©ormittagS bem ©rieftet ober ©antor fo bereittoil*
lige unb oielfeitige SluSlunft unb Slnleitung gab.
Man glaube jeboch nicht, bafj biefer reiche
3 npalt in einer fcptoerfälligen unb unbequemen
gorm bargeboten »irb. SaS ©ompenbium hat
genau baS gormat unb ©olumen eines ©reoier*
banbeS auS bemfelben ©erläge in H. 8°, unb ift
fogar hanblicher als ein ©rabuale ober ©efperale.
Sabei ift bie Schrift fo !lar unb ftnb bie 9toten*
tppen fo fcharf, bap bem Sluge keinerlei unbe*
rechtigte 3umuthung gemacht »irb. 3ut ©egen*
tbeile; alles tieft fleh tei<pt unb angenehm. Um
jeboch in fo panblicper gorm baS alles bieten
au lönnen, ift — mit SluSnapnte ber 3uitialen —
üon ber fonft im ©ufteffepen ©erläge üblichen
reicheren SluSftattung abgefehen. SieS ift nur
au billigen.
2 . ©on gleichem Wertpe unb gleich praftifeper
©inrichtung ift baS atoeite ber oben angegebenen
©ücher, baS Compendium Antiphonarii et
Breviarii.
Sluch hier ift bie ©orrebe augleich allgemeine
3nhaltSangabe, nach »eichet in bem ©udje au
ftnben: Sille Horae diumae (Landes, horae
minores, Yesperae, Completorium), »eiche
auf einen Sonn* ober gefttag treffen lönnen.
Sarum pnb biegerialofficien per hebdomadam,
tm Slboent u. ht ber Ouabragepmalaeü toeggelaffen;
ber ©ommemoration »egen ftnb aber beren Sinti*
phonen au Magnificat unb ©enebictuS nebft Ora*
tion unb bie SonntagSofpcien beigegeben. — WaS
nicht Festum duplex ober pöh« ift, ift auch
im Proprium Sanctorum nur oertreten burdh
bie aur ©ommemoration nötbigen Speile. gür
Weihnachten, baS Tridnnm Sacrum, Dftern,
©pngften unb gronleichnam enthält baS Gom*
penbium auch baS Matutinum, ebenfo für baS
Sobtenofpcium.
Samach gliebert ftch ber 3uhalt beS ©ucpeS
im einaelnen alfo: Kalendarium. Dominica
ad Landes, ad Primam, Tertiam, Sextam,
Nonam. Dominica ad Vesperas. Com-
memorationes ad Vesperas in feriis per
annum. Sabbato ad Vesperas. Comme-
morationes communes. Ad Completorium.
3htn folgt baS Proprium de tempore, baS
Propr. Sanctorum, baS Commune Sanct.,
baS Officium defunctorum, bie Officia vo-
tiva per annum, gana toie in einem Siumale,
auperbem bie oben oeraeiepneten oollftänbigen
Officien (mit bem Matutinum). Sie beige*
bene SluSmapt ber Officia propria pro aliqui-
bus locis ift oon belannter SReicpbaltigleit.
Sluf ben oon hi« ab mit einem Sternchen
beaeiepneten Seiten folgen bie Communia Anti¬
phonarii Romani, nämlich bie ©ebete Aperi
unb Sacrosanctae, bie Melobien ber oerfchie*
benen allgemeinen ©efangSftüdfe Domine, labia;
Deus, in adjutorium; bie Söne ber ©falmen,
beS Magnipcat unb ©enebictuS, ber ©erfifel, 2tt=
folutionen, ©enebictionen unb Sectionen, beS Te
Deum (feierlich unb einfach), be$ ÄapitelS, ber
Orationen, ber Benedicamus, ber £pmnen in
ben Keinen £oren, beS Responsorium breve,
beS MartprologiumS, be§ Slßeluja au ben Sinti*
phonen unb be$ Gloria Patri in ben Wefpon*
jorien be3 Matutinum^. hieran fchliepen ftdh bie
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Original from
- U N I V E ftS ITTO F~M IC HIQA N
Die Zeter Her 1)1. Ctjar- tutb ©Perwodje.
65
Antiphonen unb Sßerfitel für bie Commemoratio
Sanctorum.
Gin Anhang bringt unter anberem bie brei
Sitaneien, bie Snoocation Yeni, sancte Spi¬
ritus unb bag Tantum ergo.
§ier erinnere ftdj ber geneigte Sefer ttrieber-
um baran, baf$ aßeg, mag au fingen ift, auch
mit ben Kielobien in (oieredigen) Ghoralnoten er*
fdjeint, unb frage ftd) bann, ob nicht auch auf
biefeg S3ud^ bie Sßräbifate merthootl unb reich*
haltig Anmenbung finben bflrfen. Dabei ift
bem Suche {einerlei Kargheit im Drude anaumer*
fen. gür bie Schlufjmorte ber Antiphon Sancta
Maria ftnb bie 4 gebräuchlichen Sarianten gleich
an Ort unb Stelle in Deyt unb Stelobie beige*
geben; ber §ptnnug Vexilla ßegis ift am 3'.
Ktai nodjmalg ooßflänbig abgebrudt; bafj lebe
Strophe eineg jeben ^pmnug eigene mit ber 3Me*
Iobie oerfehen ift, gibt bem Gompenbium etmag
Kobleg unb Keidjeg. Unb bodj !ann man auch
biefeg 33uch fo bequem unb leicht rote einen S9anb
beg Sreoierg banbhaben unb aut Äirdje tragen.
©enn man bie tppifdje unb rebattioneße Aug*
ftattung ber beiben Sücher in 93etrac^t sieht, toel*
djer Unterfd^ieb atoiföen früher unb jefct! Afleg
ift oerbeffert unb auggefetft, big auf bag ©ort
stereotypica auf bem Ditelblatte! ©ährettb
in ber erfien Auggabe beg ©rabuale noch bag
ganae Ordinarium Missae ber Angabe beg
Modus entbehrte, ift iefct fogar für jebeg Ite
unb Benedicamus ber 3Jtobug angegeben. Der
früher fo häufige ©edjfel ber Schtüffel ift iefct
oermieben, für benfelben Stobug treten conftant
biefelben ^auptformen ber Schlüffel auf, für ben
II. brei, für ben III., VII. unb VIII. atoei
unb für ieben ber 'übrigen Schlüffel nur eine.
Damit ift augleith bie ßinrichtung getroffen, bafä
über bem (üieraeiligen) Spftem nie eine Kote
auf ber ^ilfglinie erfcheint, fonbern nur unter
bem Spftem. gn beiben Süchern finb ginalig
unb Dominante ber einaelnen ©efanggftüde nid^t
mehr mit Kamen angegeben, fonbern fie treten
vor bem S(hlüffel in figura in gorm oon $alb*
noten oot ung, unb orientiren fogleich ben Sän*
ger über bie stuei Srennpunfte beg ©ebieteg, toel*
(heg er mit feiner Stimme au bur(hmeffen hat.
3)ag p ift nicht mehr oor bag ganae Keuma
gefegt, fonbern unmittelbar oor bie Kote, au toel*
(her eg gehört; bie Strichlein für bie Athempau*
fen, welche einaelne ©Örter (eleison, alleluja)
burchfchnitten, finb toeggelaffen; bie Unterlage beg
Depteg, 1 ) bie Sdjeibung ber Kotengruppen in ben
l ) Die Kongregation ber hl. Kiten hat für ihre
Khoralbücher bie SSertheilung ber ^falmtoorte unter
bie <£aben§en verboten, fomit b. Dirigenten überlaffen.
$aberl, St. 9R. 3abrbu$ 1888.
Keumen unb bie Anmenbung ber brei Arten oon
Koten — aßeg bag ift georbnet nach ben neue*
ften unb befinitioen Seftimmüngen ber päpftiidjen
Gommiffton für bie Keoijton ber authentifchen
Ghoralbüdher.
gür bie Antiphonen aum DJlagnificat beg gron*
leichnamgofficiumg ift auch ein Modus simplex
beigegeben. 3$ lann hier ben ©ebanfen nicht
unterbrüden, bafj ein folcher Modus simplex
auch für bag Kefponforium Libera (aur Abso¬
lutio) am $lafce märe. 1 ) Die Absolutio ad
Tumbam ift in oielen Streben faft täglich oor*
aunehmen; ober bie gefängliche Abführung ber
langen Keumen beg Libera pflegt erfabrungg*
gemäfj meber bem ©ottegbienfte aur 3ier, noch
bem Ghoral aur Gmpfehlung au gereichen. —
Stögen in ben £änben ber Alumnen, ber
trieftet unb ber funbigeren Gantoren biefe loft*
baren Kooitäten leine Karitäten bleiben!
3, Officium hebdomadae aanctae. Die
gfeier ber ^eiligen ©har- unb Oßermodhe.
Sateinifch unb beutfdh für ©ebet unb @e*
fang. Aug ben offiziellen römifdhen ©h ora ^
büdhern jufammengefieBt unb mit ben Ko*
ten im 3$iolinf<hIüffel rebigirt oon gfran j
Xaber £aberl. Ktit Approbation beg
bifdhöfl. OrbinartateS Kegengburg. 1887.
#!. 8°. VIII unb 520 unb 108* ©.
3 Jt. 3n Seintoanbbanb mit Kothfönitt
3 ß> 70 3n fieberbanb mit ©olb^
fchnitt 5 Jh
SSon gana anberer Art, atg bie beiben oor*
hergehenben ift biefeg ©er!, ©enben fi<h erftere
aunächft an ben Gterug unb bie lateintunbigen unb
mit ber fiiturgie unb bem liturgifchen ©efang be*
reitg näher oertrauten fiaien, fo ift biefeg lefctere
vielmehr barauf berechnet, bem ber Sirenen*
fprache Unfunbigen bag Serftänbnip au vermit¬
teln, bem in bdr Siturgie noch Unbemanberten
§err Sirchenmufilfchut-Director §aberl hat nun eine
fol*e Silbenoertheilung irnter bie ^ßf almtöne mittelft
fenhechter Sinien — ähnlich roie in bem Söuche oon
©ad — oorgenommen unb in eigenen Heftchen bei
gr. duftet hcrauggegeben a) für bag Triduum sa-
orum unb Dftem (70 ^), b) für bie 33efper unb
Komplet beg ganaen Qahreg (50 geb. 80 /Si),
o) für SJtotutin unb Saubeg beg ©eihnachtgfefteg
30/3) , d) für bag Offioium defanotorum 20 /3).
Die vier Jpefte ejrfftiren in stneierlei Augaaben,
1) mit SBoünfchlüffel (unb weiten Koten, 2) .mit
Khoralnoten auf vier Sinten.
*) Kergl. bag ©efangbuch Benedidte ©eite 63.
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Artigen, fiefpredjungcit, fritikcn.
btc Pforten biefeS #eiligtbumS au erfcbliefjen, unb
bem mit bcr gregorianifcben ©efangSmeife nicht
Vertrauten baS 3utereffe bafür au ermeden. 2Ber
barum biefeS Sud) öffnet, fühlt fiich gana attberS
angemutbet, als buteij bie betten DorauS befpro*
ebenen. Ser lateinifcbe Seyt ift mit beutfeber
Überfettung Derfeben. Sie Überfettung ber ©ebete
(tbeilmeife bem Vaffionale Don Wetfcbl entnommen)
ift bem lateinifeben Seyte gegenüber geftellt, bie
ber ©efänge unten in gufmoten beigegeben unb
atoar, maS ber bi. Schrift entnommen ift, nach
Allioli. Sie Überfettung ber Sequenjen unb §pmnen
ift im VerSmajje miebergegeben. dBeggelaffen ift
bie Übertragung nur bei jenen Sreoierlefungen,
meltbe aufgenommen ftnb, um baS Sud) aum Beten
beS DffkiumS au DerDotlftänbigen. ©S ift für
bie Vertiefung ber firdjficben ©eftnnung unb bie
Grneuerung beS lirdjlicben SebenS Don größter
dBidjtigfeit, bafj man bie Iräftigen, Dom bl. ©eifte
burdjmebten, größtenteils uralten ©ebete mieber
tennen unb beten lernt, meldje ber briligften 3*it
beS ÄirdjenjabreS gelten unb bie ©ebeimnijfe beS
GrlöfungSmerleS am concentrirteften enthalten unb
auSfprecben. SaS führt ein in ben ©cift unb
bie ÜJteinung ber Äircbe; bie lex supplicandi
ift bie lex credendi.
Sie Kubrilen ftnb tura aufammengeaogen
in beutfeber Sprache miebergegeben. Sie orien-
tiren in toenig ÜBorten auf baS ©enauefte über
AHeS, maS beim ©otteSbienfte Dorgebt. gür eine
fo ceremonienreicbe 3«t mit ihren Dielen dßeiben
unb heiligen ©ebräudjen unb gar mancher Ab*
meidjung Don ber Siturgie be$ übrigen Äirdjen*
jabreS bebarf auch ber unterrichtete Äatbolif befon*
berer Velebrung unb eS ift teine bloße KebenSart,
menn mir fagen, baß DorliegenbeS Vucb biefem
Sebürfniffe mirHid)e unb ausgiebige Vefriebigung
gemährt.
dBäbrenb in ben auerft befprodjenen beiben
©ompenbien bie liturgifcben ©efänge auch in
bem liturgifcben ©emanbe ber ßboralfdjtüffel unb
ber Dieredigen bloten auftreten, buben fic hier baS
Vielen betanntere Äleib ber mobemen Kotenfdjrift
angeaogen, um fdjmadjen unb unbefeftigten Seelen
bureb ibre frembartige ©rfebeinung teinen Sdjreden
einaujagen. dRit bem boebmürbigen £errn §er*
auSgeber bieS für ein notbmenbigeS Übel unb
bemaufolge für bloßen ÜbergangSftil bultenb, er*
hoffen mir auch Don biefer ©inridjtung nicht gerin*
gen ©rfolg bei allen benen, bie gegen ben eigent*
lieben ßirebengefang mit Vorurteilen erfüllt ftnb
unb nicht an bie ©rlemung unb Ausführung beS*
fetten geben moden.
Sem entfprecbenb ift auch ber dRobuS ber
©efänge nicht angegeben; nur bei ben Sßfalm*
antipbonen ber betreffenbe Vfalmton. Sie Vajfion
ift jebeSmal mit ttberfefcung, fettftDerftänblidj nicht
mit ÜRelobie Derfeben; jeboeb ift burd) bie 3ritben
+. C. S. ber äBeebfel ber ftngenben Siafonen
beaeiebnet.
AIS Veifpiel ber Vebanblung fei ber ©rün*
bonnerStag gefebilbert: Sie dRetten. ©rfte Ko*
ctum; bie brei Vfalmen mit ihren Antiphonen;
Verftfel unb Kefponforium; bie brei Sectioneu
(Incipit Lamentatio, etc.) mit ihren Kefpon*
forien (In monte Oliveti, etc.) — aHeS bie*
feS mit Überfettung unb dRelobie. So bie ameite
unb britte Kocturn, SaubeS, Stirn, Sera, Seyt
unb Kon. ©S folgt baS Amt; aüeS mit Über*
fefcung, bie ©efänge (SntroituS :c.) mit dRelobie.
§pmnuS Pange lingaa aur Vroaeffion. VeSper
ohne dRelobie, meil fie nur au beten ift. Sie
©eremonien unb ©ebete aur gußmafdjung. Sie
SBBeibe ber heiligen Öle mit allen ©eremonien unb
©ebeten. Sie Angaben für bie ©omplet.
3n biefer SBeife ift Sag für Sag bebanbelt.
gür dRontag, SienStag unb dRittmod) ht ber
©barmoebe ift nur bie dReffe angegeben, für SienS*
tag biS SamStag ber Dftermocbe auch baS aum
VreDiergebet Kotbmenbige; für ben SonnerSfog
ift baS dReßofficium auch mit dRelobie Derfeben
für ben gaü, baß ein Amt Dor auSgefetjtem hott-
mttrbigftem ©ute gehalten mirb.
gür jene Sage, an melden ©eiben, ®ro*
aeffionen unb anbere ©eremonien ftattfinben, ftnb
alle bi«3U gehörigen ©ebete unb ©efänge mit Über*
fefcung unb dJtelobie gegeben nebft ben SHubrifen.
Sen Schluß beS döerleS bittet baS Asper-
ges me unb ber Ordo Missae. Saamifcben
ftnb bie ©efänge ber SJteibenfolge nach in böcbft
praftifeber ©inriebtung eingefcbaltet, 3- baS
Kyrie in 4 dJtelobien, 1. für Vfalmfonntag,
2. für dJtontag, SienStag unb Vtittmocb ber
©barmoebe, 3. für ©rünbonnerStag, 4. für ©bar*
famStag, Dfterfeft unb Dftermocbe,
Ser lateinifcbe Seyt ber Vfalmen ift nicht
im Suche felbft abgebrudt, fonbern in einem bei*
gebunbenen ^eftdjen enthalten, in meinem ber*
fette augleitb unter bie Äabenaen mittelft Derti*
caler Sinien Dertbeitt ift, mäbrenb jene Silben,
beten Betonung Scbmierigleiten bereitet, bureb fette
Schrift berDorgeboben ftnb. So ift 3rrung ober
AuSeinanbergeben beim Singen unmöglich ge^
macht.
Kacb biefer Scbitterung ift bie grage leicht
beantmortet, mem man biefeS Such in bie $anb
geben fod. ÜJtan tann einfach mit ber ©egen*
frage ermibem: „9Bem foüte man biefeS Such
nicht in bie §anb münfeben?" SBaS bisher nur
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Dr. SdjafbSutt „«in Swtcrjang bnrdj Mt Ht. «tnf. «tfd».“
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imBottftänbig »otbanbtn, in SBrucbftücJen in »er=
fchiebenen Südjetn jerftreut gu finben war, ift
hier in noch nicht ba gewefener Sottftänbigleit bar«
geboten — Xejt, ttberfefcung unb DJtelobie. SDiit
biefem Suche gibt man bem Sefudher be§ Gfjar=
Wochen« unb DftergotteSbienfteö auf einmal aHeS
in bie ^anb, wa8 ihm frommt, um benfelben
im Seifte ber Äird^e mitjufeiem.
355a8 nüfct e3, oon ben erhabenen Sebeten,
etgreifenben Zeremonien unb herrlichen Oeffingen
ber hi. Beit gu reben, wenn ba8 SWittel fehlt,
bieiS aHe8 lennen ju lernen unb augjufüijren!
3)arum ift biefem Suche bie Weitefte Serbreitung
ju wünfchen.
3e weiter baSfefbe »erbreitet unb in ©e»
brauch genommen wirb, befto mehr wirb auch
bie »orfchriftmäfüge SuSffihrung ber Siturgie,
bie ©ebetSweife unb ber ©efang ber Kirche wie«
ber aufgenommen unb lieb gewonnen werben.
6peper.
©art $8aire,
$ompic«r unb ®omcborbirector.
£in Spaziergang bntcß bie fitnrgifche IRitßftgeftytyfe bet iatßof.
Xroß unb ©tärfung für alle ftatholifen, bie feine ©äcilianer finb. 2Rit 4 Sotentafeln
unb 1 Sftelbilbe. Son Dr. Start ©mit non Schafhäutl, f. b. Slfabentifer unb Uniöer*
ßtät8*Srofeffor. ftortfefcung unb ©Weiterung feiner Schrift „®er gegenwärtige ©Ijorat
1869". — ÜRünchen 1887. ßinbauer. XVI unb 121 6. 8°. 5f5r. 2 M 50 «Ä.
it aller ©hrfurdjt, welche nach 8 2Rofe$
19, 32 ber Sßerfon be8 SerfafferS
gebührt, ftnbe hier btefeS Such eine rein fach*
liehe Sefprecßung.
1. 2Bem würbe nicht öo;r allem ber 3“ s
fab ju bem Xitel auffallen: „£roß unb
Stärfung für alle Slathotifen, bie feine ©äci*
lianer finb"?
„3um £roße" — So Weit ift eS alfo
fdjon mit ber „haeresis caeciliana“ gefönt*
men, baß bie „^Rechtgläubigen" getröftet gu
werben brauchen über ben SerfaH ber ßitur*
gie unb ber Sfunßl
„3ur Stärfungt" 2>a ber ©ädtien*
oerein (flehe ©eneralftatuten beSfelben I, II)
befannttich Vtic^tS will (»gl. SBitt’8 Streit*
S^rift S. 30, 134) als genauefte 2ur<h*
führung ber fatholifchen Sfirdjengefefce über
HRuftf, fo erfcheint e8 als eine fonberbare
Sogif, bie Äatßolifen gu ftärfen gegenüber
allen jenen, Welche bie Sfird&engefefce genaueft
einhalten wollen, „3rür alle ftatholifen,
bie feine ©äcilianer finbl" Um wfir*
bige it. 2R. gu machen, brauet befannttich
iRicmanb ein „©äcilianer" gu fein (ogl.
SBitt’8 Streitfchrift S. 30); wenn e8 aber
3emanb ift, fo gehört er einem Sereine Oon
14—15000 itatholifen an, ber über alle
Sänber beutfeßer 3»nge auSgebreitet iß, ber
oom fßapße 1 ) unb Oon ©ufcenben oon Si»
*) Sch. @.96: „StB ©efefc hol bet Sßapft webet
bie Arbeiten beä £.=S. noch ergenb eines anberen
BereinS fanctionirt" — richtig; aber ber Berein
bat bie Xenbenj unb Äufgoie, bie ©efe|e beS
SapfteS, bie ttrchlichen Borfcßrißen über Ä. SW.
burchjuffihren!
fchüfen gutgeßeißen iß, ber in Sßfarr* unb
S)iöcefan*Sereinen, alfo tirchltcb organißrt
unb gegliebert iß, ber feine Sruber*Seretne
in öfterreich, ber Scßtoeij, Srtanb, ©nglanb,
ftoüanb, Setgien, Italien, amerifa hot.
2Bte wäre eS, wenn 3emanb ein Such fchrei*
ben Würbe über ben britten ©eben be8 hl.
Saters SrangiSfuS, ber ähnlich oon ißapß
unb Sifcßöfen approbirt iß — „gar Stär*
fung für alle, welche nicht bem britten ©rben
angehören"? 2Ran würbe barin gum min*
beßen mit Stecht eine Serleßung ber Sietät
unb adjtung erfennen, welche, ber ftatßoltf
ber fircßlicßen autorität unb ben oon ihr
approbirten Seftrebungen fdjulblg iß.
2. 2)a8 üEitelbilb ßeHt eine Se8per im
fPreSbßterium ber Jtatfjebrate oon antwer*
pen 1573 bar — „mit gwei ©horöi*
fchöfen unb ihren Stäben" Seite 71
(wohl richtiger mit gwei ©hotbifchöfen mit
Stäben). 3)abel läßt Sch. Da Cange „er*
gühten", auch *in Stötn feien in ber ©olle*
giatfirche bie erften Sänger ©horbifdjöfe,
bie gu ftfeßgeiten in ber Stathebrale bei ber
Se8per in ber ÜRitte be8 Ißre8bhterium8
ßhen, fogar bie SifdjofSßäbe tragen".
©hoebifchöfe ßnb nach bem ftirebente^ifon
oon SBeßer unb SBelte III, S. 188 u. f.f.
©ehilfen unb SteÜoertreter be8 SifhofeS in
ben Sanbgemeinben größerer XiBcefen oom
3.-9. 3ahrb.; ihr« Ihätigfeit ging auf bie
ardjibiafone ^nb fRuralbefane über, weshalb
biefe mit bem Stamm ©horbifchöfe bisweilen
begeichnet würben. Sgl. bagu g.S. t Selvaggio,
Antiquit. ohrist. inst. I.c. XV p. 257—64,
jtrüß, ©hriftt. aiterthumSfunbe I. Seite 75
9*
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68
•Xnjtigcn, ßtfprtdjmtgtit, trilihrn.
(%w()t7iioxo7ioi entw. oon x w 9V — vice,
loco ober x i °Q a — pagus, 2anbblfcf)öfe),
Kraus, 9teal=©ncpftopäbie I, 210.
Slußerbem trugen feit bem 12. 3afjrh.
bie ©änger, wenigftenB bie Sorfänger einen
manchmal oon ©Uber gefertigten ober fonft
gefchmücften ©tob (virga regia). (Siebe
Slmerifan. ©äcilia 1882 @. 4, Durand.
Ration, p. XX). *) ©o finb bie gwei ißlu*
oialiften auf bem Silbe, bie feine bifdjöf*
liehe 3nfut tragen, mit bem ©tabe 3nto=
natoren unb feine Sifchöfe.
Sodj ©($. beruft fi<h auf Du Cange
unb baS Kollegiatftift oon Köln! Unb wirf»
Heb fugt Du Gange (Glossarium II, 315
Coloniae in omnibus Collegiatis Ecclesiis
(alfo in allen Kottegiat=Kirchen, nicht „in ber
5foEegiat=Sircbe*) Chorepiscopus est pri-
mus Cantorum (nicht „bie erjlen ©änger"),
qui etiam in Cathedrali Ecclesia (alfo in
ber ftatbebral*ßtr<be) cum cantore offi¬
cium faciens in solennitatibus (nicht bloß
bei ber SSeSpcr) baculo utitur episcopali.“
Slber er fügt fogteid) bei: forte abusive
Chorepiscopus Primus cantorum appel-
latur quod chorum regeret quasi x°Q~
eniaxortog (ftatt xwotniaxonoz). Stlfo
wahrfdjeinlich mißbräuchlich (wie SDtalanuS,
unb nach ihm ©<h. meint) wirb ber ©rfte
ber ©änger ©fjorbifdjof genannt, weil er
ben ©hör leitet; benn ©horbifdjof fommt
nicht Oon x°Q — (©hör) sniaxonog , fon*
bem oon x°>Q (Sanb) — emoxonog.*)
Betrachten wir bie Üftotto, welche ©d).
wie ein Programm ber ©inleitung unb ber
Slbljanblung ooranftellt unb bie er bann in
feinem Suche öfters wieberholt!
3. „Sie ftirchenmufit nfuß ebel,
ernft unb großartig fein, baß fie bie
©eele erfreue unb beShalb (unb beS*
halb?!) ergöße. ©ie barf lebhaft unb
frohlocfenb fein; nur ber finbtfdje
unb fpaßhafte ©efang foll auBge*
l ) gegenwärtig trägt bei ber SSeäper in
Jranfretd) etner non ben ^lumaliften, weiche in«
toniretx, ben ©tab — wie $j. Slmbroä Äienle meint,
als ^Reliquie aus bem gaHifanifd) * ambrofianifdjetx
ÄituS. — @3 befielt in mannen Äirdjen bie Sors
förifi, bafj auf bem ©tabe baS 33i(b beS Äirdjetu
^atronS bargefteUt fei. 3m maUänbifdjen Offi¬
cium trägt ber arciprete ben ©tgb, bei einem
Ämte in glorenj fab Ämbrofti^ 6 (ober 8)
©tabträger. $ud) bei ben 93eurone^9Äönc$en ift
biefe virga regia iiblid).
*) SBenn wirflicb eS oorlom, fo iqor eben ein
canoniouB mit bifdjöfltcfjen ^nftgnien primicerius!
fehl offen fein." ©o hieronbntuB gepoo,
©eneralmagifter ber Senebiftiner. Siefelbe
©teile auch ©eite 28 unb 98. ©d). citirt
alfo ben Senebiftiner Feyo y Montenegro,
Benito Geronymo 1701—64, geftorben gu
Doiebo, ogl. KornmüllerS ßejifon s. h. v.,
um su geigen, baß bie Ä3JI. erfreuen unb
ergöfcen, nicht aber finbifch unb fpaßhaft fein
bürfe. Unb bamit gibt er bie Sänfcfjauungen
eines ächten unb wirtlichen ©äcilianerS tunb;
benn Sltemanb oon uns behauptet etwas Sin*
bereS! ©inen SreiS barf man auSfefcen für
benjenigen, ber baS ©egenthell als cädli*
anifdje Srincipien nachweifen fömtte!
4. „Srompeten, gißten, Oboen unb alle
ähnlichen 3nftrumente, beren ftdj baS Solt
38rael gnr geter göttlichen SobeS für ihre
©efänge unb Saoiblfchen Sfalmen bebiente,
finb erlaubt." „Sefret ber Stitencongrega*
tion Papa consulto über ben (iturgifdjen
©efang Dom 10. Slpril 1883 burch ben
Sräfett ber ©ongregation Karbinal Sarto*
Uni." Sartolini (immer im ©egenfafce gn
ben ©äcitianern) wirb noch öfters (XII,
2, 88, 102, 105, 115, 119) citirt.
©B ift baS erwähnte „Secret" art. 12
§ UI beS befannten uub freubigft als ein
weiterer ©chritt gur Reform ber Küfl. in
3talien begrüßten Regolamento per la
Mosica sacra in Italia. SBie ift biefeS
Regolamento entftanben? Ser SßräfeB t> e g
italienifchen ©äc.*SereineB, ^Sriefler ©uerrtno
SlmeHi in Slailanb') regte baSfelbe an, ber
Karbinal ©an gelice in. Neapel unb ber
SRitenpräfeft Karbinal Sartolini, gugleidj
Sroteftor beS beutfehen ©äc.*SereineS unter*
fififeten eS, ber hl. Sater ftimmte gu unb
fo würbe eS burch bie Kongregation ber
SRiten im SRooember 1884 (nicht 10. Slpril
1883) an fämttidje italienifche Sifdjöfe mit
bem Sluftrage oerfenbet, in ben ihnen unter*
flehenben Kirchen bie nothwenbigen üJlaß*
regeln unb Slnorbnungen gu oeranlaffert; eS
trägt aber Weber baS ©igel ber ©ongrega*
tion noch bie Unterfdjrift beS KarbinalS,
fonbern nur beS ©efretärS ber ©ongregation.
Ser SluBbrucf papa consulto ift oon ©d).
WiHfflrlich unb unmotioirt auf ein ©ircular
angewenbet, bas Weber officieHen noch offi*
ciöfen ©harafter hat.
') Xtx ei nicht leugnen wirb, feine tirchen*
muftlalifchen ®ntnbfä?e burch bie Organe ber Ä.
2Ruftlreform in tDeutfchlanb empfangen ju haben —
ogl. feine Musioa sacra.
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Dr. Sdjafbänll „(Ei« Bpa;itrga«g iurd) Eit lit. Auf.
69
2) 2Bte Reifet ber 12. Slrt. genau? 93er*
boten finb folgenbe gu Iärmenbe SDluftf*
inftrumente: Steine unb grofje STrommel,
unb ähnliche, ferner bie eigentlichen ©aufler*
inftrumente, enblidh ba» Slaoier ober $iano*
forte. *) 5ßofaunen (nicht trompeten), flöten
unb Raufen (nicht Oboen) unb ähnliche 3n*
ftrumente, »eiche fchon beim i»raelittf<hen
SSoßegur Begleitung (nicht §ur Seiet) ber
$abibifdjen Sßfalmen, ©efänge unb 2obe»=
hpmnen üblich »aren, finb erlaubt, »enn
fle mit berftänbiger SWäfjigung, befon*
ber» betet Tantum ergo gum ©egen mit
bem SHIerheiligften angetoenbet »erben". S)af
bie 3nftrumente bei feftlidjen (Gelegenheiten
g. 93. Te Deum gu oerttenben feien, »ie
©. XIII @<h. 93artoIini befretiren lägt,
fleht nirgenb».
3) 3ft nun biefer Slrtifel gegen bie ©ta=
tuten beS ©äcllienberein»? Stein, »eber bie*
fer (noch irgenb ein anberer beS Regola-
mento); benn „I. ®eneral*©tatuten (päpftl.
93reoe 1870), H. 3" lauten: „bie firchlichen
©efefce in 99etreff be» ©ebraudhe» ber Orgel
unb ber übrigen guläffigen 3nftrumente »er*
ben genau beobachtet »erben". 3» 93orau8
bon ber- 3ulaffung in ben 93erein8=StataIog
finb auSgefchloffen § 2, 4: 3nftrumental*
fompofitionen, bei »eichen bie ©chfaginftru*
mente (g. 93. Sßaulen) obligat ober bie £rom*
peten ober $örner in ftanfarenart behanbelt
finb; gerabe fo fpridjt fidj baS Regolamento
2. unb 12. Slrt. aus.
4) 3» ©egentheile — »ie berhalten fleh
bie Stnticäcilianer gu anberen Slrtifeln beS*
felben Regolamento? g. 93. gu Slrt. 1.
„3n ber Stirdje ift nur jene figurirte 93ofal*
mufif erlaubt, beren ernfte ttnb fromme
SBeifcn fidh für ba8 $au» beS $errn unb
baS 2ob ©otteS gegiemen unb im engen Sin*
fchlug an ben hl» Sejt in ben ©läubigen
bie Slnbadht anregen unb förbern fotten. 2)ie*
fern ©runbfafc hat fidj jebe ©attung bon
JfSJt. mit unb ohne Orgel* unb 3nftrumen*
talbegleitung gu fügen."
Slrt.’ 2. „3)ie 3nftr. SW. hat im Stllge*
gemeinen ben ©efang »ürbig gu unterftüfcen
unb foH benfelben nicht burdh ©eräufdj über*
tönen; bie 3»if<henfpiele ber Orgel unb ber
3nftrumente mfiffen bem ©rnfie ber heiligen
2iturgie angemeffen fein." 93gl. im 3ufam*
menhange bamit ben 4. Slrtifel.
') 3lu8 btefem Verbote farm man auf ben 3« s
ftanb fc<efjen, ber baS Regolamento notbtoenbig
machte.
6. Slrtifel: „3ebe SWufif ift oerboten, in
»eichet auch nur baS geringfte Sßort beS
liturgifdjen lefteS »eggelaffen, berfefct, ger*
ftüdelt, gu oft »ieberholt ober unberftänb*
lieh ift."
7. Slrtifel: „@8 ift berboten, bie ein*
gelnen ©äfce be8 heiligen $ejte8 im Kyrie,
Gloria, Credo u. f. ». te gang getrennten,
bie ©inheit beS ©angen gerftörenben ©tücfen
gu componiren ober aufgufüljren; ebenfo baS
Sßeglaffen ober heftige Überftürgen be8 ©e*
fange» bei eingelnen Steilen be8 Officium»,
»ie g. 93. bei ben Stefponforien gu ben Ora*
tionen, Sßräfationen, beim Introitus, ber
©equeng, bem Sanctus, Benedictus, Agnus
Dei, ben fßfalmen, Slntipljonen, $pmnen
unb SWagnificat. @8 ift jeboch geftattet, Gra¬
duate, Tr actus, Offertorium unb Com-
munio bei befonberen aufjerorbentlichen Um*
ftänben g. 93. SWangel an ©ängern') burd)
bie Orgel gu erfefcen."
16. Slrtifel: „3ebe ftirdje, welche eine
paffenbe SluSwaljl unter ben berfdjiebenen
guten unb f(blechten Jf.»9Wuflfalien, »eiche
fortwährenb ebirt »erben, treffen »iö, »irb
fidj mit Stufeen be» ©eneraßataloge» be»
6äc.*93ereine8 bebienen." 1 )
©o baSfelbe Regolamento, berfelbe
ftarbinal 93artolini „papa consulto“! 9Bo
»erben nun — bafür fann man — ich
möchte fagen — bie gange SBelt gu 3e«flen
aufrufen — biefe „Slrtifel" beffer beobachtet
im ©äcilienoeteine (bem beutfehen, ameri*
fanifchen, belgifdjen, irlänbifchen 2C.), ober
bei ben SInticäcilianem? 9Beldje ßirdjen*
mufifalien »erben biefen 93orf<hriften gerecht
— bie ber ©äcilianrr ober unferer ©egner?
©o oft ©<h. 93artoIini citirt, »irb er burch
ben Jtarbteal berurtheilt!
5. „S)ie$tird)enfompofitionen oon$at)bn,
bie SJteffen oon SWogart, ©herubini u . §f.
finb auSgegeidjnete ernfte Äompofitionen unb
ftehen ferne bon jeber Stritif, al» »ären fie
ber fteiligfeit ber Jtirdie nicht angemeffen.
Um Sßiberfprfidje gu bermeiben, foHte man
ftch enthalten, bie Äomponiften (ber jefeigen
3eit) gu tabein unb fie im ©egentheile höflich
ermuntern, ben ©til ber SWeiflertoerfe, bie
»ir beflfeen, nadjguahnten."
0 jebenfaQö nic^t ftattfinbet bei (Stören,
welche $apbn unb SWojart auffitfjrett!
| l ) Sttele SJluftfalien aber finb in biefen über*
gegangen auä bem $erein$*Äata(og be$ beutfehen
i <£äc.*S3ereinä!
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70
Aiqtigeit, fitfpttdjnnjtB, firitikcn.
@o fott „ber Sßräfeft ber hl. Kongrega*
Hon ber Selten über Kirchen=Bluftf, Karbinal
Bartolini," begutachtet haben! (Bergleicpe
S. XII. S. 2.)
1) ©efefct ben 5att — aber nicht gu*
gegeben — Karb. Söartoltni hätte im Sinne
unferer ©egner gefchrieben; benn befanntlidj
ip bie Stelle aus einem Briefe beS Karbi*
nalS an ben um bie KirdjeHsBtuffkBeform in
3talien fehr üerbienten SlmeQi in SMailanb
(oom 15. 3uli 1883) — fo märe baS ein
Sßrtoatbrief beS KarbinalS, ber atS fotcher
gar feine berpfficfjtenbe Kraft hätte, fein
öffentliches 2ocument, ohne allen offfcieffen
ober offfciöfen Sljarafter. — Unb ba „Bar*
tolini befanntlich fein 3>fufifer ift unb bon
ber fircpenmufffatifchen Siteratur blutwenig
näher fennt", bgl. SßittS Streitfchr. Seite 90
— fo fönnte man jebenfallB Sd).’» Slnffdjt
(S. 80) bagegen anführen: „2Ber fein muff*
falifcheB Berftänbnip hat, ber hat lein ent=
fcheibenbeB Urtheil, auch wenn er ein Bifdjof
Wäre!"
2) 2er flarbinal fonnte aber jene Sähe
im gegnerifcpenBerftänbniffe, als beborgugen*
beS Sob unb auSgeichnenbe Bnerfennung ber
firchenmuPfalifchen Kompofftionen bon hapbn,
Btogart, ©hernbini gleichfam alSSbeale, ohne
alle Bücffichtnahme auf liturgifche ©e*
fefec, gar nicht gefchrieben haben; benn um
ben Beweis blop auS inneren ©rünben, aus
bem fraglichen SBriefe felbft gu führen —
wie würbe bamit übereinftimmen bie Begeicfj*
nung ber 3Wufif BaleftrinaS als canto emi-
nentemente ecclesiastico (in httborragen*
ber SBeife firchlicher ©efang), beffen Stu*
bium ein erpeS Büttel gut Reform fei? ber
Kompofftionen ber Bteifter beS 16. unb 17.
3ahrh. als auree (golben)? als eine „fo
fchbne Kunft, welche nnB ber ©ngelBmelobiee
beS SßarabiefeS näher bringt? quest’ arte
belli88ima (dei soavi concenti Palestrine*
schi) che ci avvicina alle melodie ange-
liche del Paradiso?
Unb bap ber Bitenpräfeft, ber „baS Re-
golamento erlaffen", nur jene firdjenmuft*
falifchen Kompofftionen loben fann, welche
bie befanntcn liturgifdjen SBerorbnungen ber
Bitualbflcher unb 3)efrete ber S. R. C. genau
beobachten — ift hoch felbftberpänblicfj; alfo
fonnte er baS auch in Begug auf bie obigen
Kompofftionen nur in foweit gethan haben,
als pe ben ©efefcen entfprechen, non ob¬
stantibas quibascunque.
3) „Stuf biefet BorauSfefcmtg, bap bie
befannten liturgifdjen Berorbnungen bei ben
fraglichen Bleffen Beobachtet werben, fagte
baher auch ber Karbinal gu herrn ©aber!,
wie uns biefer in einem offenen Söriefe,
Born, 2. gebruar 1884') mittheilt, baffer»
ten meine ißribatanfchauungen."
2>agu fommt noch, baff ber flarbinal
ben genannten 3nfirumentalfomponipen —
in ber BorauSfefcung ihrer Beobachtung oon
firdjlichen Borfdjriften — ben Borgug gibt
bor bem gotteSläfterlidjen Btuffftreiben in
ben meiften italienifdjen Kirchen, bei bem
bie fdjlechteffe Blufft noch obenbrein maltrai*
tiert wirb unb ber 2ejt unoerftänblich bleibt!
Kurg, bie Stelle, wie ffe in bem Briefe
gemeint mar unb aufgefapt werben mup,
unb wie ffe ©mineng Bartolini ben Herren
haberl, Sittgenberger unb Blätter felbp
authentifdh interpretirte, fann unb wirb jeber
Gäcilianer forreft ffnben; ja $err haberl,
SJireftor ber flirren * Bluffffdjule in Be*
genSburg, fteht gar nicht an gu oerffehern:
er aboptiere nach biefen Kommentaren ben
gangen Brief BartoliniS auch als Programm
für bie als extrem oerrufene BegenSburger*
Schule für Kirchen * Btufff. Sein 3nljalt
unterfdjeibet fleh oudj nicht bon ben Statuten,
bie für ben beutfdjen ©äcilienberein Dom hl-
Stuhle felbp feftgefefct worben ffnb!
Unrichtig ffnb alfo bie Konfequengen,
welche man aus bem Briefe gegogen hot;
4) unrichtig ip aber auch bie SBiebergabe
beSfelben bei Sch.
®S heipt nicht — unb baS ip ein groper
Unterfdjieb — „bie Kirchenfompofftionen oon
2 c. ffnb auSgegeichnete ernpe unb ffepen ferne
bon jeber Kritif, als wären ffe ber heilig*
feit ber Kirche nicht angemeffen", fonbern,
„scelte e Serie sono le composizioni etc.
le quali non ofifendono la santita di sacro
tempio“ „auSgegeichnet unb ernff ffnb bie
Kompofftionen bon :c. ( welche (le quali,
nicht e non ofifendono) nicht bie
feit beS ©otteShaufeS oerlefcen" — wer
fönnte SlnbereS über biefe Kompofftionen be*
haupten? b. b. hoch at8 „auSgegeichnete unb
ernfte ffnb jene gu begeidjncn, welche nicht
bie heiligfeit 2 C." 3ebenfattB mup bie Stelle
nach ber 3uterpretation beS KarbinalS in
') Sgl. über biefe grage gtiegenbe Stätter
1884 Nr. 2, Seit., ©ingenbergerb äCmeril. ©äcüia
1884, Mueica eaora, 1886, @. 133, äBittS ©treit*
förift ©. 90 u. ff.
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Dr. Sdjdf^ÄDtl „Cia Spujutjang >«rd) bie lit. Mnf.
71
biefem ©inne genommen unb nerftonben
»erben.
„(iS Ijeifjt bann auch nicht, man foHe
bie ftomponiften ber 3efctgeit böflicb ermun»
lern, ben ©tll ber SWeifterwerfe, bie wir
beffcen (aifo §at)bn unb Biogart?), nadjgu*
a^men — fonbern man foH oor allem gur
wünfcbenSWertben Reform ber SBl. bie Btu*
fiC SßaleftrinaS fubiren.
6. „$)er ameri!anif(be Bifdjof in
©renbat), Strautbauer, prebigte wäb*
renb beS SßlenarconcilS ber norb*
amertfanifdjen Bifcföfe in Saltimore,
bafj ibn eine Bleffe oon Blogart bis
gu Sb^Anen gerührt habe unb warnt
ebenfalls bie aud) bf** einfeitigen
©äcilianer, ficb }a ntd)t gu geniren
wie bie fog. £emperengler, bte3eben
oerbammen, ber ein ©laS SBetn ober
Bier trinft." SfatboIifdjeS SEBodjenblatt in
©bicago nro. 49. 1885.
©elbfoerft änblidj ift hier nur ein $beil
ber $rebigt wicbergegeben; Wobon bonbeite
bie gange ißrebigt in ber ©t. 2ltpbonfu8«
Slirdje in Baltimore am 19. Stob. 1884?
Badj ber „Slmerifanifcben ©äcilia" 1885,
@. 8 bon Sßrof. ©ingenberger erwähnte ber
bocbwürbigfte $e<r ben ©äciIien=Berein mit
folgenben Sßorten: „2118 brittes Snftitut in
biefem Sanbe, auf weites bie beutfcben
ftatbolifen auch folg fein tönnen, nenne ich
ben ©äcilien«Berein.3cb wohnte
auch bem 2. 5ßlenar*©oncil in Baltimore
bei unb fann baber bie großen Sortfdjrttte
würbigen, bie feitber gemacht würben. Ser
berrlidbe, echt fachliche ©efang,') ber jefet
beim 3. Blenar«©oncil in ber bieftgen ßatbe»
brale ertönt, fann nicht genug gelobt wer»
ben, unb id) freue mich, bafj berfelbe unter
M SDie „Äattjol. SolISjeitung" oom 27. ®ej.
1884, roeldje in Saltimore erfdjeint, bringt „(xtroas
als Dtacfjtrng jum Slenarconctl" ©. 300. @ie er»
Sö^It nämlich, „bab ber Äcqcettmeifter ber Äntfjebrale
mit Stob überschüttet, bab i(jm am @(bluffe be»
(Soncitä beffen 2)anleSootum gejoUt mürbe, bab bie
SBürbigung beS SortrageS fict» bei ben SoncilS»
oätern oon SBoche ju Sßodje fteigerte." Seroeis für
ben Stntlang, ben ber cäcilianifche @efang gefun»
ben, feien eltftaufenb Dollars, reelle er an frei»
roilligen Seiträgen jur Jperftellung einer neuen
Orgel in empfang genommen. „Unfere 6oncil&
muftl hat nicht nur alle erroartung an Schönheit
unb ßunft übertroffen, fte hat, roaS noch mehr ju
fdfäfeen ift, erbaut unb jur Slnbacfit geftimmt."
Slufgeführt aber reurben Aompofttionen oon Sßale»
ftrina,' @tt, ©reitlj, ©ingenberger, SBitt ic. Sgl.
Mus. s. 1885, ©. 25.
beutfdjer Seitung gu ©tanbe fam unb oon
bem bur<h unb burd) beutfcben ©äcilienoerein
auSgebt."
$at ficb hier nicht Bifdjof ftrautbauer
als einen begeiflerten ©äcilianer auSgefpro«
eben, wie er benn feit oielen 3aljren ?u ben
Broteitoren beS BereineS (©iebe g. B. Brneri«
fanifdje ©äcilia 1878, ©.1) gäblt, nach „®äci*
lia 1882 @.79" am ber ^Srteftere£ertct=
tien betonte, er wünfdje bie ©infübrung ber
cäciltanifcben Bluff? B3enn er nun nach bem
ftatb- BJod&enblatte oon (Chicago warnte Por
einem firchenmuffal. „Semperenglerwefen",
fo fonnte er nach bem BorauSgebenben nicht
bie (auch hier, wie in ©uropa) einfeiti«
gen ©äcilianer, für welche er fo Piele SBorte
beS SobeS unb ber Begeiferung batte, mei«
nen, fonbern nur bie ©infeitigen unter ben
©äcilianent. *) Unb bamit ftimmt er gang
mit ben Slnfchauungen beS ®eneraI«Bräfe$
Dr. SEBitt (Bgl. Mus. s. 1874 „bie Bleffen
BlogartS, gl. Bl. 1885, @. 16, ©treitfebr.
©. 91) überein, ber g. B. BlogartS F- unb
D-dur Bleffe für firchlicb hält unb gar
BidjtB gegen ihre prafttfdje Berwenbung in
ber Jtirche bat. ©S fdjeint aber nach @<b.
eigener 2lnf djt (©. 5) auf bie Sbrfinen beS
BifchofS gu oiel SBertb gelegt, nachbem er
(eben ba ©. 5) ergäblt, wie „ber öfterr.
©efanbte, ber ein guter Bluffer war (»äb s
renb Bifdjof Ärautbauer oon f cb felbft fagt,
er fei nidbt recht febr muffalifcb) anfangs
bureb bie ägbptifdjen ©änger fei in Ber«
gweifung geratben, bann aber nach 3abren
burch biefelbe Bluff bis gu Sb^anen gerührt
worben." (Bgl. SBitt’S ©treitfebr. @. 148.)
2lu8 ber Borrebe (III—XVI) fei §ol«
genbeS (Br. 7—13) gur Befpred)ung unb
SBürbigung auSgeWählt!
?♦ ©. IV. „©regor ber ®r. fammelte
bie ebaratterififdjen unb ber $eiligfeit beS
©otteSbienfteS entfprechenben firchlidhcn Bie«
lobten unb feilte fe als ©runblage beS
bl. ©efangeS ber fatb. ftirche fef. Siefe
©efangSweife if nach bem Sribentinifdben
©oncil burdb alle 3 e ^ en bwauf bis gu
ßeo XIII. als oollenbete Borm beS fatb.
SHrdbengefangeS fef gefegt worben."
•©ch. fpricht wie ein ©äcilianer, bem,
um mit BroBfe (Borrebe gur Musica dir.
p. XII) gu rebeu, biefer bl- ©efang, aus
bem ©djoofi ber ftirdbe geboren, Sabrbun»
') übrigens — roa» fnb benn exnfeitige Söci«
lianer? Sgl. SBitt'S ©treitfehrift, ©. 69.
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72
Änjtigtu, ßefprtdjnttgen, firitikrn.
berte lang bon l^rec mütterlichen £>anb ge*
pflegt unb mit gleicher Siebe in feiner 3tein=
beit befcbirmt, Wie fie »achte unb eiferte über
bie Feinheit ber Sehre, gleichfam „bie hi*
Schrift" ber ft. 2R. ift. 23gt. bagu ben 1. §
ber SBeretnSftatuten! 1 )
Slber was ba bie ftirche angeorbnet hat,
biefe „anberthalbtaufenbjährige Shormuftf,
ber Efjoral, bewirft gwar burd} ihren Ernft,
ihre grembartigfeit Ehrfurcht, als für ein
mnfifaüfcheS Ohr ber ÜJieugeit unberftänblich
(S. IV), ergöfct nicht mehr.*) Unb baß bie
ft. SJi. oor adern ergäbe, baS ift nach @cf).
ihr erfter 3®ecf! So hätte alfo bie ftirche
einen ©efang als einen ShetI beS feierlichen
©otteSbienfteB angeorbnet, ber feinen 3wecf
nicht erreichen tann, ja ba8 ®egentheil be8»
felben bewirft! 2)a follie bentt boch, möchte
man meinen, Sch. hie Eäcillaner nicht tabefn,
baß fte nach feinem SBorurtheile „nicht für
ben eigentlichen Eporal, ben Urgefang ber
fatp. ftirihe eifern", weil fte bamit nur ba8
nicht pflegen, wa8 überhaupt feinen 3*oecf
in ber ftirche nicht erreichen fann. Eigen*
thümlich finb e8 freilich wieber anbere ©eg*
ner be8 E.=3S„ welche gerabe beSwegen ben
33. anflagen, bah er fortwährenb bie Stuf*
ffifjrung be8 ®hora!8 forbere.
3n ber Zt>at ift bie SCpatigfeit für bie
adfeitige Einführung be8 Ehorais in ben
lebten 2 ©ecennieit eine gerabegu großartige!
3ßaS würbe nicht für ihn gerebet unb ge«
fcfjrieben? welche fdjöne Ebitionen, theore*
tifche unb praftifdje Sßerfe haben wir nicht?
Saufenbe bon officieüen S3ü<hern werben fahr*
lieh in ber alten unb neuen SBelt gefauft!
333er fönnte bie 33erbieitfte be8 Eäc.*S3ereineS
leugnen an biefer internationalen Ehora!«
S3ewegung? Unb wer weiß nicht, baß fehr
oft bei ben 2)iöcefan= unb ©enera!*3Serfamm«
tungen be8 S3erein8 gerabe ber Eharai bie
*) Sgl. P. 2Jtouru3 SBoIter, Praecipua ordinis
mon. elem. 1880, p. 133 etc., ^ßromnjialconcU
oon Köln, ^ßrag, Soweit; glieg. SM* 1869, ©. 110.
*) ber berühmte 2Jlujtff)tftorifer 9ltnbro§
t)or einigen Sauren in einem Xiroier ßirdjletn
einem einfachen liturgifdjeit §odjamte mit G’Jjorak
gefang &etmo|nte, mürbe er non ber ©djönljeit beö
(S^oralö, ben er in biefen 5Mobiefonnen* aI3
recitatioeä ©ebet mo^l jum erften Stole fyörte, fo
ergriffen, baß er fpater einem greunbe aeftanb,
alle bie großen Sieifter ber ^olppljonie fdjienen
üjm nichts geraffen ju (jaben, maö an Slelobie*
fülle, $rad)t, innerer X iefe unb erhabenem ©djmunge
bem ©Ijoral oergleidjbar märe. Sgl« (Sfioralfdjule
non % 21. jtienle, ©. 1.
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Sßalnte beS SobeS unb ber Slnerfennung ba*
bongetragen hat?
Slifo „ber Urgefang ber fath. ftirche" ift
burch hen E.=33. ber Siebling bon taufenb
Ehören geworben unb erfüllt auch feine Stuf*
gäbe ber Erbauung be8 33oIfeS!
333o finb aber bie anticäcilianifchen ftirchen*
«höre, bon benen biefer „Urgefang ber fath.
ftirche" im freien SihbthmuS ber Sprache 1 )
nach allen Siegeln beS Siecttatib * ©efangeS
unb ben fjorberungen ber Slturgie (3ntroi*
tu8, ©rabuale, Eommunio, 33eSper*2lntipho*
nen :c.) gefungen werben? Sinb e8 nicht
gerabe biefe Ehöre, welche burch ihren haß*
liehen 33ortrag be8 EhoralS bemfelben Schimpf
unb Sdjanbe bereiten? 2Bie armfelig uitb
bebauerungSWürbig nimmt fleh bie Sfnfdjau*
uug Sch. über ben Eljnral als „altersgrau,
unberftänblich tc." au8, gegenüber ben be*
geifterten Sobfprüchen etneS Xhihaut, Sorte!,
StmbroS, SßroSfe! „©erabegu wahrhaft himm*
lifche ©efänge nennt £hibaut g. 33. bie gre*
gorianifchen, welche in ben fünften 3eiten
ber ftirche bom ©enie gefchaffen unb bon ber
ftunft gepflegt ba8 ®emüth tiefer ergreifen,
als biete unferer neueren ftompofitionen."
So ber ißroteftant!
8. 2)er hl. SBenebift fchreibt in feiner
hl. Siegel (c. 38, ähnl. c. 47) bor: „Fra¬
tres non per ordinem legant ant cantent,
sed qui aedificent audientes. S3gl. Prae¬
cipua ordinis monast. elementa bon P.
SJi. 303o!ter, p. 122. SDte 33rüber follen nicht
ber Sieihenfolge nach lefen ober , fingen, fon«
bern nur jene, welche im Stanbe Wären,
bie ©örenben gu erbauen."
SBelche eigenthümliche 3nterpretation unb
Welche Schlußfolgerungen muß fid) biefe ein«
fache, felbftoerftänbltcfje Stelle bet hi. Siegel
über ben SÜfdjlefer (de hebdomadario le-
ctore) bei Sch. gefallen laffen!
S. IV. „2)er Ehoralgefang, ntuftfali*
fchen Ohren ber Sieugeit unberftänblich, fann
alfo nicht mehr ergöfcen, wie ber größte
ftenner ber Siefen beS meitfglichen ©erjeitS
ber hi. 33enebift in f. Siegel c. 38 borfeßrieb."
Ser ^eilige rebet aber in biefer Stelle
gar nicht bom Ergöfcen, bem $auptthema
beS Sch. 33u<he8, fonbem bon ber Erbau*
') Statt über biefen freien 3i^t§muä unb bie
Siegeln be<3 Sprat^gefangeä ju reben, }äl)[t Sch-
bie Sloten über i unb e! ©. 100. Da fommen
Bei i^m roo^l auch unfere ttaffifchen SRufcter übel
neeg, wenn fte ju niele Sloten über einer ©itbe
haben!
Original from
UMIVERS1TY OF MICHtGÄN
Dr. 3d)afl)äntl „«in Äpajitrjanj Bnrch Mt lit. Änf. «tfd).“
73
ung, tote es berjentge tput, ber ttadj c. 47
-cum huiailitate, gravitate et tremore,
mit Semutp, ©rnft unb ©prfurcpt Heft
ober fingt. 2)er Ijeiltge öenebift unter*
fcpeibet in feiner Siegel in 83egug auf ben
©efang 1) ein psallere sine antiphona
seu in directam (SBortrag mit gehobener
Stimme unb toenigftenS ©cpluhfatt); 2) baS
psallere cum antiphona (unfer heutiges
Sßfattiren); 3) cantare vel legere lectiones
— wenn auch eine befonbere S3ortragSmetfe
erforbert mürbe, fo mocpte biefer ©efang
feine befonberen ©djmierigfeiten gehabt haben;
4) bie Slntiphoneic, Slefponforien unb $pm*
nen, melcpe nur eingefcpulte, gebilbete ©änger
bortrugen.*)
'2>a eS natürlich bent pl. OrbenSftifter
nicht genug fein tonnte, menn nur überhaupt
gefungen mürbe, fonbern er orbentliehen, er*
baulichen unb nicht bie Slnbacpt ftörenben*)
©efang moUte, fo beftimmte er, bah, müh*
renb an ber erften unb gmeiten Slrt Sitte,
an ber oierten felbftoerjtänblich nur bie
eigentlichen ©änger (ich betheiligen fottten,
bei ber britten Slrt nur biejenigen fingen,
quibus jusserit abbas (SSgl. SBolter, p. 122),
bamit eS ein erbauenbeS unb anbäcpttgeS
8e|en unb ©Ingen feil
3Bie oerhült eS fiep alfo mit ber ©teile
beS hl. SBenebiftuB, „beS gröfjten StennerS
ber Siefen beS menfchlichen $ergenS", meldje
©cp. @. IV. ©. V. ©. IX. ©. 15. ©. 102
•citirt gum öemeife, bah ber ©poralgefang
ergöpen muffe?
1) ©ft. Senebift rebet ba nicht, mie ge*
-fagt, oom ©rgöpen, fonbern bom ©rbauen —
2) eS ift aufeerbem ba nicht bom ©ho*
ralgefang, mie er burep bie eigentlichen ©änger
borgetragen toirb, fonbern nur bom Seftionen*
Sefen nnb *©ingen bie Siebe. Unb bafür
berlangt mopl auch (bgl. ©• H) »ber er*
faprenfle üttenfepen* unb Seelen *ftenner"
„leinen bottenbeten ©efang, ohne metepen
fein ©emütp ergriffen merben fann." SBer
in attet SBelt ftettt an eine fieftion bie Sin*
-forberung, bofj burep fle „baS ©emütp er*
griffen mirb" ? ©8 panbelt fiep bähet boep
nur um richtige Seftamation, fepöne unb
reine SluSfpracpe, torrette Slccentuirung.
') »gl. SBiffenfch. ©tubien unb SWittheilungen
-aus bem S8enebittiner=Dcben, 1880, ©. 68.
’) @r hotte alfo offenbar ©cp. »nfi«bt ©. V
nicht, baß „bie ©horalmufil in ihrer finbticpfteu
SWiphonblung auSaeführt werben fann, oh ne bie
ilnbacht ju gören."
4>a6crt, Ä. 3ahtbu<h 1888.
SBeiter hepanbelt ©cp. in ber SBorrebe
bie fragen bon ber ©rgöpung unb ber Sin*
baept beS S.*®efangeB unb bon ber Snftru*
mentalmufif. SDa biefe fpüter in eigenen
§§ gut ©praepe fommen merben, fotten fie
hier übergangen unb aus ber SSorrebe noep
ftolgenbeS hefproepen merben.
9. „©. VIII. 3e unberftünbltcper unb
PebeutungSlofer eine Oteipe mufifalifeper Slo*
ten ift, befto fircplidper ift bie Stompofition
nach ber berfeprohenen 3bee ber ©äcilianer.
3e geifitofer, je ftümperpafter bie mufifalifepe
Jtompofition ift, befto mepr ber ftirepe mür*
big." ©. XIII. „SJian hrauept ehenfomenig
gu fennen als gu fßnnen. über bie aus ber
Statur ber Sttelobie unb Harmonie fiep er*
gebenben rationellen ©efepe, bie ben Unbe*
polfenen geniren, ftep poepmütpig pinmeg*
fepenb, fept man Stoten auf bem Sßapier
unter einanber — unb mit ein paar ©riffen
auf bem Älabier fiept baS Sttufler lihtrgi*
feper Jtompofitionen bor unferen Slugen unb
leiber bor unferen Opren l" föpnlicp ©♦ 62,
95, 99, 120. ©o ©cp. über cäcilianifcpe
ftiripenmufif!
Sem gegenüber haben fiep mufifalifepe
©elebritäten erften SlangeS gang anberS auS*
gefproepen. „fiaffen 6ie," fagte fiiSgt gu
bem ©eneralpräfeS beS SSereinS, „bie fieute
fteplen, flucpen tc. unb fepreiben ©ie unS
20 fepöne Safte, mie ©ie unS fepon fo oft
gefeprieben haben!" fiiSgt unb Sülom haben
am 17. Sttärg 1869 in SiegenSburg alte unb
neue SJluftf angepört: „SiegenSburg muh
bie firepenmufifalifepe t&auptftabt ber fatpo*
lifepen SBelt merben."
@(f ©eneralberfammlungen in SiegenS*
bürg, ©iepftätt, ftöln, SDlünfter, ©rap ic.
pat ber herein abgehalten, unter melcpen
bie meiften fepr gelungen oerlaufen, fo bah
man bei ihnen fepen unb hören tonnte, melcpeS
feine fircpenmnfifalifcpen 3beale finb. ßefet
bie Berichte ber Sßreffe,*) fie mag einer reii*
giöfen ober politifcpen Siicptung angepören,
melcper fie mitt, bie 3eitungen fonnten niept
Sorte genug finben, um bie ©cpönpeit unb
ben ©inbruef, bie ©rohartigteit unb ©rpaben*
peit, bie bottenbeten Sluffüprungen gu loben.
Sie meiften unferer Sfomponiften finb Stapel!*
meifter an ben bebeutenbfteu Sonten, Statpe*
bralen unb ©tifteu SeutfcplanbS, Seminar*
*) Über bie 2. ©eneralo. in SRegenSBurg g. 83.
bie »Hg. 3tg. 1869, 9tr. 225, ©übbeutfehe ^reffe
9tr. 183, »reötauer »lütter Str. 121, ©tuttgarter
beutfepeS »olföblatt, TOagajin für »übagogit.
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76
Artigen, ßc(jirrd)nngta, firitibcn.
beifügte unb herbeiführt, genofj unb ge*
niefjt. *)
18. ©. XV. „68 haben ftch guerft
©äctlianer unb bann Slnticäcilianer gebilbet!"
„©rofc bet ©ecfe be8 hl. ©iferS für ben
fogen. liturgifchen ©efang gucft ber „alte
8tbam" au8 jebet Saite be8 frommen ©e*
manbeS herbor."
28a8 ben tarnen anlangt, mag bet erfle
©ah richtig fein; aber fachlich ift er untief)«
tig. 3uerft mar bie Sßrofanation be8 heilig*
thnm8 burdj bie entartete Ä2JI. unb bon
biefer ben Bembel beS $errn gu reinigen
unb mürbige ftüft. an bie ©teile gu fefeen,
mürbe ber ©äc.«93erein bon Dr. 2Bitt ge«
grünbet unb bot ber ftirdje (Sßapft unb SB!*
fchßfen) feine ©ienfte an. SDIan fpotte üben
„feinen ©ifer", „über fein frommes >sng*
roanb"; biefer ©pott gereicht ihm guv „cäci*
©er „alte Slbam", rote ©<h. ihn werben,
aber folange „herborguefen", at? ergriffen, er*
auch für bie fachliche 3R’*«t ftc „ftümper*
fchreibt, als bie Sirche.ne aße Stunft, auf
©äcilienbereinS gur ©.•gefucpteSlfforbe." 3tocfj
als bie ©efefce üb« unb (Eingenommenheit
achtet merben,. unb berleumbet! „SlßeS unb
fönnten. feit groet Sahrtaufenbett ©bleS,
SBenn Gehobenes unb Schönes bie ftunfi
rer ift <t, gu ben Süßen beS ©migen am
eine niebergulegen!" baS hat ber ©eneral«
mie,ieS auf bie Sahne beS Vereins gefchrie*
fa.n unb bie cäcilianifdhe 3J?ufif foß baS
'Non plus ultra bon Sfunft« unb Sßerthlofig»
feit fein!
2>afj babei SDtancheS als cäcilianifche
im 5tur8 ift, maS leicht, ja fehr leicht aufgu*
führen ift für ©höre, melche gang fchroache
fträfte haben, foßten biejenigen nicht als
SBorrourf erheben, melche bem Vereine über»
grojje ejtreme Sotberungen (maS nebenbei
bemerft, mohl ein Sßiberfprucfj ift; benn
folcfje „©tfimpermuftf" aufguführen, mürbe
mohl nicht fchmer fein —) gnfTreiben unb
„melche in einem ©laSfjaufe ftfcen (oergf.
nächften SfJunft 10) unb boch mit ©teinen
roerfen"!
Ober foß bamit geleugnet merben, bafj
auch ein cäcilianifcfjer Sßriefter ober ©har
fehlest unb nnmürbig fingen fönne? ©eroifj
nicht; aber bagu foßte boch £>r. Sßrofeffor
©ch. nobel genug fein, unb nicht bon ein»
Seinen Saßen auf ben gangen herein unb
feine ©enbengen fdE)liefjen; benn baS märe ja
gerabe fo als menn man g. 93. bon ben
hifiorifchen Srrthümern, bie ftch auch bei einem
als blofj „um ©rompeten unb ein ÜticfjtS"
hanbelt. 93eroei8 bafür baS bon ©ch. fo
hoch gehaltene Regolamento! Übrigens tffun
auch befauntlich bfe Herren, melche für ben
©äc.«3Serein begeiftert unb tfjatig ftnb, noch
etmaS anbereS bermöge ber S3erufSfteßung,
bie fie in Staat unb Äircfje haben. Sßenn
enblich ©ch. als etmaS SBichtigereS
biger*3nftitut hält, heraus «•**-) feinen ©abel
unb ber praftifchen P«»ß), ift er ben ©äci*
©. XVI. 3cfj gmv-«in fehr fräftiger ©abler!
men Herren ('(ft nur ber ©eniuS, ber aßt
geifterunp ^»eifter überragt, ber bie SEBelt mit
©hätio^unftmerfe beglüefen fann." @. IX.
arm«- H4,115. „Stur ber ©eniuS fann baS
4 ?er 3 ergöfeen unb ber ©eniuS, ber für bie
Verherrlichung beS hl- DpferbienfteS mirft,
um fo mehr."
3m 3ufammenhange mit bem unter 9tr. 9
©rmähnten fei eS erlaubt, gur 3ßnftration
jenes S3ormurfeS (für. 9) unb biefer 93e«
hauptung (9tr. 10) auf ©tt’S Cantica sacra,
neu ebirt unb ergängt bon 3ohanneS Schuh,
hingumeifen. Um recht berftanben gu mer«
ben, Icfe man guerft ffiitt’S ©treitfehrift,
©. 32, mo er feine ©pmpathie für 6tt an«
führt unb feine ©hätigfeit für ©tt’S SIBerle;
bann aber heißt es ©. 88; ,,©)ie 67 ®ra*
bualien ftnb eilt mahrhaft armfeligeS, mo«
notoneS, unerträglich IangtoeiligeS SBerf*.
,,©tma§ UnbebeutenbereS finbet ftch in bem
gangen IBereinSfataloge nicht, ift überhaupt
nicht benfbar." Unb bann fchreibt ©ch- im
SSormorte S. V gu 3. ©chuh: „2Bir haben
hier eine einheitliche fjarmonifche Vehanblung
unfrer gangen liturgifchen EDiufif, bie baS ©ra*
buale unb SSeBperafe unferer Stirdje liefert
,unb gmar in einer SEBeife, bie bem ©harafter
ber alten liturgifchen ÜRuftf SRechuung trägt."
9tun benn — tch miß biefeB „Sfunft*
2Berf" benüfcen unb für ein 9lmt bie 2Be<hfeI*
©efänge, alfo 3ntroitu8, ©rabuale, Offer«
torium, ©ommunio — ich finbe aber nur
baS ©rabuale unb biefeS nur gum ©heile,
unb baS Offertorium; biefe aber fo, bafs fte
ben beS fRfjbthmuS ber lateinifchen Sprache
Unfunbigen gerabegu gum haßlichften S3uch=
ftabieren treiben unb baS foß „ber ©harafter
ber alten liturgifchen üRuftf", ber befannt*
lieh ©prachgefang mit oratorifchem fRhhth«
muS mar, fein!? 2Bo ftnb benn SntroituS
unb ©ommunio? Sür biefe merben mir auf
baS Graduate Romanum bermiefen, „ba
fie djoraliter gefungen merben fönnen"! 2fa,.
fönnen benn ©rabuale unb Offertorium nicht
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Dr. 3d)af»ättll „Cin 3pa;iri|ang »Btdj »ft fit. JUf. ®r(d).“
77
fatf). ßit. ©. 1.): ßttutgle nennen wir fta*
tholffen bie ©efammtljeit jener finnenfälligen
Dhäügfeiten ober banblungen, Hielte in ber
ftirdje ©otteS auf ©rben Don ^ierar^ifti^en
Verfonen als ben orbinirten Organen unb ficht*
baren ©tellDertretern beS ^immlifd^en
bohenpriefterS ober ßitnrgen für bie ©lütt*
'■—engfien 3ufamtnenf^Iug mit
— too finbe ^ ienft oor ©otteS 3Jla*
ben Tonus ber Vf a i‘^“ ,< kirten formen DoH=
„bie gange liturgffdje 3lCu>,
SaS an bem Suche pra?>« te (^ e un ^
ich in unferen liturgifchen Sücf)en\i
Hanifdjtn 3Jiufifa[ien Diel praftifdjels^gfieä
Doller unb wohlfeiler; waS aber fonfT
nur feiten mehr orbinirte ftlertfer unb fohin
eigentlich liturgifche ißerfonen; aber {ie ftnb
bodj, gerabe fo wie bie ßaienminifiranten,
©telloertreter liturgifcher Sßerfo*
nen; worin ber ©runb liegt (unb wohl auch
ein SeweiS), warum noch in neuefter 3dt
burch fachliche ©rlaffe geforbert würbe, baß
man ffranenBperfonen foweit nur immer rnög*
lieh Dom fttrdjenchor fern holte. €o fagt
baS ftöfner SßroDlnc. ftongll 1860 tdt. II c. 20:
quam chorus liturgic® actionis partem
constituat, molieribus, quae a servitio
altaris excludantur, locus in choro esse
non potest. Säre ber ©ängerdjor bloß unb
auSfchlteßlidj Stepräfentant beS VolfeS, ber
in bem theueren Suche fleht, ift unpraftifft^ßhorgefang lebiglich ©emeinbe* ober VolfS*
fo beftänbe boch wohl lein ©runb,
unb’Nq“tnSPttfonen Dom ftirchendjor aus*
HtiL
S. 331. ju7H ein t5a*hwann, eine Slutorttfit
v * xPor 'S*rN^ ber ^©efang als Htur*
bete Me au8führuu>^ e p n { t j 0n öon gjt„ t gf e
werfe beS 16. unb ^«bebeutenber Dienft,
pagen unb palten fofSws ü««fiC in ber
fo lange 3 ei * nicht gewöh^S;.*. \
ber ©ffeft biefer flompofitionc 4, ' ; ’
gefchwacht." aber troßbem" wunOTJä*“
ften üJluftfer in 3t. baburch in einelf* 1 "”.
SnthuftaBmuS Derfeßt." „aber auu-V oU ;
art Don ftompofitionen fanb ihre ©eg et
waS nicht gefdjehen wäre, wenn bie fljtinip -
ftapelle biefe Serie gu ©ehör gebracht hätte 1 .
Shotfache ift, baß, Dom=ftapeIImeifter
©chremS, unter bem bie 3teform am Dome
begann, mit ber Virtuofität eines genialen
Dirigenten bie alten 3Jleifter auffüßrte unb
einen großartigen ©ffeft erjielte! *)
Dhotfa^e ift, Wie oben erwähnt, baß
ßtSgt unb Sfiloro (am 17. 33iärj 1869) in
DtegenSburg alte (unb neue)*) ÜJiufif ange*
hört unb äußerten: „StegenSburg müffe bie
fircßenmufifalifche ^auptftabt ber fatßolifchen
Seit werben."
Dhatfa^e ift, baß ber 8t. Domchor in
ber Vorführung alter Seiftet einen Seitruf,
ber auB aller Herren ßänber Suftfer (ßang*
hanS, Stiebt, ßeDi, Donellh, ameüi, biele
boHänber) g. V. in ber ©fjotWoche fax*
funftloS unb unbebeutenb! 68 müßte benn
als etwas befonberS VraftifdjeS erfcheinen,
baß 6mal baB Dominus yobiscum in ber«
felben Seife Ijormonifirt ©. 3, 8, 9, 13,
30, 142 fich finbet.
©o enthält baS Such „troß ber fehr
Doöfommenen arbeit" Weber etwas fünftle«
rifch SerthuotleB, noch etwas burchauS litur«
gifdh SraftifcheS!
Daß „burch biefe einheitliche Seljaubtung
ber liturgifche ©efang — an fich ntuß man
bagegen protefiiren, baß biefeS ber liturgifche
©efang ber ftirebe fei — wie bie Kirche,
weiche ihn gefeßaffen (?!), gum SolfSgefang
geworben", ift eine lächerliche 3Üußon, gegen»
über ben offideüen Iiturgifdjen ©efangSbü*
ehern, welche bie Stitencongregation unter
ben aufpicien ber Sßäpfte $iu8 IX. unb
ßeo XIII. beforgt unb empfohlen.
11. Sie fehr ber ©eift beS ©ädlien*
Vereines alles DrlDiate unb ©ewöhnliche
haßt, wie feinen (beS 6.=V.) 33iitgliebern
immer bie ßöcbfien 3beale Dorgetjalten wer«
ben, wie ber Verein (im allgemeinen) ben
©runbfaß Derfolgt, nicht gu bem ©efdjmacfe
beS VolfeS fich berabgulaffeit, fonbern baS«
fetbe gu ©blerern unb ©rhabenerem gu er*
heben. Wie man nicht bloß mit liturgifch
ftorreftem fich begnügt, fonbern auch fünft«
lerifch VoüenbeteS anftrebt, baoon tann, wer
guten Sillen hat, ich möchte fagen, auf jeber
©eite ber VereinSorgane fich übergeugen.
©benfo ungerecht ift eS aber auch, Dou
ber cädt. ft. 33t. gu behaupten, fie müßte,
„um bie bergen ber Seter gu entflammen,
gang inbifferent feit?." ©. XTTT .
©S genüge, aus ben Slättern Sitt’S,
ber boch als ©rfinber unb IßräfeS beS Ver*
eines feinen ©eift unb fein 3beal beffer
') 33g(. baju Slieg. 81.1868, S. 62, „e8 h an *
beit fich um eine §er$ unb bejaubetrtbe
^Durchführung unb Älangroirhcng."
*) giieg. »lütter 1869, ®. 90.
*) SBitt’8 A-dur Sitonei.
10*
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76
Anjcigtn, Stfprtdjnngtn, fititikcn.
bcifiitjrte unb berbeifübrt, genoß unb ge»
nießt. *)
13 . ©. XV. „®S fabelt fiep guerft
©adlianer unb bann Stnticacilianer gebitbet!"
„Drofc ber Deefe beS (I. ©iferS für ben
logen. Hturgifdjen ©efang gucft ber „alte
Slbam" aus jeber Sötte be8 frommen ©e*
manbeS perDor."
SßaS ben Flamen anlangt, mag ber erfte
©afc richtig fein; aber fachlich ift er unridj«
tig. 3uer(t mar bie fßrofanation be8 J&etlig*
tpumS burcp bie entartete ÄÜJt. unb Don
blefer ben Bembel beS $errn gu reinigen
unb mürbige Ä3Jt. an bie ©teile gu fepen,
mürbe ber ©äc.=Verein oon Dr. SBitt ge*
grünbet unb bot ber Äircpe (Sßapft unb 23i=
tdpbfen) feine Dienfte an. SDtan fpotte über
„feinen ©ifer", „über fein frommes ©e*
manb"; biefer ©pott gereift ipm gut ©pre!
Der „alte Stbam", mie ©dj. ipn meint, mirb
aber lolange „peroorgucfen", ai8 unfere ftirdje
auch für bie fircplicpe ÜJluftf ©efefce Dor*
fcpreibt, a(8 bie Stirne ben SBeifianb be8
©äcilienoereinS gur Dnrcpfüprung annimmt,
at8 bie ©efeße per StSDt. ba nidjt beob*
achtet roerben/''mo fte beobachtet merben
fönnten. /
SßenmduirigenS ber ©egenfaß fein größe*
rer ift .618 ber oon „oermaprt", mie ber
eine 3Kcd)tmächter unb „bemaprt baS S«uer"
mie ber anbere fang, Dgl. ©. XV, bann
fann e§ ©cf), nidfit Derantmorten, ber cücil.
^.^ÖJnftf „©etftloftgfeit, ©tßmperpaftigfeit 2 c."
/ Dorgnmerfen im ©egenfaße gnr fog. mober*
nen ÜDhiftf; bann ift e8 aber auch maprlid)
feinerfeite unbegreiflich unb nicht ber 3Nüpe
merth, bie ©adlianer „Derbiffenfte 3doten"
©. X unb eine „ftafte", „augenoerbreljenbe
Vparifäer" ©. 120 2 c. gu nennen. 2 )
Daß eS „in unferer fcpmarg ummölften
3eit michtigere Aufgaben gu löfen gibt,
als ftch um trompeten ober ein VicptS gu
ftreiten", miffen mir auch; es pdßt eben,
baS ©ine thuit, baS Anbere nicht unterlaßen,
abgefehen baoon, baß eS {ich boch um etmaS
Nichtigeres (bie Durchführung ber lirdplichen
©efeße, bie mürbige Seiet be8 ©otteSbienfteS)
') 3cf) ftnBe roieberljolt bte Aufführungen in
ber Sbarroocfie gehört, aber nacpbetn bie ©änger
gegen 80 ,,‘fkogrammnumern" gelungen, am Öfter*
tage bei ber missa papae Maroelli nichts oon einer
„Srntübung unb ©c&wäcfjung beS ©ffetteS" gemertt.
*) Sine red)t gefcpmacHofe SBißetei ift bie ®e=
flichte oon ben „©tumpfenbianern unb ©pißenbia*
nern, welche noch (jeUer in unfere Sage herein*
glänjen (als bie beiben Aadjtwilcfjter?)" ©. XV.
als bloß „um trompeten unb dn SftidjtS"
hanbett. Semds bafür baS oon ©ch- fo
hoch gehaltene Regolamento! Übrigens thun
auch befanntfich bfe Herren, roelcpe für ben
Säc.=Verein begeiftert unb thätig ftnb, noch
etmaS anbereS oermßge ber VerufSfteHung,
bie fte in ©taat unb flircpe haben. Neun
enblich ©ch. atS etmaS Nichtigeres ein fßre*
biger*3nftitut hält, heraus mit ben Statuten
unb ber praftifdjen Organifation beSfelben!
©. XVI. 3cfj gmeifle nicht, baß bie „front*
men Herren (©. XVI) in Vapern" an Ve=
geifterung unb Sühiftfdt, an Dpeilnapme unb
Dpätlgfeit ftch toof)l meffen fönnen mit ben
armen „ßaien" 1
14. „I., ©. 1—5 ßiturgie." 3emanb
nimmt g. 89. an, „in 3tegen3burg, fianbSput
unb München" hatte man ben Defatog für
bie 5 ©ebote ber ftirdje unb argumentirt
bann alfo: „Defalog! biefeS Nort führen
gemiffe ©tftrer ber Strenge immer im ÜDiunbe,
bie größtenteils nicht miffen, maS eS be=
beute. ©S miü nach ihnen fo Diel heißen,
als baß bisher bie meiften ffatedjeten unb
Vrebiger unb fieprer nichts oerftanben oon
©ittengefeßen unb chriftlidjen Pflichten. Das
Nort ift griechifchen UrfprungeB unb heißt:
10 ©ebote!" SßaS mürbe man gu einer fol*
cpen VemeiSffiprung fagen?
©o aber argumentirt ©ch: „in StegenS*
bürg, ßanbsput unb Nündjen* hatten fie bie
3nftrumentaf=ÜJiuftf im allgemeinen unb bie
§apbnS 2 c. für nicht titurgifch; nun aber ift
fte „liturgifch?": alfo miffen fte in 3t.,ß., 2R.
nicht, maS ßiturgie fei. „ßiturgie, biefer Da=
liSman auf (nicht in?) bem Nunbe gemlffer
Stfflt., biefeS gur Verblüffung ber Uneinge*
meißten in einen mpftifcpen Soleier gehüllte
Nort ift griechifchen UrfprungB"') Novum
et inauditum!
Übrigens trofc ber ©mphafe, mit melier
uns baS Sßort erflfirt unb ber SSegriff als
„SSoIfSbienft, feber bebeutenbe Dienft, Äir=
chenbienft" beftimmt mirb,*) hat eS eine Diel
tiefere unb reichere Sebeutung, melche mie
in ber ©tpmologie unb Ülrchäotogie, fo auch
im Sßefen unb 31ele beS öffentlichen, gemein*
fthaftHdjen flultuS begrünbet ift.
Sßer muß nicht Dr. Val. Dhalfjafer als
eine liturgifdje ©elebrität, als eine äutorttät
erften StangeS auf bem ©ebiete ber ßiturgif
anerfennen? Diefer fagt nun (fcanbbudj ber
l ) S3on liiiov, fojuov unb igyov, nicht aber
nat^ 0c^. non Muos unb i fpyia!
’) W- 1867, 9tr. 3 u. 4.
Difitized b'
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Dr. 3d)»fit5utt ,,4tn Spnjlnjiiftj iurrt) Mc Itt. Atuf.
77
f«t|. 8U. U}> fiöörgk nennen Wir Äa#
ibofilenbie ®efamnrt§e(t jener ftnnmffiffigeu
Sbätlgleiten ober JjjankUmgen, toeldje in 'Oer
Strebe ®ßite3 auf iärben wra 6iadr$ifd&ett
Berfoncn att ben erbiiiirten Organen unb pd&t-
baren SieBöertretetn Sbrifü, bei biHtfflüfdben
§obenpriefter§ ober Mur gen für bie
bigert unk Im engflm 3ufammtftf4&|' mit
{|jtOT als religjtöfien SBjenfl Oor Sot ki W(t?
Jeftät äad) ben fitdjlidb ffejftieit formen »ö8*
jogen »erben,“
•£a8 tfi kr gansc unb ootte, relr^c mtb
tiefe Sinn ber fßtbolif^en ßitnrgie!
So fyält m<m Ujn btof in „Sie*
ge.Rbfmrg, ßanbsbui unb 2Jlftmben“, fonbetn
überall in ber fatbolifWen 2Belt, felbfiser*
flänbltdf) auch in 9fom feft.*) 3« biefer granb-
ftgeukn ©efinitiaii ber tatbol, Stturgie bet
nun bte fltntftif^e 2Ru{i! (iuusk& sacra,
mpstca 3Mna) üsr frunbontetrt, fbre SbelS;
Urlaub« aU fir*bU$e> Hturgifcfier
1$, 3. titurgifd&m freier be8
kii- ^KefeopferS gehört unter Anbetern omb
bie % 2ftuftt, bie ©fe ift ober Weber
ein roefenilicber. noch integrirenbet XEteÜ b«8
fft; 50?eiopfer8.“
©elbfitjerfliinblfcb nicht, wie bie >£rast?
ber fog, ißriöntmeffe» geigt; a&ei e8 ift bk
jflffl. ein joefeaittcber unb tntegriretiber ©bell
bet fetetiicben Silnrgie. Staub? @8 gibt
gar leine missä solenraisaime ben @t*
fattg; bä? ober, ohne wa$ etwas $e*
bac|l Werben fann , ift botb wefenUtcb tmb
integrirenb, ®ben beSWege« gefeSrt ber @e*
fang bei ber feiernden Liturgie äu beit ®e*
genftcmben ber Utifiliiien ©cfeigebung; fff in
aßen tkurgif^en Büchern bet Ätrdben^efang
(oceefitüs Hüb «<wuie»töss) beftfmmt.
©aber fagt flütb S'bafböfer (L a. ©, 247):
„Ser bie scbols öaötarnm, ift fei*
neStaegi unb oßweg unb aitSf^äi|t|4 Sie»
prSfentant beS ißofleb; bennbie caü-
tores »aren ebebem Orbinirtt, waren litttT«-
gifdk Jßerfonen unb baber «ncb gleich affen
übrigen Ükcfonen wie nomine popali (tefp.
eceiesiae), jo auch 9t<smettl © bi I ft i tbü-
tig, totl^er beim abenbwftbk «übt nur ge*
fegnet unb confecrfrt, fonbern au4 gefangen
bat- frteftM) ftnb betmolen. bie Slotfäng«
nür feiten mehr orbinirte Steriler unb fobin
eißemUdj Hturgifib« 'fkefotten; aber fie finb
bficb, gtrabe fo Wie bie Sakhminlftranten,
©telloet irettr fiturgifeber SJJerfo*
nett; worin ber @rintb liegt (unb wobt auch
ein Beweis), warum noch ln neuefter getf
bnre# fircbU# ®riojfe geforbert würbe, bofe
mött frrauettSperfonen juweit nur Immer mog-
Uib bont StirWendjot fern balle. «Bo fügt
baS ^Ülnec^rootnc, lfön|ft 1360 tit. II c. 20:
quttrn ebams iiturgie'© aoponis partem
constltuat, iftBÜcrtbus, qu«o a seryitio
aitam exclwüantur, loaus in ebaro ssse
ööö poteai SBäre ber ©änget^nr bloft unb
auffdn<ftW < l ^ebräfentftnt bes SküfeS, ber
®bbige{ang lebfgfidg ©emeinbe* ober
ßeföitg, fo beftänbe böt§ wob 1 kin tSrnnb,
bie friauenSperfonen turnt ^irtbenc§or .au&
guf#lieften."
€o fprisbt ein fro(|inann, eine SSutotitÜt
ber Siturgif! :
Unb boratt ift botbber ^efang al® (itur*
gifcö tm Sinne ber ©eftnitiort non öiturgie
jtfirt, nit^t bloft „als ein bebeutenber ©tenft,
nt« .ftirdbenbieuft", ttteffeicbi flW SHttftf in ber
SiftWe, für bie SHrcbe (ncuJj mX
16. ©, 3. „Sie ßüurgk bet <btiftli<bl«
Äir. 4 * ift nobe|b fo alt ol 8 bit HirW« felbft.“
Jintt/ wenft iftettatibor (Litiveg. Orient. Coli.
L In. ft) ^eebt bat: certani eccifesis ßi
constantem statim ab initio h&buit En-
ebariäti» eongeeranüaj fonnam, fo ift bie
ftiturgk fb alt (m#t Moft nabep) nt? bk
mit ibrer Sebre unb ber
'} Jap über tiefen Begriff bet «Wiwenjf-r
(6<b. ©. 2} baö
ift nottieiith, gerat'r i:.' : wfe iWee-ok%'iiitnie
dtxat aaiiVij etg. Btbtifsb- Weripgliitn’«-
SBÖtterbtub von ©ivute, lf«S6 unter bieftn
SBörtern. '0: .■■..
17, ß. 3. „Sfufgef^rieben finben wir
fie in ben fog, Cationeo apostolomus unb
namentli^in bem 8. Bucbri bem3, frabr*
bunbert. * •
@s ift bamit ba® 8. Such ber npefto*
Üfiben €onftiiütiö«efi (nirbt her .mfioaßs),
jebenfaffs mW b«n 4. (nisbt bem 3.) 3ä|r|.
(et. h. y, iffletter Hi, 1030) gemeint, bie osi-
»ones ftpöstolomm ftttb bem 8. Budie gib
c. 47 aftgebüngk Beibe aber ftnb apöfrb|ibe
©griffen be8 tbriftfiiben SltertbumS.
IS* 6 . 3 . ,©ie Eiturgie entwiÄelfe ftcb
mit btr cbriftlliben unb enblieb ber fatboti*
Jäjm
IßretSfrbge; »anst bbrt bU tbriftl. ftinbe
auf uub fängt bie fatijöitfific an?
1». S, ß. gftüfifoli^e frnftra*
mente kr alten B8tr<r,“ ©. 9. „HI, Wuftl
i im Semoelbienfte,“
Go H
78
Jlnirigcn, fitfprtdjnngen, firitihcn.
Sa biefeB ftapitel nur ln fe^r lofent 3u*
fammenhange mit „ber ©efdjtdjte ber Itturg.
SNufif" fteht, Knuten mir e8 fiberfflogen;
bodj fei ©tnigeB „en me promenant“ er*
mähnt.
a) SEBer fid) über bie mufifal. 3nftru*
mente ber alten Vülter, fpegieü ber Hebräer
unterrichten rottt, bem fei g. 58. 3fmbro8, ®e=
fdjidjte ber EUluflf, Naumann, SÜuftrierte 3ttu=
fifgefchichte 6. 54 unb ff. I, 6. 204, ober
amerifanifche ©äcilia III, ©. 85 beftenS em=
pfohlen.
b) Stecht fehr bürfen bie Snftrumenta*
liften ihre» 3ubat fich nicht rühmen alB beB
©rfinberB non Stinnor unb Ugabh, benn er
mar ein „Äainite"!
c) Stodh an Dielen ©teilen be« a. S.
mirb Don ÜRuftl berichtet, g. 58. Stidjter, XI.
34, I ©am. XIV, XVHI, II ©am. 11,14,
I ©hron. XXV, 1 ?c. *)
d) Sie große Sicherheit, mit melcher
©Ch. bie Snfhumenie aufgählt, Knnte über»
rafdjen, mährenb g. 58. StmbroB (I, 210)
Don „Vtagrepha" faßt, man toiffe nicht, ob
fie eine Orgel, eine Sßaufe ober eine Stöhlen*
fdjaufel mar, Don „Vtaanim" eine ©eige ober
eine Srompete ober ein Stlingelinftrument.
e) Um gu geigen, mit welchem foloffalen
Aufgebote bon 3nftrumentaliften unb Sängern
ber ©otteBbienjl gefeiert mürbe, baB bie Sinti*
©ädlianer noch lange nicht erreichen, hätte
©dj. nicht oergeffen fotlen aufgugählen bie
40000 ©iftren, 40000 $arfen, 200000
trompeten, 200000 ©änger, nlfo 480000
•äJlujifer, Don benen 3ofephu8 fJflaoiuB fdjreibtl
(Slmbr. I, 209.)
f) SEBaSber lefete ©ah: ,,583ieber(l) gum
©hriftcnthume belehrte 3uben beobachteten
auch fo meit als möglich baB mofaifche @e»
feö", ober etmaB Dorber „©hrtftuB felbft lehrte
im Tempel" gut SJlufif im Sempel für eine
JBegieljung hot??
20. ©. 11 unb 12. „IV. Sie aWufU
beB EßfalmengefangeB" miü Don ber St SK. in
ben erften 3 3ohrh. reben.
©icher ift, baß eB fchon in biefen 3ahr*
hunberten liturgifchen unb außerliturgifdjen
(bei ben Slgapen, ben ©otteBbienften außer
bem $o<hamte) ©efang gab. Ser erftere mar
normirt unb mürbe bon eigen» gemeinen ©än»
gern borgetTagen, mobei baB 5Bol! refpon*
birte. @B fang alfo a) ber fßriefter, b) ber
Stlerifer*©hor > <0 baB Soll, toelche» burch«
') ®gf. ßf)ora[ »mb Siturgie ©. 8.
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au? nicht ben gangen liturgifchen ©efang
bortrug. 1 )
aifo ift eB unrichtig, a) baß fie „©otteB*
bienft feierten unter (bloß?) ^falmengefang."
b) Safe biefer liturgifche ©efang „ge*
meinfdjafttidj mar gmifchen fßriefteruub Soll."
55ußerbem c) nicht baB mpftifche HJJittel*
alter fchreibt bem hl* 3gnatiuB Don Slntio*
chien ben toedjfelnben fßfalmengefang gu, fon*
bern bereits ber griechifche Stirchenfchriftfteüer
©ofrate» ergählt biefeB.
d) Unter ber nerontfdjen Verfolgung
feierten bie ©hriften ©otteBbienft noch nicht
in ben Statalomben, fonbern belanntlid) in
fßrioathäufern.
e) Sie „9Moble beB VfalmengefangeB
mar gemäß ber htbräifdjen, aber Derein*
facht unb DergiertenSnterbaüen"?? (Vgl.
„ Der etnf acht unb bergiert"!)
f) §pmnen unb Sieber mürben in ber
SMobie beB ßanbeB gefangen? maB heißt baB?
583er fich barüber belehren miü, pnbet ba8,
maB einigermaßen feftfteljt, bei SEBefeer unb
SEBelte, StrauB, Sftealenchclopäbie, Sliente, ©ho*
ralfchule, (5äc.=i?al. an Dielen ©teEen.*)
21. ©. 13—15. „V. Sfirdjengefang
ber freien Sfirdje." l&ier mirb Don bem ntu*
fifalifchen ©hfiern ber alten ©riechen (8lni*
ciuB 58oethiuB geb. 480, geft. 525) gerebet,
aber biefeS bilbete jicher fchon früher bie
theoretifche ©runblage ber praltifdjen ®e*
fänge. Sie ©harafteriftif beBfelben finbet man
bei $abert, Magister choralis, Stienle, in ob.
Vnch, 2 c. Diel beutlicher unb genauer alB bei
bem „Spagiergänger".
©. 15. „ambrofiuB führte eine ßiturgie
ein." Saß ambroftuB michtige anorbnungen
für Sirchengefang unb ßiturgie in feiner Stö*
cefe gemacht, ift entfdjieben; aüein bie nad)
ihm genannte ßiturgie ift fid}er älter alB er;
orientaltfchen ©horafterB, ift fie bet ©tabt
EDtailanb toöhrfchefnlicb mit ihren erften apo*
fteln au» aftot gugefommen." S?ird)en*ßej.
8. h. t. @. 700. ÜWtt bloßen aügemeinen
58ehauptungen ijfciber mujtfalifchen archäo»
logie nicht» gebientS.
22. ©. 15 unKl6* »VI. 3®ecf beB
VfolmengefangeB." Vitt 4 lurge abfäfce finb
eB, aber fie genügen, uinP ßiturgiften, b. h.
mohl ©äcitianer „in ihresV^idltB bureßboh*
renbem ©efühle* erfdjetnen ;|w loffen. SSBaB
ift 3mecf beB 5ßf. ? ©B fcheint n!fi4 ©<h* 3®«*
') Mas. saora 1882 49 gegen«eumater, ®e=
föic^te ber d&riftl. Ihmft I. 368. A
*) 2)oc^ C&eoiliana sunt, non legna^*
Origiral fronl
UNIVERSET/ OF MPCHIGAN
Dr. Sdjufbäntl „(Sin Spaziergang imrdj Mt Ut. JBuf. 6tfdj.“
79
ju fein p erbauen unb au ergöfeen. 3für
erftereS führt er bie [Regel 38 beS hl. 23ene*
bift an, »eiche betanntlid) gar nicht non ben
[fjfalmen, fonbern bom ßettionen»®efange rebet
unb nicht btoh bom Singen rebet, fonbern
auch bom ßefen — ber heit. SSenebift tann
alfo hin unmöglich „einen Sänger gemeint
haben, ber nicht fingen tann" ober „einen
bollenbeten ®efat\g" forbern unb wohl ge»
rnertt, nicht Dom ©ejange ber Antiphonen,
©rabualien :c., fonbern Dom Sßfalmengefang
rebet Sch.
3rür8 stoeite citirt er ben ht. AugufiinuS,
ber nicht Dom Sßfalmengefang allein, fonbern
überhaupt Dom IHurg. ©efange fpricht. 1 )
SBenn übrigens bet Don Sch. angegebene
3wed ber etnsige ift, bann bürfen bie Der»
febiebenen Stifts» unbDom»ftapitel mit ihrem
Sßjalmengefange aus bem SßreSbpterium Der»
fchwinben; benn felbft angenommen, baf? fie
mürbig unb feierlich fingen, fie „ergöfcen"
nicht! 3Ber nid)t glaubt, ber Sßf.»®efang, aus
bem nach Sch. ber gange gotteSbienftliche ®e»
fang beftanben au hoben fcheint, müffe er»
gö&en, ber ift ein „Derfchrumpfter ßiturgift,
hat feine fütjlenbe Seele, braucht aus feiner
Seetengröfje nid)t fo Diel SBefenS gn machen."
©ine folche fchtagenbe [Beweisführung ift frei»
lieh fefr leicht.
28. S. 16—18. „VH. Sisiruug beS
[ßfalmengefangeS (warum benn bloß fßfal»
mengefang?) in [Rotengeidjen."
Um fleh über [Reumen unb ihre Söebeu»
tung gu orientiren, rathe ich SRiemanb biefe
2 ©eiten gu lefen; benn nimmt er $aberl
©äc.»f?al. I. 49, 54, V. 17-25, VII. 13,
VIII. 41, ober ßornmüßer, ßejtton, fftenle,
©hotalfchule gur §anb — überall finbet er
bie $auptfad)e beutlidjer, beftimntter unb rieh»
tiger. „Die römifchen Singfchulen hatten
ihren Stanbpunft ber ©ntwidlung unter ©re»
gor bem ©roßen erreicht" — was fotl baB
heilen? wer benft fich habet etwas?
„©regor erwarb fich Derfchicbene 83er»
bienjle um ben ©horal" (nicht bloß um ben
Sßfalmengefang), ogl. g. 89. biefen Äalenber
I. 49, IL 45, IV. 41, 59; aber Wa8 S<h.
als gröhteS SSerbienft hinfteüt, bah er „bie
©efangS weifen in ihren SnteroaHeu unb
SOßeifen burch beftimmte 3eidhen feftgufefeen
»erfudite, woburch ber frühere trabitionelle
perfflnltche Unterricht eine fefte 83afi8 erhielt,
*) %l. über beS t)i AugtcjHmcS lirchenmuftl.
Urteil Mas. saora 1878 ?ir. 9.
„fo bah nun bie URelobten ber gangen SBelt
angehörten, bie lefen tonnte," ift unrichtig,
unhiftorifch unb burch feine Dljatfache gu be»
Weifen. Sagt bod) Sdj. felbft einige feilen
fpäter „ba bie [Reumen in 89egug auf bie
©ntfernung ber 3nteroaHe Don einanber nicht
genau befiimmt waren, fo würbe bie Deu»
tung biefer [Reumen bei jebem Sänger eine
abweichenbe!" Unb bodj bann „beftimmte 3«*
chen, „fefte 89aflS", „ber gangen SBelt ge»
hörig, bie lefen tonnte" — wie ftlmmt baS?
So tann man buch nur fdjretben, wenn man
fich felbft Dodftänbig unflar ift unb bereits
auf S. 18 Dergeffen, was man auf S. 17
gefchrieben!
[ßneumen finb nach Sdj. „[Rotenbegeich«
nuugen, (nicht Dongeichen?) nachbem Re in
3eichen auSgebrüdt waren" — bann „ba
biefe Reichen nicht immer einen mufitalifdhen
Don, eine 3Relobie (ein Don, eine 2Relobie??),
fonbern nur (nur?) eine SSerbinbung Don meh*
reten DÖnen enthielten (fcheint hier bie [Reume
als Dheil eines melobifchen ©afceS, aus einer
ober 2 merobifchen Silben gebilbet gemeint),
nannte man biefe mufitalifchen 3*id)en fßneu*
men ober gulefct (mann?) [Reumen" — SSgl.
bamit Ifienle, ©horaifihule S. 12 u. 13, 58.
©in S3eifpiel auS SohanneS ©Otto auS
bem 11. 3ahrh- führt Sd). an als 89eWeiS
für bie Serfchiebenheit ber ©efangSweife unb
jagt bann: „©ine beftimmte 89egeichnung ber
Döne würbe enblich eine uuabmeiSbare [Roth»
wenbigteit" — unb hoch 6 3aljrb. früher
foü fchou ©regor ber ©rohe „bie ©efangB*
weifen in ihren Derfdjiebenen3HterDa0en burch
beftimmte 3*idjen feftgefefct hoben m~ fo bah
nun bie Döne fchriftlidj fijirt würben unb
ber gangen Seit gehörten, bie lefen tonnte"!
24. S. 18—25. „VIII. Die Äirchen«
mufit war bie ÜRnfit ihrer 3*tt." 1 )
[Rein; benn Dom Anfänge an burch öde
Sahrb. hlnburch war ber eigentliche cantus
ecclesiasticns ber ©horalgefang — unDer»
änberlich wie baS SBefentlidje ber ßiturgie
war auch ihr ©efang, ba biefer gur freier»
lichfeit ber ßiturgie gehört. Diefe ftete Sorge
für bie [Reinheit unb Autljenticität beS gre»
gotianifdjen ©efangeS ift baher ein charat»
teriftifcher 3“0 ta ber ©efdjidjte ber $2R.
SSgl. flornmüHer, ßejiton S. 256.
3a; bemt bie Jtirdje bulbete „bie ÜRuflt
ihrer 3*lt", wenn fie nach ber 9torm unb
') „Sie SDtupl, ber fich bie Kirche inÄomenb»
lieh (?z bebiente, n>ar bie äJiuftf ihrer 3 e *i-" ©• 18.
2Bann enblich?
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Original fro-m
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Änjetgtn, £ffprtd)nngtn, triltktn.
auf beat ftunbamente be8 (S^oratS war. ©o
Derzeit fie fidj beut $>i8fantu8, ber Soltp
Pbonle unb ber Snfirumentalmuftf gegenüber.
25« 2>ie Bieter angenommene Sefjre bon
bem Silber« unb Äunftijaf} ber alten ©bri»
ften ift burcb bie f?ortfd)ritte ber djriftlicben
Archäologie in unferen jagen berart 1 ) ent*
fräftet, bafj fie audfj bon ben Gegnern be8
©briftentbumS nidlt mehr feftgebalten tnerben
fann. ©o ift e8 auch mit ber StfDl. ber
erfien djriftlicben 3abrbunberte: „Son ber
musica sacra Botte fidj bie Stuft! be8 ©bri«
ftentbumS bie Heiligung, bon ber Sonfunji
ber ©riedjett fjfornt, ©eftalt unb ©djönbeit."*)
SBie bie dbriftlidje Siufiftbeorie auf ber grie*
drtfdjen fi(b aufbaute, ift befannt.
2Ba8 fod für biefe 5£batfad)e in beit er fien
cbriftl. 3abrb«nberten als SemeiS bie
im Stittelalter berbreitete ©age, baff „bie
(roobl ber) Slelobte jur 0be be8 $oraj c. 108
b. ©br. (? $oraj geb. 65 b. ©br. u. geft. 8
b. ©br.!): Jam satis terrae etc. ber latei*
nifcBe §t)mnu8: Ut queant unterlegt fei,
bon bem SMafon $aulu8 gegea ©nbe be8
achten 3abrbunbert8 (7§ö!) gebicbtet"!
26« Södig unberftät^if^iftntjr: g. 19
„9lacb ber ©age W&ot r ©boralgefang bor
ftarl bem ©r. (Offr bem 8. 3abrb.) nur 2
Tonarten: tropi^ / mo di, bie borifdje unb pbrp*
gifcbe" (alfo ef'fte unb britte autbentifcbe) —
bflt* ©• 2Q. „Äarl führte noch 4 Tropen
ein unb+ 0 erfdjienen bie ad)t Äir eben töne"
—^Ifo 2+4-8!
, ©. 19. „68 famen ftirdjenfänger, bie
' ftcb beflagten, bafj fte mehrere Antipbonien
(wobt Antiphonen) in feine ber 4 Tropen
bringen fönnten." Sei Gerbert, scriptores
tom. I. 41 beifjt e8 aderbingS „quse nulli ea-
rum regulse possent aptari“, borauS geben
aber „octo toni“, alfo earum = octo to-
norum. ©r fügte noch 4 binsu quatuor
augere jussit: Annano, noeane, nonan-
noeane, noeane — maluit ille duode-
narium adimplere nnmerum; er toodte, bafj
nunmehr 12 Tonarten gebraucht mürben."
©o Aurelian bon Sdome (nicht 9teom6) ! Sgl.
ÄirdjenmuflfalifcheS 3abrbudb 1886 €. 3.
') ffrauä 1. o. II. 259.
’) SlmBroS I, 196. Sgl. baju ©interim, ®enf=
»ürbigleiten IV, 328; gorfel, »Hg. ®efc$. II, 91;
Kieferoetter, @ef<b- ber europ. 2R. ®inl. 2; 3alob,
bie fiunft 6. 379: Sram&acf), bas Xonfoftem :c.
19, SRartim, etoria I, 330; SambiUotte, EsthS-
tique o. 14, <Säc.>ÄaJ. 1882. 6. 17,
27« ©. 20. „Um biefe 3««t, 8. 3abrb.
begann ber Senebiftiner $ucbalbu8 :c. —
feine Arbeiten blieben unbeachtet, ja fanben
SBiberftanb im eigenen ßager." „Jobbern
fdjritt bie Serbofffommnung be8 ©boral8 im*
mer meiter unb Seo II. bat ft<b unter anbern
um bie Serbefferung beSfelben grofje Ser»
bienfie ermorben.“
Bucbalb lebte aber im 9. 3abtbunbert
(geb. 840, geft. 930) unb Seo II. regierte
(682—683)! Sefcterer fann boch nicht mehr
al8 200 3abre früher um ein Sfortfdjreiten
ber Serüoßfontmnnng be8 ©boral8 fid> Ser*
bienfie ermorben haben, ma8 §ucbalb (200
3abre fpäter) nicht gelang!
Über fjranfo Don Äöln unb IßartS, me(cbe
©dj. nicht unte:|#efbet, Dgl. ©äl.*Äal. 1884
©. 21. ©fllerer lebte gegen bie SHtte be8
12.2flbrb. — feine Sorgänger maren granfo
imtt' Sori8, 3obann Don ©arlanbe, S<tru8
be la ©roig :c.
28« ©. 23. „2Ran nannte biefe Ser*
[udje SDiapbonie ober (?) S)i8fantu8." SeibeS
ift aber Derfcbieben: SJäbrenb bie SHapbonie
ft<h Sote gegen Sote fort bemegte, ohne Sbbtb»
mu8 als ben, melcher bem ©boral eigen ift,
mar ber ®i8fantu8 eine barmonifebe Stufif
mit beftimmtem SbbtbmuS, jmei ober brei
Solen gegen eine, beren Serljältnifj 8« ein*
anber guerft febmanfenb unb mtdfürlidj, bann
aber nach beftimmten Segeln ffeirt mürbe.
29« ©. 24. „2BaS eigentlich ba8 Siefen
ber Stufif auSmacbt, ©efang, Stelobie fam
nur sufättig jum Sorfcbeine" bei ben Ion*
trapunftifcheit Äompofitionen be8 15. 3abr*
bunbertS unb ba8 gleiche gilt auch oon benen
be8 16. 3abrb-
2?em gegenüber fagt Dr. SroSfe, in ber
Sorrebe su feiner Musica divina ©. XI:
„Ades in ber alten Stuftf ift ©efang, mo«
genbe, fchmungbafte Stelobif unb ein SIü*
tbengmeig frifcher Älangmeden minbet ftcb um
ben anberen."
freilich Sro8fe unb ©chafb&utl! „impar
congressus Achilli!“
30. ©. 24. „S)a8 ftngenbe Stalien
mehrte ftcb febr halb gegen bie neue ÄS!.,
Dom Sorben ijerftammenb, fo bafj fdbon im
3abre 1322 3ob<mneS XXII. fleh energifch
bagegen erflftrte." SBie Derbält e8 ftch mit
biefem $efrete?
2)iefe8 „febr beilfame unb bie grfinbliche
unb fünftlerifcbe ©ntmidlung ber Sonfunft
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Dr. 3djafl)5ull „«in Äpajifrgang intd) Mt lit. Änf. «efd).“
81
förbembe defret* *) toiEt nur eine unreife, in
ben Anfängen noch rohe Äunft aus ber ftirdje
oerbannt ©iffen, geftattet bagegen, bafe gu=
©eilen, befonberS an f efttagen ober feier«
liehen SWeffen einige melobiöfe Äonfonangen,
als bie Dftaoen, Quinten, Quarten u. bgl.
supra cantum ecclesiasticum simplicem
über bent einfachen $iirchen*®efange ange«
bracht »erben. 2llfo erflärt fidj biefeB de»
frei nicht energifch gegen bie nieberlänbifdje
harmonlfcfie Stunfl, fonbern geftattet fle, »enn
fle nur nicht Antiphonarii et Gradualis
fundamenta despiciunt etc. diejenigen Oer«
urtheüt eS, ©eiche „aures inebriant et non
medentur“ „fle berauben baS Ohr» ftatt
eB gu erquicfen"; baS ©rgebnih ifi, bah Me
Slnbadjt, um ©eiche eS fleh bodj banbeit, bei
©eite gefegt unb tabelhafter Seidjtflnn Oer«
breitet ©irb" — alfo nicht um baS ©rgöfeen,
©elcheS bie §auptfache beS ©efangeB fei (nach
Sdj.) banbeit eS fid). ©8 foHen bie Aon«
fonangen erfreuen, devotionem provocent
et psallentium Deo animos t orp ere non
sinant. (Extravag. comm. lib. Ul. de vita
et honest, der. tit. I.)
@o fehen wir, ©ie gerabe ba8 ©egen«
theil Don bem im defrete fteht, WaS Sch.
barin finbet!
31 « Ohne mich auf baS fabelhafte unb
Sfaefbotenäbnlfche in betreff ber Verbannung
unb Slettung ber poIbPhonen 3Jtufif in ber
3eit ValeftrinaS eingulaffen,') ©iß ich nur
bie hiftorifchen Srrthümer Sch. geigen. 6. 25.
„Sßalefirina hatte bereite feine Missa Papse
Marcelli gefdjrieben; inbeffen hatten feine
Arbeiten nur wenig ©influh auf bie Arbeiten
ber compontrenben Staliener, fo bah SßiuB IV.
15 64 bie polppbone SKuftf gang aus ber
ftirche Oerbannen ©ottte." die Missa papsB
Marcelli flammt aber au8 bem Sabre 15 651
@8 hätten fuh alfo ißalefirinaS 3^tgenoffen
nach einer ÜJteffe richten foDen, bie erft ein
3ahr fpüter entftanbll bie fle noch gar nicht
fanntenil
33 » 3n 12 3 e ^ en rebet ber „Spagier»
ganger" oon ber polppbonifeh imitirenben
TOuflf. S. 25.
Nichtig iftin biefen 123eiien,bah SßaulIII.
baS ©oncil Don drient gufammengerufen, bie
*) Sgl. §a6erl, »aufleine I. Du Fay, 6. 26,
109; »gl. Smbro* II. 347.
‘) §iflor. poltt. »lütter 42. ». ©. 896, Stau»
mann, bie ital. lonbidjter ©. 69. »ierluigt mit
„Sßeter Suimrig" }u überfetjen, geht nicht an, raeil e3
Familienname ift; ©ante iftberXaufname b. »aterS.
pabetl, «. St. Jahrbuch 1888.
erfte Sifcung 1545 begann, bah VtarceduS
21 dage Ißapft war.
Unrichtig ift, bah burdj SJlorig oon Sach«
fen baS ©oncil aufgehoben (bispenfirt? Diel«
leicht fuBpenbirt)') »urbe; bah V°ul IV.
1555—59 bie Regierung unter ferbinonb I.
1556 — 64 übernahm; bah IßaullV. 1563
am 14.deg. baS ©oncil gu ©nbe führte, benn
Sßaul IV. ftarb fchon 1559 unb baS ©oncil
hatte fchon am 4. degember 1563 feine lefcte
©ifcung. @8 ©ar ferner SßiuS IV. 1550—65,
welcher 1564 eine Reform ber (ftrtinifchen)
päpftlichen Süngerfapeüe einleitete. Unrichtig
Wirb alfo gefagt: @r 0ßaut IV.) erlieh
1564 eine ©onflrmationBbuHe ic.
2Bo ifi aber in biefen 12 3«Hen oon
ber polppbonifcb imitirenben Vluflf bie Diebe?
doch ja, e8 betfjt „Sßriefter unb ßafen
erhoben ununterbrochene Ülagen über bie ohren»
gerrethenbe SWuflf in ihren flirren"!
Sflummer VIII. Seite 25 nennt Sch.
„Ißalefirina ben gröfjten ffirhen = Viuftfer
ber fatholifchen SEBelt, ber ba8 norbifche
9loten«©ebäube gu einem ntuflfalifcben $a«
lafte nmgefchaffen"; Valeftrina ©ar aber nicht
ber Anfang, fonbern ber ©ipfel unb ber
Schluff ber Vlütheperiobe. 2 ) übrigens wäre
eS febr intereffant, Wenn Sch. nur einige 3<ug«
niffe unb Dlamen Don „^rieflet unb Saien"
über „bie ohrengerreihenbe SUIuftC in ihren
Rirdjen" gefchichtlich nachweifen ©ottte. die
fXnctbote Don Äarbinal Domenico Capra-
nica gehört befanntlicb in ba8 15. 3ahrh.
(3eit Don DtlfoIauB V. 1447—55).
33* X. „die tirdjlichen (firdhenmnfüa»
Iifeben?) 3 u Üänbe ber bamaligen 3«it (16.
3ahrh.?) ©. 25-69.
2Bir tönnten nach bem ditel, ba e8
fich nicht um bie ©efdjtcbte ber liturgifchen
ÜJhiflf hanbelt, biefe mehr als 40 Seiten
alfo V» beS gangen VucheS (wooon % bie
ftonftitutionen ber püpfilicben ÄapeHe S. 29
bis 56 ©iebergeben) fiberfdjlagen; allein bei
bem „Spagiergange" begegnen unB Diele fir«
chenmufifalifdhe Nötigen, Don benen bie eine
unb anbere befprodjen ©erben foü.
@8 ifi ja richtig, bah in lirchenmufifal.
Vegiehung — oon ber „florruptfon ber dhea*
ter", ogl. bagu g. V. Shafefpeare«Stubien
Don ©uftao JRümelin S. 10, nidht gu reben —
manche 3Jlihbräuche, ©eiche Sch. anführt be»
‘) 1652 nmrbc eö aber burc^ bic Äimä^emng
beö Äurfiirfictt SWorij auäeittanber gefprengt!
*) %I. ©äoÄar. 1884 ©. 19-33. Rom
poniften oor ^aleftnna."
11
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
82
jUqtigtn, fltfprfdjnngtn, ficitikot.
fianben; bocß iß e8 einfettig, bloß biefe ßer«
borgußeben; benn e8 ifi bocß Oßatfacße, baß
baS 16. 3aßrß. bie Slütßeperiobe ber römt*
fdßen ©cßute war, bpi. SlmbroS, III. IV. Sb.
Slucß in Segug auf ÜTiuftC iß es intereffant,
n>a8 3anffen (©efcßicßte beS beutfcßen SSolfeS)
I. 195—204 über bie borreformatorifcße
3eit fcßreibt. »Seit ber SRitte beS 15.3aßrß.
iß bie 3 fl ß* ber beutfcßen OonfeßJr unge¬
wöhnlich groß, bie ÜRenge ißrer trefflichen
SBerfe faum öberfeßbar; felbft bie mtttelmäf»
fige Segabung würbe burcß baS allgemeine
Runßoermögen auf eine gemiffe §5ße ber Oficß«
ttgteit erßobeu. Sitte Runßergeugniffe gingen,
wie auf bem ©ebiete ber bilbenben Rünße,
aus bent botten bergen ßerbor unb anberer*
feits würbe bie ©löte ber Runßergeugung fo
reich unb prächtig, weil baS Soll bie Runft
mit bem $ergen berßanb unb baS wahrhaft
©djöne gu würbigen unb gu genießen wußte.
Sorgfiglicß als religiöfe Runft geübt, erßielt
bie SRußf für alle gfolgegeit bie bolle SBÜrbe
unb baS botte ©ewtcßt einer Runft.'*
34. Oie ©aßungen ber päpftt. Rapette
fiberfeßte ©cß. auS Gerb., script. Hl, 382 seq.
— eine Sefeart, welche nacß habert, „bie rö«
mifcße schola cantorum unb bie päpßlicßen
Rapeflfänger bis gur SRitte beS 16. 3aßrß."
©. 96—108, wo bie autßentifcße Original«
SBiebergabe ßiß ßnbet, feßr forrupt iß. Sgl.
bagu mein Seferat über biefe« Sucß in ber
Siterarifcßen Sunbfcßau 1887 ©. 243, wo
nur einige Sarianten gufammengeßettt. Übri«
genS erßält man burcß biefe Ronftitutionen
(einen ©inbltcf in baS (ünßlerifcße ßeben ber
päpßlicßen Rapette, ober „in bie fircßlicßen
3ußänbe ber bamaltgen 3eit", fonbern eS
ßanbelt ßcß in benfetben meift nur um Se«
folbungSberßältniffe unb ©efangSberpßicßt«
ungen. SDaß bei ben ßnnberänbernben Sa«
rianten bie ©cß.’S Überfeßung blelfadj un=
richtig iß, brauet feinen SeweiS. Oocß foü
barin für ©cß. (ein Sorwurf liegen, weil er
}a ben Originaltext nicht bot ßcß ßatte. Un=
gewöhnlich iß „de Matutinis tenebrarum“
c. 55 mit „Son ben Oafelmetten" überfeßtl
85. ©8 follen auf ©runblage ber oben
erwähnten ©«ßrift haberlS über bie p&pßl.
Rapette (nacß Duetlenßubien in ben berfcßie«
benen römifcßen Slrcßioen unb Sibliotße(en)
bie wicßtigßen Srrtßümer ©cß.’S ©. 58—61
ßerborgeßoben werben.
Oie erften bofumentirten unb nnbeftritte«
nen Sacßricßten über bie schola cantorum
ßnben ßcß unter ©regor I.: er grünbete ober
erneuerte an ben beiben hauptfircßen ttlornS
burcß ©cßenlung bon ©runbbeßß unb $äu«
fern bei ©ft. 3oßann im ßateran unb bei
©ft. Seter bie römifcße ©ängerfdjule als
Kollegium für SJiänner unb Rnaben.
Sicßt „toanberte bie ©eele beS ©änger«
fottegiumB mit bem Sapße au8" ©. 59 1305
nacß Slbignon, fonbern (haberl ©. 18) bie
schola cantorum blieb in Som unb Perrich«
tete ißre bisherigen Munitionen; in Slbignon
aber bilbeten bie S&pße eine neue Rapelle,
Welcße mit ©regor XI. in Sont eingog unb
bort attmälig burcß neue 3nftitutionen unb
Sribilegien gefräftigt, ber ßßittelpunft für
bie bebeutenbßen ©änger unb Romponißen
©nropaB würbe unb als internationale Rör*
perfcßaft bie SluSbilbung unb ©ntwicflnng
beS RunßgefangeS in ber ßtturgie beforgte,
gleicßfam eine „Untberßtät" bilbete."
36» 3ur Seßauptung ©cß.’S 60. „Oie
erften gwei frangößfcßen Säpße fümmerten
ßcß um bie römifcße Rapette gar nicßt", bgl.
habert, ©. 18, wo burcß Oofumente aus
bem päpßlicßen Slrcßib bie fortbauernbe ©orge
aucß ber Slbtgnon’fcßen Sßäpfte für bie römt*
fcße schola cantorum begeugt Wirb.
37. Über bie pdpßl. Rapette in Slbignon,
bgl. $aberl, 1. c. @. 21, beren eigentlicher
Segrünber Senebift XD. (1334—42). 3m«
wer iß aber in ben Ouetten nur bon ben
hör» canonic», nicßt bon ber SOteffe bie Sebe;
ein feierliches Sonttßfalamt Wirb für biefe
3eß nicßt erwäßnt unb bie ©infüßrung beS
frangößfcßen RunßgefangeS gu Slbignon fcßeini
erß in bie gweite hälfte beS 14. 3aßrßunbert8
gn faßen, haberl, ©. 23.
38. ©egenüber ber ßcßeren Seßauptung
©cß.’S ©. 60, baß ©regor XI. beibe Rapetten
in ein ©angeS bereinigte, fagt haberl auf
©runb arcßibalifcßer ©tubien ©. 24: SluS
bem päpßlidßen Slrcßioe fonnte icß feine 3cug«
niffe ßiiben, ob Urban V. unb ©regor XI.
bie in Slbignon fonftituirte ©ängerfapette nacß
Som tranSferirt haben; bocß (@.25) iß bie
Sermutßung guläßig (©rünbe ßeße bei$a«
bert ©. 24), baß bie nocß bem Samen nacß
egißirenbe schola cantorum aucß unter ©re«
gor XL bon Mrangofen beoölfert würbe.
39. SlfferbingS war 3oSguin $ e 8 p r e g
©änger in ber päpßlicßen Rapette, aber ßun*
bert 3aßre früher als ©cß. angibt, nemlicß
unter ©ijtuB IV. (1471 — 1484) nicßt unter
SiuS IV. (1559-65). 3n ©cß. 61 bgl.
habert ©. 52: Oie Rapette bon @t, Srter
berwenbete Rnabenßimmen, welcße fett 1441
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Dr. Ädjafljäntl „«in 3p«;itrgang iirdj Mt Ht. Olaf. •</$.“
83
in ber päpftltdjen Äapelle fehlen. 3n biefer
üermenbete ntan natürliche Soprane (Spa«
nlet nnb Staliener); erft gegen ©nbe beS
16. 3abh» nach bem £obe ©alefirina finben
mir ben erften unb bamalS einzigen unna*
türltchen Soprantften; bie Altiften waren wie
noch b<ute 0>gl» bie angltfanifchen Äirhen*
höre in ©nglanb) hohe Seuore.
40» (Sioüanni ©tertuigi ift nah ben ar<hi*
Dal. SforfhungenftaberrsS. XLIX. Borrebe
(furge Nötigen gur Musicadivina non ©roSfe)
1526 niht 1521 geboren — ob (Soubitnel
fein ßebrer, ift febr fraglich, ja Wie näh*
ftenS erwiefen werben wirb, hlflorifdh unmög*
lieh; benn fein 3eit0enoffe, feine jfirepe, feine
SBibUotpef, fein Slr^hio fprechen non ber An*
toefenbett ©. in ©om unb ber erfte ©anb
^Reffen ©. (1554) weift bie ©Übung beS Sei*
flerS unter nieberlänbifdjem ©inftufe auf.
„3uliu8 HI. (1550-65), febreibt S(b.
©. 62, butte halb ben großen (Seift, ber in
bem jungen Sanne rügte, erfannt unb ihn
in feine ftapeSe aufgenommen": £batfa<be
ift, bag ©» 1555 (alfo bem SobeSjabte 3u*
Hue m.) Sitglieb beS päpftlidjen Sänger«
foQegiumS würbe. 2)a er biefeS nah 0 So*
naten »erließ unb nun 6 3abre Sfapeflmeifter
an ber ^auptflrdje beS ßateranS war, fann
er ni<ht (nah 6. 62) tton SarcelluB (1555)
gum S)treItor ber pätpftlihen Äapelle gemäht
geworben fein.
41« ©on (Siemens VH. (»gl. $aber(
S. 72) ift e8 wobt befannt, »bah er bemüht
war, bie bnrh ©eft unb fttucfjt gerrüttete
ÄapeDe wieber in Stanb gu fegen" aber bon
einer metfwürbigen Drganifation gu reben
im Centrum ber fatholifhen Cbrtftenbelt, bon
welchem alle $errlih!eiten ber lihtrgifhen
tfeier fih in aQe Seit berbreiteten ic. ift
jebenfaHS biftorifh ungerechtfertigt.')
3ur Crgängung unb Äotreltur bon Sh»
j>. 68 übet bie ©eform ber liturgifhen ©fl*
■her flehe Seher unb Seite m. S. 184.
4)aberl, Mag. chor. p. 7.
42» Sarum burh bie neuefte Sebicäer*
Ausgabe be8 Choräle an eine Einheit be8
©borals in ber fatboiifhcn Seit niht gu
benfen fei, ift mir niht Har unb füllte Sh»
niht fagen, ber boh für bie Cantica sacra
Don @tt«Shub bie Sürbe eines „Seltge*
-fangeB" bermutbet. ®ie Approbation beS bei*
iigen Stuhles wirb mehr bermögen als bie
') ®. 62. Statt ©oroiitt ift ©enrini, ftatt 3Wa*
mni Aomtini, ftatt Anton Antonp ®. 69 gu fegen!
Empfehlung ShafhäutlS, wenn fie auh un*
terftüpt ift burh Sufifbtreltoren unb Dr*
binariate. ©gl. Sh»’S ©utadjten S. VI.
43* S. 70—73. XI. ,25er Choral unb
feine Ausführung."
Sh- fhreibt »2)a8 Sort „Choral" ge*
bürt gum Chor, gum ©reSbpterium." Sohl
umgefebrt wirb es fein: ber AuSbrucf „Chor"
(Concha, Apsis etc.), fommt bon ben hier
berfammelten Sängern coetus canentium
clerieorum — Conc. Toled. IV. c. 18, Trid.
Hisp. Orig. I. c. 3, bgl. Augufti Senfwür*
bigfeiten XI, 386, ÄrauS, ©eat*Encl)H. L
126. Ab, bie hrifll. Äunft S. 71); fpäter
als fih bie Sänger gurüefgegogen, beifit
biefer ©aurn ©reSbgterlnm — unb bie Cm*
pore, wo bie Sänger fih befanben, wirb
Chor genannt.
©iht erft ©babanuS SaurnS (f 856)
leitet baS Sort bon corona ab, fonbern 2
3abrbunberte früher hat baS fdjon 3fibor
bon SebiÜa (Etym. 6, 19): chorns qnod
initio in modam coronse circa aras sta-
rent et ita psallerent. ©gl. barüber Wie
über anbere Ableitungen beS SorteS Da
Cange II. 416, d' Ortigae dictionnaire de
plain-chant p. 369 etc.
44» Sh. ®- 70: „2)le Cboralfänger
bei ber bl» SOteffc (rihtiger beim heil. Amte
ber mi8sa solemnis) finb birefte Xbeilnefjmer
an bem bl- Dpferbienfte" (Siebe oben S^al*
boferS Anfhauung, ßiturgtf I. S. 247), niht
bloh Stellbertreter beS ©olfeS (©erbot beS
SrrauengefangeS); „fie gebären gu ben Sini*
Oranten beS celebrirenben ©riefterB"; aber
fie hären baS niht auf gu fein, wenn fie
auh oon bem Dpferaltare entfernt finb; benn
ihren Dienft fönnen fie auh fo oerrihten, wäb*
renb bie Siniftranten bei bem unmittelbaren
Altarbienfte eS niht fännen. Analog ift boh
wohl, bafe gum Anbären ber bl. Seffe, alfo
um wirflih unb bireft am bl» Opfer heil«
gunebmen unb ber tjrüdfjte beSfelben fih heil«
baftig gu mähen, bie praesentia moralis
auSreiht — Wenn nur ber $ärenbe wenn
auh fogar außerhalb ber Ätrdje als einer
aus ber 3°bl ber assistentium unb offe-
rentium erfheint.
AHerbingS befanben fih in ben älteften
hrifll. Sabhunberten in bem erbübten Altar*
raume, wogu ber 3 u teitt nur bem ©ifhofe
unb bem ÄteruS geftattet war unb ber oom
Shiffe burh cancelli abgefhloffen war, bie
Sänger; biefe aber waren Älerifer. Aber
frühe fhon fam gu bem eigentlichen ©reS*
11 *
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84
An;tigtn, 6tfj)ttd)ongc«, Stitiktu.
bpterium (hoben ©bor, Obercbor) in golge
ber ©ntmidlung ber Siturgie ein einige Stu*
fen tiefer liegenber Unterdjor mit ben 31 m*
honen, Don melden an? bie feierliche Sefung
ber ©piftel unb be? ©Dangelium? gefc^ah,
mit ben Sßläfeen für bie Sänger unb bie
niebere ©eiftlicbfeit. 3n größeren flirren
mürben bann biefe Stationen immer mehr
in ba? ÜDlittelfcbiff btnauSgerficft, nicht blofj
um ba? SBerftänbnife gu erleichtern, fonbern
auch um für bie zahlreichen Sänger hin*
retchenbe 5ßläbe gu geminnen.') Sollten ba*
mit bie ©borfänger eine anbere 33ebeutung
erbalten haben? SBenu beutgutage noch bei
ber ambroftanifcben Siturgie in 9Jtai(anb ©pi*
ftel unb ©Dangelium Don ber Mangel mäh*
retjb be? feierlichen ©otteSbienfte? oertefen
mirb, foOte beSmegen biefer Slft nicht litur*
gifch fein unb gur Siturgie gebären, meit
biefe Sefung nicht unmittelbar in ber SRäbe
be? Slltare? gefdjiebt?!
SBefitböre*) tarnen im romanifcben unb
gotbifcben Stile Dor, freilich Dom Anfänge
nicht für ben 2ftufitcbor beftimmt. 8118 aber
bie Orgel in f$otge ihrer ©ntmicttung unb
Serooütommnung — vielleicht im 15. 3abr*
bunbert— in bem ©bärlein neben bem $aupt*
attare nicht mehr SRaum genug fanb, führte
bie ©otbit zierliche ©mporen über Spifcho*
gen an ber SBeftfeite ber fluche auf. Siebe
31h, 1. c. S. 94. 33gl. S. 178: „«Wan
mahlte für bie Orgel häufig eine eigene ©m*
pore auf ber SRorbmanb be? ©höre? ober
be? Ouerfdjiffe?; boch tommt fchon frühe bie
SBeftfeite bafür mie beute bor g. 33. im
©raltempet nach bem dichter beS jüngeren
Sfturel" (Str. 104-8).
3)a? officieüe ©horgehet ber flapitularen
eines flonDente? ober Stifte? hat einen litur«
gif eben ©baratter — barüber ift fein 3 weifet;
mie aber, menn e? in bem 2Beft<bore ber«
richtet mirb — nicht in ber mähe be? 811*
tare?; follte e? biefen ©baratter berlieren?
3a, menn biefe eigentümliche 3bee S<b.’8
richtig märe, fo fönnte ber gregorian. ©e*
fang nicht einmal auf ben ©baratter eine?
liturgifchen Slnfpruch machen, menn er auf
„einem folgen abgefonberten Sühtftfcbore" ge*
jungen mirb! „2>ie ©borfänger hatten burch
ihre Trennung bom 5ßre8bt)terium unb bom
*) Sgl. Ärauä, @ncptr. L 46, 3afc>6, bie Äunft.
6 . 21 .
*) 1. o 201, bet Urfprung ber äßeftdjöre
ift in bem oon SJonifaciuä gegrünbeteh Klofter
julba ju fu«$en. — 8. Sabtb.
celebrirenben Sßriefter eine gang anbere 39e*
beutung erhalten." Unb menn ba? 33olf im
Skiffe ber flirche beim 8lmte refponbirt unb
bei ber SßeSper pfallirt, märe ba8 nicht litur«
gifch ? SBenn ja, marum follte ba ba? Singen
auf ber ©mpore nicht mehr liturgifdj fein?
Stuf ben Ort tommt e8 beim begriffe
ber Siturgidtät beS ©efangeS nicht an, fon*
bem auf bie liturgifdje Sprache, ben litur*
giften £ejt, ben ©ehorfam gegen bie tirch*
liehen ©efefce, bie 9tüdfi^tnabme auf bie
liturgifchen Slttionen, auf bie Sßahrheit, ben
©eift unb ba8 Sehen ber tatholifchen Siturgie,
mie fte im flirchengefange SluSbruct ftnben
follen, auf bie Harmonie mit bem liturgi«
fdjen 3ahre unb ben engften Stnfdjlufj an
baSfelbe. Sagt bie Sänger im ©borroefe in
ber Stäbe be8 Slltare? eine unmiirbige unb
profane üDtujit auffübren — fte mirb baburch
nicht tirchlich, heg. litnrgifch.
45. S. 70 unb 71: „SJtan Dermen*
bete eine aufjerorbentlicbe Sorgfalt auf bie
Oualifitation ber Sänger" — b. b- man
gab fich aufjerorbentlicbe SJlübe g. 33. in @e*
fang?fdjulen flnahen gu Sängern herangu«
hüben (gu qualifictren); e8 fcheint aber hier
gu beigen, bie Sänger ftanben in großem
Slnfeben; benn e8 tommt gleich al8 nächfter
Safe: „3n früheren Seiten maren bie Sänger
menigften? ©atechumenen" — ma8 mar benn
fonft noch möglich? ba übrigen? bie ©ate*
«hürnenen befanntlidj bei ber missa fidelium
fi«h entfernen mußten, merben fie außer Sßfal*
men beim 3ntroitu? unb ben fftefponforten
nicht Diel gefungen hoben; bie eigentlichen
cantores (ogl. Seloaggio 1. c. II. 71) maren
jebenfall? clerici; einige nehmen fogar einen
ordo cantoram an. „Später toucbS ihr
Slnfeben". „©egen ©nbe be8 10. 3afjrbun*
bert? tarn ber erfte Sänger unb ©ufto? gleich
nach bem airdjtbiacon bi? gum 14. 3abrb>*
Sag ©eiftlidje, bie al? gute Sänger unb
ajtufifer galten, febr gefucht unb ftet8 mit
©hren überhäuft mürben, ja oft gu ben böcb«
ften ©brenfteüen emporftiegen, ift b'etannt;
es bängt ba? mit bem großen Slnfeben ber
2Jtuflt unb ber Slnerlennung ihrer bocbmich«
tigen 33ebeutung gufammen — Dgl. Specht,
©efchidjte be? llnterri^tsmefen? S. 184,flir*
chenmufttal. 3abrbucb 1887 S. 44 unb 45.
So aber, mie e? bei Sch- fleht, tännten Un*
tunbige nach heutigem ÜHajjftabe Dom erften
Sänger unb ©ufto? eine unrichtige Slnfchau*
ung betommen. S)er „erfte Sänger" mar
ber primicerias (häufig auch mit bem 3lmte
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Dr. 3d)aft)öntl „«in Spajitrgcing inrdj Hit Ht. Änf. ®efd(.“
85
eines ©ctjofafterB, BorftanbeS einer Schule
hefletbet), Cantor genannt, episcopns chori
©hor&ifdjof; biefeS mar an einer Stifts*,
(Sathebral* ober ©oKegtat =)Äird^e ein Sa*
nonifer; btefeS Sanonifat tonrbe gu einem
Berfonat, ja, gu einer Dignität erhoben unb
batnit eine anfe^nlid^e 5fjfrönbe üerbunben;
ebenfo toar ber „castos“ eine 2)ignität.
SBie p<h’S mit ben „©horbifdjöfen" ber*
hält, mürbe oben befprochen.
2BaS ber Safe fagen mill: „bieS mar bie
■ Sfturgie ber bamaligen 3 e ^“. tat ©egenfafce
gu bem „3eitalter beS ©ädtfenoereines" ift
nicht flor; borauS geht nemlich, baB Sßeter
bon 2)ola Kantor unb gugleich ein ange*
fehener ©dijriftftelter mar — baB im Söl*
nifcfjen Sottgil bon 1260 unb noch int 15.
3ahrhunbert ©horblfchöfe ermähnt merben 2 c.
3n Begug auf bie ©horbtfdjöfe (8anb*
bifdhöfe) fagt übrigens ©ilbemagl, Sirdjen*
recht § 114 6. 280 (bgl. $infd}iu8 Sirchen*
recht II, 162): „Bis in’S neunte 3aljrh.
ftanben bem Bifdjofe fomohl bei ber Ber*
maltung ber fDtöcefe, als auch ber Slb*
mfntftration ber hl. §anblungen bie fogen.
©hör* ober SanbbifdjBfe gur ©eite, an beten
©teile fpäter bie 2öeibbifd)öfe traten."
46. „©horal unb feine StuBfütjrung" ift
£it. XI. überfchrieben; bisher mar nur bie
Bebe bon bem Drte unb bem SInfehen ber
©änger. Bun fommen einige Bnefboten bon
ben „fabarii“, 1 ) bon ben „Odhfenpimmen"
beS Sßambo, bgl. Gerb, script. I. 3 boom
instar u. ©dj. ©. 81, bon ben „©tierflim*
men" beS Süjeobulph — mamm mürbe baB
„©fetSgefchret* SutljerB nicht ermähnt?
S5amt: „unfere ©eipiidhen müffen aQe
fingen ohne Unterfchieb, ob fte Anlagen gum
Singen ^a6en ober nicht*. ®o<h — menn
auch ber ©eipifdje nicht fingen tarnt, „bie
©emohnheit mirft mie überall fehr biel, baB
baB Unangenehmfte, Biifclungenfte erträglich
mirb" —natürlich man gemöhnt baB Stab*
pern ber Blühte, baS Butnpern ber ftabrif*
hämmer — marum nicht auch baS ©Ingen
beS ©eifttichen? baS „SBinfeln beS geifttichen
$errn, ber bie Bräfation gefungen hatte"
in ber fog. haper. Säbelte in Sonbon?
„2>iefe mar megen ihrer Biufif be*
rühmt feit langer 3*K; benn als 3ofebh
') Sögt. Durandus p. XX. pridie Xagä norfter,
nicht jroei Zage! im eigenen §aufe? propter cau¬
sam rocisl © 4 . hätte 1. o. noch manche, fcpönere
©teile gefunden über bie Aufgabe beä ©änger«:
nicht bie blanda tox ift bie ^auptfache sc.
$ahbn gum gmeitenmat in Sonbon mar, mürbe
eine Bieffe oon ihm aufgeführt unb ein
fehr atter ©nglänber, ehemaliger ©ingfnabe
an ber batyerifchen Säbelte, bemahrte noch
atS $eitigttjum eine Srone, bie ihm $apbn
fchenfte." ©. 72.
2)ann tommt nochmals, baB „liturgifdj
im BreShpterium ber ©horalgefang gefungen
merben fotte, baS gehöre gur urfbrüngtichen
Siturgie ber Sirche, bie bleiben foDe fo lange
ber ht* Bater nicht bireft anberS beftimmt."
©. 73.
Bergebtich mirb man Belehrungen über
ben SBerth, baB SEBefen ober ben Bortrag
beS ©poralS in biefem Sütel fuchen l
47« 3n XII. ©. 73—75 hebt @<h.
mit Bedjt heroor, baB „bie Sirdje aller Sünfte
fleh bebiene, um burdj ihre Bladjt auf baS
$erg beS Btenfdjen gu mirfen" *) — baS folt
ja inSbefonbere bie Blupt: boch fdjeinen mir
ein paar Bunfte in biefem Sütel einer ge*
naueren unb richtigeren S)arfteüung gu be«
bürfen.
„Slucb bie SBi., bie in ein neues ©ta*
bhtm ber ©ntmidlung getreten, mürbe üon
ber päpftlichen Sapeüe als ein öoHtommener
tjrortfdjritt neben bem alten ©horal aufge*
nomnten"; baS heiBt mohl, bie päpftl. Sa*
peile nahm bie polpphone SBI. mie früher
ben SPBcantuS auf. ,,(3n biefer BoIpPhonie)
hier hatte bie melobiöfe Blonobie beS ©ho«
ralS feine Bebeutung oerloren* — ftnb benn
nicht gerabe bie Blelobien, Beumen, muP*
faltfcpen ©ruppen unb Figuren beB ©horatS
baS eigentliche Seben ber nieberlänbifchen,
römifhen, überhaupt italienifdjen Schule?
3n ihnen hat ber ©horal feine Bebeutung
nidht oerloren!
Unflar ift bod) „baS aus bem SÜjema
entmidelte mupfalifdhe SÜjema galt eS bem
Siegte angupaffen".
©dj. oertheibigt bann mitBedjt „eS tommt
nidht auf baS 2Ü)ema, fonbern auf bie po*
Ippljone ©ntmidlung unb Sachführung" ber
Bermenbung bon BolfSmelobien gu Schemen*)
an; bodh tiegt bie Umgeftaltung nicht bloB im
Slempo („BolfSmelobien fehr langfam ge*
nommen oerlieren gang ihren ©harafter"),
') $)ie Jhmftljiftorifer werben ftcfj wunbern, baß
©rwin oon <5teinbac§ aiö <5<§öpfer beS Kölners
2)onte8 erfunben wirb. ©. 74.
*) 3)aß Saffuö bei weitem nidjt allen feinen
Sfteffen eine SSoßömetobie au ©runbe geiegt, fte§c
bei ©itner, Sibitogrop^ie ber SDÖerfe oon Drlanbo
£affo.
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JlBjrigen, ScfprecIjnBjfn, friiiktn.
8«
fonbern auch im 8tbhtbmu3, nicht bloß barin,
bah „manbie Viertelnoten in gange umgetoan*
beit.* Unbegreiflich iftmir aber, toie@ch.(an<h
hier, tote früher) „gur@jefution folcher SSBerte
tüchtig gefehlte «Sänger forbert (bloß folche),
beten 39ruft an baS fefte SluShalten langer
Voten getoöhnt Ift" — foU benn nicht ge*
rabe ber leichte t?tu& ber neumifirenben ©tim*
men mehr gu betonen fein? ift nicht baS
forrefte, gut beionenbe S)eclantiren, um bem
VhhthmuS ber ©Drache gerecht gu werben,
ein befonbereS ©rforberntfj? 1 )
SBiemuftergiltig manche, nicht wenige un*
ferer ©äcilien«Vereine folche Sompofltfonen
aufführen, babon fönnte fich @dj. nicht blofj
in fltegenSburg, 9Jtünfter, ÜRaing rc., fon*
bem noch an bielen Orten übergeugen.
48« £itel XÜI. „Übergang ber Jßolh*
Dhonie in bie Harmonie" — ba ift Wohl bie
fogen. Venaiffance ber SDIuflf um 1600 ge*
meint, Wie fte 3afob in § 91 unb 8fmbro8
IV. SB. bon @. 147. an behanbelt — aber
auS ©<h. wirb wohl Viemanb ftug: „2Rit
bem Verfalle ber imitirenben (nicht allein!)
ißolbPbcmie machte fich bie Harmonie ntujl*
falifch felbfiänbig (wie?) geltenb. (Sin 3wi=
fchenglieb War bie Sriguralmujlf, „ba Wir
gur Orgel fingen*: ift bamit ber basso con-
tinuo ViabanaS in feinen concerti sacri ge«
meint? giguralmufif (fieheSornmfitler ©.138)
hat in ber ©efchichte ber berfchiebene
Vebeutungen. „Sie ftrenge Imitation machte
einer freieren Vetoegung ißlafc" — baS ift
nicht baS SBefen beS Stampfe» gegen ben
Stontrapunft. „(Sine etngetne Vote würbe gu
einer mufifalifchen fjlgur (?) unb bie $ar«
monie begann fich fdwn etwas geltenb gu
machen" — ob baS eine Kare unb toiffen»
fdjaftlfdje ©prache ift?!
2BaS ©<h. über bie Serg als „übel«
Ilingenb", als Siffonang bis gur 3«it beS
3artino fagt, ift hiftorifch befannt (bgl. ?lm*
broS g. V. I., 273); bodj ift gu erwähnen,
bafe fchon beim fogen. fchweifenben Organum
HucbatbS, (II. 137) bie Serg oerwenbet wirb
unb ©uibo üon SIreggo „fehr günftig" über
bie £erg fleh auSfpricht (II. 165), wie na«
türlich auch bie lontrapunftifche VtufU beS
15. unb 16. 3ahrh- OreiUangS*3)tufif (mit
Verwenbung ber £erg) ift. Über 3wrIino unb
feine mufittheoretifche Vebeutung Dgl. Sang*
hanS, VtufUgefch. in 12 Vorträgen ©.68 rc.
') Sgl. $ro3te 1. o. ©. XXV.
Vachbem man bereits ben numerns ter-
narias (bie Vtenfur in 3 3«<t«0 mpftifch*
fpmbolifch für bie Sreifaltigfeit (pgl. Franco
Colon: „Est nnmerns ternarius inter na¬
meros perfectissimus pro eo quod a sum¬
ma Trinitate qnae vera est et pura per-
fectio nomen assumsit“; Pgl. Mus. sacra
(Toulouse) IV. p. 86 — lag es Wohl nahe,
noch mehr im S>retf lange folche ©hmbolil gu
fehen. 1 ) 2)ajj bie mittelalterlichen ©djrift»
fteüer mit Vorliebe folgen ©ebanlen gugäng*
lieh Waren, barüber flehe Säe. Stal. 1881,
©. 16 u. ff.
49. £itel XIV. „©intritt ber mufi*
faltfchen 3nftrumente in ben ©efang" ©eite
76—82.
„$urdj ben Orettlang ift bie mufifaltfche
StompofltionStoeife in eine neue SPhafe über*
gegangen, bie ÜJtonobie felbftänbiger unb (flnb)
bie ©timmen ber Harmonie unabhängiger Don
einanber geworben trofc ihrem fteten Ver*
Weilen im ©angen unb ba war erft Staunt
gegeben gum felbftänbigen Vtitfprechen ber
Snftrumente." 2Ble Derhält eS fich?
Von toeittragenber Vebeutung Würbe 3ar*
KnoS SBirffamfeit baburch, bah er einen ent*'
fcheibenben Schritt gur Verbefferung ber tem*
perirten ©timmung that; bis jefet war baS
©hftem beS VpthagoraS herrfchenb. 2>iefe
(Verbeffemng) war mit gunehmenber ÄuB*
bilbung ber mehrftimmigen Volal* wie 3n*
ftrumentalmufif gur bringenben Votljtoenbtg*
feit geworben. 1 )
Viemanb lann ferner leugnen, bah in
ber $o(t)Phonie bie ©timmen felbftänbiger
figb, als in ber Homophonie.
©in felbfiänbigeS „mufifatifcheS Vtitfpre*
djen" alfo ein eigentlicher 3nftrumentalfiil
tritt in Stallen mit Claudio Monteverdi auf;
benn jefct hotten bie 3nftrumente jene Voll«
lommenheit erreicht, bie bagu nothwenbig ift.
50. @. 77. „©eitbem bie urfprflng»
liehe Siturgie, ber firdjllche Vhtfilchor, aus
bem $reSbhterium, Wohin er unabweiSlich ge«
Hört, aus bem ©hör an bie entgegengefefcte
©eite Dom ißreBbhterium an baS ©nbe ber
Sirche auf ben Orgelchor Derfefct worben ift,
hat man aud) bie {Orgel beS VhiflfdjoreS ber
©egenwart gur Seiet beS ewigen Opfers h«r*
beigegogen.* Sllfo feit „bie urfprfinglidje
Siturgie auf ben Orgelchor Derfefct worben
') 3d) lann nicht untertaffen, hier P. Singer*
„SRetaphPfifche öli*" J« «tm&hnen. ©. 1 u. ff.
*) Sgl. Sanghang ©. 68 rc.
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Dj. Sdjafßänll „Sin Spajittgang bnrdj Mt lit. Jtnf. Ätfd).“
87
iß", feit „bet Wußfcßor aus bem ©hör auf
ben Orgeicßor betlegt worben?," hat man
auch bie Orgel beS WußfcßoreS bet ©egen»
wart ßerbeigegogen, — tintig unb felbßtcer*
ßänblfcß, nenn ba8 bloß örtlich gemeint; benn
früher ftanb fle ja too anber8 — unrichtig,
nenn überhaupt bet ©ebraucß bet Otgel erft
in biefe 3dt gefegt nirb; benn bie Orgel nat
fcßon ba8 gange Wittelalter ßinburcß einlitur*
gifcßeS 3nftrument, Welches benüfet nurbe,
um ben ©efang gu intoniren, bureß Wit*
fpielen ber Weloble ben Sänger gu unter*
ßüßen. 3n bet 2. ftälfte beS 15. 3aßrb.,
ba Orgel unb Orgelfpieler bereits feßr »er*
»ottfommnet waren, ift ba8 Segleiten bet
Singftimmen bereits befannt. Sgl. bar&bet
3afob, bie Stunß S. 418.
51. 6. 77. „Sin ©lang fibertrifft bet
Snftrutnentalton bie menfcßlicße Stimme, nett
nit bie menfcßlicße Singftimme nie in Waf*
fen, ßödjßenS in bet ffjtinifcßen StapeDe, ober
»iettddjt an fürftlid&en fatßolifcßen Slapetten
gu hören befontmen. Slucß noch in großen
flöfterlicßen ©emeinben gu geniffen geßgei*
ten hören nit bie Wadjt bet menfchltcßen
Stimme".
Soll bet ©lang be8 OoneB gleich fein
ber Straft unb Wäcßtigfdt beSfelben? 1 ) fol*
len bie Waffen ben ©lang ber Stimmen
bemirfen fömten? unb bie menfcßlicße Sing»
ßfmme foH man in Waffen (6cß. S. 28 —
12, 24, 36 Sänger=Sirtuofen) ßöcßßenS in
ber ßEtinifdjen Stapelle gu hören belommen?
Unb J&aberl 1. c. S. 47 fagt non biefer;
„Wan nemimmt in 9tom nur ben Stil unb
©efang ber capella Giulia. Seit 1870
nirb bie ßEttnifcße Stapelle nur einige Wale
im 3aßre benfifct; ber alte, früher woßl»er*
biente Nußm ift bis gut Ünfenntlidjfeit ner*
blaßt unb »erwifdjt, bie menigen 3nbinibUen
negetiren taum." Ober nielleicht an ffirft*
ließen StapeUen? welchen? ich glaube, man
tönnte jeber folcßen flapette mit gegen 40
Sängern 40 fatßolifcße cädltanifcße Stircßen*
cßöre, „no man bie mujifalifcßen Stimmen in
Waffen ßöreu tarnt," gegenüber fefcenl fßa*
leftrina hatte übrigens in feinem ©bot nur
12 Sänger. Slucß in flöfterlicßen ©emetn*
') Sgl. $ro3le XV unb XVI „non clamor,
eed «mor clangit in aare Dei. „@<ßon an fteß iß
ber Son beä menfcßlicßen ©efangeS fomeit über ben
fttang aller Übrigen lontoerfjeuge ergaben, alb ber
SRenfcß felbft über bie gefammte übrige ©cßityfung.
$ie ftunft iann baßer feinen ebleren 6tofl bear>
beiten, als bie menfdjlitße Stimme".
ben gu gemiffen geßgeiten? toaS ift ba ge*
meint? baS gemeinfcßaftlicße ©hörgebet?
©igentümlicß ßnb ber erfte unb lefcte Saß
biefeS SlbfaßeS: „Naturgemäß fueßte man
baS, »aS immer fo tief im bergen lag" —
öorßer geßt: „bie mufttallfcße ^nftrumen*
tenfpradje, mit bem ©efang »erßodjten, gab
bem ©efange garbe unb Sehen, (bie 3nßru*
mente geben bem ©efange) eine munberbare
Welt eines tiefen ©efüßHebenS, Don melcßem
(alfo ©efüßtteben) bie frühere Welt (alfo
„bor bem erfunbenen Oretflange") leine 3bee
ßatte — ?! — WaS lag immer fo tief im
bergen? baS tiefe ©effißHebenl aber biefeS
gab bem ©efange erft bie 3nftrumenten*
fpratße? — auch in ber Außenwelt fo biel
als möglich gu fdjmfiden unb babureß gu
berßerrlicßen. So erfeßeint ber 3nflrumen*
talton bagu, um baS, toaS im $ergen lag,
in ber Stußenwelt gu fdjmfiden.
„SlnfangS (mann?) fueßte man jebeS geft
bureß bie 3ngiebung eines SnftrumenteS gu
erhöben (wie? foll am ©nbe bie Sadpfeife,
welche gleich barauf erwähnt wirb, baß fte
Säuern nach bem 3eugniffe beS P. WarinuS
Werfenne bei SjocßgeitStängen, Srautflänb*
eßen, ^oeßgeiten, in ©orffireßen ober in Sa*
ßlifen berwenben, ein Seifpiel gur Nach*
aßmung fein?) unb ba immer (alfo bei jebem
geße) gur geier beS gefteS ber heil. ©ueßa*
riftie (gronleidjnam?)?? „Sanbsßut ift eine
fdjöne Stabt; benn 2x2 = 41"
62« Son feinem Sorurtßeile aus, als
Wäre ber ©S. grunbfäßließ gegen jebe 3n*
ßrumentalmußf, fagt Sd).: „Oie poetifeße
Sßartei iß für bie 3nßr.*W., bie falte, ernße
bagegen". 3 tt ben fonberbaren Slaügen wie
bie ©ädlianer, gehört ber heilige Sambo,
(4. 3aßrß. ’) ber aueß ben ©ßoratgefang nicht
will („baß ber Wöniß feine Stimme wie bie
Stimme eines Ocßfen erhebt!), ber Senebif*
tiner Sied, um bie Witte beS 15. 3aßrßun*
berts (»gl. Gerb. EI., 319—29), ber „nur
ben cantus planus butben Witt" — nteßt
acutus, rigidus fott ber ©efang fein, fon*
bem gravis, modestus ; auS SlrißoteleS d*
tirt er nur allgemeine Sentengen unb belegt
ße bureß Seifpiele auS ber ßl. Schrift, aus
bem Sehen — warum aber woßl ber Sene*
') SBicb nieberbolt (4 mal) eno&ljnt, b ß. bie«
fette ©efeßteßte ergäßltl ®er lebte @aß @. 79 beißt
übrigens na$ bem Urtejte: „SBenn mir vor Sott
faßen, müffen mir in großer 3 er f Tl ’ I 1 t b un 0 Dor
tßm faßen unb nießt mit CSrßebung ber Stimme!"
mürbe von 6<ß. falfcß itterfeßt!
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!
88
JUt}el0«n, fitfpctdjungen, firiliktci.
biftiner ftecf bie ffrcfjliche 3nßrumentalmuftf
um bie Mitte beS 15, 3aßrß. „nicht mit
ftreuben begrüßt" ? 3cß benfe moßl au8 bem*
feiben ©runbe, aus meinem bie ©riechen
Sroja nicht mit ftanonen befdjoffen haben 1
©tödlicher SBeife fann meber ber gfreunb
noch ber SBiberfacßer etroaS bafßr, benn „bie
einanber entgegengefefcten Urtheile hängen Don
ber ©omplegion ber p^tjfifc^en unb pfpchifcßen
Drganifation ab" ©. 80, alfo müßten fich
Wohl bie „poetifdje Sßartei", „bie firdhlicßen
3eIoten", „guerß in ber ©omple£ion ihrer
Phßfifcßen unb pfüchifcßen Drganifation" än*
bernl
53. @. 79. „Sie meiften Anfechtungen
erhielt bie norbifcße polhPhon*imttirenbe ®e*
fangSmußf" — bamit ifi toohl bie nieberlän*
bifdje unb in weiterer ©ntmidlung italienifche
fontrapunftifche Mußf Dom 14.—16. 3ahrf).
gemeint. 2Ber hat fte angefodjten? Schon
ber berühmte Soniü geftorben 1647! be*
rühmte Soni? Ambros IV, 156 nennt ihn
„fletnlfch, ttatfdjfüdjtig, fcßabenfroß, Don maß*
lofem ©elcßrtenbünfel aufgebtafen, Doll un*
näher oielmifferifdjer ©eleßrfamfett, breit*
fpurig 2 c. jc.!"
54. „©elbft bie Orgel mar Anfangs
Derboten. Man hotte fie enblich nur unter
gemiffen SBebingungen erlaubt; fcfjon (!) um
1564 mürbe geboten, baß bie Orgel fcßmeige
Don ber ©lebation bis gum Agnus Dei“.
Sa, mie oben ermähnt Dom Anfänge an (ich
erinnere an bie 3«tt ftarl beS ©roßen) bie
Orgel in ber ffirdje gebraucht mürbe, ßan*
beit eS fich um baS Verbot nicht ber Orgel,
fonbem ber Mißbräuche unb baS ©ebot ber
SBeßanblung berfelben. ’)
55. ©. 81. „@S gab Dom Alterthum
bis gu uns herauf ©eelen, für meldje bie
Mußf nur ein über ©ingnoten aufgebautes
©etöfe oon 3nftrumentalftimmen iß mie heut*
gutage bie SBagner’fcße Mufti bemeifi. Mir
erinnern an bie Anefbote Dom türfifcßen
©efanbten, bem baS 3ufammenftimmen beS
DrchefterS ben fcauptgenuß bilbete." ©ine
folche Äritif über bie SBagner’fcße Mußf unb
gerabe über bie 3nftrumentat*Mufti SB.!!
®ie Meiftermerle beS orcheftralen ©ffefteS —
ein ©etöfe Don 3nftrumentalftimmen!
') ©. 80 oben rooljl „gebietet" ftatt »erbietet!
SJeifpiel für bie ®er»oltfommnung ber Snftrumente,
bafc auf bem Sanbe an bie ©teile bes „Sodeö"
trompeten, (Klarinette unb Violinen nebft Sontra*
bab tarnen!!
56. „Saß nicht bie 3nftrumente, fon*
bie 3nftrumentaliften fingen", iß leicht gu
begreifen; ob aber bureß biefe SBemerfung
unb geißreiche ©rllärung baS fircßli<he Ur*
theil über3nßrumentaI*MußI geanbert mirb?
Überbieß iß eS jebenfallS fcßmiertger, orbent*
liehe unb entfprechenbe 3nftrumentatißen g. SB.
für §at)bn*Meffen, „bie auch mit ihren 3n*
ftrumenten fingen“, gu ßnben, 1 ) als einen
orbentlichen unb entfpredjenben ©ängerchor
hergurichten. „Sie 3nßrumentaltöne Hingen
alle beffer als bie Stimme manchen ©an*
torS (yox boum) cm Altäre.“ 3lun, —
baß nicht bie ©timme eines jeben celebri*
renben SßriefterS (©antor ant Altar) feßön ift,
iß belannt; aber „Ochfenftimmen,“ bie häß*
Iicßer miiren, als manche 3nßrumentaltöne,
habe ich noch nicht gehört! ©ine folche SBe«
fdjämung ber ^Sricfter muß berieten! SBo
©<h. mohl feine SBeifpiele hei begießt!
57. 6. 81. „Unfere firchlichen 3eIoten
motten aber fein firchlicßeS Beben folcher Art
— mo bie 3nftrumentalißen bureß ihre 3n*
ftrumente ßngen — ßnnlicße ©rregung (moßl
©rregung bureß bie Sinne) fott Dom ©otteS*
bienfte anSgefdjtoffen fein." SBer fagt baS:
auch n bie firchlichen 3eIoten" miffen, baß
ber Menfch als ein ßnnlich*geiftige8 Mefen
beS äußeren bebarf „gur ©rregung beS 3n*
neren", beS Sinnlichen gur ©rfaffmtg beS
ttberßnnlicßert; aber iß benn baS bloß mög*
ließ bureß bie 3nßruntental*Mußf? fann baS
nicht auch flefeßeben bureß ben ©efang allein?
„Surcß unmittelbare äußere SBaßmeßm*
ung mirb ber innere Sinn erregt, bie innere
mtttelbare SBaßmeßmung g. SB. ber Sinn für
bie Religion!" Ser Sinn für bie 9teligion?
SBoßl bie Anbacßt, bie ftfrömmigfeit, bie innere
©otteSDereßrung mirb beförbert; baß aber bei
ber Anbacßt nicht bie fog. ©efüßle bie $aupt*
faeße ßnb, fonbem baß baS SBefen ber An*
baeßt in ben Alten ber ©rfenntniß unb beS
SBittenS beßeßt — bürfte aus bem SatecßiS*
muS befannt fein.*)
58. ®eroiffeStebIing8*5ßerfonen(Sßambo,
SBenebift, SBartoItni) unb ©ebanfen begegnen
uns auf bem „Spagiergange" immer mieber
— fo mar feßon in Sitel IX beßanbelt mor*
ben, „bie ©ntfernung beS SängercßoreS aus
■) SSgt. SBittS ©treitfeßrift ©. 40. unb 4t, roo
bie Slnfidjt <3dj. über bie aufjerorbentlidje ©c$n>te:
rigfeit §apbn=®eiger ju ftnben, befprodjen roirb.
*) 83g(. 3. B. „Beobachtung ber ftubrifen unb
innere Änbacbt" oon ßanger — Mus. sacra 1887
6. 89—93.
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Dr. Bdjaf^äntl „®in Spajitrjang )nrd) litt lit. Äuf. ®rfd).“
bem SßreSbbterium/ Xer ©ängerdjor hat
baburd) eine anbere Bebeutung (©. 73) er»
galten. Beldje? Antwort XV. @. 82: „Xte
SSW. ift bloß eine ©rläuterung unb Berherr»
lidjung beffen, BaS ber Sßriefter am SIttare
fingt.* 2BaB fingt ber Sßriefter? Gloria,
Dominus vobiscum, bie Drationen ac. 2Ber
lann benn bie Wefponforien Et cum spiritn
tuo, Amen etc., Beldje bocf) auch gur SSW.
gehören, eine „©rläuterung unb Berherrltd)»
ung beS BrieftergefangeS" Reiften? 3a, aud)
ber ©horgefang beS Gloria unb Credo lann
bodö Bohl nur im toeiteften Sinne eine @r»
läuterung unb Berfjerrlichung" be8 öom Brie*
fter angefiimmten Gloria unb Credo genannt
werben — eS ift btelmeljr ba8 gemeinfdjaft*
Hd)e (Met beS SobeS unb Glaubens be8
BolfeS mit bem Sßriefter! Unb tua8 ftnb benn
bann Kyrie, Sanctus, Benedictus unb
Agnus Dei — öon Introitus, Graduale,
Offertorium unb Communio nicht gu reben?
bie fönnen feine (Erläuterung beffen fein, ma8
ber fßriefter, fingt, Beil er fle befanntlid) nicht
fingt.
„Sie SSW. ift eine oerherrltdjenbe Bet*
gäbe mie ber Altar, ber mit feinem flaffi*
fchen ®emälbe bis an’S ©emölbe reicht." 3ft
hier ber Xon unb ba8 ©emidjt gelegt auf
ben Altar, fo ift biefer feine oerherrltdjenbe
Beigabe, benn er ift fo mefentliih, baf) man
nur auf bem Slttare celebriren barf — ge*
rabe fo Befentlich Bie bie SSW. gum feier*
liehen Amte (missa solemnis).
Unb ift Xon unb ©ewidjt auf ba8 „®e=
mälbe unb ba8 Weichen bis gum ©ewölbe",
fo ift bie $öhe beS STltareS unb fein ©c=
mälbe aUerbingS „eine oerherrlichenbe (Bei»
gäbe"; aber e8 pafft ber Bergleich mit ber
SSW. nicht; benn beibe finb nicht gleich noth»
Benbig. „Xabei ftnb bie Sänger in eine
unnatürliche 3i»itt«rftellung getreten, inbem
fie als Xheilneljmer au ber Ausführung beS
oerherrtichenben SWuftfgebilbeB gugleid) bie
Wefponforien beS ©horeS übernehmen mfiffen,
ber im SßreSbhterium fehlt."
Um biefe „3witterftellung" anfguljeben,
Berben fte mahrfdjeinlidj oon unfern ©eg»
nern fo oft auSgelaffen ober taliter qua-
liter gefungen.
Sarin liegt bie Unnatur ber Sdj.’B 3bee,
bafe er ben Wefponforien eine Befentlich an»
bere Bebeutung gufchreibt, als Bie ben übri»'
gen ©efängen unb umgefehrt — im SBefen
hat bod) alles, BaS ber ©hör gu fingen hat,
im organifchen 3»fantmenhange beS $od)=
$a5etl, St. 2R. 1888.
89
amteS eine unb biefelbe Bebeutung! @8 ift
baB feierliche ©ebet ber Sirdje.
„3um Schmude beS AltareS gehören 3,
im WothfaHe auch 2 ©egenftänbe: 1) baS
Altartuch (3 Altartücher) aus Sinnen, 2) baS
©ruciftj;, 3) bie Sergenlichter." 3»»t ©otteS*
bienfte aber ftnb noch anbere Weguifiten er»
forberlidj: Seid) unb Sßatene, hl. ©emänber
u. f. b. 1 ) Unb biefe alle finb liturgifdje
©rforberniffe gut hl. SWeffe, Bie ber Sirchen»
gefang gum feierlichen §odjamte — bamit
Bäte bie SSW. bem Befenttichen unb uoth»
Benbigen Altarfchmucfe oergleichbar, nicht
aber ber „üerljerrlichenben Beigabe", g. SB.
bem Altargemälbe.
59. Xitel VEI. „Xie SSW. Bar bie
SWuftf ihrer 3 e it". Xitel XVI. „Xie Sirdje
mußte ihre SWuftf aus ihrer 3 e ** nehmen."
So füllten für eine frühere Behauptung nun
bie ©rünbe angegeben Berben. Sffiarum alfo?
„bie SWuftf foU erbauen; baB fann nur jene,
Belebe bie (gläubigen lernten, bie ©läubigen
lennen nur bie ihrer 3«lt; alfo muh bie S.
ihre SW. aus ihrer 3 e *t nehmen."
Xie praemissa maior ift BenigftenS
theilBeife richtig; bie praemissa minor geigt
Sch. felbft als unrichtig, Benn er fagt: ben
©horal, Belchen er Bohl als beoorgugte
lirdjliche SWuftf gelten läht, Beil er leine
SWufif ihrer 3rit ift, fennen bie ©läubigen
nicht unb boch fehett fte, bah ber ©horal»
gefang gum ©otteSbienfte gehöre; fte finb
baran gewöhnt, er erbaut („eB genirt bie
frommen Beter nicht") ober BenigftenS er
hinbert bie (Erbauung nicht.
„Unfere moberne Strd)en»2W. Burbe eine
Xheatermuftf" — umgefehrt Birb eS Bohl
fein: bie Xheatermuftf brängte fleh in bie
Sirdje ein, Burbe SSW.; baS ift bie SWufif,
Beldje bie 3eitgenoffen fanitten unb fennen.
©. 119 führt Sch-, »nt gu erflären, BaS
Xheatermuftf fei, „bie recht guten Beifpiele
beS neueften (EriaffeS ber congr. rit." an,
nämlich „eS feien biefeS bie Cabaletten“.
Aber trofcbem bah, toie er ©. 83 u. 84 fagt,
unfere moberne SSW. eine Xheatermuftf Burbe,
tft fte baS boch nicht, benn ©. 120: „Solche
Cabaletten ftnben fid) in feiner beutfdjen
Sirchencompofition auch eines mittelmähigen
SWeifterB." Wut logtfeh unb confeguentl
60. XVTT. „Xie SSW. fott gur Anbadjt
fiimmen", ©. 84—87. Watürlich; baB ift
’) 3m SRiffate (Setteralrubrilen) Ioirtmt nicht«
com Jabernatel oor, mie Sdf). 3. 82 fagt,
12
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»9
A«}ri$tis, ßtfprfdjnnjrn, Äritiktn.
auch ihre Slufgäbe, wie bie ber Zeremonien
unb überhaupt beS Stußertidjen beim ftultuS.
Unb gwar foü fie biefer Aufgabe gerecht wer»
ben burdj ihren Zrnft, ihre feierliche SBürbe,
ihr charafterifttfcheS liturgifdjcS ©epräge, nie
biefe mit bem Zrnfte unb ber SBürbe, ber
gottgewollten unb fircfjltcö feftgefefeten Zigen*
artigfeit ber fatbolifcßen ßiturgie harmoniren.
Sein EDtenfch üerfennt bie nationalen 83er«
fdjiebenheften ber Italiener unb Oeutfdjen,
ber Znglftnber unb ftrangofen u. f. w.; aber
foweit bie fatholifche fltrdje in ben'Perfchie»
benften ^heilen ber SBelt — ob nöher ober
ferner bem Äquator — reicht, ift nur eine
fathol. ßiturgie, ftnb biefelben Zeremonien,
gelten biefelben liturgifchen ©efeße, ift ber*
felbe firchliche StccentuS, gilt berfelbe gre*
gorianifche ©efang unb bei aller SlbtoechB«
lung swifdjen ben einzelnen muftfalifcßen
2 ftöglf<hfeiten unb ©tilgattungen bie S 3 eob=
adjtung ber firchlichen ©efefce unb bie Über«
einfiimmung in ber ©runbftimntung mit bem
eigentlichen firchlichen ©efang. SEBie bie firdj«
liehen Sßaramente ber $errfdjaft ber EDiobe
entgogen finb, Wie eS für bie Eßoefte unb
bie bilbenben ftünfte ewige ©efefce ber Iitur=
giften Schönheit gibt, fo ift bas auch für
bie ftEDt. ber galt. EDlan fann alfo nie
unb nimmer fdjließen: „Oie flir<htn*EDl. foll
gur Slnbadjt ftimmen; nun aber ift bie Sin«
bacht in ihrem Siußern unb Innern oerfchie*
ben nach bem pbbftfdjen unb pfbdjifchen Zha«
rafter eines S3olfe8, nach ber 3one auf bem
©rbboben, nach ber Zrgießung jc. ; alfo muß
fleh auch hie flEDt. nach biefer richten."
Zine fotche flonfequeng wiberfpricht auch
ber htftortfdjen Zntwicflung ber flEDt.: auf
bem Sfunbamente beS gregorianifchen ®e=
fangeB ^at fie fich entwicfelt gum OiSfantuS
unb gut Eftolpphonie unb nach firchlichen
3 bealen unb ©efefcen würbe biefe organifdje
SSerbinbung nie tierläugnet; felbft bie (er«
Iaubte) 3 nftrumentalmufif bei aller ©elbft*
ftänbigfeit muß in S3egug auf £eEteS*Zrfaffung
unb melobifche SBehanblung (alfo 3 . 83. 83er*
meibung ber Slrte unb beS theatralifchen
ZffefteS) ben Zhoral als SßrotothP anerfennen.
Übrigens ift eS flar, bis gu welcher Sari*
fatur ber Äunft unb ßiturgie bie ft 2 R. ent«
arten würbe, wenn ein folcger ©ubfeftiois*
muS begrünbet unb erlaubt wäre! SEBie
fann man äftbetifdfj, liturgifch unb hiftorifch
einen folgen SubjeftioiSmuS rechtfertigen 1
83gl. ©<h. ©. 89: „<EaS Urtheil über
eine Würbige flEDl. hängt bei irgenb einem
3 nbiofbuunt oon feiner phhfifchen Zonftitu«
Hon, oon feiner Zrgiehung, Zrfaßrung, Pon
Sitter unb ©ewoßnheit, oon feinem Sinn
für EDluftf ab" - alfo nicht bloß ein Sub«
jefHoiSmuS nach bem Sreitegrabe jc. eines
83olfeS, fonbern ein folcher beS 3nbioibuumS!
SEBeber in ber ßiturgie noch in ber flunft
fann bodj ber ©efehmaef unb baS Urtheil beS
Zingetnen baS maßgebenbe flriterium fein!
61» Zinige bebenfliehe Stellen! OaS
83olf im ERorben ift falt, ernft u. f. w. —
im Süben fingt man ans bem £wgen; ber
Zhoral im SRorben ift größtenteils 83er*
ftanbeSarbeit, wirb im Süben gqnj gum
ßiebe"; bem gegenüber frage ich: 2 Bo hot
benn bie italienifdje SJtütßeperiobe ber fl»
EDI. ihren Urfprung? Stießt im ERorben?
in ben ERiebertanben! wo finb benn biefe
frommen, hergig*innigen firchlichen SSotf 8 «=
lieber beS EDHttelatterS, biefe Eßerlen beS
©efangeS unb ber grömmigfeit entftanben?
3 n 3 talien ober in Oeutfcßlanb? ßag 3 ta«
lien bamalS, als bie ernften EDtelobien ber
römifchen Schule in ben flirren wiberhaH*
ten, Pietteicht bem Äquator ferner als fehtf
„SllB atoffmi auf trat, würben feine Opern,
in Storbbeutfdjlanb gleich ben ©Iuct’fchen
Opern mit lärger aufgenommen". — 3o r
finb benn bie ©lud’fcßen Opern nicht gerabe
baS ©egentheil beS ERofftni* Stiles? Sie
hätte boch ber „ernfte, falte ERorben" mit
ftreuben aufgenommen! Sßotfadje ift eS,
baß «gang Zuropa ber italiemfdjen Oper
— trofe ber Htanenßaften Zrfcheinung S3ee«
thooenS — fidh tn bie Slrme warf."')
62. „EDlan hört in ben flirchen 3ta«
lienS reigenbe ©efänge, felbft Strien aus
Opern jc." SBtoß in Stallen? in ERorn?
Sticht faft überall ba, wo ber fubjeftioe @e=
fchmadf ßerrfdjt? wo man {ich um feine firdj*
liehen ©efefce fümmert? „SEBie fann ber hl.
83ater eine fotche Sünbe, ein S3erbredjen
gegen bie ßiturgie bulben? mitten um fei«
neu Sifc herum?" ERun eben beswegen, weil
er eS nicht bulbet, hoben wir ein Oufeenb
83erorbnungen unb Slnathema bagegen ? ho*
ben wir baS regolamento!
63. „Oos Zoncit oon Orient hot nur
alles Unreine nnb ßaSciPe *) aus ber EDluftf
ber hl. EDleffe au 8 gefcf)Ioffen" — alfo oielleicht
( 6 . 87) Stellen aus Opern unb Strien, fo»
weit fie nicht unrein unb lascio ftnb, gebit«
') ÄangbanS, 3Jhifrtgefd). ©• 79.
*) eire organo sive cantu lasoimin aut im-
purum (Igalob impudicum) aliquid misoetur.
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Dt. Scßafbäntl „gfn Spaßergang btird) >it lit. 4tnf.
»1
ligt? ©öS wäre gegen ben gangen ©enor beS
©efreteB ber XXII. ©ißmtg *): bie Wußf
für bie Rirdje bot ßtß ihrer ganzen Sürt unb
ihrem gangen Stile nach bon ber EÜluftf für
baS $au8 unb für ben Soncertfaal gu unter*
fdjetben, gefcßweige benn, baß ihre SEBeifen
je an bie ©heaterbfißne ober gar an ben
©angfaal erinnern bfirften.*)
64. @<h. citirt S. 87 bie berühmte
©ncßflifa Benebtft XIV.: „man müffe na<h
betn ©utacßten fachoerftänbiger SOtänner mu*
ßfalifcße Snftrumente bulben, nur fuchen,
baß bie üttußf nichts Unreines unb Seicht*
fertiges fpiele."
Benebift XIV.—baß er in feinem SEBerfe
de synodo dioecesana bie hi ber ©ncßflifa
ben Bißhöfen beS RirchenftaateB gegebene
0fawetfung auf ade Bifchöfe auSgebeßnt, ift
unrichtig 8 ) — lobt barin öor adern ben
gregorianifchen ©efang: „©aS ift ber ®e*
fang, ben ade gotteSfflrchtigen ©hrifteit am
liebften hören unb ben fie bem menfurirten
©efcnge mit • Stecht oorgießen" — ertheilt
banst ben Bifdjöfen beS RirchenßaateS bie
©rtoubniß, „faßS in ben Steißen ihrer ©iö*
cefest ber ©ebraucf) anbercr 3nftrumente außer
bet Orgel bereits ©ingang gefunben höbe,
ben Sontrabaß, baS Bioloncefl, ben Sagott,
bie Biola unb bie SSioline gu geflattert, aber
biefe adein." Stber „biefetben foden eingig
baju öerwenbet »erben, bie SEBirffamfett beS
©efangeS gu erhöhen — serviunt ad ro-
borandas sustinendasqne cantantium vo-
ces.” ©iefer ©ebanfe toirb nun weiter
unb fo ausgeführt, baß felbftoerßänbUch
auch heute mit biefer ©ncßflffa bie ©enbengen
beS SäcilienberetneS nicht im SEBtberfpruche
fiehen. 4 )
65. 6.86: „3n Spanten war immer (?)
©ang mit bem ©otteSbienfte (?) üerbunben",
folgt nun bie Beitreibung beS ©angeS am
8. ©eg. 1883 in Sebißa bor bem Aron*
bringen bon Preußen nach bem {Berichte beS
©entfchen ©auSftßaßeB 1884, 9tr. 16 (bo<h
mit Keinen Unrichtigfeiten).
SBie in früheren 3«ßen geifttiche Schau*
fpiete in ben ftirchen aufgeführt mürben, fo
auch teligiöfe ©änge, nicht bloß in Spanien,
') Sgl. baS oft citirt« Begolamento § n,
5. Sri
*) Sgl. Stiftern, bie joic^tigften lircfil. Sor*
fcßrißen, ©. 15,18.
*) gungmann, Äßhetif, 6. 827.
Ö Sgl. gungmann, 1. o. 826.
fonbern auch in Sfranfreich, g. 93. bei ber
ftronteichnamSprogefßon unb an anberen
hohen heften (ober woßl nicht immer beim
©otteSbienfte). ©och waren biefe ©änge nicht
integrirenbe Beßanbtßeile beS ©otteSbienßeB,
b. h. beS SlrnteB, fonbern waren außer*
Iiturgifdje religiöfe ©ebräucße, welche „mit
ber Siturgie unb bem gregorianifchen ©e*
fange" gar nichts gu tßun hatten. Somit
ift eS gang unnötßig, auSgurufen: „ber arme
©rgbifdjof (bon Sebida) hotte natürlich lei»
nen Begriff bon Siturgie unb gregorianischem
©efange!" Bgl. ©ie Springproceffion bon
©chternad) am Sßßngßbienßage!
66* XVIL1. „©arf bie R3Jt. auch er*
gößen?" ©aS fod erft gu einer grage burch
bie „Raße ber ßäcilianer" geworben fein!
„Raße!" ©S muß uns leib thun, baß St.
{ich gu einem folchen befchimpfenben Schlag*
Worte berleiten ließ gegenüber einem Ber*
eine, ber bon fßapft unb Bifcßöfen approbirt,
firchlich organiftrt ift, ft<h ber Shmpathien
bon ©aufenben erfreut, belanntlich, wie fdjon
oben erwähnt, über ©eutfchtonb, Ofierretch,
Schweig, 3rlanb, Belgien, Italien, Slmerifa
auSgebreitet iß! ©aß bie AB!, „ergößen
barf, wenigßenS nicht langweilig fein fod"
— iß feine fjrage (ogl. baS Obige!), fon*
bern fo notßwenbig eine ©hatfache, als eben
baS Runftftöne ergößt, einen eblen geißigen
©enuß gewährt, eine ibeale Sfreube macht.
SEBürbe man unter „©rgößen" nur eine ßnn*
liehe Belüftigung, eine angenehme, gerßreu*
enbe Unterhaltung, eine burch einfchmeichelnbe
SCrien unb gefädige, elegante SMobien her*
borgerufene ©mpßnbung berßeßen, fo hieße
baS ber RBt. eine SBirfung gufeßreiben,
»eite nicht einmal ber eblen Brofan*5Dtußf
genügenb unb entfprechenb Wäre. 1 )
SQBaS nicht beßrßten wirb, braucht man
nicht gu bemeifen; bot was ben Beweis aus
bem Regolamento (3uli 1883) betr., fo
habe ich lut 8Ut. 1 nur gefunben, baß bie
RSDt. bie Slnbacßt anregen unb förbern foße;
Slrt. 4, baß jebe StR* berboten, Welche gu
gerßreuen fudßt — aber nirgenbS, baß bie
Bt. ben Beter nicht mit Sangweile erfüden
fod — was übrigens befanntlich auch fein
©äcilianer behauptet.
') SB einft nach ber Sufftthrung beS „StefßaS"
ein ffliann gu §änbcl trat mit ben Störten;
battfe für bie feßöne Unterhaltung," rief ihm
ber 3J!eifter gu: „Unterhalten, unterhalten will ich
euch nicht — beffern n>ill ich euch!"
12 *
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92
An;tigtn, fitfpttdjtmgcn, firitihtn.
67* XIX, ffier entfc^cibet über „bie
SBürbe bcr ffRt.?* 89—112.
Stnttoort: „Riemanb bat entfdjteben, toe=
ber baS ©oncil noch ber Sßapft" — „Rie*
manb fantt ettifdjeibeit; beitn foöiele ©nt*
fcheibungen als 5Renf<henfeelen." Sllfo jeber
muftcite in ber ffirdje, beutfch, lateinifdj, toie
er will, nur nicht „cäcitianifch"; baS Urtljeil
bängt ab „öon ber pljhftfchen ©onfHtution,
öon ber ©rgiehung, ©rfahrung, öom Sitter,
öon ber ©ewoljnheit, ©. 89,114, öon ®e*
fchledjt, ©tanb ©. 118": alles Rtögliche
fommt in 39etradjt, nur ber ©äcilien*33erein
unb feine Referenten, welche ©eminarmufif*
Iebrer, ffapeltmeifter, h&<hft gebilbete Rtän*
ner unb Rlufifer jinb, nicht. Ex ore tuo
te judico! SBenn uns ©äciliaitern eine
fird&enmufifalifche ffompofttion gefällt unb
„würbig" erfdjeint, fo barf eS uns gerabe
ber gügellofefte, freiefte, uneingefdjränftefte
©ubjeftiöiSmuS beB „Spaziergängers" ntdjt
öertoebren; wir ftnb nach ibiu in golge un=
ferer phhfifdjen unb pfpdjifcben ffonftitution,
unferer ©rgiehung 2 c. im Rechte! „2Ber
foDte benn auch über bie SBürbigfeit ent*
fdjeiben?" „Der bl* Sßambo, ber ©rgbifcfjof
öon Seöilla, ber ©rgöifchof öon Rlaitanb,
ber Sßapft 2 c. 2 c.?" „ober ber bi'irre ©äci*
lienöetein?" Dafj biefem fein Urtbeit gu*
ftebt, ift flar; benn „in ibm herrfdjt ber
craffefte Dilettantismus, feine Rtuftf ift ohne
allen ©harafter 1 ), gemein, geiftloS, platt,
eine ©atpre auf alle mufifalifdje ©ramma*
tif unb ©hntaj tc."! Ratfirltdj — wer je
burcb eine cäcilianifcbe ffompofition begeiftert
unb entgücft, erbaut unb erhoben worben,
ober wer gar einen ffunftwertlj ihnen gu*
fcbrieb, wie nach oben ©rmähntem ßiSgt,
S3ülow 2 c., ber üerftebt a priori RidjtS!
„Rtan fann fld) ja, wie ber öfterreidjifdje
©efanbte in Rgppten an SlHeS gewöhnen!"
68. Reben ein paar ©efangbüdjer „für
alle Sefte beS ffirdjenjahreS (!), welche —
gang merfwürbig! — ©efänge unb 2J?elo*
bien enthalten, nicht Überfefcungen beS latei*
nif<ben DejteS ber bl* 3Wcffc (wäre baS fo
gefehlt?), welche ber Rnbadjt bei einzelnen
Rtefjtheilen SluBbrucf gu geben oerfucben, öon
ber Orgel begleitet (?) — unb einem ita=
lifcben ©efangSbudj, welches 1858 fchon bie
7. Auflage erreicht — hätte ©d). aud) g. 39.
RlobrS „©äcilia", welches ©efangSbudb 1887
') ®at ohne Gfjaratter— baS ift arg! loie ein
Sffietter, baS gar lein SBetter mehr ift!
fchon bie 20., „©autate" welches bie 30. Ruf«
läge hat, erwähnen fönnen.')
69. Die Rnltage, bafj nur „wenige
unter ben Daufenben celebrirenber ißriefter
bie aSor fchrift en beS Dt* SSaterS SßiuS V.,
©temenS VlLl. unb Urban VIII." in 39egug
auf bie ©eneralrubrifen ber ht* RMfe er*
füllen", ift als unbewiefen gurücfguweifen
unb nur bie fjolge beS leibigen ©enerali*
firenS.
70. Statt über bie ht- ©äcilia als $ro*
teftorin ber Rlufifanten (sic!) gu wifceln,
hätte ©cb. beffer gethan, wenn er g. 33. bas
ffirdjenleEifon ober bie Realencbclopäbie öon
ff raus nadjgefdjlagen hätte, bann hätte er
gefunben, bafj fte bem 2. (nicht bem 3.)
3ahrh. angehört, bafj fie fchon feit bem 15.
(nicht erft feit 17.) 3ahrh* mit einer Orgel
bargefieHt wirb, bafj eS recht gute ©rünbe
gibt für fte als SJJatronin ber ht. SWuftf.
71. Sßie fann man gang allgemein be*
haupten, bafj man „beim Ite missa est in
festis solemnibns nicht ernft ftd) öerhalten
fönne, wenn man nicht öon 3ugenb an baran
gewöhnt."? Sßo werben benn am ©rünbon*
nerftage (wohl am RHttWodj) StbenbS gur
ÜRatutin 13 ßeftionen, unter ben Sßfalmen,
nicht neben ben 15 Sßfalmen, baS Canticum
Moysis, gebetet? „Dagu fommen noch bie
ßamentationen, Dom ©höre gefungen!" „Unb
man fudjt nur ©eiftlidhe aus, bie fdjnetl
lefen fönnen!" SBenn ©ch- fich baS 33eifpiet
unter feinen fjreunben in ber Rähe gefudjt
hat, fönnen fte fich bei ihmbebanfeu! ßau*
ter Slnefboten unb Überhöhungen! ©dj. hat
im ©eneralifiren Diele $hntidjfeit mit Victor
Diffotl*)
72* ©ch* fchreibt: „Die fathol. ftirche
hat gur fffeier ber heit, ©udjariftie baS ©e=
nialfte ber SRuftf ihrer 3«it benfifct, bie
imittrenbe fßolpphonie" unb erwähnt (@. 106
bis 112), was in ber RHdjaelShoffirdje in
üftüncfjett „bem ftaunenbeit Sßublifum" öor*
geführt würbe unb wirb.*) $}ätte ©ch. nicht
ben ©runbfafe „caeciliana sunt, non le-
guntur“, fo würbe er gelefen haben, bafe
gerabe ber ©äcilienöerein unb feine ffapell*
meifter unb Dirigenten, für bie alten Rteifter
’) ®er2ejt beS Belannten Siebes „§ier
liegt t»or Deiner, nicht ©einer, 2Rojeftät — nicht
„baS 2Tug’", fonbem baS ^erj ju Dir, o ®ott!
erhöht".
2 1 Sgl. ©eine Yoyage an pays desMilliardsetc
’) ©iehe bariiber auch fei« erfte* »ber
gregorianifche CSefang"!
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Dr. S^afjjSntl „6ia SpajUtgang iurd) Me lit. Mnf.
93
unenblid) meijr getE»an haben! Safs burcf)
i^rc Sbätlgfeit „biefe gigantifc^en Schöpf»
ungen aus oergangenen 3 e iten" oft unb
gerne in guter, ja aud} in Dollenbeter SBeife
aufgefftfjrt »erben!
73 . S. 103: „Sie poetifdje mufifalifd)e
"Berberrlicbung ber einzelnen SC^eite ber bl.
Bteffe auf beut Gfjore ift ein muftfalifcber
Blumenftraufj, ber fld) aus ben einfachen
immer bfefelben bletbenben Boten bes ©toria
unb Grebo entmicfelt (ein §apbn ober Bto»
gart ©loria unb Grebo entmicfelt aus ber
trieft er Intonation!!) „ber Sßriefter, nadibem
er fein ©l. unb Gr. gebetet, fefct ftdt) an
ber Gpiftelfeite nieber unb märtet :c. — bas
8lßeS (biefeS Sifcen? biefe Gntroidlmtg ?)
ftnb ßicengen, bie eubtief» auch bureb bie
Congr. rit. papa consulto 10. Slpril 1883
ihre gefehlte Billigung erhalten paben!"
Sßefch neue Gntbecfungen für unfere ßitur«
giften! Unbegreiflid}, »ie man Solches unb
ähnliches fTreiben fann!
24 . XX. „Sie moberne SBt. unb ihre
Berechtigung". @. 112—121.
,,2Bir fübbeutfdje Slnticäctlianer Don
SreSben angefangen bis nach 3talien (füb=
beutf che?) herab mahlten unter ben Streben»
compofitionen bas Scbönfte ber flaffifdjen
Bteifterroerfe aus, bie felbft p. p. Bartölini,
bie Slompofitionen Don $apbn, Btogart, Ghe»
rubini u. 31. als ber Sirdje Dorgüglicb mür»
big empfiehlt."
Sem gegenüber bie cücilianifche Stnfchau»
ung fürs gufammengefafjt!
1) SaS 3bealfte unb Grfjabenfte ift uns
für bie SBt. ein funftnoU auSgeffihrter firdj*
lieber a capella-Gborgefang unb bamit be=
finben mir uns in übereinftimmung mit ben
größten Bteiftern ber Sonfunft, Satbolifen
unb Broteftanten, mit ber äfthetifdjen, bifto«
rifdjen unb liturgifchen SBürbigung ber SBt.,
mit ber Slnfdjauung ber Strebe, meldje nach
bem Ghoral in erfter ßinte bie polpphone
Bocalmufif guläfjt.
Um nur in Begug auf mufifalifcbe Sluto»
ritäten, melche auch @d>. imponiren, ein
paar gu ermähnen. — 8118 Btenb.elSfohn
als ftäbtifdjer Btufifbireftor gu Süffelborf
auch bte S2lt. in ben fatb. Sirchen gu bin»
giren hatte, erfaßte ihn heller 3orn über
bie bamaligeSnftrumentalmufif unb in biefem
Unmuthe griff er nicht nach ben bentfdjen
Bteiftern, Btogart, töapbn, fonbern er fudfite
nach Drlanbo, Baieftrina u. f. m. unb brachte
baS ©efunbene mit großer Begeiferung gur
Slufführung. „Gr mürbe eine Bteffe fompo»'
niren, bie allen liturgifchen Stnforberungen
entfpräche, ba es eine fold&e unter ben neueren
Grfdjetnungen nicht gäbe". Beethooen:
„Beine SBt. mfifjte nur oon Singftimmen
norgetragen merben, ausgenommen ein ®lo=
ria ober ein ähnlicher Seit — bepmegen be=
borguge ich Baieftrina." Shibaut, ben
Sch. felbft lobenb ermähnt S. 110: „Sajj
bie Bteffen Don t&apbn, Btogart, melch’ leb»
terer über feine ihm für Selb abgeprefjten
Bteffen felbft lächelte, leicht gefallen fönnen,
gebe id} gerne gu, meil fte Diel BaufdjenbeS
unb ©alanteS haben; allein ihr herrfdjeitber
Gharafter ift üppig, meltlid), mit einem
SBorte int eblen Sinne gang unmürbig; {ein
frommer fann baran ©efalten pnben, menn
er ältere Bteiftermerfe im reinen Sirchenftil
fennt." B. SBagnerS Slnfldjt — ®ef. Sehr.
1871 II. 337 — ift befannt. Bgl. Mus.
sacra 1875, S. 58.
2) ©runbfäblid) ift ber Gäc.»Berein nicht
gegen bie 3nftrumentalmupf, um baS gunt
hunbertften Btale gu fagen; nur muf fte fo
befdjaffen fein, 3) mie fie in bem Regola-
mento geforbert, maS auch ©dl. anerfennt.
Sa nun aber 4) bie meiften Sompofitionen
t&apbnS unb BtogartS nicht fo ftnb, fo an»
erfennt fte (biefe meiften) ber Gäc.=B. nicht
als „mürbige", maS auch ©<b- thun mufe,
menn er fonfequent fein mill. 3tn Übrigen
Dermeife ich auf 2BittS Streitfchrift § 13
„Btogart unb $apbn". SBaS an biefen Som»
pofitionen SBeltlicheS unb SheatralifcheS, ja
©emeineS unb SrlDialeS (flehe bei SBitt bie
Beifpielel) ift, bleibt eB trofc ber berühmten
Barnen! übrigens mo ftnb bie Gljöre, melche
bie befferen Sachen Don $apbn, Btogart,
Beethoben auPbren fönnen? Siehe oben
unb SSBittS Streitfchrift. S. 40.
75. S. 116. „3m erflen Stabium ber
djrtftl. ftirche ftanb ber Briefter an ber Spifce
ber ©läubigen u. f. m. f es feierte Bolf unb
Btiefter baS euchariftifche Opfer gemein»
fcbaftlid}" — ja, gedieht benn jefet baS
nicht mehr? Bgl. ben SatechiSmuS! „Spä»
ter maren eS 8lfolpthen, melche bie Btitfeier
übernahmen" unb bie Siafoneit unb Sub»
biafonen? 1 ) „Btft Beenbigung beS 8lbenb=
mahlftreiteS 1040—80 entftanb bie fefte
Drganifation (?) ber fath. Strd}e, mie fte
im SBefentlidjen noch heute befteht." „SMein
') SJgt. P. MmbrofiusS Kiente „2)a8 £>orf)amt
©tegot beä ®r.", ein liturgifcbeS 3Mt5iIb nach Dem
ordo romanus.
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Anzeigen, Btfprtilnitgtn, fritiktn.
9> l
'(trofe biefec Drganifatton?) würbe ber ©ho*
ralgefang bodj monoton K.l" 2 x 2=41
Adeln ßanbeljut ift eine fööne ©tabtl?
76. „Sßemt bie Sßfalmen eilfertig Dor*
getragen werben, bie Orgel ununterbrochen
bubelt" ober fonft bie ®efefee ber töfthetif
unb ßlturgif nicht einge^atten werben @. 117
— fo ftnb „biefe tjlftorifdjen 2^atfa<hen*
tabelnSwerth unb „feine Beränberuitg ber ßi=
turgie" wie <Scfj. meint, welche biefetbe „mit
ber fortfcbreitenben 3 e ^ erfahren mu&te."
©ntfcfjnlbigung ober ®runb: „Oa8 ®efil£>[
be» jefctgeit ©panier», 3ta(ieuer», Oeutfdjen
ift ein tebenbigere», rafchere» geworben."
Unb ba§ helfet man ftatt ©chlenbrian unb
hubierifcher ßieberlichfeit „äftthetifdje, reif*
gtöfe Stimmung unferer 3eit" I ba» fiitb bie
Anfichlen ber „poetifchen Barthel"!
77. „SBelche »ift bie richtige?" „ffiir
forbern eine fatholifcfee, wenigften» chrifeiiche
Sfompofition (ein paar ©eiten oorher fchreibt
©$.: 3ebe Äompofttion für ben ©otteSbtenft
ift eine wfirbige, bie au» bem fcerjen eine»
genialen fatholifchen ftirchenfomponiften her»
»orgegangen ift.)—@E>aratter (roelc^en?), geift»
reiche richtig ftitgenbe Befeanblung be» Oe£te»
(felbftoerftänbtkf)!), Einheit in ben ©ebanfen
muftfalifcher Sprache (fofl ba» heifeen: 3 uer f*
mache bie 3Jluftf,bannfefce ben Oejt bar unter?),
felbfeänbige, fftcfeenbe Befeanblung ber ©tim«
men, charafteriftifche Befeanblung 1 ) ber 3«'
ftrumente, bie nicht blofe a(» Begleitung wir*
ien (Dgl. Art. 2 be» Regolamento!) @8
fmb ba» im Allgemeinen ©runbfäfee, welche
auch ber ©äcilianer acceptiren fann — wa¬
rum alfo gar’fo böfe gegen biefe „ffafte"?
Auch wir „perhorreSdten ade» ©enie* unb
©eiftlofe unb ©emeine, alle Oilettanten=©cfeü*
Ier*ArbeltenI" Bgl. obenl
7$. Oer „©pagierg&nger" fdjUefet mit
grofeer ©mpfeaje: „ßiturgiel bu mit mfefti*
fchem Scheine Don frötnmelnbent ftochmutfee
umhüllte» SEBortl* Orofc be» hohen Alter»
ift ber $err Afabemifer wie hier, fo fonft
auch nicht feiten fehr ftarf im groben ©e-
fcfeüfce. Oie Oaufenbe Don ©äcillanern, ba*
runter Sifdjöfe unb Oomherren, ©eiehrte unb
Äünftler ffinnen fich bebanfen für biefe» Epi¬
theton ornans! „ftlingt e» nicht wie eine
bittere ©eifere, wenn ber ©äcilianer bei jebem
Orompetenftang „felbft gerechtfertigt* feine
Augen Derbrefeenb über bie fünbhafte liturgifdje
') ®gl. Mob. sacrs 1877, ©. 132: „$jebe$ 3 n:
ftrutnent muh nach feiner Statur befeanbelt werben
aber es mufj ganj roegbteiben."
Berfommenfeeit jammert unb ade» frifche ße*
ben, ade mufifaiifchen Snftrumente als „uns
Würbig" erfiärt" „bagegen 3afer au»3afet ein
ben 150. Bfohn fchreit" 1 Oarauf golgenbe»!
1) ©rflärt ber ©äcilianer nicht bie 3n*
ftrumente a(8 unwürbig;
2) gibt e» „ein frifcfee» ßeben auch ohne
3nftrumente*;
3) welch eine unwürbige, Derlefeenbe Oar=
ftedung: „Oer ©äc. fdjreit im fßriefterchore
au» Doder ©ruft bem betenben ©olfe ju:
ßobet ben $errn unter ^örnerfdjad jc!
4) Auch ber Bicht*©äcllianer betet biefen
Bfalm — wo finb benn im anti*cäctl. ßa*
ger „bie Warfen unb ©itfeern, bie Beigen unb
Schalmeien unb hedflingenben ©hmbeln* ? ©o
Wirb woh( auch für ihn ber 150. Bf- Wie
„eine bittere ©atfere ftlngen"!
gaffen wir nach biefer ©eurtheilung be»
Buche», welche übrigen» auf Bodftänbigfelt
feinen Anfpruch machen fann, bie $auptfa<he
jufammen, fo mufe eine rein fachliche/ sine
ira et studio unternommene ftritif an bem
Buche ©cfeaffeäutl» tabeln 1) ben Blangel
an Oeutlichfeit unb SHarfeeit, ja fogar bie
nicht feltene UnDerftänblicfefeit in ber Begriff»*
beftimmung unb Au8brud»meife, *) 2) bie bäu*
ftgen Sßieberholungen oerfdjiebener ßieblingS*
3been, Derurfadjt houptfäcfeticfe 3) burdj ba»
gehlen einer orbentlicfeen OiSpofition be»
©toffe»; 4) bie unbegrünbete ©eueraliflrung
einzelner Borfommniffe unb Oh a tf a( h e n in
Berbiitbuug mit ungerechtfertigten unb be*
leibigenben Übertreibungen;*) 5) bie Dielen
oft miberlegten unb immer wieber borgebrach*
') Unter ben vielen »eifpielen, welche bie <£on*
fufion beS Sucres befunben, fei folgenbe ©teile auf
©. 118 angeführt, beren (Sffelt unübertroffen ijk:
„ba ftch, @|treme ausgenommen, über bie Söürbtg*
leit einer Äirdjenlompofition leine fpejieHen <Se*
fe|e geben laffen ac.; ba bie Urteile.. abljängcn;
ba bie SWuftI.. erfreuen unb ergöfcen unb barauf
jur ^nbac^t ftimmen fotte, fo barf ber ©ottcS*
bienft beSfjalb rtit langtoeilig roerben."
*) »gl. baju eine (bie 3.) Slotij aus ben fjlieg.
»lüttem SBittS 9to. 9 unb 10 1887 0. 92. 2)ie*
felbe lautet*: SluS einem »riefe: 3n ben Serien
lam ic^ mit 2 ^räparanbenleljrern jufammen. 3)aS
Gfefpräd) führte uns auf jene gebruar=©ifcung 1886
ber baperifcben Slbgeorbnetenlammer, n>o ber (5ul^
tuSminifter mit ®mpl>afep gcftü^t auf feinen ©e*
. töäfjrsmann »rofefforDr. ©c§af^äutl, erllärte: „9Cbt
»ogler braute täglich — id) fage täglich 12 ©tun*
ben an ber Orgel ju unb ein ^ßräparanbenf^üler
in 2 Sauren 13 ©tunben!" 2)er eine ber §erm
berechnete mir nun an ber öanb feines ©tunben*
planes, ba^ fieser ein Sßräparanb (beS 2. unb 3.
(SurfeS) ohne bie fiehrftunben auf 60 ©tunben jur
Übung im ga^re, alfo in 2 Sauren auf 120 ©tunben
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J|. «eiermaa«: Ott «»Btrapaakt.
ten SSorurtßcUe unb fallen fßorftelluttgen,
namentlich über bie Stele tntb Senbengen beS
©5ctIien*ä)ereineB; 6) bie Berleßenben (Schlags
Wörter unb Bott ungehöriger ©ereigtßeit 3eug«
nife gebenben SSegeicßnungen; 7) bie Bielen
hiftorifdjen Überleben unb ftörenben unricß*
tigen Angaben; 8) bie häufigen äfthetifdjen
unb funfigef<hi<htttdi>en Srrtbütner; 9) bie gabt»
teilen liturgifcßen Söerftöfee, überhaupt ben
Mangel an einem objeittBcn liturgifcßen ttr*
tbeile unb an einer höhnen ibeaten Stuffaf*
fung ber Cat^ol. feierlichen Siturgie; 10) ben
ÜRanget an pofitiBen wiffenfdjaftltcßen ober
praftffdjen fftefultaten, welche au8 bem Suche
gu gewinnen wären; baher eB auch fornrnt,
bah nicht irgenb ein in biefem Suche befpro*
ebenes ^henta es tft, worüber man nicht an*
berSWo eine Biel beffere Belehrung, ein Biel
richtigeres. Urtbeit, eine flarere ©rfenntnijj
betommen würbe. Sie reiche äfthettfdje, ^ifto=
rifdje, liturgifdje unb bibltographifche Site*
ratur feit 20 fahren fcheint Jörn. SJJrof. ©d).
Boüftfinbig unbefannt geblieben gu fein.
ftanb»but Jl. SSfctttet.
$. SBellermann: J itt apttttftf.
UL Stuft. Serlin. Setlag Bon 3ul. Springet.
Sie etfte Sluflage biefeS ffierleS etfehien im
3aßre 1863; nach 15 3°h*en lam bie bebeu*
tenb umgearbeitete unb oermebrte 2. Sluflage,
Welcher nun nach weitem 10 fahren bie britte
folgte. 3m Sorwort jur II. Sluflage ertlärt ftch
ber BerbienftBoQe Serfaffer mit bem (Erfolge feiner
Strbeit aufrieben: „bem» bie ©runbfäße, bie er
in ber Äunft oertritt, finben ßeutautage nur in
engeren Greifen Bolle Buftimmung. Stenn alfo
bennoch eine aweite Stuflage nötig würbe, fo »ft
baS ein unoerlennbareS bah biefe Steife
an Umfang nicht abgenommen haben" — unb
baS Grfcßeinen ber KL Sluflage bürfte bie Sin«
nähme rechtfertigen: „bah biefe Steife nicht nur
nicht abgenommen, fonbem fogar augenommen
haben."
SBeltßeS ftnb nun bie ©runbfäße, welche bm
SJetfaffet bei Slbfaffung biefeS SebrbucßeS geleitet
täme; ber anbere oerficherte mir, bah bei ihnen
ein Schüler befl 2. unb 3. GurfeS (ohne Sehrftun«
ben) auf 80 übungäftunben lomme. Übrigen« habe
ich mich perfönlich fibetjeugt, nie an manchen $rä«
paranbenfchulen nicht blofc ber eine ober anbere
^rbparanbenfchüler, fonbem mehrere gang gewanbt
ben Choral begleiten ober33ad)'5ugen fpielenlönnen.
SBenn roirllich fo ein Schüler bloß 13 ©tunben in
2 fahren auf bie Orgel forntni, bann müffen bie
Seßrer §ejetttneifter be« Drgelfpiel« genannt toerben.
haben? Gr feßt fie in bemfelben Sorwort htA
auSeinanber: „©efang ift tbptbmifch unb bar«^
monifch georbnete Sprache... Sie rhptbmifchcn
unb harmonifchen Sßerbältniffe, welche in ber
3nftrumentat»2)turit burch äußere Hilfsmittel et«
geugt werben, fteüt ber SKenfcß im ©ejange burch
feinen eigenen Sörper, b. h- burch feine Stimme
bar. ©eht hieraus heroor, baß ber ©efang bie
©mnblage, wie ber Urfpmng aller ÜJluftl ift,
fo ift augleich babutch bie natürliche ©renae für
jene Sßerbältniffe geaogen.... Sa$ Stubium bet
SluftI hat bemnach unbebingt mit bem ©efange
au beginnen. Sie einfachften unb natürlichften
Serhältniffe bet fiunft müffen auoörberft grünb«
lieh lernten gelernt unb nach allen Seiten hin
burchfotfcht werben. Stuf barmonifchem ©ebiete...
gefchieht bieS burch baS Stubium ber biatonifdjen
Sonleiter, bie nicht nur in unferm Sur unb
SM, fonbem auch in ben oerfdjiebenen DltaBen»
gattungen ihre reichen formen hat. — Sin jene
3*iten, in benen bie SJhtftl fuß in ben ftrengen
©efeßen reiner Siatonil bewegte, ift bähet unter
allen Umftänben baS Stubium bet harmonifchen
SJerhältniffe anautnüpfen . ..."
Siefen ©runbfäßen entfpricht benn auch bie
Slnorbnung beS SeßrgangeS nadf bem Grad tu
ad Parnasstun Bon 3°f- tfu| (f 1741 au
Stirn). Ser eigentlichen Sehre Born Gontrapunlt
geht eine ßöchft interejfante, Bon grünbiieher
SBiffenfcßaftUcßleit aeugenbe (Einleitung Bon neun
Kapiteln norauS, Bon benen bie Slbhanblungen
über bie Schlüffel, bie Sonarten, bie Stelobie
unb über bie Ginrichtung beS ScßluffeS in ber
SWenfutaltnufil für bm praltifcßeu Gontrapunltiftm
überaus wichtig ftnb, ba auf bem grünblichen
Serftänbniß berfetben aüeS Sacßfolgenbe ftch auf«
baut. Siefer Ginleitung folgt bie Sehre oom einfa«
<hen Gontrapunlt mit ben ©efeßen ber Bewegung,
bem awei«, brei« unb oierfthnmigen Säße, inbem
immer einer in gleichmäßig langen Soten ftch
bemegettben Slelobie (Cantus firmus) eine aweite
in ebenfolcßen, in lüraent ober in gemifeßten Soten
(Gontrapunlt) entgegengefeßt Wirb. Sie feßeinbat
beengenben Siegeln gtünben auf feßr feinfühliger
^Beobachtung unb Grfahmng aum 3»ede einer
fchönen, fließenben Stimmfübrang unb eineS ben
gorberungen ber Sleftßetil genügenben ©efangeS.
GS fei in biefer Hinftcht beifpielSweife auf bie
Slnmenbung beS GinllangeS ober ber Quinte gwi*
feßen am et Stimmen, ober bet Cambiata, ber
SBecßfelnote ber Sitten oerwiefen, wobei burch bie
Slrt unb Söeife beS Stimmenganges fonft ftrenge
au beaeßtenbe Segeln aufgehoben werben. Ober
man betrachte bie Segeln über bie Stnwenbung
gemachter Soten im Gontrapuidte! 3Bie natür«
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96
An)ti<jett, ßtfprtdjtttigctt, ficiithttt.
lieb fangbar unb bic Gleganz bcr SJtelobie för*
bcmb ift bic Xenbena bcrfclben! SaS ©ebeimnijj
ber Schönheit liegt in ben ©efefcen für bic rbptb=
ntifdje ©cftaltung bcr SDtelobie, iq ©erbinbung
mit ber tonifeben Seite, b. b. ben in ber Gin*
leitung behandelten Siegeln über bie erlaubten
3>nteroade.
m einer turzen ©ebanblung beS 4ftimmi*
gen, gleichzeitigen GboralfapeS unter aüSreicben*
ben SJtufterbeifpielen in Derfcbiebenen Tonarten
unb XranSpofttionen fchliejjt ber erfte Xbeil beS
SBerteS.
Ser ameite Xbeil bebanbelt bie gmitationS*
formen: bie Stachabmung überhaupt (mit bem
mistigen fiapitel über ben Xrugfcblujj), bie ein*
facbe guge (in ben Sircbentonarten), ben boppel*
ten unb mehrfachen Gontrapunlt unb bamit auch
bie Soppel» unb breifacbe guge, ben Ganon, ben
mehr als Dierftimmigen Safe, bie Xeytunterlage;
enblidj reibt ficb noch ein Äapitel über bie Seant»
toortung beS Xbetna’3 in ber mo ber neu guge an.
Sie ffiicbtigleit biefeö XbeilcS unterliegt toobl
feinem 3tücifet. GS ift auch natürlich, bafi bie
gugenlebre ben größten Slaum biefeS XbeileS
für ficb in Slnfpruch nimmt. Sie Siegeln für
bie Seanttoortung eines gugentbema’S mögen für
ben erften Slugenblid frappierenb toirfen; aber
bei ruhiger Prüfung unb Ueberlegung ift baS
©erftänbnijj berfelben nicht febtoer, unb bie Sin*
eignung berfelben betoabrt ben Schüler Dor plan*
lofen unb jeitraubenben ©erfueben bei gertigung
Don gugen. SefonberS förberlicb für baS ©er*
ftänbnifj ift bie in ben beiben neueften Sluftagen
angetoenbete ©ezeiebnung non SJlelobie unb Stach*
abmung, ober Sbema unb Seanttoortung bureb
bie ©uibonifeben Silben in ber SBeife, baj$ fo*
toobl Sbema als Stachabmung mit benfelben Silben
bezeichnet toerben, fo bafj beim erften ©lief Har
ift, ob ber für bie genaue Slacbabmung entfdjei*
benbe £albtonfcbritt (mi-fa) auf bem rechten
©lafce ftebt ober nicht. — ®om hoppelten Gontra*
punfte wirb mit Siecht ber ber ÖEtaöe, bann
jener ber Sezime unb ber Suobezime bebanbelt,
ba ja biefe brei Slrten für bie Äompofttion mehr
als auSreicbenb ftnb, befonberS toenn beren Übe*
mate fo erfunben finb, bafj ihre Umfebrung nicht
nur in bem einen, fonbern auch in einem anbem
ber genannten gnteroaüe möglich ift.
Sie Sehre Dom Ganon, ben ber Slutor
„bie naefte Slacbabmung" nennt, zählt itoax
bie bloßen Sünfteleien auf, toozu biefe gorm
fo vielfach benüfct mürbe, fteßt aber bie Slrt unb
SBeife, toie jte bie SJteifter beS 16. gabrbunbertS,
ein ©aleftrina unb ©ittoria Dertoenbet, als bie
toürbigfte unb nachabmenSmertbefte bar. 2lUe bie
genannten gönnen, fo toie bie barauf folgcnben
©elebrungen über ben 5—ßftimmigen Sah ftnb
mit auSgemäblten SJtufterbeifpielen auS bem Gra-
dus ad parnassum Don gup, auS Äompofi*
tionen Don OrlanbuS SaffuS, ©ittoria, ©aleftrina,
©oubimel ober Dom Slutor fetbft belegt, fo baft
baS SBerl in ber Xbat allen fritifeben Slnfotber*
ungen an ein Sefebuch Dodlommen gerecht toirb.
SUIerbingS toerben in biefent Suche bem Äunft*
jünger Diele Sefcbränfungen auferlegt; bdfür aber
lernt er fangbar, ftimmgereebt zu fontponieren. GS
gilt hier, toaS ©ufjler in ber Ginleitung zur Sehre
toom ftrengen Sape fdjreibt: „ Sotoeit bie Siegeln beS
ftrengen SafceS „toidfürlicb", ben ©etoobnbeiten
beS gegenwärtigen SJlufütreibenS toiberfprechenb
erfdjeiuen, bat bieS feinen ©runb in ber päba*
gogifthen Slotbtoenbigfeit, ber ©bantafte Schranten
aufzuerlegen, bis fie binreichenb erftarft ift, um
ficb im Scbranfenlofen ohne ©efabr betoegen zu
fönnen." gemer: „2Beit entfernt, ber ©bantafte
fchäblich zu fein, ift bie ftraffe 3udjt biefer Sehre
oorzüglich geeignet, fie (bie ©bantafte) zu um*
faffenben Seiftungen oorzubereiten. © e f ä b r I i cb
aber für bie ©bantafte unb in ben meiften gälten
Derb erblich ift baS ©ermifchen ber SiSziplinen,
baS §in* unb ^erfpringen Don einem Sebrgegen*
ftanbe zum anbern, zu ©unften einer fpielenben
unb tänbelnben UnterricbtStoeife." Saber ift eine
grünblithe Schulung in biefer ftrengeren Sah*
toeife für ben angebenben ©ofalfomponiften un=
entbehrlich. Slber auch bem Sirigenten unb jebem,
ber ficb eine mehr als getoöbnliche ©ilbung in
ber SJtujit aneignen toid, ift baS Stubium gerabe
beS SBerleS DonSedermamt bringenb zu empfehlen.
Senn baS ©erftänbnijj ber Slrt unb SBeife, toie
unb toarum unfere Älaffüer gerabe nach biefer
Schule arbeiteten, bie ©ebeutung eines SbemaS
unb feiner Sachführung, bie SluSftibrung eine'S
©ebanfenS burdj mehrere gnbioibuen, bie leben*
bige SBecbfel* unb ©egentoirfung in ben Smita*
tionSformen, bie Giumütbigl eit ber nach*
abmenben Stimmen unb bie Ginbeit beS ©anzen,
bie ©ebeutung beS Gin* unb SlbtretenS ber ein*
Zeinen Stimmen unb Dielet anberer ©unfte, toelche
auf richtige Sluffaffung unb SBiebergabe eineS
polppbonen SonftüdfeS Ginflujs buben, alT biefe
©unfte lamt ber gebilbete Sfluftfer unb befon*
berS ber Sirigent folcher Xonftüde nicht entbehren,
toenn er nicht bem 3ufade, ber SRanieriertbeit,
bem unzeitigen unb unglüdfeligen ©erfünfteln,
turz, einer falfchen Sluffaffung beim Stubium unb
ber Sluffübrung fontrapunctifcher SBerle Derfaßen
toid.
Ser Umftanb, bafe ©edermann’S Gontrapuntt
in ben fogenannten „Äirchentonarten" ficb betoegt.
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3ar Iritik übtt fiitttr’s StnMt jum Ätabal maitr.
97
macht ba# Such für ben tnobernen Äunfthefliffenen
fcurchau# nic^t überftüffig; benn man bat biefe
Jemarten wieber bodjfdjäfcen gelernt, wie ben
(Sboral unb bie pothbbonen Gompofttionen be# 15.
unb 16. 3abrbunbert§. Sluferbem ift biefe#
Such für bie »olale Gompoftticm mit felbftänbig
geführten Stimmen ein bis iefct unübertroffene#
SBerf, für weitere 8lu#hilbung grunblegenb, für
ben gebilbeten Sftujiler unb Dirigenten aber au#*
reichenb, weil im SBefen mit ben «formen be#
mobernen Gontrapunfte# übereinftimmenb. Der
^Beantwortung be# Dhema# in ber mobernen «)uge
ift übrigen# am Schluffe be# SEBerle# eine eigene
Slbhanblung gewibmet.
9tegen#burg. SRtdf. Raffer.
3ut Äritif über Sitter’# Stubie jum
Stabat mater.
Obgleich ju ben eifrigften Sefem be# Aachen*
mufitalifdjen ^ahrbuche# jüblenb, wirb e# 3bnen
»ietleicht befrembenb erfdjeinen, wenn ich erft
jefjt baju tomme, einige Starte }Ur itritil im
3abre 1886 be# fiirchenmuftlalifchen Jahtbuche#
über Sitter’# Stubie jum Stabat mater nicht
hn abwehrenben, fonbetn nur im ergänjenben
Sinne *u fagen.
Sitter’# Stubie, feitbem au# bem Serlage
»on Seih in @. ©rünbet’# SWuji! * Setlag ju
fieipjig übergegangen, erfchien juerft im Jahr¬
gang 1882 be# Slufilalifchen Gentralblatte#;
nachbem biefelbe barin beenbet, fchrieb ich an ben
Serfaffer, baß er bie auf Seite 90 in ber Sin*
tnetfung angeführten fiompofttionen be# Stabat
mater nicht aufgenommen habe, ia, baß ich »och
int Stanbe wäre, ihm eine ganae Slnaahi non
Aompofitionen mitautheilen. 6# entfpann ftch ein
Sriefwedjfel, ber au einem Sefudje führte, ben er
mir gelegentlich einet Sabeteife im iSDtai 1884
unb mieberholt 1885 machte. Durch mein ihm
gur Serfügung gestellte# Staterial oeranlaßt, war
er SBillen# eine Umarbeitung feiner Stubie oor*
junehmen unb felbft eine jweite Auflage au rer*
anftalten, al# ihn ber Job überiafchte unb baran
»erbinbette.
Die nachfolgenben Beilen füllen bemnadj nur
biejenigen fünfte berühren, welche ich burch Jahre
lange jforfcbungen au ergänaen in ber Sage bin,
um berufeneren «febem SDiaterial an bie $anb
au geben.
ad 5. (pag. 80.) Da# St. m. »on 2B. 3.
Gtnmerig, nidht (Emmerich, ift für 4 Singftimmen
mit Begleitung »on Reinem Dreh, unb erfchien
1819 bei Sotter & Söhne in 3lug#burg.
ad 8. (pag. 81.) firauntfcble ift allerbing#
§aberl, St. 3R. 1888.
cm 2>rucffeblcr unb foll Äramutfdjte beiden. SGBo«
ber Sitter biefe Rotia bat, meib ich nicht, —
nur erinnere icb mich, bab Oerfcbiebentlicbe ©c«
fangtomjmfttionen Oon Äramutfcbfe in ben fünf*
jiger $abnn in ber 3)omfircbe au ©re«lau auf«
geführt mürben. 3<b interreffirte mi(b bamal« nur
für ben aufjergemöbnlidjen Ramen be« feitbem
oerftorbenen £errn, toeil er in bemfelben §aufe
moljnte, in meinem ich meine Wufitftubien machte.
Weine — nach ©rfcheineu ber firiti! im Sirchen«
mufttal. 3^^u(be — in ©re«lau angeftrengten
^Bemühungen, etma« über ba« ©orbanbenfein eine«
Stabat mat. non Äramutfchfe au erfahren, fmb
erfolglos geblieben. 1 )
3)a« St, m. non W. Seutfcbmann ift für
4 Singft. unb Drg., Viola & Voll, ad üb.
unb in 2lug«burg bei Söhnt erftbienen.
2)a« St, m. non ßbmonb 3)uOal ift für 2
Sen. unb 2 ©äffe mit Begleitung ber Orgel unb
ift bei ©cbott in Warna erfchienen. 3)uool geboren
22. Sluguft 1809 au ©ngbien im §ennegau ift
ein Schüler oon geti« unb Slbbe 3unffen. @r
febrieb ou^er anberer Äircbenmufi! eine grobe Sin«
saht liturgifcb s mufi!alifcber SEBerte; unter Slnbem:
Gradnale romanum juxta ritum sacro-
sanctae romanae ecclesiae; — Vesperale
romanum, cum Psalterio ex antiphonali
romano fideliter extractum; beibe Wedeln
1848. Manuale chori ad decantandas
parvas horas; Wedjeln 1850. Processio-
nale ritibus romanae ecclesiae accomo-
datum; Wecheln 1851. Rituale romanum
Pauli V. etc.; Weddeln 1854.
$a« St. m. oon 3of. fieberer erfchien, nach
©erber'« neuem fiejriton, 1780 in Ulm bei SöBobler.
2. geb. 1733 ju 3i*nttt«baufen in SEBürttcmberg,
ftarb al« Chorherr be« Sluguftinerorben« unb
$rof. ber Rheologie in bem St. Wichaelöflofter
3 U Ulm 1796. @r fomponirte eine grobe 3ln«
jahl Weffen unb anbere Äircbenmuftf für 2anb»
lireben unb grauenflöfter.
ßin Stab, m, Oon ©. oon Wuel tenne auch
ich nicht; e« lömtte hier ebenfall« ein 3)rudfehler
oermuthet »erben unb oielleicbt Rue (Pierre
de la) heiben foDen. ®ocb pabt ba« Sitter biefe«
Äomponiften in bie Reihenfolge ber auf pag. 8
(bei Sitter) ermähnten nicht. Ueber ba« 5 ftirnm.
St. m. oon Piere de la Rue ftebe Slmbro«
Wuplgefcbicbte II. ©orrebe XIV u. III, p. 393.
3)a« St. m. oon 2h. ©ouoty für 3 Soloft.,
®hw unb grobe« Drcbefter gehört mehr in ben
Äonaertfaal al« in bie flircbe, unb mürbe ben
11. SJlärs 1878 burch ben 6äcilien*©erein in
*) Siehe bie Rachfchrift ber Reb. S. 100.
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ABjeigtn, fitfpredjMngcn, Antiken.
SBielbaben jum erften SRale auf gef ü^rt; feitbem
ift el bei 93. ©tnff hn ©rud etfd^icnen.
®a8 St. m. von 2. SRolitor ift öftimmig
unb bei galtet in SRüncben erf(bienen. SR. geb.
12. 3«Ii 1817 ju 3®eibrüden ift jur 3«t Ober»
lanbdgericbtlratb bafelbft.
ad 14. (pag. 55). @8 mujs bott moljl
beiden: Flammis orci ne succendar unb
nicht: arci; bie8 Wäre bet ©rudfebler. ©et ©ept
meicbt an biefet ©teile non bent fonft üblichen
ab, unb fotoobl in betn Älaöier»SluSjuge Don
©cbletterer, 3Bolfen6üttel bei ifjolle, a(8 in bem
bei ©imrod in 23 erlin etfdjienenen unb in bet
©artitur*31u8gabe biefe8 St. m. »on $<Utbn,
2 eip 3 ig bei ©reitlopf u. §ärtel, beifst bet ©ept:
Flammis orci ne succendar;
Per te virgo, fac defendar
In die jndicii.
3n bem SRotenbeifpiele p. 55 et flagellis
(bei ©itter) fteben bie ©aftftricbe falf<b, fte ftnb
fämmtticb um 2 Viertel fpäter ju fepen.
ad 15. @8 ift »obl ni<bt }u bejtoeifeln,
bafi ©itter biet Slgoftino ©teffani meint, ©a
biefe8 St. m. auch nicht gebtudt ift, märe bie
Sioti) bei ©brpfanber: £>ünbel I pag. 350 biet
toobl am ©laj}e: „bil e8 gebtudt ift, oitb e8 mit
(©htpfanber) ein ©ergnügen fein, beutfcben @e*
fangtereinen eine tintige Slbfcbrift ju oermitteln."
3cb führe noch eine SInaabl Don Äompoft»
tionen be8 Stabat mater an, bie bei 23itter
fehlen, jebenfatll abet bei einer Uebetatbeitung
feinet ©tubie auf ©erüdfubttgung Slnfprud) machen
bütften.
©on:
3hnbtol, 31. SB., ftebe Säcil.»Äalenber 1877,
pag. 62 (noch ungebrudt).
Slmalie, SRaria, griebrite, Slugufte, ©rinjejfin
Don Sacbfen, geb. 1794, + 1870, befinbet fidf
auf bet Äönigl. ©ibliotbet in ©reiben.
Slgnelli, Saloatore, geb. 1817, ftebe Siietnann
3Rufit*2ep.
9ourgault«©ucoubrap, aufgefübrt im Con*
cert spirituel Don ©albeloup am ©barfreitag
1874. Signale 1874, pag. 343.
©arafa, SRicbael, + 1872, ermähnt in 3tie<
mann’8 SRujif«2ep.
©occia, Garlo, f 1873 ju SloData; ermähnt
in ©onger’l Som>erfationl*2ep. bet ©ontunft.
S8laoa, fjilarion, aufgef. b. 21. Ott. 1883 in
ber ©eterlfircbe in Sömen. cf. Sign. 1883,
N. 30, pag. 474.
©on 4?ilarion 6., geb. 1807 3 U ©urlaba,
+ 1878 au SRabtib, mat erft Sänget unb fpäter
Äapellmeifter an bet flitcbe ju ©ampelona, unb
nacbbem et bie ©rieftermeibe erhalten, flapeH»
meifter in ©eoiDa. 1844 nach SRabtib berufen,
mutbe er ©irectot bei ©onfetDatoriuml, bet
Sättigt. flapeDe unb 3 um ©räfibenten bet muftlal.
Slbth- ber Slabemie ernannt.
Stt, Äalpar, fcbrieb aufier bem auf pag. 81
bei St. 3abrb. ermähnten St. m. noch 3 ®ei
acbtftimmige, »eiche fidj in bet ©ibliotbet bet
6t. 3RicbaeKI«§oftir<be 3 u SRüncben beftnben.
gup, 3- 3-, rin St. m. für 4 ©ingftimmen,
2 ©iol. unb Orgel befinbet ficb in ber Ägl.
©ibliotbet 3 u ©erlin (flöcbel, gup, St. 267),
ein anberel für 4 Singft., 2 SJiol., SJiola,
Gomett, 2 ©of-, gag., ©cd., ©afj u. Orgel
befinbet fi<b in bet taif. ^ofbibliothet 3 U SBien.
(ftöcbel, gup, St. 268.)
©ounob, ©barlel. St. m. mit Otcb., ermähnt
in Siiemann’l 3Rufit»2ep.
©rua, ifjaul (1764—1833), fcbrieb 3 St. m.,
ermähnt bei fRiemann.
$affe, ©.31. 3of. fjapbn fagt in feinet auto«
biogtaphifcben ©ti 33 e, melche et 1778 für bal
gelehrte Oefterreicb fcbrieb: et 3äb(e unter
feinen (§affe’l) Dom aQgemeinften ©eifall be«
günftigten Sompofttionen bal St. m. auf unb
füge bei: et habe Don einem guten greunbe
bie $anbfcbrift bei bamall in SBien meilenben
großen ©ontftnftlerl Jpaffemit unoerbientenfiob*
fptücben batüber erhalten. Gben biefe §anb>
fdjrift »erbe ich 3 eitlebenl mie ©olb aufbe-
mähten, nicht bei 3nbaltel, fonbetn eine! fo
mtttbigen SRannel megen. (Sammlung mufÜ.
©orttäge St. 21/22. pag. 314. ©obl: §apbn
I. p. 382.)
$anff enl, ©barlel, Souil, 3ofeph (bet ältere),
für Solo, ©her unb Dtd). erfebten 1869 in
©tüffel, unb mutbe auf bem SRufilfefte ba«
felbfi ©nbe September 1869 3 um erften SRate
aufgeführt. (Sign. 1869. p. 794.)
§unt, Dr. SB., für Solo, ©hör, ©ianof. unb
Harmonium, mürbe unter Seitung bei Äomp.
am 14. ÜRät 3 1887 in einem geiftlicben ©on»
cert in ber ©tabthade ©irlenheab 3 u 2toer*
pool aufgeführt unb erfebien feitbem bei Sto»
Detlo in 2onbon. (the musical Times.
Slprilheft p. 220.)
3Unlti, 3ohann ©tanillaul, ©raf, geb. 1795,
ermähnt in ©iemann’l 3Rufil»2ep.
2afful, Orlanbo, fein St. in. ift 8ftimmig,
für einen hohen unb einen tiefen ©hör, fiebe
batüber ©äumter: Orl. 2. pag. 68.
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Knr fritik 8bec Aitfor’t Ätubie ;nm Slabaf maltr.
99
£ignioil(e, SKatquiS Don bittet p. 7),
meldfeS Slojart ftd) eigenbänbig abftbrieb (Kö«
djeI p. 523 unb 3®bn IY p. 825), mar
im Katalog 9b. 43, Sept. 1885, oon 2iep»
mannSfobn tn Serlin, in einem feltenen Srude,
Bologna 1767, für ben SreiS non 28 2Jlar!
auSgeboten.
Sinbpaintner, Seter oon, fein St. m, befin«
bet fuff in bec Kgl. Sibliotbe! ju Stuttgart.
\
Sitntnanber be 9lieumenbobe, Slrtnanb
SWarie, geb. 1814 ju ©ent, enottbnt in Wie«
mann’S SDlufil*Sejf.
Sotenj, Dr. Karl Stbolf, ©pmnaftallebrer, Ocg.
unb SÄufifbit. in Stettin, führte ein St. m.
feiner Kompofttion um 1870 in Königsberg
auf. Siebe Sretner ^anblej. b. Xonhmft.
URagner, aufgefttbrt Oftem 1869 in ber Ätrdje
S. Trinite ju SariS. (Sign. 1869, p. 442.)
be SWaiftre, Saronin, aufgefttbrt am $alm»
fonntage 1867 in ber Kirdje S. Eustache
»u IßariS. (Sign. 1867, p. 369.)
URercabante, ©tufeppe, San. 9iafaele, ermähnt
in the musical Times, Januar 1887,p. 19.
SReperbeet componirte 1813 ein St. m. —
noch ungebrudt. Siebe BRufilal. Sortr. 91. 57.
p. 296 unb $ougin: Notice snr Meyerb.
SariS 1865.
Oetb Sner in §aDte be ©race, gebrudt in $otiS,
mürbe $erm Sitter na<b Seröffentlitbung fei*
ner Stubie im K(od.«31uSj. oom Komponisten
jugefanbt.
Sembaut, 3of., St. m. fftr Solo, 6bor unb
Drdjefter, aufgefttbrt in ber UnioerfitätStinbe
ju SfnnSbrud im SRärj 1875.
fRbeinberger, 3of., Op. 16. St. m. fftr
Solo, Gbor unb lieineS Or<b., erftbien im
3anuat 1870 bei grifcftb in fieipjig.
— Op. 138. St. m. für 4ftiimn. Gf)ot, Streidj«
or<b. unb Orgel, erftbien 3amiar 1885 bei
Seiling in 9)egenSburg.
Saloapre, ©uftao (Sitter p. 90), mürbe ju
IßariS im 16. Conservatoire Concert, Äprtl
1878 aufgefttbrt.
€<benl, 3obaon, + 1836 in SBien, fein St.
m. ermähnt in SUemann'S SDt»fK*2ej.
Sdfgraffer, 3., Op. 22. St. m. fttr $to«
jeffionen, ift fttr 4 Singft., 2 Körner, 3 Sof.,
jjlügefbom unb Sombarbon unb erftbien 1853
bei Söbm in SlugSbutg.
Stbneiber, %, St. m. fttr 4 Singft. unb
Orgel erftbien im Samberg bei 3>erleth.
Sdjöpf, grj., Op. 87, fttr 4 Singft. unb
Orgel, erfibien bei Söbm, SlugSbutg.
Stbubert, grj., betbe St. m. erftbeinen jefjt
bei Sreitlopf u. #ärtel.
Seibelmann,*) Sugen, f 1864 als KapeU«
meifter in SreSlau, fdjrieb ein St. m. fttr 4
Singft., Streitbquart., 2 gagott unb Orgel.
(SdjlefifdjeS !tonfiinft(er«ßej. III. p. 219.)
Seroff, Sllep., ftbtieb ein St. m. fttr äbelbta
S|}atti. 1868, ermähnt in 9tiemann’S 2ej.
Siboni, ßrtf, St. m. ungebrudt, ermähnt in
SHiemann'S fiep.
Soubte, Stiemte, f 1871 ju Süttitb, ftbtieb
ein St. m., ermähnt in SRietnann’S fiej.
Sraetta, g., St. m. fftr 4 Singft. u. Streidj«
quart., erftbien im Klao. * SluSjug 1882 bei
©uibi in giorenj.
Xurptin, um 1460, St. m. fttr 4 Singji.
tlmbroS 9Wuf.«©eftb. III. 191.
SEBalfb, Zf)., St. m. 5Stimmig mit Orgel.
(Katalog Oon Stbmibt in $eilbronn. 91. 188.)
SBftllner, granj, Op. 45. Soppeldjörig a
capella. äufgeffibrt im 3o»uat 1884 in
SreSben unb auf ber 2onlfinftter*Serfamm«
Iung in Köln ben 28. 3»ni 1887, erftbienen
bei Sreitlopf unb $ärtel.
?)fenbaert, granciScuS. St. m. 1567, er«
mäbnt in ben SMonatSbeften fttr SDtufitgefd).
xvm. 91. 10. p. 99.
Senget, Slop, boppeldjörig a capella; auf«
geführt in 9Jtttnd)en ben 22. Slpril 1887.
2>aS im Kirdjenmufilaliftben 3abthutb 1886
pag. 82 ermähnte ftropbiftbe St. m. aus Sor«
ner’S geiftlitber 9?acf)ttgall (1676) ftebt in Robert’S
Drgelbudj, Serlag beS oberöfterreitbifdjen 6äci*
liensSeremS unter 9lr. 83, mit ber bei Sitter
unter 9b. 5 angegebenen beutftben Überfefcung.
Sollten obige Stittbeitungen ju meiteren
gorftbungen geeignetes SRaterial liefern, fo märe
bet 3®ed biefer 3*Uen erteilt unb bleibt mit
nur no<b übrig, £etrn Dr. SEBitt fttr feine in«
tereffanten äufftblttjfe, namentlitb über bie heraus«
*) »itbt ju oermetbfeln mit bem Bei Sitter
pag. 7. 9tr. 26 angeführten granj Seqbelmann
(1748-1806), beffen 8t. m. f«b auf ber Köntgl.
SiBIiothet in $re$ben Befinbet
13*
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
100
Artigen, ßefpridjungtu, firilikcn.
gäbe beS Sßaleftrina’fdjen Stabat mater bureb
91. SBagner, an biefer Stelle ju banten.
ffiieSbaben im Sluguft 1887.
$«rf cfäflnn, 2KuftfteE»rcr.
Kad&fdjrift ber Keb. 3)en banfen^ffiertben
ßorrecturen non Dr. SBitt im Jahrgang 1886
b eä Ä. SK. gabrb. nnb ben Grgänjungen beS
$. Süftner möge eine alpbabetiftbe 3ufammen»
fteüung beseitigen fiomponiften beS St. m. fob
gen, beten Serie fidb im Gäc.«33erein8Iatalog not»
finben. Sie beigefefcte Kumer beliebt fidj auf
ben genannten fiatalog: 1.) Egajjari Slug.,
im 4. 93anbe ber Mus. div., 4 gern. St. 1.
2.) Slidjinget ©regor, für 2 Sopr. u. Saß,
ebenbaf., 1. 3.) Auct. ign., eine Kumer in
13B unb 2 Kumern in 416, iebe für 4 gern.
St. 4.) GapSberger 3ob. ßieron., 4 voc.,
IBS. 5.) GaSciolini Glaubio, 4 SKft., 228.
6.) goSquin SeSptej, 5 voc. (2SUte), 222.
7.) fiotbe S3erbb., 4 SKft., 166. 'S.) fira»
tnutfebte Kob., 4 St. in Seiter’S Hymni
sacri, 92. 9.) 2 um pp in SBraun’S SKarien*
<§öre, 4 voc., 133. 10.) SKaptl Slnt., Gant,
unb SUt mit Orgel, 814. 11.) SKettenleiter
39ernb., 4 gern. St. unb HeineS Ordj., 361.
12.) Kanini ©ion. 9Jlar., arrang. für 4 SKft.,
260. 13.) ©ion. Sßierluigi ba Sßaleftrina,
3lu£g. non Kidj. SBagnet, 2 djör., 437 ; arrang.
für 2 SKönnercböre in 39. fiotbe’ä Musica sacra,
25 unb in geplenö Sammlung 260. 14.)
Sdjweifcer, 4 voc, 224. 15.) 3of. Sei»
ler, 4 SKft., 156. 16.) gr. SBitt, 4 voc.
c. 0., Op. 7, 8, 2 unb Slnm. S. 64 be&
Gttc.» 33er. »fiat. unb eine fiompof. für 3 SKft.
in 38.
Unter biefen fiompofitionen finb jebodj meb»
rere, mie bie non firamutfdjle, Kanini u. f. tu.
ftropbenartig al§ $pmnen lomponitt, ba ber gleite
Sept im Officium ber fteben Scbmerjen SKarid
auf 33efpcr, SKatutin unb 2aube3 nertbeilt ift.
&ur$e Hnjeigcti.
Seiber geftattet ber augemeffene Mount nicht,
über nachftehenbe SBerfe, benen eine ausführli¬
chere Befprecßung augebadjt toar, ben Mahnten
einer luraen Slnaeige au überfchreiten. Sie Meb.
beß Ä. SM. 3>aljrb. !önn aber nicht unterlaffen,
bie folgenben »erthooHen Arbeiten aur Seetüre
unb aum Stubipm auf ba$ angelegenthchfte au
empfehlen unb glaubt großen Muhen unb reiche
Belehrung oerfprechcn au fönnen.
l. £uffä%e unb $tttagten über 'gSufIft
oon Gbuarb ©teil. Mach feinem Sobe herauf*
gegeben oon Heinr. BeHemtann. Berlin. Ber-
lag oon 3ul. Springer. 1887. XI S. unb
195 S. in 8°. $rei$ 4 SMarf.
Gb. ©reü, geb. 6. Moü. 1799 in Berlin,
ftarb hochbetagt am 10. Slug. 1886 als 3>irector
ber Berliner Singacabemie. S)ie üon feinem pietät*
ooüen unb gelehrten Schüler £einr. Bellcrmann
beforgte Sammlung oon mufilal. Sluffähen unb
©utachten enthält eine foldje Sülle Oon tief ein*
fdjneibenben fßrinaipien unb Slnfchauungen, bie
für bie lathol. Sirchenmuftf unb ben emfteren
Bocalfah Slmoenbung finben fönnen unb follen,
baß fie auch ben 3ntereffen unfereS Seferfreife^
mistige Sienfte leiftet, Klarheit unb geftigfeit
beförbert unb einbringlich empfohlen »erben lann.
Schon bie Ginleituug üon £. Bellermamt nimmt
für baß Buch ein; unb toeun auch manche Stuf*
jähe für S3erliner=2oca(oerhältniffe beftimmt toaren r
jo ftnb ©reO Ausführungen bennoch ber Art,
baß fte für allgemein antoenbbar, als Programm
unb fefte fünfte gelten fönnen. $a8 „©utachten
über eine Harmonielehre" (S. 11—31), „über
bie muftlal. Äompofttion3fchule" (S. 64—79),
„Beobachtungen über Äunft unb Äunftunterricht
auf Schulen" (S. 153—164) unb äfjnl. oer*
breitet fleh über päbagogifdje, äfthetijche unb
lunfthiftorijche Probleme unb Berfudje Oon grö߬
ter Söichtigfeit, bcfonberS über ©efangSbilbung,.
unb ift mutatis mutandis ein Gompenbium
gefunber Äunftanfdjauungen.
3ch fchließe biefeS furae Meferat mit einem
Sa^e au$ ben „Aphorismen unb luraen Slbhanb*
lungen" S. 193: „3fn oielen guten Büchern
lieft man, baß bie geglichen SBürbenträger bei
Meoifion oon Äirchen, firchl. unb geiftl. 3nfti*
tuten unb Stiftungen :c. ben 3uftanb beß ©e-
fanget ber Äirchen* unb Sloftcrchöre alS einen
Barometer benupt hüben aur Grfenntniß unb
Beurtheilung be3 ©efammtauftanbeä ber betreffen«
ben Slnftalt. ©ana geioiß ift bie^ ber ficherfte
unb auoerläffigfte Barometer."
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fiurje Jltt}tigett.
101
ffienn bic Beb. biefem ©afce ein Utinam
beifügt, fo glaubt fte bic gortfefcung beg ficb
baranfnüpfenben ©ebanfeng bem Sefer aoDfrci
überlaffen au lönnen.
2. ^attttoniefefte Don 3of. Sbrfter, Sbor=
birector unb ^Jrofeffoc am Gonferoatorium für
Alufil in Bwg- Selbftoetlag. 3n Gommijfion
bei 3ob. $offmattnn’g Süßwe. Ohne Angabe
ber 3«bteSaabI unb beg ißreifeS. 358 6.
in 8°.
Saut Borwort ift bag Buch im Alürz 1887
fertig geworben; unterbeffen würbe ber Autor
Zum Tomlapeßmeifter in $J5rag ernannt. 3ur
Segion Don „Harmonielehren" gefeilt fttf> baS
(förffer’fcbe Süßer! alg bag SRefuItat bon ftennt*
niffen unb Beobachtungen eines! erfahrenen Sdj*
rerg unb tüchtigen Aluftfetg. 6§ bebanbelt in
neun Abteilungen ben Treitlang mit feinen Um*
lebrungen (©. 2—81), ben Bierllancj (88—150),
Äonen», Unbechnen» unb Terzbecimenaccotb (152
big 159), bie Alteration unb ÜJiehrbeutigleit ber
Accorbe (163—195), bie Borbalte (@. 204 big
235), burdjgebenbe Töne, SEBedjfelnoten, gigu*
Tation unb Bezifferung (6. 237—267), 8e=
gleitung ber Atelobie (S. 270—291), ben 3,
5 unb mebrft. ©ab (©. 295—346), bie Ato-
bulationgtbeorie (S. 314—346).
Ter Sebrftoff ift fpftematifcb, überfidhttich unb
fafjlich georbnet, bag Altbelannte unb SEßoblbe*
wäbrte in fchlichtcr SEBcife oorgetragen. Ableb*
nenb Derbält ftd) ber Unterzeichnete gegenüber ben
„Gabenjen unb Alobulationen in ben alten Ton¬
arten", unb »erweigt für biefe {frage auf:
3. |>ie barmonifte ^ftotmfatiott ber
^inbentottarten. 321 Alobulationen nebft
einer (Umleitung, bearbeitet Don Blieb- $«ß«-
Op. 36. Aegengburg. 1887. A. Soppen*
tatb’g Äircbenmuftl-Betlag. §. Bawelel. Breig
4 Alt. 40 Bf- IV S. u. 48 6. in 8°.
Tag Sffierl ift nach jabrelangem Sebren unb
Beobachten, Sperziren unb SßraCti^iren entftanben
unb bebarf leiner weiteren Anpreifung. 3m 3u*
tereffe ber Berbreitung Wäre btingenb zu wün*
fdjen, bajj ber gar zu furchtfame unb Dorfidb»
tige Berleger ben B*eig beg wichtigen opus um
3 AH. bwabfefce. (für 1 AH. 50 Bf- wirb
fit iebet latbol. Organift bag $eft anfdjaffen,
um zu ftubiren, unb bie lutzen, febön gearbei¬
teten ©äfce nach Bebarf zu erweitern unb zu
Der mehren.
(für bumaniftifch gebilbete Alufiler wirb bag
jüngft erfdjienene Süßer!:
4. <£otttpoftftott$feJ)re praf-
tifdj tbeoretifdj oon Dr. B. Mary. Beu be¬
arbeitet oon Dr. $ugo Biemann. I. 2$eil.
9. Slufl. Seipaig. Srud u. Berlag oon Breit-
fopf u. $ärtel. ^Sreiö 12 3011. XII S. unb
632 S. in 8°.
eine überreife gunbgrube geiftigen ©enuffeg unb
anregenben Stubiumg bitten. %n 14 Äapiteln
wirb bie einftimm. (monobifebe) fiompofition, ber
2, 3 unb 4ft. Sa$ (Sreittang unb Sominant-
feptimenaccorb), ber freiere ©ebraud* unb bie
Umlebrung ber Slccorbe gelehrt. Sann folgt „bie
Harmonie ber Molltonleiter, bie butmon. Figu¬
ration, bie Mobutation unb Stccorboerfcbränfung
u. f. tu. unb bie ©egleitung gegebener Metobien."
3Bag .„über bie G^grälc in ben fiircbentonarten
unb ba^ weltliche Bollglieb" non S. 338 big
459 gefagt ift, wirb für unfere Äreife toenig
Sntereffe buben, ba eg mit ben biftorifcb berech¬
tigten Slnfdjauungen über „Begleitung oon Gbo*
rälen" nicht Wohl in ©nßang ober für ben latb.
Äircbenrnuftfer nufcbar gemalt »erben tann. Ser
2lnbang mit näheren SBinfen unb 3ufäfcen für
bie praft. Surdjarbeitung beg 1. Sbeileg lonnte
beffer mit bem 1. Sbeite im Gonteyt unb in
Slmnerf. oerwoben »erben, wenn man au lüraerer
Slugbrucfgweife ficb entfließen tönnte unb ben
bunßen, manchmal febr »eitfch»eifigen $rofefforen-
ton gegen präcife unb tlare Sä^e umtaufchen
möchte. SBenn ber Berleger ficb b^beiläfft, bag
Buch in a»ei Sbeilen au ebiren, unb S. 1 big
334 um einen billigen $reig abaugeben, bann
glauben wir ihm eine größere Berbreitung pro-
pbeaeien au lönnen; bie Beilagen (S. 603—628)
jinb b am natürlich nicht au entbehren.
©ne boebpoetifebe ®abe foH ben Schluß biefer
furaen literarifchen Slnaeigen bilben:
5. ^rättje ttttts ©eiftliche
Sieber oon ©uibo SDlar. Sreoeg, S. J. B<tter-
born, 1886. Sunfermannffche Buchbanblung.
Breig 2 3DW. 75 Bf. 260 6. in 12°.
Sehr üiele biefer lieblichen Schöpfungen fmb
alg „Äirchenlieber" gebacht, unb eg »irb Man¬
chem unferer mannhaften Äomponiften eine greube
fein, au fo tiefem Seyte unb erhabenem gnbalt
neue SBeifen au erfinben. Ser ben Sefem beg
Ä. M. 3abrb. »oblbelannte Sichter eraäblt ung
im briefartigen Borworte, baß ihm ber berühmte
Maler unb Bilbertomponift filein in ffiien ein
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102
tttgißtr fccr im Säcilicncminikalalog (Kr. 1—1037)
leud|tenbe3 SSorbitb gemefett fei: „SEOenn id> mir
ben @ngel beö bl. ©efangeS, wenn i<f> mir bie
fromme Seele eiiteä lirdEjtidjen £iebe$ alO per«
fönlicbe @rfdjeinung beule, e$ förnien nur ©e*
ftalten fein, fo geiftig unb fo gefunb, fo ernft
unb milb, fo f^b unb meid), mie mir fle bei
ibm ju finben gemöljnt ftnb, ber Don ben 2Jiu>
ftem lirdjfidjer SBlütbejeit jmar adeO Mangel*
£>afte abgeftreift, ober fo, bafj er auch nid^tS
üon bem Gbeln, 35erllärten, §immlifd)en öerlor."
Die JRubrilen, unter benen ber finnige Äir»
«benliebbicbter feine religiöfen Setrad)tungen unb
Igrifdjen Srgüffe orbnet, ftnb: Sd)itecglödlein
(Slböent* unb 2Beibnad)t8Ueber), EjJaffionSblu*
men, DfterueUdjen,Ef}fingftrofen, grauen*
mantel, 4?immel8!erjen, Sunte SBlätter.
15 alte, prädjtige Melobten unb 20 neu unb
glüdHdj erfunbene Seifen ju einigen Siebern,
beren ^armonifirung eine banlenOmertbe SBerei*
djerung gemefen märe, fdjliefien ba3 Süd)Iein ab,
baä jebem ffieibnadftStifd) *ur 3»erbe unb bem
Gmpfänger ju grofjer greube merben mirb.
StcgenSburg.
?ft. fiatert.
Alphabetisches Register
der im Gäcilienvereinskatalog (Nr. 1—1037) aufgenommenen Messen
und Requiem.
I. Messen
für gemischte Stimmen ohne Orgel oder
Instrumente.
Ahle, J. Nep. In hon. S. Hieronymi. 7 ▼. (8 Ober-,
4 Unterstimmen) 1037.
Anerio, Fel. Hör le tue forze adopra. 4 y. 2.
Anerio, Giov. Franc. Breyis. 4 y. 936.
Asola, Matth. VIII. Toni. 4 y. (12 T. B.) 3.
Beez, Ed. 4 v. Op. 3. 287.
Beltjens, Jos. Toni phrygii. 4 v. 673.
Benz, J. B. In hon. St. Joan. Baptistae. 5 y.
(2 T.) 390.
Bergmann. Breyie. 4 y. 803.
Birkler, W. Vokalmesee 4 y. 339.
Bfschoff, J. Chr. In hon. St. Notkeri. 4 y. c. 0.
ad lib. 158.
-„S. Spiritus“. (VII;u. VIII. T.) 4v. 611.
Blled, Jak. H Toni. 4 y. 740.
-HI. Toni. 4 y. 744.
Brumel, Ant. 4 v. (S. 2 A. B.J 222.
Cannicclari, Pomp. 4 y. 915.
Cleve, Joan. de. „Dum transisset sabbatum“.
6 v. (2 S. A. 2 T. B) 440.
-In tribulatione et angustia. 5 y. 508.
Croce, Joan. a. 1* VI. Toni. 5 v. (2 T.) 450.
-2* HI. Toni. 5 y. (2 T.) 450.
-3a. VIH. Toni. 5 y. (2 T.) 450.
Diebold, Job. In hon. S. Theresia©. G-dur. 205.
-„Te Deum laudamus“. 4 y. 805.
-„0 Sanotissima“. 4 y. 512.
-„Loquebar“. Op. 24. 4 v. 976.
Engel, V. In hon. S. Martini. (A. T. 2 B.) 992.
-Op. 1. 4 y. 795.
Ett-WKt. 8 y. 916.
Felis, Steph. „Tu es Petrus“. 6 y. (2 S. 2 T.)
1009.
Filke, Max. Breyie. Op. 1. 4 y. 927.
Florius, Georg. „Comme la tourtoureile“. 5 v.
(2 S.) 1009.
Förster, Ant. In hon. S. Caeoiliae. 4 ▼. 407.
Förster, Jos. In hon. S. Adalberti. 4 y. 0. ad
lib. 277.
Gabriel!, Andr. Breyie. 4 y. 1.
-„Pater, pecoavi“. 6 y. (2 8. A. T. B.) 2.
Guami, Job. „In me transierunt“. 4 y. (2T.) 1009.
Haller, Mich. I (C-dur) et H (Adnr). 3 y. (8.
A. B.) 255.
-Vlla« In hon. S. Cunegnndis. 4 y. 451.
-Villa. „0 salutaris Hosüa“, 4 y. 501.
- IX® „O quam suayis est“. 4 y. 521.
- XI a * In hon. S. Henrici. 5 y. 622.
-XIHa. Inhou.S.Ursulae. Op. 31. 5 y. 953.
— — Solemnis. VII. Toni. 6 v. 714.
-XH. 4 y. (2 S. A. B.) 819.
Hamma, Fr. 8. Theresia. 4 v. 381.
-„Maria Clara“. Op. 6. 4 y. 295.
Hasler, J. L. DIxit Maria. 4 y. 1.
-II. 4 y. 37.
-IH. «4 y. 3.
-8 y. 2.
— — „Ecce quam bonum“. 5 y. (2 C.) 431.
Heredia, P. Super oantu Romano. 4 t, 235.
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Original ftom
UINIVERSITY OF MICHIGAN
anfgcttoramtncn Äcffnt ntt) Requiem.
103
Hermesdorff, M. 4 v. B-dur. 0. ad iib. 10).
-Saoerdotes tui. 4 y. 247.
Hruska,'Fr. In hon. S. Caroli Borro. 4 y. 712a.
Jaspers, C. Brevis. 4 v. G-dur. 88.
-II. in hon. B. M. Y. 4 y. 857.
-IV. 4 y. Op. 9a (arr. y. W. Töpler.) 847.
Kalm, Ad. Jean Redempt. 4?. Op. 5. Es-dur. 69.
— — 8. Paulina. 8 v. 0. ad lib. 288.
-8. Anna. 4 y. 285.
-In hon. 8. Henrioi. 4 y. 581.
Kewitsch, Th. De Apostolis. 4 v. Op. 5. 44.
Können, Friedr. VIII. Toni. 4 y. 119.
— — In hon. 8. Erici. 4 v. Op. 54. 1018.
-HL Toni super: „Maria wir dioh grüssen“.
4 y. 185.
-Super: „O du verwandter Jesu“. 4 y. 865.
— — VII. Toni In hon. 8. Caedliae. 4 v. 662.
— — In hon. Trium Begum. 4 v. 520.
— — Introibo. 4 v. Op. 47. 953.
Koenen, Heinr. „Tota pulohra es“. 4 v. 364.
Lassus, Orl. Ad imitationem. 8 v. 1007.
-„Amor colei“. 8 v. (2 8. 2 T ) 1007.
— — „Beatus, qui intelligit. 6 v. (2 8. 2 T.)
1007 u. 1009.
-„Bella amfitritta altera“. 8 v. 1007.
— — „Gerta fortiter“. 6 v. (2 8. 2 T.) 1007.
— - „Deus in adjutorium“. 6 v. (2 8.2 T.) 1007.
-,,Dixit Joseph“. 6 v. (2 A. 2 B.) 1007.
-„Eooe nunc benedioite a . 6 y. (2. 8.2 T.)
1007.
— — In die tribulationis. 5 v. (8. A 2 T. B.) 2.
-„La la Maistre Pierre“. 4v. 1007 u 1009
-„Laudate D. de ooelis“. 900.
-„Looutus sum“. 6 y. 1007.
-VIII. Toni 4 v. 1.
-„Or sus ä ooup.“ 4 y. 1007.
— — Puisque j’ai perdu. 4 v. 1.
-Qual donna. 5 v. (8. A. 2 T. B.) 2.
-V. Toni. 900.
-„Sydus ex daro“. 5 v. 1007.
Lasso, Bud. „Yestiva i colli“. 5 y. (2 T.) 1009.
Lotti, Ant. 4 y. 1.
Luyton, Carl. Quodlibetioa. 5 y. (2 A.) 1009.
-Ad aequales. 8 v. 1009.
-4 y. 1009.
-,,Ne timeas Maria“. 5 v. (2 A) 1009.
Mangon. In summis festis. 4 y. (8.2T.B.) 165.
Marxer, P. 3 v. (8. A. B) (Ten. ad lib.) 956.
Mitterer, Ign. De Nativitate Domini. 6 v. 664.
-I. Toni. 4 y. 757.
-De Asoensione Domini. 5 v. 806.
-De Apostolis. 5 v. 924.
Molitor, J. B. Brevis. 4 v. 254.
-In hon. 8. Fid. a Sigm. 4 v. 238.
-In hon. 8. Ang. Cust. 4 y. 238.
— — „Tota pulohra“* 4 v. 288
Monte, Phil. de. „Ad te levavi. 5 v. (8. A. 2 T.
B.) 222.
-Benedicta es. 6 v. (S.2A.T.2B.) 222.
Monte, Phil. de. Confitebor tibi Domine. 8 v. 222.
-Cum sit omnipotens. 6 v. (8. 2 A. 2 T.
B.) 222.
-Deus, Deus meus. 6 v. (8.2A.2T.B.) 222.
-Emitte Domine. 5 v. (8.2 A. T. B.) 222.
-Quomodo dilexL 6v. (28. 2AT.B.) 222.
-Si ambulavero. 6 v. (2 8. 2 A. T. B.) 222.
-Sine nomine. 4 y 1009.
Nekes, Fr. In hon. 8. Christophori. 4 v. 188.
-4 y. Op. 11. 377b.
•-Brevis. 4 v. 467.
-ln hon. 8. Agnetis. 4 v. 514.
Nlkel, Emil. Quinta in hon. 8. Caeoiliae. 5 y. 975.
Orlandus. Siehe Lassus.
Paciotti, Paul. Si bona suscepimus. 5 v. (8. A.
2 T B.) 2.
Palestrina. Siehe Pierluigi.
Pavona, Pet. Alex. 4 v. 49.
Plel, Peter. Leiohte Messen. 4 v. 215.
-0 quam amabilis. 4 v. (A. T. 2 B.) 259.
-„Stella matutina“. 4 v. (A. T. 2 B. aut
8. A. T. B.) 836.
-„Adoro te“. 4 v. 420.
-IIL Toni in hon. 88. Apost. Petri et Pauli.
4 v. 452.
-Regina Angelorum (VII. Toni.) 4 t, (2B.)
485.
-In hon. 8. Mariae. 4 v. 564.
-Mater amabilis. 4 v. 706.
-Brevis. 4 v. (A. 2 T. B.) 708.
-Ante luoiferum genitus. 4 v. 710.
Pierluigi, Giov. Asoendo ad Patr. 5 v. (8. A.
2 T. B.) 234.
-Assumpta est. 6 v. (2 8. A. 2 T. B.) 2.
-Brevis. 4 v. 1.
-Dies sanctifioatus. '4 v. 1.
-Dum oomplerentur. 6 v. (8. 2 A. 2 T.
B.) 2.
-Hodie Christus, natus est. 8 v. 73.
-Iste confessor. 4 v. 1.
-Tu es Petrus. 6 v. (2 8. A. T Bar. B.) 3.
-- Veni sponsa Christi. 4 v. 2.
-„Aeterna Christi munera“. 4 v. 847.
-Papae Marcelli. 6 v. (8. A. 2T.2B.) 341.
-Sine Nomine. 4 v. 614.
-Lauda Sion. 4 v. 636.
-Jesu nostra redemptio. 4 v. 900.
Pllland, Jos. Leichte Messe. 4 v. 745.
Pitoni, Jos. In Nativitate Domini. 4 v. 1.
RosenmUller, Joh. 4 v. 1009.
Santner, Carl. Vocalmesse. 4 v. 362.
Scarlatti, Alex. 4 v. E-molL 998.
Schalter, Ferd. Solemnis in Tono V transp. 4 t.
365.
— — In hon. 8. Ferdinandi. 4 v. 716.
Scharbach, Ed. 4 v. (sine Cr.) 998.
Schmidt, Fr. In hon. 8. Ludgeri. 4 v. (A. T.
2 B.) 15.
-De Nativitate Domini. 4 v. 124.
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
104
ÄfgfJUr brr im «flcUienoereittskatolog (Hr. 1—103?)
Schulz, Jos. S. Maria. 4 y. 855.
Seymour, Jos. „Adeste fideles“. 4 v. 945 .
Singenberger, J. B. „Stabat mater". 4 v. 349 .
Skuhersky, F. Z. Quarta, 4 y. 0. ad lib. 278.
— — In hon. B. Agnetis. 378.
-In hon. S. Ferdinandi. 4 v. 379.
Sorlano, Frano. Siehe Suriano.
Staffier, Paul. In hon. B. M. V. 4 v. 747 .
-4 v. Op. 8 . 858.
Stehle, J. G. E. Laetentur ooeli. 4 v. 104.
-„Ad duloe Cor Jesu". 3 Tel 4 y. (T ad
lib.) 386.
-Jubilaei solemnis. 4 v. 447 .
-Jubilaei solemnis. 8 v. (2 Chöre.) 587.
Stein, Jos. In hon. S Frano. Xav. 4 v. Op. 33 . 980.
-In hon. 8 . Caroli Borr. 4v. Op. 16. 982.
-In hon. S. Annae. 4 v. 894.
-In hon. S. Yalentini. 4 v. 818.
Straub, Joh. 4 y. 269.
Surzinsky, Jos. 4 v. 913.
Suriano, Fr. Nos autem gloriari. 4 v. 2 .
-Super vooes musioales. 6 v, (2 S. A 2 T
B.) 2 .
Troppmann, Joh. Ad. In hon. B.M. Y. 4 v. 881.
Yiadana, Lud. L’hora passa. 4 v. 112 .
-Sine nomine. 4 v. 175.
Vittoria, Lud. O quam gloriosum. 4 v. 2 .
-IV. Toni. 4 v. 1 .
-Simile est regnum. 4 v. 2 .
-Trahe me. 5 v. ( 8 . 2 A. T. B.) 2
-Yidi speciosam. 6 y. (2 S. A. 2 T. B.) 2.
Walther, C. A. In hon.S. Caroli Borr. 4 v. 363.
Weber, G. (sine Cr.) 4 v. 829.
-11«. 4 v. 873.
Wiltberger, Aug. Brevis in hon. SS. Angel. Cust.
4 v. 582.
-In hon. S. Hildegar dis. 4 v. 801.
Wiltberger, Heinr. In hon.S. Joan.Bapt. 4 v. 426.
Witt, Fr. In memor. Cono. oeoum. Yatio. 6 v.
(2 S. A. 2 T. B.) Op. 19. 87.
-In hon. S. Baphaelis Arohang. 5 v. (S.
A. T. Bar. B) 360.
-VII. Toni. 4 v. Op. Ib. 335.
-„Salve Regina“. 4 v. 428.
-In hon. S. Ambrosii. 4 v. 569.
-II. Toni. 4 v. 570.
-„Septem dolorum®. 4 v. 820.
-III. Toni. 5 v. (2 A.) 1032.
I b . Messen
fUr gemischte Stimmen mit Begleitung der
Orgel oder von Instrumenten.
Arnfelser, Fr. IU 8 t. ( 8 .A.B.) 0. ad lib. 889.
Benz, J. B. In hon. S. Caeoiliae. 4v. o. 0. 141.
-3 v. (A. T. B.) c. 0. Op. 17. 54.
Bischof, J. Ch. In hon. Ss. Innooentium. 2 aeq,
vel 4 v. c. 0. 414.
Brunner, Ed. Zu Ehren des hl. Alphons. 3 v
(C. A. B.) o. 0. 629.
Zu Ehren der 7 Schmerzen Mariae. 1 v.
c. 0. 1019.
Cohen, Carl. IV. Toni. 3 v. (A. T. B.) c 0
ad lib. 838.
Diebold, Joh. In hon. S. Josephi. 4 v. c. 0. 192.
-Auxilium Christianorum. 4 v. c. 0 . 229.
-Lauda Sion. 4 v. mit oder ohne Orgel.
Op. 26. 1036.
-Eooe panis Angel. 4v. o.O. ad lib. 718.
Edenhofer, Al. In F-dur. 1 v. o. 0. > 1028.
Foerster, J. De Beata. 4 v. o. 0. 366.
Gaugier, Th. Choralmesse. 4 v. o. 0. E-dur.
Op. 8 . 9.
-Vokalmesse. 4 v. c. 0. aut instr. A-dor.
Op. 12 . 10 u. Anm. zu 121 .
Greith, C. Brevis. 4 v. o. 0. C-dur. 131.
-3 v. (C. A. B T. ad lib.) c. 0. et instr. HO.
-In hon. S. Galli. 4 v. o. 0. et instr. 130.
-In hon. S. Josephi. 4 v. o. 0. et instr. 109.
-Ipstrumentalmesse Nr. 5. E-dur. 4 v. c. 0.
aut instr. 204.
-In Cantu Chor. Sangallensi. Op. XI. 4 v.
o. 0. 27,4.
-In Cantu Chor, fururato. Op. XII. 4 v. c.
0. 27,5.
-In D-dur. 4 v. o. O. et instr. 27,6-
-3. Vokalmesse. Es-dur. 4 v. o. 0 . 250.
-Solemnis. Op. 35. 4 v. c. instr. 298.
-De Angelis. 4 v. o. 0. 333.
Haller, Mich. XIIR 4v. (2S.A.B.) Op. 27. 819.
- Via. 4 v. Op. 13b. o. 0. 971.
HaniSCh, Jos. Auxilium Christian. 4 v. o. 0. 140.
Hruska, Fr. Ecce Dominus veniet. 4v.o.O. 712c.
loos, Oswald. Zu Ehren der hl. Anna. 3 v. (oder
für einstimm. Chor) c. 0. 433.
Kaim, Ad. In hon. S. Caeciliae. 4 v. c. 0. aut
instr. 240.
Koenen, Friedr. Zweistimmige Messe in A-dur für
vereinigte Ober- u. Unterstimmen, c. 0. 343 .
-„Panis angelicus“. 2 et 3 v. o. 0. 419.
-In hon. 8 t. Joan. Chryst. 4 v. o. 0. 488.
— — (II. T.) in hon. S. Gregorii. 2 v. o. O. 567.
-In hon. S. Heriberti. 2 v. c. 0. 848.
Koenig, Thadd. Nr. 1 in B. 4 v. o. Instr. 479 .
-Nr. 2 in F. 3 aut 4 v. (T. ad lib.) c. Instr.
et Org. 528.
-Nr. 4 in C. 4 v. o. 0., instr. ad lib. 899.
KommUller, P. Utto. (sine Cr.) 4 v. c. 0. 929.
Krawutschke, Rob. De Ss. Nomine Jesu. 4 v.
c. 0. 435.
Lans, Mich. J. A. „In hon. Nativitatis Domini*.
4 v. (A T. 2 B.) c. 0. 411.
Liszt, Dr. Fr Choralis. 4 v. o. 0. 79.
Loebmann, Jos. In hon. S. Caeoiliae. 4v.c.O. 256.
-4 v. o. 0. ad lib. Op. 8 . 937.
Mettenleiter, Bernh. De immaoulata Conoept. 4 v.
o. instr. 6 ,®.
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UNIVERSfTY OF MICHIGAN
aafgcMmmmn Jtr|fen nnb Rtqutem.
105
Mettenleiter» Bernh. Preismesse. 4v. o.0.aut instr.
6. Op, 15,4 et pag. 64,d.
-Yoti?a. 4 v. o. O. aut instr. 6. Op. 12, l
und Anmerk, zu 121.
-SolemnJj in hon. 8. Laurentii. 4 v. o. O.
aut instr. 316.
-In hon. S. Bern ardi. 4 v. o. 0. (ad lib.)
441.
Mitterer, Ign. ln hon. 8. Thomae Aquin. 4 v.
0. 0. 267.
-In hon. S.CaroliBorromaei. 4 v. o, 0. 605.
— — Dominioalis. 3 y. o. 0, 704.
-In hon. S. Caeciliae. 4 y.o.O. (ad lib.) 605.
Molitor, J. B. Rorate coeli. Ist. o. 0. 239.
Moosmair, Aug. De Angeb' b, 4 y. o. 0. et instr.
(ad lib.) 412.
-In hon. 8. Francisci Seraph. 4 u. 5 y. c. 0.
et instr. 748.
--In festo Immaculatae Conoeptionis B. M
Y. 4 y. o. 0. 928.
Nick, Winand. E. 4 y. o. O. 934.
— — IE. 4 v. o. 0. et instr. Op. 10. 935.
-4 v. o. 0. aut instr. Op. 8. 695.
Obersteiner, Joh. Zu Ehren des heil. Rupertus.
3 vel 4 y. (T. ad lib.) c. 0. 387.
Pedross, Jos. Jesu Redemptor. 2, 3, 4 gern. St.
o. 0. 812.
Piel, P. I. Toni in hon. 8. Josephi. 2 y. c. 0. 566.
-(sine Cr.) 4 y. o. 0. Op. 48. 911.
Pilland, Jos. Leiohte Messe. 4 v. o. 0. aut instr.
(Streichq. u. Hörner.) 1029.
Ponten. 3st. (A. T. B.) o. 0. 930.
Rampls, Panor. Cunibert. 1 y. (A. T. B. ad lib.)
o. O. 7.
Sale, Fr. de. Super „Exultandi tempus est“. 5 y.
(2 8. A. T. B.) o. 0. 222.
Santner, C. 4 v. o. 0. 481.
-Vokalmesse. 3 v. o. 0. 728.
— — Vokalmesse zu Ehren des hL Franz Yon
Paul. 4 y. c. 0. 758.
-In hon. 88. Petri et Pauli. 4v. c. O. 811.
Schaller, Ferd. Eooe lignum Cruois. 4 v. o. 0.
aut instr. 221.
-Salve Regina. 4 v, c. 0. aut instr. 16.
-Hodie Christus natus est. 3 v. (8. A. B.)
o. 0. 323.
-De „Beata“. 3 vel 4 v. (T. ad lib.) o. 0.
aut instr. 394.
-8. Corbiniani (m vierfacher Ausgabe). 4 v.
o, 0. aut instr. 463.
-„Jesu bone Pastor“. 4 v. o. O. 468.
-„De Sanotis“. 3 vel 4 v. (T. ad lib.) o 0.
(instr. ad lib.) 475.
— — 1. Sonntags-Messe. 4v.c. instr. (et 0.) 557.
-2. Sonntags-Messe in C. o. instr. aut 0.
584.
-3. Sonntags Messe in F. 4 v. o. instr. (et
O. ad lib.) 943.
-Fünf 3st. Messen nebst 2 Credo (8. A.
B. o. Org.). 676.
Scharbach, Edm. (sine Cr.) 2 Ober- u. 1 Unter¬
stimme. Op. 12. 889.
$ ab tri. St. Wl 3a$rbu<& 1888.
Schöpf, Fr. Fest-Messe. 3 vel 4 v. o. 0. et
instr. 373.
-1. Caeoilia-Messe in C-dur. 4v. o. 0. 425.
-2. „ „ „ D-dur. 4v. o. 0. 425.
-3. „ „ „ A-dur. 4 v. o. 0. 425.
-2. M. Angelica in Es-dnr. 4v. c.0. 425.
Schweitzer, Joh. In hon. 8. Joannis Bapt. 4 v.
o. 0. aut instr. 221.
-In hon. 88. Infiantis Jesu. 3 vel 4 v. c.
O. 494.
-In hon. SS. Angel. Custodum. 3 vel 4 v.
o. 0. 494.
-In hon. B. M. V. 4 v. o. O. aut instr. 530.
-Solemnis in hon. 8. Josephi. 4 v. c. instr.
aut 0. 572.
Slngenberger, Joh. „Adoro te“. 2 vel 3. o. 0. 513.
-In hon. 8. GallL 2 vel 3 v. o. 0. 513.
-In hon,. 8. Joan. Bapt. 3 v. o. 0. 536.
-In hon. S. Caeciliae. 4 v. p. 0. 600.
-88. Angel. Custodum. 4 v. o. 0. 793.
Stehle, Ed. Exultate Deo. 4 v. o. 0. 276.
-Jesu rex admirabilis. 4 v. c. 0. 220.
-Salve Regina. 8. A. (T. und B. ad lib.)
o. 0. 272.
-Zu Ehren Mariae 1, 2 aut 4 v. o. 0. 717.
Stein, Jos. In hon. 8. Hedwigis. 4 v. o. 0. et
instr. Op. 23. 984.
— — In hon. 8. Josephi. 2 vel 4 v. o. 0. 986.
Uhl, F. Latein. Messe 4 v. o. 0. 18.
Wiltberger, Aug. In hon. 8. Margarethae. 2 v.
o. 0. 884.
-Für 2 Enabenst. u. 1 Männerst, o. 0. 885.
-O saerum oonvivium. 4 v. c. 0. 730.
Witt, Fr. 4 v. o. 0. C-dur. Op. 12. 8,7 und
291 Anmerk.
-In hon. 8. Augustini. 4 aut 1 v. o. 0. 114.
-In hon. S. Caeciliae. 4 aut 1 v. o. 0. 128.
-In hon. 8. Gregorii Magni. 4 v. (A. T.
2 B.) Op. 14. o. 0. 8,10.
-In hon. 8. Luoiae. 4 v. o. 0. aut instr.
8,0 und 291 Anmerk.
-In hon. 8. Franoisci Xav. 4 v. o. 0. 495.
— — Jonioi Toni. 4 v. o. 0. 624.
— — In hon 8. Miohaelis Archang. 4 v. c. 0. 632.
Zangl, J. Gr. in C. 4 v. o. 0. et instr. Op. 29. 84.
— — Fest-Messe in B und Es. 4 v. o. 0. et
instr. 158.
_Zu Ehren des hl. Anton v. Padua. 4 v
(T. ad lib.) o. 0. aut instr. 424.
-Ludwigs-Messe. 4 v. (T. ad lib.) o. 0. aut
instr. 725.
-Josephs-Messe. 4 v. c. instr. 726.
I®. Messen
für gleiche Stimmen mit oder ohne Orge I
oder Instrumente, fllr Ober- oder
Unterstimmen.
Abis, Joh. Nep. S. Cruois. 4 Männerst. 778.
Balluf, Aug. In hon. S. Augustini. 4 Mit 660
14
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
106
lUgißer der im GScUieneerttnsluitalflg (Hr. 1—1037)
Bauer, M. I. in hon. 8s. Cordis Jesu. 1 v. o. 0. 329.
Bernards, Jos. In hon. B. V. M. 4 Mst. 724*
— — In hon. 8. Josephi. 4 Mst. 880.
Blled, Jos. In hon. S. Catharinae. 3 Mst. 389-
-In hon. 8. Gertrudis. 4 Mst. o. 0. 561*
-m. Toni. 2 y. Ober-oder Unterst. o.O. 639’
-VII. Toni. 3 v. 769.
er, Fr. In hon. 8. Franoisd Seraph. 4 Mst.
p. 11. 1035.
Brunner, Ed. In hon. 8. Alphonsi. 2 y. o. 0. 869.
Diebold, Joh. Ad 4 v. aeq. 439.
— — „Ave verum oorpus*. 2 v. o. 0. (vel 3
aut 4 y. sine O.) 529.
-In hon. 8. Martini. 4 Mst. Op. 27. 1015.
— — „Adoro te“. 2 v. c. 0. (vel 3 aut 4 v.
sine 0.) 539.
Foerster, Ant. In hon. 8. Jaoobi. 4 Mst. 652.
-4 Männerstimmen. Op. 84. 901.
Foerster, Jos. De Beata. 2 v. o. 0. 336.
Greith, Carl. In hon. S. Clarae. 2 v. o. 0. 143.
— — Tres Missae in Cantu ohorali Sangalensi.
(Es- u. Edur.) 2 vel 1 v. o. 0. 262.
GroiSS, Jos. Inhon.S.Patris Joseph. 4v.c.0. 863.
Haller, Mioh. Assumptaest. 4 Mst. o. 0. vel instr.
309.
-Quarta. 2 v. o. 0. vel Harm. 311.
-Tertia. 2 v. o. 0. vel Harm. 312.
-Sexta. 3 v. o. 0. 398.
— — Decima. 2 v. o. 0. 535.
Hanlsch, Jos. Zwei Messen „de immaoulata oon-
ceptione“ und „Laudate Dominum“. 3 v. (T.
2 B.) o. 0. ad lib. 169.
-„Omnis Spiritus“. 3 v. (T. 2 B.) o. 0.
Op. 10. 772.
-In hon. B. M. V. 2 v. o. 0. 650.
-In hon. 8. Sophiae. 2 Ober- oder Unterst.
c. 0. 666.
Hruska, Fr. In hon. 8. Joannis Nep. 3 v. 712.
Jaspers, G. III. 4 Mst. 625.
-IV. 2 v. o. 0. 642.
Kewitsch, Th. De Spiritu 8. 4 Mst. 186.
Koenen, Fr. 3 v. o. 0. 293.
— - In hon. 8. Gertrudis. 4 v. o. O. 489.
-In hon. 8. Joseph. 3 v. 720.
— — In hon. S. Ursulae. 2 v. o. 0. 867.
Kffnig, Thadd. Nr. 3 zu Ehren des hl. Aloysius.
C. A. o. 0. 665.
Loebmann, Jos. 3 Mst o. 0. 19.
Luyton, Carl. 3 v. 1009.
Mettenleiter, B. M. De festo. 4 Mst. o. 0. Op. 11. 6,5.
Mitterer, Jg. Nominis Josu. 2 Mst. o. 0. 654.
-„Veni sponsa Chr.“ 2 v. o. 0. 805.
-De 8. Cruoe. 4 Mst. 979.
Molitor, J. A. „O Crux“. 1 v. o. 0. Op. 25. 985.
— — In hon. 8. Joseph. 1 v. o. 0. 700.
Nekes, F. „Magnifioat“. 4 v. (sine Cr.) 265.
-In hon. 8. Ambrosii (sine Cr.) 4 v. 377.
-3 v. G-dur.
— — In hon. 8. Joan. Evang. 3 Mst. (sine Cr.)
466.
Nikel, Em. IV. In hon. 8. Josephi. 2 v. o. 0. 816»
Oberhoffer, H. Kurze und leiohte Messe. 4 v.
A-moll. Op. 11. 13.
-In F-dur. 4 Mst. 226.
Plel, P. Leichte Messe. 3 v. (2 T. B.) F-dur. 176.
-„Veni 8. Spiritus“. 3 v. (2 T. B.) 170.
-„Benedioite Dominum“. 3v. (2T.B.) 242»
-2 Kinderst. o. 0. Op. 46. 910.
-In hon. 8. Joannis Bapt. 4 v. 486.
-In hon. 88. SaoramentL 3 v. 580.
-4 Mst. o. 0. Op. 45. 886.
-4 Mst. Op. 35. 768.
-Leiohte Messe. B-dur. 3 v. (2 T. B.). 123.
-In hon. 88. Cordis Jesu 306 oder Unterst.
o. O. 640c-
Pilland, Jos. 4 Mst. Op. 21. 919.
-3 v. Op. 14. 810.
-Leiohte Messe. 2 v. o. 0. 745.
Schalter, Ferd. Ad duldssimum cor Jesu. 3 v.
(2 T. B.) o. 0. 242.
-De B. M. V. 1 v. o. 0. 375.
-In hon. 8. Benedioti. 1 v. o. 0. 375.
-„Ia M. duarum voo.“ o. 0. vel. Harm. 497.
-„Jesu Corona Virginum“. 3 v. o. O 442.
-In hon. 8. Franoisd Seraph. 4 Mst. 661.
-2 v. o. 0. 762.
Scharbach, Ed. 4 Mst (sine Cr.) Op. 13. 909»
-In hon. 8 Margarethae. 4 Mst. Op. 15. 940.
-In hon. 8. Joseph. 4 Mst. 741.
-Zu Ehren des hl. Lubentius. 1 Knaben-
und 3 Männerst. 800.
Schoepf, Fr. Lat. Messe für Bariton oder Alt.
o. 0. 374.
Schweitzer, J. B. In C-dur. 4 v. 168.
Slngenberger, J. In hon. SS. Cordis Jesu. 4v. 588.
-In hon. Puriss. Cordis B. M. V. 3 v. (3» v.
B. ad lib.) o. 0. 599.
-Brevis in hon. 8. Stanislai. 3 Mst. 610.
Skuhersky, F. B. Ad duas vooes. o. 0. aut instr»
380.
Stahl, Alois. In hon. 8. Martini Tur. 4 Mst.
o. 0. 872.
Stattler, Paul In F-dur. 1 v. o. 0. 736.
Stehle, G.E. In hon. 8. Infantis Jesu. 1 vel2v.
o. 0. (4 v. sine 0.) 589.
-Zu Ehren Mariae. 1 vel 2 v. o. 0. 717.
-„Alma Bedemptoris“. 2 v. o. 0. 771.
Stein, Jos. Leiohte Messe. 4 Mst. 574.
-1 v. o. 0. Op. 19. 834.
-In hon. 8. Boberti. 4 Mst. Op. 25. 981.
-1 v. o. 0. Op. 39. 985.
Surzinsky, Jos. 2 v. o. O. 914.
Weber, G. M. 2 t. a O. 926.
Wlltberger, A. In hon.S.Theresiae. 2 v. o. 0. 500.
--Jesu bone pastor. 2 Mst c. 0. 796.
-In hon. 8. Augustini. 4 Mst. 597.
-In hon. 88. Cordis Jesu. 4 Mst. 626*
-4 Mst Op. 17. 783.
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anfgcnomramn Jleffen u«b Htquiem.
107
Wlltberger, A. II. 4 Met. Op. 28. 1022.
— — „Regina Saoratissimi Rosarii“. 4 Mst. Op.
26. 978.
-In hon. S. Aloysii. 2 v. o. 0. 799.
— — Regina Angelorum. 3 Ober- oder TJnter-
stimmen. 627.
Wlltberger, Heinr. In hon. 8. Georgii. 3 v. 729.
-„0 Sanotissima". 4 Hst. Op. 28. 1021.
-4 v. Op. 23. 1030.
Witt, Fr. „ Exultet *. 2 y. o. 0. ant instr. Op. 9.
8 , 4 .
— — In hon. 8. Franoisoi Xav. 4 y. o. 0. Op.
8*.
-In hon. 8. Caedliae. 3 y. (2 T. B.) c. 0.
128.
-Septimi Toni. 4 y. c# 0. Op. 1. 325.
-Septimi Toni. 2 y. c. 0. Op. 1°- 336.
-„Non est inventus“. 2 v. o. 0. 496.
— — Seenndi Toni. 3 v. c. O. ad lib. 620.
-In hon.S. Ambrosii. 1 y. o. O., oder mit
eingelegten 4st. Sätzen, a. 4 v. Yel 4 Mst. 621.
- OotaYi Toni. 1 y. o. 0. 821.
_ _ In MemorianT oonoilii Oeonmenioi Yatio.
4 Oberst, o. 0. 822.
— — In hon. 8. Andreae AvelL 1 y. Yel 3 y.
Op. 31. 897.
— — Tertii Toni. 1 y. o. 0. 983.
-In hon. S. Michaelis Arohang. 1 y. Yel
4 y. o. 0. 632.
Zangl, Jos. In hon. Joannis Cantii. 4 y. 83.
I d . Messen
für Verstorbene (Requiem).*)
Anerio, G. Fr. Mit Libera. 4 y. 3.
Asola, G. M. Mit Libera. 4 y. (A.2T B.) 1.
Aucior Ign. Mit Libera. 4 y. 900.
Barraga, Fr. 1 v. o. O. 731.
Bergmann, A. 3 Mst. oder gern. 8t. 802.
Bleger, Fr. Mit Libera. 4 y. o. 0. et 4 instr. ad
lib. 649.
Blechoff, J. Ohr. 5 y. (2 8.) c. 0. ad. lib. 833.
Cohen, Carl.**) Mit Libera. 4 v. c.4 instr. 921.
Diebold, Joh. 4 y. 388.
-4 t. 638.
— — mit Libera. 1 y. o. 0. 682.
*) "Wenn nähere Angaben fehlen, ist die
Komposition für gemischte Stimmen; Mst. =
Männerstimmen, Oberst. = Oberstimmen.
**) Die beiden Reqniem Yon Cland. Cas-
ciolini, für 3 Mst. nnd 4 gern. St. sind in den
mnsikal. Beilagen snm Cäo. Kal., beziehungs¬
weise znm Kiroh. Mus. Jahrb. enthalten.
Ett, Casp. 4 Mst. 228. Arrangement von Nr. 593.
-4 t. 593.
Fischer, P. Clem. 4 v. 559.
Foerster, A. 4 v. ant 1 v. o. 0. 499.
Groiss, J 4 y. (naoh Schinn) 623.
-Witt. 4 y. c. 0. 906.
Haller, Mioh. 4 v. aneh mit Begleit, von 4 Blech-
instr. 299.
-2 v. aequaL o. 0. 372.
Hanlsch, Jos. 4 v. o. 0. ad lib. 791.
-mit Resp. Libera. 3 v. (T. 2 B.) o. 0.
et Tromb. 290.
Hoellwarth, Joh. 4 v. o. 0. 887.
Kerle, Jao. de. 4 St. 1000.
Koenen, Fr. 2 v. aeq. o. O. 147.
Mettenleiter, B. 4 v. vel 3 v. (8. A. B.) c. 0. vel
instr. ad lib. 315.
-C-molL 4 y. o. O. aut instr. ad lib. 563.
Mitterer, Ign. 3 v. (A. T. B.) c. 0. 674.
Molttor, J. B. 4 v. 713.
Nlkel, Emil. Mit Libera. 4 Mst. 457.
-3 y. (8. A. B.) o. 0. 667.
Obersteiner, J. 4 v. 402.
Orlandus Lassos. 6 v. 1007.
Pfel, P. 4 Mst. 640a-
- 4 yoo. 640b.
-3 Oberst, o. 0. 680.
Pllland, Jos. 4 v. o. 0. ad lib. 711.
— — 4 y. mit klein. Oroh. 948.
Pttonl, J. 4 y. 1.
Riegel, Fr. 3 Mst. o. 0. 448.
-4 t. 338.
Santner, Carl. 3 vel 4 v. (T. ad lib.) o. 0. 401.
-In A-molL 4 v, (T. ad lib.) o. instr. et
0. 583.
Schalter, Ferd. Mit Libera. 4 v. (aeq. aut inaeq.)
0. ad lib. 392.
-- Mit Libera. 4 v. 697.
_1 Mit Libera. 4 v. u. kl. Oroh. Op. 35. 925.
Schweitzer, J. 3 v. (T. 2 B.) o. O. et instr. (ohne
Kyrie und Postoom.) 167.
Stattler, P. 1 v. o. 0. 736.
Stein, Jos. 4 Mst. 619.
-Mit Libera. 4 Mst. Op. 33. 983.
-4 Mst. Op. 11. 991.
Tangl, Ferd. 4 v. 683.
Yecchi, Hör. 8 y. (8. 2 A. 3 T. 2 B.) 2.
Vittoria, Lud. 6 v. (2 8. A. 2 T. B.) 234.
Witt, Fr. 5 y. (2 8. A. T. B.) 149.
_2v.o.O. E-moll. 8,*. 2. Aufl. Op. 25». 326.
-— 4 v. Op. 35 mit Libera. 429.
- 1 y. cum Org. 633.
14*
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!3f rofpecf
ber
|Urdffnmu|tfcfdfule in
Ijte ftirdEjenmufiffcfiute in AegenSburg erftrebt bic weitere AuSbilbung bon
©iuffffunbigen für bie Settung unb SBerbotlfommnung tatholifdper
Äirdpendhöre.
Sie bat ftdj nicht bie Aufgabe gefefct, SSirtuofen ober ftomponiften Ijerangubitben,
Stetten für Gfjorregenten ober Drganiften gu bermittetu, in furger 3eit tljeoretifdj unb
praftifdj befähigte Dirigenten ergiehen gu wollen; fie fefct oietntehr ihre Aufgabe in
bie Darlegung ber fir<hli<h titurgifchen SSorfdjriften unb Gefefce, in bie gewiffenhafte pflege
erprobter muftfalifdjer S(hulregeln unb ernfter Uebungen, unb will bem tüchtig sorge*
bitbeten SDhtfifer Gelegenheit geben, flenntniffe gu erwerben, bie ihnr fpäter gu eigener
gortbilbung unb Sßerootttommnung bienen fönnen, unb bie gegenwärtig in ben Sehrplänen
ber Gonferbatorien unb Sdjuttehrerfeminarien nicht auf genommen ftnb.
Darum wirb ber titurgifdje Gefang befonberB gepflegt, unb ber Sßaleftrina*
ftit gnr Grunbtage beim Unterrichte angenommen unb eingehenber gelehrt; benn jebe
Schute muh (ine gemiffe Dichtung haben unb eine auBgefprodjene Denbeng
berfotgen.
Die bieten Aufführungen in ben berfdjiebenen Kirchen fRegenSburgS geben übrigens
Gelegenheit, aOe Stitgattungen ber Äircfjenmufif gu hören, gu oergteidjen unb gu beurtheiten.
I. c £e()fgeginßänbe.
Siturgie unb tateinifche ftirdfjenfprache, Aefttjetif unb Gefdjidjte ber ftirdhenmuftl,
Siteratur ber SUrdjenmufil, Dheorie unb Sßrajis beB gregorianifchen GefangeS unter
3ugrunbetegung ber autbentifdjen römifchen Ghoratbüdper, Uebung im ßefen unb Spielen
Don GefangSpartitnren aus älterer unb neuerer 3eit, Anleitung gum Dirigiren, Sehre beS
GontrapunfteS unb Uebungen in ben polyphonen farmen mit Anafpfe älterer SEBerfe,
Anweifung gum Gefangunterridpt unb EDtopobe beSfelben, prattifdpeS Orgetfpiet mit SBieber*
hotung ber Harmonielehre bilben bie Hauptfächer beS Unterrichtes; SSefudj bon groben
unb AuPhrungen fotteu benfelben unterftüfcen.
Auf befonberen üBunfdp wirb auch Unterricht im Siolinfpiel ertheitt.
II. ^eßruetfoitaf.
Den Unterricht in obigen ftädjern, welcher nicht fo faft in theoretifdhen unb gelehrten
IBorträgen, fonbern borgugSweife in bieten praftifdjen Uebungen unb fchrlfitichen Aufgaben
■ertebigt wirb, beforgen fotgenbe Herren: Dr. Georg 3afob, Domtapitutar, bie ftapettmeifter
nnb Sßriefter -IRidpaet Halter, ttttaj Aaufcper unb ber Unterzeichnete, Herr Domorganift
3of. Hanifch unb Herr üftufcfbirector 3of. Aenner.
Das Sehrercottegium wählt aus feiner EDtitte ben Sßorftanb ber 3irchenmufif=Scbute,
welcher für DiScipIin, 3eiteintheitnng, Sehrptan, Gorrefponbeng u. f. w. gu forgen hat.
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III. $eitt>aiter be$ ^Unterrichtes.
Oer regelmäßige Unterricht beginnt mit bem 1. Januar unb enbigt mit benr
1. Auguft ieben 3ahr«8.
Serien fmb brei Sage oor bem Afthermitttooch unb a^t Sage nach Oftern; te
ber hl. Eßarwodje gelten bie vielen täglichen Aufführungen unb groben als Unterricht.
Säglich finben nie mehr als brei UnterrichtSftunben ftatt, bamit bie Eleoen
3eit finben, ihre fchrlftlichen Arbeiten mit 5Dtuße gu fertigen, ben praftifdjen Hebungen
im Partitur*, Orgel= unb Biolinfpiel uachgufommen, ber georbneten ßectüre aus ber
Sftufifbibliothef gu obliegen, fotoie ihre Einbrücfe, Erfahrungen unb ÜRotigen aufgugeicßnen
unb gu »erarbeiten.
IY. ^mittet unb Sofien.
Außer ben gabireichen theoretifchen unb praftifdjeu ßebrmitteln, melche bie SWufif»
bibliothef enthält, wirb bem Singeinen beim beginn beS Surfe? bie Aufchaffung fotgenber
ßehrbficßer angerathen: 1) §einr. BeHermann’S Eontrapunct, 3. Aufl, Berlin bei Springer,.
1887; 2) Compendinm Gradualis et Missalis Eomani ; 3) Compendium Antiplio-
narii et Breviarii Romani; 4) SDticfj. Malier, Yade mecum für ©efangunterricht;
5) Sr. 3£. fcaberl, Magister choralis, 8. Aufl.; 6) Bertalotti’B Solfeggien; 7) Säctlien-
bereinSfatalog mit ben betreffenben Sadjregiftern; 8) 3of. ©anifch. transpositiones har-
monicse, Sabengen unb ißrälubien.
Oiefe unb anbere mufifal. Sßerfe föniien bei Beginn beS SurfeB ben infcribirten
Eieben, in Solge UebereinfommenS mit ben Buchbaitblutigen, um ermdftigte greife beforgt
werben; bie Soften für biefelben betragen mit ben Einbänben nicht über 30 2Jtarf.
Sür neun Herren finb im ©ebaube ber Sirchenmufif=Sd)ule ebenfooiele Singelgimmer,
einfach möblirt, mit Bett unb üblichen Bequemlicbleiten, bereit gehalten, bon benen bie fünf
größeren gu Je 20 5DW., bie »ier Heineren gu Je 15 5Dtf. monatlich abgegeben werben.
Sür Sicht, Beheizung unb Bebiettung wirb währenb ber fieben ÜRonate bie
Sßaufchalfumme bon 42 5Dtf. (monatlich 6 5Dlf.) berechnet.
Sür ein ißianiito finb monatlich 10 30??., für ein Harmonium monatlich 5 5DM. 30?ietf>e
gu begabten.
OaS peinigen ber ßeibmäfdje wirb eigens berechnet unb außer bem $aufe billig beforgt.
Srühftüd (mit Safe unb 2 Broben gu 20 Bf-)» 5Dlittageffen (Brob, Suppe unb gwei
glatten Sleifdj mit ©emüfe gu 75 Bf.) unb Abenbtifch (Brob, Suppe unb Sleifch mit
©emüfe gu 55 Bf.) lönnen im $aufe oerabreictjt werben. Ein fchötter Speifefaal bietet außer
ber Annehmlichfeit beS gemeinfamen OifdjeS noch Gelegenheit gu ßectüre unb Unterhaltung.
Ein großer Obft= unb 3iergarten beftubet ficß unmittelbar am $aufe; ebenfo ein
geräumiger SDtufit* unb Bibliotheffaal mit Slügel, Harmonium unb Streichquartett, fowie
ein eigenes 3lmmer mit Orgel gu gwei Sftauualen unb Bebat.
Sür bie Benüßung biefer brei genannten ßocate, Beheigung unb Einrichtung bet=
felben, fowie für ben Unterricht in ben angeführten ßehrfädjern ift bie Summe bon
15 5DM. monatlich angefefct.
Eine 3ufnmmenftellung ber nothwenbigen Auslagen ergibt bemnach im hß<bften
Salle monatlich ben Betrag bon circa 100 5Dlarf.
Eigene Biolinftunben werben auf’s bißigfte berechnet.
SrühereS Eintreten ober längeres Berweilen ber infcribirten ober aufgenommenen
Eieben im $aufe ber Sirchenntufiffchule gum 3mecfe bon Bribatftubien fann unter
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
110
beit nämlichen Bebiguugen ftattfinben; ber monatliche Seitrag für bie UnterridjtSfaffe wirb
in biefem gatte nicht erhoben.
ttttefir als gwölf Sieben werben gum fturfe nicht gugelaffen; für biejenigen Herren,
welche nicht in ber ftirchenmufU * Sdjule wohnen fönnen ober wollen, Wirb man bemüht
fein, in ber Bähe paffenbeS Unterfommeu gu annähernb gleich billigen greifen auSflnbtg
gu machen.
Y. Jlttfntt^mcßebinömig.
1) ©harafter unb Seubeng ber ft irtfienmufif* Schule in BegenSburg forbern bei ben
Befudjern berfelben entfliehen römifch'fathoUfche ©efinnung, gewiffenhafte Beobachtung
ber göttlichen unb firdhlidjen ©ebote, unb fefcen neben wiffenfchaftlichem Streben einen
ftreng fittlidjen, untabethaften SebenBwanbel oorauS. Saher fott bei ber Bnmetbung
für bie Aufnahme ein 3eugniß beS fatljol. Pfarramtes über biefe punlte
beigebracht werben.
2) Sin Saufgeugnifj, ober wenigftens Angabe oon Saht unb Sag ber ©eburt, ift erwünfdjt,
ba jeber Slufgunehmenbe baS 18. ßebenSjaljr überfdhritten hoben fott.
3) Seugniffe über geuügenbe muftfalifche Borbilbung, befonberS theoretifche unb praf*
tifche ftenntnifj ber Harmonielehre, flnb womöglich oom SiögefanprüfeS gu contra*
ftgniren; aber auch fchriftlidje arbeiten unb ftompofttionsoerfuche werben als 3eugniffe
angenommen.
Ser ©rab ber Borfeitntitiffe unb beS PrioatfleiffeS höngt erfahr*
ungSgemafj mit bem Srfolg beS fiebenmonatlidjen auSfchliefjtichen ftirchenmufif«
ftubiumS gufammen.
4) Sie Bnmelbungen für bie Aufnahme fönnen gu jeber 3 e ^t ftattfinben; eS ift jeboch
münfchenSmerth, baß biefelben einen Blonat oor Beginn beS fturfeS, alfo bis 1. Seg.
einlaufen. Sie finb gu abreffiren: Sin bie Borftanbfdjaft ber ftircheumufif* Schule
in BegenSburg, Beidjsftraße, L 76.
5) Slm Schlüge beS fturfeS werben beu Heeren, welche ben fturS oottenben, grequenj*
geugniffe auSgeftellt, in benen bie ßeßrer ber eingelnen gäcßer ihre Bemerfungen
über Slufmertfamfeit, gleiß unb Srfolg beim Unterrichte eingeicbnen.
Sie ftirchenmufi!*Schule fantt feine ©arantie für Bnfteffung ober Berwenbung
ber HH. Gleoen übernehmen.
6) Sie oom Sehrercottegium entworfenen unb approbirten Hou8*Statnten werben bei ber
Sröffnung ber ftird)eiimufif*8chule oorgelefen unb beren Beobachtung Wirb burch Unter*
fchrift ber H$- Gleoen garantirt.
7) Siejenigen Herren, welche fich gum ©intritt in bie ftirchenmufif*Schule melben,
wollen gugleich beifügen, ob fte ttBoßnung ober ftoft innerhalb ober außerhalb ber
Schule wünfcßen, unb eoentuett beftimmen, welche 3immer, Snftrumente ober Ber*
föftigung genehm ift.
grennbe unb ©önner ber ftirdjenmufif*©chule in BegenSburg finb
gebeten, biefem Profpefte in ihren ftreifeit ober in fatholifchen Blättern
Befanntwerben unb Berbreitung gu erwirfen. Sjemplare biefeS ProfpefteS fteljen
in beliebiger Slngahl gratis gut Berfügung.
BegenSburg, Oft. 1887.
PU Porftanbfdjaft ber Birdjenmußltfdjule
8- 3* $>aßer£.
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pepöi für ameriftcmifd^e J><rononiuwt
bei
|*fV jUmur (Jetewtljor) in JUg*«*Jmr0
gunt SBcftcn btt tir^enraufilf^ulc basier.
»ärÄ"- «bbilbungen biefer feit 12 Jabren über ganj ©eutf<blanb unb 0eperrei<b öerbreiteten Jnftru«
mente bleiben in btefer »njeige fort, unb fännen in ben früheren Jahrgängen be§ <Säc.**alenber8
eingeftben werben. JOuprhte »reiättpen werben auf Verlangen in beliebiger Hnjaijl gratis oerfenbet.
I. Wxeistiftt bet £atm<mittm von Vetoübet & ge«?, in
3h. 1. (1) 1 »eibe Jungen ju 5 Oct., 1 Änieföwede (crescendo), fünf »egifter. Ji 280,
3h. 2. (7) 1 Steife Jungen ju 5 Oct., 2 ffniefötoeden (cresc. u. pleno), 5 Heg., barunter 2 med»anif<f)e
Aopeljüge, fowie 2)iapafon, (Starinet, Suldana. Ji 300.
3h. 3. (3) 2 »eiben Jungen ju 5 Oct., 2 flnieföweBen (crescendo u. pleno) unb 8 »egifter. Ji 320.
3h. 8. (16) 2 »eiben Jungen ju 5 Oct., 2 flnieftbweden, 8 »eg.: 2>iapafon, »iola, Principal,
Stute ftnb tlingenb, ©amba, Siot b’amour, 6eBo, Oct. celeste medfan. Ji 360.
»r. 10. (21) l*/* »eiben Jungen ju 5 Oct. unb 1 Oct. Subbab, 2 ftniefebweden, 10 »egiper: 3)iapafon,
SStoIa, Subbab, ßlarinet pnb tlingenb, Samba, »toi b’amour, Sourbon, Voix ceL, Oct Copel unb Sorte
unb meeban. Ji 410.
3h. 18. (39) 2 »eiben Jungen }U 5 Ott, 2 Änief<b»eden unb 11 »egiPer: 2)tapafon, StoIa, Cor
anglais, Stute pnb tlingenb, Samba, Siol b’amour, ©edo, vox hnmana, Octaöfopel, voix cel. unb
Diaforte me<banif<b. Ji 480.
3h. 22. (47) 3 »eiben Jungen ju 5 Oct. unb 1 Oct. Subbab, 2 Aniefcbweden unb 14 »egiPer:
S)iapafon, Siola, cor anglais, Statt Srompet, Giarinet, Subbab pnb . tlingenb, ©amba, Slot b’amour, Gedo,
Octaocopel, Vox harn., voix cel., Diaforte meeban. Ji 600.
3h. 29 opne »uffafe; im ©er! wie »r. 22. (47), aber mit no<b triftigerem Son. Ji 600.
II. Pomimon • gafüttiiorpefo.
1) Stpl F Villa Gern 1 »eibe Jungen ju 4 Ottanen, 1 ftniefebmede, 1 »egiPer Tremolo. Ji 220.
2) Stpl 0 Villa Gern 1 »eibe Jungen ju 5 Ott., 1 ÄniefcbweOe, 3 »eg. Ji 260.
( 3) Stpl ß Villa Gern 2 »eiben Jungen ju & Ottanen, 2 flniefcbroeUen, 10 »egifter incl. 2 Äopel*
jügen, meeban. Subbab unb Treble (mit befonberd triftigem Orgelton). Ji 400.
4) Stpl 12, 2*/, »eiben Jungen ju 5 Ottanen, 2 Aniefebweden unb 8 »egiPer, befonberB f<b®ne
StuBftattung. Ji 520.
§ ] 5) Stpl 17, 27» »eiben Jungen ju 5 Ottanen u. 1 »eibe Jungen ju 1 Oft. Subbab (160, 2 Änie«
I fdltneden u. 10 »egiper. Ji 630.
[ 6) Stpl 88, l l /j »eibe Jungen, 7 »egiper. Ji 350.
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112
III. pomittiott-gomHttiiiioitsof jetii
mit befonber« fräftißem Xon unb 16' Safe.
4»
c
W
Q
Wr. 7 (46) 2 9 /,, Weiben 3unßen ju 5 Dct. unb 1 Oct. ©ub»fflafi, jtoet ftntefcbwellei
Weßtfter: SJiapafon, 2JleIobia, Stola, Srinjipal, glute b’amour, ©ub=33aj5 ftttb flingenb, — Vox c
gort«, Sulcet, Octaoenfopel, Vox humana medjan. JU. 800.
Wr. 8 (47) 37i* Sleiben 3unßen ju 5 Octaben unb 1 Octaoe 6ub=Sa&, jtpei Äniefd)
14 Weßtfter: 3>iapafon, SWelobia, Siola, Srinjipal, Seilo, Siccolo, Vox celeste, ©ub'Safj ftnb !l
— glute b’amour, Sulcet, Sremona, Oct. flopel, Vox hum., Sorte mec&an. — (Sytra^eb
ber ©eite jum SBinbmadjen! Ji 900.
Wr. 9 (48) 4»/i6 Weibe« 3«nßen 1« 5 Oct. unb 1 Oct. fd)to. 6ub«Safe, jtoei Aniefcb
16 Weßifter: SDiapafon, SBelobia, Stola, Srinjipat, glute b’amour, GeHo, Siccolo, Sleoline, ©o
ftnb llinßenb, — gorte, glußle £om, Sulcet, Gremona, Oct.«Äopel, Vox hum. & Vox <
mecban. — 6ytra»$jebel an ber ©eite jum SBinbmacben! JU. 1000.
Siefelbe Wr. 9 (48) in pracbtooller 8lu«ftattunß mit Sluffafc. M 1100.
9£a<$ eigener (Srfa^rung unb au« ben berfötebenften
3ujtbriften finb mir gur Überzeugung gefommen, bajj bie
unter I unb II aufgefü^rten Harmonium unb bie ^Dominion*
6abinet=Orgeln für Sterne un b e a lon befonber« angenehm
unb J>affenb finb, bie unter III angegebenen ©ominionsGonts
bination«=Orgeln aber für Heinere Jtir^en, Gonccrtffile, ©es
gleitung oon Gfcormaffen u. f. m. toegen ber ftfirferen 3ntos
nation unb i^rer glanjootten SEBirfung au«gegei<$neie SDicnftc
ieiften.
5Die fcominionorgetn ftr. 9 (48) unb 47, 48 ft
ber 28irtU$feit benen oon ^eloubets^etton nid^t nad
finb toegen größerer StoitfüUe in tyrem inneren 3tte<$a
iu><$ früftiger gebaut 2Sir empfehlen bcmnac$ bie er
a$t Bumern bon ^eloubets^elton unb fe<$« 9*umc
5E)ominion gu $rioatgebraut, bic hier 9hinte
5Domtnions<5ombination« > Orgeln al« fcmiforifd&en <2h
$feif «nörgeln in Tabellen unb firmeren Heinen £irc$
Seftedungen auf bie ^nftrumente »erben bi« JtaQiiQof 3tegett*targ franco geliefert; »enn al
SBeftedort ndber an Hamburg liegt ober bie verlangte Stornier momentan nidjt auf Säger ift, bon
au« nad) borbergefcenber genauefter Prüfung erpebirt. 3m lebten galle lann ber geehrte Empfänger
feiner $ortoau«lagen bon ben obigen greifen abgieben.
$rei«liften nebft „8ln»eifung über bie Sebanblung unb ©nridbtung ber änftrumente* »erbt
SJunfdj gratis berfenbet.
2)a in ben greifen nur 5% 'gtawißott gn fünften ber ^irAemmtftftfiQiife miteingeföloffe
fo lann eine ebentueüe SRatengablung übet 3 ^tfouafc na<b ßmbfang be« Snftrumente« getoäbrt t
»enn nid)t 5% ffierginfung ber Äauffumme garantirt »irb. Unbefannte ober burd) SBefannte nid)t empl
$erfönlid)teiten »öden ber ®eftedung SRcferengen ober minbeften« ein drittel ber Äauffumme beilegen.
gür Oefterreicfc, S<bh>ctg # f>ollanb unb Sujemburg gelten bie gleiten greife. $a
gütige Seftedungen nad) biefen Sänbern in jebem galle bom gretyafen Hamburg au« al« Sran
befoanbelt »erben, fo bürfen bie 8lu«lagen, »eld^e ber Empfänger für SoQ gu madben bat, bon ben
$rei«lifte aufgefübrten greifen abgegogen »erben. —
3ablrei(ben freunblic^en Aufträgen ftebt b<>(ba4tung«bod entgegen
9ftegen«burg, 1. Olt. 1887-
§0f. Remter, II. ©iöjefanpräjeS
(Seterßthor).
jitteft. Set Unterzeichnete befdjeinißt piemit banfbarft ben Smpfang oon 741 Jt 35 b. b- bi
Weinertraß au« ber ©umme »on 14827 Ji, trteldje butdj) bte ßflttßen Semübunßen be? ^errn SWuftfbi
3ofeph Wennet für »erfaufte Harmonium jum Seften ber tlefißen Jtir^enmufttf^ule »om 1. Oft. 18
1. Oft. 1887 an ben Unterzeichneten baat auöbejablt toorben ftnb.
Weßen?burß, 1. Oft. 1887.
3 fr. I. OaBerl.
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eföfoellen,
- Yoi cel
: testet
i§ ftnb ttm^e
tra*ßeJeI c
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oline, Sub'®-
& Yox cetel
47, 48 ffc$cn
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Bumern 1
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