This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
/
]■' /
/ .
' ''. y^inf^
• '" 4.
/'r ■(^'•*'*
Digitized by VjOOQIC
^ II M f l|i'M l'f'
MTmm4
- ^5 134 715
A"^
»v33r
mtäm
i
m
i
i
i
^1^
fijSiE
s»i
^
i£S^^
vis
m
i^R«ä^
PiU
m\
i
m
^y
5*^ra
m
m
ffi
^M
^g
^fg«'
'A^f
1^
^^
;^<
^'►^HV
^^
^^
[S^^g
i^^
^^
^s^
wMi
9^9^
xT^S
«us^@
^
Ü^SS
?JS^®J^
2S3J
W^
m^
^^^^^
/.>j L^-
Digitized by
Google
^red. Em. CHAKDLEK.
Klinische
Terminologie.
Zusammenstellung
der
zur Zeit in der klinischen Medizin
gebräuchlichen technischen Ausdrücke
mit
Erklärung ihrer Bedeutung und Ableitung
von
weil. Dr. Otto Roth.
Vierte vermehrte und verbesserte Auflage.
THRONT
cp ^.1 »^
LEIPZIG.
Verlag von Eduard Besold.
(Arthur Georgi).
1893.
Digitized by
Google
i3ff
Alle Rechte vorbehalten.
K. b. Hof- u. Univ.-Buchdruckerei von Fr. Junge (Junge & Sohn), Erlangen.
Digitized by
Google
Vorwort zur ersten Auflage.
Den hauptsächlichsten Inhalt dieses Werkes bildet die
Terminologie der Pathologie. Ausgeschlossen ist die
Terminologie aller derjenigen Zweige der Medizin, welche
sich mit normalen (physiologischen) Verhältnissen beschäf-
tigen, wie die Anatomie, Histologie, Physiologie, welche viel-
mehr als bekannt vorausgesetzt ist. Da nun die Pathologie
das weitaus wichtigste und ausgedehnteste Gebiet der klini-
schen Medizin bildet, und da ich ausserdem noch zahlreiche
technische Ausdrücke aus der operativen Chirurgie, klinischen
Diagnostik, medizinischen Physik und allgemeinen Therapie
hinzugefügt habe, so halte ich den Titel „Klinische Termi-
nologie" für genügend gerechtfertigt, obgleich zwei der kli-
nischen Medizin ebenfalls angehörige Disziplinen, die Materia
medica und die pathologische Chemie unberücksichtigt ge-
blieben sind.
Meine Terminologia clinica erstreckt sich also gerade
auf denjenigen Teil der medizinischen Wissenschaft^ dessen
Nomenklatur bekanntlich noch am wenigsten festgestellt,
geordnet und vereinbart ist, weshalb eine Sammlung der in
den verschiedenen zur Zeit massgebenden Fachwerken und
in der periodischen medizinischen Tageslitteratur zerstreuten
technischen Ausdrücke den Ärzten und Studierenden vielleicht
willkommen sein dürfte. Ein Vorzug, auf welchen diese
Zusammenstellung jedenfalls Anspruch machen darf, ist der,
I*
Digitized by
Google
IV Vorwort.
durchaus modern zu yeiu, denn die darin enthaltenen Aus-
(hücke sind nui' den neuesten und gangbai-sten , weil aner-
kannt vorzüglichen Hand- und Lehrbüchern, sowie den
medizinischen Jom-nalen der letzten zehn Jahre entnommen.
Von älteren Werken, Encyklopädien imd Wörterbüchern ist —
ausser für den etymologischen Teil das „Kritisch etymolo-
gische medizinische Lexikon" von L. A. Kraus (1844) —
kein einziges benutzt, was meiner Arbeit wohl mehr zur
Empfehlung als zum Nachteil gereichen dürfte.
Als diejenigen Werke, denen die hier zusaimnengestellten
technischen Ausdrücke vorzugsweise entnommen sind, sind
vor allem zu nennen:
1. Für die allgemeine und spezielle Pathologie,
pathologische Anatomie, pathologische Histologie,
Teratologie.
y, ZiEMSSEN, Handbuch der speziellen Path. undTher. [ZH].
Leyden, Klinik der Rückenmarkskrankheiten.
Rosenthal, Klinik der Nerv^enkrankheiten.
Hebra u. Kaposi, Lehrbuch der Hautki-ankheiten.
Wagner, Allgemeine Pathologie.
BiRCH-HiRSCHFELi), Lehrbuch der pathol. Anatomie.
Rindfleisch, Lehrbuch der pathol. Gewebelehre.
Förster, Missbildungen des Menschen.
2. Für die Chirurgie.
y, PiTHA u. Billroth, Handb. d. allgem. u. spez. Chirurgie.
Billroth, Die allgemeine chir. Pathologie und Therapie in
50 Vorlesungen.
König, Lehrbuch der spez. Chirurgie.
Heinere, Kompend. der chir. Operations- u. Verbandlehre.
3. Für die Ophthalmologie.
Stellw^ag, Lehrbuch der Augenheilkunde und
Gräfe u. Sämisch, Handbuch der ges. Augenheilkunde.
Digitized by
Google
Vorwort. V
4. Für Geburtshilfe und Gynäkologie.
Schröder, Lehrbuch der Geburtshilfe, und
Schröder, Handb. der Krankheiten der weibl. Geschlechts-
organe (K. Band von ZH).
5. Für die Otiatrie.
V. Tröltsch, Lehrbuch der Ohrenheilkunde.
6. Für die Psychiatrie.
Griesinger, Die Pathologie und Therapie der psychischen
Krankheiten.
Maudsley-Böhm, Die Physiologie und Pathologie der Seele.
7. Für die Diagnostik.
Gerhardt, Lehrbuch der Auskultation und Perkussion.
P. Niemeyer, Physikalische Diagnostik.
Ausserdem habe ich noch einzelne^ kleint^-e oder grössere
Monographien, unter welchen ich hier die „Sammlung klini-
scher Vorträge" von Volk mann herv^orheben will, benutzt
und zahlreiche Einzelheiten, natürlich nicht ohne kritische
Sichtung, den verschiedensten medizinischen Journalen vom
Jahre 1868 an entnonmien.
Li Rücksicht darauf, dass die Kemitnis der Ableitung
der technischen Ausdrücke nicht nur sehr oft das Verständ-
nis ihres Begriffes erleichtert, sondern auch ein wesentliches
Hilfsmittel für das Gedächtnis ist, habe ich durchgehends
auch eine Erklärung der Ableitung beigegeben.
Ebenso habe ich in der Überzeugimg, dass eine Sanmi-
lung der modernen Ausdrücke erst durch Hinzufügung ihrer
Begriffsbestimmung Werterhalten würde, wo es möglich
war, auch die Definition oder, wo der gegenwärtige Stand-
punkt unserer Wissenschaft eine präzise Definition nicht er-
möglichte, die kurze Beschreibung, eine Zusammenfassung
Digitized by
Google
VI Vorwort.
der wesentlichsten Züge des Krankheitsbildes etc. beigefügt.
Dabei bin ich mir freilich der grossen Ungleichmässigkeit
der Bearbeitung der einzelnen Gegenstände bewusst, indem
bald mehr der pathologisch-anatomische, bald mehr der histo-
logische, bald mehr der klinisch-symptomatische Standpunkt
berücksichtigt worden ist. Immerhin glaube ich aber im
allgemeinen diejenigen Gesichtspunkte am meisten hervor-
gehoben zu haben, durch welche die betreffenden Gegenstände
am besten veranschaulicht werden konnten. Hypothesen
suchte ich möglichst zu venneiden, wo sie aber berücksichtigt
werden mussten, habe ich sie gewöhnlich auch als solche
kenntlich gemacht.
Die Definitionen und Erklärungen sind teils den oben
angeführten Werken entnommen, und bei mehr oder weniger
wörtlichen Anführungen ist die Quellenangabe gewöhnlich
auch im Texte wiederholt*), zum grossen Teil jedoch sind
sie das Produkt eigener freier Bearbeitung. Für diese habe
ich zwar im allgemeinen die oben genannten Werke zu
Grunde gelegt, aber auch häufig den Auffassungen anderer
Autoren und insbesondere den in Journalen erschienenen
neueren und neuesten Veröffentlichungen über die gleichen
Gegenstände Rechnung getragen.
*) Ausser bei den Hautkrankheiten, Logopathien und Missbildungen,
für welche ich fast ausschliesslich die betr. Werke von Hebra und
Kaposi, Kussmaul [in ZH] und Förster benützt habe. — Leider
habe ich früher bei der Sammlung meiner Notizen, so lange der Ent-
schluss zur Verötfentlichung nicht feststand, nicht streng beachtet, die
betr. Quellen mit zu notiren, so dass sich allerdings mitunter wörtliche
Anführungen ohne Angabe der Quellen finden dürften, deren Wieder-
aufsuchung mir bis jetzt nicht möglich gewesen ist. Sollte es mir
vergönnt sein, eine neue Auflage dieses Werkchens auszuarbeiten, so
werde ich mir alle Mühe geben, diesen mir bedauerlichen Mangel mög-
lichst EU beseitigen. Einstweilen muss ich für die betreffenden Stellen
auf die allgemeine Quellenangabe im Vorwort verweisen.
Digitized by
Google
Vorwort. VII
Die Erklärungen erscheinen räumlich zwar als der
wesentlichste Inhalt des Werkes, und ich wäre wohl auch
berechtigt gewesen, für dieses einen ähnlichen Titel wie Galen
für seine "Oqoi laxQtxoi oder Definitiones medicae zu
wählen; dennoch ist der Titel „Termuiologie" der zutreffen-
dere, denn der ganze Inhalt des Werkes ist doch nur durch
terminologische Gesichtspunkte bestinmit, und nur solch(»
Ausdrücke sind aufgenommen, für die ein eigentlicher Ter-
minus technicus gebräuchlich ist, während klinische Bezeich-
nungen, für die ein solcher nicht existirt, gar nicht oder nur
gelegentlich berücksichtigt sind.
Bei manchen Wörtern mit ganz unzweideutigen selbst-
verständlichen Begriffen, zumal bei klinisch unwichtigeren
Gegenständen, habe ich eine fönnliche Definition weggelassen.
Solche überflüssige Ausführlichkeit würde das Buch nur
zwecklos verdickt und verteuert haben.
Dass überhaupt die klinisch wichtigeren Gegenstände
im allgemeinen ausführlicher behandelt sind als die weniger
wichtigen, entspricht dem Zweck dieses Werkchens, ein kli-
nisches Taschenbuch vor allem für den Studiren-
den zu sein. Vielleicht gilt ein wenig auch von meinem
Werkchen, was Galen in der Einleitung zu seinen Defini-
tiones medicae (vers. lat.) sagt: ^^De inedicis finitionibiis
opus cum medicis omnibvs, tum iis potissinium, qui
ad medicinam introduountui\ adoUscentibus quxvm uti-
lissimum colligere et sci^iptis mandare decrevi. Quum
enim ars medica vitae sit utilis et ad hominum salutem
inventa ac multa praeclara theoremata habeat eaque
adoptionis arduae esse videantur, utüissimae erunt
fijiitioneSj quae paucis multa docere possunt. Optima
namque omnibus in artibus ac sdetitiis doctmia est, quae
non multis et immeusis, scd paucis perbelle dignosciturJ^
Digitized by
Google
VIII Vorwort.
Diesen Worten eines der berühmtesten unter den alten
Heroen unserer Wissenschaft lasse ich diejenigen eines der
berühmtesten unter den neuen folgen, die Worte R. Virchow's,
der sich „Über ärztliche Terminologie" in Nr. 5 der
Berliner klin. Wochenschrift vom Jahre 1875 also äussert:
„Sollte es nicht gerade in der heutigen Zeit, wo dem ärzt-
lichen Stand so viele Gefahren drohen, gerechtfertigt sein,
daran zu erinnern, dass die wirklichen Ärzte jede Anstrengung
darauf venv^enden müssen, auch in den kleinen Dingen ihre
wissenschaftliche Stellung zu zeigen? und ist es nicht das
erste Zeichen eines wissenschaftlichen Mannes, dass er die
Sprache der Wissenschaft zu reden versteht? Durch
nichts bezeugt der Sachverständige deutlicher seine Befähigung
als durch den korrekten Gebrauch der technischen Ausdrücke,
durch nichts imponirt er mehr mid nützt er mehr. Möchten
diese Zeilen dazu beitragen, diese Auffassung recht allgemein
werden zu lassen!"
Mit dem Wunsche, dass meine Arbeit dazu dienen
möge, einer einheitlichen Auffassung mid korrekten Anwen-
dung der technischen Ausdrücke unserer medizinischen Wissen-
schaft einigermassen förderlich zu sein, übergebe ich die-
selbe mit der Bitte um Nachsicht für ihre vermeidlichen
sowohl als unvermeidlichen Mängel der Öffentlichkeit.
Gütige Beiträge von Seite der geehrten Herren Kollegen
imd Philologen zur Ergänzung und Verbesserung des Werkes
würden von mir oder der Verlagsbuchhandlung mit grossem
Dank entgegengenommen werden.
Wiesbaden, im Mai 1878.
Dr. med. Otto Roth.
Digitized by
Google
Vorwort zur zweiten Auflage.
Eint^r durch Herrn Obeniiedizinalrat Professor Dr.
VON ZiEMSSEN vermittelten Aufforderung der Verlagsbuch-
handlung Folge leistend, habe ich die Herausgabe der zwei-
ten Auflage der Terminologia clinica übernommen.
Eine Anzahl neuer Artikel hat das Werk vergrössert,
während ich mir es in Bezug auf die Artikel des verstorbe-
nen Autors zum Grundsatze gemacht habe, dieselben, wo
irgend möglich, in ihrer alten Gestalt beizubehalten und nur
die durch den Fortschritt der medizinischen Wissenschaften
bedingten Änderungen zu treffen. Möge das Buch sich in
seiner zweiten Auflage eben so viele Freunde erwerben, wie
dies bei der ersten der Fall war.
München, im Herbst 1883.
Dr. Hermann Gessler.
Vorwort zur dritten Auflage.
In Vertretung des Verfassers der zweiten Auflage,
meines Freimdes Hemi Privatdozenten Dr. H. Gessler, der
in der Rekonvaleszenz von einer längeren Erkrankung nicht
in der Lage war, die neue Bearbeitung bis zu dem vom
Herrn Verleger gewünschten Zeitpunkt allein fertig zu stel-
Digitized by
Google
X Voii»«»rt.
len, habt- ich e- auf Wun-^-h ilt— K-izir-n-ii un!«Tn««iij:i!fn, in
Genieinr<*hafl mit Herrn Dr. Ge^^ler »ii- »iriiit* Auflage
der ^Klini-^hen Tfniiint»l«iorie-* zu lvr-«»rj>'U.
Die FörtH-hritte un-erer Wi>-<'n*eh;if i »-rf« •r>i»-n»'n manche
Änderun::»'n und Vt-rhr^-^-nuii^'n. >«>\nf »'iut* Vt-rjpV^nuis
dt-s Ge-aiiituiiifan::e^. In Form un*l Au— larmnir wunif «bis
bewährte KU-i«l «i»-- WVrk^ unvfräii«U-n b» ":lv-hah«'n.
AL- Liitt-nitiu- zur NeubearNirai.sr ii>'iur-n an— tT di-n
im er-tr-n Vorwort auf:>-führi»'n Werkt-n un«i tWn ;j»'l»*-*'U-ten
An-hivr-n. Zt-it- und W« N-ht-n-^-hrift.-n . vorzu^-w»'i-<' t\w fol-
gnnd-n \IVrk»': Zie<;ler'> Lt-hrbuch *wr aiLzv-iLtin^-n und
^p^-zi«rll►-n ji;uhol.>ji-<-hen Anaiomit- i4. Auflair».-. *lif Lt-hr-
büi.-h^-r th'T inn^-nn M»-lizin von Liebermei>ter. JCEt;EX>EX,
Stkümpell. Fleik her. BizzozepjWs Klini-ihe Miknv-kopie,
ferner WixckelV Lehrbüchfr «l^-r G»4iun.-hUfe und der
Frau»-nkrankheii^n. Vr»ssirs' Lehrbuch der Aui^Ilht'ilkunde,
KrIpelinV P-Ycliiatri»'. C. Frank elV Gnu.«ln— iler Bak-
teri^nkuii'i*-.
Ein»' Bervji-ht-nuisr hat die neue Auflaufe en«llieh ntX'h
erfahren «iurch eine >f »rachliche EinU-itun j, welehe il»-r Feiler
ein^'- auf tii^-^'m G^-bir-ie erfahr^-nen Fi»rH*her^, <1»^ Herrn
Dr. Zimmerer. Snidi. id-hrery in RniiUnr. ent-tammi. Der-
?*'ll>e hatte auch i\w Güte, dwi etyiiiolö^^^-heu Teil einer
verf^— eni'Iwi Dur»-h-icht zu unir-rzieh«!!.
M ü II c h e n . i:n März 1 ^^ U.
Dr R. Stintzing.
Digitized by
Google
Vorwort zur vierten Auflage.
Auf besonderen Wunsch des Hemi Verlegers habe ich
in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Gessler in Stuttgart die
„klinische Tenninologie" auch in der vierten Auflage bearbeitet.
Erfindungslustiger Wetteifer hat auch in den letzten
Jahren i^-ieder ein wahres Füllhorn von s])rachlichen Xeu-
geburten über die schon langst überfliessende klinische
Nomenklatur ausgegosst-n. Wiewohl wir bemüht waren, alle
neuen Bezeichnungen ohne Auswahl einzufügen und den
neueren Forschungen durch Änderungen und Zusätze gerecht
zu werden, so ist es uns doch durch vielfache Kürzungen
gelungen, die unvermeidliche Umfangszunahiiie des Buche-
in engen Grenzen zu halten.
Als Quellen für die neue Auflage dienten ausser (hm
schon in früheren Vorworten aufgeführten Werken und den
gelesen.-ten deutschen Archiven, Zeit- und WochenM?hriften
und Centralblättem noch die folgenden Lehr- und Hand-
bücher: E. Albert's Lehrbuch der Chirui^e (4. AufL»,
Michel's Lehrbuch der Augenheilkunde (2. AufL), Gower--?'
Lehrbuch der Nervenkrankheiten 1802, PozziV L^-hrbuch
der Gynäkologie 1S92, Zweifel's Lehrbuch der Geburt-hilfe
1892, Bükkxer's Lehrbuch der Ohrenheilkunde 1S92 u- A.
Herrn Dr. Zimmerer in München verdanken wir, wie
in der vorigen Auflage, die Durchsicht d^-r et}Tnoh»jnV*hen Er-
klärungen und die :-prachliche Einleiiun^r.
Jena, im Juli 1^93.
Dr. R. Stintzing.
Digitized by
Google
Sprachliche Einführung.
Die Sprache der Heilkunde ist das Ergebnis ihrer geschicht-
lichen Entwicklung.
Es ist offenbar, dass ihr die Spuren dieser langwierigen und
nicht immer heilsamen Einflüsse unverkennbar und vielleicht auch
unverwischbar aufgedrückt sind. Wie jedoch fast unsere gesamte
abendländische Gesittung aus dem Boden des griechisch-römischen
Altertums erwachsen ist, so ist auch der Hauptbestand des
naturwissenschaftlichen Sprachvorrates in dem Umfange der klas-
sischen Sprachen enthalten.
Die Schriften des Hippokrates, Aristoteles und Galenos,
wie des Celsus, Plinius und Vegetius sind und bleiben für den
Gelehrten die Grundlage imd der Prüfstein zur Beurteilung der
Sprachrichtigkeit und Eeinheit griechischer und lateinischer Ter-
mini der naturwissenschaftlichen Disziplinen.
Dadurch gewinnen diese Wissenschaften auch heute noch ein
gemeinsames, einfaches und völkerverbindendes Gepräge.
Dadurch wird aber auch die Kenntnis dieser beiden Sprachen
dem Arzte und Naturforscher zur unerlässlichen Pflicht.
Ohne Verständnis der Etymologie und der Gesetze der
Wortbildungslehre haftet das Wort ni cht im Gedächtnisse, '
bleiben Sinn und Form, Unterschied und Verwandtschaft der Aus-
drücke unerkannt und dunkel, sind der Willkür falscher Deutungen
und sprachlicher Missbildungen Thür und Thor geöffnet.
Die Wortbildungslehre umf asst zwei Gegenstände : a) die
Bildung der Wörter durch Ableitung. Derivatio; b) die durch
Zusammensetzung nach gewissen Gesetzen, Compositio, Der ganze
Wortvorrat einer Sprache in ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit
lässt sich auf eine verhältnismässig geringe Anzahl von Wur-
zeln zurückführen. Unter Wurzel versteht man denjenigen be-
deutungsvollen Lautkomplex, welcher an einer Wortform nach
Ablösung alles Formellen übrig bleibt, z. B. in den Wortformen
reg-o, rec-s (rex), reg-is, reg-inüy rector, rtc-trix, rec-tus, rec-
Digitized by
Google
Sprachliche Einführung. XIII
iura, reg-io, reg-imen, reg-imentum, ley-co, Ux-oca ßsgco), ?J^ig,
Xex-xog, öid-keTi'Tog, Xsx-xixog, kex-igov, ).6y-og, did-Xoyog, Xoy-iog,
Xoy-inog, koy-ixevco, loy-i6-xrjg^ Xoy-iSiov, koy-isvg, Xoy-iftog, loy-i^co,
Xoy-iOfÄog, Xoy-iozijg, Xoy-toziJQ, Xoy-iorrjQia, -ioiyjqiov, Xoy-iOTixog,
Xoy-ioievco, koy'dg, Xoy-dco, loy-d^co^ Xoy-ddrjv, ^oy-adixog, Xoy-dQioVj
Xoy-agidCco^ loy-agiaofiog, Xoy-evoy, Xoy-evg^ Xov-siaf Xoy-sTov, Xo^iag
sind reg und Xsy die Wurzebi, alles übrige aber Formelles, das an
die Wurzeln reg und Xsy angetreten ist. Diejenigen Wörter, welche
unmittelbar aus der Wurzel hervorgehen, werden Wurzel w^örter
oder auch Stammwörter, Vocabula primitiva^ genannt und
imi diese war es ims bei Feststellung der Etymologie eines Wortes
in den meisten Fällen zu thun; denn die Wurzeln selbst hätten
gar zu oft uns den Versuch nahe gelegt, den Ursprung derselben
bis auf die älteste Form der indogermanischen Schwestersprachen,
das Sanskrit, zurückzuführen. „Sollte jemand damit noch nicht
zufrieden gestellt sein, sondern weiter nach der eigentlichen Be-
deutung der Wurzel forschen, so fragt er bereits nach dem Ur-
sprung der Sprache. Auf diese Frage erteilen uns die Sprach-
philosophen die Antwort, dass das primitivste Material der Sprache
Eeflexlaute — begleitet von Gebärden — gewesen sind" (s. Pre l-
"WITZ, Etymologisches Wörterbuch der griech. Spr. 1892).
Ein Stammwort hat zwei Bestandteile: die Wurzel und die
Flexions- oder Formationsendung.
Unter Flexionsendungen verstehen wir erstens die Perso-
nalsuffixe des Verbum: o, i-s, i-t, co, eig. et u. s. w. — Durch
den Antritt dieser Suffixe an die Wurzel gestaltet sich diese zu
einem Zeitwort, also reg^ reg-o, reg-is, reg-it, Xsy, Xsy-w, Xsy-sig,
Xsysi u. s. w. Zweitens das Nominativzeichen -s; durch den An-
tritt desselben an die Wurzel gestaltet sich dieselbe zu einem Sub-
stantive der sog. III. Deklination, also reg, reg-s = rex, leg,
leg-s = lex, oder zu einem Pronomen, also t, i-s, 6, o-g.
Unter den Formationsendungen verstehen wir a) solche
Suffixe, durch welche einfach bezeiclmet wird, dass das Wurzel-
wort ein Wort der sog. I., II., IV. und V. Deklination ist, also
scrib-, scriba, ygaq?-, yga(pi^, hort-us, ;ifoßr-o?, hon-us, dya-ä-og,
(dulc-is, yXvx-vg). ac-us, (dx-ic)^ gen-u, (ydv-v), di-es^ ST-og; b) solche
Suffixe, durch welche dem Worte eine besondere Bedeutung ge-
geben wird, z. B. reg, rec-tor Lenker, Xsy, Xoy-svg Eedner, reg-io
Richtung, Xs^-ig ßede, reg-imen Lenkung, Xs^-ixov Wörterbuch,
frag-His zerbrechlich, Xsx-nx6g gesprächig, luc-idus leuchtend,
q?av-sQ6g,
Den Wurzel Wörtern stehen die von denselben abgeleiteten
Wörter, Vocabula derivata, gegenüber. So wird aus cap-ere,
cap-tare, cap-tatio, cap-tator, cap-tivus, Xsy-co, Xoy-iCco, Xoy-iofj,6g,
Xoy-iozyg, Xoy-iöxixog, aus serv-us, serv-ire, dovX-og, dovX-svco, aus
gen-us, Gren. gen-eris, gen-er-are, ysv-og, ysv-sog, ysv-soig, ysv-vdco
U, 8. W.
Digitized by
Google
XIV »Sprachliche Einfiihrung.
Die Ableitung der Wörter von den Wurzeln oder von bereit»
gebildeten Wörtern mittels der antretenden Suffixe ist eine Art
von Flexion, unterscheidet sich aber dadurch von derselben, daas-
sie nicht wie diese die wandelbaren Beziehungen ein und dessel-
ben Begriffes, sondern die aus der Wurzel oder einem bereits fer-
tigen Worte gebildeten neuen Wortformen für neue Begriffs-
formen bezeichnet. Der Wurzelbegriff ist freihch in allen seinen
Ableitungen und Weiterbildungen erkenntlich und vorherrschend,
ist aber in jeder dersell)en auf eine besondere Weise gestaltet und
tritt daher auch in einer l)esonderen Wortform hervor. So z. B.
zeigt das Suffix -tor, griech. -ti;o, den Begriff einer thatigen Per-
son an, als rec-tor Leiter, Äoy-to-Trjg Berechner, das Suffix tto den
abstrakten Begriff einer Handlung, als rec-tio Leitung, das Suffix
-ilis den Begriff einer Fähigkeit, als frag-ilis zerbrechlich, das
Suffix 'tare den Begriff einer intensiven Thätigkeitsäusserung, als
captare haschen.
Betrachten wir nun die Suffixbildungen in ihrer Anwen-
dung auf unsere medizinischen Termini, so ist weitaus
das häufigste dem Arzte gebräuchliche
1. das Suffix auf i-tis. Dasselbe ist zunächst nichts an-
deres als die gewöhnhche Femininendung zu den Substantiven auf
'Tt^g und besonders zu den Adjektiven auf a-rijs, e-rt^g, t-tfjgy
toxrjg, z. B. Foydxrjg der Arbeiter, eßj'dr«? Arbeiterin, ixhijg schutz-
flehend (i?ce ig), deo^icbzrjg gefesselt {dsofidmgjf vsq^Qtrijg nierenähn-
lich freqpgiug/.
Die Zahl der Wörter auf -i'rrjg beläuft sich ohne die Gentilia,
welche eine Herkunft oder die Bewohner von Städten bezeichnen,
auf circa 4()f).
Diese Wörter sind durch ein Sekundaer Suffix i-trig gebildet
Den griechischen Formen entsprechen im Lateinischen Bil-
dungen auf itis, z. B. Quiritis und Samnitis.
Man darf annehmen, dass sich das ableitende Suffix -riy-
Mpäter gern zunächst an adjektivische Formen auf -io anschloss,
z. B. (utiTTj- {(vtio- Birne), tj/Mri- sonnenartig {rjho- Sonne), ynjiii]-
die Flotte betreffend (vtjto- zum Schiffe gehörig), oxoQmrrj Skor-
pionstein (öxogjTio- Skorpion) u. s. f.
Verwandt sind diese Bildungen mit den zahlreichen Zeit-
wörtern auf -t'tcü, welche eine Neigung zu ihrem Stammworte
bezeichnen, z. B. eUrjv-i^M bin hellenisch gesinnt, firiö-iCco etc.
Das zahlreichste Kontingent aber liefern sie für die Wörter
atiH dem Naturreiche, zumal Steine, Weinarten, und — Krank-
heiten, besonders Entzündungen, weil das Suffix eine er-
h'nhU^. Bethätigung des im Stammworte liegenden Begriffes be-
//•ichnet, z. B. df^/uhrjg Sandstein (ä^fjLog), ßarpaxirijg froschgrüner
Htfiin, yfonvirrjg Kranichstein, xeyxQttrjg hirsenähnlicher Stein, xi?-
girrjc Wm'hsHt/^in, fu?.TiTr}g Rötelstein (ßlXiogjy jigaatzijg Lauchstein,
.^vgitr/g FetierHtein, ofiagayöizTfg sm&rsigdfsuhejiy ovxitrjg {eigenf&rhig,
yn/.xhtjg Kupfcrntein, //coßtr»;? grasgrüner Stein, oTTjXirrjg Säulen-
Digitized by
Google
Sprachliche Einführung. XV
stein, ßoToviu]? Traubenedelstein, aijuaTiri]^ ßlutstein, yalaxTiTrjg
Milchstein, q-syyiTrjg Leuchtstein.
Weinarten: f^aQa&Qkrjg aus Fenchel (udga&oov) bereitet,
juriUrrig Apfelwein (^ifjkov), juvoTnrjg Myrthenwein, raodirrjg mit
Narden bereitet, of^itpayJxrig aus unreifen Trauben (6i.iq^ax-), &v^-
ßQtTrjg über Saturei (dv^ßoa) abgezogen, jriootTrjg mit Pech ver-
setzt (mooa), grjTivhrjg nach Harz schmeckend u. a. m.
Auf Krankheiten bezüglich: degiug (scilicet vooog), ai^auug,
d/nvyda/uTig , drögcorTrig, dvägaxing, dgiof-tanng, yaXaxxiTig, dovaxTzig,
iyyaoxQiTig, rjTzatirig, ^vAamrig, dwQaxltig, xagöTug, xovSvkTxig, keifio)^
tuzig , fÄVQ/ir]xTxtg , ovv/txigy jiaof/ovTxtg , mdaxTxig , :toixiXsi(j,iovTxig,
jii^gTxtg,J[a)y(ovTxig,jigiorTxig, axvXaxTxig, axo)}.r}xixig,oji/.Tjvtxig, (pgevTxig,
yakxidlxig, (brixig ; jiriyixig, xega/nixig, ga;[Txtg, dfiadixig, d^Jieklxig,
dgOgixig, dq:gTxig , dxvgixig , ßakavTxig , ßv&Tng , daxxvking y deiJivTxig,
ijiioxXtjgixig, i:jixo^Txigf ^sqrvgTxig, rjkXxig, rj^iovlxig, xgoxacpixig, xcovTxig,
?.€JXiixLg, juag/iiagTxig, f.ieao:ik6vgXxig, juexakkTxig, rei'oTxig, (veffgTxig,
vۧgixig)f vfjolxig, vixgXxig^ jisxakixig, vaklxig, cfekkixig, (pkovlxig, yj^ca-
QiTtg, yovdgtxig.
Dazu kommen analoge Neubildungen späterer Zeit
wie yayykiovLxig, ekvxgixig, ÖKpOegixig, sjiiaxkrjgixtg, xvaxXxig, xwkXxig,
xgavXxig, jLirjxgXxig, q?keßXxig, yogdXxig, fxaoiXxig, xvxkXxig, oakjiiyyixig,
jxFQivayinitiSj dga/vXxig fdgayriov), adenitiSj bronchiolitis, bronchi-
tis, ovgrj&gXxig, oxo^iaxXxig , nvrovitis, xv(f?uxig, testitis, bursitis,
ykcoooXxig, yovXxig, xokmxig, kagvyyXxig, lAvcooXxig^ cavemitis, gingt-
vitis^ enteritis und gar duodenitis.
Diesem gebräuchlichsten aller Suffixe schliesst
sich
2. das Suffix auf -la und -ola an. -ia, -ia, -sia, -oia ist
die gewöhnlichste Endung, mit welcher Substantiva von Adjek-
tiven abgeleitet werden, um die Eigenschaft als abstraktes Sub-
stantiv zu bezeichnen, im Deutschen -heit oder -keit.
Im Deutschen erleiden sie in der Aussprache mannigfache
Veränderungen, besonders die auf -gonie, -phorie, -skopie, -metrie,
-logie, -soplue, -rhythmie, -pathie und -mathie, -graphie, -kratie. —
Während die einfachen Wörter wie -al/iiia, -.ipoia, -ßkeq-agia,
-:ia&ia, -xgavia, -koyiay -ygaq?ia, -xgaxia, -o&evia, wjiia, yeveoia,
-yovia, -yojvia, (pogia, -xojrla , -juexgia ^ fiaoxia, goia, -gvd'fiia,
'oxojiia, -xouia, -cpcovia thatsächlich nicht als Substantiva vorkom-
men, sondern meist auf Adjektiva wie koyiog, xomog, fj.hgiog, gv{^-
fuog, xofiiog, yersmog zurückgehen, treten sie im Zusammenhange
mit dem d privativum oder Compositis oder anderen Substantiven
sehr gewöhnlich auf, also dv-aemia, djivola, dßkeq^agia, dkkojza&ia,
dxgavca, §eo-yovia, xsxga-ywvia (Viereck), ycorio-tisxgia, jivgo-cpogia,
Jia^o-koyia (seil. T^yvrf), dvigiöia, d-fivooi^evEia, ai^io-q ikia, dfißkvo)-
Jiia, Jiakiyye.veaia, yeco-jiifxgia, oxr}f9ooxojiia, dva-xouia, :jokvq)(ovia.
Neubildungen sind: dkyia, d-ke^ia, ovg-auda, dextero-
xagdia, exxojiia, :iokv(.LaoOla etc.
Digitized by
Google
XVI Sprachliche Einführung.
Die griechischen Ärzte hatten nur ein einzigem, einen krank-
haften Ausfluss ausdrückendes Wort, welches mit gota (jrhoea
Fluss) zusanunengesetzt ist. Dieses Wort ist aifioggoia. Alle
anderen Worte in -rhoea, welche in der Medizin so zahlreich
angetroffen werden, sind Neubildungen. Ist das Vorwort eines
solchen Kompositiuns eine Flüssigkeit, so kann die Neubildung
zugelassen werden, wie BUnnorrhoea , Spermatorrhoea , Galactar-
rhoea, Dacryorrhoea etc., denn sie entspricht dem griech. Vor-
bilde Haemorrhoea. Ist aber das Vorwort keine Flüssigkeit, son-
dern ein Organ, dann sind alle diese neuen Worte Barbarismen
wie l*hallori'hoea, Balanorrhoea, Metrorrhoea^ Proctorrhoea, Otor-
rhoea u. s. w. ; (s. Hyrtl, On. an. p. 304).
Sehr häufig schüesst sich das weibüche -ia an präsentische
Partizipformen auf -nt, wie in audentia Dreistigkeit audens,
audent' wagend, audientia Gehör, heneficentia, benevolentia, bre-
viloquentia, cohaerentia, confidentia, conscientia, consequentia,
constantia, continentia, convenientia, despicientia, dehiscentia,
extumescentia, flatulentia etc. etc.
Neubildung: latentia, diese werden alle wie „Latenz" im
Deutschen gesprochen.
Die Substantiva auf -i/a entstanden aus -xla, gehen entweder
aus Nominalformen hervor wie ayvcoola von äyvm-xo^, xvvrjys-oia
von xvvrjys'Ttjg, d?ca&aQ'Oia, äxd^aQ-zog, oder von Verbalformen
wie yvf^vaoia (yvfivd^o^iatj , doxifxa-oia f6oxt,udsO)), elxaoia (eixd^oj),
axevaaia (axevd^ü)).
Unter den zahlreichen Wörtern auf
3. -is, -SIS, welche eine einfache Weiterbildung des Grund-
begriffs sind, eine Handlung oder den Eintritt eines Zustandes
bezeichnen, kurz den abstrakten Begriff der Thätigkeit des Sub-
stantivs ausdrücken (-om) und im Deutschen entweder durch den
zum Substantiv erhobenen Infinitiv oder durch die Endung
-ung wiedergegeben werden, dlXavi iaoig, jtvgeoig (deutsch Pi/rese
falsch ausgesprochen), dvdf^vijaig (deutsch. Anamnesel), Neu-
bildung: x€vr7]aig , dxeq^akoxvöxig (deutsch Kystt)
sind die zahlreichsten die auf
-Moig und -oj^a, welche meist eine Fülle bedeuten und von
Verben auf -o« abstanmien, z. B. k'kxwfxa, skxtoatg von «/.p^ow,
eXxog, Ulcus, elx(o, lacio; — aagncof^a, oagxoco , odg^; levxcofjia,
levxöco, Isvxog, ?.evao(o, luceo, Av<?, lux.
Dabei findet eine erhebliche Differenz der Aussprache zv^ischen
dem Accentton im Griechischen und der Quantitätsbetonung im
Deutschen statt.
Die meisten der Verba auf -o'oj kommen von Nominibus, be-
sonders Adjektiven der II. Deklination und bedeuten gewöhnlich
das hervorbringen, was das Stammwort bezeichnet, z. B. dyxvÄöco
krümme, dyxv?^og krumm, dyxv?.o)^a, dyxv/.coaic, dvaoTO/noyoig (dra-
oTOfi'öo) öffne den Mimd).
Digitized by
Google
Sprachliche Einführung. XVII
Die Substantiva in -ffojjua geben das Vollbrachte oder das
Ergebnis der Handlung, die Wirkung. —
Beispiele: aijudzwaig, aQ^omoig (Arthrose) v. aQ&Qoco, av^gd-
Xfoaig (Anthrakose) y. äv&gaxooy, dvaaröfLicoaig , ^gofißcooig, ix'&voyoig,
xaQxivwotgj xvcpcjoig^ fivoioig, vixgcooigj ^i^QOjaig, oxo/ucooig, rgixcoaig,
TVQCJOig, (fkoycooig, ;fß<w/*arö>ö<ff, ^colcootg.
Analoge Neubildungen: dxdvdcooigf dvoorcootg, Äthetösel,
ßXdatcooig, Dextrose !, DermatonosiSj exxövdgcoaig, sxxvfÄcoGig, xvtw-
atg, xLQQwoigy xiggövcooig, XiJicofÄdrcoaig, Lupinose! , fivxcooig, vev-
gcooig, vs(pg(ooig, oyxcooig, oi'vooTMOig, Tuberculosis! , vaXivtooig,
vdgagyvgcoöig, vjiegivcoocg , vdgcootgf /oAcoa/ff. —
-oma. xovövXcjfia (xovdvÄÖco) Geschwulst, /.wslcofia, oyxwfia,
avfjL7cxco-[jLa. —
Neubildungen: ddrjvcojua, dxeaxoifia (Akestöm) dyysicofia
{Angiöm) y. dyyetov), ai^idxwfia, dxdv&cofia, y?.oio)fj,af xvoTtofxOy Xi-
jtco^ia, juvoyjua, odovxojfia, otedroyfia (v. ozeatoM werde ZU Talg),
ai(p(ovo)]Lia (Siphonom), ;ifdv5ßw/<a, x^cogcofxa, ja sogar adipoma,
cavernom^Jibrom, granuloma, lymphoma.
Alle Ärzte reden yon^Neurosen als „Nervenkrankheiten". Das
sind sie wahrlich nicht. Arzte und Anatomen bildeten mit vevgov
eine Legion von neuen Worten, welche, weil das alte veroov Sehne
bedeutet, das neue aber Nerv, wahrhaft komische Sinn Verwir-
rungen mit sich brachten. Alle Substantive in -woig kommen von
Zeitwörtern in -ow. vsvgoto heisst nun bei den Griechen „den
Bogen mit der Sehne bespannen", somit vsvgcooig „die Be-
spannung des Bogens". In den medizinischen Lexicis wim-
melt es von solchen Wortungeheuern (s. Hyrtl, On. an. S. 353).
4. Wörter mit dem Suffix -(a)tio -a-t-lo. Viele Wörter
auf -io, -s-io, -t-io, -a-t-io, welche, wie im Deutschen die Sub-
stantiva auf -ung, eine Handlung als geschehend, zuweilen jedoch
auch ein durch die Handlung Bewirktes, ein Ergebnis bezeichnen,
sind bei uns durch das Romanische auf dem Umwege über Frank-
reich eingeführt worden und lauten dann auf - o n , z. B. Luxation,
Nation, Passion, Retorsion, Version etc.; ablactatio, subluxatio,
subfocatiOj subpuratio, sus-pensio. Die Wörter auf -atio und
'Sio gehen natürlich auf Verbalstämme zurück, ablactare, lux-are,
tor-qu-ere^ luxa-tio. tor{c)'Sio etc.
Analoge Neubildungen: angustatio, cauterisatio, spie-
nisatio, vasatio, vascularisatio.
5. Wörter auf -tas, griech. -r»;^, Gen. -xr)rog. Auch sie be-
zeichnen in der Regel einen abstrakten Begriff, von substantivi-
schen und adjektivischen Stämmen auf -«- imd von Adjektiv-
stämmen auf -Z, -«, z. B. civi-tasj aevi-taSf im-muni-tas, venus-tas,
hones'tas, facul-tas,
Neubildungen, venositas (Gren. venositat-is), deutsch ge-
geben: Venosität (venu, venosus),
6. Auf -mus, griech. -f.iog. Substantive von Verbalstammen
durch Anhängung der Silbe -fxog abgeleitet, die gewöhnlich den
II
Digitized by
Google
XVIII Sprachliche EiDführung.
abstrakten Begriff der Thätiffkeit, seltener die intransitive Be-
ziehung des Verbums ausdrücken. Es ist dies die regelmassige
Ableitung bei den Verbis auf -Cw, tetrFa-juög (Hippokb.), Tenes-
muSj Albinismus {albin-us weisslich), qeo), ^evfia, gerftaiucj,
Qevßiaua-fÄOc.
Neubildungen: Alhinismus, Ergotismus^ Mutacismus (v.
fnutus), v7rv€OTiafÄog (v. vjivoiri^My vjivoco); ein dygaftfjtauofiog gibt
es nicht im Griechischen, wohl aber dygajuftaua und dygaqpla.
7. -lov, -iiim (*ius,-ia, -iuin);z. B. remigium {retnex, remig-is
Ruder), princip-ium, fastid-ium, stilli-cid-ium {stilla, -ca-do).
8. -vus, -va, -Iva, -ua, -uum, -uus; acer-rus (acus, acer-is
Spreu), cater-va, Miner-va, ging-ira Zahnfleisch, snl-iva Speichel,
noct'Ua Käuzchen, patr-uus Onkel, tonitr-uum Donner.
9. Die Subst. mit dem Suffix -Ago sind aus dem Verb
agere gebildet, mit Steigerung des Vokals ä in ä und mit der
Bedeutung des Bewirkens, Darstellens, Ähnlichmachens, z, B.
im-ago [iin-itarf) Bild, vor-ago Schlund, lapp-ago (lappa Kette),
carr-ago Wagenburg, lumh-ago [lumbus Lende) L. -Lähmung, cori-
ago Hautknmkheit (corium), citr-ago {citrus Zitrone), mucil-ago
(mucus Schleim, mungo), plumb-ago (plumbum Blei), aur-ago
Gelbsucht, vir-ago Mannweib, farr-ago Mengfutter (/ar), sart-ago
Tiegel
In den Suffixen -igo und -ugo hat sich das ursprüngliche a
des Suff, -ago zu i und u abgeschwächt
Statt -ago findet sich auch -l-a|^o in einigen Wörtern wie
sah'i-l-ago Salz-ig-keit (salsus), ossil-ago Ejiochenhärte.
Femer: or- igo, prur-igo, pet-igo Räude (j^e^ere), vert-igo,
elaudi-go Hinken (claudus), surd-igo {surdus), lent-igo linsen-
förmige Flecken {lens, lent-is); lan-ugo (Flaum, lana), alb-ugo
weisser Fleck (albus), aur-ugo Gelbsucht {aurum)j sals-ugo Salz-
gehalt {sal, salsus) , ferr-ugo Eisenrost {fen-um), vesper-ugo
Abendstem (vesper), rubigo, Rost (ruber), aer-ugo Erzrost (äes),
Neubildung: serpigo, mellago,
10. Die Formen auf -ber, -bra, -brnm, -bris, -bre sind
zurückzuführen auf fer-o trage (deutsch: -bar, z. B. fruchtbar);
candela-brum Kerzenträger, lugu-bris, fa-ber, salu-ber, cre-ber
(cresco), cele-ber, frugi-fer, (fögog, z. B. ;fo??-9 o'^o?, :ivQo-(f6Qog etc.
11. Die Suffixe -eer, -cris, -cre, -cra, -crus, -eruin kom-
men von der Sanskritwurzel kar „machen"; volu-cer, ludi-cruSy
lava-crum bade-bereitend, sepul-crum,
12. -ter, -tro, -truin, Sanskritwurzel tar = vollbringen,
fere-trum Bahre, spec-trum Schauen bewirkend, ras-trum (raä-o),
ros-trum (rod-o), claus-trum (claud-o), vi-trum {Video), mulc-tra
(mulc-eo). Das Werkzeug oder Mittel zu einer Handlung be-
zeichnet -ZOO, 'Toov, ägo'Toov Pflug, aratrum, Xv-tgov Lösegeld,
diSax-rgov Lehrgeld, -rga, ^voxga Striegel (H'oi), den Ort: 6gx^)c-
rga Taozplatz, jia/Mt-rj-zga Ringschule (von ogyjo) und Jia/Mico).
13. Die Bildungen auf -tura sind im Lateinischen sehr ge-
Digitized by
Google
Sprachliche Einfühning. XIX
wohnlich und manche sind auch unter ihnen, neben denen die
einfachen Formen auf -tor gar nicht mehr auftreten, nur ge-
folgert werden können; pressura (pressor, premo) y fractura
(fractoTj frangö), punctura (punctor, pungo) , sectura (sectoVy
seco), tonsura {tonsor, tondeo), unctura {unctor, ungo), litura
(Uno), junctura (jungo), genitura {genitor, gtg[e]no), mensura
(mensor, metior),
14. -orium, -tor-ium, gr. -rtjgiov, -sorium, (franz. -oi)r, zur
Bezeichnung von Örtlichkeiten, Werkzeugen und ähnlicher Dinge:
promunt-orium, tent-orium, accub-i-torium , sifda-torium, ad-ju-
torium, ses-sor-ium , dever-sorium, terr-i-toriuniy calca-toriumy
emunc-torium, tec-toriiimy axQoa-xrjQiov audi-torium, Stxao-n'jQiov
Gerichtsstätte {öixdCco).
Neubildung: decoctorium.
15. Eine grosse EoUe spielen in der Medizinersprache die
Deniinntiva.
Sie sind etweder solche, welche das Stammwort als
klein bezeichnen: :iatd-iov, puer-ulus (TiaTg), xrjn-iovy hört-
uliis (H-fjjiog), olx'lbiov Häuschen (olxos), jcaid-dgiov Knäbchen,
^isX'-vÖQtov Liedchen (uUog), kn-vXXiov (esiog), sid-vkliov Idyll,
Bildchen {sldog), veav-ioxog adoUscent-ulus, jzaiS-iaxr] Mädchen,
vavT-ü,og (vavrrjg), dxavd-vXXlg (äxav&a), ^eganaiv-ig (ßeoajtaiva) ,
agellus {ager-ulus), serv-ulus, bu-c-ulus junger Stier, glori-ola,
car-unc-ula Stückchen Fleisch, aren-ula feiner Bandy ^urfur-ic-
ula feine Kleie;
oft auch eine Liebkosung bedeuten: xog-doiov {xogrj),
rpvy-dioiov {ipvyj))^ /Lisigdxiov, jueigaxiaxog, ^sigaxvlXiov {fislga^),
L-iTtdgtov {i'jiJTog), xvviöiov (xvcov), fili-ola, uxor-c-ula, amic-uluSy
oc-ellus (aus ocul-ul-us), lect-ulus;
etwas Bedauernswertes, Verächtliches: dv&goojt-dgior,
dvßgcoji-iov, -loxog, laycodiov (Xaycog), yvv-aiov, yvvv-ig, yvvatx-iag,
yvvatx-dgiov {yvvrj), ^M-v(piov (Coöov), homunc-ulus, as-ellus {asin-
ulus)y pleb-ec-ulüy mulier-c-ula , lupula Dirne, meretric-ula,
len-unc-ulus Kuppler.
Suffix -lus, -la, -Iura mit dem Bindevokal w, in -u-lus,
verlängert in -c-ulus : fasci-culus, folli-culus, flos-culusy os-culum
Mäulchen.
Das Suffix -edula, haben mehrere Namen von Tieren, be-
sonders Vögeln: acr-edula Käuzchen, fic-edula Feigenschnepfe,
mon-edula Dohle, nit-edula Haselmaus, querqu-edula Krickente.
Die Suffixe auf -ellus und -illus sind aus der Verbindung
zweier Deminutivformen -ulus imd -lus entstanden, indem sich
das erstere u des ersteren Suffixes zu e oder i abschwächte
e i
und das letztere u ausfiel, also ul{u)luSy ul{u)lus ; agnusy agnulus,
agnululusy agnelluSy anellusy catellusy hacillum, axilla, maxilla
{maxlay mag, fidaoo) kaue).
Vereinzelte Formen sind: scutri-scum ('«cw^ra Schüssel)
II*
Digitized by
Google
XX Sprachliche Einführung.
wie im Griechischen die auf -ioxog, -(cxv, -ioxov; -leas statt -las:
equuleusy hinnuleus, nucleus; tocuUio Wucherer, Toy.-o^ Wucher,
fudax-tcov Weich-Hng, deu-ao-xtcov Jämmer-ling (?), homun-cio
Mensch-lein, sen-e-cio, mat-ellio {matula Nachtgeschirr), rub-ellio
rötlicher Fisch (Röt-ling), Pinguecula von phiguis.
Die Bildung der Deminutiva scheint vorzugsweise in der
Volkssprache ihren Ursprung zu haben, und so erklärt es sich
auch, dass in der neugriechischen wie in den romanischen
Sprachen ganz gewöhmich die Deminutivform statt der Stamm-
form gebraucht wird, als tndri, 6ftf.tdTiov {oftfia), naidi, :iaidiov,
(ojTtTi, hospitium), dgin, doviov (ägroc), tfiU {(fihov). y>o)fii y^wiiiov
(iffcofwg) ; dafür lagen schon im Altertum Vorbilder vor wie
ßißkiov V. ßtß/,0?, i)i]oiov V. OtjO, /gvot'ov v. yQvao;, axofuov v. öro-
^a, — Im Romanischen soleil = sol, = aieul = avus, ucello
(ital.) = aucella = avi-cella = avicula = avis, corhcille = cor-
hicula = corhis.
Sehr häufig sind Deminutiva als technische Ausdrücke in
einer Bedeutung, die von der des Stanmawortes wesentlich ver-
schieden ist, wie dent'i'Culus Zahnschnitt, capitulum Kapital,
mu8-culus Muskel.
16. Die Adjeetiva auf -ax drücken eine Geneigtheit oder
Fähigkeit aus, z. B. cap-ax, ten-ax.
Hierher gehören wohl auch die Substantiva auf -aculum.
Unter der Schar der lateinischen Nomina instrumenti sind
tenaculum und retinactdum jedenfalls mitzuzählen, aber sie
stehen unter dieser Schar als falsche Analogie nach dem
Bildungsgesetze von guhern-a-culum von gubernarej während sie
in Wdirheit ihre Abstammung von den Ädjektivstämmen
tenac' und retinae- nicht verleugnen können (Osthoff, Forschungen,
1875, S. 56).
17. Im Zusammenhange stehen damit die Adjektive auf -accus
(griech. -a|, -dxiog, 'dxiov); saeta-ceus (saeta Borste), herba-ceus
grasartig, hedera-ceus (Epheu), ampulla-ceus (Flajsche), membrana'
ceu8 (Haut), rosa-ceus, creta-ceus (Kreide), papyra-ceus, arundina-
ceus {arundo Rohr), imvona-ceus (Pfau), Jiordea-ceus (Gerste),
farra-ceus (Spelt), gallina-ceus (Henne). Natürlich wird das e
in -tu8 kurz gesprochen.
18. Die Adjekt. auf -ills zeigen eine passive, selten aktive
Fähigkeit oder Tauglichkeit an, z. B. fiss-üis spaltbar.
19. -(i)cus, -{i)a6g, -aticus. An Nominalstämme angehängt
bildet 'ixog Adjektiva, die wie die Adjektive auf -log den deutschen
Endungen -ig, -lisch, -lieh und -isch entsprechen und anzeigen,
dass etwas zum Nomen gehört, dasselbe betrifft, davon her-
kommt, z. B. d6e),(f-ix6g von dbel(f6g etc., divic-us, nephritica,
vFVQtTixog, vfvgixog, analepticay analgetica, antemetica, antidys-
kratictty epileptica, galactica, hydropica, seil, re media.
20. -Ulis imd -ivus haben passive und intransitive Bedeutung;
nat-ivuSf vot-ivus, ^ja^^-Zvi^Ä, aest-iviis, captivus, fugitivus.
Digitized by
Google
Sprachliche Einfühi*ung. XXI
Neubildung: entero-raptiv und vomituritivus {vomiturio,
21. -bundus, -cundus und -undus drücken eine Eigenschaft
oder Fertigkeit aus; furi-bunduSj mor-i-bundus, fe-cundus (feo
gebäre).
22. -neus, veog, fag-i-neus buchen = (fr}y-i'veog , bezeichnen
wie -g{e)nu8, gineus (gigno) den Stoff und die Herkunft; unigenus,
unigenitusy benignus, malignus, indi-gena, terrigena, aliegnus.
-aneus, -anus ebenfalls die Herkunft; castell-anus, ^j/s^auw^
Pfeilkraut, fontanus, humanus, urbanus , mundanus, decamiSj
membrana, quartana, alt-amis Seewind, soUanus Ostwind.
Neubildung: melan-eus, jtiskdvFog statt nsXaoua.
IV 6g dient zur Bildung temporaler Adjektiva /ßso-ivog hester-
nU8 gestern, iag-iv6g vernus , vvxrso-tvog nocturnus , io^FQ-irog
vespertinus.
-inus Tiemamen; agniniis, anguinus, apriniiSy canimis, lepo-
rinus, leoninus, asinimiSy porcinus, equinus.
Neubildung: Dextrin, Ergotin (f'oyo)), Morphin, Cocain,
Solanin, Strychnin, Margarin (Fettsubstanz, v. fiagyugov = /nao-
yaghijg Perle, wegen des Glanzes).
Neubildung: intra-, sub- und i^er-cutanus {cutis Haut).
-aeus und -eus.
Ist das Beiwort griechischen Ursprungs und wurde es
aus einem griechischen Hauptworte, durch Umwandlung der End-
silbe desselben in -ai'>g gebildet, wie ykovialog, jiegovaTog, :todialog,
dßeXidiogf oxeqpavaXog u. 8. w., SO kann und darf es im Lateinischen
nur als glutaeus, peronaeus, podiaeus, obeliaeus (sagittalis),
stephaniaeus (coronalis) geschrieben werden.
Ist aber das Hauptwort ein lateinisches, wie pecten, bra-
chium, poples, femur, tibia, crus, solea und cubitus, so darf auf
keinen Fall pectinaeus, brachiaeus etc., sondern es muss pectinius,
hrachialis, popliteus, femoralis, tibialis, cruralis, soltus imd
cubitalis gesagt werden. Bei allen Adjektiven in ^us ist das
e kurz, „quia vocalis ante vocalem corripitur".
23. Suffix -dus, -da, -dum, von Wurzel da geben; luc-i-dus
lichtgebend, frig-i-dus,
24. auf -osus bezeichnet eine Fülle; aren-osus, lapid-osus,
erythematosus, nodosus.
Neubildungen: corymbosus, nummulosus, phlegmonosus,
crouposus.
25. Abgeleitete Denominativa auf -eus, -y.og (spurcus, pau-cus,
fia)M-x6g)', hiul-cus klaffend (von hiol-us, hio, hiare), juven-cus
(Juvenis), petul-cus stossend (pet-ulus , petere) , pris-cus (pris =
prius), moll'US'Cus {moll-is), past-i-cus gemästet (pastus, pascor),
&i*ZwZ-cu5 Ochsenknecht (6w6wZw5), subul-cus {subulus Schwein, sus),
26. -alis, Suffix der Zugehörigkeit : flor-alis, austr-alis, natur-
alis, mort-dlis, fat-alis.
Digitized by
Google
XXII Sprachliche Einführung.
Neubildungen: cordialis, pulmonalis, laryngealiSy synochal.
27. Bildungen auf -tom sind natürlich gewöhnliche Verbal-
Adjektive auf -og vom Stamme re^vw schneide, also eigentlich
äva-TÖ(X og. •
28. Die Adjektiva auf -uliis drücken eine Neigung aus, z. B»
aem-ulus.
Neubildung: völvulus.
Auffälliger sind die Weiterbildungen der Komparativform
fortiusculus ein wenig stärker, grandiusculus, unctiusculus, pin-
guiusculus, minusculusy plusculus, duriusculus.
Neubildung: depressiusculus.
29. Die Adjektive auf -orius stammen von Substantiven auf
-tor und -sor ; amator-iuSy uxorius.
suspensorius und depletorius [depleo schöpfe aus] sind Neu-
bildungen, (deutsch: depletorisch).
30. -tus, -atus, -itns, -ntus, -otos zur Bezeichnung eine»
Versehenseins mit etwas; ansa-tus (Henkel), barba-tus, ala-tus,
pennatus, aquatus, lupatus (mit Wolfszäbnen), rostratus, cordatus,
tepor-atus lauwarm, auritus, pellitus, crinitus, fellituSj mellitus y
cornutusj hirsutus, nasutus, aegrotus.
31. auf -olentus, -olens, -olus, ulus, -ulens; caer-ulus,
bub'Ulus (bos, bo-vis), opulens, opulentus, viölenSj violentus, san-
guinolentus, sonst nur -ulentusy truc-ulentus, op-ulentus, corp-
ulentus, pot-ulentus, fraud-ulentus, esc-ulentus, luc-ulentuS) tut-
ulentus, pulver-ulentus, turbulentusj poculentus, rorulentus betaut,
purulentus eiterig, temulentus berauscht {tem Stamm, wie tem-
er-arius), virulentus (virus Gift), frustulentus voller Stückchen,
macilentus mager, mustulentus mostreich, pisculentus, aquilentus,
bucculentus pausbackig. Später sind: carnulentus (Fleisch),
faeculentus (Hefe), farinulentus (Mehl), febriculentus (Fieber),
florulentus (Blume), foetulentus (stinkend), glebulentus (klumpig),
jurulentus (jus Brühe), marculentus (welk), merulentus (tmnken)
i
merus Wein), muculentus rotzig, rosulentus rosig, somnulentus
schlaftrunken, sordulentus schmutzig, suculentus saftreich, terru-
lentus irdisch.
GraC'ilis = grac-ilentus führt uns auf die Herkunft des Suf-
fixes -lentus, welches natürlich mit einem Verb oleo (olens, ölen-
tus) nichts zu schaffen hat; pestilens = pestilentus. Diese latei-
nischen Bildungen auf -^lens, -lentus mit dem Bindevokal e, o, u
(ilentusj olentus, ulentus) hängen enge zuammen mit denen
auf ilis.
32. Adjektiva auf -og werden einfach aus dem Griechischen
herübergenommen imd latinisirt; axecpaloc ohne Kopf akephalusy
freilich wieder mit Veränderung der Betonung, djipoacojtog
ohne Gesicht aprosopus^ änovg ohneFuss apus, äfiogopog, formlos,
amorphus.
Digitized by
Google
• Sprachliche Einführung. XXIII
Neubildungen: uvoffdalfwg ohne Auge anophthalmusj
afxeXog ohne Ghed ameliis, äxog^iog ohne Rumpf acormus, drgjjra'
>es(fakog, oiTgrjraxogiuog, äyva§og ohne Kinnlade agnathus.
33. Weitaus das häufigste aber unter allen Adjektivsuffixen
der medizinischen Terminologie ist das Suffix aiif -iiieus =
-o-siörig. Hyrtl hat sie in wünschenswerter Vollständigkeit für
die Anatomie zusammengestellt; aden-o-ideus , allant-o-tdeus,
arachn-o-ideus, arytaen-o-ideus, ex-o-ideus (alter Name für epi-
stropheus), hathm-o-ideus, (^enwÄ-artig, von dem Hippoki*atischen
Worte ßa^fiig Gelenkgrube) etc. etc.
Alle diese Wörter sind latinisirte Griechen auf Eiöyg mit
dem Bindevokal o.
Als lateinische Epitheta kamen sie erst im 17. Jahrhimdert
in der Anatomie zur Aufnahme, meistens durch J. Riolanus.
Viele dieser Worte stehen jetzt noch im Gebrauch. Die be-
treffenden griechischen Adjektiva enden mit -eidi^c. Es steht
den Lateinern zu, den Diphthong et in 7 zu kontrahieren und
die Endsilbe -rjg in -eus zu verwandeln, so dass z. B. dösv-o-eiöi^g
durch aäen-o-ideus ausgedrückt werden kann. In diesem adenoi-
(leus ist das ^ lang, weil es für ei steht, und das e kurz, wie in
allen Adjektiven auf eus {aureuSy argenteusy ferreus, plumbeus
etc.). Man darf also nicht anders als adenoldtus sagen, wie
denn auch in den dem Griechischen nachgebildeten Worten
adenoid, alcaloid, sarcoidy myxoid etc der lange Accent auf das
^ fallen gelassen wird. Es ist aber leider zur allgemeinen
Unsitte der Anatomen geworden, die Betonung gerade
umzukehren; dass es nicht mehr geschehe, müssen aUe Sprach-
kundigen wünschen.
Neubildungen sind z. B. ßbroidj desmoid, dermoid, dis-
coid, fungoid, celluloid, alkaloid, geoid u. a.
34. Zu erwähnen ist noch die Sitte, die lateinischen imd
griechischen Adjektive auf -ius, -icus und -log, -ixog mit der
deutschen Endung -isch zu geben, also für depletor-ius deple-
torisch, creticus kretisch, öwdf^iog, dörväfjiog, dynamisch, adyna-
misch, (fvoixog physisch , o^huog sthenisch, ojTxixdg optisch zu sagen.
-fex-, -fieus imd -fic-ax sind Endungen der Wurzel fac von
factrCj z. B. arti-, auri-, carni-, dapi-, opi-y ponti-fex; bene-,
grati-j honori-, harn'', magni-, male-, miri-, muni-ficus;
efficax, — Beliebt sind in der Medizin die Zusammensetzungen
mit -genus, -gena, -yövog, -ysvrjg [und -ycovog] V. yiyvofiai,
Stamm ysv-, gt'g[€]no), z. B. alieni-genus, caeli-genusj indJ-genus,
terri-gena, privi-gnus, pyro-gon, pytho-gen, endo-gen, oxy-gen
(o^vyevtjg), pyo-gen, sapro-gen, hydro-gen, amphi-gen {d^<fiyevr)g),
pentagon {i^TEvxd-ywvog) , ywvog •= ywvia (Winkel, Eck), tri-gori
U. 8. W.
So wird on gebraucht, mn anzudeuten, dass gewisse Gegen-
stände in Mehrheit vorhanden sind (Benzon) ; bei an, en ist nichts
dergleichen nachweisbar.
Digitized by
Google
XXIV Sprachliche Einfühmug.
Viele dieser Endungen sind ganz willkürlich und werden für
bestimmte Klassen von Körpern mit Vorliebe angewandt z. B.
in zur Bezeichnung des Stoffes, der Alkaloide, der in vielen
Pflanzen vorkommenden Gifte: Morphin, Cocain, Solanin, Strych-
nin , Ergotin {^oyco) , Margarin (udgyaQov = fiaoyagmi^ Perle,
wegen des Glanzes).
Neugrebildete Endungen erklären sich wie
-yl vom Griechischen vli] Stoff, z. B. Methyl {uexa nach),
„Nachstoff" (Liebig), Aethyl (ai^g), Fropyl {prope nahe bei),
Butyl (SovTvgov), Ampi (ä/tiidov).
-Ol von oleum, Öl, z. B. Benz-öl, Phen-öl, Tolu-ol,
-al abgekürzt aus Alkohol (!), z. B. Chlor-al, Jeth-al.
-at, -ate nach dem Griechischen dit^g, z. B. carbon-ate, Sulf-
ate u. a. m.
35. Wichtig sind für die Zusammensetzimgen, Compositiones,
die Gesetze des Bindevokals und der Vokalabstufung. Den
ersteren, der meist euphonisch zum Zwecke des Wohllautes ge-
setzt ist, haben wir im Griechischen in dem enthetischen -o-, im
Lateinischen als -w- imd -/- erkannt, z. B. d^€v-o-eibr)g, luc-u-len-
tus, lucA'dus, vermA'formis. Der Umlaut und Ablaut tritt
wie im Deutschen in „bauer", „bäuerisch", haüs, häuslich, ost,
östlich, nacht, nächtlich, singe, sang, gesungen etc. beim Laut-
wandel infolge nachfolgender, anders tönender Silben ein, z. B.
xeigco, d-?cag-i]g , (pegco , cpogog , yhog, ycvo;, (fuf-ii), (fijf^h (fcovt},
lemo), loLTiog, rgsqpo), xgo^fog, rgoqi}, hgdqtjv, sepel-io, sepul-crum,
reg-0, rog-us. tego, toga, fero, fors.
Dieser Bindevokal ist oft ausgelassen in Neubildungen,
wie a-rhin-enkephalie statt d-givo-Eyx£(faUa, Atmiatrie statt dxfio-
laxgELo,
36. Eine gewisse Aufgabe hat auch in der Sprache der
Medizin das d privativum zu erfüllen. Das dlifa privativum
drückt eine Verneinung oder Verschlechterung des nachfolgen-
den Begriffes aus, wie lateinisch in {gratiis, in-gratus), deutsch
un, vor Vokalen heisst es dv, z. B. a-ßaxog ungangbar, d-^draxog
unsterblich, ä-ßovkog schlimm beraten, dv-dgii^^iog unzählig, in-
numerahilis.
Das d privativum wird missbräuchlich sogar lateinisch ge-
braucht, z. B. a-reflexie, anacididaet (!) — Statt d-fA,vo-xgo(fia er-
wartet man iuv-axgo(pia, statt d-ixvo-odevsia, fw-ao^sveia.
Neubildung: dv-axovoia, dr-igidin.
Davon zu unterscheiden ist das d coUectivum oder
intensivum, das eine Gemeinschaft ä-loyog Gemahlin, eine
Gleichheit, d-xdkavxog die Wage haltend, eine Versammlung,
d-dgoog zahlreich, oder eine Verstärkung bezeichnet d-xevtjg stark
gespannt, dv-evgvoua v. dvevgvvco, evgvg.
37. Häufige Zusammensetzungen geschehen mit di, dis, dig
und övg.
Digitized by
Google
Sprachliche Einführung. XXV
Die Bedeutung von diy die, dvg ist eine den nachfolgenden
Begriff zersetzende, auflösende oder verschlechtemde.
Sid geht gewiss auf einen Nominalstamm (vgl. 61/0) zurück,
welcher ZWeiheit bedeutete, hiess also ursprünglich „bei oder
mit Zweiteilung*' , das ist „zwischen".
di(g) heisst eigentlich zweimal = lat. bi oder biSy also Si-corog
mit zwei Ohren.
dts = zer, auseinander, bleibt unverändert vor Vokalen und
h. Vor Konsonanten teils dts, teils di.
övg, imtrennbare Vorsilbe wie das deutsche miss oder un,
bezeichnet das Misshche, Schlechte; vor Wörtern, die mit a-^
und ox anfangen, fäUt das o gewöhnlich fort. Hierher gehören
auch Bildungen wie ve-sanus und ve-cors, ve-stigium nach vi-duaf
vi-ginti etc.
37. Abgeleitete Verba. — Ein Buch für sich würde
das Kapitel über die Verba beanspruchen. Doch kommen sie für
uns wenigei*in Betracht, da wir es hier hauptsächlich mit den
Nomina zu thun haben. Abgeleitete Verba werden auf sehr ver-
schiedene Weise aus Nominalstämmen gebildet. Die wichtigsten,
ihrer Bedeutung nach wenig von einander verschiedenen Endungen
der abgeleiteten Verba sind, nach der Präsensform geordnet,
folgende: 1. 6m z. B. fiio^öco, (fua&og Lohn). 2. dco, z. B. uf.id(o
(jifjLYj Ehre). 3. ^co, z. B. dgtdfisco, {dgi'&iiiog Zahl). 4. svco, z. B.
ßaodevio (Saadevg König). 5. i'Cco, z. B. skni^oy (ilmg Hoffnung).
6. dCo) z. B. öixdCco (dixT) Recht). 7. aivco z. B. 07]fj,aivco (oi}/na
Zeichen). 8. vvco z. B. ^Svvo) {fjövg süss).
Eine bestinunte, nämlich desiderative, Bedeutung kommt
den Verben auf oeioiy sowie mehreren auf aw, idoi zu: ysXaoeioDy
es lächert mich, dgaoeico habe Lust zu thun, qpovdco bin mord-
gierig, xlavaidco bin weinerlich gestimmt. Die Verba der beiden
letzten Ausgänge bezeichnen auch häufig eine körperliche Sucht
oder Kranmeit: (bxgido) habe die Bleichsucht, dqp^aXf^idco leide
an den Au^n.
Ahnlich steht es im Lateinischen. Verba werden entweder
abgeleitet von anderen Verbis oder Nominibus und zwar unter-
scheidet man frequentativay Verba der Wiederholung oder
Verstärkung des Primitivum z. B. clamo, clamito; domo, domito;
adjuvo, adjuto; curro, cur so, cursito; dico, dicto, dictito; defendo,
defensOy defensito u. s. w. oder verba desiderativa z. B. edo,
esurio oder deminutiva z.B. canto, cantillo; conscribo, conscri-
billo; sorbeo, sorbülo u. a. odier inchoativ a auf sco, caleo, calesco.
u. s. w.
Von Nominibus abgeleitet führen wir an, flos, florere; albus,
albare; stirps, stirpare; u. s. w. —
38. Von den griechischen Präpositionen und Partil^eln ist
zu merken: dvd hinauf, y-ard hinab, u/na zugleich = S/wv , Sid
durch, Siya zweifach, fistd mit und nach, sehr häufig = Ver-
änderung um, Tiagd daneben, entgegen, vjio darunter, iv, elg darin.
Digitized by
Google
XXVI Sprachliche Einführung.
hinein, ojio weg, d/ii<pi um, herum, ijii darauf, dvri entgegenen, ix^
i^ heraus.
Neubildungen: Verdoppelung der Präposition wie in ytaga-
jEOLQ-eotg, contra-ex-tension.
Von den lateioisclien ab, a, abs; die Grundform ist »b,
griech. dno.
ah steht vor Vokalen und ä, kann aber auch vor allen Kon-
sonanten stehen wie a.
Die Form ahs (aps) findet sich vor c, p, t, abs-tineo, abs-
traho, abS'Cedo, abs-que.
Verkürzt in ««, as-pello, as-porto.
Die Form au in au-fero, au-fugio geht entweder aus dem
Sanskrit ava, ahd. aba = von herab, aier aus der Präposition
af ■= av -= au hervor.
Die altlateinische Präposition am, an entspricht dem grie-
chischen dfKpiy amb'io, amb-ire, am-plector, an-fractus, skr. abhiy
alts. umbiy ahd. utnpi. Viele Zusammensetzungen Abgeben sich
mit dem Präpositionaladverb versus (von verto) „wärts" adver -
sus, aliorsumy deorsum, dextrorsum, introrsum, prorsum^ rursum,
retrorsuniy searsum, sinistrorsum, sursum {sub-vorsum). Die
Präpositionen sub unter, super über, subter unterhalb werden in
ihrer Funktion als bekannt vorausgesetzt.
39. Höchst auffallend und barbarisch sind die Zwitter-
bildungen, Voces hybridae, welche aus den beiden Sprachen
Worte oder Endungen zusammensetzen, z. B. dextero-xa^öia,
xsQaxo-glöbus, veo-natuSj lact-dycoy^ög), jiegi-vaginitiSf xavxrjQ-isatiOy
ajikrjv-isatio, avv-ovitiSy ovvox-al, g^agv-yy-ealiSj amoeno-fiavia , drr-
acidus, avTo-transfusion, cavern-cofia {cavernom), dextr-cooig,
(dextrose), igvi&rjfia'tosumy ^jiat-isatio, lupin-coaig (luptno8e)jtuber'
culose, fiov-oculuSj (pkvxxaiv-ula, (plvKraiv-ulosay (pXeyfiov-osay
WortvcrstttinmeluHgen wie pelys statt pelvis, panarüium
statt paronychium, {jiagcDwxio), athetose statt d&htjmgy antimoni-
um verderbt aus dem arabischen al-ithmidumy bracherium statt
bracMonartum, myrinx statt fifjviy^ etc.
Willkürliche Verkürzungen wie Achrupsie statt axQcofia-
Toy;ia, Akiurgie statt äxiSoegyia, dxiSovgyia, Chrupsie statt XQ^^
fiotpia, Kinaesthesie statt xivrjoiaiodirjoia, Syndektomie statt ow-
Ssofiosxrnjiia, Metopaaie statt fÄercojiostayia u. s. w.
40. Über Neubildungen des späteren Griechisch und Lateinisch,
der Latinobarbari haben wir oben schon öfter gesprochen; es ver-
steht sich, dass diese Sammlung sich ins Unendliche vermehren
liesse. Berechtigt sind Neubildungen wie ßov-xvrjfiia, nach
Analogie von ßov'ßgcoong , Stierhunger, („Wolfshunger'*), = ßov-
Mfiia, ßov-fiaobog sc, äfiJtekog, ßov-veßgog, ßov-^aig, ßov-jiaXtg, ßov-
In das Heer von neuen Bildungen in der Sprache der Natur-
wissenschaften lässt sich nur schwer Ordnung und System bringen.
Doch ergeben sich folgende Gesichtspunkte:
Digitized by
Google
Sprachliche Einführung. XXVII
a) nach Eigennamen von bestimmten Personen, Erfindern,
z. B. : Columhium, Galvanismus , Hausmannit, Humholdit,
Mikrohm (Ohm), Mikrofarad {Farad,) pasteurisieren, Chinin etc. ;
b) nach Grottheiten aller Mythologien, z. B.: Pelopium,
Niobium, Kastor, Pollux, Titanit, Atropa, Sisyphus (Pillenwälzer),
Geokronit (Kronos) etc.;
c) nach Ländern und Orten der Herstammung: Tabak,
Achat, Cognac, Uralit etc.;
d) nach der Herstammimg von einem Naturkörper, z. B.
Kreatin, JPtomatn, Allyl, Papaverin etc.;
e) nach einer Ähnlichkeit: Selenoid, Krystalloid, Geoid,
Hippuris etc. ;
f) chemische und physikalische Eigenschaften, z. B,:
Chlor, Brom, Glycerin, Haematoxylin^ Auripigment;
g) Zweck oder Wirkung, z. B.: Pyknometer, Bheometer,
Antifibrin ;
h) nach einem System: Schwefel, Kupfer, Äther etc., z. B.:
Di-methyl-amidottzo-henzol-mono-carhon-säure (ein Wort!);
i) Originalbenennungen nach Eisen, Blei, Gold;
k) willkürliche zweifelhaften Ursprungs, z. B.: Amalgam,
{udXayfia), Paraffin {parum affine), Merkaptan (Mercurio aptumf),
Aldehyd (Alkohol dehydrogenatum), Phenol ((paivco oleum),
Acetal (acetum und Alkohol f), Aldoxim {Hydroxylamin- Aldehyd),
Aroph {Aroma philosophorum !!), Olm {Molch), — Dem RätBel
der Sphinx vergleichbar sind Namen wie Mangan, Opodeldok
(Greheimname ?), Galmei, Theodölith, Schoerl, Annalin u. s. w.
Oft aber sind Endungen ohne Rücksicht, ob das Wort
einem griechischen Etymon entspricht, von griechischem Charakter
gebildet, z. B. Haemo-ptoe (von alfja Blut und titvco speie) statt
des richtigen alfAonxvoig. Denn das Wort alfnomoia ist nicht vor-
handen (etwa entsprechend einem Sidggoia Durchfluss) und -ptoe
oder 'ptöe wären von jirvco nicht richtig gebildet. — Femer
pell'dyga ist nach Analogie von noö-dyga und /LtskiT-dyga geformt,
melaneus, fA,ekdveog statt fiskaojua.
Spätgriechisch sind av&rj^a {Anthem), neugr. i^dv&Tj/na
V. dv^eco, dv§r}, äv&og. Femer baryekoia und dysekoia v. ßagv-
rixoog, dvg-rjxoog övg-rjxota, V. dxov<x> U. S. W.
Aus dem Spätlateinischen erwähnen wir noch Worte
wie acuitas, {Akuitaet), aplanatio {planus), anteflexio, axialis,
(axis), hursa, borsa, brunescens (v. brunesco, brunus), cera-
tinare {keratihiren , xegdrivog), cystin{us), congelo (gefriere),
crampus, crispatura tendmum, contra-extension, dentinum, des-
odorisantia, duodenum, ergotinum, extravasatio , fracturosa
pelvis, herpeticum^ inositus (Tg, Ivögl), obductio{n), morbilli,
(Masern), raspatorium scarlatina, sporulatw{n).
Dann steigt die Sprache in das Romanische herunter in
Wörtern wie bastoria (bistourt), cliquetis, dengue, mandrin,
Digitized by
Google
XXVIII Sprachliche Einführung.
massage, rabot-odonto-triteur , sonde (sub-unda), spara-drap,
tendon u. a. m.
Vereinzelt existiren natürlich auch noch Überreste aus dem
Arabischen, Hebräischen, Althochdeutschen und
Angelsächsischen, ja selbst dem Persischen, Hindostan und
Japanischen, den Sprachen der Eingeborenen Afrikas \md Ameri-
kas, die sich aber unter keinen der obigen Gesichtspunkte bringen
lassen. Siehe J. Hyrtl, Das Arabische und Hebräische in der
Anatomie (Wien 1879, Braumüller), und von demselben Verfasser:
Die alten deutschen Kunstworte der Anatomie (ebd. 1884).
41. Die meisten Barbarisinen und Neubildungen verdanken
den Ärzten des späteren Mittelalters ihren Ursprung, Miss-
bildungen sprachlicher Art auch manchen Spezialisten unserer
Zeit, von denen Hyrtl behauptet, dass sie ausser von ihren
Erfindern von niemand gebraucht würden. Wahr ist, dass mit
der Kenntnis der Gesetze der Sprache und Wort-
bildung eine Barbarei, wie sie Arnobius gemeint {Adver sus
gentes lib. I, 59): Barbarismis et soloecismis obsitae sunt res
vestrae, et vittorum deformitate pollutae, künftig unmöglich sein
wird. Möchte doch dieser unser schwacher Versuch ein kleines
Scherflein hierzu beigebracht haben!
Wir schliessen mit den Worten des Meisters der romanischen
Sprachforschung: (DiEZ, Etymol. Wörterb. 5. Aufl. Leipzig 1887
p. VII.) „Das Höchste, was der Etymologe erreicht, ist das Be-
wusstsein, wissenschaftlich gehandelt zu haben; für absolute
Gewissheit hat er keine Gewähr, eine unbedeutende Notiz
kann ihm das mühsam Erworbene zu seiner Beschämung unver-
sehens unter den Füssen wegziehen. Dergleichen wird bei jeder
Forschung vorkommen, bei der etymologischen gehört es zu den
täglichen Erfahrungen, die auch dem Scharfsinnigsten nicht er-
lassen werden. Darum Bescheidenheit, selbst wo Alles
unsere Deutungen zu unterstützen scheint!"
Als Hilfsmittel für die sprachliche Einleitung und die Ety-
mologien des Wörterbuches dienten dem Verfasser ausser den
medizinischen Schriftstellern des Altertums (Medicorum graecorum
opera omnia, graece et latine ed. Kühn. Lips. 1821 — 30. 28. vol.)
— JEclogae physicae ed. J. G. Schneider. Jena 1800. 2 vol. —
Physici et medici graeci minores ed. IsELER. Berol. 1842. 2 vol.
die Glossare zu Hippokrates und Galenos ed. Klein. Lips.
1865. — H. N. Anke, lexikograph. Bem. (mediz.-philol. Inhaltes.
Philol. 32) — die römischen u. griech. Litteraturgesch. von Teuffel,
Müller-Heitz, Christ, Gesch. der Medizin von Hirschel,
Sprengel, Häser, August Hirsch (1893), die unübertreffliche
Onomatologia anatomica v. Jos. Hyrtl (Wien 1880), Eulen-
burg's Realencyklopädie der ges. Heilkunde (Bd. I — XVI, Wien
1888), A. Villaret, Handwörterbuch der ges. Medizin. Stutt-
gart 1888, die Grammatiken von G. u. L. Meyer, Hatzidakis,
Kühner und Schuchhardt, die Grundzüge der griech. Etymologie
Digitized by
Google
Sprachliche Einfühiiing. XXIX
von G. CuRTius, das etymologische Wörterbuch von Pape, Prell-
witz (1892), der deutschen Sprache von Kluge (1889), Duden,
Bauer-Fromann (1893), die Lexika von Vanicek, Zehetmayr,
Suhle und Schneidewin, Kumanudes, Skarlatos, Georges,
DUCANGE, DiEFENBACH, DiEZ, SaOHS-VILLATE, ChAMBER's Ety-
mölogical Dictionary of English Language (London 1884) und
viele Monographien, darunter das dem Studierenden empfehlenswerte
Büchlein von B. Schwalbe, griech. Elementarbuch, Grundzüge des
Griechischen zur Einführung in die aus dem Griechischen stam-
menden Fremdwörter (Berlin, Beimer 1887).
München, Juli 1893.
Dr. Heinrich Zimmerer,
kprl. GymnasiaUehrer am kgl. Maximilians-Gymnasium.
Digitized by
Google
XXX
Abküramiffeii.
Adj.
—
Adjektivum
augrn.
=
augmentativum
cf.
—
confer
Dem.
=
Deminutivum
engl.
z=
englisch
frz.
z=
französisch
Freqt
Frequentativum
fut.
—
Futurum
gen.
=:=
Genitivus
gr.
z=
griechisch
H.
=
Hauptwort
in sp.
=
in specie
Intens.
=
Intensivum
i. e.
id est
i. q.
—
id quod
Kkh.
—
Krankheit
1., lat.
=
lateinisch
n.
—
nach
n. A.
=:
nach Anderen
plur.
=
Pluralis
pr., priv.
rrz
privativum
s.
=
sive
sc.
=
scilicet
s. d.
—
siehe dort
St.
=
Stamm
St.
=
statt
syn.
zzz:
synonym
Tert. comp.
z=z
Tertium comparationis
u. A.
z=
und Andere, unter Anderem
u. z.
=
und zwar
V.
=
von
vd.
=
vide
verw.
=
verwandt
Vors.
Vorsilbe
Wzl.
Wurzel.
Digitized by
Google
^xtä. Em. CHANDIER.
Terminologia eliniea.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abasie (« pf'iv. u,St. ßa von ßaivw gehen) Unfähig-
keit zu gehen, eine funktionelle Störung, bei welcher ebenso
wie bei Astasie (s. dort) alle sonstigen Einzelhewegungen mit nor-
maler Kraft und Koordination möglich sind.
Charcot unterscheidet eine A. trepidans (Unfähigkeit
zu gehen wegen desZittems der Beine); eineA. paralytica (bei
welcher die Beine dem Körpergewicht nachgeben) imd eine A.
atactica (durch eine krankhafte Ungeschicklichkeit imd Un-
sicherheit der Bewegungen charakterisirt). Der von Jaccoud,
Charcot u. A. begründete Symptomenkomplex ist meist hyste-
rischen Ursprunges, viel seltener aurch cerebrale (Läsion des Geh-
zentrums) oder spinale Affektionen bedingt.
cf. Atftasie; Astasie- Abasie.
Ablatio {aufero trage weg) die Abtragung, gebraucht
wie Amputatio (s. d.).
A. retinae i. q. Sublatio retinae.
Ablepharia (a priv. u. x6 ßXe<paQw Augenlid v. ßUj€(o
blicken) Mangel der Augenlider, kommt vor als A. adnata
oder acquisita, partialis oder totalis.
cf. Lagophtbalmas , Mikroblepharie, Schizoblepharie, Kryptoph-
thalmus.
Abolitionismiis {ahoUtio v. ab-oleo schaffe ab) eine
(von England ausgehende) Bewegung, welche die geregelte sanitäts-
polizeiliche Kontrole der Prostitution zu beseitigen strebt.
cf. Prostitution.
Alftortus {dborior abgehen) Fehlgeburt, unzeitige
Geburt, Fausse-couche der Franzosen, die Ausstossung der
Frucht vor vollendeter Bildimg der Placenta (vor der 16. Woche,
nach Anderen vor der 28.). Am häufigsten durch Erkrankungen
des Chorion (bei Syphilis, Blasenmolenbildung), seltener durch
Reize, welche direkt oder reflektorisch Kontraktionen des Uterus
auslosen oder durch eine Auflockerung der Verbindung des Eies
mit der Uteruswand (Bluterguss zwischen Uterus und Eihäute)
bedingt. Im Gegensatze zum natürlichen A. (A. spontaneus) steht
der A. artificialis, welcher ärztlicherseits aus irgendwelchen Gründen
oder verbrecherischer Weise zur vorzeitigen Unterbrechung der
Schwangerschaft hervorgerufen wird.
Roth* 8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. \
Digitized by
Google
2 Abortus
Habitueller A. wiederholte Unterbrechung der Schwanger-
schaft findet sich bei Erkrankungen des Uterus (Fibroide, Ketro-
flexion, chronische Endometritis) und Syphilis.
cf. Partus immaturus and praematurus.
Abortiva s. Pellentia (sc, remedia) Mittel zur Hei-vor-
rufung von Abortus.
abortiv nennt man den Verlauf von Krankheiten, wenn
dieselben in gewöhnlicher Weise und Intensität beginnen imd eine
Zeit lang verlaufen, dann aber plötzlich zu einer ungewöhnlich
frühen Zeit in Besserung und Grenesung übergehen.
So nennt man auch die Behandlungsmethoden, welche
einen solchen Verlauf erzielen oder die Krankheit „coupiren".
cf. Febricula. — ektroüsch.
Abraeltins (d priv. u. 6 ßgaxifov Arm) angeborener
gänzlicher Mangel beider Oberextremitäten,
cf. Monobrachius, I'erobrachius, Apus.
Abrasio (db-rädo ab- oder wegkratzen) Bezeichnung
eines mit dem Schabeisen oder scharfen Löffel geübten chirur-
gischen Verfahrens.
cf. Erosio, Evidement.
Abseessns (abs-cedo weggehen, sich abscheiden)
S. Apostema, Abszess, ein zirkumskripter mit Eiter gefüllter
Binnenraum des Körpers.
cf. Pus, Pustula.
Je nachdem die Abszesse rasch mit den Erscheinungen
.akuter Entzündung oder durch chronische Entzündung all-
mählich entstehen, spricht man von heissen und kalten Abs-
zessen (A. calidus et frigidus).
A. metastaticus s. einbolieus {(Jisxaozaxixog von fis'&ioTtjfii
stelle um, verändere, sfißoXov Pfropf, Keil, sfißoXixog v.
ijLißdUco werfe ein) sekundäre bei Pyämie u. ulzeröser Endo-
karditis, nicht aber bei Septikämie vorkommende Abszesse, die,
wie für die bei Pyämie häufigen Lungenabszesse nachgewiesen ist,
durch mykotische von der Wimdstelle verschleppte Emboli hervor-
gerufen werden.
cf. Metastase, Infarkt, Pyämie.
A. coiigestionis (con-gero häufe an) Kongestions-,
Senkungs- oder wandernder A. kommt zu stände, wenn der
Eiter an der Stelle seiner Entstehung wegen zu grossen Wider-
standes der Umgebung (Fascien) sich nicht ansammeln kann, son-
dern teils der Schwere, weit mehr aber dem lockeren Bindegewebe
folgend, an anderen Stellen, der Grenze der Fascien etc. zum
Vorschein kommt. Der häufigste dieser Abszesse ist der Psoas-
abszess.
Digitized by
Google
Acarus 3
A. retro-pharyngealis (retro zurück, rückwärts, Pha-
rynx Schlundkopf) Eiteransanunlimg zwischen Wirbelsäule und
hinterer Pharynxwand, entweder primär infolge phlegmonöser Ent-
zündung, häufiger als Kongestions- A, bei Caries der obersten
Halswirbel oder der Schädelbasis (Caries s. Arthrokace atlantico-
occipitalis).
A. stercoralis (stercus, -oris Kot) Kotabszess, A. mit
kotigem Inhalt, z. B. bei Fistula ani incompl. interna.
A. sudoriparus (sudor u. pario) Schweissdrüsenabszess
vd. Hidradenitis.
A. follicularis Vereiterung einzelner Schleimhautfollikel.
cf. Ulcas foUical., Akne.
Absinthisnms (axpivdiov Wermut) die Absinth-
Intoxikation, charakterisirt durch plötzlich auftretende Schwindel-
anfälle, epileptische Attacken, halluzinatorische Delirien mit Be-
wusstiosigkeit und Erinnerungslosigkeit nach den Attacken.
Man unterscheidet einen erworbenen und einen hereditären
(bei Kindern von Absinthsäufem) A.
Absorbentia {absorhere abschlürfen) i. q. Antacida.
Abalie (« priv, u. ßovXofiai wollen) krankhafter Mangel
der zentralen Willenserregungen, z. B. bei gewissen GreisteskraÄ:-
heiten, Hysterie.
Acardiacns (d priv, u. '^ xagdia Herz) herzlose stets
sehr unvoUkonunen entwickelte Missbüdimg, die entweder mit
der wohlentwickelten Frucht nur durch die Plazenta verbunden
oder in grösserer oder geringerer Ausdehnung direkt vereinigt ist.
Man unterscheidet:
A. amorplius {f^og<pi^ G-estalt) unförmlicher Klumpen, nur
mit Rudimenten von Organen.
A. aeormus {xogfiog Stamm, Rumpf) Kopf ausgebildet,
Brust u. Bauch fehlend oder rudimentär.
A. aceplialus («eg^a^i; Kopf ) Kopf fehlt, Thorax rudimentär,
Becken u. anliegende Teile ausgebildet.
A. anceps (anibo u. caput doppelt): Rumpf entwickelt,
Kopf und Extremitäten rudimentär, ebenso Herz [Ziegleb's
Pathol. Anatomie],
cf. Acephalus, AkormuB, Monstrum, Teratom.
Aeams (lat V. ro äxagt Milbe v. äxagrig winzig,
urspr. vom Haar, das zu kurz ist, um es zu scheren,
xsiQto).
A. folliculorum Haarsack- oder Komedonen-Milbe in
den Talgdrüsen der Haut, bes. des Gesichtes und äusseren Gehör-
ganges, in Komedonen und Aknepusteln lebendes, 0,2 mm langes,
schmales Tierchen.
Digitized by
Google
4 Acarus
A. hordei s. Krithoptes monunfi^iealosus [Geber] {xQt^ri
Gerste = ho^-deum, v. Jiorrere) eine in der Gerste vorkommende
Milbe, weiche den urtikariaartigen Ausschlag der Schnitter her-
vorruft.
A. seabiei s. Sarkoptes seabiei s. hominis Krätzmilbe,
deren Ansiedelung imd Vermehrung unter der Epidermis die aus-
schliessliche Ursache der Krätze ist.
Aeeommodatlon (accommödare anpassen) die An-
passungsfähigkeit, gebraucht insbesondere von der Einstellung
der Augen zum Sehen in die Nähe und in die Feme, sowie beim
Fixiren dimkler und heller Gegenstände (Erweiterung und Ver-
engerung der Pupillen etc.). Störungen der A. (Accommodations-
anomalien) können entweder Lähmungen (A. -Paresen) oder
Krämpfe (A. -Spasmen) sein.
cf. Cykloplegia.
Aeephalocystensfieke (d priv. f) xsqxdri Kopf,
ij xvötig Blase) Echinokokkussäcke ohne Entwickelung von Toch-
terblasen u. ohne Brut.
Aeepltalnfi» Missgeburt ohne Kopf oder nur mit einem
Rudiment desselben (immer zugleich Acaniiacus).
A. sympus (ovv zusammen, 6 jtovg Fuss): der Unter-
leib geht wie bei der Sirenenbildung in eine lange konische Spitze
aus, an deren Ende ein oder zwei F^sse sitzen.
A. monopus {^6vog allein) und dipns {ölg zweimal) eine
oder zwei mehr oder weniger entwickelte Unterextremitäten mit
einem herzlosen Rumpf.
Syn, Acephalopodie.
A. monobrachius und dibrachius (o ßgaxicov Arm) : ausser
den bei der vorigen Form gebildeten Teilen findet sich noch eine
Halswirbelsäule und eine oder zwei Oberextremitäten.
Syn. Aesphalobrachie.
A. paracephalus (Paracephalus und Hemiacephalus
St. Hilaire's) die vorige Form mit mehr oder weniger ausge-
bildeten Schädelknochen, offener oder geschlossener SchädelhöMe,
die aber meist nur Bindegewebsmasse oder Serum enthält.
Weitere Anomalien dieser Art sind: Acephalogastrie an-
geborener Mangel des Kopfes und der oberen Bauchteile, Ace-
phalorhachie — der Wirbelsäule und Acephalothoracie —
des Rumpfes.
cf. Mylacephalus, Anencephalas.
AcerTulus eerebri (Dem, i\ acervus Haufen) Hirn-
sand vd. Psammom.
Acetonämie (ro affia Blut; Aceton lat. acetum Essig,
Ton aceo bin sauer, ein Abkömmling der Essigsfture,
wahrscheinlich in der Leber aus Traubenzucker ge-
Digitized by
Google
Achor granulatus 5
bildet) Acetongehalt des Blutes, auch des Urines (Acetonurie)
und der Exspirationsluft, welcher bald nervöse Depression, bald
Exzitation zur Folge hat und in vorgeschrittenen Stadien des
Diabetes mellitus, bei Magen- und Darmerkrankungen, bei
Eklampsie und als veimutliche Ursache der diabetischen Terminal-
dyspnoe beobachtet worden ist. Nach Fleischer ist die Ursache
der Acetonreaktion des diabetischen Harns (braunrote Färbimg
desselben auf Zusatz von Eisenchlorid) nicht in dem Aceton,
sondern in einem anderen noch unbekannten Körper zu suchen.
Aeetonasthma Anfälle von Atemnot, ähnlich dem urä-
mischen Asthma, verbunden mit Unruhe, Kopfschmerz, Übelkeit,
Erbrechen, vorübergehender Amaurose u. Acetonurie, wahrschein-
lich in kausalem Zusammenhang mit letzterer (Autointoxikation).
Acetonurie vd. Acetonaemie.
Acbilia (« priv., t6 x^^^^ Lippe) angeborener Mangel
der Lippen.
Aehillodynie (jJ ddvvrj Schmerz) [E. Albert]. Vor-
läufige Bezeichnung für einen von Albert in Wien beobachteten
Symptomenkomplex, der in nur beim Gehen oder Stehen auf-
tretenden heftigen Schmerzen an derlnsertion der Achilles-
sehne besteht. Objektiv findet sich eine kleine, auf Druck wenig
empfindliche Greschwulst der Achillessehne, mitunter eine anschei-
nende Auftreibung des Knochens.
Aehilloraphle (gdjttco nähen) Naht der Achilles-
sehne. Verfahren von C. Bayer an Stelle der Durchschneidung
(Achillotomie s. d.), behufs Verlängerung der Sehne. Diese
wird freigelegt, der Länge nach halbirt, das obere Ende einer — ,
das untere andrerseits quer durchschnitten und die beiden Schnitt-
flächen durch Naht vereinigt.
Aebillotomie (rsfivco schneiden) subkutane Durch-
schneidung der Achillessehne.
Aeliiriis (d priv., ri x^tg Hand) Individumn mit ange-
borenem vollständigem Mangel der Hände oder Füsse.
cf. Perochinis, Apus.
Aebolie (d priv,, ri x^^ Q-alle) mangelhafte Gallen-
bildung. Kommt namentlich bei schweren ausgedehnten Leber-
leiden vor, bei welchen die Leber nach Frerichs keine Galle
mehr bilden kann. Die Umsatzprodukte der letzteren gehen in-
folge davon ins Blut über und führen zur Cholämie (s. d.).
Aehor ffraniilatas (6 dxcog Grind, Schorf [Galen];
seit Willan versteht man unter „Achor" eine beson-
dere Art von Pusteln (s. d.), die sehr klein sind, bes.
an behaarten Stellen vorkommen und zu einer gelb-
liehen honigartigen Kruste eintrocknen) s. Tinea
Digitized by
Google
6 Achor granulatus.
graniilata rote nässende und blutende Wuchenmgen der be-
haarten Kopfhaut von Kreuzer- bis Thalergrösse, besonders bei
Pediculi capitis beobachtet,
cf. Pustula.
AcbLorion l§(clioeiileiiiii der Favus-Pilz, 1839 von
Schönlein entdeckt. Der neuerdings von Grawitz besonders
studirte Schimmelpilz bildet ein ausserordentlich dichtes, aus
kurz verzweigten, vielfach gebogenen Fäden bestehendes Myzel-
geflecht, zwischen welchen i*unde oder ovale Sporen in grosser
Menge liegen. Die kleinen, etwas ausgehöhlten Scheiben (Scutulae
^childchen) des Favus stellen förmliche Reinkulturen des Pilzes dar.
cf. Favus.
Achromatia (a priv. t6 xQ<^f^^ Parbe) vd. Leuko-
pathia.
Achroinatopsie (^ oyuc Sehen) verk. Aehrupsie die
Farbenblindheit, die angeborene oder erworbene (progressive
Sehnervenatrophie) Unempfindlichkeit der Netzhaut für Farben-
eindrücke. Man unterscheidet:
1. partielle A., bei welcher nur Ein Paar dem normalen
Auge komplementärer Farben als Weiss oder Grau erscheint, und
2. totale A., bei welcher alle Farben mit Weiss oder Grau
verwechselt werden, also nur Helligkeitsunterschiede bestehen
[nach Gräfe u. Sämisch[.
cf. Acyanoblepsie, Anerjthropsie, Chromatodysopsie, Daltonismus,
Xanthocyanopsie.
Achromatosis vd. Chromatosis.
Achroodextrin (von äxgoog farblos d priv., 6 xQ<^^*
poet xQ^^^ Parbe, Dextrin von dexter, weil ein nach,
rechts drehender Körper) Übergangsprodukt bei der Um-
wandlung der Stärke in Zucker durch die Speichelverdauung, da-
durch charakterisirt, dass es zugesetzte Jodlösung gar nicht
verfärbt, ebenso wie Maltose und Dextrose. Das Ausbleiben der
Verfärbung im filtrirten Magensaft soU mindestens eine Stunde
nach der Mahlzeit eintreten und ist ein diagnostisch verwertbares
Zeichen dafür, dass der Prozess der Verzuckerimg im Mund und
Magen normal von statten gegangen ist.
cf. Erythrodextrin.
Achylia s:a»trica (d priv. 6 x^^o? Saft [M. Einhorn])
das vollständige Versiegen des Magensaftes, welcher Zustand, da
kein völliger Schwund der Schleimhaut (Anadenie) besteht, der
Besserung fähig sein soll.
Acne, Acnitis etc. s. Ak. . . .
Acormiis vd. Akormus.
Acria {sc. remedia) scharfstoffige, irritirende Arzneimittel.
Digitized by
Google
Adenoma 7
Aciiclaiisiir {acus Nadel, claudere schliessen) selten
mehr geübtes Verfahren zur Blutstillung, wobei das blutende Gre-
iäss mit Hilfe einer einige Tage in der Wunde verbleibenden
Nadel geschlossen erhalten wird. Sie umfasst die folgenden:
Aeupressur (premo drücke). Hiebei wird die Nadel auf
der einen Seite neben dem Gefässe in die Weichteile einge-
stochen, über das Gefäss hinweggeführt, etwas gesenkt und dann
wieder in die Weichteile auf der anderen Seite eingestochen.
Acutorsion {torqueo drehe). Man durchsticht das Gfjfäss
■quer, di*eht es dann mit Hilfe der Nadel mehrmals um seine
Axe und stösst darauf die Spitze der Nadel in die benachbarten
Weichtheile.
Acapniiktiir (pungere stechen) das zu verschiedenen
-diagnostischen und therapeutischen Zwecken geübte Verfahren,
wobei eine lange Nadel in die Teile eingestochen wird.
cf. Akidopelrastik, Elektropunktur.
Acyanoblepsie (« priv.j xvdveog blau, ßXijim sehen)
Blaublindheit, partielle Falbenblindheit in Bezug auf 'die
hlaue Farbe imd das komplementäre Gelb.
cf. Achromatopsie, Erythrochloropie.
Adaptation {adaptare anpassen) Anpassung, gebraucht
von der Veränderung der Netzhautempfindlichkeit.
Diese wird im Dunkeln mit einer schwachen, aber veränderlichen
und messbaren Lichtquelle bestimmt. Sie nimmt anfangs rasch,
später langsamer zu.
Addison' sehe Krankheit vd. Morbus.
Adenie (o döijv Drüse) i. q. Pseudoleukämie,
Adenitis Drüsenentzündung im allgemeinen.
Adenocarcinom (grossalveoläres J..), eine Form des
Zylinderepithelkrebses, dessen Zellennester grossen Drüsenbeeren
gleichen.
cf. Carcinom.
Adeno-Iiympliocele (v >j»M»/ Bruch) in der Leisten-
gegend beobachtete Geschwulst von der Konsistenz einer Hydro-
cele und von wechselndem Umfang, bedingt durch Vorfall einer
Drüsengeschwulst (Lymphangiom) mit Austritt von Lymphe.
Adenoma geschwulstföi-mige, nach dem Typus der Drüsen
gebaute Neubildung, von den glandulären Hyperplasien durch
ihre Emanzipation vom Mutterboden untei-schieden; knotige Ge-
schwülste, die sich hauptsächhch in Leber, Mamma, Ovarium,
Schweiss- imd Talgdrüsen und im Darmtraktus entwickeln. Wäh-
rend die reinen Adenome gewöhnlich keine Metastasen bilden,
finden sich solche bei den bösartigen Adenomen des Magens und
Digitized by
Google
8 Adenoma
Darms. Diese werden deshalb als Adenoma destruens oder
Adenocarcinom (s. d.) bezeichnet und können in Carcinom
übergehen. Die Anoixinmig der massenhaft produzirten Zellen
erinnert an den ursprünglichen Bau der tubulösen und azinösen
Drüsen, indem eine deutliche Zentralaxe, aber ohne Lumen vor-
handen ist. In der Gefässarmut der grossen Zellenmassen liegt
die Ursache des späteren Zerfalles.
Mit dem Namen A. fibrosum, sarcomatosum, myxomatosum
bezeichnet man fibröse, sarkomatöse oder myxomatöse Neubil-
dungen im Stroma einer Drüse. Besondere Formen sind noch
das A. sebaceum und A. sudoriparum, welche von den Talg-,
bezw. Schweissdrüsen ausgehen.
A. diffusum Fälle von Schleimhauthyperplasien mit stärkerer
Beteiligung der Drüsen.
A. polyposuin (jtoXvjiovc:) iK)lypöse Bildimgen, welche im
wesentlichen aus gewucherten Drüsen bestehen,
cf. Cystadenoma, Neoplasma.
Adenoinyxosarkoina (vd. Myxotna u. Sarkoma) eine
seltene Korabination maligner GeschwuLstfonnen (am Cervix uteri
beobachtet) ein piimäres Adenom mit sekundärer sarkomatöser,
schliesslich myxomatöser Degeneration des Stromas.
Adesinosen (« priv,, 6 Seofiog Binde öeojLioo) fesseln
hier Bindegewebe) [Auspitz] mit Schwund des Bindegewebs-
lagers oder angeborener mangelhafter Entwicklung desselben ein-
hergehende Hautkrankheiten. Die beiden Fonnen der A. sind:
Liodermia essentialis (s. d.) und die Striae atrophicae cutis (s. d.).
Adbili^oit Adj. adltfirent (adhaerere hangen, an-
kleben) die Anheftung, gebraucht für pathologische Verwach-
sungen.
Adipocele (Barb. adeps, -ipis Pett i? xrilri Bruch)
Fettbruch, d. h. ein echter Bruch mit Bruchsack, dessen In-
halt nur aus Fettgewebe besteht.
Adipoma i. q. Lipoma.
Adipositas i. q. Obesitas.
Adstringentia (sc, remedia, o^-s'^r/n^ere zusammen-
siehen) s. Styptica Mittel, welche eine „zusammenziehende'*
Empfindung im Munde heiTorbringen und auch thatsächlich kon-
trahirend auf die Grewebe und Blutgefässe einwirken oder die
Gerinnungsfähigkeit des Blutes vermehren.
Adynaniiscli oder astheniscbi (a priv,, 17 Svvaftig
oder t6 o^svog die Kraft) bezeichnet urspi-ünglich einen durch
Altersschwäche oder durch allgemeine Schwächimg des Organis-
mus hen'oi'gerufenen Zustand von allgemeiner Kraftlosigkeit. Bei
Digitized by VjOOQIC
Aesthesioneurosis 9
fieberhaften Krankheiten spricht man dann von einem adyna-
mischen oder asthenischen Chai*akter derselben, wenn sie, ohne
besonders intensiv zu sein, mit schweren Allgemeinerscheinungen
(Herzschwäche, Kollaps, Delirien) einhergehen,
cf. sthenisch, Pneumonia asthenica.
Aeßilops (o aiyäcoyf Thränenfistel v. aTydog Ziegen-
kraut, at^ Ziege, Mtp Gesicht [Dioscorides] vd. Dakryops.
Aeßopboiiie (^ at^ gen. aiyög Ziege, v (po)vii Stimme)
M eckerstimme, meckernder oder zitternder Widerhall der
Stimme, ist eine besondere Form der Bronchophonie und entsteht
wahrscheinlich in durch Kompression abgeplatteten, noch nicht
ganz luftleeren feinen Bronchien, deren Wände durch die Schall-
schwingungen erzitternd sich zeitweise berühren [Gerhardt].
AeqaiTaleiite (aequus gleich, valere gelten, wert
sein) psycliiscli - epileptische , anfallsweise auftretende
Zustände von psychischer Verwirrtheit oder Aufregung, deren
Gleichwertigkeit und Zusammenhang mit epileptischen Anfällen
nur daran erkennbar ist, dass letztere zu anderen Zeiten auf-
treten.
cf. Epilepsie.
ASrobier, Aerobiose (6 di^g Luft, 6 ßlog Leben)
gebraucht von Bakterien, die nur bei Anwesenheit von Saueretoff
sich entwickeln können.
cf. Bakterien, Anaerobier.
A^rocele i. q. Tracheocele.
ASropliobie (6 <p6ßog Furcht, Scheu) ein gleich der
Hydrophobie bei der menschlichen Wut vorkommendes Symptom,
eine Folge der hochgradigen Hyperästhesie der Wutkranken, wo-
bei die geringste Luftbewegung reflektorische Schling- und In-
spirationskrämpfe und grösste Aufregung hervornift.
ASro-Uretlirosl^op (ovgrjdoa [ovQS(o, ovQo] Harn-
röhre, oxojiioi sehen, untersuchen) eine v. Antal ange-
gebene Modifikation des GRÜNFELD'schen Endoskops
mit einer Vonichtung zur Dilatation der Harnröhre durch Ein-
blasen von Luft, wodurch eine grössere Schleimhautfläche be-
sichtigt werden kann.
cf. Endoskop.
Aestitesiodermieii (^) aiodtjoig Empfindung t6 degfia
Haut) i. q. Aesthesionosen oder Xeurodennatosen.
Aesthesiometer (ro juergov Mass) dem Tasterzirkel
analoges Instrument zur Ennittlung der geringsten Distanz, bei
welcher zwei von einander entfernte Tasteindrücke noch als ge-
trennt zur Empfindung kommen, woraus Schlüsse auf die Tast-
empfindUchkeit gezogen werden.
cf. Therm- u. Barästhesiometer.
Aesttiesioneiirosis = Sensibilitätsneurose.
Digitized by
Google
10 Adsthesionosen
Aesthesionoseii (7 vooog die Krankheit) [Auspitz]
die Erkrankungen des Tastsinnes der Haut,
cf. Hyperaesthesie, Anaesthesie, Paraesthesie.
Aetiologfie (»7 alria Ursache, 6 ?,6yog Lehre) die Lehre
Yon den Krankheitsui-sachen.
cf. Pathogenese.
A^^alaktie {i priv. u. t6 ydloj ydXaxro^ Milch) der
vollständige Mangel der Milch ab sonderung bei Wöch-
nerinnen.
A^^enesie {d priv, u. ij yeremg v. yiyvo/iiai) unterbliebene
embryonale Bildimg von Organen oder Köi-perteilen.
cf. Aplasie, Atresie, Hypoplasie, Monstra per defectam.
Ag^eiisis, Ag^eiisie (a priv, 17 ysvais Geschmack)
s. Anaestlicsia g^ustatoria Verlust des Geschmacks, d. h.
der Unterscheidung von bitter und süss, salzig und sauer, während
die Nichtempfindung des Aroma der Speise der Anosmie ange-
hört. Die An. gustatoria hat ihre Ursache in j^eripherischen oder
Leitungsanästhesien der Geschmacksnerven (Trigemin. , Glosso-
pharyng., Chorda tymp., Teile des Faciahs) oder in einer Läsion
des Geschmackszentrums (Gyrus imcinatus?).
Agglutination {adglutinare anleimen, gluten Leim)
das Ankleben, Methode zur Entfernung von Fremdkörpern
aus dem Ohr imd anderen Organen.
Aggravation (aggravare v. gravis) schwerer machen,
verschlimmern) Ueber treibung, insbesondere ophthalmolo-
gisch gebraucht von dem Vortäuschen eines höheren Grades von
bestehender Schwachsichtigkeit.
Agnathie (a priv,, 7) yvd^og Kinnbacken) angeborener
Mangel des Unterkiefers; dei-selbe beruht auf einem fötalen
Defekt der Unterkieferfortsätze des ersten Kiemenbogens, womit
auch gewöhnlich eine mangelhafte Entwicklung der Oberkiefer-
und Gaumenfortsätze und des Keilbeins verbunden ist. Die
beiden Schläfenbeine sind so nahe nach der Mittellinie zu gerückt,
dass sie sich gegenseitig berühren, weshalb auch die äusseren Ohr-
gänge und Ohren ganz nahe aneinander zu stehen kommen
(Synotie).
cf. Monstrum.
Agonie (v dycoyla Angst', 6 dycov Kampf v. äywy vgl.
lat. agonia Opfertier) der Todeskampf.
Agoraphobie (7 dyoQd Marktplatz, 6 <p6ßog Furcht)
die Platzangst, eine besondere Art der Schwindelangst (Aura
vertiginosa — s. d.), welche durch das Betreten oder blosse Sehen
von freien Plätzen hervorgerufen wird, ein Symptom, das nicht
selten bei neuropathischen Individuen ohne sonstige Krankheitser-
scheinungen vorkommt, gewöhnlich aber mit anderen neurastheni-
schen Symptomen verbunden ist.
Digitized by
Google
Akanthosis 11
As^raminatismns (a priv.y t6 ygdfijua Buchstabe, v.
yQaqpco schreiben) das Unvermögen, die Wörter grammatisch
richtig zu formen, eine Art der Aphasie.
cf. Akataphasie.
Asrapbiia (« priv., ygdfpoy schreiben) Verlust der Fähig-
keit, Worte niederzuschreiben, bei sonst erhaltenen Greisteskräften
imd ohne Vorhandensein mechanischer Hindemisse.
A. literalis, absolute A., wobei der Kranke nicht einmal
mehr einzelne Buchstaben schreiben kann.
A. vcrbalis wobei der Kranke zwar ßuchstabenreihen fertig
bringt, die aber keinen Sinn haben.
Sie ist, wie die Aphasie, entweder auch eine ataktische
<die Kranken haben die Technik des Schreibens verlernt), oder
■eine amnestische (die Voretellung des Schriftbildes ist nicht
mehr vorhanden).
cf. Paragraphie.
As^rypnia auch [nsomnic, Pervig^ilium (ayg-vjivog schlaf-
los [HiPPOKRATEs] von dygem = algeca nehme, raube und
o vjTvog der Schlaf) die Schlaflosigkeit, Symptom eines
cerebralen Eeizungszustandes, häufig als A. senilis.
Aidoiomaiiie {aidoTog verschämt, r« aiSoia die Ge-
schlechtsteile, »y fiavia Basen) Wollusttrieb, ein krankhafter
Trieb, eine Monomanie.
Ainlmiii eine der afrikanischen Basse (neuerdings auch
«inmal in Canada beobachtete) eigentümliche Krankheit, welche
in kartoffelförmiger Verdickung und allmählicher vollständiger
Abschnünmg und Abstossung der kleinen oder vierten Zehe hinter
-der verdickten Stelle besteht.
cf. Daktylolysis.
Akanthia lectalaria u q, Cimex lectülaris.
Akantholysis (o äxavO-og Stachel, Dorn, Distel,
tj Xvoig Lösung) 8. Anakanthosis vd. Akanthosis.
Akanthoin alTeolllres [Auspitz] Bezeichnung für die
verschiedenen Formen des Hautkrebses.
Akanthopelys {peluis, pelvts Becken) das Stachel-
becken, gebildet durch scharfe Kanten und Spitzen, welche am
Pecten pubis, Promontorium, an der Articulatio sacro-iliaca oder
an den foramina ovalia hervorstehen.
Akanthosis [Auspitz] eine Epidermidose, die in einer
Wachstumsanomalie der Stachelschicht der Oberhaut besteht.
Die verschiedenen Formen sind:
Hyperakanthosis abnorme Wucherimg der Stachelschicht;
Typus: Warze und Kondylom.
Digitized by
Google
12 AkanthoBis
Akantholysis Atrophie der Stachelschicht; Typus: Pem-
phiguB.
Parakauthosis paratypisches Wachstum der Stachelschicht ;
Typus: die „alveolären Akanthome", der Hautkrebs.
Akataphasie (d priv. u. xaxdtpaatg Bejahung, von
xardqprjfii bejahen) das Unvermögen, die Wörter syntaktisch im
Satze zu oi*dnen, eine Form der Aphasie,
cf. AgrammatiBmus.
Akestom (dxiorwua, dxsaxowy dxeorog heilbar, dxeofiat
heilen) das aus jungen Zellen bestehende fleischwärzchenähnliche
(geschwulstähnliche) Granulationsgewebe, junge Narbengewebe,
woraus sich die spätere Narbe bildet. — Hypertrophische Formen :
das „wilde Fleisch", Caro luxurians (s. d.).
Akidopeirastik (17 dxig Spitze, Nadel ; jtei^di^co, :t€igd(o
versuchen) die von Middeldorpf empfohlene Acupunktur
der Herzspitze bei zweifelhaftem Tode; — auch das „Har-
puniren" tieferer Teile zu diagnostischen Zwecken.
Akinesis (o priv, u. ij xivrjoig Bewegung v. xivsw) Un-
beweglichkeit i. e. Lähmung,
cf. Paralyse, Hyperkinese.
Akinesia alipera (alyr^gdg schmerzvoll) [Möbius] eine
funktionelle bei erblich belasteten imd Neui*asthenikem und
Hysterischen beobachtete Erkrankung, die in einer Bewegungs-
losigkeit infolge von unerklärlichen Schmerzen bei
Bewegungen besteht.
Akinrj^ie (eigentlich dxidoegyia, 17 dxig Spitze, egyM
thun) dei-jenige Teil der Chii-urgie, der die vulnerirenden Ope-
rationen umfasst (welche mit stechenden imd schneidenden Instru-
menten ausgeführt weixien).
cf. Chirurgie, Desmnrgie.
Akme (^ dx/ii^ Spitze) Höhepunkt einer Krankheit,
Stadium acmes.
cf. Stadium, Fastigium.
Akne (verk. v. 17 dxuf) Spitze, Blüthe, ? äxvrj Spreu)
Entzündung der gemeinschaftlichen Haar- und Talgfollikel und
ihrer Umgebung (Folliculitis).
Akne disseminata (semen) einzelnstehende rote, hirsekom-
bis bohnengrosse konische Erhabenheiten auf der Haut des Ge-
sichts, der Brust und des Eückens jugendlicher Individuen, ent-
weder mit Komedonen, oder örtlichen Hautreizen, oder allgemeinen
inneren Ursachen zusammenhängend.
A. (diss.) vulgaris der gewöhnliche, stets mit Komedonen
zusammenhängende Finnenausschlag, entweder in Foim zer-
streuter kleiner roter Knötchen (A. punctata), oder grösserer
Digitized by
Google
Akorie 13
Knoten, die entweder eitern (A. pustulosa), oder, so lange dies
nicht der Fall ist, als häi-tere Protuberanzen erscheinen (A. in-
durata).
A. varioloif ormis, A. frontalis [Hebra] tritt auf in
Porm mehi' flacher, hanftomgrosser Kiiötchen, oder sofort als
Pusteln, ohne einen Komedo zu beherbergen. An der Spitze
trocknet ein flaches, scheibenförmiges Krüstchen ein, welches später
imter das Niveau des übrigen Knötchens einsinkt und mit einer
leicht vertieften Narbe heilt.
Die zwei folgenden Formen kommen ohne Komedonen am
ganzen Körper vor:
A. cachecticorum bei skrofulösen und kachektischen
Personen.
cf, Liehen scrofulosorum.
A. artificialis durch äussere Reize (z. B. Teer-Akne etc.)
am Ort der Einwirkung, oder durch innere Mittel (Jod-Akne,
Brom-Akne) erzeugte Folliculitis.
A. syphilitica Syphilid (s. d.) mit akuter Eiterung im
Follikel in Form zerstreuter spitzer Pustelchen auf kupferfarbiger
Akne ciliaris (cilium = xvXov Augenlid) vd. Blepharitis.
Akne mentägra vd. mentagra = Folliculitis barbae, vd.
Sykosis.
Akne rosäeea, Gutta rosacea, Kupfer- Gesicht, -Rose,
ein durch übermässigen Alkoholgenuss bedingtes, oder mit Stö-
rungen in der weibl. Genitalsphäre, oder mit Krankheiten der Ver-
dauungsorgane (Pfortader) zusammenhängendes, nur im Gresicht
vorkommendes Leiden. Der I. Grad besteht in intensiver Rötung
<iurch bedeutende Vaskularisirung und Entwicklung von Telan-
giektasien, auf welcher Basis als häufige Komplikation A. pustu-
losa und indurata vorhanden ist. Der IL und IIL Grad (nur
bei Potatoren) besteht in Entwicklung verschieden grosser, kuge-
liger, bindegewebiger Wülste (Rhinophymata s. d.) auf jener
Basis, mit deren übermässiger Wucherung schliesslich eine mon-
ströse Verunstaltung der Nase und anderer Teile der Gresichts-
haut zu Stande kommt.
Akne sebaeea {sebum Talg) vd. Seborrhoea sicca.
Aknitis eine eigenartige, wahrscheinlich auf Infektion be-
ruhende, der Akne ähnliche disseminirte allgemeine Hauterkrankung,
verbunden mit Anaemie, meist zur Vereiterung der Knötchen und
Narbenbildung führend [Barthelemy).
Akorie (jy dxogia V. xoQEvwjLii Sättige) die Unersätt-
lichkeit, Mangel an Sättigungsgefühl, eine Form von visceraler
Anästhesie.
cf. Balimie.
Digitized by
Google
14 Akormus
AkormiiB (a priv,, 6 xog/nog Bumpf) rumpf lose Miss-
geburt (Acardiaeus), nur aus einer rundlichen, mehr oder we-
niger deutliche Gesichts- und Schädelformen darstellenden Masse
mit Insertion der Nabelschnur in der Halsgegend bestehend.
cf. Acardiaeus, Anideus.
Akratothermen (ä-xgäTog ungemischt v. xegdwv^i;
TOL dsQjLid warme Bäder) die Wildbäder, Thermen, die sich
durch Freisein von mineralischen Bestandteilen, ausserordentliche
Reinheit und Weichheit des Wassers auszeichnen.
Akrodtordon (17 dxQoxoQÖwv Saitenwarze v. äfegog
äusserst, u. 97 z^Q^v Barm, Barmsaite oder Würstchen)
kleiner, oft lang gestielter, herabhängender (wie am Ende einer
Saite aufgehängter — ? oder an der Spitze einem Würstchen ähn-
licher — ?) Polyp der Haut, bes. der Augenlider,
cf. Akrothjmion, Verruca, Polypua.
Akrodynie {äxgog äusserst, hier auf die Extre-
mitäten bezüglich, 77 oSvvt) Schmerz — yttnal des mains et
des pieds*^) s. Erythems epidcmicuin ein i. J. 1828 u. 1829 in
Paris, später noch anderweitig epidemisch beobachtetes Leiden^
das Ähnlichkeit mit der Kriebelkrankheit und mit Pellagra hat.
Die Krankheit beginnt mit gastrischen Beschwerden, auf welche
ein an den Extremitäten auftretendes, oft über Kumpf, Gesicht
imd den ganzen Körper sich verbreitendes Erythem folgt, das von
Ameisenkriechen, Taubheitsgefühl und heftigen Schmerzen in den
Extremitäten begleitet ist. Die Ursache dieser Affektion ist un-
bekannt.
Akromegalie (/aeyag gross) wörtlich: Vergrösserung^
der äussersten Enden, eine von P. Marie aufgestellte Krankheit,
krankhafter Kiesen wuchs, ein gewöhnlich im jugendlichen
und mittleren Alter langsam und schleichend sich entwickelndes-
Leiden, bei welchem die Füsse und Hände grösser, plumper und
unförmlich („tatzenartig**) werden, auch die Fuss- und Hand-
gelenke, sowie die Unterschenkel und Vorderarme an Umfang zu-
nehmen. Bald gesellen sich dazu noch Veränderungen des Ge-
sichts, wie Vergrössei-ung der Nase, der Lippen und der Zunge»
Vortreten des Unterkiefers, wobei dasGresicht eine längsovale Form
annimmt. Die Ätiologie des Leidens ist bis jetzt völlig dunkeL
Anatomisch fand man bisher: Hyperplasie des Grehims und vieler
Nerven, namentlich auch des SympaÖiicus, konstante Hyperplasie
der Hypophysis, gewisse Veränderungen der Thyreoidea, Persistenz
imd Hyperplasie der Thymus [Erb].
Akromikrie {fnxgog klein) von Stembo vorgeschlagene
Bezeichnung für eine der Sklerodaktylie ähnliche Affektion, bei
welcher im Anschluss an Geschwürsbüdung eine Verkürzung der
Hände und Füsse eintritt.
Digitized by
Google
Albinismus 15
Akroparaesthesie [Fr. Schultze] Bezeichnung für einen
Symptomenkomplex, der durch schmerzhafte Parästhesien in
den Händen und Fingern, seltener in den Füssen charak-
terisirt ist, die hauptsächlich des Nachts und des Morgens (vor-
\\äegend bei Frauen nach dem 30. Lebensjahre) auftreten imd mit
einem Gefühl von Steifigkeit einhergehen. Die Ursache des Lei-
dens ist dimkel. Es handelt sich entweder um eine vasomotorische
Neurose [Nothnagel] oder um eine Neuritis.
Akrothymion (das Wort ist ebenso gebildet, wie
Akrochordon , und die einflachste Erklärung beider
Benennungen ist wohl die, dass man die eine Neu-
bildung wegen ihrer Verzweigung an der Spitze [äxga]
einem Taxusbaum [t6 dvjutov] verglich, während die
andere rundlich endigt, wie ein Würstchen; ^vfiiov =
o/iiUa^ = cunila bei Harpocration : Feigwarze) vd. Papillom.
Aktinomyces (jJ axxig, Tvog Strahl, 6 fivxi]g Pilz) der
Strahlenpilz, ein von Bollinger entdeckter von Harz be-
nannter am Vorder- u. Hinterkiefer des Kindes auftretender Pilz»
eharakterisirt durch die strahlenförmige Anordnung der gabiig
verzweigten, keulenartig angeschwollenen Fäden, die von einem
Mittelpunkte ausgehen. Der Pilz ist die Ursache der:
Aktinomylkosis eine zuerst beim Einde entdeckte, am
Kiefer in Form einer als Osteosarkom gedeuteten Geschwulst auf-
tretende Krankheit, die von Israel, Johne u. Ponfick auch beim
Menschen nachgewiesen ist. Sie verursacht wie beim Rinde Schwel-
lung der Kiefergegend imd ausgedehnte phlegmonöse Eiterung
mit metastatischen Abszessen in verschiedenen Organen (Lun^e),
schleichender Pleuritis oder Peripleuritis u. chronischer Peritonitis
u. allgemeinem' Marasmus. Die Infektion überträgt sich wahr-
scheinlich nicht vom Thier auf Mensch, sondern es ist eine ge-
meinsame Infektionsquelle durch verschiedene Pflanzen, auf denen
der Pilz vorkommt, anzunehmen.
Alalia (d priv,, ^ XaXid Beden v. ^mXciv) das gänz-
liche Unvermögen, artikidirte Laute zu bilden. Svn. von Aphasie
(s. d.).
cf. Dyslalie, Mogilalie, Paralalie.
AlbinismiiB (v. albus weiss) eine angeborene oder
erworbene Pigmentatrophie der Haut.
I. A. coni^enitus s. Leukopathia coiig«>nita, Leukoderma;
zu unterscheiden:
a) A. partialis angeborene Pigmentlosigkeit einzelner Teile
der Haut in Form weisser, unregelmässig begrenzter Flecke
erscheinend. Besonders charakteristisch sind die Farbenver-
änderungen der Haare (häufig bei Negern beobachtet, El-
sterneger). Die Haare sind weiss und sitzen entweder auf
Digitized by
Google
16 Albinismus
pignientlosen oder normal pigmentirten Hautetellen auf (Po-
liosis circumscripta).
b) A. universalis s. Leukopatiiia universalis vollkommene
Pigmentlosigkeit der Haut, der Zustand der Albinos oder
Kakkerlaken (Dondos, Leukaethiopes). Die Pigment-
losigkeit erstiieckt sich ausser auf Haut und Haare, auf die
Chorioidea und Iris, wodurch die Pupillen infolge des
Durchscheinens der Blutgefässe rot erscheinen. Zugleich "
besteht undeutliches Sehen (Nachtmenschen) und in höheren
Graden Nystagmus.
IL A. aequisitus s. Leukopatiiia aequisita i. qu. Vitiligo.
Albrnniniineter (Albumen Eiweiss, x6 fihgov Mass)
graduirter imten geschlossener hohler Glaszylinder (nach Esbach)
zur quantitativen Bestimmung des Eiweissgehaltes im Harn. Letz-
terer ^4rd mit einer bestimmten Lösung von Pikrinsäure und Zi-
tronensäure in einem an der Skala des A. angegebenen Mengen-
verhältnis versetzt, und die Menge des ausgefallenen Ei weisses
nach 24 Stunden an der Skala abgelesen.
Albrnniniirie (ro ovgov Urin) Eiweissharnen, Über-
tritt von Eiweiss des Blutserums in den Harn, entweder infolge
abnormer Steigerung des Blutdruckes in den Nieren, oder infolge
veränderter Beschaffenheit oder Innervation der Gfjfässwandungen
(transitorisch z. B. während des epileptischen und eklamptischen
Anfalls), am hochgradigsten bei den parenchymatösen Nieren-
entzündungen. Von Leube sind vorübergehende oder chronische
Albuminurien bei gesunden Individuen beobachtet worden.
cf. Nephritis, Hydrops.
AlbmnoBiirie Ausscheidung von Albumosen im Harne,
soll bei Erkrankungen, die mit Eiterungen, Rückbildung und Zer-
fall von Geweben verbunden sind, vorkommen.
cf. Peptonurie.
Alexie (d priv., r\ Xs^ig V. Xsyco sammeln, lesen) Ver-
lust des Verständnisses für Schriftzeichen, der Aphasie analog,
cf. Paralexie.
AlexipbLarmakon (17 äXe^ig Abwehr, to (pdg/naxov
Arzneimittel) i. q. Antidot.
Alg^esie, Algie (to äXyog Schmerz) Hyperästhesie, in-
soweit sie die Schmerzempfindung betrifft; selten statt Neuralgie.
cf. Analgesie.
Alfi^esimeter, ein von Björnström angegebenes Instru-
ment zur Prüfung der Schmerzempfindung. Durch das von dem-
selben Autor erfundene Alßesicliroiioineter wird die Lei-
tung der Schmerzeindrücke, unabhängig von dem Tasteindruck,
in üirer Zeitdauer gemessen.
Digitized by
Google
Allotriophagie 17
Algolagnie (^ Xayveia Ausschweifung in sexu) [v. Schrenck-
Notzing] eine sexuelle Perversität, bei der zugefügte oder erlittene
Schmerzen eine Rolle spielen. — Sadismus u. Masochismus.
Al^^or (lat V. dlgeö) Kälte, z. B. A. mortis.
A. progrcssirus i. q. Sklerema neonatorum.
Als:08i8, Erkrankung verursacht durch Algen. A. faucium
leptothricia i. q. Mykosis tonsillaris benigna (vd. Leptothrix).
Alienatio mentis i. q. Psychosis.
Alkaptoniirie {Alkali, Hdjtx<o begierig verschlucken)
Ausscheidung von Alkapton im Harne, eines von Bödeker ent-
deckten chemischen Körpers, ohne pathologische Bedeutung.
Alkoholismiis (vom Arab. Kohol mit dem Artikel
al: das sehr Feine, gew. in der Bedeutung: der ge-
reinigte feine Weingeist) Alkoholintoxikation.
A. acutus — levior die Trunkenheit, und gravior die
akiute lebensgefährliche Alkoholvergiftung.
A. chronicus zerfällt in das Delirium tremens (s. d.)
und die Alkoholdyskrasie, den eigentl. chron. A,, in den ver-
schiedenartigen Symptomen einer allgem. Erkrankung des Nerven-
systems, sowohl seiner psychischen, als seiner somatischen Sphäre,
in fettigen Degenerationen der Organe, Sehstönmgen (Am-
blyopia alcoholica s. d.), gastrischen Störungen etc. bestehend.
cf. Crapula, Dipsomanie, Tremor.
Allantiasis (o aXXäg, ävxog Wurst) i. q. Botulismus.
Allocheirie s. Allochirie (aXXog anderer, 77 x^^Q
Hand) eine von Obersteiner beschriebene Sensibilitätsstörung,
welche darin besteht, dass die Empfindung eines Reizes, statt in
die gereizte, in die kontralaterale Extremität verlegt wird.
AllorbLytlmiia (6 gv&fiog Rhythmus) pathologische
Veränderung des Rhythmus der Herzbewegungen.
Allotriogensie (dXXÖTgiog fremd, ^ yevoig Geschmack)
Oeschmackstäuschung, entweder in Verwechslung der Gre-
schmacksempfindungen, oder in Geschmackshalluzinationen,
ohne Vorhandensein von Geschmacksobjekten, bestehend. Sie kann
bei Neurosen auftreten, gewöhnlich aber wird sie durch krank-
hafte Zustände der Mundhöhle und chemische Veränderung ihrer
Sekrete bedingt [ZH].
cf. Ageusie, Kakosmie.
Allotriopliagie {(paystv essen) das Essen ungeniessbarer
Dinge; ausserdem einer der vielen Namen, unter denen die Greo-
phagie oder Anchylostomenkrankheit (s. d.) beschrieben worden ist.
cf. Malacia, Ficae, Skatophagie.
Roth 's Klinische Terminologie. 4. Aufl. O
Digitized by
Google
18 Alopecia
Alopecia (tj aX<ojiexia Fuchsräude« v. 17 dXw:ttj^ Fuchs)
lückenhafter Haarwuchs. Michelson in ZH. unterscheidet
folgende Formen:
1. A. conii^enita Depilatio congenita , Oligotrichia,
Atrichia, Calvities adnata, entweder die gesamte Haut
betreffend (A. universalis congen.) oder auf einzelne
Herde beschränkt (A. localis s. areata congen.). Patho-
genese nicht bekannt.
2. A. symptomatiea Ausfallen der Haare durch örtliche Ur-
sachen und an begrenzten Hautstellen.
3. A< senilis u. praescnllis, durch Abnahme der Zirkulation
in den Hautgefässen bedingt.
4. A. pityrodes charakterisirt durch eine fortschreitende Ab-
nahme des Längs-, später des Dickenwachstums der Haare^
verbunden mit einer ausgebreiteten Pityriasis (s. d.). Man
unterscheidet eine A. pityrodes capillitii u. universalis.
5. A. Simplex Haarschwund ohne gesteigerte Abschilferung
der Epidermis u. vermehrte Sekretion von qualitativ verän-
dertem Sebum.
6. A. areata, Area Celsi, A. circumscripta, accidentalis,
Porrigo s. Tinea decalvans, Teigne-Peladey Pelade(frz.)
Haarausfall an zirkumskripten, scharfbegrenzten Hautstellen
ohne nachweisbare anatomische Verändenmgen der Haare.
Zu unterscheiden eine benigne, wieder heilende und eine
maligne, fortschreitende Form. Während wohl ein Teil
dieser Affektionen durch Parasiten bedingt ist (Trichomy-
kosis circinata, Mikrosporon Audouini), ist die überwiegende
Mehrzahl auf eine Störung der Innervation zurückzuführen.
7. A. neurotiea durch Haarausfall im Verbreitimgsbezirk ein-
zelner Hautnerven bedingt, Folge von peripherischen oder
zentralen Nervenaffektionen.
Eine Teilerscheinung der Syphilis ist die
8. A. syphilitica der im Verlauf der Syphilis dauernd oder
vorübergehend sich einstellende ausgedehntere Haarverlust,
der ebenfalls mit einer Seborrhoe und Schuppenbildung im
Zusammenhang steht, abgesehen jedoch von der durch sy-
philitische Ausschläge und Greschwüre bewirkten Verödung
der Haarfollikel.
cf. Calvities, Defluvinm capillor.
Alterantia (sc, remedia, alterare ändern) die Konsti-
tution ändernde, umstimmende Mittel, von denen man annahm,
dass sie von besonderem Einfluss auf die Mischung der Säfte
seien.
cf. Antidyskratica.
AltroismiiB (alter) psychiatrische Bezeichnung für die
einzelnen Geisteskrankheiten eigene krankhafte Fürsorge imd Be-
sorgtheit für Andere.
Digitized by
Google
^ Amaurosis 19
•«-^
^ AluminoBis pulmonimi (Älumina hydrica, alutnen
p-H [alum] Alaun, Aluminium-Oxyd, Alaun- oder Thonerde)
^ vd. Pnemnonokoniosis.
^ Alveolarektasie (alvus [ah] Bauch, älveus Bern.:
^ alveolus Mulde, Höhlung, sxtsivw ausspannen) Erweiterung
<3 der Alveolen sc. der Lungen, i. q. Emphysem.
m^ Amara sc. remedia bitterstoffige Arzneimittel.
^ Amastia (d priv, 6 fiamog weibliehe Brust) ein- oder
• doppelseitiger Mangel der Brustdrüse, angeboren, verbunden
Snoit gleichzeitigem teilweisem Mangel der Brustmuskeln u. Bippen.
. cf. Amiizia, Polymastie, Polythelie.
^ Amaurosis (gr. H. v. /zavgoco oder mit d protheticum
• cLfjtavQoco verdunkeln) wahrscheinlicher ist die Herkunft von
V Wurzel fiag glänzen und ä priv. also ä-fiavgog nicht glänzend),
9^ s. Gutta serena der schwarze Star, totale Aufhebung der
^ Funktion des Sehnerven (in chron. Fällen: Sehnervenatrophie).
^ cf. Cataracta nigra, Amblyopia, Retinitis, Nenritis optica.
A. ex haemoirharia eine unheilbare, eigentümliche und un-
erklärte, jedenfalls nicht nur von der Aiiämie abhcmgige Form
von plötdich auftretender Blindheit nach (hauptsächl. Magen-)
Blutungen.
A. hysteriea A. als vorübergehende hysterische Affektion
ohne pathoL-anatom. Veränderungen.
A. intermittens typische A. als Komplikation der Febr.
interm. oder statt des Fiebers als Interm. larvata.
A. partialis fü|^ax, Hemianopsia teinporalis, Teiehopsie
Flimmerskotom, anfallsweise aiiitretende, meist mit anderen
nervösen Störungen, bes. Hemikranie, verbundene, Minuten bis
Stunden dauernde Sehstörung, darin bestehend, dass peripherische
Teile des Gesichtsfeldes in der Nähe des Fixationspunktes durch
ausgedehnte, meist einseitige Skotome eingenommen werden,
welche zittern oder sich langsam weiter bewegen.
A. progressiva ist fortschreitende Atrophie der intraokulären
Sehnervenendigungen , welche unter anfänglicher Gresichtsfeld-
beschränkung zu allmählicher Erblindung führt.
A. refleetoria Reflex- A., z. B. bei Trigeminusreizung durch
Zahn- und andere Krankheiten, Wurmreiz ete.
A. satamina scheint durch direkte Einwirkung des Bleies auf
die Nervensubstanz des Optikus, in manchen Fällen durch davon
herrührende Neuritis optica bedingt oder Teilerscheinung der
Encephalopathia saturnina zu sein.
cf. Nephritis interstitialis.
A. uraemiea plötzlich auftretende, in der Begel aber nach
kurzer Zeit vorübergehende A. im Gefolge der akuten Urämie
durch Ai fektion der Zentralorgane des Sehnerven bedingt (zentrale
Amaurose).
2*
Digitized by
Google
20 Amasia
Amaxia (d pr,, 6 /favc>? Brustwarze) i«. Defectas mam-
(tnarum, i. q. Ainastia.
Amblyopia (gr. H. v. afAßXvg stumpf, ^ «Sy, w-to?,
das Auge [selten]) undeutliches Sehen infolge von Funküons-
-gtorung des lichtempfindenden Apparates, Stumpfsichtigkeit
cf. Amaurose, Hemeralopie.
A. ex anopsia (d pr.y tj oyng das Sehen) A. aus Nicht-
gebrauch, infolge lange fortdauernder wiUkürlicher (z. B. Strabis-
mus monolateraUs) oder passiver Unthätigkeit (Sehhindemisse).
A. alroholiea s. potatoraa s. erapalosa (erapala, xgaisrdlii
Bauseh) Abstumpfung des zentralen Sehvermögens, oft mit
Farbenblindheit, infolge Alkoholwirkung auf den Sehnerv, die mit
der Zeit zu dessen Atrophie (atrophischer Verfärbung der Pa-
pille) führt.
Auch eine Tabak s-A., Chinin-A. etc. kommt vor, alle
diese unter dem Namen Intoxikationsamblyopien.
A. hysterira ein leichterer Grad der hysterischen Sehstorung,
cf . Amaurosis hyst.
A. eraeiata, gekreuzte A. stets durch eine Gehimläsion
iKHÜngt, wobei auf dem der Lasion entgegengesetzten Auge eine
Verdunkelung mit Einengung des Gesichtsfeldes besteht.
Amba^tios. Coabustio, Denaatitis aabastionis (anibüro,
ussi ustum yerbrennen, amb = äftqri) Verbrennung — so-
wohl der Akt als die Folgen derselben, welche im allgemeinen als
Shock, örtlich als verschiedengradige Hautentzündung auftreten.
Am zweckmassigsten erscheint die folgende Gradeinteilung:'
1. Erythem -Bildung, Dermatitis ambustionis erythematosa;
2. Blasen- Bildung, D. a. bullosa;
3. mehr weniger tiefe Eschara-Bildimg, D. a. escharotica;
4. vollständige Verkohlung.
cf. Congelatio.
Am^lns (a pr., t6 ^üa; Glied) angeborener Mangel samt-
licher Extremitäten (lebensfähig).
cf. Peromeliis.
AmeitoiiiAitie {fram. aus anMenus heiter u. Manie)
Monomanie mit einem DeHrinm von mehr freudigem Charakter.
cf. Lypemanie,
Amenorrli«^ (a prir., 6 fttjr Monat, qoij Fluss, geco
fliessen) das gänzliche Fehlen der Menstruation, wohl
zu unt^^i-si^hoiden von dem als A. obstructiva bezeichneten Fehlen
der Mouj^ns dun^h Retention (bei Atrede u. s. w.). Man spricht
von eim^r primären oder permanenten A. auch Emansio
luensiuui gtniannt, bei welcher die R^tel überhaupt nie erscheint,
und \>^i einer sekundären, transitorischen oder acciden-
tollon A., Suppressio mensium, meist im Zusammenhang mit
At\t(uiu\
et Mt^tt^lruatio vicaria, Ikterus menstnialis, Snppresdo mens.
Digitized by
Google
Amöboid 2 1
Amentia {lat.) die Verwirrtheit.
Ametropie (d priv., x6 fjustgov Mass fj wt^f Sehen)
derjenige Zustand des Auges, bei welchem der natürliche Brenn-
punkt des dioptrischen Apparates (im Gegensatz zur Emmetropie)
so viel von der Stabschichte der Eetina abweicht, dass entfernte
Objekte bei Akkommodationsruhe nur in undeutüchen Zerstreuungs-
bildem gesehen werden. Formen der A. sind Myopie, die eigen tl.
Hypermetropie und Presbyopie.
cf. Astigmatismus, Anisometropie.
Amimie (d priv.y fiiineofiai nachahmen, 6 fiifiog Schau-
spieler) Verlust der Fähigkeit, sich durch richtige Mienen und
Gebärden auszudmcken, ein der Aphasie analoger Zustand.
cf. Asemie.
Ammoiiiäiiiie (v. Ammonium Gummiharz, aus einem
Baume in der Ammons-Oase träufelnd [Celsus], d^/i«-
vsiov, djufiwvtaxöv [Galen-Dioscor], Salz aus der Oase des
Zeus Hammon, ro alfia Blut) die Überladimg des Blutes mit
kohlensaurem Ammoniak als Zersetzungsprodukt des Harnstoffs
bei Nierenkrankheiten und Hamstauung. Nach Frerichs u. a.
soll diese Zersetzung im Blute selbst zu stände kommen und die
Ursache der Urämie bilden. Nach Treitz kommt die Ammoniämie
durch übermässige Zersetzung des Harnstoffs zu kohlensaurem
Ammoniak an der Schleimhaut des Magendarmtraktus oder durch
direkte Eesorption ammoniakalischen Urins zu stände. Ammo-
niämie und Urämie wurden von den einen Autoren zusammen-
geworfen, von den anderen streng getrennt.
cf. Urämie, Pyelitis, Hydrothionämie.
Anmesie (d priv.y ij fivrjais Erinnerung) Verlust des
Gedächtnisses (fast stets nur teilweise),
cf. Logopathie.
Anmiotoin (t6 dfiviov Schaf haut, to/n St. von zefivo}
schneiden) ein Instrument zum Eröffnen der Eihäute (zur
künstlichen Blasensprengung), angegeben von Wenck.
Amoeba coli (die Amöbe, d/ioißög abwechselnd v. dfisißo>
wechsle, ist eines der im Wasser lebenden, auch
im menschlichen Dickdarm gefundenen niedersten
Protozoen, aus kernhaltigem Protoplasma ohne Mem-
bran bestehend und einen beständigen Formwechsel
zeigend) eine bei Dysenterie im Dann und in Leberabszessen ge-
fundene A.
Amöboid {etöco ähnlich sein) „der Amöbe ähnlich*" nennt
man einfache Zellen (Leukocyten, Eiterzellen), welche im leben-
den Zustande ihre Gestalt wechseln und dadurch sich aktiv fort-
Digitized by
Google
22 Amorphus
bewegen, durch Membranen, in die Gewebe und selbst in andere
Zellen hinein wandern können (Wanderzellen),
cf. Inflammatio interstitialiB.
Amorplms (a priv., ^ /^ogq?rj Gfrestalt) i. q. Anideus.
Amotio (H. y. amovire wegschaffen) retinae i. q. Snb-
latio retinae.
Amphoriseh (o dfKpogevg Krug, Qefftss mit zwei
Henkeln, so dass es auf beiden Seiten getragen wer-
den kann, v. djuqri und q?€Q(o) nennt man ein bei der Auskul-
tation hörbares Atmungsgeräusch, welches durch mehrfaches Ee-
flektiren der Schallwellen in glattwandigen grossen Hohlräumen
entsteht, ähnlich wie in einem Grewölbe oder leeren Kruge her-
vorgebrachte Töne oder Geräusche.
cf. Timbre mdtalliqae, Resonatio.
Ampatatio (ampüto rings herum abschneiden, pu-
tare beschneiden verw. m. punis rein) Abtrennung oder Ab-
setzung von Körperteilen, namenthch von Gliedern.
Im engeren Sinn versteht man darunter die Abtrennung in
der Kontinuität, gegenüber der Exartikulation.
A. spontanea (spontaneiis freiwillig) embryonale Abschnü-
rung von Extremitäten durch Nabelschnur oder Eihautbrücken.
Amnsie (Knoblauch jJ dfiovaia Mangel an Bildung,
besonders an musikalischer Bildung) Störung des musi-
kalischen Ausdrucksvermögens, eine Fonn der Aphasie (s. d.).
Bei der Faramusie {jtagd neben) werden falsche Töne und
InteiTalle hervorgebracht, die Fähigkeit des Singens ist aber er-
halten.
Amyeleneephalie (vd. Ämyelie, 6 ByxetpoXog Gehirn)
angeborener Mangel von Kückenmark und Gehirn.
Amyelie (d pnV., 6 fweXog Mark) angeborener Mangel
dos Kückenmarks.
Amyfdalitis {rj d/AvyödXrj Mandel) i. q. TonsiUitis.
Amyloid {Ämylum Stärkmehl, gr. t6 d-fÄvlov Satz-
mehl, das ohne Mühle — f^vXrj — bereitet ist, u. sidcj
ähnlich sein) nennt man diejenige Entartung (Speck- oder
Wachsentartung), wobei in die ParenchymzeÜen gewisser Organe
(Nieren, Leber, Milz — Sagomilz — , Darmwand), sowie auch in
andere, nicht zellige Texturelemente, besonders und am frühesten
in die (k^fässhäute, ein Eiweisskörper von homogenem, farblos
dun»h»cheinondem Aussehen aufgenommen (infiltrirt) wird, der eine
ähnliche Jiniivaktion gibt wie Pflanzenstärke. Die Amyloidentartung
tiitt stetig sekundär nach chronischen Eiterungs- und Ulzerations-
prozoKson (Phthise, Caries u. s. w.) auf.
of. Infiltration, Degeneration, Corpora amylacea, Hyalinose.
Digitized by
Google
Anämie 23
Amylolyse {Ämylum vd. amyloid, rj Xvatg Lösung) die
Verdauung der Stärke zu Traubenzucker durch den Speichel.
Amyostlieiiie (Bouchut statt Myoasthenie — v. d fivg,
fivog Maus u. Muskel, u. Asthenie — s. d.) Muskel -
schwäche.
Amyotropliia, statt Myatrophia (Atrophia s. d.), Atro-
phie der Muskeln bei Lähmungen nach akuten Krankheiten, Pa-
rcUysies amyotrophiques [Gübler], und bei einer Erkrankungs-
form der spinalen Seitenstränge, Sclerose laterale amyotrophique
[Charcot], vd. Lateralsklerose.
Anaeidität (a priv,, acidus sauer) besser Inacidität (s. d.).
Anadenie (a priv. , 6 adrjv Drüse) Mangel bezw.
Schwund der Drüsen, gebraucht insbes. als A. ventriculi s.
Phthisis ventriculi, der vollständige Schwund der Magenschleim-
liaut, ein Zustand der unter dem Bilde der pemiciösen Anämie
verläuft.
cf. Achylia.
Anftmie (a priv., x6 aTua) Blutleere — ist entweder
eine absolute und dann immer nur lokale, oder gewöhnlich eine
relative, also eine Oligämie oder Blutarmut. Die Anämie ist
«ine sekundäre Erkrankung des Blutes, die sich an Blutverluste
(durch Ulcus ventriculi u. a. oder durch Parasiten, wie Anchy-
lostomum duodenale s. d.) oder an erschöpfende Krankheiten,
bei denen Verdauung und Assimilation damiederliegen (fieber-
hafte Erkrankungen, Phthise, Krebs etc.) vorübergehend oder
dauernd anschliesst. Klinisch ist sie charakterisirt durch Ver-
minderung der Zahl der roten Blutkörperchen und dieser parallel
gehende Abnahme des Hämoglobingehaltes im Gregensatz zui*
echten Chlorose, bei welcher nur der letztere, nicht aber die Blut-
körperchenzahl herabgesetzt ist [E. Graeber].
A. progressiva perniciosa (s. essentialis febrilis s. idio-
pathiea nach Addison) solche Fälle von schwerer, wahrschein-
lich primärer Bluterkrankimg, welche regelmässig imter Fieber-
erscheinungen, ohne ausgesprochenen Marasmus, unaufhaltsam
dem tödlichen Ausgang zueilen, und bei welchem bisher keine
Ursache für jene Malignität der Verlaufsweise bekannt ist. —
In allen obduzirten Fällen war eine fettige Entartung der Or-
gane, besonders des Herzens, konstant.
cf. Poikilocytose, Pseudoleukämie.
A. spleniea vd. Pseudoleukämie.
A. tropica die Form der A., welche namentlich bei Euro-
päern durch die Uebersiedelung in tropische Gegenden als Effekt
eines Eingeweidewurmes (Anchylostomum duodenale s. d.), wie
bei uns die A. der Gotthardtunnelarbeiter, der Ziegelbrenner, Berg-
werksarbeiter, hervorgerufen wird.
cf. Chlorosis (tropica).
Digitized by
Google
24 Anaerobier Anaörobiose
AnaSrobier, Ana^robiose {dpriv., 6 drjg Luft, 6 ßiog
Leben) gebraucht von Bakterien, die in sauerstoffhaltiger Um-
gebung absterben oder doch in ihrer Entwicklung stehen bleiben.
cf. Aerobier, Bakterien.
Anftstbesie (d priv., alo^dvofiai) die Empfindungs-^
1 ä h m u n g. Man imterscheidet zunächst eine inkomplete und eine
komplete A. (Gefühlsparese und Gefühlsparalyse).
Je nachdem die funktionelle Störung die sensiblen Nerven
der Haut, oder der Muskeln, oder der inneren vegetativen Organe^
oder die spezifischen Sinnesnerven betrifft, unterscheidet man
kutane, muskuläre, viscerale und sensuale A.
Ausserdem imterscheidet man [Erb]:
totale A., wenn sie sich auf alle Empfindungsqualitäten er-
streckt, partielle A., wenn nur einzelne EmpfindungsquaHtäten
z. B. einzelne Tastempfindungen oder einzelne Gemeingefühle, ver-
mindert oder ganz aufgehoben sind.
Je nach ihren verschiedenen Ursachen (aufgehobene Erreg-
barkeit der sensibeln Nervenendigungen, aufgehobene Leitungs-
fähigkeit der sensibeln Nerven und aufgehobene Erregbarkeit der
Empfindungszentren) ist die Anästhesie eine peripherische, Lei-
tungs- oder zentrale A.
A. dolorosa Schmerzempfindung in anästhetischen Teilen,
durch zentrale Reizimgszustände der betreffenden Nervenfasern
bedingt, hauptsächhch bei Kompression des Rückenmarks und
Neurosen vorkommend.
cf. Analgesie, Ujpästhesie, Parästhesie, Hyperästhesie, Ageusie,
Hypogeusie, Anosmie, Apselaphesie.
Anästbetiea (sc. remedia) Mittel, welche die (Schmerz-)
Empfindung aufheben imd teils von allgemeiner, teils von ört-
licher Wirkung sind.
cf. Anodynaj Narkotica (vd. Narkosis).
Anakrotie (dvd, S ngoxog Sehlag) das Auftreten von
Elastizitätsschwankungen im aufsteigenden Schenkel der Pulskurve^
das sich konstant beim Venenpulse findet und beim Arterienpuls dann^
wenn die Systole des linken Ventrikels so lange dauert, dass die
Wandungen der Arterien während der Diastole in Oszillation ge-
raten [Landois] bei Hypertrophie und Dilatation des linken
Ventrikels (Aoiteninsuffizienz).
Anaknsie (d priv, dx'ovoiay dxovm hören) Aufhören
der Gehörs empfindung bedingt entweder durch Labyrinth-
erkrankimgen (Labyrinth-Taubheit) Läsionen des Nervenstammes
(auch bei Tabes beobachtet), Erkrankung der Kerne des N. aeus-
ticus, Läsionen oberhalb derselben oder durch funktioneDe
Störungen (Hysterie).
cf. Hyperakusis, Dysakusis; Tinnitus aurinm.
Digitized by
Google
Anasarka 25
Analeptica {sc. remedia; avakr^mixog stärkend, v»
dvaXafißdvco in die Höhe nehmen, wieder zu sieh bringen)
wiederbelebende Mittel, welche besonders kräftig auf die Zentren
der Atmungs- und Herzthätigkeit einwirken und bei Asphyxie und
i*a8ch eintretenden Schwächezuständen (Kollaps) in Anwendung
konunen.
cf. Excitantia, Tonica, Nervina.
A.Iial^6sie (a priv., x6 aXyog Schmerz, dvakyijoia, dkysco
sehmerzen) diejenige Form von pai-tieller Anästhesie, bei der
die Schmerzempfindung aufgehoben ist, während andere Gremein-
gefühle, sowie die Tastempfindung erhalten sein können.
Aiiaiiiii6se {dvd-fivrfoig, dva-fiijuvi^oxco sich erinnern)
die Mitteilungen, welche der Kranke selbst oder dessen Ange-
hörige über den bisherigen Verlauf der Krankheit und vorausge-
gangene Zustände machen.
Anaphalantiasis (17 dva(paXaviiamg Kahlköpfigkeit
dva-(pdXavTog, qpaXog lieht) Syn. von Alopecia, besonders für das
Fehlen oder Ausfallen der Augenbrauen im Grebrauch.
Anaphrodisia (^y dtpgodiaia Verliebtsein) Mangel oder
Herabsetzung sexueller Triebe und Empfindungen.
Anaplastie (dvd, Tikdoom bilden) das Aufheilen abge-
trennter Körperteile (Zehen, Finger) auf ihre alte Stelle.
Anarthria (d priv., t6 äg&gov Gelenk oder Glied,
also das ungegliederte Sprechen) oder Dysarthrle,
Störung der Artikulation d. i. des motorischen Aktes der
äusseren Sprachwerkzeuge, deren Integrität zu den geordneten
inneren und äusseren Bewegungen notwendig ist, durch welche
Laute, Silben und Wörter in die Erscheinung treten.
A. literalis s. Psellismns s. Blaesitas {tpeUog stammelnd,
= ßXaiaog, blaesus) das Stammeln, Störung in der literalen Laut-
bildung. Dieselbe ist entweder eine zentrale (Bulbärparalyse
etc.), oder eine periphere (Affektion des Hypoglossus, Faciafis),
oder dyslalische [jd. Dyslalie).
A. syllabarls (avX-Xa/ußdvco zusammenfassen, sc. Konsonan-
ten und Vokale) das Stottern, Haesitatio Hnguae, eine spastische
Koordinationsneurose, welche die Aussprache der Silben durch
krampfhafte Kontraktionen an den Verschlussstellen des voka-
lischen und konsonantischen Artikulationsrohres besonders beim
Aussprechen der Explosivlaute (p, b, t, d, k, g) behindert; oder:
spastische Stönmg des harmonischen Zusammenwirkens der exspira-
torischen, vokalischen und konsonantischen Muskelaktionen.
cf. Aphthongie, Dyslalie, Alalie, Lalopathie, Bradylalie, Angophrasie.
Anasarka (eig. vögcotp dvd adgxa Wassersucht
durch die Gewebe hin — wofür die Laien stets die
allgem. Bezeichnung „Fleisch'* gebrauchen — wohl
Digitized by
Google
26 Anaspadie
im Gtegensatz zu den Sackwassersuchten für die
diffuse Wasseransammlung gebraucht, welche am
auffallendsten in dem lockeren Unterhautzellgewebe
erscheint, daher:) Hautwassersucht, Hydrops in-
tercus (v. inter u. cutis), hydropische Infilti-ation des Zellge-
webes, besonders des Unterhautzellgewebes,
cf, Hydrops, Oedem.
Anaspadie i. q. Epispadie.
Anehlorhydrie und HypoeUorhydrie (ä priv,,
vjio unter, x6 vdcog Wasser, also Chlorwasserstoff i. e.
Salzsäure) vollständiger Mangel bezw. Verminderung
der Salzsäure im Magensaft.
cf. Inacidität, Sabacidität, Hyperchlorhydrie.
Anchylose oder Ankylose (v. dyxvXoco krümmen,
cmgulus) eigentl. Winkelstellung, mehr aber im Sinn der meist
damit verbimdenen Verwachsung und Steifigkeit der Grelenke.
Diese wird unterschieden [nach Pitha u. Billroth] in
A. intracapsularis Verwachsung der Gelenkenden durch
Knochen-, Bindegewebe- oder Knorpelmasse.
A. capsularis durch narbige Schrumpfung der Kapsel.
A. extracapsularis durch narbige Stränge in den an der
Aussenseite der Kapsel gelegenen Teilen.
A. muscularis durch Muskelkontrakturen.
Dann hat das Wort durch Übertragung die Bedeutung Ver-
wachsung überhaupt erhalten, so in den Zusanunensetzungen
Ankyloblepharon, Ankylochilie etc.
Anehylostomnui (s. Ankylostomnin) duodenale
(dyxvlog gebogen, krumm, ro ozSfia Mund, wahrschein-
lich so benannt, weil das schräg abgestumpfte Kopfende
mit derMundglocke nach der Bückenfläche hin gebogen
ist) ein in tropischen und subtropischen (Ägypten, Brasilien)
Ländern und in Italien vorkonunender, im Duodenum und Jejunum
des Menschen lebender, 6 — 18 nun langer, ziemlich dicker Rimd-
wurm mit einem Saugapparat, womit er nsLch. Art der Blutegel
Blut saugt und die Ursache der Chlorosis tropica oder
Geophagie (s. d.) abgibt. In neuerer Zeit wurde der Parasit als
Ursache schwerer Anämie entdeckt bei den Grotthardtunnel-
arbeitern, bei Ziegelarbeitem [Leichtenstebn], bei Bergwerks-
arbeitem [Masius und Francotte].
Syn, Dochmius s. Strongylus duodenalis.
cf. Helminthiasis.
Androg^yiiie (o dvögo-ywog männlich u. weiblich zu-
gleich V. dvijg u. yvvi^) eine Form von partiellem Pseudoherm-
aphroditismus, bei welcher die äusseren Grenitalien männlich (es be-
steht Monorchidie oder Kryptorchidie und rudimentäre Entwickelung
Digitized by
Google
Aneurysma 27
des Penis) sind, jedoch bei starker Entwickelung der Brüste durch,
die mediane Furchung des Scrotum Schamlippen vorgetäuscht
werden.
cf. Hermaphroditismiis.
Anelektrotoniis (dvd hinauf, i. e. stromaufwärts
imd Elektrotonus s. d.).
Anenceplialas (d priv.f 6 iy-xeqpaXog Gehirn) Missge-
hurt ohne Grehim (infolge allmählicher Vermehrung der in einer
gewissen Fötalperiode in den Gehimblasen befindlichen Flüssig-
keit, während gleichzeitig Hydramnion zu bestehen pflegt).
Nur teüweiser Grehimmangel wurde als Anencephaloid,
und der Zustand, wobei das Grehim in einem Tumor neben dem
Kopfe sich befindet, als Exencephalie bezeichnet.
cf. Hydrocephalas, Acephalus, Notencephalie, Arhinencephalie.
Anerythropsie (Goethe — d priv., sQv&gog rot, ij otpig
Sehen) s. Daltonismns , Kotblindheit, das Unvermögen,
rote Farbe, sowie das komplementäre Grün zu unterscheiden.
cf. Achromatopsie, Daltonismus.
Aneurysma (gr. H. y. dv-evQvv(o erweitern) partielle
Erweiterung arterieller Gefässe oder der Herzwand.
A. vernm wahres Aneurysma, das überall noch von
einer oder mehreren Arterienhäuten gebildet ist. Unwesentlich
«ind die Unterscheidungen nach der Form in A. diffusum,
cylindricum, fusi forme (spindelförmig), sowie circum-
scriptum und sacciforme. Zwei besondere Formen des
Aneurysma verum sind:
A. dissecans (dissecare zerschneiden), welches dadurch zu
«tande kommt, dass der Blutstrom nach Zerstörung der Tunica
intima die Muskelfasern der Media auseinanderdrängt und ent-
weder in den Schichten dieser einen Blutsack bildet oder sie
durchbricht und die Adventitia anemysmaartig abhebt.
A. miliare: höchstens Stecknadelkopf grosses, stets multiples
A. an den kleinsten Arterien des Grehirns, deren Ruptur konstant
den spontanen Himhämorrhagien zu Grunde liegt. Nach Zenker
finden sich bei denselben hügelige Verdickungen der Intima und
die sonstigen Veränderungen, die der Arteriosklerose eigen sind.
A. spurium («pwnw* unehelich y.sperno verschmähen)
falsches A., die pulsirende Blutbeule, ein mit einer
Arterie kommunizirendes Hämatom. Je nachdem es durch Ver-
wundung der Arterie entstanden oder aus einem wahren A. durch
allmähliche Usur der A.-Wand hervorgegangen ist, so dass benach-
barte Organe einen Teil der A.-Wand bilden, nennt man es A.
sp. traumaticum oder consecutivum.
A. arterioso-Tenosum Kommunikation einer Arterie mit
einer Vene, entsteht, wenn nach gleichzeitiger Verwundung beider
eine gegenseitige Verwachsung ihrer Wundränder eintritt. Weiter
wird noch unterschieden:
Digitized by
Google
28 Angina
A. varicosum, wenn die Kommunikation durch einen
zwischen beiden Grefässen liegenden besonderen Sack stattfindet, und
Varix aneurysmaticus, wenn sie unmittelbar stattfindet
imd der Druck des arteriellen Blutes die Vene varikös erweitert.
A. eirsoldeum (o xigaog der Blutaderknoten, etSco gleichen)
s. Varix arterialis Kanken-A., nicht zu verwechseln mit dem
Ranken-Angiom, dem es ähnlich sieht. Es besteht in einer von
einem echten A., z. B. am Kopfe, ausgehenden, auf das Arterien-
rohr und seine Seitenäste, sowie die damit anaatomosirenden
Nachbarai-terien sich erstreckenden . Gefässausdehnung.
A. cordis aneurysmatische Ausbuchtung der Herzwand,
kommt entweder in akuter Weise bei Endokarditis und Myo-
karditis durch Einreissen des Endokard oder bei schwieliger
Myokarditis in chronischer Weise zu stände. — Auch an den
Herzklappen konunen aneurysmatische Säcke von den Ventrikeln
nach den Vorhöfen zu vor.
Thoma teilt die Aneurysmen nach der Genese in Dila-
tations- und Rupturaneurysmen und stellt folgende Fonnen auf :
I. A. congeoitum, in der Fötalperiode oder zur Zeit der Geburt
entstandcD.
11. A. arterioscleroticum {oKArjQog hart)
a) per dilatationem :
1. A. diifusum,
2. A. fusiforme simplex,
3. A. fusiforme multiplex,
4. A . sacciforme,
5. A. skenoideum;
b) per rupturam:
1. A. dissecans,
2. A. sacci forme,
3. A. varicosum (Einbruch in eine konsekutiv erweiterte Vene).
III. A. traumaticum:
1. A. diffusum,
2. A. circumscriptum,
3. A. varicosum,
4. Varix aneurysmaticus.
IV. A. embolicum:
1. simplex,
2. infectiosum.
V. A. per arrosionem.
VI. A. cirsoideum.
cf, Atherom, Varix, Hämatom, Angiom, Usur, Apoplexie, Ektasie^
Phlebarteriektasie.
Aiis:Iiia (lat. H. von ayxM verengern, einschnüren
ayx^V = xvvdyxrj = ovvdyxv '^d. Synanche) alle mit Erschwe-
rung des Schlingens, Kauens und Sprechens verbundenen Er-
krankimgen des Isthmus fauciiun (Gaumen und Mandeln), also
Digitized by
Google
Angina 29
nicht mit Pharyngitis zu verwechseln, die allerdings oft gleich-
zeitig vorhanden ist.
A eatarrhalis s. superficialis s. erythematosa Gaumen -
katarrh.
a) acuta eine sehr häufige, nach Erkaltungen, örtlichen
Beizen etc. und symptomatisch bei anderen Erkrankungen vor-
kommende katarrhalische Entzündung.
b) chronica (spez. Bezeichnungen: A. clericorum, canta-
torum, potatonun) meist mit chronischem Rachenkatarrh komph-
zirte Form.
•
Q3 ^' symptoinatica als Symptom oder Teilerscheinung anderer
r^ Krankheiten in verschiedenen Formen auftretende A., z. B. A.
►^ morbillosa Magern- A. mit ähnlichen Flecken wie auf der
V--1 äusseren Haut; A. scarlatinosa, klinisch von der diphtheri-
Q sehen A. nicht unterschieden, von der bloss katarrhalischen bis
P^ zur gangränösen Form vorkommend; A. variolosa mit Blattem-
^i pusteln; A. erysipelatosa bei Erysipel des Gesichtes; A.
-^ pemphigosa Pemphigus des Gaumens; A. herpetica (vesicu-
l»H losa) Herpesbläschen des Gaumens, gewöhnlich in Verbindung
hM mit Herpes labiahs oder facialis, A. aphthosa mit Bildung von
^ Aphthen an Pharjnax und Tonsillen einhergehend, A. rheu-
matica komphzirt mit Rheumatismus der Muskeln oder Grelenke.
A. phlegmonosa tiefergehende Entzündung des mukösen und
«ubmukösen Gewebes mit entsprechend starker ödematöser Schwei-
ne lung und grösseren subjektiven Beschwerden.
• A. gangraenosa Brand des weichen Gaumens, konunt sehr
'T? 4selten primär als eine Art Noma vor, häufiger sekundär bei
w hochgradigen phlegmonösen, skarlatinösen und diphtherischen
H Anginen.
A. erouposa et diphtheriea vd. Diphtherie.
A. syphilitiea kommt in akuter und chronischer Form,
alß Erythem der Schleimhaut, als EpithelqueUung (Plaques mu-
queuses) und Vereiterung, in Form von syphilitischen Papeln,
.Gununiknoten, Greschwüren und Narben vor.
A. tonsillaris, TonsilHtis s. Amygdalitis Mandelent-
zündung.
a) eatarrhalis die katarrhalische Tonsillar-A.
b) A. s. Tonsillitis lacunaris mit Bildung gelblich-
weisser Flecken oder Pfropfe, welche den Lakunen der Mandeln
entsprechen (A. foUicularis). Das Charakteristische bei dieser ist
die Zurückhaltung von abgestossenem Epithel und Eiter in den
lakunären Vertiefungen, wodurch an der Oberfläche weissliche
Massen, wie Eiterpuäte, sichtbar werden und durch Eindickung
käsige Bröckel in den Nischen entstehen.
c) A. s. T. parenchypiatosa charakterisirt sich durch die
starke Anschwellung der Mandeln, bildet sich entweder ohne
a
^
Digitized by
Google
30 Angiocheiloakop
Eiterung zurück oder führt zur Bildung von meist mehreren,
später gewöhnlich konfluirenden Abszessen im Parenchym der
Tonsillen, deren Eiter entii^eder perforirt oder sich eindickt.
Viel häufiger als im Parenchym ist die Abszessbildung im
peri- und retrotonsiUären Bindegewebe, die
d) A. tonsill. phlegmonosa (suppurativa) gewöhnlich
nur auf einer Seite, meist zwischen Tonsille und vorderem GtaxL-
menbogen. Auch diese Form kann sich zurückbilden, bevor es
zur Eiterung kommt.
e) A. 8. Tonsillitis necrotica. A. mit grauweisslicher
Verfärbimg der Schleimhaut der Mandeln, welche auf Nekrose
beruht und nach Abstossung des nekrotischen Gewebes ein Ge-
schwür hinterlässt.
f) A. s, T. chronica bes. durch ihr Besultat, die Hyper-
trophie der Tonsillen, charakterisirt.
(Grösstenteils, gleich dem folgenden, nach ZH.)
Ausserdem ist die Bezeichnung „Aiigina" noch einigen anderen
Erkrankungen zu teil geworden, welche nicht den Isthmus fau-
cium betreäen:
Angina Ludoviei (nach ihrem ersten Beschreiber Ltjdwio
benannt) s. Cynanche subungualis s. cellularis maligna
gangraenosa s. Pseuderysipelas subtendinosum colli
sehr akute, in den meisten FäUen mit Vereiterung, in manchen
mit gangränöser Zerstörung des Zellgewebes unter dem Kinn ver-
bimdene, zuweilen epidemisch auftretende Entzündung.
Angina pectoris „Herz bräune", eine viscerale Neurose,
welche sich durch paroxysmen weise auftretende Schmerzen in der
Herzgegend charakterisirt, welche gewöhnlich über die linke
Tora£hälfte und den linken Arm ausstrahlen und mit einem
eigentünüichen Gefühl von Angst imd Beklemmimg — häufig^
mit anderweitigen motorischen, vasomotorischen und sensibeln
Störungen — verbunden sind. Sie ist entweder nur ein Symptom
von organischen Herzleiden (Herzverfettung, Aortenaneurysma)
oder eine nervöse Affektion der Herznerven mid Herzganglien«
a) Excitomotorische kardiale (gangliös oder kardiozen-
trische) durch direkte Läsion der automatischen excitomotorischen
Herzganglien.
b) Regulatorische durch Läsion des kardialen Hemmungs-
nervensystems.
c) Excitomotorische sympathische durch Läsion der
im Sympathicus verlaufenden beschleunigenden Herznerven.
d) Vasomotorische durch Affekfion der vasomotorischen
Nerven (Sympathicus) mit Veränderung des Blutdruckes, welche
ihre Rückwirkung auf das Herz äussert.
cf. Stenokardie.
Ang^ioclieiloskop (t6 dyyeiov G^fäss, To xsT^ Iiippe,
oxoTteco blicken, anschauen) ein von Hijetee konstruirtes
Digitized by
Google
Angioma 31
Instrument, mittels dessen man die Blutzirkulation in den Kapillar-
gefässen der Lippenschleimhaut (durch Lupe) vergrössert be-
trachten kann.
Aiis:ioc]iolitis 8. Cholans^itis (fj xolrj Galle) Ent-
zündung der Gallengefässe bezw. Gallengänge.
An^iofibrom fibrös degenerirtes Angiom.
cf. Angioma, Fibroma.
Aiis:ios:raph {ygafpco eingraben, einsehreiben) ein
von Landois angegebener Apparat zur Darstellung der Pulskurven,
aus einer Hebelvorrichtung ohne Druckfedem bestehend,
cf. Sphygmograph, Polygraph.
Anffiolith (o u. 17 Xl^og Stein) vd. Phlebolith.
Angioma Gefässgeschwulst, d. i. geschwulstförmige
Neubildung von Gefässen und Erweiterung feinster Grefässe. Man
unterscheidet klinisch am zweckmässigsten die als (refässmäler der
Haut sich darstellenden Formen: Telangiektasie oder Naevus
vascularis (s. d.) als A. simplex ohne oder mit Verdickung
der Gefässwandungen (A. simplex hypertrophicum), und die
mehr subkutan oder in tieferen Teilen gelegenen eigentlichen
Gefässgeschwülste, nämlich:
A. eavernosum {caverna Höhle cavus) (eireninserlptam)
s. Tumor cavernosus s. Carernom eine in den inneren Organen,
sowie im ünterhautzeUgewebe vorkommende Neubildung von Linsen-
bis Wallnussgrösse, welche wie die physiologischen Schwellkörper
aus einem elastischen Balkenwerk mit blutgefillten Maschenräiunen
besteht und gewöhnhch von einer konsekutiv gebildeten fibrösen
Kapsel umgeben ist.
Angio-Elephantlasis eine kontinuirhch waxihsende deletäre
Form der Gefässneubildung, welche in ein reichhches junges
Biudegewebe eingebettete, sehr ausgedehnte, schwellend weiche,
hängende Geschwülste darstellt [nach Hebra und Kaposi].
A. arteriale raeeinosum {gd^, racemus, raisin Traube)
Kanken-A., arterielles A., pulsirende Gefässgeschwulst bes. am
Kopfe, besteht in stai'ker, varixartiger Erweitenmg und Schlänge-
lung aller einer bestimmten Gefässregion angehörigen arteriellen
Gefässe bis in deren feinste Verzweigungen hinein, welche als
eine knotige (reschwulst beisammen liegen.
cf. Anearysma cirsoideum, PhlebarteriekiAsia.
A. lymphatieum s. Lymphangioma (s. d.).
A. mueosum proliferum (mucus; fxvxog, fiv^a Rotz, prdUs
und fero) ist von BmcH-HiRSCHFELD eine cylindromartige
Gjeschwulst genannt worden, die ihren Ursprung einer patholo-
gischen Gefässneubildung mit gleichzeitiger hyaliner Metamorphose
der (refässscheiden verdankt. An den gröberen Gefässen kann
man ausgesprochene Neubildung durch Sprossung und Kanalisirung
der soliden Auswüchse nachweisen. Die diese Gefässe umgebende
Digitized by
Google
32 Angioneurose
hyaline Masse wird als degenerirte Adventitia gedeutet. Später
wandeln sich auch die Gefässe im Zentrum der hyalinen Scheiden
in bindegewebige Balken um.
A. osslfieans [A. Lücke] seltene Geschwulst (in der High-
morshöhle) bestehend aus Knochengewebe, welches durchsetzt ist
von grossen Blutgefässen, wahrscheinüch sehr weiten kapillaren Venen.
Ans^ionenrose (vevgcooig, vevgöo) anspannen ,■ yev^ov
Sehne, gebraucht für Nerv), die Gefässneurose, eine
Neurose der gefässerregenden Nerven.
Ang^iosfirkoina vd. Sarkoma.
Ang^ophrasie (von äyxco ängstigen, rj (pgdaig Bede)
das Gaxen oder Gatzen, ein Sprachfehler, der im Unterbrechen
der Worte und Sätze durch gedehnte oder öfter wiederholte Vokale
und Nasenlaute besteht und sich bei Personen einstellt, die be-
fangen sind oder nicht schnell genug wissen, wie sie sich aus-
drücken sollen, oder aus übler Gewolmheit.
cf. Anarthrie, Bradyphrasie, Paraphrasie.
Aüffiiilliila stercoralis {anguis Sehlange, anguiUa
Aal, yd, stercoral) ein in den Tropen vorkommender Darm-
parasit, für sich allein harmlos, häuög aber in Verbindung mit
Anchylostomum duod. (s. d.) vorkommend.
Ang^nlns liiidoTici, der Louis*sche Winkel, der
zuerst von Louis beschriebene Winkel, den das Manubrium gegen
das Corpus stemi in geringem Grade unter physiologischen Ver-
hältnissen, in höherem Grade als pathologische Deformität infolge
Schrmnpfungen und Einziehungen im oberen Thoraxraum, also
besonders bei Lungenphthise, bildet.
Ang^nstatio {angustus eng) die Verengerung, z. B. ven-
tricuh etc.
cf. Stenosis.
Anhidrosis (ä priv,, 6 lögcog, -cörog Seh weiss idgoco
schwitze) s. Anidrosis verminderte Sekretion der Schweiss-
drüsen — ist entweder A. universalis oder localis.
cf. Idrosis, Hyperidrosis,
Anliydraemia (d priv,, Hydraemia s. d.) der vermin-
derte Wasser- und Salzgehalt des Blutes bei Erhaltung des Blut-
eiweisses. Kommt im Gefolge von grossen Wasserverlusten des
Körpers, namentlich bei Cholera vor.
Anidens (a priv,y x6 slöog Gestalt) s. Amorphus nie-
derste Form der Acardiaci, nur aus einer von Cutis bedeckten
rundlichen Masse bestehend, die eine eigene Nabelschnur hat,
oder auch ohne solche der Plazenta aufsitzt, und deren Inneres
AUS Zellgewebe, Fett und rudimentären Organteilen besteht.
Aniridie (d priv., ^ Igig, tgidog der Begenbogen, die
Regenbogenhaut) i. q. Irideremie.
Digitized by
Google
Anorexie 33
Anisokorie {äv-taog ungleich, >) xoorj Pupille vd,
Korektopie) Ungleichheit der Pupillen. ^
^ Anisometropie (äv-ioog ungleich, x6 /uhgov Mass,
V ^H> Sehen) Differenz im Biechungszustand beider Augen.
cf. Astigmatismus, Ametropie.
Ankyloblepliaroii {ayxvkog krumm, x6 ßXi(paQov das
Augenlid) die angeborene oder erworbene (Verletzungen) voll-
ständige oder teilweise Verwachsung der Augenlidränder.
cf, Symblepharon, Blepharophimose.
AiikylocMlie (r6 /^r;.o^, -eog Lippe) Verwachsung der
Mundwinkel mit dem Kiefer,
cf. Mikroätomie.
Aiikylog^losson {fj yXwaaa Zunge) Verwachsimg der
Zunge mit dem Boden der Mimdhöhle, entweder angeboren
durch ein zu weit nach vom reichendes und zu breites Frenulum
linguae, oder durch Narbenbildung nach Substanzverlusten der
Schleimhaut acquirirt.
Ankylosis Ankylostoniain vd. Auch. ... 1
Ammlatns (annulus Bing) ringförmig — bes. von der
Form mancher Effloreszenzen.
Anodns {dvd hinauf, ^ SSög Weg) die Anode, der
positive Pol, an welchem der elektrische Strom aus der Batterie
austritt, vd. Elektrode.
Anodynnm (sc. remedium — d priv,, >J dSvvrj Schmerz)
ein schmerzstillendes Mittel.
cf. Anästhetica, Antinenralgica.
Anoia (d priv., 6 vovg Verstand) i. qu. dementia.
Anonyeliosis vd. Onychosis.
Anopktkalniiis (d priv. 6 ocpdaXjuog Auge) angebo-
renes Fehlen der Augen. Bei solchen Misshildungen handelt
es sich gewöhnhch nicht um vollständiges Fehlen des Bulbus,
sondern um eine äusserst iiidimentäre Entwickelung desselben, so
dass der A. nur einen höheren Grad des Mikrophthalmus darstellt.
cf. Mikrophthalmus.
Anopsia (d priv., rj dxpig Gesicht) der Nichtgebrauch
eines Auges, welcher nicht auf Paralyse oder Atrophie der Netz-
haut, sondern auf ausser derselben liegenden Hindernissen beruht.
Anorehidie (d priv. , 6 OQXig , -iog u. -scog, ävogxog
[HippoKRATEs] so dass Anorchie richtiger wäre) rudimen-
täre Entwickelung oder vollständiger Defekt der Hoden.
cf. Kryptorchidie.
Anorexie (d priv., t) ogs^ig das Verlangen, von ogsyco
nach etwas strecken, verlangen) Appetitmangel oder
Widerwille gegen Speisen.
Roth 's Klinische Terminologio. L Aufl. . 3
Digitized by
Google
34 Anoamie
Anosmie (d priv. u. ^ oo^ij, döiut] der Geruch, von
oCco riechen) s. Anaesthesia olfaetoria, Verlust der Geruchs-
empfindung (teilweise scheinbar als Verlust des Geschmacks
sich geltend machend) meist eine Folgeerscheinung von Erkrankung
der Nasenschleimhaut, seltener durch eine Läsion des Nerven
(Lähmung der Nervi olfactorii oder des N. trigeminus) oder eine
Euckemnarkserkrankung (Tabes) bedingt. Einseitige Anosmie
findet sich bei hysterischer Hemianästhesie imd selten bei Er-
krankung der Hirnhemisphäre.
cf. Hyperosmie, Eakosmie, Ageusie.
Anosiose (d priv., t6 dozeov Knochen), Knochenatrophie,
cf. Hyperostose, Ostitis, Osteoporose, Osteomalacie.
Antacida (dvri gegen, acidus sauer) sc. remedia, säure-
tilgende Mittel, auch Absorbentia genannt.
Antaplirodisiaca {vd. Aphrodisiaca) sc, remedia,
Mittel, welche den G^schlechtsreiz herabsetzen.
Antarthritica {sc, remedia, vd. Arthritis) Mittel
gegen die Gicht.
Anteflexio (neulat.) Knickung nach vorn.
A. uteri diejenige Gestalts Veränderung des tjterus, bei der
die Axe des U.-Körpers und des Cervix einen mehr als physio-
logischen (kleineren) nach vorn off enen Winkel miteinander bilden.
cf. Anteversio, Retroflexio.
Antepileptica {sc, remedia, ävxt gegen, vd. Epi-
lepsie) Mittel gegen Epilepsie.
^AnteTersio {lat, H. vertere wenden) die Vorwärts-
beugung (ohne Knickung).
A. uteri Vorwärtsbeugung des Uterus ohne Gestaltsver-
änderung.
cf. Anteflexio.
Anthelminthica {sc, remedia, vd, Helminthiasis)
s. Vermifaga Wurmmittel.
Anthema {äv&eco blühen) die Hautblüte.
Anthrakosis {6 av&ga^, -axog Kohle) dieses Wort ist
heutzutage nur noch gebräuchlich in der Zusammensetzimg
A. pttlmonum s. Pnenmonokoniosis anthrakotiea Kohlen -
staub-Inhalationskrankheit, schwarze Lungeninfiltration,
falsche Melanose: Ablagerung von solchem Kohlenstaub, welcher
in den Lymph-(Bronchial-) Drüsen keine Aufnahme gefunden, in
das Limgenparenchym, imd der dadurch heiTorgerufene krank-
hafte Zustand, in chron. Bronchialkatarrh, Emphysem und selbst
entzündlichen parenchymatösen Veränderungen bestehend (Phthise,
indurirende interstitielle Pnemnonie mit Bildimg knotiger Schwie-
len aus derbfaserigem Gewebe, in welchem die Staubteilchen ein-
Digitized by
Google
Anthrax 35
gebettet liegen, wohin sie nach — vei-möge ihrer Spitzigkeit er-
folgter — Durchbohrung der Alveolar- und Interinf undibular-Septa
gelangt sind).
cf. Fneumonokoniosis.
Anthrax (o äv&ga^ Kohle, Kohlenbeule) der Milz-
brand, so gen. von der dunkeln Färbung und breiigen Er-
weichung der Milz beim Rinde, ist eine akute Infektionskrankheit
der Tiere, besonders des Rindes, bei der karbunkulöse Hautent-
zündungen auftreten, wenn die "Kere nicht vorher schon dem
Milzbrandfieber erhegen. Der Infektionsstoff besteht in einer
spezifischen Bakterienart (Bacillus anthracis, s. d.). Der Milzbrand
ist weniger dii'ekt ansteckend, als vielmehr durch zahlreiche Zwi-
schenträger verschleppbar.
BeimMenschen tritt der Milzbrand in folgenden Formen auf :
A.-Karbunkel, Carbimeulus eontagiosus (carbo Kohle),
Pustula maligna:
a) Der primäre, der durch direkte Aufnahme des Giftes
(Wund-, Haut- oder Impfmilzbrand) an einer verletzten
Stelle entsteht. Es bildet sich daselbst ein roter Fleck mit einem
zentralen schwarzen Punkt, der sich in ein juckendes Knötchen
verwandelt, auf dessen Kuppe eine kleine rötiiche oder bläuliche,
allmählich sich vergrössemde Blase sitzt, die alsbald platzt imd
verschorft.
Durch Anschwellung der mngebenden Haut entsteht ein wulst-
artiger roter Hof und um diesen häufig ein bläuhcher oder blass-
gelber Ring, auf welchem hanfkomgrosse Bläschen entstehen, die
den Schorf kranzartig umgeben. Die nächste Umgebung indurirt
sehr bald, und eine ödematöse Schwellung breitet sich rasch über
grössere Hautstrecken aus. Schwellung der Lymphdrüsen und
Lyphangoitis tritt gewöhnlich hinzu. Das Fieber ist gewöhnlich
nur massig. In ungünstigen Fällen (Resorption) steigt die Tem-
peratur, und tritt unter schweren Allgemeinerscheinungen, Delirien,
Gliederschmerzen, Diarrhöen, Herzkollaps der Tod ein. Genesung
ist nicht selten.
b) Der symptomatische A.-Karbunkel, der bei pri-
märem, durch Infektion mit der Luft (beim Lumpenhandel, Zupfen
von Schafwolle u. dgl.) oder mit der Nahnmg heiTorgerufenen
Allgemeinleiden an verschiedenen Körperstellen entsteht.
A.-Ödem .(s. d.) diffuser oder erysipelatöser A.-Karbunkel, ist
nur im Anfang von dem gewöhnlichen A. -Karbunkel verschieden,
indem das Bläschen und der primäre Schorf fehlen.
A. intestinalis s. Mykosis intestinalis« der Darm- oder
innere Milzbrand, durch den Genuss milzbrandigen Fleisches,
Wassers u. a. Nahrungsmittel hervorgerufene Allgemeinerkrankung,
welche die grösste Abnlichkeit mit einer Vergiftung, namentlich
durch Schwämme, darbietet, indem etwa 8 Stunden nach dem
Fleischgenuss stürmisches Erbrechen und Diarrhöen mit Cyanose
3*
Digitized by
Google
36 Anthropotoxin
und raschem Kollaps auftreten. Auf der Magen-Danuschleimhauf
findet man Bötung und vereinzelte oder zahlreiche ödematöse imd
hämorrhagische, prominirende Infiltrationen, die obei*flächhche,
missfarbige, verschorfte Zentren zeigen: echte Magen- imd Darm-
karbunkeln mit grossen Mengen von Bakterien. In manchen
. Fällen geschieht die Invasion des Pikes von den Lungen aus
(Lungen-Milzbrand) und ruft neben der Allgemeininfektion
. lobulär-pneumonische Entzündungsherde hervor,
cf Bacillus anthracis.
Anthropotoxin (6 äv^gco.tog Mensch vd. Toxin) Be-
zeichnung Brown-Sequards für eine durch Exspiration oder
Perspiration erzeugte toxische Substanz , deren Existenz nicht be-
wiesen ist.
, Antiblennorrhai^ica {sc, remedia vd. Blennorrhoea)
Mittel zur Beschränkung der Eiterimg.
Antidot (dvzi gegen, didcof^i geben dviiSorov) s. Alexi-
pharmakon (s. d.) Gegenmittel, Gegengift,
cf. Bezoardica.
Antidyskratica (sc, remedia, vd, Dyskrasie) Mittel
zur Verbesserung oder Heilung dyskrasischer Zustände,
cf. Alterantia.
Antifebrilia (sc. remedia, vd. Febris) s. Antipyretiea
s. Febrifüga Fiebermittel.
Antiliysterica (sc, remedia, vd. Hysterie) Mittel
•gegen Hysterie.
Antineurali^iea (sc. remedia, vd. Neuralgie) Mittel
gegen Neuralgien,
cf. Anodjna.
Antiparasitica Mittel gegen Parasiten.
AntipMoiifistica (sc. remedia, (pXeyco brenne =
^XoyiCco, vd. Phlogosis) entzündungswidrige Mittel.
Antipy retica (sc. remedia, von 6 jivQszog Fieberhitze,
von jivQ Feuer) vd. Antifebrilia.
Antiseptica (sc remedia, vd. Sepsis) s. Antizymotiea
s. Antil'ermcntia s. Desinfleientia Mittel, welche die Fäulnis
verhindern und Anst-eckungsstoffe zerstören.
Antispasmodica (vd. Spasmus) krampfstillende Mittel.
Antisyphilitica Mittel zur Heilung der Syphihs.
cf. Antidyskratica.
Antitoxine Stoffe, welche die Wirkung der Toxine (s.d.)
verhindern, bzw. aufheben.
Digitized by
Google
Aphasia 37
Antltypica (sc, remedia, t?c^. . typisch) Mittel gegen
typisch auftretende Affektionen, bes. Fieber.
Antizymotica {vd. Zymose) i. q. Antiseptica.
Antodontali^ica (vd. Odontalgie) Mittel gegen Zahn-
schmerz.
AntPophLOP (ro avTßoy Höhle qpsgco tragen) von Stephan
p^ angegebenes Instrument zur medikamentösen Behandlung des
r^ Hamröhrentrippers. Dasselbe besteht aus einer biegsamen mit
r^ einem festen IJberzug versehenen Spirale , auf welcher sich das
h-1 Medikament befindet.
r-i Anupfe (a priv., t6. ovoov Urin) aufgehobene Harnab-
Z sonderung.
^ cf. Ischnrie, Dysurie, Strangarie, Oligurie. — Nephritis.
Ana« (lat. anus Kreis) der After.
A. artifleialis ein durch oj)erativen Eingriff künstlich er-
zeugter A. praeternaturalis.
A. iinperforatus vd. Atresia ani.
A, praeternaturalis widernatürlicher After, welcher
^ sich von der Kotfistel dadurch unterscheidet, dass alle Darm-
kontenta durch die Öffnung entleert werden.
^ Bei A. praet. vairtnalis s. ileo- vaginalis, der wldei-hatür-
Q) liehe Scheidenafter, wird der ganze Dünndarminhalt durch, die
h Scheide entleert.
Aoptitis acuta (dopx/i Schlagader, deigco hebe) ein
der Endo- imd Myokai-ditis ähnlicher Entzündungsprozess an der
Aorta, der sämtliche Arterienhäute betrifft und zu körnigen Auf-
lagerungen oder grösseren Effloreszenzen Veranlassung gibt.
Apepsie (d priv,, ciejnoy kochen, verdauen) schwaches.
oder fehlendes Verdauungsvei*mögen, chronische Dyspepsie.
Apbakie (d priv,, 6 (paxog Linse) das Fehlen der Linse
im dioptrischen System des Auges und der darin begründete un-
genügende Brechungszustand.
Aphasia (d priv., ^ qxxoicy von (pjjini sprechen) s.
Aphemia gänzlicher oder teil weiser Verlust der Sprache, ohne
dass geistige Benommenheit oder ein Hindernis in den äusseren
Sprachwerkzeugen vorliegt.
Die A ist stets die Folge einer cerebralen Erkrankung. Die
Sprach Vorgänge in der Gehimiinde sind sensorische (Hören u.
Sehen, bei Blinden da^ Tastgefühl) u. motorische. Man spricht
deshalb von
1) sensorischer Aphasie |Wernicke] als Worttaubheit
[Kussmaul I auftretend, wenn das akustische Perzeptions-
^
Digitized by
Google
38 Aphonie
zentnim (hintere Hälfte der ereten Schlafenwindimg) zer-
stört ist, als Wortblindheit, wenn das visuelle Per-
zeptionszentrum (unterer und hinterer Teil des Parietal-
lappens) afficirt ist, u. als Seelenblindheit d. h. die Un-
fähigkeit, nicht allein Worte, sondern auch Gegenstände
zu erkennen imd
2) motorischer Aphasie A* atactica s. associatoria das
Unvermögen zu sprechen infolge einer Störung des Be-
wegungszentnmas für die Sprache (dritte 1. Stimwindimg),
wobei der Kranke für das in der Erinnerung u. Vorstellung
vorhandene Wort die Aussprache nicht findet.
Hiezu kommt noch
3) die amnestische Aphasie A. amnestica (a -^vi/w? Ver-
gessen) verbale Amnesie die Erinnerungs-A., wobei
der Patient, ohne dass Worttaubheit besteht imd die mo-
torischen Vorgänge gestört sind, sich der Worte nicht er-
innern kann.
cf. Paraphasie, Aphonie, Aphthongie, Alalie, Dysphagie, Asemie,
Lalopathie, Agrammatismns, £cholalie, Alexie.
Aphonie (d priv.y 17 tpfov]] Stimme) Stimmlosigkeit,
eigentl. Lautlosigkeit der Stimme, infolge gehinderter Funktion
der Stimmbänder.
cf. Aphthongie, Alalie, Aphasie, Dysphonie.
Aphrodisiaca (Aqpgodhtj, Venus, Göttin der Iiiebe,
d(pgoStoidC(o begatten) sc. remedia: Mittel, welche den Ge-
schlechtstrieb vermehren,
cf. Antaphrodisiaca»
AphtbLae {ai ä(p&ai, [HippoKRATEs] Bläschen v. ojitod
,,heften*% in Brand geraten, wohl von dem brennenden
Schmerze, den sie verursachen) vd. Stomatitis aphthosa,
A. epizooticae (C<pov Tier) „Maul- und Klauenseuche beim
Menschen", d. i. die durch den Genuss ungekochter Milch von
derartig erkrankten Kühen, sowie durch direkte Infektion der
Hände mit dem Geifer der Tiere oder dem Sekret der Blasen-
eruptionen am Euter (beim Melken) hervorgerufenen Erschei-
nungen:
Beim Genuss der Milch entstehen zuerst unter voraus-
gehenden und gleichzeitigen Fiebererscheinungen Bläschen an
Lippen und Zunge, seltener im Eachen, die sich in flache Ge-
schwüre verwandeln; weiter pflegt sich Gastro-Enteritis und ein
Bläschenexanthem an Fingern und Händen, zuweilen auch an
anderen Körperstellen, selten zwischen den Zehen, einzustellen.
Bei direkter Infektion entsteht zuerst unter Allgemein-
erscheinungen eine Blaseneruption an den Händen, dann Angina
und katarrhalische Stomatitis (nach ZH).
Digitized by
Google
Apoplexia 39
Aphthonsie (dpnt?., 6 (p^oyyog Laut) Eeflexaphasie,
eine seltene Sprachneurose, bei der mit jedem Versuche, zu
sprechen, Krämpfe im Gebiet des Hypoglossus auftreten, wodurch
das Sprechen unmöglich gemacht wird*
Aphthophyton {Aphthae s. d., t6 (pvxov G-ewächs)
i. q. Soor.
Aplanatio corneae (neulat.: y. planus flach) Ab-
flachung der Hornhaut, entsteht nach umfangreichen Ver-
letzungen (mit Irisverwachsung) oder perforirten Geschwüren, oder
nach Operationen.
Aplasie (d priv.^ fj TiXdoig v. jcXdooco bilden) unterbhebene
Bildung (Entwicklung) von Geweben oder Organen,
cf. Agenesie, Atrophie, Hypoplasie.
Aplestie (d priv,, m\ujtXrjfii füllen) i, q. Akorie.
Apneumatosis (d priv., jivsvfidrcomg Aufblasen, ji^ev-
juaroo} blase auf v. Jiveco blasen) i, q. Atelektasis.
Apnoea (17 Sbivoia d priv,, tj Tivorj V. JIVECO Hauch, Atem)
die Atemlosigkeit, sowohl im Sinn des ganz imterbrochenen, als
des hastigen und erschwerten Atmens.
A. infantum nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für
Spasmus glottidis.
A. uterina i. q. Asthma uterinum.
Apodemials^ie {0316 weg, 6 dfjiuog Volk, Land, t6
äXyog das Wehe) das Gegenteil der Nostalgie, das bis zur
Cchischen Krankheit gesteigerte Verlangen, die Heimat zu ver-
en und sein Glück in der Fremde zu suchen.
Aponemrotomia {ts/ävco schneiden) plantaris sub-
kutane Durchschneidung der Plantaraponeurose, ein Teil der
operativen Behandlung des Klumpfusses.
Apopbiysenpankt (djiO'(pv(o hervorsprossen) vd.
Puncta dolorosa.
Apoplexia (gr. H. v. äjzo'jiXtjoaco niederschlagen,
durch Schlag lähmen) so bezeichnet man jede plötzliche Auf-
hebung der Fimktion eines lebenswichtigen Organes durch ver-
schiedene Ursachen. Es ist also ein klinisch-symptomatischer,
kein pathologisch-anatomischer Krankheitsbegriff.
Man unterschied früher eine A. sanguinea durch Blutextra-
vasat, eine A. serosa durch serösen Erguss und eine A. nervina,
bei der keine Texturerkrankung nachweisbar ist. Jetzt gilt das
Wort A. nur mehr für A. sanguinea, während A. serosa mit
akutem Gehirnödem u. A. nervina mit akuter Gehinianämie be-
zeichnet wird.
Digitized by
Google
40 Apoplexia
Je nachdem die Symptome bedingt sind durch Affektion des
Gehirns, des Rückenmarks, der Meningen, der Limgen, des Uterus
<^er der Nieren, spricht man von A. cerebralis, apinalis, meningealis.
puhnonalis, uterina, renalis..
A, ccrebri meist gebraucht für Blutung in das Gehirn mit
Zerti-^mmerung des Gehimgewebes. Die klinischen Symptome
Kerfallen in allgemeine vorübergehende (Bewusstlosigkeit etc.)
u. Herderscheinungen, mehr oder weniger bleibende (Hemiplegie)
u. sind nach dem Sitze der Blutung verschieden. Der häufigste
Sitz der Blutimg ist das Coi*pus striatum u. die innere Kapsel
(rein motorische Hemiplegie, bei Läsion des hinteren sen-
sorischen Abschnittes der innereja Kapsel mit Hemianaesthesie ver-
bunden). Durch besondere hievon abweichende Symptome aus-
gezeichnet sind:
a) Blutung in die Gehirnrinde (selten) mit lokalen Kon-
vulsionen ü. einer auf einen Teil einer Seite beschränkten
Lähmung (Monoplegie).
b) Blutung in den Hirnschenkel mit gekreuzter Lähmung
des 3. HimneiTen u. der Extremitäten.
c) Blutung in die Varolsbrücke mit allgemeinen Kon-
vulsionen, häufiger doppelseitiger I^ähmung u. Anästhesie.
d) Blutung in dieMedulla oblonga;ta meist sofort tötlich,
mit den Erscheinungen der akuten Bulbäi-paralyse.
e) Blutung in das Kleinhirn mit Erbrechen u. Bewusst-
losigkeit vorübergehender Hemiplegie u. bleibender Gleich-
gewichtsstörung (cerebellarer Ataxie).
f) Blutung in die Ventrikel mit schweren Allgemein-
ei-scheinungen, meist sekundär (Durchbruch) u. tötlich.
g) Blutung in die Gehirnhäute mit deutlichen Vorboten
(heftiger Kopfschmerz) Bewusstlosigkeit und Lähmung der
Exti-emitäten beider Seiten.
A. spinalis vd. Haematomyelie, Haematorachis.
A, neonatorum ist in der Kegel eine A. meningealis, welche
infolge schwerer Geburten entsteht, wenn die Schädelknochen eine
starke gegenseitige Verschiebung erleiden.
cf. Cephalhämatom.
A. pulmonum vaseularis äussei-st akute, hochgradige und
ausgedehnte Kongestion nach den Lungen, welche zu apoplektischen
Erscheinungen und selbst zmn Tode führt.
Apoplektisehe Herde die im Innern der Organe extrava-
sirten Blutmassen, resp. deren Umwandlungen.
cf. Cyste, Hämatom, Infarctns haemorrhagicus, Haematomyelie, Ence-
* phalitis. Aneurysma« miliare, Febris intermitt. pemic.
Aposkeparnismu» (gr. H. v. d7t6 weg, t6 oyJjiaQvov
Digitized by
Google
Apselaphesie 41
Beil, öxamm hacke) der Abhieb, Ti*enming eines Stücke» vom
Schädel durch einen Hieb (Schälhieb). — König.
cf. Vulnos.
Apostom {t6 djiooTTjfia V. djto u. löTrjjut, acpioxrjiAi beiseite
stellen; sich entfernen, ahscedere) i. q. Abscessus.
Apothesis fbniculi umbilicalis (H. v. ouzoTi^rjfu
ablegen, beiseite legen), s. Omphaloproptosis die Repo-
sition der vorgefallenen Nabelschnur.
Apotlieter (v. ojioxl^rifxi s. v.) s. Nabelschnurrepositoriuin
ein Insti-ument [C. v. Braun] zur Reposition der Nabelschnur.
Appendicitis (appendix Anhängsel,. Fortsatz) Ent-
zündung des Wurmfoi-tsatzes.
cf. Tjphlitis, Perityphlitis.
Apperceptions.Pcreeptioii (perceptio das Empfangen,
Erfassen neulat.: ad-percipere) Erfassung der äusseren und
inneren Eindrücke durch die Aufmerksamkeit (Bewusstsein).
A.-Hallucination s. Pseudohallucination ist eine H., welche
durch innerliche (psychische) Eindrücke verursacht wird. Die
A.-Illusion entsteht durch die Vermischung von Sinneseindrücken
mit subjektiven Vorstellungen.
cf.Uallucination, lUusioo.
Apraxie (d priv., v JtQä^ig v. -T^doö« thun) Verlust des
Vei*ständnisses für den Gebrauch der Dinge, das Verkennen der
Objekte, . — der Aphasie nur insofern nicht analog , als bei der
Apraxie die Intelligenz eine gestörte ist.
cf. Asemie.
Aprosexia (a priv.j jrpoöexco sc. t6v vovv den G-eist auf
etwas richten) eine von Huye für eine Teilei-scheinung der
Neurasthenie eingeführte Bezeichnung, die häufig in einer durch
nasale Erkrankung bedingten Störung der Gehimthätigkeit be-
steht. Die Erscheinungen derselben sind eine merkwürdige Ver-
gesslichkeit und ein anhaltender oder intermittirender Kopfschmerz,
der sich bis zur Hemikranie steigern kann. Huye imterscheidet
drei Formen: 1) eine physiologische A. als Folge von cere-
V)raler Überanstrengimg, 2) eine neurasthenischeA. als Folge
von pathologischer cerebraler Ermüdung und 8) eine rein nasale
A. als Retentionserschöpfung.
Aprosopie (a priv.y x6 ngoocojiov Angesicht v. jiQog
zu, an u. jj cjyj) Fehlen des Gesichts durch fötale Missbildung,
ein höherer Grad von Schistoprosopie, wobei noch Nase und Augen
ganz oder zum grössten Teil fehlen.
Apselaphesie (dpriv., u. vyv^d<pT}oig t/^^<>9^^^ tasten,
yfdX?.o) palpare) Mangel des Berührungsgefühls, eine Sensi-
Digitized by
Google
42 Apsithyria
liilitätsstönmg der Haut, wobei einfache Berührung schlecht ge-
fühlt imd schlecht lokahsirt wird, während z. B. Temperaturgefäl
etc. ungestört sein kann.
cf. Hyperpselaphesie, Anästhesie.
Apsitliyria (d priv., xpi^gog flüsternd v. xpsvdco) „hy-
sterische Stummheit" ein Zustand von Aphonie, bei welchem
auch im Flüstern kein Laut hervorgebracht werden kann.
Apus, Apodie (a priv,, 6 jiovg Fuss, öfters auch das
ganze Bein) angeborener völliger Mangel der beiden Unter-
extremitäten, resp. damit behaftetes Individuum.
cf. Monopns, Achirus, Sympus.
Apyrexie (« joWt?., jivgeaoco fiebern v. x6 jivq Peuer)
die fieberfreie Zeit bei intermittirenden Fiebern.
Araclinitifi» (17 dgdxvr) Spinne aranea) Entzündimg der
Meninx (tunica) arachnoidea d«s Grehims oder Rückenmarks (nie
selbständig), vd. Meningitis u. Leptomeningitis.
Arcus senilis vd. Gerontoxon.
Area Celsi vd. Alopecia.
Areflexie (« priv.j reflecttre zurückbeugen, zurück-
lenken) das Fehlen der Reflexe vd. Reflex.
Areola {dem, v. arta Hof) i. q. Halo.
Ari^yria (o ägyroog Silber v. dgyog glänzend) s. Argy-
rosis 8. Argyrismus, die nach längerem Gebrauch von Argentum
uitricum entstehende schmutzig-graue Färbung der dem licht
ausgesetzten Teile der Haut, wobei die zelligen Elemente der
obersten Bindegewebsschichten, sowie die Umgebimg' der Schweiss-
drüsenknäuel mit einer kömigen schwarzen Silberabscheidung —
Silberalbmninat — durchsetzt sind.
ArUnenceplialia [Kundrat] (a priv,, fj gig, givog
Nase, ro iyxe(paXov Gehirn) eine Form von partieller Aien-
«ephahe, bei welcher die Nase missbildet ist. Man unterscheidet
eine Ethmocephalie, rüsselförmige Missbildung der Nase, eine
Cebocephalie, Verkümmerung der Nase, sowie Spaltenbildungen
der Lippe mit Defekten des Zwischenkiefers und des Nasen-
septums.
cf. Anencephalus.
Arbytlmile (d priv., 6 gv^pidg Rhythmus) bezeichnet
eine Störung in der rhythmischen Thätigkeit irgend eines Organes,
insbesondere der rhythmischen Thätigkeit des Herzens.
Arrosio (arrodere benagen) die ßenagung, teilweise
Zerstörung — bes. v. Gefässwänden — durch Greschwürsprozesse.
cf. Corrosion, Erosion, Exfoliation, Exesion, Usur.
Digitized by
Google
Arthritis 43
Arteriitis und Arterio-^^dtlerosis (17 aQxrjQia die
Arterie, nicht von an6 xov diga tijQeTv vom Luftführen —
irrtümliche Anschauung der Alten, davon herrührend,
dass die Arterien nach dem Tode leer getroffen wer-
den, sondern von deigco hebe) vd. Endarteriitis, Mesarteriitis,
Periarteriitis und Sklerose.
Arteriotomie (T£>va> schneiden) die Eröffnung einer
Arterie zum Zwecke der Blutentleerung.
Artliraliifia s. Artliropatliia (r6 äg^gov G-elenk
T. ägoy fügen, ro äXyog Schmerz, t6 ndi^og Leiden) Gelenk-
neuralgie, kommt hauptsachlich vor als:
A. hysterica in einem oder allen zu einem Gelenk tretenden
sensiblen Nerven bei hysterischen Frauen, gewöhnlich zugleich
mit Hyperalgesie der Haut unter dem Bild einer heftigen Grelenk-
entzündung, aber ohne alle objektiven Symptome ; eine vorwiegend
im Hüft- und Kniegelenk auftretende Neuralgie.
A. sarurnIna eine Äusserungsform der chron. Blei-Intoxikation,
in reissenden Schmerzen der Gelenkgegend und in den dieselben
überspannenden Muskeln, bes. denFlexoi-en der Unterextremitaten,
bestehend, mit Crampi der letzteren während der Exazerbationen.
cf. Ooxalgie, Arthropathia,
Artiirektomie (ixTefivo) herausschneiden i. q. Ge-
lenksresektion.
Artiirembolie {efj^ßdXXco hineinwerfen oder -brin-
gen) wenig gebräuchlich für Eepositio luxationis.
cf. Bedressement.
Artiiremphyten {h in, q)V(o wachsen) vd. Arthrolith.
Artliritis Gelenkentzündung. Da zu einem Grelenk
Synovialmembran, Gelenkkapsel. Bänder, Knorpel und Knochen
^hören, so gebührt jener Name nur denjenigen Entzündungs-
formen, welche gleichzeitig und primär alle oder doch ausser der
hauptsächlich ^teüigten Synovialmembran noch mehrere der
wesentlichen Grelenkfc^standteile betreffen. Das ist der Fall bei
dem chronischen Gelenkrheumatismus, der Gicht und der
deformirenden Gelenkentzündung.
cf, Sjnovitis, Arthrpkace, Polyarthnüä, Chondritis.
A. rheumatica ehronica s. Rheumatismus artieulorum
ehronieus ist eine rein örtliche, in einer äusserst langsam und
schleichend verlaufenden Entzündung eines oder mehrerer Gelenke
bestehende Krankheit, welche entweder nach einer akuten Poly-
arthritis oder nach anderweitigen akuten (z. B. gonorrhoischen,
traumatischen) Gelenkentzündungen (cf. Synovitis) zurückgeblieben
oder in selteneren Fällen ohne solche primär entstanden ist und
sich auf keine andere Ursache, als auf rheumatische Einflüsse
Digitized by
Google
44 Arthritis
zurückführen lässt. Sie verläuft mit entzündlichen Veixiickiuigen
der Synovialis, Knorpel und Grelenkkapsel, welche eine grosse
Steifigkeit der Gelenke zur Folge haben. Eine Unterfonn ist:
A. vertebralis Beteiligung der intei-vei-tebralen Gelenkver-
bindungen, welche zu Ankylose, besondere in der Cervikalgegend,
zu einer Schädigung der Nervenwurzeln u. Neuritis führen kann.
A. urica (lo ovqov Harn, also A. durch Harn-, bezw.
Harnsäureausscheidung in die G-elenke) s. vera (ürar-
thritis, Panarthritis urica [Hueter], gewöhnlich Arthritis
schlechtweg oder Podagra, weil am häufigsten das Fuss-
Zehengelenk befallen wii*d, hingegen Chiragra, wenn das Hand-
gelenk, Gonagra, wenn das Kniegelenk, Omagra, wenn das
Schultergelenk, Ischiagra, wenn das Hüftgelenk imd Rachis-
agra, wenn die Wirbelgelenke vorzugsweise Sitz der Affektion
sind) die Gicht oder Hamsäui-edyskrasie ist eine chronische kon-
stitutionelle Krankheit, welche dm-ch schubweise und in schmerz-
haften Anfällen auftretende Ablagemngen hamsaui*er Salze, be-
sonders in und mn die Gelenke, oder in andei-e knorpelige Teüe
(Ohrläppchen, Kehlkopf) charakterisirt und hauptsächlich auf erb-
liche Anlage, üppige Lebensweise und chronische Blei-Intoxikation
zuriickzuführen ist, welche Momente eine Überladung des Blutes
mit Harnsäure begünstigen , bezw. die Loaungsfähigkeit der Säfte
für dieselbe (alkalische Basen) vennindeni.
A. typica s. regulär is die normale akute Gicht, die nach
verschiedenen Vorboten in einzelnen, meist nächtlichen Anfällen
auftritt und in *|^ aller rezenten Fälle das Metatarsophalangeal-
gelenk einer grossen Zehe betrifft (Pod?Tgra ,
A. vaga wobei (in älteren Fällen) die ^Affektion von einem
Gelenk aufs andere überspringet; macht den Übergang zur
A. chronica s. atypica s. atonica (die letztere Bezeichnung
von der Vorstellung der Alten, dass der Organismus nicht mehr
die Kraft besitze, den Krankheitsstoff durch eine kräftige depu-
ratorische Aktion aus dem Blut zu beseitigen) diejenige Fonn, bei
welcher die begleitenden, bes. gastrischen und nervösen Störungen
(Status arthriticus) mehr in den Vordergrund treten, die
Gelenkaffektionen hingegen weniger heftig und regelmässig auf-
treten, aber um so andauerader sind, indem die Gelenke ge-
schwollen und durch die Ablagerungen (Tophi s. Nodi arthri-
tici) höckerig aufgetrieben und verunstaltet bleiben. .Der Reiz
der Konki'emente kann zu hartnäckigen Geschwüren Ulcera.
arthritica) Veranlassung geben. In den inneren Klassen kann
die Krankheit von vornherein in dieser Form auftreten.
A. visceralis (interna) Affektionen innerer Organe, welche
durch altemirendes Auftreten mit den gichtischen G«lenkaff^ktionen
auf eine innige Beziehung zu diesen letzteren hindeuten (retro-
grade oder metastatische, larvirte oder latente Gicht).
Digitized by
Google
«
Arthrogryposis 45
Hie von sind jedoch nur die Nephritis und Pyelitis uratica
durch uratische Ablagerungen charakterisirt.
Nicht zu verwechseln damit sind die zahlreichen Kompli-
kationen der Gicht (Hämorrhoidalbeschwerden, Lithiasis, Eqd-
arteriitis, Herzleiden etc.).
A. deformans s. nodosa (A. pauperum s. spuria s.
rheumatoides s. sicca, Rheumatismus nodosus, Malum
.senile articulorum, Chondritis hyperplastica tuberosa,
Polypanarthritis [Hüter], Arthroxerosis) rheumatische
oder Knotengicht, gichtischer Rheumatismus, nicht mit
Hh dem chronischen Gelenkrheumatismus zusammenzuwerfen, eine
^1 stets fortschreitende, auf chronisch entzündlichen Prozessen be-
P. iTihende Ernährungsstörung aller das Gelenk bildenden Teile, bes.
der Knorpel, durch welche es teils zu abnoraien peripherischen
{•^ Wucherungen, teils zmn Schwund derselben ( Abschleif img) und
^^ infolge davon zur gänzlichen Missgestaltung und Vei-schiebung der
7j Gelenke kommt, womit gew^öhnfich noch hochgradige Reflex-
^^^ kontrakturen der Muskeln verbunden sind.
r^ Die Krankheit gehört dem späteren Alter an, hat mit der
^^^ echten Gicht gar nichts gemein, hingegen kann die ei-ste der
^ folgenden Fonnen durch rheumatische Einflüsse veriu-sacht werden,
3 oder sämtliche Fonnen können sich mit dem chronischen Grelenk-
fV^ rheumatismus kompliziren.
'^ Die erste Form beginnt in der Regel an den Finger- und
*. Zehengelenken und schreitet von da allmählich oder in inter-
^5 kurrenten Exazerbationen nach den grösseren Gelenken fort. Das
9^ ist die speziell als Knotengicht, A. paupermn oder rheu-
r^ matische Gicht bezeichnete Form, welche vorzugsweise eine
'^ Krankheit der änneren Volksklassen ist und auf welche ausserdem
Anstrengungen der betr. Teile und psychische und nervöse Ur-
sachen von Einfluss zu sein scheinen.
Die zweite, voraugsweise als „senile" bezeichnete Form
(am häufigsten als Malum coxae senile) tritt zuerst und am
ausgeprägtesten an den Gelenken des Rumpfes, der Hüfte und
Wirbelsäide auf und schreitet erst ypäter peripher nach den Ex-
tremitäten fort.
Einer dritten, monartikulären, oft mit kolossalen Ge-
lenkdeformationen einhergehenden Foi*m liegen wohl immer trau-
matische Einflüsse zu Grunde.
cf. Spondylitis deform., Arthrolith, Hallux valgus.
Arthrodesis (^ öeotg Binden) Methode der Gclenks-
verödung, welche daiaiif abzielt, ein ohnehin imbrauchbaies Ge-
,lenk zu versteifen und so beispielsweise an einer Unterextremität
einen natürlichen Stelzfuss herzustellen.
Arthroi^ryposifi (ygvjtog gekrümmt ygvjioco) [Hippo-
KRATES] eine der Tetanie verwandte, in den ersten Lebensjahren
ziemlich akut, bisweilen mit Fieber auftretende Krankheit, welche
Digitized by
Google
4:6 Arthtokace
in anhaltenden tonischen Krämpfen und Streck- oder Beuge-
kontrakturen einzelner oder aller vier Extremitäten besteht.
Arthrokace {17 xd?erj die schlechte Beschaffenheit,
V. xaxog) s. CaHes funirosa artuum, Gelenk caries ein aus
Synovitis und Ostitis fimgosa zusammengesetzter Prozess, wobei
bald die eine, bald die andere Erkrankimg die primäre ist, falls
sie nicht von Anfang an gleichzeitig auftreten.
Die sich ausbreitenden schwammigen Granidationen der Sy-
novialis oder des Knochenmarkes durchwuchem imd verzehren
den Gelenkknorpel, die periartikidären Gewebe werden mit in
den Wucherimgsprozess hineingezogen, es bilden sich Abszesse
und fistulöse Geschwüre, die in die schwammigen Gelenkwuche-
i-ungen oder in das eiternde Markgewebe der Epiphysen hinein-
führen.
Je nachdem das Hüft-, Knie-, Schulter- oder die Wirbel-
gelenke in dieser Weise erkranken, spricht man von Cox-, Gon-,
Om- und Spondyl-arthrokace, imd da die Krankheit meist
skrofulöse Kinder befällt, ist sie auch Pädarthrokace genannt
worden.
cf. Olekranarthrokace.
Arthrokleislfi» {^tXsico schliessen) die Feststellung eines.
Gelenkes durch Resektion wegen Muskellähmungen oder Kontrakturen.
Artlirolitli (o Xi^og Stein) s. Mures artieulares s.
Corpora mobilia articulorum s. Arthremphyten (s. d.) freie,,
verkalkte Gelenkkörper, Gelenkmäuse, welche im Anschluss an
die Knorpelhyperplasie bei Arthritis deformans durch Abschnürung-
warziger Auswüchse der Gelenkknorpel oder durch Wucherungen
(sog. dendritische Vegetationen) der Synovialmembran entstehen.
cf. Corpora oryzoide».
Arthromeninsitifi (^ f^fjviy^, -lyyog Haut [Hippo-
KRATES]) i. q. Synovitis.
Artliropatliia (to nd^og Leiden) Gelenkleiden.
A. tabidoruin, bei Tabes vorkommende, der Arthritis defor-
mans ähnliche Gelenkaffektion, wahrscheinlich trophoneurotischen
Ursprungs.
A. hysterica et saturnina vd. Arthralgia.
ArthropMososis (17 qpXöycoaig Entzündung v. <pXsyo>
brennen) Gelenkentzündung im Allgemeinen.
cf. Synovitis, Arthritis, Arthrokace.
Artbiropliyten (to (pvxov Gewächs) vd. Arthrolithen.
Arthroplastik {jtXdoaco formen, bilden) Transplan-
tation u. Einheilimg toter und lebender Fremdkörper als Ersatz-^
stücke zur Erzielung eines beweglichen Grelenkes nach ResektioiL
desselben.
cf. Osteoplastik»
Digitized by
Google
Aspergillus 47
Arthropyosis (to jr?ov Eiter, jtvoo). eitere) i. q. 8y-
novitis purulenta.
Arthrospor vd. Sponüation.
Arthrotamie (refivco schneiden) die Eröffnung eines
Grelenks durch Schnitt.
Artliroxerosis (^^^ooV trocken), Arthritis sicea wenig
gebräuchlich für Arthritis deformans.
Ascites (o doxltrjg sc. vSgcjip, Adj, ZU o aaxog Schlauch)
Bauchwassersucht, seröse Transsudation in die Peritonealhöhle,
entweder als Teilerscheinung eines allgemeinen Hydrops oder iso-
lirt infolge von Stauungen im Bezirk der Unterleibsgefässe, bes.
der Pfortader.
cf. Ujdrops.
Asemie {x6 ofj^a Zeichen) s. Asymbolie Störung der
Zeichenbildung und des Zeichenverständnisses, ein weiterer Begriff
als Aphasie, der auch die Agraphie, Alexie und Amimie mit ihren
Varietäten (Paraphrasie etc.) imifasst: Asemia verbalis, gra-
phica, mimica, — paraphasica, paragraphica, parami-
mica, und zwar entweder expressiva, wenn sich das Unver-
mögen auf den Ausdnick, und perceptiva, wenn es sich auf
das Verständnis erstreckt.
Asepsis, Adj, aseptiscli (d priv,, oi^Ttw faulen) fäulnis-
freier Zustand, gebraucht von Wunden, denen die Fäulniserreger
(Bakterien) ferngehalten worden sind.
cf. Sepsis.
Askaris lumbricoides (17 aoxaQig Spulwurm, aoxa-
gt'Cco hüpfe — axaiQco der dem Regenwurm — lumbncus,
von lubrtcus schlüpfrig — ähnlich ist, etSo)) ein zylindrischer
rötlicher Wurm, der beim Menschen im mittleren Abschnitt des
Dünndarms lebt und sich wahrscheinlich aus den mit der Nah-
rung eingeführten Eiern entwickelt.
cf. Helminthiasis.
Askolcokkus (6 aoxog Schlauch, Haut, xoxxog Kern)
ein von Billroth beschriebener, nach neueren Methoden noch
nicht erforschter Mikrobe.
Aspergillus, Aspers:illeen {asper gillum eig. Wedel,
V. aspergere besprengen) Schimmelpilze mit imgeteilten Frucht-
trägem (Hyphen\ an deren keulenförmig angeschwollenen Enden
sich die sog. Sterigmen (Zwischenfruchtträger) mit ihren Sporen
entwickeln. Man kennt nicht pathogene Arten: A. albus, glaucus
und niger, und pathogene: A. flavescens und fumigatus. Beim
Menschen sind hier und da Mykosen beobachtet worden (Otitis,
Keratitis [s. d.] aspergillina), welche durch pathogene Aspergilleen
hervorgerufen werden sollen.
Digitized by
Google
48 Aspermatismus
AspermatlsmuB (d priv,, xb ajisg^ia -Samen) diejeuigo
Form von männlicher Sterilität, bei der die Potentia coeundi un-
beeinträchtigt sein kann, aber keine Ejakulation stattfindet.
cf. Sterilität, Impotenz, Azoospermie.
Asphyxie (Galen d priv.y 6 o(pvy/ii6g Puls, von oipvI^M
wallen, schlagen) eigentl. Pidslosigkeit, während man eigen-
tümlicherweise gerade den Mangel der Atmung, auch bei noch
vorhandener Herzbewegung, darunter versteht: der Scheintod,
tiefe Ohnmacht, Mangel der äusseren Lebensei-scheinungen.
cf. Synkope, C/ollaps.
Asphyktica {sc, Pharmaca) asphyxirende Mittel, woinmter
man hauptsächhch die erstickenden Gifte und Gase vei-steht.
Aspiration (ad-spirare) die von Dieulafoy eingeführte
Methode, Luftansaimnlungen bes. in irreponiblen Hernien, oder
flüssige Konten ta in Geschwülsten, Höhlen etc. durch Ansaugen
mit einer Spritze nach vorgängiger Punktion mit einer nadei-
förmigen Kanüle zu entfernen. Zur Entleeinmg von flüssigen Con-
tentis (namentlich Pleuraexsudaten) ist einer der gebräuchlichsten
der von Potain konstruirte Aspirationsappai-at , bei welchem der
flüssige Inhalt durch eine mit einem Schlauch verbundene Kanüle
in eine Flasche, deren Luft verdünnt ist, geleitet wird.
Aspirationspneainonie lobuläre Lungenentzündung,
die bei benommenem Sensorium oder infolge von mangelhaftem
Husten- und SchHngakt (bei Biübärpai-alyse) durch Aspiration
von Fremdkörpern auftritt. Syn. Verschluck ungspneumonie.
Asporog^en vd. Sporulation.
Antanie (d priv.y St. Tottj^i stellen) L'nfähigkeit zu stehen,
stets verbimden mit Abasie (s. d.), daher auch Astasie-Abasie
die Kombination der Unfähigkeit zu stehen mit der
Unfähigkeit zu gehen. Syn. Ataxie par defaut de coordination
automatique; ataxie motrice hyst^rique; statischer Ref lexkrainpf ;
Paralysie infantile du seul acte de la marche, amn^sie partiale
spinale, psychisch bedingte Störungen des Gehens u. Stehens.
Asteatosis vd. $§(teato8is.
Astlienificli, Astlienie (d priv,^ t6 odsvog Kraft) i. q.
adynamisch, Adynamie.
Astlienopia (d priv», x6 o&evog. ^ attp das Sehen)
S. Kopiopia Schwäche der Akkommodations- und der inneren ge-
raden Augenmuskeln, Unvermögen derselben, die Akkommodation
und die richtige Einstellung der Axenkonvergenz für kürzere Di-
stanzen längere Zeit festzuhalten (bes. bei Hypermetropie).
Man unterscheidet demnach eine A. accommodativa und
muscularis [Stell wag].
Digitized by
Google
Asthma 49
A. nervosa s. retinalis (Neurasthenia retinae) besteht in
rascher Ermüdung beim Gebrauch der Augen, die ihre Ursache
in mangebider Ausdauer der Netzhaut oder des Sehnervenappa-
rates hat [Gräfe und Sämisch].
Astl^ma (ro aoi>[jLa von am hauchen äto'^oi, ad^m keuchen)
ist eine besondere Art der Dyspnoe, charakterisirt durch zeitweise
wiederkehrende, plötzlich eintretende und rasch bis zu einer mehr
oder weniger beträchtlichen Höhe sich steigernde dyspnoische
Anfälle von kurzer bis tagelanger Dauer, wobei besonders die
Exspiration erschwert und eine starke Lungenblähung vorhanden
ist, und welche sich am besten aus einer Neurose, entweder nur
des Vagus (Bronchialmuskßlkrampf), oder des Vagus und der
Phrenici (tonischer Zwerchfellkrampf), in vielen Fällen mit gleich-
zeitiger (vorgängiger? ursächlicher?) hochgradiger Hyperämie der
Bronchialschleimhaut infolge vasomotorischer Nerveneinflüsse er-
klären lässt [Riegel in ZH].
Es tritt entweder idiopathisch (essentiell) oder sympto-
matisch (reflektorisch), d. h. in indirektem Zusammenhang mit
pathologischen Affektionen der Respirationswege, besonders der
Nase und anderer Organe auf, welche nicht derart sind, dass sich
die plötzliche Atemnot direkt von ihnen ableiten liesse(vd. Dyspnoe).
A. bronchiale s. nen^osum die gewöhnliche nervöse Form,
auch Asthma schlechtweg.
Die Unterscheidung verschiedener symptomatischer Formen
geschieht hauptsächlich nach den mannigfachen indirekten Ur-
sachen, und sind darunter besonders hervorzuheben:
A. eardiaeum (bei Herzleiden), A. diabetieum (terminal
bei Diabetes), A. uraemieum (Teilerscheinimg der Urämie).
A. dyspeptieum A., welches reflektorisch bei Digestions-
störungen (aucn bei Kardialgie und wahrscheinlich auch bei Wurm-
reiz, A. verminosum) hervorgerufen wird,
A. uterinum s. Apnoea uterina das reflektorisch bei Affek-
tionen der weiblichen Sexualorgane oder bei Hysterie ohne alle
pathologischen Veränderungen der Respirations- und Zirkulations-
organe hervorgerufene A. (mit oder ohne eigentliche Dyspnoe).
A. idiosynliratieani durch psychische oder durch Sinnes-
eindrücke, bes. der Riechnerven, hervorgeiiifenes A. — Hieher
gehört das sog. Heu-A. vd. Catarrhus aestivus.
A. herpetieam vd. Herpes, von Waldenburg vorgeschlagene
Bezeichnung für die zu Hautaffektionen in augenscheinlicher Be-
ziehung stehenden Formen von A.
A. arthritieum die in nicht näher bekannter Beziehung zur
Gicht stehende Form.
A. satuminum seltene, durch Einatmung von Bleiweissstaub
veranlasste Form.
A. humidum nannte man früher Anfälle von Atemnot, verbun-
den mit sehr reichlichem serösen Auswurf (vd, Bronchorrhoea serosa.
cf. Pneumonokoniosis, Spasmus inspiratorius.
Koth^s Klinische Terminologie. 4. Aufl. ^
Digitized by
Google
50 Astigmatismus
Astii^iiiatiBinas (d priv,, x6 oxiyfia der Punkt von
ori^co punktiren^ Brennpunktmangel, derjenige Zustand, welcher
infolge zu grossen Unterschiedes zwischen den Brechungszuständen
verschiedener Meridianebenen des dioptrischen Apparates un-
deutliches Sehen bedingt, indem die Objekte in jeder Distanz in
Zerstreuungsfiguren waShrgenommen werden (A. rcgularis).
Man unterscheidet drei Formen von A. regularis:
1) den einfachen A. : der eine Hauptmeridian verhält sich
nonnal, der andere myopisch oder hyperopisch;
2) den zusammengesetzten A.: in beiden Hauptmeridianen
besteht Myopie oder Hyperopie verschiedenen Grades.
8) den gemischten A.: Myopie im einen, Hyperopie im an-
deren Meridian.
A. irregularis: die Lichtstrahlen werden in ein und dem-
selben Meridian so unregelmässig gebrochen, dass keine Ver-
einigung derselben auf der Netzhaut stattfindet [nach Stell-
wag]. Ein geringer Grad von A. irregularis findet sich auch im
normalen Auge infolge des Baues der Linse.
cf. Ametropie.
Asymbolie (« priv., x6 avfxßolov Zeichen von av^ßcdlco
zusammenwerfen, nämlich gewisse Begriffe mit ge-
wissen Zeichen) i. q. Asemie.
Asynerg^ie (a, ovr, x6 egyov Werk) fehlendes oder un-
gleiches Zusammenwirken, gebraucht von paarigen Organen
(Augen, Stimmbändern etc.).
Ai^ystolie (a priv. , ?? ovoxoX^ Zusammenziehung
von ov-oxsXXco) eigentl. mangelnde Zusammenziehung, von Beau
für „gestörte Kompensation bei Herzkrankheiten** in
die Terminologie eingeführt.
Atavismus (atävus TJrolternvater, Vorfahre über-
haupt) Hervortreten von Eigenschaften, welche irgendwelche
Voreltera besassen, aber die vorausgehende Generation oder meh-
rere derselben nicht besassen.
cf. Heredität.
Ataxia (d priv,, rj xd^ig Ordnung von xdooco reihen)
Störung der statischen und lokomotorischen Koordina-
tion. Dieses Symptom kann durch pathologische Vorgänge an
den Zentren der Koordination (Kleinhirn, Pons und Vierhügel),
aber auch im Rückenmark durch Unterbrechung der Verbindungen
ii?it jenen Zentren bedingt sein. Feiedreich unterschied danach
eine cerebellare, cerebrale und spinale A.
Hereditfire A. oder Friedreieii'sche Form der Tabes, eine
der Tabes ähnliche, aber im jugendlichen Alter auftretende, ge-
wöhnlich bei mehreren Geschwistern vorkommende Rückenmarks-
Digitized by
Google
Athetose 51
krankheit von sehr chronischem Verlauf. Hauptsymptom ist die
Ataxie, die sich verhältnismässig fi*äh von den Beinen auf die
Arme verbreitet; die Reflexe verschwinden, dagegen bleibt im
Gegensatze zur Tabes dorsalis die Sensibilität meist völlig intakt.
Itti späteren Verlauf treten gewöhnlich Sprachstönmgen und Ny-
stagmus auf. Anatomisch handelt es sich um eine kombinii*te
Degeneration der Seiten- und Hinterstränge.
cf. Faraplegie ataktische.
A. hysteriea A. als Symptom der Hysterie, wahrscheinHch
mit sogen. Spinalirritation zusammenhängend (vd. Abasie, Astasie).
Literale A., das „Silbenstolpem", eine ataktische Sprach-
störung, die besonders häufig bei Dementia paralytica vorkommt.
Sensorische A. die [nach Leyden] durch Sensibilitäts-
störungen bedingte A.
cf. Tabes, Dementia paralytica.
Atelektasis (dtsXijg unvollständig d priv.y x6 xikog
Vollendung, ri sxjdoig Erweiterung, sx-tsivco ausdehnen)
jä. Apnenmatosis der Zustand des Nichtaufgeblasenseins der
Lungenalveolen, wie er im fötalen Zustande vorhanden ist. Dauert
derselbe nach der Geburt fort, so wird er zur pathologischen A:
A. adnata, A. im engeren Sinn im Gegensatz zur
A. aequisita, der ei*worbenen A.: diese ist entweder eine Ob-
struktions-A. (Lungenkollaps), d. i. Wirkung der Ver-
stopfung der Bronchiallumina auf das dahinter liegende Lungen-
parenchym, wobei die Luft durch die elastische Retraktion der
Alveolen entweder ausgetrieben oder resorbirt wird, oder eine
Kompressions-A., wenn die Luft durch Druck von aussen aufs
Limgengewebe aus den Alveolen ausgepresst wird.
cf. Splenisatlon.
Atherom (17 dd^ga, dMgr} Brei, d^rjgcofia) Geschwulst
mit breiiger Materie, Grützbeutelgeschwulst, die höchst ent-
wickelte Stufe der Haarbalgretentionen (cf. Comedo, Milium, Cy-
stis). Der Haarbalg wird zur Cystenwand und durch das Sekret,
einen bröckelig-schmierigen Brei von fettig degenerirten Epidermis-
zellen, Fetttröpfchen, Cholestearin und feinen Härchen, bis über
Taubeneigrösse ausgedehnt und .tritt aus der Cutis ins subkutane
Bindegewebe heraus [nach Kindfleisch].
Atheroma arteriale s. Atherosis der atheromatöse Pro-
zess, eine in breiiger Erweichung — fettiger Entartimg — be-
stehende regressive Metamorphose der bei Endart eriitis chro-
nica deformans (s. d.) auftretenden Verdickimgen der Intim a
der Arterienwand.
Athetose (ä-^exog, ohne feste Stellung, d priv., ri'&fj/Lu)
von Hammond vorgeschlagene Bezeichnung für ein in anhalten-
den, langsam ,und mit einer gewissen Kegelmässigkeit, aber un-
willkürlich erfolgenden Bewegungen der Finger imd Zehen sich
4*
Digitized by
Google
52 Athrepsia
äusserndes Leiden, das gewöhnlich Symptom mid Begleiterschei-
nung verschiedener cerebraler, selten spinaler Erkrankungen, be-
sonders der cerebralen Kinderlähmung ist, jedoch auch selbständig
vorkommt.
Man imterscheidet eine A. monolateralis s. Hemiathe^-
thosis mit einseitigen, und eine A. bilateralis mit doppel-
seitigen unwillkürlichen Bewegungen.
cf. Chorea, Ueiniplegia spast. infant.,. Poliencephalitis.
Athrepsia (d priv,, TQS(p(o. Futur: ^Qiifxo nähren) i. q.
Atrophie.
Atmiatrie (o ajfiog Luftkreia, von am wehen,
ri laxQsia Heükunst) Atmungs- imd Luftheilkunde [P. Nie-
meyer].
Atonia, Adj, atoniseli (97 axovia, d priv., reivco spannen)
die Erschlaffung, Schlaffheit, Anenergie der Funktionen, z. B.
A. uteri (vd. Exhaustio), A. des Darms.
cf. Adynamie.
Atresia (d priv.j rj rgifaig Loch von zngdco bohren) voll-
ständige VerscMiessung oder Verwachsung von physiologischen
Mündungen oder Kanälen, z. B. A. ani, A. hymenis, A. oris,
A. orificii externi uteri, A. vaginae, vulvae. Kommt angeboren
oder erworben vor.
A. ani angeborenes Fehlen der Afteröffnung, wobei sich je-
doch die Bildung eines Afterblindsackes vollzogen hat. Fehlt
auch dieser, so heisst der Zustand Agenesia ani, wenn hin-
gegen der After bis über die Sphinkteren ausgebildet und das
Eektum hier verschlossen ist: Atresia recti.
A. ani vesicalis s. Fistula recto-vesicalis; bei dieser
angeborenen, nur bei Kiiaben vorkommenden Missbildung fehlt
der After, und das untere Ende des Mastdarms mündet in die
Blase oder Harnröhre (A. urethralis).
A. ani vaginalis congenita falsche Bezeichnung für das
Bestehenbleiben der Kloake, da bei einer Henmiungsbildung der
Mastdarm nicht in die Scheide mündet, sondern mit dem Ende
des Urachus und der Keimdrüsen einen gemeinsamen Kanal bildet.
A. totalis vd. Defectus vulvae.
cf. Striktar, Stenose, Stenochorie.
Atrichia, Atrichosis (d priv.j yj ^qI^, xQixog Haar,
TQixoco behaare) vd. Alopecia congenita.
cf. Trichosis.
Atrophia (d prtv., zgdqpeiv nähren) eine regressive Meta-
morphose, die aber auch andere Ursachen als unvoUkonmiene Er-
nährung, wie der Name ausdrückt, haben kann,' w^obei die Teile
kleiner werden, indem ihre Elemente an Volumen oder auch an
Zahl abnehmen.
cf. Hypertrophie, Aplasie, Tabes, Macies, Phthisis, Pädatrophie,
llemiatrophie.
Digitized by
Google
Atrophia 53
A. Iiepatis acuta i. q. Hepatitis parenchymatosa acuta.
A. musculoruin proprressiva, die progressive Muskelatropliie.
Unter diesem Namen wurden bis vor wenigen Jahren mehrere in
ihrem Wesen sehr vei*8chiedene Formen des progressiven Muskel-
schwundes zusammengefasst. Durch neuere Untersuchungen ist
die Kontroverse, ob die progressive Muskelatrophie spinalen [Char-
cot], myopathischen [Friedreich] oder neuritischen [Leyden]
Ursprungs sei, vorläufig dahin entschieden-, dass es sowohl spinale
als auch primär myopathische Erkrankungen der genannten Art
gibt, die sich anatomisch und klinisch scharf von einander trennen
lassen:
A. Spinale Form: A. musculor. progress. apinalis s. y, Atro-
phie musculaire progressive, type DüCHENNE-Aran", anatomisch
eharakterisirt durch fortschreitende Atrophie der Ganghenzellen
in den grauen Vordei*säulen des Rückenmarks mit degenerativer
Atrophie der entsprechenden motorischen Nerven und Muskeln,
äussert sich klinisch in einem fortschreitenden Muskelschwund und
diesem parallel gehender Bewegungsstörung, beginnt in der Mehr-
zahl in den Muskeln der Handballen und in den Interrossei, geht
später auf Schulter- imd Oberarmmuskeln über und kann schliess-
lich einen grossen Teil der gesamten Körpermuskulatur ergreifen,
endigt oft mit den Erscheinungen der Bulbärparalyse (s. d.). Sen-
sibilität, Blase und Mastdaim bleiben intakt. Die Sehnenreflexe
werden in den atrophischen Gebieten abgeschwächt, bezw. auf-
gehoben. Die elektrische Erregbarkeit ist meist herabgesetzt, hier
und da findet man komplete oder partielle Entartungsreaktion.
In den atrophischen Muskeln treten fibrilläre Zuckungen auf.
B. Primär myopathische Formen, bei denen Rücken-
mark und Nerven intakt sind — Dystrophia muscularis pro-
gressiva [Erb] zerfällt in:
1. Pseudohypertrophie der Muskeln s. Lipomatosis
luxurians muscularis progressiva [Heller] s. Atrophia
musculor um lipomatosa [Seidel] s. Faralysie pseudo-hyper-
trophique ou myosclerique [Duchenne] entwickelt sich im Gegen-
satz zur spinalen Fonn fast inuner im Kindesalter auf hereditärer
Grundlage, so dass meist mehrere Geschwister in gleicher Weise
erkranken. Das charakteristische Symptom ist die primäre Vo-
lumszunahme der Muskeln, welche auf einer interstitiellen Hyj^er-
plasie des Fettgewebes (Pseudohypertrophie), teils auf wahrer
Muskelhypertophie bei-uht. Sekimdär entwickelt sich echte Atro-
phie der Muskeln. Das sehr chronisch verlaufende Leiden be-
ginnt meist in den Muskeln der Rücken- und Lendengegend, der
Ober- und Unterschenkel, breitet sich schliesslich aber auch auf
den übrigen Körper aus. Fibrilläre Zuckungen fehlen. Nie findet
man Entartungsreaktion.
2. Juvenile oder hereditäre Form der Muskelatro-
phie [Erb] mit der Pseudohypertrophie nahe verwandt, tritt
aber etwas später als diese, jedoch in der Regel vor dem 20. Jahre
Digitized by
Google
54 Atrophia
auf, ist ebenfalls eine hereditäre, bezw. familiäre Erkrankung.
Die Oberextremitäten werden schon frühzeitig ergriffen. Einfache
Atrophie ist das Gewöhnhche, jedoch kommen Mischungen mit
Pseudohypertrophie vor.
3. Infantile Form [Duchenne] mit primärer Beteiligung
des Gresichtes. Type facio-scapulo-hum^ral von Landouzy
und D^j^rine.
4) Hereditäre Form [Leyden] mit Beginn im Kreuz und
den untern Extremitäten und hereditärem oder familiärem Auf-
treten, im späteren Kindesalter oder zur Pubertätszeit einsetzend.
Neuerdings schlägt Erb folgende Einteilung vor:
I. Gruppe der nur beiKindern vorkommenden Formen:
Dystrophia musc. progr. infantmn zerfällt in:
1) hypertrophische Form: a) mit Pseudohypertro-
phie, b) mit wahrer Hypertrophie;
2) atrophische Form: a) mit primärer Gesichtsbe-
teiligung (infantile Form), b) ohne Gesichtsbe-
teiligung (einfache atrophische Form).
II. Gruppe der im Jünglingsalter und bei Erwachsenen
auftretenden Formen: Dystrophia musc. progr. juve-
num et adultorum.
Eine besondere Form der familiär auftretenden
Muskelatrophie ist der von Howard Tooth aufgestellte Pero-
nealtypus der Muskelatrophie mit Beginn der Atrophie in
den Extensores digitorum des Fusses oder den Peronealmuskeln
im Kindesalter und langsamem Weiterschreiten auf die Arme.
Fernere Formen von Muskaiatrophie sind:
A. innseuloruin arthritiea die im Anschluss an Gelenkent-
zündung auftretende Atrophie der Gelenkmuskeln. Sie kann an
allen Gelenken vorkommen imd betrifft hauptsächlich die Muskeln,
welche das Gelenk extendiren, und kann in seltenen Fällen auf
die Muskeln einer ganzen Extremität übergreifen. Die elektrische
Reaktion ist etwas herabgesetzt, sensible Störungen fehlen. Eine
motorische Neuritis ist auszuschliessen, vielmehr ein reflektorischer
Einfluss der Gelenknervenentzündung auf die motorischen Zellen
des Rückenmarkes wahrscheinlich [Vulpian, Charcot, Paget] .
A. lateralis erueiata (latus Seite, cruciare kreuzigen)
gekreuzte halbseitige A., eine Missbildung, in A. einer Gross-
hirnhälfte und der entgegengesetzten Hälfte des Kleinhirns,
Rückenmarkes, der Nerven, Muskeln und Knochen bestehend
[Wagner].
cf. Hemiatrophia facialis progressiva.
Padatrophfc vd. Tabes mesaraica.
A. nervi optici, Sehnervenatrophie, charakterisirt durch
ein blasses, weissliches oder weisslichgraues Aussehen der normal
röthchen Papille und mehr oder weniger starke Beeinträchtigung
Digitized by
Google
Aura Jbb
des Sehvermögens. Das Leiden kommt entweder selbständig oder
sekundär nach Gehirn- und Rückenmarksleiden, sowie bei der
Neuritis optica vor.
cf. Nearitis optica.
Atrophische liühiiiiiiigeii, Lähmungen, die mit
Abmagerung der betroffenen Teile einhergehen. Ihre
Ursache ist meist entweder eine periphere Neuritis (oder periphere
traumatische Lähmung), oder eine Poliomyelitis anterior, oder
progressive Muskelatrophie. Am sichersten lässt sich eine durch
periphere Neuritis hervorgerufene atrophische Lähmung erkennen,
da hier neben mehr oder weniger ausgesprochener Entartungs-
reaktion (die sich übrigens auch bei Poliomyehtis anterior, selten
bei progressiver Muskelatrophie [partielle Entartungsreäktion]
findet) ausgesprochene Sensibilitätsstörungen vorhanden sind, die
bei progressiver Muskelatrophie ganz, bei Poliomyelitis fast ganz
fehlen. Bei progressiver Muskelatrophie halten Atrophie imd
Lähmung gleichen Schritt, bei Poliomyehtis geht die Lähmung
der Atrophie voraus.
cf. Nearitis, Poliomyelitis, Atrophia inusculonim progressiva.
Atrophodermatosen (ro Ssgjjta Haut) Hautatro-
phien, Klasse von Hautkrankheiten in Tommasolis System.
Unterabteilungen: 1. Atrophodermien, wozu die allgemeine imd
partielle Atrophie der Cutis, sowie die Alopecia acquisita gehören ;
2. Ulodermiten (s. d.), wozu das Ulerythema centrifugum (Lupus
erythemat.), U. ophryogenes [Tänzer], U. acneiformis und sykosi-
formis [Unna] etc. gehören; 8. Sklerodermiten (s. d.) -Sklerema
neonat., Sklerodennia adultorum, Sklerodaktylie.
Audiphon (audlre, rj (pwvrj Stimme) vd. Dentaphon.
Aura {n ^^'9^ Hauch, di^g Luft).
A. cpilcptiea die unmittelbaren Prodromalerscheinungen
des epileptischen Anfalles, welche einen Teil des Anfalles selbst
bilden, gegenüber den eigentlichen Vorboten. Man kann eine
sensible, motorische, vasomotorische, sensorielle und
psychische A. unterscheiden, je nach der vorwiegenden Inan-
spruchnahme der betr. Nervengebiete. Die sensorielle A. kann
eine Geruchs-, Geschmacks-, Gehöi-s- oder optische A. sein. —
Eine irrtümliche Meinung war es, dass es jedesmal die Empfin-
dung eines den Kranken anwehenden Hauches sei.
A. hysteriea die den hysterischen Anfällen zuweilen voraus-
gehenden nervösen Vorboten. .
A. verti|i:iiiosa die Schwindelangst, anfallsweise auf-
tretendes Gefühl von Angst und Beklemmung mit lüehr oder
weniger intensivem Schwindelgefühl (vd. Vertigo), bei neuro-
pathisch disponirten Individuen, bei Hypochondrie und anderen
Neurosen, entweder ohne besondere Veranlassung, meist aber
Digitized by
Google
56 ' AurictLlaranhänge
dann auftretend, wenn dieselben in grossen Gesellschaften, Kon-
zerten etc. sich befinden, oder wenn sie (ohne zuverlässige Be-
gleitung) freie Plätze betreten (vd. Agoraphobie), oder bei drohen-
den Gewittern u. dgl. Es scheint sich dabei um eine mit lokaler
Anämie zusammenhängende Innervationsstörung des Zentralnerven-
systems zu handeln.
Anricnlaranhän^e (auricula, äusseres Ohr) vd.
Polyotie.
Auskultation (auscultare horchen v. ausicuUare v.
ausicula = auricula y Dem, v. aurts) die Kunst, die im Körper
erzeugten Schallerscheinungen zu erkennen und zu deuten.
cf. Perkussion, Mensnration, Palpation, Sakknssion.
Antographismns (amog selbst, ygddpco schreiben)
[Mesnet] Bezeichnung für eine vasomotorische Störung bei Hy-
sterie, welche darin besteht, dass beim Streichen der Haut mit
einem Finger, Stift oder dgl. sofort eine Hautrötung entsteht, in
deren Bereich sich, genau der Zeichnung oder Schrift entsprechend,
blassrote urticariaähnliche Wälle erheben. Die in Deutschland
längst bekannte Erscheinung hat in Frankreich neuerdings grösseres
Aufsehen erregt.
Antolaryng^oskopie die Laryngoskopie (s. d.) des Unter-
suchers an sich selbst.
Antophonie {v (pcovrj Stimme) die durch Offenstehen
der Tube hervorgerufene lästige Resonanz der eigenen Stimme.
Antophthalmoskopie (vd. Ophthalmoskopie) Yerfahi-en
zur Beleuchtung und Besichtigung des eigenen Augenhintergrundes.
Antoplastik (amog selbst und jiXaoaoy bilden) die
operative Deckung von Substanzverlusten durch Ablösung benach-
bai-ter oder entfernter Teile, die durch eine Emährungsbrücke zu-
nächst mit ihrem Mutterboden in Verbindung bleiben.
Autopsie (^ oipig Sehen) i. q. Nekroskopie.
Antotransfnsion vd. Ti-ansfusion.
AtuIsIo bnlbi (v. avellere abreissen, ßoXßog Bolle)
Lostrennung des Augapfels von seinen Befestigungen infolge von
vollständiger oder fast vollständiger Zerreissung der Augenmuskel-
sehnen imd des Sehnerven.
Azoospermie (d priv.j t6 Ccoov Tier, ajidg^ia Samen)
Fehlen der Spermatozoen in der Ejakulationsflüssigkeit.
cf. Aspermatismus.
Azotnrie (Azotum Stickstoff, d priv., C(om leben,
To ovoov Urin) abnorm grosser Stickstoffgehalt des Urins bei
manchen Fonnen von Diabetes- spnrius.
Digitized by
Google
Bacillus 57
Bacillus (Dem, von baculus Stab, G-ehstock ßaivw,
ßatog) das Stäbchen.
Der Name ist ursprünglich im Gebrauch für Arzneistäbchen
namentlich zum Einführen von Arzneistoffen in die Hamröhie
(Bacilli urethrales), dann Sammelname für eine Gruppe der
Schizomyceten, die Stäbchenbakterien, die von hervorragender Be-
^^ deutimg für gewisse Infektionskrankheiten sind, deren ursächhchen
Keim sie darstellen. Die wichtigsten sind folgende:
B. anthraeis der Milzbrandbacillus, . ein durchschnittlich 5
bis 10 MikromiUimeter langes, 1 bis IV, i" breites Stäbchen mit
i^ kolbig verdickten Enden. Derselbe gedeiht ausserhalb des tierischen
7^ Körpei-s auf den verschiedensten Nährböden und treibt nur hier,
pl^ nicht innerhalb des Körpers Sporen, ist also ein echter Saprophyt,
r^ der aber nicht selten in den Tierkörper eindringt (fakultativer
Parasit), sich rapid in diesem vermehren kann und sowohl im
Blute, als auch in inneren Organen, besonders in Nieren, Milz,
Leber, Lunge (Bacillen oder Sporen) nachgewiesen werden kann.
Die Hauptmasse der Stäbchen findet sich in den Blutgefässen,
namenthch in den Kapillaren, während grössere Gefässe fast frei
jt sind. Die Milz wird gleichmässig durchsetzt. — Durch Züchtungs-
^^ versuche und Überimpfung ist von Koch der Beweis erbracht
?^ worden, dass dieselben das spezifische Gift des Milzbrandes dar-
stellen.
cf. Anthrax.
B. des Carcinoms, von Scheuerlen in Fällen von Krebs
entdeckt, hat sich als harmloser Kartoffelbacillus erwiesen.
B. der Cholera asiatfea s. Kommabacillus ein von R.
Koch nachgewiesenes Schraubenbakterium, richtiger daher als Vi-
brio oder Spirillum Chol. as. bezeichnet, ein kurzes, plumpes,
vielfach wie ein Komma gebogenes Stäbchen mit abgestumpften
Enden, meist einzeln, häufig paarweise in S-Form, seltener zu
Verbänden (Fäden) vereinigt, an welchen erst die schraubenartige
Gestalt erkannt werden kann. Nach Hueppe bildet er Arthro-
sporen; eine Dauerform ist aber nicht nachgewiesen. Durch den
regelmässigen Nachweis in allen und nur in Fällen von Cholera,
durch Reinkultur und Übertragung ist von Koch die spezifische
Eigenschaft des Pilzes sichergestellt.
Dem Kommaba<jillus morphologisch vollkommen gleich, durch
das Verhalten auf Nährböden aber verschieden, ist ein von De-
NEKE aus altem Käse gezüchteter Bacillus, welcher auch toxisch
auf Tiere wirkt, aber in keiner Beziehung zu einer menschlichen
Krankheit steht.
Der von Emmerich in Choleraleichen gefundene sogenannte
„Neapeler Bacillus", der in ätiologischer Beziehung zur asia-
tischen Cholera stehen sollte, lässt sich nicht in allen Fällen dieser
Krankheit nachweisen und soll nach Weisser mit einem sehr
häufigen „Fäcesbacillus" identisch sein.
cf. Cholera asiatica.
^
^
Digitized by
Google
58 Bacillus
B. s. Vibrio der Cliolera nostras von Finkler und Prior in
den Dejektionen eines an Ch. nostras Erkrankten entdeckt und ur-
spiaingfich für identisch mit dem Kommabacillus erklärt, in der
Gestalt dem letzteren äusserst ähnlich, aber grösser und plumper.
Da er nicht in allen Fällen von Cholera nostras gefunden wdrd
und auch unter anderen Umständen (z. B. im Darm und im hohlen
Zahn eines Gesunden) vorkommen soll, ist seine Beziehung zur
Cholera nostras zweifelhaft.
cf. Cholera nostras.
B. der Diphtherie, ein massig grosses, meist leicht gekrüimn-
tes Stäbchen von der gleichen Länge, aber doppelten Breite der
Tuberkelbacilleu, welches keine Sporen bildet, von Löffler inner-
halb diphtherischer Pseudomembranen neben anderen Bakterien
gefunden, künstlich gezüchtet und mit Erfolg auf gewisse Tiere
übertragen, an denen diphtherieartige Symptome beobachtet wur-
den. Nach den Beobachtungen auch anderer Foi-scher, die das
regelmässige Vorkommen der L.-schen Bazillen bei Diphtherie
und ihre ausschliessliche Beziehung zu letzterer nachwiesen, sind
dieselben als zweifellos pathogen für die Diphtherie des Menschen
anzusehen.
cf. Diphtherie
B. der Influenza ein von R. Pfeiffer im Auswurf (und bei
Pneumonie in den Lungen) Influenza-Kranker regelmässig nach-
gewiesenes, rein gezüchtetes, kleines Stäbchen.
B. Icprae {Äsjzga, Xsjiqög schuppig, schorfig, leji<o ab-
schälen) wahrscheinlich der pathogene Pilz der Lepra von Ar-
MAUER Hansen entdeckt, Stäbchen von ^'^—lU des Durchmessei-s
eines roten Blutkörperchens, haben grosse Ähnlichkeit mit den
Tuberkelbacillen, färben sich aber im Gegensatz zu diesen mit
gewöhnlichen wässerigen Anilinfarbstofflösungen. Ob sie Sporen
bilden, ist fraglich. Sie finden sich ausnahmslos und nur bei Le-
pra. Ihre künstliche Züchtung ausserhalb des Körpei*s ist bisher
nicht mit Sicherheit gelungen, wohl aber die Erzeugung der Le-
pra durch Übertragung lepröser menschlicher Gewebsteile auf Ka-
ninchen und neuerdings (Arning) auf einen zum Tode verurteilten
leprafreien Verbrecher auf den Sandwichinseln.
cf. Lepra.
B. des malfirnen Odems pathogen für letzteres, dünne Stäb-
chen, erheblich schmäler als Milzbrandbacillen, mit abgerundeten,
nicht verdickten Enden, meist zu längeren bogenförmigen Fäden
vereinigt, bilden mittelständige Sporen, verhalten sich wie strenge
Anaeroben, kommen in verschiedenen faulenden Substanzen vor
(Zwischenböden, Gartenerde, fauliges Wasser etc.).
cf. Ödem.
B. inallei (malleus Fäustel, Hammer, v. ma-nus Hand)
ein Stäbchenpilz, der von Löffler und Schütz als Virus des
Kotzes durch Nachweis in rotzkranken Geweben, durch- Züchtimg
und Impfimg erv^äesen ist (vd. Maliasmus).
Digitized by
Google
Bacillus 59
B. pyoeyanens (ro jtvov Eiter, xvdveo; ach warzblau)
der BaciUuß des „blauen" oder „grünen" Eiters, als Ursache
dieses von Gessard beobachtet, ein kleines, schlankes Stäbchen
mit abgerundeten Enden. Mit demselben kann in der Entstehung
begriffene Milzbrandinfektion zum Kückgang und zur Heilung ge-
bracht werden.
B. pyofencs foetfdus [Passet] ein bei Eiterungen vorkom-
mender Stäbchenpilz von untergeordneter Bedeutung.
B. des Rhlnoskleroms , kurzes Stäbchen mit abgerundeten
Enden, häufig in eine Kapsel eingelagert, den Friedländer'schen
Pneumokokken sehr ähnlich, zuerst von Frisch konstant in- und
ausserhalb von Zellen des erkrankten Gewebes beobachtet, später
von Palt AUF und Eiselsberg gezüchtet. Impf versuche lieferten
noch nicht den voUgiltigen Beweis für die spezifisch pathogeno
Eigenschaft des Pilzes.
cf. lihinosklerom.
B. der Syphilis — gebogene, den Tuberkelbacillen ähnliche
Stäbchen, jedoch mit leicht knopfförmigen Anschwellungen an den
Enden, von Lustgarten durch ein besonderes Färbeverfahren in
syphilitisch veränderten Geweben und im Sekret syphilitischer Ge-
schwüre, stets in grossen Zellen eingeschlossen, entdeckt. Ihi*e
pathogene Beziehung zur Syphilis ist noch unerwiesen. Die von
Matterstock, Alvarez und Tavel im Smegma praeput. u. vul-
vare gefundenen Smegmabacillen zeigen den Syphilisbacillen in
vieler Beziehung gleiches, aber nicht identisches Verhalten.
B. tubereulosls Koeliii der spezifische Pilz der Tuberkulose,
1882 von Koch entdeckt und durch Züchtung und Überimpfen
als Virus der Tuberkulose erwiesen. Der B. tuberculosis findet
sich am zahlreichsten im Auswurfe phthisischer Kranker, jedoch
auch bei Danntuberkulose im Stuhle , bei Nierentuberkulose im
Urin, sowie in allen Produkten der Tuberkulose, selbst wenn die-
selben, wie die Tuberkel der Dura mater oder des Omentum, voll-
ständig von der Luft abgeschlossen sind. Er stellt ein schlankes,
5 u langes Stäbchen (also kleiner als ein rotes Blutkörperchen)
mit abgerundeten Enden dar, häufiger geknickt oder gekrümmt,
meist einzeln, seltener zu zweien oder in Fadenverbänden , bildet
Sporen in- und ausserhalb des Tierkörpers. Er wird am besten
{Koch, Ehrlich] daran erkannt, dass er gewisse Farbstoffe
{Fuchsin oder Gentianaviolett) selbst bei Behandlung mit Salpeter-
säure und Alkohol festhält.
cf. Phthisis, Taberculosis.
B. des T>'phDS abdominalis 1880 von Eberth in Milz- und
Lymphdrüsen Typhuskranker entdeckt, kleine Stäbchen */« ^^
gross wie menschliche rote Blutkörperchen, mit abgerundeten En-
den im Gewebe einzeln oder paarweise vorkommend, können im
hängenden Tropfen zu langen Fäden auswachsen, lassen sich auf
Digitized by
Google
60 Bakterien
verschiedenen Nährböden züchten, sind nicht in allen Fällen von
Typhus, jedoch nur bei dieser Erkrankung gefunden worden, aber
niit Erfolg auf Tiere übergeimpft [E. Fränkel und Simmonds,
C. SeitzJ. Sie sind höchst wahrscheinlich die Erreger des Ty-
phus abdominalis, wenngleich neuere Versuche gezeigt haben, dass
auch sterilisii-te Reinkulturen des B. dieselben Krankheitserschei-
nungen (durch Intoxikation) hei*vorrufen wie lebende,
cf. Typhus.
B. des Totanns trauinatieus, von Kitasato isolirt, in Eein-
kulturen gezüchtet und mit Erfolg veiimpft, ein grosses, schlankes.
Stäbchen mit abgerundeten, bei eintretender Sporenbildung trom-
melschlägcraitigen Enden, häufig zu langen Fäden auswachsend,,
strenger Anaerobe.
cf. Tetanus.
Ausserdem kennt man noch eine Anzahl von Bacillen, welche,
da sie klinisch von untergeordnetem Interesse sind, nur mit Na-
men angeführt werden sollen. Dahin gehört zunächst eine Anzahl von
I)arasi tischen Bakterien, welche dem Menschen unschädlich, bei Tie~
ren als Krankheitserreger wirken wie der B. des Rauschbrands,
der Hühner- und Enten-Cholera, der Kaninchenseptikä-
mie, der Wildseuche, der Mäuseseptikämie, des Schweine-
rotlaufs, der Schweineseuche, der Frettchenseuche, fer-
ner eine grosse Zahl saprophy tischer Bacillen, so die Bakterien
der Milch: B. acidi lactici, neben anderen Bakterien der wich-
tigste Erreger der Milchsäuregärung, sowie der B. der Butter-
säuregärung (HuEPPE) und der B. butyricus (Prazmowski)
s. amylobacter s. Clostridium butyricum, endlich der B.
cyanogenus (B. der blauen Milch), sodann die Wasserbakterien:
der rote B. aus Wasser, B. phosphorescens (mehrere Arten) aus.
Meerwasser, fluoreszirende Bacillen aus Wasser, daninter B.
erythrosporus, B, violaceus (aus Flusswasser), endlich ge-
hören zu den saprophy tischen Bacillen noch: B. figurans vd^
Proteus, der Kartoffelbacillus, B. megaterium [de Bary]
aus verschiedenen Nahrungsmitteln, B. prodigiosus vd. Mikro-
kokkus, und der diesem ähnliche im Darm des Affen von Koch
gefundene B. indicus, B. subtilis oder Heubat^illus, der wur-
zeiförmige B. (aus dem Boden und Wasser), B. spinosus (auÄ
der Gartenerde).
Hakterien *) (ro ßaxxrjQiov Dem, v. ro ßaxxoov Stab
*) Klebs fasst Stäbchen- und Kugel bakterien unter dem gemein-
schaftlichen Namen Mikrobakterien zusammen, BiLLROTH ge-
braucht die Bezeichnung Eokkos oder Kokkobakterien. Die verschie-
denen Formen derselbeft' (Kugel-, Stäbchen-, Ballen- etc. Form) sind
nach ihm nur verschiedene Entwicklungsformen einer (Algen-) Gat-
tung, der Kokkobakteria septica. HUETER hat den Ausdruck
Digitized by
Google
Bakterien 0 1
ßdo), ßaivw gehe baculum) ist der generelle Name für die ül)erall
(im Boden, Luft, Wasser, in lebenden Organismen etc.) verbreite-
ten niedrigsten Glieder des Pflanzenreichs (auch Spaltpilze, 8chi-
zomyceten genannt), welche teils bei den Gänmgs- und Fäulnis-
prozessen, teils bei den Infektionskrankheiten eine hervorragende
ursächliche KoUe spielen. Es sind kleinste, nur mit starker Ver-
gi'össerung unter dem Mikroskop sichtbare, einzellige, vielleicht
kernhaltige, farblose Lebewesen (Mikroorganismen, Mikro-
ben), die sich durch ihre morphologischen, noch sicherer aber
durch ihre chemischen und biologischen Eigenschaften, insbeson-
dere durch ihr differentes Verhalten gegen Farbstoffe und gegen
verschiedene Nährsubstrate (Gelatine, Agar-Agar, Blutserum, Bouil-
lon, Kartoffeln etc.), sowie l)eim Überimpfen auf Tierkörper von
einander imterscheiden lassen. Die je nach Form und Wirkung
unterschiedenen einzelnen Gattimgen sind wohl durch äussere Ver-
hältnisse Veränderungen imterworfen, lassen sich aber immer wie-
der auf eine typische Form zurückführen, welche für die be-
treffende Art als höchste Entwicklungsstufe charakteristisch ist
{Konstanz der Form). Ein Übergang von einer Art in die
andere [Nägeli] konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Eni
Teil der Bakterien, insbesondere die Bacillen, bildet Dauerfonnen
(Früchte, Sporen).
Man hat die B. eingeteilt in parasitische, d. h. solche,
welche nur in lebenden höheren Organismen gedeihen, und sa-
prophy tische, d.h. solche, welche in jenen sich nicht entwickeln
können (vielfach fäulniserregende B., inde nomen)f sondern sich
auf toten Teilen organischer Herkunft, im Boden und Wasser ent-
wickeln. Zwischen beiden stehen diejenigen, welche sich ebenso-
wohl als Parasiten, wie als Saprophyten entwickeln können (fakul-
tativ parasitische oder saprophytische B.).
Die grösste Mehrzahl der B. bedarf zu ihrem Gedeihen
Sauerstoff (Aerobier), andere aber können bei Anwesenheit von
Sauerstoff sich nicht entwickeln, ja einzelne gehen dabei zu (irunde
{Anaerobier); eine dritte Reihe wächst zwar bei Sauerstoff i*eicher
tmgebung besser, wird aber durch Sauerstoffmangel im Wachs-
tum nicht absolut gehemmt (fakultativ aerobe B.).
Diejenigen B., welche in lebende Tierkörper eindringen und
in denselben pathologische Erscheinungen hervon*ufen, also als die
Erreger von Infektionskrankheiten anzusehen sind, werden als pa-
thogen bezeichnet. Nicht pathogen sind diejenigen, welche sich
in fremden Organismen nicht entwickeln können [nach C. Fään-
kel's Grundriss der Bakterienkunde].
Trotz dieser wesentlichen Unterscheidirngsmerkmale gibt es
Monaden für Eagelbakterien (Mikrokokken). Lebebt nennt sie
Mikroinyceten oder Protomyceten , weil es unrationell sei, von
Kogelstäbchen (i. e. Bakterien) zu sprechen.
Digitized by
Google
02 Bakteriologie
noch keine streng naturwissenschaftliche systematische Einteilung
der B. Nach dem von Ferd. Cohn aufgestellten System unter-
scheiden wir entsprechend der äusseren Gestalt:
I. Kugelbakterien( Sphärobakterien, Kokken, Mikrokokken,
Monaden), kugelige Zellen, in grösserer Anhäufung wie Detritus
erscheinend, welche teils isolirt, teils — durch Teilung vermehrt —
zu zwei- bis mehrgliederigen, rosenkranzähnlichen Fäden (Torula-
Form, Streptokokkus), teils in vielzelligen, oft traubenartigen
Verbänden (Staphylokokkus), teils in grösseren scharfbegrenz-
ten, von Gallertmassen erfüllten Haufen (Zooglöa, Kokkoglia,
Gliakokkus) auftreten. Nur bei einzelnen Kugelbakterien sind
({eisselfäden und Eigenbewegungen nachgewiesen, das gewöhnliche
Zittern der Mikrokokken beruht auf molekularer Bewegung.
IL Stäbchenbakterien (Bacillen), kürzere und längere
Stäbchen von zylindrischer Gestalt meist mit lebhaften, durch
Geisseifäden vennittelten Eigenbewegungen. Vermehren sich die
Bacillen, so bilden sie vielfache Verbandformen, die man als Fä-
den, Fadenbakterien, Desmobakterien oder als Leptothrixformen
bezeichnet.
III. Schraubenbakterien( Spirobakterien, Spirillen) schrau-
benförmige, gewöhnhch aus mehreren Gliedern zusammengesetzte
Fäden, die ebenfalls Eigenbewegungen besitzen.
Die einzelnen Bakterienarten vd. unter Bacillus, Mikrokokkus,
Plasmodium, Spiiülus, Staphylokokkus, Streptokokkus etc.
Bakterium eoli commune im Colon einheimischer, nicht
pathogener Spaltpilz.
B. gliserogenum vd. Gliscrobakterium.
B. termo (= terminus = zig/Ltcov, Ende, G-renze) von
F. Cohn als eine besondere „Art" von Bakterien, als das „Fer-
ment der Fäulnis" angesehen, zerfällt nach heutigen Anschauungen
in eine Keihe verschiedener. Formen, die noch wenig erforscht sind.
B. phosphoreseens [Fischer] ein Pilz, welcher das Leuch-
ten an der Oberfläche frischer Fische, bisweilen auch am Kind-
fleisch, Fett, Brot etc. verursacht.
cf. Proteus vulgaris.
Bakteriologie die Lehre von den Spaltpilzen.
Balanitis (17 ßdXavog Eichel) s. Balanoposthitis ()? Jioaidtj
Vorhaut) der Eicheltripper, katarrhalische Entzündung des
inneren Blattes der Vorhaut und des Überzuges der Eichel mit
Absonderung einer rahmartigen Materie, aus abgestossenem Epi-
thel, Talgdrüsensekret und Eiterkörperchen, aber nur äusserst we-
nig Schleim bestehend, da auf den sezerairenden Flächen fast gar
keine Schleimdiüsen vorhanden sind.
Er ist häufiger -durch die Eeizung von zersetztem Smegnia
(3. d.),.als durch Trippersekret und andere Reize bedingt.:
B. diabetica die bei- Diabetes nicht selten vorkommende B.,
Digitized by
Google
Bdellatomie 6-^
welche durch Essig- und Milchsäuregärung des im Präputialsack
stagnirenden zuckerhaltigen Urins entsteht, wobei Pilzsporen und
Fäden auftreten.
Hallismns (6 ßoJMafioc: v. ßaUiCw tanzen v. ßd/Joy
umherwerfen) das Zittern (Tremor; auch gebraucht für Chorea
(s. d.).
Ballottement (franz, v. ballotte Kugel) die Erscheinung
des Ballottirens, das Gefühl, welches man z. B. bei der äusseren Unter-
suchung Schwangerer durch Wegdrücken und Wiederanschlagen
des Kopfes oder Steisses an der Bauchwand bekommt. Das B.
ist auch von differentiell-diagnostischer Bedeutung zur Untei-scheidung
eines Gelenkergusses von Bursitis praepatellaris.
Balneologri® u. Balneotherapie (halneum ßaXaveXov
Bad, Badeort) Bäderlehre u. Bäderbehandlung.
Barai&thesionieter (ro ßagog Schwere, tf atod^rjoig
Empfindung, t6 fihgov Mass) Drucksinnmesser,- ein von
A. EuLENBüRG angegebenes Instrument zur genauen Bestimmung
der geringsten Druckunterschiede, die an einer Taststelle als solche
empfunden werden.
cf. Ästhesiometer.
Bartholinitis die katarrhalische oder blennorrhoische
Affektion des Ausführungsganges der BARTHOLiNi'schen Drüse,
welche während oder auch nach Heilung einer Vulvitis oder
Vaginitis entsteht.
Baryeltoia {ßagvg schwer, ^ axorj das Gehör v.
änovco) die Schwerhörigkeit.
cf. Snrditas, Parakasis.
Basedow'selie Krankheit vd. Morbus.
Basidien (Neubildung ßaoiStov) vd. Penicillium.
Basilysis (^ ßdoigSchrittj G-rund, hier: der Schädel»
?7 Xvoig Lösung), Basiotlirypsie (ßgimzw = zgißw, teroy
zerreiben), Basilyst, Basiotrib vd. Cephalothrypsie.
Batltymorpliia (ßaßvg tief, lang, fj fxoQ(pri die Form)
gew. B. bulbi Langbau des Auges, Vergrösserung des Längs-
dui'chmessers des Bulbus, hauptsächlichste Ursache der Myopie.
cf. Platymorphie«
Battarisntns {ßatragi^M stammeln) s.'Tamnltns..^er-
inonis das Poltern oder Brudeln, hastiges Spi*echen oder Über-
stürzen mit teilweisem Verschlucken der Silben.
cf. Dysarthrie, Bradyphrasie.
Bdellatomie (v ßSüXa der Blutegel v. ßddXXco sau-
gen; TSfÄvco schneiden) das Anschlagen der saugenden Blut-
egel mit dem Aderlassschnepper, um die Menge und Schnelligkeit
der Blutentleerung durch dieselben zu steigern.
Digitized by
Google
64 Bechica
Bechica sc. remedia (^ ßy)^ der Husten, davon ßtixixog
gegen den Husten wirkend) Bezeichnung für alle gegen
Husten gebräuchlichen Arzneimittel.
Bednar 'sehe Aphthen (vd. Aphthae), Decubitalgeschwüre
hei Säughngen an den Stellen des harten Gaumens, an welchem
die Schleirohaut über den Hamulus pterygoideus gespannt ist,
hervorgerufen durch den Saugeakt, oder — wsdirscheinlicher — auch
das Keiben beim Keinigen des Mundes.
Beriberi, {heri hindost.: Schaf), Kak-ke der Japa-
nesen {Kiak Bein, Ke Luft?). Syn. Paraplegia mephitica
(s. d.), Hydrops astkmaticus, Serophthists perniciosa endemica,
eine hauptsächhch in Japan, Indien, Brasilien und Island auf-
tretende Form der endemischen Polyneuritis. Ihre Haupt-
erscheinungen sind multiple Nervenentzündungen besonders in den
Beinen u. den Herzästen des Vagus, welche letztere zu Hydrops,
Herzerweitenmg und Tod an Herzlähmung führen können. Die
Ki'ankheit tritt fast immer epidemisch auf u. scheint durch einen
bakteriellen Organismus (Pekelharing u. Winkler) bedingt
zu sein, der mit der Luft in den Körper gelangt. Miura macht
die Kakke von dem Genuss gewisser giftiger Fische abhängig.
Bezoardica {sc. remedia» vom Fersischen Bade-
zahr stammend, welches so viel bedeutet als Wind,
der Zers treuer des Giftes) Gegengifte.
cf. Antidot.
Bilab (bis u. lahiutn) Instrument zur Entfernung fremder
Körper aus der Harnröhre (mittels zwei federnder, aus dem Ende
einer Köhre hervorragender, beim Zurückziehen in letztere sich
schUessender Lippen).
Bilharziakrankheit eine parasitäre Yolkskrankheit,
deren Hauptzentren Ägypten und Kapland, deren khnische Symp-
tome: Haematurie, Cystitis, Steinleiden, Anämie, in schweren
Pällen Hydro- u. Pyelonephrose, und dysenterische Prozesse sind.
Die Diagnose wiixi gestellt durch Nachweis der Eier von Distoma
haematobium (s. d.).
Binocnlns „doppelte Augenbinde", Rollbinde, die lun den
Kopf und über beide Augen angelegt wird.
cf. Monocalus.
Biostatik (o ßiog Leben, )y oxaiixrj sc. rix^v Statik)
die Lehre vom Stande der Gesundheit und der Lebensdauer der
Menschen unter bestimmten Verhältnissen.
Bistonrie {franz. Y.mitteUat.:bastoria, lat.: basium Stock. y
schneidende AngriffswaflTe) Messer, dessen Khnge sich in
den Griff einschlagen lässt.
cf. Skalpell.
Digitized by
Google
10
Blepharophimoae 65
Blaesitas («c. linguae, t. /^AaeooV auswärts gekrümmt,
bes. Y. den Füssen, daher mühsam gehend, halb ge-
lähmt) das Stammeln, vd. Anarthria literalis.
Bland fMandus schmeichelnd) von der reizlosen und
nicht erhitzenden Nahrung, im Gegensatz zur exzitirenden , ge-
braucht.
• n Blennorrha^ia (v. griywfjii zerbrechen] (vd. Blennorrhoe)
P^ französische Bezeichnung für Gonorrhoe (s. d.).
H Blennorrhoea (^ ßXewa oder t6 ßkewog Schleim, v.
^ ßakXco auswerfen, rj qoyj Fliessen, y, Qsoi) der Schleimfluss,
P profuse Absonderung von katarrhafisch entzündeten Schleim-
I Muten, vd. Catarrhus; häufig im Sinn von Pyorrhoe.
^ B. infantum vd. Conjunctivitis blennorrhoica.
^ B. alveolaris eine chronische Affektion des alveolardentalen
fcj Periosts, die mit Hyperplasie des letzteren und eiterigem Zerfall
einhergeht. Das Leiden führt allmählich zu vollständigem' Aus-
fallen aller Zähne und ist meist bedingt durch Konstitutionskrank-
• heiten, vor allem eine Folge des Diabetes mellitus.
H cf. Sputum, Bronchorrhoe, Gonorrhoe, Leukorrhoe, Otorrhoe, Ooryza,
r^ Conjunctivitis, Proktitis, Phlegmorrhoe.
Blepharadenitis (ro ßXetpagov Augenlid v. ßlhcoy
rA blicken, 6 ädrjv Drüse) i. q. Blepharitis ciliaris secretoria.
^ Blepharitis Augenlidentzündung.
V. B. phlegmonosa Lid-Abszess vd. Phlegmone.
Akne eiliaris die solitäre (vereinzelte) Lidrandfinne,
akute umschriebene Entzündung einer oder mehrerer Talgdrüsen
der Cilien in Fonn kleiner, meist abszedirender Ejioten ; cf . Akne,
Hordeolum.
B. eiliaris konfluirende Lidrandfinne, entzündliche
Eotung und Verdickung des Lidrandes mit Bildung von Schuppen
oder Borken, welche die Wimpern verkleben und der Haut an-
haften, welche nach derpn Entfernung gewöhnlich exkoriirt er-
scheint. Je nach dem Vorwiegen der Erscheinungen unterscheidet
man B.c. secretoria (Blepharadenitis vorzugsweise) oder hyper-
trophica (cf. Tylosis) oder ulcerosa [nach Gräfe und Sämisch].
B. tarsalis vd. Hordeolum.
Blepharomelasma {vd. Melasma) s. Seborrhoea
nigricans palpebrarum schjnutzig (schwarz) gewordene Sebum-
auflagerungen auf den Augenlidern.
Blepharophimose {vd, Phimosis) abnorme, meist an-
gebome Enge der Lidspalte, wodurch deren Öffnung erschwert
sein kann.
cf. Ankyloblepharon, Eanthoplastik.
Roth'g Klinische Terminologie. 4. Aufl. Vy
Digitized by
Google
66 Blephsroplastik
Blepharoplasttk (jrXdöüco bilden) ganzer oder teil-
weiser Ersatz eines defekten oder entarteten Augenlids durch
plastische Operation.
Blepbaropleicia (jiXi^ögcd schlagea) die Augenlidläh-
mung, besonders Lähmimg des oberen Augenhds.
Blepharoptosis \d. Ptosis.
BlepharorbapMa medüalls (j patpi^ y. gouitco Naht)
von Arlt angegebene Operation zur Beseitigung eines partiellen
Ektropium der medialen HäMte des unteren Lides: Exzision eines
schmiäen Haut&treifens aus beiden Lidern und Vemähung beider
Wunden.
Blepliarospasiiins (vd, Spasmus) Lidkrampf, tonischer
Krampf des Muse, orbicularis, idiopathisch und sekundär,
is^rt und als Teil des Faeialiskrampfes {vd, Spasmus facialis).
B. scrofülosus der bes. bei skrofulösen (phlyktänulären)
Ophthalmien reflektorisch heiTorgeiiifene heftige Lidkrampf,
cf. Photophobie^ Nictitatio.
Blepbaro»patli (^ e.i>d^fi Späten, Spatel) {»nzetten-
artiges InstiTunent , dessen einer Arm am freien Ende halbkreis-
förmig mngebogen ist, während der andere Arm in eine ent-
sprechende Platte ausläuft; zwischen beiden wird das Lid fest-
geschraubt und dadurch in gestreckte Lage gebracht.
Blepfaarostat (ara St. v. larrjfÄi stellen) Lidhalter,
ein von Stellen angegebenes Instrument zur Fixirung des oberen
Augenhds bei Operationen.
Blephavotomle {rsfivco schneiden) Durchschneidung
des Augenlids am äusseren Lidwinkel (wegen Entropium).
Borborysmi (6 ßogßoQVyixog = 6 ßoQßoQog, Kot, ßoQ-
ßoQvCco kollern) das Knurren und Kollern im Leibe, laute
Geräusche, die durch lebhafte Peristaltik des mit Gas und Flüssig-
keit erfüllten Darmes erzeugt werden.
B. hysteriei Dai-mkollem, mit Austreibung von Darmgasen
dm'ch krampfhafte hysterische Darmbewegungen.
BotbrioeeplialiiB latus (ro ßo&giov, Bern, y. 6 ßo^gog
Grube) der Grubenkopf, der grösste menschliche, nur in ge-
wissen Gegenden Europas vorkommende Bandwurm, über dessen
Jugendzustand noch wenig bekannt ist. " Der langgezogene, mandel-
förmige Kopf hat auf beiden Seiten eine tiefe spaltförmige Saug-
grube; die Geschlechtsöffnungen hegen auf der Fläche in der
Glitte der Gheder [nach Heller, ZH.].
cf. Uelminthiasis.
Botnlismns (botulus Darm, Wurst) s. Atlantiasis
Wurstvergiftung, eigentümliche, durch äusserst protrahirten
Digitized by
Google
Brschycephalus 67
Verlauf, gastroenteritische und nervöse Erscheinungen mit Schling-
und Atembeschwerden, Aphonie, Sehstörung und Prostration aus-
gezeichnete, am häufigsten in Schwaben beobachtete Vergiftung
durch verdorbene Würste, wobei es sich nach der plausibelsten
Hypothese um die Produkte einer besonders mod'ifizirten (?) lang-
samen Fäulnis handeln dürfte [ZH].
Boucle {franz. Wachskerze von Bugia, Stadt in Algier)
Candela cerea, Sonde cireCy ursprünglich aus Wachs, dann aus
verschiedenem anderen Material, au(£ biegsamen Metallen be-
reitete sonden- oder walzenförmige Stäbe von verschiedener Länge
imd Dicke zur Einführung in die Körperostien und Kanäle, bezw.
zur Erweiterung derselben.
cf. Katheter.
Bonrdonnet {franz, hourdon Stab, Stütze lat. hurdo)
Turnnda (= ferenda tero) die Wieke, der Charpiemeissel , eine
Lage geordneter, meist in der Mitte zusanmiengebimdener Charpie
zur Einbringung in Wimden, Fisteln u. dgl.
cf. Flnmaceaiu
Bouton d'Alep Syn. Bouton de Biskra, die Delhi -
beule, ein im Orient endemisch auftretendes Hautleiden, das mit
Knoten- und Geschwürsbildung einhergeht und worüber noch keine
• vollständige Klarheit herrscht.
Bentonnlere (franz, Knopfloch, le bouton Knopf)
i. q. Urethrotomia externa.
Braclieriiiiii (eig.: hrachionarium, verw. mit brachium
Afm) s. Hanma das Bruchband.
Brachialicie (o ßga^icDv Oberarm, t6 äXyog Schmerz)
Neuralgia plexus brachialis, Brachialneuralgie.
BrachyavclKeiiie (ßoaxvg kurz, 6 avxvv Nacken,
Hals) kurzer Bau des Halses.
Bracliycephalus der Kurzkopf, längs-verengter Schädel,
nur dann pathologisch, wenn nicht eine kompensatorische Er-
weiterung der übrigen Durchmesser eintritt.
Varietäten sind:
B* Simplex durch Synostose des Grund- und Keilbeins.
Plagloeephalns hrXdyiog schief) Schiefkopf, durch ein-
seitige Synostose der Stimnaht imd anderer Nähte.
Oxyeephatus (6^vg spitzig) Spitzkopf, durch Synostose
der Lambdanaht oder auch der Kranz- und Pfeilnaht
Platyeephalus {jtXatvg flach) Flachkopf, durch Synostose
der Kranznaht.
O^
Digitized by
Google
68 Brachychilie
Troelioeephalus (6 xgoxog Kreis, Rad v. Toeyoy laufen)
Rundkopf, dui'ch partielle Synostose der Kranznsäit und der
benachbarten Nähte bedingt.
Paehyceplialus {naxvg dick) Dickkopf, duich Synostose
der Lambdanaht bedingt.
cf. Dolichocephalus, Mikro- und Nannocephalus, Cephalonie.
Brachychilie {x6 x^^^^g Lippe) angeborener Fehler,
bei welchem der mittlere Teil der (Lippe, insonderheit der) Ober-
lippe so kurz ist, dass der Lippensaum einen nach oben konvexen
Bogen bildet u. die Schneidezähne nebst Zahnfleisch unbedeckt lässt.
Brachydaktylie (6 SdxTvXog Finder) Gliederung eines
oder mehrerer Finger in weniger als 3 Phsdangen» — sehr seltene
Anomalie.
BrachyjBrnatns (i? yvd&og Kinnbacken) Individuum
mit abnoimer Kleinheit des Unterkiefers,
cf. Monstrum.
Bradyarthvie {ßgadvg langsam, t6 &q&qov Gelenk,
Glied) i. q. Bradylalia.
Bradykardie (17 feagdia Herz) Verlangsamung der
Herzthätigkeit, besser Spaniokardie (s. d.).
Bradylalia (laXeco reden) s.'Bradyarthrie {vd. Anarthrie)
verlangsamte Sprache durch Sphwierigkeit der Aneinander-
reihung der Buchstaben und Silben infolge erschwerter Leitung
der motorischen Impulse zu den äusseren . Organen der Sprache.
Bradyphrasia (97 (pggioig Bede) Langsamkeit der Eede
infolge von Ermüdung oder geistiger Trägheit.
B. intermpta stockende Sprache . mit kleineren und gi'össeren
Pausen in der Eede.
cf. Anarthrie, Angophrasie, Bradylalia, Paraphrasie.
Brisement forc^ {franz. hriser hveohen) gewaltsame
Streckung anchylotischer Grelenke oder krunamer Eöhrenknochen
durch Zerbrechimg der letzteren.
cf. OBteoklasie.1
Bromidrosis [galen] (6 ßg&fxog Gestank, 6 iögtog
Seh weiss, Idgooy schwitze) stinkender Schweiss, u. z. B.
universalis oder localis — beide ohne besondere klinische
Bedeutung, da der Gestank etwas Sekundäres und Zufälliges, durch
äussere Momente Bedingtes zu sein scheint.
cf. Hyperidrosis, Osmidrosis, Paridrosis.
Bromisiiiiis (das Brom verdankt seinen Namen
dem üblen Gerüche seiner Dämpfe) Vergiftimg mit Brom
(Ätzwirkung, Respirationsstörungen) und Bromsalzen (nervöse
Störungen und Akne, gew. als Kumulativwirkung).
Digitized by
Google
Bronchitis 69
Bronchial (6 ßgoyxog Luftröhre, xa ßgoyxia die Luft-
röhrenverzweigungen, nach Einigen von ßgixoi benetzen,
weil die Alten glaubten, die Gretränke gingen durch
die Luftröhre, n. A. von ßgd^M aufbrausen oder von
ßgdooo) — vom Meere — ausspeien) nennt man das durch
die Atmung in den grösseren Bronchien imd der Trachea erzeugte
Greräusch, welches am Thorax von Gesunden nur in der Inter-
skapulargegend rechterseits, seltener beiderseits, pathologisch aber
überall da gehört wird, wo eine der Oberfläche nahe hegende
Lungenpartie, welche grössere Bronchien, auch Kavernen, ein-
schhesst, luftleer geworden ist.
cf. amphorisch.
Bronchiektasie {ex-iavvoi — exielvM ausdehnen) Er-
weiterung imd Ausbuchtung der Bronchien — findet sich ent-
weder in mehr diffuser (spindelförmiger) oder sackförmiger
Weise, teils als Folge der Distraktion der Bronchialwand durch
cirrhotische Schrumpfung des interstitiell-pneumonisch oder schwie-
hg tuberkulös indurirten umgebenden Lungenparenchyms, teils —
gewissermassen in vikariirender Weise — infolge des vermehrten
dilatirenden Inspirationszuges auf die an verdichtete und unbe-
wegliche Partien anstossenden Bronchien, und in gleicher Weise
bei verminderter Resistenz der durch chronische katarrhalische
Entzündung verändertenGewebe derBronchialwand(k atarrhalische
B.) — [nach Rindfleisch in ZH.].
cf. Caverne, Ektasie.
Bronchiokrisen {vd, Krisis) Bezeichnung für Husten-
anfalle, bei Tabes dorsahs.
Bronchiolitis exsudativa (bronchiola Neubildung)
eine von Curschmann beschriebene, mit heftigen asthmatischen
Anfällen einhergehende Entzündungsform der kleinsten Bron-
chien. Charakteristisch für diese hauptsächlich an der Seeküste
vorkonunende Krankheit ist das Vorkommen von spiraligen Fibrinr
abgüssen (Curschmann's Spiralen) im Auswurfe der Patienten.
Broncbitis Bronchienentzündung.
B. catarrhalis s. Catarrhus bronchialis Entzündung der
Bronchialschleimhaut, Bronchialkatarrh. Die Affektion der grösse-
ren Bronchien ist meist mit der gleichnamigen Affektion der Trachea
verbunden (Tracheobronchitis). Die weitere Einteilung ge-
schieht entweder nach der Beschaffenheit der Sputa (s. d.) in
trockene (B. sicca, Catarrhus siccus), schleimige, eiterig-
schleimige B. (Bronchoblennorrhoe), serös-schleimige (Bron-
chorrhoea serosa) etc., oder femer in akute und chronische,
primäre und sekundäre, febrile und afebrile B. etc.
B. capillaris, Katanh, der die feinen und feinsten Zweige
des Broncnialbaumes . in grösserer Ausdehnung befällt, eine bes.
Digitized by
Google
70 Bronchoblennorrhoe
bei Kindern und Greisen häufigere und für diese gefährliche
Affektion,
B. eronposa s. psendomembranacea s. fibrinosa, Bron-
chialcroup: eine Form der B., bei welcher feste, zylindrische,
dendritisch verzweigte Massen expektorirt werden, welche mehr
oder weniger ausgedehnte Abgüsse des Bronchialbaumes darstellen
und durch eine fibrinöse Entzündimg hervorgerufen sind. Die
Krankheit verläuft entweder in akuter, meist aber in chro-
nischer Weise.
B. putrida s. foetida vd. Sputa putrida.
JBrenchoblennorrhoe (cf. Blennorrhoe) eine Form der
chronischen Bronchitis, bei welcher eine sehr reiddiche purulente
Absonderung der Schleimhaut stattfindet. Sie ist meist mit
Bronchiektasien (s. d.) verbunden.
Bronehopkonie (^ <pwvri Stimme) derai-tige Ver-
stärkung der sonst nur summenden Thoraxstimme, dass der Aus-
kultirende den Eindruck hat, als ob ihm in das Ohr gesprochen
würde, — darauf zurückzuführen, dass der Schall von den Bron-
chien aus durch verdichtetes Lungengewebe besser fortge-
leitet wird [nach Gebhardt].
cf. Ägophoole, bronchial, PectorUoqnie.
BronclKoplastik {jiXdoooy bilden) Heilung von Tracheal-
fisteln durch plastische Operation.
Broncliopneainoiiie vd. Pneumonie.
Bronekorrhoe (>? qoti Fliessen, v. gew) Bronchitis mit
sehr profuser Absonderung.
Bronehorrhoea serosa {serum dggog Molken) eine Form der
chron. Bronchitis, (pituitöser Katarrh, Laennec), bei welcher
unter grossen Atembeschwerden (Asthma humidum) ein sehr reich-
licher seröser, dünnflüssig-schaumiger Auswurf entleert wii"d (1 — 2
Liter pro die).
cf. Blennorrhoe, Catarrhus.
Bronekotontie (xifjLvco schneiden) operative Eröffnung
der Luftwege. Besondere Methoden sind die Laryngotomie,
Ti'acheotomie , die Laryngotracheotomie und die Laryngofissio
(Thyreotomie).
Bronzed skin {engl,, wörtlich: bronzirte Haut sUn,
Haut = Schinne) i. q. Morbus Addisonii.
Br o wn-IS^qnard'seke ISplnalläkmanic oder Halb-
seitenläsion des Bückenmarks, einseitige Zerstörung des
Eückenmarks, welche gleichseitige motorische u. kontralaterale
sensible Lähmung bewirkt.
Brnit de diable (diahle der Brummkreisel, .der in
Österreich auch „Nonne" genannt wird) das Nonnen-
Digitized by
Google
Bubo 71
ge rausch [Skoda], das an den Ven. jugul. intern, bei Anämischen
hörbare Sausen, wahrscheinlich heiTühi-end von einer wirbeUiden
Bewegung des Blutes im untersten Teile (Bulbus) der genannten
Vene. Da nämlich dieser hinter der Artic. stemo-clavic. gelegene
Oefässabschnitt allseitig fest angeheftet ist, mithin bei schwächerem
Zuströmen des Blutes nicht zusammenfallen kann, so muss bei
dem Übertritt des Blutstromes aus dem engeren Abschnitt in den
w^eiteren eine wirbelnde Bewegung des ersteren entstehen, die Ur-
sache jenes Geräusches.
Brnit de pot fßle (franz. : feler springen) „Geräusch
des gesprungenen Topfes", zischender oder klirrender Per-
kussionsschall, wie er entsteht, wenn ein plötzlich komprimirtes
Luftquantum durch eine verhältnissmässig enge Öffnung hinaus-
getrieben wird (Kaveraensymptom). .
Bube (o ßovßwvj -Mvog Drüsen in der Schamgegend,
ßovßo}v neoi ßovßoivog oidrjpia f^sra (pXsy^ovrjg entzündliche Ge-
schwulst, PolL 4, 202, laU hova oder hoa Schenkelgeschwulst) die
Leistendrüsengeschwulst.
B. acutus ist entweder (auch bei weichen Schankem) nur
sympathischer Natur, wie andere bei benachbarten Entzündungen,
bes. Furunkeln, auftretende sympathische Lymphdrilsenschwellunffen
(konsensueller B.)*) oder komplizirt ein Ulcus venereum simpiex
s. pseudosyphilitic. der Geschlecntsteile in spezifischer Weise, in
w^eich letzterem Falle der B. häufig vereitert und einen gleichfalls
konta^ösen Eiter sezemirt.
Buban d'emblce (eig. „mit Sturm'') ein ohne nachweisbare
Primäraffektion auftretender B. venereus acutus abscedens.
Bubones indolentes, chroniei schmerzlose B., finden sich
bei chron. Exanthemen der TJnterextremitäten, bes. Prurigo, aiii
häufigsten aber als syphilitische, stets multipel und ohne ent-
zündüche Erscheinungen bei der durch einen HuNTER'schen
Schanker vermittelten konstitutionellen Syphilis auftretende kleine
harte Leistendrüsenschwellungen.
B. strumosus (struma Kropf) strumöser B., eine bei Per-
sonen mit lymphatischer (skrofulös- tuberkulöser) Konstitutions-
anomalie auftretende Fonn des B. syphil. chron., in Beteiligung
des die Dmsenpakete umgebenden Bindegewebes an der chronisch
entzündlichen Infiltration bestehend, wodurch eine enorm gix)sse,
die ganze Leistengegend einnehmende diffuse Anschwellung ent-
steht, welche sich nur äusserst spät und langsam teils durch all-
mähliche Eesorption, teils durch serös-eiterige Erweichung des
bindegewebigen Anteils der Geschwulst zurückzubilden pflegt.
*) Wobei sich nur die Entzündang anf die Drüsea ausbreitety
ohne dass ihnen zugleich auch das spezifische Virus zugeführt wird.
Digitized by
Google
72 Bubonulus
Bnbonnlas Bezeichnung für die mit Abzessbildung ein-
hergehende Lymphangitis dorsalis penis suppurativa, die
sich bei Schankerbubonen findet.
Bnknemia tropica (vom Stamme ßovg stiermässig,
klobig, ungeheuer und rj xvrifjLv Bein) eine von Mason
GooD vorgeschlagene Bezeichnung für Elephantiasis Arabum,
dem Dal Jil der Araber analog.
cf. Elephantiasis.
JBulbärparalyse {y,hulbus, ßoXßog Zwiebel „Bulbus
rachiticus^^ ältere Bezeichnung für die Medulla oblongata,
Paralysis s. d.) Lähmung der Oblongata. Sie entsteht
entweder akut durch Hämorrhagie, Emboüe Sder Thrombose, in-
folge von Kompression durch Fraktur oder Luxation der obersten
H^swirbel, oder auf entzündlichem Wege als akute Bulbär-
myelitis oder chronisch infolge von fortschreitender degenerativer
Atrophie der Nervenkeme in der Oblongata als progressive
Bulbärparalyse, seltener infolge voij Kompression durch chro-
nisch erkrankte Knochen oder Tumoren in der Umgebung des
verlängerten Marks.
Die akute B. verursacht meist über den ganzen Köi-per aus-
gebreitete Lähmungen und führt fast immer durch Eespirations-
lähmung sehr rasch zum Tode.
Die progressive B. (Paralysis glosso -labio- laryngea)
verläuft chronisch, aber stets in 2—5 Jahren tötlich. Die Symp-
tome bestehen in einer fortschreitenden Atrophie und dieser ent-
sprechenden Lähmung, gewöhnlich zuerst in der Zunge, dann in
den Lippen und den benachbarten Gesichtsmuskeln, zuletzt in den
Muskeln des weichen Gaumens, des Eachens und Kehlkopfs.
Bnlimla, BulTmos s. Cynorexie s. Farnes eanina (17 ßov-
)Afiia v. 6 XtfAog Hunger und 6 ßovg Ochse) der Heisshunger,
ein hoher Grad des Hungergefühls mit brennendem Gefühl in
der Magengrube imd ohnmachtähnlicher Schwäche. — Auch im
Sinn von Gefrässigkeit.
cf. Akorie, Polyphagie.
Bulla {lat. V. Gr. ßvoy anfüllen) die Blase, unterscheidet
sich von der Vesicula (s. d.) bloss durch ihre Grösse.
BnplitballllllS (v. ßovg und StpdaXfiog) enorme Vergrös-
serung des Bulbus oculi bei totalem Sklerochoroidealstaphylom,
Hydrophthalmus, wobei der Bulbus aus der Orbita hervor-
springt, die Lider nach aussen gebaucht sind und die Schliessung
der Lidspalte erschwert ist (Stellwag).
cf. Hydrophthalmus.
Bnrsitis (hursa Beutel v. ßvgaa abgezogene Haut)
Schleimbeutelentzündung. Von besonderer khnischer Be-
deutung ist die:
Digitized by
Google
s
Callus 73
B. praepatellaris die akute oder chroniRche Entzündung des
vor der Kniescheibe gelegenen Schleimbeutels, vd. Hygronia
praepatellare.
Bei Wörtern griechischer Abstammung ist das € nur
beibehalten, wenn dieselben gänzlich ins Lateinische
^ übergegangen sind, oder das C als Zungenlaut aus-
H zusprechen ist, sowie in der Endigung cns etc.;
p^ ausserdem vd. K,
y^ Cachexie padtybydermiqne (franz. von Kachexia
Q [s. d.] u. naxvQ dick, to ösQfia Haut) i. q. Myxödema.
h^ Cadaverin (cadaver Leichnam v. cadtre fallen) ein
M UBgiftiges Ptomain, welches vom 7. Tage an nach deiii Tode
-^ in Leichen auftritt, auch aus Cholerakulturen dargestellt wurde
H fBRiEGER].. Nach P. Grawitz erzeugt keimfreie Cadaverinlösung
^ entweder Ätzwirkung oder Entzündung mit Ausgang in Eitenmg oder
0 entzündhches Ödem mit späterer Resorption und einfacher Heilung.
Calcnlns {Dem. v. cdlx, Kalkstein) das Steinchen,
steiniges Konkrement. Solche entstehen in den Höhlen und
Kanälen oder den Parenchymen des Körpers aus Sedimenten,
eingedickten Sekreten, Eiter und anderen pathologischen Produkten,
• Fremdkörpern, abgeschnürten und degenerirten Teilen durch Ver-
'v kalkung derselben {vd. Petrificatio) oder bestehen, wie z. B. Nieren-
^ und Gallensteine, aus den Sekretionsprodukten selbst.
r^ Calculisalivales, Speichelsteine, entstehen in den Speichel-
W drüsen und namentlich deren Ausführungsgängen wahrscheinlich
in Zusammenhang mit katarrhalischen Zuständen der Mundhöhle,
Verdickung und Vermindeiimg des Speichelsekretes.
C. renum und vesicales vd. Nephro- und Cystolithiasis.
C. pulmonum vd. Phthisis calculosa.
C. fellei vd. Cholelithiasis.
cf. Arthrolith, Dakryolith, Enterolith, Kryptolith, Phlebolith,
Hhinolith, — Chalikosis.
Callositas {callus s. d.) s. Tynola die Hautschwiele,
lunschriebene schildförmige Verdickung der Homschicht der Epi-
dermis, meist durch wiederholten starken Druck der betreffenden
Hautstellen erzeugt.
cf. Clavus, Ulcus.
eallosaSy callös, schwielig, nennt man den Zustand der
Induration von kleineren Gewebspartien, Geschwüren etc.
Callas (Schwiele, callum v. celUre, {collis) xeXofiai heben»
treiben) die knollige Neubildimg, die an der Bruchstelle von
Knochen entsteht. Den Hauptanteil an dessen Bildung hat das
Periost, welches durch seröse Dm-chfeuchtimg und Zellenablagerung
anschwillt: provisorischer oder äusserer C, welcher eine Art
Kapsel um die Bruchstelle bildet. Ausserdem kommt ein innerer
Digitized by
Google
74 Calor
oder Markcallus dui-ch Beteüigung des Mai'kgewebes und ein
mittlerer oder Knochencallus durch Beteiligung des Knochen-
gefässgewebes zu stände. Später beginnt die Kalkablagerung in
die Zwischensubstanz der Zellen, die zur Bildimg fester Knochen-
substanz, d. i. des definitiven C. führt [nach Eindfleisch].
cf. Ofltisis ossificans.
Calor (lat,) die Hitze, gew. in der Verbindung C. mor-
dax beissende, d. i. brennende Hitze, als welche sie sich bei
stark Fiebernden der imtersuchenden Hand bemerklich macht.
Calvities {lat zusammenh. mit xeigw scheeren) gr.
Phalakrosis [s. d.], die Kahlheit als fertiger Zustand,
cf. Alopecia, Madarosis.
Cancer aqnatiens der Wasser krebs vd. Noma.
Cancroid (cancer u. stSog Ähnlichkeit) die gestielte
Krebsgeschwulst, vd. Carcinoma epitheliale,
cf. Cylindrom.
Canities s. Poliosis (canus grau v. canere weissgrau
sein) das Ergrauen, Atrophie des Haarpigments.
C. senilis ist physiologisch.
C. praematura das Ergrauen vor der physiologisch mittleren
Zeit infolge von abnorm verminderter Pigmentproduktion der
Haarpapille.
CanthoplAstik (6 xav&6g Augenwinkel, eig. Bad-
reif, jrXdooo) bilden). Die von Ammon angegebene Operation
der Blepharophimose und des Ankyloblepharon. Dieselbe besteht
in Durchtrennung der Verwachsung des Augenwinkels und nach-
heriger Vereinigung von Cutis und Conjunctiva dm-ch die Naht.
Capillarektasie {capülaris zum Haare capülus ge-
hörig, ixtelvw ausspannen) die Erweiterung der Kapillaren.
Sie kommt teils als angeboren in begrenzten Gebieten als Naevus
vasculosus, teils als Folge chronischer Zirkulationsstörungen vor.
Höhere Gmde bezeichnet man als Kapillaraneuiysmen.
cf. Naevus.
Capistrant (/a^. Zaum, Halfter y.capere) die Halfter-
binde, Verband zur Fixirung giösserer Verbandstücke an den
Seiten- und unteren Teilen des Gesichtes, indem eine lange schmale
(Eoll-)Binde vom Scheitel unter dem Kinn hinweg wieder zum
Scheitel, dann zum Hinterhaupt und Nacken, um den Hals herum
und unter dem Kinn hinweg wieder zum Scheitel geführt wird
u. s. f. Den Schluss bilden 2 Zirkeltom-en vom Nacken nach
dem Kinn, von da nach dem Hinterhaupt und um den Kopf
[nach Heinere].
Digitized by
Google
Carcinom 75
Capitium (1. Mieder 2. die ICopföf^hung! in dcr
röm. Tunika) die Kopfmütze, eine Verband weise des Kopfes,
die mit einem viereckigen (C. quadrangulare) oder zu emem
Dreieck zusammengelegten Tuche (C. t r i a n g u 1 a r e) ausgeführt wird.
Caput.
€. i^aleatom (v. gaUa Mütze, Helm) die Glückshaube
oder vielmehr der damit geborene, d. i. bei der Greburt noch von
den unzerrissenen Eihäuten bedeckte Kopf.
€. Medttsae (itf., welche statt, der Haare Schlangen
'auf dem Kopfe hatte) die in Form eines Kranzes vor-
kommende Erweiterung der kleinen Hautvenen um den Nabel
herum, welche bei Stauung des Blutes in der Pfortader zu stände
konunt, die sich durch (Se offen gebliebene Nabelvene oder die
Yena parumbihcalis auf dieselben fortsetzt.
C. obstTpum {lat, schief, verbogen) vd. Torticollis.
€. sueeedaneuiB {suc- oder subcedere an eines Anderen
Stelle treten) „Vorkopf", Kopfgeschwulst der Neugebore-
nen, besteht in Ödem der Kopf schwarte infolge von Stauung, oft
selbst mit Extravasation {vd, Cephalhämatom) an den vorliegenden,
dem Di-uck während der Geburt nach dem Blasensprung nicht
ausgesetzten Teilen.
CarbuneulufS» {carho Kohle) die Kohlenbeule, der Kar-
"bunkel, verhält sich anatomisch wie ein Komplex mehrfacher,
dicht aneinander liegender Furunkeln (s. d.) mit Neigung zum
peripheren Fortschreiten des Prozesses.
C. contagiosus vd. Anthrax.
Carcinom {xaQxivwfia v. xagxirow werde zum Krebs
o xagxivog, Cancer, Krebs, — das tert. comp, ist hierbei
wohl die Art der Ausbreitung „wie Krebsfusse"*)
Kraus) der Krebsschaden, Krebsgeschwulst und Krebsgeschwür
— eine die Organe des Körpers destruirende, nach der Exstirpation
gewöhnlich rezidivirende, metastasirende, also maligne Neubildung,
die immer von epithelialem Mutterboden, Drüsen- oder Ober-
flächenepithel, ausgeht, dessen Wucherungen in Foim von Zapfen
oder Strängen von der unteren Fläche des Epithels her in die Ge-
webe eindringen, dieselben durch Druck zerstören und, indem sie
die Bindegewebsbalken auseinanderdrängen, sich aus diesen ein
bindegewebiges Gerüst und der ganzen Geschwulst einen alveolären
Bau ^verschaffen [Waldeyer].
*) Galen de art. curat. 2, 10: In mamillis saepe vidimus tumo-
rem forma ac figura cancro animali exquisite consiinilem. Nam
quemadmodum in isto pedes ex utraque parte sunt corporis, ita in hoc
morbo venae-disteoduntur ac figuram omnino similem cancro reprae-
sentant.
Digitized by
Google —
76 Carcinom
Ziegler unterscheidet folgende Foniien des Careinoms:
1. Plattenepithelkrebs, Epidermidalkrebs , bösaiüges
Epitheliom, Hautkankroid ; Hauptrepräsentant des Hautkankroid,
besteht aus Krebszapfen, aus grossen, polymorphen Plätten^
epithelien und findet sieh ausser an der Haut an nüt Platten^
epithel bedeckten Schleimhäuten (Mundhöhle, Pharynx, Ösophagus,
Blase, Scheide).
Eine besondere Form des Plattenepithelkrebses ist das
C. (scroti) asbolicum (o u. jj äoßoXog KUSB äa-ßoXog, ßdXlco
eig. = Anwurf) der Schornsteinfegerkrebs, Russ- oder
Teerkrebs. Diese Form des Epithelialkrebses entwickelt sich aus
jahrelang bestehenden, durch die reizendie Einwirkung des Teem
oder Kusses hervorgerufenen entzündlichen und hyperplastischen
Zuständen der Hautdecken (Russwarzen, soot-warts), besondei*»
am Skrotmn, und bleibt lange Zeit lokal,
cf. Akne.
2. Zylinderepithelkrebs, das Zylinderepithehoni , au&
Zylinderepithelialzellen bestehend, hat seinen Sitz an mit solchem
Epithel besetzten Schleimhäuten (Darmtraktus, Uterus) imd bildet
von den mit Zylinderepithel besetzten Drüsen ausgehende weiche,
knotige Geschwülste.
cf. Adenocarcinom, Cholesteatom.
3. C. Simplex ein sehr häufig von Drüsen ausgehender Krebs
mit ziemlich starkem, bindegewebigem Geiiist, das ziemlich derbe
Geschwülste bildet.
4. C. medulläre, der Markschwamm, das weiche C. mit
sehr reichlicher Entwicklung der KrebszeUennester.
5. C. scirrhosum, Scirrhus das harte C, Bindegewebs-
oder Faserkrebs mit sehr starker Wucherung des Bindegewebs-
gerüstes gegenüber den Krebszellen.
6. C. gelatinosum s. alveolare, s. colloides der Gallert-
krebs, am häufigsten im Darmtraktus und der Mamma, eine
Form des Krebses, dessen Stroma infolge einer schleimigen oder
gallertartigen Umwandlung der Krebszellennester grössere und
kleinere GaUertmassen enthält.
7. C. myxomatodes durch Umwandlung des Stromas in
Schleimgewebe entstehend.
8. Carcinomatöses Cylindrom durch Bildung homogener
Kugeln innerhalb der Zellennester gekennzeichnet.
cf. Cylindroma.
9. C. giganto-cellulare mit übermässig grosser Entwicklung
eines Teiles der Krebszellen.
10. Melanocarcinom Bildimg von grauen bis schwarzen
Tumoren durch Pigmentanhäufung in den Krebszellen und dem
Stroma.
Ausserdem sind noch zu nennen;
11. Das telangiektatische C. (Fungus haematodes)
Digitized by
Google
Carminativa . 77
{zsXog Ende, dyysTov Gefäss, sxxaxog ausgedehnt) der Blut-
schwamm, wobei die Gefässentwicklung dominirt.
12. Das sarkomatöse C. (C. sarkomatodes — vd, Sar-
koma carcinomatodes), wobei das intei*stitielle Bindegewebe gleich-
zeitig sarkomatös degenerirt. — Es tritt am häufigsten am Hoden
und an den Nieren auf und kann einen kolossalen Umfang er-
reichen.
C. villosuin vd. 'Papilloma.
Calrcinas ebnrneus (6 xoQxivog Krebs, eburneus
elfenbeinern) i. qu. Sklerema.
Cardialsia, Gastralgia, Gastro dynia, s. Hyperaesthesia
Ycntriculi (17 xagdia Magenmund, x6 äXyog Schmerz)
Magenkrampf, Neuralgie der MagenneiTen (ob es sich dabei
um eine Affektion der dem Vagus oder der dem Sympathicus
entstammenden sensibeln Magennerven handelt, ist unentschieden),
übermässige Eeaktion derselben auf abnorme Magenreize, oder, bei
krankhafter Nervenbeschaffenheit (Hysterie, Chlorose, Arthritis,
Kachexieen), auch auf normale Eeize hin.
Cardiasthenia (97 xagSia Herz, 97 aöMveia Schwäche)
eigentlich Herzschwäche, gebraucht von neurasthenischen Herz-
beschwerden.
Cardioeele (»7 xriXri Bruch) der Herzbruch = Hernia
cordis.
Cardio^mus, Cardiopalmas (5 dyy^og Ächzen v.
o>Cö> rufe oh 1, 6 nak^og heftige Bewegung v. nakloy schwingen)
i. q. Palpitatio cordis.
Cardiog^ramm (r6 y^anixa v. ygaq?(o, Buchstabe,
Schrift) graphische Darstellung der Herzbewegung.
Caries (lat) der Knochenfrass, chronisches Knochen-
geschwür, fortschreitende ulzeröse Zerstörung der Knochensubstanz,
hervorgehend aus dem entzündlichen Prozess, vd. Ostitis.
So lange es noch nicht zum Durchbruch an die Oberfläche
gekonunen ist, oder wenn fast keine Eiterbildung vorhanden ist,
kann man den Vorgang als C. sicca bezeichnen.
€. artieulorttm vd. Arthrokace.
C. necrotiea ist C, mit welcher die Losstossung kleiner oder
grösserer Knochenfragmente verbunden ist, indem dieselben durch
den kariösen Prozess ausser Ernährung gesetzt werden, bevor es
zur Schmelzung gekommen ist.
Carminativa {sc. remedia, carmino krämpeln, rei-
nigen V. carere kämmen, krämpeln) Mittel, welche — .durch
Anregung der Peristaltik — den Abgang von Blähimgen be-
fördern.
Digitized by
Google
78 Carnificatio pulmonis
Carniftcatio pulmonis (caro Fleisch, facere) vd.
Bplenisatio.
Care luxurians eiffentlich üppig wucherndes, sogen-
wildes Fleisch, hypertrophische Form des Akest(Hn (s. d.)r
fimgose Granulaticmen, welche schon eine höhere Differenzinmg^
nämlich ein aus der Umwandlung der Kittsubstanz zwischen den
Zellen hervorgegangenes Stroma haben, hier und da auch lym-
phatische Follikel und Kiesenzellen enthalten.
Carnncnlae (Dem. v. caro Fleischwärzchen) kleine
polypenartige Bildimgen besonders an den weiblichen Genitalien,,
umschriebene Schleimhauthyperplasien mit Teilnahme der Follikel,
oder Eeste des Hymen nach der Defloration (C. myrtiformes,.
myrtenblattförmige C).
Früher benannte man so auch die im dysenterischen
Stuhl vorkommenden Stückchen, welche aus einer zäh-
schleimigen Grundsubstanz bestehen, die mit roten Blutkörperchen
dicht infarzirt ist und an zahlreichen Stellen weisse Klümpchen
von Eiterkörperchen trägt (Lotio carnea).
Castratie (v. castus k&UBCh oder skr. : gastra = cestrum
xeatQov Schneidmesser) oj^rative Beseitigung eines oder beider
Hoden, bei Frauen der Eierstöcke.
Cataracta (ein von der Salernitanischen Schule
eingeführter, vom Griech. 6 xaraQQdxTtjg, der Wasserfall
[xaT-agdaaco reisse herab], gebildeter Name, wahrschein-
lich als Übersetzung irgend eines arabischen Wortes,,
das dem ursprünglichen, aber abhanden gekommenen
Ausdruck vjtoxvaig entsprach) der graue Star, nicht vom.
Vogel, sondern vwdt. mit „starren, stai-rblicken", Katarakt, jede
Trübung des Linsensystems, bedingt durch Zellenneubildung,.
Lockerung und Quellung, molekulare Trübung und chemische
Dekomposition, Erweichung und Schrumpfung.
Wenn nicht Teile der Linse selbst getrübt sind (C. vera),.
sondern trübe und undurchsichtige Massen der Linse nur sich an-
lagern, ohne mit anderen festen Teilen des Auges im Zusammen-
hang zu stehen, nennt man dies C. spuria.
Die C. ist entweder:
C. capsnlaris Kapselstar, wenn die Kapsel getrübt ist, oder
C. lentienlaris Linsenstar, wenn die Trübung in der Linse
selbst ihren Sitz hat. Hierbei unterscheidet man:
C. L corticalis Rindenstar,
C. 1. nuclearis Kernstar,
C. 1. totalis Totalstar.
C. eapsulo-lentieularis, wenn gleichzeitig Kapsel- und Linsen-
star vorhanden ist.
Je nach der Konsistenz unterscheidet man:
Digitized by
Google
p
"A
W
Cataracta 79
C moUis — bei jugendlichen Individuen.
C. dura — bei alten Individuen,
C. mixta, wenn der Kern hart und die Einde weich ist.
Die Extreme der Konsistenz (lactea, calcarea, Morgag-
ni an a) vd. unter Phakomalacie und C. senilis.
• Der Star ist entweder angeboren oder erworben.
P^
M a) C. congenita
rj ist gewöhnlich partiell und stationär.
C axialis — richtiger als centralis — Trübung der Linse
zwischen beiden Polen. Besondere Formen sind:
C. lentis centralis angeborener Zentrallinsenstar, Trübimg
<J des Zentrums.
^ C. polaris anterior s. centralis capsularis ant. variirt
M von der Grösse eines der Vorderkapsel aufsitzenden weissen
O Pünktchens (C. capsul. punctata) bis zu einem Durchmesser
, von 2,5 mm. Bald ist der weisse Körper an der Obei-fläche flach,
q bald ragt er etwas in die vordere Kammer hinein (C. pyrami-
dalis — kommt auch, als Folge von Hornhautperforation, er-
worben vor).
C. polaris s. capsularis posterior besteht, der vorigen
M Form ganz analog, in einer der Fläche der hinteren Linsenkapsel
q^ in der Mitte aufsitzenden glänzend weissen Trübung und ist stet»
g^ eine C. spuria,
Ti-i C. fusiformis Spindelstar, eine die ganze Länge der
Linsenaxe einnehmende Trübung, gewöhnlich nur in Kombination
mit anderen Formen des axialen Stars.
C. congenita punctata 8. eoernlea seltene Stai-form mit
ausserordentSch kleinen, in der ganzen Substanz der Linse ver-
teilten Pünktchen. Bei starker Beleuchtung erscheint die Trübung
schwach bläulich.
Nur eine Varietät scheint C. stellata, Sternstar, zu sein,
doch ist die Figur weniger sternförmig, als den Verzweigimgen
einer Feder ähnlich (C. striata).
€. perinuclearis 8. zonularis Schichtstar, gleichmässige
Trübung einer isolirten Faserschichte der Linse, welche das Zentrum
der Linse in einem gewissen Abstand schalenförmig umgebend
nach (innen und) aussen an vollständig diurchsichtige Ldnsensub-
stanz grenzt. Konunt fast inamer an beiden Augen zugleich vor.
Die intrauterine Entstehung wird mit rhachitischer Diathese in
Zusammenhang gebracht.
€• eonfi^enita totalis — solche sind immer doppelseitig, ent-
weder weich, selbst flüssig, oder hart, geschrumpft und mit der
Iris verwachsen.
Digitized by
Google
80 Cataracta
b) C. acquisita (cf. C. pyramidalis).
€. inollis s. Phakonialaeia, weicher Star jugendlicher Indi-
viduen, Jungstar, pflegt sich von dem ersten Auftreten der
Trübungen an immer sehr rasch zu einem Totalstar zu entwickeln,
indem, im Gegensatz zum Greisenstar, immer auch der Kern in
den staiigen Prozess mit einbezogen wird. Die Ausgange sind
Schrumpfung, Verkalkung oder völlige Verflüssigung, z. B.
C. calcarea s. ossea verkalkte Stare, konunen nur vor
in Augen, in denen auch sonstige ausgebreitete, meist chorioideale
Veränderungen vorhanden sind imd nur, wenn der Beginn der
Starbildung in ein frühes Alter fällt. Daher ist das Sehvermögen
dabei fast ausnahmslos erloschen. Ist die Farbe sehr weiss, so
bezeichnet man diese Form auch wohl als C. gypsea.
C. lactea s. fluida, Milchstar, mit gleichmässig weisser
Farbe, von feinen, in der flüssigen Starmasse suspendirten, in der
Kühe zuweilen sedimentirenden KalkkÖmem herrührend.
C. membranacea durch Eesorption weicher Starmasse ge-
schrumpfte Stare, bei denen sich die vordere und hintere Kapsel
ganz oder nahezu berühren.
C. aridio siliquata (von der Ähnlichkeit mit einer unreif
gepflückten eingetrockneten Schotenfrucht sihqua) geschrumpfter,
zu einer undurchsichtigen dicken weissen oder weissgelben kuchen-
förmigen Masse eingetrockneter Star.
C. senilis Greisenstar. Bei diesem trübt sich die Einden-
schicht allmählich ganz, während der Linsenkern immer nur die
gewöhnüche Alterssklerose (Phakoskleroma senile) zeigt. Bei
schneller Trübung erhält die Rinde ein geblähtes Aussehen mit
perlmutterartigem Glänze (C. tumescens).
cf, Gerontoxon lentis.
C. nuclearis Kernstar, ist von der senilen C. zu trennen.
Das Alter der davon befallenen Individuen schwankt zwischen
40 und 50 Jahren. Die Trübung sitzt im Zentrum der Linse
und ist von eigentümlich weisser, milchiger Farbe, nicht schai*f
begrenzt und nur sehr allmählich auch auf die Rindensubstanz
fortschreitend.
Auf diese beiden Foimen beziehen sich die folgenden Be-
zeichnungen :
C. matura (oppos. nondum matura, incipiens) als „reif" be-
zeichnet man die C, sobald die Rindensubstanz vollständig trübe
geworden ist (wenn „der Schlagschatten der Iris" verschwunden ist).
C. hypermatura s. dura, Phakoskleroma xar i^ox^v,
Überreife des Stars, ist bedingt durch eine regressive Metamor-
phose, ZerbrÖckelung der Linsenfasern, Ablagerung von. Fett,
Cholestearin und Kalk, womit eine Schrumpfimg verbunden ist.
Mit der Zeit tritt gewöhnlich Kapselkatarakt hinzu (cf. Phakitis).
Digitized by
Google
Cataracta 81
C. Morgagniana [Morgagni 1682—1771] eine andere Fomi
der regressiven Metamorphose, wobei die Linsenfasern zu einem
mehr oder weniger konsistenten Brei zerfallen, in dem der sklero-
tische Kern beweglich ist und meist eine tiefere Stelle einnimmt.
C. eapsularis Kapselstar (c/. C. polaris) beruht auf Zellen-
neubildung im Innern der im verletzten Kapsel, vd. Phakitis; ge-
sellt sich gewöhnlich sekundär zu allen Formen totaler Stare im
Stadium der Überreife, kommt aber auch, ohne bekannte Ursache,
primär vor und hat dann meist in kürzester Zeit sekundären
Linsenstar zur Folge.
C. seeundaria Nachstar (nicht zu verwechseln mit sekim-
därer, d. i. im Gefolge anderer allgemeiner oder Augen-Krank-
heiten auftretender C.) die nach der Extraktion der Linse an der
zurückbleibenden Linsenkapsel (und den Resten des Linsensystems)
eintretenden Vorgänge, welche entweder, ausser der Quellung
allenfallsiger Linsenreste, nur in einfacher Phakitis bestehen (C. s.
Simplex) mit Produktion von durchsichtigen Zellen (Kristall-
wulst), oder in gleichzeitiger Beteiligung noch anderer benachbarter
Gebilde an diesen Vorgängen (C. s. complicata s. accreta).
Nach den Ursachen imterscheidet man:
C. trauinatiea Wund Star, hat meist die Form des weichen
Corticalstars , entsteht durch Erschütterungen des Bulbus oder
solche Verletzimgen, welche die Kapsel zerreissen (c/. C. tremu-
lans) oder den Zusammenhang der Linsensubstanz selbst aufheben.
€. diabetiea imd €. ergotiea die bei bestehendem Diabetes
mellitus und bei Kriebelkrankheit öfters vorkommende C. , die
wahrscheinlich in Verändenmg der chemischen Zusammensetzung
der Nährflüssigkeit ihren Grund hat. Sie tritt bei jimgen Leuten
als weicher Totalstar, bei alten als C. mixta auf.
C. nephritiea Starbildung bei chronischer Nephritis.
C. ehorioidea C, insbesondere hinterer Polar- oder Rinden-
star, im Anschluss an Erkrankimgen der Aderhaut mit und ohne
Verändenmgen des Glaskörpei"s.
Weitere besondere Bezeichnungen sind:
C. tremulans Zitterstar, C, die durch Zerreissung der
Zonula Zinnii entsteht (c/. C. traumatica) oder damit komplizirt
ist, infolge deren bei Bewegimgen des Bulbus ein Schlottern der
Iris und des Stars stattfindet. Ein höherer Grad ist:
C. natans s. natatilis Schwimmstar, wobei die Zer-
reissung eine vollständige ist, so dass die Linse ganz frei in der
vorderen Augenkammer liegt oder im verflüssigten Glaskörper
herumschwimmt.
C. aeereta Verwachsimg einer kataraktösen Linse mit der Iris.
cf. Synechia posterior.
C. eystiea, bei welcher die Kapsel eine kugelige Form und
die Linse die Gestalt einer Blase annimmt.
Roth'8 Klinische Terminologie. 4. Anfl. Q
Digitized by
Google
82 Catarrhuß
C. irlaueomatosa LinsentnlbuDg im Stadium degeneratiMim
des Glaukom (s. d.}.
C. haemorrhairiea Stare, bei welchen infolge Eindringens
von Blutfarbstoff in den Kapselsack eine schwärzliche Färbung
vorhanden ist. Nicht zu verwechseln mit:
C. ni^ra s. bruneseens (v. ahd. hrun braun) schwarzer
Graustar (cf, Amaurose), kein eigentlicher Star, sondern ein
derartiges weites Fortschreiten der zentralen braimen Sklerosirung
(Phakoskleroma senile) nach der Peripherie, dass fast gai*
keine Rindensubstanz mehr vorhanden ist, wodurch das Sehver-
mögen ebenfalls stark beeinträchtigt wird.
[Nach O. Becker.]
Catarrbus {xataQ-gio} herunterfliessen — verall-
gemeinerte, ursprünglich auf den Katarrh der Nasen-
schleimhaut sich beziehende Bezeichnung, insofern
hier das krankhafte Sekret aus den Nasenlöchern und
Choanen, oder nach der Vorstellung der Alten durch
die Lamina cribrosa aus dem Gehirn ,,herabflies8t**)
Katarrh, d. i. katarrhalische Entzündung (vd, Inflammatio),
Hyperämie und Schwellung der Schleimhäute mit Absonderung
von Serum, veimehrter Schleimproduktion und reichlicher Ab-
lösung imd Produktion von Epithel- und Eiterzellen.
cf. Blennorrhoe, Sputum.
C. bronehialis, gastrieus, intestinalis etc., vd. Bronchitis,
Gastritis, Enteritis etc.
€. aestivus i diosynkrasi scher Sommer katarrh, Heu-
fieber oder Heuasthma, auch Bostock'scher K. genannt
(P. BoSTOCK beschrieb die Krankheit zuerst 1819), leicht fieber-
hafte Affektion, welche eine gewisse kleine Anzahl besonders dis-
ponirter Individuen aus den gebildeten Ständen befällt, sobald sie
sich den Emanationen von in Blüte stehenden Gräsern, meist kurz
vor der Heuernte, aussetzen. Die vorwiegendsten Symptome (K.
der Conjimctiva, Nasenschleimhaut und oberen Luftwege, häufig
mit asthmatischen Beschwerden) sind wahrscheinlich auf die me-
chanische Einwirkung des Pollens, bes. der Grasblüten, zurückzu-
führen [ZH].
C. haemorrhagricus K. mit obei-flächlichem Blutextravasat
ins Schleimhautgewebe imd z. T. mit geringen fi-eien Blutungen.
Catarrlie sec (frz.) von Laennec eingeführte Bezeichnung
für eine Form der chronischen Bronchitis, bei welcher trotz quä-
lenden Hustens sehr wenig oder gar kein Sekret geliefert wird.
€. suffocativus (suffocare ersticken v. sub und fai^) ist
Bronchitis acutissima von bedeutender In- und Extensität^ welche
besonders bei schon vorhandenen Lungenleiden, Emphysem, Asthma
oder chronischem Bronchialkatarrh zu suffokativen Erscheinimgen
führt
Digitized by
Google
Cephalalgia 83
Causalsia (j xavoig Brennen, v. xaim oder xdwy t6 älyog
Sehmerz) Neuralgie mit der Empfindung eines heftig brennen-
den Schmerzes.
OauS^icuill 8. Oautorimn {x6 xavonxöv, xavxrjgiov y.
xaioj Brenneisen, Brandmal) das Brenn- oder Aetzmittel,
ersteres genauer als Cauterium aetuale, letzteres als C. potentiale
bezeichnet. •
CaTerne {lat. Höhle v. cavus) ein mit dem zuführenden
Bronchus frei kommunizirender pathologischer Hohlraum der
phthisischen Lunge, welcher nicht durch einfache Erweiterung und
Ausbuchtung der präfoi-mirten Hohlgänge, sondern durch Nekrose
imd Verschwärung des Lungenparenchyms entstanden ist. Doch
spricht man auch von bronchiektati sehen C, welche sich
aber durch Bekleidung ihrer Oberfläche mit Flimmerepithel aus-
zeichnen, und von Brand-C, welche durch gangränöse Zerstö-
rung eines umschriebenen Abschnittes des Limgenparenchyms ent-
stehen.
cf. Bronchiektasie, Vomica.
Cavernitis Inf lamm atio corporis cavernosi penis
ist beobachtet infolge von ulzeröser Perforation von der Harnröhre
her, sowie von Traumen [Dittel]. Eine zirkumskripte Entzündung
des Corpus cav. urethrae, öfter mit Abszessbildung, kommt auch
anscheinend spontan vor.
cf. Chorda, Periurethritis.
CaTernom vd. Angioma cavemosiun.
Ceboceplialia (cebus cebulus, cebellus mittellat. = Sattel ?)
vd. Arhinencephalia.
Cellulitif» {cellula Zelle^ alsoZellgewebsentzündiing)
gebraucht für Entzündung des Beckenzellgewebes oder des retro-
bulbären Zellgewebes (C. orbitalis),
cf. Perimetro-Salpingitis.
Cenencephalocele (x€v6g leer, ledig) vd. Encephalo-
cele, einfacher Hirnbruch, d. h. Ausstülpung von reiner Hirn-
substanz aus der Schädelhöhle.
cf. Hydroenoephalocele.
Ceplialaea (17 xe<paXaia) alte GALEN'sche Bezeichnung für
andauernden, eingewurzelten Kopfschmerz,
cf. Cephalalgie.
Cephalalgia (77 He<paXri, Kopf, r6 aXyog Schmerz)
Kopfschmerz. Über dessen Wesen imd ursächlichen Sitz ist
nichts Sicheres bekannt. Er tritt auf bei Erkrankungen des Schä-
dels, Gehirns und der höheren Sinnesorgane, bei Fieber und als
C. nerrosa. Von diesem kann man je nach der Pathogenese
verschiedene Formen unterscheiden: einen anämischen, kon-
gestiven, vasomotorischen (C. vasomotoria, die mit
6*
Digitized by
Google
84 Cephalhaematocele
Rötung des Gesichtes und der Ohren einhergeht und in regel-
mässigen Paroxysmen auftreten kann, ähnlich der Hemicrania s.d.),
toxischen , hysterischen {cf. Clavus), rheumatischen
ivd» Myalgia cephalica) , symptomatischen (Magenkatarrh,
Wärmer, geschlechtl. Leiden etc.), neurasthenischen (bei
körperhch und geistig aufgeriebenen Personen mit reizbarer
Schwäche) eta [Erb],
cf^ Cephalaea, Neuralgie.
Cephalhaematocele (ro al^ia Blut, 17 xjßri Bruch)
unter den Schadeldecken liegende., und venöses Blut enthaltende
Geschwulst, welche durch eine Öffnung des Schädels mit den
Blutleitem der harten Hirnhaut kommunizirt.
cf. Encephalocele, Cephalocele.
Cephalhaematoma s. Ekehymoma capitis s. Tiiroiii-
biis neonatorum die Kopfblutgeschwulst, geschwulstartige
Blutansanunlimg zwischen den Schädelknochen einer- und Peri-
kranium oder (seltener) Dura mater andererseits bei Neugeborenen,
hauptsächlich durch dieselben Ursachen und an denselben Stellen,
wie die einfache Kopfgeschwulst der Neugeborenen, vd. Caput
succedaneum.
Zu unterscheiden :
C. extcrnum Bluterguss zwischen Schädelknochen und Peri-
kranium und
C. internum Bluterguss zwischen ersteren und Dura mater;
C. verum Bluterguss zwischen Schädelknochen und Perikra-
nium imd
C. spurium s. subaponeurotieum eine gallertige Exsudation
imter die Galea aponeurotica.
cf. Hämatom.
Cephalocele (17 xrjXri Bruch) s. Hernia eeplialiea aus
der Schädelhöhle ausgetretene Bruchgeschwülste des Schadelinhaltes,
angeboren oder (nach Bildung einer Lücke des Schädeldaches
durch Entzündimg oder Tramna) acquirirt.
cf. Encephalocele.
Cephalonla {cephaXo, onis, Orosskopf) Grossköpfigkeit
nut Hypertrophie des Gehirns.
cf. Makro-, Mikro-, Nanno- und Brachycephalie.
Cephalothoracopasuf» (thorax Brustkorb, :iay St.
von jt^ywfii verbinden) vd. Prosopothoracopagus.
Cephalotomla (tsjuvoj schneiden) geburtshilfliche Er-
öffnung des kindlichen Schädels behufs Exzerebration zur Ver-
kleinerung desselben.
Syn. Craniotomie. — cf. Embryotomie, Trepanatio^ Perforatoriom.
Cephalotripsle s. Ccplialotlirypsie s. Bastolysis s.
Basiotlirypsie (s. d.) {rglßto, ^Qvjtroy zerreiben, 6 tgutti^Q Bei-
Digitized by
Google
Cheiloschisis 85
ber) das gewöhnlich nach vorgängiger Perforation (vd. Cephalo-
tomie) in Anwendung kommende Zerdrücken des (verhältnismässig
zu grossen) kindlichen Kopfes mit einem schrauben- bezw. zangen-
förmigen Instrument, dem Cephalotripter oder Cephalo-
tribe, Cephaloklast, Basilyst, Basiotrib.
cf. Cranioklast, Embryotomie.
Cercomonas intestinalis [Lambl] {aigxog, circus
Schwanz, fiovdg, ^ v. juovog) eine geschwänzte Monade, die sich
bei Typhus, Cholera und chronischer Diarrhoe im Stuhle findet.
Eine zweite Form Bodo urinarius findet sich in alkalischem
und eiweisshaltigem Harn, sowie im Urin von Cholerakranken.
Cerebrastlienie (cerebrum Gehirn, 17 do^hsia Schwäche)
kurze Bezeichnung [v. Ziemssen] für Neurasthenia cerebralis.
Cerebritis i. q. Encephalitis.
Cernmen {cera Wachs xrjgdg) Ohrenschmalz, Sekret
der Glandulae ceruminosae, gemischt mit dem Sekret der Talg-
drüsen, Epidermisblättchen, abgestossenen Härchen und Staub.
Cestoden (xsoidg gestickt, Riemen, Gürtel - xeotoeMg
riemenartig) eine Gattung von Würmern, zu welchen die Tä-
nien gehören.
cf. Taenia.
Clialazion {Bern, v. ^ a:«^?^« Hagelkorn) ist ein lang-
sam und ohne Entzündungserscheinungen entstandenes oder sta-
tionär gewordenes Hordeolum (s. d.), eine cystenartige Bildimg
mit Kapsel und atheromatösem Inhalt.
Mit dem Namen Ch. terreum sind kleine sandige Konkre-
mente in den Gängen der Meibom'schen Drüsen bezeichnet worden.
Chalikosis (6 u. 17 x^^^ Kalk) vd. Pneumonokoniosis.
Chasmns (97 x^^i^v ^- ;t<<<^^ gähnen) s. Oseitatio der
Gähnkrampf, z. B. Ch. hystericus.
cf. Oscedo.
Clieilo-ansio-skopie (ro ;t«rAocr Lippe, zd dyyeXov Ge-
fäss, oxonso) sehen) eine von Hueter angegebene Methode,
vermittelst welcher der Blutkreislauf in der Lippenschleimhaut
direkt beobachtet werden kann.
Clieiloplastik {nXdoooy bilden) Lippenbildung durch
plastische Operation,
cf. Ötomatoplastik.
Ciieiloscliisif» {oxl^o) spalten) s. Labium leporinuin
s. Koloboma labii Hasenscharte, mehr oder minder tiefe an-
geborene vertikale Spaltungen der Lippen, meist der Oberlippe,
einfach oder doppelseitig (C. simplex et duplex) von unvoU-
konmiener fötaler Vereinigung des Oberkieferlappens mit dem
Stimlappen herrührend.
Digitized by
Google
86 Cheiropompholyx
C. complicata Hasenschai-te mit gleichzeitiger Spaltung der
Alveolarfortsätze oder des GatuneDs (Gnathoschisis, Cheilo-
Gnatho-Palato-Schisis, Wolfsrachen).
cf. Uranoschisma, Schistoprosopie, Koloboma.
Cheiropompliolyx: [Hutchinson] (^ x^^Q Hand 17 TiofA-
(poXv^ Wasserblase = noficpog papula Blatter), Syn. Dyshi-
drosis [Fox], ein vorzugsweise bei weiblichen Individuen mit
nervöser Disposition vorkommender Ausschlag, der mit Jucken
und Brennen in den Fingern beginnt, worauf sich kleinere imd
grössere Bläschen bilden. Manchmal verbreitet sich derselbe auch
auf die Beine und den ganzen Körper.
C/heirospasmiif» (6 onaaixog Krampf) 1. qu. Mogigraphie.
Cliemosis {fi xny^^^^^ ^on r^ xvm eine Muschel mit
klaffenden Schalen v. ;^a/vco gähnen) entzündliches Ödem der
Augendeckel (so dass die Lidspalte zwischen dicken Wülsten liegt).
Seit neuerer Zeit ist der Ausdruck gewöhnlich nur mehr im Ge-
brauch für die Anschwellung der Conjimctiva sclerae und Hervor-
wulstung derselben rings um die Cornea.
Chemotaxis {taoöo) richten) Reiz- bzw. anziehende Wir-
kung chemischer Stoffe auf Zellen, z. B. der Zerfallsprodukte von
Bakterien auf Leukocyten (H. Büchner).
Cheyne - Stokes'sclies Phänomen (nax^h seinen
ersten Beschreiben! benannt) besteht in einer AUorhythmie der At-
mung, d. h. der Atem wird in einem bestimmten Typus unregel-
mässig : Es tritt bes. beim ruhigen Daliegen der betr. (Gehirn- etc.)
Kranken in ziemlich regelmässigen Intervallen eine mehr oder
weniger lange Atempause ein, auf die jedesmal eine tiefe Inspira-
tion oder eine allmähliche Vertiefung der Atmung folgt, der sich
eine Reihe immer oberflächlicher werdender Inspirationen mit der
schliesshchen Atempause anschliesst u. s. f.
Dies Phänomen kommt nach Filehne dann zu stände, wenn
das vasomotorische Zentrum durch solche Kohlensäuremengen (resp.
Sauerstoffverminderung) bereits in eine nennenswerte Erregung
versetzt wird, welche das respiratorische Zentrum noch imerregt
lassen, im wesentlichen also durch Herabsetzung der Erregbarkeit
des letzteren. Die am Schluss einer Atempause eintretende Ar-
terienverengerung bedingt nun eine zunehmende Anämie des re-
spiratorischen Zentriuns, durch welche der Patient zu tiefer At-
mung angeregt wird. In dem Masse aber, als durch die tiefere
Atmung das Blut wieder gut arteriaüsirt wird, löst sich der Ge-
fässkrampf, womit die Anämie des Atmungszenti*ums und dadurch
wieder der Reiz zur Atmung allmählich abnimmt.
cf. Apnoea infant., Dyspnoe.
Chirftg^ra {rj yeiQayoa v. 17 äyoa die Falle, das fangen
Y. dygeco = algsco) Handgicht vd. Arthritis.
Digitized by
Google
Chlorosis 87
Cliiroiiiesalie (17 x^^Q Hand, fieyag gross) [Chakcot]
die mit Panaiitien und Hautveränderungen einhergehende Ver-
büppelung der Hände bei Syringomyelie (s. d.).
I/Mrotbeka (ij ^i^xri Hülle y. tl^tifjn) die Fingerbinde,
Einwicklung der Finger mit einer langen schmalen RoUbinde.
Ch. eompleta für alle Finger einer Hand.
Ch. ineomplcta nur für einzelne Finger,
cf. Spica manus.
C/hirnrg^ie (xeiQosQyla; egyco thun, wirken) diejenige
auf theoretisches Wissen gestützte ärztliche Thätigkeit, welche in
kmistfertigen, mit oder ohne Instrumente direkt am kranken Kör-
per ausgeführten therapeutischen Manipulationen besteht.
cf. Akinrgie, Desmurgie.
Chloafuna {z^od^M grangelb aussehen) acquirii-te
grössere hellbraune bis schwärzliche Hautflecke, meist in ge-
wisser Beziehung zu Krankheiten des Uterus, der Leber und
Nebenniere stehend (doch . kommt der Name Leberfleck m--
sprüngüch nur von der Ähnlichkeit mit der gelbbraunen Leder-
farbe).
Zu den idiopathischen gehören die durch Tiaumen,
Yesikantien, den Einfluss sehi* hoher wie niedriger Wärmegrade etc.
an den betreffenden Stellen erzeugten Pigmentirungen,
zu den symptomatischen das
Ch. uterinum, durch Schwangerschaft oder pathologische
Yerändenmgen in der Genitalsphäre erzeugte Gh., und das
Ch. kaelicktieorum , das bei gewissen Kachexien (Malaria,
Krebs, Morbus Addisonii) vorkommt.
cf. Lentigo, Melasma, Nävus, Ephelia.
dtloroanaemie (vd. Chlorosis u. Anämie) die mit Anä-
mie verbundene Chlorose.
Chlorom (x^cagog hellgrün, v. x^^v) hellgmn gefärbte,
über einen grösseren Teil der periostsden Bekleidung des Knochen-
systems, sowie die Knochen und Drüsen verbreitete Neubildung
von sarkomatöser Natur. Die Farbe ist diffus, ihrer Natiu* nach
imbekannt.
CMorosis (x^Moog blass, von der hellen Farbe der
jungen Saat, x^^v) Bleichsucht, eine fast ausschliesslich da^*
weibhche Geschlecht, bes. in der sexuellen Entwicklimgsperiode
befallende primäre Erkrankung des Blutes, als deren wesenthches
Merkmal eine Vennindening des Hämoglobingehaltes der roten
Blutkörperchen angesehen wird. Nach neueren Untersuchungen
[E. Gräber] ist bei echter Chlorose, so lange sie nicht mit Anä-
mie (s. d.) komplizirt ist, die Zahl der Blutkörperchen nicht ver-
mindert. Nicht selten findet man bei Ch. abnorme Enge der
Aorta imd ihrer Verzweigungen.
Digitized by
Google
88 Cholaemie
Ch. gigantea [Schönlein] eine mit exzessiver Fettbildimg
verbmidene Fonn von Ch. congenita.
cf. Folypionia iDfantum.
€h. praematura vor der Pubertätsperiode, bei Mädchen vor
dem 14. Jahre auftretende Ch.
Ch. tropica vd. Geophagie.
cf. Anämie, Leukämie.
Cliolaeiiiie (17 x^^ (x^^r 6 ;^oAoc Galle ; t6 alfia Blut)
i. q. Ikterus. Gewöhnhch versteht man jedoch darunter den Zu-
stand des Ikterus gravis, die Überladung des Blutes mit GaUe,
insbesondere mit den deletären Gallensäuren, imd die dadurch
hervorgerufenen bedenkhchen Ei*scheinungen : Konvulsionen, Koma
und hämorrhagische Diathese.
cf. Acholie.
Cliolag^ösa {äyo) — sc, remedia) die Gallenabsonderung
befördernde Mittel.
Cholang^itis i. q. AngiochoHtis.
Cholecystektomie *) (ixTEß^vo) ausschneiden) s. Cholc-
eystotoinie) die Ausschneidung der Gallenblase, eine 1882 zuerst
von Schreiber ausgeführte Operation (bei schweren Formen von
Cholelithiasis etc.).
Cholecystenterostomie (ro svteqov Eingeweide,
To oxo^a Mund) Herstellung einer Kommunikation zwischen
Gallenblase und Dünndarm durch mehrzeitige Operation,
Cholecystitis Entzündimg der Gallenblase.
Cholecystotomie (reßvoy schneiden) Eröffmmg der Gal-
lenblase durch Incision, entweder unter (vorläufiger) Anlegung einer
GaUenblasenfistel , oder als „ideale" Ch. mit Naht und sofortiger
Versenkung, oder als „extraperitoneale ideale" Ch. mit sofortiger
Naht.
*) J. HyRTL sagt (Onomatologia anatomica [Wien 1880] S. 109):
„Gegen die neu erfundene Cholecystis protestirt der Genius der grie-
chischen Sprache. Die Gallenblase kann nur Vesica oder Vesica bilis
nach VesAL oder Cystis bilis nachHJEISTER genannt werden. Chole-
cystis ist ein eben solches Unding neuer Invention wie Dacryocystis
und Urocystis. Da wäre der Folliculus felleus des GLISSON oder das
Vasculum bilis der Araber, als Behälter der Galle, noch vorzuziehen.
Fragt doch einen griechischen Sprachlehrer, bevor ihr
solche Missgeburten Eures eingebildeten Griechischen in die Welt sendet**.
Ähnliche Barbarismen finden sich leider nicht wenige in unserer
Terminologie, haben sich aber — zur Ehre unserer Wissenschaft sei es
gesagt — meistens nicht allgemein einbürgern können. Der Vollständig-
keit halber müssen sie aber hier mit angeführt werden.
Digitized by
Google
ö
Cholera 89
Clioledocliotoiiiie operative Eröffnung des Ductus chole-
dochus (y. dixofjiai empfangen) behufs Extraktion von Steinen
mit nachfolgender Vemähung der Gallengangwunde.
Cholelithiasis (6 Xl^og Stein) Gallensteinkrank-
heit, Konkremente in den Gallenwegen, gewöhnlich in der Gallen-
blase, die aus der (krankhaft veränderten) Galle selbst sich bilden
imd ihrem Hauptbestandteile nach aus Cholestearin bestehen,
ausserdem kohlensauren Kalk, Biürubinkalk, Mucin, Epithelzellen
und Gallenfarbstoffe enthalten.
cf. Eolika hepatica, Calculi, Hepatitis suppurativa.
^ Cliolelithotripsie oder -tritie (^ xQiwig , tritus
HH Reiben) Zertrümmerung von Gallensteinen mit den Fingern oder
^ einer Zange, mit nachfolgender Beförderimg der Trümmer in das
Q Duodeniun, um den Gallenabfluss in den Darm wieder frei zu
|j machen.
^ Cholera (>? xo^ega die Brechruhr, auch die Dach-
-<J rinne, nach Hippokrates v. yokrj Galle) Brechruhr, eine
M diurch Erbrechen, erschöpfende Durchfälle einer kopiösen, sehr
^ bald entfärbten, reiswasserähnlichen Flüssigkeit, mit Eindickung
O des Blutes, Anurie, heftigen Krämpfen, besonders der Waden
. und Kaltwerden der Haut mit raschem Kollaps charakterisirte
rl Krankheit.
ph| Ch. europaca s. nostras s. aestiva (aestivus sommer-
W lieh) s. indigena (lat. eingeboren) gewöhnliche einheimische
• Brechruhr, eine mit. choleraartigen Ei-scheinungen verlaufende,
nj meist sporadische und nur im Spätsonuner gehäufter auftretende,
QJ selten tötliche Form sehr intensiver Gastroenteritis mit gewöhn-
J^ lieh gefärbt bleibenden Stühlen, häufig bei Kindern (Ch. infan-
H^ tum). Das (wahrscheinlich mykotische) Virus ist noch nicht mit
Sicherheit ermittelt.
cf. Bacillus.
€h. asiatiea s. indiea s. cpideiniea eine urspiünglich aus
Indien importirte, dort endemische, in Europa epidemische, selten
sporadisch auftretende, ausser den oben erwähnten Sympto-
men diu-ch den Eiweissgehalt des Urins charakterisirte sehr ge-
fährliche kontagiöse Infektionskrankheit. Der für sie spezifische
Pilz, Koch's Kommabacillus, siedelt sich auf der Darmschleimhaut
an und erzeugt hier einen intensiven Katarrh und reichliche Trans-
sudation in das Darmlumen. Da der Bacillus weder ins Blut noch
in andere Organe gelangt, beruht seine deletäre Wirkung wahr-
scheinlich auf der Erzeugung von Toxinen (s. d.)
cf. Bacillus.
Man unterscheidet:
Stadium prodromorum das Vorläuferstadium , in schmerz-
loser Choleradiarrhoe bestehend.
Digitized by
Google
90 Cholestearin
Stadium confirmatum das Stadium der charakteristischen
Eeiswasserausleerungen (seröser Flüssigkeit mit weissHchen Flocken,
dem abgestossenen Darmepithel).
Stadium algidum s. asphykticum {cd. Asphyxie) durch
Sinken der Temperatur, Verschwinden des Pulses, hochgradigen
Kollaps charakteiisirt.
Stadium reactivum s. reconvalescentiae das Aus-
gleichestadium, Ausgleichung der gestörten Zirkulationsverhältnisse
und Elimination der angesammelten Stoffwechselprodukte, was mit
oder ohne Komphkationen (Erysipel, Pneumonie, Parotitis etc.)
stattfindet.
Ch. sicca Fälle, in denen die Kranken unter grosser Un-
behaglichkeit schnell kollabiren, kalt und cyanotisch werden und
nach wenigen Stunden ohne Durchfall sterben, doch findet maji
das charakteristische Tianssudat im Darm.
Choleratyphoid ist eine häufige Form der protrahirten
Eekonvaleszenz, 2 — 7 Tage dauernd, mit soporösem Zustande, nach
Frerichs auf Urämie infolge von akuter Nephritis (s. d.) be-
ruhend imd nicht mit anderen schweren Komplikationen der Re-
konvaleszenz zu verwechseln.
Chol er ine milde Fonn der Cholera, die aber einzelne schwere
Cholerasymptome nicht ausschliesst.
Cholestearin {vd. Cholesteatom) der häufigste Bestand-
teil der Gallensteine.
Cbolesteatom (^ x^^V öaU©; ^o aziag, gen, oTsazog
Talg, festes Fett, ozedrcofia Talggeschwulst [Galen[;
T. oxsazooy ZU Talg werden; das Cholestearin, Gallen-
fett, ist ein konstanter Mischungsbestandteil der
Galle und stellt in fester Form weissglänzende Kry-
stalle Ton rhombischen Tafeln dar) Perlgeschwulst,
ist ein gutartiges Plattenepitheliom der Schädelhöhle, dessen
Epithelzapfen ganz in eine seidenglänzende Perlkugelmasse um-
gewandelt sind. Es liegt zwischen Arachnoidea und Gehirnsub-
stanz. Die Perlkugeln, welche auch im gewöhnlichen Epitheliom
vorkommen, entstehen dadurch, dass von Strecke zu Strecke in
die Axe der Epithelzapfen an eine oder zwei kugelig bleibende
Epithelzellen die benachbarten Elemente zwiebelschalenaitig sich
anlegen, äusserst platt und fest werden und ein gelbglänzendes
Ansehen nach Art des Cholestearin bekommen [nach Kindfleisch).
Wahrscheinlich keine eigentlichen Ch., sondern nur aus ein-
gedicktem Eiter, Epithel und Ceinimen entstanden scheinen die
ganz ähnlichen, cholestearinhaltigen kugeligen Gebilde im Felsen-
bein und dem Antiiun mastoideum zu sein, welche bei langjähriger
Otorrhoe zuweilen gefunden werden.
cf. Cystis.
Digitized by
Google
Chorditis vocalis 91
Cliolin ein in der Galle, in Eiern, im Gehirn gefundenes
Alkaloid (Ptomain) von schwach giftiger Wirkung, tritt in der
Leiche in der allerersten Zeit nach dem Tode auf.
Cholosis, Cliolosen (yon xo^oo) die Galle erregen) ge-
nerelle Bezeichnung für alle mit Gallenresorption (Ikterus) ver-
bundenen Krankheiten.
Cliondritis (6 xovSgog Knorpel, x^^^Q^f^^ v. x^^^Q^^
knorpelig) Knorpelentzündung — besteht im wesentlichen
in einer Wucherung und Teilung der Knorpelzellen mit Auflösimg
der ZwischensubstaJiz. — Bei Synovitis und Otitis fungosa ver-
schmelzen die gewucherten Knorpelzellen mit den den Knorpel
durchwuchemden Granulationen.
Ch. syphilitiea eine den Knorpel atmphircnde gummöse P^nt-
zündung, die besondere an der Na*4e und dem Ohre den Knorpel
schrumpfen macht und ihn seiner Steifigkeit beraubt. Auch der
bei Lues congenita vorkommenden Epiphysenlösung an den Röhren-
knochen und Rippen liegt eine Ch. zu Grunde.
Ch. Iiyperplastiea tuberös a vd. Arthritis deformans.
cf. Perichondritis, Diastasis epiphys.
Chondrom Knorpelgeschwulst im allgemeinen — umfasst
die Knorpelauswüchse, Ekchondrosen, imd die eigentlichen
Knorpelgesch Wülste, E n c h o n d r o m e.
dtondromalacie {uaXaxog weich) Knorpeler-
weichung.
Chorda (rj xog^ Darmsaite = Garnl) gew. Ch. ve-
nerea Verkrümmung des Penis während der Erektion, entweder
infolge entzündlicher Infiltrate während eines entzündlichen Trij)-
pers oder alter, meist nach solchen Trippern zurückgebliebener
Narbenschwielen im Schwellkörper, wodurch dessen gleichmässige
Ausdehnung gehindert wird.
Cliordapfiins (6 x^Q^^w^^ von x^Q^^ ^^^ Suitm festhal-
ten, oder nach Aretaeos von x^Q^V u« ^V'^** brennen) alte Be-
zeichnung für Darmeinschnürung; vd. Incarceratio interna.
Chorditis vcKsalis {Chorda vocalis Stimmband)
Stimmbandentzündung, Teilerscheinung der Laryngitis.
Ch. tubcrosa [Türck] eine besondere Form der chronischen
Laryngitis mit höckerigen Prominenzen auf der Mitte der Stimm-
bänder.
Ch. voealis inferior iiypcrtropliiea [Gerhardt] s. Laryn-
pritis liypoglottiea eliron. liypertropliiea [Ziemssen] besondere
Form und seltener Ausgang des chronischen -Kehlkopfkatarrhs,
bestehend in Hypei-trophic des Bindegewebes an der unteren
Digitized by
Google
92 Chorea
Fläche der Stimmbänder, dessen Schrmnpfung mit der Zeit zu
hochgradiger Larynxstenose führen kann.
Chorea (17 x^Q^^^ Tanz, x^Q^^ = hortus Tanzplats
V. x^^Q Hand; Syn.: Ch. Sancti Viti, welcher Name
ursprünglich der psychisch epidemischen Tanzwut de»
14. Jahrhunderts galt, gegen welche sich der heilige
Veit hilfreich erweisen sollte; Ballismus; Ch, mi-
nor S. An gl or um im Gegensatz zu Ch. major s.
Germanorum, da die Engländer [Sydekham] Mitte des
17. Jahrhunderts die Krankheit zuerst genauer be-
schrieben und begrenzten) Veitstanz ist eine lang dau-
ernde „Neurose, deren Sitz, wie es scheint, bald das Grehim allein,
bald das gesamte Nervensystem sein kann, welche sich charakte-
lisirt durch unablässige, teils spontan eintretende, teils durch
Willensimpulse angeregte — hemmend, ändernd, übertreibend auf
die itendirten Bewegungen einwirkende — imkoordinirte Zuckungen
von Muskelgruppen, die fast ausschliesshch im wachen Zustande
bestehen und von einer mehr oder weniger stark entwickelten
psychischen Stönmg — der Stimmung, IntelUgenz — begleitet
werden" [ZH], Sie ist vorwiegend eine Krankheit der körperhchen
Entwicklungsperiode. Schwangerschaft, Chlorose, psychische Af-
fektionen, Imitation, Endokarditis (Rheumatismus) werden als Gre-
legenheitsursachen angeführt.
eil. dimidiata s. Hemlchorea (di-midius [medius] = rjfii-avg
halb) einseitige, auf eine Körperhälfte beschränkte Ch.
Hieher gehört die von Mitchell, Charcot und anderen be-
schriebene Chorea praehemiplegica und posthemiple-
gica, welche keine selbständige Erkrankung darstellt, sondern
lediglich ein Prodromalsymptom oder eine Folgeerscheinung zere-
braler, meist zu Hemiplegie führender Herdaffektionen ist.
Ch. ma^na (major) s. (ilerinanorain assoziirte Krampfbewe-
gungen, welche oft mit einer gewissen Zweckmässigkeit, aber meist
mit dem Charakter des Abenteuerhchen und Gewaltsamen einher-
gehen, — scheint keine Krankheit sui generis zu sein, sondern
entweder ausgeartete Hysterie, der Ausdi-uck von Psychosen, Zere-
bralaffektionen oder Simulation [Ziemssen].
Je nach der Äusserungsweise der choreatischen Krämpfe
spricht man von Chorea rhythmica, vibratoria, salta-
toria, nutans, rotatoria.
Ch. congenita vd. Paralysis infantum cerebralis.
Ch. electrica Dubini^sche Krankheit [Grocco], eine
hauptsächhch in der Lombardei auftretende Krankheit mit ähnlichen
spasmodischen Erscheinungen wie bei der echten Ch. (plötzliche
Muskelzuckungen wie nach elektrischer Keizung), von derselben
jedoch durch ihren Verlauf und die Verbindung mit progressiver
Digitized by
Google
Chorioiditis 93
Lähmung und Muskelatrophie unterschieden. Die Ätiologie der
Krankheit ist vollkommen dunkel, am wahrscheinlichsten ein un-
bekannter infektiöser Einfluss.
€h. hereditaria ehron., Huntington 's Chorea die
erbliche, von Generation zu Generation sich fortpflanzende Gh.,
welche bei Erwachsenen hauptsächlich auftritt und sich durch ihre
TJnheilbarkeit auszeichnet.
cf. Tremor, Paralysis agitans, Hysterie, Spasmus.
Chorioblastosis [Auspitz] (ro x^Q^<^ Haut, ßXaotdvio
XL ßXaaxso» sprosson) Sammelname für Wachstmnsanomalien der
Haut mit bindegewebigem Ursprung und Typus.
Chorioidealtnberkel (t?^. Chorioiditis) ein sicheres
diagnostisches Zeichen für tuberkulöse Meningitis, welches sich
aber nur in einem Teil der Fälle bei der ophthalmoskopischen
rntersuchung findet.
cf. Chorioiditis tubercnlosa.
Chorioideremie (17 egrifiia Einsamkeit, Verödung)
angeborener Mangel der Aderhaut, wahrscheinlich Folge
einer abgelaufenen fötalen Chorio-Retinitis.
Chorioiditis *) (t6 x^Q^^ corium Haut, u. z. der .
gefösshaltige Teil der Haut, die OefUsshaut; Ader-
haut des Auges; eidco ähnlich sein) A der haute nt Zün-
dung.
V. Wecker (Gr. u. S. IV) unterscheidet:
a) Ch. plastica.
Cb. disseminata Simplex kleine zerstreute Infiltrationen der
Chorioidea, welche schwach durch die intakte Retina hindurch-
schünmern und später von einem narbigen Schwund der erkrank-
ten Partien gefolgt sind, vorzugsweise in der Äquatorialgegend.
Ch. areolaris von der vorigen Form durch Lokalisation in
-der nächsten Umgebung der Macula lutea und der Papille ver-
schieden; ausserdem entwickeln sich die Plaques von stark mar-
kirten rundhchen Pigmentherden aus.
Ch. disseminata eireumseripta s. Cliorio- Retinitis een-
tralis eine Form der Ch., welche ausschliesslich die Macula lutea
<und die allemächstliegenden Teile) befällt. Ophthalmoskopisch
bemerkt man anfangs einen intensiv gelben, scharf begrenzten,
leicht prominirenden Fleck, der sich später in einen atrophischen,
-zerstreut, pigmentirten, eingesunkenen umwandelt. Der Patient
bemerkt ein zentrales Skotom.
*) Galen, OribASIUS und Rupus schrieben nie anders als
Digitized by
Google
94 Chorio-Betinitis
Ch. disscm. spceifiea s. Chorio-Retinitis speeifica (sy-
philit.) charakteristisch sind im Beginn erst staubförmige, dann
dichter werdende Glasköipertrübmigen und eine schwach grau-
liche, den grossen Netzhautgefässen folgende, die zentralen Teile
einnehmende Trübung der Retina, — Der weitere Verlauf führt
entweder zu leichter Retinalatrophie, oder zum Bilde der Ch. dis-
scm. Simplex oder Eetinitis pigmentosa, oder zu weit ausgedehnter
Exsudation und ausgebreiteter Narbenbildung, Atrophie der Pa-
pille und in diesem Falle zu totaler Erblindimg, während ausser-
dem Hemeralopie, Skotome und andere Sehstörungen vorhanden
sind. Eine andere infektiöse Form ist die
Ch. tuberciilosa entweder als konstantes Symptom der aku-
ten Miliartuberculose oder in Form der diffusen chronischen,
tuberkulösen Ch. mit Bildung grösserer Tumoren aus konfluiren-
den Tuberkeln.
b) Chorioiditis serosa
diejenige Form der Ch., bei welcher es zu einem Erguss von
Flüssigkeit an die freie Oberfläche der Chorioidea, sowie
zwischen letztere und die Retina (manchmal mit konsekutiver
Netzhautablösung) und in benachbarte Organe (Glaskörper) kommt..
Die Ch. serosa wird von manchen Autoren [Wecker] mit dem
Glaukom zusammengeworfen.
c) Ch. parenchymatosa:
Ch. inetastatiea, Irido-Ch. metastatiea emboiiea eine sel-
tene Teilerscheinung pyämischer und septikämischer Zustände,
auch bei Meningitis, teilweise vielleicht auf embolischen Infarkten
beruhend, meist gegen das Grundleiden zurücktretend. Wesent-
hch ist eine ausgiebige Eiteransammlung zwischen Chorioidea und
Retina«
Ch. suppurativa (vd. Suppuration) eiterige Entzündung der
Chorioidea, ist das wesentliche Merkmal nicht nur der Ch. meta-
statiea, sondern auch durch Verwimdungen und Fremdkörper
hervorgerufen. Sie bleibt selten zirkumskript, sondern gibt ge-
wöhnhch Veranlassung zur Panophthalmitis und Phthisis bulbi.
cf. Irido- und Sklero-Chorioiditis.
Cliorio - Retinitis gemeinschaftliche Entzündimg der
Ader- und Regenbogenhaut, welche sehr häufig kombinirt ange-
troffen wird, vd. Chorioiditis und Retinitis.
Chromatodysopsie oder Dyschromatopsie {x6
XQ&iia, arog Farbe, Vorsilbe övg = miss, otptg, ecog Sehen)
^hwierigkeit, einzelne Farben zu unterscheiden und Verwechslung
derselben infolge von teilweiser Farbenblindheit.
cf. Achromatopsie.
Cliromatoptometer (vd. Optometer) Apparat zm- quan-
titativen Bestimmung des Farbensinns.
Digitized by
Google
Chylurie 95
.CliVOiiiatosis [AuspiTz] eine Epidennidose mit Ver-
änderung der Pigmentirung der Oberhaut Die drei verschiedenen
Formen sind: Hyperchromatosis, Achromatosis und Para-
chromatosis.
cf. Melanosis.
Chromhydrosis (to vSwg Wasser) eigentlich farbiges
Wasser, gebraucht von dem bisher unerklärten Auftreten blauer
Flecken an der Lidhaut, die sich leicht abwischen lassen, aber in
kurzer Zeit sich wieder erneuern.
Chromidrosis {ISgoo} schwitze) farbiger Schweiss.
In einigen Fällen fand man die Färbung durch Pilze bedingt,
cf. nämatidrosis, Faridrosis.
Chromocytometer . eigentl. Chromatokytometer (t6
xvxoQ Bläschen), ein von Bizzozero angegebenes Instrument
zur Bestimmung des Hämoglobingehaltes des Blutes. DerAppai-at
soll speziell zum Gebrauch in der ärztlichen Praxis dienen. Es
handelt sich dabei einesteils mn die Bestinunung einer Flüssigkeits-
schicht, bei welcher die Konturen einer Kerzenflamme gerade noch
deutlich sichtbar sind, andemteils lun den Vergleich einer gleichen
Schicht mit einem beigegebenen gefärbten Musterglas. Durch
Untersuchung normalen und pathologisch veränderten Blutes lässt
sich ein Schluss auf die relative Hämoglobinmenge ziehen.
diromodermatosen (ro bBQtxa Haut) Klasse von
Hautkrankheiten im System von Tommasoli, charakterisirt
durch Verfärbungen der Haut. Sie zerfallen in 6 Famihen:
1. Erythrodermien i. q. fliegende Hautröte, 2. Erythroder-
miten, die verschiedenen Formen von Eiythemen u. die infektiösen
Exantheme, 3. Cyanodermien, wie Livedo, Cyanosis, Varicen,
4. Porphyrodermiten, die Hämorrhagien u. Ekchymosen der
Haut, Pm-pura, Peliosis etc., 5. Leukodermien oder Dys-
chromien — Vitihgo, Albinismus, Liodermia, Leukodermia, Poliosis,
Canities, 6. PigmentodermienoderHyperchromien — Naevus
pigment., Lentigo, Ephehdes, Chloasma, Melanodermia, Pigmen-
tationen aus den verschiedensten Ursachen, Ikterus.
Chromopsie « verk. Cmpsie Farbensehen — sub-
jektive Gresichtserscheinungen in Gestalt weisser oder farbiger
form wechselnder Wolken, Ringe etc. bei optischer Hyperästhesie,
cf. Phosphene.
Chylothorax (6 ;ift;A6ff Saft) Erguss des Chylus in die
Brusthöhle durch — meist traumatische — Ruptur des Ductus
thoracicus.
Chylurie {x6 ovqov Harn) intermittirender Grehalt de»
Urins an Faserstoff, Eiweiss und Fett, wodurch derselbe eine
weisslich opake, chylusartige Beschaffenheit hat, kommt in tro-
pischen Gegenden oder, mit Ausnahme weniger Fälle, bei Leuten^
Digitized by
Google
96 Cicatrix
die sich vorübergehend in den Tropen aufgehalten, haben, vor und
soll nach Lewes, wenigstens in den tropischen Fällen, durch
Hämatozoen, Filaria-Embryonen (Filaria sanguinis hominis) ver-
ursacht sein.
Die Bezeichnung Chylurie ist eigen tUch unrichtig, da bis
jetzt kein Fall bekannt ist, bei welchem ein direkter Erguss von
Ohylus in die Hamwege konstatirt wurde, und wäre besser durch
Fibrinurie zu ersetzen, während andere sogenannte Chylurien
unter den Begriff der Pyurie fallen.
cf. Lipurie, Lymphorrhagie, Hydrops adiposas.
Cicatrix (lat. cicare vernarben) die Narbe, aus Granu-
lationsgewebe hervorgegangene imd aus geschrumpftem Binde-
gewebe bestehende Neubildung, welche einen vorausgegangenen
Substanzverlust bleibend ersetzt.
er. Akestom, Keloid, Intentio.
Cimex leetalarias {lat^ s. Aeanthia leetularia (vom
Stechen — ij äxav^a Dorn) die Bettwanze, Ursache von
Kratzexkoriationen und einer Art Urticaria.
Cin^alam der Güi-tel, die Gürtelflechte, vd. Herpes
zoster.
Cireinatas (circinare rund machen, xigxog Kreis)
ki-eisförmig angeordnet, gebraucht von Effloreszenzen.
Cirealäres oder eyklifM^hett Irresein {circ-ulus =
xvxXog) nennt man eine Psychose, welche in „einem durch das
ganze Leben hindurch andauernden, regelmässigen Wechsel de-
pressiver und exaltiver Zustände" besteht [nach Keäpelin].
Circumclsio {caedo schneide) diejenige Methode der
Phimosenoperation , welche in Abtragung der ganzen Vorhaut
besteht.
Cirrhonosis. Mit diesem Ausdruck bezeichnet Lobstein
den Zerfall des abgestorbenen Fötus innerhalb der Bauchhöhle
und deren Folgezustände für den mütterhchen Organismus.
Cir rhosis {xiQooofAai [Galen] v. xigaog gelb werden, wahr-
scheinlich von dem helleren weissgelblichen Aussehen
[xiQQog gelb] indurirter Gewebe) eine bestimmte, nämlich
durch Bindegewebshyperplasie mit sekundärer Schrumpfung der
Neubildung verursachte Form der Induration von Organen.
C. pulmonum der Ausgang der Pneumonia interstitiaüs
chronica, Hyperplasie des interlobulü^n Bindegewebes^ die zur
Schrumpfung des betr. Parenchymteiles mit sekundärer Erweite-
rung der Bronchiallumina führt. Nach der gewöhnlichen Annahme
gesellt sie sich entweder sekundär zu schwieliger Pleuritis oder
geht zuweilen aus der protrahirten krupösen Pneumonie hervor^
Digitized by
Google
Clavus 97
besonders der Pleuropneumonie, nach Buhl niemals aus einer
8olchen, sondern aus der genuinen Desquamativpneumonie (s. d.).
cf. R^tr^dssement thoraciqae.
€. palmonum tnberetilosa besteht nach Rindfleisch in
einer durch tuberkulöse Lymphangitis angeregten Wucherung des
Bindegewebes, welches von der Lungenwurzel aus den Haupt-
bronchus und die Stämme der Limgengefässe einhüllend begleitet
und von den Bronchien zweiter Ordnung aus als membranartige
Scheidewand gewisse grössere keilförmige Abschnitte des Lungen-
parenchyms einhüllt, womit sich eine chronische Desquamations-
pneumonie verbindet. Die sublobären Abteilungen der Lunge
werden durch eine glänzend weisse, schwielige Neubildung hervor-
gehoben.
G. hepatis vd. Hepatitis interstitialis.
C. perltonael vd. Peritonitis deformans.
C. renum vd. Nephritis interstitialis.
C. mammae vd. Mastitis,
cf. Sklerosis.
Cirsocele [Galen] (o xigaog Blutaderknoten, ^ x/^ltj
Bruch) Krampfaderbruch, vd. Varicocele.
Cirsoid {sTdo) ähnlich sein) so viel wie varixartig.
Cirsomphalas (6 ofi^paXog 19'abel) i. q. Caput medusao.
Cirsophtlialmia (17 dg^i^aA/um Augenkrankheit) vari-
köse Augenentzündung = Staphyloma sklerae.
Cladothrix (xXadog Zweig [clades xXdcoi] ^gi^ Haar)
die höchst organisirte Spaltpilzgattung, lange u. kurze, verzweigte
und unverzweigte Fäden mit würfelförmigen Enden, Mehrere
Species haben sich als pathogen erwiesen. Eine derselben, Cl.
asteroides [Eppinöer], deren Kolonien eigentümliche Stemformen
bilden, wurde in einem wie Tuberkulose verlaufenen Krankheitsfall
als Ursache dieser „Pseudotuberkulose" in verkalkten Bronchial-
drüsen u. in einem Gehirnabszess nachgewiesen u. in Reinkulturen
gezüchtet.
Claadicatio spontanea {lat, claudus hinkend) das
„freiwillige Hinken", Symptom der schleichend eintretenden
Coxarthrokace der Kinder.
Claastrophilia (claustrum Riegel, 97 (pdia Liebe)
Angstzustand bei offenen Thüren; dieser sowie die
Claastrophobia (qpoßeco scheuchen, furchten) Angst-
zustand bei geschlossenen Thüren, sind neurasthenische Symptome.
ClaTus {Clav 18 xXetg Schlüssel, 19'agel, Dorn) das
Hühnerauge, der Leichdorn, umschriebene Verdickung der
Homschichte der Epidermis, in der Mitte mit einem dichter ge-
schichteten, an der unteren Fläche kegelförmig (oder wie ein
Roth's Klinische Terminologie. 4. Aufl. '7
Digitized by
Google
98 Climakterium
Nagel) gegen die Cutis gerichteten Stratum, welche eine Atrophie
und selbst Perforation der dadurch gedrückten Cutis hervorrufen
kann; — entsteht gewöhnlich durch anhaltenden Druck an Haut-
stellen, die dem Druck nicht ausweichen können,
cf. Callositas.
C. hystericus die meist neben der Pfeilnaht auf eine kleine
Stelle fixirte, bohrend schmerzhafte Empfindimg, als ob hier ein
Nagel eingetrieben würde, eine Art Hemikranie oder Neuralgie
Hysterischer.
Climakieriaiii (v. Griech. 6 xXifjiaxxriQ Treppenstufe
oder 17 xXifia^, -axog Leiter v. xXivcS) Anni climacterici „die
Zeit, in der es anfängt, abwärts zu gehen", die Stufenjahre, auch
„Wechseljahre", aber nur von Frauen und in Beziehung zur
Menopause gebraucht.
Olinieam (sc. institutum — v. ^ xUvr) Bett, v. xXivio
neigen, zurücklehnen) die Klinik, zum praktischen Unter-
richt der angehenden Ärzte dienende Krankenabteilung.
Kliniker: die Lehrer der Klinik.
Klinizisten: die Schüler der Klinik.
Poliklinik (ij noXig) die ebenfalls zum klinischen Unter-
richt dienende Stadtklinik.
Cliqnetis (frz. cliqueter, cUquer klatschen) oder Tin-
tement metaliiqae [fr. tinter, läuten], metallisches
Klirren, bei Herzhypertrophie vorkommend, wahrscheinlich von
Schwingungen der Brustwand herrührend.
cf. Timbre metaliiqae.
Clitoridektomia {xXeixoQig, xXsliot, ixrdfivco aus-
schneiden) die Amputation der Clitoris, die namentlich von
einem enghschen Arzt Baker Brown als Heümittel gegen Hy-
sterie, Epilepsie, Katalepsie, Masturbation, gewisse Formen von
Manie gerühmt wurde. Das Verfahren ist veraltet; an seine
Stelle wurde von Friederich die Kauterisation der Clitoris
gesetzt.
dostridiam (6 xAwotj;^ Spindel) Bakterien von spindel-
artiger Form mit dickem Leibe u. kurzen spitzen Endteilen, her-
vorgerufen durch mittelstandige Fruchtbildung. Im Gegensatze
hiezu führt die endständige Sporenbildimg zur „Trommelschläger-
form" {Köpfchenbakterien).
C. butyricum i. q. Bacillus butyricus.
cf. SporolatioD.
Clysopompe vd. IQysopompe.
Ooa^ulatio (co-agulare = co-agere) Gerinnung, haupt-
sächlich von der Gerinnung des Blutes gebraucht, welche darin
besteht, dass eine eiweissartige Substanz rasch zerfallender Blut-
körperchen (das Paraglobulin , die fibrinoplastische Substanz) mit
Digitized by
Google
CoUiquativ 99
•
P^ einer ähnlichen, im Blutserum enthaltenen (fibrinogenen) Substanz
M unter dem Einflüsse der Stagnation oder der bei Gef ässentzündung
^ etc. vermehrten Keibimg an Rauhigkeiten der inneren Gefässober-
W fläche (nach den Untersuchungen von A. Schmidt noch ausser-
Q dem imter der Einwirkung eines nicht näher bekannten ferment-
y^ artigen Körpers) zu einer festen Verbindung, dem Fibrin,
^ zusammentritt.
cf. Thrombose, Phlebitis.
Koagulationsnekrose diejenige Form der Nekrose, bei der
die abgestorbenen Gewebe ein ähnliches Aussehen zeigen wie ge-
ronnenes Fibrin.
^ Coaptatio (con-apto) künstliche Zusammenfügung, bes.
y die „Einrichtung** von Frakturen, d. i. Reposition der Knochen-
M brüche durch seitlichen Druck bei gleichzeitiger Extension.
^ cf. Beposltio.
1^ Cocainismas (Folia Coca aus Peru und Bolivia)
Q Intoxikation mit Cocain, anfangs sich in Anregung der psychischen
^ Funktionen äussernd, später in dauernder nervöser Erregung,
fr-i Unfähigkeit zu geistiger Beschäftigung, Energielosigkeit, Schlaf-
losigkeit, Appetitmangel, Sinken des Körpergewichts, allgemeine
Körperschwäche. Bei der sehr häufigen Kombination mit Mor-
phinismus treten häufig kurz dauernde maniakalische Anfälle auf,
veranlasst durch Halluzinationen.
Coceidien (Demin. v. 6 xoxxog Kern xoxxidiov) zu der
Klasse der Sporozoen gehörige Ordnung der Protozoen. Vielleicht
gehört der Malariaparasit zu dieser Ordnimg. C. sind femer ge-
funden worden in Hühnereiern, in den Kernen von Leberzellen
(Karyophagus hominis — W. Podwissozki).
Ooccidosis durch C. bedingte Hautkrankheit.
Coccyjfodynie vd. Kokcygodynie.
Colitis Entzündung des Dickdarms (zo xcoXov Grimm-
darm).
cf. Enteritis.
Collapsaü (cöl'labor zusammenfallen) akute Vermin-
derung aller Lebensthätigkeiten, Folge einer plötzlich eintretenden
Schwäche der Herzaktion.
C. pulmonum vd. Atelektasis.
cf. Asphyxie.
CoUapsdelirium {vd, Collapsus u. Delirium) ist „ein
äusserst stürmisch sich entwickelnder Zustand hochgradiger Ver-
wirrtheit mit traumhaften Sinnestäuschungen und lebhafter mo-
torischer Erregung*' [nach KrIpelin].
Oolliqaativ {con u. liquare schmelzen, verflüssigen)
„zerschmelzend", etwas veraltete Bezeichnung für Schweisse und
Diarrhöen, die die Bedeutimg des Profusen, Erschöpfenden und
7*
Digitized by
Google
100 Colobom
prognostisch Ungünstigen vereinigt, — weil gewöhnlich Folge er-
leichteter Ti-anssudfttion des ei w eissarmen Blutseinims durch
die Kapillaren.
cf. Hyperidrosis colliquativa.
Colobom vd. unter K.
Colotomie, Colostomie vd. Kolotomia, Kolostomie.
Colotyplias eine Form des Unterleibstyphus, bei welcher
die Greschwüre sich besonders im Dickdarm ausbreiten, im Gegen-
satz zu dem gewöhnlichen Ileotyphus.
cf. Typhus abdominalis.
Colpeurynter, Colpitis, Colpocele etc. vd. unter K.
Coma vd. Koma.
Combustio vd. Ambustio.
Comedo (com-edere) Mitesser, früher als „parasitische"
Würmchen angesehen: das in den Ausführungsgängen der Talg-
drüsen, besonders im Gresicht, auf der Brust und am Rücken
zurückgehaltene eingedickte Sekret. Infolge der Auflagerung von
Schmutz an dem der Oberfläche zugekehrten Ende präsentiren
sich die Talgpfröpfchen als dunkle Punkte.
cf. Akne.
Comminativ {com-minutre in Stücke schlagen) vd.
Fractura.
Conunotio [com-moveö) Erschütterung, vorzüglich
für das Gehirn (C. cerebri), für die Nerven imd indirekt für die
Gefässe in Betracht kommend, indem in den nervösen Organen
vielleicht durch Alteration der Kohäsionsverhältnisse vorüber-
gehend oder dauernd funktionelle und trophische Störungen, in den
Gefässen reflektorische Paralyse, dadurch arterielle Hyperämie
hervorgerufen werden können.
C. spinalis i. q. Railway spine.
cf. Shock.
Commatator {commüto verändern) Stromwender,
an den galvanischen Batterien angebrachte Vorrichtung, einem
dm*ch den Körper zirkulirenden gävanischen Strom ohne Weg-
nahme der Elektroden die umgekehrte Richtung zu geben.
Compressio die therapeutische Beeinflussimg von Er-
güssen, Geschwülsten und Blutimgen durch Druck. Gegen letztere
ist jetzt nur mehr die Digitalkompression und der Kompressiv-
verband im Gebrauch, während die von älteren Chirurgen kon-
struirten Kompressorien (Tourniquet u. s. w.) veraltet und durch
die Unterbindung ersetzt sind.
In der Pathologie wird C. oft gebraucht von Druck durch
Tumoren, Abszesse, Frakturen etc., z. B. Kompression des
Rückenmaiks, Kompressionsstenose, Kompressionsthrombose.
Concliioliii-Ostitis vd. Ostitis.
Digitized by
Google
Congelatio 101
ConelioBkop {concha, v »coyxv die Muschel, oxoneiv
besichtigen) eine Röhre, welche an ihrem inneren Ende einen
Metallspiegel enthält und durch den mittleren Nasengang einzu-
führen ist, zur Besichtigung des vorderen und mittleren Drittels
der Naseiüiöhle (concha).
Coneomitirend (comüari) begleitend.
Concrementum {con-cresctre zusammenwachsen)
i. q. Calculus.
Coneretio (die Verdichtung, v. concresctre) der Vor-
gang der Konkrementbildung, auch das Produkt derselben =
Konkrement.
C. pericardii vd. Pericai-ditis adhaesiva.
Coneussio (tat.) cerebri Gehirnerschütterung, vd. Com-
motio.
Condyloma <6 xovSvXog Knorren oder Zapfen, >covdvX6<o
schwelle an) Feigwarze — papilläre Wucherungen desPapillar-
körpers der Cutis.
rondylonata aenminata spitze Kondylome oder F., auch
Schleimhautpapillome, porrumartige, zapfenförmig zugespitzte, zu-
weilen grosse Greschwülste darstellende und unzweifelhaft über-
tragbare Wucherungen der Hautpapillen mit vorwiegender Ent-
wicklimg der Schleimschicht der Epidermis gegenüber der Hom-
schicht; meist durch die Einwirkung von Trippersekret, zuweilen
auch während der Schwangerschaft an den Genitalien auftretend.
i\ lata, Plaques muqueuses, breite Feigwarzen, nässende
oder Schleimpapeln — flächenhafte Hyperplasie des Papillar-
körpers, flachrundhche, durch Hyperplasie einer grösseren Gruppe
von Hautpapillen gebildete Erhabenheiten der Haut mit dünner,
sich gern abstossender und mazerirender Epidermis — patho-
gnomisch für konstitutionelle Syphilis, meist in der Umgebung der
Grenitalien und des Afters, seltener auch auf Schleimhäuten. Hat
die Bedeutung eines papulösen Syphilids.
Eine dritte Form der Kondylome, die subkutanen Kondylome
(Molluscum sebaceum u. s. w.), steht ausser Zusammenhang mit
venerischen und syphilitischen Affektionen.
Oonfertns {confercio zusammenstopfen, farcio) ge-
drängt stehend, Bezeichnung für Effloreszenzen.
Oppos. intertinctus, discretus, monocarpus.
C/0]i||:elatio (can-gelare gefrieren) s. Dermatitis eoni^e-
latlonis Erfrierung, hat nach vorübergehender Grefässkontraktion
Gefässparalyse mit venösen Stasen zur Folge. Man kann nach
Analogie der Verbrennimgen am besten folgende Grade unter-,
scheiden [Pitha und Billroth]:
Digitized by
Google
102 Congestio
1. D. c. erythematosa, die Haut ist für längere Zeit blau-
rot, juckend, durch seröse Exsudation geschwollen (Frostbeulen,
Pemiones — s. d.).
2. D. c. bullosa, es bilden sich Blasen auf den Pemionen,
die sich zu Geschwüren umwandeln können.
3. D. c. escharotica Frostgangran,
cf. Ambüstio.
C/on^estio {sc, sanguinis — con-gtro hinfüliren, an-
häufen) vd. Hyperämie.
Connflntiiiatio (gluten Iieim) Verklebung, oberfläch-
liche, leicht trennbare Verwachsung durch entzündHches Exsudat,
z. 5. zwischen Eichel- und innerem Präputialblatte, oder
C. hymenis i. q. Atresia hymenis.
C. orificii, uteri infolge entzündhcher Blennon*hoe, in
anderen FäUen nur durch eingedicktes Sekret.
Conidien (conus x&voq Zapfen, Spitzstein, dem:
xcoviov, Hoyvidiov) die Früchte oder Sporen der Schinunelpilze.
cf. Hyphen.
Conjanetivitis [Gräfe und Sämisch Hdb.] {Membrana
eonjuctiva Augenbindehaut) Bindehautentzündung.
C. eatarrhalis Simplex {cf. Catarrhus).
C. follicularis die katarrhalisch-entzündlichen Veränderungen
sind begleitet von der Entwicklung blassroter, halbkugehg über
das Niveau der Membran hervortretender Gebilde (Schleimfollikel),
welche mit Ablauf des Prozesses ohne Spur wieder verschwinden.
C. irranulosa je nach dem Verlauf acuta oder chronica,
granulöse C, Trachom (s. d.), ist dadurch charakterisirt, dass
die entzündlichen Veränderungen der Membran, die als Hyper-
ämie, seröse Durchtiünkung, SchweUimg des Papillarkörpers und
gesteigerte perverse Sekretion in verschiedener Intensität auftreten
können, begleitet sind von der Entwicklung rundlicher, grauröt-
licher, prominirender Gebilde Jgranula, granum Korn), welche
besonders in der Gegend der Übergangsfalte auf der Conjunctiva
palpebr. sich zeigen, stets bestinunte (narbige) Umwandlung er-
fahren imd sehr häufig zu sekundären Veränderungen in der
Cornea imd den tieferen Teilen der Conjimctiva und der Lider
führen.
C. blennorrhoica (ßXSwog Schleim, gdo) fliesse) ist als
potenzirte C. cataiThalis aufzufassen und durch die Absonderung
eines vorwiegend eiterigen Sekretes charakterisirt.
C. bl. neonatorum, Blennorrhoea neonat., Augenblennor-
rhoe der Neugeborenen, pflegt in der ersten Woche nach der Geburt
aufzutreten und ist meist auf Inokulation des blennorrhoischen
Sekretes der mütterlichen Vagina unter der Geburt zurückzuführen.
C. bl. gonorrhoica vd. Ophthalmia gonorrh.
Digitized by
Google
Constricteur , 103
C. erouposa (vd. Croup) s. membranaeea. Der Obei-fläche
der entzündeten Schleimhaut liegen in verschiedener Ausdehnung
krupöse Membranen auf, deren Abstossung mit dem Verlust des
Epithels verbunden ist, während die Schleimhaut intakt bleibt.
Diese Form kann im weiteren Veriauf in die blennorrhoische oder
diphtherische übergehen.
€. diphtherica ist dadurch charakterisirt, dass in die sub-
epithelialen und tieferen Schichten der Membran eine Infiltration
von stark gerinnungsfähigen entzündlichen Produkten stattfindet,
die eine Nekrösirung und Abstossung der infiltrirten Teile mit
späterer Narbenbildung zur Folge hat.
C. phlyktaenulosa (^ (pXvxxmva Blase von (pXvca walle auf,
fluo). Auf einem injizirten und infiltrirten Abschnitte der^Con-
junctiva bidbi, der sich vom Homhautrand bis gegen die Über-
gangsfalte hin erstrecken kann, bildet sich in der unmittelbaren
Nähe der Kornea eine bläschenförmige Erhebung, die die Tendenz
hat, auf die Kornea überzugreifen.
a) C. phl. Simplex: dicht am Limbus corneae finden sich
ein oder nur wenige Bläschen, welche nach 8 — lOtägigem Bestehen
sich in ein flaches Geschwür verwandeln.
b) C. phl. miliaris: die Erhebungen — umschriebene sub-
epitheliale Anhäufungen lymphoider Elemente — treten stets
multipel und in geringeren Dimensionen, aber in grosser Ver-
breitimg, häufig auch auf der Kornea, und unter bedeutenden
Reizerscheinungen auf.
c) C. phl. maligna s. pustulosa durch Bildimg von einzelnen
grösseren Pusteln charakterisirt , welche sich in tiefere, zum Teil
der Hornhaut aufsitzende Greschwüre verwandeln und in der Regel
schwere Homhautaffektionen (Abszedirung) einleiten.
cf. Keratitis.
Conquassatio die Zerquetschung {quatiOy quassare),
cf. Contusio, Dilaceratiö, Vulnus.
Consonirend (con-sönare mittönen) nennt man Schall-
erscheinungen, insbesondere Rasselgeräusche, welche dmx;h Mit-
schwingen eines bestimmt begrenzten, gewissermassen für die betr.
BchallhÖhe abgestinunten Luftramnes verstärkt werden,
cf. Bonchus.
Oonstipatio {con-sVpare dicht machen, stipare stopfen)
s. Obstr actio (sc. alvi) Verstopfung.
Constitutionsaiioinalieii {dvco/naXog, d priv,, of^aXog
gleichartig) krankhafte Störungen, unter denen der gesamte
Organismus leidet, im Gegensatz zu Organerkrankimgen.
Constricteur (franz, von con-stringtre zusammen-
schnüren) im wesentlichen ein kleiner Ecraseur, bei dem die
Kette durch einen Draht ersetzt ist, also etwa: Schiingen-
schnürer.
Digitized by
Google
104 Consumtlo
ConBnmtio (con-sumtre verzehren) lateinischer Name
für Phthisis.
Contasrinm (con-tangere berühren) Ansteckungs-
stoff. Kontagion die Ansteckung durch Kontagien — vd.
Infektion.
Contraetura (con-trahtre) dauernde Verkürzung oder
Zusammenziehung von Muskehi oder Bändern.
Man imterscheidet drei Formen von Kontraktur:
Myopathische Kontrakturen, neuropathische K. (spastische
und paralytische; und Kontrakturen durch falsche Stellung von
Knochen.
cf. Spasmus, Tetanie.
C. hysteriea tritt neben anderen Symptomen der Hysterie
entweder als eine vorübergehende oder als eine seltenere perma-
nente K. auf, letztere besonders an den Unterextremitäten, wo
sie den „hysterischen Klumpfuss" bewirkt.
cf. Pes varus.
C palmaris s. Cunatura digitorum s. Crispatnra tendi-
num {crispare kräuseln, crispus kraus) die DuPUYTKEN'sche
(zuerst von D. beschriebene und erklärte) Fingerverkrüm-
mung, allmähhch eintretende permanente Beugestellimg eines
oder mehrerer (zuerst gewöhnlich des 4.) Fingers durch fort-
schreitende spontane K. der Fascia palmaris, ein besonders in
späteren Jahren nicht seltenes Leiden [König].
Contraetaredesnoarrices (frz,) der vonTROussEAU
wegen des häufigen Vorkommens bei stillenden Frauen gewählte
Ausdnick für Tetanie (s. d.).
Contraextensio vd. Extension.
Contraindicatio {contra gegen, indicare anzeigen)
Gegenanzeige, sc. für therapeutische Eingriffe,
cf. Indicatio.
Contralateral {contra gegen, latus Seite) von der
entgegengesetzten Seite, klinisch gebraucht z. B. von Lähmungen,
wenn, wie stets bei zerebralen Lähmungen, die anatomische Ur-
sache auf der anderen Köi-perhälfte ihren Sitz hat wie die
Lähmung.
Contasio (con-^t«n<2er6 stossen) Quetschung, Dmckung
oder auch stellenweise Zerreissung der Gewebe und Kapillar-
gefässe mit Extra,vasation in die Gewebe infolge von direkter
Einwirkung äusserer Gewalt (stumpfer Gegenstände).
cf. Conquassatio, Dilaceratio, Commotio, Vulnus, Dennatitis
contusiformis. -■>■.■— jr^oxi — *"
FRED'K E. CH^i\DLER, M. 0^
5 Asi.liind St., Hurrison Sq., i
Corneoblepharon ' 105
Conus (Kegel) die angeborene und stationäre mondsichel-
förmige Ektasie bei hinterem Sklerochorioidealstaphylom (s. d.)
im (Gegensatz zur progressiven.
Convexitätsmeiiiiisitis vd. Meningitis eerebralis b).
ConTnisibilitas s. Spasmophilia Disposition zu
Krämpfen, gesteigerte Erregbarkeit der Eeflexzentren im Rücken-
mark und Gehirn, deren Wesen in feineren, wenn auch nicht
näher bekannten EmähnmgsstÖrungen der motorischen Apparate
gesucht werden muss. — Vd. d. fgd.
Convulsio {con-vello reissen, zerren, erschüttern)
intensive und über einen grösseren Teil des KÖi*pers verbreitete
klonische Krämpfe,
cf. Spasmus.
Coordinatio {con u. ore^o, ordinis), Adj, koordinirt,
gebraucht von den Muskelbewegimgen. Unter C. versteht man
die geordnete zweckbewusste Ausführung komplizirter Bewegimgen,
bei welchen mehrere Muskeln gleichzeitig in Aktion treten,
cf. Ataxie.
Copiopia hysterica (6 xonog v. xojixm Zerschlagen-
heit, 'Ermüdung; tj wip das Sehen) Augenaffektion bei
Frauen mit chronischer Parametritis und Metritis, von Förster
beschrieben, bestehend in asthenopischen Beschwerden, Licht-
scheu, Schmerzen in und um das Auge ohne objektiven Befund,
verbunden mit sonstigen hysterischen Beschwerden.
Cor {lat. V. z6 xeag, xfjQ Herz).
C. adiposum {adeps, ipis Fett) Fettherz, Herzver-
fettung:
1) die eigentliche Fettdegeneration der Muskelfasern
die gelbe Atrophie des Herzfleisches, Folge allgemeiner und lokaler
Ernährungsstörungen.
2) Die übel-massige Vermehrung des subperikardial ge-
legenen Fettes, die zum Schwund der Muskeif asera führen
kann [ZH].
C. bovinum s. taurinuin Ochsenherz, enorme Grade von
Hypertrophie und Dilatation des Herzens.
€. villosum s. hirsutum (villus Zotte, hirmtus struppig)
Zottenherz, zottige Fibrinauflagerungen bei Perikarditis.
Corektopie vd. Korektopie.
Coriam plearitieum (corium Leder, Haut xsiQoy
scheere) vd. Crusta inflammatoria.
Corneoblepliaroii (Cornea Hornhaut, x6 ßUfpagov
Augenlid) Verwachsung der Lidfläche mit der Hornhaut,
cf. Symblepharon,
Digitized by
Google
106 Cornu cutaneum s. humanuni
Corna cataneam s. hamannin Hauthorn, eine
zirkumskripte Keratose, tierhomartige Exkreszenzen aus ver-
hornten Epidermiszellen von verschiedener, oft bedeutender Länge
und Dicke, welche sich an den verschiedensten Köi'perstellen,
z. B. der Hornhaut, entwickehi können.
Corona veneria sekundär-syphilitische Exantheme um
die Stirn henun, besonders am Rande des Haarwuchses.
Corpora amylacea (vd, amyloid) sehi* kleine, allenfalls
noch makroskopische, ovale, homogene oder konzentrisch geschich-
tete mattglänzende Körper, die die bekannte Jodreaktion geben.
Sie kommen am häufigsten im NeiTensystem , ferner in der Pro-
stata und anderen Organen, sowie in Neubildungen vor imd ent-
stehen im Gefolge lokaler Krankheiten. Im Nervensystem ist ihr
massenhaftes Auftreten für die einfache graue Degeneration cha-
rakteristisch.
Corpora s. corpnscnla oryzoldea (v oQvCa Beis,
ei'öco ähnlich sein) Reiskörper chen heissen die zuweilen in
Sehnenscheiden, Schleimbeuteln (Hygromen) und auch in Gelenken
vorkonunenden knorpelartigen, reiskomähnlichen , oft sehr zahl-
reichen fixen und freien Körperchen, welche wahrscheinlich teils
im Anschluss an chronische Synovitis aus Wucherungen der
Synovialmembran, teils aus entzündlichen albuminösen Gerinnungs-
produkten entstehen.
cf. Arthrolith.
Mit demselben Namen sind auch die kleinen Bröckel verkästen
Limgengewebes bezeichnet worden (ältere Aerzte), welche in seltenen
Fällen von Phthisikem expektorirt werden.
cf. Phthisis calcalosa.
Corrosio (con-rodtre zernagen) teilweise Zerstörung
von Schleimhäuten, Knochen, G^fässen oder anderen Organen
durch ätzende Stoffe oder G^schwürsprozesse.
cf. Arrosio.
eoryntbosuB (corymbus, 6 xogvjußog der Haarwirbel,
Blütentraube) gruppenweise angeordnet.
Coryza (Hippokrates 97 xogvCa Botz, eig. Stumpf-
sinn, von der den Schnupfen begleitenden Eingenom-
menheit des Kopfes) s. KhiDitis s. Gravedo der Schnupfen,
Nasenkatarrh, vd. Catarrhus.
C. neonatorum die nicht selten in den ersten Tagen nach
der Geburt eintretende C, für deren Entstehung die Infektion
durch blennorrhoisches Sekret der mütterhchen Vagina während
der Greburt wahrscheinUch ist.
cf. Conjunctivitis neonatorum.
€. s. Rh. blennorrhoica eiteriger Nasenkatarrh (cf, Blen-
nonhoe) vor allem als C. neonatorum, femer bei Atzungen, Ver-
Digitized by
Google
Cranioschisis 107
wundungen und symptomatisch bei Scharlach, Blattern, kongeni-
taler Syphilis (C. scarlatinosa, variolosa, syphilitica);
auch das Vorkommen von C. gonorrhoica ist wahrscheinlich.
K. fibrinosa s. crouposa seltene Form der akuten Eh.,
«harakterisirt durch das Auftreten eines fibrinösen Exsudates auf
der Schleimhaut.
Covrperitis Entzündung der Cowper'schen Drüsen.
Coxals:ia {coxa Hüfte vw. m. cingere gürten, t6 äXyog
Schmerz) Hüftschmerz (vd. Arthralgie), häufig im Sinn von
Ooxitis und Coxarthrokace.
C. senilis i. q. Malum coxae senile, vd. Arthritis deformans.
cf. Sacrocoxalgie.
Coxartlirokace vd. Arthrokace.
Coxitis Hüftgelenksentzündung, ist entweder Syno-
vitis oder Arthritis oder Arthrokace des Hüftgelenks (s. d.).
cf. Coxalgie, Claudicatio spontanea.
Crampas (vieU. v. gr. xgdfxßog trocken, xdQqxo dörre,
schrumpfe) einfachste Form des tonischen Krampfes, in an-
dauernder schmerzhafter Kontraktion eines einzelnen Muskels
oder bestimmter Muskelgruppen (am häufigsten der Waden-
muskeln) bestehend.
cf. Spasmus, Tetanie.
Craniektomie (ro xgaviov Hirnschale, Schädel,
exreiLtvco ausschneiden) Ausmeis seiung von Stücken des Schädel-
daches. ^
Craniencepliaioiiieter (6 iyxiipaXog Gehirn) [A.
Kööler] Instrument zur Bestimmung der Lage der Gehirn-
windungen an der Aussenfläche des Kopfes.
Cranioklast {xXnm brechen) Zange zum Zerdrücken
imd zur Herausnahme (Kraniotraktor) der Schädelknochen
nach vorausgegangener Perforation, imterscheidet sich von den ge-
wöhnlichen Knochenzangen nur dui'ch ihre grösseren Masse.
cf. Cephalotripsie.
Craniometrie Schädelmessung, ein von Benedikt u. a.
ausgebildetes Verfahren, klinisch bisher in der Psychiatrie und
bei Neugeborenen von grösserer Bedeutung.
Craniopa^ns (von jiriywfii verbinden, befestigen,
Stamm: nay wie in ndyog Pels, Prost) Missgeburt aus zwei
am Schädelgewölbe miteinander verwaxjhsenen Individuen.
et, Syncephalus.
CranioBchisis und BachischiBis (ry ^a/eV Bück-
grat, oxt^<o spalten) angeborene Spaltung der Schädel- und
Digitized by
Google
108 Craniostosis
Wirbelhöhle sowie ihrer Häute und der allgemeinen Decke, wobei
Gehirn und Rückenmark selbst immer mangelhaft gebildet sind,
cf. Encephalocele, Spina bifida.
Craniostosis {t6 daxiov Knochen) vorzeitige Ver-
knöcheiiing der Nähte am Schädel,
cf. Synostose, Mikrocephalie.
Craniotabes {vd, Tabes) Schädelerweichung,
rachitische Erkrankimg des Schädeldaches, bes. der Hinterhaupt-
schuppe. Die rachitische Periostwucherung geht imter dem
mechanischen Druck (der Kissen etc.) von aussen atrophisch zu
Grunde, noch ehe es zur Verknöcherung kommt, während die
mit dem Gehiniwachstum verbundene Eesorption der Tabula
vitrea die gewöhnlichen Fortschritte macht. Dadurch bekommt
die Hinterhauptschuppe hier und da dünne Stellen, endhch
geradezu Löcher, welche nur durch Dura mater und Periost ver-
schlossen sind.
Craniotomie i. q. Cephalotomie.
Craniotripsotom {xgißoy zermalmen, TSfjLVfo schnei-
den) ein von Cassagny angegebenes Instrument, das zu den-
selben Zwecken dient wie der Kranioklast. Es unterscheidet sieh
von dem letzteren dadurch, dass die eine Branche einen Trephinen-
bohrer trägt, während die andere sich ebenso verhält wie die
Branchen des Kranioklasten.
Crapnla (^ xgauidXri Taumel, Bausch) sowohl der
Rausch als die Folgen des Rausches, der Katzenjammer,
cf. Alkoholismns acutus.
Crassamentam san^ainis (v. crassus dick) i. q.
Cnista inflammatoria.
Crepitatio (crepare) das Knistern, jedes knisternde
Geräusch, Knisterrasseln (Ronchus crepitans), wie es im Beginn
und bei der Lösung pneumonischer Infiltrationen (C. indux et
redux) bei der Atmung gehört wird.
Übertragen ferner auf das Gefühl, das man beim Aneinander-
reihen rauher Flächen, z. B. von gebrochenen Knochen, verspürt.
— Eine besondere Art der C. ist das „Pergamentknistern**,
d. i. das Gefühl und Geräusch, welches beim Eindrücken papier-
dünner Knochenschalen entsteht.
Cretinismns (durch Zusammenwerfen des Zu-
standes der Cretinen mit dem der Albinos wahr-
scheinlich V. creta Kreide — Kraus ; cretin deutsch : „Kreid-
ling") diejenige Art der Idiotie, wobei eine erhebliche körperliche
Missbildung (besonders Kropf, Tribasilar-Synostose, eingedrückte
breite Nase, grosser Kopf, zwerghafter Köi*per) vorhanden ist.
Digitized by
Google
Croup 109
€. endeinieus (vd. Endemie) insbcBondere alpinus, die ge-
wöhnliche endemische, hauptsächlich in den grossen Gebirgsstöcken
der Alpen, Pyrenäen etc. als Hauptzentren vorkommende, auf
noch imbekannter Ursache bemhende Form.
CretTnus der Cretin.
Cricotomie vd. K.
Cri hydrenceplialiqae (franz,) das laute Aufschreien
der Kinder im Schlaf, so genannt, weil es besonders häufig bei
Hydrocephalus acutus (s. d.) vorkommt.
Crises (frz, vd. Krisis) Bezeichnung für anfallsweise auf-
tretende Krankheitserscheinungen, z. B. crises gastriques u. a. bei
Tabes.
Crifipatara tendinam (crüpus kraus) vd. Contrac-
tura pahnaris.
Croup (die Benennung ist schottischen Ursprungs
und bedeutet: Einschnürung. 19'ach Cooke nennen
die Schotten jenes weisse Häutchen auf der Zunge
junger Hühner, das in Deutschland als „Pips** be-
zeichnet wird, den Croup, ital, groppo, frz, croupe, Kno-
ten, Höcker, Kropf) Schleimhautentzündung mit Produktion
einer mehr oder weniger zähen Pseudomembran, welche haupt-
sächlich aus den metamorphosirten (glasig verquollenen) Zellen
der Epithehalschicht der Schleimhaut selbst in Verbindung mit
verschieden dicken Fibrinausschwitzungen besteht.
Croup und Diphtherie werden sich künftighin, da das der
Diphtherie eigene Bakterium (vd. Bacillus) von Löffler sicher
erwiesen ist, bakteriologisch sicherer abgrenzen lassen. Anatomisch
rechnet man nach Weigert diejenigen Affektionen, die mit Bil-
dung einer leicht abziehbaren Membran einhergehen, imter welcher
eine imverletzte Schleimhaut sitzt, zum Croup, während die tiefer-
greifenden, bis in das submuköse Gewebe sich erstreckenden Pro-
zesse der Diphtherie angehören.
1) Der rein entzündliche C. mit Produktion entweder
eines schleimig-eiterigen, dickhchem Kahme gleichenden Exsudates,
oder mehr fester fibrinöser Auflagerungen auf die Schleimhaut-
fläche, besonders im Kehlkopf und in den Bronchien vorkommend,
nicht kontagiös und nur durch die mechanische Wirkung bei
Laiyngitis crouposa in hohem Grade lebensgefährlich.
2) Der diphtherische C, eine Form der Diphtherie (s. d.).
Beim diphth. C. gesellt sich zur Croupmembran noch eine starke
serös-eiterige oder rein eiterige oder dicht kleinzellige Infiltration
der Mucosa und Submucosa mit häufigen Hämorrhagien, selbst
bis zur Nekrose. Die Membranen entwickeln sich im Eachen und
in den Choanen allein, oder zugleich auch im Larynx. Zu den
Digitized by
Google
110 Crusta
mechanisclien Wirkungen kommt noch die infektiös-toxische allge-
meine Erkrankmig hinzu. Die D.-Bacillen liegen, umgeben von
Zellenhaufen, vorwiegend in den oberflächlichen Schichten der
Membranen, deren tiefere Schichten meist arm oder frei von Bak-
terien sind.
Crusta {lat. von xqovm brechen, stossen) Kruste,
Borke oder Grind, krankhafte Produkte der allgemeinen Decke,
welche durch Vertrocknung verschiedener exsudirter Flüssigkeiten
oder extravasirten Blutes entstehen.
C. lamellosa {lamella , lamina Platte , Scheibchen)
Schuppengrind, ein aus Schuppe und Borke zugleich be-
stehendes Produkt, vd. Squama.
C. lactea Milchborke (auch Melitagra flavescens
s. nigricans) akutes Ekzem besonders der Wangen bei Kindern
mit gelben oder braimen, vertrocknetem Honig oder am Feuer
verbranntem Rahm ähnlichen Krusten (veraltet).
€. inflammatoria, Crassamentum sanguinis, Speck-
haut, die oberste dichtere und farblose Schicht des Blutküchens
im Aderlassblute , welche dann entsteht, wenn die Faserstoff-
gerinnung lerst nach Zubodensenkung der roten Blutkörperchen
eintritt. Man glaubte irrtümlich, aus ihrer Dicke auf die Inten-
sität entzündlicher Bnistkrankheiten Schlüsse machen zu können
(daher auch Corium pleuriticum).
cf. ilyperinose.
Cucurbita (eig. der Kürbis, cor&z^Korb) der Schröpf -
köpf. Cncurbitatio das Schröpfen,
cf. Scarificatio.
Culter (ursprünglich Pflugmesser) das Messer,
cf. Bistouri, ScalpeUum.
Cumulativ {cumulus der Haufe) nennt man die Wir-
kung gewisser Arzneimittel, von denen zu lange fortgesetzte kleine
Gaben schliesslich dieselbe toxische Wirkung hervorbringen kön-
nen, als eine einmalige zu grosse Gabe.
Curette (v. franz, eurer ausräumen, reinigen, curare)
ohrlöffelähnliches oder röhrenförmiges Instrument mit einer Vor-
richtung (z. B. O. articulee) zum Ergreifen von Steinfragmenteri
in der Hamrröhre, oder von Fremdkörpern im Ohre, oder zur
Entfernung von Wucherungen im Canalis cervic. uteri bei chron.
Endometritis, Carcinom, im Kehlkopf (z. B. bei Tuberkulose) etc.
Curettement, Curetta^e, das Verfahren des Aus-
kratzens oder Ausschabens.
Cutis (ro xvTos) die Haut.
C. anserina ^Gänsehaut", die besonders durch Kältereiz
veranlasste spastische Kontraktion der MuscuH arrectores pili im
Gebiet einer grosseren Hautstrecke, wodurch die Lanugohärchen
Digitized by
Google
Cylindroma 111
emporgerichtet und die locker gebetteten Haai-bälge mit ihren
Ausführungsgängen über das Hautniveau gedrängt werden und so
für die Dauer der Kontraktion Knötchen erzeugen.
et'. Liehen pilaris, Uorripilatio.
C. pendula {pendeo hängen) vd. Molluscmn fibrosum.
C. tensa chronica vd. Sklerema universale.
C. laxa eine sehr seltene angeborene und erbliche Haut-
anomalie, bei welcher die Cutis und das subkutane Zellgewebe
eine überaus lockere, dehnbar-elastische Beschaffenheit zeigt, in-
folge deren die Oberhaut zu grossen Falten aufgehoben und aus-
gezogen werden kann.
€. tcstaeea {testa Schale, Hirnschale) s. Ichthyosis
sebacea neonatorum ist eine Seborrhoea sicca s. squamosa bei
Neugeborenen.
Cyanodermien (6 xvavog^ der dunkelblaue Stahl)
vd. Chromodemiatosen.
Cyanopie {ri wtp Sehen) das Blausehen seltene Affek-
tion, die wahrscheinhch auf Hallucinationen beruht.
Cyanosis bläuliches Aussehen der Haut, besonders an den
hervorragendsten Teilen bei venöser Hyperämie derselben.
Cyanospermie (t6 onegfia Samen) blaue Verfärbimg
des Sperma, wahrscheinlich bedingt durch Indigo [Ultzmann].
Cyklisches Irresein i. q. cirkuläres Irresein.
Cyklitis (o xvxXog Kreis) Entzündung des Strahlenkranzes
des Auges, selten für sich, sondern meist in Verbindung mit Iritis
(Iridocyklitis vä, Irido-Chorioiditis spontanea), Skleritis oder
Chorioiditis auftretend. Ursachen derselben sind: Trauma, Rheu-
matismus, Syphilis (C. syphilitica), Skrophulose oder Tuber-
kulose (C. tuberculosa).
Oyklopie, Monophthalinie(oxt;;«Acov;Cyklop,der nach
der homerischen Fabel nur Ein Auge in der Mitte
der Stirn hatte, v. 6 xvxkog, ij w\p Auge) diejenige Miss-
bildung, wobei Augen und Nase an ihrer normalen Stelle fehlen,
dagegen in der Gegend der Nasenwurzel ein einfaches Auge sitzt,
über welchem meist ein rüsselförmigesNasennidiment hervorragt. Der
Zustand bedingt Lebensunfähigkeit, da er inmier mit Verkümme-
rung des Vorderhims, gewöhnlich auch mit anderen Missbildungen
des Gesichtes komplizirt ist.
cf. Monstrum, Froboscis.
Cyklople^ia {jtXi^ooco schlage, -TAiyyiJ Schlag) die
Akkommodationslähmung (s. d.).
Cylindroma (o xvlivögog Walze, xvkivÖQow wälze)
[Billeoth], eine von Hetnxe Siphonom, von Förster imd
KÖSTER Schleimkankroid genannte, vornehmlich in den Ge-
Digitized by
Google
112 Oynanche contagiosa
sichtsteilen des Kopfes und der Augenhöhle vorkommende Ge-
schwulst mit Zellen Wucherung in den Lymphgefässnetzen der be-
fallenen Teile, wobei grössere hyaline Körper produzirt werden,
welche teils als kugelige, teils als zylindrische, keulenförmige oder
kaktusartige Gestaltungen erscheinen, denen mit kurzen Stielen
Kolben und Kugeln aufsitzen.
Nach KÖSTER handelt es sich bei dieser Art von Geschwülsten
um eine sekundäre hyaline Metamorphose, welche die Zellen balken
eines Kankroids der Lymphgefässe erfahren.
Nach EwETSKY sind die Zylindrome entweder plexiforme
Sarkome mit kolloider Degeneration der Zellen oder des binde-
gewebigen Stroma, oder es handelt sich um ein Angioma mucosum
proliferum (s. d.) oder um gemischte Formen.
Cynanche contas^iosa (6 xvcov, xwog Hund, äyx(o
ango würgen vd. Angina, ^ xwdyxn ^^S* ^^^ Hundehalsband,
wahrscheinlicher ist xvvdyxrj ^nuT eine mundartliche Form
für ^vv und owdyxrj) wenig gebräuchlich für Angina und La-
ryngitis diphtherica.
€. sublinjirualis s. eellularis maligna gangraenosa vd.
Angina Ludovici.
Cynorexie {vd, Anorexie) i. q. Bulimie.
Cyrtometer {>cvQx6g krumm, t6 iuhgov Mass) ein von
WoiLLEZ angegebenes Instniment zur Bestimmung der Form un-
regelmässig krummer Flächen, besteht aus einer Kette von nicht
zu leicht beweglichen, daher ihre gegenseitige Stellimg beibehal-
tenden, 2 cm langen Gliedern von Hörn, durch deren Anschmiegung
die Foim des Thorax in verschiedenen Durchschnitten und At-
mungsstadien bestimmt werden kann,
cf. Stethographie.
Cystadenoma (>? xvozcg Blase v. xvco hohl sein,
Adenoma s. d.) papilliferam, eine Form des Adenoms, bei
welcher es zur Bildung von Cysten kommt, in deren Inneres das
Bindegewebe in Form von papillösen Wucherungen hineinwächst.
cf. Adenoma, Cystis.
Cystalg^ie (ro äXyog Schmerz) i. q. Cystodynie.
Cy(iticercu8 (>? xegxog Schwanz) Blasenschwanz, Blasen-
wurai, Finne, Jugendzustand der menschlichen Tänien.
C. cellulosae Schweinefinne, eine erbsengrosse Blase mit
einer Einziehung, woselbst der Kopf mit dem Hakenki*anz ein-
gestülpt ist. Sie bewohnen besonders das intramuskuläre Binde-
gewebe (daher cellulosae) des Schweines, wohin sie, ebenso wie in
die Organe des Menschen, als Embryonen, d. i. die reifen Eier
der Taenia solium nach Durchbohrung der Magen- und Darm-
wand direkt oder durch Eindringen in die Gefässe mit dem Blut-
strom gelangt sind.
Digitized by
Google
CyBtis 113
f^ C. racemo^ns (racemue Traube) eine besondere im Gehirn
^ vorkommende Form mit traubenartig angeordneten, sterilen Bläs-
W chen. — Ungemein viel seltener wird der
HH ^- Taeniae saf inatae (saginare mästen) angetroffen, u. z.
)jr nm* im willkürlichen Muskel, sowie Herz und Gehirn des Bindes,
^ seltener anderer Wiederkäuer [nach Heller in ZH],
Tj Cystinurie {Cystin, Blasenoxyd, ein im menscla-
pi^ liehen Organismus unter unbekannten, öfters erb-
rj liehen, pathx>logischen Verhältnissen entstehender
Körper, der durch den Urin ausgeschieden wird, in
J flachen Tafeln krystallisirt und in Nieren und Blase
y Gries und Steine bildet) Ausscheidung von Cystingries diu-ch
M den Urin, die Ursache der Bildung von Cystinsteinen.
^^ cf. Lithiasis.
p-j Cystis (xvico schwanger, hohl sein, xmog Höhle)
^ pathologisch die Cyste, Balggeschwulst im weiteren
j^ Sinne, alle Geschwülste, welche aus einem geschlossenen epithel-
rv. bekleideten fibrösen Sack oder Balg mit einem dünnflüssigen bis
dickbreiigen Inhalte bestehen. Man unterscheidet :
1. Nach dem Inhalte.
Atherom {d^^QMfÄo) Grützbieutel, Balggeschwulst
im engeren Sinne. Einen höheren Grad der Eindickimg imd
Umwandlung des Inhalts zeigt die
€holestearin-C. (vd. Cholesteatom), Cysten mit gleichmässig
dickem, rein weissem, glänzendem stearinartigem, blätterig ange-
ordnetem Inhalt.
Dermoid-C. mit Bestandteilen der äusseren Haut, Epidermis,
Fett, Haaren etc. (Fett- imd Oelcysten).
Hämatom Blut-C. (s. d. und unten 2 c).
Hygroma s. Hydatls Wassergeschwulst, C. mit dünn-
flüssigem, serösem oder schleimigem Inhalt (Schleim-C).
Mcliceris (s. d.) Kolloidbälge.
2. Nach der Entstehung.
a) Cysten, welche durch Umwandlung normaler
Hohlräume entstehen, entweder durch Vergrösserung seröser
oder Schleimsäcke infolge von hydropischen Ergüssen oder Hyper-
sekretion (Exsudations-C, z. B.Hydrocele, Hydarthros, Schleim-
beutelhygrome etc.) oder durch Ausdehnung geschlossener Folhkel
(Follicular-C, z. B. ein Teil der Kropf- und Ovarien-C.) —
oder durch Obtiu-ation und Abschnürung von ScMeimhautkanälen,
Drüsenausführungsgängen, Blut- imd Lymphgefässen (Eeten-
tions-C, z. B. Hydrops vesicae feUeae, Hydrosalpirtx, Eanula,
Hämato- imd Lymphocystis etc.).
Roth ^8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. »^
Digitized by
Google
114 CystitiB
b) Cysten, welche infolge von gehinderter Entwicklung au»
fötalen Organen entstehen (Reste des Processus vaginalis bei
Samenstrang-C., die Morgagni'sche Hydatide im Hoden, die se-
rösen und Dermoid-C. am Hals: Retentions-C. der Kiemen-
spalten etc.).
c) Cysten, welche aus Blutextravasaten entstehen:
Extravasations-C, C. haemorrhagica s. apoplectica.
Um den ergossenen Blutherd bildet sich sekundär eine fibröse
Kapsel, welche sich nach Resorption des Blutes und der zertrüm-
merten Gewebsbestandteile mit einer klaren Flüssigkeit füllt.
cf. Hämatocystis.
d) Cysten, welche durch fettige oder kolloide De-
generation in normalen oder pathologischen Geweben entstehen
(Erweichungs-C, z. B. ein Teil der Ovarien-C. und die Cy-
stoneoplasmen, wie Cystosarkom, Cystadenom u. a.).
e) Cysten als primäre Neubildung, die eigentlichen.
Cystome. Hierher gehören die Dermoide (s. d.). ^
cf. Pygopagos, Spermatocele, Dakryops, Hydrops.
(Grösstenteils aus WagneR, Allgem. Pathologie.)
Cystitis {cf, Cystis) Blasenkatarrh und Blasen-
entzündung, ist entweder
€. mueosa aenta {mucus^ fiv^a Schleim, Botz) akuter
Blasenkatarrh, katarrhalische, zuweilen diphtherische, bei
C. gonorrhoica (auf die Blase fortgeleiteter Tripperentzündung)
blennorrhoische Entzündung der Blasenschleimhaut.
C. parenehymatosa (jiaqsyxvfia, syxvfia Galen, der Saft,
das Eingegossene h-x^oj) (submucosa« subserosa) Entzün-
dung der gesamten Blasenwand, häufig mit Entwicklung submu-
köser oder subseröser Abszesse und deren Folgen.
€. chronica der chronische Blasenkata'rrh. Die ana-
tomischen Veränderungen pflegen sich selten auf die Mueosa allein,
sondern (mit Hypertrophie, Geschwürs- oder Divertikelbildung,
Haminfiltration) auch auf die Blasen wand zu erstrecken [nach ZH],
cf. Para- und Pericystitis, Pyelitis.
Cystitom {xi^v(o schneiden) ein Augeninstrmnent, welches
zur Inzidirung der voixieren Linsenkapsel bei Staroperationen dient
(ist gewöhnhch mit dem DAViEL^schen Löffel verbunden).
Cystoadenom vd. Cystadenom.
Cystocele {fi xrjkrj Bruch) Blasenbruch, Vorfall eines
Teils der Blase entweder durch die Urethra (bei Frauen) oder
durch eine Bruchpforte (C. inguinalis, cruralis, foraminis
ovalis etc.) oder als
C. vaginalis, wenn bei Vorfall des Uterus und der vorderen
Scheidenwand ein Teil der Harnblase mit prolabirt ist.
cf. Hemia.
Digitized by
Google
Cystoma 115
Cystodynie (t) oövvtj Schmerz) s. Cystalgie der Blasen-
schmerz.
Cystoid (etöo) ähnlich sein) multiloculäre oder mehr-
fächerige, d. i. aus mehreren einzelnen zusammengesetzte Cyste,
cf. Cystom.
CystolitUasifl (6 U^og Stein, XMaoig v. h^idCfo habe
Steinschinerzen) Blasensteinkrankheit, steinige Konkre-
mente in der Harnblase. Sie bilden sich nur zum kleinsten Teil
in der Blase selbst um Schleim oder Fremdkörper, die Mehrzahl
stammt ursprünglich aus den Nieren (vd. Nephrolithiasis), ver-
grössem sich aber in der Blase.
cf. Lithiasis, Calculi.
Cystoma im engeren Sinne Cyste als primäre Neubildung,
im weiteren Sinne jede (grössere) Cystengeschwulst überhaupt, ins-
besondere :
C. ovarii Eierstockscyste oder Eierstockskolloid
(wegen des kolloiden später dünnflüssigen Inhaltes) zur Klasse der
epithelialen Tumoren gehörend.
Pozzi teilt die Ovarialcysten folgendermassen ein :
A. Cysten mit grosser Ausdehnung:
I. C. glanduläre proligerum sive proliferum. Grosser
Tumor mit einer oder mehreren Höhlen [Crüveilhier unter-
scheidet unilokuläre (einkammerige) multilokulare (mehr-
kammerige), areoläre (zellenförmige) u. zusammengesetzte
Cysten], deren Sack mit Cylinderepithel bekleidet in verschiedene
Schichten zerfällt und deren Inhalt flüssig ist. Die Cysten-
wandung ist von einer reichlichen Zahl von Drüsen durchsetzt.
II. C. proliferum papilläre. An Stelle der Drüsen bei I
finden sich bindegewebige Wucherungen, die das Epithel in die
Cystenhöhle vertreiben.
I u. II nehmen ihren Ausgangspunkt vom Keimepithel spe-
ziell von den Pflüger'schen Epimelschläuchen, aus welchen dm-ch
Teilung und Abschnürung die Graafschen Follikel entstehen
{Klebs, Waldeyer).
III. Einfache oder gemischte Dermoidcyste. Viel
seltener als I u. II, mit denen grosse äussere Ähnlichkeit besteht.
Die Innenwand der Cyste wird durch eine Membran gebildet,
welche der äusseren Haut vollkommen analog zusammengesetzt ist,
und Haare, Zähne und Knochen trägt. Auch glatte Muskel-
fasern sind beobachtet. Der sebumartige flüssige Inhalt enthält
Cholesterinskrystalle.
Die Genese der Dermoidcysten ist noch vollkonmien dunkel,
am meisten Wahrscheinlichkeit hat die Einschliessungstheorie, nach
welcher es sich um eine Abschnürung einzelner Partieen des
Blastoderms in den Geweben handelt.
8*
Digitized by
Google
ll'ß Cystomyxom
IV.Parovarialcyste oderCyste des Rosenmüller 'sehen
Organs. Unabhängig vom Ovarium, vom Lig. latmn oder Par-
ovarium aus entstehend. Zu unterscheiden eine hyaline, pa-
pilläre und dermoidale Foiin.
B. Cysten mit massiger Ausdehnung.
I. Residualcysten.
a) Cyste der Morgagni 'sehen Hydatide.
b) Supratubare Cyste.
c) Mikrocyste des Lig. latum.
IL Follikularcysten früher als Hydrops foUiculoruin
Graafii bezeichnet.
IIL Cysten des Corpus luteum.
Cystomyxom vd. Myxom.
Cystopexie [Tuffier] (jJ jc^^ig Festmachen) Anheftung
der Blase an die vordere Bauchwand behufs Beseitigung der Cy-
stocele vaginalis.
Cystople^ie {^krjoow schlagen , durch Schlag läh-
men, Stamm: nkaa- und siXrjy' also Tckrjyrj Schlag, vd. Apo-
plexie) Paralysis vesicae, Blasenlähmung.
Cysto skopie {oxonsw sehen) die Untersuchung der Blase
mittels des elektiischen Glühhchts [Cystoskop von Leiter].
Cysto spasmns {vd. Spasmus) Blasenkrampf, gewöhn-
lich in Begleitung von Hyperästhesie und Neuralgie (Neuralgia
cysto-urethralis) besteht in einer mit Erregung der Empfin-
dungsfasem der Blasenhalsnerven verbundenen pathologischen Er-
regung der BewegungsneiTen des Blasenhalses, besonders derjenigen
Muskelteile desselben, welche das Austreiben des Harns vennitteln —
bei nervösen Individuen, Örtlichen Cerebrospinalerkrankungen etc.
cf. Enuresis et Dysuria spastica, Tenesmus, Strangarie.
Cystotomie vd. Lithotomie.
Dämonomanie (6 öaif^cov neutest. der böse Geist,
Teufel ; i^ fiavia Wahnsinn v. ^aivo^ai) s. Dämonomclaneholie^
Besessenheit, vd. Melancholia.
Dakryoadenitis {t6 öAxqvov Thräne, 6 dd^v Drüse)
Entzündung der Thränendrüse, eine sehr seltene Krank-
heitsform mit akuter oder chronischer Verlaufsweise. Die
Krankheit besteht entweder in einer einfachen Infiltration der
Drüse oder in Bildung von Cysten oder in einer Neubildung
[Adenoid Becker].
DaliLryoeystiti« (fi nvong h&utiger Sack, Blase)
Entzündung des Thränensacks, kommt vor als
D. catarrhalis vd. Catanhus.
Digitized by
Google
Decapitatio 117
D. blennorrhoiea^ wobei man aus den Thi'änenpunkten ein
gelblich-dicklichee Sekret, mit zahlreichen EiterzeUen, ausdrücken
kann (welchem eine stai'k infizirende Eigenschaft zugeschrieben
wird).
Dw BhlegmoA08» (tpkeyco breiuie, qpiaypLQvri EntBÜttdiing)
Entzändung der den Thränensaek bildenden Gewebe und der den-
selben umgebenden Weichteile [Gräfe und Sämisch].
I^akryo«y»i;oMeiiitorrkoe(To ßXiwog Sclileim, 17 qoti
TlieBsen) Thränensackeiterung rd. Dakryocystitis.
Dakiryolith (6 XC^og Stein) Lithiasis glandulae laery-
maus Thränensteine, entstehen durch Stauung, Eindickung
und Verkalkung des Sekretes in den Thränendrüsenausführungs-
gängen.
cf« Cflleulns.
Hakryops (»7 wi^f Auge) c^'stenartige Geschwulst imter
der Bindehaut des oberen Augenlids in der Nähe des Schläfen-
winkels infolge von Ektasie eines Thränendrüsenausführungsganges
mit Zurückhaltung der Thränenflüssigkeit.
Dakry^rrk^e {osiv fliessen» qoti Flus^) der Thränen-
fluss = Epiphora.
Daktylitis (6 ddxxvXog Finger, Ux-ofiai fangen, em-
p£a>ngen) nur gebräuchlich in der Zusammensetzung:
P. &3rphitHI«a eine seltene tertiär-syphilitische Affektion der
Finger und Zehen, welche in einer Infiltration gummöser Massen
in das subkutane Bindegewebe, die fibrösen Teile d«r €relenke und
in die Knochen der Finger imd Zehen (die syphilitische Affektion
der Knochen der. Finger und Zehen wird von Lewin von den
gleichartigen Affektionen des Bindegewebes und der Muskehi ge-
trennt imd Phalangi tis syphilitica genannt) mit enoimer
Verunstaltung derselfcn, besteht.
cf. Panaritium, Onychia, Spina ventosa (sehr ähnlich).
Daktylolysis spontanea [Menzel] allmähliche Ab-
schnürung von Fingern und Zehen in der Kontinuität der ersten
Phalanx, wahi'scheinlich durch pathologische Epitheleinsenkung.
cf. Ainhnm.
Dal 111 (arabisch : geschwollenes Bein) i. qu. Elephantiasis
Arabum.
IteltoiilMnitft i. q. Anerythropsie, nach dem eng-
lischen Physiker D Alton, der diese Krankheit 1798 beschrieb,
an der er selbst litt.
Wird auch im Sinn von Achromatopsie überhaupt ge-
braucht. -
Decapitatio {laU decapüare) Trennung des Kopfes vom.
Rumpfe, eine Ai-t der Embryotomie.
Digitized by
Google
1 18 ^ Decidua menstrualis
Decidna menstrualis {membrana decidua, de u. cado,
die hinfällige, vom mütterlichen Organismus selbst
gelieferte äusserste Eihaut, die gewueherte Sehleim-
haut des Uterus) vd. Dysmenorrhoea membranacea.
Decidnoma Bezeichnung für gutartige und bösartige
Neubildung der Decidua. Für D. malignum schlägt GtOTT-
SCHALK den Namen Sarcoma choriodeciduale vor.
Decortieation {cortex die Binde) die Ausschälung
von Geschwülsten zum Unterschied von der in der Extrak-
tion derselben aus dem Gewebe bestehenden Enucleation.
Decrepid (decrtpitus, verw. m. crepa u. crapulä) sehr alt,
abgelebt.
Decubitus (cuhare liegen — eig. Gangraena per
decubitum, so benannt» weil am häufigsten die
Stellen» mit denen der Körper aufliegt, dieser Form
von Gangrän verfallen) Druckbrand, welcher unter dein
disponirenden Einfluss von Lähmungen, Fieber und venninderter
Herzthätigkeit durch leichten aber anhaltenden Druck von aussen
zu stände kommt.
D. aeutus entsteht bei zerebralen Lähmungen bald nach deren
Eintritt nur auf der gelähmten Seite als ein Symptom von übel-
ster Prognose.
Detatis^atio {de-fatigo v. fatim oder ad fatim ago, fatts
= ;faTtff Genüge) Übermüdung, Überanstrengung des Muskel-
und Nervensystems, besonders des Herzmuskels {weakened hearty
irritable heart).
cf. Prostratio.
Defectns {laU v. deficere) das Fehlen.
D. mammaram vd. Amazia.
D. vulvae (vulva weibliehe Scham, volvae Thorflügel
V. volvere) s. Atresia totalis ein Bildungsfehler, bei welchem
weder eine Mündung der Blase, noch der Keimdrüsen, noch de»
Darms besteht.
Deferenitis imzulässiger Ausdruck für Entzündimg des
Vas deferens.
DeferTescenz (ferveo sieden, glühen) Nachlas s,
besonders von -Fiebern und akut fieberhaften Krankheiten.
cf . Stadium.
DefluTiam capillonun (de-fluo) rasch ei-folgender
allgemeiner Haarausfall, akute Alopecie, nach akuten örtHcheh
Entzündungen der Kopfhaut oder nach schweren aUgemeinen
Krankheiten eintretend.
Defarturatio (furfur-far, ina Kleie) i. q. Desquamatio
furfuracea.
cf. Pityriasis.
Digitized by
Google
Degeneraüo HO
]>e|^]ierati« (ßtnus) Entartnug, in der Pathologie
Ton Zellen und Organen gebraucht, in Atrophie, Metamorphose,
Infiltration und Einlagerung von Neubildungen bestehend.
Die d^enerativen Metamorphosen sind:
1. Die molekulare Metamorphose (cf. Detritus).
a) Die trübe Schwellung ist eine akut eintretende
Schwellung und körnige Trübung des Protoplasma der Zellen,
welche wahrscheinlich auf einer Ausscheidung (Geriunimg?) ge-
wisser im Saft des Protoplasma gelöster Eiweisskörper beruht und
hervorgerufen zu werden scheint durch Entzündungsreize aller
Art rc/. Inflanunatio parench^matosa), sowie direkte Einwirkung
gewisser Gifte (wie Pha^tphor, Arsen) und bei zymotischen Krank-
heiten. — Kehrt der Zustand nicht bald zur Norm zurück, so
geht er über in
b) die fettige Entartung, D. liponatodes (vd. Lipoma
V. Ät:tcoßiaxo€tdi^c) durch Auftreten von feinen Fetttropfchen im
Protoplasma charakterisirt. Dieselben konfluiren jedoch nie zu
grossen Fetttropfen, wie bei der Fettinfiltration (s. d.), sondern
bilden, nachdem die Zellenelemente als solche zu Gninde gegangen
sind, die Körnchenkugeln (Gluge's „Entzündungskugeln**),
in denen die einzelnen Fettkömchen und -tröpfchen noch durdi
eine eiweissartige Zwischensubstanz zusammengehalten sind, und
zerfallen endlich durch Auflösung dieser Zwischensubstanz zimi
„fettigen Detritus**, welcher resorptionsfähig ist.
c)Die Verkäsung Tyrosis (s. d.), Nekroblosis, fniher
Tnbereulisatio genannt, weil man glaubte, dass nur die Tuberkel-
krankheit Veranlassung zur Bildung käsiger, d. i. käsartig dichter,
homogener Massen gebe, käsige Nekrose, ist eine Modifikation
der fettigen Entartung durch Eintrocknung der fettigen Zellen zu
einer dichten gelbweissen kömigen oder mehr homogenen Masse,
welche überall da zu stände kommt, wo es an Zufuhr von auf-
lösender Flüssigkeit fehlt, übermässige Zellenproduktion bei unge-
nügender Vaskularisation vorhanden ist.
cf. Tyroma, Scrofulosis, Phthisis.
2. Die schleimige Erweichung Deg. myxoinatodes
(vd. Myxoma) ist eine aUmähliche Verflüssigung der Grewebe, bei
welcher die festen Eiweisskörper, welche die Zellen- und Inter-
zellularsubstanz bilden, in verschiedene lösliche Modifikationen
übergeführt und resorbirt wei-den mit Ausnahme des persistenteren,
weil weniger diffusions- und resorptionsfälligen und durch starkes
Quellungsvermögen ausgezeichneten Mucins, durch welches beson-
ders das Bindegewebe in sog. Schleimgewebe umgewandelt wird,
indem seine Grundsubstanz schleimig erweicht, verquillt, abe» in
aeiner Form nicht wesentlich verändert wird.
Sie tritt hauptsächlich als sekundäre Entartung in und von
pathologischen Neubildungen auf.
cf. Myxom.
Digitized by
Google
120 Dehiscenss
3. Die kolloide D. {rj xoXla Iieim, xokXoeidiig) gallertertige
Zellenmetamorphoee, bestellt darin, dass sich die einzelnen prä-
existirenden Zellen der Grewebe in gallertartige, fettartig glänzende
imd durchscheinende Kugeln (KoUoidkugeln) von starkem Quel-
lungsvermögen verwandeln und endlich ganz zu amorpher Kolloid-
masse erweichen (Ovarium, Schilddrüse, Krebsgeschwülste).
4. Die amyloide Degeneration besteht wahrscheinlich in
einem Infiltrationsvorgange, vd. Infiltratio, amyloid.
[Nach EiNDFLEiscH, Path. Grewebelehre.]
Deliiseenz {dehisctre, hisco, hiasco, x^^^ gähne) das
Klaffen, Auseinanderweichen.
cf. DiastasG, Fissur, Kolobom.
Itejectie^ tHJeetionen (de- und jaciö) die Kotentlee-
rung; der Auswurf Stoff.
!Delig:tttie ». I^ellgatura {ligare binden) der Verband.
Deliriam (Zfra Furche, Ackerbeet, Z2Var€einfarchetL,
de-lirus von der P. abirrend, entgleisend, übertr. : ver-
rückt, irrsinnig, deUrare Plinius, de-lirium [Celsüs]) das
Easen — sowohl in Ideen, als in Handlungen, als Psychose
identisch mit Manie; — ausserdem als vorübergehendes, sympto-
matisches Irrereden, „Phantasiren".
Gebräuchlich in folgenden Ausdrücken (zur Ergänzung vd,
Mania).
B. aeutum .plötzlich ausbrechende und rasch zur Genesung
oder zum Tode führende Tobsucht (D. furibundum), durch un-
aufhörliches sinnloses Schwatzen mit dem Ausdruck grosser Angst,
bes. Vergiftungswahn, charakterisirt.
D. eopdis (bildlich) völlige Irregularität der Herzthätigkeit
bezüglich Aufeinanderfolge, Höhe und Spannung der Pulswellen.
D. epileptteam u. postepilepticnin psychische Störungen
(maniakalische Exaltation), die transi torisch im Gefolge eines epi-
leptischen Anfalles oder periodisch an Stelle eines solchen unter
einem von dem gewöhnlichen Bilde der Epilepsie vollständig ver-
schiedenen Bilde auftreten.
B. f ebri le Fieberdelirium, besteht in lebhaften Träumen
während des Wachens oder Halbwachens bei Fieberkranken.
D. furibundum Tobsucht, vd. Psychosis, Mania.
D. hysterieum vd. Mania hysterica.
D. ex inanitione Inanitions-D., bei subakuten und chro-
nischen Foi-men der Blutarmut vorkommend, von meist mania-
kalischem Charakter, am häufigsten nach fieberhaften Krankheiten
mit dem Abfall des Fiebers zum Ausbruch kommend.
D-a mussitantia {mussitare murmeln, mussare, mugire,
vom Laute mu), wobei die Kranken unverständliche Worte leise
vor sich hinmurmeln.
Digitized by
Google
Demulcentia 121
D. nervosum traümatieum (zgadfia Wiuide) Zustand höch-
ster nervöser Exaltation nach Verletzungen bei nervösen und hy-
sterischen Personen, unabhängig von Fieber.
D. tremens s. potatorum s. alkoholiemn Säuferwahn-
sinn, gewisaermassen die akute Form des Alkoholismus chronicus
(s. d.), besteht in ausgebildeten Fällen in einem massigen Grade
von Tobsucht mit einem vorausgehenden Stadium melancholicum,
gewöhnlich Zittern der Extremitäten, Schlaflosigkeit und Hallu-
zinationen (Sehen von kleinen Tieren etc.).
Demarkation (zunächst vom franz. demarquer ab-
grenzen» durch Marke bezeichnen, m*spr. vom deutschen
Mark), Abgrenzung durch sequestrirende Entzündung und Eite-
rung, die Bindegewebs- oder Knochenentzündung (Ostitis rarefi-
cans), welche sich als Vorbedingung der Sequestrirung gangrä-
nöser Weichteile oder nekrotischer Knochenstücke an der Grenze
des Gesunden und Abgestorbenen entwickelt.
Dementia {de von, mens Verstand) der Schwach-
sinn, Blödsinn, — primär selten, z. B. als Geistesschwäche
des Greisenalters (D. senilis als Folge der senilen Involution des
Gehirns) und bei Gehimkrankheiten ; gewöhnlich tritt sie sekun-
där als Ausgang der ungeheilten Melancholie und Manie auf und
wird dann als allgemeine Verwirrtheit oder Verrückt-
heit bezeichnet — ein Zustand allgemeiner psychischer Schwäche,
wobei bestimmte Wahnideen nicht mehr in auffallender Weise vor-
herrschen, sondern ein verwirrtes Geschwätz, beständiges Wieder-
holen gewisser Worte etc.
cf. Moria.
D. apathica der eigentliche Blödsinn. Während bei der
Verrücktheit die Kranken noch einige äussere Lebendigkeit und
Beweglichkeit zeigen, ist der Blödsinn durch fast vollständigen
Ideenmangel nebst grosser Schwäche auf der motorischen Seite
des Seeleäebens charakterisirt.
0. paralytiea {jiagd-Xvatg^ naga-Üw lähme) der para-
lytische Blödsinn, ist eine chronische Geistesstörung, charak-
terisirt durch allmählich bis zum höchsten Grade fortschreitende
Schwäche auf psychischem und motorischem Gebiete. — vd. Pa-
ralysis gener. progress.
cf. Idiotie, Stupor, Fsychosis.
Demodex [Owen] foUiealoram (dijfioörjS Y.drf/Liog Fett
V. datco brenne und Si^^ HolBWurm v. dd?(v(o beisse!) i. q.
Acarus follicul.
Demaleentia (de-mitlceo streicheln -— sc, remedia)
S. Eiaallieutia besänftigende, d. i. reizlindernde, schmeidigende,
einhüllende Mittel.
Digitized by
Google
122 Dengue
Dens^ne (spau., vom engl, dandy Stutzer — nach Deez
sp., pg. u. kat. dengue, sard. denghi, Ziererei von de-negare
verweigern, abschlagen) Dandyfieber, Denguis, eine
akute Krankheit, welche meist in heissen Ländern epidemisch
vorkonmit mid in zwei mimittelbar oder spätestens innerhalb drei
Tagen aufeinanderfolgenden Paroxysmen verläuft, von denen
der erste durch hohes kontinuirliches Fieber imd schmerzhafte
Gelenksschwellung, der zweite durch remittirendes Fieber und
quaddelartige Hauteruption ausgezeichnet ist [ZH].
Das Leiden wird von den meisten Beobachtern als ein akuter,,
febriler, mit Exanthem komphzirter Rheumatismus aufgefasst.
Syn.: Scarlatina mitis, Exanthesis arthrosia.
Dentapboit (dens, tis, tj qxovri Stimme — die richtigere
Bildung würde sein: Odontophon) eine schaUauff angende Fläche,,
welche durch besondere Vorrichtungen behufs Übertragung de&
Schalles zwischen die Zähne genommen wird.
Dentinoid {Dentin die Zahnbeinsubstanz, sXdw ähn-
lich sein) vd. Odontom.
Dentitio das Zahnen {dentire zahnen).
D. difflcilis Durchbruch der Milchzähne unter direkt oder
indirekt davon abhängigen Beschwerden und Erkrankungen der
Kinder (Stomatitis, Salivatio, Eklampsie, Urticaria, Liehen, Prurigo,
Ekzema acut. — DiaiThoea dentit.).
Depilatio {de u. pUus Haar) vd. Alopecia congenita.
Depilatorinm Haarzerstönmgsmittel.
cf. epiliren.
Depletion {deplere ausleeren) die Entleerung, besonder»
als Depl. sanguinis — Blutentziehung im Grebrauch.
Depressio {de-primere niederdrücken).
1. psychische, nervöse etc. D-n: Abspannung, Langsam-
keit und Schwäche der Funktion.
2. D. cataractae {vd. Cataracta) s. Reclinatio die Nieder-
drückung einer harten Katarakt, Versenken derselben in den
unteren äusseren Teil des Glaskörpers durch eine per Skleronyxin
eingeführte Stamadel — unzweckmässige, daher antiquirte Methode
der Staroperation.
3. D. uteri puerperalis {piter u. pario) die Einstülpung
der Gebärmutter bei Wöchnerinnen.
DeriTatio {de-rivare ableiten, v. rivus der Bach)
s. Revulsio die Ableitung, Beeinflussung von Entzündungs-
vorgängen, Nervenreizungen und Fluxionen auf reflektorischem
Wege durch Reizung sensibler Hautnerven, oder durch Ableitung
der Säftemasse mittels Hervorrufung von Turgeszenz in anderen
Teilen, z. B. der Haut, der inneren Darmobei-fläche etc.
Digitized by
Google
Dermatomykosis 123
Derivantla s. Revulsiva {sc, remedia) ableitende Mittel,
cf. Epispastica.
Dermalgie (to degfia Haut^ v. öeQco abhäuten, schin-
den, t6 äXyog Schmerz) der Hautschmerz.
cf. Neurodermatosen.
Demiapostasen (djtooraois v. äfpiorrjfjit an eine andere
Stelle bringen) Lokalisation einer anderen Krankheit auf der
Haut, also symptomatische oder deuteropathische Hautkrankheiten
(wie z. B. die Syphilide etc.).
cf. Dermexanthesen, Dermatonosen.
Dermatexanthesis (17 i^dv^rjaig Ausschlag, i^ar-
&e(o V. ävd^og Blume) Dermapostase in Form eines Exanthems.
Dermatitis Hautentzündung im allgemeinen. Im
besonderen vd. Ambustio und Congelatio, Erysipelas, Phlegmone,
Exanthem, Anthrax, Fmimculosis , Hydradenitis etc. — Inflam-
matio catarrhaUs.
D. contusiformis die infolge von Kontusionen eintretende
Schwellung (Beulen) und entzündliche Beaktion der Kutis imd
des subkutanen Gewebes.
D. exfoliativa infantum [Rittershayn] ein bei Neugebo-
renen am Ende der ersten Lebenswoche vorkommendes Eiymem,
bei dem sich die Epidermis meist infolge eines unter ihr gebildeten
flüssigen Exsudates abhebt. Die Krankheit endet meist mit Ge-
nesung, führt aber auch manchmal durch Phlegmone, Gangrän
und Sepsis zum Tode.
D. herpetiformis [Duhrestg], s. Hydroa [Unna], s. Der-
matite polymorphe douloureuse chronique k pouss^es
successives [Brocq] „chronisches, das Allgemeinbefinden nicht
erheblich beeinträchtigendes Nervenleiden der Haut, welches nach
verschieden langen, freien Intervallen zu regelmässig wieder-
kehrenden, mit brennenden u. juckenden Empfindungen einher-
gehenden, mehr oder minder universellen Ausschlägen führt, die
einen erythemato-bullösen Grundtypus, vielfach modifizirt, zur
Anschauung bringen" [Unna].
DermatodeliLtes [Gerlach] {drjxxrjg Beisser = baHv^m)
s. Dermat'okoptes [FÜRSTENBERg] ein accidenteller Paiasit
(Milbe, grösser als Sarkoptes) der menschlichen Haut, der einen
pustulösen Ausschlag erzeugt.
Dermatolosfie Q.6yog) Lehre von den Hautkrankheiten.
Hermatoinykosis (6 fivxr^e, gen,, -rjrog oder fivxog, -ov
Pilz) durch Pilze bedingte Hautkrankheit.
D. fürfuraeea i. q. Pityriasis versicolor s. d.
cf. Ekzema marginatnm , Favus, Herpes tondens, Mikrosporon
farfnr, Sykosis parasitaria.
Digitized by
Google
124 Dermatomyom
Dermatomyom (vd. Myom) eine seltene aus glatten
Muskelfasern bestehende, vermutlich von der Muskulatur der Haai^,
Gefässe u. Schweissdrüsen ausgehende, multiple Neubildung der
Haut, bei welcher eine spontane Involution möglich ist
[LUKASIEWICZ].
Denoatoniyositis [Unvebricht] (vd. Myositis) eine
infektiöse durch diffuses entzündhches Ödem und Ausschläge
charakterisirte Hauterkrankung mit Fieber und Allgemeinstöningen,
imd Mitbeteiligung der Muskulatur.
cf. Polymyositis.
Deifmatanosifl (17 voaog Krankheit) Hautkrankheit.
Dermatophon (17 (pcov^ Laut, v. qxoveco, eigentlich
ein Adj. degfMio-qpcovog) ein von Voltolini-Hueter angegebenes
stethoskopartiges Instrument, mittels dessen man die Geräusche
des Blutstroms in der Haut wahrnehmen kann. Dasselbe lässt
sich auch zur Wahrnehmung der Muskeltöne imd der in Sehnen
oder Knochen durch Perkussion hervorgerufenen Greräusche be-
nutzen und wird dann zum Myophon, Tendophon oder OsteophoD.
Dermatoplastik (jtXdaaco bilden) dei-jenige Teil der
plastischen Chirurgie, welcher sich mit den durch Hautdefekte
entstandenen Entstellungen imd Funktionsstörungen befasst.
!Deriiiatozoeit (ro C<^ Tier) Schmarotzer, welche
ausschliesslich oder zeitweise in der Haut wohnen.
Dermatozoonosen die dm*ch D. bedingten Hautkrankheiten,
cf. Acaru», Filaria, Ixodes, Leptus, Pedicul. pubis, Pulex pene-
trans, — Epizoen.
Dermo- Aktinomyktt«is, die Strahlenpilzkrankheit
der Haut.
cf. Aktinomykosis.
I>eniios;raphie (v. ygdcpco schreibe — ygacpla) die
Technik, wodm-ch die perkussorischen Grenzbezirke oder gewisse
diagnostisch wichtige Punkte auf der Haut angezeichnet wei-den.
HerinkOiit (eig. degfiajo-eiörfs, von deQjLta und' siSco ähn-
lich sein) Dermoidcysten, deren Innenfläche die Organi-
sation 'der äusseren Haut zeigt mit atypischem Sitz. Sie finden
sich am häufigsten im Geschlechtsapparat, besonders im Ovaiimn
(vd. Cystoma ovarii) und enthalten eine fettige, gelblichweisse,
von Epidermiszellen und Cholestearin, oft auch von Haaren durch-
setzte Schmiere. Manchmal finden sich unter der Cutis auch
Knorpel- imd Knochenstücke, seltener Zähne. Sie sind wahr-
scheinlich weiter entwickelte , verii-rte Keime des äusseren Keun-
blattes.
Digitized by
Google
Desquamatio 125
Dermosynovitis plantaris ulcerosa [Gosselix]
(vd. Synovitis) hartnäckige Eiterung in der Fusesohle, welche
sich im Anschiuss an vorhandene Schwielen bildet und welche
auf einen unter der Schwiele gelegenen, schon normal vorhan-
denen oder pathologisch ^gebildeten Schleimbeutel übergi-eift.
cf. Malam perforans pedis.
Descemetitis Entzündung der Membrana Descemetii,
sekimdär nach Iritis (sklerosirende Keratitis).
cf. Iritis serosa.
Descensas das Herabsteigen, die Senkung.
B. funieuli umbilicalis der unvollkommene Vorfall der
Nabelschnur bei der Geburt.
D. ovariorum häufige Lageveränderung der Eierstöcke bei
Ketroversio und Betroflexio uteri.
D. uteri Gebär muttersenkung, mehr oder weniger tiefes
Herabti-eten des Utenis in die Scheide bei Erschlaffung der ihn
stützenden Bänder, mit Umstülpung des Scheidengewölbes.
cf. Dislocatio, Inversio, Prolaps.
Deslitfieientla (sc. remedia — v. d. franz. Vorsilbe
des, lat.: de-ex und inficere anstecken) Mittel zur Zer-
störung von Ansteckungsstoffen.
Desinfektion die Anwendung solcher Mittel.
cf. Antiseptica.
Desmoid (6 öeoftog Band, Bindegewebe, v. öso) binde,
sidco bin ähnlich) i. q. Fibroid, vd. Sarkom.
Desmuri^ie '{egyco thun, wirken) dei-jenige Teil der
chirurgischen Therapie, welcher mit Verbänden, Apparaten u. dgl.
ausgeführt wird, im Gegensatz zur Akim-gie und etwa zur Chirurgie
in dieses Woiles eigentlicher engerer Bedeutung.
Desodorisantia, Desodoriferantia (v. franz. des
u. odoriferant riechend, medicamenta odores de-efferentia)
könnte man diejenigen (Desinfektions-)Mittel nennen, welche spe-
ziell zur Zei'stÖmng übler Gerüche dienen.
Desodorisiren üble Gerüche zerstören.
Desquamatio {vd. squama) der Vorgang der Abschuppung.
D. furfuracca, Defarfaratio (s. d.) kleienartige Abschuppung,
d. i. in Fomi einzelner kleinster Schüppchen.
D. inembranaeea s. lamellosa in Form grösserer Membranen.
D. siliquosa {siltqua Schotenfrucht) Abstossung leerer
Hülsen, welche durch Aiisammlung von Flüssigkeit gebildet waren,
die wieder zur Eesoi-ption gekonunen oder ausgeflossen ist.
D. neonatornm die Abschuppung der Neugeborenen während
der ersten Lebenswochen.
Digitized by
Google
126 Detritus
Detritus {de-tero, trivi, trttum zerreiben) feinste, mo-
lekular zerfallene Gewebstrümmer, speziell das Endprodukt der
Degeneratio lipomatodes (s. d.) der Zellen.
Deuteropathisch (6 Semegog, 7ta^-ix6g = path-isch,
To Tid^og Leiden) oder sekundär nennt man Krankheiten,
welche nicht selbständig, sondern im Gefolge und abhängig von
anderen Krankheiten auftreten.
Oppos.: idio- s. protopathisch, primär.
Deviation conjueee (franz. [Foville]) gleichge-
richtete Abweichung beider Augen bei Hirrdäsionen , und
zwar bei einseitiger Ponsaffektion nach der dem Krankheitsherd
entgegengesetzten, bei Grosshimaffektion nach der Seite des
Herdes.
Dextrin, Dextrose {dexter rechts, nach rechts
drehender Körper) die Endprodukte der Speichelverdauung,
diagnostisch als Zeichen der beendigten Amylolyse zu vei*werten.
cf. Achroodextrin, Erythrodextrin, Maltose.
Dextrokardie (17 xagöia "ELqtz) angeborene Abnormität,
bei der sich das Herz in der i-echten Thoraxhälfte befindet, meist
mit Transpositio viscerum onmimn verbunden; oder Verlagerung
des Herzens nach rechts dm*ch pathologische Prozesse (Pleura-
exsudat, Pneumothorax).
Diabetes {öia-ßaivco hindurchgehen, weil nach
Galen's Ansicht die Nieren bei dieser Krankheit das
genossene .Getränk an sich zögen und unverändert
wieder ausschieden) die Harnruhr.
D. mellltas (mel der Honig) s. verus die Zuckerharn-
ruhr, eine fast immer chronische Ki-ankheit, bei welcher unter
Vermittelung des stärker zuckerhaltigen Blutes, unter Vermehrung
der Hammenge und der meisten Hambestandteile imd Erhöhung
des spezifischen Grewichts mehr oder weniger Traubenzucker durch
den Harn ausgeschieden wird und in schweren Fällen die Kranken
unter zunehmendem Marasmus (häufigste Komplikation: Phthise,
Gangrän, Morbus Brightii, manchmal plötzlicher letaler Ausgang
durch diabetisches Koma [Acetonämie]) zu Grunde gehen. Je
nachdem durch eine entsprechende antidiabetische Diät die
Zuckerausscheidung zum Schwinden gebracht wird oder nicht,
imterscheidet man eine leichte und eine schwere Form des D.
Bei zeitweilig fehlender Polyime spricht man von D. decipiens.
Das Wesen der Krankheit ist nicht sicher erforscht. In manchen
Fällen nimmt die Krankheit wahrscheinlich ihren Ausgang vom
Nervensystem (D. neurogenes), in anderen primär vom Magen-
darmkanal oder der Leber aus (D. gastroenterogenes und
hepatogenes). Neuerdings ist ein Zusammenhang mit Pankreas-
erkrankung für manche Fälle wahi-scheinlich gemacht [Minkowski],
cf. Acetonämie.
Digitized by
Google
Diaphotoskop 127
D. inositus (ij lg, ivog Muskelfaser) diejenige Foi-m de»
D. mellitus, bei welcher an Stelle des Traubenzucker vorwiegend
Inosit, eine nicht gärungsfähige, in den Muskeln enthaltene
Zuckerart (Muskelzucker) tritt.
D. insipidas (,,unschmackhaft" von in und sapto
schmecken im Gegensatz zur Zuckerruhr) s. spnrius
s. Polyurie s. Polydipsie die einfache oder zuckerlose
Harnruhr, eine chronische selbständige Krankheit, deren wesent-
lichstes Symptom in anhaltender Ausscheidung sehr reichlicher
Mengen eines Harns von niedrigem spezifischen Gre wicht besteht,
der nicht zuckerhaltig und in der Regel arm an festen Bestand-
teilen ist. — Die Ursache ist wahrscheinlich eine im Cerobro-
spinalnervensystem begründete funktionelle InneiTationsstörung der
Nieren; die Prognose der Ki-ankheit ist fast ebenso ungünstig als
diejenige der Zuckerhamruhi*.
cf. Azotnrie, Hydrurie, Dyspnoe, Koma, Glykosnrie.
Diabrösis (i? Öidßgcoaig y. Öia-ßißQcaaxco) das Durch-
fressen, Durchnagen vd. Haemorrhagia.
Diaceturie {dt, dis, acetum u. to ovgov Harn) Aus-
scheidung von Diacetsäure (Acetessigsäure) im Urin.
Diaer esis (öt-aioso) auseinandernehmen) die Tren-
nung, Zerreissung vd. Haemorrhagia per diaeresin.
Diai^nösis (17 bia-yvoioig Unterscheidung v. yiyvcaaxm
erkennen) Erkennung und Unterscheidung einer bestimmten
Knuikheit.
Differenzial-D. Unterscheidung einer Krankheit von
mehreren ähnlichen
Diagnostik die Kunst, richtige Diagnosen zu stellen.
cf. Öemiotik.
Dialyse {öia-Xva>, dtdXvöig) der Iris vd. Iridodialysis.
Diapedesis (sc. sanguinis, 1? dicuzi^driaig [Hippokrates,
Oalen] V. öta-jtTjddco hervordringen) das Hindurchsickem von
Blut, eine besondere Form der Hämorrhagie (s. d.).
cf. Inflammatio.
Diaplioresis (17 öia(p6Qi]aig v. Sta-q?oge€o [(figco] aus-
einandertragen, ausdünsten) das Schwitzen, der Vor-
gang der Schweissbildung, vd. Sudor.
Diaplioretiea {sc, remedia) schweisstreibende Mittel.
cf. Ephidrosis.
Diaphotoskop (ro q?(bg, (pcoxog Licht, oxojieco besich-
tige) [ScHtJTz] Endoskop: Vermittelst einer zentralen Durch-
bohrung der ein Glühlämpchen enthaltenden Kapsel, wird das
Auge des Beobachters inmitten des Strahlenkegels der Lichtquelle
versetzt.
Digitized by
Google
128 Diarrhoea
Diarrhoea (17 Siaggaia a. biaggori y. öiaggeco durchfliesseii)
der Durchfall, das Abweichen, häufiger Abgang dünner Stühle,
indem wegen beschleunigter Peristaltik des Kolons die normale
Eindickung des Chymus nicht zu stände kommt. Diese Be-
schleunigung kann eine rein nervöse sein (D. nervosa bei Ge-
mütsbewegungen, Hysterie), oder reflektorisch durch Eeizung der
sensiblen Nervenendigungen im Darmkanal durch entzündliches
Exsudat und Darmkontenta bei Enteritis (s. d.) hervorgerufen
werden. Das reichliche entzündliche Exsudat mischt sich dem
Chymus bei [nach Leübe in ZH].
D. ablaetatoram (ah-lactare) die sehr dünnen diarrhoischen
Stuhlgänge bei Kindern, die rasch von der Mutterbrust abgewöhnt
werden, gewöhnlich durch den Reiz der veränderten Nahrung
bedingt.
D. ehylosa (xvkog Saft) s. Fluxas eoelfaens {xoihaxog,
xoikia Unterleib, xoXXog hohl) nannte man früher eine für
Enteritis folliculosa charakteristische Form der D., in Entleerung
imdurchsichtiger, flüssiger gelbweisser, eiterähnlicher Schleinamassen
bestehend.
D. dentiticntiam (dentire zahnen) Dian-höen, welche mit
dem Durchbrach der Milchzähne in Zusammenhang stehen und
in leichten und frischen Fällen auf die Wirkung des verschluckten
salzhaltigen Speichels zurückzuführen sind.
cf. Dentitio difficilis.
D. lienteriea, Li enterte (s. d.) wenn mit den dian*hoischen
Stühlen unverdaute Nahrungsmittel abgehen.
D, nocturna sehr gewöhnlich bei Danntuberkulose ein-
tretende D.
D. stereoralis (stercus, -oris Kot) s. Simplex Diaii-höen
aus einfachen weicheren, aber noch fäkulenten Massen.
]>ia8ta8is (17 ötdaraoic V. laTTjfii) 'das Auseinander-
weichen (von Gelenkteilen, Knochennähten etc.).
D. s. Seeessio epiphvsium spontanea (im Gegensatz zu
traumatica) s. piirulenta Abtrennung der Epiphysen infolge von
eiteriger Zerstörang der zwischen Epiphyse imd Diaphyse befind-
lichen Knoipelschicht bei purulenter Periostitis, Osteomyelitis,
Gelenkeiterungen, pyämischer Infektion.
cf. Fissur.
Diathesis {n Sid&emg v. Sia-u^fii zurechtsetzen) s.
Dispositio die Anlage (ad morbum: Krankheitsanlage) meist in
gewissen Zusanunensetzungen, wie D. arthritica, haemor-
rhagica, phthisica, rheumatica, scröfulosa etc.
cf. Krasis, Dyskrasie, Habitas, Disposition.
Digitized by
Google
Diphtherie 129
Dieephalns Doppelkopf, Missgeburt mit vollständiger
Verdoppelung des Kopfes und der Wirbelsäule.
D. dibraeliias D. mit zwei Armen.
a) D. d. monauchenos {uovog und 6 av/^/v der Nacken,
Hals) mit (äusserlich) einfachem Hals.
b) D. d. diauchenos: jeder Kopf mit eigenem Hals.
D. tribraehias, tetrabrachias, tripus D. mit drei oder vier
Armen, mit drei Füssen.
cf. Syncephalus, Diprosopie, MoDstram.
^ Dii^estiTa {sc. remedla, v. di-gtrere verdauen) die
p^ Verdauung befördernde Mittel.
H cf. Stomachica.
H Digritus hippocraticus kolbige oder „trommelschlägel-
Q artige" Verdickung der Nagelglieder der Finger mit Krümmung
\y der Nägel bei sehr chronisch und mit starken Infiltrationen ver-
^ laufender Lungenphthise,bei Bronchiektasie, auch Herzklappenfehleni,
"^ wahrscheinHch in Zusammenhang mit chronischen, durch die be-
H treffende Krankheit verursachten Stasen (und nicht bloss Folge
p^ der Abmagerung).
\J cf. Onychogryposis.
^ Dikrotismus [Galen] {Adv. dig zweimal, xQoxem schla-
fj gen) Doppelschlägigkeit vd. Pulsus dikrotus.
^ ]>iktyitis {x6 blxxvov Nets, Bmov werfen, blanog
, Wurfscheibe), i. q. Retinitis.
^ ]>ilaeeratio (dis-lactro) Zerfetzung, eine Form be-
Q) trächtlicher Quetsch- und Bisswunden.
h cf. Vnlnus.
]>ilatatio {latus breit) das Erweitern, die Aus-
dehnung, z. B. D. coi-dis, D. ventriculi.
Dilatator, Dilatatorium ein zur D. dienendes Instrument,
hauptsächlich zur künstlichen Erweiterung des Muttermundes in
Gebrauch.
Dilatationsthrombose (vd. Thrombosis) Blutgerinnung infolge
von Erweiterung der Gefässe, entsteht z. B. in der Grebärmutter
während des Wochenbetts oder an den Iliacalgefässen in der
Schwangerschaft
cf. Divulsio, Ektasia.
Dioptrie {öia durch, 6jzt St, V. oyfOfiai, Fut. v. ogdo}
sehen) Einheit der Brechkraft, entsprechend der Ein-
heitslinse von 1 Meter Brennweite.
IMphtlierie (nicht Diphtheritis — 17 dup^iga die
Gherbhaut, Pergament, doch ist die Gegenwart einer
Membran weniger bestimmt mit dem Begriff der D.
Both's Kliniscbe Terminologie. 4. Aufl. C)
IPR
Digitized by
Google
130 Diphthongie
mehr verbunden] ist eine Infektionskrankheit, als deren Er-
reger der Löff 1er 'sehe Bacillus (s. d.) anzusehen ist.
Sie beginnt in den idiopathischen Formen immer als lokale
Krankheit, vennuthch infolge der Ansiedelung des genannten
Pilzes auf einer Schleimhaut (mit Vorhebe des Eachens und
Kehlkopfes) oder einer Wunde (Wunddiphtherie) und entwickelt
sich von da aus zur allgemeinen typhoiden Erkrankung.
Man kann [nach Oektel in ZH] folgende Formen der diph-
therischen Schleimhauterkrankung untei*scheiden , von denen jede
folgende einen höheren Grad der vorausgehenden dai-stellt:
1. Die katarrhalische Form, leichte Erkrankung durch
zirkumskripte lebhafte Eötung und massige Schwellung eines
Schleimhautbezirkes gekennzeichnet, höchstens mit linsengrossen,
weissHchen, reifähnlichen dünnen Flecken, ohne dass es zur
Bildung giösserer Pseudomembranen kommt.
2. Die krupöse Form, der diphtherische Krup (s. d.),
beginnt ebenfalls gewöhnlich zuerst im Rachen und breitet sich
gern nach oben (Choanen) und unten (Kehlkopf) aus.
3. Die septische Form, bei welcher es sich um Ver-
jauchung der Entzündungsprodukte und Aufnahme der Jauche
ins Blut, also gleichzeitige septische Intoxikation handelt.
4. Die gangränöse Form, bei |der sich unter raschem
aUgemeinen Kollaps eine wirkliche Gangrän der ergriffenen Teile
entwickelt.
Dieselben Fonnen wie die primäre zeigt die skarlatinöse
Rachendiphtherie, die wahrscheinlich nicht immer identisch mit
der echten Diphtherie ist. In seltenen Fällen wird auch im Ver-
lauf von Masern und anderen schweren Infektionskrankheiten
Diphtherie (sog. sekundäre) beobachtet.
Harn-Diplitheric: pulpöser Zerfall von Wundrändem, welche
mit (Älkaliflchem) Harn in Berührimg kommen — nur durch die
Zersetzung des tlrins verursucht.
cf. Bacillus, Gangraena nosocomialis, Angina, Dysenterie, Croup.
Diphthonsrie (öig doppelt, 6 (p^oyyog Laut) s. Diplo-
plioilie (s. d.) Doppel stimme. Sprechen mit zwei Stimmen,
entsteht durch eine am Stimmbandrande sitzende, die Stimmritze
in zwei ungleiche Teüe zerlegende Geschwulst.
cf. Faraphonie, Diplopbonie.
Ifiplakusis (öuiXovg doppelt, dxovo) höre) das Doppel t -
hören: eine objektive Schallquelle wird in 2 getrennte subjektive
Wahrnehmungen zerlegt.
]>iple|B:ie (öig, ^ :iXr)yrj Schlag, V. TiXrjooo}) i. q. Paraplegie.
Besonders in Gebrauch f ür : D. f a c i a 1 i s [Wachsmuth] s. Prosopo-
diplegie, doppelseitige Gesichtslähmung. Diese wird vom
Verfasser eingeteilt in 1. cerebrale oder supranucleäre, 2. biübäre
oder nukleare, 3. peripherische oder subnukleäre Formen.
Digitized by
Google
Discissio 131
Diplokokkus (S xoxxos Fruchtkern) zwei nach der
Teilung noch zusanunenhaftende Kokken (Kugelbakterien). Häufig
sind sie wie der Diplokokkus pnenmoiLiae [Fsi£DLlin)ER und
Frobenius, A. Fränkel] von einer Kapsel umgeben (sog.
Kapselkokken), die sich durch ihre geringe Färbbarkeit von den
Pilzzellen abhebt. D. der Gonorrhoe vd. Gonokokkus.
cf. Gonokokkntj, Pnenmokokkus, Pneamoniekokkus.
Diplophonie (17 cpoyvri Stimme) i. q. Diphthongie.
]>iplopia (17 (o\p Sehen) das Doppelt sehen der Ob-
jekte. Man unterscheidet gleichnamige D., bei welcher das
Scheinbild auf der Seite des gelähmten Auges (bei Strabismus
convergens) und gekreuzte D., bei welcher das Scheinbild auf
der Seite des nicht gelähmten Auges (bei Strabismus divergens)
steht.
D. binocnlaris {hini oculi) D. infolge von Divergenz der
Sehaxen.
D. monoeularis die Folge von Unregelmässigkeiten in der
Cornea oder liose im Verein mit ungenauer optischer Ein-
steUung des Auges auf einen fixirten Punkt [Stellwag].
cf. Strabismus.
]>iprosopie {öig zweimal, t6 jtQ6oco:n[ov Gesicht)
Doppelgesicht, Doppelmissbildung, welche bloss das Gesicht
oder auch einen Teil des Kopfes betrifft.
(D. diophthalmus, triophthalmus, tetrophthalmus
— triötus, tetrötus — nach der Zahl der Augen und Ohren).
cf. Dicephalus, Syncephalus, Monstrum.
]>i{iso]na]iie (17 Siy^a Durst, 17 f^avia Baserei) an-
fallsweise Trunksucht, periodischer Saufraptus, gewöhnüch
schon eine Folge vorausgegangener Exzesse in Baccho und häufig
in einem Anfalle von Raserei (Delirium tremens) endigend.
]>ipyipis (17 jivyij Steiss, v. jivxvog fest) „ Doppel -
steiss" — Doppelmissbildung mit einfachem Kopf und ver-
doppeltem Hinterkörper.
Je nach der Anzahl der Arme unterscheidet man D. di- und
tetrabrachius.
cf. Monstrum.
Discissio (ßi-scindere zerschneiden) die Zerschnei-
dung.
D. s. Dilaeeratio eataraetae Zerschneidung oder Zerreissung
der Kapsel eines (weichen Total-)Stares mit der Stamadel, um die
Aufsaugimg des flüssigen Magma zu ermöglichen [Stellwag].
cf. Keratonyxis.
9*
Digitized by
Google
132 DiBlocatio
Dislocatio (locus) abnorme Verschiebung, Lage Ver-
änderung.
cf. Dystopie.
Disposition {dis-pomre auseinandersetzen) in der
Pathologie vielfach gebraucht und missbraucht für Empfänglich-
keit, Neigung zu gewissen Krankheiten. Man unterscheidet eine
örtliche, d. h. durch den Aufenthaltsort, eine zeitliche, d. h.
durch die Jahreszeit oder die Entwicklungszeit der Bakterien, und
eine individuelle, d. h. durch die Eigenart des Individuums
(Anlage, Habitus, geringe Eesistenz seiner Zellen) bedingte Dis-
position.
cf. Diathesis.
]>is8iiiiulation dat) Verstellung in der Eichtung, dass
ein bestehender Krankheitszustand verheimlicht wird, kommt ins-
besondere bei Eisenbahnbediensteten vor, welche ihre Farbenblind-
heit zu verbergen suchen.
]>isticliiasis (dig, 6 oxixog Beihe) Zwei wuchs, Her-
vorwachsen einer überzähligen, gegen den Bulbus gerichteten
Cilienreihe.
cf. Trichiasis, Tylosis, Tristichiasis.
]>i8tonia (dig, To oTOfia Mund) oder Distomum Parasit
aus der Ordnimg der Saugwürmer, mit zwei Saugnäpfen.
Als zufällig auf den Menschen übertragen sind mehrere
Arten in verschiedenen Organen (besonders der Leberegel des
Schafes, D. hepaticum, in den Gallengängen) gefunden worden.
Als menschlicher Parasit ist nur anzusehen:
\K liaoinatobiam [Bilhabz] 12—19 mm lang, in heissen
Ländern (Ägypten, Kap) ein häufiger Parasit der Hamorgane,
Ursache von Pyeütis, Hydronephrose etc.
cf. Strongylus gigas, Bilharzia.
]>istorsio (dis-torqueo verdrehen) Verstauchung,
Umknickung, eine den Gelenken eigentümliche Art der Ver-
letzimg, im wesentlichen in gewaltsamer übermässiger Zerrung
und auch teilweiser Zerreissung von Gelenkkapselbändem mit
Austritt von etwas Blut in das Gelenk und die angrenzenden
Gewebe.
cf. Luxatio.
Distractio (dis-trahere auseinanderziehen) eine in
Extension mit Kontraextension bestehende Behandlungsmethode
gewisser Gelenkkrankheiten und Knochenfrakturen.
DinrSsis (17 öi'OVQrjmg V. Si-ovQsofiai auf den Harn
wirken [Hippokrates]) die Harnsekretion.
Diuretiea {sc. remedia) harntreibende Mittel.
Digitized by
Google
Dolor 133
DiTerticalum (eig. Devert. v. de-verto wegwenden)
die Ausbuchtung, Ausstülpung. — Von klinischer Wich-
tigkeit sind die D-a oesophagi, urethrae und vesicae,
letztere auch ,,Blasei^^llen" genannt, Schleimhautausstülpungen
zwischen den Muskelzügen des Detrusor hindiurh darstellend. —
Je nachdem die Divertikel durch einen die Wand vorstülpenden
Druck von innen, oder durch einen von aussen auf die Wand
wirkenden Zug entstehen, spricht man von Pulsions- oder
Traktions-Divertikeln.
DiTulsio((2tre//erezerreiBBen)gewalt8ameSprengung,
Zerreissung, z. B. von Strikturen etc.
cf. Dilatatio, Ruptnr.
Dochmins (Söximog krumm) i. q. Anchylostomum duo-
denale.
Doifft k ressort [franz, „federnder Finger") plötz-
liches Einschnappen eines Fingers bei einem gewissen Grad der
Streckung oder Beugung (wahrscheinlich meist durch Missgestaltung
der Gelenkflächen bedingt) [König].
Doläbra {lat. Brechaxt, v. dolare behauen, bear-
beiten, dolor) vd. Fascia.
Doliehocephalns {doXixog lang, 17 xe(faXri Kopf)
Langkopf, querverengter Schädel, hingegen mit Verlängerung
des Durchmessers vom gewölbtesten Teil des Stirnbeins bis zur
Hinterhauptswölbung. Diese Schädelbüdung resultirt aus der zu
schnellen Verknöcherung der longitudinalen Nähte, bedingt aber
keine Geistesschwäche, wenn die Verlängerung der nicht ver-
kürzten Durchmesser eine wirklich kompensatorische, nicht bloss
eine relative ist.
Unterarten der Dolichocephalie sind:
Dolichoeephalus siinplex D. durch Synostose der Pfeilnaht.
Klinoeephalus (s. d.) Sattelkopf, durch Synostose der
Sphenoparietalnaht, wodurch eine sattelfönnige Einschnürung des
Schädels entsteht.
Leptoeephalus (s. d.) Schmalkopf, durch Synostose der
Stirn- imd Sphenoparietalnaht (Dolicholeptocephalus).
Sphenoeephalus (s. d.) Keil köpf, durch Synostose der
Pfeilnaht mit Erhebung der vorderen Fontanellengegend,
cf. Brachyoephalos, Craniostosls, Mikrocephalns.
]>olor Schmerz, ein Gemeingefühl, das in zu grosser
Intensität (Quantität) der Beize oder in abnorm gesteigerter Er-
regbarkeit der Empfindungsapparate begründet ist [Erb].
Dolores osteoeopi (r6 ooxeov Knochen, xomco schlagen)
eine besondere, nämlich durch syphilitische Affektionen des
Periosts (besonders des Schädels und der Schienbeine) hervor-
Digitized by
Google
134 DothienenteritiB
gerufene Art von Ejiochenschmerzen^ welche auch, da sie besonders
bei Nacht aufzutreten oder doch zu exazerbiren pflegen, als D.
nocturni und wegen der Art der Empfindung als bohrende,
D. terebrantes {terebra der Bohrer, teres rund), bezeichnet
werden.
cf. Tophus.
Durch einen physiologischen VorgSig hervorgerufen sind die
Dolores ad partum Geburtswehen (praesagientes
vorhersagende, praeparantes vorbereitende Wehen, con-
quassantes Schüttelwehen, ad secundinas [secundinä]
Wehen zur Austreibung der Nachgeburt, post partum Nach-
wehen).
cf. Hyperästhesie, Dyästhesie, Neuralgie.
Dothienenteritis (o öo^ii^v Blutgeschwür [furun^
ctUus], x6 svxsQov Darm) kaum mehr gebräuchHch für Typhus
abdominalis.
Dracontiasis [Galen] {ÖQdxcov v. Segxofivt blicken,
ÖQOLxog Auge) die durch den Medine-Wurm (Dracunculus medi-
nensis s. d.) erzeugte Hautaifektion.
Dracunculus (Dem. v. draco Schlange) s. Gordns s.
Filaria medinensis vd. Filaria.
Drainage {engl, drain Entwässerung; in Deutschland
meist als französisches Wort ausgesprochen) die Drainirung,
das Einlegen von silbernen oder Kautschuk-Bohrchen mit kleinen
seitlichen Öffnimgen in tiefliegende Abszesshöhlen, die eine aus-
gedehnte Eröffnung nicht gestatten, zur Ermöglichung freien
Eiterabflusses.
cf. Tubage.
]>rastica (dgaorixös kräftig wirkend, v. ögaco thun)
vd. Kathartica drastica.
Dnodenitis {duodenum v. duodecim weil dieses Darm*
stück die ungefähre Länge von 12 Querfingern haben
sollte) Entzündung des Zwölffingerdarms vd. Enteritis.
]>nrhäniato]ii (Dura harte Hirnhaut, t6 atfjia Blut)
i. q. Pachymeningitis haemorrhagica interna.
Dynamometer (17 dvvafjug Kraft, t6 jliStqov Mass)
ein zur Messung der Kraft einzelner Muskelgruppen dienendes
Instrument.
Dysästhesie (Sva = miss [vd. die sprachliche Ein-
führung], 17 aio^rjaig Empfindung) nennt Charcot eine
Eigentümlichkeit der Empfindung (bei Bückenmarkssklerose),
darin bestehend, dass die verschiedensten Hautreize eine schmerz-
Digitized by
Google
Dysenterie 135
hafte, fibrirende, das ganze Glied durchlaufende Empfindung
hervorrufen.
cf. Hyperästhesie, Parästhesie, Dolor,
]>ysakii8is {axovco hören) die unangenehme Empfindung
von Tönen, die nicht abnorm laut sind, bei cerebralen, funktionellen
u. organischen Erkrankungen beobachtet.
cf. Anakusis, Hvperaknsis.
Dysanaijrnosie [Nieden] {ävayiyvcboxci) wiedj^r ^erken-
nen, lesen) Unfähigkeit zu lesen i. q. Dyslexie.
]>ysarthrie vd. Anarthrie.
Dysarthrosis i. q. Luxatio congenita.
Dyschezia (;r«Co> die Wotdurft verrichten) Bezeich-
nung für die schmeraäiafte Defäkation bei Prolapsus ovarii.
]>ysc]iromasie, ]>ychromatopsie {ßvg, xo xQw,ua
Tarbe, ^ (o^^ Auge) die Farbenblindheit
cf. Dalton Ismus.
]>y8chroiiiien vd. Chromodermatosen.
Dysekoia i. q. Baryekoia.
Dysenterie [nach Heubner, ZH] (gi-. H. Hippokrates
V. dvg und to evtsgov Darm) Difficultas intestinorum,
Huhr. Charakteristisch sind blutig-schleimige, mit starkem
Tenesmus verbundene Ausleerungen. Der Prozess besteht in einer
die Schleimhaut und Submucosa, in schweren Fällen auch die
übrigen Häute des Dickdarms, und zum Teil des Dünndarms er-
greifenden Entzündung.
D. sporadiea {ojioQaöixog vereinzelt, ojtogdg, ojzeiQco) nicht
kontagiöse Lokalaffektion des Dickdarms, durch verschiedene,
den Darm stark reizende Schädlichkeiten bedingt.
D. epidemica durch direkte Kontagion, wahrscheinlich auch
durch Vermittlung des Trinkwassers sich verbreitende, besonders
in heissen Spätsommem epidemisch vorkommende spezifische Form,
von der vorigen nur ätiologisch, nicht anatomisch verschieden. —
Je nach der Intensität der Entzündimg unterscheidet man:
D. catarrhalis die serös-eiterige Form. Die geschwellten
Follikel sind von einem roten Hof umgeben, die Submucosa ver-
dickt, die Zwischenräume zwischen den Drüsen enthalten reich-
liche Eiterzellen.
Ein weiteres Stadium, bis zu dem nur die schweren Fälle
gelangen, ist die eiterige Schmelzung und Verlust der Schleim-
haut samt den Follikeln bis zur Submucosa.
D. diphtherica s. gangraenosa brandige oder putride
Kuhr der Alten, wobei die ganze Schleimhaut unter Einlagerung
eines entzündlichen faserstoffigen Exsudats in eine körnige,
strukturlose, nekrosirende, mit extravasirtein Blut untermischte
Masse verwandelt wird.
Digitized by
Google
136 Dyshidrosis
Der häufigste Befund ist die Verbindung der diphtherischen
mit der katarrnalischen Ruhr: groschen- bis thalergrosse Stücke
der Schleimhaut des Coec.um, Eectüm und der Flexuren ver-
wandeki sich in schwarzgelbe Schorfe oder in Detritus und werden
abgestossen.
D. chronica hat ihren Grund in dem längeren Bestehen
einzelner Geschwüre mit fistulösen Bildxmgen in der Submucosa
und verursacht gewöhnlich hochgradige Abmagerung und Anämie.
Seltener bei uns als m den Tropen kommen als wesentliche
Komplikationen folgende Formen vor:
D. hepatiea D. mit entzündlicher Erkrankung und Absze-
dirung in der Leber (c/. Hepatitis suppurativa), deren näherer Zu-
sammenhang noch nicht klar gelegt ist.
D. seorbutiea D. mit vorwiegend hämorrhagischer Exsuda-
tion, rein blutigen Stühlen, blutigem Erbrechen, zahlreichen
Petechien und Blutblasen auf der Haut, die sich in Geschwüre
verwandeln, und mit der charakteristischen skorbutischen Mund-
affektion.
Dyshidrosis {dvg, idgcoaig v. iSgow) [Fox] i. qu. Cheiro-
pompholyx.
]>ysli:rasie (n >cgäoig Mischung, v. xegdwi^iui).
a) Im engeren Sinn: Blutmischungskrankheit, mehr oder
weniger andauernde Anomalie der Konstitution, bei welcher eine
veränderte Zusammensetzung der Blut- und Säftemasse nachge-
wiesen oder angenommen ist.
b) Im weiteren Sinn: jede allgemeine (konstitutionelle)
oder auch Lokalerkrankung, bei welcher der ganze Organismus in
andauernde Mitleidenschaft gezogen ist.
cf. Diathese.
Dyslalia (17 XdXri Reden) diejenige Form des Stammeins
(Anarthria Hteralis), die ihren Grund hat entweder in mangelhaf-
ter Übimg oder in Fehlem der äusseren Artikulationswerkzeuge.
cf . Mogilalle.
]>yslexie (17 Xe^ig v. Xsyo) sagen, lesen) die Lesescheu,
Lesexmfähigkeit, die sofort beim Versuch zu lesen eintritt und
binnen kurzem absolut wird, ein zerebrales Symptom, welches auf
einen Erkrankungsherd in dem linken oberen, bezw. unteren
Parietalwulst, also in der Nähe der 3. linken [BROCA'schen] Stim-
windung hinweist [Berlin] . Öfters verbunden mit hemiplegischen
Erscheinungen in der rechten Körperhälfte, Hemianopsie, Aphasie.
cf. Aphasie.
Dyslos^ie (o koyog Vernunft) Stönmg der Gedanken-
bildung, die sich als Dysphrasie äussert.
Dysmenorrhoea [nach Graily und Hewitt] {pl fifjvsg,
menses das „Monatliche**, gico fliessen] Beschwerden
Digitized by
Google
Dyspepsia 137
beim Monatsflusti, ein Symptom, das in kolikartigen, vom
Kienz in den Schoss mid die Schenkel ausstrahlenden, in Zusam-
W meDhang mit der Periode auftretenden Schmerzen besteht Jeder
konstitationelle oder lokale Einfluss, welcher die Struktur der
Utemswand, die Orarien, das benachbarte Zellgewebe oder die
Serosa so affizirt, dass die diese Teile versorgenden Nerven ab-
norm gereizt werden, kann im ersten (Kongestions-) Stadium, und
. alles, was den Blutabfluss vom Uterus stört, kann im zweiten
"^ Stadium Veranlassung dazu geben.
^ D. eonirestiva bei welcher durch irgend einen schädlichen
Q Einfluss (Pletiiora, Erkältung, Gemütsbewegungen, fibröse Ge-
^ schwülste, Lageveränderungen des Uterus) die Kongestion über
* das physiologische Mass hinaus gesteigert wird.
M D. inflamnatorfa diejenige Form, welcher ein entzündlicher
g Reizznstand der Schleimhaut oder des Parenchyms der Gebär-
mutter oder der Ovarien (ovarielle D.) oder nach Schultze —
^ eine Parametritis posterior zu Grunde liegt.
Q) D. memforanacea s. Deefdua inenstriialis s. Endometritis
U dissecans s. exfoliativa D. wobei der Schmerz erst mit dem
p^j Abgang einer Membran, der sich ablösenden oberflächlichen Schichte
der Uterusschleimhaut, endigt, welche für diese Form der D.
pathognostisch ist.
cf. Endometritis polyposa.
D. nenral^lea (nervosa) eine Form, welcher wahrscheinlich
keine organische Veränderung, sondern ein eigentümlicher Nerven-
znstand zu Grunde liegt, der sich dadurch kund gibt, dass er
unter dem Einfluss der menstrualen Kongestion Schmerz veranlasst
(Diagnose durch Ausschliessung).
V. ofostruetiva durch behinderten Austritt des ergossenen
Blutes aus dem Cavum uteri oder der Scheide bedingte D. (ins-
besondere durch Knickung und Stenose des Uterus, resp. Cervix).
Dysmorphophobie [Morselu] {dvg, i; //o^tjri; Gestalt—
also Missgestalt, 6 (pößog Furcht) eine rudimentäre Form
der Paranoia (s. d.) , bei welcher die Patienten von der Furcht,
körperlich entstellt zu werden, beherrscht werden.
Dysmorphosteopalinklastes (ro dozeov Knochen,
Miv wieder, xkaco zerbrechen) ein von Bosch u. Österlen
angegebenes Instrument zum Wiederzerbrechen der mit Difformität
geheilten Frakturen.
Bysparennia (Ttagswog Gatte, Gattin, eim} Lager)
[Barnes] die Schmerzen beim Koitus, die bei den meisten
Sexualkrankheiten der Frauen auftreten.
Dyspepsia (jistztco oder jisooq} erweichen, verdauen)
alle Störungen im Chemismus der Verdauung, ein Symptomen-
komplex, der den verschiedensten Erkrankungen des Magens als
Ausdruck der gestörten Fimktion der Verdauung gemeinsam zu-
Digitized by
Google
1 38 Dysphagia
tommt. Kein funktionelle D. ohne pathologisch-anatomische Ver-
änderungen der Magenschleimhaut kann — nach.LEUBE — nicht
angenommen werden.
Je nach dem Auftreten oder den Ausseiimgen kann man eine
D. acuta, chronica, flatulenta, acida (Aufstossen von
Essig- oder Buttersäure als abnormen Gärungsprodukten bei Magen-
katarrh) etc. unterscheiden . [Leube in ZH]. Unter Dyspepsia
acida versteht man neuerlichst Störungen der Magenverdauung,
welche nicht bloss auf der Ansammlung abnormer, durch Gänmg
bedingter (orgMiischer) Säuren, unter denen die Milchsäure die
Hauptrolle spielt, beruhen, sondern auf übeimässiger Ausscheidimg
von Salzsäure (Peracidität s. d.).
Als Ursachen der Dyspepsie sind zu nennen: Anomalien der
Drüsensekretion, der Resorption, Insuffizienz der austreibenden
Kräfte, namentlich die durch Funktionsschwäche der Muscularis
des Magens oder durch Stenosen am Pylorus (Carcinom, Ulcus
ventriculi) bedingten Gastrektasien und nervöse Stöiimgen (D. ner-
vosa . Sekundär treten Dyspepsien zu AUgemeineärankungen,
besonders Nieren- und Herzleiden hinzu.
cf. Indigestion, Pyrosis.
]>y«iplias:ia {(paysTv essen) erschwertes oder ganz unmög-
liches Schlucken, in entweder mechanisch oder nervös oder ent-
zündlich behinderter Funktion des Oesophagus begründet.
Gebräuchlich sind folgende nähere Bezeichnungen:
D. inflaiftiiiiatorhi D:- infolge von Oesophagitis.
D. lusoria eine zweifelhafte Form, welche von Kompression
-des Oesophagus durch die Art. subclavia dextra herrühren soll,
wenn diese (durch ein Ludus naturae) hinter der Art. subclav. sin.
aus der Aorta entspringt imd sich vor oder hinter dem Oesophagus
nach rechts schlägt. Wenn überhaupt, so würde wohl nur eine
Äueurysmatische Erweitenmg dieses Gefässes zur D. führen. Wohl
xiber ist es möglich, dass durch den Sclüingakt Kompression des
Gefässes und dadurch Herzklopfen und Beängstigung hervorgerufen
werden kann [Ziemssen und Zenker ZH].
D. spastica s. Oesopha^ismus D. infolge Krampfes der
Oesophagusmuskulatiu-, z. B. bei Hysterie, Hydrophobie, Krank-
heiten des Gehirns und oberen Rückenmarkes, oder ohne nach-
weisbare Ursache.
D. paralytiea D. durch Oesophaguslähmung meist im Ge-
folge von zentralen Erkrankungen.
]>y8pliasia («7 (pdotg Bede, (pinni) Störung der Diktion
ohne gestörte Gedankenbildung, also nur des Vermögens, die
Wörter als sinnliche Zeichen nüt den Vorstellungen zu verbinden,
grammatisch zu formen imd syntaktisch zu gliedern, um der Ge-
dankenbewegung* ihren Ausdruck zu geben.
cf. Dysphrasie, Lalopathie, Logoneorose.
Digitized by
Google
Dystokie 139
]>yspho]iie (j? q^mvri stimme) zuBaminenfassender Aus-
druck für Störungen der Stimme der verschiedensten Art.
Der höchste Grad ist Stimmlosigkeit (vd. Aphonie).
]>ysp]iorie {bvg u. q)SQ(Oy (pogeco tragen) das Übelbefinden.
Hysphrasie (»5 (pgdaig Beden, v. (pgaCo)) dyslogische,
d. i. durch gestöi*te Intelligenz verursachte Sprachstörung,
cf. Dysphasie.
]>y8phreiiie (v <PQvy (poevog Geist) ein zm- Bezeichnung
der sympathischen Seelenstörungen (konkomitirende,
vikariirende, postsekutive D. [Kahlbaüm], Dysphrenia
neuralgica [Schule]) vorgeschlagener Ausdruck.
I> y spnoe (v Svojivoia v. jiveco) Kurzatmigkeit, richtiger
Schweratmigkeit, Atmen mit vermehrter Muskelanstrengung,
als direkte Folge von Raumbeengung oder pathologischen Ver-
änderungen der Respirations- oder Zirkulationsorgane — also ein
weiterer Begriff als Asthma (s. d.). Ihre nächste Ursache ist der
Mangel freien Sauerstoffes für das nervöse Atmungszentrum (Me-
dulla oblongata), wozu gewöhnlich auch eine Vermehrung der
Kohlensäure im Blute kommt, welche in gleicher Weise wie der
Sauerstoffmangel direkt erregend auf das Atmungszentrum wirkt
imd Atemnot erzeugt.
D-a inspiratoria eine spezielle Form der D., wobei die In-
spiration gegenüber der meist leicht von statten gehenden Exspi-
ration gehindert ist, und welche bei Stenose der grossen Luftwege
<Krup, Glottiskrampf und Lähmung der Glottiserweiterer) vor-
konmit.
D. exspiratoria diejenigen Formen, bei welchen vorwiegend
die Exspiration gegenüber der Inspiration erschwert ist, wie bei
Emphysem, Asthma, chronischer Bronchitis [nach Riegel in ZK],
Diabetische Terminal-D. die mit den chemischen Stö-
rungen im organischen Haushalt in Verbindung stehende, von
einer direkten Erregung der Atmungszentren ausgehende tiefe und
frequente Inspiration im Endstadium des Diabetes, vielleicht ab-
hängig von Acetonämie (s. d.).
]>ystaxia a^itaiis s. Pseudoparalysis agitans [San-
ders] (ungriechische spra<;hliche Neubildungen) ein durch Rei-
zimgszustände des Rückenmarks hervorgerufener Tremor.
Dysthymie (o '&vfi6g Gemüt = fumus v. ^vo) fache
an, räuchere, brause) anhaltender deprimirter Ge-
mütszustand, welcher sich dadurch von der gewöhnhchen Me-
lanchoUe unterscheidet, dass er nicht nach einiger Zeit in andere
Formen von Psychosen (Manie) übergeht, sondern sich gleich bleibt
oder in Heilung oder späteren Schwachsinn übergeht.
Dystokie (ij Svaroxia V. tUtcd gebären) schwere Gteburt.
Digitized by
Google
140 Dystopie
]>ystopie (6 röjiog Ort) angeborene oder stabil gewordene
falsche Lage von Organen,
cf, Dislocatio.
Dystrophia muscnlaris proeressiva (Tpe(pco
nähren) wörtlich: Störung der Emährungsverhältnisse des Mus-
kels. Unter dieser Bezeichnung fasst Erb die myopathischen For-
men der progressiven Muskelatrophie zusammen, für welche der
Ausdruck „Atrophie" nicht ganz zutrifft, da letztere neben Hyper-
trophie und Pseudohypertrophie vorkonmit.
cf. Atrophia mnsculorum, Pseudohypertrophie.
]>ysaria (17 Sva-ovQta v. ovgsco harnen) allgemeine Be-
zeichnung für erschwertes oder mit Schmerzen verbundenes Har-
nen, das sich am ausgesprochensten bei Erkrankungen des Blasen-
halses und der Prostata findet.
D. spastiea D. als Symptom von Cystospasmus.
cf. Cystoplegie, Cystospasmus, Enuresis, Ichurie, Strangurie, Te-
nesmus.
£brietas (lat eh^-ius üppig, trunken) die Trunken-
heit.
cf. Alkoholismns acutus levior, Crapnla.
Xiburneatio (ebur Elfenbein) vd. Ostitis ossificans.
liChinokokkas (6 ixTvog Igel, 6 xoxxoc Kern — der
Name deutet die Form der mit einem stacheligen
Hakenkranz besetzten Scolices [ope(oXri$ Wurm] an) der
Hülsenwurm, ist der Finnenzustand der Taenia Echino-
kokkus, einer winzigen, aus Kopf und drei Gliedern bestehenden,,
nur 4 mm langen Bandwurmai*t des Hundes, aus deren Eiern sich
beim Menschen im Ubertragungsfall (durch Verschlucken) die
Echinokokken in den verschiedensten Organen, am häufigsten in
der Leber, entwickeln. Der E., ursprünglich also ein eingewan-
derter Skolex, besteht aus einer rundlichen Blase von Stecknadel-
bis Kindskopf grosse, von deren Innenfläche sich erst Verdickungen^
aus diesen Hohlräume (Brutkapseln) bilden, in welchen die
Scolices als kugelförmige Zapfen entstehen, welche durch Ab-
schnürung selbständig werden. Von der primären Blase aus ent-
wickeln sich gewöhnlich sog. „Tochterblasen", die beim Menschen
meist nach innen wachsen (E. hydatidosus) (hydaltis, vSazig^
-idog Wasserfarben) und später in grosser Zahl frei in der
Flüssigkeit schwimmen; bei 'Heren erfolgt das Wachstum nach
aussen (E. granulosis [granum Korn] s. veterinorum).
E. maltiloeularis (locus Baum, loculus Kapsel) eine eigen-
tümliche Entwicklungsform des E., einen steinharten Tumor bil-
dend, der die Stelle eines mehr oder weniger grossen Leber-
abschnittes einnimmt und aus einem äusserst festen fibrösen
Bindegewebe besteht, welches von unzähligen kleinen, vielfach
Digitized by
Google
Eklampsia 141
kommunizirenden, mit Gallertmasse angefüllten Hohlräimien durch-
setzt ist ; da die Scolices nur selten darin zu finden sind, hat man
die Affektion früher oft mit Gallertkrebs zusammengeworfen, lun
m mehr als ein jauchiger 2^rfall im Innern der Greschwulst nicht
«elten ist.
cf. Inyasion, Organozoen.
licholalie (17 rj/co Wiederhall, 1) kdXtj Beden) eine
Tonn der Aphasie, wobei die Kranken sich zwar nicht direkt
sprachlich ausdrücken, aber Vorgesagtes nachsprechen können.
£crafi»eiir (ecraser, zerquetschen) Instrument zur ge-
waltsamen, imblutigen Durchquet<Krhimg mittels einer in einen
Sdmürapparat eingesetzten Kette.
cf. Constricteur.
£ffeininatio (effeminare zum weibliehen Wesen
machen) vd. Homosexual.
ljffleiira||:e (franz. fieur = fios) vd. Massage.
liffloresEenE {ex, floreaco v. flos) i. q. Exanthem, doch
vorzugsweise dann gebraucht, wenn man von einzelnen Efflores-
zenzen spricht, aus denen ein Exanthem besteht.
£ke]ioiidro8i8 (ex, 6 xdvdgog Knorpel) Knorpelauswuch;«
durch partielle Hyperplasie des B[norpels.
cf. Chondrom.
fikeliyniosis 8. likchymoma (17 sxxvfAwaig v. 6 yv-
fiog Saft, ;teö> giesse) ausgedehntere (thaler- bis flachhandgrosse)
imregelmässige, doch deutlich begrenzte und mehr oder weniger
prominirende , durch extravasirtes Blut hervorgerufene rote oder
braunrote Flecken der Haut, Schleimhäute etc.
cf. Pnrpura, Saffusio, Hämatom, Sugillatio.
likkoprotiea (17 xongog Kot) vd. Laxantia.
liklampsia {ex-kdfm<o hervorleuchten, plötzlich
hervorbrechen) nach Ausscheidimg derjenigen sJlgemeinen
Krämpfe (für die der Name Konvulsionen genügt), welche durch
anatomische Läsionen des Grehims imd Rücienmarks, diu'ch Anä-
mie desselben , Urämie , Bleivergiftimg und durch fieberhafte
Krankheiten bedingt und in welchen die Konvulsionen nur Symp-
tom eines anderen Grundleidens sind, bleiben als eigentliche E.
nur diejenigen epileptiformen, mit Aufhebung des Bewusstseins
einhergehenden Krämpfe übrig, welche — unabhängig also von
bestimmten Organerkrankungen — als selbständiges akutes Leiden
«ich darstellen und bei welchen meist auf dem Wege der Reflex -
erregung dieselben Vorgänge stattfinden, wie beim epileptischen
Anfall (akute Epilepsie, ohne Aura). Nicht ganz korrekt sind
•daher die Bezeichnungen E. gravidarum (bei akuter Nephritis)
«nd E. uraemica, epileptiforme Anfälle bei Urämie.
E. infantum z. B. dentitientium, verminosa, Fraisen,
Digitized by
Google
142 EkUpsis
Gefraisch, Schauerchen, Gichter etc. unterscheidet sich von derE»
Erwachsener an sich gar nicht, sondern nur durch die grössere
Häufigkeit des Vorkonamens infolge der grösseren Disposition de»
Kindesalters zu Reflexkrämpfen.
Man imterscheidet eine ohne materielle Veränderungen indi-
rekt vom Nerven ausgehende E. sympathica s. reflectoria
und eine direkt vom Blute herrührende E. haematogenes.
E.partaricntinm, chronische an epileptische Anfälle
erinnernde Krämpfe der Gebärenden oder Schwangeren,
mit Zuckungen der Gesichtsmuskeln (Kiefersperre) beginnend, die
sich auf die Oberextremitäten, den Rumpf imd die Athmungs-
muskeln fortsetzen. Dabei besteht hochgradige Cyanose und Be-
wusstlosigkeit. Die Anfälle dauern einige ]\£nuten und wieder-
holen sich oft. Die E. part. ist höchst wahrscheinlich ähnlich wie
die Urämie durch Hamretention bedingt, doch besteht für ge-
wöhnlich keine Nephritis (trotz des Eiweisses das sich im Urin
Eklamptischer regelmässig findet und durch venöse Stauung zu er-
klären ist), sondern eine Retention durch Druck des schwangeren
Uterus auf die Ureteren, dessen Kontraktionen auf dem Wege eines,
vasomotorischen Reflexes die Krämpfe auslösen.
Ciklipsis (ixXsijio) auslassen) momentane Bewusstlosigkeit»
liklysis (ixXvco erschlaffen) der Jeichteste Grad des Be^
wusstseinsverlustes.
cf. Obnnbilatio, Lipothimie.
likstase i. q. Extase (ex-oraoig)^
Ekstrophie i. q. Ektropia.
^Ektasie (gr. H. v. exrelvo») die Ausdehnung, Erwei-
terung.
cf. Staphylom, Conus, Aneurysma, Dilatatio.
Ekthyma [Hippokrates] (gr. H. v. ix-^vco hervor-
brechen, vom Ausschlag) eine Anzahl zerstreut oder in Grup-
pen stehender phlyzazischer Pusteln als Folge- oder Begleiterschei-
nung anderer Haut- oder allgemeiner Erkrankimgen, keine Krankheit
sui generis.
E. antimonialc (antimonium Spiessglanz, verderbt aus
dem Arab. al-ithmidum)*) die grossen Pusteln, welche durch
Einreibung von Pockensalbe entstehen.
E. kaehektieornm {xaxe^ia von xaxoyg ex(o sich schlecht
befinden, xaxextixog Adj,) E. bei Individuen, welche durch dürf-
tige Verhältnisse oder andere Veranlassungen kachektisch geworden
sind, auch bei Skorbutischen.
*) Nach Kraus soll ein französischer Mönch das Wort aus anti
und moine gebildet haben, weil ihm zwei Mönche an Dosen von
Spiessglanz starben, welche Banern, Schmieden etc. gut bekommen
waren.
Digitized by
Google
Ektropium 14li
E. syphilitieum die typische Form des pustu lösen Sy-
philids (s. d.), E.-Pu8teln mit nicht selten blutig gefärbtem In-
halt, welche sich in oberflächliche oder tiefere Geschwüre (E.
.superficiale und profundum) verwandeln, meist der späteren
I Periode der Syphilis angehörig, oder schon früher bei Kachek-
! tischeto sith entwickeliid.
cf. Rupia, Impetigo.
liktokardia (ixtog = ^^m adv, heraus, «7 xaodia Hers),.
s. Ektopia cordis das (vom Brustbein und event. von den
Rippen tinbedeckte) freiliegende Herz.
£ktopia (o Tojtog Ort) Versetzung eines ursprünglich
inneren Organes an die Oberfläche, gewöhnlich als angeborener
Fehler, z. B. E. cordis, lentis, vesicae und besonders:
E. testis ist entweder abdominalis, d. i. der Hode unter
der Bauchhaut gelegen, oder cruralis unter der Haut in der
Gegend der Schenkelhemien, am häufigsten perinealis „Danmi-
hode", wie bei manchen Tieren.
cf. Kryptorchidie, Ektokardia.
liktrodaktylie (o Sdxtvkog Finger) Mangel emes oder
mehrerer Finger. Gegensatz — Polydaktylie — viel näufiger.
liktromelie (t6 fiiXog Glied) Missgebui-t, bei welcher
eine Gliedmasse vollständig oder zum grössten Teile fehlt.
Ektropia {xQi7t(o wende), auch ISkstrophie {otge^o}
drehen) oder Eversio Auswärtskehrung, z. B.
E. s. prolapsus s. Eversio resioae arinariae Bauch-
blasenspalte, Harnblasenspalte, eine angeborene Miss-
bildung, wobei die Blase durch unvollständigen Abschluss der
Allantois vom offen bleibt, ein Defekt, welcher immer mit Offen-
bleiben der Schamfuge und Urethra komphzirt ist.
cf. Epispadie.
E« orifieii'aterini (orifictum [os] TULündung) Ausstülpung
der hypertrophischen Zervikalschleimhaut aus dem äusseren Mutter-
munde bei chronischem Cervixkatarrh.
cf. Ulcns granulosum.
liktropioniren {vd, Ektropium) das Umkippen des obe-
ren Augenlids, wobei die Conjimctiva palp. nach vorn gewendet
und dadurch der Besichtigung sowie therapeutischen Eingriffen
zugänglicher wird.
fiktropinnt (ixtgömov, ixTgi^tco) kurzweg für E. con-
junctivae, Abhebung der inneren lidlefze vom Bulbus (leichte-
ster Grad: Eversio) bis zur vollständigen Auswärtskehrung der
Augenbindehaut, am häufigsten am unteren Augenlid.
Digitized by
Google
1 44 Ektropoesophag
E. (musculare) paralyticum infolge Lähmung des Muse,
orbicul. im Bereich des miteren Lids; Teilerscheinung einer Fa-
cialislähmung etc.
E. muscul. senile E. infolge seniler Erschlaffung des Or-
hikulannuskels.
E. acutum s. musculare spasticum E. bei entzündlichen
mit Blepharospasmus begleiteten Affektionen, bei denen eine starke
Anschwellung der Bindehaut vorhanden ist. welche bei gewalt-
samem Öffnen der Lider über dem E[norpelrand hervorquillt und
deren spontanem Rückgang sich eine heftige Kontraktion der Or-
bitalportion des M. orbicul. entgegenstellt.
Narben -E. durch Narbenkontraktion der Haut in der Nähe
der Augenlider bedingte Form.
E. luxurians s. sarkomatosum Hypertrophie der an-
haltend der Luft ausgesetzten ektropionirten Konjunktiva [Gräfe
und Sämisch],
cf. Lagophthalmns, EDtropiam, Tarsoraphie.
!Ektropoe8opha||: (o olaotpdyog Speiseröhre) vd. Oeso-
phagotomia externa.
!Ektroti8c]i (ex-rgcDtixog V. ix-mgcoaxco abortiren) nennt
man die Methode, das Weiterwandem von Erysipel etc. durch
Abgrenzung der entzündeten Stelle mit Höllenstein, Jodtinktur
u. dgl. verhindern zu wollen.
cf. abortiv.
likzema (r6 ex^e/na V. ix-^€(o aufkochen, v. C^cd sie-
den, eig. „durch Hitse herausgetriebener Ausschlag**)
nässende Flechte, Salzfluss (franz. darttie squameuse hu-
mide, teigne, engl, humid tetter), zuweilen akut, meist chronisch
auftretende, stets mit heftigem Jucken verbundene Hautkrankheit,
die sich durch Bildung bald von haufenweise stehenden Knöt-
chen und Bläschen, oder durch mehr oder weniger stark ge-
rötete, mit dünnen Schuppen bedeckte, oder nässende
Stellen auszeichnet, oder bei welchen sich in Verbindung mit den
eben beschriebenen Symptomen noch ausserdem teils gelbe gummi-
artige, teils grüne oder oraune Borken entwickeln.
Man unterscheidet:
1. E. erythematosum {egv^rifjia) charakterisirt sich durch eine
diffuse oder punktförmige Eötimg und Schwellung der Haut, die
sich entweder unter Abschuppung zurückbildet oder den Über-
gang zu anderen Formen bildet.
2. E. papulosam [Hebra]; Liehen agrins [Willan];
Teigne granalce [Alibert] (v. lat. tinea Motte v. rsf^-vco)
mit Knötchenbildung einhergehend.
3. £. resiealosuin, E. solare [Willan]; E. Simplex; hier
Digitized by
Google
Elektrocutan 145
kommt es zur Bildung von ßläschen, die entweder für sich be-
stehen bleiben oder konfiuiren.
4. E. pastalosuin s. impetiirinosnm (franz. Teigne {Orvindy
Schorf) mttqueuse, Melitagre) unterscheidet sich von 3 durch den
mehr eiterigen Inhalt der Bläschen.
5. E. madidans s. rubrum, E. inflammatorium, ^eht stets
aus einer der vorhergehenden Variationen hervor und charak-
terisirt sich durch eine rote nässende Oberfläche, in der oft noch
die zei*platzten Bläschen und Pustehi als kleine Grübchen sicht-
bar sind.
6. E. squamosum = Pityriasis rubra [Willan] bildet das
Endstadium des typischen E. und charakterisirt sich durch rote
Flecke mit trockener schuppender Oberfläche.
7. E. rhagadiforme, fissum, rimosum [Veiel in ZH].
Je nach dem Sitze der Krankheit, unter Berücksichtigung
der Prädilektionsstellen, unterscheidet man:
E. capillitii, des behaarten Kopfes.
E. faciei (partiale, totale).
E. faciei barbatae x
E. reffionis supercihorum I • i u j •
E. mSrgiBis ciliaris palpebrarumj «"^Pj?^.' "^^ru«^ "°«^ '^'
E. mucosae narium (soweit die-j pengmosum.
selbe Haare trägt) /
E. tnmci, extremitatum, genitalium, u^;iiversala.
E. acutum ist durch rasche, unter Brennen und Schwellimg
der Haut auftretende Bildung von Bläschen charakterisirt, welche
sich durch Eiterung und Eintrocknung, besonders häufig im Gre-
fiicht der Kinder in das früher als Crusta lactea (s. d.) be-
zeichnete Krankheitsbild verwandeln. Kommt ausserdem noch
mit VorÜebe an Grenitalien, Händen, Füssen und zuweilen uni-
versell vor.
cf. Impetigo^ Hydrargyria, Liehen trop.
£. marffinatum (parasitarium) , Bärensprüng's Ery-
thrasma, das umschriebene E., vielleicht durch einen dem
Trichophyton tonsurans (s. d.) ähnlichen oder identischen Para-
siten bedingtes ekzemartiges kontagiöses Hautleiden, von dem
Bilde einer Pityriasis rubra, das hauptsächlich auf Ingui-
nal- oder Axillargegend, innere Schenkelfläche und Gesäss sich
beschränkt und in Form von peripherisch fortschreitenden roten,
etwas erhabenen trockenen Scheiben und Kreisen auftritt, deren
Eand Bläschen, Knötchen oder Schuppen zeigt.
£• syphilitleuin vd. Liehen syphilit.
E. tnbereulatum i. q. Granuloma fungoides.
!Elektrocatan {z6 rjkexzQov Bernstein, elektrischer
Körper, cutis Haut), nur gebraucht als e. Sensibilität,
i. e. Empfindlichkeit der sensiblen Hautnerven gegen den elek-
Roth's Klinische Terminologie. 4. Aufl. ]^Q
Digitized by
Google
146 Elektrode
trigchen Stroni. Dient zur Priifung der InduktionsRtrom, so
spricht man von faradocutaner Sensibilität (s. d.).
Elektrode (17 6ö6g Weg) auch Rcophor, Exeitator,
Stromgeber, die mit isolirten Handgriffen versehenen, in ver-
schieden gestaltete Kontaktflächen auslaufenden Leitimgsteile, welche
an die Leitungsschnüre der elektrischen Apparate befestigt imd
auf den Körper aufgesetzt werden,
cf. Anode nnd Kathode.
!Elektroeiido8kop (evSoi' innen, oxojteoy besehen)
Instniment zur Besichtigung innerer Körperräume unter Benutzung
des elektrischen Lichts.
!Elektrokatalyse [K Eemak] (xaia-kvco auflösen) die
Einwirkimg des galvanischen Stromes auf die trophischen Vorgänge
im NeiTensystem, auf die Kontraktion der Gefässe, die SafttS-
wegung in den Lymphbahnen etc. , wodurch ein resorbirender
Effekt bei Exsudaten, Infiltrationen, Neubildungen etc. her>^orge-
bracht wird.
cf. Elektrolyse, Galvanisation.
Elektrolyse s. Galvanolysc (n Xvaig Auflösung) der
c4iemische Effekt des galvanischen Stromes, bestehend in der Zer-
legung eines zusammengesetzten Körpers in seine elementaren Be-
f^tandteile, wie sie bei der Elektropunktur zu stände kommt und
zur Heilung von Angiomen, Cysten, Warzen etc. und zur Zerstörung
von anderen Neoplasmen verwendet wird.
cf. Elektrokatalyse.
!Elektrophthalin (6 6<p^al[ji6g Auge) von Noiszewski
angegebener Apparat zur Wahrnehmung der Lichterscheinungen
mitt<?ls des Temperatur- und Lokalisationsgefühls bei Blinden unter
Anwendung der Thennoelektrizität.
lilektropunktiir s. Gahanopiinktur (pungere stechen)
ist die Akupunktur, verbunden mit der Durchleitung eines gal-
vanischen Stromes durch das betreffende Organ {cf. Elektrolyse),
um diesen in einer gewissen Tiefe einwirken zu lassen. Die
Nadeln müssen hierbei bis über der Spitze mit isolirenden Schichten
überzogen werden.
^Elektrotherapie (^ dsganeta v. ^sgouievco) die Anwen-
dung des elektrischen Stromes zu Heilzwecken. Sie zerfällt in
eine Galvanotherapie (konstanter Strom) und eine Faradothera-
pie (Induktionsstrom). Das Gebiet der letzteren ist das be-
schränktere, da sie weniger tief wirkt und fast nur zu Erregungs-
z wecken verwendet werden kann, während bei der Galvanotherapie
die Kathodenbehandlung auch kataly tisch (zerteilend) und .kata-
phorisch (Flüssigkeiten wandern durch poröse Scheidewände von
der Anode zur KaÜiode), die Anodenbehandlung, namentlich bei
Neuralgien im Gebrauch, beruhigend, schmerzstülend wirkt.
Digitized by
Google
Elephantiasis Arabum 147
!Elektrotoiiii8 (6 x6%'og Spannung, v. xBivoy) nennt man
den veränderten Zustand, in welchen ein von einem konstanten
galvanischen Strom durchflossener Nerv in Beziehimg auf seine
Erregbarkeit, Leitungsfähigkeit etc. versetzt wird, und zwar nennt
mau nach Pflüger:
Anelektrotonus (avd hinauf, xatd hinab, entsprechend
der ävo6og und xdxodog) den Zustand der erniedrigten Erreg-
barkeit in der Umgebimg des positiven Poles, der Anode,
Katelektrotonus den Zustand der erhöhten Erregbar-
keit des Nerven oder Muskels, wie er in der Gegend der Ka-
thode vorhanden ist. — Zwischen beiden Polen Hegt der In-
differenzpunkt, an welchem der Nerv imverändert ist.
Elektrotonisiren, einen Nerv oder Muskel in den Zu-
stand des E. versetzen. Die elektrotonisirenden (modifizirenden)
Wirkungen des galvanischen Stromes sind auch von klinischem
Interesse, insofern sie zur Erklärung mancher elektrotherapeu-
tischen Wirkungen hci*angezogen werden.
Elephantiasis Arabum*) [QmMv&eleq^avxidoy Dioscob.]
s. Paehydermia, Syn, Elephaatia, Balfil (Araber); franz. Mal
de Cayenne, Hypersarkosis [Kämpfer] , Spargosis fibroareolaris
[Wilson], eine mit Grefäss- und Lymphgefässentzündimg be-
ginnende, zu Ödem und Erysipel führende, chronische, an einzebien
KörpersteUen vorkommende Erkrankung der Hautschichten und
des subkutanen Bindegewebes mit nachträglicher, massenhafter
und entstellender Gewebszunahme [Schwimmer in ZH]. Neuer-
dings sind Bacillen für die Entstehung der E. verantwortlich ge-
macht worden.
Je nachdem die Haut glatt oder durch Auswüchse des sub-
kutanen Bindegewebes stellenweise höckerig erscheint, unterscheidet
man E. laevis s. glabra und E. tuberosa s. verrucosa.
Die Krankheit Kommt sporadisch in allen Ländern, epi-
demisch in Ägypten, auf den Antillen (Barbados), Brasilien
etc. vor.
£. eruris s. Elcphantopus s. Bnkneinia tropica (engl. Bar-
hadosleg) Bein von Barbados, elephantenfussartige Verdickung
*) E. Arabum = Pachydermie.
E. Graecorum = Lepra (Arabum).
Arabum und Graecorum bezieht sich auf die arabischen und
griechischen Autoren, von denen die ersteren die Pachydermie als D a 1 -
fil, Elephantenfuss, bezeichneten, was von den Übersetzern mit £.
übersetzt wurde. Die Griechen jedoch hatten unter E. den Aussatz
verstanden, der von den Arabern Judam genannt wurde. Dieses
Wort wurde von den Übersetzern mit Lepra übersetzt, worunter die
Griechen nur eine ganz ungefährliche Schuppenflechte verstanden
hatten.
E. italica i, q. Pellagra.
10^
Digitized by
Google
148 Elevatorium
des Unterschenkels und Fusses, welche Fonu hauptsächlich der
Affektion ihren Namen gegeben hat.
et". Mjcetom.
E. fcnitaliuin, insbesondere scrotalis, produzirt oft viele
Pfund schwere herabhängende Greschwülste, ist aber nicht wesent-
lich verschieden von der Affektion anderer Teile.
E. vulrae nennt man eine Wucherung der grossen (selten
der kleinen) Labien und der CHtoris, als deren Ursachen Exzesse
in Venere, mechanische Momente, klimatische Verhältnisse (be-
sonders häufig im Orient), vor allem aber syphilitische Infektion
angeführt werden. Nach der Konsistenz imterscheidet man; E.
v. dura imd molHs. Nach dem Aussehen der Oberfläche: E.
glabra (glatt), E. verrucosa (warzig), E. papillomatosa (papillär) ;
bei starker Hypertrophie der Homschicht: Ichthyosis vulvae.
Eine besondere Erkrankimgsform und stets kongeni-
tal ist
E. teleanfiektödes (vd. Telangiektasie) s. Paehip^dermia
lymphanfiektatiea. Die Haut eines grösseren Körperteils, z. B.
einer ganzen Extremität, erscheint in der Weise hypertrophisch,
dass sie für den betreffenden Teil zu weit ist imd in breiten
Wülsten von der Gliedmasse wie die Haut am Halse der Binder
herabhängt, auch infolge des Durchscheinens der erweiterten. Blut-
gefässe durch die stellenweise verdünnte Kutis maimorirt erscheint.
Diese Blut- wie die Lymphgefässe können dabei in kaver-
nöser Weise entarten, die Haut mit Blasen — ampullären Er-
weiterungen des oberflächlichen Lymphgefässnetzes — bedeckt er-
scheinen.
cf. Anglioma cavemos., Lymphangiom.
E. sklerotiea i. q. Sklerema.
!EleTatoriain {e-Uvare emporheben) s. Elcvatear
(frz.) der Hebel, Instrument mit abgerundeten Kanten, haupt-
sächlich zur schonenden Abhebelung des Periostes dienend. —
Femer: Instrument zur Aufrichtung des flektirten
Uterus.
cf. Fessarium, Raspatorinm.
£lko8is Elkoderm vd. Heiko
iElytritis (to eXvTQov Hülle, Scheide) i. q. Kolpitis.
!Elytrocele (j? xTfkri Bruch) = Hemia vaginalis.
lilytroplastik (jtkdoaco bilden) plastische Operation bei
Vaginalfisteln, in der Anfrischung der Fistel und Bedeckung der-
sell^n durch einen Hautlappen bestehend.
!Elytrorhap]iie (gämfo nähen) s. Kolporhaphie künst-
liche Verengerung der Scheide durch Ausschneiden von Stücken
der Schleicäiaut und Vernähen der Wundränder, zur Heilung
von Uterus- und Scheidenvorfall.
cf. Episiorhaphie, Kolpoperineoplastik, Perineorhaphie.
Digitized by
Google
o
a
Emese 140
iElytrotomie (teiuvto schneiden) Durchschneidung der
«5 hinteren Scheiden wand behufs Drainirung des DoüGLAS'schen
P5 Eaiimes bei Beckeneiterungen, Uterus- und Adnex-Adhäsionen,
p^ Eetroversion und -Flexion.
h-] !Einaeiatio {emaciare, macies^ macer mager) das Ab-
r\ magern, vd. Macies.
br Embolus {e^-ßdkXw hineinwerfen) ein in kleinen Ar-
terien oder in Kapillaren stecken gebliebenes, von einer anderen
Stelle stammendes Grerinnsel (erweichter Thrombus) oder sonstiger
Fremdkörper, eingewanderter Pfropf,
cf. Thrombus, Infarkt.
Embolie der embolische Prozess, die durch die Ver-
stopfung von sogenannten Endarterien (welche keine Anasto-
mosen haben, in Gehirn, Lunge, Niere, Milz u. a.) hervorgerufene
M Herderkrankung in dem abgesperrten Gefässgebiet (Emährimgs-
störungen, Infarkt, metastatische Abszesse, Gangrän, gelbe Him-
P-^ erweichung etc.).
Q) Fett-Embolie Eintritt von flüssigem Fett des Knochen-
IM markes in die zerrissenen Venen bei Knochenbrüchen, Osteo-
pL^ myelitis, Quetschungen des Paniculus adiposus, wodurch eine
hochgradige Anfüllung der Kapillaren der Lungen, des Gehirns
etc. mit Fett, Eespirationsbeschwerden unter Fiebererscheinungen
und selbst rascher Tod verursacht werden kann.
Luft-Embolie E. der (Lungen-)Kapillaren (Pnemnathämie)
mit einer grösseren Menge durch geöffnete Venen besonders der
Halsgegend eingetretener Luft, wodurch mangelhafte Dekarboni-
sation des Blutes und nicht selten plötzlicher Tod bedingt wird.
Pigment-Embolie kommt bei Melanämie (s. d.) in den-
jenigen Organen zu stände, in welchen der Kreislauf ein lang-
samer ist, und kann im Gehirn eine grössere Bedeutung gewinnen.
Embryokardie [Huchakd] {x6 l'^y^^vov Leibesfrucht,
V. Ef^ßovco hervorkeimen. ^ xagöla Herz) ein eigenartiger
dem fötalen Leben entsprechender Rhythmus des Herzens, bei
welchem der erste imd der zweite Herzton gleichlaut und in
gleichen Intervallen sich folgend gehört werden. E. ist meist mit
Pyknokardie is. d.) verbunden, konunt aber auch ohne letztere
vor — E. diessoci^.
Embryo tomie s. Embrynlkic (xi^ivco schneiden, eX>c(o
ziehen; ßQv<o sprossen) künstliche Zerstückelung des
Embryo (wenn bei Schulterlage und Tod des Kindes die Wen-
dung unausführbar ist).
cf. Exenteratio, Decapitatio, Spondylotomie. — Cephalotomie.
!E]oese (^ sfieoig Erbrechen, s(jle(o) i. q. Vomitus.
Emetica (sueuxög sc, remedia) s. Vomitira Brechmittel.
Digitized by
Google
150 Emmenagöga
ljinnieiia||:ö||:a (sc. remedia ^sfjLfArjvo? monatlich, v.
o fi-qv u. äyoyyog herbeiführend) Mittel zur Hervorrufung
oder Verstärkung des Monatsflusses.
Ijmmetropie {h — x6 jusrgovlsiL^&s — 17 cjyj das Sehen)
Normalsichtigkeit ( — cf, Hypermetropie) wobei der natür-
liche Brennpunkt (bei Akkommodationsruhe) des dioptrischen
Apparates ziemlich genau mit der Voixierfläche der Stäbchenschicht
der Eetina zusammenfällt.
liinollieiitia {emollio erweichen) i. q. Demulcentia.
Cjinphysein (h, (pvodco blasen) im allgemeinen das Auf-
geblasensein des interstitiellen Bindegewebes eines Organes mit
Luft oder Gasen; kurzweg für Lungen- E. gebraucht und zwar
nicht in dem Sinne des echten E. (Emphysema interstitiale
s. interlobulare), welches durch Eindringen von Luft in das
interstitielle Gewebe nach Zerreissung der Alveolenwände entsteht,
sondern im Sinne der übermässigen Erweiterung der Lungenalveolen
durch Exspirationsdruck und Inspirationszug mit allmählicher
konsekutiver Atrophie und Verschmelzung der Alveolarsepta
(genauer also: E-a alveolare s. vesiculare, Alveolar-Ektasie).
Substantielles oder essentielles und vikariirendes
oder komplementäres (com-pleo) E., je nachdem das E. selb-
ständig aufgetreten oder dadurch zu stände gekommen ist, dass
die betreffenden Alveolen die Funktion einer Anzahl anderer für
die Luft unzugänglich gewordener Alveolen übernommen haben.
E-a senile, Atrophia pulmonum, Zusanunenfliessen meh-
rerer Alveolen durch einfachen senilen Schwund ihrer Zwischen-
wände, also ohne Vergrösserung des Organs.
E-a sabeutanenin E. des Unterhautzellgewebes, entsteht
durch Eindringen von Luft unter die Haut infolge abnomier
Kommunikation mit den Luftwegen oder dem Mastdarm.
E. vaf inae vd. Kolpohyperplasia cystica.
cf. Pneumatocele. Pneumatosis, Gangraena emphysematosa.
üiinprosthötoniis (efi-ngoa^sv nach vorn. v. n^og ge-
gen, 6 Tövog Spannung) vd. Tetanus.
Ijmpyema (sfiTzvog inneres G-eschwür, :n[v(yv Eiter,
sfXTivrifjLa = eixTivrj [HiPPOKRATES]) s. Pyothorax Eiterbrust,
eiteriger Erguss im Pleurasack, gewöhnlich das Produkt einer
eiterigen Pleuritis, resp. der eiterigen Umwandlung eines anfangs
serös-fibrinösen Exsudates, namentlich im Gefolge von Pneumo-
thorax.
E. articuli i. q. Synovitis acuta suppurativa.
E. necessitatis spontan nach aussen durch den Brustkorb
durchbrechendes E.
cf. Peripleuritis.
Digitized by
Google
Encephalomalacie 151
iEnantlieiii {evdv&rnAa y. ev u. ävM<o blühen, dem Wort
Exanthem nachgebildeter, nicht mehr recht gebräuch-
licher Ausdruck) im Gegensatz zu Exanthem: innerer
Ausschlag, Ausschlag auf Schleimhäuten als welchen man
z. B. die Typhusgeschwüre der Darmschleimhaut betrachtete etc.).
liiicephalitis (o iy-xeqpaXog was sich im Kopfe be-
findet, das Gehirn) die eigentliche Hirnentzündung (c/.
Meningitis), herdförmige entzündliche „rote Erweichung*',
welche die Tendenz hat, zu makroskopischen Eiteransammlungen
im Umfange des Herdes zu führen. In anderen Fällen tritt
Verfettung — gelbe Erweichung — und Resorption oder sklero-
tische Induration ein. — Scheint idiopathisch nicht vorzukom-
men [ZH].
E. aeuta infantum i. q. Hemiplegia spastica infantihs.
cf. Encephalomalacie, Poliencßphalitis.
!Eneep]ialoeele (17 xvXi] Bruch) Hirnbruch, ange-
borener (selten erworbener [Traumen]), auf hydrokephalischer
Grundlage beruhender Zustand, wobei aus einer von den Schädel-
knochen gebildeten Pforte die Hirnhäute als Bruchsack sich aus-
stülpen, welche entweder nur Wasser (Hydromeningo cele,
Hydrocephalus herniosus) oder gleichzeitig Gehimteile
(Hydrencephalocele) enthalten.
cf. Cephftlocele, Cephalhämatocele, Porencephalie.
Ijncephaloid (Endung -eiSi^g vom Stamm sidco ähn-
lich sein) i. q. Carcinoma medulläre.
Ijücephalomalacie {fiaXaxog weich) Gehirner-
weichung, eine häufige Folgeerscheinung vieler pathologischer
Prozesse, in einer Auflockerung der nervösen Elemente bestehend,
zwischen die seröse Flüssigkeit tritt, so dass ein weicher Brei
entsteht.
Zu untei^scheiden:
Akute Gehirnerweichung infolge von 1) Entzündung,
2) arterieller Verstopfung, 8) venöser Verstopfung und
Chronische Gehirnerweichung.
Anatomisch unterscheidet man:
1) Die rote, hauptsächlich in der grauen Substanz auftretende
Erweichung mit punktförmiger, roter Färbung, geringer
Herabsetzung der Konsistenz und Schwellimg.
2) Die gelbe Erweichung aus der ersteren heiTorgehend
mit weicher Konsistenz und körnigem Aussehen.
3) Die weisse Erweichung von dem Aussehen der normalen
Himsubstanz nicht verechieden, mit der Konsistenz nach
kaum veränderter oder zerfliessender Substanz, verschwom-
menen Grenzen und hauptsächlichem Sitz in der weissen
Hirmnasse.
Der schliessliche Ausgang der Erweichung besteht in Binde-
gewebshyperplasie mit Narben- oder Kystenbildung.
Digitized by
Google
152 Bincephalopathia
Die, klinischen Symptome der akuten Gehirnerweichung haben
grosse Ähnlichkeit mit denen der Gehirnblutung (vd. Apoplexia
cerebri) unterscheiden sich aber von der letzteren durch das
häufigere Auftifeten von Aphasie (Embolie der mittleren Gehim-
arterie), die partielle Hemiplegie (Monoplegie eines Armes oder
des Gesichtes und eines Armes infolge der Rindenläsion), die
häufigeren rekurrirenden Konvulsionen, imd im subchronischen
Stadium häufigere Inkoordination und Athetose. Femer ist bei der
Gehirnerweichung die Gedächtnissschwäche und der geistige Defekt
stärker imd das Fehlen von Herdsymptomen häufiger.
Chronische (progressive) Gehirnerweichung hat fast
immer ihren Sitz in der weissen Substanz der Hemisphären, be-
steht in einfacher weisser Erweichung mit sekundärer Affektion
der grauen Rinde und verläuft unter dem Bilde der motorischen
imd sensibeln Hemiplegie.
!Eiicephalopathia (ro jid^og Leiden) Gehirnleiden.
E. saturnina die schwerste Form der chronischen Blei-
vergiftung, in verschiedenartigen, auf Bleiintoxikation des Ge-
hirns beruhenden Zuständen bestehend, deren gewöhnlichste die
Eklampsia saturnina ist, während als seltenere, zuweilen
aber gleichzeitige Erscheinung die Bleiamaurose, ausserdem
maniakahsche Aufregimg oder melancholische Depression vor-
kommen.
cf. Satnmismns, Eklampsie.
£]icho]tdroina (iv-xorSgoco verknorpeln, v. iv an u.
XovÖQog Knorpel), auch Chondrum (s. d.) Knorpelgeschwulst,
Geschwulst aus Knorpelgewebe mit bindegewebigem Stroma
zwischen den einzelnen Knorpelläppchen, häufig mit sekundärer
Verkalkung (Osteoidchondrom) oder schleimiger Erweichung
einzelner Partien (E. myxomatodes) oder zystoider Entartung
(E. cysticum).
!E]tdarteriitis (iv oder eydov innen, i? dgrrjgia Arterie,
vd, Arteriitis) Entzündung der Timica intima der Arterien.
E. ehronica deformans, Arteriosklerose, auch Atherose,
der atheromatöse Prozess, die chronische deformirende Ge-
fässhautentzündung besonders der Greise und Arthritiker. Das
erste Stadium ist eine zirkumskripte sklerosii-ende Hyper-
plasie der Intima, das zweite Stadium ist entweder eine Er-
weichung der neugebildeten Lamellen infolge fettiger Degeneration,
ein atheromatöser Abszess, der zum Durchbruch in das Lumen
des Gefässrohres führt, wodurch sinuöse Geschwüre entstehen,
oder eine Verkalkung in Form dünner Knochenplatten. Damit
kombinirt ist gewöhnlich die fettige Usur (s. d.) und eine Ver-
kalkung der Muskelspindeln der Tunica media.
cf. Atherom.
E. obliterans {oblittero •= ohlino verwischen, auslöschen)
Digitized by
Google
Endocranitis 153
besteht in einer allmählich zunehmenden Verdickung der Intima
durch Zelleninfiltration, die zu Verengerung und Verschluss des
Arterienlmnens führt und fast ausscfliesslieh die mittleren und
kleinen Arterien befällt.
E. (Arteriitis) syphilitica durch konstitutionelle Syphilis
verursachte Verdickung der Innenhaut, später auch der ganzen
Wand zirkumskripter Stellen der Arterien besonders im Gehirn,
die zu beträchtlicher Verengerung des Gefasslumens führt, nicht
fettig entartet, sondern sich entweder organisirt oder narbig
schrumpft.
^Endemie (iv, 6 S^fjog Volk) stationäre, lokal einheimische,
in ihrer Entstehung an gewisse Orte gebundene Volkskrankheit.
cf. Epidemie, Epoikie, Pandemie.
iEndocarditis {svSov Ädv, innen, 17 xagdia Herz) Ent-
zündung der Innenhaut des Herzens.
E. vorrneosa aeuta und subacuta (verruca Warze) die
gewöhnliche Form der akuten E. An den Etappen und Sehnen-
fäden bilden sich hahnenkamm- oder kondylomartige Exkres-
zenzen.
Aliute relLurrirende E. eine akute, auf dem Boden einer
chronischen sich entwickelnde E.
Rlieumatoide E. [Litten] schwere, häufig totliche, aber
nicht septische Form, am häufigsten im Anschluss an akuten Gre-
lenkrheumatismus.
E. blcnnorrhoica (selten, zur vorigen Form gehörig), im Ge-
folge der Gronorrhoe auch ohne vorhergehende Grelenkaffektion
auftretend.
E. chronica fibrosa ist entweder der Ausgang der akuten
Form oder von vornherein eine chronische sklerosirende und
retrahirende E. und neben dem Atherom die Ursache der allmäh-
lich sich entwickelnden Klappenfehler.
E« diphtherica s. myitotica s. maligna, früher ulcerosa ge-
nannt. Charakteristisch ist eine breiig-schmierige Auflagerung auf
die Klappen besonders des linken Herzens mit Durch Wucherung des
Endokard mit kömigen Partikelchen, welche in vielen Fällen als Mikro-
kokken erkannt worden sind, von denen aus häufig Embolien
stattfinden. Die Krankheit tritt sekundär als Teilerscheinung
septikämischer Zustände auf, in anderen Fällen aber ohne einen
nachweisbaren primären Erkrankungsherd bei Polyarthritis rheu-
matica. Als ihre Ursache ist wahrscheinhch der Staphylo-
kokkus pyo genes aureus (s. d.) anzusehen, der auch durch
die unverletzte Haut [Garre] in den Körper eindringen kann,
wodurch sich vielleicht die kryptogenetischen Formen der Septi-
kämie und der maUgnen Endokarditis erklären lassen.
!Eiidocraiiiti8 {cranium x6 xgaviov knöcherne Schädel»
xdg Hirn) i. q. Pachymeningitis externa.
Digitized by
Google
154 Endokolpitis
JBndokalpitis Entzündung der Vagina unter ausschliess-
licher Beteiligung der Mukosa und Submukosa, im Gegensatz zui*
Perivaginitis (s. d.).
cf. Kolpitis.
JBndometritiB (77 fitjXQa Gebärmutter) die Entzündung
der Gebärmutterschleinihaut (uterine Leukorrhoe).
Nach dem Verlauf imterscheidet man:
E. aenta die akute Entzündung der Gebärmutterschleimhaut,
die sich hauptsächhch auf das Corpus uteri erstreckt und durch
profusen serösen Ausfluss aus dem Mutteimund, der häufig Ex-
koriationen zeigt, charakterisirt. Zugleich besteht starke Ab-
ßchilferung des Epithels des Utenis. Bei eiteriger Sekretion
spricht man von E. purulenta, bei stattgehabter Tripperinfek-
tion von E. gonorrhoica; und
E. chronica die manchmal aus E. acuta hervorgeht, meist
jedoch von Anfang an eine chronische ist. E. ehr. ist häufiger
eine E. cervicalis als E. corporalis. Man untei-scheidet eine
E. interstitialis (E. fungosa Olshaüsen) und eine E. glan-
dularis, letztei-e in schweren Fällen zu 2Jystenbildung (Ovula
Nabothi) führend.
E. crouposa und diphtherica sind meist Teilerscheinungen
schwerer Infektionskrankheiten, namenthch der Febris puer-
peralis (s. d.) und des Typhus, und chai*akterisiren sich durch
Bildung krupöser Membranen im Endometrium oder durch diph-
therische Schorfe.
E. dissecans, s. exfoliativa vd. Dysmenorrhoea mem-
branacea.
E. decidualis eatarrhalis vd. Hydrorrhoe.
E. deeidnalis polyposa eine zum Abortus führende Ent-
artung der Decidua vera in schwangeren, endometrisch affizirten
Grebärmüttem, wobei die entzündliche Hypei-plasie zur Bildung
sehr zahlreicher bis erbsengrosser Polypchen führt, welche der
Innenfläche der die Uterushöhle auskleidenden Membran auf-
sitzen.
E d. chronica diffusa chronisch entzündliche diffuse Ver-
dickung der Decidua vera, zuweilen auch unter Teilnahme der
reflexa, der vorigen Form analog.
E. placentaris iiypertrophica vd. Placentitis.
£iidophlebiti8 {ri (pUxp, qpXeßog Vene) Entzündung der
inneren Venenhaut.
E. acuta vd. Phlebitis acuta.
E. chronica ist analog der Endarteiütis, mit Vei*dickung
und Verkalkung imd findet sich in Venen, welche einem hohen
Druck des Blutes ausgesetzt waren.
E. portalis vd. Pylephlebitis.
Digitized by
Google
Entartungsreaktion 155
^Endoskop (oxoTteeo besehen) Instrument zur Beleuch-
tung und Untersuchung des Innern der Urethra, der Blase, des
Mastdarms etc.
cf. Speculam, Urethroskop.'
ISndospor vd. Sporulation.
CiiidostetliOBkop (vd. Stethoskop) Vorrichtung zur Aus-
kultation durch den Ösophagus, bestehend aus einer Scflundsonde,
oder aus einem Magenschlauch, an dessen oberen Ende die Hör-
muschel eines Stethoskops befestigt ist.
Cjndotheliom (siehe die Erklärung von Epithelioma!) Neu-
bildung, bei welcher die zellige Wucherung vom Endothelium der
Lymphgefässe imd der Lymphspalten ausgeht.
ljii||:a8triilS (ev u. 17 yaati^g, yaorgog Bauch) Doppelmiss-
geburt aus der Beihe der Thorakopagi, bei der der eine Embryo
verkümmert ist und als parasitische, von einem besonderen Sack
umgebene Masse in der Bauchhöhle des anderen liegt.
cf. Epigastrins.
JEiii£Oiieineiit (franz.) die Anschoppung, gewöhnlich
vom ersten Stadium der krupösen Pneumonie,
ef. Incarceratio stercoralis.
Enkanthis (ij iy-xav&ig die hervortretende Ka-
runkel im inneren Augenwinkel, v. 6 xav&og Augen-
winkel) Geschwulst der Thränenkarunkel.
Das Leiden ist manchmal ein für sich bestehendes, tritt aber
meist im Grefolge von entzündlichen Affektionen der Konjunktiva
oder im Anschluss an Allgemeinerkrankungen (Syphilis: E. lue-
tica) auf.
cf. Epikanthos, Rbyas.
£]torc]ii8iiiiis (ev, 6 dgxis Hoden) vd. Kryptorchismus.
linopktkaliniis (6 6<p^aX]Li6g Auge) Zurücktreten
des Bulbus in die Augenhöhle bei Krampf der äusseren
Augenmuskeln, bei der spastischen Form der Migräne, sowie nach
Kontusion des Auges infolge von Atrophie oder narbiger Schrum-
pfung des (im letzteren Falle entzündeten) retrobulbären Zell-
gewebes.
cf. Exophthalmus, Mikrophthalmus.
Enostose (to Sotsov Knochen) ist eine Exostose mit der
Richtung nach innen, also z. B. nach dem Markraum der Röhren-
knochen, an der Innenfläche des Schädels etc.
Elitär tii]i||:sreaktioii, Abbr.: EaR. Eine von Baier-
LACHER zuerst genauer beobachtete Änderung der elektrischen Er-
regbarkeit von Nerv und Muskel, welcher Erb den Namen Ent-
artungsreaktion gegeben hat. Sie hat ihre Ursache in Degene-
rationsvorgängen in Nerv und Muskel (Myelinzerklüftung im
Nerven, Kern Wucherung in Nerv und Muskel u. s. w.) und findet
Digitized by
Google
156 Enteralgie
sich am typischsten bei wÄifektionen der peripheren Nerven und
Poliomyelitis anterior, jedoch auch mehr oder weniger ausge-
sprochen bei einer Beihe anderer spinaler und bulbärer Erkran-
kungen. Das normale Zuckungsgesetz für den galvanischen ^trom,
nach welchem bei Erregung von Nerv oder Muskel zuerst die
Kathodenschliessung eine Zuckung auslöst (KSZ), dann die Anoden-
öffnung (AOZ) imd fast gleichzeitig die Anodenschliessung (ASZ)^
während die KathodenöSnung erst sehr spät oder, gar keine
Zuckung erzielt (KOZ), erleidet hierbei häufig Änderungen.
Während man in den Anfangsstadien z. B. einer peripheren
Nervenlähmimg ein mehr und mehr zunehmendes Sinken der
galvanischen und faradischen Erregbarkeit von Nerv und Muskel
beobachtet, die später vöUiger Unerregbarkeit beim Nerven Platz
macht, findet sich im Muskel ,, meist in der zweiten Woche de»
Bestehens einer Lähmung eine Übererregbarkeit für den konstanten
Strom bei völligem Erlöschen der Erregbarkeit für den faradischen
und an der Stelle der im gesunden Muskel bützartigen Zuckungen
einen trägen, langsam ablaufenden Zuckungsmodus. Zugleich
findet sich meist das normale Zuckungsgesetz in der Weise ver-
ändert, dass ASZ bälder eintritt als KSZ, während zugleich KOZ
mehr und mehr an AOZ herantritt oder letztere überwiegt. Ausser
dieser „kompleten Entartungsreaktion*' beobachtet man bei ver-
schiedenen Affektionen eine Beihe von Modifikationen. Von diesen
ist die häufigste die partielle Entartungsreaktion, bei welcher die
Erregbarkeit des Nerven für beide Stromarten herabgesetzt ist,
der Muskel aber auf den galvanischen Strom mit träger Zuckung,
häufig unter Umkehrung des normalen Zuckungsgesetzes, reagirt.
Die meisten Autoren bringen das Auftreten der Entartungsreaktion
in Zusammenhang mit Degeneration von Nerv und Muskel, doch
^vill JoLLY dieselbe auch im gesunden Muskel beobachtet haben,
cf. Atrophische Lähmungen.
Ijüteral^ie {t6 evregov Gedärm, t6 ä).yog Schmerz)
i. q. KoHka.
Ijuterektomie {exTSfivw ausschneiden) das Heraus-
schneiden eines Dannstückes — Dannresektion.
liiiteritis Darmentzündung oder Darmkatarrh (E.
catarrhalis, Enterocatarrhus, Catarrhus intestinalis).
Je nach dem Sitze der Erkrankung imterscheidet man
Duodenitis, Ileitis, Typhlitis, Kolitis, Proktitis, bei
Verbindung mit Magenkatarrh Gastroenteritis, Gastroduo-
denitis. Die Schleimhaut ist fleckig oder diffus gerötet, ge-
schwellt und das Epithel in verschiedener Ausdehnung abge-
stossen, wodurch es zu katarrhalischen (Erosions-)G€schwüren
kommen kann. Beim chronischen Darmkatarrh schwellen die
sohtären Follikel an, werden pigmentirt und wandeln sich zuletzt
zu Geschwüren lun (E. follicularis, häufige Ausgangsfonn
Digitized by
Google
Enter okly Bis 157
protrahirter chronischer Darmkatarrhe bei kleinen Kindern, vd,
Tabes mesaracia). Die Mucosa wuchert an zu'kuniskripten Stellen
in Form von Papillargeschwülsten (E. polyposa, oder wenn
damit noch Schleimretention in den LiEBERKtJHN'schen Drüsen-
schläuchen verbunden ist: E. cystica polyposa). — Auf die
freie Fläche findet besonders bei der akuten Form entzünd-
liche Exsudation statt; vd. Diarrhoe.
cf. Febris gastr., Cholera nostrafl, Ulcus folHcul.
E. phlegmonosa (subraueosa purulenta) entspricht der
Gastritis phlegmonosa und tritt auf im Gefolge heftiger Beizungen
der Darmwand, bei Darmgeschwüren und als metastatische Ent-
zündung.
E. diphtheriea. Ausser bei der spezifischen Darmdiphtherie,
der Dysenterie, kommt eine diphtherische Entzündung als einfache
intensive Entzündungsform noch bei Stagnation von Fäkalmassen
und im Verlauf verschiedener chronischer und septischer Er-
krankungen vor.
cf. Enterobelkosis.
liiiteroaiiastoniosis {dva, x6 öx6fia Mund ävaoxo^om
Öffaen) Herstellung einer Kommunikation zwischen 2 Darm-
stücken nach Kesektion wegen Invagination, Stenose etc., entweder
unter Anwendung der Plattennaht (dekalciniiter Knochen — Senn)
oder der Kiiopfnähte (Braun).
£iiteroeele {fi xrjXri Bruch) Eingeweidebruch, vd.
Hemia.
linteroeentesiii (xevTsco stechen« xevrrjoig Stich) die
Punktion des Darms, ein hauptsächlich bei hochgradigem Meteo-
rismus geübtes Verfahren von nur palliativem Wert, nach Eröff-
nung der Bauchhöhle zur Verkleinerung von meteoristischen Darm-
«onvoluten meist von schädlichen Folgen.
£iiterodyiiie (^ odvvrf Schmerz) i. q. Kolika.
!Enteroepiploeele (vd. Epiplocele) Darmnetzbruch,
d. h. Darmbruch mit vorgelagertem Netz.
Ijuterolielkosis (vd. Helkosis) Darmverschwärung,
Darmgeschwüre. Ausser den typhösen, dysenterischen
und sehr seltenen syphilitischen kann man ätiologisch noch
unterscheiden; sterkorale Druckbandgeschwüre, dann ka-
tarrhalische (incl. follikuläre) peptische und tuberkulöse
Geschwüre. Peptische Greschwüre sind solche, welche durch die
Wirkung des im Darme befindlichen Verdauungssaftes, besonders
in den oberen Teilen des Darms analog dem Ulcus chron. rotund.
des Magens zu stände kommen sollen.
Enteroklysis [Cantani] (xXvCco bespülen) die Darm-
ausspülung mit Wassern oder Arzneimitteln (gerbsaure E. etc.) —
Verfahren zur Behandlung der Cholera u. anderer Darmaffektionen.
Digitized by
Google
158 Bnterolithen
liiiterolitlieii (6 Ußog Stein) Darm- oder Kot steine,
werden besonders im Cöcum gefunden, haben meist einen Fremd-
körper zum Kern imd bestehen neben Cellulose und anderen
Resten vegetabilischer Substanzen aus phosphorsaurer Ammoniak-
magnesia, phosphorsaurem imd kohlensaurem Kalk.
cf. Calcalus.
liiiteroptosis s. Splanchnoptosis {x6 ojtXdyxvov Ein-
geweide »5 jtTcooig V. jiiJiTO) fallen) [Glenard] Senkung der
Baucheingeweide infolge von Anstrengungen (Heben), Er-
schlaffung u. Atonie der Eingeweide und ihrer Ligamente, nach
Entbindungen, rascher Abmagerung Fettleibiger, nach Typhus u.
Dysenterie.
liiiterorliasie (Qrjywfzi bersten) die Darmblutung.
liiiterorliapliie (»7 gacpi^ Naht) die Darm naht.
liiiteroskop {oxotiso) sehen) ein von Leiter verfertigtes
Instrument zur Beleuchtung der Dannhöhle mit dem elektrischen
Glühhcht.
Ijuterostomie (xo oxofia Mund) Anlegung einer künst-
lichen Darmfistel.
liiiterotoiiiie (reiuvco sehneiden) Darmschnitt^
künsthche Eröffnung eines Darmstückes oberhalb erkrankter Darm-
stellen.
Enterotoin Darmscheere, scheerenförmiges Instnunent mit
s^tumpfen, rinnenförmig ausgehöhlten Branchen, die sich durch
Schraubenvorrichtung einander nähern lassen, wodurch der mittlere
Teil der sog. Klappe (Promontorimn, s. d.) komprimirt und durch-
gequetscht wird.
cf. Kolotomie, Typhlotomie, Proktotomie, Gastrotomie, Laparo-
tomie.
liiiterotypliaB = Typhus abdominalis.
lintlieliiiiiitlieii (ivrög Adv. innen, ^ iX/nivg, iv&og
Wurm) Eingeweidewürmer, vd. Helminthiasis.
cf. Organozoen, Entozoen.
Ijutopliyten {(pvw wachsen) pflanzliche Parasiten im
Innern des Körpers.
cf. Epiphyten, Entozoen.
Ciiitotiseli (ro ovg, (hrog Ohr) nennt man Geräusche oder
Hörempfindungen, denen Tonschwingungen zu Grunde liegen,
welche im Innern des Ohres oder in dessen Nähe im Körper
selbst erzeugt werden.
cf. Sonitus et Susurrus aurium.
dniozoen (t6 C^po^ Tier) tierische Parasiten, welche
das Innere des Körpers bewohnen.
cf. Epizoen, Entophyten, Enthelminthen, Organozoen.
Digitized by
Google
Bphelis 159
lintropie {si-tqejzsiv nach innen wenden) die Ein-
wärtskehrung.
cf. Ektropie.
Ciiitropiaiii die Einwärtskehning der Augenlider, meist
mit Trichiasis (s. d.) verbmiden.
Man 'miterscheidet :
E. oriraniciiin durch Verkürzung des Tarsus infolge von
Conjunctivitis diphtherica oder blennorhoica oder durch Narben-
kontraktion der Conjunctiva (Narben-E.) hervorgei-ufen.
E. spasticum s. inuseulare durch Kontraktion des Cihai*-
teils des Muse, orbicularis, häufig infolge teilweiser seniler Atonie
(E. senile).
cf. Ektropium.
'Enaeleatio (v. enucleare auskernen, nucleus Kern,
nux Nusfl) Exartikulation in den Grelenken der Finger und
Zehen.
E. bulbi (btdbus, ßoXßog, eig. Knolle., Bolle) Exstirpation
des Augapfels.
Sie besteht entweder in einer Ausschälung des Augapfels aus
.seiner Kapsel oder in einer Entfernung des ganzen Orbitaliahalts
(Exenteratio orbitae).
cf. Exenteratio bulbi, Neurotomia optico-ciliaris.
dnaresis (iv'ovgsco hineinpissen) unfreiwilliger
temporärer Urinabgang.
E. nocturna die unwillkürlichen Urinentleerungen finden
nur im Schlafe statt, hauptsächlich bei Kindern vor der Pubertäts-
zeit, infolge Schwäche oder Anästhesie des Sphinkter gegenüber
der Reizbarkeit des Detrusor.
E. spastica der bei Cystospasmus eintretende unfreiwillige
Harnabgang, bezw. das mit Cystospasmus verbundene Bedürfnis
zu abnorm häufiger Urinentleerung.
cf. Incontinentia, Dysurie.
liiizyni [W. KtJHNE] das hydrolytische Fennent, so genannt
im Gregensatz zu den organisirten Fermenten (Hefe, Spaltpilzen
etc.). Die E. (z. B. Pepsin, Trypsin) bewirken Spaltung der zu
verdauenden Körper unter Wasseraufnahme der letzteren.
Kpendymitis (im, t6 evdvfia Ankleidung, Oberkleid)
die Entzündung des Ependyms der Himventrikel , meist bei
Hydrocephalus congenitus beobachtet,
cf. Hydrocephalus.
liphelis, Plur. Ephelides (j? s(priUg v. sm u. fihog an der
Sonne) Sommersprossen, sind zahlreiche sehr kleine Lentigines,
die im Sommer an den entblössten Teilen stärker hervortreten als
im Winter, nicht aber durch den Einfluss der Sonne erzeugt sind^
Digitized by
Google
160 Ephemera
liphemera {sc, Febris ; s<p-rifjtsQog Adj, für einen Tag
dauernd, bestimmt etc., em auf, im Gegensatz zu Febris
synocha [avvoxog anhaltend]) plötzlich und besonders bei
Kindern (oft nach deuthchen Erkältimgen) eintretendes und in
1—3 Tagen entweder ohne jede LokaHsation, oder mit leichten,
zur Höhe des Fiebers in keinem Verhältnisse stehenden, oder
demselben nachfolgenden Lokalaffektionen verschiedener Schleim-
häute, Anginen, rheumatoiden Erscheinungen, Neuralgien etc.,
welche neben dem Fieber verlaufen, dasselbe aber nicht be-
dingen. In diesem Sinn kann man von Febris rheumatica,
herpetica, catarrhalis etc. sprechen, muss aber davon
unterscheiden Catarrhus oder Kheumatismus febrilis, bei
welchen das Fieber durch die Lokalaffektionen bedingt erscheint
und ihrer Intensität zu entsprechen pflegt.
cf. Refrigeratio, Febris herpet.
"Ephidrosis (^ itp-iögcDotg [HiPPOKRATES] dasSchwitzen
im allgemeinen.
E. uni lateralis das einseitige Schwitzen meist im Grefolgc
von einseitiger Lähmimg (Facialislähmung, Hemiplegie),
cf. Sudor, Uyperidrosis.
CipiblephaTon (to ßXitpagov Augenlid) i. q. Epikanthus.
li^leystotomie (im oberhalb, 97 xvaxig Blase, ^ ^^f^v
Schneiden tifxvw) vd. Lithotomie.
Cipidemie {sm drüber hin, 6 dfjf^og Volk) temporär
intermittirende allgemein verbreitete Volkskrankheit mit multiplen
Prädilektionsherden [Geigel].
cf. Endemie, Pandemie, Epoikie.
lipidermidopliyton (^ imöegf^lg Oberhaut von ijn\
Mgfxa u. (pvTov Pflanze v. <pv(o wachse^ [Lang] der Pilz der
Psoriasis. Derselbe soll in Gestalt von rundlichen Brutzellen mit
doppelt konturirter glänzender Membran und protoplasmatischem
Inhalt in der Psoriasishäutchen genannten Beteschicht immittelbar
über den Papillen sitzen.
lipidermidosis [Auspitz] Sammelnahme für Wachs-
tumsanomalien der Haut mit epithehalem Ursprung und Typus.
dpidermolysis (97 Xvoig Lösung) Loslösung der
Epidermis imter Blasenbildung, entweder künstlich z. B. durch
Vesikantien, durch verschiedene Keize, wie Reibungen, Druck der
Schuhe, oder als krankhafter Zustand — E. buUosa hereditaria
[KÖBNER].
cf. Akantholjsia.
lipididymitis (17 emSiövfiig was auf dem Hoden —
didvfiog — gelegen ist, sowohl Hodenhaut, als Neben-
hoden, V. Svco zwei) Nebenhodenentzündung.
Digitized by
Google
Epilepsia 161
E. aeuta entsteht entweder traumatisch, oder metastatisch
(imd dann gewöhnlich mit Orchitis» bei Pyämie, Blattern), oder
am häufigsten von irgend welchen Reizungen der Urethra,
namentlich Gonorrhoe durch die Vasa deferentia fortgeleitet:
E. urethralis (gonorrhoica).
E. chronica Abszessbildung im Nebenhoden mit sehr chro«
nischem Verlauf, im Gefolge chronischer Entzündungen der Harn-
röhre.
E. caseosa s. tuberculosa, Phthise (Tuberkulose) des Neben-
hodens. „Es bildet sich in kurzer Zeit unter Schmerzhaftigkeit
eine Anschwellung des Hodens, resp. Nebenhodens. Dieselbe
erreicht gewöhnlich schon im Verlauf von acht Tagen, seltener
erst nach einigen Wochen ihre definitive Grösse, und es tritt
fast regelmässig ein Aufbruch und Bildung einer Fistel ein,
welche nun durch Jahre hindurch bestehen bleibt" [Pitha und
Billroth]. E. tuberculosa bildet häufig den Ausgangspunkt
für Mihartuberkulose.
cf, Orchitis.
lipi^astrias {mi auf, jJ yaaxrjQ Bauch) Doppelmiss-
bildung aus der Reihe der Thorakopagi, bei der. der eine Embryo
verkümmert ist und als parasitische Masse frei oder subkutan in der
Begio epigastrica des anderen sitzt.
cf. Engastrius, Teratom, Intrafötation.
lipig^lottitis catarrlialis (Epiglottis Hippokrates
Kehldeckel v. sni u. rj yXcörta eigentlich über der Zunge,
d. h. über dem Spraehwerkzeug, dem Kehlkopf) s.
Angina epiglottidea mnschriebene Entzündung des Kehl-
deckels, verbunden mit grossen Schlingbeschwerden, gewöhnhch
auf lokale Schädüchkeiten zurückzuführen.
lipiS^natlias (17 yvd^og Kinnbacken) parasitische Form
des Prosopothorakopagus, wobei das eine Individuum verkümmert
und als parasitische Masse am Gaumen des reifen Fötus befestigt
ist, indem es eine grosse, aus dem Munde des letzteren hervor-
ragende Geschwulst bildet.
cf. Teratom, Intrafötation.
fSpikantlias (o xav^-ög, Augenwinkel) s. Epiblepliaron
Augenwinkelfalte, ^.angeborener Überschuss von Haut auf dem
Nasenrücken, welcher Überschuss in Form einer vertikalen Haut-
falte die medialen Augenwinkel überbrückt [Stell wag].
lipikrise (im-xgivco [im nach, darauf] durch End-
urtheil entscheiden) Endurtheil.
lipilation vd. Epiliren.
^Epilepsia (^ ijilXrjyjig von imXaf^ßdvoy ergreifen, be-
fallen, — aber nicht mit dem Begriff des zu Boden
Pallens) s. Morbus caducus, sacer „Fallende Sucht" etc.,
Rolh's Klinische Terminologie. 4. Aufl. JJ
Digitized by
Google
162 Epüepsia
eine funktionelle Neurose, deren unbekannte Ursache vennutlich
in einem Beizzustande der Grosshimrinde zu suchen ist, deren
wesentlichstes Symptom der epileptische Anfall ist. Dieser setzt
plötzlich oder nacn vorhergehender Aura (s. d.) mit völligem
Verlust des Bewusstseins ein, besteht in der Hauptsache au&
.allgemeinen, anfangs tonischen, später klonischen Krämpfen,
-Cyanose, Erweiterung imd Beaktionslosigkeit der Pupillen und
endigt mit dem sogenannten postepileptischen Koma (s. d.)^
welcnes allmählich in Schlaf übergeht. In schweren Fällen
häufen sich die Anfälle an Einem Tage, in leichteren bestehen
freie Intervalle von Tagen bis Monaten. Bei manchen Kranken
treten die Anfälle bei Tage (E. diurna), bei anderen des Nachts
(E. nocturna) auf.
Man kann vier wesentHche Formen der Anfälle unter-
scheiden :
1. E. gravior, haut mal, Fälle von E., bei denen die
Paroxysmen mit Koma und allgemeinen Konvulsionen auftreten.
2. E. mitior, petit mal, durch blosse paroxysmelle Bewusst-
seinspausen ohne Krämpfe charakterisirt.
3. Abortiv.anfälle, bei denen neben dem Bewusstseins-
verlust unbedeutende, auf einzelne Muskelgebiete beschränkte
Zuckungen erscheinen.
4. Unregelmässige Formen der E., bei denen z. B. das
Koma fehlt, oder unbewusste automatische Bewegungen aus-
geführt werden, oder transitorische psychische Störungen (c/.
Delirium epilept.) an die Stelle der Anfälle treten, oder die
Anfälle in solche übergehen, oder Paralysen oder Aphasie im
Grefolge haben.
Epileptische Äquivalente vd. Äquivalente.
Epileptoide Zustände vd. Vertigo epilept.
Unwesentliche Unterscheidungen sind:
E. vasomotoria solche Fälle, bei denen die Erscheinungen
des arteriellen Grefässkrampfes (Gresichts, Extremitäten) stärker als
gewöhnlich und namentUch schon vor dem Ausbruch von Kon-
vulsionen längere oder kürzere Zeit bemerklich sind.
Status epilepticus epileptische Anfallsgruppen mit Schlag
auf Schlag sich folgenden AiifäUen, zwischen denen die Kranken
im Koma verharren, während hohes Fieber besteht imd oft ein
hemiplegischer Zustand oder tötlicher Ausgang eintritt.
Ausser der echten E. unterscheidet man noch:
Eeflex-E., bei welcher die Krampfanfälle reflektorisch von
irgend einem erkrankten Körperorgan ausgelöst werden, und
Traumatische E., Anfälle im Grefolge von Verletzungen
des Schädeb mit Läsion oder Beizung der Grehimrinde durch
Narben.
cf. Aura, Koma epilepL, Eklampsie, Hemiplegie, Hysterie.
Digitized by
Google
Epithelioma 163
Epiliren, lipilation (pilus das Haar) das Aus-
ziehen der Haare. — E. mit der Pechhaube ist Picacis-
mus (pix das Pech) genannt worden.
Epiphora (17 km<poQd Zufluss, Hervorbrechen, y. iitl
TL (pigw) Thränenfluss, Thränenträufehi.
cf. Dakryorhoe, Stillicidluni.
Epiphyten (sm-tfixo auf etwas wachsen) pflanz-
liche Parasiten der äusseren Haut,
cf. Entophyten, Epizoen.
Epiploeele (ro knUkow Nets [Hippokbates], y. 17 TiekXa
die Haut, ri xrikri JBruoh) Netzbruch,
cf. Hemia.
Episiorhapliie (76 imaeiov Schamgegend, v. ini u. oeim,
I goTtzco nähen) Vereinigung der Seiten des Scheideneinganges
1 durch die blutige Naht nach vorgangiger Anfrischung zur Ver-
; engerung der &hamspalte, um Üterusvorfalle dadurch zurück-
zuhalten. Die Methode ist veraltet und durch die Kolporha-
phia anterior imd posterior ersetzt,
cf. Elytroraphie.
Episiotomie {tef4vco schneiden) die blutige Erweiterung
des Scheideneingangs, eine Operation welche bei Gefährdung des
Dammes durch die Geburt zur Ausführung kommt.
cf. Sjmphjseotomie.
Episkleritis {oxkrigog hart, Hyrtl : oxXrjga /^fjvty^, dura
membranä) Entzündung des episkleralen, d. i. zwischen Sklero-
tika und Konjunktiva gelegenen Bindegewebes, meist sekundär
und symptomatisch bei l^tzündungen von tiefer gelegenen Teilen
des Auges.
cf. Skleritis.
Epispadie (im-ojidco nach oben ziehen, sc, die Harn-
röhrenmündung) oder Anaspadie, Fissura urethrae superior,
Mündung der Harnröhre auf dem Kücken des Penis infolge
mangelhaften fötalen Verschlusses der Urethra.
Epispadiaeus der an E. Leidende.
cf. Uypospadie, Ektropie.
Epispastica {sc. remedia, emonamixdg an sich ziehend,
herbeiziehend) Zugmittel, Mittel, welche einen starken Haut-
reiz ausüben, die Haut röten oder Blasen ziehen.
cf. Derivantia, Exutoria, Rubefacientia.
Epistaxis (gr. H. [HrppoKRATES] v. imord^co wieder-
holt tröpfeln) das Nasenbluten.
cf. Binorrhagie, Stillicidimn.
EpithelioBAa (das Wort „Epithel" findet sich zu-
erst bei F. EuYSCH, der es für das feine Oberhäutchen
11*
Digitized by
Google
164 Epithema
gebrauchte, welches die Tastwärzchen — 17 &riXiq die
Warze, papilla — des Lippensaumes bedeckt, v ^^ die
Zitze, ^^'O&ai melken, ^rj-Xvg weiblich, im^ktg latinisirt
epithelium) Geschwulst aus Epithelzellen (besonders Epi-
thelialcarcinome).
E. inolluseuin i. q. Molluscum contagiosum.
E. myxomatodes psamraosuin eine dem dritten Himven-
trikel eigene Geschwulst von dem Charakter eines sehr weichen
Myxoms, welche sich durch den Gehalt von milchweissen sehr
harten Kömchen, verkreideten Perlkugeln, auszeichnet.
cf. Psammom, Cholesteatom.
lipitlieina (r6 enl^efjia u. em^rjfjia v. xi^fjii) Umschlag,
cf. Kataplasma, Foment.
BSpiz^en (t6 C^ov) tierische Parasiten, welche nur ihre
Nahrung auf der Haut suchen und ihren Wohnort entweder
zwischen den Haaren oder in der Bekleidung und sonstigen Um-
gebung des Menschen aufschlagen.
Epizoonosen {fj v6oog Krankheit) die durch E. bedingten
Hauta-ankheiten.
cf. Dermatozoen, Epiphyten, Entozoen.
lipizöotie eine Viehseuche, analog der Epidemie.
lipoikie [F. Winckel] (o ofxog Haus) Hauskrankheit.
cf. Endemie, Epidemie.
lipoopliorektoiiiie {ejil bei, neben, 4o<p6Qog eier-
tragend, ixTSfivco ausschneiden) die operative Entfernung
einer Nebeneierstocksgeschwulst.
cf. Osphorektomie, Ovariotomie.
Upülis (17 ovktg Zahnfleisch) genereller Name für Ge-
schwülste am Zahnfleische. Am häufigsten sind es Granulome,
dann Riesenzellensarkome, Fibrome, Carcinome.
cf. Parulis, Odontom.
liretliismas (gr. H. v. iQs&iCco reizen) zu grosse
Erregbarkeit z. B. E. mercurialis.
Uretliische Granalationen vd. Granulation.
cf. Torpor, Irritatio, SSynocba.
lirg^ostat (t6 sgyov Werk, iari]f^i stellen) ein von
G. Gärtner konstruirter Apparat, an dem die zu therapeutischen
Zwecken einem Kranken vorgeschriebene Arbeit, in Küogranuu-
metem dosirbar, durch Drehen einer Kurbel verrichtet wird.
Ur^otismas (v. Ergotin, dem wirksamen Bestand-
teile des Mutterkorns, v. sgyo) wirke [?]) auch Raphania
(s. d.) Kriebelkrankheit, durch länger fortgesetzten Grenuss
von Brot entstehend, welchem Mutterkorn eingebacken ist, daher
meist iD Epidemien.
E. eonvulsivus: in akuten Fällen treten allgemeine Krämpfe
Digitized by
Google
Erysipelas 165
auf, unter denen der Tod in 4 — 8 Tagen erfolgt. Bei anderen
treten die Konvulsionen nur zeitweise auf, zu gleicher Zeit und
schon im Prodromalstadium besteht heftiges Jucken und Krie-
beln in der Haut, besonders den Händen, Taubheitsgefühl,
Anästhesie der Fingerspitzen, womit sich dann
E. gangraenosus meist trockene, seltener feuchte Gangrän
der Haut und selbst ganzer Extremitäten verbinden kann. Die-
ser Brand soll eine Folge von Ischämie der kleinsten Arterien
sein. Bisweilen führt der E. auch zu psychischen Störungen
(Ergotinpsychosen).
et*. Akrodynie, Tetanie.
^Erosion {e-rodere aus- oder abnagen) zirkumskripter
Verlust des Epithels auf Schleimhäuten — Erosionsgeschwür —
häufig bei Katarrhen (katarrhalische E.).
Papilläre E. entwickelt sich aus der einfachen E. in der
Weise, dass die nach Abstossung des Epithels frei Hegenden
Spitzen der Papillen anschwellen und als körnige, dunkler ge-
rötete und leicht blutende Erhabenheiten hervortreten.
Hämorrhagische E., E. der (Magen-) Schleimhaut durch
hämorrhagische Infiltration kleiner mnschnebener Stellen, welche
zu einer oberflächlichen Erweichung imd Abstossung der er-
weichten Partien führt.
cf. Excoriation.
Urotomaiiie (o egwg, spcoxog Liebe, 97 fiavla Wahnsinn)
der Liebes Wahnsinn, eine Monomanie.
lirrliina {sc, remedia — t6 sqqivov v. elg zriv Qiva Galen)
nasenreinigende Mittel.
cf. Stemutatoria, Coryzaria.
liraetatio {ructare rülpsen) nervöses Aufstossen.
cf. Raetu<>'.
liraption (erumpere hervorbrechen) das Ausbrechen,
fast nur von Exanthemen gebraucht (s. d.) sowohl im Sinne des
Vorganges als des Produktes (= Effloreszenz).
^Erysipelas (igv^gög rot, to jiüag Haut, JteXla z=pelli8)
Rose, Rotlauf, akute fieberhafte und von mehr oder weniger
schweren Allgemeinerscheinimgen begleitete kontagiöse Hautent-
zündung, welche meist von einer (oft sehr unscheinbaren) ver-
letzten Stelle der Haut oder einer oberflächlich gelegenen Schleim-
haut ausgeht und die Neigung hat, sich schnell über gi-osse
Hautpartien zu verbreiten.
E. idiopathieuin s. spontaneum s. verum s. exanthemati-
cuin das anscheinend idiopathische, ätiologisch aber wahrschein-
lich mit dem Wunderysipel identische E., meist als Gresichts-
oder Kopfrose (E. faciei, capitis, auriculare), seltener des
Stammes (E. trunci resp. mammae, thoracis, abdominis, genitalium^
extremitatum etc.).
Digitized by
Google
166 Brysipelas
E. glabrum s. laevigatum, wobei die Haut prall gespannt
ist und ein glänzendes Aussehen hat.
E. oedematosum und erythematosum, je nachdem die
Schwellimg oder Rötung hervortritt.
E. bullös um s. vesiculosum, wobei die Epidermis in
grösseren oder kleineren Blasen emporgehoben ist. Wird der
Inhalt der Blasen eiterig, so spricht man von
E. pustulosum; kommt es zu lokaler Nekrose oder Gan-
grän, von
E. gangraenosum, selten, besonders an den Augenlidern.
E. verrucosum, wenn die Haut, wahrscheinlich in Ab-
hängigkeit von ihrer Anheftungsweise an die unterliegenden Teile,
warzig oder quaddelig erscheint, oder
E. variegatum, wenn die Streifenform vorherrschend ist.
E. erraticum inseif örmig entzündete, mit dem Hauptzuge
der Entzündimg anscheinend nicht in kontinuirhcher Verbindung
stehende Hautpartien.
E. trauinatieuin s. nothum s. spurium s. nosocomiale
Wundrose, von Wunden ausgehendes E., verdankt seine Ent-
stehung wahrscheinlich densell^n spezifischen Noxen als das
sog. spontane E.
E. ambulans s. migrans s. serpens, Wanderrose,
welche sich sehr rasch oft über die ganze Hautoberfläche weiter
verbreitet, wobei aber immer nur ein Teil derselben in der Akme
der Entzündung sich befindet.
Zum E. traumaticum gehört
E. neonatorum (E. von der Nabelwunde aus), E. vacci-
nale (von den Impfstichen) und E. puerperale (E. malignum
puerp. intemum, cf. Febris puerper., von Verletzungen der weib-
lichen Genitalien durch den Vorgang der Entbindung).
E. phlegmonosiiin, Pseudoerysipelas, von einem Trauma
ausgehende und zu grosser Ausbreitimg neigende, ätiologisch
wahrscheinlich auch mit den vorigen Formen identische, aber
tiefer greifende Entzündung, indem vorzugsweise das Unterhaut-
zellgewebe der Sitz der Entzündung ist, welches in ausgedehnter
Weise zu abszediren pflegt, wobei sich auch die Kutis im Zustande
einer erysipelasartigen Entzündung befindet.
E. puerperale, meist von den Genitalien imd Nates aus-
gehend, überwandert meist von hier aus in 8 — 14 Tagen Bumpf,
Extremitäten imd Kopf. Da sich bei diesem der Streptokokkus
von Fehleisen, und zwar auch im Blut, in den serösen Häuten
und in anderen inneren Organen findet, ist der Erysipelkokkus
jedenfalls eine der Ursachen des schweren Puerperalfiebers
[Winckel].
Der zweifellose Erreger des Erysipels ist der von Fehleisen
entdeckte Streptokokkus (s. d.).
lirythanthema (igv^QÖg rot, t6 äv^og Blüte) ein von
Digitized by
Google
Brythema 167
AuspiTZ gebrauchter Sammelname für alle Efflörieszenzen mit
erythematöser Grundlage,
cf. Erythema.
Ijrytiiema (igv^galvco erröte) durch vasomotorisch-sen-
sible Neurosen bedingte diffuse oder zirkumskripte Hautrötungen
{cf. Eoseola, Purpura). Dieselben sind entweder vorübergehender
Natur (Erythema hyperaemicum und Eoseola congestiva) . oder
iühren zu dauernden Alterationen und nutritiven Veränderungen
der Haut.
Erytheme der ersten Kategorie sind:
E. eongcstivuin traumatieum E. durch Druck, Stoss etc.
E. ealoricuindie durch Einwirkung abnorm hoher oder ab-
norm niedriger Temperaturgrade entstaÜadene Form, erster .Grad
der Verbrennung und Erfrierung.
E. ab acribus s. venenatum durch chemische Eigenschaften
gewisser Substanzen hervorgemfenes E. Dazu dürfte das neuer-
dings von Blanc beschriebene E. mercuriale (?) zu zählen sein.
E. ex profluviis, Intertrigo (v. inter-tero dazwisehen-
reiben) durch Einwirkung verschiedener Sekretionen auf die
Haut hervorgerufen.
E. infolge psychischer Einwirkung ist eine auf einer phy-
siologischen Angioneurose beruhende plötzlich auftretende Haut-
röte (E. pudoris, E. iracundiae).
E. infantile, auch Roseola infantilis, diffuse Bötungen oder
umschriebene rote Flecke der allgemeinen Decke bei Kindern in
Begleitung von Fiebem, Eingeweidewürmern, beim Zahnen etc.
auftretend, ohne klinische Bedeutung.
E. variolosum zuweilen der Blattemeruption vorausgehendes
E. am Bauch und der Innenfläche der Schenkel, bei geschlossenen
Schenkeln als Dreieck („Schenkeldreieck") erscheinend, dessen
Basis am Bauche, dessen Spitze in der Mitte zwischen beiden
Oberschenkeln liegt.
cf. Roseola variolosa.
Das Prototyp der zweiten Kategorie ist:
Das Erythema multiforme (E. multiforme exsudati-
vum Hebra) eine durch das Auftreten hirsekorn- bis linsen-
grosser, lebhaft roter oder dunkler Fleckenbildungen, die auf
Fingerdruck vorübergehend erblassen und sich oft zu anderen
Effloreszenzen imibilden, charakterisirte akute oder subakute
Hautkrankheit. Dieselbe lokalisirt sich mit Vorliebe auf Hand-
und Fussrücken, kommt aber an allen Körperstellen vor. Je
nach der Grestalt der Effloreszenzen spricht man von E. papu-
latum et tuberculatum, annulare s. circinatum (s. d.)
gyratum, urticatum, vesiculosum und bullosum.
E. Iris et eireinatum imd Herpes Iris et circinatus eine
Digitized by
Google
168 Brythrasma
selbständige Abart des E. multiforme mit einer derartigen An-
ordnung der Flecken, dass periphere zu Kreisen angeordnete
Effloreszenzen um einen zentral gelegenen sich bilden. Modi-
fikationen des gewöhnhchen E. Iris sind Erythema und Herpes
circinatus mit Bläschen oder Fleckenkreisen ohne zentnede
Effloreszenz, die in Herpes Iris übergehen.
E. nodosum, erbsengrosse Knoten und Knollen bis zu flach-
handgrossen, ovalen und halbkugehgen , zumeist an den Extremi-
täten auftretenden Geschwülsten von bläulichroter Farbe, die auf
Druck sehr schmerzhaft sind. Die Affektion geht oft mit Fieber
und allgemeinem Unwohlsein einher.
Urtiearia (s. d.) [nach Schwimmer in ZH].
E. epideinieuin yd. Akrodynie und Pellagra.
lirytilrasma Bärensprung 's (v. igv^gaivco erröten)
i. q. Ekzema marginatum Hebra.
lirytilroblasten (^ ßkaarrj Keim) s. drythrocyten
(t6 xvxog Bläschen) neuere Bezeichnung für rote Blut-
körperchen (c/. Leukocyten, Haemoblasten).
lirythroehloropie [Mauthner] die Blaugelbblind-
heit.
cf. Acjanoblepsie, Achromatopsie.
ISrytlirodeniiieii u. Hry throdermiten vd. Chromo-
dermatosen.
Brytlirodextrin (Dextrin [von dexter\ nach rechts
drehender Körper) Übergangsprodukt bei der (Ptyalin-)Ver-
dauung zwischen Stärke- und Traubenzucker, daran erkennbar,
dass Jod, bezw. LuGOL'sche Lösimg purpurrot (nicht blau wie bei
Gegenwart von Stärke) gefärbt wird. Die Gregenwart von E. im
ausgeheberten Magensaft ist ein Zeichen der noch nicht been-
digten oder unterbrochenen Amylolyse.
cf. Achroodextrin, Dextrin, Maltose.
!Ery tliroinelalg^ie (to fisXog Glied, x6 äXyog Sehmerz,
Weir Mitchell) eine Angioneurose, bei welcher in einzelnen
Extremitäten anfallsweise Rötung und Schwellung der Haut mit
Schmerzen auftritt.
lirythropsie das Botsehen, welches bei aphakischen
Augen vorkonunt, die aUe Gregenstände im rotem Licht sehen.
liscliftra (v iaxdga Söhorf, urspr. Brandherd) Ver-
schorfung oder Verkohlung von Körperteilen, eine Form von
Mortifikation, welche hauptsächlich durch Verbrennung oder Ätz-
mittel entsteht.
Eseharotiea s. Caustiea (s. d.), sc, remedia) Ätzmittel.
cf. Qangran.
Digitized by
Google
Evisceratio 169
Ustliioineiios {ia^iöjusvog fressend, Medium y. ia^io>
verzehren) fressend, vd. Lupus.
Citat de mal s. Status epileptieus gefahrvoller Zustand
bei schwerer Epilepsie, bestehend in gi-osser Häufung der Anfälle
und andauernder Bewusstseinsstörung.
cf. Epilepsie.
litat manieloiiiie (le mamelon Brustwarze, mammay
fidfzfza Mutterbrust) faltiger und warziger Zustand der Magen-
schleimhaut, konunt dadurch zu stände, dass sie bei chronischem
Magenkatarrh in ihrer Drüsenschicht hypertrophische Magen-
schleimhaut auf ihrer Unterlage nicht mehr Platz findet imd sich
faltet.
litliinoceplialia (6 ^^fjiog = arj^fiog Seihetueh, Sieb,
V. odco, ori^co siebe, 1} xsq>aXri Kopf) vd. Arhinencephalie.
liaexie oder !Eapliorie (17 evs^ia v. ev wohl und ex<*^
halten, sich befinden, bezw. (psQco tragen, sich befinden)
das Wohlbefinden.
liastroni^ylas g^ig^as i. q. Strongylus gigas.
liUtliaiiasie (gr. H. v. 6 Mvarog) leichter schöner Tod,
Erleichterung des Sterbens.
liTentratio (venter der Bauch) entweder ein Zustand,
wobei der grösste Teil der Baucheingeweide in grossen (besonders
Nabel-)Hemien sich befindet, oder eine geburtshilfliche Operation.
Diese konmit zur Ausführung, wenn die Vergrösserung des kind-
Uchen Bauches als Geburtshindemis erkannt worden ist, welches
sidi nicht durch einfache Punktion (wie bei Ascites) beseitigen lässt.
cf. Evisceratio, Exenteratio, Laparocele.
liTersio {e-vertere herauswenden) i. q. Ektropia.
ÜTideineiit (franz. vide, lat. viduusy Witwer, ledig, leer)
das Aushöhlen, Ausschaben der Knochen bei Caries, Nekrose,
cf. Abrasio.
liTiratio {evirare entmannen) [v. Krafft-Ebing] Be-
zeichnung für die zweite Stufe der konträren Sexualempfindung
des Mannes, wobei dieser eine tiefgehende Wandlung seines Cha-
rakters, insbes, seiner Gefühle und Neigungen im Sinne einer weib-
hch fühlenden PersönHchkeit erfährt.
cf. Effeminatio, homosexual.
£Tiseeratio (viscera Eingeweide) eine geburtshilfliche
Operation, welche bei bedeutender Vergrösserung innerer Organe
des Kindes, zur Entleerung der Eingeweide des Thorax und des
Abdomens mittels Eröffnung der vorliegenden Seite des Kindes
ausgeführt wird. Der Ausdruck wird auch für die temporäre
Herausnahme der Eingeweide aus der Bauchhöhle bei Laparoto-
mieen gebraucht
Digitized by
Google
170 Exacerbation
lixacerbation (ex-acerbare erbittern, aufstacheln,
acerhus scharf, bitter) akute Steigerung oder Verschlimmerung
einer Krankheit oder eines Symptoms, z. B. des Fiebers.
SiXaeresis (Corporis alieni etc„, 17 i^-aigeaig) das Heraus-
nehmen, Entfernung.
cf. Extraclio, Exstirpatio.
lixanthem (ro i^-dv^ina Hautausschlag, v. r6 äv&og
Blüte) genereller Name für die verschiedenen Ausschlagsformen
der Haut, sämtlich in einer oberflächlichen Entzündung bestehend,
woraus sich je nach der Beteiligung der Epidermis Flecke, Knöt-
chen und Knoten, Quaddeln, Bläschen, Pusteln, Geschwüre,
Schuppen, Borken und Grinde (maculae, papulae, phymata, urticae,
vesiculae, pustulae, ulcera, squamae, crustae) ete. bilden.
Exanthcinata aeata, akute, durch regelmässige Aufeinander-
folge der einzelnen Erscheinimgen (Stadien) und durch charak-
teristische Krankheitsprodukte auf der allgemeinen Decke ge-
kennzeichnete, durch ein spezifisches Kontagium entstandene
Infektionskrankheiten.
Als wesentHche Stadien der E. a. unterscheidet man:
Stadium incubationis s. l'atentiae die Zeit vom Moment
der erfolgten Infektion bis zum Beginn deuthcher, meist fieber-
hafter Erscheinungen.
St. prodromorum Vorläuferstadium, vom Beginn der ent-
schiedenen Erkrankung bis zum Erscheinen des charakteristischen
Ausschlags.
St. eruptionis das Stadium der Entwicklimg des E.
St. floritionis (florire, flos) s. maturationis (bei Blat-
tern suppurationis) das Stadium der höchsten Entwicklung,
der „Blüte" des E.
St. desquamationis s. exsiccationis Abschuppungs-
stadium, beginnt, wenn die maximale Entwicklung des E. vor-
über ist.
E-a balsamicuin (ro ßdXoa^imf Balsamstrauch) erythema-
töse und Eoseolaflecke, die zuweilen nach übermässigem Gebrauch
von Balsamen (Kopaiva) entstehen.
E. eaeruleum vd. Maculae caeruleae {caeruleus blau wie
der Himmel, caelum [xorAor]).
E. labiale i. q. Herpes labialis.
iExarteriitis vd. Periarteriitis.
lixartiknlation (articulus, Bern. v. artus Gelenk)
Absetzung eines Gliedes in einem Gelenk, Amputatio in con-
tinuitate.
cf. Enucleatlon.
Digitized by
Google
r
f^ BxhauBtio 171
tj £:KcerebratiQ {cerebrum) die Enthimung des durch die
Oephalotomie eröffneten kindlichen Schädels, meist durch Kom-
pression mit dem Cephalotripter.
cf. Embryotomie.
•<5 £:KCision (von exctdere) das Herausschneiden, eine
2ur Ausrottung von Geschwülsten u. dgl. ausgeführte Operation.
liZKcitantia (sc. remedia — ex-citare aufreizen) s. Sti-
mnlantia erregende, d. i. das Gefäss- und vor allem das Nerven-
a System direkt oder reflektorisch reizende Mittel.
cC Nervina.
M Excitatop i. q. Elektrode.
!E:KCoriatio (corium Lederhaut, ro ^ogiov) Abschür-
^ fuuff, Abstreif ung der Epidermis mit Blosslegung der Schleim -
Q) 4schi<3it oder des Korium ohne Substanzverlust des letzteren.
^ cf. Erosion, Vnlnas, Ulcus, Bhagas.
W £:Kcrescenz {laU) Auswuchs im allgemeinen.
Ci^KenceplLalie {s^ aus, 6 iyxicpaXog Gehirn) vd. An-
encephalus.
Ci^Kenteratio (exenterare v. i^-evregiCco das Innere,
die Eingeweide (rä svtsqo) herausnehmen) geburtshilfliches
Verfahren zur Verkleinerung abgestorbener eingekeilter Früchte,
in Entfernung der Eingeweide der Brust- und Bauchhöhle be-
stehend.
cf. Embryotomie, Excerebratio, Eventratio, Evisceratio.
E. bnlbi die Auslöffelung des Bulbus mit Erhaltung der
Sklera und des Optikus.
E. orbitae Eadikaloperation bei malignen Tumoren der Or-
bita mit eventueller Ausschälung des Periosts derselben.
cf. Enucleatio bnlbi.
E^Kesion (ex-edere ausnagen) allmähhche oberflächHche
Zerstönmg von Organteilen, besonders Knochen, durch Greschwürs-
und andere Zerstönmgsprozesse.
cf. Arrosion, Exfoliation, Usnr.
£:Kfoliatio (folium Blatt) Zerstönmg von gleichmässigen
dünnen, oberflächHchen und flachenhaft ausgedehnten Schichten
von Organen durch ulzeröse Prozesse, Tramnen etc.
cf. Arrosion, Erosion,
B^Khanstio (exhaurire ausschöpfen, erschöpfen) die
Erschöpfung. E. uteri s. Paralysis uteri, der höchste Grad
von Wehenschwäche. Nach Wigand unterscheidet man drei Grade:
1. Inertia uteri (zu kurze Wehen mit zu langen Pausen),
2. Atonia uteri (anfangs stärkere Wehen, werden allmähHch
schwächer und seltener), 3. Exhaustio uteri (vollständige Lahr
mung).
Digitized by
Google
172 ExOphthalmometer
Cixoplitlialinoineter (6 Scp^aXfjiog das Auge) ein zu-
erst von CoHN angegebenes Instrument zur Messung des Grades
von Exophthalmus.
Exoplitlialinas mehr oder weniger starkes Hervortreten
des Bulbus aus der Orbita, beruht entweder auf entzündlicher
Hyperämie des orbitalen Binde- und Fettgewebes, oder auf
Stauungen, Morbus ßasedowii, oder auf Geschwülsten in der Or«
bita (entzündlicher und nicht entzündlicher E.).
cf. Enophthalmus, Protrusion.
liZKOstoüis [Galen] (i^ooTcoöig Knochengeschwnlst^
To ooTcov Knochen) lunschriebener knöcherner Auswuchs de»
Knochensystems durch eine Ausschreitung des periostalen Wa<;hs«
tums, gewöhnlich infolge von Periostitis ossificans. Der neugebil-
dete Knochen ist anfangs eine äusserst poröse Masse ("E, spon-
giosa), welche nur locker an der alten Oberfläche des Knochens
haftet und als Osteophyt bezeichnet wird. Später erfolgt kon-
zentrische Anbildung neuer Knochenlamellen an die Bälkchen dea
Osteophyt und da^wch der Übergang in kompakte Knochen-
substanz.
Wenn das Produkt eine mehr allseitige spindelförmige Auf-
treibung des Knochens ist, bezeichnet man es als Periostose;
wenn es in grösserer Ausdehnung imd mehr gleichmässig den
Knochen einfach verdickt, als Hyperostose.
E. eburnea (ebur Elfenbein) bei dieser sehr harten Form
wird die Knochensubstanz in konzentrischen peripherischen La-
mellen um einen kleinsten Ausgangshöcker abgelagert.
E. eburnea clavata geknöpfte E., kleine flachrundliche Aus-
wüchse des Schädeldaches vom Aussehen elfenbeinerner Knöpfchen.^
E. mednllosa (medulla das Mark, v. medium y fiioov das
Mittlere) E. mit grösseren, dem MarkzyHnder der Röhrenknochen
entsprechenden Ansammlungen von Markgewebe im Innern.
E. eartilaginea (cartüago Knorpel, eig. Flechtwerk =
lat. crates, xdgraXog Korb) aus einer knorpehgen Anlage hervor-
gegangene höckerige Auswüchse der Röhrenknochen in der Nähe-
der Gelenke, welche in ihrer Hauptmasse knöchern oder, faUs sie
von der Gelenkfläche ausgehen, mit einem mehr oder weniger
vollständigen Knorpelüberzug und gelegentHch auch mit einer
eigenen Synovialmembran versehen sind (E. bursata) [nach Rind-
fleisch].
cf. Osteosklerose, Spicnla.
E^Kpectorantia {sc. remedia, von ex und pectus die
Brust) Mittel, welche den Auswurf (Expektoration) aus Lungen^
Bronchien oder Kehlkopf befördern.
cf. Solventia, Emetica, Sputum.
liXploration {explörare ausforschen, eig. heraus-
Digitized by VjOOQIC
Exsudat 173
:flie88en machen plorare) im allgemeinen die Untersuchung,
in sp. diejenige von tiefer gelegenen, aber von den Ostien aus
zugänglichen Teilen.
Explorateur alle zur tastenden Untersuchimg solcher Teile
dienenden Instrumente, von Sonden- oder anderer Gestalt, troikar-
fÖrmig (Explorativtroikar, zur Prüfung flüssigen Inhalts) etc.
[Expression (lat) das Auspressen, z. B. der Kontenta
des Uterus durch Umgreifen desselben von den Bauchdecken
aus u. a.
Cixspiratio prolong^ata (spiro atme) verlängerte
Exspiration, Zeichen von katarrhalischer Verengerung oder In-
filtration der feineren Bronchialröhrchen, wodurch das Wieder-
entweichen der inspirirten Luft verlangsamt (die Exspiration zu-
gleich auch verschalet) wird.
CiXstirpation (stirps Stamm, auch Wurzel) gi*ünd-
liche Ausrottung (durch Ausschneidung etc.) einer Geschwulst oder
-eines Organs.
CiXstropMa vesicae vd. Ektropie.
Exsudat (ex-8üdare ausschwitzen) die entzündliche
Ausschwitzung (als Produkt: Exsudatum, als Vorgang: Ex-
sudation) aus einem flüssigen und aus geformten Bestandteilen
bestehend, welche beim Vorgang der Entzündimg aus den Blut-
gefässen austreten.
cf. Transsudat, Extravasat, Inflammatio.
Man unterscheidet, ähnlich wie bei der Entzündung, dem
Sitze nach:
1. Das freie E. auf den freien Oberflächen und in den na-
türHchen Körperhöhlen.
2. Das interstitielle (infiltrirte) E. zwischen den Geweben
und Gewebsteilen, welche je nach ihrer Festigkeit auseinander-
gedrängt oder zertrümmert werden.
3. Das parenchymatöse E. hat seinen Sitz in den Ge-
websteilen selbst, vorzüglich in Epithel- und Drüsenzellen, Binde-
gewebs- und Knochenkörperchen etc.
Nach der Qualität unterscheidet man:
1. Das seröse E. von der Beschaffenheit des Blutsei-ums,
vom Transsudate nur ätiologisch unterschieden (seröser Katarrh,
-entzündlicher Hydrops, entzündliches Ödem, seröse Blase); ist es
reicher an Ei weiss, so nennt man es albuminöses E.
2. Das schleimige E., das Produkt der Schleimhautkatarrhe.
Die Schleimhaut- und Schleimdrüsenepithelien produziren den
flüssigen Schleim in vermehrter Menge, und dieser mischt sich
mit der aus den Gefässen austretenden Flüssigkeit oder den aus-
gewanderten farblosen Blutkörperchen.
Digitized by
Google
174 Extase
3. Das fibrinöse oder faserstoffige E. Der Faserstoff
gerinnt nach seinem Austritt aus den Gefässen und bildet ent-
weder die Hauptmasse des E. (das eigentlich fibrinöse E.)>
indem er nur in seinen Faserlücken Serum einschliesst, oder e&
schwimmt in Flocken im Serum (serös-fibrinöses E.); bei
reichlicher Beimengung von Eiterkörperchen entsteht das fibri-
nös-eiterige E.
4. Das eiterige E. konmat entweder als rein eiteriges E. vor
oder ist in verschiedenen Verhältnissen mit den übrigen E. ge-
mischt als serös-eiteriges etc. E.
5. Das hämorrhagische E., serofibrinöses oder eiterigem
Exsudat, welchem rote Blutkörperchen oder Blutfarbstoff beige-
mengt ist.
6. Das krupöse und diphtheritische E. vd. Croup und
Diphtherie [nach Wagner].
CiXtase (77 sx'Otttotg Geistesverrückung, Verzückung,
V. ix u. loxrifiL) starke innere Konzentration auf gewisse Vorstel-
lungs- und Empfindungskreise bis zur Halluzination, mit starker
Hebung und Spannung der gesamten Seelenthätigkeit, welche sich
in effektvollem Gresichtsausdrucke kundgibt bei mehr oder weniger
aufgehobener äusserer Empfindimg und zuweilen einem katalepsie-
artigen Zustande der Muskeln.
cf. Hypnotismns, Stupor, Katatonie, Somnambnlismus.
CiXtension (tendere spannen) Ausdehnung, Zug.
Kontraextension Gegenzug — beide kombinirt zur Ee-
position von Frakturen, Luxationen, zur Behandlung von Gelenk-
affektionen, Kontrakturen etc.
cf. Distractio.
fiXtensionsverband der Zug verband, teils zur Aus-
gleichung oder Verhütung von Verkrümmungen (Skoliosenmaschine
von Nyhop u. s. w.), teils zur Verhütung von Verkürzung einer
Extremität bei Frakturen (Gewichtsextension) im Gebrauch.
CiZKtinctio (ex-stingutre auslöschen, eig. ausstechen,
oTiCco) nennt man die Methode der allmählichen Austilgung der
Syphilis durch minimale, aber sehr lange Zeit hindurch angewen-
dete Quecksilbermittel im Gegensatz zur Methode der subakuten
Merkuriahsirung.
£:Ktractio (ex-trahere) das Ausziehen, z.B. der Zähne,,
der Linse (Staroperation) etc.
cf. Exaeresis.
]E:Ktr aperikardiales Beiben nennt man das bei Perl-
carditis externa (Mediastino-Perikarditis), entstehende pleuro-
perikardiale Reibegeräusch.
Digitized by
Google
Faradisation 175
CiXtravasatio {extra ausserhalb, vas, Flur, vasa^ QtQ-
fäss) vd. Hämorrhagie.
Extravasat das ausgetretene Blut.
CiSLuberans {ex-uberare reichlich hervorkommen,
von uhev fruchtbar = über, ov&ag Euter) stark wuchernd^
Beiname für eine Lupusform.
E^Kulceratio (ulcusy eXxog Geschwür) Auseiterung,,
teilweise Zerstönmg durch Eiterung,
cf. Ulcus, Arrosion.
SiZKutoria {sc, remedia — v. exuo, uij ütum, ere- heraus-
ziehen) diejenigen Derivantien, welche eine oberflächliche Ver-
schwärung der äusseren Haut im Bereich der Applikationsstelle
hervorbringen.
cf. Caaterinm, Moxa, Epispastica.
Faciei».
F. eholeriea „Choleragesicht", der charakteristische Ge-
sichtsausdruck der Cholerakranken: tiefliegende Augen, zugespitzte
Nase, eingefallene Wangen, starre Züge, — Folgen des Wasser-
verlustes aus den Greweben der Augenhöhle^ Haut etc.
F. i^astrica Gesicht der chronisch Magenkranken, soll- sich
in besonders tief ausgeprägten Nasolabialfäten, fahler Gesichts-
farbe und starker Magerkeit zu erkennen geben.
F hippokratica „Totengesicht", die auffallende Gesichts-
veränderung der Sterbenden, von Hippokrates beschrieben.
F. leontina (Xscov, Xeovxog Löwe, Xeovzidco), Leontiasis der
alten Ghiechen, die Verunstaltung des Gesichtes bei Lepra, von
der wulstig-knotigen Verdickung der Haut über den Augen, wo-
durch diese einen wilden und morosen Ausdruck bekommen.
F. ovariana Gesicht der mit Ovarialzysten behafteten Kranken
('Spencer Wells): stark hervortretende Backenknochen, spitze
Nase, scharf begrenzte Nasenflügel, zusammengepresste Lippen,^
herabgepresste Mundwinkel, tiefe Rimzeln in deren Umgebung^
gefurchte Stirn [Winckel, Frauenkrankheiten].
F. progenaea vd. progenaeus.
F. vara {värus = curvus von der geraden Linie ab-
weichend) „Klumpgesicht", eine mehr oder minder ausge-
S ragte (einseitige) Einbeugimg der äusseren Unterkieferkontur,.
auptsächHch durch Kontraktur des Muscul. pterygoid. extemus.
cf. Agnathie.
Faradisation die Anwendung des Faradismus,,
d. i. der im J. 1831 durch den enghschen Physiker Faraday
entdeckten induzirten Elektrizität, des faradischen Stromes. Die
von Beard und Rockwell angegebene allgemeine Faradi-
Digitized by
Google
176 Faradokutan
sation ist von besonderer therapeutischer Wirkung bei Hysterie
imd anderen allgemeinen Neurosen,
cf. Galvanisation, Elektrotherapie.
Faradokutan vd. elektrokutan.
Farciminiam (eig. farciminum [Yegetius] y. farcttnen
WtirBt, Füllsel, farcio vollstopfen, von den knotigen
Anschwellungen der Haut) der chronische Rotz, Haut-
wurm, Malleus farciminosus.
Fascia (lat. fascis Bündel) die Binde.
P. spiralis s. Dolabra Hobelverband, wenn die einzelnen
Rollbindenturen sich teilweise decken,
cf. Benvers^.
F. repens die kriechende Binde, wenn zwischen je zwei
Eindenturen ein freier Zwischenraiun bleibt.
F. nodosa s. solaris Sonnenbinde, eine Bollbinde läuft
unter dem Kinn hinweg, wird vor der einen Schläfe lun das von
<ier anderen Seite kommende entgegengesetzte Ende geschlungen und
nun horizontal über die Stirn um den Kopf geführt, oder umgekehrt.
Fastidinm (v. fastus Stolz, Versehmähung) der Ekel,
cf. Naasea.
Fastifi^iam (lat. ^ ä-cplaorm' Schiffshöhe, -hinterteil)
der Höhepunkt i. q. Akme.
Fataität (fatuus albern, dumm, Grundbedeutimg: ge-
schwätzig, von fariy (pijf^i) vd. Idiotie.
Favus (favus die Honigwabe), Tinea vera s. favosa
s. lupinosa (lupmus die Feig- oder Wolfsbohne, münzen-
förmig) s. Porrigo favosa s. lupinosa Erbgrind, eine durch
Achorion Schoenleinii bedingte ansteckende Hautkrankheit,
welche zumeist auf dem behaarten Kopfe, seltener an nicht be-
haarten Körperstellen sich lokaHsirt und durch die Bildung von
schwefelgelben, linsen- bis pfenniggrossen, scheibenförmigen, in der
Mitte gedellten, von je einem Haare durchbohrten, zwischen die
Epidermisschichten eingelagerten, aus Pilzelementen zusammen-
gesetzten Körpern — Favuskörpern, sog. Scutulis — charak-
terisirt ist und in ihrem Bereiche Atrophie der Haare und der
Kutis zur Folge hat.
cf. Achorion Schoenleinii, Herpes tondens, Onychomjkosis.
Febricitiren (febricitare schon bei Celsus v. fehricula
V. fehris, vw. mit <peß'Ofjiat flüchten, <p6ßog Flucht, Schrecken)
leichte Fieberregungen haben.
Febricnla (Bern, v. febria) die leichtesten Fälle ver-
schiedener, sonst gewöhnhch mit schwerem Fieber verlaufender
Digitized by
Google
FebHs 177
Krankheiten, z. B. F. typhosa, variolosa etc. — nicht zu ver-
wechseln mit den Abortivfällen.
f^ebrifag^a (sc, remedia, v. fugare fliehen machen)
s. Antipyretiea Fiebermittel.
Febris (vw. mit Beben u. cpoßog s. o.), das Fieber, ist
ein Komplex von Symptomen, welcher auf einer Veränderung in
der Wärmeregulirung beruht, vermöge deren die Wärmeproduk-
tion — dui'ch vermehrten Stoffumsatz — über die Norm gestei-
gert wird, ohne dass durch Zunahme der Wärmeabgabe eine Kom-
pensation hergestellt wird; daraus aber resultirt eine Steigerung
der Körpertemperatur [Liebermeister].
F. symptomatica das Fieber als Folge eines primären
Allgemein- oder Organleidens.
F. essentialis s. primaria^ wobei lokale pathologische
Prozesse als ausreichende Ursache des Fiebers nicht angesehen
werden können, solche vielmehr, wenn sie vorhanden, dem Fieber
ko- oder subordinirt erscheinen.
cf. Ephemera.
F. monoleptica und polyleptica (/*ovo-u.;ro>lv-Ajy;rr£xoV v.
lafjLßdvw ergreifen, befallen) je nachdem da4s Fieber in einem
einzigen Anfall von kürzerer oder längerer Dauer, oder in meh-
reren oder vielen Anfällen nacheinander auftritt.
F. sthenica s. synochalis, Eeizfieber, wobei im wesent-
lichen die Arbeitsleistimg des Herzens normal oder abnorm gross
ist (F. hypersthenica).
F. asthenica s. adynamica s. torpida wobei die Kräfte
im allgemeinen darniederliegen, namentlich aber die Arbeitsleistung
des Herzens beträchthch unter die Norm herabgesetzt ist.
cf. adytiftmisch.
F. continua (Synocha der Alten) anhaltende Fieberform
ohne merkliche Eemission (selten rein).
F. subcontinua F. mit geringen Remissionen.
F. remittens F. mit abwechselnd hohen und niedrigen
Fiebergraden.
F. intermittens aussetzender Fiebertypus: Zeiträume mit
normalen Temperaturen zwischen raschen und hohen Steigerungen. —
Häufig bei Malaria (s. d.).
F. typo inverso Auftreten der hohen Temperatursteige-
fungen am Morgen, der niedrigen am Abend.
F. erratiea imregelmassige Fieberanfälle, z. B. bei veralteten
Fällen von Intermittens.
F. ephemera vd. Ephemera.
f. flava das gelbe Fieber, im wesentlichen eine infolge
Roth '8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. J^2
Digitized by
Google
178 FebriB
spezifischer Infektion entstandene parenchymatöse Hepatitis, in
den Tropen heimische, doch verschleppbare Krankheit. Im Blute
von Gelbfieberkranken ist eine besondere Art von Spirillen nach-
gewiesen worden.
F. i^astriea ist eine sich in die Länge ziehende, mit Fieber
verbundene akiite Gastritis oder Gastroenteritis, bei welcher ner-
vöse Erscheinungen in den Vordergrund treten (und die in manchen
Fällen von leichten Abdominaltyphen nicht zu untei-scheiden ist.
Für solche zweifelhafte Fälle bedient man sich in der Praxis,
wenigstens in Süddeutschland, gern des Namens „Schleimfieber").
F. hektica das hektische Fieber, Zehrfieber, ist durch
abendliche Steigerungen und morgendliche Remissionen bis zu
normalen und subnormalen Temperaturen charakterisirt und ent-
steht wahrscheinhch durch Aufnahme von Zerfallsprodukten (wahr-
scheinlich auch von Tuberkelbacillen in die Blut- und Säftemasse,
insbesondere bei der chronischen Phthise.
cf. Hektik.
F. herpetiea flüchtiges Erkältungsfieber (?), das ohne
weitere Lokalisation mit Ausbruch eines Herpes faciahs, besonders
labialis in wenigen Tagen endigt.
cf . Refrigeratio, Ephemera.
F. Interinlttens Wechselfieber, Febres comitatae, per-
niziöses Wechselfieber, vd. Malaria.
F. miliaris (mt7mm Hirsekorn) derSchweissfriesel, eng-
lische Seh weiss, eine spezifische, wahrscheinhch miasmatisch-
kontagiöse, fieberhafte Krankheit, die in zirkumskripten Lokal-
epidemien auftritt, seltener über grössere Landstriche sich verbreitet
und in zwei typischen Stadien verläuft: das 1. Stadium ist cha-
rakterisirt durch einen profusen Schweiss, der bis zwei Tage dauert
und mit Präkordialangst und Herzklopf en auftritt; im 2. Stadium
erscheint ein masemähnliches Exanthem, dessen Flecke in der
Mitte Miliariabläschen tragen und das mit ausgedehnter Desqua-
mation endigt [ZH].
cf. Miliaria, Sador anglicus.
F. nervosa „Nervenfieber", alte Bezeichnung für Typhus
wegen der gewöhnlich hervortretenden schweren Störungen des
NeiTensystems, und zwar F. n. stupida, Fälle mit Sopor oder
Koma, oder F. n. versatilis, Fälle mit psychischen Erregungs-
zuständen.
F. puerperal! s (puer) Kindbettfieber, Sammelname für
die fieberhaften Erkrankungen des Wochenbettes, die auf einer
Infektion mit.pyogenen oder septischen Mikroorganismen bzw. auf
Intoxikation beruhen und zu Allgemeinerkrankungen führen. Die
schweren Formen des Kindbettfieoers beruhen auf einer Infektion
durch Streptococcus pyogenes (s. d.) in grosser Menge oder auf
einer Mischinfektion mit Streptococcus pyogenes und Staphylo-
Digitized by
Google
Pebris 179
coccus pyogenes aui*eus (s. d.). Die leichteren sind durch Keime
geringerer Patiiogenität oder durch Infektion mit Streptococcus
pyogones in geringer Menge von der Gebärmutter aus bedingt
[Dödeklein], Die abgestorbenen oder im Absterben begriffenen
Zellen, welche sich im Genitalschlauch nach der Geburt befinden,
bilden für sie einen äusserst günstigen Nährboden. Die Infektion
selbst erfolgt entweder auf dem Wege der Spontaninfektion oder
durch Übertragung (Touchiren u. s. w.).
Die eine Serie von Puerperalfieber entsteht durch Übertragung
P^ von keimungsfähigen Infektionsstoffen, die andere durc^ Besorp-
ry^ tion der chemischen Produkte der Keimung (Ptomaine. Auf dem
^ Wege der Venen imd Lymphgefässe gelangt das Gift in den
y Körper. Zweifel unterscheidet:
y I. Die septikämische Form des Puerperalfiebers
JZ^ entweder unter dem Bilde einer akuten Vergiftung des Gesamt-
^ Organismus mit allgemeinem KräfteverfaU und hohem Fieber (mit
Tj oder ohne Schüttelfrost) verlaufend und rasch zum Tode führend
(I^ oder als akute septische Peritonitis erscheinend.
O II- Die phlebothrombotische Form (Metrophlebitis)
mit eiterig zerfallenden Venenverstopfungen einhergehend, die in
adie Lungen, die Milz, das Herz (Endocarditis ulcerosa) imd das
Gehirn verschleppt werden, und ebenfalls rasch zmn Tode führend,
p^ III. Die lymphangitische Form (phlegmonöse Form)
. charakterisirt durch das Übergreifen der auf dem Wege der
1^ Lymphbahnen verschleppten Entzündung auf die serösen Häute
O (Pleuritis) imd die Synovialmembranen • Gelenkentzündimg) sowie
?H die Mitbeteiligung des Peritoneum (Peritonitis). In der Beglei-
pL^ tung derselben entstehen peri- und parametritische Exsudate und
Abszesse.
F, recurrens vd. Typhus recurrens.
F. traumatica Wund fieber, entsteht durch Kesorption (ver-
schiedener) pyrogoner Substanzen, deren Entstehung mit der Ver-
wundung — wie beim Entzündungsfieber mit der Entzündimg —
zusammenhängt. Wahrscheinlich sind es Stoffe, die teils durch
Eindringen von Fäulnisbakterien in der Wunde i nicht im Blute),
teils durch die begleitende Entzündung erzeugt werden.
Eine graduelle Steigerung des Zustandes ist die Ichorrhämie.
F. träum. Secundaria, Nachfieber, die nach Verlauf des
primären Wundfiebers nochmalige naditrägliche Temperatursteige-
rung (die gewöhnlich mit Eiterretention ^er Metastasen in Zu-
sammenhang steht;.
F. nrethralis häufige Beflexreaktion bei Beizung der Harn-
röhre durdb. Katiieterisiren oder andere Eingriffe, in Form eines
intermittensartigen Fieberanfalles.
12*
Digitized by
Google
180 Perula
Fernla (eig. Buthe, v. ferio schlagen) die Schiene,
zur Unterstützung gebrochener und verrenkter Gheder.
Fibrinnrte vd. Chylurie.
Fibroid, Fibrom {fihra die Faser, verw. m. finis u.
findo spalte) vd. Fibrosarkom bei Sarkom.
Fibroma periartieulare diffusum vd. Sjniovitis fungosa.
F. moUuscum vd. Molluscum.
Fibram^l^oiaa vd. Myoma.
Fibrosarkoma vd. Sarkoma.
Filaria Bancrofti s. Draeunealufi s. Gordus medinensis
{filum der Faden) Faden-, Guinea- oder Peitschenwurm,
nur in tropischen Ländern vorkommender, sehr dünner und bis
zu 1 Meter langer Wurm, der sich ins Unterhautzellgewebe be-
sonders der Füsse einbohrt. Wenn die Brut des weibhchen Tieres
reif ist, so entsteht an der Stelle eine allmählich perforirende Beule.
F. sanguinis hominis vd. Chylurie.
Fimbriocele (fimbria Faser, IHur. die Fransen;
17 xi^Xrj Bruch) Hernie mit der Tubenfimbrie im Bruchsack.
Fissara {findere spalten) Spaltung, Ein riss.
F, abdominalis mangelhafte fötale Schhessung der Bauch-
wand.
F. ani liartnäckiges (myrtenblattförmiges) Geschwür des Af-
ters, welches aus verschiedenen Ursachen hervorgehen kann, durch
die Defäkation unterhalten wird, mit äusserst heftigen Schmelzen
bei derselben und Afterkrampf verbunden ist.
F. ossium Spaltbrüche, durchsetzen den Knochen in Form
von Linien, nämlich Bissen oder Sprüngen, welche entweder den
ganzen Knochen oder nur die BindenscMcht durdidringen..
F. Stern! (t6 otigvov die Brust, die Flüche) angeborene
offene oder durch Weichteile mehr oder weniger geschlossene
Spaltung des Stemums.
cf. Kolobom. Diastase, Dehisceaz.
F. urethrae superior vd. Epispadie.
Fi»tala {laL Bohre, findo) die Fistel, durch Ulxeraticm
entstandene oder angeborene, persistirende, röhrenförmig enge, ab-
norme Kommunikation der KÖrperoberfläche mit inneren natür-
lichen Hohlräumen, Kanälen oder Drüsen, oder solcher innerer
Oberflächen untereinander: komplete Fisteln, Als inkom-
plete Fisteln bezeichnet man soldie, nicht nach innen (oder
aussen) kommunizirende abnorme Öf&ungen, meist chiomsche
Hohlgeschwüre, welche eine röhrenförmige Gestalt haben (kanal-
förmige F. — Ausserdem werden unterschieden: lippen-
Digitized by
Google
Fluctuatio 181
förmige F., welche durch Verwachsung der äusseren Haut mit
dem Teil der Schleimhaut entstehen, von dem die F. ausgeht;
Narben- F., wenn sie mit einer glatten narbigen Membran aus-
gekleidet sind).
Nach der Beschaffenheit der sich entleei-enden Sekrete oder
Exkrete unterscheidet man Eiterfisteln, Fistulae stercorales,
urinariae, salivales, lacrymales etc., oder die Unterschei-
dung geschieht nach anatomischen oder ätiologischen Gesichts-
punkten (Blasenscheiden-F., kariöse F. etc.). — Die wichstigsten
Fisteln sind:
F. ani Mastdarmfistel, und zwar completa, wenn eine
innere oberhalb des Sphinkter gelegene und eine äussere mehr oder
weniger weit vom Anus entfernte Öffnung vorhanden ist; in-
completa, wenn nur eine der beiden ÖÖnimgen, und zwar F.
a. externa, wenn nur eine äussere, interna, wenn nur eine
innere Fistelöffnung vorhanden ist.
F. colli congenita Fistelgang mit meist sehr kleiner
äusserer Öffnung, welcher in den Larynx, Pharynx oder die
Trachea oder nur in das 2iellgewebe führt und welcher auf mangel-
hafter Schhessung der 3. oder 4. Kiemenspalte, bei medianer F.,
(F. trachealis) auf mangelhafter Vereinigung des 3. oder 4.
Kiemenbogens beruht.
F. laerymalis Fistelbildung von den Thränenorganen aus,
gew. F. sacci laerymalis, viel seltener glandulae oder duc-
tus laerymalis.
F. vesieo-vaginalis Blasenscheidenfistel, meist infolge
schwerer Geburten, welche Druckbrand der zwischen Blase und
Scheide gelegenen Weichteile zur Folge hatten, seltener durch«
Ulzeration dieser Teile.
cf. Atresia, Anus praeternaturalis.
Flag^ellata (flagellum Geissei = flagrum, fligo bleue,
schlage) geschwänzte einzellige parasitäre Organismen, die sich
zur Zeit in keine der bestehenden Gruppen einreihen lassen.
cf. Cercomonas.
Flatulenz {flatus Wind, v. flare blasen) vd. Meteo-
rismus.
Flatus vag^lnalis i. q. Garrulitas vulvae.
Flexibllitas cerea „wächserne Biegsamkeit" vd.
Katalepsie.
Flexion {flecto beugen) die Beugung,
cf. Ante- und Betroflexio.
Floeeileffinm {floccus Flocke, legere lesen) das
Flockenlesen, vd. Krozidismus, Kai-phologie.
Fllictuatio {fluctuare, fluctus Fliessen, Welle, v. fluo)
Digitized by
Google
182 Fluor
das Schwappen, die Erscheinung von Flüssigkeitsansanmdimg
oder* Wellenbewegung unter einer elastischen Oberfläche.
Fluor der Ausfluss.
F. albus s. Leukorrhoe der weisse Fluss, symptomatische
und allgemeine Bezeichnung für jeden nicht blutigen Ausfluss aus
den weiblichen Genitalien. Je nachdem der Uterus oder die
Scheide der Ursprungsort der Sekretion ist, unterscheidet man F.
a. uterinus und vaginalis.
F. a. posterior Abgang von eiterigem Schleim durch den
After bei Hämorrhoidalzuständen (Schleimhämorrhoiden), Prok-
titis etc.
Fln^Kio i. q. Hyperaemia activa s. arterialis.
Fln^Kus coeliacus {coelia, tj xodia Unterleib, v. xoüog
hohl) vd. Diarrhoea chylosa.
F. sebaeeus {sebum Talg, sapo Seife) i. q. Seborrhoea.
Foetor {lat. foetere räucherig sein, übel riechen,
verw. mit fumus u. Mco) der üble Geruch, Grestank, z. B. F.
ex ore.
Foetns s. Fetus (fevere erzeugen, favere fördern,
bauen) die Leibesfrucht.
F. papyraceus s. compressus munufizirte, durch einen
anderen gesunden Fötus vollkommen plattgedrückte Zwillings-
frucht.
F. san^uinolentus (gew. syphiliticus) von E. Maetdt
eingeführte Bezeichnung für sonst „totfaul" genannte Früchte,
die aber nicht faul sind, sondern im Zustand einer feuchten Auf-
lösimg, Mazeration, sich befinden. Die Epidermis ist in Blasen
abgehoben, nach deren Ablösung das röthch imbibirte, oft bräun-
lich pergamentartig erscheinende Korium zu Tage tritt; auch die
inneren Organe zeigen eine blutige Imbibition, in den Hohlen
blutig-seröse Flüssigkeitsanhäufung.
cf. Intrafötation (F. in foeta).
Folie (fr. nach DiEZ v. follis Blasbalg, Windbeutel,
f ollere sieh hin- und herbewegen) das Irresein.
F. eireulaire i. q. zirkuläres Irresein.
F. ä deux s. induzirtes Irreseln psychische Erkrankung
zweier zusammenlebender Individuen unter ihrer gegenseitigen
Einwirkung.
F. du doute die „Zweifelsucht", ein psychopathisches Sym-
ptom, besonders bei neurasthenischem Irresein.
F. inorale (engl, moral insanity) morahsches Irresein.
F. raisonnaate em bei verschiedenen Geisteskrankheiten
vorkommender Zustand, in welchem die Kranken die verkehr-
Digitized by
Google
Prambösie 183
testen Handlungen begehen, dabei aber durch vollständig kor-
rektes Raisonnement ihre Handlungsweise zu rechtfertigen wissen.
F. museulaire Bezeichnung für das tolle Muskelspiel bei
choreatischen Krämpfen.
cf. Chorea.
Folliculitis (follis Sack) die Entzündung der Follikel,
F. abscedens infantum die abszedirende F., bei Kindern be-
sonders häufig und ausgebreitet.
Fontentant (St. fovimentum v. foveo wärmeii, bähen)
der Umschlag,
cf. Kataplasma.
Fonticulns (Dem. v. fons Quelle) entweder die Fon-
tanelle am kindlichen Schädel (itaL)\ oder als Ulcus artifi-
ciale, Bildung einer eiternden Wunde im Unterhautzellgewebe,
welche durch eingelegte Fremdkörper (Erbsen) in Eiterung er-
halten wird.
cf. Setaceam, Derivantia.
Forceps (womit man heisse Gegenstände fasst,
V. formus ^egfzog heiss u. capto (formucapes) ,.forcipes dictae
quod forma capiunt id est ferventia") die Zange.
F. crenata (crena, Krinne, Kerbe) Kornzange.
F. obstetrica Geburtszange.
Foreipressnr (premere drücken) Verfahren zur provi-
sorischen Blutstillung, bei welchem die wunden Teile um die
blutende Stelle herum en masse mit einer Korn- oder Polypen-
zange zusammengedrückt werden.
Formicatio {formica Ameise) s. Myrmeeismus (s. d.)
das Ameisenlaufen, Grefühl, als ob Ameisen auf der Haut
kröchen, eine Form der Parästhesie, teils durch Druck auf sen-
sible Nenen, teils durch Gefässkrampf der Extremitäten- ent-
stehend (Ergotismus, Aura epileptica vasomot.).
Fractara {sc. ossium, v. frang^re) Knochenbruch.
F. Simplex subkutane F.
F. complicata offene F., Blosslegung der Bruchteile bei
gleichzeitiger Durchtrennung der Weichteile.
F. comminutiva auch assularis (v. assula das Stück-
chen) Stück- und Splitterbruch, erstere Art nur an den
breiten platten Knochen. . .
Torsions F. die durch • torquirende Gewalt auf die Röhren-
knochen hervorgebrachte F., wobei die F. -Enden eine bestimmte
schraubenförmige Gestalt anzunehmen pflegen.
cf. Fissur, Infraktion.
Frainblifi»ie („Himbeei-warzensucht", la framboise Him-
beere, ist das deutsche „Brom"beere). der „Beerschwamm",
Digitized by
Google
184 Framboesia tropica
war früher nicht als selbständige Hantkrankheit bekannt, sondern
eine Bezeichnung papillärer lappig-kömiger Auswüchse, wie sie
z. B. bei Sykosis, Lupus, manchen SyphiMsformen, Caro luxurians
u. s. w. vorkonunen. Die Bezeichnung Frambösie hat jetzt nur
mehr für folgende zwei selbständige Hautkrankheiten Greltnng:
Framboesia tropica s. Polypapilloaa tr^piean [Yaws]
eine kontagiöse, unter den Negern der afrikanischen Westküste
endemische Hautkrankheit, die in Form kleiner unter der Epi-
dermis sitzender Knötchen auftritt. Die Knötchen wachsen zu
grösseren von einer gelblichen Kruste bedeckten Tumoren heran.
Unter der Kruste sitzt eine nässende, rothche, erhabene Fläche,
deren Aussehen an eine Himbeere oder Erdbeere erinnern kann.
Fr. non syphilitiea s. Dermatitis paplUonatosa eapillitii
(capillitium das Haarwei^) [Kaposi] eine in Europa beob-
achtete Form der Frambösie mit Bildung von grösseren oder klei-
neren durchfurchten lappigen, mit dicker Epidermis bedeckten
Tumoren, die ihren Sitz meist an den behaarten Teilen des Hinter-
kopfes und der Nackengrenze haben [ZH].
Franklinisation [nachBEXj. Franklin, dem berühmten
nordamerikanischen Staatsmann und Physiker, dem Erfinder des
Bhtzableiters] Anwendung der statischen Elektrizität zu Heil-
zwecken.
f^remissement {franz. v. fremir erzittern, fremere^
ßgifio)) das Schwirren, Schnurren u. dgl.
F. eataire Katzenschnurren, der Geräuschfremitus bei
Mitralklappenfehlern.
P. hydatique Hydatidensch wirren, das zitternde Grefühl,
das man beim Perkutiren der Echinokokkensäcke empfindet, ähn-
lich dem beim Anschlagen an eine Gallertmasse.
cf. Fremitiis, Strepitus.
Fremitns (lat. H. v. fremtre, ßge/am, brununen, smn-
men) die fühlbare Erscheinimg des Erzittems (Vibration), welche
im Gefolge der Schallbildung auftritt und auf die solide Um-
gebung der Schallquelle übergeht (Stinmifremitus, Pektoral-
fremitus). Die pathologische Verstärkung des Stimmfremitus ist
stets das Zeichen einer Verdichtimg des Lungengewebes (Phthise,
Pneumonie) im Gegensatz zur Abschwächung oder Aufhebung des-
selben bei pleuritischen Exsudaten.
F. s. Stridor dentium das Zähneknirschen,
cf. Strepitns, Ronchns, Fr^missemeDt.
Friedreicb'sche Krankheit vd. Ataxia hereditaria.
Frons qnadrata {quattuor) Vorspringen der Stirne
bei Rhachitischen.
Fulig^o {lat der Buss, fumus Bauch, öv€o räuchern)
der nissige Beschlag z. B. der Lippen und Zähne (F. dentium)
Digitized by
Google
Furunciilus 185
bei schwer Fieberkranken, durch Eintrocknung der Mundflüssig-
keiten etc. entstanden.
Funda ma^KÜlae (fundere u. maxüla = mala ,,Malm-
glied", Kinnlade) die Schleuderbinde, eine Verbandart für
das Kinn, indem von einem etwa Va Meter langen und vier Finger
breiten Zeugstreifen, der von den schmalen Seiten her bis auf ein
etwa drei langer breites Mittelstück gespalten ist, zw^ei Zipfel im
Nacken gekreuzt und auf der Stirn vereinigt werden, während man
die beiden anderen auf dem Scheitel zusammenfügt.
Fung^ns (lat Pila = oipoyyog, ojioyyog) gleichmäftsig breit
gestielte Geschwulst mit flachem Kopfe (c/. Polyp), veraltet auch:
schwammige Geschwulst.
F. artieuli der Gelenkschwamm, die fungöse Grelenkent-
zündung. Tumor albus.
F. durae matris der Gehirnschwamm, Hirnkrebs, eine
von den Hirnhäuten ausgehende Geschwulst (gew. Sarkoma
medullaie), die bei ihrem weiteren Wachstum das knöcherne
Schädeldach zerstört und als pilzfönnige Wucherung die Haut-
decken des Schädels abhebt.
F. haematodes der Blutschwamm.
F. medlillaris {medulla von medius fieoog) der Mark-
schwamm, vd. Carcinom.
F. testis benii^nus (im Gegensatz zu carcinomatosus, sar-
comat. etc.) der stark granulirende Hode, welcher nach Verwun-
dung oder ulzeröser Zerstörung der Skrotalhaut teilweise aus der
Substanzlücke hervorragt. Je nachdem die Albuginea noch den
Hoden überzieht oder fehlt, unterscheidet man einen F. super-
ficalis oder profundus.
F. umbiliealis der Nabel schwamm, der exulzerirte und
granulirende Nabelstumpf bei Neugeborenen.
cf. Omphalitis.
F. vaseulosus der Gefässchwamm, vd. Angiom.
Fnnicnlitis (funiculus, funts) n^onorrhoica, Ent-
zündung der Samenstränge, gewöhnlich gonorrhoischen Ursprungs»
cf. Spermatitis.
Furor (furo v. m. (pvQO) gähren, brausen = fervere}
die Wut, EÄserei.
F. uterin US i. q. Nymphomanie,
cf. Maoie, Deliriam fdribnndam.
Furanenlns (= furvunculus v. furvus = fuscus, fumus
schwarz, verw. mit fervere) der Furunkel, Blutschwär,,
von einem Haarfollikel oder einer Schweissdrüse ausgehende Ent-
zündung mit fibrinösem Exsudat in und um die Drüse, welche
durch fie Kutis hindurch ins subkutane Bindegewebe übergreift
Digitized by
Google
186 Fusiformis
und in diesem einen grosseren Verbreitungsbezirk einnimmt.
Der infiltrii-te Teil der Kutis stirbt ab und wird durch seque-
strirende Eiterung von dem benachbarten Bindegewebe gelöst. Die
Ursache ist entweder eine lokale oder allgemeine (Furunculosis,
Furunkeldyskrasie, z. B. bei Diabetes),
cf. Hidradenitis.
^Fusiformis (/u^u« Spindel) spindelförmig, von Ge-
schwülsten aus Spindelzellen, cf. Sarkom.
Fussklonns (vd, klonisch) s. Fussphanomen , eine
durch Steigerung der Sehnenreflexe bedingte Erscheinung, welche
darin besteht, dass Anspannen der Achillessehne (durch passive
Dorsalflexion des Fusses oder durch Beklopfen dieser Sehne)
klonische Kontraktionen der Wadenmuskeln in rascher rhyth-
mischer Aufeinanderfolge von kürzerer oder längerer Dauer her-
Ton-uft — ein Symptom gewisser Hirn- und Rückenmarksleiden.
fjralaliLtagrofi^a (t6 ydXa Milch, äyco treiben; sc, reme-
dia) Mittel, welche die Milchsekretion (En-egmig der Sekretions-
nerven der Milchdmse, Erhöhung des Blutdrucks) oder die Milch-
exkretion befördern.
OalaliLthidrosis (idgoco schwitzen) Ausschwitzen
der Milch, in den Bereich der Fabel gehöriger Zustand, beruhend
auf der veralteten Anschauuug vom „Verschlagen" der Milch bei
Wöchnerinnen.
Oalaktoeele (jJ xi^ltj Bruch) Milchbruch, Ektasie
eines verschlossenen Milchganges der Brustdmse dm-ch Milch.
Ausserdem hat Vidal den Namen G. den mit fetthaltiger
milchartiger Flüssigkeit angefüllten Hydrocelen gegeben.
fjralaliLtorrhoe (Seco Messen) derMilchfluss, Bezeich-
nung für das kontinuirliche Abfliessen der Milch auch nach dem
Absetzen des Kindes.
cf. Polygalaktie.
OalaliLtiirie (r6 ovqov Urin) = Chylurie.
IjialTanisation (Galyani entdeckte 1789 die elek-
trische Muskelerregbarkeit mittels der von Volta ent-
deckten Kontaktelektrizität) Anwendung des galva-
nischen, d. i. konstanten elektrischen Stromes.
cf. Elektrotherapie, FaradisatioD.
ClralvanoliLaastiliL (v 9cavOTi>crj, sc, rsxvi] von xaico, Fut
xavo(o brennen) die Methode, durch die auf galvanischem Wege
erzeugte Glühhitze Teile zu ätzen oder durchzubrennen. Das dazu
dienende, sehr verschiedenartig geformte Glühinstniment heisst
Oalvanokauter.
cf. Elektropunktur.
Oalvanolyse vd. Elektrolyse.
Digitized by
Google
^ Gangraena 187
^ GalTanometer, Oalvanoskop (t6 fzhgov Mass,
ßcxojteco besichtigen) eine Vonichtung, vermittelst welcher man
3in der Ablenkung eines Zeigers die Stärke des aufwendeten
^ konstanten Stromes erkennen kann. Das Galvanoskop gibt nur an,
^ ob Strom vorhanden ist und in welcher Kichtung derselbe fliesst.
Tj Die nach Graden geaichten Galvanometer sind nur ein relativer
pH Massstab für die Stromstärke. Einen grossen Fortschritt be-
n <ieuten daher die zuerst von Edelmann konstruirten absoluten
oder Einheitsgalvanometer, welche empirisch nach der auf
■dem Elektrikerkongress in Paris vereinbarten Masseinheit (Ampere
l)ezw. [Viooo] Milliampere) geaicht werden.
a
I
l
GalTanopanktur vd. Elektropunktur.
•^ Ganfi^liitis (t6 ydyyhov Ifervenganglion, urspriinglich
Q) Überbein) eine der Neuritis analoge und meist damit komplizirte
^ Entzündung von Nervenganglien.
Ganfi^lion*) s. Hygroma gangliodes (Hippokrates. Nach
■Galen ist ydyY^tov, vevgov jtaQCL (pvotv ovoxQoq)riy nervi praeter
naturam concretio, während unsere heutige Terminologie patho-
logische Verdickungen der Nerven als Neurome [s. d.] bezeichnet)
Überbein, hart gespannte bis wallnussgrosse fibröse Säckchen
in der Nähe der Sehnenscheiden des Hand- und Fussrückens
oder Grelenkes, welche mit gallertartiger Masse gefüllt sind. Sie
entstehen wahrscheinlich aus Ausstülpungen oder präexistirenden
Taschen und Buchten der Grelenke oder Sehnenscheiden, welche
nur selten noch konununizirend, sondern durch Abschnürung meist
selbständig gefunden werden.
cf. Cystis, Tendovaginitis.
Gangraena (ij ydyygatva, von ygaivco, ygdco nage, fresse)
der Brand von Greweben oder Körperteilen im allgemeinen,
ursprünglich nur angewendet für das Stadium, in welchem die
absterbenden Teile noch schmerzhaft und heiss sind: he isser
Brand.
Die Ursachen der Gangrän sind entweder direkte Grewebszer-
trümmerung oder Aufhebung der Zirkulation durch Embolie oder
Thrombose (Arteriosklerose [G. senilis]). Sekundär wird G. beob-
achtet ohne direkt nachweisbare Zirkulationsstörung bei einzelnen
*) Hyrtl. Onomatologia anatomica. Wien 1880. p. 231.
„Eine Ganglionitis (Piorry), ja sogar eine Centro-Gangliitis
(Nissen) und ieine Panto-Ganglütis (für Cholera) zu büden wie im
«tymologischeu Lexikon von L. A. KkAUSS, — dazu gehört mehr
Oonrage als griechische Sprachkenntnis. Sie machen einen wahrhaft
peinlichen Eindruck. Hat denn die Medizin noch nicht der ver^
wünschten Worte genug ?•*
Digitized by
Google
188 Gargarisma
Krankheiten, die mit Blutdekomposition einhergehen, namentlich
Diabetes mellitus, Morbus Brightii und Typhus abdominalis.
cf. Nekrose, Sphacelns, Eschara, Phagedaena, Noma, Decu^tus,
Mumificatio, Sequester, Tubercnlisatio, Mortificatio, Diph-
therie.
Ct. emphysematosa G. mit Entwicklung und Ansammlung
von Gas in den sich zersetzenden Geweben.
G. nosoeomialis (17 voooxofiia Krankenpflege, xo(a,sc»
pflege) Hospitalbrand, serpiginöse phagedänische Wund-
diphtherie, eine durch ganz spezifische Ursachen (sehr wahrschein-
lich durch Bakterien, welche jedoch mit dem Diphteriepilze nicht
identisch zu sein scheinen) zu frischen oder granuUrenden Wunden
hinzutretende serpiginöse Nekrose, wodurch dieselben nebst der
benachbarten Haut entweder in einen schmierig gelblichen Brei
(pulpöse Form) oder in kraterförmige, in die Tiefe der Gewebe
vordringende Geschwüre (ulzeröse Form) verwandelt werden,
während die Zerstörung der Obei*fläche scharf abgeschnittene
Ki-eisformen zeigt.
ü. senilis Altersbrand, marastischer Brand, durch ver-
minderte Herzthätigkeit (Fettdegeneration) bei gleichzeitiger athe-
romatöser Arterienentartung entstehender Brand in den Extre-
mitäten, gewöhnlich Zehen.
cf. Thrombus.
G. syiiiinetrica Raynaud! ein Brand, der in symmetrischer
Weise die FingergUeder, seltener Zehen, Ohrmuscheln oder die
Nasenspitze befällt, nachdem die Teile lange vorher blutleer und
taub geworden sind, worauf unter schmerzhaftem Kriebeln eine
hyperämische Reaktion von mehi- passivem Charakter erfolgt.
Kommt bei nei-vösen und chloix) tischen Personen zuweilen vor und
scheint wie beim Ergotismus gangraenosus auf spastischer Ischämie
zu beruhen.
fjrarfi^arisma (yagyagiCo), gurgulio V. gurgula, gurges
kitzeln, gurgeln) Gurgelwasser.
Oarmlitas vulvae {garrtditas Geschwätzigkeit,
garrire, schwätzen, lärmen) s. Incontinentia vulvae, s.
Flatus vaginalis, das beim Wiederentweichen eingedrungener
Luft aus der Scheide entstehende Geräusch.
Oastralfi^ie (v yaoriJQ Magen, t6 äXyog Schmerz) i. q.
Cardialgie.
Oastrektasie (sxrsivco ausdehnen) s. Dilatatiu ventrleuli
Magenerweiterung, meist die Folge von Pylorusstenose, habi^
tueller Polyphagie, häufig auch durch Funktionsschwäche der
Magennuiskula^n- infolge von mangdhafter Ernährung derselben^
namentlich bei Anämie bedingt.
cf. Dyspepsie.
Digitized by
Google
Gastritis 189
G^astrektomie {ixxEfjLvm ausschneiden) die pai-tielle
Itesektion des Magens zur Entfernung von Strikturen oder bös-
artigen Neubildungen des Pylorus mit nachfolgender Vereinigung
der offenen Lumina des Magens und Duodenums mittels zirku-
lärer Naht
Oastritis Magenentzündung, G. c^tarrhalis s. Catar-
rhas gastricus Magenkatarrh.
G. acuta akuter Magenkatarrh. Es ist gebräuchhch, die
leichteren, schmerz- und fieberlosen Formen, welche meist durch
Diätfehler entstanden sind, als Gastrizismus oder Status
gastricus — verdorbener Magen — zu bezeichnen, die fieber-
haften Fälle als fieberhaften Magenkatarrh, gewisse schwerere
imd protrahirte Foimenals Febris gastrica(s. d.), während man
sehr akute und intensiv schmerz- und fieberhafte Fonnen als Magen-
entzündung bezeichnen kann. Injektion, oft mit Ekchymosen,
und Schwellimg der Schleimhaut ist meist auf die Pylorushälfte
lieschränkt. Charakteristisch ist lange anhaltende kömige Ti-übung,
Schrumpfung und teilweise Verfettung der sekretorischen Drüsen-
gellen.
cf. Cardialgie, Cholera nostras.
G. ehroniea kann durch dieselben Ui-sachen hervorgerufen
iverden wie der akute Magenkatarrh, falls sie dauernd und wieder-
holt einwirken, ausserdem durch andere Magen- und Allgemein-
-erkrankungen, passive Hyperämien des Magens. Dyspepsie, Er-
brechen, Flatulenz bilden die Hauptsymptome; die pathologisch-
anatomischen Veränderungen betreöen vor allem den Pylorusteil,
die Färbung der Schleimhaut ist blänlich>rot oder blass mit
Pigmentflecken (von fiiiheren Eckchymosen), die Schleimhaut ver-
dickt (vd. Etat mamelonne), und bei längerer Dauer kann auch
die ganze Magenwand verdickt werden.
G. toxica Magenentzündung infolge Anätzung der Magen-
•oberfläche durch korrodirende Substanzen.
G. diphtherica s. membranacea {membrana Häutehen,
V. membrum = mansa Fleisch) seltene Form von geringem
klinischen Interesse, mit Bildung einer Pseudomembran und nekro-
tischen hyalinen Produkten auf der Schleimhaut, entweder als
fortgesetzte Entzündung bei Rachendiphtherie, oder sekundär bei
anderen Infektionski-ankheiten (schweren Blattern) und bei sehr
heruntergekonmienen Individuen.
G. phlegmonosa s. sabmucosa s. pnmlenta interstitielle
eiterige Magenwandentzündung. Diese seltene Krankheit tritt
entweder als umschriebener Abszess, odei* als diffuse eiterige
Infiltration der Magenwand idiopathisch oder metastatisch
und stets unter peritonitischen Begleitei-scheimmgen mit akutem
oder mehr chronischem Verlaufe auf.
Digitized by
Google
190 Gastroadenitis
Oastroadenitis (o dSi^v Drüse) die Entzündung der
Magendrüsen bei chronischer Gastritis,
cf. Etat mamelonn^.
fjrastrodiaplianie (Siaqraivco durchscheinen) ein Ver-
fahren, durch Einführung eines elektrischen Glühlichte in den
Magen dessen Contouren, Grösse und Lage durch die Bauchhaut
erkennbar zu machen [M. Einhokn].
Oastroduodenitis vd. Enteritis.
OaÄtrodynie (97 Sdvvrj Schmerz) i. q. Cardialgie.
Oastro-lilytrotoiiiia {t6 sXvtqov Hülle, Scheide, v.
iXvo) winde, umhülle) i. q. Laparo-Kolpotomia.
Oastroenteritifii vd. Enteritis.
Oastroenteropatliie (ro evzsQov Gedärm) das Magen -
darmleiden.
Oastroenterostomie (to Ivtegov Gedärm, t6 axofia
Mund) operative Eröffnung von Magen und Dünndarm, und
Vereinigung derselben durch Naht, ausgeführt wegen Pylorus-
stenose unter Zurücklassung des Tumors, der wegen zu grossen
Umfangs oder fester Verwachsung nicht mehr resezirt werden kann*
Oastrobelkoma (70 eXxog, iXxoo), sXxcofia lat, ulcus
Wunde, Geschwür) i. q. Ulcus ventriculi.
Oastrobystero-pexie, -rbapliie, (^cbrrco nähen)
-synapliie (?J owaqpi] v. owdjixo) Verbindung) vd. Hystero-
pexie.
Oastroltysterotomiie = Sectio caesarea.
Oastrokrisen vd. Crises.
Oastrolitli (o U^og Stein) Bildung eines Fremdkörper»
im Magen.
Oastromalacie {fiaXaxog weich) Magener weichung^
meist Leichenerscheinung, in seltenen Fällen aber, wie von
ZiEMSSEN konstatirt ist, auch während des Lebens eintretend,,
beim Zusammenwirken mehrerer, die Selbstverdauung ermög^
liebender Umstände.
cf. Oesophagomalacie.
Oastropexis (97 nfj^ig v. jirjywfii das Festmachen)
Annähung des Magens an die Bauchwand mit oder ohne nach-
folgende Gastrostomie (s. d.).
Oastroptosis {fj jirwotg V. TtuftTco fallen) Tiefstand
des Magens cf. Enteroptosis.
Oastropylorektomie vd. Pylorusresektion.
Oastrorliafi^ie {Qrjywfii brechen) die Magenblutung.
Digitized by
Google
Genu 191
Oastrorhaphie (gdjirco nähen) Magennaht; ausgeführt
entweder als selbständige Operation, zuerst wegen Magenfistel
[Billkoth], sodann wegen spontaner Magenruptur [Mikulicz]
imd bei einem Schuss durch den Magen [Billroth], oder als
Nachoperation nach Gastrotomie (s. d.)
Gastrorboea aeida (s. sprachl. £inf. unter -rlioea)
{geco fliessen) der Magensaftfluss i, q. Hypersekretion.
Gastroskop {axojiico besichtigen) Instrument zur (elek-
trischen) Beleuchtung und Besichtigung des Mageninneren.
Oastrostomie (to arö/ia Mund) das Anlegen einer
Magenfistel zum Zwecke der künstlichen Ernährung, bei nar-
bigen oder karzinomatösen Strikturen des Oesophagus indizirt, difr
nicht durch Dilatation zu beseitigen sind, zuerst vorgeschlagen
von Egeberg.
Gastrosaeorrboe (aucus Saft, v. sugo saugen, gsa>
Barb.) vd. Gastrorhoea.
Oastrotomie {Tdfivo) schneide) operative Eröffnung des
Magens zur Entfernung grösserer Fremdkörper.
et'. Entcrotomie.
Oastroxynsis [Eossbach] {S^vg spitzig, sauer) eine
Neurose des Magens, ^bestehend in migräneartigen Anfällen, die
sich infolge geistiger Überanstrengung oder starker GemütsaÄekte
entwickeln und dadurch charakterisirt sind, dass die erbrochenen
Massen eine ungewöhnliche Menge Salzsäure (3 — 4:^!^^) enthalten.
Oenins (sc. morbi — die Bezeichnung stammt aus
der Zeit, in der man in den Krankheiten persönliche
Wesen erblickte) Krankheitscharakter.
G. epidemicus der epidemisch vorwaltende Krankheits-^
Charakter (entzündliche, katarrhalische, bösartige etc.).
Oenn (y6w) das Knie.
G. valgum (valgus schief, v, vergtre neigen) Bäcker-
bein — vom stundenlangen Stehen mit geknickten Knieen beim
Anmachen des Teiges oder von zu starker Belastung des Ober-
körpers beini Tragen schwerer Brotkörbe — Kniebohrer, X-Bein,
Knickbein; abnorme Abduktion des Unterschenkels. — Der ent-
gegengesetzte Zustand ist:
G. varuin s. estrorsum (varus auswärts gebeugt, verw.
mit curvus) Säbel- oder Sichelbeine, 0-Beine; Unter- und
Oberschenkel sind nach aussen gekrümmt, die Tibia auf ihrer
unteren Epiphyse nach innen ausgewichen.
In beiden Fällen zeigt sich der an der konvexen Seite der
Verkrtinmaung liegende Kondylus hypertrophirt, der andere
atrophirt.
G. rceurvatum das Hohlbein, eine bis zur Dorsalflexion
übertriebene Streckung des Kniegelenkes, welche eine hochgradige-
Digitized by
Google
192 Geophagie
Erschlaffung der Kniekantenmuskeln, des M. popliteus (der die
hintere Kapselwand spannt), der hinteren Kapselwand und der
Kreuzbänder voraussetzt und tramnatisch und idiopathisch vor-
kommen kann.
Oeopliafi^ie (97 yfj die Erde, q>ayeiv essen, von der
bei dieser Krankheit häufig bestehenden Begierde
211m Essen von Erde u. a. unverdaulichen Dingen,
was an die krankhaften Gelüste Chlorotiseher nach
Kreide, Schiefer u. dgl. erinnert), Chlorosis tropiea, auch
Allotriopliagie, Kaehexia africana s. amerieana s. efi^ryptiea,
Hypoaemia intertropicalis genannt, die Anchylostomen-
krankheit, eine durch blutsaugende Entozoen (Anchylostomuni
-duodenale) hervorgerufene Form der Oligämie, welche unter den
Negern in Amerika und den Bewohnern verschiedener tropischer
"Gegenden zahlreiche Opfer fordert.
Geophagie kommt übrigens auch als Begleiterscheinung
bei anderen Krankheiten vor, z. B. bei Beriberi (s. d.).
cf. Anaemia tropica.
Oeromorphismufi^ [Charoot und Souques] (o ysQ(ov
Greis, ij f^oQtprj Gestalt) s. Khytidosis [Galen] (iJ gyrig, idog
Falte Qvtiööco falten) [Kossbach] Faltenkrankheit, ausser-
gewöhnfiche Faltenbildung der (Gesichts-)Haut, welche dem Gesicht
jugendlicher Individuen ein greisenhaftes Aussehen verleiht.
CrerOlltOXOn (eig. GerontotOXOn 6 yigcov yegovrog
Greis, to tÖ^oy Bogen) Greisenbogen, Arcus senilis, ein
weisslich trüber, schmaler Bing nahe an der Peripherie der Horn-
haut alter Leute, in einer Fettdegeneration der Hornhautkörperchen
an der betreffenden Stelle bestehend, ohne besondere pathologische
Bedeutung.
G. lentis eine Trübung in der Äquatorialgegend der Linse,
•die oft Jahre lang stationär bleiben, später aber zur Bildung einer
Katarakt fortschreiten kann.
fjribbns (lat. der Buckel, v. xv<pog) i. q. Kyphosis.
Gilles de la Toarette'selie Krankheit, eine in
spontan auftretenden Zuckungen des Gresichts, der Zunge und
•der Extremitäten mit Echoläie und Kropelalie einhergehende
Affektion, bei welcher eine Steigerung der Muskelerregbarkeit
besteht.
Gilvor {jgilvus gelblich, fahl) die erdfahle Farbe,
ivie sie bei manchen Kachexien und Dyskrasien vorkommt.
Oin-drinker's liver (engl gin, geneva, juniperus
Wachholdersehnaps, also die Schnapstrinkersleber) vd. He-
j>atitis interstitialis.
Digitized by
Google
Glaukoma 193
G-infi^iTitis (gingtva Zahnfleisch) Zahnfleischent-
zündung. Man kann idiopathische Formen unterscheiden
(Stomakace) und symptomatische (G. scorbutica, mercurialis
etc.).
cf. Stomatitis.
Olaber, bra, bram {ykdqxo glätten) glatt.
Olaukoma {yXavxow, ykavxog bläxilich, meerfarbig,
von der graugrünen Verfärbung der erweiterten Pu-
pille) s. Chorioiditis serosa, Ophtlialmia arthritica, der
grüne Star, hat als pathognomische Grundzüge: die Steigerung
des intraokulären Druckes, die sich ihr anschhessende Sehnerven-
exkavation und die (ohne Therapie) unausbleibliche Erblindung.
G. imminens s. prodromalis das Prodromalstadium, wobei
Druckzunahme und die von ihr abhängigen Störungen periodisch
auftreten und dann wieder zurückgehen, ohne dass in der freien
Zwischenzeit eine Verringerung der Sehschärfe wahrzunehmen ist.
G. evolutuin das Stadium, in welchem eine dauernde Ver-
minderung der Sehschärfe und die objektiven Zeichen (dauernde
Spannungsvermehrung, Pulsiren der Arteria centralis retinae, Er-
weiterung und Trägheit der Pupille, Trübung des Kammerwassers,
sdiarfkantige Aushöhlung der Sehnervenpapille) vorhanden sind.
1. G. chronicum simplex-s. non inflammatorium.
2. G. s. cum inflammatione intermittente die vorige
Form mit zeitweisen Anfällen von entzündhchen und
Eeizungssymptomen.
3. G. inflammatorium acutum FäUe mit plötzlicher
Steigerung des intraokulären Druckes und heftigen . Ent-
zündungserscheinungen, Anästhesie der Cornea, Erwei-
terung und Verfärbung der Pupüle, schneller Abnahme
des Sehvermögens. Die Anfälle wiederholen sich jder
gehen überhaupt nicht mehr ganz zurück, sondern in die
chronische Form über.
4. G. fulminans Fälle, in denen gleich beim ersten Insult
in wenigen Stunden die definitive Erblindung eintritt.
5. G. inflamm, chronicum, hierbei bestehen keine Inter-
valle, die von Entzündung und ausgeprägten Stauungs-
erscheinungen vollkommen frei sind, wie bei 2, sondern
höchstens Demissionen.
G. absolatum das abgelaufene G. mit irreparabel zerstörtem
Sehvermögen, das die glaukomatöse Degeneration (G. degenera-
tivum) — glaukomatöse Phthise oder Vergrösserung des Bulbus
durch Bildung von Sklerochorioidealstaphyiomen , Blutungen ins
Auge (G. haemorrhagicum) — zur Folge hat. Von G. malig-
num spricht man, wenn nach ausgeführter Iridektomie die vordere
Kammer sich nicht wieder herstellt.
Bothos Klinische Terminologie. 4. Aufl. 13
Digitized by
Google
194 Glenard
0. secundarium dauernde Steigerung des intraokulären
Druckes mit Abnahme des Sehvermögens, die sich zu anderen
Augenaffektionen sekundär hinzugeseUt (besonders totalen zir-
kulären hinteren Synechien) [nach Gräfe und Sämisch Hdb.].
Ol^nard'sche Krankheit eine durch Enteroptosis (s. d.)
bedingte Form der Neurasthenie (N. dyspeptica).
fjrliom (17 yXla •= gluten Leim, yUvij, yXoia, yXoiöoy leimey
also yXoicofAoj eine sarkomatöse Entartung (Infiltration) von
Grehimteilen, indem die sog. Körner des Nervenkitts (Neuroglia)
durch fortgesetzte Teilung runde, ausnahmsweise spindelige Zellen
produziren, welche in Bündeln und Faserzügen geordnet zwischen
der eigentlichen Gehimsubstanz eingebettet sind und diese, obgleich
unter vollständiger Erhaltung der makroskopischen Form, in ihrer
histologischen Eigentümlichkeit vernichten. Der Übergang in die
gesunde Nachbarschaft ist ein allmählicher [Kindfleisch].
Klebs sieht in den Zellen des Glioms Nervenzellen und hat
der Geschwulst den Namen Neurogliom gegeben.
cf. Neurom, .
Oliscrobakteriam s. Bakterium gliserogenum (yXia-
XQog klebrig, leimig) ein von Malebra und Sanna-Salabis
rein gezüchtetes Bakterium, welches die Ursache der schleimigen
Degeneration des Urins sein soll.
Globomyelom (gldbus Kugel, vd. Myelom) Rundzellen-
sarkom.
Olobnlinnrie Eiweissham, in welchem ausser Serum-
albumin auch Globulin enthalten ist.
cf. Albuminurie.
Olobnlns, wörtl. Kügelehen, welches zur Einführung
von Medikamenten in Körperhöhlen, besonders der Vagina (G.
vaginalis), dient, gewöhnlich aus Kakaobutter besteht und sich
in der Körperwärme verflüssigt.
cf. Suppositorium.
Globus bysterieufi das wahrscheinlich durch krampf-
hafte, ' peristaltisch fortschreitende Kontraktion des Oesophagus
bei Hysterischen bedingte Gefühl, als ob eine Kugel oder ein
anderer Fremdkörper die Speiseröhre heraufkomme und in der
Schlundgegend stecken bleibe. Ein ähnliches Gefühl kommt im
Unterleibe vor.
cf. Oesophagismus,
Olomemlonepliritis {glomerulusy Bern. v. glomus,
glöbus Knäuel, 6 v£q?Q6g Wiere) anatomische Form der akuten
Nephritis, bei der nur in den MALPiGHi'schen Knäueln Degene-
ration mit Epithelabstossung und Aufquellung der Gefässwände
stattfindet.
cf. Nephritifl«
Digitized by
Google
Glykosurie 195
CrloiMialfi^ie (17 ylcoooa Zunge, rd äXyog Schmerz) Neu-
ralgie der Zunge — Zungenschmerz.
Grlossantlirax {vd, Anthrax) eine dem Milzbrandkarbunkel
anderer Teile analoge zirkumskripte brandige Entzündung der
Zimge bei direkter Milzbrandinfektion, von rasch tothchem
Verlauf.
Glossitis Entzündung der Zunge.
G. mucosa oberflächliche, auf die Schleimhaut beschrankte
Entzündung.
cf. Stomatitis.
G. parenchymatös a s. profunda eine schmerzhafte, harte,
zum eiterigen Zerfall wenig geneigte Exsudation im Parenchym
der Zimge, die umschrieben oder diffus sein kann, eine hoch-
gradige Anschwellimg hervorruft und zuweilen epidemisch vor-
kommt.
G. dissecans chronische Affektion der Zunge, bei der sich
tiefe Einschnitte (Khagaden) auf ihrer Oberfläche büden und der
Zunge ein zerklüftetes Aussehen verleihen. In den Einkerbungen
kommt es leicht zu Exkoriationen und Ulzerationen.
Crlofisoeele (^ xrjkri Bruch) s. Prolapsas linguae das
Nachaussentreten der Zimge in hochgradigen Fällen von Makro-
glossie (s, d.).
Olossodynia exfoliativa {fj 66vvrj Schmerz, ex-
foliare von folium abblättern) Neuralgie der Zungenwurzel
(des N. glossopharyngeus) . mit Hyperplasie (Exfoliation) des
Zimgenepithels.
Olossoplefi^ie {nXrioofo durchschlag lähmen) Zungen -
lähmung, gewöhnlich nur Teilerscheinung anderer zentraler
Lähmimgen, manchmal auch eine für sich bestehende Lähmung
des Nervus hypoglossus. Die einseitige G. ist dadurch cha-
rakterisirt, dass die Spitze der Zunge l^im Herausstrecken naxjh
der gelähmten Seite hin abweicht.
cf. Paraljsis glosso-pharyngo-labialis.
Grlossotomie {xitivoy schneiden) partielle oder totale
Exstirpation der Zimge.
Glossy skin, glossy fingers {engl, glänzende Haut,
V. m. GlasI glänzende Finger) die Glanzhaut, eine Haut-
affektion, die nach Nervenverletzungen zuweilen auftritt und mit
Erythem beginnt, das einem glatten, glänzenden Aussehen der
sich verdünnenden Haut Platz macht.
Crlykosurie (richtiger wäre Glykurie, ylvxvq süss, ovqbXv
harnen) s. Melliturie gewöhnUch so viel als Diabetes melhtus;
übrigens ist vorgeschlagen, mit diesem Namen nur das nach
13*
Digitized by
Google
196 GnathoBChisis
übermässigem Zuckergenuss etc. zuweilen vorübergehend vor-
kommende Auftreten von Zucker im Urin zu bezeichnen, im
Gregensatz zur eigenthchen chronischen Zuckerhamruhr.
Onatboseliisis (^ ^^rai^o? Kiefer, oxi^oy spalten)
Kieferspalte, Uranokoloboma anterius.
cf. Schistoprosopie, Uranoschisma, Uranokoloboma.
Oonafi^ra {i6 y6w Knie, 17 ayQa Falle) Kniegicht,
vd. Arthritis urica.
Ooiia,rthrokaee (Arthrokace — s. d.) Arthrokace
des Kniegelenkes.
G-onartlirotoiiiie (vd. Arthrotomie) Eröffnung des Knie-
gelenks durch Schnitt.
Oonitis Kniegelenksentzündung, vd. Synovitis, Ar-
thritis.
Oonokokkns eine 1879 von Neisser im gonorrhoischeu
(s. d.) Sekrete entdeckte Kokkenart, ziemlich grosse Kokken, die
fast stets als Diplokokken zu zweien semmelartig aneinander-
liegen und sich dadurch von ähnlichen Kokken unterscheiden,
dass sie in grossen Haufen in das Protoplasma der Zeilen (Eiter-
zellen) eindringen. Sie gedeihen nur auf menschüchem Blutserum,
eterben aber auch hier vsrie überhaupt ausserhalb des mensch-
lichen Körpers sehr schnell ab. Wenn im Trippereiter auch noch
andere Bakterien vorkommen, so ist doch der Gonokokkus das
einzige spezifische Virus, dessen erfolgreiche Überimpfung auf die
Urethra Bumm zuerst gelungen ist.
Oonorrhoe {fj yovoQQoia Galen, Samenfluss, v. 6 yovoQ
u. Qeco) s. Blennorrhoe (^J ßXswa Schleim) der venerische
Katarrh der Harnröhre, der Tripper mit Eöthung und
Schwellung der Schleimhaut und einem schleimig-eitrigen Ausfluss
einhergehend, der neben Epithelien und Eiterkörperchen die
NEissER'schen Gonokokken enthält.
Der Tripper erscheint in einer akuten, sub akuten und
chronischen Form, hat seinen Sitz entweder im vordem Teile
der Harnröhre (Urethritis ünterior) oder im hintern (Urethritis
posterior), und ist im letztem Falle häufig von Komplikationen
(Prostatitis, Cystitis, Epididymitis u. s. w.) begleitet.
cf. Urethritis pyorrholca contagiosa.
Grorfi^eret (franz. v. gorger in den Hals (gurges)
stopfen), Konduktor Hildani (Schweizer Chimrg im 16. Jahr-
hundert) rinnenf örmiges Instnunent mit Handgriff zur Untersuchung
und zum Schutz der Teile beim Einführen von Instrumenten in
Mastdarm, Vagina, Blase (beim Steinschnitt) etc.
cf. Itinerarium.
Oontte militaire (franz. — gutta Tropfen) vd. Ure-
thritis.
Digitized by
Google
Oranxaoma fungoides 197
Oranulation (granidum Körnchen, granum Korn)
das junge wuchernde Narbengewebe mit kömiger fleischwärzchen-
ähnlicher Oberfläche aus embryonalem Bindegewebe.
Auch der Vorgang der Akestombildung.
BiLLKOTH unterscheidet folgende vom Normalen abweichende
Formen der Granulationsbildung:
Granulationes fungosae, stark über das Niveau der Haut-
oberfläche emporwuchemde, sehr weiche Granulationen.
Gr. erethicae sehr schmerzhaft und leicht blutend, vd. Ere-
thismus.
Gr. eroaposae a. diphthericae mit krupöser oder diphthe-
rischer Exsudatbildung einhergehend.
Pacchionischc G-en zahlreiche kleine weisshche Protube-
ranzen der Arachnoidea, welche sich vorzugsweise längs des
Sinus longit. über den Kanten der beiden Himhemisphären
entwickeln und aus einfachen oder wenig verästelten gefässlosen
Papillen von Bindegewebe mit mehrfach geschichtetem Epithel
bestehen. Von dem Drück, den sie auf die Dura mater ausüben,
wird diese durchbohrt und selbst kleine Grübchen im Schädeldach
gebildet, worin sie eingebettet sind. Sie scheinen die Folge
wiederholter Hyperämien, besonders bei Säufern.
cf. Intentio.
Orannlationsfi^eschwlllste s. infektiöse Grann-
lationsgeschwttlste, Infelitionsgesehwttlste [Klebs, Cohn-
heim], spezifisehe Entzttndun^en [Eindfleisch] durch ihre
Infektiosität ausgezeichnete G^schwulstbildungen , die in ihrer
Entwicklung nie über das Stadium der Granulationsbildung
hinaus- und, hier angelangt, regressive Metamorphosen eingehen.
Hierher gehören die Geschwulstbildungen bei Tuberkulose, Syphilis,
Lupus, Rotz und Aktinomykose.
Crrannloma Geschwulst aus Granulationsgewebe {vd,
Granulation, Akestom).
G. Iridis kleine gutartige Geschwulstmasse der Iris aus
einem gefässreichen kleinzellig-fibrillären (sarkomähnlichen) Gewebe.
V. Wecker unterscheidet eine einfache spontan auftretende, eine
telangiektatische und eine traumatische Form.
Oranaloma fans^oides [Auspitz], Syn.: Mykosis
fungoides [Alibert], Ekzema tuberculatum [Wilson] eine
seltene Hautarffektion, die mit Bildung von grösseren oder kleineren
zirkumskripten roten Herden beginnt, welche Ähnlichkeit mit
einem nässenden Ekzem haben. Die Herde verlieren ihr Epithel,
überhäuten sich dann aber nicht wieder, sondern es wachsen
feste Tumoren von Erbsen- bis ApfelgrÖsse aus ihrem Gnmde
hervor. Die Krankheit verläuft unter mehr und mehr zunehmender
Kachexie letal.
Digitized by
Google
198 GraphoBkop
Französische Autoren suchen die Ursache dieser Krankheit
in einer lymphadenitischen Diathese und bezeichnen sie als
Lymphadenie cutanee [ZH].
Oraphoskop (ygdqpco schreiben u. oxojtsco sehen) eine
von Giraud-Teulon empfohlene Linse zur Behandlung der durch
Insuffizienz der Recti intemi bedingten Asthenopie.
fjrrapliospasmas (ygdipsiv sehr eihen, 6 ojiaa f^ögKraxupf,
V. ojidco anziehen) i. q. Mogigraphie.
Oravedo [Celsus] {gravis = ßaQvg) der Schnupfen, vd.
Coryza.
Oraviditas extranterina Entwicklung eines be-
fruchteten Eies ausserhalb der Gebärmutter. Je nach
dem Ort der Entwicklung imterscheidet man:
G. abdominalis wenn es in der freien Bauchhöhle,
G. ovarialis im Eierstock,
G. tubaria im Verlauf der Tube, und zwar
tubo- abdominalis in der Abdominalöffnung der Tube,
interstitialis s. tubo-uterina in dem Teü der Tube,
der in der Uterrussubstanz verläuft,
sich entwickelt.
cf. Lithopädion.
Orossesse nervense (franz., lat. grossus) eingebildete
Schwangerschaft steriler Frauen.
Grossesse sousperitoneo-pelvienne [Dezeimebis] (franz.)
seltene Form der Extrauterinschwangerschaft, bei welcher die
Berstung der Frucht zwischen die Platten des breiten Mutter-
bandes erfolgt.
fjrmtam i. q. Milium.
Gryposis s. Gryphosis (ygvjiog krumm) = Onycho-
gryposis.
Gumma Gummigeschwulst (von der elastischen Weich-
heit) i. q. Syphilom.
Gutta (mittellat.) alte Bezeichnung für Gicht vd. Arthritis
urica.
Gutta eadens ein bei Pneumothorax hörbares metalli-
sches Phänomen, das nach Skoda und Wintrich durch ein in
den Brochien der angrenzenden Limge erzeugtes Easselgeräusch
bedingt ist, welches in dem abgeschlossenen Hohlräume des
Pneumothorax metaUische B-esonanz hervorruft, nach Leichten-
STERN aber auch oft in einem innerhalb der Pneumothoraxhöhle
fallenden Tropfen seinen Grund hat.
Gutta serena (serenus, oeigivög, Zeigiog, Sirius Glanz) vd.
Amaurosis.
Digitized by
Google
Haematinurie 199
Oynfikolos^ie (^ ywi], ywaixog Weib, 6 loyog Iiehre)
die Lehre vom Weibe liinsiclitlich seiner körperlichen Zustände,
insbesondere seiner Sexualkrankheiten und deren Behandlung.
Oynäkomastie (6 fjtaoxog Brust) die Weiberbrust, voll-
ständige Entwicklung der Brustdrüse bei Männern,
Oynandrie (17 ywri Weib, 6 ovyiq Mann) eine Ent-
artung des Weibes, bei welcher nicht nur das ganze psychische u.
sexueUe Leben konträr ist, sondern auch Gresicht, Knochenbau,
Stimme etc. sich dem männlichen Typus nähert, während der Genital-
apparat vollkommen weibüch differenzirt ist [v. Krafft-Ebing].
G. wird auch gebraucht für eine Fonn des partiellen Pseudo-
hermaphroditismus , bei welcher die äusseren Genitalien nur
scheinbar männhch entwickelt sind.
cf. Androgynie, homosexual, Viraginität, Hermaphroditismus.
Cryratns (6 yvgog, gyrus Kreis) wird zur Bezeichnung
von Kreissegmenten (der Effloreszenzen etc.) gebraucht, welche
entweder vereinzelt vorkommen oder zusammenhängen und
mannigfache Schlängelungen darstellen.
Habitus {hdbeo sieh gehaben, befinden) die Körper-
beschaffenheit. H. apoplecticus der zu Schlagfluss dis-
ponirende H.: kurzer Hals, Beleibtheit, gerötetes Gesicht ete.).
H. phthisicus der zu Phthise disponirende H. (insbesondere
Thorax paralyticus). H. scrofulosus, und zwar der torpide
und erethische, vd. Scrofulosis.
Haemanfi^iom {t6 alfia Blut) i. q. Angiom.
Haemarthrns {t6 af/ua Blut, x6 a^i^^ov Gelenk) Blut-
erguss in die Synovialhöhle der Gelenke, Folge von
Traumen, hämorrhagischer S>Tiovitis bei grosser Akuität der Ent-
zündung, hämorrhagischer Diathese.
Haematemesis (17 efisoig Erbrechen, ejxeco) das Er-
brechen grösserer Mengen von Blut, resp. die Beimengung von
solchem zum Erbrochenen.
H. hysterica Blutbrechen Hysterischer, eine seltene Er-
scheinungsweise der Hysterie, meist nur durdi den schliesslich
doch immer günstigen Verlauf von der H. infolge von Magen-
geschwür und anderen anatomischen Läsionen zu unterscheiden.
cf. HaemoptÖe, Melaena, Haemorrhagie.
Haematidrose oder Haemathidrose (6 lÖQcog
Schweiss) blutiger Schweiss, Blutschwitzen. Die be-
obachteten Fälle waren nur Hautblutungen.
cf. Chromidrosis, Paridrosis.
Haematinurie {Haematin Farbstoff des Blutes
aifiaxtvog blutig [Abistoteles], ovqsco hamen) das Auftreten
von Blutfarbstoff in fester kömiger Form im Urin.
cf. Haematoglobinurie, Haematnrie, Melanorie.
Digitized by
Google
200 Haematoblasten
Haematoblasten (v ßXdoxrj Keim) Bezeichnung Hayem's
für die sog. „Blutplättchen" als Vorstufen der roten Blutkörperchen»
Haematoeele (»7 xrjXrf. Bruch — richtiger wäre
es, nur von Haematomen zu reden, doch ist derlNTame
wohl wegen der Ähnlichkeit mancher Formen mit
Eingeweidebrüchen entstanden) Blutbruch, gewisse An-
schwellungen, welche extravasirtes Blut einschhessen.
H. s. Haeinatoma funfculi spermatici geschwulstförmiger
Blutaustritt in das die Gebilde des Samenstranges umhüllende
und von der Tunica vagin. commun. zusammengefasste Zell-
gewebe.
H. intravaginalis s. Haematoma tunicae vaginalis testis
Blutergüsse in die Höhle der Tun. vag. propria testis, konmit
wohl nur bei schon vorher erkrankter Scheidenhaut vor, und
meist handelt es sich um Blutung in einer Hydrocele, durch
Trauma oder Anstrengung der Bauenpresse.
H. retrouterina s. intraperitonealis s. Haematoma retro-
uterinum im DouGLAs'schen Kaum liegende abgekapselte Blut-
geschwulst, die den Uterus nach voBn drängt. — Analog, aber
seltener ist
H. anteuterina Blutgeschwulst in der Bauchfellspalte zwischen
Uterus und Blase.
H. extraperitonealis s. Haematoma per i uteri num. Hierher
gehören die meist durch Berstung von Varicen des Para-
metrium hervorgerufenen Blutungen in das Lig. latum (Thrombus
Ligamenti lati) und die während oder kurz vor der Geburt
beobachteten Blutgeschwülste in der Umgebung der Vagina
(Thrombus vaginae).
H. spontanea s. Periorchitis chronica haemorrhagica vd.
Hydrocele.
Haematoeystis ifi xvazig) Blutcyste, Cyste mit
blutigem Inhalt.
cf. Cystis haemorrhagica, Haematom.
HaematoeytolysiiPi (t6 xvroi: Bläschen, hier Zelle^
ij Xvoig Lösung) Auflösung der Blutkörperchen und
Haematoeytotripsie (17 rgiipig Beiben v. Tglßw)
Zertrümmerung von Blutkörperchen [Landois].
Haematofi^lobinurie s. Haemofi^lobinurie (Hä-
mato- oder Hämoglobin ist der Hauptbestandteil der roten
Blutkörperchen, eine Verbindung des eisenhaltigen
Farbstoffes Hämatin mit Globulin, einem Albuminate;
ovQe(o harnen) Gehalt des Urins an aufgelöstem Blut-
farbstoff, ohne Blutkörperchen, wodurch eine rotbraune bis
braunschwarze Färbung .desselben bedingt wird (bei Zustanden,
durch die die Auflösung der Blutkörperchen schon innerhalb der
Digitized by
Google
Haematometra 201
Blutbahn erfolgt: Blutikterus, putride Fieber, Vergiftung mit
Phosphor, Arsen, Schwefelwasserstoff etc.). In seltenen Fällen
findet sich eine vorübergehende, oft periodisch auftretende Hä-
matoglobinurie (transitorische oder paroxysmatische H.)>
ohne dass die Auflösung der roten Blutkörperchen durch eines
der angeführten Momente hervorgerufen wurde (von Fleischer
bei Soldaten nach Märschen beobachtet),
cf. Melannrie, Uaematurie, Haematinurie.
Haematokatbartica (sc. remedia — xa^agrixog rei-
nigend, V. xa'&aigo)) blutreinigende Mittel. Als solche
betrachtete man früher besonders die Abführmittel , Kräuter-
säfte und Holztränke.
cf. Purgantia, Kathartica.
Haentatokolpus (6 xbhi<K Scheide) Ansammlung
des Menstrualblutes in der Scheide bei Scheidenverschluss
infolge von Atresia hymenalis oder narbigen Verwachsungen.
cf. Haematometra.
Haentatokrit {xqivoh scheiden 6 xgixriq Entscheider^
Beurteiler) ein von Hedin angegebenes Instrument zur Be-
stimmung des Volumen der Blutkörperchen im Blute unter An-
wendung einer Centrifuge.
Haematoma {alfiaxom blute) Blutgeschwulst, ge-
schwulstföimige Ansammlung extravasirten Blutes. Die älteren
und abgekapselten werden als Blutcysten bezeichnet (vd, Cystis
haemorrhagica, Haematocystis).
cf. Angiom, Apoplexie, Ekchymoma, Haematocele, Staphylhaematom.
H. auriculare vd. Othaematom.
H. durae matris vd. Pachymeningitis.
H. neonatorum vd. Cephalhaematoma.
H. scarlatinosum dunkelrote, später violettbläuliche Ge-
schwulst Scharlachkranker, welche sich vom Kinn bis zum
Warzenfortsatz und über den Kieferrand bis zur Wange und
andererseits nach dem Halse hin erstreckt imd beim Einstechen
fast reines Blut entleert, wahrscheinlich das Produkt einer
hämorrhagischen Zellgewebsentzündung [ZH].
H. vulvae et vaginae Blutgeschwulst in der Scheide,
seltener an den Labien, entsteht gewöhnlich durch Gefässver-
letzungen intra partum, bezw. im Wochenbett.
Haematometra (^ firjxga Gebärmutter, v. f^rjrrjQ)
Ansammlung von Menstrualblut in der Gebärmutter-
höhle infolge von Atresie oder Konglutination des Mutter-
mimdes.
cf. HaematokolpoB.
Digitized by
Google
202 Haematomyelie
Haematomyelie s. Myelitis apopleetiformis (6 fiveXog
Mark) Medullarapoplexie, Blutung in die Substanz des
Eückenmarks, in Form kapillärer Blutungen, oder hämorrhagischer
Infiltrationen, oder hämorrhagischer Herde, ohne vorhergehende
Erkrankung des Rückenmarks im Gegensatz zu Haematomyelitis
{Rückenmarksblutimg im Anschluss an eine Myelitis).
cf. Myelomacia, Haematoracbis.
Haentatopneiiinotliorax (to jtvev/na Luft) s. Pneumo-
haematothorax vd. Pneumothorax.
Haematoracliis (^ ^d/<? Bückgrat, v. Qt/ywui reissen)
Apoplexia canalis spinalis Blutung in die Rücken-
markshäute entweder auf traumatischem Wege oder im Gefolge
von Krankheiten, bei denen eine Tendenz zu Hämorrhagien be-
steht (Purpura, Variola, gelbes Fieber u. s. w.) auftretend.
Zu unterscheiden: extrameningeale H. (weitaus am
häufigsten) intrameningeale, subdurale H. und subarach-
noideale H.
cf. Haematomyelie.
Haematosalpinx (17 odXmy^ Trompete) die Blut-
geschwulst der Muttertrompete, meist Teilerscheinung von Hae-
matometra, zU Blutungen in das Peritoneum (Haematocele
intraperitonealis) und adhäsiver Peritonitis führend.
Haematostatica (lorrjfii stehen machen) s. Haema-
tostyptiea {otvcpco stopfen, zusammenziehen — sc. remedia)
blutstillende Mittel, vd. Adstringentia.
Haematothorax oder Haentothorax (6 ^coga^
Brust) Ansammlung von Blut im Pleurasack ohne ent-
zündliche Affektion der Pleura, stets eine sekundäre, meist trau-
matische Erscheinung.
cf. Pleuritis haemorrhagica.
Haentatotympanon (t6 tvfijtavov v. tvjttco Handpauke)
Bluterguss in die Paukenhöhle.
Haentatozoen (70 ^^ov Tier) tierische Parasiten,
welche ganz oder zeitweise in den Blutgefässen des Menschen
leben.
cf. Trichina, Filaria sanguin. hom., Hydrops adipos., Malaria.
Haentaturia (pvgico harnen) grösserer Gehalt des
Urins an geformten Blutbestandteilen. Je nachdem die
Extravasation derselben in der Niere oder in der Blase statt-
fefunden, imterscheidet man H. renalis und vesicalis. Sie
ommt meist sekundär vor, idiopathisch in den Tropen,
cf. Haematinurie, Haematoglobinurie, Malaria.
Haemoblasten i. q. Haematoblasten.
Digitized by
Google
g
Haemorrhagia 203
Haemocytolyse (to xvtog Bläschen, 17 Uaig Lösung)
* Auflösung der roten Blutkörperchen, wobei der Blutfarbstoff m
k das Plasma übertritt und dieses rot färbt — ^lackf arbiges " Blut.
r Haentoglobinämie (vd. Haematoglobinurie), Anwesen-
W heit von gelösfem Ha^moglobin im Blute, die Ursache der
;r-- Haemogflobinurie i. q. Haematoglobinurie.
^ Haemometer [v. Fleischl] (z6 pihgov Mass) u. Haento-
<! globinonteter [Gowers] Apparate zur Bestimmung des Hae-
ih- moglobingehalts im Blute.
\Xj Haemopericardima (jteQixdodiog um das Herz [Ga-
lex]) Bluterguss im Herzbeutel entweder durch Gefäss-
J zerreissung oder hämorrhagische Entzündung.
J^ Haemophilie (17 <pdia Neigung) auch Haemor-
\r* rhagophilie {QnyvvfAi zerreisse), Diathesis haemorrhafiea
Bluterkrankheit, angeborene Neigung zu Blutungen bei heiler
'C Haut und zu reichlichen Blutergüssen bei gerin^ügigen Ver-
^ letzungen. Die Ursache ist wahrscheinlich in Abnormitäten der
h Oefässwände zu suchen.
cf. Purpura haemorrhagica, Scorbut.
Haentopthalntas (6 Sq^^akfzog) Bluterguss in die freien
Eäume des Auges entweder in die vordere Kammer oder in den
Glaskörper (Haemophthalmus internus s. Hvpohaema) oder in die
Umgebung des Bulbus: Zellgewebe der Orbita und der Augen-
lider (Haemopthalmus extemus).
Uaemotliorax, HaemopneiiiDOthorax vd. Hae-
mato . . .
Haemoptl^e oder Uaemoptysis (wahrscheinlich auch
ersteres von mva) spucken) Blut spucken, Symptom der
Pneumorrhagie leichteren Grades.
cf. Haematemesis.
Haemorrhai^ia {griyvvfii zerreisse) s. Extravasatio
die Blutung, Austritt von Blut aus den Gefässen.
H. per diabrösin Blutung infolge geschwürigen Zerfalles
von Gefässwandungen.
H. per diaerSsin durch Gefässspaltung, Verwundung.
H. per rhexin H. durch Gefässzerreissung, Berstung bei
zu grosser Spannung etc.
H. per anastomösin Bluterguss ohne sichtbare Verletzung
der Gefässwand, sondern, wie man annahm, durch präformirte
Öffnungen (Stomata) in der Gefässwand. Sicher beobachtet ist
die folgende Form:
Digitized by
Google
204 Haemorrhois
H. per diapedesin Durchtreten der roten Blutkörperchen
durch die entzündlich veränderten oder in ihrer Ernährung be-
einträchtigten und durch Stauung ausgedehnten Gefässwände der
Kapillaren ohne Kontinuitätstrennung derselben (nach Analogie
des Durchtritts der weissen Zellen, vd, Inflammatio).
H. parenchymatosa Blutung aus zahlreichen kleinen
Arterien- und Venenstämmen, wie sie sich in den Parenehymen
der Organe zahlreich nebeneinander zu befinden pflegen, also
nicht zusammenzuwerfen mit
H. capillaris Blutung aus Kapillargefässen.
Verschiedene Formen der H. sind: Apoplexie, Ekchymoms^
Ekchymosis, Epistaxis, Haematemesis, Haematom, Haematnrie^
Haemoptöe, Haemorrhois, Melaena, Menorrhagie, Metrorrhagie,
Petechien, Pneumorrhagie, Purpura, Suffiision, Sugillation, Vibioes.
Haemorrhois, gew. Plur. H-Tdes (17 alfioggotg v. gico
fliessen) s. Phlebektasia haemorrhoidalis goldene Ader,,
zylindrische und variköse Erweiterung der Mastdarmvenen infolge
gehemmten Blutabflusses aus denselben und die mit diesen Zu-
ständen verbundenen örtlichen Beschwerden (Brennen, Jucken,
Entzündung, Thrombose und Vereiterung der Knoten, Proktitis,
Periproktitis, Fissur).
Die zeitweise, bes. beim Stuhl, eintretenden Blutungen aus-
den ektatischen Gefässen haben der Affektion den Namen H.
imd die meist dadurch eintretende Erleichterung der Beschwerden
(Molimina haemorrhoidalia) den Namen «goldene Ader« gegeben^
während man von Schleimhämorrhoiden spricht, wenn
schleimiges Sekret, infolge von Proktitis, beständig oder zeit-
weise aus dem After abgeht (Fluor albus posterior) und von
blinden H., wenn keine Neigung zu Blutimgen derselben vor-
handen ist.
Variees haemorrhoidales , Hämorrhoidalknoten sind
entweder nur einfache Varicen mit beuteiförmiger Ausstülpung
der Mastdarmschleimhaut oder der zarten Haut des Afterrandes,
oder sie bestehen aus einem System kommunizirender Blutsäcke,
einer Art Angioma cavemosum, durch Vereinigung mehrerer und
lokalen Schwund der sich berührenden Wände entstanden. Man
imterscheidet äussere und innere, je nachdem sie diesseits oder
jenseits des Afterrandes liegen.
cf. Plethora abdominalis.
Haemospasie {ondco ziehen) die Blutableitung mit-
tels des JuxoD'schen Schröpfstiefels.
Haemostasie (latTj/ni, ordoig), Haemostasticum, Hae-
mostypticum, die Blutstillung, Mittel zur Blutstillung.
Halisterese (o äXg Salz, 17 orsgtjotg Beraubung, aregieo)
Digitized by
Google
Hebetudo 205
Entkalkung des Knochengewebes, Verlust der Knochen-
;salze in der Osteomalacie (s. d.).
Hallucinatio {aludnari träumen, faseln, alv<Oj aXdco
irre) u. Illusion sind Sinnestäuschungen, die unter gewissen
Umständen in allen Sinnen vorkommen können und nicht aus-
schliesslich den Geisteskranken eigen sind. Unter H. versteht man
subjektive Sinnesbilder, welche nicht durch äussere Eeize (Sinnes-
•eindrücke) veranlasst, gleichwohl nach aussen projizirt werden und
-dadurch scheinbare Objektivität und Eeahtät bekommen, während
man unter Illusion falsche Deutungen wirklich vorhandener Ob-
jekte versteht.
Hallux valgfus (allex, allus, hallus, wie pol-lex v.
Heere der „Lockfinger'S Daumen, grosse Zehe, valgus
schief; engl. Bunion; cf, Pes valgus) eine Erkrankung im
Oelenke zwischen dem ersten Metatarsus imd der grossen Zehe,
vrobei das Gelenk stark vorspringt und die Erscheinimgen einer
<oft isohrten) Arthritis deform, bietet imd die grosse Zehe nach
-den übrigen Zehen zu (in hochgradigen Fällen sogar über die
nächsten Zehen hinweg) abduzirt ist.
Halo {lat, V. 6 äXcog die Tenne, die rund zu sein
pflegte) der Hof, jeder eine andere Effloreszenz kreisförmig
xungebende rote Fleck.
H. glaueomatosus der gelblich weisse Bing, welcher die Aus-
buchtung der Eintrittsstelle des Sehnerven (Exkavation) bei Glau-
kom im ophthalmoskopischen Bilde umgibt.
Hantnia (ro äf^f^a alles Geknüpfte, Band, Gürtel,
T. Sbito)) i. q. Bracherium, Bruchband.
Hapbalgesie (^ ä(pri v. ämco Berührung, r6 aXyog
Schmerz) [Pitres] eine seltene Parästhesie, hervorgerufen durch
Berührung der Haut mit gewissen Substanzen, insbes. mit Me-
tallen, ein Symptom der Hysterie, einmal auch vorübergehend bei
Tabes beobachtet. Metalle in die Hand genommen, erzeugen
:Schmerz imd erregen Zittern oder Krämpfe bis zu allgemeinen
Konvulsionen.
Hayfever {engl, das Heufieber i. qu. Catarrhus aestivus.
Hebephrenie (^ rlßrj Jünglingsalter, rj cpQriv Geist)
•eine von Hecker beschriebene, von Kahlbaum benannte Form
von Psychose: „Fast stets zwischen dem 18. und 22. Lebensjahre
nach geschehener Pubertätsentwicklung mit einem melancholischen
-Stadium beginnend, stellt die Krankheit gewissermassen einen ins
Kjankhafte vergrösserten und verzerrten Rückfall in die Backfisch-
und Flegeljahre mit ihren charakteristischen Symptomen — einer
albernen Erregtheit — dar" [Hecker].
Hebetudo (v. hehes) die Stumpfheit, z. B. H. sensuum,
Tisus (Amblyopie), auris (Baryekoia) etc.
Digitized by
Google
206 Hedpocele
Hedroeele (17 edga Sitz, Gesäss) i. q. Hemia in recto,
Hektik {kxtixog hektisch [Galen], y. exco haben, sich
beflnden) derjenige Zustand der Phthisiker oder dasjenige Sta-
dium der chronischen Schwindsucht, in welchem ein die allgemeine
Atrophie beschleunigendes Fieber von einer bestimmten Form
(vd. Febris hektica) und meist auch grosse Neigung zu profusen,
bes. mit dem Fieberabfalle erfolgenden Schweissen besteht. —
Wesentlich ist dabei die vermehrte Stoffausgabe.
cf. Inanition.
Heliophilie {6 rjXiog Sonne, 17 (pdia Neigung), Son-
nensucht bestehend in einer krankhaften Anziehimg durch das
Sonnenlicht, wodurch eine Ekstase mit Muskelzuckungen entsteht.
Helkoderntatoseii [Tommasoli] (vd. Helkosis, t6 Segfia
Haut) mit Geschwürsbildung verbundene Hautkrank-
heiten. Nach T. zerfällt die ganze Klasse in: 1. Pyodermiten
(s. dort), diese wieder in vesicopustulöse (Varicellen, Impetigo^
Ekthyma, Rupia) und nodulopustulöse (Sykosis, Folliculitis,.
Acne, Fiirunkel, Hydrosadenitis pustul.) imd 2. Nekrodermiten
(s. dort), wozu gehören: Variola, Ulcus moUe, Karbunkel (Pustula
maligna), Anthrax, Panaritien, Phlegmonen, Ulcus cruris, Mal
perforant, Gangrän, Decubitus, Verbrenmmg 3. Grades etc.
Helkosis (17 eXxtooig Verschwärung, eXx6<o, x6 eXxog
Geschwür, ulcus, iXxco, vulnus) i. q. Ulceratio.
cf. Enterohelcosis.
Helmintliiasis (eXfiir&idw an Würmern leiden,.
Yj eXfjLivg, sXfjLiv^og Wurm [Hippokrates]) Wurmkrankheit, Ein-
geweidewürmer (Enthelminthen) im Darmkanal und die davon
abhängigen Beschwerden.
Dem Menschen eigen sind acht Darmschmarotzer, noch weit
mehr andere sind als zufällig von Tieren übertragen beobachtet
worden.
cf. Taenia soliom nnd saginata, Bothriocephalus, Ascaris, Oxyiiris,.
Trichocephalus, Ancbylostomum, Trichma.
Hemeralopia (17 rifjieQa Tag, äXaog blind, 17 (o\p Sehen
— der Name hat herkömmlicherweise eine der Ab-^
leitung entgegengesetzte Bedeutung, nämlich:) Nacht-
blindheit, Nachtnebel, Caecitas nocturna, Torpor der
Netzhaut gegen geringere Helligkeitsgrade, so dass das Sehver-
mögen in der Dämmerung oder zur Nachtzeit mehr oder weniger
vollständig aufgehoben ist (am charakteristischsten bei Retiniti».
pigmentosa). H. kommt angeboren, idiopathisch (mit negativem
Augenbefund) und symptomatisch bei Choreoretinitis, Netzhaut-
ablösung, Xerosis etc. vor.
H. scorbutica, H., für die ein Zusammenhang mit Skorbut
Digitized by
Google
Hemicrania 207
wahrscheinlich ist, da sie häufig in Verbindung mit demselben
beobachtet wird,
cf. NyktÄlopie.
Hemiacephalus vd. Acephalus.
Heiniach]roiiia.ttOFSie {rjfjn in Zusammensetzungen
statt fifiiov halb, d priv., t6 zQ^f^<^ Farbe, 17 otpig Sehen)
einseitige Farbenblindheit bei erhaltener Perzeption für
Weiss.
cf. Achromatopsie, Hemiopie.
Hemiageusie (d priv., rj ysvaig Geschmack) imd He-
ntiliypog^eiisie (vjto unter) einseitiger Verlust bezw. Ver-
minderung der Geschmacksempfindimg.
Hemiamblyopia (vd. Amblyopie) i. q. Hemianopsia.
Hentianästliesie, Anästhesie einer Körperhälf te„
cerebralen oder spinalen Ursprungs.
Hemianopsia i. q. Hemiopia.
HentiatlietosiB poBtliemipIes^ica einseitige Athe-
tose als Folgeerscheinung einer zerebralen Lähmung, bes. der
zerebral^ Kinderlähmung.
cf. Athetosis, Hemiplegia.
Hemiatrophia einseitige Atrophie.
H. faeialis progressiva s. Prosopodysmorphie einseitige
fortschreitende Gesichtsatrophie, chronischer, gewöhnlich
in den äusseren Weichteilen beginnender imd successiye auf die
tieferen Gewebe, übergreifender Schwund einer Gesichtshälfte,,
wahrscheinlich neuritischen Ursprungs (vasomotorisch -trophische
Neurose).
cf. Atrophia later. cruciata.
Hemieeplialiis vd. Acephalus.
Henticliorea i. q. Chorea dimidiata.
Hemicrania (cranium Schädel) Migräne, einseitige
spontan und in Anfällen auftretende Kopfschmerzen durch Eei-
zungen sensibler Kopfnerven (sei es in der Haut, dem Perikra-
nium, den Gehirnhäuten oder den sensiblen Gehimabschnitten
selbst — zum grössten Teil wahrscheinlich in Zusammenhang mit.
plötzlichen Schwankimgen der Blutzufuhr).
H. Tasomotoria Migräne, welche in Beziehung zu vasomoto-
rischen Affektionen steht. Sind bei den Anfällen die Augen stark
beteiligt (Flimmerskotom , Hemianopsie), so spricht man von
H. Ophthalmie a. Man teilt die vasomotorische H. zweckmässig
ein in:
a) sympathico-tonica s. spastica H. mit den Erschein
Digitized by
Google
208 Hemiplegia
nungen von Gefässverengening und Pupillenerweiterung auf der
l>etreffenden Gesichtshälfte, welche Symptome aus einem tonischen
Krampf der Kopfgefässe durch eine mit periodisch gesteigerter
Erregung verbundene Affektion des Halssympathikus oder der ent-
«prechenden Eegion des Halsmarkes zu erklären sind.
b) angio-paralytica (neuro-paralytica) H. mit den
entgegengesetzten Erscheinungen, welche zurückzuführen sind auf
verminderte Aktion des betreffenden Halssympathikus oder seines
spinalen Zentrums (ZH).
cf. Clavns, Cephalalgie.
Heiiiidro8i8 (6 ibQ<og Schweiss) vd. Hyperidrosis uni-
lateralis.
Hentiliypos^eiisie vd. Hemiageusie.
Hentintelie (t6 ^liXog Glied) Missgeburt, bei welcher ein
Teil des Gliedes, z. B. die Hand, fehlt und dieses einen Stumpf
bildet.
Hemirnyoklomis (6 fjivg Muskel, 6 xXovog heftige
Bewegung, xiXofzai antreiben) nach einem Schreck auftretende
krampfhafte Zuckungen in einer Körperhälfte.
cf. Myoklonie, Paramyoklonus.
Hentiopia (^ cjtp Sehen) oder Hemianopsla (d priv.,
r) öxpig Sehen) Amblyopie oder Amaurose einer Hälfte der Netz-
haut, wodurch das Gesichtsfeld von einer Seite her (H. supe-
rior und inferior, oder lateralis dextra und sinistra) ein-
geengt wird, meist in Zusammenhang mit Veränderungen im
Chiasma. Bei homonymer H. sind auf beiden Augen die rech-
ten oder linken Hälften, bei heteronymer H. die temporalen
oder nasalen Hälften des Gesichtsfeldes defekt.
H. temporalis i. q. Amaurosis partialis fugax.
Hemiparapleg^ia {nagd neben, nXrjooco durch Schlag
lähmen) spinale nur auf eine Unterextremität beschränkte Läh-
mung (Monoplegie).
cf. Hemiplegie.
Hemiparesis (17 Jidgeoig Erschlaffung, nagirifAi unter-
lassen) unvollständige Lähmung einer Körperhälfte,
cf. Faresis, Paraparesis.
H. uteri die teilweise Wehenschwäche, ein von C. v. Braun
gebrauchter Terminus für denjenigen Grad von Wehenschwäche,
bei welchem nur noch auf heftige Eeize Kontraktionen erfplgen;
-der höchste Grad ist die Paresis uteri, welche durch völligen
Wehenmangel gekennzeichnet ist.
cf. Exhaustio uteri.
Hentipleg^ia einseitige Lähmung im Gebiet der von
einer Himhemisphäre abgehenden Nerven, <Be gewöhnliche Form
Digitized by
Google
Hepar 209
der zerebralen Lähmung, bei welcher der anatomische Erkrankungs-
herd immer kontralateral zur Lahmung liegt. Man spricht von
H. altern ans, wenn z. B. der Facialw auf der einen, die Ex-
tremitäten auf der anderen Seite gelähmt sind, was bei Läsion
einer Brückenhälfte oberhalb der Pyramidenkreuzung, aber unter-
halb der Kreuzung der Facialisfasem vorkommt. Sehr selten ist
die H. cruciata, die Lähmimg des Armes auf der einen, die des
Beines auf der anderen Seite.
H. epileptiea H. in Verbindung mit epileptischen Anfällen,
aber ohne besondere Eigentümlichkeit imd nur indirekt mit denselben
zusammenhängend, insofern sie durch gröbere anatomische Läsionen
der Nervenzentren hervorgebracht wurden.
H. spastiea infantilis [Benedikt] s. akute cerebrale
Kinderlähmung, vd. Paralysis infantum cerebralis acuta^
H. spinalis {spina. Bückgrat, Spitze, Gräte) vd. Bbown-
Sbquakd's Halbseitenläsion.
cf. Paraplegie, Uemiparaple^e, Parese, Monoplegie.
HeinitritaeiiB {^juitgizdiog Jdj., sc. 6 jivgerog das halb-
dreitägige Fieber, halbe Tertianfleber) vd. Malaria (Febr.
interm. semitertiana).
Hepar {lat v. t6 ^jtag, -atog Leber = jecur),
H. adiposum s. Lipomatosis hepatis Fettleber, ist ent-
weder Fettinfiltration, Ablagerung von Fett aus dem Pfort-
aderblut in die Leberzellen —
oder Fettdegeneration, Umwandlung des Inhaltes der
Leberzellen in Fettmoleküle und -kugeln bei verschiedenen zymo-
tischen und Blutkrankheiten, gewissen Vergiftungen etc.
Erstere ohne besondere kBnische Bedeutung, da die Funktion
der Leberzellen nicht gestört wird und durch Wiederauf nähme des
Fettes in das Blut Fettlebem jeden Grades wieder zur Norm zu-
rückkehren können, — letztere gegen das Grundleiden zurück-
tretend.
Leichtere Grade der Fettinfiltration und -degeneration, welche
nur die Portalzone der Acini betreffen, geben das Bild der fettigen
Muskatnussleber (s. u.).
H. induratum s. Induratio hepatis eine von der gewöhn-
lichen Cirrhose verschiedene Affektion, die nach längeren Wechsel-
fiebem, häufig mit melanämischer Pigmentablagerung in und
neben den Kapillargefässen (schieferige Färbung) verbunden auf-
tritt und ebenfalls auf Hyperplasie des interacinösen Bindegewebes
beruht, das jeden Acinus in Form eines weissen Streifchens ein-
rahmt, wobei das Parenchym starr und trocken und das Organ in
allen Durchmessern gleidmiässig verkleinert wird [nach Rind-
fleisch].
H. mosehatiforme {muscatum, muscus, f^oaxog Bisam, aus
Roth '8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. ]^4
Digitized by
Google
210 Hepatisatio
dem pers. muschkj arab. misJc [eig. Hode]) Muskatnussleber,
Bezeichnung eines gewissen, demjenigen der Muskatnuss gleichen-
den Aussehens des Leberdurchschnittes bei Stauungshyperämie der
Leber, indem dunklere Stellen, welche den erw<»iterten Ästen der
zentralen Lebervenen entsprechen, mit heller gefärbten, besonders
ikterischen oder fettigen Stellen des Parenchyms (Peripherie der
Acini und interacinöses Gewebe) abwechseln.
H. m. atrophicum die atrophische Form der Muskatnuss-
leber oder zentrale cyanotische Atrophie, tritt nach längerem Be-
stehen von Stauirngshypei-ämien ein, indem der Druck der er-
weiterten Zentralvenen und der in sie mündenden Kapillaren
allmählich einen Schwund der zwischen Maschen liegenden Leber-
zellen herbeiführt [nach Niemeyek-Seitz],
cf. Degeneratio amyloides.
Hepatisatio (pnlmonis) der Effekt der Lifiltration,
d. i. der Anfüllung der Lungenalveolen mit einer soliden Masse,
wodurch der betreffende Lungenteil in eine starre leberähnliche
Masse verwandelt wird. Der höchste Grad von Hepatisation findet
sich bei Pneumonia crouposa (s. d.) im zweiten Stadium.
cf. Splenisation, Induration.
Hepatitis Entzündung der Leber.
H. interstitialis chronica {interstitium Zwischenraum,
von inter-sisto s. Cirrhosis hepatis s. atrophische (oder
LAENNEC^sche) Lebercirrhose, granulirte Leber, Säufer-
leber (weil hauptsächlich durch Alkoholmissbrauch), indurirende
Entzündung und Hyperplasie des die grösseren Pfortaderverzwei-
gungen begleitenden Bindegewebes. Nach diesen Richtungen findet
narbige Kontraktion imd Untergang zahlreicher Leberacini und
infolffe davon Verkleinerung der Leber statt, während die da-
zwischen liegenden Partien halbkugelig hervorquellen, höckerig
oder granuKrt erscheinen. Die Pfortaderäste werden komprimirt
imd obliterirt, infolge dessen Stauimgen im Pfortaderkreislauf mit
Ascites etc. entstehen.
H. interstitialis chronica hypertrophica zum Unterschied
von der vorigen charakterisirt durch eine hyperplastische Binde-
gewebsinduration, die zu einer dauernden Vergrösserung des Or-
gans führt. Manche Formen der hypertrophischen Cirrhose wer-
den auf eine erhöhte Fettinfiltration der Leberzellen bei geringerer
Bindegewebshyperplasie zumckgeführt.
H. biliaris die von den Gallengängen ausgehende, durch
Gallenstauung bedingte Leberentzündung mit teils plastischem,
teils eiterigem Charakter.
cf. Hepar induratum.
H. parenchymatosa (diffusa) acuta akute gelbe Leber-
atrophie oder Lebererweichung, eine eigentümliche, stets
zum Tode führende Entzündungsfoim, durch welche die Leber-
Digitized by
Google
Hermaphroditismus 211
Zellen nach anfänglicher „trüber Schwellung** in Zeit von wenigen
Tagen zu molekularem Detritus zerfallen, womit eine hochgradige
Verkleinerung, Atrophie, besonders des Dickendurchmessers der
Leber mit intensiver, diffuser oder inselförmiger Gelbfärbung ein-
hergeht. Die Ursachen sind entweder mikroparasitäre Infektion
oder Vergiftimg (Phosphor).
cf. Ikterus gravis, Degeneratio, Inflammatio parenchjmat.
H. suppurativa s. purulenta Leberabszess, meist in der
hinteren Partie des rechten Lappens. Man kann eine trauma-
tische, einsdüiesshch der durch Gallensteine bedingten, meta-
statische, eine tropische etc. H. s. unterscheiden. Eine der
häufigsten Ursachen der H. suppurativa metastatica bilden
Eiterungsprozesse des Darmes, namentlich des Processus vermi-i
formis (cf. Dysenteria hepatica).
H. syphilitica kommt entweder als Teilerscheinung der he-
reditären oder unter den tertiären Formen der acquirirten S. zur
Beobachtung, und zwar entweder als Perihepatitis syph. (s.d.);
oder als H. syph. interstitialis (fibrosa), oder als H. gum-
mosa (Syphiloma hepatis), letztere mit Entwicklung von spezi-
fischen Gmnmaknoten. Durch spätere Schrumpfung entstehen rin-
nenförmige Einziehungen an der Leberoberfläche : gelappte Leber.
Hepatorhaphie (gdjtrco nähen) Anheftimg der Leber,
bezw. eines bewegUchen Schnürlappens derselben an die Bauchwand.
Heredität (lat v. her es Erbe) dieErblichkeit, Über-
tragung von Eigenschaften und Anlagen durch die Zeugung.
cf. Atavismus.
Herntaphirodisie psychische, eine angeborene kon-
träre Sexualempfindung, dadurch charakterisirt, dass neben homo-
sexualer Empfindimg eine — weit schwächere und nur episodische —
Neigung zum anderen Geschlechte besteht, [v. Krafft - Ebing.]
Hermaphroditisniiis, HerntaphirodisiDiiB {'Eq*
fiaipQodixog Sohn des Hermes und der Aphrodite, Zwit-
ter) die Zwitterbildung im weiteren Sinne alle Bildungs-
veränderungen, bei welchen das Geschlecht undeutlich wird.
Zu unterscheiden:
I. H. verus.
Die ächte Zwitterbildung kommt höchst wahrscheinlich über-
haupt nicht vor. Die von Klebs aufgestellte Klassifikation des
wahren H. in 1) bilateraler H. (auf beiden Seiten Testikel imd
Ovarium), 2) lateraler H. (auf der einen Seite ein Testikel auf
der anderen ein Ovarium), 3) unilateraler H. (nur auf einer
Seite Testikel und Ovarium) ist deshalb als antiquirt anzusehen.
IL H. spurius s. Pseudohermaphroditismus die falsche
Zwitterbildung. Hierher gehören alle bis jetzt beobachteten
Fälle von H.
14*
Digitized by
Google
212 Hernia
Zu unterscheiden:
1) Pseudohermaphroditismus im eigentlichen Sinne
zusammenfallend mit der penin o-scrotalen Hypospadie be-
trifft stets männliche Individuen, von deren rudimentärem Penis
ein Frenulum zur Hamröhrenmündung und einer darunter be-
findlichen Vaginalöffnung mit Hymen führt, die durch die Weiter-
entwickelung der MüUer'schen Gänge in eine Vagina und einen
Uterus (Ovarien sind nie beobachtet) führen kann. Es finden sich
dabei deutliche Schamlippen und eine starke Entwickelurig der
Brüste.
2) Pseudohermaphroditismus partialis in einer weib-
lichen Form Gynandrie (s. d.) und einer männlichen Andro-
gynie (s. d.) auftretend.
cf. Hypospadie.
Hernia {hira Leerdanxi [vgl. hani-apex], verw. m. gr.
xog-öij, ;föA<^, ;coAaöfiff Eingeweide) das Heraustreten von Ein-
geweiden aus ihrer Höhle entweder nach anderen benachbarten
Körperhöhlen oder nach der Oberfläche des Körpers, woselbst sie
eine von den Weichteilen bedeckte Geschwulst bilden.
H. ingVLinMs (ingmn Weichen, v. ango engen) Leisten-
bruch, die über dem Ligam. Pouparti im Bereich des Leisten-
kanales hervortretenden Unterleibsbrüche.
H. i. externa bei welcher der Bruchsackhals nach aussen
von der Art. epigastr. Hegt und dem Samenstrange oder dem run-
den Mutterband folgt. In letzterem Falle tritt der Bruch in eine
(oder beide) grosse Bchanüippe aus (H. inguin. labialis).
H. i. interna s. inguin. directa (wegen des geraden di-
rekten Weges, den dieser Bruch durch die Bauchdecken nimmt,
ohne einem eigentlichen präformirten Kanäle zu folgen) wenn der
Bruchsackhals nach innen von der Art. epigastr. liegt.
H. i. incompleta s. interstitialis wobei die H. inner-
halb des Leistenkaaales hegt.
H. i. completa wenn sie den äusseren Leistenring pas-
sirt hat.
H. ovarii inguin. angeborener Austritt des Eierstocks, ge-
wöhnlich mit der Tube, aus der Bauchhöhle; öfters auch mit
Dann, Uterus und Netz.
H. scrotalis wenn sie bis in den Hodensack (scrotum t.
scrautum Ledertasche, v. X9^^ Haut) herabgestiegen ist.
H. uteri s. Hysterocele inguinalis Gebärmutterbruch,
Austritt des normalen Uterus (angeboren) oder des schwangeren
Uterus in einen bereits bestehenden Leistenbruchsack. Häufig
handelt es sich um einen Uterus bicomis oder unicomis.
H. femoraiis s. eruralis (femur Hüfte, crus Schenkel, von
currere) Schenkelbruch, Brüche, die unter dem Ldgam. Poup.
durch den Raum, welcher zwischen diesem und der vorderen
Digitized by
Google
Hernia 213
Orenze des knöchemen Beckens, zwischen Spina ilei und Tuberc.
pubis, gelegen ist, in die Vagina vasor. femoraliuni eintreten und
gewöhiüicli an der inneren Seite der Schenkelgefässe liegen. Die
H. cruralis ovarii ist viel seltener als die H. ovarii inguin.
(s. o.).
H. cruralis s. pectinea s. retrovascularis weijn der
Bruch sich hinter die Schenkelgefässe schiebt und auf dem Muse,
pectineus ruht.
H. umbilicalis (umbilicus, 6fi(paXög, umhOy ä,uß(ov Erhöhung)
Nabelbruch, Eingeweidebrüche, die durch den nach der Ge-
burt nicht gehörig geschlossenen oder nachträglich wieder er-
weiterten Nabelring austreten.
H. funiculi umbilicalis, Nabelschnurbruch oder
Nabelspalte, ein durch kongenitale Fissura abdominahs be-
dingter Zustand. Der Sack besteht aus dem Amnion (Scheide der
Nabelschnur) und dem Peritoneum.
H. ventralis s. abdominalis s. Laparoeele kommen bei
ausserordentlicher Schlaffheit und Ausdehnung der Bauchwandungen
durch Auseinanderweichen der Fasern der Aponeurosen oder durch
Erweiterung der normalen Gefässlücken in den letzteren zu stände.
Man kann unterscheiden:
H. V. mediana in der weissen Bauchlinie.
H. V. lateralis nach aussen von der MitteUinie, meist am
äusseren Eande des Muse. rect. abdom. hervortretende Brüche.
Selten enthält der Bruchsack ein Ovarium (H. abdomi-
nalis ovarii) infolge eines durch Kaiserschnitt oder einseitige
Ovariotomie gebildeten Bruchsacks.
H. lumbalis (lumbus Lende) Brüche, welche an der hin-
teren Wand des Unterleibes zwischen dem Darmbein und der
letzten Eippe austreten (im „PETiT'schen Dreieck" zwischen Crista
oes. il., Muse, rectus und obhqu. ext.).
H. foraminis ovalis s. obturatoria {oh-turare ver-stopfen)
Brüche, die durch die Öffnung austreten, welche am äusseren
oberen Winkel des Foramen ovale zum Durchtritt der Vasa und
des Nerv, obturatorius offen bleibt. In einem Falle fand KiwiscH
Austritt des Ovarium nebst Tube durch das Foramen ovale.
H. ischiadiea (lo/iov Hüfte, v. iaxvg, Tg, vis) seltene H.,
die durch das Foram. ischiad. majus meist am oberen Rande des
Muse, pyriformis hervortritt.
cf. Ischiocele.
H. perinealis s. sacro-reetalis s. isehio-rectalis Brüche,
die in dem keilförmigen Räume zwischen dem Levator ani imd
dem knöchernen Becken austreten.
H. in reeto s. Hedroee'e (</. Rectocele) Vortreten von Ge-
därmen oder Beckeneingeweiden durch die auseinandergewichenen
Digitized by
Google
214 Hernioenterotomia
Muskelfasern des Mastdarms, so dass dessen Schleimhaut wie eine
Art Prolaps hervorgedrängt wird.
H. vaginalis Brüche, die dadurch entstehen, dass bei Scheiden-
Torfall ein Teil des Bauchfelles mit Eingeweiden sackförmig mit
nachgezogen wird.
cf. Oystocele, Rectocele, Elytrocele, Kolpocele.
H. vagino-labialis s. labialis posterior sehr seltener Brach,
der vor dem breiten Mutterband in einer Lücke der Fascia pel-
fvis und des Levator ani herabtritt und in dem hinteren Ende einer
grossen Schamlippe zum Vorschein kommt.
Herniae internae: dazu gehört die H. diaphragmatica
durch abnorme Spalten des Zwerchfells; die H. omentalis oder
ligamentosa, welche durch abnorme Stränge des Netzes oder
peritonitische Ligamente inkarzerirte (strangulirte) Darmstücke
darstellen; oder <Se H. foraminis Winslowii; femer die sub-
peritoneal verlaufenden Brüche: H, retroperitoneales ante-
riores et posteriores, H. duodenojejunalis, H. inter-
sigmoidea, H. subcoecalis — imd andere nicht diagno-
sti^irbare.
H. litterana LiTTER'scher Bruch, Darm wand- oder Diver-
tikelbruch, Vorlagemng nur einer Darmwand.
H. adiposa s. Liparoeele Fettbruch, ist eine Fettge-
schwulst, welche entweder vom subperitonealen Bindegewehe aus-
geht oder durch einen Stiel immittelbar mit dem Bauchfell zu-
sammenhängt und durch eine der gewöhnhchen Bruchpforten (am
häufigsten Linea alba) sich hervordrängt, äusserhch einem Einge-
weidebruch gleichend.
H. earnosa i. q. Sarkocele.
H. synovialis hemiöse Ausstülpung von Synovialmembranen
äurch auseinandergewichene Fasern der Grelenkkapsel, welche im
Unterhautzellgewebe der Gelenke liegen und eine hydropische Aus-
dehnimg erfahren.
cf. Ganglion, Hygroma.
H. epiploica vd. Epiplocele.
H. ineareerata vd. Incarceratio.
cf. Cephalhämatocele, Cephalocele, Cirsocele, £nterocele, Fimbrio-
cele, Hydrocele, Hydromyelocele , Menlngocele, Mucocele,
Ovariocele, Fneumatocele, Sarkocele, Spermatocele, Varico-
cele. — Eventratio, Strangalatio.
Hernioenterotoiiiia (76 ivtsgov Gedärm, t£/uvq>
schneiden) Verbindung der Hemiotomie (s. d.) mit einem Ein-
schnitt des Darms (und nachfolgende Naht) zur Entspannung des-
selben und Erleichterung der Eeposition, eüi Verfahren, welches
bei sehr grossen Brüchen, sogen. Exenterationen, zur Anwendung
kommt.
Digitized by
Google
Herpes 215
Herniolaparotontie (vd. Laparotomie) Erweitemng
des Bmchschnitts (bei Einklemmung) nach der Bauchhöhle, um
durch Eröffnung dieser den Situs zu besichtigen.
Herniolofi^ie (6 Xoyog Wort) die Lehre von den Brüchen.
Herniotomia s. Keiotomia (^ xi^Xi] Bruch) Bruch-
schnitt, operatives Verfahren zur Ermöglichung der Keposition
eingeklemmter Hernien, bestehend in Erweiterung der Bruchpforte
durch Lizision. Je nachdem dabei das Peritoneum inzidirt wird
oder nicht, unterscheidet man H. interna und externa.
Herpes (Galen: eQJtrjg xsyxgiag, iod'iöjusvog U, q?XvxTaiva)drjg ;
gr. H. V. sQjzo) kriechen ; der Name ist ganz unpassend,
insofern niemals ein Fortkriechen stattfindet) Bläs-
chenflechte, eine akut auftretende Hautaffektion, charakterisirt
durch eine Reihe von durchsichtigen, zu Gruppen vereinigten, kleinen,
die Richtung einzelner Hautnerven einhaltenden Bläs-
chen auf leicht geröteter Basis, die im Verlauf von wenigen Tagen
unter Trübung des weisslich serösen Inhaltes abtrocknen und
mit Zurücklassung von bald verschwindenden Pigmentflecken sich
verlieren [Schwimmer in ZH]. Nach der Lokalisation imter-
scheidet man
1. Herpes facialis [Hebra]; Herpes labialis [Willan];
Syn.: Exanthema labiale [Frank]; Hydroa febrilis [P.
Frank] ; Olophlyctide proldbiale [Alibert] mit und ohne Fieber,
für sich oder in Begleitung von Infektionskrankheiten auftretende
H.-Bläschen des Gesichts (auch an der Mundschleimhaut vor-
kommend).
cf. Febris herpetica.
2. Herpes praeputialis, progenitalis [Hebra] am Prae-
putium und der Glans penis auftretende H.-Bläschen, bei Weibern
am Scheideneingange (H. vulvaris und pudendalis) sich
findend und häufig zu Exkoriationen und Geschwürsbildung
führend, daher oft mit spezifischen Infektionen verwechselt (H.
pseudosyphiliticus [Fuchs].
3. Herpes zoster s. zona s. eingulnm (griech. 6 ^(ootrjQ,
Tj Cfovfj der Gürtel, lat. cingula) eine akute, nach der Eichtimg
eines Nervenzweiges in der Haut sich verbreitende, mehr oder
weniger schmerzhafte Herpesform, die oft durch allgemeines Un-
wohlsein imd Fieber eingeleitet und von heftigen Neuralgien
begleitet wird. Nach Bärensprung hat sie ihre Ursache in einer
Erkranlnmg der Intervertebralganghen bei den spinalen Nerven,
-des Ganglion Gasseri beim Trigeminus.
Hebra unterscheidet nach der Lokalität 7 Varietäten: a)
Zoster capillitü, b) Z. faciei, c) Z. nuchae s. collaris, d) Z. brachi-
alis, e) pectoralis, f) abdominalis, g) femoralis.
Weitere Erscheinungsformen sind:
H. iris et eireinatus (letzterer ein nach der Peripherie sich
Digitized by
Google
216 Heterochromie
fortpflanzender, in der Mitte heilender H. iris) ein nur durch die
besondere Form charakterisii-ter H. — vd. Iris.
cf. Erythema exsudat. multitonne.
H. corneae vd. Keratitis superficialis vasculosa.
H. esthiomenos vd. Lupus (so^iofievog).
H. syphiliticus vd. Liehen syphil.
H. gestationis, Syn.: H. pyaemicus, H. vegetans i. q. Im-
petigo herpetiformis.
H. tondens s. tonsurans die scheerende Flechte (engl.
ringworm), eine durch einen mikroskopischen Pilz — Tjicho-
phyton tonsurans — bedingte Hautkrankheit, welche durch
Bildung roter schuppender, peripherisch sich vergrössemder
Scheiben und Kreise oder Schuppen und Kreise von Bläschen^
sowie Abbrechen und Ausfallen der im Krankheitsbereiche ge-
legenen Haare sich auszeichnet.
Der H. t. lokalisirt sich entweder auf dem behaarten Kopfe
oder an anderen mit Haaren besetzten Teilen, oder auf nicht
behaarten, nur mit Lanugo besetzten Körperstellen. An den
letzteren erscheint er entweder als
H. t. vesiculosus, d. i. mit Entwicklung miliarer bis steck-
nadelkopfgrosser wasserheller Bläschen, oder als
H. t. maculosus mit Bildung von roten schuppenden
Scheiben imd Kreisen — oder die beiden Formen treten kom-
binirt auf (cf. Onychomykosis, Favus).
Heterochromie (to xQ^f^^ Farbe) s. Heteroph-
tbalmuB (6 6(p^aXfi6g Auge) verschiedene Färbung der Iris
beider Augen oder verschieden gefärbte Sektoren der Iris eines
Auges.
Heterogenere, Heterologie {hsgog anderer, jJ yiveoig
Erzeugung, Entstehen; 6 Xöyog das Wesen einer Sache)
in Beziehung auf Neubildungen ist entweder eine Heterotopie
oder eine Heterochronie oder eine Heterometrie, je nach-
dem es sich um Entstehung von Geweihen an einem ungehörigen
Ort, oder zu einer ungehörigen Zeit, oder um eine bloss quanti-
tative Abweichimg handelt; die ersten beiden = Heteroplasie,
letztere = Hyperplasie (cf. Homologie).
Heteropbtlialiniis i. q. Heterochromie.
Heteroplasie {ttXolooco bilden) Neubildungen, die dem
Mutterboden, auf welchem sie entstehen, nicht analog sind oder
in weiterem Sinne, die überhaupt eine qualitative Abweichung
von den normalen Entwicklungs- und Wa<;hstmnsvorgängen in
sich schliessen.
cf. Homöoplasie, Hyperplasie. Heterologie.
Heterotäxie (rdooco einrichten) Verlagerung der Ein-
geweide nach der anderen Seite (cf. situs transversus).
Digitized by
Google
Homosexual 217
Heurtelonp {franz. Heurteloup, ChableS; chinir-
^scher Schriftsteller, Erfinder der Lithotripsie, geb.
1793) ein besonders in der Augenheilkunde angewandter Apparat
zur Blutentziehung.
Hiatus (lat. H. y. hio klaffen) die Kluft, Spaltung,
cf. Eoloboma.
H. spinalis congenitus i. q. Spina bifida.
Hidradenitis s* Hidrosadenitis (6 Ibgwg, -mxoq
Schweiss, 6 äbriv Drüse) selbständige Schweissdrüsenent-
zündung.
H. phlegmonosa eine von einer oder mehreren Schweiss-
drüsen ausgehende phlegmonöse Entzündung und Abszedirung
(doch ohne nekrotischen Pfropf — cf. Furunculosis) , welche
sehr häufig und sich gerne wiederholend in der Achselhöhle
bei Frauen, seltener am Warzenhof und Afterrand aufzutreten
pflegt.
Hy dradenom durch Hyperplasie entstandene Schweiss-
drüsengeschwulst.
Hidrodermia (ro Sigina) Anomalien der Schweisssekretion
vd. Secretrodermatosen.
Hidrosis [Auspitz] (iSpoco schwitzen) eine durch Ano-
malien der Schweisssekretion charakterisirte Keratonose. Die ver-
schiedenen Formen derselben sind: Hyperidrosis, Anidrosis
und Paridrosis.
Hidrotiea (sc. remedia y. iSgoco) schweisstreibende
Mittel (cf. Diaphoretica, Sudorifera).
HippuB (6 ijijiog Pferd, die springende Bewegung
als Tertium compar.) klonischer Krampf des Sphincter
iridis, öfters an Nystagmus geknüpft.
Hirsuties {hirsutus zottig, y. horrere starren) stark
zottige Behaarung.
H. adnata wenn Kinder am ganzen Körper oder über
grössere Körperstrecken mit langen Haaren bewachsen zur Welt
kommen (cf. Hypertrichosis).
Histioid (to laxiov Gewebe, y. toxrmi' aufstellen, sc.
den Webstuhl, eidco bin ähnlich) yd. Neoplasma.
Hods^kin'sehe Krankheit i. q. Pseudoleukämie.
Homoeoplasie (bfioXog ähnlich, 7tXdaa(o bilden) Bil-
dung yon Geweben, welche denen des normalen Organismus nach
Form und Funktion gleichen (Homologie der Neubüdimgen).
cf. Heteroplasie, Heterologie.
Homosexnal {Sfiog, SiuoTog gleich, gleichartig, seocua
Geschlecht) Urning, Bezeichnung für Individuen mit einer
angeborenen konträren Sexualempfindung, welche durch eine aus-
Digitized by
Google
218 Hordeolum
schliessliche Empfindung u. Neigung zu Personen desselben Geschlechts
ohne Umwandlung des Charaktei-s u. der gesamten geistigen Persön-
lichkeit charakterisirt ist. Die letztere Umwandlung tritt erst in
einem höheren Grade, der Ef feminatio bzw. Viraginität (s. d.)
ein, wobei der männliche Urning sich weiblich dem Manne gegen-
über, der weibliche sich männlich dem Weibe gegenüber Mhlt
[v. Krafft-Ebing].
Hordeolum {Dem., v. hordeum Gerste) Gerstenkorn
ist eine gewöhnlich abszedirende Entzündung der im Lidknorpel
eingebetteten, an der inneren Lidlefze mündenden MEiBOM'schen
Drüsen mit Auftreibung des betreffenden Knorpelteiles. Je nach
der Lage der entzündeten Drüse mehr nach aussen oder nach
innen unterscheidet man H. externum oder intern um.
cf. Blepharitis, Chalazion.
Horopter (6 Sgog Grenze, das Ziel, 6 ojtri^g Späher,
T. oQacoj qxpofiai) eine durch den Fixationspunkt gelegte Linie
oder Fläche, deren sämthche Punkte auf korrespondirenden
Stellen beider Netzhäute abgebildet werden [nach Stellwag].
cf. Perimeter, Ophthalmometer, Optometer.
Horripilatio (horreo rauh sein, starren, püus Haar),
das Schaudern und Frösteln, das Auftreten der Cutis
^nserina (cf. Algor).
Hyalinose (»5 va/.og Glas, vdhvog gläsern, valivoco,
vaXivwoig, v. velog Krystall, Bernstein, Glas; eig. Regen-
tropfen V. VW regne) glasige Verquellung, Homogeni-
sirung von Zellengruppen und Greweben zu einer glas- oder gallert-
artigen Masse, wozu sowohl die kolloide als die amyloide und die
myxomatöse Degeneration führen kann.
Hyalitis Entzündung des Glaskörpers, kommt
primär nur vor infolge von Verletzungen, sekundär durch
Fortleitung von Entzündungen des Uvealtraktus, gegen welche die
H. meist in den Hintergrund tritt. Sie besteht in einer aktiven
Einwanderung lymphoider Zellen in den Glaskörper, wodurch er
getrübt und seine gallertartige Konsistenz vermindert (H. serosa)
oder bei massenhafter Einwanderung, intensiver Entzündung, ganz
oder teilweise in einen Abszess verwandelt wird (H. suppura-
tiva), falls nicht (bei H. chronica) eine Verdichtung des Glas-
körpers durch Umwandlung der eingewanderten Zellen in narbiges
Bindegewebe eintritt [Gräfe und Sämisch, Hbd.].
cf. Synochysis, Myiodesopsie.
Hybrid (v. hybris oder hyhrida ein Bastard, wahr-
scheinlich von vßgi^co ausschweifen) nennt man gemischte, aus
mehreren komplizirte Krankheitsprozesse.
Hydarthrus s. Hydrarthrus (ro vöcoq, vdazog Wasser,
x6 ag^Qov Qre\en\C) s. Hydrops articularls chronieus Gelenk-
wassersucht, quantitative Vermehrung der Synovia, resp. starker
Digitized by
Google
a
Hydroa 219
• *
CC eeröser Erguss in die GelenkhÖhle, gewöhnlich infolge von Syno-
fV" vitis serosa chronica.
, ~ cf. Haemarthrus.
r^ Hydatis (17 vSatig Wasser- tropfen, -blase) Hydatide
L 1. q. Hygroma; im Plur. Hydatiden Blasenwürmer, bes. für
^ die EcMnokokkusblasen gebraucht.
"^ Hydatidensehwirren ein* eigentümliches Gefühl beim stoss-
^ weisen Betasten einer Echinokokkusblase, sehr selten.
r^ Hydrämie (Toaf^aBlut) abnorm vermehrter Wasser-
gehalt des Blutes, entweder als nur relative Vermehrung
des Blutwassergehaltes identisch mit Hypalbuminose (s. d.), oder
äIs wirkliche H. durch Wasserretention besonders bei mangel-
nd hafter Ausscheidung des Hamwassers, z. B. bei Nierenentzündungen
^^ -oder Herzkrankheiten mit vermindertem arteriellen Druck.
^^ cf. Anämie, Oligaemia serosa.
CU Hydra^o^a (sc. remedia; dycoyog führend, von äyco)-
J^ ^asserabtreibende Mittel, nämlich Diuretica, Diaphoretica,
P^ Xaxantia.
Hydramnlon (t6 dfiviov Schafhaut, innerste Eihaut,
ursprünglich die Schale, womit das Opferblut der
Xämmer [6 imd ?J dfivog] aufgefangen wurde, nach Galen
Tichtiger df^vog sc. v/lu^v Haut. Bei dem Opfern träch-
tiger Schafe hat man diese Haut zuerst beobachtet,
durch welche hindurch der Schafembryo genau ge-
sehen wird) übermässige Ansammlung von Frucht-
wasser in der Amnionhöhle.
Hydrar^yria (o vÖQdgyvQog Quecksilber — weil
fLüssigem Silber [ägyvgog] ähnlich) durch Quecksilberappli-
kation hervorgerufene Hautfarankheit, gewöhnlich Ekzema mer-
' curiale.
Hydrars^yrosis s. Mercurialisinus Quecksilber-
' krankheit, Imprägnirung des Organismus mit Quecksilber bis
zu einem Grade, dass krankhafte Erscheinungen auftreten. Man
kann eine akute, subakute und chronische, arzneiliche
und gewerbliche H. unterscheiden.
cf. Stomatitis, Tremor und Eachexia mercurialis.
Hydrencephalocele vd. Encephalocele.
Hydriatrisch, Hydriatrie (o lazgog Arzt) i. q.
hydrotherapeutisch, Hydrotherapie.
Hydroa das Schwitzbläschen = Sudamen auch als
Bezeichnung für eine bestimmte Form von Dermatitis (s. d.).
H. felirilis vd. Herpes, facialis.
H. gcstAtionis [Smith] i. q. Impetigo herpetiformis.
Digitized by
Google
220 Hydroeele
Hydrocele (17 xrjlr) Bruch) Wasserbruch, Flüssig-
keitsansammliing in der Scheidenhaut des Hodens (H. testis,
Periorchitis, Orchiomeningitis, VaginaJitis) und des Samenstrang»
(H. funiculi spermatici s. Perispermatitis), in vielen Fällen
einer Leistenhernie ähnlich. Gewöhnlich versteht man imter H»
schlechtweg die chronische seröse Form. Diese und die übrigen
zahlreichen Varietäten können dem folgenden Schema [nach
Kocher in Pitha und Billroth,' Hdb.] untergeordnet werden,
je nachdem es sich mn akute oder chronische Formen, um seröse
oder eiterige Produkte, mehr um Flüssigkeitserguss oder mehr um
plastische Verdickungen der Wand und Formveränderungen (P.
deformans) handelt.
I. Periorchitis (Perispermatitis) acuta.
1. Periorchitis (Perispermatitis) acuta serosa.
2. — — — plastica.
3. — — — suppm*ativa.
II. Periorchitis (Perispermatitis) chronica.
4. Periorchitis (Perispermatitis) chronica serosa.
5. — — — plastica:
a) Periorchitis chronica plastica adhaesiva (ohne klinische
Bedeutung-,
b) Periorchitis (Perispermatitis) chronica plastica prolifera
(deformans),
c) Periorchitis (Perispermatitis) chronica plastica haemor-
rhagica (Haematocele spontanea).
6. Periorchitis (Perispermatitis) chronica suppurativa.
Femer kann man unterscheiden:
H. communicans, wenn dieselbe mit dem Cavum peritonei
kommunizü-t.
H. unilocularis et multilocularis, je nachdem sie aus
einem oder mehreren Cystensäcken besteht.
H. complicata, wenn sie mit einer Hernie komplizirt ist
(nebeneinander).
H. hernialis, wenn sich in einem Bruchsack eine
grössere Menge von Serum ansammelt.
H. feminae ist selten, entweder als Greschwulst in einer
Schamlippe, bedingt durch Transsudat in dem (beim Weibe meist
fehlenden) Processus vaginalis peritonei, wenn derselbe am inneren
Leistenring verklebt oder verwachsen ist (H. ligamenti uteri
rotundi), Sier durch Flüssigkeitsansammlung zwischen den zwei
Blättern des Zellgewebes der grossen Schamlippe.
cf. Spermatocele, Varicocele, Sarkocele, Cystis, Orchitis.
Hydrocepbaloid (vd. Hydrocephalus; xoslöog Ähnlich-
keit, von sid(a) ein Symptomenkomplex, welcher demjenigen bei
Hydrocephalus ähnlich ist, sich besonders bei Kindern als ein
Digitized by
Google
Hydronephrose 221
hoher Grad krankhaft gesteigerter Eeflexen-egbarkeit {vd. Eklamp-
sie) äussert, aber nicht auf Entzündung, sondern auf Anämie des
Odiims beruht.
Hydroeephalus (17 xe<p<dri Kopf) „Wasserkopf*,
frühere Bezeichnung für alle mit pathologischer Vermehrung der
in den Ventrikeln oder im Arachnoidealsacke befindlichen Flüssig-
keit einhergehenden Krankheiten, besonders als
H. acutus veraltet für Meningitis basilaris tuberculosa und
Leptomeningitis infantum, vd. Meningitis.
H. ehronieus ist entweder deutlich angeboren (H. congeni-
ta s), oder kommt erst nach der Geburt zur Entwicklung (H.
«equistitus), so lange die Nähte noch nicht vollständig ge-
schlossen sind (Ehachitis). Die Folge des chronischen Wasserer-
gusses ist Vergrösserung des Schädelumfanges und Atrophie der
öehimmasse. — Man unterscheidet
H. internus s. verus s. ventricularis, wenn sich das
Wasser vorzugsweise in den Ventrikeln befindet;
H. externus diejenige seltnere Form, wobei das Wasser vor-
zugsweise im Subarachnoidealraume, dem sog. Arachnoidealsacke,
angesammelt ist.
H. herniosus vd. Encephalocele.
cf. Anencephalie, Hydrorrhachis.
Hydroeneepbalocele vd. Encephalocele.
Hydromanie (17 piavia Wahnsinn) Drang zum Selbst-
mord durch Ertränken,
cf. Monomanie.
Hydromeniiisitifi (to vöcoq Wasser, 17 ptfiyiy^ Haut,
hier die Membrana Descemeti) i. q. Descemetitis.
cf. Iritis serosa.
Hydromeiiiiii^oeele (17 Mvty^ Hirnhaut) vd. Ence-
phalocele.
Hydrometra (^ ixrixQa Ghebärmutter) Ansammlung
•einer serösen oder schleimigen Flüssigkeit in der Gebärmutter-
liöhle nach den klimakterisdien Jahren infolge gehenmiten Ab-
flusses der Sekrete bei Atresia uterina.
Hydromyelocele (6 ptveXog Bückenmark, 17 X17A17
3ruch) vd. Spina bifida.
Hydromyelnii s. Hydroracbis interna ange-
borene hydropische Ausdehnung des Kückenmarks-
-zentralkanales.
cf. Syringomyelie, Spina bifida.
Hydronephrose {ß ve<pQ6g Niere) Erweiterung der
Nierenbecken und gewöhnlich auch der Ureteren mit konsekutivem
Digitized by
Google
222 Hydropericardium
Schwund der Nierensubstanz und Umwandlung der Niere in einen
was8ergefüllten Sack als Folge anhaltend gestörter Urinentleenm^
durch die verschiedensten Ursachen. Am häufigsten kommt H»
durch Einklemmimg von Nierensteinen im Urether zu stände.
Hydropericardium {tisqi tun — herum, v xagSla
Herz) s. Hydrocardie, Hydrops pericardii Herzbeutel-
wassersucht, grössere transsudative Ansammlung seröser
Flüssigkeit im Herzbeutel.
Hydrophobie {6(p6ßog Furcht, Scheu) Wasserscheu
vd. Lyssa hiunana.
H-ia hysterica kurze, meist mit anderen hysterischen Er>
scheinungen verbundene Anfälle von Schlimd- und Glottiskrämpfen..
Hydrophtbalmns das Wasserauge, die abnorme Ver^
grösserung des Auges durch Vermehrung des Flüssigkeitsgehaltes,
seiner Innenräume.
cf. Buphthalmus.
Hydrops s. Hydropsia (6 vSgcoyj v. vöcog) Wasser-
sucht im allgemeinen ist keine Krankheit sui generis, sondern
immer nur ein Symptom von gestörter Diosmose der Gewebsflüssig-
keiten, entweder durch Stauung oder durch Hypalbuminose des-
Blutes (mechanischer und dyskrasischer H. — am hoch-
gradigsten durch die Summirung beider Momente). Je ärmer da»
Blut an Albuminaten wird, desto geringere Tendenz zeigt es zur
Wasseraufnahme aus den diluirteren Gewebsflüssigkeiten, so dass.
es zu einer Stagnation derselben in den Grewebsinterstitien oder in
den serösen Höhlen kommt.
H. adiposus s. ehylosus Fettgehalt von hy dropischen
Flüssigkeiten, entweder durch Beimengimg von Chylus, oder
fettig zerfallenden, von Carcinom oder Tuberkulose des Peritone-
um stammenden Zellen. Beide Arten dürften wohl zu trennen
sein: der eigentlich chylöse Ascites scheint ebenso wie die
Chylurie (s. d.) entweder durch Stauung des Chylus, Bersten eines^
Chylusgefässes, oder durch gewisse Hämatozoen, die in tropischea
Gegenden acquirirt wurden, verursacht zu werden.
H. asthinatieus vd. Beriberi.
H. irravitativas Ödem der Unterextremitäten durch mecha«
nische Momente, namenthch durch anhaltendes Sitzen imd Stehen,
besonders unter den disponirenden Momenten von Anämie und
Herzschwäche (vd. die folgenden).
H. paralyticns Ödem in gelähmten Teilen, hauptsächlich auf
die fehlende Beihilfe der Muskeln für die Saftbewegung zurück-
zuführen.
H. renalis die von Nierenkrankheiten abhängige Wassersucht,,
die in charakteristischer Weise meist zuerst und vorwiegend das-
Unterhautzellgewebe befällt.
Digitized by
Google
Hydrosadenitis 223.
H. scarlatinosus Scharlachwassersucht, häufig mu*
in leichtem Anasarka bestehend, aber in allen Fällen Folge einer
Nephritis scarlatinosa.
H. spasticus s. hysterieas vd. Oedema nervosum.
H. ex vaeno Ansammlung von Sermn in starrwandigen ge-
schlossenen Höhlen, besonders der Schädelhöhle, deren normsder
Inhalt teilweise geschwunden und an dessen Stelle Blutwasser
getreten ist, da ausserdem ein leerer Raum hätte entstehen müssen^
(Hydrocephalus bei Gehimatrophie u. s. w.).
Hydropsia spuria (spurius unecht, v. spernere) Sack-
wassersucht oder falsche Wassersucht, entsteht durch
Verschluss von Ausführungsgängen einzelner Organe, z. B. der
Niere (Hydronephrose), der Gallenblase (H. vesicae felleae), H. tu-
barum, processus vermiform. etc.
H. articularis i. q. Synovitis serosa.
H. bursae praepatellaris vd. Hygroma.
H. intereus (= inter cutem, cutis Haut) i. q. Anasaika.
H. tendo vaginalis i. q. Tendovaginitis serosa.
cf. Anasarka, Ascites, Ödem, Hydrämie, Cystis, Hydrarthus^
HydramnioD, Hydrocele, Hydrocephahis, Hydrometra, Hydro-
myelus, Ilydropericard, Hydrorrhachis, Hydrosalpinx, Hydro-
thorax, Hygrom, Tendovaginitis.
Hydrorrhachis (^ gdxiQ Bückgrat) ist entweder
H. interna s. Hydromyelus (s. d.) oder
H. externa d. i. abnorm reichliche Flüssigkeitsansammlung
im Arachnoidealsa<;ke des Kückenmarkskanales. — Finden sich
diese Zustände ohne Wirbelspalte, so bezeichnet man sie als
H. incolumis (unverletzt) s. H. sacralis congenita, d. i.
eine Flüssigkeitsansammlung in einem aus den Eückenmarks-
häuten gebüdeten, bei geschlossenem Wirbelkanal vorgefallenen
Sack, der in der Hüft- oder Kreuzbeingegend eine Hervor-
wölbung macht; im entgegengesetzten Falle als H. dehiscens-
s. Spina bifida (s. d.).
Hydrorrhoea {tj qoyj Fluss, v. gern).
H. i^ravidarum s. Endometritis deeidua catarrhalis chro-
nische Entzündung der Deeidua mit abnorm starker Sekretion,,
wobei sich eine gelblich-seröse, mitunter blutig gefärbte Flüssig-
keit zwischen Deeidua und Chorion ansammelt und von Zeit zu
Zeit, nachdem es die Reflexa durchbrochen, ausgestossen wird,,
was häufig mit vorzeitigem Abgang des echten Fruchtwassers;
verwechselt wird.
cf. Hydramnion.
Hydrosadenitis vd. Hidrosadenitis.
Digitized by
Google
224 Hydrosalpinx
Hydrosalpinx (97 odXmy^ Trompete) s. Hydrops
tubarum Flüssigkeitsansammlung (Se^t) in den Tuben
durch angeborenen oder erworbenen Verschluss ihrer Ostien.
cf. Oystis.
Hydrotherapie (17 ^sgojtsia v. ^egcutsvco bedienen,
heilen) s. Ilydriatrie (s. d.) Verwendung der Kälte und Wärme
in der Therapie mittels verschieden temperirten Wassers.
Hydrothionäinie (16 ^eiov Schwefel, to alfia Blut)
Vergiftung durch Schwefelwasserstoffgas (Acid. hydro-
thionicum), welches hauptsächlich auf die roten Blutkörperchen
deletär einwirkt. Ein ähnlicher leichter Vergiftungszustand soU
auch dadurch hervorgerufen werden können, dass sich im Magen
und Darm infolge von Diätfehlem und Katarrhen, oder in der
Peritonealhöhle nach Perforation des Verdauungskanales Schwefel-
wasserstoff resp. Schwefel Wasserstoff Schwefelammonium (Hydro-
thionammoniämie) oder Kloakengaa in grösserer Menge bildet
und ins Blut gelangt, wobei der Harn auf Schwefelwasserstoff
reagiren (Bleipapier bräunen) soll.
cf. Ammoniäniie, Mephitis.
Hydrothorax (6 'dxoQa^ Brust) Brustwassersucht
oder Brustfellwassersucht, Ansammlung von serösem Trans-
sudat in einem oder beiden Pleurasäcken ohne entzündhche Pro-
zesse, entweder Teilerscheinung eines mehr oder weniger all-
gemeinen Hydrops, oder bei Kompression im obersten Teil des
Ductus thoracicus.
Hydi^urie (ivgeco harnen) wässeriger Urin, bezeich-
net die blosse Vermehrung des Wassergehaltes gegenüber den
festen Bestandteilen, gewöfiüich allerdings unter absoluter Ver-
mehrung der Hammenge. Dieses Symptom kommt bei manchen
FäUen von Diabetes insipidus vor, aber auch aus anderen
Veranlassungen, bei Hysterie, Krämpfen, durch Diuretica und
nach reichlicher Wasserzufuhr.
cf. Urina spastica, Polyurie.
Hygiene s. Hygieine (vyistvog, vyirjg gesund, sc, rexvri)
Gesundheitslehre, derjenige Teil der Medizin, welcher lehrt,
wie man den physiologischen Gesetzen gemäss leben, somit die
Gesimdheit erhalten und die Lebensdauer verlängern soll.
Hys^rodermien '{vygSg feucht, t6 dsQixa Haut) yd.
Serodermatosen.
Hygroma {yyQog feucht, v. vco) s. Hydatis Wasser-
geschwulst, Cyste mit wässerigem Inhalte, am häufigsten als
Hydrops subkutaner Schleimbeutel oder der Sehnenscheiden
(H. gangHodes, GangHon, Tendovaginitis hydropica).
H. praepatellare s. Bursitis praepateilaris s. Hydrops
bursae praepat. {,jChambermaid'knee'^ soU von vielem Kiiieen
herrühren, tritt in akuter, schmerzhafter und in chronischer.
Digitized by
Google
Hyperaesthesia 225
wenig belästigender Weise als elastische Geschwulst auf der
Kniescheibe auf, bei fortdauernder Ursache oft mit allmählicher
Verdickung der Wände des Schleimbeutels bis zur gänzlichen
2 fibrösen Umwandlung des Sackes [Pitha und Billkoth, Hdb.],
H. eelluloso-eystirum eon^^enitale (entweder colli oder
ceryicale oder axillare oder perineale oder sacrale)
angeborene, stark wachsende und schwer zu beseitigende Oystoide
(s. d.) der genannten Gregenden.
Hypacidität, besser Subacidität (s. d.).
Hypaestliefiie (vji6 unter, 17 ata^ijaig Empfindung)
^^ Herabsetzung der Empfindung.
U cf. Anaesthesie, Hyperaesthesie.
Hypalbnininose {Mumen Ei weiss) Verminderung
der prozentarischen Menge der Plasmaalbuminate
p der Blutflüssigkeit, stets unter Zunahme des Salzgehaltes,
H bei Inanition, Albuminurie,
cf. Hypinose, Hydrämie.
^ Hyperaciditttt {vnsQ über, acidus sauer, besser wäre:
9 Peracidität) über grosse Menge von Säure im Magensaft,
angewandt auf die bei der Verdauung aktiv wirksame Salzsäure,
die auf der Höhe der Verdauung unter normalen Verhältnissen
etwa 1,5 — 2,5°/«o betragen soll. Das Symptom findet sich be-
sonders häufig bei Ulcus ventriculi , femer bei manchen Ektasien
und einzeln bei chronischen Magenkatarrhen,
cf. Hypersekretion, Gastrorrhoea acida.
Hyperämie (ro atf^a Blut) pathologische Zunahme des
Blutgehaltes in den Gefässen eines Organs oder einer Körper-
stelle.
cf. Plethora«
H-ia arterialis s. activa, auch Pluxio s. Con^^estio s. Tur-
fror s. Orgasmus die Blutwallung, aktive H., besteht in
dem vermehrten Einströmen des Blutes in die Arterien eines
Teiles, weil dessen Widerstände im Verhältnis zur Triebkraft des
Herzens vermindert sind.
H. eollateralis {cum, latus) kompensatorische Steigerung
des Blutlaufes infolge eines Hindernisses in benachbarten Stom-
gebieten.
H. venosa s. passiva s. meehaniea venöse Blutstauung
(Stasis) durch Hindernisse des Abflusses aus den Venen, ent-
weder infolge vermehrter lokaler Widerstände oder gestörter
Triebkraft des Herzens.
cf. Cynose, Hypostase.
Hyperaesthesia (17 aTa^oig Empfindung, yon
aloHvofMu) Steigerung der Empfindung, Sensibilitäts-
neurose, auf gesteigerter Erregbarkeit der sensibeln Nerven be-
Both's Klinisclie Terminologie. 4. Aufl. "I^g
Digitized by
Google
226 Hyperakanthosis
iiihend, so dass leichte Beize lebhafte Empfindung bis zum wirk-
lichen hochgradigen Schmerz (Dolor, Neuralgie) hervorrufen.
Erstreckt sich die Sensibilitätsvermehrung nur auf das Schmerz-
gefühl und nicht zugleich auf die übrigen Empfindungsqualitäten^
so kann dieser Zustand als Hyperalgesia (i6 äXyog Schmerz)
bezeichnet werden [nach Erb in ZH],
H. i^ustatoria und H. olfaetoria (von oleo und facto) yd.
Hypergeusie bezw. Hyperosmie.
cf. Hyperpselaphesie, Anästhesie, Hjrpaesthesie, Parästhesie.
H. oeularis Überempfindlichkeit des Sehnerven
darin bestehend, dass eine Lichtmenge, welche von einem
normalen Auge nicht unangenehm empfunden wird, ein schmerz-
haftes Grefühl hervorruft (Teilerscheinung von Augenentzündungen,
Trigeminusaffektionen u. Hysterie).
cf. Photophobie.
Hyperakanthosis vd. Akanthosis.
Hyperaknsis (dxovM hören) s. Oxyekoia (s. d.) ab-
norme- Feinhörigkeit für alle musikalischen Tone speziell als
abnorme Tiefhörigkeit sich äussernd. Beruht auf einer Lähmung
des Muse, stapedius und einem hierdurch bedingten Über-
wiegen des M. tensor tympani, bei Facialislahmung beobachtet
[Landouzy], oder als Teüerscheinung funktioneller Neurosen
(Hysterie).
cf. Oxyekoia.
Hyperalbnminosis der vermehrte Eiweissgehalt
des Blutes, wie er namentlich durch abnorme Wasserentziehung
zu stände kommt.
Hyperalgesie vd. Hyperästhesie.
HypercUorhydrie (Chlor u. t6 vScog = Chlor-
wasserstoff i. e. Salzsäure) gesteigerter Gehalt {sc. des
Magensaftes) an Salzsäure.
cf. Peraciditat, Anchlorhydrie, Jnacidität, Subacidität.
Hyperehromatosis vd. Chromatosis.
Hypercliroiiiien vd. Chromodeimatosen.
Hyperdynamia (17 övvafÄig Kraft) übermässige
Kraft. H. uteri übermässige starke Wehen, welche einen
Partus praecipitatus (s. d.) verjuilassen können.
Hyperemese (17 efieaig) übermässiges Erbrechen.
H.^avldaTUiii,unstillbaresErb rechender Seh wangern,
seiner Ätiologie nach ganz dunkel und als eine Eeflexbewegung
von den Genitalien auf den Magen anzusehen.
Hyperextension (extendtre ausspannen) die über-
mässige Ausspannung, ein orthopädisches Verfahren zur GJerade-
stellung verkrümmter Gelenke, sowie zur Vermeidung von Ver-
kürzung bei der Heilung frakturirter Knochen.
Digitized by
Google
Hypermetropie 227
Von H. uteri gravidi spricht man, wenn die Grebännutter
durch Zwillinge oder Hydramnion abnorm ausgedehnt ist, und
dadurch die Eröffnungsperiode verzögert wird,
Hyperj^ensie (ß yevmg Geschmack) s. Hyperaesthesia
gustatoria, verschärfte Geschmacksempfindlichkeit,
pathologisch bei Hysterischen vorkommend.
Hyperglobnlie (globulus Kügelchen, hier Blut-
kügelchen) Vermehrung der roten Blutkörperchen,
cf. Polycythaemie, Hypoglobnlie.
Hyperidrosis (iSgoco schwitzen) jener Zustand der
Haut, wobei das Sekret der Schweissdrüsen nicht in dunst-
förmiger, sondern in tropfbar flüssiger Form auf der Hautfläche
zum Vorschein kommt unter Verhältnissen, unter denen sonst
eine Schweissansammlung gar nicht oder nur in geringem Grade
stattzufinden pflegt. Man unterscheidet:
H. universalis und localis Achsel-, Fuss- und andere
Schweisse.
H. nnilateralis s. Heinidrosis halbseitiges Schwitzen,
wird z. B. in Zusammenhang mit Innervationsstörungen der Ge-
fässe bei Sympathikusaffektionen beobachtet.
H. eolliquativa erschöpfender, gleichsam „zerschmel-
zender*' Seh weiss. Bei solchen Zuständen ist eine fettige
Degeneration der Schweissdrüsenepithelien nachgewiesen.
cf. Ephidrose, Sndor, Anidrose, Bromidrose, colliquativ, Hektik,
Idrosis.
Hyperinose {'n tg, iv6g Faser, Faserstoff) Ver-
mehrung des Faserstoffgehaltes des Blutes über das
physiologische Mittel von 2,2 p. M., wie sie bei entzündlichen
Krankheiten, aber als ein nicht wesentliches Element der Ent-
zündung vorkommt.
cf. Cmsta inflammatoria.
Hyperkatharse (17 xd^agaig Beinigung) über-
mässige Wirkung der Kathartica.
Hyperkeratosis vd. Keratosis.
Hyperkinesis (j? xivrjoig, xiveoji) krankhafte Be-
wegungen, allgemeine Bezeichnung für Krämpfe.
H. eordis i. q. Palpitatio cordis.
cf. Spasmus, Akinesis.
Hyperkrinie {xqIvco ausscheiden) auch Hypersekre-
tion abnorm vermehrte Ausscheidung oder Sekretion.
Hypermetropie (ro fihQov Mass, vjisQ-fiezgog über-
mässig, 17 wv' Sehen) s. Hyperopie Übersichtigkeit, der-
jenige Akkommodationszustand, wobei der dioptrische Apparat
Digitized by
Google
228 Hypennnesie
bei ruhender Akkommodationsthätigkeit nur konvergirende StraMen
auf der Netzhaut vereinigen würde (sog. virtuelle Bilder, welche
hinter der Netzhaut liegen) und wobei die Akkonunodation auch
beim Sehen in die Feme nicht ganz erschlafft. Dieser Zustand
ist als der eigentlich normale anzusehen und findet sich bei 77 ^j^
aller Augen, nur höhere Grade sind pathologisch imd mit leichter
Ermüdbarkeit beim Sehen in der NsQie verbunden,
cf. Presbyopie, Platymorphie, Emmetropie, Myopie.
Hypermnesie (ij f^v^aig Erinnerung) Steigerung des
Eeproduktionsvermögens (Gedächtnisses), welche zu Ideenflucht u.
„Eeminiscenzenflucht" führt.
cf. Amnesie, Hypomnesie.
Hyperonychosis vd. Onychosis.
Hyperosmie ('^ Soiuii Geruch, y.oCco) s.Hyperaesthesia
olfaetaria verschärfte Geruchsempfindlichkeit, besonders
bei Hysterischen u. Geisteskranken beobachtet u. in der Regel
mit Perversion der Geruchsempfindung verbunden,
cf. Kakosmie, Anosmie,
Hyperostose (ro Sareov Knochen) cf. Exostose.
H. des gesamten Skelets; als solche hat Friedreich Fälle
der jetzt sog. Akromegalie beschrieben (s. dort).
Hyperplasie (jiXdooco bilden) numerische oder ad-
junktive Hypertrophie, also besonders dann gebraucht,
wenn man die Vermehrung einzelner Gewebselemente bezeichnen
will, z. B. Bindegewebshyperplafiie.
cf. Hypertrophie, Heterologie, Hypoplasie.
Hyperpselapliesie (yjtjXaq?do} tasten v. m. tpdXXo} n,
pdlpare mit der flachen Hand streicheln) Verfeinerung
des Tastsinnes im allgemeinen, besonders das Doppelempfinden
von auf die Haut gesetzten einfachen Gegenständen (Tabes-
kranke empfinden zwei Zirkekpitzen als drei, vier oder noch
mehr).
cf, Apselaphesie.
Hyperpypetischi (o jivQerog Fieber) nennt man exzessive
Steigerungen der Körpertemperatur (über 42)® von absolut letaler
Prognose.
Hypersarkosis (^ adg^ Fleisch, aag^oco Fleisch er-
zeugen) übermässige Granulationsbildung, auch für
muskuläre Hypertrophie und einzeln für Elephantiasis im Ge-
brauch.
cf. Grannlationes fungosae, Elephantiasis.
Hypersekretion {secerno absondern, Barb., könnte
sehr gut durch Hyperkrinie (s, d.) ersetzt werden) übermässige
Digitized by VjOOQIC
Hypertrophie 229
Saftabsonderung, vorzugsweise gebraucht vom Magen.
Hauptkennzeichen dieser Erkrankung, die auch als kontinuir-
lieber „Magensaftfluss" bezeichnet wird [Reichmann, Riegel],
ist das Vorhandensein einer gewissen Menge salzsäurehaltigen
Magensaftes auch im nüchternen speisefreien Magen. Hyper-
sekietion kann verbunden sein mit Peracidität.
cf. Gastrorrhoea acida, Hyperacidität.
Hypersteatosis vd. Steatosis.
Hyperthermie (77 ^sgfiri Wärme, Hitze) Übererhitzung,
hohes Fieber.
Ai Hypertonie (o xovog v. tc/vco Spannung) die über-
p^ massige Spannung, Härte, sc. des Bulbus [Nagel], ein
H Zeichen für Glaukom.
^ cf. Hypotonie.
P Hypertrichosis (17 '&qI^, tgixos, Haar) s. Trichauxis
^ (FüGHS 17 av^Ti = Zunahme), s. Polytriehfa s. Hypertrophta
^ filornin übermässige Entwicklung von Haaren, ent-
<J weder angeboren oder erworben. Michelson in ZH unterscheidet
h* folgende Formen:
r> 1. H. indoles hereditaria durch Heredität oder eine wäh-
^ rend des Intrauterinlebens erworbene Anlage bedingt.
J a) H. universalis:
^ a) die abnorme Behaarung der sogenannten Haarmenschen,
r£ homines silvestres, pilosi s. hirsuti,
ß) die allgemeine starke Behaarung des männlichen Kör-
pers.
b) H. localis:
^ a) H. Simplex, ohne Veränderung,
tj ß) H. hvpertrophica mit Pigmentirung und Verdickung der
" Haut.
2. H. ae^nisita s. H. transitoria [Klebs] die während des
extrauterinen Lebens erworbene H., darunter
a) H. neurotica, durch neurotische Einflüsne,
b) H. irritativa, durch Hautreize,
d Hirsaties, Trichods.
Hypertropbie (toetfw ernähren) Überschreitung
des ^Dor malen Wachstums, abnorme Vergrogwerung (wobei
ein Überachuss an Emährongsmaterial präjndizirt ht).
Bei einfacher, wahrer H. sind die Gewebselemente in
nonnaler Menge YoriumdeD, aber vergrösifert.
Bei der nnmerischen oder adjanktiven H. (Hyper-
]^e — 8. d.) haben die Gewebselemente an Zahl zogenonmieD«
Konzentrische H. üft H. eines hohlen Organii (Blähte,
Herz etc.) mit VaeDgernng von dessen Hohle.
Digitized by
Google
230 Hyphaema
Exzentrische H. ist H. der Wandungen eines solchen Or-
gans mit gleichzeitiger Dilatation.
Pseudo-H. (s. d.).
H. muscularis, die echte Muskelhypertrophie (zum
Unterschied von der Pseudohypertrophie), eine sehr seltene meist
ererbte und durch Überanstrengung hervorgerufene Krankheit, die
sich in einer Volumzunahme und festeren Konsistenz der Muskeln
(hauptsächlich des Oberarmes und Oberschenkels) mit raschem Er-
müdungsgefühl^ dsLB zu Parese führen kann, äussert.
Hyphaema 8. Hypohaema i. q. Haemophthalmus.
Hypbaemie (vjt6 unten, t6 alfjia Blut) i. q. Suffusio
sanguinis.
Hyplien (von yj vyj^ Gewebe, v<paiv(o webe) sind die
langen (Mycel-)Fäden, zu welchen die Schimmelpilze auswachsen;
das Lager derselben wird durch ein dichtes Netzwerk, das My-
celium gebildet. Bei eintretender Fruktifikation entwickeln sich
einzelne Hyphen zu „Fruchthyphen" und auf diesen die Sporen
oder Conidien.
cf. Achorion, Aspergillus, Mucor, Penicillium, Trichophyton,
Oidium.
Hyplnose {vji6 und iy Tg, gen, Ivog Faserstoff) Ab-
nahme des Faserstoffgehaltes des Blutes unter das phy-
siologische Mittel von 2,2 p. M., scheint eine Bolle zu spielen bei
den akuten Infektionskrankheiten und hämorrhagischen Dys-
krasien.
cf. Hyperinoscw
Hypnotica (o vjtvog Schlaf, vnvooy schläfere ein,
vjiv(oxix6g einschläfernd) s. Somnifcra {sc. remedia) schlaf-
machende Mittel.
Hypnotismus schlafähnlicher Zustand, hervorgerufen
durch Einwirkung einförmiger Reize, wie anhaltendes Fixiren von
in acht bis zwölf Linien Entfernung von der Nasenwurzel, etwas
nach oben gehaltenen glänzenden Gegenständen, leises Streichen
des Gresichts, Ticken einer Taschenuhr und ähnliches. Nach
3 — 10 Min. tritt Schläfrigkeit und bei manchen reizbaren Per-
sonen eine reflektorische Gehimhyperämie mit katalepsieartigem
Zustande, Pupillenstarre und allgemeiner Anästhesie, zuweilen auch
Hyperästhesie der spezifischen Sinne, worauf der sog. magnetische
ScUaf und manche Fälle von Somnambulismus und Extase zu
beruhen scheinen. ,,
Selbständige Überlegung und Willkür werden durch H. aus-
geschaltet, die Aufmerksamkeit völlig durch die Stärke der äusse-
ren Eindrücke beherrscht, so dass ein geschickter Hypnotiseur die
allerverschiedensten, der Wirkhchkeit nicht entsprechenden Vor-
stellungen in dem Hypnotisirten erwecken und ihn zu diesen ent-
Digitized by
Google
Hypoglobulie 231
sprechenden Handlungen veranlassen kann. Der Hypnotismns,
bezw. die Suggestion wird neuerdings auch als Heilagens gegen
Schlaflosigkeit, Schmerzen, Lähmungen in Anwendung gezogen.
InducirterHypnotismus derHysterischen. Chabcot
unterscheidet folgende Zustande die durch Hypnotisiren hervor-
gerufen werden können:
1) kataleptischer Zustand: starre Fixation der Extremi-
täten bei geöffneten Augen, starrer Blick, langsame Atmung bei
Anästhesie und Aufhebung der Beflexen-egbarkeit.
cf. Katalepsie.
2) Lethargischer Zustand: schlaf artiger bewusstloser Zu-
stand mit Anästhesie der Haut und der Spezialsinne und Steige-
rung der Muskelerregbarkeit.
cf. Lethargie.
3) Somnambulis tischer Zustand: Automatische Hand-
lungen in einem Zustand von Halbschlaf mit geschlossenen oder
halbgeschlossenen Augen bei normaler Muskelerregbarkeit und
Sensibilität, und Rigidität der Extremitäten durch Bestreichen.
cf. Somnambulismus,
cf. Suggestion.
Hypoaemia (vjio unter, t6 alfia Blut) intertropi-
call» i. q. Geophagie.
Hypoazotnrie (vd. Azotmie) Verringerung der Stickstoff-
ausscheidung im Harn.
Hypochlopliydrie (vd. Anchlorhydrie) Verminderung
der Salzsäure im Magensaft.
cf. Subacidität, Hyperchlorhydrie.
Hypochondrie (ra vjro-/ord^m die untere Bippen-
knorpelgegend , „in der die Hypochonder häuüg
krankhafte Empfindungen haben'' ö x^^Qo^ Knorpel)
eine Form psychischer Depression, welche aus einem starken kör-
perlichen Krankheitsgefühle hervorgeht, worauf die ganze Auf-
merksamkeit gerichtet ist und wobei das ausserordentliche Krank-
heitsgefühl und die übertriebene Ängstlichkeit entweder gar keine
oder bei weitem keine entsprechende somatische Grundlage haben.
cf . Psychosis, Pathophobie.
Hypodermoklyse [Cantani] (ro ösQfA,a Haut, xXv^ay
bespülen) Einführung von grösseren Mengen Flüssigkeit (z. B.
Kochsalzlösung) unter die Haut bei schwerer Anämie, Cholera etc.
Hypog^easie (17 yevmg Q^schmack) Herabsetzung der
Geschmacksempfindung.
cf. Agensie, Hypergeusie.
Hypog^lobulie (vd. Hyperglobulie) i. q. Oligocythaemie.
Digitized by
Google
232 Hypognathie
Hypog^nathie (17 yvd^og Kinnbacken) Doppelmiss-
bildung, im Vorhandensein eines accessorischen imausgebildeten,
misynmietrischen kleinen Kopfes bestehend, der am vorderen
Bande des Unterkiefers des entwickelten Fötus befestigt ist
Hypohaemog^lobinaemie i. q. Oligochromaemie.
Hypokinesis (i5 xivfjoig Bewegung) Sammelbegriff für
verschiedene Grade von Lähmungen,
cf. Akinesis, Paresis, Paralysis.
Hypomnesie (17 f^vijoig Erinnerung) Herabsetzung des
Gedächtnisses, d. i. des Keproduktionsvermögens.
cf. Amnesie, Hypermnesie.
Hypoplasie (vji6 unter, ij jzXdotg Bildung, Gestaltung)
unvollkommene Ausbildung eines Organs, abnorm kleiner,
verkünmierter Zustand, bedingt durch Behinderung des Wachs-
tums. Gregensatz: Hyperplasie (s. d.).
cf. Agenesle, Aplasie, Atrophie.
Hypopyon (gr. H. v. t6 jivov Eiter) Ansammlung
von Eiter in der vorderen Augenkammer infolge von
Hypopyon-Iritis und suppurativen Keratitisformen (H.- Ke-
ratitis).
Hypospadie (vjzo-ajtdco nach unten ziehen, sc, die
Hamröhrenmündung) s. Fissura urethrae inferior mehr
oder weniger ausgedehntes Offenbleiben des Canalis uro-
genitalis der Harnröhre. In den höheren Graden hat der
kurze Penis gar keine Harnröhre, nur an seiner Wurzel liegt die
Urogenitalöffoung , während das Scrotum geteilt ist und aiu bei-
den Seiten einen grossen schamlippenartigen Wulst bildet, in den
geringsten Graden öffnet sich die Harnröhre in der Gregend des
Frenulum nach hinten.
Hypospadiaeus ein mit H. Behafteter.
H. beim Weibe: derjenige Zustand, bei welchem die Urethra
fehlt und Scheide und Blase ohne Urethra in den Scheidenvorhof
einmünden.
cf. Hermaphroditismus.
Hypostasis (97 vjio-axamg Heruntersetzen, zu Boden
setzen, v. toxrjfn) Senkungshyperämie, eine Art der passiven
Hyperämie, kommt bei Kranken, die lange Hegen und bei denen
die Energie des Kreislaufes gelitten hat, an den verschiedensten
abhängigen Körperstellen und den tiefsten Punkten innerer Or-
gane zu Stande, so besonders als
H. pulmonum eine in den tiefsten Punkten der Lunge bei
verminderter Triebkraft des Herzens imd längere Zeit hindurch
konstanter Köi-perlage nach dem Gresetz der Schwere zu stände
Digitized by
Google
Hysterometer 233
kommende Senkungshyperämie, welche zu weiteren anatomischen
Veränderungen des Organs führen kann,
cf. Splenisation.
Hypotonie (6 tovos y. tsivm Spannung) sc, bulbi [Na-
gel], abnorm geringer Grad von Spannung, Weichheit des Aug-
cf. Hypertonie.
Hypotrlchosis (rj ^gii, tgixSg Haar, rgizoro behaare)
fehlender oder unter der Norm zurückbleibender Haarwuchs^
eine seltene angeborene Anomalie.
Hysteralg:ia (^ votega Gebärmutter, t6 älyog Schmerz)
Neuralgia uteri, anhaltender neuralgischer, hochgradig exazer-
birender Schmerz, dessen Sitz der nidit nachweisüch erkrankte
Uterus ist (hysterisches Symptom, selten).
cf. Metritis.
Hysterektomie {kxxi^v<o ausschneiden) [Tillaux],
die operative Entfernung des Uterus oder eines Teile»
desselben hauptsächlich bei Geschwülsten indicirt.
Zu unterscheiden:
1) H. abdominalis mit Eröffnung der Bauchhöhle.
2) H. supravaginalis, Amputatio uteri supravagi-
nal is (Porro'sche Operation), die Abtragung des Uterus oberhalb
der Scheide.
3) H. vaginalis vd. Kolpohysterektomie.
4) PartielleH.,Myomotomie,Myomektomie dieEesek-
tion des Uterus.
Hysterie „Mutterweh" — es ist eine hippokratische,
aber irrtümliche Ansicht, dass der Uterus und seine Adnexa als
aUeinige Quelle der H. zu betrachten sei.
H. ist eine zwar vorwiegend, aber nicht ausschliesslich beim
weiblichen Geschlechte vorkommende allgemeine Neurose, welche
sich in den verschiedenartigsten Störungen der Sensibilität und
Motilität, sowie der sensoriellen und psychischen Thätigkeiten
äussert.
Hysterocele i. q. Hemia uteri.
Hystero-£pilepsie schwere epilepsieartige hysterische
Paroxysmen, meist ohne Störung des Bewusstseins.
Hysterokleisis {xXeIcü sehliessen) Verschluss des Uterus
durch Auffrischen der beiden Muttermundslippen. Indikation bildet
eine Vesiko-Uterinfistel, die auf andere Weise nicht geschlossen
werden kann.
Hysterom [Broca] Syn. v. Uterusfibroid.
Hysterometer (t6 juixgov Mass) Uterussonde.
Digitized by
Google
234 Hysteromyomektomie
Hysteromyomektomie die Exstirpation von Uterus-
Myomen mit oder ohne Abtragmig der Grebärmutter.
cf. Laparomyomotomie. >
Hysteropexie {nriywfii befestigen) die Yernähung
des Uterus an die Nachbarorgane bei Eetroflexion.
Man unterscheidet: H. vaginalis supravaginale Amputation der
Cervix und nachfolgende Vereinigung der Grebärmutter- und
Scheidenschleimhaut imd H. abdominalis s. Gastrohystero-
pexie , s. Gastro-hysterorrhaphie, s. Gastrohystero-
synaphie, Fixation an die Bauchwand.
Hysterophor {(pogog tragend, von (psgco) Apparat zur
Zurückhaltimg des Uterus bei Senkung oder VorfaU.
cf. Pessariam.
Hysterostomatotomie (t6 arofia Mund, te/Livco schnei-
den) s. Hysterotomia vaginalis die Erweiterung des (steno-
sirten) Gebärmutterhalses durch Inzision.
Hysterotom Instrument zur Inzision der Cervix uteri.
Hysterotomie die Eröffnung der Gebärmutter be-
hufs Entfernung von Greschwülsten.
^cf. Porro, Sectio caesarea.
Hystricismas {n vo^q^^ Stachelschwein, Igel) Borste,
von vg Schwein, ^gi^ Haar) vd. Ichthyosis comea.
Jackson'sche Epilepsie (nach dem englischen Arzt Hug^li-
ling^s - Jackson) partielle Epilepsie oder Eindenepi-
lepsie durch einen Herd in der Grosshimrinde bedingte auf
einzelne Muskelgruppen beschränkte Krämpfe.
cf. Monospasmus.
Jactatio (lat v. jactare, Intens, v. jacio werfen) die-
jenige Form von krankhafter Aufregung, welche sich durch an-
haltendes imruhiges Herumwerfen im Bette bemerkHch macht.
cf. Delirium. Typhus versatilis.
tfaniceps (v. Janus u. caput, Janus, [Zdv, Zevg] ein alt-
italischer Gott, dessen Bild ein zusammengewachsenes
Doppelgesicht zeigt, nach janua die Pforte, der „Pfört-
ner*') vd. Syncephalus.
Ichorrhämie (o Ix(oq eig. Blutwasser, Wundserum ;
ältere Chirurgen bezeichneten damit auch „dünnen,
schlechten Eiter und übles Wundsekret"; to alfia das
Blut) nach dem bisherigen Sprachgebrauch ziemhch identisch mit
Septikämie (s. d.).
Der Name wäre geeignet für denjenigen septikämischen Zu-
stand, bei dem die Intoxikation durch massenhafte in Jauche-
Digitized by
Google
letus 235
und Brandherden erzeugte putride Stoffe in den Vordergrund
tritt, und der mit der &seitigung der Jauchequelle, z. B. Ampu-
tation eines gangränösen Gliedes, eine rapide Besserung zu erfah-
ren pflegt.
cf. Febris traumatica.
Ichthyosis (o «Vi^v? Fisch.) dieFischschuppenkrank-
heit, eine meist ererbte, aber stets erst nach der Greburt zum
Vorschein konmiende krankhafte Veränderung der Kutis, welche
sich durch Bildimg entweder weisser, papierdünner oder dunkel
gefärbter, rauh anzufühlender Epidermismassen auszeichnet, welche
auf der Kutis fest aufsitzen imd die im Normalzustand die Ober-
haut durchkreuzenden Furchen imd Linien in noch deutUcherer
Weise hervortreten lassen.
Die verschiedenen Formen sind:
I. diffusa die über den ganzen Körper verbreitete I. Die
leichteste Form derselben, bei der es nur zu stärkerer Ausbildung
der natürHchen Furchen imd Falten der Haut kommt, ist das von
Wilson benannte Xeroderma. Bei rascherer Entwicklung der
übermässigen Produktion von Epithelmassen kommt es zur Bil-
dung von Schuppen. Die Haut bekommt dadurch das Aussehen
einer Fisch- oder Schlangenhaut, daher die Namen: I. serpen-
tina, I. cyprina, bei Bildung perlmutterglänzender Schuppen
I. nitida, L nacree [Alibert].
Den intensivsten Grad dieser Form stellt dar:
I. eornea s. hystrix s. Hystrieatio s. Hystrieismus
Stachelschweinkrankheit , „Stachelschweinmensch".
Die Krankheit okkupirt meist die ganze Haut, gewöhnlich aber
mit Ausnahme der Gelenkbeugen, des Gesichts, der Genitalien und
Handflächen, und besteht in dicken, hornigen. Öfter erhabenen
Auflagerungen.
I. follieularis die auf die FoUikel beschränkte Form der
Fischschuppenkrankheit, von Guibot Acne sebacea eornea
genannt.
I. congenita die schon während des intrauterinen Lebens
beginnende Form, bei welcher die gesammte Körperoberfläche der
in der Eegel 1 — 2 Monate vor dem Ende der normalen Schwanger-
schaft geborenen Kinder mit grösseren oder kleineren Homschil-
dem bäeckt ist. Die Kinder sterben stets wenige Tage nach der
Geburt.
I. linguae vd. Psoriasis, Leukoplakie.
I. sebacea neonatorum i. q. Cutis testacea.
1. Tulvae vd. Elephantiasis vulvae.
Ictas (lat. V. icere schlagen, Stoss, Schlag) laryng^is
[Charcot] s. laryngeale Synkope [Armstbong] s. laryn-
Digitized by
Google
236 Idiopathisch
geale Epilepsie [Gray] eine Neurose, bestehend in Anfällen
von schmerzhaften Empfindungen im Kehlkopf mit trockenem
Husten, nachfolgendem Schwindel, der in Bewusstlosigkeit über-
gehen imd schhessHch mit Konvulsionen verbunden sein kann.
Idiopathiscli {tSiog eigen, ro jid^og Leiden) nennt man
Krankheiten, welche selbständig, d. i. unabhängig von anderen
(protopathisch, primär im Gegensatz zu sekundär oder deu-
teropatlusch) auftreten.
Idiosynkrasie (i? ovy-xgä'jig Mischung) individuell ge-
steigerte Disposition zu Erkrankung auf kleine, für Andere fast
ganz imschädliche Gelegenheitsursachen, oder selbst auf physio-
logische Eeize hin; auch: das Auftreten unangenehmer Sinnes-
eindrücke durch Dinge, welche die Sinne anderer Individuen gar
nicht oder nur angenehm berühren.
Idiotismus oder Idiotie (ISioDuofiog oder iöicoTsia das
Wesen eines lÖKoxr^g, d. h. Privatmann, Laie, Sonderling^
von löiog, eigen) der angeborene Blödsinn, ein Zustand,
wobei von Geburt oder frühester Jugend an geistige Schwäche
besteht und die psychische Entwicklung gehemmt ist, so dass die
Individuen mehr oder weniger tief unter dem ihrem Alter ent-
sprechenden gewöhnhchen Durchschnittsmass von Intelligenz zu-
rückbleiben. Es gibt zwei Formen: die anergetische oder
apathische I., bei welcher die Kranken nur schwer aus ihrem
Stumpfsinn aufzurütteln sind, imd die erethische oder ver-
satile I., bei welcher die Aufmerksamkeit planlos hin imd her
gezogen wird. Man unterscheidet femer:
Imbceillitfit (im-hecillus ohne — Stab hacillum) leichtere
Fälle von I., Verstandesschwäche.
Fatuität (fatuus eig. geschwätzig, v. fariy (prjf^f) schwerere
Fälle, Blödsinn.
cf. Cretinismas, Dementia, Prognathismus, Progenaeus.
Idrosis, Idrosadenitis etc. vd. Hidro ....
Jejnnitis (jejunum nüchtern — sc. intestinum,
weil dieser Darm teil stets leer gefunden wird) Ent-
zündung des Jejunum vd. Enteritis.
Je.1nnostoiiiie (t6 axofia Mund") Anlegung einer künst-
lichen Fistel des oberen Dünndarmes. Um die Leber- imd Pan-
kreassekrete für die Verdauung nutzbar zu machen, schneidet Maydi».
das Jejunmn eine kurze Strecke unterhalb des Duodenum querdurch,,
verwendet das untere Ende zur Fistel und vereinigt das obere
Ende mit dem 10 cm. weiter unten längs incidirten Jejunum
durch Naht.
Jeqnirity-Oplitlialiiiie Augenentzündung, her-
vorgerufen durch das Infus der roten Patemosterbohnen, welches-
von DE Wecker gegen Pannus empfohlen wurde.
Digitized by
Google
Ikterus 237
Ig^nipanktnr {ignis Feuer, pungere stechen) das
Einsenken spitzer glühender Eisen in kranke Teile, z. B. in die
Gelenke zur Heilung beginnender Arthrokace.
Ikterus (6 txxeqog Name der betreffenden Krank-
lieit und eines kleinen gelben Vogels, dessen Anblick
die Krankheit heilen sollte — [Plinius]) Gelbsucht,
gelbe Färbung der Haut, Schleimhäute und der meisten flüssigen
und festen Substanzen des Körpers durch Gallenfarbstoff
(L hepatogenes) oder Blutfarbstoff (I. haematogenes),
wobei ein leichteres oder schwereres Allgemeinleiden vorhanden
ist, welches beim Stauungs-I. auf die Einwirkung der Gallen-
sauren auf die Zentralorgane und das Herz zurückzuführen ist.
I. hepatogenes s. mechanieus {rinaxo-yevrjg von r^Tiag imd
yJyvojLiai) Eesorptions- oder Stauungs-I., entsteht durch
Übertritt der mechanisch oder durch katarrhalische Schleimhaut-
schwellung oder Schleim Verstopfung des Ductus choled. (I. ca-
tarrhalis) an ihrem Austritt in das Duodenum verhinderten und
gestauten Galle in Blut- und Lymphgefässe.
I. melas s. Melanikterus höchster Grad der ikterischen
Pärbung bis zum Schwarzgrünen.
I. gravis eine lediglich symptomatische Bezeichnung, I. mit
• schweren nervösen Erscheinungen, sei es infolge toxischer Ein-
wirkung der veränderten Blutmischimg, insbesondere wohl der
Gallensäuren auf die Nervenzentra, sei es infolge des mit I. ver-
bundenen Gnmdleidens.
I. neonatorum die Gelbsucht der Neugeborenen,
nach der einen Ansicht hepatogenen nach der andern häma-
togen en Ursprunges. Die von Morgagni aufgestellte und von
Fremchs erweiterte Lehre, nach welcher beim Sinken des Blut-
druckes Galle in das Blut aufgenommen würde, ist unwahrscheinlich.
Nach der plausibelsten Erklärung von Birch-Hirschfeld handelt
-es sich um einen hepatogenen Stauungsikterus infolge einer Ver-
engerung der Gallenausfuhrungsgänge durch ödem.
I. menstrualis entsteht wahrscheinlich durch vikariirende
Hyperämie der Leber bei unterdrückter oder fehlender Men-
struation.
I. haematogenes der chemische oder Blut-L, hat mit
Galle und Gallenfarbstoff nichts zu thun. Er entsteht in der
Weise, dass der Blutfarbstoff innerhalb des Blutgefässsystems
•durch Zerstörung der roten Körperchen, z. B. bei Septikämie,
nach Einwirkimg von Chloroform, Phosphor etc. in Hämatoidin
umgewandelt wird, ein Körper von der Farbe, aber nicht von der
chemischen Konstitution des Bilirubin imd Biliverdin.
I. satürninus cf. Tabes satumina.
Digitized by
Google
238 Ileitis
Ileitis (ileum oder ile, is, gew. im Plur. iUa, tum der
Unterleib, die dünnen G-edärme) vd. Enteritis.
Ileotyplias i. q. Typhus abdominalis.
Ilens (gr. 6 eiXog Darmzwang, eXvco winde [Plinius],
Uta die Gedärme) s. Passio iliaca, Volvulus, Miserere
Darmwinde, Darmverschlingung, Darme^lend, Kot-
brechen, Bezeichnung für den durch jede Art von Darmver-
schliessung hervorgerufenen Symptomenkomplex.
I. paralyticus der nicht durch mechanische Hindemisse,
sondern durch meist chronische, schliessUch bis zur völligen Pa-
ralyse gesteigerte Insuffizienz der Peristaltik einer Dickdarmstrecke
durch Eoprostase hervorgerufene I.
cf. Chordapsus. Incarceratio, Intnssnsceptio, Torsio.
niaqueatio (laqueus Schlinge, v. Ucere locken) ein
schon von Celsus beschriebenes Operationsverfahren zur Korrek-
tion der Eichtung einzelner Cilien bei Distichiasis, wobei eine in
eine Nadel gefädelte feine Schlinge um das falsch stehende Haar
gelegt imd dasselbe mit der Schfinge diuxih einen Stichkanal ge-
zogen wird, der von dem falschen Haare zu den normalen Wim-
pern verläuft [Stellwag].
Illusion (illudtre täuschen, eig. hinspielen, v. in u.
ludö) Sinnestäuschung cf. Hallucination.
fmbecillität (imhecilUs oder ^us schwjich, in, ohne»
hacillum, Stab), vd. Idiotismus.
Immersion {im-mergere eintauchen) Behandlungs-
methode mit dem kontinuirlichen Wasserbade.
Immunität (in u. munus, -eris Amt, also eig. Frei-
sein von Diensten, Verschontbleiben) Unempfäng-
lichkeit gegen gewisse Krankheiten, Freibleiben von
solchen.
cf. Refraktär.
Imper f oratio {perforare durchbohren, per u. fores)
angeborener Mangel einer physiologischen Körper-
öffnung, z. B. ani, urethrae etc.
cf. Atresie, Stenochorie,
Impetigo {impetere angreifen , nexofiai fliegen) ein
pustulöser Hautausschlag, der nichts Charakteristisches gegen-
über von anderen mit Pustelbildung einhergehenden Affektionen
hat. Der Name I. ist nur mehr für folgende zwei Krankheits-
formen im Gebrauch:
I. contagiosa s. parasitaria. Unter Fiebererscheinungen tre-
ten meist bei Kindern im Gesicht, auf Kopf oder Handrücken
Digitized by
Google
Incarceratio 239
Stecknadelkopf- bis linsengrosse Pusteln auf, die sehr rasch zu
gummiartigen Krusten abtrocknen, unter denen die Haut glatt ist.
I. herpetlformis [Hebra] eine kleinblasige, nur bei Wei-
• bem während der Schwangerschaft vorkommende, mit schwerem
P^ Fieber einhergehende Pemphigusform, die meist zmn Tode führt.
^ Syn^: Herpes vegetans [Auspitz], Herpes pyaemicu»
•^ [Neumann], die leicnteste Form dieses Ausschlags ist der Her-
M pes gestationis [Bulkley] oder Hydroa gestationis
Q [Smith] [nach ZH].
^ I. syphiliticus vd. Syphilides.
"^ Implantatio QaU y. implantare einpflanzen) das £in-
hi heilen von Hautstücken oder von extrahirten Zähnen, die ent-
^ weder von demselben Individuum oder von einem anderen stam-
^ men, in ihre alte Alveole oder in eine andere.
a
Impotentia (vom verneinenden in ■=■ un imd vosse kön-
nen) das Unvermögen den Beischlaf zu vollziehen. Man unter-
^ scheidet eine Impotentia coeundi, bei der überhaupt eine
Inmiission des männhchen Gliedes nicht möghch ist, und eine
rrt I. generandi, bei der wohl ein Koitus erfolgt, der ejakuhrte
Q^ Samen aber unfruchtbar ist.
r^ Die I. coeundi ist entweder eine organische, auf patho-
ft logischen Verändenmgen des männhchen Gliedes (Chorda) be-
ruhend, oder eine I. psychica, durch psychische Einflüsse,
Mangel an Selbstvertrauen, Furcht, Scham bedingt,
cf. Aspermatismus, Azoospermie.
Inacidität [in, acidus sauer) Säuremangel, gebraucht
vom Fehlen der Salzzäure im Magensaft, einem Symptom, welche»
mit seltenen Ausnahmen dem Magenkrebs eigen ist, konstant, wie
es scheint bei der amyloiden Degeneration imd der voUentwickel-
ten Atrophie der Magenschleimhaut, inkonstant bei chron. Ka-
tarrhen, Eumination, perniziöser Anämie, toxischer Gastritis u. a.
Magenaffektionen vorkommt.
cf. Anchlorhydrie, SubaciditÄt, Peraciditat.
InaktiTitätsatrophie {vd, Atrophie) durch Nicht-
gebrauch eintretender Schwund der Muskeln.
Inanition (inanis leer, eig. in-acna ohne Feld) der
durch unzureichende Nahrungsaufnahme bedingte anämische imd
marantische Zustand.
cf. Atrophie, Hektik, Marasmiu.
Incarceratio (carcer Einschluss, Gefängnis) die
Einklemmung.
I. herniae besteht vorzugsweise in gehemmter Fortbewegung
Digitized by
Google
240 Incamatio unguis
des Darminhaltes in den Darmschlingen eines Bruchsackes und
in Störungen der Zirkulation in denselben mit reflektorischen
nervösen Erscheinungen, hervorgerufen durch Einschnürung bei
relativ zu engem Bruchsackhals.
f. stercoraeea {eng(mement) , Koteinklemmung, wenn,
bei Vorlagerung eines Teils des Dickdarms, feste Kotmassen im
Bruchsack sich angesanmielt haben, worauf der Grenuss schwer
verdaulicher Speisen von Einfluss ist.
I. elastica (akute, inflammatorische) wenn ein Darm
durch eine sehr enge Öffnimg herausgepresst wird, die kompri-
mirten Teüe im Bruchsack sich wieder ausdehnen, alsbald an-
schwellen und nun für die Öffnung zu gross werden. Die Darm-
sdüinge ist dabei ganz leer und zusammengefallen [Linhabt].
I. interna innere Darmeinklemmung, Aufhebung der
Durchgängigkeit des Darmkanals mit dem Symptomenkomplex
des Ileus, sei es durch Pseudoligamente (für solche Fälle dient die
exaktere Bezeichnung Strangulatio, früher Chordapsus),
durch Netz, Gekröse, Divertikel, innere Bruchpforten {vd, ELemiae
intemae), aber exkl. Torsion, Obturation, Invagination, Schlingen-
bildung, Striktur und Greschwülste.
Incarnatio nn8:iiis {caro, camia Fleisch) Ein-
wachsen des Nagels, d. i. der zu breiten Seitenränder des
Nagels in die Kutis des Nagelfalzes, welche durch den Druck
gereizt imd entzündet in Ulzeration und Wucherung gerät
(Paronychia).
Incisio {in-cido) das Einschneiden.
Inclinatio pelTis {indinatio Neigung, pelvis das
Becken) der Beckeneingangswinkel, der Winkel, welchen
bei aufrechter Stellung die Conjugata vera (des Beckeneingangs)
mit dem Horizonte macht.
Incohaerenv {cohaerere zuBammenhängen) der feh-
lende Zusammenhang sc, der Ideenassoziationen.
Incontinentia (con-tinere behalten, an sich halten).
I. alvi (aZt7t<« Bauch) Unvermögen, den Stuhl zurück-
zuhalten, imfreiwillige, jedoch nicht unbewusste Kotentleerungen,
meist auf Lähmung des Sphincter ani beruhend.
1. urinae unwillkürlicher Harnabgang, resp. an-
dauerndes Unvermögen, den angesammelten Harn längere Zeit in
der Blase zurückzuhalten (cf, Enuresis).
I. urinae paradoxa das Abtröpfeln des Urins bei über-
mässig gefüllter Blase.
I. vulvae i. q. Garrulitas vulvae.
Incrastatio {crusta Kruste) i« q. Petrificatio.
Digitized by
Google
Infarkt 241
Incnbatio {in-cuhare auf etwas liegen, brüten) die
Zeit, welche vom Moment der Ansteckung bis ziun Ausbruch der
ersten Symptome einer Infektionskrankheit vergeht,
cf. Latenz, Stadium.
Incabns, Asthma noeturnum das sogen. Alpdrücken,
Nachtmännchen, ein häufig im Schlafen eintretendes Op-
pressionsgefühl, mit dem der Scflafende erwacht.
Indigestion (digerere verdauen) Verdauungsstö-
rung im Sinn von Dyspepsia acuta,
cf. Gastrlcismus.
Indikation (in-d^care anzeigen, Intens, von indicere)
Anzeige des therapeutischen Handelns. Je nach den
massgebenden Gresichtspunkten spricht man von I-o causalis,
morbi, symptomatica, vitalis.
cf. Contraindikation, palliativ.
Indnzirtes Irresein i. q. Fohe ä deux.
Indoratio (durtis hart) s. Sklcrosis Yerhäriung
jeder Art {cf. Cirrhosis).
I. Hunteri die HuNTER^sche I., welche in Form eines Knöt-
chens, einer Platte etc., auftritt und durch oberflächlidien Zerfall
2um harten, echt syphilitischen Schanker führt, oder zu einer
schon bestehenden syphilitischen (oder auch pseudosyphilitischen)
Ulzeration als charakteristisches Zeichen der spezifischen syphi-
litischen Infektion spätestens innerhalb vier Wochen hinzutritt
(cf. Ulcus).
I. hepatis vd. Hepar indiu-atum.
Braune I-on der Lunge ist die Folge von Blutstauung
bei Anomalien des Herzens, welche zu Grefäss-Ektasie, Bindege-
webshyperplasie und Hypertrophie der muskulösen Elemente des
Lungenparenchyms führt, verbunden mit diffuser bräunUcher Pig-
mentinmg als Folge minimaler Zerreissungen der Kapillar- und
Übergangsgefässe [Rindfleisch].
cf. Callositas.
Inertia uteri {inertia Ungeschicklichkeit v. in u.
ars) vd. Exhaustio.
InfarliLt (in-farcio hineinstopfen) Anschoppung,
selten im Sinn der Ablagerung von chronischen Entzündungs-
produkten (Uterus-L), Salzen (Nieren-L), am häufigsten im Sinn
von embolischer Verstopfung kleiner Arterien, besonders End"
Arterien der Organe durch fortgespülte Venenthromben oder
andere Körper, imd der damit verbimdenen Blutextravasation
(hämorrhagischer L, Blutknoten), welche, dem verstopften
Oefässgebiet entsprechend, gewöhnlich eine keilförmige Grestalt
hat und zu stände kommt durch Füllung des verstopften Strom-
Roth*8 Klinische Terminologie. 4 Aufl. ]^g
Digitized by
Google
242 Infektion
gebietes liickwärts von der Vene her, venninderte Ernährunff der
Gefässwände infolge der stockenden Zirkulation und dadurch er-
leichterten Austritt des Blutes (hämorrhagische Infiltration der
Nachbarschaft per diapedesin, zuweilen per rhexin), worauf ent-
weder eine demarkirende iiitzündung, fettige Resorption und
Vemarbung, Gangi-än, oder ein metastatischer Abszess folgt,
cf. Embolie, Pneumonia embolica, Abscessus metastat.
Nieren-I. (nicht zu verwechseln mit dem hämorrhagischen
I. der Niere) Anhäufung von Salzen (oder Pigment) im Nieren-
gewebe, besonders in den Pyramiden. Dieselben liegen bald im
Lumen oder in den Membranen der Hamkanälchen, bald in den
Epithelien, bald im Zwischenbindegewebe. Es kommen vor:
Harnsäure- 1. aus Harnsäure imd hamsaurem Natron,
etwa bei der Hälfte aller Neugeborenen, wahrscheinlich als.
Folge des durch die Atmung plötzlich veränderten Stoff-
wechsels, und bei Arthritikern.
Kalk-I. aus kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk, im
höheren Mannesalter und bei umfänglicher Eesorption an
.den Skeletteilen.
Tripelphosphat-1. und
Pigment-I. (im Innern der Hamkanälchen) — und noch
einige andere.
Uterus-I. Uterushypertrophie durch Bindegewebshyper-
plasie, ziemlich identisch mit Metritis chron. (s. d.).
Infektion (in-ficio hineinthun, anstecken) An-
steckung, Übertragung eines von Menschen oder Tieren oder
einem Miasma herrührenden imd sich weiter entwickelnden
Krankheitskeimes, wobei es (gegenüber der Intoxikation) nicht
sowohl auf die Quantität als auf die Qualität des Virus ankommt.
Die Infektionskrankheiten, Morbi contagiosi, werden
eingeteilt [nach Liebermeister] in
a) miasmatische: Miasma ist ein spezifischer Krankheits-
erreger, welcher ausserhalb und unabhängig von einem vorher er-
krankten Organismus sich erzeugt;
b) kontagiöse, ansteckende: Kontagium ist ein spezi-
fischer Krankheitserreger, welcher in dem an der spezifischen
Krankheit leidenden Organismus sich entwickelt und von dem
Kranken auf den Gesunden durch (mittelbaren oder unmittel-
baren) Kontakt übertragen wird. — Je nachdem der spezifische
Ansteckungsstoff am Kranken, resp. den kranken Teilen fixirt
bleibt imd nur durch unmittelbare Berührung oder Überimpfung
(und zwar zuerst immer nur lokal) ansteckend wirkt, oder diffus
in die nächste Umgebung des Kranken sich verbreitet, unter-
scheidet man fixe und flüchtige Kontagien;
c) miasmatisch -kontagiöse: Ej-ankheiten, die weder rein
miasmatisch noch rein kontagiös sind, deren Ansteckungsstoff
vielmehr zwei Entwicklungsstadien zu durchlaufen hat, bevor er
Digitized by
Google
Inflammatio 243
ansteckungsfähig wird, eines innerhalb eines erkrankten Individu-
ums, eines ausserhalb,
cf. Zymosen.
Infiltration (fiUrum Seiher, Seihetueh, y.filum der
Faden, Filz).
a) Bei einzelnen Zellen versteht man darunter die Intus-
suszeption und Ablagerung von Stoffen aus dem Blute, welche in
den Zellen wie der Niederschlag auf einem Filter zurückgehalten
werden (Verkalkung, Pigmentirung, Amyloid- imd Fettinfiltration).
b) In Geweben und Organen: deichmässige Anschwellimg
und Verdichtung grösserer Abschnitte derselben, verursacht durch
eine Ablagerung von Entzündungsprodukten, Neoplasmen, Fett,
Serum etc. in sehr zahlreichen, aber kleinen Herden.
Markige I. der PEYER'schen Drüsenplatten und der solitären
Follikel bei Typhus abdominalis beruht auf einer exzessiven Ver-
mehrung der zeUigen Elemente, die entweder zur nekrotischen
Zerstörung oder zur äÜmählichen Rückbildimg führt. In diesen
markig infiltrirten Drüsen sind von Eberth und anderen be-
stimmte Bacillen (Bacillus typhosus Eberth) nachgewiesen worden.
Initltratum corneae vd. Keratitis.
Inflammatio {in-flammare in Flammen setzen, ent-
zünden) s. Phlogosis die Entzündung.
I. catarrhalis Entzündimg von epithelbekleideten Flächen,
vd. Catarrhus.
I. parenehymatosa die dem offen mündenden Drüsengewebe
eigentümliche Art der Entzündung, welche wesenthch in einer
Veränderung der Parenchymzellen besteht, die als „trübe Schwel-
lung'* {vd. Degeneratio) bezeichnet wird.
I. interstitialis (v. inter-sisto) die dem Bindegewebe und
den Gefässen eigentümliche Entzündungsform. Der Name „Ent-
zündung" bezieht sich zimächst auf die hervorragende Rolle,
welche das Gefässsystem bei der Entzündung spielt. Neben der
Hyperämie wird eine Schwellung der entzündeten Teüe noch be-
wirkt durch den Austritt von Blutbestandteüen (extravasirende
Hyperämie), das sogen, entzündüche Exsudat, aus Serum und
weissen Blutzellen bestehend, welche letztere durch die Grefäss-
wände „ausschlüpfen" und sich als Wanderzellen {cf. amöboid) in
die Umgebung verbreiten, wo sie entweder in den Geweben liegen
bleiben und der fettigen Degeneration und Eesorption verfallen,
oder Abszesse bilden, oder organisirt werden, oder in die Lymph-
gefässe gelangen. Wesentlich ist die Alteration der Wandungen
der kleinen Gefässe, infolge deren die zeUigen Elemente in grösserer
Menge hindurchtreten : entzündliche Diosmose, Diapedesis
[nach Rindfleisch].
cf. Stasis.
16*
Digitized by
Google
244 Influenza
L per continuitatem Ausbreitung der Entzündung von
einem auf einen anderen kontinuirlich damit zusammenhängen-
den Teil.
I. per contiguitatem Ausbreitung der Entzündung auf
Teile, welche mit den primär entzündeten in Berührung sind, z. B.
von der Pleura pulmonalis auf die PL costalis.
Influenza {ital das Wort deutet wahrscheinlich
auf einen präsumirten atmosphärischen Einfluss hin —
influere beeinfluBsen — nach Anderen auf die „Mode-
krankheit") epidemisches Katarrhalfieber, Grippe (von
gripper greifen), eine von Zeit zu Zeit in ausgedehnten Epidemien
mit Katarrh der Eespirations- und Verdauungsorgane, Fieber und
bedeutenden nervösen Erscheinungen auftretende und kritisch
endende akute Infektionskrankheit.
Infraktion (frangere) Einbrechung z. B. eines Stückes
des knöchernen Schädels nach dem Schädelramn, oder Ein -
knickung z. B. von Röhrenknochen nach Art der Knickung
einer Papierrolle. Die Einknickung, ein partieller Bruch, kommt
nur bei sehr weichen, zumal rhachitischen Kinderknochen vor, in-
dem die mangeUiafte Anbildimg kompakter Substanz auf der
Aussenfläche der Knochen bei gleichzeitiger physiologischer
Resorption der kompakten Substanz von der Markhöhle aus zu
einer Dickenabnahme der Rinde führt.
cf. Fractura.
Infnsion {in-fundere hineingiessen) das Eingiessen
von Arzneimitteln ohne Anwendimg eines besonderen Druckes im
Gegensatz zur Injektion. Man unterscheidet eine interstitielle
I. (z. B. HEGAR'sche Wassereingüsse in Darm, Magen, Blase
u. s. w.), eine parenchymatöse I. und eine hy podermatische I.
Die intravenöse Infusion findet in neuerer Zeit ihre Anwen-
dimg an Stelle der Transfusion.
Inhalation (H. von inhdlare zuhauchen, einatmen)
Einatmung von Dämpfen und Gasen als Heilmittel bei Er-
krankungen der oberen Luftwege.
Injektion (in-jicio hineinwerfen) Einspritzung,
reinigende oder medikamentöse, in Körperhöhlen oder durch Stich-
kanäle unter die Haut (subkutane I.) oder in die Tiefe der
Organe (parenchymatöse I.) t>i 4.
Pathologisch-anatomisch im Sinn der strotzenden Blut-
füllung der kapillaren und kleinen arteriellen und venösen Ge-
fässchen eines Teiles als Symptom der aktiven Hyperämie.
Inocnlatio {oculus Auge, Knospe) das Einimpfen.
I. vaeeinae i. q. Vaccinatio.
Inopexie (17 tg, lv6g Faserstoff, 17 nti^ig Gerinnung,
V. üiYiyvvfii festmachen) Disposition des Blutes zur Germnung
im lebenden Körper.
Digitized by
Google
Insultus 245
Inosnrie (ovgeco harnen) Vorkommen von Inosit (s. d.)
(Mufikelzucker) im Harn bei Polyurie mid neben dem Trauben-
zucker bei Diabetes.
Insertio Telamentosa fanicnli umbilicalis
(velamentum Hülle) eine nicht seltene Abnormität, wobei sich
die Nabelschnur nicht direkt an der Plazenta inserirt, sondern
mehr oder weniger weit vom Eande derselben in die Eihäute über-
geht und die Nabelschnurgefässe in den Eihäuten nach der
Plazenta hin laufen, wobei die zwei Nabelarterien gerne zu
einem gemeinschaftlichen Stamm verschmelzen [Schröder]. Bei
der sehr seltenen Insertio furcata funic. umbil. gabelt sich
die Nabelschnur in zwei Schenkel, mit denen sie zentral oder
exzentrisch inserirt.
Insolation (sol Sonne) s. Siriasis Hitzschlag,
Sonnenstich, die Folgen zu hoher Temperaturwirkung, am
häufigsten der Sonnenhitze, auf den Organismus. Die pathologische
Anatomie dieser Affektion ist zur Zeit noch nicht festgestellt. Als
wesenthch wird eine exzessive Erhöhung der Körpertemperatur
angesehen.
Insomnie (somnus eig. sop-nus v. Stamm sop, verw. mit
sopor der Schlaf) i. q. Agrypnie.
Insonfflatenr (frz. v. sub-flare) Instrument zumEin-
b lasen gepulverter Arzneistoffe in den Nasenrachenraum, Rachen,
Kehlkopf. Insufflation das Verfahren des Einblasens.
Inspektion oder Adspektion Besichtigung, Be-
standteil der klinischen Untersuchungsmethoden.
cf. Auscultation, Palpation, Percossion, Mensnration.
Insuffizienz (sufficere genügen) ungenügende
Funktionsfähigkeit eines Organs, insbesondere muskidöser
Organe (Augenmuskeln, Herz, Magen, Darm). Hinsichtlich eines
Klappensystems: gestörte Schlussfähigkeit desselben.
cf. Incontinentia.
Insnltns {in-silire hineinspringen, salio) der Anfall.
F. hysterieus der eigentliche hysterische Anfall
(zum Unterschiede von anfallsweise auftretenden hysterischen
Symptomen) besteht in allgemeinen klonischen Zuckungen oder
Zwangsbewegungen, gewöhnlich von schreienden Tönen und un-
regelmässiger Atmung begleitet, in schwereren Fällen mit Bewusst-
seinsverlust und epileptiformen Krämpfen (Hysteroepilepsie);
oder der Anfall äussert sich in Form kataleptischer Zustände,
oder hysterischer Geistesstörungen, oder der Synkope hysterica.
I. apopleeticus, epilepticus, eklamptieus, maniaealis etc.
vd. Apoplexie, Epilepsie etc.
cf. Paroxysmus.
Digitized by
Google
246 Intentio
Intentio (in-tendere anspannen, anstrengen) in der
Chirurgie oft gebraucht in dem Ausdruck
Regeneratio s. Sanatio per primam oder seenndam in-
tentionem.
Die Wundheilung per primam I. tritt in zwei Formen auf:
1. als unmittelbare Vereinigung. Die Wundflachen ver-
kleben durch eine eiweisshaltige Flüssigkeit und verwachsen ohne
weitere Eötung und AnschweUung in wenigen Tajgen definitiv;
2. als Heüung mit oberflächlicher molekularer Nekrose des
Wundrandes, deren Partikelchen jedoch ohne weitere Eiterung
wieder resorbirt werden. Die Wundränder werden hyperämisch
und schwellen durch eine seröse und zeUige Infiltration etwas
an. Dieses plastische Infiltrat liefert die verbindende Grund-
substanz.
Bei der Heilung per secundam I. fehlt die direkte Ver-
klebung der Wundränder, die Wunde verwandelt sich in ein
offenes eiterndes Geschwür. Gegen den fünften Tag erscheinen
Granulationen (s. d.), von denen eine pyogene oberflächliche
und eine tiefere plasmatische Schicht zu unterscheiden ist.
Daraus bildet sich erst homogenes, dann faseriges Bindegewebe,
das Narbengewebe, worin die Gefässe anfänglich persistiren, all-
mählich verschwinden. Die dünne Epidermis, mit welcher das
Narbengewebe sich überzieht, wird von der Nachbarschaft ge-
liefert.
cf. Cicatrix,
Intentionstremor {intendere anspannen , tremere
zittern) das bei willkürlichen Bewegungen auftretende Zittern,
ein Symptom der multiplen Sklerose.
cf. Sklerosis.
Interkalarstaphylom (intercälare einsehalten, von
calare rufen, xaXsTv) vd. Staphyloma.
Interkostalnenralg^ie, Kenralg^ia intercosta-
lis (Sammelname für alle Neuralgien, die im Gebiet
der zwölf Dorsalnerven ihren Sitz haben ; tnter costtis
zwischen den Bippen). I. ist entweder eine rheumatische
oder traumatische, oder sekundär nach Erkrankungen der Lunge
imd der Pleura, und Affektionen des Eückenmarks und der
weiblichen Geschlechtsorgane. Von differentiell- diagnostischer
Bedeutung für das Leiden sind die VALLEix'schen Äints dou-
loureux.
cf. Puncta dolorosa.
Intermediär (inter dazwischen, medium die Mitte)
im Gegensatz zu primär und sekimdär, z. B in Bezug auf die
Zeit einer Operation, wenn dieselbe später als etwa achtundvierzig
Stunden nach einer Verletzimg, in der Periode der Infiltration und
entzündlichen Reaktion und vor dem Verschwinden dieser vorge-
nommen wird.
Digitized by
Google
Intussusceptio 247
I]tternieitiit£:ealapoplexie (17 f^fjvtyS Haut, hier
Hirnhaut, vd, Apoplexia) Blutung zwischen Dura und Arach-
noidea, z. B. bei Durchbruch eines Haematoma durae matris
(s. d.).
Intermissioit (inter-mittere einen Zwischenraum
freilassen, aussetzen) das vollständige Pausiren von Krank-
heiten oder deren Symptomen.
cf. Remission.
Intermittens sc. Febris s. d. u. Malaria.
Intertrlg^o {ttro reibe) das Fratt- oder Wund sein,
Rötung der Haut mit Mazeration und teilweisem Verlust der
Epidermis infolge längerer Einwirkung von Feuchtigkeit, besonders
Schweiss.
f. perinealis {jtegva Hüftknochen s. perinea) „Wolf ^
Intimidation (timidus furchtsam) I.-System [Letiret].
Behandlungsweise bei Psychosen, welche durch Douchen jede
krankhafte Äusserung zu unterdrücken und so die Psychose zu
heilen sucht [nach Kräpelin].
Intoxikation (vd. Toxicum) Vergiftung, die schäd-
liche und bei Aufnahme von relativ grösseren Mengen sicher tot-
liche Wirkung gewisser chemischer, pflanzlicher und tierischer
{Schlangengift) Stoffe, deren Wirkungsintensität im Verhältnisse zu
ihrer Quantität steht.
cf. Infektion.
Intrafötation, Foetus in foetu, Doppelmissbildungen,
hei denen ein Individuum entwickelt, das andere verkümmert ist
und als parasitische Masse ein Anhängsel in gewissen Körper-
gegenden des entwickelten bildet. Man unterscheidet je nach dem
Sitz der parasitischen Teile eine I. abdominalis, I. capitis,
I. sacralis.
cf. Engastrius, Epigastrius, Epignathus, Pygopagus, Teratom.
Intubation (tubus = tuba Bohre) des Kehlkopfs, Ein-
führung von Kehlkopfkanülen, welche liegen bleiben, vom Munde
aus, zum Zweck der Erweiterung von Stenosen, neuerdings besondera
bei Kehlkopf-Croup mit Erfolg angewandt (0' Dwyer).
Intumeszenz (intumesco aufschwellen Inchoat. von
tumeo mit verstärkendem in) die Anschwellung als Vor-
gang, das Anschwellen.
cf. Tumor.
Intussusceptio {intus nach innen hinein, suscipere
aufnehmen, von sus = sub von unten, aufwärts, capio
nehmen) s. Invaginatio (vagina die Scheide) sc. intestinorum,
Darmein Schiebung, Einstülpung eines Darmabschnittes in den
Digitized by
Google
248 Invaginatio
zunächst folgenden weiteren, seltener in den vorausgehenden, was
zur Aufhebung der Durchgängigkeit führen kann.
Der äussere Zylinder bildet das Intussuscipiens oder die
Scheide, die beiden mittleren das Intussusceptum. — Am
häufigsten ist Einstülpung von Ileum und Cöcum in das Kolon
(Invaginatio ileocoecalis).
cf. Prolaps, Ileus.
lüTag^inatio i. q. Intussusceptio.
IiiTasioit (in-vadere eindringen) Ansteckung mit
Organozoen (Invasionskrankheiten),
cf. Stadium invasionis.
liiTersio (in-vertere um- oder einwärtswenden).
I. testis Einwärtskehrung, d. i. diejenige Stellungsveränderung:
des Hoden, bei welcher sein freier Rand statt nach vorne nach
innen steht.
I. uteri teilweise Einstülpung oder derartige totale Um-
stülpung des Uterus, dass der Fundus durch den Muttermund
hindurchgetreten ist (I. completa).
I. vaginae Einstülpung der vorderen oder hinteren Scheiden-
wand oder beider in die Scheide oder in die Vulva.
1. resicae i. q. Ektropia vesicae.
I. viscerum vd. Situs transversus viscerum.
InTolntion {in-volvere einwärtswälzen) der Vorgang
der Rückbildung z. B. des Uterus im Puerperium, oder der
Organe im Alter (senile I., Involutionsperiode, opp. Evolution).
cf. Subinvolutio.
Jodismns (iMdfjg iosidrjg v. to i(yv u. sXdoHf veüchen-
artig — von der blauen Farbe der Joddämpfe) Jod Ver-
giftung, kommt vor als J. acutus und chronicus.
Iracnndia morbosa pathologische Zornsucht.
Iridektomie {rj Igig, igiSog Regenbogen, Regen-
bogenhaut, s. auch Iris, ix-TSfirco ausschneiden) Aus-
schneidung eines Stückes der Iris von einer künsthchen
Hornhaut- oder Skleral wunde aus, entweder zum Zweck der Kore-
morphose (optische Iridektomie), oder in kurativer Absicht bei
gewissen Augenkrankheiten (Glaukom u. s. w.).
cf. Iridotomie.
Iridenkleisis (^ ey-xXeioig v. syxkeio) einschliessen)
die Einklemmung einer Irisfalte in einen langen und engen
Wundkanal der Lederhaut, als Ersatz der Iridodesis.
Irideremie {rj igrjf^ia Mangel, v. sgrifiog) s« Aniridie
angeborener Irismangel.
cf. Eoloboma iridis.
Digitized by
Google
Iridoplegia 249
Irido-Chörloiditis (vd. Chorioiditis) gemeinschaft-
liche Iris- und Aderhautentzündung, Entzündung de»
Uvealtraktus, tritt analog der Iritis als L plastica, serosa,
parenchymatosa (suppurativa) und gummosa auf; prak-
tischer ist jedoch folgende Einteilung [nach de Wecker] :
I. consecutivii die sekundäre L, welche nach Iritis durch
Übergreifen der Entzündung auf die Chorioidea häufig auftritt,
konstant aber dann, wenn es zu zirkulären hinteren Synechien ge-
konunen ist.
I. spontanea die primäre L, anfänglich nur Cyklitis.
Hier gehen die Funktionsstörungen den Zeichen der Iritis voraus
imd treten polare Katarakte ein, welche sich nicht durch Exsudate
von Seiten der Iris erklären lassen.
I. sympathica (traumatica) ist sympathische Ophthalmie,
welche fast immer nur unter der Form einer I. plastica auf-
tretend infolge von Verletzung des anderen Auges,
insbesondere des Verweilens eines Fremdkörpers darin entsteht.
Der sympathische Eeiz wird durch die Zihamerven übertragen.
Iridodesis (17 öemg Binden, v. deco) veraltete Ersatz-
methode der Iridektomie, wobei die aus der künstlichen Hornhaut-
wunde hervorgezogene Irisfalte mit einem dm-ch den Limbus con-
junctivalis gezogenen Faden fixirt wurde.
cf. Iridenkleisis.
Iridodialysis {öiaXvo) auflösen) die Ablösung der Iris
vom Ziliarrande.
Iridodonesis {Soveco schwanken), Iris tremnlans.
Schlottern der Iris, welches sich einstellt, wenn die Regen-
bogenhaut ihrer natürlichen Stütze, der vorderen Linsenkapsel,
durch Schnunpfimg oder Entfernung der Linse beraubt ist.
cf. Hippns.
Iridokoloboma vd. Koloboma iridis.
Iridonkosis (6 oyxog die G-eschwulst, Syxoco) Uveal-
staphylom: wenn es bei meist vollständigem Pupillarverschluss
zu einer sehr bedeutenden Vortreibung der ganzen sehr ver-
dünnten Iris kommt.
Iridoplegria (jtXijaao} schlagen) Lähmung der Iris-
muskulatur. Zu unterscheiden:
1) Akkommodative I. Fehlen der Pupillen Verkleinerung,
beim Versuch zu akkommodiren.
2) Reflektorische I. Verlust des Lichtreflexes oder Ver-
lust der reflektorischen Dilatation der Pupille bei Haut-
reizen.
Am häufigsten Teilerscheinung bei Tabes und progressiver
Paralyse.
Digitized by
Google
250 Iridoptosis
Iridoptosis (»J jtt&oig von m7tx<o fallen) = Prolapsus
iridis.
Iridoschisis,- isma {oxiC(o spalten) i. q. Xoloboma
iridis.
Iridotomie (ji xo/uij v. xifAvoa) Einschneidung des
Irisrandes von einer anderseitigen künstlichen Homhautwunde
aus (mit der WECKER'schen Scheerenpinzette), den strahlenförmigen
Muskelfasern gleichlaufend, worauf durch Eetraktion der Kreis-
muskelfasem Bildung einer künstlichen Pupille erfolgt.
cf. Iridektomie.
Iri8 (^Igtg die G-ötterbotin des Begenbogens, iQig die
Veilehenwurzel, der Begenbogenstein) Bezeichnung für
jene krankhaften Erscheinungen auf der Haut, welche sich dm*ch
inein andergelagerte Kreise oder durch einen Kreis, dessen
Zentrum durch eine Effloreszenz angedeutet ist, auszeichnen, z. B.
Herpes ins etc.
cf. gyratus, annulatus, circinatus.
Iritis Regenbogenhautentzündung.
Pathologisch-anatomisch sind zu unterscheiden [nach
DE Wecker, Gräfe und Sämisch, Hdb.]:
I. siinpicx in akuter und chronischer Form, idiopathisch oder
nach Konjunktiva- und Komeaerkrankungen ; Verfärbung und
mattes Aussehen der Iris, Kanmierwasser wenig oder gar nicht ge-
tmbt, kein plastisches Exsudat.
I. plastica bei welcher Form sich die entzündlichen Exsudate
hauptsächlich auf der Hinterfläche der vorderen Augenkanmier
{Iris und Linsenkapsel) ablagern.
I. serosa. Hierbei tritt das Entzündungsprodukt unter der
Form einer serösen Flüssigkeit auf, aus welcher sich die koagu-
lirbaren Elemente niederschlagen und auf der Vorderfläche der
Augenkammer, der DESCEMET^schen Haut, einen kömigen, meist
punktförmigen Beschlag bilden (früher als Hydromeningitis
oder Descemetitis bezeichnet).
I. parencliymatosa und suppurativa. Hierbei wird das ent-
zündliche Produkt in das Irisgewebe selbst abgelagert, wodurch
eine beträchtliche Schwellung desselben hervorgemfen wird. Die
suppurative Form, wobei eine Einwanderung lymphoider Zellen
ausser in das Irisgewebe auch in die vordere Kammer stattfindet,
wird auch als Hypopyon-Jritis bezeichnet.
Ätiologisch sind zu imterscheiden :
I. syphilitica s. gummosa charakterisirt durch meist zen-
trale Entwicklung kleiner gummöser Knoten, unter anfänglich
relativer Integrität des angrenzenden Irisgewebes. — Bei früher
behandelter Syphilis tritt die I. häufiger in der plastischen
Form auf.
Digitized by
Google
Ischias, Ischialgie 251
1« rheumatiea die mit rheumatischer Diathese zusammen-
Mnffende I., dm-ch vorwiegende Teihiahme des Episkleralgewebes
an der (plastischen) Entzündung charakterisirt.
I. blennorrhagica in Zusammenhang mit Tripper. Jn den
von Wecker beobachteten Fällen ging dieser — aus plastischer
imd seröser I. gemischten — Form stets eine rheumatische Ge-
lenkerkrankung (Arthrophlogosis gonorrhoica) voraus, doch ohne
die Charaktere der vorigen Form.
I. tubereulosa, sekundär nach Tuberkulose anderer Organe:
Auftreten von graugelben {Tuberkel-)Knötehen, erst in der Peri-
pherie, später im Pupillargebiet.
I. leprosa Knötehen im Ziliarteil der Iris, sonst wie I. serosa
oder plastica.
Irradiation (in und radius Strahl) Ausstrahlung,
Mitempfindung, von Schmerzen gebraucht, wenn sich die Er-
regung von einer sensiblen Faser auf . andere benachbarte über-
trägt (bei entfernteren: sympathisch). Die Erregung geschieht
in den Zentralorganen, wird aber nach dem Gesetz der exzen-
trischen Projektion in die Peripherie verlegt.
cf. Reflex.
lrri£:ator (ir-rtgare Wasser wohin leiten) Vorrich-
tung zm- ausgiebigen Bespülung (Irrigation) von Wunden,
Körperhöhlen ete. mit einem schwachen Wasserstrahle.
Irritantia (sc, remedia) reizende Mittel, vd. Acria.
Irritation (ir-rltare anreizen, v. in-rire anknurren)
die Eeizung.
Spinal-I. Symptomenkomplex, der in neuralgieartigen, ihren
Sitz wechselnden Schmerzen im Körper, zugleich mit grosser
Druckempfindlichkeit einzelner Domfortsätze der Wirbelsäule be-
sonders bei nervösen und hysterischen Personen besteht.
cf. Erethismus, Puncta dolorosa.
Iscitämie (toxo) Nebenf. von exco halten, hemmen;
To affia das Blut) Hemmung der Blutzufuhr infolge Vermeh-
i-ung der Widerstände, insbesondere durch Gefässkrampf, und die
dadurch hervorgerufene lokale Anämie (Anaemia spastica).
Iscitiagra {vd. Ischias, ^ äyga Falle) Hüftgicht vd.
Arthritis urica.
Iscllias, Isdlialffie (^ laxtdg, sc. voaog, von TO laxiov
Hüfte, TO äkyog Schmerz) s. Malnm €otannii, Neuralffia
isehiadiea Hüftweh, Neuralgie eines Teiles des Plexus sacralis,
betrifft teils die von den sensiblen Fasern des Nervus ischiadicus,
teils die vom N. cutaneus femoris posterior versorgten Teile, bald
oberflächlich, bald in der Tiefe.
Digitized by
Google
252 Ischiocele
Als Ischias antica wird die Neuralgie des N. crurali»
bezeichnet (Plex. lumbalis), wobei die Schmerzen entweder auf
der äusseren und angrenzenden hinteren Schenkelflache bis gegen
das Knie herab oder in der mittleren und inneren Partie der
Vorderschenkelfläche, vorderen Kniegelenksgegend, inneren Fläche
des Unterschenkels und des inneren Fussrandes sitzen.
Ischiocele (97 xi/Ai; Bruch) = Hemia ischiadica.
Isdiiopag^ns (vom Stamme ütay, wie in jiaysig, IL Äor.
Pass. von nriywfjii verbinden) Missgeburt mit zwei fast
vollständigen Körpern, welche mit den Becken untereinander ver-^
schmolzen sind und in Einer Linie (nicht nebeneinander wie bei
Pygopagus) liegen, mit nur einem Nabel.
Isclmria (toxfo hemmen, x6 ovqov Urin) Harnver-^
haltung im allgemeinen.
I. spastica der äusserste Ausdruck der Dysuria spastica.
l8okorie {toog gleich, 97 xoqri Pupille) Gleichheit
der Pupillen.
Itinerarinm („Wegweiser", von iter, itineris Beise)
Rinnensonde, hauptsächlich beim Steinschnitt verwendet,
cf. Gorgeret.
Ixodes ricinus {i^coSrjg, eig. s^oeidrjg vogelleimartig»
klebrig, sich anhängend, von 6 l^6g die Mistel, viscumy.
auch der daraus bereitete Vogelleim; ricinus lat. Name
für eine grössere Läuseart, vom Stamme rik ritzen»
kratzen) der Holzbock, die Zecke.
cf. Dermatozoen.
Kachexia {n xaxs^ia die schlechte Beschaffenheit,
von ij €^ig das Befinden und xaxog) nennt man den Zustand
andauernd geringer Ernährung bei jüngeren Individuen, wie er
durch unzureichende Nahrung und erschöpfende Krankheiten
erzeugt wird, im Gegensatz zu dem Marasmus des Greisenalters.
K. africana vd. Geophagie.
K. exophthalmiea (franz. Goitre exophthalmique) i. q. Morbus
Basedowü.
K. lymphatica s. splenica vd. Pseudoleukämie.
K. mercurialis durch chronische Einwirkung von Queck-
silber bedingter kachektischer Zustand.
K. strumipriva (vd. Struma) s. thyreopriva (v. privus be-
raubt) K. nach operativer Entfernung der Schilddrüse, verbunden
mit psychischen Störungen.
Kak-ke (Japan.) i. q. Beriberi.
cf. Tabes.
Digitized by
Google
Katamenien 253
Kakosmia snbJectiTS (»J oofiri Geruch, v. oCg>) eine
Art von Hyperaesthesia resp. Paraesthesia olfactoria, sub-
jektive Empfindung übler Gerüche, durch Reize an irgend
einer Stelle des Zentrums oder der Bahn des Riechnerven be-
dingt, bei Hysterischen, Greisteskranken, Epileptikern, Syphili-
tischen vorkonmiend.
cf. Hallacinatio.
Kardiasthenia, Kardiog^miis etc. vd. unter C.
Karpholojg^ia {t6 xdgqpog Spahn, Flocke und Xsyoy
lesen) i. q. Krocidismus, vd. Floccilegium.
Karns {6 xdgog tiefster Schlaf, Totenschlaf v. m-
daQ'Mvco dormio) vd. Sopor, Koma, Lethargie.
Karyokinenis {x6 xolqvov Nuss, hier für Kern, xiv6(o
bewegen) indirekte Kernteilung mit Bildung der Flem-
^UNG'schen Kemteilungsfiguren , die sowohl unter normalen als
pathologischen Verhältnissen vorkonmit.
Karyolysis {Xvto lösen) Auflosung des Kerns bei
•der Karyokinese.
Karyopltag^ns («^ay^rv essen) wörtlich Kemfresser, Bezeich-
nung für ein Keminfektion bewirkendes Protozoon (vd. Coccidien).
Katadikrot, Katapolykrot (vd. Dikrotismus) ist
-der Puls, in dessen absteigenden Schenkel eine oder mehrere
Elevationen fallen.
Katalepsie ifi xaxdXrixpig v. xata-XafjLßdvm fest nehmen
oder halten) Starrsucht, anfaUsweise auftretende Krankheit,
bei welcher unter Verminderung oder Aufhebung des Bewusstseins
xuQd der Empfindung während aer Anfälle die Muskeln in einem
211 Beginn des Anfdls eingenommenen Kontraktionszustande ver-
harren, während passive Bewegungen resp. behebige Stellungs-
veränderungen der Körperteile leicht hervorgebracht werden
können (Flexibilitas cerea). Das Leiden kommt einerseits
•als Teilerscheinung der Hysterie (Hysteria kataleptica),
^andererseits als Symptom chronischer Gfehimerkrankungen, aber
Auch als selbständige Affektion vor und scheint wesentKch auf
•einem abnorm erhöhten Leitungswiderstande innerhalb der mo-
torischen GangUen zu beruhen, wodurch die EiTegbarkeit der
Muskeln auf am Minimum herabgedrückt wird.
cf. Tetanus.
Katalyse (ji xaxa-lvoig) die Auflösung, vd. Elektro-
katalyse.
Katamenieit {ja xaraf^ii^vta von xaxd über, im Zeit-
«inn, 6 ^rjv Monat) das Monatliche, die Menstruation
{physiologisch).
Digitized by
Google
254 Kataphorisch
Kataphoriseh, Kataphorese (xata-^pogeco mit siclr
fortführen) nennt man diejenige Eigenschaft oder Wirkung-
des elektrischen Stromes, vermöge deren bei Durchleitmig des-
Stromes durch einen in einem porösen Körper enthaltenen Elek-
trolyten Flüssigkeit von dem positiven Pole nach dem negativen,
bewegt wird.
Kataplasma (to xaxdnXaofxa Aufgestrichene , von
xaxa-jiXdaoco aufschmieren) gewöhnlich nur in der Bedeutung;
„warmer Breiumschlag" (doch auch Gips-K. etc.).
cf. Epithema, Fomentum,
Kataracta, Katarrh vd. unter C.
Katatonie (xara-zetW anspannen) Schlafsucht,,
schlafähnlicher Zustand von sehr langer Dauer, wobei die körper-
lichen und geistigen Funktionen zum grössten Teil aufgehoben
sind. Die Äzeichnung kann vorläufig nur als eine sympto-
matische gelten, Kahlbaum betrachtet den Zustand als eigen-
tümliche Krankheit, als „Spannungsirresein des Gehirns", durch
krankhafte Affektionen des Grehims bedingt (eine Trübung der
weichen Hirnhäute über der Brücke soll konstant sein; der Zu-
stand stehe zwischen Melancholia attonita und Gehirnparalyse,
in der Mitte).
cf. Hypnodsmus, Katochns, Koma, Somnolenz.
Katelektrotoniis vd. Elektrotonus.
Kathartica {xa^agiixog reinigend, von xa^algm), sc^
remedia, i. q. Purgantia, vd. Laxantia.
Katharsis die Wirkung der Abführmittel.
Katheter [Galen] (6 xa^exriQ was man hinablässt,
hineinsteckt, v. ;ca^-/9//it herunterlassen) röhrenförmige»
Instrument zur Einführung durch die Harnröhre in die Blase
behufs Entleerung des Blaseninhaltes oder zu Injektionen (hierzu
der K. d double courant mit zwei parallelen Eöhren, um den
sofortigen RückQuss zu ermöglichen).
Katheterismus das Katheterisiren, Anwendung^
des Katheters.
K. posterior s. retro-urethralls, 1787 von Hunter, 1849
von Brainart empfohlen, daher BRAiNART'scher K. genannt^
das Einführen eines Katheters in die Urethra von deren Blasen-
mündung aus nach vorgängiger Punctio vesicae bei impermeablen
Strikturen, Hamröhrenzerreissung.
K. laryngis das Einführen eines Katheters in den Kehl-
kopf entweder zur Einleitung der künstlichen Eespiration bei
Asphyxie oder zur Erweiterung von Kehlkopfstenosen bei Diph-
therie, Krup, Tuberkidose, SypMis u. s. w.
K. tubae Enstachii das Einführen eines Katheters in die
Eachenmündung der Tuba Eustachü zum Zwecke der Luftein-
Digitized by
Google
Keloid 255
blasimg in das Mittelohr. Das Verfahren ist bei allen Mittelohr-
affektionen indizirt, wenn das gewöhnliche PoLLixzER^sche Ver-
fahren (einfache Lufteinblasung durch die Nase ohne Katheter)
nicht gelingt.
Z \ .KÄthetometeü (Katheten — xd^stoc v. xa^itj/ni — die den
; j rechten Winkel eines rechtwinkligen Dreiecks einschliessenden
^. i Seiten; to /xstgov Mass) ein von Benedikt zur Kraniometrie
^ 'l konstruirter Apparat.
s
)-y Kathode (xazd hinab, ^ 6d6g Weg — wegen der
■ ^ Richtung des Stromes vom positiven zum negativen
-^ Pole) die negative Elektrode oder der negative Pol.
).H Katochus (o xdxoxog von xaxd u. ex(o festhalten, ge-
(^ bunden halten) wurde früher gebraucht im Sinn eines schlaf-
artigen, bewegungslosen Zustandes mit offenen Augen, insbesondere
--*' für Febr. interm. pernic. tetanica.
^J cf. Sopor, Extase, Hypnotismus, Katalepsie, Melancholia attonita.
HH Keils (17 xrikig, -iSog Fleck, lat.: caligo Nebel) i. q..
« Macula.
^R Keloid, Cheloidea (^ xrjXi^ Klaue, Kralle, Krebs-
^ seheere, Kerbe, v. x^^^ x^^^^ spalten, gähnen, klaffen,
nicht von xrjXri G-eschwulst; u. t6 elSog die Ähnlichkeit).
1. Spontanes oder idiopathisches K., ein flach erhabe-
ner, der Haut gleichsam eingepflanzter, scharf begrenzter, ^/g bis
mehrere Linien vorspringender, derbelastischer, weisshch oder
rosig gefärbter Wulst von verschiedener Gestalt und Grösse mit
meist glatter Oberfläche, der manchmal von entgegengesetzten
Punkten her Fortsätze aussendet, die sich allmählich ver-
schmächtiffend in die lungebende gesunde Haut verlieren,,
wodurch das Gebilde einem Schaltiere (Krebs u. dgl.) nicht un-
ähnlich sieht. Diese Neubildung tritt oft einzeln, doch auch in
mehrfacher Anzahl auf, besonders auf dem Stemum. Einmal
entstanden, pflegt sie sich das ganze Leben hindurch nicht mehr
zu ändern [Hebra; nach Anderen soll sie zur Schnunpfung mit
Difformität führen].
Das Gewebe ist sarkomatös, aus zusammengepressten Fasern
bestehend, welche innerhalb des Korium ihren Sitz haben.
2. Konsekutives oder Narben-K. unter einer und um
eine Narbe sich entwickelndes K., sonst von gleicher Beschaffenheit.
Beide Formen haben Ähnlichkeit mit einer hypertrophischen
Narbe.
Neuere Autoren [Volkmann] schlagen vor, den Ausdruck
Keloid ganz fallen zu lassen und je nach dem Typus der Ge-
schwulst durch Fibroma, Sarkoma u. s. w. keloides zu
ersetzen.
cf. Sklerema.
Digitized by
Google
256 Kelotomie
Kelotomie (»J xrjkri Bruch) i. q. Hemiotomie.
Kephal . . . vd. Cephal . . .
Kephalometrie (^ xstpcdri Kopf, z6 f^hgov Mass)
i. q. Craniometrie.
Keratalg^ia traumatica (t6 äXyog Schmerz) anfaüs-
weise auftretende Scilmerzen im Auge nach Verletzung desselben.
K. xerotiea eine nur bei heruntergekommenen atrophischen
Individuen, besonders Kindern, vorkonunende Form: eiteriges
Infiltrat in der unteren Homhauthälfte , welches schnell zur
Ulzeration und totalen Nekrose führt, schliesslich Panophthal-
mitis und Exitus letalis bedingt.
K. ekzematosa eine von der Conjunctiva fortgepflanzte
ekzematöse Entzündung der Hornhaut.
cf. Hypopyon, Vortex pumlentus, Ophthalmia.
Keratektasie (t6 xigag Hörn, exxsivco ausdehnen)
Bezeichnung für diejenigjen Ausdehnungen der Hornhaut , die
ohne BeteiEgung der Iris einhergehen. Gegensätzlich zu den
Narbenstaphylomen der Hornhaut.
cf. Keratoconus, Eeratoglobus, Keratocele.
Keratitis Hornhautentzündung [nach Gräfe und
SlMiscH, Hdb.].
Keratitis superficialis.
1. K. superficialis vaseulosa in den oberflächlichen Schichten
der Hornhaut lokaüsirte Entzündung mit Eeizerscheinungen imd
Gefässneubildung als wesentHchsten Veränderungen.
a) K. phlyktaenulosa (Stellwag's Herpes corneae)
Entwicklung kleiner, oberflächhch gelegener Trübimgen (sub-
«pithelialer Infiltrate) von grauer Farbe, halbkugehger oder
mehr spitzer Prominenz. Die nach einiger Zeit auftretenden
Oefässe verlaufen von der Konjunktiva her nach den Phlyk-
tänen zu. Die Krankheit ist zu Eückfällen ausserordentlich
geneigt.
Eine Varietät ist die K. -Büschelform oder hüschel-
förmige K., s. K. fasciculosa, welche sich meist an eine
Conjunctivitis phlyktaenul. anschhesst. Am zentralen Ende eines
schmalen, in gerader Eichtung vom Rande nach dem Zentrum
der Kornea zu verlaufenden Cfefässbündels sitzt eine graue, all-
mähhch weiter nach dem Zentrum vorrückende und den Gefäss-
streifen nach sich ziehende hufeisenförmige Trübung.
b) K. pannosa s. Pannus. Die entzündlichen Verände-
rungen beruhen hier im wesentlichen auf einer oberflächhchen
Gefässneubildung, welche in der Regel gleich grössere Abschnitte
der Hornhaut einnimmt und xauch von der Bildung oberfläch-
licher Infiltrate und Geschwüre begleitet sein kann.
Digitized by
Google
Keratitis 257
Sie entwickelt sich ausschliesslich an Augen, welche an Con-
junctivitis ffranulosa leiden.
Über ttie Fornien des Pannus s. d.
K. superficialis avaseulosa Entzündung in den oberen Lagen
der Hornhaut ohne konstante Begleitung von Gefässneubildung.
a) K. vesiculosa schnell unter heftigen Schmerzen ein-
tretende Bildung wasserheller Bläschen, welche in Gruppen stehen
und deren Decke nur aus dem abgehobenen Epithel besteht, also
ein wahrer Herpes corneae.
b) Das Eesorptionsgeschwür stellt einen durch Ab-
stossung des Epithelblattes sich entwickelnden, etwas mulden-
förmigen oberflächlichen XJlzerationsprozess dar, der in der Eegel
ohne Gefässneubildung in der Kornea abzulaufen pflegt und nur
ganz ausnahmsweise sich bis in die tiefen Schichten derselben
vorschiebt. Sehr charakteristisch ist die Eigentümlichkeit, dass
die betreffenden Gewebsveränderungen nur von einer sehr leich-
ten Tmbung der erkrankten Partie begleitet werden und dass
die Entzündungsprodukte leicht zur Eesorption kommen.
Keratitis profunda.
Die tieferen, das eigentliche Homhautgewebe betreffenden,
in diesem ursprünglich zur Entwicklung kommenden entzünd-
lichen Veränderungen treten in drei typischen Formen auf: 1. als
Geschwüre, 2. als Infiltrate und 3. als Abszesse (welche
im weiteren Verlauf in der Eegel auch in die Geschwürsfonn
überzugehen pflegen).
1. K. nleerosa profunda.
a) Das nicht entzündliche tiefe Hornhautgeschwür,
Ulcus perforans, Entwicklung eines rundlichen Defektes
unter sehr massigen Beizerscheinungen und ohne auffaüende
Veränderung des Greschwürsgrundes, mit steilen Rändern, all-
mählich tiefer werdend, so dass die letzten Schichten sich aus-
buchten, auch wohl perforiren, worauf die Heilung rasch zu er-
folgen pflegt. Es ist gewissermassen ein tieferes Eesorptions-
geschwür.
b) Das entzündliche tiefe Hornhautgeschwür: die
den Gewebszerfall begleitenden Vorgänge markiren sich deutlich
durch das Auftreten von Trübungen im Greschwürsgrund und
in der Umgebung des Geschwüres.
c) Ulcus corneae serpens, kriechendes Geschwür,
die bösartigste Form des Homhautgeschwürs, meist durch Ver-
letzungen und Einwanderung von Pilzen bedingt (K. mykotica),
eine ursprünglich ulzeröse Homhautaffektion, welche vor allem
dadurch ausgezeichnet ist, dass sie neben der Neigung, in das
Parenchym der Membran vorzudringen, auch in der Fläche und
zwar vorwiegend nach einer bestimmten Eichtung hin unter
eiteriger Infiltration der Geschwürsränder sich weiter auszubreiten
Roth*8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. ]^Y
Digitized by
Google
258 Keratitis
"pflegt. In einem Falle wurden von Leber AspergiUussporen
nachgewiesen (Keratomykosis aspergillina).
2. Infiltratnm corneae profunduin.
a) Das zentrale parenchymatöse Hornhantinfiltrat.
In den mittleren Schichten des Homhautzentrums entwickelt
sich unter massigen Reizerscheinungen eine Trübung, welche eine
ungleiche Intensität besitzt, an einzelnen Stellen weisslicher, an
anderen leichter grau erscheint. Konfluiren mehrere Infiltrate, so
bilden sich bisweilen zickzackartige Figuren (K. dentritica
exulcerans).
b) Das sklerosirende Hornhautinfiltrat bildet sich
im Anschluss an episkleritische oder skleritische Prozesse (Sklero-
chorioiditis anterior) in Form einer vom Rande der Kornea aus-
gehenden, unmittelbar an die entzündeten Abschnitte der Sklera
anstossenden, zentral fortschreitenden grauen oder weisslichgrauen
Trübung, welche sich gegen das gesunde Gewebe mit ver-
schwommener Begrenzungslinie matt abhebt. Es macht nach
Ablauf der Entzündung den Eindruck, als ob die Sklera die
Hornhautgrenze überschritten und ein Stück derselben okku-
pirt hätte.
c) K. interstitialis s. parenchymatosa diffusa
befällt in der Regel beide Augen, aber nicht gleichzeitig. Nach
vorgängiger Reizung stellt sich eine ungleichmässige wolkige
Trübung der Hornhaut ein, welche deuthch ihren parenchymatösen
Sitz erkennen lässt und sich über das ganze Areal der Hornhaut
ausbreitet; auch die Epithelialschicht erscheint matt, später wie
zerstippt. Die Iris kann durch diese Infiltrationen, sowie auch
durch Gefässentwicklung , die sich vom Rande her gegen das
Zentrum hin vorschiebt, ganz verdeckt werden. Greschwürige
Vorgänge treten nicht ein , die Rückbildung nimmt in der Regel
Monate, selbst Jahre in Anspruch. Häufig kompliziren Iritis
und Chorioiditis die Krankheit. Befällt meist Kinder. Bilden,
sich punktförmige (oder grössere) Infiltrate, die liicht konfluiren^
so entsteht eine K. punctata, die hartnäckigste Form der
parenchymatösen K.
d) K. bullosa (bulla Blase) eine Form des parenchyma-
tösen Homhautinfiltrats in deren Verlauf es zur Bildung grösserer
schwappender Blasen auf der Kornea kommt, deren Bildung sich
in ungleichen Zwischenräumen mehrere Wochen und Monate lang
wiederholen kann. Die Affektion steht in Beziehung zu tieferen
Erkrankimgen des Auges, insbesondere dem Glaukom. Ebenso
entwickelt sich bei chronischer Iridochorioiditis bezw. Glaukoma
absolutum die
e) bandförmige K. im Bereich der Lidspalte quer über
die Hornhaut ziehend, mit reiz- imd schmerzlosem Verlauf.
3. Abseessus corneae s. K. suppurativa Eiterherde im
Digitized by VjOOQIC
Keratonosis 259
Parenchym der Kornea, entwickeln sich infolge verschie-
dener lokaler wie auch allgemeiner pathologischer Vorgänge, ins-
besondere nach Conjimctivitis blenorrh., pustulosa, nach Typhus
und bei K. neuroparalytica.
K. nenroparalytiea Entzündung und selbst nekrotische Ver-
schwärung der Kornea infolge von Trigeminuslähmung , wahr-
scheinlich nur durch gröbere Traumen im Zusammenhang mit
der Anästhesie bedingt.
Keratocele (97 xrjkri Bruch) Hernia corneae, Horn-
hautbruch, blasenartige Vorwölbung der durch Geschwüre
verdünnten Hornhaut nebst der DESCEMET'schen Haut.
Keratodermatosen (t6 degfia Haut) wörtHch Krankr
heiten der Hornhaut, eine Klasse von Hautoankheiten nach
ToMMASOLi's System. Unterabteilungen sind die Keratodermien
nicht entzündliche Formen, zu denen die Haar- u. NagelanomaUen
gehören, und die Keratodermiten, zu welchen die ver-
schiedenen parasitären und nichtparasitären Dermatiten gerechnet
werden, wie Herpes tonsurans, Favus, Pityriasis, Ekzem, Psoriasis,
Liehen etc.
Keratogflobus s. Makroeornea s. Megalocornea gleich-
massige kugelige Ausdehnung der ganzen vorderen Hälfte der
Bulbuskapsel als Folge von vorausgegangenen tieferen Entzündimgen
im Auge.
cf. Staphylom, Keratokonnd.
Keratokonns {conus, 6 äjävoc Kegel) Cornea conea,
durchsichtiges, kegeliges Hornhautstaphylom, höherer
Grad von Vortreibimg der Hornhaut in Gestalt eines stumpfen
Kegels mit abgerundeter Spitze, besonders als Folge häufiger
Entzündungen auftretend,
cf. Conus, Keratocele, Keratoglobns, Keratitis ulcerosa profunda.
Keratolysis vd. Keratonosis.
^ Keratomalacie (/^aXaxög weich) wörtlich Erweichung
der Hornhaut, gebraucht für eine rasch in die Tiefe und über die
ganze Cornea sich ausbreitende Nekrose.
Keratomykosis (6 lAvxrig Pilz) vd. Keratitis ulcerosa.
Keratonosis s. Keratosis [Aitsfitz] (v. xegaroo) v*
xigag, axog Horn) eine Epidermidose, bei der sich die Wachstums-
anomalie vorwiegend als Anomalie des Verhomungsprozesses der
Oberhaut darstellt. Die verschiedenen Formen sind: Hyper-
keratosis (Vermehrung der Hombüdung), Keratolysis (Vei^
.minderung der Hornbildung), Parakeratosis (Hombildimgen an
abnormer Stelle).
]7-*
Digitized by
Google
260 Keratonyxis
Keratonyxis (yvoom stechen) Durchstechung der
Hornhaut, resp. Zerstückelung der Linse mit einer durch die
Hornhaut eingeführten Stamadel (zur Ennöglichung der Re-
sorption weicher Katarakte).
cf. Skleronjxis, Discissio.
Keratoplastik {pikdaacS) der Ersatz einer total getrübten,
imdurchsichtigen Hornhaut durch die NussBAUM'sche Cornea
artificialis (das Verfahren wurde bis vor kurzem noch durch
Hippel geübt, ist aber jetzt ganz verlassen) oder durch die
Transplantation der Kornea eines tierischen oder menschlichen
Auges.
Keratosis vd. Keratonosis.
Keratosliop {oxonioy besichtigen) von Placido, zur
Beobachtung abnormer Krümmungen der Hornhaut; eine Scheibe,
welche schwarze und weisse Kreise enthalt, die bei Krümmungs-
anomalien nicht als Kreise, sondern als verzerrte Figuren er-
scheinen.
Keratotomie {xefjLvcci) die Spaltung der Hornhaut, von
SiMiscH bei serpiginösem Homhautgeschwür empfohlen, jedoch
auch bei Hyopyon indizirt.
Keramtoneiirose (6 xegawog der Blitz) eine der
traumatischen Neurose ähnhche chronisdie Störung des Nerven-
systems durch Blitzschlag [Nothnagel].
Kerektasia (eig. xegato-extaala H. ixTsivco ausspannen)
Ausweitung der durch Pannus weicher und nachgiebig gewordenen
Hornhaut.
Kinästliesie (17 xivrjoig Bewegung, von xivioy, rj ato^atg
V. alaMvof^at Empfindung) der Muskelsinn, d. i. die
Empfindung der sensiblen Muskelnerven.
Kinästliesiometer [Ch. Bastian], Kinesiästliesio-
meter [Hitzig], Apparat zur Untersuchung des Muskelsinns.
Kinesiatrik (17 xivtjais Bewegung, 17 lazQtxi^, sc. tixvti)
die gymnastische Heilmethode.
Kleptomanie (xXijtroy stehlen, 97 fiavia Wahnsinn)
Stehlsucht, vd. Monomanie.
Klimaliteriiiiii vd. unter C.
Klimatotlierapie (ro xXi^a Himmelsgegend, geo-
graphische Lage, V. xUvoi neige, d. i. Neigung der Erd-
obeifiache gegen die Pole und Sonnenstrahlen, ^ ^egcuiela von
^sQOJievo} bedienen, heilen) s. Klimatologie, Lehre von der
Förderung der Gesundheit durch die Wahl geeigneter Aufent-
haltsorte mit zuträgHchem „lOima**.
Klinoeeplialie (xUv(o neige; ^ xs<paXi^ Kopf) vd.
Dolichocephalus.
Digitized by
Google
Kolica 261
Klinodaktylie (6 SdxtvXog Finger) angeborene Deviation
der Fingerphalangen.
Klonisch (o xXovog heftige^ Yei*worrene Bewegung,
xXovsco jage) yd. Spasmus.
Klysopompe {xXv^eiv ausspülen, la pompe [franz.] die
Pumpe) Vorrichtung zum Klystieren mit einem Pumpwerke.
Knesmos [Hippokrates] (y. xvTjoidco ein Jucken em-
pfinden, xvdco kratze) i. q. Prurigo.
Knidosis (17 xrlÖTj Brennessel) [Alibebt] i. q. Uiticaria.
Koccyc^odynie (o xoxxv^ Kuckucks- oder Steiss-
bein, 17 odvvrj Schmerz) heftige Schmerzen in der Gegend
des Steissbeins, besonders beim Sitzen, ein chronischer, nur bei
Frauen beobachteter Zustand, welcher wahrscheinlich häufiger
in entzündlicher, durch schwere Greburten verursachter
Affektion der fibrösen Umgebung des Steissbeins seine Ursache
hat, als in einer eigentlichen Neuralgie (Zweige des Plexus
coccygeus), obwohl audi neuralgische K. beobachtet wird.
Kokken (6 xoxxog Kern) Kugelbakterien, vd.
Bakterien.
Kolica (»5 xcoXixTJ sc, vöoog, V. To xcoXoVf besser x6Xm> der
Grimmdarm, v. xeXXm bewegen) s. Enteralgria s. Entero-
dynia Darmgrimmen, Leibschneiden, Kolik, anfaUs-
weise auftretende Schmerzen verschiedenen Grades im Bereich
des Darmkanales infolge übermässiger B^aktion der sensiblen
Darmnerven bei Reizimgen oder Entzündung der Darmschleim-
haut ohne tiefere anatomische Veränderungen des Darmes (eine
Neurose des Sympathicus, in sp. des N. splanchnicus).
Je nach den Ursachen unterscheidet man:
K . Hat n 1 cnta „Windkolik", wenn Gasanhäufung, teils
infolge von Koprostase, teils durch abnorme Gärungen des Darm-
inhaltes die Ursache der K. ist.
K. haemorrhoidalis konunt neben Hämorrhoidalerkrankung
des Eektum vor, ist auf die untere Bauchregion und Kreuz-
gegend beschränkt und mit einem pressenden Gefühle auf den
Mastdarm verbunden. Nach Romberg ist diese K. eine Neu-
ralgie oder Hyperaesthesia plexus hypogastrici.
K. hystcrica, hierbei ist die Ursache nicht in abnormen
Beizen, sondern in abnormen Nerven, resp. einer Beaktions-
perversität zu suchen.
K. intertropica {Coliqite seche) identisch mit K. satur-
nin a und früher fälschlich als eine endemische Krankheit der
heissen Zone angesehen.
K. rheumatica die durch Erkältung hervorgerufene K.
Digitized by
Google
262 Kolitis
K. saturnina die bei chronischer Bleivergiftung auftretende,
mit hartnäckiger Verstopfung verbimdene Bleikolik, abhängig
von der direkten Wirkung des Bleies, zu dem das Nervengewebe
die grösste Affinität besitzt, auf den Sympathicus.
K. stereoraeea herrührend von dem Eeiz und der Aus-
dehnung der Darmwand durch Kotmassen, Fruchtsteine etc.
K. Terminosa Wurmkolik, K. durch den B^iz von Ein-
geweidewürmern.
Wegen der Ähnlichkeit der Schmerzanfälle werden noch
einige andere Affektionen als K. bezeichnet:
K. hepatiea Gallenstein- K., durch Einklemmung von
Gallensteinen, die von der Gallenblase in den Ductus cyst.
getreten sind, plötzlich hervorgerufene, äusserst heftige, vom
rechten Hypochondrium ausgehende und oft weithin ausstrahlende
Schmerzanfälle.
K. menstrualis vd. Dysmenorrhoe.
K. renalis, Nephralgia Nierenstein- K., heftige, oft
weithin ausstrahlende Schmerzanfälle im Verlauf eines Ureter,
hervorgerufen durch den Eintritt von zu grossen, allenfalls
sdiarfkantigen Konkrementen aus dem Nierenbecken in einen
Ureter.
K. seortorum kolikartige Schmerzen im Unterleibe, die bei
Scortis öfters vorkommen, besonders in der Menstruationszeit sich
steigern und auf einer Neuralgie des Plexus hypogastricus zu
beruhen, zuweilen von entzündlichen Vorgängen an den Ovarien
oder Tuben, sowie Fluxionen zum Perimetrium abzuhängen
scheinen, die im Zusammenhang mit zu häufigen Greschlechts-
reizungen eintreten.
Kolitis Dickdarmentzündung oder -katarrh, die
gewöhnliche Form des Darmkatarrhs,
cf. Enteritis.
Kolloid (17 xoXXa Leim, Stamm etdco ähnlich sein)
gallertartig nennt man Flüssigkeiten von dicker, honig- oder
geleeartiger Beschaffenheit; desgleichen eine besondere Form der
Zellenmetamorphose — vd. Degeneratio.
Kolloidmyliiiiii (= f^eXlvi] Hirse) [Waoner] eine
eigentümliche Kolloidentartung der Talgdrüsen des Gesichts.
Koilonema (to v^fw, Gewebe, v. vew) im allgemeinen
jede Geschwulst von sulziger Beschaffenheit, speziell
für Myxom oder Myxosarkom.
Koloboma (to xoXoßcofia Verstümmelte, v. xoXoß6<o
verstümmeln, beschneiden) jede angeborene Spalte
von freien Bändern, z. B. K. labii, Hasenscharte, (Cheilo-
Digitized by
Google
Kolpitis 263
schisis), oder des Gaumens (Uran oko lob onia), der Iris („an-
geborene Irisspalte", doch spricht Wecker auch von trauma-
tischem K. iridis) oder der Macula lutea.
K. Chorioideae Spaltung der Gh., als Persistenz der
fötalen Chorioidealspalte , zuweilen als Komplikation der Iris-
spalte.
cf. Fissnra.
K. palpebrae. eine Form der Ablepharia partialis, bei
welcher ein spaltföimiger Defekt des (meist oberen) Augenlids
besteht.
cf. Ablepharie, SchizoblepharoD.
Kolostomie (ro ozöiua der Mund) Anlegen einer Fistel
des Dickdarms durch Einnähen und seitliches Anschneiden des
Colon.
Kolotomia (t6 x&Xov Dickdarm, 97 tofirj Schneiden)
ein Teil der Enterotomie, künstliche Afterbildung, operative
Eröffnung eines Teils des Kolon hauptsächlich zum Zweck
der Kotentleenmg bei Verschluss eines tiefer unten gelegenen
Teiles. Die Methoden sind:
K. iliaca von der Regio iliaca aus, mit Eröffmmg des
Bauchfells (Laparotomie).
K. lumbalis sinistra von der Regio lumb. sin. aus, ohne
Eröffnung des Bauchfells.
K. lumbalis dextra am Kolon ascend., gleichfalls ohne
Eröffnung des Bauchfells,
cf. Proktotomie.
Kolotyplms Abdominaltyphus, bei dem sich die
Darmgeschwüre vorzüglich im Dickdarm lokalisiren.
Kolpeurynter {6 HoXnog Scheide, svgvvco erweitern)
eine Kautschukblase mit Röhre imd Hahn, welche in die Scheide
eingelegt und dann mit Wasser gefällt wird, dient zur Verhütung
vorzeitigen Blasenspnmgs und zur Erregung von Wehen (Wehen-
schwäche, Frühgeburt).
Kolpitis s. Elythritis s. Vaginitis Entzündung der
Scheide.
Vom pathologisch anatomischen Standpunkte aus sind zu
unterscheiden [Rüge]
1) Kolpitis granulosa mit Verdickung des Epithels und
Hypertrophie der Papillen, die durch kleinzefiige Infiltration zu
Granulationsbildungen führt.
2) K. Simplex einfache Epithelverdickung mit Hypertrophie
der Papillen.
3) K. senilis, K. vetularum, K. ulcerosa adhaesiva
Digitized by
Google
264 Kolpitis
mit Verdünnung oder Zerstörung des Epithels einhergehend und
zu Adhäsionen oder Obliteration der Scheide führend, im höheren
Alter vorkommend.
4) K. emphysematosa s. Pachyvaginitis cystica
i. qu. Kolpohyperplasia cystica (s. d.).
Nach der Intensität der Entzündung und der Natur der-
selben spricht man von:
K. eatarrballs acuta der akute Scheidenkatarrh aus
verschiedenen Ursachen, am häufigsten und intensivsten durch
Tripperinfektion (K. gonorrhoica, K. virulenta).
K. chronica chronischer Scheidenkatarrh mit profuser Ab-
sonderung eines sauren Sekretes (Fluor albus, Leukorrhoe).
K. crouposa Scheidenkrup, Entzündung der Scheide mit
Auflagerung krupöser Membranen.
K. diphtheriea kommt sekundär nach akuten Infektions-
krankheiten (Cholera asiat., Scharlach, Variola) und bei Puer-
peralfieber vor, ist aber keine echte Diphtherie der Scheide.
K. dyscnterica, seltene Erkrankung, bedingt durch den
Kontakt der Vaginalschleimhaut mit dysenterischen Dejektionen^
bezw. den ihnen eigenen Mikrokokken.
K. erysipelatosa das nicht puerperale Scheidenerysi-
pel, sehr selten, sekundär nach Gesichts- bezw. Oberschenkel-
erysipel.
K. miliaris s. herpetica, s. vesiculosa, charakterisirt
durch ihr gruppenweises Auftreten, durch Neigung zur Pustel-
bildung und Abszedirung.
K. mykotica, ein besonders bei Schwangeren häufiger Schei-
denkatarrh, gekennzeichnet durch weissüche, den /Soorplaques
ähnliche Flecken auf geröteter Basis. Sie wird durch Einwanderung
von Mikroben hervorgerufen. Es finden sich in der Scheide
Schwangerer, seltener Nichtschwangerer Leptothrix vaginalis,
Trichomonas vaginalis, Oidium albicans (s. d.). Erstere sind
harmloser Natur, letzterer verursacht grössere Beschwerden.
K. gummosa eine vonWiNCKEL — bisher ganz vereinzelt —
beobachtete syphilitische Erkrankung der Vagina.
K. tnberculosa ausserordentlich selten, Gruppen von grauen
Tuberkeln auf gerötetem Boden, die käsig zerfallen und tuber-
kulöse Geschwüre bilden.
K. ulcerosa adhaesiva [Hildebrandt] s. K. vetularuni
[Rüge] eine besonders im höheren Alter vorkommende, vorzugs-
weise die oberen Teile der Scheide betreffende Entzündimgsform,
deren Folge Verwachsung der Vaginalportion mit den Seiten-
Digitized by
Google
Koma 265
wänden der Scheide ist, so dass das Scheidengewölbe vollständige
verschwindet und die Muttermundsöffnung im oberen Teil der
trichterförmig endenden Scheide fühlbar ist.
cf. Perivaginitis.
Kolpocele (17 xi^Xrj Bruch) i. q. Hemia vaginalis (s, d.).
Kolpocystotomie (17 xvtnis Blase, zi/ivco schneiden)
vd. Sectio vesico-vaginalis.
Kolpobyperplasia cystica [Wikgkel] s. Emphysema
vaginae [K. Schbödeb] s. Kolpitis vesiculosa einphysematosa
[Euge] eine während der Schwangerschaft in seltenen FäUen
beobachtete Affektion der Vaginalscläeimhaut, die in der Bildung^
von mit Luft gefüllten Zysten besteht. Die Zysten entstehen
wahrscheinlich durch Verstopfung der Ausführungsgänge der
Schleimdrüsen mit sekundärer zystöser Entartung (Retentionszysten).
Nach Beendigung der Schwangerschaft bildet sich der Prozess.
wieder zurück.
Kolpobysterektomie s. Hysterektomia vaginalis
[Czekny], die Entfernung des Uterus von der Scheide aus.
Kolpobysteropexie {nrjywfii, befestigen) i. q. Hy-
steropexia vaginalis.
Kolpokleisis {>iXei(o schliessen) der operative Schei>
denverschluss bei Blasenscheidenfistel.
Kolpoperineoplastik (16 neghsov oder jieglvaiov das
Mittelfleisch, jikdoaco bilden) plastische Operation, von Bischoff
gegen Prolapsus uteri angewandt.
cf. Perineoraphie.
Kolpoperineorbapbie (gdjitoj nähen) von Simon^
Hegar und Anderen angegebene plastische Operation bei
Gebärmuttervorfall.
Kolporbapbie {qouixw nähen) i. q. Elytrorhaphie.
Kolpotomie (tef^vco schneiden) Einschnitt in die
Scheide zur Entfernung der Frucht bei Extrauterinschwanger-
schaft.
Koma (ro xcofia Schlafsucht, v. xoijudco einschläfern,
xsTfiai) ^der betäubte, bewusstlose Zustand, bei den
älteren Ärzten der erste Grad des Sopor (s. d.), wesentlich auf
einer Affektion der grauen Substanz der Himhemisphären be-
iTihend.
K. epilepticuin die den epileptischen Anfall be-
gleitende oder konstituirende Bewusstlosigkeit,
durch eine sekundäi'e Beteiligung der Hemisphären bedingt
(Anämie durch Erregung ihres vasomotorischen Zentnuns in der
Medulla oblongata, dem primären Sitz der Epilepsie?).
Digitized by
Google
266 KommabacilluB
K. rigil s. aprrypnon komatöser Zustand mit Aufregmig,
Delirien und Schlaflosigkeit.
K. diabetieum anhaltendes K., unter welchem Diabetiker zu
sterben pflegen.
Qf. Somnolenz, Katochns. /
Kommabacillus derB,acillus derCholera asiatica
[R. Koch], benannt nach der Ähnlichkeit mit dem Interpunk-
tionszeichen „Konmia"j vd. Bacillus.
Kondyloma, Konus vd. unter C.
Kopbosis (xcotpog taub, v. ?c6jiz(o) die Taubheit.
Kopiopie (6 xö^iog Schlag oder „Zerschlagensein'S
Ermüdung, v. x6:iit(o] ^ a>yj Sehen) i. q. Asthenopie.
Kopremese (^ xojtgog Kot, tj sfAeaig Erbrechen) i. q.
Miserere s. Ileus.
Koprophagie {(payeXv essen) Kotessen, ein bei ge-
wissen Psychosen häufiges Symptom.
Koprostase (»5 oxdoig Feststehen, von TaTrifAi) Dick-
darmobstipation, Kotansammlung im Kolon, entweder
durch mechanische Hindemisse der Fortbewegung, oder zu harte
Kotmassen, oder zu schwache Peristaltik bedingt, besonders im Zu-
sanunentreffen mit einem zu langen, vielfach gewundenen Kolon.
Korektopie {fi xogrj eig. das junge Mädchen, von
xeiQco scheere, weil der Braut einige Haarbüschel ab-
geschnitten und den Göttern geweiht wurden, dann
die Pupille, „weil ein Bildchen daraus spiegelt"'', ix
ausserhalb, 6 xonog der Ort) derjenige angeborene oder er-
worbene (Luxatio lentis) Zustand, bei welchem die Pupille
nicht im Zentrum der Iris sitzt.
Korelyse (17 Xvoig, Xvco lösen) operative Lösung von
hinteren Synechien.
Koremorphose (17 fi6g<pcooig Bildung, von fioQfpow)
künstliche Pupillenbildung,
cf. Iridektomie, Iridotomie.
Kosmetica {xoofiew schmücken) sc, Pharmaka, Mit-
tel, welche vorzugsweise zur Pflege der Haut und
Haare dienen.
Kraniometrie vd. unter C.
Krasis (17 ftgaaig, xegdvwfii) die Säftemischung, und
zwar meist im Sinn einer krankhaften, gleich Dyskrasie.
Kraurosis {xgavQog trocken, spröde) vulvae [Breisky]
Digitized by
Google
Kyano 267
Yerkümmening der Faltenbildimg an der Vulva, meist auch des
Meineren Labium, verbunden mit schmerzhafter Rhagadenbildimg.
Krikotomie (S xgixog Bing, tsfjivoy schneiden) opera-
tive Eröffnung der Luftwege mittels Durchschneidimg des Ring-
knorpels (gewöhnlich als Krikotracheotomie, vd. Laryngo-
tracheotomie).
Krikotbyreotomie {d^gsog Thürstein, Schild) die-
selbe Operation mit Spaltung des Ligament, cricothyreoid.
Krisis {xQivoi) Entscheidung, Besserwendung, Bes-
serungen akuter TCrankheiten, welche rasch, mindestens innerhalb
sechsunddreissig Stunden unter bedeutender Fieberabnahme und
häufig unter Ausscheidung (sogenannten kritischen von Schweiss,
sedimentirendem Harn, Darmausleerungen) erfolgen. Speziell wird
die Bezeichnung auf raschen, nahezu definitiven Fieberabfall be-
zogen.
K. incompleta wenn zwar ein schneller Fieberabfall ein-
tritt, auf welchen aber nachher noch eine länger dauernde, doch
nicht sehr hohe Temperatursteigerung folgt.
Pseudo-K., wenn die nachfolgenden Steigerungen wieder
annähernd die Temperatur des Höhestadiums erreichen [nach
Wagner].
cf. Lysis, Perturbatio critica.
Krocidismiis (6 xQoxidiofiog von 17 xgoxig Flocke)
s. Floceilegium das Flockenlesen, das Zupfen an der Bett-
decke bei delirirenden Kranken, das den Eindruck macht, als ob
«ie Federflocken ablesen oder in der Luft fangen wollten.
cf. Snbsultus tendinnm, Karphologie.
Kryptolitben {xgvntco verbergen; 6 Xi^og Stein)
Hautsteine entstehen in Atheromen durch Ablagerung von
Kalksalzen, während der fettige Inhalt resorbirt wird.
cf. Calculns.
Kry ptoplitlialiiiiis eine f ö t a 1 e H e m m u n g s b i 1 d u n ^,
bei welcher die Lidspalte fehlt imd die Augengegend durch die
Kutis gedeckt ist.
cf. Ablepharie.
Kryptorcbidie s. Kryptorchisinus (6 oQxig Kode)
s. Betentio testis versteckte Hoden, wenn dieselben, statt
in das Skrotum herabzusteigen, an ihrer urspiiinghchen embryo-
nalen Stätte oder an einer Stelle ihres Verlaufes stehen geblieben
sind {vd. Ektopia testis).
Ist die Retention nur einseitig, so wird dieser Zustand als
Monorchidie bezeichnet.
Kyano vd. C . . .
Digitized by VjOOQIC
268 Kyphosis
Kypbösis {xvq?6g gekrümmt) Verbuckelung, Ab-
weichen eines (spitzwinkelige K., PoTT'scher Buckel, Malmn.
Pottii) oder mehrerer Wirbel (bogenförmiger Buckel»
stumpfwinkelige K.) in der Eichtimg nach hinten infolge
einer zienüich raschen entzündHchen Erweichimg und Schwundes
der Wirbelkörper (Spondylarthrokace s. d.) (3er rhachitischer
Knochenerweichung (hier nur stumpfwinkelige K.).
Kypho- Skoliose Kombination von kyphotischer mit
seitlicher Verkrümmung. GewÖhnUch findet sich eine Ver-
krümmimg der Rückenwirbelsäule nach einer und der Lenden-
wirbelsäule nach der anderen Seite (Kypho-Sk. dorsalis dex-
tro- oder sinistro convexa und Sk. lumbalis sinistro-
oder dextro-convexa) oder zwei nach einer und eine mittlere
nach der anderen Seite.
cf. Lordosis, Skoliosis, Spondylitis, Gibbus.
Kystoskopie yd. Cystoskopie.
liabil {lälulis von lahi hingleiten) nennt man diejenige-
Anwendimgsweise der elektrischen Ströme, wobei man die Kon-
taktfläche einer der beiden Elektroden auf der Oberfläche der zu
behandelnden Teile hin und her gleiten lässt, im Gegensatz zur-
stabilen Anwendung, wobei die Pole an ihrer Applikationsstelle
längere Zeit ruhend aufgesetzt werden.
Liabium {lat, Lippe, von lambere lecken).
L. leporinnm (lepus Hase) und zwar simplex oder du-
plex einfache oder doppelte Hasenscharte, vd. Cheiloschisis.
cf. Uranoschisma.
L. duplex angeborene Doppellippe, länglicher Schleim-
hautwulst unter dem Lippenrot der Oberlippe, seltener der Unter-
hppe, der durch eine Furche von der eigentlichen Lippe getrennt
ist und eine vorspringende Duphkatur derselben darstellt.
Liaceratio i. q. Dilaceratio.
Liactasö^a (lac Milch, dyoyog herbeiführend, äyco)-
sc. remedia, Mittel, welche die Milchsekretion bei Wöchnerinnen,
und Säugenden befördern.
cf. Galaktagoga.
liaesio (lat. H. von laedere) s. Trauma Verletzung incL
allgemeinen.
cf. Contusio, Laceratio, Conquassatio, Volnus, Noxe etc.
liaeTiffatns (laevis s, levis, htog glatt und agö) in der-
JDermatologie gebräuchhche Bezeichnung für gleichmässige Haut-
rötungen.
cf. variegatus, glaber.
Digitized by
Google
Laparo-Hysterotomie 269
I^affophtbalmas (6 Xaycog Hase, 6 6(p&aXfi6g .,A.uge)
^H äsen äuge", durch verschiedene Ursachen bedingte weite Öffnung
der Lidspalte, wodurch ein grosser Teil des Augapfels entblösst
erscheint. Als angeborener Zustand durch Ablepharia, Mikro-
blepharon.
Man unterscheidet: L. organicus durch Verkürzung (Nar-
ben) der Augenlider, L. spasticus infolge von Krampf des
M. levator palpebrae und L. paralyticus durch Lähmung
des Orbicularis (Faciaüslähmung) bedingt.
liacTOStoma (t6 oro/jia Mund) i. q. Labium leporinum.
l<allatio (lat. lallare) das Lallen, mangelhafte, bis zur
UnverständUchkeit gehende litterale Lautbildung,
cf. Dysarthrie.
lialopa tbie (17 XdXti Beden) Sprachstörung, insoweit
«ie sich auf den formalen Ausdruck der Gedankenbewegung er-
streckt. Sie umfasst die Dysarthrie und Dysphasie.
cf. Logopathie.
liambdacismus das L-Stammeln, schwieriges Aus-
sprechen und Verwechseln des L mit anderen Lauten,
cf. Rhotacismus.
liancinirend (lancinare von lancea spanische Lanze)
schleudernd, reissend, z. B. Dolores lancinantes.
liandry'sche Paralyse vd. Myehtis.
lianzette oder l<ancette kleines Messerchen mit zwei-
schneidiger Spitze und bewegÜchen Griffblättem.
cf. Scalpeilnm.
liaparelytrotomie (97 Xandga der weiche vertiefte
Teil des Leibes^ Weichen oder Bauch, v. kanaoog dünn,
weich, x6 sXvxj^ov Hülle, Scheide) eine von Eitgen vorge-
schlagene Ersäxzoperation des Kaiserschnitts, bei welchem vom
PouPART'schen Bande aus ein Weg zum Muttennund gebahnt
und von da aus die Geburt beendigt wird.
cf. Sectio caesarea.
Liaparocele (17 xrikrj Bruch) i. q. Hemia ventralis.
cf. Eventratio.
liaparoSnterotomie (vd. Enterotomie) operative Eröff-
nung des Darms von der Bauchwand aus, und zwar je nach der
Lage des Darmverschlusses (und des entsprechenden Anus praeter-
naturalis) Laparo-Ileotomie, Kolotomie, Typhlotomie.
liaparohysterektomie Laparotomie behufs Abtragung
des Uterus.
liaparo-Hy sterotomie (17 vGriga Gebärmutter, ^ jofjiri
der Schnitt, v. tdfivco) vd. Porro, Sectio caesarea.
Digitized by
Google
270 Laparo-Kolotomie
liaparo-Koiotomie i. q. Kolotomia iliaca.
Liaparo-Koipotoiiiie {6 xöhtog Scheide) Bauch-
scheidenschnitt, der subperitoneale Kaiserschnitt.
liaparomyomotomie {vd. Myoma) Abtragung der
Uterusmyome von der Bauchhöhle aus, von Martin an Stelle
der intravaginalen Operation vorgeschlagen.
cf. Hysteromyomektomie.
Liaparo-Salpiiiirotomie (17 odhtiy$ Trompete, Tube)
Abtragung des (der) Eileiter nach vorhergehendem Bauch-
schnitt, kommt wegen grosser Geschwulst der Tuben oder starker
Beschwerden durch dieselben zur Ausführung.
liaparotomie Bauchschnitt künstliche ErÖ:Snung der
Peritonealhöhle (ausgenommen Hemiotomie), um auf affizirte Teile
der Unterleibsorgane einzuwirken (Ovariotomie, Enterotomie, Ga-
strotomie, Sectio caesarea, lithopädion, Darmverschlingung).
Liarync^ektomle (6 kdgvy^ Kehlkopf, exriinvco aus-
schneiden) Totalexstirpation des Kehlkopfs.
Liaryiic^iBiiias (o XagvyyiaiLiög Krächzen, v. S Xdgvy^
der Kehlkopf, Stamm, Xagvvco gurren, Xdco hohl sein)
gewöhnhch nur als
L. stridnlus (d. i. pfeifend, v. strido oder strideo) i. q.
Laryngospasmus.
Liarync^itis [nach ZH] Kehlkopfentzündung.
L. eatarrhalis Kehlkopfkatarrh (vd. Catarrhus).
a) L. c. acuta führt in intensiveren Fällen bei Kindern leicht
zu den Erscheinimgen des Pseudokrup infolge der anatomischen
und physiologisdien Verhältnisse des kindlichen Kehlkopfs; die
intensivsten Formen (L. acutissima) können auch bei Erwach-
senen durch die Schleimhautschwellimg und das entzündliche Ödem
des submukösen Zellgewebes (Oedema glottidis) zu lebens-
gefährlicher Stenose führen.
L. haemorrhagica seltene Form von L. mit teils freier
Blutung, teils hämorrhagischer Infiltration der Schleimhaut.
L. exanthematica sekundäre L. bei akuten Exanthemen»
besonders Masern, von der katarrhalischen bis zur diphtherischen
Form vorkommend.
b) L. c. chronica der chronische Kehlkopfkatarrh, ist auch
entweder idiopathisch oder sekundär (Phthisis, Syphilis etc.).
L. hypoglottica chron. hypertrophica vd. Chorditis
vocalis.
L. phlefpnonosa s. snbmncosa Entzündung des submukösen
Bindegewebes des Larynx mit entzündlichem Ödem (nicht zu ver-
Digitized by
Google
LaryngospasmuB 27 1
wechseln mit hydrämischer Schwellung bei Hydropsien) oder Abs-
zessbildung und diffuser Eiterinfiltration, kommt in akuter, mehr
diffuser imd in chronischer, mehi* zirkumskripter Weise vor
und ist fast inuner nur sekundär (Ulzerationen, Perichondritis,
Fremdkörper etc.).
cf. Oedema glottidis.
L. erouposa und diphtheriea vd. Croup und Diphtherie.
L. syphilitiea L. als Symptom konstitutioneUer Syphilis,
äusssert 'sich in Form einfacher Katarrhe, breiter Kondylome,
Follikularhyperplasien, Gummiknoten (Syphilome, die zu destrui-
render Ulzeration, Narbenkontraktionen führen), Perichondritis sy-
philitica, sekundärer „zapfenförmiger Papillarhypertrophie" in der
Umgebung syphilitischer Narben.
cf. Raucitas 8}^hil.
L. tnbereiilosa Bildung echter Miliartuberkel der
Kehlkopf Schleimhaut ist nur eine der verschiedenen Formen
der Phthysis laryngea (s. d.).
liaryngocele (17 xi^k^ Brach) vom Kehlkopf ausgebuch-
tete Luftgeschwulst an der Vorderseite des Hidses zwischen
Zungenbein und Ringknorpel.
Iiaryii£oll8sio s. Laryngofissur (findere) Spaltung
des Kehlkopfes, und zwar vor allem des Schildknorpels (Thy-
reo t o m i e) als Voroperation zur Exstirpation grösserer Geschwülste
des Kehlkopfinneren.
cf. Bronchotomie.
liarynffokriiieii {^cqIvw) Bezeichnung für die anfalls-
weise auftretenden Kehlkopfkrämpfe bei Tabes dor-
salis.
cf. Crises.
liarync^orrhoe {qbco fliessen) eine Sekretionsanomalie
des Kehlkopfs, vorwiegend bei Sängern, bestehend in krankhafter
Schleimabsonderung, welcher abgesehen von leichter Sukkulenz
der Stimmbänder keine anatomischen Veränderungen zu Grunde
liegen.
l<aryiiso8kopie (oxottsco besichtigen) „die Künste
das Innere des Kehlkopfes des lebenden Menschen
dem Auge zu erschliessen" [Fränkel], was durch Einführung
kleiner beleuchteter Spiegel in den Rachenraum geschieht.
liarync^ospasmus (o onaofiog Krampf) s. Spasmus
irlottidis s. Laryn^ismus stridiiius Stimmritzenkrampf, in
Intervallen auftretende, plötzlich mit einer pfeifenden oder krähen-
den Inspiration beginnende tonische Krämpfe der Glottisverengerer
und der Atmungsmuskeln von sekimden- bis minutenlanger Dauer,,
Digitized by
Google
272 Laryngotomie
die durch keinerlei anatomische Veränderungen an dem Stimm-
bildimgs- oder Atmungsapparat herbeigeführt sind. Das Leiden
ist als eine Neurose des Kehlkopfs aufzufassen und findet sich am
häufigsten bei Rhachitis, selten bei nervösen Erwachsenen, re-
flektorisch bei Erkrankungen anderer Organe . (Uterus etc.) oder
bei Grehimerkrankimgen (Hydrocephalus). Manchmal ist L.
auch durch Verkäsung der Bronchisddrüsen bedingt, welche auf
den Nerv, laryngeus recurrens drücken,
cf. Apnoea infantum.
Liaryiiffotoiiiie (n ^^l^V Schneiden, TSfAvco) operative
Eröffnung des Kehlkopfes entweder nur durch Einschneiden
des Ligamentum conoideum oder zugleich des Ringknorpels (Kri-
kotomie).
cf. Bronchotomie, Laryngektomie, Tracheotomie.
r<aryii£otracbeotoiiiie {vd. Tracheotomie) oder Kriko-
tracheotomie operative Eröffnimg der Luftwege mittels Durch-
schneidimg des Ringknorpels und der zwei bis drei ersten Tracheai-
ringe, das zweckmässigste Verfahren.
cf. Bronchotomie.
liatenz QaUre verborgen sein) das Verstecktsein
oder „Schlummern" der Krankheiten, wobei dieselben im Kör-
per vorhanden sind, aber momentan keine Symptome machen.
cf. Incubation.
liateralsklerose (axXrjQÖg hart, sklerosis Verhärtung,
hier Verhärtung durch Bindegewebshyperplasie auf
Kosten untergegangener Nervenfasern) Sklerose der
Seitenstränge des Rückenmarks, Paralysis spinalis spastica,
primäre spastische Peraplegie (zum Unterschied von der
mit Paralyse und Ataxie einhergehenden ataktischen Para-
plegie, s. d.) anatomisch (in typischen Fällen) bestehend in De-
generation der in den Seitensträngen verlaufenden Pyramiden-
bahnen. Die klinischen Symptome sind: langsam zunehmende
Lähmung der Beine mit Steifigkeit der Muskeln und hochgradiger
Steigerung der Sehnenreflexe (spastischer Gang). Die Sensi-
biütät ist erhalten. Muskelatrophie fehlt. Die Arme werden gar
nicht oder erst spät ergriffen, die Sphinkteren sind gegen das
Ende Öfters gelähmt. Die infantile Form der L. ist stets ce-
rebraler Natur vd. Paraplegia spastica congenitalis. Die
mit Muskelatrophie einhergehende Form der L. ist die
Amyotrophisehe (s. d.) Lateralsklerose [Chabcot und
-Joffroy] anatomisch bestehend in Degeneration der in den Seiten-
strängen verlaufenden Pyramidenbahnen und Atrophie der diesen
entsprechenden Ganglienzellen in den grauen Vordersäulen, kli-
nisch sich darstellend als eine in den Händen und Armen begin-
nende progressive Atrophie der Muskeln mit Steigerung der Seh-
Digitized by
Google
Lentigo 273
nenreflexe , welch letztere an den Unterextremitäten in den
Vordergrund tritt und den „spastischen" Gang verursacht. Nach
ein bis zwei Jahren treten mit dem Übergreifen des anatomischen
Prozesses auf die Nervenkeme der Medulla oblongata bulbäre {vd.
Bulbärparalyse) Erscheinungen hinzu und führen bald zum Tode.
In den atrophischen Muskeln findet man Herabsetzung der elek-
trischen Erregbarkeit oder Entartungsreaktion (s. d). Nie bestehen
sensible Störungen.
Liathyrismas {Xd^gog eine Erbsenart) Vergiftungs-
■erscheinungen nach dem Genüsse verschiedener Erbsenarten (L.
sativus, L. Cicera, L. Clymonum). Die Krankheit verläuft wie
die Pellagra (s.d.) durch toxikämische Lähmung der Seiten- und
Hinterstränge des Rückenmarkes imter dem Bilde einer ataktischen
Paraplegie.
liaTement (franz.) das Waschen, sc, des Darms, das
Iflystier.
Liaxantia (laxare erweitern, öfC^en, erleichtem,
V. laxusy layvog Bchlaff) s. Kathartica s. Purji^aiitia Abführ-
mittel. Die milderen, L. mitiora, welche nur einfache Ent-
leerung des Darminhaltes bewirken, werden als L. ekkoprotica
bezeichnet, die stärkeren, welche zahlreiche wässerige Ausleerungen
bewirken, als L. drastica.
Liectuli (lectuliiSy Dem, v. lectus Bett) s. Toruli straminei
St roh laden, welche aus einem viereckigen Stück Zeug bestehen,
in welches an zwei entgegengesetzten Seitenrändem langes glattes
Stroh eingenäht wird und das nach teilweiser Aufrollung zum
Schienen und Umhüllen von Gliedern dient.
cf. Ferula.
Lieioiiiyoiii (Xelog glatt) vd. Myom.
Liema (17 Xdfiij = yX^f^rj = gramia) s. Sebuin palpebrale
Augenbutter, Produkt der MEiBOM'schen Drüsen, Zellen, deren
Inhalt rasch verfettet und, indem die ZeUenmembran zu Grunde
geht, in Gestalt von Fettkömchen ausgeschieden wird.
Lienteszirend (Zen^t«« langsam) sich hinschleppend.
JLenticonas {lens Linse, coniM, gr. x(bvog Kegel) ke-
elförmige Protuberanz der durchsichtigen Linsenmasse in
le vordere Augenkammer (L. anterior) oder in den Glasköi-per
<L. posterior).
lientiffO Linsenfleck, Überschreitung der normalen Pig-
mentinmg in Form eines kleinen dunklen Hautfleckes (grössere
Epithehden oder kleine Leberflecke).
cf. Chloasma, Naevus pigmentosus.
Roth 's Klinische Terminologie. 4. Aufl. ]^g
%
Digitized by
Google
274 Leontiasis
lieontiasis (6 Xiwv Löwe).
1. Übermässige Entwicklung von Skeletteilen, welche
(durch Osteombildung, Ostitis deformans) zu unfönnlichen Massen
aufgetrieben werden: Leontiasis ossea.
2. Auch im Sinne von Facies leontina (s. d.) und dann
mit dem Begriff der Lepra tuberosa zusammenfaUend.
liepra {fj Xenga V. Xenoi Bchäle ab) s. !<• Arabuni
auch Jadaeormn s. Elephantiasis (s. d.) Orae-
corum (engl. Leprosy. franz. la Lepre, im Mittelalter „Maltzey'%
Spedalskhed der Norweger) der Aussatz, eine chronische, unheil-
bare Krankheit, die mit Entwicklimg entzündlicher Neubildungen
der Haut und des Bindegewebes der peripheren Nerven einher-
geht. Das Virus der Lepra stellt der von Armaüer Hansen
entdeckte Bacillus leprae (s. d.) dar, der grosse Ähnlichkeit
mit dem Tuberkelbacillus hat und sich nicht nur in den leprösen
Neubildimgen der Haut, sondern auch in den peripheren Nerven
findet [Neisser in ZH]. Dieser Thatsache steht eine unwahr-
scheinliche Theorie gegenüber, nach welcher das Leiden seine Ur-
sache in einer Myelitis der Hinterhörner des Rückenmarks (Ro-
senthal's Poliomyelitis posterior chronica) haben soll.
L. maeulosa die Pigmentlepra ist die leichteste Foim,
welche sich nur durch Auftreten von Flecken verschiedenster Ge-
stalt, Farbe und Beschaffenheit kundgibt, welche Formen von den
Autoren als Morphaea und Vitiligo gravior (s. d.) bezeichnet
worden sind. Bei dieser Form konnten bis jetzt keine Lepra-
bacillen nachgewiesen werden.
L. tuberosa s. tnberculosa, nodosa das Wesentliche dieser
Form ist eine knotige Neubildimg der Haut, besonders des Ge-
sichtes, sowie der Schleimhaut der Nase, Mund-, Rachen- und
Kehlkopfhöhle. Die Hautknoten sind von Schrot- bis Walnuss-
grösse, braunrot, glatt, derb-elastisch, empfindlich imd können
nach verschieden langem Bestände einfach atrophiren oder ulze-
riren, zuweilen auch wie bei der anästhetischen Form in die Tiefe
greifen. — L. maculosa und tuberosa können sich kombiniren mit
den Symptomen der
L. anaesthctica. Meist mit vorausgehenden Pemphigus-
eiiiptionen (Pemph. leprosus), Fleckenbildung und Hyperästhesie
entwickelt sich an verschiedenen Hautstellen Anästhesie, wozu sich
später Atrophie der betreffenden Teile gesellt.
An den Gelenken, die durch die atrophische Hautschrumpfung
in halbe Beugung geraten, bilden sich durch den Druck der vor-
stehenden Knochenenden Geschwüre, die oft in die Tiefe greifen,
die Gelenke eröffnen und zur Abstossung von ganzen Phalangen
führen. Auch ohne Geschwürsbildung konmit es übrigens zu
trockenem und feuchtem Brand an Händen und Füssen und zur
Abstossung von ganzen Teilen derselben (L. mutilans).
Digitized by
Google
Leukämie 275
lieptocephaiie {Xejitog eig. abgeschält, zart, fein,
schmal; ^ xsqjaXri Kopf) vd. Dolichocephalus.
Lieptoineiiiiig^itis (17 M^iy^ Hirnhaut) Entzündung
der zarten Hirnhaut, d. i. der Pia mater, vd. Meningitis.
lieptomitus (o fihog Faden, Saite) ein in der Vagina
vorkommender Pilz.
lieptotbrix baccalis (17 ^qI^ Haar, hucca Backe,
hier die innere Fläche als Teil der Mundhöhle) ein-
fache, durch Scheidewände geteilte mikroskopische Fäden,
im ganzen Verdauungstraktus, besonders im Munde, ausserdem in
der Vagina (L. vaginalis) vorkommend, ohne grosse klinische
Bedeutung.
cf. Bakterien, Vaginitis, Algosis.
Lieptas aatamnalis Erntemilbe, vd. Bouget.
lietal (letum Tod, nicht v. 17 Xrj'&rj die Vergessenheit,
kavMvw vergessen machen, sondern wie de-lere vernichten,
von li-nere verwischen) tötlich.
Lietbarcrie oder lietbari^as (9^ Xrj^agyia oder 6 kridaQ-
y'og Schlafsucht, V. tj Xrj'&rj) spontan auftretender schlafähn-
licher Zustand, aus dem der Kranke nicht oder nur unvoll-
ständig aufgeweckt werden kann (ohne Zusammenhang mit
Gehirn- oder Infektionskrankheiten).
L. africana „die schlafende Krankheit" eine ihrer
Ätiologie nach vollkommen dimkle an der Westküste Afrikas bei
Negern beobachtete Krankheit mit langsam zunehmender Somno-
lenz, infolge deren der Kranke bei der Arbeit in einen Schlaf ver-
fällt, der meist durch die mangelnde Nahrungsaufnahme in 3 — 6
Monaten zum Tode führt.
cf. Narkolepsie, Hypnotismus, Nona, Synkope.
Lieukämie {Xsvxos licht , weiss, x6 alfia das Blut)
„weisses Blut", chronische, meist zum Tode führende
Dyskrasie, welche ihre Ursache wahrscheinlich in einer Er-
krankung der blutbereitenden Organe (Milz, Lymphdrüsen, Kno-
chenmark) hat. Man unterscheidet demnach eiae lienale L.,
Splenämie, mit bedeutendem Milztumor (am häufigsten), eine
lymphatische L., Lymphämie, und eine myelogene oder
medulläre L. Gewöhnlich handelt es sich um eine Kombination
von zwei oder allen drei Formen. Das Blut solcher Kranken
zeigt infolge der bedeutenden Vermehrung der weissen BlutzeUen,
die so weit gehen kann, dass die Zahl der weissen Blutzellen die-
jenige der roten übertrifft, eine eigentümlich weissliche, milchige
Beschaffenheit.
cf. Lenkocytose, Chlorose.
18*
Digitized by VjOOQIC
276 Leiikäthiopie
lieukäthiopie (6 Al^ioxp Äthiopier, v. aX^co ver-
sengen, Tj a>ip Gesicht) i. q. Albinismus — welcher Zustand
bei den Negern am häufigsten und auffallendsten sich zeigt.
lieukocyten {x6 xvxog der hohle Körper, Bläschen,
V. xva> hohl sein) eine Bezeichnung für weisse Blutkörper-
chen.
lieukocythftmie {t6 alua Blut) i. q. Leukämie.
lienkocytom eine Geschwulstform, die aus kugeligen
Herden von Eundzellen besteht, zwischen denen ein feinstes fibril-
läres Netzwerk verläuft.
lienkocytose geringerer Grad von Vermehrung der
weissen Blutkörperchen, kann als vorübergehender, an zeit-
weilige Veränderungen der blutbildenden Organe geknüpfter Zu-
stand, sowie bei manchen fieberhaften u. a. Erkrankungen vor-
kommen.
cf. Psendoleukämie, Anämie, Chlorose, Leukämie.
lienkodermie (t6 degfia Haut) weisse Färbung der
Haut infolge Pigmentmangels, ist entweder angeboren (Albi-
nismus) oder erworben (Vitihgo).
cf. Lenkopathie, Chromodermatosen.
lieukodermia nenritica eine durch Neuritis be-
dingte Pigmentatrophie der Haut.
lienkolyse (17 Ivotg v. kvoy Lösung) nennt Löwit die
Auflösung bezw. Vernichtung der Leukocyten unter der Einwir-
kung gewisser Substanzen, wie des Tuberkulin und andei*er Bak-
terienextrakte.
fienkoin (>let;xa;/ia von Aet;xoa>) undurchsichtiger weiss-
licher Narbenfleck oder allgemeine Trübung der Hornhaut,
die Folge von Hornhautentzündung.
L. adhaerens, L. mit ein- oder angeheilter Iris.
L. ad h. prominens, L. mit ektatischer Narbe, in welcher
die Iris eingeheilt ist.
L. centrale totale adhaerens, L. mit zirkulärer An-
heilung des ganzen PupiUarrandes an eine grössere Perforations-
stelle.
cf. Keratitis, Macula, Nnbecula.
lieukomyelitis (d i^vslog Bückenmark) Entzündung
der weissen Substanz des Eückenmarks.
L. posterior chronica graue Degeneration der Hinter-
stränge i. q. Tabes dorsalis.
cf. Poliomyelitis.
Digitized by
Google
Liehen 277
lieukopathia (zd jtd^og Leiden) i. q. Leukodenuie oder
Albinismus.
lienkoplakia bueealis (jikd^ Platte, Fläche, hucca
Backe) s. Psoriasis linguae, Ichthyosis llnguae et oris s.
Tylosis, eine Krankheit, die sich durch Bildung weisser Flecke
an der Zungen- und Mundschleimhaut kennzeichnet, wodurch die
Zunge ein landkartenähnliches Aussehen bekommt (Lingua geo-
graphica). Die Krankheit ist idiopathisch zum Unterschied von
anderen ähnlichen meist im Gefolge der Syphihs auftretenden
Affektionen.
lieukorrliSe (i? goi^ Fliessen, v. geco) i. q. Fluor albus.
liiekeii (o Xeixvv Flechte, Xeixco lecken, um sich
greifen) Schwindflechte, durch Büdung meist hellrot, gelb-
lich bis braunrot gefärbter Knötchen bei Erwachsenen charakteri-
sirte chronische Hautkrankheit, und zwar solcher Knötchen,
welche einem bestimmten Krankheitsprozesse angehören, keine
Flüssigkeit enthalten und im ganzen weiteren Krankheitsverlaufe
keine fernere Umwandlung mehr erfahren (c/. Prurigo).
L. serofulosoruin in Begleitung von anderweitigen Erschei-
nungen der Scrofulose meist nur am Stamme auftretende, stets
gruppenweise stehende, die Mündung und Umgebung eines Haar-
Balges einnehmende, mit Schuppen bedeckte Knötchen, zwischen
denen sich mit der Zeit linsengrosse, vereiternde oder sich ab-
schuppende rote Knoten entwickeln (Akne kachekticorum).
L. ruber rote Schwindflechte, chronische, schliesshch
über die ganze Hautfläche sich verbreitende und zu Marasmus
führende Hautkrankheit, welche durch lebhafter gerötete, mehr
oder weniger juckende Knötchen charakterisirt ist, welche ent-
weder konisch und durch Epidermisschuppen an der Spitze rauh
und derb erscheinen, oder glatt, rundlich und mit einer winzigen,
aber deutlich delligen Depression versehen sind. Dabei wird die
Haut verdickt, spröde, mit Rhagaden besetzt, auch die Nägel ver-
dicken sich.
L. tropieus („roter Hund", prickly heat) stark juckende,
in kreisförmigen, stai-k geröteten Plaques an den bedeckten Körper-
stellen unter dem Einfluss der Tropenhitze auftretende Hautaöek-
tion, welche vorzugsweise eine Plage für die neu angekommenen
Europäer ist. Es sind eigentlich durch Hitze und Schweiss erzeugte
Ekzeme (cf. Sudamina). [Nach Hebra und Kaposi.]
L. syphilitieus knötchenförmige Infiltration der FoUikel-
wandungen in gruppenweiser Anordnung. Die einfachste Form
miliumähnlich, trocken (miliares papulöses Syphilid); bei
akuterem Vorgange bilden sich Gruppen kleiner Bläschen, die sich
durch Trübung ihres Inhalts bald in Pustelchen umwandeln
<Herpes syphil., wenn einzeln: Varicella syphil.); oder die
Digitized by
Google
278 Lien mobilia
zwischen den Knötchen liegenden Papillen der Kutis werden eben-
falls infiltrirt und die Hautstelle in eine abschuppende, psoriasis-
ähnliche Platte umgewandelt (Psoriasis syphilit, bei grösserer
Ausdehnung allenfsdls Ekzema syphil. — [Gazen ave]).
[Nach Bäumleb].
L. aen^ique, L. eircinatus besteht in kleinen, spitzen Knöt-
chen von mattroter Farbe, die entweder unregelmässig über die
Haut zerstreut oder zu Bogen- oder Kreisformen zusammen-
gruppirt sind.
L. agrius (äyQiog wild) i. q. Ekzema papulosum.
liien mobilia (ojiki^v) die verschiebbare oder Wän-
de rmilz (MosLEB trennt beide, doch ist der Unterschied nur ein
ätiologischer, indem die verschiebbare Milz „bedingt ist in einer
angeborenen oder in einer durch Zerrung während des Bestehens
eines Milztumors akquirirten und nach Beduktion des letzteren
zurückgebliebenen anomalen Länge der Milzligamente") eine weit
öfter bei Frauen als bei Männern beobachtete Anomalie der Lage
der Milz, wobei dieselbe nicht mehr von den Rippen bedeckt in
der linken hypochondrischen Gregend und bei noch bedeutenderen
Graden in der linken Darmbeingrube, am Beckeneingang oder
selbst in der rechten Bauchhälfte liegt, beweglich und meist ver-
grössert ist. Der Hilus liegt dabei nach links und oben.
cf. Ren mobilis.
liien suecentariatus (suh-centurio Soldaten an die
Stelle der abgegangenen rücken lassen, überhaupt an
die Stelle setzen) Nebenmilz, ein bis haselnussgrosser rund-
licher Körper, dessen Gewebe mit dem der Milz übereinstimmt,
meist im Ligam. gastro-lienale liegend.
liienterie (XsTog glatt, t6 svieqov Eingeweide) i. q.
Diarrhoea lienterica.
liilCatnr (ligare binden ligatura) die Unterbindung,
Abbindung.
liimbosas {linibus Saum, v. labi gleiten) gross-
zackig, mit gewundenem Rande.
liinearextraktion modifizirte, sc, der Linse, die von
GbIfe eingeführte Staroperation, aus vier Akten bestehend:
1. Linearschnitt, 2. Iridektomie, 3. Cystotomie (Kapselschnitt),
4. Entbindung der Linse.
liingua geographica vd. Leukoplakia.
liiodemiia nenritica {IsXog glatt) i. q. Glossy skin,
liipacidaemie u. liipacidnrie (Barb. t6 Xütoq Fett,
acidus sauer, t6 alfia Blut; t6 ovoov Harn) der (krankhafte)
Gehalt des Blutes, bezw. Harns an Fettsäuren.
Digitized by
Google
Lithoklaat 279
liipämie milchige Trübung des Blutserums durch
, Fettgehalt, ein Zustand, der öfter bei derFettsucht besonders
Q^ der Säufer vorkommt.
p^ liiparoeele (Xuiagog fett, ^ ?cijXrj Bruch) oder liipoeele
■ "1 r. q. Hemia adiposa.
Q liipoma {y,XiJi6(o, Xuicofia) s. Adipoma Fettgeschwulst«
Tumor aus rundlichen Fettlappen und Knollen mit bindegewebiger
Zwischensubstanz.
L. fibrosum s. Steatoma MttUeri Fettgeschwülste, in
denen durch schwielige Umwandlung des Zwischenbindegewebes
fibröse Brücken entstehen, welche die einzelnen Lappen von
einander trennen.
L. arboresecns eine spezielle Eigentümlichkeit der serösen
und Synovialhäute, in hyperplastischer Entwicklung der normal
p^ vorkommenden Zotten und polypösen Fettanhänge (Appendices
^^ epiploicae, Glandulae Havers. etc.) bestehend.
L. myxomatodcs L. mit teil weiser schleimiger Erweichung.
1^
m
'i
liipoma tosis die Fettsucht (L. universalis) vd. Obe-
-^ sitas, oder die Verfettung vd. Infiltratio.
Ph
L, liepatis vd. Hepar adiposum.
liipotilymie {IsiJico verlassen, 6 {hjuög Bewusstsein)
f». Lipopsyehie die Ohnmacht.
cf. Obnubilatio, Eklyse.
liipurie (ro ovqov Urin) stärkerer Fettgehalt des
Urins, soll ein Symptom von Pankreaskrankheiten sein.
cf. Chylurie.
liitliiasis (gr. H. v. 6 U^og der Stein, Xi-&idoy den
Blasenstein haben) Steinkrankheit, vd. Nephro- und
Cystolithiasis.
et*. Cholelithiasis.
L. conjunktivac Kalkablagerungen in den zurückgehaltenen
Sekreten der MEiBOM'schen Drüsen.
cf. Uordeolam, Chalazion, Calcali.
L. glandulae laerymalis vd. Dakryolith.
liitliokelyplios (ro yJXv(pog Eischale) Kalkablage-
rung in die Eihäute bei extrauteriner Schwangerschaft. Bei
Litnokelyphoptldion (ro naiöiw Kind) sind ausser den Eihäuten
auch Teile des Fötus verkalkt [Küchenmeister],
liitlioklast oder liithofraktor (xAdw, frangtre, zer-
brechen) kräftiges zangenartiges Instrument zur Zertrüm-
merung zu grosser Blasensteine während des Steinschnittes von
der Operationswunde aus.
cf. Lithotripter.
Digitized by
Google
280 Litholabe
liitholabe (Xafißdvco fasse, Xaßi^ Griff, Handhabe)
Civiale's Instrument zur Zertrümmerung von Blasensteinen, eine
gerade Eöhre, aus welcher nach der Einführung in die Blase drei
mit Haken versehene aus einander federnde Branchen vorge-
schoben werden, um beim Zumckziehen derselben den Stein zu
fassen.
liitholapaxie ßandCco ausleeren, abführen, er-
weichen V. XojtaQog weich) die Entleerung von Blasensteinen.
liitbolysis (»5 Xvotg Lösung) das — imwirksame — Ver-
fahren, durch Einspritzen von Lösungsmitteln in die Blase Steine
zur Auflösung zu bringen.
liithopädion (v6 jiaiSiov Kindchen) „Steipkind",
verknöcherte Frucht, Schrumpfung und Verkalkung der an
einem falschen Orte entwickelten Frucht.
cf. Graviditas extrauterina.
liitlioprion (o jzgicov Säge) veraltetes Instrument (Leroy
b' Etiolles) zur Zerkleinerung von Blasensteinen.
liithoskop {pxo7ie(o besichtigen) runde Platte von
hartem Holz, welche am Griffe einer Untersuchungssonde festge-
schraubt wird, um den Ton zu verstärken, welcher beim An-
schlagen der Sonde gegen einen vermuteten Blasenstein entsteht.
liithothlibie {&kiß(o drücken) das von Denamiel vor-
geschlagene Operationsverfahren bei sehr weichen Blasen-
steinen: den Stein durch Di-uck des Fingers vom Mastdarm aus
gegen einen in die Blase eingeführten Katheder oder Sonde zu
zerdrücken [Linhart].
liitliotom (xEiÄvo) schneiden) starkes, meist geknöpftes
Messer, welches beim Steinschnitt zur Ei-weiterung des ersten
unter Leitung des Itinerarimus gemachten Schnittes angewendet
wiixi.
Bei dem Lithotome cache oder gedeckten L., wird das
Messer erst nach der Einfühi-ung des Instrumentes in der Weise
durch eine Feder entblösst, dass es mit der deckenden Scheide
einen beliebigen Winkel bildet, wie die Branche einer geöffneten
Scheere zur anderen. — Ein zweiklingiges dient zur SSitio bila-
teralis.
liithotomie Steinschnitt. — Die Methoden sind:
Sectio alta s. Epieystotomia der hohe Steinschnitt,
Eröffnung der Blase oberhalb der Symphyse; gefährlich wegen
der Nähe des Bauchfelles.
Seetio lateralis (gewöhnlich s i n i s t r a) s. Lithotomia
urethro-prostatiea Seitensteinschnitt. Durch einen Schnitt,
der von der Eaphe des Dammes hinter dem Bulbus urethrae
parallel dem aufsteigenden Schambeinaste bis zur Mitte einer
Digitized by
Google
Lochia 281
Linie verläuft, welche man sich vom After zum Sitzknorren ge-
zogen denkt, wird erst, unter Leitung des Itinerariums, die Harn-
röhre eröffnet und dann in der Richtung des Hautschnittes die
Prostata imd zuweilen auch der Blasenhals mit dem Lithotom
durchschnitten.
Bei der Sectio bi lateralis, für sehr grosse Steine (die
man besser zertrümmert), wird dm-ch einen Schnitt, der von einem
Sitzknon-en ziun anderen bogenförmig, die Konkavität gegen den
After gerichtet, geführt wird, auf die Blase eingedrungen.
Seetio mediana s. urethralis der MARiANi'sche Schnitt,
jetzt wieder hauptsächlich geübt. Auf der Einnensonde wird der
hintere Umfang des Bulbus ureth. blossgelegt, die Urethra nach
hinten von diesem frei präparirt und in der Ausdehnung von
1,5 — 2,7 cm durchschnitten, während der Bulbus na<jh oben ge-
zogen wird. Dann geht man mit dem Finger in die Urethi-a ein
und schneidet mit einsm geknöpften Messer in der Mittellinie
den straff sich spannenden Rand des nur angeschnittenen Dia-
phragma urogenitale tiefer ein, dehnt mit den Fingern oder mit
Dilatatoren in der Chloroformnarkose den Blasenhals und ent-
fernt kleine Steine direkt, grossere nach vorgängiger Lithoklasie.
• Sectio vesico-vaginalis s. Kolpoeystotoinia Durchtren-
nung der Blasen scheidenwand mit folgender WiedeiTer-
einigung durch die Naht [König].
liitliotripsie oder liithotritie (97 rgiyng, trituSfüeibenj
von TQißco, tero) Operation von Blasensteinen auf dem
Wege der Zertrünunerung mit einem durch die Harnröhre einge-
führten Lithotripter , so dass die kleinen Trümmer durch die
Harnröhre entleert werden können,
cf. Lithoklasie.
liithotripter (o rpinxriQ Beiber) Instrument von
katheterähnlicher Form zur Zertrümmerung von Blasensteinen von
der unverletzten Harnröhre aus.
cf. Lithoklast.
liiTor, liiTedo (lat. Bleifarbe, Uvidus, graugelb, wie
leo Löwe) blass-bläuliche Hautfarbe. Ac^j, ÜTid«
Livores mortis Leichen- oder Totenflecke,
cf. Cyanose.
liochia (Xo/iog zur Geburt gehörig, Xexog lectus) der
Wochenfluss, das physiologische Wundsekret des Uterus nach
der Geburt. Die L. sind in den ersten Tagen nach der Geburt
rein blutig (Lochia cruenta s. rubra), dann aus Serum und
Blutfarbstoff mit Epithelien bestehend (Lochia serosa) schliess-
lich (in der 2. Woche des Puerperium) eitrig (Lochia alba s.
purulenta).
Digitized by
Google
282 Logoneurose
liOgonenrose (6 Xoyog Sprache, t6 vevgov Nerv)
Sprachstörung, deren Ursache im Zentralnervensystem ge-
legen ist.
cf. Dyslogie.
liOgopathie (ij Jid^r^ oder ro jidd-og Leiden) oder Dyslogie
Sprachstörunff im allgemeinen; im besonderen die auf ge-
störter Gedankenbildung beruhende Sprachstörung.
cf. Lalopathie, Dysphrasie, Logoneurose.
liOgorrhoea (geo) fliessen) Geschwätzigkeit, ge-
braucht als Symptom von Greisteskrankheiten.
liOrdosis (j XögScoaig V. XogSoco den Rücken einwärts
biegen) pathologische Ausbiegung der Wirbelsäule nach
vorne, betrifft gewöhnlich den ßenden-, zuweilen auch den Hals-
teil der Wirbelsäule; besonders bei Osteomalacie.
Lordo-Skoliose Kombination von L. mit seitlicher
Ausbiegung.
cf. Kyphose.
liOxarthrose (Xo^og = luxus schief, to äg^gov Gelenk)
Gelenkverkrümm ung.
cf. Contractura.
liues (tat lutrey Xvco auflösen, Lua Sühnegöttin) die
Seuche, gewöhnlich kurz und euphemistisch für L. venerea,
Syphilis (s. d.).
liUmbägo (lat. H. von lumhus Lende) i. q. Myalgia
lumbalis.
finpotoiii (v. Lupus [s. d.] und tefivco schneiden) ein
Skarifikationsmesser [nach F. J. Pick], bestehend aus
5 Klingen, von denen die mittelste feststeht, während die beider-
seitigen verstell- und abnehmbar sind.
liapns {lat Wolf, eigentlich der Zerreisser — die
Gefrässigkeit als Tert. compar.) Herpes esthiomenos
[HiPPOKRATES] (franz. Scrophulide, Barttte rougeante, Esthio-
mene) Lupus Willani, der Hautwolf, die fressende Flechte,
eine chronische Krankheit der Haut und der angrenzenden Schleim-
häute, die sich durch rote, tief ins Korium gebettete Knötchen
charakterisirt und im Involutionsprozesse der letzteren Schilferung,
Greschwüre und narbige Atrophie der Haut veranlasst [Kaposi].
Der Lupus wird jetzt als Tuberkulose der Haut angesehen, nach-
dem zuerst von Demme Tuberkelbacillen in den Lupusknötchen
gefunden worden sind.
L. vulgaris s. Herpes esthiomeDOS. In chronisch sich foit-
spinnenden Eruptionen erscheinen Stecknadelkopf- bis hirsekom-
grosse, braunrote, derbe, in die Haut gleichsam eingesenkte Knöt-
Digitized by
Google
Luxation 283
chen, die in äusseret lenteszirendem Verlaufe bis zu linsen- oder
erbsengrossen, etwas hervorragenden gelbrötlichen Knoten (L. pro-
minens s. tuberosus s. tuberculosus s. nodosus), oder
zu grösseren flächenartigen oder knolligen, roten oder blassen,
fiulzig durchscheinenden konfluirenden Infiltraten (L. tumidus)
sich entwickeln, alsdann aber durch Ulzeration oder Involution
verschwinden und narbige Atrophie oder wirkliche Narben der
Haut hinterlassen.
Treten die Knötchen in Kreislinien auf, so bezeichnet man
diese Form als L. serpiginosus.
Die beiden folgenden Formen stellen Involutionsvorgänge des
L. vulgaris dar.
L. exfollati vus : indem die ursprüngliche Infiltration schwindet,
zerbröckelt die früher gespannte Epidermisdecke zu trockenen
Plättchen, welche mit aussickernder serös-blutiger Flüssigkeit ein-
trocknende Börkchen bilden. Nach Monaten ist der primitive
Ejioten unter andauernder Schuppimg unter das Hautniveau ge-
sunken, die Hautstelle atrophisch, narbig glänzend.
L. exuleerans. Der Lupusknoten erweicht und zerfällt zu
einer käsig-eiterigen Masse, die mit den allenfalls noch vorhan-
denen Epidermisresten zu verschieden gefärbten und verschieden
grossen Borken vertrocknet, nach deren Abstossung ein eiternder
Substanzverlust, ein Ulcus luposum vorhegt.
Wenn die Granulationen dieser Lupusgeschwüre sehr hoch
papillomartig erscheinen, bezeichnet man diese als L. hyper-
trophicus s. exuberans s. framboesif ormis.
L. erythematosus s. Seborrhoea eongestiva [Hebra] be-
steht in einer in den Kapillaren des Korimn und Papillarkörpers
beginnenden, zu Zelleninfiltration und herdförmiger Zellenan-
häufung führenden Entzündung, die in spontane Heilung über-
geht oder zu Degeneration und narbiger Schrumpfung der Kutis
und ihrer Drüsen führt [Veiel in ZH].
L. syphilitieus vd. Syphilides.
liapasearcinom Krebsentwicklung auf Lupus.
liuseitas (luscus dunkel» blödsichtig, eig. halblicht,
von lux und inchoativ, luc-sco) Schiefstehen der Augen her-
rührend von einer Einschränkung der Exkursionsfähigkeit eines
Bulbus durch verschiedene Ursachen, insbesondere Lähmung, auch
rheumatische, der betreffenden Augenmuskeln.
liusus natnrae Naturspiel, kleine Abnormitäten in
der Lage und Bildung von Organen ohne wesentliche Funktions-
behinderung oder entstellenden Einfluss gegenüber der Mon-
strositas.
lilixation (lat.) Verrenkung, Ausrenkung, jener
Zustand eines Grelenkes, wobei die beiden Gelenkenden entweder
Digitized by
Google
284 Lymphadenitis
ganz (L. completa) oder zum grössten Teil (L. incompleta,
Subluxatio) aus ihrer gegenseitigen Lage gewichen sind und
die Gelenkkapsel in der Regel teilweise zerrissen ist.
Man unterscheidet femer traumatische, angeborene,
habituelle (bei unvollständiger Heilung der Kapsel oder zu
grosser bleibender Dehnbarkeit der Kapselnarbe), pathologische
oder spontane (d. i. durch entzündliche Deformation und ulzeröse
Zerstörung der Gelenkenden) L.
L. lentis Linsenluxation s. Ektopia lentis kommt
(selten) angeboren vor oder tritt spontan infolge eines grösseren
Defektes der Zonula, am häufigsten bei Verflüssigung des Glas-
körpers oder auf traumatischem Wege ein,
L. inanus congenita i. q. Talipomanus.
cf. Distorsio, Dysarthrosis, Pseudarthrosis, Talipomanus.
liymphadenitis (lympha Wasser oder Saft, von
rv^9?>;; 6 d^»;»' Drüse) Lymphdrüsenentzündung.
L. acuta durch Gefässhyperämie und hauptsächliche Ver-
mehrung der Lymphzellen charakterisirt.
L. chronica vorwiegende Verdickung des Bindegewebsge-
riistes der Drüse, der Balken und der Kapsel (chronische Indu-
ration).
Hier sind folgende Formen zu unterscheiden:
a) L. scrophulosa, die kleinzellige, verkäsende oder
vereiternde Hyperplasie der Lymphdrüsen, häufig aua
der akuten L. hervorgehend, doch auch oft von Anfang an
chronisch, charakterisirt durch eine starke Anhäufung kleiner
Rundzellen in dem Maschenwerk des Eetikulum mit Ausgang in
Vereiterung oder Verkäsung. Lieblingssitz der Affektion sind die
Submaxillardrüsen und Drüsen der seitlichen Halsgegend, dann
die Bronchial- und Unterleibsdrüsen.
b) L. parenehymatosa byperplastica inakrocellularia, die
grosszellige, indurative Hyperplasie der Lymphdrü-
sen, durch Umwandlung des Lymphdrüsengewebes in ein gross-
zelliges Gewebe, mit Verschwinden des ursprünglichen Charakters
desselben gekennzeichnet.
c) L. trabeeularis {trabs Balken) et reticularis (rete
Netz) indurativa hyperplastiea, Hyperplasia lymphatica
fibrosa, Elephantiasis der Lymphdrüsen, durch starke
Zunahme des Bindegewebes ausgezeichnet.
Man unterscheidet eine trabekuläre und eine interstitielle, re-
tikuläre, mehr diffuse Form.
d) L. tuberciilosa, Bildung von Tuberkeln in den Lymph-
drüsen.
cf. Dcgeneratio, Tuberculisatio, Tyroma. — Bubo, L3rmphadenom.
Lymphangitis.
Digitized by
Google
Lymphoma malignum 285
liymphadenom Geschwulst, welche von einer Lymph-
drüse ausgeht und im Anfang wenigstens eine einfache Hyper-
trophie der Drüse in toto darstellt, ohne wesenthche histo-
logische Verändei-ung, bis sich später in der allgemeinen Zellen-
wucherung die Drüsenstruktur ganz verliert und ein homogenes
sarkomatöses Gewebe (adenoides Lymphdrüsensarkom, Lympho-
sarkom) entstanden ist, worin die Blutgefässe erhalten und ihre
Wandungen verdickt sind.
liympliaeiiiie i. q. Leukaemia lymphatica.
liympliaflroffa (ay« treiben) die Lymphsekretion be-
fördernde Mittel.
liymphansriektasie (ro dyystov Grefäss, exxsivco aus-
spannen) Erweiterung der Lymphgefässe, teils angeboren
an Lippen und Zunge — Makro cheilia und Makroglossia —
und an der Haut beobachtet, teils erworben als Folge vonLymph-
fitauungen und Lymphgefässentzündungen.
cf. Makrocheilia, Makroglossie.
liymphangioma.
L. Simplex Geschwulst aus einem anastomosirenden Netz-
werk kleinster und kapillärer Lymphgefässe.
L. cavernosum aus einem Balkenwerk von Bindegewebe
mit grossenteils makroskopisch sichtbaren, mannigfach gestalteten
imd vielfach mit einander kommunizirenden Hohlräumen, welche
mit Lymphe erfüllt sind, analog dem (Hämato-) Angioma caver-
nosum.
L. cysticum s. eystoides Geschwülste, die als ein Konvolut
von kleineren und grösseren Blasen oder lose verbundenen Zysten
mit durchscheinendem lymphatischen Inhalte erscheinen [Wegner
in Langenb. Arch. XX].
liympliaiigitis Entzündung der Lymphgefäss-
stämme, ist anatomisch der Phlebitis analog und entsteht durch
Entzündungsreize infolge Aufnahme phlogogoner Substanzen aus
einem Entzündungsherd, besonders aber von infizirten Wunden
aus, wobei die oberflächlich unter der Haut liegenden Lymph-
gefässe als rötliche Streifen und zwar infolge Mitbeteiligung des
perivaskulären Bindegewebes an der Entzündung (Perilymphan-
gitis) sichtbar werden, während auch die zugehörigen Lymph-
drüsen eine entzündliche Schwellung, zuweilen Abszedirung er-
leiden.
L. peri uterina sekundäre Entzündung der Lymphgefässe
namentlich an der Hinter- und Seitenfläche des Uterus bei puer-
peralen, meist septischen, Prozessen.
liymphoma malignum vd. Pseudoleukämie.
Digitized by
Google
286 Lymphorrhoea
liymphorrlioea s. liymphorrliaicia (qsco fliessen,
zerreissen) Erguss von Lymphe hei Kontinuitätstrennimg
grösserer Lymphgefässe und bei manchen mit Lymphangiektasie
verbundenen Hautkrankheiten {vd, Elephantiasis) ohne besondere
klinische Bedeutung, ausser etwa bei Erguss in die serösen Höhlen.
liympliosarkoma (vd. Sarkom). Als L. sind nur solche
Sarkome zu bezeichnen, welche aus Lymphdrüsenhypertrophien
(Lymphadenomen) hervorgegangen sind, die durch fortdauernde
Wucherung aller zelligen Drüsenelemente allmählich eine ho-
mogen sarkomatöse Struktur angenommen haben.
L malignuin multiplex vd. Pseudoleukämie.
cf. Sarkoma lymphadenoides.
liypemanie (ri Xvtcyj Traurigkeit) Monomanie mit
einem Delirium von düsterem, traurigem Charakter,
cf. Amenomanie.
Ijysis {ri Xvaic LÖBung) ein weniger rascher Fieber-
abfali als bei der Krise, längere Dauer des Stadium decrementi.
liyssa hamaiia (^ Ivoaa Wut v. Ivxog Wolf) Toll-
wut, Eabies (s. d.), Wasserscheu (Hydrophobie, welches
Wort indes gleich der Aerophobie nur ein Symptom bezeichnet)
durch Inokulation des Giftes der Hundswut entstehende Cerebro-
spinalneurose (nach Benedikt eine Psychose mit materiellen Ver-
änderungen des Gehirns, nämlich sehr kleinen Entzündungsherden
mit sekundären Veränderungen — Virchow, Arch. 64, 4). Als Ur-
sache sind wahrscheinlich Spaltpilze (Mikrokokken-GiBiER, Babe&
u. A.) anzusehen. Durch die von Pasteur empfohlene Schutz-
impfung Gebissener mit dem aus dem Kückenmarke wutkranker
Kaninchen gewonnenen, dann durch Trocknen an der Luft abge-
schwächten Impfstoff soll der Ausbruch der L. verhindert werden.
Man kann drei Stadien unterscheiden, nämlich:
Stadium melancholicum, das Prodromalstadium, Schmerz-
haftwerden der Narbe, düstere Aufregung, Widerwille gegen
Flüssigkeiten, anginöse Beschwerden.
Stad. hydrophobicum Exzitationsstadium mit Konvul-
sionen, Atmungskrämpfen, Schlundkrämpfen, welche den Patienten
am Trinken verhindern und welche durch den Versuch dazu
hervorgerufen werden.
Stad. paralyticum mit Nachlass der Beschwerden, aber
auch der psychischen und physischen Kräfte.
Ijyssopliobie {6 9?d/?o? Furcht) der unbegründete Wahn
hypochondrischer Menschen, die Hundswut zu haben oder zu
bekommen, bei denen es dadurch aber thatsächlich manchmal
zu lyssaartigen Erscheinungen kommen soll
Digitized by
Google
Makrocephalie 287
Maeeratio (macerare, mürbe machen, einweichen)
Erweichung, gebraucht z. B. von der Auflösung des abgestor-
. benen Fötus im Fruchtwasser.
Ph Macie» Magerkeit, Emaeiatlo Abmagerung, früher
p^ hauptsächlich vom Schwund des Fettes gebraucht im Gegensatz
^ zu Tabes.
^
a
fe
Macula (lat.) s. Kelis der Flecken, jede umschriebene
krankhafte Veränderung der normalen Hautfarbe.
M. corneae fleckenf örmige , noch durchsichtige Hornhaut-
trübung im Gefolge eines sofort nach der Perforation geschlossenen
Geschwürs, der Dichtigkeit nach zwischen Nubecula und Leukom
in der Mitte stehend.
Maculae tendincae s. lacteae (Insulae) pericardii Sehnen-
oder Milchflecke, umschriebene weissliche Trübungen durch
bindegewebige Verdickungen des Perikards, besonders am vis-
zeralen Blatte, als Effekt eines chronischen, einfach hyper-
plastischen Prozesses, hauptsächlich wohl infolge dauernder
»^ mechanischer Irritationen der Herzfläche, zumal an jenen Stellen,
CO welche von der Lunge unbedeckt beständig mit den resistenteren
H Teilen des Brustkorbes in Berührung kommen.
Maculae caeruleae, Exanthema caeruleuin linsen- bi&
20 Pfennigstück grosse oder grössere rötlich-blaue bis dunkel-
blaue nicht erhabene Flecken der Haut, die auf Fingerdruck
nicht verschwinden. Diese Flecken sind auch unter dem Namen
Pelioma typhosum [Trousseaü, Gbiesinger s. d.] als dem
Typhus angehörige Erscheinungen beschrieben worden ; sie scheinen
nach den Untersuchungen französischer Autoren im Zusammen-
hange mit Phthisis zu stehen.
Madarosis (gr. H. V. fiaSagSg kahl, fiaSapöco, piaSdco,
madeOf fiadög nass) s. Madesis Kahlheit, besonders von den
Augenlidern : M. ciliaris Verlust der Wimpern infolge Schwunde»
der Haarbälge bei veralteter Blepharitis ciliaris.
cf. Alopecia, Calvities.
Madeseens s. Madidans (lat) nässend.
Madnraiiiss (Madura Distrikt der britt. indisch. Prä-
sidentschaft Madras) vd. Mycetom.
Marina (ro fidy^ia von (ndaaco kneten) jede dickliche
Lafl^ma
3, Teig
Masse, Teig oder Brei.
Makrocephalie {/uaxgog lang, ^ >cE<pa^ Ko'pf) Gross-
köpfigkeit, pathologische Schädelvergrösserung, gewöhnlich
durch chronischen Hydrocephalus bedingt.
cf. Cephalonie, Mikrocephalie.
Digitized by
Google
288 Makrocheüie
Makrocheilie (r6 x^^^^s Lippe) abnorme Yergrös-
serung und Verdickung der Lippen (zuweilen durch
Lymphangiome bedingt).
cf. Labinm duplex, Lymphangiektasia.
Makroclieirie (»5 x^^Q Hand) abnorme Vergrös-
serung der Hände.
Makrocornea i. q. Keratoglobus.
Makroejrten (t6 xvtog Bläschen) abnorm grosse rote
Blutkörperchen (9—13 ^ Durchmesser),
cf. Megaloblasten.
Makrodaktylie (o ddxxvXog Finger) abnorme Grösse
der Finger.
M akrofl^lossie {v yk&ooa Zunge) angeborene Hyper-
trophie der Zunge, in höheren Graden mit Prolaps der
Zunge aus dem Munde verbunden. Häufig ist die Gi*undlage
ein kavernöses Lymphangiom.
cf. Lymphangiektasia.
Makrophagen (<payeTv essen) vd. Phagocyten.
Makroplasie (17 ^Aaat? Bildung) unverhältnismässige
Entwickelung von Körperteilen.
Makropodie {onovgynodog'FixsB) vd. Monstrum, Pes gigas.
Makropsie = Megalopsie.
Makr osontie^ (tp. oatfia Leib) ^Eiesenwuchs; als solcher
wird eine Körperlänge von über 7 Fuss betrachtet,
cf. Akromegalie, Mikrosomie.
Makrostoma (x6 arofia Mund) s. Fissura bueealis
transversalis Grossmaul, transversale Gesichtsspalte,
-die durch mangelhaften embryonalen Verschluss zwischen dem
oberen und unteren Fortsatz des ersten Kiemenbogens zu stände
kommende horizontale Verlängeiimg des Mundes, resp. Spaltung
-der Wange.
cf. Meloschisis.
Makrotie (ro ovg, wxog Ohr) abnorme Grösse der
Ohrmuschel,
cf. Mikrotie.
Malacia („Weichlichkeit^^ mit [xaXaxog weich, in
abstraktem Sinne, zusammenhängend, bedeutet aber
nicht „Erweichung", sondern:) krankhaftes Gelüste
nach ungeniessbai-en Dingen, gleich Pica (s. d.).
In Zusammensetzungen, z. B. Osteomalacie, Myelomalacie
-etc. bedeutet es immer „Erweichung".
Digitized by
Google
Malaria 289
Malaria (vom ital. mala aria böse Luft) eine viel-
gestaltige, rein miasmatische Krankheit {vd. Infektion), welche
meist endemisch in gewissen — namentlich, aber nicht aus-
schliesslich, in sumpfigen — (regenden, seltener sporadisch und
epidemisch auftritt.
Die häufigste Ei-scheinungsform der M., wenigstens in den
gemässigten IQimaten, ist die einfache gutartige Intermittens.
1. Febris (Malariae) intermittens Wechselfieber, inter-
mittirendes Fieber mit einem Frost-, Hitze- und Schweissstadium,
das sich in typischen Pai'oxysmen wiederholt. — Solche Typen
sind :
Febris interm. quotidiana, Wiederkehr des Paroxys-
mus alle vierundzwanzig Stunden,
F. i. tertiana, nach achtund vierzig Stunden,
F. i. quartana, nach zweiundsiebzig Stunden,
F. i. quotidiana duplicata, doppelter Fiebertypus, wobei
täglich zwei verschieden intensive Paroxysmen zu verschiedenen
Tageszeiten erscheinen.
F. i. tertiana duplicata, hierbei tritt täglich ein Anfall
auf, jedoch in der Weise, dass der am 1. und 3. und der am
2. und 4. Tage der Zeit und Intensität nach korrespondiren, es
sich also um zwei tertiäre Fieber handelt.
F. i. semitertiana s. Hemitritaeus (s. d.), welches sich
zusammensetzt aus einer quotidiana und tertiana: am 1. und
3. Tag je zwei Anfälle, am 2. Tag ein Anfall.
Typus anteponens und postponens, wenn der nächste
Anfall immer zu einer etwas früheren oder etwas späteren Stunde
als der vorausgehende eintritt.
Typus inversus, wenn die Reihenfolge der Stadien eine
ungewöhnliche ist, z. B. der Frost erst nach der Hitze oder nach
Hitze und Schweiss folgt.
F. dissecta, wenn sich zwischen den einzelnen Stadien,
so zwischen Frost und Hitze, oder Hitze und Schweiss, stunden-
lange Intervalle befinden.
F. subintrans, wenn die einzelnen Paroxysmen so kurz
aufeinanderfolgen, dass der Frost des zweiten noch während des
Schweissstadiums desselben Anfalles auftritt.
F. i. erratica, Rhythmus irregularis Unregelmässigkeit
im Auftreten der Paroxysmen (besonders bei Individuen, welche
schon wiederholt an M. litten).
3. Febris interm. larvata larvirtes, auch anomales
Wechselfieber, diejenigen Krankheitsfälle, bei denen i n e i n e m
dem gewöhnlichen Intermittens ähnlichen Typus
fremdartige Symptome — meist Neurosen — ohne Fieber auf-
treten, oder bei denen nur ein Stadium ausgeprägt ist. Am
häufigsten sind typische Neuralgien, seltener Anästhesien, Krämpfe,
Lähmungen, psychische Störungen, Amaurose, typische Schlaf-
Roth 'a Klinische Terminologie. 4. Aufl. 19
Digitized by
Google
290 Malaria
losigkeit, Hyperämien und Blutungen, Exantheme, Ödeme, inter-
mittirendes Erbrechen von Magen- und Darminhalt (typischer
Merycismus) etc.
3. Febris interm. perniciosa s. eoinitata (von Koma) s. apo-
pleetiea, perniziös entweder durch die ausserordentliche Heftig-
keit \md erschöpfende Dauer der einzelnen Stadien, oder durch
gefahrbringende Lokalisation der Krankheit in einem wichtigen
Organe. Die Unterscheidung weiterer einzelner Formen geschieht
indes vorzugsweise nach symptomatischen Gesichtspunkten,
nämlich:
F. i. pernic. cardialgica sehr heftige zusammenziehende
Schmerzen in der Magengegend mit Würgen imd Erbrechen
während des Froststadiums.
F. i. p. cholerica typische Fieberanfälle mit Erbrechen,
Diarrhöe und -den gewöhnlichen Begleiterscheinungen der Cholera
(in tropischen Gegenden).
F. i. p. diaphoretica Paroxysmus mit kolliquativem , bis
zum Tode fortdauernden Schweisse.
F. i. p. dysenterica Paroxysmen mit Kolik und Tenes-
mus und anfangs serösen, später blutigen Ausleerungen, wie bei.
der Kuhr.
F. i. p. eklamptica, epileptica, tetanica (Katochus)
perniziöse Formen mit klonischen und tonischen Krämpfen.
F. i. p. hydrophobica oder nur maniacalis [letzteres
nebst der ätiologischen Hypothese hinzugefügt aus der Wiener
med. Pr. 1874, 50; das Übrige nach Hertz in ZH.] zu den
vorigen gehörende Formen, entweder nur mit heftigen mania-
kalischen Delirien, oder zugleich klonischen Krämpfen der Schlund-
muskeln beim Trinken oder schon beim Anbfick des Wassers,
welche auf die Muskeln des Gesichts und endlich des ganzen
Körpers übergehen und wobei sich sogar Drang ziun Beisseh
einstellen soll. Es scheinen melanämiscne Pigmentembolien der
Himkapillaren zu Grunde zu liegen.
F. i. p. ikterica das ikterische Wechselfieber, Beginn oder
Steigerung einer schon prodromal vorhandenen ikterischen Färbung
während eines lange dauernden Froststadiums bei galligem Er-
brechen und Durchfällen, dunkelbraunem Urin und gelbfärbendem
Schweiss im Schweisstadium.
F. i. p. pneumonica und pleurilica s. Pneumonia
(Pleuritis) intermittens mit den objektiven und subjektiven
Symptomen der Pneumonie oder Pleuritis, welche aber während
der Intermission fast vollkommen verschwinden können, bei einem
erneuten Paroxysmus hingegen wieder zunehmen, bis die Infil-
tration an Ausdehnung gewinnt und auch zwischen den Anfällen
stationär bleibt.
Digitized by
Google
Maliasmus 291
F. i. p. synkopalis, der Kranke verfällt schon im Frost-
stadimn in eine oder mehrere schnell aufeinander folgende Ohn-
mächten mit kleinem frequenten Puls. — Ein noch höherer Grad
ist die
Synkope typica (s. d.), der typische Scheintod.
4. Febris Malariae remittens und eontinua, diese gehen
in intensiven Malariagegenden zuweilen den intermittirenden
Formen voraus. Man kann unterscheiden:
a) leichtere Formen: biliöse oder gastrische Remittenten;
b) schwerere Formen: als sthenische Fieber beginnend,
nehmen sie bald einen typhoiden oder adynamischen Charakter
an, wozu häufig noch perniziöse Lokalaffektionen sich gesellen (s. o.) ;
c) schwerste Formen: sehr hochgradige Adynamie und
schneller Kollaps mit meist rasch tötlichem Verlaufe.
5. Febris biliosa haematuriea gefährliche Form der Tropen.
Die Krankheit beginnt als einfaches F. intermittens , steigert sich
bald zur Eemittens oder Continua, ist später mit biliösen Diarrhöen
und Hämaturie verbunden und endigt unter baldigem Koma.
6. Malariakachexie, Malariasiechtum, stellt sich ent-
weder als sekundärer Zustand (chronische Milzschwellung,
Anämie, Melanämie) oder von vornherein als primäre chro-
nische Infektion dar, welche in den mannigfaltigsten konti-
nuirlichen Symptomen, besonders in gewissen Nervenprovinzen
hervortritt.
Nach den Untersuchungen von Tomassi Crudeli u. Klebs
sollte der Malaria ein spezifischer Stäbchenpilz, der Bax^illus
malariae (s. d.) zu Grunde liegen. Nach Marchtafava und Celli
ist die parasitäre Ursache der Malaria nicht in einer Bakterien-
art, sondern in einem zu den sogenannten Mycetozoen gehörigen
Mikroorganismus zu suchen, den „Plasmodien der Malaria'^ (s. d.).
Maliasmus (17 fiäXig, -log Rotz, lat mdlleus) Malleus
humidus (Eotz) et fareiminosus (Haut wurm, Farciminium)
die Eotzkrankheit, eine bei Pferden, Eseln und verwandten
Tieren häufigere, beim Menschen sehr seltene kontagiöse Infektions-
krankheit, welche durch die Invasion spezifischer Spaltpilze
(Bacillus malle i — s. d.) in den tierischen Körper, von der ver-
letzten Haut oder den Schleimhäuten (als fixes Kontagium) oder
von den Luftwegen aus (als flüchtiges Kontagium) verursacht
wird und teils örtliche, teils allgemeine Krankheitserscheinungen
bedingt.
M. aeutus der eigentliche Eotz, immer tötliche, in drei
bis vier Wochen verlaufende Krankheit, die je nach der Auf-
nahme des Giftes entweder mit Entzündung des verletzten
Teiles und schankerartiger Umwandlung des primitiven Geschwüres,
19*
Digitized by
Google
292 Maltose
oder mit aUgemeinen typhoiden oder rheumatoiden Erscheinungen
beginnt, denen bald lokale Prozesse der Haut folgen, letztere
entweder in Form von roten Flecken, die sich in pockenähnliche
Pusteln oder in Pemphigusblasen verwandeln, oder in Form von
tiefliegenderen beulenartigen Geschwülsten und Abszessen, während
ulzerative Affektionen der Schleimhäute, besonders der Nase,
häufig, aber nicht pathognomonisch sind.
M. ehronieus mit mehrmonatlicher bis jahrelanger Dauer
und ca. 50 °/o Todesfällen, durch jauchige fistulöse Hautgeschwüre,
beulenförmige Geschwülste an den Extremitäten, geschwüiige
und selbst gangränöse Affektionen der Nase, Stomatitis und
grosse Abmagerung wie bei Phthise charakterisirt [nach BoL-
LINGER, ZH].
cf. Anthrax.
Maltose (maltum Malz) ein Zwischenprodukt bei der
Umwandlung von Stärke in Traubenzucker durch den Speichel,
cf. Achroodextrin, Dextrin, Erythrodextrin.
Mftlnui (verw. mit fiiXag) das Übel, die Krankheit.
M. Cotunnii i. q. Ischias.
M. Cayennse, mal de Cayenne i. qu. Elephantiasis Arabum.
M. mortuuin, mal morto i. qu. Lepra.
M. perförans pedis, »,maZ perforant du pied"j n euro-
paralytische Verschwärung der Fusssohle [Wernher],
eine hartnäckige, von einer Verwundimg ausgehende, wahr-
scheinlich mit örtlichen Störungen der trophischen und sensiblen
Nerven im Zusammenhang stehende Ulzeration im Bereich der
Fusssohle, welche durch stetiges Fortschreiten in die Tiefe selbst
die Grelenke und Knochen zerstören kann.
cf. Dermosynovitis.
M. Pottii (nach dem engl. Chirurgen Pott, der im
Jahre 1776 zuerst eine genaue Beschreibung dieses
Ijeidens veröffentlicht hat), PoTx'scher Buckel, spitz-
winkelige Kyphose (s. d.).
M. senile (coxae, artieulorum) i. q. Arthritis deformans.
Mandrin (le m. die Docke, Dockenspindel der
Drechsler, auch die kleinen hölzernen Zylinder, über
welche die Patronen geformt wurden) der in elastischen
Kathetern steckende Draht, der denselben eine bestimmte halt-
bare Form verleiht.
Manefi^e-Bewegung (le m. die Reitbahn) „Reit-
bahnbewegungen" nennt man fortgesetzte kreisförmige Be-
wegungen, wie sie bei gewissen Hirnerkrankungen und Schädel-
"wrletzungen vorkommen. -^r j^j^^^-jy^ «-mm»
FRED'K E. CHANDLER. M. D.,
5 AsMand St., Harrison^Sq.,
OORCHESTER, -'yi----v v^qj^j^C
Marsupialisation 293
Mania (^ iJ.avia, jLiaivojuat) die Easerei, der Wahn-
sinn, Exaltation des Selljatgefühles, „krankhaftes Aussersichsein",
das sich sowohl im Vorstellen als im Benehmen des Kranken
ausspricht und in die Tobsucht (Delirium furibundum) mit
hauptsächlicher Erregung der motorischen Seite des Seelenlebens,
und in den Wahnsinn (Mania sensu strictiori) mit aus-
schweifenden Wahnvorstellungen zerfällt.
M. sine delirio maniakalische Störung des affektiven
Lebens, unwiderstehhche krankhafte Triebe ohne Wahnvorstellungen,
wobei der sonst ungetrübte Verstand von den krankhaften Trieben
beherrscht wird (häufig als Monomanie, s. d.).
M. hysteriea s. Delirium hystericuin vorübergehende hy-
sterische Geistesstörung, entweder in Verbindung mit hysterischen
Anfällen oder als momentan einziges hysterisches Symptom, in
Form von Wahnvorstellungen, traumartigen Zuständen, mania-
kalischen Erregungen erotischen Charakters etc.
M. metastatiea umfasst alle diejenigen Fälle, die angeblich
infolge der plötzlichen Unterdrückung einer habituellen Sekretion,
eines Exanthems, Erysipels etc. eintreten.
M. puerperalis M., welche in den ersten (16) Tagen nach
der Entbindung, am häufigsten bei Erstgebärenden und in einer
melanchohschen Form auftritt, ohne sonstige besondere Eigen-
tümlichkeiten.
cf. Delirium, Melancholie, Psychosis, Dysphrenie.
Marasmus (gr. H., v. fiagaivco verwelken) Schwund,
allgemeine Atrophie der Gewebe, bedeutet einen mehr dauernden
niedrigen Ernährungszustand.
M. senilis Altersschwund als Kollektivbegriff einer Reihe
von allgemeinen regressiven Störungen der Ernährung und Funktion
der Organe, wie sie hauptsächlich dem höheren Alter eigen sind.
M. syphiliticus M. als indirekter Folgezustand der Syphilis,
d. h. der durch sie gesetzten schweren (degenerativen) Ernährungs-
störungen der Organe.
Marfi^inatus (lat.) gerändert, zur Bezeichnung von
Effloreszenzen, welche nicht ülseitig scharf begrenzt sind, sondern
teilweise „verwaschen*' in die gesrmde Haut übergehen.
Mar£:inoplastik (Barb. jikdooc» bilden) Plastik am
Lidrande, Einpflanzung gestielter Lappen aus dem Lide oder der
Umgebung in die wegen Trichiasis angelegte Wunde.
Mariscae (lat. seil, ficus, fici, v. mas männlich, eine
geringe Feigenart) i. q. Condylomata acuminata.
Marsupialisation (marsupium Beutel, Sack, Tasche)
ein von Clay, Spenceb Wells u. Pean in Fällen, in welchen
die Ovariotomie nicht vollendet werden kann, empfohlenes Ver-
Digitized by
Google
294 Masochismus
fahren, welches in der Anheftung der Eänder des geöffneten Cysten-
sackes an die Bander der Bauchwunde besteht, wodurch eine
Tasche gebildet wird.
Masoeliisiiiiis (nach dem Schriftsteller Sacher Masoch,
der in einzelnen Eomanen diese Form der sexuellen Perversion
schildert) [v. Krafft-Ebing], eine Art der sexuellen Psychopathie,
welche darin besteht, dass der Mann infolge von sexuellen Em-
pfindungen sich vom Weibe misshandeln lässt.
Massage (abgeleitet von jtidaoco kneten, massare) das
Massiren, Streichen und Kneten kranker Teile, eine von
den Franzosen sehr ausgebildete und je nach der Manipulation
mit verschiedenen Namen belegte Behandlungsmethode bei chro-
nischen Entzündungen und Anschwellungen.
Effleurage (effleurer streichen) das Streichen von der
Peripherie nach dem Zentrum.
Massage ä friction mit den Fingei*spitzen der eineii Hand
wird unter senkrechtem Druck kräftig gerieben und mit der
anderen Hand zentripetal gestrichen.
Petrissage (petrir kneten) das Kneten der kranken
Partien.
Tapottement (tapoter klopfen) besteht in Klopfen und
Schlagen der Teile mit der Hand, der Faust oder mit Hölzern.
Mastitis (d f^aozög weibliche Brust) Entzündung
der Brüste, ,,wehe Brust", ist entweder eine Entzündung des
Drüsenparenchyms (M. parenchymatosa, lobularis) mit
sekundärer Beteiligung des umgebenden Zellgewebes, oder die
Entzündung sitzt nur im subkutanen Zellgewebe als einfache
Phlegmone (M. phlegmonosa superficialis), oder es handelt
sich um phlegmonöse Entzündung des tieferen submammären
Zellgewebes (M. phlegmon. profunda, Paramastitis), oder
es sind alle diese Formen kombinirt. Infolge von chronischer
Mastitis kann eine Schrumpfung der Manuna entstehen unter
Bildung von hartem Narbengewebe, Erweiterung der Acini und
ihrer Ausführungsgänge, Veränderungen, die man als Cirrhosis
mammae, Mastitis interstitialis, Elephantiasis mammae bezeich-
net hat.
M. neonatorum schmerzhafte Anschwellung eines oder bei-
der Brustdrüsen bei Neugeborenen, wozu die in den ersten
Wochen bei beiden Geschlechtern vorhandene Milchseki*etion
disponirt.
Mastodynie (j? Sdvvrj Schmerz), „irritable hreasif^ Neu-
ralgie der Brustdrüse (2. bis 6. Interkostalnerv), fast nur bei
Weibern, namentlich hysterischen.
Digitized by
Google
Megalopsie 295
Mastnrbatio (manus Hand, stuprare schänden) i. q.
Onanie.
Maturitas praecox (lat. v. maturus und prae coquo)
Prühreife, d. h. frühzeitige Entwickelung des Körpers, oder
einzelner Organe, insbesondere der Genitalien.
Mediastinitis (mediastlnum [Galen]: v^ir^v 6ia(pQdxTo>r
memhrana intersaepiens, unlat. barb. Ausdruck für per
medium tensum [Hybtl], das Mittelfell, die Brustscheide-
wand, richtiger mediastinay die Mittelfelle, das sind die
Seitenwände des Cavum mediastini, welches vorne
vom Sternum und hinten von der Brustwirbelsäule
begrenzt und durch das Herz und die grossen Ge-
lasse ziemlich senkrecht in ein Cavum med. anterius
und posterius abgeteilt wird) Entzündung der Mittel-
felle mit den Formen und Charakteren der Pleuritis (s. d.) und
meist in Verbindung mit dieser oder Perikarditis externa (Medi-
astino-Perikarditis). Schwielige M. ist als eine Ursache
von Pulsus paiadoxus angetroffen worden.
Hier mögen auch eine Stelle finden die in seltenen Fällen
beobachteten Geschwülste des Mediastinum, die Med last in al-
tumoren. Sie sind meist karzinomatöser oder sarkomatöser
Natur (manchmal trifft man jedoch auch andere Geschwulst-
formen) und werden der Diagnose erst dann zugänghch, wenn
sie Kompressionserscheinungen machen. Letztere betreffen in
erster Linie die grossen arteriellen und venösen Gefässstämme,
-die Trachea und den Oesophagus (Dyspnoe resp. Dysphagie),
dann die Nn. recurrentes (einseitige und doppelseitige Stimm-
bandlähmung) und den N. phrenicus. Da jedoch das Aneu-
rysma aortae fast die gleichen Kompressionserscheinungen
macht wie der Mediastinaltumor, so ist, abgesehen von den Fällen,
wo Geschwülste in anderen Organen auftreten, eine sichere Diagnose
kaum möglich.
Megagastrie (jueyag gross, rj yaori^g Magen) Magen-
vergrösserung^
Mefi^aloblasten (r) ßXdotr) Keim) Biesenblutkörperchen
<cf. Makrocyten) mit Kernen [Ehrlich].
Meg^alocornea i. q. Keratoglobus.
Megalomanie (17 fiavla Wahnsinn) Grössenwahn,
ein für die Dementia paralytica höchst charakteristisches Sympton.
Meg^alopsie {fi oxfig Sehen) das Ver grosse rtsehen
der Objekte als Folge gewisser Funktionsstönmgen der Akom-
modationsmuskeln, wodureh das Urteil über die Distanz der Ob-
jekte getrübt wiixi.
cf. Mikropsie, Makropsie.
Digitized by
Google
296 Mekonium
Mekonium (r6 ixrixwvtw Mohnsaft, wohl von der
Ähnlichkeit damit) das Kindspech, die ersten Abgänge
der Neugeborenen, aus Schleim, Galle, Darmepithelien, ver-
schluckten Epidermiszellen und Wollhärchen bestehend (nicht
pathologisch).
Melaena (jJ ^iXaiva, sc. x^^ oder vdoog^ Morbus niger,
von HiPFOKUATES herrührende Bezeichnung, indem das
in eine schwärzliche Masse veränderte Magenblut
für jyxo^ jLiüaiva*^ galt, welche man neben der „gelben
Galle" als Körperbestandteil betrachtete) durch Blu-
tung bedingte Abgänge schwarzer Massen aus Mund
oder After.
M. neonatorum s. Apoplexia intestinalis neonatorum be-
ruht entweder nur auf Blutungen aus Magendarmgeschwüren,
welche nach der Geburt auf embolischem Wege (Nabelvene,
Ductus Botalli) entstehen können, oder aus kapillären Magen-
darmblutungen in Zusammenhang mit einer allgemeinen Er-
krankung, wahrscheinlich septischer Infektion, die sich gleich-
zeitig in Gelbsucht, äusserster Anämie und akuten Fettent-
artungen der Herzmuskulatur, des Leber- und Nierenparen-
chyms äussert (akute Fettdegeneration der Neugebo-
renen).
Melanämie (ßfXag schwarz, ro aTfia Blut) ein Folge-
zustand schwerer perniziöser Intermittens, der zur Melanose führt
(s. d.), indem während eines Fieberanfalls innerhalb der Blutbahn
eine Anzahl roter Blutkörperchen zu kömigem Pigment zerfällt,
das von den weissen Blutkörperchen aufgenommen wird, welche
in den Kapillaren und Venen derjenigen Organe (Leber, Milz,
Knochenmark etc.) sich stauen, in denen die Stromgeschwindigkeit
des Blutes eine geringe ist, und Melanose derselben und kapilläre
Pigmentembolien veranlasst, welche besonders im Gehirn grossere
Bedeutung haben.
Das kömige Pigment, welches sich bei Melanämie bildet,
ist das Melanin, ein Umwandlungsprodukt des Hämoglobins.
Melaneliolia (17 xo^ Galle, eigentlich also „schwarze
Oalle") die Schwermut, „krankhaftes Insichsein", grosse De-
pression des Selbstgefühls mit entsprechenden traurigen Wahn-
vorstellungen.
Bei der typischen Melanchohe unterscheidet man: ein Sta-
dium depressionis mit allgemeiner gemüthcher Verstimmung,
ein Stadium melancholicum mit ausgesprochenen Wahn-
vorstellungen, und ein Stadium decrementi.
M. agitans, wobei sich die inneren Angstempfindimgen
auch in körperlicher Unruhe äussern.
M. attonita s. Stupor melaücholicus die schwerste
Digitized by
Google
Melanosis 297
Form der M., wobei die Kranken, von einer schi'ecklichen Wahn-
vorstellung vollkommen beherrscht, in einem Zustande kataleptischer
Starrheit sieh befinden.
cf. Katochus, Katatonie.
Je nach dem Gegenstande des melancholischen De-
hriums unterscheidet man:
M. relig^iosa, wenn das Delirium vorzugsweise in religiösen
Vorstellungen ängstlicher, negativer Art (Sündenangst und dgl.)
besteht.
cf. Mania rcligiosa, Theomanie.
Daemono-M. s. Dämonomanie das Besessensein, Gefühl
des Beherrschtwerdens von dämonischen Gewalten, häufig mit
Krampf paroxysmen (Larynxkrampf mit veränderter Stimme),
innerem Widerspruch gegen das eigene Denken und Thun, Spal-
tung der Persönlichkeit.
M. metamorpliosis (v. fiexa-fioQtpoco umwandeln, ge-
stalten) Wahn des Verlustes der eigenen Persönlich-
keit, indem die Kranken z. B. glauben, sie seien Tiere, oder
von Glas, Butter u. s. w.
Hl. nostalg^ica s. Nostalpria (o voaxog Heimkehr, aXyog
Schmerz) das Heimweh, eine Psychose, welche durch über-
mässige Sehnsucht nach der Heimat entsteht und durch das Vor-
herrschen der auf die Eückkehr bezüghchen Vorstellungen cha-
rakterisirt ist.
cf. Lypemanie, Hypochondrie, Monomanie, Apodemialgic.
Melanikterns i. q. Ikterus melas.
Melanocarcinoma, Melanosarkoma vd. Carci-
noma, Sarkoma.
Melanodermie (ro öegfia Haut) ein seltenes von
DüBREUiLH beschriebenes Hautleiden, bei welchem sich im An-
schluss an Erytheme breite schwarze Flecken neben zahlreichen
vereiternden Akneknoten auf der Haut bilden; dabei besteht
starkes Jucken u. Abmagerung.
Slelaiiom {fisXdvM^a und fisXdvwoiCy v« fisXavow schwär-
zen) stark pigmenti rte Geschwulst überhaupt, iosbesondere
der Pigmentkrebs, Sarkoma alveol. pigmentat.
Melanosis s. Cliromatosis Pigmentinfiltration
oder Pigmentmetamorphose, besteht in dem Auftreten eines
aus dem Hämatin entstehenden, verschieden gefärbten und ge-
stalteten Körpers, des Hämatoidin (Lutei'n) imd des Melanin
in Zellen und Geweben, besonders in der Haut.
cf. Melasma, Melanämie, Ochronosis.
Digitized by
Google
298 Melanurie
Melannrie (ro ovgov Urin) Gehalt des Urins an
Melanin oder richtiger Melanogen, durch dessen Oxydation erst
das Melanin entsteht. Der ganz normal aussehende Harn wird
durch das Stehen an der Luft in einigen Stunden ganz schwärz-
lich, ohne an Durchsichtigkeit zu verlieren. Dieselbe Veränderung
ist durch Zusatz von konzentrirter Salpetersäui-e sogleich hervor-
zubringen.
Die M. ist ein konstantes Symptom von Pigmentkrebs im
Organismus.
Melasma (ro /uelaof^a V. ßsXaivo}) s. Pannus melaneus
s. ]Nig^rities cutis oder, wenn sich zugleich etwas kleienförmige
Abschuppimg darüber zeigt: Pityriasis nigra, zerstreute
schwärzliche Flecken der Haut durch übermässige An-
häufung von physiologischem Pigment.
M. uteri num i. q. Chloasma uter.
M. suprarenale i. q. Morbus Addisonii.
cf. Melanose.
SIeliceris (ro fisXif -izog Honig — »J /LieXixrigigf ro xrjg.or
Wachs, also eig. Honigwabe) Kolloidbalg, Cyste mit dick-
flüssigem, honig- oder leimartigem Inhalte, z. ß. ältere Ganglien.
Melitag^ra (77 äyga Falle, nach Analogie von Po-
dagra, Pellagra) i. q. Crusta lactea.
Melitliäiiiie (ro of/wa Blut) das Auftreten von Zucker
in grösseren Mengen im Blute, wie es sich namentlich bei Diabetes
mellitus findet.
Mellitnrie {mel, mellis Honig, t6 ovgov Urin) s. Gly-
kosurie (s. d.), Bezeichnung für das vorübergehende Auf-
treten von Zucker im Harn gegenüber dem konstanten bei
Diabetes mellitus.
Die Bezeichnung wird übrigens häufig auch für jedes Auf-
treten von Zucker im Urin gebraucht, gleichgültig, ob dasselbe
durch den Diabetes oder durch toxische oder traumatische
Schädüchkeiten bedingt ist.
Meloplastik (za fi^Xa Wangen, eig. Äpfel, v. t6 fifjXov
Apfel; 17 nkaazixrij sc, zexvtf Plastik) plastischer Wieder-
ersatz von Wangendefekten.
Meloscliisis (tJ oxioig V. oxiCfo spalten) die schräge
Gesichts- oder Lippenwangenspalte, angeborene Spalt-
bildung, welche neben dem Zwischenkiefer in der einen Seite der
Oberlippe beginnt und neben dem Nasenflügel vorbei nach auf-
wärts bis zum Auge verläuft.
cf. Schistoprosopie, Makrostomie, Labium leporinnm.
Digitized by
Google
Meningitis cerebralis 299
Meniere'sehe Krankheit, Vertig^o (s. d.) ab aur«
laesa (franz. Vertige Idbyrinthique), Man bezeichnet hiennit das
Auftreten von Schwerhörigkeit bei negativem Befund von Trommel-
fell und Tuba Eustachi! in Verbindung mit hochgradigem Schwin-
delgefühl (taumelnder Gang) und Erbrechen. Meniere konstruirte
hieraus eine eigene Krankheit, deren Sitz er in die Bogengänge
des Labyrinths verlegte.
Mening^itis cerebralis und spinalis (17 fifjviyc
jede Haut, spec. Hirnhaut) Entzündung der Hirn-
oder Bückenmarks häute. Die Entzündung der harten Haut
(Dura mater) wird Pachymeningitis, die der weichen Häute
(Piitis mit oder ohne Arachnitis) Leptomeningitis genannt.
I. M. eerebralis.
a) Pachymeningitis, Entzündung der harten Hirn-
haut (seltener als die Leptomeningitis) vd. Pachymeningitis.
b) Leptomeningitis, Entzündung der Pia u. Arach-
noidea auch Meningitis c. schlechtweg genannt.
Nach dem Sitz ist zu unterscheiden: Meningitis con-
vexitatis (mit Lokalisation auf die Konvexität des Grehims),
M. basilaris (mit Lokalisation auf die Basis des Gehirnes) meist
tuberkulöser Natur und M. ventricularis (mit Lokalisation auf
die Ventrikel). Die M. basilaris ist durch die Beteiligung der
Himnerven ausgezeichnet.
Nach der Intensität der Entzündung unterscheidet man:
A. Meningitis cerebralis acuta, die akute Gehirn-
entzündung. Sie tritt auf als:
1) M. Simplex, einfache Gehirnentzündung primär
(Traumen) oder sekundär im Gefolge von Entzündungen
der Nachbarschaft oder von akuten Allgemeinerkrankungen.
2) M. suppurativa, eitrige Gehirnentzündung fast
immer infolge einer Eiterung in der Nachbarschaft (Caries
der Schädelknochen, des Felsenbeins) oder im Anschluss
an Septikämie <M. metastatica).
3) M.tuberculosa, die tuberkulöse Gehirnentzündung
in allen Lebensaltern beobachtet, aber am häufigsten bei
Kindern, eine Kombination der einfachen Entzündung mit
Tuberkelbildung u. Tuberkelbacillen in den Knötchen.
B. Meningitis cerebralis chronica, die chronische
Gehirnentzündung. Sie zeigt dieselben Abarten wie die akute
M., wozu noch die chronische alkoholische M. (meist mit
LokaHsation auf die Konvexität beider Hemisphären) und dio
lokale in der Nachbarschaft syphilitischer Geschwülste auftretende
•chronische syphilitische M. kommen.
Ais besondere klinische Form ist heiTorzuheben :
Leptomening^itis infantum s. Hydroeephalus acutus sine
tuberculis nur mit serösem Exsudat in den erweiterten Ven-
Digitized by
Google
300 Meningocele
trikeln, gewöhnlich mit nachweisbaren Veränderungen der Plexus-
chorioidei, welche hyperämisch, zuweilen mit punktförmigen Ex-
travasaten gefunden werden, während eine Hyperämie der Flächen
der Pia, wahrscheinlich infolge des intrakraniellen Druckes, nie
zur Beobachtung kommt. Die Affektion ist dem Kindesalter eigen,
eine klinische Unterscheidung von der tuberkulösen M. ist nicht
raöghch, doch kann der Prozess zur Heilung gelangen oder zu
chronischer Hydrocephalie führen.
II. M. cerebrospinalis epidemica [nach Ziemssen in ZH)
Genickkrampf, eine akute diffuse fibrinös-eiterige Entzündung^
der Pia des Gehirns imd Eückenmarks, welche sich durch ihr
epidemisches Auftreten, die Art und Weise ihrer Ausbreitimg,
durch den Krankheitsverlauf und anatomische Veränderungen als-
Infektionskrankheit charakterisirt.
M. c. siderans {sideror vom Sonnenstich befallen werden),
Meningite foudroyante, unter Eintritt von plötzlicher Bewusst-
losigkeit, Konvulsionen, Nackenstarre inmitten völliger Gesundheit
erfolgt der Tod in wenig Stunden.
M. c. abortiva leichte rudimentäre Form mit Steifigkeit
und Schmerzhaftigkeit des Nackens, Kopfschmerz und Abge-
schlagenheit, wobei die Patienten aber herumgehen.
M. c. intermittens zeichnet sich durch zuweilen regel-
mässig in quotidianem oder tertianem Typus wiederkehrende Fieber-
anfälle mit Steigerung aller übrigen Erscheinungen aus.
Die Ursache der epidemischen Cerebrospinalmeningitis ist
wahrscheinüch in einem bakteriellen Gift ähnüch dem der Pneu-
monie imd der Influenza zu suchen.
III. Mening^itis spinalis, Entzündung der Eücken-
markshäute.
a) Pachymeningitis spinalis s. Pachymeningitis.
b) Leptomeningitis spinalis zerfällt ebenfalls in eine
akute und chronische Form und zeigt dieselben Abarten wie die
cerebrale M.
üenins^ocele s. Meninproenceplialoeele {rj xf]Xrj Bruch)
vd. Encephalocele und Spina bifida.
Mening^okokkus vd. Pneumoniekokkus.
Menisken (o [irjviaxog v. rj firivrj kleine Mond) konkav-
konvexe Linsen bezw. Augengläser, auch periskopischeG lä-
ser genannt, wenig im Grebrauch.
Menopause {oi fifjveg Monatsfluss, v. 6 iir^v Monat;
fi jTavoig, jiavo) beendigen) Aufhören des Monatlichen in
den klimakterischen Jahren (physiologisch).
cf. Menostase.
Menorrkag^ie (Si^yvvfa bersten) jede Steigerung
Digitized by VjOOQIC
Merycismus ;i01
<les menstruellen Monatsflusses entweder durch allge-
meine Ursachen (Blutdyskrasien) oder durch lokale (Beflex-
reize der Genitalien, Krankheiten des Uterus und seiner Adnexe)
bedingt.
cf. Metrorrhagie.
Menostase (^ otdaig, lairjiui) s. Cessatio mens! um, Sup-
pressio mensium das Ausbleiben oder die Unterdrück-
ung des Monatsflusses.
cf. Menopause.
Menstruatio (mensis Monat) das Monatliche.
M. praeeox, das Auftreten der Periode im Kindes-
alter.
M. tardiva, die Verzögerung des Ausbleibens der
Periode im Klimakterium (s. d.) häufig Teilerscheinung
•einer Grebärmuttererkrankung.
M. viearia, das Auftreten periodischer Blutungen
aus anderen Körperteilen (Hämoptoe, Hämatemesis, Epista-
xis, Mastdarmblutungen) bei Amenorrhoe (s. d.) oder sehr spär-
licher Menstruation.
IVIensnration {mensüro messen, von metior, ^ietqov)
■das Messen als physikalische Untersuchungsmethode.
Mentaicra {mentum Kinn, ^ äyga Falle ; analog Po-
dagra) vd. Sykosis.
Mephitis (oskisches Wort; die römische Göttin
der schädlichen Dünste) Kollektivname für eine Gruppe von
zwm Teil fieberhaften, klinisch noch nicht sicher zu charakteiisi-
renden Krankheiten, welche durch die Einatmung von Kioaken-
gas, Kanal- und Schleusengasen entstehen — Gasgemengen, welche
vorzugsweise Schwefelwasserstoff und Ammoniak enthalten.
Die akuten Fälle sind ziemlich identisch mit Hydrothion-
ämie, die subakuten und chronischen zeigen eine ausserordent-
liche Verschiedenheit der Symptome, wohl in Zusammenhang mit
•der Verschiedenheit der inhalirten Gasgemenge.
Mercnrialismus (Mercurius, alchymistischer Name
für Quecksilber) i. q. Hydrargyrosis.
Merismopodia ventrieali (6 fisgia/^og Teilung,
jiovg, Jtodog Fuss) i. q. Sarcina ventriculi.
Merocele (o firiQog Schenkel, ?; ^V^^V Bruch) der
Schenkelbruch.
cf. Hernia cruralis.
M erydsmus (o firjQvxiofiog von fxriovxi'Coy wiederkäuen)
Td. Euminatio.
Digitized by
Google
302 Mesartemtis
M. typieus vd. Malaria.
Mesarteriitis (jisoo? Adj, der Mittlere» und Arte-
riitis— 8. d.) Entzündung der Tunica media s. mus-
cularis der Arterien, wodurch die Muskel- und elaßtischen
Fasern derselben zu Grunde gehen. Dieselbe ist gewöhnlich eine
sekundäre, von der atheromatösen Intima aus verursachte^ in
manchen Fällen von Aneurysmenbildung hingegen scheint es sich.
um primäre M. zu handeln [Köster],
Mesophlebitis {fj (pXiyf, (pXeßog Ader) Entzündung der
T. media der Venen, Teilerscheinung der Phlebitis, isolirt kaum
vorkonmiend.
cf. Phlebitis, Mesarteriitis.
Metalloskopie u.]IIetallotlierapie(ro /zhaXXov Mine^
Erz, oxojieXv untersuchen, ^egcmsveo heilen) die von BuROCi
vor mehreren Dezennien entdeckte Methode, durch Auflegen von
Münzen oder anderen Metallplatten bei hysterischen und zerebra-
len Anästhesien der Haut und Muskeln, auch gleichzeitiger Gre-
sichts- und Gehörsschwäche, vorübergehende oder dauernde Eück-
kehr der Funktion, teilweise (?) auf Kosten der entsprechenden
Teile der gesunden Seite, hervorzurufen. Die Reaktion erfolgt
nur auf gewisse, für verschiedene Personen verschiedene Metalle
(„metallische Idiosynkrasie") und scheint mit der Entstehung
schwa<5her. elektrischer Ströme zusammenzuhängen.
Metamorpliopsie {iu€Taf4,og(p6co umgestalten, 17 mptg^
Sehen) Verzerrtsenen der Objekte (bei Netzhautablösung,.
Staphylomen der Kornea oder Sklera).
Metamorpliose pathologische Umänderung der chemi-
schen oder mor^ologischen Beschaffenheit von Zellen und Ge-
weben.
cf. Degeneratio, Infiltratio.
Metamorpliosirend nennt man das Atmungs^e-
räus-ch, das im Beginn der Inspiration als ein zischendes, dem
pueiilen ähnliches Stenosengeräusch gehört wird, aber während
der Inspiration verschwindet und einem anderen gewöhnlichen
Geräusche, z. B. dem Bronchial- oder Vesikuläratmen Platz macht.
Es soll ein zuverlässiges Zeichen von Kavernen sein [nach Ger-
hardt).
Metaplasie {fisxa-7ikdoo<o umbilden) Übergang eines
bereits ausgebildeten Gewebes in ein anderes ohne Zwischen-
stufen.
cf. Metamorphose.
Metastase (ßerdoraoig V. fie^loxrifjn umstellen) derjenige-
Vorgang, bei dem gewisse Substanzen in die Blutmasse gelangen
Digitized by
Google
Metritis 303
und sich an anderen bestimmten Stellen des Organismus ausser-
halb der Gefässe (e/. Embolie) ablagern oder weiter entwickeln^
so 'das sekundäre Auftreten von Eiter- oder Geschwulstherden,
Ablagerungen von Kalksalzen bei Knochenerkrankungen, von Harn-
säure bei Gicht etc.
Tripper- M. Auftreten von Entzündungen an einer entfern-
ten Lokalität bei Tripperkranken, wobei der Mechanismus der
Übertragung bisher nicht klar ist.
cf. äjnovitis gonorrh., Iritis blennorrhagica.
Metasynkritiscli (fiezd^ ovv, 17 xgCoig [von xQiva)]
Scheidung, Entscheidung) was eine Entscheidung her-
beiführt, gebraucht von Behandlungsmethoden, durch welche eine
günstige „Umstimmung** des Organismus bewirkt wird, ähnlich
wie „alterirend".
Meteorismns {6 fisrecogtofiog Aufgeblasensein, Hip-
pokr. V. fiexe<oQog in der Höhe, in der Ijuft) s. Tyinpanites
s. Pneumatosis Luftansammlung im allgemeinen, insbe-
sondere :
M. intestinalis übermässige AnfüUung des Magens und
der Gedärme, besonders des Dickdarms mit Gasen, sogenannte
„Trommelsucht", unterscheidet sich dadurch von der Flatu-
lenz, dass sie unabhängig von den Nahrungsmitteln ist, nur ge-
iTichloses Gas liefert, spontan als Neurose (Hysterie etc.) oder
symptomatisch (Peritonitis, Typhus) auftreten kann.
M. myogenes der durch abnorm schlaffe Bauchdecken be-
dingte M.
M. paralytieus der auf Paralyse der Darmmuskulatur zu-
rückzufuSirende M.
M. peritonealis s. Pneumoperitonitis Luftansammlung im
Bauchfelbaume.
Metopafi^ie eig. Metopopagie {16 fihcojiov Stirn,
stijywfii befestigen) eine Doppelmissgeburt mit zwei an
der Stime zusammengewachsenen Köpfen.
Metritis (17 /^i^iga Gebärmutter v. 17 /lii^tvq) Entzün-
dung der Gebärmutter entweder den ganzen Uterus oder nur
Teile desselben betreffend: M. corporis, M. cervicalis, Endo-
metritis (s. d.), Mesometritis; pathologisch-anatomisch: gra-
nulöse, fungöse, ulceröse, parenchymatöse, intersti-
tielle, glanduläre, polypöse M.; ätiologisch: diätetische,,
traumatische, gonorrhoische, puerperale M.
Nach der allein richtigen klinischen Einteilung sind zu unter-
scheiden :
1) Akut entzündliche M. mit Fieber, starker Empfind-
Digitized by
Google
304 Metrokolpocele
lichkeit des Uterus und Schwellung und Rötung der Vaginal-
portion.
2) Katarrhalische M., meist auf den Cei-vix beschränkt
<Cervikalkatarrh).
3) Hämorrhagische M., hauptsächlich das Corpus uteri
betreffend.
Bei 2 u. 3 finden sich in veralteten Fällen tiefgreifende Ver-
änderungen der Mucosa mit Vegetationen (Schleimhautpoly-
pen und follikuläre Hypertrophien des Cervix).
4) Chronische M. Uterusinfarkt fast nie aus der aku-
ten M. hervorgehend, sondern die Folge einer langsam und
schleichend verlaufenden, meist puerperalen Infektion mit Ver-
grösserung des Uterus und Cervix (hier oft Einrisse), die sich derb
anfühlen, Beteiligung der Schleimhaut mit Abgang von Membra-
nen, die die Form der Uterushöhle wiedergeben (Dysmenor-
rhoea membranaceas. d.) und spärlichem Ausfluss einher-
gehend.
Von der ächten M. ist zu unterscheiden: Pseudometritis
oder symptomatische M., bei welcher die Entzündung der
Uterusschleimhaut eine Folgeerscheinung von Krankheiten der
Adnexe ist.
Hierher gehört: Metritis hyperplastica ovarialis
[Brennecke].
cf. Endometritis.
Metrokolpocele (6 xohtog Scheide, tj xi^Xtj Bruch)
Vorfall des retroflektirten schwangeren Uterus in
<iie geboi-stene invertirte hintere Wand der Vagina.
Metrolymphanicitis (vd. Lymphangitis) Entzündung
der Lymphge fasse des Uterus bei septischem Puerperal-
fieber.
Metromanie i. q. Nymphomanie.
Metrophlebitis (>5 9?A^t/^ (pXeßog Ader) u. Metro-
pUebothrombose {6 '»gofißag Klumpen , Gerinnsel)
Venenentzündung bei Puerperalfieber mit Blutgerinnung, aus-
gehend von der Plazentarstelle oder von anderen Stellen der Uterus-
wandung.
cf. Febris puerperalis.
Metrorrhafi^ie (von Qrjyw/Ltt bersten) jeder stärkere
nicht menstruelle Blutabgang aus der Gebärmutter,
cf. Menorrhagie.
Metroskop (oxojisco schauen,untersuchen) das durch
«in Spekulum direkt auf den Uterus aufgesetzte Hörrohr.
Metrotomie i. q. Hysterotomie.
Digitized by
Google
Mikrokokkus 305
Miafinna (ro filaofia V. fjiaivM verunreinigen) vd. In-
fektion.
M ictio inToiantaria, M« noetarna (mictio Pissen,
von mingtre, ofiixeco) vd. Enuresis.
Mis^rSne i. q. Hemicrania.
Mikrobe, Mikrobie (Mixgog klein, 6 ßiog lieben)
kleinstes Lebewesen i. q. Mikroorganismus, vd. Bakterien.
Mikroblepliarie (ro ßkitpagov Augenlid, v. ßkenoi
blicken) Kleinheit der Augenlider.
cf. Ablepharia» Exophthalmus, Lagophthalmus.
Mikrocephalie (17 xeipaXri Kopf) Kleinheit des
Kopfes, gleichmässig verkleinerter Schädel, also auch Kleinheit
des Grehims (M i k r e n c ep h a 1 i e) , vorzeitiger Stillstand des Waxjhs-
tums, welcher teils im Gehirn selbst, teils im Schädel (vorzeitige
Synostose) begründet sein kann.
cf . Brachycephalie, Dolichocephalie, Nannocephalie, Idiotie, Makro-
cephalie.
Mikroeornea, abnorme Kleinheit der Cornea.
Zunächst gepaart mit anderen Entwicklungsstörungen des Auges
(Colobom, Mikrophthalmus).
Mikroeytliaeiiiia (ro xvxog Bläschen, hier Blut-
körperchen, x6 alfia Blut) eine Form der Oligocythämie
(s. d.) mit auffallend kleinen Blutkörperchen von meist kugeliger
Gestalt (Mikrocyten).
Mikrog^yrie (o yvoog Kreis, Windung) eine Bildungs-
anomalie des Gehirns, infolge deren es zur Entstehung von über-
aus zahlreichen kleinen Grehimwindungen kommt in der Art,
dass das bekannte Schema der Gehirnwindungen verwischt wird.
Bei den höheren Graden dieser AnomaHe besteht Idiotismus.
Mikrokokkus (6 xoxxog Kern) i. q. Kokkus.
M. der Gonorrh5e vd. Gonokokkus.
M. prodi^iosus, auch Bacillus prodigiosus genannt, eine meist
in der Einzahl vorkommende saprophytische Bacillenart.
M. pyogenes tenuis ein Eiterpilz von untergeordneter Be-
deutung.
M. tetragenus (thraQeg vier, St. yev v. ylyvofxai werden)
ein im Sputum von Kranken und Gesunden vorkommender para-
sitischer Spaltpilz; ziemlich grosse runde Zellen, im tierischen
Körper meist zu vieren gruppirt und von einer glashellen Gallert-
scheide umschlossen (Aussehen eines vieräugigen Würfels). Der
M. t. ist pathogen , aber nur für weisse Mäuse und Meer-
schweinchen.
Roth' 8 Klinische Terminolojrie. 4. Aufl. 20
Digitized by
Google
3CH3 Mikromania
M. ureae eine für die ammopiakalische Gärung des Harns
verantwortlich gemachte fragliche Bakterienart (Hamferment).
Mtkromanta die krankhafte Vorstellung der Para-
lytiker, als sei ihr Körper verkleinert, geschrumpft, unsichtbar,
gestorben u. dgl.
Mtkromelns (ro nF.Xnc Glied) Missgeburt, bei der die
Extremitäten zwar wohl gebildet, aber abnorm klein sind,
cf. Peromelus.
Mtki^omyelta {6 uvfXog Bückenmark) abnoi-me Klein-
heit und Kürze des Rückenmarks.
Mtkrooricaiitsiniis (t6 dgyavov Gerät, Werkzeug)
i. q. Mikrobe, vd. Bakterien.
Mtkrophag^en (fpayeiv essen, verzehren) vd. Phago-
cyten.
Mikroplithalinnfi (o dtp^alfiog Auge) angeborene
Kleinheit eines oder beider Augen,
cf. Enopbtbalmas.
Mikropliyton {%6 tpvTov v. ipvo) Gewächs) i. q. Mikrobe.
Mtkropste (17 otptg Sehen) das Verkleinert sehen der
Objekte, Folge gewisser Akkommodationsfehler des Auges (z.B.
bei Asthenopie).
et*. Metamorphopsie, Megalopsie.
Mikrosomie (ro ow//« Leib) s. Nannosomie Zwerg-
bildung des Körpers (Grösse unter vier Fuss).
cf. Makrosomie.
Mikrosporon (17 ojiogd Same, Spore).
M. Audouini der zweifelhafte Pilz der Alopecia areata
(s. d.).
M. fürfur (furfur Kleie) Name des der Kleienflechte (Pity-
riasis versicolor) zu Grunde liegenden Pilzes, der 1846 von
EiCHSTEDT entdeckt wurde.
M. mentai^rophytes (rpiKo erzeugen) die Ursache der
parasitären Form derMentagra, die aber von der einfach ent-
zündlichen makroskopisch nicht zu unterscheiden ist. Der Pilz
ist identisch mit dem von Herpes tondens (Trichophyton). •
M. ininutissimuin vd. Erythrasma.
M. septfeum mikroskopische Pilze (Bakterien — s. d.), die
nach Klebs u. A. die Ursache der septikämischen und pyämischen
Prozesse sein sollen (vd. Streptokokkus, Staphylokokkus).
Digitized by
Google
Missed labour 307
Mikrostomie (t6 atöfia Mund) angeborene Klein-
heit des Mundes, welche Lebensunfähigkeit zur Folge hat.
cf. Stenochorie, Makrostomie, AnkylochiHe.
Mikrotie (i6 ovg, Miog Ohr) angeborene Kleinheit
der Ohrmuscheln.
Miliar (milium Hirsekorn, Frucht v. Panicum iteUi-
cum — L.) nennt man Knötchen von der ungefähren Grösse
eines Hirse- oder Grieskoms. Die miliaren Tuberkel sind
zusammengesetzt aus einer grössereji Zahl kleinerer, sogen, sub-
miliarer oder „Unter-Knötchen" [Eindfleisch].
Miliarearcinose, Mflfartubereulose massenhaftes Auftreten
von miliaren Krebs- bezw. Tuberkelknötchen in verschiedenen Or-
ganen auf embolischem Wege nach Durchbruch eines primären
Herdes in die Blutbahn.
Miliaria crystallina der eigentliche Frieselaus-
schlag, eine eigene, fieberhafte oder fieberlose, besonders typhöse
und pyämische Krankheiten konkomitirende oder für sich be-
stehende und nicht mit der Schweissbildung zusammenhängende
Ausschlagsform ohne besondere klinische Bedeutung. Während
des Verlaufes solcher Krankheiten entstehen plötzlich und zwar
in den Blättern der Homschicht selbst und vorzugsweise am
Eumpfe zahlreiche isoürte Bläschen von der Farbe der Haut mit
wasserklarem Inhalt und von verschieden langem Bestände. Später
trübt sich der Inhalt milchig und gelblich-eiterig (M. alba).
Je nach den begleitenden Krankheiten spricht man von
M. typhosa, puerp^eralis etc. Bei akuten Exanthemen (M. ex an-
thematica) werden deren Effloreszenzen einigermassen durch sie
modifizirt, wie das auch bei Febris miliaris der Fall ist (s. d.).
Die nicht aus M. crystallina hervorgegangene M. alba und
rubra ist nach Hebra identisch mit Sudamina (s. d.).
Milinm s. (irutuin (Hirse = (AeXivri) Hautgries, miliare
weiss-gelbliche Knötchen von angehäuften, verhornten , über ein-
ander geschichteten Zellen der ^hmeerbälge, die oberflächhch in
der Haut, besonders gern der Augenhder, sitzen und auf dieselbe
Weise entstehen wie Comedo, nm* mit dem Untei*8chied, dass nicht
der ganze Haarbalg, sondern nur der Fundus oder ein Drüsen-
läppchen der Sitz der Hypersekretion ist und die kleine Kugel
ganz imter der Epidermis liegt.
Miserere (Imp. v. misereor v. miser elend) i. q. Ileus.
Misoneismus (ro f^toog Hass, veog neu) von Lombroso
eifundene Bezeichnimg für die dem Menschengeschlecht eingewur-
zelte Neigung neue Ideen zu bekämpfen.
Missed labour, „vermisste Wehen", werden von den
Engländern Fälle genannt, bei welchen eine abgestorbene Frucht
20*
Digitized by
Google
im MiteUa
m lariKe im Ttenw zurückgehalten wird, daas sie über die nor-
nmlr; Dauer der HchwangerHchaft hinaus getragen wird.
Hltella (Dem. v. müra — s. d.) Trag tu eh für den
Arm^ (Uut um den Xacken befestigt wird. Man nennt dasselbe
M. parva h. longa, wenn das Tuch kravattenartig zusam-
mengelegt ifft,
M. triangularis, wenn es dreieckig zusammengelegt ist,
M. quadrangularis s. magna wenn ein viereckiges Tuch
verwendet und die vier Zipfel am den Nacken zusammengebunden
werden.
Ultra Hippokrati» (17 /u/t^«, mitra Kopfbinde,
(eigentlich Gurt oder Binde — die eben so geschlungen
wird, dasB sie als Kopfbedeckung dienen kann) Ver-
band für den Kopf, mit einer schmalen zweiköpfigen Eollbinde
auszuführen: Mit dem einen Ende werden die Langsturen, mit
<lcm anclcren die Zirkelturen um den Kopf angelegt, indem die
vrnU^rpn vorn an der Stirn und hinten oberhalb des Nackens um
die letzteren geschlungen und, sich immer teilweise deckend, ab-
wechselnd von vom nach hinten und umgekehrt geführt werden.
Hoffiffraiilite (oiöyig Adj, mit Mühe, ygd<pco schrei-
ben; frz. (Trampe des ^crivaina, engl. Writers cramp) Schreibe-
krampf, richtiger koordinatorischer Händekrampf, zu
den „Beschäftigungsneurosen" gehörig, wohin auch jene Krämpfe
gehören, die m analoger Weise ebenso beim Stricken, Nähen
(rtchncidor- und Schusterkrampf) Zeixjhnen, Klavier- und
Violinspielon auftreten.
Nach Benedikt ist eine spastische, eine tremorartige und
eine paralytische Form der M. zu unterscheiden.
nioi^tlalie (ij kdkfj Beden) diejenige Form von Dys-
lalic, bei der nur die Bildung einzelner L^ute immöglich ist.
cf. Alalie.
Mog^iplioiite (17 q^covf} Stimme) eine Beschäftigungs-
uourosc, wethe darin liesteht, dass Personen, die berufsmassig viel
wpitH^hen oder singen müssen, plötzlich eine erhebliche Schwäche
ihrer Stimme Ix^inerken.
Mola (V. griech. tj fwXtj Mühlsteine, Mondkalb, verw.
ciM/^A-maxm verfehlen) Mondkalb, Windei, taube degene-
rirte Eier,
M. carnosa Fleischmole (nicht zu verwechseln mit blossen
Fibrinklumpeu und Plazentarpolypen), grössere klumpige und feste
Mhäh^ von liel^rfarbe, aus den \iiit dicken Klumpen extravasirteii
Ulut<^ durchsetzten Eihäuten bestehend, worin der Fötus rerküm-
mert ixlor dun*h Rejorption ganz verschwunden ist, falls er niclit
Digitized by
Google
Molluscum fibrosum 309
früher schon ausgestossen wurde, während die degenerirten Ei-
häute noch selbständig im Uterus haften blieben.
M. saniruinolenta Blutmole, ist nur eine jüngere Fleisch-
mole, in der die Blutkoagula noch nicht jene leberähnliche Ver-
änderung erfahren haben, sondern durch ihre schwärzere Farbe
imd weichere Konsistenz noch deutlich als solche zu erkennen sind.
M. hydatidosa Blasenmole, eine weiche flockige Ma^se,
die' durch eine Menge dolden- oder rosenkranzföiinig zusammen-
hängender Blasen von der verschiedenartigsten Grösse gebildet
wird, deren Inhalt aus einer schleimartigen Masse besteht.
Diese Molenbildimg rührt von einer Hypertrophie imd myxo-
matösen Entartung der Chorionzotten (welche als Myxom a mul-
tiplex Chorii bezeichnet wird und auch partiell vorkommen
kann) her, wenn letztere schon zu einer Zeit auftritt, wo die
Chorionzotten noch an der ganzen Eiperipherie gleichmässig ent-
wickelt sind (1. Monat).
Molimina {moUmen Beschwerde, v. moles grosse
Masse oder v. molior eine solche in Bewegung setzen).
M. haemorrhoidalia Hämorrhoidalan fälle, Perioden
stärkerer Hämorrhoidalbesch werden, vd. Haemorrhois.
M.. menstrualia Menstrualbeschwerden, vd. Dysme-
norrhoe.
MoIInBcnm ftbrosnin s. penduluin s. siinplex s. non
conta^iriosuin s. Fibroma molluseum, die kleineren Formen als
Cutis pendula bezeichnet {mollus€U8=: fiaXaxog, mollis weich;
molluseum, sc. tuber Ahornschwamm) mehr oder weniger deut-
lich gestielt aufsitzende, mit normaler Haut bedeckte, meist deut-
lich begrenzte Geschwülste von gleichmässiger, bald teigig-
weicher, bald mehr derber Konsistenz von Erbsen- bis Kindskopf-
grösse. Sie bestehen aus Bindegewebe, welches von den tieferen
Lagen des Korium, vielleicht vom Bindegewebsgemste der Unter-
hautfettläppchen seinen Ausgang nimmt, die Cutis pendula fast
nur aus einer Hautduplikatur.
M. eontagriosuin [Batemann], «". Epithelioma molluseum
[ViRCHOW], V. A. als Condyloma subcutaneum beschrieben:
eine Erkrankung von Haarfollikeln, erbsengrosse, weichen Warzen
ähnliche Geschwülste mit einer trichterartigen Vertiefung, welche
den Eingang zu einem erkrankten Follikel enthält, deren Mün-
dung auf Druck neben einem milchigen oder schmierigen Brei,
dem eigentümlichen Sekret der Talgdrüsen, einen eiförmigen festen
Körper, den MolluskumkÖrper, entleert. Das Sekret des M. c.
wirkt für die gesunde Nachbarschaft der eigenen Haut des Trä-
gers sowohl als auch für andere Individuen ansteckend,
cf. Psorospermosis.
M. lipomatodes i. q. Xanthelasma multiplex,
cf. Verruca.
Digitized by
Google
310 Monaden
Monaden (17 fiovds Monade, das Einfache, nicht
weiter mehr Teilbare) Hueter's Bezeichnung für Mikro-
kokken, vd. Bakterien.
Monas prodigiosa i. q. Mikrokokkus prodigiosus.
Monartliritifi ein auf ein einzelnes Gelenk lokalisirter
Gelenkrheumatismus.
Moniliformis (momle Halsband, /orma) perlschnur-
ähnlich.
Monobraehins {movog einzig, 6 ßgaxioyv Arm) ange-
borener gänzlicher Mangel einer Oberextremität.
cf. Abrachins, Perobrachias.
Monoenlns die einfache Augenbinde zur Bedeckung
nur Eines Auges, mit einer um den Kopf imd über das Auge
laufenden BoUbinde.
cf. Blnocalas, Monophthalmus.
Monomanie (jJ f^avla Basen, v. fiaivofiai). Über den
Begriff M. besteht zur Zeit keine einheitUche Auffassung. Man
spricht von M. sowohl beim Vorherrschen einer einzelnen be-
stimmten Wahnvorstellung, also dem partiellen Irresein im
Vorstellen, als auch beim Vorhandensein gewisser krankhafter
Triebe, also bei maniakalischer Störung des affektiven Lebens:
Mania sine delirio, wie z. B. Mord-, Selbstmord-, Brand-
stiftungs-M. etc. Auch gehören die Monomanien teils den De-
pressions-, teils den Exaltationszuständen an je nach dem Bestehen
eines traurigen oder eines freudigen Affektes (Lypemanie und
Amenomanie der Franzosen). Man begreift femer einerseits
primäre maniakalische Affektionen darunter, andererseits [Grie-
singer] die partielle Verrücktheit als sekundären Zu-
stand, wobei der Kranke unter Abnahme des ursprünglichen exal-
tirten Affektes in einzelnen fixen Wahnvorstellungen weiter delirirt.
cf. Aidoiomanie, Dämonomanie, Dipsomanie, Hydromanie, Klepto-
manie, Nostalgie, Apodemialgie, Nymphomanie, Psychosis,
Pyromanie, Satyriasis, Theomanie. — Dementia, Moria.
Monopliasie (/^ovog allein, 17 (pdoig v. (ptjiui sprechen)
Sprachstörung, bei welcher die Kranken, sobald sie versuchen
zu sprechen, immer nur Eine Silbe, Ein Wort oder Einen Satz
hervorbringen.
Monopleg^ie (17 jzXriy^ Schlag, v. jikrjaaco) Lähmung
nur einer einzigen Extremität, bzw. einer umschriebenen
Muskelgruppe, cerebralen Ursprungs zum Unterschied von der
kompleten einseitigen Lähmung (vd. Hemiplegia). Je nach dem
Glied, welches von der Lähmung ergriffen ist, unterscheidet man :
M. brachialis (Lähmung eines Armes), M. cruralis (Lähmung
eines Beins), M. brachio-facialis (Lähmimg einer Gesichts-
Digitized by
Google
Morbilli 311
hälfte und eines Armes), M. facio-lingualis (Lähmung einer
Gesichts- imd Zungenhälfte),
cf. Hemiparaplegia.
Monoplitlialinie {S 6(p^aX[j,6g Auge) i. q. Cyklopie.
Monopns (o novg, jiodog Fuss) angeborener völliger
Mangel einer ganzen Unterextremität.
cf. Apu8, Achirus.
Monorcliidie (o doxi? Hode) vd. Kryptorchidie.
Monospasmiis (o anaouog Krampf) Krampf, der auf
mnschriebene Muskelgruppen sich beschränkt.
Monstrum Monstrositas („quomam monstrant'^ —
Cicero, v. wonBre) Missgeburt, Missbildung.
I. Monstra per exeessum — durch Überschreiten der nor-
malen Bildung:
1. Makrosomie (s. d.).
2. Riesenwuchs einzelner Teile, z. B. Pes gigas, Manus
gigas, Cephalonie, Leontiasis, Makropodie etc.
3. Überzählige Bildung einzelner Teile (auf abnormem
organologischen Wachstum, Sprossenbildung, beruhend),
cf. Polydaktylie, Polymelie.
4. Monstra duplicia, Doppelmissbildungen. Diese sind
auf abnorme Sonderung des normal zu Einem Organismus
bestimmten Keimmateriales (Keimspaltung) zurückzufühi'en ;
seltener scheint es sich um Verwachsung von Zwillingen zu
handeln.
cf. Craniopagus, Dicephalus, Dlprosopas, Dipygus, Ischiopagus,
Pygopagus, Rachipagiis, Syncephalus, Thorako- und Pro-
sopothorakopagus.
IL Hlonstra per dcfeetuin:
cf. Abrachius, Acanliacus, Acephala«, Achirus, Agnathie, Akor-
mus, Amelus, Anencephalns, Apus. Cranioschisis, Cyklopie,
Epispadle, Fissur, Hydrocephalus , Hydrorachis, Hypospadie,
Kolobom, MikrocephaliQ, Mylacephalus, Peromelus, Pes varus
congen., Phokomelus, Schistoprosopie, Sympodie, Syndak-
tylie, Teratom. — Agenesie, Lusus naturae.
Morbtlität oder Morbidität (v. morbXdus krank) die
Verhältniszahl der Erkrankungen.
Morbilli (spätlat. morbilU v. morbus, engl, measlesj franz.
rougeole, ital. roselia) die Masern, kontagiöse fieberhafte Krank-
heit mit rotfleckigem, etwas über das Niveau der Haut erhabenem
Exanthem mit vorwiegend katarrhalischer Affektion der Konjunk-
Digitized by
Google
l
312 Morbus Addisonii
tiva und der oberen Luftwegeschleimhaut. Je nach der Be-
schaffenheit dieses „akuten Exanthems" unterscheidet man:
M. discreti, conf erti, conf luentes, vesiculosi, hae-
morrhagici (septici). Fehlt das Exanthem ganz, sind aber
alle übrigen Erscheinungen während einer Epidemie bei nicht
Durchseuchten ausgeprägt, so spricht man von M. sine morbil-
lis s. sine exanthemate.
Von Alters her werden verschiedene Formen der M. unter-
schieden, welche keine besondere praktische Bedeutung haben und
sich in die folgenden drei zusammenfassen lassen:
1. M. epcthici s, vulgares s. simpliees die gewöhnliche
Form.
2. M. synochales entzündliche Masern, wobei insbe-
sondere das Fieber einen ähnlichen Charakter hat wie bei akuten
Entzündungen, das Exanthem sehr intensiv und von längerem Be-
stände ist als gewöhnlich und auch stärkere entzündliche Affek-
tionen der Schleunhäute auftreten (besonders broncho-pneumonische
und gastrische: gastrische Masern).
3. M. astheniei s. nervosi s. typhosi s. septici Masern^
in deren Verlauf unter typhoiden und adynamischen Erscheinungen
eine allgemeine Paralyse sich entwickelt und das Exanthem häufig
in ein hämorrhagisches sich verwandelt.
cf. Rubeolae.
Morbus Addisonii (morbus v. morior)^ Melasina supra-
renale, bronced skin, ein tötliches konstitutionelles Leiden, i. J.
1855 zuerst von Th. Addison gewürdigt, bestehend in Anämie
nebst mancherlei nervösen Störungen, Marasmus mit immer mehr
zunehmender schmutzig bräunlicher grossfleckiger Verfärbung der
Haut, im Zusammenhang stehend mit (meist tuberkulöser) De-
struktion der Nebennieren, wobei eine gleichzeitige Läsion des
benachbarten sympathischen Nervengeflechtes im Spiele zu sein
scheint.
Morbus anlieus, Morbi auliei (aula Vorhof in den
Palästen der Pursten und Beiehen, ,,Hof*') Krank-
heiten der höheren Stände, durch Schlemmerei hervorge-
iiifen, wie Arthritis, Physkonie etc*
Morbus Basedowii (Basedow beschrieb die Krank-
heit zuerst ausführlicher 1830 und zwar unter dem
Namen „Glotzaugenkachexie") ein Symptomenkom-
plex, als dessen Kardinalerscheinungen Herzklopfen mit Pulsbe-
schleimigung , Anschwellung der Schilddrüse und doppelseitiger
Exophthalmus betrachtet werden müssen. Ob der Sitz des Leidens
im Halssympathikus (untersten Cervikalganglion), wofür einzelne
Befunde sprechen, oder noch centraler zu suchen ist, steht noch
dahin.
Digitized by
Google
Moria 313
Morbus Brig^htii (E. Bright beschrieb zuerst im
Jahr 1827 die diffusen Nierenentzündungen) mehr histo-
rischer Kollektivname verschiedener diffuser Nierenerkrankungen^
jetzt zu trennen in die folgenden:
Nephritis parenchymatosa acuta und chronica.
Nephritis interstitialis (Cirrhosis).
Degeneratio amyloides renum.
Hyperaemia renum activa (z. B. toxica — Kanthariden^
Terpenthin und Senf öl, Karbol, Kalisalpeter) etpassiva (Stauungs-
niere, besonders bei Herzkrankheiten).
Morbus caernlens i. q. Cyanosis.
Morbus Dithmarsieus Name der hereditären Syphilis
in Holstein, nach Hebra jedoch ein Sammelname von derselben
Bedeutung wie Kadesyge.
Morbus maenlosus Werlholli (P. G. Werlhof,
Hannoveraner Arzt, 1698—1767, der zuerst die Krank-
heit genauer beschrieb) i. q. Purpura haemorrhagica.
Morbus nantieus (gr. v vavn/a v. v vavg Schiff) die
Seekrankheit, eine ihrem eigentlichen Wesen nach nicht
sicher bekannte Krankheit (wahrscheinlich aber eine Neurose),
welche sich durch sehr grossen Kollaps und Ekelgefühl, meistens^
mit profusem Erbrechen und anhaltender Verstopfung charakteri-
sirt und durch die fortgesetzten Schwankungen des Schiffes her-
vorgerufen wird.
Morbus saeer s. eaducus i. q. Epilepsia.
Morbus Weilii Weil's Infektionskrankheit, eine
akut fieberhafte, mit schweren nervösen Erscheinungen, mit
Schwellung der Milz und der Leber, Ikterus und nephritischen
Symptomen einhergehende Erkrankung, die nach verhältnis-
mässig kurzer Dauer des schweren Krankheitsbildes einen
raschen günstigen Verlauf nimmt. Sie hat am meisten Ähnlich-
keit mit dem biliösen Typhoid und dem Typhus abdominalis
abortivus, ist aber eine Infektionskrankheit sui generis, deren
Infektionsträger noch nicht gefunden ist. Sie befäUt mit Vor-
liebe Fleischer [Weil im Deutschen Arch. f. klin. Med. Bd. 39].
Moreellement (franz. v. morsus u. mordeo) partienweise»
Abtragen grosser Tumoren nach vorheriger Umschnürung
der einzelnen Partien mit Draht.
Moria (j5 ßcogia v. lucogog stumpf) die Narrheit, .eine
Form des Blödsinns (Dementia) aus unvollständig ausgebildeter
Tobsucht oder aus der Amenomanie hervorgegangen, indem die
fröhliche und selbstgefällige Laune sich fixirt hat und in allerlei
thörichtem Treiben, kindischem Spielen, Lachen, Tanzen etc. sich
äussert.
Digitized by
Google
314 Morphaea
Morpliaea tiii Brasilien als Morphea bekannt)
die bei der Lepra maculosa auftretende zirkumskripte Hautver-
fieckung, weiche je nach der Beschaffenheit der Pigmentirung,
Vaskülarisirung und Ernährung der betreffenden Stellen als
M. rubra, alba, nigra, atrophi'ca oder — bei starrer speck-
artiffer Infiltration der weissen Flecken — als M. lardacea be-
zeichnet wird,
cf. Vitiligo.
Morpliinifiiniis (MoQ<pevg Gott der Träume, „der
Gestaltende'', v. ^ i^op^??? Gestalt, Bild) die Morphium-
sucht, zugleich auch die durch Morphiummissbrauch hervorge-
inifenen üblen Folgen.
et*. Opiopbagie.
Morpio, Morpionen (v. mordeo beissen, frz. pion,
qui mord, = pou = pedtculus, pedis Laus, laufendes Ge-
tier) i. q. Pediculus pubis, Filzlaus.
Mortalität die Verhältniszahl der Todesfälle.
Mortilieatio {mortuus, faciö) das Absterben von
Körperteilen i. q. Gangrän, Nekrose.
Mor van' seile Krankheit, Maladie de Morvan,
Par^sie analg^sique avec panaris des membres
sup^rieures, Panaritium analgicum eine 1883 von MoRVAX
entdeckte und als autonome Krankheit bezeichnete Abart der
Syringomyelie, die sich von letzterer durch die multiplen
Panaritien und die Sensibilitätsstörungen (es sind hier alle drei Ge-
fühlsqualitäten gestört) unterscheidet. GoWEES nennt die Morvan-
sche Krankheit eine Syringomyelie mit peripherer Neuritis.
cf. Syringomyelie.
Monehes volantes {muscae volitantes v. mus u. ^ivg)
fliegende Mücken, vd. Myiodesopsie.
Moxa {Japan, statt mocusa das „Brennkrauf die
Cellulose der Artemisia vulgaris) der Brennzylinder,
zylindrisch geformte, leicht brennbare Substanz, die auf der Haut
selbst abgebi-annt wird, um eine starke Imtation derselben, zum
Zweck der Ableitung hervorzurufen.
cf. Exutoria, Thermocautere.
Mneilag^inosa (sc. remedia) schleimige Arznei-
mittel.
Mncocele (mucus, fiv^a, Schleim, 17 xrjktj Bruch) Ek-
tasie einer Körperstelle durch Schleimzystenbildung (z. B.
der Zellen des Siebbeinlabyrinthes oder der Stirnhöhlen).
cf. Hernia.
Mneor, Mncorineen (Wurzel muk, fivaoco schneuzen)
die Kopfschimmel, Schimmelpilze mit ungeteilten und unge-
Digitized by
Google
Myalgia 315
gliederten Fruchtfäden (Hyphen), auf deren Spitze sich eine
kugelige, Sporen bildende- Masse (Sporangium) entjdckelt. Man
tinterscheidet mehrere Arten : .M. altemans, corymbifer, stolonifer
und rhizopodiformis. Beim Menschen kommen seltene Mykosen
vor, als deren Erreger Mukorarten gelten.
MnltHoeulari» (locusj loctUus Kä,Btchen) mehr- oder
vielfächerig.
Multipara (multus viel, purere gebären) vd. Primipara.
Muinilieatio (Mumie v. pers. mümija, v. müm Wachs
oder weiches Harz, womit die Perser und Babylonier
ihre Toten überzogen; facere machen) trockener Brand,
durch rasche Eintrocknung der Luft ausgesetzter gangränöser
Teile, infolge deren der Fäulnisprozess vorläufig sistirt wird.
Mnres artieulares Gelenkmäuse, vd. Arthrohthen.
Mnssitirend vd. Deliria mussitantia (v. mussare mucken,
murmeln).
Miitaeisiniis, Miittsinas (mutus stumm) Mutitas
voluntaria, freiwillige Stummheit, z. B. Geisteskranker.
Mutilatio (mutiUSf verstümmelt, f^vtdog v. minuo,
fuvvco) Verstümmelung.
cf. Lepra mutilans.
Myalg^ia s. Myopathia rhenmatiea (o fivg, fw6g
Maus, Muskel; t6 äXyog Schmerz, t6 nd^og Leiden) s.
Bheumatismus museularis, alle schmerzhaften Affektionen der
Muskeln, sowie der dazu gehörigen Sehnen und Faszien, deren
Entstehung man auf rheumatische (s. d.) Einflüsse zurückführt.
Man vermutet, dass es sich entweder um Störungen der Zirku-
lation, Hyperämien, auch wohl mit geringfügiger Exsudation, oder
lun Affektionen der intramuskulären sensiblen Nervenendigungen
handelt [ZH].
Die häufigsten Formen sind :
M. ecphaliea s. capitis s. Cephalalgia rheumatiea s. Riieu-
matismus epieranii Kopfrheumatismus. Der Schmei-z sitzt
in den Hinterhaupts-, Stirn- und Schläfenmuskeln und in der
sehnigen Haube und steigert sich bei Verschiebung derselben.
M. eerviealis s. Tortieoiiis rheumatieus s. Cervieodynia
s. Caput obstlpum rheumatieum (obstipus geneigt) schmerz-
hafte Kontrakturen eines oder mehrerer Hals- oder Xackenmuskeln,
infolge deren der Kopf steif und unbeweglich im Nacken oder,
bei einseitiger Affektion, schief gehalten wird (Hinterhaupt nach
der erkrankten, Gresicht nach der gesimden Seite). T. rheumati-
eus lässt sich oft -»diwer von den durch Spondylitis eervi-
ealis, leichter von den durch Accessoriuskrampf bedingten
Torticollisformen unterscheiden.
Digitized by
Google —
316 Myasis
M. iieetoralis et intcreostalis s. Pleurodyiiia Eheumatis-
inus der Brust- oder Interkostahnuskeln.
M. seapularis s. Oinalpria s. Seapulodynia rheumatiea
rheumatische Affektion der Schulterblatt- und Oberanmnuskeln.
M. luinbalis s. Lumbago schmerzhafte Affektion der Muskeln
und Faszien der Lendengegend einer oder beider Seiten, die meist
plötzlich eintritt (womit der Name „Hexen seh uss" zusammen-
hängt) und ausser auf rheumatischer in vielen FäUen auf
traumatischer. Ursache, Zerrung oder Zerreissung einzelner
MuskeKasern, beruhen kann.
cf. Myotalgie, Psoitis.
Mya»ifi (?? uvZa Mücke, Fliege) eine in den Tropen
(Amerika, Afrika Ts^-ts^) vorkommende durch schmerzhafte fui-un-
kulöse Entzündungen (Desselbeulen) charakterisirte Hautkrank-
heit, welche durch Stechfliegen (Oestriden und Museiden) hervor-
gerufen wird.
Mycelinm (o fivxmy jbivxmog Pilz) das Flechtwerk,,
welches die Fäden der Schimmelpilze bilden.
cf. Hyphen.
Myeetom der Maduraf uss, ein in Ostindien einheimisches,
in der Wucherung von Pilzen (Chionyphe Carteri) im Unter-
hautzellgewebe begründetes Leiden, welches bedeutende Unförm-
lichkeit, Weichteilabscesse und Caries der Knochen bewirkt.
Neuerdings ist die Identität des M. mit Aktinomykose festgestellt
worden.
cf. Podelkoma, Aktinomykosis.
Mycetozoen i. q. Protozoen.
Mydalein {uvSd?.eog modrig, v. f^vSog Nässe, Fäulnis)
giftiges Alkaloid (Ptomain Brieger), welches nach zwei- bis
dreiwöchiger Leichenfäulnis entsteht, ähnlich wirkend wieMuscarin.
Mydriasis (^ /uvögiaoic: Augensternerweiterung, /wv^^o^
glühende Metallmasse) Erweiterung der Pupille, wenn
dieser Zustand auf einem Krampf des Dilatator (Nerv.
sympath., Spinalreizung) oder auf Lähmung des Sphincter
pupillae (N. oculomot.) beiiiht, also von materiellen Ver-
änderungen im Augeninnem unabhängig ist.
Nach den zwei genannten Ui*sachen der M. unterscheidet
man eine M. spastica und eine M. paralytica, während bei
der durch die toxische Wirkung der Mydriatica (Atropin) be-
dingten M. paralyti CO- spastica beide Momente zusammen-
wirken.
Mydriatica (sc, remedia) Mittel, welche bei örtlicher An-
wendung eine Erweiteiimg der Pupille bewirken.
cf. Myosis.
Myelasthenia [v. Ziemssen] (6 fiveUg Bückenmark,.
^/ do&€veia Schwache) i. q. Neurasthenia spinahs.
Digitized by
Google
1^
B
Myelitis 317
Myelitis Entzündung des Eückenmarks. Sie ist
P^ eine akute, subakute oder chronische.
rv^ I. Myelitis acuta (u. subacuta).
— Die frühere Einteilung der akuten M. in eine M. cum Myelo-
malacia und eine M. sine Myelomalacia ist ungenau und veraltet.
Pathologisch-anatomisch sind folgende in einander übergehende
Stadien zu unterscheiden:
^^ 1. Die rote, hämorrhagische Erweichung mit sehr
"^ starker Hyperämie, Blutaustritt, der so stark sein kann, dass das
Kj Bild einer primären Hämorrhagie geschaffen wird, und Schwellung
tr^ der Marksubstanz.
v^ 2. Die gelbe Erweichung aus 1. hervorgehend, durch Ver-
änderung des Blutpigmentes hervorgerufen, mit undurchsichtiger
Schnittfläche und fettiger Degeneration der Marksubstanz.
^ 3. Die graue Erweichung mit durchscheinender Schnitt-
Ph fläche durch Resorption der Degenerationsprodukte und mit Ver-
. mehrung des Bindegewebes.
»Tj Das 1. Stadium kann aber auch fähren zu
Q> 4. eitriger, grüner Erweichung durch Eiter- oder
?H Abscessbildung. Sie ist meist septischen Ursprunges.
pC^ Nach dem ursprünglichen, Sitz der Entzündung unterscheidet
man Myelitis parenchymatosa und M. interstitialis.
Klinisch sind folgende Formen der akuten M- zu unter-
scheiden :
I.Myelitis acuta transversalis, die akute Quer-
«chnitts-Myelitis die gewöhnlichste Form besteht in einer
Entzündung des ganzen Rückenmarksquerschnittes, jedoch mit
geringer vertikaler Ausdehnung.
2. M. focalis mit Entzündung eines kleinen einzelnen Be-
zirkes des Rückenmarkes.
3. M. disseminata mit Bildung einzelner zerstreuter Ent-
zündungsherde.
4. M. centralis mit Entzündung der grauen Substanz um
•den Zentralkanal und besonders charakteristischen Symptomen.
5. M. diffusa mit Entzündung eines grossen Bezirkes des
Markes.
6. M. atactica durch sofortige Incoordination der Bewegungen
und kompleten Verlust des Muskelsinnes gekennzeichnet.
II. Myelitis eiironiea; sie ist entweder von Anfang an
chronisch oder geht aus der akuten M. hervor und zeigt anatomisch
«ine Zunahme des interstitiellen Gewebes mit späterer Schrumpfung
und Untergang der Nervenelemente (sklerotische M.).
Die klinischen Symptome bestehen im wesentlichen in einer
zimehmenden motorischen Lähmung meist der untem Extremi-
täten (Paraplegie), welcher eine sensible Lähmung geringeren
Grades nachfolgt, gewöhnlich verbunden mit Steigerung der
Sehnenreflexe. Die Krankheit dauert viele Jahre und macit ge-
wöhnhch lange Stillstände. Gegen das Ende treten meist Läh-
Digitized by
Google
318 MyeXocele
mungen der Blasen- und Mastdarmmuskeln, Cystitis, Decubitus auf.
In manchen Fällen — dann nämlich, wenn der spinale Reflex-
bogen lädirt ist, oder bei kompleter Anästhesie — erlöschen die
Sehnenreflexe. Echte Muskelatrophie tritt nur in den Ausnahme-
fällen ein, in welchen der anatomische Prozess die zugehörigen
Ganglienzellen der grauen Vorderhömer zerstört hat.
Die chronische M. zeigt dieselben Abarten wie die akute M.
Eine besondere seltene Form derselben ist:
Myelitis chronica annularis oder annuläre Sklerose
mit ringförmiger Entzündung an der Oberfläche des Rücken-
markes.
Die früher unter die M. chronica subsummirten Systemer-
krankungen des Rückenmarkes finden als selbständige Er-
krankungen eine gesonderte Besprechung.
Myelitis hyperplastica granulosa i. q. Ostitis fungosa.
üyelocele, Myelomening^oeele (17 xrfXri Bruch,
ri fifjviy^, Haut, spez. Hirnhaut) vd. Spina bifida.
Myelom (y. fxveXoco mit Mark füllen) geschwulst-
förmige Neubildung von Knochenmark, auch allgemeiner
gebraucht für Sarkom (Markgeschwulst).
cf. Osteomyelitis.
Myelomalacia (uaXaxög weich) die Rücken marks-
erweichung. Die Bezeichnung wird gewöhnlich nur für die
durch Thrombose oder Embolie (Arteriosklerose im Greisenalter,
M. senilis) bedingten Erweichungsprozesse im Rückenmark ge-
braucht, die ein Analogon zu der Gehirnerweichung darstellen.
Ausserdem findet sich M. auch als gi*ob-anatomisches Zeichen bei
Myelitis acuta (s. d.)
cf. Encephalomalacia.
Myelom enins:iti8, Kombination von Myelitis (periphere
Schichten) und Meningitis spinalis, bald das eine, bald das
andere (gewöhnlich die Meningitis) das Primäre oder beide
gleichzeitig: eigentliche M.
cf. Meningitis.
Myeloplaxen (1? TiXd^ , nXaxog jeder flache, breite
Körper, Platte) Riesenzellen, myeloide Zellen, vielkemige
Zellen, grosse protoplasmatische Ballen mit einer grossen Zahl
(20 — 100 meist peripher gelagerter) Kerne, welche wahrscheinlich
durch einen Teilungsvorgang entstehen, der besonders in mem-
branlosen Zellen vorkommt. Sie finden sich physiologisch im
Knochenmark, pathologisch in Sarkomen (Riesenzellen-S., myelo-
plaxische Geschwülste), Tuberkeln imd auch im Granulations-
gewebe. Im Knochenmark sind es umgewandelte Osteoplasten
(Bildungszellen des Knochengewebes), und dienen dazu, das
Knochengewebe durch Bildung sogen. Resorptionslakunen aufzu-
lösen, daher sie von Kölliker „Osteoklasten" genannt wurden.
Digitized by
Google
Myocarditis 319
Myioeeplialoil (»7 f^Wa Fliege, ?? xs<pa^ Kopf)
„Fliegenkopf*, wenn bei ausgedehnten perforirenden Hom-
hautgesdiwüren die Iris an mehreren Stellen des Geschwürs-
grundes vorfällt und in Form multipler pigmentirter Punkte in
der entstehenden Narbe erscheint.
cf. Staphyloma iridis racemosum.
llyiodefiopsie (uviopiSi^c flie^enartig, 97 ovnc das
Sehen) das Mückensehen, die subjektive Sehempfindung der
Mouches volantefff Trübimgen des Gesichtsfeldes in Form von be-
weglichen, rundlichen oder vielffestalteten Skotomen, welche wie
Mücken, Spinnen, Eaupen u. dgl. erscheinen, Sie rühren her von
Trübimgen im Glaskörper, und zwar seltener von zusammengeball-
tem Glaskörperstaube (immigrirte Lymphoidzellen, cf. Chorio-Ee-
tinitis specif.) oder Membranen (nach subretinalen entzündlichen
Ergüssen bei Chorio-Eetinitis, oder Blutungen der Papillargefässe)^
sondern gewöhnlich von Flocken imd Fäden, welche vorzugsweise
in den voi-deren Glaskörperschichten vorkommen und von leichten
Blutungen aus den Grefässen des Ziliarkörpers oder der Netzhaut
herrühren und ihre* Schatten auf die Eetina werfen. Bedeutendere
Grade der Trübungen und ihrer Beweglichkeit gestatten den
Schluss auf KranÜieiten der Umhüllungsmembranen und Ver-
flüssigung der vordersten Glaskörperschichten.
cf. Synchisis.
Mykoderma (6 fivtcvg-riiog Pilz, t6 öegua Haut) vini
der Kahmpilz, identisch mit dem Soorpilz (s. d.).
Mykolog^ie (6 Xöyog Wort) die Lehre von den Pilzen,
i. q. Bakteriologie.
Mykosis« im engeren Sinne Schimmelkrankheit, durch
gewisse Schimmelpilze (Aspergillusarten) bedingt, in Ansiedelung
derselben in der Haut, in den Nägeln, in der Lunge etc. bestehend,
ohne grosse Bedeutung.
Im weiteren Sinne versteht man unter M. diejenigen
Krankheiten, bei welchen Spaltpilze (Bakterien) eine Eolle spielen,,
was für die meisten Infektions- und pyämischen Krankheiten
wahrscheinlich ist.
M. intestinalis, leptothriea vd. Anthrax, Leptothrix.
cf. Fncumonomykosis, Stomatomykosis, Mycetom.
M. fungoides i. q. Granuloma fungoides.
Mylaeephalns (v ^ivXrjy mola, ä priv., r) xecpakrj Kopf)
ein etwas höher entwickelter, schon mehr eine menschliche
Form zeigender Amorphus.
Myoearditis (o (avc, fivoQ Maus, bei Bukohkem auch
Muskel; yj xaoöia Herz) Entzündung des Herzfleisches.
Man unterscheidet:
eine M. acuta und chronica, universalis und par-
tialis und je nach dem anatomischen Vorgange, eine M. paren-
Digitized by
Google
820 Myochorditis
chymatosa und interstitialig, welche letztere wieder eine
M. i. purulenta oder fibrosa sein kaim. Sie ist selten
idiopathisch, gewohnlich sekundär. — Eine besondere
Form ist
M. syphilitica, welche in Form von Gununaknoten im inter-
muskulären Bindegewebe auftritt, wobei die Muskelfasern zur
Atrophie gebracht werden; seltener in Fonn der einfach fibroeen
(schwieligen) M.
Myocliorditis (17 zogöri Darmsaite, ehorda voealis
Stimmband) Entzündung der Stimmbandmuskeln, be-
stehend in einer entzündlich-serösen Durchtränkung und Tiähmung
einzelner Kehlkopfmuskeln bei Kehlkopfkatarrh.
MytldeKeneratio Muskelentartung, gewöhnlich ge-
braucht als M. cordis, fettige Degeneration des Herzens.
MyoUonie (6 xXovog die heftige and verworrene
Bewegung) i. q. Paramyoklonus multiplex.
Myom {fivoco starke Muskeln haben) Geschwulst,
in der wirkliche Muskelfasern den Hauptbestandteil bilden (l)e-
sonders im Uterus).
Je nachdem die Muskelfasern zu den glatten oder den quer-
gestreiften gehören, unterscheidet man nach Zenker Leiomyom
(ViRCHOW's Myoma laevicellulare) und Ehabdomyom
{ViRCHOW's M. striocellulare).
Neben dem typischen Myom finden sich Ubergangsformen
zu Fibrom und Sarkom.
Myomalaeia cordis {/lodaxog weich) Erweichung
des Herzens.
Myomotomie (r^^vco schneiden) [Schböder] intra-
peritoneale Abtragung des Myoms, mit Versenkung de^
ötmnpfes nach ausgeführter fortlaufender Etagennaht desselben,
oder supravaginale Amputation der Geschwulst.
cf. Hysteromyomektomie.
Myopathie (t6 jtddog Leiden) die idiopathische
Muskelerkrankung,
cf. Myalgie.
Myophon (17 qpcovi^ Stimme) vd. Dennatophon.
Myopie Q^vcjip kurzsichtig, eig. blinzelnd, von /uvo>
Augen und Ohren schliessen, 97 wtp Auge, von der
häufigen Gewohnheit der Kurzsichtigen, die Augen-
spalte zu verengern) Kurzsichtigkeit, wobei die Brenn-
weite des dioptrischen Apparates zu kurz ist, entweder wegen
zu starker Brechung der dioptrischen Medien, oder bei Langbau
-des Bulbus, oder aus beiden Ursachen (unter Vermehrung der
Digitized by
Google
Myositis 321
ladiäi-en MuskelbÜDdel des Corpus ciliare und Verminderung der
zirkulären — nach Iwanooff).
cf. Bathymorphie, Hypermetropie, Plesiopie.
Myosis (von fivoco bewege die Muskeln, fivs) ab-
normer permanenter Kontraktionszustand (Verengerung)
der Pupille.
Man kann eine spastische M. infolge von Beizung der
pupillen verengernden Fasern (Okulomotorius) bei zerebralen
Kongestionen und Entzündungen, Hyperästhesie der Eetina, Kei-
zimg der Konjunktiva imd Kornea, gewissen Intoxikationen, und
eine paralytische M. infolge von Lähmung der Sympathikus-
fasem oder der im Zervikalteil des Rückenmarks verlaufenden
Fasern (spinale M.) unterscheiden. Die paralytico-spa-
s tische M. (Reizung des Okulomotorius und Lähmung des
Sympathikus etc. zugleich) findet sich am typischsten bei der
Einwirkung der
Myotica (sc, remedia), Mittel, welche eine Verengerung der
Pupille bewirken. Solche sind das Eserin, Morphium,
Muskarin, Pilokarpin und Nikotin.
cf. Mydriasis.
Myositis (firg, fivog) Muskelentzündung, tritt auf als
M. rhenmatlea vd. Myalgia.
M. interstitialls Entzündung des inter- und intramusku-
lären Bindegewebes in akuter (phlegmonosa, purulenta) oder
chronischer Form (z. B. gewisse, meist sekundäre Formen
von Psoaseitenmgen, die Gewebswucherungen bei Atrophia muscul.
jirogress. etc. = M. fibrös a).
cf. Pseadohypertrophia muscalomm.
M. parenebyinatosa mit molekularer oder (bei M. typhosa)
wachsartiger Degeneration der PrimitivfaÄem.
M. ossifieans zirkumskripte Muskelverknöcherung,
kommt als „Exerzierknochen" besonders im Deltamuskel
und als „Reit knochen" in den Adduktoren des Oberschenkels
infolge anhaltenden Druckes vor. — Bei einer anderen Form, der
M. ossifieans progressiva, kommt es unter entzündlichen
Erscheinungen und Verkürzung der betreffenden Muskeln aus
nicht sicher bekannten Ursachen zu einer progressiv über immer
zahlreichere Muskelgruppen sich verbreitenden Neubildung von
Knochenmassen, welche als leisten- oder spangenartige, zuweilen
stachelige Körper in den Muskeln eingebettet sind, während die
verknöcherten Muskelansätze mit den Skeletknochen verwachsen,
wodurch Skoliose, Kontrakturen und Ankylosen zu stände kommen
[nach BiRCH-HiRSCHFELD, Path. Anat.].
Roth 's Klinische Terminologie. 4. Aufl. 21
Digitized by
Google
322 Myospasmus
Myospasmus (ojzdco ziehen, zusammenziehen) der
Muskelkrampf.
Myotali^ie (r6 äXyog Schmerz) Muskelschmerz,
spontan im Greisenalter vorkommend: M. senilis,
cf. Myalgie.
Myotatische Irritabilität (ranxoV, leiva) ausgedehnt)
[GowERS]. Von GrOWERS vorgeschlagene Bezeichnung für die
Sehnenmuskel Phänomene, die man an einzelnen Stellen
des Körpers durch Schlag u. s. w. hervorrufen kann (Kniephä-
nomen, Fussphänomen) und die in einer reflektorisch durch da»
Rückenmark vermittelten passiven Dehnung bestehen.
Myotomie {zifivoy schneiden) subkutane Muskel*
durchschneidung als Operationsverfahren gegen Muskel-
kontraktur. (Besser ist die Tenotomie).
Myotonia cong^enita [STutJMPELL] (Telvca dehne)
besser M. transiens, da sie nidit stets kongenital ist, nach ihrem
Entdecker TnoMSEN'sche Krankheit genannt, eine nach ihren
pathologisch-anatomischen Ursachen äusserst dunkle (die Annahme
Leyden's, dass es sich bei der M. c. um eine essentielle muskulöse Er-
krankung handle, ist am wahrscheinlichsten) Affektion, die durch eine
eigentümliche Rigidität der Muskeln charakterisirt ist, welche
eintritt, wenn sie nach einer Ruhepause in Thätigkeit treten. Die
Rigidität ist eine vorübergehende, daher M. transiens. Sie ist in
der Regel eine angeborene Krankheit, befällt mehrere Glieder
einer Familie und lokalisirt sich mit Vorliebe auf die Beine.
cf. Paramyktonia, Paramyoklonas.
Myotonische Reaktion [Erb] die Eigenschaft der
von Myotonie befallenen Muskeln, auf elektrische Reizung (mit
dem konstanten Strom) mit langdauernder Kontraktion, mit wellen-
fömfigen vom negativen zum positiven Pol verlaufenden Kon-
traktionen zu antworten.
Myring^ektomle {myringa oder myrinx — i^vgiy^ ist
ungriechisch und nur verderbt aus f^ijviy^; Hippokrates: SsQ/Lia
nQög Ttjv äxoriVf membrana tympani — Trommelfell, ixTejuvco
ausschneiden) die partielle oder totale Exstirpation des
Trommelfells.
Myring^itis Trommelfellentzündung — tritt auf als
M. acuta und chronica, selten für sich allein, meist neben
Entzündungen des Grehörgangs und der Trommelhöhle.
cf. Otitis.
Myrin^oplastik, ein von Berthold angegebenes Ver-
fahren zur Heilung alter Trommelfellperforationen
mittels Transplantation von Hautstückchen.
Digitized by
Google
Naevus 323
JHLyrins^otomie {leftvca schneiden) die Parazentese des
Trommelfells.
Myrmeciasis, Myrntecismas (S fivgutj^, -rjxog,
juvgjLiog Ameise) i. q. Formicatio.
Mytilotoxin {Mytilus edulis Miesmuschel /uiivXog, x6
To^ov Bogen, Pfeilgift) ein aus giftigen Miesmuscheln [von
Briegeä] dargestelltes Ptomain mit curareähnlicher Wirkung.
Myxoedema [Hüll] (franz. Cachexie pachydermique
[Charcot]) ein chronisches allgemeines Ödem, das mit Blasse,
Trockenheit, Atrophie der Haut und der Schleimhäute, Temperatur-
herabsetzung und psychischen Störungen einhergeht.
JHLyxoma {tj /iv^a, mucus Schleim) s. Collonema
Schlei m ge web sgeschwu Ist.
M. hyalinum die reine, bloss aus Schleimgewebe bestehende
Form.
M. medulläre mit mehr markartigem, durch Einlagerung
zahlreicher Zellen bedingtem Aussehen.
M. multiplex Chorii vd. Mola hydatidosa.
Durch Kombination mit anderen Geschwulstformen entsteht
M. lipomatodes, fibrosum, cartilagineum. Häufiger ist
die schleimige Metamorphose anderer Geschwülste.
Abarten: Myxoadenom, Myxoidkystom, Myxomyoma,
Myxosarkoma, vd. die betreffenden Neubildungen,
cf. Degeneratdo, Neoplasma.
Naevus (= nativus von nascor) das angeborene Mal,
daher auch N. materniis oder Muttermal. Man unterscheidet
Pigment- und Gefässmal.
N. pii^mentosus das Pigmentmal, angeborene zirkum-
skripte Vermehrung des Hautpigments, entweder ohne weitere
Veränderung der Haut:
N. spilus 8. planus, glattes Pigmentmal, Flecken-
mal, oder mit Hypertrophie des Koriums, der Papillarschichte
oder der Homschicht: N. verrucosus, warziges Pigment-
mal, Linsenmal. Eine von diesem zu trennende Form, die
sowohl als N. spilus, wie als N. verrucosus erscheinen kann,
ist der N. neuropathicus, das Nervenpigmentmal, Naevus
unius lateris [Bärensprung], Papilloma neuropathicum [Ger-
hardt], das seinen Ursprung einer intrauterinen, trophoneuro-
tischen Störung verdankt und genau auf das Gebiet eines oder
mehrerer Hautnerven beschränkt ist.
21*
Digitized by
Google
324 Nano
N. vasenlaris s. Telan^iektasia Gefässmal, angeborene
rote Flecken oder blaurote Prominenzen, deren Röte auf Diiick
versch^^indet. Man unterscheidet;
a) N. flammeus s. N. vascularis simplex s. Angioma
Simplex, welches in einer obeiilächlichen, nur auf die Papillar-
schicht der Kutis beschränkten, aber oft sehr ausgedehnten Foim
vorkommt, die von der Greburt an sich nicht mehr ändert, und
femer in einer etwas tiefer sitzenden, aber nur stecknadelkopf-
bis erbsengrossen, schwachen oder flach prominirenden Form,
bisweilen auch nur in Gestalt von geschlängelt verlaufenden, ein-
fachen und verzweigten roten Linien — letztere nicht immer
angeboren.
N. vasculosus tuberosus s. Angioma cavernosum
prominens Gefässmal in Form von geschmdstartigen, mehr oder
weniger prominirenden Gebilden, welche Tendenz zu allmählicher
Vergrösserung zeigen. Eine besondere Form ist
N. morus Gefässgeschwulst von dunkelroter Farbe und
höckeriger Oberfläche, einer Maidbeere (morus) ähnlich.
Eine vollständig scharfe Trennung der verschiedenen Formen
ist nicht möghch.
cf. Varicoblepharon.
Si^aiio oder Namioceplialie (vd, Nanus, ^ xetpakij
Kopf) Zwergköpfigkeit, ungewölmhche Kleinheit des Kopfes,
natürlich mit unentwickeltem Gehirn.
ü^anosomie (ro acöf^ia Leib) i. q. Mikrosomie.
nanus (o vdvog oder vdwog Zwerg) zwerghaft.
^N^arkolepsie (vagxoco betäuben, Xafjtßdvoy ergreifen)
ein der Lethargie verwandter Zustand, infolge dessen der Kranke
in einen gesunden Schlaf von mehreren Minuten Dauer verfällt,
aus dem er von selbst wieder erwacht.
cf. Lethargie.
^N^arkomanie {ri /uavta Raserei) die Neigung Narkotika
zu gebrauchen, also Morphinismus, Cocainismus etc.
]Narko8i8 die Betäubung, und zwar die allgemeine,
durch Einwirkung gewisser toxischer Mittel (Narkotica) auf das
Gehirn hervorgerufen.
Die Narkose findet in der internen Medizin zimi Zwecke der
Linderung sehr schmerzhafter oder mit hochgradiger Aufregung
verbimdener Leiden ihre Anwendung. AusseiSem ist dieselbe bei
grösseren chirurgischen Operationen ein unentbehrliches Erfordernis,
während sie bei kleineren operativen Eingriffen durch die lokale
Anästhesirung mittels des Richardson 'sehen Athersprays
ersetzt werden kann.
cf. Anaesthetica, Hjpnotica.
Digitized by
Google
Nekrose 325
Nansea (77 ravoia eigentlich Seekrankheit, v. ^ ^avs
Schiff) Übelkeit oder Würgen. Die Übelkeit, der Ekel,
ist ein dem eigentlichen Erbrechen vorangehendes Muskelgefühl,
durch anomale Bewegungen der Pharynx- und Gaumenmuskulatur
hervorgerufen, welche reflektorisch durch gewisse Reizungen der
Magenschleimhaut verursacht werden.
Das Würgen ist ein höherer Grad von unwillkürlichen
Kontraktionen im Bereich des Schlundes, der Bauchpi-esse und
der Inspirationsmuskeln [nach Leube in ZH].
cf. Morbus naaticus, Vomitus, Vomitaritio.
^N^anseosa {sc. remedia), Mittel, welche anhaltende
Übelkeit, ohne beabsichtigtes Erbrechen, hervorrufen,
cf. Emetica.
Nearthrose (veog neu, r6 äg^gov Gelenk.) Neubildung
eines Gelenkes an einer falschen Stelle — kann bei un-
vereinigten Knochen brüchen (als weiter entwickelte Pseudarthrose)
und unreponirten Luxationen, auch pathologischen, eintreten,
indem bei andauernder Bewegung zweier PeriostMchen aufeinander,
oder einer Gelenkfläche auf einer Periostfläche, das Periost eine
glatte Oberfläche gewinnt und endhch sogar Knorpelsubstanz in
seinem Gewebe bildet.
Nekrobiose (vexgog tot, Leichnam; «; ßicooig Leben,
y.ßioco, ßlog) diejenige Form des Ab Sterbens, welche der käsigen
Degeneration (Tyrose oder Tuberkulisation) vorausgeht.
ViRCHOW belegte mit diesem Namen ursprünglich alle die-
jenigen degenerativen Metamorphosen, welche die völlige Ver-
nichtung der Zellen herbeiführen, wobei die abgestorbenen Teile
in geschrumpftem und trockenem, der Fäulnis unzugänglichem
Zustande im Gesunden liegen bleiben.
^N^ekrodermitis (ro bsQixa Haut) zur Nekrose füh-
rende Hautentzündung vd. Helkodermatosen.
]Nekrop]iilie (^ (pdla Liebe) vd. Sadismus.
^N^ekrose (jJ vixgwois Absterben, vexQom v. vexgog töte)
der örtliche Gewebstod, durch äussere Schädlichkeiten oder
Behinderung der Emährungszufuhr hervorgerufen.
Besondere Formen der Nekrose sind [Ziegler's Lehrbuch]:
a) Die Koagulationsnekrose, hyaline Nekrose,
Nekrose mit nachfolgender Grerinnung der Grewebe ; hierher
gehört auch die sog. wachsartige Degeneration
der Muskeln.
b) Die Verkäsung, Tyrosis (s. d.).
c) Die Kolliquationsnekrose, Nekrose mit Ausgang
in Verflüssigung der Gewebe.
Digitized by
Google
,^26 Vekroskopie
d; Nekrose mit Ausgao^ in 3Iamifikation. troekamn
ßraod, T<L Mumifikation.
e; Feuchter Biand oder GaDgrän vd. Gangnena.
Der Aa^druck Xekroee irt eine ^pedeD für die >£ortifikatiQn
der Knochen, Knorpel gebranchte Bezeichniing.
Pho»phor-X. L«t N. der Kieferknochoi inf<^ Einwirkimg
der Phrjvfphordampfe bei Fabiikarbeitem. Urspiün^ich tritt eme
Periostitis (mmGcam und Osteof^Ueroee des Kiefers an, erst später
tritt Eiterung hinzu, entweder snbperioetal oder zidadien der
alten Knochenoberflache und der arf sie abgesetzten Neubildung,
mit «Kikundarer N.
Ifekr«sk«pie oder ^Hekr^psie s. Autopsie {axo,-iim
besichtigen; ij otyig Sehen) die Leichenbesichtigung,
und zwar auch der inneren Teile.
cf. Obductio, Sectio.
]Slekr«toiiiie (ripiraa sehneiden) i q. Sequestrotomie
oder auch gleichbedeutend mit der Leicheneröffnung (Sektion).
Neoplasma (veog neu, t6 ziXdoiia Grebilde, t. ztidaoto)
Neubildung, Heteroplasie, gewohnlich in Form abgegrenzter
Geschwüb^te.
Einteilung der Neubildungen.
a) Histioide N. sind solche, welche aus embryonalem Bil-
dungsgewebe, dem Produkte des intermediären Emahrungsapparates
(Blutgefäss- und Bindegewebssystem) entstehen, woraus durch
nachträgliche Differenzirung — nach dem Vorbilde der fötalen
Entwicklung — hervorgeht:
1. Bindegewebe: Fibrom und Sarkom.
2. Gefässe: Angiom.
8. Knorpelgewebe: Chondrom.
4. Knochengewebe: Osteom.
5. Fettgewebe: Lipom.
f). Schleimgewebe: Myxom.
7. Muskelgewebe: Myom.
8. Nervengewebe: Neurom.
9. Mischgeschwülste — durch Übergänge und Kom-
binationen der einzelnen, sowie durch sekundäre Ent-
artungen entstehend.
b) PaChologisehe N., welche abnorme Leistungen des
Epithelwachstums mit und ohne Beteiligung des Blutbinde-
gewebssystems sind:
Carcinom, Adenom, Cylindrom, sowie die tuber-
kulöse, lupöse, lepröse, syphilitische, farciminöse und ty-
phöse Neubildung [nach Kindfleisch].
cf. Tumor, Cystis (Cysto-N.).
Digitized by
Google
Nephritis 327
Neplielinm (c6 v8<pshov Wölkchen) i. q. Nubecula.
^N^ephralg^ie (o v€(fQ6g Niere, to äXyog Schmerz) i. q.
Kolica renalis.
^N^ephrektomie {^.xxs^ivo} ausschneiden) Exstir-
pation einer Niere, die wegen Neubildungen, Tuberkulose etc.
des Organs, bisweilen auch bei Ren mobilis ausgeführt wird.
]Nep]iritis Nierenentzündung.
Die von Bright aufgestellte Einteilung der Nierenentzün-
dungen in den Morbus Brightii I., II. und III. Stadiums lässt
sich mit dem gegenwärtigen Standpunkte der pathologisch-ana-
tomischen und klinischen Forschung nicht mehr vereinigen. Man
spricht heutzutage nur mehr von einer akuten und einer chro-
nischen Nephritis; die eratere ist stets eine parenchy-
matöse, die letztere entweder eine parenchymatöse oder
eine interstitielle.
I. Nephritis aeuta s. N. acuta parenchymatosa (desqua-
mativa — Johnson, haemorrhagica — Traube, erstes Stadium
der BRiGHT'schen Krankheit) die akute, diffuse parenchy-
matöse Nierenentzündung, meist die nachweisliche Folge
gewisser spezifischer Noxen (akute Exantheme, Diphtherie,
Rekurrens, Erysipel, Karbunkeln und Phlegmonen, Erkältung,
Verbrennung, Rheumatismus, Cholera, Schwangerschaft).
Die wesentlichsten anatomischen Veränderungen bestehen
in Erweichung und Schwellung der Kortikalis, trüber Schwellung
und Verfettung der Epithelien (c/. Degeneratio, Inflammatio
parench.), Einlagerung lymphoider Zellen in den erweiterten
Gewebsinterstitien zwischen den Hamkanälchen der Rindensub-
stanz, und von Fibrinzylindem im Lumen der (schleifenförmigen)
Hamkanälchen, welche sich durch Gerinnung aus dem eiweiss-
haltigen Harn bilden. Eine besondere anatomische Lokalisation
stellt die Glomerulonephritis (s. d.) dar. Die Anurie ist
auf die entzündliche Blutstagnation in den Nierengefässen zurück-
zuführen. Die Dauer ist 1—8 Wochen, selten mehr.
In neuester Zeit wird [von Mannaberg] ein Streptokokkus,
der sich biologisch von dem des Erysipels, Eitei*s etc. unter-
scheidet, in ätiologischen Zusammenhang mit der akuten Ne-
phritis gebracht. Derselbe erwies sich an Hunden und Kaninchen
als spezifisch pathogen für die Nieren.
Hierher gehört:
N. scarlatinosa die eben beschriebene Fonn, hervor-
gerufen durch das bei Scharlach wirkende Blutgift — die bei
weitem häufigste Veranlassung der N. Albuminurie fehlt dabei
in leichteren Fällen zuweilen ganz.
Cholera-N. die durch das Verschwinden des arteriellen
Blutdrucks (Ischämie) im asphyktischen Stadium der Cholera
Digitized by
Google
328 Nephritis
hervorgerufene Fomi der parenchymatösen Nierenentzündung,
welche das Eigentümliche hat, dass hämorrhagische Infarkte dabei
häufig sind, und dass sie nach WiederhersteUung der Zirkulation
in wenigen Tagen wieder verschwindet.
N. gravidarum die durch Schwangerschaft (besonders
Zwillings-S.) auf nicht näher bekannte Weise, jedenfalls aber
nicht durch Druck, häufig verursachte akute N., welche sich
durch grosse Neigung zur Uminie (Eklampsie und maniakalische
Aufregung) auszeichnet, doch in der Regel bald nach Beendigung
der Schwangerschaft in Genesung übergeht.
IL Nephritis ehrontea die chronische Nierenent>
Zündung.
a) N. parenchymatosa chronica (die grosse, weisse
Niere, large white kidney, 2. Stadium der BiUGHT^schen Krank-
heit oder Morbus Brightii chronicus der Älteren) charakterisirt
sich klinisch besonders durch die meist sehr bedeutende Albu-
minurie mit sehr reichlichen Fibrinzylindem und starke Wasser-
sucht, anatomisch durch die beträchtliche Grösse der Nieren und
das fettähnliche Aussehen der Kortikalis, mikroskopisch durch die
noch ausgeprägtere Entartung der Epithelien als bei N. p. a. —
Genesung ist nach nicht zu langem Bestände noch möglich, auch
imvollständige Genesung durch sekundäre, meist partielle Nieren-
schrumpfung. In letzterem Falle sind die Nieren nicht kleiner
als normal; der linke Herzventrikel hypertrophisch. — Meist be-
ginnt die Krankheit schleichend, bei anhaltenden Eiterungen
(Knochenleiden, Syphilis, Phthisis), anhaltender Einwirkung von
Feuchtigkeit und Kälte, Malaria, sehr selten geht sie — nach
Scharlach, Schwangerschaft, Erkältung — aus der akuten Form
hervor.
b) Nephritis chron. interstitialis, die Sehr umpfniere.
Sie geht entweder aus der chronischen parenchymatösen N.
hervor oder ist eine selbständige Bindegewebsinduration,
genuine Schrumpfung oder Granularatrophie der
Nieren, Nierencirrhose ^oder -sklerose, 3. Stadium
des Morbus Brightii der Alteren, ein Krankheitsprozess, bei
welchem eine primäre chronische entzündliche Wuchenmg des.
Bindegewebes zwischen den Hamkanälchen zur sekundären
Schrumpfung und beträchtlichen Verkleinerung der Nieren und
an den cirrnotischen Stellen zum Untergang der Hamkanälchen
führt, während das erhaltene Epitel normal bleibt, wodurch die
Oberfläche granulirt erscheint. Hydrops ist fast nur im Terminal-
Stadium vorhanden, die Albuminurie intermittirend, meist minimal
(und nur die Folge des erhöhten Blutdruckes in den Gefäss-
knäueln), der Verlauf sehr langsam, wenn nicht ein urämischer
oder apoplektischer Anfall den Tod plötzlich herbeiführt; ausser-
dem sind die auffallendsten Symptome die nächtliche Polyurie^
Digitized by
Google
Nephrorrhaphie 329
der charakteristisch gespanote Puls, die Hypertrophie des linken
Herzventrikels und die häufige SehBtorung (Ketinitis nephritica).
Bei manchen unter dem Begriff der dironischen interstitiellen
, Nephritis subsimnnirten Nierenaffektionen bildet den Ausgangspunkt
q2 des Leidens eine fibrös-hyaline Degeneration, bezw. Arterioskle-
t*i rosis der Nierengefässe, die sich auch an den Gefäesen des übrigen
W Körpers findet (Gull imd Sutton's Arterio-capülary-fibrosia,
^^ Ziegler's arteriosklerotische Schrumpf niere). Hierher
Q gehört:
y^ N. uratica {,,gouty kidney*^) partielle oder mehr diffuse inter-
^-4 stitielle N., hervorgerafen durch Einlagerung von hamsauren Sal-
•^5 ^^ ^^ Arthritikem.
M cf. Infarkt.
5-5 N. saturnina die durch chronische Bleivergiftung hervor«
^^ gerufene Form der interstitiellen N.
-J N. suppurativa Nierenabszess, zirkrnnskiipte oder auch
3 mehr diffuse Nierenentzündung mit Abszessbildung, z. B. infolge
fVl reizender Konkremente, Verwundungen, metastatischer Embolien,
^^ fortgeleiteter Entzündungen {vd. Pyelitis) und aus anderen zum
^ Teil unbekannten Ursachen, von meist letalem Verlauf, falls nicht
'S^ mit Durchbruch des Eiters (nach den verschiedensten Richtungen)
r^ Heilung erfolgt.
fV-j 'S» caseosa s. Nephropbthisis käsige Degeneration der
Nieren, gewöhnlich verbunden mit Tuberkidose anderer Teile de»
Harn- und Geschlechtsapparates, seltener anderer Organe.
cf. Pyelonephritis, Perinephritis, Hydronephrose, Degeneratio amy-
loides, Morbns Brightii.
]¥ephroiithia8is (o Xi^os Stein) Konkremente —
Sand (Gries) oder Steine (Calculi renum) in den Nieren hervor-
gegangen aus normalen oder abnormen Hambestandteilen, teils
im Nierengewebe selbst, teils im Nierenbecken. Die Sandanhäu-
fungen in den Pyramiden nennt man „Infarkte". — Die Kon-
kremente bestehen entweder aus hamsauren Salzen oder oxal-
saurem Kalk, Cystin (Blasenoxyd), Xanthin, Fibrin, Phosphaten^
kohlensaurem Kalk.
cf. Pyelitis, Pyelonephritis, Arthritis.
Nephrolithotomie (re/jvco schneiden) Extraktion
von Nierensteinen nach vorhergehendem Lumbarschnitt, wie
bei Nephrotomie.
l^ephrophthisis vd. Nephritis caseosa.
l^ephrorrhaphie (gdjnm nähen) Nieren naht, kommt
bei Wanderniere zur Ausführung in der Weise [nach Cecherelli],
dass die Fettkapsel der Niere mit vier Doppelnähten an die
zwölfte Eippe fixirt wii-d.
Digitized by
Google
330 Nephrotomie
^N^eplurotoinie {xifjtvm schneiden) diejenige Operation
bei welcher man in der Lendengegend (wenn Geschwulst oder
Fistel vorhanden ist) einen tiefen, bis in die Nieren oder das
Nierenbecken dringenden Einschnitt macht, um einen in diesen
Teilen ruhenden Stein herauszuheben oder Eiter zu entleeren.
^N^ervina (sc. remedia) Mittel, welche vorzugsweise
auf das Nervensystem einwirken.
(N.) excitantia s. analeptica (Stimulantia, Paregorica)
Mittel mit erregender Wirkung.
N. antispasmodica krampf stillende Mittel.
N. antineuralgica Mittel gegen Neuralgien.
^N^enralg^ie (ro vevqov Nerv [Galen], v. veveiv = nutre
nicken, quia nervi membra nutare et articulos flectere faciuntl
x6 alyog Schmerz) symptomatische Bezeichnung von Krankheiten
der sensiblen Nervenapparate, deren Hauptsymptom der auf be-
stimmte Nervenstämme oder Zweige mit ihren Eamifikationen lo-
kalisirte Schmerz ist; derselbe tritt augenscheinlich spontan und
in mehr oder weniger ausgesprochenen Anfällen auf.
Je nach Ursachen, Verlauf etc. kann man von hysteri-
schen, anämischen, dyskrasischen, rheumatischen,
toxischen, syphilitischen, typischen, atypischen,
akuten, chronischen etc. Neuralgien sprechen.
cf. Hyperästhesie, Arthralgie, Ischias, Clavus, Koccygodynie, Cysto-
spasmns, Mastodynie, Prosopalgie, Neuritis.
Nenrastlieiiia (a priv,y t6 o^svog Kraft) funktionelle
Nervenschwäche (zerebralen oder spinalen Ursprungs).
Man unterscheidet je nach der Beschränkung oder Ausdeh-
nung der Symptome auf das Gebiet der Gehirn- und Kücken-
marksnerven eine N; cerebralis, spinalis, bezw. cerebrospinalis.
cf. Cerebrasthenie, Myelasthcnie, femer: Nearasthenia retinae.
Kfeurektomie vd. Neurotomie.
ü^enridin, ungiftiges Ptomain, welches in grosser
Verbreitung in faulenden und frischen Organen gefunden wird.
ü^eurin, äusserst giftiges Ptomain, in seiner Wir-
kung identisch dem Muskarin.
^N^enritis Entzündung der Nerven.
Nach dem ursprünglichen Sitz der Entzündung sind zu unter-
scheiden: 1) die Entzündung der äusseren Scheide des Nerven —
Perineuritis (s. d.). 2) Die Entzündung des Bindegew;ebes
zwischen den einzelnen Nervenfaserbündeln — Neuritis inter-
stitialis. 3) Die Entzündung der Nervenfasern selbst — Neu-
ritis parenchymatös a. Diese drei Formen sind gewöhnlich
Digitized by
Google
Neuritis 331
zusammen vorhanden, können aber auch mehr oder weniger für
«ich allein bestehen.
Nach der Intensität und dem Verlauf spricht man von:
N. acuta tritt auf mit Hyperämie und kleinzelliger Infiltra-
tion in das Neurilemm (Perineuritis — s. d.), weiterMn mit Zer-
fall des Marks der Nervenfasern, fortschreitend bis zur Vereite-
rung und totalen Erweichung.
N. chronica ist charakterisirt durch Neubildung von Binde-
gewebe im Neurilemm (Sklerose), zuweilen mit faaotiger oder
«pindelförmiger Auftreibung (N. nodosa) mit Beteiligung der
Nervenfasern, welche samt Achsenzylinder fettig degeneriren und
atrophisch zu Grunde gehen können, ähnlich der degenerativen
Atrophie der Nerven, welche sich ohne entzüncfliche Prozesse
infolge einer Abtrennung von den trophischen Zentren (Ganglien-
zellen in den grauen Vorderhömem des Kückenmarks) oder Zer-
störung letzterer entwickelt.
N. hypertroph iea Verdickungen peripherer Nervenstämme
der gelähmten Seite im Gefolge von Gehirnblutung.
N. migrans kontinuirliche oder sprungweise (N. dissemi-
nata) Weiterverbreitung des Entzündungsprozesses in zentrifugaler
oder zentripetaler Richtung (N. descendens und ascendens,
welche erstere zu Myositis und Muskelatrophie, letztere zu einer
•entzündlichen Mitbeteiligung des Rückenmarkes führen kann).
Diese Form ist gewöhnlich traumatisch und wird durch das Ein-
dringen von bakteriellen Entzündungserregem bedingt.
N. sympathiea sekundäre N. bei primärer der anderen Kör-
perseite, ohne dass die Entzündung durch das Rückenmark fort-
geleitet wäre.
N. optica, N. retrobnlbaris Entzündung des Sehner-
venstammes, Ursache mancher Fälle von Amblyopie und Amau-
rose. Sie kommt in akuter Weise vor, bloss mit Ischämie der
Netzhaut, oder mit Papillitis (s. d.), selbständig, oder sekun-
där bei manchen fieberhaften Krankheiten, durch rheumatische
Einflüsse, Unterdrückung der Menstruation oder habitueller Ab-
sonderungen, und in chronischer Form, durch Syphilis und
zahlreiche andere Ursachen [nach Gräfe und Sämisch, Hdb.].
N. axialis [Förster] eine besondere Form der vorhergehen-
den N. o., bei welcher die in der Mitte des Nervus opticus
verlaufenden Nervenfasern erkrankt sind, welche die zentralen Par-
tien der Retina versorgen. Die Folge dieser Affektion ist ein
zentrales Skotom.
Nach den Ursachen kann man noch unterscheiden: trau-
matische, spontane oder primäre, von benachbarten Entzündungen
fortgeleitete oder sekundäre, toxische, lepröse etc. N.
Digitized by
Google
332 Neuritis
Als primäre Form gilt die
Nearltis braehialls, die primäre Entzündung des Plexu»
brachialis, analog zur Ischias. Sie besteht entweder in einer
Perineuritis oder einer Entzündung der Xervenwurzel (N. radi-
cularis) und scheint in der Mehrzahl der Fälle unter dem Ein~
fluss der Gicht zu entstehen; sowie die
N. multiplex, multiple deg^enerative Neuritis, Poly-
neuritis bei der in Tielen Nerven gleichzeitig oder rasch hinter
einander und meist symmetrisch nach Art der Infektionskrank-
heiten mit Fieber und Allgemeinstörungen eine akute Entzündung
entsteht, die mit ziehenden und reissenden Schmerzen, grosser
Empfindlichkeit der Haut und der Nerven gegen Druck feginnt
und eine rasch fortschreitende Lähmung — meist zuerst der
Unterextremitäten — mit Nerven - und Muskelatrophie , Ent-
artungsreaktion und Erlöschen der Haut- und Sehnenreflexe im
Grefolge hat.
Eine erst in neuerer Zeit mehr gewürdigte toxische Form
ist die
Chronische N. der Alkoholiker, Pseudotabes oder
Ataxie der Alkoholiker, eine besondere Art der vorigen
Form, beginnt ebenfalls mit reissenden Schmerzen in den unteren
(seltener oberen) Extremitäten, wozu sich bald früher, bald später
Paresen mit Muskelatrophie oder Ataxie gesellt. Grewöhnlich be-
steht dabei Anästhesie, besonders in den Unterschenkeln. Der
Patellarreflex ist erloschen. Im Gegensatz zur Tabes dorsalis-
(s. d.) besteht fast nie reflektorische Pupillenstarre, Biasenstörungen,
Gürtelschmerz.
GOWERS unterscheidet folgende Formen der multipeln N.:
I. toxische durch die Anwesenheit eines bekannten Giftes
im Blute hervorgerufen, das sein kann ein:
a) metallisches: Blei, Arsenik, Silber u. s. w. , b) ein
nicht metallisches: Alkohol (chronische N. der Alkoho-
liker (s. d.) oder durch eine mit dem Zucker verwandte Substanz
im Blute bei Diabetes (diabetische Polyneuritis),
IL toxikämische: hervorgerufen durch ein unbekanntes,
meist organisches oder chemisches Virus im Blute. Diese zer-
fallen in zwei Klassen: primäre, bei welchen die N. eine Teil«
erscheinung der ersten Wirkung des Virus ist, das entweder von
aussen in den Körper gelangt (Beispiel: lepröse Neuritis) oder
im Körper gebildet wird (Beispiel: septikämische Neuritis)
und sekundäre, bei welcher das Virus zuerst eine bestinuute
Krankheit hervorruft (Beispiel: diphtherische, tuberkulöse
u. 8. w. Polyneuritis),
III. endemische: hervorgerufen durch niedere Organismen.
Die Hauptformen sind: die Malarianeuritis (auf die Beine be-
schränkt) und die Beri-Beri (s. d.).
Digitized by
Google
Neuroretinitis 333
IV. rheumatische: die multiple im Anschluss an Er-
kältungen auftretende N.,
V. kachektische und senile Formen, bei welchen die
Degeneration der Nerven eine Teilerscheinung einer mangelhaften
Emähnmg zu sein scheint (Beispiel: atheromatöse N.).
^Neurodermatosen [Tommasoli] (ro dc^^aHaut) Neu-
rosen der Haut. T. teilt sie ein in: 1) Spasmodermien,
Wozu er die Cutis anserina rechnet, 2) Aesthesiodermien
(s. d.) : Anästhesie, Parasthesie, Hyperästhesie, Neuralgie, Pruritus,
Hitzegefühl etc.
Neurodermitis Ausdruck für Hautentzündung neuro-
pathischen Ursprungs. Als solche wird von französischen Autoren
z. B. der Liehen circumscriptus s. simplex chronicus angesehen.
Neurog^liom (vd. Gliom) i. q. Neuroma verum.
l^euroma (v. vevgoco anspannen) im allgemeinen: Neu-
bildung an den Nerven.
N. veram, N. im eueren Sinne, der Hauptsache nach aus
Nervenfasern bestehend, mit mehr oder weniger reichlichem Binde-
gewebe.
a) N. myelinicum mit markhaltigen doppelt konturirten
Fasern, mit markweissem Aussehen.
b) N. amyelinicum mit lauter äusserst feinen maikloseu
Fasern, die gewöhnlich eine vieKach verfilzte Masse darstellen,
von grauem Aussehen.
N. spurinm andersartige, den Nerven aufsitzende Greschwülste,
meist Fibrome oder Myxome, Sarkome, Gununata etc.
N. plexiforme eine besondere Form von aus einzelnen ge-
trennten Strängen bestehenden Neuromen, die knollig gewunden
«ind, eine in der Kegel fötale Erkrankimg, die mit Vorliebe ihren
Sitz an den Zweigen des Trigeminus in der Orbita oder am oberen
Augenlid hat.
Neuroparalysis (ij ^lagcdvoig Lähmung) Nerven-
lähmung, Lähmungen (sowohl motorische als sensible etc.),
welche in einer Affektion des Nervensystems ihren Grund haben.
cf. Paralysis.
Neuropathie (r6 jid^og Leiden) Nervenleiden i. q.
Neurosis.
^N^europatholog^ie (6 Xoyog Wort) Lehre von den
Xrankheiten des Nervensystems.
Xeuroretinitis vd. Papilliti.s.
Digitized by VjOOQIC
334 Neurosis
IN^enirosis (von vet^goco, vsvqov) im weiteren Sinne jede
Erkrankung des Xervensystems ; im gewöhnlicli engeren
Sinne: funktionelle Erkrankung der Nerven, wobei ausgesprochene
Funktionsstörungen, jedoch keine konstanten anatomischen Läsio-
nen vorhanden sind. Sie können ihre Ursache peripher (End-
ausbreitungen), zentral oder median (an einer Stelle der Lei-
tungsbahn) haben.
Trophoneurosen Erkrankungen, welche durch fortschrei-
tende hochgradige Atrophien von Muskeln oder Körperteilen
charakterisirt sind, die in Zusammenhang mit Affektionen der
betreffenden trophischen Zentren gebracht werden, als weldie für
die Muskeln die multipolaren Ganglienzellen in den Vorderhömem
der grauen Kückenmarkssubstanz angesehen werden. Auch Affek-
tionen des Sympathikus (vasomotorische Einflüsse, vasomoto-
risch-trophische N.) scheinen eine Rolle bei diesen Affektionen
zu spielen.
cf. Paralysis glosso-pharyDgo-lab. progressiva, Atrophia rnnsc. prog.^
Hemiatrophia facial., Pseadohypertrophia mnsc.
Emotions-N. nennt Berger atrophische Lahmungen, Ner-
venaffektionen verschiedener Art, welche durch heftige psychische
Erregungen entstanden sind.
Vasomotorische N. Erkrankungen, welche auf eine Affek-
tion der vasomotorischen Nerven zurückgeführt werden.
cf. Angina pectoris, Hemicrania, Morb. Basedowü — Ergotismus (?)
Anästhesie, Hyperästhesie, Neuralgie, Parästhesie, Paralysis^
Spasmus. — Neuritis.
Eine besondere, neuerdings als selbständige Erkrankung be-
tonte Foim der Neurose ist:
Traumatische Neurose charakterisirt durch im Gefolge
irgend eines Trauma's auf dem Wege der Shockwirkimg ent-
stehende psychische und allgemein nervöse Störungen wie Schmer-
zen, SensibiHtäts- und Motilitätsstönmgen ohne anatomisches Sub-
strat imd Verändenmgen des psychischen Verhaltens. Objekti\r
wichtige Symptome derselben sollen sein: Gesichtsfeldein-
engung, Anästhesie und die sogenannte Rumpf'sche trau-
matische Muskel reaktion. Die Lehre von der traiuua-
tischen Neurose wird, so jung sie ist, von verschiedenen Seiten
aufs energischste bekämpft. Während Oppenheim von dem Be-
griff traumatische Neurose fest überzeugt ist, sieht Chakcot,.
welcher vorschlägt den Namen traumatische Neurose ganz fallen zu
lassen, in ihr eine Erscheinungsform der traumatisdien Hysterie
oder Hysteroneurasthenie oder — Melancholie, ein Standpui^ der
von Schültze und Jolly im Wesenthchen geteilt wird.
Neuro tomie {xefiv(o schneide) Nervendurchschnei-
dung, älteres Operationsverfahren bei hartnäckigen Neuralgien;
sicherer ist die
Digitized by
Google
Nirlus 335
Nenrektomie Ausschneidung eines Stückes des
schmerzhaften Nerven.
cF. Resectio.
^N^enrotomia optico-ciliaris (7£>va) schneiden) die
Durchschneidung des Nervus opticus und der Ziliarnerven,
ein von Eheindorff-Schöler an Stelle der Enucleatio bulbi
gesetztes operatives Verfahren, das jedoch die Grefahr einer sym-
pathischen Augenentzündung involvirt. Nach französischen Auto-
ren soll dieses Verfahren von Rondeau heiTühren.
Neuro tonte {isivw spannen) die Nervendehnung,
ein von v. Nussbaum an Stelle der Neurotomie angegebenes
Verfahren, das nach dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens
bei Reizungszuständen der motorischen, sensiblen oder trophischen
Nerven indizirt erscheint, welche durch andere therapeutische Ein-
griffe nicht beseitigt werden können. Man unterscheidet eine
blutige Nervendehnung, wobei der zur Dehnung bestimmte
NeiT oder NeiTenplexus durch Inzision zugänghch gemacht wird,
und eine unblutige N., welche nur am Ischiadicus durch Hy-
perflexion im Hüftgelenk bei gestrecktem Knie und gebeugtem
Fussgelenk ausgeführt wird.
^N^icotianismus {Nicotin narkotisches Alkaloid in
den Blättern von Nicotiana Tabäcum, das vom franz.
Gesandten Nicot 1560 zuerst aus Amerika nach Europa
gebracht wurde) Tabak Vergiftung. N. acutus verläuft
als narkotische, in höheren Graden rasch tötliche Vergiftung mit
Konvulsionen und intensiven Kollapserscheinungen. N. chro-
nicus scheint bei besonderer Disposition und imge wohnlichem
Missbrauch in Form der „Tabaksamblyopie" zuweüen mit ner-
vösem Herzklopfen und Gliederzittem vorzukommen.
Nictitatio (nictare, winken, mit den Augen win-
ken, von nictre zwinken) s. Spasmus nictitans das
krampfhafte Blinzeln, krampfhaftes, zuweilen auch nur ge-
wohnheitsmässiges Augenblinken, in raschem Wechsel zwischen
Öffnen und SchUessen der Lidspalte bestehend und bei der wirk-
lich spastischen Form durch klonischen Krampf des Muse, orbicul.
der Augenlider bedingt.
cf. Blepharospasmus, Nystagmus.
]¥is:rismns oder IVig^rities cutis {niger nächtig»
schwarz) vd. Melasma.
Nigfvities lln^nae eine seltene Affektion der Zunge,
die in der BUdimg grösserer oder kleinerer schwarzer Flecke Be-
steht, deren XJrsa(£e sporenförmige kleine Organismen sind.
Nirlus (?) Blattermaser, die sich nicht zur Pustel
entwickelt.
Digitized by
Google
336 Nodulodermitis
JVodaloderniitis (Barb. vd. nodulus, to deg/ua) Haut-
entzündung, die zur Knotenbildung führt vd. Plaso-
clermatosen.
IVodas, Dem. Nodalas, Tubereulum Knoten oder
Knötchen (c/. Milium, Phyma, Papula, Tophus).
Als Affektion der äusseren Oberfläche: solide mit
Epidermis bedeckte rundliche Greschwulst der Haut von der Grösse
einer Linse bis Haselnuss.
N. arthritieus vd. Arthritis urica.
N. gelatinosus Sulzknoten, knotige Anhäufung der
WHABTON'schen Sülze am Nabelstrang. Befinden sich darin Ge-
fässschlingen, so spricht man von N. varieosus.
Nomä {n vofjiYj die Weide, auch um sieh fressender
Sehaden, von veß(o weiden) s. Cancer aquatiens Wasser-
krebs, eine von der Gegend hinter dem Mundwinkel ausgehende,
rapid sich ausbreitende gangränöse Zerstörung der Wange, vor-
zugsweise bei heruntergekommenen Kindern und solchen, welche
schon an anderen Mundkrankheiten leiden.
Nona ein wahrscheinlich der Influenza zugehöriger Krank-
heitszustand, dessen Haupterscheinung Schlafsucht, bzw. tiefes
Koma ist, ohne nachweisbares anatomisches Substrat.
Ko-restraint (engl), „Nichtzwang", die freie Behand-
lung Geisteskranker, d. i. ohne mechanische Beschränkung.
Kosocommm (lat., griech. ro voaoxofisTov von ^ vooog die
Krankheit u. xofiiw pflegen) das Krankenhaus.
Adj,\ nosocomialis (z. B. Gangraena nosoc.).
Nosoi^raphie, IVosolos^ie {yQdq)0) schreiben, 6 /Jyo;
liehre, Wissenschaft) i. q. Pathologie.
IVostalsrie (6 vooxog Heimkehr, x6 äXyog Schmerz) das
Heimweh, in höheren Graden eine Form der Melancholie, vd.
Melancholia nostalgica.
cf. Apodemialgie.
Kotal|s;ie (o vwTog der Bücken) Rückenschmerz im
allgemeinen. ^
li^oteiiceplialie (o iyxsqpalog Gehirn) diejenige Form
von An- oder Exencephalie, wobei das G^himrudiment des stark
nach hinten gebeugten Kopfes bei gleichzeitiger Cranio- und Rha-
chischisis ganz im Nacken liegt.
Nothus (Ädj, vo^og unehelich) unecht, falsch.
IVoxe {noxa von noceo schaden) die Schädlichkeit im
4iUgemeinen, die krankmachende Ursache.
Digitized by
Google
Obduktion 337
Nubecala s. Nepheliam das „Wölkchen'' auf der
Hornhaut, leichtester Grad narbiger Trübung,
cf. Leukom.
Nucleär (nucleus Kern), was zum Kern gehört, bes. in
Gebrauch von der grauen (Kern-)Substanz des Rücken- und ver-
längerten Marks, z. B. nukleare Lähmungen, d. h. solche,
bei denen die grauen Vorderhömer, insonderheit ihre Ganglien-
zellen lädirt (atrophisch) sind. Dagegen versteht man unter su-
pra- und infranucleärenLähmungen diejenigen, bei welchen
die Läsion in den motorischen Bahnen oberhalb der Kerne (Py-
ramidenbahnen), bzw. unterhalb derselben, d. h. in den vorderen
Wurzeln oder peripheren Nerven gelegen ist.
Nullipara (nullus kein, parere gebären) vd. Primipara.
Nammulosis {nummus Münze) münzenförmig.
Nyktalopie (»5 vv^, wxxog Nacht, aXaog blind, ij M\p,
wjtog Sehen) Tagblindheit, Hyperästhesie der Retina, ein
Zustand, in 'welchem bei gewöhnlichem Tageslicht das Sehver-
mögen bedeutend herabgesetzt, dagegen in der Dämmerung und
bei gedämpfter Beleuchtung besser oder normal ist. — Nicht
ganz identisch damit ist die durch Schneeflächen verursachte
Blendung (Schneeblindheit), welche vorübergehend ist und nm-
ausnahmsweise auch zur bleibenden N. führt [nach Gräfe und
SImisgh].
et'. Hemeralopie.
Nymphomanie (jJ vvfKprj junges mannbares Mäd-
chen, ^ f^avia Wahnsinn), Furor uterinus, Mannstollheit,
eine Monomanie weiblicher Individuen, wobei die krankhaften
Ideen oder Triebe auf die Verheiratung oder Begattung ge-
richtet sind.
cf. Öatyriasis.
Nystais^mus (gr. H. v. wotdCoy nicken, v. vsvco,. nuo)y
Instabi Utas oenlorum, das Augenzittern, wobei die beiden
Augen durch unwillkürliche, überaus rasche, kleine alteniirende
Zusammenziehungen antagonistischer Muskelpaare in osziUatorischer
Bewegung erhalten werden.
Je nach dem Modus der Bewegung unterscheidet man N. os-
cillatorius und rotatorius.
cf. Nictitatio.
Obduktion, {lat, eigentl. Verhüllung, Bedeckung).
Die jetzige Bedeutung erklärt sich aus dem Verb, obductre vor-,
heran-, entgegenführen oder dem spätlat. Sprachgebrauch
von obducere, öfiSien, verletzen, z. B. stomachum. Cael. Aur.
chron. 3, 2, 28) Leichenöffnung,
cf. Nekropsie, Sectio.
Roth '8 Klinische Terminologie. 4 Aufl. 22
Digitized by
Google
338 Obesitas
Obesitas (v. ob-tdtre wegfressen — 8yn.: AdiposüaSy
Lipomatosis universalis, Pimelosis, Polysarkie^ Polypionie,
Physkonie) Fettleibigkeit, übermässige Fettinfiltration des
Bindegewebes an allen Stellen, wo sich nonnalerweise Fett findet^
besonders im Unterhautzellgewebe und im Netz, in den höchsten
Graden (Fettsucht) auch an solchen Stellen, wo sich normal
fast gar kein Fett befindet, wie zwischen den Muskelbündeln, am
Endokard, wozu noch fettige Infiltrationen der Parenchymzellen
der Organe (Leber, Niere) kommen.
Obliteration (ohltterare etwas auslöschen, kassiren»
von Uno streichen — wovon litera Buchstabe — oblinere
überschmieren oder zuschmieren, verstopfen) s. Obso-
leseenz (s. d.), von Gefässen, Kanälen xmd Höhlen gebrauchte
Bezeichnimg: Ver Schliessung und Verödung, Schrumpfung.
Obnubilatio (nubes Wolke) der Verlust des Be-
wusstseins, die Ohnmacht,
cf. Eklyse, Lipothymie.
Obsolescenz (obsolesco v. ob, obs u. oleo, odor, o^co eigentl.
also „verduften", nach und nach vergehen, sich ab-
nützen) i. q. Obhteration.
Obstetricius (obstetrix Hebamme, Beisteherin v.
ob-stare dabeistehen) geburtshilflich, z. B. Ars obstetricia,
die Geburtshilfe.
Obstipatio fälschlich gebraucht für Constipatio (s. d.).
Obstlpas (v. stipes Stab, stipare drängen, neigen)
seitwärts geneigt, z. B. Caput obstipum, vd. Torticollis.
Obstructio (ob-struere entgegenbauen, verrammeln,
verstopfen) die Verstopfung, gewöhnlich nur im Sinn von
0. alvi die Stuhlverstopfung, Constipatio.
cf. Obturatio.
Obturatio (lat. Verstopfung, z. B. aurium bei Vulg.
eccli. 27, 15, v. obturare verstopfen = ob-staurare v. aravgög
Stab, Steuer) Zustopf ung — aber nicht im Sinn von Ob-
stnictio alvi.
Obtnrator ein zum Zustopfen dienender Gegenstand, ins-
besondere die zur Okklusion von Defekten des harten Gaumens
dienenden Metall- oder Kautschukplatten.
Occlusio (occlüdtre verschliessen, v. ob u. claudo) die
VerSchliessung.
Okklusivverband zur einfachen Verschliessung oder
Deckung dienender Verband, z. B. für das Auge, gegenüber Kom-
pressionsverbänden u. a., für Wunden zum Abschluss der Luft
(anti- oder aseptischer 0. -Verband — Volkmann) etc.
Digitized by
Google
Oedema 339
Ochronosis {(oxgog = x^<*^9^^ ockerfarbig, gelblich,
^ vooog Krankheit) darunter versteht Virchow den (einmal
beobachteten) farbigen Zustand der Grewebe besonders der Knorpel
und Bandscheiben der Gelenke infolge einer vitalen Imbibition
der InterzeUularsubstanz mit löslichen Derivaten des Blutfarb-
stoffes, eine Art „chromatischer Dyskrasie".
cf. Melanosis.
Oehropyra (r6 jivq Feuer) das gelbe Fieber,
cf. Febris flava.
Odontal|s;ie (o Söovg, Sdovrog Zahn, r6 äXyog Schmerz)
Zahnschmerz.
Odontinoid {Odontin, Dentin, Zahnbein, ro «ti^og Ähn-
lichkeit) vd. Odontom.
Odontolo|s;ie (o loyog Wort, Jjehre) die Zahnheil-
kunde.
Odontome (v. döovxoco zahnen, od. mit Zähnen ver-
sehen) monströse Zähne, Zahngeschwülste, welche sich von
der Matrix aus in der Zeit der Zahnentwicklung vor der Aus-
bildung der Dentinmnhüllung der Pulpahöhle bilden, also weich
sind. — Geschwülste, welche nach dieser Zeit in der Substanz der
Matrix auftreten und hart sind, hat man Odontinoide oder
Dentinoide genannt.
Je nachdem die Missbildung die Wurzel oder zugleich die
Krone betrifft, unterscheidet man [Baume] Wurzel- und Kronen-0.
(Odontomata radicularia und coronaria).
cf. Epulis, Parolis.
Oedema (t6 otSrjfia Aufschwellen, v. olSeco schwellen)
die hydropische Infiltration der Parenchyme, patho-
logische Anhäufung von Lymphe in den Lymphgefässanfängen
(Spalträumen), sowie in anderen Gewebsspalten und innerhalb
zelliger und faseriger Elemente.
cf. Hydrops, Anasarka,
0. fH|i^ax (fugax flüchtig) ein besonders bei Chlorotischen
wenn sie sich dem Einfluss kalter Luft aussetzen, vorübergehend
auftretendes 0. des Gesichtes, der Augenlider, des Halses und
oberen Bi-ustteils.
Akut-purnlentes (oder malignes) 0., von Pirogoff einge-
führte Bezeichnung für eine im Anschluss an tiefe Wunden,
schwere offene Knochenbrüche, subkutane Injektionen auftretende,
schnell fortschreitende Verjauchung der Weichteile, welcher ein
teigiges, starkes Ödem, unter reichlicher diffuser Beimischung von
Eiterzellen und entzündlicher Rötung der Haut, sowie ausgedehntes
Hautemphysem vorauszugehen pflegt. Es pflegt in wenigen
Tagen den Tod herbeizuführen. Durch Koch haben wir als eine
22*
Digitized by
Google
340 Oedeme blanc des hysteriques
der Ursachen den „Bacillus des malignen Ödems" (vd. Bacillus)
kennen gelernt.
0. glottidis s. Laryngitis pfilen^monosa Glottisödem ist
nur selten ein eigentliches (hydropisches) O., sondern gewöhnlich
eine entzündliche serös-eiterige Infiltration und zwar weniger der
Glottis (Stimmbänder), als der Schleimhautfalten des Larynxein-
ganges, sowie des Kehldeckels.
Die akuteste Form des Glottisödems, wie sie am häufigsten
nach Eindringen von Fremdkörpern in den Larynx entsteht,
führt oft unter den Erscheinungen der Asphyxie in kürzester Zeit
zum Tode.
0. pulmonum Lungen- O., Flüssigkeitserguss in die Höhle
der Lungenalveolen. O. p. inveterata, inveterirtes Lungen-0.,
blasse Herde der Lungen von sulziger Beschaffenheit durch er-
gossenes Serum, aus protrahirter Atelektase hervorgegangen.
Oedeme blanc des hysteriques [Sydenham] bei
hysterischen Anfällen beobachtete der hydropischen ähnliche
Schwellung der Haut, die gewöhnlich keinen Fingerdruck hinterlässt.
Oedeme bleu des hysteriques eine bei hysterischen
Anfällen beobachtete bläuliche bis fast schwarze Verfärbung der
geschwollenen Haut [Charcot].
Oenomanie (6 olvog Wein, ^ /navia Wahnsinn) i. q.
Delirium tremens.
Oesophais^ektomie (6 oloocpdyog Speiseröhre, [Aristo-
teles: ro ovvexes reo oiöfiaxi = continuatio oris], V. oico ungebr.
Thema für (pegco fahren; qyayeTv essen, exji^ivoy heraus-
schneiden) die Eesektion des Oesophagus zur Beseitigung
von durch Narben oder Neoplasmen bedingten Strikturen.
er*. Oesophagotomia.
Oesophais^ismus vd. Dysphagia spastica.
Oesophais^itis Entzündung der Speiseröhre, Dys-
phairia inlmmmatoria insoweit Schluckbeschwerden dadurch her-
vorgerufen werden. Zenker und Ziemssen in [ZH] imterscheiden
folgende Formen:
0. eatarrhalis desquamativer Katarrh der Speiserohre,
kommt akut und chronisch vor, mit Verdickung, Lockerung
und Abstossung des Epithels, mit katarrhalischen Geschwüren
imd in chronisdien Fällen mit hypertrophischen Verdickungen der
Schleimhaut.
0. follieularis Anschwellung der spärlichen Schleundrüsen
des Oesophagus, mitunter zu follikulären Greschwürchen fort-
schreitend, von unbekannter Ätiologie.
0. fibrinosa (erouposa) et diphtheriea seltene, meist nur
in geringer Ausbreitung und nur sekundär bei der gleich-
Digitized by
Google
Oesophagusstenose 341
namigen Rachenaffektion oder bei Allgemeinleiden vorkommende
krupöse und diphtherische Erkrankung der Oesophagusschleimhaut.
0. variolosa Pockeneruption auf der Speiseröhrenschleimhaut.
0. phleicmoiLOSa eiterige Entzündung der Submucosa von
grösserer oder geringerer Ausdehnung, meist sekundär infolge
Einklemmung von Fremdkörpern oder Perforation von benach-
barten Eiterherden.
0. corrosiva durch Verschlucken ätzender Gifte hervorge-
i-ufene, mehr oder weniger tiefgreifende Entzündung und Morti-
fikation der Oesophaguswände.
Oesopha^oiiialacie {rj^iaXaxia Erweichung) Speise-
r Öhrenerweichung, kommt mit oder ohne die identische
Magenerweichung stets nur in der unteren Hälfte vor, gewöhnlich
nur als agonale oder postmortale Erscheinung, in seltenen Fällen
wahrscheinlich auch während des Lebens, wo sie zur plötzlichen
Ruptur der Speiseröhre führen kann. In höheren Graden findet
sich die Schleim- und Muskelhaut pulpös oder gallertartig er-
weicht.
Oesophas^oplastik. {nXdoofo formen, bilden) Deckung
eines Schleimhautdefektes nach Exstirpation von Narben oder
Geschwülsten durch Lappen der Halshaut. Die Operation ist bis-
her noch ohne Erfolg versucht werden (von Hacker).
cf. Pharyngoplastik.
OesophaKOS^kop {oxoneco schauen) ein zuerst von
StöRK konstruirtes Instrument zur Besichtigung der Schleim-
hautfläche der Speiseröhre. Von Leiter ist ein dem Gastroskop
ähnlicher Beleuchtungsapparat für die Speiseröhre angegeben
worden.
Oesophais^ontomie (ro ojofxa Mund) s. Oesophaico-
tomia externa (ts/uvm sehneiden) operative Eröffnung
der Speiseröhre von der Halsfläche aus (zur Entfernung von
Fremdkörpern, seltener bei narbigen Strikturen oder Neoplasmen
im oberen Teil der Speiseröhre geübt).
Von Vacca ist zur Erleichterung der Oe. ein eigenes, der
BELLOC'schen Röhre ähnliches Instrument erfunden worden, das
Ektropoesophag (s. d.) durch welches die Speiseröhre in die
äussere Hautwunde vorgetrieben wird.
Oo. interna der innere Speiseröhrenschnitt, die Durch-
schneidung von Strikturen des Oesophagus mit einem eigenen in
die Speiseröhre eingeführten Instrument, dem Oesophagotom.
Oesophas^usektasie (sxxF.ivoy ausspannen, aus-
dehnen) diffuse spindelförmige Erweiterung der Speise-
röhre, fast immer infolge von Stenose der Kardia.
Oesophasj^nsstenose {axevög eng, axevom engen) Ver-
engerung der Speiseröhre.
Digitized by
Google
342 Oidium albicans
Ofdiani albicans (coidiov Eichen, Demin. von q)6y,
Micare weissmachen) der Soorpilz, aus weisslichen verästelten
Fäden bestehend, die von aneinander gei-eihten, langgestreckten
Zellen gebildet werden.
cf. Stomatomykosis.
OVdiam lactis ein Schimmelpilz, welcher sich in
saurer Milch und in der Butter findet; er bildet verzweigte
radienartig angeordnete Fäden (Hyphen) ohne Sporen.
Olekranartlirokace (r6 thkexgavov, eig. wkevj^g xgävov
Kopf des Ellenbogenbeins) wenig gebräuchlich für Arthro-
kace (s. d.) oder Caries articulationis cubiti.
01i|s;ftmie {oXiyog wenig, x6 al/ia Blut) relative
Anämie, Blutarmut im Sinn von Volumsverminderung der Blut-
menge. Eine reine O. — wobei die Zusammensetzung des Blutes
als unverändert vorausgesetzt ist — kommt in höheren patholo-
gischen Graden nur ganz vorübergehend vor; denn selbst bei
akuten Blutverlusten verändert sich ausserordentlich rasch die
prozentarische Zusammensetzung des Blutes, indem sogleich
Hydrämie (Hypalbuminose mit Oligocythämie) sich einstellt.
Man unterscheidet eine
0. vera durch plötzliche Blutverluste.
0. serosa s. Hydraemia abnormer Wassergehalt des Blutes,
wie er erstens vorübergehend nach grossen Blutverlusten und
dauernd bei Albuminurie (Morbus Brightii) eintritt.
0. sieea allgemeine Verminderung des Blutes, durch Ein-
dickung (Cholera asiatica).
01i|s;ocliromämie (ro xQ^f^^ Farbe) vd. Chlorosis.
01i|s;ocytliäiiiie (ro xvzog Bläschen, hier Blutkörper-
chen) pathologisch verminderter Gehalt des Blutes
an roten Körperchen, gewöhnlich die Folge von Hypoplasie
derselben in den cytogenen Organen.
cf. Anämie, Chlorose, Leukämie, Mikrocythämie, Hypoglobulie.
01i|s;otricliia (^ ^qi^ Haar) i. q. Alopecia congenita.
01i|s;arie (ro o^qov Harn) abnorm geringe Harn-
menge.
cf. Anurie, Polyurie.
Olophlyctide prolabiale {6ko6g v. oUvfu verderb-
lich, ?7 q)Xvxxig Blase) i. q. Hei-pes facialis.
Omftis^ra (6 wfxog Schulter, rj äyga Falle) Schulter-
gicht, Arthritis urica articulationis himieri.
Oinal|s:ia (ro äXyog Schmerz) der Coxalgia (s. d.) ana-
loge Erkrankung des Schultergelenks.
Digitized by
Google
Onychia - 343
0^ rheumatiea i. q. Myalgia scapularis.
cf. Omodynie. * ,
Omarthritis (t6 aQ&Qov Gelenk) Schiiltcrgelenks-
entzündung.
Omartlirokaee Arthrokace (s. d.) des Schulter-
gelenks.
Omodynia {fi 66vvrj Sehmerz) Schulterschmerz z. B.
O. rheumatiea, neuralgica etc,
Omplialiiis (6 6fi(paX6g Nabel) Nabelentzündung.
0. neonatorum Versch wärung des Nabelstumpfes — führt
öfters zur Bildung einer granulösen Wucherung, Fungus um-
bilicalis, Nabelschwamm.
Omphaloeele (^ xr)Xrj Bruch) i. q. Hemia umbilicalis.
Omplialoproptosis {jiq6 vor, rj jircöoig Fall, von tzüttco)
•der Vorfall der Nabelschnur.
Omplialorrliais^ie (gi^ywfu bersten) Nabelblutung
(Neugeborener).
Omplialotaxis {tdaoco einrichten) Reposition der
vorgefallenen Nabelschnur.
Onanie, Onanismus (von Onan [Gen. 36, 9], der
auf diese Weise seinen Geschlechtstrieb befriedigt
haben soll) die Selbstbefleckung, die künstlich durch
Reizung der äusseren Geschlechtsteile erzeugte Ejakulation det^
Samens. O. conjugalis = Congressus interruptus.
Onkolo|s;ie (6 oyy.og Geschwulst, 6 Xoyog Lehre) die
Lehre von den krankhaften Geschwülsten.
Onkotomie (r^^rw schneiden) die Operation (Ex-
stirpation) von Geschwülsten.
Onomatomanie (r6 dvo/^a Namen, ^ /navia Wahn-
sinn) ein psychisches Degenerationszeichen, bestehend in
Anfällen von Angst, Herzklopfen, Atemnot, Schweissausbmchen.
die sich bis zur Bewusstlosigkeit steigern können, beim Anblick
eines dem Individuum neuen Wortes oder eines Buches.
Onycliauxis (o ow^, ovvxog Nagel = unguis, rj av^ig
Vermehrung, v. av^co) Nagelhypertrophie.
Onycliia Entzündung des Nagelbettes, wodurch der
Nagel abgehoben zu werden pflegt, zuweilen mit Abszessbildung
unter dem Nagel.
0. maüiriia Nabelbettentzündung mit Bildung schwammiger,
rasch zerfaUender Granulationen, Abhebung und Zerfall des
Nagels unter einer äusserst fötiden Ulzeration, aus nicht näher be-
kannter Ursache.
Digitized by
Google
344 * Onychogryposis
0. syphilitica syphilitische Erkrankung der Nägel,
ist entwed^ eine 0. sicca, wobei die Nägel dünn, gerifft oder
sehr brüchig werden, so dass sie absplittern (Psoriasisunguium),
oder eine Paronychia syphilitica (s. d.).
0. lateralis vd. Paronychia.
cf. Onychomykosis.
Onycho|s;rypo8i8 oder Oiiychoicrypliosis (yovmg
krumm ygvjiöco) Curvatura unguium, krallenartige Ver-
bildung der Nägel, oft mit Höcker- und Zapfenbildung auf
der Rückenfläche, auf einem hyperplastischen Zustande der ge-
samten Nagelmatrix beruhend.
cf. Digitus hippokraticus.
Onycliomykosis (o fAvxrig Filz) Pilzkrankheit der
Nägel (teils Durchwucherung mit dem Favuspilz — 0. favosa>
Favus unguiiun, teils mit dem Pilz des Herpes tonsurans —
O. trichophytina, Herpes tonsur. unguium), wobei die Nägel
aufgelockert und verdickt erscheinen, eine schmutziggelbe Farbe
imd rissige, abblätternde Oberfläche haben. Bei Favus tritt auch
die Skutulumform auf, d. h. die Pilze finden sich in scharf be-
grenzten Anhäufungen in den unteren saftigen Schichten des
Nagels, gelblich durchscheinend.
cf. Onychia.
Oiiychosis [Auspitz] eine Keratonose mit Anomalien
der Nagelbildung.
Hyperonyehosis (Vermehrung), Anonycliosis (Verminderung)^
Paronyehosis (Nagelbildung an abnormer Stelle).
Onyx [= Unguis], „Nagel", Eitersenkung zwischen den
Lamellen der Kornea aus einem höher befindlichen Abszess oder
Geschwür nach abwärts, so benannt von der Ähnlichkeit mit der
Lunula der Nägel.
cf. Hypopyon.
Onyxis i. q. Onychia.
Oophorektomie ((poq?6gog eiertragend, t6 c^V Ei,
Ovum, avyov (von avis) Vogelei, q)eQ(o tragen, sxxEfjivoi aus-
schneiden) i. q. Ovariotomie,
Oophoro-Hysterektomia partialis obstetrieia
PoRRO'sche Methode des Kaiserschnittes in der Entfernung
des Uterus nach dem Kaiserschnitt bestehend,
cf. Hysterektomie.
Oophoritis Entzündung des Eierstocks, äusserst
selten primär, meist sekundär bei puerperalen und peritonealen
Entzündungen in einer parenchymatösen (follikulären) und
einer interstitiellen Form, welche letztere zur Eiterung führen
kann, vorkommend.
Digitized by
Google
Ophthalmometer 345
Oophoro-S^alpin|s:otoinie die operative Entfernung des
Eierstocks und der Tube bei schweren Formen von Salpingitis.
Operation (opus, opera Arbeit, operari) grössere
und wichtigere chirurgische Verrichtung.
Ophiasis (^ oqpiaotg schlangenartige Glatze, v. odcpig
Schlange) vd. Calvities.
Ophthalmia (6 6(p&aX^6g Auge) Augenentzündung
im allgemeinen.
0...«roiLorrhoiea s. pyorrhoiea Augentripper, intensive,
durch Übertragung des Gonokokkus verursachte Entzündung der
Konjunktiva, meist auch der Kornea, zuweilen selbst der Iris.
0. ae^ptiaea s. militaris s. bclliea s. eontaiiriosa eine in
der französischen Armee während des ägyptischen Feldzuges
unter Napoleon in den letzten Jahren des vorigen Jahrhimderts
aufgetretene, zuweilen noch in Kasernen, Grefangenenanstalten,
Waisenhäusern etc. endemisch (epökisch) vorkommende kontagiöse
Augenkrankheit, die sich als trachomatöse oder als follikiüär-
.blennorrhoische Conjunctivitis darstellt.
0. nenroparalytiea eine im Gefolge von Anästhesie des
Trigeminus bisweilen auftretende ulzeröse Hornhautentzündimg,
welche sekundär zu einer eiterigen Entzündung des ganzen Bulbus
führen kann.
0. migratoria s. syinpathica vd. Iritis sympathica.
0. arthritiea i. q. Glaukoma.
0. neonatornm i. q. Blennon-hoea neonatorum.
Ophthalmoblennorrhoea {x6 ßXewog Schleim, 77 goy
V. geco Fliessen) vd. Conjunctivitis blennorrhoica.
Ophthalmomalacia (17 fiaXa^la Erweichung) s.
Phthisis bulbi cssentialis deutliche Spannungsabnahme
imd ausgeprägte Verkleinerung, die sich imabhängig von einer
Entzündung an einem Augapfel entwickelt, wieder vorübergeht
oder permanent bleibt und mit Sehstörungen verbunden ist. Eine
besondere Form ist die 0. intermittens, wobei die Erweichung
in einzelnen Anfällen auftritt, die Stunden oder Tage lang dauern,
um dann wieder einer normalen Beschaffenheit des Bulbus Platz
zu machen.
Ophthalinolo|s:ie (d Xoyog Wort, Lehre) eigentlich
die Lehre vom Auge, gewöhnhch aber im Sinne von Augen-
heilkunde gebraucht.
Ophthalmometer (t6 fAhgcv Mass) von Helmholtz
erfundenes Instrument zur genauen Messung der verschiedenen
Digitized by
Google
34G Ophthalmophakometer
bei der Akkommodation beteiligten Krümmungsflächen. In neuerer
Zeit wird viel das jAVAL'sche Ophthalmometer benutzt,
cf. Optometer, Horopter.
Ophthalmophakometer (o tpaxog Iiinse) Instrument
zur McsHung der Krümmimgsradien der Linse.
OphthalmopleKfia (.tAi^ooco schlagen) A ugenmu skel-
lähmung (Lähmung der äussern und innem Augenmuskeln).
Entweder als 0. totalis oder O. partialis auftretend. Ihre Ursache
sind Erkrankungen der Kerne des III., IV. u. VI. Gehimnerven
(Hämorrhagien, Erweichungen, pathologische Neubildtmgen, akute
Entzündung — Polioencephalitis superior [Werxickje] ).
Zu unterscheiden:
0. aeuta, akute nukleare Paralyse. Plötzliche Liäh-
mung aller Augenmuskeln durch Hämorrhagie in die Kerne.
0. ehroniea, chronische nukleare Paralyse. Hierher
gehören: die isolirte Lähmung der Reflextätigkeit der Iris, der
Oiliarmuskeln, die Lähmung 5ler äusseren Augenmuskeln: pro-
gressive Ophthalmoplegia [v. Gräfe] s. Ophthalmo-
plegia externa (Hutchinson] und die Lähmung aUer inneren
Augonmuskeln : Ophthalmoplegia interna [Hutchinson].
welche meist syphilitischer Natur ist und auf einer Affektion des
Ganglion ciliare, die sich in Iridoplegie und Akkonimo-
<lation8paralyse äussert, beruht.
Ophthalmoslcopie {aHOJtetv besichtigen) die Kunst,
das lunei-o und den Hintergrund des Auges am Lebenden durch
die Pupille hindurch zu beleuchten und zu besichtigen.
Ophthalmoskop der Augenspiegel.
Ophthalmostat (laTrjjLii stellen) Instrument, womit
der Augapfel in einer gewissen Stellung ruhig erhalten (fixirt)
wiixl.
Ophthalmotonometrie (6 jovog Spannung) Messung
dc^ intiiiokulawn Dniekes, meist als digitale Tonometrie oder mit
I nstrumenten (Ophthalmotonometer).
tlpiophai^ie (Opium, witov, Mohnsaft, o^-rdg Saft
[HunH>KRATKS und DiOSKORIDES] = ^f}Xu>vtov, Laudanum, qrayetr
essen) das gewohnheitsmässige missbräuchhche Einnehmen
grosser Dosen von Opium.
et\ Morphinismus, Narkomanie.
tipisthophalakrosis (a.-nadrv hinten, ij ^o/cbf^oMMc
das iLahlweraen, v. qt^tiik u. äxgog d. i. sehr glänzend)
8vnouvm von Alo^^ecia mit LokaÜsation des Leidens auf den
itiutorkopf,
Oplstli^tomvs (,ttTio)9rr hinten, 6 jortK Spannung)
Digitized by
Google
Orchitis 347
Oppressio (lat) die Beklemmung.
0. pectoris Brustbeklemmung.
cf. Depression, Dysthymie, Angina pectoris, Incubus.
Optometer (ojvtco ungebr. Thema zu dgdco sehen; to
/Lihgov Mass) Instrument zur Bestinunung des Fempimkt-
abstandes, d. h. derjenigen Distanz, bis zu welcher ein deut-
liches Sehen (z. B. mittelgrosser Druckschrift — Jäger Nr. 16^
möglich ist.
Optodynamometer ein Optometer, welches zur Be-
.stimmung des Nahpunktes dient und somit die Energie des Mus-
cularis ciliaris misst.
cf. Ophthalmometer.
Orclieotoinie (o oqxis, -log und ecog Hode, rs^ivco
schneiden) i. q. Castratio.
Orehiali^ie (to ä?.Yog Schmerz) die Neuralgie des
Hodens.
Orehichorie (6 xogog Tanz) „Hodentanz" nennt Löwer
^as stetige Auf- und Absteigen eines oder beider Hoden im Hoden-
sack, welches als pathognomonisches Zeichen bei manchen Ona-
nisten vorkommen soll.
Orcliidoinenin|s:itis {n Mviy^ Haut) i. q. Hydrocele
testis.
Orchidopexie {rj mj^ig Festmachen v. jn^ywfÄi) Fixation
•des ektopirten Hodens am Skrotum oder des aus seinen Ver-
wachsungen gelösten Samenstranges an die Pfeiler des Leisten-
kanals durch Naht.
Orcliitis s. Testitis Entzündung des eigentlichen
Hoden.
0. aeuta. Man kann eine O. a. traumatica, urethralis
imd metastatica unterscheiden, deren Ätiologie dieselbe wie bei
-den entsprechenden Formen der Epididymitis ist. Die metas-
tatische Form ist am häufigsten hn Parotitis, resp. beide sind von
-der gleichen epidemischen Ursache hervorgerufen. Bei der ui-e-
thralen Form kann der Nebenhoden trotz Durchleitung von der
Entzündung frei bleiben.
Die bindegewebige Zwischensubstanz zwischen den Samen-
kanälchen, sowie deren Wandung infiltrirt sich stark mit Wander-
zellen, während die Samenzellen im Lumen der trüben Schwellung
und fettigen Entartung verfallen.
0. ehroniea
a) circumscripta, Hodenabszess, chronischer Er-
weichungsherd,
b) diffusa bildet gleichmässige grosse ovale Tumoren.
Wesentlich ist eine Bindegewebshyperplasie der Septa, gewöhnhch
Digitized by
Google
348 Orchocele
mit zystischer Entartung der Samenkanälchen. Meist wird anch
der Nebenhoden mit in den Prozess hineingezogen.
0. caseosa s. tuberenlosa {vd, Epididymitis caseosa, welche
gewöhnlich vorausgeht). Der Tuberkel erscheint im Hoden zu-
weilen miliar, häufiger in einzelnen grösseren festen Knoten, in
deren Mitte man zerfallene käsige Masse findet.
0. syphilitiea s. prnmmosa spezifische Gmumenbildung im
Hoden neben diffusen derben Binoegewebswucherungen im inter-
stiellen Gewebe. Der Verlauf ist sehr chronisch, schmerzlos.
cf. Sarkocele.
Orchocele, Orchiocele (17 xijXii Bruch, Gesehwiüst)
die Hodengeschwulst.
Orsanozoen (t6 opyavov Werkzeug, v. egyco, t6 ^tpov
Tier) nennt Virchow diejenigen Entozoen, welche im
Innern der Organe selbst vorkommen (Trichinen, Eichino-
kokken und Zystizerken).
cf. Entozoen.
Ors^asmus (ogydco von Säften strotzen, ogyi], Sgyidco)
i. q. Hyperaemia activa.
Orrodermatosis, Orrodermitis (o cgog Molken,
also der wässerige Teil (Serum) der Milch, to dsQfxa Haut) vd.
Serodermatosen.
Orthopädie {6g^6g gerade, 17 naidela Erziehung, von
.Tor?) die geradrichtende Behandlung, methodische Behand-
lung von Verkrümmungen des Eückgrates und der Glieder, haupt-
sächhch während der Wachstumsperiode.
Orthopnoe (1? nvori Schnaufen) höchster Grad deJ*
Dyspnoe, wobei die Kranken sich aufrichten imd mit den
Händen an Gegenständen feststützen, mn die Pectorales als
Hilfsmuskeln zur Erweiterung des Thorax benutzen zu können.
Orthotonas (o xovog Spannung, Streckung) vd.
Tetanus.
Oscedo (von oscire = oscitare) das Gähnen.
Oscheoeele (ro öo^eov Hoden, ^ xriXri Bruch) i. q.
Hemia scrotalis.
Oscitatio (Gähnen v. ös Mund, os-cus gähnend,
oscare oscitare) i. q. Chasmus.
Os leporinum vd. Labiiun leporiniun.
Osmidrosis (>? oo/uij Geruch, v. otw riechen, 6 iögcog
Schweiss) Schweiss von besonderem Geruch, im all-
gemeinen so viel als Bromidrosis.
Digitized by
Google
Osteomalacia 349
Ossa IVormiana (os = Sarsov Knochen) Zwick el-
beine (zwischen den Schädelnähten).
Ossilicatio (os und faciö) Verknöcherung.
Über die pathologische 0. vd. Ostitis ossificans, Osteom,
Exostose, Parostose, Cälus (Myositis und Pachymeningitis ossif.).
cf. Petrificatio.
Osteoarthritis (ro öoreov Knochen, t6 äg^gov Gelenk)
Oelenkentzündung mit Beteiligung der Knochen.
Osteoartliropatliie (ro jzd^og Jjeiden) gleichzeitige
Erkrankung des Oelenks und der Knochen.
Osteocliondritis (6 xovdgog Knorpel) Knochen- und
Knorpelentzündung.
Osteochondrom s. Osteoidchondrom eine Misch-
geschwulst aus der Gruppe der Bindesubstanzgeschwülste mit
Entwicklung von Knorpel- und Knochengewebe.
cf. Enchondroma.
Osteoklasie (17 xXdoic: v. xXaco zerbrechen) das ^e-
^altsame Brechen der Knochen bei Difformitäten der-
selben, krummgeheilten Frakturen (am besten nach Ausschneidung
-eines Keils, wodurch der Osteoklast — Dysmorphosteopalin-
klastes (s. d.) — , eine besondere Maschine zur gewaltsamen
Brechung, überflüssig gemacht werden kann).
cf. brisemeDt forc^.
Osteoma, Osteoid (Stamm eXdco ähnlich sein)
knöcherne Geschwülste, die durchweg aus Knochengewebe
bestehen und von teilweise verknöcherten Greschwülsten, sowie
von nicht knöchernen Geschwülsten am Knochensystem zu unter-
ischeiden sind, welche allerdings sehr leicht verknöchern (wie das
•Osteosarkom u. a.).
Die Osteome sind meist hyperplastischer Natur, vd. Osteo-
phyt und Exostosis. Nach ihrem Bau unterscheidet man harte
Formen (O. durum s. eburneum) und weichere spongiöse Formen
(O. spongiosum s. medulläre).
cf. Ossificatio.
Osteomalacia {fjiaXaxdg weich) Knochenerweichung,
■eine nur bei Erwachsenen vorkommende chronische Krankheit,
welche zu einer allmählich über das ganze Skelett sich aus-
breitenden Entkalkung der Knochen (Halisterese — s. d.) und
infolge davon zur Erweichung und abnormen Biegsamkeit der-
selben führt, wodurch Verkrümmungen der Glieder, des Eumpfes
und Beckens zu stände kommen. .£in häufigsten entsteht sie bei
Frauen nach einem Wochenbett: das Wesen der Krankheit ist
ambekannt.
Digitized by
Google
350 Osteomyelitis
0. eareinomatosa diffuse krebsige Infiltratioii des Mark-
gewebes, eine seltene Krankheit, bei welcher es zu ähnlichen
Verunstaltungen des Skelettes konunt wie bei der einfachen O.
cf. Rhachitis, Osteoporose, Osteopsathyrose.
Osteomyelitis (o /nveXos Mark) Entzündung des
Knochens und Knochenmarks, richtiger eigenthch nur
Knochenmarksentzündung, da die Beteiligung des eigentlichen
Knochengewebes wahrscheinlich nur eine passive ist, vd. Ostitis.
Die O. kommt nie ohne gleichzeitige oder sekundäre Periostitis vor.
Man kann unterscheiden eine zirkumskripte und dif-
fuse, akute imd chronische Form (vd, Ostitis fungosa),
ferner :
0. tranmatiea nach Kontusionen, komplizirten Frakturen etc.
ist in zirkumskripter Form eine unbedeutende, ja zur Heilung
von Verwundungen notwendige, in diffuser eine sehr gefähr-
liche Komphkation (in letzterer überhaupt selten und dann wahr-
scheinhch mit der folgenden infektiösen Form identisch).
0. diffusa spontanea die primäre infektiöse Knochen-
marks- und Knochenhautentzündung [nach Lücke],.
pseudorheumatische Knochen- und Gelenkentzündung
des Jünglingsalters [nach Roser], Panostitis [nach
Waldeyer], Periostitis maligna [nach Volkmann], Kno^
chentyphus n. A. — bösartige, nur bis zur Zeit des vollendeten
Skelettwachstmns vorkommende, den akuten Infektionskrankheiten
sich anreihende und mit typhösen Allgemeinerscheinungen ver-
laufende eiterige Entzündung des Knochenmarks und des Periosts-
(bald das eine, bald das andere primär), welche häufig zu Ne-
krosen und Ablösung der betreffenden Epiphyse oder Diaphyse,.
sekundären Phlegmonen, Gelenkentzündungen, Eitermetastasen
imd zuweilen zu Fettembohe der Limgen füfi-t. Die Ursache der
infektiösen 0. bildet höchstwahrscheinhch ein bakterielles Gift,
ein Mikrokokkus, welchen Becker aus osteomyehtischem Eiter
gewonnen hat, wahrscheinlich identisch mit dem Staphylokokkus,
pyogenes aureus (s. d.).
cf. Ostitis interna suppur. circumscr.
Konehiolin-0. {concha, 6 xoyxtj Muschel) die meist mul-
tiple Knochenentzündung der Perlmutterdrechsler..
Die Hypothese von Gussenbatjer (Archiv für klinische Chirurgie
von Langenbeck XVIII) über deren Entstehung ist folgende:
Das Konchiohn, die unlösliche organische Substanz des Perl-
mutterstaubes, wird durch die Atmung ins Lungengewebe
und weiter in den Kreislauf aufgenommen sammelt sich,,
wegen Verlangsamung des Blutstromes daselbst, in den Mark-
kapillaren der Knochen an und führt so zu Infarkten, welche
eine O. zur Folge haben, die per contiguitatem zu Ostitis, Peri-
ostitis und Gelenkentzündung führt.
cf. Spina ventosa.
Digitized by
Google
Ostitis 351
Osteopltlebitis (9J ydetp Ader) Entzündung der Venen
in der Diploe des Schädels, zu Thrombose u. gewöhnlich Eiteiimg
führend.
Osteopltyton (ro (pvzov Gewächs, v. q)vco wachsen)
die bei entzündhchen Prozessen am Knochen aufgelagerte lockere
junge Knochenmasse (Exostosis spongiosa — s. d.), das-
dem Callus ähnliche Produkt einer entzündBchen Periostreizimg.
O. puerperale Bildung tafelförmiger Knochenplatten an der
Innenfläche des Schädeldaches bei Schwangeren infolge anhal-
tender Kongestion nach dem Kopfe.
cf. Pachymeningitis.
Osteoplastik {jiXdoo(o bilden, formen) Anheilung ab-
getrennter Teile, Transplantation und Einheilimg toter (eUen-
beinemer) und lebender Fremdkörper als Ersatzstücke bei Be-
handlung von Knochendefekten und Frakturen.
cf. Arthroplastik.
Osteoporose {6 jtogog Öftnung, Pore, v. jisigco durch-
bohren) Schwund der harten Knochensubstanz und Zunahme
der Markräume, teils als senile, teils als entzündliche Ver-
änderung (Ostitis rareficans).
cf. Osteomalacie, Anostose.
Osteopsatltyrosis (yfa&vgooy V. rpa^vQog zerbrechlich,
V. \pd(o zerreiben) Knochenbrüchigkeit. Ausser der durch
Ehachitis, Osteomalacie und senile Knochenatrophie (Osteoporose)
bedingten kommt noch eine idiopathische O. vor, welche al&
angeborener, oder später, ohne nachweisbare Ursache er-
worbener Zustand auftritt, dessen Wesen dunkel ist.
Osteosarkoma Mischgeschwulst mit Entwicklung
von Knochen- und Sarkomgewebe,
cf. Osteoma.
Osteosklerose {oxXrjQog hart) vd. Ostitis ossificans.
Osteotomie {rsfivto schneiden) die Ausschneidung
oder Ausmeisselung von Knochenstücken, z. B. zum
Zweck der Geradestellung, zm- Erleichterung der Osteoklasie, zur
Vereinigimg von Pseudarthrosen, zur Extraktion von Sequestern
etc. Osteotom [von Heine] ein eigens zur O. dienendes Instru-
ment mit Kettensäge.
Ostitis Knochenentzündung (der Knochen als Organ,,
vom kompakten Knochengewebe abgesehen, welches einer Ent-
zündimg nicht fähig ist) ein der interstitiellen Entzündung im
allgemeinen analoger, doch mehr durch Bindegewebswucherung
als durch Eiterbildung ausgezeichneter Vorgang, betrifft das-
Gewebe der Markräume und HAVERS'schen Kanälchen, während
die eigentliche kompakte Knochensubstanz bald eine Auflösung
Digitized by
Google
3o2 OstitiB
erleidet, rarefizirt wird, bald eine ÄDbildnng. Veididitniif er-
fahrt Von den destroktiven (kariösen^ Formen änd die mehr
ziricumskripten, tniiimati«chen oder der Beg«iamtkn dienenden
EntzfindtmgHformen zu unterscheiden, welche t<»i kanfer Dauer
rind und mit erneuerter Ossifikation und HeQung absdilieaaen.
Histologisch besteht zwischen beiden Formen kein Unteiscfaied.
0« fmngofuk 8. esmosa s. rarefieans s. ■alaeissiBS & gr»-
nalofui fntema s. Myelitis hyperpiastiea gnuuüMa [Hfeter]
kann als einfache entzfindliche Maiinrucherung mit Efnedmad-
zung der kompakten Bubstanz erscheinen, wanad neue Qaä-
fikation und Heilung erfolgt (s. o.), oder als fcMtschrdt^ide
destruktive chronische Entzündung: Knochenfrass, O. carnosa,
Oaries ossium (s. d.j. Diese ist eine durch entzündliche
Beizung hervorgerufene Steigerung und Beschleunigung des
physiologischen Vorgangs der Markhöhlenerweiterung; die Zellen
des Fettmarks teilen sich, die Oberflache des Markparenchym^
bedeckt sich mit fungösen Granulationen, welche sich auf Koeten
<ier kompakten Bubstanz nach allen Seiten hin vorschieben, den
Knochen (und auch benachbarte Knorpel — rd. Arthiokace)
durchwachsen, um schliesslich, an die Oberflache gelangt, sich als
pilzförmige schwammige Wucherungen auszubreiten, so dass der
KnocheD in grosser Ausdehnung als fleischahnliche Masse er-
scheint. Pathologisch treten hierbei die sogenannten HowsHip'schen
Lakunen auf, eine Anzahl flacher Bogen oder tieferer halbkreis-
förmiger Ausschnitte am Besorptionsrande der Knochensubstanz.
Diesen lakimären Aushöhlungen anliegend findet man im Gra-
nulationsgewebe häufig die sogenannten Osteoklasten, Td.
Myeloplaxen. [Nach Bindfleisch, Path. Gewebelehre.]
0. superllelalls s. Carle» Simplex torpides oberfläch-
liches Knochengeschwür, ulzeröse Usur, gewöhnlich
mit Molekulamekrose , d. i. Ablösung kleinster Fragmente des
Knochengebälks, am häufigsten in Zusammenhang mit chroni-
8cher Periostitis.
0. OHSifieans s. osteoplastiea sklerosirende Knochen-
entzündung, Osteosklerose. Diese Form zeichnet sich aus
durch übermässige Absetzung neuer Knochenlamellen an der
inneren Fläche der Markräume und Verkleinerung der letzteren
bis auf das Limien der Kapillargefässe, wodurch eine sehr kom-
pakte harte Knochensubstanz entsteht, so dass der Vorgang auch
als Eburneatio ossium oder als diffuse Knochenhypertrophie
bezeichnet wird. Dieser Vorgang findet zirkimiskript bei der
ßchliesslichen Frakturheilung statt.
cf. Exostosis eburnea, Hyperostose.
0. interna suppurativa eireumseripta Knochenabszess,
meist als zirkumstripte primäre Osteomyelitis beginnend, mit
Eiterbildung und Auflösimg der benachbarten Knochensubstanz
wie bei der diffusen fungösen O.
Digitized by
Google
Otitis 35S
0. caseosa (scrofulosa et tuberculosa) chronische O.
mit Verkäsung der entzündlichen Neubildung, hauptsächlich in
spongiösen Knochen, Wirbelkörpem , den Epiphysen der Eöhren-
laiochen und im Calcaneus vorkonamend bei Tuberkulosen und
Skrofulösen.
0. mercurialis kommt nur an den Kiefern infolge ulzeröser,
mit Quecksilbersalivationsgeschwüren zusammenhängender Ent-
zündungen des Periostes vor, welche auf das Knochengewebe
übergreifen und zu Nekrose führen können.
0. syphilitiea s. gummosa ausser der gleichnamigen Perio-
stitis, welche sekimdär den Kiiochen zerstört, gibt es auch eine
von den Markräumen und Gefässkanälen ausgehende Entwicklung
von Gummageschwülsten mit Auflösung der Knochensubstanz,
wodurch besonders an den Schädelknochen grosse Zerstörungen
entstehen können.
cf. üsteomyelitia.
Otalffi^ (ro ovg, ojTog Ohr, To ä?.y<K Schmerz) der
Ohrenschmerz.
Otaplton (äjttco anhaften) Ohrklemme, aus einer
silbernen, der hinteren Seite der Ohrmuschel angepassten, sich
selbst haltenden Klenune bestehend, deren Zweck ist, das Ohr
weiter vom Kopf abstehend zu machen und so das Auffangen
der von vom konunenden Schallwellen zu erleichtem [v. Tröltsch].
Othaematom (c6 alfjia Blut) s. Haematoma auricnlare
Ohrblutgeschwulst, vorwiegend bei Geisteskranken durch
Quetschung oder spontan entstehende Blutergüsse zwischen Ohr-
laiorpel und Perichondrium im oberen Teil der Ohnnuschel mit
häufiger sekundärer Verunstaltung derselben.
Otiatrie (17 laxgeia Heilkunde) die Ohrenheilkunde.
Otitis Entzündung des Gehörorgans.
0. externa Entzündung der den äusseren Gehörgang aus-
kleidenden Haut mit serös-eiteriger Sekretion, selbständig
oder auf mannigfache Reize, sekundär bei anderen Krankheiten,
besonders akuten Exanthemen, in einer akuten oder chro-
nischen Form auftretend, häufig das Trommelfell beteiligend
oder zu sekundärer Periostitis des knöchemen Gehörganges,
Caries des Felsenbeins etc. führend.
O. ext. phlegmonosa nur im vorderen knoi-peligen Teil
des Gehörgangs vorkommende phlegmonöse Entzündung mit
Abszessbildung, Öfters mit Furunkeln zusammenhängend.
0. interna s. media Ohrenkatarrh, Schleimhautentzün-
dung des Mittelohres (Paukenhöhle und Tuben).
Roth 's Klinische Terminologie. 4. Aufl. 23
Digitized by
Google
354 Otomykosis
O. i. catarrhalis acuta der einfache akute OhrenkataiTh
mit vorwiegend schleimiger Sekretion.
O. i. catarrh. chronica (sicca et humid a) der einfache
chronische Ohrenkatarrh, das häufigste Ohrenleiden.
O. i. suppurativa acuta et chronica mit vorwiegend
eiteriger Sekretion.
Eine besondere Fonn der O. med. pur. ist die Otitis media
purulenta tuberculosa, die sich durch ihren schmerzlosen
Verlauf in Verbindung mit rasch fortschreitender Zerstörung des
Trommelfells charakterisirt. Im Sekret der O. m. tuberculosa
sind Tuberkelbacillen gefunden worden.
0. intima s. labyrinfhiea entzündliche Affektion des inneren
Ohrs, des häutigen Labyrinths, und überhaupt krankhafte Vor-
gänge jenseits der Paukenhöhle „nervöse Schwerhörigkeit".
cf. Myringitis, Otorrhoe.
Otomykosis (6 fxvxr^g Pilz) eine Form der Otitis ex-
terna, die mit Pilzwucherungen im äusseren Gehörgang einhergeht.
Otopiesis {meLw drücken, pressen) Hörstörung,
welche bei Tubenverschluss und Luftleere der Paukenhöhle, bezw.
bei Labyrinth-Überdruck entsteht.
Otorrltoe {tj gori, v. gioi fliessen) seröser (mehr akuter)
oder gewöhnlich mehr eiteriger chronischer Ohrenfluss, ein
Symptom verschiedenartiger Ohrenaffektionen (Otitis externa und
interna — mit Perforation des Trommelfells — Myringitis, Caries
des Felsenbeins).
Otoskop (ap^ojTFö) besichtigen, untersuchen) Instru-
ment zur Auskultation des Ohres, besteht aus einem
Gummischlauch mit zwei konischen Ansätzen, wovon der eine in
den Gehörgang des Patienten, der andere in den des Unter-
suchenden gebracht wird, um den letzteren das Eindringen von
Luft in die Trommelhöhle beim Katheterisiren der Tuba, oder
andere entotische Greräusche vernehmen zu lassen.
OTarialg^ie, Ovarialnenrals^ie oderO^arie {ova-
rium Eierstock, to äkyog Schmerz) neuralgische vom
Eierstock ausgehende Schmerzen in der Kegio hypogastrica,
zuweüen als hysterisches Symptom.
cf. Kolica menstrualis et scortorum.
Ovariocele {rj xrjXri Bruch) Hernie mit einem Eier-
stock als Inhalt.
O. vaginalis Ausstülpung der hinteren Wand der Scheide
mit Prolaps der letzteren durch ein langgestieltes, vergrössertes.
(anfangs nicht über hühnereigrosses) Ovarium.
cf. Hemia ovarii inguin., crural., abdominal., foraminis ovalis.
Digitized by
Google
Ozaena 355
Ovariocentese {xevtsoy durchstechen) s. Paraeen-
tesis ovarii Punktion der Ovarienzysten.
Ovario-Iipilepsie durch Erkrankungen der Eierstocke,
Dysmenorrhoe u. s. w. bedingte reflektorische zui* Zeit der Men-
struation eintretende Epilepsie.
cf. Epilepsie.
Ovariomanie Psychose im Gefolge von Eierstocksleiden.
Ovariotomie {reiuvco schneiden) Exstirpation des
zu einem Tumor entarteten Ovarium nach vorhergehender La-
parotomie, seltener von der Scheide aus (O. vaginalis).
Ovula Habothi, ,,NABOTH'sche Eier^S ^^^ angeschwollenen,
halbkugelig hervorgewölbten Schleimfollikel der Schleimhaut
des Zervikalkanals und des Orifiziums des Uterus bei chronischer
Endometritis.
Oxalnrie (Oxal- oder Kleesäure, welche vorzugs-
weise im Sauerklee enthalten ist; 97 o^ai<V Sauerampfer,
V. o^vg sauer, eigen tl. spitzig, r6 ovgov Urin) Gehalt des
Urins und der Sedimente an Oxalsäure, resp. oxalsaurem
Kalk, welcher die maulbeerförmigen Blasensteine bildet.
Oxyästltesie = Hyperästhesie.
Oxycephalns vd. Brachycephalus.
Oxyekoia (S^vg scharf, dxov(o hören) i. q. Hyperakusis.
Oxynris Termicnlaris (17 ovgd Schwanz -— das
grössere Weibchen hat einen pfriemenartig zuge-
spitzten Schwanz) der Pfriemenschwanz, Spring- oder
Madenwurm, ein sehr kleiner weisser Rund wurm, der haupt-
sächlich im Cöcum des Menschen lebt, aber nur bei seiner An-
wesenheit im Eektum lästige Störungen verursacht.
cf. Entozoen.
Ozaena (17 o^aiva eigentl. riechender Meerpolyp,
Nasenpolyp, v. o^co riechen, franz. Punaisiej von la pu-
naise die Wanze, punais, putnais stinkend, von puteo Tity&oy)
Stinknase, jede mit einem stinkenden Ausfluss verbundene
Krankheit der Nase, häufige Erscheinung bei Coryza (s. d.) xoqv^a
Rotz, Stumpfsinn, neugr. Wanze!) dtronica, bald nur
durch faulendes katarrhalisches Sekret, bald durch Zersetzung
von Geschwürsprodukten bedingt bei 0. ulcerosa, entweder
scrofulosa (oberflächlich) oder syphilitica (tiefere Ver-
schwärungen der Schleimhaut mit sekundärer Zerstörung des
Perichondriums, der Knorpel, des Periosts und der Knochen, wo-
durch letztere nekrotisch werden).
23^
Digitized by
Google
3ö6 Pachyblepharosis
Pacliyblepharosis (Ttaxv^ dick, t6 ßUq>aoov Augen-
lid) i. q. Tylosis ciliaris (palpebralis).
Pachycephalns vd. Brachvcephalus.
Pachydermie (t6 Segfia Haut) i. q. Elephantiasis
Arabum.
P.-ia laryngis diffusa (Virchow) Bezeichnung für eine
eigenartige EpithelwucheruDg, die sich auf die ganze Atädehnung
beider Stimmbänder, bisweilen auch in den Interary-Raum
erstreckt.
Pachymeningitis (ß fifjvtr^ die Haut) Entzündung
der Dura mater cerebralis und spinalis.
I. Paehyineningitte eerebralis.
a) P. externa (Syn,: Periostitis interna cranii — da
die äusserste Schicht das Periost der inneren Schädelfläche bildet
— , Endocraniitis, Peripachymeningitis fast immer
sekundär nach Traumen oder Entzündimgen in der Nachbarschaft
(Caries), selten nach Erysipel, kommt als eitrige, ossificirende
und gummös-syphilitische Form vor.
cf. Osteophyton puerperale.
b) F. interna: eine eitrige und eine hämorrhagische Form.
a) P. interna suppurativa meist mit P. externa ver-
bunden und der Leptomeningitis suppurativa analog.
ß) P. interna haemorrhagica, Haematom der
Dura mater, meningeale Blutgeschwulst, be-
steht nach Virchow in einer hämorrhagischen Ent-
zündung der Dura mater mit Bildung einer feinen mit
Gefässen versehenen Membran, nach Hugenix in einer
primären Hämorrhagie.
Das Leiden ist ebenso oft doppelseitig wie einseitig (in letz-
terem Fall apoplektische Erscheinungen) entsteht entweder akut
durch ein Trauma oder chronisch im Anschluss an progi-essive
Paralyse oder chronischen Alkoholismus und führt fast immer
zum Tode.
II. Paehymcningitis spinalis.
a) F. spinalis externa auch Meningitis spinalis ex-
terna, Peripachymeningitis — , Perimeningitis spinalis
genannt, Entzündung der Aussenfläche der Dura und
des Bindegewebes zwischen der Membran und dem
Knochen, in welches die nervösen Plexus eingebettet sind, analog
zur cerebralen Form.
b) P. spinalis interna.
a) P. sp. int. acuta fast immer an der Pia oder Arach-
noidea beginnend und daher Leptomeningitis ge-
nannt vd. Meningitis.
Digitized by
Google
Falpation 357
ß) P. s^pin. int. chronica kommt auch auf die Dura
allein beschränkt vor, ist aber gewöhnhch mit Ent-
zündung der Pia und Arachnoidea kombinirt.
Sie hat häufig eine beschränkte Ausdehnung und fühi*t zur
Bildung von grossen Mengen neuen Gewebes, daher von Charcot
und JoFFROY Pach. int. hypertrophica genannt.
Eine besondere Form der letzteren ist:
P. cerviealis hypertrophiea durch auf den Halsteil des
Rückenmarkes beschränkte Bindegewebshyperplasien der Dura
mater bedingt, die unter Schmerzen am Hinterkopf, Halse, in
den Schultern und Armen zu einer Parese der obem Extremitäten
mit Muskelatrophie im Grebiet aller Armnerven abgesehen vom
Nervus radialis führt, wodurch eine kontinuirliche Hyperextension
entsteht. In seltenen Fällen findet sich der gleiche Prozess an
der Lendenanschwellung.
Pfidarthrokace (o u. ?' jtaTg, jtaiSög Kind) vd. Arthrokace.
Pädatropltie {vd. Atrophie) i. q. Tabes mesaraica in-
fantum.
Päderastie (o :jaTg Knabe, 6 egaor/ic Liebhaber, egdco)
der geschlechtliche Missbrauch von Knaben durch die
Inunissio penis in anum. P. kommt übrigens auch mit Weibern vor.
Pädiatrie (?} largeia Heilkunde) Kinderheilkunde.
Palatoplastilc {^ulätum Gaumen, ji)Aooo> bilden)
i. q. Uranoplastik.
Palatoschisis {oxl^(o spalten) s. Palatum fissiim
i. q. Uranoschisma.
Pali ssaden wurm (frz. y,pdlus Pfahl) i. q. Strongylus gigas.
Palliativa (palUativus umhüllend, bemäntelnd,
Pallium Mantel), ftc. remedia, ungefähr so viel als symp-
tomatische Mittel, d. i. Mittel, welche nur gegen besondere
Krankheitserscheinungen, nicht gegen die Krankheit selbst ge-
richtet sind.
cf. Indicatio.
Palmospasmns (ojra/^oV Zucken, v..TdiAa> schwingen ;
ajraoju 6g Krampf) Schüttelkrampf, stärkere klonische Zuckungen,
die aus ruck- und stossweisse ausgeführten Kontraktionen her-
vorgehen.
Elektrischer P., eine pathologische Form elektrischer
Reaktion, hauptsächlich der progressiven Muskelatrophie zu-
kommend.
Palpation (v. pdlpare) Betastung (als üntersuchungs-
methode).
Digitized by
Google
358 Palpitatio cordis
Palpitatio cordis (lat) s. Cardiogmus s. Cardiopalmns
8. Hyperkinesie cordis, Herzklopfen, vermehrte oder sub-
jektiv abnorm empfundene Thätigkeit des Herzens.
P. nervosa, das „nervöse Herzklopfen", P. infolge abnormer
Innervation ohne nachweisbare organische Veränderungen des
Herzens.
Panacee (Jidv All, äxeofJLai heilen, ::iavdxeiay JTOivaxgg,
jtdva^) Universalmittel.
Panaritiniii (Panaricium, verderbt aus Paronychium,
jzagcovvxia — Tiagd neben u. ow^ Nagel) Nagel gl iedent-
zündung, überhaupt aber jede phlegmonöse Entzündung
an den Fingern.
P. subcutaneum Zellgewebsentzündung an den Fingern (oder
Händen).
P. cutaneum s. subunicuale , „Umlauf", wobei die Ent-
zündimg die Umgebung des Nagels oder das Nagelbett betrifft.
P. tendinosum spontane eiterige Sehnenscheidenentzündung,
gewöhnlich mit Nekrose und Ausstossung der betreffenden Sehne
endigend (volkstümlich als ein „Wurm" angesehen und bezeichnet).
cf. Tendovaginitis.
P. periostale eiterige Periostitis der Endphalanx der Finger,
gewöhnlich mit Ausgang in Nekrose, daher auch P. necroticum
genannt.
P. gangraenosum s. septicum. Nach eiaer oft ganz un-
scheinbaren Verletzung tritt, unzweifelhaft infolge septischer In-
fektion, rasch heisser Brand des betreffenden Fingers ein, der auf
diesen beschränkt bleiben oder sich zentral weiter verbreiten imd
rasch zum Tode führen kann.
cf. Onychia, Phlegmone.
P. analgieum (jidv und äXyog) vd. Mo r van 'sehe Krank-
heit.
Panartltritis urica (jiäg, jiäoa, näv all, ganz, t6 äg^gov
Gelenk, to ovqov Urin) i. q. Arthritis urica.
Pandemie (6 öfjfxog Volk) stationäre allgemein ver-
breitete Volkskrankheit,
cf. En- und Epidemie.
Pankreatitis {t6 Jidy-xgeag Gekrösdrüse, „lauter
Fleisch'* [Galen]) Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Es scheint eine akute primäre, sekundäre und metastatische, eine
chronische parenchymatöse, indurative und käsig-tuberkulöse Form
vorzukommen, deren (äusserst seltenes) Vorhandensein indes nur
vermutet werden kann bei epigastrischen Schmerzen, allgemeiner
Abmagerung, Lipurie und Stearrhoe, allenfalls neben Diabetes
Digitized by
Google
Papilloma 359
mellitus, womit sich Panki-easkrankheiten gern zu kompliziren
scheinen [nach Friedkeich in ZH],
Pannus (tat. Faden des Einschlages beim Weben,
Tuch) eine von Gefässen durchsponnene oberflächliche Binde-
gewebswucherung mit Epithelverdickung der Kornea, Produkt
einer vorausgegangenen Keratitis pannosa (Conjunctivitis granulosa).
Je nach der Stärke der Trübung oder Überlagerung unter-
scheidet man P. tenuis und P. crassus s. carnosus.
cf. Fterygium.
F. inelanens i. q. Melasma.
Panopltthalmie (6 6(p{>aXfi6g) eine auf alle oder die
meisten Teile des Auges ausgebreitete Entzündung, gewöhnlich
mit Eiterung des Uvealtraktus und Durchbruch des Eiters durch
die Kornea oder Sklera.
Panostitis (r6 ootsov Knochen) vd. Osteomyelitis diffusa
spontanea.
Panple^^ie {.iXi^oaco durch Schlag lähmen) die über
den ganzen Körper ausgebreitete Lähmung,
cf. Hemiplegie, Paraplegie.
Papillitis [Leber] s. Neuritis intraoeularis (papilla
eig. nur die Brustwarze, v. papulä) Entzündung der
Sehnerven papille, Stauungspapille.
Papillo-Ketinitis s. Neuro-Ketinitis P. mit gleichzeitiger
Beteiligung des entsprechenden Teiles der Retina, wobei die Pa-
pille pilzförmig geschwollen erscheint.
cf. Neuritis optica.
Papilloma Blumenko hl ge wachs der Haut und
Schleimhäute (Muttermund, Trigonum vesicae, woselbst es den
sog. Zottenkrebs, Carcinoma villosum, darstellt) Gruppen von
gewucherten Papillen, die nicht gemeinschaftlich wie bei den
Warzen, sondern jede für sich von Epidermis oder Epithel be-
deckt sind, auch seitliche Sprossen treiben, so dass ein baum-
förmiges, von Kapillarschlingen durchzogenes, epithelbekleidetes
Bindegewebsstroma entsteht.
In ihren kleineren Formen heissen die P. der Haut Porrum
imd Akrothymion.
F. piae inatris ein durch papillomatöse Wuchei-ung der Pia
mater entstandener rundlicher weicher Gehirntumor.
P. myxomatodes piae m. unterscheidet sich von dem ein-
fachen P. durch die reichhche Zwischenlagemng eines geschich-
teten sehr voluminösen, von dem Zylinderepithel der gewucherten
Papillen abgesonderten Schleimes zwischen den einzelnen Papillen.
cf. Condylom, Fibrom.
Digitized by
Google
:]60 Papula
Papula (Blase v. m. jisjuqrt^, jioptqp6?.v^) Knötchen, jede
krankhafte, hirsekom- bis Hnsengrosse solide Emporhebung über
das normale Hautniveau, welche im Innern kein Fluidum hat
(meist ist die Umgebimg des Ausführungsganges der Haarbälge
Sitz der Exsudation).
cf. Liehen, Strophulus, Nodos.
Paraanfistltesie (jingd an den Seiten, hier im Sinn
von beiden Seiten, d priv, u. ^ aYü^rjoiQ Empfindung)
doppelseitige Herabsetzung des Gefühls (Anästhesie),
vorzugsweise Symptom spinaler Erki'ankungen.
Paracentese {^ragd neben, an der Seite, xFriio^ an-
stechen) das Anstechen, operative Durchbohi-ung der Wand
eines (mit Flüssigkeit erfüllten) Hohlraumes des Körpers.
cf. Punctio, Trocar.
Paracephalns vd. Acephalus.
Parachromatosis vd. Chromatosis.
Paracystitis (jJ xvoxig Blase) Entzündung des Zell-
gewebes in der Nähe imd Umgebung der Blase, gewöhnlich
mit Pericystitis verbunden, meist nur sekundär bei Cystitis, Pro-
statitis, Peritonitis etc.
Parfistbesie {naod neben, vorbei, wider, daneben,
entgegen, in der abstrakten Bedeutung des Niehtent-
spreehens. Fehlerhaften) qualitative Sensibilitätsstö-
rung, eigentümliche subjektive, d. i. spontane, durch innere Reize
entstehende Empfindungen, wie z. B. Ameisenlaufen, Kriebeln,
Pelzigsein etc., wobei es sich wahrscheinlich um Erregungszustände
der leitenden Bahnen handelt, welche exzentrisch projizirt werden
[nach Erb in ZH].
P. olfactoria {oleo und facio) i. q. Kakosmia subjectiva.
cf. Anästhesie, Hyperästhesie.
Paraisrensie (^ ysvoig Geschmack) Perversion der
Geschmacksempfindung bei Neurosen, Hysterie und Geistes-
krankheiten beobaditet.
cf. Ageusie, Hypergeusie.
Paraffomphosis (yo/xcpofo einen Nagel [ydfi(pog] ein-
treiben) die Einkeilung des kindlichen Kopfes im weib-
lichen Becken.
Paragraphie (ygdqpw schreibe) eine unvollständige Form
von Agraphie, wobei an Stelle des bezeichnenden ein unrich-
tiges Wort gesetzt mi-d.
Parahidrosis (iSgöco schwitzen) Absonderung eines
abnormen Schweisses.
cf. Chromidrosis, Bromidrosis, Haematidrosis, Uridrosis.
Digitized by
Google
Paralysis 301
Parakanthosis vd. Akanthosis.
Parakeratosis vd. Keratonosis.
Parakolpitis (6 hoXjtoc Scheide) eiterige Entzün-
dung des perivaginalen Bindegewebes entweder primär
im ßiiei-perimn nach Verletzmig mit der Zange oder sekundär
nach Periphlebitis im DouGLAS'schen Eaum. Bei der
P. phleprinonosa dissecans wird durch perivaginale Phleg-
mone schliesslich ein aus Mucosa und Muscularis der Vagina, so-
wie aus der Mucosa der Portio vaginalis gebildetes Bohr ausge-
stossen.
Paraknsis (17 äxovoig Hören) gewöhnlich
P. Willisiana besser Akusis W. das Besserhören bei
Geräuschen in der Umgebung, eine zuerst von Willis 1680
beschriebene Eigentümlichkeit Gehörkranker [Tröltsch).
P. loci Verlust des Urteils über die Richtung der
Schallwellen (bei Leitungshindernissen).
Paralalie (j? XaXid Plaudern, v. kaleXv) dei-jenige Sprach-
fehler, bei dem statt eines intendirten Lautes aus äusseren me-
chanischen Ursachen oder durch schlechte Gewöhnung ein anderer
gebildet wird.
cf. Alalie, Lambdacismus, Rhotacismus.
Paralbumin {alhumen Ei weiss) ein Eiweissstoff«
welcher daran erkannt wird, dass er eine mit verdünnter Essig-
säure gekochte Flüssigkeit immer trübe erhält, sich also nicht
absetzt. Er findet sich regelmässig in Ovarialzysten, ist aber
nicht beweisend für diese, da er auch in anderen Zysten, in Asci-
tes u. a. vorkommt.
Paralexie (1? /«^/c Lesen, Uyco) eine Art der Alexie,
welche sich in Verwechslung der Worte beim Lesen äussert.
Paralysis (»7 Ttagd-Xvoic) — gew. im Sinn von Akinesis,
doch spricht man auch von Gefühlsparalyse, die Lähmung, Er-
loschensein der Motilität, d. i. der Fähigkeit, die aktiven Bewe-
gungsorgane imd zwar den ganzen motorischen Nervenapparat
und die Muskeln zu ihrer normalen Funktion anzuregen [Erb
in ZH].
cf. Parese, Neuroparalyse , Abulie, Anchylose, Contractur. —
Neurose.
Man unterscheidet:
Zentrallähmungen, wenn die motorischen Zentralapparate
leistungsimfähig geworden sind;
Leitungs-L., Aufhebung der Leitungsfähigkeit der moto-
rischen Nervenbahnen (und zwar peripherische, spinale und
zerebrale Leitungs-L.);
Digitized by
Google
362 Paralysis
myopathische Lähmungen durch Vernichtung der Eeiz-
l)arkeit und Kontraktüität der Muskehi;
Reflex- L., sympathische Lähmungen, welche ohne merk-
liche Erkrankung der Zentralorgane bei peripheren Erkrankungen
auf dem Wege des Reflexes entstehen sollen. Die meisten der so
benannten Lähmungen zeigten sich jedoch in sekundären Entzün-
dimgen des Rückenmarks begründet, welche von primären Affek-
tionen (Blase — Paraplegiae urinariae — , Uterus, Darmkanal,
periphere Verwimdungen) durch Neuritis (s. d.) fortgeleitet sind;
atrophische L., mit Atrophie (s. d). verbundene Läh-
mungen.
Paralysis apritans Schüttel- oder Zitterlähmung, eine
Neurose, die in allmählich fortschreitender Bewegungsschwäche
der willkürlichen Muskeln mit vorausgehendem und begleitendem
Zittern der Glieder, sowie in zunehmender Rigidität, bzw. Kon-
traktur der Muskeln besteht. Welche zentralen Affektionen der
Krankheit zu Gnmde liegen, lässt sich bis jetzt mit Sicherheit
nicht angeben.
P. s. Hemiplegia cruciata (alternans transversa) P., welche
teilweise auf der einen, teilw^eise auf der anderen Körperseite etablirt
ist (Erkrankimg in Pons und Pyramiden), vd. Hemiplegie.
cf. Paraplegia.
P. glosso-pharyngo-laryngo-labialis vd. Bulbärparalyse.
P. spinalis spastica vd. Spinalparalyse.
P. spinalis acuta asccndens, LANDRY'sche Paralyse eine
ohne prägnante anatomische Läsionen des Rückenmarkes einher-
gehende aufsteigende Lähmung, die in den Beinen beginnt, von
da rasch auf den Rumpf, die Arme, den Bulbus medullae und
das Zwerchfell übergreift und fast immer in wenigen Tagen zum
Tode führt. Die Lähmung ist eine rein motorische progressive
und verläuft ohne Schmerzen und Sensibilitätsstörungen mit einer
Erschlaffung der Muskeln ohne Atrophie. Die Reflexe sind er-
loschen. Die bei derselben beobachtete Schwellung der Milz und
der Lymphdrilsen und die Fiebererscheinungen lassen an eine
toxikämischeNatur der Erkrankung ähnlich der toxikämischen
Neuritis denken.
P. generalis progressiva vesanorum die fortschrei-
tende allgemeine Paralyse der Irren ist eine Geistes-
stöi-ung, bei welcher mit allmählichem Verfall der Geisteskräfte
eine allmählich zunehmende allgemeine Paralyse , namentlich
Sprach- und Gangstörungen, verbunden sind. Man kann eine
maniakalische, melancholische und eine von Anfang an
als Blödsinn (Dementia paralytica) auftretende Form unter-
scheiden. Eigentümlicher Grössen wahn (vd. Megalomania) und
apoplektiforme Anfälle sind, w^enn auch nicht konstante, so doch
sehr charakteristische Symptome.
Digitized by
Google
Paralysis 363
P. infantum eerebralis, zerebrale Kinderlähmung, in-
fantile Mening.ealhämorrhagie, pathologisch anatomisch
durch eine während der Geburt eintretende Blutung in die Ge-
hirnhäute (entweder an der Konvexität und dann meist doppel-
seitig oder an der ßasis des Gehirns) charakterisirt, klinisch in
Parese und Paralyse der Extremitäten und des Rumpfes, Inkoor-
dination der Bewegungen mit Spasmus und spontanem Auftreten
derselben, Konvulsionen und geistigen Defekten bestehend. Zwei
besondere Fonnen der zerebralen Kinderlähmung sind die:
a) Paraplegia spastica congenitalis mit hauptsächlicher
Affektion der Beine (vd. Paraplegia) und
b) Chorea congenitalis, bei welcher die unwillkürlichen
Bewegungen das hervorstechendste Symptom bilden. Die infantile
Meningealhämorrhagie ist wohl zu imterscheiden von der
P. infantam cerebralis acuta, Hemiplegia infantilis spa-
stica [Benedikt], diffuse Lobärsklerose [Marie und Jex-
drassik], chronische Encephalitis [Bourneville], Polio-
•encephalitis [Strümpell], akute zerebrale Kinderläh-
mung, klinisch als plötzüch auftretende halbseitige Lähmung im
Kindesalter erscheinend. Die Krankheit beginnt meist mit sdlge-
meinen Konvulsionen, Kopfschmerz, Erbrechen, häufig Fieber,
worauf eine mehr oder weniger vollständige Lähmung der einen
■Gesichts- und Körperhälfte folgt. Die Eeflexe sind gesteigert, die
Sensibilität unverändert. Die gelähmten Muskeln werden der Sitz
von Spasmus mobilis (Bewegungskrampf mit Muskelrigidität),
woraus Hemiathetosis und Chorea (posthemiplegica) resultiren.
Die Anschauungen über die anatomischen Grundlagen des Leidens
gehen nach zwei Eichtungen auseinander. Nach der einen An-
schauung soll es sich um eine der Poliomyelitis analogen Ent-
zündung der grauen Hirnsubstanz handeln, daher der
Ausdruck Polioencephalitis [StrIimpell]. .Nach der anderen wahr-
scheinlicheren Ansicht besteht die Ursache der Läsion in Gefäss-
verstopfungen (Embolie u. Thrombose) vd. Athetosis, Chorea.
P. intermittens (selten) in den Unterextremitäten, hängt
manchmal mit Epilepsie, am öftesten wahrscheinlich mit Embolien
der Aorta oder Iliaca zusammen.
P. inuscularis pseudohypertrophica, DucHENNE'sche Läh-
mung, vd. Pseudohypertrophia musculorum.
P. nervi facialis mimische oder BELL'sche Gesichts-
lähmung.
Nach den Ursachen:
P, hysterica meist paraplegische Lähmungen, welche mit
Hysterie zusammenhängen imd welchen anatomische Läsioneii
wahrscheinlich nicht zu Grimde liegen.
P. puerpcralis sind entweder in einer tramnatischen Affek-
Digitized by
Google
364 Faramastitis
tion der Nervi ischiadici begründet oder tragen den Charakter
spinaler Lähmungen;
femer: chlorotische, apoplektische, syphilitische,
geburtshilfliche der Ejnder an den Armen (bei Wendmigen)
und toxinche, von letzteren z. B.
P. satiirnina, „Bleilähmung^S wohl charakterisirt durch
Lähmung der Extensoren bes. der Hände und Finger bei Frei-
bleiben des Supinatör und der Beuger, nebst Atrophie der be-
fallenen Muskehi.
cf. Tendovagiuitis hypertrophica.
Paralyse der Taueher eine funktionelle, durch den
venninderten Atmosphärendruck herbeigeführte Lähmung des
Rückenmarks. Sie besteht in einer plötzlichen Lähmung der
Beine (manchmal auch Hemiplegie) mit Verlust der Sensibilität
und Paralyse der Sphinkteren, die einige Zeit, nachdem die davon
Betroffenen an die Oberfläche aus dem erhöhten Druck zurück-
gekehrt sind, erfolgt und ist wahrscheinlich durch eine Entweichung
von Gasen aus dem Blute bedingt (Kohlensäure und Sauerstoff).
Die Krankheit befällt nur Taucher und Bergleute.
Faramastitis (6 ftaazö^ weibliche Brust) Entzün-
dung des die Mamma umgebenden Bindegewebes,
cf. Mastitis.
Parametritia (jJ fi^rga Gebärmutter) Entzündung
des das Vaginalgewölbe und die Cervix uteri umgebenden und
des in den sakrouterinen und breiten Mutterbändem befindlichen
Beckenzellgewebes, entweder in akuter phlegmonöser Form
durch Infektion von Genitalwunden aus oder im Puerperium als
P. puerperalis auftretend, hervorgerufen durch Besorption
septischer Stoffe, anfangs meist in dem reichlichen Bindegewebe
der Ligamenta lata ablaufend;
cf. Febris puerperalis.
oder als
P. chroniea atro|ihieans [Freund], bestehend in einer ent-
zündlichen Hypertrophie des Beckenbindegewebes mit Ausgang in
narbige Schrumpfung.
P. ehronica posterior [B. Schultze] ist ein häufig isolirter
chronischer Entzündungsprozess in den DouGi^s'schen Falten, die
den Uterus in der Höhe des inneren Muttermundes fixiren und
deren entzündliche Verkürzung stabile pathologische Anteflexion,
bei einseitiger Verkürzung zugleich mit Torsion, verursacht. Da-
gegen bewirkt die
P. exsudativa anterior eine Eetroflexion durch Fixation der
Vagina und der Cervix gegen die vordere Beckenwand.
Paramyoklonas mnltiplex [Fsiedreich] s. Myo-
Idonie [Seeligmüller] (o fxvg Muskel, 6 xXovog heftige Be-
wegung) klonische Krämpfe in einer Anzahl von (häufig
symmetrischen) Muskeln, welche im Schlafe zessiren und die grobe
Digitized by
Google
Paraphimosis 365
motorische Kraft, wie die Koordination, in keiner Weise beein-
trächtigen. Bezüglich ihrer Ernährung, sowie ihrer direkten
mechanischen und elektrischen Erregbarkeit entsprechen die
a-ffizirten Muskeln den normalen Verhältnissen, während eine er-
höhte Eeflexerregbarkeit derselben bei auf die äussere Haut
applizu'ten Reizen, sowie eine eminente Steigerung der Patellar-
^ehnenreflexe hervortritt [nach Seeligmüller].
Paramyotonia cons^enita [Eulenburg] (zeivco
spanne, congenita angeboren) eine der TnoMSEN'schen Krank-
heit ähnliche familiäre Affektion, die sich in oft stundenlangem
tonischen Spasmus der Gresichts-, Arm- und (weniger) der Bein-
muskeln äussert, der durch Kälte hervorgerufen wird. Eulenburg
Mit den Spasmus für einen reflektorisch-vasomotorischen.
P. ataetiea vorläufige Bezeichnung für einen acquirirten in
•den Beinen beginnenden und später auf die Arme übergehenden
andauernden Muskelspa^mus, der mit Schwäche und Anästhesie
«inhergeht. Vielleicht durch eine Rückenmarksaffektion bedingt.
Paramnsie vd. Amusie.
Paranici eine auf Ceylon herrschende kontagiöse Krank-
heit, die mit Bildung eines Geschwürs an irgend einer Köi*per-
steUe beginnt, dem ein wochen- bis monatelanges, mit Gelenk-
Schmerzen verbundenes Fieber nachfolgt. Die Krankheit endet
in Grenesung, aber es kommt zur Entwicklung von weiteren
Ulzerationen. Wahrscheinlich identisch mit Frambösie.
Paranoia (^ nagdvoia V. üiaQOL u. o vovg) der Irrsinn,
<Teistesstörung jeder Art.
Adj, paranoicus.
cf. Psychosis.
Paraparesifi {jiaQd an den Seiten, hier im Sinn
von beiden Seiten; ?5 jidgeoig Erschlaffung, jiaQirjfÄi
herunter- oder nachlassen) doppelseitige unvollstän-
•dige Lähmung, der Paraplegie analog.
Parapbasie (Tiagd wider, im Sinn des Nichtent-
sprechens; ^ <pdaig Bede v. q^ri^ii) diejenige Sprachstörung,
ivobei einzelne unrichtige Worte an Stelle der bezeichnenden ge-
hraucht werden, und zwar unter denselben Umständen wie bei
•der Aphasie.
cf. Paraphrasie.
Parapltimüsis (naod darüber hinaus, (pifjiooy schnü-
ren, (pifAog Maulkorb), „spanischer Kragen", Einschnürung
und ödematöse Anschwellung des hinter die Eichel zurückge-
schobenen Pi-äputium,
cf. Phimose.
Digitized by
Google
366 Paraphonia
Parapbonia (77 jffovrf Stimme) Rauhigkeit der
Stimme mit plötzlichem Überschnappen aus dem Basse in den
Diskant (P. puberum).
cf. Aphonie, Diphthongie.
Paraphrasia (^ cfgdoig Beden) das Versprechen; je
nachdem dasselbe nur einzelne Worte oder den Gredankengang be-
trifft, unterscheidet man P. verbalis und thematica, oder
P. vesana s. paranoica, wenn von Wahnsinnigen den Worten
ein fremder Sinn untergelegt oder ganz neue Worte für ihre
Wahnideen geschaffen werden.
cf. Paraphasie.
Parapbrenitis {fi <pQr]v, <pgsv6g Zwerchfell) ist ent>
weder Pleuritis oder Peritonitis diaphragmatica, Entzündung
des im Brustraum oder in der Bauchhöhle gelegenen serösea
Zwerchfell Überzuges.
Paraples^ia fij jiXrjyrj Schlag v. jtXi^ooco) doppelseitige
gewöhnlich spinale Lähmung.
cf. Hemiplegia, Hemiparaplegie, Paralysis (cniciata).
F. ataetiea, kombinirte Seiten- und Hinterstrang-
Sklerose anatomisch bestehend in einer Degeneration der Seiten-
und Hinterstränge (wobei jedoch zum Unterschied von der Tabes
die Wurzelzone der Hinterstränge weniger affizirt ist imd der
Prozess in der Lendengegend nicht stärker ist als im Brustteile
des Markes). Klinisch zeigt die P. a. dieselben Symptome wie
die Latefalsklerose, nur gesellt sich zu der Paralyse noch die
Ataxie. Die Sensibilität ist nicht gestört, die Reflexe sind ge-^
steigert (cf. Lateralsklerose).
Eine besondere Form der ataktischen P. ist die hereditäre
Ataxie vd. Ataxia.
F. dolorosa Bezeichnung Cruveilhier's für die im Gefolge
von Geschwülsten an der Wirbelsäule auftretende äusserst schmerz-
hafte spinale Lähmung.
P. a friirrore Refrigerationsläihmung. Die beob-
achteten Fälle betrafen die Motilität und Sensibilität zugleich.
P. Simplex senilis eine auf einer Ernährungsstörung der
Hirnrinde (Beincentrum) beruhende im höheren Alter vorkonamende
Lähmung der Beine ohne Muskelatrophie, sensible Störungen und
Reflexerscheinungen [Gowers].
F. spastiea eongenitalis vd. Paralysis infantum cere-
bralis.
F. spastiea primaria vd. Lateralsklerose.
F. urinaria s. urogenitalis vd. Paralysis (Reflexpaialysis)^
F. inephitiea {mephitis die pestilenzialische Aus-
dünstung der Erde) i. q. Beriberi.
Digitized by
Google
Parouychia 367
Paranephritis {6 vecpgog Niere) vd. Periüephritis.
Paraproktitis i. q. Periproktitis.
Pararbotacismns (vom Buchstaben rho) Ver-
tauschung der R-Laute mit anderen.
cf. Rhotacisiuus.
Parasit (6 oTrog Speise) Schmarotzer, eigentlich /Mit-
esser", tierische oder pflanzüche. Zu den ersteren gehören die
Darmschmarotzer (Helminthen), verschiedene Hautparasiten (Aca-
rus foUiculonim und A. scabiei — s. d.). Parasitische Bakterien
(pflanzliche Parasiten) stellt man den saprophytischen gegenüber
{vd. unter Bakterien).
cf. Comedo, Helminthiasis.
Parasteatosis vd. Bteatosis.
Parasynovitis i. q. Synovitis fungosa.
Paratrichosis vd. Trichosis.
Paratrophia (vd, Atrophia) s. Dystrophia (s. d.) Er-
nährungsstörung der Muskeln, wßlche weder als Atrophie
noch als Hypertrophie bezeichnet werden können. Syn,: Pseudo-
hypertrophie.
Paratyphlitis (ro zvcpkov, sc, evxsgov Blinddarm)
Phlegmone des retrocökalen Bindegewebes, welches das^
Coecum imd Colon ascendens an die Fascia iliaca heftet. Obwohl
diese Entzündung anfänghch einen retroperitonealen Sitz hat,
pflegt sie doch gewöhnhch das Peritoneum in Mitleidenschaft zu
ziehen und ist überhaupt klinisch von der Perityphhtis nicht zu
unterscheiden.
cf. Psoitis, Perityphlitis.
Pareg^orica (jiaQrjyogscj, dyoQsvo) zureden, beschwich-
tigen) i. q. Sedativa.
Parese (^ jidgeoig ErschlaflPung v. jiaQ-lrifjLi nachlassen)
unvollständige Lähmung, venninderte Funktionsfähigkeit
von Muskeln oder motorischen Nerven (doch spricht man auch
von Gefühls-P.).
Paresis uteri vd. Hemiparesis.
cf. Paralysis, Paraparesis.
Paridrosis vd. Parahidrosis.
Parietalthrombose (partes Wand, 6 ^gojußog Klum-
pen) die Bildung „wandständiger Thromben" (Blutge-
rinnsel) im Herzen oder in den Gefässen.
cf. Thrombus. *
Paronycltia (Sdm^? Nagel) s. Onychia lateralis Ent-
zündung, Wucherung und Vereiterung der den Nagel-
Digitized by
Google
368 Paronychosis
falz bildeDden Hautpartie und deren Umgebung, entweder infolge
von Incamatio unguis (s. d.) oder als
P. syphilitica, durch Effloreszenzen oder feuchte PaiDcln her-
vorgerufen, welche an den Nagelrändem sitzen.
cf. Panaritium.
Paronycbosis vd. Ouychosis.
Parostosis (t6 oaxeov Knochen) Knochenbildung
ausserhalb des Periosts. VmcHOW hat nachgewiesen, dass
sich im Anschluss an sehr prononcirte Fälle von Periostitis ossifi-
cans die Neigung und Fähigkeit, Knochensubstanz zu bilden, auch
auf das benachbarte, mit dem Periost in kontinuirlichem Zu-
sammenhang stehende Bindegewebe z. B. der Muskeln und der
Gefäss- und Ner^^enscheiden fortsetzt (bei Diastase von Bruchen-
•clen eine wichtige Rolle spielend).
Parotitis (r6 ovg, wxog Ohr) Entzündung der Ohr-
speicheldrüse, tritt sporadisch nach Erkältungen, Traumen,
oder metastatisch (s. u.) oder in einer kontagiösen Form
auf als
F. epidemica s. polymorplia (Mumps, Ziegenpeter, Bauem-
wetzel, Wochentölpel, Ohrenklamm etc.) wobei es sich um eine
vorwiegend katarrhalische Entzündung der Drüsenschläuche handelt,
während das Drüsenbindegewebe nur sekundär durch ödematöse
und zeUige Infiltration sich mitbeteiligt.
P. epidemica ist häufig von einer Orchitis oder Mastitis ge-
folgt. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Metastase,
sondern um die spätere Entwicklung eines und desselben Krank-
heitsstoffes im Hoden oder in der Bnistdrüse.
Die im Anschluss an verschiedene Infektionskrankheiten auf-
tretende
P. inetastatica (z. B. scarlatinosa, typhosa) ist wahr-
scheinlich eine Lokalisation des spezifischen Krankheitsgiftes,
■dessen Einfluss eine parenchymatöse Entzündung (Degeneration)
<ler Drüsenzellen und häufig eine eiterige Schmelzung der Drüsen-
acini hervormft.
Paroxysmus (gr. H. von jiago$vvco verschärfen) die
anfallsweise hochgradige Steigerung der Symptome,
cf. Akme, Insultus, Raptus.
Partus (lat Geburt).
P, eonduplieato corpore Ausstossung des Kindes mit zu-
sammengedrücktem Körper.
P. iininaturus Geburt zu einer Zeit, in welcher der Fötus
noch nicht lebensfähig, die Plazenta aber ausgebildet ist (16. bis
28. Woche).
Digitized by
Google
Pathogenese 369
P. pracnatiirits Frühgeburt, Unterbrechung der Schwanger-
schaft zu einer Zeit, in welcher der Fötus noä nicht außf^e«-
tragen ist, aber bereits einen Grsid der Entwicklung erla^
hat, der ihm ein extrauterines Fortleben gestattet (28. bis
38. Woche).
cf. Abortus.
P. serotimit» (sero apHt, tenus sieh erd^treckend, r.
Tsivco) Spätgeburt — nach erheblich längerer, als 268tägiger
Schwangerschaft.
F. fffteeipitiitiiS Sturzgeburt, abnorm rascher Geburts-
verlauf.
F. 9le«H9 Geburt bei abnormer Trockenheit der GenitaiieiK
PaFülis (jtoLQd neben, an, 17 ovXig Z^ethnfleiseh) Zahn-
ge schwur, subperiostaler Kieferabszess infolge Fortleitung einer
ZahnwurzelhautentzünduDg durch das Bindegewebe der Klnochen-
kanäichen, zuweilen mit eiteriger Schmelzuug der Alveoleuwand,
so dass eine Kommunikation zwischen Alveole und Abszeae statt-
findet.
cf. Epulis, Periodontitis.
PftscbacburiUi {persisch = fresoende Flechte) oder
Janian B»cb«eg«ia (bösee Geschwür) die S arten krank -
heit, das Taschkentgeschwür, ein endemisches Hautleideu.
der Bewohner von Taschkent, bestehend in derben, in das Koriuni
eingelagerten Granulomen, die zum Unterschied von Lupus über
die ganze Haut verbreitet sind und niemals auf die Schleimhäute
übergreifen.
pastös (ital. pastoso teigartig, v. pasta Teig, lat. pastus
Nahrung, pas-cor weide, fresse) gedunsen, aufge-
schwemmt, vom Aussehen lymphatischer Individuen, welche
weite Saftkanäle der Haut und Überschuss von Lymphe besitzen.
Patellarsebnenreflex {patella Dem, v. patera
Schtrssel, Platte) [Erb] oder KniephaiMineH [Westphal] un-
willkürHche Kontraktion des Quadriceps beim Beklopfen
des Ligamentum patellae, ein für die Diagnose gewisser Bücken-
markskraukheiten äusserst wichtiger Sehnenreflex, der unter
pathologischen Verhältnissen bald gesteigert, bald herabgesetzt
oder aufgehoben ist.
Paitboigenese (t6 jtd&os Leiden, i5 ySvea^s) die Krank-
heitsentstehung. Während die Ätiologie nur die Krankheits-
ursachen berücksichtigt, beschäftigt sich die P., als Doktrin, mit
dem Wesen der Krankheit, der genaueren Art und Weise, wie die
Krankheit und deren Symptome zu stände kommen. Als „pathogen"
bezeichnet man diejenigen Spaltpilze (vd, Bakterien), welche als
Krankheitserreger wirken.
Roth* 8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. 24
Digitized by
Google
370 Pathognomisch
Patho^iioiiiiseh , richtiger patbosrnomoniBch,
anch pathog^nostisch {jia^c-yvwfiovixo;, yiyvwaxco erkennen)
nennt man Symptome, deren Vorhandensein mit aller Sicher-
heit auf einen bestimmten Zustand hinweist (oder denselben aus-
schliesst: negativ-p.).
Patliolog^te (6 Xoyog Lehre) Krankheitslehre, die
Wissenschaft von den krankhaften Vorgängen im Körper.
Patbopliobte (o (pößog Furcht) i. q. Hypochondrie.
PaTor noctnrnns (engl, night terrorsy das nächtliche
Aufschrecken der Kinder) dessen Hauptmerkmale sind:
plötzliches Auffahren aus tiefem Schlaf unter Angstempfindungen
unter deutlichem Bezug auf ein vorschwebendes Wahngebilde,
Störung des Bewusstseins, mit dessen Rückkehr auch der Schlaf
wiederkehrt, Mangel an Rückerinnerung an das Vorgefallene
[Wertheimber].
Pectoriloqute (löquor sprechen) eine sehr deutliche,
gut artikulirte Bronchophonie.
Pectns cartnatimi s. g^allinacenin, „Hühner-
brust" (pectus Brust, carina Nussschale» v. xdgvov Nuss,
Schiffskiel) , schiffskielartiges Hervorstehen des
Brustbeins bei Rhachiti sehen. Das Brustbein ist weiter
als normal von der Wirbelsäule entfernt, während die Seitenteile
des Brustkorbes abgeflacht und eingeknickt sind, und die Rippen
in stumpfem Winkel an das Brustbein sich ansetzen.
Pediculns (Läuschen v. pedis Laus, Lauftier).
P. capitis die Kopflaus.
P. pubis die Filzlaus.
P. vestiinenti die Kleiderlaus,
cf. Phthiriasis, Epizoen, Dermatozoen.
Pelioma typbosum (to jieXicof^a v. TtsXiog schwarz-
blau) bläulich-rote, kleinere oder grössere Flecke am Rumpf
und den Extremitäten, die in allen Stadien des Typhus, aber
auch bei anderen Krankheiten vorkommen können.
Peliosis (17 7ieU(ooig Blutunterlaufung v. jtehow) vd.
Purpura,
Pellasrra (v. pelle Haut u. agro herbe, scharf, rauh)
Peius aegra, Elephantiasis itaiiea, Risipola loinbarda, Mal
rosso, Mai fiel sole der lonibardische Aussatz, eine in Pie-
mont und dem südlichen Frankreich im Zusammenhang nait
Maisgenuss stehende endemische Krankheit die durdi ein
recidivirendes erythematöses Exanthem, chronische Diarrhöen,
Marasmus und Psychose charakterisirt ist. Die Krankheit befällt
Digitized by
Google
Pelvis 371
sehr häufig das Bückenmark (Seiten- und Hinterstränge) imd
verläuft dann unter dem Bilde der ataktischen Paraplegie. Ihr
Verlauf ist ein chronischer, ihr akutes rasch zum Tode führendes
Stadium wird als Typhus pellagrosus bezeichnet und ver-
läuft unter den Erscheinungen einer spinalen Meningitis mit
Schwellung der intestinalen Lymphdrüsen und Enteritis. Ihre
Ursache ist höchst wahrscheinhch ein Pilz des Mais (Sporisorium
Maidis).
et Akrodynie, Ergotismus.
Pellen tia (pellere treiben) i. q. Abortiva.
Pelote (franz. la pelote Ballen, lat. püa v. jidXXco) der
ballenförmige Teil der Bruchbänder, der auf die Bruch-
pforte zu hegen kommt.
PelTeoperitonitis (vd. pelvis) die sehr häufige
Entzündung des Bauchfellüberzugs aller Beckenorgane,
also Perimetritis, Perisalpingitis, Perioophoritis, Pericystitis und
Periproktitis (s. d.).
cf. Peritonitis.
PelTimeter (r6 /nhgov Mass) Instrument zur un-
mittelbaren Messung der Conjugata vera unter teil weiser Ein-
führung in die Vagina [VANHUEVEL'sches P.].
Pelvis (peluis v. plere füllen) das Becken.
Zweifel teilt die Beckenanomalien folgendermassen ein:
A. Das allgemeine gleichmässig verengte Becken,
Pelvis aequabiliter justo minor.
B. Das partiell verengte Becken.
I. Im geraden Durchmesser verengt:
1) Das gewöhnlich oder einfach platte Becken (Pel-
vis plana Deventeri) mit Annäherung des Promontorimn
an die Symphyse ohne auffallende Flachheit der Darm-
beinschaufeln, wahrscheinhch durch zu starke Belastung der
Kreuzbeinligamente während der Pubertät bedingt.
2) Das rhachitisch platte Becken (Pelvis plana
rhachitica) von 1 durch die charakteristischen Ver-
änderungen der Rhachitis unterschieden.
3) Das allseitig verengte platte Becken (P. nimis
parva et plana) allseitig verengtes Becken mit zu starker
Annäherung des Promontorium an die Symphyse.
4) Das spondyl-olisthetischeBecken(<yjrov6t;^o^ Wirbel,
SXio^aivw ausgleiten) durch Abwärtsgleiten des ersten
Lendenwirbels entstehend.
5) Das durch beiderseitige Hüftgelenksluxation
abgeplattete Becken (P. plana per luxationem
coxorum).
6) Das lumbo-lordotische Becken durch Lordose des
Kreuzbeins hervorgerufen.
24*
Digitized by
Google
372 Pemphigus chronicus
II. Hauptsächlieh im quereo Durchmesser verengt:
1) Das osteomalacische Becken mit sehnabelf<HTiHgeni
Vortreten der Schambeine, da sich die Knochenerweichung^
zuerst an den Schambeinen und dem Kreuzbein gelteod
macht.
2) Das BoBERT'sche und das ankylotisch quer ver-
engte Becken (Peivis transverse sc. per defeetum
vel per ankylosin angusta) entweder durch kongenitalem
Fehlen der beiden Kreuzbeinflügel (RoBERT'sches Becken)
oder durch Ankylose der Hüftkreuzbein-Synchondroee ent-
stehend.
3) Das kyphotisch quer verengte Becken; das Pro-
montorium ist nach muten unten gedrängt, die Hüftbeine
oben auseinander, im Beckenausgang gegen einander ge-
trieben.
III. Hauptsächlich im schrägen Durchmesser ver-
engt:
1) Das ankylotisch schräg verengte Becken (P.
per ankylosin oblique angusta) mit Verkümmeinrng
oder Mangel eines Kreuzbeinflügels.
2) Das coxalgisch schräg verengte Becken durch un-
gleichmässige Unterstützung des B^kens durch die untern
Extremitäten (bei Coxitis) bedingt.
3) Das skoliotisch schräg verengte Becken.
Zu der I. und II. Kategorie gehört noeh das pseudo-
osteomalacische Becken durch hochgradige Bhachitis bedingt,
zu der IL das trichterförmig verengte Becken. Endlich
ist noch zu erwähnen das unregelmässig verengte Becken
(durch Knochen- oder Knorpelgeschwülste).
PemphienS dirontcus*) (i5 ne^Kpi^, -tyoc:, v. qpvoa
= papula Blajse) s. Fompholix Blasenfieber, Schäl-
blattern, eine Hautkrankheit, welche sich durch wiederholte,
unter fieberhaften Erscheinungen zu stände kommende Entwick-
lung von Blasen auszeichnet, die mit klarer oder gelblich seröser
Flüssigkeit gefüllt sind. Sie tritt in folgenden Formen auf:
F. vulgaris durch prall gefüllte, später eintrocknende Blasen
charakterisirt, welche in völlige Genesung enden können (P. v.
benignus). Eine andere Form (P. v. malignus s. kachec-
ticus) hat wegen der Menge, Dauer und häufigen Nachschübe
der Effloreszenzen eine sehr üble Prognose.
F. foliaeeus durch lockere, matsche Blasen charakterisirt,
unter deren Schorf eine rote, nässende Fläche bleibt, welche keine
Tendenz ziu- Überhäutung zeigt. Der Prozess breitet sich per
continutun über die ganze Hautfläche aus und endet immer töthch.
*) Das Vorkommen von P. aentus contagiosus wird von
Hebba in Abrede gestellt.
Digitized by
Google
Faptotoxin 373
P. vegetiuis s. frjHBbe^toide^ von P. vulgaris dad^rob
ixDtersdiieden, dttss ua^k dem Plattsen der Bkaea auf dem eat-
koriirten Grunde isnfanglidi mattwusae, später fleiadirote, drüag
unebene, warzenartige (paj)illomatöse) Wucherungen auftreten.
Akuter tötlicher Veilanf [J. IfEUMA-NN],
F. syiiliiUiLßas, VarteeJla syjdrilitjea coniHens fZEigaL]
selten bei Erwachsenen, häu% bei hereditär -syphilitifichffli
Kindern (P. a. neonatorum) sehr bald nach der Gebart auf-
tretende, wenn nicht schon bei der Geburt Vorhand»:^ pan-
phiguaartige Blasen, bei letzteren immer tötlich.
P. JepiWMis vei^iauselte P.-Masen als Prodrom der Lepm
oder Teilerscheinung derselben.
F. seorbuticus bei Skorbut, besonders an den unteren Ex-
tremitäten auftretende, mit blutigem Inhalt gefüllte grössere
Blasen.
Pc«teilli«iin (pemeillus Pinsel, v. peniculus, penw) der
Pinselschimmel, ein Sehimmelmlz mit geraden gegliederten
Fruöhtfäden (Hyphen), welche mck gabeli^ teilen und dichte
pinselartige Büsäiel, die sog. Basidien bilden, auf d^ien die
Sporen aufsitzen. Der gemeinste, überall (auch in der Luft) an-
wesende Schimmelpilz ist das Penicillium gläucum.
Pentastomiun taenioides {nhxs fünf, aro^a Mund,
raivia Binde, etboe Gestadt, ^amoudic) (die Larve heisst P.
denticulatiim) ein zur Familie der Pentastomiden gehöriger
Parasit, der sich hauptsächlich bei Tieren in der Nasenhcäle
findet, aber auch beim Menschen vorkommt.
Pepsin (7iejrr(o kochen) das im Magen ausgeschiedene
Ferment, welches im Verein mit Salzsäure Eiweisskörper löslich
macht, d. h. in Peptone umwandelt. Seine ausreichende G^n-
wart wird im ausgeheberten Magensaft daran erkannt, 4as8 dieser
bei vorhandener Salzsäure einen kleinen Eiweisswürfel innerhalb
einer Stunde verdaut (löst). Den Vorgang der Peptonisirung be-
zeichnet man als Proteolyse.
Peptosnrie Ausscheidung von Pepton im Harn,
konstante Erscheinimg bei normalen Wödaierinnen [Fischer],
krankhaftes Symptom bei Eitemngen und Degeneraläeoen der
Organe aus verschiedenen Ursachen, auch bei Neubildungen,
Geisteskrankheiten. Das Vorkommen der P. wird neuerdings be-
stritten; es soll sich vielmehr um Albumosen-Ausscheddimg
handeln (cf. Albumosurie). Nur das unter Umgehung des Darm-
kanals eingeführte Peptcm soll als solches im Harn wieder er-
scheinen.
em Ptomajin [Bbiegker], derjenige Körper, welcher die giftige
Digitized by
Google
374 Peraeidität
Wirkung subkutan eingespritzter PeptonlÖsungen bedingt. Er wird
bei der Feptonisirung im Magen aus Eiweiss gebildet. Die Wir-
kung auf Frösche und Kaninchen ist ähnlich der des Curare.
Peraeidität (per-acidus sehr sauer, besser als der
häufiger gebrauchte Ausdruck „Hypcra<5idität") gesteigerter
Säuregehalt sc. des Magensaftes, gewöhnlich für den
Grehalt an freier aktiv wirksamer Salzsäure gebraucht, welche auf
der Höhe der Verdauung unter normalen Verhältnissen etwa
1,5 — 2,5*/oo betragen soll. Das Symptom findet sich besonders
häufig bei Ulcus ventric, femer bisweilen bei Magenerweiterung,
hie und da bei chronischen Magenkatarrhen, sowie bei Neur-
asthenie. Bisweilen ist P. verbunden mit Hyperkrinie (Hyper-
sekretion).
cf. Hyperchlorhydrie.
Percnssio (per-cutere erschüttern, v. quatio schlagen)
die Kunst, durch Beklopfen der Körperoberfläche einen
Schall zu erzeugen und aus dessen Eigentümlichkeit einen Schluss
zu ziehen auf die Beschaffenheit der dem Auge verborgenen
Gebüde, namenthch der Brust- und Unterleibsorgane.
PalpatorischeP. gleichzeitige Berücksichtigung der Eesistenz
der perkutirten Teile.
cf. Succnssio, Palpation, Auskultation, Mensuration.
Perforatorium (perföro) Instrument zur Durch-
bohrung des kindlichen Schädels als Voroperation zur
Cephalotripsie. Es sind scheeren- und trepanförmige in
Gebrauch.
Perforation die Durchbohrung.
Periadeniti« (jtsgi nm — hemm, 6 dSi^v Drüse) die
Entzündung des Gewebes um die Drüsen herum, eine Teil-
erscheinung der Adenitis.
cf. Bubo.
Periarteriitis (Arteriitis — s. d.) s. Arteriitis ex-
terna s. Exarteriitis Entzündung der äusseren Arter ien-
haut (Adventitia) in gewöhnlich sekundärer Weise durch Traumen
oder fortgeleitete Entzündungen mit Ausgang in bindegewebige
Verdickung oder Abszedirung.
cf. Perivasculitis.
Peribroncltitis (ra ßgoyxia Luftröhrenäste) Ent-
zündung der Gewebe in der Umgebung der (feineren)
Bronchien.
Bühl (Zwölf Briefe) unterscheidet die folgenden Formen:
P. fibrosa schwielige P., Entwicklung eines meist pig-
mentirten, in dichten konzentrischen Lagen um die Bronchien
gelagerten Bindegewebes, welches von der Adventitia seinen Aus-
Digitized by
Google
p^
^
^
w
Perichondritis 375
gang nimmt, doch auch ins benachbarte interalveoläre imd inter-
lobuläre Bindegewebe sich fortsetzt.
P. nodosa (tubereulosa) Tuberkulose der Bronchialwand,
gewöhnlich gleichzeitig mit tuberkulöser Verschwärung der
Schleimhaut (nach Rindfleisch handelt es sich hierbei im
_ wesentlichen um Tuberkulose der peribronchialen Lymphgefässe
^^ mit diffuser schwieliger Infiltration imd Induration der adven-
y ~1 titiellen Scheide der feinsten und feineren knoi-pellosen Bronchial-
^"^ zweige [P. fibrosa], die hauptsächlichste Grundlage der lang-
[— j «am fortschreitenden chronischen Tuberkulose, die Fortsetzung
der primären Tuberkelgranulation).
cf. Broncho-Pneumonia tubereulosa, Pneumonia chron., Cirrhos.
pulm. tubereulosa.
F. parulenta eiterige Infiltration, welche an dfen feineren
r^ Bronchien die ganze Bronchialwand durchgreift, mit sekundärer
eiteriger Erweichung des Bronchialrohres, Geschwürs- und
aKavemenbildung, am häufigsten als Komplikation schon vor-
handener Lungenerkrankungen, seltener als eine selbständige un-
fy] vermischte Affektion.
Peribrosis (TzsQi'ßißQwaxo) rings umnagen) ge-
i-rt schwürige Entartung der Kommissur der Augenlider.
^ Pericarditts {nsgi-xagdiog Adj, um das Herz, rd nsQixdQ-
^^ diov Herzbeutel) Entzündung des Herzbeutels. Sie ist
P^ selten eine zirkumskripte, meist eine diffuse, entweder in
akuter oder chronischer Weise auftretend, nach dem Ver-
halten des Exsudates eine fibrinöse, serofibrinöse, hä-
morrhagische oder purulente, selten idiopathisch, meist
sekundär bei Polyarthritis, chronischen Nierenkrankheiten,
Tuberkulose (P. tubereulosa), Pyämie, hämorrhagischer Diathese
und durch Fortleitung benachbarter Entzündungen entstehend.
P. ailhaesiva eine chronische Form der P., welche zur teil-
weisen oder vollständigen Verwachsung der Herzbeutelblätter
(Obliteration oder Obsoleszenz des Herzbeutels, Con-
cretio pericardii) führt.
F. externa Entzündimg an der Aussenfläche des Herz-
beutels, gewöhnlich verbunden mit Entzündung des mediastinalen
Bindegewebes — Mediastino-P. {vd, Mediastinitis) und der be-
nachbarten Pleura — Pleuro-P.
ef. Cor villosum.
Pericbondritis {6 ;^oVd^o<r Knorpel) Entzündung
der — dem Periost analogen — Knorpelhaut, ist entweder
idiopathisch 'akut oder chronisch) oder sekundär bei
Phthisis, Syphilis, Typhus, Variola, und führt zum perichondri-
tischen Abszess mit seinen vor allem im Kehlkopf bedeutenden
Folgen.
F. laryngea P. der Kehlkopfknorpel, ist entweder P. ary-
taenoidea, ericoidea oder thyreoidea.
Digitized by
Google
376 Pericoütig
Perie^UÜs (t6xc5/ov Cl-riiiiiiidazm) Entzündung der
Umgebung (des serösen Überrogee) des Dickdarme.
P^giegmnttiti (to xgavtw iehftdel) Entzündung der
Schädeldecken.
Perleystttis (17 nvaug Blase) Entzündung des die
Blase überziehenden Bauchfellteiles,
cf. Pitracjstitis, Peritonitis, P^lvoperitoiiiti«.
Pertdektomiie (hnißitm aueschneiden) Operation zur
Heilung des Pannus: Ein dem Homhautrande panuldbr 2 mm
breiter Streifen der Bindehaut wird entfernt, die ^igelegte Schicht
akarifizirt und zur Vemarbuiig gebracht (cf. Peritomie).
Pertfollicnlitts (folUculus Dem. ▼. fMis lederner
Sehlftuch) eine Entzündungsform, die mit Gefasserweiterung
und ZeUeninfiltration der Lederhaiit in der Umgebung der
Talgdrüsen, resp. der Haarbälge einhergeht.
Peri^astritl« Entzündung des Bauchfellüber-
zuges des Magens.
Peril&epatitis Entzündung des Bauchfellüber-
zuges der Leber.
cf. HepatitiB, Peritonitifl.
Perllympluiit^iti« vd. Lymphangitis.
P«rIm(Miiii|(itis (spinalis acuta und chronica) i. q.
Padiymeningitis (spinaüs externa).
Perimeter (t6 f^hgov VLbsb) Instrument zur genauen
Untersuchung der Peripherie des Gesichtsfeldes, von
FöESTEE angegeben.
«f. Horopter.
Perliweilritis (17 fi4i%ga Gdb&rmutter) umschriebene
Peritonitis des Bauchfellabschnittes in der Umgebung
des Uterus (bei mehr diffuser, aber auf den Beckenteil be-
schränkter Ausdehnung als Pelveoperitonitis bezeichnet) infolge
verschiedener Ursache.
e(. Pammetdtis, Pelvvoperitoxutis.
Perlmetr<Mialplii||^tifi von Pozzi vorgeschlagener
Sammelname für die periuterinen Entzündung^i : Perimetritis
(8. d.), Parametritis (s. d.), Pelveo-peritonitis (s. d.) u. s. w., die
fidch nach dem heutigen Stande der Wissenschaft nicht mehr so
strenge trennen lassen und in den allermeisten Fällen von einer
Salpingitis ihren Ausgangspuskt nehmen.
PozQ rechnet hierher:
1) Perimetroealpingitis a) serosa b) purulenta.
2) Beckenabszess.
3] Phiegmooe des Lig. latum.
4^ Diffuse Beckencellulitis (Beckenzellgewebsentzündung).
Digitized by
Google
Periostitis 377
Perineauxesis (av^dvto vermehren) eine von Martin
empfohlene Form der Kolpoperineorrhapie zur Schonui^g
der hintern Vaginalwand.
cf. Kolpoperineorrhaphie.
Perineojrhapbie oder Perineoplastik {6 mgirsog
Hittelileisch, pdmco nfthen, nXdooio bilden) plastische
Operation veralteter Dammrisse.
cf. Kolpoperineoplftstik.
Perineoeyntbesis (von owxi^rjjui zusammenstellen)
operative Wiederherstellung des Dammes bei kleinen
partiellen Defekten nach verschiedenen Methoden.
Perineotomie (idßvco sehneiden) von Hegab vor-
geschlagene Operation der Beckenabszesse vom Damme aus.
Perinephritis (o ve(pQ6<: TSi&re) Entzündung in dem
die Nieren umgebenden Binde- und Fettgewebe und
dem damit in Zusammenhang stehenden retroperitonealen Binde-
gewebe iParanephritis). Die Krankheit tritt auf entweder
im Gefolge von Kontusionen mit Erguss von Blut und Harn,
oder von Typhus, Variola, Erkaltung oder fortreitet von be-
nachbarten Entzündungen und Eiterungen (Pyelon^Aritis, Para-
metritis, Psoitis) als Perin. oder Paran. suppurativa, wobei
sich der Eiter gewöhnlich nach hinten und aussen in die Lenden-
gegend, seltener in den Dann oder nach der Eegio inguin. ergiesst.
Perineuritis (ro vsvßov Nerv) Entzündung der
bindegewebigen Hüllen (Scheiden) der Nerven, künisch-
symptomatisch der Neuritis ähnlich.
P. chronica leprosa vd. Lepra.
PeriodonÜüs {6 oSovg, ovtog Zadm) Zahnwurzel-
hautentzündung, eine gern zur Parulis (s. d.) fuhrende e»t-
zündliche Hyperämie und Infiltration der Zahnwurzelhaut.
Periooplioritis eine Entzündung um das Gewebe
des Eierstocks herum, eine zirkumskripte Peritonitis meist mit
Oophoritis zusammen.
cf. Pelveopentonitis.
P<^ri<NPe]&iti« (o ogxig Hode) vd. Hydrocele.
Periostiitis {z6 doziov Knoehen) Beinhautent-
zündung, kommt teils primär, teils sekundär, von der
erkrankten Nachbarschaf t fortgeleitet, am häufigsten traumatisch
vor, und wird entweder wieder durch Resorption rückgängig, oder
führt zu Osteophytenbildung (P. ossificans) oder zur Bildung
fibröser Schwarten (P. fibrosÄ) oder zur Eiterux^ (P. puru-
lenta). Eigiesst sidi der Eiter zwischen Periost und Knochen,
so tiaes ersteres von letzterem abgehoben wird, so bezeichnet man
diesen Vorgang als P. purulenta dissecans. Oluek unter-
Digitized by
Google
378 Periostose
scheidet noch eine Knochenhaatentzündong mit serösem Exsudat
ab f. albsaifmoss, deren Abgrenzong als besondere Form aber
nach W. Böser unzweckmassig ist
f. imtems eramii i. q. Pachymeningids externa.
f. suiliiniA (imfeetiosa, iplilegHoiiosa) vd. Osteomyelitis
diffusa spontanea.
f. seorbatfea durch skorbutische Blutung unter .das Periost
hervorgerufene F.
f. syphilitieft s. priniaiosa ist durch Einlagerung gummöser
Wucherungen (Syphilome) verursacht, welche vom Periost in
den Knochen hineinwachsen und denselben oberflächlich zer-
stören.
cf. Dolores osteooopi.
Periostose vd. Exostose.
Pertostrellexe unwillkürliche Muskelkontraktionen,
welche durch Beklopfen gewisser Extremitatenknochen ausgelöst
werden, unter pathologischen Verhältnissen häufig gesteigert
Pertpaebymeiiiii^itts vd. Pachymeningitis externa,
Meningitis spinalis.
Pertpblebitis (^ (pUip, <pleß6g Ader) Entzündung
der äusseren Venenhaut (T. adventitia) Teilerscheinung der
Phlebitis.
cf. Perivascolitis, Periarteriitis.
Periplenritis (97 jtXevgd Brust- oder Bippenfell)
Entzündung mit dem Ausgang in Abszedirung in dem Binde-
gewebe zwischen Pleura costalis und Rippenwand,
unabhängig von jeder traumatischen Einwirkung und von vor-
gängiger Pleuritis [Wunderlich].
Peripneumoiiie (17 nvevfiovia Lungenentzündung)
vd. Pleuritis.
Periproktitis (6 jigtoyrog After, Mastdarm) Ent-
zündung des lockeren Zellgewebes, das den Mast-
darm umgibt, häufig zu periproktitischen Abszessen und Mast-
darmfisteln führend, kann sich zur Proktitis hinzugesellen oder
von anderen benachbarten Entzündungsprozessen her fortgeleitet
werden oder idiopathisch entstehen, letzteres häufig bei Tuber-
kulösen.
cf. Pelyeoperitonitis.
Peripsoitis vd. Psoitis.
Peripylephlebitis syphilitica (17 Jtvkri Pforte,
^ (pXey^, (pXsßo; Ader, also Ffortaderentzündung) Gumma-
entwicklung in der Gegend der Leberpforte, häufige
Affektion bei kongenitaler Syphilis.
Digitized by
Google
Peritonitis 379
Pertsalping^itie (ij odXmy^ Trompete, i. e. Tube)
Td. Pelveoperitonitis.
Periskopisehe Oläeer vd. Menisken.
Perispermatitis vd. Hydrocele funiculi spermatici.
Perisplenitis (o ajtXijv Milz) Entzündung des
peritonealen Milzüberzuges.
Peritomie (jtegi-rsfzvo) umschneiden) s. Syndektomie
operative Behandlung des Pannus durch Abtragung eines
3 — 5 mm breiten konjunktivalen Streifens rings um die Kornea,
um den pannösen Gefässen die Zufuhr abzuschneiden (cf. Peri-
dektomie).
• Peritonitis (to nsgi-tovaiov u. -siov von jisgi-rslvco um-
Qä "Spannen, xeaXrjxal ye firjv Jtegitovaiov , ajioxov jteQixexdod^ai
ryi näat ToTg ojiXdyxvoig [Galen de nat. facult. 6, 4]) Bauchfell-
^^ Entzündung. Es gibt eine akute und eine chronische,
HH zirkumskripte und diffuse, (seltene) primäre und (ge-
'^^ wöhnhch) sekundäre, eine adhäsive (mit mehr trockenem,
fibrinösem, zur Verklebung führenden Exsudate) und eine ex-
^ «udative Form mit mehr oder weniger kopiösem Exsudat.
"^ Das letztere ist serös oder sero-fibrinös, hämorrhagisch,
Wpurulent oder jauchig (wobei sich durch Zersetzung Gas ent-
vdckelt: Pneumoperitonitis, Meteorismus peritonealis).
C^ Von untergeordneter Bedeutimg gegenüber dem ursächhchen
Xjeiden ist die tuberkulöse, carcinomatöse, sarkomatöse
P. — Als weitere besondere Formen sind anzuführen:
p^ F. deformans [Klebs], Cirrhosis peritonei chronische P.,
>^ besonders über das Mesenterium verbreitet, mit Verdickungen
• imd Verkürzungen des letzteren und anderer Teile des Peritonäum,
^'Ö findet sich im Gefolge langwieriger Stauungszustände bei Herz-
W kranken, exquisit zuweilen bei Lebercirrhose und atrophischer
pH JViuskatnussleber, sowie mitunter bei Nierencirrhose.
F. ex perforatione Perforativ-P., die bei Perforation
vom Magendarmkanal oder anderen Nachbarorganen infolge von
Geschwüren oder anderen Ursachen und durch Eintreten von
iesten, flüssigen oder gasförmigen Contentis jener Organe in den
PeritonealsacK verursachte perniziöse Form.
F. puerperalis vd. Febris puerperalis, Perimetritis.
F. septica meta^tatische P. bei septischer oder pyämischer
Blutvergiftung.
F. infantum die nicht selten in der ersten Zeit nach der
<jreburt vorkommende, mit Omphalitis, pyämischer (puerperaler)
oder erysipelatöser Infektion oder mit Nabelhernien in Zusammen-
hang stehende P.
cf. Pericystitis, Perihepatitis, Perimetritis, Perisplenitis, Perityprhlitis.
n
"i^
a
p=<
Digitized by
Google
360 FeritonsillaralMzess
Peritonsillarabssesii, bezw. RetytmfiUlarafcszcss^
Entzündung des peri- bezw. retrotoneillaren Binde-
gewebes mit Ausgang in Eiterung.
PerityphlitiB (ro tv^Xov, sc. iytegov, Blinddarm) um-
schriebene Entzündung des Bauchfells, das den Blinddarm ^
und Wurmfortsatz überzieht, entweder zu EifaMiVTingea der
letzteren sich hinzugesellend, oder y<m einer Pamtypiiütis aus-
gehend^ häufig mit Eiterdurchbruch nach dem Darm oder nach
aussen.
cf. Peritonitis, Typhlitis, Faratyphlitifl, AppendidtiB.
Perinretltrttis (17 ovgi^&ga Harnröhre) Entzündung^
des die Harnröhre umgebenden Bindegewebes, ent«
weder infolge von Traumen oder heftigen Trippem; die entzünd- |
liehe Infiltration kann in Verteilung oder Eiterung und Duidi-
bruch nach inn^i oder aussen endigen. |
cf. Chorda venerea, Cayemkis. I
Perivaginitis i. q. Parakolpitis. {
Periv»se«Iltls (vaaeulum, Bern. v. vas iS^ffkBm) Est- |
Zündung der Adventitia der Gefässe, häufig als 1
P. nodosa oder tuberkulöse P. !
cf. Periarteriitis, Periphlebitis. j
Pernio (lat. von jtegva Ferae» Hinterbein) Frost-
beule, durch die Einwirkung der Kälte entstandene blaurote
juckende Anschwellungen der Haut besonders an Händen und
Füssen, auf denen sich häufig Geschwüre büden. Sie sisid bedingt
duich Stasen infolge Gefässparalyse mit seröser Ezsudation in
das Oewebe der Kutis.
cf. Oongelatio.
Perobmcliiiift {^V9^^ verstümmelt, t. snCgw, ste^to
durchbohre, S ßpazimv der Arm) angeborene verküm-
merte Bildung beider Arme.
cf. Abrachiiu.
Peroehlrns (^ x^^Q Hand) verkümmerte Bildung
beider Hände oder Füsse.
Peromdiui {t6 fiikog Q-Ued) Missgeburt, deren
sämtliche Extremitäten in irgend einer Weise defekt
oder missgestaltet sind.
cf. Amelos, Mikromelas, Phokomelus.
Pajrai^va (o novs Fiaas) angeborene verkümmeriie
Bildung oder abnorme Kleinheit beider ünt^rej:-
tremitäten.
cf. Perochirns, Jtlonopiu.
Digitized by
Google
Pes 381
PertuiHtotto eritieit (perturbare ^erwürren) nennt
man die in typischen Krankheiten zuweilen ror der Kiise ein-
tretende nochmalige Steigerung der Erscheinungen, in-
sonderheit des Fiebers.
Pertussis i. q. Tussis convulsiva.
Pervis^iliom (lat vigil wach, munter, von vig-ere
und per) i. q. Agrypnia.
Pes der Fuss.
P. varus (= curvus vd. Genu varum) Klumpfuss, der
Tuss „zu einem Klump zusammengezogen^^, abnorme Abduktion
<Tibialflexion) des Fusses mit Rotation desselben nach innen, also
mit Erhebung des inneren Fussrandes. Die Affektion ist embryo-
nalen Ursprungs, eine pathologische Steigemng der nonnalen
Form des fötalen Fusses.
P. V. hystericus vd. Contractura hysterica.
P» valgws (vcm vergtre, valgum e^t proprie intortum [Noniüs
p. 16. G.] cf. Genu valgum) Plattfuss, abnorme Abduktion
(Fibularffexion) des Fusses mit Rotation nach aussen, wobei das
Fueswuizelgewolbe herabsinkt, der innere Fussrand dick und
breit wird, so dass der Kranke mit der vollen Planta auftritt,
w^ährend der äussere Fussrand sich mehr oder weniger vom Boden
abhebt. Am häufigsten ist Rhachitis die Ursache (P. v. rha-
•chiticus), seltener Paralyse der Adduktoren (P. valgus oder
piano- valgus paralyticus). Bei den kongenitalen Formen
iindet sich meist zugleich eine Dorsalflexion (P. calcaneo-
valgus).
, Beschränkt sich die Deformität nur auf die Senkimg des
Fusswurzelgewölbes, so entsteht der
P. planus Flachfuss, die einfachste Form des Plattfusses
•ohne stärkere Erhebung des äusseren Fussrandes, wobei die Sohle
von der Ferse bis zirni Zehenballen eine ganz ebene Fläche bildet.
P. planus inflammatorius, der entzündliehe Platt-
oder Flachfuss, eine besonders bei jungen Mädchen, am
häufigsten kurz vor der Pubertätszeit rasch und unter heftigen
Schmerzen (Tarsalgie) auftretende Form infolge vielen Gehens
imd Stehens, Belastung des Körpers, harter Arbeit, weshalb man
diese Form auch als P. valgus staticus bezeichnet.
P. ealean^us {calx Ferse) s. Tatipes {talus Knöchel)
•der Hakenfuss, abnorme Dorsalstreckung des Fusses, der
-Gegensatz des P. equinuß, wobei der Vorderfuss in die Höhe
gezogen ist und der Kranke nur mit der Ferse auftritt. Neigt
•der Fuss dabei zur Valgusstellung, so entsteht der P. calcaneo-
Talgus.
Digitized by
Google
382 Pessariuin
P. cqttinus Spitzfuss, abnorme Plantarflexion des Fusses^
so dass derselbe Ähnlichkeit mit einem Pferdehnf bekonmit, in-
dem der Fussrücken in derselben BJchtung wie der UnterschenkeL
steht imd der Körper sich nur auf Ballen und Zehen stützt. —
Eine noch weitere Steigerung dieses 2ustandes ist der
P. excaVatus, Hohlfuss, wobei auch die Zehen flektirt.
sind und der Stützpunkt auf das vordere Ende des Fifts-
lückens fällt.
P. equino-varus Klumpfuss in Verbindung mit Plantar-
flexion.
P. equino-valgus Plantarflexion mit Abduktion.
[Grösstenteils nach König, Spez. Chir.]
P. gigas, Makropodie, angeborener Eiesenwuchs des Fusse»
oder einzelner Teile desselben,
cf. Talipomanus.
Pessarimn (d jieooög der länglich runde Stein im.
Brettspiel, und, von der Ähnlichkeit, die Wicke zum
Einlegen in After oder Scheide, pessum [Apul. herb. 121]>
Mutterzäpfchen oder Mutterkranz, direkt aus konsisten-
teren, Medikamenten geformte rundhche oder aus gewissen Stoffen
gefertigte ringförmige Körper, womit entweder Medikamente in
längere Berührung mit dem Cervix uteri gebracht werden, oder
welche dem in seiner Lage veränderten Uterus mechanisch eine^
Stütze geben (Hysterophor).
cf. Tampon.
Pestis (lat), Pestilentia (von perdtre verderben).
Pest hiess im Mittelalter jede epidemische Krankheit mit grosser
Mortalität. Jetzt versteht man darunter ausschliesslich die
eigentliche
Bubonenpest, welche im westeuropäischen Kontinent fan
Jahre 1720, in Europa überhaupt im Jahre 1841 zum letzten-
mal (1879 kam eine kleinere Epidemie in Russland vor) vor-
gekommen ist. Sie gehört wahrscheinlich zu den miasmatisch-
kontagiösen Infektionskrankheiten und besteht in einer äusserst
akut verlaufenden, schwer fieberhaften Krankheit nut grosser
Mortahtät, welche sich lokalisirt in Form von Karbunkeln und
besonders Leistendrüsenbubonen , welche häufig in jauchige-
Eiterung übergehen mit Zerstöi-ung der Weichteile in der Um-
gebung.
Peteehiae (von pittacium, mxxäxiov Iiederstückchen
mit Salbe zum Auflegen auf die Haut [Oelsub 3, 10]^
ital. Petechie rote Flecken auf der Haut in bösen Fiebern,,
woher auch xltl^&t petesche) rundliche kleine bis finger-
nagelgrosse Purpuraflecke.
Petit mal (franz,) leichte Anfälle von Schwindel oder
Digitized by
Google
Fhakomalacia 383
Bewusstlosigkeit, im Zusammenhang mit Epilepsie, aber ohne epi-
leptische Krämpfe,
cf. Epilepsie.
Petechialtyphus i. q. Typhus exanthematicüs.
Petrilieatio (petra — jthga — der Quader, Stein;
facere) Verkalkung oder Verirdung, die^Infiltration von Gre-
weben, Sekreten oder Fremdkörpern etc. mit phosphorsaurem und
kohlensaurem Kalk in fester Form.
cf. Ossificatio, Incrustatio.
Petrissas^e vd. Massage.
Pha^edaena (§ q>ayedaiva von Kpayeiv und io&ico, St. sS
fressen) eine Form des Brandes, speziell für die gangränöse
Zerstörung von Geschwüren gebraucht, wobei dieselben, periphe-
risch fortschreitend, nach vorausgehender Infiltration Schicht für
Schicht rasch zerfallen.
Phagedaenisinas tropicus ist nach Aude u.a. der gemein-
schaftliche Name für eine Reihe von Krankheitsfonnen, welche
bisher unter verschiedenen, zumeist der Örtlichkeit ihres Vor-
heiTschens entnommenen Bezeichnungen (als „Geschwür Von Co-
chinchina, von Mozambique, Wunde von Ycmen" etc.) beschrieben
wurden, aber eine so grosse Übereinstimmung erkennen lassen,
dass sie als der Ausdruck eines nur durch lokäe Einflüsse modi-
fizirten Krankheitsprozesses aufgefasst werden müssen. Sie ent-
wickeln sich aus geringfügigen Verletzungen zu jauchenden oder
gangräneszirenden Geschwüren.
Phafi^oey ten [Metschnikoff] {(payeXv essen, verzehren,
6 xmog Bläsehen, hier Zelle) Fresszellen, d. h. Zellen des
tierischen Organismus, welche die Fähigkeit besitzen, Bakterien zu
fressen, d. h. aktiv in sich aufnehmen. Nach Metschnikoff
sind es zwei Zellarten, Epithelzellen, die sog. Makrophagen
und vor Allem Leukocyten, die sog. Mikrophagen. Die Fähig-
keit der Phagocyten, Bakterien unschädhch zu machen, welche
M.'s Theorie annimmt, wird von den meisten neueren Autoren ge-
läugnet, indem diese eine Aufname der Bakterien in Körperzellen
nur dann für möglich halten, wenn erstere bereits abgestorben
oder erheblich geschwächt sind.
Phakitis (o <pax6g Iiinse) Linsenentzündung; da
hierbei nur die innere Epithelschicht der Kapsel in eine entzünd-
liche Wucherung (Zelleneinlagerung) gerät, deren häufigste Ur-
sache der Zerfall eines überreifen Kemstares oder die operative
Entfernung der Linse (selten anderes Trauma) ist, so fällt Ph. fast
ganz mit dem Begriff Cataracta capsularis und secundaria,
Nachstar, zusammen.
Phakomalacia {i^aXanog weich) vd. Cataracta.
Digitized by
Google
384 Fhakoskleroma
Pltakoskleroma (oxkrioög hart) vd. Cataracta.
PlmlakrosiS (^ qpaXdxgoyoig \. <paXaxg6;, tpa^ gläll-
zend, von <paiva} u. ä?cQa Scheitel) vd. Calvities.
Phalancltis sypliilitlca yd. Daktylitis.
PbaviBaibokenimtvmBi (ro tpagfiaxw Araneimittel,
xopico bestauben, t6 ärtgov Höhle) Vorridituiig zur Zerstäu-
bung von Medikamenten in der Paukenhölile unter Einführung
des Tubenkatheters.
Pkarmakoloi^ie (ro (pdgfmxoy Araneimittel) Arz-
neimittellehre.
PkarjMi^tis (S tpdgvy^j 'vyyog Schlund) Entzündung
der Rachenschleimhaut.
Ph. acuta ist entweder catarrhalis (erythematosa — ober-
flächlich) oder phlegmonosa, eine tiefer in das Schleimhaut-
imd submuköse Grewebe dringende Entzündung, oder crouposa
oder diphtheriea (vd. Croup und Diphtherie).
Pik. ehrtmiea der chronische Eachenkatarrh. Eine
besondere Form desselben ist
Ph. granulosa, wobei die Schleimhaut mit erhabenen roten
Punkten besetzt, granulirt erscheint. Nach Störk handelt es
sich dabei um stellenweise Abstossung der obersten festeren Epi-
thelialsehieht und Hervorquellen der tieferen sukkulenteren Zellen-
schicht, welche wegen Mangel der schützenden Decke die bei
dieser Form auffallende EmpSndhchkeit zeigt.
Weitere Formen vd. unter Angina, als Teilerscheinungen dieser.
PhwryMa^Mele (i? ni^Xrj Bruch) Einstülpung eines
Oesophagusdivertikels in Form einer Schleimhauthemie zwischen
die Muskelfasern des Constrictor pharyngis inferior.
Fhar:^iig:opIa»tik {jtXdaaco bilden, formen) Deckung
eines Schleimhautdefekts im Rachen durch Lappen der Halshaut,
cf. Oesophagoplastik.
Pliaryita^atania snbhyaidea s. Ph. media (von
Malgaigne erfunden und LaryngoUymie soushyoidienne genannt)
Eröffnung des Pharynx zwischen Zungenbein und
Kehlkopf als Voroperation zur Entfernung von Fremdkörpern
und Geschwülsten am Kehlkopfeingang, welche sich nicht vom
Mimde her entfernen lassen.
Ph. lateralis die seitliche Eröffnung des Pharynx, von
Langenbeck angegeben, mit Schnittführung von der Mitte des
Unterkieferrandes über das grosse Hom des Zungenbeins bis zur
Höhe des ßingknorpels.
Phimose (gr. H. v. 6 qpi/nög Maulkorb, (pifioco zu-
Digitized by
Google
Fhlebosklerosis 385
schnüren) Verengerung und ungenügendeDehnbarkeit
der Mündung des Präputium, infolge deren dasselbe nicht
hinter die Eichel zurückgebracht, und selbst die Urinentleerung
behindert werden kann.
cf. Blepharophimose, Stenose, Striktur,
Phlebarteriektasia spontanea extremitatom
(77 (pXiipy (pleßog Ader, V. (pXew, flutre fliessen ; tj dgTTjgia Ar-
terie, ij sfcraaig Ausdehnung) fortschreitende Angiektasie
der Arterien und Venen einer Extremität, von einer cirsoiden
Erkrankung der Anastomosensysteme der Hohlhand oder der
Fusssohle ausgehend, analog dem Aneurysma racemosum der
Schädelschwarte jugendlicher Individuen (Langenbeck, Arch. 18).
Phiebektafiia s. Taricositas sackförmige Ve-
nenerweiterung, mechanische Dilatation durch lokal gestei-
gerten Blutdruck, am häufigsten im Gebiet des Plexus haemor-
rhoidalis und der Vena saphena magna.
Ph. haemorrhoidalis i. q. Haemorrhois.
cf. Varix.
Phlebitis Venenentzündung, in plastischer Infiltration,
Verdickimg imd häufig Vereiterung der Gefässwände bestehend.
Ph. aeuta ist selten primär und dann gewöhnlich Folge
von Trauma, zuweilen von Gicht, meist sekundär, indem ein
Entzündungsprozess aus der Umgebung auf die Adventitia (Peri-
phlebitis) und weiter auf die Vene selbst sich fortsetzt und im
Lumen derselben eine Thrombenbildung veranlasst, — oder die
Ph. gesellt sich, an der Intima beginnend, zu einer primären
Thrombose oder einer Embolie, gegen welche die Veränderungen
der Grefässwand, welche das gleiche Geschick wie der Thrombus
und das umgebende erkrankte Gewebe zu haben pflegt, als nel en-
sächlich erscheinen.
Ph. ehroniea Verdickung der äusseren Wand, während die
Intima intakt bleibt; kommt bei dauernder Erweiterung, Varicen
und primärer Thrombose vor.
cf. Endophlebitis.
Eine besondere Form der Phlebitis ist die kongenitale oder
■erworbene, fast immer zum Tode führende, Entzündung und Throm-
bose der Nabel vene bei Neugeborenen, Phlebitis umbilicalis.
Phlebolith (6 Xi&og Stein) Venenstein, verkalkte
Faserstoffgerinnsel, am häufigsten in varikösen Erweiterungen der
Unterextremitäten vorkommend.
cf. Calcnli.
Phleboslclerosis {oxXrjgog hart) Hyperplasie des
Bindegewebes der Venen wandung, eine der Arteriosklerose
(s. d.) analoge, aber viel seltenere Affektion.
Roth^B Klinische Terminologie. 4 Aufl. Qr^
Digitized by
Google
386 Phlebothrombosis
Phlebotliroinbosis (vd. Thrombophlebitis) Blutgerin-
nung in den Venen.
Phlebotomie (refivco schneide) i. q. Venaesectio.
Plile^maisia {^ (pXeyfjLaoia V. (fXsyfjLaivWf (pkeyw brenne)
i. q. Phlegmone, nur gebräuchlich in der Zusammensetzung:
Ph. alba dolens puerperaruin, wörtlich: die weisse
schmerzhafte Zellgewebsentzündung der Kindbette-
rinnen, weisse S^henkelgeschwulst, septische puerpe-
rale Thrombose der Schenkelvenen, eine Teilerscheinung man-
cher Puerperalfieber (vd. Febris puerper.), welche durch Fortieitung
einer parametritischen (infektiösen) Entzündung auf das Unter-
hautzellgewebe des Oberschenkels, sowie das um die grossen Ge-
fäss- und Nervenstämme der Unterextremität gelegene Bindegewebe
entsteht, Thrombose der Schenkelvene imd Lymphgefässe im Ge-
folge hat, aber auch ohne dieselbe verlaufen kann, und wobei die
Haut durch die Spannung ein weisses oder livides Aussehen be-
kommt. Die Venenthrombose kann auch das Primäre sein, , und
die Greschwulst durch Periphlebitis mit Blutstauung imd Ödem
bewirkt werden.
Phlefi^inone (17 <pkeyfiov^ Zellgewebsentzündung, von
cpkiyco brenne) akute, zur Eiterung und zur diffusen Verbreitung
tendirende Entzündung des Zellgewebes.
Phles^morrhoe (ro (pXey^a Sehleim — als Produkt
der Entzündung v. <pUyco, rj qotj Pliessen) i. q. Blennorrhoe.
Phlofi^os^on (yovsvco erzeugen, yövog das Erzeugte,
Adj. yovixog), entzündungserregend, nennt man Substanzen,
welche die Eigenschaft haben, Entzündimg der mit ihnen in Be-
rührung kommenden Gewebe hervorzurufen.
Phlogogen ((pXoyoyevi^g) würde bedeuten durch Entzün-
dung entstanden, doch wird im gewöhnlichen Sprachgebrauch
nicht streng auf diese Unterscheidung geachtet.
Phlog^osis (^ (pXoycootg Entzündung, v. cployoco) i. q.
Inflammatio.
Phlyktaena {n <pXvxraiva Blase, v. (pXvco aufwallen)
i. q. Vesicula.
Phlyktänosen (^ vooog Krankheit) durch Bildung
von Bläschen oder Blasen charakterisirte Hautkrank-
heiten.
Plilyzaciom (ro q>XvCcixiov v. (pXv^co, (pXvw, fluo) vd.
Pustula.
Phokomelos (?? (pcoxt] Bobbe, Seehund, zo fiiXog
Glied) Missgeburt, bei welcher die wohlgebüdeten Hände und
Füsse immittelbar an Schultern imd Hüften sitzen.
Digitized by
Google
Phrenopathie 387
Phoneentallaxis [Schmalz] (17 (ptovri Stimme, evxog
innen, aXXdooco vertauschen) Vertauschung von Vokalen
imd Diphthongen mit einander.
cf. Symphonallaxis.
Phonometer (17 qxovri Stimme, t6 fihgov Mass)
Sprachmessap parat [v. Lucae] zum Nachweis der Intensität
des Sprechens bei Hörprüfungen.
Phonometrie (jietgdo} messen) die von Baas einge-
führte Methode, durch Aufsetzen einer schwingenden Stinmi-
gabel auf gewisse Körperteile dieKesonanz dersell^n zu prüfen.
Phonoskop (axojieco besichtigen) ein von Ladendokf
imd Stein angegebenes Instrument zur Verstärkung der Töne bei
der Auskultation. Dasselbe besteht aus einem Sthetoskop, in des-
sen Ohröffnung ein Mikrophon eingelegt ist.
Phorometer (^ (pogd Bewegung, Lauf, v. (pegco) In-
stnunent zur Messung der Deviation der Sehaxen nach unten,
oben imd der Seite.
Phosphaturie (ro ovqov Urin) reichlicher Gehalt
des Urins an phosphorsauren Salzen (phosphorsaurem
Kalk, Ammoniakmagnesia).
Phosphene (to <pm Licht, (paivco erseheinen lassen,
beide von (pd(o leuchten) die subjektiven Lichterschei-
nungen bei Photopsie.
cf. Chromopsie.
Phosphornekrose vd. Nekrose.
Photophobie (o (pößog Furcht, Scheu) Lichtscheu,
der Ausdruck hyperästhetischer Affektionen in verschiedenen
Nervenbezirken des Auges mit reflektorischem Krampf des Lid-
schliessmuskels (Blepharospasmus — s. d.).
Photopsie (^ otpig Sehen) s. SpintherismttS subjektive
Lichtempfindung höheren Grades infolge abnorm hoher Er-
regung des lichtempnndenden Apparates.
cf. Phosphene.
Phrenasthenie (17 (pgi^v, <pQEv6g Zwerchfell, weil das
Zwerchfell von den Alten als Sitz aller geistigen Be-
gungen betrachtet wurde, so bedeutet 17 <pQrjv auch
Seele, Q-eist, ^ da^eveia Schwäche — [Finkelnbukg]) besser
komponirter Ausdruck für Cerebrasthenie (s. d.).
Phrenitis Zwerchfellentzündung, sekundär bei Pa-
raphrenitis und in solchen Fällen anzunehmen, wo Entzündungen
durch das Zwerchfell hindurchgeleitet werden.
Phrenopathie {t6 jid&og Leiden) i. q. Psychosis.
25*
Digitized by VjOOQIC
388 Phthiriasis
PhtbLiriasis (77 <p^sigiaoig V. (pdeiQ Iiaus, als ver-
meintliches Produkt der Säfteverderbnis, v. <p&€igo>
verderben) „Läusesucht". Eine Ph. in dem Sinne, dass die
Läuse (Pediculi vestimenti) in durch sie verursachten Geschwüren
der Haut, sog. „überdeckten Läusegeschwüren", sich finden, gibt
es nach Hebra nicht. Sie verursachen nur Ekzeme und Ex-
koriationen.
Phthisi«i (ij (p&ioig Schwindsucht, v. qp^ico schwin-
den, verzehren; lat. Consumtio) gegenüber Atrophie, Tabes,
Marasmus diejenige Form des Körperschwundes, bei welcher
eine abnorme Stoffausgabe, bei nicht notwendig verringerter Zu-
fuhi", stattfindet.
Klinisch bezeichnet man mit Ph. schlechtweg die mehr oder
weniger chronisch verlaufende Lungenphthise. Dm-ch dieEnt-
deckimg des Tuberkelpilzes (vd. Bacillus tuberculosis) von Koch ist
die Ph. zu einer Infektionskrankheit geworden. Sie unterscheidet
sich jedoch wesentlich von anderen Infektionskrankheiten, da das
Virus derselben, der Tuberkelbacillus, nur dann als Infektions-
träger wirkt, wenn entweder eine hereditäre Disposition oder eine
durch Kranldieiten (so das Auftreten der Phthise bei Diabetes,
Leukämie u. s. w.) oder mangelhafte Ernährung geschwächte Kon-
stitution vorhanden ist, während gesunde Individuen immun gegen
dasselbe sind. Ausserdem handelt es sich bei der gewöhnlichen
Phthise (eine Generalisation des Giftes findet sich nur bei der
akuten Mihartuberkulose) um ein lokalisirtes Gift, das zu-
nächst nur auf die Lungen einwirkt, während bei den gewöhn-
lichen Infektionskrankheiten das Gift ein generelles ist, d. h.
auf dem Wege der Blutbahn sich rasch durch den ganzen Körper
verbreitet. Endhch gibt es auch zweifellos phthisische Prozesse
in der Lunge, deren Ursache nicht der Tuberkelpilz ist. Virchow
hat deshalb vorgeschlagen, die Phthise einzuteilen in eine „ba-
cilläre" Ph. und eine „nicht bacilläre". Zu ersterer zählt
er die Tuberkulose und die käsige Pneumonie, zu letzterer die sy-
philitische und die bronchiektatische Ph.
Ph. florida s. gallopieans (ital. galoppare, galoppo) akute
Ph. ist nicht akute Miliartuberkulose, sondern sehr siut verlau-
fende, hoch febrile Formen von käsiger Pneumonie.
Bei Ph. fl. finden sich konstant TuberkelbaciUen in grossen
Mengen im Sputum, während dieselben bei der chronischen Phthise
in viel geringerer Zahl vorhanden sind oder auch vorübergehend
ganz fe&en können.
Ph. bronehialis tuberkulöse Entartung und Verkäsung der
intrathorazischen Lymphdrüsengi-uppen, insbesondere der Glandulae
bronchiales.
Ph. ealeulosa(v. caZicKalk, Steinchen) Lungenphthise,
wobei käsig-pnemnonisch verdichtete und abgestorbene Lungenteüe
Digitized by
Google
Ficae s. Malaciae 389
von Hirsekorn- bis über Erbsengrösse in verkalktem Zustand (zu-
weilen auch schon, ehe es zur Verkalkung gekommen ist — vd,
Corpuscula oiyzoidea) expektorirt werden.
Ph. laryngea Kehlkopfschwindsucht, mit der skro-
fulös-tuberkulösen Diathese in Zusanunenhang stehende Schleim-
hautverschwärung mit ihren Folgen, tritt am seltensten mit wirk-
lichen Miliartuberkeln auf, häufiger mit follikulären, tief trichter-
förmigen Ulzerationen oder mit verschieden gestalteten Geschwüren,
welche sich aus einer spezifischen Zellen- und Keminfiltration der
subepithelialen Schleimhautschicht entwickeln, oder in Form ober-
flächlicher sogen, aphthöser oder Erosionsgeschwüre von oft sehr
grosser, durch Konfluenz bewirkter Flächfenausdehnung (besonders
auch in der Trachea). Sie tritt sekundär bei Lungenphthise auf,
ihr primäres Vorkommen ist zweifelhaft [ZH].
cf. Perichondritis laryngea.
Ph. bulbi s. Atrophia b. atrophischer Schwund des
Augapfels ist gewöhnlich der Ausgang verachiedener bösartiger
innerer Augenentzündungen, doch gibt es auch eine
Ph. b. essentialis vd. Ophthalmomalacia.
cf. Tuberculosis, Scrofulosis, Nekrobiose, Pneumonie (Broncho-
und Desquamativ-P.) , Nephrophthisis , Orchitis und Epidi-
dymitis caseosa.
Phyma (r6 cpvfia Geschwulst, v. (pvco erzeugen,
wachsen machen) der Knollen, wallnuss- bis faustgrosse,
mit Epidermis bedeckte feste Geschwulst in den tieferen Schichten
der Haut, durch Extravasate oder Neubildungen im Chorion- und
subkutanen Bindegewebe bedingt.
cf. Nodus, Tophus.
Physkonie Fettleibigkeit so benannt nach Ptole-
MAEUs V., 175 a. Chr., mit dem Beinamen Physkon (d (pvaxcov
Dickbauch, v. (pvo?ca Wurst, Wanst, (pvoa, (pvodco auf-
blasen) dem klassischen Vorgänger von Banting.
cf. Obesitas.
Physoeephalos ((pvodco blasen, aufblasen, ^ xecpalri
Kopf) i. q. Pneumatocephalus.
Physometra {fi cpvoa Blasebalg, Wind, tj /u^zga Q-e-
bärmutter) Luftansammlung in der Gebärmutterhöhle,
entweder durch mechanisches Eindringen von Luft oder durch
gasige Zersetzung angesammelten Sekretes bei Hydrometra oder
Pyometra.
Picaeismos (pix Pech) vd. Epihren.
Pieae s. Malaciae, Gustus depravatus (pica Elster,
Specht, Baumhacker) absonderliche Appetenzen Kranker
Digitized by
Google
ö90 Pigmentinduration
(Chlorotischer, Hysterischer, Schwangerer) nach pikanten oder
Selbst ungeniessbaren Substanzen.
Piipuentindnration (pigmentum Färbestoff v. pingo
malen) Bildung von schwieligem Bindegewebe (in den
Lungen) mit Einlagerung von Pigment.
PiS^mentodermien (r6 Ssg^ta Haut) vd. Chromoder-
matosen.
Pilimictio (jnltis Haar, tningere pissen), Triehiasis
yesieae, Gegenwart von Haaren in der Harnblase, bezw.
im Urin, welche, wenn sie nicht von aussen eingeführt sind,
wahrscheinlich von Dermoidzysten herrühren, welche sich in die
Blase geöffnet haben.
Pimelosis (v. m/neX6oy, tj jiiptelrj Fett, V. Jiioyv), i. q.
Obesitas.
Pineette (franz. von pincer) Zängelchen mit geraden
federnden Branchen mit oder ohne Haken.
Pins^oeenla (pinguis fett) Lidspaltenfleck, eine
Neubildung im Lidspaltenteil der Skleralbindehaut, aus hirsekom-
artigen, platt-rundhchen, bisweilen gelappten Klümpchen einer
weissgelblichen Masse, welche äusserlich viel Ähnlichkeit mit Fett
hat, aber aus embryonalem Bindegewebe besteht.
cf. Xanthelasma.
Piqoeor (franz. v. piqiter) ein Individuum, welches aus
krankhaftem Trieb seine geschlechtliche Befriedigung in der blutigen
Verletzung jugendlicher Frauenzimmer sucht.
Pityriasis (ij mxvQiaoig Kleiengrind, v. x6 mrvgov
Kleie, v. Ttxioow enthülsen, sehroten, pinso).
P. Simplex s. vulgaris Sprödigkeit imd Abschilferung der
Haut infolge verminderter Talgdrüsensekretion. Hierher gehöiü:
P. tabescentium, die genannte Erscheinung bei Phthisi-
kern und Marastischen.
F. versiculor (eig. die Farbe ändernd, überhaupt ge-
färbt) s. Dermatomykosis furfuraeea Kleienflechte, eine
durch einen mikroskopischen Pilz (Mikrosporon furfur) ver-
ursachte Hautkrankheit, in leicht juckenden, hell- bis dunkel-
braunen, glatten oder massig schilfernden, verschieden grossen,
meist ziemSch scharf begrenzten, flachen Flecken bestehend, welche
nur an gewöhnlich bedeckten Körperstellen, besonders bei kachek-
tischen, namentlich phthisisch disponirten Personen vorkommen.
F. rubra rote Kleienflechte, eine dem Ekzema squa-
mosum ähnliche chronische, hartnäckige, mit geringem Jucken
verbundene Hautkrankheit von meist grösserer, selbst universeller
Digitized by
Google
Placentitis 391
Ausbreitung, welche jedoch während ihres ganzen Verlaufes von
keinen anderen Erscheinungen begleitet wird als von einer an-
dauernden intensiv roten Färbung mit feinen weissen, lose an-
hängenden Schuppenmassen infolge Abschilfei-ung der obersten
Epidermisschichten.
Die chronische Form der P. r. endifft nach Hebra meist
letal; die akute, meist benigne Form derselben heist Dermatitis
■exfoliativa acuta.
P. furfuracea i. q. Seborrhoea sicca.
Pit:Ki*ia'Siis rosea [Gibebt] , rubra macolata
[Baztn], circinata [Hoeand] {nigHivog Zirkel) charakterisirt
sich durch kleine rote, kaum erhabene Flecke, die in der Mitte
Schuppen tragen und sich konzentrisch ausbreitend allmählich
über den ganzen Körper ausdehnen.
P. nigra vd. Melasma.
P. pilaris vd. Liehen pilaris.
P. capitis vd. Seborrhoea capillitii.
Placenta (lat. Kuchen , ji}.axovg, jiXaxosig, jtXdSj davon
placunta [seit Colümbus 1559 Bes anatomica] bei Aristoteles
und Hippokrates noch odg^, carol).
P. praevia (praevius vorausgehend) vorgelagerter
Mutterkuchen, Fälle, in denen die Nachgeburt auf dem in-
neren Muttermund aufsitzt imd denselben entweder ganz (P. p.
centralis) oder teilweise (P. p. lateralis) bedeckt.
Placentae sueeenturlatae (succ. vd. imter Lien) Neben-
plazenten, durch Teilung der P. in kleinere (neben der Haupt-
plazenta).
P. febrilis vd. Crusta inflammatoria.
Placentitis Fruchtkuchenentzündung, in Zusam-
menhang mit Endometritis (auch Syphilis) stehende Bindegewebs-
wucherung mit Ausgang in Schrumpfung und Verödung, die in
höheren Graden Abortus zur Folge haben kann.
P. decidualis, die Erkrankung beginnt mit fibröser Ver-
dickung der Decidua serot. und beteüigt sekundär das Plazentar-
gewebe, entweder in einer diffusen oder in einer knotigen
Form.
Eine andere Form nimmt ihren Ausgang von der Adventitia
der Gefässe in Form umschriebener Knoten (Periarteriitis
placentaris nodosa) oder in diffuser Form (Periart. plac.
diffusa), wobei den Verästelungen der Nabelarterie entsprechend
die Plazenta mit dicken weissen Strängen durchsetzt ist [nach
Birch-Hirschfeld].
Digitized by
Google
392 Flagiocephalus
Plafi^iocephaliis {jiXdyiog = obliquus) vd. Brachyceplialiis.
Planom inclinatmii schiefe Ebene, ein auf einer
Unterlage ruhendes, am unteren Ende erhöhtes Brett zur Hoch-
lagerung einer ünterextremität.
P. bis-inelinatum s. inelin. duplex dieselbe Vorrichtung
zur Hochlagerung nur des Obersehenkels, während eine zweite
Fläche, der Stelle des Kniegelenks entsprechend, im stumpfen
Winkel nach abwärts gerichtet, an das Ende der ersten ange-
fügt ist.
Plaqoe (franz. Fleck, Jtkd^ Platte).
Plaques opalines (opalus Opal) Milchflecke der Schleim-
häute, besonders des Mundes, in zirkumskripten, flächenhaften
leichten Verdickungen durch anomale Bildung und Anhäufung
von Epithel bestehend, von gi-össter Ähnlichkeit mit einer ober-
flächlichen Ätzung der Schleimhaut mit Höllenstein, gewöhnlich
Symptom von Syphilis.
Plaques muqueuses Schleimpapeln,vd. Condylomata lata.
Plasmodien der Malaria (:rXdajLia), kleine rundliche
oder unregelmässig geformte Mikroorganismen (Protozoen),
welche Makchiafava und Celli im Blute von Wechselfieber-
kranken und zwai' im Innern der roten Blutkörperchen entdeckten.
Künstliche Züchtung des P. ist nicht gelungen, wohl aber erfolg-
reiche Impfung mit dem Blute von Mäariakranken. Nach Golgi
soUen den verschiedenen Fieberstadien ganz bestimmte Entwicke-
lungs- bzw. Teilungsformen, der Tertiana und Quartana sogar
morphologisch verschiedene Unterarten des (zu den Sporozoen oder
Gregarinen zu rechnenden) Mikroben angehören.
cf. Malaria.
Plasodermatosen [Tommasoli] {r6 dsQfia Haut) mit
Wucherung bzw. Neubildung verbundene Hautkrank-
heiten. Die ganze Klasse teilt T. ein in: 1. Nodulodermiten
(s. dort), wozu gehören : Aktinomykosis cutan., Malleus, Granuloma
fungoides, Lymphodermia pemic. [Kaposi], Syphilom, Lepra,
Scrophuloderma, Tuberculosis verrucosa, T. cutis, Lupus, und
2. Plasodermiteu, wozu die zahlreichen benignen und malignen
epitheh'alen und Bindegewebsneubildungen gehören.
Plastik (v. Tikdoaco formen, bilden) plastische Ope-
ration, die Verpflanzung von freien oder gestielten Hautstücken
auf defekte Partien der Körperoberfläche.
Platyeeplialos {jtXatvg flach) vd. Brachycephalus.
Platymorphia (v f^ogcpi] G-estalt), sc. bulM, Flach-
bau des Auges, Verkürzung des geraden Durchmessers, häufige
Ursache von Hypermetropie.
cf. Bathymorphie. B'ROlVr — —
FRED'K E. CHANDLER, M. D.,
5 Ashland St., Harrison Sq.,
DORCH[STc.R, ^ - -, MASS.
.Google
Pleuresia 393
Plefi^aphoilie [SeHBWALD] (97 :jilr)yri Schlag, 97 (pcovrf
stimme, bezw. rj dqpcovia Stimmlosigkeit) neue diagnostische
Methode als Ersatz für die Prüfung der bei Aphonie fehlenden
Bronchophonie. Die Stimme wird dabei durch den Perkussions-
schlag auf den Kehlkopf ersetzt und die dadurch hervorgerufene
SchaUerscheinung am Brustkorb auskultirt.
Pleomorphismos {nUwv, Kompar. von jiokvg viel,
97 ßogqpi] die Form, G-estalt) die Vielgestaltigkeit, die
Fähigkeit, mehrere Gestalten anzunehmen, wie sie z. B. von
Nägeli für die Bakterien behauptet wurde im Gregensatz zu den
Vertretern von der „Konstanz der Form".
Plessig^raph [Petek] (jiXijaoco sehlagen, ygcKpco sehrei-
ben) ein Plessimeter, welches eine genauere Abgrenzung des Per-
kussionsschalles ermöglicht.
Plessimeter (t6 fxixQov Mass) kleine dünne Platte von
Hom oder Holz zur mittelbaren Perkussion (zur Bestimmung —
fÄStgsco — des Schalles).
Plethora (?? TtXrj^wga Vollblütigkeit, y,7ikrj^(o voll sein)
s. Polyämie, allgemeine Hyperämie, Zunahme der Gesamt-
masse (nach Anderen hauptsächlich der i-oten Körperchen) des
Blutes.
Man unterscheidet eine
PL vera s. sanguinea, insbesondere die durch Transfusion
entstehende Blutüberfüllung.
PL apoeoptica, die vermeintliche Blutüberfüllung
des Körpers nach Verlust grösserer Köi-perteile.
PL serosa, wenn das Blut nur in seinem serösen Bestand-
teile vermehrt ist.
PL polyeythaemiea vd. Polycythaemie.
PL hyperalbuminosa vd. Hyperalbuminosis.
PL spuria s. ad vasa, ad spatium, partielle Hyperämie.
PL abdominalis Erweiterung der in der Bauchhöhle ent-
haltenen Gefässe, speziell die Überfüllung des Pfortadersystems,
wie sie einesteils bei zu üppiger und ruhender Lebensweise, an-
derenteils bei Druckverminderung durch erschlaffte Bauchdecken
vorkommt — also exkl. Stauung.
Plethysmofi^rapli [Messe] (jzXrjd-vco voll sein, an-
schwellen, ygdqpco schreiben) Apparat, welcher die durch die
Blutbewegung bedingten pulsatorischen Anschwellungen (Volums-
veränderungen) einer Extremität aufzeichnet.
Pleoresia i. q. Pleuritis.
Digitized by
Google
394 Pleuritis
Pleuritis (17 jrXevQiug, 8c, vooog Seitenstechen, v.
v nXsvQOL, gewöhnlich Plur. die Seiten) Lungenfell- oder
Ißippenfellentzündung; in Verbindung mit Lungenentzün-
dung als Pleuropneumonie bezeichnet, während der Name
Pneumopleuritis s. Peripneumonia für diejenigen Fälle
angewendet wird, bei denen die P. als die bedeutendere Ericrankung
gegenüber der Püeumonie in den Vordergrund tritt.
Die P. ist entweder eine primäre, oder häufiger sekun-
däre, eine traumatische, eine rheumatische (durch Erkäl-
tung), eine zirkumskripte (dann ohne kopiöses Exsudat: P.
sicca s. fibrinosa) oder diffuse (auf grössere Strecken der
Pleura verbreitete, meist serös -fibrinöse P.), oder eine eite-
rige (c/. Empyem), eine hämorrhagische (bei Skorbut, hä-
morrhagische Formen der akuten Exantheme, oder bei Tuberkulose
der Pleura, wobei es sich häufig mn rezidivirende Entzündung
einer vaskularisirenden Neomembran handelt, analog derjenigen
bei Pachymeningitis haemorrhagica), eine metastatische {vd.
Pyämie und Septikämie), eine urämische, eine tuberkulöse
(sei es in Form von Tuberkeleruptionen in der Pleura [vd, P. hae-
morrhagica], oder von exsudativer Entzündung, die sich zu peri-
pherischen Lungentuberkeln gesellt, oder durch Perforation von
Kavernen), eine einseitige oder doppelseitige (P. duplex),
eine akute oder chronische etc.
F. deformans, Schrumpfung der durch wiederholte Exsuda-
tionen verdickten imd in fibro-kartilaginöse Schwarten umgewan-
delten Pleura (pulmonalis), wodurch es zu Retraktion des darunter
liegenden Lungengewebes kommt, wobei der Hilus der Lunge das
Retraktionszentrum bildet und die Lungenränder abgerundet wer-
den, während der durch die Retraktion frei werdende Raum im
Pleurasack sich mit Flüssigkeit füllt, soweit nicht der Thorax
entsprechend eingesunken ist.
cf. Pneumonia dissecans, Retrecissement, Cirrhosis pulmonalis.
Pieorodynie (^ ddvvr} Schmerz) ist Rheumatismus
der Brustmuskeln, Myalgia pectoralis und intercostalis, nicht
zu verwechseln mit pleuritischem Schmerz und Interkostalneu-
ralgie.
cf. Myalgia.
Pleoropericftrditis vd. Pericarditis externa.
Pleoropleg^ie s. Ophthalmopleoroplegie {:ih)ooco
schlage, lähme) eine von Schapringer vorgeschlagene Be-
zeichnung für die Lähmung der konjugirten Seitenbewegung der
Augen.
Pleuropneomonie vd. Pleuritis.
Pleurothotonos (jikevoo^sv von der Seite her, 6 xovog
Spannung) vd. Tetanus.
Digitized by
Google
Fneiunatocele 395
Pleorotomie (refivco schneiden) i. q. Thorakotomie.
plexiformis (plexus Geflecht — jtkexo) flechten —
forma G*estalt) gefl echt artig (von Neoplasmen.
Plexoslähmons^, Lähmung des Arm- oder Bein-
nervengeflechte s. Besondere Formen dei*selben sind die k o m -
binirten Lähmungen der Armnerven.
L Erhasche Plexuslähmung (besser Duchenne - Erhasche
Lähmung, da Duchenne sie zuerst als Paralysie obst^tricale infan-
tile du membre sup^rieur beschrieben hat) eine meist auf trauma-
tischem Wege, jedoch auch durch Druck von Tumoren in der
Halsgegend entstehende (auch bei Poliomyelitis) beobachtete Läh-
mung des 5. und 6. Cervikalnerven, die mit Lähmung des
Muse, deltoides, BrswhisJis internus, Biceps, Infra- und Supra-
spinatus und der Supinatoren einhergeht.
IL Klumpke^sche Plexuslähmung, Lähmung der
imteren (3. u. 4.) Wurzeln des Plexus brachialis, durch
atrophische Lähmung des Thenar, Hypothenar und der Interossei,
Anästhesie im Gebiet des N. ulnaris und medianus und oculo-
pupilläre Phänomene charakterisirt.
Pliea polonica s. Triehoma (pUca Falte), „Weichsel-
zopf", in den unreinlichen Bevölkerungsschichten an den Ufern
■der Weichsel und des Dniepr, in Galizien, Posen, Polen etc. vor-
kommend, ist keine Krankheit sui generis, sondern eine durch
Schmutz, Ungeziefer imd Nichtgebrauch von Seife, Kamm und
Scheere hervorgerufene äusserst dichte Verfilzung des Haupt-
haares.
Plicotomia anterior oder posterior Durchschnei-
dung der vorderen oder hinteren Trommelfellfalte.
Plomaceolom (franz. plumaceauj v. plumacium das
Pederkissen, pluma Flaumfeder, da man früher kleine
Federkissen zu gleichem Zwecke benutzte) Charpie-
bäuschchen aus geordneter Charpie.
Pnemnatliäinie (ro Tivsvua Hauch, Luft, Atem;
To aifia Blut) Eindringen von Luft in den Blutstroni.
cf. Embolie (Luft-E.).
Pneomatocele (17 xi^Xr] Bruch, G-eschwulst, v. xldco,
breche) bedeutet sowohl Luftgeschwulst, zirkumskripte Er-
füllung subkutaner Bäume mit Luft infolge Kommunikation mit
den Atmungswegen oder der Paukenhöhle, — als auch Lungen-
brueh, angeborene HervoiTagung eines Teils der Lungensubstanz
durch eine Öffnung des ßrustramnes.
P. capitis vd. Pneumatocephalus.
cf. Emphysema sabcntaneum.
Digitized by
Google
39G Fneumatocephalus
Pneumatocephalus (^ xeqaXi^ Kopf)s.PhysoeephaIns
s. Pneumatocele capitis umschriebene Luftgeschwulst
am Kopfe in Zusammenhang mit den Zellen des rroc. mastoi-
deus oder den Sinus frontales.
Pnemnatometrie (,uetgi(o messen) von Waldenburo
in die Diagnostik eingeführte Methode, den Exspirationsdruck und
die Inspirationskraft manometrisch zu bestimmen und aus der
Grösse und dem Verhältnis beider gewisse Erkrankungen der Re-
i«pirationsorgane zu diagnostiziren.
Pneumatometer der zur P. dienende Apparat, eine mit einer
Skala versehene, bis zu einer gewissen Höhe mit Quecksilber ge-
füllte und mit einem Schlauch mit Gesichtsmaske in Verbindung
stehende U-Röhre.
cf. Spirometrie.
Pneumatose (^ jtvFVfzdTwoig Aufblasen, v. Jirev/naroco}
vd. Meteorismus.
Pneumatoskop (oxojreco besichtigen) nannte Win-
TRiCH einen von ihm konstniirten Apparat zur Messung der Gase
der Exspirationsluft. Neuerdings wandte Gabritschewsky die-
selbe Bezeichnung an für ein von ihm erfundenes Instiiunent zur
^inneren Auskultation der Respirationshöhle". Ein helmartiges
Mundstück aus Hartgummi wird vor den halboffenen Mund des-
Pat. gehalten; dasselbe fängt die Schallerscheinungen (Atmungs-
geräusche oder den gleichzeitig durch Perkussion erregten Schall)
durch zwei Schläuche, wie beim binaurikularen Sthetoskop, auf
und leitet sie zu den Ohren des Untersuchers.
Pneumaturie (r6 ovgov Urin) Entfernung von
Gasen, die entweder durch eine Fistel aus dem Darme in die
Blase gelangen oder in dieser durch Zersetzung (P. diabetica)
entstehen, mit dem Harn.
Pneumatotlierapie die Verwendung der atmo-
sphärischen Luft in verdünntem oder verdichtetem Zustande
zu Heilzwecken. Die Anwendung ist entweder eine allgemeine
(pneumatisches Kabinet) oder eine lokale (pneumatische Apparate
von Schnitzler, Waldenburg u. s. w.).
Pneumocele (17 xijXv Bruch) scrotalis Luft- und Gas-
ansammhmg im Hodensack [Verneüil].
Pneumokokkus der sogenannte Pneumoniepilz. Kein
eigentlicher Kokkus, sondern ein — allerdings sehr kurzer, viel-
fach kugelig erscheinender — Bacillus, der meist einzeln, selten
paarweise oder in Reihen von 3 oder 4 Elementen auftritt und
sich innerhalb des Körpers mit einem durchsichtigen Hofe (Kapsel)
umgibt, von Friedländer und Frobenius in den Lungen und
im Auswurf an krupöser Pneumonie Erkrankter gefunden, auf
Digitized by
Google
Fneumonia 397
Nährböden gezüchtet und mit Erfolg auf Mäuse verimpft, daher
als pathogen betrachtet. Da er aber weder ausnahmslos noch
ausschliesslich bei krupöser Pneumonie gefunden wird, und
die Methoden der Züchtimg und Übertragung nicht einwandfrei
sind, ist seine spezifisch-pathogene Bedeutung höchst fraglich,
cf. Pneumonia, Pnenmoniekokktis.
Pneumonia {fi jivevfjiovla v. 6 jivsvf^cov, -ovo; Ijunge)
Entzündung des Lungenparenchyms.
P. erouposa, krupöse Lungenentzündung, plötzlich be-
ginnende und meist mit kritischem Fieberabfall endigende akute
Limgenaffektion, von der folgende Stadien des pathologisch-ana-
tomischen Befundes unterschieden werden:
Stadium der Anschoppung (^«{yoMemeni) Hyperämie und
Erguss einer eiweissreichen klebrigen Flüssigkeit in die Alveolen
(Ursache des Knisterrasseins).
Stadium der roten Hepatisation: die aus den über-
füllten Kapillaren austretenden roten und farblosen Blutkörper-
chen werden durch das gerinnende Fibrin des Serums zu einem
■das Lumen der Alveolen füllenden festen Körper, dem pnemno-
nischen Exsudat, verbunden.
Stadium der gelben Hepatisation: eine weiter hinzu-
tretende zellige Infiltration des interalveolären Gewebes und Proli-
feration des Alveolenepithels komprimirt die Blutgefässe, wodurch
neben der bereits beginnenden Entfärbung der extravasirten roten
Körperchen ein weisslich-gelber, eiterähnlicher Farbenton der in-
filtnrten Teile herbeigeführt wird.
Stadium der eiterigen Infiltration und Eesolu-
tion: das ergossene Fibrin schmilzt zu einer weichen amoi-phen
Oelatine imd ynrd mit den Besten der Blutkörperchen teils als
eiterig-schleimiges Sputum (S. coctum) expektorirt, teils als fettiger
Detritus resorbirt [nach Rindfleisch].
P. e. astheniea.
1. Individuell oder sekundär asthenische P., wobei
-die Ursache der Adynamie im Individuum liegt (Kachexie, hohes
Alter, Potatorium) oder die P. als Komplikation anderer schwerer
Krankheiten, besonders Infektionskrankheiten, auftritt.
2. Primär oder epidemisch-asthenische P., wobei die
Adynamie durch die besondere Pneumonieursache, die eine atmo-
sphärische oder miasmatische zu sein scheint (Alpenstich) bedingt
ist. Solche Pneumonien sind charakterisirt durch mehrtägige Pro-
dromalerscheinungen, Mangel des initialen Schüttelfrostes, zögernde
Exsudation, typhoide Erscheinungen und häufige Komplikation
mit Ikterus [Volkmann's Sammlung klinischer Vorträge 82],
P. biliosa ist krupöse P. mit Iktems, gewöhnlich identisch
mit der primär asthenischen P.
Digitized by
Google
398 Pneumonia
P. massiva (von massa Klumpen, Knoten) [Grancheb**
Pneumonie]. Eine Fonn von krupöser P., die mit der Bildung^
solider Fibrinpfröpfe, welche nicht nur die kleinsten, sondern auch
die grösseren, ja manchmal selbst die grossen Bronchien ausfüllen,
einhergeht. Sie ist von besonderem Minischen Interesse, da sie
physikalisch fast dieselben Symptome darbietet wie die Pleuritis
und sich nur durch die Verstärkung des Stimmfremitus von ihr
unterscheidet.
Bei der Frage, ob imd welcher Spaltpilz in ursachlichem Zu-
sammenhang mit der krupösen P. stehe, machten sich der Pneu-
mokokkus [Friedländer und Frobenius] imd der Pneumonie-
kokkus A. Fränkel^s den Bang streitig.
Da der letztere fast regelmässig bei krupöser Pneumonie ge-
funden, der erstere häufig vermisst wird, dürfte der FRlNKEL'sdie
Diplokokkus mit grosser Wahrscheinlichkeit als pathogen anzu-
sehen sein (cf. Pneumokokkus und Pneumoniekokkus).
Ausser der P. crouposa kennen wir bisher noch zwei weitere
.mit Sicherheit auf Bakterien zurückzuführende Formen, näm-
lich die
Streptokokken-Pneumonie [Finkler] und die
Influenza- Pneumonie [R. Pfeiffer, Weichselbaum
u. A.).
cf. Streptococcns, Bacillus.
Broneho-Pneumonia.
a) P. catarrhalis Broncho-P., lobuläre P. ist ein sekun-
därer Erkrankimgsprozess, dem stets eine Entzündung der Bron-
chialschleimhaut vorausgeht. Die drei ersten Lebensjahre, Greisen-
alter, Atrophie, Ehachitis imd Masern disponiren besonders dazu.
Ihr Sitz ist vorzugsweise in den hinteren unteren Teilen der Lunge.
Erst tritt LimgenkoUaps ein, dann schreitet der Prozess herdweise
zur Entzündung fort, deren feinere Vorgänge darin bestehen, dass
nach vorgängiger Hyi)erämie eine reichliche Einwanderung von
lymphoiden ZeBen in das Bindegewebe und in das Lumen der
Alveolen stattfindet imter Quellung [nach Rindfleisch auch unter
aktiver Proliferation] der Alveolarepithelien. Die Rückbildung
findet durch fettige Degeneration, Resorption und Expektoration
der angehäuften Zellen statt.
b) Broncho-P. tuberculosa die käsige oder tuberku-
löse Broncho-P. ist das weitere Fortschreiten der ursprüng-
lichen Tuberkelgranulation imd setzt sich zusammen: 1. aus einer
tuberkulösen Verschwärung der Bronchialschleimhaut , 2. einer
schwielig-tuberkulösen Peribronchitis , 3. aus einer skrofulösen
käsigen P., Desquamativ-P.
P. scrofulosa skrofulöse oder käsige P., ein Teil der
käsigen oder tuberkulösen Broncho-P., unterscheidet sich von der
Digitized by
Google
Fnetunonia 399
gewöhnlichen Katarrhal-P. vorzüglich dadurch, dass bei ihr die
zellige Infiltration der Alveolarsepta das Wesentliche ist, wobei
sekundär eine Proliferation und Desquamation der Epithelialzellen
der Alveolen stattfindet (Desquamativ-P.). Durch die massen-
hafte Zellenanhäufung tritt Obliteration der Alveolarlumina, Anä-
mie und Nekrobiose ein. Es ist eine die Tuberkulose häufig be-
gleitende accidentelle, bald mehr chronische, bald mehr akute und
diffuse Lungenentzündung, deren Hinzutreten ausgedehnte Zer-
störungen der Lunge und einen schnellen Verlauf der Tuberkulose
bedingt.
ISach Buhl kommt die Desquamativ-P. auch selbständig vor
(genuine Desquamativ-P. s. u.).
P. chronica. Wesentlich ist die Wuchenmg des interstitiellen
Bindegewebes (P. interstitialis chronica), deren Eesultat die
Bindegewebsverhärtung, Cirrhosis pulmonum, ist.
Sie tritt primär auf z. B. bei Pneumonokoniose oder sekimdär
bei Tuberkulose (Peribronchitis, käsige Broncho-P.) imd mehr
diffus hauptsächlich als Ausgang der akuten, nicht zur Lösimg
gekommenen krupösen P., worüber jedoch die Autoren nicht einig
sind (c/. P. desquamativa, Cirrhosis pulm.).
Die Desquamativ- und chronische P. nach Buhl's Auf-
fassung. (Zwölf Briefe.)
P. desquamativa. Während katarrhalische und krupöse P.
lediglich superfizielle Entzündungen sind und — nach B. — auch
bleiben, liegt bei der P. d. das Hauptgewicht auf der entzünd-
lichen Beteiligung des Stromas; die Desquamation der Epithelien
ist sekundär, von wesentlich diagnostischer Bedeutung. Sie
tritt in drei Graden auf;
a) P. d. consecutiva im Gefolge schwerer Allgemeinprozesse,,
wie Tjrphus, Pyämie, akute Exantheme etc. Der Vorgang ist
analog der konsekutiv akut-parenchymatösen Nephritis, die Epi-
thelien quellen, füllen sich mit feinen Kömchen imd desquamiren.
Das Stroma ist nur serös infiltrirt.
b) P. d. genuina hat symptomatisch Ähnlichkeit mit kru-
pöser P. : Fieber, verbreitetes Knisterrasseln, etwas leeren, zuweilen
tympanitisch klingenden Perkussionsschall, gemischtes oder Bron-
chialatmen, blutigen Auswurf, in welchem man mikroskopisch Al-
veolarepithelien in grosser Menge, teilweise fettig entartet, ohne
Eiterkörperchen entdeckt. Der Prozess ist in den oberen Limgen-
teilen immer stärker entwickelt als in den unteren. Das Lifiltrat
der Interstitien hat einen überwiegend zelligen (plastischen) Cha-
rakter.
c) Nekrosirende Desquamativ-P., käsige P., ist käsig
degeneiirte Desquamativ-P., die häufigste Form. Der Grund der
Digitized by
Google
400 Fneumoniekokkus
Nekrosining ist ausser dem Druck der interstitiellen embryonalen
Bindegewebswucherung der genuinen D.-P. eine die feinsten
Arterienzweige noch ausserdem begleitende, in ihrer adventitiellen
Scheide sitzende und diese bald zu Höckern auftreibende (und
dadurch besonders die Grefässe komprimirende), bald sich diffus
verlierende Zellenentwicklung mit wuchernden kleinen glänzenden
Kernen.
P. interstitialis ehroniea, Cirrhosis pnlmonuni ein Aus-
gang der Desquamativ-P., und nur dieser, eine Wucherung
des plastischen Infiltrats im Stroma und Umwandlung desselben
zu Bindegewebe, in dessen Masse das alveoläre Parenchym und
die feinsten Bronchien eingeschlossen, obliterirt und imterge-
gangen sind.
P. caseosa vd. P. scrofulosa (Broncho-P.).
P. dissecans [Rindfleisch] eine von der Pleura aus sich
fortsetzende Vereiterung der Bindegewebssepta zwischen den
grösseren lobulären Abteilungen der Lunge, wodurch diese aus-
einanderfallen.
Bühl nennt diese seltene Form purulente (pyämische und
zwar lymphangi tische, nicht von Infarkten abhängige) Inter-
lobular-P.
P. emboliea tritt entweder auf als einfacher hämorrha-
gischer Infarkt der Pulmonalarterie , wenn die Wirkung des
Embolus nur eine rein mechanische ist, oder als metastatischer
Abszess, wenn der verstopfende Pfropf ein infektiöser ist.
P. hy postat ica ist katarrhalische Pneumonie, hervorgegangen
aus Hypostase (s. d. und Splenisatio pulmon.).
P. interinittens vd. Malaria (Febr. interm. pemic. pneu-
monica).
P. interstitialis vd. P. chronica und Cirrhosis pulm.
P. malleosa Rotz-P., eine bei chronischem Rotz vorkom-
mende Lungenaffektion , bei welcher sich inselförmige Hepati-
sationen und Abszesse bilden.
P. notha veraltete Bezeichnung für akute diffuse Kapillar-
bronchitis.
Fremdkörper- oder Sehluek-P. die durch Aspiration von
Fremdkörpern, Mageninhalt bei Ileus etc. mit Vorliebe im unteren
und mittleren Lappen der rechten Lunge erzeugten lobulären
katarrhalisch -pneumonischen Infiltrationen, oft mit zentraler
sphazelöser Erweichung (Brandkavemen).
Pneumoniekokkus s. Diplokokkus pneu-
moniae ein „ovalär gestalteter Diplokokkus, dessen Glieder
Digitized by
Google
Fnemnonokoniose 401
eine unverkennbare Ähnlichkeit mit der Form einer Lanzette
besitzen" [A. Fränkel], der erst bei sehr starker Vergrössenmg
als Kurzstäbchen (Bacillus) erscheint, meist paarweise, seltener in
Ketten von fünf und mehr Gliedern auftritt und im Körper von
einer glänzenden Kapsel umschlossen wird, von dem Pneumokokkus
Friedlander's durch sein Verhalten gegen gewisse Farbstoffe,
sowie durch seine geringere Resistenz gegen Temperaturen etc.
unterschieden. Er wurde von A. Fränkel im Sputum Pneu-
monischer, im hepatisirten Lungengewebe, sowie bei Empyem
nach Pneumonie imd im Exsudat einer Cerebrospinalmeningitis
gefunden. Wiewohl nun der gleiche Pilz auch im Sputum anderer
Kranken und im Speichel und Nasensekret Gesunder, sowie bei
Peritonitis, Perikarditis imd Otitis vorkommt, obgleich femer
durch Impfung Septhaemie, aber niemals Pneumonie hervor-
gerufen wurde, so spricht doch das fast konstante Vorkommen bei
Pneumonie dafür, dass F. 's P. bei gegebener Disposition der
menschhchen Lungen die Pneumonie hervorruft, dass er aber unter
günstigen Bedin^ngen auch andere Organe, wie das Bauchfell,
den Herzbeutel mfiziren kann,
cf. Pneumokokkus, Pneumonie.
Pneumonokoiiiose (y.xovioco, ^ xovigStSMh) Staub-
inhalationskrankheiten, die ihre Entstehung bestinunten
Staubgattungen, nicht dem Staub im allgemeinen, verdanken.
P. anthrakotiea von Stein- und Holzkohlenstaub, Graphit
und Russ, vd. Anthrakosis pulmonum.
F. siderotiea s. Siderosis s. Metallosis pulmonum Ein-
lagerung von Metallstaub, schwarze imd rote Eisenlunge
(erstere vom Eisenoxyduloxyd imd phosphorsauren Eisenoxyd,
letztere von Eisenoxyd). Das Limgenparenchym schrumpft zu
cirrhotischen Knoten; Verkäsung imd Tuberkeleruptionen sind
viel häufiger, als bei der Anthrakosis.
Durch Mischung von Metall- und Sandsteinstaub entsteht
das Grinder^s asthma. Schleiferas thma, d. i. katarrhalische
Affektionen mit Emphysem oder Phthisis.
Aluminosis pulmonum Einlagerung von Thonerde-
staub,, imd Chalieosis, Einlagerung von Kieselstaub. —
Spezielle Formen sind das Asthma gypseum, die Lungen-
affektion der Gips- und Kalkarbeiter, die Phthisis lapi-
darum s. Spado hippokraticus, die Steinbrecher-
krankheit.
Das Hauptresultat dieser Schädlichkeiten ist chronische
Lungenphthise.
Tabaeosis piilmonum Einlagerung von Tabakstaub.
Bei den wenigen beobachteten Fällen fand sich hochgradige
Lungenatrophie.
Roth' 8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. 26
Digitized by
Google
402 Fneumonomykosis
Pneumonie eotonneuse (franz. coton Baumwolle) durch
BaiimwoUenstaub hervorgerufenes chronisches Lungensiechtum.
cf. Asthma satuminum.
[Meist nach ZH. l: Bd.]
PneumoiiOinykosis (o fAvxrjg Filz) Pilzbildung in
den Lungen, jedes Mal nur in zuvor schon krankhaft affizirten
Parenchym teilen der Lunge oder den Bronchien beobachtet, wo
sie manchen Fällen von Bronchitis putrida zu Grunde liegt, zur
Bildung missfarbiger, stinkender oder geruchloser Herde fühi't
und von deletärem Einfluss zu sein scheint. Nach den zu Grunde
liegenden Pilzen ist eine P. aspergillina, sarcinica etc.
unterschieden worden.
Pneumopericardiuiii (ro jzvevjua Luft, t6 nsgtxdQdiov
was um das Herz ist, Herzbeutel) Luft im Herzbeutel.
Es ist unsicher, ob dieses, von tramnatischem Ursprünge abge-
sehen, seltene Vorkommnis durch Gasentwicklung aus einem
jauchig-eiterigen Exsudate (Pyopneumopericardium), oder
durch Eindringen von Luft aus den Pleurahöhlen in den durch
krankhafte Prozesse eröffneten Herzbeutel zu stände kommt [ZH].
Pneumoperitoneuin, P.-itis i. q. Meteorismus pe-
ritonealis.
Pneumopleuritis i. q. Peripneumonie, vd. Pleuritis.
Pneümorrliag^ie (6 jirev/ucov Lunge, griywfii bersten)
ein stärkerer Grad von Hämoptoe, „Blutsturz".
Pneumothorax (o i^cu^a^ Brust) Ansammlung von
Gas oder atmosphärischer Luft im Pleurasack, ge-
wöhnlich gleichzeitig mit Eiter oder Blut.
Je nachdem Serum, Eiter oder Blut schon vor dem Eintritt
des Gases vorhanden waren oder erst später hinzukommen, spricht
man von
Hydro- s. Seropneumothorax und Pneumosero-
thorax,
Pyopneumothorax und Hämatopneumothorax —
oder von
Pneumopyothorax und Pneumohämatothorax.
Pneumotomie {xifxvco schneiden) Lungenschnitt,
eine seltene, meist erfolglose Operation bei Lxmgen-Abszess,
-Gangraen und Cavernen, bestehend in Inzision des Thorax,
Rippenresektion imd Eröffnimg der Höhle durch Schnitt oder
Thermokauter.
Pneumotyplius (o TV(pog Betäubung, Typhus) ver-
altete Bezeichnung von mit Pnemnonien komplizirten Abdominal-
typhen.
Digitized by
Google
Foliomyelitis anterior 403.
Podäg^ra (^ jioSdyga Fussfalle, v. 6 novg, jioSog Fuss,
^ äyga das Gefangene, Beute, v. aigsw, dygeco fange) vd,.
Arthritis urica.
Podartlirokace (6 jtovg Fuss, t6 äg^gov Gelenk,
^ xdxrj V. xa«oV schlecht) die Karies des Fussgelenks.
Podelkoma {sXxcjfia v. eXkom, ekxos ulcus) i. q. Mycetoma.
Poikilocytose {jioixiXog mannigfaltig, verschieden-
artig, t6 xvTog Bläschen, Zelle) nennt Quincke eine sehr
häufig bei perniziöser Anämie vorkommende Veränderung der'
roten Blutkörperchen, welche nämlich an Form und Grösse eine
ausserordentliche Verschiedenheit zeigen.
Points douloureux vd. Puncta dolorosa.
Polarisation (o sioXog Drehpunkt, v. sioUm drehen)
nennt man
1. die Ansammlung der durch Zersetzimg der Elektrolyten
(d. i. der Flüssigkeiten, in -welche die galvanischen Elemente ein-
tauchen) sich bildenden Elemente an der betreffenden Metallplatte
(also z. B. beim Wasser des Sauerstoffes an der negativen Platte,
d. i. Pol) und die dadurch erfolgende Abschwächung und Inkon-
stanz des Stromes;
2. die chemisch ätzende Wirkung des Stromes an der Ap-
plikationsstelle der Elektroden, iadem Wasser und Salze des
Blutserums zerlegt werden und (als sogen. A ri i o n e n und Kationen
— V. d log Flüssigkeit, besonders fressende Feuchtigkeit, Gift)
an der Stelle der Elektroden sich ansammeln (an der Anode
Sauerstoff, Kohlensäure und Chlor).
Polar! siren i. q. elektrotonisiren.
Polariskop {pxonem besichtigen) ein von Eose an-
gegebenes Instrument zur Bestimmung des Farbensinnes, welches
auf dem Prinzip der Vergleichung durch Spektral- und Inter-
ferenzfarben beruht.
Polioencephalitis {nohog grau, 6 iyxiqpaXog Gehirn),
wörtlich: Entzündung der grauen Gehirnsubstanz, von
Wernicke imd STUtJMPELL gebraucht für zerebrale Kinder-
lähmung, vd. Paralysis infant. cerebralis.
Poliomyelitis anterior [Kussmaul] szoXiög grau,
o fivsXog Rückenmark) Entzündung der grauen Vorder-
hörner des Rückenmarkes. Sammelname für die mit Muskel-'
atrophie einhergehenden Erkrankungen der grauen VorderhÖmer.
Man unterscheidet die akuten Fälle, bei welchen die Lähmung 1
der Atrophie vorhergeht als atrophische Spinalparalyse,
26*
Digitized by
Google
404 Poliosis
von den chronischen spinale Muskelatrophie benannten, bei
welchen Lähmung u. Atrophie anscheinend gleichzeitig auftreten.
cf. Atrophia musculoram progressiva.
Die P. anterior ist eine akute, subakute oder chronische.
L P. anterior acuta, akute atrophische Spinal-
paralyse mit Allgemeinerscheinungen (Fieber, gastrische Symp-
tome) einhergehend und sehr rasch (oft in wenigen Stunden) zu
motorischer Lähmung führend. Die Lähmung kann nur eine
Extremität befallen oder sofort allgemein weäen. Grewöhnlich
sind beide Arme oder beide Beine oder beide Beine und ein Ann
betroffen. Die Sphinkteren bleiben fast immer verschont. Sen-
sible Störimgen fehlen. Im Grefolge der Lähmung tritt eine mehr
oder weniger ausgebreitete Atrophie der Muskeln mit Entartungs-
reaktion auf, die teilweise wieder zurückgeht Die Beflexe sind
in den gelähmten Gebieten erloschen.
Man unterscheidet P. anterior acuta adultorum und
P. anterior acuta infantum, Paralysis infantum spinalis
[Heine] s. essentialis [Eillich] die l^äufigste Form der akuten P.
Man unterscheidet 1. ein Initialstadium mit schnell zu-
nehmender Lähmung u. Fiebererscheinung; 2) ein Stadium des
Stillstandes; 3) ein Stadium des Eückganges, in welchem
die Lähmung zurückgeht und nur in einzelnen Gebieten bestehen
bleibt und 4) ein chronisches Stadium, in welchem die
Atrophie dauernd wird.
Die schwereren Formen der spinalen Kinderlähmung haben
stets bleibende Wachstumsanomalien (Zurückbleiben der Knochen-
entwicklung) zur Folge.
IL P. anterior subacuta und chronica, s üb akute und
chronische atrophische Spinallähmung mit langsamerem
Auftreten der Lähmung und Atrophie imd fast nur bei Er-
wachsenen vorkommend. Man kann drei Klassen unterscheiden:
1) Fälle, die sich von der akuten P. nur durch die langsamere Ent-
wickelung unterscheiden und denselben Verlauf und dieselbe
Besserung zeigen, 2) Fälle von chronisch progressivem anstatt
regressivem Verlauf, 3)FäUe peripherer Natur (periphere Neuritis),
die unter dem Bilde der chronischen P. verlaufen.
cf. Myelitis.
Poliosis (17 JtoUcooig V. noh6(o) i. q. Canities.
Pollaluarie {noUdxig viel) i. q. Polyurie.
Pollution (polluere Yerunreinigen, pol- = Jtgog und
luo, luere spülen, waschen).
Pollutiones noctumae die im Schlaf (Traum) eintretenden
Samenergiessungen.
P. diumae die bei vorhandenem Bewusstsein auf rein psy-
chische oder geringfügige mechanische Reize, ohne eigentliche
Digitized by
Google
Polydipsie 405
onanistische Manipulationen eintretenden, aber noch von sexueller
Erregung abhängigen imd mit sensitiven Empfindungen verbundenen
Samenergiessungen. — Auch dieser Zustand wird schon vielfach
als Spermatorrhoe bezeichnet (s. d.). Als
1*. feininae bezeichnet man die auf reflektorischem Wege
durch wollüstige Träume oder bei erethischen Individuen durch
Grenitaluntersuchung bewirkten Entleerungen des Sekrets der
CowPER'schen bezw. BARTHOUN'schen Drüsen.
Polyämie (jioXvg viel, t6 alfia Blut) i. q. Plethora.
Polyästliesie {rj ato^rjoig Empfindung) vd. Hyper-
pselaphesie.
Polyarthritis rlieamatica acuta (ro äg^gov Ge-
lenk) Rheumatismus articulorum acutus, Rheumarthritis,
hitziger Gelenkrheumatismus, eine fieberhaft verlaufende,
wahrscheinlich auf rheumatische Einflüsse bei besonders dazu
disponirten Individuen zurückzuführende Allgemeinerkrankung,
welche mit schmerzhafter Entzündung imd Exsudatbildung in
mehr oder weniger zahlreichen Gelenken und häufig auch mit
Entzündungen innerer Organe, namentüch seröser Häute und des
Endokard, einhergeht. In häufigeren Fällen nimmt an der Ent-
zündung der Synovialmembran auch das perisynoviale Binde-
gewebe, selbst Knorpel und Epiphyse teil.
P. scarlatinosa jetzt gewöhnlich als Synovitis scar-
latinosa bezeichnet, die nach Scharlach, besonders im Ab-
schuppungsstadium, nicht selten eintretende Gelenkentzündung
(vielleicht in Zusammenhang niit der grösseren Empfindüchkeit
der Haut, meist leicht, kurz dauernd imd oft nur auf die Hand-
gelenke beschränkt).
Ebenso wird der akute Gelenkrheumatismus in unverkenn-
barem Zusammenhang mit Ruhr beobachtet: P. dysenterica.
cf. Arthritis rheumatica chronica.
Polycliolie (^ x<>^ Galle) abnorm starke Gallen-
absonderung.
Polychromaemie (t6 xQ^l^^ Farbe, t6 alfia Blut)
Vermehrung des Blutfarbstoffs infolge von
Polycytitaeniie (ro xvxog Bläschen, Zelle) Ver-
mehrung der roten Blutkörperchen,
cf. Hyperglobulie.
Polydalttylie(<5(5aÄTt;Ao?Pinger)überzähligeBildung
von Fingern und Zehen,
cf. Polymelie.
Polydipsie {fj Sltpa Durst) gesteigerter Durst, im-
zweckmässig — weil nur ein unwesentliches Symptom bezeichnend
— auch für Diabetes insipidus gebraucht.
Digitized by
Google
406 Folygalaktie
Polyg^alaktie (ro ydXa, ydXaxtog "Milch) Absonderung
übergrosser Mengen Milch während des Stillens,
cf. Gralaktorrhoe.
Polyg^rapli {ygdqjo} schreiben) ein Instrument, welches
zugleich als Sphygmograph, Kardiograph und Stethograph benutzt
werden kann.
cf. Angiograph.
Polykorie (^ xo^»; Pupille) Vorhandensein mehrerer
Pupillen einer Iris als angeborener Zustand.
Polymastie s. Polymazia s. Polythelie (s. d.) (d f^aorog
Brustwarze) Überzahl der Brüste oder Brustwarzen.
Polymelie (t6 ßsXog Glied) überzählige Bildung
ganzer oder halber Extremitäten,
cf. Polydaktylie.
Polymorpli, Polymorphismus {jioXvg^iQl, tj fjtoQq)ri
Gestalt, Form) i. q. Pleomorphismus.
Polymyositis acuta (o (Avg, gen. fiv6g, lyCuskel) akute
multiple Entzündung der Muskeln mit synunetrischer
Verbreitung, vielleicht [E. Wagner] akute Form der progressiven
Muskelatrophie (vd. Atrophia musculor. progress.).
Polyneuritis (t6 vsvqov Nerv) i. q. Neuritis multiplex.
Polyopie (17 wip, <hji6g Sehen) Vervielfältigung der
Bilder beim Sehen, eine gewisse Form von Sehstörung, aus
denselben Ursachen wie die monokulare Diplopie, nur in aus-
gedehnterer We^'se.
Polyotie (ro ovg, (hrog Ohr) Missbildimg bestehend aus
kleinen oder grösseren Anhängen an der Haut der Ohrmuschel
oder ihrer Umgebung.
Polyp (o jioXvTcog s. jioXvjiovgVielfxjLBS^ Auswuchs, Po-
lyp) gestielte Geschwulst mit verjüngter Basis des
Stiels.
cf. FuDgus, Fibroid, Akrochordon, Cancroid.
Polypus fibrinosus polypöse Bildungen aus blossen Blut-
gerinnseln, wie sie sich besonders gern im Uterus um unebene
Thromben der Plazentarstelle ansetzen (Plazentarpolypen).
cf. Tamor fibrinosus.
Schleimpolypen: gallertig weiche polypöse Geschwülste
der Schleimhäute, der Hauptmasse nach durch hypertrophische
Schleimdrüsen irnd weiches Bindegewebe gebildet.
Polypanarthritis {noXvg viel, nag, Neutr. näv all^
ganz, To äg^Qov Gelenk) i. q. Arthritis deformans.
Digitized by
Google
Forose 407
Polypapilloma tropicum i. q. Framboesia tropica.
Polyphag^ie {(payelv essen) Gefrässigkeit
cf. Bnlimie, Cynorexie, Akorie.
Polyplirasie (17 (fQdoig Beden, v. q>Qd^<o) Redesucht
ein Symptom von Geistesstörung, besonders des Wahnsinns.
Polypionia {7ii<ov Adj, fett) Fettsucht.
Synon, Adipositas, Obesitas, Physkonie, Pimelosis, Polysarkie,
Lipomatosis univers.
P. infantum ein Zustand, bei welchem das Körpergewicht
oft so erstaunlich rasch zunimmt, dass die Kinder nach 9 Monaten
gegen 50 Pfund, im 10. Jahre gegen 200 Pfund wiegen können
[Beneke, Path. d. Stoffw.].
Polyposis ventricnli i. q. Etat mamelonne.
Polypotom {zifivco schneiden) Polypenmesser.
Polysarkia (^ odg^, oagxog Fleisch) adiposa i. q.
Obesitas, Polypionie.
Polyspermie i. q. Spermatorrhoe.
Polythelie (17 i^rjX^ Mutterbrust) i. q. Polymastie.
Polytricliie {rj -dgi^, rgixds Haar) i. q. Hypertrichosis.
Polyuria (ro ovgcv Urin) als Symptom häufig bei ver-
schiedenen pathologischen Zuständen (Nieren), als anhaltende
selbständige Krankheit identisch mit Diabetes insipidus.
P. spastica intermittirende P. sowohl als hysterisches Symp-
tom, als auch in Begleitung von allgemeinen Konvulsionen,
cf. Unna spastica.
Pompholix i. q. Pemphigus.
Pomplius (o 7tofA(p6g Blase) s. Urtica Quaddel, solide
flache und wenig erhabene (beetartige), in der Mitte gewöhnlich
blasser gefärbte Effloreszenz, meist durch akut entzündliches
Ödem im Papillarkörper, dem Eete mucosum oder der Kutis imd
durch Hämorrhagien bedingt.
Porencephalie {6 noQog Öffnung, v. nsigo) durch-
bohren, 6 iyxifpaXog Gehirn) angeborener, mit Idiotie imd
«inseitiger Parese verbundener, selten durch entzündliche Zer-
störung acquirirter partieller Gehirndefekt, wobei ein Stück
der Ventrikelwandimgen und des Centrum semiovale fehlt und
durch seröse Flüssigkeit ersetzt ist. Zuweilen ist der Schädel an
der betreffenden Stelle blasig hervorgetrieben (Porocrania mit
Meningocele).
Poröse vd. Osteoporose.
Digitized by VjOOQIC
408 Porphyrodenniten
Porphyrodermiten vd. Chromodermatosen.
Porrig^o (lat. = prurigo v. prurire, Wurzel tivq, prus
brennen) veraltet für verschiedene Krankheiten der behaarten
Haut, vd. Apoplexia areata, Favus, Seborrhoe.
Porro's Operation s. Laparotomia euin hystereeto-
mia partiali Kaiserschnitt mit Abtragung des Uterus am
Collum.
Porrum (die Porree, eine Art Lauch) Lauch war ze,
Wai-ze mit Höckern imd Zacken,
cf. Akrothjmion, Papillom.
Porte-caastiqae (franz.) Ätzmittelträger — für
Uterus oder Harnröhre.
Porte-rem^de Arzneimittelträger für Uterus oder
Harnröhre, katheterförmiges, vom offenes Instrument mit oder
ohne Stempel.
cf. Sonde.
Postliioplastik (^ jtoodij Vorhaut = ngojioo^Kyv,
praeputium, rj TtXaatixTJ, sc. rdxvtj bildende Kunst) Bildung
der Vorhaut, von Dieffenbach angegebenes Verfahren zur
Heilung der Verwachsung zwischen dem inneren Blatt des Prä-
putium und der Eichel, wobei das äussere Blatt vom inneren
getrennt, die vordere Hälfte des abgelösten Teiles nach innen
umgeschlagen imd mit der anderen Hälfte vernäht wird, während
das innere Blatt zurückgelassen oder abgetragen wird.
Posthitis s* Balanoposthitis die Entzündung der
Vorhaut, vd. Balanitis.
Prädisposition i. q. Disposition.
Presbyopie (6 jtgsoßvg Greis, 17 «v' Sehen) Fern-
sichtigkeit des Alters: die Akkommodation ist durch zentrale
Sklerosinmg beschränkt, die Linse abgeflacht, das Auge gewöhn-
lich im Zustande krankhafter Hyi)ermetropie und das deutliche
Sehen in der Nähe ist nicht mehr möglich.
cf. Phakosklerom.
Priapismus (gr. H. v. Ugicuzog Sohn der Aphro-
dite und des Bacchus, mit dem Attribute eines Penis
permagnus) anhaltende Erektion des Penis, meist als
Wirkung von idiopathisch oder traumatisch entstandenen Bei-
zungen des Kleinhirns oder Rückenmarks, durch reflektorisch
vermehrten Blutzufluss in die Schwellkörper des Penis.
cf. Satyriasis.
Primipara, secundi-para, terti-para ^tc. (pä-
rtre gebären) Erst-, Zweit-, Dritt-Gebärende etc. Auch
Digitized by
Google
Proktitis 409
die Bezeichnung Nullipara, Person, die noch nicht geboren
hat, und Multipara, die wiederholt geboren hat, ist gebräuchlich.
Prodrom (jigö-Sgofiog vorlaufend, V. rgexco, dgafisTv
laufen, ngd vor), gewöhnlich Flur. Prodrome, die Vorläufer
oder Vorboten einer Krankheit.
cf. Stadinm.
Proflaviuin (jpro-flüö) abundanter krankhafter
Ansflnss.
Prog^enaeus (jigo-yersios mit vorstehendem Kinn),
gewöhnlich Crania oder Facies progrenaea, progenäe Schädel-
und Gesichtsbildung, eine mit Idiotie verbundene Biffor-
mität des Schädels, durch starkes Hervortreten des Unterkiefers
bei überaus schmalem, hinter Stirn imd Kinn zmiickliegendem
Gresicht, stark entwickeltem Schädelgewölbe und schwach ent-
wickeltem Hinterhaupte charakterisirt. Die Ursache ist ein Ver-
bleiben der Schädelbasis auf einer kindlichen Stufe.
cf. Prognathismus.
Prog^lottiden (TiQoyXmTxigt — -,es könnte bei dieser
Benennung allenfalls an die Ähnlichkeit mit der
Spitze einer Froschzunge gedacht worden sein) Band-
wurmglieder.
Prog^nathismas (17 yvd'&og Kinnbacken) die prog-
nathe Gesichtsbildung, eine Gesichtsform der Idioten, durch
vorgeschobene Jochbeine und Kiefer, breite Nasenwurzel und weit
von einander stehende Augen charakterisirt, bedingt durch vor-
zeitige Verknöcherung der Knorpelfuge zwischen den Körpern des
Os occipit. und sphenoid.
cf. Progenaea.
Prog^nöse (gr. H. v. 7igo'yiyvcoox(o vorauserkennen)
die Vorhersage, wie sich die Krankheiten oder Symptome
weiter entwickeln, wie und wann sie enden werden.
Proktitis (6 jigcoxtog After, Mastdarm) Entzündung
des Mastdarmes oder Mastdarmkatarrh, wobei heftiger
Tenesmus charakteristisch ist. Von besonderer Wichtigkeit ist die
chronische blennorrhoische, meist mit Hämorrhoiden ver-
bimdene Form, wobei der Mastdarm zu einem dicken schwieligen
Eohr umgewandelt werden kann, das ausserdem noch mit dem in
der Umgebimg gewucherten Gewebe (Periproktitis) fest ver-
wachsen ist.
P. uleerosa ulzeröse Entzündung der Wand des
Bektums, z. B. sekundär bei Periproktitis oder bei der chroni-
schen Proktitis infolge der durch sie bedingten Koprostase.
P. ronorrhoiea s. pyorrhoiea Mastdarm tri pper, spe-
zifische blennorrhoische Entzündung der Schleimhaut infolge In-
fektion mit Trippersekret.
Digitized by
Google
410 Proktocele
Proktocele (ij xriXri Bruch) der Mastdarmbruch,
i. q. Eectocele.
Proktospasmus (o onaofxog Krampf) ein in Paroxysmen
auftretender schmerzhafter Eeflexkrampf der Aftermusku-
latur, welcher vorzugsweise durch Fissura ani hervorgerufen
wird, indes auch ohne diese als selbständige Neurose vorkommen
kann.
Proktotomie imd Proktoplastik (r^Vvco schneiden,
TtXaooco bilden) die Eröffnung des Mastdarms, bezvr.
Bildung eines Afters bei Atresia ani.
cf. Eolotomie.
Prolapsus (pro-läbi hervor^leiten) Vorfall, teil-
weises oder vollständiges Austreten von Eingeweiden oder inneren
Teilen durch die natürlichen Ostien oder durch Wunden und
Fistelöffnungen an die Oberfläche, z. B. P. uteri, vaginae, ani
(eig. recti, dessen imteretes Stück sich umgestülpt aus dem Anus
hervordrängt).
P. iridis vd. Staphylom.
P. lingnae vd. Makroglossie.
cf. Descensas, Ektropie, Hernia, Ektopie.
Promontoriam (lat. Vorgebirge, pi-o- und mons),
pathologisch: die Klappe, eine Duplikatur der Darmwand,
bei denjenigen Fällen von Anus praetematm'alis, bei deren Bildung
ein grösserer Substanzverlust des Darmes stattgefimden hat und
wobei der oberhalb der Öffnung befindliche Darmteil parallel
oder in spitzem Winkel konvergirend neben dem unterhalb der
Öffnung befindlichen Stück gelegen ist imd einen in das Dann-
lumen ragenden Vorsprung bildet.
cf. Enterotomie.
Propliylaxe {jigo'qpvXdooco) Verhütung oder Vor-
beugung von Krankheiten.
Propulsion (v. propeüere vorwärtsstossen) das unfrei-
willige Vorwärtslaufen bei einem leichten Stoss nach vom,
ein Symptom der Paralysis agitans, ebenso wie das imwillkürliche
Kückwärtslaufen (Retropulsion) infolge eines leichten Stosses
nach hinten.
Prosopal g^ie (t6 jigoo-conov Gesicht, t6 älyog Schmerz),
Tic douloureuxj FoTHERGiLL'scher Gesichtsschmerz, Tri-
geminusneuralgie.
Je nachdem einzelne Äste oder Zweige ergriffen sind, imter-
scheidet man:
Neuralgia ophthaliniea Neuralgie des ersten Astes.
N. ciliaris bei Mitbeteiligung des Bulbus.
Digitized by
Google
Prostatitis 411
N. supraorbitalis die häufigste Form, die im gleich-
namigen Nerv ihren Sitz hat.
N. supramaxillaris N. des zweiten Astes. — Isolirt ist am
häufigsten der Nerv, infraorbitalis beteiligt.
N. inft*amaxillaris N. in dem grossen Verbreitungsbezirk
des dritten Astes, am häufigsten in der unteren Zahnreihe, dem
Kinn und der Unterlippe.
Prosopodiplegie i. q. Diplegia facialis.
Prosopodysmorphie (v dt;a-^o^(^£a Missgestalt) i. q.
Hemiatrophia facialis progressiva.
Prosopoplesrie (jiki^oaco durch Schlag lähmen) i. q.
Paralysis nervi facialis (s. d.).
Prosoposchisifi (axt^co spalten) i. q. Schistoprosopie.
Prosopospasmufe» (S onaofiog Krampf) i. q. Spasmus
facialis.
PrOSOpothorakopaffUS (<5 '»cbga^ Brust, naysig,
2, Aor, pass, v. jtriywfxi verbinden) s. Cephalothoraeopagus
(s. d.) Doppelmissbildung aus zwei Individuen, welche durch
Thorax, Hals und Gesicht, besonders Kiefer, untereinander zu-
sammenhängen.
cf. Epignathus, Thorakopagns, Monstrum.
Prostata-Hypertrophie {Prostata Vorsteherdrüse,
richtiger 6 jiQooxdxrjg, HerophiluS: oi jigootdtai ddevosideXg^ pro-
stantes, v. jiQotoxafiai prostate vorstehen u. Hypertrophie,
8. d.) langsam sich entwickelnde Volumszunahme der Pro-
stata, welche nicht auf Entzündung beruht, dem späteren Alter
eigen ist (V3 aller Greise), den Verlauf der Harnröhre ändert und,
besonders wenn noch Hyperämien der Beckenorgane hinzutreten,
die Harnentleerung stört. Sie ist entweder eine gleich- oder
ungleichmässige; die härteren Formen pflegen in die Eeihe
der Myome, die weicheren der Adenome zu gehören, je nach-
dem bald mehr die fibromuskuläre Zwischensubstanz, bald mehr
das Drüsengewebe hyperplastisch wird [Pitha und Billroth].
Prostatektomie (ßxreiuvco ausschneiden) Abtragung
eines Teiles der Prostata (Mittellappen) nach Eröffnung der Blase,
oder eines Seitenlappens (P. lateralis) vom Damme aus (E. KtJSTER).
Prostatitii» Entzündung der Vorsteherdrüse.
P. acuta eine gewöhnlich bei Gonorrhoe durch die Aus-
fühnmgsgänge fortgeleitete Entzündung entweder des Drüsen-
parenchyms, gewöhnüch mit Bildung umschriebener kleiner
Abszesse, die sich durch die Harnröhre zu entleeren pflegen,
Digitized by
Google
412 Prostatorrhoe
oder des muskulösen Zwischenbindegewebes, wobei ausgedehntere
Abszedirung einzutreten pflegt mit Durchbruch nach dem Mast-
dann oder anderen Bichtungen.
P. ehroniea chronischer Katarrh der Drüsengänge
und Acini, der in schlimmeren Fällen zu allmählichem fettigen
oder eiterigen Zerfall der Drüse führen kann. Hauptsymptom
ist Prostatorrhoe.
Prostatorrhoe (geco fliessen) reichlichere Ent-
leerung von Prostatasaft aus der Harnröhre, am
meisten beim oder nach dem Stuhlgang, bei geschlechtlicher
Schwäche, chronischer Prostatitis etc. — Die eiweissartige
Flüssigkeit enthält nur Schleimkörperchen und prismatische
oder rundliche charakteristische AmyloidkÖrperchen ohne Sper-
matozoen.
cf. Spermatorrhoe, GoDorrhoe, Chylurie, Pynrie.
Prostration (pro-sterno niederwerfen) das Dar-
niederliegen der Kräfte, hochgradige Erschöpfung,
cf. Adynamie, Defatigatio.
Proteolyse (Protem Eiweisskörper, v. Ttgcdrog also
„erster Stoflf**, ^ Xvoig Lösung) vd. Pepsin.
Proten» Tnljparis (o IJgcorsvg der Meerkobold, der
sich in alle möglichen Gestalten verwandeln kann,
vulgaris gemein) eine bei der Fäulnis organischer Substanzen
beteiligte saprophytische Bazillenart. Hauser unterscheidet
ausser dem P. vulg. noch 2 Arten (P. mirabilis imd Zenkeri).
Andere Proteusarten (P. hominis, P. capsulatus) für gewöhnlich
harmlose Darmbewohner, können bei verringerter Widerstands-
fähigkeit der Grewebe in djese eindringen und pathogen werden.
Prothesis (gr. H. v. ngo-xi^rifii vorsetzen) das Ein-
oder Ersetzen von fehlenden Gliedern oder Teilen
durch künstliche.
P. ocularis das Einsetzen künstlicher Augen.
Protomyeeten (o ngcötog erste, d. i. auf der nie-
drigsten Stufe, o fivxrjg-tfzog Pilz) vd. Bakterien.
ProtopatMscli {r6 nddog Krankheit) i. q. idiopathisch^
primär.
cf, deuteropathisch.
Protospasmen (o onaofiog Krampf) die in einzelnen
Muskelgruppen zuerst auftretenden Krämpfe, welche nachher zu
allgemeineren Konvulsionen führen — gewöhnlich Zeichen einer
umschriebenen Rindenerkrankung des Gehirns.
ProtaaEoen {xd Ccoor lebendes Wesen,Tier) s. Myeetozoen
das unterste (IX.) Reich der Tierwelt, deren Vertreter jedenfalls
Digitized by
Google
Pruritus 413
bei gewissen Infektionskrankheiten, wie Malaria, Variola etc. eine
ursächliche Eolle spielen.
cf. Cooddien, Pseudospermien, Plasmodium.
Protrusion (pro-trüdere hinaus-, vorschieben) Her-
vortreibung (z. B. des Augapfels bei Exophthalmus).
Prurigo (lat. H. v. prürire jucken, brennen, vw. m.
Ttvg), Knesinos (s. d.), Scabies sieea papulosa Juckblattern,
«ine Trophoneurose der Haut, die sich durch zahlreiche kleine,
hauptsächlich auf die Streckseiten der Extremitäten lokalisirte,
dimkle, durch heftiges Jucken ausgezeichnete Knötchen kenn-
zeichnet, die nach kurzem Bestehen exkoriiren. Das Leiden zeigt
einen äussert chronischen Verlauf. Zu unterscheiden sind:
F. Simplex s. vulgaris die milde Form mit mehr isolirten
Knötchen, die nur hier und da durch Kratzen ihrer Epidermis
verlustig gehen und unbedeutende Krusten bilden. Bei längerem
Bestand wird die Haut derber, dunkel pigmentirt.
P. agria (äygioc:) s. ferox zeigt alle genannten Erscheinungen
intensiver, unter Hinzutreten von mehlartigen Abschilfenmgen
der zwischenliegenden Haut oder von Ekzema rubrum, cäer
Entwicklung einzelner ICnötchen zu Pusteln und Anschwellung
der Lymphdrüsen. Die Haut, besonders an den Unterschenkeln,
wird verdickt und sehr rauh, nur über den Grelenkbeugen bleibt
sie ziemhch intakt. — Das Übel ist unheübar.
P. senilis vd. Pruritus.
Prnrltns (cntanens) heftiges chronisches Haut-
jucken, eine Sensibilitätsneurose der Haut, die entweder symp-
tomatisch im Gefolge einzelner Hautkrankheiten, (Ekzem, Prurigo,
Urticaria u. s. w.) auftritt oder keine sichtbaren Veränderungen
der Haut zeigt. #
Schwimmer in ZH. unterscheidet folgende Formen:
a) P. cutaneus symptomaticus als Begleiterscheinung
einzelner Hautkrankheiten.
b) P. cutaneus symptomaticus s. Prurigo sine pa-
pulis (Pruritus formicans und senilis Willan oder
Prurigo latens Alibekt) ein allgemeines oder bloss an um-
schriebenen Stellen bestehendes Jucken ohne Ausbruch von pa-
pulösen Effloreszenzen. Diese im Zusammenhang mit allgemei-
neren Stönmgen (Störungen der Unterleibsfunktionen, der Leber,
der Nieren, Menstruationsanomalien) stehende oder als Alters-
erscheinungen auftretende (P. senilis) Hautneurose wird je nach
ihrer Ausdehnung eingeteilt in:
1. Pruritus universalis,
2. Pruritus localis. Letztere heisst je nach den Ort-
lichkeiten P. ani, genitalium, pudendi muliebris, palmae manus
et plantae pedis.
Digitized by
Google
414 Fsammom
Eine besondere Form ist der
P. hiemalis [Dühring], der bei einzelnen Persone» zur
Winterszeit aufzutreten pflegt, gewöhnlich an den unteren Ex-
tremitäten beginnt und sich über grössere Körperflächen ausdehnt.
Psammoin (d xpdiifiog Sand, xpafiiioco versande,
xpdfificoiJLaf V. tpdw zerreibe) Sandgeschwulst an den Gehirn-
häuten, in den Ventrikeln imd an den Nerven vorkommende
Geschwülste aus der Keihe der Fibrome und Fibro-Sarkome
mit oder ohne myxomatöse Umwandlung der Grundlage, worin
sich zahlreiche kleine zerstreute Verkfdkungsherde finden, die
sich wie Sand anfühlen. Das physiologische Prototyp des P. ist.
der an der Glandula pinealis vorkommende Himsand (Acer-
vulus cerebri).
cf. Epithelioma myxom. psammos.
Psellismiifi (gr. H. v. tpskU^m stammeln) i. q. An>
arthria literalis.
Psendarthrofiis {ipsvörig falsch, tpsvdog Lüge, x6
äg^gov Gelenk) falsches Gelenk, ältere Fälle von unter-
bliebener knöcherner Wiedervereinigimg gebrochener Knochen.
cf. Nearthrose.
Psendo-Cronp (vd. Croup) der falsche Krup, anfalls-
weises Auftreten krupartiger Erscheinungen, die aber nur durch
einfachen Katarrh bedingt und selten gefährlich sind. Durch die
Schwellung, die häufig nur die falschen Stimmbänder und die
Schleimhaut zwischen den Aryknorpeln betrifft, wird das Ex-
pansionslumen der Glottisbänder vermindert und dadurch der
bellende Ton des Hustens hervorgerufen [StÖkk].
Psendo-lirysipelas vd. Erysipelas phlegmonosum.
Ps.-E. subtendinosum colli i. q. Angina Ludovici.
Psendo - Hermapliroditifiinas vd. Hermaphrodi-
tismus.
Psendohydarthrosis (ro vöcog Wasser, t6 äg^gov
Gelenk) gena, scheinbare Wassersucht des Kniegelenks durch
Erguss in den zwischen Ligament, patellae und Tuberositafi tibiae
bzw. im Fettgewebe gelegenen Schleimbeutel (Dubkenil).
Psendo-Hypertrophia {vd. Hypertrophie) falsche
Hypertrophie, welche nicht in VergrÖsserung und Vermehrung
der normal konstituirenden Gewebselemente eines Organes besteht.
P. musealorum vd. Atrophia musculorum progressiva B. 1.
Psendokrisis vd. Krisis.
Digitized by
Google
Fsoitis et Peripsoitis 415
Psendolenkämie (kBvxög weiss, t6 aT/ua Blut) s.
HoDGKiN'sche Krankheit, s. malignes multiples Lympho-
sarkom, eine Krankheit, bei welcher nicht eine wirkliche Ver-
mehrung der weissen Blutkörperchen, sondern eine meist tötlich
verlaufende Anämie vorhanden ist, welche in Zusammenhang steht
mit der Entwicklung von sehr zahlreichen, bald mehr zellig-
weichen, bald mehr härtlich-fibrösen bis hühnereigrossen Lymph-
drüsenanschwellungen an den verschiedensten Körperregionen, wo
Lymphdrüsen vorfimden sind, so dass man die Krankheit auch
als eine über den ganzen Körper disseminirte Carcinose (Des-
moidcarcinom — R. Schulz) aufgefasst und bezeichnet hat.
Dieselben Veränderungen wie in den Lymphdrüsen finden sich in
der Milz und bisweilen in anderen drüsigen Organen. Mit Skro-
fulöse hängt die Krankheit nicht zusammen.
Synon: Anaemia s. Kachexia splenica s. lymphatica,
Adenie nach Trousseaü.
Psendologia phantustica von Anton Delbrück
vorgeschlagene Bezeichnung für die pathologische Lügenhaftig-
keit der Geisteskranken.
Psendoparalyse spastische, durch spastische Sym-
ptome (Steigerung der Sehnenreflexe) vorgetäuschte Lähmung,
cf. Spioalparalysc, Lateralsklerose. ,
Psendoplasma (ro nXdofjia) Afterbildung, Gewächs^
i. q. Neoplasma.
Pseudotabes ein bei Alkoholikern vorkommendes, der
Tabes ähnliches Krankheitsbild i. q. chronische Neuritis (s. d.) der
Alkoholiker.
Psilosis [TmN] {\pik6(o kahl machea v. \pd(o reibe)
Bezeichnung für „Indiansprue", eine in Indien, China, Bätavia
heimische Krankheit, bestehend in oberflächlichen Epithelverlusten
der Zunge und Mundschleimhaut und fast voUständiger Zerstörung
des Epithels und bis in die Muscularis reichende Zellinfiltration
in der Speiseröhre, Zerstörung der Schleimhaut des Ileum, ver-
bunden mit heftigen Schluckbeschwerden und schweren Darm-
erscheinungen.
Psoitis et Peripsoitis (17 y)6a, gewöhnlich ai y>6ai
die inneren Lendenmuskeln, Hippokrates: xpva, Galen:
rj fjLSv xpoa fivg ov fjiiXQog', — f^veg, ovg xpoag ovo/idCovaiv =
6a(pvg) Entzündung des Muse, psoas, nämlich des den
Muskel umgebenden und des interstitiellen Bindegewebes und>
wahrscheinlich sekundär, der Muskelprimitivfasern mit dem Sar-
kolemm, entweder durch fortgeleitete Entzündimg von benachbar-
ten Organen, oder durch Traumen, oder rheumatische Einflüsse,
mit gewöhnlichem Ausgang in Eiterung, die zur Eindickung des
Digitized by
Google
41ü Psoriasis
Eiters oder zum Durchbruch nach verschiedenen Richtungen, am
häufigsten vor dem Ligam. Pouparti, führt.
Psoriasis (17 \p(oQa ursprünglich Krätze , v. yjd(o rei-
ben, kratzen).
P. vuliraris trockene oder Schuppenflechte, eine
chronische Hautkrankheit, charakterisirt durch Bildung weisser,
übereinander gehäufter Schuppen, welche in Gestalt von linsen-
grossen Häufchen oder grösseren scheibenförmigen Platten, oder
von Kreissegmenten mit Vorliebe an den Streckseiten der Extre-
mitäten und am behaarten Kopf erscheinen imd auf rotem, leicht
blutendem Grunde aufsitzen. Gebräuchlich sind folgende Unter-
scheidungen :
P. punctata, guttata (wie Mörteltropfen), nummularis,
annularis, discoides, circinnata, gyrata, serpiginosa,
diffusa, circumscripta.
P. membranae mucosae oris, insbesondere buccalis und
lingualis, Epithelverdickung und Verhärtung des unterliegenden
Bindegewebes mit Bildung von Falten und Kissen (der Zunge)
und weissen Plaques opaiines. Die Erkrankung kann eine idio-
pathische oder ein Symptom der Lues sein. Synon,: Ichthyosis
linguae, Lenkoplakia.
P. syphilitica psoriasifeähnliches squamöses Syphilid, meist
mit viel dünneren Schuppen in zerstreuten Plaques und an ande-
ren als den Prädilektionsstellen der P. vulgaiis auftretende Form,
entweder durch Zusammenfliessen mehrerer Papeln oder durch
VerOTösserung einer ursprünglichen Papel entstehende Infiltration
der Kutis.
cf. Liehen sypbiliticns.
P. palmaris und plantaris, eine für Syphilis charakteristische
Erkranlning der Handteller imd Fusssohlen, eigentlich ein papu-
löses SyphSid, dessen papulöse Erhebungen aber nicht sehr aus-
gesprochen sind, während die oberste Epidermislage der Papeln
in grösserer Ausdehnung kreisförmig abgestossen ist; auch kann
das Zentrum heilen und ein peripherisches Fortschreiten statt-
finden, wodurch die Affektion mehi* diffus wird [nach BIumler
in ZH].
Nach Lang soll die P. durch einen von ihm Epidermido-
phyton (s. d.) genannten Pilz hervorgerufen werden.
Psorospermosis cutanea (yjcogog krätzig, ojisg/ia
Same) durch Sporozoen, Psorospermien (Coccidien) hervorgerufene
Hautkrankkeit. Hierher gehören wahrscheinlich: MoUuscmn con-
tagiosum, Paget'sche Kranßieit, Keratosis follicularis (Psorospermose
foUiculaire v^g^tante), Ulerythema aphryogenes, gewisse Formen
des Ulcus rodens.
Digitized by
Google
Fsychosis 417
Psychiatrie (ij y^x^ Seele, Geist, laxgeuM heilen)
Irrenheilkunde.
Psychosis s* Psychopathia s. Phrenopathia s.
Alienatio mentls Geisteskrankheit, das Irresein.
In Deutschland ist folgende Klassifikation gebräuchlich:
I. Depressionszustände, Melancholie im weiteren Sinne:
1. Hypochondrie,
2. Melancholie im engeren Sinne.
IL Exaltationszustände, Manie im weiteren Sinne:
1. Tobsucht, Delirium furibundum,
2. Wahnsinn, Manie im engeren Sinne.
III. Psychische Schwächezustände:
1. Verrücktheit:
a) die partielle Verrücktheit, Monomanie [nach Grie-
singer's Vorschlag], Paranoia [nach Kahlbaum],
b) die allgemeine Verrücktheit, Verwirrtheit (Dementia)
und Narrheit (Moria);
2. der sekundäre Blödsinn, Endblödsinn, Terminaldemenz;
3. der angeborene Blödsinn, Idiotismus und Kretinismus.
IV. Der paralytische Blödsinn und die allgemeine
Paralyse der Irren, Dementia paralytica, Paralysis generalis
progressiva vesanorum.
Die Engländer teilen folgendermassen ein [nach Maudsley,
Phys. und Path. der Seele, deutsch von E. Böhm] :
L Affektives Irresein (pathetic insanity).
1. Maniakalische Störung des affektiven Lebens, Mania sine
delirio.
2. Melancholische Verstimmung ohne Wahnideen, einfache
Melancholie.
3. Eigentliche moralische Alienation (moral insanity)^
Dem Irresein nahe verwandt ist das „irre Temperament" {in-
^ane temperament),
IL Irresein im Vorstellen (tdeational insanity),
1. Allgemeines Irresein im Vorstellen:
b! Kcholia i -*» -«i ^'^^-ica.
2. Partielles Irresein im Vorstellen:
a) Monomania,
b) Melancholia.
3. Primäre und sekundäre Dementia.
4. Allgemeine Paralyse der Irren.
5. Idiotismus.
Roth's Klinische Terminologie. 4. Aufl. 27
Digitized by
Google
418 Psychrophos
Psychrophos (yfvxgos kalt, r6 tpatg Licht) das Kalt-
licht, ein von Michael angegebener Apparat, der zum Durch-
leuchten der Körperhöhlen dient. Der Apparat ist mit phospho-
reszirender Substanz gefüllt, die durch den elektrischen Strom
zum Leuchten gebracht wird.
Psy dracinin {yjvdgdxiov y. ywSga^ Fustel, . Bläschen,
V. y^vÖQÖg = yfsvöi^g falsch, tpv'&og Iiügey Stamm xpv^^ eigent-
lich Lügenbläschen, an der Zunge oder im Gesicht,
weil man glaubte, dass sie entstünden, wenn jemand
gelogen hätte) vd. Pustula.
Ptamins (o jixagfiog y. jixaigco niessen) i. q. Stemutatio
conyulsiya.
Ptarmiea (sc, remedia) Niessmittel.
Pterysiniii (^ jztsqv^ Flügel) das Flügelfell, eine
bindegewebige, yon Gefässen durchzogene flache Neubildung yon
der Form eines gleichschenkeligen Dreieckes, dessen Basis nach
dem inneren Augenwinkel gerichtet ist und dessen Spitze sich in
die Fläche der Kornea hineinerstreckt.
cf. Pannus.
Ptilosis (17 JirikcDoig das Ausfallen der AuRcnwimpem^
.TT/'/or Feder, y. zteiouai fliege, falle) vollständiger oder teil-
weiser Mangel der Zilien.
cf. Madarosis.
PtomalTiie (x6 .-ttw/^a das Gefallene , Leichnam)
Leichenalk aloide, sind basische Körper, ungiftige Alkaloiide,
die meist zur Fettkörperreihe, zum Teil zur aromatischen Eeihe
gehören. Sie sind yon Bkieger aus faulenden organischen Sub-
stanzen dargestellt und sind, wie die Darstellung aus Reinkulturen
(Briegejr) beweist, Stoff Wechselprodukte der Bakterien, welche
diese auf gewissen (eiweisshaltigen) Nährböden liefern. Ein Teil
von ihnen, die Toxine, haben spezifisch giftige, unter Umständen
tötliche Wirkung und rufen allein oder (zu mehreren Toxinen)
vereint, ähnliche oder dieselben Krankheitserscheinungen hervor,
wie die lebenden Bakterien selbst. Sie dienen daher neloMBn anderen
Wirkungen der Bakterien zur Erklärung der pathogenen Eigen-
schaften letzterer.
Ptosis (»7 :;tT(bötg V. mjtro) fallen) s. Blephsroptosis,
Herabsinken des oberen Augenlids, Unfähigkeit, dasselbe
in genügendem Masse zu erheben, ist entweder eine paralytische
oder mechanische (Verdickungen) oder ein angeborener
Fehler.
Unter P. sympathica versteht man eine zuerst von Horner
beschriebene seltene Form der P., die mit Myosis und Grefäss-
paralyse der betreffenden Gesichtshälfte einhergeht Es handelt
Digitized by
Google
Pulsionsdivertikel 419
sick bei diesem Leiden nicht um eine Affektion. des Okulomoto-
rius, sondern um eine Parese des Halssympathikus.
Ptyalin (jiTvaXiCco speicheln) das im Speichel enthaltene
Ferment, durch dessen Wirkung Stärke in Traubenzucker ver-
wandelt wird. Seine Gegenwart im Speichel und Magensaft (ver-
sdiluckter Speichel) wird durch den Nachweis der Übergangs- oder
Endprodukte bei der Verzuckerung erkannt.
cf. Achroodextrin, Erythrodextrin, Maltose.
Ptyalismiis (jizvaXov Speichel, jitvco spucke, spuo)
i. q. SaJSvatio.
Ptyalocele (i? fti^krj Bruch) eine Form der Eanula (Pauli),
dadurch entstanden, dass nach Euptur des WHAKTON'schen Gange»
Speichel in das Zellgewebe austritt und hier eine cystenartige
Geschwulst bildet. Die andere Form beruht auf einfa^jher Er-
weiterung des W. 'sehen Ganges — Ptyaloektasie.
Pnbeotomie (pubes Scham, rsfjvco schneiden) verlassene
Operation bei Beckenenge, bestehend in Durchsägung der
Schambeine neben der Symphyse.
cf. SymphyBeotomie.
Pueril (puer Knabe) nennt man das scharfe oder rauhe
Vesikulär atmen, wie es bei Kindern normalerweise gehört
wird, bei Erwachsenen jedoch entweder auf katarrhalische Be-
schaffenheit der feinsten Luftwege (Infimdibula) hinweist, oder,
wie in den Lungenspitzen, durch Schrumpfimg eines Teils und
stärkere Anspannimg des umgebenden Gewebes der Lungenspitze
zu erklären ist.
Pnlex irritans (yjvXla der Floh).
P. penetrans der Sandfloh (südl. Ameiika), durchbohrt
die Epidennis und entwickelt zwischen dieser und der Kutis zahl-
reiche Eier, worauf das Insekt abstirbt und mit der Epidermis
abgestossen wird; die Eier entwickeln sich im Sande weiter.
Pulpitis (ptUpa das Fleischige Entzündung der
Zahnhöhlenpulpa.
Pnlsatio epi^astrica (puhus das Schlagen, v.
pelUre) pulsirende, mit dem Herzstosse isochrone sieht- und fühl-
bare Bewegung in der Eerio epigastrica, bei stark erregter Herz-
thätigkeit, DiSokation und Vergrössenmg des Herzens durch den
Stoss des rechten Ventrikels enstehend, welcher das Diaphragma
und den linken Leberlappen mit erschüttert. Auch von der Bauch-
aorta kann die Erchütterung durch den gefüllten Magen und den
Leberlappen fortgeleitet werden.
PnlsionsdiTertil^el (v. peUere, Part* perf. pase. puU
sum stossen, deverto wegkehren) vd. Diverticulmn.
27*
Digitized by
Google
420 Pulsus
Pnlsns (v. pelltre stossen, schlagen) die Erschei-
nung der Blutbewegung in den Schlagadern, bedingt
durch die Kontraktion der Herzventrikel, sowie den Muskeltonus
und die Elastizität der Gefässwand.
Einteilung.
I. Nach den Zeitverhältnissen.
P. frequens und rarus der häufige und seltene P., je
nach der Zahl der Herzkontraktionen.
P. celer und tardus der schnelle (schnellende) und der
trag« oder gedehnte P., je nachdem die einzelnen Pulsschläge
schnell oder langsam ansteigen, die Pulskurve also spitz oder breit
ausfällt. — Als höherer Grad von schnellem Puls erecheint der
P. saliens, der hüpfende P.
2. Nach dem Rhythmus.
P. arhythmieus s. irregularis unrhythmischer, zeitlich
unregelmässiger P. kommt vor bei Erkrankung des Herz-
muskels (Myocarditis, fettiger Degeneration), sowie bei bei zen-
tralen und peripheren Störungen der Herzinnervation infolge von
Störungen der Digestion, Missbraudi von Thee, Kaffee und Tabak,
durch psychische Einflüsse und als selbständige Neurose des
Herzens.
P. intermittens aussetzender P., bei welchen von Zeit zu
Zeit eine Elevation ganz ausfällt — Eine besondere Art desselben
ist der
P. bigeminus [Traube]: auf je zwei Puls efolgt eine längere
Pause.
P. intercurrens s. intercidens ein oder der andere Puls-
schlag ist kleiner oder kürzer. — Eine besondere Art desselben
ist der
P. alternans: auf einen hohen P. folgt regelmässig ein
niedrigerer, der von dem nächstfolgenden hohen durch eine kür-
zere Pause getrennt ist als von dem vorhergehenden.
cf. P. caprizans.
P. ineiduus: nach einem normalen Schlage hebt ein gi'össerer
zweiter an, sodann ein noch grösserer dritter u. s. f. — Die um-
gekehrte Form ist der
P. myurus (o juvg Maus, ^ ovqol Schwanz) : einer grossen
Expansion folgt eine ganze Reihe immer kleiner werdender Schläge
so dass die Pulsreihe in ihren Grössenverhältnissen den einzelnen
Wirbeln eines Mausschwanzes gleicht;.
P. eoturnisans (coturnix Wachtel): ähnfich dem Wachtel-
schlage folgen allemal drei Pulsschläge schnell hintereinander.
Digitized by
Google
Pulsus 421
P. paradoxus ein regelmässig während der Inspiration
aussetzender P. bei gleichmässig fortgehender Herzaktion (worin
das Paradoxe liegt), Folge abnoimer inspiratorischer Druckvermin-
derung im Thoraxraum, welche die normale Füllung des Aorten-
systems hindert, heiTorgeinifen meist duich schwielige Mediastinitis
oder feste Verwachsung des Herzbeutels oder der Gefässstämme
mit dem Stemum.
cf. Delirium cordis, P. inaequalis.
3. Nach Stärke und Spannung.
P. fortis und debilis starker imd schwacher Puls, je
nachdem der tastende Finger mit oder ohne Energie gehoben
wird, — abhängig von der Energie der Kammersystole.
P. durus und iiiollis der harte und weiche P., je nach-
dem er schwer oder leicht unterdrückbar ist, — abhängig von dem
Spannungsgrade der Arterienwand.
P. oppressus ein harter kleiner Puls, der beim Befühlen den
Eindinick macht, als ob er sich gleichsam mit Überwindung eines
Widerstandes in das Ai*terienrohr hineinpressen müsse.
4. Nach der Grösse der Pulswelle und der Füllung
der Arterie.
P. inaij^nus und parvus der grosse und kleine P., je
nachdem eine grosse oder kleine Blutwelle vom Herzen in das
Arterienrohr getrieben wird.
P. pleniis und vaeuus der volle imd leere P., je nach
dem Füllungsgrade des Arterienrohres.
P. inaequalis der ungleichmässige P., bei dem die Puls-
schläge an Zeitdauer und Stärke untereinander verschieden sind.
P. undulosus der wellige P., wobei dieP.-Schäge als sanfte
niedrige Wellenzüge unter dem tastenden Finger hinziehen.
P. filiformis der fadenförmige P., sehr kleiner Puls mit
einem hohen Grad abnormer Weichheit (bei hochgradigen Schwäche-
zuständen, Moribunden, sich steigernd zum P. insensibilis, de-
ficiens).
P. treinnlus wenn der P. so schwach ist, dass er nur ein
leichtes Erzittern des Arterienrohres hervorruft.
5. Nach der Form der einzelnen P.-Welle (P.-Kurve).
P. dikrotus (xgoxico schlagen, ök zweimal) der doppel-
schlägige P. ist eine fühlbar werdende Zunahme der normaler-
weise vorhandenen, aber unfühlbaren Kückstosswelle, welche durch
Eückprallen der Blutsäule von den eben geschlossenen Aoi-ten-
klappen zu stände kommt (worauf eine kurze primäre P.-Welle
Digitized by
Google
422 I^una
und eine verminderte Spannung im Arteriensystem bei normaler
Elastizität begünstigend einwirkt).
P. caprizans*) (ital. poho capprizante von capra die Ziege)
der „Bocksprungpuls" ist eine Spielart des dikroten P. —
überdikroter Typus — und bestellt darin, dass der tastende Finger
statt der normalen einfachen Elevation einen Doppelschlag fühlt
in der Weise, dass der kleine Schlag gleichsam einen Auftakt des
eigentlichen grossen Pulsschlages bildet. Der scheinbare Vor-
schlag ist indes der etwas verspätete Nachschlag des vorausgehen-
den Pulsschlages.
P. anakrotus anakrote (d. i. an dem aufsteigenden Kurven-
schenkel zur Erscheinung kommende) Erhebimg des P., Elastizi-
tätselevation. — Zeigt die aufsteigende Kurve zwei Erhebungen,
so heisst der Puls anadikrot.
Oppos,: katakrot i. q. dikrot.
P. fibrans der schwirrende P., Fibrationen, welche durch
das strömende Blut in den Gefässwandungen erzeugt und gefühlt
oder als Geräusch gehört werden.
[Grösstenteils nach Landois „Lehre vom Aiterien-P."]
Pana (Punas sind die kalten Hochebenen . in Peru,
3900 M. üb. d. M. In den Andes nennt man die Bergkrankheit
mal di puna) Bergkrankheit, verursacht durch verminderten
Druck bzw. Sauerstoffgehalt der Luft beim Bergsteigen oder bei
Ballonfahrten. Die Ei-scheinungen sind: Ermüdung, Herzklopfen,
Kurzatmigkeit, Kopfschmerz, in hohen Graden Nasen- imd Lungen-
blutungen, Bewusstlosigkeit.
Pnnaisie vd. Ozaena.
Pnncta dolorosa, points douloureux, VALLEix'sche
Schmerzpunkte, gegen Druck empfindliche, den Nerven selbst
angehörige Punkte bei peripheren Neuralgien. — Hierher gehört
auch der sogenannte
Apophysenpunkt, Point apophysaire, Druckempfindlich-
keit derjenigen Domfortsätze der Wirbelsäule, unter welchen die
schmerzenden Nerven hervorkommen.
Pnncta niaxinia (der Hörbarkeit) diejenigen Stellen des
JCÖrpers, an welchen bestimmte Schallzeichen am deutlichsten von
dem Stethoskop aufgefangen werden [P. Niemeyer].
*) „Wie die Ziege beim Aufspringen zuerst mit den Vorderbeinen
eine leichte Erhebung macht, der sich sofort der durch die Hinterbeine
bewirkte eigentliche starke Aufsprung anschliesst, in ähnlichem rhyth-
mischem Verlauf finden wir den Vor- und Hauptschlag des Bock-
aprung-P.**
Digitized by
Google
Purpura 423
Pnnctio (v. pungere) das Stechen, insbesondere jede
Operation, welche mit einem Troikar oder einer spitzigen Kanüle
zu explorativen (Probepunktion) oder therapeutischen Zwecken
(Paracentese) ausgeführt wird.
P. vesicae der Blasenstich, Punktion der ausgedehnten
Blase oberhalb der Symphyse.
cf. Acupunctur, Paracentese (Synon).
Pargantia sc, remedia (v. purgo, purus) reinigende
Mittel, gegenwärtig nur im Sinne von Laxantia.
Purpura (lat. v. ^ jiogcpvga Furpurschnecke) eine mit
Extravasationen in der Haut, mitunter auch in den Schleimhäuten
auftretende Erkrankung, die in Gestalt von kleinen, dunkel- oder
lividroten Flecken oder grösseren Blutaustritten erscheint. Sie
tritt entweder ohne vorhergehende Symptome auf oder ist mit
rheumatischen Schmerzen und gleichzeitigem Fieber verbunden
und verläuft mit oder ohne komplizirende Erkrankung innerer Or-
gane [Schwimmer in ZH].
P. Simplex Blutfleckenkrankheit, anscheinend spontan,
ohne subjektive Erscheinungen auftretende, über einen verschieden
grossen Teil des Körpers verbreitete, hier und da zusammen-
fliessende, meist kleine flache Hämorrhagien, die nur in seltenen
Fällen mit Bildung flacher, geröteter (zuweilen urticariaartiger,
P. urticans) unregelmässiger Erhabenheiten beginnen.
P. pnlicosa die durch Flohstiche hervorgerufenen pui-pura-
artigen Flecken.
P. rheuinatiea s. Poliosis rheumatica s. Rheumatokelis
unter prodromalen rheumatoiden Gelenkschmerzen und Fieber auf-
tretende Purpuraflecke. Wird vielfach zusammengeworfen mit
P. haemorrliagica s. Morbus maeulosns Werlhofii, Werl-
HOF'sche Blutfleckenkrankheit, Landskorbut, transito-
rische hämorrhagische Diathese {cf, Hämophilie), unter Störungen
des Allgemeinbefindens auftretende Extravasate der Haut und
Schleinmäute nebst freien, oft gefährlichen Blutungen der letzteren.
Die Krankheit hält die Mitte zwischen Skorbut und P. und kann
sporadisch und epidemisch auftreten.
P. scorbutiea Scharbock, Skorbut hat viele Ähnlichkeit
mit P. h., es ist jedoch hierbei eine viel deutlichere Blutdyskrasie
vorhanden, und zeigt sich stets eine krankhafte Entzündung des
Zahnfleisches, die bei P. h. fehlt.
cf. Scorbutns.
P. variolosa schwerste Form hämorrhagischer Pocken, bei
welcher schon vor dem Ausbruch der eigentlichen Pockenefflores-
zenzen P. auftritt und häufig schon vor jenem der Tod erfolgt.
cf. Variola.
Digitized by
Google
424 Purulentus
pnrnlentiiti (pus) eiterig,
cf. suppuratio.
Pas (lat Eiter, Jtvog, ,-iv^o) faule) aus dem Eiterserum
(Wasser mit Ei weiss, Schleimstoff, Pyin und Salzen) und den
Eiterzellen bestehend, welche ihrer Hauptmasse nach aus den Gre-
fässen ausgewanderte weisse Blutzellen sind. Mehr zufällige Be-
standteile sind rote Blutkörperchen und Grewebstiümmer (Detritus).
cf. Sanies.
Pustula (v. pustUay Wz. spas u. spus wehen, blasen»
wie in spirare) eine mit Eiter gefüllte Blase oder ein nur von
Epidermis bedeckter kleiner Abszess. Für die vei*schiedene Grösse
wurden von Willan noch die folgenden Unterscheidungen ge-
macht:
Achor für Pusteln von Hirsekomgrösse. ♦
Psydracium von Mittelgrösse.
Phlyzacium von mindestens Erbsengrösse.
P. maligna vd. Anthrax.
Pntreseenz (putreseere faulen) die stinkende, stai-k
riechende Gase entwickelnde Zersetzung, stinkende Fäulnis s.
Adfj, putrid.
cf. septisch, saprogeo, pythogen, ichorös, saniös.
Pntrescentia uteri [Bo£ii] s. Tympanites uteri
schwerste Form der puerperalen Endometritis mit einer bis an das
Peritoneum reichenden Veijauchung der Uteruswand.
Pntrescin, ein Ptomain, welches vom 7. Tage an nach
dem Tode in Leichen auftritt.
Pyämie (t6 ttvw Eiter, r6 aTjua Blut). Unter P. ver-
steht man in der Praxis ziemlich allgemein diejenige Form der
Allgemeininfektion des Organismus von primären Eiterherden aus,
welche sich klinisch hauptsächlich durch unregelmässig sich wie-
derholende Schüttelfröste und eine zwar nicht absolut letale, aber
sehr ungünstige Prognose charakterisirt. Der konstanteste, selten
fehlende pathologisch-anatomische Befund bei dieser Foim sind
metastatische Abszesse in Lungen, Herz, Nieren, Milz, Leber,
Haut und Muskeln etc., bedingt durch Embolie von zerfallenen
infizirten Venenthromben, oder diffuse Entzündungen der serösen
Häute, teils in Zusammenhang stehend mit den embolischen Her-
den, teils auf unbekannte Weise, wahrscheinlich aber durch Ver-
breitung der phlogogonen Substanzen auf dem Wege der Lynaph-
bahnen (n. A. durch einen besonders auf die serösen Häute
wirkenden Reiz des im Blute kreisenden Giftes) zu stände kom-
mend. — Manche Autoren trennen die P. auch ätiologisch von
der Septikämie, da sie durch einen spezifischen Infektionsstoff
Digitized by
Google
Fylephlebitis 425
hervorgerufen würde (der an Kugelbakterien gebunden sei, welche,
von den gewöhnlichen Fäulnissbakterien verschieden sind).
Pyarthrns s. Pyarthrosis {t6 äg^gov Gelenk) i. q.
Synovitis suppurativa, resp. das Produkt derselben.
Pyelitis (^ jiveXog statt jtXvskog V. jiXvvco also Wasch-
trog, Becken) Nierenbeckenentzündung, katarrhalische
oder diphtherische, teils im Grefolge von Infektionskrankheiten,
Erkältungen, teils durch reizende Einwirkung von Konkrementen
(P. calculosa, uratica), Blutgerinnseln, tierischen Parasiten,
fortgeleitete Tripperentzündung, oder am häufigsten durch ammo-
niakalische Hamzersetzung mit oder ohne Stauung hervorgerufen,
wobei sich der Entzündungsprozess, wahrscheinhch unter demEin-
fluss von Bakterien, auf die Nierensubstanz auszubreiten pflegt
(Pyelonephritis parasitica — Klebs). — [Nach Ebstein].
cf. Arthritis urica visceralis.
Pyelocystitis (i? xvong Blase) gleichzeitige Ent-
zündung des Nierenbeckens und der Harnblase.
Pyeloneplirititi {6 vscpgog Niere) Entzündung der
Nierenbecken und, in Zusammenhang damit, gleichzeitig auch
der Nierensubstanz, in welcher sich anfangs punktförmige,
später konfluirende Abszesse bilden.
cf. Nephritis suppurativa.
^yS^Pftfi»*** (^ ^^yV SteisS, :Tv>ea, nvAVog fest, 3iayek>
2. Aor. pass. v. ju^yw/ui verbinden) Doppelmissbildung
aus zwei vollständigen Individuen, welche nur durch das Kreuz-
imd Steissbein und die Weichteile dieser Gegend untereinander
zusammenhängen. — Hierbei kommt häufig Parasitismus vor, in-
dem das eine Individuum in der Entwicklung zurückleibt und
dann nur ein Anhängsel in der Kreuz-, Steiss- oder Dammgegend
des anderen bildet, gewöhnlich in Form sakraler Teratome, Cysto-
sarkome.
cf. Monstrum.
Pyknokardie [Landois] {nvxvog dicht, häufig, ri xagdla
Herz, besser als das gebräuchliche Tachykardie (s. d.), weil
Ta;fi'»g = celer ist) Beschleunigung der Herzthätigkeit.
Pyleplilebitis (^ TivXr} Pforte, ri (fUw. (pXsßng Ader)
Ptortaderentzündung, scheint nur sekundär durch Throm-
bose (Pylethrombosis) des Gefässes hervorgerufen zu werden
(bei Kompression und Blutstauung, Atherom, durch fortgesetzte
Thrombose oder durch Embohe bei septisch-eiterigen Prozessen
der Wurzelvenen).
Je nachdem der Thrombus organisirt wird oder erweicht,
unterscheidet man:
Digitized by
Google
426 Fylethrombosis
P. adhaesiva die obstruirende oder obliterirende
P., wobei starke Pfortaderstauung, wie bei Lebercirrhoee, charakte-
ristisch ist.
P. suppurativa s. purulenta die infektiös-metastatische Form,
welche der Hepatitis suppurativa ähnlich ist und gewöhnlich mit
Lebermetastasen tötlich verläuft.
P. ehronlea s. Endophlebitis portalis ehronlea ist eine dem
atheromatösen Prozess der Arterien analoge Affektion, die zur Ur-
sache von Thrombose werden kann.
cf. Peripylephlebitis.
Pylethrombosis vd. Thrombosis, Pylephlebitis.
Pyloroplastik (6 :;tvXcog6g v. mdrj XL ogaco der Pfört-
ner sc. des Magens, jtldoaco bilden, formen) Verfahren
[Heinere] zur Beseitigung der Pylorusstenose : Längsincision
durch die Enge, Verlängerung der Incision auf der Hohlsonde
nach dem Du^enum imd nach dem Magengrunde zu, Spaltung
der Narbe durch transvei-sale Incisionen, transversale Vereinigung
der Längswunde durch Naht.
Pylorusresektion {resecare ausschneiden) Abtra-
gung des Pylorusteils des Magens wegen stenosirender
Narben oder Tumoren, mit nachfolgender Vereinigung des Magens
und Duodenums durch Naht.
cf. Gastrektomie.
Pyoblennorrhoe (t6 jcvov Eiter) Blennorrhoe (s.d.)
mit reichlicher Eiterbeimischung,
cf. Pyorrhoe.
Pyocele retrouterina (^ xi^Xrj Bruch) [A. Iverson]
periuterine Eiterung.
Pyoderiiiiti8 (ro Sigina Haut) mit Eiterung ver-
bundene Hautentzündung vd. Helkodermatosen.
Pyogen (ysvi^g V. yiyvofiai werden) eigentlich aus Eiter
entstanden, aber auch gebraucht für: Eiter erregend,
cf. Staphylokokkus, Streptokokkus pyogenes.
Pyokolpos (o x6)^og Scheide) Ansammlung von
Eiter in der Scheide bei Atresie derselben.
Pyometra (17 fJtrjTQa Gebärmutter) Ansammlung von
Eiter oder Lochiensekret in der Gebärmutterhöhle
(bei Conglutinatio orificii).
Pyonephrose (o vefpgog Niere) Vereiterung der
Niere, Nieren ab szess, Folge einer Pyelonephritis.
Pyopneuinopericardiiiiii u. Pyopneumotliorax
vd. Pneumopericardium und -thorax.
Digitized by
Google
Rachialgie 427
Pyorrlioe (»5 qoi^ Pluss) eiteriger Katarrh; bei
Einigen = Gonorrhoe, vd. Urethritis gononhoica.
Pyosalpinx (^ adhziy^ Trompete, i. e. Tube) Eiter-
ansammlung in dem Eileiter,
cf. Salpingitis.
Pyotlioras: i. q. Empyem.
P. subphrenieus Abszess unterhalb des Zwerchfells.
Pyrexie (ro jtvg Feuer, Fieber, sxco haben) der
fieberhafte Zustand.
Pyro^on (yovsveo erzeugen) fiebererregend.
Pyromanie (yj ^avia Wahnsinn) Brandstiftungs-
monomanie (s. d.J
Pyrösis (v. jtv^oo) brenne an) das Sodbrennen, bren-
nende Empfindung im Magen infolge krankhafter, aus einer per-
versen Umsetzung der Ingesta entwickelter Magensäuren, mit
Aufstossen stark saurer Massen, welche auch im Schlund ein
brennendes Grefühl verursachen.
cf. Dyspepsia acida.
Pythosren (jivdco faulen, -yevt^g St. ysv-og werden)
wenig gebräuchlich für saprogen.
Pynpie (ro :zvov £iter, t6 ovgov Urin) Gehalt des
Urins an Eiter (verschiedensten Ursprungs).
Querulantenwalm (queror klagen, querulus) eine
depressive Form der Verrücktheit, bei welcher die
Kranken, von einem lebhaften inneren Drang getrieben, gegen ein
vermeintlich erlittenes Unrecht mit allen Mitteln, besonders auch
unter Beschreitung des Rechtsweges, anzukämpfen suchen.
Das griechische S als Anfangsbuchstabe ist in Wör-
tern, bei denen in der ersten oder im Anlaut der
zweiten Silbe ein h vorkommt, als einfaches R, in
allen anderen als Rh übertragen.
Rabies (lat. rabere rasen) die Tollwut, nur für B. ca-
nina. Die Wut beim Menschen heisst Lj^ssa humaua, Hydro-
phobie.
cf. Furor, Delirium, Manie.
Racliials:ie (jJ gd/jg Wirbelsäule, z6 äXyog Schmerz)
neuralgischer oder entzündlicher Schmerz in der
Wirbelsäule.
cf. Spondylitis, Rachisagra, Notalgie.
Digitized by
Google
428 Bachipagus
Rachipas^uB Ciayeig, 2, Aor. pas8. V. ntjywui befestigen,
verbinden) Doppelmissbildung aus zwei gleichmässig ent-
wickelten an der Wirbelsäule unter einander verwachse-
nen Individuen.
cf. Tborakopagns.
Rachisafl^ra {n äyga Falle) vd. Arthritis urica,
cf. Spondylitis deformans.
Racliisehi8i8 (77 a/Jaig Spaltung) vd. Cranioschisis und
Spina bifida.
Rachitis oder Rhachiti« (aus dem Griechischen,
daher mit Rh geschrieben; gaxiug, sc. vöoog ist ein gut
griechisches Wort bei den Script medici, die Krankheit wurde
so benannt von dem Engländer Glisson, Mitte des
17. Jahrhunderts, weil sich dieser Name im Klang
ziemlich an die in England volkstümliche Bezeich-
nung „the rickets'^ [rick angelsächsisch : Höcker] anschliesse
und zugleich auf die in hervorragender Weise be-
teiligte Wirbelsäule hinweise) englische Krankheit^
abgesetzte Glieder oder Zwie wuchs (von den verdickten
Gclenkenden, zwischen denen die eigentliche Gelenkhöhle durch
eine Vertiefung markirt ist), „Zahnen durch die Glieder**
(von der gestörten Zahnentwicklung in zeitlichem Zusammenhang
mit den Knochenaffektionen), ist eine, nach vorgängigen Digestions-
störungen imd Sinken der Emähnmg sich äussernde I&iochen-
entwicklungskrankheit, welche im wesentlichen darin besteht^
dass,,die Umsetzimg in Knochensubstanz gegenüber der Bildung^
der Übergangssubstanz von Knorpel und Periost zum Knochen
in krankhafter Weise verzögert, resp. letztere beschleunigt ist, wo-
durch es zur Anhäufung der weichen Zwischensubstanz an Stelle
kompakter Knochensubstanz und damit zu Auftreibungen, Ver-
biegungen imd Infraktionen kommt.
R. acuta sehr akut und mit Fieberbewegimgen unter dem
Bilde der R. — epiphysärer und periostaler Knochenanschwel-
lungen — auftretende Erkrankimg ganz kleiner Kinder.
cf. Craniotabes, Frons quadrata, Gena, Kyphosis, Pelvis, Pes val-
gu8, Osteomalacie.
Radesyse (rada syge die böse Krankheit, Seuche)
ein in Norwegen gebräuchlicher Sammelname für tertiäre
und kongenitale ulzeröse Syphilis formen, nebenbei auch für ihnen
ähnliche skrofulöse, kaiiöse, sowie lupöse Prozesse und andere
chronische Hautkrankheiten,
cf. Spedalskhed, Sypbiloide.
Railway-spine (engl, rail Schiene = regtUa, = iray Weg,
= ria, sphie Dorn, Rückgrat = spina, spica) ein Symptomen-
bild, welches zwar auch nach schweren anderweitigen Erschütte-
Digitized by
Google
Recidivus 429
i-ungen, besonders aber nach solchen, welche durch Eisenbahn-
imfälle herbeigeführt werden, eintreten soll. Die Symptome stellen
sich häufig erst nach einigen Tagen ein imd bestehen in vagen,
auf unbekannte Vorgänge im Gehirn imd Rückenmark zurück-
zuführende psychische imd neurotische Erscheinungen,
cf. Commotio, Shock, Nenrosis tranmatica.
Rannla (rana Frosch, von einer gewissen Form-
ähnlichkeit) Fröschleingeschwulst, zystische Geschwülste
imter der Zunge zwischen Frenul. linguae und Kinnteil des Unter-
kiefers, meist nach einer Seite zu, entweder durch Erweiterung
eines Speichelkanals (Retentionszyste) oder durch kongenitale
^ Einstülpung entstanden.
Ph cf. Ptyalocele, Ptyaioektasie.
r^ Raphania (»y gdqpavog oder gaqpavtg Rettig, Rübe —
^ wohl von seinem prickelnden Geschmack) die Kriebel-
Q krankheit, vd. Ergotismus.
y^ R. maisitiea i. q. Pellagra.
^ Raptus (lat. H. v. rapere hinreissen) psychischer
7j Anfall.
PP cf. InBoltas, Paroxysmus.
O K- melaneholieus plötzlicher Affektausbruch bei Melan-
cholikern.
Rarefacteur (vd. Rareficatio) Apparat zur Luftver-
dünnung oder Verdichtung im äusseren Gehörgang behufs Be-
wegung des Ti-ommelfells.
r^ Rarellcatio (raru« selten, spärlich, /acere) Schwund
^ derMasse oder Einzelelemente eines Organs, gewöhnlich vom
jlh Knochengewebe, vd. Ostitis rareficans.
f^t cf. Atrophie.
Raspatorium (v. ahd. raspon zusammenscharren,
Raspel) Schabeisen, Instrument zur Ablösung des Periosts,
cf. Elevatoriom, Abrasio.
Raucitas s. Raucedo (lat. H. v. rat^us heiser)
Heiserkeit.
R. syphilitica die durch sekundär syphilitische Kehlkopf-
affektionen bedingte chronische Heiserkeit,
cf. Laryngitis syphil.
Raynaud'sehe Krankheit ein Symptomenkomplex,
bestehend in lokaler Aphyxie und synmietrischer trockener
Gangrän, auf rein vasomotorischer Grundlage.
RecidiTUB {re-ciderey v. cadtvus fallsüchtig, cado)
rückfällig, RecidiTe der Eückfall.
cf. Reerndescenz.
Digitized by
Google
430 Seclinatio
Reelinatio (re-ctlnare zurückbeugen, xXivco) Bück-
wärtsbeugung.
cf. Retroflexio, RetroTersio.
B. eataraetae vd. Depressio.
ReconTaleszenE (vaJere fcesund sein) Stadium
reconvalescentiae Erholung und Wiedergenjesung von akuten
Krankheiten (auch Becreatio).
Recmdeszenz (re-crüdescere wieder roh werden)
Wiederverschlimmerung von Krankheiten oder Symptomen
nach bereite eingetretener Bessenmg.
cf. Recidiv.
Rectocele (rectum der Mastdarm, von dessen ge-
rade gestreckter Form; Galen: djzevOvaf^evov evregovy von
djievdvvco gerade machen, 17 xi^Xrj Bruch) s. Proktoeelc
(s. d.) Mastdarmbruch, wenn bei Uterus- und Scheidenvorfall
die hintere Scheidenwand ein Divertikel des Mastdarms nach
sich zieht.
cf. Hedrocele, Prolapsus ani.
Recurrens (sc. febris) Kückfallfieber, vd. Typhus.
Redressement (franz. von re-dirigere) Wiederein-
richtung, Zurückbringung von in ihrer Lage veränderten Teilen
(besonders von Spontanluxationen).
cf. Repositio, Reductio, Coaptatio, Taxis.
Reduktion (re-duco) i. q. Reposition.
Re-KTolution (evolvo herauswälzen) [Hughling6>
Jackson] (eine Erscheinung nach epileptischen Anfallen) zu-
sammengesetzt aus 3 Stadien: 1. Aufhebung des Sprachver-
standnisses (Worttaubheit), 2. Perzeption der Worte u. Echolalie
(s. d.) ohne Verständnis, 3. bewusste, willkürliche (fragende)
Wiedergabe der Worte bei noch fehlendem VerständmSj^ aber
richtiger Auffassung des Buchstabengefüges.
Reflex (reflecttre zurückbeugen, -lenken) zentrale
Übertragung der Erregung sensibler Nerven auf motorische,
vasomotorische und sekretorische.
cf. Irradiatio.
Reflexepilepsie vd. Epilepsie«
Reflexosrraph (Barb. yga^cD schreiben) ein von
Bechterew angegebener Apparat zur graphischen Darstellung der
Sehnenreflexe.
Reflexparalyse reflektorische Lähmung.
Digitized by
Google
Ren mobilis 431
Refraktär {refractarius v. refragor widerstehen)
widerstandsfähig, unempfänglich, gebraucht z. B. von
der Unempfänglichkeit gewisser Tierarten gegen bestimmte Bakterien.
cf. Immunität.
Refraktionsanomalie, A. der brechenden Me-
dien des Auges, welche Myopie, Hypermetropie etc. bedingen.
Refraktionsoplithalnioskope {refringtre brechen)
Ophthalmoskope mit einer oder mehreren Scheiben, welche
eine grössere Anzahl verschieden brechender Gläser enthalten, die
bei Kefraktionsbestimmungen rasch gewechselt werden können.
RetVi^reratio (frigus Kälte) Erkältung, — welche
die Ursache von Fieber (flüchtiges Erkältungsfieber, cf, Ephemera,
Febr. herpet.) und verschiedenen Lokalaffektionen werden kann,
indem sich ein eigenartiger Erregungszustand, in welchen die
sensiblen Hautnerven durch den Erkältungseinfluss (plötzliche
intensive Abkühlung oder länger dauernde Einwirkung geringerer
Kältegrade) versetzt werden, bis zu den Zentralorganen de&
Nervensystems fortpflanzt und reflektorisch auf gewisse andere
Nervenbahnen, welche für diesen Reiz eine besondere Empfäng-
lichkeit besitzen, überträgt [nach Seitz in ZH]. — Rosenthai»
legt das Hauptgewicht auf die Wirkung des durch kollaterale
Hyperämie in den inneren Organen sich sammelnden, an der
Peripherie des Körpers beträchtlich abgekühlten Blutes.
Refriicerantia {sc. remedia) abkühlende und durch Ab-
kühlung erfrischende Mittel,
cf. Temperantia.
RBfi^eneratio (re-gtntrare wiedererzeugen) Wieder-
herstellung, Wiederersatz, Heilung. .
cf. Intentio, Reorganisatio, Restitutio.
Resrimen {rtgimen Regierung, Leitung) die Kranken -
diät, das ganze vorgeschriebene Verhalten des Kranken.
Reimplantatio (dentium) das Einheilen extra-
hirter Zähne in ihre alte Alveole, eine Operation, die am
häufigsten durch chronische Periostitis notwendig wird.
Reinversion (inverttre umwenden, umstülpen) da&
Zurückgehen eines ein- oder lungestülpten Organs, z. B. des
Uterus.
Relaxatio (laxus weit) Erschlaffung (von Geweben).
Remission (lat) der unvollständige ISTachlass.
cf. Intermission, Febris.
Ren mobilis (lat., v. gs(o) bewegliche oder Wander-
niere, eine entweder angeborene oder, besonders bei Frauen^
Digitized by
Google
432 Renversö
die geboren haben, acquirirte, nicht gar seltene Dislokation
der Nieren, am häufigsten der rechten, wobei dieselbe als ein
beweglicher Körper unter dem freien Bande des Rippenbogens
oder tiefer gegen den Nabel, bisweilen in der Fossa iliaca gefühlt
wird und womit allerlei Beschwerden verbunden sein können.
Renvers^ (franz., v.lat. re-in-vertere, versare) Umschlag,
Umdrehung einer Rollbindentur, so dass der obere Rand zum
unteren wird, um das Anschmiegen der Binde an konische Teile
zu ermöglichen.
Reoricanisatio {orgänum Werkzeug, ogyarov, egyor)
Heilung durch Wiederentstehung derselben Grewebselemente,
welche durch einen krankhaften Vorgang verloren gegangen waren,
eine höhere Stufe der Heilung als die Vemarbung.
cf. InteDtio, Regeneratdo.
Repositio (re-pöno) s. Reduetio Wiedereinrichtung,
Zurücko ringung von Hernien, Luxationen u. a. Lagever-
änderungen.
Reposition en masse, en bloc, R. von Hernien, wobei
deren Inhalt nicht isoliit, sondern samt dem Bruchsack und
allen Verwachsungen in die betreffende • Körperhöhle zurück-
gebracht wird.
cf. Taxis, Coaptatio, Kedresdement.
Resektion (re-secare ausschneiden, teilweise ent-
fernen) Ausschneidung, besonders von Nerven, Knochen-
stücken und Gelenken mit Erhaltung der Weichteile und der
peripheren Endigungen der betreffenden Nerven und Glieder.
Resolutio (re-solvere wieder auflösen) Lösung, d. i.
Rückgängigwerden von Krankheiten und Krankjieitsprodukten.
Resolventia {sc, remedia) Mittel, von denen man anninmit,
dass sie auf Krankheitsprodukte lösend wirken.
cf. Kesorptio.
Resonatio (re-sonare wiederhallen) Resonanz, Ver-
stärkung eines Schalles durch Mitschwingen von begrenzten Schall-
räumen (aber nicht mit identischen Schwingungen, wie bei der
Konsonanz).
Resorption (re-sorbeo wieder schlürfen) Aufsau-
gung, Aufnahme verflüssigter normaler oder pathologischer
Bestandteile in die Säftemasse.
Resorbentia (sc, remedia) Mittel, welche die R. beföi-dern.
cf. Resolventia, Rophetica.
Restitutio {re und statuo wieder aufrichten) von
der gleichen Bedeutung wie Regeneratio, besonders aber gebräuch-
lich in dem Ausdruck
R. in integrum vollständige Wiederausgleichung einer
Störung.
Digitized by
Google
Retinitis 43<^>
Retentio {retineoy teneö) die Zurück- oderVerhaltung,
z. B. placentae, urinae, testis (= Kryptorchidie).
Retentionscysten Cysten, (vd. Cystis), welche durch
Verhaltung des Sekrets von Drüsen durch Verschluss der
Ausführungsgänge entstehen.
Retinitis (rete Netz) s. Diktyitis Netzhauteut-
zündung.
R. purulenta eiterige R., ist entweder embolischen Ur-
sprungs oder Teilerscheinung der eiterigen Panophthahnitis. Die
Eetina wird eiterig infiltrirt und erweicht zu einer gelblichen
Eitermasse.
R. haeinorrhairiea s. apopleetiea eine Foim der K, wobei
€S ohne sonstige erhebliche Gewebsveränderungen zum Auftreten
zahlreicher, über die Netzhaut verbreiteter Blutungen konmit, zu-
"weilen in Zusammenhang mit allgemeinen Zirkulatiousstömngen,
manchmal auch bedingt durch marantische Thrombose der Vena
centralis des Sehnerven.
R. ncphritica (Brightica, albuminurica — meist bei
Schrumpfniere, seltener anderen mit Albuminurie verbundenen
Nierenkrankheiten und wahi*scheinlich Folge der chronischen
Urämie) stets doppelseitige Affektion, bestehend in vorwiegend
venöser Hyperämie der Papille, Trübung und Schwellung der
letzteren (Papil litis) und des an sie grenzenden Bezirks der
Retina (R. circumpapillaris) mit Blutungen und weissen
Degenerationsherden mit späterer Atrophie. Ein ähnliches Bild
zeigt die bei Zuckerkrankheit mit und ohne Nephritis bisweilen
vorkommende R. diabetiea.
cf. Amaurosis uraem.
R. (liff'usa chronica, R. mit massiger Hyperämie und einer
von der Papille ausgehenden diffusen, leicht radiär streifigen
Trübung, — die gewöhnlichste Form der syphilitischen Netzhaut -
affektion, ausserdem Folge von Chorioiditis.
R. sympathica sekundär bei Entzündung anderer Teile des
Auges, besonders Iridocyklitis.
R. externa, R. der äusseren Netzhautschichten —
fast stets nur zugleich mit Entzündung der Gefässhaut als
Chorioretinitis disseminata oder areolaris vorkommend.
Charakteristisch ist das häufige Auftreten in rundlichen Herden
mit Pigmentanhäufung und das zonenweise Befallensein des
' Augengmndes. Tritt derselbe Prozess in Gestalt eines einzigen
grösseren oder einer Gi*uppe kleiner Herde auf, so bezeichnet man
dies als Ch. circi;mscripta oder, da gewöhnlich die Macula
lutea befallen ist, als Ch. centralis. — In seltenen Fällen tritt
der Prozess gleich von vornherein ziemlich akut und in mehr
diffuser Verbreitung auf als R. externa diffusa.
Roth's Klinische Terminologie. 4. Aufl. 28
Digitized by
Google
434 Retinoskopie
R. pii^iDcntosa (v. pingo) primäre Pigmentdegenera-
tion der Netzhaut, eine chronische interstitielle Binde-
gewebswucherung aller Schichten der Netzhaut mit Atrophie der
nervösen Elemente und Einwandenmg von Pigment besonders
längs den Netzhautgefässen. Sie kommt angeboren und er-
worben vor [nach Gräfe und Sämisch Hdb.].
R speeiliea (v. species u. facio) eine in sehi* mamugfachen
Formen bei kongenitaler oder erworbener Syphilis auftretende
Entzündung.
R. septiea (orjjico) bei septischen Prozessen, vorzugsweise be
Puei-peralfieber auftretende, durch Embohen bewirkte R.
R. leukaemiea, bei Leukämie: auffallend blassroter bis gelb-
licher Augenhintergrund, Papille blass und getrübt, Gefässe —
besonders Venen — sehr blass, reichhche kleine, selten grössere
Blutungen, später zwischen diesen weisse Herde mit rotem Hof.
Seltene Formen sind:
R. proliferans [Manz] mit einer bindegewebigen membra-
nösen Neubildung vor der Papille von dem Aussehen der Relief-
karte eines Gebirges.
R. punctata albesecns [Moorex und Kuhnt] : in der Um-
gebimg der Papille, besonders an der Macula, zahlreiche kleine
weisse runde Stippchen, vielleicht kleine Hohlräiune.
Retinoskopie i. q. Skiaskopie.
Ke trakt Ion (rc-*raÄere) Zusammenziehung und Ver-
kürzung, besonders von Narben,
cf. Contraction. R^tr^cissement.
Retrecissement thoraciqne, R. de la poitrine
(= restrictio von restringtre) [Laennec] ausgedehnte Ein-
ziehung des Brustkorbes, gewöhnlich einseitig, infolge
Limgenschi-umpfung, vd. Cirrhosis pulm., Pleuritis deformans.
Retrollexio (lat) Knickung nach rückwärts, nur als
R. uteri diejenige Gestaltveränderung der Gebärmutter, bei
der die Axe des Corpus und der Cervix ut. einen mehr oder
weniger stark nach hinten offenen Winkel miteinander bilden.
R. uteri gravidi, richtiger: Schwangerschaft des i*etro-
flektirten Uterus. Die Vergrösserung erfolgt so lange, bis der
Uterus im kleinen Becken keinen Platz mehr hat, worauf er sich
entweder aufrichtet oder vom vierten Monat an Inkarzerations-
erscheinungen, hochgradige StÖnmg der Harn- und Kotentleenmg,
Metritis etc. verursacht.
cf. Retroversio.
Retroperitonitis Entzündung des hinter dem
Peritoneum gelegenen Zellgewebes, gewöhnlich eine
Digitized by
Google
Rheostat 435
sekundäre und gegen die primären Affektionen ziu*ücktretende
Erkrankung.
Retropharynsrealabszess (retro, (pdgvy^, ahscedo) Ent-
zündung des Bindegewebes zwischen Wirbelsäule und hinterer
Kachenwand mit Ausgang in Eiterung.
Retropulsion yd. Propulsion.
Retrotonsillarabsxess vd. Peritonsillarabszess.
RetrOTersio (lat) Kückwärtsbeugung, besonders als
R. uteri, K. der Grebärmutter in toto, ohne Gestaltsveränderung,
Folge von Erschlaffung der normalen Befestigung. Sie kann mit
Anteflexio verbunden sein.
cf. Retroflexio, Antcversio.
ReTaccinatio Wiederimpfung, Wiederholung der
Vaccination (s. d.) nach einem längeren Zeitraum und nachdem
die erste schon von Erfolg war.
ReTulsio (re-vellere wegreisBen) Ableitung, Aufhören
eines krankhaften Vorganges an einer Stelle infolge der Appli-
kation eines Eeizes (Gegenreizes) an einer anderen Stelle.
Revulsiva {sc, remedia) Mittel zur Hervorrufung von
Gegenreizen, ableitende Mittel,
cf. Derivantia, Epigastrica.
Rhabditis (^ gaßSog Stab) ein mikroskopisch kleiner,
zu den Nematoden gehöriger Rundwurm, der in vereinzelten
Fällen im Harn gefunden wird und Hämaturie verursachen zu
können scheint.
Rhabdomyom vd. Myom.
Rhachitis vd. Rachitis.
Rba^ras {j gaydg v. gi^ywfii reissen) Rhagade, Plur.
Rhagaden, Rimae cutis, Hautschrunden, sind längliche
kleine Spalten in der allgemeinen Decke, welche durch Zer-
klüftimeen und Sprünge entweder der Oberhaut allein oder zu-
gleich der Lederhaut entstehen und in letzterem Falle mit Aus-
sickerung von Serum oder Blut begleitet sind. Sie kommen an
jenen Stellen vor, an welchen die Haut vielfachen Zerrungen aus-
gesetzt ist (Ostien, Finger, Gelenke).
Rheophor {geco fliessen, (pögog tragend) i. q. Elektrode.
Rheostat (latrifii feststellen) Apparat zur abstufbaren
Einschaltung von Widerständen entweder direkt in den Strom-
kreis (in Hauptschliessung) oder in einer Zweigleitung (Nebeur
Schliessung), ein Mechanismus, welcher vorzugsweise an den
28*
Digitized by
Google
436 Rheumarthritis
galvanischen Batterien eingeschaltet wird und, ohne Wechsel
der Elementenzahl, zur noch genaueren Abstufung der Strom-
stärke dient.
RheumartliritiB {t6 äg^gov Q-elenk) rheumatische
Gelenkentzündung, vd. Polyarthritis rheumat.
Rheamatismus (ro ^ev/ia Fluss, \,Q€fa; die Bezeich-
nung rührt davon her, dass man sich die darunter
zusammengefassten Krankheiten durch das Abfliessen
einer im Gehirn erzeugten Flüssigkeit nach ver-
schiedenen Körperteilen entstanden dachte, oder,
nach einer anderen Auffassung, von der Eigenschaft
der rheumatischen AfTektionen, die Stelle zu wechseln
und gleichsam im Körper herumzufliessen) alte klinische
Bezeichnung für verschiedenartige, pathologisch-anatomisch nicht
zusammengehörige Krankheitsformen der Gelenke und Muskeln
und der dazu gehörigen Seimen und Fascien, die man sich durch
rheumatische Einflüsse entstanden dachte. Der Name Rh. als
eine bestimmt charakterisirte Krankheitsgmppe ist jedoch von der
modernen Medizin aufgegeben, hingegen der Ausdruck
rheumatisch als ätiologische Bezeichnung für alle die-
jenigen verschiedenartigen Affektionen beibehalten, die man ent-
weder durch eine Erkältung — vd. Eefrigeratio — oder durch
imbekannte Ursachen, die man in die Atmosphäre verlegt, ent-
standen denkt.
Rticumatisiiius artieuloruin aeiitus vd. Polyarthritis rheu-
matica acuta.
Rh. artic. ehronieus vd. Arthritis rheumatica chron.
Rh. nodosus vd. Arthritis deformans.
Rh. muscularis vd. Myalgia rheumatica.
Rh. gonorrhoieus vd. SynoAdtis metastatica.
Rh. searlatiuosus vd. Polyarthritis rheumatica.
Rheumatokelis (i<tjXig Fleck v. y.ai(o) i. q. Puipura
haemorrhagica.
Rliexis {fj Qfj^iQ V. gi^yvv/tii) die Zerreissung, z. B.
Haemorrhagia per rhexiu.
cf. Ruptur.
RMneurynter (?; gk, givög Nase, svqvvco erweitern,
V. svgvg breit) ein dem Kolpeurynter analoges Instmment
zur Stillung heftigen Nasenblutens, indem es in den blutenden
Kasengang eingeführt und dann mit Luft oder Wasser gefüllt wird.
Rhinliaeniatoiii (vd. Haematom) Bluterguss in die
Nasenknorpel.
Rhinitis i. q. Oor^^za.
Digitized by
Google
Rhotacismus ^37
Rhinolalia s. Rinophonia (17 XdXtj, ^ (pcovrj Reden,
Stimme) näselnde Sprache.
Rh. clausa der gestopfte Mund ton, entsteht, wenn der
Luft beim Sprechen der Zutritt zu den Choanen irgendwie ver-
schlossen ist (Anschwellungen und Verwachsungen der Rachen-
gebilde, Geschwülste).
Rh. aperta offene Nasensprache, entsteht durch mangel-
haften Abschluss der Nase (Gaumenlähmung, Gaumendefekte),
welche zur Bildung der reinen Vokale und aller Konsonanten mit
Ausnahme der Resonanten m, n, ng erforderlich ist.
RMnolitli (o )Mog Stein) Nasenstein. Solche ent-
stehen in den meisten Fällen aus fremden, in der Nase stecken
gebliebenenen Körpern, um welche sich schichtweise Kalksalze
und eintrocknender Schleim ansammeln; sehr selten ohne Fremd-
körper.
RUnophyma, Flur, -mata (ro (fv^a Knollen) die
kugeligen Wülste der Nase im dritten Stadium der Akne
rosacea.
Rhinoplastik (:xldooco bilden) Nasenbildung, pla-
stischer Wiederersatz der ganz oder teilweise defekten Nase.
Rhinorr haarte {gi^yvvfu bersten) stärkere £pi-
staxis.
Rhino sklerom (oxlrjQog hart, öxItjqow) chronische
Entzündung der äusseren Haut, insbesondere aber der Nase und
des Nasenrachenraumes in Form einer prominenten, scharf um-
schriebenen Induration mit glatter Oberfläche, mit enormer Härte.
Zu Grunde liegt ein kleinzelliges Infiltrat, das die normalen
Gewebselemente allmählich verschwinden macht und in der Bildung
eines fest schrumpfenden Bindegewebes seinen Abschluss findet.
Dieselbe Geschwulstbildung kommt übrigens auch im Kehlkopf,
Rachen etc. vor, weshalb die Bezeichnung Skieroma mit dem
entsprechenden Zusatz passender wäre.
Als wahi-scheinliche Ursache findet man konstant einen
Bazillus, der dem Pnemnoniebazillus von Friedländer und
Frobenius sehr ähnlich ist.
cf. Bacillus, Sklerodermie.
Rhino skopia (oxojieM besichtigen) Untersuchung
der Nasen- und Nasenrachenhöhle (Rh. anterior und
Pharyngo-Rh.) teils direkt, teils mit Beleuchtungsspiegeln.
Rliotaci8nia8 (q) das Schnarren, Lorbsen oder
Lorken, Gebrauch des Rachen-R statt des Zungen-R, eine auf
fehlerhafter Gewöhnung beruhende Form der Dyslalie.
Pararhotaeisinns Vertauschimg des R mit anderen Lauten,
cf. Lambdacismus.
Digitized by
Google
438 Rhyas
Rhyas (o gvdg Triefön), eigentlich das Triefen der
Augen, dann Bezeichnung für eine eiterige Entzündung der
Thränenkarunkel mit konsekutivem Schwund derselben.
Rhypia (6 Qvjiog Schmutz, qvjitco reinige) i. q. Rupia.
Ricoclietschtis8e (franz. ricocheter rüekprallen , von
recopiare) Prellschüsse, eigenthch Rückprallschüsse, Ver-
letzungen durch matte, in mehr oder weniger stumpfem Winkel
auftreffende Greschosse.
Ri^rid, Ri^idät (rigidus v. rigere starr, steif) Steif-
heit, z. B. R. der Muskeiu im Sinne von veimehrtem Tonus
(s. d.).
Ri^TOr (laU) die Starre (olyog), z. B. R. mortis.
Rimae cutis {rima v. ringi klaffen, z. B. „Rachen")
vd. Rhagas.
Rin^-worm {engl.) i. q. Herpes tondens.
Ri8ii8 sardonicus (o yücog oagödviog, nach Pausanias
von einer Sardonion genannten Pflanze, deren G-enuss
die Erscheinung des R. s. verursachen sollte — Kraus;
thatsächlich aber von der Homerischen Stelle Od 20,302 : fislörioe 6s
'dv^icp oagödviov fxdla roTov „grimmiges Iiächeln'S "^on
(lagödCco lache bitter, oaigco ovgco verzerre) das krampf-
hafte Lächeln, partieller tonischer Facialiskrampf, wodurch die
Gesichtszüge des Kranken zu krampfhaftem Lächeln verzen-t
werden, häufige Erscheinung bei Tetanus.
cf. Spasmus facialis.
Roborantia {robur Stärke) s. Tonica {sc. remedia)
stärkende, kräftigende Mittel.
Ronclms s. Renclias (v. geyxco schnarchen) Rassel-
geräusche, teils einfache Stenosengeräusche, teils von zer-
springenden, aus Luft und Flüssigkeit in den Bronchien gebildeten
Blasen erzeugte Geräusche.
Man unterscheidet gross- und kleinblasiges, feuchtes
und trockenes Rasseln (Catarrhus humidus et siccus), ferner:
vesikuläre Rasselgeräusche (Ronchi), vd. Crepitatio;
klingende, d. i. durch verdichtetes Lungengewebe gut fort-
geleitete, in nonnalen oder pathologischen Hohlräumen erzeugte
Rasselgeräusche (konsonirendes, bronchiales Rasseln
Skoda's) ;
knatternde, knarrende R. (R. crepitans und subcrepi-
tans), durch zähes Sekret bei trockenem Katarrh entstehend,
vereinzelt und grossblasig;
unbestimmte R., alle R., welche weder vesikulär, noch
klingend, noch knatternd sind;
Digitized by
Google
Rubefacientia 439
zischende oder pfeifende Geräusche (K. sibilans),
dem trockenen Rasseln verwandte Stenosengeräusche, an ver-
engerten Stellen der Bronchien bei teilweiser Vei*stopfung durch
zähe Sekrete entstehend. — Sind die Geräusche tiefer und sind
eie durch einzelne Absätze getrennt, so bezeichnet man sie als
schnurrende;
postexspiratorisches Rasseln [Baas], Rasselgeräusche,
welche sich der Exspiration unmittelbar anschliessen, ein Zeichen
für Kavernen sind und durch eine Ausgleichsströmung mit Ver-
schiebung des Sekrets in diesen zu stände kommen;
herzsy stolisches Rasseln mit der Herzbewegung iso-
chrones und von der Atmung unabhängiges kurzes Rasseln, welches
durch Mitteilung der Bewegung des Herzens oder Gefässrohres
an Kavemeninhalt entsteht.
cf. Fremitus, Ötrepitiis.
Rophetica (ooqprjuy.og v. goqpsco schlürfoii, SC, medi-
camenta), mechanisch^einsaugende Mittel, wie Streupulver,
Schwämme etc.
cf. Absorbentia, Resorbentia.
Roseola (Röschen, v. rostus, rosa) kleine nindliche bis
fingernagelgrosse rote Hautflecken, deren Röte auf Dnick
verschwindet.
cf. Purpura, Erythema.
R. Infant ilis vd. Erythem.
R. typhosa die im Beginne des Typhus abdominalis meist
am Stamm auftretenden und für Typhus sehr charakteristischen
R.-Flecke.
R. variol€sa im Prodromalstadium der Blattern vorkommende
linsen- bis nagelgliedgrosse hellrote Flecken, die zuerst im Gresicht
auftreten und später den Blattemeffloreszenzen Platz machen.
cf. Erythema variolosum.
R. vaceina kurzdauernde Hautrötungen, welche öfters bei
Geimpften auftreten.
R. syphilitiea makulöses Syphilid, die früheste und
häufigste Form der sekundär-syphilitischen Hauterkrankung.
Bug^et (von rouge, lat. rubeus) der franz. Name — ein
deutscher fehlt — für die durch das Eindringen der Ernte -
milbe (auch Stachelbeermilbe, Leptus autumnalis, von
roter Farbe) in die Haut der Schnitter etc. verursachte Haut-
entzündung.
Rubefacientia {sc. remedia), hautrötende Mittel
Hautreize, welche eine starke Hyperämie der Applikationsstelle
imd gewöhnlich eine brennende Empfindimg verursachen imd
meist in derivirender Absicht angewendet werden.
cf. Epispastica.
Digitized by
Google
440 Rubeolae
Rubeolae Röteln, ein akutes, den Morbillen sehr ähn-
liches, selbständiges spezifisches Exanthem von sehr guter Prog-
nose, durch Stecknadelkopf- bis linsen- und höchstens bohnen-
grosse hyperämische Flecken gekennzeichnet, welche bald scharf
begrenzt, bald an den Rändern leichter gefärbt und verwaschen
sind. Die begleitenden Schleimhautaffektionen bestehen in ganz
leichten Katarrhen der oberen Luftwege und Konjunktiva und
geringen anginösen Beschwerden.
Rubeola searlatinosa und R. inorbillosa zwei Deminutiv-
formen von Scharlach oder Masern, also eigentlich keine R.
Rubicnnd (lat.) mit gerötetem Gesichte.
Rubor (lat. ruber = e-ßv^-oog) Röte durch Hyperämie,,
eines der Kardinalsymptome der Entzündung (calor, rubor, tumor^
dolor).
Ructus, Frequ. Ructitatio (ructare) das Külpsen^
Aufstossen, ist ein Erbrechen von Magengasen,
cf. Ruminatio.
Ruminatio hmnana s. Meryeismas (v. ruma Kehle^
Gurgel, erugtre = ructare) das Wiederkauen. Abgesehen
von dem als Regurgitation zu bezeichnenden Wiederkehren
der Speisen bei Oesophagusdivertikeln kommt das eigentliche
Wiederkauen teils als üble Gewohnheit (R. habitualis), teils
mehr pathologisch bei manchen Individuen in der Weise vor,
dass die genossenen Nahrungsmittel willkürlich oder unwillkürhch
aus dem Magen in den Mund zurückgerülpst und dann nach
nochmaligem Kauen oder ohne solches wieder verschluckt werden.
In mehreren Fällen hat man eine sehr weite und muskulöse
Speiseröhre gefunden, die sich vor der Kardia zu einem Antrum
cardiacum erweitert, welches durch das Zwerchfell vom eigent-
lichen Magen abgegrenzt ist.
Rupia 8. Rhypia (6 Qvnog Schmutz) Schmutz-
flechte. Es gibt mu* eine
R. syphilitiea, eine Fonn des pustulösen (ulzerösen) Syphi-
lids; charakteristisch sind multiple, über den ganzen Körper zer-
streute, austemschalenähnliche, flach-konische Borken, welche von
einem Blasenwall umgeben sind und nach deren Ablösung ein
rundliches Geschwür erscheint.
Ruptur a (rumper e) Zerreissung.
R. vnlvo-periuealis Dammriss.
R. periueo-analis Dammriss nebst Einreissung des
Mastdarms,
cf. Khexis.
Rytidosis vd. Geromorphismus.
Digitized by
Google
Salaam-Krämpfe 441
S^aburra (der schmutzige Schiffssand, Ballast, von
sabulum Sand) unverdaute Substanzen im Magen (S. ga-
strica), Unreinigkeiten („der ersten Wege", des Verdauungstractus
überhaupt).
Ädj. saburral.
ISaccadirt (franz. saccader schnellen, rucken, la sac-
cade schneller Ruck am Zügel des Pferdes), „abgesetzt"
nennt man das Atmen, wenn es bei der Auskultation mit kurzen
Unterbrechungen oder Abschwächungen gehört wird, wahrschein-
lich dann, wenn, wie in tuberkulösen Lungenspitzen, örtliche
Hindemisse in den Bronchien den Lufteintritt in die Alveolen
eines Bezirks hemmen und während eines Atemzugs wiederholt
überwunden wei'den müssen.
ISaceharomyces cerevisiae (saccharum Zucker,
o fivxrjg Pilz, cer-visia Gerstenbier zuerst bei Plinius, kel-
tisches Wort) die Bierhefe, der verbreitetste Sprosspilz, ohne
pathogene Eigenschaften, wird im Erbrochenen, im Harn etc. ge-
fimden. Ein dem S. ähnlicher, vielleicht identischer Pilz findet
sich in den Haarschuppen der behaarten Hautstellen, nach Biz-
zozERO entweder in Form kugeliger oder ovaler Zellen (S. sphae-
ricus und S. ovalis).
S. albicans [Keess] i. q. Oidium albicans.
ISaerocoxalg^ie {vd, Coxalgie) Entzündung der Syn-
chondrosis sacro-iliaca und der angrenzenden Teile der bei-
den Knochen mit Schmerzhaftigkeit und ödematöser Schwellung
ihrer Verbindungslinie auf der hinteren Fläche des Beckens,
Schmerz beim Druck aufs Darmbein, beim Sitzen und Gehen, und
ausstrahlenden Schenkelschmerzen. Sie kommt bei Kindern als
Analogon des Tumor albus vor [Pitha], befällt indes häufiger
Erwachsene, zuweilen als das Eesultat einer Verletzung, eines
Falles auf den Hintern.
ISacrodynie (^ SSvw Schmerz) die bei Hysterie beobach-
tete psychisch vennittelte Schmerzhaftigkeit in der G«gend des
Os sacrum.
ISadismus (nach dem beiiichtigten Marquis de Sade,
1740—1814) „Verbindung von aktiver Grausamkeit imd Grewalt-
thätigkeit mit Wollust, eine pathologische Steigerung von — an-
deutungsweise auch unter noimalen Umständen möglichen — Be-
gleiterscheinungen der psychischen Vita sexualis, insbesondere der
männlichen, ins Masslose und Monströse". Zu den Sadisten
gehören u. A. Lustmörder und Leichenschänder (Nekrophilen)
[von Krafft-Ebing].
IS^alaaiii-Krämpfe (arab. saläm, hebr. shalom der
Friedensgruss) vd. Spasmus nutans.
Digitized by
Google
442 Salacitas
f^alaeitas (H. v. salax geil, t. salire) abnorme sexu-
elle Begierde.
cf. Nymphomanie, Satyriasis.
tl^alivatio {saliva Speichel) s. Sialorrhoea s. Ptyalis-
inns (to aiaXov) der Speichelfluss, abnorm vermelirte Speichel-
sekretion, so dass die Kranken nicht mehr im Stande sind, den
Speichel zu schlucken, sondern ihn ausspucken oder aus dem
Munde laufen lassen müssen. Die Ursache ist reflektorische Rei-
zung der Speicheldrüsennerven bei Stomatitis, Lyssa, Zahnreiz.
Krankheit des Magens, Darms, der weibUchen Genitalien, Bulbär-
paralyse etc.
ISalpinit^itis {^ odL-riy^ Trompete) Tubenentzündung
nie selbständig, sondern stets mit Entzündung des Eier-
stockes (Oophoritis) verbunden daher besser Oophoro-Salpin-
gitis genannt.
Pozzi unterscheidet:
I. Nicht cystische Salpingitis:
a) akute katarrhalische,
b) akute eiterige,
c) chronische parenchymatöse (Pachysalpingitisu
Varietäten: Salp. hypertrophica s. vegetans; Salp.
atrophica seu sclerotica.
IL Cystische Salpingitis:
a) Seröse S. (Hydrosalpinx),
b) hämorrhagische S. (Haematosalpinx).
c) eiterige S. (Pyosalpinx).
Der Ausdruck S. wird auch für die Entzündung der Tube
Eustachii gebraucht,
cf. Oophoritis.
ISalpinit^o - Oophorektomie Exstii-pation der Tuba
und des Eierstocks bei Salpingo-Oophoritis, Pyosalpinx etc.
ISalpinit^otoiiiie {zeinvM schneiden) Eröffnung und Ent-
leerung einer Pyosalpinx nach voraufgehender Laparotomie und
Annähung an die Bauchwunde.
I^anatio (lat) Heilung, S. per priraam, secundam, vd.
Intentio.
IS^anies (tat. eig. Schwund) dünnflüssiger Eiter, der
reich an Serum, arm an Eiterkörperchen ist. Auch „Jauche".
Jl^aprin {aa^-rgög faul) ungiftiges Ptomam, welches vom
7. Tage an nach dem Tode in Leichen auftritt.
ISaprofen fäulniserregend (richtiger wäre saprogon.
cf, phlogogon).
Digitized by
Google
H
Sarkoma 443
l^aprophyt (r6 (pvTÖv Pflanze), eigentlich Fäulnispilz,
Sammelname für diejenigen Bakterien, welche sich auf toten
Teilen organischer Herkunft, abgestorbenen Pfanzenresten, ver-
wesenden Ceichen, im Boden und Wasser entwickeln, dagegen im
lebenden Organismus nicht gedeihen. Fakultative Saprophyten
vd. Bakterien. Ein Teil derselben sind Fäulnispilze.
Zu den saprophytischen Bakterien gehören: Bacillus subtilis
<Heubacillus), Kartoffelbacillus, Bac. megaterium, Bac. (s. Mikro-
hH kokkus) prodigiosus, wurzeiförmiger Bacillus, femer die Milch-
bakterien: Bac. acidi lactici (Milchsäurebacillus), Bacillus der
Buttersäuregänmg [Hueppe] und Bac. butyricus [Prazmowski],
Bac. cyanogenus (Bac. der blauen Milch) ; die Wasserbakterien :
-^ Bac. violaceus (Spree), der rote Bacillus, fluoreszirende Bacillen,
W darunter Bac. erythrosporus ; die verschiedenen Fäulnispilze, bisher
unter dem Namen „Bakterium termo" zusammengefasst ; ein
^^ Schraubenbakterium : Spirillmn mbrum u. a. [nach C. Fränkel's
^ Bakterienkimde].
rg cf. Bakterien, Parasiten.
M Snreina 8. Merismopoedia ventriculi {sarcina,
^^ lat. V. sarcio = gdnico, Bürde, Bündel ; von dem waarenballen-
^\ artigen Aussehen der Pilze) Bakterien, welche sich nach zwei
^^ oder drei Dimensionen des Baumes teilen. Sie stellen 0,01 mm
?^ grosse, kubische waarenballenähnhche Gebilde (vierfach oder wieder-
fV. holt vierfach geteilte Zellen — Tetradenform) dar und finden
'^ sich besonders bei Magenerweiterung und Magenkrebs im Er-
brochenen, ohne weitere pathognomonische Bedeutung zu haben.
Man unterscheidet je nach ihrer Pigmentbildung eine gelbe, eine
weisse, eine orangenfarbene und rote Sarcine.
S. pulmonum eine in den Lungen, bezw. im Sputum vor-
kommende Sarcineform, nach Hauser ein harmloser Schmarotzer
ohne pathogene Eigenschaften.
ISarkoeele (^ adg^ Fleisch, 17 xi^lrj Bruch) s. Hernia
carnosa, eigentlich Fleischbruch, wird von einigen Autoren
für Elephantiasis scroti gebraucht.
S. syphilitica i. q. Orchitis syphilitica.
S. malleosa Kotzknoten in der Haut des Hodensackes.
tl^arkoma (oag^öco werde zu Fleisch, adg^) nach dem
Typus der Bindesubstanzen gebaute Geschwülste, bei denen
die zelligen Elemente der Z^l und oft auch der Grösse nach
gegenüber der Interzellularsubstanz vollkommen prädominiren. Die
einzelnen Sarkomformen sind:
1. Kundzellensarkom, S. globocellulare:
a) Kleinzelliges Rundzellensarkom, granulations-
ähnlichesR. (S. globocellulare s im plex), erscheint in
Digitized by
Google
444 Sarkoma
Fomi von äusseret weichen, schnell wachsenden, fast aus-
schliesslich aus Kundzellen und Gefässen bestehenden Ge-
schwülsten, die sich namentlich im Bindegewebe des Be-
wegungs- und Stützapparates, in der Haut, den Ovarien,
Hoden und Lymphdrüsen finden.
b) Lymphosarkoma, S. lymphadenoides s. molle mit
Nachahmung des Baues der Lymphdrüsen, am häufigsten
in den Lymphdrüsen und dem lymphadenoiden Gewebe der
Schleimhäute.
c) Das grosszellige Rundzellensarkom, S. makro-
cellulare, an denselben Stellen wie das kleinzellige R.
vorkommend, bildet derbere Geschwülste mit grossen, oft
zwei- und ^ielkemigen Zellen. Da die Zellen mit der
Zwischensubstanz zusammen ein Alveolenwerk bilden, nennt
man dieselben auch grosszellig-alveoläres R. [Bill-
roth]. Formen, die sich durch bedeutende Grössenverschie-
denheit der Zellen und grosse vielkemige Riesenzellen aus-
zeichnen, bezeichnet man als Riesenzellensarkome.
2. Spindelzellensarkom, S. pusiforme s. fusocelliilare:
a) kleinzelliges Sp.,
b) grosszelliges Sp., beide viel derbere Geschwülste bildend.
c) Fibrosarkom, S. fibrosum, Fibroid oder Fibrom,
das Fasersarkom, durch starke Entwicklung der Inter-^
Zellularsubstanz ausgezeichnet, hauptsächlich im Uterus.
Als Fibrome bezeichnet man femer kleine halbkugelige,,
genau umschriebene, fast stets von den Stimmbändern aus-
gehende, schmutzigweiss oder hell- bis dunkelrot gefärbte,,
gutartige Geschwülste, die selten breit und fest aufsitzen,,
meistens einen gestielten Auswuchs — Polypen, Fibroma
polyposum propendens — bilden. Ähnliche Gebilde kom-
men auch in der Nase vor, besonders in den hintersten Ab-
schnitten derselben — Nasen rachenpolypen. Diese
Fibrome bestehen in ihrer Hauptmasse aus derbem Binde-
gewebe, daneben aus elastischen Fasern, Rundzellen imd
erweiterten Gefässen. Die zellreichen Formen, die sich
durch starke Wucherung auszeichnen, sind als maligne
.Geschwülste (Fibrosarkome) anzusehen
8. Durch besondere Eigentümlichkeiten ausgezeich-
nete Sarkome:
a) Alveolärsarkom, S. alveolare, mit drüsenähnlicher,
epitheloider Zellenstruktur und alveolärer Anordnung der
Interzellularsubstanz. Synou.: Endothelioma. Hieher
gehören das Angiosarkom oder plexiformes Angio-
sarkom, charakterisirt durch eine mantelartige Umhüllung
des präexistirenden oder neugebildeten Gefässplexus und des
Cholesteatoma (s. d. .
b)Melanosarkom mit Pigmentbildung innerhalb der Ge«
Digitized by
Google
Scabies 445
Schwulstzellen, durch . seine Bösartigkeit ausgezeichnet und
primär nur an Stellen vorkommend, die schon noimaler-
weise Pigment enthalten (Auge, Pia).
c) Psammom (s. d.).
d) Myxosarkom, (S. myxomatodes) durch hyaline oder
schleimige Degeneration des Geschwulstgewebes oder durch
Kombination von Sarkom und Myxomgewebe entstehend.
Hierher gehört das Cylindrom (s. d.).
ISarkoptes hominis {n oolq^, 671x6.(0 rösten, schrun-
•dig machen, oder v. xortm, also eig. oaQxoxonxrig [?]) i. q. Aca-
rus scabiei.
IS(aturiii8iiiiis (Satumus eig. Saatgott, alchimisti-
scher Name für Blei) Vergiftung durch Blei und Blei-
salze, kommt vor als S. acutus und chronicus, welcher letz-
tere die Tabes, Kolica, Arthralgia, Encephalopathia (mit Amaurosis
und Eklampsia) satumina, den Tremor saturninus und die Con-
tractura, Paralysis und Anaesthesia saturnina umfasst.
cf. Tendovaginitis hypertrophica.
IS(atyriasis (gr. H. v. oa-cvgtdco, 6 Zdivgog bockähn-
licher Waldgott, geiler Faun im Gefolge des Bacchus)
die krankhafte Geilheit beim Manne, die männliche Be-
,:gattungswut. .
cf. Nymphomanie, Priapismus, Salacitas.
ISeabies {scabere kratzen) die Krätze, eine parasitische,
'.ansteckende Hautkrankheit, deren Erscheinungen sich zusammen-
setzen aus den durch die Anwesenheit der Krätzmilbe (Acarus
scabiei) direkt bedingten, ferner aus den durch das häufige Kratzen
bedingten und endlich aus den durch anderweitige Keize während
'des Lebens der Milbe in der Haut bedingten Symptomen (be-
istehend in der Entwicklung von Knoten oder anderen Infiltraten
;an jenen Hautstellen, an welchen, aus was immer für Ursachen,
Druck oder Reibimg stattfindet, wie am Gesäss bei sitzender Le-
.bensweise, unter Tragbändem etc.).
S. erustosa s. norwcjj^ica s. Boeckii (diese Form wurde
:zuerst in. Norwegen von Boeck und Danielson bei an Spe-
dcdskhed Leidenden entdeckt) Borkenkrätze, eine eigentümliche
3Iodifikation der gewöhnlichen Krätze, wobei neben den gewöhn-
lichen Krätzeerscheinungen noch dicke schwielige Epidermidal-
auflagerungen der Flachhand und des Plattfusses, unter Degene-
ration der Nägel, sich entwickeln imd auch an anderen Körperstellen,
im Gresichte, am behaarten Kopfe, dicke Krusten vorkommen,
welche sich von jenen des impetiginösen Ekzems nur durch ihren
Inhalt an toten Milben und Milbenprodukten unterscheiden. Die
Affektion steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit Sensibilitäts-
«törungen der Haut, so dass die Borken nicht weggekratzt werden.
Digitized by
Google
446 Scabrities unguium
S. sieea papulosa i. q. Prurigo.
ISeabrities uiifl:uiiiiii (H. v. scdber rauh, schäbig)
krankhafte Degeneration der Nagelsubstanz, meist
in einer Verdünnung derselben mit faseriger Beschaffenheit be-
stehend.
IS(ealpell (scalpellum v. scalpo schneiden) kleineres
Messer, bei dem Klinge und Griff unbeweglich mit einander
verbunden sind.
cf. Culter, Bistouri.
tl^eapulae alatae (lat) flügeiförmig abstehende
Schulterblätter {oy^ioTikaTt) bei Aristoteles und Galen), bei
magerer und schwacher Muskulatur, insbesondere bei Lahmung
des Serratus antic. maior, sodann überhaupt bei paralytischem
Thoraxbau vorkommende Stellungsanomalie aer Schulterblätter.
f^eapulodynia (17 odvvri Schmerz) i. q. Myalgia sca-
pularis.
tl^earilieireii (oxapiqpevco mit dem Griffel ritzen^
oxoLQKpog Stift) zahlreiche kleine Einschnitte machen.
Searifleator das hierzu dienende Messer oder der Schropf-
schnepper.
Scarlficatio die Anwendung des Skarifikators.
cf. Cucurbitatio.
f^earlatina (neugr. ^ oxagkaxlva seil, vooog v. x6 oxagkaxo
sc. xQ^f^<^ Scharlachfarbe, pers. sakarlat die rote Farbe)
der oder das Scharlach, Febris scarlatinosa, kontagiöse
fieberhafte Erkrankung mit einem Exanthem in Form grosser,,
verwaschen begrenzter scharlachroter Flecke, die anfangs als punkt-
förmige Stippchen erscheinen , und vorwiegend entzündlicher Be-
teiligung der Rachenschleimhaut (Angina scarlatinosa).
S. sine exanthemate mit sehr geringer oder fehlender
Hautröte, aber den übrigen Symptomen.
S. laevigata die gewöhnliche Form konfluirender Flecke.
S. variegata mit getrennt stehenden Flecken.
S. papulosa die anfangs pimktförmige Injektion gestaltet
sich zu kleinen mehr dem Tastsinn als dem Auge bemerklichen,,
äusserst zahlreichen Papeln.
S. miliaris, Scharlachfriesel, hirsekomgrosse Friesel-
bläschen mit trübem Inhalt, aus der papulösen Form sich ent-
wickelnd.
S. petechialis s. haemorrhagica die mit Hämorrha-
gien in die Haut und Blutungen aus Körperhöhlen komplizirte
Form.
Digitized by
Google
Scrofulosis 447
S. puerperalis wird von Manchen als eine besondere Fonn
von Puerperalfieber (septischer Infektion) aufgefasst. Nach Ols-
HAUSEN (Arch. für Gyn. Bd. 9 S. 169) handelt es sich um echte,
bald ganz leicht, bald äusserst schwer verlaufende S., die in der
trkjhwangerschaft nicht zum Ausbruch gekommen ist, sondern deren
Inkubation sich häufig ungewöhnlich verlängert, bis mit der Ent-
bindimg das Kontagium zur Wirkung kommt, daher das gewöhn-
liche Auftreten in den ersten drei Tagen des Puerperium.
d^ehistoprosopie (oxiarog gestalten v. o/JCco) s. Pro-
soposehisis, Gesichtsspalte, tiefe Kluft zwischen einer oder
beiden Seiten der Nase, welche sich durch den Oberkiefer in den
Gaiunen hinein fortsetzt, höchster Grad der Meloschisis, bei nicht
lebensfähigen Kindern.
cf, Aprosopie.
ISchizoblepharie (t6 ß/Jtpagov Augenlid) i. q. Kolo-
boma palpebrae.
ISchizoTmyceten {pxi^w, 6 ixvxriQ, -tjTog Pila) vd. Bak-
terien.
IScirrbus (6 oxiggog V. oxiQQog hart, oxiQog Gips) vd.
Carcinoma fibrosum.
IS(colex, IScybala, JScler. . . vd. Sk . . .
t^corbütns (ursprüngl. holländ. schorhuck) der Skorbut
oder Scharbock, eine unter dem Einfluss schlechter Nahrung,
feuchter Wohnung und deprimirender Gemütsstimmung, nament-
lich bei Mangel vegetabilischer Kost zu stände kommende chro-
nische allgemeine Ernährungsstörung, bei welcher sich unter
zunehmender Entkräftung eine hochgradige mit Lockerung und
Ulzeration verbundene Schwellimg des Zahnfleisches und multiple
blutige Extravasationen in der Haut, in den Muskeln etc. mit
hämorrhagischen Entzündimgen der Organe, besonders der serösen
Häute, nebst freien Blutungen der Schleimhäute einstellen. —
Man unterscheidet einen See- imd Landskorbut (als solcher
wird auch Purpura haemorrhagica bezeichnet).
cf. Stomatitis scorbutica, Hemeralopia.
8crotaloderina ulcerosum eine durch die Entwick-
lung granulationsartiger Massen charakterisirte Hautkrankheit,
die unter dem direkten Einfluss der Skrofulöse entsteht.
S^crofnlosis {scrofa oder scropha Saumutter, von
'ygd(p(o, scalpo graben, ^ ygofitpig, ygou(pdg das Mutterschwein
— von dem schweinskopföhnlichen Aussehen, das durch
die Auftreibung der seitlichen Gesichts- und Hals-
teile infolge der skrofulösen Drüsenanschwellungen
hervorgebracht wird) die Skrofelkrankheit, lympha-
Digitized by
Google
448 Scutulum
tische Diathese, eine Konstitutionsanomalie, welche durch grosse
Neigimg zu Entzündungen der Haut, besondere des Gesichts und
Kopfes, der Schleimhäute, Lymphdrüsen, Knochen und Sinnes-
organe sich kundgibt, mit der Besonderheit, dass diese Ent-
zündungen charakteristische, mit Tuberkelzellen identische massen-
hafte Zellen produziren, einen bleibend infiltrativen Charakter
haben und zur käsigen Metamorphose neigen.
S. torpida das charakteristische Bild dieser ist: Gesicht
von gedunsenem Aussehen, Lippen und Nase dick, die Haut
fHihmutzig-bleich, das Unterhautzellgewebe verhältnissmässig fett-
reich, die Muskulatur spärUch, grosser Bauch, dünne Extremi-
täten.
S. erethica: Abmagerung und eine massige Rötung der
Haut neben den skrofulösen Erscheinungen und Disposition zu
frühzeitiger Eiterung.
Die Skrofulöse ist höchst wahrscheinlich in ähnlicher Weise
wie die Tuberkulose durch den Bacillus tuberculorfs bedingt, doch
stehen sichere Beweise dafür noch aus.
cf. Phthisis, Tuberculosis.
ISeutuluiii dem. v. scutum (s. folg.) vd. Fa\'us.
IScutulatus s. seutitomiiB {scutum Leder, Schild
V. t6 oxvxog Leder) schild- oder schüsseiförmig in der
Mitte vertieft, zur Bezeichnung für gewisse Effloreszenzen.
ISeborrhoea (sebum Talg, gico fliessen) s. Steato-
rhoea, Fluxiis sebaeeiis, Schmeerfluss, krankhafte Ausschei-
dung von mit Hauttalg imprägnirten Epidemiismassen, die sich
auf einer sonst normal aussehenden Hautfläche entweder in Ge-
stalt eines fettigen Überzuges oder schuppiger Auflagerungen an-
ßanmieln. Je nach dem Vorwiegen des einen oder des anderen
Bestandteiles unterscheidet man:
S. adiposa fettige S.
8. sicca s. squamosa (veraltet Akne sebacea, Pityriasis
s. Tinea s. Porrigo furfuracea) ein Produkt des an der
Oberfläche der Haut zu schmutzig-weissen, krustösen Schwarten
vertrockneten Hauttalges, welche meist ziemlich fest oder in Form
von ähnlichen kleinen Schuppen nur lose aufsitzen, besonders auf
Nase, Stirn und Wangen.
Nach der Stelle des Auftretens unterscheidet man S. capitis
oder capillitii (häufige Ursache von Alopecie), praeputii
(Smegma) etc.
S. (capitis) neonatorum, Gneis, Heidendreck — meiert
in Form von mehr oder weniger schmutzigen Schuppengrinden,
cf. Cutis testacea, Ichthyosis sebacea, Alopecia furfuracea, Crnsta.
S. coni^estiva i. q. Lupus erythematosus.
Digitized by
Google
Septikämie 449
8. nigricans palpebr. i. q. Blepharomelaema.
Jl^eeefiMSUS involuntarii (se-cedere fortgehen) un-
freiwillige Abgänge.
ISeeret {se-cemere absondern) Absonderung (physio-
logisch wie pathologisch, während „Exkret" nur physiologisch ist).
IS^ecretodermatosen [Tommasoli] (Barb. x6 öigpia Haut)
mit Steigerung der normalen Sekrete verbundene
Hautkrankheiten. T. teilt ab in 1. Stearodermien (s.d.),
Hyper-, Para- und Asteatosis (Seborrhoen, Xerodermia), 2. Idro-
dermien (s. Hidrodermia) — Hyperidrosis, Paraidrosis (Chrom-,
Brom-, Haemat-, Uridrosis) imd Anidrosis.
IS(eetio {secare schneiden).
S. caesarea s. Laparohysterotomie , Kaiserschnitt,
•operative Eröffnung des schwangeren Uterus von den Bauchdecken
aus, mittels Laparotomie behufs Extraction der Frucht.
S. alta, lateralis, mediana, urethralis, vesiea1is> vd. Li-
thotomie.
S. anatomiea, legalis, anatomische, gerichtliche S.
I^edativa {sedare sitzen machen, beruhigen), (sc.
remedia) beruhigende Mittel i. q. Temperantia.
Jl^ediineii tum {seder e sitzen) derBodensatz.
S. lateritium (later Ziegelstein) ziegelmehlartiges
Harnsediment durch Ausscheidimg von Hamsäurekry stallen
und harnsauren Salzen (Uraten).
IS^emiotik (fi orff^eiconxij tsxvyj, oTifieTovy ofjfjia Zeichen)
s. Semiologie die Lehre von den Krankheitszeichen
i. q. Symptomatologie.
IS(epsiii {arincty faulen) ist das von Bergmann und
Schmiedeberg als schwefelsam-es S. krystallinisch dargestellte
eigentliche putride Gift, das von den Fäulnisbakterien getrennt
werden kann, aber doch in so naher Beziehung zu denselben steht,
•dass Bergmann geneigt ist, es für ein Sekretionsprodukt derselben
2M. halten. Jedenfalls haftet es an ihnen und wird dm-ch sie
übertragen.
ISepsis, AdS* septiscli (afjyjtg, oriJtxixog) gegenwärtig mehr
im Sinne von Zersetzung mit Entwicklimg von pyrogonen und
phlogogonen Substanzen, ohne den Begriff der stinkenden Fäulnis,
wofür mehr die Bezeichnungen putrid, saprogen, ichorös und sa-
niös gebräuchUch sind.
Septikämie s. ISepthämie f a u 1 i g e I n f e k t i o n, Jauche-
intoxikation, Infektion des Organismus durch Resorption gewisser, in
Roth's Klinische Terminologie. 4. Aufl. 29
Digitized by
Google
450 Sequester
Jaucheherden erzeugter, durch mehr oder weniger intensiven putriden
Geruch kenntlicher Zersetzungsprodukte. Die Krankheit ist durch sub-
kontinuirUches hohes Fieber mitoder gewöhnlich ohne initialen Schuld
telfrost, typhoiden Zustand, zuweilen auch heftige Diarrhöen, und
Kollaps charakterisirt; erhebliche anatomische Veränderungen fehlen
gewöhnhch in der Leiche, es können aber auch metastatische Ent-
zündungen und Abszesse (metastatische S., Septikopyämie)
vorkommen, doch • ohne dass, wie bei der Pyämie, Schüttelfröste
dabei auftreten. Die Zersetzungsprozesse in den primären Herden
scheinen gewöhnlich eingeleitet zu werden durch Infektion der
letzteren mit septischen körperhchen Substanzen (Ptomamen),
welche an Mikroorganismen {Fäulnisbakterien) gebunden, aber
wahrscheinlich nicht mit diesen selbst identisch sind. — Die Frag&
betreffs der ätiologischen Einheit oder Verschiedenheit der septi-
kämischen und pyämischen Prozesse ist noch eine offene,
cf. Fyämie, Ichorrhämie, Febr. traumat. u. puerper.
Kryptogene oder -genetische Septikopyämie {xovsnG>
verbergen) die S. ohne bekannte Invasionspforte.
IS^equester (v. sequor, eigenthch der Vermittler, —
secutor, sequestrare aufheben, absondern) ein abgestor-
benes Knochenstück.
ISequestrotomie (zißvco schneiden), auch NelLrotomie,
die Operation, durch welche ein Sequester durch die (mit
Meissel) erweiterte „Kloake" der Sequesterkapsel entfernt wird.
ISerodermatosen (t6 öig/^a Haut, serum Milchwas-
ser, Molken, Serum) s. Orrodermatosen (s. d.) eine Klasse von
Hautkrankheiten [System von Tommasoli], bei welchen eine
Ausscheidung von Sejum stattfindet. Unterabteilungen sind:
1. Hygrodermien — Ödeme der Haut. 2. Serodermiten s.
Orrodermiten und zwar ödematöse — entzündhches Ödem,
Phlebitis, Lymphangioitis, Combustio ersten Grades, Erysipel ete.;
papulo-ödematöse — Urticaria; vesikulöse — Sudamina,
Cheiro-Pompholyx, Herpes; papulöse — Liehen niber accumin.,
Liehen simplex acut., Prurigo; bullöse — Combustio 2. Grades,
Epidermolysis, Erj^sipelas bullosmn, Pemphigus ; polymorphe —
Dermatitis artificialis, D. intertriginosa, Ekzema acut., Dermatit.
hei-petiformis, Erytheraa multif. grave.
ISerophthisis (serum Milchwasser, Molken, PhthisiSf
3. d.) perniciosa endentica i. q. Beriberi.
ISero-Pneuntotliorax vd. Pneumothorax.
ISerpiit^inosus (serpo, eqjico, kriechen) zur Bezeichnung
der unter gyratus beschriebenen Form, wenn sie durch Ge-
schwüre oder wulstige Neubildungen hervorgerufen wird.
ISerra (lat. v. secare schneiden) die Säge.
Digitized by
Google
Singultus 451
tl^etaeeiiiii (setat hessei saeta Haar, Borste) Haar seil,
Eiterband, Band oder Schnur (früher von Haaren), welche in
einem gewöhnlich mit Hilfe einer breiten Nadel hergestellten
Wundkanale eine Strecke weit dm-ch das ünterhautzellgewebe ge-
zogen imd darin liegen gelassen wird, wodurch der Wundkanal in
Eiterung erhalten wird, welche bei gewissen Krankheiten zur Ab-
leitung dienen soll.
S. candens Durchziehen eines Platindrahtes durch Ge-
schwülste, besonders Angiome, welcher nachträglich durch den
galvanokaustischen Apparat glühend gemacht wird.
IS(hock (engl, shock und shog der Stoss) der paralysirende
Einfluss einer plötzlichen und heftigen Erschütterung,
resp. Verletzung zahlreicher Nerven oder einzelner grosser Nerven-
stämme auf die Herzthätigkeit. (Ausserdem scheint eine reflek-
torische Gefässnervenlähmung, besonders der Splanchnici, eine
plötzliche hochgradige Hyperämie in dem erweiterten Stromgebiet
der Abdominalgefässe und dadurch sekundäre, oft tötliche Gehim-
anämie hervorzurufen.)
cf« Commotio.
tl^iala|t:ö|t:a (ro alaXov Speichel, dycoyog herbeiführend),
(sc, remedia) Mittel, welche eine starke Speichelse-
kretion veranlassen.
ISialorrhoe (gsco Üiessen) i. q. Salivatio.
IS(ibbens in Schottland das, was Eadesyge (s. d.) in Nor-
wegen.
8ibilan8 (lat. pfeifend oder zischend) vd. Eonchus.
tl^iderodroinophobie (o aiSrjgog das Eisen, 6 ögö/nog
der Lauf, die Bahn, 6 (pößog die Furcht) [Rigler] „die
Eisenbahnfurcht", eine Form der Neurasthenia spinalis.
ISiderosis pulmoniun (o aiörjgog das Eisen, oiSrjgöco)
i. q. Pneumonokoniosis siderotica.
IS(ig:inati8iiiiis das schlechte oder unmögliche
Aussprechen des S-Lautes.
S$iii|t:iiltu8 (gula Kehle, glutus Schlund, = ingluvies)
das Schluchzen, kurze unwillkürliche und von tönenden
Schwingungen der Stimmbänder begleitete Inspirationen, durch
klonische Kontraktion des Zwerchfells hervorgerufen, nur bei
besonderer Häufigkeit und Dauer pathologisch, ein Eeizimgs-
phänomen meist im Bereich des Kespirationszentrums oder der
im Rückenmark liegenden Bahnen der Phrenici, reflektorisch bei
Magen-, Prostata- und Uterusleiden, bei Entzündimg und Ver-
letzung des Zwerchfells, Paraphrenitis, bei Hysterie etc. PErb].
29*
Digitized by
Google
452 Sinuosus
Jl^iiiuOBliS (sinus Bucht) buchtig, meist von Geschwüren
gebraucht.
f^iphonoiii ((5 a<Vö)v Röhre, Weinheber) vd. Cylindrom.
tf^iriasis (aeigiog heisB, brennend, Beiwort der Gte-
stime (Sirius), welche in der heissen Zeit sichtbar
werden) i. q. Insolatio.
I^itleirit^ie (6 oXxoq Speise, sigycn zurückweisen) von
SoLLiER vorgeschlagene Bezeichnung für die hysterische Anorexie,
cf. Anorexie.
Sitophobie (o 970^0^ Furcht) ein der Hydrophobie
analoges und verschiedenen {Zentral-)Erkrankungen eigenes Symp-
tom, wobei ein solcher Widerwille gegen Nahrungsauf-
nahme besteht, dass schon der Geruch Äer Anblick von Speisen
Brech- und Würgbewegungen heiTorruft.
IS(itu8 transTersus viscerum Umkehrung der
seitlichen Lage der Eingeweide, betrifft nur selten die
Brust- oder Bauchorgane für sich allein, sondern gewöhnlich alle
zugleich (Transpositio viscerum omnium).
cf. Dextrocardie.
Si^katophafie (t6 oxc6^, axarog Kot, stercus, tpaysTv
essen) das Kotfressen (Greisteskranker).
cf. Allotriophagie.
f^k^r^eTO, auch Faleadina oder Mal de Ftume, in Is tr ie u
volkstümliche Bezeichnung von derselben Bedeutung wie BcLdesygt
in Norwegen.
{Skiaskopie (^ axia Schatten) s. Retinoskopie Ver-
fahren zur Bestimmung der Befraktion.
S^kleradenitis {pxkriQog hAvt) die Drüsenverhärtung,
cf. Bubo.
ISklerektasie {sklera Lederhaut des Auges, v.
axkrjQog hart, jy exzaoig Erweiterung) vd. Staphyloma.
IS^klerema 8. S^kleroma s. Jl^kleroderiiiia (t6
SeQfia Haut) s. Sklerosis, IS^klerostenosis cutanea
eine chronische, wahrscheinlich als Trophoneurose au&nfassende
Krankheit, die einzelne Partien der allgemeinen Decke oder die
gesamte Hautdecke befällt und ohne Entzündimg zu einer Ver- *
härtung der Haut führt, infolge deren dieselbe ihre Elastizität
vollständig verhert und später eine wesentliche Verkürzung er-
leidet [Schwimmer in ZH].
Ski. adultornm, true Keloid [Addison], das Sklerem der
Erwachsenen.
Digitized by
Google
Sklerodermiten 453
Ski. partiale, franz. Sklereme en placards, die auf einzelne
Hautstellen beschrankte Form dieser Affektion.
Ski. universale. Bei dieser Form des Sklerems wird ent-
weder die ganze Körperflache gleichzeitig befallen, oder es bilden
sich einzelne ausgebreitete Sklerosirungen der Haut, die sich all-
mählich über den ganzen Körper verbreiten.
Synon,: Carcinus eburneus [Alibert], Cutis tensa chronica
[Fuchs], Elephantiasis sclerosa [Rasmüssen], Sklerosis corii
[Wilson].
Ski. ueonatornin s. Skleroedema , Algor progressivus,
franz. Endurcissement du tissu cellulaire [Leger], die Haut-
verhärtung der Neugeborenen, eine mit dem Sklerem der Er-
wachsenen in keiner Beziehung stehende, in den ersten Lebens-
tagen auftretende Affektion, &i der von den unteren Extremi-
täten an beginnend in kurzer Zeit die Haut des ganzen Körpers
sich verhärtet. Die Krankheit führt imter rascher Abnahme der
Körpertemperatur und der Beweghchkeit fast inuner zum Tode.
IS^kleritis Entzündung der Lederhaut des Aug-
apfels, meist mit gleichzeitiger Entzündung des betreffenden
Abschnittes der Grefässhaut als Jl^kleroehorioiditis vor-
kommend.
Sklero-Ch. anterior Entzündung desjenigen Teils der Cho-
rioidea und der anliegenden Sklera, welcher in nächster Nähe
des Ansatzes der Regenbogenhaut gelegen ist. Die akuten Fälle
pflegen zur Verdichtung der befälenen Gewebe (auch Trübung
und Sklerose der Hornhaut, cf. Keratitis) zu führen, die sich in
ausgesprochenster Form als Abflachimg (Phthisis) des vorderen
Augenabschnittes äussert. Die sub akuten und chronischen
Formen führen durch Drucksteigerung und Verdünnung der
Lederhaut zur vorderen Staphylombildung, die chronischen ohne,
die subakuten mit Reiz- und Entzündungserscheinungen (Iritis,
Episkleritis, Homhautsklerosirung).
Sklero-Ch. posterior eine ohne Reizungssymptome ver-
laufende chronisch-entzündliche Affektion des zwischen Seh-
nervenrand und Makula befindlichen Bulbusteils, welche zum
progressiven hinteren Staphylom führt.
ISklerodactylia (Ball) eine auf die Finger oder
Zehen beschränkte Form des Sklerems, die leicht zu
symmetrischer Asphyxie und Gangrän führt.
IS(kleroderiitia vd. Sklerema.
S^klerodermiteii (x6 öigfia) ehron. Entzündungen, die
zur Verhärtung der Haut führen,
cf. Sklerema.
Digitized by
Google
4Ö4 Skierogen
Jl^kleroit^eii nennt Lanneloxgue seine Methode zur Be-
handlung tuberkulöser Knochen und Gelenkaffektionen, welche
darin besteht, dass um den tuberkulösen Herd ein harter, gefäss-
armer WaU angelegt wird, durch welchen die Bazillen und ihre
toxischen Produkte unschädlich gemacht werden sollen.
ISkleronyxis (17 vv^ig, Subst. v. vvoocj stechen) Ein-
führung einer Starnadel durch die Sklerotika hindurch in
die hintere Augenkammer (zur Depression kataraktöser Linsen).
IS^klerosis Yerhärtungim allgemeinen, häufig in Zu-
sammensetzungen, wie Osteo-S., Phako-S. etc.
ISklerosis disseminata s. insularis [Moxon]
disseminirte Herdsklerose, Multiple Sklerose des Gehirns
und Rückenmarks (franz.: Scl^rose en plaques disse-
min^es) pathologisch -anatomisch durch zahlreiche inseif Örmige
sklerotische Herde mit unregelmässiger Verteilung in Gehirn und
Rückenmark charakterisirt, die in der weissen Substanz sitzen.
Die klinischen Symptome sind: progressive Lähmung der Ex-
tremitäten mit Tremor (Litentionstremor s. d.) und Nystagmus und
eine Sprachstörung, die sich von der bei progressiver Paralyse
beobachteten durch die eigentümlich skandirende Sprachweise
unterscheidet, wozu sich später geringfügige geistige Störungen
gesellen. Charcot unterscheidet eine cerebrale, eine spinale
und eine cerebrospinale Sklerose.
cf. Induratio, Cirrhosis.
Säklerotomie (Tefivco schneiden) der Skleralschnitt,
ein von Wecker imd Stell wag empfohlenes Operationsverfahren
bei Glaukom.
Skolex, Plur. ISkoleees (0 axwlrj^ -tj^og Wunn, Made)
Band wurmköpf che n.
cf. Echinokokkus, Taenia, Proglottiden, Hydatiden,
IS(koliose {oxohog krunun) seitliche Verkrümmung
der Wirbelsäule (nicht zu verwechseln mit der seitlichen
Beugung, z. B. bei Muskelschwäche) kommt meist durch einen
ähnlichen entzündlichen Vorgang zu stände als die Kyphose,
der aber weniger rasch imd intensiv verläuft, so dass die kranken
Wirbel Zeit gewinnen, durch eine Axendrehung und seitliche
Abweichung sich dem Druck bis zur späteren Konsolidation teil-
weise zu entziehen.
I^kolio-Iiordose Kombination von Sk. mit Lordose (s. d.).
cf. Spondylitis.
ISkotom (oxoTco/iia Sehwindelanfall, v. okoTÖco, oxouog
dunkel) dunkle Flecken des Gesichtsfeldes, entoptische
Erscheinungen, umschriebene Schatten, welche von trüben Teilchen
Digitized by
Google
Sonde 455
der dioptrischen Medien auf die Netzhaut geworfen werden und
80 zur subjektiven Wahrnehmung gelangen. Sie sind entweder
^ix (behaiTÜch) oder beweglich, exzentrisch oder zentral.
S. des Ohres — Ausfall von Schallempfindung in be-
stinmiten Entfernungen vom Ohre.
cf. Myiodesopsie, Amaurosis partialis fugax, Chorio - Retinitis
centralis.
IS(kybala {Plur. von t6 oxvßaXov Wegwurf, was man
wegwirft) gewöhnlich zur Bezeichnung einzelner sehr
harter Kotballen.
ISmefma {i6 ofifjYf^a Schmiere, v. ofxrjxoy oder o^idca
schmieren, abwischen) das Sekret der' Talgdrüsen
der Gl an 8 und des inneren Blattes des Präputiimi (TYSON'sche
Drüsen) nebst abgestossenem Epithel.
S.-Baeillen vd. Bacillus der Syphilis.
{Sodomie (s. Moses I, 19, 24 ff.) i. q. Päderastie.
IS(olatio retinae i. q. Sublatio i'etinae s. Secessus
retinae.
Jl^olventia (solvere lösen), (sc. remedia) lösende
Mittel, gewöhnlich für solche Expektorantien gebraucht, welche
eine Lösung des zähen Schleimes bewirken.
cf. Resolyentia.
ISomnantbulisiitiis (somnus Schlaf, ambulare herum-
gehen) das Schlaf- oder Nachtwandeln, eine krankhafte
psychische Affektion, wobei in einem schlafähnh'chen Zustande
gewisse, von einer Idee beherrschte geordnete Bewegungen und
Thätigkeiten vollführt werden, von welchen nicht die geringste
Erinnerung bleibt.
cf. Hypnotismus.
f^omnifera (fero tragen, bringen) i. q. Hypnotica,
Nontnolenz (lat) [siehe die sprachl. Einführ. p. XXI § 31]
die Schläfrigkeit, schlafsüchtiger Zustand, leichtester
Grad von Betäubtheit, Benommenheit des Sensorium.
cf. Sopor, Stupor.
ISonde (fr., v. lat. sub-undare) dünne Stäbchen- oder röhren-
oder halbröhrenförmige Instrumente von Metall oder Fisch-
bein zur Exploration von Teilen in der Tiefe (Stein-, Schlund-,
Magen-, Mastdarm-, Uterus- etc. Sonde).
S. ä dard (engl, dart Spiess) ein mit einem scharfen ge-
rinnten Stilett vei-sehener Katheter zur Durchbohrung der Blase
von innen her bei Sectio vesicalis alta.
Digitized by
Google
456 Sonitus aurium
S. ä pistou, Spritzenkatheter, ein katheterförmige»
Forte-remede mit Stempel.
cf. Bougie, Itinerarium, Lithoskop.
f^onitns aarinm (sonare tönen) Ohrenklingen^
entweder Halluzination oder wirkliches entotisches Greräusch.
cf. Snsamu.
8oor, 8oorpilz, OYdinm vd. Stomatomykosis.
f^opor (eigentl. Schlaftrunk, v. 6 vjtvog, sppnus der tiefe
Schlaf), die Betäubung, von der die älteren Arzte drei ver-
schiedene Grade untersckieden, nämlich in aufsteigender Intensität
Koma, Lethargus und Karus, bei welch letzterem auch all-
gemeine körperliche Resolution vorhanden ist.
cf. Somnolenz, Katatonie, Katochus.
Mordes g^aisitricae (lat. v. surdus dunkel, also Un-
reinigkeit des Magens) i. q. Saburra gastrica.
8pado hippocraticns (ojiddcov Verschnittener v.
ojtdco) vd. Pneumonokoniose.
f^paniokardie [Landois] {ojidviog selten, 17 xagdla Herz,
besser als Bradykardie, weil ßgaövg ■=tardus) Verlangsamung
der Herzthätigkeit.
f^pasmodermieii (o ojiaoiuög Krampf, t6 dsgiua Haut)
Krampf der Hautmuskeln z. B. cutis anserina, vd. Neuro-
dermatosen.
Spasmophilie (17 <pdia Neigung) i. q. Convulsibilitas.
f^pasmotoxin vd. Tetanin.
^^paisinias der Krampf im allgemeinen, abnoime Muskel-
kontraktionen, welche entweder durch pathologische Reize der
motorischen Apparate hervorgerufen werden, oder durch phy-
siologische Reize, welche jedoch in keinem normalen Verhältnisse
zur Intensität der Muskelaktion stehen [Ebb].
S. clonicus klonischer Krampf, einzelne rasch aufeinander
folgende, mit Wiedererschlaffung abwechselnde Muskelkontraktionen,,
gewöhnlich mit lebhaften Bewegungen der betreffenden Körperteile.
S. tonicus tonischer Krampf, längere Zeit und ziemlich
gleichmässig anhaltende intensive Muskelkontraktionen, wobei die
betreffenden Körperteile in starrer Ruhe verharren.
Spasmi coordinati, auch statische Krämpfe genannt,,
bestimmte Bewegungen, die der Kranke gegen seinen Willen aus-
führt, Zwangsbewegungen.
cf. Hyperkinesis, Convulsio, Crampns, Tetanus, Contractura,
Tremor, Eklampsie, Epilepsie, Katalepsie, Athetose, Chorea,
Palmospasmus.
Digitized by
Google
Spermatorrhoe 457
Spasmus facialis (clonicus), Tie eonvulsif, ProsopospasmuSt
mimischer Gesichtskrampf, ist ein meist einseitiger klo-
nischer Krampf im Grebiet des Nerv, faciahs von meist chro-
nischer Dauer, infolgedessen die Kranken unwillkürlich paroxysmen-
weise oder mehr anhaltend die wunderlichsten Verzerrungen de&
Gesichtes vornehmen.
cf. Risns sardonicas, Blepharospasmus.
8. iuspiratorins, inspiratorischer Krampf, eine meist
in Anfällen auftretende krampfhafte rhythmische Aktion aller
oder doch der meisten Inspirationsmuskeln, wodurch es zu abnorm
häufigen und tiefen Inspirationen kommt. Bei Hysterie (unzweck-
mässig als Asthma uterinum), aber auch ohne solche und bei
Männern.
8. glottidis s. laryngis vd. Laryngospasmus.
8. nietitans vd. Nictitatio.
8. nntans, Salaam- oderNickkrampf, klonischer doppel-
seitiger Accessoriuskrampf (Stemocleidomastoideus), der ein pa-
godenartiges Nicken des Kopfes hervorbringt.
f^peeilifsieh (species) von besonderer Art, eigen-
artig.
S^peenlnm (v. specio sehen) ein meist röhrenförmiges^
vom oder seitlich offenes Instrument, das in die Körperostien
eingeführt wird, um tiefere Teile der Besichtigung und Behand-
lung zugänglich zu machen.
cf. Endoskop, Gorgeret.
f^pedalskhed (norweg.) der landesübliche Name für die
lun Bergen endemische Lepra, also Lepra norwegica.
cf. Radesyge.
Spermatitifi (to ojisgiua Samen, v. ojisiqco ausstreuen)
s. Funieulitis, Deferentitis, Entzündung des Samen-
stranges, primär und isolirt sehr selten, meist sekundär bei
Urethritis und Epididymitis.
cf. Perispermatitis.
fSpermatoeele (^ xrjkri Bruch, Geschwulst) Samen -
zyste, Zysten am Hoden, welche mit den Samen wegen kom-
muniziren und daher Samenfäden in ihrer Flüssigkeit enthalten.
Spermatoeystitis {yj ;«t'ar<^ Blase) Entzündung der
Samenblasen.
S^permatorrhoe {gsco fliessen) Samenfluss, Ab-
gang von Sperma ohne sexuelle Erregimg, beim Fahren oder an-
deren Erschütterungen, oder der Kot- und Urinentleei*ung, Wirkung
der Bauchpresse überhaupt.
cf. FoUutio, Prostatorrhoe.
Digitized by
Google
458 Sphacelus
S^pliacelns (6 oqpdxsXos y, oq?dCsiv töten) der kalte oder
ieuchte Brand mit Fäulmserscheinimgen.
cf. Mamificatio, Gangrän.
8p]iärobakterieii (97 otpaTga Kugel, 17 ßaxrrjQia Stab)
Kugelbakterien, vd. Bakterien.
8phenoeephalns (6 a<piiv, atpr^vog Keil, „Spahn'';
^ xe(paXri Kopf) vd. Dilochocephdiis.
8phinkterolysis anterior (Sphincter sc. Iridis,
G(piyy(o schnüre, würge, also Schnur, Band, Muskel,
17 kvaig Lösung) Operation von Schulcke bei Einheilung der
Iris in eine Homhautnarbe, in deren Nähe ein schmales Messer
«ingestochen wird, um die Iris zu durchschneiden.
f^phinkterotomie (te/hvco schneiden) Durchschneidung
des Sphincter ani (wegen fissura ani oder Krampf des Schliess-
muskels), entweder offen mit Spaltung der Schleimhaut oder
subkutan.
S^phy l^moit^raph (6a(fvyfi6g Puls, v. aq?v^o} wallen ; ygdq^co
schreiben) Pulszeichner, Instrument zur genauen graphischen
Aufzeichnung der Bewegung der Pulswelle oberflächlich gelegener
Arterien.
cf. Polygraph.
8ptea (lat. Ähre, Spitze) eine mit Eollbinden herzu-
stellende Verbandart von Grelenken (S. manus, humeri etc.),
indem die Binde in Achterturen um dieselben geführt wird und
jede folgende die vorhergehende teilweise deckt. Je nachdem dies
in aufsteigender oder absteigender Weise stattfindet, unterscheidet
man S. ascendens und descendens. — Die S. pedis (bei
der noch eine Zirkeltour um Sohle und Fussiücken hinzugefügt
wird) wird Stapes genannt
cf. Testudo.
f^pienla Knochenneubildung in Form von die Ge-
schwulst strahlenförmig durchsetzenden Knochennadeln, welche
dem Knochen kronenartig aufsitzen [Birch-Hirschfeld].
f^pina bifida (spina Dorn imd Wirbelsäule, von
ihren dornigen Fortsätzen; bifidus geteilt, von bis und
findö) s. Raehisehisis s. Hydroraehis dehiseens s. Hiatus
spinalis eongenitus, Eückgrats- oder Wirbelspalte,
Rückenmarks wasserbruch, durch unvollständigen Schluss
der Wirbelbögen namentlich in der Lendengegend be(Bngt,
Man unterscheidet:
Sp. b. ohne Tumor, Sp. lifida occulta und
Sp. b. mit Tumor, bei welcher die Membranen (Dura und
Arachnoidea) oder auch das Rückenmark als Sack nach aussen
vorfallen. Sie erscheint in 3 Hauptformen:
Digitized by
Google
Spirobakterien 459
a) der wassergefüllte Sack enthält nur die Spinalhäute: Hy-
drorachis externa s. Menlngocele;
b) der Sack enthalt neben den Häuten auch Marksubstanz:
Hychorachis interna s. Meningo-myelocele;
c) die in der Meningo-myelocele enthaltene Marksubstanz ist
noch durch Erweiterung des Centralkanals ausgedehnt: Sy-
ringo-Myelocele.
cf. Cranioschisis.
Npinalapoplexie (vd. Apoplexia) i. q. Hämatoinyelie.
Npinalirritation vd. Irritation.
Npinalparalyfsie, spafsitisehe , Paralysis spastiea
Spinalis, fälschlich als primäre Seitenstrangsklerose bezeichnet,
«in von Erb (und bald darauf von Charcot) beschriebenes kli-
nisches Krankheitsbild, dem sehr verschiedenartige anatomische
Ursachen und nur vereinzelt der theoretisch vermutete anatomische
Prozess der Degeneration der Seitenstränge zu Grunde liegt : „Eine
allmählich zunehmende, von unten nach oben langsam fortschrei-
tende Parese und Paralyse mit Muskelspannungen, Reflexkontrak-
tionen und Kontrakturen, mit auffallend gesteigerten Sehnen-
reflexen, bei völligem Fehlen von Sensibilitäts- und trophischen
Störungen, von Blasen- und Geschlechtsschwäche und allen Him-
«torungen".
S^pina Tentosa Winddorn, bei skrofulösen ICindem
vorkommende, chronisch verlaufende Osteomyelitis der Phalangen
der Finger oder Zehen mit spindelförmiger Auftreibung der kom-
pakten Substanz, welche oft nur durch unvollkommen verknöcherte
«lastische Periostlage ersetzt wird, wobei es häufig zu zentralen
und peripherischen Eiterungen (Karies), selten zu gröberen Ne-
krosirungen kommt [nach Volkmann].
Zu ganz ähnlichen Verunstaltungen kann die Daktylitis sy-
philitica führen.
Spintherismni» (o omv&rjQ, -fjgog Funke) i. q. Photopsie.
S^pirillen {spira Windung, ajzsiga, ajisigw) i. q. Spiro-
bakterien (vd. Bakterien). Zu diesen gehören mehrere, vorzugs-
w^eise in verdünnten Nährlösungen gedeihende Arten, wie S. ru-
brum (E. von Esmarch), ein aus verwesenden Mausleichen, Sp.
concentricmn, ein aus faulendem Einderblut, Sp. nudula ein aus
«tagnirendem Wasser stammendes Schraubenbakterium.
Spirillnm Obermeieri i. q. Spirochaete recurrentis.
cf. Bacillus der Cholera asiatica, Yibris.
Spirobakterien (}? ojisiga Windung, ?) ßaxxrjoia Stab)
Schraubenbakterien, vd. Bakterien.
Digitized by
Google
460 Spirochaete plicatilis
8pirochaete plicatilis (17 x<^^^v das lose Haar»
plicatilis sich windend, drückt pleonastisch dasselbe
aus wie oneiga) im Zahnschleim häufig vorkommende Schrauben-
bakterie.
f^pirocliaete recnrrentis der von Obermeieb 187:^
entdeckte Rekurrenspilz, ein echtes Schraubenbakterium, lange
wellige Fäden mit zahlreichen Windungen, welche sich in allen
und nur in Fällen von Rekurrens, und zwar nur im Blute wäh-
rend des Fieberanfalles finden. Durch Übertragung spirillenhaltigen
Blutes wird im gesunden Menschen wieder Rekurrens erzeugte
Künstliche Züchtung ausserhalb des Körpers ist bisher nicht ge-
lungen.
cf. Bakterien, Typhus.
^piroeholon oder 8pyrokolon (griech. Neubildung^
ojivg-a&og (ojisTga) Mist, runder Mist, Kugel des Schaf-
mistes, x<^^^ lahm, xüXov Glied, Bein), Bezeichnung der in
Griechenland endemischen Lepra.
f^pirometer {spirare atmen, t6 iuhgov Maas) Apparat
zur Messung der vitalen Lungenkapazität, d. h. des^
Luftquantums, welches die Lungen von ihrer äussersten Exspirations-
stellung bis zur tiefsten Inspiration in sich aufnehmen können.
cf. Pneumatometer.
8planehnoptosi8 (ro ojikdy/vov meist im Plural Ein-
geweide) i. q. Enteroptosis.
S^plenäiHtie (6 ojtXi^v, o:iXrjv6g Milz, lien, x6 alfjia Blut)
vd. Leukämie.
f^plenektomie (sxzifivco ausschneiden) operative
Entfernung der Milz.
t^plenifsiatio fsi. Carniücatio pnlmonifsi (von der
Ähnlichkeit des also veränderten Lungenparenchyms
mit einem Milzdurchschnitt oder einem Stück Muskel-
fleisch) eine Art der Lungenverdichtung, welche sich ent>
weder in keilförmig zirkumskripter Weise aus dem Lungen-
kollaps entwickelt, indem einzelne atelektatische Stellen hyperä-
misch werden, wozu sich Austritt von Blutserum in das ehemalige
Lumen der Alveolen gesellt, oder diffus aus komprimirten Stellen
(speziell Carnificatio), oder hypostatischer Hyperämie, imter
Vermittlung eines die Luft verdrängenden Ödems. (Weitere Folgen
können sein: katarrhalische Pneumonie, inveterirtes Ödem, schie-
ferige Induration.)
ISpleiiitis Entzündung der Milz. Das primäre Vor-
kommen von S. ist nicht wahrscheinlich, hingegen ist wohl der
die Infektionskrankheiten begleitende Tumor splenis acutus (s. d.)
als eine akute S. aufzufassen.
cf. Perisplenitis.
Digitized by
Google
Spondylolisthesis 4(51
Spleninm (ro ojiktjviov Verband, eine angefeuchtete
oder bestrichen auf Wunden gelegte Kompresse (,4n
Porm einer Milz'' das deminut. findet sich bei Hippokrates),
die Kompresse, ein gewöhnlich mehrfach zusammengelegtes
Stück Leinwand zum Verband. Je nach der Form unterscheidet
man S. quadratum, oblongum (Longuette), fissum (z.B. an
den vier Ecken: Signum melitense, Maltheserkreuz), S. gradatum,
graduirte Kompresse (wenn die verschiedenen Schichten stufen-
weise an Ausdehnung abnehmen).
Nplenomeicalie {fieyag gross) Milzvergrösserung
gebraucht für Anaemia splenica.
S^podiomyelitis (ojioöiog grau) i. q. Poliomyelitis.
Spondylarthritis synovialis [Hu£teb] (o ojrovdvXog
Wirbel, t6 dg^gov Gelenk) s. Synoiitis (s. d.) vertebralis,
Entzündung der Gelenke der Processus obliqui, soll
nach A. Caspari (Moskau) eine ziemlich häufige Erkrankung sein.
ISpondylarthrokace (^ xdxrj schlechte Beschaffen-
heit) Wirbelkaries, chronische entzündliche Erweichung und
l:ariöse Zerstörung der Wirbel, welche ihren Ausgang entweder
von den Intervertebral- oder den Grelenken der Processus obliqui
oder zuerst von den Knochen nimmt, gewöhnlich zur Kyphose,
kariösen Fistelgeschwüren oder Kongestionsabszessen, auch wohl
Kompressionsmyelitis und Paraplegien führt [nach Leydex].
et*. Arthrokace.
{Spondylitis Wirbelentzündung.
S. aeata akute Entzündung eines mehr oder weniger grossen
Abschnittes der Wirbelsäule, sowohl spontan als traumatisch imter
lebhaffen Entzündungserscheinungen mit Fieber auftretend, im
ersten Stadium zur raschen Knochenerweichung und Formverän-
-derung, häufig mit Eiterung, im zweiten zur Wiederverhärtunff
der Knochen mit oder ohne Ankylosirung führend [Pitha und
Billroth, Hdb.].
S. ehroniea chronische Ostitis eines Abschnittes der Wirbel-
säule, welche gern bei skrofulösen und tuberkulösen Individuen
vorkommt, ohne oder mit Eiterung (Spondylarthrokace) verläuft
und zu Verkrümmungen — Kyphose und Skoliose — der Wirbel-
säule führt.
S. deformans, fälschlich Wirbelgicht, Affektion der Wirbel-
säule durch Arthritis nodosa, wodurch es zu wulstigen Auswüchsen
(Eandwülste), Ankylose oder schmerzhafter Steifigkeit mit Ver-
kürzung und Krümmung des Rückgrates kommt.
cf. Rachisagra.
8pondyIoIi8thefii8 {SXw^aivco ausgleiten) Wirbel-
Terschiebung, vd. Pelvis spondylolisthetica.
Digitized by
Google
462 Spondylotomie
S^pondylotomie {xifivoo schneiden) DnrchtrennuBg
der Wirbelsäule bei quer gelagerten Früchten, ran die Ex-
traktion „conduplicato corpore" zu ermöglichen.
cf. Embryotomie.
Sporadiseli (ojioQdg zerstreut, v. ajtsigo) ausstreuen)
nennt man Krankheiten, welche einzelne Menschen unabhängig
von Zeit und Ort befallen.
cf. en- and epidemiüch.
NporaniC^nin (o ojiogog, ^ o:tood Saat, Frucht, z6 ayysiov
GeÄss) vd. Mucor.
f^pomlatioii Sporenbildung, ist das Entstehen yod
„Sporen" innerhalb einer Zelle, das Zeichen einer echten Frucht-
bildung, welche man bei einer Anzahl von Bacillen und einigen
Spirillen beobachtet. Jede Zelle bildet immer nur eine Spore.
Vermöge ihrer grossen Widerstandsfähigkeit gegen äussere Ein-
wirkungen stellen die Sporen im Gegensatz zu den vergänglichen
„Wuchsformen" der Bakterien die „Dauerformen" dar. Durch
Keimung wachsen sie in geeigneten frischen Nährlösungen zu den
ihnen entsprechenden Stäbchen (Bazillen) aus.
Ausser der geschilderten endosporen Fruchtbildung kennt
man noch eine arthrospore Fruktifikation (to äg^gov G-lied),
bei welcher ganze Zellen sich aus dem Zusammeidiange lösen
imd, ohne sich merklich zu verändern, als Anfangsstadium neuer
Verbände dienen. Durch gewisse Massnahmen kann man Bak-
terien, z. B. MilzbrandbaciUen, ihrer Fähigkeit Sporen zu bilden,,
vorübergehend oder dauernd berauben — sog. asporogene Bak-
terien.
cf. Bakterien, Spirillen.
^l^piiriiis (lat. von sperno) falsch, unecht,
cf. nothus.
t^pntnm (v. spuere, jztvco spucken) der Auswurf.
1. Das schleimige S. (S. erudam), homogene zellenarme
Schleimmassen, der ersten Periode der akuten Katarrhe eigen.
2. Das schleimig- eiterige S. (S. eoetam), der zellen-
reiche undurchsichtige gelblich-dickliche Auswurf, dem zweiten
Stadium des akuten, auch dem chronischen Katarrh eigen.
3. Das eiterig-schleimige und vorwiegend eiterige
S. (S. puriforme), insbesondere den chronischen Formen der
Bronchitis, der Bronchiektasie und tuberkulösen Kavernen eigen
(bei beiden letzteren geballt, münzenförmig — Sputa nummu-
losa, gewöhnlich fundum petentia, d. i. im Wasser sich zu
Boden senkend).
4. Das serös-schleimige, bronchorrhoische S., von
dünnlicher, fadenziehender Beschaffenheit, häufig mit starker Bei-
Digitized by
Google
Stapes 463
mengung von Luftblasen — mehr den chronischen als den akuten
Formen der Bronchitis eigen.
5. S. putridum s. foetidum (Bronchitis putrid a) meist
reichliches, sehr übelriechendes Sekret von schmutzig-grünlicher
oder gelblicher Farbe bei Lungengangrän, jauchigem Empyem,
Pneumonomykosis, sowie bei sackartiger, aber auch — infolge
Stagnation des Sekrets in den heissen Sommermonaten — bei ein-
facher Bronchiektasie.
S. pneumonieum das für krupöse Pneumonie charakteristische
rostbraune oder ziegelrote viszide S., das diese Eigenschaften dem
starken Gehalt an Mucin, Fibrin und roten Blutkörperchen ver-
dankt, und dem übrigens noch feine, dichotome Fibrinabgüsse der
feineren Bronchien beigemischt sind. In neuerer Zeit sind auch in
dem S. pn. die Pneumokokken gefunden worden, die das Virus,
der krupösen Pneumonie darstellen.
S. tubereulosnm das schleimig-eiterige oder rein eiterige S.
bei Lungentuberkulose und käsiger Pneumonie, charakterisirt
durch die in grösserer oder kleinerer Zahl darin nachzuweisenden
KoCH*schen Tuberkelpilze.
cf. Phthisis calculosa, Corpuscula oryzoidea.
Ngnama (lat) (ro axvlov Haut) Schuppe, kleinere oder
grössere Plättchen abgestorbener Oberhaut, die infolge krankhafter
Affektionen der allgemeinen Decke gänzhch oder teilweise von
ihrem Mutterboden losgelöst sind.
cf. Desquamatio, Crusta lamellosa.
Stabil (stabtlis feststehend) vd. unter läbü.
S^tadinm (t6 otdöiov eigentlich das Feststehende, von
iazrjfii stehen, stellen, griechisches Wegmass von 125
Schritten). Eine schärfere Trennung von Stadien ist nur bei
gewissen akuten Krankheiten möghch, bei welchen man unter-
scheiden kann:
1. St. prodromorum Vorläuferstadium.
2. St. invasionis St. des Ausbrechens einer Krankheit.
3. St. incrementi St. der Zunahme.
4. St. acmes Höhestadium (Fastigium).
5. St. kriseos St. der Entscheidung, Wendung.
6. St. decrementi St. der Abnahme der Krankheit.
7. St. reconvalescentiae St. der Genesung, Erholung.
Viele Krankheiten haben ihre besondere Stadieneinteilung,
cf. Exanthemata acuta, Cholera, Febr. intennittens, Lyssa etc.
8tag:natio {stagnare v. stare stocken) die venöse
Stauung.
Ntapes (Steigbügel, mittellat.-ital. stapede v. stare u. pes}
i. q. Spica pedis.
Digitized by
Google
464 Staphyl&matom
Staphylftmatom (^ orat^t/Ai; Weintraube; Zäpfchen,
azaqpk Rosine, Weinstock, ro aTfia Blut) Blutgeschwulst
am Zäpfchen (wahrscheinhch meist durch kleine Verletzungen
beim Essen, Bäuspem etc. entstehend, ohne schlimme Bedeutung).
f^taphylitis die Entzündung des Zäpfchens.
Staphylokokken (o xoxxog Fruchtkern) häufen-
iveise, bisweilen traubenartig aneinandergelagerte
Kokken (Kugelbakterien).
St. pyogenes aureus (ro jtvov Eiter, St. ysv v. yiyvofiai
werden) der von Eosenbach so genannte Pilz, welcher am re-
gelmässigsten (SO^Iq) im Eiter vorkommt, sich rein züchten lässt
und bei Überimpfung stets Eiterung erzeugt ; kleine rundliche, ge-
wöhnlich in dichten Haufen zusammengel^^rte Zellen, deren Ko-
lonien auf gewissen Nährböden einen goldgelben Farbstoff er-
zeugen, woher ihr Epitheton „aureus". Wahrscheinlich steht der
St. auch in ätiologischer Beziehung zur ulzerösen Endokarditis
und zur akuten Osteomyelitis.
St. pyofrenes albus unterscheidet sich von dem vorigen nur
durch die weisse glänzende Farbe seiner Kulturen und ist bei der
Eiterung seltener als der ,,Aureus". Noch seltener ist der
St. pyogenes eitrens [Passet], welcher sich durch ein
zitronengelbes Pigment auszeichnet.
8t. eereus albus u. flavus seltene Eiterpilze von untergeord-
neter Bedeutung.
cf. Streptokokkus pyogenes.
Staphyloma (beerenartige Ausbuchtung) Ekta-
sien am Augapfel.
St. eorneae derjenige Zustand der Kornea, bei dem entweder
ein verdünnter Teil derselben kegelförmig hervorgewölbt ist (Ke-
ratokonus), oder bei dem verschieden grosse Abschnitte der-
selben durch ein ektatisches, grösstenteils von der mit den Kän-
dem eines Homhautdefektes verwachsenen Iris geliefertes, mehr
oder weniger undurchsichtiges Narbengewebe ersetzt werden [Gräfe
und Sämisch Hdb.].
St. iridis eieatrieeum ziemlich identisch mit dem als zweite
Form des St. corneae definirten.
St. raeemosum Trauben-St, traubenartige, durch einzelne
Narbenzüge gefurchte Ektasie der Iris,
cf. Myiocephalon.
St. nveale vd. Iridonkosis.
St. sltleroticae s. sltlero-ehorioidale Sklerektasie, stets
mit gleichzeitiger Ausbuchtung des betreffenden Teiles der Ader-
liaut.
Digitized by
Google
Stasis 465
1. St. sklerochorioidale anterius das Produkt von
Sklerochorioiditis anterior chronica.
a) Ciliar- St., Hervorbuchtung des Bulbus in der Ausbrei-
tung des Ziliarkörpers.
b) Interkalar-St. [Schiess-Gemuseus], diejenige Ausbuch-
tung des Bulbus, welche durch Verdünnung und Vor-
wölbung des Ligam. pectinatum und der anstossenden
Skleralportion sich zwischen Irisinsertion und Ziliarkörper
interkalirt.
2. St. aequatoriale, Aquatorial-St., alle jene Aus-
buchtungen der Sklera, welche sich hinter der Ausbreitung des
Ziliarkörpers ausbilden.
3. St. postTcum (Scarpae), hinteres St., entweder scharf
mondsichelförmig begrenzte angeborene und stationäre Ektasie des
nach aussen von der Sehnervenpapille gelegenen Segmentes des
Bulbus (speziell als Konus bezeichnet), oder progressive und we-
niger scharf begrenzte Ektasie als Produkt chronischer atrophi-
i-ender Chorioiditis mit progressiver Verlängerung der Augenaxe
und den Symptomen zunelmiender Myopie und anderen Seh-
störungen.
Staphyloplafsitik vd. Uranoplastik.
Stapliylorapliie (77 Qa(pri Naht, v. QdnKo) Gaumen-
Naht, plastische Operation des Uranokoloboma posterius,
cf. Uranoplastik.
I^taphylotomie (Tifivo) schneiden) die Staphylom-
operation bei narbigem Staphyloma corneae. Sie besteht ent-
weder in Exzision eines Stückes der Narbe oder in Abtragung
derselben mit oder ohne Vereinigung der Wundränder durch die
Naht.
S^tar vd. Cataracta, (als Bezeichnung einer Augenkrankheit
ist eine nhd. Folgerung aus mhd. starblint, ahd. stardblint, (vgl.
ndl. staarUind) Adj. staarblind, das mit dem Namen des Vogels
in keinem Zusammenhange steht, da es vielmehr mit nhd. starren
(ahd. ataren) zu einer Wurzel gehört).
8ta8i8 {fi azdaig V. laTtjiui Stehen machen) gehinderte
Fortbewegung des Inhalts von Kanälen des Körpers, gewöhnlich
Stauungen in der Zirkulation, Hyperaemia passiva.
Entzündliche Stase: die Erscheinung des Stillstandes der
ganzen Blutsäule und insbesondere das Haftenbleiben der weissen
Blutzellen an der Innenwand der kleinsten Gefässe entzündeter
Teüe.
cf. Inflammatio interstit., Hypostase, Koprostase.
Roth '8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. 3Q
Digitized by
Google
466 Status
f^tatns:
St. arthritieus, Arthritis imperfecta, die in der Form
eines AUgemeinleidens auftretenden Vorboten des gichtischen An-
falls (nervöse und gastrische Störungen).
St. eribosus, Etat crible, siebförmiger Zustand, und
zwar siebförmige, kaum makroskopische Durchlöcherung in der
Substanz der Nerven oder des Gehirns, vielleicht Gefässlücken,
durch Resorption kleiner Gefässe entstanden [D. Arch. Bd. XVII
S. 331].
St. epileptieas i. q. Etat de mal.
St. gastrieas i. q. Gastricismus, vd. Gastritis.
f^taxis 8. 8talaxis {ovdCw, axcddCco träufeln), i. q.
StiUicidium.
Htearodermie (ro Siofia Haut) Hauterkrankung, be-
stehend in abnormer Talgsekretion vd. Secretodermatoeen.
f^tearrhoea (^6 oteoo Talp^, festes, stehendes Fett^
Sem fliessen) reichlicher Fettgehalt der Stühle oder selbst reine
Fettstühle, welche bei Pankreaskrankheiten beobachtet wor-
den sind.
cf. Steatorrhoe.
{^teatoma (von ojeaToco) i. q. Lipoma fibrosum.
f^teatorrhoe {pxeaQ, gen, oxsaxog) i. q. Seborrhoe,
cf. Stearrhoe.
I^teat08is [Auspitz], eine Keratonose mit Anomalien der
Talgsekretion.
Hypersteatosis (Vermehrung), Asteatosis (Verminderung
der Talgsekretion), Parasteatosis (Talgsekretion an abnormer
SteUe).
Stella (lat. Stern) E ollbinden verband am Thorax
mit Achterturen um beide Schultern, so dass die Ereuzungspunkte
in der Mitte des Bückens oder der Brust sich beiden.
f^tenocardia {tnevog eng, tj xagdia Herz) Herz- oder
Brustkrampf, die bei anatomischen Erkrankungen des
Herzens oder der Kranzgefässe auftretenden, den Beklemmungen
bei Angina pectoris (s. d.) ähnlichen Anfälle.
f^tenocliorie (17 x^Q^ ^ ^ x^Qog Raum, msvo-x^Q^^
in engem Baume sein) Verengerung, gewöhnhch im Sinn von
Verengerung der Körperostien.
cf. Atresie, Stenose, Strictnr, Phimose.
Stenoeorie (r/ xogri Pupille) = Myosis.
S^tenopftisch (ein aus mevog und Sgaco [ojiaiog mit einer
ä-n/ Durchsicht] sehen, gebildetes A^,) nennt man Brillen
Digitized by
Google
Stethoskop 467
und andere optische Apparate, welche dem Lichte nur durch eine
enge Öffnung Zugang zum Auge gestatten (z. B. zur Verkleinerung
von Zerstreuungskreisen).
I^tenofiifi (von azsvoco) Verengerung eines Kanäle s
oder Orificiums. — HinsichtHch der Herzostien: der Zustand
der Umwandlung eines Ostium in einen klappenlosen, starr-
wandigen Engpass mit darauffolgender relativer Erweiterung durch
Schrumpfung [P. Niemeyer].
cf. Stenochorie, Strictura, Phimose, Atresie.
S^tereoral (stercusy -oris Kot) kotig.
fSterig^men (ro an^giyf^a Stütze, oxrigi^m V. oxegeog) vd.
Aspergillus.
S^terilisation die Erzielimg eines (für Bakterien) unfrucht-
baren Bodens bezw. die Vernichtung von Bakterien und ihren
Sporen, um ihre Weiterentwickelung zu verhindern. Mittel dazu
sind Kochen, Glühen etc.
S^terilitaisi {laU oxegeog starr, hart) Unfruchtbarkeit.
St. virilis, männliche Unfruchtbarkeit, Zeugungsunfähigkeit
(ist entweder begründet in Azoospermie oder in Aspermatismus
oder in Impotenz).
Sternopag^nfi (t6 oxegvor eig. Brust, Brustbein) vd.
Thorakopagus.
f^ternntatio (sternütö) das Niesen, eine komplizirte
respiratorische Krampfform, kommt pathologisch vor als
St. convulsiva s. Ptarmus der Nieskrampf, Anfälle von
sehr oft wiederholtem Niesen.
Stemutatoria s. Ptarmiea (sc. remedia) Mittel, welche
zum Niesen reizen, Nies mittel.
t^tertor (von stertere schnarchen) das röchelnde
Atmen, welches dadurch entsteht, dass angesammelte Flüssigkeit
in den grosseren Bronchien oder in der Trachea vom Luftstrom
hin- und hergeschoben wird. — Ein höherer Grad, meist nur bei
Moribunden, ist das Trachealrasseln.
cf. Stridor.
I^tetbog^rapliie {x6 oxfj^og Brust, v. oxrjvm stehen,
loxrjfii] ygatpco schreiben) Methode, die Atmirngsbewegungen
einzelner Pimkte des Thorax (mittels des Stethographen)
graphisch, als Kurven, darzustellen.
Stethoskop {oxoTieco untersuchen, eig. besichtigen)
das Hörrohr, Instrument zur mittelbaren Auskultation haupt-
sächlich der Brustorgane, gewöhnlich aus einem Hohlzylinder mit
einer Ohrplatte bestehend.
30*
Digitized by
Google
468 Sthenisch
f^tlienifsich (sthenicus, v. to o&svog Kraft), „in krankhaft
erhöhter Thätigkeit begriffen" [Kraus]; von Krankheiten und
Fiebern, wenn sie mit kräftiger Herzaition und Erregtheit des
Nervensystems verlaufen, ziemlich identisch mit erethisch und
synochal.
cf. Adjnamisch.
Ntiicina (ro oTiyjLia Punkt, v. axiCco stechen), lat llmbo
Stippchen, Punkt, roter runder kleiner Hautfleck, dessen
Zentrum ein kleines, hirsekomgrosses Knötchen trägt.
Stillicidinm fsiang^ninifsi {stüla Tropfen, cadere
fällen) tropfen weiser Blutaustritt, gewöhnlich vom Nasen-
bluten i. q. Epistaxis.
St. laerimale i. q. Epiphora.
fStimalantia {Stimulus Stachel, otiCco stechen), (sc.
remedia) i. q. Excitantia.
S^tomachica (6 ozoiiaxog Magen, v. aro>a Mund), {sc.
remedia) magenstärkende, die Verdauung und den Appetit
anregende Mittel.
Stomakace {z6 0x6 fia Mund, fj xdxrj schlechte Be-
schaffenheit) i. q. Stomatitis ulcerosa.
f^tomatitis Entzündung der Mundschleimhaut.
St. eatarrhalis Eötung und Schwellung der Schleimhaut
ohne Geschwürsbildung.
St. membranaeea krupöse und diphtherische Er-
krankung der Mundhöhle.
St. mercnrialis diejenige Form der Stomatitis ulcerosa,
welche durch Einwirkung von Quecksilber bedingt ist.
St. seorbutica Skorbut der Mundhöhle. Das Übel be-
ginnt mit einem blauroten Saum des Zahnfleisches, soweit Zähne
vorhanden sind, und ausserordentlich starker Schwellung desselben
durch eine blutig-seröse Infiltration mit starker Vermehrung
und Erweiterung der Kapillaren. Diese Wucherungen zerfallen
nach einigen Wochen zu einem pulpösen Brei und bluten
sehr gern.
St. ulcerosa Mundfäule, ausgedehntere Ulzeration am
Zahnfleisch (den Zahnrändem). Sekundär kommt sie haupt-
sächlich bei Merkurialismus vor, ferner primär als
St. ulcerosa idiopathica s. Stomakäce, die eigent-
liche Mundfäule [Canstatt Fegar], eine rasch in Zerfall
übergehende ansteckende Geschwürsbildung am Zahnfleischrand,
welche von da aus eine auf die Nachbarteile sich verbreitende
starke Schwellung des ganzen Mundes, starke Absonderung der
Mundflüssigkeit und einen aashaften Geruch aus dem Munde ver-
ursacht.
Digitized by
Google
Strabismus 469
St. aphthosa s. vesieularis Aphthen der Mundhöhle,
eharakterisirt durch das Auftreten nindhcher oder länghcher,
grauweisser, von einem zarten, durch injizirte Gefässchen gebildeten
Baum begrenzter Plaques, die meist auf der Schleinmaut der
Lippen imd Wangen, des Zahnfleisches, der Zunge und des harten
und weichen Gaumens lokahsirt sind. Die übrige Schleimhaut
ist katarrhalisch affizirt. Die Plaques hegen nicht subepithehal
[Bohn's Ansicht], stellen auch kein festes Faserstoffexsudat
zwischen Kutis und Epithel dar [Henoch's Ansicht], sondern er-
weisen sich als pseudodiphtherische Auflagerungen auf die Schleim-
haut (Stomatitis fibrinosa disseminata oder maculosa
Henoch's). Ihr ätiologisches Moment scheint ein mit dem
Staphylokokkus pyogenes citreus [Passet] identischer Kokkus ab-
zugeben, der sich in Schnitten der Plaques allein findet [Fränkel,
Virch. Arch. B. 113].
cf. Aphthae epizooticae, Stomiitomjkosis, Gingivitis, Noma, Ulcus
leprosnm, Inposnm, syphiliticum, tnberculosum, variolosum.
Stomatomykosis (6 ßvxvg Filz) Soor, Mehlmund,
Schwämmchen, durch Ansiedelung des Soorpilzes, Gidium
albicans (s. d.), in der Mundhöhle, der sich mit den Epithelien zu
dicken weissen Membranen verbindet, hervorgerufene Erkrankung,
die sich gern bei Säuglingen, Diabetikern und marastischen
Fieberkranken entwickelt.
S^tomatoplafSltik («J nkaozixrj, 8C, xeyyrj, v. jrXdoaco bil-
den) Mundbildung aus der benachbai-ten Gesichtshaut mit
Ubersäumung der freien Wundränder durch Mundschleimhaut (bei
Entartung der Lippen, Stenose).
f^trabismns (gr. H. argaßiofiog v. orgaßitco V. orgaßog
schielend) das Schielen, in einem Übergewicht des einen
oder anderen Augenmuskels bei den assoziirten Bewegungen der
beiden Bulbi über seinen Partner im anderen Auge bestehend, so
dass die beiden Gesichtslinien nicht gleichzeitig auf einen be-
liebigen Punkt im Gesichtsfelde eingestellt werden können. Beim
St. concomitans begleitet das schielende Auge das andere
nach allen Blickrichtungen, beim St. paralyticus dagegen
ist die Bewegung des schielenden Auges nach einer Eichtung be-
schränkt
St. internus ..s. eonver^cns , wenn ein innerer gerader
Augenmuskel das Übergewicht hat, die Gesichtslinien übermässig
konvergieren, und eine derselben am Objekt vorbeischiesst, — die
häufigste Form.
St. externns Überwiegen eines äusseren geraden Augen-
muskels, ist entweder
St. extern-us convergens, wenn die beiden Gesichtshnicn
sich hinter dem Objekt schneiden, oder
Digitized by
Google
470 Strabometer
St. ext. parallelns, wenn sie sich parallel stellen, oder
St. ext. diyergens, wenn sie divergiren.
8t:. sarsan und 4eorsHM rergens, das Auf- bezw. Abwärts-
schielen.
8t. altemans, wenn bald das eine, bald das andere Aogie
zum Fixiren der Objekte verwendet wird, während das entgegen-
gesetzte Yorbeisieht [nach Stellwag].
l^trabometer (ro fihgov Mass) Instrument zur Messung
des Strabismus in ^fillimetem.
t^trabotomie (^ rofitj Schneiden, rifirm) Schiel-
operation durch Rücklagerung des betreffenden Augenmuskels.
Strang nlatio (H. v. strangulo erwürgen, azQayydltj
Strick) vd. Incarceratio interna.
Strancrurie (atgayyo} strängen, auspressen, stringo
V. oTody^ der ausgepresste Tropfen; t6 ovgov Urin) der
Harnzwang, Harnstrenge, wobei der Harn unter Schmerz
und Krampf nur tropfenweise abgeht, wie bei Tenesmus vesicae,
manchen Fällen von Cystitis, Cystospasmus.
cf. Dysurie.
f^trepitns (lat von strepere) das Geräusch.
St. eoriaeeus Ledergeräusch, Lederknarren, bei Peri-
karditis etc. vorkommendes Geräusch.
St. aterinas Gebärmuttergeräusch (bei Schwangeren).
l^treptokokkas (o orgeTttog Kette; v. öToiqxo drehen,
o xoxxog ^ern) s. Torulaform, reihenweise aneinander gefügte
Kokken (Kugelbakterien). Sie spielen eine Rolle bei sogen.
Mischinfektionen. So findet man sie häufig beim Typhus abdom.
neben den pathogenen Bacillen in Milz, Leber, Darmwand als
regelmässige Begleiter der LÖFFLER'schen Bacillen bei Diphtherie etc.
Pathogen ist der
Streptokokkus des Erysipels, von Fehleisen als der
spezifische Erreger des E. durch regelmässigen Nachweis bei dem-
selben, Reinkultur und Impfung mit voller Sicherheit festgestellt;
kleine kugelige Zellen, die zu Ketten von gewöhnlich 6 — 10,
häufig aber noch weit mehr Individuen auswacl^n.
8t. pyogenes (ro jivov der Eiter, yevog St. von yiyvofiai
werden) ein allein oder seltener gemeinsam mit Staphylokokken
(s. d.) bei Eitei-ungen vorkommender Pilz, welcher nach bisherigen
Untersuchungen morphologisch und biologisch identisch ist mit
dem Str. des Erysipels.
$4ti*iae entis (lat. v. mgly^, striga Strich) narbenartige
Streifen der Haut, welche durch Auseinanderweichen der
Digitized by
Google
Struma 471
Kutisbündel, meist in gewisser paralleler Eichtung, verursacht
sind, so bei rascher Ausdehnung der Bauchhaut infolge Schwan-
gerschaft (Schwangerschaftsnarben), rascher Fettentwicklung,
Ascites, auch an den Brüsten bei rascher Vergrösserung im
Puerperium [nach Birch-Hirschfeld],
i^trictara {stringere, oigdyyco zusammenschnüren)
höherer Grad von Verengerung, insonderheit von Kanälen
infolge der verschiedensten Ursachen (spastische, entzünd-
liche, organische, narbige Striktur, S. durch Kompression,
Tumoren).
cf. Stenose.
{Stridor (lat. H. v. strideo zischen, pfeifen, rgiCc»)
das zischende oder pfeifende Atmungsgeräusch, welches
bei Kehlkopf Stenose entsteht. St. dentium vd. Fremitus.
- Adj, stridulus.
cf. Stertor.
i^tronsrylas (s. Eustrongylus) srifirai^ (oxQoyYv^og rund)
der Palissadenwurm, sehr seltener, regenwurmähnlicher
Parasit der menschlichen Niere, der ähnliche Erscheinungen ver-
ursachen kann wie Nierensteine.
St. duodenalis i. q. Anchylostomum duodenale,
cf. Distomum haematobiuiu.
i^troplialas (v. oxQsqxo wenden, schlingen, oder
oTQoßdo; Wirbel) ist Liehen bei kleinen Kindern.
S^trama (lat. H. v. struere aufeinanderschichten)
der Kropf — ist im Anfang immer eine echte Hyperplasie
der eigentlichen Drüsen Substanz der Schilddrüse undkomint
manclunal in akuter Weise zur Entwicklung (St. acuta). Die
Drüsenfollikel bekommen unter Teilung ihrer Zellen zapfenförniige
Ausstülpungen, die sich verästeln, abschnüren und neue Follikel
bilden.
Weitere Unterscheidungen gründen sich auf die Teilnahme
des Bindegewebes und der Gefässe und auf sekundäre Ent-
artungen, nämlich:
St. inollis die Entwicklung des Stroma bleibt auffallend
hinter derjenigen der Follikel zurück, die Kropfknoten haben eine
elastische, fast fluktuirende Beschaffenheit.
St. fibrosa Faserkropf, bei welchem sich vorzugsweise
das Bindegewebe an der Hyperplasie beteiligt und sich selbst
im Innern der Knoten Herde* von derbem Fasergewebe etabliren,
welche die follikäre Neubildimg ersticken.
St. vaseulosa s aneurysinatiea bei der die Entwicklung
der Gefässe (Arterien und Kapillaren) ausserordentlich überwiegt,
die Geschwulst pulsirt.
Digitized by
Google
472 Stnimektomie
St. ^elatlnosa s. kolloides (lat. gelatus Gallerte) Kom-
bination von Gallertbildiing im Innern der einzelnen Follikel mit
der hyperplastischen Vergrösserung. Die gleichmässig und oft
kolossal vergrösserte Drüse hat eine pralle, teigige Konsistenz.
St. cystlea Zystenkropf, aus der vorigen hervorgehend,
indem durch den Druck eine Atrophie der Bindegewebssepta be-
nachbarter Follikel und dadurch die Bildung grosser gemein-
schaftlicher Hohlräume zu stände kommt, worin die Gallerte
sich mehr oder weniger verflüssigt. Später wird die Erweichungs-
zyste zur Absonderungszyste, die sich als solche noch weiter be-
trächtlich vergrössem kann.
St. ainyloidcs Amyloid-Metamorphose des Drüsenparenchyms
imd der Gefässe.
St. ossea St. mit Verkalkung des bindegewebigen Stroma
der Zystenwände.
[Bisher aus Rindfleisch's Pathol. Gewebelehre.]
•St. substernalis St., die zum Teil hinter dem Manubrium
sterni sitzt und eine häufige Ursache suffokatorischer Ei*schei-
nungen ist.
St. pranf^liosa auffallend ungleichmässige knollige Entwick-
lung der St.
S^trnmektomie (ifczSfivo) ausschneiden) die operative
Entfernung einer Kropfgeschwulst, wobei mindestens ein Fünftel
zurückgelassen werden muss.
strattiipriva vd. Kachexia str. . .
8^ trnmitis Entzündung des Kropfes, d.h. der strumös
entarteten Drüse. — Entzündung der nicht entarteten Schilddrüse :
Thyreoiditis.
S^tupor (lat. H. stupere betäubt sein, zusammenhängend
mit oTvtffn mache fest) Starrheit, Beaktionslosigkeit, Unempfind-
lichkeit. Zustand allgemeiner Herabsetzung der zerebralen
Eeflexthätigkeit (bei typhoiden und psychischen Krankheiten,
besonders Melancholie, Extase, Dementia apathica).
Adj. stupid US.
cf. Sopor, Torpor, Melancholia attonita.
S^typtica {oTV(p(o zusammenziehen), {sc. remedia)
i. q. Adstringentia, insbesondere die blutstillenden, Haemato-
styptica.
S^ubacidität {suh, acidus sauer, besser als Hypaciditat)
Verminderung der Säure «c. des Magensaftes.
S^ubiiiTolatio uteri {suh darunter, inmlutio hier
Rückbildung, v. in-völvo hinein wälzen) unvollständige
retrograde Metamorphose des hypertrophischen Uterus
Digitized by
Google
Sudorifera 473
Dach der Schwangerschaft infolge gewisser hemmender Einflüsse
(Metritis, Kongestion, Atonie). Effekt und Symptome wie bei
Metritis chronica,
cf. Involutio.
lli^iiblatio {tollo wegnehmen, davon [8ub-]tuUf sustuli,
[suh'llatum) Abhebung, Ablösung, z. B. des Glaskörpers, oder
8. s. Ablatio s. Solutio s. Seeessus s. Ainotio retinae
Ablösung der Netzhaut von der Innenfläche der Aderhaut
durch Ansammlimg seröser Flüssigkeit, Extravasate.
S^nblnxatio i. q. Luxatio incompleta.
H^ubplireiiiscli {6 (pgriv Zwerchfell) unterhalb des
Zwerchfells gelegen, gebraucht in der Verbindung „subphrenischer
Abszess".
S^nbsaltus tendinnni (subsilio in die Höhe springen,
tendo Sehne) das Sehnenhüpfen, krampfhafte Zuckungen
einzelner Muskeln, besonders des Vorderarmes bei grosser Schwäche
und in der Agonie.
cf. Krocidismus.
S^nccnssio (Aufrütteln, v. sub u. quatio) das schon von
HiPPOKRATES geübte Verfahren (S. Hippokratis), durch
Schütteln des Kranken ein Geräusch zu erzeugen (bei Flüssig-
keitsansammlung in Luftschallräumen, Pyopneumothorax).
S^uction (sugere saugen) selten angewandtes Operations-
verfahren bei weichem oder flüssigem Star, wobei ein Troikar
durch die Hornhaut in die Linse eingestossen und der Inhalt
durch die Kanüle ausgesogen wird.
f^^ndamen, Plur, S^ndaniina Hitzblätterchen,
Schweissausschlag, in anfangs stets getrennten, teils ungefärbten,
teils roten, kleinen, meist an den Ausführungsgängen der Haut-
drüsen gelagerten Knötchen, dann und wann aus Bläschen oder selbst
Pustelchen bestehend, besonders bei stark schwitzenden Personen.
Die Effloreszenzen sind als ekzematös zu bezeichnen (Ekzema
sudamen) und können zu ausgebildeten Ekzemen fortschreiten.
cf. Miliaria, Liehen tropicus.
S^udor (lat. sudare, schwitzen) der Schweiss, Aus-
scheidimg des Schweissdrüsensekrets in flüssiger Foim.
S. an^lieus der englische Schweiss, Bezeichnung für
die zuerst im Jahre 1485 unter der Armee Heinrichs VII. epide-
misch aufgetretene Febris miliaris ,s. d.).
8. urinosus vd. Uridrosis.
cf. Uyperidrosis.
S^udorifera {ferre bringen), {sc. remedia) i. q. Diapho-
retica.
Digitized by
Google
474 Sufiocatio
tSnffdeatio [sufföco v. suh u. faux Kehle) Erstickung
nennt man die abnorme, akute und subakute Verarmung des
Blutes an Sauerstoff, die sich inCyanose, Dyspnoe undBetäubimg
äussert.
ll>(nltiisio (suffundo oder sttb-fundo daruntergiessen),
8C, sanguinis, oder HypMinle, diffuse Blutunterlauf ung
von ffrösserer Ausdehnung unter der Oberfläche der Gewebe,
besonders traumatische, subkutane Hauthämorrhagien.
cf. Sugillatio, Purpura, Haematoma.
S^uggestion (H. von suggtro von unten hinan-
bringen, eingeben, einreden) besteht darin, dass ein ge-
eignetes, insbesondere hypnotisirtes Medium durch Einreden zu
beliebigen, auch der Wirklichkeit nicht entsprechenden Vor-
stellimgen von Gegenständen, lebenden Wesen, Vorgängen etc.
gebracht und zu gewissen diesen suggerirten Illusionen oder Hallu-
zinationen entsprechenden Handltmgen gezwungen wird. Die S.
wirkt häufig auch über den hypnotischen Zustand hinaus, so dass
Vorstellungen, Empfindungen imd Handlungen, welche im hyp-
notischen Schlafe suggerirt werden, auch ausserhalb dieses ihre
Herrschaft über das Individuum behaupten können.
cf. Hypnotismus.
S^ag^illatio (sugillare [sanguis] blutrünstig machen)
unbestimmt begrenzte flache Blutunterlaufungen unter der
Oberfläche der Organe oder der äusseren Haut von geringer Aus-
dehnung (gegenüber der Suffusion).
(^ulfoxysmns (sulfur Schwefel, 6^vg sauer) Ver-
giftung mit Schwefelsäure.
S^aperfoecniidatio (super da,ruber jfoecundare frucht-
bar machen) Überschwängerung, Befruchtung mehrerer aus
derselben Ovulationsperiode herrührender Eier durch verschiedene
Begattungsakte.
S^nperfoetatio (foetare befruchten, foetus von fevere,
favere fördern, ersseugen) Überfruchtung, Befruchtung
mehrerer aus verschiedenen Ovulationsperioden der nämlichen
Schwangerschaft hermhrender Eier (unwahrscheinlich).
S^uppositorinm (suppontre unterlegen) Stuhlzäpf-
chen, von konischer oder Eiform, dienen als Träger von Medi-
kamenten zur Einführung per anum, bestehen aus Fetten, die im
B^ktum flüssig werden.
cf. Globuli.
S^uppressio {supprtmo) die Unterdrückung, z. B. von
Sekretionen, oder des Monatlichen iS. mensium).
Digitized by
Google
Sykosis 475
S^nppuratio (eig. Unterlaufung mit Eiter^ v. suh
u. pus) Eiterung im allgemeinen,
Adj. suppurativ.
cf. Bacillus, Ötaphylokokkus, Streptokokkus, Ulceratio.
i^urditas (lat. v. surdus dunkel, schwarz, taub) die
Taubheit, vollständige Aufhebung des Hörvermögens,
cf. Baryekoia, Kophosis, Otitis intima.
S^ardomatitas (lat mutus v. fivco schliesse Auge
und Mund) die Taubstummheit (die Stummheit meist die
Folge der angeborenen oder in frühester Kindheit erworbenen
TaiÄheit).
lli^nspensioii (sus aus suh-s ob, auf, in die Höhe und
pendtre hängen) eine Behandlungsmethode schmerzhafter Ent-
zündungen an den Extremitäten, wobei letztere durch eine Vor-
richtung in die Höhe gezogen und so erhalten werden (Volk-
MANN'sche S.) ; ferner als Verfahren bei Tabes, wobei das Rücken-
mark gedehnt wird.
S^nspensorinm, und zwar:
S. scroti Tragbeutel, der um den Hodensack gelegt und
mittels eines Beckengurts befestigt wird.
S. inainmae simplex und duplex, eine mit Rollbinden
herzustellende Verbandweise zur Stützung und Kompression der
weiblichen Brüste.
lli^nsnrras aariam (lat.) Ohrensausen, ein subjek-
tives Symptom, dem entweder ein wirkliches entotisches Greräusch
oder eine blosse Halluzination zu Grunde liegt.
cf. Sonitus.
I^utara (suere) die Naht.
8. nodosa die gewöhnliche Kopf naht.
S. eireumvoluta die umschlungene Naht. Eine Karls-
bader Insektennadel wird durch die Wundränder gesteckt und mit
Achterturen von einem Faden umwunden.
ISykosis (ro ovjioy, ficus die Feige, von der Ähnlich-
keit der AfTektion mit dem körnigen Inneren einer
Feige) s. Akne inentagra Bartflechte, ist eine Folliculitis
barbae, eine an den behaarten Stellen des Gesichtes, zuweilen des
Nackens sich lokahsirende, durch Entwicklung von Knötchen imd
zusammenhängenden Infiltraten, sowie von kleineren und grösseren,
stets von einem Haar durchbohrten Pusteln sich charakterisirende
Krankheit von chronischem Verlauf.
S. framboesiforinis (vd, Framboesie) Bindegewebswucherung
der sykotisch erkrankten Hautpartien in Gestalt halbkugeüger.
Digitized by
Google
476 Symbiotes
kondylomartiger Erhabenheiten, die hier und da einer Himbeere
ähneln ; von zahlreichen Härchen durchbohrt erscheinen und
reichliche Eiterpunkte enthalten
S. parasitaria die parasitische Form der Bartflechte, welche
entsteht durch entzündliche Beizung von Seite des in den Epi-
dermislagen der Follikel der Barthaare sich massenhaft ansiedelnden
Trichophyton tonsurans, desjenigen Pilzes, der auch dem
Herpes tonsurans zu Grunde liegt.
ll^ymbiotefli (ovv mit, ßi6<a leben) ein accidenteller
Parasit der menschlichen Haut, der sich zum Unterschied von dem
die Cutis durchbohrenden Dermatodectes (s. d.) in der Homschicht
aufliält.
tSymblepharoii (ovv mit, zusammen; t6 ßXefpagov
Augenlid) Verwachsung der Lider mit dem Bulbus,
cf. ADkyloblepharoD, Synkanthns.
S(ympathisch {rj ovfxnadeia Mitleiden, v. t6 jtd^og) nennt
man .Öfektionen, welche in Abhängigkeit von anderen primären
Erkrankungen durch Vermittlung des Nervensystems entstehen.
cf. Reflex, Irradiation, Metastase, Nenritis.
ISymphoiiallaxis [Schmalz] (avv zusammen, ^ tpcovi]
Stimme, dUdaaoy vertauschen) Vertauschung von Konsonanten
miteinander.
cf. Phoneentallaxis.
lli^yniphyseotoiiiie {aviu<pvco susammenwachsen, rif^vo)
schneiden) der Schamfugen schnitt, eine veraltete, bei
Beckenenge vorgenommene geburtshilfliche Operation.
cf. Pobeotomie.
Symptom (v. ov^-jiijnto zusammenflEillen — nämlich
gewisse Erscheinungen mit gewissen Krankheits-
zuständen) Zeichen der Krankheit. Dieselben sind ent-
weder subjektive oder objektive.
Symptomatolof^ie {6 Xoyog Lehre) die Lehre von den
Krankheitserscheinungen.
cf. Semiotik, pathognomonisch, palliativ.
S^ympnfli, (^ympodie (ovv zusammen, 6 tzovc, noöog
Fuss, hier: die untere Extremität) die Sirenenbildung.
Der Unterkörper solcher Missbildungen geht in eine mehr oder
weniger lange konische Spitze oder in zwei zusammengeflossene
Extremitäten aus, mit Verdrehung der Axe. Je nach dem Vor-
handensein der Füsse unterscheidet man S. apus, monopus,
dipus.
cf. Acephalus.
Digitized by
Google
Synechotom 477
lli^ynalg^ie (to äXyog Schmerz) Mitempfindung von Schmerzen
in einem direkt nicht erkrankten Nerven.
S^ynanche i. q. Cynanche.
ISyncephalns (17 xe(paXrj Kopf) s. Janieeps Doppel-
missbildung aus zwei am Kopf oder Kopf und Thorax imter-
«inander verschmolzenen Individuen, während die Teile unter-
halb des Nabels vollständig von einander getrennt sind. — Man
unterscheidet S. symmetros und asymmetros.
cf. Craniopagus.
ISyncliilia {x6 ;f«rAo^ Lippe) Verwachsung der
Lippen, entweder (sehr selten) angeboren als S. congenita s.
Atresia labiorum, mit vollständigem oder unvollständigem
Verechluss, oder erworben als S. acquisita s. Concretio labi-
orum, infolge von Verbrennung, Verätzung, Geschwürsbildung.
ISynehysis (1? ovyxvoig v. avy-x^(o zusammengiessen,
auflösen) Verflüssigung, nur als
S. corporis vitrci Glaskörperverflüssigung.
S. Simplex: die Verflüssigung ist veranlasst durch Hya-
litis serosa, meist Folge länger dauernder entzündlicher Er-
krankungen des Uvealtraktus.
S. senilis die durch senile Emährungs- und Zirkulations-
störungen bedingte Verflüssigung.
S. scintillans (scintüla Funke), Flimmer-S. , eine be-
sondere Form der .senilen S., wobei sich der Glaskörper teilweise
oder ganz von frei beweglichen flimmernden weissen Cholestearin-
imd Tyrosinkrystallen durchsetzt zeigt, wahrscheinlich in Zusammen-
hang mit fettiger Entartimg der Glaskörperelemente und ver-
minderter Exosmose.
S^yndaktylie (6 ddxxvXog Pinger, digitus v. dsixwim)
angeborene Verwachsung, resp. unvollständige embryonale
Trennung der Finger oder Zehen.
ISyndektomie (verkürzt aus ovvdsofiog Bindehaut,
kxxe[4,v(o ausschneiden) i. q. Peritomie.
H^yndesmitis (o avvdeofAog Bindehaut, v. owdsco zu-
sammenbinden) i. q. Conjunctivitis.
lli^yiieebia {aw-sxeiv zusammenhalten) Verwachsung,
Verklebung, vorzugsweise als S. iridis, und zwar entweder
S. anterior, entzünfiiche Verlötung zwischen Iris und Kornea,
oder S. posterior, zwischen Iris und vorderer Linsenkapsel.
Auch in der Otiatrie gebraucht für Adhäsivprozesse in der Pauken-
höhle.
S^yneehotom (ro^ St. v. ts/hvw schneiden) Instrument
zur Trennimg von Verwachsungen.
Digitized by
Google
478 Synicesis
S^ynicesis (owiCvois v. ovv u, «t«, i^dvco sitzen) s. Oc-
eluslo pupillae die Verschliessung der Pupille.
ISynkantbas (6 xav&6g Augenwinkel) internus oder
externus, die von Ammon angegebene Bezeichnung für die-
jenigen FäUe von Symblepharon, bei welchen Narbenstrange vom
inneren oder äusseren Augenwinkel zum Bulbus zidien.
cf. Symblepharon.
ISynkope (gr. H. v. ow-xotitco zusammenschlagen)
tiefe Ohnmacht, Scheintod oder plötzlicher Tod, und
zwar wenn das Herz daa Atrium mortis ist [Bichat].
cf. Asphyxie, Apoplexie.
S. typica typischer Scheintod, der bis zu mehreren
Stunden dauern kann, eine Form perniziöser Intermittens, wobei
die Kranken entweder bei klarem Bewusstsein, aber völlig be-
wegungslos sind, oder bewusstlos mit stockender Atmung, er-
loschenem Puls und kaum erkennbarem Herzschlag.
cf. Febris interm. pernic. synkopalis (Malaria).
S. hysteriea hysterischer Scheintod, die schwerste,
selten, aber verbürgt vorkommende Form hysterischer Lethargie,
wobei tagelang der Puls erloschen und die Atmung unmerklich,
aber die elektrische Muskel- und Nervenerregbarkeit erhalten ist
[Rosenthal],
lli^yiiochal (ow-exo) zusammenhalten oder -hängen,
anhalten) nannten die Alten das jetzt als Febris continua
ßthenica bezeichnete Fieber (Synocha), und da besonders ent-
zündliche Fieber so verlaufen, so hat „synochal" die Bedeutung
entzündlich, mit starker Grefässaufregung, z. B. synochale
Masern etc.
cf. erethisch, sthenisCh.
S^ynoflitösifli (avv zusammen, t6 ooxiov Knochen) Ver-
wachsung von ursprünglich getrennten Knochen.
ISynotie (ro ovg, wxog Ohr) vd. Agnathie.
ll>(ynoTitis {Membrana synovialis eine die Gelenk-
höhlen auskleidende [seröse] Haut, welche die eiweiss-
artige Gelenkschmiere [Synovia von avv und ovum — „ge-
sammelter EistofT nach Kkaus — ] absondert) s. Arthro-
meningitis Entzündung der Synovialmembran der Ge-
lenke.
S. serosa (sero-fibrinosa) acuta und chronica s. Hydrops
artieularis acutus und chronicus, Entzündung — Schwellung
imd Vaskularisirung — der Synovialmembran mit Ausscheidung
serös-fibrinöser Flüssigkeit in die Gelenkhöhle, welche sich mit
Digitized by
Google
Syphilides 479
der Synovia mischt. In chronischen Fällen tritt mehr die An-
schwellung durch das . ergossene Serum in den Vordergrund (Hy-
darthrus, Gelenk Wassersucht).
8. aeuta suppurativa s. Pyarthrosis s. Arthropyosis s.
Empyema artieuli sehr akute eiterige S. (im Anfangsstadium
^ eiteriger Katarrh), kann wie die vorige Form rheumatischen
P5 oder traumatischen Ursprungs sein und pflegt zur Ankylose
ß^ zu führen.
^ 8. erouposa [Bonnet] klinisch einer heftigen eiterigen S.
ähnlich, aber durch fibrinöse Auflagerungen auf die Synovial-
membran, ohne Vermehrung des serösen Gelenkinhaltes, cha-
rakterisirt. (Vorkommen nicht ganz sicher.)
•<J 8. (Arthrophlogosis) metastatica
{l^ a) gonorrhoica, die im Verlauf eines Harnröhren trippers
r^ und in nicht näher bekanntem Zusammenhang damit auftretenden
^^ subakuten serösen Gelenkentzündungen (besonders des linken
Kniegelenks), die den rheumatischen ähnlich sind, daher als
Tripperrheumatismus oderTrippergicht bezeichnet werden.
M b) S. septica, pyaemica, puerperalis, die in Zusammen-
^ hang mit septikämischen und pyämischen Affektionen auftretenden
_J akuten, zur Eiterung neigenden Gelenkentzündungen.
^ c)S. scarlatinosa, vd. Polyarthritis scarlatinosa.
^ 8. funf^osa s. hyperplastica f^ranulosa 8. Tumor albus
H^ fungöse oder skrofulöse Gelenkentzündung, Gelenk-
schwamm, eine vorzugsweise skrofulöse und tuberkulöse In-
dividuen befallende chronische Entzündimg der Synovialmembran,
die zur Umwandlung derselben in eine fungöse Granulationsmasse
führt. Sekundär werden auch die Gelenkbänder und alles mit
dem Gelenk in Verbindung stehende Bindegewebe bis zur Haut
ödematös und plastisch infiltrirt (Parosynovitis s. Fibroma
periarticulare diffusum — ViRCHOW). Ein höherer Grad
der Erkrankung ist die G^lenkkaries, Arthrokace.
8. vcrtebralis i. q. Spondylarthritis,
cf. Arthritis, Bursitis.
ISyntliorax i. q. Thorakopagus.
^ypMlides syphilitische Exantheme, kutane Syphilis*
1. Maku loses Syphilid: Roseola syphilitica (s. d.).
2. Stärkere umschriebene Infiltrationen des Papillarkörpers
der Kutis:
a) in Form von EjiÖtchen: papulöses S., meist als
linsengrosse rötliche Knötchen (lentikuläres S.),
Cf". Condyloma, Plaques, Psoriasis palmaris.
b) in Form von grösseren Platten: Psoriasis syphilitica
(s. d.).
a
^
Digitized by
Google
480 Syphiligraphie
3. Vorwiegender Sitz der Infiltration in der Wandung der
Hautfollikel:
a) mit nur spärlicher Exsudation in den Follikeln: Liehen
syphilitieus (s. d.),
b) mit akuter Eiterbildimg im Follikel: Akne syphilitiea
(8. d.),
e) Infiltration von Follikelgruppen mit rascher Bildung
dicker ICrusten imd Infiltration der interfoUikulären
Teile der Haut, die nach Ablösung der Krusten eine
höckerige Oberfläche zeigt: Impetigo syphilitiea.
4. Infiltration mit subepithelialer Eiterbildung und oberfläch-
licher Ulzeration (pustulöses S.):
a) Varieella und Pemphigus syphilitieus (s. d. ,
b) Ekthyma syphilitiea (s. d.),
c) Rupia (s. d.).
5. Gummöse Infiltration der Haut mit Zerfall in der Tiefe:
tuberkulöses oder Knoten -S., nur wegen der Ähnlich-
keit als Lupus syphilitieus bezeichnet.
[Nach Bäumlek in ZH.]
l|i(yphili|^raphie, lli^yphilidolosrie die Lehre, bezw.
Wissenschaft, die sich mit der S. beschäftigt.
ll>(yphilis (der Name kommt in einem ^.Syphilis''
betitelten lateinischen Gedicht zuerst von Fracostoro
von 1521 vor („Syphilis oder gallische Krankheit", deutsch.,
Leipzig 1880), und wird von letzterem von dem Namen
seines von der Krankheit ergriffenen, erdichteten
Helden, des Hirten Syphilus abgeleitet) s. Lues venerea
Morbus gallicu8*)j Lustseuche, Venerie, eine vielgestaltige,
*) Die Krankheit selbst wurde schon 1493 von den spanischen
Entdeckern Amerikas ans Hispaniola nach Barcelona gebracht. Mit
dem Heere des GONZALVO DE CORDOVA gelangte sie nach Neapel,
von wo sie die besiegten Franzosen in ihre Heimat mitnahmen.
Grünfeld (Eulenbukgs Real-Fjncyklopädie) tritt gegen den
modernen Ursprung der Syphilis ein: „Genauere Studien der früheren
medizinischen Werke, der Bibel n. s. w. erweisen zur Evidenz, dass
die in Rede stehenden Erankheitsformen schon in ältester Zeit, freilich
nach dem jeweiligen Stande der Pathologie unter anderen Namen be-
sprochen, beschrieben und vorhanden waren". Der Name Syphilis
wird nach BOSQUILLON von oi<pX6g schmutzig abgeleitet, nach
FaIiLOQXJIE u. SwediAUR ist das Wort von ovv u. <pdia = cum
amore, nach anderen avg u. <piUa = amor porcinus zusammengesetzt.
Einige suchen den Namen von dem arabischen Safala oder dem
hebräischen Schofel abzuleiten, welche Ausdrücke sowohl das unter-
halb Gelegene {inferior), als auch das Niedrige, Gemeine, (vilis) an-
deuten. — Im Anfange ihres Bekanntwerdens (also nach 1493) führte
sie verschiedene Namen : mal de Naples, mal Franzese, mal de France,
Digitized by
Google
Syphiloide 481
chi-onische, bald nach der Entdeckung von Amerika zuerst all-
gemeiner aufgetretene Krankheit, auf — meist sexueller — An-
steckung beruhend, besonders durch eine spezifische Neubildung,
das Syphilom, charakterisirt.
Primäre S., die primär - syphilitische Papel, bezw. der
HuNTER'sche Schanker und die indolenten Bubonen (ist auch
schon konstitutionelle S.).
Sekundäre S., bezw. sekundäre Periode der S., welche die
auf der Allgemeininfektion beruhenden frühen imd oberflächhchen,
d. h. in der Haut und Schleimhaut verlaufenden Prozesse, das
Ausfallen der Haare und Nägel, die syphilitische Iritis und Or-
chitis einschhesst — kondylomatöses Stadium Zeissl's.
Tertiäre S., Periode der späteren schwereren, namentlich
gummös-ulzerösen Prozesse der Haut und Knochen und der vis-
zeralen oder Eingeweide-S.
S. congenita s. hereditaria, angeborene, entweder schon
bei der Geburt manifeste oder in den ersten Wochen und Monaten
nach der Geburt zum Ausbruch kommende S.
[Nach Bäumler in ZH.]
Nach neueren Untersuchungen [Lustgarten] ist das Virus
in einem Stäbchenpilz zu suchen. Der Beweis für den ursäch-
lichen Zusammenhang desselben mit der S. ist aber noch nicht
erbracht.
cf. Bacillus.
i^yphilisation antiquirte Methode zur Heilung der
Syphilis sowohl (kurative S.) als zur Herstellung von Im-
munität gegen dieselbe (prophylaktische S.). — Die Methode
bestand darin, dass von einem Schankergeschwür jeden dritten
Tag mehrere Impfstiche an verschiedenen Körperstellen gemacht
und der Eiter für die späteren Impfungen von den neu ent-
standenen Impfpusteln entnommen wurde, bis kein Besultat mehr
eintrat. Diese Impfimgen schützen indes weder gegen syphilitische
Infektion, noch haben sie einen wirklichen kurativen Wert.
ISyphiloide (ro slSog Ähnlichkeit) in manchen Gegenden
endemische tuberkulöse und ulzeröse Formen von Hautkrank-
heiten, die wahrscheinlich auf eine entartete akquirirte oder
mala de Frantzos, nach ihren Schatzheiligen die E. des heiligen
Evagrius, Hiob, Mevius, Rochus, Semantas od. der hl. Regina; in
Genua hiess sie le male de la favelle, in Toskana il malo delle boUe,
im lombardischen lo malo de la brosule. Die Franzosen nannten sie
la grosse veröle, die Engländer pox, die Spanier las babas oder boas.
Betheucourt 1527 schlag den Namen Ines venerea vor. Alle diese
Benennungen wurden von dem Namen Syphilis verdrängt. Festzu-
stehen scheint, dass das Wort S. dem griech. Sprachstamme angehört.
Roth's Klinische Terminologie. 4. Aufl. 31
Digitized by
Google
482 Syphiloma
hereditäre Syphilis zurückzuführen sind, so besonders das jüt-
ländische, esthnische und lettische S., der Sihhena in
Schottland, Skerlejevo in Istrien, Badesyge in Norwegen ; doch sind
besonders die letzteren als volkstümliche Bezeichnungen ungenaue
Begriffe, die die verschiedensten Krankheitszustände zusammen-
werfen (cf. Kadesyge).
lli^yphiloina s. Gumma syiihilitieum syphilitischer
Gummiknoten, ein spezifisches Erzeugnis der Lues. Innerhalb
eines grösseren Herdes von neugebildetem Keimgewebe grenzt sich
ein umschriebener, meist kugeliger, gelblich-weisser imd durch,
schleimige Metamorphose der Grundsubstanz elastisch weicher
Knoten aus rundlichen Zellen ab, welche später fettig entarten
und entweder der Resorption oder der käsigen Metamorphose ver-
fallen, während das umgebende Bindegewebe zu einer narbigen
Schwiele wird [nach Rindfleisch].
Das S. im Periost wird als Tophus syphiliticus be-
zeichnet.
S^yrinsfocystadenoin (Török-Unna, 17 ovgiy^ Röhre,
w xvoTtg Blase, o adriv Drüse) strangförmige Auswüchse im
Corium abgeschnürter embryonaler Epitheihaufen mit röhren- und
cystenartigen Erweiterungen, welche grosse Ähnlichkeit mit Schweiss-
drüsen haben.
cf. Uidradenom.
ISyrins^omyelie (o fjLvsXog Mark) auch Sklerosis
centralis (pericentralis) medullae spinalis, das Vor-
handensein einer Höhle in der grauen Substanz des
Rückenmarkes. Die äusserst chronisch verlaufende Affektion
ist stets kongenital und ninmit ihren Ausgangspunkt von dem em-
bryonalen Gewebe am Schlüsse des Zenträkanals. - Durch Ein-
schmelzung der anliegenden grauen Substanz entsteht ein charak-
teristischer von ScHULTZE imd Kahler begründeter klinischer
Symptomenkomplex: eine an den Duchenne- ARAN'schen Typus
erinnernde, in den Armen symmetrisch beginnende und später auf
die Beine übergreifende Muskelatrophie mit Sensibilitätsstörungen,
die sich hauptsächUch auf die Temperatur- imd Schmerzempiin-
dung erstrecken, und trophische Störungen: Veränderungen der
Haut, Skoliose der Halswirbelsäule, Arthropathien, Spontan-Frak-
turen imd Luxation ähnüch wie bei Tabes und eine mit Panaritien
einhergehende an Akromegalie (s. d.) erinnernde Veränderung der
Hände, von Charcot Chiromegalie genannt..
Die einfachen nur in einer Erweiterung des Zentralkanals be-
stehenden Höhlenbildungen des Rückenmarks werden Hyd ro-
myelus [Leyden] genannt.
cf. MoRVAN'sche Krankheit; Hydromyelus.
S^yrina^omyelocele, eine besondereForm der Spina
bifida vd. Spina bifida.
Digitized by
Google
Taenia 483
Tabaeosis pulmonis (Tabak amerik. W., eig. die
Bolle) vd. Pneumonokoniosis.
Tabes Q&t, eig. Fäulniss, v. Wzl. ta dehnen, flüssig
werden, schwinden) Abmagerung, Körperschwund -—
frülier hauptsächlich im Sinn von Muskelschwund, im Gegensatz
zum Fettscnwund (Macies) gebraucht.
Tabes dorsalis Hinterstrangsklerose, graue Degene-
ration der Hinterstränge, Leukomyelitis posterior,
Ataxie locomotrice progressive, die Rückenmarksdarre oder
R. -Schwindsucht, häufigste Rückenmarkskrankheit ; nach
neueren Untersuchungen als eine kombinirte Systemerkrankung
aufzufassen, da neben der typischen Degeneration der Hinterstränge
in entwickelteren Fällen auch die Hinterhömer, CLARKE'schen
Säulen, ja sogar periphere Nerven degenerirt gefunden werden.
Die wichtigsten klinischen Symptome sind : lanzinirende und Gürtel-
schmerzen, Parästhesien, später Anästhesien, Diplopie, Atrophie
des Sehnerven, reflektorische Pupillenstarre, Myosis, rasche Er-
müdbarkeit beim Gehen, später, seltener von Anfang an, Ataxie,
frühzeitiges Erlöschen der Patellarreflexe, Abnahme der Potenz,
Retentio urinae, im letzten Stadium zunehmende Paraplegie der
Unterextremitäten, Sphinkterenlähmung, Cystitis, Dekubitus. Die
Dauer der Krankheit beträgt viele Jahre, ja Jahrzehnte.
T. laetea eine infolge von Galaktorrhoe (s. d.) eintretende
Störung der allgemeinen Ernährung mit Oligämie, Abmagerung,
Sinken der Temperatur, Ermüdung, Pulsbeschleunigung etc.
T. ineseraiea, Pädatrophie die Abzehrung kleiner
Kinder, eine Folge des durcn schlechte Ernährung unterhaltenen
chronischen Darmkatarrhs, welcher schliesslich zur Enteritis foUi-
culosa und damit sekimdär verbundener Anschwellung und selbst
Verkäsimg der Mesenterialdrüsen führt, wobei die Bildung von
Chyluskörperchen (der Vorstufe der Blutkörperchen?) gehindert ist.
T. satarnina der allgemeine Effekt der chronischen Blei-
vergiftung, der sich in Abmagerung, vorzüghch der Muskulatm*,
Anämie mit gelblicher Verfärbung der allgemeinen Decke (daher
Ikterus saturninus genannt) äussert.
cf. Marasmus, Phthisis.
Tachykardie (laxvg schnell, ij xagdia Herz) eine
seltene Neurose des Herzens, besteht in enormer Beschleunigung
der Herzkontraktionen. Besser ist die Bezeichnung Pyknokardie
(s. d.).
Tachypnoe (jtvs(o atmen) das beschleunigte Atmen
(cf. Dyspnoe).
Taenia (^ raivia Band, v, reivco) der Bandwurm (cf,
Bothriocephalus), ein aus sehr kleinem nmdlichen Kopf und vielen
31*
Digitized by
Google
484 Talipes
flachen Gliedern bestehender, bis zu mehreren Metern langer Wurm
im Dünndarm des Menschen. Der Kopf besitzt vier seitliche Saug-
näpfe, die Gechlechtsöffnung der Glieder liegt an der Kante. —
Es gibt zwei Arten :
T. soll um (solium heisst der Thronsessel, Lehnstuhl,
dann Badewanne und — Sarg? — ) der bewaffnete Band-
wurm. Zwischen den Saugnapf en befindet sich an einem kugel-
förmigen Zapfen (Bostellum; ein doppelter Hakenkranz.
T. saginata (die Bezeichnung „feist, gemästet'' ist
von dem charakteristischen Gesamthabitiis herge-
nommen. Die Bezeichnung „medio-caneUata^^ beruht
auf einer irrtümlichen anatomischen Anschauung)
der unbewaffnete oder feiste Bandwurm, ist weit grösser
und dicker als T. solium, der Kopf ohne Hakenkranz, an dessen
Stelle sich ein fünfter kleiner Saugnapf befindet.
T. Ecehinokokktts vd. Echinokokkus,
cf. Cysticercus, Helminthiasis.
Talipes {talus Ferse, Knöchel, Würfel, pes Fuss)
i. q. Pes calcaneus.
Talipomanas (besser talipedimanus, dem voraus-
gehenden nachgebildet) s. Laxatio raanus eongenita
Klumphand. Je nach der überwiegenden Spannung der Ex-
tensoren oder der Flexoren unterscheidet man
T. cxtensa oder T. flexa und bei letzterer wieder T. vara
8. pronata imd T. valga s. supinata.
Tampon (franz. Pfropfen) Bausch von Leinwand, Char-
pie, Watte u. dgl. zum Einlegen in Scheide, Mastdarm und Nase,
für sich zur Blutstillimg, oder als Träger von Medikamenten.
cf. Boordonnet, Pessariam.
Taphepbobie (17 Ta(p7) Begräbnis, v. ^djttM, 6 (poßog
Furcht) eine rudimentäre Form der Paranoia (s. d.), die sich in
der beständigen Furcht, lebendig begraben zu werden, äussert
[MORSELLI].
Tapottement vd. Massage.
Tarantismns (Tarantel, weil sie sich in der
Gegend von Tarent in Apulien findet) i.q. Chorea St. Viti.
Tarsalj^ie (o xagaog Geflecht, Blatt, v. tegoofiai dör-
ren, trocknen, t6 äXyog Schmerz) i. q. Pes planus inflamma-
torius.
Tarsektomie (tarsus Fusswurzel, exTs/nvo) anschnei-
den) Entfernung der Fusswurzelknochen durch Längsincisionen
am Fussrücken (Ollier).
Digitized by
Google
Tendovaginitis 485
Tarsitis die Entzündung des Lidknorpels, häufig
syphilitischer Natur (T. gummosa).
TarsorhapUe (tarsus Lidknorpel, von seiner
flachen Form, v. ragaög Galen u. Pollux: Augenlidrand
mit den Wimpern, gcuirco nähen) eine von Ph. v. Walther
zuerst angegebene Operation zur Verengerung der Lid-
spalte l^i Ektropium.
Taxis (vdooco einrichten) Reposition von Einge-
weidebrüchen, Zurückbringen derselben in die entsprechende
Körperhöhle durch gewisse Handgriffe.
Negative T., Taxis, durch Zug von innen, der durch ent-
sprechende Lagerung hervorgebracht wird,
cf. Repositio.
Teicbopsie (ro zeixog Mauer, 17 otpig Sehen) ist Amau-
rosis partiahs fugax, bei der die Grenzen des Skotoms eine zick-
zackännliche Beschaffenheit haben (dem zackigen Verlauf von
Festungsmauem ähnlich).
Telansfiektasie {zfjXog Adv, fem, weit, x6 dyysiov
Gefäss, 17 exiaoig Ausdehnung) vd. Angiom und Naevus
(vascularis).
Temperantia (temperare ein Mass und Ziel setzen,
ermässigen, von tempus) s. Parc^oriea s. Sedativa {sc, re-
media) etwa „niederschlagende", beruhigende Mittel,
Mittel gegen Fieber und Aufregung des Gefäss- und Nerven-
systems.
Tenacalnm {teuere halten, tenax) flache Halter zur
schonenden Zurückhaltung von Wimdrändem oder der Augenlider,
also ohne zu klemmen, wie Zangen und Pinzetten).
Tenalg^ia crepitans {6 xhcov Sehne, v. xelvco span-
nen, x6 aXyog Schmerz; crepito, Frequ, v. crepare knarren)
vd. Tendovaginitis.
Tendovaitiiiitis {tendo Sehne, vagina Scheide) s.
Tenosynovitis Sehnenscheidenentzündung.
T. aeuta purulenta eiterige Sehnenscheidenentzün-
dung, durch Verwundung (mit septischer Infektion) oder Perfo-
ration der Sehnenscheiden von Panaritien oder anderen Eiter-
herden aus, mit Eiterung im Gebiet der Sehne und Phlegmone
lun die Sehnenscheide, in schweren Fällen mit Nekrose der Sehne
selbst.
T. s. Tenalgia erepitans ist T. (besonders der auf dem Ra-
dius gelegenen Daumensehnen), bei welcher die Bewegungen der
betreffenden Sehnen bezw. Muskeln von eigentümüchem Knarren
Digitized by
Google
486 Tenesmus
an der Stelle der Anschwellung begleitet sind, wahrscheinlicli
herrührend von Faserstoffablagerung auf die Wände der Sehnen-
scheide.
[Nach KÖNIG.]
T. hydropiea (serosa ehroniea, doch öfters mit akutem
Anfang") s. Hydrops tendovaginalis Sehnenscheidenhygrom
(8. d.), betrifft am häufigsten den grossen Sack der Flexorsehnen
der Hand, welcher eine schwappende Greschwulst bildet, worin
öfters Corpora orj-zoidea vorkommen.
T. hypertroph iea [Gubler] kleine spindelförmige Anschwel-
lungen an den Sehnen und Sehnenscheiden der Fingerstrecker,
oft gleichzeitig mit Auftreibimg der Metakarpalknochen, bei Blei-
lähmung.
Tenesmus (6 reiveofiög Spannung des Leibes, v. tsivco)
besteht in schmerzhaftem Krampf des Sphincter ani und der
benachbarten Muskeln, wobei unter intensivem, rasch wieder-
kehrendem oder anhaltendem Stuhldrang mit heftiger Anstrengung
und unter brennenden Schmerzen im After nur kleine Mengen
Darminhalts entleert werden.
T. vesieae ein Symptom mancher Blasenaffektionen, wobei
jeder Tropfen in die Blase gelangenden Urins zu schmerzhafter
brennender Entleerung reizt, und der Harndrang auch nach der
Entleerung noch fortbesteht.
cf. Dysuria.
Tenonitis Entzündung der Tenon'schen Kapsel.
Tenorrhapie (^ gacprj Naht) die Sehnen naht.
Tenosynovitis (o tevcov Sehne, v. zeivco und Synovitis
— s. d.) i. q. Tendovaginitis.
Tenotomie (ri^v« schneiden) Sehnendurchschnei-
dung (gewöhnlich subkutane) bei Muskelverkürzung, Klumpfuss,
Caput obstipum, Strabismus etc.
T, tensoris tympani [Weber-Liel] und M. stapedii [Kessel]
Durchschneidung des Trommelfells und des Steig-
bügelmuskels.
Tenotom das zur T. dienende Messer»
Tephromyelitis (jJ te(pQa Asche), vd. Myelitis.
Teratom (v. xegatom, x6 Tsgag, -arog Wunder, von je-
der ausserordentlichen Naturerscheinung) teratoide
Geschwulst, Bezeichnung für angeborene Tumoren, die sich
durch ihre Zusammensetzimg aus sehr verschiedenen Geweben
(Bindegewebe, Knorpel, Knochen, Muskeln, Haut, Haare, Nerven,
Drüsengewebe u. s. w.) auszeichnen. Sie sind zum Teil Doppel-
missbildungen, bei welchen der eine Fötus durch den anderen
Digitized by
Google
Tetanus 487
verkümmert, zum Teil Grewebsmissbildimgen imierhalb eines Ein-
zelfötus.
cf. Acardiacus, Dermoid.
Testitis {testis Hoden) i. q. Orchitis.
Testudo (Schildkröte, v. testa Schale, Ziegel) ein
mit Eollbinden herzustellender besonderer Verband für Gelenke
in winkeliger Stellung, wobei die Bindenturen einander schuppen-
artig decken. — Je nachdem die Zirkelturen von zwei Seiten her
einander näher rücken und sich schhesslich zu einer vereinigen,
oder von einer ausgehend sich von einander entfernen, unter-
scheidet man T. inversa und re versa.
cf. Spica.
Tetanie (o zhavog Starrkrampf, v. reivco anspannen)
s. Arthrofryposis s. Contractura artuuin besteht in spontan
eintretenden, Minuten bis Stunden lang dauernden schmerzhaften
Kontrakturen, die mit Vorliebe einzelne Muskelgruppen und Ner-
vengebiete der Extremitäten, seltener des Rumpfes, in verschieden
langen Intermissionen befallen. Das Leiden ist zentralen Ur-
sprunges, doch ohne gröbere anatomische Veränderungen des
Nervensystems. Schwangerschaft und Laktation disponiren beson-
ders dazu (Contracture des nourrices — Trousseau) ; in manchen
Fällen schien Ergotismus spasmodicus zu Grunde zu liegen. Weiss
hat das Auftreten von T. nach Kropfexstirpationen beobachtet.
Von differentiell-diagnostischer Bedeutung für. das Leiden ist eine
hohe mechanische und (weniger) elektrische Ubererregbarkeit der
Muskeln und Nerven, sowie das TROUSSEAu'sche Phänomen (Druck
auf die Gefässstämme löst Krämpfe aus).
cf. Spasmus, Orampus.
Tetanin, Tetanotoxin, ISpasmotoxin von Brie-
GER aus Kulturen von Tetanus-Bazillen (s. d.), sowie aus der Ex-
tremität eines an Tetanus verstorbenen Menschen dargestellte To-
xine, welche an Tieren einen tetanusartigen Symptomenkomplex
hervorrufen.
Tetanas im allgemeinen i. q. Spasmus tonicus.
Klinisch: der Starrkrampf, schmerzhafter, gewöhnlich in
der Muskulatur des Unterkiefers, Schlundes und Nackens begin-
nender, und von da auf den Eumpf, besonders die Strecker der
Wirbelsäule sich verbreitender kontinuirlicher tonischer Krampf,
oft mit konvulsivischen Erschütterungen — tetanische Stösse —
des ganzen Körpers verbimden, in Zusammenhang mit abnorm
gesteigerter Eeflexerregbarkeit der MeduUa oblongata und des
Eückenmarks, in manchen Fällen von T. traumaticus mit spinalen
anatomischen Veränderungen, welche durch eine Neuritis ascendens
von der Peripherie her entstanden sind. — Die überwiegend häu-
figste Fonn der tetanischen Verkrümmimg ist der
Digitized by
Google
488 Tetragenus
Oplsthotonas(ojr£o^ey) wobei derBumpf durch die kontrahirteD
Strecker der Wirbelsäule nach hinten geoeugt ist. Man hat für
Ausnahmsfälle noch unterschieden
Plearothotonus (jtkevgo&sv y. inXevgov), Emprosthotonas (s^-
.TQoo&ev), Orthotonus (og^og), je nachdem der Körper mehr nack
der Seite oder nach vorn gebeugt oder gerade gestreckt ist.
Herkömmlich ist folgende ätiologische Gruppirung:
T. traumaticus, Wundstarrkrampf, die gewöhnlichste
Form, als dessen Ursache mit Sicherheit ein Bacillus (s. d.) nach-
gewiesen ist.
T. rheumaticus, auf Erkältungen zurückgefühi-te Fälle.
T. idiopathicus, T. ohne deutliche Ursache.
T. toxicus, durch gewisse „tetanisirende" Gifte hervor-
gerufene tetanusartige Krämpfe.
Eine beschränkte Form des T. ist Trismus (s. d.).
T. neonatorum der bei Neugeborenen in den ersten zwei
Wochen häufig zugleich mit Trismus auftretende T., der zeitlich,
und wahrschemlich auch kausal meist mit dem Bestehen der offe-
nen Nabelwimde zusammenhängt, aber auch öfters durch zu heisse
Bäder oder durch Extravasate an der Aussenseite der Dura mater
spin. bedingt zu sein scheint.
T. puerorum bei älteren Kindern, überwiegend häufig Kna-
ben, besonders in der heissen Jahreszeit auftretender, meist trau-
matischer, von Verwundungen der Extremitäten ausgehender Te-
tanus.
cf. Bacillus.
Tetra^^enus vd. Mikrokokkus.
Theomanie (^eog Gott, y fxavia Wahnsinn) reli-
giöser Wahnsinn, Manie mit exaltirten Delirien religösen
Inhalts.
cf. Melancholia religiosa.
Therapie (jJ ^egojieia v. ^egajtevü) bedienen, heilen)
Heilungslehre, welche zeigt, wie der kranke Organismus oder
die kranken Organe wieder zur Norm zurückgeführt werden.
Therm ästhesiometer (97 ^igf^itj Wärme, 97 aXod'rjoig
Empfindung, t6 fAhgov Mass) Vorrichtung zur Prüfung
des Temperatur Sinns (Empfindung des Temperaturunter-
schiedes eines erwärmten und eines abgekühlten Thermome-
ters u. d^l.).
cf. Ästhesiometer.
Thermocautere (frz. als deutsches Fremdwort
gebraucht aus dem gr. '&eg^6g warm, aalw brenne, xavxrjg
u. xavxrigiov, cauterium Brenneisen) ein von Paquelin ange-
Digitized by
Google
Thorakoplastik 489
gebener Apparat zur Kauterisation. Derselbe besteht aus
einer Glasflasche, die mit Benzin gefüllt wird, und aus einem ver-
schieden gestalteten innen hohlen Platinbrenner. Durch ein Gre-
bläse wird das Benzin in den vorher erwärmten Brenner getrieben,
der hierdurch beliebig lange glühend erhalten wird,
cf. Moxa.
Thermometrie (t6 fihgov TULclbb) die Lehre von dem
Verhalten der Temperatur im gesimden und kranken Orga-
nismus.
Thermopalpation [Benczuk u. Jonas] (vd. Palpation)
die palpatorische Bestinmiung von Temperaturdifferenzen auf der
Haut der Brust und des Bauches und die dadurch mögliche Ab-
grenzung der (lufthaltigen gegen nicht lufthaltige) Organe.
Thermopheu^^oskop (rpsvyco fliehen, oxonsw besich-
tigen) ein von Arnheim (Berliner Klin. Wochenschrift 1888,
Nr. 47) angegebener (Taschen-)Ap parat zur Bestimmung des
Wärmeverlustes von der Haut.
Thesiopnoe (17 '&saig Lafs^e, 97 jtvoi^ Atmuni?) Lage-
a t m u n g , bekannter unter der Bezeichnung Marchall HALL'scähes
Verfahren, zur Wiederbelebimg bei Asphyxie von M. Hall
empfohlenes Verfahren: Lagerung auf das Gesicht, einen Arm
unter die Stirn, Rotation in die Seitenlage und etwas darüber
hinaus, diese Bewegung eine Zeit lang rhythmisch wiederholt.
Thomseii'sche Krankheit i. q. Myotonia congenita.
Thorakocentesis s. Tkoracentesis (o dcoga^
Brust, xevTsco durchbohren) operative Eröffung des Brust-
raumes (durch Messer oder gewöhnlich Troikar) zur Entfernung
von angesammelter Luft oder Exsudaten.
cf. Paracentesis.
Thorakometrie (t6 fjhgov Mass) die Messung der
Brust in Bezug auf umfang und die Durchmesser (Sagittal- imd
Frontaldurchmesser),
cf. Cyrtometer.
Tkorakopa^^us {nayelg verbunden, v. jn^yw/m) s. Syn-
thorax zwei am Thorax, und zwai- meist in der Gegend des
Schwertfortsatzes (Xiphopagus, Stern opagus) miteinander
verwachsene Individuen; — nach der Anzahl der Arme Th. tri-
brachius oder tetrabrachius.
cf. Monstntm.
Thorakoplastik {jiXdaaco bilden, formen) Verfahi*en
durch Resektion von Rippenstücken oder nahezu ganzen Rippen
das Einsinken des Brusticorbes (R^tr^cissiment) zu ennöglichen.
Digitized
by Google
490 Thorakotomie
Thorakotomie (zdfivco schneiden) Eröffnung des
Brustkorbes, i. e. der Pleurahöhle durch Schnitt.
Thorax paral^ticas kein eigentlich gelähmter, son-
dern ein langgestreckter schmaler Thorax mit weiten Interkostal-
räumen, dünner, schwacher Muskulatur, schwacher Inspirations-
kraft, für phthisische Disposition charakteristisch.
cf. Scapulae alatae, Diathesis.
Thrombophlebitis pumlenta {^Qo/nßcoaig Gerinn-
sel [Galen], 6 i^gofißog Klumpen, v. xQstpoy fest oder dick
machen [nähren], zur Gerinnung bringen, rj (p?Jy>, (pXeßog
Ader) eiterige Erweichung eines Venenpfropfes, ver-
bunden mit eiteriger Infiltration der Venenwand.
Thrombosis der Vorgang und das Resultat der Throm-
busbildung. Die Ursachen im allgemeinen vd. unter Coagulatio.
Im besonderen unterscheidet man in ätiologischer Hinsicht:
Kompressions-Th., Gerinnung des Blutes durch Verenge-
rung der Gefässwände, wie sie z. B. durch Periphlebitis bedingt
sein kann.
Dilatations-Th., Th. infolge Verlangsamimg des Blut-
stromes durch Erweiterungen der Gefässe (Aneurysmen und Va-
ricen) oder des Herzens.
Marantische Th., Gerinnungen in den grösseren Venen in-
folge zu geringer Energie der Heräraft.
Traumatische Th., welche bei Durchschneidung und Zer-
reissung der Gefässe eintritt und wodurch die spontane Blut-
stillung zu Stande kommt.
Tbrombufii Klumpen geronnenen Blutes inner-
halb der Gefässe, an Ort und Stelle entstanden (cf,
Embolus). Der Th. unterscheidet sich indes, wenigstens bei all-
mählichem Zustandekommen, von einfachen Blutgerinnseln durch
grösseren Faserstoff gehalt, grösseren Keichtum an farblosen ZeUen,
zwiebelartig geschichteten Bau.
Die Thromben sind entweder rot (rote Thromben) bei voll-
ständigem Verschluss der Gefässe, oder weiss bis graurötlich, ge-
schichtet, wenn die G^rinnimg bei strömendem Blute erfolgt, wo
nicht die ganze Blutmasse gerinnt, sondern nur einzelne Blut-
bestandteile, hauptsächlich farblose Blutzellen imd Blutplättchen
nebst einer wechselnden Zahl roter Blutzellen abgeschieden werden.
Als besondere Formen sind zu unterscheiden:
primäre oder autochthone Thromben, entweder wand-
ständig, einer Gefässwand, oder klappenstän.dig, einer Herz-
oder Venenklappe aufsitzend, oder obturirend, das ganze Ge-
fässlumen einnehmend,
fortgesetzte Thromben, die sich weiterhin an die pri-
mären ansetzen, oder
Digitized by
Google
Tintement 491
marantische Thromben, die bei Verlangsamung der
Zirkulation (Herzschwäche) sich bilden.
Unter den Ausgängen der Thromben sind günstig die Or-
ganisation, d. h. die Ersetzung des Fibrins und der roten Blut-
zellen durch gefässhaltiges Bindegewebe, sowie die Schrumpfung
und Verkalkung (vd, Phlebolith); ungünstig die einfache
oder rote- und die puriforme oder gelbe Erweichung.
cf. Thrombophlebitis.
Thyreoidektomie {GL thyreoidea Schilddrüse, v.
o ^geog Thürstein und länglich viereckiger Schild von
Thürgestalt, jJ ^ga Thür, stöo) ähnlich sein, sHxeiAvco
ausschneiden) die Exstirpation der Schilddmse bei hoch-
gradiger Struma i. q. Strumektomie (s. d.).
Thyreoiditis (v. ^gsoeiSi^g schildartig, sc. xMgog
Schildknorpel) i. q. Strumitis.
Thyreotomie (6 ^vgeög der eckige Schild, tsjuvco
schneiden) operative Spaltung des Schildknorpels
zur Entfernung von unzugänglichen Neubildungen aus dem Kehl-
kopf, der wesentlichste Teil der Laryngofissio und nahezu
identisch damit.
Tic (franz. das Zucken).
T. eonvulsif vd. Spasmus facialis.
T. doaloareax vd. Prosopalgie.
T, rotatoire ist stossweiser klonischer Krampf im Muse,
obliquus capitis inferior, der die horizontale seithche Drehimg des
Kopfes bewirkt [Erb].
Timbre metallique (franz. Metallklang) ist ein
sehr hoher amphorischer Schall von metallischer
Klangfarbe.
Tinea decalvans (tinta nagender Wurm, calvus
kahl) vd. Alopecia areata.
T. faTOsa s. Tera s. lupinosa i. q. Favus.
T. furfuraeea i. q. Seborrhoea sicca.
T. granulata i. q. Achor granulatus.
T. imbricata i. q. Herpes tonsurans.
T. polonica der Weichselzopf.
Tinnitus aoriam (1. H. v. tinnio klingen) das
Ohrenklingen, verursacht durch einen Reizzustand des N.
acusticus.
Tintement (v. lat. tinm[ta]r€ klingen) vd. Cliquetis.
Digitized by VjOOQ IC _
492 TitiUatio
Titillatio (lat. titülare kitzoln, v. t/AAco reibe, rupfe)
ganz leichtes Jucken, leichtester Grad desselben,
cf. Pruritus.
Tokodynamometer (6 xoxog y. tixtüh die Geburt,
rj Svvaßig die Kraft) ein von Schatz angegebenes Instrument
zum Messen der austreibenden Kraft.
Tonsillitis {tonsiUae Mandeln) i. q. Angina tonsillaris.
Tonsillotomie {xifxvto schneiden) Exstirpation
hypertrophischer Mandeln.
Tonsillotom ein zur T. dienendes Instrument.
Tonus (o xovog Spannung, Telv(o) Spannungszustand^
Energie.
cf. Rigidität.
Tonisch nur von Krämpfen, vd. Spasmus.
Tonica {sc, remedia) stärkende (tonisirende) Mittel^
i. q. Roborantia.
Toplius {tofus Tuffstein) s. Nodus grössere knotige
oder höckerige Auftreibung.
T. artliriticus vd. Arthritis.
T. syphilitieus durch syphilitische Periostitis bedingte Knochen-
auftreibung (besonders am Schienbein, Cranium, Stemiun).
et'. Dolores osteocopi.
Topica {6 rojiog Ort\ (sc. remedia) örtliche Mittel >
d. i. Mittel zur direkten lokalen Behandlung.
Topoal^^ie (6 rojiog Ort, t6 äXyog Sehmerz) (neu-
rasth^nie monosymptomatique — forme douloureuse)
eine Form der Neurasthenie, deren einziges Symptom ein Schmerz,
an irgend einem Ort ist. Häufig durch ein Tramna bedingt.
Toreolar (1. H. v. torqueö) Aderpresse, i. q. Tour-
niquet.
Tormina (Flur. v. tortnen Qual, v. torqueo) sc. ventris
Darmgrimmen, Leibschneiden.
Torpor (1. H. v. torpeo erstarrt sein) Gefühls- oder
Reaktionslosigkeit, hauptsächlich von der köiperlichen gegen-
über der psychischen (cf. Stupor).
Adj. torpTdus.
T. retinae herabgesetztes (retinales) Sehvermögen überhaupt,,
sowie ein solches, welches in keinem entsprechenden Verhältnisse
zur Beleuchtung steht.
Torsion (1, H. v, torqueo) Umdrehung.
Digitized by
Google
Toxikämie 493
In der Chirurgie: Ersatzmittel der arteriellen Ligatur
bei kleineren Arterien, in mehrmaliger Umdrehung der mit der
Pinzette gefassten Arterie um ihre Achse bestehend.
Von Darmschlingen: Axendrehimg, Ursache von Ileus.
Am Nabelstrang nur dann pathologisch, wenn die
Drehungen (an Stellen, wo die Sülze geschwunden ist) zu scharf
werden und eine Stenosirung der Nabelschnurgefässe herbeiführen.
Torticollis (torqueo drehen, collum Hals) s. Capnt
obstlpum Schiefhals, permanente Drehung des Kopfes nach
€iner Seite mit Hebung des Kinnes imd Kichtung desselben nach
der gesunden Seite, kann vorkommen angeboren und erworben,
idiopathisch und sekundär, durch Affektionen der Hais-
und Nackenmuskeln (T. muscularis), oder durch Skoliose der
Halswirbelsäule (T. vertebralis). — Die Verkrümmungen durch
Narbenkontraktionen der Haut gehören nicht hierher.
T. rheumatieas i. q. Myalgia cervicalis rheumatica.
T. spasticas, T. durch krampfhafte Kontraktur eines Sterno-
cleidomastoideus (N. accessorius).
Toralaform, Torulaeeen (v. torus Pfühl, in der
Botanik für Fruchtboden gebraucht) i. q. Streptokokkus.
T. eerevisiae i. q. Saccharomyces.
Torali (torulus Wulst) straminei (aus Stroh) vd.
Lectuli.
Toarni^aet (franz. tornicare, tornare, drehen), lat.
Torcular eigentlich die Wein- und Ölpresse, die Ader-
presse, im wesentlichen eine Pelotte, welche mittels eines damit
verbundenen, um das Glied gelegten Gurtes gegen blutende Ar-
terien gedrückt wird.
Toxalbamine und Toxopeptone (vd. Toxika^mie)
giftige Eiweisstoffe, welche als Stoffwechselprodukte verschiedener
Bakterienarten (Milzbrand etc.) aus den Nährmedien gebildet
werden oder in dem Protoplasma der Bakterien enthalten sind.
Auf ihrer Wirkung beruht ein Teil der pathogenen Eigenschaften
der Spaltpilze.
cf. Ptomaine, Toxine.
Toxicnm Gift, cf, Intoxikation.
Toxlkiftiiiie (ro to^ixöv, sc. <pdQ(,iaxw zum Bogen —
To To^ov — oder Pfeil gehörig, Gift, womit man die
Pfeile bestrich; x6 alf^a Blut) Blutvergiftung durch
Blutgifte im engeren Sinne, bei denen nicht blos, wie bei
den meisten Giften, die schädliche Substanz durch das Blut hin-
durch zu anderen Teilen gelangt, sondern durch die das Blut
selbst in seinen spezifischen Bestandteilen, vorzüglich der Inhalt
der roten Blutkörperchen, eine Veränderung erleidet.
Digitized by
Google
494 Toxikologie
Toxikolofi^le (o Aoyo? Wort, Lehre) die Lehre von
den Vergiftungen.
Toxine vd. Ptomai'ne.
Toxonose (>? vooog) durch Einwirkung von Giften
hervorgerufene Krankheit,
cf. Intoxikation.
TraclieYtis (^ tQaxeta , sc. dgzijQia der rauhe Luft-
kanal, wegen der harten Knorpelringe, im Gegensatz
zur Schlagader [hia dQTtjQia] genannt asper a, Trachta [stcß
von zgaxvs) Entzündung der Luftröhrenschleimhaut,
meist gleichzeitig mit Entzündimg der grösseren Bronchien, als
Tracheobronchitis, oder mit Laryngitis. Ausser den akuten
und chronischeu, zirkumskripten und diffusen katar-
rhalischen Formen kommt noch eine krüpöse, diphthe-
rische imd syphilitische Form vor.
Trachelorrhapliie (6 xgdxriXog Hals, odjixw nähen),
E^iMET'sche Operation eine bei hartnäckigem Cervikalkatarrh
mit Einrissen des Cervix indizirte Operation, die in der Abtragung
des Narbengewebes und Wiederherstellung der normalen Gestalt
der Cervix besteht. Sie wird heutzutage vielfach durch die Ampu-
tation des Collum uach Schköder ersetzt.
Trachelosyrins^orrliaphie {ri ovgiyC Röhre) von
Sänger angegebene der EMMEx'schen analoge Operation bei
Vaginalfisteln mit Veniähung des Cervix.
Traclieobroiicliitis vd. Bronchitis, Tracheitis.
Tracheocele s. A^roeele (17 ^v^v Bruch) Hervortreten
einer Luftgeschwulst am Halse nach Trauma, besonders bei Husten-
stössen, starkes Pressen bei Entbindungen, bei der Defäkation,
Heben schwerer Lasten, lautem Kufeu etc., eine anatomisch noch
nicht klar gestellte Erscheinung, wahrscheinlich bedingt durch
Offenbleiben einer penetrirenden Wunde der Trachea nach Ver-
heilung der Hautwunde oder durch hemienartiges Hervordrängen
der Schleimhaut der Luftröhren.
Traclieoskopie {oxotiecö besichtigen) Verfahren zur
Besichtigung des Innern der Luftröhre.
Tracheotoiiiie {yj to/mj Schneiden, refivco) der Luft-
röhrenschnitt, operative Eröffnung der Trachea, entweder
unterhalb des Isthmus der Schilddrüse, oder oberhalb derselben
imd dann am besten als Krikotracheotomie {vd, Krikotomie).
Trachoin (ro zgdxM/^a Bauhigkeit, V. xgaxdw V. zgaxvg)
eine im höchsten Grad infektiöse Neubildung der Konjunk-
tiva, die den Typus eines Leukocytoms bildet. Von Sattler
sind als Virus derselben die Trachomkokken beschrieben.
cf. Conjunctivitis grannlosa.
Digitized by
Google
Transsudat 495
Traktionsdivertikel (trahtre ziehen) vd. Diver-
ticiilum.
Transfert {franz.) [Charcot] die künstliche Übertragung
einer (hysterischen) Anästhesie, Amblyopie, Anosmie, Ageusie,
Taubheit, Lähmung oder Kontraktur von der befallenen Seite auf
die homologen Teile der anderen normalen Körperhälfte durch
sogenannte „ästhesiogene" Mittel, wie Auflegen einer Metallplatte
{vd. Metallotherapie) oder eines grossen Magneten, durch schwache
galvanische Ströme oder statische Elektrizität, Senfteige u. a.
Transforation iforare bohren) von Hubert ange-
gebene in der Durchbohrung der Schädelbasis bestehende geburts-
hilfliche Operation mit dem
Traneiforateiir einem aus einem Bohrer und einem Deck-
blatte bestehenden Instrument.
Transfusio (lat. Übergiessung) unmittelbare Über-
leitung venösen oder arteriellen Blutes aus den Gefässen eines
Individuums (oder Lammes) in die geöffnete Vene eines anderen
Individuums.
T. infusoria besteht in der Infusion des einem Individuum
entnommenen Blutes mit einer Spritze. Auch dieses Verfahren
wird gewöhnlich nur schlechtweg als T. bezeichnet.
Auto-T. die Methode, durch [EsMARCH'sche] Einwicklung der
Extremitäten das in ihnen enthaltene Blut dem Herzen und Gehirn
zuzuführen, mn bei profusen Blutimgen, besonders Metrorrhagien,
deren tötliche Anämie zu verhüten.
Transplantatio {lat.) Überpflanzung, besteht darin,
dass ein Hautlappen so umschnitten wird, dass er an einer Stelle
mit der übrigen Haut zusammenhängt und entweder dauernd oder
nur so lange in diesem Zusammenhange belassen wird, bis die
organische Vereinigung der freien Eänder des Lappens mit den
Eändern eines Substanzverlustes erfolgt ist, den der Lappen zu
decken bestimmt ist.
Bei der Transplantation nach Keverdin findet eine Über-
tragung und Anheilung sehr kleiner dünner, ganz abgetrennter
Hautstückchen auf die granuh'rende Fläche grosser chronischer
Geschwüre statt. Zur Deckung oberflächlicher Hautdefekte em-
pfehlen TfflERSCH und EvERSBUSCH die Transplantation flacher
Epidermisschnitte aus der Armhaut, die in kleinen Stücken dach-
ziegelartig aufeinander gelegt werden.
T. dentium das Versetzen extrahirter Zähne von einer Alveole
in eine andere.
Transpositio (lat. Versetzung) vd. Situs transversus.
Transsudat {trans-südo durchschwitzen) krankhafter
Austritt von Blutsenim aus den Gefässen in die Gewebsinter-
Digitized by
Google
496 Traulismus
stitien oder KörperhÖhlen, vorzugsweise durch gestörte Di-uckver-
hältnisse zu stände kommend,
cf. Exsudat.
Traalismufii (zgarXiCo) schnarren, TgavXog) das Stam-
meln.
Tranma (ro tgavina ■= xQ&iia V. TixQi*>oxo))f lat. liaesio
Verletzung im allgemeinen.
Adj, traumatisch.
Tremor {tgsfico) sc. inusealorum s. Dysteria apritans
Muskelzittern, eine Form des klonischen Krampfes, in geringen
rasch und rhythmisch aufeinander folgenden Kontiuktionen
einzelner Gruppen der willkürlichen Muskeln bestehend, wodurch
oszillirende Bewegungen der betreffenden Teile hervorgerufen
werden. Stets ist eine gewisse Schwäche dieser Teile damit ver-
bunden. Der T. tritt auf bei örtlichen (Neuritis) und Zentral-
erkrankungen des Nervensystems (disseminirte Sklerose, Paralysis
agitans), chronischen Toxonosen (T. potatorum, mercurialis,
saturninus, opiophagorum), sowie als scheinbar selbständige
Erkrankung (T. essentialis s. simplex, meist senilis) — [ZH].
cf. Spasmus.
Trepanatio (ital. trepano, gr. rgvjiavov Bohrer [Hippo-
krates-Galen], 8c, cranii , Aussägung eines scheiben-
förmigen Stückes der Schädelknochen durch den
Trepan, eine kleine, zylinderförmige Sage, um die Schädel-
hohle zugänglich zu machen, resp. den Abfluss von Eiter aus
derselben zu ermöglichen.
TrepUne {Dem, v. Trepan) der Knochenbohrer,
auch der kleine Trepan, der an Stelle des Sägebogens nui-
einen einfachen Handgriff hat.
Tri baeiilar Synostose {frihasüaris neugeb. Adjekt. für
einen anatom. Begriff der aus {vglg rgetg drei und ^doig zusammen-
gesetzt erscheint) Verkürzung der Schädelbasis, einhergehend mit
Verkünunenmg der basalen Himteile, eine der Ursachen für
Idiotie.
cf. Mikrocephalus.
Tricephalus (igig dreimal, ^ xetpoXri Kopf) drei-
köpfige Missgeburt.
Trichanxis (ij '&gßj rgixog Haar, a^^ig = av^rjoig Ver-
mehrung) i. q. Hypertrichosis.
Tricbiasis (von zgixidco) Einstülpung der Augen-
wimpern durch Verkrümmung und Verbiegung derselben, sowie
bei^Entropimn, derart, dass sie die Hornhaut berühi-en.
T. vesieae vd. Pilimictio.
cf. Dlstichiasis.
Digitized by
Google
Trichorhexis nodosa 497
Triehina spiralis (r^tj^iro? aus Haaren) Haar wurm,
(Darm- mid Muskel-) Trichine, die eine Bezeichnung von der
Gestalt, die andere von der spiraligen Lagerung in den Muskeln.
Tricliinosis die Trichinenkrankheit, abhängig von
der Entwicklung und Einwandenmg der Trichinen. Im ersten
Stadium treten die Erscheinungen von selten des Verdauungs-
kanales in den Vordergrund (Entwicklung der Darmtrichinen),
im zweiten Stadium Ödem der Augenlider, der Extremitäten,
Anschwellung, brettartige Härte und Schmerzhaftigkeit der Muskeln
(durch die Einwanderung der Muskeltrichinen).
Triclioeeplialas dispar der Peitschen wurm. Dieser
4 — 5 cm lange Wurm besteht zu -/j aus einem fadenförmig dünnen
Kopfteil, ausserdem einem weit dickeren, abgestumpften Hinter-
körper, lebt im Cöcum des Menschen und ist in nicht allzu grosser
Anhäufung von keiner klinischen Bedeutung.
cf. Helminthiaäis.
Triclioiii {xQixoco, tQixcofjLo) i. q. Plica polonica.
Triehomonas vas^inalis ein im Scheidenschleim sehr
häufig aufzufindendes Infusorium von unschuldiger Natur, „ge-
wimperte Monade" (s. d.).
Tricilomykosis {6 fivxrig Pilz) Sammelname für die
parasitären Hautkrankheiten.
Trichopliytoii tonsurans {f^vw wachsen, tondere
scheeren) s. Mikrosporon inentafraphytes {vd. Mentraga,
q>vo) erzeugen) der dem Herpes tonsurans und der Sykosis
parasitaria zu Grunde liegende Pilz, von Malmsten in Stock-
holm, gleichzeitig auch von Gruby in Paris entdeckt, von
Grawitz neuerdings genauer studirt, ein reichhch verzweigter
Fadenpilz mit gegliederten Hyphen, morphologisch dem Favus-
pilze (vd. Achorion Schoenleinii) vollkommen gleich.
cf. Ekzema marginatum, Herpes tonsurans, Mentagra, Sykosis.
Triehoptilosis [Devekgie] (^ jtzO.coaig Befiederung,
V. jtrdoo} ntikov Feder, V. jihoiuai fliegen) die durch die
mazerirende Einwirkung profuser Schweisse hervorgenifene Er-
weichung und federartige Aufsträubung der Kindenschicht der
Haare.
Triehorhexis nodosa [Kaposi] (^ gfj^is v. Qrjywitu
zerreissen) eine nur an den Barthaaren „und Augenbrauen vor-
kommende Affektion von unbekannter Ätiologie, in winzigen,
etwas durchscheinenden kugeligen Anschwellungen bestehend,
welche zu 1 — 5 und mehr gereiht an einem Haarschaft sitzen, an
welchen Stellen das Haar leicht abbricht.
Roth' 8 Klinische Terminologie. 4. Aufl. 32
Digitized by
Google
498 Triehosis
Tricli^sifli [Auspitz] (v. Tot^om behaare) eine Keratonose,
die sich durch Anomalieii der Haarbildmig charsikterisirt.
Hypertrichosis (Vermehrung), At r ich osis (Verminderung
der Haarbildung) Paratrichosis (Haarbildung an abnormer
Stelle).
Trinnil« (gr- H. y. rgi^co knirschen) Mundsperre,
mastikatorischer Gresichtskrampf, tetanischer Krampf im Bereich
des N. trigeminus, infolgedessen der Mund nicht geöffnet werden
kann, — auf dieselben Ursachen zurückzuführen wie der Tetanus,
und häufig nur eine Teüerscheinung desselben.
TristicUasis (r^<^ dreimal, o ori^og Beihe) angeborene
Anomalie, bei der statt einer 3 Eeihen von Cilien das Lied be-
isetzen.
cf. Distichiasis.
Trokar oder Troicar (trois-quarts, lat. acus triquttra
dreikantige Nadel) spitziges, an der Spitze dreikantiges, in
einer Kanüle steckendes und mit Handgriff yersehenes Stilett,
zur Parazentese und Anlegimg der Drainage dienend.
Trochoeephalus (6 tooxqq Rad, Scheibe) vd. Brachy-
cephalus.
Troplioneurose {n Tgoffij Nahrung) eine Emährungs-
«törung, die ihren Grund in einer Affektion des Nervensystems
(zentr^ oder peripher) hat.
cf. Nearosis.
Tubai^e (franz. das Böhrenlegen, tuba) die Ein>
legung von Röhren, gewöhnlich elastischen, in irgend welche
Teile, z. B. in den Kehlkopf bei Glottisödem.
cf. Drainage.
Tuberculosis (ttiber, tuberculum v. tu-mere) Tuberkel-
krankheit, eine in verschiedenen Organen auftretende, besonders
aber die Lungenspitzen befallende und als Örtliches Leiden mehr
oder weniger chronisch verlaufende parasitäre Erkrankung, durch
Bildung miliarer Tuberkel mit peripherer Vergrösserung und zen-
traler Verkäsung charakterisirt, welche teils durch Konfluenz der
primären Tuberkelknoten, teils durch akzessorische nekrobiosirende
Entzündungen zur käsigen Degeneration der Parenchyme führt.
Rindfleisch unterscheidet:
Primäre oder lokale T., die tuberkulöse Phthise der
einzelnen Organe, die rein örtlichen Zerstörungen durch Tuberkel
und die daneben auftretenden anderweitigen Entzündungsprodukte.
cf. Pneninonia scrofnlosa.
Sekundäre T., die Weiterverbreitung der primären T. durch
Tuberkeleniptionen in den Lymphgefässen und Lymphdrüsen
durch Resorption von infizirenden Substanzen aus den primären
Digitized by
Google
Tuberculum 499
Entzündungsherden in die Lymphgefässe. Hierbei gehen die
TuberkelzeUen aus den Lymphkörperchen heiTor, welche sich
durch Teilung vermehren.
cf. Broncho-Pneumonia tuberculosa, Peribronchitis.
Tertiäre T., T. disseminata s. miliaris acuta, die all-
gemeine oder akute Miliartuberkulose, eine stets akut und
tötlich verlaufende Krankheit, bei welcher durch Selbstinfektion
in den verschiedensten Teilen des Körpers, namentlich in der
Limge, der Pia mater, den serösen Häuten, der Chorioidea und
in den Parenchymen der grossen drüsigen Organe zahlreiche kleine
Herde skrofulöser Entzündimg (Miliartuberkel) sich etabliren (zu^
erst als Perivasculitis nodosa hauptsächlich durch lokale Wucherung
der stabilen Bindegewebszellen).
Während bei der gewöhnlichen Tuberkulose das Gift der-
selben, der Tuberkelpilz, lokalisirt bleibt, verbreiten sich bei der
akuten Miliartuberkulose die Bazillen rasch durch den ganzen
Körper und führen in den verschiedensten Organen zu Tuberkel-
eruptionen.
Tuberculum {Bern, y. tuher Höcker oder Knoten)
Knötchen überhaupt, klinisch insbesondere der Tuberkel, ein
miliares, ursprünghch grau durchscheinendes derbes Knötchen,
welches aus einer Anzahl submiliarer Knötchen konglomerirt
ist, deren jedes drei Schichten enthält, nämlich eine äussere aus
spezifischen Tuberkelzellen bestehende Schicht, eine mittlere^ deren
Zellen nicht mehr erkennbar, sondern (durch eine Art Hyalinose/
homogenisirt sind, und eine innere feinkörnig getrübte oder „ver-
käste" Infiltratschicht, welche direkt in molekulare Erweichung
übergeht. — Der T. geht hervor aus einem kleinen Herd skro-
fulöser Entzündung, d. i. einer Entzündung, welche statt eines
oberflächlichen und mobilen Exsudates ein im Bindegewebe haf-
tendes, dasselbe in Knötchenform auftreibendes Exsudat Hefert.
Bei Lungen- T. besteht das Zentrum eines jeden submiharen
Knötchens aus dem käsig degenerirten Ende eines kleinsten
Bronchiolus oder den in gleicher Weise degenerirten Wandungen
eines oder mehrerer Alveolargänge [nach Rindfleisch in ZH].
Die Ursache der Tuberkelbildung sind die von Koch ent-
deckten Tuberkelpilze, die sich in den TuberkelknÖtchen konstant
in grösserer oder kleinerer Zahl finden.
cf. Bacillus tubercalosis.
Solitftrer Tuberkel: so sind grosse rundliche, nicht selten
im Gehirn gefundene Geschwülste aus tuberkelähnlichen Massen
bezeichnet worden, welche jedoch [nach Rindfleisch und BmcH-
Hirschfeld] als eine Form harter Gliome aufzufassen sind,
mit so spärlicher Vaskularisation, dass sie in der Mitte verkäsen.
Tubereula dolorosa subkutane, an den peripheren sen-
siblen Hautästen vorkommende knötchenförmige Neubildunge»,
Digitized by
Google
500 Tumor
die sich durch enorme paroxysmenweise auftretende, durch Be-
rührung, Witterungswechsel etc. erheblich gesteigerte Schmerz-
haftigkeit auszeichnen (entweder Neuromata vera oder spuria).
T. nekrogenieum Leichen tuberkel, eine durch oitliche
Einwirkung von Leichengift entstehende hartnäckige Induration
der Haut in Form eines schmerzenden, warzenähnlichen Knotens
mit nässender Oberfläche.
cf. Verruca nekrogenica.
T. syphilitieum ist Syphilom der Haut, bei Zerfall als Lupus
syphiliticus bezeichnet (cf. Syphilides).
Tumor ilat.) die Geschwulst oder Anschwellung,
oft in der gleichen Bedeutung wie Neoplasma.
T. albus alter Name für skrofulöse Gelenkentzündung (Syno-
vitis fungosa), welche als Gelenkgeschwulst ohne akut-entzünd-
liche Erscheinung und Bötung (daher albus) auftritt.
T. cavernosus vd. Angioma cavemosum.
T. fibrinosus Faserstoffgeschwulst, kommt dadurch zu
Stande, dass der flüssige Teil von Blutextravasaten resorbirt wird
und eine aus konzentrischen Faserstofflagen zwiebelartig geschich-
tete feste Geschwulst bleibt.
cf. Polypus fibrinosus.
T. splenis Milzschwellung:
a) acutus, der akute Milztumor, auch als akute Hyper-
trophie bezeichnet. Birch-Hirschfeld ist geneigt, den Vorgang
als akute Splenitis aufzufassen. Er besteht in kongestiver
Hyperämie, aus welcher, wenn die Affektion nicht in diesem
Stadimn wieder rückgängig wird, eine hyperplastische Schwellung,
durch Proliferation der PulpazeUen, hervorgeht. Die Ursache ist
zu suchen in Zuführung reizender (nicht sicher gekannter, wahr-
scheinlich molekularer) Stoffe bei Infektionskrankheiten, besonders
Malaria, Typhus, Pyämie.
b) chronicus, besteht entweder in einer einfachen gleich-
massigen Hyperplasie (bei Malaria, Leukämie, Pseudoleukämie;
oder in mehr fibröser Induration ohne besondere Hyperplasie der
lymphatischen Elemente (bei Syphilis), oder in Stauungshyperämie,
gleichfalls mit Hypertrophie des Stroma (Lebercirrhose).
Tar^^or, Tar^^eszenz (turgere von Säften strotzen)
i. q. Hyperaemia activa, Fluxion.
Taranda (eigentl. Nudel, v. terere reiben, drehen,
z. B. Charpie zur Form einer Wieke) vd. Bourdonnet.
Tufisis (lat) der Husten, reflektorische stossweise Be-
wegungen der Exspirationsmuskeln, vor allem durch Beizung der
Digitized by
Google
Typhlotomie 501
Luftwegeschleimliaut, wie es scheint auch des Rachens und der
Pleura hervorgerufen.
T. eonvulsiva s. Pertussis, franz. Coqueluche, engl. Hooping-
cough, der Keuchhusten oder blaue Husten, eine epi-
demisch in Form heftiger, bis zum Erbrechen gesteigerter Husten-
paroxysmen mit längeren freien Intervallen auftretende Krankheit
besonders des Kindesalters, eine Mykose der Eespirationsschleim-
haut (als Ursache derselben galt der Brandpilz Ustilago Maidis?).
Man unterscheidet ein Stadium catarrhaie, convulsivum
und decremen ti.
T. hysteriea ohne Katarrh bei Hysterie vorkommend, ein
Reizzustand des Nervus laryng. superior, der als Prickeln im
Kehlkopf gefühlt imd wodurch ein Husten mit schai*fem, spitzem
Tone unterhalten wird.
Tyloma {t6 xvXwfia v. xvk6(o verhärten) die Schwiele,
Callositas, das Produkt der Tylosis.
Tylosis (17 xvXfomgy 6 xvkog Wulflt, Schwiele) schwie-
lige Verdickung, vd. Leukoplakia.
T. ciliaris S. Paebyblepharosis Verdickung der Lid-
ränder infolge chronischer hypertrophirender Blepharitis ciliaris.
Tympanisinns (x6 xvfxnarov Pauke, von ximxw schlagen)
s. Tyinpanites i. q. Meteorismus — ausserdem auch der-
jenige Zustand, wobei der tympanitische Perkussions-
schall auftritt. Derselbe nähert sich dem Tone, ist also musi-
kalisch bestimmbar und entsteht, wenn in glattwandigen Hohl-
räumen von ziemlich regelmässiger Form enthaltene Luftsäulen
perkussorisch erschüttert werden.
Tympanites uteri s. Putrescentia uteri, Fäulniss
des Gebärmutterinhaltes. Durch die Verjauchung des ab-
gestorbenen Kindes und die damit verbundene Entwicklung von
Fäulnissgasen ergibt sich über der höchsten Stelle des Uterus ein
tympanitischer Schall.
TypMitis (rvcp-Xoc eigentl. umnebelt, blind, x6 xvcpXoi',
sc. svxFQov Blinddarm) Entzündung des Blinddarms (und
Wurmfortsatzes), tritt meist mit starken Entzündimgserscheinungen
auf, ist besonders durch Fäkalanhäufung und Kotsteine bedingt
und wird dann als T. stercoralis bezeichnet. Neuerdings wird
T. von Perityphlitis dadurch unterschieden, dass bei letzterer Ex-
sudat auftritt, bei ersterer fehlt.
cf. Appendicitis, Tara-, Perityphlitis.
Typhlotomie (rsfivM schneiden) die am Blinddarm^
wegen Lndurchgängigkeit desselben, mittels Laparotomie (wenn
nicht Verwachsung mit der Bauchwand vorhanden ist) ausge-
führte Enterotomie.
Digitized by
Google
502 Typhoid
Typhoid {zvqpoetÖTJgj x6 eidog Ähnlichkeit), synonym
mit Typhus abdominalis, ausgenommen Cholera-T. (s. d.). —
Das Aäj.
typhoid, typhusähnlich, wiixi oft zur Bezeichnung eines
somnolenten oder sonst an das Verhalten bei Typhus erinnernden
Allgemeinzustandes bei allen möglichen fieberhaften Krankheiten,
sowie von der typhusähnlichen Fieberbeschaffenheit gebraucht.
Typhus (d zvqxK Dunst, tu^^cd brenne, Umnebelung
der Sinne : Der Ausdruck ist von einem Symptom ent-
nommen, dem betäubten, apathischen Zustand, in den
die meisten Typhuskranken verfallen). — Die Krank-
heiten, die unter diesem Ausdruck subsummirt werden, sind spe-
zifisch verschiedene, ätiologisch gar nicht zusammen gehörige.
Typhus exantlicmaticus s. petechialis der eigentliche
Typhus, das Fleckfieber, der Kriegs- oder Hunger-
typhus, eine hervorragend kontagiöse, den akuten Exanthemen
sich anreihende, im Nordosten von Deutschland häufiger vorkom-
mende Krankheit zusammengedrängter notleidender Menschen-
massen. Zu beträchtlichen Fiebererscheinungen mit grosser Som-
nolenz tritt nach einigen Tagen ein Exanthem in Form von
leicht erhabenen rosaroten Fleckchen, die gruppenweise in rascher
Folge zum Vorschein kommen , bis sie den grössten Teil der
Hautoberfläche einnehmen. Häufig ist auf der Höhe der Ent-
wicklung der Übergang in Petechien; Hautabschuppung wie nach
Masern. Häufige Durchfälle fehlen, die Krankheit endet kritisch.
Typhus recurrens s. Febrls recurrens das wieder-
kehrende Fieber, der Rückfallstyphus, epidemische kon-
tagiöse Krankheit, Begleiter oder Nachfolger des Fleckfiebers und
dieselben Bevölkerungsschichten befallend. Heftige typhöse Fieber-
symptome dauern 5 — 7 Tage laue:, dann tritt ein plötzlicher voll-
ständiger Fieberabfall ein. Nach 5 — Stägigem Wohlbefinden
kommt ein zweiter, ebenso heftiger, etwa 4tägiger Fieberanfall mit
gleich hochgradiger Milzschwellung, der nach 2^2 — ötägiger Dauer
in komplete, meist definitive Heilimg übergeht. Während der
Anfälle und in ursächlichem Zusammenhang damit erscheint im
Blut ein Parasit, die Spirochaete recurrentis (s. d.).
Typhus biliosus biliöses Typhoid, eine dem Rückfalls-T.
nahe verwandte, meist gleichzeitig mit ihm auftretende, aber viel
gefährlichere, wahrscheinlich auch ansteckende Krankheit, bei der
ausser typhösen Erscheinungen eine starke Milzschwellung kon-
stant, Leberschwellung mit galligem Erbrechen und Ikterus und,
nach vorübergehender mehrtägiger Remission, ein Rückfall
häufig ist.
Typhus ahdominalis s. Ileotyphus, Typhoid, Dothien-
enteritis Abdominal-T., Nervenfieber, Schleimfieber,
Digitized by
Google
Uiceratio o03
die gewöhnliche überall verbreitete Typhusform, eine niiasmatisch-
kontagiöse, im wesentlichen mit hohem, allmähüch steigendem
Fieber, Somnolenz, IVIilzschwellmig, Schwellmig und läufiger
Nekrose der PEYER'schen Drüsenplatten und solitären Follikel
und mit Dianhöen verlaufende Krankheit. Nach Eberth und
Anderen ist das Kontagium des Abdominaltyphus in einem
Stäbchenpilz, Bacillus typhosus, zu suchen {vd. Bacillus des
Typhus abdominalis).
T. abortiv US, Fälle von T., bei denen das Prodromal-
stadium gewöhnlich sehr kurz oder fehlend, der Anfang heftig,
die Dauer der Krankheit aber auffallend abgekürzt ist und die
Krisis schon am Ende der ersten oder anfangs der zweiten Woche
eintritt.
T. ambulatorius, dabei handelt es. sich entweder um Indi-
viduen, welche subjektiv auffallend wenig durch die Krankheit
affizirt werden, so dass sie dabei ihren Geschäften nachgehen, oder
um wirklich unausgebildete Fälle.
T. levis, T. mit geringer Intensität der Krankheitser-
scheinungen.
T. versatilis (von vergäre herumdrehen, herumtreiben,
Frequ, von vertere wenden), T. -Fälle, bei denen die Kranken
grosse körperliche Unruhe zeigen, im Delirium das Bett ver-
lassen u. dgl.
cf. Jactatio.
Febricula typliosa (exanthematica et abdominalis) leichte,
auf typhöse Infektion zurückzuführende Deminutiv- (nicht Abortiv-)
Foimen.
Typiscli (o Tvjzog V. TVJiTco schlagen, das Gepräge)
in ganz bestimmter Weise oderReihenfolge auftretend,
von gewissen Krankheiten, resp. deren Verlauf.
Tyroma (o ivgog Käse, tvqoo} verkäse) Geschwulst
aus käsig degenerirten Lymphdrüsen.
Tyrosis die Verkäsung, der Vorgang der käsigen De-
generation.
Tyrotoxikon (ro ro^ov Bogen, Pfeil — Gift) ein aus
Milch u. Käse dargestelltes stark wirkendes Gift, ein Produkt von
Bakterien, deren Züchtung noch aussteht.
Ubiqnetär (ub'que überall) überall anwesend, ge-
braucht von Bakterien, welche allenthalben zu finden sind.
Uiceratio (von tdcüs, -eris G-esch wür) Versch wärung
Geschwürseiterung, offene, mehr oberflächliche Eiterung,
cf. öiippuration, Abscedirang.
Digitized by
Google
504 Ulcus
Ulcus Geschwür, tiefer reichender, ins Gewebe der be-
treffenden Oberfläche selbst sich erstreckender eiternder Substanz-
verlust.
Nach der Beschaffenheit und dem Verlauf der Ge-
schwüre können unterschieden werden:
U. eallosum, G. mit harten, schwiehgen Eändem, die steil
nach dem Geschwürsgrund abfallen, eine Art des chronischen G.
ü. chronienm ziemlich identisch mit U. torpidum s. ato-
nicum s. indolens s. lentescens, langwierige Geschwüre ohne
Tendenz zur Granulationsbildung und Vemarbung.
U. erethieum G. mit stark entzündeter Umgebung, grosser
Empfindlichkeit und Neigung zu Blutung.
U. flstulosniD Fistel ge schwur, vd. Fistula.
U. fun^osuiD G. mit allzu üppigen Granulationen und
schleimig-eiteriger Absonderung.
U. if^ranulosum granulirendes, d. i. mit Granulationen
bedecktes G. (e/. U. fungosum).
U. gran. cervicis uteri entwickelt sich aus der Erosion
der endometritisch erkrankten Schleimhaut des Zervikalkanales
durch Hypertrophie der entblössten Papillen; die granuläre De-
generation und Hypertrophie kann bis zur Eversio uteri fort-
schreiten.
U. lent! ciliare linsenförmige flache Schleimhautgeschwüre,
wie sie gewöhnlich nach Erweichung eingelagerter Tuberkel-
knötchen zurückbleiben.
U. serpiginosum (s. d.) Kreislinien bildendes chronisches G.
U. sinuosnm (s. d.) mit ausgebuchteten Rändern.
Nach den Ursachen kann man unterscheiden:
U. aphthosum, earcinoinatosum (Krebs-G.), cariosum^
leprosum, luposuin (vd. d. betr.), femer
U. arthriticum hartnäckige Hautgeschwüre durch den Reiz
arthritischer Konkremente (cf, Arthritis).
ü. catarrhale flache Substanzverluste (Erosions-G.) der
Schleimhäute, meist von rundlicher Form, bei akuten imd chro-
nischen Schleimhautkatarrhen.
U. eondylomatosum durch molekularen Zerfall von Schleim-
papeln, der bis auf den Papillarkörper übergreift.
U. diphthericnin und ebenso dysentericum nach Los-
stossung des diptherischen, bezw. dysenterischen Infiltrates zurück-
bleibendes G.
ü. lilysinatieiiin (Berl. Wochenschr. 1877, 52) aus einer nicht
selten durch ungeschickte Applikation von Klystieren hervor-
gerufenen Verwundung der vorderen Mastdarmwand ca. 2 Zoll
oberhalb des Anus hervorgegangene Geschwüre.
Digitized by
Google
Ulcus 505
U. mereuriale durch konstitutionellen Merkurialismus ver-
anlasste Ulzeration des Zahnfleisches,
cf. Stomatitis ulcerosa.
U. neuroparalyticum die Geschwürsbildung, welche nach
Durchschneidung oder Lähmung von Nerven in den von ihnen
versorgten Gebieten eintritt. Hierher gehört auch das Mal per-
forant du pied (s. d.). Gudden hat durch seine Untersuchimgen
über die sogenannte Keratitis neuroparalytica den Nachweis ge-
liefert, dass es sich bei dieser Geschwürsbildung lediglich um die
ungenügende Abhaltung äusserer Schädlichkeiten infolge der
mangelnden Sensibilität handelt.
ü. pepticum vd. Enterohelkosis.
U. puerperale Puerperal-G., die bei Kindbettfieber vor-
konunenden oberfläcMichen, aber oft sehr ausgedehnten Greschwüre
mit grau-weissem oder gelblichem Belage, welche an der Vulva,
Vaginal- oder Utemisschleimhaut sitzen und teils die primäre
Lokalaffektion darzustellen, teils die Folge der Entzündungs- und
Zersetzungsvorgänge in den Genitalien zu sein scheinen.
U. seorbuticum skorbutische Geschwüre konmaen sowohl
am Zahnfleisch {cf. Stomatitis scorbutica) als auf der äusseren
Haut vor. Die skorbutischen Hautgeschwüre kompliziren die
schwereren Formen von Skorbut und entstehen entweder aus dem
Pemphigus scorbuticus oder durch Vereiterung hämorrhagisch
infiltrirten Hautgewebes. Sie stellen meist ziemlich grosse, von
einem violetten Hof umgebene, mit braunen oder schwärzlichen
Krusten bedeckte Substanzverluste des Korium dar, nach deren
Losstossung ein unreiner oder mit schwammigen, leicht blutenden
Granulationen bedeckter Geschwürsgrund erscheint, der eine dünne,
sanguinolente, oft jauchige Flüssigkeit absondert [ZH].
U. serofulosum aus skrofulösen Abszedirungen, namentlich
von Halslymphdrüsen hervorgegangene offene Geschwüre.
U. sypliilitieuin. Deren gibt es mehrere Arten: 1. die
primär syphilitischen: a) das U. venereum simplex s. con-
tagiosum s. pseudosyphiliticum s. U. molle, der weiche
Schanker, dessen Einwirkung eine rein örtliche ist. Eine eigen-
tümliche Form desselben mit schwammig hervorragenden, stark
eiternden Granulationen ist das U. venereum elevatum, —
b) das indurirte, konstitutionell-syphilitische Geschwür
oder der HuNTER^sche Schanker s. U. durum, — c) U. mixtum,
Chancre mixte der französischen Autoren [Rollet], die nicht
selten beobachtete Vereinigung von weichem und hartem Schanker
mit ihren sekimdären Symptomen; 2. das flache sekundäre,
aus syphilitischen Exanthemen und Kondylomen hervorgegangene;
und 3. das tiefe sekundäre, aus erweichten Gunmiiknoten
entstandene (serpiginöse). Der harte und weiche Schanker wird
von einzelnen Autoren (Unitarier: Kaposi u. A. als Produkt eines
Digitized by
Google
506 Ulerythema
und desselben Vi ras angesehen, von der Mehrzahl derselben
(Dualisten: Sigmund u. A.) aber streng getrennt.
U. tubereulosum aus erbleichten tuberkulösen Infiltraten
hervorgegangenes G. (cf. U. lenticulare, Phthisis laryngea).
U. typhosum typhöse Schleimhautgeschwüre, be-
sonders des Darmes und Kehlkopfs,
cf. Infiltration (markige).
U. varicosum G. in Zusammenhang mit varikösen Venen-
ausdehnungen, besonders häufig am Unterschenkel,
U. variolosum aus Blatternpusteln auf Haut und Schleim-
häuten hervorgegangene G.
Weitere besondere Formen:
U. eorneac perforans, serpens und phlyktaenulosum
vd. Keratitis.
U. corrodens Clarkii an der Vaginalportion nur im höhereu
Alter vorkommendes phagedänisches G. von buchtigen Formen,
zottiger, missfarbiger Basis mit jauchiger Absonderung, vom Krebs
durch das Fehlen des Bindegewebsgerüstes und des Krebssaftes
unterschieden.
ü. follieulare Follikulär ge schwur der Schleimhäute,
anfangs kraterähnlich, mit gewulsteten Rändern, geht hervor aus
einer Nekrobiose der durch entzündliche (katarrhalische) Eeizung
vermehrten Zellen in den geschwollenen Schleimhautf oUikeln ;
später können die Papillen, welche sie enthalten, eine Hypertrophie
eingehen und die anfangs kraterförmige Vertiefung in ein rotes,
erhabenes, leicht blutendes Knötchen sich verwandeln.
U. pha/Kredaenieuin brandiges G., Phagedän (s. d.) von
Geschwüren, besonders Schankern.
ü. rodens flacher Epithelkrebs, eine Modifikation des
Epithelialkrebses, wenn derselbe rasch geschwürsartig in die Fläche
um sich greift (ausgehend von den Epidermiszellen, gegenüber
dem tiefgreifenden, von den drüsigen Hautgebilden ausgehenden
Epithelkrebs — Birch-Hirschfeld).
U. ventrieuli simples s. chronicum s rotundiim s. per-
forans s. eorrosivum, tiastrolicikoma das chronische, runde
etc. Magengeschwür, eine spezifische Geschwürsform mit
runden, scharfen, trichter- oder stufenförmigen Rändern, nimmt
seinen Ausgang wahrscheinlich daher, dass ein abnorm sauerer
Magensaft eine schon lädirte (thrombosirte?) Stelle der Magen -
Oberfläche verätzt. Wesentlich ist Schmerz nach dem Essen, Er-
brechen und häufig Blutungen.
cf. Fjssura, Rhagus, Excoriatio, Enterohelkosis.
Ulerythema (17 ovXri die Narbe = Wunde = vulnus
egvi^Qog rot) das mit Narbenbildung einhergehende Erythem; U.
Digitized by
Google
Uranokoloboma 507
centrifugum (Tommasoli) i. q. Lupus erythematodes, U. ophryo-
genes (rj oqpgvg die Augenbraue, Stirn) [TInzer], U. acnei-
formis u. sycosiformis [Unna].
cf. Psorospermosis.
Ulodermitis (z6 dio/^a) Entzündung der Haut mit
Narbenbildung.
cf. Atrophodermatosen.
Umbo {umbOj -önis Hervorragung, äfißcov) i. q. Stigma.
Uncipressiir (Uncus Haken, premtre drücken) Ver-
fahren zur Blutstillung: zwei spitze Haken werden in die Tiefe
der Wunde eingeführt, die Wundränder tief gefasst und aus-
einandergezogen.
Uiig:iiis corneae (= ungula Nagel, Kralle) vd. Onyx.
Unilocnlaris, bi- und nmltiloenlaris {locus) ein-,
zwei- und mehrfächerig — von Cysten etc.
Uraemia (r6 ovqov Urin, x6 at/na Blut) die durch
Störung der Harnabsonderung — insbesondere wohl durch
die andauernde Retention des Harnstoffes — verursachten
Erscheinungen hauptsächlich von Seiten des Nervensystems von
teils akutem, teils chronischem Verlauf. [Frerichs führt
das W<*sen der Krankheit auf Ammoniämie, Anwesenheit von
kohlensaurem Ammoniak im Blute, zurück, das sich unter Ein-
wirkung eines Fermentkörpers aus dem Harnstoff bilde; Traube
auf albuminurische Blutverdünnung, zusammenfallend mit erhöhter
Spannung des Aortensystems durch Herzhypertrophie, wodurch
im Glehim (in hier nicht näher zu schildernder Weise) Anämie
erzeugt werde. Nach VoiT werden die urämischen Erscheinungen
nicht nur durch Ansammlung eines einzigen bestimmten Harn-
bestandteils, sondern aller hervorgerufen.]
ü. acuta (auch bei chronischen Nierenleiden) besteht haupt-
sächlich in heftigen, plötzlich oder nach kurzen Vorboten ein-
tretenden Krampfanfällen mit nachfolgendem Koma und urämischer
Amaurose.
U. chronica äussert sich durch zunehmende Somnolenz,
Apathie und Betäubung bis zum endlichen vollendeten Koma,
gewöhnlich nach vorausgehenden dyspeptischen Beschwerden und
mit hartnäckigem ammoniakhaltigen Erbrechen, oft auch qual-
vollem Hautjucken [ZH],
Uranismiis vd. Urning.
Uranokoloboma (6 ovgavog Himmelsgewölbe und
alles himmelförmig Gewölbte, Gaumen ; t6 aoXoßwfiq das
Verstümmelte, von xoloß6(Oy xo?.oß6g, xokog von y.olovio ver-
stümmele) s. Hilatus iialati duri partialis teilweise Spal.
Digitized by
Google
50S Uranoplastik
tung des harten Gaumens, ist, je nachdem sie sich mehr auf
die vorderen oder hinteren Abschnitte beschränkt (U. anterius-
oder posterius), gewöhnlich mit Spaltung der Oberlippe oder
des Gaumensegels verbunden.
cf. CheUoschisifl complicata, Gnathoschisis, Uranoschisis, Staphylo-
rhaphie.
Uranoplastik {rj jiXaoxixr), sc. rdxvv bildende Kunst,
V. jiXdooo)) plastisch-operative Vereinigung der angeborenen Spalte
des knöchernen Gaumens durch brückenförmige Lappen des mukös-
periostalen Gaumenüberzuges,
et*. Staphylorhaphie.
Uranoscliisis oder -scMsma (oxi^co spalten) s. Hia-
tus palati duri totalis totale Spaltung des harten Gau-
mens, stets mit Spaltimg des Gaumensegels, in der Begel auch
der Oberlippe verbunden.
U. mediana (-um) die mit Spaltimg der Oberlippe in der
Mitte verbundene seltene Form, welche aus dem Mangel der
Zwischenkieferknochen und des Septum der Nase hervorgeht.
U. bilateralis (-e) s. Ciieilo-Gnatho-Palato-Sehisis der
Wolfsrachen, mit doppelseitiger Spaltung der Oberlippe ver-
bundene Doppelspalte des harten Gaumens (mit dem unteren
Eande des Vomer in der Mitte).
U. unilateralis (-e) einseitige Spaltung des harten Gaumens
(und der Oberlippe).
cf. Uranokoloboma, Gnathoschisis, Cheiloschisis.
Uranostaphyloplastik (17 oxaqpyXri Weintraube,
Zäpfchen) Ausdehnung der vorigen Operation auf den weichen
Gaumen.
Urartliritis {16 ovgov Urin — HarnstofT — und t6
äg^Qov Gelenk) i. q. Arthritis urica.
Urethritis (>? ovQrj&ga Harnröhre [Hippokkates, Celsus :
Fistula ur Inaria „Harnpfeife", Galen: tioqoq ovQtjnxög])
Entzündung der Harnröhrenschleimhaut.
ü. eatarrhalis (Uretrorrhoe nach Diday, der sie beson-
ders *auf Berührung mit Menstrualblut zurückführt) einfacher
nicht durch gonormoische Ansteckung erzeugter, obwohl fast
nur bei solchen Individuen, die früher an TMpper litten, vor-
kommender und bei entsprechendem Begimen meist in kurzer
Zeit vorübergehender idiopathischer schleimig -eiteriger
Harnröhrenkatarrh.
ü. suppurativa eiterige Entzündung der Harnröhre,
wie sei bei manchen Kranken mit Blasen- oder Prostataleiden in-
folge häufigen Katheterisirens vorkommt.
Digitized by
Google
Urethrotomia 509
U. ironorrhoica s. pyorrhoica contagiosa — [Lebert fasBt
die durch das spezifische Trippergift sowohl beim Manne als bei
der Frau erzeugten blennorrhoischen Erkrankungen unter dem
Namen Venerismus pyorrhoicus zusammen und nennt den
Hamröhrentripper des Mannes Pyorrhoea urethralis] — der
Harnröhrentripper, spezifische Harnröhrenblennor-
rhoe, beim Manne Gonorrhoe genannt, beim Weibe überhaupt
nicht häufig vorkommend und dann gegen die Scheidenblennorrhoe
zurücktretend.
Man unterscheidet gewöhnlich drei Typen des Trippers:
1. U. pyorrh. superficialis s. sero-purulenta oder
mucosa, eine leichte schmerzlose Form ohne Entzündungserschei-
nungen.
2. U. pyorrh. inf lammatoria s. phlegmonosa s. sy-
nochalis, der entzündliche Tripper, mit vehementen Ent-
zündungserscheinungen, schmerzhafter Anschwellung des Orificium
oder des ganzen Gliedes, stark eiteriger, mitunter blutiger (U.
haemorrhagica, der schwarze Tripper) Sekretion.
3. U. chronica, der Nachtripper, hartnäckige, Monate
und Jahre dauernde Affektion als Ausgang akuter Tripper, mit
imbedeutender, mehr schleimiger als purulenter und später nicht
mehr kontagiöser Absonderung, welche besonders des Morgens
als ein schleimiges gelblich-weisses Tröpfchen (Goutte mUitairt)
die Harnröhre leicht verklebt oder ein beständiges Nässen an der
Hamröhrenmündung verursacht.
Uretliroiiieter [Oxis] Instrument zum Messen der Weite
bzw. Dehnbarkeit der Harnröhre, besteht aus einem geraden
Katheter, dessen Ende 5 Stäbe trägt, die durch eine Schraube zu
«iner Spindel erweitert werden können.
Uretliropla8tik {jiXdooo) bilden) Heilung von
Harnröhrenfisteln durch plastisch-operativen Ver-
schluss.
Uretrorrlioe i. q. Urethritis catarrhalis.
Urethroskop (axojisa) besichtigen) vd. Endoskop.
Urethrotomia {jefxvco schneiden) Einschneiden der
Harnröhre zur Heilung von Urethrastrikturen oder zur Entfernung
von Fremdkörpern.
U. externa Spaltung des strikturirten Teils der Harnröhre
{resp. der Einklemmungsstelle der Fremdkörper) von aussen
(Boutonniere).
U. interna Einschneidung der Striktur nüttels einer kleinen
unter Leitung einer feinen biegsamen Bougie gegen die Striktur
vorgeschobenen Klinge (Urethrotom).
Digitized by
Google
510 ' Uridroflis
Uridrosis (o /d^a>? Seh weiss) s. Sudor urinosus Harn-
seh weiss, Ausscheidung von Harnstoff und Harnsäure durch
den Schweiss bei Urämie.
cf. Paridrosis.
Urina (ovqov = vScdq),
U. spastiea reichliche Absonderung (daher auch Polyuria
spastica) eines blassen Urins von niedrigem spezifischen Gewicht,
welche gewöhnlich nach schweren allgemeinen Krampf auf allen,
besonders bei Hysterie, beobachtet wird.
U. Jumentosa (von jumentum ein Zugtier, von jüngere
zusammenjochen) trüber, dem Pferdeharn ähnlicher Urin.
Urineaii (franz.) Urinflasche. Harnrezipient.
UrniniB:, Uranf smus [Ulrichs] (v. Uranos, Vater der
ohne Mutter geborenen älteren Aphrodite, der Urania) s. Commas-
eulatio {con, masculus v. mas) ein Mann mit homosexualem Triebe,
bzw. der homosexuale Trieb bei Männern.
cf. homosexnal.
Urobiüniirie Ausscheidung von Urobilin (bilis Galle)
im Harn (bei Ikterus), einem löslicheren und diffusibleren üm-
wandlungsprodukte des Gallenfarbstoffes Bilirubin.
Urometer (t6 /uhgov Mass) ein zur Bestimmung des
spezifischen Gewichts des Urins dienendes Aräometer.
Urophan {<paivo/xai sich zeigen) nennt man Stoffe,
welche, in den Körper aufgenommen, chemisch unverändert wieder
im Harn erscheinen.
Uroskopie {ojzojzsco untersuchen) Harnunter-
suchung zu diagnostischen und zuweilen prognostischen Zwecken.
Urticaria (urtica die Brennnessel, von urtre brennen)
der Nesselausschlag; Synon,: Fcbris urtieata, Knidosis
[Alibert], Esser a (arab.) Porzellanfriesel; ürticaire {franz.)
yettle-rash (engl.), eine aus bohnen- bis daumennagelgrossen,
derb anzufühlenden, lichtrot und weisslich erscheinenden, über
das Hautniveau sich erhebenden Effloreszenzen (Quaddeln, vd.
Pomphus) bestehende Hauterkrankung, die meist plötzlich auf-
tritt, kurz andauert oder zu einem chronischen Zustande sich inn-
bildet, heftiges Jucken verursacht und ohne Abschuppung ver-
läuft. Nach der Verteilung der Quaddeln unterscheidet man eine
U. Simplex s. discreta mit zerstreuten, nicht konfluirenden
Effloreszenzen und eine U. conferta, sowie bei knötchenförmigen
Quaddeln eine U. nodosa; nach dem Bestand spricht man voii
einer U. febrilis s. cranida, wenn die Effloreszenzen bald
nach der Remission des begleitenden Fiebers verschwinden, und
einer U. perstans s. chronica, Urticatio mit üeberlosem
Digitized by
Google
Uterus 511
Verlauf und längerer Dauer. Nach der Farbe der Quaddeln
unterscheidet man eine U. rubra, alba s. porcellanea und
pigmentosa.
Besondere Formen der U. sind die
U. inte r mitten s, bei welcher das Leiden in Zwischenräumen
mit gleichzeitigem Fieber auftritt und verschwindet, und die
MiLT0N*8che Riesenurticaria mit Bildung von gi'ossen
Quaddeln der Haut und der Schleimhaut des Mundes, Rachens
imd der Trachea.
cf. Erythema.
[Nach Schwimmer.]
Urticatio (urtica Brennnessel, v. urtre brennen) hat
1. die Bedeutung von Urticaria chronica, 2. von ., Peitschen
der Haut mit Nesseln" als derivirendes Verfahren.
Ustila^o Maidis (ustilago = chamaeleon v. ustulo = uro)
der Brandpilz, angeblich der Pilz des Keuchhustens,
Usar (lat, eig. Abnutzung, v. utor, gebrauchen, för-
dern) der zirkumskripte Schwund eines Teiles oder Organes
entweder durch das Andrängen von sich entwickelnden Neu-
bildungen und Aneurysmen oder durch primäre Fettentartung.
Fettige U. derGefässe besteht in Fettdegeneration der
Bindegewebszellen der Intima, welche an der Oberfläche beginnt
und die Intima an der betreffenden Stelle zerstört (usurirt).
Uterus (= voregoc, vardga).
Ausser unbestimmten rudimentären Entwicklungsformen kom-
men häufiger folgende vor:
1. U. bipartitus, besteht aus einem schmalen soliden Körper,
welcher oben in zwei lange Hörner ausgeht, welche zuweilen eine
kleine Höhle haben.
2. U. bieornis, der Uterus ist äusserlich mehr oder weniger
vollständig in zwei seitliche Hälften oder HÖmer getrennt]
U. b. duplex, jede seitliche Hälfte ist für sich selbständig
entwickelt, beide liegen aber in verschiedener Ausdehnimg zu einem
Ganzen verbunden an.
U. b. unic Ollis, der Cervix ist einfach und nur der Körper
verdoppelt und in zwei Homer auslaufend.
3. U. arcuatus, diese Form bildet den Übergang zur nor-
malen, indem die Teilung in zwei Höraer nur durch eine Ein-
senkung der Mitte des Körpers angedeutet ist.
4. U. duplex separatus s. didelphys die beiden Hälften
(MÜLLER'schen Gänge) liegen vollständig von einander getrennt.
5. U. septus (saepio verzäunen) s. biloenlaris, der Uterus
erscheint äusserlich einfach, ist aber innen durch eine Längs-
scheidewand vollständig in zwei Hälften getrennt.
Digitized by
Google
512 Uteruflflbroid
U. subseptus, die Trennung ist nur eine teilweise.
6. U. unicomis, nur der eine MÜLLER^sche Gang hat sich
zu einem U. ausgebildet, aus dessen langer Spitze sich die Tube
fortsetzt, während der andere geschwunden ist; oder von einem
U. bicornis ist das eine Hom rudimentär geblieben.
7. U. foetalls und infantilis, der U. ist zwar normal ge-
bildet, aber so klein und unentwickelt geblieben wie in der fötalen
oder kindlichen Periode.
Uternsübroid in die Klasse der Myome, Fibrome und
Fibroleiomyome gehörige gutartige Geschwulst des Uterus,
deren Struktur derjenigen des üterusparenchyms ähnlich ist.
Nach dem Sitze unterscheidet man:
1) Interstitielle Fibroide im Muskelparenchym sitzend;
2) Submuköse F. unmittelbar unter der Schleimhaut;
3) Polypöse F. der Mucosa;
4) Sub peritoneale F. breit unter dem Peritonealüberzug
sitzend. Eine wichtige Abart der letzteren sind die intra-
ligamentösen F. in den breiten Mutterbändern.
cf. Hysterom.
Uveirtis (uva, Uvea Traubenhaut des Auges) Bezeichnung
für Entzündung des Pigmentblattes der Iris im Gegensatz zur Ent-
zündung des Irisgewebes, der Iritis üveite irienne und Iritis uv^enne
[Granclement].
Uvulotomie teilweise operative Abtragung des Zäpfchens.
Taccina (v. vacca Kuh) kurz für Variola vaccina und
für Lympha vaccina, Kuhpocke und Kuhpockenlymphe,
durch Impfung mit Kuhpockenlymphe erzeugte Pustel, Schutz-
oder Impfpocke.
Die verschiedenen pathologischen Modifikationen der
Schutzpocken sind nach Hebra-Kaposi :
V. s. VaHola vaeeina atrophlca Stein pocke, verkümmerte
oder warzige Schutzpocke, eine mangelhaft entwickelte, als kleine
Papel oder Vesikel auf tretende Effloreszenz, welche bald zu einem
kleinen, warzenähnhchen Schorf vertrocknet.
V. herpetica Ekzem- oder Kreuzpocken: am 3. Tage
entwickeln sich, am häufigsten bei kachektischen Kindern; an der
Impfstelle nebeneinander stehende Bläschen mit wässerigem In-
halt, die heftig jucken und beständig nässen.
V. bullosa Blasenpocken, einzelne Impfstiche entwickeln
sich zu grösseren Blasen mit wasserklarem Inhalt.
V. furuneulosa furunkelartige Entwicklung der Impfblattem
(meist infolge unzweckmässiger Impfung).
Digitized by
Google
Varicella 513
V. ulcerosa, der Impfstich verwai^delt sich, wohl nur infolge
intensiver Entzündung, in ein nach der Tiefe und Breite um sieh
greifendes Geschwür.
V. erysipelatosa vd. Erysipelas traumatica.
cf. Roseola vaccina.
Taccinatio, Inoculatio lymphae vaccinae, Schutz-
pockenimpfung,
cf. Revaccinatio.
Taccinolae Nebenpocken, die bei geimpften Kindern
neben den Impfpusteln vorkommen sollen. (Vielleicht liegt eine
Verwechslung mit gleichzeitiger Varicella vor.)
Vag^ina septa und snbsepta (verw. mit vas G-efäss,
saepio umzäunen) durch eine pathologische Scheidewand der
Länge nach vollständig oder teilweise abgeteilt« Scheide analog
dem Uterus septus und subseptus.
Vag:inalitis i. q. Periorchitis vd. Hydrocele.
TaiB^iiiisinnii s. Tag:modyiiie (17 ddvvTj Sehmerz)
abnorme Empfindlichkeit der äusseren Genitalien,
die sich bis zu Krämpfen des Gonstrictor cunui (Spasmus va-
ginae) steigern kann. Der V.^ist stets eine Folge hochgradiger
nervöser Reizbarkeit oder von Überreizung der äusseren Genitalien
wie sie am häufigsten bei der Defloration vorkommt. Er besteht
entweder in Hyperästhesie mit Spasmus, oder in Hyperästhesie
ohne Spasmus, oder in Spasmus ohne HypeWisthesie. Nach dem
Sitze hat man imterschieden :
V. inferior (Krampf des Gonstrictor cunni) und
V. superior (Krampf des Levator ani).
Tagiiiitis vd. Kolpitis.
Vagitns nterinns {vagitus Wimmern, Quäken, v.
vagire, vacca) Schreien des Kindes im Uterus bei Luft-
eintritt in denselben, wodurch das vorzeitige Atmen des Kindes
ermöglicht wird.
Talvnla prostatica {valvula Falte, Klappe, Dem.
V. valva Thürflügel) auch MERCiER'sche Barriere genannt,
Vergrösserung der Portio intermedia s. supramontana, d. i. des
unmittelbar hinter dem Anfang der Urethra gelegenen Teiles der
Prostata, welche in Form einer Zunge von der hinteren Blaseu-
wand her über die Urethralmündung hervorragt.
Varieella {Dem, v. varimla, varix Krampfader, Kropf,
Celsus) Wind-, Wasser-, Schaf-, Spitz- oder falsche
Pocken, sind eine sehr ansteckende Hautkrankheit besondere des
Kindesalters, mit oberflächlich sitzenden rundlichen, wasserhellen,
diskreten Bläschen, welche nach anfänglicher Hyperämie ohne be-
Koth's Klinische Terminologie. 4 Aufl. 33
Digitized by
Google
514 Varicoblepharon
sonderes Allgemeinleiden am ganzen Körper, doch oft sehr spär-
lich, auftreten und nach der Ansicht der meisten Autoren mit
Variola nicht zusammenhängen, während Kaposi in ihnen nur
eine milde Erscheinungsform der echten Blattern sieht.
V. syphilitica vd. Liehen und Pemphigus syphil,
Taricoblepliaroii (to ßXscpaQov Augenlid) ist Angioma
cavernosum der Augenlider.
Taricocele {varix Krampfader, 97 xi^lrj Bruch) s. Hcrnia
varicosa Krampfaderbruch, besteht in einer abnormen Er-
weiterung und Verlängerung der Venen des Samenstrangs, zu-
weilen auch der Skrotalhaut. Auch in den Ligamenta lata neben
den Eierstöcken konmaen Phlebektasien vor: V. parovarialis. (Früher
unterschied man noch besonders V. scroti und Cirsocele, d. i.
V. funiculi spermatici.)
TarieiB^atiis {variego bunt machen, varium ago) Be-
zeichnung für fleckige, mit normaler Hautfai'be wechselnde Rö-
tungen im Gegensatz zu laevigatus,
Variola (Dem. v. värus "Knoten) die Pocke oder Blatter,
aus einer soliden Papel (c/. Nirlus) hervorgehende Effloreszenz,
bei der ein Flüssigkeitserguss vom Papillarkörper her die Epi-
dermis in der Weise abhebt, dass die Lamellen der Schleimschicht
auseinander gedrängt werden und von der horizontalen Stellung
in eine schräge oder vertikale übergehen, so dass die Pocke ge-
fächert erscheint. Das Exsudat besteht aus EiterkÖrperchen mit
Kugelbakterien. In intensiven Fällen findet eine Vereiterung des
Papillarkörpere mit Narbenbildung statt.
a) Variola vcra echte Blattern, Menschenpocken,
äusserst kontagiöse, stark fieberhafte, konstitutionelle Krankheit
mit pustulöser Lokalisation auf der Haut und den Schleimhäuten,
Febris variolosa sine Variola s. sine exanthemate,
kritisch endendes Fieber nur mit den gewöhnlichen Erscheinungen
des Initialstadiums und höchstens einem Initialexanthem (Schenkel-
und Oberarmdreieck; cf. Erythema variolosum).
Purpura variolosa tötliche Form mit hämorrhagischer
Diathese schon im Anfangsstadium , wodurch Petechien und
grössere Blutungen in der Haut entstehen, bevor es zur Pocken-
bildung honmat.
V. haemorrhagica pustulosa, schwarze Blattern,
wobei ein Bluterguss in die schon entwickelten Pusteln stattfindet.
V. confluens schwere Foim, wobei die Blattern, besondei*s
im Gesicht, zu grossen, flachen, mit serös-eiteriger Flüssigkeit ge-
füllten Blasen konfluiren.
b) Variolois, Plur. -ides, ist Variola modificata s. mi-
tigata, eine unter dem Einfluss der Vaccination oder einer von
Digitized by
Google
Vasculitis 515
Natur aus geminderten Empfänglichkeit für das Pockenkontagium
milder verlaufende und kürzer dauernde Form der Pockenkrank-
heit, welche gi-osse Verechiedenheiten in der Ausbildung der Efflo-
reszenzen zeigt. Die häufigeren Modifikationen sind:
Variolois verrucosa wobei die Effloreszenzen infolge
stärkeren Auswachsens der Papillen solide konische Knötchen
bilden mit einem nur kleinen Bläschen an der Spitze, nach deren
Eintrocknung noch längere Zeit eine warzige Erhebung der Haut
zumckbleibt.
Variolois pemphigosa grössere unregelmässige, nicht
fächerige Blasen mit serÖs-eiterigem Inhalt, welche nicht durch
Konfluenz, sondem aus den einzelnen Pusteln sich entwickeln.
Variolois miliaris auf diffus geröteten Hautstellen ent-
wickeln sich hirsekorngrosse gelbliche Bläschen, die nicht weiter
wachsen und durch Eintrocknimg verschwinden {vd, Desquamatio
siliquosa).
Variola und Variolois siliquosa vd. Desquamatio sili-
quosa.
[Nach CURSCHMANN].
Tarioiation die veraltete Methode, Kinder absichtlich
der Ansteckimg an Pocken auszusetzen, um sie für ihr späteres
Leben inmiun zu machen.
cf. Vaccinatio.
Tarix (von värus = curvus, von der geraden Linie
abweichend, auswärts gehend, nicht von der Schlänge-
lung der Venen, sondern von der „grätschelnden"
Qangart der mit Varicen Behafteten) ein Blutader-
knoten, eine „Krampfader'S ^^^^ zwar die einzelnen knotigen
Ei'weiterungen der Venen.
V. Simplex, wenn die Geschwulst aus einem einzigen grossen
Venensack besteht.
V. cirsoTdes, wenn die Geschwulst aus einem Konvolut
vielfacher Venenwindungen besteht.
V. arter ialis und aneurysmaticus vd. Aneurysma.
Varieositas, Phlebektasie der variköse Zustand, eine
Reihe von Varizen, meist auf das ganze Gebiet eines Venenplexus
sich erstreckend, durch gehinderten Abfluss des Venenblutes her-
vorgerufen.
cf. Hämorrhois.
Tascillarisatio (vasculum, Dem, v. vas Gefäss) Ge-
fässbildung. Durch wachsung mit Blutgefässen (in Thromben,
Neubildungen, Granulationen etc.).
Taseiilitis zusammenfassender Ausdruck für Gefässentzün-
dung, sowohl Arteriitis als Phlebitis (s. d.).
33*
Digitized by
Google
516 Vegetationes
Teg:etationes (Plur. eines 1. H. v. vegetare beleben)
Wucherungen.
V. adenoides cavi pharyngo - nasalis Hyperplasien von
adenoidem Gewebe, welches sich normalerweise im Nasenrachen-
raimi findet, eine häufige Ursache näselnder Sprache und von
GehÖrsstönmgen.
V. f lobnlosae cordis im lebenden Individuum aus vei*schie-
denen Ursachen entstandene Grerinnselbildungen im Herzen, welche
meist in Form von erbsen- bis taubeneigrossen rundlichen oder
mehr zottigen kleineren Geschwülsten, die im Innern gewöhnlich
eine molekular zerfallene Masse haben, besonders im linken Ven-
trikel an dessen Spitze und in den Vorhöfen vorkommen, meist
zu anderweitigen Erkrankungen des Herzens hinzutreten und keine
sichere Diagnose ermöglichen.
Tenaesectio (vena Blutader , secare schneiden)
s. Phlebotomia der Aderlas s.
Tenerismns pyorrhoiens vd. Urethritis gonorrhoica.
Tenositftt jener Zustand des arteriellen Blutes, in welchem
es dem venösen gleicht, also besonders mangelhafte Dekarboni-
sation desselben.
Tenter propendens (lat,) der Hängebauch.
Tentilpnenmothorax, Pn., der durch eine Art von
Ventil mit den Lungen (Bronchien) kommunizirt, derart, dass bei
jeder Inspiration Luft in den Hohlraum nach-, bei der Exspira-
tion aber nicht wieder zurückströmt.
^entroflxatio uteri die Befestigung des Uterus an der
Bauchwand durch Naht, ausgeführt mit oder ohne uni-, bezw. bila-
terale Entfernung der Adnexe in gewissen Fällen von Retro-
flexio uteri.
Terbig^eration [Ka^hlbaum] (von verbum u. gero, das
sieh mit Worten Geriren) daa beständige Wiederholen
sinnloser Worte und Wendungen, ein Zeichen von
Schwachsinn.
Vermifiis:a (vermis Wurm, fugare entweichen
machen) {sc, remedia) i. q. Anthelminthica.
Terminatio (verminare v. vermis Wurm) i. q. Helmin-
thiasis.
Verrnca (lat., eigentlich Anhöhe) die Warze, zirkum-
skripte papilläre Hypertrophie der Haut.
V. Simplex s. vulgaris die harte Warze, aus einer kreis-
förmigen Gruppe verlän^rter Hautpapillen bestehend, welche an-
fangs eine gemeinschafthche Epidermisbekleidung haben und erst
Digitized by
Google
Vesanus 517
später durch Einsenkungen der Epidermis, dem Bamii zwischen
den Papillen entsprechend, sich zerklüften.
cf. Papillom (Akrothymion, Porrum).
V. carnosa s. mollis s. moünsciformis, Verrue, Gharnue,
weiche oder Fleisch warze, dem Sarkom nahe stehende War-
zen, bei welchen der bindegewebige Teil der Hautwucherung den
epithelialen bei weitem überwiegt und bei denen sich gewöhnlich
starke Pigmentirung des Eete Malpighi findet (Naevus verru-
cosus).
cf. Cutis pendula.
V. filiformis s. Akrochordon Saitenwarze, Fleichwarze
von langer dünner Form.
V. congenita angeborene W., gewöhnlich Naevus ven*u-
cosus (s. d.).
V. nekrofenica {6 vsxgög Leichnam , yevco Stamm zu
yiyvofxai entstehen) die an den Händen von Anatomen nicht
selten vorkonunende hartnäckige Hautaffektion von warzenähn-
lichem Aussehen.
cf. Tubercnlnm nekrogen.
V. oesophagi denjenigen auf der äusseren Haut ganz analoge
warzenförmige Wucherungen der Schleimhautpapillen der Speise-
röhre, ein häufiges, aber unwichtiges Vorkonunen.
Tertig^o (1. H. von vettere drehen) der Schwindel,
Störung des Gemeingefühls mit Unsicherheit der Bewegungen
und Empfindung von Scheinbewegungen des Körpers, Störung
der mit dem Gleichgewicht der willkürlichen Bewegungskraft ver-
bundenen Raumanschauung. Purkinje^s Versuche machen es
wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Kohäsionsveränderung
einzelner Teile des Kleinhirns handle. Eine wichtige Rolle scheinen
bei gewissen Formen von V. die halbzirkelförmigen Kanäle des
Labyrinths zu spielen [cf, MENiERE'scher Symptomenkomplex].
V. ab aure laesa i. q. MENiEUE'sche Krankheit.
V. epileptiea Schwindelanfälle ohne Bewusstseinsverlust {cf,
Epilepsia mitior) die sich durch weitere (anamnestische) Anhalts-
punkte als epileptische charakterisiren.
V. stomacalis s. a stomacho laeso Schwindelanfälle, welche
mit dem Bestehen eines chronischen Magenkatarrhs in kausalem
Zusanunenhange stehen. Über die Art des Zusanunenhangs be-
stehen nur Hypothesen, wahrscheinlich handelt es sich um eine
reflektorische vasomotorische Gehimanämie.
cf. Aura vertiginosa.
Tesanns (fe untrennbare Vorsilbe [z. B. in viduus,
vecors] mit verneinender Bedeutungj sanus vernünftig)
wahnsinnig, geisteskrank.
cf. Moria, Paranoia.
Digitized by
Google
518 VesTca
Tesiea iind Temienla BlaHo und B latschen, durch
wasserhelle cxler milchig getrübte Flüssigkeit bewerkstelligte Em-
I)orhebung der oberen Schicht der Epidermis (Abhebung der Horu-
schicht von der Schleimschicht), deren Grösse etwa jener der Paj)el
entspricht.
cf. Bnlla, Pustula.
Tesicatorinm 8. Tenicans (sc. remedimn) ein
blasenziehendes Mittel, Vesikator.
cf. Epipastica.
Tesiknläres Atnumg^sseränseh, vesikulär genannt,
von der fraglichen Annahme ausgehend, da^s dasselbe in den
Lungenbläschen entstehe — das unter physiologischen Verhält-
nissen am Bnistkorbe hörbare weiche Atmungsgeräusch.
Vibices (vibex oder vibix, -Ids Striemen) lange, neben-
einander hinlaufende oder verästelte Purpurastreifen.
Vibrio, Plur. Vibriones (von vihrare sieh schnell
hin und her bewegen) Bakterien mit Eigenbewegung, kurze
Bchraubenbakterien.
cf. Bacillns.
Virag^inität (virago Jungfrau, Mannweib, v. vir u.
vira) vd. homosexual.
Virus {lat,) Gift und zwar six?ziell von animalischen Giften.
Virulenz (-tia) die Giftigkeit.
Adj. virulent US.
Tiscidns (v. viscum, die Mistel, sowie der daraus
bereitete Vogelleim) klebrig.
Vision (video) Gesichtshalluzination.
Vitiiig^o (v. Vitium Fehler Celsus; n. A. vitulus „KÄl-
berfleek" der Augen) idiopathische Form des Leuko-
derma acquisitum, eine Erkrankung (Trophoneurose?) der
Haut, wobei scharf begrenzte weisse glatte Flecke entstehen und
sich stetig vergrössern, während ihre Grenze von abnorm dunklem
Pigment eingerahmt erscheint. Auch die auf diesen Stellen wach-
senden Haare sind pigmentlos.
V. gravi or (leuke et melas — Celsus) eine Form der
Lepra maculosa, welche entweder der gewöhnlichen V. alba
gleicht, oder bei der die Haut beinahe des ganzen K()ii)ei*s durch
grosse Flecken in verschiedener Nuance braun oder graubraun
verfärbt, dazwischen auch mit ganz pigmcntlosen Stellen be-
setzt ist.
cf. Morphaea. ,
Digitized by
Google
Vomitus 519
Titilig^oidea (Stamm €id<a ähnlich sein) BeDennung
des Xanthoma von Addison und Gull, welche eine Ähnlich-
keit mit dem, was Willan und Batemann als Vitiligo be-
schrieben hatten, zu finden glaubten.
Vitium eordis Herzfehler im allgemeinen eine unge-
naue Bezeichnung, welche nur dann in Anwendung kommen sollte,
wenn sich in sehr vorgeschrittenen und veralteten Fällen die Art
des Fehlers (Insuffizienz oder Stenose der verschiedenen Ostien,
Hypertrophie, Dilatation etc.) nicht exakt mehr feststellen lässt.
Toinmen pnimonnm anctnin i. q. Emphysema
pulmonum.
VoiTiiiii8 (v. rohere herumdrehen, winden) Bezeich-
nung sowohl für „Darmverschlingung, Darmwinde", als
auch für den dadurch hervorgei-ufenen Symptomenkomplex, gleich
Ileus.
Tomiea (v. vomere ausspeien — weil der Eiter
nach der späteren Eröffnung der Höhlen ausgeworfen
wird) abgekapselte, mit Eiter gefüllte Hohlräume in der Lunge,
mögen sie aus geschmolzenen Tuberkeln, oder aus nekrotischen
Herden, oder aus wirklichen Vereiterungen hervorgegangen sein. —
Die Bezeichnung ist auf kleine Eiterherde in anderen Organen
übertragen.
cf. Caverna.
TomitiTnm (sc, remedium) i. q. Emcticum.
Vomitiiritio (gewöhnlich Flur.) v. vomiturio und dies v.
vomiturusy vomere) die Brech- oder Würgbewegungen,
cf. Nansea.
Tomitns s. Emesis das Erbrechen, ein komplizii-tcr
aus Kontraktionen des Zwerchfells, der Bauchpresse, der Respira-
tionsmuskeln, der Magenwand und Glottis zusammengesetzter Vor-
gang, durch welchen Entleerung des Mageninhalts bewirkt wird.
V. gravidarum das nervöse (reflektorische) Erbrechen der
Schwangeren (besonders in den ei-sten Monaten der Gravidität).
V. Iiystericus das Erbrechen Hysterischer, meist von
Speisen sogleich nach deren Aufnahme, seltener von schleimigen
und galligen Massen im nüchternen Zustand, oft bis zur äusser-
sten Entkräftung andauernd , dann von selbst plötzlich ver-
schwindend.
V. marinus vd. Morbus nauticus.
V, matutlnus „Wasserkolk", morgendliches Erbrechen
von gewöhnlich alkalisch reagirenden Massen beim chronischen
Magenkatarrh der Säufer, hauptsächlich durch Vei-schlucken des
reflektorisch vermehrten Speichels während der Nacht und Mor-
gens verursacht.
Digitized by
Google
520 Vortex purulentus
Vortex purulentus (vortex Wirbel, v. vertere drehen)
etwas veraltet für „Totalabszess der Hornhaut" wobei die
ganze Hornhaut in einen eitergelben Pfropf verwandelt er-
scheint.
cf. Keratitis.
Vox cholerica „Cholerastimme", tonlose, „verfallene"
Stimme, wie sie besonders bei erschöpfenden Choleradiarrhöen,
aber auch bei anderen erschöpfenden Krankheiten auftritt, und
welcher eine paralytische Stimmstörung zu Grunde liegt.
Tnlnus {lat) {z=ovXi^) die Wunde, gewaltsame Trennung
von Geweben.
Für einige Ai*ten existiren besondere technische, resp. latei-
nische Bezeichnungen, z. B. V. contusum Quetschwunde, für
l>eträchtlichere : conquassatum; V. incisivum Schnittwunde,
V. mors um Bisswunde, V. penetraus Wunden, durch welche
eine der drei Körperhöhlen wier ein Gelenk eröffnet wird, V. scis-
sum Schlitz- oder Risswimde, V. sclopetorum et bombar-
darum Schusswunden durch Flinten- und Geschützkugeln.
cf. Aposkeparnismus, Ricochet, Tranma.
Vnlvismns unzutreffende Bezeichnung für Vaginismus
(s. d.), da die Berührung der Vulva bei letzterem weder Schmerz
noch Krampf hervorruft.
TnlTitis (vulva die äussere weibliche Scham, volvae
Thürflügel) Entzündung der äusseren weiblichen Ge-
schlechtsteile, tritt in vei*schiedener Form auf: als einfache
R<)tung (Dermatitis simplex), mit allgemeiner Beteiligung
des Koriums und subkutanen Gewebes (Erysipelas, Phleg-
mone vulvae), mit partieller Entzündmig des letzteren (Furun -
culosis vulvae), mit vorwiegender Beteiligmig der Follikel
(Folliculitis vulvae). Besondere Formen sind noch die:
V. diabetica, verursacht durch den Reiz des sich zersetzen-
den Zuckerharns, und
V. crouposa und diphtherica, die im Puerperium (nicht
als echte Diphtherie) und im frühen Kindesalter vorkommt.
Weber'm Symptomenkomplex (Syndrome de
Weber) von Charcot vorgeschlagene Bezeichnung für die von
Weber zuerst beschriebene alternirende Lähmung des Nervus
oculomotorius (auf der Seite der Läsion) und die Lähnmng der
Extremitäten der entgegengesetzten Seite, welcher auf einer Affek-
tion de« unteren inneren Teiles des Podunculns cerebri beiTiht.
cf. Apoplexia cerebri,
Weil'uche Krankheit vd. Morbus W.
Digitized by
Google
Yaws 521
Xanthelasma multiplex s. Xanthoma (^av^ög
gelb, eXaofia das Getriebene v. iXavvco) s. Molluscnm lipo-
matodos s. Vitiligoidea linsenförmiee Verdickungen (X; pla-
num) auf der Haut, besonders der Augenlider sowie der Horn-
haut, von tiefgelber Farbe, die sich zu rundlichen Höck^ern oder
Knötchen (X. tuberosum) vergrössem und aus einer Neubildung
von Bindegewebe innerhalb des Koriums bestehen mit Einlagerung
von Fettkömchen und Kugeln in die Zellen und Maschenräume
des Bindegewebes, wodurch die gelbe Farbe bedingt ist.
Xanthoeyanopie (vd. Cyanosis) [Mauthneb] die Bot-
grünblindheit.
Xanthopsie (17 dipic: Sehen) das „Gelbsehen'' — bei
Ikterus und Santoninvergiftung vorkommendes subjektives Sym-
ptom, wobei die Gegenstände eine gelbUche Färbung zu haben
scheinen.
Xeroderma (^rjgog trocken, j6 degfia Haut) „Perga-
ment haut" nennt Kaposi eine sehr seltene Krankheit, in perga-
mentähnlicher Trockenheit, Dünnheit und Runzelung der Epider-
mis mit scheckiger Pigmentirung, kleinen Gefässerweiterungen,
Retraktion und gleichzeitiger Verdünnung der Haut bestehend.
In der Dünnheit liegt der Unterschied von der Sklerodermie.
Eine andere beobachtete Form betraf nur die Unterextre-
mitäten, deren Hautfläche wie Goldschlägerhäutchen verdünnt
aussah.
Xerophthalmns (o 6(p^aXfi6g Auge) Trockenheit
des Auges, Dürrsucht.
X. f laber partielle Vemarbimg der Bindehaut, wobei die-
selbe trocken, steif und derb erscheint, so dass sie sich bei Be-
wegung faltet und die Lidbewegung gehindert ist.
X. squamosus Untergang der Konjunktiva in einem sehnigen
Narbengewebe ohne aUe Sekretion, so dass die Ausschwemmung
der Epithelzellen unmögUch wird und man den ganzen Binde-
hautsack samt Kornea mit einem aus Epithelien, Fett und Schleim
bestehenden Stratimi einer schilferigen Masse überkleidet findet.
Xerosis (von ^tjqoco, ^rjQ6g) die Trockenheit
Xerostomia (ro orö/m Mund) Sekretionsmangel der
Schleimhaut der Mimd- und Eachenhöhle einschliessUch der
Speicheldrüse mit Epithelentblössung der Zunge, besonders bei
älteren Frauen beobachtet [Hadden].
Xiphopag^ns (ro ^i(pog Schwert) vd. Thorakopagus.
ITaws (engl., dehnen, hio hiare) i. q. Framboesia tropica.
Digitized by
Google
522 Zona
Zona (lat., vom gi*. ?5 ^(ovrj) der Gürtel, gürtelförmige
Fläche, Zone, zuweilen kurz für Herpes zoster.
Z. anaesthetiea vd. Hemiplegia spinaLis.
cf. Zoster, Cingnlmn.
Zoogloea (ro ^cpw Lebende, 6 yXoiog klebrige Feuch-
tigkeit, gleich yXia Leim) eine Erscheinungsform ge-
wisser Bakterien. Nachdem sich dieselben in TochterzeUen
geteilt haben, bleiben diese durch Aufquellung ihrer Membranen zu
einer hellen Zwischensubstanz in grösseren, scharf begrenzten
rundlichen Gallertmassen verbunden, worin sie sich noch weiter
teilen. Nach Auflösung der gallertigen Zwischensubstanz können
die einzelnen Bakterien frei werden.
cf. Bakterien (Koccoglia und Gliakoccos).
Zoonose (ro C^Jor Tier, t) voooq Krankheit) Infek-
tionskrankheit, verursacht durch tierische Gifte.
Zoster (o ^(joorrjQ V. Ccowvfii) der Gürtel, zuweilen kurz für
Herpes zoster.
Zymosis, Zymosen (17 Cvf^rj Gärungsstoff, von ^ho
sieden, aufschäumen) „Gärungskrankheiten" nennt man
die Infektionskrankheiten in der Voraussetzung, dass es sich bei
der Ansteckung und den weiteren Vorgängen um einen chemischen
Prozess handle. (Seitdem man aber weiss, dass die Gärung an
die Gegenwart und Vermehrung von niederen Organismen gebunden
ist, ist die Gärungstheorie so gut wie identisch mit der Theorie
des Contagium vivum — Liebermeister in ZH. Bd. 2).
cf. Bakterien, Mykose.
-»-«>-
Digitized by
Google
Verlag von Eduard Besold (Arthur Georgi) in Leipzig.
Leitfaden
für den
Geburtshilflichen Operationskurs
von
Dr. Albert Döderlein,
ao. Professor für Geburtshilfe und Gynaekologie an der Universität Leipzig.
Mit 98 Abbildungen.
8. 1893. In Leinband gebunden, Preis 4 Mark.
Soeben erst erschienen, hat sieh dieser Leitfaden im Sturme
die Gunst der Kreise errungen, für die er bestimmt ist. Die
zahlreichen Abbildungen sind mit grösster Sorgfalt und Natur-
treue hergestellt und geben an sich schon eine treffliche Orien-
tirung über das behandelte Gebiet.
Jedem Mediziner in höherem Semester und praktischen
Arzte zu empfehlen:
Handbuch
der •
klinischen Mikroskopie.
Mit Berücksichtigung der Verwendung des Mikroskops in
der gerichtlichen Medizin
von
Dr. G. Bizzozero,
o. Professor der Pathologie an der Universität Turin.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage
der deutschen Originalausgabe besorgt
von
Dr. I^tefan Bernheimer.
Mit einem Vorwort von Professor Dr. H. Nothnagel.
Mit 45 Holzschnitten und 8 Tafeln. 1887. gr. 8. 352 S. Dauer-
haft gebunden. Preis M. 9.— (geh. M. 8.—).
Inhalt: Beschreibung und Gebrauch des Mikroskops. — Unter-
suchung des Blutes — der Exsudate — des Eiters — der
Haut — des Mundhöhlen - Inhalts — des Erbrochenen — der
Faecalmassen — der Sputa — des Nasenschleims — des Auges
— des Sperma — - der Sekrete der weiblichen. Geschlechts-
organe — des Milchdrüsensekrets — des Harnes. — Beschrei-
bung und Untersuchung der pathogenen Spaltpilze.
Digitized by
Google
Eins der beliebtesten und verbreitetsten Rezept-Taschenbücher ist:
Y. Ziemssens
Pharmacopoea clinica.
Eine Anleitung zur
Ordinatiou der wichtigsten Arzneimittel.
Fünfte Auflage,
nach dem Arzneibuch für das deutsche Reich ed. III bearbeitet
von
Dr. Hermann ßieder,
I. Assistent am med.-klin. Institute in München.
Taschenformat, 212 S. auf Schreibpapier, dauerhaft gebunden.
Preis M. 3 — .
„Veranlassung zur- enieuten Auflage des weit verbreiteten
Hilfsbüchelchens gab die Ausgabe des Arzneibuches für das
Deutsche Reich ed. III. Wir stehen nicht an, sowohl wegen
der übersichtlichen Anordnung des reichhaltigen StoflFes, der
geeigneten Auswahl desselben als auch mit Rücksicht auf die
Vollständigkeit der behandelten Materie dieser Anleitung
den Vorzug vor den zahlreichen anderen erschie-
nenen zu geben." (Dtsch. Medizinal-Ztg. 1890, No. 84.)
Vorlesungen über die öflTentliche und private
Gesundheitspflege
von
Dr. J. Bosenthal,
o. ö. Professor der Physiologie und Gesundheitspflege an der Universität Erlangen.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 72 Abbildungen,
gr. 8. 664 S., dauerhaft geb. Preis M. 14.— (geh. M. 12.—).
„. . . Die Gesundheitspflege Rosenthals ist ein durchaus
gründliches, den Anforderungen eines Lehrbuches der Hygiene
bis in den letzten Schlupfwinkel des bisher angeoauten
Gebäudes entsprechendes Werk . . ."
(Internat, klinische Rundschau.)
„. . . Aus jedem Kapitel leuchtet hervor, dass der Autor
unter Aufwand seines immensen Wissens und seiner aus-
gezeichneten Vortragekunst seinem Gegenstande eine be-
geisterte Liebe entgegengebracht und es verstanden hat, seinen
Zuhörern die Bedeutung klar zu machen, die der Gesundheits-
^e in unseren Tagen zukommt ..." (Gesundheit.)
Digitized by
Google
Digitized by
Google