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Full text of "Klinische Terminologie"

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^red.  Em.  CHAKDLEK. 

Klinische 

Terminologie. 


Zusammenstellung 

der 
zur  Zeit  in  der  klinischen  Medizin 

gebräuchlichen  technischen  Ausdrücke 

mit 

Erklärung  ihrer  Bedeutung  und  Ableitung 

von 

weil.  Dr.  Otto  Roth. 


Vierte  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 

THRONT  


cp   ^.1   »^ 


LEIPZIG. 

Verlag    von    Eduard   Besold. 
(Arthur  Georgi). 

1893. 


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Alle  Rechte  vorbehalten. 


K.  b.  Hof-  u.  Univ.-Buchdruckerei  von  Fr.  Junge  (Junge  &  Sohn),  Erlangen. 


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Vorwort  zur  ersten  Auflage. 


Den  hauptsächlichsten  Inhalt  dieses  Werkes  bildet  die 
Terminologie  der  Pathologie.  Ausgeschlossen  ist  die 
Terminologie  aller  derjenigen  Zweige  der  Medizin,  welche 
sich  mit  normalen  (physiologischen)  Verhältnissen  beschäf- 
tigen, wie  die  Anatomie,  Histologie,  Physiologie,  welche  viel- 
mehr als  bekannt  vorausgesetzt  ist.  Da  nun  die  Pathologie 
das  weitaus  wichtigste  und  ausgedehnteste  Gebiet  der  klini- 
schen Medizin  bildet,  und  da  ich  ausserdem  noch  zahlreiche 
technische  Ausdrücke  aus  der  operativen  Chirurgie,  klinischen 
Diagnostik,  medizinischen  Physik  und  allgemeinen  Therapie 
hinzugefügt  habe,  so  halte  ich  den  Titel  „Klinische  Termi- 
nologie" für  genügend  gerechtfertigt,  obgleich  zwei  der  kli- 
nischen Medizin  ebenfalls  angehörige  Disziplinen,  die  Materia 
medica  und  die  pathologische  Chemie  unberücksichtigt  ge- 
blieben sind. 

Meine  Terminologia  clinica  erstreckt  sich  also  gerade 
auf  denjenigen  Teil  der  medizinischen  Wissenschaft^  dessen 
Nomenklatur  bekanntlich  noch  am  wenigsten  festgestellt, 
geordnet  und  vereinbart  ist,  weshalb  eine  Sammlung  der  in 
den  verschiedenen  zur  Zeit  massgebenden  Fachwerken  und 
in  der  periodischen  medizinischen  Tageslitteratur  zerstreuten 
technischen  Ausdrücke  den  Ärzten  und  Studierenden  vielleicht 
willkommen  sein  dürfte.  Ein  Vorzug,  auf  welchen  diese 
Zusammenstellung  jedenfalls  Anspruch  machen  darf,  ist  der, 

I* 


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IV  Vorwort. 

durchaus  modern  zu  yeiu,  denn  die  darin  enthaltenen  Aus- 
(hücke  sind  nui'  den  neuesten  und  gangbai-sten ,  weil  aner- 
kannt vorzüglichen  Hand-  und  Lehrbüchern,  sowie  den 
medizinischen  Jom-nalen  der  letzten  zehn  Jahre  entnommen. 
Von  älteren  Werken,  Encyklopädien  imd  Wörterbüchern  ist  — 
ausser  für  den  etymologischen  Teil  das  „Kritisch  etymolo- 
gische medizinische  Lexikon"  von  L.  A.  Kraus  (1844)  — 
kein  einziges  benutzt,  was  meiner  Arbeit  wohl  mehr  zur 
Empfehlung  als  zum  Nachteil  gereichen  dürfte. 

Als  diejenigen  Werke,  denen  die  hier  zusaimnengestellten 
technischen  Ausdrücke  vorzugsweise  entnommen  sind,  sind 
vor  allem  zu  nennen: 

1.  Für  die  allgemeine  und  spezielle  Pathologie, 
pathologische  Anatomie,  pathologische  Histologie, 

Teratologie. 
y,  ZiEMSSEN,  Handbuch  der  speziellen  Path.  undTher.  [ZH]. 
Leyden,  Klinik  der  Rückenmarkskrankheiten. 
Rosenthal,  Klinik  der  Nerv^enkrankheiten. 
Hebra  u.  Kaposi,  Lehrbuch  der  Hautki-ankheiten. 
Wagner,  Allgemeine  Pathologie. 
BiRCH-HiRSCHFELi),  Lehrbuch  der  pathol.  Anatomie. 
Rindfleisch,  Lehrbuch  der  pathol.  Gewebelehre. 
Förster,  Missbildungen  des  Menschen. 

2.    Für  die  Chirurgie. 
y,  PiTHA  u.  Billroth,  Handb.  d.  allgem.  u.  spez.  Chirurgie. 
Billroth,  Die  allgemeine  chir.  Pathologie  und  Therapie  in 

50  Vorlesungen. 
König,  Lehrbuch  der  spez.  Chirurgie. 
Heinere,  Kompend.  der  chir.  Operations-  u.  Verbandlehre. 

3.  Für  die  Ophthalmologie. 
Stellw^ag,  Lehrbuch  der  Augenheilkunde  und 
Gräfe  u.  Sämisch,  Handbuch  der  ges.  Augenheilkunde. 


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Vorwort.  V 

4.    Für  Geburtshilfe  und  Gynäkologie. 
Schröder,  Lehrbuch  der  Geburtshilfe,  und 
Schröder,  Handb.  der  Krankheiten  der  weibl.  Geschlechts- 
organe (K.  Band  von  ZH). 

5.    Für  die  Otiatrie. 
V.  Tröltsch,  Lehrbuch  der  Ohrenheilkunde. 

6.  Für  die  Psychiatrie. 
Griesinger,   Die    Pathologie  und  Therapie  der  psychischen 

Krankheiten. 
Maudsley-Böhm,  Die  Physiologie  und  Pathologie  der  Seele. 

7.  Für  die  Diagnostik. 
Gerhardt,  Lehrbuch  der  Auskultation  und  Perkussion. 
P.  Niemeyer,  Physikalische  Diagnostik. 

Ausserdem  habe  ich  noch  einzelne^  kleint^-e  oder  grössere 
Monographien,  unter  welchen  ich  hier  die  „Sammlung  klini- 
scher Vorträge"  von  Volk  mann  herv^orheben  will,  benutzt 
und  zahlreiche  Einzelheiten,  natürlich  nicht  ohne  kritische 
Sichtung,  den  verschiedensten  medizinischen  Journalen  vom 
Jahre   1868  an  entnonmien. 

Li  Rücksicht  darauf,  dass  die  Kemitnis  der  Ableitung 
der  technischen  Ausdrücke  nicht  nur  sehr  oft  das  Verständ- 
nis ihres  Begriffes  erleichtert,  sondern  auch  ein  wesentliches 
Hilfsmittel  für  das  Gedächtnis  ist,  habe  ich  durchgehends 
auch  eine  Erklärung  der  Ableitung  beigegeben. 

Ebenso  habe  ich  in  der  Überzeugimg,  dass  eine  Sanmi- 
lung  der  modernen  Ausdrücke  erst  durch  Hinzufügung  ihrer 
Begriffsbestimmung  Werterhalten  würde,  wo  es  möglich 
war,  auch  die  Definition  oder,  wo  der  gegenwärtige  Stand- 
punkt unserer  Wissenschaft  eine  präzise  Definition  nicht  er- 
möglichte,   die    kurze    Beschreibung,    eine    Zusammenfassung 


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VI  Vorwort. 

der  wesentlichsten  Züge  des  Krankheitsbildes  etc.  beigefügt. 
Dabei  bin  ich  mir  freilich  der  grossen  Ungleichmässigkeit 
der  Bearbeitung  der  einzelnen  Gegenstände  bewusst,  indem 
bald  mehr  der  pathologisch-anatomische,  bald  mehr  der  histo- 
logische, bald  mehr  der  klinisch-symptomatische  Standpunkt 
berücksichtigt  worden  ist.  Immerhin  glaube  ich  aber  im 
allgemeinen  diejenigen  Gesichtspunkte  am  meisten  hervor- 
gehoben zu  haben,  durch  welche  die  betreffenden  Gegenstände 
am  besten  veranschaulicht  werden  konnten.  Hypothesen 
suchte  ich  möglichst  zu  venneiden,  wo  sie  aber  berücksichtigt 
werden  mussten,  habe  ich  sie  gewöhnlich  auch  als  solche 
kenntlich  gemacht. 

Die  Definitionen  und  Erklärungen  sind  teils  den  oben 
angeführten  Werken  entnommen,  und  bei  mehr  oder  weniger 
wörtlichen  Anführungen  ist  die  Quellenangabe  gewöhnlich 
auch  im  Texte  wiederholt*),  zum  grossen  Teil  jedoch  sind 
sie  das  Produkt  eigener  freier  Bearbeitung.  Für  diese  habe 
ich  zwar  im  allgemeinen  die  oben  genannten  Werke  zu 
Grunde  gelegt,  aber  auch  häufig  den  Auffassungen  anderer 
Autoren  und  insbesondere  den  in  Journalen  erschienenen 
neueren  und  neuesten  Veröffentlichungen  über  die  gleichen 
Gegenstände  Rechnung  getragen. 

*)  Ausser  bei  den  Hautkrankheiten,  Logopathien  und  Missbildungen, 
für  welche  ich  fast  ausschliesslich  die  betr.  Werke  von  Hebra  und 
Kaposi,  Kussmaul  [in  ZH]  und  Förster  benützt  habe.  —  Leider 
habe  ich  früher  bei  der  Sammlung  meiner  Notizen,  so  lange  der  Ent- 
schluss  zur  Verötfentlichung  nicht  feststand,  nicht  streng  beachtet,  die 
betr.  Quellen  mit  zu  notiren,  so  dass  sich  allerdings  mitunter  wörtliche 
Anführungen  ohne  Angabe  der  Quellen  finden  dürften,  deren  Wieder- 
aufsuchung mir  bis  jetzt  nicht  möglich  gewesen  ist.  Sollte  es  mir 
vergönnt  sein,  eine  neue  Auflage  dieses  Werkchens  auszuarbeiten,  so 
werde  ich  mir  alle  Mühe  geben,  diesen  mir  bedauerlichen  Mangel  mög- 
lichst EU  beseitigen.  Einstweilen  muss  ich  für  die  betreffenden  Stellen 
auf  die  allgemeine  Quellenangabe  im  Vorwort  verweisen. 


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Vorwort.  VII 

Die  Erklärungen  erscheinen  räumlich  zwar  als  der 
wesentlichste  Inhalt  des  Werkes,  und  ich  wäre  wohl  auch 
berechtigt  gewesen,  für  dieses  einen  ähnlichen  Titel  wie  Galen 
für  seine  "Oqoi  laxQtxoi  oder  Definitiones  medicae  zu 
wählen;  dennoch  ist  der  Titel  „Termuiologie"  der  zutreffen- 
dere, denn  der  ganze  Inhalt  des  Werkes  ist  doch  nur  durch 
terminologische  Gesichtspunkte  bestinmit,  und  nur  solch(» 
Ausdrücke  sind  aufgenommen,  für  die  ein  eigentlicher  Ter- 
minus technicus  gebräuchlich  ist,  während  klinische  Bezeich- 
nungen, für  die  ein  solcher  nicht  existirt,  gar  nicht  oder  nur 
gelegentlich  berücksichtigt  sind. 

Bei  manchen  Wörtern  mit  ganz  unzweideutigen  selbst- 
verständlichen Begriffen,  zumal  bei  klinisch  unwichtigeren 
Gegenständen,  habe  ich  eine  fönnliche  Definition  weggelassen. 
Solche  überflüssige  Ausführlichkeit  würde  das  Buch  nur 
zwecklos  verdickt  und  verteuert  haben. 

Dass  überhaupt  die  klinisch  wichtigeren  Gegenstände 
im  allgemeinen  ausführlicher  behandelt  sind  als  die  weniger 
wichtigen,  entspricht  dem  Zweck  dieses  Werkchens,  ein  kli- 
nisches Taschenbuch  vor  allem  für  den  Studiren- 
den  zu  sein.  Vielleicht  gilt  ein  wenig  auch  von  meinem 
Werkchen,  was  Galen  in  der  Einleitung  zu  seinen  Defini- 
tiones medicae  (vers.  lat.)  sagt:  ^^De  inedicis  finitionibiis 
opus  cum  medicis  omnibvs,  tum  iis  potissinium,  qui 
ad  medicinam  introduountui\  adoUscentibus  quxvm  uti- 
lissimum  colligere  et  sci^iptis  mandare  decrevi.  Quum 
enim  ars  medica  vitae  sit  utilis  et  ad  hominum  salutem 
inventa  ac  multa  praeclara  theoremata  habeat  eaque 
adoptionis  arduae  esse  videantur,  utüissimae  erunt 
fijiitioneSj  quae  paucis  multa  docere  possunt.  Optima 
namque  omnibus  in  artibus  ac  sdetitiis  doctmia  est,  quae 
non  multis  et  immeusis,  scd  paucis  perbelle  dignosciturJ^ 


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VIII  Vorwort. 

Diesen  Worten  eines  der  berühmtesten  unter  den  alten 
Heroen  unserer  Wissenschaft  lasse  ich  diejenigen  eines  der 
berühmtesten  unter  den  neuen  folgen,  die  Worte  R.  Virchow's, 
der  sich  „Über  ärztliche  Terminologie"  in  Nr.  5  der 
Berliner  klin.  Wochenschrift  vom  Jahre  1875  also  äussert: 
„Sollte  es  nicht  gerade  in  der  heutigen  Zeit,  wo  dem  ärzt- 
lichen Stand  so  viele  Gefahren  drohen,  gerechtfertigt  sein, 
daran  zu  erinnern,  dass  die  wirklichen  Ärzte  jede  Anstrengung 
darauf  venv^enden  müssen,  auch  in  den  kleinen  Dingen  ihre 
wissenschaftliche  Stellung  zu  zeigen?  und  ist  es  nicht  das 
erste  Zeichen  eines  wissenschaftlichen  Mannes,  dass  er  die 
Sprache  der  Wissenschaft  zu  reden  versteht?  Durch 
nichts  bezeugt  der  Sachverständige  deutlicher  seine  Befähigung 
als  durch  den  korrekten  Gebrauch  der  technischen  Ausdrücke, 
durch  nichts  imponirt  er  mehr  mid  nützt  er  mehr.  Möchten 
diese  Zeilen  dazu  beitragen,  diese  Auffassung  recht  allgemein 
werden  zu  lassen!" 

Mit  dem  Wunsche,  dass  meine  Arbeit  dazu  dienen 
möge,  einer  einheitlichen  Auffassung  mid  korrekten  Anwen- 
dung der  technischen  Ausdrücke  unserer  medizinischen  Wissen- 
schaft einigermassen  förderlich  zu  sein,  übergebe  ich  die- 
selbe mit  der  Bitte  um  Nachsicht  für  ihre  vermeidlichen 
sowohl  als  unvermeidlichen  Mängel  der  Öffentlichkeit. 

Gütige  Beiträge  von  Seite  der  geehrten  Herren  Kollegen 
imd  Philologen  zur  Ergänzung  und  Verbesserung  des  Werkes 
würden  von  mir  oder  der  Verlagsbuchhandlung  mit  grossem 
Dank  entgegengenommen  werden. 

Wiesbaden,  im  Mai  1878. 

Dr.  med.  Otto  Roth. 


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Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 

Eint^r  durch  Herrn  Obeniiedizinalrat  Professor  Dr. 
VON  ZiEMSSEN  vermittelten  Aufforderung  der  Verlagsbuch- 
handlung Folge  leistend,  habe  ich  die  Herausgabe  der  zwei- 
ten Auflage  der  Terminologia  clinica  übernommen. 
Eine  Anzahl  neuer  Artikel  hat  das  Werk  vergrössert, 
während  ich  mir  es  in  Bezug  auf  die  Artikel  des  verstorbe- 
nen Autors  zum  Grundsatze  gemacht  habe,  dieselben,  wo 
irgend  möglich,  in  ihrer  alten  Gestalt  beizubehalten  und  nur 
die  durch  den  Fortschritt  der  medizinischen  Wissenschaften 
bedingten  Änderungen  zu  treffen.  Möge  das  Buch  sich  in 
seiner  zweiten  Auflage  eben  so  viele  Freunde  erwerben,  wie 
dies  bei  der  ersten  der  Fall  war. 

München,  im  Herbst  1883. 

Dr.  Hermann  Gessler. 


Vorwort  zur  dritten  Auflage. 


In  Vertretung  des  Verfassers  der  zweiten  Auflage, 
meines  Freimdes  Hemi  Privatdozenten  Dr.  H.  Gessler,  der 
in  der  Rekonvaleszenz  von  einer  längeren  Erkrankung  nicht 
in  der  Lage  war,  die  neue  Bearbeitung  bis  zu  dem  vom 
Herrn  Verleger  gewünschten  Zeitpunkt  allein  fertig  zu  stel- 


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X  Voii»«»rt. 

len,  habt-  ich  e-  auf  Wun-^-h  ilt—  K-izir-n-ii  un!«Tn««iij:i!fn,  in 
Genieinr<*hafl  mit  Herrn  Dr.  Ge^^ler  »ii-  »iriiit*  Auflage 
der  ^Klini-^hen  Tfniiint»l«iorie-*  zu  lvr-«»rj>'U. 

Die  FörtH-hritte  un-erer  Wi>-<'n*eh;if i  »-rf«  •r>i»-n»'n  manche 
Änderun::»'n  und  Vt-rhr^-^-nuii^'n.  >«>\nf  »'iut*  Vt-rjpV^nuis 
dt-s  Ge-aiiituiiifan::e^.  In  Form  un*l  Au— larmnir  wunif  «bis 
bewährte  KU-i«l  «i»--  WVrk^  unvfräii«U-n  b»  ":lv-hah«'n. 

AL-  Liitt-nitiu-  zur  NeubearNirai.sr  ii>'iur-n  an— tT  di-n 
im  er-tr-n  Vorwort  auf:>-führi»'n  Werkt-n  un«i  tWn  ;j»'l»*-*'U-ten 
An-hivr-n.  Zt-it-  und  W«  N-ht-n-^-hrift.-n .  vorzu^-w»'i-<'  t\w  fol- 
gnnd-n  \IVrk»':  Zie<;ler'>  Lt-hrbuch  *wr  aiLzv-iLtin^-n  und 
^p^-zi«rll►-n  ji;uhol.>ji-<-hen  Anaiomit-  i4.  Auflair».-.  *lif  Lt-hr- 
büi.-h^-r  th'T  inn^-nn  M»-lizin  von  Liebermei>ter.  JCEt;EX>EX, 
Stkümpell.  Fleik  her.  BizzozepjWs  Klini-ihe  Miknv-kopie, 
ferner  WixckelV  Lehrbüchfr  «l^-r  G»4iun.-hUfe  und  der 
Frau»-nkrankheii^n.  Vr»ssirs'  Lehrbuch  der  Aui^Ilht'ilkunde, 
KrIpelinV  P-Ycliiatri»'.  C.  Frank elV  Gnu.«ln—  iler  Bak- 
teri^nkuii'i*-. 

Ein»'  Bervji-ht-nuisr  hat  die  neue  Auflaufe  en«llieh  ntX'h 
erfahren  «iurch  eine  >f »rachliche  EinU-itun  j,  welehe  il»-r  Feiler 
ein^'-  auf  tii^-^'m  G^-bir-ie  erfahr^-nen  Fi»rH*her^,  <1»^  Herrn 
Dr.  Zimmerer.  Snidi.  id-hrery  in  RniiUnr.  ent-tammi.  Der- 
?*'ll>e  hatte  auch  i\w  Güte,  dwi  etyiiiolö^^^-heu  Teil  einer 
verf^— eni'Iwi  Dur»-h-icht  zu  unir-rzieh«!!. 

M  ü  II  c  h  e  n .  i:n   März   1  ^^  U. 

Dr   R.  Stintzing. 


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Vorwort  zur  vierten  Auflage. 

Auf  besonderen  Wunsch  des  Hemi  Verlegers  habe  ich 
in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Dr.  Gessler  in  Stuttgart  die 
„klinische  Tenninologie"  auch  in  der  vierten  Auflage  bearbeitet. 

Erfindungslustiger  Wetteifer  hat  auch  in  den  letzten 
Jahren  i^-ieder  ein  wahres  Füllhorn  von  s])rachlichen  Xeu- 
geburten  über  die  schon  langst  überfliessende  klinische 
Nomenklatur  ausgegosst-n.  Wiewohl  wir  bemüht  waren,  alle 
neuen  Bezeichnungen  ohne  Auswahl  einzufügen  und  den 
neueren  Forschungen  durch  Änderungen  und  Zusätze  gerecht 
zu  werden,  so  ist  es  uns  doch  durch  vielfache  Kürzungen 
gelungen,  die  unvermeidliche  Umfangszunahiiie  des  Buche- 
in  engen  Grenzen  zu  halten. 

Als  Quellen  für  die  neue  Auflage  dienten  ausser  (hm 
schon  in  früheren  Vorworten  aufgeführten  Werken  und  den 
gelesen.-ten  deutschen  Archiven,  Zeit-  und  WochenM?hriften 
und  Centralblättem  noch  die  folgenden  Lehr-  und  Hand- 
bücher: E.  Albert's  Lehrbuch  der  Chirui^e  (4.  AufL», 
Michel's  Lehrbuch  der  Augenheilkunde  (2.  AufL),  Gower--?' 
Lehrbuch  der  Nervenkrankheiten  1802,  PozziV  L^-hrbuch 
der  Gynäkologie  1S92,  Zweifel's  Lehrbuch  der  Geburt-hilfe 
1892,  Bükkxer's  Lehrbuch  der  Ohrenheilkunde  1S92  u- A. 

Herrn  Dr.  Zimmerer  in  München  verdanken  wir,  wie 
in  der  vorigen  Auflage,  die  Durchsicht  d^-r  et}Tnoh»jnV*hen  Er- 
klärungen und  die  :-prachliche  Einleiiun^r. 

Jena,  im  Juli   1^93. 

Dr.  R.  Stintzing. 


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Sprachliche  Einführung. 


Die  Sprache  der  Heilkunde  ist  das  Ergebnis  ihrer  geschicht- 
lichen Entwicklung. 

Es  ist  offenbar,  dass  ihr  die  Spuren  dieser  langwierigen  und 
nicht  immer  heilsamen  Einflüsse  unverkennbar  und  vielleicht  auch 
unverwischbar  aufgedrückt  sind.  Wie  jedoch  fast  unsere  gesamte 
abendländische  Gesittung  aus  dem  Boden  des  griechisch-römischen 
Altertums  erwachsen  ist,  so  ist  auch  der  Hauptbestand  des 
naturwissenschaftlichen  Sprachvorrates  in  dem  Umfange  der  klas- 
sischen Sprachen  enthalten. 

Die  Schriften  des  Hippokrates,  Aristoteles  und  Galenos, 
wie  des  Celsus,  Plinius  und  Vegetius  sind  und  bleiben  für  den 
Gelehrten  die  Grundlage  imd  der  Prüfstein  zur  Beurteilung  der 
Sprachrichtigkeit  und  Eeinheit  griechischer  und  lateinischer  Ter- 
mini der  naturwissenschaftlichen  Disziplinen. 

Dadurch  gewinnen  diese  Wissenschaften  auch  heute  noch  ein 
gemeinsames,  einfaches  und  völkerverbindendes  Gepräge. 

Dadurch  wird  aber  auch  die  Kenntnis  dieser  beiden  Sprachen 
dem  Arzte  und  Naturforscher  zur  unerlässlichen  Pflicht. 

Ohne  Verständnis   der   Etymologie    und   der   Gesetze   der 
Wortbildungslehre   haftet  das  Wort  ni cht  im  Gedächtnisse, ' 
bleiben  Sinn  und  Form,  Unterschied  und  Verwandtschaft  der  Aus- 
drücke unerkannt  und  dunkel,  sind  der  Willkür  falscher  Deutungen 
und  sprachlicher  Missbildungen  Thür  und  Thor  geöffnet. 

Die  Wortbildungslehre  umf asst  zwei  Gegenstände :  a)  die 
Bildung  der  Wörter  durch  Ableitung.  Derivatio;  b)  die  durch 
Zusammensetzung  nach  gewissen  Gesetzen,  Compositio,  Der  ganze 
Wortvorrat  einer  Sprache  in  ihrer  unendlichen  Mannigfaltigkeit 
lässt  sich  auf  eine  verhältnismässig  geringe  Anzahl  von  Wur- 
zeln zurückführen.  Unter  Wurzel  versteht  man  denjenigen  be- 
deutungsvollen Lautkomplex,  welcher  an  einer  Wortform  nach 
Ablösung  alles  Formellen  übrig  bleibt,  z.  B.  in  den  Wortformen 
reg-o,  rec-s  (rex),  reg-is,  reg-inüy  rector,  rtc-trix,  rec-tus,  rec- 


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Sprachliche  Einführung.  XIII 

iura,  reg-io,  reg-imen,  reg-imentum,  ley-co,  Ux-oca  ßsgco),  ?J^ig, 
Xex-xog,  öid-keTi'Tog,  Xsx-xixog,  kex-igov,  ).6y-og,  did-Xoyog,  Xoy-iog, 
Xoy-inog,  koy-ixevco,  loy-i6-xrjg^  Xoy-iSiov,  koy-isvg,  Xoy-iftog,  loy-i^co, 
Xoy-iOfÄog,  Xoy-iozijg,  Xoy-toziJQ,  Xoy-iorrjQia,  -ioiyjqiov,  Xoy-iOTixog, 
Xoy-ioievco,  koy'dg,  Xoy-dco,  loy-d^co^  Xoy-ddrjv,  ^oy-adixog,  Xoy-dQioVj 
Xoy-agidCco^  loy-agiaofiog,  Xoy-evoy,  Xoy-evg^  Xov-siaf  Xoy-sTov,  Xo^iag 
sind  reg  und  Xsy  die  Wurzebi,  alles  übrige  aber  Formelles,  das  an 
die  Wurzeln  reg  und  Xsy  angetreten  ist.  Diejenigen  Wörter,  welche 
unmittelbar  aus  der  Wurzel  hervorgehen,  werden  Wurzel w^örter 
oder  auch  Stammwörter,  Vocabula  primitiva^  genannt  und 
imi  diese  war  es  ims  bei  Feststellung  der  Etymologie  eines  Wortes 
in  den  meisten  Fällen  zu  thun;  denn  die  Wurzeln  selbst  hätten 
gar  zu  oft  uns  den  Versuch  nahe  gelegt,  den  Ursprung  derselben 
bis  auf  die  älteste  Form  der  indogermanischen  Schwestersprachen, 
das  Sanskrit,  zurückzuführen.  „Sollte  jemand  damit  noch  nicht 
zufrieden  gestellt  sein,  sondern  weiter  nach  der  eigentlichen  Be- 
deutung der  Wurzel  forschen,  so  fragt  er  bereits  nach  dem  Ur- 
sprung der  Sprache.  Auf  diese  Frage  erteilen  uns  die  Sprach- 
philosophen die  Antwort,  dass  das  primitivste  Material  der  Sprache 
Eeflexlaute  —  begleitet  von  Gebärden  —  gewesen  sind"  (s.  Pre  l- 
"WITZ,  Etymologisches  Wörterbuch  der  griech.  Spr.  1892). 

Ein  Stammwort  hat  zwei  Bestandteile:  die  Wurzel  und  die 
Flexions-  oder  Formationsendung. 

Unter  Flexionsendungen  verstehen  wir  erstens  die  Perso- 
nalsuffixe des  Verbum:  o,  i-s,  i-t,  co,  eig.  et  u.  s.  w.  —  Durch 
den  Antritt  dieser  Suffixe  an  die  Wurzel  gestaltet  sich  diese  zu 
einem  Zeitwort,  also  reg^  reg-o,  reg-is,  reg-it,  Xsy,  Xsy-w,  Xsy-sig, 
Xsysi  u.  s.  w.  Zweitens  das  Nominativzeichen  -s;  durch  den  An- 
tritt desselben  an  die  Wurzel  gestaltet  sich  dieselbe  zu  einem  Sub- 
stantive der  sog.  III.  Deklination,  also  reg,  reg-s  =  rex,  leg, 
leg-s  =  lex,  oder  zu  einem  Pronomen,  also  t,  i-s,  6,  o-g. 

Unter  den  Formationsendungen  verstehen  wir  a)  solche 
Suffixe,  durch  welche  einfach  bezeiclmet  wird,  dass  das  Wurzel- 
wort ein  Wort  der  sog.  I.,  II.,  IV.  und  V.  Deklination  ist,  also 
scrib-,  scriba,  ygaq?-,  yga(pi^,  hort-us,  ;ifoßr-o?,  hon-us,  dya-ä-og, 
(dulc-is,  yXvx-vg).  ac-us,  (dx-ic)^  gen-u,  (ydv-v),  di-es^  ST-og;  b)  solche 
Suffixe,  durch  welche  dem  Worte  eine  besondere  Bedeutung  ge- 
geben wird,  z.  B.  reg,  rec-tor  Lenker,  Xsy,  Xoy-svg  Eedner,  reg-io 
Richtung,  Xs^-ig  ßede,  reg-imen  Lenkung,  Xs^-ixov  Wörterbuch, 
frag-His  zerbrechlich,  Xsx-nx6g  gesprächig,  luc-idus  leuchtend, 
q?av-sQ6g, 

Den  Wurzel  Wörtern  stehen  die  von  denselben  abgeleiteten 
Wörter,  Vocabula  derivata,  gegenüber.  So  wird  aus  cap-ere, 
cap-tare,  cap-tatio,  cap-tator,  cap-tivus,  Xsy-co,  Xoy-iCco,  Xoy-iofj,6g, 
Xoy-iozyg,  Xoy-iöxixog,  aus  serv-us,  serv-ire,  dovX-og,  dovX-svco,  aus 
gen-us,  Gren.  gen-eris,  gen-er-are,  ysv-og,  ysv-sog,  ysv-soig,  ysv-vdco 

U,   8.   W. 


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XIV  »Sprachliche  Einfiihrung. 

Die  Ableitung  der  Wörter  von  den  Wurzeln  oder  von  bereit» 
gebildeten  Wörtern  mittels  der  antretenden  Suffixe  ist  eine  Art 
von  Flexion,  unterscheidet  sich  aber  dadurch  von  derselben,  daas- 
sie  nicht  wie  diese  die  wandelbaren  Beziehungen  ein  und  dessel- 
ben Begriffes,  sondern  die  aus  der  Wurzel  oder  einem  bereits  fer- 
tigen Worte  gebildeten  neuen  Wortformen  für  neue  Begriffs- 
formen bezeichnet.  Der  Wurzelbegriff  ist  freihch  in  allen  seinen 
Ableitungen  und  Weiterbildungen  erkenntlich  und  vorherrschend, 
ist  aber  in  jeder  dersell)en  auf  eine  besondere  Weise  gestaltet  und 
tritt  daher  auch  in  einer  l)esonderen  Wortform  hervor.  So  z.  B. 
zeigt  das  Suffix  -tor,  griech.  -ti;o,  den  Begriff  einer  thatigen  Per- 
son an,  als  rec-tor  Leiter,  Äoy-to-Trjg  Berechner,  das  Suffix  tto  den 
abstrakten  Begriff  einer  Handlung,  als  rec-tio  Leitung,  das  Suffix 
-ilis  den  Begriff  einer  Fähigkeit,  als  frag-ilis  zerbrechlich,  das 
Suffix  'tare  den  Begriff  einer  intensiven  Thätigkeitsäusserung,  als 
captare  haschen. 

Betrachten  wir  nun  die  Suffixbildungen  in  ihrer  Anwen- 
dung auf  unsere  medizinischen  Termini,  so  ist  weitaus 
das  häufigste  dem  Arzte  gebräuchliche 

1.  das  Suffix  auf  i-tis.  Dasselbe  ist  zunächst  nichts  an- 
deres als  die  gewöhnhche  Femininendung  zu  den  Substantiven  auf 
'Tt^g  und  besonders  zu  den  Adjektiven  auf  a-rijs,  e-rt^g,  t-tfjgy 
toxrjg,  z.  B.  Foydxrjg  der  Arbeiter,  eßj'dr«?  Arbeiterin,  ixhijg  schutz- 
flehend (i?ce  ig),  deo^icbzrjg  gefesselt  {dsofidmgjf  vsq^Qtrijg  nierenähn- 
lich  freqpgiug/. 

Die  Zahl  der  Wörter  auf  -i'rrjg  beläuft  sich  ohne  die  Gentilia, 
welche  eine  Herkunft  oder  die  Bewohner  von  Städten  bezeichnen, 
auf  circa  4()f). 

Diese  Wörter  sind  durch  ein  Sekundaer  Suffix  i-trig  gebildet 

Den  griechischen  Formen  entsprechen  im  Lateinischen  Bil- 
dungen auf  itis,  z.  B.  Quiritis  und  Samnitis. 

Man  darf  annehmen,  dass  sich  das  ableitende  Suffix  -riy- 
Mpäter  gern  zunächst  an  adjektivische  Formen  auf  -io  anschloss, 
z.  B.  (utiTTj-  {(vtio-  Birne),  tj/Mri-  sonnenartig  {rjho-  Sonne),  ynjiii]- 
die  Flotte  betreffend  (vtjto-  zum  Schiffe  gehörig),  oxoQmrrj  Skor- 
pionstein (öxogjTio-  Skorpion)  u.  s.  f. 

Verwandt  sind  diese  Bildungen  mit  den  zahlreichen  Zeit- 
wörtern auf  -t'tcü,  welche  eine  Neigung  zu  ihrem  Stammworte 
bezeichnen,  z.  B.  eUrjv-i^M  bin  hellenisch  gesinnt,  firiö-iCco  etc. 

Das  zahlreichste  Kontingent  aber  liefern  sie  für  die  Wörter 
atiH  dem  Naturreiche,  zumal  Steine,  Weinarten,  und  —  Krank- 
heiten, besonders  Entzündungen,  weil  das  Suffix  eine  er- 
h'nhU^.  Bethätigung  des  im  Stammworte  liegenden  Begriffes  be- 
//•ichnet,  z.  B.  df^/uhrjg  Sandstein  (ä^fjLog),  ßarpaxirijg  froschgrüner 
Htfiin,  yfonvirrjg  Kranichstein,  xeyxQttrjg  hirsenähnlicher  Stein,  xi?- 
girrjc  Wm'hsHt/^in,  fu?.TiTr}g  Rötelstein  (ßlXiogjy  jigaatzijg  Lauchstein, 
.^vgitr/g  FetierHtein,  ofiagayöizTfg  sm&rsigdfsuhejiy  ovxitrjg  {eigenf&rhig, 
yn/.xhtjg  Kupfcrntein,    //coßtr»;?  grasgrüner  Stein,    oTTjXirrjg  Säulen- 


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Sprachliche  Einführung.  XV 

stein,  ßoToviu]?  Traubenedelstein,  aijuaTiri]^  ßlutstein,  yalaxTiTrjg 
Milchstein,  q-syyiTrjg  Leuchtstein. 

Weinarten:  f^aQa&Qkrjg  aus  Fenchel  (udga&oov)  bereitet, 
juriUrrig  Apfelwein  (^ifjkov),  juvoTnrjg  Myrthenwein,  raodirrjg  mit 
Narden  bereitet,  of^itpayJxrig  aus  unreifen  Trauben  (6i.iq^ax-),  &v^- 
ßQtTrjg  über  Saturei  (dv^ßoa)  abgezogen,  jriootTrjg  mit  Pech  ver- 
setzt (mooa),  grjTivhrjg  nach  Harz  schmeckend  u.  a.  m. 

Auf  Krankheiten  bezüglich:  degiug  (scilicet  vooog),  ai^auug, 
d/nvyda/uTig ,  drögcorTrig,  dvägaxing,  dgiof-tanng,  yaXaxxiTig,  dovaxTzig, 
iyyaoxQiTig,  rjTzatirig,  ^vAamrig,  dwQaxltig,  xagöTug,  xovSvkTxig,  keifio)^ 
tuzig ,  fÄVQ/ir]xTxtg ,  ovv/txigy  jiaof/ovTxtg ,  mdaxTxig ,  :toixiXsi(j,iovTxig, 
jii^gTxtg,J[a)y(ovTxig,jigiorTxig,  axvXaxTxig,  axo)}.r}xixig,oji/.Tjvtxig,  (pgevTxig, 
yakxidlxig,  (brixig ;  jiriyixig,  xega/nixig,  ga;[Txtg,  dfiadixig,  d^Jieklxig, 
dgOgixig,  dq:gTxig  ,  dxvgixig ,  ßakavTxig ,  ßv&Tng ,  daxxvking  y  deiJivTxig, 
ijiioxXtjgixig,  i:jixo^Txigf  ^sqrvgTxig,  rjkXxig,  rj^iovlxig,  xgoxacpixig,  xcovTxig, 
?.€JXiixLg,  juag/iiagTxig,  f.ieao:ik6vgXxig,  juexakkTxig,  rei'oTxig,  (veffgTxig, 
vۧgixig)f  vfjolxig,  vixgXxig^  jisxakixig,  vaklxig,  cfekkixig,  (pkovlxig,  yj^ca- 
QiTtg,  yovdgtxig. 

Dazu  kommen  analoge  Neubildungen  späterer  Zeit 
wie  yayykiovLxig,  ekvxgixig,  ÖKpOegixig,  sjiiaxkrjgixtg,  xvaxXxig,  xwkXxig, 
xgavXxig,  jLirjxgXxig,  q?keßXxig,  yogdXxig,  fxaoiXxig,  xvxkXxig,  oakjiiyyixig, 
jxFQivayinitiSj  dga/vXxig  fdgayriov),  adenitiSj  bronchiolitis,  bronchi- 
tis,  ovgrj&gXxig,  oxo^iaxXxig ,  nvrovitis,  xv(f?uxig,  testitis,  bursitis, 
ykcoooXxig,  yovXxig,  xokmxig,  kagvyyXxig,  lAvcooXxig^  cavemitis,  gingt- 
vitis^  enteritis  und  gar  duodenitis. 

Diesem  gebräuchlichsten  aller  Suffixe  schliesst 
sich 

2.  das  Suffix  auf  -la  und  -ola  an.  -ia,  -ia,  -sia,  -oia  ist 
die  gewöhnlichste  Endung,  mit  welcher  Substantiva  von  Adjek- 
tiven abgeleitet  werden,  um  die  Eigenschaft  als  abstraktes  Sub- 
stantiv zu  bezeichnen,  im  Deutschen  -heit  oder  -keit. 

Im  Deutschen  erleiden  sie  in  der  Aussprache  mannigfache 
Veränderungen,  besonders  die  auf  -gonie,  -phorie,  -skopie,  -metrie, 
-logie,  -soplue,  -rhythmie,  -pathie  und  -mathie,  -graphie,  -kratie.  — 
Während  die  einfachen  Wörter  wie  -al/iiia,  -.ipoia,  -ßkeq-agia, 
-:ia&ia,  -xgavia,  -koyiay  -ygaq?ia,  -xgaxia,  -o&evia,  wjiia,  yeveoia, 
-yovia,  -yojvia,  (pogia,  -xojrla ,  -juexgia  ^  fiaoxia,  goia,  -gvd'fiia, 
'oxojiia,  -xouia,  -cpcovia  thatsächlich  nicht  als  Substantiva  vorkom- 
men, sondern  meist  auf  Adjektiva  wie  koyiog,  xomog,  fj.hgiog,  gv{^- 
fuog,  xofiiog,  yersmog  zurückgehen,  treten  sie  im  Zusammenhange 
mit  dem  d  privativum  oder  Compositis  oder  anderen  Substantiven 
sehr  gewöhnlich  auf,  also  dv-aemia,  djivola,  dßkeq^agia,  dkkojza&ia, 
dxgavca,  §eo-yovia,  xsxga-ywvia  (Viereck),  ycorio-tisxgia,  jivgo-cpogia, 
Jia^o-koyia  (seil.  T^yvrf),  dvigiöia,  d-fivooi^evEia,  ai^io-q  ikia,  dfißkvo)- 
Jiia,  Jiakiyye.veaia,  yeco-jiifxgia,  oxr}f9ooxojiia,  dva-xouia,  :jokvq)(ovia. 

Neubildungen  sind:  dkyia,  d-ke^ia,  ovg-auda,  dextero- 
xagdia,  exxojiia,  :iokv(.LaoOla  etc. 


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XVI  Sprachliche  Einführung. 

Die  griechischen  Ärzte  hatten  nur  ein  einzigem,  einen  krank- 
haften Ausfluss  ausdrückendes  Wort,  welches  mit  gota  (jrhoea 
Fluss)  zusanunengesetzt  ist.  Dieses  Wort  ist  aifioggoia.  Alle 
anderen  Worte  in  -rhoea,  welche  in  der  Medizin  so  zahlreich 
angetroffen  werden,  sind  Neubildungen.  Ist  das  Vorwort  eines 
solchen  Kompositiuns  eine  Flüssigkeit,  so  kann  die  Neubildung 
zugelassen  werden,  wie  BUnnorrhoea ,  Spermatorrhoea ,  Galactar- 
rhoea,  Dacryorrhoea  etc.,  denn  sie  entspricht  dem  griech.  Vor- 
bilde Haemorrhoea.  Ist  aber  das  Vorwort  keine  Flüssigkeit,  son- 
dern ein  Organ,  dann  sind  alle  diese  neuen  Worte  Barbarismen 
wie  l*hallori'hoea,  Balanorrhoea,  Metrorrhoea^  Proctorrhoea,  Otor- 
rhoea  u.  s.  w. ;  (s.  Hyrtl,  On.  an.  p.  304). 

Sehr  häufig  schüesst  sich  das  weibüche  -ia  an  präsentische 
Partizipformen  auf  -nt,  wie  in  audentia  Dreistigkeit  audens, 
audent'  wagend,  audientia  Gehör,  heneficentia,  benevolentia,  bre- 
viloquentia,  cohaerentia,  confidentia,  conscientia,  consequentia, 
constantia,  continentia,  convenientia,  despicientia,  dehiscentia, 
extumescentia,  flatulentia  etc.  etc. 

Neubildung:  latentia,  diese  werden  alle  wie  „Latenz"  im 
Deutschen  gesprochen. 

Die  Substantiva  auf  -i/a  entstanden  aus  -xla,  gehen  entweder 
aus  Nominalformen  hervor  wie  ayvcoola  von  äyvm-xo^,  xvvrjys-oia 
von  xvvrjys'Ttjg,  d?ca&aQ'Oia,  äxd^aQ-zog,  oder  von  Verbalformen 
wie  yvf^vaoia  (yvfivd^o^iatj ,  doxifxa-oia  f6oxt,udsO)),  elxaoia  (eixd^oj), 
axevaaia  (axevd^ü)). 

Unter  den  zahlreichen  Wörtern  auf 

3.  -is,  -SIS,  welche  eine  einfache  Weiterbildung  des  Grund- 
begriffs sind,  eine  Handlung  oder  den  Eintritt  eines  Zustandes 
bezeichnen,  kurz  den  abstrakten  Begriff  der  Thätigkeit  des  Sub- 
stantivs ausdrücken  (-om)  und  im  Deutschen  entweder  durch  den 
zum  Substantiv  erhobenen  Infinitiv  oder  durch  die  Endung 
-ung  wiedergegeben  werden,  dlXavi iaoig,  jtvgeoig  (deutsch  Pi/rese 
falsch  ausgesprochen),  dvdf^vijaig  (deutsch.  Anamnesel),  Neu- 
bildung:   x€vr7]aig ,    dxeq^akoxvöxig    (deutsch  Kystt) 

sind  die  zahlreichsten  die  auf 

-Moig  und  -oj^a,  welche  meist  eine  Fülle  bedeuten  und  von 
Verben  auf  -o«  abstanmien,  z.  B.  k'kxwfxa,  skxtoatg  von  «/.p^ow, 
eXxog,  Ulcus,  elx(o,  lacio;  —  aagncof^a,  oagxoco ,  odg^;  levxcofjia, 
levxöco,  Isvxog,  ?.evao(o,  luceo,  Av<?,  lux. 

Dabei  findet  eine  erhebliche  Differenz  der  Aussprache  zv^ischen 
dem  Accentton  im  Griechischen  und  der  Quantitätsbetonung  im 
Deutschen  statt. 

Die  meisten  der  Verba  auf  -o'oj  kommen  von  Nominibus,  be- 
sonders Adjektiven  der  II.  Deklination  und  bedeuten  gewöhnlich 
das  hervorbringen,  was  das  Stammwort  bezeichnet,  z.  B.  dyxvÄöco 
krümme,  dyxv?^og  krumm,  dyxv?.o)^a,  dyxv/.coaic,  dvaoTO/noyoig  (dra- 
oTOfi'öo)  öffne  den  Mimd). 


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Sprachliche  Einführung.  XVII 

Die  Substantiva  in  -ffojjua  geben  das  Vollbrachte  oder  das 
Ergebnis  der  Handlung,  die  Wirkung.  — 

Beispiele:  aijudzwaig,  aQ^omoig  (Arthrose)  v.  aQ&Qoco,  av^gd- 
Xfoaig  (Anthrakose)  y.  äv&gaxooy,  dvaaröfLicoaig ,  ^gofißcooig,  ix'&voyoig, 
xaQxivwotgj  xvcpcjoig^  fivoioig,  vixgcooigj  ^i^QOjaig,  oxo/ucooig,  rgixcoaig, 
TVQCJOig,  (fkoycooig,  ;fß<w/*arö>ö<ff,  ^colcootg. 

Analoge  Neubildungen:  dxdvdcooigf  dvoorcootg,  Äthetösel, 
ßXdatcooig,  Dextrose !,  DermatonosiSj  exxövdgcoaig,  sxxvfÄcoGig,  xvtw- 
atg,  xLQQwoigy  xiggövcooig,  XiJicofÄdrcoaig,  Lupinose! ,  fivxcooig,  vev- 
gcooig,  vs(pg(ooig,  oyxcooig,  oi'vooTMOig,  Tuberculosis! ,  vaXivtooig, 
vdgagyvgcoöig,  vjiegivcoocg ,  vdgcootgf  /oAcoa/ff.  — 

-oma.  xovövXcjfia  (xovdvÄÖco)  Geschwulst,  /.wslcofia,  oyxwfia, 
avfjL7cxco-[jLa.  — 

Neubildungen:  ddrjvcojua,  dxeaxoifia  (Akestöm)  dyysicofia 
{Angiöm)  y.  dyyetov),  ai^idxwfia,  dxdv&cofia,  y?.oio)fj,af  xvoTtofxOy  Xi- 
jtco^ia,  juvoyjua,  odovxojfia,  otedroyfia  (v.  ozeatoM  werde  ZU  Talg), 
ai(p(ovo)]Lia  (Siphonom),  ;ifdv5ßw/<a,  x^cogcofxa,  ja  sogar  adipoma, 
cavernom^Jibrom,  granuloma,  lymphoma. 

Alle  Ärzte  reden  yon^Neurosen  als  „Nervenkrankheiten".  Das 
sind  sie  wahrlich  nicht.  Arzte  und  Anatomen  bildeten  mit  vevgov 
eine  Legion  von  neuen  Worten,  welche,  weil  das  alte  veroov  Sehne 
bedeutet,  das  neue  aber  Nerv,  wahrhaft  komische  Sinn  Verwir- 
rungen mit  sich  brachten.  Alle  Substantive  in  -woig  kommen  von 
Zeitwörtern  in  -ow.  vsvgoto  heisst  nun  bei  den  Griechen  „den 
Bogen  mit  der  Sehne  bespannen",  somit vsvgcooig  „die  Be- 
spannung des  Bogens".  In  den  medizinischen  Lexicis  wim- 
melt es  von  solchen  Wortungeheuern  (s.  Hyrtl,  On.  an.  S.  353). 

4.  Wörter  mit  dem  Suffix  -(a)tio  -a-t-lo.  Viele  Wörter 
auf  -io,  -s-io,  -t-io,  -a-t-io,  welche,  wie  im  Deutschen  die  Sub- 
stantiva auf  -ung,  eine  Handlung  als  geschehend,  zuweilen  jedoch 
auch  ein  durch  die  Handlung  Bewirktes,  ein  Ergebnis  bezeichnen, 
sind  bei  uns  durch  das  Romanische  auf  dem  Umwege  über  Frank- 
reich eingeführt  worden  und  lauten  dann  auf  -  o  n ,  z.  B.  Luxation, 
Nation,  Passion,  Retorsion,  Version  etc.;  ablactatio,  subluxatio, 
subfocatiOj  subpuratio,  sus-pensio.  Die  Wörter  auf  -atio  und 
'Sio  gehen  natürlich  auf  Verbalstämme  zurück,  ablactare,  lux-are, 
tor-qu-ere^  luxa-tio.  tor{c)'Sio  etc. 

Analoge  Neubildungen:  angustatio,  cauterisatio,  spie- 
nisatio,  vasatio,  vascularisatio. 

5.  Wörter  auf  -tas,  griech.  -r»;^,  Gen.  -xr)rog.  Auch  sie  be- 
zeichnen in  der  Regel  einen  abstrakten  Begriff,  von  substantivi- 
schen und  adjektivischen  Stämmen  auf  -«-  imd  von  Adjektiv- 
stämmen  auf  -Z,  -«,  z.  B.  civi-tasj  aevi-taSf  im-muni-tas,  venus-tas, 
hones'tas,  facul-tas, 

Neubildungen,  venositas  (Gren.  venositat-is),  deutsch  ge- 
geben: Venosität  (venu,  venosus), 

6.  Auf  -mus,  griech.  -f.iog.  Substantive  von  Verbalstammen 
durch  Anhängung  der  Silbe  -fxog  abgeleitet,   die   gewöhnlich  den 

II 


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XVIII  Sprachliche  EiDführung. 

abstrakten  Begriff  der  Thätiffkeit,  seltener  die  intransitive  Be- 
ziehung des  Verbums  ausdrücken.  Es  ist  dies  die  regelmassige 
Ableitung  bei  den  Verbis  auf  -Cw,  tetrFa-juög  (Hippokb.),  Tenes- 
muSj  Albinismus  {albin-us  weisslich),  qeo),  ^evfia,  gerftaiucj, 
Qevßiaua-fÄOc. 

Neubildungen:  Alhinismus,  Ergotismus^  Mutacismus  (v. 
fnutus),  v7rv€OTiafÄog  (v.  vjivoiri^My  vjivoco);  ein  dygaftfjtauofiog  gibt 
es  nicht  im  Griechischen,  wohl  aber  dygajuftaua  und  dygaqpla. 

7.  -lov,  -iiim  (*ius,-ia, -iuin);z.  B.  remigium  {retnex,  remig-is 
Ruder),  princip-ium,  fastid-ium,  stilli-cid-ium  {stilla,  -ca-do). 

8.  -vus,  -va,  -Iva,  -ua,  -uum,  -uus;  acer-rus  (acus,  acer-is 
Spreu),  cater-va,  Miner-va,  ging-ira  Zahnfleisch,  snl-iva  Speichel, 
noct'Ua  Käuzchen,  patr-uus  Onkel,  tonitr-uum  Donner. 

9.  Die  Subst.  mit  dem  Suffix  -Ago  sind  aus  dem  Verb 
agere  gebildet,  mit  Steigerung  des  Vokals  ä  in  ä  und  mit  der 
Bedeutung  des  Bewirkens,  Darstellens,  Ähnlichmachens,  z,  B. 
im-ago  [iin-itarf)  Bild,  vor-ago  Schlund,  lapp-ago  (lappa  Kette), 
carr-ago  Wagenburg,  lumh-ago  [lumbus  Lende)  L. -Lähmung,  cori- 
ago  Hautknmkheit  (corium),  citr-ago  {citrus  Zitrone),  mucil-ago 
(mucus  Schleim,  mungo),  plumb-ago  (plumbum  Blei),  aur-ago 
Gelbsucht,  vir-ago  Mannweib,  farr-ago  Mengfutter  (/ar),  sart-ago 
Tiegel 

In  den  Suffixen  -igo  und  -ugo  hat  sich  das  ursprüngliche  a 
des  Suff,  -ago  zu  i  und  u  abgeschwächt 

Statt  -ago  findet  sich  auch  -l-a|^o  in  einigen  Wörtern  wie 
sah'i-l-ago  Salz-ig-keit  (salsus),  ossil-ago  Ejiochenhärte. 

Femer:  or-  igo,  prur-igo,  pet-igo  Räude  (j^e^ere),  vert-igo, 
elaudi-go  Hinken  (claudus),  surd-igo  {surdus),  lent-igo  linsen- 
förmige Flecken  {lens,  lent-is);  lan-ugo  (Flaum,  lana),  alb-ugo 
weisser  Fleck  (albus),  aur-ugo  Gelbsucht  {aurum)j  sals-ugo  Salz- 
gehalt {sal,  salsus) ,  ferr-ugo  Eisenrost  {fen-um),  vesper-ugo 
Abendstem  (vesper),  rubigo,  Rost  (ruber),  aer-ugo  Erzrost  (äes), 

Neubildung:  serpigo,  mellago, 

10.  Die  Formen  auf  -ber,  -bra,  -brnm,  -bris,  -bre  sind 
zurückzuführen  auf  fer-o  trage  (deutsch:  -bar,  z.  B.  fruchtbar); 
candela-brum  Kerzenträger,  lugu-bris,  fa-ber,  salu-ber,  cre-ber 
(cresco),  cele-ber,  frugi-fer,  (fögog,  z.  B.  ;fo??-9  o'^o?,  :ivQo-(f6Qog  etc. 

11.  Die  Suffixe  -eer,  -cris,  -cre,  -cra,  -crus,  -eruin  kom- 
men von  der  Sanskritwurzel  kar  „machen";  volu-cer,  ludi-cruSy 
lava-crum  bade-bereitend,  sepul-crum, 

12.  -ter,  -tro,  -truin,  Sanskritwurzel  tar  =  vollbringen, 
fere-trum  Bahre,  spec-trum  Schauen  bewirkend,  ras-trum  (raä-o), 
ros-trum  (rod-o),  claus-trum  (claud-o),  vi-trum  {Video),  mulc-tra 
(mulc-eo).  Das  Werkzeug  oder  Mittel  zu  einer  Handlung  be- 
zeichnet -ZOO,  'Toov,  ägo'Toov  Pflug,  aratrum,  Xv-tgov  Lösegeld, 
diSax-rgov  Lehrgeld,  -rga,  ^voxga  Striegel  (H'oi),  den  Ort:  6gx^)c- 
rga  Taozplatz,  jia/Mt-rj-zga  Ringschule  (von  ogyjo)  und  Jia/Mico). 

13.  Die  Bildungen  auf  -tura   sind   im  Lateinischen  sehr  ge- 


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Sprachliche  Einfühning.  XIX 

wohnlich  und  manche  sind  auch  unter  ihnen,  neben  denen  die 
einfachen  Formen  auf  -tor  gar  nicht  mehr  auftreten,  nur  ge- 
folgert werden  können;  pressura  (pressor,  premo) y  fractura 
(fractoTj  frangö),  punctura  (punctor,  pungo) ,  sectura  (sectoVy 
seco),  tonsura  {tonsor,  tondeo),  unctura  {unctor,  ungo),  litura 
(Uno),  junctura  (jungo),  genitura  {genitor,  gtg[e]no),  mensura 
(mensor,  metior), 

14.  -orium,  -tor-ium,  gr.  -rtjgiov,  -sorium,  (franz.  -oi)r,  zur 
Bezeichnung  von  Örtlichkeiten,  Werkzeugen  und  ähnlicher  Dinge: 
promunt-orium,  tent-orium,  accub-i-torium ,  sifda-torium,  ad-ju- 
torium,  ses-sor-ium ,  dever-sorium,  terr-i-toriuniy  calca-toriumy 
emunc-torium,  tec-toriiimy  axQoa-xrjQiov  audi-torium,  Stxao-n'jQiov 
Gerichtsstätte  {öixdCco). 

Neubildung:  decoctorium. 

15.  Eine  grosse  EoUe  spielen  in  der  Medizinersprache  die 
Deniinntiva. 

Sie  sind  etweder  solche,  welche  das  Stammwort  als 
klein  bezeichnen:  :iatd-iov,  puer-ulus  (TiaTg),  xrjn-iovy  hört- 
uliis  (H-fjjiog),  olx'lbiov  Häuschen  (olxos),  jcaid-dgiov  Knäbchen, 
^isX'-vÖQtov  Liedchen  (uUog),  kn-vXXiov  (esiog),  sid-vkliov  Idyll, 
Bildchen  {sldog),  veav-ioxog  adoUscent-ulus,  jzaiS-iaxr]  Mädchen, 
vavT-ü,og  (vavrrjg),  dxavd-vXXlg  (äxav&a),  ^eganaiv-ig  (ßeoajtaiva) , 
agellus  {ager-ulus),  serv-ulus,  bu-c-ulus  junger  Stier,  glori-ola, 
car-unc-ula  Stückchen  Fleisch,  aren-ula  feiner  Bandy  ^urfur-ic- 
ula  feine  Kleie; 

oft  auch  eine  Liebkosung  bedeuten:  xog-doiov  {xogrj), 
rpvy-dioiov  {ipvyj))^  /Lisigdxiov,  jueigaxiaxog,  ^sigaxvlXiov  {fislga^), 
L-iTtdgtov  {i'jiJTog),  xvviöiov  (xvcov),  fili-ola,  uxor-c-ula,  amic-uluSy 
oc-ellus  (aus  ocul-ul-us),  lect-ulus; 

etwas  Bedauernswertes, Verächtliches:  dv&goojt-dgior, 
dvßgcoji-iov,  -loxog,  laycodiov  (Xaycog),  yvv-aiov,  yvvv-ig,  yvvatx-iag, 
yvvatx-dgiov  {yvvrj),  ^M-v(piov  (Coöov),  homunc-ulus,  as-ellus  {asin- 
ulus)y  pleb-ec-ulüy  mulier-c-ula ,  lupula  Dirne,  meretric-ula, 
len-unc-ulus  Kuppler. 

Suffix  -lus,  -la,  -Iura  mit  dem  Bindevokal  w,  in  -u-lus, 
verlängert  in  -c-ulus :  fasci-culus,  folli-culus,  flos-culusy  os-culum 
Mäulchen. 

Das  Suffix  -edula,  haben  mehrere  Namen  von  Tieren,  be- 
sonders Vögeln:  acr-edula  Käuzchen,  fic-edula  Feigenschnepfe, 
mon-edula  Dohle,  nit-edula  Haselmaus,  querqu-edula  Krickente. 

Die  Suffixe  auf  -ellus  und  -illus  sind  aus  der  Verbindung 
zweier  Deminutivformen  -ulus  imd  -lus  entstanden,  indem  sich 
das    erstere  u    des    ersteren    Suffixes   zu  e   oder   i    abschwächte 

e  i 

und  das  letztere  u  ausfiel,  also  ul{u)luSy  ul{u)lus ;  agnusy  agnulus, 
agnululusy  agnelluSy  anellusy  catellusy  hacillum,  axilla,  maxilla 
{maxlay  mag,  fidaoo)  kaue). 

Vereinzelte  Formen  sind:  scutri-scum  ('«cw^ra  Schüssel) 

II* 


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XX  Sprachliche  Einführung. 

wie  im  Griechischen  die  auf  -ioxog,  -(cxv,  -ioxov;  -leas  statt  -las: 
equuleusy  hinnuleus,  nucleus;  tocuUio  Wucherer,  Toy.-o^  Wucher, 
fudax-tcov  Weich-Hng,  deu-ao-xtcov  Jämmer-ling  (?),  homun-cio 
Mensch-lein,  sen-e-cio,  mat-ellio  {matula  Nachtgeschirr),  rub-ellio 
rötlicher  Fisch  (Röt-ling),  Pinguecula  von  phiguis. 

Die  Bildung  der  Deminutiva  scheint  vorzugsweise  in  der 
Volkssprache  ihren  Ursprung  zu  haben,  und  so  erklärt  es  sich 
auch,  dass  in  der  neugriechischen  wie  in  den  romanischen 
Sprachen  ganz  gewöhmich  die  Deminutivform  statt  der  Stamm- 
form gebraucht  wird,  als  tndri,  6ftf.tdTiov  {oftfia),  naidi,  :iaidiov, 
(ojTtTi,  hospitium),  dgin,  doviov  (ägroc),  tfiU  {(fihov).  y>o)fii  y^wiiiov 
(iffcofwg) ;  dafür  lagen  schon  im  Altertum  Vorbilder  vor  wie 
ßißkiov  V.  ßtß/,0?,  i)i]oiov  V.  OtjO,  /gvot'ov  v.  yQvao;,  axofuov  v.  öro- 
^a,  —  Im  Romanischen  soleil  =  sol,  =  aieul  =  avus,  ucello 
(ital.)  =  aucella  =  avi-cella  =  avicula  =  avis,  corhcille  =  cor- 
hicula  =  corhis. 

Sehr  häufig  sind  Deminutiva  als  technische  Ausdrücke  in 
einer  Bedeutung,  die  von  der  des  Stanmawortes  wesentlich  ver- 
schieden ist,  wie  dent'i'Culus  Zahnschnitt,  capitulum  Kapital, 
mu8-culus  Muskel. 

16.  Die  Adjeetiva  auf  -ax  drücken  eine  Geneigtheit  oder 
Fähigkeit  aus,  z.  B.  cap-ax,  ten-ax. 

Hierher  gehören  wohl  auch  die  Substantiva  auf  -aculum. 
Unter  der  Schar  der  lateinischen  Nomina  instrumenti  sind 
tenaculum  und  retinactdum  jedenfalls  mitzuzählen,  aber  sie 
stehen  unter  dieser  Schar  als  falsche  Analogie  nach  dem 
Bildungsgesetze  von  guhern-a-culum  von  gubernarej  während  sie 
in  Wdirheit  ihre  Abstammung  von  den  Ädjektivstämmen 
tenac'  und  retinae-  nicht  verleugnen  können  (Osthoff, Forschungen, 
1875,  S.  56). 

17.  Im  Zusammenhange  stehen  damit  die  Adjektive  auf  -accus 
(griech.  -a|,  -dxiog,  'dxiov);  saeta-ceus  (saeta  Borste),  herba-ceus 
grasartig,  hedera-ceus  (Epheu),  ampulla-ceus  (Flajsche),  membrana' 
ceu8  (Haut),  rosa-ceus,  creta-ceus  (Kreide),  papyra-ceus,  arundina- 
ceus  {arundo  Rohr),  imvona-ceus  (Pfau),  Jiordea-ceus  (Gerste), 
farra-ceus  (Spelt),  gallina-ceus  (Henne).  Natürlich  wird  das  e 
in  -tu8  kurz  gesprochen. 

18.  Die  Adjekt.  auf  -ills  zeigen  eine  passive,  selten  aktive 
Fähigkeit  oder  Tauglichkeit  an,  z.  B.  fiss-üis  spaltbar. 

19.  -(i)cus,  -{i)a6g,  -aticus.  An  Nominalstämme  angehängt 
bildet  'ixog  Adjektiva,  die  wie  die  Adjektive  auf  -log  den  deutschen 
Endungen  -ig,  -lisch,  -lieh  und  -isch  entsprechen  und  anzeigen, 
dass  etwas  zum  Nomen  gehört,  dasselbe  betrifft,  davon  her- 
kommt, z.  B.  d6e),(f-ix6g  von  dbel(f6g  etc.,  divic-us,  nephritica, 
vFVQtTixog,  vfvgixog,  analepticay  analgetica,  antemetica,  antidys- 
kratictty  epileptica,  galactica,  hydropica,  seil,  re media. 

20.  -Ulis  imd  -ivus  haben  passive  und  intransitive  Bedeutung; 
nat-ivuSf  vot-ivus,  ^ja^^-Zvi^Ä,  aest-iviis,  captivus,  fugitivus. 


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Sprachliche  Einfühi*ung.  XXI 

Neubildung:  entero-raptiv    und  vomituritivus   {vomiturio, 

21.  -bundus,  -cundus  und  -undus  drücken  eine  Eigenschaft 
oder  Fertigkeit  aus;  furi-bunduSj  mor-i-bundus,  fe-cundus  (feo 
gebäre). 

22.  -neus,  veog,  fag-i-neus  buchen  =  (fr}y-i'veog ,  bezeichnen 
wie  -g{e)nu8,  gineus  (gigno)  den  Stoff  und  die  Herkunft;  unigenus, 
unigenitusy  benignus,  malignus,  indi-gena,  terrigena,  aliegnus. 

-aneus,  -anus  ebenfalls  die  Herkunft;  castell-anus,  ^j/s^auw^ 
Pfeilkraut,  fontanus,  humanus,  urbanus ,  mundanus,  decamiSj 
membrana,  quartana,  alt-amis  Seewind,  soUanus  Ostwind. 

Neubildung:  melan-eus,  jtiskdvFog  statt  nsXaoua. 

IV  6g  dient  zur  Bildung  temporaler  Adjektiva  /ßso-ivog  hester- 
nU8  gestern,  iag-iv6g  vernus ,  vvxrso-tvog  nocturnus ,  io^FQ-irog 
vespertinus. 

-inus  Tiemamen;  agniniis,  anguinus,  apriniiSy  canimis,  lepo- 
rinus,  leoninus,  asinimiSy  porcinus,  equinus. 

Neubildung:  Dextrin,  Ergotin  (f'oyo)),  Morphin,  Cocain, 
Solanin,  Strychnin,  Margarin  (Fettsubstanz,  v.  fiagyugov  =  /nao- 
yaghijg  Perle,  wegen  des  Glanzes). 

Neubildung:  intra-,  sub-  und  i^er-cutanus  {cutis  Haut). 

-aeus  und    -eus. 

Ist  das  Beiwort  griechischen  Ursprungs  und  wurde  es 
aus  einem  griechischen  Hauptworte,  durch  Umwandlung  der  End- 
silbe desselben  in  -ai'>g  gebildet,  wie  ykovialog,  jiegovaTog,  :todialog, 
dßeXidiogf  oxeqpavaXog  u.  8.  w.,  SO  kann  und  darf  es  im  Lateinischen 
nur  als  glutaeus,  peronaeus,  podiaeus,  obeliaeus  (sagittalis), 
stephaniaeus  (coronalis)  geschrieben  werden. 

Ist  aber  das  Hauptwort  ein  lateinisches,  wie  pecten,  bra- 
chium,  poples,  femur,  tibia,  crus,  solea  und  cubitus,  so  darf  auf 
keinen  Fall  pectinaeus,  brachiaeus  etc.,  sondern  es  muss  pectinius, 
hrachialis,  popliteus,  femoralis,  tibialis,  cruralis,  soltus  imd 
cubitalis  gesagt  werden.  Bei  allen  Adjektiven  in  ^us  ist  das 
e  kurz,  „quia  vocalis  ante  vocalem  corripitur". 

23.  Suffix  -dus,  -da,  -dum,  von  Wurzel  da  geben;  luc-i-dus 
lichtgebend,  frig-i-dus, 

24.  auf  -osus  bezeichnet  eine  Fülle;  aren-osus,  lapid-osus, 
erythematosus,  nodosus. 

Neubildungen:  corymbosus,  nummulosus,  phlegmonosus, 
crouposus. 

25.  Abgeleitete  Denominativa  auf  -eus,  -y.og  (spurcus,  pau-cus, 
fia)M-x6g)',  hiul-cus  klaffend  (von  hiol-us,  hio,  hiare),  juven-cus 
(Juvenis),  petul-cus  stossend  (pet-ulus ,  petere) ,  pris-cus  (pris  = 
prius),  moll'US'Cus  {moll-is),  past-i-cus  gemästet  (pastus,  pascor), 
&i*ZwZ-cu5  Ochsenknecht  (6w6wZw5),  subul-cus  {subulus  Schwein,  sus), 

26.  -alis,  Suffix  der  Zugehörigkeit :  flor-alis,  austr-alis,  natur- 
alis, mort-dlis,  fat-alis. 


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XXII  Sprachliche  Einführung. 

Neubildungen:  cordialis, pulmonalis,  laryngealiSy  synochal. 

27.  Bildungen  auf  -tom  sind  natürlich  gewöhnliche  Verbal- 
Adjektive  auf  -og  vom  Stamme  re^vw  schneide,  also  eigentlich 
äva-TÖ(X  og.  • 

28.  Die  Adjektiva  auf  -uliis  drücken  eine  Neigung  aus,  z.  B» 
aem-ulus. 

Neubildung:  völvulus. 

Auffälliger  sind  die  Weiterbildungen  der  Komparativform 
fortiusculus  ein  wenig  stärker,  grandiusculus,  unctiusculus,  pin- 
guiusculus,  minusculusy  plusculus,  duriusculus. 

Neubildung:  depressiusculus. 

29.  Die  Adjektive  auf  -orius  stammen  von  Substantiven  auf 
-tor  und  -sor ;  amator-iuSy  uxorius. 

suspensorius  und  depletorius  [depleo  schöpfe  aus]  sind  Neu- 
bildungen, (deutsch:  depletorisch). 

30.  -tus,  -atus,  -itns,  -ntus,  -otos  zur  Bezeichnung  eine» 
Versehenseins  mit  etwas;  ansa-tus  (Henkel),  barba-tus,  ala-tus, 
pennatus,  aquatus,  lupatus  (mit  Wolfszäbnen),  rostratus,  cordatus, 
tepor-atus  lauwarm,  auritus,  pellitus,  crinitus,  fellituSj  mellitus y 
cornutusj  hirsutus,  nasutus,  aegrotus. 

31.  auf  -olentus,  -olens,  -olus,  ulus,  -ulens;  caer-ulus, 
bub'Ulus  (bos,  bo-vis),  opulens,  opulentus,  viölenSj  violentus,  san- 
guinolentus,  sonst  nur  -ulentusy  truc-ulentus,  op-ulentus,  corp- 
ulentus,  pot-ulentus,  fraud-ulentus,  esc-ulentus,  luc-ulentuS)  tut- 
ulentus,  pulver-ulentus,  turbulentusj  poculentus,  rorulentus  betaut, 
purulentus  eiterig,  temulentus  berauscht  {tem  Stamm,  wie  tem- 
er-arius),  virulentus  (virus  Gift),  frustulentus  voller  Stückchen, 
macilentus  mager,  mustulentus  mostreich,  pisculentus,  aquilentus, 
bucculentus  pausbackig.  Später  sind:  carnulentus  (Fleisch), 
faeculentus  (Hefe),  farinulentus  (Mehl),  febriculentus  (Fieber), 
florulentus  (Blume),  foetulentus  (stinkend),  glebulentus  (klumpig), 
jurulentus  (jus  Brühe),  marculentus  (welk),  merulentus  (tmnken) 

i 
merus  Wein),  muculentus  rotzig,  rosulentus  rosig,  somnulentus 
schlaftrunken,  sordulentus  schmutzig,  suculentus  saftreich,  terru- 
lentus  irdisch. 

GraC'ilis  =  grac-ilentus  führt  uns  auf  die  Herkunft  des  Suf- 
fixes -lentus,  welches  natürlich  mit  einem  Verb  oleo  (olens,  ölen- 
tus)  nichts  zu  schaffen  hat;  pestilens  =  pestilentus.  Diese  latei- 
nischen Bildungen  auf  -^lens,  -lentus  mit  dem  Bindevokal  e,  o,  u 
(ilentusj  olentus,  ulentus)  hängen  enge  zuammen  mit  denen 
auf  ilis. 

32.  Adjektiva  auf  -og  werden  einfach  aus  dem  Griechischen 
herübergenommen  imd  latinisirt;  axecpaloc  ohne  Kopf  akephalusy 
freilich  wieder  mit  Veränderung  der  Betonung,  djipoacojtog 
ohne  Gesicht  aprosopus^  änovg  ohneFuss  apus,  äfiogopog,  formlos, 
amorphus. 


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•  Sprachliche  Einführung.  XXIII 

Neubildungen:  uvoffdalfwg  ohne  Auge  anophthalmusj 
afxeXog  ohne  Ghed  ameliis,  äxog^iog  ohne  Rumpf  acormus,  drgjjra' 
>es(fakog,  oiTgrjraxogiuog,  äyva§og  ohne  Kinnlade  agnathus. 

33.  Weitaus  das  häufigste  aber  unter  allen  Adjektivsuffixen 
der  medizinischen  Terminologie  ist  das  Suffix  aiif  -iiieus  = 
-o-siörig.  Hyrtl  hat  sie  in  wünschenswerter  Vollständigkeit  für 
die  Anatomie  zusammengestellt;  aden-o-ideus ,  allant-o-tdeus, 
arachn-o-ideus,  arytaen-o-ideus,  ex-o-ideus  (alter  Name  für  epi- 
stropheus),  hathm-o-ideus,  (^enwÄ-artig,  von  dem  Hippoki*atischen 
Worte  ßa^fiig  Gelenkgrube)  etc.  etc. 

Alle  diese  Wörter  sind  latinisirte  Griechen  auf  Eiöyg  mit 
dem  Bindevokal  o. 

Als  lateinische  Epitheta  kamen  sie  erst  im  17.  Jahrhimdert 
in  der  Anatomie  zur  Aufnahme,  meistens  durch  J.  Riolanus. 
Viele  dieser  Worte  stehen  jetzt  noch  im  Gebrauch.  Die  be- 
treffenden griechischen  Adjektiva  enden  mit  -eidi^c.  Es  steht 
den  Lateinern  zu,  den  Diphthong  et  in  7  zu  kontrahieren  und 
die  Endsilbe  -rjg  in  -eus  zu  verwandeln,  so  dass  z.  B.  dösv-o-eiöi^g 
durch  aäen-o-ideus  ausgedrückt  werden  kann.  In  diesem  adenoi- 
(leus  ist  das  ^  lang,  weil  es  für  ei  steht,  und  das  e  kurz,  wie  in 
allen  Adjektiven  auf  eus  {aureuSy  argenteusy  ferreus,  plumbeus 
etc.).  Man  darf  also  nicht  anders  als  adenoldtus  sagen,  wie 
denn  auch  in  den  dem  Griechischen  nachgebildeten  Worten 
adenoid,  alcaloid,  sarcoidy  myxoid  etc  der  lange  Accent  auf  das 
^  fallen  gelassen  wird.  Es  ist  aber  leider  zur  allgemeinen 
Unsitte  der  Anatomen  geworden,  die  Betonung  gerade 
umzukehren;  dass  es  nicht  mehr  geschehe,  müssen  aUe  Sprach- 
kundigen wünschen. 

Neubildungen  sind  z.  B.  ßbroidj  desmoid,  dermoid,  dis- 
coid,  fungoid,  celluloid,  alkaloid,  geoid  u.  a. 

34.  Zu  erwähnen  ist  noch  die  Sitte,  die  lateinischen  imd 
griechischen  Adjektive  auf  -ius,  -icus  und  -log,  -ixog  mit  der 
deutschen  Endung  -isch  zu  geben,  also  für  depletor-ius  deple- 
torisch,  creticus  kretisch,  öwdf^iog,  dörväfjiog,  dynamisch,  adyna- 
misch,  (fvoixog  physisch ,  o^huog  sthenisch,  ojTxixdg  optisch  zu  sagen. 

-fex-,  -fieus  imd  -fic-ax  sind  Endungen  der  Wurzel  fac  von 
factrCj  z.  B.  arti-,  auri-,  carni-,  dapi-,  opi-y  ponti-fex;  bene-, 
grati-j  honori-,  harn'',  magni-,  male-,  miri-,  muni-ficus; 
efficax,  —  Beliebt  sind  in  der  Medizin  die  Zusammensetzungen 
mit  -genus,  -gena,  -yövog,  -ysvrjg  [und  -ycovog]  V.  yiyvofiai, 
Stamm  ysv-,  gt'g[€]no),  z.  B.  alieni-genus,  caeli-genusj  indJ-genus, 
terri-gena,  privi-gnus,  pyro-gon,  pytho-gen,  endo-gen,  oxy-gen 
(o^vyevtjg),  pyo-gen,  sapro-gen,  hydro-gen,  amphi-gen  {d^<fiyevr)g), 
pentagon    {i^TEvxd-ywvog) ,   ywvog  •=  ywvia    (Winkel,  Eck),    tri-gori 

U.    8.   W. 

So  wird  on  gebraucht,  mn  anzudeuten,  dass  gewisse  Gegen- 
stände in  Mehrheit  vorhanden  sind  (Benzon) ;  bei  an,  en  ist  nichts 
dergleichen  nachweisbar. 


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XXIV  Sprachliche  Einfühmug. 

Viele  dieser  Endungen  sind  ganz  willkürlich  und  werden  für 
bestimmte  Klassen  von  Körpern  mit  Vorliebe  angewandt  z.  B. 
in  zur  Bezeichnung  des  Stoffes,  der  Alkaloide,  der  in  vielen 
Pflanzen  vorkommenden  Gifte:  Morphin,  Cocain,  Solanin,  Strych- 
nin  ,  Ergotin  {^oyco) ,  Margarin  (udgyaQov  =  fiaoyagmi^  Perle, 
wegen  des  Glanzes). 

Neugrebildete  Endungen  erklären  sich  wie 

-yl  vom  Griechischen  vli]  Stoff,  z.  B.  Methyl  {uexa  nach), 
„Nachstoff"  (Liebig),  Aethyl  (ai^g),  Fropyl  {prope  nahe  bei), 
Butyl  (SovTvgov),  Ampi  (ä/tiidov). 

-Ol  von  oleum,  Öl,  z.  B.  Benz-öl,  Phen-öl,  Tolu-ol, 

-al  abgekürzt  aus  Alkohol  (!),  z.  B.  Chlor-al,  Jeth-al. 

-at,  -ate  nach  dem  Griechischen  dit^g,  z.  B.  carbon-ate,  Sulf- 
ate u.  a.  m. 

35.  Wichtig  sind  für  die  Zusammensetzimgen,  Compositiones, 
die  Gesetze  des  Bindevokals  und  der  Vokalabstufung.  Den 
ersteren,  der  meist  euphonisch  zum  Zwecke  des  Wohllautes  ge- 
setzt ist,  haben  wir  im  Griechischen  in  dem  enthetischen  -o-,  im 
Lateinischen  als  -w-  imd  -/-  erkannt,  z.  B.  d^€v-o-eibr)g,  luc-u-len- 
tus,  lucA'dus,  vermA'formis.  Der  Umlaut  und  Ablaut  tritt 
wie  im  Deutschen  in  „bauer",  „bäuerisch",  haüs,  häuslich,  ost, 
östlich,  nacht,  nächtlich,  singe,  sang,  gesungen  etc.  beim  Laut- 
wandel infolge  nachfolgender,  anders  tönender  Silben  ein,  z.  B. 
xeigco,  d-?cag-i]g ,  (pegco ,  cpogog ,  yhog,  ycvo;,  (fuf-ii),  (fijf^h  (fcovt}, 
lemo),  loLTiog,  rgsqpo),  xgo^fog,  rgoqi},  hgdqtjv,  sepel-io,  sepul-crum, 
reg-0,  rog-us.  tego,  toga,  fero,  fors. 

Dieser  Bindevokal  ist  oft  ausgelassen  in  Neubildungen, 
wie  a-rhin-enkephalie  statt  d-givo-Eyx£(faUa,  Atmiatrie  statt  dxfio- 
laxgELo, 

36.  Eine  gewisse  Aufgabe  hat  auch  in  der  Sprache  der 
Medizin  das  d  privativum  zu  erfüllen.  Das  dlifa  privativum 
drückt  eine  Verneinung  oder  Verschlechterung  des  nachfolgen- 
den Begriffes  aus,  wie  lateinisch  in  {gratiis,  in-gratus),  deutsch 
un,  vor  Vokalen  heisst  es  dv,  z.  B.  a-ßaxog  ungangbar,  d-^draxog 
unsterblich,  ä-ßovkog  schlimm  beraten,  dv-dgii^^iog  unzählig,  in- 
numerahilis. 

Das  d  privativum  wird  missbräuchlich  sogar  lateinisch  ge- 
braucht, z.  B.  a-reflexie,  anacididaet  (!)  —  Statt  d-fA,vo-xgo(fia  er- 
wartet man  iuv-axgo(pia,  statt  d-ixvo-odevsia,  fw-ao^sveia. 

Neubildung:  dv-axovoia,   dr-igidin. 

Davon  zu  unterscheiden  ist  das  d  coUectivum  oder 
intensivum,  das  eine  Gemeinschaft  ä-loyog  Gemahlin,  eine 
Gleichheit,  d-xdkavxog  die  Wage  haltend,  eine  Versammlung, 
d-dgoog  zahlreich,  oder  eine  Verstärkung  bezeichnet  d-xevtjg  stark 
gespannt,     dv-evgvoua  v.  dvevgvvco,  evgvg. 

37.  Häufige  Zusammensetzungen  geschehen  mit  di,  dis,  dig 
und  övg. 


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Sprachliche  Einführung.  XXV 

Die  Bedeutung  von  diy  die,  dvg  ist  eine  den  nachfolgenden 
Begriff  zersetzende,  auflösende  oder  verschlechtemde. 

Sid  geht  gewiss  auf  einen  Nominalstamm  (vgl.  61/0)  zurück, 
welcher  ZWeiheit  bedeutete,  hiess  also  ursprünglich  „bei  oder 
mit  Zweiteilung*' ,  das  ist  „zwischen". 

di(g)  heisst  eigentlich  zweimal  =  lat.  bi  oder  biSy  also  Si-corog 
mit  zwei  Ohren. 

dts  =  zer,  auseinander,  bleibt  unverändert  vor  Vokalen  und 
h.    Vor  Konsonanten  teils  dts,  teils  di. 

övg,  imtrennbare  Vorsilbe  wie  das  deutsche  miss  oder  un, 
bezeichnet  das  Misshche,  Schlechte;  vor  Wörtern,  die  mit  a-^ 
und  ox  anfangen,  fäUt  das  o  gewöhnlich  fort.  Hierher  gehören 
auch  Bildungen  wie  ve-sanus  und  ve-cors,  ve-stigium  nach  vi-duaf 
vi-ginti  etc. 

37.  Abgeleitete  Verba.  —  Ein  Buch  für  sich  würde 
das  Kapitel  über  die  Verba  beanspruchen.  Doch  kommen  sie  für 
uns  wenigei*in  Betracht,  da  wir  es  hier  hauptsächlich  mit  den 
Nomina  zu  thun  haben.  Abgeleitete  Verba  werden  auf  sehr  ver- 
schiedene Weise  aus  Nominalstämmen  gebildet.  Die  wichtigsten, 
ihrer  Bedeutung  nach  wenig  von  einander  verschiedenen  Endungen 
der  abgeleiteten  Verba  sind,  nach  der  Präsensform  geordnet, 
folgende:  1.  6m  z.  B.  fiio^öco,  (fua&og  Lohn).  2.  dco,  z.  B.  uf.id(o 
(jifjLYj  Ehre).  3.  ^co,  z.  B.  dgtdfisco,  {dgi'&iiiog  Zahl).  4.  svco,  z.  B. 
ßaodevio  (Saadevg  König).  5.  i'Cco,  z.  B.  skni^oy  (ilmg  Hoffnung). 
6.  dCo)  z.  B.  öixdCco  (dixT)  Recht).  7.  aivco  z.  B.  07]fj,aivco  (oi}/na 
Zeichen).    8.  vvco  z.  B.  ^Svvo)  {fjövg  süss). 

Eine  bestinunte,  nämlich  desiderative,  Bedeutung  kommt 
den  Verben  auf  oeioiy  sowie  mehreren  auf  aw,  idoi  zu:  ysXaoeioDy 
es  lächert  mich,  dgaoeico  habe  Lust  zu  thun,  qpovdco  bin  mord- 
gierig, xlavaidco  bin  weinerlich  gestimmt.  Die  Verba  der  beiden 
letzten  Ausgänge  bezeichnen  auch  häufig  eine  körperliche  Sucht 
oder  Kranmeit:  (bxgido)  habe  die  Bleichsucht,  dqp^aXf^idco  leide 
an  den  Au^n. 

Ahnlich  steht  es  im  Lateinischen.  Verba  werden  entweder 
abgeleitet  von  anderen  Verbis  oder  Nominibus  und  zwar  unter- 
scheidet man  frequentativay  Verba  der  Wiederholung  oder 
Verstärkung  des  Primitivum  z.  B.  clamo,  clamito;  domo,  domito; 
adjuvo,  adjuto;  curro,  cur  so,  cursito;  dico,  dicto,  dictito;  defendo, 
defensOy  defensito  u.  s.  w.  oder  verba  desiderativa  z.  B.  edo, 
esurio  oder  deminutiva  z.B.  canto,  cantillo;  conscribo,  conscri- 
billo;  sorbeo,  sorbülo  u.  a.  odier  inchoativ a  auf  sco,  caleo,  calesco. 
u.  s.  w. 

Von  Nominibus  abgeleitet  führen  wir  an,  flos,  florere;  albus, 
albare;  stirps,  stirpare;  u.  s.  w.  — 

38.  Von  den  griechischen  Präpositionen  und  Partil^eln  ist 
zu  merken:  dvd  hinauf,  y-ard  hinab,  u/na  zugleich  =  S/wv ,  Sid 
durch,  Siya  zweifach,  fistd  mit  und  nach,  sehr  häufig  =  Ver- 
änderung um,  Tiagd  daneben,  entgegen,  vjio  darunter,  iv,  elg  darin. 


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XXVI  Sprachliche  Einführung. 

hinein,  ojio  weg,  d/ii<pi  um,  herum,  ijii  darauf,  dvri  entgegenen,  ix^ 
i^  heraus. 

Neubildungen:  Verdoppelung  der  Präposition  wie  in  ytaga- 
jEOLQ-eotg,  contra-ex-tension. 

Von  den  lateioisclien  ab,  a,  abs;  die  Grundform  ist  »b, 
griech.  dno. 

ah  steht  vor  Vokalen  und  ä,  kann  aber  auch  vor  allen  Kon- 
sonanten stehen  wie  a. 

Die  Form  ahs  (aps)  findet  sich  vor  c,  p,  t,  abs-tineo,  abs- 
traho,  abS'Cedo,  abs-que. 

Verkürzt  in  ««,  as-pello,  as-porto. 

Die  Form  au  in  au-fero,  au-fugio  geht  entweder  aus  dem 
Sanskrit  ava,  ahd.  aba  =  von  herab,  aier  aus  der  Präposition 
af  ■=  av  -=  au  hervor. 

Die  altlateinische  Präposition  am,  an  entspricht  dem  grie- 
chischen dfKpiy  amb'io,  amb-ire,  am-plector,  an-fractus,  skr.  abhiy 
alts.  umbiy  ahd.  utnpi.  Viele  Zusammensetzungen  Abgeben  sich 
mit  dem  Präpositionaladverb  versus  (von  verto)  „wärts"  adver - 
sus,  aliorsumy  deorsum,  dextrorsum,  introrsum,  prorsum^  rursum, 
retrorsuniy  searsum,  sinistrorsum,  sursum  {sub-vorsum).  Die 
Präpositionen  sub  unter,  super  über,  subter  unterhalb  werden  in 
ihrer  Funktion  als  bekannt  vorausgesetzt. 

39.  Höchst  auffallend  und  barbarisch  sind  die  Zwitter- 
bildungen, Voces  hybridae,  welche  aus  den  beiden  Sprachen 
Worte  oder  Endungen  zusammensetzen,  z.  B.  dextero-xa^öia, 
xsQaxo-glöbus,  veo-natuSj  lact-dycoy^ög),  jiegi-vaginitiSf  xavxrjQ-isatiOy 
ajikrjv-isatio,  avv-ovitiSy  ovvox-al,  g^agv-yy-ealiSj  amoeno-fiavia ,  drr- 
acidus,  avTo-transfusion,  cavern-cofia  {cavernom),  dextr-cooig, 
(dextrose),  igvi&rjfia'tosumy  ^jiat-isatio,  lupin-coaig  (luptno8e)jtuber' 
culose,  fiov-oculuSj  (pkvxxaiv-ula,  (plvKraiv-ulosay  (pXeyfiov-osay 

WortvcrstttinmeluHgen  wie  pelys  statt  pelvis,  panarüium 
statt  paronychium,  {jiagcDwxio),  athetose  statt  d&htjmgy  antimoni- 
um  verderbt  aus  dem  arabischen  al-ithmidumy  bracherium  statt 
bracMonartum,  myrinx  statt  fifjviy^  etc. 

Willkürliche  Verkürzungen  wie  Achrupsie  statt  axQcofia- 
Toy;ia,  Akiurgie  statt  äxiSoegyia,  dxiSovgyia,  Chrupsie  statt  XQ^^ 
fiotpia,  Kinaesthesie  statt  xivrjoiaiodirjoia,  Syndektomie  statt  ow- 
Ssofiosxrnjiia,  Metopaaie  statt  fÄercojiostayia  u.  s.  w. 

40.  Über  Neubildungen  des  späteren  Griechisch  und  Lateinisch, 
der  Latinobarbari  haben  wir  oben  schon  öfter  gesprochen;  es  ver- 
steht sich,  dass  diese  Sammlung  sich  ins  Unendliche  vermehren 
liesse.  Berechtigt  sind  Neubildungen  wie  ßov-xvrjfiia,  nach 
Analogie  von  ßov'ßgcoong ,  Stierhunger,  („Wolfshunger'*),  =  ßov- 
Mfiia,  ßov-fiaobog  sc,  äfiJtekog,  ßov-veßgog,  ßov-^aig,  ßov-jiaXtg,  ßov- 

In  das  Heer  von  neuen  Bildungen  in  der  Sprache  der  Natur- 
wissenschaften lässt  sich  nur  schwer  Ordnung  und  System  bringen. 
Doch  ergeben  sich  folgende  Gesichtspunkte: 


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Sprachliche  Einführung.  XXVII 

a)  nach  Eigennamen  von  bestimmten  Personen,  Erfindern, 
z.  B. :  Columhium,  Galvanismus ,  Hausmannit,  Humholdit, 
Mikrohm  (Ohm),  Mikrofarad  {Farad,)  pasteurisieren,  Chinin  etc. ; 

b)  nach  Grottheiten  aller  Mythologien,  z.  B.:  Pelopium, 
Niobium,  Kastor,  Pollux,  Titanit,  Atropa,  Sisyphus  (Pillenwälzer), 
Geokronit  (Kronos)  etc.; 

c)  nach  Ländern  und  Orten  der  Herstammung:  Tabak, 
Achat,  Cognac,  Uralit  etc.; 

d)  nach  der  Herstammimg  von  einem  Naturkörper,  z.  B. 
Kreatin,  JPtomatn,  Allyl,  Papaverin  etc.; 

e)  nach  einer  Ähnlichkeit:  Selenoid,  Krystalloid,  Geoid, 
Hippuris  etc. ; 

f)  chemische  und  physikalische  Eigenschaften,  z.  B,: 
Chlor,  Brom,  Glycerin,  Haematoxylin^  Auripigment; 

g)  Zweck  oder  Wirkung,  z.  B.:  Pyknometer,  Bheometer, 
Antifibrin ; 

h)  nach  einem  System:  Schwefel,  Kupfer,  Äther  etc.,  z.  B.: 
Di-methyl-amidottzo-henzol-mono-carhon-säure  (ein  Wort!); 

i)  Originalbenennungen  nach  Eisen,  Blei,  Gold; 

k)  willkürliche  zweifelhaften  Ursprungs,  z.  B.:  Amalgam, 
{udXayfia),  Paraffin  {parum  affine),  Merkaptan  (Mercurio  aptumf), 
Aldehyd  (Alkohol  dehydrogenatum),  Phenol  ((paivco  oleum), 
Acetal  (acetum  und  Alkohol  f),  Aldoxim  {Hydroxylamin- Aldehyd), 
Aroph  {Aroma  philosophorum !!),  Olm  {Molch),  —  Dem  RätBel 
der  Sphinx  vergleichbar  sind  Namen  wie  Mangan,  Opodeldok 
(Greheimname  ?),  Galmei,  Theodölith,  Schoerl,  Annalin  u.  s.  w. 

Oft  aber  sind  Endungen  ohne  Rücksicht,  ob  das  Wort 
einem  griechischen  Etymon  entspricht,  von  griechischem  Charakter 
gebildet,  z.  B.  Haemo-ptoe  (von  alfja  Blut  und  titvco  speie)  statt 
des  richtigen  alfAonxvoig.  Denn  das  Wort  alfnomoia  ist  nicht  vor- 
handen (etwa  entsprechend  einem  Sidggoia  Durchfluss)  und  -ptoe 
oder  'ptöe  wären  von  jirvco  nicht  richtig  gebildet.  —  Femer 
pell'dyga  ist  nach  Analogie  von  noö-dyga  und  /LtskiT-dyga  geformt, 
melaneus,  fA,ekdveog  statt  fiskaojua. 

Spätgriechisch  sind  av&rj^a  {Anthem),  neugr.  i^dv&Tj/na 
V.  dv^eco,  dv§r},  äv&og.  Femer  baryekoia  und  dysekoia  v.  ßagv- 
rixoog,  dvg-rjxoog  övg-rjxota,  V.  dxov<x>  U.  S.  W. 

Aus  dem  Spätlateinischen  erwähnen  wir  noch  Worte 
wie  acuitas,  {Akuitaet),  aplanatio  {planus),  anteflexio,  axialis, 
(axis),  hursa,  borsa,  brunescens  (v.  brunesco,  brunus),  cera- 
tinare  {keratihiren ,  xegdrivog),  cystin{us),  congelo  (gefriere), 
crampus,  crispatura  tendmum,  contra-extension,  dentinum,  des- 
odorisantia,  duodenum,  ergotinum,  extravasatio ,  fracturosa 
pelvis,  herpeticum^  inositus  (Tg,  Ivögl),  obductio{n),  morbilli, 
(Masern),  raspatorium  scarlatina,  sporulatw{n). 

Dann  steigt  die  Sprache  in  das  Romanische  herunter  in 
Wörtern    wie    bastoria    (bistourt),     cliquetis,    dengue,    mandrin, 


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XXVIII  Sprachliche  Einführung. 

massage,  rabot-odonto-triteur ,  sonde  (sub-unda),  spara-drap, 
tendon  u.  a.  m. 

Vereinzelt  existiren  natürlich  auch  noch  Überreste  aus  dem 
Arabischen,  Hebräischen,  Althochdeutschen  und 
Angelsächsischen,  ja  selbst  dem  Persischen,  Hindostan  und 
Japanischen,  den  Sprachen  der  Eingeborenen  Afrikas  \md  Ameri- 
kas, die  sich  aber  unter  keinen  der  obigen  Gesichtspunkte  bringen 
lassen.  Siehe  J.  Hyrtl,  Das  Arabische  und  Hebräische  in  der 
Anatomie  (Wien  1879,  Braumüller),  und  von  demselben  Verfasser: 
Die  alten  deutschen  Kunstworte  der  Anatomie  (ebd.  1884). 

41.  Die  meisten  Barbarisinen  und  Neubildungen  verdanken 
den  Ärzten  des  späteren  Mittelalters  ihren  Ursprung,  Miss- 
bildungen sprachlicher  Art  auch  manchen  Spezialisten  unserer 
Zeit,  von  denen  Hyrtl  behauptet,  dass  sie  ausser  von  ihren 
Erfindern  von  niemand  gebraucht  würden.  Wahr  ist,  dass  mit 
der  Kenntnis  der  Gesetze  der  Sprache  und  Wort- 
bildung eine  Barbarei,  wie  sie  Arnobius  gemeint  {Adver sus 
gentes  lib.  I,  59):  Barbarismis  et  soloecismis  obsitae  sunt  res 
vestrae,  et  vittorum  deformitate  pollutae,  künftig  unmöglich  sein 
wird.  Möchte  doch  dieser  unser  schwacher  Versuch  ein  kleines 
Scherflein  hierzu  beigebracht  haben! 

Wir  schliessen  mit  den  Worten  des  Meisters  der  romanischen 
Sprachforschung:  (DiEZ,  Etymol.  Wörterb.  5.  Aufl.  Leipzig  1887 
p.  VII.)  „Das  Höchste,  was  der  Etymologe  erreicht,  ist  das  Be- 
wusstsein,  wissenschaftlich  gehandelt  zu  haben;  für  absolute 
Gewissheit  hat  er  keine  Gewähr,  eine  unbedeutende  Notiz 
kann  ihm  das  mühsam  Erworbene  zu  seiner  Beschämung  unver- 
sehens unter  den  Füssen  wegziehen.  Dergleichen  wird  bei  jeder 
Forschung  vorkommen,  bei  der  etymologischen  gehört  es  zu  den 
täglichen  Erfahrungen,  die  auch  dem  Scharfsinnigsten  nicht  er- 
lassen werden.  Darum  Bescheidenheit,  selbst  wo  Alles 
unsere  Deutungen  zu  unterstützen  scheint!" 

Als  Hilfsmittel  für  die  sprachliche  Einleitung  und  die  Ety- 
mologien des  Wörterbuches  dienten  dem  Verfasser  ausser  den 
medizinischen  Schriftstellern  des  Altertums  (Medicorum  graecorum 
opera  omnia,  graece  et  latine  ed.  Kühn.  Lips.  1821 — 30.  28.  vol.) 
—  JEclogae  physicae  ed.  J.  G.  Schneider.  Jena  1800.  2  vol.  — 
Physici  et  medici  graeci  minores  ed.  IsELER.  Berol.  1842.  2  vol. 
die  Glossare  zu  Hippokrates  und  Galenos  ed.  Klein.  Lips. 
1865.  —  H.  N.  Anke,  lexikograph.  Bem.  (mediz.-philol.  Inhaltes. 
Philol.  32)  —  die  römischen  u.  griech.  Litteraturgesch.  von  Teuffel, 
Müller-Heitz,  Christ,  Gesch.  der  Medizin  von  Hirschel, 
Sprengel,  Häser,  August  Hirsch  (1893),  die  unübertreffliche 
Onomatologia  anatomica  v.  Jos.  Hyrtl  (Wien  1880),  Eulen- 
burg's  Realencyklopädie  der  ges.  Heilkunde  (Bd.  I — XVI,  Wien 
1888),  A.  Villaret,  Handwörterbuch  der  ges.  Medizin.  Stutt- 
gart 1888,  die  Grammatiken  von  G.  u.  L.  Meyer,  Hatzidakis, 
Kühner  und  Schuchhardt,  die  Grundzüge  der  griech.  Etymologie 


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Sprachliche  Einfühiiing.  XXIX 

von  G.  CuRTius,  das  etymologische  Wörterbuch  von  Pape,  Prell- 
witz (1892),  der  deutschen  Sprache  von  Kluge  (1889),  Duden, 
Bauer-Fromann  (1893),  die  Lexika  von  Vanicek,  Zehetmayr, 
Suhle  und  Schneidewin,  Kumanudes,  Skarlatos,  Georges, 

DUCANGE,  DiEFENBACH,  DiEZ,   SaOHS-VILLATE,  ChAMBER's  Ety- 

mölogical  Dictionary  of  English  Language  (London  1884)  und 
viele  Monographien,  darunter  das  dem  Studierenden  empfehlenswerte 
Büchlein  von  B.  Schwalbe,  griech.  Elementarbuch,  Grundzüge  des 
Griechischen  zur  Einführung  in  die  aus  dem  Griechischen  stam- 
menden Fremdwörter  (Berlin,  Beimer  1887). 

München,  Juli  1893. 

Dr.  Heinrich  Zimmerer, 

kprl.  GymnasiaUehrer  am  kgl.  Maximilians-Gymnasium. 


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XXX 


Abküramiffeii. 


Adj. 

— 

Adjektivum 

augrn. 

= 

augmentativum 

cf. 

— 

confer 

Dem. 

= 

Deminutivum 

engl. 

z= 

englisch 

frz. 

z= 

französisch 

Freqt 



Frequentativum 

fut. 

— 

Futurum 

gen. 

=:= 

Genitivus 

gr. 

z= 

griechisch 

H. 

= 

Hauptwort 

in  sp. 

= 

in  specie 

Intens. 

= 

Intensivum 

i.  e. 



id  est 

i.  q. 

— 

id  quod 

Kkh. 

— 

Krankheit 

1.,  lat. 

= 

lateinisch 

n. 

— 

nach 

n.  A. 

=: 

nach  Anderen 

plur. 

= 

Pluralis 

pr.,  priv. 

rrz 

privativum 

s. 

= 

sive 

sc. 

= 

scilicet 

s.  d. 

— 

siehe  dort 

St. 

= 

Stamm 

St. 

= 

statt 

syn. 

zzz: 

synonym 

Tert.  comp. 

z=z 

Tertium  comparationis 

u.  A. 

z= 

und  Andere,  unter  Anderem 

u.  z. 

= 

und  zwar 

V. 

= 

von 

vd. 

= 

vide 

verw. 

= 

verwandt 

Vors. 



Vorsilbe 

Wzl. 



Wurzel. 

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^xtä.  Em.  CHANDIER. 


Terminologia  eliniea. 


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Abasie  («  pf'iv.  u,St.  ßa  von  ßaivw  gehen)  Unfähig- 
keit zu  gehen,  eine  funktionelle  Störung,  bei  welcher  ebenso 
wie  bei  Astasie  (s.  dort)  alle  sonstigen  Einzelhewegungen  mit  nor- 
maler Kraft  und  Koordination  möglich  sind. 

Charcot  unterscheidet  eine  A.  trepidans  (Unfähigkeit 
zu  gehen  wegen  desZittems  der  Beine);  eineA.  paralytica  (bei 
welcher  die  Beine  dem  Körpergewicht  nachgeben)  imd  eine  A. 
atactica  (durch  eine  krankhafte  Ungeschicklichkeit  imd  Un- 
sicherheit der  Bewegungen  charakterisirt).  Der  von  Jaccoud, 
Charcot  u.  A.  begründete  Symptomenkomplex  ist  meist  hyste- 
rischen Ursprunges,  viel  seltener  aurch  cerebrale  (Läsion  des  Geh- 
zentrums) oder  spinale  Affektionen  bedingt. 

cf.  Atftasie;  Astasie- Abasie. 

Ablatio  {aufero  trage  weg)  die  Abtragung,  gebraucht 

wie  Amputatio  (s.  d.). 

A.  retinae  i.  q.  Sublatio  retinae. 

Ablepharia  (a  priv.  u.  x6  ßXe<paQw  Augenlid  v.  ßUj€(o 
blicken)  Mangel  der  Augenlider,  kommt  vor  als  A.  adnata 
oder  acquisita,  partialis  oder  totalis. 

cf.  Lagophtbalmas ,  Mikroblepharie,  Schizoblepharie,  Kryptoph- 
thalmus. 

Abolitionismiis  {ahoUtio  v.  ab-oleo  schaffe  ab)  eine 
(von  England  ausgehende)  Bewegung,  welche  die  geregelte  sanitäts- 
polizeiliche  Kontrole  der  Prostitution  zu  beseitigen  strebt. 

cf.  Prostitution. 

Alftortus  {dborior  abgehen)  Fehlgeburt,  unzeitige 
Geburt,  Fausse-couche  der  Franzosen,  die  Ausstossung  der 
Frucht  vor  vollendeter  Bildimg  der  Placenta  (vor  der  16.  Woche, 
nach  Anderen  vor  der  28.).  Am  häufigsten  durch  Erkrankungen 
des  Chorion  (bei  Syphilis,  Blasenmolenbildung),  seltener  durch 
Reize,  welche  direkt  oder  reflektorisch  Kontraktionen  des  Uterus 
auslosen  oder  durch  eine  Auflockerung  der  Verbindung  des  Eies 
mit  der  Uteruswand  (Bluterguss  zwischen  Uterus  und  Eihäute) 
bedingt.  Im  Gegensatze  zum  natürlichen  A.  (A.  spontaneus)  steht 
der  A.  artificialis,  welcher  ärztlicherseits  aus  irgendwelchen  Gründen 
oder  verbrecherischer  Weise  zur  vorzeitigen  Unterbrechung  der 
Schwangerschaft  hervorgerufen  wird. 

Roth* 8  Klinische  Terminologie.     4.  Aufl.  \ 


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2  Abortus 

Habitueller  A.  wiederholte  Unterbrechung  der  Schwanger- 
schaft findet  sich  bei  Erkrankungen  des  Uterus  (Fibroide,  Ketro- 
flexion,  chronische  Endometritis)  und  Syphilis. 

cf.  Partus  immaturus  and  praematurus. 

Abortiva  s.  Pellentia  (sc,  remedia)  Mittel  zur  Hei-vor- 
rufung  von  Abortus. 

abortiv  nennt  man  den  Verlauf  von  Krankheiten,  wenn 
dieselben  in  gewöhnlicher  Weise  und  Intensität  beginnen  imd  eine 
Zeit  lang  verlaufen,  dann  aber  plötzlich  zu  einer  ungewöhnlich 
frühen  Zeit  in  Besserung  und  Grenesung  übergehen. 

So  nennt  man  auch  die  Behandlungsmethoden,  welche 
einen  solchen  Verlauf  erzielen  oder  die  Krankheit  „coupiren". 

cf.  Febricula.  —  ektroüsch. 

Abraeltins    (d  priv.    u.    6   ßgaxifov   Arm)    angeborener 
gänzlicher  Mangel  beider  Oberextremitäten, 
cf.  Monobrachius,  I'erobrachius,  Apus. 

Abrasio  (db-rädo  ab-  oder  wegkratzen)  Bezeichnung 
eines  mit  dem  Schabeisen  oder  scharfen  Löffel  geübten  chirur- 
gischen Verfahrens. 

cf.  Erosio,  Evidement. 

Abseessns  (abs-cedo  weggehen,  sich  abscheiden) 
S.  Apostema,  Abszess,  ein  zirkumskripter  mit  Eiter  gefüllter 
Binnenraum  des  Körpers. 

cf.  Pus,  Pustula. 

Je   nachdem    die    Abszesse    rasch    mit    den    Erscheinungen 
.akuter  Entzündung    oder  durch  chronische  Entzündung  all- 
mählich entstehen,   spricht  man  von  heissen  und  kalten  Abs- 
zessen (A.  calidus  et  frigidus). 

A.  metastaticus  s.  einbolieus  {(Jisxaozaxixog  von  fis'&ioTtjfii 
stelle  um,  verändere,  sfißoXov  Pfropf,  Keil,  sfißoXixog  v. 
ijLißdUco  werfe  ein)  sekundäre  bei  Pyämie  u.  ulzeröser  Endo- 
karditis, nicht  aber  bei  Septikämie  vorkommende  Abszesse,  die, 
wie  für  die  bei  Pyämie  häufigen  Lungenabszesse  nachgewiesen  ist, 
durch  mykotische  von  der  Wimdstelle  verschleppte  Emboli  hervor- 
gerufen werden. 

cf.  Metastase,  Infarkt,  Pyämie. 

A.  coiigestionis  (con-gero  häufe  an)  Kongestions-, 
Senkungs-  oder  wandernder  A.  kommt  zu  stände,  wenn  der 
Eiter  an  der  Stelle  seiner  Entstehung  wegen  zu  grossen  Wider- 
standes der  Umgebung  (Fascien)  sich  nicht  ansammeln  kann,  son- 
dern teils  der  Schwere,  weit  mehr  aber  dem  lockeren  Bindegewebe 
folgend,  an  anderen  Stellen,  der  Grenze  der  Fascien  etc.  zum 
Vorschein  kommt.  Der  häufigste  dieser  Abszesse  ist  der  Psoas- 
abszess. 


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Acarus  3 

A.  retro-pharyngealis  (retro  zurück,  rückwärts,  Pha- 
rynx Schlundkopf)  Eiteransanunlimg  zwischen  Wirbelsäule  und 
hinterer  Pharynxwand,  entweder  primär  infolge  phlegmonöser  Ent- 
zündung, häufiger  als  Kongestions- A,  bei  Caries  der  obersten 
Halswirbel  oder  der  Schädelbasis  (Caries  s.  Arthrokace  atlantico- 
occipitalis). 

A.  stercoralis  (stercus,  -oris  Kot)  Kotabszess,  A.  mit 
kotigem  Inhalt,  z.  B.  bei  Fistula  ani  incompl.  interna. 

A.  sudoriparus  (sudor  u.  pario)  Schweissdrüsenabszess 
vd.  Hidradenitis. 

A.  follicularis  Vereiterung  einzelner  Schleimhautfollikel. 
cf.  Ulcas  foUical.,  Akne. 

Absinthisnms  (axpivdiov  Wermut)  die  Absinth- 
Intoxikation,  charakterisirt  durch  plötzlich  auftretende  Schwindel- 
anfälle,  epileptische  Attacken,  halluzinatorische  Delirien  mit  Be- 
wusstiosigkeit  und  Erinnerungslosigkeit  nach  den  Attacken. 

Man  unterscheidet  einen  erworbenen  und  einen  hereditären 
(bei  Kindern  von  Absinthsäufem)  A. 

Absorbentia  {absorhere  abschlürfen)  i.  q.  Antacida. 

Abalie  («  priv,  u.  ßovXofiai  wollen)  krankhafter  Mangel 
der  zentralen  Willenserregungen,  z.  B.  bei  gewissen  GreisteskraÄ:- 
heiten,  Hysterie. 

Acardiacns  (d  priv,  u.  '^  xagdia  Herz)  herzlose  stets 
sehr  unvoUkonunen  entwickelte  Missbüdimg,  die  entweder  mit 
der  wohlentwickelten  Frucht  nur  durch  die  Plazenta  verbunden 
oder  in  grösserer  oder  geringerer  Ausdehnung  direkt  vereinigt  ist. 
Man  unterscheidet: 

A.  amorplius  {f^og<pi^  G-estalt)  unförmlicher  Klumpen,  nur 
mit  Rudimenten  von  Organen. 

A.  aeormus  {xogfiog  Stamm,  Rumpf)  Kopf  ausgebildet, 
Brust  u.  Bauch  fehlend  oder  rudimentär. 

A.  aceplialus  («eg^a^i;  Kopf )  Kopf  fehlt,  Thorax  rudimentär, 
Becken  u.  anliegende  Teile  ausgebildet. 

A.  anceps  (anibo  u.  caput  doppelt):  Rumpf  entwickelt, 
Kopf  und  Extremitäten  rudimentär,  ebenso  Herz  [Ziegleb's 
Pathol.  Anatomie], 

cf.  Acephalus,  AkormuB,  Monstrum,  Teratom. 

Aeams  (lat  V.  ro  äxagt  Milbe  v.  äxagrig  winzig, 
urspr.  vom  Haar,  das  zu  kurz  ist,  um  es  zu  scheren, 

xsiQto). 

A.  folliculorum  Haarsack-  oder  Komedonen-Milbe  in 
den  Talgdrüsen  der  Haut,  bes.  des  Gesichtes  und  äusseren  Gehör- 
ganges, in  Komedonen  und  Aknepusteln  lebendes,  0,2  mm  langes, 
schmales  Tierchen. 


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4  Acarus 

A.  hordei  s.  Krithoptes  monunfi^iealosus  [Geber]  {xQt^ri 
Gerste  =  ho^-deum,  v.  Jiorrere)  eine  in  der  Gerste  vorkommende 
Milbe,  weiche  den  urtikariaartigen  Ausschlag  der  Schnitter  her- 
vorruft. 

A.  seabiei  s.  Sarkoptes  seabiei  s.  hominis  Krätzmilbe, 
deren  Ansiedelung  imd  Vermehrung  unter  der  Epidermis  die  aus- 
schliessliche Ursache  der  Krätze  ist. 

Aeeommodatlon  (accommödare  anpassen)  die  An- 
passungsfähigkeit, gebraucht  insbesondere  von  der  Einstellung 
der  Augen  zum  Sehen  in  die  Nähe  und  in  die  Feme,  sowie  beim 
Fixiren  dimkler  und  heller  Gegenstände  (Erweiterung  und  Ver- 
engerung der  Pupillen  etc.).  Störungen  der  A.  (Accommodations- 
anomalien)  können  entweder  Lähmungen  (A. -Paresen)  oder 
Krämpfe  (A. -Spasmen)  sein. 

cf.  Cykloplegia. 

Aeephalocystensfieke  (d  priv.  f)  xsqxdri  Kopf, 
ij  xvötig  Blase)  Echinokokkussäcke  ohne  Entwickelung  von  Toch- 
terblasen u.  ohne  Brut. 

Aeepltalnfi»  Missgeburt  ohne  Kopf  oder  nur  mit  einem 
Rudiment  desselben  (immer  zugleich  Acaniiacus). 

A.  sympus  (ovv  zusammen,  6  jtovg  Fuss):  der  Unter- 
leib geht  wie  bei  der  Sirenenbildung  in  eine  lange  konische  Spitze 
aus,  an  deren  Ende  ein  oder  zwei  F^sse  sitzen. 

A.  monopus  {^6vog  allein)  und  dipns  {ölg  zweimal)  eine 
oder  zwei  mehr  oder  weniger  entwickelte  Unterextremitäten  mit 
einem  herzlosen  Rumpf. 

Syn,  Acephalopodie. 

A.  monobrachius  und  dibrachius  (o  ßgaxicov  Arm) :  ausser 
den  bei  der  vorigen  Form  gebildeten  Teilen  findet  sich  noch  eine 
Halswirbelsäule  und  eine  oder  zwei  Oberextremitäten. 

Syn.  Aesphalobrachie. 

A.  paracephalus  (Paracephalus  und  Hemiacephalus 
St.  Hilaire's)  die  vorige  Form  mit  mehr  oder  weniger  ausge- 
bildeten Schädelknochen,  offener  oder  geschlossener  SchädelhöMe, 
die  aber  meist  nur  Bindegewebsmasse  oder  Serum  enthält. 

Weitere  Anomalien  dieser  Art  sind:  Acephalogastrie  an- 
geborener Mangel  des  Kopfes  und  der  oberen  Bauchteile,  Ace- 
phalorhachie  —  der  Wirbelsäule  und  Acephalothoracie  — 
des  Rumpfes. 

cf.  Mylacephalus,  Anencephalas. 

AcerTulus  eerebri  (Dem,  i\  acervus  Haufen)  Hirn- 
sand  vd.  Psammom. 

Acetonämie  (ro  affia  Blut;  Aceton  lat.  acetum  Essig, 
Ton  aceo  bin  sauer,  ein  Abkömmling  der  Essigsfture, 
wahrscheinlich  in  der  Leber  aus  Traubenzucker  ge- 


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Achor  granulatus  5 

bildet)  Acetongehalt  des  Blutes,  auch  des  Urines  (Acetonurie) 
und  der  Exspirationsluft,  welcher  bald  nervöse  Depression,  bald 
Exzitation  zur  Folge  hat  und  in  vorgeschrittenen  Stadien  des 
Diabetes  mellitus,  bei  Magen-  und  Darmerkrankungen,  bei 
Eklampsie  und  als  veimutliche  Ursache  der  diabetischen  Terminal- 
dyspnoe beobachtet  worden  ist.  Nach  Fleischer  ist  die  Ursache 
der  Acetonreaktion  des  diabetischen  Harns  (braunrote  Färbimg 
desselben  auf  Zusatz  von  Eisenchlorid)  nicht  in  dem  Aceton, 
sondern  in  einem  anderen  noch  unbekannten  Körper  zu  suchen. 

Aeetonasthma  Anfälle  von  Atemnot,  ähnlich  dem  urä- 
mischen Asthma,  verbunden  mit  Unruhe,  Kopfschmerz,  Übelkeit, 
Erbrechen,  vorübergehender  Amaurose  u.  Acetonurie,  wahrschein- 
lich in  kausalem  Zusammenhang  mit  letzterer  (Autointoxikation). 

Acetonurie  vd.  Acetonaemie. 

Acbilia  («  priv.,  t6  x^^^^  Lippe)  angeborener  Mangel 
der  Lippen. 

Aehillodynie  (jJ  ddvvrj  Schmerz)  [E.  Albert].  Vor- 
läufige Bezeichnung  für  einen  von  Albert  in  Wien  beobachteten 
Symptomenkomplex,  der  in  nur  beim  Gehen  oder  Stehen  auf- 
tretenden heftigen  Schmerzen  an  derlnsertion  der  Achilles- 
sehne besteht.  Objektiv  findet  sich  eine  kleine,  auf  Druck  wenig 
empfindliche  Greschwulst  der  Achillessehne,  mitunter  eine  anschei- 
nende Auftreibung  des  Knochens. 

Aehilloraphle  (gdjttco  nähen)  Naht  der  Achilles- 
sehne. Verfahren  von  C.  Bayer  an  Stelle  der  Durchschneidung 
(Achillotomie  s.  d.),  behufs  Verlängerung  der  Sehne.  Diese 
wird  freigelegt,  der  Länge  nach  halbirt,  das  obere  Ende  einer  — , 
das  untere  andrerseits  quer  durchschnitten  und  die  beiden  Schnitt- 
flächen durch  Naht  vereinigt. 

Aebillotomie  (rsfivco  schneiden)  subkutane  Durch- 
schneidung der  Achillessehne. 

Aeliiriis   (d  priv.,  ri  x^tg  Hand)   Individumn  mit  ange- 
borenem vollständigem  Mangel  der  Hände  oder  Füsse. 
cf.  Perochinis,  Apus. 

Aebolie  (d  priv,,  ri  x^^  Q-alle)  mangelhafte  Gallen- 
bildung.  Kommt  namentlich  bei  schweren  ausgedehnten  Leber- 
leiden vor,  bei  welchen  die  Leber  nach  Frerichs  keine  Galle 
mehr  bilden  kann.  Die  Umsatzprodukte  der  letzteren  gehen  in- 
folge davon  ins  Blut  über  und  führen  zur  Cholämie  (s.  d.). 

Aehor  ffraniilatas  (6  dxcog  Grind,  Schorf  [Galen]; 
seit  Willan  versteht  man  unter  „Achor"  eine  beson- 
dere Art  von  Pusteln  (s.  d.),  die  sehr  klein  sind,  bes. 
an  behaarten  Stellen  vorkommen  und  zu  einer  gelb- 
liehen  honigartigen   Kruste    eintrocknen)    s.    Tinea 


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6  Achor  granulatus. 

graniilata  rote  nässende  und  blutende  Wuchenmgen  der  be- 
haarten Kopfhaut  von  Kreuzer-  bis  Thalergrösse,  besonders  bei 
Pediculi  capitis  beobachtet, 
cf.  Pustula. 

AcbLorion  l§(clioeiileiiiii  der  Favus-Pilz,  1839  von 
Schönlein  entdeckt.  Der  neuerdings  von  Grawitz  besonders 
studirte  Schimmelpilz  bildet  ein  ausserordentlich  dichtes,  aus 
kurz  verzweigten,  vielfach  gebogenen  Fäden  bestehendes  Myzel- 
geflecht, zwischen  welchen  i*unde  oder  ovale  Sporen  in  grosser 
Menge  liegen.  Die  kleinen,  etwas  ausgehöhlten  Scheiben  (Scutulae 
^childchen)  des  Favus  stellen  förmliche  Reinkulturen  des  Pilzes  dar. 

cf.  Favus. 

Achromatia  (a  priv.  t6  xQ<^f^^  Parbe)  vd.  Leuko- 
pathia. 

Achroinatopsie  (^  oyuc  Sehen)  verk.  Aehrupsie  die 

Farbenblindheit,  die  angeborene  oder  erworbene  (progressive 
Sehnervenatrophie)  Unempfindlichkeit  der  Netzhaut  für  Farben- 
eindrücke.   Man  unterscheidet: 

1.  partielle  A.,  bei  welcher  nur  Ein  Paar  dem  normalen 
Auge  komplementärer  Farben  als  Weiss  oder  Grau  erscheint,  und 

2.  totale  A.,  bei  welcher  alle  Farben  mit  Weiss  oder  Grau 
verwechselt  werden,  also  nur  Helligkeitsunterschiede  bestehen 
[nach  Gräfe  u.  Sämisch[. 

cf.  Acyanoblepsie,  Anerjthropsie,  Chromatodysopsie,  Daltonismus, 
Xanthocyanopsie. 

Achromatosis  vd.  Chromatosis. 

Achroodextrin  (von  äxgoog  farblos  d  priv.,  6  xQ<^^* 
poet  xQ^^^  Parbe,  Dextrin  von  dexter,  weil  ein  nach, 
rechts  drehender  Körper)  Übergangsprodukt  bei  der  Um- 
wandlung der  Stärke  in  Zucker  durch  die  Speichelverdauung,  da- 
durch charakterisirt,  dass  es  zugesetzte  Jodlösung  gar  nicht 
verfärbt,  ebenso  wie  Maltose  und  Dextrose.  Das  Ausbleiben  der 
Verfärbung  im  filtrirten  Magensaft  soU  mindestens  eine  Stunde 
nach  der  Mahlzeit  eintreten  und  ist  ein  diagnostisch  verwertbares 
Zeichen  dafür,  dass  der  Prozess  der  Verzuckerimg  im  Mund  und 
Magen  normal  von  statten  gegangen  ist. 

cf.  Erythrodextrin. 

Achylia  s:a»trica  (d  priv.  6  x^^o?  Saft  [M.  Einhorn]) 
das  vollständige  Versiegen  des  Magensaftes,  welcher  Zustand,  da 
kein  völliger  Schwund  der  Schleimhaut  (Anadenie)  besteht,  der 
Besserung  fähig  sein  soll. 

Acne,  Acnitis  etc.  s.  Ak.  .  .  . 

Acormiis  vd.  Akormus. 

Acria  {sc.  remedia)  scharfstoffige,  irritirende  Arzneimittel. 


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Adenoma  7 

Aciiclaiisiir  {acus  Nadel,  claudere  schliessen)  selten 
mehr  geübtes  Verfahren  zur  Blutstillung,  wobei  das  blutende  Gre- 
iäss  mit  Hilfe  einer  einige  Tage  in  der  Wunde  verbleibenden 
Nadel  geschlossen  erhalten  wird.     Sie  umfasst  die  folgenden: 

Aeupressur  (premo  drücke).  Hiebei  wird  die  Nadel  auf 
der  einen  Seite  neben  dem  Gefässe  in  die  Weichteile  einge- 
stochen, über  das  Gefäss  hinweggeführt,  etwas  gesenkt  und  dann 
wieder  in  die  Weichteile  auf  der  anderen  Seite  eingestochen. 

Acutorsion  {torqueo  drehe).  Man  durchsticht  das  Gfjfäss 
■quer,  di*eht  es  dann  mit  Hilfe  der  Nadel  mehrmals  um  seine 
Axe  und  stösst  darauf  die  Spitze  der  Nadel  in  die  benachbarten 
Weichtheile. 

Acapniiktiir  (pungere  stechen)  das  zu  verschiedenen 
-diagnostischen  und  therapeutischen  Zwecken  geübte  Verfahren, 
wobei  eine  lange  Nadel  in  die  Teile  eingestochen  wird. 

cf.  Akidopelrastik,  Elektropunktur. 

Acyanoblepsie  («  priv.j  xvdveog  blau,  ßXijim  sehen) 
Blaublindheit,  partielle  Falbenblindheit  in  Bezug  auf  'die 
hlaue  Farbe  imd  das  komplementäre  Gelb. 

cf.  Achromatopsie,  Erythrochloropie. 

Adaptation  {adaptare  anpassen)  Anpassung,  gebraucht 
von  der  Veränderung  der  Netzhautempfindlichkeit. 
Diese  wird  im  Dunkeln  mit  einer  schwachen,  aber  veränderlichen 
und  messbaren  Lichtquelle  bestimmt.  Sie  nimmt  anfangs  rasch, 
später  langsamer  zu. 

Addison' sehe  Krankheit  vd.  Morbus. 

Adenie  (o  döijv  Drüse)  i.  q.  Pseudoleukämie, 

Adenitis  Drüsenentzündung  im  allgemeinen. 

Adenocarcinom  (grossalveoläres  J..),  eine  Form  des 
Zylinderepithelkrebses,  dessen  Zellennester  grossen  Drüsenbeeren 
gleichen. 

cf.  Carcinom. 

Adeno-Iiympliocele  (v  >j»M»/  Bruch)  in  der  Leisten- 
gegend beobachtete  Geschwulst  von  der  Konsistenz  einer  Hydro- 
cele  und  von  wechselndem  Umfang,  bedingt  durch  Vorfall  einer 
Drüsengeschwulst  (Lymphangiom)  mit  Austritt  von  Lymphe. 

Adenoma  geschwulstföi-mige,  nach  dem  Typus  der  Drüsen 
gebaute  Neubildung,  von  den  glandulären  Hyperplasien  durch 
ihre  Emanzipation  vom  Mutterboden  untei-schieden;  knotige  Ge- 
schwülste, die  sich  hauptsächhch  in  Leber,  Mamma,  Ovarium, 
Schweiss-  imd  Talgdrüsen  und  im  Darmtraktus  entwickeln.  Wäh- 
rend die  reinen  Adenome  gewöhnlich  keine  Metastasen  bilden, 
finden  sich  solche  bei  den  bösartigen  Adenomen   des  Magens  und 


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8  Adenoma 

Darms.  Diese  werden  deshalb  als  Adenoma  destruens  oder 
Adenocarcinom  (s.  d.)  bezeichnet  und  können  in  Carcinom 
übergehen.  Die  Anoixinmig  der  massenhaft  produzirten  Zellen 
erinnert  an  den  ursprünglichen  Bau  der  tubulösen  und  azinösen 
Drüsen,  indem  eine  deutliche  Zentralaxe,  aber  ohne  Lumen  vor- 
handen ist.  In  der  Gefässarmut  der  grossen  Zellenmassen  liegt 
die  Ursache  des  späteren  Zerfalles. 

Mit  dem  Namen  A.  fibrosum,  sarcomatosum,  myxomatosum 
bezeichnet  man  fibröse,  sarkomatöse  oder  myxomatöse  Neubil- 
dungen im  Stroma  einer  Drüse.  Besondere  Formen  sind  noch 
das  A.  sebaceum  und  A.  sudoriparum,  welche  von  den  Talg-, 
bezw.  Schweissdrüsen  ausgehen. 

A.  diffusum  Fälle  von  Schleimhauthyperplasien  mit  stärkerer 
Beteiligung  der  Drüsen. 

A.  polyposuin    (jtoXvjiovc:)    iK)lypöse    Bildimgen,    welche    im 
wesentlichen  aus  gewucherten  Drüsen  bestehen, 
cf.  Cystadenoma,  Neoplasma. 

Adenoinyxosarkoina  (vd.  Myxotna  u.  Sarkoma)  eine 
seltene  Korabination  maligner  GeschwuLstfonnen  (am  Cervix  uteri 
beobachtet)  ein  piimäres  Adenom  mit  sekundärer  sarkomatöser, 
schliesslich  myxomatöser  Degeneration  des  Stromas. 

Adesinosen  («  priv,,  6  Seofiog  Binde  öeojLioo)  fesseln 
hier  Bindegewebe)  [Auspitz]  mit  Schwund  des  Bindegewebs- 
lagers  oder  angeborener  mangelhafter  Entwicklung  desselben  ein- 
hergehende Hautkrankheiten.  Die  beiden  Fonnen  der  A.  sind: 
Liodermia  essentialis  (s.  d.)  und  die  Striae  atrophicae  cutis  (s.  d.). 

Adbili^oit  Adj.  adltfirent  (adhaerere  hangen,  an- 
kleben) die  Anheftung,  gebraucht  für  pathologische  Verwach- 
sungen. 

Adipocele  (Barb.  adeps,  -ipis  Pett  i?  xrilri  Bruch) 
Fettbruch,  d.  h.  ein  echter  Bruch  mit  Bruchsack,  dessen  In- 
halt nur  aus  Fettgewebe  besteht. 

Adipoma  i.  q.  Lipoma. 
Adipositas  i.  q.  Obesitas. 

Adstringentia  (sc,  remedia,  o^-s'^r/n^ere  zusammen- 
siehen)  s.  Styptica  Mittel,  welche  eine  „zusammenziehende'* 
Empfindung  im  Munde  heiTorbringen  und  auch  thatsächlich  kon- 
trahirend  auf  die  Grewebe  und  Blutgefässe  einwirken  oder  die 
Gerinnungsfähigkeit  des  Blutes  vermehren. 

Adynaniiscli  oder  astheniscbi  (a  priv,,  17  Svvaftig 
oder  t6  o^svog  die  Kraft)  bezeichnet  urspi-ünglich  einen  durch 
Altersschwäche  oder  durch  allgemeine  Schwächimg  des  Organis- 
mus hen'oi'gerufenen  Zustand  von  allgemeiner  Kraftlosigkeit.    Bei 


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Aesthesioneurosis  9 

fieberhaften  Krankheiten   spricht  man   dann    von    einem    adyna- 
mischen  oder  asthenischen   Chai*akter  derselben,   wenn  sie,   ohne 
besonders  intensiv  zu  sein,  mit  schweren  Allgemeinerscheinungen 
(Herzschwäche,  Kollaps,  Delirien)  einhergehen, 
cf.  sthenisch,  Pneumonia  asthenica. 

Aeßilops  (o  aiyäcoyf  Thränenfistel  v.  aTydog  Ziegen- 
kraut,   at^  Ziege,  Mtp  Gesicht  [Dioscorides]  vd.  Dakryops. 

Aeßopboiiie  (^  at^  gen.  aiyög  Ziege,  v  (po)vii  Stimme) 
M  eckerstimme,  meckernder  oder  zitternder  Widerhall  der 
Stimme,  ist  eine  besondere  Form  der  Bronchophonie  und  entsteht 
wahrscheinlich  in  durch  Kompression  abgeplatteten,  noch  nicht 
ganz  luftleeren  feinen  Bronchien,  deren  Wände  durch  die  Schall- 
schwingungen erzitternd  sich  zeitweise  berühren  [Gerhardt]. 

AeqaiTaleiite  (aequus  gleich,  valere  gelten,  wert 
sein)  psycliiscli  -  epileptische ,  anfallsweise  auftretende 
Zustände  von  psychischer  Verwirrtheit  oder  Aufregung,  deren 
Gleichwertigkeit  und  Zusammenhang  mit  epileptischen  Anfällen 
nur  daran  erkennbar  ist,  dass  letztere  zu  anderen  Zeiten  auf- 
treten. 

cf.  Epilepsie. 

ASrobier,  Aerobiose  (6  di^g  Luft,  6  ßlog  Leben) 
gebraucht  von  Bakterien,  die  nur  bei  Anwesenheit  von  Saueretoff 
sich  entwickeln  können. 

cf.  Bakterien,  Anaerobier. 

A^rocele  i.  q.  Tracheocele. 

ASropliobie  (6  <p6ßog  Furcht,  Scheu)  ein  gleich  der 
Hydrophobie  bei  der  menschlichen  Wut  vorkommendes  Symptom, 
eine  Folge  der  hochgradigen  Hyperästhesie  der  Wutkranken,  wo- 
bei die  geringste  Luftbewegung  reflektorische  Schling-  und  In- 
spirationskrämpfe und  grösste  Aufregung  hervornift. 

ASro-Uretlirosl^op  (ovgrjdoa  [ovQS(o,  ovQo]  Harn- 
röhre, oxojiioi  sehen,  untersuchen)  eine  v.  Antal  ange- 
gebene Modifikation  des  GRÜNFELD'schen  Endoskops 
mit  einer  Vonichtung  zur  Dilatation  der  Harnröhre  durch  Ein- 
blasen von  Luft,  wodurch  eine  grössere  Schleimhautfläche  be- 
sichtigt werden  kann. 

cf.  Endoskop. 

Aestitesiodermieii  (^)  aiodtjoig  Empfindung  t6  degfia 
Haut)  i.  q.  Aesthesionosen  oder  Xeurodennatosen. 

Aesthesiometer  (ro  juergov  Mass)  dem  Tasterzirkel 
analoges  Instrument  zur  Ennittlung  der  geringsten  Distanz,  bei 
welcher  zwei  von  einander  entfernte  Tasteindrücke  noch  als  ge- 
trennt zur  Empfindung  kommen,  woraus  Schlüsse  auf  die  Tast- 
empfindUchkeit  gezogen  werden. 

cf.  Therm-  u.  Barästhesiometer. 

Aesttiesioneiirosis  =  Sensibilitätsneurose. 


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10  Adsthesionosen 

Aesthesionoseii  (7  vooog  die  Krankheit)  [Auspitz] 

die  Erkrankungen  des  Tastsinnes  der  Haut, 
cf.  Hyperaesthesie,   Anaesthesie,  Paraesthesie. 

Aetiologfie  (»7  alria  Ursache,  6  ?,6yog  Lehre)  die  Lehre 
Yon  den  Krankheitsui-sachen. 
cf.  Pathogenese. 

A^^alaktie  {i  priv.  u.  t6  ydloj  ydXaxro^  Milch)  der 
vollständige  Mangel  der  Milch  ab  sonderung  bei  Wöch- 
nerinnen. 

A^^enesie  {d  priv,  u.  ij  yeremg  v.  yiyvo/iiai)  unterbliebene 
embryonale  Bildimg  von  Organen  oder  Köi-perteilen. 

cf.  Aplasie,  Atresie,  Hypoplasie,  Monstra  per  defectam. 

Ag^eiisis,  Ag^eiisie  (a  priv,  17  ysvais  Geschmack) 
s.  Anaestlicsia  g^ustatoria  Verlust  des  Geschmacks,  d.  h. 
der  Unterscheidung  von  bitter  und  süss,  salzig  und  sauer,  während 
die  Nichtempfindung  des  Aroma  der  Speise  der  Anosmie  ange- 
hört. Die  An.  gustatoria  hat  ihre  Ursache  in  j^eripherischen  oder 
Leitungsanästhesien  der  Geschmacksnerven  (Trigemin. ,  Glosso- 
pharyng.,  Chorda  tymp.,  Teile  des  Faciahs)  oder  in  einer  Läsion 
des  Geschmackszentrums  (Gyrus  imcinatus?). 

Agglutination  {adglutinare  anleimen,  gluten  Leim) 
das  Ankleben,  Methode  zur  Entfernung  von  Fremdkörpern 
aus  dem  Ohr  imd  anderen  Organen. 

Aggravation  (aggravare  v.  gravis)  schwerer  machen, 
verschlimmern)  Ueber treibung,  insbesondere  ophthalmolo- 
gisch gebraucht  von  dem  Vortäuschen  eines  höheren  Grades  von 
bestehender  Schwachsichtigkeit. 

Agnathie  (a  priv,,  7)  yvd^og  Kinnbacken)  angeborener 
Mangel  des  Unterkiefers;  dei-selbe  beruht  auf  einem  fötalen 
Defekt  der  Unterkieferfortsätze  des  ersten  Kiemenbogens,  womit 
auch  gewöhnlich  eine  mangelhafte  Entwicklung  der  Oberkiefer- 
und  Gaumenfortsätze  und  des  Keilbeins  verbunden  ist.  Die 
beiden  Schläfenbeine  sind  so  nahe  nach  der  Mittellinie  zu  gerückt, 
dass  sie  sich  gegenseitig  berühren,  weshalb  auch  die  äusseren  Ohr- 
gänge und  Ohren  ganz  nahe  aneinander  zu  stehen  kommen 
(Synotie). 

cf.  Monstrum. 

Agonie  (v  dycoyla  Angst',  6  dycov  Kampf  v.  äywy  vgl. 
lat.  agonia  Opfertier)  der  Todeskampf. 

Agoraphobie  (7  dyoQd  Marktplatz,  6  <p6ßog  Furcht) 
die  Platzangst,  eine  besondere  Art  der  Schwindelangst  (Aura 
vertiginosa  —  s.  d.),  welche  durch  das  Betreten  oder  blosse  Sehen 
von  freien  Plätzen  hervorgerufen  wird,  ein  Symptom,  das  nicht 
selten  bei  neuropathischen  Individuen  ohne  sonstige  Krankheitser- 
scheinungen vorkommt,  gewöhnlich  aber  mit  anderen  neurastheni- 
schen  Symptomen  verbunden  ist. 


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Akanthosis  11 

As^raminatismns  (a  priv.y  t6  ygdfijua  Buchstabe,  v. 
yQaqpco  schreiben)  das  Unvermögen,  die  Wörter  grammatisch 
richtig  zu  formen,  eine  Art  der  Aphasie. 

cf.  Akataphasie. 

Asrapbiia  («  priv.,  ygdfpoy  schreiben)  Verlust  der  Fähig- 
keit, Worte  niederzuschreiben,  bei  sonst  erhaltenen  Greisteskräften 
imd  ohne  Vorhandensein  mechanischer  Hindemisse. 

A.  literalis,  absolute  A.,  wobei  der  Kranke  nicht  einmal 
mehr  einzelne  Buchstaben  schreiben  kann. 

A.  vcrbalis  wobei  der  Kranke  zwar  ßuchstabenreihen  fertig 
bringt,  die  aber  keinen  Sinn  haben. 

Sie  ist,  wie  die  Aphasie,  entweder  auch  eine  ataktische 
<die  Kranken  haben  die  Technik  des  Schreibens  verlernt),  oder 
■eine  amnestische  (die  Voretellung  des  Schriftbildes  ist  nicht 
mehr  vorhanden). 

cf.  Paragraphie. 

As^rypnia  auch  [nsomnic,  Pervig^ilium  (ayg-vjivog  schlaf- 
los [HiPPOKRATEs]  von  dygem  =  algeca  nehme,  raube  und 
o  vjTvog  der  Schlaf)  die  Schlaflosigkeit,  Symptom  eines 
cerebralen  Eeizungszustandes,  häufig  als  A.  senilis. 

Aidoiomaiiie  {aidoTog  verschämt,  r«  aiSoia  die  Ge- 
schlechtsteile, »y  fiavia  Basen)  Wollusttrieb,  ein  krankhafter 
Trieb,  eine  Monomanie. 

Ainlmiii  eine  der  afrikanischen  Basse  (neuerdings  auch 
«inmal  in  Canada  beobachtete)  eigentümliche  Krankheit,  welche 
in  kartoffelförmiger  Verdickung  und  allmählicher  vollständiger 
Abschnünmg  und  Abstossung  der  kleinen  oder  vierten  Zehe  hinter 
-der  verdickten  Stelle  besteht. 

cf.  Daktylolysis. 

Akanthia  lectalaria  u  q,  Cimex  lectülaris. 

Akantholysis  (o  äxavO-og  Stachel,  Dorn,  Distel, 
tj  Xvoig  Lösung)  8.  Anakanthosis  vd.  Akanthosis. 

Akanthoin  alTeolllres  [Auspitz]  Bezeichnung  für  die 
verschiedenen  Formen  des  Hautkrebses. 

Akanthopelys  {peluis,  pelvts  Becken)  das  Stachel- 
becken, gebildet  durch  scharfe  Kanten  und  Spitzen,  welche  am 
Pecten  pubis,  Promontorium,  an  der  Articulatio  sacro-iliaca  oder 
an  den  foramina  ovalia  hervorstehen. 

Akanthosis  [Auspitz]  eine  Epidermidose,  die  in  einer 
Wachstumsanomalie  der  Stachelschicht  der  Oberhaut  besteht. 

Die  verschiedenen  Formen  sind: 

Hyperakanthosis  abnorme  Wucherimg  der  Stachelschicht; 
Typus:  Warze  und  Kondylom. 


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12  AkanthoBis 

Akantholysis  Atrophie  der  Stachelschicht;  Typus:  Pem- 
phiguB. 

Parakauthosis  paratypisches  Wachstum  der  Stachelschicht ; 
Typus:  die  „alveolären  Akanthome",  der  Hautkrebs. 

Akataphasie  (d   priv.  u.    xaxdtpaatg   Bejahung,    von 

xardqprjfii  bejahen)  das  Unvermögen,  die  Wörter  syntaktisch  im 
Satze  zu  oi*dnen,  eine  Form  der  Aphasie, 
cf.  AgrammatiBmus. 

Akestom  (dxiorwua,  dxsaxowy  dxeorog  heilbar,  dxeofiat 
heilen)  das  aus  jungen  Zellen  bestehende  fleischwärzchenähnliche 
(geschwulstähnliche)  Granulationsgewebe,  junge  Narbengewebe, 
woraus  sich  die  spätere  Narbe  bildet.  —  Hypertrophische  Formen : 
das  „wilde  Fleisch",  Caro  luxurians  (s.  d.). 

Akidopeirastik  (17  dxig  Spitze,  Nadel ;  jtei^di^co,  :t€igd(o 
versuchen)  die  von  Middeldorpf  empfohlene  Acupunktur 
der  Herzspitze  bei  zweifelhaftem  Tode;  —  auch  das  „Har- 
puniren"  tieferer  Teile  zu  diagnostischen  Zwecken. 

Akinesis  (o  priv,  u.  ij  xivrjoig  Bewegung  v.  xivsw)  Un- 
beweglichkeit  i.  e.  Lähmung, 
cf.  Paralyse,  Hyperkinese. 

Akinesia  alipera  (alyr^gdg  schmerzvoll)  [Möbius]  eine 
funktionelle  bei  erblich  belasteten  imd  Neui*asthenikem  und 
Hysterischen  beobachtete  Erkrankung,  die  in  einer  Bewegungs- 
losigkeit infolge  von  unerklärlichen  Schmerzen  bei 
Bewegungen  besteht. 

Akinrj^ie  (eigentlich  dxidoegyia,  17  dxig  Spitze,  egyM 
thun)  dei-jenige  Teil  der  Chii-urgie,  der  die  vulnerirenden  Ope- 
rationen umfasst  (welche  mit  stechenden  imd  schneidenden  Instru- 
menten ausgeführt  weixien). 

cf.  Chirurgie,  Desmnrgie. 

Akme  (^  dx/ii^  Spitze)  Höhepunkt  einer  Krankheit, 
Stadium  acmes. 

cf.  Stadium,  Fastigium. 

Akne  (verk.  v.  17  dxuf)  Spitze,  Blüthe,  ?  äxvrj  Spreu) 
Entzündung  der  gemeinschaftlichen  Haar-  und  Talgfollikel  und 
ihrer  Umgebung  (Folliculitis). 

Akne  disseminata  (semen)  einzelnstehende  rote,  hirsekom- 
bis  bohnengrosse  konische  Erhabenheiten  auf  der  Haut  des  Ge- 
sichts, der  Brust  und  des  Eückens  jugendlicher  Individuen,  ent- 
weder mit  Komedonen,  oder  örtlichen  Hautreizen,  oder  allgemeinen 
inneren  Ursachen  zusammenhängend. 

A.  (diss.)  vulgaris  der  gewöhnliche,  stets  mit  Komedonen 
zusammenhängende  Finnenausschlag,  entweder  in  Foim  zer- 
streuter  kleiner   roter  Knötchen  (A.  punctata),    oder   grösserer 


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Akorie  13 

Knoten,  die  entweder  eitern  (A.  pustulosa),  oder,  so  lange  dies 
nicht  der  Fall  ist,  als  häi-tere  Protuberanzen  erscheinen  (A.  in- 
durata). 

A.  varioloif ormis,  A.  frontalis  [Hebra]  tritt  auf  in 
Porm  mehi'  flacher,  hanftomgrosser  Kiiötchen,  oder  sofort  als 
Pusteln,  ohne  einen  Komedo  zu  beherbergen.  An  der  Spitze 
trocknet  ein  flaches,  scheibenförmiges  Krüstchen  ein,  welches  später 
imter  das  Niveau  des  übrigen  Knötchens  einsinkt  und  mit  einer 
leicht  vertieften  Narbe  heilt. 

Die  zwei  folgenden  Formen  kommen  ohne  Komedonen  am 
ganzen  Körper  vor: 

A.  cachecticorum  bei  skrofulösen  und  kachektischen 
Personen. 

cf,  Liehen  scrofulosorum. 

A.  artificialis  durch  äussere  Reize  (z.  B.  Teer-Akne  etc.) 
am  Ort  der  Einwirkung,  oder  durch  innere  Mittel  (Jod-Akne, 
Brom-Akne)  erzeugte  Folliculitis. 

A.  syphilitica  Syphilid  (s.  d.)  mit  akuter  Eiterung  im 
Follikel  in  Form  zerstreuter  spitzer  Pustelchen  auf  kupferfarbiger 


Akne  ciliaris  (cilium  =  xvXov  Augenlid)  vd.  Blepharitis. 

Akne  mentägra  vd.  mentagra  =  Folliculitis  barbae,  vd. 
Sykosis. 

Akne  rosäeea, Gutta rosacea,  Kupfer-  Gesicht,  -Rose, 
ein  durch  übermässigen  Alkoholgenuss  bedingtes,  oder  mit  Stö- 
rungen in  der  weibl.  Genitalsphäre,  oder  mit  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane (Pfortader)  zusammenhängendes,  nur  im  Gresicht 
vorkommendes  Leiden.  Der  I.  Grad  besteht  in  intensiver  Rötung 
<iurch  bedeutende  Vaskularisirung  und  Entwicklung  von  Telan- 
giektasien, auf  welcher  Basis  als  häufige  Komplikation  A.  pustu- 
losa und  indurata  vorhanden  ist.  Der  IL  und  IIL  Grad  (nur 
bei  Potatoren)  besteht  in  Entwicklung  verschieden  grosser,  kuge- 
liger, bindegewebiger  Wülste  (Rhinophymata  s.  d.)  auf  jener 
Basis,  mit  deren  übermässiger  Wucherung  schliesslich  eine  mon- 
ströse Verunstaltung  der  Nase  und  anderer  Teile  der  Gresichts- 
haut  zu  Stande  kommt. 

Akne  sebaeea  {sebum  Talg)  vd.  Seborrhoea  sicca. 

Aknitis  eine  eigenartige,  wahrscheinlich  auf  Infektion  be- 
ruhende, der  Akne  ähnliche  disseminirte  allgemeine  Hauterkrankung, 
verbunden  mit  Anaemie,  meist  zur  Vereiterung  der  Knötchen  und 
Narbenbildung  führend  [Barthelemy). 

Akorie  (jy  dxogia  V.  xoQEvwjLii  Sättige)  die  Unersätt- 
lichkeit, Mangel  an  Sättigungsgefühl,  eine  Form  von  visceraler 
Anästhesie. 

cf.  Balimie. 


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14  Akormus 

AkormiiB  (a  priv,,  6  xog/nog  Bumpf)  rumpf  lose  Miss- 
geburt (Acardiaeus),  nur  aus  einer  rundlichen,  mehr  oder  we- 
niger deutliche  Gesichts-  und  Schädelformen  darstellenden  Masse 
mit  Insertion  der  Nabelschnur  in  der  Halsgegend  bestehend. 

cf.  Acardiaeus,  Anideus. 

Akratothermen  (ä-xgäTog  ungemischt  v.  xegdwv^i; 
TOL  dsQjLid  warme  Bäder)  die  Wildbäder,  Thermen,  die  sich 
durch  Freisein  von  mineralischen  Bestandteilen,  ausserordentliche 
Reinheit  und  Weichheit  des  Wassers  auszeichnen. 

Akrodtordon  (17  dxQoxoQÖwv  Saitenwarze  v.  äfegog 
äusserst,  u.  97  z^Q^v  Barm,  Barmsaite  oder  Würstchen) 

kleiner,  oft  lang  gestielter,  herabhängender  (wie  am  Ende  einer 
Saite  aufgehängter  —  ?  oder  an  der  Spitze  einem  Würstchen  ähn- 
licher —  ?)  Polyp  der  Haut,  bes.  der  Augenlider, 
cf.  Akrothjmion,  Verruca,  Polypua. 

Akrodynie  {äxgog  äusserst,  hier  auf  die  Extre- 
mitäten bezüglich,  77  oSvvt)  Schmerz  —  yttnal  des  mains  et 
des  pieds*^)  s.  Erythems  epidcmicuin  ein  i.  J.  1828  u.  1829  in 
Paris,  später  noch  anderweitig  epidemisch  beobachtetes  Leiden^ 
das  Ähnlichkeit  mit  der  Kriebelkrankheit  und  mit  Pellagra  hat. 
Die  Krankheit  beginnt  mit  gastrischen  Beschwerden,  auf  welche 
ein  an  den  Extremitäten  auftretendes,  oft  über  Kumpf,  Gesicht 
imd  den  ganzen  Körper  sich  verbreitendes  Erythem  folgt,  das  von 
Ameisenkriechen,  Taubheitsgefühl  und  heftigen  Schmerzen  in  den 
Extremitäten  begleitet  ist.  Die  Ursache  dieser  Affektion  ist  un- 
bekannt. 

Akromegalie  (/aeyag  gross)  wörtlich:  Vergrösserung^ 
der  äussersten  Enden,  eine  von  P.  Marie  aufgestellte  Krankheit, 
krankhafter  Kiesen  wuchs,  ein  gewöhnlich  im  jugendlichen 
und  mittleren  Alter  langsam  und  schleichend  sich  entwickelndes- 
Leiden,  bei  welchem  die  Füsse  und  Hände  grösser,  plumper  und 
unförmlich  („tatzenartig**)  werden,  auch  die  Fuss-  und  Hand- 
gelenke, sowie  die  Unterschenkel  und  Vorderarme  an  Umfang  zu- 
nehmen. Bald  gesellen  sich  dazu  noch  Veränderungen  des  Ge- 
sichts, wie  Vergrössei-ung  der  Nase,  der  Lippen  und  der  Zunge» 
Vortreten  des  Unterkiefers,  wobei  dasGresicht  eine  längsovale  Form 
annimmt.  Die  Ätiologie  des  Leidens  ist  bis  jetzt  völlig  dunkeL 
Anatomisch  fand  man  bisher:  Hyperplasie  des  Grehims  und  vieler 
Nerven,  namentlich  auch  des  SympaÖiicus,  konstante  Hyperplasie 
der  Hypophysis,  gewisse  Veränderungen  der  Thyreoidea,  Persistenz 
imd  Hyperplasie  der  Thymus  [Erb]. 

Akromikrie  {fnxgog  klein)  von  Stembo  vorgeschlagene 
Bezeichnung  für  eine  der  Sklerodaktylie  ähnliche  Affektion,  bei 
welcher  im  Anschluss  an  Geschwürsbüdung  eine  Verkürzung  der 
Hände  und  Füsse  eintritt. 


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Albinismus  15 

Akroparaesthesie  [Fr. Schultze]  Bezeichnung  für  einen 
Symptomenkomplex,  der  durch  schmerzhafte  Parästhesien  in 
den  Händen  und  Fingern,  seltener  in  den  Füssen  charak- 
terisirt  ist,  die  hauptsächlich  des  Nachts  und  des  Morgens  (vor- 
\\äegend  bei  Frauen  nach  dem  30.  Lebensjahre)  auftreten  imd  mit 
einem  Gefühl  von  Steifigkeit  einhergehen.  Die  Ursache  des  Lei- 
dens ist  dimkel.  Es  handelt  sich  entweder  um  eine  vasomotorische 
Neurose  [Nothnagel]  oder  um  eine  Neuritis. 

Akrothymion  (das  Wort  ist  ebenso  gebildet,  wie 
Akrochordon ,  und  die  einflachste  Erklärung  beider 
Benennungen  ist  wohl  die,  dass  man  die  eine  Neu- 
bildung wegen  ihrer  Verzweigung  an  der  Spitze  [äxga] 
einem  Taxusbaum  [t6  dvjutov]  verglich,  während  die 
andere  rundlich  endigt,  wie  ein  Würstchen;  ^vfiiov  = 
o/iiUa^  =  cunila  bei  Harpocration  :  Feigwarze)  vd.  Papillom. 

Aktinomyces  (jJ  axxig,  Tvog  Strahl,  6  fivxi]g  Pilz)  der 
Strahlenpilz,  ein  von  Bollinger  entdeckter  von  Harz  be- 
nannter am  Vorder-  u.  Hinterkiefer  des  Kindes  auftretender  Pilz» 
eharakterisirt  durch  die  strahlenförmige  Anordnung  der  gabiig 
verzweigten,  keulenartig  angeschwollenen  Fäden,  die  von  einem 
Mittelpunkte  ausgehen.     Der  Pilz  ist  die  Ursache  der: 

Aktinomylkosis  eine  zuerst  beim  Einde  entdeckte,  am 
Kiefer  in  Form  einer  als  Osteosarkom  gedeuteten  Geschwulst  auf- 
tretende Krankheit,  die  von  Israel,  Johne  u.  Ponfick  auch  beim 
Menschen  nachgewiesen  ist.  Sie  verursacht  wie  beim  Rinde  Schwel- 
lung der  Kiefergegend  imd  ausgedehnte  phlegmonöse  Eiterung 
mit  metastatischen  Abszessen  in  verschiedenen  Organen  (Lun^e), 
schleichender  Pleuritis  oder  Peripleuritis  u.  chronischer  Peritonitis 
u.  allgemeinem'  Marasmus.  Die  Infektion  überträgt  sich  wahr- 
scheinlich nicht  vom  Thier  auf  Mensch,  sondern  es  ist  eine  ge- 
meinsame Infektionsquelle  durch  verschiedene  Pflanzen,  auf  denen 
der  Pilz  vorkommt,  anzunehmen. 

Alalia  (d  priv,,  ^  XaXid  Beden  v.  ^mXciv)  das  gänz- 
liche Unvermögen,  artikidirte  Laute  zu  bilden.  Svn.  von  Aphasie 
(s.  d.). 

cf.  Dyslalie,  Mogilalie,  Paralalie. 

AlbinismiiB   (v.  albus  weiss)   eine  angeborene  oder 
erworbene  Pigmentatrophie  der  Haut. 
I.  A.  coni^enitus   s.  Leukopathia  coiig«>nita,  Leukoderma; 

zu  unterscheiden: 

a)  A.  partialis  angeborene  Pigmentlosigkeit  einzelner  Teile 
der  Haut  in  Form  weisser,  unregelmässig  begrenzter  Flecke 
erscheinend.  Besonders  charakteristisch  sind  die  Farbenver- 
änderungen der  Haare  (häufig  bei  Negern  beobachtet,  El- 
sterneger). Die  Haare  sind  weiss  und  sitzen  entweder  auf 


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16  Albinismus 

pignientlosen  oder  normal  pigmentirten  Hautetellen  auf  (Po- 
liosis circumscripta). 
b)  A.  universalis  s.  Leukopatiiia  universalis  vollkommene 
Pigmentlosigkeit  der  Haut,  der  Zustand  der  Albinos  oder 
Kakkerlaken   (Dondos,   Leukaethiopes).     Die   Pigment- 
losigkeit erstiieckt  sich  ausser  auf  Haut  und  Haare,  auf  die 
Chorioidea   und    Iris,    wodurch   die    Pupillen   infolge    des 
Durchscheinens  der  Blutgefässe  rot    erscheinen.     Zugleich  " 
besteht  undeutliches  Sehen  (Nachtmenschen)  und  in  höheren 
Graden  Nystagmus. 
IL  A.  aequisitus  s.  Leukopatiiia  aequisita  i.  qu.  Vitiligo. 

Albrnniniineter  (Albumen  Eiweiss,  x6  fihgov  Mass) 
graduirter  imten  geschlossener  hohler  Glaszylinder  (nach  Esbach) 
zur  quantitativen  Bestimmung  des  Eiweissgehaltes  im  Harn.  Letz- 
terer ^4rd  mit  einer  bestimmten  Lösung  von  Pikrinsäure  und  Zi- 
tronensäure in  einem  an  der  Skala  des  A.  angegebenen  Mengen- 
verhältnis versetzt,  und  die  Menge  des  ausgefallenen  Ei  weisses 
nach  24  Stunden  an  der  Skala  abgelesen. 

Albrnniniirie  (ro  ovgov  Urin)  Eiweissharnen,  Über- 
tritt von  Eiweiss  des  Blutserums  in  den  Harn,  entweder  infolge 
abnormer  Steigerung  des  Blutdruckes  in  den  Nieren,  oder  infolge 
veränderter  Beschaffenheit  oder  Innervation  der  Gfjfässwandungen 
(transitorisch  z.  B.  während  des  epileptischen  und  eklamptischen 
Anfalls),  am  hochgradigsten  bei  den  parenchymatösen  Nieren- 
entzündungen. Von  Leube  sind  vorübergehende  oder  chronische 
Albuminurien  bei  gesunden  Individuen  beobachtet  worden. 

cf.  Nephritis,  Hydrops. 

AlbmnoBiirie  Ausscheidung  von  Albumosen  im  Harne, 
soll  bei  Erkrankungen,  die  mit  Eiterungen,  Rückbildung  und  Zer- 
fall von  Geweben  verbunden  sind,  vorkommen. 

cf.  Peptonurie. 

Alexie  (d  priv.,  r\  Xs^ig  V.  Xsyco  sammeln,  lesen)  Ver- 
lust des  Verständnisses  für  Schriftzeichen,  der  Aphasie  analog, 
cf.  Paralexie. 

AlexipbLarmakon  (17  äXe^ig  Abwehr,  to  (pdg/naxov 
Arzneimittel)  i.  q.  Antidot. 

Alg^esie,  Algie  (to  äXyog  Schmerz)  Hyperästhesie,  in- 
soweit sie  die  Schmerzempfindung  betrifft;  selten  statt  Neuralgie. 

cf.  Analgesie. 

Alfi^esimeter,  ein  von  Björnström  angegebenes  Instru- 
ment zur  Prüfung  der  Schmerzempfindung.  Durch  das  von  dem- 
selben Autor  erfundene  Alßesicliroiioineter  wird  die  Lei- 
tung der  Schmerzeindrücke,  unabhängig  von  dem  Tasteindruck, 
in  üirer  Zeitdauer  gemessen. 


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Allotriophagie  17 

Algolagnie  (^  Xayveia  Ausschweifung  in  sexu)  [v.  Schrenck- 
Notzing]  eine  sexuelle  Perversität,  bei  der  zugefügte  oder  erlittene 
Schmerzen  eine  Rolle  spielen.  —  Sadismus  u.  Masochismus. 

Al^^or  (lat  V.  dlgeö)  Kälte,  z.  B.  A.  mortis. 

A.  progrcssirus  i.  q.  Sklerema  neonatorum. 

Als:08i8,  Erkrankung  verursacht  durch  Algen.  A.  faucium 
leptothricia  i.  q.  Mykosis  tonsillaris  benigna  (vd.  Leptothrix). 

Alienatio  mentis  i.  q.  Psychosis. 

Alkaptoniirie  {Alkali,  Hdjtx<o  begierig  verschlucken) 

Ausscheidung  von  Alkapton  im  Harne,  eines  von  Bödeker  ent- 
deckten chemischen  Körpers,  ohne  pathologische  Bedeutung. 

Alkoholismiis  (vom  Arab.  Kohol  mit  dem  Artikel 
al:  das  sehr  Feine,  gew.  in  der  Bedeutung:  der  ge- 
reinigte feine  Weingeist)  Alkoholintoxikation. 

A.  acutus  —  levior   die  Trunkenheit,   und  gravior  die 

akiute  lebensgefährliche  Alkoholvergiftung. 

A.  chronicus  zerfällt  in  das  Delirium  tremens  (s.  d.) 
und  die  Alkoholdyskrasie,  den  eigentl.  chron.  A,,  in  den  ver- 
schiedenartigen Symptomen  einer  allgem.  Erkrankung  des  Nerven- 
systems, sowohl  seiner  psychischen,  als  seiner  somatischen  Sphäre, 
in  fettigen  Degenerationen  der  Organe,  Sehstönmgen  (Am- 
blyopia  alcoholica  s.  d.),  gastrischen  Störungen  etc.  bestehend. 

cf.  Crapula,  Dipsomanie,  Tremor. 

Allantiasis  (o  aXXäg,  ävxog  Wurst)  i.  q.  Botulismus. 

Allocheirie  s.  Allochirie  (aXXog  anderer,  77  x^^Q 
Hand)  eine  von  Obersteiner  beschriebene  Sensibilitätsstörung, 
welche  darin  besteht,  dass  die  Empfindung  eines  Reizes,  statt  in 
die  gereizte,  in  die  kontralaterale  Extremität  verlegt  wird. 

AllorbLytlmiia  (6  gv&fiog  Rhythmus)  pathologische 
Veränderung  des  Rhythmus  der  Herzbewegungen. 

Allotriogensie  (dXXÖTgiog  fremd,  ^  yevoig  Geschmack) 

Oeschmackstäuschung,  entweder  in  Verwechslung  der  Gre- 
schmacksempfindungen,  oder  in  Geschmackshalluzinationen, 
ohne  Vorhandensein  von  Geschmacksobjekten,  bestehend.  Sie  kann 
bei  Neurosen  auftreten,  gewöhnlich  aber  wird  sie  durch  krank- 
hafte Zustände  der  Mundhöhle  und  chemische  Veränderung  ihrer 
Sekrete  bedingt  [ZH]. 

cf.  Ageusie,  Kakosmie. 

Allotriopliagie  {(paystv  essen)  das  Essen  ungeniessbarer 
Dinge;  ausserdem  einer  der  vielen  Namen,  unter  denen  die  Greo- 
phagie  oder  Anchylostomenkrankheit  (s.  d.)  beschrieben  worden  ist. 

cf.  Malacia,  Ficae,  Skatophagie. 
Roth 's  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  O 


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18  Alopecia 

Alopecia  (tj  aX<ojiexia  Fuchsräude«  v.  17  dXw:ttj^  Fuchs) 
lückenhafter  Haarwuchs.  Michelson  in  ZH.  unterscheidet 
folgende  Formen: 

1.  A.  conii^enita  Depilatio  congenita ,  Oligotrichia, 
Atrichia,  Calvities  adnata,  entweder  die  gesamte  Haut 
betreffend  (A.  universalis  congen.)  oder  auf  einzelne 
Herde  beschränkt  (A.  localis  s.  areata  congen.).  Patho- 
genese nicht  bekannt. 

2.  A.  symptomatiea  Ausfallen  der  Haare  durch  örtliche  Ur- 
sachen und  an  begrenzten  Hautstellen. 

3.  A<  senilis  u.  praescnllis,  durch  Abnahme  der  Zirkulation 
in  den  Hautgefässen  bedingt. 

4.  A.  pityrodes  charakterisirt  durch  eine  fortschreitende  Ab- 
nahme des  Längs-,  später  des  Dickenwachstums  der  Haare^ 
verbunden  mit  einer  ausgebreiteten  Pityriasis  (s.  d.).  Man 
unterscheidet  eine  A.  pityrodes  capillitii  u.  universalis. 

5.  A.  Simplex  Haarschwund  ohne  gesteigerte  Abschilferung 
der  Epidermis  u.  vermehrte  Sekretion  von  qualitativ  verän- 
dertem Sebum. 

6.  A.  areata,  Area  Celsi,  A.  circumscripta,  accidentalis, 
Porrigo  s.  Tinea  decalvans,  Teigne-Peladey  Pelade(frz.) 
Haarausfall  an  zirkumskripten,  scharfbegrenzten  Hautstellen 
ohne  nachweisbare  anatomische  Verändenmgen  der  Haare. 
Zu  unterscheiden  eine  benigne,  wieder  heilende  und  eine 
maligne,  fortschreitende  Form.  Während  wohl  ein  Teil 
dieser  Affektionen  durch  Parasiten  bedingt  ist  (Trichomy- 
kosis  circinata,  Mikrosporon  Audouini),  ist  die  überwiegende 
Mehrzahl  auf  eine  Störung  der  Innervation  zurückzuführen. 

7.  A.  neurotiea  durch  Haarausfall  im  Verbreitimgsbezirk  ein- 
zelner Hautnerven  bedingt,  Folge  von  peripherischen  oder 
zentralen  Nervenaffektionen. 

Eine  Teilerscheinung  der  Syphilis  ist  die 

8.  A.  syphilitica  der  im  Verlauf  der  Syphilis  dauernd  oder 
vorübergehend  sich  einstellende  ausgedehntere  Haarverlust, 
der  ebenfalls  mit  einer  Seborrhoe  und  Schuppenbildung  im 
Zusammenhang  steht,  abgesehen  jedoch  von  der  durch  sy- 
philitische Ausschläge  und  Greschwüre  bewirkten  Verödung 
der  Haarfollikel. 

cf.  Calvities,  Defluvinm  capillor. 

Alterantia  (sc,  remedia,  alterare  ändern)  die  Konsti- 
tution ändernde,  umstimmende  Mittel,  von  denen  man  annahm, 
dass  sie  von  besonderem  Einfluss  auf  die  Mischung  der  Säfte 
seien. 

cf.  Antidyskratica. 

AltroismiiB  (alter)  psychiatrische  Bezeichnung  für  die 
einzelnen  Geisteskrankheiten  eigene  krankhafte  Fürsorge  imd  Be- 
sorgtheit für  Andere. 


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^  Amaurosis  19 

•«-^ 

^  AluminoBis  pulmonimi   (Älumina  hydrica,   alutnen 

p-H     [alum]  Alaun,  Aluminium-Oxyd,  Alaun-  oder  Thonerde) 

^     vd.  Pnemnonokoniosis. 

^  Alveolarektasie   (alvus  [ah]  Bauch,   älveus  Bern.: 

^     alveolus  Mulde,   Höhlung,   sxtsivw   ausspannen)  Erweiterung 
<3    der  Alveolen  sc.  der  Lungen,  i.  q.  Emphysem. 

m^  Amara  sc.  remedia  bitterstoffige  Arzneimittel. 

^  Amastia  (d  priv,  6  fiamog  weibliehe  Brust)  ein-  oder 

•  doppelseitiger  Mangel  der  Brustdrüse,  angeboren,  verbunden 

Snoit  gleichzeitigem  teilweisem  Mangel  der  Brustmuskeln  u.  Bippen. 
.  cf.  Amiizia,  Polymastie,  Polythelie. 

^  Amaurosis  (gr.  H.  v.  /zavgoco  oder  mit  d  protheticum 

•  cLfjtavQoco  verdunkeln)  wahrscheinlicher  ist  die  Herkunft  von 
V  Wurzel  fiag  glänzen  und  ä  priv.  also  ä-fiavgog  nicht  glänzend), 
9^  s.  Gutta  serena  der  schwarze  Star,  totale  Aufhebung  der 
^  Funktion  des  Sehnerven  (in  chron.  Fällen:  Sehnervenatrophie). 

^  cf.  Cataracta  nigra,  Amblyopia,  Retinitis,  Nenritis  optica. 

A.  ex  haemoirharia  eine  unheilbare,  eigentümliche  und  un- 
erklärte, jedenfalls  nicht  nur  von  der  Aiiämie  abhcmgige  Form 
von  plötdich  auftretender  Blindheit  nach  (hauptsächl.  Magen-) 
Blutungen. 

A.  hysteriea  A.  als  vorübergehende  hysterische  Affektion 
ohne  pathoL-anatom.  Veränderungen. 

A.  intermittens  typische  A.  als  Komplikation  der  Febr. 
interm.  oder  statt  des  Fiebers  als  Interm.  larvata. 

A.  partialis  fü|^ax,  Hemianopsia  teinporalis,  Teiehopsie 
Flimmerskotom,  anfallsweise  aiiitretende,  meist  mit  anderen 
nervösen  Störungen,  bes.  Hemikranie,  verbundene,  Minuten  bis 
Stunden  dauernde  Sehstörung,  darin  bestehend,  dass  peripherische 
Teile  des  Gesichtsfeldes  in  der  Nähe  des  Fixationspunktes  durch 
ausgedehnte,  meist  einseitige  Skotome  eingenommen  werden, 
welche  zittern  oder  sich  langsam  weiter  bewegen. 

A.  progressiva  ist  fortschreitende  Atrophie  der  intraokulären 
Sehnervenendigungen ,  welche  unter  anfänglicher  Gresichtsfeld- 
beschränkung  zu  allmählicher  Erblindung  führt. 

A.  refleetoria  Reflex- A.,  z.  B.  bei  Trigeminusreizung  durch 
Zahn-  und  andere  Krankheiten,  Wurmreiz  ete. 

A.  satamina  scheint  durch  direkte  Einwirkung  des  Bleies  auf 
die  Nervensubstanz  des  Optikus,  in  manchen  Fällen  durch  davon 
herrührende  Neuritis  optica  bedingt  oder  Teilerscheinung  der 
Encephalopathia  saturnina  zu  sein. 

cf.  Nephritis  interstitialis. 

A.  uraemiea  plötzlich  auftretende,  in  der  Begel  aber  nach 
kurzer  Zeit  vorübergehende  A.  im  Gefolge  der  akuten  Urämie 
durch  Ai fektion  der  Zentralorgane  des  Sehnerven  bedingt  (zentrale 
Amaurose). 

2* 


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20  Amasia 

Amaxia  (d  pr,,  6  /favc>?  Brustwarze)  i«.  Defectas  mam- 
(tnarum,  i.  q.  Ainastia. 

Amblyopia  (gr.  H.  v.  afAßXvg  stumpf,  ^  «Sy,  w-to?, 
das  Auge  [selten])  undeutliches  Sehen  infolge  von  Funküons- 
-gtorung  des  lichtempfindenden  Apparates,  Stumpfsichtigkeit 

cf.  Amaurose,  Hemeralopie. 

A.  ex  anopsia  (d  pr.y  tj  oyng  das  Sehen)  A.  aus  Nicht- 
gebrauch, infolge  lange  fortdauernder  wiUkürlicher  (z.  B.  Strabis- 
mus monolateraUs)  oder  passiver  Unthätigkeit  (Sehhindemisse). 

A.  alroholiea  s.  potatoraa  s.  erapalosa  (erapala,  xgaisrdlii 
Bauseh)  Abstumpfung  des  zentralen  Sehvermögens,  oft  mit 
Farbenblindheit,  infolge  Alkoholwirkung  auf  den  Sehnerv,  die  mit 
der  Zeit  zu  dessen  Atrophie  (atrophischer  Verfärbung  der  Pa- 
pille) führt. 

Auch  eine  Tabak s-A.,  Chinin-A.  etc.  kommt  vor,  alle 
diese  unter  dem  Namen  Intoxikationsamblyopien. 

A.  hysterira  ein  leichterer  Grad  der  hysterischen  Sehstorung, 
cf .  Amaurosis  hyst. 

A.  eraeiata,  gekreuzte  A.  stets  durch  eine  Gehimläsion 
iKHÜngt,  wobei  auf  dem  der  Lasion  entgegengesetzten  Auge  eine 
Verdunkelung  mit  Einengung  des  Gesichtsfeldes  besteht. 

Amba^tios.  Coabustio,  Denaatitis  aabastionis  (anibüro, 
ussi  ustum  yerbrennen,  amb  =  äftqri)  Verbrennung  —  so- 
wohl der  Akt  als  die  Folgen  derselben,  welche  im  allgemeinen  als 
Shock,  örtlich  als  verschiedengradige  Hautentzündung  auftreten. 
Am  zweckmassigsten  erscheint  die  folgende  Gradeinteilung:' 

1.  Erythem -Bildung,  Dermatitis  ambustionis  erythematosa; 

2.  Blasen- Bildung,  D.  a.  bullosa; 

3.  mehr  weniger  tiefe  Eschara-Bildimg,  D.  a.  escharotica; 

4.  vollständige  Verkohlung. 
cf.  Congelatio. 

Am^lns  (a  pr.,  t6  ^üa;  Glied)  angeborener  Mangel  samt- 
licher Extremitäten  (lebensfähig). 

cf.  Peromeliis. 

AmeitoiiiAitie  {fram.  aus  anMenus  heiter  u.  Manie) 
Monomanie  mit  einem  DeHrinm  von  mehr  freudigem  Charakter. 

cf.  Lypemanie, 

Amenorrli«^  (a  prir.,  6  fttjr  Monat,  qoij  Fluss,  geco 
fliessen)  das  gänzliche  Fehlen  der  Menstruation,  wohl 
zu  unt^^i-si^hoiden  von  dem  als  A.  obstructiva  bezeichneten  Fehlen 
der  Mouj^ns  dun^h  Retention  (bei  Atrede  u.  s.  w.).  Man  spricht 
von  eim^r  primären  oder  permanenten  A.  auch  Emansio 
luensiuui  gtniannt,  bei  welcher  die  R^tel  überhaupt  nie  erscheint, 
und  \>^i  einer  sekundären,  transitorischen  oder  acciden- 
tollon  A.,  Suppressio  mensium,  meist  im  Zusammenhang  mit 
At\t(uiu\ 
et  Mt^tt^lruatio  vicaria,  Ikterus  menstnialis,  Snppresdo  mens. 


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Amöboid  2 1 

Amentia  {lat.)  die  Verwirrtheit. 

Ametropie  (d  priv.,  x6  fjustgov  Mass  fj  wt^f  Sehen) 
derjenige  Zustand  des  Auges,  bei  welchem  der  natürliche  Brenn- 
punkt des  dioptrischen  Apparates  (im  Gegensatz  zur  Emmetropie) 
so  viel  von  der  Stabschichte  der  Eetina  abweicht,  dass  entfernte 
Objekte  bei  Akkommodationsruhe  nur  in  undeutüchen  Zerstreuungs- 
bildem  gesehen  werden.  Formen  der  A.  sind  Myopie,  die  eigen tl. 
Hypermetropie  und  Presbyopie. 

cf.  Astigmatismus,  Anisometropie. 

Amimie  (d  priv.y  fiiineofiai  nachahmen,  6  fiifiog  Schau- 
spieler) Verlust  der  Fähigkeit,  sich  durch  richtige  Mienen  und 
Gebärden  auszudmcken,  ein  der  Aphasie  analoger  Zustand. 

cf.  Asemie. 

Ammoiiiäiiiie  (v.  Ammonium  Gummiharz,  aus  einem 
Baume  in  der  Ammons-Oase  träufelnd  [Celsus],  d^/i«- 
vsiov,  djufiwvtaxöv  [Galen-Dioscor],  Salz  aus  der  Oase  des 
Zeus  Hammon,  ro  alfia  Blut)  die  Überladimg  des  Blutes  mit 
kohlensaurem  Ammoniak  als  Zersetzungsprodukt  des  Harnstoffs 
bei  Nierenkrankheiten  und  Hamstauung.  Nach  Frerichs  u.  a. 
soll  diese  Zersetzung  im  Blute  selbst  zu  stände  kommen  und  die 
Ursache  der  Urämie  bilden.  Nach  Treitz  kommt  die  Ammoniämie 
durch  übermässige  Zersetzung  des  Harnstoffs  zu  kohlensaurem 
Ammoniak  an  der  Schleimhaut  des  Magendarmtraktus  oder  durch 
direkte  Eesorption  ammoniakalischen  Urins  zu  stände.  Ammo- 
niämie und  Urämie  wurden  von  den  einen  Autoren  zusammen- 
geworfen, von  den  anderen  streng  getrennt. 

cf.  Urämie,  Pyelitis,  Hydrothionämie. 

Anmesie   (d  priv.y  ij  fivrjais  Erinnerung)  Verlust  des 
Gedächtnisses  (fast  stets  nur  teilweise), 
cf.  Logopathie. 

Anmiotoin  (t6  dfiviov  Schaf  haut,  to/n  St.  von  zefivo} 
schneiden)  ein  Instrument  zum  Eröffnen  der  Eihäute  (zur 
künstlichen  Blasensprengung),  angegeben  von  Wenck. 

Amoeba  coli  (die  Amöbe,  d/ioißög  abwechselnd  v.  dfisißo> 
wechsle,  ist  eines  der  im  Wasser  lebenden,  auch 
im  menschlichen  Dickdarm  gefundenen  niedersten 
Protozoen,  aus  kernhaltigem  Protoplasma  ohne  Mem- 
bran bestehend  und  einen  beständigen  Formwechsel 
zeigend)  eine  bei  Dysenterie  im  Dann  und  in  Leberabszessen  ge- 
fundene A. 

Amöboid  {etöco  ähnlich  sein)  „der  Amöbe  ähnlich*"  nennt 
man  einfache  Zellen  (Leukocyten,  Eiterzellen),  welche  im  leben- 
den Zustande  ihre  Gestalt  wechseln  und  dadurch  sich  aktiv  fort- 


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22  Amorphus 

bewegen,  durch  Membranen,  in  die  Gewebe  und  selbst  in  andere 
Zellen  hinein  wandern  können  (Wanderzellen), 
cf.  Inflammatio  interstitialiB. 

Amorplms  (a  priv.,  ^  /^ogq?rj  Gfrestalt)  i.  q.  Anideus. 

Amotio  (H.  y.  amovire  wegschaffen)  retinae  i.  q.  Snb- 
latio  retinae. 

Amphoriseh  (o  dfKpogevg  Krug,  Qefftss  mit  zwei 
Henkeln,  so  dass  es  auf  beiden  Seiten  getragen  wer- 
den kann,  v.  djuqri  und  q?€Q(o)  nennt  man  ein  bei  der  Auskul- 
tation hörbares  Atmungsgeräusch,  welches  durch  mehrfaches  Ee- 
flektiren  der  Schallwellen  in  glattwandigen  grossen  Hohlräumen 
entsteht,  ähnlich  wie  in  einem  Grewölbe  oder  leeren  Kruge  her- 
vorgebrachte Töne  oder  Geräusche. 

cf.  Timbre  mdtalliqae,  Resonatio. 

Ampatatio  (ampüto  rings  herum  abschneiden,  pu- 
tare  beschneiden  verw.  m.  punis  rein)  Abtrennung  oder  Ab- 
setzung von  Körperteilen,  namenthch  von  Gliedern. 

Im  engeren  Sinn  versteht  man  darunter  die  Abtrennung  in 
der  Kontinuität,  gegenüber  der  Exartikulation. 

A.  spontanea  (spontaneiis  freiwillig)  embryonale  Abschnü- 
rung von  Extremitäten   durch  Nabelschnur  oder  Eihautbrücken. 

Amnsie  (Knoblauch  jJ  dfiovaia  Mangel  an  Bildung, 
besonders  an  musikalischer  Bildung)  Störung  des  musi- 
kalischen Ausdrucksvermögens,  eine  Fonn  der  Aphasie  (s.  d.). 
Bei  der  Faramusie  {jtagd  neben)  werden  falsche  Töne  und 
InteiTalle  hervorgebracht,  die  Fähigkeit  des  Singens  ist  aber  er- 
halten. 

Amyeleneephalie  (vd.  Ämyelie,  6  ByxetpoXog  Gehirn) 
angeborener  Mangel  von  Kückenmark  und  Gehirn. 

Amyelie  (d  pnV.,  6  fweXog  Mark)  angeborener  Mangel 
dos  Kückenmarks. 

Amyfdalitis  {rj  d/AvyödXrj  Mandel)  i.  q.  TonsiUitis. 

Amyloid  {Ämylum  Stärkmehl,  gr.  t6  d-fÄvlov  Satz- 
mehl, das  ohne  Mühle  —  f^vXrj  —  bereitet  ist,  u.  sidcj 
ähnlich  sein)  nennt  man  diejenige  Entartung  (Speck-  oder 
Wachsentartung),  wobei  in  die  ParenchymzeÜen  gewisser  Organe 
(Nieren,  Leber,  Milz  —  Sagomilz  — ,  Darmwand),  sowie  auch  in 
andere,  nicht  zellige  Texturelemente,  besonders  und  am  frühesten 
in  die  (k^fässhäute,  ein  Eiweisskörper  von  homogenem,  farblos 
dun»h»cheinondem  Aussehen  aufgenommen  (infiltrirt)  wird,  der  eine 
ähnliche  Jiniivaktion  gibt  wie  Pflanzenstärke.  Die  Amyloidentartung 
tiitt  stetig  sekundär  nach  chronischen  Eiterungs-  und  Ulzerations- 
prozoKson  (Phthise,  Caries  u.  s.  w.)  auf. 

of.  Infiltration,  Degeneration,  Corpora  amylacea,  Hyalinose. 


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Anämie  23 

Amylolyse  {Ämylum  vd.  amyloid,  rj  Xvatg  Lösung)  die 
Verdauung  der  Stärke  zu  Traubenzucker  durch  den  Speichel. 

Amyostlieiiie  (Bouchut  statt  Myoasthenie  —  v.  d  fivg, 
fivog  Maus  u.  Muskel,  u.  Asthenie  —  s.  d.)  Muskel - 
schwäche. 

Amyotropliia,  statt  Myatrophia  (Atrophia  s.  d.),  Atro- 
phie der  Muskeln  bei  Lähmungen  nach  akuten  Krankheiten,  Pa- 
rcUysies  amyotrophiques  [Gübler],  und  bei  einer  Erkrankungs- 
form der  spinalen  Seitenstränge,  Sclerose  laterale  amyotrophique 
[Charcot],  vd.  Lateralsklerose. 

Anaeidität  (a  priv,,  acidus  sauer)  besser  Inacidität  (s.  d.). 

Anadenie  (a  priv. ,  6  adrjv  Drüse)  Mangel  bezw. 
Schwund  der  Drüsen,  gebraucht  insbes.  als  A.  ventriculi  s. 
Phthisis  ventriculi,  der  vollständige  Schwund  der  Magenschleim- 
liaut,  ein  Zustand  der  unter  dem  Bilde  der  pemiciösen  Anämie 
verläuft. 

cf.  Achylia. 

Anftmie  (a  priv.,  x6  aTua)  Blutleere  —  ist  entweder 
eine  absolute  und  dann  immer  nur  lokale,  oder  gewöhnlich  eine 
relative,  also  eine  Oligämie  oder  Blutarmut.  Die  Anämie  ist 
«ine  sekundäre  Erkrankung  des  Blutes,  die  sich  an  Blutverluste 
(durch  Ulcus  ventriculi  u.  a.  oder  durch  Parasiten,  wie  Anchy- 
lostomum  duodenale  s.  d.)  oder  an  erschöpfende  Krankheiten, 
bei  denen  Verdauung  und  Assimilation  damiederliegen  (fieber- 
hafte Erkrankungen,  Phthise,  Krebs  etc.)  vorübergehend  oder 
dauernd  anschliesst.  Klinisch  ist  sie  charakterisirt  durch  Ver- 
minderung der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  und  dieser  parallel 
gehende  Abnahme  des  Hämoglobingehaltes  im  Gregensatz  zui* 
echten  Chlorose,  bei  welcher  nur  der  letztere,  nicht  aber  die  Blut- 
körperchenzahl herabgesetzt  ist  [E.  Graeber]. 

A.  progressiva  perniciosa  (s.  essentialis  febrilis  s.  idio- 
pathiea  nach  Addison)  solche  Fälle  von  schwerer,  wahrschein- 
lich primärer  Bluterkrankimg,  welche  regelmässig  imter  Fieber- 
erscheinungen, ohne  ausgesprochenen  Marasmus,  unaufhaltsam 
dem  tödlichen  Ausgang  zueilen,  und  bei  welchem  bisher  keine 
Ursache  für  jene  Malignität  der  Verlaufsweise  bekannt  ist.  — 
In  allen  obduzirten  Fällen  war  eine  fettige  Entartung  der  Or- 
gane, besonders  des  Herzens,  konstant. 

cf.  Poikilocytose,  Pseudoleukämie. 

A.  spleniea  vd.  Pseudoleukämie. 

A.  tropica  die  Form  der  A.,  welche  namentlich  bei  Euro- 
päern durch  die  Uebersiedelung  in  tropische  Gegenden  als  Effekt 
eines  Eingeweidewurmes  (Anchylostomum  duodenale  s.  d.),  wie 
bei  uns  die  A.  der  Gotthardtunnelarbeiter,  der  Ziegelbrenner,  Berg- 
werksarbeiter, hervorgerufen  wird. 

cf.  Chlorosis  (tropica). 


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24  Anaerobier  Anaörobiose 

AnaSrobier,  Ana^robiose  {dpriv.,  6  drjg  Luft,  6  ßiog 
Leben)  gebraucht  von  Bakterien,  die  in  sauerstoffhaltiger  Um- 
gebung absterben  oder  doch  in  ihrer  Entwicklung  stehen  bleiben. 

cf.  Aerobier,  Bakterien. 

Anftstbesie  (d  priv.,  alo^dvofiai)  die  Empfindungs-^ 
1  ä  h  m  u  n  g.  Man  imterscheidet  zunächst  eine  inkomplete  und  eine 
komplete  A.  (Gefühlsparese  und  Gefühlsparalyse). 

Je  nachdem  die  funktionelle  Störung  die  sensiblen  Nerven 
der  Haut,  oder  der  Muskeln,  oder  der  inneren  vegetativen  Organe^ 
oder  die  spezifischen  Sinnesnerven  betrifft,  unterscheidet  man 
kutane,  muskuläre,  viscerale  und  sensuale  A. 

Ausserdem  imterscheidet  man  [Erb]: 

totale  A.,  wenn  sie  sich  auf  alle  Empfindungsqualitäten  er- 
streckt, partielle  A.,  wenn  nur  einzelne  EmpfindungsquaHtäten 
z.  B.  einzelne  Tastempfindungen  oder  einzelne  Gemeingefühle,  ver- 
mindert oder  ganz  aufgehoben  sind. 

Je  nach  ihren  verschiedenen  Ursachen  (aufgehobene  Erreg- 
barkeit der  sensibeln  Nervenendigungen,  aufgehobene  Leitungs- 
fähigkeit der  sensibeln  Nerven  und  aufgehobene  Erregbarkeit  der 
Empfindungszentren)  ist  die  Anästhesie  eine  peripherische,  Lei- 
tungs-  oder  zentrale  A. 

A.  dolorosa  Schmerzempfindung  in  anästhetischen  Teilen, 
durch  zentrale  Reizimgszustände  der  betreffenden  Nervenfasern 
bedingt,  hauptsächhch  bei  Kompression  des  Rückenmarks  und 
Neurosen  vorkommend. 

cf.  Analgesie,  Ujpästhesie,  Parästhesie,  Hyperästhesie,  Ageusie, 
Hypogeusie,  Anosmie,  Apselaphesie. 

Anästbetiea  (sc.  remedia)  Mittel,  welche  die  (Schmerz-) 
Empfindung  aufheben  imd  teils  von  allgemeiner,  teils  von  ört- 
licher Wirkung  sind. 

cf.  Anodynaj  Narkotica  (vd.  Narkosis). 

Anakrotie  (dvd,  S  ngoxog  Sehlag)  das  Auftreten  von 
Elastizitätsschwankungen  im  aufsteigenden  Schenkel  der  Pulskurve^ 
das  sich  konstant  beim  Venenpulse  findet  und  beim  Arterienpuls  dann^ 
wenn  die  Systole  des  linken  Ventrikels  so  lange  dauert,  dass  die 
Wandungen  der  Arterien  während  der  Diastole  in  Oszillation  ge- 
raten [Landois]  bei  Hypertrophie  und  Dilatation  des  linken 
Ventrikels  (Aoiteninsuffizienz). 

Anaknsie  (d  priv,  dx'ovoiay  dxovm  hören)  Aufhören 
der  Gehörs empfindung  bedingt  entweder  durch  Labyrinth- 
erkrankimgen  (Labyrinth-Taubheit)  Läsionen  des  Nervenstammes 
(auch  bei  Tabes  beobachtet),  Erkrankung  der  Kerne  des  N.  aeus- 
ticus,  Läsionen  oberhalb  derselben  oder  durch  funktioneDe 
Störungen  (Hysterie). 

cf.  Hyperakusis,  Dysakusis;  Tinnitus  aurinm. 


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Anasarka  25 

Analeptica  {sc.  remedia;  avakr^mixog  stärkend,  v» 
dvaXafißdvco  in  die  Höhe  nehmen,  wieder  zu  sieh  bringen) 

wiederbelebende  Mittel,  welche  besonders  kräftig  auf  die  Zentren 
der  Atmungs-  und  Herzthätigkeit  einwirken  und  bei  Asphyxie  und 
i*a8ch  eintretenden  Schwächezuständen  (Kollaps)  in  Anwendung 
konunen. 

cf.  Excitantia,  Tonica,  Nervina. 

A.Iial^6sie  (a  priv.,  x6  aXyog  Schmerz,  dvakyijoia,  dkysco 
sehmerzen)  diejenige  Form  von  pai-tieller  Anästhesie,  bei  der 
die  Schmerzempfindung  aufgehoben  ist,  während  andere  Gremein- 
gefühle,  sowie  die  Tastempfindung  erhalten  sein  können. 

Aiiaiiiii6se    {dvd-fivrfoig,  dva-fiijuvi^oxco   sich  erinnern) 

die  Mitteilungen,  welche  der  Kranke  selbst  oder  dessen  Ange- 
hörige über  den  bisherigen  Verlauf  der  Krankheit  und  vorausge- 
gangene Zustände  machen. 

Anaphalantiasis  (17  dva(paXaviiamg  Kahlköpfigkeit 
dva-(pdXavTog,  qpaXog  lieht)  Syn.  von  Alopecia,  besonders  für  das 
Fehlen  oder  Ausfallen  der  Augenbrauen  im  Grebrauch. 

Anaphrodisia  (^y  dtpgodiaia  Verliebtsein)  Mangel  oder 
Herabsetzung  sexueller  Triebe  und  Empfindungen. 

Anaplastie  (dvd,  Tikdoom  bilden)  das  Aufheilen  abge- 
trennter Körperteile  (Zehen,  Finger)  auf  ihre  alte  Stelle. 

Anarthria  (d  priv.,  t6  äg&gov  Gelenk  oder  Glied, 
also     das     ungegliederte    Sprechen)     oder     Dysarthrle, 

Störung  der  Artikulation  d.  i.  des  motorischen  Aktes  der 
äusseren  Sprachwerkzeuge,  deren  Integrität  zu  den  geordneten 
inneren  und  äusseren  Bewegungen  notwendig  ist,  durch  welche 
Laute,  Silben  und  Wörter  in  die  Erscheinung  treten. 

A.  literalis  s.  Psellismns  s.  Blaesitas  {tpeUog  stammelnd, 
=  ßXaiaog,  blaesus)  das  Stammeln,  Störung  in  der  literalen  Laut- 
bildung. Dieselbe  ist  entweder  eine  zentrale  (Bulbärparalyse 
etc.),  oder  eine  periphere  (Affektion  des  Hypoglossus, Faciafis), 
oder  dyslalische  [jd.  Dyslalie). 

A.  syllabarls  (avX-Xa/ußdvco  zusammenfassen,  sc.  Konsonan- 
ten und  Vokale)  das  Stottern,  Haesitatio  Hnguae,  eine  spastische 
Koordinationsneurose,  welche  die  Aussprache  der  Silben  durch 
krampfhafte  Kontraktionen  an  den  Verschlussstellen  des  voka- 
lischen und  konsonantischen  Artikulationsrohres  besonders  beim 
Aussprechen  der  Explosivlaute  (p,  b,  t,  d,  k,  g)  behindert;  oder: 
spastische  Stönmg  des  harmonischen  Zusammenwirkens  der  exspira- 
torischen,  vokalischen  und  konsonantischen  Muskelaktionen. 

cf.  Aphthongie,  Dyslalie,  Alalie,  Lalopathie,  Bradylalie,  Angophrasie. 

Anasarka  (eig.  vögcotp  dvd  adgxa  Wassersucht 
durch  die  Gewebe  hin  —  wofür  die  Laien  stets  die 
allgem.   Bezeichnung  „Fleisch'*   gebrauchen  —  wohl 


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26  Anaspadie 

im  Gtegensatz  zu  den  Sackwassersuchten  für  die 
diffuse  Wasseransammlung  gebraucht,  welche  am 
auffallendsten  in  dem  lockeren  Unterhautzellgewebe 
erscheint,  daher:)  Hautwassersucht,  Hydrops  in- 
tercus  (v.  inter  u.  cutis),  hydropische  Infilti-ation  des  Zellge- 
webes, besonders  des  Unterhautzellgewebes, 
cf,  Hydrops,  Oedem. 

Anaspadie  i.  q.  Epispadie. 

Anehlorhydrie  und  HypoeUorhydrie  (ä  priv,, 
vjio  unter,  x6  vdcog  Wasser,  also  Chlorwasserstoff  i.  e. 
Salzsäure)  vollständiger  Mangel  bezw.  Verminderung 
der  Salzsäure  im  Magensaft. 

cf.  Inacidität,  Sabacidität,  Hyperchlorhydrie. 

Anchylose  oder  Ankylose  (v.  dyxvXoco  krümmen, 
cmgulus)  eigentl.  Winkelstellung,  mehr  aber  im  Sinn  der  meist 
damit  verbimdenen  Verwachsung  und  Steifigkeit  der  Grelenke. 
Diese  wird  unterschieden  [nach  Pitha  u.  Billroth]  in 

A.  intracapsularis  Verwachsung  der  Gelenkenden  durch 
Knochen-,  Bindegewebe-  oder  Knorpelmasse. 

A.  capsularis  durch  narbige  Schrumpfung  der  Kapsel. 

A.  extracapsularis  durch  narbige  Stränge  in  den  an  der 
Aussenseite  der  Kapsel  gelegenen  Teilen. 

A.  muscularis  durch  Muskelkontrakturen. 

Dann  hat  das  Wort  durch  Übertragung  die  Bedeutung  Ver- 
wachsung überhaupt  erhalten,  so  in  den  Zusanunensetzungen 
Ankyloblepharon,  Ankylochilie  etc. 

Anehylostomnui    (s.    Ankylostomnin)    duodenale 

(dyxvlog  gebogen,  krumm,  ro  ozSfia  Mund,  wahrschein- 
lich so  benannt,  weil  das  schräg  abgestumpfte  Kopfende 
mit  derMundglocke  nach  der  Bückenfläche  hin  gebogen 

ist)  ein  in  tropischen  und  subtropischen  (Ägypten,  Brasilien) 
Ländern  und  in  Italien  vorkonunender,  im  Duodenum  und  Jejunum 
des  Menschen  lebender,  6 — 18  nun  langer,  ziemlich  dicker  Rimd- 
wurm  mit  einem  Saugapparat,  womit  er  nsLch.  Art  der  Blutegel 
Blut  saugt  und  die  Ursache  der  Chlorosis  tropica  oder 
Geophagie  (s.  d.)  abgibt.  In  neuerer  Zeit  wurde  der  Parasit  als 
Ursache  schwerer  Anämie  entdeckt  bei  den  Grotthardtunnel- 
arbeitern,  bei  Ziegelarbeitem  [Leichtenstebn],  bei  Bergwerks- 
arbeitem  [Masius  und  Francotte]. 

Syn,  Dochmius  s.  Strongylus  duodenalis. 

cf.  Helminthiasis. 

Androg^yiiie  (o  dvögo-ywog  männlich  u.  weiblich  zu- 
gleich V.  dvijg  u.  yvvi^)  eine  Form  von  partiellem  Pseudoherm- 
aphroditismus,  bei  welcher  die  äusseren  Grenitalien  männlich  (es  be- 
steht Monorchidie  oder  Kryptorchidie  und  rudimentäre  Entwickelung 


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Aneurysma  27 

des  Penis)  sind,  jedoch  bei  starker  Entwickelung  der  Brüste  durch, 
die  mediane  Furchung  des  Scrotum  Schamlippen  vorgetäuscht 
werden. 

cf.  Hermaphroditismiis. 

Anelektrotoniis  (dvd  hinauf,  i.  e.  stromaufwärts 

imd  Elektrotonus  s.  d.). 

Anenceplialas  (d  priv.f  6  iy-xeqpaXog  Gehirn)  Missge- 
hurt ohne  Grehim  (infolge  allmählicher  Vermehrung  der  in  einer 
gewissen  Fötalperiode  in  den  Gehimblasen  befindlichen  Flüssig- 
keit, während  gleichzeitig  Hydramnion  zu  bestehen  pflegt). 

Nur  teüweiser  Grehimmangel  wurde  als  Anencephaloid, 
und  der  Zustand,  wobei  das  Grehim  in  einem  Tumor  neben  dem 
Kopfe  sich  befindet,  als  Exencephalie  bezeichnet. 

cf.  Hydrocephalas,  Acephalus,  Notencephalie,  Arhinencephalie. 

Anerythropsie  (Goethe  —  d  priv.,  sQv&gog  rot,  ij  otpig 
Sehen)  s.  Daltonismns ,  Kotblindheit,  das  Unvermögen, 
rote  Farbe,  sowie  das  komplementäre  Grün  zu  unterscheiden. 

cf.  Achromatopsie,  Daltonismus. 

Aneurysma  (gr.  H.  y.  dv-evQvv(o  erweitern)  partielle 
Erweiterung  arterieller  Gefässe  oder  der  Herzwand. 

A.  vernm  wahres  Aneurysma,  das  überall  noch  von 
einer  oder  mehreren  Arterienhäuten  gebildet  ist.  Unwesentlich 
«ind  die  Unterscheidungen  nach  der  Form  in  A.  diffusum, 
cylindricum,  fusi forme  (spindelförmig),  sowie  circum- 
scriptum  und  sacciforme.  Zwei  besondere  Formen  des 
Aneurysma  verum  sind: 

A.  dissecans  (dissecare  zerschneiden),  welches  dadurch  zu 
«tande  kommt,  dass  der  Blutstrom  nach  Zerstörung  der  Tunica 
intima  die  Muskelfasern  der  Media  auseinanderdrängt  und  ent- 
weder in  den  Schichten  dieser  einen  Blutsack  bildet  oder  sie 
durchbricht  und  die  Adventitia  anemysmaartig  abhebt. 

A.  miliare:  höchstens  Stecknadelkopf  grosses,  stets  multiples 
A.  an  den  kleinsten  Arterien  des  Grehirns,  deren  Ruptur  konstant 
den  spontanen  Himhämorrhagien  zu  Grunde  liegt.  Nach  Zenker 
finden  sich  bei  denselben  hügelige  Verdickungen  der  Intima  und 
die  sonstigen  Veränderungen,  die  der  Arteriosklerose  eigen  sind. 

A.  spurium  («pwnw*  unehelich  y.sperno  verschmähen) 
falsches  A.,  die  pulsirende  Blutbeule,  ein  mit  einer 
Arterie  kommunizirendes  Hämatom.  Je  nachdem  es  durch  Ver- 
wundung der  Arterie  entstanden  oder  aus  einem  wahren  A.  durch 
allmähliche  Usur  der  A.-Wand  hervorgegangen  ist,  so  dass  benach- 
barte Organe  einen  Teil  der  A.-Wand  bilden,  nennt  man  es  A. 
sp.  traumaticum  oder  consecutivum. 

A.  arterioso-Tenosum  Kommunikation  einer  Arterie  mit 
einer  Vene,  entsteht,  wenn  nach  gleichzeitiger  Verwundung  beider 
eine  gegenseitige  Verwachsung  ihrer  Wundränder  eintritt.  Weiter 
wird  noch  unterschieden: 


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28  Angina 

A.  varicosum,  wenn  die  Kommunikation  durch  einen 
zwischen  beiden  Grefässen  liegenden  besonderen  Sack  stattfindet,  und 

Varix  aneurysmaticus,  wenn  sie  unmittelbar  stattfindet 
imd  der  Druck  des  arteriellen  Blutes  die  Vene  varikös  erweitert. 

A.  eirsoldeum  (o  xigaog  der  Blutaderknoten,  etSco  gleichen) 
s.  Varix  arterialis  Kanken-A.,  nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
Ranken-Angiom,  dem  es  ähnlich  sieht.  Es  besteht  in  einer  von 
einem  echten  A.,  z.  B.  am  Kopfe,  ausgehenden,  auf  das  Arterien- 
rohr und  seine  Seitenäste,  sowie  die  damit  anaatomosirenden 
Nachbarai-terien  sich  erstreckenden .  Gefässausdehnung. 

A.  cordis  aneurysmatische  Ausbuchtung  der  Herzwand, 
kommt  entweder  in  akuter  Weise  bei  Endokarditis  und  Myo- 
karditis durch  Einreissen  des  Endokard  oder  bei  schwieliger 
Myokarditis  in  chronischer  Weise  zu  stände.  —  Auch  an  den 
Herzklappen  konunen  aneurysmatische  Säcke  von  den  Ventrikeln 
nach  den  Vorhöfen  zu  vor. 

Thoma    teilt    die   Aneurysmen    nach    der  Genese    in  Dila- 

tations-  und  Rupturaneurysmen  und  stellt  folgende  Fonnen  auf : 

I.  A.  congeoitum,  in  der  Fötalperiode  oder  zur  Zeit  der  Geburt 

entstandcD. 
11.  A.  arterioscleroticum  {oKArjQog  hart) 

a)  per  dilatationem : 

1.  A.  diifusum, 

2.  A.  fusiforme  simplex, 

3.  A.  fusiforme  multiplex, 

4.  A .  sacciforme, 

5.  A.  skenoideum; 

b)  per  rupturam: 

1.  A.  dissecans, 

2.  A.  sacci  forme, 

3.  A.  varicosum  (Einbruch  in  eine  konsekutiv  erweiterte  Vene). 

III.  A.  traumaticum: 

1.  A.  diffusum, 

2.  A.  circumscriptum, 

3.  A.  varicosum, 

4.  Varix  aneurysmaticus. 

IV.  A.  embolicum: 

1.  simplex, 

2.  infectiosum. 

V.  A.  per  arrosionem. 
VI.  A.   cirsoideum. 

cf,  Atherom,  Varix,  Hämatom,  Angiom,  Usur,  Apoplexie,  Ektasie^ 
Phlebarteriektasie. 

Aiis:Iiia  (lat.  H.  von  ayxM  verengern,  einschnüren 

ayx^V  =  xvvdyxrj  =  ovvdyxv  '^d.  Synanche)  alle  mit  Erschwe- 
rung des  Schlingens,  Kauens  und  Sprechens  verbundenen  Er- 
krankimgen   des  Isthmus   fauciiun  (Gaumen  und  Mandeln),   also 


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Angina  29 

nicht  mit  Pharyngitis   zu   verwechseln,    die    allerdings  oft  gleich- 
zeitig vorhanden  ist. 

A   eatarrhalis  s.  superficialis  s.  erythematosa  Gaumen - 

katarrh. 

a)  acuta  eine  sehr  häufige,  nach  Erkaltungen,  örtlichen 
Beizen  etc.  und  symptomatisch  bei  anderen  Erkrankungen  vor- 
kommende katarrhalische  Entzündung. 

b)  chronica  (spez.  Bezeichnungen:  A.  clericorum,  canta- 
torum,  potatonun)  meist  mit   chronischem  Rachenkatarrh  komph- 

zirte  Form. 

• 

Q3  ^'  symptoinatica  als  Symptom  oder  Teilerscheinung  anderer 

r^  Krankheiten  in  verschiedenen  Formen  auftretende  A.,  z.  B.  A. 
►^  morbillosa  Magern- A.  mit  ähnlichen  Flecken  wie  auf  der 
V--1  äusseren  Haut;  A.  scarlatinosa,  klinisch  von  der  diphtheri- 
Q  sehen  A.  nicht  unterschieden,  von  der  bloss  katarrhalischen  bis 
P^  zur  gangränösen  Form  vorkommend;  A.  variolosa  mit  Blattem- 
^i  pusteln;  A.  erysipelatosa  bei  Erysipel  des  Gesichtes;  A. 
-^  pemphigosa  Pemphigus  des  Gaumens;  A.  herpetica  (vesicu- 
l»H  losa)  Herpesbläschen  des  Gaumens,  gewöhnlich  in  Verbindung 
hM  mit  Herpes  labiahs  oder  facialis,  A.  aphthosa  mit  Bildung  von 
^  Aphthen  an  Pharjnax  und  Tonsillen  einhergehend,  A.  rheu- 
matica  komphzirt  mit  Rheumatismus  der  Muskeln  oder  Grelenke. 
A.  phlegmonosa  tiefergehende  Entzündung  des  mukösen  und 
«ubmukösen  Gewebes  mit  entsprechend  starker  ödematöser  Schwei- 
ne    lung  und  grösseren  subjektiven  Beschwerden. 

•  A.  gangraenosa  Brand  des   weichen  Gaumens,   konunt   sehr 

'T?  4selten  primär  als  eine  Art  Noma  vor,  häufiger  sekundär  bei 
w  hochgradigen  phlegmonösen,  skarlatinösen  und  diphtherischen 
H    Anginen. 

A.  erouposa  et  diphtheriea  vd.  Diphtherie. 
A.  syphilitiea  kommt  in   akuter  und  chronischer  Form, 
alß  Erythem  der  Schleimhaut,  als  EpithelqueUung  (Plaques  mu- 
queuses)    und  Vereiterung,   in   Form   von    syphilitischen    Papeln, 
.Gununiknoten,  Greschwüren  und  Narben  vor. 

A.  tonsillaris,  TonsilHtis  s.  Amygdalitis  Mandelent- 
zündung. 

a)  eatarrhalis  die  katarrhalische  Tonsillar-A. 

b)  A.  s.  Tonsillitis  lacunaris  mit  Bildung  gelblich- 
weisser  Flecken  oder  Pfropfe,  welche  den  Lakunen  der  Mandeln 
entsprechen  (A.  foUicularis).  Das  Charakteristische  bei  dieser  ist 
die  Zurückhaltung  von  abgestossenem  Epithel  und  Eiter  in  den 
lakunären  Vertiefungen,  wodurch  an  der  Oberfläche  weissliche 
Massen,  wie  Eiterpuäte,  sichtbar  werden  und  durch  Eindickung 
käsige  Bröckel  in  den  Nischen  entstehen. 

c)  A.  s.  T.  parenchypiatosa  charakterisirt  sich  durch  die 
starke   Anschwellung   der   Mandeln,    bildet    sich   entweder   ohne 


a 


^ 


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30  Angiocheiloakop 

Eiterung  zurück  oder  führt  zur  Bildung  von  meist  mehreren, 
später  gewöhnlich  konfluirenden  Abszessen  im  Parenchym  der 
Tonsillen,  deren  Eiter  entii^eder  perforirt  oder  sich  eindickt. 

Viel  häufiger  als  im  Parenchym  ist  die  Abszessbildung  im 
peri-  und  retrotonsiUären  Bindegewebe,  die 

d)  A.  tonsill.  phlegmonosa  (suppurativa)  gewöhnlich 
nur  auf  einer  Seite,  meist  zwischen  Tonsille  und  vorderem  GtaxL- 
menbogen.  Auch  diese  Form  kann  sich  zurückbilden,  bevor  es 
zur  Eiterung  kommt. 

e)  A.  8.  Tonsillitis  necrotica.  A.  mit  grauweisslicher 
Verfärbimg  der  Schleimhaut  der  Mandeln,  welche  auf  Nekrose 
beruht  und  nach  Abstossung  des  nekrotischen  Gewebes  ein  Ge- 
schwür hinterlässt. 

f)  A.  s,  T.  chronica  bes.  durch  ihr  Besultat,  die  Hyper- 
trophie der  Tonsillen,  charakterisirt. 

(Grösstenteils,  gleich  dem  folgenden,  nach  ZH.) 

Ausserdem  ist  die  Bezeichnung  „Aiigina"  noch  einigen  anderen 
Erkrankungen  zu  teil  geworden,  welche  nicht  den  Isthmus  fau- 
cium  betreäen: 

Angina  Ludoviei  (nach  ihrem  ersten  Beschreiber  Ltjdwio 
benannt)  s.  Cynanche  subungualis  s.  cellularis  maligna 
gangraenosa  s.  Pseuderysipelas  subtendinosum  colli 
sehr  akute,  in  den  meisten  FäUen  mit  Vereiterung,  in  manchen 
mit  gangränöser  Zerstörung  des  Zellgewebes  unter  dem  Kinn  ver- 
bimdene,  zuweilen  epidemisch  auftretende  Entzündung. 

Angina  pectoris  „Herz bräune",  eine  viscerale  Neurose, 
welche  sich  durch  paroxysmen weise  auftretende  Schmerzen  in  der 
Herzgegend  charakterisirt,  welche  gewöhnlich  über  die  linke 
Tora£hälfte  und  den  linken  Arm  ausstrahlen  und  mit  einem 
eigentünüichen  Gefühl  von  Angst  imd  Beklemmimg  —  häufig^ 
mit  anderweitigen  motorischen,  vasomotorischen  und  sensibeln 
Störungen  —  verbunden  sind.  Sie  ist  entweder  nur  ein  Symptom 
von  organischen  Herzleiden  (Herzverfettung,  Aortenaneurysma) 
oder  eine  nervöse  Affektion  der  Herznerven  mid  Herzganglien« 

a)  Excitomotorische  kardiale  (gangliös  oder  kardiozen- 
trische)  durch  direkte  Läsion  der  automatischen  excitomotorischen 
Herzganglien. 

b)  Regulatorische  durch  Läsion  des  kardialen  Hemmungs- 
nervensystems. 

c)  Excitomotorische  sympathische  durch  Läsion  der 
im  Sympathicus  verlaufenden  beschleunigenden  Herznerven. 

d)  Vasomotorische  durch  Affekfion  der  vasomotorischen 
Nerven  (Sympathicus)  mit  Veränderung  des  Blutdruckes,  welche 
ihre  Rückwirkung  auf  das  Herz  äussert. 

cf.  Stenokardie. 

Ang^ioclieiloskop  (t6  dyyeiov  G^fäss,  To  xsT^  Iiippe, 
oxoTteco   blicken,    anschauen)   ein  von  Hijetee  konstruirtes 


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Angioma  31 

Instrument,  mittels  dessen  man  die  Blutzirkulation  in  den  Kapillar- 
gefässen  der  Lippenschleimhaut  (durch  Lupe)  vergrössert  be- 
trachten kann. 

Aiis:ioc]iolitis  8.  Cholans^itis  (fj  xolrj  Galle)  Ent- 
zündung der  Gallengefässe  bezw.  Gallengänge. 
An^iofibrom  fibrös  degenerirtes  Angiom. 
cf.  Angioma,  Fibroma. 

Aiis:ios:raph  {ygafpco  eingraben,   einsehreiben)  ein 

von  Landois  angegebener  Apparat  zur  Darstellung  der  Pulskurven, 
aus  einer  Hebelvorrichtung  ohne  Druckfedem  bestehend, 
cf.  Sphygmograph,  Polygraph. 

Anffiolith    (o  u.  17  Xl^og  Stein)  vd.  Phlebolith. 

Angioma  Gefässgeschwulst,  d.  i.  geschwulstförmige 
Neubildung  von  Gefässen  und  Erweiterung  feinster  Grefässe.  Man 
unterscheidet  klinisch  am  zweckmässigsten  die  als  (refässmäler  der 
Haut  sich  darstellenden  Formen:  Telangiektasie  oder  Naevus 
vascularis  (s.  d.)  als  A.  simplex  ohne  oder  mit  Verdickung 
der  Gefässwandungen  (A.  simplex  hypertrophicum),  und  die 
mehr  subkutan  oder  in  tieferen  Teilen  gelegenen  eigentlichen 
Gefässgeschwülste,  nämlich: 

A.  eavernosum  {caverna  Höhle  cavus)  (eireninserlptam) 
s.  Tumor  cavernosus  s.  Carernom  eine  in  den  inneren  Organen, 
sowie  im  ünterhautzeUgewebe  vorkommende  Neubildung  von  Linsen- 
bis  Wallnussgrösse,  welche  wie  die  physiologischen  Schwellkörper 
aus  einem  elastischen  Balkenwerk  mit  blutgefillten  Maschenräiunen 
besteht  und  gewöhnhch  von  einer  konsekutiv  gebildeten  fibrösen 
Kapsel  umgeben  ist. 

Angio-Elephantlasis  eine  kontinuirhch  waxihsende  deletäre 
Form  der  Gefässneubildung,  welche  in  ein  reichhches  junges 
Biudegewebe  eingebettete,  sehr  ausgedehnte,  schwellend  weiche, 
hängende  Geschwülste  darstellt  [nach  Hebra  und  Kaposi]. 

A.  arteriale  raeeinosum  {gd^,  racemus,  raisin  Traube) 
Kanken-A.,  arterielles  A.,  pulsirende  Gefässgeschwulst  bes.  am 
Kopfe,  besteht  in  stai'ker,  varixartiger  Erweitenmg  und  Schlänge- 
lung aller  einer  bestimmten  Gefässregion  angehörigen  arteriellen 
Gefässe  bis  in  deren  feinste  Verzweigungen  hinein,  welche  als 
eine  knotige  (reschwulst  beisammen  liegen. 

cf.  Anearysma  cirsoideum,  PhlebarteriekiAsia. 

A.  lymphatieum  s.  Lymphangioma  (s.  d.). 

A.  mueosum  proliferum  (mucus;  fxvxog,  fiv^a  Rotz,  prdUs 
und  fero)  ist  von  BmcH-HiRSCHFELD  eine  cylindromartige 
Gjeschwulst  genannt  worden,  die  ihren  Ursprung  einer  patholo- 
gischen Gefässneubildung  mit  gleichzeitiger  hyaliner  Metamorphose 
der  (refässscheiden  verdankt.  An  den  gröberen  Gefässen  kann 
man  ausgesprochene  Neubildung  durch  Sprossung  und  Kanalisirung 
der  soliden  Auswüchse  nachweisen.   Die  diese  Gefässe  umgebende 


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32  Angioneurose 

hyaline  Masse  wird  als  degenerirte  Adventitia  gedeutet.  Später 
wandeln  sich  auch  die  Gefässe  im  Zentrum  der  hyalinen  Scheiden 
in  bindegewebige  Balken  um. 

A.  osslfieans  [A.  Lücke]  seltene  Geschwulst  (in  der  High- 
morshöhle) bestehend  aus  Knochengewebe,  welches  durchsetzt  ist 
von  grossen  Blutgefässen,  wahrscheinüch  sehr  weiten  kapillaren  Venen. 

Ans^ionenrose  (vevgcooig,  vevgöo)  anspannen  ,■  yev^ov 
Sehne,  gebraucht  für  Nerv),  die  Gefässneurose,  eine 
Neurose  der  gefässerregenden  Nerven. 

Ang^iosfirkoina  vd.  Sarkoma. 

Ang^ophrasie  (von  äyxco  ängstigen,  rj  (pgdaig  Bede) 
das  Gaxen  oder  Gatzen,  ein  Sprachfehler,  der  im  Unterbrechen 
der  Worte  und  Sätze  durch  gedehnte  oder  öfter  wiederholte  Vokale 
und  Nasenlaute  besteht  und  sich  bei  Personen  einstellt,  die  be- 
fangen sind  oder  nicht  schnell  genug  wissen,  wie  sie  sich  aus- 
drücken sollen,  oder  aus  übler  Gewolmheit. 

cf.  Anarthrie,  Bradyphrasie,  Paraphrasie. 

Aüffiiilliila  stercoralis  {anguis  Sehlange,  anguiUa 
Aal,  yd,  stercoral)  ein  in  den  Tropen  vorkommender  Darm- 
parasit,  für  sich  allein  harmlos,  häuög  aber  in  Verbindung  mit 
Anchylostomum  duod.  (s.  d.)  vorkommend. 

Ang^nlns  liiidoTici,  der  Louis*sche  Winkel,  der 
zuerst  von  Louis  beschriebene  Winkel,  den  das  Manubrium  gegen 
das  Corpus  stemi  in  geringem  Grade  unter  physiologischen  Ver- 
hältnissen, in  höherem  Grade  als  pathologische  Deformität  infolge 
Schrmnpfungen  und  Einziehungen  im  oberen  Thoraxraum,  also 
besonders  bei  Lungenphthise,  bildet. 

Ang^nstatio  {angustus  eng)  die  Verengerung,  z.  B.  ven- 
tricuh  etc. 

cf.  Stenosis. 

Anhidrosis  (ä  priv,,  6  lögcog,  -cörog  Seh  weiss  idgoco 
schwitze)  s.  Anidrosis  verminderte  Sekretion  der  Schweiss- 
drüsen  —  ist  entweder  A.  universalis  oder  localis. 

cf.   Idrosis,  Hyperidrosis, 

Anliydraemia  (d  priv,,  Hydraemia  s.  d.)  der  vermin- 
derte Wasser-  und  Salzgehalt  des  Blutes  bei  Erhaltung  des  Blut- 
eiweisses.  Kommt  im  Gefolge  von  grossen  Wasserverlusten  des 
Körpers,  namentlich  bei  Cholera  vor. 

Anidens  (a  priv,y  x6  slöog  Gestalt)  s.  Amorphus  nie- 
derste Form  der  Acardiaci,  nur  aus  einer  von  Cutis  bedeckten 
rundlichen  Masse  bestehend,  die  eine  eigene  Nabelschnur  hat, 
oder  auch  ohne  solche  der  Plazenta  aufsitzt,  und  deren  Inneres 
AUS  Zellgewebe,  Fett  und  rudimentären  Organteilen  besteht. 

Aniridie  (d  priv.,  ^  Igig,  tgidog  der  Begenbogen,  die 
Regenbogenhaut)  i.  q.  Irideremie. 


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Anorexie  33 

Anisokorie  {äv-taog  ungleich,  >)  xoorj  Pupille  vd, 
Korektopie)  Ungleichheit  der  Pupillen.  ^ 

^  Anisometropie    (äv-ioog  ungleich,    x6  /uhgov  Mass, 
V  ^H>  Sehen)  Differenz  im  Biechungszustand  beider  Augen. 

cf.  Astigmatismus,  Ametropie. 

Ankyloblepliaroii  {ayxvkog  krumm,  x6  ßXi(paQov  das 
Augenlid)  die  angeborene  oder  erworbene  (Verletzungen)  voll- 
ständige oder  teilweise  Verwachsung  der  Augenlidränder. 

cf,  Symblepharon,  Blepharophimose. 

AiikylocMlie  (r6  /^r;.o^,  -eog  Lippe)  Verwachsung  der 
Mundwinkel  mit  dem  Kiefer, 
cf.  Mikroätomie. 

Aiikylog^losson  {fj  yXwaaa  Zunge)  Verwachsimg  der 
Zunge  mit  dem  Boden  der  Mimdhöhle,  entweder  angeboren 
durch  ein  zu  weit  nach  vom  reichendes  und  zu  breites  Frenulum 
linguae,  oder  durch  Narbenbildung  nach  Substanzverlusten  der 
Schleimhaut  acquirirt. 

Ankylosis  Ankylostoniain  vd.  Auch.  ...  1 

Ammlatns  (annulus  Bing)  ringförmig  —  bes.  von  der 
Form  mancher  Effloreszenzen. 

Anodns  {dvd  hinauf,  ^  SSög  Weg)  die  Anode,  der 
positive  Pol,  an  welchem  der  elektrische  Strom  aus  der  Batterie 
austritt,  vd.  Elektrode. 

Anodynnm  (sc.  remedium  —  d  priv,,  >J  dSvvrj  Schmerz) 
ein  schmerzstillendes  Mittel. 

cf.  Anästhetica,  Antinenralgica. 

Anoia  (d  priv.,  6  vovg  Verstand)  i.  qu.  dementia. 

Anonyeliosis  vd.  Onychosis. 

Anopktkalniiis  (d  priv.  6  ocpdaXjuog  Auge)  angebo- 
renes Fehlen  der  Augen.  Bei  solchen  Misshildungen  handelt 
es  sich  gewöhnhch  nicht  um  vollständiges  Fehlen  des  Bulbus, 
sondern  um  eine  äusserst  iiidimentäre  Entwickelung  desselben,  so 
dass  der  A.  nur  einen  höheren  Grad  des  Mikrophthalmus  darstellt. 

cf.  Mikrophthalmus. 

Anopsia  (d  priv.,  rj  dxpig  Gesicht)  der  Nichtgebrauch 
eines  Auges,  welcher  nicht  auf  Paralyse  oder  Atrophie  der  Netz- 
haut, sondern  auf  ausser  derselben  liegenden  Hindernissen  beruht. 

Anorehidie  (d  priv. ,  6  OQXig ,  -iog  u.  -scog,  ävogxog 
[HippoKRATEs]  so  dass  Anorchie  richtiger  wäre)  rudimen- 
täre Entwickelung  oder  vollständiger  Defekt  der  Hoden. 

cf.  Kryptorchidie. 

Anorexie  (d  priv.,  t)  ogs^ig  das  Verlangen,  von  ogsyco 
nach  etwas  strecken,  verlangen)  Appetitmangel  oder 
Widerwille  gegen  Speisen. 

Roth 's  Klinische  Terminologio.     L  Aufl.         .  3 


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34  Anoamie 

Anosmie  (d  priv.  u.  ^  oo^ij,  döiut]  der  Geruch,  von 
oCco  riechen)  s.  Anaesthesia  olfaetoria,  Verlust  der  Geruchs- 
empfindung (teilweise  scheinbar  als  Verlust  des  Geschmacks 
sich  geltend  machend)  meist  eine  Folgeerscheinung  von  Erkrankung 
der  Nasenschleimhaut,  seltener  durch  eine  Läsion  des  Nerven 
(Lähmung  der  Nervi  olfactorii  oder  des  N.  trigeminus)  oder  eine 
Euckemnarkserkrankung  (Tabes)  bedingt.  Einseitige  Anosmie 
findet  sich  bei  hysterischer  Hemianästhesie  imd  selten  bei  Er- 
krankung der  Hirnhemisphäre. 

cf.  Hyperosmie,  Eakosmie,  Ageusie. 

Anosiose  (d  priv.,  t6  dozeov  Knochen),  Knochenatrophie, 
cf.  Hyperostose,  Ostitis,  Osteoporose,  Osteomalacie. 

Antacida  (dvri  gegen,  acidus  sauer)  sc.  remedia,  säure- 
tilgende Mittel,  auch  Absorbentia  genannt. 

Antaplirodisiaca  {vd.  Aphrodisiaca)  sc,  remedia, 
Mittel,  welche  den  G^schlechtsreiz  herabsetzen. 

Antarthritica  {sc,  remedia,  vd.  Arthritis)  Mittel 
gegen  die  Gicht. 

Anteflexio  (neulat.)  Knickung  nach  vorn. 

A.  uteri  diejenige  Gestalts  Veränderung  des  tjterus,  bei  der 
die  Axe  des  U.-Körpers  und  des  Cervix  einen  mehr  als  physio- 
logischen (kleineren)  nach  vorn  off enen  Winkel  miteinander  bilden. 

cf.  Anteversio,  Retroflexio. 

Antepileptica  {sc,  remedia,  ävxt  gegen,  vd.  Epi- 
lepsie) Mittel  gegen  Epilepsie. 

^AnteTersio  {lat,  H.  vertere  wenden)  die  Vorwärts- 
beugung (ohne  Knickung). 

A.  uteri  Vorwärtsbeugung  des  Uterus  ohne  Gestaltsver- 
änderung. 

cf.  Anteflexio. 

Anthelminthica  {sc,  remedia,  vd,  Helminthiasis) 
s.  Vermifaga  Wurmmittel. 

Anthema  {äv&eco  blühen)  die  Hautblüte. 
Anthrakosis  {6  av&ga^,  -axog  Kohle)  dieses  Wort  ist 
heutzutage  nur  noch  gebräuchlich  in  der  Zusammensetzimg 

A.  pttlmonum  s.  Pnenmonokoniosis  anthrakotiea  Kohlen - 
staub-Inhalationskrankheit,  schwarze  Lungeninfiltration, 
falsche  Melanose:  Ablagerung  von  solchem  Kohlenstaub,  welcher 
in  den  Lymph-(Bronchial-) Drüsen  keine  Aufnahme  gefunden,  in 
das  Limgenparenchym,  imd  der  dadurch  heiTorgerufene  krank- 
hafte Zustand,  in  chron.  Bronchialkatarrh,  Emphysem  und  selbst 
entzündlichen  parenchymatösen  Veränderungen  bestehend  (Phthise, 
indurirende  interstitielle  Pnemnonie  mit  Bildimg  knotiger  Schwie- 
len aus  derbfaserigem  Gewebe,   in  welchem  die  Staubteilchen  ein- 


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Anthrax  35 

gebettet  liegen,  wohin  sie  nach  —  vei-möge  ihrer  Spitzigkeit  er- 
folgter —  Durchbohrung  der  Alveolar-  und  Interinf undibular-Septa 
gelangt  sind). 

cf.  Fneumonokoniosis. 

Anthrax  (o  äv&ga^  Kohle,  Kohlenbeule)  der  Milz- 
brand, so  gen.  von  der  dunkeln  Färbung  und  breiigen  Er- 
weichung der  Milz  beim  Rinde,  ist  eine  akute  Infektionskrankheit 
der  Tiere,  besonders  des  Rindes,  bei  der  karbunkulöse  Hautent- 
zündungen auftreten,  wenn  die  "Kere  nicht  vorher  schon  dem 
Milzbrandfieber  erhegen.  Der  Infektionsstoff  besteht  in  einer 
spezifischen  Bakterienart  (Bacillus  anthracis,  s.  d.).  Der  Milzbrand 
ist  weniger  dii'ekt  ansteckend,  als  vielmehr  durch  zahlreiche  Zwi- 
schenträger verschleppbar. 

BeimMenschen  tritt  der  Milzbrand  in  folgenden  Formen  auf : 
A.-Karbunkel,   Carbimeulus  eontagiosus   (carbo  Kohle), 
Pustula  maligna: 

a)  Der  primäre,  der  durch  direkte  Aufnahme  des  Giftes 
(Wund-,  Haut-  oder  Impfmilzbrand)  an  einer  verletzten 
Stelle  entsteht.  Es  bildet  sich  daselbst  ein  roter  Fleck  mit  einem 
zentralen  schwarzen  Punkt,  der  sich  in  ein  juckendes  Knötchen 
verwandelt,  auf  dessen  Kuppe  eine  kleine  rötiiche  oder  bläuliche, 
allmählich  sich  vergrössemde  Blase  sitzt,  die  alsbald  platzt  imd 
verschorft. 

Durch  Anschwellung  der  mngebenden  Haut  entsteht  ein  wulst- 
artiger roter  Hof  und  um  diesen  häufig  ein  bläuhcher  oder  blass- 
gelber Ring,  auf  welchem  hanfkomgrosse  Bläschen  entstehen,  die 
den  Schorf  kranzartig  umgeben.  Die  nächste  Umgebung  indurirt 
sehr  bald,  und  eine  ödematöse  Schwellung  breitet  sich  rasch  über 
grössere  Hautstrecken  aus.  Schwellung  der  Lymphdrüsen  und 
Lyphangoitis  tritt  gewöhnlich  hinzu.  Das  Fieber  ist  gewöhnlich 
nur  massig.  In  ungünstigen  Fällen  (Resorption)  steigt  die  Tem- 
peratur, und  tritt  unter  schweren  Allgemeinerscheinungen,  Delirien, 
Gliederschmerzen,  Diarrhöen,  Herzkollaps  der  Tod  ein.  Genesung 
ist  nicht  selten. 

b)  Der  symptomatische  A.-Karbunkel,  der  bei  pri- 
märem, durch  Infektion  mit  der  Luft  (beim  Lumpenhandel,  Zupfen 
von  Schafwolle  u.  dgl.)  oder  mit  der  Nahnmg  heiTorgerufenen 
Allgemeinleiden  an  verschiedenen  Körperstellen  entsteht. 

A.-Ödem  .(s.  d.)  diffuser  oder  erysipelatöser  A.-Karbunkel,  ist 
nur  im  Anfang  von  dem  gewöhnlichen  A. -Karbunkel  verschieden, 
indem  das  Bläschen  und  der  primäre  Schorf  fehlen. 

A.  intestinalis  s.  Mykosis  intestinalis«  der  Darm-  oder 
innere  Milzbrand,  durch  den  Genuss  milzbrandigen  Fleisches, 
Wassers  u.  a.  Nahrungsmittel  hervorgerufene  Allgemeinerkrankung, 
welche  die  grösste  Abnlichkeit  mit  einer  Vergiftung,  namentlich 
durch  Schwämme,  darbietet,  indem  etwa  8  Stunden  nach  dem 
Fleischgenuss  stürmisches  Erbrechen   und  Diarrhöen  mit  Cyanose 

3* 


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36  Anthropotoxin 

und  raschem  Kollaps  auftreten.  Auf  der  Magen-Danuschleimhauf 
findet  man  Bötung  und  vereinzelte  oder  zahlreiche  ödematöse  imd 
hämorrhagische,  prominirende  Infiltrationen,  die  obei*flächhche, 
missfarbige,  verschorfte  Zentren  zeigen:  echte  Magen-  imd  Darm- 
karbunkeln mit  grossen  Mengen   von  Bakterien.    In  manchen 

.  Fällen  geschieht  die  Invasion  des  Pikes  von  den  Lungen  aus 
(Lungen-Milzbrand)    und    ruft  neben  der  Allgemeininfektion 

.  lobulär-pneumonische  Entzündungsherde  hervor, 
cf   Bacillus  anthracis. 

Anthropotoxin  (6  äv^gco.tog  Mensch  vd.  Toxin)  Be- 
zeichnung Brown-Sequards  für  eine  durch  Exspiration  oder 
Perspiration  erzeugte  toxische  Substanz ,  deren  Existenz  nicht  be- 
wiesen ist. 

,       Antiblennorrhai^ica  {sc,  remedia  vd.  Blennorrhoea) 

Mittel  zur  Beschränkung  der  Eiterimg. 

Antidot  (dvzi  gegen,  didcof^i  geben  dviiSorov)  s.  Alexi- 
pharmakon  (s.  d.)  Gegenmittel,  Gegengift, 
cf.  Bezoardica. 

Antidyskratica  (sc,  remedia,  vd,  Dyskrasie)  Mittel 
zur  Verbesserung  oder  Heilung  dyskrasischer  Zustände, 
cf.  Alterantia. 

Antifebrilia  (sc.  remedia,  vd.  Febris)  s.  Antipyretiea 

s.  Febrifüga  Fiebermittel. 

Antiliysterica  (sc,  remedia,    vd.   Hysterie)   Mittel 
•gegen  Hysterie. 

Antineurali^iea  (sc.  remedia,  vd.  Neuralgie)  Mittel 
gegen  Neuralgien, 
cf.  Anodjna. 

Antiparasitica  Mittel  gegen  Parasiten. 

AntipMoiifistica  (sc.  remedia,  (pXeyco  brenne  = 
^XoyiCco,  vd.  Phlogosis)  entzündungswidrige  Mittel. 

Antipy retica  (sc.  remedia,  von  6  jivQszog  Fieberhitze, 
von  jivQ  Feuer)  vd.  Antifebrilia. 

Antiseptica  (sc  remedia,  vd.  Sepsis)  s.  Antizymotiea 

s.  Antil'ermcntia  s.  Desinfleientia  Mittel,  welche  die  Fäulnis 
verhindern  und  Anst-eckungsstoffe  zerstören. 

Antispasmodica  (vd.  Spasmus)  krampfstillende  Mittel. 

Antisyphilitica  Mittel  zur  Heilung  der  Syphihs. 
cf.  Antidyskratica. 

Antitoxine  Stoffe,  welche  die  Wirkung  der  Toxine  (s.d.) 
verhindern,  bzw.  aufheben. 


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Aphasia  37 

Antltypica   (sc,  remedia,  t?c^. .  typisch)  Mittel  gegen 
typisch  auftretende  Affektionen,  bes.  Fieber. 

Antizymotica  {vd.  Zymose)  i.  q.  Antiseptica. 

Antodontali^ica  (vd.  Odontalgie)  Mittel  gegen  Zahn- 
schmerz. 

AntPophLOP  (ro  avTßoy  Höhle  qpsgco  tragen)  von  Stephan 
p^  angegebenes  Instrument  zur  medikamentösen  Behandlung  des 
r^  Hamröhrentrippers.  Dasselbe  besteht  aus  einer  biegsamen  mit 
r^  einem  festen  IJberzug  versehenen  Spirale ,  auf  welcher  sich  das 
h-1    Medikament  befindet. 

r-i  Anupfe   (a  priv.,  t6.  ovoov  Urin)    aufgehobene    Harnab- 

Z    sonderung. 

^  cf.  Ischnrie,  Dysurie,  Strangarie,  Oligurie.  —  Nephritis. 

Ana«  (lat.  anus  Kreis)  der  After. 

A.  artifleialis  ein  durch  oj)erativen  Eingriff  künstlich  er- 
zeugter A.  praeternaturalis. 

A.  iinperforatus  vd.  Atresia  ani. 

A,   praeternaturalis    widernatürlicher    After,     welcher 
^     sich   von   der  Kotfistel  dadurch   unterscheidet,   dass    alle  Darm- 
kontenta  durch  die  Öffnung  entleert  werden. 

^  Bei  A.  praet.  vairtnalis  s.  ileo- vaginalis,  der  wldei-hatür- 

Q)      liehe   Scheidenafter,   wird    der  ganze   Dünndarminhalt  durch,  die 
h      Scheide  entleert. 

Aoptitis  acuta  (dopx/i  Schlagader,  deigco  hebe)  ein 
der  Endo-  imd  Myokai-ditis  ähnlicher  Entzündungsprozess  an  der 
Aorta,  der  sämtliche  Arterienhäute  betrifft  und  zu  körnigen  Auf- 
lagerungen oder  grösseren  Effloreszenzen  Veranlassung  gibt. 

Apepsie  (d  priv,,  ciejnoy  kochen,  verdauen)  schwaches. 
oder  fehlendes  Verdauungsvei*mögen,  chronische  Dyspepsie. 

Apbakie  (d  priv,,  6  (paxog  Linse)  das  Fehlen  der  Linse 
im  dioptrischen  System  des  Auges  und  der  darin  begründete  un- 
genügende Brechungszustand. 

Aphasia  (d  priv.,  ^  qxxoicy  von  (pjjini  sprechen)  s. 
Aphemia  gänzlicher  oder  teil  weiser  Verlust  der  Sprache,  ohne 
dass  geistige  Benommenheit  oder  ein  Hindernis  in  den  äusseren 
Sprachwerkzeugen  vorliegt. 

Die  A  ist  stets  die  Folge  einer  cerebralen  Erkrankung.  Die 
Sprach  Vorgänge  in  der  Gehimiinde  sind  sensorische  (Hören  u. 
Sehen,  bei  Blinden  da^  Tastgefühl)  u.  motorische.  Man  spricht 
deshalb  von 

1)  sensorischer  Aphasie  |Wernicke]  als  Worttaubheit 
[Kussmaul I   auftretend,  wenn  das  akustische  Perzeptions- 


^ 


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38  Aphonie 

zentnim  (hintere  Hälfte  der  ereten  Schlafenwindimg)  zer- 
stört ist,  als  Wortblindheit,  wenn  das  visuelle  Per- 
zeptionszentrum  (unterer  und  hinterer  Teil  des  Parietal- 
lappens)  afficirt  ist,  u.  als  Seelenblindheit  d.  h.  die  Un- 
fähigkeit, nicht  allein  Worte,  sondern  auch  Gegenstände 
zu  erkennen  imd 

2)  motorischer  Aphasie  A*  atactica  s.  associatoria  das 
Unvermögen  zu  sprechen  infolge  einer  Störung  des  Be- 
wegungszentnmas  für  die  Sprache  (dritte  1.  Stimwindimg), 
wobei  der  Kranke  für  das  in  der  Erinnerung  u.  Vorstellung 
vorhandene  Wort  die  Aussprache  nicht  findet. 

Hiezu  kommt  noch 

3)  die  amnestische  Aphasie  A.  amnestica  (a -^vi/w?  Ver- 
gessen) verbale  Amnesie  die  Erinnerungs-A.,  wobei 
der  Patient,  ohne  dass  Worttaubheit  besteht  imd  die  mo- 
torischen Vorgänge  gestört  sind,  sich  der  Worte  nicht  er- 
innern kann. 

cf.  Paraphasie,  Aphonie,  Aphthongie,   Alalie,  Dysphagie,   Asemie, 
Lalopathie,  Agrammatismns,  £cholalie,  Alexie. 

Aphonie  (d  priv.y  17  tpfov]]  Stimme)  Stimmlosigkeit, 
eigentl.  Lautlosigkeit  der  Stimme,  infolge  gehinderter  Funktion 
der  Stimmbänder. 

cf.  Aphthongie,  Alalie,  Aphasie,  Dysphonie. 

Aphrodisiaca  (Aqpgodhtj,    Venus,  Göttin  der  Iiiebe, 

d(pgoStoidC(o    begatten)    sc.   remedia:     Mittel,    welche   den   Ge- 
schlechtstrieb vermehren, 
cf.  Antaphrodisiaca» 

AphtbLae  {ai  ä(p&ai,  [HippoKRATEs]  Bläschen  v.  ojitod 
,,heften*%  in  Brand  geraten,  wohl  von  dem  brennenden 
Schmerze,  den  sie  verursachen)  vd.  Stomatitis  aphthosa, 

A.  epizooticae  (C<pov  Tier)  „Maul-  und  Klauenseuche  beim 
Menschen",  d.  i.  die  durch  den  Genuss  ungekochter  Milch  von 
derartig  erkrankten  Kühen,  sowie  durch  direkte  Infektion  der 
Hände  mit  dem  Geifer  der  Tiere  oder  dem  Sekret  der  Blasen- 
eruptionen  am  Euter  (beim  Melken)  hervorgerufenen  Erschei- 
nungen: 

Beim  Genuss  der  Milch  entstehen  zuerst  unter  voraus- 
gehenden und  gleichzeitigen  Fiebererscheinungen  Bläschen  an 
Lippen  und  Zunge,  seltener  im  Eachen,  die  sich  in  flache  Ge- 
schwüre verwandeln;  weiter  pflegt  sich  Gastro-Enteritis  und  ein 
Bläschenexanthem  an  Fingern  und  Händen,  zuweilen  auch  an 
anderen  Körperstellen,    selten  zwischen  den  Zehen,  einzustellen. 

Bei  direkter  Infektion  entsteht  zuerst  unter  Allgemein- 
erscheinungen eine  Blaseneruption  an  den  Händen,  dann  Angina 
und  katarrhalische  Stomatitis  (nach  ZH). 


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Apoplexia  39 

Aphthonsie  (dpnt?.,  6  (p^oyyog  Laut)  Eeflexaphasie, 
eine  seltene  Sprachneurose,  bei  der  mit  jedem  Versuche,  zu 
sprechen,  Krämpfe  im  Gebiet  des  Hypoglossus  auftreten,  wodurch 
das  Sprechen  unmöglich  gemacht  wird* 

Aphthophyton  {Aphthae  s.  d.,  t6  (pvxov  G-ewächs) 
i.  q.  Soor. 

Aplanatio  corneae  (neulat.:  y.  planus  flach)  Ab- 
flachung der  Hornhaut,  entsteht  nach  umfangreichen  Ver- 
letzungen (mit  Irisverwachsung)  oder  perforirten  Geschwüren,  oder 
nach  Operationen. 

Aplasie  (d  priv.^  fj  TiXdoig  v.  jcXdooco  bilden)  unterbhebene 
Bildung  (Entwicklung)  von  Geweben  oder  Organen, 
cf.  Agenesie,  Atrophie,  Hypoplasie. 

Aplestie  (d  priv,,  m\ujtXrjfii  füllen)  i,  q.  Akorie. 

Apneumatosis  (d  priv.,  jivsvfidrcomg  Aufblasen,  ji^ev- 
juaroo}  blase  auf  v.  Jiveco  blasen)  i,  q.  Atelektasis. 

Apnoea  (17  Sbivoia  d  priv,,  tj  Tivorj  V.  JIVECO  Hauch,  Atem) 

die  Atemlosigkeit,   sowohl  im  Sinn   des   ganz  imterbrochenen,   als 
des  hastigen  und  erschwerten  Atmens. 

A.  infantum  nicht  mehr  gebräuchliche  Bezeichnung  für 
Spasmus  glottidis. 

A.  uterina  i.  q.  Asthma  uterinum. 

Apodemials^ie  {0316  weg,  6  dfjiuog  Volk,  Land,  t6 
äXyog  das   Wehe)    das    Gegenteil    der  Nostalgie,    das  bis   zur 

Cchischen  Krankheit  gesteigerte  Verlangen,  die  Heimat  zu  ver- 
en  und  sein  Glück  in  der  Fremde  zu  suchen. 

Aponemrotomia  {ts/ävco  schneiden)  plantaris  sub- 
kutane Durchschneidung  der  Plantaraponeurose,  ein  Teil  der 
operativen  Behandlung  des  Klumpfusses. 

Apopbiysenpankt    (djiO'(pv(o     hervorsprossen)    vd. 

Puncta  dolorosa. 

Apoplexia  (gr.  H.  v.  äjzo'jiXtjoaco  niederschlagen, 
durch  Schlag  lähmen)  so  bezeichnet  man  jede  plötzliche  Auf- 
hebung der  Fimktion  eines  lebenswichtigen  Organes  durch  ver- 
schiedene Ursachen.  Es  ist  also  ein  klinisch-symptomatischer, 
kein  pathologisch-anatomischer  Krankheitsbegriff. 

Man  unterschied  früher  eine  A.  sanguinea  durch  Blutextra- 
vasat,  eine  A.  serosa  durch  serösen  Erguss  und  eine  A.  nervina, 
bei  der  keine  Texturerkrankung  nachweisbar  ist.  Jetzt  gilt  das 
Wort  A.  nur  mehr  für  A.  sanguinea,  während  A.  serosa  mit 
akutem  Gehirnödem  u.  A.  nervina  mit  akuter  Gehinianämie  be- 
zeichnet wird. 


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40  Apoplexia 

Je  nachdem  die  Symptome  bedingt  sind  durch  Affektion  des 
Gehirns,  des  Rückenmarks,  der  Meningen,  der  Limgen,  des  Uterus 
<^er  der  Nieren,  spricht  man  von  A.  cerebralis,  apinalis,  meningealis. 
puhnonalis,  uterina,  renalis.. 

A,  ccrebri  meist  gebraucht  für  Blutung  in  das  Gehirn  mit 
Zerti-^mmerung  des  Gehimgewebes.  Die  klinischen  Symptome 
Kerfallen  in  allgemeine  vorübergehende  (Bewusstlosigkeit  etc.) 
u.  Herderscheinungen,  mehr  oder  weniger  bleibende  (Hemiplegie) 
u.  sind  nach  dem  Sitze  der  Blutung  verschieden.  Der  häufigste 
Sitz  der  Blutimg  ist  das  Coi*pus  striatum  u.  die  innere  Kapsel 
(rein  motorische  Hemiplegie,  bei  Läsion  des  hinteren  sen- 
sorischen Abschnittes  der  innereja  Kapsel  mit  Hemianaesthesie  ver- 
bunden). Durch  besondere  hievon  abweichende  Symptome  aus- 
gezeichnet sind: 

a)  Blutung  in  die  Gehirnrinde  (selten)  mit  lokalen  Kon- 
vulsionen ü.  einer  auf  einen  Teil  einer  Seite  beschränkten 
Lähmung  (Monoplegie). 

b)  Blutung  in  den  Hirnschenkel  mit  gekreuzter  Lähmung 
des  3.  HimneiTen  u.  der  Extremitäten. 

c)  Blutung  in  die  Varolsbrücke  mit  allgemeinen  Kon- 
vulsionen, häufiger  doppelseitiger  I^ähmung  u.  Anästhesie. 

d)  Blutung  in  dieMedulla  oblonga;ta  meist  sofort  tötlich, 
mit  den  Erscheinungen  der  akuten  Bulbäi-paralyse. 

e)  Blutung  in  das  Kleinhirn  mit  Erbrechen  u.  Bewusst- 
losigkeit vorübergehender  Hemiplegie  u.  bleibender  Gleich- 
gewichtsstörung (cerebellarer  Ataxie). 

f)  Blutung  in  die  Ventrikel  mit  schweren  Allgemein- 
ei-scheinungen,  meist  sekundär  (Durchbruch)  u.   tötlich. 

g)  Blutung  in  die  Gehirnhäute  mit  deutlichen  Vorboten 
(heftiger  Kopfschmerz)  Bewusstlosigkeit  und  Lähmung  der 
Exti-emitäten  beider  Seiten. 

A.  spinalis  vd.  Haematomyelie,  Haematorachis. 

A,  neonatorum  ist  in  der  Kegel  eine  A.  meningealis,  welche 
infolge  schwerer  Geburten  entsteht,  wenn  die  Schädelknochen  eine 
starke  gegenseitige  Verschiebung  erleiden. 

cf.  Cephalhämatom. 

A.  pulmonum  vaseularis  äussei-st  akute,  hochgradige  und 
ausgedehnte  Kongestion  nach  den  Lungen,  welche  zu  apoplektischen 
Erscheinungen  und  selbst  zmn  Tode  führt. 

Apoplektisehe  Herde  die  im  Innern  der  Organe  extrava- 
sirten  Blutmassen,  resp.  deren  Umwandlungen. 

cf.  Cyste,  Hämatom,  Infarctns  haemorrhagicus,  Haematomyelie,  Ence- 
*  phalitis.  Aneurysma«  miliare,  Febris  intermitt.  pemic. 

Aposkeparnismu»  (gr.  H.  v.  d7t6  weg,  t6  oyJjiaQvov 


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Apselaphesie  41 

Beil,  öxamm  hacke)  der  Abhieb,  Ti*enming  eines  Stücke»  vom 
Schädel  durch  einen  Hieb  (Schälhieb).  —  König. 
cf.  Vulnos. 

Apostom  {t6  djiooTTjfia  V.  djto  u.  löTrjjut,  acpioxrjiAi  beiseite 
stellen;  sich  entfernen,  ahscedere)  i.  q.  Abscessus. 

Apothesis  fbniculi  umbilicalis  (H.  v.  ouzoTi^rjfu 
ablegen,  beiseite  legen),  s.  Omphaloproptosis  die  Repo- 
sition der  vorgefallenen  Nabelschnur. 

Apotlieter  (v.  ojioxl^rifxi  s.  v.)  s.  Nabelschnurrepositoriuin 
ein  Insti-ument  [C.  v.  Braun]  zur  Reposition  der  Nabelschnur. 

Appendicitis  (appendix  Anhängsel,.  Fortsatz)   Ent- 
zündung des  Wurmfoi-tsatzes. 
cf.  Tjphlitis,  Perityphlitis. 

Apperceptions.Pcreeptioii  (perceptio  das  Empfangen, 
Erfassen  neulat.:  ad-percipere)  Erfassung  der  äusseren  und 
inneren  Eindrücke  durch  die  Aufmerksamkeit  (Bewusstsein). 
A.-Hallucination  s.  Pseudohallucination  ist  eine  H.,  welche 
durch  innerliche  (psychische)  Eindrücke  verursacht  wird.  Die 
A.-Illusion  entsteht  durch  die  Vermischung  von  Sinneseindrücken 
mit  subjektiven  Vorstellungen. 

cf.Uallucination,  lUusioo. 

Apraxie  (d  priv.,  v  JtQä^ig  v.  -T^doö«  thun)  Verlust  des 
Vei*ständnisses  für  den  Gebrauch  der  Dinge,  das  Verkennen  der 
Objekte, .  —  der  Aphasie  nur  insofern  nicht  analog ,  als  bei  der 
Apraxie  die  Intelligenz  eine  gestörte  ist. 

cf.  Asemie. 

Aprosexia  (a  priv.j  jrpoöexco  sc.  t6v  vovv  den  G-eist  auf 
etwas  richten)  eine  von  Huye  für  eine  Teilei-scheinung  der 
Neurasthenie  eingeführte  Bezeichnung,  die  häufig  in  einer  durch 
nasale  Erkrankung  bedingten  Störung  der  Gehimthätigkeit  be- 
steht. Die  Erscheinungen  derselben  sind  eine  merkwürdige  Ver- 
gesslichkeit  und  ein  anhaltender  oder  intermittirender  Kopfschmerz, 
der  sich  bis  zur  Hemikranie  steigern  kann.  Huye  imterscheidet 
drei  Formen:  1)  eine  physiologische  A.  als  Folge  von  cere- 
V)raler  Überanstrengimg,  2)  eine  neurasthenischeA.  als  Folge 
von  pathologischer  cerebraler  Ermüdung  und  8)  eine  rein  nasale 
A.  als  Retentionserschöpfung. 

Aprosopie  (a  priv.y  x6  ngoocojiov  Angesicht  v.  jiQog 
zu,  an  u.  jj  cjyj)  Fehlen  des  Gesichts  durch  fötale  Missbildung, 
ein  höherer  Grad  von  Schistoprosopie,  wobei  noch  Nase  und  Augen 
ganz  oder  zum  grössten  Teil  fehlen. 

Apselaphesie  (dpriv.,  u.  vyv^d<pT}oig  t/^^<>9^^^  tasten, 
yfdX?.o)  palpare)  Mangel  des  Berührungsgefühls,  eine  Sensi- 


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42  Apsithyria 

liilitätsstönmg  der  Haut,  wobei  einfache  Berührung  schlecht  ge- 
fühlt imd  schlecht  lokahsirt  wird,  während  z.  B.  Temperaturgefäl 
etc.  ungestört  sein  kann. 

cf.  Hyperpselaphesie,  Anästhesie. 

Apsitliyria  (d  priv.,  xpi^gog  flüsternd  v.  xpsvdco)  „hy- 
sterische Stummheit"  ein  Zustand  von  Aphonie,  bei  welchem 
auch  im  Flüstern  kein  Laut  hervorgebracht  werden  kann. 

Apus,  Apodie  (a  priv,,  6  jiovg  Fuss,  öfters  auch  das 
ganze  Bein)  angeborener  völliger  Mangel  der  beiden  Unter- 
extremitäten, resp.  damit  behaftetes  Individuum. 

cf.  Monopns,  Achirus,  Sympus. 

Apyrexie  («  joWt?.,  jivgeaoco  fiebern  v.  x6  jivq  Peuer) 
die  fieberfreie  Zeit  bei  intermittirenden  Fiebern. 

Araclinitifi»  (17  dgdxvr)  Spinne  aranea)  Entzündimg  der 
Meninx  (tunica)  arachnoidea  d«s  Grehims  oder  Rückenmarks  (nie 
selbständig),  vd.  Meningitis  u.  Leptomeningitis. 

Arcus  senilis  vd.  Gerontoxon. 

Area  Celsi  vd.  Alopecia. 

Areflexie  («  priv.j  reflecttre  zurückbeugen,  zurück- 
lenken) das  Fehlen  der  Reflexe  vd.  Reflex. 

Areola  {dem,  v.  arta  Hof)  i.  q.  Halo. 

Ari^yria  (o  ägyroog  Silber  v.  dgyog  glänzend)  s.  Argy- 
rosis  8.  Argyrismus,  die  nach  längerem  Gebrauch  von  Argentum 
uitricum  entstehende  schmutzig-graue  Färbung  der  dem  licht 
ausgesetzten  Teile  der  Haut,  wobei  die  zelligen  Elemente  der 
obersten  Bindegewebsschichten,  sowie  die  Umgebimg'  der  Schweiss- 
drüsenknäuel  mit  einer  kömigen  schwarzen  Silberabscheidung  — 
Silberalbmninat  —  durchsetzt  sind. 

ArUnenceplialia  [Kundrat]  (a  priv,,  fj  gig,  givog 
Nase,  ro  iyxe(paXov  Gehirn)  eine  Form  von  partieller  Aien- 
«ephahe,  bei  welcher  die  Nase  missbildet  ist.  Man  unterscheidet 
eine  Ethmocephalie,  rüsselförmige  Missbildung  der  Nase,  eine 
Cebocephalie,  Verkümmerung  der  Nase,  sowie  Spaltenbildungen 
der  Lippe  mit  Defekten  des  Zwischenkiefers  und  des  Nasen- 
septums. 

cf.  Anencephalus. 

Arbytlmile  (d  priv.,  6  gv^pidg  Rhythmus)  bezeichnet 
eine  Störung  in  der  rhythmischen  Thätigkeit  irgend  eines  Organes, 
insbesondere  der  rhythmischen  Thätigkeit  des  Herzens. 

Arrosio    (arrodere    benagen)    die    ßenagung,    teilweise 
Zerstörung  —  bes.  v.  Gefässwänden  —  durch  Greschwürsprozesse. 
cf.  Corrosion,  Erosion,  Exfoliation,  Exesion,   Usur. 


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Arthritis  43 

Arteriitis  und  Arterio-^^dtlerosis  (17  aQxrjQia  die 
Arterie,  nicht  von  an6  xov  diga  tijQeTv  vom  Luftführen  — 
irrtümliche  Anschauung  der  Alten,  davon  herrührend, 
dass  die  Arterien  nach  dem  Tode  leer  getroffen  wer- 
den, sondern  von  deigco  hebe)  vd.  Endarteriitis,  Mesarteriitis, 
Periarteriitis  und  Sklerose. 

Arteriotomie  (T£>va>  schneiden)  die  Eröffnung  einer 
Arterie  zum  Zwecke  der  Blutentleerung. 

Artliraliifia  s.  Artliropatliia  (r6  äg^gov  G-elenk 
T.  ägoy  fügen,  ro  äXyog  Schmerz,  t6  ndi^og  Leiden)  Gelenk- 
neuralgie,  kommt  hauptsachlich  vor  als: 

A.  hysterica  in  einem  oder  allen  zu  einem  Gelenk  tretenden 
sensiblen  Nerven  bei  hysterischen  Frauen,  gewöhnlich  zugleich 
mit  Hyperalgesie  der  Haut  unter  dem  Bild  einer  heftigen  Grelenk- 
entzündung,  aber  ohne  alle  objektiven  Symptome ;  eine  vorwiegend 
im  Hüft-  und  Kniegelenk  auftretende  Neuralgie. 

A.  sarurnIna  eine  Äusserungsform  der  chron.  Blei-Intoxikation, 
in  reissenden  Schmerzen  der  Gelenkgegend  und  in  den  dieselben 
überspannenden  Muskeln,  bes.  denFlexoi-en  der  Unterextremitaten, 
bestehend,  mit  Crampi  der  letzteren  während  der  Exazerbationen. 

cf.  Ooxalgie,  Arthropathia, 

Artiirektomie  (ixTefivo)  herausschneiden  i.  q.  Ge- 
lenksresektion. 

Artiirembolie  {efj^ßdXXco  hineinwerfen  oder  -brin- 
gen) wenig  gebräuchlich  für  Eepositio  luxationis. 
cf.  Bedressement. 

Artiiremphyten  {h  in,  q)V(o  wachsen)  vd.  Arthrolith. 

Artliritis  Gelenkentzündung.  Da  zu  einem  Grelenk 
Synovialmembran,  Gelenkkapsel.  Bänder,  Knorpel  und  Knochen 
^hören,  so  gebührt  jener  Name  nur  denjenigen  Entzündungs- 
formen, welche  gleichzeitig  und  primär  alle  oder  doch  ausser  der 
hauptsächlich  ^teüigten  Synovialmembran  noch  mehrere  der 
wesentlichen  Grelenkfc^standteile  betreffen.  Das  ist  der  Fall  bei 
dem  chronischen  Gelenkrheumatismus,  der  Gicht  und  der 
deformirenden  Gelenkentzündung. 

cf,  Sjnovitis,  Arthrpkace,  Polyarthnüä,  Chondritis. 

A.  rheumatica  ehronica  s.  Rheumatismus  artieulorum 
ehronieus  ist  eine  rein  örtliche,  in  einer  äusserst  langsam  und 
schleichend  verlaufenden  Entzündung  eines  oder  mehrerer  Gelenke 
bestehende  Krankheit,  welche  entweder  nach  einer  akuten  Poly- 
arthritis oder  nach  anderweitigen  akuten  (z.  B.  gonorrhoischen, 
traumatischen)  Gelenkentzündungen  (cf.  Synovitis)  zurückgeblieben 
oder  in  selteneren  Fällen  ohne  solche  primär  entstanden  ist  und 
sich  auf  keine   andere  Ursache,    als    auf   rheumatische   Einflüsse 


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44  Arthritis 

zurückführen  lässt.  Sie  verläuft  mit  entzündlichen  Veixiickiuigen 
der  Synovialis,  Knorpel  und  Grelenkkapsel,  welche  eine  grosse 
Steifigkeit  der  Gelenke  zur  Folge  haben.    Eine  Unterfonn  ist: 

A.  vertebralis  Beteiligung  der  intei-vei-tebralen  Gelenkver- 
bindungen, welche  zu  Ankylose,  besondere  in  der  Cervikalgegend, 
zu  einer  Schädigung  der  Nervenwurzeln   u.  Neuritis  führen  kann. 

A.  urica  (lo  ovqov  Harn,  also  A.  durch  Harn-,  bezw. 
Harnsäureausscheidung  in  die  G-elenke)  s.  vera  (ürar- 
thritis,  Panarthritis  urica  [Hueter],  gewöhnlich  Arthritis 
schlechtweg  oder  Podagra,  weil  am  häufigsten  das  Fuss- 
Zehengelenk  befallen  wii*d,  hingegen  Chiragra,  wenn  das  Hand- 
gelenk, Gonagra,  wenn  das  Kniegelenk,  Omagra,  wenn  das 
Schultergelenk,  Ischiagra,  wenn  das  Hüftgelenk  imd  Rachis- 
agra,  wenn  die  Wirbelgelenke  vorzugsweise  Sitz  der  Affektion 
sind)  die  Gicht  oder  Hamsäui-edyskrasie  ist  eine  chronische  kon- 
stitutionelle Krankheit,  welche  dm-ch  schubweise  und  in  schmerz- 
haften Anfällen  auftretende  Ablagemngen  hamsaui*er  Salze,  be- 
sonders in  und  mn  die  Gelenke,  oder  in  andei-e  knorpelige  Teüe 
(Ohrläppchen,  Kehlkopf)  charakterisirt  und  hauptsächlich  auf  erb- 
liche Anlage,  üppige  Lebensweise  und  chronische  Blei-Intoxikation 
zuriickzuführen  ist,  welche  Momente  eine  Überladung  des  Blutes 
mit  Harnsäure  begünstigen ,  bezw.  die  Loaungsfähigkeit  der  Säfte 
für  dieselbe  (alkalische  Basen)  vennindeni. 

A.  typica  s.  regulär is  die  normale  akute  Gicht,  die  nach 
verschiedenen  Vorboten  in  einzelnen,  meist  nächtlichen  Anfällen 
auftritt  und  in  *|^  aller  rezenten  Fälle  das  Metatarsophalangeal- 
gelenk  einer  grossen  Zehe  betrifft  (Pod?Tgra  , 

A.  vaga  wobei  (in  älteren  Fällen)  die  ^Affektion  von  einem 
Gelenk  aufs  andere  überspringet;  macht  den  Übergang  zur 

A.  chronica  s.  atypica  s.  atonica  (die  letztere  Bezeichnung 
von  der  Vorstellung  der  Alten,  dass  der  Organismus  nicht  mehr 
die  Kraft  besitze,  den  Krankheitsstoff  durch  eine  kräftige  depu- 
ratorische  Aktion  aus  dem  Blut  zu  beseitigen)  diejenige  Fonn,  bei 
welcher  die  begleitenden,  bes.  gastrischen  und  nervösen  Störungen 
(Status  arthriticus)  mehr  in  den  Vordergrund  treten,  die 
Gelenkaffektionen  hingegen  weniger  heftig  und  regelmässig  auf- 
treten, aber  um  so  andauerader  sind,  indem  die  Gelenke  ge- 
schwollen und  durch  die  Ablagerungen  (Tophi  s.  Nodi  arthri- 
tici)  höckerig  aufgetrieben  und  verunstaltet  bleiben.  .Der  Reiz 
der  Konki'emente  kann  zu  hartnäckigen  Geschwüren  Ulcera. 
arthritica)  Veranlassung  geben.  In  den  inneren  Klassen  kann 
die  Krankheit  von  vornherein  in  dieser  Form  auftreten. 

A.  visceralis  (interna)  Affektionen  innerer  Organe,  welche 
durch  altemirendes  Auftreten  mit  den  gichtischen  G«lenkaff^ktionen 
auf  eine  innige  Beziehung  zu  diesen  letzteren  hindeuten  (retro- 
grade  oder   metastatische,    larvirte   oder   latente  Gicht). 


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« 


Arthrogryposis  45 

Hie  von  sind  jedoch  nur  die  Nephritis  und    Pyelitis    uratica 
durch  uratische  Ablagerungen  charakterisirt. 

Nicht  zu  verwechseln  damit  sind  die  zahlreichen  Kompli- 
kationen der  Gicht  (Hämorrhoidalbeschwerden,  Lithiasis,  Eqd- 
arteriitis,  Herzleiden  etc.). 

A.  deformans  s.  nodosa  (A.  pauperum  s.  spuria  s. 
rheumatoides  s.  sicca,  Rheumatismus  nodosus,  Malum 
.senile  articulorum,  Chondritis  hyperplastica  tuberosa, 
Polypanarthritis  [Hüter],  Arthroxerosis)  rheumatische 
oder  Knotengicht,  gichtischer  Rheumatismus,  nicht  mit 
Hh  dem  chronischen  Gelenkrheumatismus  zusammenzuwerfen,  eine 
^1      stets  fortschreitende,    auf   chronisch   entzündlichen  Prozessen   be- 

P.  iTihende  Ernährungsstörung  aller  das  Gelenk  bildenden  Teile,  bes. 
der  Knorpel,  durch  welche  es  teils  zu  abnoraien  peripherischen 
{•^  Wucherungen,  teils  zmn  Schwund  derselben  ( Abschleif img)  und 
^^  infolge  davon  zur  gänzlichen  Missgestaltung  und  Vei-schiebung  der 
7j  Gelenke  kommt,  womit  gew^öhnfich  noch  hochgradige  Reflex- 
^^^       kontrakturen  der  Muskeln  verbunden  sind. 

r^  Die  Krankheit  gehört  dem  späteren  Alter  an,    hat  mit  der 

^^^      echten  Gicht   gar   nichts   gemein,   hingegen    kann    die   ei-ste   der 

^       folgenden  Fonnen  durch  rheumatische  Einflüsse  veriu-sacht  werden, 

3       oder  sämtliche  Fonnen  können  sich  mit  dem  chronischen  Grelenk- 

fV^       rheumatismus  kompliziren. 

'^  Die   erste  Form  beginnt  in  der  Regel  an  den  Finger-  und 

*.       Zehengelenken    und    schreitet    von   da  allmählich   oder   in    inter- 
^5       kurrenten  Exazerbationen  nach  den  grösseren  Gelenken  fort.    Das 
9^       ist   die    speziell   als   Knotengicht,    A.  paupermn    oder    rheu- 
r^        matische   Gicht    bezeichnete  Form,    welche   vorzugsweise    eine 
'^        Krankheit  der  änneren  Volksklassen  ist  und  auf  welche  ausserdem 
Anstrengungen   der   betr.  Teile    und  psychische    und   nervöse  Ur- 
sachen von  Einfluss  zu  sein  scheinen. 

Die  zweite,  voraugsweise  als  „senile"  bezeichnete  Form 
(am  häufigsten  als  Malum  coxae  senile)  tritt  zuerst  und  am 
ausgeprägtesten  an  den  Gelenken  des  Rumpfes,  der  Hüfte  und 
Wirbelsäide  auf  und  schreitet  erst  ypäter  peripher  nach  den  Ex- 
tremitäten fort. 

Einer  dritten,  monartikulären,  oft  mit  kolossalen  Ge- 
lenkdeformationen einhergehenden  Foi*m  liegen  wohl  immer  trau- 
matische Einflüsse  zu  Grunde. 

cf.  Spondylitis  deform.,  Arthrolith,  Hallux  valgus. 

Arthrodesis    (^  öeotg   Binden)    Methode   der   Gclenks- 
verödung,    welche  daiaiif  abzielt,    ein  ohnehin  imbrauchbaies  Ge- 
,lenk  zu  versteifen  und  so  beispielsweise  an  einer  Unterextremität 
einen  natürlichen  Stelzfuss   herzustellen. 

Arthroi^ryposifi  (ygvjtog  gekrümmt  ygvjioco)  [Hippo- 
KRATES]  eine  der  Tetanie  verwandte,  in  den  ersten  Lebensjahren 
ziemlich  akut,  bisweilen  mit  Fieber  auftretende  Krankheit,  welche 


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4:6  Arthtokace 

in    anhaltenden  tonischen    Krämpfen    und    Streck-    oder  Beuge- 
kontrakturen  einzelner  oder  aller  vier  Extremitäten  besteht. 

Arthrokace  {17  xd?erj  die  schlechte  Beschaffenheit, 
V.  xaxog)  s.  CaHes  funirosa  artuum,  Gelenk caries  ein  aus 
Synovitis  und  Ostitis  fimgosa  zusammengesetzter  Prozess,  wobei 
bald  die  eine,  bald  die  andere  Erkrankimg  die  primäre  ist,  falls 
sie  nicht  von  Anfang  an  gleichzeitig  auftreten. 

Die  sich  ausbreitenden  schwammigen  Granidationen  der  Sy- 
novialis oder  des  Knochenmarkes  durchwuchem  imd  verzehren 
den  Gelenkknorpel,  die  periartikidären  Gewebe  werden  mit  in 
den  Wucherimgsprozess  hineingezogen,  es  bilden  sich  Abszesse 
und  fistulöse  Geschwüre,  die  in  die  schwammigen  Gelenkwuche- 
i-ungen  oder  in  das  eiternde  Markgewebe  der  Epiphysen  hinein- 
führen. 

Je  nachdem  das  Hüft-,  Knie-,  Schulter-  oder  die  Wirbel- 
gelenke in  dieser  Weise  erkranken,  spricht  man  von  Cox-,  Gon-, 
Om-  und  Spondyl-arthrokace,  imd  da  die  Krankheit  meist 
skrofulöse  Kinder  befällt,  ist  sie  auch  Pädarthrokace  genannt 
worden. 

cf.  Olekranarthrokace. 

Arthrokleislfi»  {^tXsico  schliessen)  die  Feststellung  eines. 
Gelenkes  durch  Resektion  wegen  Muskellähmungen  oder  Kontrakturen. 

Artlirolitli  (o  Xi^og  Stein)  s.  Mures  artieulares  s. 
Corpora  mobilia  articulorum  s.  Arthremphyten  (s.  d.)  freie,, 
verkalkte  Gelenkkörper,  Gelenkmäuse,  welche  im  Anschluss  an 
die  Knorpelhyperplasie  bei  Arthritis  deformans  durch  Abschnürung- 
warziger  Auswüchse  der  Gelenkknorpel  oder  durch  Wucherungen 
(sog.  dendritische  Vegetationen)  der  Synovialmembran  entstehen. 

cf.  Corpora  oryzoide». 

Arthromeninsitifi  (^  f^fjviy^,  -lyyog  Haut  [Hippo- 
KRATES])  i.  q.  Synovitis. 

Artliropatliia  (to  nd^og  Leiden)  Gelenkleiden. 

A.  tabidoruin,  bei  Tabes  vorkommende,  der  Arthritis  defor- 
mans ähnliche  Gelenkaffektion,  wahrscheinlich  trophoneurotischen 
Ursprungs. 

A.  hysterica  et  saturnina  vd.  Arthralgia. 

ArthropMososis  (17  qpXöycoaig  Entzündung  v.  <pXsyo> 
brennen)  Gelenkentzündung  im  Allgemeinen. 

cf.  Synovitis,  Arthritis,  Arthrokace. 

Artbiropliyten  (to  (pvxov  Gewächs)  vd.  Arthrolithen. 

Arthroplastik  {jtXdoaco  formen,  bilden)  Transplan- 
tation u.  Einheilimg  toter  und  lebender  Fremdkörper  als  Ersatz-^ 
stücke  zur  Erzielung  eines  beweglichen  Grelenkes  nach  ResektioiL 
desselben. 

cf.  Osteoplastik» 


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Aspergillus  47 

Arthropyosis  (to  jr?ov  Eiter,  jtvoo).  eitere)  i.  q.  8y- 
novitis  purulenta. 

Arthrospor  vd.  Sponüation. 

Arthrotamie  (refivco  schneiden)  die  Eröffnung  eines 
Grelenks  durch  Schnitt. 

Artliroxerosis  (^^^ooV  trocken),  Arthritis  sicea  wenig 
gebräuchlich  für  Arthritis  deformans. 

Ascites  (o  doxltrjg  sc.  vSgcjip,  Adj,  ZU  o  aaxog  Schlauch) 
Bauchwassersucht,  seröse  Transsudation  in  die  Peritonealhöhle, 
entweder  als  Teilerscheinung  eines  allgemeinen  Hydrops  oder  iso- 
lirt  infolge  von  Stauungen  im  Bezirk  der  Unterleibsgefässe,  bes. 
der  Pfortader. 

cf.  Ujdrops. 

Asemie  {x6  ofj^a  Zeichen)  s.  Asymbolie  Störung  der 
Zeichenbildung  und  des  Zeichenverständnisses,  ein  weiterer  Begriff 
als  Aphasie,  der  auch  die  Agraphie,  Alexie  und  Amimie  mit  ihren 
Varietäten  (Paraphrasie  etc.)  imifasst:  Asemia  verbalis,  gra- 
phica,  mimica,  —  paraphasica,  paragraphica,  parami- 
mica,  und  zwar  entweder  expressiva,  wenn  sich  das  Unver- 
mögen auf  den  Ausdnick,  und  perceptiva,  wenn  es  sich  auf 
das  Verständnis  erstreckt. 

Asepsis,  Adj,  aseptiscli  (d  priv,,  oi^Ttw  faulen)  fäulnis- 
freier Zustand,  gebraucht  von  Wunden,  denen  die  Fäulniserreger 
(Bakterien)    ferngehalten  worden  sind. 

cf.  Sepsis. 

Askaris  lumbricoides  (17  aoxaQig  Spulwurm,  aoxa- 
gt'Cco  hüpfe  —  axaiQco  der  dem  Regenwurm  —  lumbncus, 
von  lubrtcus  schlüpfrig  —  ähnlich  ist,  etSo))  ein  zylindrischer 
rötlicher  Wurm,  der  beim  Menschen  im  mittleren  Abschnitt  des 
Dünndarms  lebt  und  sich  wahrscheinlich  aus  den  mit  der  Nah- 
rung eingeführten  Eiern  entwickelt. 

cf.  Helminthiasis. 

Askolcokkus  (6  aoxog  Schlauch,  Haut,  xoxxog  Kern) 
ein  von  Billroth  beschriebener,  nach  neueren  Methoden  noch 
nicht  erforschter  Mikrobe. 

Aspergillus,  Aspers:illeen  {asper gillum  eig.  Wedel, 
V.  aspergere  besprengen)  Schimmelpilze  mit  imgeteilten  Frucht- 
trägem  (Hyphen\  an  deren  keulenförmig  angeschwollenen  Enden 
sich  die  sog.  Sterigmen  (Zwischenfruchtträger)  mit  ihren  Sporen 
entwickeln.  Man  kennt  nicht  pathogene  Arten:  A.  albus,  glaucus 
und  niger,  und  pathogene:  A.  flavescens  und  fumigatus.  Beim 
Menschen  sind  hier  und  da  Mykosen  beobachtet  worden  (Otitis, 
Keratitis  [s.  d.]  aspergillina),  welche  durch  pathogene  Aspergilleen 
hervorgerufen  werden  sollen. 


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48  Aspermatismus 

AspermatlsmuB  (d  priv,,  xb  ajisg^ia  -Samen)  diejeuigo 
Form  von  männlicher  Sterilität,  bei  der  die  Potentia  coeundi  un- 
beeinträchtigt sein  kann,  aber  keine  Ejakulation  stattfindet. 

cf.  Sterilität,  Impotenz,  Azoospermie. 

Asphyxie  (Galen  d  priv.y  6  o(pvy/ii6g  Puls,  von  oipvI^M 
wallen,  schlagen)  eigentl.  Pidslosigkeit,  während  man  eigen- 
tümlicherweise gerade  den  Mangel  der  Atmung,  auch  bei  noch 
vorhandener  Herzbewegung,  darunter  versteht:  der  Scheintod, 
tiefe  Ohnmacht,  Mangel  der  äusseren  Lebensei-scheinungen. 

cf.  Synkope,  C/ollaps. 

Asphyktica  {sc,  Pharmaca)  asphyxirende  Mittel,  woinmter 
man  hauptsächhch   die  erstickenden  Gifte  und  Gase  vei-steht. 

Aspiration  (ad-spirare)  die  von  Dieulafoy  eingeführte 
Methode,  Luftansaimnlungen  bes.  in  irreponiblen  Hernien,  oder 
flüssige  Konten ta  in  Geschwülsten,  Höhlen  etc.  durch  Ansaugen 
mit  einer  Spritze  nach  vorgängiger  Punktion  mit  einer  nadei- 
förmigen Kanüle  zu  entfernen.  Zur  Entleeinmg  von  flüssigen  Con- 
tentis  (namentlich  Pleuraexsudaten)  ist  einer  der  gebräuchlichsten 
der  von  Potain  konstruirte  Aspirationsappai-at ,  bei  welchem  der 
flüssige  Inhalt  durch  eine  mit  einem  Schlauch  verbundene  Kanüle 
in  eine  Flasche,  deren  Luft  verdünnt  ist,  geleitet  wird. 

Aspirationspneainonie  lobuläre  Lungenentzündung, 
die  bei  benommenem  Sensorium  oder  infolge  von  mangelhaftem 
Husten-  und  SchHngakt  (bei  Biübärpai-alyse)  durch  Aspiration 
von  Fremdkörpern  auftritt.    Syn.  Verschluck ungspneumonie. 

Asporog^en  vd.  Sporulation. 

Antanie  (d  priv.y  St.  Tottj^i  stellen)  L'nfähigkeit  zu  stehen, 
stets  verbimden  mit  Abasie  (s.  d.),  daher  auch  Astasie-Abasie 
die  Kombination  der  Unfähigkeit  zu  stehen  mit  der 
Unfähigkeit  zu  gehen.  Syn.  Ataxie  par  defaut  de  coordination 
automatique;  ataxie  motrice  hyst^rique;  statischer  Ref lexkrainpf ; 
Paralysie  infantile  du  seul  acte  de  la  marche,  amn^sie  partiale 
spinale,  psychisch  bedingte  Störungen  des  Gehens  u.  Stehens. 

Asteatosis  vd.  $§(teato8is. 

Astlienificli,  Astlienie  (d  priv,^  t6  odsvog  Kraft)  i.  q. 
adynamisch,  Adynamie. 

Astlienopia  (d  priv»,  x6  o&evog.  ^  attp  das  Sehen) 
S.  Kopiopia  Schwäche  der  Akkommodations-  und  der  inneren  ge- 
raden Augenmuskeln,  Unvermögen  derselben,  die  Akkommodation 
und  die  richtige  Einstellung  der  Axenkonvergenz  für  kürzere  Di- 
stanzen längere  Zeit  festzuhalten  (bes.  bei  Hypermetropie). 

Man  unterscheidet  demnach  eine  A.  accommodativa  und 
muscularis  [Stell wag]. 


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Asthma  49 

A.  nervosa  s.  retinalis  (Neurasthenia  retinae)  besteht  in 
rascher  Ermüdung  beim  Gebrauch  der  Augen,  die  ihre  Ursache 
in  mangebider  Ausdauer  der  Netzhaut  oder  des  Sehnervenappa- 
rates hat  [Gräfe  und  Sämisch]. 

Astl^ma  (ro  aoi>[jLa  von  am  hauchen  äto'^oi,  ad^m  keuchen) 
ist  eine  besondere  Art  der  Dyspnoe,  charakterisirt  durch  zeitweise 
wiederkehrende,  plötzlich  eintretende  und  rasch  bis  zu  einer  mehr 
oder  weniger  beträchtlichen  Höhe  sich  steigernde  dyspnoische 
Anfälle  von  kurzer  bis  tagelanger  Dauer,  wobei  besonders  die 
Exspiration  erschwert  und  eine  starke  Lungenblähung  vorhanden 
ist,  und  welche  sich  am  besten  aus  einer  Neurose,  entweder  nur 
des  Vagus  (Bronchialmuskßlkrampf),  oder  des  Vagus  und  der 
Phrenici  (tonischer  Zwerchfellkrampf),  in  vielen  Fällen  mit  gleich- 
zeitiger (vorgängiger?  ursächlicher?)  hochgradiger  Hyperämie  der 
Bronchialschleimhaut  infolge  vasomotorischer  Nerveneinflüsse  er- 
klären lässt  [Riegel  in  ZH]. 

Es  tritt  entweder  idiopathisch  (essentiell)  oder  sympto- 
matisch (reflektorisch),  d.  h.  in  indirektem  Zusammenhang  mit 
pathologischen  Affektionen  der  Respirationswege,  besonders  der 
Nase  und  anderer  Organe  auf,  welche  nicht  derart  sind,  dass  sich 
die  plötzliche  Atemnot  direkt  von  ihnen  ableiten  liesse(vd.  Dyspnoe). 

A.  bronchiale  s.  nen^osum  die  gewöhnliche  nervöse  Form, 
auch  Asthma  schlechtweg. 

Die  Unterscheidung  verschiedener  symptomatischer  Formen 
geschieht  hauptsächlich  nach  den  mannigfachen  indirekten  Ur- 
sachen, und  sind  darunter  besonders  hervorzuheben: 

A.  eardiaeum  (bei  Herzleiden),  A.  diabetieum  (terminal 
bei  Diabetes),  A.  uraemieum  (Teilerscheinimg  der  Urämie). 

A.  dyspeptieum  A.,  welches  reflektorisch  bei  Digestions- 
störungen (aucn  bei  Kardialgie  und  wahrscheinlich  auch  bei  Wurm- 
reiz, A.  verminosum)  hervorgerufen  wird, 

A.  uterinum  s.  Apnoea  uterina  das  reflektorisch  bei  Affek- 
tionen der  weiblichen  Sexualorgane  oder  bei  Hysterie  ohne  alle 
pathologischen  Veränderungen  der  Respirations-  und  Zirkulations- 
organe hervorgerufene  A.  (mit  oder  ohne  eigentliche  Dyspnoe). 

A.  idiosynliratieani  durch  psychische  oder  durch  Sinnes- 
eindrücke, bes.  der  Riechnerven,  hervorgeiiifenes  A.  —  Hieher 
gehört  das  sog.  Heu-A.  vd.  Catarrhus  aestivus. 

A.  herpetieam  vd.  Herpes,  von  Waldenburg  vorgeschlagene 
Bezeichnung  für  die  zu  Hautaffektionen  in  augenscheinlicher  Be- 
ziehung stehenden  Formen  von  A. 

A.  arthritieum  die  in  nicht  näher  bekannter  Beziehung  zur 
Gicht  stehende  Form. 

A.  satuminum  seltene,  durch  Einatmung  von  Bleiweissstaub 
veranlasste  Form. 

A.  humidum  nannte  man  früher  Anfälle  von  Atemnot,  verbun- 
den mit  sehr  reichlichem  serösen  Auswurf  (vd,  Bronchorrhoea  serosa. 

cf.  Pneumonokoniosis,  Spasmus  inspiratorius. 
Koth^s  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  ^ 


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50  Astigmatismus 

Astii^iiiatiBinas  (d  priv,,  x6  oxiyfia  der  Punkt  von 
ori^co  punktiren^  Brennpunktmangel,  derjenige  Zustand,  welcher 
infolge  zu  grossen  Unterschiedes  zwischen  den  Brechungszuständen 
verschiedener  Meridianebenen  des  dioptrischen  Apparates  un- 
deutliches Sehen  bedingt,  indem  die  Objekte  in  jeder  Distanz  in 
Zerstreuungsfiguren  waShrgenommen  werden  (A.  rcgularis). 

Man  unterscheidet  drei  Formen  von  A.  regularis: 

1)  den  einfachen  A. :  der  eine  Hauptmeridian  verhält  sich 
nonnal,  der  andere  myopisch  oder  hyperopisch; 

2)  den  zusammengesetzten  A.:  in  beiden  Hauptmeridianen 
besteht  Myopie  oder  Hyperopie  verschiedenen  Grades. 

8)  den  gemischten  A.:  Myopie  im  einen,  Hyperopie  im  an- 
deren Meridian. 

A.  irregularis:  die  Lichtstrahlen  werden  in  ein  und  dem- 
selben Meridian  so  unregelmässig  gebrochen,  dass  keine  Ver- 
einigung derselben  auf  der  Netzhaut  stattfindet  [nach  Stell- 
wag]. Ein  geringer  Grad  von  A.  irregularis  findet  sich  auch  im 
normalen  Auge  infolge  des  Baues  der  Linse. 

cf.  Ametropie. 

Asymbolie  («  priv.,  x6  avfxßolov  Zeichen  von  av^ßcdlco 
zusammenwerfen,  nämlich  gewisse  Begriffe  mit  ge- 
wissen Zeichen)  i.  q.  Asemie. 

Asynerg^ie  (a,  ovr,  x6  egyov  Werk)  fehlendes  oder  un- 
gleiches Zusammenwirken,  gebraucht  von  paarigen  Organen 
(Augen,  Stimmbändern  etc.). 

Ai^ystolie  (a  priv. ,  ??  ovoxoX^  Zusammenziehung 
von  ov-oxsXXco)  eigentl.  mangelnde  Zusammenziehung,  von  Beau 
für  „gestörte  Kompensation  bei  Herzkrankheiten**  in 
die  Terminologie  eingeführt. 

Atavismus  (atävus  TJrolternvater,  Vorfahre  über- 
haupt) Hervortreten  von  Eigenschaften,  welche  irgendwelche 
Voreltera  besassen,  aber  die  vorausgehende  Generation  oder  meh- 
rere derselben  nicht  besassen. 

cf.  Heredität. 

Ataxia  (d  priv,,  rj  xd^ig  Ordnung  von  xdooco  reihen) 
Störung  der  statischen  und  lokomotorischen  Koordina- 
tion. Dieses  Symptom  kann  durch  pathologische  Vorgänge  an 
den  Zentren  der  Koordination  (Kleinhirn,  Pons  und  Vierhügel), 
aber  auch  im  Rückenmark  durch  Unterbrechung  der  Verbindungen 
ii?it  jenen  Zentren  bedingt  sein.  Feiedreich  unterschied  danach 
eine   cerebellare,  cerebrale  und  spinale  A. 

Hereditfire  A.  oder  Friedreieii'sche  Form  der  Tabes,  eine 
der  Tabes  ähnliche,  aber  im  jugendlichen  Alter  auftretende,  ge- 
wöhnlich bei  mehreren  Geschwistern  vorkommende  Rückenmarks- 


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Athetose  51 

krankheit  von  sehr  chronischem  Verlauf.  Hauptsymptom  ist  die 
Ataxie,  die  sich  verhältnismässig  fi*äh  von  den  Beinen  auf  die 
Arme  verbreitet;  die  Reflexe  verschwinden,  dagegen  bleibt  im 
Gegensatze  zur  Tabes  dorsalis  die  Sensibilität  meist  völlig  intakt. 
Itti  späteren  Verlauf  treten  gewöhnlich  Sprachstönmgen  und  Ny- 
stagmus auf.  Anatomisch  handelt  es  sich  um  eine  kombinii*te 
Degeneration  der  Seiten-  und  Hinterstränge. 

cf.  Faraplegie  ataktische. 

A.  hysteriea  A.  als  Symptom  der  Hysterie,  wahrscheinHch 
mit  sogen.  Spinalirritation  zusammenhängend  (vd.  Abasie,  Astasie). 

Literale  A.,  das  „Silbenstolpem",  eine  ataktische  Sprach- 
störung,  die  besonders  häufig  bei  Dementia  paralytica  vorkommt. 

Sensorische  A.  die  [nach  Leyden]  durch  Sensibilitäts- 
störungen bedingte  A. 

cf.  Tabes,  Dementia  paralytica. 

Atelektasis  (dtsXijg  unvollständig  d  priv.y  x6  xikog 
Vollendung,  ri  sxjdoig  Erweiterung,  sx-tsivco  ausdehnen) 
jä.  Apnenmatosis  der  Zustand  des  Nichtaufgeblasenseins  der 
Lungenalveolen,  wie  er  im  fötalen  Zustande  vorhanden  ist.  Dauert 
derselbe  nach  der  Geburt  fort,  so  wird  er  zur  pathologischen  A: 

A.  adnata,  A.  im  engeren  Sinn  im  Gegensatz  zur 

A.  aequisita,  der  ei*worbenen  A.:  diese  ist  entweder  eine  Ob- 
struktions-A.  (Lungenkollaps),  d.  i.  Wirkung  der  Ver- 
stopfung der  Bronchiallumina  auf  das  dahinter  liegende  Lungen- 
parenchym, wobei  die  Luft  durch  die  elastische  Retraktion  der 
Alveolen  entweder  ausgetrieben  oder  resorbirt  wird,  oder  eine 
Kompressions-A.,  wenn  die  Luft  durch  Druck  von  aussen  aufs 
Limgengewebe  aus  den  Alveolen  ausgepresst  wird. 

cf.  Splenisatlon. 

Atherom  (17  dd^ga,  dMgr}  Brei,  d^rjgcofia)  Geschwulst 
mit  breiiger  Materie,  Grützbeutelgeschwulst,  die  höchst  ent- 
wickelte Stufe  der  Haarbalgretentionen  (cf.  Comedo,  Milium,  Cy- 
stis).  Der  Haarbalg  wird  zur  Cystenwand  und  durch  das  Sekret, 
einen  bröckelig-schmierigen  Brei  von  fettig  degenerirten  Epidermis- 
zellen,  Fetttröpfchen,  Cholestearin  und  feinen  Härchen,  bis  über 
Taubeneigrösse  ausgedehnt  und  .tritt  aus  der  Cutis  ins  subkutane 
Bindegewebe  heraus  [nach  Kindfleisch]. 

Atheroma  arteriale  s.  Atherosis  der  atheromatöse  Pro- 
zess,  eine  in  breiiger  Erweichung  —  fettiger  Entartimg  —  be- 
stehende regressive  Metamorphose  der  bei  Endart eriitis  chro- 
nica deformans  (s.  d.)  auftretenden  Verdickimgen  der  Intim a 
der  Arterienwand. 

Athetose  (ä-^exog,  ohne  feste  Stellung,  d  priv.,  ri'&fj/Lu) 
von  Hammond  vorgeschlagene  Bezeichnung  für  ein  in  anhalten- 
den, langsam  ,und  mit  einer  gewissen  Kegelmässigkeit,  aber  un- 
willkürlich  erfolgenden  Bewegungen  der  Finger  imd  Zehen   sich 

4* 


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52  Athrepsia 

äusserndes  Leiden,  das  gewöhnlich  Symptom  mid  Begleiterschei- 
nung verschiedener  cerebraler,  selten  spinaler  Erkrankungen,  be- 
sonders der  cerebralen  Kinderlähmung  ist,  jedoch  auch  selbständig 
vorkommt. 

Man  imterscheidet  eine  A.  monolateralis  s.  Hemiathe^- 
thosis  mit  einseitigen,  und  eine  A.  bilateralis  mit  doppel- 
seitigen unwillkürlichen  Bewegungen. 

cf.  Chorea,  Ueiniplegia  spast.  infant.,.  Poliencephalitis. 

Athrepsia  (d  priv,,  TQS(p(o.  Futur:  ^Qiifxo  nähren)  i.  q. 
Atrophie. 

Atmiatrie  (o  ajfiog  Luftkreia,  von  am  wehen, 
ri  laxQsia  Heükunst)  Atmungs-  imd  Luftheilkunde  [P.  Nie- 
meyer]. 

Atonia,  Adj,  atoniseli  (97  axovia,  d  priv.,  reivco  spannen) 
die  Erschlaffung,  Schlaffheit,  Anenergie  der  Funktionen,  z.  B. 
A.  uteri  (vd.  Exhaustio),  A.  des  Darms. 

cf.  Adynamie. 

Atresia  (d  priv.j  rj  rgifaig  Loch  von  zngdco  bohren)  voll- 
ständige VerscMiessung  oder  Verwachsung  von  physiologischen 
Mündungen  oder  Kanälen,  z.  B.  A.  ani,  A.  hymenis,  A.  oris, 
A.  orificii  externi  uteri,  A.  vaginae,  vulvae.  Kommt  angeboren 
oder  erworben  vor. 

A.  ani  angeborenes  Fehlen  der  Afteröffnung,  wobei  sich  je- 
doch die  Bildung  eines  Afterblindsackes  vollzogen  hat.  Fehlt 
auch  dieser,  so  heisst  der  Zustand  Agenesia  ani,  wenn  hin- 
gegen der  After  bis  über  die  Sphinkteren  ausgebildet  und  das 
Eektum  hier  verschlossen  ist:  Atresia  recti. 

A.  ani  vesicalis  s.  Fistula  recto-vesicalis;  bei  dieser 
angeborenen,  nur  bei  Kiiaben  vorkommenden  Missbildung  fehlt 
der  After,  und  das  untere  Ende  des  Mastdarms  mündet  in  die 
Blase  oder  Harnröhre  (A.  urethralis). 

A.  ani  vaginalis  congenita  falsche  Bezeichnung  für  das 
Bestehenbleiben  der  Kloake,  da  bei  einer  Henmiungsbildung  der 
Mastdarm  nicht  in  die  Scheide  mündet,  sondern  mit  dem  Ende 
des  Urachus  und  der  Keimdrüsen  einen  gemeinsamen  Kanal  bildet. 

A.  totalis  vd.  Defectus  vulvae. 

cf.  Striktar,  Stenose,  Stenochorie. 

Atrichia,  Atrichosis  (d  priv.j  yj  ^qI^,  xQixog  Haar, 
TQixoco  behaare)  vd.  Alopecia  congenita. 

cf.  Trichosis. 

Atrophia  (d  prtv.,  zgdqpeiv  nähren)  eine  regressive  Meta- 
morphose, die  aber  auch  andere  Ursachen  als  unvoUkonmiene  Er- 
nährung, wie  der  Name  ausdrückt,  haben  kann,'  w^obei  die  Teile 
kleiner  werden,  indem  ihre  Elemente  an  Volumen  oder  auch  an 
Zahl  abnehmen. 

cf.  Hypertrophie,  Aplasie,  Tabes,  Macies,  Phthisis,  Pädatrophie, 
llemiatrophie. 


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Atrophia  53 

A.  Iiepatis  acuta  i.  q.  Hepatitis  parenchymatosa  acuta. 

A.  musculoruin  proprressiva,  die  progressive  Muskelatropliie. 
Unter  diesem  Namen  wurden  bis  vor  wenigen  Jahren  mehrere  in 
ihrem  Wesen  sehr  vei*8chiedene  Formen  des  progressiven  Muskel- 
schwundes zusammengefasst.  Durch  neuere  Untersuchungen  ist 
die  Kontroverse,  ob  die  progressive  Muskelatrophie  spinalen  [Char- 
cot],  myopathischen  [Friedreich]  oder  neuritischen  [Leyden] 
Ursprungs  sei,  vorläufig  dahin  entschieden-,  dass  es  sowohl  spinale 
als  auch  primär  myopathische  Erkrankungen  der  genannten  Art 
gibt,  die  sich  anatomisch  und  klinisch  scharf  von  einander  trennen 
lassen: 

A.  Spinale  Form:  A.  musculor.  progress.  apinalis  s.  y, Atro- 
phie musculaire  progressive,  type  DüCHENNE-Aran",  anatomisch 
eharakterisirt  durch  fortschreitende  Atrophie  der  Ganghenzellen 
in  den  grauen  Vordei*säulen  des  Rückenmarks  mit  degenerativer 
Atrophie  der  entsprechenden  motorischen  Nerven  und  Muskeln, 
äussert  sich  klinisch  in  einem  fortschreitenden  Muskelschwund  und 
diesem  parallel  gehender  Bewegungsstörung,  beginnt  in  der  Mehr- 
zahl in  den  Muskeln  der  Handballen  und  in  den  Interrossei,  geht 
später  auf  Schulter-  imd  Oberarmmuskeln  über  und  kann  schliess- 
lich einen  grossen  Teil  der  gesamten  Körpermuskulatur  ergreifen, 
endigt  oft  mit  den  Erscheinungen  der  Bulbärparalyse  (s.  d.).  Sen- 
sibilität, Blase  und  Mastdaim  bleiben  intakt.  Die  Sehnenreflexe 
werden  in  den  atrophischen  Gebieten  abgeschwächt,  bezw.  auf- 
gehoben. Die  elektrische  Erregbarkeit  ist  meist  herabgesetzt,  hier 
und  da  findet  man  komplete  oder  partielle  Entartungsreaktion. 
In  den  atrophischen  Muskeln  treten  fibrilläre  Zuckungen  auf. 

B.  Primär  myopathische  Formen,  bei  denen  Rücken- 
mark und  Nerven  intakt  sind —  Dystrophia  muscularis  pro- 
gressiva [Erb]  zerfällt  in: 

1.  Pseudohypertrophie  der  Muskeln  s.  Lipomatosis 
luxurians  muscularis  progressiva  [Heller]  s.  Atrophia 
musculor  um  lipomatosa  [Seidel]  s.  Faralysie  pseudo-hyper- 
trophique  ou  myosclerique  [Duchenne]  entwickelt  sich  im  Gegen- 
satz zur  spinalen  Fonn  fast  inuner  im  Kindesalter  auf  hereditärer 
Grundlage,  so  dass  meist  mehrere  Geschwister  in  gleicher  Weise 
erkranken.  Das  charakteristische  Symptom  ist  die  primäre  Vo- 
lumszunahme der  Muskeln,  welche  auf  einer  interstitiellen  Hyj^er- 
plasie  des  Fettgewebes  (Pseudohypertrophie),  teils  auf  wahrer 
Muskelhypertophie  bei-uht.  Sekimdär  entwickelt  sich  echte  Atro- 
phie der  Muskeln.  Das  sehr  chronisch  verlaufende  Leiden  be- 
ginnt meist  in  den  Muskeln  der  Rücken-  und  Lendengegend,  der 
Ober-  und  Unterschenkel,  breitet  sich  schliesslich  aber  auch  auf 
den  übrigen  Körper  aus.  Fibrilläre  Zuckungen  fehlen.  Nie  findet 
man  Entartungsreaktion. 

2.  Juvenile  oder  hereditäre  Form  der  Muskelatro- 
phie [Erb]  mit  der  Pseudohypertrophie  nahe  verwandt,  tritt 
aber  etwas  später  als  diese,  jedoch  in  der  Regel  vor  dem  20.  Jahre 


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54  Atrophia 

auf,  ist  ebenfalls  eine  hereditäre,  bezw.  familiäre  Erkrankung. 
Die  Oberextremitäten  werden  schon  frühzeitig  ergriffen.  Einfache 
Atrophie  ist  das  Gewöhnhche,  jedoch  kommen  Mischungen  mit 
Pseudohypertrophie  vor. 

3.  Infantile  Form  [Duchenne]  mit  primärer  Beteiligung 
des  Gresichtes.  Type  facio-scapulo-hum^ral  von  Landouzy 
und  D^j^rine. 

4)  Hereditäre  Form  [Leyden]  mit  Beginn  im  Kreuz  und 
den  untern  Extremitäten  und  hereditärem  oder  familiärem  Auf- 
treten, im  späteren  Kindesalter  oder  zur  Pubertätszeit   einsetzend. 

Neuerdings  schlägt  Erb  folgende  Einteilung  vor: 
I.  Gruppe  der  nur  beiKindern  vorkommenden  Formen: 
Dystrophia    musc.  progr.  infantmn  zerfällt  in: 

1)  hypertrophische  Form:  a)  mit  Pseudohypertro- 
phie, b)  mit  wahrer  Hypertrophie; 

2)  atrophische  Form:  a)  mit  primärer  Gesichtsbe- 
teiligung (infantile  Form),  b)  ohne  Gesichtsbe- 
teiligung (einfache  atrophische  Form). 

II.  Gruppe  der  im  Jünglingsalter  und  bei  Erwachsenen 

auftretenden  Formen:  Dystrophia  musc.  progr.  juve- 

num  et  adultorum. 

Eine     besondere    Form    der    familiär    auftretenden 

Muskelatrophie  ist  der  von  Howard  Tooth  aufgestellte  Pero- 

nealtypus    der  Muskelatrophie    mit  Beginn  der  Atrophie  in 

den   Extensores  digitorum  des  Fusses  oder  den   Peronealmuskeln 

im  Kindesalter  und  langsamem  Weiterschreiten  auf  die  Arme. 

Fernere  Formen  von  Muskaiatrophie  sind: 

A.  innseuloruin  arthritiea  die  im  Anschluss  an  Gelenkent- 
zündung auftretende  Atrophie  der  Gelenkmuskeln.  Sie  kann  an 
allen  Gelenken  vorkommen  imd  betrifft  hauptsächlich  die  Muskeln, 
welche  das  Gelenk  extendiren,  und  kann  in  seltenen  Fällen  auf 
die  Muskeln  einer  ganzen  Extremität  übergreifen.  Die  elektrische 
Reaktion  ist  etwas  herabgesetzt,  sensible  Störungen  fehlen.  Eine 
motorische  Neuritis  ist  auszuschliessen,  vielmehr  ein  reflektorischer 
Einfluss  der  Gelenknervenentzündung  auf  die  motorischen  Zellen 
des  Rückenmarkes  wahrscheinlich  [Vulpian,   Charcot,  Paget]  . 

A.  lateralis  erueiata  (latus  Seite,  cruciare  kreuzigen) 
gekreuzte  halbseitige  A.,  eine  Missbildung,  in  A.  einer  Gross- 
hirnhälfte und  der  entgegengesetzten  Hälfte  des  Kleinhirns, 
Rückenmarkes,  der  Nerven,  Muskeln  und  Knochen  bestehend 
[Wagner]. 

cf.  Hemiatrophia  facialis  progressiva. 

Padatrophfc  vd.  Tabes  mesaraica. 

A. nervi  optici,  Sehnervenatrophie,  charakterisirt  durch 
ein  blasses,  weissliches  oder  weisslichgraues  Aussehen  der  normal 
röthchen  Papille  und  mehr  oder  weniger  starke  Beeinträchtigung 


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Aura  Jbb 

des  Sehvermögens.     Das  Leiden  kommt  entweder  selbständig  oder 
sekundär   nach   Gehirn-   und    Rückenmarksleiden,   sowie   bei   der 
Neuritis  optica  vor. 
cf.  Nearitis  optica. 

Atrophische  liühiiiiiiigeii,  Lähmungen,  die  mit 
Abmagerung  der  betroffenen  Teile  einhergehen.  Ihre 
Ursache  ist  meist  entweder  eine  periphere  Neuritis  (oder  periphere 
traumatische  Lähmung),  oder  eine  Poliomyelitis  anterior,  oder 
progressive  Muskelatrophie.  Am  sichersten  lässt  sich  eine  durch 
periphere  Neuritis  hervorgerufene  atrophische  Lähmung  erkennen, 
da  hier  neben  mehr  oder  weniger  ausgesprochener  Entartungs- 
reaktion (die  sich  übrigens  auch  bei  Poliomyehtis  anterior,  selten 
bei  progressiver  Muskelatrophie  [partielle  Entartungsreäktion] 
findet)  ausgesprochene  Sensibilitätsstörungen  vorhanden  sind,  die 
bei  progressiver  Muskelatrophie  ganz,  bei  Poliomyelitis  fast  ganz 
fehlen.  Bei  progressiver  Muskelatrophie  halten  Atrophie  imd 
Lähmung  gleichen  Schritt,  bei  Poliomyehtis  geht  die  Lähmung 
der  Atrophie  voraus. 

cf.  Nearitis,  Poliomyelitis,  Atrophia  inusculonim  progressiva. 

Atrophodermatosen  (ro  Ssgjjta  Haut)  Hautatro- 
phien, Klasse  von  Hautkrankheiten  in  Tommasolis  System. 
Unterabteilungen:  1.  Atrophodermien,  wozu  die  allgemeine  imd 
partielle  Atrophie  der  Cutis,  sowie  die  Alopecia  acquisita  gehören ; 
2.  Ulodermiten  (s.  d.),  wozu  das  Ulerythema  centrifugum  (Lupus 
erythemat.),  U.  ophryogenes  [Tänzer],  U.  acneiformis  und  sykosi- 
formis  [Unna]  etc.  gehören;  8.  Sklerodermiten  (s.  d.)  -Sklerema 
neonat.,  Sklerodennia  adultorum,  Sklerodaktylie. 

Audiphon  (audlre,  rj  (pwvrj  Stimme)  vd.  Dentaphon. 

Aura  {n  ^^'9^  Hauch,  di^g  Luft). 

A.  cpilcptiea  die  unmittelbaren  Prodromalerscheinungen 
des  epileptischen  Anfalles,  welche  einen  Teil  des  Anfalles  selbst 
bilden,  gegenüber  den  eigentlichen  Vorboten.  Man  kann  eine 
sensible,  motorische,  vasomotorische,  sensorielle  und 
psychische  A.  unterscheiden,  je  nach  der  vorwiegenden  Inan- 
spruchnahme der  betr.  Nervengebiete.  Die  sensorielle  A.  kann 
eine  Geruchs-,  Geschmacks-,  Gehöi-s-  oder  optische  A.  sein.  — 
Eine  irrtümliche  Meinung  war  es,  dass  es  jedesmal  die  Empfin- 
dung eines  den  Kranken  anwehenden  Hauches  sei. 

A.  hysteriea  die  den  hysterischen  Anfällen  zuweilen  voraus- 
gehenden nervösen  Vorboten.  . 

A.  verti|i:iiiosa  die  Schwindelangst,  anfallsweise  auf- 
tretendes Gefühl  von  Angst  und  Beklemmung  mit  lüehr  oder 
weniger  intensivem  Schwindelgefühl  (vd.  Vertigo),  bei  neuro- 
pathisch  disponirten  Individuen,  bei  Hypochondrie  und  anderen 
Neurosen,    entweder    ohne    besondere   Veranlassung,   meist   aber 


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56  '         AurictLlaranhänge 

dann  auftretend,  wenn  dieselben  in  grossen  Gesellschaften,  Kon- 
zerten etc.  sich  befinden,  oder  wenn  sie  (ohne  zuverlässige  Be- 
gleitung) freie  Plätze  betreten  (vd.  Agoraphobie),  oder  bei  drohen- 
den Gewittern  u.  dgl.  Es  scheint  sich  dabei  um  eine  mit  lokaler 
Anämie  zusammenhängende  Innervationsstörung  des  Zentralnerven- 
systems zu  handeln. 

Anricnlaranhän^e  (auricula,  äusseres  Ohr)  vd. 
Polyotie. 

Auskultation  (auscultare  horchen  v.  ausicuUare  v. 
ausicula  =  auricula  y  Dem,  v.  aurts)  die  Kunst,  die  im  Körper 
erzeugten    Schallerscheinungen   zu   erkennen    und    zu   deuten. 

cf.  Perkussion,  Mensnration,  Palpation,  Sakknssion. 

Antographismns  (amog  selbst,  ygddpco  schreiben) 
[Mesnet]  Bezeichnung  für  eine  vasomotorische  Störung  bei  Hy- 
sterie, welche  darin  besteht,  dass  beim  Streichen  der  Haut  mit 
einem  Finger,  Stift  oder  dgl.  sofort  eine  Hautrötung  entsteht,  in 
deren  Bereich  sich,  genau  der  Zeichnung  oder  Schrift  entsprechend, 
blassrote  urticariaähnliche  Wälle  erheben.  Die  in  Deutschland 
längst  bekannte  Erscheinung  hat  in  Frankreich  neuerdings  grösseres 
Aufsehen  erregt. 

Antolaryng^oskopie  die  Laryngoskopie  (s.  d.)  des  Unter- 
suchers an  sich  selbst. 

Antophonie  {v  (pcovrj  Stimme)  die  durch  Offenstehen 
der  Tube  hervorgerufene  lästige  Resonanz  der  eigenen  Stimme. 

Antophthalmoskopie  (vd.  Ophthalmoskopie)  Yerfahi-en 
zur  Beleuchtung  und  Besichtigung  des  eigenen  Augenhintergrundes. 

Antoplastik  (amog  selbst  und  jiXaoaoy  bilden)  die 
operative  Deckung  von  Substanzverlusten  durch  Ablösung  benach- 
bai-ter  oder  entfernter  Teile,  die  durch  eine  Emährungsbrücke  zu- 
nächst mit  ihrem  Mutterboden  in  Verbindung  bleiben. 

Autopsie  (^  oipig  Sehen)  i.  q.  Nekroskopie. 

Antotransfnsion  vd.  Ti-ansfusion. 

AtuIsIo  bnlbi  (v.  avellere  abreissen,  ßoXßog  Bolle) 
Lostrennung  des  Augapfels  von  seinen  Befestigungen  infolge  von 
vollständiger  oder  fast  vollständiger  Zerreissung  der  Augenmuskel- 
sehnen imd  des  Sehnerven. 

Azoospermie  (d  priv.j  t6  Ccoov  Tier,  ajidg^ia  Samen) 
Fehlen  der  Spermatozoen  in  der  Ejakulationsflüssigkeit. 

cf.  Aspermatismus. 

Azotnrie  (Azotum  Stickstoff,  d  priv.,  C(om  leben, 
To  ovoov  Urin)  abnorm  grosser  Stickstoffgehalt  des  Urins  bei 
manchen  Fonnen  von  Diabetes-  spnrius. 


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Bacillus  57 

Bacillus  (Dem,  von  baculus  Stab,  G-ehstock  ßaivw, 
ßatog)  das  Stäbchen. 

Der  Name  ist  ursprünglich  im  Gebrauch  für  Arzneistäbchen 
namentlich  zum  Einführen  von  Arzneistoffen  in  die  Hamröhie 
(Bacilli  urethrales),  dann  Sammelname  für  eine  Gruppe  der 
Schizomyceten,  die  Stäbchenbakterien,  die  von  hervorragender  Be- 
^^  deutimg  für  gewisse  Infektionskrankheiten  sind,  deren  ursächhchen 
Keim  sie  darstellen.    Die  wichtigsten  sind  folgende: 

B.    anthraeis    der   Milzbrandbacillus, .  ein   durchschnittlich  5 
bis  10  MikromiUimeter  langes,  1  bis  IV,  i"   breites  Stäbchen   mit 
i^     kolbig  verdickten  Enden.  Derselbe  gedeiht  ausserhalb  des  tierischen 
7^     Körpei-s  auf  den  verschiedensten  Nährböden  und  treibt   nur  hier, 
pl^      nicht  innerhalb  des  Körpers  Sporen,  ist  also  ein  echter  Saprophyt, 
r^      der  aber  nicht  selten  in   den  Tierkörper   eindringt    (fakultativer 
Parasit),   sich  rapid   in   diesem  vermehren   kann   und  sowohl  im 
Blute,    als  auch  in  inneren  Organen,   besonders  in  Nieren,   Milz, 
Leber,  Lunge  (Bacillen  oder  Sporen)   nachgewiesen    werden  kann. 
Die  Hauptmasse    der  Stäbchen   findet   sich   in    den  Blutgefässen, 
namenthch  in  den  Kapillaren,   während  grössere  Gefässe  fast  frei 
jt      sind.    Die  Milz  wird  gleichmässig  durchsetzt.  —  Durch  Züchtungs- 
^^      versuche   und  Überimpfung   ist   von   Koch   der   Beweis  erbracht 
?^      worden,    dass  dieselben  das  spezifische  Gift   des  Milzbrandes  dar- 
stellen. 

cf.  Anthrax. 

B.  des  Carcinoms,  von  Scheuerlen  in  Fällen  von  Krebs 
entdeckt,  hat  sich  als  harmloser  Kartoffelbacillus  erwiesen. 

B.  der  Cholera  asiatfea  s.  Kommabacillus  ein  von  R. 
Koch  nachgewiesenes  Schraubenbakterium,  richtiger  daher  als  Vi- 
brio oder  Spirillum  Chol.  as.  bezeichnet,  ein  kurzes,  plumpes, 
vielfach  wie  ein  Komma  gebogenes  Stäbchen  mit  abgestumpften 
Enden,  meist  einzeln,  häufig  paarweise  in  S-Form,  seltener  zu 
Verbänden  (Fäden)  vereinigt,  an  welchen  erst  die  schraubenartige 
Gestalt  erkannt  werden  kann.  Nach  Hueppe  bildet  er  Arthro- 
sporen; eine  Dauerform  ist  aber  nicht  nachgewiesen.  Durch  den 
regelmässigen  Nachweis  in  allen  und  nur  in  Fällen  von  Cholera, 
durch  Reinkultur  und  Übertragung  ist  von  Koch  die  spezifische 
Eigenschaft  des  Pilzes  sichergestellt. 

Dem  Kommaba<jillus  morphologisch  vollkommen  gleich,  durch 
das  Verhalten  auf  Nährböden  aber  verschieden,  ist  ein  von  De- 
NEKE  aus  altem  Käse  gezüchteter  Bacillus,  welcher  auch  toxisch 
auf  Tiere  wirkt,  aber  in  keiner  Beziehung  zu  einer  menschlichen 
Krankheit  steht. 

Der  von  Emmerich  in  Choleraleichen  gefundene  sogenannte 
„Neapeler  Bacillus",  der  in  ätiologischer  Beziehung  zur  asia- 
tischen Cholera  stehen  sollte,  lässt  sich  nicht  in  allen  Fällen  dieser 
Krankheit  nachweisen  und  soll  nach  Weisser  mit  einem  sehr 
häufigen  „Fäcesbacillus"  identisch  sein. 

cf.  Cholera  asiatica. 


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58  Bacillus 

B.  s.  Vibrio  der  Cliolera  nostras  von  Finkler  und  Prior  in 
den  Dejektionen  eines  an  Ch.  nostras  Erkrankten  entdeckt  und  ur- 
spiaingfich  für  identisch  mit  dem  Kommabacillus  erklärt,  in  der 
Gestalt  dem  letzteren  äusserst  ähnlich,  aber  grösser  und  plumper. 
Da  er  nicht  in  allen  Fällen  von  Cholera  nostras  gefunden  wdrd 
und  auch  unter  anderen  Umständen  (z.  B.  im  Darm  und  im  hohlen 
Zahn  eines  Gesunden)  vorkommen  soll,  ist  seine  Beziehung  zur 
Cholera  nostras  zweifelhaft. 

cf.  Cholera  nostras. 

B.  der  Diphtherie,  ein  massig  grosses,  meist  leicht  gekrüimn- 
tes  Stäbchen  von  der  gleichen  Länge,  aber  doppelten  Breite  der 
Tuberkelbacilleu,  welches  keine  Sporen  bildet,  von  Löffler  inner- 
halb diphtherischer  Pseudomembranen  neben  anderen  Bakterien 
gefunden,  künstlich  gezüchtet  und  mit  Erfolg  auf  gewisse  Tiere 
übertragen,  an  denen  diphtherieartige  Symptome  beobachtet  wur- 
den. Nach  den  Beobachtungen  auch  anderer  Foi-scher,  die  das 
regelmässige  Vorkommen  der  L.-schen  Bazillen  bei  Diphtherie 
und  ihre  ausschliessliche  Beziehung  zu  letzterer  nachwiesen,  sind 
dieselben  als  zweifellos  pathogen  für  die  Diphtherie  des  Menschen 
anzusehen. 

cf.  Diphtherie 

B.  der  Influenza  ein  von  R.  Pfeiffer  im  Auswurf  (und  bei 
Pneumonie  in  den  Lungen)  Influenza-Kranker  regelmässig  nach- 
gewiesenes, rein  gezüchtetes,  kleines  Stäbchen. 

B.  Icprae  {Äsjzga,  Xsjiqög  schuppig,  schorfig,  leji<o  ab- 
schälen) wahrscheinlich  der  pathogene  Pilz  der  Lepra  von  Ar- 
MAUER  Hansen  entdeckt,  Stäbchen  von  ^'^—lU  des  Durchmessei-s 
eines  roten  Blutkörperchens,  haben  grosse  Ähnlichkeit  mit  den 
Tuberkelbacillen,  färben  sich  aber  im  Gegensatz  zu  diesen  mit 
gewöhnlichen  wässerigen  Anilinfarbstofflösungen.  Ob  sie  Sporen 
bilden,  ist  fraglich.  Sie  finden  sich  ausnahmslos  und  nur  bei  Le- 
pra. Ihre  künstliche  Züchtung  ausserhalb  des  Körpei*s  ist  bisher 
nicht  mit  Sicherheit  gelungen,  wohl  aber  die  Erzeugung  der  Le- 
pra durch  Übertragung  lepröser  menschlicher  Gewebsteile  auf  Ka- 
ninchen und  neuerdings  (Arning)  auf  einen  zum  Tode  verurteilten 
leprafreien  Verbrecher  auf  den  Sandwichinseln. 

cf.  Lepra. 

B.  des  malfirnen  Odems  pathogen  für  letzteres,  dünne  Stäb- 
chen, erheblich  schmäler  als  Milzbrandbacillen,  mit  abgerundeten, 
nicht  verdickten  Enden,  meist  zu  längeren  bogenförmigen  Fäden 
vereinigt,  bilden  mittelständige  Sporen,  verhalten  sich  wie  strenge 
Anaeroben,  kommen  in  verschiedenen  faulenden  Substanzen  vor 
(Zwischenböden,  Gartenerde,  fauliges  Wasser  etc.). 

cf.  Ödem. 

B.  inallei  (malleus  Fäustel,  Hammer,  v.  ma-nus  Hand) 
ein  Stäbchenpilz,  der  von  Löffler  und  Schütz  als  Virus  des 
Kotzes  durch  Nachweis  in  rotzkranken  Geweben,  durch-  Züchtimg 
und  Impfimg  erv^äesen  ist  (vd.  Maliasmus). 


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Bacillus  59 

B.  pyoeyanens   (ro  jtvov    Eiter,   xvdveo;  ach  warzblau) 

der  BaciUuß  des  „blauen"  oder  „grünen"  Eiters,  als  Ursache 
dieses  von  Gessard  beobachtet,  ein  kleines,  schlankes  Stäbchen 
mit  abgerundeten  Enden.  Mit  demselben  kann  in  der  Entstehung 
begriffene  Milzbrandinfektion  zum  Kückgang  und  zur  Heilung  ge- 
bracht werden. 

B.  pyofencs  foetfdus  [Passet]  ein  bei  Eiterungen  vorkom- 
mender Stäbchenpilz  von  untergeordneter  Bedeutung. 

B.  des  Rhlnoskleroms ,  kurzes  Stäbchen  mit  abgerundeten 
Enden,  häufig  in  eine  Kapsel  eingelagert,  den  Friedländer'schen 
Pneumokokken  sehr  ähnlich,  zuerst  von  Frisch  konstant  in-  und 
ausserhalb  von  Zellen  des  erkrankten  Gewebes  beobachtet,  später 
von  Palt  AUF  und  Eiselsberg  gezüchtet.  Impf  versuche  lieferten 
noch  nicht  den  voUgiltigen  Beweis  für  die  spezifisch  pathogeno 
Eigenschaft  des  Pilzes. 

cf.  lihinosklerom. 

B.  der  Syphilis  —  gebogene,  den  Tuberkelbacillen  ähnliche 
Stäbchen,  jedoch  mit  leicht  knopfförmigen  Anschwellungen  an  den 
Enden,  von  Lustgarten  durch  ein  besonderes  Färbeverfahren  in 
syphilitisch  veränderten  Geweben  und  im  Sekret  syphilitischer  Ge- 
schwüre, stets  in  grossen  Zellen  eingeschlossen,  entdeckt.  Ihi*e 
pathogene  Beziehung  zur  Syphilis  ist  noch  unerwiesen.  Die  von 
Matterstock,  Alvarez  und  Tavel  im  Smegma  praeput.  u.  vul- 
vare  gefundenen  Smegmabacillen  zeigen  den  Syphilisbacillen  in 
vieler  Beziehung  gleiches,  aber  nicht  identisches  Verhalten. 

B.  tubereulosls  Koeliii  der  spezifische  Pilz  der  Tuberkulose, 
1882  von  Koch  entdeckt  und  durch  Züchtung  und  Überimpfen 
als  Virus  der  Tuberkulose  erwiesen.  Der  B.  tuberculosis  findet 
sich  am  zahlreichsten  im  Auswurfe  phthisischer  Kranker,  jedoch 
auch  bei  Danntuberkulose  im  Stuhle ,  bei  Nierentuberkulose  im 
Urin,  sowie  in  allen  Produkten  der  Tuberkulose,  selbst  wenn  die- 
selben, wie  die  Tuberkel  der  Dura  mater  oder  des  Omentum,  voll- 
ständig von  der  Luft  abgeschlossen  sind.  Er  stellt  ein  schlankes, 
5  u  langes  Stäbchen  (also  kleiner  als  ein  rotes  Blutkörperchen) 
mit  abgerundeten  Enden  dar,  häufiger  geknickt  oder  gekrümmt, 
meist  einzeln,  seltener  zu  zweien  oder  in  Fadenverbänden ,  bildet 
Sporen  in-  und  ausserhalb  des  Tierkörpers.  Er  wird  am  besten 
{Koch,  Ehrlich]  daran  erkannt,  dass  er  gewisse  Farbstoffe 
{Fuchsin  oder  Gentianaviolett)  selbst  bei  Behandlung  mit  Salpeter- 
säure und  Alkohol  festhält. 

cf.  Phthisis,  Taberculosis. 

B.  des  T>'phDS  abdominalis  1880  von  Eberth  in  Milz-  und 
Lymphdrüsen  Typhuskranker  entdeckt,  kleine  Stäbchen  */«  ^^ 
gross  wie  menschliche  rote  Blutkörperchen,  mit  abgerundeten  En- 
den im  Gewebe  einzeln  oder  paarweise  vorkommend,  können  im 
hängenden  Tropfen  zu  langen  Fäden  auswachsen,  lassen  sich  auf 


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60  Bakterien 

verschiedenen  Nährböden  züchten,  sind  nicht  in  allen  Fällen  von 
Typhus,  jedoch  nur  bei  dieser  Erkrankung  gefunden  worden,  aber 
niit  Erfolg  auf  Tiere  übergeimpft  [E.  Fränkel  und  Simmonds, 
C.  SeitzJ.  Sie  sind  höchst  wahrscheinlich  die  Erreger  des  Ty- 
phus abdominalis,  wenngleich  neuere  Versuche  gezeigt  haben,  dass 
auch  sterilisii-te  Reinkulturen  des  B.  dieselben  Krankheitserschei- 
nungen (durch  Intoxikation)  hei*vorrufen  wie  lebende, 
cf.  Typhus. 

B.  des  Totanns  trauinatieus,  von  Kitasato  isolirt,  in  Eein- 
kulturen  gezüchtet  und  mit  Erfolg  veiimpft,  ein  grosses,  schlankes. 
Stäbchen  mit  abgerundeten,  bei  eintretender  Sporenbildung  trom- 
melschlägcraitigen  Enden,  häufig  zu  langen  Fäden  auswachsend,, 
strenger  Anaerobe. 

cf.  Tetanus. 

Ausserdem  kennt  man  noch  eine  Anzahl  von  Bacillen,  welche, 
da  sie  klinisch  von  untergeordnetem  Interesse  sind,  nur  mit  Na- 
men angeführt  werden  sollen.  Dahin  gehört  zunächst  eine  Anzahl  von 
I)arasi tischen  Bakterien,  welche  dem  Menschen  unschädlich,  bei  Tie~ 
ren  als  Krankheitserreger  wirken  wie  der  B.  des  Rauschbrands, 
der  Hühner-  und  Enten-Cholera,  der  Kaninchenseptikä- 
mie,  der  Wildseuche,  der  Mäuseseptikämie,  des  Schweine- 
rotlaufs, der  Schweineseuche,  der  Frettchenseuche,  fer- 
ner eine  grosse  Zahl  saprophy tischer  Bacillen,  so  die  Bakterien 
der  Milch:  B.  acidi  lactici,  neben  anderen  Bakterien  der  wich- 
tigste Erreger  der  Milchsäuregärung,  sowie  der  B.  der  Butter- 
säuregärung (HuEPPE)  und  der  B.  butyricus  (Prazmowski) 
s.  amylobacter  s.  Clostridium  butyricum,  endlich  der  B. 
cyanogenus  (B.  der  blauen  Milch),  sodann  die  Wasserbakterien: 
der  rote  B.  aus  Wasser,  B.  phosphorescens  (mehrere  Arten)  aus. 
Meerwasser,  fluoreszirende  Bacillen  aus  Wasser,  daninter  B. 
erythrosporus,  B,  violaceus  (aus  Flusswasser),  endlich  ge- 
hören zu  den  saprophy  tischen  Bacillen  noch:  B.  figurans  vd^ 
Proteus,  der  Kartoffelbacillus,  B.  megaterium  [de  Bary] 
aus  verschiedenen  Nahrungsmitteln,  B.  prodigiosus  vd.  Mikro- 
kokkus,  und  der  diesem  ähnliche  im  Darm  des  Affen  von  Koch 
gefundene  B.  indicus,  B.  subtilis  oder  Heubat^illus,  der  wur- 
zeiförmige B.  (aus  dem  Boden  und  Wasser),  B.  spinosus  (auÄ 
der  Gartenerde). 

Hakterien  *)    (ro  ßaxxrjQiov  Dem,  v.   ro  ßaxxoov  Stab 


*)  Klebs  fasst  Stäbchen-  und  Kugel bakterien  unter  dem  gemein- 
schaftlichen Namen  Mikrobakterien  zusammen,  BiLLROTH  ge- 
braucht die  Bezeichnung  Eokkos  oder  Kokkobakterien.  Die  verschie- 
denen Formen  derselbeft'  (Kugel-,  Stäbchen-,  Ballen-  etc.  Form)  sind 
nach  ihm  nur  verschiedene  Entwicklungsformen  einer  (Algen-)  Gat- 
tung,  der  Kokkobakteria   septica.    HUETER  hat  den  Ausdruck 


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Bakterien  0 1 

ßdo),  ßaivw  gehe  baculum)  ist  der  generelle  Name  für  die  ül)erall 
(im  Boden,  Luft,  Wasser,  in  lebenden  Organismen  etc.)  verbreite- 
ten niedrigsten  Glieder  des  Pflanzenreichs  (auch  Spaltpilze,  8chi- 
zomyceten  genannt),  welche  teils  bei  den  Gänmgs-  und  Fäulnis- 
prozessen, teils  bei  den  Infektionskrankheiten  eine  hervorragende 
ursächliche  KoUe  spielen.  Es  sind  kleinste,  nur  mit  starker  Ver- 
gi'össerung  unter  dem  Mikroskop  sichtbare,  einzellige,  vielleicht 
kernhaltige,  farblose  Lebewesen  (Mikroorganismen,  Mikro- 
ben), die  sich  durch  ihre  morphologischen,  noch  sicherer  aber 
durch  ihre  chemischen  und  biologischen  Eigenschaften,  insbeson- 
dere durch  ihr  differentes  Verhalten  gegen  Farbstoffe  und  gegen 
verschiedene  Nährsubstrate  (Gelatine,  Agar-Agar,  Blutserum,  Bouil- 
lon, Kartoffeln  etc.),  sowie  l)eim  Überimpfen  auf  Tierkörper  von 
einander  imterscheiden  lassen.  Die  je  nach  Form  und  Wirkung 
unterschiedenen  einzelnen  Gattimgen  sind  wohl  durch  äussere  Ver- 
hältnisse Veränderungen  imterworfen,  lassen  sich  aber  immer  wie- 
der auf  eine  typische  Form  zurückführen,  welche  für  die  be- 
treffende Art  als  höchste  Entwicklungsstufe  charakteristisch  ist 
{Konstanz  der  Form).  Ein  Übergang  von  einer  Art  in  die 
andere  [Nägeli]  konnte  bisher  nicht  nachgewiesen  werden.  Eni 
Teil  der  Bakterien,  insbesondere  die  Bacillen,  bildet  Dauerfonnen 
(Früchte,  Sporen). 

Man  hat  die  B.  eingeteilt  in  parasitische,  d.  h.  solche, 
welche  nur  in  lebenden  höheren  Organismen  gedeihen,  und  sa- 
prophy tische,  d.h.  solche,  welche  in  jenen  sich  nicht  entwickeln 
können  (vielfach  fäulniserregende  B.,  inde  nomen)f  sondern  sich 
auf  toten  Teilen  organischer  Herkunft,  im  Boden  und  Wasser  ent- 
wickeln. Zwischen  beiden  stehen  diejenigen,  welche  sich  ebenso- 
wohl als  Parasiten,  wie  als  Saprophyten  entwickeln  können  (fakul- 
tativ parasitische  oder  saprophytische  B.). 

Die  grösste  Mehrzahl  der  B.  bedarf  zu  ihrem  Gedeihen 
Sauerstoff  (Aerobier),  andere  aber  können  bei  Anwesenheit  von 
Sauerstoff  sich  nicht  entwickeln,  ja  einzelne  gehen  dabei  zu  (irunde 
{Anaerobier);  eine  dritte  Reihe  wächst  zwar  bei  Sauerstoff i*eicher 
tmgebung  besser,  wird  aber  durch  Sauerstoffmangel  im  Wachs- 
tum nicht  absolut  gehemmt  (fakultativ  aerobe  B.). 

Diejenigen  B.,  welche  in  lebende  Tierkörper  eindringen  und 
in  denselben  pathologische  Erscheinungen  hervon*ufen,  also  als  die 
Erreger  von  Infektionskrankheiten  anzusehen  sind,  werden  als  pa- 
thogen bezeichnet.  Nicht  pathogen  sind  diejenigen,  welche  sich 
in  fremden  Organismen  nicht  entwickeln  können  [nach  C.  Fään- 
kel's  Grundriss  der  Bakterienkunde]. 

Trotz   dieser   wesentlichen  Unterscheidirngsmerkmale   gibt    es 


Monaden  für  Eagelbakterien  (Mikrokokken).  Lebebt  nennt  sie 
Mikroinyceten  oder  Protomyceten ,  weil  es  unrationell  sei,  von 
Kogelstäbchen  (i.  e.  Bakterien)  zu  sprechen. 


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02  Bakteriologie 

noch  keine  streng  naturwissenschaftliche  systematische  Einteilung 
der  B.  Nach  dem  von  Ferd.  Cohn  aufgestellten  System  unter- 
scheiden wir  entsprechend  der  äusseren  Gestalt: 

I.  Kugelbakterien( Sphärobakterien, Kokken,  Mikrokokken, 
Monaden),  kugelige  Zellen,  in  grösserer  Anhäufung  wie  Detritus 
erscheinend,  welche  teils  isolirt,  teils  —  durch  Teilung  vermehrt  — 
zu  zwei-  bis  mehrgliederigen,  rosenkranzähnlichen  Fäden  (Torula- 
Form,  Streptokokkus),  teils  in  vielzelligen,  oft  traubenartigen 
Verbänden  (Staphylokokkus),  teils  in  grösseren  scharfbegrenz- 
ten, von  Gallertmassen  erfüllten  Haufen  (Zooglöa,  Kokkoglia, 
Gliakokkus)  auftreten.  Nur  bei  einzelnen  Kugelbakterien  sind 
({eisselfäden  und  Eigenbewegungen  nachgewiesen,  das  gewöhnliche 
Zittern  der  Mikrokokken  beruht  auf  molekularer  Bewegung. 

IL  Stäbchenbakterien  (Bacillen),  kürzere  und  längere 
Stäbchen  von  zylindrischer  Gestalt  meist  mit  lebhaften,  durch 
Geisseifäden  vennittelten  Eigenbewegungen.  Vermehren  sich  die 
Bacillen,  so  bilden  sie  vielfache  Verbandformen,  die  man  als  Fä- 
den, Fadenbakterien,  Desmobakterien  oder  als  Leptothrixformen 
bezeichnet. 

III.  Schraubenbakterien(  Spirobakterien,  Spirillen)  schrau- 
benförmige, gewöhnhch  aus  mehreren  Gliedern  zusammengesetzte 
Fäden,  die  ebenfalls  Eigenbewegungen  besitzen. 

Die  einzelnen  Bakterienarten  vd.  unter  Bacillus,  Mikrokokkus, 
Plasmodium,  Spiiülus,  Staphylokokkus,  Streptokokkus  etc. 

Bakterium  eoli  commune  im  Colon  einheimischer,  nicht 
pathogener  Spaltpilz. 

B.  gliserogenum  vd.  Gliscrobakterium. 

B.  termo  (=  terminus  =  zig/Ltcov,  Ende,  G-renze)  von 
F.  Cohn  als  eine  besondere  „Art"  von  Bakterien,  als  das  „Fer- 
ment der  Fäulnis"  angesehen,  zerfällt  nach  heutigen  Anschauungen 
in  eine  Keihe  verschiedener.  Formen,  die  noch  wenig  erforscht  sind. 

B.  phosphoreseens  [Fischer]  ein  Pilz,  welcher  das  Leuch- 
ten an  der  Oberfläche  frischer  Fische,  bisweilen  auch  am  Kind- 
fleisch, Fett,  Brot  etc.  verursacht. 

cf.  Proteus  vulgaris. 

Bakteriologie  die  Lehre  von  den  Spaltpilzen. 

Balanitis  (17  ßdXavog  Eichel)  s.  Balanoposthitis  ()?  Jioaidtj 
Vorhaut)  der  Eicheltripper,  katarrhalische  Entzündung  des 
inneren  Blattes  der  Vorhaut  und  des  Überzuges  der  Eichel  mit 
Absonderung  einer  rahmartigen  Materie,  aus  abgestossenem  Epi- 
thel, Talgdrüsensekret  und  Eiterkörperchen,  aber  nur  äusserst  we- 
nig Schleim  bestehend,  da  auf  den  sezerairenden  Flächen  fast  gar 
keine  Schleimdiüsen  vorhanden  sind. 

Er  ist  häufiger  -durch  die  Eeizung  von  zersetztem  Smegnia 
(3.  d.),.als  durch  Trippersekret  und  andere  Reize  bedingt.: 

B.  diabetica  die  bei- Diabetes  nicht  selten  vorkommende  B., 


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Bdellatomie  6-^ 

welche  durch  Essig-  und  Milchsäuregärung  des  im  Präputialsack 
stagnirenden  zuckerhaltigen  Urins  entsteht,  wobei  Pilzsporen  und 
Fäden  auftreten. 

Hallismns  (6  ßoJMafioc:  v.  ßaUiCw  tanzen  v.  ßd/Joy 
umherwerfen)  das  Zittern  (Tremor;  auch  gebraucht  für  Chorea 
(s.  d.). 

Ballottement  (franz,  v.  ballotte  Kugel)  die  Erscheinung 
des  Ballottirens,  das  Gefühl,  welches  man  z.  B.  bei  der  äusseren  Unter- 
suchung Schwangerer  durch  Wegdrücken  und  Wiederanschlagen 
des  Kopfes  oder  Steisses  an  der  Bauchwand  bekommt.  Das  B. 
ist  auch  von  differentiell-diagnostischer  Bedeutung  zur  Untei-scheidung 
eines  Gelenkergusses  von  Bursitis  praepatellaris. 

Balneologri®  u.  Balneotherapie  (halneum  ßaXaveXov 
Bad,  Badeort)  Bäderlehre  u.  Bäderbehandlung. 

Barai&thesionieter  (ro  ßagog  Schwere,  tf  atod^rjoig 
Empfindung,  t6  fihgov  Mass)  Drucksinnmesser,- ein  von 
A.  EuLENBüRG  angegebenes  Instrument  zur  genauen  Bestimmung 
der  geringsten  Druckunterschiede,  die  an  einer  Taststelle  als  solche 
empfunden  werden. 

cf.  Ästhesiometer. 

Bartholinitis  die  katarrhalische  oder  blennorrhoische 
Affektion  des  Ausführungsganges  der  BARTHOLiNi'schen  Drüse, 
welche  während  oder  auch  nach  Heilung  einer  Vulvitis  oder 
Vaginitis  entsteht. 

Baryeltoia  {ßagvg  schwer,  ^  axorj  das  Gehör  v. 
änovco)  die  Schwerhörigkeit. 

cf.  Snrditas,  Parakasis. 

Basedow'selie  Krankheit  vd.  Morbus. 

Basidien  (Neubildung  ßaoiStov)  vd.  Penicillium. 

Basilysis  (^  ßdoigSchrittj  G-rund,  hier:  der  Schädel» 
?7  Xvoig  Lösung),  Basiotlirypsie  (ßgimzw  =  zgißw,  teroy 
zerreiben),  Basilyst,  Basiotrib  vd.   Cephalothrypsie. 

Batltymorpliia  (ßaßvg  tief,  lang,  fj  fxoQ(pri  die  Form) 
gew.  B.  bulbi  Langbau  des  Auges,  Vergrösserung  des  Längs- 
dui'chmessers  des  Bulbus,  hauptsächlichste  Ursache  der  Myopie. 

cf.  Platymorphie« 

Battarisntns  {ßatragi^M  stammeln)  s.'Tamnltns..^er- 
inonis  das  Poltern  oder  Brudeln,  hastiges  Spi*echen  oder  Über- 
stürzen mit  teilweisem  Verschlucken  der  Silben. 

cf.  Dysarthrie,  Bradyphrasie. 

Bdellatomie  (v  ßSüXa  der  Blutegel  v.  ßddXXco  sau- 
gen; TSfÄvco  schneiden)  das  Anschlagen  der  saugenden  Blut- 
egel mit  dem  Aderlassschnepper,  um  die  Menge  und  Schnelligkeit 
der  Blutentleerung  durch  dieselben  zu  steigern. 


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64  Bechica 

Bechica  sc.  remedia  (^  ßy)^  der  Husten,  davon  ßtixixog 
gegen  den  Husten  wirkend)  Bezeichnung  für  alle  gegen 
Husten  gebräuchlichen  Arzneimittel. 

Bednar 'sehe  Aphthen  (vd.  Aphthae),  Decubitalgeschwüre 
hei  Säughngen  an  den  Stellen  des  harten  Gaumens,  an  welchem 
die  Schleirohaut  über  den  Hamulus  pterygoideus  gespannt  ist, 
hervorgerufen  durch  den  Saugeakt,  oder  —  wsdirscheinlicher — auch 
das  Keiben  beim  Keinigen  des  Mundes. 

Beriberi,  {heri  hindost.:  Schaf),  Kak-ke  der  Japa- 
nesen {Kiak  Bein,  Ke  Luft?).  Syn.  Paraplegia  mephitica 
(s.  d.),  Hydrops  astkmaticus,  Serophthists  perniciosa  endemica, 
eine  hauptsächhch  in  Japan,  Indien,  Brasilien  und  Island  auf- 
tretende Form  der  endemischen  Polyneuritis.  Ihre  Haupt- 
erscheinungen sind  multiple  Nervenentzündungen  besonders  in  den 
Beinen  u.  den  Herzästen  des  Vagus,  welche  letztere  zu  Hydrops, 
Herzerweitenmg  und  Tod  an  Herzlähmung  führen  können.  Die 
Ki'ankheit  tritt  fast  immer  epidemisch  auf  u.  scheint  durch  einen 
bakteriellen  Organismus  (Pekelharing  u.  Winkler)  bedingt 
zu  sein,  der  mit  der  Luft  in  den  Körper  gelangt.  Miura  macht 
die  Kakke  von  dem  Genuss  gewisser  giftiger  Fische  abhängig. 

Bezoardica  {sc.  remedia»  vom  Fersischen  Bade- 
zahr  stammend,  welches  so  viel  bedeutet  als  Wind, 
der  Zers treuer  des  Giftes)  Gegengifte. 

cf.  Antidot. 

Bilab  (bis  u.  lahiutn)  Instrument  zur  Entfernung  fremder 
Körper  aus  der  Harnröhre  (mittels  zwei  federnder,  aus  dem  Ende 
einer  Köhre  hervorragender,  beim  Zurückziehen  in  letztere  sich 
schUessender  Lippen). 

Bilharziakrankheit  eine  parasitäre  Yolkskrankheit, 
deren  Hauptzentren  Ägypten  und  Kapland,  deren  khnische  Symp- 
tome: Haematurie,  Cystitis,  Steinleiden,  Anämie,  in  schweren 
Pällen  Hydro-  u.  Pyelonephrose,  und  dysenterische  Prozesse  sind. 
Die  Diagnose  wiixi  gestellt  durch  Nachweis  der  Eier  von  Distoma 
haematobium  (s.  d.). 

Binocnlns  „doppelte  Augenbinde",  Rollbinde,  die  lun  den 
Kopf  und  über  beide  Augen  angelegt  wird. 

cf.  Monocalus. 

Biostatik  (o  ßiog  Leben,  )y  oxaiixrj  sc.  rix^v  Statik) 
die  Lehre  vom  Stande  der  Gesundheit  und  der  Lebensdauer  der 
Menschen  unter  bestimmten  Verhältnissen. 

Bistonrie  {franz.  Y.mitteUat.:bastoria,  lat.:  basium  Stock. y 
schneidende  AngriffswaflTe)  Messer,  dessen  Khnge  sich  in 
den  Griff  einschlagen  lässt. 

cf.  Skalpell. 


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10 


Blepharophimoae  65 

Blaesitas  («c.  linguae,  t. /^AaeooV  auswärts  gekrümmt, 
bes.  Y.  den  Füssen,  daher  mühsam  gehend,  halb  ge- 
lähmt) das  Stammeln,  vd.  Anarthria  literalis. 

Bland  fMandus  schmeichelnd)  von  der  reizlosen  und 
nicht  erhitzenden  Nahrung,  im  Gegensatz  zur  exzitirenden ,  ge- 
braucht. 

•  n         Blennorrha^ia  (v.  griywfjii  zerbrechen]  (vd.  Blennorrhoe) 
P^     französische  Bezeichnung  für  Gonorrhoe  (s.  d.). 

H  Blennorrhoea  (^  ßXewa  oder  t6   ßkewog  Schleim,  v. 

^  ßakXco  auswerfen,  rj  qoyj  Fliessen,  y,  Qsoi)  der  Schleimfluss, 

P  profuse   Absonderung    von    katarrhafisch   entzündeten    Schleim- 

I  Muten,  vd.  Catarrhus;  häufig  im  Sinn  von  Pyorrhoe. 

^  B.  infantum  vd.  Conjunctivitis  blennorrhoica. 

^  B.  alveolaris  eine  chronische  Affektion   des   alveolardentalen 

fcj  Periosts,  die  mit  Hyperplasie  des  letzteren  und  eiterigem  Zerfall 
einhergeht.  Das  Leiden  führt  allmählich  zu  vollständigem'  Aus- 
fallen aller  Zähne  und  ist  meist  bedingt  durch  Konstitutionskrank- 

•  heiten,  vor  allem  eine  Folge  des  Diabetes  mellitus. 

H  cf.  Sputum,  Bronchorrhoe,  Gonorrhoe,  Leukorrhoe,  Otorrhoe,  Ooryza, 

r^  Conjunctivitis,  Proktitis,  Phlegmorrhoe. 

Blepharadenitis    (ro   ßXetpagov  Augenlid   v.  ßlhcoy 
rA     blicken,  6  ädrjv  Drüse)  i.  q.  Blepharitis  ciliaris  secretoria. 

^  Blepharitis  Augenlidentzündung. 

V.  B.  phlegmonosa  Lid-Abszess  vd.  Phlegmone. 

Akne  eiliaris  die  solitäre  (vereinzelte)  Lidrandfinne, 
akute  umschriebene  Entzündung  einer  oder  mehrerer  Talgdrüsen 
der  Cilien  in  Fonn  kleiner,  meist  abszedirender  Ejioten ;  cf .  Akne, 
Hordeolum. 

B.  eiliaris  konfluirende  Lidrandfinne,  entzündliche 
Eotung  und  Verdickung  des  Lidrandes  mit  Bildung  von  Schuppen 
oder  Borken,  welche  die  Wimpern  verkleben  und  der  Haut  an- 
haften, welche  nach  derpn  Entfernung  gewöhnlich  exkoriirt  er- 
scheint. Je  nach  dem  Vorwiegen  der  Erscheinungen  unterscheidet 
man  B.c.  secretoria  (Blepharadenitis  vorzugsweise)  oder  hyper- 
trophica  (cf.  Tylosis)  oder  ulcerosa  [nach  Gräfe  und  Sämisch]. 

B.  tarsalis  vd.  Hordeolum. 

Blepharomelasma  {vd.  Melasma)  s.  Seborrhoea 
nigricans  palpebrarum  schjnutzig  (schwarz)  gewordene  Sebum- 
auflagerungen  auf  den  Augenlidern. 

Blepharophimose  {vd,  Phimosis)  abnorme,  meist  an- 
gebome  Enge  der  Lidspalte,  wodurch  deren  Öffnung  erschwert 
sein  kann. 

cf.  Ankyloblepharon,  Eanthoplastik. 
Roth'g  Klinische  Terminologie.    4.   Aufl.  Vy 


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66  Blephsroplastik 

Blepharoplasttk  (jrXdöüco  bilden)  ganzer  oder  teil- 
weiser Ersatz  eines  defekten  oder  entarteten  Augenlids  durch 
plastische  Operation. 

Blepbaropleicia  (jiXi^ögcd  schlagea)  die  Augenlidläh- 
mung,  besonders  Lähmimg  des  oberen  Augenhds. 

Blepharoptosis  \d.  Ptosis. 

BlepharorbapMa  medüalls  (j  patpi^  y.  gouitco  Naht) 
von  Arlt  angegebene  Operation  zur  Beseitigung  eines  partiellen 
Ektropium  der  medialen  HäMte  des  unteren  Lides:  Exzision  eines 
schmiäen  Haut&treifens  aus  beiden  Lidern  und  Vemähung  beider 
Wunden. 

Blepliarospasiiins  (vd,  Spasmus)  Lidkrampf,  tonischer 
Krampf  des  Muse,  orbicularis,  idiopathisch  und  sekundär, 
is^rt  und  als  Teil  des  Faeialiskrampfes  {vd,  Spasmus  facialis). 

B.    scrofülosus    der    bes.    bei    skrofulösen    (phlyktänulären) 
Ophthalmien  reflektorisch  heiTorgeiiifene  heftige  Lidkrampf, 
cf.  Photophobie^  Nictitatio. 

Blepbaro»patli  (^  e.i>d^fi  Späten,  Spatel)  {»nzetten- 
artiges  InstiTunent ,  dessen  einer  Arm  am  freien  Ende  halbkreis- 
förmig mngebogen  ist,  während  der  andere  Arm  in  eine  ent- 
sprechende Platte  ausläuft;  zwischen  beiden  wird  das  Lid  fest- 
geschraubt und  dadurch  in  gestreckte  Lage  gebracht. 

Blepfaarostat  (ara  St.  v.  larrjfÄi  stellen)  Lidhalter, 
ein  von  Stellen  angegebenes  Instrument  zur  Fixirung  des  oberen 
Augenhds  bei  Operationen. 

Blephavotomle  {rsfivco  schneiden)  Durchschneidung 
des  Augenlids  am  äusseren  Lidwinkel  (wegen  Entropium). 

Borborysmi  (6  ßogßoQVyixog  =  6  ßoQßoQog,  Kot,  ßoQ- 
ßoQvCco  kollern)  das  Knurren  und  Kollern  im  Leibe,  laute 
Geräusche,  die  durch  lebhafte  Peristaltik  des  mit  Gas  und  Flüssig- 
keit erfüllten  Darmes  erzeugt  werden. 

B.  hysteriei  Dai-mkollem,  mit  Austreibung  von  Darmgasen 
dm'ch  krampfhafte  hysterische  Darmbewegungen. 

BotbrioeeplialiiB  latus  (ro  ßo&giov,  Bern,  y.  6  ßo^gog 
Grube)  der  Grubenkopf,  der  grösste  menschliche,  nur  in  ge- 
wissen Gegenden  Europas  vorkommende  Bandwurm,  über  dessen 
Jugendzustand  noch  wenig  bekannt  ist. "  Der  langgezogene,  mandel- 
förmige Kopf  hat  auf  beiden  Seiten  eine  tiefe  spaltförmige  Saug- 
grube; die  Geschlechtsöffnungen  hegen  auf  der  Fläche  in  der 
Glitte  der  Gheder  [nach  Heller,  ZH.]. 

cf.  Uelminthiasis. 

Botnlismns    (botulus    Darm,   Wurst)  s.  Atlantiasis 

Wurstvergiftung,    eigentümliche,    durch   äusserst   protrahirten 


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Brschycephalus  67 

Verlauf,  gastroenteritische  und  nervöse  Erscheinungen  mit  Schling- 
und  Atembeschwerden,  Aphonie,  Sehstörung  und  Prostration  aus- 
gezeichnete, am  häufigsten  in  Schwaben  beobachtete  Vergiftung 
durch  verdorbene  Würste,  wobei  es  sich  nach  der  plausibelsten 
Hypothese  um  die  Produkte  einer  besonders  mod'ifizirten  (?)  lang- 
samen Fäulnis  handeln  dürfte  [ZH]. 

Boucle  {franz.  Wachskerze  von  Bugia,  Stadt  in  Algier) 
Candela  cerea,  Sonde  cireCy  ursprünglich  aus  Wachs,  dann  aus 
verschiedenem  anderen  Material,  au(£  biegsamen  Metallen  be- 
reitete sonden-  oder  walzenförmige  Stäbe  von  verschiedener  Länge 
imd  Dicke  zur  Einführung  in  die  Körperostien  und  Kanäle,  bezw. 
zur  Erweiterung  derselben. 

cf.  Katheter. 

Bonrdonnet  {franz,  hourdon  Stab,  Stütze  lat.  hurdo) 
Turnnda  (=  ferenda  tero)  die  Wieke,  der  Charpiemeissel ,  eine 
Lage  geordneter,  meist  in  der  Mitte  zusanmiengebimdener  Charpie 
zur  Einbringung  in  Wimden,  Fisteln  u.  dgl. 

cf.  Flnmaceaiu 

Bouton  d'Alep  Syn.  Bouton  de  Biskra,  die  Delhi - 
beule,  ein  im  Orient  endemisch  auftretendes  Hautleiden,  das  mit 
Knoten- und  Geschwürsbildung  einhergeht  und  worüber  noch  keine 
•  vollständige  Klarheit  herrscht. 

Bentonnlere  (franz,  Knopfloch,  le  bouton  Knopf) 
i.  q.  Urethrotomia  externa. 

Braclieriiiiii  (eig.:  hrachionarium,  verw.  mit  brachium 
Afm)  s.  Hanma  das  Bruchband. 

Brachialicie  (o  ßga^icDv  Oberarm,  t6  äXyog  Schmerz) 
Neuralgia  plexus  brachialis,  Brachialneuralgie. 

BrachyavclKeiiie  (ßoaxvg  kurz,  6  avxvv  Nacken, 
Hals)  kurzer  Bau  des  Halses. 

Bracliycephalus  der  Kurzkopf,  längs-verengter  Schädel, 
nur  dann  pathologisch,  wenn  nicht  eine  kompensatorische  Er- 
weiterung der  übrigen  Durchmesser  eintritt. 

Varietäten  sind: 

B*  Simplex  durch  Synostose  des  Grund-  und  Keilbeins. 

Plagloeephalns  hrXdyiog  schief)  Schiefkopf,  durch  ein- 
seitige Synostose  der  Stimnaht  imd  anderer  Nähte. 

Oxyeephatus  (6^vg  spitzig)  Spitzkopf,  durch  Synostose 
der  Lambdanaht  oder  auch  der  Kranz-  und  Pfeilnaht 

Platyeephalus  {jtXatvg  flach)  Flachkopf,  durch  Synostose 
der  Kranznaht. 


O^ 


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68  Brachychilie 

Troelioeephalus  (6  xgoxog  Kreis,  Rad  v.  Toeyoy  laufen) 
Rundkopf,  dui'ch  partielle  Synostose  der  Kranznsäit  und  der 
benachbarten  Nähte  bedingt. 

Paehyceplialus  {naxvg  dick)  Dickkopf,  duich  Synostose 
der  Lambdanaht  bedingt. 

cf.  Dolichocephalus,  Mikro-  und  Nannocephalus,  Cephalonie. 

Brachychilie  {x6  x^^^^g  Lippe)  angeborener  Fehler, 
bei  welchem  der  mittlere  Teil  der  (Lippe,  insonderheit  der)  Ober- 
lippe so  kurz  ist,  dass  der  Lippensaum  einen  nach  oben  konvexen 
Bogen  bildet  u.  die  Schneidezähne  nebst  Zahnfleisch  unbedeckt  lässt. 

Brachydaktylie  (6  SdxTvXog  Finder)  Gliederung  eines 
oder  mehrerer  Finger  in  weniger  als  3  Phsdangen» —  sehr  seltene 
Anomalie. 

BrachyjBrnatns    (i?   yvd&og  Kinnbacken)    Individuum 
mit  abnoimer  Kleinheit  des  Unterkiefers, 
cf.  Monstrum. 

Bradyarthvie  {ßgadvg  langsam,  t6  &q&qov  Gelenk, 
Glied)  i.  q.  Bradylalia. 

Bradykardie  (17  feagdia  Herz)  Verlangsamung  der 
Herzthätigkeit,  besser  Spaniokardie  (s.  d.). 

Bradylalia  (laXeco  reden)  s.'Bradyarthrie  {vd.  Anarthrie) 
verlangsamte  Sprache  durch  Sphwierigkeit  der  Aneinander- 
reihung der  Buchstaben  und  Silben  infolge  erschwerter  Leitung 
der  motorischen  Impulse  zu  den  äusseren .  Organen  der  Sprache. 

Bradyphrasia  (97  (pggioig  Bede)  Langsamkeit  der  Eede 
infolge  von  Ermüdung  oder  geistiger  Trägheit. 

B.  intermpta  stockende  Sprache .  mit  kleineren  und  gi'össeren 
Pausen  in  der  Eede. 

cf.  Anarthrie,  Angophrasie,  Bradylalia,  Paraphrasie. 

Brisement  forc^  {franz.  hriser  hveohen)  gewaltsame 
Streckung  anchylotischer  Grelenke  oder  krunamer  Eöhrenknochen 
durch  Zerbrechimg  der  letzteren. 

cf.  OBteoklasie.1 

Bromidrosis  [galen]  (6  ßg&fxog  Gestank,  6  iögtog 
Seh  weiss,  Idgooy  schwitze)  stinkender  Schweiss,  u.  z.  B. 
universalis  oder  localis  —  beide  ohne  besondere  klinische 
Bedeutung,  da  der  Gestank  etwas  Sekundäres  und  Zufälliges,  durch 
äussere  Momente  Bedingtes  zu  sein  scheint. 

cf.  Hyperidrosis,  Osmidrosis,  Paridrosis. 

Bromisiiiiis  (das  Brom  verdankt  seinen  Namen 
dem  üblen  Gerüche  seiner  Dämpfe)  Vergiftimg  mit  Brom 
(Ätzwirkung,  Respirationsstörungen)  und  Bromsalzen  (nervöse 
Störungen  und  Akne,  gew.  als  Kumulativwirkung). 


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Bronchitis  69 

Bronchial  (6  ßgoyxog  Luftröhre,  xa  ßgoyxia  die  Luft- 
röhrenverzweigungen, nach  Einigen  von  ßgixoi  benetzen, 
weil  die  Alten  glaubten,  die  Gretränke  gingen  durch 
die  Luftröhre,  n.  A.  von  ßgd^M  aufbrausen  oder  von 
ßgdooo)  —  vom  Meere  —  ausspeien)  nennt  man  das  durch 
die  Atmung  in  den  grösseren  Bronchien  imd  der  Trachea  erzeugte 
Greräusch,  welches  am  Thorax  von  Gesunden  nur  in  der  Inter- 
skapulargegend  rechterseits,  seltener  beiderseits,  pathologisch  aber 
überall  da  gehört  wird,  wo  eine  der  Oberfläche  nahe  hegende 
Lungenpartie,  welche  grössere  Bronchien,  auch  Kavernen,  ein- 
schhesst,  luftleer  geworden  ist. 

cf.  amphorisch. 

Bronchiektasie  {ex-iavvoi  —  exielvM  ausdehnen)  Er- 
weiterung imd  Ausbuchtung  der  Bronchien  —  findet  sich  ent- 
weder in  mehr  diffuser  (spindelförmiger)  oder  sackförmiger 
Weise,  teils  als  Folge  der  Distraktion  der  Bronchialwand  durch 
cirrhotische  Schrumpfung  des  interstitiell-pneumonisch  oder  schwie- 
hg  tuberkulös  indurirten  umgebenden  Lungenparenchyms,  teils  — 
gewissermassen  in  vikariirender  Weise  —  infolge  des  vermehrten 
dilatirenden  Inspirationszuges  auf  die  an  verdichtete  und  unbe- 
wegliche Partien  anstossenden  Bronchien,  und  in  gleicher  Weise 
bei  verminderter  Resistenz  der  durch  chronische  katarrhalische 
Entzündung  verändertenGewebe  derBronchialwand(k  atarrhalische 
B.)  —  [nach  Rindfleisch  in  ZH.]. 

cf.  Caverne,  Ektasie. 

Bronchiokrisen  {vd,  Krisis)  Bezeichnung  für  Husten- 
anfalle,  bei  Tabes  dorsahs. 

Bronchiolitis  exsudativa  (bronchiola  Neubildung) 
eine  von  Curschmann  beschriebene,  mit  heftigen  asthmatischen 
Anfällen  einhergehende  Entzündungsform  der  kleinsten  Bron- 
chien. Charakteristisch  für  diese  hauptsächlich  an  der  Seeküste 
vorkonunende  Krankheit  ist  das  Vorkommen  von  spiraligen  Fibrinr 
abgüssen  (Curschmann's  Spiralen)  im  Auswurfe  der  Patienten. 

Broncbitis  Bronchienentzündung. 

B.  catarrhalis  s.  Catarrhus  bronchialis  Entzündung  der 
Bronchialschleimhaut,  Bronchialkatarrh.  Die  Affektion  der  grösse- 
ren Bronchien  ist  meist  mit  der  gleichnamigen  Affektion  der  Trachea 
verbunden  (Tracheobronchitis).  Die  weitere  Einteilung  ge- 
schieht entweder  nach  der  Beschaffenheit  der  Sputa  (s.  d.)  in 
trockene  (B.  sicca,  Catarrhus  siccus),  schleimige,  eiterig- 
schleimige B.  (Bronchoblennorrhoe),  serös-schleimige  (Bron- 
chorrhoea  serosa)  etc.,  oder  femer  in  akute  und  chronische, 
primäre  und  sekundäre,  febrile  und  afebrile  B.  etc. 

B.  capillaris,  Katanh,  der  die  feinen  und  feinsten  Zweige 
des  Broncnialbaumes .  in   grösserer   Ausdehnung  befällt,   eine  bes. 


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70  Bronchoblennorrhoe 

bei   Kindern   und   Greisen   häufigere    und   für  diese   gefährliche 
Affektion, 

B.  eronposa  s.  psendomembranacea  s.  fibrinosa,  Bron- 
chialcroup:  eine  Form  der  B.,  bei  welcher  feste,  zylindrische, 
dendritisch  verzweigte  Massen  expektorirt  werden,  welche  mehr 
oder  weniger  ausgedehnte  Abgüsse  des  Bronchialbaumes  darstellen 
und  durch  eine  fibrinöse  Entzündimg  hervorgerufen  sind.  Die 
Krankheit  verläuft  entweder  in  akuter,  meist  aber  in  chro- 
nischer Weise. 

B.  putrida  s.  foetida  vd.  Sputa  putrida. 

JBrenchoblennorrhoe  (cf.  Blennorrhoe)  eine  Form  der 
chronischen  Bronchitis,  bei  welcher  eine  sehr  reiddiche  purulente 
Absonderung  der  Schleimhaut  stattfindet.  Sie  ist  meist  mit 
Bronchiektasien  (s.  d.)  verbunden. 

Bronehopkonie  (^  <pwvri  Stimme)  derai-tige  Ver- 
stärkung der  sonst  nur  summenden  Thoraxstimme,  dass  der  Aus- 
kultirende  den  Eindruck  hat,  als  ob  ihm  in  das  Ohr  gesprochen 
würde,  —  darauf  zurückzuführen,  dass  der  Schall  von  den  Bron- 
chien aus  durch  verdichtetes  Lungengewebe  besser  fortge- 
leitet wird  [nach  Gebhardt]. 

cf.  Ägophoole,  bronchial,  PectorUoqnie. 

BronclKoplastik  {jiXdoooy  bilden)  Heilung  von  Tracheal- 
fisteln  durch  plastische  Operation. 

Broncliopneainoiiie  vd.  Pneumonie. 
Bronekorrhoe  (>?  qoti  Fliessen,  v.  gew)  Bronchitis  mit 
sehr  profuser  Absonderung. 

Bronehorrhoea  serosa  {serum  dggog  Molken)  eine  Form  der 
chron.  Bronchitis,  (pituitöser  Katarrh,  Laennec),  bei  welcher 
unter  grossen  Atembeschwerden  (Asthma  humidum)  ein  sehr  reich- 
licher seröser,  dünnflüssig-schaumiger  Auswurf  entleert  wii"d  (1 — 2 
Liter  pro  die). 

cf.  Blennorrhoe,  Catarrhus. 

Bronekotontie  (xifjLvco  schneiden)  operative  Eröffnung 
der  Luftwege.  Besondere  Methoden  sind  die  Laryngotomie, 
Ti'acheotomie ,  die  Laryngotracheotomie  und  die  Laryngofissio 
(Thyreotomie). 

Bronzed  skin  {engl,,  wörtlich:  bronzirte  Haut  sUn, 
Haut  =  Schinne)  i.  q.  Morbus  Addisonii. 

Br  o  wn-IS^qnard'seke  ISplnalläkmanic  oder  Halb- 
seitenläsion  des  Bückenmarks,  einseitige  Zerstörung  des 
Eückenmarks,  welche  gleichseitige  motorische  u.  kontralaterale 
sensible  Lähmung  bewirkt. 

Brnit  de  diable  (diahle  der  Brummkreisel,  .der  in 
Österreich  auch  „Nonne"  genannt  wird)  das  Nonnen- 


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Bubo  71 

ge rausch  [Skoda],  das  an  den  Ven.  jugul.  intern,  bei  Anämischen 
hörbare  Sausen,  wahrscheinlich  heiTühi-end  von  einer  wirbeUiden 
Bewegung  des  Blutes  im  untersten  Teile  (Bulbus)  der  genannten 
Vene.  Da  nämlich  dieser  hinter  der  Artic.  stemo-clavic.  gelegene 
Oefässabschnitt  allseitig  fest  angeheftet  ist,  mithin  bei  schwächerem 
Zuströmen  des  Blutes  nicht  zusammenfallen  kann,  so  muss  bei 
dem  Übertritt  des  Blutstromes  aus  dem  engeren  Abschnitt  in  den 
w^eiteren  eine  wirbelnde  Bewegung  des  ersteren  entstehen,  die  Ur- 
sache jenes  Geräusches. 

Brnit  de  pot  fßle  (franz. :  feler  springen)  „Geräusch 
des  gesprungenen  Topfes",  zischender  oder  klirrender  Per- 
kussionsschall, wie  er  entsteht,  wenn  ein  plötzlich  komprimirtes 
Luftquantum  durch  eine  verhältnissmässig  enge  Öffnung  hinaus- 
getrieben wird  (Kaveraensymptom).  . 

Bube  (o  ßovßwvj  -Mvog  Drüsen  in  der  Schamgegend, 
ßovßo}v  neoi  ßovßoivog  oidrjpia  f^sra  (pXsy^ovrjg  entzündliche  Ge- 
schwulst, PolL  4,  202,  laU  hova  oder  hoa  Schenkelgeschwulst)  die 
Leistendrüsengeschwulst. 

B.  acutus  ist  entweder  (auch  bei  weichen  Schankem)  nur 
sympathischer  Natur,  wie  andere  bei  benachbarten  Entzündungen, 
bes.  Furunkeln,  auftretende  sympathische  Lymphdrilsenschwellunffen 
(konsensueller  B.)*)  oder  komplizirt  ein  Ulcus  venereum  simpiex 
s.  pseudosyphilitic.  der  Geschlecntsteile  in  spezifischer  Weise,  in 
w^eich  letzterem  Falle  der  B.  häufig  vereitert  und  einen  gleichfalls 
konta^ösen  Eiter  sezemirt. 

Buban  d'emblce  (eig.  „mit  Sturm'')  ein  ohne  nachweisbare 
Primäraffektion  auftretender  B.  venereus  acutus  abscedens. 

Bubones  indolentes,  chroniei  schmerzlose  B.,  finden  sich 
bei  chron.  Exanthemen  der  TJnterextremitäten,  bes.  Prurigo,  aiii 
häufigsten  aber  als  syphilitische,  stets  multipel  und  ohne  ent- 
zündüche  Erscheinungen  bei  der  durch  einen  HuNTER'schen 
Schanker  vermittelten  konstitutionellen  Syphilis  auftretende  kleine 
harte  Leistendrüsenschwellungen. 

B.  strumosus  (struma  Kropf)  strumöser  B.,  eine  bei  Per- 
sonen mit  lymphatischer  (skrofulös- tuberkulöser)  Konstitutions- 
anomalie auftretende  Fonn  des  B.  syphil.  chron.,  in  Beteiligung 
des  die  Dmsenpakete  umgebenden  Bindegewebes  an  der  chronisch 
entzündlichen  Infiltration  bestehend,  wodurch  eine  enorm  gix)sse, 
die  ganze  Leistengegend  einnehmende  diffuse  Anschwellung  ent- 
steht, welche  sich  nur  äusserst  spät  und  langsam  teils  durch  all- 
mähliche Eesorption,  teils  durch  serös-eiterige  Erweichung  des 
bindegewebigen  Anteils  der  Geschwulst  zurückzubilden  pflegt. 


*)  Wobei    sich    nur  die  Entzündang   anf   die  Drüsea  ausbreitety 
ohne  dass  ihnen  zugleich  auch  das  spezifische  Virus  zugeführt  wird. 


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72  Bubonulus 

Bnbonnlas  Bezeichnung  für  die  mit  Abzessbildung  ein- 
hergehende Lymphangitis  dorsalis  penis  suppurativa,  die 
sich  bei  Schankerbubonen  findet. 

Bnknemia  tropica  (vom  Stamme  ßovg  stiermässig, 
klobig,  ungeheuer  und  rj  xvrifjLv  Bein)  eine  von  Mason 
GooD  vorgeschlagene  Bezeichnung  für  Elephantiasis  Arabum, 
dem  Dal  Jil  der  Araber  analog. 

cf.  Elephantiasis. 

JBulbärparalyse  {y,hulbus,  ßoXßog  Zwiebel  „Bulbus 
rachiticus^^  ältere  Bezeichnung  für  die  Medulla  oblongata, 
Paralysis  s.  d.)  Lähmung  der  Oblongata.  Sie  entsteht 
entweder  akut  durch  Hämorrhagie,  Emboüe  Sder  Thrombose,  in- 
folge von  Kompression  durch  Fraktur  oder  Luxation  der  obersten 
H^swirbel,  oder  auf  entzündlichem  Wege  als  akute  Bulbär- 
myelitis  oder  chronisch  infolge  von  fortschreitender  degenerativer 
Atrophie  der  Nervenkeme  in  der  Oblongata  als  progressive 
Bulbärparalyse,  seltener  infolge  voij  Kompression  durch  chro- 
nisch erkrankte  Knochen  oder  Tumoren  in  der  Umgebung  des 
verlängerten  Marks. 

Die  akute  B.  verursacht  meist  über  den  ganzen  Köi-per  aus- 
gebreitete Lähmungen  und  führt  fast  immer  durch  Eespirations- 
lähmung  sehr  rasch  zum  Tode. 

Die  progressive  B.  (Paralysis  glosso -labio- laryngea) 
verläuft  chronisch,  aber  stets  in  2—5  Jahren  tötlich.  Die  Symp- 
tome bestehen  in  einer  fortschreitenden  Atrophie  und  dieser  ent- 
sprechenden Lähmung,  gewöhnlich  zuerst  in  der  Zunge,  dann  in 
den  Lippen  und  den  benachbarten  Gesichtsmuskeln,  zuletzt  in  den 
Muskeln  des  weichen  Gaumens,  des  Eachens  und  Kehlkopfs. 

Bnlimla,  BulTmos  s.  Cynorexie  s.  Farnes  eanina  (17  ßov- 
)Afiia  v.  6  XtfAog  Hunger  und  6  ßovg  Ochse)  der  Heisshunger, 
ein  hoher  Grad  des  Hungergefühls  mit  brennendem  Gefühl  in 
der  Magengrube  imd  ohnmachtähnlicher  Schwäche.  —  Auch  im 
Sinn  von  Gefrässigkeit. 

cf.  Akorie,  Polyphagie. 

Bulla  {lat.  V.  Gr.  ßvoy  anfüllen)  die  Blase,  unterscheidet 
sich  von  der  Vesicula  (s.  d.)  bloss  durch  ihre  Grösse. 

BnplitballllllS  (v.  ßovg  und  StpdaXfiog)  enorme  Vergrös- 
serung  des  Bulbus  oculi  bei  totalem  Sklerochoroidealstaphylom, 
Hydrophthalmus,  wobei  der  Bulbus  aus  der  Orbita  hervor- 
springt, die  Lider  nach  aussen  gebaucht  sind  und  die  Schliessung 
der  Lidspalte  erschwert  ist  (Stellwag). 

cf.  Hydrophthalmus. 

Bnrsitis  (hursa  Beutel  v.  ßvgaa  abgezogene  Haut) 
Schleimbeutelentzündung.  Von  besonderer  khnischer  Be- 
deutung ist  die: 


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s 


Callus  73 

B.  praepatellaris  die  akute  oder  chroniRche  Entzündung  des 
vor  der  Kniescheibe  gelegenen  Schleimbeutels,  vd.  Hygronia 
praepatellare. 

Bei  Wörtern  griechischer  Abstammung  ist  das  €  nur 

beibehalten,  wenn  dieselben  gänzlich  ins  Lateinische 

^    übergegangen  sind,   oder  das  C  als  Zungenlaut  aus- 

H    zusprechen    ist,    sowie    in    der    Endigung   cns   etc.; 

p^  ausserdem  vd.  K, 

y^  Cachexie  padtybydermiqne  (franz.  von  Kachexia 

Q    [s.  d.]  u.  naxvQ  dick,  to  ösQfia  Haut)  i.  q.  Myxödema. 

h^  Cadaverin   (cadaver  Leichnam  v.  cadtre  fallen)  ein 

M  UBgiftiges    Ptomain,    welches  vom  7.  Tage    an    nach    deiii  Tode 

-^  in  Leichen  auftritt,    auch    aus  Cholerakulturen   dargestellt   wurde 

H  fBRiEGER]..  Nach  P.  Grawitz  erzeugt  keimfreie  Cadaverinlösung 

^  entweder  Ätzwirkung  oder  Entzündung  mit  Ausgang  in  Eitenmg  oder 

0  entzündhches  Ödem  mit  späterer  Resorption  und  einfacher  Heilung. 

Calcnlns     {Dem.    v.    cdlx,    Kalkstein)    das    Steinchen, 

steiniges  Konkrement.     Solche  entstehen  in  den  Höhlen  und 

Kanälen   oder    den  Parenchymen    des   Körpers    aus    Sedimenten, 

eingedickten  Sekreten,  Eiter  und  anderen  pathologischen  Produkten, 

•    Fremdkörpern,  abgeschnürten  und  degenerirten  Teilen  durch  Ver- 

'v    kalkung  derselben  {vd.  Petrificatio)  oder  bestehen,  wie  z.  B.  Nieren- 

^    und  Gallensteine,  aus  den  Sekretionsprodukten  selbst. 

r^  Calculisalivales,  Speichelsteine,  entstehen  in  den  Speichel- 

W    drüsen  und  namentlich  deren  Ausführungsgängen  wahrscheinlich 

in  Zusammenhang  mit  katarrhalischen  Zuständen  der  Mundhöhle, 

Verdickung  und  Vermindeiimg  des  Speichelsekretes. 

C.  renum  und  vesicales  vd.  Nephro-  und  Cystolithiasis. 
C.  pulmonum  vd.  Phthisis  calculosa. 

C.  fellei  vd.  Cholelithiasis. 

cf.  Arthrolith,    Dakryolith,    Enterolith,    Kryptolith,     Phlebolith, 
Hhinolith,  —  Chalikosis. 

Callositas  {callus  s.  d.)  s.  Tynola  die  Hautschwiele, 
lunschriebene  schildförmige  Verdickung  der  Homschicht  der  Epi- 
dermis, meist  durch  wiederholten  starken  Druck  der  betreffenden 
Hautstellen  erzeugt. 

cf.  Clavus,  Ulcus. 

eallosaSy  callös,  schwielig,  nennt  man  den  Zustand  der 
Induration  von  kleineren  Gewebspartien,  Geschwüren  etc. 

Callas  (Schwiele,  callum  v.  celUre,  {collis)  xeXofiai  heben» 
treiben)  die  knollige  Neubildimg,  die  an  der  Bruchstelle  von 
Knochen  entsteht.  Den  Hauptanteil  an  dessen  Bildung  hat  das 
Periost,  welches  durch  seröse  Dm-chfeuchtimg  und  Zellenablagerung 
anschwillt:  provisorischer  oder  äusserer  C,  welcher  eine  Art 
Kapsel  um  die  Bruchstelle  bildet.   Ausserdem  kommt  ein  innerer 


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74  Calor 

oder  Markcallus  dui-ch  Beteüigung  des  Mai'kgewebes  und  ein 
mittlerer  oder  Knochencallus  durch  Beteiligung  des  Knochen- 
gefässgewebes  zu  stände.  Später  beginnt  die  Kalkablagerung  in 
die  Zwischensubstanz  der  Zellen,  die  zur  Bildimg  fester  Knochen- 
substanz, d.  i.  des  definitiven  C.  führt  [nach  Eindfleisch]. 
cf.  Ofltisis  ossificans. 

Calor  (lat,)  die  Hitze,  gew.  in  der  Verbindung  C.  mor- 
dax  beissende,  d.  i.  brennende  Hitze,  als  welche  sie  sich  bei 
stark  Fiebernden  der  imtersuchenden  Hand  bemerklich  macht. 

Calvities  {lat  zusammenh.  mit  xeigw  scheeren)  gr. 

Phalakrosis  [s.  d.],  die  Kahlheit  als  fertiger  Zustand, 
cf.  Alopecia,  Madarosis. 

Cancer  aqnatiens  der  Wasser  krebs  vd.  Noma. 

Cancroid    (cancer  u.  stSog    Ähnlichkeit)    die    gestielte 
Krebsgeschwulst,  vd.  Carcinoma  epitheliale, 
cf.  Cylindrom. 

Canities  s.  Poliosis  (canus  grau  v.  canere  weissgrau 
sein)  das  Ergrauen,  Atrophie  des  Haarpigments. 

C.  senilis  ist  physiologisch. 

C.  praematura  das  Ergrauen  vor  der  physiologisch  mittleren 
Zeit  infolge  von  abnorm  verminderter  Pigmentproduktion  der 
Haarpapille. 

CanthoplAstik  (6  xav&6g  Augenwinkel,  eig.  Bad- 
reif, jrXdooo)  bilden).  Die  von  Ammon  angegebene  Operation 
der  Blepharophimose  und  des  Ankyloblepharon.  Dieselbe  besteht 
in  Durchtrennung  der  Verwachsung  des  Augenwinkels  und  nach- 
heriger  Vereinigung  von  Cutis  und  Conjunctiva  dm-ch  die  Naht. 

Capillarektasie  {capülaris  zum  Haare  capülus  ge- 
hörig, ixtelvw  ausspannen)  die  Erweiterung  der  Kapillaren. 
Sie  kommt  teils  als  angeboren  in  begrenzten  Gebieten  als  Naevus 
vasculosus,  teils  als  Folge  chronischer  Zirkulationsstörungen  vor. 
Höhere  Gmde  bezeichnet  man  als  Kapillaraneuiysmen. 

cf.  Naevus. 

Capistrant  (/a^.  Zaum,  Halfter  y.capere)  die  Halfter- 
binde, Verband  zur  Fixirung  giösserer  Verbandstücke  an  den 
Seiten-  und  unteren  Teilen  des  Gesichtes,  indem  eine  lange  schmale 
(Eoll-)Binde  vom  Scheitel  unter  dem  Kinn  hinweg  wieder  zum 
Scheitel,  dann  zum  Hinterhaupt  und  Nacken,  um  den  Hals  herum 
und  unter  dem  Kinn  hinweg  wieder  zum  Scheitel  geführt  wird 
u.  s.  f.  Den  Schluss  bilden  2  Zirkeltom-en  vom  Nacken  nach 
dem  Kinn,  von  da  nach  dem  Hinterhaupt  und  um  den  Kopf 
[nach  Heinere]. 


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Carcinom  75 

Capitium  (1.  Mieder  2.  die  ICopföf^hung!  in  dcr 
röm.  Tunika)  die  Kopfmütze,  eine  Verband  weise  des  Kopfes, 
die  mit  einem  viereckigen  (C.  quadrangulare)  oder  zu  emem 
Dreieck  zusammengelegten  Tuche  (C.  t  r  i  a  n  g  u  1  a  r e)  ausgeführt  wird. 

Caput. 

€.  i^aleatom  (v.  gaUa  Mütze,  Helm)  die  Glückshaube 
oder  vielmehr  der  damit  geborene,  d.  i.  bei  der  Greburt  noch  von 
den  unzerrissenen  Eihäuten  bedeckte  Kopf. 

€.  Medttsae  (itf.,  welche  statt,  der  Haare  Schlangen 
'auf  dem  Kopfe  hatte)  die  in  Form  eines  Kranzes  vor- 
kommende Erweiterung  der  kleinen  Hautvenen  um  den  Nabel 
herum,  welche  bei  Stauung  des  Blutes  in  der  Pfortader  zu  stände 
konunt,  die  sich  durch  (Se  offen  gebliebene  Nabelvene  oder  die 
Yena  parumbihcalis  auf  dieselben  fortsetzt. 

C.  obstTpum  {lat,  schief,  verbogen)  vd.  Torticollis. 

€.  sueeedaneuiB  {suc-  oder  subcedere  an  eines  Anderen 
Stelle  treten)  „Vorkopf",  Kopfgeschwulst  der  Neugebore- 
nen, besteht  in  Ödem  der  Kopf  schwarte  infolge  von  Stauung,  oft 
selbst  mit  Extravasation  {vd,  Cephalhämatom)  an  den  vorliegenden, 
dem  Di-uck  während  der  Geburt  nach  dem  Blasensprung  nicht 
ausgesetzten  Teilen. 

CarbuneulufS»  {carho  Kohle)  die  Kohlenbeule,  der  Kar- 
"bunkel,  verhält  sich  anatomisch  wie  ein  Komplex  mehrfacher, 
dicht  aneinander  liegender  Furunkeln  (s.  d.)  mit  Neigung  zum 
peripheren  Fortschreiten  des  Prozesses. 

C.  contagiosus  vd.  Anthrax. 

Carcinom  {xaQxivwfia  v.  xagxirow  werde  zum  Krebs 
o  xagxivog,  Cancer,  Krebs,  —  das  tert.  comp,  ist  hierbei 
wohl    die  Art   der  Ausbreitung    „wie    Krebsfusse"*) 

Kraus)  der  Krebsschaden,  Krebsgeschwulst  und  Krebsgeschwür 
—  eine  die  Organe  des  Körpers  destruirende,  nach  der  Exstirpation 
gewöhnlich  rezidivirende,  metastasirende,  also  maligne  Neubildung, 
die  immer  von  epithelialem  Mutterboden,  Drüsen-  oder  Ober- 
flächenepithel, ausgeht,  dessen  Wucherungen  in  Foim  von  Zapfen 
oder  Strängen  von  der  unteren  Fläche  des  Epithels  her  in  die  Ge- 
webe eindringen,  dieselben  durch  Druck  zerstören  und,  indem  sie 
die  Bindegewebsbalken  auseinanderdrängen,  sich  aus  diesen  ein 
bindegewebiges  Gerüst  und  der  ganzen  Geschwulst  einen  alveolären 
Bau  ^verschaffen  [Waldeyer]. 

*)  Galen  de  art.  curat.  2,  10:  In  mamillis  saepe  vidimus  tumo- 
rem  forma  ac  figura  cancro  animali  exquisite consiinilem.  Nam 
quemadmodum  in  isto  pedes  ex  utraque  parte  sunt  corporis,  ita  in  hoc 
morbo  venae-disteoduntur  ac  figuram  omnino  similem  cancro  reprae- 
sentant. 


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76  Carcinom 

Ziegler  unterscheidet  folgende  Foniien  des  Careinoms: 

1.  Plattenepithelkrebs,  Epidermidalkrebs ,  bösaiüges 
Epitheliom,  Hautkankroid ;  Hauptrepräsentant  des  Hautkankroid, 
besteht  aus  Krebszapfen,  aus  grossen,  polymorphen  Plätten^ 
epithelien  und  findet  sieh  ausser  an  der  Haut  an  nüt  Platten^ 
epithel  bedeckten  Schleimhäuten  (Mundhöhle,  Pharynx,  Ösophagus, 
Blase,  Scheide). 

Eine  besondere  Form  des  Plattenepithelkrebses  ist  das 
C.  (scroti)  asbolicum  (o  u.  jj  äoßoXog  KUSB  äa-ßoXog,  ßdXlco 
eig.  =  Anwurf)  der  Schornsteinfegerkrebs,  Russ-  oder 
Teerkrebs.  Diese  Form  des  Epithelialkrebses  entwickelt  sich  aus 
jahrelang  bestehenden,  durch  die  reizendie  Einwirkung  des  Teem 
oder  Kusses  hervorgerufenen  entzündlichen  und  hyperplastischen 
Zuständen  der  Hautdecken  (Russwarzen,  soot-warts),  besondei*» 
am  Skrotmn,  und  bleibt  lange  Zeit  lokal, 
cf.  Akne. 

2.  Zylinderepithelkrebs,  das  Zylinderepithehoni ,  au& 
Zylinderepithelialzellen  bestehend,  hat  seinen  Sitz  an  mit  solchem 
Epithel  besetzten  Schleimhäuten  (Darmtraktus,  Uterus)  imd  bildet 
von  den  mit  Zylinderepithel  besetzten  Drüsen  ausgehende  weiche, 
knotige  Geschwülste. 

cf.  Adenocarcinom,  Cholesteatom. 

3.  C.  Simplex  ein  sehr  häufig  von  Drüsen  ausgehender  Krebs 
mit  ziemlich  starkem,  bindegewebigem  Geiiist,  das  ziemlich  derbe 
Geschwülste  bildet. 

4.  C.  medulläre,  der  Markschwamm,  das  weiche  C.  mit 
sehr  reichlicher  Entwicklung  der  KrebszeUennester. 

5.  C.  scirrhosum,  Scirrhus  das  harte  C,  Bindegewebs- 
oder  Faserkrebs  mit  sehr  starker  Wucherung  des  Bindegewebs- 
gerüstes  gegenüber  den  Krebszellen. 

6.  C.  gelatinosum  s.  alveolare,  s.  colloides  der  Gallert- 
krebs, am  häufigsten  im  Darmtraktus  und  der  Mamma,  eine 
Form  des  Krebses,  dessen  Stroma  infolge  einer  schleimigen  oder 
gallertartigen  Umwandlung  der  Krebszellennester  grössere  und 
kleinere  GaUertmassen  enthält. 

7.  C.  myxomatodes  durch  Umwandlung  des  Stromas  in 
Schleimgewebe  entstehend. 

8.  Carcinomatöses  Cylindrom  durch  Bildung  homogener 
Kugeln  innerhalb  der  Zellennester  gekennzeichnet. 

cf.  Cylindroma. 

9.  C.  giganto-cellulare  mit  übermässig  grosser  Entwicklung 
eines  Teiles  der  Krebszellen. 

10.  Melanocarcinom  Bildimg  von  grauen  bis  schwarzen 
Tumoren  durch  Pigmentanhäufung  in  den  Krebszellen  und  dem 
Stroma. 

Ausserdem  sind  noch  zu  nennen; 

11.  Das    telangiektatische  C.    (Fungus   haematodes) 


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Carminativa    .  77 

{zsXog  Ende,  dyysTov  Gefäss,  sxxaxog  ausgedehnt)  der  Blut- 
schwamm, wobei  die  Gefässentwicklung  dominirt. 

12.  Das  sarkomatöse  C.  (C.  sarkomatodes  —  vd,  Sar- 
koma carcinomatodes),  wobei  das  intei*stitielle  Bindegewebe  gleich- 
zeitig sarkomatös  degenerirt.  —  Es  tritt  am  häufigsten  am  Hoden 
und  an  den  Nieren  auf  und  kann  einen  kolossalen  Umfang  er- 
reichen. 

C.  villosuin  vd.  'Papilloma. 

Calrcinas  ebnrneus  (6  xoQxivog  Krebs,  eburneus 
elfenbeinern)  i.  qu.  Sklerema. 

Cardialsia,  Gastralgia,  Gastro dynia,  s.  Hyperaesthesia 
Ycntriculi  (17  xagdia  Magenmund,  x6  äXyog  Schmerz) 
Magenkrampf,  Neuralgie  der  MagenneiTen  (ob  es  sich  dabei 
um  eine  Affektion  der  dem  Vagus  oder  der  dem  Sympathicus 
entstammenden  sensibeln  Magennerven  handelt,  ist  unentschieden), 
übermässige  Eeaktion  derselben  auf  abnorme  Magenreize,  oder,  bei 
krankhafter  Nervenbeschaffenheit  (Hysterie,  Chlorose,  Arthritis, 
Kachexieen),  auch  auf  normale  Eeize  hin. 

Cardiasthenia  (97  xagSia  Herz,  97  aöMveia  Schwäche) 
eigentlich  Herzschwäche,  gebraucht  von  neurasthenischen  Herz- 
beschwerden. 

Cardioeele  (»7  xriXri  Bruch)  der  Herzbruch  =  Hernia 
cordis. 

Cardio^mus,  Cardiopalmas  (5  dyy^og  Ächzen  v. 
o>Cö>  rufe  oh  1, 6  nak^og  heftige  Bewegung  v.  nakloy  schwingen) 
i.  q.  Palpitatio  cordis. 

Cardiog^ramm  (r6  y^anixa  v.  ygaq?(o,  Buchstabe, 
Schrift)  graphische  Darstellung  der  Herzbewegung. 

Caries  (lat)  der  Knochenfrass,  chronisches  Knochen- 
geschwür, fortschreitende  ulzeröse  Zerstörung  der  Knochensubstanz, 
hervorgehend  aus  dem  entzündlichen  Prozess,  vd.  Ostitis. 

So  lange  es  noch  nicht  zum  Durchbruch  an  die  Oberfläche 
gekonunen  ist,  oder  wenn  fast  keine  Eiterbildung  vorhanden  ist, 
kann  man  den  Vorgang  als  C.  sicca  bezeichnen. 

€.  artieulorttm  vd.  Arthrokace. 

C.  necrotiea  ist  C,  mit  welcher  die  Losstossung  kleiner  oder 
grösserer  Knochenfragmente  verbunden  ist,  indem  dieselben  durch 
den  kariösen  Prozess  ausser  Ernährung  gesetzt  werden,  bevor  es 
zur  Schmelzung  gekommen  ist. 

Carminativa  {sc.  remedia,  carmino  krämpeln,  rei- 
nigen V.  carere  kämmen,  krämpeln)  Mittel,  welche  —  .durch 
Anregung  der  Peristaltik  —  den  Abgang  von  Blähimgen  be- 
fördern. 


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78  Carnificatio  pulmonis 

Carniftcatio  pulmonis  (caro  Fleisch,  facere)  vd. 
Bplenisatio. 

Care  luxurians  eiffentlich  üppig  wucherndes,  sogen- 
wildes  Fleisch,  hypertrophische  Form  des  Akest(Hn  (s.  d.)r 
fimgose  Granulaticmen,  welche  schon  eine  höhere  Differenzinmg^ 
nämlich  ein  aus  der  Umwandlung  der  Kittsubstanz  zwischen  den 
Zellen  hervorgegangenes  Stroma  haben,  hier  und  da  auch  lym- 
phatische Follikel  und  Kiesenzellen  enthalten. 

Carnncnlae  (Dem.  v.  caro  Fleischwärzchen)  kleine 
polypenartige  Bildimgen  besonders  an  den  weiblichen  Genitalien,, 
umschriebene  Schleimhauthyperplasien  mit  Teilnahme  der  Follikel, 
oder  Eeste  des  Hymen  nach  der  Defloration  (C.  myrtiformes,. 
myrtenblattförmige  C). 

Früher  benannte  man  so  auch  die  im  dysenterischen 
Stuhl  vorkommenden  Stückchen,  welche  aus  einer  zäh- 
schleimigen Grundsubstanz  bestehen,  die  mit  roten  Blutkörperchen 
dicht  infarzirt  ist  und  an  zahlreichen  Stellen  weisse  Klümpchen 
von  Eiterkörperchen  trägt  (Lotio  carnea). 

Castratie  (v.  castus  k&UBCh  oder  skr. :  gastra  =  cestrum 
xeatQov  Schneidmesser)  oj^rative  Beseitigung  eines  oder  beider 
Hoden,  bei  Frauen  der  Eierstöcke. 

Cataracta  (ein  von  der  Salernitanischen  Schule 
eingeführter,  vom  Griech.  6  xaraQQdxTtjg,  der  Wasserfall 
[xaT-agdaaco  reisse  herab],  gebildeter  Name,  wahrschein- 
lich als  Übersetzung  irgend  eines  arabischen  Wortes,, 
das  dem  ursprünglichen,  aber  abhanden  gekommenen 
Ausdruck  vjtoxvaig  entsprach)  der  graue  Star,  nicht  vom. 
Vogel,  sondern  vwdt.  mit  „starren,  stai-rblicken",  Katarakt,  jede 
Trübung  des  Linsensystems,  bedingt  durch  Zellenneubildung,. 
Lockerung  und  Quellung,  molekulare  Trübung  und  chemische 
Dekomposition,  Erweichung  und  Schrumpfung. 

Wenn  nicht  Teile  der  Linse  selbst  getrübt  sind  (C.  vera),. 
sondern  trübe  und  undurchsichtige  Massen  der  Linse  nur  sich  an- 
lagern, ohne  mit  anderen  festen  Teilen  des  Auges  im  Zusammen- 
hang zu  stehen,  nennt  man  dies  C.  spuria. 

Die  C.  ist  entweder: 

C.  capsnlaris  Kapselstar,  wenn  die  Kapsel  getrübt  ist,  oder 

C.  lentienlaris  Linsenstar,  wenn  die  Trübung  in  der  Linse 
selbst  ihren  Sitz  hat.     Hierbei  unterscheidet  man: 

C.  L  corticalis  Rindenstar, 

C.  1.  nuclearis  Kernstar, 

C.  1.  totalis  Totalstar. 

C.  eapsulo-lentieularis,  wenn  gleichzeitig  Kapsel-  und  Linsen- 
star vorhanden  ist. 

Je  nach  der  Konsistenz  unterscheidet  man: 


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p 

"A 


W 


Cataracta  79 

C  moUis  —  bei  jugendlichen  Individuen. 
C.  dura  —  bei  alten  Individuen, 

C.  mixta,  wenn  der  Kern  hart  und  die  Einde  weich  ist. 
Die  Extreme  der  Konsistenz  (lactea,   calcarea,  Morgag- 
ni an  a)  vd.  unter  Phakomalacie  und  C.  senilis. 
•  Der  Star  ist  entweder  angeboren  oder  erworben. 

P^ 

M  a)  C.  congenita 

rj  ist  gewöhnlich  partiell  und  stationär. 

C  axialis  —  richtiger  als  centralis  —  Trübung  der  Linse 
zwischen  beiden  Polen.     Besondere  Formen  sind: 

C.  lentis  centralis  angeborener  Zentrallinsenstar,  Trübimg 
<J     des  Zentrums. 
^  C.  polaris  anterior  s.  centralis  capsularis  ant.  variirt 

M     von    der    Grösse    eines    der    Vorderkapsel    aufsitzenden    weissen 
O     Pünktchens  (C.  capsul.  punctata)    bis  zu  einem  Durchmesser 
,     von  2,5  mm.   Bald  ist  der  weisse  Körper  an  der  Obei-fläche  flach, 
q      bald  ragt  er  etwas  in  die  vordere  Kammer  hinein  (C.  pyrami- 
dalis  —   kommt   auch,    als  Folge   von  Hornhautperforation,   er- 
worben vor). 

C.  polaris  s.  capsularis  posterior  besteht,  der  vorigen 
M  Form  ganz  analog,  in  einer  der  Fläche  der  hinteren  Linsenkapsel 
q^  in  der  Mitte  aufsitzenden  glänzend  weissen  Trübung  und  ist  stet» 
g^      eine  C.  spuria, 

Ti-i  C.   fusiformis   Spindelstar,    eine   die    ganze   Länge   der 

Linsenaxe  einnehmende  Trübung,   gewöhnlich  nur  in  Kombination 
mit  anderen  Formen  des  axialen  Stars. 

C.  congenita  punctata  8.  eoernlea  seltene  Stai-form  mit 
ausserordentSch  kleinen,  in  der  ganzen  Substanz  der  Linse  ver- 
teilten Pünktchen.  Bei  starker  Beleuchtung  erscheint  die  Trübung 
schwach  bläulich. 

Nur  eine  Varietät  scheint  C.  stellata,  Sternstar,  zu  sein, 
doch  ist  die  Figur  weniger  sternförmig,  als  den  Verzweigimgen 
einer  Feder  ähnlich  (C.  striata). 

€.  perinuclearis  8.  zonularis  Schichtstar,  gleichmässige 
Trübung  einer  isolirten  Faserschichte  der  Linse,  welche  das  Zentrum 
der  Linse  in  einem  gewissen  Abstand  schalenförmig  umgebend 
nach  (innen  und)  aussen  an  vollständig  diurchsichtige  Ldnsensub- 
stanz  grenzt.  Konunt  fast  inamer  an  beiden  Augen  zugleich  vor. 
Die  intrauterine  Entstehung  wird  mit  rhachitischer  Diathese  in 
Zusammenhang  gebracht. 

€•  eonfi^enita  totalis  —  solche  sind  immer  doppelseitig,  ent- 
weder weich,  selbst  flüssig,  oder  hart,  geschrumpft  und  mit  der 
Iris  verwachsen. 


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80  Cataracta 

b)  C.  acquisita  (cf.  C.  pyramidalis). 

€.  inollis  s.  Phakonialaeia,  weicher  Star  jugendlicher  Indi- 
viduen, Jungstar,  pflegt  sich  von  dem  ersten  Auftreten  der 
Trübungen  an  immer  sehr  rasch  zu  einem  Totalstar  zu  entwickeln, 
indem,  im  Gegensatz  zum  Greisenstar,  immer  auch  der  Kern  in 
den  staiigen  Prozess  mit  einbezogen  wird.  Die  Ausgange  sind 
Schrumpfung,  Verkalkung  oder  völlige  Verflüssigung,  z.  B. 

C.  calcarea  s.  ossea  verkalkte  Stare,  konunen  nur  vor 
in  Augen,  in  denen  auch  sonstige  ausgebreitete,  meist  chorioideale 
Veränderungen  vorhanden  sind  imd  nur,  wenn  der  Beginn  der 
Starbildung  in  ein  frühes  Alter  fällt.  Daher  ist  das  Sehvermögen 
dabei  fast  ausnahmslos  erloschen.  Ist  die  Farbe  sehr  weiss,  so 
bezeichnet  man  diese  Form  auch  wohl  als  C.  gypsea. 

C.  lactea  s.  fluida,  Milchstar,  mit  gleichmässig  weisser 
Farbe,  von  feinen,  in  der  flüssigen  Starmasse  suspendirten,  in  der 
Kühe  zuweilen  sedimentirenden  KalkkÖmem  herrührend. 

C.  membranacea  durch  Eesorption  weicher  Starmasse  ge- 
schrumpfte Stare,  bei  denen  sich  die  vordere  und  hintere  Kapsel 
ganz  oder  nahezu  berühren. 

C.  aridio  siliquata  (von  der  Ähnlichkeit  mit  einer  unreif 
gepflückten  eingetrockneten  Schotenfrucht  sihqua)  geschrumpfter, 
zu  einer  undurchsichtigen  dicken  weissen  oder  weissgelben  kuchen- 
förmigen  Masse  eingetrockneter  Star. 

C.  senilis  Greisenstar.  Bei  diesem  trübt  sich  die  Einden- 
schicht  allmählich  ganz,  während  der  Linsenkern  immer  nur  die 
gewöhnüche  Alterssklerose  (Phakoskleroma  senile)  zeigt.  Bei 
schneller  Trübung  erhält  die  Rinde  ein  geblähtes  Aussehen  mit 
perlmutterartigem  Glänze  (C.  tumescens). 

cf,  Gerontoxon  lentis. 

C.  nuclearis  Kernstar,  ist  von  der  senilen  C.  zu  trennen. 
Das  Alter  der  davon  befallenen  Individuen  schwankt  zwischen 
40  und  50  Jahren.  Die  Trübung  sitzt  im  Zentrum  der  Linse 
und  ist  von  eigentümlich  weisser,  milchiger  Farbe,  nicht  schai*f 
begrenzt  und  nur  sehr  allmählich  auch  auf  die  Rindensubstanz 
fortschreitend. 

Auf  diese  beiden  Foimen  beziehen  sich  die  folgenden  Be- 
zeichnungen : 

C.  matura  (oppos.  nondum  matura,  incipiens)  als  „reif"  be- 
zeichnet man  die  C,  sobald  die  Rindensubstanz  vollständig  trübe 
geworden  ist  (wenn  „der  Schlagschatten  der  Iris"  verschwunden  ist). 

C.  hypermatura  s.  dura,  Phakoskleroma  xar  i^ox^v, 
Überreife  des  Stars,  ist  bedingt  durch  eine  regressive  Metamor- 
phose, ZerbrÖckelung  der  Linsenfasern,  Ablagerung  von.  Fett, 
Cholestearin  und  Kalk,  womit  eine  Schrumpfimg  verbunden  ist. 
Mit  der  Zeit  tritt  gewöhnlich  Kapselkatarakt  hinzu  (cf.  Phakitis). 


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Cataracta  81 

C.  Morgagniana  [Morgagni  1682—1771]  eine  andere Fomi 
der  regressiven  Metamorphose,  wobei  die  Linsenfasern  zu  einem 
mehr  oder  weniger  konsistenten  Brei  zerfallen,  in  dem  der  sklero- 
tische Kern  beweglich  ist  und  meist  eine  tiefere  Stelle  einnimmt. 

C.  eapsularis  Kapselstar  (c/.  C.  polaris)  beruht  auf  Zellen- 
neubildung im  Innern  der  im  verletzten  Kapsel,  vd.  Phakitis;  ge- 
sellt sich  gewöhnlich  sekundär  zu  allen  Formen  totaler  Stare  im 
Stadium  der  Überreife,  kommt  aber  auch,  ohne  bekannte  Ursache, 
primär  vor  und  hat  dann  meist  in  kürzester  Zeit  sekundären 
Linsenstar  zur  Folge. 

C.  seeundaria  Nachstar  (nicht  zu  verwechseln  mit  sekim- 
därer,  d.  i.  im  Gefolge  anderer  allgemeiner  oder  Augen-Krank- 
heiten auftretender  C.)  die  nach  der  Extraktion  der  Linse  an  der 
zurückbleibenden  Linsenkapsel  (und  den  Resten  des  Linsensystems) 
eintretenden  Vorgänge,  welche  entweder,  ausser  der  Quellung 
allenfallsiger  Linsenreste,  nur  in  einfacher  Phakitis  bestehen  (C.  s. 
Simplex)  mit  Produktion  von  durchsichtigen  Zellen  (Kristall- 
wulst), oder  in  gleichzeitiger  Beteiligung  noch  anderer  benachbarter 
Gebilde  an  diesen  Vorgängen  (C.  s.  complicata  s.  accreta). 
Nach  den  Ursachen  imterscheidet  man: 

C.  trauinatiea  Wund  Star,  hat  meist  die  Form  des  weichen 
Corticalstars ,  entsteht  durch  Erschütterungen  des  Bulbus  oder 
solche  Verletzimgen,  welche  die  Kapsel  zerreissen  (c/.  C.  tremu- 
lans)  oder  den  Zusammenhang  der  Linsensubstanz  selbst  aufheben. 

€.  diabetiea  imd  €.  ergotiea  die  bei  bestehendem  Diabetes 
mellitus  und  bei  Kriebelkrankheit  öfters  vorkommende  C. ,  die 
wahrscheinlich  in  Verändenmg  der  chemischen  Zusammensetzung 
der  Nährflüssigkeit  ihren  Grund  hat.  Sie  tritt  bei  jimgen  Leuten 
als  weicher  Totalstar,  bei  alten  als  C.  mixta  auf. 

C.  nephritiea  Starbildung  bei  chronischer  Nephritis. 

C.  ehorioidea  C,  insbesondere  hinterer  Polar-  oder  Rinden- 
star, im  Anschluss  an  Erkrankimgen  der  Aderhaut  mit  und  ohne 
Verändenmgen  des  Glaskörpei"s. 

Weitere  besondere  Bezeichnungen  sind: 

C.  tremulans  Zitterstar,  C,  die  durch  Zerreissung  der 
Zonula  Zinnii  entsteht  (c/.  C.  traumatica)  oder  damit  komplizirt 
ist,  infolge  deren  bei  Bewegimgen  des  Bulbus  ein  Schlottern  der 
Iris  und  des  Stars  stattfindet.   Ein  höherer  Grad  ist: 

C.  natans  s.  natatilis  Schwimmstar,  wobei  die  Zer- 
reissung eine  vollständige  ist,  so  dass  die  Linse  ganz  frei  in  der 
vorderen  Augenkammer  liegt  oder  im  verflüssigten  Glaskörper 
herumschwimmt. 

C.  aeereta  Verwachsimg  einer  kataraktösen  Linse  mit  der  Iris. 

cf.  Synechia  posterior. 

C.  eystiea,  bei  welcher  die  Kapsel  eine  kugelige  Form  und 
die  Linse  die  Gestalt  einer  Blase  annimmt. 

Roth'8  Klinische  Terminologie.  4.  Anfl.  Q 


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82  Catarrhuß 

C.  irlaueomatosa  LinsentnlbuDg  im  Stadium  degeneratiMim 
des  Glaukom  (s.  d.}. 

C.  haemorrhairiea  Stare,  bei  welchen  infolge  Eindringens 
von  Blutfarbstoff  in  den  Kapselsack  eine  schwärzliche  Färbung 
vorhanden  ist.    Nicht  zu  verwechseln  mit: 

C.  ni^ra  s.  bruneseens  (v.  ahd.  hrun  braun)  schwarzer 
Graustar  (cf,  Amaurose),  kein  eigentlicher  Star,  sondern  ein 
derartiges  weites  Fortschreiten  der  zentralen  braimen  Sklerosirung 
(Phakoskleroma  senile)  nach  der  Peripherie,  dass  fast  gai* 
keine  Rindensubstanz  mehr  vorhanden  ist,  wodurch  das  Sehver- 
mögen ebenfalls  stark  beeinträchtigt  wird. 

[Nach  O.  Becker.] 

Catarrbus  {xataQ-gio}  herunterfliessen  —  verall- 
gemeinerte,  ursprünglich  auf  den  Katarrh  der  Nasen- 
schleimhaut sich  beziehende  Bezeichnung,  insofern 
hier  das  krankhafte  Sekret  aus  den  Nasenlöchern  und 
Choanen,  oder  nach  der  Vorstellung  der  Alten  durch 
die  Lamina  cribrosa  aus  dem  Gehirn  ,,herabflies8t**) 
Katarrh,  d.  i.  katarrhalische  Entzündung  (vd,  Inflammatio), 
Hyperämie  und  Schwellung  der  Schleimhäute  mit  Absonderung 
von  Serum,  veimehrter  Schleimproduktion  und  reichlicher  Ab- 
lösung imd  Produktion  von  Epithel-  und  Eiterzellen. 

cf.  Blennorrhoe,  Sputum. 

C.  bronehialis,  gastrieus,  intestinalis  etc.,  vd.  Bronchitis, 
Gastritis,  Enteritis  etc. 

€.  aestivus  i diosynkrasi scher  Sommer katarrh,  Heu- 
fieber oder  Heuasthma,  auch  Bostock'scher  K.  genannt 
(P.  BoSTOCK  beschrieb  die  Krankheit  zuerst  1819),  leicht  fieber- 
hafte Affektion,  welche  eine  gewisse  kleine  Anzahl  besonders  dis- 
ponirter  Individuen  aus  den  gebildeten  Ständen  befällt,  sobald  sie 
sich  den  Emanationen  von  in  Blüte  stehenden  Gräsern,  meist  kurz 
vor  der  Heuernte,  aussetzen.  Die  vorwiegendsten  Symptome  (K. 
der  Conjimctiva,  Nasenschleimhaut  und  oberen  Luftwege,  häufig 
mit  asthmatischen  Beschwerden)  sind  wahrscheinlich  auf  die  me- 
chanische Einwirkung  des  Pollens,  bes.  der  Grasblüten,  zurückzu- 
führen [ZH]. 

C.  haemorrhagricus  K.  mit  obei-flächlichem  Blutextravasat 
ins  Schleimhautgewebe  imd  z.  T.  mit  geringen  fi-eien  Blutungen. 

Catarrlie  sec  (frz.)  von  Laennec  eingeführte  Bezeichnung 
für  eine  Form  der  chronischen  Bronchitis,  bei  welcher  trotz  quä- 
lenden Hustens  sehr  wenig  oder  gar  kein  Sekret  geliefert  wird. 

€.  suffocativus  (suffocare  ersticken  v.  sub  und  fai^)  ist 
Bronchitis  acutissima  von  bedeutender  In-  und  Extensität^  welche 
besonders  bei  schon  vorhandenen  Lungenleiden,  Emphysem,  Asthma 
oder  chronischem  Bronchialkatarrh  zu  suffokativen  Erscheinimgen 
führt 


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Cephalalgia  83 

Causalsia  (j  xavoig  Brennen,  v.  xaim  oder  xdwy  t6  älyog 
Sehmerz)  Neuralgie  mit  der  Empfindung  eines  heftig  brennen- 
den Schmerzes. 

OauS^icuill  8.  Oautorimn  {x6  xavonxöv,  xavxrjgiov  y. 
xaioj  Brenneisen,  Brandmal)  das  Brenn-  oder  Aetzmittel, 
ersteres  genauer  als  Cauterium  aetuale,  letzteres  als  C.  potentiale 

bezeichnet.  • 

CaTerne  {lat.  Höhle  v.  cavus)  ein  mit  dem  zuführenden 
Bronchus  frei  kommunizirender  pathologischer  Hohlraum  der 
phthisischen  Lunge,  welcher  nicht  durch  einfache  Erweiterung  und 
Ausbuchtung  der  präfoi-mirten  Hohlgänge,  sondern  durch  Nekrose 
imd  Verschwärung  des  Lungenparenchyms  entstanden  ist.  Doch 
spricht  man  auch  von  bronchiektati sehen  C,  welche  sich 
aber  durch  Bekleidung  ihrer  Oberfläche  mit  Flimmerepithel  aus- 
zeichnen, und  von  Brand-C,  welche  durch  gangränöse  Zerstö- 
rung eines  umschriebenen  Abschnittes  des  Limgenparenchyms  ent- 
stehen. 

cf.  Bronchiektasie,  Vomica. 

Cavernitis  Inf  lamm  atio  corporis  cavernosi  penis 
ist  beobachtet  infolge  von  ulzeröser  Perforation  von  der  Harnröhre 
her,  sowie  von  Traumen  [Dittel].  Eine  zirkumskripte  Entzündung 
des  Corpus  cav.  urethrae,  öfter  mit  Abszessbildung,  kommt  auch 
anscheinend  spontan  vor. 

cf.  Chorda,  Periurethritis. 

CaTernom  vd.  Angioma  cavemosiun. 

Ceboceplialia  (cebus  cebulus,  cebellus  mittellat.  =  Sattel  ?) 
vd.  Arhinencephalia. 

Cellulitif»  {cellula  Zelle^  alsoZellgewebsentzündiing) 
gebraucht  für  Entzündung  des  Beckenzellgewebes  oder  des  retro- 
bulbären Zellgewebes  (C.  orbitalis), 

cf.  Perimetro-Salpingitis. 

Cenencephalocele  (x€v6g  leer,  ledig)  vd.  Encephalo- 
cele,  einfacher  Hirnbruch,  d.  h.  Ausstülpung  von  reiner  Hirn- 
substanz aus  der  Schädelhöhle. 

cf.  Hydroenoephalocele. 

Ceplialaea  (17  xe<paXaia)  alte  GALEN'sche  Bezeichnung  für 
andauernden,  eingewurzelten  Kopfschmerz, 
cf.  Cephalalgie. 

Cephalalgia  (77  He<paXri,  Kopf,  r6  aXyog  Schmerz) 
Kopfschmerz.  Über  dessen  Wesen  imd  ursächlichen  Sitz  ist 
nichts  Sicheres  bekannt.  Er  tritt  auf  bei  Erkrankungen  des  Schä- 
dels, Gehirns  und  der  höheren  Sinnesorgane,  bei  Fieber  und  als 

C.  nerrosa.  Von  diesem  kann  man  je  nach  der  Pathogenese 
verschiedene  Formen  unterscheiden:  einen  anämischen,  kon- 
gestiven,   vasomotorischen    (C.   vasomotoria,   die   mit 

6* 


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84  Cephalhaematocele 

Rötung  des  Gesichtes  und  der  Ohren  einhergeht  und  in  regel- 
mässigen Paroxysmen  auftreten  kann,  ähnlich  der  Hemicrania  s.d.), 
toxischen  ,  hysterischen  {cf.  Clavus),  rheumatischen 
ivd»  Myalgia  cephalica)  ,  symptomatischen  (Magenkatarrh, 
Wärmer,  geschlechtl.  Leiden  etc.),  neurasthenischen  (bei 
körperhch  und  geistig  aufgeriebenen  Personen  mit  reizbarer 
Schwäche)  eta  [Erb], 

cf^  Cephalaea,  Neuralgie. 

Cephalhaematocele  (ro  al^ia  Blut,  17  xjßri  Bruch) 
unter  den  Schadeldecken  liegende.,  und  venöses  Blut  enthaltende 
Geschwulst,  welche  durch  eine  Öffnung  des  Schädels  mit  den 
Blutleitem  der  harten  Hirnhaut  kommunizirt. 

cf.  Encephalocele,  Cephalocele. 

Cephalhaematoma  s.  Ekehymoma  capitis  s.  Tiiroiii- 
biis  neonatorum  die  Kopfblutgeschwulst,  geschwulstartige 
Blutansanunlimg  zwischen  den  Schädelknochen  einer-  und  Peri- 
kranium  oder  (seltener)  Dura  mater  andererseits  bei  Neugeborenen, 
hauptsächlich  durch  dieselben  Ursachen  und  an  denselben  Stellen, 
wie  die  einfache  Kopfgeschwulst  der  Neugeborenen,  vd.  Caput 
succedaneum. 

Zu  unterscheiden : 

C.  extcrnum  Bluterguss  zwischen  Schädelknochen  und  Peri- 
kranium  und 

C.  internum  Bluterguss  zwischen  ersteren  und  Dura  mater; 

C.  verum  Bluterguss  zwischen  Schädelknochen  und  Perikra- 
nium  imd 

C.  spurium  s.  subaponeurotieum  eine  gallertige  Exsudation 
imter  die  Galea  aponeurotica. 

cf.  Hämatom. 

Cephalocele  (17  xrjXri  Bruch)  s.  Hernia  eeplialiea  aus 

der  Schädelhöhle  ausgetretene  Bruchgeschwülste  des  Schadelinhaltes, 
angeboren  oder  (nach  Bildung  einer  Lücke  des  Schädeldaches 
durch  Entzündimg  oder  Tramna)  acquirirt. 

cf.  Encephalocele. 

Cephalonla  {cephaXo,  onis,  Orosskopf)  Grossköpfigkeit 
nut  Hypertrophie  des  Gehirns. 

cf.  Makro-,  Mikro-,  Nanno-  und  Brachycephalie. 

Cephalothoracopasuf»  (thorax  Brustkorb,  :iay  St. 
von  jt^ywfii  verbinden)  vd.  Prosopothoracopagus. 

Cephalotomla  (tsjuvoj  schneiden)  geburtshilfliche  Er- 
öffnung des  kindlichen  Schädels  behufs  Exzerebration  zur  Ver- 
kleinerung desselben. 

Syn.  Craniotomie.  —  cf.  Embryotomie,  Trepanatio^  Perforatoriom. 

Cephalotripsle   s.  Ccplialotlirypsie  s.  Bastolysis  s. 

Basiotlirypsie  (s.  d.)  {rglßto,  ^Qvjtroy  zerreiben,  6  tgutti^Q  Bei- 


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Cheiloschisis  85 

ber)  das  gewöhnlich  nach  vorgängiger  Perforation  (vd.  Cephalo- 
tomie)  in  Anwendung  kommende  Zerdrücken  des  (verhältnismässig 
zu  grossen)  kindlichen  Kopfes  mit  einem  schrauben- bezw.  zangen- 
förmigen  Instrument,  dem  Cephalotripter  oder  Cephalo- 
tribe,  Cephaloklast,  Basilyst,  Basiotrib. 
cf.  Cranioklast,  Embryotomie. 

Cercomonas  intestinalis  [Lambl]  {aigxog,  circus 
Schwanz,  fiovdg,  ^  v.  juovog)  eine  geschwänzte  Monade,  die  sich 
bei  Typhus,  Cholera  und  chronischer  Diarrhoe  im  Stuhle  findet. 
Eine  zweite  Form  Bodo  urinarius  findet  sich  in  alkalischem 
und  eiweisshaltigem  Harn,  sowie  im  Urin  von  Cholerakranken. 

Cerebrastlienie  (cerebrum  Gehirn,  17  do^hsia  Schwäche) 
kurze  Bezeichnung  [v.  Ziemssen]  für  Neurasthenia  cerebralis. 

Cerebritis  i.  q.  Encephalitis. 

Cernmen  {cera  Wachs  xrjgdg)  Ohrenschmalz,  Sekret 
der  Glandulae  ceruminosae,  gemischt  mit  dem  Sekret  der  Talg- 
drüsen, Epidermisblättchen,  abgestossenen  Härchen  und  Staub. 

Cestoden  (xsoidg  gestickt,  Riemen,  Gürtel  -  xeotoeMg 
riemenartig)  eine  Gattung  von  Würmern,  zu  welchen  die  Tä- 
nien  gehören. 

cf.  Taenia. 

Clialazion  {Bern,  v.  ^  a:«^?^«  Hagelkorn)  ist  ein  lang- 
sam und  ohne  Entzündungserscheinungen  entstandenes  oder  sta- 
tionär gewordenes  Hordeolum  (s.  d.),  eine  cystenartige  Bildimg 
mit  Kapsel  und  atheromatösem  Inhalt. 

Mit  dem  Namen  Ch.  terreum  sind  kleine  sandige  Konkre- 
mente in  den  Gängen  der  Meibom'schen  Drüsen  bezeichnet  worden. 

Chalikosis  (6  u.  17  x^^^  Kalk)  vd.  Pneumonokoniosis. 

Chasmns   (97  x^^i^v  ^-  ;t<<<^^  gähnen)  s.  Oseitatio  der 
Gähnkrampf,  z.  B.  Ch.  hystericus. 
cf.  Oscedo. 

Clieilo-ansio-skopie  (ro  ;t«rAocr  Lippe,  zd  dyyeXov  Ge- 
fäss,  oxonso)  sehen)  eine  von  Hueter  angegebene  Methode, 
vermittelst  welcher  der  Blutkreislauf  in  der  Lippenschleimhaut 
direkt  beobachtet  werden  kann. 

Clieiloplastik   {nXdoooy    bilden)   Lippenbildung   durch 
plastische  Operation, 
cf.  Ötomatoplastik. 

Ciieiloscliisif»  {oxl^o)  spalten)  s.  Labium  leporinuin 
s.  Koloboma  labii  Hasenscharte,  mehr  oder  minder  tiefe  an- 
geborene vertikale  Spaltungen  der  Lippen,  meist  der  Oberlippe, 
einfach  oder  doppelseitig  (C.  simplex  et  duplex)  von  unvoU- 
konmiener  fötaler  Vereinigung  des  Oberkieferlappens  mit  dem 
Stimlappen  herrührend. 


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86  Cheiropompholyx 

C.  complicata  Hasenschai-te  mit  gleichzeitiger  Spaltung  der 
Alveolarfortsätze  oder  des  GatuneDs  (Gnathoschisis,  Cheilo- 
Gnatho-Palato-Schisis,  Wolfsrachen). 

cf.  Uranoschisma,  Schistoprosopie,  Koloboma. 

Cheiropompliolyx:  [Hutchinson]  (^  x^^Q  Hand  17  TiofA- 
(poXv^  Wasserblase  =  noficpog  papula  Blatter),  Syn.  Dyshi- 
drosis [Fox],  ein  vorzugsweise  bei  weiblichen  Individuen  mit 
nervöser  Disposition  vorkommender  Ausschlag,  der  mit  Jucken 
und  Brennen  in  den  Fingern  beginnt,  worauf  sich  kleinere  imd 
grössere  Bläschen  bilden.  Manchmal  verbreitet  sich  derselbe  auch 
auf  die  Beine  und  den  ganzen  Körper. 

C/heirospasmiif»  (6  onaaixog  Krampf)  1.  qu.  Mogigraphie. 

Cliemosis  {fi  xny^^^^^  ^on  r^  xvm  eine  Muschel  mit 
klaffenden  Schalen  v.  ;^a/vco  gähnen)  entzündliches  Ödem  der 
Augendeckel  (so  dass  die  Lidspalte  zwischen  dicken  Wülsten  liegt). 
Seit  neuerer  Zeit  ist  der  Ausdruck  gewöhnlich  nur  mehr  im  Ge- 
brauch für  die  Anschwellung  der  Conjimctiva  sclerae  und  Hervor- 
wulstung  derselben  rings  um  die  Cornea. 

Chemotaxis  {taoöo)  richten)  Reiz-  bzw.  anziehende  Wir- 
kung chemischer  Stoffe  auf  Zellen,  z.  B.  der  Zerfallsprodukte  von 
Bakterien  auf  Leukocyten  (H.  Büchner). 

Cheyne  -  Stokes'sclies  Phänomen  (nax^h  seinen 
ersten  Beschreiben!  benannt)  besteht  in  einer  AUorhythmie  der  At- 
mung, d.  h.  der  Atem  wird  in  einem  bestimmten  Typus  unregel- 
mässig :  Es  tritt  bes.  beim  ruhigen  Daliegen  der  betr.  (Gehirn-  etc.) 
Kranken  in  ziemlich  regelmässigen  Intervallen  eine  mehr  oder 
weniger  lange  Atempause  ein,  auf  die  jedesmal  eine  tiefe  Inspira- 
tion oder  eine  allmähliche  Vertiefung  der  Atmung  folgt,  der  sich 
eine  Reihe  immer  oberflächlicher  werdender  Inspirationen  mit  der 
schliesshchen  Atempause  anschliesst  u.  s.  f. 

Dies  Phänomen  kommt  nach  Filehne  dann  zu  stände,  wenn 
das  vasomotorische  Zentrum  durch  solche  Kohlensäuremengen  (resp. 
Sauerstoffverminderung)  bereits  in  eine  nennenswerte  Erregung 
versetzt  wird,  welche  das  respiratorische  Zentrum  noch  imerregt 
lassen,  im  wesentlichen  also  durch  Herabsetzung  der  Erregbarkeit 
des  letzteren.  Die  am  Schluss  einer  Atempause  eintretende  Ar- 
terienverengerung bedingt  nun  eine  zunehmende  Anämie  des  re- 
spiratorischen Zentriuns,  durch  welche  der  Patient  zu  tiefer  At- 
mung angeregt  wird.  In  dem  Masse  aber,  als  durch  die  tiefere 
Atmung  das  Blut  wieder  gut  arteriaüsirt  wird,  löst  sich  der  Ge- 
fässkrampf,  womit  die  Anämie  des  Atmungszenti*ums  und  dadurch 
wieder  der  Reiz  zur  Atmung  allmählich  abnimmt. 

cf.  Apnoea  infant.,  Dyspnoe. 

Chirftg^ra  {rj  yeiQayoa  v.  17  äyoa  die  Falle,  das  fangen 
Y.  dygeco  =  algsco)  Handgicht  vd.  Arthritis. 


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Chlorosis  87 

Cliiroiiiesalie  (17  x^^Q  Hand,  fieyag  gross)  [Chakcot] 
die  mit  Panaiitien  und  Hautveränderungen  einhergehende  Ver- 
büppelung  der  Hände  bei  Syringomyelie  (s.  d.). 

I/Mrotbeka  (ij  ^i^xri  Hülle  y.  tl^tifjn)  die  Fingerbinde, 
Einwicklung  der  Finger  mit  einer  langen  schmalen  RoUbinde. 
Ch.  eompleta  für  alle  Finger  einer  Hand. 
Ch.  ineomplcta  nur  für  einzelne  Finger, 
cf.  Spica  manus. 

C/hirnrg^ie  (xeiQosQyla;  egyco  thun,  wirken)  diejenige 
auf  theoretisches  Wissen  gestützte  ärztliche  Thätigkeit,  welche  in 
kmistfertigen,  mit  oder  ohne  Instrumente  direkt  am  kranken  Kör- 
per ausgeführten  therapeutischen  Manipulationen  besteht. 

cf.  Akinrgie,  Desmurgie. 

Chloafuna  {z^od^M  grangelb  aussehen)  acquirii-te 
grössere  hellbraune  bis  schwärzliche  Hautflecke,  meist  in  ge- 
wisser Beziehung  zu  Krankheiten  des  Uterus,  der  Leber  und 
Nebenniere  stehend  (doch .  kommt  der  Name  Leberfleck  m-- 
sprüngüch  nur  von  der  Ähnlichkeit  mit  der  gelbbraunen  Leder- 
farbe). 

Zu  den  idiopathischen  gehören  die  durch  Tiaumen, 
Yesikantien,  den  Einfluss  sehi*  hoher  wie  niedriger  Wärmegrade  etc. 
an  den  betreffenden  Stellen  erzeugten  Pigmentirungen, 

zu  den  symptomatischen  das 

Ch.  uterinum,  durch  Schwangerschaft  oder  pathologische 
Yerändenmgen  in  der  Genitalsphäre  erzeugte  Gh.,  und  das 

Ch.  kaelicktieorum ,  das  bei  gewissen  Kachexien  (Malaria, 
Krebs,  Morbus  Addisonii)  vorkommt. 

cf.  Lentigo,  Melasma,  Nävus,  Ephelia. 

dtloroanaemie  (vd.  Chlorosis  u.  Anämie)  die  mit  Anä- 
mie verbundene  Chlorose. 

Chlorom  (x^cagog  hellgrün,  v.  x^^v)  hellgmn  gefärbte, 
über  einen  grösseren  Teil  der  periostsden  Bekleidung  des  Knochen- 
systems, sowie  die  Knochen  und  Drüsen  verbreitete  Neubildung 
von  sarkomatöser  Natur.  Die  Farbe  ist  diffus,  ihrer  Natiu*  nach 
imbekannt. 

CMorosis  (x^Moog  blass,  von  der  hellen  Farbe  der 
jungen  Saat,  x^^v)  Bleichsucht,  eine  fast  ausschliesslich  da^* 
weibhche  Geschlecht,  bes.  in  der  sexuellen  Entwicklimgsperiode 
befallende  primäre  Erkrankung  des  Blutes,  als  deren  wesenthches 
Merkmal  eine  Vennindening  des  Hämoglobingehaltes  der  roten 
Blutkörperchen  angesehen  wird.  Nach  neueren  Untersuchungen 
[E.  Gräber]  ist  bei  echter  Chlorose,  so  lange  sie  nicht  mit  Anä- 
mie (s.  d.)  komplizirt  ist,  die  Zahl  der  Blutkörperchen  nicht  ver- 
mindert. Nicht  selten  findet  man  bei  Ch.  abnorme  Enge  der 
Aorta  imd  ihrer  Verzweigungen. 


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88  Cholaemie 

Ch.  gigantea  [Schönlein]  eine  mit  exzessiver  Fettbildimg 
verbmidene  Fonn  von  Ch.  congenita. 

cf.  Folypionia  iDfantum. 

€h.  praematura  vor  der  Pubertätsperiode,  bei  Mädchen  vor 
dem  14.  Jahre  auftretende  Ch. 

Ch.  tropica  vd.  Geophagie. 

cf.  Anämie,  Leukämie. 

Cliolaeiiiie  (17  x^^  (x^^r  6  ;^oAoc  Galle ;  t6  alfia  Blut) 
i.  q.  Ikterus.  Gewöhnhch  versteht  man  jedoch  darunter  den  Zu- 
stand des  Ikterus  gravis,  die  Überladung  des  Blutes  mit  GaUe, 
insbesondere  mit  den  deletären  Gallensäuren,  imd  die  dadurch 
hervorgerufenen  bedenkhchen  Ei*scheinungen :  Konvulsionen,  Koma 
und  hämorrhagische  Diathese. 

cf.  Acholie. 

Cliolag^ösa  {äyo)  —  sc,  remedia)  die  Gallenabsonderung 
befördernde  Mittel. 

Cholang^itis  i.  q.  AngiochoHtis. 

Cholecystektomie  *)  (ixTEß^vo)  ausschneiden)  s.  Cholc- 

eystotoinie)  die  Ausschneidung  der  Gallenblase,  eine  1882  zuerst 
von  Schreiber  ausgeführte  Operation  (bei  schweren  Formen  von 
Cholelithiasis  etc.). 

Cholecystenterostomie  (ro  svteqov  Eingeweide, 
To  oxo^a  Mund)  Herstellung  einer  Kommunikation  zwischen 
Gallenblase  und  Dünndarm  durch  mehrzeitige  Operation, 

Cholecystitis  Entzündimg  der  Gallenblase. 

Cholecystotomie  (reßvoy  schneiden)  Eröffmmg  der  Gal- 
lenblase durch  Incision,  entweder  unter  (vorläufiger)  Anlegung  einer 
GaUenblasenfistel ,  oder  als  „ideale"  Ch.  mit  Naht  und  sofortiger 
Versenkung,  oder  als  „extraperitoneale  ideale"  Ch.  mit  sofortiger 
Naht. 


*)  J.  HyRTL  sagt  (Onomatologia  anatomica  [Wien  1880]  S.  109): 
„Gegen  die  neu  erfundene  Cholecystis  protestirt  der  Genius  der  grie- 
chischen Sprache.  Die  Gallenblase  kann  nur  Vesica  oder  Vesica  bilis 
nach  VesAL  oder  Cystis  bilis  nachHJEISTER  genannt  werden.  Chole- 
cystis ist  ein  eben  solches  Unding  neuer  Invention  wie  Dacryocystis 
und  Urocystis.  Da  wäre  der  Folliculus  felleus  des  GLISSON  oder  das 
Vasculum  bilis  der  Araber,  als  Behälter  der  Galle,  noch  vorzuziehen. 
Fragt  doch  einen  griechischen  Sprachlehrer,  bevor  ihr 
solche  Missgeburten  Eures  eingebildeten  Griechischen  in  die  Welt  sendet**. 

Ähnliche  Barbarismen  finden  sich  leider  nicht  wenige  in  unserer 
Terminologie,  haben  sich  aber  —  zur  Ehre  unserer  Wissenschaft  sei  es 
gesagt  —  meistens  nicht  allgemein  einbürgern  können.  Der  Vollständig- 
keit halber  müssen  sie  aber  hier  mit  angeführt  werden. 


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ö 


Cholera  89 

Clioledocliotoiiiie  operative  Eröffnung  des  Ductus  chole- 
dochus  (y.  dixofjiai  empfangen)  behufs  Extraktion  von  Steinen 
mit  nachfolgender   Vemähung  der  Gallengangwunde. 

Cholelithiasis  (6  Xl^og  Stein)  Gallensteinkrank- 
heit, Konkremente  in  den  Gallenwegen,  gewöhnlich  in  der  Gallen- 
blase, die  aus  der  (krankhaft  veränderten)  Galle  selbst  sich  bilden 
imd  ihrem  Hauptbestandteile  nach  aus  Cholestearin  bestehen, 
ausserdem  kohlensauren  Kalk,  Biürubinkalk,  Mucin,  Epithelzellen 
und  Gallenfarbstoffe  enthalten. 

cf.  Eolika  hepatica,  Calculi,  Hepatitis  suppurativa. 

^  Cliolelithotripsie    oder    -tritie    (^    xQiwig ,    tritus 

HH  Reiben)  Zertrümmerung  von  Gallensteinen  mit  den  Fingern  oder 

^  einer  Zange,    mit  nachfolgender  Beförderimg  der  Trümmer  in  das 

Q  Duodeniun,    um  den  Gallenabfluss  in    den  Darm  wieder   frei  zu 

|j  machen. 

^  Cholera  (>?  xo^ega   die  Brechruhr,   auch  die  Dach- 

-<J  rinne,    nach  Hippokrates  v.  yokrj  Galle)    Brechruhr,  eine 

M  diurch   Erbrechen,    erschöpfende  Durchfälle    einer  kopiösen,    sehr 

^  bald   entfärbten,    reiswasserähnlichen  Flüssigkeit,   mit  Eindickung 

O  des  Blutes,  Anurie,  heftigen    Krämpfen,   besonders    der   Waden 

.  und  Kaltwerden   der  Haut    mit    raschem   Kollaps  charakterisirte 

rl  Krankheit. 

ph|  Ch.  europaca  s.  nostras   s.   aestiva   (aestivus   sommer- 

W    lieh)  s.  indigena  (lat.  eingeboren)    gewöhnliche  einheimische 

•    Brechruhr,  eine  mit.  choleraartigen  Ei-scheinungen  verlaufende, 

nj    meist  sporadische   und  nur  im  Spätsonuner  gehäufter  auftretende, 

QJ    selten    tötliche  Form  sehr  intensiver  Gastroenteritis  mit  gewöhn- 

J^    lieh  gefärbt  bleibenden  Stühlen,  häufig  bei  Kindern  (Ch.  infan- 

H^    tum).    Das  (wahrscheinlich  mykotische)  Virus  ist  noch  nicht  mit 

Sicherheit  ermittelt. 

cf.  Bacillus. 

€h.  asiatiea  s.  indiea  s.  cpideiniea  eine  urspiünglich  aus 
Indien  importirte,  dort  endemische,  in  Europa  epidemische,  selten 
sporadisch  auftretende,  ausser  den  oben  erwähnten  Sympto- 
men diu-ch  den  Eiweissgehalt  des  Urins  charakterisirte  sehr  ge- 
fährliche kontagiöse  Infektionskrankheit.  Der  für  sie  spezifische 
Pilz,  Koch's  Kommabacillus,  siedelt  sich  auf  der  Darmschleimhaut 
an  und  erzeugt  hier  einen  intensiven  Katarrh  und  reichliche  Trans- 
sudation  in  das  Darmlumen.  Da  der  Bacillus  weder  ins  Blut  noch 
in  andere  Organe  gelangt,  beruht  seine  deletäre  Wirkung  wahr- 
scheinlich auf  der  Erzeugung  von  Toxinen  (s.  d.) 

cf.  Bacillus. 

Man  unterscheidet: 

Stadium  prodromorum  das  Vorläuferstadium ,  in  schmerz- 
loser Choleradiarrhoe  bestehend. 


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90  Cholestearin 

Stadium  confirmatum  das  Stadium  der  charakteristischen 
Eeiswasserausleerungen  (seröser  Flüssigkeit  mit  weissHchen  Flocken, 
dem  abgestossenen  Darmepithel). 

Stadium  algidum  s.  asphykticum  {cd.  Asphyxie)  durch 
Sinken  der  Temperatur,  Verschwinden  des  Pulses,  hochgradigen 
Kollaps  charakteiisirt. 

Stadium  reactivum  s.  reconvalescentiae  das  Aus- 
gleichestadium, Ausgleichung  der  gestörten  Zirkulationsverhältnisse 
und  Elimination  der  angesammelten  Stoffwechselprodukte,  was  mit 
oder  ohne  Komphkationen  (Erysipel,  Pneumonie,  Parotitis  etc.) 
stattfindet. 

Ch.  sicca  Fälle,  in  denen  die  Kranken  unter  grosser  Un- 
behaglichkeit  schnell  kollabiren,  kalt  und  cyanotisch  werden  und 
nach  wenigen  Stunden  ohne  Durchfall  sterben,  doch  findet  maji 
das  charakteristische  Tianssudat  im  Darm. 

Choleratyphoid  ist  eine  häufige  Form  der  protrahirten 
Eekonvaleszenz,  2 — 7  Tage  dauernd,  mit  soporösem  Zustande,  nach 
Frerichs  auf  Urämie  infolge  von  akuter  Nephritis  (s.  d.)  be- 
ruhend imd  nicht  mit  anderen  schweren  Komplikationen  der  Re- 
konvaleszenz zu  verwechseln. 

Chol  er  ine  milde  Fonn  der  Cholera,  die  aber  einzelne  schwere 
Cholerasymptome  nicht  ausschliesst. 

Cholestearin  {vd.  Cholesteatom)  der  häufigste  Bestand- 
teil der  Gallensteine. 

Cbolesteatom  (^  x^^V  öaU©;  ^o  aziag,  gen,  oTsazog 
Talg,  festes  Fett,  ozedrcofia  Talggeschwulst  [Galen[; 
T.  oxsazooy  ZU  Talg  werden;  das  Cholestearin,  Gallen- 
fett, ist  ein  konstanter  Mischungsbestandteil  der 
Galle  und  stellt  in  fester  Form  weissglänzende  Kry- 
stalle  Ton  rhombischen  Tafeln  dar)  Perlgeschwulst, 
ist  ein  gutartiges  Plattenepitheliom  der  Schädelhöhle,  dessen 
Epithelzapfen  ganz  in  eine  seidenglänzende  Perlkugelmasse  um- 
gewandelt sind.  Es  liegt  zwischen  Arachnoidea  und  Gehirnsub- 
stanz. Die  Perlkugeln,  welche  auch  im  gewöhnlichen  Epitheliom 
vorkommen,  entstehen  dadurch,  dass  von  Strecke  zu  Strecke  in 
die  Axe  der  Epithelzapfen  an  eine  oder  zwei  kugelig  bleibende 
Epithelzellen  die  benachbarten  Elemente  zwiebelschalenaitig  sich 
anlegen,  äusserst  platt  und  fest  werden  und  ein  gelbglänzendes 
Ansehen  nach  Art  des  Cholestearin  bekommen  [nach  Kindfleisch). 

Wahrscheinlich  keine  eigentlichen  Ch.,  sondern  nur  aus  ein- 
gedicktem Eiter,  Epithel  und  Ceinimen  entstanden  scheinen  die 
ganz  ähnlichen,  cholestearinhaltigen  kugeligen  Gebilde  im  Felsen- 
bein und  dem  Antiiun  mastoideum  zu  sein,  welche  bei  langjähriger 
Otorrhoe  zuweilen  gefunden  werden. 

cf.  Cystis. 


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Chorditis  vocalis  91 

Cliolin  ein  in  der  Galle,  in  Eiern,  im  Gehirn  gefundenes 
Alkaloid  (Ptomain)  von  schwach  giftiger  Wirkung,  tritt  in  der 
Leiche  in  der  allerersten  Zeit  nach  dem  Tode  auf. 

Cholosis,  Cliolosen  (yon  xo^oo)  die  Galle  erregen)  ge- 
nerelle Bezeichnung  für  alle  mit  Gallenresorption  (Ikterus)  ver- 
bundenen Krankheiten. 

Cliondritis  (6  xovSgog  Knorpel,  x^^^Q^f^^  v.  x^^^Q^^ 
knorpelig)  Knorpelentzündung  —  besteht  im  wesentlichen 
in  einer  Wucherung  und  Teilung  der  Knorpelzellen  mit  Auflösimg 
der  ZwischensubstaJiz.  —  Bei  Synovitis  und  Otitis  fungosa  ver- 
schmelzen die  gewucherten  Knorpelzellen  mit  den  den  Knorpel 
durchwuchemden  Granulationen. 

Ch.  syphilitiea  eine  den  Knorpel  atmphircnde  gummöse  P^nt- 
zündung,  die  besondere  an  der  Na*4e  und  dem  Ohre  den  Knorpel 
schrumpfen  macht  und  ihn  seiner  Steifigkeit  beraubt.  Auch  der 
bei  Lues  congenita  vorkommenden  Epiphysenlösung  an  den  Röhren- 
knochen und  Rippen  liegt  eine  Ch.  zu  Grunde. 

Ch.  Iiyperplastiea  tuberös a  vd.  Arthritis  deformans. 
cf.  Perichondritis,  Diastasis  epiphys. 

Chondrom  Knorpelgeschwulst  im  allgemeinen  —  umfasst 
die  Knorpelauswüchse,  Ekchondrosen,  imd  die  eigentlichen 
Knorpelgesch Wülste,  E  n  c  h  o  n  d  r  o  m  e. 

dtondromalacie  {uaXaxog  weich)  Knorpeler- 
weichung. 

Chorda  (rj  xog^  Darmsaite  =  Garnl)  gew.  Ch.  ve- 
nerea  Verkrümmung  des  Penis  während  der  Erektion,  entweder 
infolge  entzündlicher  Infiltrate  während  eines  entzündlichen  Trij)- 
pers  oder  alter,  meist  nach  solchen  Trippern  zurückgebliebener 
Narbenschwielen  im  Schwellkörper,  wodurch  dessen  gleichmässige 
Ausdehnung  gehindert  wird. 

Cliordapfiins  (6  x^Q^^w^^  von  x^Q^^  ^^^  Suitm  festhal- 
ten, oder  nach  Aretaeos  von  x^Q^V  u«  ^V'^**  brennen)  alte  Be- 
zeichnung für  Darmeinschnürung;  vd.  Incarceratio  interna. 

Chorditis  vcKsalis  {Chorda  vocalis  Stimmband) 
Stimmbandentzündung,  Teilerscheinung  der  Laryngitis. 

Ch.  tubcrosa  [Türck]  eine  besondere  Form  der  chronischen 
Laryngitis  mit  höckerigen  Prominenzen  auf  der  Mitte  der  Stimm- 
bänder. 

Ch.  voealis  inferior  iiypcrtropliiea  [Gerhardt]  s.  Laryn- 
pritis  liypoglottiea  eliron.  liypertropliiea  [Ziemssen]  besondere 
Form  und  seltener  Ausgang  des  chronischen -Kehlkopfkatarrhs, 
bestehend    in    Hypei-trophic    des    Bindegewebes    an    der    unteren 


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92  Chorea 

Fläche   der  Stimmbänder,    dessen  Schrmnpfung  mit    der  Zeit  zu 
hochgradiger  Larynxstenose  führen  kann. 

Chorea  (17  x^Q^^^  Tanz,  x^Q^^  =  hortus  Tanzplats 
V.  x^^Q  Hand;  Syn.:  Ch.  Sancti  Viti,  welcher  Name 
ursprünglich  der  psychisch  epidemischen  Tanzwut  de» 
14.  Jahrhunderts  galt,  gegen  welche  sich  der  heilige 
Veit  hilfreich  erweisen  sollte;  Ballismus;  Ch,  mi- 
nor S.  An  gl  or  um  im  Gegensatz  zu  Ch.  major  s. 
Germanorum,  da  die  Engländer  [Sydekham]  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts  die  Krankheit  zuerst  genauer  be- 
schrieben und  begrenzten)  Veitstanz  ist  eine  lang  dau- 
ernde „Neurose,  deren  Sitz,  wie  es  scheint,  bald  das  Grehim  allein, 
bald  das  gesamte  Nervensystem  sein  kann,  welche  sich  charakte- 
lisirt  durch  unablässige,  teils  spontan  eintretende,  teils  durch 
Willensimpulse  angeregte  —  hemmend,  ändernd,  übertreibend  auf 
die  itendirten  Bewegungen  einwirkende  —  imkoordinirte  Zuckungen 
von  Muskelgruppen,  die  fast  ausschliesshch  im  wachen  Zustande 
bestehen  und  von  einer  mehr  oder  weniger  stark  entwickelten 
psychischen  Stönmg  —  der  Stimmung,  IntelUgenz  —  begleitet 
werden"  [ZH],  Sie  ist  vorwiegend  eine  Krankheit  der  körperhchen 
Entwicklungsperiode.  Schwangerschaft,  Chlorose,  psychische  Af- 
fektionen, Imitation,  Endokarditis  (Rheumatismus)  werden  als  Gre- 
legenheitsursachen  angeführt. 

eil.  dimidiata  s.  Hemlchorea  (di-midius  [medius]  =  rjfii-avg 
halb)  einseitige,  auf  eine  Körperhälfte  beschränkte  Ch. 

Hieher  gehört  die  von  Mitchell,  Charcot  und  anderen  be- 
schriebene Chorea  praehemiplegica  und  posthemiple- 
gica,  welche  keine  selbständige  Erkrankung  darstellt,  sondern 
lediglich  ein  Prodromalsymptom  oder  eine  Folgeerscheinung  zere- 
braler, meist  zu  Hemiplegie  führender  Herdaffektionen  ist. 

Ch.  ma^na  (major)  s.  (ilerinanorain  assoziirte  Krampfbewe- 
gungen, welche  oft  mit  einer  gewissen  Zweckmässigkeit,  aber  meist 
mit  dem  Charakter  des  Abenteuerhchen  und  Gewaltsamen  einher- 
gehen, —  scheint  keine  Krankheit  sui  generis  zu  sein,  sondern 
entweder  ausgeartete  Hysterie,  der  Ausdi-uck  von  Psychosen,  Zere- 
bralaffektionen  oder  Simulation  [Ziemssen]. 

Je  nach  der  Äusserungsweise  der  choreatischen  Krämpfe 
spricht  man  von  Chorea  rhythmica,  vibratoria,  salta- 
toria,  nutans,  rotatoria. 

Ch.  congenita  vd.  Paralysis  infantum  cerebralis. 

Ch.  electrica  Dubini^sche  Krankheit  [Grocco],  eine 
hauptsächhch  in  der  Lombardei  auftretende  Krankheit  mit  ähnlichen 
spasmodischen  Erscheinungen  wie  bei  der  echten  Ch.  (plötzliche 
Muskelzuckungen  wie  nach  elektrischer  Keizung),  von  derselben 
jedoch  durch  ihren  Verlauf  und  die  Verbindung  mit  progressiver 


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Chorioiditis  93 

Lähmung  und  Muskelatrophie  unterschieden.  Die  Ätiologie  der 
Krankheit  ist  vollkommen  dunkel,  am  wahrscheinlichsten  ein  un- 
bekannter infektiöser  Einfluss. 

€h.  hereditaria  ehron.,  Huntington 's  Chorea  die 
erbliche,  von  Generation  zu  Generation  sich  fortpflanzende  Gh., 
welche  bei  Erwachsenen  hauptsächlich  auftritt  und  sich  durch  ihre 
TJnheilbarkeit  auszeichnet. 

cf.  Tremor,  Paralysis  agitans,  Hysterie,  Spasmus. 

Chorioblastosis  [Auspitz]  (ro  x^Q^<^  Haut,  ßXaotdvio 
XL  ßXaaxso»  sprosson)  Sammelname  für  Wachstmnsanomalien  der 
Haut  mit  bindegewebigem  Ursprung  und  Typus. 

Chorioidealtnberkel  (t?^.  Chorioiditis)  ein  sicheres 
diagnostisches  Zeichen  für  tuberkulöse  Meningitis,  welches  sich 
aber  nur  in  einem  Teil  der  Fälle  bei  der  ophthalmoskopischen 
rntersuchung  findet. 

cf.  Chorioiditis  tubercnlosa. 

Chorioideremie  (17  egrifiia  Einsamkeit,  Verödung) 

angeborener  Mangel  der  Aderhaut,  wahrscheinlich  Folge 
einer  abgelaufenen  fötalen  Chorio-Retinitis. 

Chorioiditis  *)    (t6  x^Q^^    corium  Haut,    u.    z.   der  . 
gefösshaltige    Teil  der  Haut,    die  OefUsshaut;  Ader- 
haut des  Auges;   eidco  ähnlich  sein)   A  der  haute  nt  Zün- 
dung. 

V.  Wecker  (Gr.  u.  S.  IV)  unterscheidet: 

a)    Ch.  plastica. 

Cb.  disseminata  Simplex  kleine  zerstreute  Infiltrationen  der 
Chorioidea,  welche  schwach  durch  die  intakte  Retina  hindurch- 
schünmern  und  später  von  einem  narbigen  Schwund  der  erkrank- 
ten Partien  gefolgt  sind,  vorzugsweise  in  der  Äquatorialgegend. 

Ch.  areolaris  von  der  vorigen  Form  durch  Lokalisation  in 
-der  nächsten  Umgebung  der  Macula  lutea  und  der  Papille  ver- 
schieden; ausserdem  entwickeln  sich  die  Plaques  von  stark  mar- 
kirten  rundhchen  Pigmentherden  aus. 

Ch.  disseminata  eireumseripta  s.  Cliorio- Retinitis  een- 
tralis  eine  Form  der  Ch.,  welche  ausschliesslich  die  Macula  lutea 
<und  die  allemächstliegenden  Teile)  befällt.  Ophthalmoskopisch 
bemerkt  man  anfangs  einen  intensiv  gelben,  scharf  begrenzten, 
leicht  prominirenden  Fleck,  der  sich  später  in  einen  atrophischen, 
-zerstreut,  pigmentirten,  eingesunkenen  umwandelt.  Der  Patient 
bemerkt  ein  zentrales  Skotom. 


*)  Galen,    OribASIUS    und    Rupus    schrieben   nie    anders    als 


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94  Chorio-Betinitis 

Ch.  disscm.  spceifiea   s.  Chorio-Retinitis   speeifica    (sy- 

philit.)  charakteristisch  sind  im  Beginn  erst  staubförmige,  dann 
dichter  werdende  Glasköipertrübmigen  und  eine  schwach  grau- 
liche, den  grossen  Netzhautgefässen  folgende,  die  zentralen  Teile 
einnehmende  Trübung  der  Retina,  —  Der  weitere  Verlauf  führt 
entweder  zu  leichter  Retinalatrophie,  oder  zum  Bilde  der  Ch.  dis- 
scm. Simplex  oder  Eetinitis  pigmentosa,  oder  zu  weit  ausgedehnter 
Exsudation  und  ausgebreiteter  Narbenbildung,  Atrophie  der  Pa- 
pille und  in  diesem  Falle  zu  totaler  Erblindimg,  während  ausser- 
dem Hemeralopie,  Skotome  und  andere  Sehstörungen  vorhanden 
sind.    Eine  andere  infektiöse  Form  ist  die 

Ch.  tuberciilosa  entweder  als  konstantes  Symptom  der  aku- 
ten Miliartuberculose  oder  in  Form  der  diffusen  chronischen, 
tuberkulösen  Ch.  mit  Bildung  grösserer  Tumoren  aus  konfluiren- 
den  Tuberkeln. 

b)  Chorioiditis  serosa 
diejenige  Form  der  Ch.,  bei  welcher  es  zu  einem  Erguss  von 
Flüssigkeit  an  die  freie  Oberfläche  der  Chorioidea,  sowie 
zwischen  letztere  und  die  Retina  (manchmal  mit  konsekutiver 
Netzhautablösung)  und  in  benachbarte  Organe  (Glaskörper)  kommt.. 
Die  Ch.  serosa  wird  von  manchen  Autoren  [Wecker]  mit  dem 
Glaukom  zusammengeworfen. 

c)  Ch.  parenchymatosa: 

Ch.  inetastatiea,  Irido-Ch.  metastatiea  emboiiea  eine  sel- 
tene Teilerscheinung  pyämischer  und  septikämischer  Zustände, 
auch  bei  Meningitis,  teilweise  vielleicht  auf  embolischen  Infarkten 
beruhend,  meist  gegen  das  Grundleiden  zurücktretend.  Wesent- 
hch  ist  eine  ausgiebige  Eiteransammlung  zwischen  Chorioidea  und 
Retina« 

Ch.  suppurativa  (vd.  Suppuration)  eiterige  Entzündung  der 
Chorioidea,  ist  das  wesentliche  Merkmal  nicht  nur  der  Ch.  meta- 
statiea, sondern  auch  durch  Verwimdungen  und  Fremdkörper 
hervorgerufen.  Sie  bleibt  selten  zirkumskript,  sondern  gibt  ge- 
wöhnhch  Veranlassung  zur  Panophthalmitis  und  Phthisis  bulbi. 

cf.  Irido-  und  Sklero-Chorioiditis. 

Cliorio  -  Retinitis  gemeinschaftliche  Entzündimg  der 
Ader-  und  Regenbogenhaut,  welche  sehr  häufig  kombinirt  ange- 
troffen wird,  vd.  Chorioiditis  und  Retinitis. 

Chromatodysopsie   oder   Dyschromatopsie    {x6 

XQ&iia,  arog  Farbe,  Vorsilbe  övg  =  miss,  otptg,  ecog  Sehen) 
^hwierigkeit,  einzelne  Farben  zu  unterscheiden  und  Verwechslung 
derselben  infolge  von  teilweiser  Farbenblindheit. 

cf.  Achromatopsie. 

Cliromatoptometer  (vd.  Optometer)  Apparat  zm-  quan- 
titativen Bestimmung  des  Farbensinns. 


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Chylurie  95 

.CliVOiiiatosis  [AuspiTz]  eine  Epidennidose  mit  Ver- 
änderung der  Pigmentirung  der  Oberhaut  Die  drei  verschiedenen 
Formen  sind:  Hyperchromatosis,  Achromatosis  und  Para- 
chromatosis. 

cf.  Melanosis. 

Chromhydrosis  (to  vSwg  Wasser)  eigentlich  farbiges 
Wasser,  gebraucht  von  dem  bisher  unerklärten  Auftreten  blauer 
Flecken  an  der  Lidhaut,  die  sich  leicht  abwischen  lassen,  aber  in 
kurzer  Zeit  sich  wieder  erneuern. 

Chromidrosis  {ISgoo}  schwitze)   farbiger  Schweiss. 
In  einigen  Fällen  fand  man  die  Färbung  durch  Pilze  bedingt, 
cf.  nämatidrosis,  Faridrosis. 

Chromocytometer .  eigentl.  Chromatokytometer  (t6 
xvxoQ  Bläschen),  ein  von  Bizzozero  angegebenes  Instrument 
zur  Bestimmung  des  Hämoglobingehaltes  des  Blutes.  DerAppai-at 
soll  speziell  zum  Gebrauch  in  der  ärztlichen  Praxis  dienen.  Es 
handelt  sich  dabei  einesteils  mn  die  Bestinunung  einer  Flüssigkeits- 
schicht, bei  welcher  die  Konturen  einer  Kerzenflamme  gerade  noch 
deutlich  sichtbar  sind,  andemteils  lun  den  Vergleich  einer  gleichen 
Schicht  mit  einem  beigegebenen  gefärbten  Musterglas.  Durch 
Untersuchung  normalen  und  pathologisch  veränderten  Blutes  lässt 
sich  ein  Schluss  auf  die  relative  Hämoglobinmenge  ziehen. 

diromodermatosen  (ro  bBQtxa  Haut)  Klasse  von 
Hautkrankheiten  im  System  von  Tommasoli,  charakterisirt 
durch  Verfärbungen  der  Haut.  Sie  zerfallen  in  6  Famihen: 
1.  Erythrodermien  i.  q.  fliegende  Hautröte,  2.  Erythroder- 
miten,  die  verschiedenen  Formen  von  Eiythemen  u.  die  infektiösen 
Exantheme,  3.  Cyanodermien,  wie  Livedo,  Cyanosis,  Varicen, 
4.  Porphyrodermiten,  die  Hämorrhagien  u.  Ekchymosen  der 
Haut,  Pm-pura,  Peliosis  etc.,  5.  Leukodermien  oder  Dys- 
chromien  — Vitihgo,  Albinismus,  Liodermia,  Leukodermia,  Poliosis, 
Canities,  6.  PigmentodermienoderHyperchromien  —  Naevus 
pigment.,  Lentigo,  Ephehdes,  Chloasma,  Melanodermia,  Pigmen- 
tationen  aus  den  verschiedensten  Ursachen,  Ikterus. 

Chromopsie «  verk.  Cmpsie  Farbensehen  —  sub- 
jektive Gresichtserscheinungen  in  Gestalt  weisser  oder  farbiger 
form  wechselnder  Wolken,  Ringe  etc.  bei  optischer  Hyperästhesie, 

cf.  Phosphene. 

Chylothorax  (6  ;ift;A6ff  Saft)  Erguss  des  Chylus  in  die 
Brusthöhle  durch  —  meist  traumatische  —  Ruptur  des  Ductus 
thoracicus. 

Chylurie  {x6  ovqov  Harn)  intermittirender  Grehalt  de» 
Urins  an  Faserstoff,  Eiweiss  und  Fett,  wodurch  derselbe  eine 
weisslich  opake,  chylusartige  Beschaffenheit  hat,  kommt  in  tro- 
pischen Gegenden  oder,  mit  Ausnahme  weniger  Fälle,  bei  Leuten^ 


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96  Cicatrix 

die  sich  vorübergehend  in  den  Tropen  aufgehalten,  haben,  vor  und 
soll  nach  Lewes,  wenigstens  in  den  tropischen  Fällen,  durch 
Hämatozoen,  Filaria-Embryonen  (Filaria  sanguinis  hominis)  ver- 
ursacht sein. 

Die  Bezeichnung  Chylurie  ist  eigen tUch  unrichtig,  da  bis 
jetzt  kein  Fall  bekannt  ist,  bei  welchem  ein  direkter  Erguss  von 
Ohylus  in  die  Hamwege  konstatirt  wurde,  und  wäre  besser  durch 
Fibrinurie  zu  ersetzen,  während  andere  sogenannte  Chylurien 
unter  den  Begriff  der  Pyurie  fallen. 

cf.  Lipurie,  Lymphorrhagie,  Hydrops  adiposas. 

Cicatrix  (lat.  cicare  vernarben)  die  Narbe,  aus  Granu- 
lationsgewebe hervorgegangene  imd  aus  geschrumpftem  Binde- 
gewebe bestehende  Neubildung,  welche  einen  vorausgegangenen 
Substanzverlust  bleibend  ersetzt. 

er.  Akestom,  Keloid,  Intentio. 

Cimex  leetalarias  {lat^  s.  Aeanthia  leetularia  (vom 
Stechen  —  ij  äxav^a  Dorn)  die  Bettwanze,  Ursache  von 
Kratzexkoriationen  und  einer  Art  Urticaria. 

Cin^alam  der  Güi-tel,  die  Gürtelflechte,  vd.  Herpes 
zoster. 

Cireinatas  (circinare  rund  machen,  xigxog  Kreis) 
ki-eisförmig  angeordnet,  gebraucht  von  Effloreszenzen. 

Cirealäres  oder  eyklifM^hett  Irresein  {circ-ulus  = 
xvxXog)  nennt  man  eine  Psychose,  welche  in  „einem  durch  das 
ganze  Leben  hindurch  andauernden,  regelmässigen  Wechsel  de- 
pressiver und  exaltiver  Zustände"  besteht  [nach  Keäpelin]. 

Circumclsio  {caedo  schneide)  diejenige  Methode  der 
Phimosenoperation ,  welche  in  Abtragung  der  ganzen  Vorhaut 
besteht. 

Cirrhonosis.  Mit  diesem  Ausdruck  bezeichnet  Lobstein 
den  Zerfall  des  abgestorbenen  Fötus  innerhalb  der  Bauchhöhle 
und  deren  Folgezustände  für  den  mütterhchen  Organismus. 

Cir rhosis  {xiQooofAai  [Galen]  v.  xigaog  gelb  werden,  wahr- 
scheinlich von  dem  helleren  weissgelblichen  Aussehen 
[xiQQog  gelb]  indurirter  Gewebe)  eine  bestimmte,  nämlich 
durch  Bindegewebshyperplasie  mit  sekundärer  Schrumpfung  der 
Neubildung  verursachte  Form  der  Induration  von  Organen. 

C.  pulmonum  der  Ausgang  der  Pneumonia  interstitiaüs 
chronica,  Hyperplasie  des  interlobulü^n  Bindegewebes^  die  zur 
Schrumpfung  des  betr.  Parenchymteiles  mit  sekundärer  Erweite- 
rung der  Bronchiallumina  führt.  Nach  der  gewöhnlichen  Annahme 
gesellt  sie  sich  entweder  sekundär  zu  schwieliger  Pleuritis  oder 
geht   zuweilen    aus  der  protrahirten  krupösen  Pneumonie  hervor^ 


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Clavus  97 

besonders   der  Pleuropneumonie,   nach  Buhl   niemals   aus   einer 
8olchen,  sondern  aus  der  genuinen  Desquamativpneumonie  (s.  d.). 
cf.  R^tr^dssement  thoraciqae. 

€.  palmonum  tnberetilosa  besteht  nach  Rindfleisch  in 
einer  durch  tuberkulöse  Lymphangitis  angeregten  Wucherung  des 
Bindegewebes,  welches  von  der  Lungenwurzel  aus  den  Haupt- 
bronchus  und  die  Stämme  der  Limgengefässe  einhüllend  begleitet 
und  von  den  Bronchien  zweiter  Ordnung  aus  als  membranartige 
Scheidewand  gewisse  grössere  keilförmige  Abschnitte  des  Lungen- 
parenchyms einhüllt,  womit  sich  eine  chronische  Desquamations- 
pneumonie verbindet.  Die  sublobären  Abteilungen  der  Lunge 
werden  durch  eine  glänzend  weisse,  schwielige  Neubildung  hervor- 
gehoben. 

G.  hepatis  vd.  Hepatitis  interstitialis. 
C.  perltonael  vd.  Peritonitis  deformans. 
C.  renum  vd.  Nephritis  interstitialis. 
C.  mammae  vd.  Mastitis, 
cf.  Sklerosis. 

Cirsocele  [Galen]  (o  xigaog  Blutaderknoten,  ^  x/^ltj 
Bruch)  Krampfaderbruch,  vd.  Varicocele. 

Cirsoid  {sTdo)  ähnlich  sein)  so  viel  wie  varixartig. 
Cirsomphalas  (6  ofi^paXog  19'abel)  i.  q.  Caput  medusao. 
Cirsophtlialmia  (17  dg^i^aA/um  Augenkrankheit)  vari- 
köse Augenentzündung  =  Staphyloma  sklerae. 

Cladothrix  (xXadog  Zweig  [clades  xXdcoi]  ^gi^  Haar) 
die  höchst  organisirte  Spaltpilzgattung,  lange  u.  kurze,  verzweigte 
und  unverzweigte  Fäden  mit  würfelförmigen  Enden,  Mehrere 
Species  haben  sich  als  pathogen  erwiesen.  Eine  derselben,  Cl. 
asteroides  [Eppinöer],  deren  Kolonien  eigentümliche  Stemformen 
bilden,  wurde  in  einem  wie  Tuberkulose  verlaufenen  Krankheitsfall 
als  Ursache  dieser  „Pseudotuberkulose"  in  verkalkten  Bronchial- 
drüsen u.  in  einem  Gehirnabszess  nachgewiesen  u.  in  Reinkulturen 
gezüchtet. 

Claadicatio  spontanea  {lat,  claudus  hinkend)  das 

„freiwillige  Hinken",  Symptom  der  schleichend  eintretenden 
Coxarthrokace  der  Kinder. 

Claastrophilia  (claustrum  Riegel,  97  (pdia  Liebe) 
Angstzustand  bei  offenen  Thüren;  dieser  sowie  die 

Claastrophobia  (qpoßeco  scheuchen,  furchten)  Angst- 
zustand bei  geschlossenen  Thüren,  sind  neurasthenische  Symptome. 
ClaTus    {Clav  18   xXetg    Schlüssel,    19'agel,    Dorn)    das 

Hühnerauge,    der    Leichdorn,    umschriebene    Verdickung    der 
Homschichte  der  Epidermis,  in  der  Mitte  mit  einem  dichter  ge- 
schichteten,   an  der  unteren  Fläche  kegelförmig    (oder  wie  ein 
Roth's  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  '7 


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98  Climakterium 

Nagel)  gegen  die  Cutis  gerichteten  Stratum,  welche  eine  Atrophie 
und  selbst  Perforation   der  dadurch  gedrückten  Cutis  hervorrufen 
kann;  —  entsteht  gewöhnlich  durch  anhaltenden  Druck  an  Haut- 
stellen, die  dem  Druck  nicht  ausweichen  können, 
cf.  Callositas. 

C.  hystericus  die  meist  neben  der  Pfeilnaht  auf  eine  kleine 
Stelle  fixirte,  bohrend  schmerzhafte  Empfindimg,  als  ob  hier  ein 
Nagel  eingetrieben  würde,  eine  Art  Hemikranie  oder  Neuralgie 
Hysterischer. 

Climakieriaiii  (v.  Griech.  6  xXifjiaxxriQ  Treppenstufe 

oder  17  xXifia^,  -axog  Leiter  v.  xXivcS)  Anni  climacterici  „die 
Zeit,  in  der  es  anfängt,  abwärts  zu  gehen",  die  Stufenjahre,  auch 
„Wechseljahre",  aber  nur  von  Frauen  und  in  Beziehung  zur 
Menopause  gebraucht. 

Olinieam  (sc.  institutum  —  v.  ^  xUvr)  Bett,  v.  xXivio 
neigen,  zurücklehnen)  die  Klinik,  zum  praktischen  Unter- 
richt der  angehenden  Ärzte  dienende  Krankenabteilung. 

Kliniker:  die  Lehrer  der  Klinik. 

Klinizisten:  die  Schüler  der  Klinik. 

Poliklinik  (ij  noXig)  die  ebenfalls  zum  klinischen  Unter- 
richt dienende  Stadtklinik. 

Cliqnetis  (frz.  cliqueter,  cUquer  klatschen)  oder  Tin- 
tement  metaliiqae  [fr.  tinter,  läuten],  metallisches 
Klirren,  bei  Herzhypertrophie  vorkommend,  wahrscheinlich  von 
Schwingungen  der  Brustwand  herrührend. 

cf.  Timbre  metaliiqae. 

Clitoridektomia  {xXeixoQig,  xXsliot,  ixrdfivco  aus- 
schneiden) die  Amputation  der  Clitoris,  die  namentlich  von 
einem  enghschen  Arzt  Baker  Brown  als  Heümittel  gegen  Hy- 
sterie, Epilepsie,  Katalepsie,  Masturbation,  gewisse  Formen  von 
Manie  gerühmt  wurde.  Das  Verfahren  ist  veraltet;  an  seine 
Stelle  wurde  von  Friederich  die  Kauterisation  der  Clitoris 
gesetzt. 

dostridiam  (6  xAwotj;^  Spindel)  Bakterien  von  spindel- 
artiger Form  mit  dickem  Leibe  u.  kurzen  spitzen  Endteilen,  her- 
vorgerufen durch  mittelstandige  Fruchtbildung.  Im  Gegensatze 
hiezu  führt  die  endständige  Sporenbildimg  zur  „Trommelschläger- 
form" {Köpfchenbakterien). 

C.  butyricum  i.  q.  Bacillus  butyricus. 

cf.  SporolatioD. 

Clysopompe  vd.  IQysopompe. 

Ooa^ulatio  (co-agulare  =  co-agere)  Gerinnung,  haupt- 
sächlich von  der  Gerinnung  des  Blutes  gebraucht,  welche  darin 
besteht,  dass  eine  eiweissartige  Substanz  rasch  zerfallender  Blut- 
körperchen (das  Paraglobulin ,  die  fibrinoplastische  Substanz)  mit 


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CoUiquativ  99 

• 
P^  einer  ähnlichen,  im  Blutserum  enthaltenen  (fibrinogenen)  Substanz 
M  unter  dem  Einflüsse  der  Stagnation  oder  der  bei  Gef ässentzündung 
^  etc.  vermehrten  Keibimg  an  Rauhigkeiten  der  inneren  Gefässober- 
W  fläche  (nach  den  Untersuchungen  von  A.  Schmidt  noch  ausser- 
Q  dem  imter  der  Einwirkung  eines  nicht  näher  bekannten  ferment- 
y^  artigen  Körpers)  zu  einer  festen  Verbindung,  dem  Fibrin, 
^     zusammentritt. 

cf.  Thrombose,  Phlebitis. 

Koagulationsnekrose  diejenige  Form  der  Nekrose,  bei  der 
die  abgestorbenen  Gewebe  ein  ähnliches  Aussehen  zeigen  wie  ge- 
ronnenes Fibrin. 

^  Coaptatio    (con-apto)    künstliche   Zusammenfügung,    bes. 

y     die  „Einrichtung**  von  Frakturen,  d.  i.  Reposition  der  Knochen- 
M     brüche  durch  seitlichen  Druck  bei  gleichzeitiger  Extension. 
^  cf.  Beposltio. 

1^  Cocainismas  (Folia  Coca  aus  Peru  und  Bolivia) 

Q  Intoxikation  mit  Cocain,  anfangs  sich  in  Anregung  der  psychischen 
^  Funktionen  äussernd,  später  in  dauernder  nervöser  Erregung, 
fr-i  Unfähigkeit  zu  geistiger  Beschäftigung,  Energielosigkeit,  Schlaf- 
losigkeit, Appetitmangel,  Sinken  des  Körpergewichts,  allgemeine 
Körperschwäche.  Bei  der  sehr  häufigen  Kombination  mit  Mor- 
phinismus treten  häufig  kurz  dauernde  maniakalische  Anfälle  auf, 
veranlasst  durch  Halluzinationen. 

Coceidien  (Demin.  v.  6  xoxxog  Kern  xoxxidiov)  zu  der 
Klasse  der  Sporozoen  gehörige  Ordnung  der  Protozoen.  Vielleicht 
gehört  der  Malariaparasit  zu  dieser  Ordnimg.  C.  sind  femer  ge- 
funden worden  in  Hühnereiern,  in  den  Kernen  von  Leberzellen 
(Karyophagus  hominis  —  W.  Podwissozki). 

Ooccidosis  durch  C.  bedingte  Hautkrankheit. 

Coccyjfodynie  vd.  Kokcygodynie. 

Colitis  Entzündung  des  Dickdarms  (zo  xcoXov  Grimm- 
darm). 

cf.  Enteritis. 

Collapsaü  (cöl'labor  zusammenfallen)  akute  Vermin- 
derung aller  Lebensthätigkeiten,  Folge  einer  plötzlich  eintretenden 
Schwäche  der  Herzaktion. 

C.  pulmonum  vd.  Atelektasis. 

cf.  Asphyxie. 

CoUapsdelirium  {vd,  Collapsus  u.  Delirium)  ist  „ein 
äusserst  stürmisch  sich  entwickelnder  Zustand  hochgradiger  Ver- 
wirrtheit mit  traumhaften  Sinnestäuschungen  und  lebhafter  mo- 
torischer Erregung*'  [nach  KrIpelin]. 

Oolliqaativ  {con  u.  liquare  schmelzen,  verflüssigen) 

„zerschmelzend",  etwas  veraltete  Bezeichnung  für  Schweisse  und 
Diarrhöen,  die  die  Bedeutimg  des  Profusen,  Erschöpfenden  und 

7* 


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100  Colobom 

prognostisch  Ungünstigen  vereinigt,  —  weil  gewöhnlich  Folge  er- 
leichteter  Ti-anssudfttion  des  ei w eissarmen  Blutseinims  durch 
die  Kapillaren. 

cf.  Hyperidrosis  colliquativa. 

Colobom  vd.  unter  K. 

Colotomie,  Colostomie  vd.  Kolotomia,  Kolostomie. 

Colotyplias  eine  Form  des  Unterleibstyphus,  bei  welcher 
die  Greschwüre  sich  besonders  im  Dickdarm  ausbreiten,  im  Gegen- 
satz zu  dem  gewöhnlichen  Ileotyphus. 

cf.  Typhus  abdominalis. 

Colpeurynter,  Colpitis,  Colpocele  etc.  vd.  unter  K. 

Coma  vd.  Koma. 

Combustio  vd.  Ambustio. 

Comedo  (com-edere)  Mitesser,  früher  als  „parasitische" 
Würmchen  angesehen:  das  in  den  Ausführungsgängen  der  Talg- 
drüsen, besonders  im  Gresicht,  auf  der  Brust  und  am  Rücken 
zurückgehaltene  eingedickte  Sekret.  Infolge  der  Auflagerung  von 
Schmutz  an  dem  der  Oberfläche  zugekehrten  Ende  präsentiren 
sich  die  Talgpfröpfchen  als  dunkle  Punkte. 

cf.  Akne. 

Comminativ  {com-minutre  in  Stücke  schlagen)  vd. 

Fractura. 

Conunotio  [com-moveö)  Erschütterung,  vorzüglich 
für  das  Gehirn  (C.  cerebri),  für  die  Nerven  imd  indirekt  für  die 
Gefässe  in  Betracht  kommend,  indem  in  den  nervösen  Organen 
vielleicht  durch  Alteration  der  Kohäsionsverhältnisse  vorüber- 
gehend oder  dauernd  funktionelle  und  trophische  Störungen,  in  den 
Gefässen  reflektorische  Paralyse,  dadurch  arterielle  Hyperämie 
hervorgerufen  werden  können. 

C.  spinalis  i.  q.  Railway  spine. 

cf.  Shock. 

Commatator  {commüto  verändern)  Stromwender, 
an  den  galvanischen  Batterien  angebrachte  Vorrichtung,  einem 
dm*ch  den  Körper  zirkulirenden  gävanischen  Strom  ohne  Weg- 
nahme der  Elektroden  die  umgekehrte  Richtung  zu  geben. 

Compressio  die  therapeutische  Beeinflussimg  von  Er- 
güssen, Geschwülsten  und  Blutimgen  durch  Druck.  Gegen  letztere 
ist  jetzt  nur  mehr  die  Digitalkompression  und  der  Kompressiv- 
verband  im  Gebrauch,  während  die  von  älteren  Chirurgen  kon- 
struirten  Kompressorien  (Tourniquet  u.  s.  w.)  veraltet  und  durch 
die  Unterbindung  ersetzt  sind. 

In  der  Pathologie  wird  C.  oft  gebraucht  von  Druck  durch 
Tumoren,  Abszesse,  Frakturen  etc.,  z.  B.  Kompression  des 
Rückenmaiks,  Kompressionsstenose,  Kompressionsthrombose. 

Concliioliii-Ostitis  vd.  Ostitis. 


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Congelatio  101 

ConelioBkop  {concha,  v  »coyxv  die  Muschel,  oxoneiv 
besichtigen)  eine  Röhre,  welche  an  ihrem  inneren  Ende  einen 
Metallspiegel  enthält  und  durch  den  mittleren  Nasengang  einzu- 
führen ist,  zur  Besichtigung  des  vorderen  und  mittleren  Drittels 
der  Naseiüiöhle  (concha). 

Coneomitirend  (comüari)  begleitend. 

Concrementum    {con-cresctre   zusammenwachsen) 

i.  q.  Calculus. 

Coneretio  (die  Verdichtung,  v.  concresctre)  der  Vor- 
gang der  Konkrementbildung,  auch  das  Produkt  derselben  = 
Konkrement. 

C.  pericardii  vd.  Pericai-ditis  adhaesiva. 

Coneussio  (tat.)  cerebri  Gehirnerschütterung,  vd.  Com- 
motio. 

Condyloma  <6  xovSvXog  Knorren  oder  Zapfen,  >covdvX6<o 
schwelle  an)  Feigwarze —  papilläre  Wucherungen  desPapillar- 
körpers  der  Cutis. 

rondylonata  aenminata  spitze  Kondylome  oder  F.,  auch 
Schleimhautpapillome,  porrumartige,  zapfenförmig  zugespitzte,  zu- 
weilen grosse  Greschwülste  darstellende  und  unzweifelhaft  über- 
tragbare Wucherungen  der  Hautpapillen  mit  vorwiegender  Ent- 
wicklimg  der  Schleimschicht  der  Epidermis  gegenüber  der  Hom- 
schicht;  meist  durch  die  Einwirkung  von  Trippersekret,  zuweilen 
auch  während  der  Schwangerschaft  an   den  Genitalien  auftretend. 

i\  lata,  Plaques  muqueuses,  breite  Feigwarzen,  nässende 
oder  Schleimpapeln  —  flächenhafte  Hyperplasie  des  Papillar- 
körpers,  flachrundhche,  durch  Hyperplasie  einer  grösseren  Gruppe 
von  Hautpapillen  gebildete  Erhabenheiten  der  Haut  mit  dünner, 
sich  gern  abstossender  und  mazerirender  Epidermis  —  patho- 
gnomisch  für  konstitutionelle  Syphilis,  meist  in  der  Umgebung  der 
Grenitalien  und  des  Afters,  seltener  auch  auf  Schleimhäuten.  Hat 
die  Bedeutung  eines  papulösen  Syphilids. 

Eine  dritte  Form  der  Kondylome,  die  subkutanen  Kondylome 
(Molluscum  sebaceum  u.  s.  w.),  steht  ausser  Zusammenhang  mit 
venerischen  und  syphilitischen  Affektionen. 

Oonfertns   {confercio  zusammenstopfen,  farcio)   ge- 
drängt stehend,  Bezeichnung  für  Effloreszenzen. 
Oppos.  intertinctus,  discretus,  monocarpus. 

C/0]i||:elatio  (can-gelare  gefrieren)  s.  Dermatitis  eoni^e- 

latlonis  Erfrierung,  hat  nach  vorübergehender Grefässkontraktion 
Gefässparalyse  mit  venösen  Stasen  zur  Folge.  Man  kann  nach 
Analogie  der  Verbrennimgen  am  besten  folgende  Grade  unter-, 
scheiden  [Pitha  und  Billroth]: 


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102  Congestio 

1.  D.  c.  erythematosa,  die  Haut  ist  für  längere  Zeit  blau- 
rot, juckend,  durch  seröse  Exsudation  geschwollen  (Frostbeulen, 
Pemiones  —  s.  d.). 

2.  D.  c.  bullosa,  es  bilden  sich  Blasen  auf  den  Pemionen, 
die  sich  zu  Geschwüren  umwandeln  können. 

3.  D.  c.  escharotica  Frostgangran, 
cf.  Ambüstio. 

C/on^estio  {sc,  sanguinis  —  con-gtro  hinfüliren,  an- 
häufen) vd.  Hyperämie. 

Connflntiiiatio  (gluten  Iieim)  Verklebung,  oberfläch- 
liche, leicht  trennbare  Verwachsung  durch  entzündHches  Exsudat, 
z.  5.  zwischen  Eichel-  und  innerem  Präputialblatte,  oder 

C.  hymenis  i.  q.  Atresia  hymenis. 

C.  orificii,  uteri  infolge  entzündhcher  Blennon*hoe,  in 
anderen  FäUen  nur  durch  eingedicktes  Sekret. 

Conidien    (conus   x&voq  Zapfen,    Spitzstein,    dem: 
xcoviov,  Hoyvidiov)  die  Früchte  oder  Sporen  der  Schinunelpilze. 
cf.  Hyphen. 

Conjanetivitis  [Gräfe  und  Sämisch  Hdb.]  {Membrana 
eonjuctiva  Augenbindehaut)  Bindehautentzündung. 

C.  eatarrhalis  Simplex  {cf.  Catarrhus). 

C.  follicularis  die  katarrhalisch-entzündlichen  Veränderungen 
sind  begleitet  von  der  Entwicklung  blassroter,  halbkugehg  über 
das  Niveau  der  Membran  hervortretender  Gebilde  (Schleimfollikel), 
welche  mit  Ablauf  des  Prozesses  ohne  Spur  wieder  verschwinden. 

C.  irranulosa  je  nach  dem  Verlauf  acuta  oder  chronica, 
granulöse  C,  Trachom  (s.  d.),  ist  dadurch  charakterisirt,  dass 
die  entzündlichen  Veränderungen  der  Membran,  die  als  Hyper- 
ämie, seröse  Durchtiünkung,  SchweUimg  des  Papillarkörpers  und 
gesteigerte  perverse  Sekretion  in  verschiedener  Intensität  auftreten 
können,  begleitet  sind  von  der  Entwicklung  rundlicher,  grauröt- 
licher, prominirender  Gebilde  Jgranula,  granum  Korn),  welche 
besonders  in  der  Gegend  der  Übergangsfalte  auf  der  Conjunctiva 
palpebr.  sich  zeigen,  stets  bestinunte  (narbige)  Umwandlung  er- 
fahren imd  sehr  häufig  zu  sekundären  Veränderungen  in  der 
Cornea  imd  den  tieferen  Teilen  der  Conjimctiva  und  der  Lider 
führen. 

C.  blennorrhoica  (ßXSwog  Schleim,  gdo)  fliesse)  ist  als 
potenzirte  C.  cataiThalis  aufzufassen  und  durch  die  Absonderung 
eines  vorwiegend  eiterigen  Sekretes  charakterisirt. 

C.  bl.  neonatorum,  Blennorrhoea  neonat.,  Augenblennor- 
rhoe  der  Neugeborenen,  pflegt  in  der  ersten  Woche  nach  der  Geburt 
aufzutreten  und  ist  meist  auf  Inokulation  des  blennorrhoischen 
Sekretes  der  mütterlichen  Vagina  unter  der  Geburt  zurückzuführen. 

C.  bl.  gonorrhoica  vd.  Ophthalmia  gonorrh. 


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Constricteur   ,  103 

C.  erouposa  (vd.  Croup)  s.  membranaeea.  Der  Obei-fläche 
der  entzündeten  Schleimhaut  liegen  in  verschiedener  Ausdehnung 
krupöse  Membranen  auf,  deren  Abstossung  mit  dem  Verlust  des 
Epithels  verbunden  ist,  während  die  Schleimhaut  intakt  bleibt. 
Diese  Form  kann  im  weiteren  Veriauf  in  die  blennorrhoische  oder 
diphtherische  übergehen. 

€.  diphtherica  ist  dadurch  charakterisirt,  dass  in  die  sub- 
epithelialen und  tieferen  Schichten  der  Membran  eine  Infiltration 
von  stark  gerinnungsfähigen  entzündlichen  Produkten  stattfindet, 
die  eine  Nekrösirung  und  Abstossung  der  infiltrirten  Teile  mit 
späterer  Narbenbildung  zur  Folge  hat. 

C.  phlyktaenulosa  (^  (pXvxxmva  Blase  von  (pXvca  walle  auf, 
fluo).  Auf  einem  injizirten  und  infiltrirten  Abschnitte  der^Con- 
junctiva  bidbi,  der  sich  vom  Homhautrand  bis  gegen  die  Über- 
gangsfalte  hin  erstrecken  kann,  bildet  sich  in  der  unmittelbaren 
Nähe  der  Kornea  eine  bläschenförmige  Erhebung,  die  die  Tendenz 
hat,  auf  die  Kornea  überzugreifen. 

a)  C.  phl.  Simplex:  dicht  am  Limbus  corneae  finden  sich 
ein  oder  nur  wenige  Bläschen,  welche  nach  8 — lOtägigem  Bestehen 
sich  in  ein  flaches  Geschwür  verwandeln. 

b)  C.  phl.  miliaris:  die  Erhebungen  —  umschriebene  sub- 
epitheliale Anhäufungen  lymphoider  Elemente  —  treten  stets 
multipel  und  in  geringeren  Dimensionen,  aber  in  grosser  Ver- 
breitimg,  häufig  auch  auf  der  Kornea,  und  unter  bedeutenden 
Reizerscheinungen  auf. 

c)  C.  phl.  maligna  s.  pustulosa  durch  Bildimg  von  einzelnen 
grösseren  Pusteln  charakterisirt ,  welche  sich  in  tiefere,  zum  Teil 
der  Hornhaut  aufsitzende  Greschwüre  verwandeln  und  in  der  Regel 
schwere  Homhautaffektionen  (Abszedirung)  einleiten. 

cf.  Keratitis. 

Conquassatio   die  Zerquetschung   {quatiOy  quassare), 

cf.  Contusio,  Dilaceratiö,  Vulnus. 

Consonirend  (con-sönare  mittönen)  nennt  man  Schall- 
erscheinungen, insbesondere  Rasselgeräusche,  welche  dmx;h  Mit- 
schwingen eines  bestimmt  begrenzten,  gewissermassen  für  die  betr. 
BchallhÖhe  abgestinunten  Luftramnes  verstärkt  werden, 

cf.  Bonchus. 

Oonstipatio  {con-sVpare  dicht  machen,  stipare  stopfen) 
s.  Obstr actio  (sc.  alvi)  Verstopfung. 

Constitutionsaiioinalieii  {dvco/naXog,  d  priv,,  of^aXog 
gleichartig)  krankhafte  Störungen,  unter  denen  der  gesamte 
Organismus  leidet,  im  Gegensatz  zu  Organerkrankimgen. 

Constricteur  (franz,  von  con-stringtre  zusammen- 
schnüren) im  wesentlichen  ein  kleiner  Ecraseur,  bei  dem  die 
Kette  durch  einen  Draht  ersetzt  ist,  also  etwa:  Schiingen- 
schnürer. 


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104  Consumtlo 

ConBnmtio  (con-sumtre  verzehren)  lateinischer  Name 
für  Phthisis. 

Contasrinm  (con-tangere  berühren)  Ansteckungs- 
stoff. Kontagion  die  Ansteckung  durch  Kontagien  —  vd. 
Infektion. 

Contraetura  (con-trahtre)  dauernde  Verkürzung  oder 
Zusammenziehung  von  Muskehi  oder  Bändern. 

Man  imterscheidet  drei  Formen  von  Kontraktur: 
Myopathische    Kontrakturen,    neuropathische   K.    (spastische 

und   paralytische;    und  Kontrakturen   durch  falsche  Stellung  von 

Knochen. 

cf.  Spasmus,  Tetanie. 

C.  hysteriea  tritt  neben  anderen  Symptomen  der  Hysterie 
entweder  als  eine  vorübergehende  oder  als  eine  seltenere  perma- 
nente K.  auf,  letztere  besonders  an  den  Unterextremitäten,  wo 
sie  den  „hysterischen  Klumpfuss"  bewirkt. 

cf.  Pes  varus. 

C  palmaris  s.  Cunatura  digitorum  s.  Crispatnra  tendi- 

num  {crispare  kräuseln,  crispus  kraus)  die  DuPUYTKEN'sche 
(zuerst  von  D.  beschriebene  und  erklärte)  Fingerverkrüm- 
mung, allmähhch  eintretende  permanente  Beugestellimg  eines 
oder  mehrerer  (zuerst  gewöhnlich  des  4.)  Fingers  durch  fort- 
schreitende spontane  K.  der  Fascia  palmaris,  ein  besonders  in 
späteren  Jahren  nicht  seltenes  Leiden  [König]. 

Contraetaredesnoarrices  (frz,)  der  vonTROussEAU 
wegen  des  häufigen  Vorkommens  bei  stillenden  Frauen  gewählte 
Ausdnick  für  Tetanie  (s.  d.). 

Contraextensio  vd.  Extension. 

Contraindicatio  {contra  gegen,  indicare  anzeigen) 
Gegenanzeige,  sc.  für  therapeutische  Eingriffe, 
cf.  Indicatio. 

Contralateral    {contra  gegen,   latus   Seite)   von  der 

entgegengesetzten  Seite,  klinisch  gebraucht  z.  B.  von  Lähmungen, 
wenn,  wie  stets  bei  zerebralen  Lähmungen,  die  anatomische  Ur- 
sache auf  der  anderen  Köi-perhälfte  ihren  Sitz  hat  wie  die 
Lähmung. 

Contasio  (con-^t«n<2er6  stossen)  Quetschung,  Dmckung 
oder  auch  stellenweise  Zerreissung  der  Gewebe  und  Kapillar- 
gefässe  mit  Extra,vasation  in  die  Gewebe  infolge  von  direkter 
Einwirkung  äusserer  Gewalt  (stumpfer  Gegenstände). 

cf.  Conquassatio,  Dilaceratio,  Commotio,  Vulnus,  Dennatitis 
contusiformis.  -■>■.■—   jr^oxi  — *" 

FRED'K  E.  CH^i\DLER,  M.  0^ 

5  Asi.liind  St.,  Hurrison  Sq.,      i 


Corneoblepharon '  105 

Conus  (Kegel)  die  angeborene  und  stationäre  mondsichel- 
förmige  Ektasie  bei  hinterem  Sklerochorioidealstaphylom  (s.  d.) 
im  (Gegensatz  zur  progressiven. 

Convexitätsmeiiiiisitis  vd.  Meningitis  eerebralis  b). 

ConTnisibilitas  s.  Spasmophilia  Disposition  zu 
Krämpfen,  gesteigerte  Erregbarkeit  der  Eeflexzentren  im  Rücken- 
mark und  Gehirn,  deren  Wesen  in  feineren,  wenn  auch  nicht 
näher  bekannten  EmähnmgsstÖrungen  der  motorischen  Apparate 
gesucht  werden  muss.  —  Vd.  d.  fgd. 

Convulsio   {con-vello  reissen,  zerren,  erschüttern) 

intensive   und   über   einen    grösseren  Teil   des  KÖi*pers  verbreitete 
klonische  Krämpfe, 
cf.   Spasmus. 

Coordinatio  {con  u.  ore^o,  ordinis),  Adj,  koordinirt, 

gebraucht   von   den  Muskelbewegimgen.    Unter  C.    versteht   man 
die  geordnete  zweckbewusste  Ausführung  komplizirter  Bewegimgen, 
bei  welchen  mehrere  Muskeln  gleichzeitig  in  Aktion  treten, 
cf.  Ataxie. 

Copiopia  hysterica  (6  xonog  v.  xojixm  Zerschlagen- 
heit,  'Ermüdung;  tj  wip  das  Sehen)  Augenaffektion  bei 
Frauen  mit  chronischer  Parametritis  und  Metritis,  von  Förster 
beschrieben,  bestehend  in  asthenopischen  Beschwerden,  Licht- 
scheu, Schmerzen  in  und  um  das  Auge  ohne  objektiven  Befund, 
verbunden  mit  sonstigen  hysterischen  Beschwerden. 

Cor  {lat.  V.  z6  xeag,  xfjQ  Herz). 

C.  adiposum  {adeps,  ipis  Fett)  Fettherz,  Herzver- 
fettung: 

1)  die  eigentliche  Fettdegeneration  der  Muskelfasern 
die  gelbe  Atrophie  des  Herzfleisches,  Folge  allgemeiner  und  lokaler 
Ernährungsstörungen. 

2)  Die  übel-massige  Vermehrung  des  subperikardial  ge- 
legenen Fettes,  die  zum  Schwund  der  Muskeif asera  führen 
kann  [ZH]. 

C.  bovinum  s.  taurinuin  Ochsenherz,  enorme  Grade  von 
Hypertrophie  und  Dilatation  des  Herzens. 

€.  villosum  s.  hirsutum  (villus  Zotte,  hirmtus  struppig) 
Zottenherz,  zottige  Fibrinauflagerungen  bei  Perikarditis. 

Corektopie  vd.  Korektopie. 

Coriam  plearitieum  (corium  Leder,  Haut  xsiQoy 
scheere)  vd.  Crusta  inflammatoria. 

Corneoblepliaroii    (Cornea    Hornhaut,    x6  ßUfpagov 
Augenlid)  Verwachsung  der  Lidfläche  mit  der  Hornhaut, 
cf.  Symblepharon, 


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106  Cornu  cutaneum  s.  humanuni 

Corna  cataneam  s.  hamannin  Hauthorn,  eine 
zirkumskripte  Keratose,  tierhomartige  Exkreszenzen  aus  ver- 
hornten Epidermiszellen  von  verschiedener,  oft  bedeutender  Länge 
und  Dicke,  welche  sich  an  den  verschiedensten  Köi'perstellen, 
z.  B.  der  Hornhaut,  entwickehi  können. 

Corona  veneria  sekundär-syphilitische  Exantheme  um 
die  Stirn  henun,  besonders  am  Rande  des  Haarwuchses. 

Corpora  amylacea  (vd,  amyloid)  sehi*  kleine,  allenfalls 
noch  makroskopische,  ovale,  homogene  oder  konzentrisch  geschich- 
tete mattglänzende  Körper,  die  die  bekannte  Jodreaktion  geben. 
Sie  kommen  am  häufigsten  im  NeiTensystem ,  ferner  in  der  Pro- 
stata und  anderen  Organen,  sowie  in  Neubildungen  vor  imd  ent- 
stehen im  Gefolge  lokaler  Krankheiten.  Im  Nervensystem  ist  ihr 
massenhaftes  Auftreten  für  die  einfache  graue  Degeneration  cha- 
rakteristisch. 

Corpora  s.  corpnscnla  oryzoldea  (v  oQvCa  Beis, 
ei'öco  ähnlich  sein)  Reiskörper chen  heissen  die  zuweilen  in 
Sehnenscheiden,  Schleimbeuteln  (Hygromen)  und  auch  in  Gelenken 
vorkonunenden  knorpelartigen,  reiskomähnlichen ,  oft  sehr  zahl- 
reichen fixen  und  freien  Körperchen,  welche  wahrscheinlich  teils 
im  Anschluss  an  chronische  Synovitis  aus  Wucherungen  der 
Synovialmembran,  teils  aus  entzündlichen  albuminösen  Gerinnungs- 
produkten entstehen. 

cf.  Arthrolith. 

Mit  demselben  Namen  sind  auch  die  kleinen  Bröckel  verkästen 
Limgengewebes  bezeichnet  worden  (ältere  Aerzte),  welche  in  seltenen 
Fällen  von  Phthisikem  expektorirt  werden. 

cf.  Phthisis  calcalosa. 

Corrosio  (con-rodtre  zernagen)  teilweise  Zerstörung 
von  Schleimhäuten,  Knochen,  G^fässen  oder  anderen  Organen 
durch  ätzende  Stoffe  oder  G^schwürsprozesse. 

cf.  Arrosio. 

eoryntbosuB  (corymbus,  6  xogvjußog  der  Haarwirbel, 
Blütentraube)  gruppenweise  angeordnet. 

Coryza  (Hippokrates  97  xogvCa  Botz,  eig.  Stumpf- 
sinn, von  der  den  Schnupfen  begleitenden  Eingenom- 
menheit des  Kopfes)  s.  KhiDitis  s.  Gravedo  der  Schnupfen, 
Nasenkatarrh,  vd.  Catarrhus. 

C.  neonatorum  die  nicht  selten  in  den  ersten  Tagen  nach 
der  Geburt  eintretende  C,  für  deren  Entstehung  die  Infektion 
durch  blennorrhoisches  Sekret  der  mütterhchen  Vagina  während 
der  Greburt  wahrscheinUch  ist. 

cf.   Conjunctivitis  neonatorum. 

€.  s.  Rh.  blennorrhoica  eiteriger  Nasenkatarrh  (cf,  Blen- 
nonhoe)  vor  allem  als  C.  neonatorum,  femer  bei  Atzungen,  Ver- 


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Cranioschisis  107 

wundungen  und  symptomatisch  bei  Scharlach,  Blattern,  kongeni- 
taler Syphilis  (C.  scarlatinosa,  variolosa,  syphilitica); 
auch  das  Vorkommen  von  C.  gonorrhoica  ist  wahrscheinlich. 

K.  fibrinosa  s.  crouposa  seltene  Form  der  akuten  Eh., 
«harakterisirt  durch  das  Auftreten  eines  fibrinösen  Exsudates  auf 
der  Schleimhaut. 

Covrperitis  Entzündung  der  Cowper'schen  Drüsen. 

Coxals:ia  {coxa  Hüfte  vw.  m.  cingere  gürten,  t6  äXyog 
Schmerz)  Hüftschmerz  (vd.  Arthralgie),  häufig  im  Sinn  von 
Ooxitis  und  Coxarthrokace. 

C.  senilis  i.  q.  Malum  coxae  senile,  vd.  Arthritis  deformans. 
cf.  Sacrocoxalgie. 

Coxartlirokace  vd.  Arthrokace. 

Coxitis  Hüftgelenksentzündung,   ist  entweder  Syno- 
vitis  oder  Arthritis  oder  Arthrokace  des  Hüftgelenks  (s.  d.). 
cf.  Coxalgie,  Claudicatio  spontanea. 

Crampas  (vieU.  v.  gr.  xgdfxßog  trocken,  xdQqxo  dörre, 
schrumpfe)  einfachste  Form  des  tonischen  Krampfes,  in  an- 
dauernder schmerzhafter  Kontraktion  eines  einzelnen  Muskels 
oder  bestimmter  Muskelgruppen  (am  häufigsten  der  Waden- 
muskeln) bestehend. 

cf.  Spasmus,  Tetanie. 

Craniektomie  (ro  xgaviov  Hirnschale,  Schädel, 
exreiLtvco  ausschneiden)  Ausmeis  seiung  von  Stücken  des  Schädel- 
daches. ^ 

Craniencepliaioiiieter  (6  iyxiipaXog  Gehirn)  [A. 
Kööler]  Instrument  zur  Bestimmung  der  Lage  der  Gehirn- 
windungen an  der  Aussenfläche  des  Kopfes. 

Cranioklast  {xXnm  brechen)  Zange  zum  Zerdrücken 
imd  zur  Herausnahme  (Kraniotraktor)  der  Schädelknochen 
nach  vorausgegangener  Perforation,  imterscheidet  sich  von  den  ge- 
wöhnlichen Knochenzangen  nur  dui'ch  ihre  grösseren  Masse. 

cf.  Cephalotripsie. 

Craniometrie  Schädelmessung,  ein  von  Benedikt  u.  a. 
ausgebildetes  Verfahren,  klinisch  bisher  in  der  Psychiatrie  und 
bei  Neugeborenen  von  grösserer  Bedeutung. 

Craniopa^ns  (von  jiriywfii  verbinden,  befestigen, 
Stamm:  nay  wie  in  ndyog  Pels,  Prost)  Missgeburt  aus  zwei 
am  Schädelgewölbe  miteinander  verwaxjhsenen  Individuen. 

et,  Syncephalus. 

CranioBchisis  und  BachischiBis  (ry  ^a/eV  Bück- 
grat,   oxt^<o   spalten)    angeborene  Spaltung  der   Schädel-   und 


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108  Craniostosis 

Wirbelhöhle  sowie  ihrer  Häute  und  der  allgemeinen  Decke,  wobei 
Gehirn  und  Rückenmark  selbst  immer  mangelhaft  gebildet  sind, 
cf.  Encephalocele,  Spina  bifida. 

Craniostosis     {t6    daxiov   Knochen)    vorzeitige    Ver- 
knöcheiiing  der  Nähte  am  Schädel, 
cf.  Synostose,  Mikrocephalie. 

Craniotabes  {vd,  Tabes)  Schädelerweichung, 
rachitische  Erkrankimg  des  Schädeldaches,  bes.  der  Hinterhaupt- 
schuppe. Die  rachitische  Periostwucherung  geht  imter  dem 
mechanischen  Druck  (der  Kissen  etc.)  von  aussen  atrophisch  zu 
Grunde,  noch  ehe  es  zur  Verknöcherung  kommt,  während  die 
mit  dem  Gehiniwachstum  verbundene  Eesorption  der  Tabula 
vitrea  die  gewöhnlichen  Fortschritte  macht.  Dadurch  bekommt 
die  Hinterhauptschuppe  hier  und  da  dünne  Stellen,  endhch 
geradezu  Löcher,  welche  nur  durch  Dura  mater  und  Periost  ver- 
schlossen sind. 

Craniotomie  i.  q.  Cephalotomie. 

Craniotripsotom  {xgißoy  zermalmen,  TSfjLVfo  schnei- 
den) ein  von  Cassagny  angegebenes  Instrument,  das  zu  den- 
selben Zwecken  dient  wie  der  Kranioklast.  Es  unterscheidet  sieh 
von  dem  letzteren  dadurch,  dass  die  eine  Branche  einen  Trephinen- 
bohrer  trägt,  während  die  andere  sich  ebenso  verhält  wie  die 
Branchen  des  Kranioklasten. 

Crapnla    (^  xgauidXri    Taumel,    Bausch)   sowohl   der 
Rausch  als  die  Folgen  des  Rausches,  der  Katzenjammer, 
cf.  Alkoholismns  acutus. 

Crassamentam  san^ainis  (v.  crassus  dick)  i.  q. 
Cnista  inflammatoria. 

Crepitatio  (crepare)  das  Knistern,  jedes  knisternde 
Geräusch,  Knisterrasseln  (Ronchus  crepitans),  wie  es  im  Beginn 
und  bei  der  Lösung  pneumonischer  Infiltrationen  (C.  indux  et 
redux)  bei  der  Atmung  gehört  wird. 

Übertragen  ferner  auf  das  Gefühl,  das  man  beim  Aneinander- 
reihen rauher  Flächen,  z.  B.  von  gebrochenen  Knochen,  verspürt. 
—  Eine  besondere  Art  der  C.  ist  das  „Pergamentknistern**, 
d.  i.  das  Gefühl  und  Geräusch,  welches  beim  Eindrücken  papier- 
dünner Knochenschalen  entsteht. 

Cretinismns  (durch  Zusammenwerfen  des  Zu- 
standes  der  Cretinen  mit  dem  der  Albinos  wahr- 
scheinlich V.  creta  Kreide  —  Kraus  ;  cretin  deutsch :  „Kreid- 
ling")  diejenige  Art  der  Idiotie,  wobei  eine  erhebliche  körperliche 
Missbildung  (besonders  Kropf,  Tribasilar-Synostose,  eingedrückte 
breite  Nase,  grosser  Kopf,  zwerghafter  Köi*per)  vorhanden  ist. 


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Croup  109 

€.  endeinieus  (vd.  Endemie)  insbcBondere  alpinus,  die  ge- 
wöhnliche endemische,  hauptsächlich  in  den  grossen  Gebirgsstöcken 
der  Alpen,  Pyrenäen  etc.  als  Hauptzentren  vorkommende,  auf 
noch  imbekannter  Ursache  bemhende  Form. 

CretTnus  der  Cretin. 

Cricotomie  vd.  K. 

Cri  hydrenceplialiqae  (franz,)  das  laute  Aufschreien 
der  Kinder  im  Schlaf,  so  genannt,  weil  es  besonders  häufig  bei 
Hydrocephalus  acutus  (s.  d.)  vorkommt. 

Crises  (frz,  vd.  Krisis)  Bezeichnung  für  anfallsweise  auf- 
tretende Krankheitserscheinungen,  z.  B.  crises  gastriques  u.  a.  bei 
Tabes. 

Crifipatara  tendinam  (crüpus  kraus)  vd.  Contrac- 
tura  pahnaris. 

Croup  (die  Benennung  ist  schottischen  Ursprungs 
und  bedeutet:  Einschnürung.  19'ach  Cooke  nennen 
die  Schotten  jenes  weisse  Häutchen  auf  der  Zunge 
junger  Hühner,  das  in  Deutschland  als  „Pips**  be- 
zeichnet wird,  den  Croup,  ital,  groppo,  frz,  croupe,  Kno- 
ten, Höcker,  Kropf)  Schleimhautentzündung  mit  Produktion 
einer  mehr  oder  weniger  zähen  Pseudomembran,  welche  haupt- 
sächlich aus  den  metamorphosirten  (glasig  verquollenen)  Zellen 
der  Epithehalschicht  der  Schleimhaut  selbst  in  Verbindung  mit 
verschieden  dicken  Fibrinausschwitzungen  besteht. 

Croup  und  Diphtherie  werden  sich  künftighin,  da  das  der 
Diphtherie  eigene  Bakterium  (vd.  Bacillus)  von  Löffler  sicher 
erwiesen  ist,  bakteriologisch  sicherer  abgrenzen  lassen.  Anatomisch 
rechnet  man  nach  Weigert  diejenigen  Affektionen,  die  mit  Bil- 
dung einer  leicht  abziehbaren  Membran  einhergehen,  imter  welcher 
eine  imverletzte  Schleimhaut  sitzt,  zum  Croup,  während  die  tiefer- 
greifenden, bis  in  das  submuköse  Gewebe  sich  erstreckenden  Pro- 
zesse der   Diphtherie  angehören. 

1)  Der  rein  entzündliche  C.  mit  Produktion  entweder 
eines  schleimig-eiterigen,  dickhchem  Kahme  gleichenden  Exsudates, 
oder  mehr  fester  fibrinöser  Auflagerungen  auf  die  Schleimhaut- 
fläche, besonders  im  Kehlkopf  und  in  den  Bronchien  vorkommend, 
nicht  kontagiös  und  nur  durch  die  mechanische  Wirkung  bei 
Laiyngitis  crouposa  in  hohem  Grade  lebensgefährlich. 

2)  Der  diphtherische  C,  eine  Form  der  Diphtherie  (s. d.). 
Beim  diphth.  C.  gesellt  sich  zur  Croupmembran  noch  eine  starke 
serös-eiterige  oder  rein  eiterige  oder  dicht  kleinzellige  Infiltration 
der  Mucosa  und  Submucosa  mit  häufigen  Hämorrhagien,  selbst 
bis  zur  Nekrose.  Die  Membranen  entwickeln  sich  im  Eachen  und 
in  den  Choanen  allein,    oder  zugleich  auch  im  Larynx.     Zu  den 


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110  Crusta 

mechanisclien  Wirkungen  kommt  noch  die  infektiös-toxische  allge- 
meine Erkrankmig  hinzu.  Die  D.-Bacillen  liegen,  umgeben  von 
Zellenhaufen,  vorwiegend  in  den  oberflächlichen  Schichten  der 
Membranen,  deren  tiefere  Schichten  meist  arm  oder  frei  von  Bak- 
terien sind. 

Crusta  {lat.  von  xqovm  brechen,  stossen)  Kruste, 
Borke  oder  Grind,  krankhafte  Produkte  der  allgemeinen  Decke, 
welche  durch  Vertrocknung  verschiedener  exsudirter  Flüssigkeiten 
oder  extravasirten  Blutes  entstehen. 

C.  lamellosa  {lamella ,  lamina  Platte ,  Scheibchen) 
Schuppengrind,  ein  aus  Schuppe  und  Borke  zugleich  be- 
stehendes Produkt,  vd.  Squama. 

C.  lactea  Milchborke  (auch  Melitagra  flavescens 
s.  nigricans)  akutes  Ekzem  besonders  der  Wangen  bei  Kindern 
mit  gelben  oder  braimen,  vertrocknetem  Honig  oder  am  Feuer 
verbranntem  Rahm  ähnlichen  Krusten  (veraltet). 

€.  inflammatoria,  Crassamentum  sanguinis,  Speck- 
haut, die  oberste  dichtere  und  farblose  Schicht  des  Blutküchens 
im  Aderlassblute ,  welche  dann  entsteht,  wenn  die  Faserstoff- 
gerinnung  lerst  nach  Zubodensenkung  der  roten  Blutkörperchen 
eintritt.  Man  glaubte  irrtümlich,  aus  ihrer  Dicke  auf  die  Inten- 
sität entzündlicher  Bnistkrankheiten  Schlüsse  machen  zu  können 
(daher  auch  Corium  pleuriticum). 

cf.  ilyperinose. 

Cucurbita  (eig.  der  Kürbis,  cor&z^Korb)  der  Schröpf - 
köpf.    Cncurbitatio  das  Schröpfen, 
cf.  Scarificatio. 

Culter  (ursprünglich  Pflugmesser)  das  Messer, 
cf.  Bistouri,  ScalpeUum. 

Cumulativ  {cumulus  der  Haufe)  nennt  man  die  Wir- 
kung gewisser  Arzneimittel,  von  denen  zu  lange  fortgesetzte  kleine 
Gaben  schliesslich  dieselbe  toxische  Wirkung  hervorbringen  kön- 
nen, als  eine  einmalige  zu  grosse  Gabe. 

Curette  (v.  franz,  eurer  ausräumen,  reinigen,  curare) 
ohrlöffelähnliches  oder  röhrenförmiges  Instrument  mit  einer  Vor- 
richtung (z.  B.  O.  articulee)  zum  Ergreifen  von  Steinfragmenteri 
in  der  Hamrröhre,  oder  von  Fremdkörpern  im  Ohre,  oder  zur 
Entfernung  von  Wucherungen  im  Canalis  cervic.  uteri  bei  chron. 
Endometritis,  Carcinom,  im  Kehlkopf   (z.  B.  bei  Tuberkulose)  etc. 

Curettement,  Curetta^e,  das  Verfahren  des  Aus- 
kratzens  oder  Ausschabens. 

Cutis  (ro  xvTos)  die  Haut. 

C.  anserina  ^Gänsehaut",  die  besonders  durch  Kältereiz 
veranlasste  spastische  Kontraktion  der  MuscuH  arrectores  pili  im 
Gebiet  einer  grosseren  Hautstrecke,   wodurch  die  Lanugohärchen 


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Cylindroma  111 

emporgerichtet  und  die  locker  gebetteten  Haai-bälge  mit  ihren 
Ausführungsgängen  über  das  Hautniveau  gedrängt  werden  und  so 
für  die  Dauer  der  Kontraktion  Knötchen  erzeugen. 

et'.  Liehen  pilaris,  Uorripilatio. 

C.  pendula  {pendeo  hängen)  vd.  Molluscmn  fibrosum. 

C.  tensa  chronica  vd.  Sklerema  universale. 

C.  laxa  eine  sehr  seltene  angeborene  und  erbliche  Haut- 
anomalie,  bei  welcher  die  Cutis  und  das  subkutane  Zellgewebe 
eine  überaus  lockere,  dehnbar-elastische  Beschaffenheit  zeigt,  in- 
folge deren  die  Oberhaut  zu  grossen  Falten  aufgehoben  und  aus- 
gezogen werden  kann. 

€.  tcstaeea  {testa  Schale,  Hirnschale)  s.  Ichthyosis 
sebacea  neonatorum  ist  eine  Seborrhoea  sicca  s.  squamosa  bei 
Neugeborenen. 

Cyanodermien  (6  xvavog^  der  dunkelblaue  Stahl) 
vd.  Chromodemiatosen. 

Cyanopie  {ri  wtp  Sehen)  das  Blausehen  seltene  Affek- 
tion, die  wahrscheinhch  auf  Hallucinationen  beruht. 

Cyanosis  bläuliches  Aussehen  der  Haut,  besonders  an  den 
hervorragendsten  Teilen  bei  venöser  Hyperämie  derselben. 

Cyanospermie  (t6  onegfia  Samen)  blaue  Verfärbimg 
des  Sperma,  wahrscheinlich  bedingt  durch  Indigo  [Ultzmann]. 

Cyklisches  Irresein  i.  q.  cirkuläres  Irresein. 

Cyklitis  (o  xvxXog  Kreis)  Entzündung  des  Strahlenkranzes 
des  Auges,  selten  für  sich,  sondern  meist  in  Verbindung  mit  Iritis 
(Iridocyklitis  vä,  Irido-Chorioiditis  spontanea),  Skleritis  oder 
Chorioiditis  auftretend.  Ursachen  derselben  sind:  Trauma,  Rheu- 
matismus, Syphilis  (C.  syphilitica),  Skrophulose  oder  Tuber- 
kulose (C.  tuberculosa). 

Oyklopie,  Monophthalinie(oxt;;«Acov;Cyklop,der  nach 
der  homerischen  Fabel  nur  Ein  Auge  in  der  Mitte 
der  Stirn  hatte,  v.  6  xvxkog,  ij  w\p  Auge)  diejenige  Miss- 
bildung, wobei  Augen  und  Nase  an  ihrer  normalen  Stelle  fehlen, 
dagegen  in  der  Gegend  der  Nasenwurzel  ein  einfaches  Auge  sitzt, 
über  welchem  meist  ein  rüsselförmigesNasennidiment  hervorragt.  Der 
Zustand  bedingt  Lebensunfähigkeit,  da  er  inmier  mit  Verkümme- 
rung des  Vorderhims,  gewöhnlich  auch  mit  anderen  Missbildungen 
des  Gesichtes  komplizirt  ist. 

cf.  Monstrum,  Froboscis. 

Cyklople^ia  {jtXi^ooco  schlage,  -TAiyyiJ  Schlag)  die 
Akkommodationslähmung  (s.  d.). 

Cylindroma  (o  xvlivögog  Walze,  xvkivÖQow  wälze) 
[Billeoth],  eine  von  Hetnxe  Siphonom,  von  Förster  imd 
KÖSTER  Schleimkankroid  genannte,    vornehmlich  in  den  Ge- 


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112  Oynanche  contagiosa 

sichtsteilen  des  Kopfes  und  der  Augenhöhle  vorkommende  Ge- 
schwulst mit  Zellen  Wucherung  in  den  Lymphgefässnetzen  der  be- 
fallenen Teile,  wobei  grössere  hyaline  Körper  produzirt  werden, 
welche  teils  als  kugelige,  teils  als  zylindrische,  keulenförmige  oder 
kaktusartige  Gestaltungen  erscheinen,  denen  mit  kurzen  Stielen 
Kolben  und  Kugeln  aufsitzen. 

Nach  KÖSTER  handelt  es  sich  bei  dieser  Art  von  Geschwülsten 
um  eine  sekundäre  hyaline  Metamorphose,  welche  die  Zellen  balken 
eines  Kankroids  der  Lymphgefässe  erfahren. 

Nach  EwETSKY  sind  die  Zylindrome  entweder  plexiforme 
Sarkome  mit  kolloider  Degeneration  der  Zellen  oder  des  binde- 
gewebigen Stroma,  oder  es  handelt  sich  um  ein  Angioma  mucosum 
proliferum  (s.  d.)  oder  um  gemischte  Formen. 

Cynanche  contas^iosa  (6  xvcov,  xwog  Hund,  äyx(o 
ango  würgen  vd.  Angina,  ^  xwdyxn  ^^S*  ^^^  Hundehalsband, 
wahrscheinlicher  ist  xvvdyxrj  ^nuT  eine  mundartliche  Form 
für  ^vv  und  owdyxrj)  wenig  gebräuchlich  für  Angina  und  La- 
ryngitis diphtherica. 

€.  sublinjirualis  s.  eellularis  maligna  gangraenosa  vd. 
Angina  Ludovici. 

Cynorexie  {vd,  Anorexie)  i.  q.  Bulimie. 

Cyrtometer  {>cvQx6g  krumm,  t6  iuhgov  Mass)   ein  von 

WoiLLEZ  angegebenes  Instniment  zur  Bestimmung  der  Form  un- 
regelmässig krummer  Flächen,  besteht  aus  einer  Kette  von  nicht 
zu  leicht  beweglichen,  daher  ihre  gegenseitige  Stellimg  beibehal- 
tenden, 2  cm  langen  Gliedern  von  Hörn,  durch  deren  Anschmiegung 
die  Foim  des  Thorax  in  verschiedenen  Durchschnitten  und  At- 
mungsstadien bestimmt  werden  kann, 
cf.  Stethographie. 

Cystadenoma  (>?  xvozcg  Blase  v.  xvco  hohl  sein, 
Adenoma  s.  d.)  papilliferam,  eine  Form  des  Adenoms,  bei 
welcher  es  zur  Bildung  von  Cysten  kommt,  in  deren  Inneres  das 
Bindegewebe  in  Form  von  papillösen  Wucherungen  hineinwächst. 

cf.  Adenoma,  Cystis. 

Cystalg^ie  (ro  äXyog  Schmerz)  i.  q.  Cystodynie. 

Cy(iticercu8  (>?  xegxog  Schwanz)  Blasenschwanz,  Blasen- 
wurai,  Finne,  Jugendzustand  der  menschlichen  Tänien. 

C.  cellulosae  Schweinefinne,  eine  erbsengrosse  Blase  mit 
einer  Einziehung,  woselbst  der  Kopf  mit  dem  Hakenki*anz  ein- 
gestülpt ist.  Sie  bewohnen  besonders  das  intramuskuläre  Binde- 
gewebe (daher  cellulosae)  des  Schweines,  wohin  sie,  ebenso  wie  in 
die  Organe  des  Menschen,  als  Embryonen,  d.  i.  die  reifen  Eier 
der  Taenia  solium  nach  Durchbohrung  der  Magen-  und  Darm- 
wand direkt  oder  durch  Eindringen  in  die  Gefässe  mit  dem  Blut- 
strom gelangt  sind. 


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CyBtis  113 

f^  C.  racemo^ns  (racemue  Traube)  eine  besondere  im  Gehirn 

^      vorkommende  Form  mit  traubenartig  angeordneten,    sterilen  Bläs- 
W     chen.  —  Ungemein  viel  seltener  wird  der 

HH  ^-  Taeniae  saf inatae  (saginare  mästen)  angetroffen,  u.  z. 

)jr     nm*  im  willkürlichen  Muskel,  sowie  Herz  und  Gehirn  des  Bindes, 
^      seltener  anderer  Wiederkäuer  [nach  Heller  in  ZH], 

Tj  Cystinurie  {Cystin,  Blasenoxyd,   ein  im  menscla- 

pi^  liehen  Organismus   unter    unbekannten,   öfters  erb- 

rj  liehen,     pathx>logischen    Verhältnissen   entstehender 

Körper,   der  durch  den  Urin  ausgeschieden  wird,    in 

J  flachen  Tafeln  krystallisirt  und  in  Nieren  und  Blase 

y  Gries  und  Steine  bildet)  Ausscheidung  von  Cystingries  diu-ch 

M  den  Urin,  die  Ursache  der  Bildung  von  Cystinsteinen. 

^^  cf.  Lithiasis. 

p-j  Cystis   (xvico  schwanger,    hohl    sein,    xmog  Höhle) 

^  pathologisch    die    Cyste,    Balggeschwulst     im    weiteren 

j^  Sinne,  alle  Geschwülste,  welche  aus  einem  geschlossenen  epithel- 

rv.  bekleideten  fibrösen  Sack  oder  Balg  mit  einem  dünnflüssigen  bis 
dickbreiigen  Inhalte  bestehen.    Man  unterscheidet : 

1.  Nach  dem  Inhalte. 

Atherom  {d^^QMfÄo)  Grützbieutel,  Balggeschwulst 
im  engeren  Sinne.  Einen  höheren  Grad  der  Eindickimg  imd 
Umwandlung  des  Inhalts  zeigt  die 

€holestearin-C.  (vd.  Cholesteatom),  Cysten  mit  gleichmässig 
dickem,  rein  weissem,  glänzendem  stearinartigem,  blätterig  ange- 
ordnetem Inhalt. 

Dermoid-C.  mit  Bestandteilen  der  äusseren  Haut,  Epidermis, 
Fett,  Haaren  etc.  (Fett-  imd  Oelcysten). 

Hämatom  Blut-C.  (s.  d.  und  unten  2  c). 

Hygroma  s.  Hydatls  Wassergeschwulst,  C.  mit  dünn- 
flüssigem, serösem  oder  schleimigem  Inhalt  (Schleim-C). 

Mcliceris  (s.  d.)  Kolloidbälge. 

2.  Nach  der  Entstehung. 

a)  Cysten,  welche  durch  Umwandlung  normaler 
Hohlräume  entstehen,  entweder  durch  Vergrösserung  seröser 
oder  Schleimsäcke  infolge  von  hydropischen  Ergüssen  oder  Hyper- 
sekretion  (Exsudations-C,  z.  B.Hydrocele,  Hydarthros,  Schleim- 
beutelhygrome  etc.)  oder  durch  Ausdehnung  geschlossener  Folhkel 
(Follicular-C,  z.  B.  ein  Teil  der  Kropf-  und  Ovarien-C.)  — 
oder  durch  Obtiu-ation  und  Abschnürung  von  ScMeimhautkanälen, 
Drüsenausführungsgängen,  Blut-  imd  Lymphgefässen  (Eeten- 
tions-C,  z.  B.  Hydrops  vesicae  feUeae,  Hydrosalpirtx,  Eanula, 
Hämato-  imd  Lymphocystis  etc.). 

Roth ^8  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  »^ 


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114  CystitiB 

b)  Cysten,  welche  infolge  von  gehinderter  Entwicklung  au» 
fötalen  Organen  entstehen  (Reste  des  Processus  vaginalis  bei 
Samenstrang-C.,  die  Morgagni'sche  Hydatide  im  Hoden,  die  se- 
rösen und  Dermoid-C.  am  Hals:  Retentions-C.  der  Kiemen- 
spalten etc.). 

c)  Cysten,  welche  aus  Blutextravasaten  entstehen: 
Extravasations-C,  C.  haemorrhagica  s.  apoplectica. 
Um  den  ergossenen  Blutherd  bildet  sich  sekundär  eine  fibröse 
Kapsel,  welche  sich  nach  Resorption  des  Blutes  und  der  zertrüm- 
merten Gewebsbestandteile  mit  einer  klaren  Flüssigkeit  füllt. 

cf.  Hämatocystis. 

d)  Cysten,  welche  durch  fettige  oder  kolloide  De- 
generation in  normalen  oder  pathologischen  Geweben  entstehen 
(Erweichungs-C,  z.  B.  ein  Teil  der  Ovarien-C.  und  die  Cy- 
stoneoplasmen,  wie  Cystosarkom,  Cystadenom  u.  a.). 

e)  Cysten  als  primäre  Neubildung,  die  eigentlichen. 
Cystome.    Hierher  gehören  die  Dermoide  (s.  d.).  ^ 

cf.  Pygopagos,  Spermatocele,  Dakryops,  Hydrops. 

(Grösstenteils  aus  WagneR,  Allgem.  Pathologie.) 

Cystitis  {cf,  Cystis)  Blasenkatarrh  und  Blasen- 
entzündung,  ist  entweder 

€.  mueosa  aenta  {mucus^  fiv^a  Schleim,  Botz)  akuter 
Blasenkatarrh,  katarrhalische,  zuweilen  diphtherische,  bei 
C.  gonorrhoica  (auf  die  Blase  fortgeleiteter  Tripperentzündung) 
blennorrhoische  Entzündung  der  Blasenschleimhaut. 

C.  parenehymatosa  (jiaqsyxvfia,  syxvfia  Galen,  der  Saft, 
das  Eingegossene  h-x^oj)  (submucosa«  subserosa)  Entzün- 
dung der  gesamten  Blasenwand,  häufig  mit  Entwicklung  submu- 
köser oder  subseröser  Abszesse  und  deren  Folgen. 

€.  chronica  der  chronische  Blasenkata'rrh.  Die  ana- 
tomischen Veränderungen  pflegen  sich  selten  auf  die  Mueosa  allein, 
sondern  (mit  Hypertrophie,  Geschwürs-  oder  Divertikelbildung, 
Haminfiltration)  auch  auf  die  Blasen  wand  zu  erstrecken  [nach  ZH], 

cf.  Para-  und  Pericystitis,  Pyelitis. 

Cystitom  {xi^v(o  schneiden)  ein  Augeninstrmnent,  welches 
zur  Inzidirung  der  voixieren  Linsenkapsel  bei  Staroperationen  dient 
(ist  gewöhnhch  mit  dem  DAViEL^schen  Löffel  verbunden). 

Cystoadenom  vd.  Cystadenom. 

Cystocele  {fi  xrjkrj  Bruch)  Blasenbruch,  Vorfall  eines 
Teils  der  Blase  entweder  durch  die  Urethra  (bei  Frauen)  oder 
durch  eine  Bruchpforte  (C.  inguinalis,  cruralis,  foraminis 
ovalis  etc.)  oder  als 

C.  vaginalis,  wenn  bei  Vorfall  des  Uterus  und  der  vorderen 
Scheidenwand  ein  Teil  der  Harnblase  mit  prolabirt  ist. 
cf.  Hemia. 


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Cystoma  115 

Cystodynie  (t)  oövvtj  Schmerz)  s.  Cystalgie  der  Blasen- 
schmerz. 

Cystoid  (etöo)  ähnlich  sein)    multiloculäre   oder   mehr- 
fächerige, d.  i.  aus  mehreren  einzelnen  zusammengesetzte  Cyste, 
cf.  Cystom. 

CystolitUasifl  (6  U^og  Stein,  XMaoig  v.  h^idCfo  habe 
Steinschinerzen)  Blasensteinkrankheit,  steinige  Konkre- 
mente in  der  Harnblase.  Sie  bilden  sich  nur  zum  kleinsten  Teil 
in  der  Blase  selbst  um  Schleim  oder  Fremdkörper,  die  Mehrzahl 
stammt  ursprünglich  aus  den  Nieren  (vd.  Nephrolithiasis),  ver- 
grössem  sich  aber  in  der  Blase. 

cf.  Lithiasis,  Calculi. 

Cystoma  im  engeren  Sinne  Cyste  als  primäre  Neubildung, 
im  weiteren  Sinne  jede  (grössere)  Cystengeschwulst  überhaupt,  ins- 
besondere : 

C.  ovarii  Eierstockscyste  oder  Eierstockskolloid 
(wegen  des  kolloiden  später  dünnflüssigen  Inhaltes)  zur  Klasse  der 
epithelialen  Tumoren  gehörend. 

Pozzi  teilt  die  Ovarialcysten  folgendermassen  ein : 

A.  Cysten  mit  grosser  Ausdehnung: 

I.  C.  glanduläre  proligerum  sive  proliferum.  Grosser 
Tumor  mit  einer  oder  mehreren  Höhlen  [Crüveilhier  unter- 
scheidet unilokuläre  (einkammerige)  multilokulare  (mehr- 
kammerige),  areoläre  (zellenförmige)  u.  zusammengesetzte 
Cysten],  deren  Sack  mit  Cylinderepithel  bekleidet  in  verschiedene 
Schichten  zerfällt  und  deren  Inhalt  flüssig  ist.  Die  Cysten- 
wandung  ist  von  einer  reichlichen  Zahl  von  Drüsen  durchsetzt. 

II.  C.  proliferum  papilläre.  An  Stelle  der  Drüsen  bei  I 
finden  sich  bindegewebige  Wucherungen,  die  das  Epithel  in  die 
Cystenhöhle  vertreiben. 

I  u.  II  nehmen  ihren  Ausgangspunkt  vom  Keimepithel  spe- 
ziell von  den  Pflüger'schen  Epimelschläuchen,  aus  welchen  dm-ch 
Teilung  und  Abschnürung  die  Graafschen  Follikel  entstehen 
{Klebs,  Waldeyer). 

III.  Einfache  oder  gemischte  Dermoidcyste.  Viel 
seltener  als  I  u.  II,  mit  denen  grosse  äussere  Ähnlichkeit  besteht. 
Die  Innenwand  der  Cyste  wird  durch  eine  Membran  gebildet, 
welche  der  äusseren  Haut  vollkommen  analog  zusammengesetzt  ist, 
und  Haare,  Zähne  und  Knochen  trägt.  Auch  glatte  Muskel- 
fasern sind  beobachtet.  Der  sebumartige  flüssige  Inhalt  enthält 
Cholesterinskrystalle. 

Die  Genese  der  Dermoidcysten  ist  noch  vollkonmien  dunkel, 
am  meisten  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Einschliessungstheorie,  nach 
welcher  es  sich  um  eine  Abschnürung  einzelner  Partieen  des 
Blastoderms  in  den  Geweben  handelt. 

8* 


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ll'ß  Cystomyxom 

IV.Parovarialcyste  oderCyste  des Rosenmüller 'sehen 
Organs.  Unabhängig  vom  Ovarium,  vom  Lig.  latmn  oder  Par- 
ovarium  aus  entstehend.  Zu  unterscheiden  eine  hyaline,  pa- 
pilläre und  dermoidale  Foiin. 

B.  Cysten  mit  massiger  Ausdehnung. 

I.  Residualcysten. 

a)  Cyste  der  Morgagni 'sehen  Hydatide. 

b)  Supratubare  Cyste. 

c)  Mikrocyste  des  Lig.  latum. 

IL  Follikularcysten  früher  als  Hydrops  foUiculoruin 
Graafii  bezeichnet. 

IIL  Cysten  des  Corpus  luteum. 

Cystomyxom  vd.  Myxom. 

Cystopexie  [Tuffier]  (jJ  jc^^ig  Festmachen)  Anheftung 
der  Blase  an  die  vordere  Bauchwand  behufs  Beseitigung  der  Cy- 
stocele  vaginalis. 

Cystople^ie  {^krjoow  schlagen ,  durch  Schlag  läh- 
men, Stamm:  nkaa-  und  siXrjy'  also  Tckrjyrj  Schlag,  vd.  Apo- 
plexie) Paralysis  vesicae,  Blasenlähmung. 

Cysto  skopie  {oxonsw  sehen)  die  Untersuchung  der  Blase 
mittels  des  elektiischen  Glühhchts  [Cystoskop  von  Leiter]. 

Cysto spasmns  {vd.  Spasmus)  Blasenkrampf,  gewöhn- 
lich in  Begleitung  von  Hyperästhesie  und  Neuralgie  (Neuralgia 
cysto-urethralis)  besteht  in  einer  mit  Erregung  der  Empfin- 
dungsfasem  der  Blasenhalsnerven  verbundenen  pathologischen  Er- 
regung der  BewegungsneiTen  des  Blasenhalses,  besonders  derjenigen 
Muskelteile  desselben,  welche  das  Austreiben  des  Harns  vennitteln  — 
bei  nervösen  Individuen,  Örtlichen  Cerebrospinalerkrankungen  etc. 

cf.  Enuresis  et  Dysuria  spastica,  Tenesmus,  Strangarie. 

Cystotomie  vd.  Lithotomie. 

Dämonomanie  (6  öaif^cov  neutest.  der  böse  Geist, 
Teufel ;  i^  fiavia  Wahnsinn  v.  ^aivo^ai)  s.  Dämonomclaneholie^ 
Besessenheit,  vd.  Melancholia. 

Dakryoadenitis  {t6  öAxqvov  Thräne,  6  dd^v  Drüse) 
Entzündung  der  Thränendrüse,  eine  sehr  seltene  Krank- 
heitsform mit  akuter  oder  chronischer  Verlaufsweise.  Die 
Krankheit  besteht  entweder  in  einer  einfachen  Infiltration  der 
Drüse  oder  in  Bildung  von  Cysten  oder  in  einer  Neubildung 
[Adenoid  Becker]. 

DaliLryoeystiti«  (fi  nvong  h&utiger  Sack,  Blase) 
Entzündung  des  Thränensacks,  kommt  vor  als 

D.  catarrhalis  vd.  Catanhus. 


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Decapitatio  117 

D.  blennorrhoiea^  wobei  man  aus  den  Thi'änenpunkten  ein 
gelblich-dicklichee  Sekret,  mit  zahlreichen  EiterzeUen,  ausdrücken 
kann  (welchem  eine  stai'k  infizirende  Eigenschaft  zugeschrieben 
wird). 

Dw  BhlegmoA08»  (tpkeyco  breiuie,  qpiaypLQvri  EntBÜttdiing) 
Entzändung  der  den  Thränensaek  bildenden  Gewebe  und  der  den- 
selben umgebenden  Weichteile  [Gräfe  und  Sämisch]. 

I^akryo«y»i;oMeiiitorrkoe(To  ßXiwog  Sclileim,  17  qoti 
TlieBsen)  Thränensackeiterung  rd.  Dakryocystitis. 

Dakiryolith  (6  XC^og  Stein)  Lithiasis  glandulae  laery- 
maus  Thränensteine,  entstehen  durch  Stauung,  Eindickung 
und  Verkalkung  des  Sekretes  in  den  Thränendrüsenausführungs- 
gängen. 

cf«  Cflleulns. 

Hakryops  (»7  wi^f  Auge)  c^'stenartige  Geschwulst  imter 
der  Bindehaut  des  oberen  Augenlids  in  der  Nähe  des  Schläfen- 
winkels infolge  von  Ektasie  eines  Thränendrüsenausführungsganges 
mit  Zurückhaltung  der  Thränenflüssigkeit. 

Dakry^rrk^e  {osiv  fliessen»  qoti  Flus^)  der  Thränen- 
fluss  =  Epiphora. 

Daktylitis  (6  ddxxvXog  Finger,  Ux-ofiai  fangen,  em- 
p£a>ngen)  nur  gebräuchlich  in  der  Zusammensetzung: 

P.  &3rphitHI«a  eine  seltene  tertiär-syphilitische  Affektion  der 
Finger  und  Zehen,  welche  in  einer  Infiltration  gummöser  Massen 
in  das  subkutane  Bindegewebe,  die  fibrösen  Teile  d«r  €relenke  und 
in  die  Knochen  der  Finger  imd  Zehen  (die  syphilitische  Affektion 
der  Knochen  der.  Finger  und  Zehen  wird  von  Lewin  von  den 
gleichartigen  Affektionen  des  Bindegewebes  und  der  Muskehi  ge- 
trennt imd  Phalangi  tis  syphilitica  genannt)  mit  enoimer 
Verunstaltung  derselfcn,  besteht. 

cf.  Panaritium,  Onychia,  Spina  ventosa  (sehr  ähnlich). 

Daktylolysis  spontanea  [Menzel]  allmähliche  Ab- 
schnürung von  Fingern  und  Zehen  in  der  Kontinuität  der  ersten 
Phalanx,  wahi'scheinlich  durch  pathologische  Epitheleinsenkung. 

cf.  Ainhnm. 

Dal  111  (arabisch :  geschwollenes  Bein)  i.  qu.  Elephantiasis 
Arabum. 

IteltoiilMnitft  i.  q.  Anerythropsie,  nach  dem  eng- 
lischen Physiker  D Alton,  der  diese  Krankheit  1798  beschrieb, 
an  der  er  selbst  litt. 

Wird  auch  im  Sinn  von  Achromatopsie  überhaupt  ge- 
braucht. - 

Decapitatio  {laU  decapüare)  Trennung  des  Kopfes  vom. 
Rumpfe,  eine  Ai-t  der  Embryotomie. 


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1 18        ^  Decidua  menstrualis 

Decidna  menstrualis  {membrana  decidua,  de  u.  cado, 
die  hinfällige,  vom  mütterlichen  Organismus  selbst 
gelieferte  äusserste  Eihaut,  die  gewueherte  Sehleim- 
haut des  Uterus)  vd.  Dysmenorrhoea  membranacea. 

Decidnoma  Bezeichnung  für  gutartige  und  bösartige 
Neubildung  der  Decidua.  Für  D.  malignum  schlägt  GtOTT- 
SCHALK  den  Namen  Sarcoma  choriodeciduale  vor. 

Decortieation  {cortex  die  Binde)  die  Ausschälung 
von  Geschwülsten  zum  Unterschied  von  der  in  der  Extrak- 
tion derselben  aus  dem  Gewebe  bestehenden  Enucleation. 

Decrepid  (decrtpitus,  verw.  m.  crepa  u.  crapulä)  sehr  alt, 
abgelebt. 

Decubitus  (cuhare  liegen  —  eig.  Gangraena  per 
decubitum,  so  benannt»  weil  am  häufigsten  die 
Stellen»  mit  denen  der  Körper  aufliegt,  dieser  Form 
von  Gangrän  verfallen)  Druckbrand,  welcher  unter  dein 
disponirenden  Einfluss  von  Lähmungen,  Fieber  und  venninderter 
Herzthätigkeit  durch  leichten  aber  anhaltenden  Druck  von  aussen 
zu  stände  kommt. 

D.  aeutus  entsteht  bei  zerebralen  Lähmungen  bald  nach  deren 
Eintritt  nur  auf  der  gelähmten  Seite  als  ein  Symptom  von  übel- 
ster Prognose. 

Detatis^atio  {de-fatigo  v.  fatim  oder  ad  fatim  ago,  fatts 
=  ;faTtff  Genüge)  Übermüdung,  Überanstrengung  des  Muskel- 
und  Nervensystems,  besonders  des  Herzmuskels  {weakened  hearty 
irritable  heart). 

cf.  Prostratio. 

Defectns  {laU  v.  deficere)  das  Fehlen. 

D.  mammaram  vd.  Amazia. 

D.  vulvae  (vulva  weibliehe  Scham,  volvae  Thorflügel 
V.  volvere)  s.  Atresia  totalis  ein  Bildungsfehler,  bei  welchem 
weder  eine  Mündung  der  Blase,  noch  der  Keimdrüsen,  noch  de» 
Darms  besteht. 

Deferenitis  imzulässiger  Ausdruck  für  Entzündimg  des 
Vas  deferens. 

DeferTescenz  (ferveo  sieden,  glühen)  Nachlas s, 
besonders  von -Fiebern  und  akut  fieberhaften  Krankheiten. 

cf .  Stadium. 

DefluTiam  capillonun  (de-fluo)  rasch  ei-folgender 
allgemeiner  Haarausfall,  akute  Alopecie,  nach  akuten  örtHcheh 
Entzündungen  der  Kopfhaut  oder  nach  schweren  aUgemeinen 
Krankheiten  eintretend. 

Defarturatio  (furfur-far,  ina  Kleie)  i.  q.  Desquamatio 
furfuracea. 

cf.  Pityriasis. 


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Degeneraüo  HO 

]>e|^]ierati«  (ßtnus)  Entartnug,  in  der  Pathologie 
Ton  Zellen  und  Organen  gebraucht,  in  Atrophie,  Metamorphose, 
Infiltration  und  Einlagerung  von  Neubildungen  bestehend. 

Die  d^enerativen  Metamorphosen  sind: 

1.  Die  molekulare  Metamorphose  (cf.  Detritus). 

a)  Die  trübe  Schwellung  ist  eine  akut  eintretende 
Schwellung  und  körnige  Trübung  des  Protoplasma  der  Zellen, 
welche  wahrscheinlich  auf  einer  Ausscheidung  (Geriunimg?)  ge- 
wisser im  Saft  des  Protoplasma  gelöster  Eiweisskörper  beruht  und 
hervorgerufen  zu  werden  scheint  durch  Entzündungsreize  aller 
Art  rc/.  Inflanunatio  parench^matosa),  sowie  direkte  Einwirkung 
gewisser  Gifte  (wie  Pha^tphor,  Arsen)  und  bei  zymotischen  Krank- 
heiten. —  Kehrt  der  Zustand  nicht  bald  zur  Norm  zurück,  so 
geht  er  über  in 

b)  die  fettige  Entartung,  D.  liponatodes  (vd.  Lipoma 
V.  Ät:tcoßiaxo€tdi^c)  durch  Auftreten  von  feinen  Fetttropfchen  im 
Protoplasma  charakterisirt.  Dieselben  konfluiren  jedoch  nie  zu 
grossen  Fetttropfen,  wie  bei  der  Fettinfiltration  (s.  d.),  sondern 
bilden,  nachdem  die  Zellenelemente  als  solche  zu  Gninde  gegangen 
sind,  die  Körnchenkugeln  (Gluge's  „Entzündungskugeln**), 
in  denen  die  einzelnen  Fettkömchen  und  -tröpfchen  noch  durdi 
eine  eiweissartige  Zwischensubstanz  zusammengehalten  sind,  und 
zerfallen  endlich  durch  Auflösung  dieser  Zwischensubstanz  zimi 
„fettigen  Detritus**,  welcher  resorptionsfähig  ist. 

c)Die  Verkäsung  Tyrosis  (s.  d.),  Nekroblosis,  fniher 
Tnbereulisatio  genannt,  weil  man  glaubte,  dass  nur  die  Tuberkel- 
krankheit Veranlassung  zur  Bildung  käsiger,  d.  i.  käsartig  dichter, 
homogener  Massen  gebe,  käsige  Nekrose,  ist  eine  Modifikation 
der  fettigen  Entartung  durch  Eintrocknung  der  fettigen  Zellen  zu 
einer  dichten  gelbweissen  kömigen  oder  mehr  homogenen  Masse, 
welche  überall  da  zu  stände  kommt,  wo  es  an  Zufuhr  von  auf- 
lösender Flüssigkeit  fehlt,  übermässige  Zellenproduktion  bei  unge- 
nügender Vaskularisation  vorhanden  ist. 

cf.  Tyroma,  Scrofulosis,  Phthisis. 

2.  Die    schleimige    Erweichung    Deg.    myxoinatodes 

(vd.  Myxoma)  ist  eine  aUmähliche  Verflüssigung  der  Grewebe,  bei 
welcher  die  festen  Eiweisskörper,  welche  die  Zellen-  und  Inter- 
zellularsubstanz bilden,  in  verschiedene  lösliche  Modifikationen 
übergeführt  und  resorbirt  wei-den  mit  Ausnahme  des  persistenteren, 
weil  weniger  diffusions-  und  resorptionsfälligen  und  durch  starkes 
Quellungsvermögen  ausgezeichneten  Mucins,  durch  welches  beson- 
ders das  Bindegewebe  in  sog.  Schleimgewebe  umgewandelt  wird, 
indem  seine  Grundsubstanz  schleimig  erweicht,  verquillt,  abe»  in 
aeiner  Form  nicht  wesentlich  verändert  wird. 

Sie  tritt  hauptsächlich  als  sekundäre  Entartung  in  und  von 
pathologischen  Neubildungen  auf. 

cf.  Myxom. 


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120  Dehiscenss 

3.  Die  kolloide  D.  {rj  xoXla  Iieim,  xokXoeidiig)  gallertertige 
Zellenmetamorphoee,  bestellt  darin,  dass  sich  die  einzelnen  prä- 
existirenden  Zellen  der  Grewebe  in  gallertartige,  fettartig  glänzende 
imd  durchscheinende  Kugeln  (KoUoidkugeln)  von  starkem  Quel- 
lungsvermögen verwandeln  und  endlich  ganz  zu  amorpher  Kolloid- 
masse erweichen  (Ovarium,  Schilddrüse,  Krebsgeschwülste). 

4.  Die  amyloide  Degeneration  besteht  wahrscheinlich  in 
einem  Infiltrationsvorgange,  vd.  Infiltratio,  amyloid. 

[Nach  EiNDFLEiscH,  Path.  Grewebelehre.] 

Deliiseenz  {dehisctre,  hisco,  hiasco,  x^^^  gähne)  das 
Klaffen,  Auseinanderweichen. 

cf.  DiastasG,  Fissur,  Kolobom. 

Itejectie^  tHJeetionen  (de-  und  jaciö)  die  Kotentlee- 
rung; der  Auswurf  Stoff. 

!Delig:tttie  ».  I^ellgatura  {ligare  binden)  der  Verband. 

Deliriam  (Zfra  Furche,  Ackerbeet,  Z2Var€einfarchetL, 
de-lirus  von  der  P.  abirrend,  entgleisend,  übertr. :  ver- 
rückt, irrsinnig,  deUrare  Plinius,  de-lirium  [Celsüs])  das 
Easen  —  sowohl  in  Ideen,  als  in  Handlungen,  als  Psychose 
identisch  mit  Manie;  —  ausserdem  als  vorübergehendes,  sympto- 
matisches Irrereden,  „Phantasiren". 

Gebräuchlich  in  folgenden  Ausdrücken  (zur  Ergänzung  vd, 
Mania). 

B.  aeutum  .plötzlich  ausbrechende  und  rasch  zur  Genesung 
oder  zum  Tode  führende  Tobsucht  (D.  furibundum),  durch  un- 
aufhörliches sinnloses  Schwatzen  mit  dem  Ausdruck  grosser  Angst, 
bes.  Vergiftungswahn,  charakterisirt. 

D.  eopdis  (bildlich)  völlige  Irregularität  der  Herzthätigkeit 
bezüglich  Aufeinanderfolge,  Höhe  und  Spannung  der  Pulswellen. 

D.  epileptteam  u.  postepilepticnin  psychische  Störungen 
(maniakalische  Exaltation),  die  transi torisch  im  Gefolge  eines  epi- 
leptischen Anfalles  oder  periodisch  an  Stelle  eines  solchen  unter 
einem  von  dem  gewöhnlichen  Bilde  der  Epilepsie  vollständig  ver- 
schiedenen Bilde  auftreten. 

B.  f ebri le  Fieberdelirium,  besteht  in  lebhaften  Träumen 
während  des  Wachens  oder  Halbwachens  bei  Fieberkranken. 

D.  furibundum  Tobsucht,  vd.  Psychosis,  Mania. 

D.  hysterieum  vd.  Mania  hysterica. 

D.  ex  inanitione  Inanitions-D.,  bei  subakuten  und  chro- 
nischen Foi-men  der  Blutarmut  vorkommend,  von  meist  mania- 
kalischem  Charakter,  am  häufigsten  nach  fieberhaften  Krankheiten 
mit  dem  Abfall  des  Fiebers  zum  Ausbruch  kommend. 

D-a  mussitantia  {mussitare  murmeln,  mussare,  mugire, 
vom  Laute  mu),  wobei  die  Kranken  unverständliche  Worte  leise 
vor  sich  hinmurmeln. 


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Demulcentia  121 

D.  nervosum  traümatieum  (zgadfia  Wiuide)  Zustand  höch- 
ster nervöser  Exaltation  nach  Verletzungen  bei  nervösen  und  hy- 
sterischen Personen,  unabhängig  von  Fieber. 

D.  tremens  s.  potatorum  s.  alkoholiemn  Säuferwahn- 
sinn, gewisaermassen  die  akute  Form  des  Alkoholismus  chronicus 
(s.  d.),  besteht  in  ausgebildeten  Fällen  in  einem  massigen  Grade 
von  Tobsucht  mit  einem  vorausgehenden  Stadium  melancholicum, 
gewöhnlich  Zittern  der  Extremitäten,  Schlaflosigkeit  und  Hallu- 
zinationen (Sehen  von  kleinen  Tieren  etc.). 

Demarkation  (zunächst  vom  franz.  demarquer  ab- 
grenzen» durch  Marke  bezeichnen,  m*spr.  vom  deutschen 
Mark),  Abgrenzung  durch  sequestrirende  Entzündung  und  Eite- 
rung, die  Bindegewebs-  oder  Knochenentzündung  (Ostitis  rarefi- 
cans),  welche  sich  als  Vorbedingung  der  Sequestrirung  gangrä- 
nöser Weichteile  oder  nekrotischer  Knochenstücke  an  der  Grenze 
des  Gesunden  und  Abgestorbenen  entwickelt. 

Dementia  {de  von,  mens  Verstand)  der  Schwach- 
sinn, Blödsinn,  —  primär  selten,  z.  B.  als  Geistesschwäche 
des  Greisenalters  (D.  senilis  als  Folge  der  senilen  Involution  des 
Gehirns)  und  bei  Gehimkrankheiten ;  gewöhnlich  tritt  sie  sekun- 
där als  Ausgang  der  ungeheilten  Melancholie  und  Manie  auf  und 
wird  dann  als  allgemeine  Verwirrtheit  oder  Verrückt- 
heit bezeichnet  —  ein  Zustand  allgemeiner  psychischer  Schwäche, 
wobei  bestimmte  Wahnideen  nicht  mehr  in  auffallender  Weise  vor- 
herrschen, sondern  ein  verwirrtes  Geschwätz,  beständiges  Wieder- 
holen gewisser  Worte  etc. 

cf.  Moria. 

D.  apathica  der  eigentliche  Blödsinn.  Während  bei  der 
Verrücktheit  die  Kranken  noch  einige  äussere  Lebendigkeit  und 
Beweglichkeit  zeigen,  ist  der  Blödsinn  durch  fast  vollständigen 
Ideenmangel  nebst  grosser  Schwäche  auf  der  motorischen  Seite 
des  Seeleäebens  charakterisirt. 

0.  paralytiea  {jiagd-Xvatg^  naga-Üw  lähme)  der  para- 
lytische Blödsinn,  ist  eine  chronische  Geistesstörung,  charak- 
terisirt durch  allmählich  bis  zum  höchsten  Grade  fortschreitende 
Schwäche  auf  psychischem  und  motorischem  Gebiete.  —  vd.  Pa- 
ralysis  gener.  progress. 

cf.  Idiotie,  Stupor,  Fsychosis. 

Demodex  [Owen]  foUiealoram  (dijfioörjS  Y.drf/Liog  Fett 
V.  datco  brenne  und  Si^^  HolBWurm  v.  dd?(v(o  beisse!)  i.  q. 
Acarus  follicul. 

Demaleentia  (de-mitlceo  streicheln  -—  sc,  remedia) 
S.  Eiaallieutia  besänftigende,  d.  i.  reizlindernde,  schmeidigende, 
einhüllende  Mittel. 


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122  Dengue 

Dens^ne  (spau.,  vom  engl,  dandy  Stutzer  —  nach  Deez 
sp.,  pg.  u.  kat.  dengue,  sard.  denghi,  Ziererei  von  de-negare 
verweigern,  abschlagen)  Dandyfieber,  Denguis,  eine 
akute  Krankheit,  welche  meist  in  heissen  Ländern  epidemisch 
vorkonmit  mid  in  zwei  mimittelbar  oder  spätestens  innerhalb  drei 
Tagen  aufeinanderfolgenden  Paroxysmen  verläuft,  von  denen 
der  erste  durch  hohes  kontinuirliches  Fieber  imd  schmerzhafte 
Gelenksschwellung,  der  zweite  durch  remittirendes  Fieber  und 
quaddelartige  Hauteruption  ausgezeichnet  ist  [ZH]. 

Das  Leiden  wird  von  den  meisten  Beobachtern  als  ein  akuter,, 
febriler,  mit  Exanthem  komphzirter  Rheumatismus  aufgefasst. 

Syn.:  Scarlatina  mitis,  Exanthesis  arthrosia. 

Dentapboit  (dens,  tis,  tj  qxovri  Stimme  —  die  richtigere 
Bildung  würde  sein:  Odontophon)  eine  schaUauff angende  Fläche,, 
welche  durch  besondere  Vorrichtungen  behufs  Übertragung  de& 
Schalles  zwischen  die  Zähne  genommen  wird. 

Dentinoid  {Dentin  die  Zahnbeinsubstanz,  sXdw  ähn- 
lich sein)  vd.  Odontom. 

Dentitio  das  Zahnen  {dentire  zahnen). 

D.  difflcilis  Durchbruch  der  Milchzähne  unter  direkt  oder 
indirekt  davon  abhängigen  Beschwerden  und  Erkrankungen  der 
Kinder  (Stomatitis,  Salivatio,  Eklampsie,  Urticaria,  Liehen,  Prurigo, 
Ekzema  acut.  —  DiaiThoea  dentit.). 

Depilatio  {de  u.  pUus  Haar)  vd.  Alopecia  congenita. 

Depilatorinm  Haarzerstönmgsmittel. 
cf.  epiliren. 

Depletion  {deplere  ausleeren)  die  Entleerung,  besonder» 
als  Depl.  sanguinis  —  Blutentziehung  im  Grebrauch. 

Depressio  {de-primere  niederdrücken). 

1.  psychische,  nervöse  etc.  D-n:  Abspannung,  Langsam- 
keit und  Schwäche  der  Funktion. 

2.  D.  cataractae  {vd.  Cataracta)  s.  Reclinatio  die  Nieder- 
drückung einer  harten  Katarakt,  Versenken  derselben  in  den 
unteren  äusseren  Teil  des  Glaskörpers  durch  eine  per  Skleronyxin 
eingeführte  Stamadel  —  unzweckmässige,  daher  antiquirte  Methode 
der  Staroperation. 

3.  D.  uteri  puerperalis  {piter  u.  pario)  die  Einstülpung 
der  Gebärmutter  bei  Wöchnerinnen. 

DeriTatio  {de-rivare  ableiten,  v.  rivus  der  Bach) 
s.  Revulsio  die  Ableitung,  Beeinflussung  von  Entzündungs- 
vorgängen, Nervenreizungen  und  Fluxionen  auf  reflektorischem 
Wege  durch  Reizung  sensibler  Hautnerven,  oder  durch  Ableitung 
der  Säftemasse  mittels  Hervorrufung  von  Turgeszenz  in  anderen 
Teilen,  z.  B.  der  Haut,  der  inneren  Darmobei-fläche  etc. 


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Dermatomykosis  123 

Derivantla  s.  Revulsiva  {sc,  remedia)  ableitende  Mittel, 
cf.  Epispastica. 

Dermalgie  (to  degfia  Haut^  v.  öeQco  abhäuten,  schin- 
den, t6  äXyog  Schmerz)  der  Hautschmerz. 
cf.  Neurodermatosen. 

Demiapostasen  (djtooraois  v.  äfpiorrjfjit  an  eine  andere 
Stelle  bringen)  Lokalisation  einer  anderen  Krankheit  auf  der 
Haut,  also  symptomatische  oder  deuteropathische  Hautkrankheiten 
(wie  z.  B.  die  Syphilide  etc.). 

cf.  Dermexanthesen,  Dermatonosen. 

Dermatexanthesis  (17  i^dv^rjaig  Ausschlag,  i^ar- 
&e(o   V.  ävd^og  Blume)  Dermapostase  in  Form   eines  Exanthems. 

Dermatitis  Hautentzündung  im  allgemeinen.  Im 
besonderen  vd.  Ambustio  und  Congelatio,  Erysipelas,  Phlegmone, 
Exanthem,  Anthrax,  Fmimculosis ,  Hydradenitis  etc.  —  Inflam- 
matio  catarrhaUs. 

D.  contusiformis  die  infolge  von  Kontusionen  eintretende 
Schwellung  (Beulen)  und  entzündliche  Beaktion  der  Kutis  imd 
des  subkutanen  Gewebes. 

D.  exfoliativa  infantum  [Rittershayn]  ein  bei  Neugebo- 
renen am  Ende  der  ersten  Lebenswoche  vorkommendes  Eiymem, 
bei  dem  sich  die  Epidermis  meist  infolge  eines  unter  ihr  gebildeten 
flüssigen  Exsudates  abhebt.  Die  Krankheit  endet  meist  mit  Ge- 
nesung, führt  aber  auch  manchmal  durch  Phlegmone,  Gangrän 
und  Sepsis  zum  Tode. 

D.  herpetiformis  [Duhrestg],  s.  Hydroa  [Unna],  s.  Der- 
matite  polymorphe  douloureuse  chronique  k  pouss^es 
successives  [Brocq]  „chronisches,  das  Allgemeinbefinden  nicht 
erheblich  beeinträchtigendes  Nervenleiden  der  Haut,  welches  nach 
verschieden  langen,  freien  Intervallen  zu  regelmässig  wieder- 
kehrenden, mit  brennenden  u.  juckenden  Empfindungen  einher- 
gehenden, mehr  oder  minder  universellen  Ausschlägen  führt,  die 
einen  erythemato-bullösen  Grundtypus,  vielfach  modifizirt,  zur 
Anschauung  bringen"  [Unna]. 

DermatodeliLtes  [Gerlach]  {drjxxrjg  Beisser  =  baHv^m) 
s.  Dermat'okoptes  [FÜRSTENBERg]  ein  accidenteller  Paiasit 
(Milbe,  grösser  als  Sarkoptes)  der  menschlichen  Haut,  der  einen 
pustulösen  Ausschlag  erzeugt. 

Dermatolosfie  Q.6yog)  Lehre  von  den  Hautkrankheiten. 
Hermatoinykosis  (6  fivxr^e,  gen,,  -rjrog  oder  fivxog,  -ov 
Pilz)  durch  Pilze  bedingte  Hautkrankheit. 

D.  fürfuraeea  i.  q.  Pityriasis  versicolor  s.  d. 
cf.  Ekzema    marginatnm ,    Favus,   Herpes   tondens,    Mikrosporon 
farfnr,  Sykosis  parasitaria. 


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124  Dermatomyom 

Dermatomyom  (vd.  Myom)  eine  seltene  aus  glatten 
Muskelfasern  bestehende,  vermutlich  von  der  Muskulatur  der  Haai^, 
Gefässe  u.  Schweissdrüsen  ausgehende,  multiple  Neubildung  der 
Haut,     bei     welcher    eine     spontane     Involution     möglich     ist 

[LUKASIEWICZ]. 

Denoatoniyositis  [Unvebricht]  (vd.  Myositis)  eine 
infektiöse  durch  diffuses  entzündhches  Ödem  und  Ausschläge 
charakterisirte  Hauterkrankung  mit  Fieber  und  Allgemeinstöningen, 
imd  Mitbeteiligung  der  Muskulatur. 

cf.  Polymyositis. 

Deifmatanosifl  (17  voaog  Krankheit)  Hautkrankheit. 

Dermatophon  (17  (pcov^  Laut,  v.  qxoveco,  eigentlich 
ein  Adj.  degfMio-qpcovog)  ein  von  Voltolini-Hueter  angegebenes 
stethoskopartiges  Instrument,  mittels  dessen  man  die  Geräusche 
des  Blutstroms  in  der  Haut  wahrnehmen  kann.  Dasselbe  lässt 
sich  auch  zur  Wahrnehmung  der  Muskeltöne  imd  der  in  Sehnen 
oder  Knochen  durch  Perkussion  hervorgerufenen  Greräusche  be- 
nutzen und  wird  dann  zum  Myophon,  Tendophon  oder  OsteophoD. 

Dermatoplastik  (jtXdaaco  bilden)  dei-jenige  Teil  der 
plastischen  Chirurgie,  welcher  sich  mit  den  durch  Hautdefekte 
entstandenen  Entstellungen  imd  Funktionsstörungen  befasst. 

!Deriiiatozoeit  (ro  C<^  Tier)  Schmarotzer,  welche 
ausschliesslich  oder  zeitweise  in  der  Haut  wohnen. 

Dermatozoonosen  die  dm*ch  D.  bedingten  Hautkrankheiten, 
cf.  Acaru»,  Filaria,    Ixodes,  Leptus,   Pedicul.  pubis,   Pulex  pene- 
trans,  —  Epizoen. 

Dermo- Aktinomyktt«is,  die  Strahlenpilzkrankheit 
der  Haut. 

cf.  Aktinomykosis. 

I>eniios;raphie  (v.  ygdcpco  schreibe  —  ygacpla)  die 
Technik,  wodm-ch  die  perkussorischen  Grenzbezirke  oder  gewisse 
diagnostisch  wichtige  Punkte  auf  der  Haut  angezeichnet  wei-den. 

HerinkOiit  (eig.  degfiajo-eiörfs,  von  deQjLta  und'  siSco  ähn- 
lich sein)  Dermoidcysten,  deren  Innenfläche  die  Organi- 
sation 'der  äusseren  Haut  zeigt  mit  atypischem  Sitz.  Sie  finden 
sich  am  häufigsten  im  Geschlechtsapparat,  besonders  im  Ovaiimn 
(vd.  Cystoma  ovarii)  und  enthalten  eine  fettige,  gelblichweisse, 
von  Epidermiszellen  und  Cholestearin,  oft  auch  von  Haaren  durch- 
setzte Schmiere.  Manchmal  finden  sich  unter  der  Cutis  auch 
Knorpel-  imd  Knochenstücke,  seltener  Zähne.  Sie  sind  wahr- 
scheinlich weiter  entwickelte ,  verii-rte  Keime  des  äusseren  Keun- 
blattes. 


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Desquamatio  125 

Dermosynovitis  plantaris  ulcerosa  [Gosselix] 
(vd.  Synovitis)  hartnäckige  Eiterung  in  der  Fusesohle,  welche 
sich  im  Anschiuss  an  vorhandene  Schwielen  bildet  und  welche 
auf  einen  unter  der  Schwiele  gelegenen,  schon  normal  vorhan- 
denen oder  pathologisch  ^gebildeten  Schleimbeutel  übergi-eift. 

cf.  Malam  perforans  pedis. 

Descemetitis    Entzündung    der    Membrana    Descemetii, 
sekimdär  nach  Iritis  (sklerosirende  Keratitis). 
cf.  Iritis  serosa. 

Descensas  das  Herabsteigen,  die  Senkung. 

B.  funieuli  umbilicalis  der  unvollkommene  Vorfall  der 
Nabelschnur  bei  der  Geburt. 

D.  ovariorum  häufige  Lageveränderung  der  Eierstöcke  bei 
Ketroversio  und  Betroflexio  uteri. 

D.  uteri  Gebär muttersenkung,  mehr  oder  weniger  tiefes 
Herabti-eten  des  Utenis  in  die  Scheide  bei  Erschlaffung  der  ihn 
stützenden  Bänder,  mit  Umstülpung  des  Scheidengewölbes. 

cf.  Dislocatio,  Inversio,  Prolaps. 

Deslitfieientla  (sc.  remedia  —  v.  d.  franz.  Vorsilbe 
des,  lat.:  de-ex  und  inficere  anstecken)  Mittel  zur  Zer- 
störung von  Ansteckungsstoffen. 

Desinfektion  die  Anwendung  solcher  Mittel. 

cf.  Antiseptica. 

Desmoid  (6  öeoftog  Band,  Bindegewebe,  v.  öso)  binde, 
sidco  bin  ähnlich)  i.  q.  Fibroid,  vd.  Sarkom. 

Desmuri^ie  '{egyco  thun,  wirken)  dei-jenige  Teil  der 
chirurgischen  Therapie,  welcher  mit  Verbänden,  Apparaten  u.  dgl. 
ausgeführt  wird,  im  Gegensatz  zur  Akim-gie  und  etwa  zur  Chirurgie 
in  dieses  Woiles  eigentlicher  engerer  Bedeutung. 

Desodorisantia,  Desodoriferantia  (v.  franz.  des 
u.  odoriferant  riechend,  medicamenta  odores  de-efferentia) 
könnte  man  diejenigen  (Desinfektions-)Mittel  nennen,  welche  spe- 
ziell zur  Zei'stÖmng  übler  Gerüche  dienen. 

Desodorisiren  üble  Gerüche  zerstören. 

Desquamatio  {vd.  squama)  der  Vorgang  der  Abschuppung. 

D.  furfuracca,  Defarfaratio  (s.  d.)  kleienartige  Abschuppung, 
d.  i.  in  Fomi  einzelner  kleinster  Schüppchen. 

D.  inembranaeea  s.  lamellosa  in  Form  grösserer  Membranen. 

D.  siliquosa  {siltqua  Schotenfrucht)  Abstossung  leerer 
Hülsen,  welche  durch  Aiisammlung  von  Flüssigkeit  gebildet  waren, 
die  wieder  zur  Eesoi-ption  gekonunen  oder  ausgeflossen  ist. 

D.  neonatornm  die  Abschuppung  der  Neugeborenen  während 
der  ersten  Lebenswochen. 


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126  Detritus 

Detritus  {de-tero,  trivi,  trttum  zerreiben)  feinste,  mo- 
lekular zerfallene  Gewebstrümmer,  speziell  das  Endprodukt  der 
Degeneratio  lipomatodes  (s.  d.)  der  Zellen. 

Deuteropathisch  (6  Semegog,  7ta^-ix6g  =  path-isch, 
To  Tid^og  Leiden)  oder  sekundär  nennt  man  Krankheiten, 
welche  nicht  selbständig,  sondern  im  Gefolge  und  abhängig  von 
anderen  Krankheiten  auftreten. 

Oppos.:  idio-  s.  protopathisch,  primär. 

Deviation  conjueee  (franz.  [Foville])  gleichge- 
richtete Abweichung  beider  Augen  bei  Hirrdäsionen ,  und 
zwar  bei  einseitiger  Ponsaffektion  nach  der  dem  Krankheitsherd 
entgegengesetzten,  bei  Grosshimaffektion  nach  der  Seite  des 
Herdes. 

Dextrin,  Dextrose  {dexter  rechts,  nach  rechts 
drehender  Körper)  die  Endprodukte  der  Speichelverdauung, 
diagnostisch  als  Zeichen  der  beendigten  Amylolyse  zu  vei*werten. 

cf.  Achroodextrin,  Erythrodextrin,  Maltose. 

Dextrokardie  (17  xagöia  "ELqtz)  angeborene  Abnormität, 
bei  der  sich  das  Herz  in  der  i-echten  Thoraxhälfte  befindet,  meist 
mit  Transpositio  viscerum  onmimn  verbunden;  oder  Verlagerung 
des  Herzens  nach  rechts  dm*ch  pathologische  Prozesse  (Pleura- 
exsudat, Pneumothorax). 

Diabetes  {öia-ßaivco  hindurchgehen,  weil  nach 
Galen's  Ansicht  die  Nieren  bei  dieser  Krankheit  das 
genossene  .Getränk  an  sich  zögen  und  unverändert 
wieder  ausschieden)  die  Harnruhr. 

D.  mellltas  (mel  der  Honig)  s.  verus  die  Zuckerharn- 
ruhr,  eine  fast  immer  chronische  Ki-ankheit,  bei  welcher  unter 
Vermittelung  des  stärker  zuckerhaltigen  Blutes,  unter  Vermehrung 
der  Hammenge  und  der  meisten  Hambestandteile  imd  Erhöhung 
des  spezifischen  Grewichts  mehr  oder  weniger  Traubenzucker  durch 
den  Harn  ausgeschieden  wird  und  in  schweren  Fällen  die  Kranken 
unter  zunehmendem  Marasmus  (häufigste  Komplikation:  Phthise, 
Gangrän,  Morbus  Brightii,  manchmal  plötzlicher  letaler  Ausgang 
durch  diabetisches  Koma  [Acetonämie])  zu  Grunde  gehen.  Je 
nachdem  durch  eine  entsprechende  antidiabetische  Diät  die 
Zuckerausscheidung  zum  Schwinden  gebracht  wird  oder  nicht, 
imterscheidet  man  eine  leichte  und  eine  schwere  Form  des  D. 
Bei  zeitweilig  fehlender  Polyime  spricht  man  von  D.  decipiens. 
Das  Wesen  der  Krankheit  ist  nicht  sicher  erforscht.  In  manchen 
Fällen  nimmt  die  Krankheit  wahrscheinlich  ihren  Ausgang  vom 
Nervensystem  (D.  neurogenes),  in  anderen  primär  vom  Magen- 
darmkanal oder  der  Leber  aus  (D.  gastroenterogenes  und 
hepatogenes).  Neuerdings  ist  ein  Zusammenhang  mit  Pankreas- 
erkrankung  für  manche  Fälle  wahi-scheinlich  gemacht  [Minkowski], 

cf.  Acetonämie. 


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Diaphotoskop  127 

D.  inositus  (ij  lg,  ivog  Muskelfaser)  diejenige  Foi-m  de» 
D.  mellitus,  bei  welcher  an  Stelle  des  Traubenzucker  vorwiegend 
Inosit,  eine  nicht  gärungsfähige,  in  den  Muskeln  enthaltene 
Zuckerart  (Muskelzucker)  tritt. 

D.  insipidas  (,,unschmackhaft"  von  in  und  sapto 
schmecken  im  Gegensatz  zur  Zuckerruhr)  s.  spnrius 
s.  Polyurie  s.  Polydipsie  die  einfache  oder  zuckerlose 
Harnruhr,  eine  chronische  selbständige  Krankheit,  deren  wesent- 
lichstes Symptom  in  anhaltender  Ausscheidung  sehr  reichlicher 
Mengen  eines  Harns  von  niedrigem  spezifischen  Gre wicht  besteht, 
der  nicht  zuckerhaltig  und  in  der  Regel  arm  an  festen  Bestand- 
teilen ist.  —  Die  Ursache  ist  wahrscheinlich  eine  im  Cerobro- 
spinalnervensystem  begründete  funktionelle  InneiTationsstörung  der 
Nieren;  die  Prognose  der  Ki-ankheit  ist  fast  ebenso  ungünstig  als 
diejenige  der  Zuckerhamruhi*. 

cf.  Azotnrie,  Hydrurie,  Dyspnoe,  Koma,  Glykosnrie. 

Diabrösis  (i?  Öidßgcoaig  y.  Öia-ßißQcaaxco)  das  Durch- 
fressen, Durchnagen  vd.  Haemorrhagia. 

Diaceturie  {dt,  dis,  acetum  u.  to  ovgov  Harn)  Aus- 
scheidung von  Diacetsäure  (Acetessigsäure)  im  Urin. 

Diaer esis  (öt-aioso)  auseinandernehmen)  die  Tren- 
nung, Zerreissung  vd.  Haemorrhagia  per  diaeresin. 

Diai^nösis  (17  bia-yvoioig  Unterscheidung  v.  yiyvcaaxm 
erkennen)  Erkennung  und  Unterscheidung  einer  bestimmten 
Knuikheit. 

Differenzial-D.  Unterscheidung  einer  Krankheit  von 
mehreren  ähnlichen 

Diagnostik  die  Kunst,  richtige  Diagnosen  zu  stellen. 

cf.   Öemiotik. 

Dialyse  {öia-Xva>,  dtdXvöig)  der  Iris  vd.  Iridodialysis. 

Diapedesis  (sc.  sanguinis,  1?  dicuzi^driaig  [Hippokrates, 
Oalen]  V.  öta-jtTjddco  hervordringen)  das  Hindurchsickem  von 
Blut,  eine  besondere  Form  der  Hämorrhagie  (s.  d.). 

cf.  Inflammatio. 

Diaplioresis  (17  öia(p6Qi]aig  v.  Sta-q?oge€o  [(figco]  aus- 
einandertragen, ausdünsten)  das  Schwitzen,  der  Vor- 
gang der  Schweissbildung,  vd.  Sudor. 

Diaplioretiea  {sc,  remedia)  schweisstreibende  Mittel. 

cf.  Ephidrosis. 

Diaphotoskop  (ro  q?(bg,  (pcoxog  Licht,  oxojieco  besich- 
tige) [ScHtJTz]  Endoskop:  Vermittelst  einer  zentralen  Durch- 
bohrung der  ein  Glühlämpchen  enthaltenden  Kapsel,  wird  das 
Auge  des  Beobachters  inmitten  des  Strahlenkegels  der  Lichtquelle 
versetzt. 


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128  Diarrhoea 

Diarrhoea  (17  Siaggaia  a.  biaggori  y.  öiaggeco  durchfliesseii) 
der  Durchfall,  das  Abweichen,  häufiger  Abgang  dünner  Stühle, 
indem  wegen  beschleunigter  Peristaltik  des  Kolons  die  normale 
Eindickung  des  Chymus  nicht  zu  stände  kommt.  Diese  Be- 
schleunigung kann  eine  rein  nervöse  sein  (D.  nervosa  bei  Ge- 
mütsbewegungen, Hysterie),  oder  reflektorisch  durch  Eeizung  der 
sensiblen  Nervenendigungen  im  Darmkanal  durch  entzündliches 
Exsudat  und  Darmkontenta  bei  Enteritis  (s.  d.)  hervorgerufen 
werden.  Das  reichliche  entzündliche  Exsudat  mischt  sich  dem 
Chymus  bei  [nach  Leübe  in  ZH]. 

D.  ablaetatoram  (ah-lactare)  die  sehr  dünnen  diarrhoischen 
Stuhlgänge  bei  Kindern,  die  rasch  von  der  Mutterbrust  abgewöhnt 
werden,  gewöhnlich  durch  den  Reiz  der  veränderten  Nahrung 
bedingt. 

D.  ehylosa  (xvkog  Saft)  s.  Fluxas  eoelfaens  {xoihaxog, 
xoikia  Unterleib,  xoXXog  hohl)  nannte  man  früher  eine  für 
Enteritis  folliculosa  charakteristische  Form  der  D.,  in  Entleerung 
imdurchsichtiger,  flüssiger  gelbweisser,  eiterähnlicher  Schleinamassen 
bestehend. 

D.  dentiticntiam  (dentire  zahnen)  Dian-höen,  welche  mit 
dem  Durchbrach  der  Milchzähne  in  Zusammenhang  stehen  und 
in  leichten  und  frischen  Fällen  auf  die  Wirkung  des  verschluckten 
salzhaltigen  Speichels  zurückzuführen  sind. 

cf.  Dentitio  difficilis. 

D.  lienteriea,  Li  enterte  (s.  d.)  wenn  mit  den  dian*hoischen 
Stühlen  unverdaute  Nahrungsmittel  abgehen. 

D,  nocturna  sehr  gewöhnlich  bei  Danntuberkulose  ein- 
tretende D. 

D.  stereoralis  (stercus,  -oris  Kot)  s.  Simplex  Diaii-höen 
aus  einfachen  weicheren,  aber  noch  fäkulenten  Massen. 

]>ia8ta8is  (17  ötdaraoic  V.  laTTjfii)  'das  Auseinander- 
weichen  (von  Gelenkteilen,  Knochennähten  etc.). 

D.  s.  Seeessio  epiphvsium  spontanea  (im  Gegensatz  zu 
traumatica)  s.  piirulenta  Abtrennung  der  Epiphysen  infolge  von 
eiteriger  Zerstörang  der  zwischen  Epiphyse  imd  Diaphyse  befind- 
lichen Knoipelschicht  bei  purulenter  Periostitis,  Osteomyelitis, 
Gelenkeiterungen,  pyämischer  Infektion. 

cf.  Fissur. 

Diathesis  {n  Sid&emg  v.  Sia-u^fii  zurechtsetzen)  s. 

Dispositio  die  Anlage  (ad  morbum:  Krankheitsanlage)  meist  in 
gewissen    Zusanunensetzungen,    wie   D.    arthritica,    haemor- 
rhagica,  phthisica,  rheumatica,  scröfulosa  etc. 
cf.  Krasis,  Dyskrasie,  Habitas,  Disposition. 


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Diphtherie  129 

Dieephalns  Doppelkopf,  Missgeburt  mit  vollständiger 
Verdoppelung  des  Kopfes  und  der  Wirbelsäule. 
D.  dibraeliias  D.  mit  zwei  Armen. 

a)  D.  d.  monauchenos    {uovog  und  6  av/^/v  der  Nacken, 
Hals)  mit  (äusserlich)  einfachem  Hals. 

b)  D.  d.  diauchenos:  jeder  Kopf  mit  eigenem  Hals. 

D.  tribraehias,  tetrabrachias,  tripus  D.  mit  drei  oder  vier 
Armen,  mit  drei  Füssen. 

cf.  Syncephalus,  Diprosopie,  MoDstram. 

^         Dii^estiTa   {sc.  remedla,   v.  di-gtrere  verdauen)  die 

p^  Verdauung  befördernde  Mittel. 
H  cf.   Stomachica. 

H  Digritus  hippocraticus  kolbige  oder  „trommelschlägel- 
Q  artige"  Verdickung  der  Nagelglieder  der  Finger  mit  Krümmung 
\y  der  Nägel  bei  sehr  chronisch  und  mit  starken  Infiltrationen  ver- 
^  laufender Lungenphthise,bei  Bronchiektasie,  auch  Herzklappenfehleni, 
"^  wahrscheinHch  in  Zusammenhang  mit  chronischen,  durch  die  be- 
H  treffende  Krankheit  verursachten  Stasen  (und  nicht  bloss  Folge 
p^  der  Abmagerung). 
\J  cf.  Onychogryposis. 

^         Dikrotismus  [Galen]  {Adv.  dig  zweimal,  xQoxem  schla- 
fj   gen)  Doppelschlägigkeit  vd.  Pulsus  dikrotus. 

^  ]>iktyitis    {x6   blxxvov    Nets,    Bmov   werfen,    blanog 

,  Wurfscheibe),  i.  q.  Retinitis. 
^  ]>ilaeeratio  (dis-lactro)   Zerfetzung,    eine  Form  be- 

Q)  trächtlicher  Quetsch-  und  Bisswunden. 
h  cf.  Vnlnus. 

]>ilatatio  {latus  breit)  das  Erweitern,  die  Aus- 
dehnung, z.  B.  D.  coi-dis,  D.  ventriculi. 

Dilatator,  Dilatatorium  ein  zur  D.  dienendes  Instrument, 
hauptsächlich  zur  künstlichen  Erweiterung  des  Muttermundes  in 
Gebrauch. 

Dilatationsthrombose  (vd.  Thrombosis)  Blutgerinnung  infolge 
von  Erweiterung  der  Gefässe,  entsteht  z.  B.  in  der  Grebärmutter 
während  des  Wochenbetts  oder  an  den  Iliacalgefässen  in  der 
Schwangerschaft 

cf.  Divulsio,  Ektasia. 

Dioptrie  {öia  durch,  6jzt  St,  V.  oyfOfiai,  Fut.  v.  ogdo} 
sehen)  Einheit  der  Brechkraft,  entsprechend  der  Ein- 
heitslinse von  1  Meter  Brennweite. 

IMphtlierie  (nicht  Diphtheritis  —  17  dup^iga  die 
Gherbhaut,  Pergament,  doch  ist  die  Gegenwart  einer 
Membran    weniger  bestimmt  mit  dem  Begriff  der  D. 

Both's  Kliniscbe  Terminologie.    4.  Aufl.  C) 


IPR 


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130  Diphthongie 

mehr  verbunden]  ist  eine  Infektionskrankheit,  als  deren  Er- 
reger der  Löff  1er 'sehe  Bacillus  (s.  d.)  anzusehen  ist. 

Sie  beginnt  in  den  idiopathischen  Formen  immer  als  lokale 
Krankheit,  vennuthch  infolge  der  Ansiedelung  des  genannten 
Pilzes  auf  einer  Schleimhaut  (mit  Vorhebe  des  Eachens  und 
Kehlkopfes)  oder  einer  Wunde  (Wunddiphtherie)  und  entwickelt 
sich  von  da  aus  zur  allgemeinen  typhoiden  Erkrankung. 

Man  kann  [nach  Oektel  in  ZH]  folgende  Formen  der  diph- 
therischen Schleimhauterkrankung  untei*scheiden ,  von  denen  jede 
folgende  einen  höheren  Grad  der  vorausgehenden  dai-stellt: 

1.  Die  katarrhalische  Form,  leichte  Erkrankung  durch 
zirkumskripte  lebhafte  Eötung  und  massige  Schwellung  eines 
Schleimhautbezirkes  gekennzeichnet,  höchstens  mit  linsengrossen, 
weissHchen,  reifähnlichen  dünnen  Flecken,  ohne  dass  es  zur 
Bildung  giösserer  Pseudomembranen  kommt. 

2.  Die  krupöse  Form,  der  diphtherische  Krup  (s.  d.), 
beginnt  ebenfalls  gewöhnlich  zuerst  im  Rachen  und  breitet  sich 
gern  nach  oben  (Choanen)  und  unten  (Kehlkopf)  aus. 

3.  Die  septische  Form,  bei  welcher  es  sich  um  Ver- 
jauchung der  Entzündungsprodukte  und  Aufnahme  der  Jauche 
ins  Blut,  also  gleichzeitige  septische  Intoxikation  handelt. 

4.  Die  gangränöse  Form,  bei  |der  sich  unter  raschem 
aUgemeinen  Kollaps  eine  wirkliche  Gangrän  der  ergriffenen  Teile 
entwickelt. 

Dieselben  Fonnen  wie  die  primäre  zeigt  die  skarlatinöse 
Rachendiphtherie,  die  wahrscheinlich  nicht  immer  identisch  mit 
der  echten  Diphtherie  ist.  In  seltenen  Fällen  wird  auch  im  Ver- 
lauf von  Masern  und  anderen  schweren  Infektionskrankheiten 
Diphtherie  (sog.  sekundäre)  beobachtet. 

Harn-Diplitheric:  pulpöser  Zerfall  von  Wundrändem,  welche 
mit  (Älkaliflchem)  Harn  in  Berührimg  kommen  —  nur  durch  die 
Zersetzung  des  tlrins  verursucht. 

cf.  Bacillus,  Gangraena  nosocomialis,   Angina,  Dysenterie,  Croup. 

Diphthonsrie  (öig  doppelt,  6  (p^oyyog  Laut)  s.  Diplo- 
plioilie  (s.  d.)  Doppel  stimme.  Sprechen  mit  zwei  Stimmen, 
entsteht  durch  eine  am  Stimmbandrande  sitzende,  die  Stimmritze 
in  zwei  ungleiche  Teüe  zerlegende  Geschwulst. 

cf.  Faraphonie,  Diplopbonie. 

Ifiplakusis  (öuiXovg  doppelt,  dxovo)  höre)  das  Doppel t - 
hören:  eine  objektive  Schallquelle  wird  in  2  getrennte  subjektive 
Wahrnehmungen  zerlegt. 

]>iple|B:ie  (öig,  ^  :iXr)yrj  Schlag,  V.  TiXrjooo})  i.  q.  Paraplegie. 
Besonders  in  Gebrauch  f ür :  D.  f  a c i a  1  i  s  [Wachsmuth]  s.  Prosopo- 
diplegie,  doppelseitige  Gesichtslähmung.  Diese  wird  vom 
Verfasser  eingeteilt  in  1.  cerebrale  oder  supranucleäre,  2.  biübäre 
oder  nukleare,  3.  peripherische  oder  subnukleäre  Formen. 


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Discissio  131 

Diplokokkus  (S  xoxxos  Fruchtkern)  zwei  nach  der 
Teilung  noch  zusanunenhaftende  Kokken  (Kugelbakterien).  Häufig 
sind  sie  wie  der  Diplokokkus  pnenmoiLiae  [Fsi£DLlin)ER  und 
Frobenius,  A.  Fränkel]  von  einer  Kapsel  umgeben  (sog. 
Kapselkokken),  die  sich  durch  ihre  geringe  Färbbarkeit  von  den 
Pilzzellen  abhebt.    D.  der  Gonorrhoe  vd.  Gonokokkus. 

cf.  Gonokokkntj,  Pnenmokokkus,  Pneamoniekokkus. 

Diplophonie  (17  cpoyvri  Stimme)  i.  q.  Diphthongie. 

]>iplopia  (17  (o\p  Sehen)  das  Doppelt  sehen  der  Ob- 
jekte. Man  unterscheidet  gleichnamige  D.,  bei  welcher  das 
Scheinbild  auf  der  Seite  des  gelähmten  Auges  (bei  Strabismus 
convergens)  und  gekreuzte  D.,  bei  welcher  das  Scheinbild  auf 
der  Seite  des  nicht  gelähmten  Auges  (bei  Strabismus  divergens) 
steht. 

D.  binocnlaris  {hini  oculi)  D.  infolge  von  Divergenz  der 
Sehaxen. 

D.  monoeularis  die  Folge  von  Unregelmässigkeiten  in  der 
Cornea  oder  liose  im  Verein  mit  ungenauer  optischer  Ein- 
steUung  des  Auges  auf  einen  fixirten  Punkt  [Stellwag]. 

cf.  Strabismus. 

]>iprosopie  {öig  zweimal,  t6  jtQ6oco:n[ov  Gesicht) 
Doppelgesicht,  Doppelmissbildung,  welche  bloss  das  Gesicht 
oder  auch  einen  Teil  des  Kopfes  betrifft. 

(D.  diophthalmus,  triophthalmus,  tetrophthalmus 
—  triötus,  tetrötus  —  nach  der  Zahl  der  Augen  und  Ohren). 

cf.  Dicephalus,  Syncephalus,  Monstrum. 

]>i{iso]na]iie  (17  Siy^a  Durst,  17  f^avia  Baserei)  an- 
fallsweise Trunksucht,  periodischer  Saufraptus,  gewöhnüch 
schon  eine  Folge  vorausgegangener  Exzesse  in  Baccho  und  häufig 
in  einem  Anfalle  von  Raserei  (Delirium  tremens)  endigend. 

]>ipyipis  (17  jivyij  Steiss,  v.  jivxvog  fest)  „  Doppel - 
steiss"  —  Doppelmissbildung  mit  einfachem  Kopf  und  ver- 
doppeltem Hinterkörper. 

Je  nach  der  Anzahl  der  Arme  unterscheidet  man  D.  di-  und 
tetrabrachius. 

cf.  Monstrum. 

Discissio  (ßi-scindere  zerschneiden)  die  Zerschnei- 
dung. 

D.  s.  Dilaeeratio  eataraetae  Zerschneidung  oder  Zerreissung 
der  Kapsel  eines  (weichen  Total-)Stares  mit  der  Stamadel,  um  die 
Aufsaugimg  des  flüssigen  Magma  zu  ermöglichen  [Stellwag]. 

cf.  Keratonyxis. 

9* 


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132  DiBlocatio 

Dislocatio  (locus)  abnorme  Verschiebung,  Lage  Ver- 
änderung. 

cf.  Dystopie. 

Disposition  {dis-pomre   auseinandersetzen)   in  der 

Pathologie  vielfach  gebraucht  und  missbraucht  für  Empfänglich- 
keit, Neigung  zu  gewissen  Krankheiten.  Man  unterscheidet  eine 
örtliche,  d.  h.  durch  den  Aufenthaltsort,  eine  zeitliche,  d.  h. 
durch  die  Jahreszeit  oder  die  Entwicklungszeit  der  Bakterien,  und 
eine  individuelle,  d.  h.  durch  die  Eigenart  des  Individuums 
(Anlage,  Habitus,  geringe  Eesistenz  seiner  Zellen)  bedingte  Dis- 
position. 

cf.  Diathesis. 

]>is8iiiiulation  dat)  Verstellung  in  der  Eichtung,  dass 
ein  bestehender  Krankheitszustand  verheimlicht  wird,  kommt  ins- 
besondere bei  Eisenbahnbediensteten  vor,  welche  ihre  Farbenblind- 
heit zu  verbergen  suchen. 

]>isticliiasis  (dig,  6  oxixog  Beihe)  Zwei  wuchs,  Her- 
vorwachsen einer  überzähligen,  gegen  den  Bulbus  gerichteten 
Cilienreihe. 

cf.  Trichiasis,  Tylosis,  Tristichiasis. 

]>i8tonia  (dig,  To  oTOfia  Mund)  oder  Distomum  Parasit 
aus  der  Ordnimg  der  Saugwürmer,  mit  zwei  Saugnäpfen. 

Als  zufällig  auf  den  Menschen  übertragen  sind  mehrere 
Arten  in  verschiedenen  Organen  (besonders  der  Leberegel  des 
Schafes,  D.  hepaticum,  in  den  Gallengängen)  gefunden  worden. 
Als  menschlicher  Parasit  ist  nur  anzusehen: 

\K  liaoinatobiam  [Bilhabz]  12—19  mm  lang,  in  heissen 
Ländern  (Ägypten,  Kap)  ein  häufiger  Parasit  der  Hamorgane, 
Ursache  von  Pyeütis,  Hydronephrose  etc. 

cf.  Strongylus  gigas,  Bilharzia. 

]>istorsio  (dis-torqueo  verdrehen)  Verstauchung, 
Umknickung,  eine  den  Gelenken  eigentümliche  Art  der  Ver- 
letzimg, im  wesentlichen  in  gewaltsamer  übermässiger  Zerrung 
und  auch  teilweiser  Zerreissung  von  Gelenkkapselbändem  mit 
Austritt  von  etwas  Blut  in  das  Gelenk  und  die  angrenzenden 
Gewebe. 

cf.  Luxatio. 

Distractio  (dis-trahere  auseinanderziehen)  eine  in 
Extension  mit  Kontraextension  bestehende  Behandlungsmethode 
gewisser  Gelenkkrankheiten  und  Knochenfrakturen. 

DinrSsis  (17  öi'OVQrjmg  V.  Si-ovQsofiai  auf  den  Harn 
wirken  [Hippokrates])  die  Harnsekretion. 

Diuretiea  {sc.  remedia)  harntreibende  Mittel. 


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Dolor  133 

DiTerticalum  (eig.  Devert.  v.  de-verto  wegwenden) 
die  Ausbuchtung,  Ausstülpung.  —  Von  klinischer  Wich- 
tigkeit sind  die  D-a  oesophagi,  urethrae  und  vesicae, 
letztere  auch  ,,Blasei^^llen"  genannt,  Schleimhautausstülpungen 
zwischen  den  Muskelzügen  des  Detrusor  hindiurh  darstellend.  — 
Je  nachdem  die  Divertikel  durch  einen  die  Wand  vorstülpenden 
Druck  von  innen,  oder  durch  einen  von  aussen  auf  die  Wand 
wirkenden  Zug  entstehen,  spricht  man  von  Pulsions-  oder 
Traktions-Divertikeln. 

DiTulsio((2tre//erezerreiBBen)gewalt8ameSprengung, 
Zerreissung,  z.  B.  von  Strikturen  etc. 
cf.  Dilatatio,  Ruptnr. 

Dochmins  (Söximog  krumm)  i.  q.  Anchylostomum  duo- 
denale. 

Doifft  k  ressort  [franz,  „federnder  Finger")  plötz- 
liches Einschnappen  eines  Fingers  bei  einem  gewissen  Grad  der 
Streckung  oder  Beugung  (wahrscheinlich  meist  durch  Missgestaltung 
der  Gelenkflächen  bedingt)   [König]. 

Doläbra  {lat.  Brechaxt,  v.  dolare  behauen,  bear- 
beiten, dolor)  vd.  Fascia. 

Doliehocephalns  {doXixog  lang,  17  xe(faXri  Kopf) 
Langkopf,  querverengter  Schädel,  hingegen  mit  Verlängerung 
des  Durchmessers  vom  gewölbtesten  Teil  des  Stirnbeins  bis  zur 
Hinterhauptswölbung.  Diese  Schädelbüdung  resultirt  aus  der  zu 
schnellen  Verknöcherung  der  longitudinalen  Nähte,  bedingt  aber 
keine  Geistesschwäche,  wenn  die  Verlängerung  der  nicht  ver- 
kürzten Durchmesser  eine  wirklich  kompensatorische,  nicht  bloss 
eine  relative  ist. 

Unterarten  der  Dolichocephalie  sind: 

Dolichoeephalus  siinplex  D.  durch  Synostose  der  Pfeilnaht. 

Klinoeephalus  (s.  d.)  Sattelkopf,  durch  Synostose  der 
Sphenoparietalnaht,  wodurch  eine  sattelfönnige  Einschnürung  des 
Schädels  entsteht. 

Leptoeephalus  (s.  d.)  Schmalkopf,  durch  Synostose  der 
Stirn-  imd  Sphenoparietalnaht  (Dolicholeptocephalus). 

Sphenoeephalus   (s.   d.)   Keil  köpf,    durch    Synostose   der 
Pfeilnaht  mit  Erhebung  der  vorderen  Fontanellengegend, 
cf.  Brachyoephalos,  Craniostosls,  Mikrocephalns. 

]>olor  Schmerz,  ein  Gemeingefühl,  das  in  zu  grosser 
Intensität  (Quantität)  der  Beize  oder  in  abnorm  gesteigerter  Er- 
regbarkeit der  Empfindungsapparate  begründet  ist  [Erb]. 

Dolores  osteoeopi  (r6  ooxeov  Knochen,  xomco  schlagen) 
eine  besondere,  nämlich  durch  syphilitische  Affektionen  des 
Periosts  (besonders    des   Schädels   und  der   Schienbeine)   hervor- 


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134  DothienenteritiB 

gerufene  Art  von  Ejiochenschmerzen^  welche  auch,  da  sie  besonders 
bei  Nacht  aufzutreten  oder  doch  zu  exazerbiren  pflegen,  als  D. 
nocturni  und  wegen  der  Art  der  Empfindung  als  bohrende, 
D.  terebrantes  {terebra  der  Bohrer,  teres  rund),  bezeichnet 
werden. 

cf.  Tophus. 

Durch  einen  physiologischen  VorgSig  hervorgerufen   sind  die 

Dolores  ad  partum  Geburtswehen  (praesagientes 
vorhersagende,  praeparantes  vorbereitende  Wehen,  con- 
quassantes  Schüttelwehen,  ad  secundinas  [secundinä] 
Wehen  zur  Austreibung  der  Nachgeburt,  post  partum  Nach- 
wehen). 

cf.  Hyperästhesie,  Dyästhesie,  Neuralgie. 

Dothienenteritis  (o  öo^ii^v  Blutgeschwür  [furun^ 
ctUus],  x6  svxsQov  Darm)  kaum  mehr  gebräuchHch  für  Typhus 
abdominalis. 

Dracontiasis  [Galen]  {ÖQdxcov  v.  Segxofivt  blicken, 
ÖQOLxog  Auge)  die  durch  den  Medine-Wurm  (Dracunculus  medi- 
nensis  s.  d.)  erzeugte  Hautaifektion. 

Dracunculus  (Dem.  v.  draco  Schlange)  s.  Gordns  s. 
Filaria  medinensis  vd.  Filaria. 

Drainage  {engl,  drain  Entwässerung;  in  Deutschland 
meist  als  französisches  Wort  ausgesprochen)  die  Drainirung, 
das  Einlegen  von  silbernen  oder  Kautschuk-Bohrchen  mit  kleinen 
seitlichen  Öffnimgen  in  tiefliegende  Abszesshöhlen,  die  eine  aus- 
gedehnte Eröffnung  nicht  gestatten,  zur  Ermöglichung  freien 
Eiterabflusses. 

cf.  Tubage. 

]>rastica  (dgaorixös  kräftig  wirkend,  v.  ögaco  thun) 
vd.  Kathartica  drastica. 

Dnodenitis  {duodenum  v.  duodecim  weil  dieses  Darm* 
stück  die  ungefähre  Länge  von  12  Querfingern  haben 
sollte)  Entzündung  des  Zwölffingerdarms  vd.  Enteritis. 

]>nrhäniato]ii  (Dura  harte  Hirnhaut,  t6  atfjia  Blut) 
i.  q.  Pachymeningitis  haemorrhagica  interna. 

Dynamometer  (17  dvvafjug  Kraft,  t6  jliStqov  Mass) 
ein  zur  Messung  der  Kraft  einzelner  Muskelgruppen  dienendes 
Instrument. 

Dysästhesie  (Sva  =  miss  [vd.  die  sprachliche  Ein- 
führung], 17  aio^rjaig  Empfindung)  nennt  Charcot  eine 
Eigentümlichkeit  der  Empfindung  (bei  Bückenmarkssklerose), 
darin  bestehend,  dass  die  verschiedensten  Hautreize  eine  schmerz- 


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Dysenterie  135 

hafte,    fibrirende,    das    ganze    Glied    durchlaufende    Empfindung 
hervorrufen. 

cf.  Hyperästhesie,  Parästhesie,  Dolor, 

]>ysakii8is  {axovco  hören)  die  unangenehme  Empfindung 
von  Tönen,  die  nicht  abnorm  laut  sind,  bei  cerebralen,  funktionellen 
u.  organischen  Erkrankungen  beobachtet. 

cf.  Anakusis,  Hvperaknsis. 

Dysanaijrnosie  [Nieden]  {ävayiyvcboxci)  wiedj^r  ^erken- 
nen,  lesen)  Unfähigkeit  zu  lesen  i.  q.  Dyslexie. 

]>ysarthrie  vd.  Anarthrie. 

Dysarthrosis  i.  q.  Luxatio  congenita. 

Dyschezia  (;r«Co>  die  Wotdurft  verrichten)  Bezeich- 
nung für  die  schmeraäiafte  Defäkation  bei  Prolapsus  ovarii. 

]>ysc]iromasie,  ]>ychromatopsie  {ßvg,   xo  xQw,ua 
Tarbe,  ^  (o^^  Auge)  die  Farbenblindheit 
cf.  Dalton Ismus. 

]>y8chroiiiien  vd.  Chromodermatosen. 

Dysekoia  i.  q.  Baryekoia. 

Dysenterie  [nach  Heubner,  ZH]  (gi-.  H.  Hippokrates 
V.  dvg  und  to  evtsgov  Darm)  Difficultas  intestinorum, 
Huhr.  Charakteristisch  sind  blutig-schleimige,  mit  starkem 
Tenesmus  verbundene  Ausleerungen.  Der  Prozess  besteht  in  einer 
die  Schleimhaut  und  Submucosa,  in  schweren  Fällen  auch  die 
übrigen  Häute  des  Dickdarms,  und  zum  Teil  des  Dünndarms  er- 
greifenden Entzündung. 

D.  sporadiea  {ojioQaöixog  vereinzelt,  ojtogdg,  ojzeiQco)  nicht 
kontagiöse  Lokalaffektion  des  Dickdarms,  durch  verschiedene, 
den  Darm  stark  reizende  Schädlichkeiten  bedingt. 

D.  epidemica  durch  direkte  Kontagion,  wahrscheinlich  auch 
durch  Vermittlung  des  Trinkwassers  sich  verbreitende,  besonders 
in  heissen  Spätsommem  epidemisch  vorkommende  spezifische  Form, 
von  der  vorigen  nur  ätiologisch,  nicht  anatomisch  verschieden.  — 
Je  nach  der  Intensität  der  Entzündimg  unterscheidet  man: 

D.  catarrhalis  die  serös-eiterige  Form.  Die  geschwellten 
Follikel  sind  von  einem  roten  Hof  umgeben,  die  Submucosa  ver- 
dickt, die  Zwischenräume  zwischen  den  Drüsen  enthalten  reich- 
liche Eiterzellen. 

Ein  weiteres  Stadium,  bis  zu  dem  nur  die  schweren  Fälle 
gelangen,  ist  die  eiterige  Schmelzung  und  Verlust  der  Schleim- 
haut samt  den  Follikeln  bis  zur  Submucosa. 

D.  diphtherica  s.  gangraenosa  brandige  oder  putride 
Kuhr  der  Alten,  wobei  die  ganze  Schleimhaut  unter  Einlagerung 
eines  entzündlichen  faserstoffigen  Exsudats  in  eine  körnige, 
strukturlose,  nekrosirende,  mit  extravasirtein  Blut  untermischte 
Masse  verwandelt  wird. 


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136  Dyshidrosis 

Der  häufigste  Befund  ist  die  Verbindung  der  diphtherischen 
mit  der  katarrnalischen  Ruhr:  groschen-  bis  thalergrosse  Stücke 
der  Schleimhaut  des  Coec.um,  Eectüm  und  der  Flexuren  ver- 
wandeki  sich  in  schwarzgelbe  Schorfe  oder  in  Detritus  und  werden 
abgestossen. 

D.  chronica  hat  ihren  Grund  in  dem  längeren  Bestehen 
einzelner  Geschwüre  mit  fistulösen  Bildxmgen  in  der  Submucosa 
und  verursacht  gewöhnlich  hochgradige  Abmagerung  und  Anämie. 

Seltener  bei  uns  als  m  den  Tropen  kommen  als  wesentliche 
Komplikationen  folgende  Formen  vor: 

D.  hepatiea  D.  mit  entzündlicher  Erkrankung  und  Absze- 
dirung  in  der  Leber  (c/.  Hepatitis  suppurativa),  deren  näherer  Zu- 
sammenhang noch  nicht  klar  gelegt  ist. 

D.  seorbutiea  D.  mit  vorwiegend  hämorrhagischer  Exsuda- 
tion, rein  blutigen  Stühlen,  blutigem  Erbrechen,  zahlreichen 
Petechien  und  Blutblasen  auf  der  Haut,  die  sich  in  Geschwüre 
verwandeln,  und  mit  der  charakteristischen  skorbutischen  Mund- 
affektion. 

Dyshidrosis  {dvg,  idgcoaig  v.  iSgow)  [Fox]  i.  qu.  Cheiro- 
pompholyx. 

]>ysli:rasie  (n  >cgäoig  Mischung,  v.  xegdwi^iui). 

a)  Im  engeren  Sinn:  Blutmischungskrankheit,  mehr  oder 
weniger  andauernde  Anomalie  der  Konstitution,  bei  welcher  eine 
veränderte  Zusammensetzung  der  Blut-  und  Säftemasse  nachge- 
wiesen oder  angenommen  ist. 

b)  Im  weiteren  Sinn:  jede  allgemeine  (konstitutionelle) 
oder  auch  Lokalerkrankung,  bei  welcher  der  ganze  Organismus  in 
andauernde  Mitleidenschaft  gezogen  ist. 

cf.  Diathese. 

Dyslalia  (17  XdXri  Reden)  diejenige  Form  des  Stammeins 
(Anarthria  Hteralis),  die  ihren  Grund  hat  entweder  in  mangelhaf- 
ter Übimg  oder  in  Fehlem  der  äusseren  Artikulationswerkzeuge. 

cf .  Mogilalle. 

]>yslexie  (17  Xe^ig  v.  Xsyo)  sagen,  lesen)  die  Lesescheu, 
Lesexmfähigkeit,  die  sofort  beim  Versuch  zu  lesen  eintritt  und 
binnen  kurzem  absolut  wird,  ein  zerebrales  Symptom,  welches  auf 
einen  Erkrankungsherd  in  dem  linken  oberen,  bezw.  unteren 
Parietalwulst,  also  in  der  Nähe  der  3.  linken  [BROCA'schen]  Stim- 
windung  hinweist  [Berlin]  .  Öfters  verbunden  mit  hemiplegischen 
Erscheinungen  in  der  rechten  Körperhälfte,  Hemianopsie,  Aphasie. 

cf.  Aphasie. 

Dyslos^ie  (o  koyog  Vernunft)  Stönmg  der  Gedanken- 
bildung, die  sich  als  Dysphrasie  äussert. 

Dysmenorrhoea  [nach  Graily  und  Hewitt]  {pl  fifjvsg, 
menses    das    „Monatliche**,   gico  fliessen]   Beschwerden 


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Dyspepsia  137 

beim  Monatsflusti,  ein  Symptom,  das  in  kolikartigen,  vom 
Kienz  in  den  Schoss  mid  die  Schenkel  ausstrahlenden,  in  Zusam- 
W  meDhang  mit  der  Periode  auftretenden  Schmerzen  besteht  Jeder 
konstitationelle  oder  lokale  Einfluss,  welcher  die  Struktur  der 
Utemswand,  die  Orarien,  das  benachbarte  Zellgewebe  oder  die 
Serosa  so  affizirt,  dass  die  diese  Teile  versorgenden  Nerven  ab- 
norm gereizt  werden,  kann  im  ersten  (Kongestions-) Stadium,  und 
.  alles,  was  den  Blutabfluss  vom  Uterus  stört,  kann  im  zweiten 
"^     Stadium  Veranlassung  dazu  geben. 

^  D.  eonirestiva  bei  welcher  durch  irgend  einen  schädlichen 

Q     Einfluss  (Pletiiora,    Erkältung,  Gemütsbewegungen,  fibröse   Ge- 
^     schwülste,   Lageveränderungen   des   Uterus)  die  Kongestion  über 
*     das  physiologische  Mass  hinaus  gesteigert  wird. 
M  D.  inflamnatorfa  diejenige  Form,   welcher  ein  entzündlicher 

g     Reizznstand  der  Schleimhaut   oder   des   Parenchyms   der   Gebär- 
mutter  oder  der  Ovarien  (ovarielle  D.)  oder  nach  Schultze  — 
^     eine  Parametritis  posterior  zu  Grunde  liegt. 
Q)  D.  memforanacea  s.  Deefdua  inenstriialis  s.  Endometritis 

U     dissecans  s.  exfoliativa  D.   wobei   der  Schmerz  erst  mit  dem 
p^j     Abgang  einer  Membran,  der  sich  ablösenden  oberflächlichen  Schichte 
der  Uterusschleimhaut,   endigt,    welche    für   diese  Form   der   D. 
pathognostisch  ist. 

cf.  Endometritis  polyposa. 

D.  nenral^lea  (nervosa)  eine  Form,  welcher  wahrscheinlich 
keine  organische  Veränderung,  sondern  ein  eigentümlicher  Nerven- 
znstand  zu  Grunde  liegt,  der  sich  dadurch  kund  gibt,  dass  er 
unter  dem  Einfluss  der  menstrualen  Kongestion  Schmerz  veranlasst 
(Diagnose  durch  Ausschliessung). 

V.  ofostruetiva  durch  behinderten  Austritt  des  ergossenen 
Blutes  aus  dem  Cavum  uteri  oder  der  Scheide  bedingte  D.  (ins- 
besondere durch  Knickung  und  Stenose  des  Uterus,  resp.  Cervix). 

Dysmorphophobie  [Morselu]  {dvg,  i;  //o^tjri;  Gestalt— 
also  Missgestalt,  6  (pößog  Furcht)  eine  rudimentäre  Form 
der  Paranoia  (s.  d.) ,  bei  welcher  die  Patienten  von  der  Furcht, 
körperlich  entstellt  zu  werden,  beherrscht  werden. 

Dysmorphosteopalinklastes  (ro  dozeov  Knochen, 
Miv  wieder,  xkaco  zerbrechen)  ein  von  Bosch  u.  Österlen 
angegebenes  Instrument  zum  Wiederzerbrechen  der  mit  Difformität 
geheilten  Frakturen. 

Bysparennia  (Ttagswog  Gatte,  Gattin,  eim}  Lager) 
[Barnes]  die  Schmerzen  beim  Koitus,  die  bei  den  meisten 
Sexualkrankheiten  der  Frauen  auftreten. 

Dyspepsia   (jistztco  oder  jisooq}  erweichen,  verdauen) 

alle  Störungen  im  Chemismus  der  Verdauung,  ein  Symptomen- 
komplex, der  den  verschiedensten  Erkrankungen  des  Magens  als 
Ausdruck    der  gestörten  Fimktion   der  Verdauung  gemeinsam  zu- 


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1 38  Dysphagia 

tommt.  Kein  funktionelle  D.  ohne  pathologisch-anatomische  Ver- 
änderungen der  Magenschleimhaut  kann  —  nach.LEUBE  —  nicht 
angenommen  werden. 

Je  nach  dem  Auftreten  oder  den  Ausseiimgen  kann  man  eine 
D.  acuta,  chronica,  flatulenta,  acida  (Aufstossen  von 
Essig-  oder  Buttersäure  als  abnormen  Gärungsprodukten  bei  Magen- 
katarrh) etc.  unterscheiden  . [Leube  in  ZH].  Unter  Dyspepsia 
acida  versteht  man  neuerlichst  Störungen  der  Magenverdauung, 
welche  nicht  bloss  auf  der  Ansammlung  abnormer,  durch  Gänmg 
bedingter  (orgMiischer)  Säuren,  unter  denen  die  Milchsäure  die 
Hauptrolle  spielt,  beruhen,  sondern  auf  übeimässiger  Ausscheidimg 
von  Salzsäure  (Peracidität  s.  d.). 

Als  Ursachen  der  Dyspepsie  sind  zu  nennen:  Anomalien  der 
Drüsensekretion,  der  Resorption,  Insuffizienz  der  austreibenden 
Kräfte,  namentlich  die  durch  Funktionsschwäche  der  Muscularis 
des  Magens  oder  durch  Stenosen  am  Pylorus  (Carcinom,  Ulcus 
ventriculi)  bedingten  Gastrektasien  und  nervöse  Stöiimgen  (D.  ner- 
vosa .  Sekundär  treten  Dyspepsien  zu  AUgemeineärankungen, 
besonders  Nieren-  und  Herzleiden  hinzu. 

cf.  Indigestion,  Pyrosis. 

]>y«iplias:ia  {(paysTv  essen)  erschwertes  oder  ganz  unmög- 
liches Schlucken,   in  entweder  mechanisch   oder  nervös  oder  ent- 
zündlich behinderter  Funktion  des  Oesophagus  begründet. 
Gebräuchlich  sind  folgende  nähere  Bezeichnungen: 
D.  inflaiftiiiiatorhi  D:- infolge  von  Oesophagitis. 

D.  lusoria  eine  zweifelhafte  Form,  welche  von  Kompression 
-des  Oesophagus  durch  die  Art.  subclavia  dextra  herrühren  soll, 
wenn  diese  (durch  ein  Ludus  naturae)  hinter  der  Art.  subclav.  sin. 
aus  der  Aorta  entspringt  imd  sich  vor  oder  hinter  dem  Oesophagus 
nach  rechts  schlägt.  Wenn  überhaupt,  so  würde  wohl  nur  eine 
Äueurysmatische  Erweitenmg  dieses  Gefässes  zur  D.  führen.  Wohl 
xiber  ist  es  möglich,  dass  durch  den  Sclüingakt  Kompression  des 
Gefässes  und  dadurch  Herzklopfen  und  Beängstigung  hervorgerufen 
werden  kann  [Ziemssen  und  Zenker  ZH]. 

D.  spastica  s.  Oesopha^ismus  D.  infolge  Krampfes  der 
Oesophagusmuskulatiu-,  z.  B.  bei  Hysterie,  Hydrophobie,  Krank- 
heiten des  Gehirns  und  oberen  Rückenmarkes,  oder  ohne  nach- 
weisbare Ursache. 

D.  paralytiea  D.  durch  Oesophaguslähmung  meist  im  Ge- 
folge von  zentralen  Erkrankungen. 

]>y8pliasia  («7  (pdotg  Bede,  (pinni)  Störung  der  Diktion 
ohne  gestörte  Gedankenbildung,  also  nur  des  Vermögens,  die 
Wörter  als  sinnliche  Zeichen  nüt  den  Vorstellungen  zu  verbinden, 
grammatisch  zu  formen  imd  syntaktisch  zu  gliedern,  um  der  Ge- 
dankenbewegung*  ihren  Ausdruck  zu  geben. 

cf.  Dysphrasie,  Lalopathie,  Logoneorose. 


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Dystokie  139 

]>yspho]iie  (j?  q^mvri  stimme)  zuBaminenfassender  Aus- 
druck für  Störungen  der  Stimme  der  verschiedensten  Art. 
Der  höchste  Grad  ist  Stimmlosigkeit  (vd.  Aphonie). 

]>ysp]iorie  {bvg  u.  q)SQ(Oy  (pogeco  tragen)  das  Übelbefinden. 

Hysphrasie   (»5  (pgdaig  Beden,    v.  (pgaCo))    dyslogische, 
d.  i.  durch  gestöi*te  Intelligenz  verursachte  Sprachstörung, 
cf.  Dysphasie. 

]>y8phreiiie  (v  <PQvy  (poevog  Geist)  ein  zm-  Bezeichnung 
der  sympathischen  Seelenstörungen  (konkomitirende, 
vikariirende,  postsekutive  D.  [Kahlbaüm],  Dysphrenia 
neuralgica  [Schule])  vorgeschlagener  Ausdruck. 

I> y spnoe  (v  Svojivoia  v.  jiveco)  Kurzatmigkeit,  richtiger 
Schweratmigkeit,  Atmen  mit  vermehrter  Muskelanstrengung, 
als  direkte  Folge  von  Raumbeengung  oder  pathologischen  Ver- 
änderungen der  Respirations-  oder  Zirkulationsorgane  —  also  ein 
weiterer  Begriff  als  Asthma  (s.  d.).  Ihre  nächste  Ursache  ist  der 
Mangel  freien  Sauerstoffes  für  das  nervöse  Atmungszentrum  (Me- 
dulla  oblongata),  wozu  gewöhnlich  auch  eine  Vermehrung  der 
Kohlensäure  im  Blute  kommt,  welche  in  gleicher  Weise  wie  der 
Sauerstoffmangel  direkt  erregend  auf  das  Atmungszentrum  wirkt 
imd  Atemnot  erzeugt. 

D-a  inspiratoria  eine  spezielle  Form  der  D.,  wobei  die  In- 
spiration gegenüber  der  meist  leicht  von  statten  gehenden  Exspi- 
ration gehindert  ist,  und  welche  bei  Stenose  der  grossen  Luftwege 
<Krup,  Glottiskrampf  und  Lähmung  der  Glottiserweiterer)  vor- 
konmit. 

D.  exspiratoria  diejenigen  Formen,  bei  welchen  vorwiegend 
die  Exspiration  gegenüber  der  Inspiration  erschwert  ist,  wie  bei 
Emphysem,  Asthma,  chronischer  Bronchitis  [nach  Riegel  in  ZK], 

Diabetische  Terminal-D.  die  mit  den  chemischen  Stö- 
rungen im  organischen  Haushalt  in  Verbindung  stehende,  von 
einer  direkten  Erregung  der  Atmungszentren  ausgehende  tiefe  und 
frequente  Inspiration  im  Endstadium  des  Diabetes,  vielleicht  ab- 
hängig von  Acetonämie  (s.  d.). 

]>ystaxia  a^itaiis  s.  Pseudoparalysis  agitans  [San- 
ders] (ungriechische  spra<;hliche  Neubildungen)  ein  durch  Rei- 
zimgszustände  des  Rückenmarks  hervorgerufener  Tremor. 

Dysthymie  (o  '&vfi6g  Gemüt  =  fumus  v.  ^vo)  fache 
an,  räuchere,  brause)  anhaltender  deprimirter  Ge- 
mütszustand, welcher  sich  dadurch  von  der  gewöhnhchen  Me- 
lanchoUe  unterscheidet,  dass  er  nicht  nach  einiger  Zeit  in  andere 
Formen  von  Psychosen  (Manie)  übergeht,  sondern  sich  gleich  bleibt 
oder  in  Heilung  oder  späteren  Schwachsinn  übergeht. 

Dystokie  (ij  Svaroxia  V.  tUtcd  gebären)  schwere  Gteburt. 


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140  Dystopie 

]>ystopie  (6  röjiog  Ort)  angeborene  oder  stabil  gewordene 
falsche  Lage  von  Organen, 
cf,  Dislocatio. 

Dystrophia  muscnlaris  proeressiva  (Tpe(pco 
nähren)  wörtlich:  Störung  der  Emährungsverhältnisse  des  Mus- 
kels. Unter  dieser  Bezeichnung  fasst  Erb  die  myopathischen  For- 
men der  progressiven  Muskelatrophie  zusammen,  für  welche  der 
Ausdruck  „Atrophie"  nicht  ganz  zutrifft,  da  letztere  neben  Hyper- 
trophie und  Pseudohypertrophie  vorkonmit. 

cf.  Atrophia  mnsculorum,  Pseudohypertrophie. 

]>ysaria  (17  Sva-ovQta  v.  ovgsco  harnen)  allgemeine  Be- 
zeichnung für  erschwertes  oder  mit  Schmerzen  verbundenes  Har- 
nen, das  sich  am  ausgesprochensten  bei  Erkrankungen  des  Blasen- 
halses und  der  Prostata  findet. 

D.  spastiea  D.  als  Symptom  von  Cystospasmus. 

cf.  Cystoplegie,   Cystospasmus,  Enuresis,  Ichurie,  Strangurie,    Te- 
nesmus. 

£brietas  (lat  eh^-ius  üppig,  trunken)  die  Trunken- 
heit. 

cf.  Alkoholismns  acutus  levior,  Crapnla. 

Xiburneatio  (ebur  Elfenbein)  vd.  Ostitis  ossificans. 

liChinokokkas  (6  ixTvog  Igel,  6  xoxxoc  Kern  —  der 
Name  deutet  die  Form  der  mit  einem  stacheligen 
Hakenkranz  besetzten  Scolices  [ope(oXri$  Wurm]  an)  der 
Hülsenwurm,  ist  der  Finnenzustand  der  Taenia  Echino- 
kokkus, einer  winzigen,  aus  Kopf  und  drei  Gliedern  bestehenden,, 
nur  4  mm  langen  Bandwurmai*t  des  Hundes,  aus  deren  Eiern  sich 
beim  Menschen  im  Ubertragungsfall  (durch  Verschlucken)  die 
Echinokokken  in  den  verschiedensten  Organen,  am  häufigsten  in 
der  Leber,  entwickeln.  Der  E.,  ursprünglich  also  ein  eingewan- 
derter Skolex,  besteht  aus  einer  rundlichen  Blase  von  Stecknadel- 
bis  Kindskopf  grosse,  von  deren  Innenfläche  sich  erst  Verdickungen^ 
aus  diesen  Hohlräume  (Brutkapseln)  bilden,  in  welchen  die 
Scolices  als  kugelförmige  Zapfen  entstehen,  welche  durch  Ab- 
schnürung selbständig  werden.  Von  der  primären  Blase  aus  ent- 
wickeln sich  gewöhnlich  sog.  „Tochterblasen",  die  beim  Menschen 
meist  nach  innen  wachsen  (E.  hydatidosus)  (hydaltis,  vSazig^ 
-idog  Wasserfarben)  und  später  in  grosser  Zahl  frei  in  der 
Flüssigkeit  schwimmen;  bei  'Heren  erfolgt  das  Wachstum  nach 
aussen  (E.  granulosis  [granum  Korn]  s.  veterinorum). 

E.  maltiloeularis  (locus  Baum,  loculus  Kapsel)  eine  eigen- 
tümliche Entwicklungsform  des  E.,  einen  steinharten  Tumor  bil- 
dend, der  die  Stelle  eines  mehr  oder  weniger  grossen  Leber- 
abschnittes einnimmt  und  aus  einem  äusserst  festen  fibrösen 
Bindegewebe  besteht,   welches   von  unzähligen  kleinen,    vielfach 


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Eklampsia  141 

kommunizirenden,  mit  Gallertmasse  angefüllten  Hohlräimien  durch- 
setzt ist ;  da  die  Scolices  nur  selten  darin  zu  finden  sind,  hat  man 
die  Affektion  früher  oft  mit  Gallertkrebs  zusammengeworfen,  lun 
m  mehr  als  ein  jauchiger  2^rfall  im  Innern  der  Greschwulst  nicht 
«elten  ist. 

cf.  Inyasion,  Organozoen. 

licholalie  (17  rj/co  Wiederhall,  1)  kdXtj  Beden)  eine 
Tonn  der  Aphasie,  wobei  die  Kranken  sich  zwar  nicht  direkt 
sprachlich  ausdrücken,  aber  Vorgesagtes  nachsprechen  können. 

£crafi»eiir  (ecraser,  zerquetschen)  Instrument  zur  ge- 
waltsamen, imblutigen  Durchquet<Krhimg  mittels  einer  in  einen 
Sdmürapparat  eingesetzten  Kette. 

cf.  Constricteur. 

£ffeininatio  (effeminare  zum  weibliehen  Wesen 
machen)  vd.  Homosexual. 

ljffleiira||:e  (franz.  fieur  =  fios)  vd.  Massage. 

liffloresEenE  {ex,  floreaco  v.  flos)  i.  q.  Exanthem,  doch 
vorzugsweise  dann  gebraucht,  wenn  man  von  einzelnen  Efflores- 
zenzen  spricht,  aus  denen  ein  Exanthem  besteht. 

£ke]ioiidro8i8  (ex,  6  xdvdgog  Knorpel)  Knorpelauswuch;« 
durch  partielle  Hyperplasie  des  B[norpels. 
cf.  Chondrom. 

fikeliyniosis  8.  likchymoma  (17  sxxvfAwaig  v.  6  yv- 
fiog  Saft,  ;teö>  giesse)  ausgedehntere  (thaler-  bis  flachhandgrosse) 
imregelmässige,  doch  deutlich  begrenzte  und  mehr  oder  weniger 
prominirende ,  durch  extravasirtes  Blut  hervorgerufene  rote  oder 
braunrote  Flecken  der  Haut,  Schleimhäute  etc. 

cf.  Pnrpura,  Saffusio,  Hämatom,  Sugillatio. 

likkoprotiea  (17  xongog  Kot)  vd.  Laxantia. 

liklampsia  {ex-kdfm<o  hervorleuchten,  plötzlich 
hervorbrechen)  nach  Ausscheidimg  derjenigen  sJlgemeinen 
Krämpfe  (für  die  der  Name  Konvulsionen  genügt),  welche  durch 
anatomische  Läsionen  des  Grehims  imd  Rücienmarks,  diu'ch  Anä- 
mie desselben ,  Urämie ,  Bleivergiftimg  und  durch  fieberhafte 
Krankheiten  bedingt  und  in  welchen  die  Konvulsionen  nur  Symp- 
tom eines  anderen  Grundleidens  sind,  bleiben  als  eigentliche  E. 
nur  diejenigen  epileptiformen,  mit  Aufhebung  des  Bewusstseins 
einhergehenden  Krämpfe  übrig,  welche  —  unabhängig  also  von 
bestimmten  Organerkrankungen  —  als  selbständiges  akutes  Leiden 
«ich  darstellen  und  bei  welchen  meist  auf  dem  Wege  der  Reflex - 
erregung  dieselben  Vorgänge  stattfinden,  wie  beim  epileptischen 
Anfall  (akute  Epilepsie,  ohne  Aura).  Nicht  ganz  korrekt  sind 
•daher  die  Bezeichnungen  E.  gravidarum  (bei  akuter  Nephritis) 
«nd  E.  uraemica,  epileptiforme  Anfälle  bei  Urämie. 

E.  infantum   z.  B.  dentitientium,  verminosa,  Fraisen, 


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142  EkUpsis 

Gefraisch,  Schauerchen,  Gichter  etc.  unterscheidet  sich  von  derE» 
Erwachsener  an  sich  gar  nicht,  sondern  nur  durch  die  grössere 
Häufigkeit  des  Vorkonamens  infolge  der  grösseren  Disposition  de» 
Kindesalters  zu  Reflexkrämpfen. 

Man  imterscheidet  eine  ohne  materielle  Veränderungen  indi- 
rekt vom  Nerven  ausgehende  E.  sympathica  s.  reflectoria 
und  eine  direkt  vom  Blute  herrührende  E.  haematogenes. 

E.partaricntinm,  chronische  an  epileptische  Anfälle 
erinnernde  Krämpfe  der  Gebärenden  oder  Schwangeren, 
mit  Zuckungen  der  Gesichtsmuskeln  (Kiefersperre)  beginnend,  die 
sich  auf  die  Oberextremitäten,  den  Rumpf  imd  die  Athmungs- 
muskeln  fortsetzen.  Dabei  besteht  hochgradige  Cyanose  und  Be- 
wusstlosigkeit.  Die  Anfälle  dauern  einige  ]\£nuten  und  wieder- 
holen sich  oft.  Die  E.  part.  ist  höchst  wahrscheinlich  ähnlich  wie 
die  Urämie  durch  Hamretention  bedingt,  doch  besteht  für  ge- 
wöhnlich keine  Nephritis  (trotz  des  Eiweisses  das  sich  im  Urin 
Eklamptischer  regelmässig  findet  und  durch  venöse  Stauung  zu  er- 
klären ist),  sondern  eine  Retention  durch  Druck  des  schwangeren 
Uterus  auf  die  Ureteren,  dessen  Kontraktionen  auf  dem  Wege  eines, 
vasomotorischen  Reflexes  die  Krämpfe  auslösen. 

Ciklipsis  (ixXsijio)  auslassen)  momentane  Bewusstlosigkeit» 

liklysis  (ixXvco  erschlaffen)  der  Jeichteste  Grad  des  Be^ 
wusstseinsverlustes. 

cf.  Obnnbilatio,  Lipothimie. 

likstase  i.  q.  Extase  (ex-oraoig)^ 

Ekstrophie  i.  q.  Ektropia. 

^Ektasie  (gr.  H.  v.  exrelvo»)  die  Ausdehnung,  Erwei- 
terung. 

cf.  Staphylom,  Conus,  Aneurysma,  Dilatatio. 

Ekthyma  [Hippokrates]  (gr.  H.  v.  ix-^vco  hervor- 
brechen, vom  Ausschlag)  eine  Anzahl  zerstreut  oder  in  Grup- 
pen stehender  phlyzazischer  Pusteln  als  Folge-  oder  Begleiterschei- 
nung anderer  Haut-  oder  allgemeiner  Erkrankimgen,  keine  Krankheit 
sui  generis. 

E.  antimonialc  (antimonium  Spiessglanz,  verderbt  aus 
dem  Arab.  al-ithmidum)*)  die  grossen  Pusteln,  welche  durch 
Einreibung  von  Pockensalbe  entstehen. 

E.  kaehektieornm  {xaxe^ia  von  xaxoyg  ex(o  sich  schlecht 
befinden,  xaxextixog  Adj,)  E.  bei  Individuen,  welche  durch  dürf- 
tige Verhältnisse  oder  andere  Veranlassungen  kachektisch  geworden 
sind,  auch  bei  Skorbutischen. 

*)  Nach  Kraus  soll  ein  französischer  Mönch  das  Wort  aus  anti 
und  moine  gebildet  haben,  weil  ihm  zwei  Mönche  an  Dosen  von 
Spiessglanz  starben,  welche  Banern,  Schmieden  etc.  gut  bekommen 
waren. 


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Ektropium  14li 

E.  syphilitieum   die   typische  Form  des  pustu lösen  Sy- 
philids (s.  d.),  E.-Pu8teln  mit  nicht  selten  blutig  gefärbtem  In- 
halt, welche  sich  in   oberflächliche   oder  tiefere   Geschwüre    (E. 
.superficiale  und  profundum)  verwandeln,  meist  der  späteren 
I         Periode  der  Syphilis  angehörig,   oder  schon  früher  bei  Kachek- 
!  tischeto  sith  entwickeliid. 

cf.  Rupia,  Impetigo. 

liktokardia  (ixtog  =  ^^m  adv,  heraus,  «7  xaodia  Hers),. 
s.  Ektopia  cordis  das  (vom  Brustbein  und  event.  von  den 
Rippen  tinbedeckte)  freiliegende  Herz. 

£ktopia  (o  Tojtog  Ort)  Versetzung  eines  ursprünglich 
inneren  Organes  an  die  Oberfläche,  gewöhnlich  als  angeborener 
Fehler,  z.  B.  E.  cordis,  lentis,  vesicae  und  besonders: 

E.  testis  ist  entweder  abdominalis,  d.  i.  der  Hode  unter 
der  Bauchhaut  gelegen,  oder  cruralis  unter  der  Haut  in  der 
Gegend  der  Schenkelhemien,  am  häufigsten  perinealis  „Danmi- 
hode",  wie  bei  manchen  Tieren. 

cf.  Kryptorchidie,  Ektokardia. 

liktrodaktylie  (o  Sdxtvkog  Finger)  Mangel  emes  oder 
mehrerer  Finger.  Gegensatz  —  Polydaktylie  —  viel  näufiger. 

liktromelie  (t6  fiiXog  Glied)  Missgebui-t,  bei  welcher 
eine  Gliedmasse  vollständig  oder  zum  grössten  Teile  fehlt. 

Ektropia  {xQi7t(o  wende),  auch  ISkstrophie  {otge^o} 

drehen)  oder  Eversio  Auswärtskehrung,  z.  B. 

E.  s.  prolapsus  s.  Eversio  resioae  arinariae  Bauch- 
blasenspalte,  Harnblasenspalte,  eine  angeborene  Miss- 
bildung,  wobei  die  Blase  durch  unvollständigen  Abschluss  der 
Allantois  vom  offen  bleibt,  ein  Defekt,  welcher  immer  mit  Offen- 
bleiben der  Schamfuge  und  Urethra  komphzirt  ist. 

cf.  Epispadie. 

E«  orifieii'aterini  (orifictum  [os]  TULündung)  Ausstülpung 
der  hypertrophischen  Zervikalschleimhaut  aus  dem  äusseren  Mutter- 
munde bei  chronischem  Cervixkatarrh. 

cf.  Ulcns  granulosum. 

liktropioniren  {vd,  Ektropium)  das  Umkippen  des  obe- 
ren Augenlids,  wobei  die  Conjimctiva  palp.  nach  vorn  gewendet 
und  dadurch  der  Besichtigung  sowie  therapeutischen  Eingriffen 
zugänglicher  wird. 

fiktropinnt  (ixtgömov,  ixTgi^tco)  kurzweg  für  E.  con- 
junctivae, Abhebung  der  inneren  lidlefze  vom  Bulbus  (leichte- 
ster Grad:  Eversio)  bis  zur  vollständigen  Auswärtskehrung  der 
Augenbindehaut,  am  häufigsten  am  unteren  Augenlid. 


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1 44  Ektropoesophag 

E.  (musculare)  paralyticum  infolge  Lähmung  des  Muse, 
orbicul.  im  Bereich  des  miteren  Lids;  Teilerscheinung  einer  Fa- 
cialislähmung  etc. 

E.  muscul.  senile  E.  infolge  seniler  Erschlaffung  des  Or- 
hikulannuskels. 

E.  acutum  s.  musculare  spasticum  E.  bei  entzündlichen 
mit  Blepharospasmus  begleiteten  Affektionen,  bei  denen  eine  starke 
Anschwellung  der  Bindehaut  vorhanden  ist.  welche  bei  gewalt- 
samem Öffnen  der  Lider  über  dem  E[norpelrand  hervorquillt  und 
deren  spontanem  Rückgang  sich  eine  heftige  Kontraktion  der  Or- 
bitalportion des  M.  orbicul.  entgegenstellt. 

Narben -E.  durch  Narbenkontraktion  der  Haut  in  der  Nähe 
der  Augenlider  bedingte  Form. 

E.  luxurians  s.  sarkomatosum  Hypertrophie  der  an- 
haltend der  Luft  ausgesetzten  ektropionirten  Konjunktiva  [Gräfe 
und  Sämisch], 

cf.  Lagophthalmns,  EDtropiam,  Tarsoraphie. 

!Ektropoe8opha||:  (o  olaotpdyog  Speiseröhre)  vd.  Oeso- 
phagotomia  externa. 

!Ektroti8c]i  (ex-rgcDtixog  V.  ix-mgcoaxco  abortiren)  nennt 
man  die  Methode,  das  Weiterwandem  von  Erysipel  etc.  durch 
Abgrenzung  der  entzündeten  Stelle  mit  Höllenstein,  Jodtinktur 
u.  dgl.  verhindern  zu  wollen. 

cf.  abortiv. 

likzema  (r6  ex^e/na  V.  ix-^€(o  aufkochen,  v.  C^cd  sie- 
den, eig.  „durch  Hitse  herausgetriebener  Ausschlag**) 
nässende  Flechte,  Salzfluss  (franz.  darttie  squameuse  hu- 
mide, teigne,  engl,  humid  tetter),  zuweilen  akut,  meist  chronisch 
auftretende,  stets  mit  heftigem  Jucken  verbundene  Hautkrankheit, 
die  sich  durch  Bildung  bald  von  haufenweise  stehenden  Knöt- 
chen und  Bläschen,  oder  durch  mehr  oder  weniger  stark  ge- 
rötete, mit  dünnen  Schuppen  bedeckte,  oder  nässende 
Stellen  auszeichnet,  oder  bei  welchen  sich  in  Verbindung  mit  den 
eben  beschriebenen  Symptomen  noch  ausserdem  teils  gelbe  gummi- 
artige,  teils  grüne  oder  oraune  Borken  entwickeln. 

Man  unterscheidet: 

1.  E.  erythematosum  {egv^rifjia)  charakterisirt  sich  durch  eine 
diffuse  oder  punktförmige  Eötimg  und  Schwellung  der  Haut,  die 
sich  entweder  unter  Abschuppung  zurückbildet  oder  den  Über- 
gang zu  anderen  Formen  bildet. 

2.  E.  papulosam  [Hebra];  Liehen  agrins  [Willan]; 
Teigne  granalce  [Alibert]  (v.  lat.  tinea  Motte  v.  rsf^-vco) 
mit  Knötchenbildung  einhergehend. 

3.  £.  resiealosuin,  E.  solare  [Willan];  E.  Simplex;  hier 


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Elektrocutan  145 

kommt  es  zur  Bildung  von  ßläschen,  die  entweder  für  sich  be- 
stehen bleiben  oder  konfiuiren. 

4.  E.  pastalosuin  s.  impetiirinosnm  (franz.  Teigne  {Orvindy 
Schorf)  mttqueuse,  Melitagre)  unterscheidet  sich  von  3  durch  den 
mehr  eiterigen  Inhalt  der  Bläschen. 

5.  E.  madidans  s.  rubrum,  E.  inflammatorium,  ^eht  stets 
aus  einer  der  vorhergehenden  Variationen  hervor  und  charak- 
terisirt  sich  durch  eine  rote  nässende  Oberfläche,  in  der  oft  noch 
die  zei*platzten  Bläschen  und  Pustehi  als  kleine  Grübchen  sicht- 
bar sind. 

6.  E.  squamosum  =  Pityriasis  rubra  [Willan]  bildet  das 
Endstadium  des  typischen  E.  und  charakterisirt  sich  durch  rote 
Flecke  mit  trockener  schuppender  Oberfläche. 

7.  E.  rhagadiforme,  fissum,  rimosum  [Veiel  in  ZH]. 

Je  nach  dem  Sitze  der  Krankheit,  unter  Berücksichtigung 
der  Prädilektionsstellen,  unterscheidet  man: 

E.  capillitii,  des  behaarten  Kopfes. 

E.  faciei  (partiale,  totale). 

E.  faciei  barbatae  x 

E.  reffionis  supercihorum  I    •      i  u  j    • 

E.  mSrgiBis  ciliaris  palpebrarumj  «"^Pj?^.'  "^^ru«^  "°«^  '^' 

E.  mucosae  narium   (soweit  die-j       pengmosum. 
selbe  Haare  trägt)  / 

E.  tnmci,  extremitatum,  genitalium,  u^;iiversala. 

E.  acutum  ist  durch  rasche,  unter  Brennen  und  Schwellimg 
der  Haut  auftretende  Bildung  von  Bläschen  charakterisirt,  welche 
sich  durch  Eiterung  und  Eintrocknung,  besonders  häufig  im  Gre- 
fiicht  der  Kinder  in  das  früher  als  Crusta  lactea  (s.  d.)  be- 
zeichnete Krankheitsbild  verwandeln.  Kommt  ausserdem  noch 
mit  VorÜebe  an  Grenitalien,  Händen,  Füssen  und  zuweilen  uni- 
versell vor. 

cf.  Impetigo^  Hydrargyria,  Liehen  trop. 

£.  marffinatum  (parasitarium) ,  Bärensprüng's  Ery- 
thrasma,  das  umschriebene  E.,  vielleicht  durch  einen  dem 
Trichophyton  tonsurans  (s.  d.)  ähnlichen  oder  identischen  Para- 
siten bedingtes  ekzemartiges  kontagiöses  Hautleiden,  von  dem 
Bilde  einer  Pityriasis  rubra,  das  hauptsächlich  auf  Ingui- 
nal- oder  Axillargegend,  innere  Schenkelfläche  und  Gesäss  sich 
beschränkt  und  in  Form  von  peripherisch  fortschreitenden  roten, 
etwas  erhabenen  trockenen  Scheiben  und  Kreisen  auftritt,  deren 
Eand  Bläschen,  Knötchen  oder  Schuppen  zeigt. 

£•  syphilitleuin  vd.  Liehen  syphilit. 

E.  tnbereulatum  i.  q.  Granuloma  fungoides. 

!Elektrocatan  {z6  rjkexzQov  Bernstein,  elektrischer 
Körper,  cutis  Haut),  nur  gebraucht  als  e.  Sensibilität, 
i.  e.  Empfindlichkeit  der  sensiblen   Hautnerven  gegen  den  elek- 

Roth's  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  ]^Q 


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146  Elektrode 

trigchen  Stroni.  Dient  zur  Priifung  der  InduktionsRtrom,  so 
spricht  man  von  faradocutaner  Sensibilität  (s.  d.). 

Elektrode    (17  6ö6g  Weg)    auch   Rcophor,    Exeitator, 

Stromgeber,   die  mit  isolirten  Handgriffen  versehenen,  in   ver- 
schieden gestaltete  Kontaktflächen  auslaufenden  Leitimgsteile,  welche 
an  die  Leitungsschnüre  der   elektrischen  Apparate  befestigt  imd 
auf  den  Körper  aufgesetzt  werden, 
cf.  Anode  nnd  Kathode. 

!Elektroeiido8kop  (evSoi'  innen,  oxojteoy  besehen) 
Instniment  zur  Besichtigung  innerer  Körperräume  unter  Benutzung 
des  elektrischen  Lichts. 

!Elektrokatalyse  [K  Eemak]  (xaia-kvco  auflösen)  die 

Einwirkimg  des  galvanischen  Stromes  auf  die  trophischen  Vorgänge 
im  NeiTensystem,  auf  die  Kontraktion  der  Gefässe,  die  SafttS- 
wegung  in  den  Lymphbahnen  etc. ,  wodurch  ein  resorbirender 
Effekt  bei  Exsudaten,  Infiltrationen,  Neubildungen  etc.  her>^orge- 
bracht  wird. 

cf.  Elektrolyse,  Galvanisation. 

Elektrolyse  s.  Galvanolysc  (n  Xvaig  Auflösung)   der 

c4iemische  Effekt  des  galvanischen  Stromes,  bestehend  in  der  Zer- 
legung eines  zusammengesetzten  Körpers  in  seine  elementaren  Be- 
f^tandteile,  wie  sie  bei  der  Elektropunktur  zu  stände  kommt  und 
zur  Heilung  von  Angiomen,  Cysten,  Warzen  etc.  und  zur  Zerstörung 
von  anderen  Neoplasmen  verwendet  wird. 

cf.  Elektrokatalyse. 

!Elektrophthalin  (6  6<p^al[ji6g  Auge)  von  Noiszewski 
angegebener  Apparat  zur  Wahrnehmung  der  Lichterscheinungen 
mitt<?ls  des  Temperatur-  und  Lokalisationsgefühls  bei  Blinden  unter 
Anwendung  der  Thennoelektrizität. 

lilektropunktiir  s. Gahanopiinktur (pungere stechen) 
ist  die  Akupunktur,  verbunden  mit  der  Durchleitung  eines  gal- 
vanischen Stromes  durch  das  betreffende  Organ  {cf.  Elektrolyse), 
um  diesen  in  einer  gewissen  Tiefe  einwirken  zu  lassen.  Die 
Nadeln  müssen  hierbei  bis  über  der  Spitze  mit  isolirenden  Schichten 
überzogen  werden. 

^Elektrotherapie  (^  dsganeta  v.  ^sgouievco)  die  Anwen- 
dung des  elektrischen  Stromes  zu  Heilzwecken.  Sie  zerfällt  in 
eine  Galvanotherapie  (konstanter  Strom)  und  eine  Faradothera- 
pie  (Induktionsstrom).  Das  Gebiet  der  letzteren  ist  das  be- 
schränktere, da  sie  weniger  tief  wirkt  und  fast  nur  zu  Erregungs- 
z wecken  verwendet  werden  kann,  während  bei  der  Galvanotherapie 
die  Kathodenbehandlung  auch  kataly tisch  (zerteilend)  und  .kata- 
phorisch  (Flüssigkeiten  wandern  durch  poröse  Scheidewände  von 
der  Anode  zur  KaÜiode),  die  Anodenbehandlung,  namentlich  bei 
Neuralgien  im  Gebrauch,  beruhigend,  schmerzstülend  wirkt. 


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Elephantiasis  Arabum  147 

!Elektrotoiiii8  (6  x6%'og  Spannung,  v.  xBivoy)  nennt  man 
den  veränderten  Zustand,  in  welchen  ein  von  einem  konstanten 
galvanischen  Strom  durchflossener  Nerv  in  Beziehimg  auf  seine 
Erregbarkeit,  Leitungsfähigkeit  etc.  versetzt  wird,  und  zwar  nennt 
mau  nach  Pflüger: 

Anelektrotonus  (avd  hinauf,  xatd  hinab,  entsprechend 
der  ävo6og  und  xdxodog)  den  Zustand  der  erniedrigten  Erreg- 
barkeit in  der  Umgebimg  des  positiven  Poles,  der  Anode, 

Katelektrotonus  den  Zustand  der  erhöhten  Erregbar- 
keit des  Nerven  oder  Muskels,  wie  er  in  der  Gegend  der  Ka- 
thode vorhanden  ist.  —  Zwischen  beiden  Polen  Hegt  der  In- 
differenzpunkt, an  welchem  der  Nerv  imverändert  ist. 

Elektrotonisiren,  einen  Nerv  oder  Muskel  in  den  Zu- 
stand des  E.  versetzen.  Die  elektrotonisirenden  (modifizirenden) 
Wirkungen  des  galvanischen  Stromes  sind  auch  von  klinischem 
Interesse,  insofern  sie  zur  Erklärung  mancher  elektrotherapeu- 
tischen  Wirkungen  hci*angezogen  werden. 

Elephantiasis  Arabum*)  [QmMv&eleq^avxidoy  Dioscob.] 
s.  Paehydermia,  Syn,  Elephaatia,  Balfil  (Araber);  franz.  Mal 
de  Cayenne,  Hypersarkosis  [Kämpfer]  ,  Spargosis  fibroareolaris 
[Wilson],  eine  mit  Grefäss-  und  Lymphgefässentzündimg  be- 
ginnende, zu  Ödem  und  Erysipel  führende,  chronische,  an  einzebien 
KörpersteUen  vorkommende  Erkrankung  der  Hautschichten  und 
des  subkutanen  Bindegewebes  mit  nachträglicher,  massenhafter 
und  entstellender  Gewebszunahme  [Schwimmer  in  ZH].  Neuer- 
dings sind  Bacillen  für  die  Entstehung  der  E.  verantwortlich  ge- 
macht worden. 

Je  nachdem  die  Haut  glatt  oder  durch  Auswüchse  des  sub- 
kutanen Bindegewebes  stellenweise  höckerig  erscheint,  unterscheidet 
man  E.  laevis  s.  glabra  und  E.  tuberosa  s.  verrucosa. 

Die  Krankheit  Kommt  sporadisch  in  allen  Ländern,  epi- 
demisch in  Ägypten,  auf  den  Antillen  (Barbados),  Brasilien 
etc.  vor. 

£.  eruris  s.  Elcphantopus  s.  Bnkneinia  tropica  (engl.  Bar- 
hadosleg)    Bein    von   Barbados,    elephantenfussartige    Verdickung 


*)  E.  Arabum  =  Pachydermie. 

E.  Graecorum  =  Lepra  (Arabum). 

Arabum  und  Graecorum  bezieht  sich  auf  die  arabischen  und 
griechischen  Autoren,  von  denen  die  ersteren  die  Pachydermie  als  D  a  1  - 
fil,  Elephantenfuss,  bezeichneten,  was  von  den  Übersetzern  mit  £. 
übersetzt  wurde.  Die  Griechen  jedoch  hatten  unter  E.  den  Aussatz 
verstanden,  der  von  den  Arabern  Judam  genannt  wurde.  Dieses 
Wort  wurde  von  den  Übersetzern  mit  Lepra  übersetzt,  worunter  die 
Griechen  nur  eine  ganz  ungefährliche  Schuppenflechte  verstanden 
hatten. 

E.  italica  i,  q.  Pellagra. 

10^ 


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148  Elevatorium 

des   Unterschenkels  und  Fusses,  welche  Fonu  hauptsächlich  der 
Affektion  ihren  Namen  gegeben  hat. 
et".  Mjcetom. 

E.  fcnitaliuin,  insbesondere  scrotalis,  produzirt  oft  viele 
Pfund  schwere  herabhängende  Greschwülste,  ist  aber  nicht  wesent- 
lich verschieden  von  der  Affektion  anderer  Teile. 

E.  vulrae  nennt  man  eine  Wucherung  der  grossen  (selten 
der  kleinen)  Labien  und  der  CHtoris,  als  deren  Ursachen  Exzesse 
in  Venere,  mechanische  Momente,  klimatische  Verhältnisse  (be- 
sonders häufig  im  Orient),  vor  allem  aber  syphilitische  Infektion 
angeführt  werden.  Nach  der  Konsistenz  imterscheidet  man;  E. 
v.  dura  imd  molHs.  Nach  dem  Aussehen  der  Oberfläche:  E. 
glabra  (glatt),  E.  verrucosa  (warzig),  E.  papillomatosa  (papillär) ; 
bei  starker  Hypertrophie  der  Homschicht:  Ichthyosis  vulvae. 

Eine  besondere  Erkrankimgsform  und  stets  kongeni- 
tal ist 

E.  teleanfiektödes  (vd.  Telangiektasie)  s.  Paehip^dermia 
lymphanfiektatiea.  Die  Haut  eines  grösseren  Körperteils,  z.  B. 
einer  ganzen  Extremität,  erscheint  in  der  Weise  hypertrophisch, 
dass  sie  für  den  betreffenden  Teil  zu  weit  ist  imd  in  breiten 
Wülsten  von  der  Gliedmasse  wie  die  Haut  am  Halse  der  Binder 
herabhängt,  auch  infolge  des  Durchscheinens  der  erweiterten.  Blut- 
gefässe durch  die  stellenweise  verdünnte  Kutis  maimorirt  erscheint. 
Diese  Blut-  wie  die  Lymphgefässe  können  dabei  in  kaver- 
nöser Weise  entarten,  die  Haut  mit  Blasen  —  ampullären  Er- 
weiterungen des  oberflächlichen  Lymphgefässnetzes  —  bedeckt  er- 
scheinen. 

cf.  Anglioma  cavemos.,  Lymphangiom. 

E.  sklerotiea  i.  q.  Sklerema. 

!EleTatoriain  {e-Uvare  emporheben)  s.  Elcvatear 
(frz.)  der  Hebel,  Instrument  mit  abgerundeten  Kanten,  haupt- 
sächlich zur  schonenden  Abhebelung  des  Periostes  dienend.  — 
Femer:  Instrument  zur  Aufrichtung  des  flektirten 
Uterus. 

cf.  Fessarium,  Raspatorinm. 

£lko8is  Elkoderm vd.  Heiko 

iElytritis  (to  eXvTQov  Hülle,  Scheide)  i.  q.  Kolpitis. 

!Elytrocele  (j?  xTfkri  Bruch)  =  Hemia  vaginalis. 

lilytroplastik  (jtkdoaco  bilden)  plastische  Operation  bei 
Vaginalfisteln,  in  der  Anfrischung  der  Fistel  und  Bedeckung  der- 
sell^n  durch  einen  Hautlappen  bestehend. 

!Elytrorhap]iie  (gämfo  nähen)  s.  Kolporhaphie  künst- 
liche Verengerung  der  Scheide  durch  Ausschneiden  von  Stücken 
der  Schleicäiaut  und  Vernähen  der  Wundränder,  zur  Heilung 
von  Uterus-  und  Scheidenvorfall. 

cf.  Episiorhaphie,  Kolpoperineoplastik,  Perineorhaphie. 


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o 

a 


Emese  140 

iElytrotomie  (teiuvto  schneiden)  Durchschneidung  der 
«5  hinteren  Scheiden  wand  behufs  Drainirung  des  DoüGLAS'schen 
P5  Eaiimes  bei  Beckeneiterungen,  Uterus-  und  Adnex-Adhäsionen, 
p^        Eetroversion  und  -Flexion. 

h-]  !Einaeiatio   {emaciare,  macies^  macer  mager)   das  Ab- 

r\       magern,  vd.  Macies. 

br  Embolus  {e^-ßdkXw  hineinwerfen)   ein  in   kleinen  Ar- 

terien  oder   in  Kapillaren    stecken  gebliebenes,  von  einer  anderen 
Stelle  stammendes  Grerinnsel  (erweichter  Thrombus)  oder  sonstiger 
Fremdkörper, eingewanderter  Pfropf, 
cf.  Thrombus,  Infarkt. 

Embolie   der   embolische   Prozess,    die   durch  die  Ver- 
stopfung   von    sogenannten    Endarterien    (welche    keine    Anasto- 
mosen haben,  in  Gehirn,  Lunge,  Niere,  Milz  u.  a.)  hervorgerufene 
M        Herderkrankung  in   dem   abgesperrten  Gefässgebiet  (Emährimgs- 
störungen,  Infarkt,  metastatische  Abszesse,   Gangrän,   gelbe  Him- 
P-^       erweichung  etc.). 

Q)  Fett-Embolie  Eintritt   von   flüssigem   Fett   des   Knochen- 

IM       markes    in    die    zerrissenen  Venen    bei  Knochenbrüchen,    Osteo- 

pL^       myelitis,    Quetschungen    des    Paniculus    adiposus,    wodurch   eine 

hochgradige  Anfüllung   der  Kapillaren   der   Lungen,   des  Gehirns 

etc.  mit  Fett,   Eespirationsbeschwerden  unter  Fiebererscheinungen 

und  selbst  rascher  Tod  verursacht  werden  kann. 

Luft-Embolie  E.  der  (Lungen-)Kapillaren  (Pnemnathämie) 
mit  einer  grösseren  Menge  durch  geöffnete  Venen  besonders  der 
Halsgegend  eingetretener  Luft,  wodurch  mangelhafte  Dekarboni- 
sation  des  Blutes  und  nicht  selten  plötzlicher  Tod  bedingt  wird. 

Pigment-Embolie  kommt  bei  Melanämie  (s.  d.)  in  den- 
jenigen Organen  zu  stände,  in  welchen  der  Kreislauf  ein  lang- 
samer ist,  und  kann  im  Gehirn  eine  grössere  Bedeutung  gewinnen. 

Embryokardie  [Huchakd]  {x6  l'^y^^vov  Leibesfrucht, 
V.  Ef^ßovco  hervorkeimen.  ^  xagöla  Herz)  ein  eigenartiger 
dem  fötalen  Leben  entsprechender  Rhythmus  des  Herzens,  bei 
welchem  der  erste  imd  der  zweite  Herzton  gleichlaut  und  in 
gleichen  Intervallen  sich  folgend  gehört  werden.  E.  ist  meist  mit 
Pyknokardie  is.  d.)  verbunden,  konunt  aber  auch  ohne  letztere 
vor  —  E.  diessoci^. 

Embryo tomie  s.  Embrynlkic  (xi^ivco  schneiden,  eX>c(o 
ziehen;  ßQv<o  sprossen)  künstliche  Zerstückelung  des 
Embryo  (wenn  bei  Schulterlage  und  Tod  des  Kindes  die  Wen- 
dung unausführbar  ist). 

cf.  Exenteratio,  Decapitatio,  Spondylotomie.  —  Cephalotomie. 

!E]oese  (^  sfieoig  Erbrechen,  s(jle(o)  i.  q.  Vomitus. 
Emetica  (sueuxög  sc,  remedia)  s.  Vomitira  Brechmittel. 


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150  Emmenagöga 

ljinnieiia||:ö||:a  (sc.  remedia  ^sfjLfArjvo?  monatlich,  v. 

o  fi-qv  u.  äyoyyog  herbeiführend)  Mittel  zur  Hervorrufung 
oder  Verstärkung  des  Monatsflusses. 

Ijmmetropie  {h  —  x6  jusrgovlsiL^&s  —  17  cjyj  das  Sehen) 
Normalsichtigkeit  ( —  cf,  Hypermetropie)  wobei  der  natür- 
liche Brennpunkt  (bei  Akkommodationsruhe)  des  dioptrischen 
Apparates  ziemlich  genau  mit  der  Voixierfläche  der  Stäbchenschicht 
der  Eetina  zusammenfällt. 

liinollieiitia  {emollio  erweichen)  i.  q.  Demulcentia. 

Cjinphysein  (h,  (pvodco  blasen)  im  allgemeinen  das  Auf- 
geblasensein des  interstitiellen  Bindegewebes  eines  Organes  mit 
Luft  oder  Gasen;  kurzweg  für  Lungen- E.  gebraucht  und  zwar 
nicht  in  dem  Sinne  des  echten  E.  (Emphysema  interstitiale 
s.  interlobulare),  welches  durch  Eindringen  von  Luft  in  das 
interstitielle  Gewebe  nach  Zerreissung  der  Alveolenwände  entsteht, 
sondern  im  Sinne  der  übermässigen  Erweiterung  der  Lungenalveolen 
durch  Exspirationsdruck  und  Inspirationszug  mit  allmählicher 
konsekutiver  Atrophie  und  Verschmelzung  der  Alveolarsepta 
(genauer  also:  E-a  alveolare  s.  vesiculare,  Alveolar-Ektasie). 

Substantielles  oder  essentielles  und  vikariirendes 
oder  komplementäres  (com-pleo)  E.,  je  nachdem  das  E.  selb- 
ständig aufgetreten  oder  dadurch  zu  stände  gekommen  ist,  dass 
die  betreffenden  Alveolen  die  Funktion  einer  Anzahl  anderer  für 
die  Luft  unzugänglich  gewordener  Alveolen  übernommen  haben. 

E-a  senile,  Atrophia  pulmonum,  Zusanunenfliessen  meh- 
rerer Alveolen  durch  einfachen  senilen  Schwund  ihrer  Zwischen- 
wände, also  ohne  Vergrösserung  des  Organs. 

E-a  sabeutanenin  E.  des  Unterhautzellgewebes,  entsteht 
durch  Eindringen  von  Luft  unter  die  Haut  infolge  abnomier 
Kommunikation  mit  den  Luftwegen  oder  dem  Mastdarm. 

E.  vaf  inae  vd.  Kolpohyperplasia  cystica. 

cf.  Pneumatocele.  Pneumatosis,  Gangraena  emphysematosa. 

üiinprosthötoniis  (efi-ngoa^sv  nach  vorn.  v.  n^og  ge- 
gen,  6  Tövog  Spannung)  vd.  Tetanus. 

Ijmpyema  (sfiTzvog  inneres  G-eschwür,  :n[v(yv  Eiter, 
sfXTivrifjLa  =  eixTivrj  [HiPPOKRATES])  s.  Pyothorax  Eiterbrust, 
eiteriger  Erguss  im  Pleurasack,  gewöhnlich  das  Produkt  einer 
eiterigen  Pleuritis,  resp.  der  eiterigen  Umwandlung  eines  anfangs 
serös-fibrinösen  Exsudates,  namentlich  im  Gefolge  von  Pneumo- 
thorax. 

E.  articuli  i.  q.  Synovitis  acuta  suppurativa. 
E.  necessitatis   spontan   nach  aussen  durch   den  Brustkorb 
durchbrechendes  E. 
cf.  Peripleuritis. 


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Encephalomalacie  151 

iEnantlieiii  {evdv&rnAa  y.  ev  u.  ävM<o  blühen,  dem  Wort 
Exanthem  nachgebildeter,  nicht  mehr  recht  gebräuch- 
licher Ausdruck)  im  Gegensatz  zu  Exanthem:  innerer 
Ausschlag,  Ausschlag  auf  Schleimhäuten  als  welchen  man 
z.  B.  die  Typhusgeschwüre  der  Darmschleimhaut  betrachtete  etc.). 

liiicephalitis  (o  iy-xeqpaXog  was  sich  im  Kopfe  be- 
findet, das  Gehirn)  die  eigentliche  Hirnentzündung  (c/. 
Meningitis),  herdförmige  entzündliche  „rote  Erweichung*', 
welche  die  Tendenz  hat,  zu  makroskopischen  Eiteransammlungen 
im  Umfange  des  Herdes  zu  führen.  In  anderen  Fällen  tritt 
Verfettung  —  gelbe  Erweichung  —  und  Resorption  oder  sklero- 
tische Induration  ein.  —  Scheint  idiopathisch  nicht  vorzukom- 
men [ZH]. 

E.  aeuta  infantum  i.  q.  Hemiplegia  spastica  infantihs. 

cf.  Encephalomalacie,  Poliencßphalitis. 

!Eneep]ialoeele  (17  xvXi]  Bruch)  Hirnbruch,  ange- 
borener (selten  erworbener  [Traumen]),  auf  hydrokephalischer 
Grundlage  beruhender  Zustand,  wobei  aus  einer  von  den  Schädel- 
knochen gebildeten  Pforte  die  Hirnhäute  als  Bruchsack  sich  aus- 
stülpen, welche  entweder  nur  Wasser  (Hydromeningo cele, 
Hydrocephalus  herniosus)  oder  gleichzeitig  Gehimteile 
(Hydrencephalocele)  enthalten. 

cf.  Cephftlocele,  Cephalhämatocele,  Porencephalie. 

Ijncephaloid  (Endung  -eiSi^g  vom  Stamm  sidco  ähn- 
lich sein)  i.  q.  Carcinoma  medulläre. 

Ijücephalomalacie  {fiaXaxog  weich)  Gehirner- 
weichung, eine  häufige  Folgeerscheinung  vieler  pathologischer 
Prozesse,  in  einer  Auflockerung  der  nervösen  Elemente  bestehend, 
zwischen  die  seröse  Flüssigkeit  tritt,  so  dass  ein  weicher  Brei 
entsteht. 

Zu  untei^scheiden: 

Akute  Gehirnerweichung  infolge  von  1)  Entzündung, 
2)  arterieller  Verstopfung,  8)  venöser  Verstopfung  und 
Chronische    Gehirnerweichung. 

Anatomisch  unterscheidet  man: 

1)  Die  rote,  hauptsächlich  in  der  grauen  Substanz  auftretende 
Erweichung  mit  punktförmiger,  roter  Färbung,  geringer 
Herabsetzung  der  Konsistenz  und  Schwellimg. 

2)  Die  gelbe  Erweichung  aus  der  ersteren  heiTorgehend 
mit  weicher  Konsistenz  und  körnigem  Aussehen. 

3)  Die  weisse  Erweichung  von  dem  Aussehen  der  normalen 
Himsubstanz  nicht  verechieden,  mit  der  Konsistenz  nach 
kaum  veränderter  oder  zerfliessender  Substanz,  verschwom- 
menen Grenzen  und  hauptsächlichem  Sitz  in  der  weissen 
Hirmnasse. 

Der  schliessliche  Ausgang  der  Erweichung  besteht  in  Binde- 
gewebshyperplasie  mit  Narben-  oder  Kystenbildung. 


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152  Bincephalopathia 

Die, klinischen  Symptome  der  akuten  Gehirnerweichung  haben 
grosse  Ähnlichkeit  mit  denen  der  Gehirnblutung  (vd.  Apoplexia 
cerebri)  unterscheiden  sich  aber  von  der  letzteren  durch  das 
häufigere  Auftifeten  von  Aphasie  (Embolie  der  mittleren  Gehim- 
arterie),  die  partielle  Hemiplegie  (Monoplegie  eines  Armes  oder 
des  Gesichtes  und  eines  Armes  infolge  der  Rindenläsion),  die 
häufigeren  rekurrirenden  Konvulsionen,  imd  im  subchronischen 
Stadium  häufigere  Inkoordination  und  Athetose.  Femer  ist  bei  der 
Gehirnerweichung  die  Gedächtnissschwäche  und  der  geistige  Defekt 
stärker  imd  das  Fehlen  von  Herdsymptomen  häufiger. 

Chronische  (progressive)  Gehirnerweichung  hat  fast 
immer  ihren  Sitz  in  der  weissen  Substanz  der  Hemisphären,  be- 
steht in  einfacher  weisser  Erweichung  mit  sekundärer  Affektion 
der  grauen  Rinde  und  verläuft  unter  dem  Bilde  der  motorischen 
imd  sensibeln  Hemiplegie. 

!Eiicephalopathia  (ro  jid^og  Leiden)  Gehirnleiden. 

E.  saturnina  die  schwerste  Form  der  chronischen  Blei- 
vergiftung, in  verschiedenartigen,  auf  Bleiintoxikation  des  Ge- 
hirns beruhenden  Zuständen  bestehend,  deren  gewöhnlichste  die 
Eklampsia  saturnina  ist,  während  als  seltenere,  zuweilen 
aber  gleichzeitige  Erscheinung  die  Bleiamaurose,  ausserdem 
maniakahsche  Aufregimg  oder  melancholische  Depression  vor- 
kommen. 

cf.  Satnmismns,  Eklampsie. 

£]icho]tdroina  (iv-xorSgoco  verknorpeln,  v.  iv  an  u. 
XovÖQog  Knorpel),  auch  Chondrum  (s.  d.)  Knorpelgeschwulst, 
Geschwulst  aus  Knorpelgewebe  mit  bindegewebigem  Stroma 
zwischen  den  einzelnen  Knorpelläppchen,  häufig  mit  sekundärer 
Verkalkung  (Osteoidchondrom)  oder  schleimiger  Erweichung 
einzelner  Partien  (E.  myxomatodes)  oder  zystoider  Entartung 
(E.  cysticum). 

!E]tdarteriitis  (iv  oder  eydov  innen,  i?  dgrrjgia  Arterie, 
vd,  Arteriitis)  Entzündung  der  Timica  intima  der  Arterien. 

E.  ehronica  deformans,  Arteriosklerose,  auch  Atherose, 
der  atheromatöse  Prozess,  die  chronische  deformirende  Ge- 
fässhautentzündung  besonders  der  Greise  und  Arthritiker.  Das 
erste  Stadium  ist  eine  zirkumskripte  sklerosii-ende  Hyper- 
plasie der  Intima,  das  zweite  Stadium  ist  entweder  eine  Er- 
weichung der  neugebildeten  Lamellen  infolge  fettiger  Degeneration, 
ein  atheromatöser  Abszess,  der  zum  Durchbruch  in  das  Lumen 
des  Gefässrohres  führt,  wodurch  sinuöse  Geschwüre  entstehen, 
oder  eine  Verkalkung  in  Form  dünner  Knochenplatten.  Damit 
kombinirt  ist  gewöhnlich  die  fettige  Usur  (s.  d.)  und  eine  Ver- 
kalkung der  Muskelspindeln  der  Tunica  media. 

cf.  Atherom. 

E.  obliterans  {oblittero  •=  ohlino  verwischen,  auslöschen) 


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Endocranitis  153 

besteht  in  einer  allmählich  zunehmenden  Verdickung  der  Intima 
durch  Zelleninfiltration,  die  zu  Verengerung  und  Verschluss  des 
Arterienlmnens  führt  und  fast  ausscfliesslieh  die  mittleren  und 
kleinen  Arterien  befällt. 

E.  (Arteriitis)  syphilitica  durch  konstitutionelle  Syphilis 
verursachte  Verdickung  der  Innenhaut,  später  auch  der  ganzen 
Wand  zirkumskripter  Stellen  der  Arterien  besonders  im  Gehirn, 
die  zu  beträchtlicher  Verengerung  des  Gefasslumens  führt,  nicht 
fettig  entartet,  sondern  sich  entweder  organisirt  oder  narbig 
schrumpft. 

^Endemie  (iv,  6  S^fjog  Volk)  stationäre,  lokal  einheimische, 
in  ihrer  Entstehung  an  gewisse  Orte  gebundene  Volkskrankheit. 

cf.  Epidemie,  Epoikie,  Pandemie. 

iEndocarditis  {svSov  Ädv,  innen,  17  xagdia  Herz)  Ent- 
zündung der  Innenhaut  des  Herzens. 

E.  vorrneosa  aeuta  und  subacuta  (verruca  Warze)  die 
gewöhnliche  Form  der  akuten  E.  An  den  Etappen  und  Sehnen- 
fäden bilden  sich  hahnenkamm-  oder  kondylomartige  Exkres- 
zenzen. 

Aliute  relLurrirende  E.  eine  akute,  auf  dem  Boden  einer 
chronischen  sich  entwickelnde  E. 

Rlieumatoide  E.  [Litten]  schwere,  häufig  totliche,  aber 
nicht  septische  Form,  am  häufigsten  im  Anschluss  an  akuten  Gre- 
lenkrheumatismus. 

E.  blcnnorrhoica  (selten,  zur  vorigen  Form  gehörig),  im  Ge- 
folge der  Gronorrhoe  auch  ohne  vorhergehende  Grelenkaffektion 
auftretend. 

E.  chronica  fibrosa  ist  entweder  der  Ausgang  der  akuten 
Form  oder  von  vornherein  eine  chronische  sklerosirende  und 
retrahirende  E.  und  neben  dem  Atherom  die  Ursache  der  allmäh- 
lich sich  entwickelnden  Klappenfehler. 

E«  diphtherica  s.  myitotica  s.  maligna,  früher  ulcerosa  ge- 
nannt. Charakteristisch  ist  eine  breiig-schmierige  Auflagerung  auf 
die  Klappen  besonders  des  linken  Herzens  mit  Durch  Wucherung  des 
Endokard  mit  kömigen  Partikelchen,  welche  in  vielen  Fällen  als  Mikro- 
kokken  erkannt  worden  sind,  von  denen  aus  häufig  Embolien 
stattfinden.  Die  Krankheit  tritt  sekundär  als  Teilerscheinung 
septikämischer  Zustände  auf,  in  anderen  Fällen  aber  ohne  einen 
nachweisbaren  primären  Erkrankungsherd  bei  Polyarthritis  rheu- 
matica.  Als  ihre  Ursache  ist  wahrscheinhch  der  Staphylo- 
kokkus pyo genes  aureus  (s.  d.)  anzusehen,  der  auch  durch 
die  unverletzte  Haut  [Garre]  in  den  Körper  eindringen  kann, 
wodurch  sich  vielleicht  die  kryptogenetischen  Formen  der  Septi- 
kämie  und  der  maUgnen  Endokarditis  erklären  lassen. 

!Eiidocraiiiti8  {cranium  x6  xgaviov  knöcherne  Schädel» 
xdg  Hirn)  i.  q.  Pachymeningitis  externa. 


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154  Endokolpitis 

JBndokalpitis  Entzündung  der  Vagina  unter  ausschliess- 
licher Beteiligung  der  Mukosa  und  Submukosa,  im  Gegensatz  zui* 
Perivaginitis  (s.  d.). 

cf.  Kolpitis. 

JBndometritiB  (77  fitjXQa  Gebärmutter)  die  Entzündung 
der  Gebärmutterschleinihaut  (uterine  Leukorrhoe). 

Nach  dem  Verlauf  imterscheidet  man: 

E.  aenta  die  akute  Entzündung  der  Gebärmutterschleimhaut, 
die  sich  hauptsächhch  auf  das  Corpus  uteri  erstreckt  und  durch 
profusen  serösen  Ausfluss  aus  dem  Mutteimund,  der  häufig  Ex- 
koriationen  zeigt,  charakterisirt.  Zugleich  besteht  starke  Ab- 
ßchilferung  des  Epithels  des  Utenis.  Bei  eiteriger  Sekretion 
spricht  man  von  E.  purulenta,  bei  stattgehabter  Tripperinfek- 
tion von  E.  gonorrhoica;  und 

E.  chronica  die  manchmal  aus  E.  acuta  hervorgeht,  meist 
jedoch  von  Anfang  an  eine  chronische  ist.  E.  ehr.  ist  häufiger 
eine  E.  cervicalis  als  E.  corporalis.  Man  untei-scheidet  eine 
E.  interstitialis  (E.  fungosa  Olshaüsen)  und  eine  E.  glan- 
dularis, letztei-e  in  schweren  Fällen  zu  2Jystenbildung  (Ovula 
Nabothi)  führend. 

E.  crouposa  und  diphtherica  sind  meist  Teilerscheinungen 
schwerer  Infektionskrankheiten,  namenthch  der  Febris  puer- 
peralis  (s.  d.)  und  des  Typhus,  und  chai*akterisiren  sich  durch 
Bildung  krupöser  Membranen  im  Endometrium  oder  durch  diph- 
therische Schorfe. 

E.  dissecans,  s.  exfoliativa  vd.  Dysmenorrhoea  mem- 
branacea. 

E.  decidualis  eatarrhalis  vd.  Hydrorrhoe. 

E.  deeidnalis  polyposa  eine  zum  Abortus  führende  Ent- 
artung der  Decidua  vera  in  schwangeren,  endometrisch  affizirten 
Grebärmüttem,  wobei  die  entzündliche  Hypei-plasie  zur  Bildung 
sehr  zahlreicher  bis  erbsengrosser  Polypchen  führt,  welche  der 
Innenfläche  der  die  Uterushöhle  auskleidenden  Membran  auf- 
sitzen. 

E  d.  chronica  diffusa  chronisch  entzündliche  diffuse  Ver- 
dickung der  Decidua  vera,  zuweilen  auch  unter  Teilnahme  der 
reflexa,  der  vorigen  Form  analog. 

E.  placentaris  iiypertrophica  vd.  Placentitis. 

£iidophlebiti8  {ri  (pUxp,  qpXeßog  Vene)  Entzündung  der 
inneren  Venenhaut. 

E.  acuta  vd.  Phlebitis  acuta. 

E.  chronica  ist  analog  der  Endarteiütis,  mit  Vei*dickung 
und  Verkalkung  imd  findet  sich  in  Venen,  welche  einem  hohen 
Druck  des  Blutes  ausgesetzt  waren. 

E.  portalis  vd.  Pylephlebitis. 


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Entartungsreaktion  155 

^Endoskop  (oxoTteeo  besehen)  Instrument  zur  Beleuch- 
tung und  Untersuchung  des  Innern  der  Urethra,  der  Blase,  des 
Mastdarms  etc. 

cf.  Speculam,  Urethroskop.' 

ISndospor  vd.  Sporulation. 

CiiidostetliOBkop  (vd.  Stethoskop)  Vorrichtung  zur  Aus- 
kultation durch  den  Ösophagus,  bestehend  aus  einer  Scflundsonde, 
oder  aus  einem  Magenschlauch,  an  dessen  oberen  Ende  die  Hör- 
muschel eines  Stethoskops  befestigt  ist. 

Cjndotheliom  (siehe  die  Erklärung  von  Epithelioma!)  Neu- 
bildung, bei  welcher  die  zellige  Wucherung  vom  Endothelium  der 
Lymphgefässe  imd  der  Lymphspalten  ausgeht. 

ljii||:a8triilS  (ev  u.  17  yaati^g,  yaorgog  Bauch)  Doppelmiss- 
geburt aus  der  Beihe  der  Thorakopagi,  bei  der  der  eine  Embryo 
verkümmert  ist  und  als  parasitische,  von  einem  besonderen  Sack 
umgebene  Masse  in  der  Bauchhöhle  des  anderen  liegt. 

cf.  Epigastrins. 

JEiii£Oiieineiit    (franz.)  die  Anschoppung,    gewöhnlich 
vom  ersten  Stadium  der  krupösen  Pneumonie, 
ef.  Incarceratio  stercoralis. 

Enkanthis  (ij  iy-xav&ig  die  hervortretende  Ka- 
runkel  im  inneren  Augenwinkel,  v.  6  xav&og  Augen- 
winkel) Geschwulst  der  Thränenkarunkel. 

Das  Leiden  ist  manchmal  ein  für  sich  bestehendes,  tritt  aber 
meist  im  Grefolge  von  entzündlichen  Affektionen  der  Konjunktiva 
oder  im  Anschluss  an  Allgemeinerkrankungen  (Syphilis:  E.  lue- 
tica)  auf. 

cf.  Epikanthos,  Rbyas. 

£]torc]ii8iiiiis  (ev,  6  dgxis  Hoden)  vd.  Kryptorchismus. 

linopktkaliniis  (6  6<p^aX]Li6g  Auge)  Zurücktreten 
des  Bulbus  in  die  Augenhöhle  bei  Krampf  der  äusseren 
Augenmuskeln,  bei  der  spastischen  Form  der  Migräne,  sowie  nach 
Kontusion  des  Auges  infolge  von  Atrophie  oder  narbiger  Schrum- 
pfung des  (im  letzteren  Falle  entzündeten)  retrobulbären  Zell- 
gewebes. 

cf.  Exophthalmus,  Mikrophthalmus. 

Enostose  (to  Sotsov  Knochen)  ist  eine  Exostose  mit  der 
Richtung  nach  innen,  also  z.  B.  nach  dem  Markraum  der  Röhren- 
knochen, an  der  Innenfläche  des  Schädels  etc. 

Elitär tii]i||:sreaktioii,  Abbr.:  EaR.  Eine  von  Baier- 
LACHER  zuerst  genauer  beobachtete  Änderung  der  elektrischen  Er- 
regbarkeit von  Nerv  und  Muskel,  welcher  Erb  den  Namen  Ent- 
artungsreaktion gegeben  hat.  Sie  hat  ihre  Ursache  in  Degene- 
rationsvorgängen in  Nerv  und  Muskel  (Myelinzerklüftung  im 
Nerven,  Kern  Wucherung  in  Nerv  und  Muskel  u.  s.  w.)  und  findet 


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156  Enteralgie 

sich  am  typischsten  bei  wÄifektionen  der  peripheren  Nerven  und 
Poliomyelitis  anterior,  jedoch  auch  mehr  oder  weniger  ausge- 
sprochen  bei  einer  Beihe  anderer  spinaler  und  bulbärer  Erkran- 
kungen.  Das  normale  Zuckungsgesetz  für  den  galvanischen  ^trom, 
nach  welchem  bei  Erregung  von  Nerv  oder  Muskel  zuerst  die 
Kathodenschliessung  eine  Zuckung  auslöst  (KSZ),  dann  die  Anoden- 
öffnung (AOZ)  imd  fast  gleichzeitig  die  Anodenschliessung  (ASZ)^ 
während  die  KathodenöSnung  erst  sehr  spät  oder,  gar  keine 
Zuckung  erzielt  (KOZ),  erleidet  hierbei  häufig  Änderungen. 
Während  man  in  den  Anfangsstadien  z.  B.  einer  peripheren 
Nervenlähmimg  ein  mehr  und  mehr  zunehmendes  Sinken  der 
galvanischen  und  faradischen  Erregbarkeit  von  Nerv  und  Muskel 
beobachtet,  die  später  vöUiger  Unerregbarkeit  beim  Nerven  Platz 
macht,  findet  sich  im  Muskel ,,  meist  in  der  zweiten  Woche  de» 
Bestehens  einer  Lähmung  eine  Übererregbarkeit  für  den  konstanten 
Strom  bei  völligem  Erlöschen  der  Erregbarkeit  für  den  faradischen 
und  an  der  Stelle  der  im  gesunden  Muskel  bützartigen  Zuckungen 
einen  trägen,  langsam  ablaufenden  Zuckungsmodus.  Zugleich 
findet  sich  meist  das  normale  Zuckungsgesetz  in  der  Weise  ver- 
ändert, dass  ASZ  bälder  eintritt  als  KSZ,  während  zugleich  KOZ 
mehr  und  mehr  an  AOZ  herantritt  oder  letztere  überwiegt.  Ausser 
dieser  „kompleten  Entartungsreaktion*'  beobachtet  man  bei  ver- 
schiedenen Affektionen  eine  Beihe  von  Modifikationen.  Von  diesen 
ist  die  häufigste  die  partielle  Entartungsreaktion,  bei  welcher  die 
Erregbarkeit  des  Nerven  für  beide  Stromarten  herabgesetzt  ist, 
der  Muskel  aber  auf  den  galvanischen  Strom  mit  träger  Zuckung, 
häufig  unter  Umkehrung  des  normalen  Zuckungsgesetzes,  reagirt. 
Die  meisten  Autoren  bringen  das  Auftreten  der  Entartungsreaktion 
in  Zusammenhang  mit  Degeneration  von  Nerv  und  Muskel,  doch 
^vill  JoLLY  dieselbe  auch  im  gesunden  Muskel  beobachtet  haben, 
cf.  Atrophische  Lähmungen. 

Ijüteral^ie  {t6  evregov  Gedärm,  t6  ä).yog  Schmerz) 
i.  q.  KoHka. 

Ijuterektomie  {exTSfivw  ausschneiden)  das  Heraus- 
schneiden eines  Dannstückes  —  Dannresektion. 

liiiteritis  Darmentzündung  oder  Darmkatarrh  (E. 
catarrhalis,  Enterocatarrhus,  Catarrhus  intestinalis). 

Je  nach  dem  Sitze  der  Erkrankung  imterscheidet  man 
Duodenitis,  Ileitis,  Typhlitis,  Kolitis,  Proktitis,  bei 
Verbindung  mit  Magenkatarrh  Gastroenteritis,  Gastroduo- 
denitis.  Die  Schleimhaut  ist  fleckig  oder  diffus  gerötet,  ge- 
schwellt und  das  Epithel  in  verschiedener  Ausdehnung  abge- 
stossen,  wodurch  es  zu  katarrhalischen  (Erosions-)G€schwüren 
kommen  kann.  Beim  chronischen  Darmkatarrh  schwellen  die 
sohtären  Follikel  an,  werden  pigmentirt  und  wandeln  sich  zuletzt 
zu    Geschwüren    lun    (E.    follicularis,    häufige    Ausgangsfonn 


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Enter  okly  Bis  157 

protrahirter  chronischer  Darmkatarrhe  bei  kleinen  Kindern,  vd, 
Tabes  mesaracia).  Die  Mucosa  wuchert  an  zu'kuniskripten  Stellen 
in  Form  von  Papillargeschwülsten  (E.  polyposa,  oder  wenn 
damit  noch  Schleimretention  in  den  LiEBERKtJHN'schen  Drüsen- 
schläuchen verbunden  ist:  E.  cystica  polyposa).  —  Auf  die 
freie  Fläche  findet  besonders  bei  der  akuten  Form  entzünd- 
liche Exsudation  statt;  vd.  Diarrhoe. 

cf.  Febris  gastr.,  Cholera  nostrafl,  Ulcus  folHcul. 

E.  phlegmonosa  (subraueosa  purulenta)  entspricht  der 
Gastritis  phlegmonosa  und  tritt  auf  im  Gefolge  heftiger  Beizungen 
der  Darmwand,  bei  Darmgeschwüren  und  als  metastatische  Ent- 
zündung. 

E.  diphtheriea.  Ausser  bei  der  spezifischen  Darmdiphtherie, 
der  Dysenterie,  kommt  eine  diphtherische  Entzündung  als  einfache 
intensive  Entzündungsform  noch  bei  Stagnation  von  Fäkalmassen 
und  im  Verlauf  verschiedener  chronischer  und  septischer  Er- 
krankungen vor. 

cf.  Enterobelkosis. 

liiiteroaiiastoniosis  {dva,  x6  öx6fia  Mund  ävaoxo^om 
Öffaen)  Herstellung  einer  Kommunikation  zwischen  2  Darm- 
stücken nach  Kesektion  wegen  Invagination,  Stenose  etc.,  entweder 
unter  Anwendung  der  Plattennaht  (dekalciniiter  Knochen  —  Senn) 
oder  der  Kiiopfnähte  (Braun). 

£iiteroeele  {fi  xrjXri  Bruch)  Eingeweidebruch,  vd. 
Hemia. 

linteroeentesiii  (xevTsco  stechen«  xevrrjoig  Stich)  die 
Punktion  des  Darms,  ein  hauptsächlich  bei  hochgradigem  Meteo- 
rismus  geübtes  Verfahren  von  nur  palliativem  Wert,  nach  Eröff- 
nung der  Bauchhöhle  zur  Verkleinerung  von  meteoristischen  Darm- 
«onvoluten  meist  von  schädlichen  Folgen. 

£iiterodyiiie  (^  odvvrf  Schmerz)  i.  q.  Kolika. 

!Enteroepiploeele  (vd.  Epiplocele)  Darmnetzbruch, 
d.  h.  Darmbruch  mit  vorgelagertem  Netz. 

Ijuterolielkosis  (vd.  Helkosis)  Darmverschwärung, 
Darmgeschwüre.  Ausser  den  typhösen,  dysenterischen 
und  sehr  seltenen  syphilitischen  kann  man  ätiologisch  noch 
unterscheiden;  sterkorale  Druckbandgeschwüre,  dann  ka- 
tarrhalische (incl.  follikuläre)  peptische  und  tuberkulöse 
Geschwüre.  Peptische  Greschwüre  sind  solche,  welche  durch  die 
Wirkung  des  im  Darme  befindlichen  Verdauungssaftes,  besonders 
in  den  oberen  Teilen  des  Darms  analog  dem  Ulcus  chron.  rotund. 
des  Magens  zu  stände  kommen  sollen. 

Enteroklysis  [Cantani]  (xXvCco  bespülen)  die  Darm- 
ausspülung mit  Wassern  oder  Arzneimitteln  (gerbsaure  E.  etc.)  — 
Verfahren  zur  Behandlung  der  Cholera  u.  anderer  Darmaffektionen. 


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158  Bnterolithen 

liiiterolitlieii  (6  Ußog  Stein)  Darm-  oder  Kot  steine, 
werden  besonders  im  Cöcum  gefunden,  haben  meist  einen  Fremd- 
körper zum  Kern  imd  bestehen  neben  Cellulose  und  anderen 
Resten  vegetabilischer  Substanzen  aus  phosphorsaurer  Ammoniak- 
magnesia, phosphorsaurem  imd  kohlensaurem  Kalk. 

cf.  Calcalus. 

liiiteroptosis  s.  Splanchnoptosis  {x6  ojtXdyxvov  Ein- 
geweide »5  jtTcooig  V.  jiiJiTO)  fallen)  [Glenard]  Senkung  der 
Baucheingeweide  infolge  von  Anstrengungen  (Heben),  Er- 
schlaffung u.  Atonie  der  Eingeweide  und  ihrer  Ligamente,  nach 
Entbindungen,  rascher  Abmagerung  Fettleibiger,  nach  Typhus  u. 
Dysenterie. 

liiiterorliasie  (Qrjywfzi  bersten)  die  Darmblutung. 

liiiterorliapliie  (»7  gacpi^  Naht)  die  Darm  naht. 

liiiteroskop  {oxotiso)  sehen)  ein  von  Leiter  verfertigtes 
Instrument  zur  Beleuchtung  der  Dannhöhle  mit  dem  elektrischen 
Glühhcht. 

Ijuterostomie  (xo  oxofia  Mund)  Anlegung  einer  künst- 
lichen Darmfistel. 

liiiterotoiiiie  (reiuvco  sehneiden)  Darmschnitt^ 
künsthche  Eröffnung  eines  Darmstückes  oberhalb  erkrankter  Darm- 
stellen. 

Enterotoin  Darmscheere,  scheerenförmiges  Instnunent  mit 
s^tumpfen,  rinnenförmig  ausgehöhlten  Branchen,  die  sich  durch 
Schraubenvorrichtung  einander  nähern  lassen,  wodurch  der  mittlere 
Teil  der  sog.  Klappe  (Promontorimn,  s.  d.)  komprimirt  und  durch- 
gequetscht wird. 

cf.  Kolotomie,  Typhlotomie,  Proktotomie,  Gastrotomie,  Laparo- 
tomie. 

liiiterotypliaB  =  Typhus  abdominalis. 

lintlieliiiiiitlieii  (ivrög  Adv.  innen,  ^  iX/nivg,  iv&og 
Wurm)  Eingeweidewürmer,  vd.  Helminthiasis. 

cf.  Organozoen,  Entozoen. 

Ijutopliyten  {(pvw  wachsen)  pflanzliche  Parasiten  im 
Innern  des  Körpers. 

cf.  Epiphyten,  Entozoen. 

Ciiitotiseli  (ro  ovg,  (hrog  Ohr)  nennt  man  Geräusche  oder 
Hörempfindungen,  denen  Tonschwingungen  zu  Grunde  liegen, 
welche  im  Innern  des  Ohres  oder  in  dessen  Nähe  im  Körper 
selbst  erzeugt  werden. 

cf.  Sonitus  et  Susurrus  aurium. 

dniozoen  (t6  C^po^  Tier)  tierische  Parasiten,  welche 
das  Innere  des  Körpers  bewohnen. 

cf.  Epizoen,  Entophyten,  Enthelminthen,  Organozoen. 


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Bphelis  159 

lintropie  {si-tqejzsiv  nach  innen  wenden)  die  Ein- 
wärtskehrung. 
cf.  Ektropie. 

Ciiitropiaiii  die  Einwärtskehning  der  Augenlider,  meist 
mit  Trichiasis  (s.  d.)  verbmiden. 

Man  'miterscheidet : 

E.  oriraniciiin  durch  Verkürzung  des  Tarsus  infolge  von 
Conjunctivitis  diphtherica  oder  blennorhoica  oder  durch  Narben- 
kontraktion der  Conjunctiva  (Narben-E.)  hervorgei-ufen. 

E.  spasticum  s.  inuseulare  durch  Kontraktion  des  Cihai*- 
teils  des  Muse,  orbicularis,  häufig  infolge  teilweiser  seniler  Atonie 
(E.  senile). 

cf.  Ektropium. 

'Enaeleatio  (v.  enucleare  auskernen,  nucleus  Kern, 
nux  Nusfl)  Exartikulation  in  den  Grelenken  der  Finger  und 
Zehen. 

E.  bulbi  (btdbus,  ßoXßog,  eig.  Knolle.,  Bolle)  Exstirpation 
des  Augapfels. 

Sie  besteht  entweder  in  einer  Ausschälung  des  Augapfels  aus 
.seiner  Kapsel  oder  in  einer  Entfernung  des  ganzen  Orbitaliahalts 
(Exenteratio  orbitae). 

cf.  Exenteratio  bulbi,  Neurotomia  optico-ciliaris. 

dnaresis  (iv'ovgsco  hineinpissen)  unfreiwilliger 
temporärer  Urinabgang. 

E.  nocturna  die  unwillkürlichen  Urinentleerungen  finden 
nur  im  Schlafe  statt,  hauptsächlich  bei  Kindern  vor  der  Pubertäts- 
zeit, infolge  Schwäche  oder  Anästhesie  des  Sphinkter  gegenüber 
der  Reizbarkeit  des  Detrusor. 

E.  spastica  der  bei  Cystospasmus  eintretende  unfreiwillige 
Harnabgang,  bezw.  das  mit  Cystospasmus  verbundene  Bedürfnis 
zu  abnorm  häufiger  Urinentleerung. 

cf.  Incontinentia,  Dysurie. 

liiizyni  [W.  KtJHNE]  das  hydrolytische  Fennent,  so  genannt 
im  Gregensatz  zu  den  organisirten  Fermenten  (Hefe,  Spaltpilzen 
etc.).  Die  E.  (z.  B.  Pepsin,  Trypsin)  bewirken  Spaltung  der  zu 
verdauenden  Körper  unter  Wasseraufnahme  der  letzteren. 

Kpendymitis  (im,  t6  evdvfia  Ankleidung,  Oberkleid) 

die    Entzündung    des    Ependyms    der   Himventrikel ,     meist    bei 
Hydrocephalus  congenitus  beobachtet, 
cf.  Hydrocephalus. 

liphelis,  Plur.  Ephelides  (j?  s(priUg  v.  sm  u.  fihog  an  der 
Sonne)  Sommersprossen,  sind  zahlreiche  sehr  kleine  Lentigines, 
die  im  Sommer  an  den  entblössten  Teilen  stärker  hervortreten  als 
im  Winter,  nicht  aber  durch  den  Einfluss  der  Sonne  erzeugt  sind^ 


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160  Ephemera 

liphemera  {sc,  Febris ;  s<p-rifjtsQog  Adj,  für  einen  Tag 
dauernd,  bestimmt  etc.,  em  auf,  im  Gegensatz  zu  Febris 
synocha  [avvoxog  anhaltend])  plötzlich  und  besonders  bei 
Kindern  (oft  nach  deuthchen  Erkältimgen)  eintretendes  und  in 
1—3  Tagen  entweder  ohne  jede  LokaHsation,  oder  mit  leichten, 
zur  Höhe  des  Fiebers  in  keinem  Verhältnisse  stehenden,  oder 
demselben  nachfolgenden  Lokalaffektionen  verschiedener  Schleim- 
häute, Anginen,  rheumatoiden  Erscheinungen,  Neuralgien  etc., 
welche  neben  dem  Fieber  verlaufen,  dasselbe  aber  nicht  be- 
dingen. In  diesem  Sinn  kann  man  von  Febris  rheumatica, 
herpetica,  catarrhalis  etc.  sprechen,  muss  aber  davon 
unterscheiden  Catarrhus  oder  Kheumatismus  febrilis,  bei 
welchen  das  Fieber  durch  die  Lokalaffektionen  bedingt  erscheint 
und  ihrer  Intensität  zu  entsprechen  pflegt. 

cf.  Refrigeratio,  Febris  herpet. 

"Ephidrosis  (^ itp-iögcDotg  [HiPPOKRATES]  dasSchwitzen 
im  allgemeinen. 

E.  uni lateralis   das   einseitige   Schwitzen   meist  im  Grefolgc 
von  einseitiger  Lähmimg  (Facialislähmung,  Hemiplegie), 
cf.  Sudor,  Uyperidrosis. 

CipiblephaTon  (to  ßXitpagov  Augenlid)  i.  q.  Epikanthus. 

li^leystotomie  (im  oberhalb,  97  xvaxig  Blase,  ^  ^^f^v 
Schneiden  tifxvw)  vd.  Lithotomie. 

Cipidemie  {sm  drüber  hin,  6  dfjf^og  Volk)  temporär 
intermittirende  allgemein  verbreitete  Volkskrankheit  mit  multiplen 
Prädilektionsherden  [Geigel]. 

cf.  Endemie,  Pandemie,  Epoikie. 

lipidermidopliyton  (^  imöegf^lg  Oberhaut  von  ijn\ 
Mgfxa  u.  (pvTov  Pflanze  v.  <pv(o  wachse^  [Lang]  der  Pilz  der 
Psoriasis.  Derselbe  soll  in  Gestalt  von  rundlichen  Brutzellen  mit 
doppelt  konturirter  glänzender  Membran  und  protoplasmatischem 
Inhalt  in  der  Psoriasishäutchen  genannten  Beteschicht  immittelbar 
über  den  Papillen  sitzen. 

lipidermidosis  [Auspitz]  Sammelnahme  für  Wachs- 
tumsanomalien der  Haut  mit  epithehalem  Ursprung  und  Typus. 

dpidermolysis  (97  Xvoig  Lösung)  Loslösung  der 
Epidermis  imter  Blasenbildung,  entweder  künstlich  z.  B.  durch 
Vesikantien,  durch  verschiedene  Keize,  wie  Reibungen,  Druck  der 
Schuhe,  oder  als    krankhafter  Zustand    —    E.  buUosa  hereditaria 

[KÖBNER]. 

cf.  Akantholjsia. 

lipididymitis  (17  emSiövfiig  was  auf  dem  Hoden  — 
didvfiog  —  gelegen  ist,  sowohl  Hodenhaut,  als  Neben- 
hoden, V.  Svco  zwei)  Nebenhodenentzündung. 


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Epilepsia  161 

E.  aeuta  entsteht  entweder  traumatisch,  oder  metastatisch 
(imd  dann  gewöhnlich  mit  Orchitis»  bei  Pyämie,  Blattern),  oder 
am  häufigsten  von  irgend  welchen  Reizungen  der  Urethra, 
namentlich  Gonorrhoe  durch  die  Vasa  deferentia  fortgeleitet: 
E.  urethralis  (gonorrhoica). 

E.  chronica  Abszessbildung  im  Nebenhoden  mit  sehr  chro« 
nischem  Verlauf,  im  Gefolge  chronischer  Entzündungen  der  Harn- 
röhre. 

E.  caseosa  s.  tuberculosa,  Phthise  (Tuberkulose)  des  Neben- 
hodens. „Es  bildet  sich  in  kurzer  Zeit  unter  Schmerzhaftigkeit 
eine  Anschwellung  des  Hodens,  resp.  Nebenhodens.  Dieselbe 
erreicht  gewöhnlich  schon  im  Verlauf  von  acht  Tagen,  seltener 
erst  nach  einigen  Wochen  ihre  definitive  Grösse,  und  es  tritt 
fast  regelmässig  ein  Aufbruch  und  Bildung  einer  Fistel  ein, 
welche  nun  durch  Jahre  hindurch  bestehen  bleibt"  [Pitha  und 
Billroth].  E.  tuberculosa  bildet  häufig  den  Ausgangspunkt 
für  Mihartuberkulose. 

cf,  Orchitis. 

lipi^astrias  {mi  auf,  jJ  yaaxrjQ  Bauch)  Doppelmiss- 
bildung aus  der  Reihe  der  Thorakopagi,  bei  der. der  eine  Embryo 
verkümmert  ist  und  als  parasitische  Masse  frei  oder  subkutan  in  der 
Begio  epigastrica  des  anderen  sitzt. 

cf.  Engastrius,  Teratom,  Intrafötation. 

lipig^lottitis  catarrlialis  (Epiglottis  Hippokrates 
Kehldeckel  v.  sni  u.  rj  yXcörta  eigentlich  über  der  Zunge, 
d.  h.  über  dem  Spraehwerkzeug,  dem  Kehlkopf)  s. 
Angina  epiglottidea  mnschriebene  Entzündung  des  Kehl- 
deckels, verbunden  mit  grossen  Schlingbeschwerden,  gewöhnhch 
auf  lokale  Schädüchkeiten  zurückzuführen. 

lipiS^natlias  (17  yvd^og  Kinnbacken)  parasitische  Form 
des  Prosopothorakopagus,  wobei  das  eine  Individuum  verkümmert 
und  als  parasitische  Masse  am  Gaumen  des  reifen  Fötus  befestigt 
ist,  indem  es  eine  grosse,  aus  dem  Munde  des  letzteren  hervor- 
ragende Geschwulst  bildet. 

cf.  Teratom,  Intrafötation. 

fSpikantlias  (o  xav^-ög,  Augenwinkel)  s.  Epiblepliaron 
Augenwinkelfalte,  ^.angeborener  Überschuss  von  Haut  auf  dem 
Nasenrücken,  welcher  Überschuss  in  Form  einer  vertikalen  Haut- 
falte die  medialen  Augenwinkel  überbrückt  [Stell wag]. 

lipikrise  (im-xgivco  [im  nach,  darauf]  durch  End- 
urtheil  entscheiden)  Endurtheil. 

lipilation  vd.  Epiliren. 

^Epilepsia  (^  ijilXrjyjig  von  imXaf^ßdvoy  ergreifen,  be- 
fallen, —  aber  nicht  mit  dem  Begriff  des  zu  Boden 
Pallens)  s.  Morbus  caducus,  sacer  „Fallende  Sucht"  etc., 

Rolh's  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  JJ 


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162  Epüepsia 

eine  funktionelle  Neurose,  deren  unbekannte  Ursache  vennutlich 
in  einem  Beizzustande  der  Grosshimrinde  zu  suchen  ist,  deren 
wesentlichstes  Symptom  der  epileptische  Anfall  ist.  Dieser  setzt 
plötzlich  oder  nacn  vorhergehender  Aura  (s.  d.)  mit  völligem 
Verlust  des  Bewusstseins  ein,  besteht  in  der  Hauptsache  au& 
.allgemeinen,  anfangs  tonischen,  später  klonischen  Krämpfen, 
-Cyanose,  Erweiterung  imd  Beaktionslosigkeit  der  Pupillen  und 
endigt  mit  dem  sogenannten  postepileptischen  Koma  (s.  d.)^ 
welcnes  allmählich  in  Schlaf  übergeht.  In  schweren  Fällen 
häufen  sich  die  Anfälle  an  Einem  Tage,  in  leichteren  bestehen 
freie  Intervalle  von  Tagen  bis  Monaten.  Bei  manchen  Kranken 
treten  die  Anfälle  bei  Tage  (E.  diurna),  bei  anderen  des  Nachts 
(E.  nocturna)  auf. 

Man  kann  vier  wesentHche  Formen  der  Anfälle  unter- 
scheiden : 

1.  E.  gravior,  haut  mal,  Fälle  von  E.,  bei  denen  die 
Paroxysmen  mit  Koma  und  allgemeinen  Konvulsionen  auftreten. 

2.  E.  mitior,  petit  mal,  durch  blosse  paroxysmelle  Bewusst- 
seinspausen  ohne  Krämpfe  charakterisirt. 

3.  Abortiv.anfälle,  bei  denen  neben  dem  Bewusstseins- 
verlust  unbedeutende,  auf  einzelne  Muskelgebiete  beschränkte 
Zuckungen  erscheinen. 

4.  Unregelmässige  Formen  der  E.,  bei  denen  z.  B.  das 
Koma  fehlt,  oder  unbewusste  automatische  Bewegungen  aus- 
geführt werden,  oder  transitorische  psychische  Störungen  (c/. 
Delirium  epilept.)  an  die  Stelle  der  Anfälle  treten,  oder  die 
Anfälle  in  solche  übergehen,  oder  Paralysen  oder  Aphasie  im 
Grefolge  haben. 

Epileptische  Äquivalente  vd.  Äquivalente. 
Epileptoide  Zustände  vd.  Vertigo  epilept. 

Unwesentliche  Unterscheidungen  sind: 

E.  vasomotoria  solche  Fälle,  bei  denen  die  Erscheinungen 
des  arteriellen  Grefässkrampfes  (Gresichts,  Extremitäten)  stärker  als 
gewöhnlich  und  namentUch  schon  vor  dem  Ausbruch  von  Kon- 
vulsionen längere  oder  kürzere  Zeit  bemerklich  sind. 

Status  epilepticus  epileptische  Anfallsgruppen  mit  Schlag 
auf  Schlag  sich  folgenden  AiifäUen,  zwischen  denen  die  Kranken 
im  Koma  verharren,  während  hohes  Fieber  besteht  imd  oft  ein 
hemiplegischer  Zustand  oder  tötlicher  Ausgang  eintritt. 

Ausser  der  echten  E.  unterscheidet  man  noch: 

Eeflex-E.,  bei  welcher  die  Krampfanfälle  reflektorisch  von 
irgend  einem  erkrankten  Körperorgan  ausgelöst  werden,  und 

Traumatische  E.,  Anfälle  im  Grefolge  von  Verletzungen 
des  Schädeb  mit  Läsion  oder  Beizung  der  Grehimrinde  durch 
Narben. 

cf.  Aura,  Koma  epilepL,  Eklampsie,  Hemiplegie,  Hysterie. 


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Epithelioma  163 

Epiliren,  lipilation  (pilus  das  Haar)  das  Aus- 
ziehen der  Haare.  —  E.  mit  der  Pechhaube  ist  Picacis- 
mus  (pix  das  Pech)  genannt  worden. 

Epiphora  (17  km<poQd  Zufluss,  Hervorbrechen,  y.  iitl 
TL  (pigw)  Thränenfluss,  Thränenträufehi. 
cf.  Dakryorhoe,  Stillicidluni. 

Epiphyten    (sm-tfixo  auf  etwas   wachsen)  pflanz- 
liche Parasiten  der  äusseren  Haut, 
cf.  Entophyten,  Epizoen. 

Epiploeele  (ro  knUkow  Nets  [Hippokbates],  y.  17  TiekXa 
die  Haut,  ri  xrikri  JBruoh)  Netzbruch, 
cf.  Hemia. 

Episiorhapliie  (76  imaeiov  Schamgegend,  v.  ini  u.  oeim, 
I  goTtzco  nähen)  Vereinigung  der  Seiten  des  Scheideneinganges 

1  durch  die  blutige  Naht  nach  vorgangiger  Anfrischung  zur   Ver- 

;  engerung    der  &hamspalte,    um  Üterusvorfalle    dadurch  zurück- 

zuhalten.   Die  Methode  ist  veraltet  und  durch  die  Kolporha- 
phia  anterior  imd  posterior  ersetzt, 
cf.  Elytroraphie. 

Episiotomie  {tef4vco  schneiden)  die  blutige  Erweiterung 
des  Scheideneingangs,  eine  Operation  welche  bei  Gefährdung  des 
Dammes  durch  die  Geburt  zur  Ausführung  kommt. 

cf.  Sjmphjseotomie. 

Episkleritis  {oxkrigog  hart,  Hyrtl  :  oxXrjga  /^fjvty^,  dura 
membranä)  Entzündung  des  episkleralen,  d.  i.  zwischen  Sklero- 
tika  und  Konjunktiva  gelegenen  Bindegewebes,  meist  sekundär 
und  symptomatisch  bei  l^tzündungen  von  tiefer  gelegenen  Teilen 
des  Auges. 

cf.  Skleritis. 

Epispadie  (im-ojidco  nach  oben  ziehen,  sc,  die  Harn- 
röhrenmündung) oder  Anaspadie,  Fissura  urethrae  superior, 
Mündung  der  Harnröhre  auf  dem  Kücken  des  Penis  infolge 
mangelhaften  fötalen  Verschlusses  der  Urethra. 

Epispadiaeus  der  an  E.  Leidende. 

cf.  Uypospadie,  Ektropie. 

Epispastica  {sc.  remedia,  emonamixdg  an  sich  ziehend, 
herbeiziehend)  Zugmittel,  Mittel,  welche  einen  starken  Haut- 
reiz ausüben,  die  Haut  röten  oder  Blasen  ziehen. 

cf.  Derivantia,  Exutoria,  Rubefacientia. 

Epistaxis  (gr.  H.  [HrppoKRATES]  v.  imord^co  wieder- 
holt tröpfeln)  das  Nasenbluten. 

cf.  Binorrhagie,  Stillicidimn. 

EpithelioBAa  (das  Wort  „Epithel"  findet  sich  zu- 
erst bei  F.  EuYSCH,  der  es  für  das  feine  Oberhäutchen 

11* 


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164  Epithema 

gebrauchte,  welches  die  Tastwärzchen  —  17  &riXiq  die 
Warze,  papilla  —  des  Lippensaumes  bedeckt,  v  ^^  die 
Zitze,  ^^'O&ai  melken,  ^rj-Xvg  weiblich,  im^ktg  latinisirt 
epithelium)  Geschwulst  aus  Epithelzellen  (besonders  Epi- 
thelialcarcinome). 

E.  inolluseuin  i.  q.  Molluscum  contagiosum. 

E.  myxomatodes  psamraosuin  eine  dem  dritten  Himven- 
trikel  eigene  Geschwulst  von  dem  Charakter  eines  sehr  weichen 
Myxoms,  welche  sich  durch  den  Gehalt  von  milchweissen  sehr 
harten  Kömchen,  verkreideten  Perlkugeln,  auszeichnet. 

cf.  Psammom,  Cholesteatom. 

lipitlieina    (r6  enl^efjia  u.  em^rjfjia  v.  xi^fjii)  Umschlag, 
cf.  Kataplasma,  Foment. 

BSpiz^en  (t6  C^ov)  tierische  Parasiten,  welche  nur  ihre 
Nahrung  auf  der  Haut  suchen  und  ihren  Wohnort  entweder 
zwischen  den  Haaren  oder  in  der  Bekleidung  und  sonstigen  Um- 
gebung des  Menschen  aufschlagen. 

Epizoonosen  {fj  v6oog  Krankheit)  die  durch  E.  bedingten 
Hauta-ankheiten. 

cf.  Dermatozoen,  Epiphyten,  Entozoen. 

lipizöotie  eine  Viehseuche,  analog  der  Epidemie. 

lipoikie  [F.  Winckel]  (o  ofxog  Haus)  Hauskrankheit. 

cf.  Endemie,  Epidemie. 

lipoopliorektoiiiie  {ejil  bei,  neben,  4o<p6Qog  eier- 
tragend, ixTSfivco  ausschneiden)  die  operative  Entfernung 
einer  Nebeneierstocksgeschwulst. 

cf.  Osphorektomie,  Ovariotomie. 

Upülis  (17  ovktg  Zahnfleisch)  genereller  Name  für  Ge- 
schwülste am  Zahnfleische.  Am  häufigsten  sind  es  Granulome, 
dann  Riesenzellensarkome,  Fibrome,  Carcinome. 

cf.  Parulis,   Odontom. 

liretliismas  (gr.  H.  v.  iQs&iCco  reizen)  zu  grosse 
Erregbarkeit  z.  B.  E.  mercurialis. 

Uretliische  Granalationen  vd.  Granulation. 

cf.  Torpor,  Irritatio,  SSynocba. 

lirg^ostat  (t6  sgyov  Werk,  iari]f^i  stellen)  ein  von 
G.  Gärtner  konstruirter  Apparat,  an  dem  die  zu  therapeutischen 
Zwecken  einem  Kranken  vorgeschriebene  Arbeit,  in  Küogranuu- 
metem  dosirbar,  durch  Drehen  einer  Kurbel  verrichtet  wird. 

Ur^otismas  (v.  Ergotin,  dem  wirksamen  Bestand- 
teile des  Mutterkorns,  v.  sgyo)  wirke  [?])  auch  Raphania 
(s.  d.)  Kriebelkrankheit,  durch  länger  fortgesetzten  Grenuss 
von  Brot  entstehend,  welchem  Mutterkorn  eingebacken  ist,  daher 
meist  iD  Epidemien. 

E.  eonvulsivus:  in  akuten  Fällen  treten  allgemeine  Krämpfe 


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Erysipelas  165 

auf,  unter  denen  der  Tod  in  4 — 8  Tagen  erfolgt.  Bei  anderen 
treten  die  Konvulsionen  nur  zeitweise  auf,  zu  gleicher  Zeit  und 
schon  im  Prodromalstadium  besteht  heftiges  Jucken  und  Krie- 
beln  in  der  Haut,  besonders  den  Händen,  Taubheitsgefühl, 
Anästhesie  der  Fingerspitzen,  womit  sich  dann 

E.  gangraenosus  meist  trockene,  seltener  feuchte  Gangrän 
der  Haut  und  selbst  ganzer  Extremitäten  verbinden  kann.  Die- 
ser Brand  soll  eine  Folge  von  Ischämie  der  kleinsten  Arterien 
sein.  Bisweilen  führt  der  E.  auch  zu  psychischen  Störungen 
(Ergotinpsychosen). 

et*.  Akrodynie,  Tetanie. 

^Erosion  {e-rodere  aus-  oder  abnagen)  zirkumskripter 
Verlust  des  Epithels  auf  Schleimhäuten  —  Erosionsgeschwür  — 
häufig  bei  Katarrhen  (katarrhalische  E.). 

Papilläre  E.  entwickelt  sich  aus  der  einfachen  E.  in  der 
Weise,  dass  die  nach  Abstossung  des  Epithels  frei  Hegenden 
Spitzen  der  Papillen  anschwellen  und  als  körnige,  dunkler  ge- 
rötete und  leicht  blutende  Erhabenheiten  hervortreten. 

Hämorrhagische  E.,  E.  der  (Magen-) Schleimhaut  durch 
hämorrhagische  Infiltration  kleiner  mnschnebener  Stellen,  welche 
zu  einer  oberflächlichen  Erweichung  imd  Abstossung  der  er- 
weichten Partien  führt. 

cf.  Excoriation. 

Urotomaiiie  (o  egwg,  spcoxog  Liebe,  97  fiavla  Wahnsinn) 
der  Liebes  Wahnsinn,  eine  Monomanie. 

lirrliina  {sc,  remedia  —  t6  sqqivov  v.  elg  zriv  Qiva  Galen) 
nasenreinigende  Mittel. 

cf.  Stemutatoria,  Coryzaria. 

liraetatio  {ructare  rülpsen)  nervöses  Aufstossen. 

cf.  Raetu<>'. 

liraption  (erumpere  hervorbrechen)  das  Ausbrechen, 
fast  nur  von  Exanthemen  gebraucht  (s.  d.)  sowohl  im  Sinne  des 
Vorganges  als  des  Produktes  (=  Effloreszenz). 

^Erysipelas  (igv^gög  rot,  to  jiüag  Haut,  JteXla  z=pelli8) 
Rose,  Rotlauf,  akute  fieberhafte  und  von  mehr  oder  weniger 
schweren  Allgemeinerscheinimgen  begleitete  kontagiöse  Hautent- 
zündung, welche  meist  von  einer  (oft  sehr  unscheinbaren)  ver- 
letzten Stelle  der  Haut  oder  einer  oberflächlich  gelegenen  Schleim- 
haut ausgeht  und  die  Neigung  hat,  sich  schnell  über  gi-osse 
Hautpartien  zu  verbreiten. 

E.  idiopathieuin  s.  spontaneum  s.  verum  s.  exanthemati- 
cuin  das  anscheinend  idiopathische,  ätiologisch  aber  wahrschein- 
lich mit  dem  Wunderysipel  identische  E.,  meist  als  Gresichts- 
oder  Kopfrose  (E.  faciei,  capitis,  auriculare),  seltener  des 
Stammes  (E.  trunci  resp.  mammae,  thoracis,  abdominis,  genitalium^ 
extremitatum  etc.). 


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166  Brysipelas 

E.  glabrum  s.  laevigatum,  wobei  die  Haut  prall  gespannt 
ist  und  ein  glänzendes  Aussehen  hat. 

E.  oedematosum  und  erythematosum,  je  nachdem  die 
Schwellimg  oder  Rötung  hervortritt. 

E.  bullös  um  s.  vesiculosum,  wobei  die  Epidermis  in 
grösseren  oder  kleineren  Blasen  emporgehoben  ist.  Wird  der 
Inhalt  der  Blasen  eiterig,  so  spricht  man  von 

E.  pustulosum;  kommt  es  zu  lokaler  Nekrose  oder  Gan- 
grän, von 

E.  gangraenosum,  selten,  besonders  an  den  Augenlidern. 

E.  verrucosum,  wenn  die  Haut,  wahrscheinlich  in  Ab- 
hängigkeit von  ihrer  Anheftungsweise  an  die  unterliegenden  Teile, 
warzig  oder  quaddelig  erscheint,  oder 

E.  variegatum,  wenn  die  Streifenform  vorherrschend  ist. 

E.  erraticum  inseif örmig  entzündete,  mit  dem  Hauptzuge 
der  Entzündimg  anscheinend  nicht  in  kontinuirhcher  Verbindung 
stehende  Hautpartien. 

E.  trauinatieuin  s.  nothum  s.  spurium  s.  nosocomiale 
Wundrose,  von  Wunden  ausgehendes  E.,  verdankt  seine  Ent- 
stehung wahrscheinlich  densell^n  spezifischen  Noxen  als  das 
sog.  spontane  E. 

E.  ambulans  s.  migrans  s.  serpens,  Wanderrose, 
welche  sich  sehr  rasch  oft  über  die  ganze  Hautoberfläche  weiter 
verbreitet,  wobei  aber  immer  nur  ein  Teil  derselben  in  der  Akme 
der  Entzündung  sich  befindet. 

Zum  E.  traumaticum  gehört 

E.  neonatorum  (E.  von  der  Nabelwunde  aus),  E.  vacci- 
nale  (von  den  Impfstichen)  und  E.  puerperale  (E.  malignum 
puerp.  intemum,  cf.  Febris  puerper.,  von  Verletzungen  der  weib- 
lichen Genitalien  durch  den  Vorgang  der  Entbindung). 

E.  phlegmonosiiin,  Pseudoerysipelas,  von  einem  Trauma 
ausgehende  und  zu  grosser  Ausbreitimg  neigende,  ätiologisch 
wahrscheinlich  auch  mit  den  vorigen  Formen  identische,  aber 
tiefer  greifende  Entzündung,  indem  vorzugsweise  das  Unterhaut- 
zellgewebe der  Sitz  der  Entzündung  ist,  welches  in  ausgedehnter 
Weise  zu  abszediren  pflegt,  wobei  sich  auch  die  Kutis  im  Zustande 
einer  erysipelasartigen  Entzündung  befindet. 

E.  puerperale,  meist  von  den  Genitalien  imd  Nates  aus- 
gehend, überwandert  meist  von  hier  aus  in  8 — 14  Tagen  Bumpf, 
Extremitäten  imd  Kopf.  Da  sich  bei  diesem  der  Streptokokkus 
von  Fehleisen,  und  zwar  auch  im  Blut,  in  den  serösen  Häuten 
und  in  anderen  inneren  Organen  findet,  ist  der  Erysipelkokkus 
jedenfalls  eine  der  Ursachen  des  schweren  Puerperalfiebers 
[Winckel]. 

Der  zweifellose  Erreger  des  Erysipels  ist  der  von  Fehleisen 
entdeckte  Streptokokkus  (s.  d.). 

lirythanthema  (igv^QÖg  rot,  t6  äv^og  Blüte)  ein  von 


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Brythema  167 

AuspiTZ   gebrauchter   Sammelname    für    alle   Efflörieszenzen   mit 
erythematöser  Grundlage, 
cf.  Erythema. 

Ijrytiiema  (igv^galvco  erröte)  durch  vasomotorisch-sen- 
sible Neurosen  bedingte  diffuse  oder  zirkumskripte  Hautrötungen 
{cf.  Eoseola,  Purpura).  Dieselben  sind  entweder  vorübergehender 
Natur  (Erythema  hyperaemicum  und  Eoseola  congestiva)  .  oder 
iühren  zu  dauernden  Alterationen  und  nutritiven  Veränderungen 
der  Haut. 

Erytheme  der  ersten  Kategorie  sind: 

E.  eongcstivuin  traumatieum  E.  durch  Druck,  Stoss  etc. 

E.  ealoricuindie  durch  Einwirkung  abnorm  hoher  oder  ab- 
norm niedriger  Temperaturgrade  entstaÜadene  Form,  erster  .Grad 
der  Verbrennung  und  Erfrierung. 

E.  ab  acribus  s.  venenatum  durch  chemische  Eigenschaften 
gewisser  Substanzen  hervorgemfenes  E.  Dazu  dürfte  das  neuer- 
dings von  Blanc  beschriebene  E.  mercuriale  (?)  zu  zählen  sein. 

E.  ex  profluviis,  Intertrigo  (v.  inter-tero  dazwisehen- 
reiben)  durch  Einwirkung  verschiedener  Sekretionen  auf  die 
Haut  hervorgerufen. 

E.  infolge  psychischer  Einwirkung  ist  eine  auf  einer  phy- 
siologischen Angioneurose  beruhende  plötzlich  auftretende  Haut- 
röte (E.  pudoris,  E.  iracundiae). 

E.  infantile,  auch  Roseola  infantilis,  diffuse  Bötungen  oder 
umschriebene  rote  Flecke  der  allgemeinen  Decke  bei  Kindern  in 
Begleitung  von  Fiebem,  Eingeweidewürmern,  beim  Zahnen  etc. 
auftretend,  ohne  klinische  Bedeutung. 

E.  variolosum  zuweilen  der  Blattemeruption  vorausgehendes 
E.  am  Bauch  und  der  Innenfläche  der  Schenkel,  bei  geschlossenen 
Schenkeln  als  Dreieck  („Schenkeldreieck")  erscheinend,  dessen 
Basis  am  Bauche,  dessen  Spitze  in  der  Mitte  zwischen  beiden 
Oberschenkeln  liegt. 

cf.  Roseola  variolosa. 

Das  Prototyp  der  zweiten  Kategorie  ist: 

Das  Erythema  multiforme  (E.  multiforme  exsudati- 
vum Hebra)  eine  durch  das  Auftreten  hirsekorn-  bis  linsen- 
grosser,  lebhaft  roter  oder  dunkler  Fleckenbildungen,  die  auf 
Fingerdruck  vorübergehend  erblassen  und  sich  oft  zu  anderen 
Effloreszenzen  imibilden,  charakterisirte  akute  oder  subakute 
Hautkrankheit.  Dieselbe  lokalisirt  sich  mit  Vorliebe  auf  Hand- 
und  Fussrücken,  kommt  aber  an  allen  Körperstellen  vor.  Je 
nach  der  Grestalt  der  Effloreszenzen  spricht  man  von  E.  papu- 
latum  et  tuberculatum,  annulare  s.  circinatum  (s.  d.) 
gyratum,  urticatum,  vesiculosum  und  bullosum. 

E.  Iris  et  eireinatum  imd  Herpes  Iris  et  circinatus  eine 


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168  Brythrasma 

selbständige  Abart  des  E.  multiforme  mit  einer  derartigen  An- 
ordnung der  Flecken,  dass  periphere  zu  Kreisen  angeordnete 
Effloreszenzen  um  einen  zentral  gelegenen  sich  bilden.  Modi- 
fikationen des  gewöhnhchen  E.  Iris  sind  Erythema  und  Herpes 
circinatus  mit  Bläschen  oder  Fleckenkreisen  ohne  zentnede 
Effloreszenz,  die  in  Herpes  Iris  übergehen. 

E.  nodosum,  erbsengrosse  Knoten  und  Knollen  bis  zu  flach- 
handgrossen,  ovalen  und  halbkugehgen ,  zumeist  an  den  Extremi- 
täten auftretenden  Geschwülsten  von  bläulichroter  Farbe,  die  auf 
Druck  sehr  schmerzhaft  sind.  Die  Affektion  geht  oft  mit  Fieber 
und  allgemeinem  Unwohlsein  einher. 

Urtiearia  (s.  d.)  [nach  Schwimmer  in  ZH]. 

E.  epideinieuin  yd.  Akrodynie  und  Pellagra. 

lirytilrasma  Bärensprung 's  (v.  igv^gaivco  erröten) 
i.  q.  Ekzema  marginatum  Hebra. 

lirytilroblasten  (^  ßkaarrj  Keim)  s.  drythrocyten 
(t6  xvxog  Bläschen)  neuere  Bezeichnung  für  rote  Blut- 
körperchen (c/.  Leukocyten,  Haemoblasten). 

lirythroehloropie  [Mauthner]  die  Blaugelbblind- 
heit. 

cf.  Acjanoblepsie,  Achromatopsie. 

ISrytlirodeniiieii  u.  Hry throdermiten  vd.  Chromo- 
dermatosen. 

Brytlirodextrin  (Dextrin  [von  dexter\  nach  rechts 
drehender  Körper)  Übergangsprodukt  bei  der  (Ptyalin-)Ver- 
dauung  zwischen  Stärke-  und  Traubenzucker,  daran  erkennbar, 
dass  Jod,  bezw.  LuGOL'sche  Lösimg  purpurrot  (nicht  blau  wie  bei 
Gegenwart  von  Stärke)  gefärbt  wird.  Die  Gregenwart  von  E.  im 
ausgeheberten  Magensaft  ist  ein  Zeichen  der  noch  nicht  been- 
digten oder  unterbrochenen  Amylolyse. 

cf.  Achroodextrin,  Dextrin,  Maltose. 

!Ery tliroinelalg^ie  (to  fisXog  Glied,  x6  äXyog  Sehmerz, 
Weir  Mitchell)  eine  Angioneurose,  bei  welcher  in  einzelnen 
Extremitäten  anfallsweise  Rötung  und  Schwellung  der  Haut  mit 
Schmerzen  auftritt. 

lirythropsie  das  Botsehen,  welches  bei  aphakischen 
Augen  vorkonunt,  die  aUe  Gregenstände  im  rotem  Licht  sehen. 

liscliftra  (v  iaxdga  Söhorf,  urspr.  Brandherd)  Ver- 
schorfung  oder  Verkohlung  von  Körperteilen,  eine  Form  von 
Mortifikation,  welche  hauptsächlich  durch  Verbrennung  oder  Ätz- 
mittel entsteht. 

Eseharotiea  s.  Caustiea  (s.  d.),  sc,  remedia)  Ätzmittel. 

cf.  Qangran. 


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Evisceratio  169 

Ustliioineiios  {ia^iöjusvog  fressend,  Medium  y.  ia^io> 
verzehren)  fressend,  vd.  Lupus. 

Citat  de  mal  s.  Status  epileptieus  gefahrvoller  Zustand 
bei  schwerer  Epilepsie,  bestehend  in  gi-osser  Häufung  der  Anfälle 
und  andauernder  Bewusstseinsstörung. 

cf.  Epilepsie. 

litat  manieloiiiie  (le  mamelon  Brustwarze,  mammay 
fidfzfza  Mutterbrust)  faltiger  und  warziger  Zustand  der  Magen- 
schleimhaut, konunt  dadurch  zu  stände,  dass  sie  bei  chronischem 
Magenkatarrh  in  ihrer  Drüsenschicht  hypertrophische  Magen- 
schleimhaut auf  ihrer  Unterlage  nicht  mehr  Platz  findet  imd  sich 
faltet. 

litliinoceplialia  (6  ^^fjiog  =  arj^fiog  Seihetueh,  Sieb, 
V.  odco,  ori^co  siebe,  1}  xsq>aXri  Kopf)  vd.  Arhinencephalie. 

liaexie  oder  !Eapliorie  (17  evs^ia  v.  ev  wohl  und  ex<*^ 
halten,  sich  befinden,  bezw.  (psQco  tragen,  sich  befinden) 

das  Wohlbefinden. 

liastroni^ylas  g^ig^as  i.  q.  Strongylus  gigas. 

liUtliaiiasie  (gr.  H.  v.  6  Mvarog)  leichter  schöner  Tod, 
Erleichterung  des  Sterbens. 

liTentratio  (venter  der  Bauch)  entweder  ein  Zustand, 
wobei  der  grösste  Teil  der  Baucheingeweide  in  grossen  (besonders 
Nabel-)Hemien  sich  befindet,  oder  eine  geburtshilfliche  Operation. 
Diese  konmit  zur  Ausführung,  wenn  die  Vergrösserung  des  kind- 
Uchen  Bauches  als  Geburtshindemis  erkannt  worden  ist,  welches 
sidi  nicht  durch  einfache  Punktion  (wie  bei  Ascites)  beseitigen  lässt. 

cf.  Evisceratio,  Exenteratio,  Laparocele. 

liTersio  {e-vertere  herauswenden)  i.  q.  Ektropia. 

ÜTideineiit  (franz.  vide,  lat.  viduusy  Witwer,  ledig,  leer) 
das  Aushöhlen,  Ausschaben  der  Knochen  bei  Caries,  Nekrose, 
cf.  Abrasio. 

liTiratio  {evirare  entmannen)  [v.  Krafft-Ebing]  Be- 
zeichnung für  die  zweite  Stufe  der  konträren  Sexualempfindung 
des  Mannes,  wobei  dieser  eine  tiefgehende  Wandlung  seines  Cha- 
rakters, insbes,  seiner  Gefühle  und  Neigungen  im  Sinne  einer  weib- 
hch  fühlenden  PersönHchkeit  erfährt. 

cf.  Effeminatio,  homosexual. 

£Tiseeratio  (viscera  Eingeweide)  eine  geburtshilfliche 
Operation,  welche  bei  bedeutender  Vergrösserung  innerer  Organe 
des  Kindes,  zur  Entleerung  der  Eingeweide  des  Thorax  und  des 
Abdomens  mittels  Eröffnung  der  vorliegenden  Seite  des  Kindes 
ausgeführt  wird.  Der  Ausdruck  wird  auch  für  die  temporäre 
Herausnahme  der  Eingeweide  aus  der  Bauchhöhle  bei  Laparoto- 
mieen  gebraucht 


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170  Exacerbation 

lixacerbation  (ex-acerbare  erbittern,  aufstacheln, 
acerhus  scharf,  bitter)  akute  Steigerung  oder  Verschlimmerung 
einer  Krankheit  oder  eines  Symptoms,  z.  B.  des  Fiebers. 

SiXaeresis  (Corporis  alieni  etc„,  17  i^-aigeaig)  das  Heraus- 
nehmen, Entfernung. 

cf.  Extraclio,  Exstirpatio. 

lixanthem  (ro  i^-dv^ina  Hautausschlag,  v.  r6  äv&og 
Blüte)  genereller  Name  für  die  verschiedenen  Ausschlagsformen 
der  Haut,  sämtlich  in  einer  oberflächlichen  Entzündung  bestehend, 
woraus  sich  je  nach  der  Beteiligung  der  Epidermis  Flecke,  Knöt- 
chen und  Knoten,  Quaddeln,  Bläschen,  Pusteln,  Geschwüre, 
Schuppen,  Borken  und  Grinde  (maculae,  papulae,  phymata,  urticae, 
vesiculae,  pustulae,  ulcera,  squamae,  crustae)  ete.  bilden. 

Exanthcinata  aeata,  akute,  durch  regelmässige  Aufeinander- 
folge der  einzelnen  Erscheinimgen  (Stadien)  und  durch  charak- 
teristische Krankheitsprodukte  auf  der  allgemeinen  Decke  ge- 
kennzeichnete,  durch  ein  spezifisches  Kontagium  entstandene 
Infektionskrankheiten. 

Als  wesentHche  Stadien  der  E.  a.  unterscheidet  man: 

Stadium  incubationis  s.  l'atentiae  die  Zeit  vom  Moment 
der  erfolgten  Infektion  bis  zum  Beginn  deuthcher,  meist  fieber- 
hafter Erscheinungen. 

St.  prodromorum  Vorläuferstadium,  vom  Beginn  der  ent- 
schiedenen Erkrankung  bis  zum  Erscheinen  des  charakteristischen 
Ausschlags. 

St.  eruptionis  das  Stadium  der  Entwicklimg  des  E. 

St.  floritionis  (florire,  flos)  s.  maturationis  (bei  Blat- 
tern suppurationis)  das  Stadium  der  höchsten  Entwicklung, 
der  „Blüte"  des  E. 

St.  desquamationis  s.  exsiccationis  Abschuppungs- 
stadium,  beginnt,  wenn  die  maximale  Entwicklung  des  E.  vor- 
über ist. 

E-a  balsamicuin  (ro  ßdXoa^imf  Balsamstrauch)  erythema- 
töse  und  Eoseolaflecke,  die  zuweilen  nach  übermässigem  Gebrauch 
von  Balsamen  (Kopaiva)  entstehen. 

E.  eaeruleum   vd.  Maculae  caeruleae   {caeruleus  blau  wie 
der  Himmel,  caelum  [xorAor]). 
E.  labiale  i.  q.  Herpes  labialis. 
iExarteriitis  vd.  Periarteriitis. 

lixartiknlation  (articulus,  Bern.  v.  artus  Gelenk) 
Absetzung  eines  Gliedes  in  einem  Gelenk,  Amputatio  in  con- 
tinuitate. 

cf.  Enucleatlon. 


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r 


f^  BxhauBtio  171 

tj  £:KcerebratiQ  {cerebrum)  die  Enthimung  des  durch  die 

Oephalotomie  eröffneten  kindlichen  Schädels,   meist  durch  Kom- 
pression mit  dem  Cephalotripter. 
cf.  Embryotomie. 

•<5  £:KCision   (von  exctdere)   das  Herausschneiden,   eine 

2ur  Ausrottung  von  Geschwülsten  u.  dgl.  ausgeführte  Operation. 

liZKcitantia  (sc.  remedia  —  ex-citare  aufreizen)  s.  Sti- 
mnlantia  erregende,  d.  i.  das  Gefäss-  und  vor  allem  das  Nerven- 

a      System  direkt  oder  reflektorisch  reizende  Mittel. 
cC  Nervina. 
M  Excitatop  i.  q.  Elektrode. 

!E:KCoriatio  (corium  Lederhaut,   ro  ^ogiov)  Abschür- 
^      fuuff,   Abstreif  ung   der  Epidermis   mit  Blosslegung  der  Schleim - 
Q)      4schi<3it  oder  des  Korium  ohne  Substanzverlust  des  letzteren. 
^  cf.  Erosion,  Vnlnas,  Ulcus,  Bhagas. 

W  £:Kcrescenz  {laU)  Auswuchs  im  allgemeinen. 

Ci^KenceplLalie  {s^  aus,  6  iyxicpaXog  Gehirn)  vd.  An- 
encephalus. 

Ci^Kenteratio  (exenterare  v.  i^-evregiCco  das  Innere, 
die  Eingeweide  (rä  svtsqo)  herausnehmen)  geburtshilfliches 
Verfahren  zur  Verkleinerung  abgestorbener  eingekeilter  Früchte, 
in  Entfernung  der  Eingeweide  der  Brust-  und  Bauchhöhle  be- 
stehend. 

cf.  Embryotomie,  Excerebratio,  Eventratio,  Evisceratio. 

E.  bnlbi  die  Auslöffelung  des  Bulbus  mit  Erhaltung  der 
Sklera  und  des  Optikus. 

E.  orbitae  Eadikaloperation  bei  malignen  Tumoren  der  Or- 
bita mit  eventueller  Ausschälung  des  Periosts  derselben. 

cf.  Enucleatio  bnlbi. 

E^Kesion  (ex-edere  ausnagen)  allmähhche  oberflächHche 
Zerstönmg  von  Organteilen,  besonders  Knochen,  durch  Greschwürs- 
und  andere  Zerstönmgsprozesse. 

cf.  Arrosion,  Exfoliation,  Usnr. 

£:Kfoliatio  (folium  Blatt)  Zerstönmg  von  gleichmässigen 
dünnen,  oberflächHchen  und  flachenhaft  ausgedehnten  Schichten 
von  Organen  durch  ulzeröse  Prozesse,  Tramnen  etc. 

cf.  Arrosion,  Erosion, 

B^Khanstio  (exhaurire  ausschöpfen,  erschöpfen)  die 
Erschöpfung.  E.  uteri  s.  Paralysis  uteri,  der  höchste  Grad 
von  Wehenschwäche.   Nach  Wigand  unterscheidet  man  drei  Grade: 

1.  Inertia    uteri    (zu  kurze  Wehen  mit   zu    langen    Pausen), 

2.  Atonia  uteri  (anfangs  stärkere  Wehen,  werden  allmähHch 
schwächer  und  seltener),  3.  Exhaustio  uteri  (vollständige  Lahr 
mung). 


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172  ExOphthalmometer 

Cixoplitlialinoineter  (6  Scp^aXfjiog  das  Auge)  ein  zu- 
erst von  CoHN  angegebenes  Instrument  zur  Messung  des  Grades 
von  Exophthalmus. 

Exoplitlialinas  mehr  oder  weniger  starkes  Hervortreten 
des  Bulbus  aus  der  Orbita,  beruht  entweder  auf  entzündlicher 
Hyperämie  des  orbitalen  Binde-  und  Fettgewebes,  oder  auf 
Stauungen,  Morbus  ßasedowii,  oder  auf  Geschwülsten  in  der  Or« 
bita  (entzündlicher  und  nicht  entzündlicher  E.). 

cf.  Enophthalmus,  Protrusion. 

liZKOstoüis  [Galen]  (i^ooTcoöig  Knochengeschwnlst^ 
To  ooTcov  Knochen)  lunschriebener  knöcherner  Auswuchs  de» 
Knochensystems  durch  eine  Ausschreitung  des  periostalen  Wa<;hs« 
tums,  gewöhnlich  infolge  von  Periostitis  ossificans.  Der  neugebil- 
dete Knochen  ist  anfangs  eine  äusserst  poröse  Masse  ("E,  spon- 
giosa),  welche  nur  locker  an  der  alten  Oberfläche  des  Knochens 
haftet  und  als  Osteophyt  bezeichnet  wird.  Später  erfolgt  kon- 
zentrische Anbildung  neuer  Knochenlamellen  an  die  Bälkchen  dea 
Osteophyt  und  da^wch  der  Übergang  in  kompakte  Knochen- 
substanz. 

Wenn  das  Produkt  eine  mehr  allseitige  spindelförmige  Auf- 
treibung des  Knochens  ist,  bezeichnet  man  es  als  Periostose; 
wenn  es  in  grösserer  Ausdehnung  imd  mehr  gleichmässig  den 
Knochen  einfach  verdickt,  als  Hyperostose. 

E.  eburnea  (ebur  Elfenbein)  bei  dieser  sehr  harten  Form 
wird  die  Knochensubstanz  in  konzentrischen  peripherischen  La- 
mellen um  einen  kleinsten  Ausgangshöcker  abgelagert. 

E.  eburnea  clavata  geknöpfte  E.,  kleine  flachrundliche  Aus- 
wüchse des  Schädeldaches  vom  Aussehen  elfenbeinerner  Knöpfchen.^ 

E.  mednllosa  (medulla  das  Mark,  v.  medium  y  fiioov  das 
Mittlere)  E.  mit  grösseren,  dem  MarkzyHnder  der  Röhrenknochen 
entsprechenden  Ansammlungen  von  Markgewebe  im  Innern. 

E.  eartilaginea  (cartüago  Knorpel,  eig.  Flechtwerk  = 
lat.  crates,  xdgraXog  Korb)  aus  einer  knorpehgen  Anlage  hervor- 
gegangene höckerige  Auswüchse  der  Röhrenknochen  in  der  Nähe- 
der  Gelenke,  welche  in  ihrer  Hauptmasse  knöchern  oder,  faUs  sie 
von  der  Gelenkfläche  ausgehen,  mit  einem  mehr  oder  weniger 
vollständigen  Knorpelüberzug  und  gelegentHch  auch  mit  einer 
eigenen  Synovialmembran  versehen  sind  (E.  bursata)  [nach  Rind- 
fleisch]. 

cf.  Osteosklerose,  Spicnla. 

E^Kpectorantia  {sc.  remedia,  von  ex  und  pectus  die 
Brust)  Mittel,  welche  den  Auswurf  (Expektoration)  aus  Lungen^ 
Bronchien  oder  Kehlkopf  befördern. 

cf.  Solventia,  Emetica,  Sputum. 

liXploration    {explörare  ausforschen,    eig.  heraus- 

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Exsudat  173 

:flie88en  machen  plorare)  im  allgemeinen  die  Untersuchung, 
in  sp.  diejenige  von  tiefer  gelegenen,  aber  von  den  Ostien  aus 
zugänglichen  Teilen. 

Explorateur  alle  zur  tastenden  Untersuchimg  solcher  Teile 
dienenden  Instrumente,  von  Sonden-  oder  anderer  Gestalt,  troikar- 
fÖrmig  (Explorativtroikar,  zur  Prüfung  flüssigen  Inhalts)  etc. 

[Expression  (lat)  das  Auspressen,  z.  B.  der  Kontenta 
des  Uterus  durch  Umgreifen  desselben  von  den  Bauchdecken 
aus  u.  a. 

Cixspiratio  prolong^ata  (spiro  atme)  verlängerte 
Exspiration,  Zeichen  von  katarrhalischer  Verengerung  oder  In- 
filtration der  feineren  Bronchialröhrchen,  wodurch  das  Wieder- 
entweichen der  inspirirten  Luft  verlangsamt  (die  Exspiration  zu- 
gleich auch  verschalet)  wird. 

CiXstirpation  (stirps  Stamm,  auch  Wurzel)  gi*ünd- 
liche  Ausrottung  (durch  Ausschneidung  etc.)  einer  Geschwulst  oder 
-eines  Organs. 

CiXstropMa  vesicae  vd.  Ektropie. 

Exsudat  (ex-8üdare  ausschwitzen)  die  entzündliche 
Ausschwitzung  (als  Produkt:  Exsudatum,  als  Vorgang:  Ex- 
sudation) aus  einem  flüssigen  und  aus  geformten  Bestandteilen 
bestehend,  welche  beim  Vorgang  der  Entzündimg  aus  den  Blut- 
gefässen austreten. 

cf.  Transsudat,  Extravasat,  Inflammatio. 

Man  unterscheidet,  ähnlich  wie  bei  der  Entzündung,  dem 
Sitze  nach: 

1.  Das  freie  E.  auf  den  freien  Oberflächen  und  in  den  na- 
türHchen  Körperhöhlen. 

2.  Das  interstitielle  (infiltrirte)  E.  zwischen  den  Geweben 
und  Gewebsteilen,  welche  je  nach  ihrer  Festigkeit  auseinander- 
gedrängt oder  zertrümmert  werden. 

3.  Das  parenchymatöse  E.  hat  seinen  Sitz  in  den  Ge- 
websteilen selbst,  vorzüglich  in  Epithel-  und  Drüsenzellen,  Binde- 
gewebs- und  Knochenkörperchen  etc. 

Nach  der  Qualität  unterscheidet  man: 

1.  Das  seröse  E.  von  der  Beschaffenheit  des  Blutsei-ums, 
vom  Transsudate  nur  ätiologisch  unterschieden  (seröser  Katarrh, 
-entzündlicher  Hydrops,  entzündliches  Ödem,  seröse  Blase);  ist  es 
reicher  an  Ei  weiss,  so  nennt  man  es  albuminöses  E. 

2.  Das  schleimige  E.,  das  Produkt  der  Schleimhautkatarrhe. 
Die  Schleimhaut-  und  Schleimdrüsenepithelien  produziren  den 
flüssigen  Schleim  in  vermehrter  Menge,  und  dieser  mischt  sich 
mit  der  aus  den  Gefässen  austretenden  Flüssigkeit  oder  den  aus- 
gewanderten farblosen  Blutkörperchen. 


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174  Extase 

3.  Das  fibrinöse  oder  faserstoffige  E.  Der  Faserstoff 
gerinnt  nach  seinem  Austritt  aus  den  Gefässen  und  bildet  ent- 
weder die  Hauptmasse  des  E.  (das  eigentlich  fibrinöse  E.)> 
indem  er  nur  in  seinen  Faserlücken  Serum  einschliesst,  oder  e& 
schwimmt  in  Flocken  im  Serum  (serös-fibrinöses  E.);  bei 
reichlicher  Beimengung  von  Eiterkörperchen  entsteht  das  fibri- 
nös-eiterige  E. 

4.  Das  eiterige  E.  konmat  entweder  als  rein  eiteriges  E.  vor 
oder  ist  in  verschiedenen  Verhältnissen  mit  den  übrigen  E.  ge- 
mischt als  serös-eiteriges  etc.  E. 

5.  Das  hämorrhagische  E.,  serofibrinöses  oder  eiterigem 
Exsudat,  welchem  rote  Blutkörperchen  oder  Blutfarbstoff  beige- 
mengt ist. 

6.  Das  krupöse  und  diphtheritische  E.  vd.  Croup  und 
Diphtherie  [nach  Wagner]. 

CiXtase  (77  sx'Otttotg  Geistesverrückung,  Verzückung, 

V.  ix  u.  loxrifiL)  starke  innere  Konzentration  auf  gewisse  Vorstel- 
lungs-  und  Empfindungskreise  bis  zur  Halluzination,  mit  starker 
Hebung  und  Spannung  der  gesamten  Seelenthätigkeit,  welche  sich 
in  effektvollem  Gresichtsausdrucke  kundgibt  bei  mehr  oder  weniger 
aufgehobener  äusserer  Empfindimg  und  zuweilen  einem  katalepsie- 
artigen Zustande  der  Muskeln. 

cf.  Hypnotismns,  Stupor,  Katatonie,  Somnambnlismus. 

CiXtension  (tendere  spannen)  Ausdehnung,  Zug. 

Kontraextension  Gegenzug  —  beide  kombinirt  zur  Ee- 
position  von  Frakturen,  Luxationen,  zur  Behandlung  von  Gelenk- 
affektionen, Kontrakturen  etc. 

cf.  Distractio. 

fiXtensionsverband  der  Zug  verband,  teils  zur  Aus- 
gleichung oder  Verhütung  von  Verkrümmungen  (Skoliosenmaschine 
von  Nyhop  u.  s.  w.),  teils  zur  Verhütung  von  Verkürzung  einer 
Extremität  bei  Frakturen  (Gewichtsextension)  im  Gebrauch. 

CiZKtinctio  (ex-stingutre  auslöschen,  eig.  ausstechen, 

oTiCco)  nennt  man  die  Methode  der  allmählichen  Austilgung  der 
Syphilis  durch  minimale,  aber  sehr  lange  Zeit  hindurch  angewen- 
dete Quecksilbermittel  im  Gegensatz  zur  Methode  der  subakuten 
Merkuriahsirung. 

£:Ktractio  (ex-trahere)  das  Ausziehen,  z.B.  der  Zähne,, 
der  Linse  (Staroperation)  etc. 
cf.  Exaeresis. 

]E:Ktr aperikardiales  Beiben  nennt  man  das  bei  Perl- 
carditis  externa  (Mediastino-Perikarditis),  entstehende  pleuro- 
perikardiale Reibegeräusch. 


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Faradisation  175 

CiXtravasatio  {extra  ausserhalb,  vas,  Flur,  vasa^  QtQ- 
fäss)  vd.  Hämorrhagie. 

Extravasat  das  ausgetretene  Blut. 

CiSLuberans  {ex-uberare  reichlich  hervorkommen, 
von  uhev  fruchtbar  =  über,  ov&ag  Euter)  stark  wuchernd^ 
Beiname  für  eine  Lupusform. 

E^Kulceratio   (ulcusy  eXxog  Geschwür)   Auseiterung,, 
teilweise  Zerstönmg  durch  Eiterung, 
cf.  Ulcus,  Arrosion. 

SiZKutoria  {sc,  remedia  —  v.  exuo,  uij  ütum,  ere-  heraus- 
ziehen) diejenigen  Derivantien,  welche  eine  oberflächliche  Ver- 
schwärung  der  äusseren  Haut  im  Bereich  der  Applikationsstelle 
hervorbringen. 

cf.  Caaterinm,  Moxa,  Epispastica. 

Faciei». 

F.  eholeriea  „Choleragesicht",  der  charakteristische  Ge- 
sichtsausdruck der  Cholerakranken:  tiefliegende  Augen,  zugespitzte 
Nase,  eingefallene  Wangen,  starre  Züge,  —  Folgen  des  Wasser- 
verlustes aus  den  Greweben  der  Augenhöhle^  Haut  etc. 

F.  i^astrica  Gesicht  der  chronisch  Magenkranken,  soll-  sich 
in  besonders  tief  ausgeprägten  Nasolabialfäten,  fahler  Gesichts- 
farbe und  starker  Magerkeit  zu  erkennen  geben. 

F  hippokratica  „Totengesicht",  die  auffallende  Gesichts- 
veränderung der  Sterbenden,  von  Hippokrates  beschrieben. 

F.  leontina  (Xscov,  Xeovxog  Löwe,  Xeovzidco),  Leontiasis  der 
alten  Ghiechen,  die  Verunstaltung  des  Gesichtes  bei  Lepra,  von 
der  wulstig-knotigen  Verdickung  der  Haut  über  den  Augen,  wo- 
durch diese  einen  wilden  und  morosen  Ausdruck  bekommen. 

F.  ovariana  Gesicht  der  mit  Ovarialzysten  behafteten  Kranken 
('Spencer  Wells):  stark  hervortretende  Backenknochen,  spitze 
Nase,  scharf  begrenzte  Nasenflügel,  zusammengepresste  Lippen,^ 
herabgepresste  Mundwinkel,  tiefe  Rimzeln  in  deren  Umgebung^ 
gefurchte  Stirn  [Winckel,  Frauenkrankheiten]. 

F.  progenaea  vd.  progenaeus. 

F.  vara  {värus  =  curvus  von  der  geraden  Linie  ab- 
weichend) „Klumpgesicht",  eine  mehr  oder  minder  ausge- 
S ragte  (einseitige)  Einbeugimg  der  äusseren  Unterkieferkontur,. 
auptsächHch  durch  Kontraktur  des  Muscul.  pterygoid.  extemus. 

cf.  Agnathie. 

Faradisation  die  Anwendung  des  Faradismus,, 
d.  i.  der  im  J.  1831  durch  den  enghschen  Physiker  Faraday 
entdeckten  induzirten  Elektrizität,  des  faradischen  Stromes.  Die 
von  Beard  und  Rockwell   angegebene  allgemeine  Faradi- 


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176  Faradokutan 

sation  ist   von  besonderer  therapeutischer  Wirkung  bei  Hysterie 
imd  anderen  allgemeinen  Neurosen, 
cf.  Galvanisation,  Elektrotherapie. 

Faradokutan  vd.  elektrokutan. 

Farciminiam  (eig.  farciminum  [Yegetius]  y.  farcttnen 
WtirBt,  Füllsel,  farcio  vollstopfen,  von  den  knotigen 
Anschwellungen  der  Haut)  der  chronische  Rotz,  Haut- 
wurm, Malleus  farciminosus. 

Fascia  (lat.  fascis  Bündel)  die  Binde. 

P.  spiralis  s.  Dolabra  Hobelverband,  wenn  die  einzelnen 
Rollbindenturen  sich  teilweise  decken, 
cf.  Benvers^. 

F.  repens  die  kriechende  Binde,  wenn  zwischen  je  zwei 
Eindenturen  ein  freier  Zwischenraiun  bleibt. 

F.  nodosa  s.  solaris  Sonnenbinde,  eine  Bollbinde  läuft 
unter  dem  Kinn  hinweg,  wird  vor  der  einen  Schläfe  lun  das  von 
<ier  anderen  Seite  kommende  entgegengesetzte  Ende  geschlungen  und 
nun  horizontal  über  die  Stirn  um  den  Kopf  geführt,  oder  umgekehrt. 

Fastidinm  (v.  fastus  Stolz,  Versehmähung)  der  Ekel, 
cf.  Naasea. 

Fastifi^iam  (lat.  ^  ä-cplaorm'  Schiffshöhe,  -hinterteil) 

der  Höhepunkt  i.  q.  Akme. 

Fataität  (fatuus  albern,  dumm,  Grundbedeutimg:  ge- 
schwätzig, von  fariy  (pijf^i)  vd.  Idiotie. 

Favus  (favus  die  Honigwabe),  Tinea  vera  s.  favosa 
s.  lupinosa  (lupmus  die  Feig-  oder  Wolfsbohne,  münzen- 
förmig) s.  Porrigo  favosa  s.  lupinosa  Erbgrind,  eine  durch 
Achorion  Schoenleinii  bedingte  ansteckende  Hautkrankheit, 
welche  zumeist  auf  dem  behaarten  Kopfe,  seltener  an  nicht  be- 
haarten Körperstellen  sich  lokaHsirt  und  durch  die  Bildung  von 
schwefelgelben,  linsen-  bis  pfenniggrossen,  scheibenförmigen,  in  der 
Mitte  gedellten,  von  je  einem  Haare  durchbohrten,  zwischen  die 
Epidermisschichten  eingelagerten,  aus  Pilzelementen  zusammen- 
gesetzten Körpern  —  Favuskörpern,  sog.  Scutulis  —  charak- 
terisirt  ist  und  in  ihrem  Bereiche  Atrophie  der  Haare  und  der 
Kutis  zur  Folge  hat. 

cf.  Achorion  Schoenleinii,  Herpes  tondens,  Onychomjkosis. 

Febricitiren  (febricitare  schon  bei  Celsus  v.  fehricula 
V.  fehris,  vw.  mit  <peß'Ofjiat  flüchten,  <p6ßog  Flucht,  Schrecken) 
leichte  Fieberregungen  haben. 

Febricnla  (Bern,  v.  febria)  die  leichtesten  Fälle  ver- 
schiedener,  sonst  gewöhnhch   mit   schwerem  Fieber   verlaufender 


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FebHs  177 

Krankheiten,  z.  B.  F.  typhosa,  variolosa  etc.  —  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  den  Abortivfällen. 

f^ebrifag^a  (sc,  remedia,  v.  fugare  fliehen  machen) 
s.  Antipyretiea  Fiebermittel. 

Febris  (vw.  mit  Beben  u.  cpoßog  s.  o.),  das  Fieber,  ist 
ein  Komplex  von  Symptomen,  welcher  auf  einer  Veränderung  in 
der  Wärmeregulirung  beruht,  vermöge  deren  die  Wärmeproduk- 
tion  —  dui'ch  vermehrten  Stoffumsatz  —  über  die  Norm  gestei- 
gert wird,  ohne  dass  durch  Zunahme  der  Wärmeabgabe  eine  Kom- 
pensation hergestellt  wird;  daraus  aber  resultirt  eine  Steigerung 
der  Körpertemperatur  [Liebermeister]. 

F.  symptomatica  das  Fieber  als  Folge  eines  primären 
Allgemein-  oder  Organleidens. 

F.  essentialis  s.  primaria^  wobei  lokale  pathologische 
Prozesse  als  ausreichende  Ursache  des  Fiebers  nicht  angesehen 
werden  können,  solche  vielmehr,  wenn  sie  vorhanden,  dem  Fieber 
ko-  oder  subordinirt  erscheinen. 

cf.  Ephemera. 

F.  monoleptica  und  polyleptica  (/*ovo-u.;ro>lv-Ajy;rr£xoV  v. 
lafjLßdvw  ergreifen,  befallen)  je  nachdem  da4s  Fieber  in  einem 
einzigen  Anfall  von  kürzerer  oder  längerer  Dauer,  oder  in  meh- 
reren oder  vielen  Anfällen  nacheinander  auftritt. 

F.  sthenica  s.  synochalis,  Eeizfieber,  wobei  im  wesent- 
lichen die  Arbeitsleistimg  des  Herzens  normal  oder  abnorm  gross 
ist  (F.  hypersthenica). 

F.  asthenica  s.  adynamica  s.  torpida  wobei  die  Kräfte 
im  allgemeinen  darniederliegen,  namentlich  aber  die  Arbeitsleistung 
des  Herzens  beträchthch  unter  die  Norm  herabgesetzt  ist. 

cf.  adytiftmisch. 

F.  continua  (Synocha  der  Alten)  anhaltende  Fieberform 
ohne  merkliche  Eemission  (selten  rein). 

F.  subcontinua  F.  mit  geringen  Remissionen. 

F.  remittens  F.  mit  abwechselnd  hohen  und  niedrigen 
Fiebergraden. 

F.  intermittens  aussetzender  Fiebertypus:  Zeiträume  mit 
normalen  Temperaturen  zwischen  raschen  und  hohen  Steigerungen.  — 
Häufig  bei  Malaria  (s.  d.). 

F.  typo  inverso  Auftreten  der  hohen  Temperatursteige- 
fungen  am  Morgen,   der  niedrigen   am  Abend. 

F.  erratiea  imregelmassige  Fieberanfälle,  z.  B.  bei  veralteten 
Fällen  von  Intermittens. 

F.  ephemera  vd.  Ephemera. 

f.   flava   das    gelbe    Fieber,  im  wesentlichen  eine  infolge 

Roth '8  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  J^2 


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178  FebriB 

spezifischer  Infektion  entstandene  parenchymatöse  Hepatitis,  in 
den  Tropen  heimische,  doch  verschleppbare  Krankheit.  Im  Blute 
von  Gelbfieberkranken  ist  eine  besondere  Art  von  Spirillen  nach- 
gewiesen worden. 

F.  i^astriea  ist  eine  sich  in  die  Länge  ziehende,  mit  Fieber 
verbundene  akiite  Gastritis  oder  Gastroenteritis,  bei  welcher  ner- 
vöse Erscheinungen  in  den  Vordergrund  treten  (und  die  in  manchen 
Fällen  von  leichten  Abdominaltyphen  nicht  zu  untei-scheiden  ist. 
Für  solche  zweifelhafte  Fälle  bedient  man  sich  in  der  Praxis, 
wenigstens  in  Süddeutschland,  gern  des  Namens  „Schleimfieber"). 

F.  hektica  das  hektische  Fieber,  Zehrfieber,  ist  durch 
abendliche  Steigerungen  und  morgendliche  Remissionen  bis  zu 
normalen  und  subnormalen  Temperaturen  charakterisirt  und  ent- 
steht wahrscheinhch  durch  Aufnahme  von  Zerfallsprodukten  (wahr- 
scheinlich auch  von  Tuberkelbacillen  in  die  Blut-  und  Säftemasse, 
insbesondere  bei  der  chronischen  Phthise. 

cf.  Hektik. 

F.  herpetiea  flüchtiges  Erkältungsfieber  (?),  das  ohne 
weitere  Lokalisation  mit  Ausbruch  eines  Herpes  faciahs,  besonders 
labialis  in  wenigen  Tagen  endigt. 

cf .  Refrigeratio,  Ephemera. 

F.  Interinlttens  Wechselfieber,  Febres  comitatae,  per- 
niziöses Wechselfieber,  vd.  Malaria. 

F.  miliaris  (mt7mm  Hirsekorn)  derSchweissfriesel,  eng- 
lische Seh  weiss,  eine  spezifische,  wahrscheinhch  miasmatisch- 
kontagiöse,  fieberhafte  Krankheit,  die  in  zirkumskripten  Lokal- 
epidemien auftritt,  seltener  über  grössere  Landstriche  sich  verbreitet 
und  in  zwei  typischen  Stadien  verläuft:  das  1.  Stadium  ist  cha- 
rakterisirt durch  einen  profusen  Schweiss,  der  bis  zwei  Tage  dauert 
und  mit  Präkordialangst  und  Herzklopf en  auftritt;  im  2.  Stadium 
erscheint  ein  masemähnliches  Exanthem,  dessen  Flecke  in  der 
Mitte  Miliariabläschen  tragen  und  das  mit  ausgedehnter  Desqua- 
mation endigt  [ZH]. 

cf.  Miliaria,  Sador  anglicus. 

F.  nervosa  „Nervenfieber",  alte  Bezeichnung  für  Typhus 
wegen  der  gewöhnlich  hervortretenden  schweren  Störungen  des 
NeiTensystems,  und  zwar  F.  n.  stupida,  Fälle  mit  Sopor  oder 
Koma,  oder  F.  n.  versatilis,  Fälle  mit  psychischen  Erregungs- 
zuständen. 

F.  puerperal! s  (puer)  Kindbettfieber,  Sammelname  für 
die  fieberhaften  Erkrankungen  des  Wochenbettes,  die  auf  einer 
Infektion  mit.pyogenen  oder  septischen  Mikroorganismen  bzw.  auf 
Intoxikation  beruhen  und  zu  Allgemeinerkrankungen  führen.  Die 
schweren  Formen  des  Kindbettfieoers  beruhen  auf  einer  Infektion 
durch  Streptococcus  pyogenes  (s.  d.)  in  grosser  Menge  oder  auf 
einer    Mischinfektion   mit  Streptococcus  pyogenes   und    Staphylo- 


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Pebris  179 

coccus  pyogenes  aui*eus  (s.  d.).  Die  leichteren  sind  durch  Keime 
geringerer  Patiiogenität  oder  durch  Infektion  mit  Streptococcus 
pyogones  in  geringer  Menge  von  der  Gebärmutter  aus  bedingt 
[Dödeklein],  Die  abgestorbenen  oder  im  Absterben  begriffenen 
Zellen,  welche  sich  im  Genitalschlauch  nach  der  Geburt  befinden, 
bilden  für  sie  einen  äusserst  günstigen  Nährboden.  Die  Infektion 
selbst  erfolgt  entweder  auf  dem  Wege  der  Spontaninfektion  oder 
durch  Übertragung  (Touchiren  u.  s.  w.). 

Die  eine  Serie  von  Puerperalfieber  entsteht  durch  Übertragung 
P^  von  keimungsfähigen  Infektionsstoffen,  die  andere  durc^  Besorp- 
ry^  tion  der  chemischen  Produkte  der  Keimung  (Ptomaine.  Auf  dem 
^  Wege  der  Venen  imd  Lymphgefässe  gelangt  das  Gift  in  den 
y    Körper.     Zweifel  unterscheidet: 

y  I.  Die    septikämische    Form    des    Puerperalfiebers 

JZ^    entweder  unter  dem  Bilde   einer  akuten  Vergiftung  des  Gesamt- 
^    Organismus  mit  allgemeinem  KräfteverfaU  und  hohem  Fieber  (mit 
Tj    oder  ohne  Schüttelfrost)  verlaufend  und  rasch  zum  Tode  führend 
(I^    oder  als  akute  septische  Peritonitis  erscheinend. 
O  II-  Die  phlebothrombotische  Form   (Metrophlebitis) 

mit  eiterig  zerfallenden  Venenverstopfungen  einhergehend,   die  in 

adie  Lungen,   die  Milz,   das  Herz  (Endocarditis  ulcerosa)  imd  das 
Gehirn  verschleppt  werden,  und  ebenfalls  rasch  zmn  Tode  führend, 
p^  III.  Die  lymphangitische  Form  (phlegmonöse  Form) 

.     charakterisirt   durch    das   Übergreifen   der    auf   dem   Wege    der 
1^     Lymphbahnen  verschleppten  Entzündung   auf  die  serösen  Häute 
O     (Pleuritis)   imd   die  Synovialmembranen  •  Gelenkentzündimg)  sowie 
?H     die   Mitbeteiligung  des  Peritoneum  (Peritonitis).    In   der   Beglei- 
pL^     tung  derselben  entstehen  peri-  und  parametritische  Exsudate   und 
Abszesse. 

F,  recurrens  vd.  Typhus  recurrens. 

F.  traumatica  Wund fieber,  entsteht  durch  Kesorption  (ver- 
schiedener) pyrogoner  Substanzen,  deren  Entstehung  mit  der  Ver- 
wundung —  wie  beim  Entzündungsfieber  mit  der  Entzündimg  — 
zusammenhängt.  Wahrscheinlich  sind  es  Stoffe,  die  teils  durch 
Eindringen  von  Fäulnisbakterien  in  der  Wunde  i nicht  im  Blute), 
teils  durch  die  begleitende  Entzündung  erzeugt  werden. 

Eine  graduelle  Steigerung  des  Zustandes  ist  die  Ichorrhämie. 

F.  träum.  Secundaria,  Nachfieber,  die  nach  Verlauf  des 
primären  Wundfiebers  nochmalige  naditrägliche  Temperatursteige- 
rung (die  gewöhnlich  mit  Eiterretention  ^er  Metastasen  in  Zu- 
sammenhang steht;. 

F.  nrethralis  häufige  Beflexreaktion  bei  Beizung  der  Harn- 
röhre durdb.  Katiieterisiren  oder  andere  Eingriffe,  in  Form  eines 
intermittensartigen  Fieberanfalles. 

12* 


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180  Perula 

Fernla  (eig.  Buthe,  v.  ferio  schlagen)  die  Schiene, 
zur  Unterstützung  gebrochener  und  verrenkter  Gheder. 

Fibrinnrte  vd.  Chylurie. 

Fibroid,  Fibrom  {fihra  die  Faser,  verw.  m.  finis  u. 
findo  spalte)  vd.  Fibrosarkom  bei  Sarkom. 

Fibroma  periartieulare  diffusum  vd.  Sjniovitis  fungosa. 

F.  moUuscum  vd.  Molluscum. 

Fibram^l^oiaa  vd.  Myoma. 

Fibrosarkoma  vd.  Sarkoma. 

Filaria  Bancrofti  s.  Draeunealufi  s.  Gordus  medinensis 

{filum  der  Faden)  Faden-,  Guinea-  oder  Peitschenwurm, 
nur  in  tropischen  Ländern  vorkommender,  sehr  dünner  und  bis 
zu  1  Meter  langer  Wurm,  der  sich  ins  Unterhautzellgewebe  be- 
sonders der  Füsse  einbohrt.  Wenn  die  Brut  des  weibhchen  Tieres 
reif  ist,  so  entsteht  an  der  Stelle  eine  allmählich  perforirende  Beule. 
F.  sanguinis  hominis  vd.  Chylurie. 

Fimbriocele  (fimbria  Faser,  IHur.  die  Fransen; 
17  xi^Xrj  Bruch)  Hernie  mit  der  Tubenfimbrie  im  Bruchsack. 

Fissara  {findere  spalten)  Spaltung,  Ein riss. 

F,  abdominalis  mangelhafte  fötale  Schhessung  der  Bauch- 
wand. 

F.  ani  liartnäckiges  (myrtenblattförmiges)  Geschwür  des  Af- 
ters, welches  aus  verschiedenen  Ursachen  hervorgehen  kann,  durch 
die  Defäkation  unterhalten  wird,  mit  äusserst  heftigen  Schmelzen 
bei  derselben  und  Afterkrampf  verbunden  ist. 

F.  ossium  Spaltbrüche,  durchsetzen  den  Knochen  in  Form 
von  Linien,  nämlich  Bissen  oder  Sprüngen,  welche  entweder  den 
ganzen  Knochen  oder  nur  die  BindenscMcht  durdidringen.. 

F.  Stern!  (t6  otigvov  die  Brust,  die  Flüche)  angeborene 
offene  oder  durch  Weichteile  mehr  oder  weniger  geschlossene 
Spaltung  des  Stemums. 

cf.  Kolobom.  Diastase,  Dehisceaz. 

F.  urethrae  superior  vd.  Epispadie. 

Fi»tala  {laL  Bohre,  findo)  die  Fistel,  durch  Ulxeraticm 
entstandene  oder  angeborene,  persistirende,  röhrenförmig  enge,  ab- 
norme Kommunikation  der  KÖrperoberfläche  mit  inneren  natür- 
lichen Hohlräumen,  Kanälen  oder  Drüsen,  oder  solcher  innerer 
Oberflächen  untereinander:  komplete  Fisteln,  Als  inkom- 
plete  Fisteln  bezeichnet  man  soldie,  nicht  nach  innen  (oder 
aussen)  kommunizirende  abnorme  Öf&ungen,  meist  chiomsche 
Hohlgeschwüre,  welche  eine  röhrenförmige  Gestalt  haben  (kanal- 
förmige    F.    —    Ausserdem    werden    unterschieden:    lippen- 


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Fluctuatio  181 

förmige  F.,  welche  durch  Verwachsung  der  äusseren  Haut  mit 
dem  Teil  der  Schleimhaut  entstehen,  von  dem  die  F.  ausgeht; 
Narben- F.,  wenn  sie  mit  einer  glatten  narbigen  Membran  aus- 
gekleidet sind). 

Nach  der  Beschaffenheit  der  sich  entleei-enden  Sekrete  oder 
Exkrete  unterscheidet  man  Eiterfisteln,  Fistulae  stercorales, 
urinariae,  salivales,  lacrymales  etc.,  oder  die  Unterschei- 
dung geschieht  nach  anatomischen  oder  ätiologischen  Gesichts- 
punkten (Blasenscheiden-F.,  kariöse  F.  etc.).  —  Die  wichstigsten 
Fisteln  sind: 

F.  ani  Mastdarmfistel,  und  zwar  completa,  wenn  eine 
innere  oberhalb  des  Sphinkter  gelegene  und  eine  äussere  mehr  oder 
weniger  weit  vom  Anus  entfernte  Öffnung  vorhanden  ist;  in- 
completa,  wenn  nur  eine  der  beiden  ÖÖnimgen,  und  zwar  F. 
a.  externa,  wenn  nur  eine  äussere,  interna,  wenn  nur  eine 
innere  Fistelöffnung  vorhanden  ist. 

F.  colli  congenita  Fistelgang  mit  meist  sehr  kleiner 
äusserer  Öffnung,  welcher  in  den  Larynx,  Pharynx  oder  die 
Trachea  oder  nur  in  das  2iellgewebe  führt  und  welcher  auf  mangel- 
hafter Schhessung  der  3.  oder  4.  Kiemenspalte,  bei  medianer  F., 
(F.  trachealis)  auf  mangelhafter  Vereinigung  des  3.  oder  4. 
Kiemenbogens  beruht. 

F.  laerymalis  Fistelbildung  von  den  Thränenorganen  aus, 
gew.  F.  sacci  laerymalis,  viel  seltener  glandulae  oder  duc- 
tus  laerymalis. 

F.  vesieo-vaginalis  Blasenscheidenfistel,  meist  infolge 
schwerer  Geburten,  welche  Druckbrand  der  zwischen  Blase  und 
Scheide  gelegenen  Weichteile  zur  Folge  hatten,  seltener  durch« 
Ulzeration  dieser  Teile. 

cf.  Atresia,  Anus  praeternaturalis. 

Flag^ellata  (flagellum  Geissei  =  flagrum,  fligo  bleue, 
schlage)  geschwänzte  einzellige  parasitäre  Organismen,  die  sich 
zur  Zeit  in  keine  der  bestehenden  Gruppen  einreihen  lassen. 

cf.  Cercomonas. 

Flatulenz  {flatus  Wind,  v.  flare  blasen)  vd.  Meteo- 
rismus. 

Flatus  vag^lnalis  i.  q.  Garrulitas  vulvae. 

Flexibllitas  cerea  „wächserne  Biegsamkeit"  vd. 
Katalepsie. 

Flexion  {flecto  beugen)  die  Beugung, 
cf.  Ante-  und  Betroflexio. 

Floeeileffinm  {floccus  Flocke,  legere  lesen)  das 
Flockenlesen,  vd.  Krozidismus,  Kai-phologie. 

Fllictuatio  {fluctuare,  fluctus  Fliessen,  Welle,  v.  fluo) 


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182  Fluor 

das  Schwappen,  die  Erscheinung   von   Flüssigkeitsansanmdimg 
oder*  Wellenbewegung  unter  einer  elastischen  Oberfläche. 

Fluor  der  Ausfluss. 

F.  albus  s.  Leukorrhoe  der  weisse  Fluss,  symptomatische 
und  allgemeine  Bezeichnung  für  jeden  nicht  blutigen  Ausfluss  aus 
den  weiblichen  Genitalien.  Je  nachdem  der  Uterus  oder  die 
Scheide  der  Ursprungsort  der  Sekretion  ist,  unterscheidet  man  F. 
a.  uterinus  und  vaginalis. 

F.  a.  posterior  Abgang  von  eiterigem  Schleim  durch  den 
After  bei  Hämorrhoidalzuständen  (Schleimhämorrhoiden),  Prok- 
titis etc. 

Fln^Kio  i.  q.  Hyperaemia  activa  s.  arterialis. 

Fln^Kus  coeliacus  {coelia,  tj  xodia  Unterleib,  v.  xoüog 
hohl)  vd.  Diarrhoea  chylosa. 

F.  sebaeeus  {sebum  Talg,  sapo  Seife)  i.  q.  Seborrhoea. 

Foetor  {lat.  foetere  räucherig  sein,  übel  riechen, 
verw.  mit  fumus  u.  Mco)  der  üble  Geruch,  Grestank,  z.  B.  F. 
ex  ore. 

Foetns  s.  Fetus  (fevere  erzeugen,  favere  fördern, 
bauen)  die  Leibesfrucht. 

F.  papyraceus  s.  compressus  munufizirte,  durch  einen 
anderen  gesunden  Fötus  vollkommen  plattgedrückte  Zwillings- 
frucht. 

F.  san^uinolentus  (gew.  syphiliticus)  von  E.  Maetdt 
eingeführte  Bezeichnung  für  sonst  „totfaul"  genannte  Früchte, 
die  aber  nicht  faul  sind,  sondern  im  Zustand  einer  feuchten  Auf- 
lösimg, Mazeration,  sich  befinden.  Die  Epidermis  ist  in  Blasen 
abgehoben,  nach  deren  Ablösung  das  röthch  imbibirte,  oft  bräun- 
lich pergamentartig  erscheinende  Korium  zu  Tage  tritt;  auch  die 
inneren  Organe  zeigen  eine  blutige  Imbibition,  in  den  Hohlen 
blutig-seröse  Flüssigkeitsanhäufung. 

cf.  Intrafötation  (F.  in  foeta). 

Folie  (fr.  nach  DiEZ  v.  follis  Blasbalg,  Windbeutel, 
f ollere  sieh  hin-  und  herbewegen)  das  Irresein. 

F.  eireulaire  i.  q.  zirkuläres  Irresein. 

F.  ä  deux  s.  induzirtes  Irreseln  psychische  Erkrankung 
zweier  zusammenlebender  Individuen  unter  ihrer  gegenseitigen 
Einwirkung. 

F.  du  doute  die  „Zweifelsucht",  ein  psychopathisches  Sym- 
ptom, besonders  bei  neurasthenischem  Irresein. 

F.  inorale  (engl,  moral  insanity)  morahsches  Irresein. 
F.    raisonnaate    em    bei    verschiedenen    Geisteskrankheiten 
vorkommender  Zustand,   in  welchem   die   Kranken   die    verkehr- 


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Prambösie  183 

testen  Handlungen  begehen,  dabei  aber  durch  vollständig  kor- 
rektes Raisonnement  ihre  Handlungsweise  zu  rechtfertigen  wissen. 

F.  museulaire  Bezeichnung  für  das  tolle  Muskelspiel  bei 
choreatischen  Krämpfen. 

cf.  Chorea. 

Folliculitis  (follis  Sack)   die  Entzündung   der  Follikel, 
F.  abscedens  infantum  die  abszedirende  F.,  bei  Kindern  be- 
sonders häufig  und  ausgebreitet. 

Fontentant  (St.  fovimentum  v.  foveo  wärmeii,  bähen) 

der  Umschlag, 
cf.  Kataplasma. 

Fonticulns  (Dem.  v.  fons  Quelle)  entweder  die  Fon- 
tanelle am  kindlichen  Schädel  (itaL)\  oder  als  Ulcus  artifi- 
ciale,  Bildung  einer  eiternden  Wunde  im  Unterhautzellgewebe, 
welche  durch  eingelegte  Fremdkörper  (Erbsen)  in  Eiterung  er- 
halten wird. 

cf.  Setaceam,  Derivantia. 

Forceps  (womit  man  heisse  Gegenstände  fasst, 
V.  formus  ^egfzog  heiss  u.  capto  (formucapes)  ,.forcipes  dictae 
quod  forma  capiunt  id  est  ferventia")  die  Zange. 

F.  crenata  (crena,  Krinne,  Kerbe)  Kornzange. 

F.  obstetrica  Geburtszange. 

Foreipressnr  (premere  drücken)  Verfahren  zur  provi- 
sorischen Blutstillung,  bei  welchem  die  wunden  Teile  um  die 
blutende  Stelle  herum  en  masse  mit  einer  Korn-  oder  Polypen- 
zange  zusammengedrückt  werden. 

Formicatio  {formica  Ameise)  s.  Myrmeeismus  (s.  d.) 

das  Ameisenlaufen,  Grefühl,  als  ob  Ameisen  auf  der  Haut 
kröchen,  eine  Form  der  Parästhesie,  teils  durch  Druck  auf  sen- 
sible Nenen,  teils  durch  Gefässkrampf  der  Extremitäten-  ent- 
stehend (Ergotismus,  Aura  epileptica  vasomot.). 

Fractara  {sc.  ossium,  v.  frang^re)  Knochenbruch. 

F.  Simplex  subkutane  F. 

F.  complicata  offene  F.,  Blosslegung  der  Bruchteile  bei 
gleichzeitiger  Durchtrennung  der  Weichteile. 

F.  comminutiva  auch  assularis  (v.  assula  das  Stück- 
chen) Stück-  und  Splitterbruch,  erstere  Art  nur  an  den 
breiten  platten  Knochen.  .    . 

Torsions  F.  die  durch  •  torquirende  Gewalt  auf  die  Röhren- 
knochen hervorgebrachte  F.,  wobei  die  F. -Enden  eine  bestimmte 
schraubenförmige  Gestalt  anzunehmen  pflegen. 

cf.  Fissur,  Infraktion. 

Frainblifi»ie  („Himbeei-warzensucht",  la  framboise  Him- 
beere,  ist  das  deutsche  „Brom"beere).  der  „Beerschwamm", 


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184  Framboesia  tropica 

war  früher  nicht  als  selbständige  Hantkrankheit  bekannt,  sondern 
eine  Bezeichnung  papillärer  lappig-kömiger  Auswüchse,  wie  sie 
z.  B.  bei  Sykosis,  Lupus,  manchen  SyphiMsformen,  Caro  luxurians 
u.  s.  w.  vorkonunen.  Die  Bezeichnung  Frambösie  hat  jetzt  nur 
mehr  für  folgende  zwei  selbständige  Hautkrankheiten  Greltnng: 

Framboesia  tropica  s.  Polypapilloaa  tr^piean  [Yaws] 
eine  kontagiöse,  unter  den  Negern  der  afrikanischen  Westküste 
endemische  Hautkrankheit,  die  in  Form  kleiner  unter  der  Epi- 
dermis sitzender  Knötchen  auftritt.  Die  Knötchen  wachsen  zu 
grösseren  von  einer  gelblichen  Kruste  bedeckten  Tumoren  heran. 
Unter  der  Kruste  sitzt  eine  nässende,  rothche,  erhabene  Fläche, 
deren  Aussehen  an  eine  Himbeere  oder  Erdbeere  erinnern  kann. 

Fr.  non  syphilitiea  s.  Dermatitis  paplUonatosa  eapillitii 
(capillitium  das  Haarwei^)  [Kaposi]  eine  in  Europa  beob- 
achtete Form  der  Frambösie  mit  Bildung  von  grösseren  oder  klei- 
neren durchfurchten  lappigen,  mit  dicker  Epidermis  bedeckten 
Tumoren,  die  ihren  Sitz  meist  an  den  behaarten  Teilen  des  Hinter- 
kopfes und  der  Nackengrenze  haben  [ZH]. 

Franklinisation  [nachBEXj.  Franklin,  dem  berühmten 
nordamerikanischen  Staatsmann  und  Physiker,  dem  Erfinder  des 
Bhtzableiters]  Anwendung  der  statischen  Elektrizität  zu  Heil- 
zwecken. 

f^remissement  {franz.  v.  fremir  erzittern,  fremere^ 
ßgifio))  das  Schwirren,  Schnurren  u.  dgl. 

F.  eataire  Katzenschnurren,  der  Geräuschfremitus  bei 
Mitralklappenfehlern. 

P.  hydatique  Hydatidensch wirren,  das  zitternde  Grefühl, 
das  man  beim  Perkutiren  der  Echinokokkensäcke  empfindet,  ähn- 
lich dem  beim  Anschlagen  an  eine  Gallertmasse. 

cf.  Fremitiis,  Strepitus. 

Fremitns  (lat.  H.  v.  fremtre,  ßge/am,  brununen,  smn- 
men)  die  fühlbare  Erscheinimg  des  Erzittems  (Vibration),  welche 
im  Gefolge  der  Schallbildung  auftritt  und  auf  die  solide  Um- 
gebung der  Schallquelle  übergeht  (Stinmifremitus,  Pektoral- 
fremitus).  Die  pathologische  Verstärkung  des  Stimmfremitus  ist 
stets  das  Zeichen  einer  Verdichtimg  des  Lungengewebes  (Phthise, 
Pneumonie)  im  Gegensatz  zur  Abschwächung  oder  Aufhebung  des- 
selben bei  pleuritischen  Exsudaten. 

F.  s.  Stridor  dentium  das  Zähneknirschen, 
cf.  Strepitns,  Ronchns,  Fr^missemeDt. 

Friedreicb'sche  Krankheit  vd.  Ataxia  hereditaria. 
Frons  qnadrata  {quattuor)  Vorspringen  der  Stirne 
bei  Rhachitischen. 

Fulig^o  {lat  der  Buss,  fumus  Bauch,  öv€o  räuchern) 
der  nissige  Beschlag  z.  B.  der  Lippen   und  Zähne  (F.  dentium) 


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Furunciilus  185 

bei  schwer  Fieberkranken,   durch  Eintrocknung   der  Mundflüssig- 
keiten etc.  entstanden. 

Funda  ma^KÜlae  (fundere  u.  maxüla  =  mala  ,,Malm- 
glied",  Kinnlade)  die  Schleuderbinde,  eine  Verbandart  für 
das  Kinn,  indem  von  einem  etwa  Va  Meter  langen  und  vier  Finger 
breiten  Zeugstreifen,  der  von  den  schmalen  Seiten  her  bis  auf  ein 
etwa  drei  langer  breites  Mittelstück  gespalten  ist,  zw^ei  Zipfel  im 
Nacken  gekreuzt  und  auf  der  Stirn  vereinigt  werden,  während  man 
die  beiden  anderen  auf  dem  Scheitel  zusammenfügt. 

Fung^ns  (lat  Pila  =  oipoyyog,  ojioyyog)  gleichmäftsig  breit 
gestielte  Geschwulst  mit  flachem  Kopfe  (c/.  Polyp),  veraltet  auch: 
schwammige  Geschwulst. 

F.  artieuli  der  Gelenkschwamm,  die  fungöse  Grelenkent- 
zündung.    Tumor  albus. 

F.  durae  matris  der  Gehirnschwamm,  Hirnkrebs,  eine 
von  den  Hirnhäuten  ausgehende  Geschwulst  (gew.  Sarkoma 
medullaie),  die  bei  ihrem  weiteren  Wachstum  das  knöcherne 
Schädeldach  zerstört  und  als  pilzfönnige  Wucherung  die  Haut- 
decken des  Schädels  abhebt. 

F.  haematodes  der  Blutschwamm. 

F.  medlillaris  {medulla  von  medius  fieoog)  der  Mark- 
schwamm,  vd.  Carcinom. 

F.  testis  benii^nus  (im  Gegensatz  zu  carcinomatosus,  sar- 
comat.  etc.)  der  stark  granulirende  Hode,  welcher  nach  Verwun- 
dung oder  ulzeröser  Zerstörung  der  Skrotalhaut  teilweise  aus  der 
Substanzlücke  hervorragt.  Je  nachdem  die  Albuginea  noch  den 
Hoden  überzieht  oder  fehlt,  unterscheidet  man  einen  F.  super- 
ficalis  oder  profundus. 

F.  umbiliealis  der  Nabel  schwamm,  der  exulzerirte  und 
granulirende  Nabelstumpf  bei  Neugeborenen. 

cf.  Omphalitis. 

F.  vaseulosus  der  Gefässchwamm,  vd.  Angiom. 

Fnnicnlitis   (funiculus,  funts)  n^onorrhoica,   Ent- 
zündung der  Samenstränge,  gewöhnlich  gonorrhoischen  Ursprungs» 
cf.  Spermatitis. 

Furor  (furo  v.  m.  (pvQO)  gähren,  brausen  =  fervere} 
die  Wut,  EÄserei. 

F.  uterin  US  i.  q.  Nymphomanie, 
cf.  Maoie,  Deliriam  fdribnndam. 

Furanenlns  (=  furvunculus  v.  furvus  =  fuscus,  fumus 
schwarz,  verw.  mit  fervere)  der  Furunkel,  Blutschwär,, 
von  einem  Haarfollikel  oder  einer  Schweissdrüse  ausgehende  Ent- 
zündung mit  fibrinösem  Exsudat  in  und  um  die  Drüse,  welche 
durch  fie  Kutis  hindurch   ins   subkutane  Bindegewebe   übergreift 


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186  Fusiformis 

und  in  diesem  einen  grosseren  Verbreitungsbezirk  einnimmt. 
Der  infiltrii-te  Teil  der  Kutis  stirbt  ab  und  wird  durch  seque- 
strirende  Eiterung  von  dem  benachbarten  Bindegewebe  gelöst.  Die 
Ursache  ist  entweder  eine  lokale  oder  allgemeine  (Furunculosis, 
Furunkeldyskrasie,  z.  B.  bei  Diabetes), 
cf.  Hidradenitis. 

^Fusiformis  (/u^u«  Spindel)  spindelförmig,  von  Ge- 
schwülsten aus  Spindelzellen,  cf.  Sarkom. 

Fussklonns  (vd,  klonisch)  s.  Fussphanomen ,  eine 
durch  Steigerung  der  Sehnenreflexe  bedingte  Erscheinung,  welche 
darin  besteht,  dass  Anspannen  der  Achillessehne  (durch  passive 
Dorsalflexion  des  Fusses  oder  durch  Beklopfen  dieser  Sehne) 
klonische  Kontraktionen  der  Wadenmuskeln  in  rascher  rhyth- 
mischer Aufeinanderfolge  von  kürzerer  oder  längerer  Dauer  her- 
Ton-uft  —  ein  Symptom   gewisser  Hirn-   und  Rückenmarksleiden. 

fjralaliLtagrofi^a  (t6  ydXa  Milch,  äyco  treiben;  sc,  reme- 
dia)  Mittel,  welche  die  Milchsekretion  (En-egmig  der  Sekretions- 
nerven der  Milchdmse,  Erhöhung  des  Blutdrucks)  oder  die  Milch- 
exkretion  befördern. 

OalaliLthidrosis  (idgoco  schwitzen)  Ausschwitzen 
der  Milch,  in  den  Bereich  der  Fabel  gehöriger  Zustand,  beruhend 
auf  der  veralteten  Anschauuug  vom  „Verschlagen"  der  Milch  bei 
Wöchnerinnen. 

Oalaktoeele  (jJ  xi^ltj  Bruch)  Milchbruch,  Ektasie 
eines  verschlossenen  Milchganges  der  Brustdmse  dm-ch  Milch. 

Ausserdem  hat  Vidal  den  Namen  G.  den  mit  fetthaltiger 
milchartiger  Flüssigkeit  angefüllten  Hydrocelen  gegeben. 

fjralaliLtorrhoe  (Seco Messen)  derMilchfluss,  Bezeich- 
nung für  das  kontinuirliche  Abfliessen  der  Milch  auch  nach  dem 
Absetzen  des  Kindes. 

cf.  Polygalaktie. 

OalaliLtiirie  (r6  ovqov  Urin)  =  Chylurie. 

IjialTanisation  (Galyani  entdeckte  1789  die  elek- 
trische Muskelerregbarkeit  mittels  der  von  Volta  ent- 
deckten Kontaktelektrizität)  Anwendung  des  galva- 
nischen, d.  i.  konstanten  elektrischen  Stromes. 

cf.  Elektrotherapie,  FaradisatioD. 

ClralvanoliLaastiliL  (v  9cavOTi>crj,  sc,  rsxvi]  von  xaico,  Fut 
xavo(o  brennen)  die  Methode,  durch  die  auf  galvanischem  Wege 
erzeugte  Glühhitze  Teile  zu  ätzen  oder  durchzubrennen.  Das  dazu 
dienende,  sehr  verschiedenartig  geformte  Glühinstniment  heisst 
Oalvanokauter. 

cf.  Elektropunktur. 

Oalvanolyse  vd.  Elektrolyse. 


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^  Gangraena  187 

^  GalTanometer,   Oalvanoskop    (t6   fzhgov  Mass, 

ßcxojteco  besichtigen)  eine  Vonichtung,  vermittelst  welcher  man 
3in  der  Ablenkung  eines  Zeigers  die  Stärke  des  aufwendeten 
^  konstanten  Stromes  erkennen  kann.  Das  Galvanoskop  gibt  nur  an, 
^  ob  Strom  vorhanden  ist  und  in  welcher  Kichtung  derselbe  fliesst. 
Tj  Die  nach  Graden  geaichten  Galvanometer  sind  nur  ein  relativer 
pH  Massstab  für  die  Stromstärke.  Einen  grossen  Fortschritt  be- 
n  <ieuten  daher  die  zuerst  von  Edelmann  konstruirten  absoluten 
oder  Einheitsgalvanometer,  welche  empirisch  nach  der  auf 
■dem  Elektrikerkongress  in  Paris  vereinbarten  Masseinheit  (Ampere 
l)ezw.  [Viooo]  Milliampere)  geaicht  werden. 


a 


I 

l 


GalTanopanktur  vd.  Elektropunktur. 


•^  Ganfi^liitis  (t6  ydyyhov  Ifervenganglion,   urspriinglich 

Q)     Überbein)  eine  der  Neuritis  analoge  und  meist  damit  komplizirte 
^     Entzündung  von  Nervenganglien. 

Ganfi^lion*)  s.  Hygroma  gangliodes  (Hippokrates.  Nach 
■Galen  ist  ydyY^tov,  vevgov  jtaQCL  (pvotv  ovoxQoq)riy  nervi  praeter 
naturam  concretio,  während  unsere  heutige  Terminologie  patho- 
logische Verdickungen  der  Nerven  als  Neurome  [s.  d.]  bezeichnet) 
Überbein,  hart  gespannte  bis  wallnussgrosse  fibröse  Säckchen 
in  der  Nähe  der  Sehnenscheiden  des  Hand-  und  Fussrückens 
oder  Grelenkes,  welche  mit  gallertartiger  Masse  gefüllt  sind.  Sie 
entstehen  wahrscheinlich  aus  Ausstülpungen  oder  präexistirenden 
Taschen  und  Buchten  der  Grelenke  oder  Sehnenscheiden,  welche 
nur  selten  noch  konununizirend,  sondern  durch  Abschnürung  meist 
selbständig  gefunden  werden. 

cf.  Cystis,  Tendovaginitis. 

Gangraena  (ij  ydyygatva,  von  ygaivco,  ygdco  nage,  fresse) 
der  Brand  von  Greweben  oder  Körperteilen  im  allgemeinen, 
ursprünglich  nur  angewendet  für  das  Stadium,  in  welchem  die 
absterbenden  Teile  noch  schmerzhaft  und  heiss  sind:  he  isser 
Brand. 

Die  Ursachen  der  Gangrän  sind  entweder  direkte  Grewebszer- 
trümmerung  oder  Aufhebung  der  Zirkulation  durch  Embolie  oder 
Thrombose  (Arteriosklerose  [G.  senilis]).  Sekundär  wird  G.  beob- 
achtet ohne  direkt  nachweisbare  Zirkulationsstörung  bei  einzelnen 


*)  Hyrtl.    Onomatologia  anatomica.     Wien  1880.  p.  231. 

„Eine  Ganglionitis  (Piorry),  ja  sogar  eine  Centro-Gangliitis 
(Nissen)  und  ieine  Panto-Ganglütis  (für  Cholera)  zu  büden  wie  im 
«tymologischeu  Lexikon  von  L.  A.  KkAUSS,  —  dazu  gehört  mehr 
Oonrage  als  griechische  Sprachkenntnis.  Sie  machen  einen  wahrhaft 
peinlichen  Eindruck.  Hat  denn  die  Medizin  noch  nicht  der  ver^ 
wünschten  Worte  genug  ?•* 


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188  Gargarisma 

Krankheiten,  die  mit  Blutdekomposition  einhergehen,  namentlich 
Diabetes  mellitus,  Morbus  Brightii  und  Typhus  abdominalis. 

cf.  Nekrose,  Sphacelns,  Eschara,  Phagedaena,  Noma,  Decu^tus, 
Mumificatio,  Sequester,  Tubercnlisatio,  Mortificatio,  Diph- 
therie. 

Ct.  emphysematosa  G.  mit  Entwicklung  und  Ansammlung 
von  Gas  in  den  sich  zersetzenden  Geweben. 

G.  nosoeomialis  (17  voooxofiia  Krankenpflege,  xo(a,sc» 
pflege)  Hospitalbrand,  serpiginöse  phagedänische  Wund- 
diphtherie, eine  durch  ganz  spezifische  Ursachen  (sehr  wahrschein- 
lich durch  Bakterien,  welche  jedoch  mit  dem  Diphteriepilze  nicht 
identisch  zu  sein  scheinen)  zu  frischen  oder  granuUrenden  Wunden 
hinzutretende  serpiginöse  Nekrose,  wodurch  dieselben  nebst  der 
benachbarten  Haut  entweder  in  einen  schmierig  gelblichen  Brei 
(pulpöse  Form)  oder  in  kraterförmige,  in  die  Tiefe  der  Gewebe 
vordringende  Geschwüre  (ulzeröse  Form)  verwandelt  werden, 
während  die  Zerstörung  der  Obei*fläche  scharf  abgeschnittene 
Ki-eisformen  zeigt. 

ü.  senilis  Altersbrand,  marastischer  Brand,  durch  ver- 
minderte Herzthätigkeit  (Fettdegeneration)  bei  gleichzeitiger  athe- 
romatöser  Arterienentartung  entstehender  Brand  in  den  Extre- 
mitäten, gewöhnlich  Zehen. 

cf.  Thrombus. 

G.  syiiiinetrica  Raynaud!  ein  Brand,  der  in  symmetrischer 
Weise  die  FingergUeder,  seltener  Zehen,  Ohrmuscheln  oder  die 
Nasenspitze  befällt,  nachdem  die  Teile  lange  vorher  blutleer  und 
taub  geworden  sind,  worauf  unter  schmerzhaftem  Kriebeln  eine 
hyperämische  Reaktion  von  mehi-  passivem  Charakter  erfolgt. 
Kommt  bei  nei-vösen  und  chloix) tischen  Personen  zuweilen  vor  und 
scheint  wie  beim  Ergotismus  gangraenosus  auf  spastischer  Ischämie 
zu  beruhen. 

fjrarfi^arisma  (yagyagiCo),  gurgulio  V.  gurgula,  gurges 
kitzeln,  gurgeln)  Gurgelwasser. 

Oarmlitas    vulvae    {garrtditas    Geschwätzigkeit, 

garrire,  schwätzen,  lärmen)  s.  Incontinentia  vulvae,  s. 
Flatus  vaginalis,  das  beim  Wiederentweichen  eingedrungener 
Luft  aus  der  Scheide  entstehende  Geräusch. 

Oastralfi^ie  (v  yaoriJQ  Magen,  t6  äXyog  Schmerz)  i.  q. 
Cardialgie. 

Oastrektasie  (sxrsivco  ausdehnen)  s.  Dilatatiu  ventrleuli 

Magenerweiterung,  meist  die  Folge  von  Pylorusstenose,  habi^ 
tueller  Polyphagie,    häufig    auch  durch    Funktionsschwäche    der 
Magennuiskula^n-  infolge    von  mangdhafter  Ernährung  derselben^ 
namentlich  bei  Anämie  bedingt. 
cf.  Dyspepsie. 


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Gastritis  189 

G^astrektomie  {ixxEfjLvm  ausschneiden)  die  pai-tielle 
Itesektion  des  Magens  zur  Entfernung  von  Strikturen  oder  bös- 
artigen Neubildungen  des  Pylorus  mit  nachfolgender  Vereinigung 
der  offenen  Lumina  des  Magens  und  Duodenums  mittels  zirku- 
lärer Naht 

Oastritis  Magenentzündung,  G.  c^tarrhalis  s.  Catar- 
rhas  gastricus  Magenkatarrh. 

G.  acuta  akuter  Magenkatarrh.  Es  ist  gebräuchhch,  die 
leichteren,  schmerz-  und  fieberlosen  Formen,  welche  meist  durch 
Diätfehler  entstanden  sind,  als  Gastrizismus  oder  Status 
gastricus  —  verdorbener  Magen  —  zu  bezeichnen,  die  fieber- 
haften Fälle  als  fieberhaften  Magenkatarrh,  gewisse  schwerere 
imd protrahirte  Foimenals  Febris  gastrica(s. d.),  während  man 
sehr  akute  und  intensiv  schmerz-  und  fieberhafte  Fonnen  als  Magen- 
entzündung bezeichnen  kann.  Injektion,  oft  mit  Ekchymosen, 
und  Schwellimg  der  Schleimhaut  ist  meist  auf  die  Pylorushälfte 
lieschränkt.  Charakteristisch  ist  lange  anhaltende  kömige  Ti-übung, 
Schrumpfung  und  teilweise  Verfettung  der  sekretorischen  Drüsen- 
gellen. 

cf.  Cardialgie,  Cholera  nostras. 

G.  ehroniea  kann  durch  dieselben  Ui-sachen  hervorgerufen 
iverden  wie  der  akute  Magenkatarrh,  falls  sie  dauernd  und  wieder- 
holt einwirken,  ausserdem  durch  andere  Magen-  und  Allgemein- 
-erkrankungen,  passive  Hyperämien  des  Magens.  Dyspepsie,  Er- 
brechen, Flatulenz  bilden  die  Hauptsymptome;  die  pathologisch- 
anatomischen  Veränderungen  betreöen  vor  allem  den  Pylorusteil, 
die  Färbung  der  Schleimhaut  ist  blänlich>rot  oder  blass  mit 
Pigmentflecken  (von  fiiiheren  Eckchymosen),  die  Schleimhaut  ver- 
dickt (vd.  Etat  mamelonne),  und  bei  längerer  Dauer  kann  auch 
die  ganze  Magenwand  verdickt  werden. 

G.  toxica  Magenentzündung  infolge  Anätzung  der  Magen- 
•oberfläche  durch  korrodirende  Substanzen. 

G.  diphtherica  s.  membranacea  {membrana  Häutehen, 
V.  membrum  =  mansa  Fleisch)  seltene  Form  von  geringem 
klinischen  Interesse,  mit  Bildung  einer  Pseudomembran  und  nekro- 
tischen hyalinen  Produkten  auf  der  Schleimhaut,  entweder  als 
fortgesetzte  Entzündung  bei  Rachendiphtherie,  oder  sekundär  bei 
anderen  Infektionski-ankheiten  (schweren  Blattern)  und  bei  sehr 
heruntergekonmienen  Individuen. 

G.  phlegmonosa  s.  sabmucosa  s.  pnmlenta  interstitielle 
eiterige  Magenwandentzündung.  Diese  seltene  Krankheit  tritt 
entweder  als  umschriebener  Abszess,  odei*  als  diffuse  eiterige 
Infiltration  der  Magenwand  idiopathisch  oder  metastatisch 
und  stets  unter  peritonitischen  Begleitei-scheimmgen  mit  akutem 
oder  mehr  chronischem  Verlaufe  auf. 


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190  Gastroadenitis 

Oastroadenitis   (o  dSi^v  Drüse)  die  Entzündung  der 
Magendrüsen  bei  chronischer  Gastritis, 
cf.  Etat  mamelonn^. 

fjrastrodiaplianie  (Siaqraivco  durchscheinen)  ein  Ver- 
fahren, durch  Einführung  eines  elektrischen  Glühlichte  in  den 
Magen  dessen  Contouren,  Grösse  und  Lage  durch  die  Bauchhaut 
erkennbar  zu  machen  [M.  Einhokn]. 

Oastroduodenitis  vd.  Enteritis. 

OaÄtrodynie  (97  Sdvvrj  Schmerz)  i.  q.  Cardialgie. 

Oastro-lilytrotoiiiia  {t6  sXvtqov  Hülle,  Scheide,  v. 
iXvo)  winde,  umhülle)  i.  q.  Laparo-Kolpotomia. 

Oastroenteritifii  vd.  Enteritis. 

Oastroenteropatliie  (ro  evzsQov  Gedärm)  das  Magen - 
darmleiden. 

Oastroenterostomie  (to  Ivtegov  Gedärm,  t6  axofia 
Mund)  operative  Eröffnung  von  Magen  und  Dünndarm,  und 
Vereinigung  derselben  durch  Naht,  ausgeführt  wegen  Pylorus- 
stenose unter  Zurücklassung  des  Tumors,  der  wegen  zu  grossen 
Umfangs  oder  fester  Verwachsung  nicht  mehr  resezirt  werden  kann* 

Oastrobelkoma  (70  eXxog,  iXxoo),  sXxcofia  lat,  ulcus 
Wunde,  Geschwür)  i.  q.  Ulcus  ventriculi. 

Oastrobystero-pexie,  -rbapliie,  (^cbrrco  nähen) 
-synapliie  (?J  owaqpi]  v.  owdjixo)  Verbindung)  vd.  Hystero- 
pexie. 

Oastroltysterotomiie  =  Sectio  caesarea. 

Oastrokrisen  vd.  Crises. 

Oastrolitli  (o  U^og  Stein)  Bildung  eines  Fremdkörper» 
im  Magen. 

Oastromalacie  {fiaXaxog  weich)  Magener weichung^ 
meist  Leichenerscheinung,  in  seltenen  Fällen  aber,  wie  von 
ZiEMSSEN  konstatirt  ist,  auch  während  des  Lebens  eintretend,, 
beim  Zusammenwirken  mehrerer,  die  Selbstverdauung  ermög^ 
liebender  Umstände. 

cf.  Oesophagomalacie. 

Oastropexis   (97  nfj^ig  v.  jirjywfii  das  Festmachen) 

Annähung  des  Magens  an   die  Bauchwand  mit  oder  ohne  nach- 
folgende Gastrostomie  (s.  d.). 

Oastroptosis  {fj  jirwotg  V.  TtuftTco  fallen)  Tiefstand 
des  Magens  cf.  Enteroptosis. 

Oastropylorektomie  vd.  Pylorusresektion. 
Oastrorliafi^ie  {Qrjywfii  brechen)  die  Magenblutung. 


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Genu  191 

Oastrorhaphie  (gdjirco  nähen)  Magennaht;  ausgeführt 
entweder  als  selbständige  Operation,  zuerst  wegen  Magenfistel 
[Billkoth],  sodann  wegen  spontaner  Magenruptur  [Mikulicz] 
imd  bei  einem  Schuss  durch  den  Magen  [Billroth],  oder  als 
Nachoperation  nach  Gastrotomie  (s.  d.) 

Gastrorboea  aeida  (s.  sprachl.  £inf.  unter  -rlioea) 
{geco  fliessen)  der  Magensaftfluss  i,  q.  Hypersekretion. 

Gastroskop  {axojiico  besichtigen)  Instrument  zur  (elek- 
trischen) Beleuchtung  und  Besichtigung  des  Mageninneren. 

Oastrostomie  (to  arö/ia  Mund)  das  Anlegen  einer 
Magenfistel  zum  Zwecke  der  künstlichen  Ernährung,  bei  nar- 
bigen oder  karzinomatösen  Strikturen  des  Oesophagus  indizirt,  difr 
nicht  durch  Dilatation  zu  beseitigen  sind,  zuerst  vorgeschlagen 
von  Egeberg. 

Gastrosaeorrboe  (aucus  Saft,  v.  sugo  saugen,  gsa> 
Barb.)  vd.  Gastrorhoea. 

Oastrotomie  {Tdfivo)  schneide)  operative  Eröffnung  des 
Magens  zur  Entfernung  grösserer  Fremdkörper. 

et'.  Entcrotomie. 

Oastroxynsis  [Eossbach]  {S^vg  spitzig,  sauer)  eine 
Neurose  des  Magens,  ^bestehend  in  migräneartigen  Anfällen,  die 
sich  infolge  geistiger  Überanstrengung  oder  starker  GemütsaÄekte 
entwickeln  und  dadurch  charakterisirt  sind,  dass  die  erbrochenen 
Massen  eine  ungewöhnliche  Menge  Salzsäure  (3 — 4:^!^^)  enthalten. 

Oenins  (sc.  morbi  —  die  Bezeichnung  stammt  aus 
der  Zeit,  in  der  man  in  den  Krankheiten  persönliche 
Wesen  erblickte)  Krankheitscharakter. 

G.  epidemicus  der  epidemisch  vorwaltende  Krankheits-^ 
Charakter  (entzündliche,  katarrhalische,  bösartige  etc.). 

Oenn  (y6w)  das  Knie. 

G.  valgum  (valgus  schief,  v,  vergtre  neigen)  Bäcker- 
bein —  vom  stundenlangen  Stehen  mit  geknickten  Knieen  beim 
Anmachen  des  Teiges  oder  von  zu  starker  Belastung  des  Ober- 
körpers beini  Tragen  schwerer  Brotkörbe  —  Kniebohrer,  X-Bein, 
Knickbein;  abnorme  Abduktion  des  Unterschenkels.  —  Der  ent- 
gegengesetzte Zustand  ist: 

G.  varuin  s.  estrorsum  (varus  auswärts  gebeugt,  verw. 
mit  curvus)  Säbel-  oder  Sichelbeine,  0-Beine;  Unter-  und 
Oberschenkel  sind  nach  aussen  gekrümmt,  die  Tibia  auf  ihrer 
unteren  Epiphyse  nach  innen  ausgewichen. 

In  beiden  Fällen  zeigt  sich  der  an  der  konvexen  Seite  der 
Verkrtinmaung  liegende  Kondylus  hypertrophirt,  der  andere 
atrophirt. 

G.  rceurvatum  das  Hohlbein,  eine  bis  zur  Dorsalflexion 
übertriebene  Streckung  des  Kniegelenkes,  welche  eine  hochgradige- 


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192  Geophagie 

Erschlaffung  der  Kniekantenmuskeln,  des  M.  popliteus  (der  die 
hintere  Kapselwand  spannt),  der  hinteren  Kapselwand  und  der 
Kreuzbänder  voraussetzt  und  tramnatisch  und  idiopathisch  vor- 
kommen kann. 

Oeopliafi^ie  (97  yfj  die  Erde,  q>ayeiv  essen,  von  der 
bei  dieser  Krankheit  häufig  bestehenden  Begierde 
211m  Essen  von  Erde  u.  a.  unverdaulichen  Dingen, 
was  an  die  krankhaften  Gelüste  Chlorotiseher  nach 
Kreide,  Schiefer  u.  dgl.  erinnert),  Chlorosis  tropiea,  auch 
Allotriopliagie,  Kaehexia  africana  s.  amerieana  s.  efi^ryptiea, 
Hypoaemia  intertropicalis  genannt,  die  Anchylostomen- 
krankheit,  eine  durch  blutsaugende  Entozoen  (Anchylostomuni 
-duodenale)  hervorgerufene  Form  der  Oligämie,  welche  unter  den 
Negern  in  Amerika  und  den  Bewohnern  verschiedener  tropischer 
"Gegenden  zahlreiche  Opfer  fordert. 

Geophagie   kommt    übrigens     auch    als   Begleiterscheinung 
bei  anderen  Krankheiten  vor,  z.  B.  bei  Beriberi  (s.  d.). 
cf.  Anaemia  tropica. 

Oeromorphismufi^  [Charoot  und  Souques]  (o  ysQ(ov 
Greis,  ij  f^oQtprj  Gestalt)  s.  Khytidosis  [Galen]  (iJ  gyrig,  idog 
Falte  Qvtiööco  falten)  [Kossbach]  Faltenkrankheit,  ausser- 
gewöhnfiche  Faltenbildung  der  (Gesichts-)Haut,  welche  dem  Gesicht 
jugendlicher  Individuen  ein  greisenhaftes  Aussehen  verleiht. 

CrerOlltOXOn  (eig.  GerontotOXOn  6  yigcov  yegovrog 
Greis,  to  tÖ^oy  Bogen)  Greisenbogen,  Arcus  senilis,  ein 
weisslich  trüber,  schmaler  Bing  nahe  an  der  Peripherie  der  Horn- 
haut alter  Leute,  in  einer  Fettdegeneration  der  Hornhautkörperchen 
an  der  betreffenden  Stelle  bestehend,  ohne  besondere  pathologische 
Bedeutung. 

G.  lentis  eine  Trübung  in  der  Äquatorialgegend  der  Linse, 
•die  oft  Jahre  lang  stationär  bleiben,  später  aber  zur  Bildung  einer 
Katarakt  fortschreiten  kann. 

fjribbns  (lat.  der  Buckel,  v.  xv<pog)  i.  q.  Kyphosis. 

Gilles  de  la  Toarette'selie  Krankheit,  eine  in 
spontan  auftretenden  Zuckungen  des  Gresichts,  der  Zunge  und 
•der  Extremitäten  mit  Echoläie  und  Kropelalie  einhergehende 
Affektion,  bei  welcher  eine  Steigerung  der  Muskelerregbarkeit 
besteht. 

Gilvor  {jgilvus  gelblich,  fahl)  die  erdfahle  Farbe, 
ivie  sie  bei  manchen  Kachexien  und  Dyskrasien  vorkommt. 

Oin-drinker's  liver  (engl  gin,  geneva,  juniperus 
Wachholdersehnaps,  also  die  Schnapstrinkersleber)  vd.  He- 
j>atitis  interstitialis. 


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Glaukoma  193 

G-infi^iTitis  (gingtva  Zahnfleisch)  Zahnfleischent- 
zündung. Man  kann  idiopathische  Formen  unterscheiden 
(Stomakace)  und  symptomatische  (G.  scorbutica,  mercurialis 
etc.). 

cf.  Stomatitis. 

Olaber,  bra,  bram  {ykdqxo  glätten)  glatt. 

Olaukoma  {yXavxow,  ykavxog  bläxilich,  meerfarbig, 
von  der  graugrünen  Verfärbung  der  erweiterten  Pu- 
pille)   s.    Chorioiditis   serosa,   Ophtlialmia   arthritica,    der 

grüne  Star,  hat  als  pathognomische  Grundzüge:  die  Steigerung 
des  intraokulären  Druckes,  die  sich  ihr  anschhessende  Sehnerven- 
exkavation  und  die  (ohne  Therapie)  unausbleibliche  Erblindung. 

G.  imminens  s.  prodromalis  das  Prodromalstadium,  wobei 
Druckzunahme  und  die  von  ihr  abhängigen  Störungen  periodisch 
auftreten  und  dann  wieder  zurückgehen,  ohne  dass  in  der  freien 
Zwischenzeit  eine  Verringerung  der  Sehschärfe  wahrzunehmen  ist. 

G.  evolutuin  das  Stadium,  in  welchem  eine  dauernde  Ver- 
minderung der  Sehschärfe  und  die  objektiven  Zeichen  (dauernde 
Spannungsvermehrung,  Pulsiren  der  Arteria  centralis  retinae,  Er- 
weiterung und  Trägheit  der  Pupille,  Trübung  des  Kammerwassers, 
sdiarfkantige  Aushöhlung  der  Sehnervenpapille)  vorhanden  sind. 

1.  G.  chronicum  simplex-s.  non  inflammatorium. 

2.  G.  s.  cum  inflammatione  intermittente  die  vorige 
Form  mit  zeitweisen  Anfällen  von  entzündhchen  und 
Eeizungssymptomen. 

3.  G.  inflammatorium  acutum  FäUe  mit  plötzlicher 
Steigerung  des  intraokulären  Druckes  und  heftigen .  Ent- 
zündungserscheinungen, Anästhesie  der  Cornea,  Erwei- 
terung und  Verfärbung  der  Pupüle,  schneller  Abnahme 
des  Sehvermögens.  Die  Anfälle  wiederholen  sich  jder 
gehen  überhaupt  nicht  mehr  ganz  zurück,  sondern  in  die 
chronische  Form  über. 

4.  G.  fulminans  Fälle,  in  denen  gleich  beim  ersten  Insult 
in  wenigen  Stunden  die  definitive  Erblindung  eintritt. 

5.  G.  inflamm,  chronicum,  hierbei  bestehen  keine  Inter- 
valle, die  von  Entzündung  und  ausgeprägten  Stauungs- 
erscheinungen vollkommen  frei  sind,  wie  bei  2,  sondern 
höchstens  Demissionen. 

G.  absolatum  das  abgelaufene  G.  mit  irreparabel  zerstörtem 
Sehvermögen,  das  die  glaukomatöse  Degeneration  (G.  degenera- 
tivum)  —  glaukomatöse  Phthise  oder  Vergrösserung  des  Bulbus 
durch  Bildung  von  Sklerochorioidealstaphyiomen ,  Blutungen  ins 
Auge  (G.  haemorrhagicum) —  zur  Folge  hat.  Von  G.  malig- 
num  spricht  man,  wenn  nach  ausgeführter  Iridektomie  die  vordere 
Kammer  sich  nicht  wieder  herstellt. 

Bothos  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  13 


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194  Glenard 

0.  secundarium  dauernde  Steigerung  des  intraokulären 
Druckes  mit  Abnahme  des  Sehvermögens,  die  sich  zu  anderen 
Augenaffektionen  sekundär  hinzugeseUt  (besonders  totalen  zir- 
kulären hinteren  Synechien)  [nach  Gräfe  und  Sämisch  Hdb.]. 

Ol^nard'sche  Krankheit  eine  durch  Enteroptosis  (s.  d.) 
bedingte  Form  der  Neurasthenie  (N.  dyspeptica). 

fjrliom  (17  yXla  •=  gluten  Leim,  yUvij,  yXoia,  yXoiöoy  leimey 
also  yXoicofAoj  eine  sarkomatöse  Entartung  (Infiltration)  von 
Grehimteilen,  indem  die  sog.  Körner  des  Nervenkitts  (Neuroglia) 
durch  fortgesetzte  Teilung  runde,  ausnahmsweise  spindelige  Zellen 
produziren,  welche  in  Bündeln  und  Faserzügen  geordnet  zwischen 
der  eigentlichen  Gehimsubstanz  eingebettet  sind  und  diese,  obgleich 
unter  vollständiger  Erhaltung  der  makroskopischen  Form,  in  ihrer 
histologischen  Eigentümlichkeit  vernichten.  Der  Übergang  in  die 
gesunde  Nachbarschaft  ist  ein  allmählicher  [Kindfleisch]. 

Klebs  sieht  in  den  Zellen  des  Glioms  Nervenzellen  und  hat 
der  Geschwulst  den  Namen  Neurogliom  gegeben. 

cf.  Neurom,    . 

Oliscrobakteriam  s.  Bakterium  gliserogenum  (yXia- 
XQog  klebrig,  leimig)  ein  von  Malebra  und  Sanna-Salabis 
rein  gezüchtetes  Bakterium,  welches  die  Ursache  der  schleimigen 
Degeneration  des  Urins  sein  soll. 

Globomyelom  (gldbus Kugel,  vd.  Myelom) Rundzellen- 
sarkom. 

Olobnlinnrie  Eiweissham,  in  welchem  ausser  Serum- 
albumin auch  Globulin  enthalten  ist. 

cf.  Albuminurie. 

Olobnlns,  wörtl.  Kügelehen,  welches  zur  Einführung 
von  Medikamenten  in  Körperhöhlen,  besonders  der  Vagina  (G. 
vaginalis),  dient,  gewöhnlich  aus  Kakaobutter  besteht  und  sich 
in  der  Körperwärme  verflüssigt. 

cf.  Suppositorium. 

Globus  bysterieufi  das  wahrscheinlich  durch  krampf- 
hafte, '  peristaltisch  fortschreitende  Kontraktion  des  Oesophagus 
bei  Hysterischen  bedingte  Gefühl,  als  ob  eine  Kugel  oder  ein 
anderer  Fremdkörper  die  Speiseröhre  heraufkomme  und  in  der 
Schlundgegend  stecken  bleibe.  Ein  ähnliches  Gefühl  kommt  im 
Unterleibe  vor. 

cf.  Oesophagismus, 

Olomemlonepliritis  {glomerulusy  Bern.  v.  glomus, 
glöbus  Knäuel,  6  v£q?Q6g  Wiere)  anatomische  Form  der  akuten 
Nephritis,  bei  der  nur  in  den  MALPiGHi'schen  Knäueln  Degene- 
ration mit  Epithelabstossung  und  Aufquellung  der  Gefässwände 
stattfindet. 

cf.  Nephritifl« 


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Glykosurie  195 

CrloiMialfi^ie  (17  ylcoooa  Zunge,  rd  äXyog  Schmerz)  Neu- 
ralgie der  Zunge  —  Zungenschmerz. 

Grlossantlirax  {vd,  Anthrax)  eine  dem  Milzbrandkarbunkel 
anderer  Teile  analoge  zirkumskripte  brandige  Entzündung  der 
Zimge  bei  direkter  Milzbrandinfektion,  von  rasch  tothchem 
Verlauf. 

Glossitis  Entzündung  der  Zunge. 

G.  mucosa  oberflächliche,  auf  die  Schleimhaut  beschrankte 
Entzündung. 

cf.  Stomatitis. 

G.  parenchymatös a  s.  profunda  eine  schmerzhafte,  harte, 
zum  eiterigen  Zerfall  wenig  geneigte  Exsudation  im  Parenchym 
der  Zimge,  die  umschrieben  oder  diffus  sein  kann,  eine  hoch- 
gradige Anschwellimg  hervorruft  und  zuweilen  epidemisch  vor- 
kommt. 

G.  dissecans  chronische  Affektion  der  Zunge,  bei  der  sich 
tiefe  Einschnitte  (Khagaden)  auf  ihrer  Oberfläche  büden  und  der 
Zunge  ein  zerklüftetes  Aussehen  verleihen.  In  den  Einkerbungen 
kommt  es  leicht  zu  Exkoriationen  und  Ulzerationen. 

Crlofisoeele  (^  xrjkri  Bruch)  s.  Prolapsas   linguae  das 

Nachaussentreten  der  Zimge   in  hochgradigen  Fällen  von  Makro- 
glossie (s,  d.). 

Olossodynia  exfoliativa  {fj  66vvrj  Schmerz,  ex- 
foliare  von  folium  abblättern)  Neuralgie  der  Zungenwurzel 
(des  N.  glossopharyngeus) .  mit  Hyperplasie  (Exfoliation)  des 
Zimgenepithels. 

Olossoplefi^ie  {nXrioofo  durchschlag  lähmen)  Zungen - 
lähmung,  gewöhnlich  nur  Teilerscheinung  anderer  zentraler 
Lähmimgen,  manchmal  auch  eine  für  sich  bestehende  Lähmung 
des  Nervus  hypoglossus.  Die  einseitige  G.  ist  dadurch  cha- 
rakterisirt,  dass  die  Spitze  der  Zunge  l^im  Herausstrecken  naxjh 
der  gelähmten  Seite  hin  abweicht. 

cf.  Paraljsis  glosso-pharyngo-labialis. 

Grlossotomie  {xitivoy  schneiden)  partielle  oder  totale 
Exstirpation  der  Zimge. 

Glossy  skin,  glossy  fingers  {engl,  glänzende  Haut, 
V.  m.  GlasI  glänzende  Finger)  die  Glanzhaut,  eine  Haut- 
affektion, die  nach  Nervenverletzungen  zuweilen  auftritt  und  mit 
Erythem  beginnt,  das  einem  glatten,  glänzenden  Aussehen  der 
sich  verdünnenden  Haut  Platz  macht. 

Crlykosurie  (richtiger  wäre  Glykurie,  ylvxvq  süss,  ovqbXv 
harnen)  s.  Melliturie  gewöhnUch  so  viel  als  Diabetes  melhtus; 
übrigens   ist  vorgeschlagen,    mit    diesem   Namen    nur    das    nach 

13* 


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196  GnathoBChisis 

übermässigem  Zuckergenuss  etc.  zuweilen  vorübergehend  vor- 
kommende Auftreten  von  Zucker  im  Urin  zu  bezeichnen,  im 
Gregensatz  zur  eigenthchen  chronischen  Zuckerhamruhr. 

Onatboseliisis  (^  ^^rai^o?  Kiefer,  oxi^oy  spalten) 
Kieferspalte,  Uranokoloboma  anterius. 

cf.  Schistoprosopie,  Uranoschisma,   Uranokoloboma. 

Oonafi^ra  {i6  y6w  Knie,  17  ayQa  Falle)  Kniegicht, 
vd.  Arthritis  urica. 

Ooiia,rthrokaee  (Arthrokace  —  s.  d.)  Arthrokace 
des  Kniegelenkes. 

G-onartlirotoiiiie  (vd.  Arthrotomie)  Eröffnung  des  Knie- 
gelenks durch  Schnitt. 

Oonitis  Kniegelenksentzündung,  vd.  Synovitis,  Ar- 
thritis. 

Oonokokkns  eine  1879  von  Neisser  im  gonorrhoischeu 
(s.  d.)  Sekrete  entdeckte  Kokkenart,  ziemlich  grosse  Kokken,  die 
fast  stets  als  Diplokokken  zu  zweien  semmelartig  aneinander- 
liegen  und  sich  dadurch  von  ähnlichen  Kokken  unterscheiden, 
dass  sie  in  grossen  Haufen  in  das  Protoplasma  der  Zeilen  (Eiter- 
zellen) eindringen.  Sie  gedeihen  nur  auf  menschüchem  Blutserum, 
eterben  aber  auch  hier  vsrie  überhaupt  ausserhalb  des  mensch- 
lichen Körpers  sehr  schnell  ab.  Wenn  im  Trippereiter  auch  noch 
andere  Bakterien  vorkommen,  so  ist  doch  der  Gonokokkus  das 
einzige  spezifische  Virus,  dessen  erfolgreiche  Überimpfung  auf  die 
Urethra  Bumm  zuerst  gelungen  ist. 

Oonorrhoe  {fj  yovoQQoia  Galen,  Samenfluss,  v.  6  yovoQ 
u.  Qeco)  s.  Blennorrhoe  (^J  ßXswa  Schleim)  der  venerische 
Katarrh  der  Harnröhre,  der  Tripper  mit  Eöthung  und 
Schwellung  der  Schleimhaut  und  einem  schleimig-eitrigen  Ausfluss 
einhergehend,  der  neben  Epithelien  und  Eiterkörperchen  die 
NEissER'schen  Gonokokken  enthält. 

Der  Tripper  erscheint  in  einer  akuten,  sub akuten  und 
chronischen  Form,  hat  seinen  Sitz  entweder  im  vordem  Teile 
der  Harnröhre  (Urethritis  ünterior)  oder  im  hintern  (Urethritis 
posterior),  und  ist  im  letztem  Falle  häufig  von  Komplikationen 
(Prostatitis,  Cystitis,  Epididymitis  u.  s.  w.)  begleitet. 

cf.  Urethritis  pyorrholca  contagiosa. 

Grorfi^eret  (franz.  v.  gorger  in  den  Hals  (gurges) 
stopfen),  Konduktor  Hildani  (Schweizer  Chimrg  im  16.  Jahr- 
hundert) rinnenf örmiges  Instnunent  mit  Handgriff  zur  Untersuchung 
und  zum  Schutz  der  Teile  beim  Einführen  von  Instrumenten  in 
Mastdarm,  Vagina,  Blase  (beim  Steinschnitt)  etc. 

cf.  Itinerarium. 

Oontte  militaire  (franz.  —  gutta  Tropfen)  vd.  Ure- 
thritis. 


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Oranxaoma  fungoides  197 

Oranulation  (granidum  Körnchen,  granum  Korn) 
das  junge  wuchernde  Narbengewebe  mit  kömiger  fleischwärzchen- 
ähnlicher  Oberfläche  aus  embryonalem  Bindegewebe. 

Auch  der  Vorgang  der  Akestombildung. 

BiLLKOTH  unterscheidet  folgende  vom  Normalen  abweichende 
Formen  der  Granulationsbildung: 

Granulationes  fungosae,  stark  über  das  Niveau  der  Haut- 
oberfläche emporwuchemde,  sehr  weiche  Granulationen. 

Gr.  erethicae  sehr  schmerzhaft  und  leicht  blutend,  vd.  Ere- 
thismus. 

Gr.  eroaposae  a.  diphthericae  mit  krupöser  oder  diphthe- 
rischer Exsudatbildung  einhergehend. 

Pacchionischc  G-en  zahlreiche  kleine  weisshche  Protube- 
ranzen der  Arachnoidea,  welche  sich  vorzugsweise  längs  des 
Sinus  longit.  über  den  Kanten  der  beiden  Himhemisphären 
entwickeln  und  aus  einfachen  oder  wenig  verästelten  gefässlosen 
Papillen  von  Bindegewebe  mit  mehrfach  geschichtetem  Epithel 
bestehen.  Von  dem  Drück,  den  sie  auf  die  Dura  mater  ausüben, 
wird  diese  durchbohrt  und  selbst  kleine  Grübchen  im  Schädeldach 
gebildet,  worin  sie  eingebettet  sind.  Sie  scheinen  die  Folge 
wiederholter  Hyperämien,  besonders  bei  Säufern. 

cf.  Intentio. 

Orannlationsfi^eschwlllste  s.  infektiöse  Grann- 
lationsgeschwttlste,  Infelitionsgesehwttlste  [Klebs,  Cohn- 
heim],  spezifisehe  Entzttndun^en  [Eindfleisch]  durch  ihre 
Infektiosität  ausgezeichnete  G^schwulstbildungen ,  die  in  ihrer 
Entwicklung  nie  über  das  Stadium  der  Granulationsbildung 
hinaus-  und,  hier  angelangt,  regressive  Metamorphosen  eingehen. 
Hierher  gehören  die  Geschwulstbildungen  bei  Tuberkulose,  Syphilis, 
Lupus,  Rotz  und  Aktinomykose. 

Crrannloma  Geschwulst  aus  Granulationsgewebe  {vd, 
Granulation,  Akestom). 

G.  Iridis  kleine  gutartige  Geschwulstmasse  der  Iris  aus 
einem  gefässreichen  kleinzellig-fibrillären  (sarkomähnlichen)  Gewebe. 
V.  Wecker  unterscheidet  eine  einfache  spontan  auftretende,  eine 
telangiektatische  und  eine  traumatische  Form. 

Oranaloma  fans^oides  [Auspitz],  Syn.:  Mykosis 
fungoides  [Alibert],  Ekzema  tuberculatum  [Wilson]  eine 
seltene  Hautarffektion,  die  mit  Bildung  von  grösseren  oder  kleineren 
zirkumskripten  roten  Herden  beginnt,  welche  Ähnlichkeit  mit 
einem  nässenden  Ekzem  haben.  Die  Herde  verlieren  ihr  Epithel, 
überhäuten  sich  dann  aber  nicht  wieder,  sondern  es  wachsen 
feste  Tumoren  von  Erbsen-  bis  ApfelgrÖsse  aus  ihrem  Gnmde 
hervor.  Die  Krankheit  verläuft  unter  mehr  und  mehr  zunehmender 
Kachexie  letal. 


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198  GraphoBkop 

Französische  Autoren  suchen  die  Ursache  dieser  Krankheit 
in  einer  lymphadenitischen  Diathese  und  bezeichnen  sie  als 
Lymphadenie  cutanee  [ZH]. 

Oraphoskop  (ygdqpco  schreiben  u.  oxojtsco  sehen)  eine 
von  Giraud-Teulon  empfohlene  Linse  zur  Behandlung  der  durch 
Insuffizienz  der  Recti  intemi  bedingten  Asthenopie. 

fjrrapliospasmas  (ygdipsiv  sehr  eihen,  6  ojiaa f^ögKraxupf, 
V.  ojidco  anziehen)  i.  q.  Mogigraphie. 

Oravedo  [Celsus]  {gravis  =  ßaQvg)  der  Schnupfen,  vd. 
Coryza. 

Oraviditas  extranterina  Entwicklung  eines  be- 
fruchteten Eies  ausserhalb  der  Gebärmutter.  Je  nach 
dem  Ort  der  Entwicklung  imterscheidet  man: 

G.  abdominalis  wenn  es  in  der  freien  Bauchhöhle, 

G.  ovarialis  im  Eierstock, 

G.  tubaria  im  Verlauf  der  Tube,  und  zwar 

tubo- abdominalis  in  der  Abdominalöffnung   der  Tube, 
interstitialis  s.  tubo-uterina  in  dem  Teü  der  Tube, 
der  in  der  Uterrussubstanz  verläuft, 
sich  entwickelt. 

cf.  Lithopädion. 

Orossesse  nervense  (franz.,  lat.  grossus)  eingebildete 
Schwangerschaft  steriler  Frauen. 

Grossesse  sousperitoneo-pelvienne  [Dezeimebis]  (franz.) 
seltene  Form  der  Extrauterinschwangerschaft,  bei  welcher  die 
Berstung  der  Frucht  zwischen  die  Platten  des  breiten  Mutter- 
bandes erfolgt. 

fjrmtam  i.  q.  Milium. 

Gryposis  s.  Gryphosis  (ygvjiog  krumm)  =  Onycho- 
gryposis. 

Gumma  Gummigeschwulst  (von  der  elastischen  Weich- 
heit) i.  q.  Syphilom. 

Gutta  (mittellat.)  alte  Bezeichnung  für  Gicht  vd.  Arthritis 
urica. 

Gutta  eadens  ein  bei  Pneumothorax  hörbares  metalli- 
sches Phänomen,  das  nach  Skoda  und  Wintrich  durch  ein  in 
den  Brochien  der  angrenzenden  Limge  erzeugtes  Easselgeräusch 
bedingt  ist,  welches  in  dem  abgeschlossenen  Hohlräume  des 
Pneumothorax  metaUische  B-esonanz  hervorruft,  nach  Leichten- 
STERN  aber  auch  oft  in  einem  innerhalb  der  Pneumothoraxhöhle 
fallenden  Tropfen  seinen  Grund  hat. 

Gutta  serena  (serenus,  oeigivög,  Zeigiog,  Sirius  Glanz)  vd. 
Amaurosis. 


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Haematinurie  199 

Oynfikolos^ie  (^  ywi],  ywaixog  Weib,  6  loyog  Iiehre) 
die  Lehre  vom  Weibe  liinsiclitlich  seiner  körperlichen  Zustände, 
insbesondere  seiner  Sexualkrankheiten  und  deren  Behandlung. 

Oynäkomastie  (6  fjtaoxog  Brust)  die  Weiberbrust,  voll- 
ständige Entwicklung  der  Brustdrüse  bei  Männern, 

Oynandrie  (17  ywri  Weib,  6  ovyiq  Mann)  eine  Ent- 
artung des  Weibes,  bei  welcher  nicht  nur  das  ganze  psychische  u. 
sexueUe  Leben  konträr  ist,  sondern  auch  Gresicht,  Knochenbau, 
Stimme  etc.  sich  dem  männlichen  Typus  nähert,  während  der  Genital- 
apparat vollkommen  weibüch  differenzirt  ist  [v.  Krafft-Ebing]. 
G.  wird  auch  gebraucht  für  eine  Fonn  des  partiellen  Pseudo- 
hermaphroditismus ,  bei  welcher  die  äusseren  Genitalien  nur 
scheinbar  männhch  entwickelt  sind. 

cf.  Androgynie,  homosexual,  Viraginität,  Hermaphroditismus. 

Cryratns  (6  yvgog,  gyrus  Kreis)  wird  zur  Bezeichnung 
von  Kreissegmenten  (der  Effloreszenzen  etc.)  gebraucht,  welche 
entweder  vereinzelt  vorkommen  oder  zusammenhängen  und 
mannigfache  Schlängelungen  darstellen. 

Habitus  {hdbeo  sieh  gehaben,  befinden)  die  Körper- 
beschaffenheit.  H.  apoplecticus  der  zu  Schlagfluss  dis- 
ponirende  H.:  kurzer  Hals,  Beleibtheit,  gerötetes  Gesicht  ete.). 
H.  phthisicus  der  zu  Phthise  disponirende  H.  (insbesondere 
Thorax  paralyticus).  H.  scrofulosus,  und  zwar  der  torpide 
und  erethische,  vd.  Scrofulosis. 

Haemanfi^iom  {t6  alfia  Blut)  i.  q.  Angiom. 

Haemarthrns  {t6  af/ua Blut,  x6  a^i^^ov  Gelenk)  Blut- 
erguss  in  die  Synovialhöhle  der  Gelenke,  Folge  von 
Traumen,  hämorrhagischer  S>Tiovitis  bei  grosser  Akuität  der  Ent- 
zündung, hämorrhagischer  Diathese. 

Haematemesis  (17  efisoig  Erbrechen,  ejxeco)  das  Er- 
brechen grösserer  Mengen  von  Blut,  resp.  die  Beimengung  von 
solchem  zum  Erbrochenen. 

H.  hysterica  Blutbrechen  Hysterischer,  eine  seltene  Er- 
scheinungsweise der  Hysterie,  meist  nur  durdi  den  schliesslich 
doch  immer  günstigen  Verlauf  von  der  H.  infolge  von  Magen- 
geschwür und  anderen  anatomischen  Läsionen  zu  unterscheiden. 

cf.  HaemoptÖe,  Melaena,  Haemorrhagie. 

Haematidrose  oder  Haemathidrose  (6  lÖQcog 
Schweiss)  blutiger  Schweiss,  Blutschwitzen.  Die  be- 
obachteten Fälle  waren  nur  Hautblutungen. 

cf.  Chromidrosis,  Paridrosis. 

Haematinurie  {Haematin  Farbstoff  des  Blutes 
aifiaxtvog  blutig  [Abistoteles],  ovqsco  hamen)  das  Auftreten 
von  Blutfarbstoff  in  fester  kömiger  Form  im  Urin. 

cf.  Haematoglobinurie,  Haematnrie,  Melanorie. 


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200  Haematoblasten 

Haematoblasten  (v  ßXdoxrj  Keim)  Bezeichnung  Hayem's 
für  die  sog.  „Blutplättchen"  als  Vorstufen  der  roten  Blutkörperchen» 

Haematoeele  (»7  xrjXrf.  Bruch  —  richtiger  wäre 
es,  nur  von  Haematomen  zu  reden,  doch  ist  derlNTame 
wohl  wegen  der  Ähnlichkeit  mancher  Formen  mit 
Eingeweidebrüchen  entstanden)  Blutbruch,  gewisse  An- 
schwellungen, welche  extravasirtes  Blut  einschhessen. 

H.  s.  Haeinatoma  funfculi  spermatici  geschwulstförmiger 
Blutaustritt  in  das  die  Gebilde  des  Samenstranges  umhüllende 
und  von  der  Tunica  vagin.  commun.  zusammengefasste  Zell- 
gewebe. 

H.  intravaginalis  s.  Haematoma  tunicae  vaginalis  testis 

Blutergüsse  in  die  Höhle  der  Tun.  vag.  propria  testis,  konmit 
wohl  nur  bei  schon  vorher  erkrankter  Scheidenhaut  vor,  und 
meist  handelt  es  sich  um  Blutung  in  einer  Hydrocele,  durch 
Trauma  oder  Anstrengung  der  Bauenpresse. 

H.  retrouterina  s.  intraperitonealis  s.  Haematoma  retro- 
uterinum  im  DouGLAs'schen  Kaum  liegende  abgekapselte  Blut- 
geschwulst, die  den  Uterus  nach  voBn  drängt.  —  Analog,  aber 
seltener  ist 

H.  anteuterina  Blutgeschwulst  in  der  Bauchfellspalte  zwischen 
Uterus  und  Blase. 

H.  extraperitonealis  s.  Haematoma  per i uteri num.  Hierher 
gehören  die  meist  durch  Berstung  von  Varicen  des  Para- 
metrium  hervorgerufenen  Blutungen  in  das  Lig.  latum  (Thrombus 
Ligamenti  lati)  und  die  während  oder  kurz  vor  der  Geburt 
beobachteten  Blutgeschwülste  in  der  Umgebung  der  Vagina 
(Thrombus  vaginae). 

H.  spontanea  s.  Periorchitis  chronica  haemorrhagica  vd. 

Hydrocele. 

Haematoeystis  ifi  xvazig)  Blutcyste,  Cyste  mit 
blutigem  Inhalt. 

cf.  Cystis  haemorrhagica,  Haematom. 

HaematoeytolysiiPi  (t6  xvroi:  Bläschen,  hier  Zelle^ 
ij  Xvoig  Lösung)  Auflösung  der  Blutkörperchen  und 

Haematoeytotripsie  (17  rgiipig  Beiben  v.  Tglßw) 
Zertrümmerung  von  Blutkörperchen  [Landois]. 

Haematofi^lobinurie  s.  Haemofi^lobinurie  (Hä- 
mato-  oder  Hämoglobin  ist  der  Hauptbestandteil  der  roten 
Blutkörperchen,  eine  Verbindung  des  eisenhaltigen 
Farbstoffes  Hämatin  mit  Globulin,  einem  Albuminate; 
ovQe(o  harnen)  Gehalt  des  Urins  an  aufgelöstem  Blut- 
farbstoff, ohne  Blutkörperchen,  wodurch  eine  rotbraune  bis 
braunschwarze  Färbung  .desselben  bedingt  wird  (bei  Zustanden, 
durch  die  die  Auflösung  der  Blutkörperchen    schon  innerhalb  der 


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Haematometra  201 

Blutbahn  erfolgt:  Blutikterus,  putride  Fieber,  Vergiftung  mit 
Phosphor,  Arsen,  Schwefelwasserstoff  etc.).  In  seltenen  Fällen 
findet  sich  eine  vorübergehende,  oft  periodisch  auftretende  Hä- 
matoglobinurie  (transitorische  oder  paroxysmatische  H.)> 
ohne  dass  die  Auflösung  der  roten  Blutkörperchen  durch  eines 
der  angeführten  Momente  hervorgerufen  wurde  (von  Fleischer 
bei  Soldaten  nach  Märschen  beobachtet), 
cf.  Melannrie,  Uaematurie,  Haematinurie. 

Haematokatbartica  (sc.  remedia  —  xa^agrixog  rei- 
nigend, V.  xa'&aigo))  blutreinigende  Mittel.  Als  solche 
betrachtete  man  früher  besonders  die  Abführmittel ,  Kräuter- 
säfte und  Holztränke. 

cf.  Purgantia,  Kathartica. 

Haentatokolpus  (6  xbhi<K  Scheide)  Ansammlung 
des  Menstrualblutes  in  der  Scheide  bei  Scheidenverschluss 
infolge  von  Atresia  hymenalis  oder  narbigen  Verwachsungen. 

cf.  Haematometra. 

Haentatokrit  {xqivoh  scheiden  6  xgixriq  Entscheider^ 
Beurteiler)  ein  von  Hedin  angegebenes  Instrument  zur  Be- 
stimmung des  Volumen  der  Blutkörperchen  im  Blute  unter  An- 
wendung einer  Centrifuge. 

Haematoma  {alfiaxom  blute)  Blutgeschwulst,  ge- 
schwulstföimige  Ansammlung  extravasirten  Blutes.  Die  älteren 
und  abgekapselten  werden  als  Blutcysten  bezeichnet  (vd,  Cystis 
haemorrhagica,  Haematocystis). 

cf.  Angiom,  Apoplexie,  Ekchymoma,  Haematocele,  Staphylhaematom. 

H.  auriculare  vd.  Othaematom. 

H.  durae  matris  vd.  Pachymeningitis. 

H.  neonatorum  vd.  Cephalhaematoma. 

H.  scarlatinosum  dunkelrote,  später  violettbläuliche  Ge- 
schwulst Scharlachkranker,  welche  sich  vom  Kinn  bis  zum 
Warzenfortsatz  und  über  den  Kieferrand  bis  zur  Wange  und 
andererseits  nach  dem  Halse  hin  erstreckt  imd  beim  Einstechen 
fast  reines  Blut  entleert,  wahrscheinlich  das  Produkt  einer 
hämorrhagischen  Zellgewebsentzündung  [ZH]. 

H.  vulvae  et  vaginae  Blutgeschwulst  in  der  Scheide, 
seltener  an  den  Labien,  entsteht  gewöhnlich  durch  Gefässver- 
letzungen  intra  partum,  bezw.  im  Wochenbett. 

Haematometra  (^  firjxga  Gebärmutter,  v.  f^rjrrjQ) 
Ansammlung  von  Menstrualblut  in  der  Gebärmutter- 
höhle infolge  von  Atresie  oder  Konglutination  des  Mutter- 
mimdes. 

cf.  HaematokolpoB. 


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202  Haematomyelie 

Haematomyelie  s.  Myelitis  apopleetiformis  (6  fiveXog 
Mark)  Medullarapoplexie,  Blutung  in  die  Substanz  des 
Eückenmarks,  in  Form  kapillärer  Blutungen,  oder  hämorrhagischer 
Infiltrationen,  oder  hämorrhagischer  Herde,  ohne  vorhergehende 
Erkrankung  des  Rückenmarks  im  Gegensatz  zu  Haematomyelitis 
{Rückenmarksblutimg  im  Anschluss  an  eine  Myelitis). 

cf.  Myelomacia,  Haematoracbis. 

Haentatopneiiinotliorax  (to  jtvev/na  Luft)  s.  Pneumo- 
haematothorax  vd.  Pneumothorax. 

Haematoracliis  (^  ^d/<?  Bückgrat,  v.  Qt/ywui  reissen) 
Apoplexia  canalis  spinalis  Blutung  in  die  Rücken- 
markshäute entweder  auf  traumatischem  Wege  oder  im  Gefolge 
von  Krankheiten,  bei  denen  eine  Tendenz  zu  Hämorrhagien  be- 
steht (Purpura,  Variola,  gelbes  Fieber  u.  s.  w.)  auftretend. 

Zu  unterscheiden:  extrameningeale  H.  (weitaus  am 
häufigsten)  intrameningeale,  subdurale  H.  und  subarach- 
noideale  H. 

cf.  Haematomyelie. 

Haematosalpinx  (17  odXmy^  Trompete)  die  Blut- 
geschwulst der  Muttertrompete,  meist  Teilerscheinung  von  Hae- 
matometra,  zU  Blutungen  in  das  Peritoneum  (Haematocele 
intraperitonealis)  und  adhäsiver  Peritonitis  führend. 

Haematostatica  (lorrjfii  stehen  machen)  s.  Haema- 
tostyptiea  {otvcpco  stopfen,  zusammenziehen  —  sc.  remedia) 

blutstillende  Mittel,  vd.  Adstringentia. 

Haematothorax  oder  Haentothorax  (6  ^coga^ 
Brust)  Ansammlung  von  Blut  im  Pleurasack  ohne  ent- 
zündliche Affektion  der  Pleura,  stets  eine  sekundäre,  meist  trau- 
matische Erscheinung. 

cf.  Pleuritis  haemorrhagica. 

Haentatotympanon  (t6  tvfijtavov  v.  tvjttco  Handpauke) 
Bluterguss  in  die  Paukenhöhle. 

Haentatozoen  (70  ^^ov  Tier)  tierische  Parasiten, 
welche  ganz  oder  zeitweise  in  den  Blutgefässen  des  Menschen 
leben. 

cf.  Trichina,  Filaria  sanguin.  hom.,  Hydrops  adipos.,  Malaria. 

Haentaturia  (pvgico  harnen)  grösserer  Gehalt  des 
Urins  an  geformten  Blutbestandteilen.  Je  nachdem  die 
Extravasation   derselben   in   der   Niere   oder    in    der  Blase  statt- 

fefunden,   imterscheidet   man   H.   renalis   und   vesicalis.    Sie 
ommt  meist  sekundär  vor,  idiopathisch  in  den  Tropen, 
cf.  Haematinurie,  Haematoglobinurie,  Malaria. 

Haemoblasten  i.  q.  Haematoblasten. 


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Haemorrhagia  203 

Haemocytolyse  (to  xvtog  Bläschen,  17  Uaig  Lösung) 
*  Auflösung  der  roten  Blutkörperchen,  wobei  der  Blutfarbstoff  m 
k     das  Plasma  übertritt  und  dieses  rot  färbt  —  ^lackf arbiges "  Blut. 

r  Haentoglobinämie  (vd.  Haematoglobinurie),  Anwesen- 

W      heit  von  gelösfem  Ha^moglobin  im  Blute,  die  Ursache  der 

;r--  Haemogflobinurie  i.  q.  Haematoglobinurie. 

^  Haemometer  [v.  Fleischl]  (z6  pihgov  Mass)  u.  Haento- 

<!     globinonteter  [Gowers]  Apparate  zur  Bestimmung  des  Hae- 
ih-     moglobingehalts  im  Blute. 

\Xj  Haemopericardima  (jteQixdodiog  um  das  Herz  [Ga- 

lex])    Bluterguss    im    Herzbeutel    entweder    durch   Gefäss- 
J     zerreissung  oder  hämorrhagische  Entzündung. 

J^  Haemophilie    (17   <pdia    Neigung)    auch    Haemor- 

\r*     rhagophilie  {QnyvvfAi  zerreisse),  Diathesis  haemorrhafiea 

Bluterkrankheit,  angeborene  Neigung  zu  Blutungen  bei  heiler 
'C  Haut  und  zu  reichlichen  Blutergüssen  bei  gerin^ügigen  Ver- 
^  letzungen.  Die  Ursache  ist  wahrscheinlich  in  Abnormitäten  der 
h     Oefässwände  zu  suchen. 

cf.  Purpura  haemorrhagica,  Scorbut. 

Haentopthalntas  (6  Sq^^akfzog)  Bluterguss  in  die  freien 
Eäume  des  Auges  entweder  in  die  vordere  Kammer  oder  in  den 
Glaskörper  (Haemophthalmus  internus  s.  Hvpohaema)  oder  in  die 
Umgebung  des  Bulbus:  Zellgewebe  der  Orbita  und  der  Augen- 
lider (Haemopthalmus  extemus). 

Uaemotliorax,  HaemopneiiiDOthorax  vd.  Hae- 

mato  .  .  . 

Haemoptl^e  oder  Uaemoptysis  (wahrscheinlich  auch 
ersteres  von  mva)  spucken)  Blut  spucken,  Symptom  der 
Pneumorrhagie  leichteren  Grades. 

cf.  Haematemesis. 

Haemorrhai^ia  {griyvvfii  zerreisse)   s.  Extravasatio 

die  Blutung,  Austritt  von  Blut  aus  den  Gefässen. 

H.  per  diabrösin  Blutung  infolge  geschwürigen  Zerfalles 
von  Gefässwandungen. 

H.  per  diaerSsin  durch  Gefässspaltung,  Verwundung. 

H.  per  rhexin  H.  durch  Gefässzerreissung,  Berstung  bei 
zu  grosser  Spannung  etc. 

H.  per  anastomösin  Bluterguss  ohne  sichtbare  Verletzung 
der  Gefässwand,  sondern,  wie  man  annahm,  durch  präformirte 
Öffnungen  (Stomata)  in  der  Gefässwand.  Sicher  beobachtet  ist 
die  folgende  Form: 


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204  Haemorrhois 

H.  per  diapedesin  Durchtreten  der  roten  Blutkörperchen 
durch  die  entzündlich  veränderten  oder  in  ihrer  Ernährung  be- 
einträchtigten und  durch  Stauung  ausgedehnten  Gefässwände  der 
Kapillaren  ohne  Kontinuitätstrennung  derselben  (nach  Analogie 
des  Durchtritts  der  weissen  Zellen,  vd,  Inflammatio). 

H.  parenchymatosa  Blutung  aus  zahlreichen  kleinen 
Arterien-  und  Venenstämmen,  wie  sie  sich  in  den  Parenehymen 
der  Organe  zahlreich  nebeneinander  zu  befinden  pflegen,  also 
nicht  zusammenzuwerfen  mit 

H.  capillaris  Blutung  aus  Kapillargefässen. 

Verschiedene  Formen  der  H.  sind:  Apoplexie,  Ekchymoms^ 
Ekchymosis,  Epistaxis,  Haematemesis,  Haematom,  Haematnrie^ 
Haemoptöe,  Haemorrhois,  Melaena,  Menorrhagie,  Metrorrhagie, 
Petechien,  Pneumorrhagie,  Purpura,  Suffiision,  Sugillation,  Vibioes. 

Haemorrhois,  gew.  Plur.  H-Tdes  (17  alfioggotg  v.  gico 
fliessen)  s.  Phlebektasia  haemorrhoidalis  goldene  Ader,, 
zylindrische  und  variköse  Erweiterung  der  Mastdarmvenen  infolge 
gehemmten  Blutabflusses  aus  denselben  und  die  mit  diesen  Zu- 
ständen verbundenen  örtlichen  Beschwerden  (Brennen,  Jucken, 
Entzündung,  Thrombose  und  Vereiterung  der  Knoten,  Proktitis, 
Periproktitis,  Fissur). 

Die  zeitweise,  bes.  beim  Stuhl,  eintretenden  Blutungen  aus- 
den  ektatischen  Gefässen  haben  der  Affektion  den  Namen  H. 
imd  die  meist  dadurch  eintretende  Erleichterung  der  Beschwerden 
(Molimina  haemorrhoidalia)  den  Namen  «goldene  Ader«  gegeben^ 
während  man  von  Schleimhämorrhoiden  spricht,  wenn 
schleimiges  Sekret,  infolge  von  Proktitis,  beständig  oder  zeit- 
weise aus  dem  After  abgeht  (Fluor  albus  posterior)  und  von 
blinden  H.,  wenn  keine  Neigung  zu  Blutimgen  derselben  vor- 
handen ist. 

Variees  haemorrhoidales ,  Hämorrhoidalknoten  sind 
entweder  nur  einfache  Varicen  mit  beuteiförmiger  Ausstülpung 
der  Mastdarmschleimhaut  oder  der  zarten  Haut  des  Afterrandes, 
oder  sie  bestehen  aus  einem  System  kommunizirender  Blutsäcke, 
einer  Art  Angioma  cavemosum,  durch  Vereinigung  mehrerer  und 
lokalen  Schwund  der  sich  berührenden  Wände  entstanden.  Man 
imterscheidet  äussere  und  innere,  je  nachdem  sie  diesseits  oder 
jenseits  des  Afterrandes  liegen. 

cf.  Plethora  abdominalis. 

Haemospasie  {ondco  ziehen)  die  Blutableitung  mit- 
tels des  JuxoD'schen  Schröpfstiefels. 

Haemostasie  (latTj/ni,  ordoig),  Haemostasticum,  Hae- 
mostypticum,  die  Blutstillung,   Mittel   zur  Blutstillung. 

Halisterese  (o  äXg  Salz,  17  orsgtjotg  Beraubung,  aregieo) 


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Hebetudo  205 

Entkalkung    des    Knochengewebes,  Verlust  der   Knochen- 
;salze  in  der  Osteomalacie  (s.  d.). 

Hallucinatio  {aludnari  träumen,  faseln,  alv<Oj  aXdco 
irre)  u.  Illusion  sind  Sinnestäuschungen,  die  unter  gewissen 
Umständen  in  allen  Sinnen  vorkommen  können  und  nicht  aus- 
schliesslich den  Geisteskranken  eigen  sind.  Unter  H.  versteht  man 
subjektive  Sinnesbilder,  welche  nicht  durch  äussere  Eeize  (Sinnes- 
•eindrücke)  veranlasst,  gleichwohl  nach  aussen  projizirt  werden  und 
-dadurch  scheinbare  Objektivität  und  Eeahtät  bekommen,  während 
man  unter  Illusion  falsche  Deutungen  wirklich  vorhandener  Ob- 
jekte versteht. 

Hallux  valgfus  (allex,  allus,  hallus,  wie  pol-lex  v. 
Heere  der  „Lockfinger'S  Daumen,  grosse  Zehe,  valgus 
schief;  engl.  Bunion;  cf,  Pes  valgus)  eine  Erkrankung  im 
Oelenke  zwischen  dem  ersten  Metatarsus  imd  der  grossen  Zehe, 
vrobei  das  Gelenk  stark  vorspringt  und  die  Erscheinimgen  einer 
<oft  isohrten)  Arthritis  deform,  bietet  imd  die  grosse  Zehe  nach 
-den  übrigen  Zehen  zu  (in  hochgradigen  Fällen  sogar  über  die 
nächsten  Zehen  hinweg)  abduzirt  ist. 

Halo  {lat,  V.  6  äXcog  die  Tenne,  die  rund  zu  sein 
pflegte)  der  Hof,  jeder  eine  andere  Effloreszenz  kreisförmig 
xungebende  rote  Fleck. 

H.  glaueomatosus  der  gelblich  weisse  Bing,  welcher  die  Aus- 
buchtung der  Eintrittsstelle  des  Sehnerven  (Exkavation)  bei  Glau- 
kom im  ophthalmoskopischen  Bilde   umgibt. 

Hantnia  (ro  äf^f^a  alles  Geknüpfte,  Band,  Gürtel, 
T.  Sbito))  i.  q.  Bracherium,  Bruchband. 

Hapbalgesie  (^  ä(pri  v.  ämco  Berührung,  r6  aXyog 
Schmerz)  [Pitres]  eine  seltene  Parästhesie,  hervorgerufen  durch 
Berührung  der  Haut  mit  gewissen  Substanzen,  insbes.  mit  Me- 
tallen, ein  Symptom  der  Hysterie,  einmal  auch  vorübergehend  bei 
Tabes  beobachtet.  Metalle  in  die  Hand  genommen,  erzeugen 
:Schmerz  imd  erregen  Zittern  oder  Krämpfe  bis  zu  allgemeinen 
Konvulsionen. 

Hayfever  {engl,  das  Heufieber  i.  qu.  Catarrhus  aestivus. 

Hebephrenie  (^  rlßrj  Jünglingsalter,  rj  cpQriv  Geist) 
•eine  von  Hecker  beschriebene,  von  Kahlbaum  benannte  Form 
von  Psychose:  „Fast  stets  zwischen  dem  18.  und  22.  Lebensjahre 
nach  geschehener  Pubertätsentwicklung  mit  einem  melancholischen 
-Stadium  beginnend,  stellt  die  Krankheit  gewissermassen  einen  ins 
Kjankhafte  vergrösserten  und  verzerrten  Rückfall  in  die  Backfisch- 
und  Flegeljahre  mit  ihren  charakteristischen  Symptomen  —  einer 
albernen  Erregtheit  —  dar"  [Hecker]. 

Hebetudo  (v.  hehes)  die  Stumpfheit,  z.  B.  H.  sensuum, 
Tisus  (Amblyopie),  auris  (Baryekoia)  etc. 


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206  Hedpocele 

Hedroeele  (17  edga  Sitz,  Gesäss)  i.  q.  Hemia  in  recto, 

Hektik  {kxtixog  hektisch  [Galen],  y.  exco  haben,  sich 
beflnden)  derjenige  Zustand  der  Phthisiker  oder  dasjenige  Sta- 
dium  der  chronischen  Schwindsucht,  in  welchem  ein  die  allgemeine 
Atrophie  beschleunigendes  Fieber  von  einer  bestimmten  Form 
(vd.  Febris  hektica)  und  meist  auch  grosse  Neigung  zu  profusen, 
bes.  mit  dem  Fieberabfalle  erfolgenden  Schweissen  besteht.  — 
Wesentlich  ist  dabei  die  vermehrte  Stoffausgabe. 

cf.  Inanition. 

Heliophilie  {6  rjXiog  Sonne,  17  (pdia  Neigung),  Son- 
nensucht bestehend  in  einer  krankhaften  Anziehimg  durch  das 
Sonnenlicht,  wodurch  eine  Ekstase  mit  Muskelzuckungen  entsteht. 

Helkoderntatoseii  [Tommasoli]  (vd.  Helkosis,  t6  Segfia 
Haut)  mit  Geschwürsbildung  verbundene  Hautkrank- 
heiten. Nach  T.  zerfällt  die  ganze  Klasse  in:  1.  Pyodermiten 
(s.  dort),  diese  wieder  in  vesicopustulöse  (Varicellen,  Impetigo^ 
Ekthyma,  Rupia)  und  nodulopustulöse  (Sykosis,  Folliculitis,. 
Acne,  Fiirunkel,  Hydrosadenitis  pustul.)  imd  2.  Nekrodermiten 
(s.  dort),  wozu  gehören:  Variola,  Ulcus  moUe,  Karbunkel  (Pustula 
maligna),  Anthrax,  Panaritien,  Phlegmonen,  Ulcus  cruris,  Mal 
perforant,  Gangrän,  Decubitus,  Verbrenmmg  3.  Grades  etc. 

Helkosis   (17  eXxtooig  Verschwärung,  eXx6<o,  x6  eXxog 
Geschwür,  ulcus,  iXxco,  vulnus)  i.  q.  Ulceratio. 
cf.  Enterohelcosis. 

Helmintliiasis    (eXfiir&idw    an    Würmern    leiden,. 

Yj  eXfjLivg,  sXfjLiv^og  Wurm  [Hippokrates])  Wurmkrankheit,  Ein- 
geweidewürmer (Enthelminthen)  im  Darmkanal  und  die  davon 
abhängigen  Beschwerden. 

Dem  Menschen  eigen  sind  acht  Darmschmarotzer,  noch  weit 
mehr  andere  sind  als  zufällig  von  Tieren  übertragen  beobachtet 
worden. 

cf.  Taenia  soliom  nnd  saginata,  Bothriocephalus,  Ascaris,  Oxyiiris,. 
Trichocephalus,  Ancbylostomum,  Trichma. 

Hemeralopia  (17  rifjieQa  Tag,  äXaog  blind,  17  (o\p  Sehen 
—  der  Name  hat  herkömmlicherweise  eine  der  Ab-^ 
leitung  entgegengesetzte  Bedeutung,  nämlich:)  Nacht- 
blindheit, Nachtnebel,  Caecitas  nocturna,  Torpor  der 
Netzhaut  gegen  geringere  Helligkeitsgrade,  so  dass  das  Sehver- 
mögen in  der  Dämmerung  oder  zur  Nachtzeit  mehr  oder  weniger 
vollständig  aufgehoben  ist  (am  charakteristischsten  bei  Retiniti». 
pigmentosa).  H.  kommt  angeboren,  idiopathisch  (mit  negativem 
Augenbefund)  und  symptomatisch  bei  Choreoretinitis,  Netzhaut- 
ablösung, Xerosis  etc.  vor. 

H.  scorbutica,  H.,  für  die  ein  Zusammenhang  mit  Skorbut 


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Hemicrania  207 

wahrscheinlich  ist,   da   sie   häufig   in  Verbindung   mit  demselben 
beobachtet  wird, 
cf.  NyktÄlopie. 

Hemiacephalus  vd.  Acephalus. 

Heiniach]roiiia.ttOFSie  {rjfjn  in  Zusammensetzungen 
statt  fifiiov  halb,  d  priv.,  t6  zQ^f^<^  Farbe,  17  otpig  Sehen) 
einseitige    Farbenblindheit    bei    erhaltener   Perzeption    für 

Weiss. 

cf.  Achromatopsie,  Hemiopie. 

Hemiageusie  (d  priv.,  rj  ysvaig  Geschmack)  imd  He- 
ntiliypog^eiisie  (vjto  unter)  einseitiger  Verlust  bezw.  Ver- 
minderung der  Geschmacksempfindimg. 

Hemiamblyopia  (vd.  Amblyopie)  i.  q.  Hemianopsia. 

Hentianästliesie,  Anästhesie  einer  Körperhälf  te„ 
cerebralen  oder  spinalen  Ursprungs. 

Hemianopsia  i.  q.  Hemiopia. 

HentiatlietosiB  poBtliemipIes^ica  einseitige  Athe- 
tose  als  Folgeerscheinung  einer  zerebralen  Lähmung,  bes.  der 
zerebral^  Kinderlähmung. 

cf.  Athetosis,  Hemiplegia. 

Hemiatrophia  einseitige  Atrophie. 

H.  faeialis  progressiva  s.  Prosopodysmorphie  einseitige 
fortschreitende  Gesichtsatrophie,  chronischer,  gewöhnlich 
in  den  äusseren  Weichteilen  beginnender  imd  successiye  auf  die 
tieferen  Gewebe,  übergreifender  Schwund  einer  Gesichtshälfte,, 
wahrscheinlich  neuritischen  Ursprungs  (vasomotorisch -trophische 
Neurose). 

cf.  Atrophia  later.  cruciata. 

Hemieeplialiis  vd.  Acephalus. 
Henticliorea  i.  q.  Chorea  dimidiata. 

Hemicrania  (cranium  Schädel)  Migräne,  einseitige 
spontan  und  in  Anfällen  auftretende  Kopfschmerzen  durch  Eei- 
zungen  sensibler  Kopfnerven  (sei  es  in  der  Haut,  dem  Perikra- 
nium,  den  Gehirnhäuten  oder  den  sensiblen  Gehimabschnitten 
selbst  —  zum  grössten  Teil  wahrscheinlich  in  Zusammenhang  mit. 
plötzlichen  Schwankimgen  der  Blutzufuhr). 

H.  Tasomotoria  Migräne,  welche  in  Beziehung  zu  vasomoto- 
rischen Affektionen  steht.  Sind  bei  den  Anfällen  die  Augen  stark 
beteiligt  (Flimmerskotom ,  Hemianopsie),  so  spricht  man  von 
H.  Ophthalmie a.  Man  teilt  die  vasomotorische  H.  zweckmässig 
ein  in: 

a)  sympathico-tonica  s.  spastica  H.   mit   den    Erschein 


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208  Hemiplegia 

nungen  von  Gefässverengening  und  Pupillenerweiterung  auf  der 
l>etreffenden  Gesichtshälfte,  welche  Symptome  aus  einem  tonischen 
Krampf  der  Kopfgefässe  durch  eine  mit  periodisch  gesteigerter 
Erregung  verbundene  Affektion  des  Halssympathikus  oder  der  ent- 
«prechenden  Eegion  des  Halsmarkes  zu  erklären  sind. 

b)  angio-paralytica  (neuro-paralytica)  H.  mit  den 
entgegengesetzten  Erscheinungen,  welche  zurückzuführen  sind  auf 
verminderte  Aktion  des  betreffenden  Halssympathikus  oder  seines 
spinalen  Zentrums  (ZH). 

cf.  Clavns,  Cephalalgie. 

Heiiiidro8i8  (6  ibQ<og  Schweiss)  vd.  Hyperidrosis  uni- 
lateralis. 

Hentiliypos^eiisie  vd.  Hemiageusie. 

Hentintelie  (t6  ^liXog  Glied)  Missgeburt,  bei  welcher  ein 
Teil  des  Gliedes,  z.  B.  die  Hand,  fehlt  und  dieses  einen  Stumpf 
bildet. 

Hemirnyoklomis  (6  fjivg  Muskel,  6  xXovog  heftige 
Bewegung,  xiXofzai  antreiben)  nach  einem  Schreck  auftretende 
krampfhafte  Zuckungen  in  einer  Körperhälfte. 

cf.  Myoklonie,  Paramyoklonus. 

Hentiopia  (^  cjtp  Sehen)  oder  Hemianopsla  (d  priv., 
r)  öxpig  Sehen)  Amblyopie  oder  Amaurose  einer  Hälfte  der  Netz- 
haut, wodurch  das  Gesichtsfeld  von  einer  Seite  her  (H.  supe- 
rior  und  inferior,  oder  lateralis  dextra  und  sinistra)  ein- 
geengt wird,  meist  in  Zusammenhang  mit  Veränderungen  im 
Chiasma.  Bei  homonymer  H.  sind  auf  beiden  Augen  die  rech- 
ten oder  linken  Hälften,  bei  heteronymer  H.  die  temporalen 
oder  nasalen  Hälften  des  Gesichtsfeldes  defekt. 

H.  temporalis  i.  q.  Amaurosis  partialis  fugax. 

Hemiparapleg^ia  {nagd  neben,  nXrjooco  durch  Schlag 
lähmen)  spinale  nur  auf  eine  Unterextremität  beschränkte  Läh- 
mung (Monoplegie). 

cf.  Hemiplegie. 

Hemiparesis  (17  Jidgeoig  Erschlaffung,  nagirifAi  unter- 
lassen) unvollständige  Lähmung  einer  Körperhälfte, 
cf.  Faresis,  Paraparesis. 

H.  uteri  die  teilweise  Wehenschwäche,  ein  von  C.  v.  Braun 
gebrauchter  Terminus  für  denjenigen  Grad  von  Wehenschwäche, 
bei  welchem  nur  noch  auf  heftige  Eeize  Kontraktionen  erfplgen; 
-der  höchste  Grad  ist  die  Paresis  uteri,  welche  durch  völligen 
Wehenmangel  gekennzeichnet  ist. 

cf.  Exhaustio  uteri. 

Hentipleg^ia  einseitige  Lähmung  im  Gebiet  der  von 
einer  Himhemisphäre  abgehenden  Nerven,  <Be  gewöhnliche  Form 


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Hepar  209 

der  zerebralen  Lähmung,  bei  welcher  der  anatomische  Erkrankungs- 
herd immer  kontralateral  zur  Lahmung  liegt.  Man  spricht  von 
H.  altern  ans,  wenn  z.  B.  der  Facialw  auf  der  einen,  die  Ex- 
tremitäten auf  der  anderen  Seite  gelähmt  sind,  was  bei  Läsion 
einer  Brückenhälfte  oberhalb  der  Pyramidenkreuzung,  aber  unter- 
halb der  Kreuzung  der  Facialisfasem  vorkommt.  Sehr  selten  ist 
die  H.  cruciata,  die  Lähmimg  des  Armes  auf  der  einen,  die  des 
Beines  auf  der  anderen  Seite. 

H.  epileptiea  H.  in  Verbindung  mit  epileptischen  Anfällen, 
aber  ohne  besondere  Eigentümlichkeit  imd  nur  indirekt  mit  denselben 
zusammenhängend,  insofern  sie  durch  gröbere  anatomische  Läsionen 
der  Nervenzentren  hervorgebracht  wurden. 

H.  spastiea  infantilis  [Benedikt]  s.  akute  cerebrale 
Kinderlähmung,  vd.  Paralysis  infantum  cerebralis  acuta^ 

H.  spinalis  {spina.  Bückgrat,  Spitze,  Gräte)  vd.  Bbown- 
Sbquakd's  Halbseitenläsion. 

cf.  Paraplegie,  Uemiparaple^e,  Parese,  Monoplegie. 

HeinitritaeiiB  {^juitgizdiog  Jdj.,  sc.  6  jivgerog  das  halb- 
dreitägige  Fieber,  halbe  Tertianfleber)  vd.  Malaria  (Febr. 
interm.  semitertiana). 

Hepar  {lat  v.  t6  ^jtag,  -atog  Leber  =  jecur), 

H.  adiposum  s.  Lipomatosis  hepatis  Fettleber,  ist  ent- 
weder Fettinfiltration,  Ablagerung  von  Fett  aus  dem  Pfort- 
aderblut in  die  Leberzellen  — 

oder  Fettdegeneration,  Umwandlung  des  Inhaltes  der 
Leberzellen  in  Fettmoleküle  und  -kugeln  bei  verschiedenen  zymo- 
tischen  und  Blutkrankheiten,  gewissen  Vergiftungen  etc. 

Erstere  ohne  besondere  kBnische  Bedeutung,  da  die  Funktion 
der  Leberzellen  nicht  gestört  wird  und  durch  Wiederauf  nähme  des 
Fettes  in  das  Blut  Fettlebem  jeden  Grades  wieder  zur  Norm  zu- 
rückkehren können,  —  letztere  gegen  das  Grundleiden  zurück- 
tretend. 

Leichtere  Grade  der  Fettinfiltration  und  -degeneration,  welche 
nur  die  Portalzone  der  Acini  betreffen,  geben  das  Bild  der  fettigen 
Muskatnussleber  (s.  u.). 

H.  induratum  s.  Induratio  hepatis  eine  von  der  gewöhn- 
lichen Cirrhose  verschiedene  Affektion,  die  nach  längeren  Wechsel- 
fiebem,  häufig  mit  melanämischer  Pigmentablagerung  in  und 
neben  den  Kapillargefässen  (schieferige  Färbung)  verbunden  auf- 
tritt und  ebenfalls  auf  Hyperplasie  des  interacinösen  Bindegewebes 
beruht,  das  jeden  Acinus  in  Form  eines  weissen  Streifchens  ein- 
rahmt, wobei  das  Parenchym  starr  und  trocken  und  das  Organ  in 
allen  Durchmessern  gleidmiässig  verkleinert  wird  [nach  Rind- 
fleisch]. 

H.  mosehatiforme  {muscatum,  muscus,  f^oaxog  Bisam,  aus 

Roth '8  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  ]^4 


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210  Hepatisatio 

dem  pers.  muschkj  arab.  misJc  [eig.  Hode])  Muskatnussleber, 
Bezeichnung  eines  gewissen,  demjenigen  der  Muskatnuss  gleichen- 
den Aussehens  des  Leberdurchschnittes  bei  Stauungshyperämie  der 
Leber,  indem  dunklere  Stellen,  welche  den  erw<»iterten  Ästen  der 
zentralen  Lebervenen  entsprechen,  mit  heller  gefärbten,  besonders 
ikterischen  oder  fettigen  Stellen  des  Parenchyms  (Peripherie  der 
Acini  und  interacinöses  Gewebe)  abwechseln. 

H.  m.  atrophicum  die  atrophische  Form  der  Muskatnuss- 
leber oder  zentrale  cyanotische  Atrophie,  tritt  nach  längerem  Be- 
stehen von  Stauirngshypei-ämien  ein,  indem  der  Druck  der  er- 
weiterten Zentralvenen  und  der  in  sie  mündenden  Kapillaren 
allmählich  einen  Schwund  der  zwischen  Maschen  liegenden  Leber- 
zellen herbeiführt  [nach  Niemeyek-Seitz], 

cf.  Degeneratio  amyloides. 

Hepatisatio  (pnlmonis)  der  Effekt  der  Lifiltration, 
d.  i.  der  Anfüllung  der  Lungenalveolen  mit  einer  soliden  Masse, 
wodurch  der  betreffende  Lungenteil  in  eine  starre  leberähnliche 
Masse  verwandelt  wird.  Der  höchste  Grad  von  Hepatisation  findet 
sich  bei  Pneumonia  crouposa  (s.  d.)  im  zweiten  Stadium. 

cf.  Splenisation,  Induration. 

Hepatitis  Entzündung  der  Leber. 

H.  interstitialis  chronica  {interstitium  Zwischenraum, 
von  inter-sisto  s.  Cirrhosis  hepatis  s.  atrophische  (oder 
LAENNEC^sche)  Lebercirrhose,  granulirte  Leber,  Säufer- 
leber (weil  hauptsächlich  durch  Alkoholmissbrauch),  indurirende 
Entzündung  und  Hyperplasie  des  die  grösseren  Pfortaderverzwei- 
gungen begleitenden  Bindegewebes.  Nach  diesen  Richtungen  findet 
narbige  Kontraktion  imd  Untergang  zahlreicher  Leberacini  und 
infolffe  davon  Verkleinerung  der  Leber  statt,  während  die  da- 
zwischen liegenden  Partien  halbkugelig  hervorquellen,  höckerig 
oder  granuKrt  erscheinen.  Die  Pfortaderäste  werden  komprimirt 
imd  obliterirt,  infolge  dessen  Stauimgen  im  Pfortaderkreislauf  mit 
Ascites  etc.  entstehen. 

H.  interstitialis  chronica  hypertrophica  zum  Unterschied 
von  der  vorigen  charakterisirt  durch  eine  hyperplastische  Binde- 
gewebsinduration,  die  zu  einer  dauernden  Vergrösserung  des  Or- 
gans führt.  Manche  Formen  der  hypertrophischen  Cirrhose  wer- 
den auf  eine  erhöhte  Fettinfiltration  der  Leberzellen  bei  geringerer 
Bindegewebshyperplasie  zumckgeführt. 

H.  biliaris  die  von  den  Gallengängen  ausgehende,  durch 
Gallenstauung  bedingte  Leberentzündung  mit  teils  plastischem, 
teils  eiterigem  Charakter. 

cf.  Hepar  induratum. 

H.  parenchymatosa  (diffusa)  acuta  akute  gelbe  Leber- 
atrophie oder  Lebererweichung,  eine  eigentümliche,  stets 
zum   Tode   führende  Entzündungsfoim,   durch   welche  die  Leber- 


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Hermaphroditismus  211 

Zellen  nach  anfänglicher  „trüber  Schwellung**  in  Zeit  von  wenigen 
Tagen  zu  molekularem  Detritus  zerfallen,  womit  eine  hochgradige 
Verkleinerung,  Atrophie,  besonders  des  Dickendurchmessers  der 
Leber  mit  intensiver,  diffuser  oder  inselförmiger  Gelbfärbung  ein- 
hergeht. Die  Ursachen  sind  entweder  mikroparasitäre  Infektion 
oder  Vergiftimg  (Phosphor). 

cf.  Ikterus  gravis,  Degeneratio,  Inflammatio  parenchjmat. 

H.  suppurativa  s.  purulenta  Leberabszess,  meist  in  der 
hinteren  Partie  des  rechten  Lappens.  Man  kann  eine  trauma- 
tische, einsdüiesshch  der  durch  Gallensteine  bedingten,  meta- 
statische, eine  tropische  etc.  H.  s.  unterscheiden.  Eine  der 
häufigsten  Ursachen  der  H.  suppurativa  metastatica  bilden 
Eiterungsprozesse  des  Darmes,  namentlich  des  Processus  vermi-i 
formis  (cf.  Dysenteria  hepatica). 

H.  syphilitica  kommt  entweder  als  Teilerscheinung  der  he- 
reditären oder  unter  den  tertiären  Formen  der  acquirirten  S.  zur 
Beobachtung,  und  zwar  entweder  als  Perihepatitis  syph.  (s.d.); 
oder  als  H.  syph.  interstitialis  (fibrosa),  oder  als  H.  gum- 
mosa (Syphiloma  hepatis),  letztere  mit  Entwicklung  von  spezi- 
fischen Gmnmaknoten.  Durch  spätere  Schrumpfung  entstehen  rin- 
nenförmige  Einziehungen  an  der  Leberoberfläche :  gelappte  Leber. 

Hepatorhaphie  (gdjtrco  nähen)  Anheftimg  der  Leber, 
bezw.  eines  bewegUchen  Schnürlappens  derselben  an  die  Bauchwand. 

Heredität  (lat  v.  her  es  Erbe)  dieErblichkeit,  Über- 
tragung von  Eigenschaften  und  Anlagen  durch  die  Zeugung. 

cf.  Atavismus. 

Herntaphirodisie  psychische,  eine  angeborene  kon- 
träre Sexualempfindung,  dadurch  charakterisirt,  dass  neben  homo- 
sexualer Empfindimg  eine  —  weit  schwächere  und  nur  episodische  — 
Neigung  zum  anderen  Geschlechte  besteht,  [v.  Krafft  -  Ebing.] 

Hermaphroditisniiis,  HerntaphirodisiDiiB  {'Eq* 

fiaipQodixog  Sohn  des  Hermes  und  der  Aphrodite,  Zwit- 
ter) die  Zwitterbildung  im  weiteren  Sinne  alle  Bildungs- 
veränderungen, bei  welchen  das  Geschlecht  undeutlich  wird. 

Zu  unterscheiden: 

I.  H.  verus. 

Die  ächte  Zwitterbildung  kommt  höchst  wahrscheinlich  über- 
haupt nicht  vor.  Die  von  Klebs  aufgestellte  Klassifikation  des 
wahren  H.  in  1)  bilateraler  H.  (auf  beiden  Seiten  Testikel  imd 
Ovarium),  2)  lateraler  H.  (auf  der  einen  Seite  ein  Testikel  auf 
der  anderen  ein  Ovarium),  3)  unilateraler  H.  (nur  auf  einer 
Seite  Testikel  und  Ovarium)  ist  deshalb  als  antiquirt  anzusehen. 

IL  H.  spurius  s.  Pseudohermaphroditismus  die  falsche 
Zwitterbildung.  Hierher  gehören  alle  bis  jetzt  beobachteten 
Fälle  von  H. 

14* 


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212  Hernia 

Zu  unterscheiden: 

1)  Pseudohermaphroditismus  im  eigentlichen  Sinne 
zusammenfallend  mit  der  penin o-scrotalen  Hypospadie  be- 
trifft stets  männliche  Individuen,  von  deren  rudimentärem  Penis 
ein  Frenulum  zur  Hamröhrenmündung  und  einer  darunter  be- 
findlichen Vaginalöffnung  mit  Hymen  führt,  die  durch  die  Weiter- 
entwickelung der  MüUer'schen  Gänge  in  eine  Vagina  und  einen 
Uterus  (Ovarien  sind  nie  beobachtet)  führen  kann.  Es  finden  sich 
dabei  deutliche  Schamlippen  und  eine  starke  Entwickelurig  der 
Brüste. 

2)  Pseudohermaphroditismus  partialis  in  einer  weib- 
lichen Form  Gynandrie  (s.  d.)  und  einer  männlichen  Andro- 
gynie  (s.  d.)  auftretend. 

cf.  Hypospadie. 

Hernia  {hira  Leerdanxi  [vgl.  hani-apex],  verw.  m.  gr. 
xog-öij,  ;föA<^,  ;coAaöfiff  Eingeweide)  das  Heraustreten  von  Ein- 
geweiden aus  ihrer  Höhle  entweder  nach  anderen  benachbarten 
Körperhöhlen  oder  nach  der  Oberfläche  des  Körpers,  woselbst  sie 
eine  von  den  Weichteilen  bedeckte  Geschwulst  bilden. 

H.  ingVLinMs  (ingmn  Weichen,  v.  ango  engen)  Leisten- 
bruch, die  über  dem  Ligam.  Pouparti  im  Bereich  des  Leisten- 
kanales  hervortretenden  Unterleibsbrüche. 

H.  i.  externa  bei  welcher  der  Bruchsackhals  nach  aussen 
von  der  Art.  epigastr.  Hegt  und  dem  Samenstrange  oder  dem  run- 
den Mutterband  folgt.  In  letzterem  Falle  tritt  der  Bruch  in  eine 
(oder  beide)  grosse  Bchanüippe  aus  (H.  inguin.  labialis). 

H.  i.  interna  s.  inguin.  directa  (wegen  des  geraden  di- 
rekten Weges,  den  dieser  Bruch  durch  die  Bauchdecken  nimmt, 
ohne  einem  eigentlichen  präformirten  Kanäle  zu  folgen)  wenn  der 
Bruchsackhals  nach  innen  von  der  Art.  epigastr.  liegt. 

H.  i.  incompleta  s.  interstitialis  wobei  die  H.  inner- 
halb des  Leistenkaaales  hegt. 

H.  i.  completa  wenn  sie  den  äusseren  Leistenring  pas- 
sirt  hat. 

H.  ovarii  inguin.  angeborener  Austritt  des  Eierstocks,  ge- 
wöhnlich mit  der  Tube,  aus  der  Bauchhöhle;  öfters  auch  mit 
Dann,  Uterus  und  Netz. 

H.  scrotalis  wenn  sie  bis  in  den  Hodensack  (scrotum  t. 
scrautum  Ledertasche,  v.  X9^^  Haut)  herabgestiegen  ist. 

H.  uteri  s.  Hysterocele  inguinalis  Gebärmutterbruch, 
Austritt  des  normalen  Uterus  (angeboren)  oder  des  schwangeren 
Uterus  in  einen  bereits  bestehenden  Leistenbruchsack.  Häufig 
handelt  es  sich  um  einen  Uterus  bicomis  oder  unicomis. 

H.  femoraiis  s.  eruralis  (femur  Hüfte,  crus  Schenkel,  von 

currere)  Schenkelbruch,  Brüche,  die  unter  dem  Ldgam.  Poup. 
durch  den   Raum,    welcher   zwischen  diesem   und    der   vorderen 


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Hernia  213 

Orenze  des  knöchemen  Beckens,  zwischen  Spina  ilei  und  Tuberc. 
pubis,  gelegen  ist,  in  die  Vagina  vasor.  femoraliuni  eintreten  und 
gewöhiüicli  an  der  inneren  Seite  der  Schenkelgefässe  liegen.  Die 
H.  cruralis  ovarii  ist  viel  seltener  als  die  H.  ovarii  inguin. 
(s.  o.). 

H.  cruralis  s.  pectinea  s.  retrovascularis  weijn  der 
Bruch  sich  hinter  die  Schenkelgefässe  schiebt  und  auf  dem  Muse, 
pectineus  ruht. 

H.  umbilicalis  (umbilicus,  6fi(paXög,  umhOy  ä,uß(ov  Erhöhung) 
Nabelbruch,  Eingeweidebrüche,  die  durch  den  nach  der  Ge- 
burt nicht  gehörig  geschlossenen  oder  nachträglich  wieder  er- 
weiterten Nabelring  austreten. 

H.  funiculi  umbilicalis,  Nabelschnurbruch  oder 
Nabelspalte,  ein  durch  kongenitale  Fissura  abdominahs  be- 
dingter Zustand.  Der  Sack  besteht  aus  dem  Amnion  (Scheide  der 
Nabelschnur)  und  dem  Peritoneum. 

H.  ventralis  s.  abdominalis  s.  Laparoeele  kommen  bei 
ausserordentlicher  Schlaffheit  und  Ausdehnung  der  Bauchwandungen 
durch  Auseinanderweichen  der  Fasern  der  Aponeurosen  oder  durch 
Erweiterung  der  normalen  Gefässlücken  in  den  letzteren  zu  stände. 
Man  kann  unterscheiden: 

H.  V.  mediana  in  der  weissen  Bauchlinie. 

H.  V.  lateralis  nach  aussen  von  der  MitteUinie,  meist  am 
äusseren  Eande  des  Muse.  rect.  abdom.  hervortretende  Brüche. 

Selten  enthält  der  Bruchsack  ein  Ovarium  (H.  abdomi- 
nalis ovarii)  infolge  eines  durch  Kaiserschnitt  oder  einseitige 
Ovariotomie  gebildeten  Bruchsacks. 

H.  lumbalis  (lumbus  Lende)  Brüche,  welche  an  der  hin- 
teren Wand  des  Unterleibes  zwischen  dem  Darmbein  und  der 
letzten  Eippe  austreten  (im  „PETiT'schen  Dreieck"  zwischen  Crista 
oes.  il.,  Muse,  rectus  und  obhqu.  ext.). 

H.  foraminis  ovalis  s.  obturatoria  {oh-turare  ver-stopfen) 

Brüche,  die  durch  die  Öffnung  austreten,  welche  am  äusseren 
oberen  Winkel  des  Foramen  ovale  zum  Durchtritt  der  Vasa  und 
des  Nerv,  obturatorius  offen  bleibt.  In  einem  Falle  fand  KiwiscH 
Austritt  des  Ovarium  nebst  Tube  durch  das  Foramen  ovale. 

H.  ischiadiea  (lo/iov  Hüfte,  v.  iaxvg,  Tg,  vis)  seltene  H., 
die  durch  das  Foram.  ischiad.  majus  meist  am  oberen  Rande  des 
Muse,  pyriformis  hervortritt. 

cf.  Ischiocele. 

H.  perinealis  s.  sacro-reetalis  s.  isehio-rectalis  Brüche, 
die  in  dem  keilförmigen  Räume  zwischen  dem  Levator  ani  imd 
dem  knöchernen  Becken  austreten. 

H.  in  reeto  s.  Hedroee'e  (</.  Rectocele)  Vortreten  von  Ge- 
därmen oder  Beckeneingeweiden  durch  die  auseinandergewichenen 


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214  Hernioenterotomia 

Muskelfasern  des  Mastdarms,  so  dass  dessen  Schleimhaut  wie  eine 
Art  Prolaps  hervorgedrängt  wird. 

H.  vaginalis  Brüche,  die  dadurch  entstehen,  dass  bei  Scheiden- 
Torfall  ein  Teil  des  Bauchfelles  mit  Eingeweiden  sackförmig  mit 
nachgezogen  wird. 

cf.  Oystocele,  Rectocele,  Elytrocele,  Kolpocele. 

H.  vagino-labialis  s.  labialis  posterior  sehr  seltener  Brach, 
der  vor  dem  breiten  Mutterband  in  einer  Lücke  der  Fascia  pel- 
fvis  und  des  Levator  ani  herabtritt  und  in  dem  hinteren  Ende  einer 
grossen  Schamlippe  zum  Vorschein  kommt. 

Herniae  internae:  dazu  gehört  die  H.  diaphragmatica 
durch  abnorme  Spalten  des  Zwerchfells;  die  H.  omentalis  oder 
ligamentosa,  welche  durch  abnorme  Stränge  des  Netzes  oder 
peritonitische  Ligamente  inkarzerirte  (strangulirte)  Darmstücke 
darstellen;  oder  <Se  H.  foraminis  Winslowii;  femer  die  sub- 
peritoneal verlaufenden  Brüche:  H,  retroperitoneales  ante- 
riores et  posteriores,  H.  duodenojejunalis,  H.  inter- 
sigmoidea,  H.  subcoecalis  —  imd  andere  nicht  diagno- 
sti^irbare. 

H.  litterana  LiTTER'scher  Bruch,  Darm  wand-  oder  Diver- 
tikelbruch,  Vorlagemng  nur  einer  Darmwand. 

H.  adiposa  s.  Liparoeele  Fettbruch,  ist  eine  Fettge- 
schwulst, welche  entweder  vom  subperitonealen  Bindegewehe  aus- 
geht oder  durch  einen  Stiel  immittelbar  mit  dem  Bauchfell  zu- 
sammenhängt und  durch  eine  der  gewöhnhchen  Bruchpforten  (am 
häufigsten  Linea  alba)  sich  hervordrängt,  äusserhch  einem  Einge- 
weidebruch gleichend. 

H.  earnosa  i.  q.  Sarkocele. 

H.  synovialis  hemiöse  Ausstülpung  von  Synovialmembranen 
äurch  auseinandergewichene  Fasern  der  Grelenkkapsel,  welche  im 
Unterhautzellgewebe  der  Gelenke  liegen  und  eine  hydropische  Aus- 
dehnimg erfahren. 

cf.  Ganglion,  Hygroma. 

H.  epiploica  vd.  Epiplocele. 

H.  ineareerata  vd.  Incarceratio. 

cf.  Cephalhämatocele,  Cephalocele,  Cirsocele,  £nterocele,  Fimbrio- 
cele,  Hydrocele,  Hydromyelocele ,  Menlngocele,  Mucocele, 
Ovariocele,  Fneumatocele,  Sarkocele,  Spermatocele,  Varico- 
cele.  —  Eventratio,  Strangalatio. 

Hernioenterotoiiiia  (76  ivtsgov  Gedärm,  t£/uvq> 
schneiden)  Verbindung  der  Hemiotomie  (s.  d.)  mit  einem  Ein- 
schnitt des  Darms  (und  nachfolgende  Naht)  zur  Entspannung  des- 
selben und  Erleichterung  der  Eeposition,  eüi  Verfahren,  welches 
bei  sehr  grossen  Brüchen,  sogen.  Exenterationen,  zur  Anwendung 
kommt. 


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Herpes  215 

Herniolaparotontie  (vd.  Laparotomie)  Erweitemng 
des  Bmchschnitts  (bei  Einklemmung)  nach  der  Bauchhöhle,  um 
durch  Eröffnung  dieser  den  Situs  zu  besichtigen. 

Herniolofi^ie  (6  Xoyog  Wort)  die  Lehre  von  den  Brüchen. 

Herniotomia  s.  Keiotomia  (^  xi^Xi]  Bruch)  Bruch- 
schnitt,  operatives  Verfahren  zur  Ermöglichung  der  Keposition 
eingeklemmter  Hernien,  bestehend  in  Erweiterung  der  Bruchpforte 
durch  Lizision.  Je  nachdem  dabei  das  Peritoneum  inzidirt  wird 
oder  nicht,  unterscheidet  man  H.  interna  und  externa. 

Herpes  (Galen:  eQJtrjg  xsyxgiag,  iod'iöjusvog  U,  q?XvxTaiva)drjg ; 

gr.  H.  V.  sQjzo)  kriechen ;  der  Name  ist  ganz  unpassend, 
insofern  niemals  ein  Fortkriechen  stattfindet)  Bläs- 
chenflechte, eine  akut  auftretende  Hautaffektion,  charakterisirt 
durch  eine  Reihe  von  durchsichtigen,  zu  Gruppen  vereinigten,  kleinen, 
die  Richtung  einzelner  Hautnerven  einhaltenden  Bläs- 
chen auf  leicht  geröteter  Basis,  die  im  Verlauf  von  wenigen  Tagen 
unter  Trübung  des  weisslich  serösen  Inhaltes  abtrocknen  und 
mit  Zurücklassung  von  bald  verschwindenden  Pigmentflecken  sich 
verlieren  [Schwimmer  in  ZH].  Nach  der  Lokalisation  imter- 
scheidet  man 

1.  Herpes  facialis  [Hebra];  Herpes  labialis  [Willan]; 
Syn.:  Exanthema  labiale  [Frank];  Hydroa  febrilis  [P. 
Frank]  ;  Olophlyctide  proldbiale  [Alibert]  mit  und  ohne  Fieber, 
für  sich  oder  in  Begleitung  von  Infektionskrankheiten  auftretende 
H.-Bläschen  des  Gesichts  (auch  an  der  Mundschleimhaut  vor- 
kommend). 

cf.  Febris  herpetica. 

2.  Herpes  praeputialis,  progenitalis  [Hebra]  am  Prae- 
putium  und  der  Glans  penis  auftretende  H.-Bläschen,  bei  Weibern 
am  Scheideneingange  (H.  vulvaris  und  pudendalis)  sich 
findend  und  häufig  zu  Exkoriationen  und  Geschwürsbildung 
führend,  daher  oft  mit  spezifischen  Infektionen  verwechselt  (H. 
pseudosyphiliticus  [Fuchs]. 

3.  Herpes  zoster  s.  zona  s.  eingulnm  (griech.  6  ^(ootrjQ, 
Tj  Cfovfj  der  Gürtel,  lat.  cingula)  eine  akute,  nach  der  Eichtimg 
eines  Nervenzweiges  in  der  Haut  sich  verbreitende,  mehr  oder 
weniger  schmerzhafte  Herpesform,  die  oft  durch  allgemeines  Un- 
wohlsein imd  Fieber  eingeleitet  und  von  heftigen  Neuralgien 
begleitet  wird.  Nach  Bärensprung  hat  sie  ihre  Ursache  in  einer 
Erkranlnmg  der  Intervertebralganghen  bei  den  spinalen  Nerven, 
-des  Ganglion  Gasseri  beim  Trigeminus. 

Hebra  unterscheidet  nach  der  Lokalität  7  Varietäten:  a) 
Zoster  capillitü,  b)  Z.  faciei,  c)  Z.  nuchae  s.  collaris,  d)  Z.  brachi- 
alis,  e)  pectoralis,  f)  abdominalis,  g)  femoralis. 

Weitere  Erscheinungsformen  sind: 

H.  iris  et  eireinatus  (letzterer  ein  nach  der  Peripherie  sich 


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216  Heterochromie 

fortpflanzender,  in  der  Mitte  heilender  H.  iris)  ein  nur  durch  die 
besondere  Form  charakterisii-ter  H.  —  vd.  Iris. 

cf.  Erythema  exsudat.  multitonne. 

H.  corneae  vd.  Keratitis  superficialis  vasculosa. 

H.  esthiomenos  vd.  Lupus  (so^iofievog). 

H.  syphiliticus  vd.  Liehen  syphil. 

H.  gestationis,  Syn.:  H.  pyaemicus,  H.  vegetans  i.  q.  Im- 
petigo herpetiformis. 

H.  tondens  s.  tonsurans  die  scheerende  Flechte  (engl. 
ringworm),  eine  durch  einen  mikroskopischen  Pilz  —  Tjicho- 
phyton  tonsurans  —  bedingte  Hautkrankheit,  welche  durch 
Bildung  roter  schuppender,  peripherisch  sich  vergrössemder 
Scheiben  und  Kreise  oder  Schuppen  und  Kreise  von  Bläschen^ 
sowie  Abbrechen  und  Ausfallen  der  im  Krankheitsbereiche  ge- 
legenen Haare  sich  auszeichnet. 

Der  H.  t.  lokalisirt  sich  entweder  auf  dem  behaarten  Kopfe 
oder  an  anderen  mit  Haaren  besetzten  Teilen,  oder  auf  nicht 
behaarten,  nur  mit  Lanugo  besetzten  Körperstellen.  An  den 
letzteren  erscheint  er  entweder  als 

H.  t.  vesiculosus,  d.  i.  mit  Entwicklung  miliarer  bis  steck- 
nadelkopfgrosser wasserheller  Bläschen,  oder  als 

H.  t.  maculosus  mit  Bildung  von  roten  schuppenden 
Scheiben  imd  Kreisen  —  oder  die  beiden  Formen  treten  kom- 
binirt  auf  (cf.  Onychomykosis,  Favus). 

Heterochromie    (to  xQ^f^^  Farbe)  s.   Heteroph- 

tbalmuB  (6  6(p^aXfi6g  Auge)  verschiedene  Färbung  der  Iris 
beider  Augen  oder  verschieden  gefärbte  Sektoren  der  Iris  eines 
Auges. 

Heterogenere,  Heterologie  {hsgog  anderer,  jJ  yiveoig 
Erzeugung,  Entstehen;  6  Xöyog  das  Wesen  einer  Sache) 
in  Beziehung  auf  Neubildungen  ist  entweder  eine  Heterotopie 
oder  eine  Heterochronie  oder  eine  Heterometrie,  je  nach- 
dem es  sich  um  Entstehung  von  Geweihen  an  einem  ungehörigen 
Ort,  oder  zu  einer  ungehörigen  Zeit,  oder  um  eine  bloss  quanti- 
tative Abweichimg  handelt;  die  ersten  beiden  =  Heteroplasie, 
letztere  =  Hyperplasie  (cf.  Homologie). 

Heteropbtlialiniis  i.  q.  Heterochromie. 

Heteroplasie  {ttXolooco  bilden)  Neubildungen,  die  dem 
Mutterboden,  auf  welchem  sie  entstehen,  nicht  analog  sind  oder 
in  weiterem  Sinne,  die  überhaupt  eine  qualitative  Abweichung 
von  den  normalen  Entwicklungs-  und  Wa<;hstmnsvorgängen  in 
sich  schliessen. 

cf.  Homöoplasie,  Hyperplasie.  Heterologie. 

Heterotäxie  (rdooco  einrichten)  Verlagerung  der  Ein- 
geweide nach  der  anderen  Seite  (cf.  situs  transversus). 


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Homosexual  217 

Heurtelonp  {franz.  Heurteloup,  ChableS;  chinir- 
^scher  Schriftsteller,  Erfinder  der  Lithotripsie,  geb. 
1793)  ein  besonders  in  der  Augenheilkunde  angewandter  Apparat 
zur  Blutentziehung. 

Hiatus  (lat.  H.  y.  hio  klaffen)  die  Kluft,   Spaltung, 
cf.  Eoloboma. 

H.  spinalis  congenitus  i.  q.  Spina  bifida. 

Hidradenitis  s*  Hidrosadenitis  (6  Ibgwg,  -mxoq 
Schweiss,  6  äbriv  Drüse)  selbständige  Schweissdrüsenent- 
zündung. 

H.  phlegmonosa  eine  von  einer  oder  mehreren  Schweiss- 
drüsen  ausgehende  phlegmonöse  Entzündung  und  Abszedirung 
(doch  ohne  nekrotischen  Pfropf  —  cf.  Furunculosis) ,  welche 
sehr  häufig  und  sich  gerne  wiederholend  in  der  Achselhöhle 
bei  Frauen,  seltener  am  Warzenhof  und  Afterrand  aufzutreten 
pflegt. 

Hy dradenom  durch  Hyperplasie  entstandene  Schweiss- 
drüsengeschwulst. 

Hidrodermia  (ro  Sigina)  Anomalien  der  Schweisssekretion 
vd.  Secretrodermatosen. 

Hidrosis  [Auspitz]  (iSpoco  schwitzen)  eine  durch  Ano- 
malien der  Schweisssekretion  charakterisirte  Keratonose.  Die  ver- 
schiedenen Formen  derselben  sind:  Hyperidrosis,  Anidrosis 
und  Paridrosis. 

Hidrotiea  (sc.  remedia  y.  iSgoco)  schweisstreibende 
Mittel  (cf.  Diaphoretica,  Sudorifera). 

HippuB  (6  ijijiog  Pferd,  die  springende  Bewegung 
als  Tertium  compar.)  klonischer  Krampf  des  Sphincter 
iridis,  öfters  an  Nystagmus  geknüpft. 

Hirsuties  {hirsutus  zottig,  y.  horrere  starren)  stark 
zottige  Behaarung. 

H.  adnata  wenn  Kinder  am  ganzen  Körper  oder  über 
grössere  Körperstrecken  mit  langen  Haaren  bewachsen  zur  Welt 
kommen  (cf.  Hypertrichosis). 

Histioid  (to  laxiov  Gewebe,  y.  toxrmi'  aufstellen,  sc. 
den  Webstuhl,  eidco  bin  ähnlich)  yd.  Neoplasma. 

Hods^kin'sehe  Krankheit  i.  q.  Pseudoleukämie. 

Homoeoplasie  (bfioXog  ähnlich,  7tXdaa(o  bilden)  Bil- 
dung yon  Geweben,  welche  denen  des  normalen  Organismus  nach 
Form  und  Funktion  gleichen  (Homologie  der  Neubüdimgen). 

cf.  Heteroplasie,  Heterologie. 

Homosexnal  {Sfiog,  SiuoTog  gleich,  gleichartig,  seocua 
Geschlecht)  Urning,  Bezeichnung  für  Individuen  mit  einer 
angeborenen  konträren  Sexualempfindung,  welche  durch  eine  aus- 


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218  Hordeolum 

schliessliche  Empfindung  u.  Neigung  zu  Personen  desselben  Geschlechts 
ohne  Umwandlung  des  Charaktei-s  u.  der  gesamten  geistigen  Persön- 
lichkeit charakterisirt  ist.  Die  letztere  Umwandlung  tritt  erst  in 
einem  höheren  Grade,  der  Ef  feminatio  bzw.  Viraginität  (s.  d.) 
ein,  wobei  der  männliche  Urning  sich  weiblich  dem  Manne  gegen- 
über, der  weibliche  sich  männlich  dem  Weibe  gegenüber  Mhlt 
[v.  Krafft-Ebing]. 

Hordeolum  {Dem.,  v.  hordeum  Gerste)  Gerstenkorn 
ist  eine  gewöhnlich  abszedirende  Entzündung  der  im  Lidknorpel 
eingebetteten,  an  der  inneren  Lidlefze  mündenden  MEiBOM'schen 
Drüsen  mit  Auftreibung  des  betreffenden  Knorpelteiles.  Je  nach 
der  Lage  der  entzündeten  Drüse  mehr  nach  aussen  oder  nach 
innen  unterscheidet  man  H.  externum  oder  intern  um. 

cf.  Blepharitis,  Chalazion. 

Horopter  (6  Sgog  Grenze,  das  Ziel,  6  ojtri^g  Späher, 
T.  oQacoj  qxpofiai)  eine  durch  den  Fixationspunkt  gelegte  Linie 
oder  Fläche,  deren  sämthche  Punkte  auf  korrespondirenden 
Stellen  beider  Netzhäute  abgebildet  werden  [nach  Stellwag]. 

cf.  Perimeter,  Ophthalmometer,  Optometer. 

Horripilatio  (horreo  rauh  sein,  starren,  püus  Haar), 
das  Schaudern  und  Frösteln,  das  Auftreten  der  Cutis 
^nserina  (cf.  Algor). 

Hyalinose  (»5  va/.og  Glas,  vdhvog  gläsern,  valivoco, 
vaXivwoig,  v.  velog  Krystall,  Bernstein,  Glas;  eig.  Regen- 
tropfen V.  VW  regne)  glasige  Verquellung,  Homogeni- 
sirung  von  Zellengruppen  und  Greweben  zu  einer  glas-  oder  gallert- 
artigen Masse,  wozu  sowohl  die  kolloide  als  die  amyloide  und  die 
myxomatöse  Degeneration  führen  kann. 

Hyalitis  Entzündung  des  Glaskörpers,  kommt 
primär  nur  vor  infolge  von  Verletzungen,  sekundär  durch 
Fortleitung  von  Entzündungen  des  Uvealtraktus,  gegen  welche  die 
H.  meist  in  den  Hintergrund  tritt.  Sie  besteht  in  einer  aktiven 
Einwanderung  lymphoider  Zellen  in  den  Glaskörper,  wodurch  er 
getrübt  und  seine  gallertartige  Konsistenz  vermindert  (H.  serosa) 
oder  bei  massenhafter  Einwanderung,  intensiver  Entzündung,  ganz 
oder  teilweise  in  einen  Abszess  verwandelt  wird  (H.  suppura- 
tiva), falls  nicht  (bei  H.  chronica)  eine  Verdichtung  des  Glas- 
körpers durch  Umwandlung  der  eingewanderten  Zellen  in  narbiges 
Bindegewebe  eintritt  [Gräfe  und  Sämisch,  Hbd.]. 

cf.  Synochysis,  Myiodesopsie. 

Hybrid  (v.  hybris  oder  hyhrida  ein  Bastard,  wahr- 
scheinlich von  vßgi^co  ausschweifen)  nennt  man  gemischte,  aus 
mehreren  komplizirte  Krankheitsprozesse. 

Hydarthrus  s.  Hydrarthrus  (ro  vöcoq,  vdazog  Wasser, 
x6  ag^Qov  Qre\en\C)  s.  Hydrops  articularls  chronieus  Gelenk- 
wassersucht, quantitative  Vermehrung  der  Synovia,  resp.  starker 


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a 


Hydroa  219 

•  * 

CC      eeröser  Erguss  in  die  GelenkhÖhle,    gewöhnlich  infolge  von  Syno- 
fV"       vitis  serosa  chronica. 
,  ~  cf.  Haemarthrus. 

r^  Hydatis  (17  vSatig  Wasser- tropfen,  -blase)  Hydatide 

L      1.  q.  Hygroma;  im  Plur.  Hydatiden  Blasenwürmer,   bes.  für 
^     die  EcMnokokkusblasen  gebraucht. 

"^  Hydatidensehwirren  ein*  eigentümliches  Gefühl  beim  stoss- 

^      weisen  Betasten  einer  Echinokokkusblase,  sehr  selten. 

r^  Hydrämie  (Toaf^aBlut)  abnorm  vermehrter  Wasser- 

gehalt des  Blutes,  entweder  als  nur  relative  Vermehrung 
des  Blutwassergehaltes  identisch  mit  Hypalbuminose  (s.  d.),  oder 
äIs  wirkliche  H.  durch  Wasserretention  besonders  bei  mangel- 
nd hafter  Ausscheidung  des  Hamwassers,  z.  B.  bei  Nierenentzündungen 
^^  -oder  Herzkrankheiten  mit  vermindertem  arteriellen  Druck. 
^^  cf.  Anämie,  Oligaemia  serosa. 

CU  Hydra^o^a  (sc.  remedia;   dycoyog  führend,  von  äyco)- 

J^    ^asserabtreibende  Mittel,   nämlich   Diuretica,  Diaphoretica, 
P^    Xaxantia. 

Hydramnlon  (t6  dfiviov  Schafhaut,  innerste  Eihaut, 
ursprünglich  die  Schale,  womit  das  Opferblut  der 
Xämmer  [6  imd  ?J  dfivog]  aufgefangen  wurde,  nach  Galen 
Tichtiger  df^vog  sc.  v/lu^v  Haut.  Bei  dem  Opfern  träch- 
tiger Schafe  hat  man  diese  Haut  zuerst  beobachtet, 
durch  welche  hindurch  der  Schafembryo  genau  ge- 
sehen wird)  übermässige  Ansammlung  von  Frucht- 
wasser in  der  Amnionhöhle. 

Hydrar^yria    (o    vÖQdgyvQog    Quecksilber    —    weil 
fLüssigem  Silber  [ägyvgog]   ähnlich)  durch  Quecksilberappli- 
kation hervorgerufene  Hautfarankheit,  gewöhnlich  Ekzema  mer- 
'   curiale. 

Hydrars^yrosis     s.     Mercurialisinus     Quecksilber- 

'  krankheit,  Imprägnirung   des  Organismus   mit  Quecksilber  bis 

zu  einem  Grade,  dass   krankhafte  Erscheinungen   auftreten.    Man 

kann  eine  akute,   subakute   und  chronische,   arzneiliche 

und  gewerbliche  H.  unterscheiden. 

cf.  Stomatitis,  Tremor  und  Eachexia  mercurialis. 

Hydrencephalocele  vd.  Encephalocele. 
Hydriatrisch,    Hydriatrie    (o  lazgog  Arzt)    i.    q. 
hydrotherapeutisch,  Hydrotherapie. 

Hydroa   das    Schwitzbläschen  =  Sudamen   auch   als 
Bezeichnung  für  eine  bestimmte  Form  von  Dermatitis  (s.  d.). 
H.  felirilis  vd.  Herpes,  facialis. 
H.  gcstAtionis  [Smith]  i.  q.  Impetigo  herpetiformis. 


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220  Hydroeele 

Hydrocele  (17  xrjlr)  Bruch)  Wasserbruch,  Flüssig- 
keitsansammliing  in  der  Scheidenhaut  des  Hodens  (H.  testis, 
Periorchitis,  Orchiomeningitis,  VaginaJitis)  und  des  Samenstrang» 
(H.  funiculi  spermatici  s.  Perispermatitis),  in  vielen  Fällen 
einer  Leistenhernie  ähnlich.  Gewöhnlich  versteht  man  imter  H» 
schlechtweg  die  chronische  seröse  Form.  Diese  und  die  übrigen 
zahlreichen  Varietäten  können  dem  folgenden  Schema  [nach 
Kocher  in  Pitha  und  Billroth,'  Hdb.]  untergeordnet  werden, 
je  nachdem  es  sich  mn  akute  oder  chronische  Formen,  um  seröse 
oder  eiterige  Produkte,  mehr  um  Flüssigkeitserguss  oder  mehr  um 
plastische  Verdickungen  der  Wand  und  Formveränderungen  (P. 
deformans)  handelt. 

I.  Periorchitis  (Perispermatitis)  acuta. 

1.  Periorchitis  (Perispermatitis)  acuta  serosa. 

2.  —  —  —     plastica. 

3.  —  —  —     suppm*ativa. 

II.  Periorchitis  (Perispermatitis)  chronica. 

4.  Periorchitis  (Perispermatitis)  chronica  serosa. 

5.  —  —  —       plastica: 

a)  Periorchitis  chronica  plastica   adhaesiva   (ohne  klinische 
Bedeutung-, 

b)  Periorchitis  (Perispermatitis)  chronica  plastica  prolifera 
(deformans), 

c)  Periorchitis  (Perispermatitis)  chronica  plastica  haemor- 
rhagica  (Haematocele  spontanea). 

6.  Periorchitis  (Perispermatitis)  chronica  suppurativa. 

Femer  kann  man  unterscheiden: 

H.  communicans,  wenn  dieselbe  mit  dem  Cavum  peritonei 
kommunizü-t. 

H.  unilocularis  et  multilocularis,  je  nachdem  sie  aus 
einem  oder  mehreren  Cystensäcken  besteht. 

H.  complicata,  wenn  sie  mit  einer  Hernie  komplizirt  ist 
(nebeneinander). 

H.  hernialis,  wenn  sich  in  einem  Bruchsack  eine 
grössere  Menge  von  Serum  ansammelt. 

H.  feminae  ist  selten,  entweder  als  Greschwulst  in  einer 
Schamlippe,  bedingt  durch  Transsudat  in  dem  (beim  Weibe  meist 
fehlenden)  Processus  vaginalis  peritonei,  wenn  derselbe  am  inneren 
Leistenring  verklebt  oder  verwachsen  ist  (H.  ligamenti  uteri 
rotundi),  Sier  durch  Flüssigkeitsansammlung  zwischen  den  zwei 
Blättern  des  Zellgewebes  der  grossen  Schamlippe. 

cf.  Spermatocele,  Varicocele,  Sarkocele,  Cystis,  Orchitis. 

Hydrocepbaloid  (vd.  Hydrocephalus;  xoslöog  Ähnlich- 
keit, von  sid(a)  ein  Symptomenkomplex,  welcher  demjenigen  bei 
Hydrocephalus  ähnlich   ist,   sich   besonders  bei  Kindern   als  ein 


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Hydronephrose  221 

hoher  Grad  krankhaft  gesteigerter  Eeflexen-egbarkeit  {vd.  Eklamp- 
sie) äussert,  aber  nicht  auf  Entzündung,  sondern  auf  Anämie  des 
Odiims  beruht. 

Hydroeephalus  (17  xe<p<dri  Kopf)  „Wasserkopf*, 
frühere  Bezeichnung  für  alle  mit  pathologischer  Vermehrung  der 
in  den  Ventrikeln  oder  im  Arachnoidealsacke  befindlichen  Flüssig- 
keit einhergehenden  Krankheiten,  besonders  als 

H.  acutus  veraltet  für  Meningitis  basilaris  tuberculosa  und 
Leptomeningitis  infantum,  vd.  Meningitis. 

H.  ehronieus  ist  entweder  deutlich  angeboren  (H.  congeni- 
ta s),  oder  kommt  erst  nach  der  Geburt  zur  Entwicklung  (H. 
«equistitus),  so  lange  die  Nähte  noch  nicht  vollständig  ge- 
schlossen sind  (Ehachitis).  Die  Folge  des  chronischen  Wasserer- 
gusses ist  Vergrösserung  des  Schädelumfanges  und  Atrophie  der 
öehimmasse.  —  Man  unterscheidet 

H.  internus  s.  verus  s.  ventricularis,  wenn  sich  das 
Wasser  vorzugsweise  in  den  Ventrikeln  befindet; 

H.  externus  diejenige  seltnere  Form,  wobei  das  Wasser  vor- 
zugsweise im  Subarachnoidealraume,  dem  sog.  Arachnoidealsacke, 
angesammelt  ist. 

H.  herniosus  vd.  Encephalocele. 
cf.  Anencephalie,  Hydrorrhachis. 

Hydroeneepbalocele  vd.  Encephalocele. 

Hydromanie  (17  piavia  Wahnsinn)  Drang  zum  Selbst- 
mord durch  Ertränken, 
cf.  Monomanie. 

Hydromeniiisitifi  (to  vöcoq  Wasser,  17  ptfiyiy^  Haut, 
hier  die  Membrana  Descemeti)  i.  q.  Descemetitis. 
cf.  Iritis  serosa. 

Hydromeiiiiii^oeele  (17  Mvty^  Hirnhaut)  vd.  Ence- 
phalocele. 

Hydrometra  (^  ixrixQa  Ghebärmutter)  Ansammlung 
•einer  serösen  oder  schleimigen  Flüssigkeit  in  der  Gebärmutter- 
liöhle  nach  den  klimakterisdien  Jahren  infolge  gehenmiten  Ab- 
flusses der  Sekrete  bei  Atresia  uterina. 

Hydromyelocele  (6  ptveXog  Bückenmark,  17  X17A17 
3ruch)  vd.  Spina  bifida. 

Hydromyelnii  s.  Hydroracbis  interna  ange- 
borene hydropische  Ausdehnung  des  Kückenmarks- 
-zentralkanales. 

cf.  Syringomyelie,  Spina  bifida. 

Hydronephrose  {ß  ve<pQ6g  Niere)  Erweiterung  der 
Nierenbecken  und  gewöhnlich  auch  der  Ureteren  mit  konsekutivem 


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222  Hydropericardium 

Schwund  der  Nierensubstanz  und  Umwandlung  der  Niere  in  einen 
was8ergefüllten  Sack  als  Folge  anhaltend  gestörter  Urinentleenm^ 
durch  die  verschiedensten  Ursachen.  Am  häufigsten  kommt  H» 
durch  Einklemmimg  von  Nierensteinen  im  Urether  zu  stände. 

Hydropericardium  {tisqi  tun  —  herum,  v  xagSla 
Herz)  s.  Hydrocardie,  Hydrops  pericardii  Herzbeutel- 
wassersucht, grössere  transsudative  Ansammlung  seröser 
Flüssigkeit  im  Herzbeutel. 

Hydrophobie  {6(p6ßog  Furcht,  Scheu)  Wasserscheu 
vd.  Lyssa  hiunana. 

H-ia  hysterica  kurze,  meist  mit  anderen  hysterischen  Er> 
scheinungen  verbundene  Anfälle  von  Schlimd-  und  Glottiskrämpfen.. 

Hydrophtbalmns  das  Wasserauge,  die  abnorme  Ver^ 
grösserung  des  Auges  durch  Vermehrung  des  Flüssigkeitsgehaltes, 
seiner  Innenräume. 

cf.  Buphthalmus. 

Hydrops  s.  Hydropsia  (6  vSgcoyj  v.  vöcog)  Wasser- 
sucht im  allgemeinen  ist  keine  Krankheit  sui  generis,  sondern 
immer  nur  ein  Symptom  von  gestörter  Diosmose  der  Gewebsflüssig- 
keiten, entweder  durch  Stauung  oder  durch  Hypalbuminose  des- 
Blutes  (mechanischer  und  dyskrasischer  H.  —  am  hoch- 
gradigsten durch  die  Summirung  beider  Momente).  Je  ärmer  da» 
Blut  an  Albuminaten  wird,  desto  geringere  Tendenz  zeigt  es  zur 
Wasseraufnahme  aus  den  diluirteren  Gewebsflüssigkeiten,  so  dass. 
es  zu  einer  Stagnation  derselben  in  den  Grewebsinterstitien  oder  in 
den  serösen  Höhlen  kommt. 

H.  adiposus  s.  ehylosus  Fettgehalt  von  hy dropischen 
Flüssigkeiten,  entweder  durch  Beimengimg  von  Chylus,  oder 
fettig  zerfallenden,  von  Carcinom  oder  Tuberkulose  des  Peritone- 
um stammenden  Zellen.  Beide  Arten  dürften  wohl  zu  trennen 
sein:  der  eigentlich  chylöse  Ascites  scheint  ebenso  wie  die 
Chylurie  (s.  d.)  entweder  durch  Stauung  des  Chylus,  Bersten  eines^ 
Chylusgefässes,  oder  durch  gewisse  Hämatozoen,  die  in  tropischea 
Gegenden  acquirirt  wurden,  verursacht  zu  werden. 

H.  asthinatieus  vd.  Beriberi. 

H.  irravitativas  Ödem  der  Unterextremitäten  durch  mecha« 
nische  Momente,  namenthch  durch  anhaltendes  Sitzen  imd  Stehen, 
besonders  unter  den  disponirenden  Momenten  von  Anämie  und 
Herzschwäche  (vd.  die  folgenden). 

H.  paralyticns  Ödem  in  gelähmten  Teilen,  hauptsächlich  auf 
die  fehlende  Beihilfe  der  Muskeln  für  die  Saftbewegung  zurück- 
zuführen. 

H.  renalis  die  von  Nierenkrankheiten  abhängige  Wassersucht,, 
die  in  charakteristischer  Weise  meist  zuerst  und  vorwiegend  das- 
Unterhautzellgewebe  befällt. 


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Hydrosadenitis  223. 

H.  scarlatinosus  Scharlachwassersucht,  häufig  mu* 
in  leichtem  Anasarka  bestehend,  aber  in  allen  Fällen  Folge  einer 
Nephritis  scarlatinosa. 

H.  spasticus  s.  hysterieas  vd.  Oedema  nervosum. 

H.  ex  vaeno  Ansammlung  von  Sermn  in  starrwandigen  ge- 
schlossenen Höhlen,  besonders  der  Schädelhöhle,  deren  normsder 
Inhalt  teilweise  geschwunden  und  an  dessen  Stelle  Blutwasser 
getreten  ist,  da  ausserdem  ein  leerer  Raum  hätte  entstehen  müssen^ 
(Hydrocephalus  bei  Gehimatrophie  u.  s.  w.). 

Hydropsia  spuria  (spurius  unecht,  v.  spernere)  Sack- 
wassersucht oder  falsche  Wassersucht,  entsteht  durch 
Verschluss  von  Ausführungsgängen  einzelner  Organe,  z.  B.  der 
Niere  (Hydronephrose),  der  Gallenblase  (H.  vesicae  felleae),  H.  tu- 
barum,  processus  vermiform.  etc. 

H.  articularis  i.  q.  Synovitis  serosa. 

H.  bursae  praepatellaris  vd.  Hygroma. 

H.  intereus  (=  inter  cutem,  cutis  Haut)  i.  q.  Anasaika. 

H.  tendo vaginalis  i.  q.  Tendovaginitis  serosa. 

cf.  Anasarka,  Ascites,  Ödem,  Hydrämie,  Cystis,  Hydrarthus^ 
HydramnioD,  Hydrocele,  Hydrocephahis,  Hydrometra,  Hydro- 
myelus,  Ilydropericard,  Hydrorrhachis,  Hydrosalpinx,  Hydro- 
thorax,  Hygrom,  Tendovaginitis. 

Hydrorrhachis  (^  gdxiQ  Bückgrat)  ist  entweder 
H.  interna  s.  Hydromyelus  (s.  d.)  oder 

H.  externa  d.  i.  abnorm  reichliche  Flüssigkeitsansammlung 
im  Arachnoidealsa<;ke  des  Kückenmarkskanales.  —  Finden  sich 
diese  Zustände  ohne  Wirbelspalte,  so  bezeichnet  man  sie  als 
H.  incolumis  (unverletzt)  s.  H.  sacralis  congenita,  d.  i. 
eine  Flüssigkeitsansammlung  in  einem  aus  den  Eückenmarks- 
häuten  gebüdeten,  bei  geschlossenem  Wirbelkanal  vorgefallenen 
Sack,  der  in  der  Hüft-  oder  Kreuzbeingegend  eine  Hervor- 
wölbung macht;  im  entgegengesetzten  Falle  als  H.  dehiscens- 
s.  Spina  bifida  (s.  d.). 

Hydrorrhoea  {tj  qoyj  Fluss,  v.  gern). 

H.  i^ravidarum  s.  Endometritis  deeidua  catarrhalis  chro- 
nische Entzündung  der  Deeidua  mit  abnorm  starker  Sekretion,, 
wobei  sich  eine  gelblich-seröse,  mitunter  blutig  gefärbte  Flüssig- 
keit zwischen  Deeidua  und  Chorion  ansammelt  und  von  Zeit  zu 
Zeit,  nachdem  es  die  Reflexa  durchbrochen,  ausgestossen  wird,, 
was  häufig  mit  vorzeitigem  Abgang  des  echten  Fruchtwassers; 
verwechselt  wird. 

cf.  Hydramnion. 

Hydrosadenitis  vd.  Hidrosadenitis. 


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224  Hydrosalpinx 

Hydrosalpinx  (97  odXmy^  Trompete)  s.  Hydrops 
tubarum  Flüssigkeitsansammlung  (Se^t)  in  den  Tuben 
durch  angeborenen  oder  erworbenen  Verschluss  ihrer  Ostien. 

cf.  Oystis. 

Hydrotherapie  (17  ^sgojtsia  v.  ^egcutsvco  bedienen, 
heilen)  s.  Ilydriatrie  (s.  d.)  Verwendung  der  Kälte  und  Wärme 
in  der  Therapie  mittels  verschieden  temperirten  Wassers. 

Hydrothionäinie  (16  ^eiov  Schwefel,  to  alfia  Blut) 
Vergiftung  durch  Schwefelwasserstoffgas  (Acid.  hydro- 
thionicum),  welches  hauptsächlich  auf  die  roten  Blutkörperchen 
deletär  einwirkt.  Ein  ähnlicher  leichter  Vergiftungszustand  soU 
auch  dadurch  hervorgerufen  werden  können,  dass  sich  im  Magen 
und  Darm  infolge  von  Diätfehlem  und  Katarrhen,  oder  in  der 
Peritonealhöhle  nach  Perforation  des  Verdauungskanales  Schwefel- 
wasserstoff resp.  Schwefel  Wasserstoff  Schwefelammonium  (Hydro- 
thionammoniämie)  oder  Kloakengaa  in  grösserer  Menge  bildet 
und  ins  Blut  gelangt,  wobei  der  Harn  auf  Schwefelwasserstoff 
reagiren  (Bleipapier  bräunen)  soll. 

cf.  Ammoniäniie,  Mephitis. 

Hydrothorax  (6  'dxoQa^  Brust)  Brustwassersucht 
oder  Brustfellwassersucht,  Ansammlung  von  serösem  Trans- 
sudat in  einem  oder  beiden  Pleurasäcken  ohne  entzündhche  Pro- 
zesse, entweder  Teilerscheinung  eines  mehr  oder  weniger  all- 
gemeinen Hydrops,  oder  bei  Kompression  im  obersten  Teil  des 
Ductus  thoracicus. 

Hydi^urie  (ivgeco  harnen)  wässeriger  Urin,  bezeich- 
net die  blosse  Vermehrung  des  Wassergehaltes  gegenüber  den 
festen  Bestandteilen,  gewöfiüich  allerdings  unter  absoluter  Ver- 
mehrung der  Hammenge.  Dieses  Symptom  kommt  bei  manchen 
FäUen  von  Diabetes  insipidus  vor,  aber  auch  aus  anderen 
Veranlassungen,  bei  Hysterie,  Krämpfen,  durch  Diuretica  und 
nach  reichlicher  Wasserzufuhr. 

cf.  Urina  spastica,  Polyurie. 

Hygiene  s.  Hygieine  (vyistvog,  vyirjg  gesund,  sc,  rexvri) 
Gesundheitslehre,  derjenige  Teil  der  Medizin,  welcher  lehrt, 
wie  man  den  physiologischen  Gesetzen  gemäss  leben,  somit  die 
Gesimdheit  erhalten  und  die  Lebensdauer  verlängern  soll. 

Hys^rodermien  '{vygSg  feucht,  t6  dsQixa  Haut)  yd. 
Serodermatosen. 

Hygroma  {yyQog  feucht,  v.  vco)  s.  Hydatis  Wasser- 
geschwulst, Cyste  mit  wässerigem  Inhalte,  am  häufigsten  als 
Hydrops  subkutaner  Schleimbeutel  oder  der  Sehnenscheiden 
(H.  gangHodes,  GangHon,  Tendovaginitis  hydropica). 

H.  praepatellare  s.  Bursitis  praepateilaris  s.  Hydrops 
bursae  praepat.  {,jChambermaid'knee'^  soU  von  vielem  Kiiieen 
herrühren,  tritt  in  akuter,  schmerzhafter  und  in  chronischer. 


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Hyperaesthesia  225 

wenig  belästigender  Weise  als  elastische  Geschwulst  auf  der 
Kniescheibe  auf,  bei  fortdauernder  Ursache  oft  mit  allmählicher 
Verdickung  der  Wände  des  Schleimbeutels  bis  zur  gänzlichen 
2  fibrösen  Umwandlung  des  Sackes  [Pitha  und  Billkoth,  Hdb.], 
H.  eelluloso-eystirum  eon^^enitale  (entweder  colli  oder 
ceryicale  oder  axillare  oder  perineale  oder  sacrale) 
angeborene,  stark  wachsende  und  schwer  zu  beseitigende  Oystoide 
(s.  d.)  der  genannten  Gregenden. 

Hypacidität,  besser  Subacidität  (s.  d.). 
Hypaestliefiie   (vji6  unter,  17  ata^ijaig  Empfindung) 

^^     Herabsetzung  der  Empfindung. 

U  cf.  Anaesthesie,  Hyperaesthesie. 

Hypalbnininose  {Mumen  Ei  weiss)  Verminderung 
der    prozentarischen    Menge    der    Plasmaalbuminate 

p     der  Blutflüssigkeit,   stets  unter  Zunahme  des   Salzgehaltes, 

H     bei  Inanition,  Albuminurie, 
cf.  Hypinose,  Hydrämie. 

^  Hyperaciditttt  {vnsQ  über,  acidus  sauer,  besser  wäre: 

9  Peracidität)  über  grosse  Menge  von  Säure  im  Magensaft, 
angewandt  auf  die  bei  der  Verdauung  aktiv  wirksame  Salzsäure, 
die  auf  der  Höhe  der  Verdauung  unter  normalen  Verhältnissen 
etwa  1,5 — 2,5°/«o  betragen  soll.  Das  Symptom  findet  sich  be- 
sonders häufig  bei  Ulcus  ventriculi ,  femer  bei  manchen  Ektasien 
und  einzeln  bei  chronischen  Magenkatarrhen, 
cf.  Hypersekretion,  Gastrorrhoea  acida. 

Hyperämie  (ro  atf^a  Blut)  pathologische  Zunahme  des 
Blutgehaltes  in  den  Gefässen  eines  Organs  oder  einer  Körper- 
stelle. 

cf.  Plethora« 

H-ia  arterialis  s.  activa,  auch  Pluxio  s.  Con^^estio  s.  Tur- 
fror  s.  Orgasmus  die  Blutwallung,  aktive  H.,  besteht  in 
dem  vermehrten  Einströmen  des  Blutes  in  die  Arterien  eines 
Teiles,  weil  dessen  Widerstände  im  Verhältnis  zur  Triebkraft  des 
Herzens  vermindert  sind. 

H.  eollateralis  {cum,  latus)  kompensatorische  Steigerung 
des  Blutlaufes  infolge  eines  Hindernisses  in  benachbarten  Stom- 
gebieten. 

H.  venosa  s.  passiva  s.  meehaniea  venöse  Blutstauung 
(Stasis)  durch  Hindernisse  des  Abflusses  aus  den  Venen,  ent- 
weder infolge  vermehrter  lokaler  Widerstände  oder  gestörter 
Triebkraft  des  Herzens. 

cf.  Cynose,  Hypostase. 

Hyperaesthesia    (17    aTa^oig    Empfindung,     yon 

aloHvofMu)     Steigerung     der    Empfindung,    Sensibilitäts- 
neurose,    auf  gesteigerter  Erregbarkeit  der  sensibeln  Nerven  be- 

Both's  Klinisclie  Terminologie.    4.  Aufl.  "I^g 


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226  Hyperakanthosis 

iiihend,  so  dass  leichte  Beize  lebhafte  Empfindung  bis  zum  wirk- 
lichen hochgradigen  Schmerz  (Dolor,  Neuralgie)  hervorrufen. 
Erstreckt  sich  die  Sensibilitätsvermehrung  nur  auf  das  Schmerz- 
gefühl und  nicht  zugleich  auf  die  übrigen  Empfindungsqualitäten^ 
so  kann  dieser  Zustand  als  Hyperalgesia  (i6  äXyog  Schmerz) 
bezeichnet  werden  [nach  Erb  in  ZH], 

H.  i^ustatoria  und  H.  olfaetoria  (von  oleo  und  facto)  yd. 
Hypergeusie  bezw.  Hyperosmie. 

cf.  Hyperpselaphesie,  Anästhesie,  Hjrpaesthesie,  Parästhesie. 

H.  oeularis  Überempfindlichkeit  des  Sehnerven 
darin  bestehend,  dass  eine  Lichtmenge,  welche  von  einem 
normalen  Auge  nicht  unangenehm  empfunden  wird,  ein  schmerz- 
haftes Grefühl  hervorruft  (Teilerscheinung  von  Augenentzündungen, 
Trigeminusaffektionen  u.  Hysterie). 

cf.  Photophobie. 

Hyperakanthosis  vd.  Akanthosis. 

Hyperaknsis  (dxovM  hören)  s.  Oxyekoia  (s.  d.)  ab- 
norme- Feinhörigkeit  für  alle  musikalischen  Tone  speziell  als 
abnorme  Tiefhörigkeit  sich  äussernd.  Beruht  auf  einer  Lähmung 
des  Muse,  stapedius  und  einem  hierdurch  bedingten  Über- 
wiegen des  M.  tensor  tympani,  bei  Facialislahmung  beobachtet 
[Landouzy],  oder  als  Teüerscheinung  funktioneller  Neurosen 
(Hysterie). 

cf.  Oxyekoia. 

Hyperalbnminosis  der  vermehrte  Eiweissgehalt 
des  Blutes,  wie  er  namentlich  durch  abnorme  Wasserentziehung 
zu  stände  kommt. 

Hyperalgesie  vd.  Hyperästhesie. 

HypercUorhydrie  (Chlor  u.  t6  vScog  =  Chlor- 
wasserstoff i.  e.  Salzsäure)  gesteigerter  Gehalt  {sc.  des 
Magensaftes)  an  Salzsäure. 

cf.  Peraciditat,  Anchlorhydrie,  Jnacidität,  Subacidität. 

Hyperehromatosis  vd.  Chromatosis. 

Hypercliroiiiien  vd.  Chromodeimatosen. 

Hyperdynamia  (17  övvafÄig  Kraft)  übermässige 
Kraft.  H.  uteri  übermässige  starke  Wehen,  welche  einen 
Partus  praecipitatus  (s.  d.)  verjuilassen  können. 

Hyperemese  (17  efieaig)  übermässiges  Erbrechen. 

H.^avldaTUiii,unstillbaresErb  rechender  Seh  wangern, 
seiner  Ätiologie  nach  ganz  dunkel  und  als  eine  Eeflexbewegung 
von  den  Genitalien  auf  den  Magen  anzusehen. 

Hyperextension  (extendtre  ausspannen)  die  über- 
mässige Ausspannung,  ein  orthopädisches  Verfahren  zur  GJerade- 
stellung  verkrümmter  Gelenke,  sowie  zur  Vermeidung  von  Ver- 
kürzung bei  der  Heilung  frakturirter  Knochen. 


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Hypermetropie  227 

Von  H.  uteri  gravidi  spricht  man,  wenn  die  Grebännutter 
durch  Zwillinge  oder  Hydramnion  abnorm  ausgedehnt  ist,  und 
dadurch  die  Eröffnungsperiode  verzögert  wird, 

Hyperj^ensie  (ß  yevmg  Geschmack)  s.  Hyperaesthesia 
gustatoria,  verschärfte  Geschmacksempfindlichkeit, 
pathologisch  bei  Hysterischen  vorkommend. 

Hyperglobnlie     (globulus   Kügelchen,    hier    Blut- 
kügelchen)  Vermehrung  der  roten  Blutkörperchen, 
cf.  Polycythaemie,  Hypoglobnlie. 

Hyperidrosis  (iSgoco  schwitzen)  jener  Zustand  der 
Haut,  wobei  das  Sekret  der  Schweissdrüsen  nicht  in  dunst- 
förmiger,  sondern  in  tropfbar  flüssiger  Form  auf  der  Hautfläche 
zum  Vorschein  kommt  unter  Verhältnissen,  unter  denen  sonst 
eine  Schweissansammlung  gar  nicht  oder  nur  in  geringem  Grade 
stattzufinden  pflegt.    Man  unterscheidet: 

H.  universalis  und  localis  Achsel-,  Fuss-  und  andere 
Schweisse. 

H.  nnilateralis  s.  Heinidrosis  halbseitiges  Schwitzen, 
wird  z.  B.  in  Zusammenhang  mit  Innervationsstörungen  der  Ge- 
fässe  bei  Sympathikusaffektionen  beobachtet. 

H.  eolliquativa  erschöpfender,  gleichsam  „zerschmel- 
zender*'  Seh  weiss.  Bei  solchen  Zuständen  ist  eine  fettige 
Degeneration  der  Schweissdrüsenepithelien  nachgewiesen. 

cf.  Ephidrose,  Sndor,  Anidrose,  Bromidrose,  colliquativ,  Hektik, 
Idrosis. 

Hyperinose  {'n  tg,  iv6g  Faser,  Faserstoff)  Ver- 
mehrung des  Faserstoffgehaltes  des  Blutes  über  das 
physiologische  Mittel  von  2,2  p.  M.,  wie  sie  bei  entzündlichen 
Krankheiten,  aber  als  ein  nicht  wesentliches  Element  der  Ent- 
zündung vorkommt. 

cf.  Cmsta  inflammatoria. 

Hyperkatharse  (17  xd^agaig  Beinigung)  über- 
mässige Wirkung  der  Kathartica. 

Hyperkeratosis  vd.  Keratosis. 

Hyperkinesis  (j?  xivrjoig,  xiveoji)  krankhafte  Be- 
wegungen, allgemeine  Bezeichnung  für  Krämpfe. 

H.  eordis  i.  q.  Palpitatio  cordis. 
cf.  Spasmus,  Akinesis. 

Hyperkrinie  {xqIvco  ausscheiden)  auch  Hypersekre- 
tion  abnorm  vermehrte  Ausscheidung  oder  Sekretion. 

Hypermetropie  (ro  fihQov  Mass,  vjisQ-fiezgog  über- 
mässig, 17  wv'  Sehen)  s.  Hyperopie  Übersichtigkeit,  der- 
jenige  Akkommodationszustand,     wobei   der  dioptrische   Apparat 


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228  Hypennnesie 

bei  ruhender  Akkommodationsthätigkeit  nur  konvergirende  StraMen 
auf  der  Netzhaut  vereinigen  würde  (sog.  virtuelle  Bilder,  welche 
hinter  der  Netzhaut  liegen)  und  wobei  die  Akkonunodation  auch 
beim  Sehen  in  die  Feme  nicht  ganz  erschlafft.  Dieser  Zustand 
ist  als  der  eigentlich  normale  anzusehen  und  findet  sich  bei  77  ^j^ 
aller  Augen,  nur  höhere  Grade  sind  pathologisch  imd  mit  leichter 
Ermüdbarkeit  beim  Sehen  in  der  NsQie  verbunden, 
cf.  Presbyopie,  Platymorphie,  Emmetropie,  Myopie. 

Hypermnesie  (ij  f^v^aig  Erinnerung)  Steigerung  des 
Eeproduktionsvermögens  (Gedächtnisses),  welche  zu  Ideenflucht  u. 
„Eeminiscenzenflucht"  führt. 

cf.  Amnesie,  Hypomnesie. 

Hyperonychosis  vd.  Onychosis. 

Hyperosmie  ('^  Soiuii  Geruch,  y.oCco)  s.Hyperaesthesia 

olfaetaria  verschärfte  Geruchsempfindlichkeit,  besonders 
bei  Hysterischen   u.  Geisteskranken   beobachtet  u.   in   der  Regel 
mit  Perversion  der  Geruchsempfindung  verbunden, 
cf.  Kakosmie,  Anosmie, 

Hyperostose  (ro  Sareov  Knochen)  cf.  Exostose. 

H.  des  gesamten  Skelets;  als  solche  hat  Friedreich  Fälle 

der  jetzt  sog.  Akromegalie  beschrieben  (s.  dort). 

Hyperplasie  (jiXdooco  bilden)  numerische  oder  ad- 
junktive  Hypertrophie,  also  besonders  dann  gebraucht, 
wenn  man  die  Vermehrung  einzelner  Gewebselemente  bezeichnen 
will,  z.  B.  Bindegewebshyperplafiie. 

cf.  Hypertrophie,  Heterologie,  Hypoplasie. 

Hyperpselapliesie  (yjtjXaq?do}  tasten  v.  m.  tpdXXo}  n, 
pdlpare  mit  der  flachen  Hand  streicheln)  Verfeinerung 
des  Tastsinnes  im  allgemeinen,  besonders  das  Doppelempfinden 
von  auf  die  Haut  gesetzten  einfachen  Gegenständen  (Tabes- 
kranke empfinden  zwei  Zirkekpitzen  als  drei,  vier  oder  noch 
mehr). 

cf,  Apselaphesie. 

Hyperpypetischi  (o  jivQerog  Fieber)  nennt  man  exzessive 
Steigerungen  der  Körpertemperatur  (über  42)®  von  absolut  letaler 
Prognose. 

Hypersarkosis  (^  adg^  Fleisch,  aag^oco  Fleisch  er- 
zeugen) übermässige  Granulationsbildung,  auch  für 
muskuläre  Hypertrophie  und  einzeln  für  Elephantiasis  im  Ge- 
brauch. 

cf.  Grannlationes  fungosae,  Elephantiasis. 

Hypersekretion  {secerno  absondern,  Barb.,  könnte 
sehr  gut  durch  Hyperkrinie  (s,  d.)  ersetzt  werden)  übermässige 

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Hypertrophie  229 

Saftabsonderung,  vorzugsweise  gebraucht  vom  Magen. 
Hauptkennzeichen  dieser  Erkrankung,  die  auch  als  kontinuir- 
lieber  „Magensaftfluss"  bezeichnet  wird  [Reichmann,  Riegel], 
ist  das  Vorhandensein  einer  gewissen  Menge  salzsäurehaltigen 
Magensaftes  auch  im  nüchternen  speisefreien  Magen.  Hyper- 
sekietion  kann  verbunden  sein  mit  Peracidität. 
cf.  Gastrorrhoea  acida,  Hyperacidität. 

Hypersteatosis  vd.  Steatosis. 

Hyperthermie  (77  ^sgfiri  Wärme,  Hitze)  Übererhitzung, 
hohes  Fieber. 

Ai        Hypertonie   (o  xovog  v.  tc/vco  Spannung)   die  über- 

p^  massige   Spannung,   Härte,   sc.  des   Bulbus    [Nagel],    ein 

H  Zeichen  für  Glaukom. 
^  cf.  Hypotonie. 

P  Hypertrichosis  (17  '&qI^,  tgixos,  Haar)  s.  Trichauxis 
^  (FüGHS  17  av^Ti  =  Zunahme),  s.  Polytriehfa  s.  Hypertrophta 
^  filornin  übermässige  Entwicklung  von  Haaren,  ent- 
<J  weder  angeboren  oder  erworben.  Michelson  in  ZH  unterscheidet 
h*   folgende  Formen: 

r>         1.  H.  indoles  hereditaria  durch  Heredität  oder  eine  wäh- 
^   rend  des  Intrauterinlebens  erworbene  Anlage  bedingt. 
J  a)  H.  universalis: 

^  a)  die  abnorme  Behaarung  der  sogenannten  Haarmenschen, 

r£  homines  silvestres,  pilosi  s.  hirsuti, 

ß)  die   allgemeine   starke  Behaarung  des  männlichen  Kör- 
pers. 

b)  H.  localis: 
^  a)  H.  Simplex,  ohne  Veränderung, 

tj  ß)  H.  hvpertrophica  mit  Pigmentirung  und  Verdickung  der 

"  Haut. 

2.  H.  ae^nisita  s.  H.  transitoria  [Klebs]  die  während  des 
extrauterinen  Lebens  erworbene  H.,  darunter 

a)  H.  neurotica,  durch  neurotische  Einflüsne, 

b)  H.  irritativa,  durch  Hautreize, 
d  Hirsaties,  Trichods. 

Hypertropbie  (toetfw  ernähren)  Überschreitung 
des ^Dor malen  Wachstums,  abnorme  Vergrogwerung  (wobei 
ein  Überachuss  an  Emährongsmaterial  präjndizirt  ht). 

Bei  einfacher,  wahrer  H.  sind  die  Gewebselemente  in 
nonnaler  Menge  YoriumdeD,  aber  vergrösifert. 

Bei  der  nnmerischen  oder  adjanktiven  H.  (Hyper- 
]^e  —  8.  d.)  haben  die  Gewebselemente  an  Zahl  zogenonmieD« 

Konzentrische  H.  üft  H.  eines  hohlen  Organii  (Blähte, 
Herz  etc.)  mit  VaeDgernng  von  dessen  Hohle. 


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230  Hyphaema 

Exzentrische  H.  ist  H.  der  Wandungen  eines  solchen  Or- 
gans mit  gleichzeitiger  Dilatation. 

Pseudo-H.  (s.  d.). 

H.  muscularis,  die  echte  Muskelhypertrophie  (zum 
Unterschied  von  der  Pseudohypertrophie),  eine  sehr  seltene  meist 
ererbte  und  durch  Überanstrengung  hervorgerufene  Krankheit,  die 
sich  in  einer  Volumzunahme  und  festeren  Konsistenz  der  Muskeln 
(hauptsächlich  des  Oberarmes  und  Oberschenkels)  mit  raschem  Er- 
müdungsgefühl^ dsLB  zu  Parese  führen  kann,  äussert. 

Hyphaema  8.  Hypohaema  i.  q.  Haemophthalmus. 

Hypbaemie  (vjt6  unten,  t6  alfjia  Blut)  i.  q.  Suffusio 
sanguinis. 

Hyplien  (von  yj  vyj^  Gewebe,  v<paiv(o  webe)  sind  die 
langen  (Mycel-)Fäden,  zu  welchen  die  Schimmelpilze  auswachsen; 
das  Lager  derselben  wird  durch  ein  dichtes  Netzwerk,  das  My- 
celium  gebildet.  Bei  eintretender  Fruktifikation  entwickeln  sich 
einzelne  Hyphen  zu  „Fruchthyphen"  und  auf  diesen  die  Sporen 
oder  Conidien. 

cf.  Achorion,  Aspergillus,  Mucor,  Penicillium,  Trichophyton, 
Oidium. 

Hyplnose  {vji6  und  iy  Tg,  gen,  Ivog  Faserstoff)  Ab- 
nahme des  Faserstoffgehaltes  des  Blutes  unter  das  phy- 
siologische Mittel  von  2,2  p.  M.,  scheint  eine  Bolle  zu  spielen  bei 
den  akuten  Infektionskrankheiten  und  hämorrhagischen  Dys- 
krasien. 

cf.  Hyperinoscw 

Hypnotica  (o  vjtvog  Schlaf,  vnvooy  schläfere  ein, 
vjiv(oxix6g  einschläfernd)  s.  Somnifcra  {sc.  remedia)  schlaf- 
machende  Mittel. 

Hypnotismus  schlafähnlicher  Zustand,  hervorgerufen 
durch  Einwirkung  einförmiger  Reize,  wie  anhaltendes  Fixiren  von 
in  acht  bis  zwölf  Linien  Entfernung  von  der  Nasenwurzel,  etwas 
nach  oben  gehaltenen  glänzenden  Gegenständen,  leises  Streichen 
des  Gresichts,  Ticken  einer  Taschenuhr  und  ähnliches.  Nach 
3 — 10  Min.  tritt  Schläfrigkeit  und  bei  manchen  reizbaren  Per- 
sonen eine  reflektorische  Gehimhyperämie  mit  katalepsieartigem 
Zustande,  Pupillenstarre  und  allgemeiner  Anästhesie,  zuweilen  auch 
Hyperästhesie  der  spezifischen  Sinne,  worauf  der  sog.  magnetische 
ScUaf  und  manche  Fälle  von  Somnambulismus  und  Extase  zu 
beruhen  scheinen. ,, 

Selbständige  Überlegung  und  Willkür  werden  durch  H.  aus- 
geschaltet, die  Aufmerksamkeit  völlig  durch  die  Stärke  der  äusse- 
ren Eindrücke  beherrscht,  so  dass  ein  geschickter  Hypnotiseur  die 
allerverschiedensten,  der  Wirkhchkeit  nicht  entsprechenden  Vor- 
stellungen in  dem  Hypnotisirten  erwecken  und  ihn  zu  diesen  ent- 


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Hypoglobulie  231 

sprechenden  Handlungen  veranlassen  kann.  Der  Hypnotismns, 
bezw.  die  Suggestion  wird  neuerdings  auch  als  Heilagens  gegen 
Schlaflosigkeit,  Schmerzen,  Lähmungen  in  Anwendung  gezogen. 

InducirterHypnotismus  derHysterischen.  Chabcot 
unterscheidet  folgende  Zustande  die  durch  Hypnotisiren  hervor- 
gerufen werden  können: 

1)  kataleptischer  Zustand:  starre  Fixation  der  Extremi- 
täten bei  geöffneten  Augen,  starrer  Blick,  langsame  Atmung  bei 
Anästhesie  und  Aufhebung  der  Beflexen-egbarkeit. 

cf.  Katalepsie. 

2)  Lethargischer  Zustand:  schlaf  artiger  bewusstloser  Zu- 
stand mit  Anästhesie  der  Haut  und  der  Spezialsinne  und  Steige- 
rung der  Muskelerregbarkeit. 

cf.  Lethargie. 

3)  Somnambulis tischer  Zustand:  Automatische  Hand- 
lungen in  einem  Zustand  von  Halbschlaf  mit  geschlossenen  oder 
halbgeschlossenen  Augen  bei  normaler  Muskelerregbarkeit  und 
Sensibilität,  und  Rigidität  der  Extremitäten  durch  Bestreichen. 

cf.  Somnambulismus, 
cf.  Suggestion. 

Hypoaemia  (vjio  unter,  t6  alfia  Blut)  intertropi- 

call»  i.  q.  Geophagie. 

Hypoazotnrie  (vd.  Azotmie)  Verringerung  der  Stickstoff- 
ausscheidung im  Harn. 

Hypochlopliydrie  (vd.  Anchlorhydrie)  Verminderung 
der  Salzsäure  im  Magensaft. 

cf.  Subacidität,  Hyperchlorhydrie. 

Hypochondrie  (ra  vjro-/ord^m  die  untere  Bippen- 
knorpelgegend ,  „in  der  die  Hypochonder  häuüg 
krankhafte  Empfindungen  haben''  ö  x^^Qo^  Knorpel) 
eine  Form  psychischer  Depression,  welche  aus  einem  starken  kör- 
perlichen Krankheitsgefühle  hervorgeht,  worauf  die  ganze  Auf- 
merksamkeit gerichtet  ist  und  wobei  das  ausserordentliche  Krank- 
heitsgefühl und  die  übertriebene  Ängstlichkeit  entweder  gar  keine 
oder  bei  weitem  keine  entsprechende  somatische  Grundlage  haben. 

cf .  Psychosis,  Pathophobie. 


Hypodermoklyse  [Cantani]  (ro  ösQfA,a  Haut,  xXv^ay 
bespülen)  Einführung  von  grösseren  Mengen  Flüssigkeit  (z.  B. 
Kochsalzlösung)  unter  die  Haut  bei  schwerer  Anämie,  Cholera  etc. 

Hypog^easie  (17  yevmg  Q^schmack)  Herabsetzung  der 
Geschmacksempfindung. 

cf.  Agensie,  Hypergeusie. 

Hypog^lobulie  (vd.  Hyperglobulie)  i.  q.  Oligocythaemie. 


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232  Hypognathie 

Hypog^nathie  (17  yvd^og  Kinnbacken)  Doppelmiss- 
bildung,  im  Vorhandensein  eines  accessorischen  imausgebildeten, 
misynmietrischen  kleinen  Kopfes  bestehend,  der  am  vorderen 
Bande  des  Unterkiefers  des  entwickelten  Fötus  befestigt  ist 

Hypohaemog^lobinaemie  i.  q.  Oligochromaemie. 

Hypokinesis  (i5  xivfjoig  Bewegung)   Sammelbegriff  für 
verschiedene  Grade  von  Lähmungen, 
cf.  Akinesis,  Paresis,  Paralysis. 

Hypomnesie  (17  f^vijoig  Erinnerung)  Herabsetzung  des 
Gedächtnisses,  d.  i.  des  Keproduktionsvermögens. 
cf.  Amnesie,  Hypermnesie. 

Hypoplasie  (vji6  unter,  ij  jzXdotg  Bildung,  Gestaltung) 

unvollkommene    Ausbildung    eines  Organs,  abnorm  kleiner, 
verkünmierter  Zustand,   bedingt  durch  Behinderung  des  Wachs- 
tums.   Gregensatz:  Hyperplasie  (s.  d.). 
cf.  Agenesle,  Aplasie,  Atrophie. 

Hypopyon  (gr.  H.  v.  t6  jivov  Eiter)  Ansammlung 
von  Eiter  in  der  vorderen  Augenkammer  infolge  von 
Hypopyon-Iritis  und  suppurativen  Keratitisformen  (H.- Ke- 
ratitis). 

Hypospadie  (vjzo-ajtdco  nach  unten  ziehen,  sc,  die 
Hamröhrenmündung)  s.  Fissura  urethrae  inferior  mehr 
oder  weniger  ausgedehntes  Offenbleiben  des  Canalis  uro- 
genitalis  der  Harnröhre.  In  den  höheren  Graden  hat  der 
kurze  Penis  gar  keine  Harnröhre,  nur  an  seiner  Wurzel  liegt  die 
Urogenitalöffoung ,  während  das  Scrotum  geteilt  ist  und  aiu  bei- 
den Seiten  einen  grossen  schamlippenartigen  Wulst  bildet,  in  den 
geringsten  Graden  öffnet  sich  die  Harnröhre  in  der  Gregend  des 
Frenulum  nach  hinten. 

Hypospadiaeus  ein  mit  H.  Behafteter. 

H.  beim  Weibe:  derjenige  Zustand,  bei  welchem  die  Urethra 
fehlt  und  Scheide  und  Blase  ohne  Urethra  in  den  Scheidenvorhof 
einmünden. 

cf.  Hermaphroditismus. 

Hypostasis  (97  vjio-axamg  Heruntersetzen,  zu  Boden 
setzen,  v.  toxrjfn)  Senkungshyperämie,  eine  Art  der  passiven 
Hyperämie,  kommt  bei  Kranken,  die  lange  Hegen  und  bei  denen 
die  Energie  des  Kreislaufes  gelitten  hat,  an  den  verschiedensten 
abhängigen  Körperstellen  und  den  tiefsten  Punkten  innerer  Or- 
gane zu  Stande,  so  besonders  als 

H.  pulmonum  eine  in  den  tiefsten  Punkten  der  Lunge  bei 
verminderter  Triebkraft  des  Herzens  imd  längere  Zeit  hindurch 
konstanter  Köi-perlage  nach   dem  Gresetz  der  Schwere   zu   stände 


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Hysterometer  233 

kommende  Senkungshyperämie,  welche  zu  weiteren  anatomischen 
Veränderungen  des  Organs  führen  kann, 
cf.  Splenisation. 

Hypotonie  (6  tovos  y.  tsivm  Spannung)  sc,  bulbi  [Na- 
gel],  abnorm  geringer  Grad  von  Spannung,   Weichheit  des  Aug- 


cf.  Hypertonie. 

Hypotrlchosis  (rj  ^gii,  tgixSg  Haar,  rgizoro  behaare) 
fehlender  oder  unter  der  Norm  zurückbleibender  Haarwuchs^ 
eine  seltene  angeborene  Anomalie. 

Hysteralg:ia  (^  votega  Gebärmutter,  t6  älyog  Schmerz) 
Neuralgia  uteri,  anhaltender  neuralgischer,  hochgradig  exazer- 
birender  Schmerz,  dessen  Sitz  der  nidit  nachweisüch  erkrankte 
Uterus  ist  (hysterisches  Symptom,  selten). 

cf.  Metritis. 

Hysterektomie  {kxxi^v<o  ausschneiden)  [Tillaux], 
die  operative  Entfernung  des  Uterus  oder  eines  Teile» 
desselben  hauptsächlich  bei  Geschwülsten  indicirt. 

Zu  unterscheiden: 

1)  H.  abdominalis  mit  Eröffnung  der  Bauchhöhle. 

2)  H.  supravaginalis,  Amputatio  uteri  supravagi- 
nal is  (Porro'sche  Operation),  die  Abtragung  des  Uterus  oberhalb 
der  Scheide. 

3)  H.  vaginalis  vd.  Kolpohysterektomie. 

4)  PartielleH.,Myomotomie,Myomektomie  dieEesek- 
tion  des  Uterus. 

Hysterie  „Mutterweh"  —  es  ist  eine  hippokratische, 
aber  irrtümliche  Ansicht,  dass  der  Uterus  und  seine  Adnexa  als 
aUeinige  Quelle  der  H.  zu  betrachten  sei. 

H.  ist  eine  zwar  vorwiegend,  aber  nicht  ausschliesslich  beim 
weiblichen  Geschlechte  vorkommende  allgemeine  Neurose,  welche 
sich  in  den  verschiedenartigsten  Störungen  der  Sensibilität  und 
Motilität,  sowie  der  sensoriellen  und  psychischen  Thätigkeiten 
äussert. 

Hysterocele  i.  q.  Hemia  uteri. 

Hystero-£pilepsie  schwere  epilepsieartige  hysterische 
Paroxysmen,  meist  ohne  Störung  des  Bewusstseins. 

Hysterokleisis  {xXeIcü  sehliessen)  Verschluss  des  Uterus 
durch  Auffrischen  der  beiden  Muttermundslippen.  Indikation  bildet 
eine  Vesiko-Uterinfistel,  die  auf  andere  Weise  nicht  geschlossen 
werden  kann. 

Hysterom  [Broca]  Syn.  v.  Uterusfibroid. 

Hysterometer  (t6  juixgov  Mass)  Uterussonde. 


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234  Hysteromyomektomie 

Hysteromyomektomie   die  Exstirpation   von  Uterus- 
Myomen  mit  oder  ohne  Abtragmig  der  Grebärmutter. 
cf.  Laparomyomotomie.        > 

Hysteropexie  {nriywfii  befestigen)  die  Yernähung 
des  Uterus  an  die  Nachbarorgane  bei  Eetroflexion. 
Man  unterscheidet:  H.  vaginalis  supravaginale  Amputation  der 
Cervix  und  nachfolgende  Vereinigung  der  Grebärmutter-  und 
Scheidenschleimhaut  imd  H.  abdominalis  s.  Gastrohystero- 
pexie ,  s.  Gastro-hysterorrhaphie,  s.  Gastrohystero- 
synaphie,  Fixation  an  die  Bauchwand. 

Hysterophor  {(pogog  tragend,   von  (psgco)  Apparat  zur 
Zurückhaltimg  des  Uterus  bei  Senkung  oder  VorfaU. 
cf.  Pessariam. 

Hysterostomatotomie  (t6  arofia  Mund,  te/Livco  schnei- 
den) s.  Hysterotomia  vaginalis  die  Erweiterung  des  (steno- 
sirten)  Gebärmutterhalses  durch  Inzision. 

Hysterotom  Instrument  zur  Inzision  der  Cervix  uteri. 

Hysterotomie  die  Eröffnung  der  Gebärmutter  be- 
hufs Entfernung  von  Greschwülsten. 
^cf.  Porro,  Sectio  caesarea. 

Hystricismas  {n  vo^q^^  Stachelschwein,  Igel)  Borste, 
von  vg  Schwein,  ^gi^  Haar)  vd.  Ichthyosis  comea. 

Jackson'sche  Epilepsie  (nach  dem  englischen  Arzt  Hug^li- 
ling^s  -  Jackson)  partielle  Epilepsie  oder  Eindenepi- 
lepsie  durch  einen  Herd  in  der  Grosshimrinde  bedingte  auf 
einzelne  Muskelgruppen  beschränkte  Krämpfe. 

cf.  Monospasmus. 

Jactatio  (lat  v.  jactare,  Intens,  v.  jacio  werfen)  die- 
jenige Form  von  krankhafter  Aufregung,  welche  sich  durch  an- 
haltendes imruhiges  Herumwerfen  im  Bette  bemerkHch  macht. 

cf.  Delirium.  Typhus  versatilis. 

tfaniceps  (v.  Janus  u.  caput,  Janus,  [Zdv,  Zevg]  ein  alt- 
italischer Gott,  dessen  Bild  ein  zusammengewachsenes 
Doppelgesicht  zeigt,  nach  janua  die  Pforte,  der  „Pfört- 
ner*') vd.  Syncephalus. 

Ichorrhämie  (o  Ix(oq  eig.  Blutwasser,  Wundserum ; 
ältere  Chirurgen  bezeichneten  damit  auch  „dünnen, 
schlechten  Eiter  und  übles  Wundsekret";  to  alfia  das 
Blut)  nach  dem  bisherigen  Sprachgebrauch  ziemhch  identisch  mit 
Septikämie  (s.  d.). 

Der  Name  wäre  geeignet  für  denjenigen  septikämischen  Zu- 
stand, bei  dem  die  Intoxikation  durch  massenhafte  in  Jauche- 


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letus  235 

und  Brandherden  erzeugte  putride  Stoffe  in  den  Vordergrund 
tritt,  und  der  mit  der  &seitigung  der  Jauchequelle,  z.  B.  Ampu- 
tation eines  gangränösen  Gliedes,  eine  rapide  Besserung  zu  erfah- 
ren pflegt. 

cf.  Febris  traumatica. 

Ichthyosis  (o  «Vi^v? Fisch.)  dieFischschuppenkrank- 
heit,  eine  meist  ererbte,  aber  stets  erst  nach  der  Greburt  zum 
Vorschein  konmiende  krankhafte  Veränderung  der  Kutis,  welche 
sich  durch  Bildimg  entweder  weisser,  papierdünner  oder  dunkel 
gefärbter,  rauh  anzufühlender  Epidermismassen  auszeichnet,  welche 
auf  der  Kutis  fest  aufsitzen  imd  die  im  Normalzustand  die  Ober- 
haut durchkreuzenden  Furchen  imd  Linien  in  noch  deutUcherer 
Weise  hervortreten  lassen. 

Die  verschiedenen  Formen  sind: 

I.  diffusa  die  über  den  ganzen  Körper  verbreitete  I.  Die 
leichteste  Form  derselben,  bei  der  es  nur  zu  stärkerer  Ausbildung 
der  natürHchen  Furchen  imd  Falten  der  Haut  kommt,  ist  das  von 
Wilson  benannte  Xeroderma.  Bei  rascherer  Entwicklung  der 
übermässigen  Produktion  von  Epithelmassen  kommt  es  zur  Bil- 
dung von  Schuppen.  Die  Haut  bekommt  dadurch  das  Aussehen 
einer  Fisch-  oder  Schlangenhaut,  daher  die  Namen:  I.  serpen- 
tina,  I.  cyprina,  bei  Bildung  perlmutterglänzender  Schuppen 
I.  nitida,  L  nacree  [Alibert]. 

Den  intensivsten  Grad  dieser  Form  stellt  dar: 

I.    eornea    s.    hystrix    s.    Hystrieatio    s.    Hystrieismus 

Stachelschweinkrankheit ,  „Stachelschweinmensch". 
Die  Krankheit  okkupirt  meist  die  ganze  Haut,  gewöhnlich  aber 
mit  Ausnahme  der  Gelenkbeugen,  des  Gesichts,  der  Genitalien  und 
Handflächen,  und  besteht  in  dicken,  hornigen.  Öfter  erhabenen 
Auflagerungen. 

I.  follieularis  die  auf  die  FoUikel  beschränkte  Form  der 
Fischschuppenkrankheit,  von  Guibot  Acne  sebacea  eornea 
genannt. 

I.  congenita  die  schon  während  des  intrauterinen  Lebens 
beginnende  Form,  bei  welcher  die  gesammte  Körperoberfläche  der 
in  der  Eegel  1 — 2  Monate  vor  dem  Ende  der  normalen  Schwanger- 
schaft geborenen  Kinder  mit  grösseren  oder  kleineren  Homschil- 
dem  bäeckt  ist.  Die  Kinder  sterben  stets  wenige  Tage  nach  der 
Geburt. 

I.  linguae  vd.  Psoriasis,  Leukoplakie. 

I.  sebacea  neonatorum  i.  q.  Cutis  testacea. 

1.  Tulvae  vd.  Elephantiasis  vulvae. 

Ictas  (lat.  V.  icere  schlagen,  Stoss,  Schlag)  laryng^is 

[Charcot]   s.   laryngeale   Synkope  [Armstbong]    s.  laryn- 


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236  Idiopathisch 

geale  Epilepsie  [Gray]  eine  Neurose,  bestehend  in  Anfällen 
von  schmerzhaften  Empfindungen  im  Kehlkopf  mit  trockenem 
Husten,  nachfolgendem  Schwindel,  der  in  Bewusstlosigkeit  über- 
gehen imd  schhessHch  mit  Konvulsionen  verbunden  sein  kann. 

Idiopathiscli  {tSiog  eigen,  ro  jid^og  Leiden)  nennt  man 
Krankheiten,  welche  selbständig,  d.  i.  unabhängig  von  anderen 
(protopathisch,  primär  im  Gegensatz  zu  sekundär  oder  deu- 
teropatlusch)  auftreten. 

Idiosynkrasie  (i?  ovy-xgä'jig  Mischung)  individuell  ge- 
steigerte Disposition  zu  Erkrankung  auf  kleine,  für  Andere  fast 
ganz  imschädliche  Gelegenheitsursachen,  oder  selbst  auf  physio- 
logische Eeize  hin;  auch:  das  Auftreten  unangenehmer  Sinnes- 
eindrücke durch  Dinge,  welche  die  Sinne  anderer  Individuen  gar 
nicht  oder  nur  angenehm  berühren. 

Idiotismus  oder  Idiotie  (ISioDuofiog  oder  iöicoTsia  das 
Wesen  eines  lÖKoxr^g,  d.  h.  Privatmann,  Laie,  Sonderling^ 
von  löiog,  eigen)  der  angeborene  Blödsinn,  ein  Zustand, 
wobei  von  Geburt  oder  frühester  Jugend  an  geistige  Schwäche 
besteht  und  die  psychische  Entwicklung  gehemmt  ist,  so  dass  die 
Individuen  mehr  oder  weniger  tief  unter  dem  ihrem  Alter  ent- 
sprechenden gewöhnhchen  Durchschnittsmass  von  Intelligenz  zu- 
rückbleiben. Es  gibt  zwei  Formen:  die  anergetische  oder 
apathische  I.,  bei  welcher  die  Kranken  nur  schwer  aus  ihrem 
Stumpfsinn  aufzurütteln  sind,  imd  die  erethische  oder  ver- 
satile  I.,  bei  welcher  die  Aufmerksamkeit  planlos  hin  imd  her 
gezogen  wird.    Man  unterscheidet  femer: 

Imbceillitfit  (im-hecillus  ohne  —  Stab  hacillum)  leichtere 
Fälle  von  I.,  Verstandesschwäche. 

Fatuität  (fatuus  eig.  geschwätzig,  v.  fariy  (prjf^f)  schwerere 
Fälle,  Blödsinn. 

cf.  Cretinismas,  Dementia,  Prognathismus,  Progenaeus. 

Idrosis,  Idrosadenitis  etc.  vd.  Hidro  .... 

Jejnnitis  (jejunum  nüchtern  —  sc.  intestinum, 
weil  dieser  Darm  teil  stets  leer  gefunden  wird)  Ent- 
zündung des  Jejunum  vd.  Enteritis. 

Je.1nnostoiiiie  (t6  axofia  Mund")  Anlegung  einer  künst- 
lichen Fistel  des  oberen  Dünndarmes.  Um  die  Leber-  imd  Pan- 
kreassekrete  für  die  Verdauung  nutzbar  zu  machen,  schneidet  Maydi». 
das  Jejunmn  eine  kurze  Strecke  unterhalb  des  Duodenum  querdurch,, 
verwendet  das  untere  Ende  zur  Fistel  und  vereinigt  das  obere 
Ende  mit  dem  10  cm.  weiter  unten  längs  incidirten  Jejunum 
durch  Naht. 

Jeqnirity-Oplitlialiiiie  Augenentzündung,  her- 
vorgerufen durch  das  Infus  der  roten  Patemosterbohnen,  welches- 
von  DE  Wecker  gegen  Pannus  empfohlen  wurde. 


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Ikterus  237 

Ig^nipanktnr  {ignis  Feuer,  pungere  stechen)  das 
Einsenken  spitzer  glühender  Eisen  in  kranke  Teile,  z.  B.  in  die 
Gelenke  zur  Heilung  beginnender  Arthrokace. 

Ikterus  (6  txxeqog  Name  der  betreffenden  Krank- 
lieit  und  eines  kleinen  gelben  Vogels,  dessen  Anblick 
die  Krankheit  heilen  sollte  —  [Plinius])  Gelbsucht, 
gelbe  Färbung  der  Haut,  Schleimhäute  und  der  meisten  flüssigen 
und  festen  Substanzen  des  Körpers  durch  Gallenfarbstoff 
(L  hepatogenes)  oder  Blutfarbstoff  (I.  haematogenes), 
wobei  ein  leichteres  oder  schwereres  Allgemeinleiden  vorhanden 
ist,  welches  beim  Stauungs-I.  auf  die  Einwirkung  der  Gallen- 
sauren  auf  die  Zentralorgane  und  das  Herz  zurückzuführen  ist. 

I.  hepatogenes  s.  mechanieus  {rinaxo-yevrjg  von  r^Tiag  imd 
yJyvojLiai)  Eesorptions-  oder  Stauungs-I.,  entsteht  durch 
Übertritt  der  mechanisch  oder  durch  katarrhalische  Schleimhaut- 
schwellung oder  Schleim  Verstopfung  des  Ductus  choled.  (I.  ca- 
tarrhalis)  an  ihrem  Austritt  in  das  Duodenum  verhinderten  und 
gestauten  Galle  in  Blut-  und  Lymphgefässe. 

I.  melas  s.  Melanikterus  höchster  Grad  der  ikterischen 
Pärbung  bis  zum  Schwarzgrünen. 

I.  gravis  eine  lediglich  symptomatische  Bezeichnung,  I.  mit 
•  schweren  nervösen  Erscheinungen,  sei  es  infolge  toxischer  Ein- 
wirkung der  veränderten  Blutmischimg,  insbesondere  wohl  der 
Gallensäuren  auf  die  Nervenzentra,  sei  es  infolge  des  mit  I.  ver- 
bundenen Gnmdleidens. 

I.  neonatorum  die  Gelbsucht  der  Neugeborenen, 
nach  der  einen  Ansicht  hepatogenen  nach  der  andern  häma- 
togen en  Ursprunges.  Die  von  Morgagni  aufgestellte  und  von 
Fremchs  erweiterte  Lehre,  nach  welcher  beim  Sinken  des  Blut- 
druckes Galle  in  das  Blut  aufgenommen  würde,  ist  unwahrscheinlich. 
Nach  der  plausibelsten  Erklärung  von  Birch-Hirschfeld  handelt 
-es  sich  um  einen  hepatogenen  Stauungsikterus  infolge  einer  Ver- 
engerung der  Gallenausfuhrungsgänge  durch  ödem. 

I.  menstrualis  entsteht  wahrscheinlich  durch  vikariirende 
Hyperämie  der  Leber  bei  unterdrückter  oder  fehlender  Men- 
struation. 

I.  haematogenes  der  chemische  oder  Blut-L,  hat  mit 
Galle  und  Gallenfarbstoff  nichts  zu  thun.  Er  entsteht  in  der 
Weise,  dass  der  Blutfarbstoff  innerhalb  des  Blutgefässsystems 
•durch  Zerstörung  der  roten  Körperchen,  z.  B.  bei  Septikämie, 
nach  Einwirkimg  von  Chloroform,  Phosphor  etc.  in  Hämatoidin 
umgewandelt  wird,  ein  Körper  von  der  Farbe,  aber  nicht  von  der 
chemischen  Konstitution  des  Bilirubin  imd  Biliverdin. 

I.  satürninus  cf.  Tabes  satumina. 


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238  Ileitis 

Ileitis  (ileum  oder  ile,  is,  gew.  im  Plur.  iUa,  tum  der 
Unterleib,  die  dünnen  G-edärme)  vd.  Enteritis. 

Ileotyplias  i.  q.  Typhus  abdominalis. 

Ilens  (gr.  6  eiXog  Darmzwang,  eXvco  winde  [Plinius], 
Uta    die   Gedärme)    s.  Passio   iliaca,   Volvulus,    Miserere 

Darmwinde,  Darmverschlingung,  Darme^lend,  Kot- 
brechen, Bezeichnung  für  den  durch  jede  Art  von  Darmver- 
schliessung hervorgerufenen  Symptomenkomplex. 

I.  paralyticus  der  nicht  durch  mechanische  Hindemisse, 
sondern  durch  meist  chronische,  schliessUch  bis  zur  völligen  Pa- 
ralyse gesteigerte  Insuffizienz  der  Peristaltik  einer  Dickdarmstrecke 
durch  Eoprostase  hervorgerufene  I. 

cf.  Chordapsus.  Incarceratio,  Intnssnsceptio,  Torsio. 

niaqueatio  (laqueus  Schlinge,  v.  Ucere  locken)  ein 
schon  von  Celsus  beschriebenes  Operationsverfahren  zur  Korrek- 
tion der  Eichtung  einzelner  Cilien  bei  Distichiasis,  wobei  eine  in 
eine  Nadel  gefädelte  feine  Schlinge  um  das  falsch  stehende  Haar 
gelegt  imd  dasselbe  mit  der  Schfinge  diuxih  einen  Stichkanal  ge- 
zogen wird,  der  von  dem  falschen  Haare  zu  den  normalen  Wim- 
pern verläuft  [Stellwag]. 

Illusion  (illudtre  täuschen,  eig.  hinspielen,  v.  in  u. 

ludö)  Sinnestäuschung  cf.  Hallucination. 

fmbecillität  (imhecilUs  oder  ^us  schwjich,  in,  ohne» 
hacillum,  Stab),  vd.  Idiotismus. 

Immersion  {im-mergere  eintauchen)  Behandlungs- 
methode mit  dem  kontinuirlichen  Wasserbade. 

Immunität  (in  u.  munus,  -eris  Amt,  also  eig.  Frei- 
sein von  Diensten,  Verschontbleiben)  Unempfäng- 
lichkeit  gegen  gewisse  Krankheiten,  Freibleiben  von 
solchen. 

cf.  Refraktär. 

Imper f oratio  {perforare  durchbohren,  per  u.  fores) 
angeborener  Mangel  einer  physiologischen  Körper- 
öffnung, z.  B.  ani,  urethrae  etc. 

cf.  Atresie,  Stenochorie, 

Impetigo   {impetere  angreifen ,   nexofiai  fliegen)    ein 

pustulöser  Hautausschlag,  der  nichts  Charakteristisches  gegen- 
über von  anderen  mit  Pustelbildung  einhergehenden  Affektionen 
hat.  Der  Name  I.  ist  nur  mehr  für  folgende  zwei  Krankheits- 
formen im  Gebrauch: 

I.  contagiosa  s.  parasitaria.  Unter  Fiebererscheinungen  tre- 
ten meist  bei  Kindern  im  Gesicht,   auf  Kopf  oder  Handrücken 


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Incarceratio  239 

Stecknadelkopf-  bis  linsengrosse  Pusteln  auf,    die   sehr   rasch   zu 
gummiartigen  Krusten  abtrocknen,  unter  denen  die  Haut  glatt  ist. 

I.  herpetlformis  [Hebra]   eine  kleinblasige,   nur   bei  Wei- 

•  bem  während  der  Schwangerschaft    vorkommende,  mit  schwerem 

P^  Fieber  einhergehende  Pemphigusform,  die  meist  zmn  Tode  führt. 

^  Syn^:    Herpes    vegetans    [Auspitz],    Herpes    pyaemicu» 

•^  [Neumann],   die  leicnteste  Form   dieses  Ausschlags  ist  der  Her- 

M  pes    gestationis    [Bulkley]     oder     Hydroa    gestationis 

Q  [Smith]  [nach  ZH]. 

^  I.  syphiliticus  vd.  Syphilides. 

"^  Implantatio  QaU  y.  implantare  einpflanzen)  das  £in- 

hi  heilen   von  Hautstücken   oder   von   extrahirten  Zähnen,    die   ent- 

^  weder  von  demselben  Individuum  oder  von   einem  anderen  stam- 

^  men,  in  ihre  alte  Alveole  oder  in  eine  andere. 


a 


Impotentia  (vom  verneinenden  in  ■=■  un  imd  vosse  kön- 
nen)  das  Unvermögen   den  Beischlaf  zu  vollziehen.    Man  unter- 
^      scheidet   eine    Impotentia   coeundi,   bei   der    überhaupt  eine 
Inmiission  des   männhchen  Gliedes   nicht   möghch  ist,   und  eine 
rrt      I.  generandi,   bei   der    wohl   ein  Koitus  erfolgt,   der  ejakuhrte 
Q^      Samen  aber  unfruchtbar  ist. 

r^  Die    I.   coeundi    ist  entweder  eine  organische,   auf  patho- 

ft      logischen    Verändenmgen   des   männhchen   Gliedes    (Chorda)   be- 
ruhend,   oder    eine  I.   psychica,    durch    psychische    Einflüsse, 
Mangel  an  Selbstvertrauen,  Furcht,  Scham  bedingt, 
cf.  Aspermatismus,  Azoospermie. 

Inacidität  [in,  acidus  sauer)  Säuremangel,  gebraucht 
vom  Fehlen  der  Salzzäure  im  Magensaft,  einem  Symptom,  welche» 
mit  seltenen  Ausnahmen  dem  Magenkrebs  eigen  ist,  konstant,  wie 
es  scheint  bei  der  amyloiden  Degeneration  imd  der  voUentwickel- 
ten  Atrophie  der  Magenschleimhaut,  inkonstant  bei  chron.  Ka- 
tarrhen, Eumination,  perniziöser  Anämie,  toxischer  Gastritis  u.  a. 
Magenaffektionen  vorkommt. 

cf.  Anchlorhydrie,  SubaciditÄt,  Peraciditat. 

InaktiTitätsatrophie  {vd,  Atrophie)  durch  Nicht- 
gebrauch eintretender  Schwund  der  Muskeln. 

Inanition   (inanis  leer,   eig.  in-acna  ohne  Feld)   der 

durch  unzureichende  Nahrungsaufnahme   bedingte  anämische  imd 
marantische  Zustand. 

cf.  Atrophie,  Hektik,  Marasmiu. 

Incarceratio  (carcer  Einschluss,  Gefängnis)  die 
Einklemmung. 

I.  herniae  besteht  vorzugsweise  in  gehemmter  Fortbewegung 


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240  Incamatio  unguis 

des  Darminhaltes  in  den  Darmschlingen  eines  Bruchsackes  und 
in  Störungen  der  Zirkulation  in  denselben  mit  reflektorischen 
nervösen  Erscheinungen,  hervorgerufen  durch  Einschnürung  bei 
relativ  zu  engem  Bruchsackhals. 

f.  stercoraeea  {eng(mement) ,  Koteinklemmung,  wenn, 
bei  Vorlagerung  eines  Teils  des  Dickdarms,  feste  Kotmassen  im 
Bruchsack  sich  angesanmielt  haben,  worauf  der  Grenuss  schwer 
verdaulicher  Speisen  von  Einfluss  ist. 

I.  elastica  (akute,  inflammatorische)  wenn  ein  Darm 
durch  eine  sehr  enge  Öffnimg  herausgepresst  wird,  die  kompri- 
mirten  Teüe  im  Bruchsack  sich  wieder  ausdehnen,  alsbald  an- 
schwellen und  nun  für  die  Öffnung  zu  gross  werden.  Die  Darm- 
sdüinge  ist  dabei  ganz  leer  und  zusammengefallen  [Linhabt]. 

I.  interna  innere  Darmeinklemmung,  Aufhebung  der 
Durchgängigkeit  des  Darmkanals  mit  dem  Symptomenkomplex 
des  Ileus,  sei  es  durch  Pseudoligamente  (für  solche  Fälle  dient  die 
exaktere  Bezeichnung  Strangulatio,  früher  Chordapsus), 
durch  Netz,  Gekröse,  Divertikel,  innere  Bruchpforten  {vd,  ELemiae 
intemae),  aber  exkl.  Torsion,  Obturation,  Invagination,  Schlingen- 
bildung, Striktur  und  Greschwülste. 

Incarnatio  nn8:iiis  {caro,  camia  Fleisch)  Ein- 
wachsen des  Nagels,  d.  i.  der  zu  breiten  Seitenränder  des 
Nagels  in  die  Kutis  des  Nagelfalzes,  welche  durch  den  Druck 
gereizt  imd  entzündet  in  Ulzeration  und  Wucherung  gerät 
(Paronychia). 

Incisio  {in-cido)  das  Einschneiden. 

Inclinatio  pelTis  {indinatio  Neigung,  pelvis  das 
Becken)  der  Beckeneingangswinkel,  der  Winkel,  welchen 
bei  aufrechter  Stellung  die  Conjugata  vera  (des  Beckeneingangs) 
mit  dem  Horizonte  macht. 

Incohaerenv  {cohaerere  zuBammenhängen)  der  feh- 
lende Zusammenhang  sc,  der  Ideenassoziationen. 

Incontinentia  (con-tinere  behalten,  an  sich  halten). 

I.  alvi  (aZt7t<« Bauch)  Unvermögen,  den  Stuhl  zurück- 
zuhalten, imfreiwillige,  jedoch  nicht  unbewusste  Kotentleerungen, 
meist  auf  Lähmung  des  Sphincter  ani  beruhend. 

1.  urinae  unwillkürlicher  Harnabgang,  resp.  an- 
dauerndes Unvermögen,  den  angesammelten  Harn  längere  Zeit  in 
der  Blase  zurückzuhalten  (cf,  Enuresis). 

I.  urinae  paradoxa  das  Abtröpfeln  des  Urins  bei  über- 
mässig gefüllter  Blase. 

I.  vulvae  i.  q.  Garrulitas  vulvae. 

Incrastatio  {crusta  Kruste)  i«  q.  Petrificatio. 


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Infarkt  241 

Incnbatio    {in-cuhare  auf  etwas  liegen,  brüten)  die 

Zeit,  welche  vom  Moment  der  Ansteckung  bis  ziun  Ausbruch  der 
ersten  Symptome  einer  Infektionskrankheit  vergeht, 
cf.  Latenz,  Stadium. 

Incabns,  Asthma  noeturnum  das  sogen.  Alpdrücken, 
Nachtmännchen,  ein  häufig  im  Schlafen  eintretendes  Op- 
pressionsgefühl,  mit  dem  der  Scflafende  erwacht. 

Indigestion    (digerere  verdauen)   Verdauungsstö- 
rung im  Sinn  von  Dyspepsia  acuta, 
cf.  Gastrlcismus. 

Indikation  (in-d^care  anzeigen,  Intens,  von  indicere) 
Anzeige  des  therapeutischen  Handelns.  Je  nach  den 
massgebenden  Gresichtspunkten  spricht  man  von  I-o  causalis, 
morbi,  symptomatica,  vitalis. 

cf.  Contraindikation,  palliativ. 

Indnzirtes  Irresein  i.  q.  Fohe  ä  deux. 

Indoratio  (durtis  hart)  s.  Sklcrosis  Yerhäriung 
jeder  Art  {cf.  Cirrhosis). 

I.  Hunteri  die  HuNTER^sche  I.,  welche  in  Form  eines  Knöt- 
chens, einer  Platte  etc.,  auftritt  und  durch  oberflächlidien  Zerfall 
2um  harten,  echt  syphilitischen  Schanker  führt,  oder  zu  einer 
schon  bestehenden  syphilitischen  (oder  auch  pseudosyphilitischen) 
Ulzeration  als  charakteristisches  Zeichen  der  spezifischen  syphi- 
litischen Infektion  spätestens  innerhalb  vier  Wochen  hinzutritt 
(cf.  Ulcus). 

I.  hepatis  vd.  Hepar  indiu-atum. 

Braune  I-on  der  Lunge  ist  die  Folge  von  Blutstauung 
bei  Anomalien  des  Herzens,  welche  zu  Grefäss-Ektasie,  Bindege- 
webshyperplasie  und  Hypertrophie  der  muskulösen  Elemente  des 
Lungenparenchyms  führt,  verbunden  mit  diffuser  bräunUcher  Pig- 
mentinmg  als  Folge  minimaler  Zerreissungen  der  Kapillar-  und 
Übergangsgefässe  [Rindfleisch]. 

cf.  Callositas. 

Inertia  uteri   {inertia    Ungeschicklichkeit  v.  in  u. 

ars)  vd.  Exhaustio. 

InfarliLt  (in-farcio  hineinstopfen)  Anschoppung, 
selten  im  Sinn  der  Ablagerung  von  chronischen  Entzündungs- 
produkten (Uterus-L),  Salzen  (Nieren-L),  am  häufigsten  im  Sinn 
von  embolischer  Verstopfung  kleiner  Arterien,  besonders  End" 
Arterien  der  Organe  durch  fortgespülte  Venenthromben  oder 
andere  Körper,  imd  der  damit  verbimdenen  Blutextravasation 
(hämorrhagischer  L,  Blutknoten),  welche,  dem  verstopften 
Oefässgebiet  entsprechend,  gewöhnlich  eine  keilförmige  Grestalt 
hat  und  zu  stände  kommt  durch  Füllung  des  verstopften  Strom- 

Roth*8  Klinische  Terminologie.  4    Aufl.  ]^g 


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242  Infektion 

gebietes  liickwärts  von  der  Vene  her,  venninderte  Ernährunff  der 
Gefässwände  infolge  der  stockenden  Zirkulation  und  dadurch  er- 
leichterten Austritt  des  Blutes  (hämorrhagische  Infiltration  der 
Nachbarschaft  per  diapedesin,  zuweilen  per  rhexin),  worauf  ent- 
weder eine  demarkirende  iiitzündung,  fettige  Resorption  und 
Vemarbung,  Gangi-än,  oder  ein  metastatischer  Abszess  folgt, 
cf.  Embolie,  Pneumonia  embolica,  Abscessus  metastat. 
Nieren-I.  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  hämorrhagischen 
I.  der  Niere)  Anhäufung  von  Salzen  (oder  Pigment)  im  Nieren- 
gewebe, besonders  in  den  Pyramiden.  Dieselben  liegen  bald  im 
Lumen  oder  in  den  Membranen  der  Hamkanälchen,  bald  in  den 
Epithelien,  bald  im  Zwischenbindegewebe.    Es  kommen  vor: 

Harnsäure- 1.     aus    Harnsäure    imd    hamsaurem    Natron, 
etwa  bei  der  Hälfte  aller  Neugeborenen,  wahrscheinlich  als. 
Folge   des   durch  die  Atmung  plötzlich   veränderten  Stoff- 
wechsels, und  bei  Arthritikern. 
Kalk-I.    aus  kohlensaurem   und   phosphorsaurem  Kalk,   im 
höheren  Mannesalter   und   bei    umfänglicher  Eesorption  an 
.den  Skeletteilen. 
Tripelphosphat-1.  und 
Pigment-I.    (im   Innern   der   Hamkanälchen)  —  und  noch 

einige  andere. 
Uterus-I.  Uterushypertrophie  durch  Bindegewebshyper- 
plasie,  ziemlich  identisch  mit  Metritis  chron.  (s.  d.). 

Infektion  (in-ficio  hineinthun,  anstecken)  An- 
steckung, Übertragung  eines  von  Menschen  oder  Tieren  oder 
einem  Miasma  herrührenden  imd  sich  weiter  entwickelnden 
Krankheitskeimes,  wobei  es  (gegenüber  der  Intoxikation)  nicht 
sowohl  auf  die  Quantität  als  auf  die  Qualität  des  Virus  ankommt. 

Die  Infektionskrankheiten,  Morbi  contagiosi,  werden 
eingeteilt  [nach  Liebermeister]  in 

a)  miasmatische:  Miasma  ist  ein  spezifischer  Krankheits- 
erreger, welcher  ausserhalb  und  unabhängig  von  einem  vorher  er- 
krankten Organismus  sich  erzeugt; 

b)  kontagiöse,  ansteckende:  Kontagium  ist  ein  spezi- 
fischer Krankheitserreger,  welcher  in  dem  an  der  spezifischen 
Krankheit  leidenden  Organismus  sich  entwickelt  und  von  dem 
Kranken  auf  den  Gesunden  durch  (mittelbaren  oder  unmittel- 
baren) Kontakt  übertragen  wird.  —  Je  nachdem  der  spezifische 
Ansteckungsstoff  am  Kranken,  resp.  den  kranken  Teilen  fixirt 
bleibt  imd  nur  durch  unmittelbare  Berührung  oder  Überimpfung 
(und  zwar  zuerst  immer  nur  lokal)  ansteckend  wirkt,  oder  diffus 
in  die  nächste  Umgebung  des  Kranken  sich  verbreitet,  unter- 
scheidet man  fixe  und  flüchtige  Kontagien; 

c)  miasmatisch -kontagiöse:  Ej-ankheiten,  die  weder  rein 
miasmatisch  noch  rein  kontagiös  sind,  deren  Ansteckungsstoff 
vielmehr  zwei  Entwicklungsstadien   zu  durchlaufen  hat,   bevor  er 


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Inflammatio  243 

ansteckungsfähig  wird,  eines  innerhalb  eines   erkrankten  Individu- 
ums, eines  ausserhalb, 
cf.  Zymosen. 

Infiltration  (fiUrum  Seiher,  Seihetueh,  y.filum  der 
Faden,  Filz). 

a)  Bei  einzelnen  Zellen  versteht  man  darunter  die  Intus- 
suszeption  und  Ablagerung  von  Stoffen  aus  dem  Blute,  welche  in 
den  Zellen  wie  der  Niederschlag  auf  einem  Filter  zurückgehalten 
werden  (Verkalkung,  Pigmentirung,  Amyloid-  imd  Fettinfiltration). 

b)  In  Geweben  und  Organen:  deichmässige  Anschwellimg 
und  Verdichtung  grösserer  Abschnitte  derselben,  verursacht  durch 
eine  Ablagerung  von  Entzündungsprodukten,  Neoplasmen,  Fett, 
Serum  etc.  in  sehr  zahlreichen,  aber  kleinen  Herden. 

Markige  I.  der  PEYER'schen  Drüsenplatten  und  der  solitären 
Follikel  bei  Typhus  abdominalis  beruht  auf  einer  exzessiven  Ver- 
mehrung der  zeUigen  Elemente,  die  entweder  zur  nekrotischen 
Zerstörung  oder  zur  äÜmählichen  Rückbildimg  führt.  In  diesen 
markig  infiltrirten  Drüsen  sind  von  Eberth  und  anderen  be- 
stimmte Bacillen  (Bacillus  typhosus  Eberth)  nachgewiesen  worden. 

Initltratum  corneae  vd.  Keratitis. 

Inflammatio  {in-flammare  in  Flammen  setzen,  ent- 
zünden) s.  Phlogosis  die  Entzündung. 

I.  catarrhalis  Entzündimg  von  epithelbekleideten  Flächen, 
vd.  Catarrhus. 

I.  parenehymatosa  die  dem  offen  mündenden  Drüsengewebe 
eigentümliche  Art  der  Entzündung,  welche  wesenthch  in  einer 
Veränderung  der  Parenchymzellen  besteht,  die  als  „trübe  Schwel- 
lung'* {vd.  Degeneratio)  bezeichnet  wird. 

I.  interstitialis  (v.  inter-sisto)  die  dem  Bindegewebe  und 
den  Gefässen  eigentümliche  Entzündungsform.  Der  Name  „Ent- 
zündung" bezieht  sich  zimächst  auf  die  hervorragende  Rolle, 
welche  das  Gefässsystem  bei  der  Entzündung  spielt.  Neben  der 
Hyperämie  wird  eine  Schwellung  der  entzündeten  Teüe  noch  be- 
wirkt durch  den  Austritt  von  Blutbestandteüen  (extravasirende 
Hyperämie),  das  sogen,  entzündüche  Exsudat,  aus  Serum  und 
weissen  Blutzellen  bestehend,  welche  letztere  durch  die  Grefäss- 
wände  „ausschlüpfen"  und  sich  als  Wanderzellen  {cf.  amöboid)  in 
die  Umgebung  verbreiten,  wo  sie  entweder  in  den  Geweben  liegen 
bleiben  und  der  fettigen  Degeneration  und  Eesorption  verfallen, 
oder  Abszesse  bilden,  oder  organisirt  werden,  oder  in  die  Lymph- 
gefässe  gelangen.  Wesentlich  ist  die  Alteration  der  Wandungen 
der  kleinen  Gefässe,  infolge  deren  die  zeUigen  Elemente  in  grösserer 
Menge  hindurchtreten :  entzündliche  Diosmose,  Diapedesis 
[nach  Rindfleisch]. 

cf.  Stasis. 

16* 


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244  Influenza 

L  per  continuitatem  Ausbreitung  der  Entzündung  von 
einem  auf  einen  anderen  kontinuirlich  damit  zusammenhängen- 
den Teil. 

I.  per  contiguitatem  Ausbreitung  der  Entzündung  auf 
Teile,  welche  mit  den  primär  entzündeten  in  Berührung  sind,  z.  B. 
von  der  Pleura  pulmonalis  auf  die  PL  costalis. 

Influenza  {ital  das  Wort  deutet  wahrscheinlich 
auf  einen  präsumirten  atmosphärischen  Einfluss  hin  — 
influere  beeinfluBsen  —  nach  Anderen  auf  die  „Mode- 
krankheit") epidemisches  Katarrhalfieber,  Grippe  (von 
gripper  greifen),  eine  von  Zeit  zu  Zeit  in  ausgedehnten  Epidemien 
mit  Katarrh  der  Eespirations-  und  Verdauungsorgane,  Fieber  und 
bedeutenden  nervösen  Erscheinungen  auftretende  und  kritisch 
endende  akute  Infektionskrankheit. 

Infraktion  (frangere)  Einbrechung  z.  B.  eines  Stückes 
des  knöchernen  Schädels  nach  dem  Schädelramn,  oder  Ein - 
knickung  z.  B.  von  Röhrenknochen  nach  Art  der  Knickung 
einer  Papierrolle.  Die  Einknickung,  ein  partieller  Bruch,  kommt 
nur  bei  sehr  weichen,  zumal  rhachitischen  Kinderknochen  vor,  in- 
dem die  mangeUiafte  Anbildimg  kompakter  Substanz  auf  der 
Aussenfläche  der  Knochen  bei  gleichzeitiger  physiologischer 
Resorption  der  kompakten  Substanz  von  der  Markhöhle  aus  zu 
einer  Dickenabnahme  der  Rinde  führt. 

cf.  Fractura. 

Infnsion  {in-fundere  hineingiessen)  das  Eingiessen 
von  Arzneimitteln  ohne  Anwendimg  eines  besonderen  Druckes  im 
Gegensatz  zur  Injektion.  Man  unterscheidet  eine  interstitielle 
I.  (z.  B.  HEGAR'sche  Wassereingüsse  in  Darm,  Magen,  Blase 
u.  s.  w.),  eine  parenchymatöse  I.  und  eine  hy  podermatische  I. 
Die  intravenöse  Infusion  findet  in  neuerer  Zeit  ihre  Anwen- 
dimg an  Stelle  der  Transfusion. 

Inhalation  (H.  von  inhdlare  zuhauchen,  einatmen) 
Einatmung  von  Dämpfen  und  Gasen  als  Heilmittel  bei  Er- 
krankungen der  oberen  Luftwege. 

Injektion  (in-jicio  hineinwerfen)  Einspritzung, 
reinigende  oder  medikamentöse,  in  Körperhöhlen  oder  durch  Stich- 
kanäle unter  die  Haut  (subkutane  I.)  oder  in  die  Tiefe  der 
Organe  (parenchymatöse  I.)  t>i    4. 

Pathologisch-anatomisch  im  Sinn  der  strotzenden  Blut- 
füllung  der  kapillaren  und  kleinen  arteriellen  und  venösen  Ge- 
fässchen  eines  Teiles  als  Symptom  der  aktiven  Hyperämie. 

Inocnlatio  {oculus  Auge,  Knospe)  das  Einimpfen. 

I.  vaeeinae  i.  q.  Vaccinatio. 

Inopexie  (17  tg,  lv6g  Faserstoff,  17  nti^ig  Gerinnung, 
V.  üiYiyvvfii  festmachen)  Disposition  des  Blutes  zur  Germnung 
im  lebenden  Körper. 


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Insultus  245 

Inosnrie  (ovgeco  harnen)  Vorkommen  von  Inosit  (s.  d.) 
(Mufikelzucker)  im  Harn  bei  Polyurie  mid  neben  dem  Trauben- 
zucker bei  Diabetes. 

Insertio    Telamentosa   fanicnli    umbilicalis 

(velamentum  Hülle)  eine  nicht  seltene  Abnormität,  wobei  sich 
die  Nabelschnur  nicht  direkt  an  der  Plazenta  inserirt,  sondern 
mehr  oder  weniger  weit  vom  Eande  derselben  in  die  Eihäute  über- 
geht und  die  Nabelschnurgefässe  in  den  Eihäuten  nach  der 
Plazenta  hin  laufen,  wobei  die  zwei  Nabelarterien  gerne  zu 
einem  gemeinschaftlichen  Stamm  verschmelzen  [Schröder].  Bei 
der  sehr  seltenen  Insertio  furcata  funic.  umbil.  gabelt  sich 
die  Nabelschnur  in  zwei  Schenkel,  mit  denen  sie  zentral  oder 
exzentrisch  inserirt. 

Insolation  (sol  Sonne)  s.  Siriasis  Hitzschlag, 
Sonnenstich,  die  Folgen  zu  hoher  Temperaturwirkung,  am 
häufigsten  der  Sonnenhitze,  auf  den  Organismus.  Die  pathologische 
Anatomie  dieser  Affektion  ist  zur  Zeit  noch  nicht  festgestellt.  Als 
wesenthch  wird  eine  exzessive  Erhöhung  der  Körpertemperatur 
angesehen. 

Insomnie  (somnus  eig.  sop-nus  v.  Stamm  sop,  verw.  mit 
sopor  der  Schlaf)  i.  q.  Agrypnie. 

Insonfflatenr  (frz.  v.  sub-flare)  Instrument  zumEin- 
b lasen  gepulverter  Arzneistoffe  in  den  Nasenrachenraum,  Rachen, 
Kehlkopf.     Insufflation  das  Verfahren  des  Einblasens. 

Inspektion  oder  Adspektion  Besichtigung,  Be- 
standteil der  klinischen  Untersuchungsmethoden. 

cf.  Auscultation,  Palpation,  Percossion,  Mensnration. 

Insuffizienz  (sufficere  genügen)  ungenügende 
Funktionsfähigkeit  eines  Organs,  insbesondere  muskidöser 
Organe  (Augenmuskeln,  Herz,  Magen,  Darm).  Hinsichtlich  eines 
Klappensystems:  gestörte  Schlussfähigkeit  desselben. 

cf.  Incontinentia. 

Insnltns  {in-silire  hineinspringen,  salio)  der  Anfall. 

F.  hysterieus  der  eigentliche  hysterische  Anfall 
(zum  Unterschiede  von  anfallsweise  auftretenden  hysterischen 
Symptomen)  besteht  in  allgemeinen  klonischen  Zuckungen  oder 
Zwangsbewegungen,  gewöhnlich  von  schreienden  Tönen  und  un- 
regelmässiger  Atmung  begleitet,  in  schwereren  Fällen  mit  Bewusst- 
seinsverlust  und  epileptiformen  Krämpfen  (Hysteroepilepsie); 
oder  der  Anfall  äussert  sich  in  Form  kataleptischer  Zustände, 
oder  hysterischer  Geistesstörungen,  oder  der  Synkope  hysterica. 

I.  apopleeticus,  epilepticus,  eklamptieus,  maniaealis  etc. 
vd.  Apoplexie,  Epilepsie  etc. 
cf.  Paroxysmus. 


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246  Intentio 

Intentio  (in-tendere  anspannen,  anstrengen)  in  der 
Chirurgie  oft  gebraucht  in  dem  Ausdruck 

Regeneratio  s.  Sanatio  per  primam  oder  seenndam  in- 
tentionem. 

Die  Wundheilung  per  primam  I.  tritt  in  zwei  Formen  auf: 

1.  als  unmittelbare  Vereinigung.  Die  Wundflachen  ver- 
kleben durch  eine  eiweisshaltige  Flüssigkeit  und  verwachsen  ohne 
weitere  Eötung  und  AnschweUung  in  wenigen  Tajgen  definitiv; 

2.  als  Heüung  mit  oberflächlicher  molekularer  Nekrose  des 
Wundrandes,  deren  Partikelchen  jedoch  ohne  weitere  Eiterung 
wieder  resorbirt  werden.  Die  Wundränder  werden  hyperämisch 
und  schwellen  durch  eine  seröse  und  zeUige  Infiltration  etwas 
an.  Dieses  plastische  Infiltrat  liefert  die  verbindende  Grund- 
substanz. 

Bei  der  Heilung  per  secundam  I.  fehlt  die  direkte  Ver- 
klebung der  Wundränder,  die  Wunde  verwandelt  sich  in  ein 
offenes  eiterndes  Geschwür.  Gegen  den  fünften  Tag  erscheinen 
Granulationen  (s.  d.),  von  denen  eine  pyogene  oberflächliche 
und  eine  tiefere  plasmatische  Schicht  zu  unterscheiden  ist. 
Daraus  bildet  sich  erst  homogenes,  dann  faseriges  Bindegewebe, 
das  Narbengewebe,  worin  die  Gefässe  anfänglich  persistiren,  all- 
mählich verschwinden.  Die  dünne  Epidermis,  mit  welcher  das 
Narbengewebe  sich  überzieht,  wird  von  der  Nachbarschaft  ge- 
liefert. 

cf.  Cicatrix, 

Intentionstremor  {intendere  anspannen ,  tremere 
zittern)  das  bei  willkürlichen  Bewegungen  auftretende  Zittern, 
ein  Symptom  der  multiplen  Sklerose. 

cf.  Sklerosis. 

Interkalarstaphylom  (intercälare  einsehalten,  von 
calare  rufen,  xaXsTv)  vd.  Staphyloma. 

Interkostalnenralg^ie,  Kenralg^ia  intercosta- 

lis  (Sammelname  für  alle  Neuralgien,  die  im  Gebiet 
der  zwölf  Dorsalnerven  ihren  Sitz  haben ;  tnter  costtis 
zwischen  den  Bippen).  I.  ist  entweder  eine  rheumatische 
oder  traumatische,  oder  sekundär  nach  Erkrankungen  der  Lunge 
imd  der  Pleura,  und  Affektionen  des  Eückenmarks  und  der 
weiblichen  Geschlechtsorgane.  Von  differentiell- diagnostischer 
Bedeutung  für  das  Leiden  sind  die  VALLEix'schen  Äints  dou- 
loureux. 

cf.  Puncta  dolorosa. 

Intermediär  (inter  dazwischen,  medium  die  Mitte) 
im  Gegensatz  zu  primär  und  sekimdär,  z.  B  in  Bezug  auf  die 
Zeit  einer  Operation,  wenn  dieselbe  später  als  etwa  achtundvierzig 
Stunden  nach  einer  Verletzimg,  in  der  Periode  der  Infiltration  und 
entzündlichen  Reaktion  und  vor  dem  Verschwinden  dieser  vorge- 
nommen wird. 


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Intussusceptio  247 

I]tternieitiit£:ealapoplexie  (17  f^fjvtyS  Haut,  hier 
Hirnhaut,  vd,  Apoplexia)  Blutung  zwischen  Dura  und  Arach- 
noidea,    z.  B.    bei   Durchbruch   eines    Haematoma  durae   matris 

(s.  d.). 

Intermissioit  (inter-mittere  einen  Zwischenraum 
freilassen,  aussetzen)  das  vollständige  Pausiren  von  Krank- 
heiten oder  deren  Symptomen. 

cf.  Remission. 

Intermittens  sc.  Febris  s.  d.  u.  Malaria. 

Intertrlg^o  {ttro  reibe)  das  Fratt-  oder  Wund  sein, 
Rötung  der  Haut  mit  Mazeration  und  teilweisem  Verlust  der 
Epidermis  infolge  längerer  Einwirkung  von  Feuchtigkeit,  besonders 
Schweiss. 

f.  perinealis  {jtegva  Hüftknochen  s.  perinea)  „Wolf ^ 

Intimidation  (timidus  furchtsam)  I.-System  [Letiret]. 
Behandlungsweise  bei  Psychosen,  welche  durch  Douchen  jede 
krankhafte  Äusserung  zu  unterdrücken  und  so  die  Psychose  zu 
heilen  sucht  [nach  Kräpelin]. 

Intoxikation  (vd.  Toxicum)  Vergiftung,  die  schäd- 
liche und  bei  Aufnahme  von  relativ  grösseren  Mengen  sicher  tot- 
liche Wirkung  gewisser  chemischer,  pflanzlicher  und  tierischer 
{Schlangengift)  Stoffe,  deren  Wirkungsintensität  im  Verhältnisse  zu 
ihrer  Quantität  steht. 

cf.  Infektion. 

Intrafötation,  Foetus  in  foetu,  Doppelmissbildungen, 
hei  denen  ein  Individuum  entwickelt,  das  andere  verkümmert  ist 
und  als  parasitische  Masse  ein  Anhängsel  in  gewissen  Körper- 
gegenden des  entwickelten  bildet.  Man  unterscheidet  je  nach  dem 
Sitz  der  parasitischen  Teile  eine  I.  abdominalis,  I.  capitis, 
I.  sacralis. 

cf.  Engastrius,  Epigastrius,  Epignathus,  Pygopagus,  Teratom. 

Intubation  (tubus  =  tuba  Bohre)  des  Kehlkopfs,  Ein- 
führung von  Kehlkopfkanülen,  welche  liegen  bleiben,  vom  Munde 
aus,  zum  Zweck  der  Erweiterung  von  Stenosen,  neuerdings  besondera 
bei  Kehlkopf-Croup  mit  Erfolg  angewandt  (0'  Dwyer). 

Intumeszenz  (intumesco  aufschwellen  Inchoat.  von 
tumeo  mit  verstärkendem  in)  die  Anschwellung  als  Vor- 
gang, das  Anschwellen. 

cf.  Tumor. 

Intussusceptio  {intus  nach  innen  hinein,  suscipere 
aufnehmen,  von  sus  =  sub  von  unten,  aufwärts,  capio 
nehmen)  s.  Invaginatio  (vagina  die  Scheide)  sc.  intestinorum, 
Darmein  Schiebung,  Einstülpung  eines  Darmabschnittes  in  den 


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248  Invaginatio 

zunächst  folgenden  weiteren,  seltener  in  den  vorausgehenden,  was 
zur  Aufhebung  der  Durchgängigkeit  führen  kann. 

Der  äussere  Zylinder  bildet  das  Intussuscipiens  oder  die 
Scheide,  die  beiden  mittleren  das  Intussusceptum.  —  Am 
häufigsten  ist  Einstülpung  von  Ileum  und  Cöcum  in  das  Kolon 
(Invaginatio  ileocoecalis). 

cf.  Prolaps,  Ileus. 

lüTag^inatio  i.  q.  Intussusceptio. 

IiiTasioit    (in-vadere    eindringen)    Ansteckung   mit 
Organozoen  (Invasionskrankheiten), 
cf.  Stadium  invasionis. 

liiTersio   (in-vertere  um-  oder  einwärtswenden). 

I.  testis  Einwärtskehrung,  d.  i.  diejenige  Stellungsveränderung: 
des  Hoden,  bei  welcher  sein  freier  Rand  statt  nach  vorne  nach 
innen  steht. 

I.  uteri  teilweise  Einstülpung  oder  derartige  totale  Um- 
stülpung des  Uterus,  dass  der  Fundus  durch  den  Muttermund 
hindurchgetreten  ist  (I.  completa). 

I.  vaginae  Einstülpung  der  vorderen  oder  hinteren  Scheiden- 
wand oder  beider  in  die  Scheide  oder  in  die  Vulva. 

1.  resicae  i.  q.  Ektropia  vesicae. 

I.  viscerum  vd.  Situs  transversus  viscerum. 

InTolntion  {in-volvere  einwärtswälzen)  der  Vorgang 
der  Rückbildung  z.  B.  des  Uterus  im  Puerperium,  oder  der 
Organe  im  Alter  (senile  I.,  Involutionsperiode,  opp.  Evolution). 

cf.  Subinvolutio. 

Jodismns  (iMdfjg  iosidrjg  v.  to  i(yv  u.  sXdoHf  veüchen- 
artig  —  von  der  blauen  Farbe  der  Joddämpfe)  Jod  Ver- 
giftung, kommt  vor  als  J.  acutus  und  chronicus. 

Iracnndia  morbosa  pathologische  Zornsucht. 

Iridektomie  {rj  Igig,  igiSog  Regenbogen,  Regen- 
bogenhaut, s.  auch  Iris,  ix-TSfirco  ausschneiden)  Aus- 
schneidung eines  Stückes  der  Iris  von  einer  künsthchen 
Hornhaut-  oder  Skleral wunde  aus,  entweder  zum  Zweck  der  Kore- 
morphose  (optische  Iridektomie),  oder  in  kurativer  Absicht  bei 
gewissen  Augenkrankheiten  (Glaukom  u.  s.  w.). 

cf.  Iridotomie. 

Iridenkleisis   (^  ey-xXeioig  v.  syxkeio)  einschliessen) 

die  Einklemmung  einer  Irisfalte  in  einen  langen  und  engen 
Wundkanal  der  Lederhaut,  als  Ersatz  der  Iridodesis. 

Irideremie  {rj  igrjf^ia  Mangel,  v.  sgrifiog)  s«  Aniridie 
angeborener  Irismangel. 

cf.  Eoloboma  iridis. 


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Iridoplegia  249 

Irido-Chörloiditis  (vd.  Chorioiditis)  gemeinschaft- 
liche Iris-  und  Aderhautentzündung,  Entzündung  de» 
Uvealtraktus,  tritt  analog  der  Iritis  als  L  plastica,  serosa, 
parenchymatosa  (suppurativa)  und  gummosa  auf;  prak- 
tischer ist  jedoch  folgende  Einteilung  [nach  de  Wecker]  : 

I.  consecutivii  die  sekundäre  L,  welche  nach  Iritis  durch 
Übergreifen  der  Entzündung  auf  die  Chorioidea  häufig  auftritt, 
konstant  aber  dann,  wenn  es  zu  zirkulären  hinteren  Synechien  ge- 
konunen  ist. 

I.  spontanea  die  primäre  L,  anfänglich  nur  Cyklitis. 
Hier  gehen  die  Funktionsstörungen  den  Zeichen  der  Iritis  voraus 
imd  treten  polare  Katarakte  ein,  welche  sich  nicht  durch  Exsudate 
von  Seiten  der  Iris  erklären  lassen. 

I.  sympathica  (traumatica)  ist  sympathische  Ophthalmie, 
welche  fast  immer  nur  unter  der  Form  einer  I.  plastica  auf- 
tretend infolge  von  Verletzung  des  anderen  Auges, 
insbesondere  des  Verweilens  eines  Fremdkörpers  darin  entsteht. 
Der  sympathische  Eeiz  wird  durch  die  Zihamerven  übertragen. 

Iridodesis  (17  öemg  Binden,  v.  deco)  veraltete  Ersatz- 
methode der  Iridektomie,  wobei  die  aus  der  künstlichen  Hornhaut- 
wunde  hervorgezogene  Irisfalte  mit  einem  dm-ch  den  Limbus  con- 
junctivalis  gezogenen  Faden  fixirt  wurde. 

cf.  Iridenkleisis. 

Iridodialysis  {öiaXvo)  auflösen)  die  Ablösung  der  Iris 
vom  Ziliarrande. 

Iridodonesis    {Soveco   schwanken),    Iris  tremnlans. 

Schlottern  der  Iris,    welches  sich  einstellt,  wenn  die  Regen- 
bogenhaut  ihrer   natürlichen    Stütze,   der  vorderen   Linsenkapsel, 
durch  Schnunpfimg  oder  Entfernung  der  Linse  beraubt  ist. 
cf.  Hippns. 

Iridokoloboma  vd.  Koloboma  iridis. 

Iridonkosis  (6  oyxog  die  G-eschwulst,  Syxoco)  Uveal- 
staphylom:  wenn  es  bei  meist  vollständigem  Pupillarverschluss 
zu  einer  sehr  bedeutenden  Vortreibung  der  ganzen  sehr  ver- 
dünnten Iris  kommt. 

Iridoplegria  (jtXijaao}  schlagen)  Lähmung  der  Iris- 
muskulatur.   Zu  unterscheiden: 

1)  Akkommodative  I.  Fehlen  der  Pupillen  Verkleinerung, 
beim  Versuch  zu  akkommodiren. 

2)  Reflektorische  I.  Verlust  des  Lichtreflexes  oder  Ver- 
lust der  reflektorischen  Dilatation  der  Pupille  bei  Haut- 
reizen. 

Am  häufigsten  Teilerscheinung  bei  Tabes  und  progressiver 
Paralyse. 


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250  Iridoptosis 

Iridoptosis  (»J  jtt&oig  von  m7tx<o  fallen)  =  Prolapsus 
iridis. 

Iridoschisis,-  isma  {oxiC(o  spalten)  i.  q.  Xoloboma 
iridis. 

Iridotomie  (ji  xo/uij  v.  xifAvoa)  Einschneidung  des 
Irisrandes  von  einer  anderseitigen  künstlichen  Homhautwunde 
aus  (mit  der  WECKER'schen  Scheerenpinzette),  den  strahlenförmigen 
Muskelfasern  gleichlaufend,  worauf  durch  Eetraktion  der  Kreis- 
muskelfasem  Bildung  einer  künstlichen  Pupille  erfolgt. 

cf.  Iridektomie. 

Iri8  (^Igtg  die  G-ötterbotin  des  Begenbogens,  iQig  die 
Veilehenwurzel,  der  Begenbogenstein)  Bezeichnung  für 
jene  krankhaften  Erscheinungen  auf  der  Haut,  welche  sich  dm*ch 
inein andergelagerte  Kreise  oder  durch  einen  Kreis,  dessen 
Zentrum  durch  eine  Effloreszenz  angedeutet  ist,  auszeichnen,  z.  B. 
Herpes  ins  etc. 

cf.  gyratus,  annulatus,  circinatus. 

Iritis  Regenbogenhautentzündung. 

Pathologisch-anatomisch  sind  zu  unterscheiden  [nach 
DE  Wecker,  Gräfe  und  Sämisch,  Hdb.]: 

I.  siinpicx  in  akuter  und  chronischer  Form,  idiopathisch  oder 
nach  Konjunktiva-  und  Komeaerkrankungen ;  Verfärbung  und 
mattes  Aussehen  der  Iris,  Kanmierwasser  wenig  oder  gar  nicht  ge- 
tmbt,  kein  plastisches  Exsudat. 

I.  plastica  bei  welcher  Form  sich  die  entzündlichen  Exsudate 
hauptsächlich  auf  der  Hinterfläche  der  vorderen  Augenkanmier 
{Iris  und  Linsenkapsel)  ablagern. 

I.  serosa.  Hierbei  tritt  das  Entzündungsprodukt  unter  der 
Form  einer  serösen  Flüssigkeit  auf,  aus  welcher  sich  die  koagu- 
lirbaren  Elemente  niederschlagen  und  auf  der  Vorderfläche  der 
Augenkammer,  der  DESCEMET^schen  Haut,  einen  kömigen,  meist 
punktförmigen  Beschlag  bilden  (früher  als  Hydromeningitis 
oder  Descemetitis  bezeichnet). 

I.  parencliymatosa  und  suppurativa.  Hierbei  wird  das  ent- 
zündliche Produkt  in  das  Irisgewebe  selbst  abgelagert,  wodurch 
eine  beträchtliche  Schwellung  desselben  hervorgemfen  wird.  Die 
suppurative  Form,  wobei  eine  Einwanderung  lymphoider  Zellen 
ausser  in  das  Irisgewebe  auch  in  die  vordere  Kammer  stattfindet, 
wird  auch  als  Hypopyon-Jritis  bezeichnet. 

Ätiologisch  sind  zu  imterscheiden : 
I.  syphilitica  s.  gummosa  charakterisirt  durch  meist  zen- 
trale Entwicklung  kleiner  gummöser  Knoten,  unter  anfänglich 
relativer  Integrität  des  angrenzenden  Irisgewebes.  —  Bei  früher 
behandelter  Syphilis  tritt  die  I.  häufiger  in  der  plastischen 
Form  auf. 


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Ischias,  Ischialgie  251 

1«  rheumatiea  die  mit  rheumatischer  Diathese  zusammen- 
Mnffende  I.,  dm-ch  vorwiegende  Teihiahme  des  Episkleralgewebes 
an  der  (plastischen)  Entzündung  charakterisirt. 

I.  blennorrhagica  in  Zusammenhang  mit  Tripper.  Jn  den 
von  Wecker  beobachteten  Fällen  ging  dieser  —  aus  plastischer 
imd  seröser  I.  gemischten  —  Form  stets  eine  rheumatische  Ge- 
lenkerkrankung (Arthrophlogosis  gonorrhoica)  voraus,  doch  ohne 
die  Charaktere  der  vorigen  Form. 

I.  tubereulosa,  sekundär  nach  Tuberkulose  anderer  Organe: 
Auftreten  von  graugelben  {Tuberkel-)Knötehen,  erst  in  der  Peri- 
pherie, später  im  Pupillargebiet. 

I.  leprosa  Knötehen  im  Ziliarteil  der  Iris,  sonst  wie  I.  serosa 
oder  plastica. 

Irradiation  (in  und  radius  Strahl)  Ausstrahlung, 
Mitempfindung,  von  Schmerzen  gebraucht,  wenn  sich  die  Er- 
regung von  einer  sensiblen  Faser  auf .  andere  benachbarte  über- 
trägt (bei  entfernteren:  sympathisch).  Die  Erregung  geschieht 
in  den  Zentralorganen,  wird  aber  nach  dem  Gesetz  der  exzen- 
trischen Projektion  in  die  Peripherie  verlegt. 

cf.  Reflex. 

lrri£:ator  (ir-rtgare  Wasser  wohin  leiten)  Vorrich- 
tung zm-  ausgiebigen  Bespülung  (Irrigation)  von  Wunden, 
Körperhöhlen  ete.  mit  einem  schwachen  Wasserstrahle. 

Irritantia  (sc,  remedia)  reizende  Mittel,  vd.  Acria. 

Irritation  (ir-rltare  anreizen,  v.  in-rire  anknurren) 
die  Eeizung. 

Spinal-I.  Symptomenkomplex,  der  in  neuralgieartigen,  ihren 
Sitz  wechselnden  Schmerzen  im  Körper,  zugleich  mit  grosser 
Druckempfindlichkeit  einzelner  Domfortsätze  der  Wirbelsäule  be- 
sonders bei  nervösen  und  hysterischen  Personen  besteht. 

cf.  Erethismus,  Puncta  dolorosa. 

Iscitämie  (toxo)  Nebenf.  von  exco  halten,  hemmen; 
To  affia  das  Blut)  Hemmung  der  Blutzufuhr  infolge  Vermeh- 
i-ung  der  Widerstände,  insbesondere  durch  Gefässkrampf,  und  die 
dadurch  hervorgerufene  lokale  Anämie  (Anaemia  spastica). 

Iscitiagra  {vd.  Ischias,  ^  äyga  Falle)  Hüftgicht  vd. 
Arthritis  urica. 

Iscllias,  Isdlialffie    (^  laxtdg,  sc.  voaog,    von  TO  laxiov 

Hüfte,  TO  äkyog  Schmerz)   s.  Malnm  €otannii,    Neuralffia 

isehiadiea  Hüftweh,  Neuralgie  eines  Teiles  des  Plexus  sacralis, 
betrifft  teils  die  von  den  sensiblen  Fasern  des  Nervus  ischiadicus, 
teils  die  vom  N.  cutaneus  femoris  posterior  versorgten  Teile,  bald 
oberflächlich,  bald  in  der  Tiefe. 


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252  Ischiocele 

Als  Ischias  antica  wird  die  Neuralgie  des  N.  crurali» 
bezeichnet  (Plex.  lumbalis),  wobei  die  Schmerzen  entweder  auf 
der  äusseren  und  angrenzenden  hinteren  Schenkelflache  bis  gegen 
das  Knie  herab  oder  in  der  mittleren  und  inneren  Partie  der 
Vorderschenkelfläche,  vorderen  Kniegelenksgegend,  inneren  Fläche 
des  Unterschenkels  und  des  inneren  Fussrandes  sitzen. 

Ischiocele  (97  xi/Ai;  Bruch)  =  Hemia  ischiadica. 

Isdiiopag^ns  (vom  Stamme  ütay,  wie  in  jiaysig,  IL  Äor. 
Pass.  von  nriywfjii  verbinden)  Missgeburt  mit  zwei  fast 
vollständigen  Körpern,  welche  mit  den  Becken  untereinander  ver-^ 
schmolzen  sind  und  in  Einer  Linie  (nicht  nebeneinander  wie  bei 
Pygopagus)  liegen,  mit  nur  einem  Nabel. 

Isclmria  (toxfo  hemmen,  x6  ovqov  Urin)  Harnver-^ 
haltung  im  allgemeinen. 

I.  spastica  der  äusserste  Ausdruck  der  Dysuria  spastica. 

l8okorie  {toog  gleich,  97  xoqri  Pupille)  Gleichheit 
der  Pupillen. 

Itinerarinm  („Wegweiser",  von  iter,  itineris  Beise) 
Rinnensonde,  hauptsächlich  beim  Steinschnitt  verwendet, 
cf.  Gorgeret. 

Ixodes  ricinus  {i^coSrjg,  eig.  s^oeidrjg  vogelleimartig» 
klebrig,  sich  anhängend,  von  6  l^6g  die  Mistel,  viscumy. 
auch  der  daraus  bereitete  Vogelleim;  ricinus  lat.  Name 
für  eine  grössere  Läuseart,  vom  Stamme  rik  ritzen» 
kratzen)  der  Holzbock,  die  Zecke. 

cf.  Dermatozoen. 

Kachexia  {n  xaxs^ia  die  schlechte  Beschaffenheit, 

von  ij  €^ig  das  Befinden  und  xaxog)  nennt  man  den  Zustand 
andauernd  geringer  Ernährung  bei  jüngeren  Individuen,  wie  er 
durch  unzureichende  Nahrung  und  erschöpfende  Krankheiten 
erzeugt  wird,  im  Gegensatz  zu  dem  Marasmus  des  Greisenalters. 

K.  africana  vd.  Geophagie. 

K.  exophthalmiea  (franz.  Goitre  exophthalmique)  i.  q.  Morbus 
Basedowü. 

K.  lymphatica  s.  splenica  vd.  Pseudoleukämie. 

K.  mercurialis  durch  chronische  Einwirkung  von  Queck- 
silber bedingter  kachektischer  Zustand. 

K.  strumipriva  (vd.  Struma)  s.  thyreopriva  (v.  privus  be- 
raubt) K.  nach  operativer  Entfernung  der  Schilddrüse,  verbunden 
mit  psychischen  Störungen. 

Kak-ke  (Japan.)  i.  q.  Beriberi. 
cf.  Tabes. 


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Katamenien  253 

Kakosmia  snbJectiTS  (»J  oofiri  Geruch,  v.  oCg>)  eine 
Art  von  Hyperaesthesia  resp.  Paraesthesia  olfactoria,  sub- 
jektive Empfindung  übler  Gerüche,  durch  Reize  an  irgend 
einer  Stelle  des  Zentrums  oder  der  Bahn  des  Riechnerven  be- 
dingt, bei  Hysterischen,  Greisteskranken,  Epileptikern,  Syphili- 
tischen vorkonmiend. 

cf.  Hallacinatio. 

Kardiasthenia,  Kardiog^miis  etc.  vd.  unter  C. 

Karpholojg^ia  {t6  xdgqpog  Spahn,  Flocke  und  Xsyoy 
lesen)  i.  q.  Krocidismus,  vd.  Floccilegium. 

Karns    {6  xdgog  tiefster    Schlaf,  Totenschlaf  v.  m- 

daQ'Mvco  dormio)  vd.  Sopor,  Koma,  Lethargie. 

Karyokinenis  {x6  xolqvov  Nuss,  hier  für  Kern,  xiv6(o 
bewegen)  indirekte  Kernteilung  mit  Bildung  der  Flem- 
^UNG'schen  Kemteilungsfiguren ,  die  sowohl  unter  normalen  als 
pathologischen  Verhältnissen  vorkonmit. 

Karyolysis  {Xvto  lösen)  Auflosung  des  Kerns  bei 
•der  Karyokinese. 

Karyopltag^ns  («^ay^rv  essen)  wörtlich  Kemfresser,  Bezeich- 
nung für  ein  Keminfektion  bewirkendes  Protozoon  (vd.  Coccidien). 

Katadikrot,  Katapolykrot  (vd.  Dikrotismus)  ist 
-der  Puls,  in  dessen  absteigenden  Schenkel  eine  oder  mehrere 
Elevationen  fallen. 

Katalepsie  ifi  xaxdXrixpig  v.  xata-XafjLßdvm  fest  nehmen 
oder  halten)  Starrsucht,  anfaUsweise  auftretende  Krankheit, 
bei  welcher  unter  Verminderung  oder  Aufhebung  des  Bewusstseins 
xuQd  der  Empfindung  während  aer  Anfälle  die  Muskeln  in  einem 
211  Beginn  des  Anfdls  eingenommenen  Kontraktionszustande  ver- 
harren, während  passive  Bewegungen  resp.  behebige  Stellungs- 
veränderungen der  Körperteile  leicht  hervorgebracht  werden 
können  (Flexibilitas  cerea).  Das  Leiden  kommt  einerseits 
•als  Teilerscheinung  der  Hysterie  (Hysteria  kataleptica), 
^andererseits  als  Symptom  chronischer  Gfehimerkrankungen,  aber 
Auch  als  selbständige  Affektion  vor  und  scheint  wesentKch  auf 
•einem  abnorm  erhöhten  Leitungswiderstande  innerhalb  der  mo- 
torischen GangUen  zu  beruhen,  wodurch  die  EiTegbarkeit  der 
Muskeln  auf  am  Minimum  herabgedrückt  wird. 

cf.  Tetanus. 

Katalyse  (ji  xaxa-lvoig)  die  Auflösung,  vd.  Elektro- 
katalyse. 

Katamenieit  {ja  xaraf^ii^vta  von  xaxd  über,  im  Zeit- 
«inn,  6  ^rjv  Monat)  das  Monatliche,  die  Menstruation 
{physiologisch). 


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254  Kataphorisch 

Kataphoriseh,  Kataphorese  (xata-^pogeco  mit  siclr 
fortführen)  nennt  man  diejenige  Eigenschaft  oder  Wirkung- 
des  elektrischen  Stromes,  vermöge  deren  bei  Durchleitmig  des- 
Stromes  durch  einen  in  einem  porösen  Körper  enthaltenen  Elek- 
trolyten Flüssigkeit  von  dem  positiven  Pole  nach  dem  negativen, 
bewegt  wird. 

Kataplasma  (to  xaxdnXaofxa  Aufgestrichene ,  von 
xaxa-jiXdaoco  aufschmieren)  gewöhnlich  nur  in  der  Bedeutung; 
„warmer  Breiumschlag"  (doch  auch  Gips-K.  etc.). 

cf.  Epithema,  Fomentum, 

Kataracta,  Katarrh  vd.  unter  C. 

Katatonie  (xara-zetW  anspannen)  Schlafsucht,, 
schlafähnlicher  Zustand  von  sehr  langer  Dauer,  wobei  die  körper- 
lichen und  geistigen  Funktionen  zum  grössten  Teil  aufgehoben 
sind.  Die  Äzeichnung  kann  vorläufig  nur  als  eine  sympto- 
matische gelten,  Kahlbaum  betrachtet  den  Zustand  als  eigen- 
tümliche Krankheit,  als  „Spannungsirresein  des  Gehirns",  durch 
krankhafte  Affektionen  des  Grehims  bedingt  (eine  Trübung  der 
weichen  Hirnhäute  über  der  Brücke  soll  konstant  sein;  der  Zu- 
stand  stehe  zwischen  Melancholia  attonita  und  Gehirnparalyse, 
in  der  Mitte). 

cf.  Hypnodsmus,  Katochns,  Koma,  Somnolenz. 

Katelektrotoniis  vd.  Elektrotonus. 

Kathartica  {xa^agiixog  reinigend,  von  xa^algm),  sc^ 
remedia,  i.  q.  Purgantia,  vd.  Laxantia. 

Katharsis  die  Wirkung  der  Abführmittel. 

Katheter  [Galen]  (6  xa^exriQ  was  man  hinablässt, 
hineinsteckt,  v.  ;ca^-/9//it  herunterlassen)  röhrenförmige» 
Instrument  zur  Einführung  durch  die  Harnröhre  in  die  Blase 
behufs  Entleerung  des  Blaseninhaltes  oder  zu  Injektionen  (hierzu 
der  K.  d  double  courant  mit  zwei  parallelen  Eöhren,  um  den 
sofortigen  RückQuss  zu  ermöglichen). 

Katheterismus  das  Katheterisiren,  Anwendung^ 
des  Katheters. 

K.  posterior  s.  retro-urethralls,  1787  von  Hunter,  1849 
von  Brainart  empfohlen,  daher  BRAiNART'scher  K.  genannt^ 
das  Einführen  eines  Katheters  in  die  Urethra  von  deren  Blasen- 
mündung aus  nach  vorgängiger  Punctio  vesicae  bei  impermeablen 
Strikturen,  Hamröhrenzerreissung. 

K.  laryngis  das  Einführen  eines  Katheters  in  den  Kehl- 
kopf entweder  zur  Einleitung  der  künstlichen  Eespiration  bei 
Asphyxie  oder  zur  Erweiterung  von  Kehlkopfstenosen  bei  Diph- 
therie, Krup,  Tuberkidose,  SypMis  u.  s.  w. 

K.  tubae  Enstachii  das  Einführen  eines  Katheters  in  die 
Eachenmündung   der  Tuba  Eustachü    zum   Zwecke   der  Luftein- 


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Keloid  255 

blasimg  in  das  Mittelohr.  Das  Verfahren  ist  bei  allen  Mittelohr- 
affektionen indizirt,  wenn  das  gewöhnliche  PoLLixzER^sche  Ver- 
fahren (einfache  Lufteinblasung  durch  die  Nase  ohne  Katheter) 
nicht  gelingt. 

Z  \  .KÄthetometeü  (Katheten  —  xd^stoc  v.  xa^itj/ni  —  die  den 

;    j  rechten  Winkel     eines  rechtwinkligen    Dreiecks    einschliessenden 

^.  i  Seiten;   to  /xstgov    Mass)    ein    von  Benedikt    zur  Kraniometrie 

^  'l  konstruirter  Apparat. 


s 


)-y  Kathode   (xazd  hinab,  ^    6d6g  Weg    —    wegen  der 

■  ^     Richtung  des  Stromes  vom  positiven  zum   negativen 
-^      Pole)  die  negative  Elektrode  oder  der  negative  Pol. 

).H  Katochus  (o  xdxoxog  von  xaxd  u.  ex(o  festhalten,   ge- 

(^  bunden  halten)  wurde  früher  gebraucht  im  Sinn  eines  schlaf- 
artigen, bewegungslosen  Zustandes  mit  offenen  Augen,  insbesondere 

--*'      für  Febr.  interm.  pernic.  tetanica. 

^J  cf.  Sopor,  Extase,  Hypnotismus,  Katalepsie,  Melancholia  attonita. 

HH  Keils    (17   xrikig,  -iSog  Fleck,    lat.:    caligo  Nebel)    i.  q.. 

«      Macula. 

^R  Keloid,  Cheloidea  (^  xrjXi^  Klaue,  Kralle,  Krebs- 

^     seheere,  Kerbe,  v.  x^^^  x^^^^  spalten,  gähnen,  klaffen, 
nicht  von  xrjXri  G-eschwulst;  u.  t6  elSog  die  Ähnlichkeit). 

1.  Spontanes  oder  idiopathisches  K.,  ein  flach  erhabe- 
ner, der  Haut  gleichsam  eingepflanzter,  scharf  begrenzter,  ^/g  bis 
mehrere  Linien  vorspringender,  derbelastischer,  weisshch  oder 
rosig  gefärbter  Wulst  von  verschiedener  Gestalt  und  Grösse  mit 
meist  glatter  Oberfläche,  der  manchmal  von  entgegengesetzten 
Punkten  her  Fortsätze  aussendet,  die  sich  allmählich  ver- 
schmächtiffend  in  die  lungebende  gesunde  Haut  verlieren,, 
wodurch  das  Gebilde  einem  Schaltiere  (Krebs  u.  dgl.)  nicht  un- 
ähnlich sieht.  Diese  Neubildung  tritt  oft  einzeln,  doch  auch  in 
mehrfacher  Anzahl  auf,  besonders  auf  dem  Stemum.  Einmal 
entstanden,  pflegt  sie  sich  das  ganze  Leben  hindurch  nicht  mehr 
zu  ändern  [Hebra;  nach  Anderen  soll  sie  zur  Schnunpfung  mit 
Difformität  führen]. 

Das  Gewebe  ist  sarkomatös,  aus  zusammengepressten  Fasern 
bestehend,  welche  innerhalb  des  Korium  ihren  Sitz  haben. 

2.  Konsekutives  oder  Narben-K.  unter  einer  und  um 
eine  Narbe  sich  entwickelndes  K.,  sonst  von  gleicher  Beschaffenheit. 

Beide  Formen  haben  Ähnlichkeit  mit  einer  hypertrophischen 
Narbe. 

Neuere  Autoren  [Volkmann]  schlagen  vor,  den  Ausdruck 
Keloid  ganz  fallen  zu  lassen  und  je  nach  dem  Typus  der  Ge- 
schwulst durch  Fibroma,  Sarkoma  u.  s.  w.  keloides  zu 
ersetzen. 

cf.  Sklerema. 


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256  Kelotomie 

Kelotomie  (»J  xrjkri  Bruch)  i.  q.  Hemiotomie. 

Kephal  .  .  .  vd.  Cephal  .  .  . 

Kephalometrie  (^  xstpcdri  Kopf,  z6  f^hgov  Mass) 
i.  q.  Craniometrie. 

Keratalg^ia  traumatica  (t6  äXyog  Schmerz)  anfaüs- 
weise  auftretende  Scilmerzen  im  Auge  nach  Verletzung  desselben. 

K.  xerotiea  eine  nur  bei  heruntergekommenen  atrophischen 
Individuen,  besonders  Kindern,  vorkonunende  Form:  eiteriges 
Infiltrat  in  der  unteren  Homhauthälfte ,  welches  schnell  zur 
Ulzeration  und  totalen  Nekrose  führt,  schliesslich  Panophthal- 
mitis  und  Exitus  letalis  bedingt. 

K.  ekzematosa  eine  von  der  Conjunctiva  fortgepflanzte 
ekzematöse  Entzündung  der  Hornhaut. 

cf.  Hypopyon,  Vortex  pumlentus,  Ophthalmia. 

Keratektasie  (t6  xigag  Hörn,  exxsivco  ausdehnen) 
Bezeichnung  für  diejenigjen  Ausdehnungen  der  Hornhaut ,  die 
ohne  BeteiEgung  der  Iris  einhergehen.  Gegensätzlich  zu  den 
Narbenstaphylomen  der  Hornhaut. 

cf.  Keratoconus,  Eeratoglobus,  Keratocele. 

Keratitis  Hornhautentzündung  [nach  Gräfe  und 
SlMiscH,  Hdb.]. 

Keratitis  superficialis. 
1.  K.  superficialis  vaseulosa  in  den  oberflächlichen  Schichten 
der  Hornhaut   lokaüsirte  Entzündung   mit  Eeizerscheinungen  imd 
Gefässneubildung  als  wesentHchsten  Veränderungen. 

a)  K.  phlyktaenulosa  (Stellwag's  Herpes  corneae) 
Entwicklung  kleiner,  oberflächhch  gelegener  Trübimgen  (sub- 
«pithelialer  Infiltrate)  von  grauer  Farbe,  halbkugehger  oder 
mehr  spitzer  Prominenz.  Die  nach  einiger  Zeit  auftretenden 
Oefässe  verlaufen  von  der  Konjunktiva  her  nach  den  Phlyk- 
tänen zu.  Die  Krankheit  ist  zu  Eückfällen  ausserordentlich 
geneigt. 

Eine  Varietät  ist  die  K. -Büschelform  oder  hüschel- 
förmige  K.,  s.  K.  fasciculosa,  welche  sich  meist  an  eine 
Conjunctivitis  phlyktaenul.  anschhesst.  Am  zentralen  Ende  eines 
schmalen,  in  gerader  Eichtung  vom  Rande  nach  dem  Zentrum 
der  Kornea  zu  verlaufenden  Cfefässbündels  sitzt  eine  graue,  all- 
mähhch  weiter  nach  dem  Zentrum  vorrückende  und  den  Gefäss- 
streifen  nach  sich  ziehende  hufeisenförmige  Trübung. 

b)  K.  pannosa  s.  Pannus.  Die  entzündlichen  Verände- 
rungen beruhen  hier  im  wesentlichen  auf  einer  oberflächhchen 
Gefässneubildung,  welche  in  der  Regel  gleich  grössere  Abschnitte 
der  Hornhaut  einnimmt  und  xauch  von  der  Bildung  oberfläch- 
licher Infiltrate  und  Geschwüre  begleitet  sein  kann. 


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Keratitis  257 

Sie  entwickelt  sich  ausschliesslich  an  Augen,  welche  an  Con- 
junctivitis ffranulosa  leiden. 

Über  ttie  Fornien  des  Pannus  s.  d. 

K.  superficialis  avaseulosa  Entzündung  in  den  oberen  Lagen 
der  Hornhaut  ohne  konstante  Begleitung  von  Gefässneubildung. 

a)  K.  vesiculosa  schnell  unter  heftigen  Schmerzen  ein- 
tretende Bildung  wasserheller  Bläschen,  welche  in  Gruppen  stehen 
und  deren  Decke  nur  aus  dem  abgehobenen  Epithel  besteht,  also 
ein  wahrer  Herpes  corneae. 

b)  Das  Eesorptionsgeschwür  stellt  einen  durch  Ab- 
stossung  des  Epithelblattes  sich  entwickelnden,  etwas  mulden- 
förmigen oberflächlichen  XJlzerationsprozess  dar,  der  in  der  Eegel 
ohne  Gefässneubildung  in  der  Kornea  abzulaufen  pflegt  und  nur 
ganz  ausnahmsweise  sich  bis  in  die  tiefen  Schichten  derselben 
vorschiebt.  Sehr  charakteristisch  ist  die  Eigentümlichkeit,  dass 
die  betreffenden  Gewebsveränderungen  nur  von  einer  sehr  leich- 
ten Tmbung  der  erkrankten  Partie  begleitet  werden  und  dass 
die  Entzündungsprodukte  leicht  zur  Eesorption  kommen. 

Keratitis  profunda. 

Die  tieferen,  das  eigentliche  Homhautgewebe  betreffenden, 
in  diesem  ursprünglich  zur  Entwicklung  kommenden  entzünd- 
lichen Veränderungen  treten  in  drei  typischen  Formen  auf:  1.  als 
Geschwüre,  2.  als  Infiltrate  und  3.  als  Abszesse  (welche 
im  weiteren  Verlauf  in  der  Eegel  auch  in  die  Geschwürsfonn 
überzugehen  pflegen). 

1.  K.  nleerosa  profunda. 

a)  Das  nicht  entzündliche  tiefe  Hornhautgeschwür, 
Ulcus  perforans,  Entwicklung  eines  rundlichen  Defektes 
unter  sehr  massigen  Beizerscheinungen  und  ohne  auffaüende 
Veränderung  des  Greschwürsgrundes,  mit  steilen  Rändern,  all- 
mählich tiefer  werdend,  so  dass  die  letzten  Schichten  sich  aus- 
buchten, auch  wohl  perforiren,  worauf  die  Heilung  rasch  zu  er- 
folgen pflegt.  Es  ist  gewissermassen  ein  tieferes  Eesorptions- 
geschwür. 

b)  Das  entzündliche  tiefe  Hornhautgeschwür:  die 
den  Gewebszerfall  begleitenden  Vorgänge  markiren  sich  deutlich 
durch  das  Auftreten  von  Trübungen  im  Greschwürsgrund  und 
in  der  Umgebung  des  Geschwüres. 

c)  Ulcus  corneae  serpens,  kriechendes  Geschwür, 
die  bösartigste  Form  des  Homhautgeschwürs,  meist  durch  Ver- 
letzungen und  Einwanderung  von  Pilzen  bedingt  (K.  mykotica), 
eine  ursprünglich  ulzeröse  Homhautaffektion,  welche  vor  allem 
dadurch  ausgezeichnet  ist,  dass  sie  neben  der  Neigung,  in  das 
Parenchym  der  Membran  vorzudringen,  auch  in  der  Fläche  und 
zwar  vorwiegend  nach  einer  bestimmten  Eichtung  hin  unter 
eiteriger  Infiltration  der  Geschwürsränder  sich  weiter  auszubreiten 

Roth*8  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  ]^Y 


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258  Keratitis 

"pflegt.     In    einem    Falle    wurden    von   Leber    AspergiUussporen 
nachgewiesen  (Keratomykosis  aspergillina). 

2.  Infiltratnm  corneae  profunduin. 

a)  Das  zentrale  parenchymatöse  Hornhantinfiltrat. 
In  den  mittleren  Schichten  des  Homhautzentrums  entwickelt 
sich  unter  massigen  Reizerscheinungen  eine  Trübung,  welche  eine 
ungleiche  Intensität  besitzt,  an  einzelnen  Stellen  weisslicher,  an 
anderen  leichter  grau  erscheint.  Konfluiren  mehrere  Infiltrate,  so 
bilden  sich  bisweilen  zickzackartige  Figuren  (K.  dentritica 
exulcerans). 

b)  Das  sklerosirende  Hornhautinfiltrat  bildet  sich 
im  Anschluss  an  episkleritische  oder  skleritische  Prozesse  (Sklero- 
chorioiditis  anterior)  in  Form  einer  vom  Rande  der  Kornea  aus- 
gehenden, unmittelbar  an  die  entzündeten  Abschnitte  der  Sklera 
anstossenden,  zentral  fortschreitenden  grauen  oder  weisslichgrauen 
Trübung,  welche  sich  gegen  das  gesunde  Gewebe  mit  ver- 
schwommener Begrenzungslinie  matt  abhebt.  Es  macht  nach 
Ablauf  der  Entzündung  den  Eindruck,  als  ob  die  Sklera  die 
Hornhautgrenze  überschritten  und  ein  Stück  derselben  okku- 
pirt  hätte. 

c)  K.  interstitialis  s.  parenchymatosa  diffusa 
befällt  in  der  Regel  beide  Augen,  aber  nicht  gleichzeitig.  Nach 
vorgängiger  Reizung  stellt  sich  eine  ungleichmässige  wolkige 
Trübung  der  Hornhaut  ein,  welche  deuthch  ihren  parenchymatösen 
Sitz  erkennen  lässt  und  sich  über  das  ganze  Areal  der  Hornhaut 
ausbreitet;  auch  die  Epithelialschicht  erscheint  matt,  später  wie 
zerstippt.  Die  Iris  kann  durch  diese  Infiltrationen,  sowie  auch 
durch  Gefässentwicklung ,  die  sich  vom  Rande  her  gegen  das 
Zentrum  hin  vorschiebt,  ganz  verdeckt  werden.  Greschwürige 
Vorgänge  treten  nicht  ein ,  die  Rückbildung  nimmt  in  der  Regel 
Monate,  selbst  Jahre  in  Anspruch.  Häufig  kompliziren  Iritis 
und  Chorioiditis  die  Krankheit.  Befällt  meist  Kinder.  Bilden, 
sich  punktförmige  (oder  grössere)  Infiltrate,  die  liicht  konfluiren^ 
so  entsteht  eine  K.  punctata,  die  hartnäckigste  Form  der 
parenchymatösen  K. 

d)  K.  bullosa  (bulla  Blase)  eine  Form  des  parenchyma- 
tösen Homhautinfiltrats  in  deren  Verlauf  es  zur  Bildung  grösserer 
schwappender  Blasen  auf  der  Kornea  kommt,  deren  Bildung  sich 
in  ungleichen  Zwischenräumen  mehrere  Wochen  und  Monate  lang 
wiederholen  kann.  Die  Affektion  steht  in  Beziehung  zu  tieferen 
Erkrankimgen  des  Auges,  insbesondere  dem  Glaukom.  Ebenso 
entwickelt  sich  bei  chronischer  Iridochorioiditis  bezw.  Glaukoma 
absolutum  die 

e)  bandförmige  K.  im  Bereich  der  Lidspalte  quer  über 
die  Hornhaut  ziehend,  mit  reiz-  imd  schmerzlosem  Verlauf. 

3.  Abseessus   corneae  s.  K.  suppurativa  Eiterherde  im 

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Keratonosis  259 

Parenchym  der  Kornea,  entwickeln  sich  infolge  verschie- 
dener lokaler  wie  auch  allgemeiner  pathologischer  Vorgänge,  ins- 
besondere nach  Conjimctivitis  blenorrh.,  pustulosa,  nach  Typhus 
und  bei  K.  neuroparalytica. 

K.  nenroparalytiea  Entzündung  und  selbst  nekrotische  Ver- 
schwärung  der  Kornea  infolge  von  Trigeminuslähmung ,  wahr- 
scheinlich nur  durch  gröbere  Traumen  im  Zusammenhang  mit 
der  Anästhesie  bedingt. 

Keratocele  (97  xrjkri  Bruch)  Hernia  corneae,  Horn- 
hautbruch, blasenartige  Vorwölbung  der  durch  Geschwüre 
verdünnten  Hornhaut  nebst  der  DESCEMET'schen  Haut. 

Keratodermatosen  (t6  degfia  Haut)  wörtHch  Krankr 
heiten  der  Hornhaut,  eine  Klasse  von  Hautoankheiten  nach 
ToMMASOLi's  System.  Unterabteilungen  sind  die  Keratodermien 
nicht  entzündliche  Formen,  zu  denen  die  Haar-  u.  NagelanomaUen 
gehören,  und  die  Keratodermiten,  zu  welchen  die  ver- 
schiedenen parasitären  und  nichtparasitären  Dermatiten  gerechnet 
werden,  wie  Herpes  tonsurans,  Favus,  Pityriasis,  Ekzem,  Psoriasis, 
Liehen  etc. 

Keratogflobus  s.  Makroeornea  s.  Megalocornea  gleich- 
massige  kugelige  Ausdehnung  der  ganzen  vorderen  Hälfte  der 
Bulbuskapsel  als  Folge  von  vorausgegangenen  tieferen  Entzündimgen 
im  Auge. 

cf.  Staphylom,  Keratokonnd. 

Keratokonns  {conus,  6  äjävoc Kegel)  Cornea  conea, 
durchsichtiges,  kegeliges  Hornhautstaphylom,  höherer 
Grad  von  Vortreibimg  der  Hornhaut  in  Gestalt  eines  stumpfen 
Kegels  mit  abgerundeter  Spitze,  besonders  als  Folge  häufiger 
Entzündungen  auftretend, 

cf.  Conus,  Keratocele,  Keratoglobns,  Keratitis  ulcerosa  profunda. 

Keratolysis  vd.  Keratonosis. 

^  Keratomalacie  (/^aXaxög  weich)  wörtlich  Erweichung 
der  Hornhaut,  gebraucht  für  eine  rasch  in  die  Tiefe  und  über  die 
ganze  Cornea  sich  ausbreitende  Nekrose. 

Keratomykosis  (6  lAvxrig  Pilz)  vd.  Keratitis  ulcerosa. 

Keratonosis  s.  Keratosis  [Aitsfitz]  (v.  xegaroo)  v* 
xigag,  axog  Horn)  eine  Epidermidose,  bei  der  sich  die  Wachstums- 
anomalie vorwiegend  als  Anomalie  des  Verhomungsprozesses  der 
Oberhaut  darstellt.  Die  verschiedenen  Formen  sind:  Hyper- 
keratosis (Vermehrung  der  Hombüdung),  Keratolysis  (Vei^ 
.minderung  der  Hornbildung),  Parakeratosis  (Hombildimgen  an 
abnormer  Stelle). 

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260  Keratonyxis 

Keratonyxis  (yvoom  stechen)  Durchstechung  der 
Hornhaut,  resp.  Zerstückelung  der  Linse  mit  einer  durch  die 
Hornhaut  eingeführten  Stamadel  (zur  Ennöglichung  der  Re- 
sorption weicher  Katarakte). 

cf.  Skleronjxis,  Discissio. 

Keratoplastik  {pikdaacS)  der  Ersatz  einer  total  getrübten, 
imdurchsichtigen  Hornhaut  durch  die  NussBAUM'sche  Cornea 
artificialis  (das  Verfahren  wurde  bis  vor  kurzem  noch  durch 
Hippel  geübt,  ist  aber  jetzt  ganz  verlassen)  oder  durch  die 
Transplantation  der  Kornea  eines  tierischen  oder  menschlichen 
Auges. 

Keratosis  vd.  Keratonosis. 

Keratosliop  {oxonioy  besichtigen)  von  Placido,  zur 
Beobachtung  abnormer  Krümmungen  der  Hornhaut;  eine  Scheibe, 
welche  schwarze  und  weisse  Kreise  enthalt,  die  bei  Krümmungs- 
anomalien nicht  als  Kreise,  sondern  als  verzerrte  Figuren  er- 
scheinen. 

Keratotomie  {xefjLvcci)  die  Spaltung  der  Hornhaut,  von 
SiMiscH  bei  serpiginösem  Homhautgeschwür  empfohlen,  jedoch 
auch  bei  Hyopyon  indizirt. 

Keramtoneiirose  (6  xegawog  der  Blitz)  eine  der 
traumatischen  Neurose  ähnhche  chronisdie  Störung  des  Nerven- 
systems durch  Blitzschlag  [Nothnagel]. 

Kerektasia  (eig.  xegato-extaala  H.  ixTsivco  ausspannen) 
Ausweitung  der  durch  Pannus  weicher  und  nachgiebig  gewordenen 
Hornhaut. 

Kinästliesie  (17  xivrjoig  Bewegung,  von  xivioy,  rj  ato^atg 
V.  alaMvof^at  Empfindung)  der  Muskelsinn,  d.  i.  die 
Empfindung  der  sensiblen  Muskelnerven. 

Kinästliesiometer  [Ch.  Bastian],  Kinesiästliesio- 
meter  [Hitzig],  Apparat  zur  Untersuchung  des  Muskelsinns. 

Kinesiatrik  (17  xivtjais  Bewegung,  17  lazQtxi^,  sc.  tixvti) 
die  gymnastische  Heilmethode. 

Kleptomanie  (xXijtroy  stehlen,  97  fiavia  Wahnsinn) 
Stehlsucht,  vd.  Monomanie. 

Klimaliteriiiiii  vd.  unter  C. 

Klimatotlierapie  (ro  xXi^a  Himmelsgegend,  geo- 
graphische Lage,  V.  xUvoi  neige,  d.  i.  Neigung  der  Erd- 
obeifiache  gegen  die  Pole  und  Sonnenstrahlen,  ^  ^egcuiela  von 
^sQOJievo}  bedienen,  heilen)  s.  Klimatologie,  Lehre  von  der 
Förderung  der  Gesundheit  durch  die  Wahl  geeigneter  Aufent- 
haltsorte mit  zuträgHchem  „lOima**. 

Klinoeeplialie  (xUv(o  neige;  ^  xs<paXi^  Kopf)  vd. 
Dolichocephalus. 


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Kolica  261 

Klinodaktylie  (6  SdxtvXog  Finger)  angeborene  Deviation 
der  Fingerphalangen. 

Klonisch  (o  xXovog  heftige^  Yei*worrene  Bewegung, 
xXovsco  jage)  yd.  Spasmus. 

Klysopompe  {xXv^eiv  ausspülen,  la  pompe  [franz.]  die 
Pumpe)  Vorrichtung  zum  Klystieren  mit  einem  Pumpwerke. 

Knesmos  [Hippokrates]  (y.  xvTjoidco  ein  Jucken  em- 
pfinden, xvdco  kratze)  i.  q.  Prurigo. 

Knidosis  (17  xrlÖTj  Brennessel)  [Alibebt]  i.  q.  Uiticaria. 

Koccyc^odynie  (o  xoxxv^  Kuckucks-  oder  Steiss- 
bein,  17  odvvrj  Schmerz)  heftige  Schmerzen  in  der  Gegend 
des  Steissbeins,  besonders  beim  Sitzen,  ein  chronischer,  nur  bei 
Frauen  beobachteter  Zustand,  welcher  wahrscheinlich  häufiger 
in  entzündlicher,  durch  schwere  Greburten  verursachter 
Affektion  der  fibrösen  Umgebung  des  Steissbeins  seine  Ursache 
hat,  als  in  einer  eigentlichen  Neuralgie  (Zweige  des  Plexus 
coccygeus),  obwohl  audi  neuralgische  K.  beobachtet  wird. 

Kokken  (6  xoxxog  Kern)  Kugelbakterien,  vd. 
Bakterien. 

Kolica  (»5  xcoXixTJ  sc,  vöoog,  V.  To  xcoXoVf  besser  x6Xm>  der 
Grimmdarm,  v.  xeXXm  bewegen)  s.  Enteralgria  s.  Entero- 
dynia  Darmgrimmen,  Leibschneiden,  Kolik,  anfaUs- 
weise  auftretende  Schmerzen  verschiedenen  Grades  im  Bereich 
des  Darmkanales  infolge  übermässiger  B^aktion  der  sensiblen 
Darmnerven  bei  Reizimgen  oder  Entzündung  der  Darmschleim- 
haut ohne  tiefere  anatomische  Veränderungen  des  Darmes  (eine 
Neurose  des  Sympathicus,  in  sp.  des  N.  splanchnicus). 

Je  nach  den  Ursachen  unterscheidet  man: 

K .  Hat n  1  cnta  „Windkolik",  wenn  Gasanhäufung,  teils 
infolge  von  Koprostase,  teils  durch  abnorme  Gärungen  des  Darm- 
inhaltes die  Ursache  der  K.  ist. 

K.  haemorrhoidalis  konunt  neben  Hämorrhoidalerkrankung 
des  Eektum  vor,  ist  auf  die  untere  Bauchregion  und  Kreuz- 
gegend beschränkt  und  mit  einem  pressenden  Gefühle  auf  den 
Mastdarm  verbunden.  Nach  Romberg  ist  diese  K.  eine  Neu- 
ralgie oder  Hyperaesthesia  plexus  hypogastrici. 

K.  hystcrica,  hierbei  ist  die  Ursache  nicht  in  abnormen 
Beizen,  sondern  in  abnormen  Nerven,  resp.  einer  Beaktions- 
perversität  zu  suchen. 

K.  intertropica  {Coliqite  seche)  identisch  mit  K.  satur- 
nin a  und  früher  fälschlich  als  eine  endemische  Krankheit  der 
heissen  Zone  angesehen. 

K.  rheumatica  die  durch  Erkältung  hervorgerufene  K. 


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262  Kolitis 

K.  saturnina  die  bei  chronischer  Bleivergiftung  auftretende, 
mit  hartnäckiger  Verstopfung  verbimdene  Bleikolik,  abhängig 
von  der  direkten  Wirkung  des  Bleies,  zu  dem  das  Nervengewebe 
die  grösste  Affinität  besitzt,  auf  den  Sympathicus. 

K.  stereoraeea  herrührend  von  dem  Eeiz  und  der  Aus- 
dehnung der  Darmwand  durch  Kotmassen,  Fruchtsteine  etc. 

K.  Terminosa  Wurmkolik,  K.  durch  den  B^iz  von  Ein- 
geweidewürmern. 

Wegen  der  Ähnlichkeit  der  Schmerzanfälle  werden  noch 
einige  andere  Affektionen  als  K.  bezeichnet: 

K.  hepatiea  Gallenstein- K.,  durch  Einklemmung  von 
Gallensteinen,  die  von  der  Gallenblase  in  den  Ductus  cyst. 
getreten  sind,  plötzlich  hervorgerufene,  äusserst  heftige,  vom 
rechten  Hypochondrium  ausgehende  und  oft  weithin  ausstrahlende 
Schmerzanfälle. 

K.  menstrualis  vd.  Dysmenorrhoe. 

K.  renalis,  Nephralgia  Nierenstein- K.,  heftige,  oft 
weithin  ausstrahlende  Schmerzanfälle  im  Verlauf  eines  Ureter, 
hervorgerufen  durch  den  Eintritt  von  zu  grossen,  allenfalls 
sdiarfkantigen  Konkrementen  aus  dem  Nierenbecken  in  einen 
Ureter. 

K.  seortorum  kolikartige  Schmerzen  im  Unterleibe,  die  bei 
Scortis  öfters  vorkommen,  besonders  in  der  Menstruationszeit  sich 
steigern  und  auf  einer  Neuralgie  des  Plexus  hypogastricus  zu 
beruhen,  zuweilen  von  entzündlichen  Vorgängen  an  den  Ovarien 
oder  Tuben,  sowie  Fluxionen  zum  Perimetrium  abzuhängen 
scheinen,  die  im  Zusammenhang  mit  zu  häufigen  Greschlechts- 
reizungen  eintreten. 

Kolitis    Dickdarmentzündung    oder    -katarrh,    die 
gewöhnliche  Form  des  Darmkatarrhs, 
cf.  Enteritis. 

Kolloid  (17  xoXXa  Leim,  Stamm  etdco  ähnlich  sein) 
gallertartig  nennt  man  Flüssigkeiten  von  dicker,  honig-  oder 
geleeartiger  Beschaffenheit;  desgleichen  eine  besondere  Form  der 
Zellenmetamorphose  —  vd.  Degeneratio. 

Kolloidmyliiiiii  (=  f^eXlvi]  Hirse)  [Waoner]  eine 
eigentümliche  Kolloidentartung  der  Talgdrüsen  des  Gesichts. 

Koilonema  (to  v^fw,  Gewebe,  v.  vew)  im  allgemeinen 
jede  Geschwulst  von  sulziger  Beschaffenheit,  speziell 
für  Myxom  oder  Myxosarkom. 

Koloboma  (to  xoXoßcofia  Verstümmelte,  v.  xoXoß6<o 
verstümmeln,  beschneiden)  jede  angeborene  Spalte 
von  freien  Bändern,  z.  B.  K.  labii,   Hasenscharte,   (Cheilo- 


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Kolpitis  263 

schisis),  oder  des  Gaumens  (Uran oko lob onia),  der  Iris  („an- 
geborene Irisspalte",  doch  spricht  Wecker  auch  von  trauma- 
tischem K.  iridis)  oder  der  Macula  lutea. 

K.  Chorioideae  Spaltung  der  Gh.,  als  Persistenz  der 
fötalen  Chorioidealspalte ,  zuweilen  als  Komplikation  der  Iris- 
spalte. 

cf.  Fissnra. 

K.  palpebrae.  eine  Form  der  Ablepharia  partialis,  bei 
welcher  ein  spaltföimiger  Defekt  des  (meist  oberen)  Augenlids 
besteht. 

cf.  Ablepharie,  SchizoblepharoD. 

Kolostomie  (ro  ozöiua  der  Mund)  Anlegen  einer  Fistel 
des  Dickdarms  durch  Einnähen  und  seitliches  Anschneiden  des 
Colon. 

Kolotomia  (t6  x&Xov  Dickdarm,  97  tofirj  Schneiden) 
ein  Teil  der  Enterotomie,  künstliche  Afterbildung,  operative 
Eröffnung  eines  Teils  des  Kolon  hauptsächlich  zum  Zweck 
der  Kotentleenmg  bei  Verschluss  eines  tiefer  unten  gelegenen 
Teiles.     Die  Methoden  sind: 

K.  iliaca  von  der  Regio  iliaca  aus,  mit  Eröffmmg  des 
Bauchfells  (Laparotomie). 

K.  lumbalis  sinistra  von  der  Regio  lumb.  sin.  aus,  ohne 
Eröffnung  des  Bauchfells. 

K.  lumbalis   dextra   am   Kolon    ascend.,   gleichfalls    ohne 
Eröffnung  des  Bauchfells, 
cf.  Proktotomie. 

Kolotyplms  Abdominaltyphus,  bei  dem  sich  die 
Darmgeschwüre  vorzüglich  im  Dickdarm  lokalisiren. 

Kolpeurynter  {6  HoXnog  Scheide,  svgvvco  erweitern) 
eine  Kautschukblase  mit  Röhre  imd  Hahn,  welche  in  die  Scheide 
eingelegt  und  dann  mit  Wasser  gefällt  wird,  dient  zur  Verhütung 
vorzeitigen  Blasenspnmgs  und  zur  Erregung  von  Wehen  (Wehen- 
schwäche, Frühgeburt). 

Kolpitis  s.  Elythritis  s.  Vaginitis  Entzündung  der 
Scheide. 

Vom  pathologisch  anatomischen  Standpunkte  aus  sind  zu 
unterscheiden  [Rüge] 

1)  Kolpitis  granulosa  mit  Verdickung  des  Epithels  und 
Hypertrophie  der  Papillen,  die  durch  kleinzefiige  Infiltration  zu 
Granulationsbildungen  führt. 

2)  K.  Simplex  einfache  Epithelverdickung  mit  Hypertrophie 
der  Papillen. 

3)  K.  senilis,  K.  vetularum,  K.  ulcerosa  adhaesiva 


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264  Kolpitis 

mit  Verdünnung  oder  Zerstörung  des  Epithels  einhergehend  und 
zu  Adhäsionen  oder  Obliteration  der  Scheide  führend,  im  höheren 
Alter  vorkommend. 

4)  K.  emphysematosa  s.  Pachyvaginitis  cystica 
i.  qu.  Kolpohyperplasia  cystica  (s.  d.). 

Nach  der  Intensität  der  Entzündung  und  der  Natur  der- 
selben spricht  man  von: 

K.  eatarrballs  acuta  der  akute  Scheidenkatarrh  aus 
verschiedenen  Ursachen,  am  häufigsten  und  intensivsten  durch 
Tripperinfektion  (K.  gonorrhoica,  K.  virulenta). 

K.  chronica  chronischer  Scheidenkatarrh  mit  profuser  Ab- 
sonderung eines  sauren  Sekretes  (Fluor  albus,  Leukorrhoe). 

K.  crouposa  Scheidenkrup,  Entzündung  der  Scheide  mit 
Auflagerung  krupöser  Membranen. 

K.  diphtheriea  kommt  sekundär  nach  akuten  Infektions- 
krankheiten (Cholera  asiat.,  Scharlach,  Variola)  und  bei  Puer- 
peralfieber   vor,    ist    aber    keine    echte   Diphtherie   der   Scheide. 

K.  dyscnterica,  seltene  Erkrankung,  bedingt  durch  den 
Kontakt  der  Vaginalschleimhaut  mit  dysenterischen  Dejektionen^ 
bezw.  den  ihnen  eigenen  Mikrokokken. 

K.  erysipelatosa  das  nicht  puerperale  Scheidenerysi- 
pel,  sehr  selten,  sekundär  nach  Gesichts-  bezw.  Oberschenkel- 
erysipel. 

K.  miliaris  s.  herpetica,  s.  vesiculosa,  charakterisirt 
durch  ihr  gruppenweises  Auftreten,  durch  Neigung  zur  Pustel- 
bildung und  Abszedirung. 

K.  mykotica,  ein  besonders  bei  Schwangeren  häufiger  Schei- 
denkatarrh, gekennzeichnet  durch  weissüche,  den  /Soorplaques 
ähnliche  Flecken  auf  geröteter  Basis.  Sie  wird  durch  Einwanderung 
von  Mikroben  hervorgerufen.  Es  finden  sich  in  der  Scheide 
Schwangerer,  seltener  Nichtschwangerer  Leptothrix  vaginalis, 
Trichomonas  vaginalis,  Oidium  albicans  (s.  d.).  Erstere  sind 
harmloser  Natur,  letzterer  verursacht  grössere  Beschwerden. 

K.  gummosa  eine  vonWiNCKEL  —  bisher  ganz  vereinzelt  — 
beobachtete  syphilitische  Erkrankung  der  Vagina. 

K.  tnberculosa  ausserordentlich  selten,  Gruppen  von  grauen 
Tuberkeln  auf  gerötetem  Boden,  die  käsig  zerfallen  und  tuber- 
kulöse Geschwüre  bilden. 

K.  ulcerosa  adhaesiva  [Hildebrandt]  s.  K.  vetularuni 
[Rüge]  eine  besonders  im  höheren  Alter  vorkommende,  vorzugs- 
weise die  oberen  Teile  der  Scheide  betreffende  Entzündimgsform, 
deren   Folge  Verwachsung   der  Vaginalportion    mit   den    Seiten- 


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Koma  265 

wänden  der  Scheide  ist,    so  dass    das  Scheidengewölbe  vollständige 
verschwindet  und   die   Muttermundsöffnung   im    oberen   Teil    der 
trichterförmig  endenden  Scheide  fühlbar  ist. 
cf.  Perivaginitis. 

Kolpocele  (17  xi^Xrj  Bruch)  i.  q.  Hemia  vaginalis  (s,  d.). 
Kolpocystotomie  (17  xvtnis  Blase,  zi/ivco  schneiden) 
vd.  Sectio  vesico-vaginalis. 

Kolpobyperplasia  cystica  [Wikgkel]  s.  Emphysema 
vaginae  [K.  Schbödeb]  s.  Kolpitis  vesiculosa  einphysematosa 

[Euge]  eine  während  der  Schwangerschaft  in  seltenen  FäUen 
beobachtete  Affektion  der  Vaginalscläeimhaut,  die  in  der  Bildung^ 
von  mit  Luft  gefüllten  Zysten  besteht.  Die  Zysten  entstehen 
wahrscheinlich  durch  Verstopfung  der  Ausführungsgänge  der 
Schleimdrüsen  mit  sekundärer  zystöser  Entartung  (Retentionszysten). 
Nach  Beendigung  der  Schwangerschaft  bildet  sich  der  Prozess. 
wieder  zurück. 

Kolpobysterektomie    s.    Hysterektomia    vaginalis 

[Czekny],  die  Entfernung  des  Uterus  von  der  Scheide  aus. 

Kolpobysteropexie  {nrjywfii,  befestigen)   i.  q.  Hy- 

steropexia  vaginalis. 

Kolpokleisis  {>iXei(o  schliessen)  der  operative  Schei> 
denverschluss  bei  Blasenscheidenfistel. 

Kolpoperineoplastik  (16  neghsov  oder  jieglvaiov  das 
Mittelfleisch,  jikdoaco  bilden)  plastische  Operation,  von  Bischoff 
gegen  Prolapsus  uteri  angewandt. 

cf.  Perineoraphie. 

Kolpoperineorbapbie  (gdjitoj  nähen)  von  Simon^ 
Hegar  und  Anderen  angegebene  plastische  Operation  bei 
Gebärmuttervorfall. 

Kolporbapbie  {qouixw  nähen)  i.  q.  Elytrorhaphie. 

Kolpotomie  (tef^vco  schneiden)  Einschnitt  in  die 
Scheide  zur  Entfernung  der  Frucht  bei  Extrauterinschwanger- 
schaft. 

Koma  (ro  xcofia  Schlafsucht,  v.  xoijudco  einschläfern, 

xsTfiai)  ^der  betäubte,  bewusstlose  Zustand,  bei  den 
älteren  Ärzten  der  erste  Grad  des  Sopor  (s.  d.),  wesentlich  auf 
einer  Affektion  der  grauen  Substanz  der  Himhemisphären  be- 
iTihend. 

K.  epilepticuin  die  den  epileptischen  Anfall  be- 
gleitende oder  konstituirende  Bewusstlosigkeit, 
durch  eine  sekundäi'e  Beteiligung  der  Hemisphären  bedingt 
(Anämie  durch  Erregung  ihres  vasomotorischen  Zentnuns  in  der 
Medulla  oblongata,  dem  primären  Sitz  der  Epilepsie?). 


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266  KommabacilluB 

K.  rigil  s.  aprrypnon  komatöser  Zustand  mit  Aufregmig, 
Delirien  und  Schlaflosigkeit. 

K.  diabetieum  anhaltendes  K.,  unter  welchem  Diabetiker  zu 
sterben  pflegen. 

Qf.  Somnolenz,  Katochns.  / 

Kommabacillus  derB,acillus  derCholera  asiatica 
[R.  Koch],  benannt  nach  der  Ähnlichkeit  mit  dem  Interpunk- 
tionszeichen „Konmia"j  vd.  Bacillus. 

Kondyloma,  Konus  vd.  unter  C. 

Kopbosis  (xcotpog  taub,  v.  ?c6jiz(o)  die  Taubheit. 

Kopiopie  (6  xö^iog  Schlag  oder  „Zerschlagensein'S 
Ermüdung,  v.  x6:iit(o]  ^  a>yj  Sehen)  i.  q.  Asthenopie. 

Kopremese  (^  xojtgog  Kot,  tj  sfAeaig  Erbrechen)  i.  q. 

Miserere  s.  Ileus. 

Koprophagie  {(payeXv  essen)  Kotessen,  ein  bei  ge- 
wissen Psychosen  häufiges  Symptom. 

Koprostase  (»5  oxdoig  Feststehen,  von  TaTrifAi)  Dick- 
darmobstipation,  Kotansammlung  im  Kolon,  entweder 
durch  mechanische  Hindemisse  der  Fortbewegung,  oder  zu  harte 
Kotmassen,  oder  zu  schwache  Peristaltik  bedingt,  besonders  im  Zu- 
sanunentreffen  mit  einem  zu  langen,  vielfach  gewundenen  Kolon. 

Korektopie  {fi  xogrj  eig.  das  junge  Mädchen,  von 
xeiQco  scheere,  weil  der  Braut  einige  Haarbüschel  ab- 
geschnitten und  den  Göttern  geweiht  wurden,  dann 
die  Pupille,  „weil  ein  Bildchen  daraus  spiegelt"'',  ix 
ausserhalb,  6  xonog  der  Ort)  derjenige  angeborene  oder  er- 
worbene (Luxatio  lentis)  Zustand,  bei  welchem  die  Pupille 
nicht  im  Zentrum  der  Iris  sitzt. 

Korelyse  (17  Xvoig,  Xvco  lösen)  operative  Lösung  von 
hinteren  Synechien. 

Koremorphose   (17  fi6g<pcooig  Bildung,   von  fioQfpow) 
künstliche  Pupillenbildung, 
cf.  Iridektomie,  Iridotomie. 

Kosmetica  {xoofiew  schmücken)  sc,  Pharmaka,  Mit- 
tel, welche  vorzugsweise  zur  Pflege  der  Haut  und 
Haare  dienen. 

Kraniometrie  vd.  unter  C. 

Krasis  (17  ftgaaig,  xegdvwfii)  die  Säftemischung,  und 
zwar  meist  im  Sinn  einer  krankhaften,  gleich  Dyskrasie. 

Kraurosis  {xgavQog  trocken,  spröde)  vulvae  [Breisky] 


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Kyano  267 

Yerkümmening  der  Faltenbildimg  an  der  Vulva,   meist  auch  des 
Meineren  Labium,  verbunden  mit  schmerzhafter  Rhagadenbildimg. 

Krikotomie  (S  xgixog  Bing,  tsfjivoy  schneiden)  opera- 
tive Eröffnung  der  Luftwege  mittels  Durchschneidimg  des  Ring- 
knorpels (gewöhnlich  als  Krikotracheotomie,  vd.  Laryngo- 
tracheotomie). 

Krikotbyreotomie  {d^gsog  Thürstein,  Schild)  die- 
selbe Operation  mit  Spaltung  des  Ligament,  cricothyreoid. 

Krisis  {xQivoi)  Entscheidung,  Besserwendung,  Bes- 
serungen akuter  TCrankheiten,  welche  rasch,  mindestens  innerhalb 
sechsunddreissig  Stunden  unter  bedeutender  Fieberabnahme  und 
häufig  unter  Ausscheidung  (sogenannten  kritischen  von  Schweiss, 
sedimentirendem  Harn,  Darmausleerungen)  erfolgen.  Speziell  wird 
die  Bezeichnung  auf  raschen,  nahezu  definitiven  Fieberabfall  be- 
zogen. 

K.  incompleta  wenn  zwar  ein  schneller  Fieberabfall  ein- 
tritt, auf  welchen  aber  nachher  noch  eine  länger  dauernde,  doch 
nicht  sehr  hohe  Temperatursteigerung  folgt. 

Pseudo-K.,  wenn  die  nachfolgenden  Steigerungen  wieder 
annähernd  die  Temperatur  des  Höhestadiums  erreichen  [nach 
Wagner]. 

cf.  Lysis,  Perturbatio  critica. 

Krocidismiis  (6  xQoxidiofiog  von  17  xgoxig  Flocke) 
s.  Floceilegium  das  Flockenlesen,  das  Zupfen  an  der  Bett- 
decke bei  delirirenden  Kranken,  das  den  Eindruck  macht,  als  ob 
«ie  Federflocken  ablesen  oder  in  der  Luft  fangen  wollten. 

cf.  Snbsultus  tendinnm,  Karphologie. 

Kryptolitben  {xgvntco  verbergen;  6  Xi^og  Stein) 
Hautsteine  entstehen  in  Atheromen  durch  Ablagerung  von 
Kalksalzen,  während  der  fettige  Inhalt  resorbirt  wird. 

cf.  Calculns. 

Kry  ptoplitlialiiiiis  eine  f  ö  t  a  1  e  H  e  m  m  u  n  g  s  b  i  1  d  u  n  ^, 
bei  welcher  die  Lidspalte  fehlt  imd  die  Augengegend  durch  die 
Kutis  gedeckt  ist. 

cf.  Ablepharie. 

Kryptorcbidie  s.  Kryptorchisinus  (6  oQxig  Kode) 
s.  Betentio  testis  versteckte  Hoden,  wenn  dieselben,  statt 
in  das  Skrotum  herabzusteigen,  an  ihrer  urspiiinghchen  embryo- 
nalen Stätte  oder  an  einer  Stelle  ihres  Verlaufes  stehen  geblieben 
sind  {vd.  Ektopia  testis). 

Ist  die  Retention  nur  einseitig,  so  wird  dieser  Zustand  als 
Monorchidie  bezeichnet. 

Kyano  vd.  C  .  .  . 

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268  Kyphosis 

Kypbösis  {xvq?6g  gekrümmt)  Verbuckelung,  Ab- 
weichen eines  (spitzwinkelige  K.,  PoTT'scher  Buckel,  Malmn. 
Pottii)  oder  mehrerer  Wirbel  (bogenförmiger  Buckel» 
stumpfwinkelige  K.)  in  der  Eichtimg  nach  hinten  infolge 
einer  zienüich  raschen  entzündHchen  Erweichimg  und  Schwundes 
der  Wirbelkörper  (Spondylarthrokace  s.  d.)  (3er  rhachitischer 
Knochenerweichung  (hier  nur  stumpfwinkelige  K.). 

Kypho- Skoliose  Kombination  von  kyphotischer  mit 
seitlicher  Verkrümmung.  GewÖhnUch  findet  sich  eine  Ver- 
krümmimg der  Rückenwirbelsäule  nach  einer  und  der  Lenden- 
wirbelsäule nach  der  anderen  Seite  (Kypho-Sk.  dorsalis  dex- 
tro-  oder  sinistro  convexa  und  Sk.  lumbalis  sinistro- 
oder  dextro-convexa)  oder  zwei  nach  einer  und  eine  mittlere 
nach  der  anderen  Seite. 

cf.  Lordosis,  Skoliosis,  Spondylitis,  Gibbus. 

Kystoskopie  yd.  Cystoskopie. 

liabil  {lälulis  von  lahi  hingleiten)  nennt  man  diejenige- 
Anwendimgsweise  der  elektrischen  Ströme,  wobei  man  die  Kon- 
taktfläche einer  der  beiden  Elektroden  auf  der  Oberfläche  der  zu 
behandelnden  Teile  hin  und  her  gleiten  lässt,  im  Gegensatz  zur- 
stabilen  Anwendung,  wobei  die  Pole  an  ihrer  Applikationsstelle 
längere  Zeit  ruhend  aufgesetzt  werden. 

Liabium  {lat,  Lippe,  von  lambere  lecken). 

L.  leporinnm  (lepus  Hase)  und  zwar   simplex  oder  du- 
plex einfache  oder  doppelte  Hasenscharte,  vd.  Cheiloschisis. 
cf.  Uranoschisma. 

L.  duplex  angeborene  Doppellippe,  länglicher  Schleim- 
hautwulst unter  dem  Lippenrot  der  Oberlippe,  seltener  der  Unter- 
hppe,  der  durch  eine  Furche  von  der  eigentlichen  Lippe  getrennt 
ist  und  eine  vorspringende  Duphkatur  derselben  darstellt. 

Liaceratio  i.  q.  Dilaceratio. 

Liactasö^a  (lac  Milch,  dyoyog  herbeiführend,  äyco)- 
sc.  remedia,  Mittel,  welche  die  Milchsekretion  bei  Wöchnerinnen, 
und  Säugenden  befördern. 

cf.  Galaktagoga. 

liaesio  (lat.  H.  von  laedere)  s.  Trauma  Verletzung  incL 
allgemeinen. 

cf.  Contusio,  Laceratio,  Conquassatio,  Volnus,  Noxe  etc. 

liaeTiffatns  (laevis  s,  levis,  htog  glatt  und  agö)  in  der- 
JDermatologie  gebräuchhche  Bezeichnung  für  gleichmässige  Haut- 
rötungen. 

cf.  variegatus,  glaber. 


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Laparo-Hysterotomie  269 

I^affophtbalmas  (6  Xaycog  Hase,  6  6(p&aXfi6g  .,A.uge) 
^H  äsen  äuge",  durch  verschiedene  Ursachen  bedingte  weite  Öffnung 
der  Lidspalte,  wodurch  ein  grosser  Teil  des  Augapfels  entblösst 
erscheint.  Als  angeborener  Zustand  durch  Ablepharia,  Mikro- 
blepharon. 

Man  unterscheidet:  L.  organicus  durch  Verkürzung  (Nar- 
ben) der  Augenlider,  L.  spasticus  infolge  von  Krampf  des 
M.  levator  palpebrae  und  L.  paralyticus  durch  Lähmung 
des  Orbicularis  (Faciaüslähmung)  bedingt. 

liacTOStoma  (t6  oro/jia  Mund)  i.  q.  Labium  leporinum. 

l<allatio  (lat.  lallare)   das  Lallen,  mangelhafte,   bis   zur 
UnverständUchkeit  gehende  litterale  Lautbildung, 
cf.  Dysarthrie. 

lialopa tbie  (17  XdXti  Beden)  Sprachstörung,  insoweit 
«ie  sich  auf  den  formalen  Ausdruck  der  Gedankenbewegung  er- 
streckt.   Sie  umfasst  die  Dysarthrie  und  Dysphasie. 

cf.  Logopathie. 

liambdacismus   das  L-Stammeln,  schwieriges  Aus- 
sprechen und  Verwechseln  des  L  mit  anderen  Lauten, 
cf.  Rhotacismus. 

liancinirend  (lancinare  von  lancea  spanische  Lanze) 
schleudernd,  reissend,  z.  B.  Dolores  lancinantes. 

liandry'sche  Paralyse  vd.  Myehtis. 

lianzette  oder  l<ancette   kleines  Messerchen  mit  zwei- 
schneidiger Spitze  und  bewegÜchen  Griffblättem. 
cf.  Scalpeilnm. 

liaparelytrotomie  (97  Xandga  der  weiche  vertiefte 
Teil  des  Leibes^  Weichen  oder  Bauch,  v.  kanaoog  dünn, 
weich,  x6  sXvxj^ov  Hülle,  Scheide)  eine  von  Eitgen  vorge- 
schlagene Ersäxzoperation  des  Kaiserschnitts,  bei  welchem  vom 
PouPART'schen  Bande  aus  ein  Weg  zum  Muttennund  gebahnt 
und  von  da  aus  die  Geburt  beendigt  wird. 

cf.  Sectio  caesarea. 

Liaparocele  (17  xrikrj  Bruch)  i.  q.  Hemia  ventralis. 
cf.  Eventratio. 

liaparoSnterotomie  (vd.  Enterotomie)  operative  Eröff- 
nung des  Darms  von  der  Bauchwand  aus,  und  zwar  je  nach  der 
Lage  des  Darmverschlusses  (und  des  entsprechenden  Anus  praeter- 
naturalis) Laparo-Ileotomie,  Kolotomie,  Typhlotomie. 

liaparohysterektomie  Laparotomie  behufs  Abtragung 
des  Uterus. 

liaparo-Hy sterotomie  (17  vGriga  Gebärmutter,  ^  jofjiri 
der  Schnitt,  v.  tdfivco)  vd.  Porro,  Sectio  caesarea. 


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270  Laparo-Kolotomie 

liaparo-Koiotomie  i.  q.  Kolotomia  iliaca. 

Liaparo-Koipotoiiiie  {6  xöhtog  Scheide)  Bauch- 
scheidenschnitt,  der  subperitoneale  Kaiserschnitt. 

liaparomyomotomie  {vd.  Myoma)  Abtragung  der 
Uterusmyome  von  der  Bauchhöhle  aus,  von  Martin  an  Stelle 
der  intravaginalen  Operation  vorgeschlagen. 

cf.  Hysteromyomektomie. 

Liaparo-Salpiiiirotomie  (17  odhtiy$  Trompete,  Tube) 

Abtragung  des  (der)  Eileiter  nach  vorhergehendem  Bauch- 
schnitt, kommt  wegen  grosser  Geschwulst  der  Tuben  oder  starker 
Beschwerden  durch  dieselben  zur  Ausführung. 

liaparotomie  Bauchschnitt  künstliche  ErÖ:Snung  der 
Peritonealhöhle  (ausgenommen  Hemiotomie),  um  auf  affizirte  Teile 
der  Unterleibsorgane  einzuwirken  (Ovariotomie,  Enterotomie,  Ga- 
strotomie,  Sectio  caesarea,  lithopädion,  Darmverschlingung). 

Liarync^ektomle  (6  kdgvy^  Kehlkopf,  exriinvco  aus- 
schneiden) Totalexstirpation  des  Kehlkopfs. 

Liaryiic^iBiiias  (o  XagvyyiaiLiög  Krächzen,  v.  S  Xdgvy^ 
der  Kehlkopf,  Stamm,  Xagvvco  gurren,  Xdco  hohl  sein) 
gewöhnhch  nur  als 

L.  stridnlus  (d.  i.  pfeifend,  v.  strido  oder  strideo)  i.  q. 
Laryngospasmus. 

Liarync^itis  [nach  ZH]  Kehlkopfentzündung. 

L.  eatarrhalis  Kehlkopfkatarrh  (vd.  Catarrhus). 

a)  L.  c.  acuta  führt  in  intensiveren  Fällen  bei  Kindern  leicht 
zu  den Erscheinimgen  des  Pseudokrup  infolge  der  anatomischen 
und  physiologisdien  Verhältnisse  des  kindlichen  Kehlkopfs;  die 
intensivsten  Formen  (L.  acutissima)  können  auch  bei  Erwach- 
senen durch  die  Schleimhautschwellimg  und  das  entzündliche  Ödem 
des  submukösen  Zellgewebes  (Oedema  glottidis)  zu  lebens- 
gefährlicher Stenose  führen. 

L.  haemorrhagica  seltene  Form  von  L.  mit  teils  freier 
Blutung,  teils  hämorrhagischer  Infiltration  der  Schleimhaut. 

L.  exanthematica  sekundäre  L.  bei  akuten  Exanthemen» 
besonders  Masern,  von  der  katarrhalischen  bis  zur  diphtherischen 
Form  vorkommend. 

b)  L.  c.  chronica  der  chronische  Kehlkopfkatarrh,  ist  auch 
entweder  idiopathisch  oder  sekundär  (Phthisis,  Syphilis  etc.). 

L.  hypoglottica  chron.  hypertrophica  vd.  Chorditis 
vocalis. 

L.  phlefpnonosa  s.  snbmncosa  Entzündung  des  submukösen 
Bindegewebes  des  Larynx  mit  entzündlichem  Ödem  (nicht  zu  ver- 


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LaryngospasmuB  27 1 

wechseln  mit  hydrämischer  Schwellung  bei  Hydropsien)  oder  Abs- 
zessbildung und  diffuser  Eiterinfiltration,  kommt  in  akuter,  mehr 
diffuser  imd  in  chronischer,  mehi*  zirkumskripter  Weise  vor 
und  ist  fast  inuner  nur  sekundär  (Ulzerationen,  Perichondritis, 
Fremdkörper  etc.). 

cf.  Oedema  glottidis. 

L.  erouposa  und  diphtheriea  vd.  Croup  und  Diphtherie. 

L.  syphilitiea  L.  als  Symptom  konstitutioneUer  Syphilis, 
äusssert  'sich  in  Form  einfacher  Katarrhe,  breiter  Kondylome, 
Follikularhyperplasien,  Gummiknoten  (Syphilome,  die  zu  destrui- 
render  Ulzeration,  Narbenkontraktionen  führen),  Perichondritis  sy- 
philitica, sekundärer  „zapfenförmiger  Papillarhypertrophie"  in  der 
Umgebung  syphilitischer  Narben. 

cf.  Raucitas  8}^hil. 

L.  tnbereiilosa  Bildung  echter  Miliartuberkel  der 
Kehlkopf  Schleimhaut  ist  nur  eine  der  verschiedenen  Formen 
der  Phthysis  laryngea  (s.  d.). 

liaryngocele  (17  xi^k^  Brach)  vom  Kehlkopf  ausgebuch- 
tete Luftgeschwulst  an  der  Vorderseite  des  Hidses  zwischen 
Zungenbein  und  Ringknorpel. 

Iiaryii£oll8sio  s.  Laryngofissur  (findere)  Spaltung 
des  Kehlkopfes,  und  zwar  vor  allem  des  Schildknorpels  (Thy- 
reo t  o  m  i  e)  als  Voroperation  zur  Exstirpation  grösserer  Geschwülste 
des  Kehlkopfinneren. 

cf.  Bronchotomie. 

liarynffokriiieii  {^cqIvw)  Bezeichnung  für  die  anfalls- 
weise auftretenden  Kehlkopfkrämpfe  bei  Tabes  dor- 
salis. 

cf.  Crises. 

liarync^orrhoe  {qbco  fliessen)  eine  Sekretionsanomalie 
des  Kehlkopfs,  vorwiegend  bei  Sängern,  bestehend  in  krankhafter 
Schleimabsonderung,  welcher  abgesehen  von  leichter  Sukkulenz 
der  Stimmbänder  keine  anatomischen  Veränderungen  zu  Grunde 
liegen. 

l<aryiiso8kopie  (oxottsco  besichtigen)  „die  Künste 
das  Innere  des  Kehlkopfes  des  lebenden  Menschen 
dem  Auge  zu  erschliessen"  [Fränkel],  was  durch  Einführung 
kleiner  beleuchteter  Spiegel  in  den  Rachenraum  geschieht. 

liarync^ospasmus  (o  onaofiog  Krampf)  s.  Spasmus 
irlottidis  s.  Laryn^ismus  stridiiius  Stimmritzenkrampf,  in 
Intervallen  auftretende,  plötzlich  mit  einer  pfeifenden  oder  krähen- 
den Inspiration  beginnende  tonische  Krämpfe  der  Glottisverengerer 
und  der  Atmungsmuskeln  von  sekimden-  bis  minutenlanger  Dauer,, 


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272  Laryngotomie 

die  durch  keinerlei  anatomische  Veränderungen  an  dem  Stimm- 
bildimgs-  oder  Atmungsapparat  herbeigeführt  sind.  Das  Leiden 
ist  als  eine  Neurose  des  Kehlkopfs  aufzufassen  und  findet  sich  am 
häufigsten  bei  Rhachitis,  selten  bei  nervösen  Erwachsenen,  re- 
flektorisch bei  Erkrankungen  anderer  Organe .  (Uterus  etc.)  oder 
bei  Grehimerkrankimgen  (Hydrocephalus).  Manchmal  ist  L. 
auch  durch  Verkäsung  der  Bronchisddrüsen  bedingt,  welche  auf 
den  Nerv,  laryngeus  recurrens  drücken, 
cf.  Apnoea  infantum. 

Liaryiiffotoiiiie  (n  ^^l^V  Schneiden,  TSfAvco)  operative 
Eröffnung  des  Kehlkopfes  entweder  nur  durch  Einschneiden 
des  Ligamentum  conoideum  oder  zugleich  des  Ringknorpels  (Kri- 
kotomie). 

cf.  Bronchotomie,  Laryngektomie,  Tracheotomie. 

r<aryii£otracbeotoiiiie  {vd.  Tracheotomie)  oder  Kriko- 
tracheotomie  operative  Eröffnimg  der  Luftwege  mittels  Durch- 
schneidimg des  Ringknorpels  und  der  zwei  bis  drei  ersten  Tracheai- 
ringe, das  zweckmässigste  Verfahren. 

cf.  Bronchotomie. 

liatenz  QaUre  verborgen  sein)  das  Verstecktsein 
oder  „Schlummern"  der  Krankheiten,  wobei  dieselben  im  Kör- 
per vorhanden  sind,  aber  momentan  keine  Symptome  machen. 

cf.  Incubation. 

liateralsklerose  (axXrjQÖg  hart,  sklerosis  Verhärtung, 
hier  Verhärtung  durch  Bindegewebshyperplasie  auf 
Kosten  untergegangener  Nervenfasern)  Sklerose  der 
Seitenstränge  des  Rückenmarks,  Paralysis  spinalis  spastica, 
primäre  spastische  Peraplegie  (zum  Unterschied  von  der 
mit  Paralyse  und  Ataxie  einhergehenden  ataktischen  Para- 
plegie,  s.  d.)  anatomisch  (in  typischen  Fällen)  bestehend  in  De- 
generation der  in  den  Seitensträngen  verlaufenden  Pyramiden- 
bahnen. Die  klinischen  Symptome  sind:  langsam  zunehmende 
Lähmung  der  Beine  mit  Steifigkeit  der  Muskeln  und  hochgradiger 
Steigerung  der  Sehnenreflexe  (spastischer  Gang).  Die  Sensi- 
biütät  ist  erhalten.  Muskelatrophie  fehlt.  Die  Arme  werden  gar 
nicht  oder  erst  spät  ergriffen,  die  Sphinkteren  sind  gegen  das 
Ende  Öfters  gelähmt.  Die  infantile  Form  der  L.  ist  stets  ce- 
rebraler Natur  vd.  Paraplegia  spastica  congenitalis.  Die 
mit  Muskelatrophie  einhergehende  Form  der  L.  ist  die 

Amyotrophisehe  (s.  d.)  Lateralsklerose  [Chabcot  und 
-Joffroy]  anatomisch  bestehend  in  Degeneration  der  in  den  Seiten- 
strängen verlaufenden  Pyramidenbahnen  und  Atrophie  der  diesen 
entsprechenden  Ganglienzellen  in  den  grauen  Vordersäulen,  kli- 
nisch sich  darstellend  als  eine  in  den  Händen  und  Armen  begin- 
nende progressive  Atrophie  der  Muskeln  mit  Steigerung  der  Seh- 


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Lentigo  273 

nenreflexe ,  welch  letztere  an  den  Unterextremitäten  in  den 
Vordergrund  tritt  und  den  „spastischen"  Gang  verursacht.  Nach 
ein  bis  zwei  Jahren  treten  mit  dem  Übergreifen  des  anatomischen 
Prozesses  auf  die  Nervenkeme  der  Medulla  oblongata  bulbäre  {vd. 
Bulbärparalyse)  Erscheinungen  hinzu  und  führen  bald  zum  Tode. 
In  den  atrophischen  Muskeln  findet  man  Herabsetzung  der  elek- 
trischen Erregbarkeit  oder  Entartungsreaktion  (s.  d).  Nie  bestehen 
sensible  Störungen. 

Liathyrismas  {Xd^gog  eine  Erbsenart)  Vergiftungs- 
■erscheinungen  nach  dem  Genüsse  verschiedener  Erbsenarten  (L. 
sativus,  L.  Cicera,  L.  Clymonum).  Die  Krankheit  verläuft  wie 
die  Pellagra  (s.d.)  durch  toxikämische Lähmung  der  Seiten- und 
Hinterstränge  des  Rückenmarkes  imter  dem  Bilde  einer  ataktischen 
Paraplegie. 

liaTement  (franz.)  das  Waschen,  sc,  des  Darms,  das 
Iflystier. 

Liaxantia  (laxare  erweitern,  öfC^en,  erleichtem, 
V.  laxusy  layvog  Bchlaff)  s.  Kathartica  s.  Purji^aiitia  Abführ- 
mittel. Die  milderen,  L.  mitiora,  welche  nur  einfache  Ent- 
leerung des  Darminhaltes  bewirken,  werden  als  L.  ekkoprotica 
bezeichnet,  die  stärkeren,  welche  zahlreiche  wässerige  Ausleerungen 
bewirken,  als  L.  drastica. 

Liectuli  (lectuliiSy  Dem,  v.  lectus  Bett)  s.  Toruli  straminei 
St  roh  laden,  welche  aus  einem  viereckigen  Stück  Zeug  bestehen, 
in  welches  an  zwei  entgegengesetzten  Seitenrändem  langes  glattes 
Stroh  eingenäht  wird  und  das  nach  teilweiser  Aufrollung  zum 
Schienen  und  Umhüllen  von  Gliedern  dient. 

cf.  Ferula. 

Lieioiiiyoiii  (Xelog  glatt)  vd.  Myom. 

Liema  (17  Xdfiij  =  yX^f^rj  =  gramia)  s.  Sebuin  palpebrale 

Augenbutter,  Produkt  der  MEiBOM'schen  Drüsen,  Zellen,  deren 
Inhalt  rasch  verfettet  und,  indem  die  ZeUenmembran  zu  Grunde 
geht,  in  Gestalt  von  Fettkömchen  ausgeschieden  wird. 

Lienteszirend  (Zen^t«« langsam)  sich  hinschleppend. 

JLenticonas  {lens  Linse,   coniM,  gr.  x(bvog  Kegel)  ke- 
elförmige   Protuberanz   der  durchsichtigen  Linsenmasse  in 
le  vordere  Augenkammer  (L.  anterior)  oder  in  den  Glasköi-per 
<L.  posterior). 

lientiffO  Linsenfleck,  Überschreitung  der  normalen  Pig- 
mentinmg  in  Form  eines  kleinen  dunklen  Hautfleckes  (grössere 
Epithehden  oder  kleine  Leberflecke). 

cf.  Chloasma,  Naevus  pigmentosus. 
Roth 's  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  ]^g 


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274  Leontiasis 

lieontiasis  (6  Xiwv  Löwe). 

1.  Übermässige  Entwicklung  von  Skeletteilen,  welche 
(durch  Osteombildung,  Ostitis  deformans)  zu  unfönnlichen  Massen 
aufgetrieben  werden:  Leontiasis  ossea. 

2.  Auch  im  Sinne  von  Facies  leontina  (s.  d.)  und  dann 
mit  dem  Begriff  der  Lepra   tuberosa  zusammenfaUend. 

liepra  {fj  Xenga  V.  Xenoi  Bchäle  ab)  s.  !<•  Arabuni 
auch   Jadaeormn    s.    Elephantiasis    (s.    d.)    Orae- 

corum  (engl.  Leprosy.  franz.  la  Lepre,  im  Mittelalter  „Maltzey'% 
Spedalskhed  der  Norweger)  der  Aussatz,  eine  chronische,  unheil- 
bare Krankheit,  die  mit  Entwicklimg  entzündlicher  Neubildungen 
der  Haut  und  des  Bindegewebes  der  peripheren  Nerven  einher- 
geht. Das  Virus  der  Lepra  stellt  der  von  Armaüer  Hansen 
entdeckte  Bacillus  leprae  (s.  d.)  dar,  der  grosse  Ähnlichkeit 
mit  dem  Tuberkelbacillus  hat  und  sich  nicht  nur  in  den  leprösen 
Neubildimgen  der  Haut,  sondern  auch  in  den  peripheren  Nerven 
findet  [Neisser  in  ZH].  Dieser  Thatsache  steht  eine  unwahr- 
scheinliche Theorie  gegenüber,  nach  welcher  das  Leiden  seine  Ur- 
sache in  einer  Myelitis  der  Hinterhörner  des  Rückenmarks  (Ro- 
senthal's  Poliomyelitis  posterior  chronica)  haben  soll. 

L.  maeulosa  die  Pigmentlepra  ist  die  leichteste  Foim, 
welche  sich  nur  durch  Auftreten  von  Flecken  verschiedenster  Ge- 
stalt, Farbe  und  Beschaffenheit  kundgibt,  welche  Formen  von  den 
Autoren  als  Morphaea  und  Vitiligo  gravior  (s.  d.)  bezeichnet 
worden  sind.  Bei  dieser  Form  konnten  bis  jetzt  keine  Lepra- 
bacillen  nachgewiesen  werden. 

L.  tuberosa  s.  tnberculosa,  nodosa  das  Wesentliche  dieser 
Form  ist  eine  knotige  Neubildimg  der  Haut,  besonders  des  Ge- 
sichtes, sowie  der  Schleimhaut  der  Nase,  Mund-,  Rachen-  und 
Kehlkopfhöhle.  Die  Hautknoten  sind  von  Schrot-  bis  Walnuss- 
grösse,  braunrot,  glatt,  derb-elastisch,  empfindlich  imd  können 
nach  verschieden  langem  Bestände  einfach  atrophiren  oder  ulze- 
riren,  zuweilen  auch  wie  bei  der  anästhetischen  Form  in  die  Tiefe 
greifen.  —  L.  maculosa  und  tuberosa  können  sich  kombiniren  mit 
den  Symptomen  der 

L.  anaesthctica.  Meist  mit  vorausgehenden  Pemphigus- 
eiiiptionen  (Pemph.  leprosus),  Fleckenbildung  und  Hyperästhesie 
entwickelt  sich  an  verschiedenen  Hautstellen  Anästhesie,  wozu  sich 
später  Atrophie  der  betreffenden  Teile  gesellt. 

An  den  Gelenken,  die  durch  die  atrophische  Hautschrumpfung 
in  halbe  Beugung  geraten,  bilden  sich  durch  den  Druck  der  vor- 
stehenden Knochenenden  Geschwüre,  die  oft  in  die  Tiefe  greifen, 
die  Gelenke  eröffnen  und  zur  Abstossung  von  ganzen  Phalangen 
führen.  Auch  ohne  Geschwürsbildung  konmit  es  übrigens  zu 
trockenem  und  feuchtem  Brand  an  Händen  und  Füssen  und  zur 
Abstossung  von  ganzen  Teilen  derselben  (L.  mutilans). 


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Leukämie  275 

lieptocephaiie  {Xejitog  eig.  abgeschält,  zart,  fein, 
schmal;  ^  xsqjaXri  Kopf)  vd.  Dolichocephalus. 

Lieptoineiiiiig^itis  (17  M^iy^  Hirnhaut)  Entzündung 
der  zarten  Hirnhaut,  d.  i.  der  Pia  mater,  vd.  Meningitis. 

lieptomitus  (o  fihog  Faden,  Saite)  ein  in  der  Vagina 
vorkommender  Pilz. 

lieptotbrix  baccalis  (17  ^qI^  Haar,  hucca  Backe, 
hier  die  innere  Fläche  als  Teil  der  Mundhöhle)  ein- 
fache, durch  Scheidewände  geteilte  mikroskopische  Fäden, 
im  ganzen  Verdauungstraktus,  besonders  im  Munde,  ausserdem  in 
der  Vagina  (L.  vaginalis)  vorkommend,  ohne  grosse  klinische 
Bedeutung. 

cf.  Bakterien,  Vaginitis,  Algosis. 

Lieptas  aatamnalis  Erntemilbe,  vd.  Bouget. 

lietal  (letum  Tod,  nicht  v.  17  Xrj'&rj  die  Vergessenheit, 
kavMvw  vergessen  machen,  sondern  wie  de-lere  vernichten, 
von  li-nere  verwischen)  tötlich. 

Lietbarcrie  oder  lietbari^as  (9^  Xrj^agyia  oder  6  kridaQ- 
y'og  Schlafsucht,  V.  tj  Xrj'&rj)  spontan  auftretender  schlafähn- 
licher Zustand,  aus  dem  der  Kranke  nicht  oder  nur  unvoll- 
ständig aufgeweckt  werden  kann  (ohne  Zusammenhang  mit 
Gehirn-  oder  Infektionskrankheiten). 

L.  africana  „die  schlafende  Krankheit"  eine  ihrer 
Ätiologie  nach  vollkommen  dimkle  an  der  Westküste  Afrikas  bei 
Negern  beobachtete  Krankheit  mit  langsam  zunehmender  Somno- 
lenz,  infolge  deren  der  Kranke  bei  der  Arbeit  in  einen  Schlaf  ver- 
fällt, der  meist  durch  die  mangelnde  Nahrungsaufnahme  in  3 — 6 
Monaten  zum  Tode  führt. 

cf.  Narkolepsie,  Hypnotismus,  Nona,  Synkope. 

Lieukämie  {Xsvxos  licht ,  weiss,  x6  alfia  das  Blut) 
„weisses  Blut",  chronische,  meist  zum  Tode  führende 
Dyskrasie,  welche  ihre  Ursache  wahrscheinlich  in  einer  Er- 
krankung der  blutbereitenden  Organe  (Milz,  Lymphdrüsen,  Kno- 
chenmark) hat.  Man  unterscheidet  demnach  eiae  lienale  L., 
Splenämie,  mit  bedeutendem  Milztumor  (am  häufigsten),  eine 
lymphatische  L.,  Lymphämie,  und  eine  myelogene  oder 
medulläre  L.  Gewöhnlich  handelt  es  sich  um  eine  Kombination 
von  zwei  oder  allen  drei  Formen.  Das  Blut  solcher  Kranken 
zeigt  infolge  der  bedeutenden  Vermehrung  der  weissen  BlutzeUen, 
die  so  weit  gehen  kann,  dass  die  Zahl  der  weissen  Blutzellen  die- 
jenige der  roten  übertrifft,  eine  eigentümlich  weissliche,  milchige 
Beschaffenheit. 

cf.  Lenkocytose,  Chlorose. 

18* 

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276  Leiikäthiopie 

lieukäthiopie  (6  Al^ioxp  Äthiopier,  v.  aX^co  ver- 
sengen, Tj  a>ip  Gesicht)  i.  q.  Albinismus  —  welcher  Zustand 
bei  den  Negern  am  häufigsten  und  auffallendsten  sich  zeigt. 

lieukocyten  {x6  xvxog  der  hohle  Körper,  Bläschen, 
V.  xva>  hohl  sein)  eine  Bezeichnung  für  weisse  Blutkörper- 
chen. 

lieukocythftmie  {t6  alua  Blut)  i.  q.  Leukämie. 

lienkocytom  eine  Geschwulstform,  die  aus  kugeligen 
Herden  von  Eundzellen  besteht,  zwischen  denen  ein  feinstes  fibril- 
läres  Netzwerk  verläuft. 

lienkocytose  geringerer  Grad  von  Vermehrung  der 
weissen  Blutkörperchen,  kann  als  vorübergehender,  an  zeit- 
weilige Veränderungen  der  blutbildenden  Organe  geknüpfter  Zu- 
stand, sowie  bei  manchen  fieberhaften  u.  a.  Erkrankungen  vor- 
kommen. 

cf.  Psendoleukämie,  Anämie,  Chlorose,  Leukämie. 

lienkodermie  (t6  degfia  Haut)  weisse  Färbung  der 
Haut  infolge  Pigmentmangels,  ist  entweder  angeboren  (Albi- 
nismus) oder  erworben  (Vitihgo). 

cf.  Lenkopathie,  Chromodermatosen. 

lieukodermia  nenritica  eine  durch  Neuritis  be- 
dingte Pigmentatrophie  der  Haut. 

lienkolyse  (17  Ivotg  v.  kvoy  Lösung)  nennt  Löwit  die 
Auflösung  bezw.  Vernichtung  der  Leukocyten  unter  der  Einwir- 
kung gewisser  Substanzen,  wie  des  Tuberkulin  und  andei*er  Bak- 
terienextrakte. 

fienkoin  (>let;xa;/ia  von  Aet;xoa>)  undurchsichtiger  weiss- 
licher  Narbenfleck  oder  allgemeine  Trübung  der  Hornhaut, 
die  Folge  von  Hornhautentzündung. 

L.  adhaerens,  L.  mit  ein-  oder  angeheilter  Iris. 
L.  ad h.  prominens,   L.  mit  ektatischer  Narbe,   in  welcher 
die  Iris  eingeheilt  ist. 

L.  centrale  totale  adhaerens,  L.  mit  zirkulärer  An- 
heilung  des  ganzen  PupiUarrandes  an  eine  grössere  Perforations- 
stelle. 

cf.  Keratitis,  Macula,  Nnbecula. 

lieukomyelitis  (d  i^vslog  Bückenmark)  Entzündung 
der  weissen  Substanz  des  Eückenmarks. 

L.  posterior  chronica  graue  Degeneration  der  Hinter- 
stränge i.  q.  Tabes  dorsalis. 
cf.  Poliomyelitis. 


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Liehen  277 

lieukopathia  (zd  jtd^og  Leiden)  i.  q.  Leukodenuie  oder 
Albinismus. 

lienkoplakia  bueealis  (jikd^  Platte,  Fläche,  hucca 
Backe)  s.  Psoriasis  linguae,  Ichthyosis  llnguae  et  oris  s. 
Tylosis,  eine  Krankheit,  die  sich  durch  Bildung  weisser  Flecke 
an  der  Zungen-  und  Mundschleimhaut  kennzeichnet,  wodurch  die 
Zunge  ein  landkartenähnliches  Aussehen  bekommt  (Lingua  geo- 
graphica). Die  Krankheit  ist  idiopathisch  zum  Unterschied  von 
anderen  ähnlichen  meist  im  Gefolge  der  Syphihs  auftretenden 
Affektionen. 

lieukorrliSe  (i?  goi^  Fliessen,  v.  geco)  i.  q.  Fluor  albus. 

liiekeii  (o  Xeixvv  Flechte,  Xeixco  lecken,  um  sich 
greifen)  Schwindflechte,  durch  Büdung  meist  hellrot,  gelb- 
lich bis  braunrot  gefärbter  Knötchen  bei  Erwachsenen  charakteri- 
sirte  chronische  Hautkrankheit,  und  zwar  solcher  Knötchen, 
welche  einem  bestimmten  Krankheitsprozesse  angehören,  keine 
Flüssigkeit  enthalten  und  im  ganzen  weiteren  Krankheitsverlaufe 
keine  fernere  Umwandlung  mehr  erfahren  (c/.  Prurigo). 

L.  serofulosoruin  in  Begleitung  von  anderweitigen  Erschei- 
nungen der  Scrofulose  meist  nur  am  Stamme  auftretende,  stets 
gruppenweise  stehende,  die  Mündung  und  Umgebung  eines  Haar- 
Balges  einnehmende,  mit  Schuppen  bedeckte  Knötchen,  zwischen 
denen  sich  mit  der  Zeit  linsengrosse,  vereiternde  oder  sich  ab- 
schuppende rote  Knoten  entwickeln  (Akne  kachekticorum). 

L.  ruber  rote  Schwindflechte,  chronische,  schliesshch 
über  die  ganze  Hautfläche  sich  verbreitende  und  zu  Marasmus 
führende  Hautkrankheit,  welche  durch  lebhafter  gerötete,  mehr 
oder  weniger  juckende  Knötchen  charakterisirt  ist,  welche  ent- 
weder konisch  und  durch  Epidermisschuppen  an  der  Spitze  rauh 
und  derb  erscheinen,  oder  glatt,  rundlich  und  mit  einer  winzigen, 
aber  deutlich  delligen  Depression  versehen  sind.  Dabei  wird  die 
Haut  verdickt,  spröde,  mit  Rhagaden  besetzt,  auch  die  Nägel  ver- 
dicken sich. 

L.  tropieus  („roter  Hund",  prickly  heat)  stark  juckende, 
in  kreisförmigen,  stai-k  geröteten  Plaques  an  den  bedeckten  Körper- 
stellen unter  dem  Einfluss  der  Tropenhitze  auftretende  Hautaöek- 
tion,  welche  vorzugsweise  eine  Plage  für  die  neu  angekommenen 
Europäer  ist.  Es  sind  eigentlich  durch  Hitze  und  Schweiss  erzeugte 
Ekzeme  (cf.  Sudamina).  [Nach  Hebra  und  Kaposi.] 

L.  syphilitieus  knötchenförmige  Infiltration  der  FoUikel- 
wandungen  in  gruppenweiser  Anordnung.  Die  einfachste  Form 
miliumähnlich,  trocken  (miliares  papulöses  Syphilid);  bei 
akuterem  Vorgange  bilden  sich  Gruppen  kleiner  Bläschen,  die  sich 
durch  Trübung  ihres  Inhalts  bald  in  Pustelchen  umwandeln 
<Herpes  syphil.,  wenn  einzeln:  Varicella  syphil.);   oder  die 


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278  Lien  mobilia 

zwischen  den  Knötchen  liegenden  Papillen  der  Kutis  werden  eben- 
falls infiltrirt  und  die  Hautstelle  in  eine  abschuppende,  psoriasis- 
ähnliche  Platte  umgewandelt  (Psoriasis  syphilit,  bei  grösserer 
Ausdehnung  allenfsdls  Ekzema  syphil.  —  [Gazen ave]). 

[Nach  Bäumleb]. 

L.  aen^ique,  L.  eircinatus  besteht  in  kleinen,  spitzen  Knöt- 
chen von  mattroter  Farbe,  die  entweder  unregelmässig  über  die 
Haut  zerstreut  oder  zu  Bogen-  oder  Kreisformen  zusammen- 
gruppirt  sind. 

L.  agrius  (äyQiog  wild)  i.  q.  Ekzema  papulosum. 

liien  mobilia  (ojiki^v)  die  verschiebbare  oder  Wän- 
de rmilz  (MosLEB  trennt  beide,  doch  ist  der  Unterschied  nur  ein 
ätiologischer,  indem  die  verschiebbare  Milz  „bedingt  ist  in  einer 
angeborenen  oder  in  einer  durch  Zerrung  während  des  Bestehens 
eines  Milztumors  akquirirten  und  nach  Beduktion  des  letzteren 
zurückgebliebenen  anomalen  Länge  der  Milzligamente")  eine  weit 
öfter  bei  Frauen  als  bei  Männern  beobachtete  Anomalie  der  Lage 
der  Milz,  wobei  dieselbe  nicht  mehr  von  den  Rippen  bedeckt  in 
der  linken  hypochondrischen  Gregend  und  bei  noch  bedeutenderen 
Graden  in  der  linken  Darmbeingrube,  am  Beckeneingang  oder 
selbst  in  der  rechten  Bauchhälfte  liegt,  beweglich  und  meist  ver- 
grössert  ist.     Der  Hilus  liegt  dabei  nach  links  und  oben. 

cf.  Ren  mobilis. 

liien  suecentariatus  (suh-centurio  Soldaten  an  die 
Stelle  der  abgegangenen  rücken  lassen,  überhaupt  an 
die  Stelle  setzen)  Nebenmilz,  ein  bis  haselnussgrosser  rund- 
licher Körper,  dessen  Gewebe  mit  dem  der  Milz  übereinstimmt, 
meist  im  Ligam.  gastro-lienale  liegend. 

liienterie  (XsTog  glatt,  t6  svieqov  Eingeweide)  i.  q. 
Diarrhoea  lienterica. 

liilCatnr  (ligare  binden  ligatura)  die  Unterbindung, 
Abbindung. 

liimbosas  {linibus  Saum,  v.  labi  gleiten)  gross- 
zackig,  mit  gewundenem  Rande. 

liinearextraktion  modifizirte,  sc,  der  Linse,  die  von 
GbIfe  eingeführte  Staroperation,  aus  vier  Akten  bestehend: 
1.  Linearschnitt,  2.  Iridektomie,  3.  Cystotomie  (Kapselschnitt), 
4.  Entbindung  der  Linse. 

liingua  geographica  vd.  Leukoplakia. 

liiodemiia  nenritica  {IsXog  glatt)  i.  q.   Glossy  skin, 

liipacidaemie  u.  liipacidnrie  (Barb.  t6  Xütoq  Fett, 
acidus  sauer,  t6  alfia  Blut;  t6  ovoov  Harn)  der  (krankhafte) 
Gehalt  des  Blutes,  bezw.  Harns  an  Fettsäuren. 


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Lithoklaat  279 

liipämie  milchige  Trübung  des  Blutserums  durch 
,    Fettgehalt,  ein  Zustand,  der  öfter   bei   derFettsucht  besonders 
Q^    der  Säufer  vorkommt. 

p^  liiparoeele  (Xuiagog  fett,  ^  ?cijXrj  Bruch)  oder  liipoeele 

■  "1     r.  q.  Hemia  adiposa. 

Q  liipoma  {y,XiJi6(o,  Xuicofia)  s.  Adipoma  Fettgeschwulst« 

Tumor  aus  rundlichen  Fettlappen  und  Knollen  mit  bindegewebiger 
Zwischensubstanz. 

L.  fibrosum  s.  Steatoma  MttUeri  Fettgeschwülste,  in 
denen  durch  schwielige  Umwandlung  des  Zwischenbindegewebes 
fibröse  Brücken  entstehen,  welche  die  einzelnen  Lappen  von 
einander  trennen. 

L.  arboresecns   eine  spezielle   Eigentümlichkeit  der  serösen 
und   Synovialhäute,  in   hyperplastischer  Entwicklung  der  normal 
p^      vorkommenden  Zotten    und  polypösen    Fettanhänge    (Appendices 
^^      epiploicae,  Glandulae  Havers.  etc.)  bestehend. 

L.  myxomatodcs  L.  mit  teil  weiser  schleimiger  Erweichung. 


1^ 

m 


'i 


liipoma tosis  die  Fettsucht  (L.  universalis)  vd.  Obe- 
-^      sitas,  oder  die  Verfettung  vd.  Infiltratio. 


Ph 


L,  liepatis  vd.  Hepar  adiposum. 

liipotilymie  {IsiJico  verlassen,  6  {hjuög  Bewusstsein) 
f».  Lipopsyehie  die  Ohnmacht. 

cf.  Obnubilatio,  Eklyse. 

liipurie  (ro  ovqov  Urin)  stärkerer  Fettgehalt  des 
Urins,  soll  ein  Symptom  von  Pankreaskrankheiten  sein. 

cf.  Chylurie. 

liitliiasis  (gr.  H.  v.  6  U^og  der  Stein,  Xi-&idoy  den 
Blasenstein  haben)  Steinkrankheit,  vd.  Nephro-  und 
Cystolithiasis. 

et*.  Cholelithiasis. 

L.  conjunktivac  Kalkablagerungen  in  den  zurückgehaltenen 
Sekreten  der  MEiBOM'schen  Drüsen. 

cf.  Uordeolam,  Chalazion,  Calcali. 

L.  glandulae  laerymalis  vd.  Dakryolith. 

liitliokelyplios  (ro  yJXv(pog  Eischale)  Kalkablage- 
rung in  die  Eihäute  bei  extrauteriner  Schwangerschaft.  Bei 
Litnokelyphoptldion  (ro  naiöiw  Kind)  sind  ausser  den  Eihäuten 
auch  Teile  des  Fötus  verkalkt  [Küchenmeister], 

liitlioklast  oder  liithofraktor  (xAdw,  frangtre,  zer- 
brechen) kräftiges  zangenartiges  Instrument  zur  Zertrüm- 
merung zu  grosser  Blasensteine  während  des  Steinschnittes  von 
der  Operationswunde  aus. 

cf.  Lithotripter. 


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280  Litholabe 

liitholabe   (Xafißdvco   fasse,  Xaßi^   Griff,  Handhabe) 

Civiale's  Instrument  zur  Zertrümmerung  von  Blasensteinen,  eine 
gerade  Eöhre,  aus  welcher  nach  der  Einführung  in  die  Blase  drei 
mit  Haken  versehene  aus  einander  federnde  Branchen  vorge- 
schoben werden,  um  beim  Zumckziehen  derselben  den  Stein  zu 
fassen. 

liitholapaxie  ßandCco  ausleeren,  abführen,  er- 
weichen V.  XojtaQog  weich)  die  Entleerung  von  Blasensteinen. 

liitbolysis  (»5  Xvotg  Lösung)  das  —  imwirksame  —  Ver- 
fahren, durch  Einspritzen  von  Lösungsmitteln  in  die  Blase  Steine 
zur  Auflösung  zu  bringen. 

liithopädion  (v6  jiaiSiov  Kindchen)  „Steipkind", 
verknöcherte  Frucht,  Schrumpfung  und  Verkalkung  der  an 
einem  falschen  Orte  entwickelten  Frucht. 

cf.  Graviditas  extrauterina. 

liitlioprion  (o  jzgicov  Säge)  veraltetes  Instrument  (Leroy 
b'  Etiolles)  zur  Zerkleinerung  von  Blasensteinen. 

liithoskop  {pxo7ie(o  besichtigen)  runde  Platte  von 
hartem  Holz,  welche  am  Griffe  einer  Untersuchungssonde  festge- 
schraubt wird,  um  den  Ton  zu  verstärken,  welcher  beim  An- 
schlagen  der  Sonde  gegen  einen  vermuteten  Blasenstein  entsteht. 

liithothlibie  {&kiß(o  drücken)  das  von  Denamiel  vor- 
geschlagene Operationsverfahren  bei  sehr  weichen  Blasen- 
steinen: den  Stein  durch  Di-uck  des  Fingers  vom  Mastdarm  aus 
gegen  einen  in  die  Blase  eingeführten  Katheder  oder  Sonde  zu 
zerdrücken  [Linhart]. 

liitliotom  (xEiÄvo)  schneiden)  starkes,  meist  geknöpftes 
Messer,  welches  beim  Steinschnitt  zur  Ei-weiterung  des  ersten 
unter  Leitung  des  Itinerarimus  gemachten  Schnittes  angewendet 
wiixi. 

Bei  dem  Lithotome  cache  oder  gedeckten  L.,  wird  das 
Messer  erst  nach  der  Einfühi-ung  des  Instrumentes  in  der  Weise 
durch  eine  Feder  entblösst,  dass  es  mit  der  deckenden  Scheide 
einen  beliebigen  Winkel  bildet,  wie  die  Branche  einer  geöffneten 
Scheere  zur  anderen.  —  Ein  zweiklingiges  dient  zur  SSitio  bila- 
teralis. 

liithotomie  Steinschnitt.  —  Die  Methoden  sind: 
Sectio  alta   s.  Epieystotomia   der  hohe   Steinschnitt, 
Eröffnung   der  Blase   oberhalb  der  Symphyse;    gefährlich    wegen 
der  Nähe  des  Bauchfelles. 

Seetio  lateralis  (gewöhnlich  s  i  n  i  s  t r  a)  s.  Lithotomia 
urethro-prostatiea  Seitensteinschnitt.  Durch  einen  Schnitt, 
der  von  der  Eaphe  des  Dammes  hinter  dem  Bulbus  urethrae 
parallel    dem    aufsteigenden    Schambeinaste    bis    zur  Mitte   einer 


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Lochia  281 

Linie  verläuft,  welche  man  sich  vom  After  zum  Sitzknorren  ge- 
zogen denkt,  wird  erst,  unter  Leitung  des  Itinerariums,  die  Harn- 
röhre eröffnet  und  dann  in  der  Richtung  des  Hautschnittes  die 
Prostata  imd  zuweilen  auch  der  Blasenhals  mit  dem  Lithotom 
durchschnitten. 

Bei  der  Sectio  bi lateralis,  für  sehr  grosse  Steine  (die 
man  besser  zertrümmert),  wird  dm-ch  einen  Schnitt,  der  von  einem 
Sitzknon-en  ziun  anderen  bogenförmig,  die  Konkavität  gegen  den 
After  gerichtet,  geführt  wird,  auf  die  Blase  eingedrungen. 

Seetio  mediana  s.  urethralis  der  MARiANi'sche  Schnitt, 
jetzt  wieder  hauptsächlich  geübt.  Auf  der  Einnensonde  wird  der 
hintere  Umfang  des  Bulbus  ureth.  blossgelegt,  die  Urethra  nach 
hinten  von  diesem  frei  präparirt  und  in  der  Ausdehnung  von 
1,5 — 2,7  cm  durchschnitten,  während  der  Bulbus  na<jh  oben  ge- 
zogen wird.  Dann  geht  man  mit  dem  Finger  in  die  Urethi-a  ein 
und  schneidet  mit  einsm  geknöpften  Messer  in  der  Mittellinie 
den  straff  sich  spannenden  Rand  des  nur  angeschnittenen  Dia- 
phragma urogenitale  tiefer  ein,  dehnt  mit  den  Fingern  oder  mit 
Dilatatoren  in  der  Chloroformnarkose  den  Blasenhals  und  ent- 
fernt kleine  Steine  direkt,  grossere  nach  vorgängiger  Lithoklasie. 

•  Sectio  vesico-vaginalis  s.  Kolpoeystotoinia  Durchtren- 
nung  der  Blasen  scheidenwand  mit  folgender  WiedeiTer- 
einigung  durch  die  Naht  [König]. 

liitliotripsie  oder  liithotritie  (97  rgiyng,  trituSfüeibenj 

von    TQißco,    tero)    Operation    von   Blasensteinen    auf   dem 
Wege  der  Zertrünunerung  mit  einem  durch  die  Harnröhre  einge- 
führten   Lithotripter ,    so   dass    die    kleinen    Trümmer  durch   die 
Harnröhre  entleert  werden  können, 
cf.  Lithoklasie. 

liithotripter  (o  rpinxriQ  Beiber)  Instrument  von 
katheterähnlicher  Form  zur  Zertrümmerung  von  Blasensteinen  von 
der  unverletzten  Harnröhre  aus. 

cf.  Lithoklast. 

liiTor,  liiTedo  (lat.  Bleifarbe,  Uvidus,  graugelb,  wie 
leo  Löwe)  blass-bläuliche  Hautfarbe.    Ac^j,  ÜTid« 
Livores  mortis  Leichen-  oder  Totenflecke, 
cf.  Cyanose. 

liochia  (Xo/iog  zur  Geburt  gehörig,  Xexog  lectus)  der 
Wochenfluss,  das  physiologische  Wundsekret  des  Uterus  nach 
der  Geburt.  Die  L.  sind  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Geburt 
rein  blutig  (Lochia  cruenta  s.  rubra),  dann  aus  Serum  und 
Blutfarbstoff  mit  Epithelien  bestehend  (Lochia  serosa)  schliess- 
lich (in  der  2.  Woche  des  Puerperium)  eitrig  (Lochia  alba  s. 
purulenta). 


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282  Logoneurose 

liOgonenrose  (6  Xoyog  Sprache,  t6  vevgov  Nerv) 
Sprachstörung,  deren  Ursache  im  Zentralnervensystem  ge- 
legen ist. 

cf.  Dyslogie. 

liOgopathie  (ij  Jid^r^  oder  ro  jidd-og  Leiden)  oder  Dyslogie 
Sprachstörunff  im  allgemeinen;  im  besonderen  die  auf  ge- 
störter Gedankenbildung  beruhende  Sprachstörung. 

cf.  Lalopathie,  Dysphrasie,  Logoneurose. 

liOgorrhoea  (geo)  fliessen)  Geschwätzigkeit,  ge- 
braucht als  Symptom  von  Greisteskrankheiten. 

liOrdosis  (j  XögScoaig  V.  XogSoco  den  Rücken  einwärts 
biegen)  pathologische  Ausbiegung  der  Wirbelsäule  nach 
vorne,  betrifft  gewöhnlich  den  ßenden-,  zuweilen  auch  den  Hals- 
teil der  Wirbelsäule;  besonders  bei  Osteomalacie. 

Lordo-Skoliose  Kombination  von  L.  mit  seitlicher 
Ausbiegung. 

cf.  Kyphose. 

liOxarthrose  (Xo^og  =  luxus  schief,  to  äg^gov  Gelenk) 
Gelenkverkrümm  ung. 
cf.  Contractura. 

liues  (tat  lutrey  Xvco  auflösen,  Lua  Sühnegöttin)  die 
Seuche,  gewöhnlich  kurz  und  euphemistisch  für  L.  venerea, 
Syphilis  (s.  d.). 

liUmbägo  (lat.  H.  von  lumhus  Lende)  i.  q.  Myalgia 
lumbalis. 

finpotoiii  (v.  Lupus  [s.  d.]  und  tefivco  schneiden)  ein 
Skarifikationsmesser  [nach  F.  J.  Pick],  bestehend  aus 
5  Klingen,  von  denen  die  mittelste  feststeht,  während  die  beider- 
seitigen verstell-  und  abnehmbar  sind. 

liapns  {lat  Wolf,  eigentlich  der  Zerreisser  —  die 
Gefrässigkeit  als  Tert.  compar.)  Herpes  esthiomenos 
[HiPPOKRATES]  (franz.  Scrophulide,  Barttte  rougeante,  Esthio- 
mene)  Lupus  Willani,  der  Hautwolf,  die  fressende  Flechte, 
eine  chronische  Krankheit  der  Haut  und  der  angrenzenden  Schleim- 
häute, die  sich  durch  rote,  tief  ins  Korium  gebettete  Knötchen 
charakterisirt  und  im  Involutionsprozesse  der  letzteren  Schilferung, 
Greschwüre  und  narbige  Atrophie  der  Haut  veranlasst  [Kaposi]. 
Der  Lupus  wird  jetzt  als  Tuberkulose  der  Haut  angesehen,  nach- 
dem zuerst  von  Demme  Tuberkelbacillen  in  den  Lupusknötchen 
gefunden  worden  sind. 

L.  vulgaris  s.  Herpes  esthiomeDOS.  In  chronisch  sich  foit- 
spinnenden  Eruptionen  erscheinen  Stecknadelkopf-  bis  hirsekom- 
grosse,  braunrote,  derbe,  in  die  Haut  gleichsam  eingesenkte  Knöt- 


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Luxation  283 

chen,  die  in  äusseret  lenteszirendem  Verlaufe  bis  zu  linsen-  oder 
erbsengrossen,  etwas  hervorragenden  gelbrötlichen  Knoten  (L.  pro- 
minens s.  tuberosus  s.  tuberculosus  s.  nodosus),  oder 
zu  grösseren  flächenartigen  oder  knolligen,  roten  oder  blassen, 
fiulzig  durchscheinenden  konfluirenden  Infiltraten  (L.  tumidus) 
sich  entwickeln,  alsdann  aber  durch  Ulzeration  oder  Involution 
verschwinden  und  narbige  Atrophie  oder  wirkliche  Narben  der 
Haut  hinterlassen. 

Treten  die  Knötchen  in  Kreislinien  auf,  so  bezeichnet  man 
diese  Form  als  L.  serpiginosus. 

Die  beiden  folgenden  Formen  stellen  Involutionsvorgänge  des 
L.  vulgaris  dar. 

L.  exfollati vus :  indem  die  ursprüngliche  Infiltration  schwindet, 
zerbröckelt  die  früher  gespannte  Epidermisdecke  zu  trockenen 
Plättchen,  welche  mit  aussickernder  serös-blutiger  Flüssigkeit  ein- 
trocknende Börkchen  bilden.  Nach  Monaten  ist  der  primitive 
Ejioten  unter  andauernder  Schuppimg  unter  das  Hautniveau  ge- 
sunken, die  Hautstelle  atrophisch,  narbig  glänzend. 

L.  exuleerans.  Der  Lupusknoten  erweicht  und  zerfällt  zu 
einer  käsig-eiterigen  Masse,  die  mit  den  allenfalls  noch  vorhan- 
denen Epidermisresten  zu  verschieden  gefärbten  und  verschieden 
grossen  Borken  vertrocknet,  nach  deren  Abstossung  ein  eiternder 
Substanzverlust,  ein  Ulcus  luposum  vorhegt. 

Wenn  die  Granulationen  dieser  Lupusgeschwüre  sehr  hoch 
papillomartig  erscheinen,  bezeichnet  man  diese  als  L.  hyper- 
trophicus  s.  exuberans  s.  framboesif ormis. 

L.  erythematosus  s.  Seborrhoea  eongestiva  [Hebra]  be- 
steht in  einer  in  den  Kapillaren  des  Korimn  und  Papillarkörpers 
beginnenden,  zu  Zelleninfiltration  und  herdförmiger  Zellenan- 
häufung führenden  Entzündung,  die  in  spontane  Heilung  über- 
geht oder  zu  Degeneration  und  narbiger  Schrumpfung  der  Kutis 
und  ihrer  Drüsen  führt  [Veiel  in  ZH]. 

L.  syphilitieus  vd.  Syphilides. 

liapasearcinom  Krebsentwicklung  auf  Lupus. 

liuseitas  (luscus  dunkel»  blödsichtig,  eig.  halblicht, 
von  lux  und  inchoativ,  luc-sco)  Schiefstehen  der  Augen  her- 
rührend von  einer  Einschränkung  der  Exkursionsfähigkeit  eines 
Bulbus  durch  verschiedene  Ursachen,  insbesondere  Lähmung,  auch 
rheumatische,  der  betreffenden  Augenmuskeln. 

liusus  natnrae  Naturspiel,  kleine  Abnormitäten  in 
der  Lage  und  Bildung  von  Organen  ohne  wesentliche  Funktions- 
behinderung oder  entstellenden  Einfluss  gegenüber  der  Mon- 
strositas. 

lilixation  (lat.)  Verrenkung,  Ausrenkung,  jener 
Zustand  eines  Grelenkes,    wobei   die  beiden  Gelenkenden   entweder 


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284  Lymphadenitis 

ganz  (L.  completa)  oder  zum  grössten  Teil  (L.  incompleta, 
Subluxatio)  aus  ihrer  gegenseitigen  Lage  gewichen  sind  und 
die  Gelenkkapsel  in  der  Regel  teilweise  zerrissen  ist. 

Man  unterscheidet  femer  traumatische,  angeborene, 
habituelle  (bei  unvollständiger  Heilung  der  Kapsel  oder  zu 
grosser  bleibender  Dehnbarkeit  der  Kapselnarbe),  pathologische 
oder  spontane  (d.  i.  durch  entzündliche  Deformation  und  ulzeröse 
Zerstörung  der  Gelenkenden)  L. 

L.  lentis  Linsenluxation  s.  Ektopia  lentis  kommt 
(selten)  angeboren  vor  oder  tritt  spontan  infolge  eines  grösseren 
Defektes  der  Zonula,  am  häufigsten  bei  Verflüssigung  des  Glas- 
körpers oder  auf  traumatischem  Wege  ein, 

L.  inanus  congenita  i.  q.  Talipomanus. 

cf.  Distorsio,  Dysarthrosis,  Pseudarthrosis,  Talipomanus. 

liymphadenitis  (lympha    Wasser    oder    Saft,    von 

rv^9?>;;  6  d^»;»' Drüse)  Lymphdrüsenentzündung. 

L.  acuta  durch  Gefässhyperämie  und  hauptsächliche  Ver- 
mehrung der  Lymphzellen  charakterisirt. 

L.  chronica  vorwiegende  Verdickung  des  Bindegewebsge- 
riistes  der  Drüse,  der  Balken  und  der  Kapsel  (chronische  Indu- 
ration). 

Hier  sind  folgende  Formen  zu  unterscheiden: 

a)  L.  scrophulosa,  die  kleinzellige,  verkäsende  oder 
vereiternde  Hyperplasie  der  Lymphdrüsen,  häufig  aua 
der  akuten  L.  hervorgehend,  doch  auch  oft  von  Anfang  an 
chronisch,  charakterisirt  durch  eine  starke  Anhäufung  kleiner 
Rundzellen  in  dem  Maschenwerk  des  Eetikulum  mit  Ausgang  in 
Vereiterung  oder  Verkäsung.  Lieblingssitz  der  Affektion  sind  die 
Submaxillardrüsen  und  Drüsen  der  seitlichen  Halsgegend,  dann 
die  Bronchial-  und  Unterleibsdrüsen. 

b)  L.  parenehymatosa  byperplastica  inakrocellularia,  die 
grosszellige,  indurative  Hyperplasie  der  Lymphdrü- 
sen, durch  Umwandlung  des  Lymphdrüsengewebes  in  ein  gross- 
zelliges  Gewebe,  mit  Verschwinden  des  ursprünglichen  Charakters 
desselben  gekennzeichnet. 

c)  L.  trabeeularis  {trabs  Balken)  et  reticularis  (rete 
Netz)  indurativa  hyperplastiea,  Hyperplasia  lymphatica 
fibrosa,  Elephantiasis  der  Lymphdrüsen,  durch  starke 
Zunahme  des  Bindegewebes  ausgezeichnet. 

Man  unterscheidet  eine  trabekuläre  und  eine  interstitielle,  re- 
tikuläre, mehr  diffuse  Form. 

d)  L.  tuberciilosa,  Bildung  von  Tuberkeln  in  den  Lymph- 
drüsen. 

cf.  Dcgeneratio,  Tuberculisatio,  Tyroma.  —  Bubo,  L3rmphadenom. 
Lymphangitis. 


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Lymphoma  malignum  285 

liymphadenom  Geschwulst,  welche  von  einer  Lymph- 
drüse ausgeht  und  im  Anfang  wenigstens  eine  einfache  Hyper- 
trophie der  Drüse  in  toto  darstellt,  ohne  wesenthche  histo- 
logische Verändei-ung,  bis  sich  später  in  der  allgemeinen  Zellen- 
wucherung die  Drüsenstruktur  ganz  verliert  und  ein  homogenes 
sarkomatöses  Gewebe  (adenoides  Lymphdrüsensarkom,  Lympho- 
sarkom) entstanden  ist,  worin  die  Blutgefässe  erhalten  und  ihre 
Wandungen  verdickt  sind. 

liympliaeiiiie  i.  q.  Leukaemia  lymphatica. 

liympliaflroffa  (ay«  treiben)  die  Lymphsekretion  be- 
fördernde Mittel. 

liymphansriektasie  (ro  dyystov  Grefäss,  exxsivco  aus- 
spannen) Erweiterung  der  Lymphgefässe,  teils  angeboren 
an  Lippen  und  Zunge  —  Makro cheilia  und  Makroglossia  — 
und  an  der  Haut  beobachtet,  teils  erworben  als  Folge  vonLymph- 
fitauungen  und  Lymphgefässentzündungen. 

cf.  Makrocheilia,  Makroglossie. 

liymphangioma. 

L.  Simplex  Geschwulst  aus  einem  anastomosirenden  Netz- 
werk kleinster  und  kapillärer  Lymphgefässe. 

L.  cavernosum  aus  einem  Balkenwerk  von  Bindegewebe 
mit  grossenteils  makroskopisch  sichtbaren,  mannigfach  gestalteten 
imd  vielfach  mit  einander  kommunizirenden  Hohlräumen,  welche 
mit  Lymphe  erfüllt  sind,  analog  dem  (Hämato-)  Angioma  caver- 
nosum. 

L.  cysticum  s.  eystoides  Geschwülste,  die  als  ein  Konvolut 
von  kleineren  und  grösseren  Blasen  oder  lose  verbundenen  Zysten 
mit  durchscheinendem  lymphatischen  Inhalte  erscheinen  [Wegner 
in  Langenb.  Arch.  XX]. 

liympliaiigitis  Entzündung  der  Lymphgefäss- 
stämme,  ist  anatomisch  der  Phlebitis  analog  und  entsteht  durch 
Entzündungsreize  infolge  Aufnahme  phlogogoner  Substanzen  aus 
einem  Entzündungsherd,  besonders  aber  von  infizirten  Wunden 
aus,  wobei  die  oberflächlich  unter  der  Haut  liegenden  Lymph- 
gefässe als  rötliche  Streifen  und  zwar  infolge  Mitbeteiligung  des 
perivaskulären  Bindegewebes  an  der  Entzündung  (Perilymphan- 
gitis)  sichtbar  werden,  während  auch  die  zugehörigen  Lymph- 
drüsen eine  entzündliche  Schwellung,  zuweilen  Abszedirung  er- 
leiden. 

L.  peri uterina  sekundäre  Entzündung  der  Lymphgefässe 
namentlich  an  der  Hinter-  und  Seitenfläche  des  Uterus  bei  puer- 
peralen, meist  septischen,  Prozessen. 

liymphoma  malignum  vd.  Pseudoleukämie. 


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286  Lymphorrhoea 

liymphorrlioea  s.  liymphorrliaicia  (qsco  fliessen, 
zerreissen)  Erguss  von  Lymphe  hei  Kontinuitätstrennimg 
grösserer  Lymphgefässe  und  bei  manchen  mit  Lymphangiektasie 
verbundenen  Hautkrankheiten  {vd,  Elephantiasis)  ohne  besondere 
klinische  Bedeutung,  ausser  etwa  bei  Erguss  in  die  serösen  Höhlen. 

liympliosarkoma  (vd.  Sarkom).  Als  L.  sind  nur  solche 
Sarkome  zu  bezeichnen,  welche  aus  Lymphdrüsenhypertrophien 
(Lymphadenomen)  hervorgegangen  sind,  die  durch  fortdauernde 
Wucherung  aller  zelligen  Drüsenelemente  allmählich  eine  ho- 
mogen sarkomatöse  Struktur  angenommen  haben. 

L   malignuin  multiplex  vd.  Pseudoleukämie. 
cf.  Sarkoma  lymphadenoides. 

liypemanie   (ri    Xvtcyj    Traurigkeit)  Monomanie  mit 
einem  Delirium  von  düsterem,  traurigem  Charakter, 
cf.  Amenomanie. 

Ijysis  {ri  Xvaic  LÖBung)  ein  weniger  rascher  Fieber- 
abfali  als  bei  der  Krise,  längere  Dauer  des  Stadium  decrementi. 

liyssa  hamaiia  (^  Ivoaa  Wut  v.  Ivxog  Wolf)  Toll- 
wut, Eabies  (s.  d.),  Wasserscheu  (Hydrophobie,  welches 
Wort  indes  gleich  der  Aerophobie  nur  ein  Symptom  bezeichnet) 
durch  Inokulation  des  Giftes  der  Hundswut  entstehende  Cerebro- 
spinalneurose  (nach  Benedikt  eine  Psychose  mit  materiellen  Ver- 
änderungen des  Gehirns,  nämlich  sehr  kleinen  Entzündungsherden 
mit  sekundären  Veränderungen  —  Virchow,  Arch.  64,  4).  Als  Ur- 
sache sind  wahrscheinlich  Spaltpilze  (Mikrokokken-GiBiER,  Babe& 
u.  A.)  anzusehen.  Durch  die  von  Pasteur  empfohlene  Schutz- 
impfung Gebissener  mit  dem  aus  dem  Kückenmarke  wutkranker 
Kaninchen  gewonnenen,  dann  durch  Trocknen  an  der  Luft  abge- 
schwächten Impfstoff  soll  der  Ausbruch  der  L.  verhindert  werden. 
Man  kann  drei  Stadien  unterscheiden,  nämlich: 

Stadium  melancholicum,  das  Prodromalstadium,  Schmerz- 
haftwerden der  Narbe,  düstere  Aufregung,  Widerwille  gegen 
Flüssigkeiten,  anginöse  Beschwerden. 

Stad.  hydrophobicum  Exzitationsstadium  mit  Konvul- 
sionen, Atmungskrämpfen,  Schlundkrämpfen,  welche  den  Patienten 
am  Trinken  verhindern  und  welche  durch  den  Versuch  dazu 
hervorgerufen  werden. 

Stad.  paralyticum  mit  Nachlass  der  Beschwerden,  aber 
auch  der  psychischen  und  physischen  Kräfte. 

Ijyssopliobie  {6  9?d/?o?  Furcht)  der  unbegründete  Wahn 
hypochondrischer  Menschen,  die  Hundswut  zu  haben  oder  zu 
bekommen,  bei  denen  es  dadurch  aber  thatsächlich  manchmal 
zu  lyssaartigen  Erscheinungen  kommen  soll 


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Makrocephalie  287 

Maeeratio  (macerare,  mürbe  machen,  einweichen) 
Erweichung,  gebraucht  z.  B.  von  der  Auflösung  des  abgestor- 
.    benen  Fötus  im  Fruchtwasser. 

Ph  Macie»    Magerkeit,    Emaeiatlo   Abmagerung,    früher 

p^     hauptsächlich   vom  Schwund    des  Fettes  gebraucht  im  Gegensatz 
^     zu  Tabes. 


^ 


a 


fe 


Macula  (lat.)  s.  Kelis  der  Flecken,  jede  umschriebene 
krankhafte  Veränderung  der  normalen  Hautfarbe. 

M.  corneae  fleckenf örmige ,  noch  durchsichtige  Hornhaut- 
trübung im  Gefolge  eines  sofort  nach  der  Perforation  geschlossenen 
Geschwürs,  der  Dichtigkeit  nach  zwischen  Nubecula  und  Leukom 
in  der  Mitte  stehend. 


Maculae tendincae  s.  lacteae  (Insulae)  pericardii  Sehnen- 
oder  Milchflecke,    umschriebene  weissliche   Trübungen   durch 
bindegewebige    Verdickungen    des    Perikards,    besonders    am   vis- 
zeralen   Blatte,     als    Effekt    eines    chronischen,     einfach    hyper- 
plastischen    Prozesses,     hauptsächlich     wohl     infolge     dauernder 
»^      mechanischer  Irritationen  der  Herzfläche,   zumal  an  jenen  Stellen, 
CO      welche  von  der  Lunge  unbedeckt  beständig  mit   den  resistenteren 
H      Teilen  des  Brustkorbes  in  Berührung  kommen. 

Maculae  caeruleae,  Exanthema  caeruleuin  linsen-  bi& 
20  Pfennigstück  grosse  oder  grössere  rötlich-blaue  bis  dunkel- 
blaue nicht  erhabene  Flecken  der  Haut,  die  auf  Fingerdruck 
nicht  verschwinden.  Diese  Flecken  sind  auch  unter  dem  Namen 
Pelioma  typhosum  [Trousseaü,  Gbiesinger  s.  d.]  als  dem 
Typhus  angehörige  Erscheinungen  beschrieben  worden ;  sie  scheinen 
nach  den  Untersuchungen  französischer  Autoren  im  Zusammen- 
hange mit  Phthisis  zu  stehen. 

Madarosis  (gr.  H.  V.  fiaSagSg  kahl,  fiaSapöco,  piaSdco, 
madeOf  fiadög  nass)  s.  Madesis  Kahlheit,  besonders  von  den 
Augenlidern :  M.  ciliaris  Verlust  der  Wimpern  infolge  Schwunde» 
der  Haarbälge  bei  veralteter  Blepharitis  ciliaris. 

cf.  Alopecia,  Calvities. 

Madeseens  s.  Madidans  (lat)  nässend. 

Madnraiiiss  (Madura  Distrikt  der  britt.  indisch.  Prä- 
sidentschaft Madras)  vd.  Mycetom. 

Marina  (ro  fidy^ia  von  (ndaaco   kneten)  jede  dickliche 


Lafl^ma 

3,  Teig 


Masse,  Teig  oder  Brei. 

Makrocephalie  {/uaxgog  lang,  ^  >cE<pa^  Ko'pf)  Gross- 
köpfigkeit,  pathologische  Schädelvergrösserung,  gewöhnlich 
durch  chronischen  Hydrocephalus  bedingt. 

cf.  Cephalonie,  Mikrocephalie. 


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288  Makrocheüie 

Makrocheilie  (r6  x^^^^s  Lippe)  abnorme  Yergrös- 
serung  und  Verdickung  der  Lippen  (zuweilen  durch 
Lymphangiome  bedingt). 

cf.  Labinm  duplex,  Lymphangiektasia. 

Makroclieirie  (»5  x^^Q  Hand)  abnorme  Vergrös- 
serung  der  Hände. 

Makrocornea  i.  q.  Keratoglobus. 

Makroejrten  (t6  xvtog  Bläschen)    abnorm   grosse    rote 
Blutkörperchen  (9—13  ^  Durchmesser), 
cf.  Megaloblasten. 

Makrodaktylie  (o  ddxxvXog  Finger)  abnorme  Grösse 
der  Finger. 

M akrofl^lossie  {v  yk&ooa Zunge)  angeborene  Hyper- 
trophie der  Zunge,  in  höheren  Graden  mit  Prolaps  der 
Zunge  aus  dem  Munde  verbunden.  Häufig  ist  die  Gi*undlage 
ein  kavernöses  Lymphangiom. 

cf.  Lymphangiektasia. 

Makrophagen  (<payeTv  essen)  vd.  Phagocyten. 

Makroplasie  (17  ^Aaat? Bildung)  unverhältnismässige 
Entwickelung  von  Körperteilen. 

Makropodie  {onovgynodog'FixsB)  vd.  Monstrum,  Pes  gigas. 

Makropsie  =  Megalopsie. 

Makr osontie^  (tp.  oatfia  Leib) ^Eiesenwuchs;  als  solcher 
wird  eine  Körperlänge  von  über  7  Fuss  betrachtet, 
cf.  Akromegalie,  Mikrosomie. 

Makrostoma    (x6   arofia   Mund)    s.   Fissura  bueealis 

transversalis  Grossmaul,  transversale  Gesichtsspalte, 
-die  durch  mangelhaften  embryonalen  Verschluss  zwischen  dem 
oberen  und  unteren  Fortsatz  des  ersten  Kiemenbogens  zu  stände 
kommende  horizontale  Verlängeiimg  des  Mundes,  resp.  Spaltung 
-der  Wange. 

cf.  Meloschisis. 

Makrotie   (ro  ovg,  wxog  Ohr)    abnorme   Grösse    der 
Ohrmuschel, 
cf.  Mikrotie. 

Malacia  („Weichlichkeit^^  mit  [xaXaxog  weich,  in 
abstraktem  Sinne,  zusammenhängend,  bedeutet  aber 
nicht  „Erweichung",  sondern:)  krankhaftes  Gelüste 
nach  ungeniessbai-en  Dingen,  gleich  Pica  (s.  d.). 

In  Zusammensetzungen,  z.  B.  Osteomalacie,  Myelomalacie 
-etc.  bedeutet  es  immer  „Erweichung". 


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Malaria  289 

Malaria  (vom  ital.  mala  aria  böse  Luft)  eine  viel- 
gestaltige, rein  miasmatische  Krankheit  {vd.  Infektion),  welche 
meist  endemisch  in  gewissen  —  namentlich,  aber  nicht  aus- 
schliesslich, in  sumpfigen  —  (regenden,  seltener  sporadisch  und 
epidemisch  auftritt. 

Die  häufigste  Ei-scheinungsform  der  M.,  wenigstens  in  den 
gemässigten  IQimaten,  ist  die  einfache  gutartige  Intermittens. 

1.  Febris  (Malariae)  intermittens  Wechselfieber,  inter- 
mittirendes  Fieber  mit  einem  Frost-,  Hitze-  und  Schweissstadium, 
das  sich  in  typischen  Pai'oxysmen  wiederholt.  —  Solche  Typen 
sind : 

Febris    interm.    quotidiana,    Wiederkehr    des    Paroxys- 

mus  alle  vierundzwanzig  Stunden, 
F.  i.  tertiana,  nach  achtund vierzig  Stunden, 
F.  i.  quartana,  nach  zweiundsiebzig  Stunden, 
F.  i.  quotidiana  duplicata,   doppelter  Fiebertypus,   wobei 
täglich   zwei  verschieden  intensive   Paroxysmen   zu    verschiedenen 
Tageszeiten  erscheinen. 

F.  i.  tertiana  duplicata,  hierbei  tritt  täglich  ein  Anfall 
auf,    jedoch  in  der  Weise,    dass   der    am  1.  und  3.   und  der  am 

2.  und  4.  Tage  der  Zeit   und  Intensität   nach   korrespondiren,    es 
sich  also  um  zwei  tertiäre  Fieber  handelt. 

F.  i.  semitertiana  s.  Hemitritaeus  (s.  d.),  welches  sich 
zusammensetzt    aus    einer    quotidiana  und   tertiana:    am  1.    und 

3.  Tag  je  zwei  Anfälle,  am  2.  Tag  ein  Anfall. 

Typus  anteponens  und  postponens,  wenn  der  nächste 
Anfall  immer  zu  einer  etwas  früheren  oder  etwas  späteren  Stunde 
als  der  vorausgehende  eintritt. 

Typus  inversus,  wenn  die  Reihenfolge  der  Stadien  eine 
ungewöhnliche  ist,  z.  B.  der  Frost  erst  nach  der  Hitze  oder  nach 
Hitze  und  Schweiss  folgt. 

F.  dissecta,  wenn  sich  zwischen  den  einzelnen  Stadien, 
so  zwischen  Frost  und  Hitze,  oder  Hitze  und  Schweiss,  stunden- 
lange Intervalle  befinden. 

F.  subintrans,  wenn  die  einzelnen  Paroxysmen  so  kurz 
aufeinanderfolgen,  dass  der  Frost  des  zweiten  noch  während  des 
Schweissstadiums  desselben  Anfalles  auftritt. 

F.  i.  erratica,  Rhythmus  irregularis  Unregelmässigkeit 
im  Auftreten  der  Paroxysmen  (besonders  bei  Individuen,  welche 
schon  wiederholt  an  M.  litten). 

3.  Febris  interm.  larvata  larvirtes,  auch  anomales 
Wechselfieber,  diejenigen  Krankheitsfälle,  bei  denen  i n  e i n e m 
dem  gewöhnlichen  Intermittens  ähnlichen  Typus 
fremdartige  Symptome  —  meist  Neurosen  —  ohne  Fieber  auf- 
treten, oder  bei  denen  nur  ein  Stadium  ausgeprägt  ist.  Am 
häufigsten  sind  typische  Neuralgien,  seltener  Anästhesien,  Krämpfe, 
Lähmungen,  psychische  Störungen,  Amaurose,  typische  Schlaf- 
Roth 'a  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  19 


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290  Malaria 

losigkeit,  Hyperämien  und  Blutungen,  Exantheme,  Ödeme,  inter- 
mittirendes  Erbrechen  von  Magen-  und  Darminhalt  (typischer 
Merycismus)  etc. 

3.  Febris  interm.  perniciosa  s.  eoinitata  (von  Koma)  s.  apo- 
pleetiea,  perniziös  entweder  durch  die  ausserordentliche  Heftig- 
keit \md  erschöpfende  Dauer  der  einzelnen  Stadien,  oder  durch 
gefahrbringende  Lokalisation  der  Krankheit  in  einem  wichtigen 
Organe.  Die  Unterscheidung  weiterer  einzelner  Formen  geschieht 
indes  vorzugsweise  nach  symptomatischen  Gesichtspunkten, 
nämlich: 

F.  i.  pernic.  cardialgica  sehr  heftige  zusammenziehende 
Schmerzen  in  der  Magengegend  mit  Würgen  imd  Erbrechen 
während  des  Froststadiums. 

F.  i.  p.  cholerica  typische  Fieberanfälle  mit  Erbrechen, 
Diarrhöe  und -den  gewöhnlichen  Begleiterscheinungen  der  Cholera 
(in  tropischen  Gegenden). 

F.  i.  p.  diaphoretica  Paroxysmus  mit  kolliquativem ,  bis 
zum  Tode  fortdauernden  Schweisse. 

F.  i.  p.  dysenterica  Paroxysmen  mit  Kolik  und  Tenes- 
mus  und  anfangs  serösen,  später  blutigen  Ausleerungen,  wie  bei. 
der  Kuhr. 

F.  i.  p.  eklamptica,  epileptica,  tetanica  (Katochus) 
perniziöse  Formen  mit  klonischen  und  tonischen  Krämpfen. 

F.  i.  p.  hydrophobica  oder  nur  maniacalis  [letzteres 
nebst  der  ätiologischen  Hypothese  hinzugefügt  aus  der  Wiener 
med.  Pr.  1874,  50;  das  Übrige  nach  Hertz  in  ZH.]  zu  den 
vorigen  gehörende  Formen,  entweder  nur  mit  heftigen  mania- 
kalischen  Delirien,  oder  zugleich  klonischen  Krämpfen  der  Schlund- 
muskeln beim  Trinken  oder  schon  beim  Anbfick  des  Wassers, 
welche  auf  die  Muskeln  des  Gesichts  und  endlich  des  ganzen 
Körpers  übergehen  und  wobei  sich  sogar  Drang  ziun  Beisseh 
einstellen  soll.  Es  scheinen  melanämiscne  Pigmentembolien  der 
Himkapillaren  zu  Grunde  zu  liegen. 

F.  i.  p.  ikterica  das  ikterische  Wechselfieber,  Beginn  oder 
Steigerung  einer  schon  prodromal  vorhandenen  ikterischen  Färbung 
während  eines  lange  dauernden  Froststadiums  bei  galligem  Er- 
brechen und  Durchfällen,  dunkelbraunem  Urin  und  gelbfärbendem 
Schweiss  im  Schweisstadium. 

F.  i.  p.  pneumonica  und  pleurilica  s.  Pneumonia 
(Pleuritis)  intermittens  mit  den  objektiven  und  subjektiven 
Symptomen  der  Pneumonie  oder  Pleuritis,  welche  aber  während 
der  Intermission  fast  vollkommen  verschwinden  können,  bei  einem 
erneuten  Paroxysmus  hingegen  wieder  zunehmen,  bis  die  Infil- 
tration an  Ausdehnung  gewinnt  und  auch  zwischen  den  Anfällen 
stationär  bleibt. 


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Maliasmus  291 

F.  i.  p.  synkopalis,  der  Kranke  verfällt  schon  im  Frost- 
stadimn  in  eine  oder  mehrere  schnell  aufeinander  folgende  Ohn- 
mächten mit  kleinem  frequenten  Puls.  —  Ein  noch  höherer  Grad 
ist  die 

Synkope  typica  (s.  d.),  der  typische  Scheintod. 

4.  Febris  Malariae  remittens  und  eontinua,  diese  gehen 
in  intensiven  Malariagegenden  zuweilen  den  intermittirenden 
Formen  voraus.    Man  kann  unterscheiden: 

a)  leichtere  Formen:  biliöse  oder  gastrische  Remittenten; 

b)  schwerere  Formen:  als  sthenische  Fieber  beginnend, 
nehmen  sie  bald  einen  typhoiden  oder  adynamischen  Charakter 
an,  wozu  häufig  noch  perniziöse  Lokalaffektionen  sich  gesellen  (s.  o.) ; 

c)  schwerste  Formen:  sehr  hochgradige  Adynamie  und 
schneller  Kollaps  mit  meist  rasch  tötlichem  Verlaufe. 

5.  Febris  biliosa  haematuriea  gefährliche  Form  der  Tropen. 
Die  Krankheit  beginnt  als  einfaches  F.  intermittens ,  steigert  sich 
bald  zur  Eemittens  oder  Continua,  ist  später  mit  biliösen  Diarrhöen 
und  Hämaturie  verbunden  und  endigt  unter  baldigem  Koma. 

6.  Malariakachexie,  Malariasiechtum,  stellt  sich  ent- 
weder als  sekundärer  Zustand  (chronische  Milzschwellung, 
Anämie,  Melanämie)  oder  von  vornherein  als  primäre  chro- 
nische Infektion  dar,  welche  in  den  mannigfaltigsten  konti- 
nuirlichen  Symptomen,  besonders  in  gewissen  Nervenprovinzen 
hervortritt. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Tomassi  Crudeli  u.  Klebs 
sollte  der  Malaria  ein  spezifischer  Stäbchenpilz,  der  Bax^illus 
malariae  (s.  d.)  zu  Grunde  liegen.  Nach  Marchtafava  und  Celli 
ist  die  parasitäre  Ursache  der  Malaria  nicht  in  einer  Bakterien- 
art, sondern  in  einem  zu  den  sogenannten  Mycetozoen  gehörigen 
Mikroorganismus  zu  suchen,  den  „Plasmodien  der  Malaria'^  (s.  d.). 

Maliasmus  (17  fiäXig,  -log  Rotz,  lat  mdlleus)  Malleus 
humidus  (Eotz)  et  fareiminosus  (Haut wurm,  Farciminium) 
die  Eotzkrankheit,  eine  bei  Pferden,  Eseln  und  verwandten 
Tieren  häufigere,  beim  Menschen  sehr  seltene  kontagiöse  Infektions- 
krankheit, welche  durch  die  Invasion  spezifischer  Spaltpilze 
(Bacillus  malle i  —  s.  d.)  in  den  tierischen  Körper,  von  der  ver- 
letzten Haut  oder  den  Schleimhäuten  (als  fixes  Kontagium)  oder 
von  den  Luftwegen  aus  (als  flüchtiges  Kontagium)  verursacht 
wird  und  teils  örtliche,  teils  allgemeine  Krankheitserscheinungen 
bedingt. 

M.  aeutus  der  eigentliche  Eotz,  immer  tötliche,  in  drei 
bis  vier  Wochen  verlaufende  Krankheit,  die  je  nach  der  Auf- 
nahme des  Giftes  entweder  mit  Entzündung  des  verletzten 
Teiles  und  schankerartiger  Umwandlung  des  primitiven  Geschwüres, 

19* 


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292  Maltose 

oder  mit  aUgemeinen  typhoiden  oder  rheumatoiden  Erscheinungen 
beginnt,  denen  bald  lokale  Prozesse  der  Haut  folgen,  letztere 
entweder  in  Form  von  roten  Flecken,  die  sich  in  pockenähnliche 
Pusteln  oder  in  Pemphigusblasen  verwandeln,  oder  in  Form  von 
tiefliegenderen  beulenartigen  Geschwülsten  und  Abszessen,  während 
ulzerative  Affektionen  der  Schleimhäute,  besonders  der  Nase, 
häufig,  aber  nicht  pathognomonisch  sind. 

M.  ehronieus  mit  mehrmonatlicher  bis  jahrelanger  Dauer 
und  ca.  50  °/o  Todesfällen,  durch  jauchige  fistulöse  Hautgeschwüre, 
beulenförmige  Geschwülste  an  den  Extremitäten,  geschwüiige 
und  selbst  gangränöse  Affektionen  der  Nase,  Stomatitis  und 
grosse  Abmagerung  wie  bei  Phthise  charakterisirt  [nach  BoL- 
LINGER,  ZH]. 

cf.  Anthrax. 

Maltose    (maltum    Malz)    ein    Zwischenprodukt    bei    der 
Umwandlung  von  Stärke  in  Traubenzucker  durch  den  Speichel, 
cf.  Achroodextrin,  Dextrin,  Erythrodextrin. 

Mftlnui  (verw.  mit  fiiXag)  das  Übel,  die  Krankheit. 

M.  Cotunnii  i.  q.  Ischias. 

M.  Cayennse,  mal  de  Cayenne  i.  qu.  Elephantiasis  Arabum. 

M.  mortuuin,  mal  morto  i.  qu.  Lepra. 

M.  perförans  pedis,  »,maZ  perforant  du  pied"j  n euro- 
paralytische Verschwärung  der  Fusssohle  [Wernher], 
eine  hartnäckige,  von  einer  Verwundimg  ausgehende,  wahr- 
scheinlich mit  örtlichen  Störungen  der  trophischen  und  sensiblen 
Nerven  im  Zusammenhang  stehende  Ulzeration  im  Bereich  der 
Fusssohle,  welche  durch  stetiges  Fortschreiten  in  die  Tiefe  selbst 
die  Grelenke  und  Knochen  zerstören  kann. 

cf.  Dermosynovitis. 

M.  Pottii  (nach  dem  engl.  Chirurgen  Pott,  der  im 
Jahre  1776  zuerst  eine  genaue  Beschreibung  dieses 
Ijeidens  veröffentlicht  hat),  PoTx'scher  Buckel,  spitz- 
winkelige Kyphose  (s.  d.). 

M.  senile  (coxae,  artieulorum)  i.  q.  Arthritis  deformans. 

Mandrin  (le  m.  die  Docke,  Dockenspindel  der 
Drechsler,  auch  die  kleinen  hölzernen  Zylinder,  über 
welche  die  Patronen  geformt  wurden)  der  in  elastischen 
Kathetern  steckende  Draht,  der  denselben  eine  bestimmte  halt- 
bare Form  verleiht. 

Manefi^e-Bewegung  (le  m.  die  Reitbahn)  „Reit- 
bahnbewegungen"  nennt  man  fortgesetzte  kreisförmige  Be- 
wegungen, wie  sie  bei  gewissen  Hirnerkrankungen  und  Schädel- 
"wrletzungen  vorkommen.  -^r    j^j^^^-jy^  «-mm» 

FRED'K  E.  CHANDLER.  M.  D., 
5  AsMand  St.,  Harrison^Sq., 
OORCHESTER,  -'yi----v  v^qj^j^C 


Marsupialisation  293 

Mania  (^  iJ.avia,  jLiaivojuat)  die  Easerei,  der  Wahn- 
sinn, Exaltation  des  Selljatgefühles,  „krankhaftes  Aussersichsein", 
das  sich  sowohl  im  Vorstellen  als  im  Benehmen  des  Kranken 
ausspricht  und  in  die  Tobsucht  (Delirium  furibundum)  mit 
hauptsächlicher  Erregung  der  motorischen  Seite  des  Seelenlebens, 
und  in  den  Wahnsinn  (Mania  sensu  strictiori)  mit  aus- 
schweifenden Wahnvorstellungen  zerfällt. 

M.  sine  delirio  maniakalische  Störung  des  affektiven 
Lebens,  unwiderstehhche  krankhafte  Triebe  ohne  Wahnvorstellungen, 
wobei  der  sonst  ungetrübte  Verstand  von  den  krankhaften  Trieben 
beherrscht  wird  (häufig  als  Monomanie,  s.  d.). 

M.  hysteriea  s.  Delirium  hystericuin  vorübergehende  hy- 
sterische Geistesstörung,  entweder  in  Verbindung  mit  hysterischen 
Anfällen  oder  als  momentan  einziges  hysterisches  Symptom,  in 
Form  von  Wahnvorstellungen,  traumartigen  Zuständen,  mania- 
kalischen  Erregungen  erotischen  Charakters  etc. 

M.  metastatiea  umfasst  alle  diejenigen  Fälle,  die  angeblich 
infolge  der  plötzlichen  Unterdrückung  einer  habituellen  Sekretion, 
eines  Exanthems,  Erysipels  etc.  eintreten. 

M.  puerperalis  M.,  welche  in  den  ersten  (16)  Tagen  nach 
der  Entbindung,  am  häufigsten  bei  Erstgebärenden  und  in  einer 
melanchohschen  Form  auftritt,  ohne  sonstige  besondere  Eigen- 
tümlichkeiten. 

cf.  Delirium,  Melancholie,  Psychosis,  Dysphrenie. 

Marasmus  (gr.  H.,  v.  fiagaivco  verwelken)  Schwund, 
allgemeine  Atrophie  der  Gewebe,  bedeutet  einen  mehr  dauernden 
niedrigen  Ernährungszustand. 

M.  senilis  Altersschwund  als  Kollektivbegriff  einer  Reihe 
von  allgemeinen  regressiven  Störungen  der  Ernährung  und  Funktion 
der  Organe,   wie  sie  hauptsächlich  dem  höheren  Alter  eigen  sind. 

M.  syphiliticus  M.  als  indirekter  Folgezustand  der  Syphilis, 
d.  h.  der  durch  sie  gesetzten  schweren  (degenerativen)  Ernährungs- 
störungen der  Organe. 

Marfi^inatus  (lat.)  gerändert,  zur  Bezeichnung  von 
Effloreszenzen,  welche  nicht  ülseitig  scharf  begrenzt  sind,  sondern 
teilweise  „verwaschen*'  in  die  gesrmde  Haut  übergehen. 

Mar£:inoplastik  (Barb.  jikdooc»  bilden)  Plastik  am 
Lidrande,  Einpflanzung  gestielter  Lappen  aus  dem  Lide  oder  der 
Umgebung  in  die  wegen  Trichiasis  angelegte  Wunde. 

Mariscae  (lat.  seil,  ficus,  fici,  v.  mas  männlich,  eine 
geringe  Feigenart)  i.  q.  Condylomata  acuminata. 

Marsupialisation  (marsupium  Beutel,  Sack,  Tasche) 

ein  von  Clay,   Spenceb  Wells  u.  Pean  in  Fällen,   in  welchen 
die  Ovariotomie    nicht   vollendet   werden  kann,   empfohlenes  Ver- 


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294  Masochismus 

fahren,  welches  in  der  Anheftung  der  Eänder  des  geöffneten  Cysten- 
sackes  an  die  Bander  der  Bauchwunde  besteht,  wodurch  eine 
Tasche  gebildet  wird. 

Masoeliisiiiiis  (nach  dem  Schriftsteller  Sacher  Masoch, 
der  in  einzelnen  Eomanen  diese  Form  der  sexuellen  Perversion 
schildert)  [v.  Krafft-Ebing],  eine  Art  der  sexuellen  Psychopathie, 
welche  darin  besteht,  dass  der  Mann  infolge  von  sexuellen  Em- 
pfindungen sich  vom  Weibe  misshandeln  lässt. 

Massage  (abgeleitet  von  jtidaoco  kneten,  massare)  das 
Massiren,  Streichen  und  Kneten  kranker  Teile,  eine  von 
den  Franzosen  sehr  ausgebildete  und  je  nach  der  Manipulation 
mit  verschiedenen  Namen  belegte  Behandlungsmethode  bei  chro- 
nischen Entzündungen  und  Anschwellungen. 

Effleurage  (effleurer  streichen)  das  Streichen  von  der 
Peripherie  nach  dem  Zentrum. 

Massage  ä  friction  mit  den  Fingei*spitzen  der  eineii  Hand 
wird  unter  senkrechtem  Druck  kräftig  gerieben  und  mit  der 
anderen  Hand  zentripetal  gestrichen. 

Petrissage  (petrir  kneten)  das  Kneten  der  kranken 
Partien. 

Tapottement  (tapoter  klopfen)  besteht  in  Klopfen  und 
Schlagen  der  Teile  mit  der  Hand,  der  Faust  oder  mit  Hölzern. 

Mastitis  (d  f^aozög  weibliche  Brust)  Entzündung 
der  Brüste,  ,,wehe  Brust",  ist  entweder  eine  Entzündung  des 
Drüsenparenchyms  (M.  parenchymatosa,  lobularis)  mit 
sekundärer  Beteiligung  des  umgebenden  Zellgewebes,  oder  die 
Entzündung  sitzt  nur  im  subkutanen  Zellgewebe  als  einfache 
Phlegmone  (M.  phlegmonosa  superficialis),  oder  es  handelt 
sich  um  phlegmonöse  Entzündung  des  tieferen  submammären 
Zellgewebes  (M.  phlegmon.  profunda,  Paramastitis),  oder 
es  sind  alle  diese  Formen  kombinirt.  Infolge  von  chronischer 
Mastitis  kann  eine  Schrumpfung  der  Manuna  entstehen  unter 
Bildung  von  hartem  Narbengewebe,  Erweiterung  der  Acini  und 
ihrer  Ausführungsgänge,  Veränderungen,  die  man  als  Cirrhosis 
mammae,  Mastitis  interstitialis,  Elephantiasis  mammae  bezeich- 
net hat. 

M.  neonatorum  schmerzhafte  Anschwellung  eines  oder  bei- 
der Brustdrüsen  bei  Neugeborenen,  wozu  die  in  den  ersten 
Wochen  bei  beiden  Geschlechtern  vorhandene  Milchseki*etion 
disponirt. 

Mastodynie  (j?  Sdvvrj  Schmerz),  „irritable  hreasif^  Neu- 
ralgie der  Brustdrüse  (2.  bis  6.  Interkostalnerv),  fast  nur  bei 
Weibern,  namentlich  hysterischen. 


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Megalopsie  295 

Mastnrbatio  (manus  Hand,  stuprare  schänden)  i.  q. 

Onanie. 

Maturitas  praecox  (lat.  v.  maturus  und  prae  coquo) 
Prühreife,  d.  h.  frühzeitige  Entwickelung  des  Körpers,  oder 
einzelner  Organe,  insbesondere  der  Genitalien. 

Mediastinitis  (mediastlnum  [Galen]:  v^ir^v  6ia(pQdxTo>r 
memhrana  intersaepiens,  unlat.  barb.  Ausdruck  für  per 
medium  tensum  [Hybtl],  das  Mittelfell,  die  Brustscheide- 
wand, richtiger  mediastinay  die  Mittelfelle,  das  sind  die 
Seitenwände  des  Cavum  mediastini,  welches  vorne 
vom  Sternum  und  hinten  von  der  Brustwirbelsäule 
begrenzt  und  durch  das  Herz  und  die  grossen  Ge- 
lasse ziemlich  senkrecht  in  ein  Cavum  med.  anterius 
und  posterius  abgeteilt  wird)  Entzündung  der  Mittel- 
felle mit  den  Formen  und  Charakteren  der  Pleuritis  (s.  d.)  und 
meist  in  Verbindung  mit  dieser  oder  Perikarditis  externa  (Medi- 
astino-Perikarditis).  Schwielige  M.  ist  als  eine  Ursache 
von  Pulsus  paiadoxus  angetroffen  worden. 

Hier  mögen  auch  eine  Stelle  finden  die  in  seltenen  Fällen 
beobachteten  Geschwülste  des  Mediastinum,  die  Med  last  in  al- 
tumoren.  Sie  sind  meist  karzinomatöser  oder  sarkomatöser 
Natur  (manchmal  trifft  man  jedoch  auch  andere  Geschwulst- 
formen) und  werden  der  Diagnose  erst  dann  zugänghch,  wenn 
sie  Kompressionserscheinungen  machen.  Letztere  betreffen  in 
erster  Linie  die  grossen  arteriellen  und  venösen  Gefässstämme, 
-die  Trachea  und  den  Oesophagus  (Dyspnoe  resp.  Dysphagie), 
dann  die  Nn.  recurrentes  (einseitige  und  doppelseitige  Stimm- 
bandlähmung) und  den  N.  phrenicus.  Da  jedoch  das  Aneu- 
rysma aortae  fast  die  gleichen  Kompressionserscheinungen 
macht  wie  der  Mediastinaltumor,  so  ist,  abgesehen  von  den  Fällen, 
wo  Geschwülste  in  anderen  Organen  auftreten,  eine  sichere  Diagnose 
kaum  möglich. 

Megagastrie  (jueyag  gross,  rj  yaori^g  Magen)  Magen- 
vergrösserung^ 

Mefi^aloblasten  (r)  ßXdotr)  Keim)  Biesenblutkörperchen 
<cf.  Makrocyten)  mit  Kernen  [Ehrlich]. 

Meg^alocornea  i.  q.  Keratoglobus. 

Megalomanie  (17  fiavla  Wahnsinn)  Grössenwahn, 
ein  für  die  Dementia  paralytica  höchst  charakteristisches  Sympton. 

Meg^alopsie  {fi  oxfig  Sehen)  das  Ver grosse rtsehen 
der  Objekte  als  Folge  gewisser  Funktionsstönmgen  der  Akom- 
modationsmuskeln,  wodureh  das  Urteil  über  die  Distanz  der  Ob- 
jekte getrübt  wiixi. 

cf.  Mikropsie,  Makropsie. 


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296  Mekonium 

Mekonium  (r6  ixrixwvtw  Mohnsaft,  wohl  von  der 
Ähnlichkeit  damit)  das  Kindspech,  die  ersten  Abgänge 
der  Neugeborenen,  aus  Schleim,  Galle,  Darmepithelien,  ver- 
schluckten Epidermiszellen  und  Wollhärchen  bestehend  (nicht 
pathologisch). 

Melaena  (jJ  ^iXaiva,  sc.  x^^  oder  vdoog^  Morbus  niger, 
von  HiPFOKUATES  herrührende  Bezeichnung,  indem  das 
in  eine  schwärzliche  Masse  veränderte  Magenblut 
für  jyxo^  jLiüaiva*^  galt,  welche  man  neben  der  „gelben 
Galle"  als  Körperbestandteil  betrachtete)  durch  Blu- 
tung bedingte  Abgänge  schwarzer  Massen  aus  Mund 
oder  After. 

M.  neonatorum  s.  Apoplexia  intestinalis  neonatorum  be- 
ruht entweder  nur  auf  Blutungen  aus  Magendarmgeschwüren, 
welche  nach  der  Geburt  auf  embolischem  Wege  (Nabelvene, 
Ductus  Botalli)  entstehen  können,  oder  aus  kapillären  Magen- 
darmblutungen in  Zusammenhang  mit  einer  allgemeinen  Er- 
krankung, wahrscheinlich  septischer  Infektion,  die  sich  gleich- 
zeitig in  Gelbsucht,  äusserster  Anämie  und  akuten  Fettent- 
artungen der  Herzmuskulatur,  des  Leber-  und  Nierenparen- 
chyms äussert  (akute  Fettdegeneration  der  Neugebo- 
renen). 

Melanämie  (ßfXag  schwarz,  ro  aTfia  Blut)  ein  Folge- 
zustand schwerer  perniziöser  Intermittens,  der  zur  Melanose  führt 
(s.  d.),  indem  während  eines  Fieberanfalls  innerhalb  der  Blutbahn 
eine  Anzahl  roter  Blutkörperchen  zu  kömigem  Pigment  zerfällt, 
das  von  den  weissen  Blutkörperchen  aufgenommen  wird,  welche 
in  den  Kapillaren  und  Venen  derjenigen  Organe  (Leber,  Milz, 
Knochenmark  etc.)  sich  stauen,  in  denen  die  Stromgeschwindigkeit 
des  Blutes  eine  geringe  ist,  und  Melanose  derselben  und  kapilläre 
Pigmentembolien  veranlasst,  welche  besonders  im  Gehirn  grossere 
Bedeutung  haben. 

Das  kömige  Pigment,  welches  sich  bei  Melanämie  bildet, 
ist  das  Melanin,  ein  Umwandlungsprodukt  des  Hämoglobins. 

Melaneliolia  (17  xo^  Galle,  eigentlich  also  „schwarze 
Oalle")  die  Schwermut,  „krankhaftes  Insichsein",  grosse  De- 
pression des  Selbstgefühls  mit  entsprechenden  traurigen  Wahn- 
vorstellungen. 

Bei  der  typischen  Melanchohe  unterscheidet  man:  ein  Sta- 
dium depressionis  mit  allgemeiner  gemüthcher  Verstimmung, 
ein  Stadium  melancholicum  mit  ausgesprochenen  Wahn- 
vorstellungen, und  ein  Stadium  decrementi. 

M.  agitans,  wobei  sich  die  inneren  Angstempfindimgen 
auch  in  körperlicher  Unruhe  äussern. 

M.   attonita    s.   Stupor   melaücholicus    die   schwerste 


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Melanosis  297 

Form  der  M.,  wobei  die  Kranken,  von  einer  schi'ecklichen  Wahn- 
vorstellung vollkommen  beherrscht,  in  einem  Zustande  kataleptischer 
Starrheit  sieh  befinden. 

cf.  Katochus,  Katatonie. 

Je  nach  dem  Gegenstande  des  melancholischen  De- 
hriums  unterscheidet  man: 

M.  relig^iosa,  wenn  das  Delirium  vorzugsweise  in  religiösen 
Vorstellungen  ängstlicher,  negativer  Art  (Sündenangst  und  dgl.) 
besteht. 

cf.  Mania  rcligiosa,  Theomanie. 

Daemono-M.  s.  Dämonomanie  das  Besessensein,  Gefühl 
des  Beherrschtwerdens  von  dämonischen  Gewalten,  häufig  mit 
Krampf paroxysmen  (Larynxkrampf  mit  veränderter  Stimme), 
innerem  Widerspruch  gegen  das  eigene  Denken  und  Thun,  Spal- 
tung der  Persönlichkeit. 

M.  metamorpliosis  (v.  fiexa-fioQtpoco  umwandeln,  ge- 
stalten) Wahn  des  Verlustes  der  eigenen  Persönlich- 
keit, indem  die  Kranken  z.  B.  glauben,  sie  seien  Tiere,  oder 
von  Glas,  Butter  u.  s.  w. 

Hl.  nostalg^ica  s.  Nostalpria  (o  voaxog  Heimkehr,  aXyog 
Schmerz)  das  Heimweh,  eine  Psychose,  welche  durch  über- 
mässige Sehnsucht  nach  der  Heimat  entsteht  und  durch  das  Vor- 
herrschen der  auf  die  Eückkehr  bezüghchen  Vorstellungen  cha- 
rakterisirt  ist. 

cf.  Lypemanie,  Hypochondrie,  Monomanie,  Apodemialgic. 

Melanikterns  i.  q.  Ikterus  melas. 

Melanocarcinoma,  Melanosarkoma  vd.  Carci- 
noma, Sarkoma. 

Melanodermie  (ro  öegfia  Haut)  ein  seltenes  von 
DüBREUiLH  beschriebenes  Hautleiden,  bei  welchem  sich  im  An- 
schluss  an  Erytheme  breite  schwarze  Flecken  neben  zahlreichen 
vereiternden  Akneknoten  auf  der  Haut  bilden;  dabei  besteht 
starkes  Jucken  u.  Abmagerung. 

Slelaiiom  {fisXdvM^a  und  fisXdvwoiCy  v«  fisXavow  schwär- 
zen) stark  pigmenti rte  Geschwulst  überhaupt,  iosbesondere 
der  Pigmentkrebs,  Sarkoma  alveol.  pigmentat. 

Melanosis  s.  Cliromatosis  Pigmentinfiltration 
oder  Pigmentmetamorphose,  besteht  in  dem  Auftreten  eines 
aus  dem  Hämatin  entstehenden,  verschieden  gefärbten  und  ge- 
stalteten Körpers,  des  Hämatoidin  (Lutei'n)  imd  des  Melanin 
in  Zellen  und  Geweben,  besonders  in  der  Haut. 

cf.  Melasma,  Melanämie,  Ochronosis. 


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298  Melanurie 

Melannrie  (ro  ovgov  Urin)  Gehalt  des  Urins  an 
Melanin  oder  richtiger  Melanogen,  durch  dessen  Oxydation  erst 
das  Melanin  entsteht.  Der  ganz  normal  aussehende  Harn  wird 
durch  das  Stehen  an  der  Luft  in  einigen  Stunden  ganz  schwärz- 
lich, ohne  an  Durchsichtigkeit  zu  verlieren.  Dieselbe  Veränderung 
ist  durch  Zusatz  von  konzentrirter  Salpetersäui-e  sogleich  hervor- 
zubringen. 

Die  M.  ist  ein  konstantes  Symptom  von  Pigmentkrebs  im 
Organismus. 

Melasma  (ro  /uelaof^a  V.  ßsXaivo})    s.  Pannus  melaneus 

s.  ]Nig^rities  cutis  oder,  wenn  sich  zugleich  etwas  kleienförmige 
Abschuppimg  darüber  zeigt:  Pityriasis  nigra,  zerstreute 
schwärzliche  Flecken  der  Haut  durch  übermässige  An- 
häufung von  physiologischem  Pigment. 

M.  uteri num  i.  q.  Chloasma  uter. 

M.  suprarenale  i.  q.  Morbus  Addisonii. 
cf.  Melanose. 

SIeliceris  (ro  fisXif  -izog  Honig  —  »J  /LieXixrigigf  ro  xrjg.or 
Wachs,  also  eig.  Honigwabe)  Kolloidbalg,  Cyste  mit  dick- 
flüssigem, honig-  oder  leimartigem  Inhalte,    z.  ß.  ältere  Ganglien. 

Melitag^ra  (77  äyga  Falle,  nach  Analogie  von  Po- 
dagra, Pellagra)  i.  q.  Crusta  lactea. 

Melitliäiiiie  (ro  of/wa  Blut)  das  Auftreten  von  Zucker 
in  grösseren  Mengen  im  Blute,  wie  es  sich  namentlich  bei  Diabetes 
mellitus  findet. 

Mellitnrie  {mel,  mellis  Honig,  t6  ovgov  Urin)  s.  Gly- 
kosurie  (s.  d.),  Bezeichnung  für  das  vorübergehende  Auf- 
treten von  Zucker  im  Harn  gegenüber  dem  konstanten  bei 
Diabetes  mellitus. 

Die  Bezeichnung  wird  übrigens  häufig  auch  für  jedes  Auf- 
treten von  Zucker  im  Urin  gebraucht,  gleichgültig,  ob  dasselbe 
durch  den  Diabetes  oder  durch  toxische  oder  traumatische 
Schädüchkeiten  bedingt  ist. 

Meloplastik  (za  fi^Xa  Wangen,  eig.  Äpfel,  v.  t6  fifjXov 
Apfel;  17  nkaazixrij  sc,  zexvtf  Plastik)  plastischer  Wieder- 
ersatz von  Wangendefekten. 

Meloscliisis  (tJ  oxioig  V.  oxiCfo  spalten)  die  schräge 
Gesichts-  oder  Lippenwangenspalte,  angeborene  Spalt- 
bildung, welche  neben  dem  Zwischenkiefer  in  der  einen  Seite  der 
Oberlippe  beginnt  und  neben  dem  Nasenflügel  vorbei  nach  auf- 
wärts bis  zum  Auge  verläuft. 

cf.  Schistoprosopie,  Makrostomie,  Labium  leporinnm. 


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Meningitis  cerebralis  299 

Meniere'sehe  Krankheit,  Vertig^o  (s.  d.)  ab  aur« 
laesa  (franz.  Vertige  Idbyrinthique),  Man  bezeichnet  hiennit  das 
Auftreten  von  Schwerhörigkeit  bei  negativem  Befund  von  Trommel- 
fell und  Tuba  Eustachi!  in  Verbindung  mit  hochgradigem  Schwin- 
delgefühl (taumelnder  Gang)  und  Erbrechen.  Meniere  konstruirte 
hieraus  eine  eigene  Krankheit,  deren  Sitz  er  in  die  Bogengänge 
des  Labyrinths  verlegte. 

Mening^itis  cerebralis  und  spinalis  (17  fifjviyc 
jede  Haut,  spec.  Hirnhaut)  Entzündung  der  Hirn- 
oder Bückenmarks  häute.  Die  Entzündung  der  harten  Haut 
(Dura  mater)  wird  Pachymeningitis,  die  der  weichen  Häute 
(Piitis  mit  oder  ohne  Arachnitis)  Leptomeningitis  genannt. 

I.  M.  eerebralis. 

a)  Pachymeningitis,  Entzündung  der  harten  Hirn- 
haut (seltener  als  die  Leptomeningitis)  vd.  Pachymeningitis. 

b)  Leptomeningitis,  Entzündung  der  Pia  u.  Arach- 
noidea  auch  Meningitis  c.  schlechtweg  genannt. 

Nach  dem  Sitz  ist  zu  unterscheiden:  Meningitis  con- 
vexitatis  (mit  Lokalisation  auf  die  Konvexität  des  Grehims), 
M.  basilaris  (mit  Lokalisation  auf  die  Basis  des  Gehirnes)  meist 
tuberkulöser  Natur  und  M.  ventricularis  (mit  Lokalisation  auf 
die  Ventrikel).  Die  M.  basilaris  ist  durch  die  Beteiligung  der 
Himnerven  ausgezeichnet. 

Nach  der  Intensität  der  Entzündung  unterscheidet  man: 

A.  Meningitis  cerebralis  acuta,  die  akute  Gehirn- 
entzündung.    Sie  tritt  auf  als: 

1)  M.  Simplex,  einfache  Gehirnentzündung  primär 
(Traumen)  oder  sekundär  im  Gefolge  von  Entzündungen 
der  Nachbarschaft  oder  von  akuten  Allgemeinerkrankungen. 

2)  M.  suppurativa,  eitrige  Gehirnentzündung  fast 
immer  infolge  einer  Eiterung  in  der  Nachbarschaft  (Caries 
der  Schädelknochen,  des  Felsenbeins)  oder  im  Anschluss 
an  Septikämie  <M.  metastatica). 

3)  M.tuberculosa,  die  tuberkulöse  Gehirnentzündung 
in  allen  Lebensaltern  beobachtet,  aber  am  häufigsten  bei 
Kindern,  eine  Kombination  der  einfachen  Entzündung  mit 
Tuberkelbildung  u.  Tuberkelbacillen  in  den  Knötchen. 

B.  Meningitis  cerebralis  chronica,  die  chronische 
Gehirnentzündung.  Sie  zeigt  dieselben  Abarten  wie  die  akute 
M.,  wozu  noch  die  chronische  alkoholische  M.  (meist  mit 
LokaHsation  auf  die  Konvexität  beider  Hemisphären)  und  dio 
lokale  in  der  Nachbarschaft  syphilitischer  Geschwülste  auftretende 
•chronische  syphilitische  M.  kommen. 

Ais  besondere  klinische  Form  ist  heiTorzuheben : 
Leptomening^itis  infantum  s.  Hydroeephalus  acutus  sine 
tuberculis   nur  mit  serösem   Exsudat    in   den   erweiterten  Ven- 


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300  Meningocele 

trikeln,  gewöhnlich  mit  nachweisbaren  Veränderungen  der  Plexus- 
chorioidei,  welche  hyperämisch,  zuweilen  mit  punktförmigen  Ex- 
travasaten gefunden  werden,  während  eine  Hyperämie  der  Flächen 
der  Pia,  wahrscheinlich  infolge  des  intrakraniellen  Druckes,  nie 
zur  Beobachtung  kommt.  Die  Affektion  ist  dem  Kindesalter  eigen, 
eine  klinische  Unterscheidung  von  der  tuberkulösen  M.  ist  nicht 
raöghch,  doch  kann  der  Prozess  zur  Heilung  gelangen  oder  zu 
chronischer  Hydrocephalie  führen. 

II.  M.  cerebrospinalis  epidemica  [nach  Ziemssen  in  ZH) 
Genickkrampf,  eine  akute  diffuse  fibrinös-eiterige  Entzündung^ 
der  Pia  des  Gehirns  imd  Eückenmarks,  welche  sich  durch  ihr 
epidemisches  Auftreten,  die  Art  und  Weise  ihrer  Ausbreitimg, 
durch  den  Krankheitsverlauf  und  anatomische  Veränderungen  als- 
Infektionskrankheit  charakterisirt. 

M.  c.  siderans  {sideror  vom  Sonnenstich  befallen  werden), 
Meningite  foudroyante,  unter  Eintritt  von  plötzlicher  Bewusst- 
losigkeit,  Konvulsionen,  Nackenstarre  inmitten  völliger  Gesundheit 
erfolgt  der  Tod  in  wenig  Stunden. 

M.  c.  abortiva  leichte  rudimentäre  Form  mit  Steifigkeit 
und  Schmerzhaftigkeit  des  Nackens,  Kopfschmerz  und  Abge- 
schlagenheit, wobei  die  Patienten  aber  herumgehen. 

M.  c.  intermittens  zeichnet  sich  durch  zuweilen  regel- 
mässig in  quotidianem  oder  tertianem  Typus  wiederkehrende  Fieber- 
anfälle mit  Steigerung  aller  übrigen  Erscheinungen  aus. 

Die  Ursache  der  epidemischen  Cerebrospinalmeningitis  ist 
wahrscheinüch  in  einem  bakteriellen  Gift  ähnüch  dem  der  Pneu- 
monie imd  der  Influenza  zu  suchen. 

III.  Mening^itis  spinalis,   Entzündung  der  Eücken- 
markshäute. 

a)  Pachymeningitis  spinalis  s.  Pachymeningitis. 

b)  Leptomeningitis  spinalis  zerfällt  ebenfalls  in  eine 
akute  und  chronische  Form  und  zeigt  dieselben  Abarten  wie  die 
cerebrale  M. 

üenins^ocele  s.  Meninproenceplialoeele  {rj  xf]Xrj  Bruch) 
vd.  Encephalocele  und  Spina  bifida. 

Mening^okokkus  vd.  Pneumoniekokkus. 

Menisken  (o  [irjviaxog  v.  rj  firivrj  kleine  Mond)  konkav- 
konvexe Linsen  bezw.  Augengläser,  auch  periskopischeG lä- 
ser genannt,  wenig  im  Grebrauch. 

Menopause  {oi  fifjveg  Monatsfluss,  v.  6  iir^v  Monat; 
fi  jTavoig,  jiavo)  beendigen)  Aufhören  des  Monatlichen  in 
den  klimakterischen  Jahren  (physiologisch). 

cf.  Menostase. 

Menorrkag^ie    (Si^yvvfa   bersten)    jede    Steigerung 

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Merycismus  ;i01 

<les  menstruellen  Monatsflusses  entweder  durch  allge- 
meine Ursachen  (Blutdyskrasien)  oder  durch  lokale  (Beflex- 
reize  der  Genitalien,  Krankheiten  des  Uterus  und  seiner  Adnexe) 
bedingt. 

cf.  Metrorrhagie. 

Menostase  (^  otdaig,  lairjiui)  s.  Cessatio  mens! um,  Sup- 
pressio  mensium  das  Ausbleiben  oder  die  Unterdrück- 
ung des  Monatsflusses. 

cf.  Menopause. 

Menstruatio  (mensis  Monat)  das  Monatliche. 

M.  praeeox,  das  Auftreten  der  Periode  im  Kindes- 
alter. 

M.  tardiva,  die  Verzögerung  des  Ausbleibens  der 
Periode  im  Klimakterium  (s.  d.)  häufig  Teilerscheinung 
•einer  Grebärmuttererkrankung. 

M.  viearia,  das  Auftreten  periodischer  Blutungen 
aus  anderen  Körperteilen  (Hämoptoe,  Hämatemesis,  Epista- 
xis,  Mastdarmblutungen)  bei  Amenorrhoe  (s.  d.)  oder  sehr  spär- 
licher Menstruation. 

IVIensnration  {mensüro  messen,  von  metior,  ^ietqov) 
■das  Messen  als  physikalische  Untersuchungsmethode. 

Mentaicra  {mentum  Kinn,  ^  äyga  Falle ;  analog  Po- 
dagra) vd.  Sykosis. 

Mephitis  (oskisches  Wort;  die  römische  Göttin 
der  schädlichen  Dünste)  Kollektivname  für  eine  Gruppe  von 
zwm  Teil  fieberhaften,  klinisch  noch  nicht  sicher  zu  charakteiisi- 
renden  Krankheiten,  welche  durch  die  Einatmung  von  Kioaken- 
gas,  Kanal-  und  Schleusengasen  entstehen  —  Gasgemengen,  welche 
vorzugsweise  Schwefelwasserstoff  und  Ammoniak  enthalten. 

Die  akuten  Fälle  sind  ziemlich  identisch  mit  Hydrothion- 
ämie,  die  subakuten  und  chronischen  zeigen  eine  ausserordent- 
liche Verschiedenheit  der  Symptome,  wohl  in  Zusammenhang  mit 
•der  Verschiedenheit  der  inhalirten  Gasgemenge. 

Mercnrialismus  (Mercurius,  alchymistischer  Name 
für  Quecksilber)  i.  q.  Hydrargyrosis. 

Merismopodia  ventrieali  (6  fisgia/^og  Teilung, 
jiovg,  Jtodog  Fuss)  i.  q.  Sarcina  ventriculi. 

Merocele  (o  firiQog  Schenkel,  ?;  ^V^^V  Bruch)  der 
Schenkelbruch. 

cf.  Hernia  cruralis. 

M erydsmus  (o  firjQvxiofiog  von  fxriovxi'Coy  wiederkäuen) 

Td.  Euminatio. 


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302  Mesartemtis 

M.  typieus  vd.  Malaria. 

Mesarteriitis  (jisoo?  Adj,  der  Mittlere»  und  Arte- 
riitis—  8.  d.)  Entzündung  der  Tunica  media  s.  mus- 
cularis  der  Arterien,  wodurch  die  Muskel-  und  elaßtischen 
Fasern  derselben  zu  Grunde  gehen.  Dieselbe  ist  gewöhnlich  eine 
sekundäre,  von  der  atheromatösen  Intima  aus  verursachte^  in 
manchen  Fällen  von  Aneurysmenbildung  hingegen  scheint  es  sich. 
um  primäre  M.  zu  handeln  [Köster], 

Mesophlebitis  {fj  (pXiyf,  (pXeßog  Ader)  Entzündung  der 
T.  media  der  Venen,  Teilerscheinung  der  Phlebitis,  isolirt  kaum 
vorkonmiend. 

cf.  Phlebitis,  Mesarteriitis. 

Metalloskopie  u.]IIetallotlierapie(ro  /zhaXXov  Mine^ 
Erz,  oxojieXv  untersuchen,  ^egcmsveo  heilen)  die  von  BuROCi 
vor  mehreren  Dezennien  entdeckte  Methode,  durch  Auflegen  von 
Münzen  oder  anderen  Metallplatten  bei  hysterischen  und  zerebra- 
len Anästhesien  der  Haut  und  Muskeln,  auch  gleichzeitiger  Gre- 
sichts-  und  Gehörsschwäche,  vorübergehende  oder  dauernde  Eück- 
kehr  der  Funktion,  teilweise  (?)  auf  Kosten  der  entsprechenden 
Teile  der  gesunden  Seite,  hervorzurufen.  Die  Reaktion  erfolgt 
nur  auf  gewisse,  für  verschiedene  Personen  verschiedene  Metalle 
(„metallische  Idiosynkrasie")  und  scheint  mit  der  Entstehung 
schwa<5her.  elektrischer  Ströme   zusammenzuhängen. 

Metamorpliopsie  {iu€Taf4,og(p6co  umgestalten,  17  mptg^ 
Sehen)  Verzerrtsenen  der  Objekte  (bei  Netzhautablösung,. 
Staphylomen  der  Kornea  oder  Sklera). 

Metamorpliose  pathologische  Umänderung  der  chemi- 
schen oder  mor^ologischen  Beschaffenheit  von  Zellen  und  Ge- 
weben. 

cf.  Degeneratio,  Infiltratio. 

Metamorpliosirend  nennt  man  das  Atmungs^e- 
räus-ch,  das  im  Beginn  der  Inspiration  als  ein  zischendes,  dem 
pueiilen  ähnliches  Stenosengeräusch  gehört  wird,  aber  während 
der  Inspiration  verschwindet  und  einem  anderen  gewöhnlichen 
Geräusche,  z.  B.  dem  Bronchial-  oder  Vesikuläratmen  Platz  macht. 
Es  soll  ein  zuverlässiges  Zeichen  von  Kavernen  sein  [nach  Ger- 
hardt). 

Metaplasie  {fisxa-7ikdoo<o  umbilden)  Übergang  eines 
bereits  ausgebildeten  Gewebes  in  ein  anderes  ohne  Zwischen- 
stufen. 

cf.  Metamorphose. 

Metastase  (ßerdoraoig  V.  fie^loxrifjn  umstellen)  derjenige- 
Vorgang,   bei  dem  gewisse  Substanzen  in  die  Blutmasse  gelangen 


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Metritis  303 

und  sich  an  anderen  bestimmten  Stellen  des  Organismus  ausser- 
halb der  Gefässe  (e/.  Embolie)  ablagern  oder  weiter  entwickeln^ 
so  'das  sekundäre  Auftreten  von  Eiter-  oder  Geschwulstherden, 
Ablagerungen  von  Kalksalzen  bei  Knochenerkrankungen,  von  Harn- 
säure bei  Gicht  etc. 

Tripper- M.  Auftreten  von  Entzündungen  an  einer  entfern- 
ten Lokalität  bei  Tripperkranken,  wobei  der  Mechanismus  der 
Übertragung  bisher  nicht  klar  ist. 

cf.  äjnovitis  gonorrh.,  Iritis  blennorrhagica. 

Metasynkritiscli  (fiezd^  ovv,  17  xgCoig  [von  xQiva)] 
Scheidung,  Entscheidung)  was  eine  Entscheidung  her- 
beiführt, gebraucht  von  Behandlungsmethoden,  durch  welche  eine 
günstige  „Umstimmung**  des  Organismus  bewirkt  wird,  ähnlich 
wie  „alterirend". 

Meteorismns  {6  fisrecogtofiog  Aufgeblasensein,  Hip- 
pokr.  V.  fiexe<oQog  in  der  Höhe,  in  der  Ijuft)  s.  Tyinpanites 

s.  Pneumatosis  Luftansammlung  im  allgemeinen,  insbe- 
sondere : 

M.  intestinalis  übermässige  AnfüUung  des  Magens  und 
der  Gedärme,  besonders  des  Dickdarms  mit  Gasen,  sogenannte 
„Trommelsucht",  unterscheidet  sich  dadurch  von  der  Flatu- 
lenz, dass  sie  unabhängig  von  den  Nahrungsmitteln  ist,  nur  ge- 
iTichloses  Gas  liefert,  spontan  als  Neurose  (Hysterie  etc.)  oder 
symptomatisch  (Peritonitis,  Typhus)  auftreten  kann. 

M.  myogenes  der  durch  abnorm  schlaffe  Bauchdecken  be- 
dingte M. 

M.  paralytieus  der  auf  Paralyse  der  Darmmuskulatur  zu- 
rückzufuSirende  M. 

M.  peritonealis  s.  Pneumoperitonitis  Luftansammlung  im 
Bauchfelbaume. 

Metopafi^ie  eig.  Metopopagie  {16  fihcojiov  Stirn, 
stijywfii  befestigen)  eine  Doppelmissgeburt  mit  zwei  an 
der  Stime  zusammengewachsenen  Köpfen. 

Metritis  (17  /^i^iga  Gebärmutter  v.  17  /lii^tvq)  Entzün- 
dung der  Gebärmutter  entweder  den  ganzen  Uterus  oder  nur 
Teile  desselben  betreffend:  M.  corporis,  M.  cervicalis,  Endo- 
metritis (s.  d.),  Mesometritis;  pathologisch-anatomisch:  gra- 
nulöse, fungöse,  ulceröse,  parenchymatöse,  intersti- 
tielle, glanduläre,  polypöse  M.;  ätiologisch:  diätetische,, 
traumatische,  gonorrhoische,  puerperale  M. 

Nach  der  allein  richtigen  klinischen  Einteilung  sind  zu  unter- 
scheiden : 

1)  Akut    entzündliche  M.   mit  Fieber,  starker  Empfind- 


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304  Metrokolpocele 

lichkeit  des  Uterus  und  Schwellung  und  Rötung  der  Vaginal- 
portion. 

2)  Katarrhalische  M.,  meist  auf  den  Cei-vix  beschränkt 
<Cervikalkatarrh). 

3)  Hämorrhagische  M.,  hauptsächlich  das  Corpus  uteri 
betreffend. 

Bei  2  u.  3  finden  sich  in  veralteten  Fällen  tiefgreifende  Ver- 
änderungen der  Mucosa  mit  Vegetationen  (Schleimhautpoly- 
pen und  follikuläre  Hypertrophien  des  Cervix). 

4)  Chronische  M.  Uterusinfarkt  fast  nie  aus  der  aku- 
ten M.  hervorgehend,  sondern  die  Folge  einer  langsam  und 
schleichend  verlaufenden,  meist  puerperalen  Infektion  mit  Ver- 
grösserung  des  Uterus  und  Cervix  (hier  oft  Einrisse),  die  sich  derb 
anfühlen,  Beteiligung  der  Schleimhaut  mit  Abgang  von  Membra- 
nen, die  die  Form  der  Uterushöhle  wiedergeben  (Dysmenor- 
rhoea  membranaceas.  d.)  und  spärlichem  Ausfluss  einher- 
gehend. 

Von  der  ächten  M.  ist  zu  unterscheiden:  Pseudometritis 
oder  symptomatische  M.,  bei  welcher  die  Entzündung  der 
Uterusschleimhaut  eine  Folgeerscheinung  von  Krankheiten  der 
Adnexe  ist. 

Hierher  gehört:  Metritis  hyperplastica  ovarialis 
[Brennecke]. 

cf.  Endometritis. 

Metrokolpocele  (6  xohtog  Scheide,  tj  xi^Xtj  Bruch) 
Vorfall  des  retroflektirten  schwangeren  Uterus  in 
<iie  geboi-stene  invertirte  hintere  Wand  der  Vagina. 

Metrolymphanicitis  (vd.  Lymphangitis)  Entzündung 
der  Lymphge fasse  des  Uterus  bei  septischem  Puerperal- 
fieber. 

Metromanie  i.  q.  Nymphomanie. 

Metrophlebitis  (>5  9?A^t/^  (pXeßog  Ader)  u.  Metro- 
pUebothrombose    {6   '»gofißag   Klumpen ,    Gerinnsel) 

Venenentzündung  bei  Puerperalfieber  mit  Blutgerinnung,  aus- 
gehend von  der  Plazentarstelle  oder  von  anderen  Stellen  der  Uterus- 
wandung. 

cf.  Febris  puerperalis. 

Metrorrhafi^ie  (von  Qrjyw/Ltt  bersten)    jeder    stärkere 
nicht  menstruelle  Blutabgang  aus  der  Gebärmutter, 
cf.  Menorrhagie. 

Metroskop  (oxojisco  schauen,untersuchen)  das  durch 
«in  Spekulum  direkt  auf  den  Uterus  aufgesetzte  Hörrohr. 

Metrotomie  i.  q.  Hysterotomie. 


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Mikrokokkus  305 

Miafinna  (ro  filaofia  V.  fjiaivM  verunreinigen)  vd.  In- 
fektion. 

M ictio  inToiantaria,  M«  noetarna  (mictio  Pissen, 
von  mingtre,  ofiixeco)  vd.  Enuresis. 

Mis^rSne  i.  q.  Hemicrania. 

Mikrobe,  Mikrobie  (Mixgog  klein,  6  ßiog  lieben) 
kleinstes  Lebewesen  i.  q.  Mikroorganismus,  vd.  Bakterien. 

Mikroblepliarie  (ro  ßkitpagov  Augenlid,  v.  ßkenoi 
blicken)  Kleinheit  der  Augenlider. 

cf.  Ablepharia»  Exophthalmus,  Lagophthalmus. 

Mikrocephalie  (17  xeipaXri  Kopf)  Kleinheit  des 
Kopfes,  gleichmässig  verkleinerter  Schädel,  also  auch  Kleinheit 
des  Grehims  (M  i  k  r  e  n  c  ep  h  a  1  i  e) ,  vorzeitiger  Stillstand  des  Waxjhs- 
tums,  welcher  teils  im  Gehirn  selbst,  teils  im  Schädel  (vorzeitige 
Synostose)  begründet  sein  kann. 

cf .  Brachycephalie,  Dolichocephalie,  Nannocephalie,  Idiotie,  Makro- 
cephalie. 

Mikroeornea,  abnorme  Kleinheit  der  Cornea. 
Zunächst  gepaart  mit  anderen  Entwicklungsstörungen  des  Auges 
(Colobom,  Mikrophthalmus). 

Mikroeytliaeiiiia  (ro  xvxog  Bläschen,  hier  Blut- 
körperchen, x6  alfia  Blut)  eine  Form  der  Oligocythämie 
(s.  d.)  mit  auffallend  kleinen  Blutkörperchen  von  meist  kugeliger 
Gestalt  (Mikrocyten). 

Mikrog^yrie  (o  yvoog  Kreis,  Windung)  eine  Bildungs- 
anomalie des  Gehirns,  infolge  deren  es  zur  Entstehung  von  über- 
aus zahlreichen  kleinen  Grehimwindungen  kommt  in  der  Art, 
dass  das  bekannte  Schema  der  Gehirnwindungen  verwischt  wird. 
Bei  den  höheren  Graden  dieser  AnomaHe  besteht  Idiotismus. 

Mikrokokkus  (6  xoxxog  Kern)  i.  q.  Kokkus. 

M.  der  Gonorrh5e  vd.  Gonokokkus. 

M.  prodi^iosus,  auch  Bacillus  prodigiosus  genannt,  eine  meist 
in  der  Einzahl  vorkommende  saprophytische  Bacillenart. 

M.  pyogenes  tenuis  ein  Eiterpilz  von  untergeordneter  Be- 
deutung. 

M.  tetragenus  (thraQeg  vier,  St.  yev  v.  ylyvofxai  werden) 
ein  im  Sputum  von  Kranken  und  Gesunden  vorkommender  para- 
sitischer Spaltpilz;  ziemlich  grosse  runde  Zellen,  im  tierischen 
Körper  meist  zu  vieren  gruppirt  und  von  einer  glashellen  Gallert- 
scheide umschlossen  (Aussehen  eines  vieräugigen  Würfels).  Der 
M.  t.  ist  pathogen ,  aber  nur  für  weisse  Mäuse  und  Meer- 
schweinchen. 
Roth' 8  Klinische  Terminolojrie.     4.  Aufl.  20 


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3CH3  Mikromania 

M.  ureae  eine  für  die  ammopiakalische  Gärung  des  Harns 
verantwortlich  gemachte  fragliche  Bakterienart  (Hamferment). 

Mtkromanta  die  krankhafte  Vorstellung  der  Para- 
lytiker, als  sei  ihr  Körper  verkleinert,  geschrumpft,  unsichtbar, 
gestorben  u.  dgl. 

Mtkromelns  (ro  nF.Xnc  Glied)  Missgeburt,  bei  der  die 
Extremitäten  zwar  wohl  gebildet,  aber  abnorm  klein  sind, 
cf.  Peromelus. 

Mtki^omyelta  {6  uvfXog  Bückenmark)  abnoi-me  Klein- 
heit und  Kürze  des  Rückenmarks. 

Mtkrooricaiitsiniis    (t6  dgyavov   Gerät,    Werkzeug) 

i.  q.  Mikrobe,  vd.  Bakterien. 

Mtkrophag^en  (fpayeiv  essen,  verzehren)  vd.  Phago- 
cyten. 

Mikroplithalinnfi    (o   dtp^alfiog   Auge)    angeborene 
Kleinheit  eines  oder  beider  Augen, 
cf.  Enopbtbalmas. 

Mikropliyton  {%6  tpvTov  v.  ipvo)  Gewächs)  i.  q.  Mikrobe. 

Mtkropste  (17  otptg  Sehen)  das  Verkleinert  sehen  der 
Objekte,  Folge  gewisser  Akkommodationsfehler  des  Auges  (z.B. 
bei  Asthenopie). 

et*.  Metamorphopsie,  Megalopsie. 

Mikrosomie   (ro  ow//«  Leib)   s.  Nannosomie   Zwerg- 
bildung des  Körpers  (Grösse  unter  vier  Fuss). 
cf.  Makrosomie. 

Mikrosporon  (17  ojiogd  Same,  Spore). 

M.  Audouini    der  zweifelhafte    Pilz   der  Alopecia   areata 

(s.  d.). 

M.  fürfur  (furfur  Kleie)  Name  des  der  Kleienflechte  (Pity- 
riasis versicolor)  zu  Grunde  liegenden  Pilzes,  der  1846  von 
EiCHSTEDT  entdeckt  wurde. 

M.  mentai^rophytes  (rpiKo  erzeugen)  die  Ursache  der 
parasitären  Form  derMentagra,  die  aber  von  der  einfach  ent- 
zündlichen makroskopisch  nicht  zu  unterscheiden  ist.  Der  Pilz 
ist  identisch  mit  dem  von  Herpes  tondens  (Trichophyton).  • 

M.  ininutissimuin  vd.  Erythrasma. 

M.  septfeum  mikroskopische  Pilze  (Bakterien  —  s.  d.),  die 
nach  Klebs  u.  A.  die  Ursache  der  septikämischen  und  pyämischen 
Prozesse  sein  sollen  (vd.  Streptokokkus,  Staphylokokkus). 


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Missed  labour  307 

Mikrostomie  (t6  atöfia  Mund)   angeborene    Klein- 
heit des  Mundes,  welche  Lebensunfähigkeit  zur  Folge  hat. 
cf.  Stenochorie,  Makrostomie,  AnkylochiHe. 

Mikrotie  (i6  ovg,  Miog  Ohr)  angeborene  Kleinheit 
der  Ohrmuscheln. 

Miliar  (milium  Hirsekorn,  Frucht  v.  Panicum  iteUi- 
cum  —  L.)  nennt  man  Knötchen  von  der  ungefähren  Grösse 
eines  Hirse-  oder  Grieskoms.  Die  miliaren  Tuberkel  sind 
zusammengesetzt  aus  einer  grössereji  Zahl  kleinerer,  sogen,  sub- 
miliarer  oder  „Unter-Knötchen"  [Eindfleisch]. 

Miliarearcinose,  Mflfartubereulose  massenhaftes  Auftreten 
von  miliaren  Krebs-  bezw.  Tuberkelknötchen  in  verschiedenen  Or- 
ganen auf  embolischem  Wege  nach  Durchbruch  eines  primären 
Herdes  in  die  Blutbahn. 

Miliaria  crystallina  der  eigentliche  Frieselaus- 
schlag,  eine  eigene,  fieberhafte  oder  fieberlose,  besonders  typhöse 
und  pyämische  Krankheiten  konkomitirende  oder  für  sich  be- 
stehende und  nicht  mit  der  Schweissbildung  zusammenhängende 
Ausschlagsform  ohne  besondere  klinische  Bedeutung.  Während 
des  Verlaufes  solcher  Krankheiten  entstehen  plötzlich  und  zwar 
in  den  Blättern  der  Homschicht  selbst  und  vorzugsweise  am 
Eumpfe  zahlreiche  isoürte  Bläschen  von  der  Farbe  der  Haut  mit 
wasserklarem  Inhalt  und  von  verschieden  langem  Bestände.  Später 
trübt  sich  der  Inhalt  milchig  und  gelblich-eiterig  (M.  alba). 

Je  nach  den  begleitenden  Krankheiten  spricht  man  von 
M.  typhosa,  puerp^eralis  etc.  Bei  akuten  Exanthemen  (M.  ex  an- 
thematica)  werden  deren  Effloreszenzen  einigermassen  durch  sie 
modifizirt,  wie  das  auch  bei  Febris  miliaris  der  Fall  ist  (s.  d.). 

Die  nicht  aus  M.  crystallina  hervorgegangene  M.  alba  und 
rubra  ist  nach  Hebra  identisch  mit  Sudamina  (s.  d.). 

Milinm  s.  (irutuin  (Hirse  =  (AeXivri)  Hautgries,  miliare 
weiss-gelbliche  Knötchen  von  angehäuften,  verhornten ,  über  ein- 
ander geschichteten  Zellen  der  ^hmeerbälge,  die  oberflächhch  in 
der  Haut,  besonders  gern  der  Augenhder,  sitzen  und  auf  dieselbe 
Weise  entstehen  wie  Comedo,  nm*  mit  dem  Untei*8chied,  dass  nicht 
der  ganze  Haarbalg,  sondern  nur  der  Fundus  oder  ein  Drüsen- 
läppchen der  Sitz  der  Hypersekretion  ist  und  die  kleine  Kugel 
ganz  imter  der  Epidermis  liegt. 

Miserere  (Imp.  v.  misereor  v.  miser  elend)  i.  q.  Ileus. 

Misoneismus  (ro  f^toog  Hass,  veog  neu)  von  Lombroso 
eifundene  Bezeichnimg  für  die  dem  Menschengeschlecht  eingewur- 
zelte Neigung  neue  Ideen  zu  bekämpfen. 

Missed  labour,  „vermisste  Wehen",  werden  von  den 
Engländern  Fälle  genannt,   bei  welchen  eine  abgestorbene  Frucht 

20* 


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im  MiteUa 

m  lariKe   im  Ttenw  zurückgehalten  wird,   daas   sie  über  die  nor- 
nmlr;  Dauer  der  HchwangerHchaft  hinaus  getragen  wird. 

Hltella  (Dem.  v.  müra  —  s.  d.)  Trag  tu  eh  für  den 
Arm^  (Uut  um  den  Xacken  befestigt  wird.    Man  nennt  dasselbe 

M.  parva  h.  longa,  wenn  das  Tuch  kravattenartig  zusam- 
mengelegt ifft, 

M.  triangularis,  wenn  es  dreieckig  zusammengelegt  ist, 

M.  quadrangularis  s.  magna  wenn  ein  viereckiges  Tuch 
verwendet  und  die  vier  Zipfel  am  den  Nacken  zusammengebunden 
werden. 

Ultra  Hippokrati»  (17  /u/t^«,  mitra  Kopfbinde, 
(eigentlich  Gurt  oder  Binde  —  die  eben  so  geschlungen 
wird,  dasB  sie  als  Kopfbedeckung  dienen  kann)  Ver- 
band für  den  Kopf,  mit  einer  schmalen  zweiköpfigen Eollbinde 
auszuführen:  Mit  dem  einen  Ende  werden  die  Langsturen,  mit 
<lcm  anclcren  die  Zirkelturen  um  den  Kopf  angelegt,  indem  die 
vrnU^rpn  vorn  an  der  Stirn  und  hinten  oberhalb  des  Nackens  um 
die  letzteren  geschlungen  und,  sich  immer  teilweise  deckend,  ab- 
wechselnd von  vom  nach  hinten  und  umgekehrt  geführt  werden. 

Hoffiffraiilite  (oiöyig  Adj,  mit  Mühe,  ygd<pco  schrei- 
ben; frz.  (Trampe  des  ^crivaina,  engl.  Writers  cramp)  Schreibe- 
krampf, richtiger  koordinatorischer  Händekrampf,  zu 
den  „Beschäftigungsneurosen"  gehörig,  wohin  auch  jene  Krämpfe 
gehören,  die  m  analoger  Weise  ebenso  beim  Stricken,  Nähen 
(rtchncidor-  und  Schusterkrampf)  Zeixjhnen,  Klavier-  und 
Violinspielon  auftreten. 

Nach  Benedikt  ist  eine  spastische,  eine  tremorartige  und 
eine  paralytische  Form  der  M.  zu  unterscheiden. 

nioi^tlalie  (ij  kdkfj  Beden)  diejenige    Form    von    Dys- 
lalic,  bei  der  nur  die  Bildung  einzelner  L^ute  immöglich  ist. 
cf.  Alalie. 

Mog^iplioiite  (17  q^covf}  Stimme)  eine  Beschäftigungs- 
uourosc,  wethe  darin  liesteht,  dass  Personen,  die  berufsmassig  viel 
wpitH^hen  oder  singen  müssen,  plötzlich  eine  erhebliche  Schwäche 
ihrer  Stimme  Ix^inerken. 

Mola  (V.  griech.  tj  fwXtj  Mühlsteine,  Mondkalb,  verw. 
ciM/^A-maxm  verfehlen)  Mondkalb,  Windei,  taube  degene- 
rirte  Eier, 

M.  carnosa  Fleischmole  (nicht  zu  verwechseln  mit  blossen 
Fibrinklumpeu  und  Plazentarpolypen),  grössere  klumpige  und  feste 
Mhäh^  von  liel^rfarbe,  aus  den  \iiit  dicken  Klumpen  extravasirteii 
Ulut<^  durchsetzten  Eihäuten  bestehend,  worin  der  Fötus  rerküm- 
mert  ixlor  dun*h  Rejorption  ganz  verschwunden  ist,  falls  er  niclit 


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Molluscum  fibrosum  309 

früher   schon  ausgestossen  wurde,    während    die  degenerirten   Ei- 
häute noch  selbständig  im  Uterus  haften  blieben. 

M.  saniruinolenta  Blutmole,  ist  nur  eine  jüngere  Fleisch- 
mole, in  der  die  Blutkoagula  noch  nicht  jene  leberähnliche  Ver- 
änderung erfahren  haben,  sondern  durch  ihre  schwärzere  Farbe 
imd  weichere  Konsistenz  noch  deutlich  als  solche  zu  erkennen  sind. 

M.  hydatidosa  Blasenmole,  eine  weiche  flockige  Ma^se, 
die' durch  eine  Menge  dolden-  oder  rosenkranzföiinig  zusammen- 
hängender Blasen  von  der  verschiedenartigsten  Grösse  gebildet 
wird,  deren  Inhalt  aus  einer  schleimartigen  Masse  besteht. 

Diese  Molenbildimg  rührt  von  einer  Hypertrophie  imd  myxo- 
matösen  Entartung  der  Chorionzotten  (welche  als  Myxom a  mul- 
tiplex Chorii  bezeichnet  wird  und  auch  partiell  vorkommen 
kann)  her,  wenn  letztere  schon  zu  einer  Zeit  auftritt,  wo  die 
Chorionzotten  noch  an  der  ganzen  Eiperipherie  gleichmässig  ent- 
wickelt sind  (1.  Monat). 

Molimina  {moUmen  Beschwerde,  v.  moles  grosse 
Masse  oder  v.  molior  eine  solche  in  Bewegung  setzen). 

M.  haemorrhoidalia  Hämorrhoidalan fälle,  Perioden 
stärkerer  Hämorrhoidalbesch werden,  vd.  Haemorrhois. 

M..  menstrualia  Menstrualbeschwerden,  vd.  Dysme- 
norrhoe. 

MoIInBcnm  ftbrosnin  s.  penduluin  s.  siinplex  s.  non 
conta^iriosuin  s.  Fibroma  molluseum,  die  kleineren  Formen  als 
Cutis  pendula  bezeichnet  {mollus€U8=:  fiaXaxog,  mollis  weich; 
molluseum,  sc.  tuber  Ahornschwamm)  mehr  oder  weniger  deut- 
lich gestielt  aufsitzende,  mit  normaler  Haut  bedeckte,  meist  deut- 
lich begrenzte  Geschwülste  von  gleichmässiger,  bald  teigig- 
weicher, bald  mehr  derber  Konsistenz  von  Erbsen-  bis  Kindskopf- 
grösse.  Sie  bestehen  aus  Bindegewebe,  welches  von  den  tieferen 
Lagen  des  Korium,  vielleicht  vom  Bindegewebsgemste  der  Unter- 
hautfettläppchen seinen  Ausgang  nimmt,  die  Cutis  pendula  fast 
nur  aus  einer  Hautduplikatur. 

M.  eontagriosuin  [Batemann],   «".  Epithelioma   molluseum 

[ViRCHOW],  V.  A.  als  Condyloma  subcutaneum  beschrieben: 
eine  Erkrankung  von  Haarfollikeln,  erbsengrosse,  weichen  Warzen 
ähnliche  Geschwülste  mit  einer  trichterartigen  Vertiefung,  welche 
den  Eingang  zu  einem  erkrankten  Follikel  enthält,  deren  Mün- 
dung auf  Druck  neben  einem  milchigen  oder  schmierigen  Brei, 
dem  eigentümlichen  Sekret  der  Talgdrüsen,  einen  eiförmigen  festen 
Körper,  den  MolluskumkÖrper,  entleert.  Das  Sekret  des  M.  c. 
wirkt  für  die  gesunde  Nachbarschaft  der  eigenen  Haut  des  Trä- 
gers sowohl  als  auch  für  andere  Individuen  ansteckend, 
cf.   Psorospermosis. 

M.  lipomatodes  i.  q.  Xanthelasma  multiplex, 
cf.  Verruca. 


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310  Monaden 

Monaden  (17  fiovds  Monade,  das  Einfache,  nicht 
weiter  mehr  Teilbare)  Hueter's  Bezeichnung  für  Mikro- 
kokken,  vd.  Bakterien. 

Monas  prodigiosa  i.  q.  Mikrokokkus  prodigiosus. 

Monartliritifi  ein  auf  ein  einzelnes  Gelenk  lokalisirter 
Gelenkrheumatismus. 

Moniliformis  (momle  Halsband, /orma)  perlschnur- 
ähnlich. 

Monobraehins  {movog  einzig,  6  ßgaxioyv  Arm)  ange- 
borener gänzlicher  Mangel  einer  Oberextremität. 
cf.  Abrachins,  Perobrachias. 

Monoenlns  die  einfache  Augenbinde  zur  Bedeckung 
nur  Eines  Auges,  mit  einer  um  den  Kopf  imd  über  das  Auge 
laufenden  BoUbinde. 

cf.  Blnocalas,  Monophthalmus. 

Monomanie  (jJ  f^avla  Basen,  v.  fiaivofiai).  Über  den 
Begriff  M.  besteht  zur  Zeit  keine  einheitUche  Auffassung.  Man 
spricht  von  M.  sowohl  beim  Vorherrschen  einer  einzelnen  be- 
stimmten Wahnvorstellung,  also  dem  partiellen  Irresein  im 
Vorstellen,  als  auch  beim  Vorhandensein  gewisser  krankhafter 
Triebe,  also  bei  maniakalischer  Störung  des  affektiven  Lebens: 
Mania  sine  delirio,  wie  z.  B.  Mord-,  Selbstmord-,  Brand- 
stiftungs-M.  etc.  Auch  gehören  die  Monomanien  teils  den  De- 
pressions-, teils  den  Exaltationszuständen  an  je  nach  dem  Bestehen 
eines  traurigen  oder  eines  freudigen  Affektes  (Lypemanie  und 
Amenomanie  der  Franzosen).  Man  begreift  femer  einerseits 
primäre  maniakalische  Affektionen  darunter,  andererseits  [Grie- 
singer]  die  partielle  Verrücktheit  als  sekundären  Zu- 
stand, wobei  der  Kranke  unter  Abnahme  des  ursprünglichen  exal- 
tirten  Affektes  in  einzelnen  fixen  Wahnvorstellungen  weiter  delirirt. 

cf.  Aidoiomanie,  Dämonomanie,  Dipsomanie,  Hydromanie,  Klepto- 
manie, Nostalgie,  Apodemialgie,  Nymphomanie,  Psychosis, 
Pyromanie,  Satyriasis,  Theomanie.  —  Dementia,  Moria. 

Monopliasie  (/^ovog  allein,  17  (pdoig  v.  (ptjiui  sprechen) 
Sprachstörung,  bei  welcher  die  Kranken,  sobald  sie  versuchen 
zu  sprechen,  immer  nur  Eine  Silbe,  Ein  Wort  oder  Einen  Satz 
hervorbringen. 

Monopleg^ie  (17  jzXriy^  Schlag,  v.  jikrjaaco)  Lähmung 
nur  einer  einzigen  Extremität,  bzw.  einer  umschriebenen 
Muskelgruppe,  cerebralen  Ursprungs  zum  Unterschied  von  der 
kompleten  einseitigen  Lähmung  (vd.  Hemiplegia).  Je  nach  dem 
Glied,  welches  von  der  Lähmung  ergriffen  ist,  unterscheidet  man : 
M.  brachialis  (Lähmung  eines  Armes),  M.  cruralis  (Lähmung 
eines  Beins),    M.    brachio-facialis    (Lähmimg   einer  Gesichts- 


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Morbilli  311 

hälfte  und  eines  Armes),   M.  facio-lingualis   (Lähmung  einer 
Gesichts-  imd  Zungenhälfte), 
cf.  Hemiparaplegia. 

Monoplitlialinie  {S  6(p^aX[j,6g  Auge)  i.  q.  Cyklopie. 

Monopns  (o  novg,  jiodog  Fuss)  angeborener  völliger 
Mangel  einer  ganzen  Unterextremität. 
cf.  Apu8,  Achirus. 

Monorcliidie  (o  doxi?  Hode)  vd.  Kryptorchidie. 

Monospasmiis  (o  anaouog  Krampf)  Krampf,  der  auf 
mnschriebene  Muskelgruppen  sich  beschränkt. 

Monstrum  Monstrositas  („quomam  monstrant'^  — 
Cicero,  v.  wonBre)  Missgeburt,  Missbildung. 

I.  Monstra  per  exeessum  —  durch  Überschreiten  der  nor- 
malen Bildung: 

1.  Makrosomie  (s.  d.). 

2.  Riesenwuchs  einzelner  Teile,  z.  B.  Pes  gigas,  Manus 
gigas,  Cephalonie,  Leontiasis,  Makropodie  etc. 

3.  Überzählige  Bildung  einzelner  Teile  (auf  abnormem 
organologischen  Wachstum,  Sprossenbildung,  beruhend), 
cf.  Polydaktylie,  Polymelie. 

4.  Monstra  duplicia,  Doppelmissbildungen.  Diese  sind 
auf  abnorme  Sonderung  des  normal  zu  Einem  Organismus 
bestimmten  Keimmateriales  (Keimspaltung)  zurückzufühi'en ; 
seltener  scheint  es  sich  um  Verwachsung  von  Zwillingen  zu 
handeln. 

cf.  Craniopagus,  Dicephalus,  Dlprosopas,  Dipygus,  Ischiopagus, 
Pygopagus,  Rachipagiis,  Syncephalus,  Thorako-  und  Pro- 
sopothorakopagus. 

IL  Hlonstra  per  dcfeetuin: 

cf.  Abrachius,  Acanliacus,  Acephala«,  Achirus,  Agnathie,  Akor- 
mus,  Amelus,  Anencephalns,  Apus.  Cranioschisis,  Cyklopie, 
Epispadle,  Fissur,  Hydrocephalus ,  Hydrorachis,  Hypospadie, 
Kolobom,  MikrocephaliQ,  Mylacephalus,  Peromelus,  Pes  varus 
congen.,  Phokomelus,  Schistoprosopie,  Sympodie,  Syndak- 
tylie,  Teratom.  —  Agenesie,  Lusus  naturae. 

Morbtlität  oder  Morbidität  (v.  morbXdus  krank)  die 
Verhältniszahl  der  Erkrankungen. 

Morbilli  (spätlat.  morbilU  v.  morbus,  engl,  measlesj  franz. 
rougeole,  ital.  roselia)  die  Masern,  kontagiöse  fieberhafte  Krank- 
heit mit  rotfleckigem,  etwas  über  das  Niveau  der  Haut  erhabenem 
Exanthem  mit  vorwiegend  katarrhalischer  Affektion  der  Konjunk- 


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312  Morbus  Addisonii 

tiva    und    der  oberen    Luftwegeschleimhaut.    Je    nach    der    Be- 
schaffenheit dieses  „akuten  Exanthems"  unterscheidet  man: 

M.  discreti,  conf  erti,  conf  luentes,  vesiculosi,  hae- 
morrhagici  (septici).  Fehlt  das  Exanthem  ganz,  sind  aber 
alle  übrigen  Erscheinungen  während  einer  Epidemie  bei  nicht 
Durchseuchten  ausgeprägt,  so  spricht  man  von  M.  sine  morbil- 
lis  s.  sine  exanthemate. 

Von  Alters  her  werden  verschiedene  Formen  der  M.  unter- 
schieden, welche  keine  besondere  praktische  Bedeutung  haben  und 
sich  in  die  folgenden  drei  zusammenfassen  lassen: 

1.  M.  epcthici  s,  vulgares  s.  simpliees  die  gewöhnliche 
Form. 

2.  M.  synochales  entzündliche  Masern,  wobei  insbe- 
sondere das  Fieber  einen  ähnlichen  Charakter  hat  wie  bei  akuten 
Entzündungen,  das  Exanthem  sehr  intensiv  und  von  längerem  Be- 
stände ist  als  gewöhnlich  und  auch  stärkere  entzündliche  Affek- 
tionen der  Schleunhäute  auftreten  (besonders  broncho-pneumonische 
und  gastrische:  gastrische  Masern). 

3.  M.  astheniei  s.  nervosi  s.  typhosi  s.  septici  Masern^ 
in  deren  Verlauf  unter  typhoiden  und  adynamischen  Erscheinungen 
eine  allgemeine  Paralyse  sich  entwickelt  und  das  Exanthem  häufig 
in  ein  hämorrhagisches  sich  verwandelt. 

cf.  Rubeolae. 

Morbus  Addisonii  (morbus  v.  morior)^  Melasina  supra- 
renale, bronced  skin,  ein  tötliches  konstitutionelles  Leiden,  i.  J. 
1855  zuerst  von  Th.  Addison  gewürdigt,  bestehend  in  Anämie 
nebst  mancherlei  nervösen  Störungen,  Marasmus  mit  immer  mehr 
zunehmender  schmutzig  bräunlicher  grossfleckiger  Verfärbung  der 
Haut,  im  Zusammenhang  stehend  mit  (meist  tuberkulöser)  De- 
struktion der  Nebennieren,  wobei  eine  gleichzeitige  Läsion  des 
benachbarten  sympathischen  Nervengeflechtes  im  Spiele  zu  sein 
scheint. 

Morbus  anlieus,  Morbi  auliei  (aula  Vorhof  in  den 
Palästen  der  Pursten  und  Beiehen,  ,,Hof*')  Krank- 
heiten der  höheren  Stände,  durch  Schlemmerei  hervorge- 
iiifen,  wie  Arthritis,  Physkonie  etc* 

Morbus  Basedowii  (Basedow  beschrieb  die  Krank- 
heit zuerst  ausführlicher  1830  und  zwar  unter  dem 
Namen  „Glotzaugenkachexie")  ein  Symptomenkom- 
plex, als  dessen  Kardinalerscheinungen  Herzklopfen  mit  Pulsbe- 
schleimigung ,  Anschwellung  der  Schilddrüse  und  doppelseitiger 
Exophthalmus  betrachtet  werden  müssen.  Ob  der  Sitz  des  Leidens 
im  Halssympathikus  (untersten  Cervikalganglion),  wofür  einzelne 
Befunde  sprechen,  oder  noch  centraler  zu  suchen  ist,  steht  noch 
dahin. 


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Moria  313 

Morbus  Brig^htii  (E.  Bright  beschrieb  zuerst  im 
Jahr  1827  die  diffusen  Nierenentzündungen)  mehr  histo- 
rischer Kollektivname  verschiedener  diffuser  Nierenerkrankungen^ 
jetzt  zu  trennen  in  die  folgenden: 

Nephritis  parenchymatosa  acuta  und  chronica. 

Nephritis  interstitialis  (Cirrhosis). 

Degeneratio  amyloides  renum. 

Hyperaemia  renum  activa  (z.  B.  toxica  —  Kanthariden^ 
Terpenthin  und  Senf  öl,  Karbol,  Kalisalpeter)  etpassiva  (Stauungs- 
niere, besonders  bei  Herzkrankheiten). 

Morbus  caernlens  i.  q.  Cyanosis. 

Morbus  Dithmarsieus  Name  der  hereditären  Syphilis 
in  Holstein,  nach  Hebra  jedoch  ein  Sammelname  von  derselben 
Bedeutung  wie  Kadesyge. 

Morbus  maenlosus  Werlholli  (P.  G.  Werlhof, 
Hannoveraner  Arzt,  1698—1767,  der  zuerst  die  Krank- 
heit genauer  beschrieb)  i.  q.  Purpura  haemorrhagica. 

Morbus  nantieus  (gr.  v  vavn/a  v.  v  vavg  Schiff)  die 
Seekrankheit,  eine  ihrem  eigentlichen  Wesen  nach  nicht 
sicher  bekannte  Krankheit  (wahrscheinlich  aber  eine  Neurose), 
welche  sich  durch  sehr  grossen  Kollaps  und  Ekelgefühl,  meistens^ 
mit  profusem  Erbrechen  und  anhaltender  Verstopfung  charakteri- 
sirt  und  durch  die  fortgesetzten  Schwankungen  des  Schiffes  her- 
vorgerufen wird. 

Morbus  saeer  s.  eaducus  i.  q.  Epilepsia. 

Morbus  Weilii  Weil's  Infektionskrankheit,  eine 
akut  fieberhafte,  mit  schweren  nervösen  Erscheinungen,  mit 
Schwellung  der  Milz  und  der  Leber,  Ikterus  und  nephritischen 
Symptomen  einhergehende  Erkrankung,  die  nach  verhältnis- 
mässig kurzer  Dauer  des  schweren  Krankheitsbildes  einen 
raschen  günstigen  Verlauf  nimmt.  Sie  hat  am  meisten  Ähnlich- 
keit mit  dem  biliösen  Typhoid  und  dem  Typhus  abdominalis 
abortivus,  ist  aber  eine  Infektionskrankheit  sui  generis,  deren 
Infektionsträger  noch  nicht  gefunden  ist.  Sie  befäUt  mit  Vor- 
liebe Fleischer  [Weil  im  Deutschen  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  39]. 

Moreellement  (franz.  v.  morsus  u.  mordeo)  partienweise» 
Abtragen  grosser  Tumoren  nach  vorheriger  Umschnürung 
der  einzelnen  Partien  mit  Draht. 

Moria  (j5  ßcogia  v.  lucogog  stumpf)  die  Narrheit, .eine 
Form  des  Blödsinns  (Dementia)  aus  unvollständig  ausgebildeter 
Tobsucht  oder  aus  der  Amenomanie  hervorgegangen,  indem  die 
fröhliche  und  selbstgefällige  Laune  sich  fixirt  hat  und  in  allerlei 
thörichtem  Treiben,  kindischem  Spielen,  Lachen,  Tanzen  etc.  sich 
äussert. 


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314  Morphaea 

Morpliaea  tiii   Brasilien   als   Morphea    bekannt) 

die  bei  der  Lepra  maculosa  auftretende  zirkumskripte  Hautver- 
fieckung,  weiche  je  nach  der  Beschaffenheit  der  Pigmentirung, 
Vaskülarisirung  und  Ernährung  der  betreffenden  Stellen  als 
M.  rubra,  alba,  nigra,  atrophi'ca  oder  —  bei  starrer  speck- 
artiffer  Infiltration  der  weissen  Flecken  —  als  M.  lardacea  be- 
zeichnet wird, 
cf.  Vitiligo. 

Morpliinifiiniis  (MoQ<pevg  Gott  der  Träume,  „der 
Gestaltende'',  v.  ^  i^op^???  Gestalt,  Bild)  die  Morphium- 
sucht, zugleich  auch  die  durch  Morphiummissbrauch  hervorge- 
inifenen  üblen  Folgen. 

et*.  Opiopbagie. 

Morpio,  Morpionen  (v.  mordeo  beissen,  frz.  pion, 
qui  mord,  =  pou  =  pedtculus,  pedis  Laus,  laufendes  Ge- 
tier) i.  q.  Pediculus  pubis,  Filzlaus. 

Mortalität  die  Verhältniszahl  der  Todesfälle. 

Mortilieatio  {mortuus,  faciö)  das  Absterben  von 
Körperteilen  i.  q.  Gangrän,  Nekrose. 

Mor van' seile  Krankheit,  Maladie  de  Morvan, 
Par^sie  analg^sique  avec  panaris  des  membres 
sup^rieures,  Panaritium  analgicum  eine  1883  von  MoRVAX 
entdeckte  und  als  autonome  Krankheit  bezeichnete  Abart  der 
Syringomyelie,  die  sich  von  letzterer  durch  die  multiplen 
Panaritien  und  die  Sensibilitätsstörungen  (es  sind  hier  alle  drei  Ge- 
fühlsqualitäten gestört)  unterscheidet.  GoWEES  nennt  die  Morvan- 
sche  Krankheit  eine  Syringomyelie  mit  peripherer  Neuritis. 

cf.  Syringomyelie. 

Monehes  volantes  {muscae  volitantes  v.  mus  u.  ^ivg) 
fliegende  Mücken,  vd.  Myiodesopsie. 

Moxa  {Japan,  statt  mocusa  das  „Brennkrauf  die 
Cellulose  der  Artemisia  vulgaris)  der  Brennzylinder, 
zylindrisch  geformte,  leicht  brennbare  Substanz,  die  auf  der  Haut 
selbst  abgebi-annt  wird,  um  eine  starke  Imtation  derselben,  zum 
Zweck  der  Ableitung  hervorzurufen. 

cf.  Exutoria,  Thermocautere. 

Mneilag^inosa  (sc.  remedia)  schleimige  Arznei- 
mittel. 

Mncocele  (mucus,  fiv^a,  Schleim,  17  xrjktj  Bruch)  Ek- 
tasie einer  Körperstelle  durch  Schleimzystenbildung  (z.  B. 
der  Zellen  des  Siebbeinlabyrinthes  oder  der  Stirnhöhlen). 

cf.  Hernia. 

Mneor,  Mncorineen  (Wurzel  muk,  fivaoco  schneuzen) 
die  Kopfschimmel,    Schimmelpilze   mit   ungeteilten   und  unge- 


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Myalgia  315 

gliederten  Fruchtfäden  (Hyphen),  auf  deren  Spitze  sich  eine 
kugelige,  Sporen  bildende- Masse  (Sporangium)  entjdckelt.  Man 
tinterscheidet  mehrere  Arten :  .M.  altemans,  corymbifer,  stolonifer 
und  rhizopodiformis.  Beim  Menschen  kommen  seltene  Mykosen 
vor,  als  deren  Erreger  Mukorarten  gelten. 

MnltHoeulari»  (locusj  loctUus  Kä,Btchen)  mehr-  oder 
vielfächerig. 

Multipara  (multus  viel,  purere  gebären)  vd.  Primipara. 

Muinilieatio  (Mumie  v.  pers.  mümija,  v.  müm  Wachs 
oder  weiches  Harz,  womit  die  Perser  und  Babylonier 
ihre  Toten  überzogen;  facere  machen)  trockener  Brand, 
durch  rasche  Eintrocknung  der  Luft  ausgesetzter  gangränöser 
Teile,  infolge  deren  der  Fäulnisprozess  vorläufig  sistirt  wird. 

Mnres  artieulares  Gelenkmäuse,  vd.  Arthrohthen. 

Mnssitirend  vd.  Deliria  mussitantia  (v.  mussare  mucken, 
murmeln). 

Miitaeisiniis,  Miittsinas  (mutus  stumm)  Mutitas 
voluntaria,  freiwillige  Stummheit,  z.  B.  Geisteskranker. 

Mutilatio  (mutiUSf  verstümmelt,  f^vtdog  v.  minuo, 
fuvvco)  Verstümmelung. 

cf.  Lepra  mutilans. 

Myalg^ia  s.  Myopathia  rhenmatiea  (o  fivg,  fw6g 
Maus,  Muskel;  t6  äXyog  Schmerz,  t6  nd^og  Leiden)  s. 
Bheumatismus  museularis,  alle  schmerzhaften  Affektionen  der 
Muskeln,  sowie  der  dazu  gehörigen  Sehnen  und  Faszien,  deren 
Entstehung  man  auf  rheumatische  (s.  d.)  Einflüsse  zurückführt. 
Man  vermutet,  dass  es  sich  entweder  um  Störungen  der  Zirku- 
lation, Hyperämien,  auch  wohl  mit  geringfügiger  Exsudation,  oder 
lun  Affektionen  der  intramuskulären  sensiblen  Nervenendigungen 
handelt  [ZH]. 

Die  häufigsten  Formen  sind : 

M.  ecphaliea  s.  capitis  s.  Cephalalgia  rheumatiea  s.  Riieu- 
matismus  epieranii  Kopfrheumatismus.  Der  Schmei-z  sitzt 
in  den  Hinterhaupts-,  Stirn-  und  Schläfenmuskeln  und  in  der 
sehnigen  Haube  und  steigert  sich  bei  Verschiebung  derselben. 

M.  eerviealis  s.  Tortieoiiis  rheumatieus  s.  Cervieodynia 
s.  Caput  obstlpum  rheumatieum  (obstipus  geneigt)  schmerz- 
hafte Kontrakturen  eines  oder  mehrerer  Hals-  oder  Xackenmuskeln, 
infolge  deren  der  Kopf  steif  und  unbeweglich  im  Nacken  oder, 
bei  einseitiger  Affektion,  schief  gehalten  wird  (Hinterhaupt  nach 
der  erkrankten,  Gresicht  nach  der  gesimden  Seite).  T.  rheumati- 
eus lässt  sich  oft  -»diwer  von  den  durch  Spondylitis  eervi- 
ealis, leichter  von  den  durch  Accessoriuskrampf  bedingten 
Torticollisformen  unterscheiden. 


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316  Myasis 

M.  iieetoralis  et  intcreostalis  s.  Pleurodyiiia  Eheumatis- 
inus  der  Brust-  oder  Interkostahnuskeln. 

M.   seapularis   s.   Oinalpria  s.   Seapulodynia  rheumatiea 

rheumatische  Affektion  der  Schulterblatt-  und  Oberanmnuskeln. 

M.  luinbalis  s.  Lumbago  schmerzhafte  Affektion  der  Muskeln 
und  Faszien  der  Lendengegend  einer  oder  beider  Seiten,  die  meist 
plötzlich  eintritt  (womit  der  Name  „Hexen seh uss"  zusammen- 
hängt) und  ausser  auf  rheumatischer  in  vielen  FäUen  auf 
traumatischer.  Ursache,  Zerrung  oder  Zerreissung  einzelner 
MuskeKasern,  beruhen  kann. 

cf.  Myotalgie,  Psoitis. 

Mya»ifi  (??  uvZa  Mücke,  Fliege)  eine  in  den  Tropen 
(Amerika,  Afrika  Ts^-ts^)  vorkommende  durch  schmerzhafte  fui-un- 
kulöse  Entzündungen  (Desselbeulen)  charakterisirte  Hautkrank- 
heit, welche  durch  Stechfliegen  (Oestriden  und  Museiden)  hervor- 
gerufen wird. 

Mycelinm  (o  fivxmy  jbivxmog  Pilz)  das  Flechtwerk,, 
welches  die  Fäden  der  Schimmelpilze  bilden. 

cf.  Hyphen. 

Myeetom  der  Maduraf  uss,  ein  in  Ostindien  einheimisches, 
in  der  Wucherung  von  Pilzen  (Chionyphe  Carteri)  im  Unter- 
hautzellgewebe begründetes  Leiden,  welches  bedeutende  Unförm- 
lichkeit,  Weichteilabscesse  und  Caries  der  Knochen  bewirkt. 
Neuerdings  ist  die  Identität  des  M.  mit  Aktinomykose  festgestellt 
worden. 

cf.  Podelkoma,  Aktinomykosis. 

Mycetozoen  i.  q.  Protozoen. 

Mydalein  {uvSd?.eog  modrig,  v.  f^vSog  Nässe,  Fäulnis) 
giftiges  Alkaloid  (Ptomain  Brieger),  welches  nach  zwei-  bis 
dreiwöchiger  Leichenfäulnis  entsteht,  ähnlich  wirkend  wieMuscarin. 

Mydriasis  (^ /uvögiaoic:  Augensternerweiterung, /wv^^o^ 
glühende  Metallmasse)  Erweiterung  der  Pupille,  wenn 
dieser  Zustand  auf  einem  Krampf  des  Dilatator  (Nerv. 
sympath.,  Spinalreizung)  oder  auf  Lähmung  des  Sphincter 
pupillae  (N.  oculomot.)  beiiiht,  also  von  materiellen  Ver- 
änderungen im  Augeninnem  unabhängig  ist. 

Nach  den  zwei  genannten  Ui*sachen  der  M.  unterscheidet 
man  eine  M.  spastica  und  eine  M.  paralytica,  während  bei 
der  durch  die  toxische  Wirkung  der  Mydriatica  (Atropin)  be- 
dingten M.  paralyti CO- spastica  beide  Momente  zusammen- 
wirken. 

Mydriatica  (sc,  remedia)  Mittel,  welche  bei  örtlicher  An- 
wendung eine  Erweiteiimg  der  Pupille  bewirken. 

cf.  Myosis. 

Myelasthenia  [v.  Ziemssen]  (6  fiveUg  Bückenmark,. 
^/  do&€veia  Schwache)  i.  q.  Neurasthenia  spinahs. 


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B 


Myelitis  317 

Myelitis   Entzündung    des    Eückenmarks.      Sie    ist 
P^        eine  akute,  subakute  oder  chronische. 

rv^  I.  Myelitis  acuta  (u.  subacuta). 

—  Die  frühere  Einteilung  der  akuten  M.  in  eine  M.  cum  Myelo- 

malacia  und  eine  M.  sine  Myelomalacia  ist  ungenau  und  veraltet. 
Pathologisch-anatomisch  sind  folgende  in  einander  übergehende 
Stadien  zu  unterscheiden: 
^^  1.  Die     rote,     hämorrhagische     Erweichung     mit     sehr 

"^  starker  Hyperämie,  Blutaustritt,  der  so  stark  sein  kann,  dass  das 
Kj  Bild  einer  primären  Hämorrhagie  geschaffen  wird,  und  Schwellung 
tr^       der  Marksubstanz. 

v^  2.  Die  gelbe  Erweichung  aus  1.  hervorgehend,  durch  Ver- 

änderung  des  Blutpigmentes   hervorgerufen,  mit   undurchsichtiger 
Schnittfläche  und  fettiger  Degeneration  der  Marksubstanz. 
^  3.  Die   graue   Erweichung   mit  durchscheinender  Schnitt- 

Ph        fläche  durch  Resorption  der  Degenerationsprodukte  und  mit  Ver- 

.        mehrung  des  Bindegewebes. 
»Tj  Das  1.  Stadium  kann  aber  auch  fähren  zu 

Q>  4.  eitriger,    grüner    Erweichung     durch    Eiter-     oder 

?H        Abscessbildung.     Sie  ist  meist  septischen  Ursprunges. 
pC^  Nach  dem  ursprünglichen,  Sitz  der  Entzündung  unterscheidet 

man  Myelitis  parenchymatosa  und  M.  interstitialis. 

Klinisch  sind  folgende  Formen  der  akuten  M-  zu  unter- 
scheiden : 

I.Myelitis  acuta  transversalis,  die  akute  Quer- 
«chnitts-Myelitis  die  gewöhnlichste  Form  besteht  in  einer 
Entzündung  des  ganzen  Rückenmarksquerschnittes,  jedoch  mit 
geringer  vertikaler  Ausdehnung. 

2.  M.  focalis  mit  Entzündung  eines  kleinen  einzelnen  Be- 
zirkes des  Rückenmarkes. 

3.  M.  disseminata  mit  Bildung  einzelner  zerstreuter  Ent- 
zündungsherde. 

4.  M.  centralis  mit  Entzündung  der  grauen  Substanz  um 
•den  Zentralkanal  und  besonders  charakteristischen  Symptomen. 

5.  M.  diffusa  mit  Entzündung  eines  grossen  Bezirkes  des 
Markes. 

6.  M.  atactica  durch  sofortige  Incoordination  der  Bewegungen 
und  kompleten  Verlust  des  Muskelsinnes  gekennzeichnet. 

II.  Myelitis  eiironiea;  sie  ist  entweder  von  Anfang  an 
chronisch  oder  geht  aus  der  akuten  M.  hervor  und  zeigt  anatomisch 
«ine  Zunahme  des  interstitiellen  Gewebes  mit  späterer  Schrumpfung 
und  Untergang  der  Nervenelemente  (sklerotische  M.). 

Die  klinischen  Symptome  bestehen  im  wesentlichen  in  einer 
zimehmenden  motorischen  Lähmung  meist  der  untem  Extremi- 
täten (Paraplegie),  welcher  eine  sensible  Lähmung  geringeren 
Grades  nachfolgt,  gewöhnlich  verbunden  mit  Steigerung  der 
Sehnenreflexe.  Die  Krankheit  dauert  viele  Jahre  und  macit  ge- 
wöhnhch   lange  Stillstände.     Gegen  das  Ende   treten   meist  Läh- 


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318  MyeXocele 

mungen  der  Blasen-  und  Mastdarmmuskeln,  Cystitis,  Decubitus  auf. 
In  manchen  Fällen  —  dann  nämlich,  wenn  der  spinale  Reflex- 
bogen lädirt  ist,  oder  bei  kompleter  Anästhesie  —  erlöschen  die 
Sehnenreflexe.  Echte  Muskelatrophie  tritt  nur  in  den  Ausnahme- 
fällen ein,  in  welchen  der  anatomische  Prozess  die  zugehörigen 
Ganglienzellen  der  grauen  Vorderhömer  zerstört  hat. 

Die  chronische  M.  zeigt  dieselben  Abarten  wie  die  akute  M. 
Eine  besondere  seltene  Form  derselben  ist: 

Myelitis  chronica  annularis  oder  annuläre  Sklerose 
mit  ringförmiger  Entzündung  an  der  Oberfläche  des  Rücken- 
markes. 

Die  früher  unter  die  M.  chronica  subsummirten  Systemer- 
krankungen des  Rückenmarkes  finden  als  selbständige  Er- 
krankungen eine  gesonderte  Besprechung. 

Myelitis  hyperplastica  granulosa  i.  q.  Ostitis  fungosa. 

üyelocele,  Myelomening^oeele  (17  xrfXri  Bruch, 
ri  fifjviy^,  Haut,  spez.  Hirnhaut)  vd.  Spina  bifida. 

Myelom  (y.  fxveXoco  mit  Mark  füllen)  geschwulst- 
förmige  Neubildung  von  Knochenmark,  auch  allgemeiner 
gebraucht  für  Sarkom  (Markgeschwulst). 

cf.  Osteomyelitis. 

Myelomalacia  (uaXaxög  weich)  die  Rücken marks- 
erweichung.  Die  Bezeichnung  wird  gewöhnlich  nur  für  die 
durch  Thrombose  oder  Embolie  (Arteriosklerose  im  Greisenalter, 
M.  senilis)  bedingten  Erweichungsprozesse  im  Rückenmark  ge- 
braucht, die  ein  Analogon  zu  der  Gehirnerweichung  darstellen. 
Ausserdem  findet  sich  M.  auch  als  gi*ob-anatomisches  Zeichen  bei 
Myelitis  acuta  (s.  d.) 

cf.  Encephalomalacia. 

Myelom  enins:iti8,  Kombination  von  Myelitis  (periphere 
Schichten)  und  Meningitis  spinalis,  bald  das  eine,  bald  das 
andere  (gewöhnlich  die  Meningitis)  das  Primäre  oder  beide 
gleichzeitig:  eigentliche  M. 

cf.  Meningitis. 

Myeloplaxen  (1?  TiXd^ ,  nXaxog  jeder  flache,  breite 
Körper,  Platte)  Riesenzellen,  myeloide  Zellen,  vielkemige 
Zellen,  grosse  protoplasmatische  Ballen  mit  einer  grossen  Zahl 
(20 — 100  meist  peripher  gelagerter)  Kerne,  welche  wahrscheinlich 
durch  einen  Teilungsvorgang  entstehen,  der  besonders  in  mem- 
branlosen Zellen  vorkommt.  Sie  finden  sich  physiologisch  im 
Knochenmark,  pathologisch  in  Sarkomen  (Riesenzellen-S.,  myelo- 
plaxische  Geschwülste),  Tuberkeln  imd  auch  im  Granulations- 
gewebe. Im  Knochenmark  sind  es  umgewandelte  Osteoplasten 
(Bildungszellen  des  Knochengewebes),  und  dienen  dazu,  das 
Knochengewebe  durch  Bildung  sogen.  Resorptionslakunen  aufzu- 
lösen, daher  sie  von  Kölliker  „Osteoklasten"  genannt  wurden. 


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Myocarditis  319 

Myioeeplialoil  (»7  f^Wa  Fliege,  ??  xs<pa^  Kopf) 
„Fliegenkopf*,  wenn  bei  ausgedehnten  perforirenden  Hom- 
hautgesdiwüren  die  Iris  an  mehreren  Stellen  des  Geschwürs- 
grundes vorfällt  und  in  Form  multipler  pigmentirter  Punkte  in 
der  entstehenden  Narbe  erscheint. 

cf.  Staphyloma  iridis  racemosum. 

llyiodefiopsie  (uviopiSi^c  flie^enartig,  97  ovnc  das 
Sehen)  das  Mückensehen,  die  subjektive  Sehempfindung  der 
Mouches  volantefff  Trübimgen  des  Gesichtsfeldes  in  Form  von  be- 
weglichen, rundlichen  oder  vielffestalteten  Skotomen,  welche  wie 
Mücken,  Spinnen,  Eaupen  u.  dgl.  erscheinen,  Sie  rühren  her  von 
Trübimgen  im  Glaskörper,  und  zwar  seltener  von  zusammengeball- 
tem Glaskörperstaube  (immigrirte  Lymphoidzellen,  cf.  Chorio-Ee- 
tinitis  specif.)  oder  Membranen  (nach  subretinalen  entzündlichen 
Ergüssen  bei  Chorio-Eetinitis,  oder  Blutungen  der  Papillargefässe)^ 
sondern  gewöhnlich  von  Flocken  imd  Fäden,  welche  vorzugsweise 
in  den  voi-deren  Glaskörperschichten  vorkommen  und  von  leichten 
Blutungen  aus  den  Grefässen  des  Ziliarkörpers  oder  der  Netzhaut 
herrühren  und  ihre*  Schatten  auf  die  Eetina  werfen.  Bedeutendere 
Grade  der  Trübungen  und  ihrer  Beweglichkeit  gestatten  den 
Schluss  auf  KranÜieiten  der  Umhüllungsmembranen  und  Ver- 
flüssigung der  vordersten  Glaskörperschichten. 

cf.  Synchisis. 

Mykoderma  (6  fivtcvg-riiog  Pilz,  t6  öegua  Haut)  vini 
der  Kahmpilz,  identisch  mit  dem  Soorpilz  (s.  d.). 

Mykolog^ie  (6  Xöyog  Wort)  die  Lehre  von  den  Pilzen, 
i.  q.  Bakteriologie. 

Mykosis«  im  engeren  Sinne  Schimmelkrankheit,  durch 
gewisse  Schimmelpilze  (Aspergillusarten)  bedingt,  in  Ansiedelung 
derselben  in  der  Haut,  in  den  Nägeln,  in  der  Lunge  etc.  bestehend, 
ohne  grosse  Bedeutung. 

Im  weiteren  Sinne  versteht  man  unter  M.  diejenigen 
Krankheiten,  bei  welchen  Spaltpilze  (Bakterien)  eine  Eolle  spielen,, 
was  für  die  meisten  Infektions-  und  pyämischen  Krankheiten 
wahrscheinlich  ist. 

M.  intestinalis,  leptothriea  vd.  Anthrax,  Leptothrix. 
cf.  Fncumonomykosis,  Stomatomykosis,  Mycetom. 

M.  fungoides  i.  q.  Granuloma  fungoides. 

Mylaeephalns  (v  ^ivXrjy  mola,  ä  priv.,  r)  xecpakrj  Kopf) 
ein  etwas  höher  entwickelter,  schon  mehr  eine  menschliche 
Form  zeigender  Amorphus. 

Myoearditis  (o  (avc,  fivoQ  Maus,  bei  Bukohkem  auch 
Muskel;  yj  xaoöia  Herz)  Entzündung  des  Herzfleisches. 
Man  unterscheidet: 

eine  M.  acuta  und  chronica,  universalis  und  par- 
tialis  und  je  nach  dem  anatomischen  Vorgange,  eine  M.  paren- 


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820  Myochorditis 

chymatosa  und  interstitialig,  welche  letztere  wieder  eine 
M.  i.  purulenta  oder  fibrosa  sein  kaim.  Sie  ist  selten 
idiopathisch,  gewohnlich  sekundär.  —  Eine  besondere 
Form  ist 

M.  syphilitica,  welche  in  Form  von  Gununaknoten  im  inter- 
muskulären Bindegewebe  auftritt,  wobei  die  Muskelfasern  zur 
Atrophie  gebracht  werden;  seltener  in  Fonn  der  einfach  fibroeen 
(schwieligen)  M. 

Myocliorditis  (17  zogöri  Darmsaite,  ehorda  voealis 
Stimmband)  Entzündung  der  Stimmbandmuskeln,  be- 
stehend in  einer  entzündlich-serösen  Durchtränkung  und  Tiähmung 
einzelner  Kehlkopfmuskeln  bei  Kehlkopfkatarrh. 

MytldeKeneratio  Muskelentartung,  gewöhnlich  ge- 
braucht als  M.  cordis,  fettige  Degeneration  des  Herzens. 

MyoUonie  (6  xXovog  die  heftige  and  verworrene 
Bewegung)  i.  q.  Paramyoklonus  multiplex. 

Myom  {fivoco  starke  Muskeln  haben)  Geschwulst, 
in  der  wirkliche  Muskelfasern  den  Hauptbestandteil  bilden  (l)e- 
sonders  im  Uterus). 

Je  nachdem  die  Muskelfasern  zu  den  glatten  oder  den  quer- 
gestreiften gehören,  unterscheidet  man  nach  Zenker  Leiomyom 
(ViRCHOW's  Myoma  laevicellulare)  und  Ehabdomyom 
{ViRCHOW's  M.  striocellulare). 

Neben  dem  typischen  Myom  finden  sich  Ubergangsformen 
zu  Fibrom  und  Sarkom. 

Myomalaeia  cordis  {/lodaxog  weich)  Erweichung 
des  Herzens. 

Myomotomie  (r^^vco  schneiden)  [Schböder]  intra- 
peritoneale  Abtragung  des  Myoms,  mit  Versenkung  de^ 
ötmnpfes  nach  ausgeführter  fortlaufender  Etagennaht  desselben, 
oder  supravaginale  Amputation  der  Geschwulst. 

cf.  Hysteromyomektomie. 

Myopathie     (t6   jtddog  Leiden)    die    idiopathische 
Muskelerkrankung, 
cf.  Myalgie. 

Myophon  (17  qpcovi^  Stimme)  vd.  Dennatophon. 

Myopie  Q^vcjip  kurzsichtig,  eig.  blinzelnd,  von  /uvo> 
Augen  und  Ohren  schliessen,  97  wtp  Auge,  von  der 
häufigen  Gewohnheit  der  Kurzsichtigen,  die  Augen- 
spalte zu  verengern)  Kurzsichtigkeit,  wobei  die  Brenn- 
weite des  dioptrischen  Apparates  zu  kurz  ist,  entweder  wegen 
zu  starker  Brechung  der  dioptrischen  Medien,  oder  bei  Langbau 
-des  Bulbus,   oder   aus  beiden    Ursachen   (unter   Vermehrung   der 


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Myositis  321 

ladiäi-en  MuskelbÜDdel  des  Corpus  ciliare   und  Verminderung  der 
zirkulären  —  nach  Iwanooff). 

cf.  Bathymorphie,  Hypermetropie,  Plesiopie. 

Myosis  (von  fivoco  bewege  die  Muskeln,  fivs)  ab- 
normer permanenter  Kontraktionszustand  (Verengerung) 
der  Pupille. 

Man  kann  eine  spastische  M.  infolge  von  Beizung  der 
pupillen  verengernden  Fasern  (Okulomotorius)  bei  zerebralen 
Kongestionen  und  Entzündungen,  Hyperästhesie  der  Eetina,  Kei- 
zimg  der  Konjunktiva  imd  Kornea,  gewissen  Intoxikationen,  und 
eine  paralytische  M.  infolge  von  Lähmung  der  Sympathikus- 
fasem  oder  der  im  Zervikalteil  des  Rückenmarks  verlaufenden 
Fasern  (spinale  M.)  unterscheiden.  Die  paralytico-spa- 
s tische  M.  (Reizung  des  Okulomotorius  und  Lähmung  des 
Sympathikus  etc.  zugleich)  findet  sich  am  typischsten  bei  der 
Einwirkung  der 

Myotica  (sc,  remedia),  Mittel,  welche  eine  Verengerung  der 
Pupille  bewirken.  Solche  sind  das  Eserin,  Morphium, 
Muskarin,  Pilokarpin  und  Nikotin. 

cf.  Mydriasis. 

Myositis  (firg,  fivog)  Muskelentzündung,    tritt  auf  als 
M.  rhenmatlea  vd.  Myalgia. 

M.  interstitialls  Entzündung  des  inter-  und  intramusku- 
lären Bindegewebes  in  akuter  (phlegmonosa,  purulenta)  oder 
chronischer  Form  (z.  B.  gewisse,  meist  sekundäre  Formen 
von  Psoaseitenmgen,  die  Gewebswucherungen  bei  Atrophia  muscul. 
jirogress.  etc.  =  M.  fibrös a). 

cf.  Pseadohypertrophia  muscalomm. 

M.  parenebyinatosa  mit  molekularer  oder  (bei  M.  typhosa) 
wachsartiger  Degeneration  der  PrimitivfaÄem. 

M.  ossifieans  zirkumskripte  Muskelverknöcherung, 
kommt  als  „Exerzierknochen"  besonders  im  Deltamuskel 
und  als  „Reit knochen"  in  den  Adduktoren  des  Oberschenkels 
infolge  anhaltenden  Druckes  vor.  —  Bei  einer  anderen  Form,  der 

M.  ossifieans  progressiva,  kommt  es  unter  entzündlichen 
Erscheinungen  und  Verkürzung  der  betreffenden  Muskeln  aus 
nicht  sicher  bekannten  Ursachen  zu  einer  progressiv  über  immer 
zahlreichere  Muskelgruppen  sich  verbreitenden  Neubildung  von 
Knochenmassen,  welche  als  leisten-  oder  spangenartige,  zuweilen 
stachelige  Körper  in  den  Muskeln  eingebettet  sind,  während  die 
verknöcherten  Muskelansätze  mit  den  Skeletknochen  verwachsen, 
wodurch  Skoliose,  Kontrakturen  und  Ankylosen  zu  stände  kommen 
[nach  BiRCH-HiRSCHFELD,  Path.  Anat.]. 

Roth 's  Klinische  Terminologie.     4.  Aufl.  21 


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322  Myospasmus 

Myospasmus  (ojzdco  ziehen,   zusammenziehen)   der 

Muskelkrampf. 

Myotali^ie    (r6     äXyog     Schmerz)     Muskelschmerz, 
spontan  im  Greisenalter  vorkommend:  M.  senilis, 
cf.  Myalgie. 

Myotatische  Irritabilität  (ranxoV,  leiva)  ausgedehnt) 

[GowERS].  Von  GrOWERS  vorgeschlagene  Bezeichnung  für  die 
Sehnenmuskel  Phänomene,  die  man  an  einzelnen  Stellen 
des  Körpers  durch  Schlag  u.  s.  w.  hervorrufen  kann  (Kniephä- 
nomen, Fussphänomen)  und  die  in  einer  reflektorisch  durch  da» 
Rückenmark  vermittelten  passiven  Dehnung  bestehen. 

Myotomie  {zifivoy  schneiden)  subkutane  Muskel* 
durchschneidung  als  Operationsverfahren  gegen  Muskel- 
kontraktur.    (Besser  ist  die  Tenotomie). 

Myotonia  cong^enita  [STutJMPELL]  (Telvca  dehne) 
besser  M.  transiens,  da  sie  nidit  stets  kongenital  ist,  nach  ihrem 
Entdecker  TnoMSEN'sche  Krankheit  genannt,  eine  nach  ihren 
pathologisch-anatomischen  Ursachen  äusserst  dunkle  (die  Annahme 
Leyden's,  dass  es  sich  bei  der  M.  c.  um  eine  essentielle  muskulöse  Er- 
krankung handle,  ist  am  wahrscheinlichsten)  Affektion,  die  durch  eine 
eigentümliche  Rigidität  der  Muskeln  charakterisirt  ist,  welche 
eintritt,  wenn  sie  nach  einer  Ruhepause  in  Thätigkeit  treten.  Die 
Rigidität  ist  eine  vorübergehende,  daher  M.  transiens.  Sie  ist  in 
der  Regel  eine  angeborene  Krankheit,  befällt  mehrere  Glieder 
einer  Familie  und  lokalisirt  sich  mit  Vorliebe  auf  die  Beine. 

cf.  Paramyktonia,  Paramyoklonas. 

Myotonische  Reaktion  [Erb]  die  Eigenschaft  der 
von  Myotonie  befallenen  Muskeln,  auf  elektrische  Reizung  (mit 
dem  konstanten  Strom)  mit  langdauernder  Kontraktion,  mit  wellen- 
fömfigen  vom  negativen  zum  positiven  Pol  verlaufenden  Kon- 
traktionen zu  antworten. 

Myring^ektomle  {myringa  oder  myrinx  —  i^vgiy^  ist 
ungriechisch  und  nur  verderbt  aus  f^ijviy^;  Hippokrates:  SsQ/Lia 
nQög  Ttjv  äxoriVf  membrana  tympani  —  Trommelfell,  ixTejuvco 
ausschneiden)  die  partielle  oder  totale  Exstirpation  des 
Trommelfells. 

Myring^itis  Trommelfellentzündung  —  tritt  auf  als 
M.  acuta  und  chronica,  selten  für  sich  allein,  meist  neben 
Entzündungen  des  Grehörgangs  und  der  Trommelhöhle. 

cf.  Otitis. 

Myrin^oplastik,  ein  von  Berthold  angegebenes  Ver- 
fahren zur  Heilung  alter  Trommelfellperforationen 
mittels  Transplantation  von  Hautstückchen. 


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Naevus  323 

JHLyrins^otomie  {leftvca  schneiden)  die  Parazentese  des 
Trommelfells. 

Myrmeciasis,  Myrntecismas  (S  fivgutj^,  -rjxog, 
juvgjLiog  Ameise)  i.  q.  Formicatio. 

Mytilotoxin  {Mytilus  edulis  Miesmuschel  /uiivXog,  x6 
To^ov  Bogen,  Pfeilgift)  ein  aus  giftigen  Miesmuscheln  [von 
Briegeä]  dargestelltes  Ptomain  mit  curareähnlicher  Wirkung. 

Myxoedema  [Hüll]  (franz.  Cachexie  pachydermique 
[Charcot])  ein  chronisches  allgemeines  Ödem,  das  mit  Blasse, 
Trockenheit,  Atrophie  der  Haut  und  der  Schleimhäute,  Temperatur- 
herabsetzung und  psychischen  Störungen  einhergeht. 

JHLyxoma     {tj    /iv^a,    mucus    Schleim)     s.   Collonema 

Schlei  m  ge  web  sgeschwu  Ist. 

M.  hyalinum  die  reine,  bloss  aus  Schleimgewebe  bestehende 
Form. 

M.  medulläre  mit  mehr  markartigem,  durch  Einlagerung 
zahlreicher  Zellen  bedingtem  Aussehen. 

M.  multiplex  Chorii  vd.  Mola  hydatidosa. 

Durch  Kombination  mit  anderen  Geschwulstformen  entsteht 
M.  lipomatodes,  fibrosum,  cartilagineum.  Häufiger  ist 
die  schleimige  Metamorphose  anderer  Geschwülste. 

Abarten:  Myxoadenom,  Myxoidkystom,  Myxomyoma, 
Myxosarkoma,  vd.  die  betreffenden  Neubildungen, 
cf.  Degeneratdo,  Neoplasma. 


Naevus  (=  nativus  von  nascor)  das  angeborene  Mal, 
daher  auch  N.  materniis  oder  Muttermal.  Man  unterscheidet 
Pigment-  und  Gefässmal. 

N.  pii^mentosus  das  Pigmentmal,  angeborene  zirkum- 
skripte Vermehrung  des  Hautpigments,  entweder  ohne  weitere 
Veränderung  der  Haut: 

N.  spilus  8.  planus,  glattes  Pigmentmal,  Flecken- 
mal, oder  mit  Hypertrophie  des  Koriums,  der  Papillarschichte 
oder  der  Homschicht:  N.  verrucosus,  warziges  Pigment- 
mal,  Linsenmal.  Eine  von  diesem  zu  trennende  Form,  die 
sowohl  als  N.  spilus,  wie  als  N.  verrucosus  erscheinen  kann, 
ist  der  N.  neuropathicus,  das  Nervenpigmentmal,  Naevus 
unius  lateris  [Bärensprung],  Papilloma  neuropathicum  [Ger- 
hardt], das  seinen  Ursprung  einer  intrauterinen,  trophoneuro- 
tischen  Störung  verdankt  und  genau  auf  das  Gebiet  eines  oder 
mehrerer  Hautnerven  beschränkt  ist. 

21* 


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324  Nano 

N.  vasenlaris  s.  Telan^iektasia  Gefässmal,  angeborene 
rote  Flecken  oder  blaurote  Prominenzen,  deren  Röte  auf  Diiick 
versch^^indet.    Man  unterscheidet; 

a)  N.  flammeus  s.  N.  vascularis  simplex  s.  Angioma 
Simplex,  welches  in  einer  obeiilächlichen,  nur  auf  die  Papillar- 
schicht  der  Kutis  beschränkten,  aber  oft  sehr  ausgedehnten  Foim 
vorkommt,  die  von  der  Greburt  an  sich  nicht  mehr  ändert,  und 
femer  in  einer  etwas  tiefer  sitzenden,  aber  nur  stecknadelkopf- 
bis  erbsengrossen,  schwachen  oder  flach  prominirenden  Form, 
bisweilen  auch  nur  in  Gestalt  von  geschlängelt  verlaufenden,  ein- 
fachen und  verzweigten  roten  Linien  —  letztere  nicht  immer 
angeboren. 

N.  vasculosus  tuberosus  s.  Angioma  cavernosum 
prominens  Gefässmal  in  Form  von  geschmdstartigen,  mehr  oder 
weniger  prominirenden  Gebilden,  welche  Tendenz  zu  allmählicher 
Vergrösserung  zeigen.    Eine  besondere  Form  ist 

N.  morus  Gefässgeschwulst  von  dunkelroter  Farbe  und 
höckeriger  Oberfläche,  einer  Maidbeere  (morus)  ähnlich. 

Eine  vollständig  scharfe  Trennung  der  verschiedenen  Formen 
ist  nicht  möghch. 

cf.  Varicoblepharon. 

Si^aiio  oder  Namioceplialie  (vd,  Nanus,  ^  xetpakij 
Kopf)  Zwergköpfigkeit,  ungewölmhche  Kleinheit  des  Kopfes, 
natürlich  mit  unentwickeltem  Gehirn. 

ü^anosomie  (ro  acöf^ia  Leib)  i.  q.  Mikrosomie. 

nanus  (o  vdvog  oder  vdwog  Zwerg)  zwerghaft. 

^N^arkolepsie  (vagxoco  betäuben,  Xafjtßdvoy  ergreifen) 
ein  der  Lethargie  verwandter  Zustand,  infolge  dessen  der  Kranke 
in  einen  gesunden  Schlaf  von  mehreren  Minuten  Dauer  verfällt, 
aus  dem  er  von  selbst  wieder  erwacht. 

cf.  Lethargie. 

^N^arkomanie  {ri  /uavta  Raserei)  die  Neigung  Narkotika 
zu  gebrauchen,  also  Morphinismus,  Cocainismus  etc. 

]Narko8i8  die  Betäubung,  und  zwar  die  allgemeine, 
durch  Einwirkung  gewisser  toxischer  Mittel  (Narkotica)  auf  das 
Gehirn  hervorgerufen. 

Die  Narkose  findet  in  der  internen  Medizin  zimi  Zwecke  der 
Linderung  sehr  schmerzhafter  oder  mit  hochgradiger  Aufregung 
verbimdener  Leiden  ihre  Anwendung.  AusseiSem  ist  dieselbe  bei 
grösseren  chirurgischen  Operationen  ein  unentbehrliches  Erfordernis, 
während  sie  bei  kleineren  operativen  Eingriffen  durch  die  lokale 
Anästhesirung  mittels  des  Richardson 'sehen  Athersprays 
ersetzt  werden  kann. 

cf.  Anaesthetica,  Hjpnotica. 


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Nekrose  325 

Nansea  (77  ravoia  eigentlich  Seekrankheit,  v.  ^  ^avs 
Schiff)  Übelkeit  oder  Würgen.  Die  Übelkeit,  der  Ekel, 
ist  ein  dem  eigentlichen  Erbrechen  vorangehendes  Muskelgefühl, 
durch  anomale  Bewegungen  der  Pharynx-  und  Gaumenmuskulatur 
hervorgerufen,  welche  reflektorisch  durch  gewisse  Reizungen  der 
Magenschleimhaut  verursacht  werden. 

Das  Würgen  ist  ein  höherer  Grad  von  unwillkürlichen 
Kontraktionen  im  Bereich  des  Schlundes,  der  Bauchpi-esse  und 
der  Inspirationsmuskeln  [nach  Leube  in  ZH]. 

cf.  Morbus  naaticus,  Vomitus,  Vomitaritio. 

^N^anseosa  {sc.  remedia),  Mittel,  welche  anhaltende 
Übelkeit,  ohne  beabsichtigtes  Erbrechen,  hervorrufen, 
cf.  Emetica. 

Nearthrose  (veog  neu,  r6 äg^gov  Gelenk.)  Neubildung 
eines  Gelenkes  an  einer  falschen  Stelle  —  kann  bei  un- 
vereinigten Knochen  brüchen  (als  weiter  entwickelte  Pseudarthrose) 
und  unreponirten  Luxationen,  auch  pathologischen,  eintreten, 
indem  bei  andauernder  Bewegung  zweier  PeriostMchen  aufeinander, 
oder  einer  Gelenkfläche  auf  einer  Periostfläche,  das  Periost  eine 
glatte  Oberfläche  gewinnt  und  endhch  sogar  Knorpelsubstanz  in 
seinem  Gewebe  bildet. 

Nekrobiose  (vexgog  tot,  Leichnam;  «;  ßicooig  Leben, 
y.ßioco,  ßlog)  diejenige  Form  des  Ab  Sterbens,  welche  der  käsigen 
Degeneration  (Tyrose  oder  Tuberkulisation)  vorausgeht. 

ViRCHOW  belegte  mit  diesem  Namen  ursprünglich  alle  die- 
jenigen degenerativen  Metamorphosen,  welche  die  völlige  Ver- 
nichtung der  Zellen  herbeiführen,  wobei  die  abgestorbenen  Teile 
in  geschrumpftem  und  trockenem,  der  Fäulnis  unzugänglichem 
Zustande  im  Gesunden  liegen  bleiben. 

^N^ekrodermitis  (ro  bsQixa  Haut)  zur  Nekrose  füh- 
rende Hautentzündung  vd.  Helkodermatosen. 

]Nekrop]iilie  (^  (pdla  Liebe)  vd.  Sadismus. 

^N^ekrose  (jJ  vixgwois  Absterben,  vexQom  v.  vexgog  töte) 
der  örtliche  Gewebstod,  durch  äussere  Schädlichkeiten  oder 
Behinderung  der  Emährungszufuhr  hervorgerufen. 

Besondere  Formen  der  Nekrose  sind  [Ziegler's  Lehrbuch]: 

a)  Die  Koagulationsnekrose,  hyaline  Nekrose, 
Nekrose  mit  nachfolgender  Grerinnung  der  Grewebe ;  hierher 
gehört  auch  die  sog.  wachsartige  Degeneration 
der  Muskeln. 

b)  Die  Verkäsung,  Tyrosis  (s.  d.). 

c)  Die  Kolliquationsnekrose,  Nekrose  mit  Ausgang 
in  Verflüssigung  der  Gewebe. 


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,^26  Vekroskopie 

d;  Nekrose  mit  Ausgao^  in  3Iamifikation.  troekamn 
ßraod,  T<L  Mumifikation. 

e;  Feuchter  Biand  oder  GaDgrän  vd.  Gangnena. 

Der  Aa^druck  Xekroee  irt  eine  ^pedeD  für  die  >£ortifikatiQn 
der  Knochen,  Knorpel  gebranchte  Bezeichniing. 

Pho»phor-X.  L«t  N.  der  Kieferknochoi  inf<^  Einwirkimg 
der  Phrjvfphordampfe  bei  Fabiikarbeitem.  Urspiün^ich  tritt  eme 
Periostitis  (mmGcam  und  Osteof^Ueroee  des  Kiefers  an,  erst  später 
tritt  Eiterung  hinzu,  entweder  snbperioetal  oder  zidadien  der 
alten  Knochenoberflache  und  der  arf  sie  abgesetzten  Neubildung, 
mit  «Kikundarer  N. 

Ifekr«sk«pie  oder  ^Hekr^psie  s.  Autopsie  {axo,-iim 
besichtigen;  ij  otyig  Sehen)  die  Leichenbesichtigung, 
und  zwar  auch  der  inneren  Teile. 

cf.  Obductio,  Sectio. 

]Slekr«toiiiie  (ripiraa  sehneiden)  i  q.  Sequestrotomie 
oder  auch  gleichbedeutend  mit  der  Leicheneröffnung  (Sektion). 

Neoplasma  (veog  neu,  t6  ziXdoiia  Grebilde,  t.  ztidaoto) 
Neubildung,  Heteroplasie,  gewohnlich  in  Form  abgegrenzter 
Geschwüb^te. 

Einteilung  der  Neubildungen. 

a)  Histioide  N.  sind  solche,  welche  aus  embryonalem  Bil- 
dungsgewebe, dem  Produkte  des  intermediären  Emahrungsapparates 
(Blutgefäss-  und  Bindegewebssystem)  entstehen,  woraus  durch 
nachträgliche  Differenzirung  —  nach  dem  Vorbilde  der  fötalen 
Entwicklung  —  hervorgeht: 

1.  Bindegewebe:  Fibrom  und  Sarkom. 

2.  Gefässe:  Angiom. 

8.  Knorpelgewebe:  Chondrom. 

4.  Knochengewebe:  Osteom. 

5.  Fettgewebe:  Lipom. 

f).  Schleimgewebe:  Myxom. 

7.  Muskelgewebe:  Myom. 

8.  Nervengewebe:  Neurom. 

9.  Mischgeschwülste  —  durch  Übergänge  und  Kom- 
binationen der  einzelnen,  sowie  durch  sekundäre  Ent- 
artungen entstehend. 

b)  PaChologisehe  N.,  welche  abnorme  Leistungen  des 
Epithelwachstums  mit  und  ohne  Beteiligung  des  Blutbinde- 
gewebssystems  sind: 

Carcinom,  Adenom,  Cylindrom,  sowie  die  tuber- 
kulöse, lupöse,  lepröse,  syphilitische,  farciminöse  und  ty- 
phöse Neubildung  [nach  Kindfleisch]. 

cf.  Tumor,  Cystis  (Cysto-N.). 


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Nephritis  327 

Neplielinm  (c6  v8<pshov  Wölkchen)  i.  q.  Nubecula. 

^N^ephralg^ie  (o  v€(fQ6g  Niere,  to  äXyog  Schmerz)  i.  q. 
Kolica  renalis. 

^N^ephrektomie  {^.xxs^ivo}  ausschneiden)  Exstir- 
pation  einer  Niere,  die  wegen  Neubildungen,  Tuberkulose  etc. 
des  Organs,  bisweilen  auch  bei  Ren  mobilis  ausgeführt  wird. 

]Nep]iritis  Nierenentzündung. 

Die  von  Bright  aufgestellte  Einteilung  der  Nierenentzün- 
dungen in  den  Morbus  Brightii  I.,  II.  und  III.  Stadiums  lässt 
sich  mit  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der  pathologisch-ana- 
tomischen und  klinischen  Forschung  nicht  mehr  vereinigen.  Man 
spricht  heutzutage  nur  mehr  von  einer  akuten  und  einer  chro- 
nischen Nephritis;  die  eratere  ist  stets  eine  parenchy- 
matöse, die  letztere  entweder  eine  parenchymatöse  oder 
eine  interstitielle. 

I.  Nephritis  aeuta  s.  N.  acuta  parenchymatosa  (desqua- 
mativa  —  Johnson,  haemorrhagica  —  Traube,  erstes  Stadium 
der  BRiGHT'schen  Krankheit)  die  akute,  diffuse  parenchy- 
matöse Nierenentzündung,  meist  die  nachweisliche  Folge 
gewisser  spezifischer  Noxen  (akute  Exantheme,  Diphtherie, 
Rekurrens,  Erysipel,  Karbunkeln  und  Phlegmonen,  Erkältung, 
Verbrennung,  Rheumatismus,  Cholera,  Schwangerschaft). 

Die  wesentlichsten  anatomischen  Veränderungen  bestehen 
in  Erweichung  und  Schwellung  der  Kortikalis,  trüber  Schwellung 
und  Verfettung  der  Epithelien  (c/.  Degeneratio,  Inflammatio 
parench.),  Einlagerung  lymphoider  Zellen  in  den  erweiterten 
Gewebsinterstitien  zwischen  den  Hamkanälchen  der  Rindensub- 
stanz, und  von  Fibrinzylindem  im  Lumen  der  (schleifenförmigen) 
Hamkanälchen,  welche  sich  durch  Gerinnung  aus  dem  eiweiss- 
haltigen  Harn  bilden.  Eine  besondere  anatomische  Lokalisation 
stellt  die  Glomerulonephritis  (s.  d.)  dar.  Die  Anurie  ist 
auf  die  entzündliche  Blutstagnation  in  den  Nierengefässen  zurück- 
zuführen.   Die  Dauer  ist  1—8  Wochen,  selten  mehr. 

In  neuester  Zeit  wird  [von  Mannaberg]  ein  Streptokokkus, 
der  sich  biologisch  von  dem  des  Erysipels,  Eitei*s  etc.  unter- 
scheidet, in  ätiologischen  Zusammenhang  mit  der  akuten  Ne- 
phritis gebracht.  Derselbe  erwies  sich  an  Hunden  und  Kaninchen 
als  spezifisch  pathogen  für  die  Nieren. 

Hierher  gehört: 

N.  scarlatinosa  die  eben  beschriebene  Fonn,  hervor- 
gerufen durch  das  bei  Scharlach  wirkende  Blutgift  —  die  bei 
weitem  häufigste  Veranlassung  der  N.  Albuminurie  fehlt  dabei 
in  leichteren  Fällen  zuweilen  ganz. 

Cholera-N.  die  durch  das  Verschwinden  des  arteriellen 
Blutdrucks    (Ischämie)    im    asphyktischen    Stadium    der   Cholera 


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328  Nephritis 

hervorgerufene  Fomi  der  parenchymatösen  Nierenentzündung, 
welche  das  Eigentümliche  hat,  dass  hämorrhagische  Infarkte  dabei 
häufig  sind,  und  dass  sie  nach  WiederhersteUung  der  Zirkulation 
in  wenigen  Tagen  wieder  verschwindet. 

N.  gravidarum  die  durch  Schwangerschaft  (besonders 
Zwillings-S.)  auf  nicht  näher  bekannte  Weise,  jedenfalls  aber 
nicht  durch  Druck,  häufig  verursachte  akute  N.,  welche  sich 
durch  grosse  Neigung  zur  Uminie  (Eklampsie  und  maniakalische 
Aufregung)  auszeichnet,  doch  in  der  Regel  bald  nach  Beendigung 
der  Schwangerschaft  in  Genesung  übergeht. 

IL  Nephritis  ehrontea  die  chronische  Nierenent> 
Zündung. 

a)  N.  parenchymatosa  chronica  (die  grosse,  weisse 
Niere,  large  white  kidney,  2.  Stadium  der  BiUGHT^schen  Krank- 
heit oder  Morbus  Brightii  chronicus  der  Älteren)  charakterisirt 
sich  klinisch  besonders  durch  die  meist  sehr  bedeutende  Albu- 
minurie mit  sehr  reichlichen  Fibrinzylindem  und  starke  Wasser- 
sucht, anatomisch  durch  die  beträchtliche  Grösse  der  Nieren  und 
das  fettähnliche  Aussehen  der  Kortikalis,  mikroskopisch  durch  die 
noch  ausgeprägtere  Entartung  der  Epithelien  als  bei  N.  p.  a.  — 
Genesung  ist  nach  nicht  zu  langem  Bestände  noch  möglich,  auch 
imvollständige  Genesung  durch  sekundäre,  meist  partielle  Nieren- 
schrumpfung. In  letzterem  Falle  sind  die  Nieren  nicht  kleiner 
als  normal;  der  linke  Herzventrikel  hypertrophisch.  —  Meist  be- 
ginnt die  Krankheit  schleichend,  bei  anhaltenden  Eiterungen 
(Knochenleiden,  Syphilis,  Phthisis),  anhaltender  Einwirkung  von 
Feuchtigkeit  und  Kälte,  Malaria,  sehr  selten  geht  sie  —  nach 
Scharlach,  Schwangerschaft,  Erkältung  —  aus  der  akuten  Form 
hervor. 

b)  Nephritis  chron.  interstitialis,  die  Sehr umpfniere. 
Sie  geht  entweder  aus  der  chronischen  parenchymatösen  N. 

hervor  oder  ist  eine  selbständige  Bindegewebsinduration, 
genuine  Schrumpfung  oder  Granularatrophie  der 
Nieren,  Nierencirrhose  ^oder  -sklerose,  3.  Stadium 
des  Morbus  Brightii  der  Alteren,  ein  Krankheitsprozess,  bei 
welchem  eine  primäre  chronische  entzündliche  Wuchenmg  des. 
Bindegewebes  zwischen  den  Hamkanälchen  zur  sekundären 
Schrumpfung  und  beträchtlichen  Verkleinerung  der  Nieren  und 
an  den  cirrnotischen  Stellen  zum  Untergang  der  Hamkanälchen 
führt,  während  das  erhaltene  Epitel  normal  bleibt,  wodurch  die 
Oberfläche  granulirt  erscheint.  Hydrops  ist  fast  nur  im  Terminal- 
Stadium  vorhanden,  die  Albuminurie  intermittirend,  meist  minimal 
(und  nur  die  Folge  des  erhöhten  Blutdruckes  in  den  Gefäss- 
knäueln),  der  Verlauf  sehr  langsam,  wenn  nicht  ein  urämischer 
oder  apoplektischer  Anfall  den  Tod  plötzlich  herbeiführt;  ausser- 
dem  sind   die  auffallendsten  Symptome    die    nächtliche  Polyurie^ 


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Nephrorrhaphie  329 

der  charakteristisch  gespanote  Puls,   die  Hypertrophie   des  linken 

Herzventrikels  und  die  häufige  SehBtorung  (Ketinitis  nephritica). 

Bei  manchen  unter  dem  Begriff  der  dironischen  interstitiellen 

,      Nephritis  subsimnnirten  Nierenaffektionen  bildet  den  Ausgangspunkt 

q2     des   Leidens   eine   fibrös-hyaline  Degeneration,  bezw.  Arterioskle- 

t*i      rosis  der  Nierengefässe,  die  sich  auch  an  den  Gefäesen  des  übrigen 

W      Körpers   findet   (Gull   imd  Sutton's   Arterio-capülary-fibrosia, 

^^      Ziegler's   arteriosklerotische  Schrumpf niere).    Hierher 

Q      gehört: 

y^  N.  uratica  {,,gouty  kidney*^)  partielle  oder  mehr  diffuse  inter- 

^-4      stitielle  N.,  hervorgerafen  durch  Einlagerung  von  hamsauren  Sal- 
•^5      ^^  ^^  Arthritikem. 
M  cf.  Infarkt. 

5-5  N.  saturnina  die   durch   chronische    Bleivergiftung  hervor« 

^^     gerufene  Form  der  interstitiellen  N. 

-J  N.  suppurativa  Nierenabszess,   zirkrnnskiipte  oder  auch 

3  mehr  diffuse  Nierenentzündung  mit  Abszessbildung,    z.  B.  infolge 

fVl  reizender  Konkremente,  Verwundungen,   metastatischer   Embolien, 

^^  fortgeleiteter  Entzündungen  {vd.  Pyelitis)   und   aus  anderen   zum 

^  Teil  unbekannten  Ursachen,  von  meist  letalem  Verlauf,  falls  nicht 

'S^  mit  Durchbruch  des  Eiters  (nach  den  verschiedensten  Richtungen) 

r^  Heilung  erfolgt. 

fV-j  'S»   caseosa   s.    Nephropbthisis    käsige    Degeneration    der 

Nieren,   gewöhnlich  verbunden  mit  Tuberkidose  anderer  Teile  de» 
Harn-  und  Geschlechtsapparates,  seltener  anderer  Organe. 

cf.  Pyelonephritis,  Perinephritis,  Hydronephrose,  Degeneratio  amy- 
loides,  Morbns  Brightii. 

]¥ephroiithia8is  (o  Xi^os  Stein)  Konkremente  — 
Sand  (Gries)  oder  Steine  (Calculi  renum)  in  den  Nieren  hervor- 
gegangen aus  normalen  oder  abnormen  Hambestandteilen,  teils 
im  Nierengewebe  selbst,  teils  im  Nierenbecken.  Die  Sandanhäu- 
fungen in  den  Pyramiden  nennt  man  „Infarkte".  —  Die  Kon- 
kremente bestehen  entweder  aus  hamsauren  Salzen  oder  oxal- 
saurem  Kalk,  Cystin  (Blasenoxyd),  Xanthin,  Fibrin,  Phosphaten^ 
kohlensaurem  Kalk. 

cf.  Pyelitis,  Pyelonephritis,  Arthritis. 

Nephrolithotomie  (re/jvco  schneiden)  Extraktion 
von  Nierensteinen  nach  vorhergehendem  Lumbarschnitt,  wie 
bei  Nephrotomie. 

l^ephrophthisis  vd.  Nephritis  caseosa. 

l^ephrorrhaphie  (gdjnm  nähen)  Nieren  naht,  kommt 
bei  Wanderniere  zur  Ausführung  in  der  Weise  [nach  Cecherelli], 
dass  die  Fettkapsel  der  Niere  mit  vier  Doppelnähten  an  die 
zwölfte  Eippe  fixirt  wii-d. 


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330  Nephrotomie 

^N^eplurotoinie  {xifjtvm  schneiden)  diejenige  Operation 
bei  welcher  man  in  der  Lendengegend  (wenn  Geschwulst  oder 
Fistel  vorhanden  ist)  einen  tiefen,  bis  in  die  Nieren  oder  das 
Nierenbecken  dringenden  Einschnitt  macht,  um  einen  in  diesen 
Teilen  ruhenden  Stein  herauszuheben  oder  Eiter  zu  entleeren. 

^N^ervina  (sc.  remedia)  Mittel,  welche  vorzugsweise 
auf  das  Nervensystem  einwirken. 

(N.)  excitantia  s.  analeptica  (Stimulantia,  Paregorica) 
Mittel  mit  erregender  Wirkung. 

N.  antispasmodica  krampf stillende  Mittel. 
N.  antineuralgica  Mittel  gegen  Neuralgien. 

^N^enralg^ie  (ro  vevqov  Nerv  [Galen],  v.  veveiv  =  nutre 
nicken,  quia  nervi  membra  nutare  et  articulos  flectere  faciuntl 
x6  alyog  Schmerz)  symptomatische  Bezeichnung  von  Krankheiten 
der  sensiblen  Nervenapparate,  deren  Hauptsymptom  der  auf  be- 
stimmte Nervenstämme  oder  Zweige  mit  ihren  Eamifikationen  lo- 
kalisirte  Schmerz  ist;  derselbe  tritt  augenscheinlich  spontan  und 
in  mehr  oder  weniger  ausgesprochenen  Anfällen  auf. 

Je  nach  Ursachen,  Verlauf  etc.  kann  man  von  hysteri- 
schen, anämischen,  dyskrasischen,  rheumatischen, 
toxischen,  syphilitischen,  typischen,  atypischen, 
akuten,  chronischen  etc.  Neuralgien  sprechen. 

cf.  Hyperästhesie,  Arthralgie,  Ischias,  Clavus,  Koccygodynie,  Cysto- 
spasmns,  Mastodynie,  Prosopalgie,  Neuritis. 

Nenrastlieiiia  (a  priv,y  t6  o^svog  Kraft)  funktionelle 
Nervenschwäche  (zerebralen  oder  spinalen  Ursprungs). 

Man  unterscheidet  je  nach  der  Beschränkung  oder  Ausdeh- 
nung der  Symptome  auf  das  Gebiet  der  Gehirn-  und  Kücken- 
marksnerven eine  N;  cerebralis,  spinalis,  bezw.  cerebrospinalis. 

cf.  Cerebrasthenie,  Myelasthcnie,  femer:  Nearasthenia  retinae. 

Kfeurektomie  vd.  Neurotomie. 

ü^enridin,  ungiftiges  Ptomain,  welches  in  grosser 
Verbreitung  in  faulenden  und  frischen  Organen  gefunden  wird. 

ü^eurin,  äusserst  giftiges  Ptomain,  in  seiner  Wir- 
kung identisch  dem  Muskarin. 

^N^enritis  Entzündung  der  Nerven. 

Nach  dem  ursprünglichen  Sitz  der  Entzündung  sind  zu  unter- 
scheiden: 1)  die  Entzündung  der  äusseren  Scheide  des  Nerven  — 
Perineuritis  (s.  d.).  2)  Die  Entzündung  des  Bindegew;ebes 
zwischen  den  einzelnen  Nervenfaserbündeln  —  Neuritis  inter- 
stitialis.  3)  Die  Entzündung  der  Nervenfasern  selbst  —  Neu- 
ritis parenchymatös a.     Diese   drei    Formen   sind   gewöhnlich 


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Neuritis  331 

zusammen  vorhanden,   können  aber   auch   mehr  oder  weniger  für 
«ich  allein  bestehen. 

Nach  der  Intensität  und  dem  Verlauf  spricht  man  von: 
N.  acuta  tritt  auf  mit  Hyperämie  und  kleinzelliger  Infiltra- 
tion in  das  Neurilemm  (Perineuritis  — s.  d.),  weiterMn  mit  Zer- 
fall des  Marks   der  Nervenfasern,    fortschreitend   bis   zur  Vereite- 
rung und  totalen  Erweichung. 

N.  chronica  ist  charakterisirt  durch  Neubildung  von  Binde- 
gewebe im  Neurilemm  (Sklerose),  zuweilen  mit  faaotiger  oder 
«pindelförmiger  Auftreibung  (N.  nodosa)  mit  Beteiligung  der 
Nervenfasern,  welche  samt  Achsenzylinder  fettig  degeneriren  und 
atrophisch  zu  Grunde  gehen  können,  ähnlich  der  degenerativen 
Atrophie  der  Nerven,  welche  sich  ohne  entzüncfliche  Prozesse 
infolge  einer  Abtrennung  von  den  trophischen  Zentren  (Ganglien- 
zellen in  den  grauen  Vorderhömem  des  Kückenmarks)  oder  Zer- 
störung letzterer  entwickelt. 

N.  hypertroph iea  Verdickungen  peripherer  Nervenstämme 
der  gelähmten  Seite  im  Gefolge  von  Gehirnblutung. 

N.  migrans  kontinuirliche  oder  sprungweise  (N.  dissemi- 
nata) Weiterverbreitung  des  Entzündungsprozesses  in  zentrifugaler 
oder  zentripetaler  Richtung  (N.  descendens  und  ascendens, 
welche  erstere  zu  Myositis  und  Muskelatrophie,  letztere  zu  einer 
•entzündlichen  Mitbeteiligung  des  Rückenmarkes  führen  kann). 
Diese  Form  ist  gewöhnlich  traumatisch  und  wird  durch  das  Ein- 
dringen von  bakteriellen  Entzündungserregem  bedingt. 

N.  sympathiea  sekundäre  N.  bei  primärer  der  anderen  Kör- 
perseite, ohne  dass  die  Entzündung  durch  das  Rückenmark  fort- 
geleitet wäre. 

N.  optica,  N.  retrobnlbaris  Entzündung  des  Sehner- 
venstammes, Ursache  mancher  Fälle  von  Amblyopie  und  Amau- 
rose. Sie  kommt  in  akuter  Weise  vor,  bloss  mit  Ischämie  der 
Netzhaut,  oder  mit  Papillitis  (s.  d.),  selbständig,  oder  sekun- 
där bei  manchen  fieberhaften  Krankheiten,  durch  rheumatische 
Einflüsse,  Unterdrückung  der  Menstruation  oder  habitueller  Ab- 
sonderungen, und  in  chronischer  Form,  durch  Syphilis  und 
zahlreiche  andere  Ursachen  [nach  Gräfe  und  Sämisch,  Hdb.]. 

N.  axialis  [Förster]  eine  besondere  Form  der  vorhergehen- 
den N.  o.,  bei  welcher  die  in  der  Mitte  des  Nervus  opticus 
verlaufenden  Nervenfasern  erkrankt  sind,  welche  die  zentralen  Par- 
tien der  Retina  versorgen.  Die  Folge  dieser  Affektion  ist  ein 
zentrales  Skotom. 

Nach  den  Ursachen  kann  man  noch  unterscheiden:  trau- 
matische, spontane  oder  primäre,  von  benachbarten  Entzündungen 
fortgeleitete  oder  sekundäre,  toxische,  lepröse  etc.  N. 


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332  Neuritis 

Als  primäre  Form  gilt  die 

Nearltis  braehialls,  die  primäre  Entzündung  des  Plexu» 
brachialis,  analog  zur  Ischias.  Sie  besteht  entweder  in  einer 
Perineuritis  oder  einer  Entzündung  der  Xervenwurzel  (N.  radi- 
cularis)  und  scheint  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  unter  dem  Ein~ 
fluss  der  Gicht  zu  entstehen;  sowie  die 

N.  multiplex,  multiple  deg^enerative  Neuritis,  Poly- 
neuritis bei  der  in  Tielen  Nerven  gleichzeitig  oder  rasch  hinter 
einander  und  meist  symmetrisch  nach  Art  der  Infektionskrank- 
heiten mit  Fieber  und  Allgemeinstörungen  eine  akute  Entzündung 
entsteht,  die  mit  ziehenden  und  reissenden  Schmerzen,  grosser 
Empfindlichkeit  der  Haut  und  der  Nerven  gegen  Druck  feginnt 
und  eine  rasch  fortschreitende  Lähmung  —  meist  zuerst  der 
Unterextremitäten  —  mit  Nerven  -  und  Muskelatrophie ,  Ent- 
artungsreaktion und  Erlöschen  der  Haut-  und  Sehnenreflexe  im 
Grefolge  hat. 

Eine  erst  in  neuerer  Zeit  mehr  gewürdigte  toxische  Form 
ist  die 

Chronische  N.  der  Alkoholiker,  Pseudotabes  oder 
Ataxie  der  Alkoholiker,  eine  besondere  Art  der  vorigen 
Form,  beginnt  ebenfalls  mit  reissenden  Schmerzen  in  den  unteren 
(seltener  oberen)  Extremitäten,  wozu  sich  bald  früher,  bald  später 
Paresen  mit  Muskelatrophie  oder  Ataxie  gesellt.  Grewöhnlich  be- 
steht dabei  Anästhesie,  besonders  in  den  Unterschenkeln.  Der 
Patellarreflex  ist  erloschen.  Im  Gegensatz  zur  Tabes  dorsalis- 
(s.  d.)  besteht  fast  nie  reflektorische  Pupillenstarre,  Biasenstörungen, 
Gürtelschmerz. 

GOWERS  unterscheidet  folgende  Formen  der  multipeln  N.: 

I.  toxische  durch  die  Anwesenheit  eines  bekannten  Giftes 
im  Blute  hervorgerufen,  das  sein  kann  ein: 

a)  metallisches:  Blei,  Arsenik,  Silber  u.  s.  w. ,  b)  ein 
nicht  metallisches:  Alkohol  (chronische  N.  der  Alkoho- 
liker (s.  d.)  oder  durch  eine  mit  dem  Zucker  verwandte  Substanz 
im  Blute  bei  Diabetes  (diabetische  Polyneuritis), 

IL  toxikämische:  hervorgerufen  durch  ein  unbekanntes, 
meist  organisches  oder  chemisches  Virus  im  Blute.  Diese  zer- 
fallen in  zwei  Klassen:  primäre,  bei  welchen  die  N.  eine  Teil« 
erscheinung  der  ersten  Wirkung  des  Virus  ist,  das  entweder  von 
aussen  in  den  Körper  gelangt  (Beispiel:  lepröse  Neuritis)  oder 
im  Körper  gebildet  wird  (Beispiel:  septikämische  Neuritis) 
und  sekundäre,  bei  welcher  das  Virus  zuerst  eine  bestinuute 
Krankheit  hervorruft  (Beispiel:  diphtherische,  tuberkulöse 
u.  8.  w.  Polyneuritis), 

III.  endemische:  hervorgerufen  durch  niedere  Organismen. 
Die  Hauptformen  sind:  die  Malarianeuritis  (auf  die  Beine  be- 
schränkt) und  die  Beri-Beri  (s.  d.). 


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Neuroretinitis  333 

IV.  rheumatische:  die  multiple  im  Anschluss  an  Er- 
kältungen auftretende  N., 

V.  kachektische  und  senile  Formen,  bei  welchen  die 
Degeneration  der  Nerven  eine  Teilerscheinung  einer  mangelhaften 
Emähnmg  zu  sein  scheint  (Beispiel:  atheromatöse  N.). 

^Neurodermatosen  [Tommasoli]  (ro  dc^^aHaut)  Neu- 
rosen der  Haut.  T.  teilt  sie  ein  in:  1)  Spasmodermien, 
Wozu  er  die  Cutis  anserina  rechnet,  2)  Aesthesiodermien 
(s.  d.) :  Anästhesie,  Parasthesie,  Hyperästhesie,  Neuralgie,  Pruritus, 
Hitzegefühl  etc. 

Neurodermitis  Ausdruck  für  Hautentzündung  neuro- 
pathischen  Ursprungs.  Als  solche  wird  von  französischen  Autoren 
z.  B.  der  Liehen  circumscriptus  s.  simplex  chronicus  angesehen. 

Neurog^liom  (vd.  Gliom)  i.  q.  Neuroma  verum. 

l^euroma  (v.  vevgoco  anspannen)  im  allgemeinen:  Neu- 
bildung an  den  Nerven. 

N.  veram,  N.  im  eueren  Sinne,  der  Hauptsache  nach  aus 
Nervenfasern  bestehend,  mit  mehr  oder  weniger  reichlichem  Binde- 
gewebe. 

a)  N.  myelinicum  mit  markhaltigen  doppelt  konturirten 
Fasern,  mit  markweissem  Aussehen. 

b)  N.  amyelinicum  mit  lauter  äusserst  feinen  maikloseu 
Fasern,  die  gewöhnlich  eine  vieKach  verfilzte  Masse  darstellen, 
von  grauem  Aussehen. 

N.  spurinm  andersartige,  den  Nerven  aufsitzende  Greschwülste, 
meist  Fibrome  oder  Myxome,  Sarkome,  Gununata  etc. 

N.  plexiforme  eine  besondere  Form  von  aus  einzelnen  ge- 
trennten Strängen  bestehenden  Neuromen,  die  knollig  gewunden 
«ind,  eine  in  der  Kegel  fötale  Erkrankimg,  die  mit  Vorliebe  ihren 
Sitz  an  den  Zweigen  des  Trigeminus  in  der  Orbita  oder  am  oberen 
Augenlid  hat. 

Neuroparalysis  (ij  ^lagcdvoig  Lähmung)  Nerven- 
lähmung,  Lähmungen  (sowohl  motorische  als  sensible  etc.), 
welche  in  einer  Affektion  des  Nervensystems  ihren  Grund  haben. 

cf.  Paralysis. 

Neuropathie  (r6  jid^og  Leiden)  Nervenleiden  i.  q. 
Neurosis. 

^N^europatholog^ie  (6  Xoyog  Wort)  Lehre  von  den 
Xrankheiten  des  Nervensystems. 

Xeuroretinitis  vd.  Papilliti.s. 

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334  Neurosis 

IN^enirosis  (von  vet^goco,  vsvqov)  im  weiteren  Sinne  jede 
Erkrankung  des  Xervensystems ;  im  gewöhnlicli  engeren 
Sinne:  funktionelle  Erkrankung  der  Nerven,  wobei  ausgesprochene 
Funktionsstörungen,  jedoch  keine  konstanten  anatomischen  Läsio- 
nen  vorhanden  sind.  Sie  können  ihre  Ursache  peripher  (End- 
ausbreitungen), zentral  oder  median  (an  einer  Stelle  der  Lei- 
tungsbahn) haben. 

Trophoneurosen  Erkrankungen,  welche  durch  fortschrei- 
tende hochgradige  Atrophien  von  Muskeln  oder  Körperteilen 
charakterisirt  sind,  die  in  Zusammenhang  mit  Affektionen  der 
betreffenden  trophischen  Zentren  gebracht  werden,  als  weldie  für 
die  Muskeln  die  multipolaren  Ganglienzellen  in  den  Vorderhömem 
der  grauen  Kückenmarkssubstanz  angesehen  werden.  Auch  Affek- 
tionen des  Sympathikus  (vasomotorische  Einflüsse,  vasomoto- 
risch-trophische  N.)  scheinen  eine  Rolle  bei  diesen  Affektionen 
zu  spielen. 

cf.  Paralysis  glosso-pharyDgo-lab.  progressiva,  Atrophia  rnnsc.  prog.^ 
Hemiatrophia  facial.,  Pseadohypertrophia  mnsc. 

Emotions-N.  nennt  Berger  atrophische  Lahmungen,  Ner- 
venaffektionen  verschiedener  Art,  welche  durch  heftige  psychische 
Erregungen  entstanden  sind. 

Vasomotorische  N.  Erkrankungen,  welche  auf  eine  Affek- 
tion der  vasomotorischen  Nerven  zurückgeführt  werden. 

cf.  Angina  pectoris,  Hemicrania,  Morb.  Basedowü  —  Ergotismus  (?) 
Anästhesie,  Hyperästhesie,  Neuralgie,  Parästhesie,  Paralysis^ 
Spasmus.  —  Neuritis. 

Eine  besondere,  neuerdings  als  selbständige  Erkrankung  be- 
tonte Foim  der  Neurose  ist: 

Traumatische  Neurose  charakterisirt  durch  im  Gefolge 
irgend  eines  Trauma's  auf  dem  Wege  der  Shockwirkimg  ent- 
stehende psychische  und  allgemein  nervöse  Störungen  wie  Schmer- 
zen, SensibiHtäts-  und  Motilitätsstönmgen  ohne  anatomisches  Sub- 
strat imd  Verändenmgen  des  psychischen  Verhaltens.  Objekti\r 
wichtige  Symptome  derselben  sollen  sein:  Gesichtsfeldein- 
engung, Anästhesie  und  die  sogenannte  Rumpf'sche  trau- 
matische Muskel reaktion.  Die  Lehre  von  der  traiuua- 
tischen  Neurose  wird,  so  jung  sie  ist,  von  verschiedenen  Seiten 
aufs  energischste  bekämpft.  Während  Oppenheim  von  dem  Be- 
griff traumatische  Neurose  fest  überzeugt  ist,  sieht  Chakcot,. 
welcher  vorschlägt  den  Namen  traumatische  Neurose  ganz  fallen  zu 
lassen,  in  ihr  eine  Erscheinungsform  der  traumatisdien  Hysterie 
oder  Hysteroneurasthenie  oder  —  Melancholie,  ein  Standpui^  der 
von  Schültze  und  Jolly  im  Wesenthchen  geteilt  wird. 

Neuro tomie  {xefiv(o  schneide)  Nervendurchschnei- 
dung, älteres  Operationsverfahren  bei  hartnäckigen  Neuralgien; 
sicherer  ist  die 


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Nirlus  335 

Nenrektomie  Ausschneidung  eines  Stückes  des 
schmerzhaften  Nerven. 
cF.  Resectio. 

^N^enrotomia  optico-ciliaris  (7£>va)  schneiden)  die 

Durchschneidung  des  Nervus  opticus  und  der  Ziliarnerven, 
ein  von  Eheindorff-Schöler  an  Stelle  der  Enucleatio  bulbi 
gesetztes  operatives  Verfahren,  das  jedoch  die  Grefahr  einer  sym- 
pathischen Augenentzündung  involvirt.  Nach  französischen  Auto- 
ren soll  dieses  Verfahren  von  Rondeau  heiTühren. 

Neuro  tonte  {isivw  spannen)  die  Nervendehnung, 
ein  von  v.  Nussbaum  an  Stelle  der  Neurotomie  angegebenes 
Verfahren,  das  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  unseres  Wissens 
bei  Reizungszuständen  der  motorischen,  sensiblen  oder  trophischen 
Nerven  indizirt  erscheint,  welche  durch  andere  therapeutische  Ein- 
griffe nicht  beseitigt  werden  können.  Man  unterscheidet  eine 
blutige  Nervendehnung,  wobei  der  zur  Dehnung  bestimmte 
NeiT  oder  NeiTenplexus  durch  Inzision  zugänghch  gemacht  wird, 
und  eine  unblutige  N.,  welche  nur  am  Ischiadicus  durch  Hy- 
perflexion  im  Hüftgelenk  bei  gestrecktem  Knie  und  gebeugtem 
Fussgelenk  ausgeführt  wird. 

^N^icotianismus  {Nicotin  narkotisches  Alkaloid  in 
den  Blättern  von  Nicotiana  Tabäcum,  das  vom  franz. 
Gesandten  Nicot  1560  zuerst  aus  Amerika  nach  Europa 
gebracht  wurde)  Tabak  Vergiftung.  N.  acutus  verläuft 
als  narkotische,  in  höheren  Graden  rasch  tötliche  Vergiftung  mit 
Konvulsionen  und  intensiven  Kollapserscheinungen.  N.  chro- 
nicus scheint  bei  besonderer  Disposition  und  imge wohnlichem 
Missbrauch  in  Form  der  „Tabaksamblyopie"  zuweüen  mit  ner- 
vösem Herzklopfen  und  Gliederzittem  vorzukommen. 

Nictitatio  (nictare,  winken,  mit  den  Augen  win- 
ken, von  nictre  zwinken)  s.  Spasmus  nictitans  das 
krampfhafte  Blinzeln,  krampfhaftes,  zuweilen  auch  nur  ge- 
wohnheitsmässiges  Augenblinken,  in  raschem  Wechsel  zwischen 
Öffnen  und  SchUessen  der  Lidspalte  bestehend  und  bei  der  wirk- 
lich spastischen  Form  durch  klonischen  Krampf  des  Muse,  orbicul. 
der  Augenlider  bedingt. 

cf.  Blepharospasmus,  Nystagmus. 

]¥is:rismns  oder  IVig^rities  cutis  {niger  nächtig» 
schwarz)  vd.  Melasma. 

Nigfvities  lln^nae  eine  seltene  Affektion  der  Zunge, 
die  in  der  BUdimg  grösserer  oder  kleinerer  schwarzer  Flecke  Be- 
steht, deren  XJrsa(£e  sporenförmige  kleine  Organismen  sind. 

Nirlus  (?)  Blattermaser,  die  sich  nicht  zur  Pustel 
entwickelt. 


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336  Nodulodermitis 

JVodaloderniitis  (Barb.  vd.  nodulus,  to  deg/ua)  Haut- 
entzündung, die  zur  Knotenbildung  führt  vd.  Plaso- 
clermatosen. 

IVodas,  Dem.  Nodalas,  Tubereulum  Knoten  oder 
Knötchen  (c/.  Milium,  Phyma,  Papula,  Tophus). 

Als  Affektion  der  äusseren  Oberfläche:  solide  mit 
Epidermis  bedeckte  rundliche  Greschwulst  der  Haut  von  der  Grösse 
einer  Linse  bis  Haselnuss. 

N.  arthritieus  vd.  Arthritis  urica. 

N.  gelatinosus  Sulzknoten,  knotige  Anhäufung  der 
WHABTON'schen  Sülze  am  Nabelstrang.  Befinden  sich  darin  Ge- 
fässschlingen,  so  spricht  man  von  N.  varieosus. 

Nomä  {n  vofjiYj  die  Weide,  auch  um  sieh  fressender 
Sehaden,  von  veß(o  weiden)  s.  Cancer  aquatiens  Wasser- 
krebs, eine  von  der  Gegend  hinter  dem  Mundwinkel  ausgehende, 
rapid  sich  ausbreitende  gangränöse  Zerstörung  der  Wange,  vor- 
zugsweise bei  heruntergekommenen  Kindern  und  solchen,  welche 
schon  an  anderen  Mundkrankheiten  leiden. 

Nona  ein  wahrscheinlich  der  Influenza  zugehöriger  Krank- 
heitszustand, dessen  Haupterscheinung  Schlafsucht,  bzw.  tiefes 
Koma  ist,  ohne  nachweisbares  anatomisches  Substrat. 

Ko-restraint  (engl),  „Nichtzwang",  die  freie  Behand- 
lung Geisteskranker,  d.  i.  ohne  mechanische  Beschränkung. 

Kosocommm  (lat.,  griech.  ro  voaoxofisTov  von  ^  vooog  die 
Krankheit  u.  xofiiw  pflegen)  das  Krankenhaus. 
Adj,\  nosocomialis  (z.  B.  Gangraena  nosoc.). 

Nosoi^raphie,  IVosolos^ie  {yQdq)0)  schreiben,  6  /Jyo; 
liehre,  Wissenschaft)  i.  q.  Pathologie. 

IVostalsrie  (6  vooxog  Heimkehr,  x6  äXyog  Schmerz)  das 
Heimweh,  in  höheren  Graden  eine  Form  der  Melancholie,  vd. 
Melancholia  nostalgica. 

cf.  Apodemialgie. 

Kotal|s;ie  (o  vwTog  der  Bücken)  Rückenschmerz  im 
allgemeinen.  ^ 

li^oteiiceplialie  (o  iyxsqpalog  Gehirn)  diejenige  Form 
von  An-  oder  Exencephalie,  wobei  das  G^himrudiment  des  stark 
nach  hinten  gebeugten  Kopfes  bei  gleichzeitiger  Cranio-  und  Rha- 
chischisis  ganz  im  Nacken  liegt. 

Nothus  (Ädj,  vo^og  unehelich)  unecht,  falsch. 

IVoxe  {noxa  von  noceo  schaden)  die  Schädlichkeit  im 
4iUgemeinen,  die  krankmachende  Ursache. 


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Obduktion  337 

Nubecala  s.  Nepheliam  das  „Wölkchen''  auf  der 
Hornhaut,  leichtester  Grad  narbiger  Trübung, 
cf.  Leukom. 

Nucleär  (nucleus  Kern),  was  zum  Kern  gehört,  bes.  in 
Gebrauch  von  der  grauen  (Kern-)Substanz  des  Rücken-  und  ver- 
längerten Marks,  z.  B.  nukleare  Lähmungen,  d.  h.  solche, 
bei  denen  die  grauen  Vorderhömer,  insonderheit  ihre  Ganglien- 
zellen lädirt  (atrophisch)  sind.  Dagegen  versteht  man  unter  su- 
pra- und  infranucleärenLähmungen  diejenigen, bei  welchen 
die  Läsion  in  den  motorischen  Bahnen  oberhalb  der  Kerne  (Py- 
ramidenbahnen), bzw.  unterhalb  derselben,  d.  h.  in  den  vorderen 
Wurzeln  oder  peripheren  Nerven  gelegen  ist. 

Nullipara  (nullus  kein,  parere  gebären)  vd.  Primipara. 

Nammulosis  {nummus  Münze)  münzenförmig. 

Nyktalopie  (»5  vv^,  wxxog  Nacht,  aXaog  blind,  ij  M\p, 
wjtog  Sehen)  Tagblindheit,  Hyperästhesie  der  Retina,  ein 
Zustand,  in 'welchem  bei  gewöhnlichem  Tageslicht  das  Sehver- 
mögen bedeutend  herabgesetzt,  dagegen  in  der  Dämmerung  und 
bei  gedämpfter  Beleuchtung  besser  oder  normal  ist.  —  Nicht 
ganz  identisch  damit  ist  die  durch  Schneeflächen  verursachte 
Blendung  (Schneeblindheit),  welche  vorübergehend  ist  und  nm- 
ausnahmsweise  auch  zur  bleibenden  N.  führt  [nach  Gräfe  und 
SImisgh]. 

et'.  Hemeralopie. 

Nymphomanie  (jJ  vvfKprj  junges  mannbares  Mäd- 
chen, ^  f^avia  Wahnsinn),  Furor  uterinus,  Mannstollheit, 
eine  Monomanie  weiblicher  Individuen,  wobei  die  krankhaften 
Ideen  oder  Triebe  auf  die  Verheiratung  oder  Begattung  ge- 
richtet sind. 

cf.  Öatyriasis. 

Nystais^mus  (gr.  H.  v.  wotdCoy  nicken,  v.  vsvco,.  nuo)y 
Instabi  Utas  oenlorum,  das  Augenzittern,  wobei  die  beiden 
Augen  durch  unwillkürliche,  überaus  rasche,  kleine  alteniirende 
Zusammenziehungen  antagonistischer  Muskelpaare  in  osziUatorischer 
Bewegung  erhalten  werden. 

Je  nach  dem  Modus  der  Bewegung  unterscheidet  man  N.  os- 
cillatorius  und  rotatorius. 

cf.  Nictitatio. 

Obduktion,  {lat,   eigentl.   Verhüllung,   Bedeckung). 

Die  jetzige  Bedeutung  erklärt  sich  aus  dem  Verb,  obductre  vor-, 
heran-,  entgegenführen   oder  dem  spätlat.  Sprachgebrauch 
von  obducere,  öfiSien,  verletzen,  z.  B.  stomachum.   Cael.  Aur. 
chron.  3,  2,  28)  Leichenöffnung, 
cf.  Nekropsie,  Sectio. 
Roth '8  Klinische  Terminologie.   4    Aufl.  22 


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338  Obesitas 

Obesitas  (v.  ob-tdtre  wegfressen  —  8yn.:  AdiposüaSy 
Lipomatosis  universalis,  Pimelosis,  Polysarkie^  Polypionie, 
Physkonie)  Fettleibigkeit,  übermässige  Fettinfiltration  des 
Bindegewebes  an  allen  Stellen,  wo  sich  nonnalerweise  Fett  findet^ 
besonders  im  Unterhautzellgewebe  und  im  Netz,  in  den  höchsten 
Graden  (Fettsucht)  auch  an  solchen  Stellen,  wo  sich  normal 
fast  gar  kein  Fett  befindet,  wie  zwischen  den  Muskelbündeln,  am 
Endokard,  wozu  noch  fettige  Infiltrationen  der  Parenchymzellen 
der  Organe  (Leber,  Niere)  kommen. 

Obliteration  (ohltterare  etwas  auslöschen,  kassiren» 
von  Uno  streichen  —  wovon  litera  Buchstabe  —  oblinere 
überschmieren  oder  zuschmieren,  verstopfen)  s.  Obso- 

leseenz    (s.  d.),  von  Gefässen,  Kanälen   xmd  Höhlen   gebrauchte 
Bezeichnimg:  Ver  Schliessung  und  Verödung,  Schrumpfung. 

Obnubilatio   (nubes   Wolke)   der  Verlust   des   Be- 
wusstseins,  die  Ohnmacht, 
cf.  Eklyse,  Lipothymie. 

Obsolescenz  (obsolesco  v.  ob,  obs  u.  oleo,  odor,  o^co  eigentl. 
also  „verduften",  nach  und  nach  vergehen,  sich  ab- 
nützen) i.  q.  Obhteration. 

Obstetricius  (obstetrix  Hebamme,  Beisteherin  v. 
ob-stare  dabeistehen)  geburtshilflich,  z.  B.  Ars  obstetricia, 
die  Geburtshilfe. 

Obstipatio  fälschlich  gebraucht  für  Constipatio  (s.  d.). 

Obstlpas  (v.  stipes  Stab,  stipare  drängen,  neigen) 
seitwärts  geneigt,  z.  B.  Caput  obstipum,  vd.  Torticollis. 

Obstructio  (ob-struere  entgegenbauen,  verrammeln, 
verstopfen)  die  Verstopfung,   gewöhnlich   nur   im  Sinn  von 
0.  alvi  die  Stuhlverstopfung,  Constipatio. 
cf.  Obturatio. 

Obturatio  (lat.  Verstopfung,  z.  B.  aurium  bei  Vulg. 
eccli.  27,  15,  v.  obturare  verstopfen  =  ob-staurare  v.  aravgög 
Stab,  Steuer)  Zustopf ung  —  aber  nicht  im  Sinn  von  Ob- 
stnictio  alvi. 

Obtnrator  ein  zum  Zustopfen  dienender  Gegenstand,  ins- 
besondere die  zur  Okklusion  von  Defekten  des  harten  Gaumens 
dienenden  Metall-  oder  Kautschukplatten. 

Occlusio  (occlüdtre  verschliessen,  v.  ob  u.  claudo)  die 
VerSchliessung. 

Okklusivverband  zur  einfachen  Verschliessung  oder 
Deckung  dienender  Verband,  z.  B.  für  das  Auge,  gegenüber  Kom- 
pressionsverbänden u.  a.,  für  Wunden  zum  Abschluss  der  Luft 
(anti-  oder  aseptischer  0. -Verband  —  Volkmann)  etc. 


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Oedema  339 

Ochronosis  {(oxgog  =  x^<*^9^^  ockerfarbig,  gelblich, 
^  vooog  Krankheit)  darunter  versteht  Virchow  den  (einmal 
beobachteten)  farbigen  Zustand  der  Grewebe  besonders  der  Knorpel 
und  Bandscheiben  der  Gelenke  infolge  einer  vitalen  Imbibition 
der  InterzeUularsubstanz  mit  löslichen  Derivaten  des  Blutfarb- 
stoffes, eine  Art  „chromatischer  Dyskrasie". 

cf.  Melanosis. 

Oehropyra  (r6  jivq  Feuer)  das  gelbe  Fieber, 
cf.  Febris  flava. 

Odontal|s;ie  (o  Söovg,  Sdovrog  Zahn,  r6  äXyog  Schmerz) 
Zahnschmerz. 

Odontinoid  {Odontin,  Dentin,  Zahnbein,  ro  «ti^og  Ähn- 
lichkeit) vd.  Odontom. 

Odontolo|s;ie  (o  loyog  Wort,  Jjehre)  die  Zahnheil- 
kunde. 

Odontome  (v.  döovxoco  zahnen,  od.  mit  Zähnen  ver- 
sehen) monströse  Zähne,  Zahngeschwülste,  welche  sich  von 
der  Matrix  aus  in  der  Zeit  der  Zahnentwicklung  vor  der  Aus- 
bildung der  Dentinmnhüllung  der  Pulpahöhle  bilden,  also  weich 
sind.  —  Geschwülste,  welche  nach  dieser  Zeit  in  der  Substanz  der 
Matrix  auftreten  und  hart  sind,  hat  man  Odontinoide  oder 
Dentinoide  genannt. 

Je  nachdem  die  Missbildung  die  Wurzel  oder  zugleich  die 
Krone  betrifft,  unterscheidet  man  [Baume]  Wurzel-  und  Kronen-0. 
(Odontomata  radicularia  und  coronaria). 

cf.  Epulis,  Parolis. 

Oedema  (t6  otSrjfia  Aufschwellen,  v.  olSeco  schwellen) 
die  hydropische  Infiltration  der  Parenchyme,  patho- 
logische Anhäufung  von  Lymphe  in  den  Lymphgefässanfängen 
(Spalträumen),  sowie  in  anderen  Gewebsspalten  und  innerhalb 
zelliger  und  faseriger  Elemente. 

cf.  Hydrops,  Anasarka, 

0.  fH|i^ax  (fugax  flüchtig)  ein  besonders  bei  Chlorotischen 
wenn  sie  sich  dem  Einfluss  kalter  Luft  aussetzen,  vorübergehend 
auftretendes  0.  des  Gesichtes,  der  Augenlider,  des  Halses  und 
oberen  Bi-ustteils. 

Akut-purnlentes  (oder  malignes)  0.,  von  Pirogoff  einge- 
führte Bezeichnung  für  eine  im  Anschluss  an  tiefe  Wunden, 
schwere  offene  Knochenbrüche,  subkutane  Injektionen  auftretende, 
schnell  fortschreitende  Verjauchung  der  Weichteile,  welcher  ein 
teigiges,  starkes  Ödem,  unter  reichlicher  diffuser  Beimischung  von 
Eiterzellen  und  entzündlicher  Rötung  der  Haut,  sowie  ausgedehntes 
Hautemphysem  vorauszugehen  pflegt.  Es  pflegt  in  wenigen 
Tagen  den  Tod  herbeizuführen.    Durch  Koch  haben  wir  als  eine 

22* 


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340  Oedeme  blanc  des  hysteriques 

der  Ursachen   den  „Bacillus  des  malignen  Ödems"  (vd.  Bacillus) 
kennen  gelernt. 

0.  glottidis  s.  Laryngitis  pfilen^monosa  Glottisödem  ist 
nur  selten  ein  eigentliches  (hydropisches)  O.,  sondern  gewöhnlich 
eine  entzündliche  serös-eiterige  Infiltration  und  zwar  weniger  der 
Glottis  (Stimmbänder),  als  der  Schleimhautfalten  des  Larynxein- 
ganges,  sowie  des  Kehldeckels. 

Die  akuteste  Form  des  Glottisödems,  wie  sie  am  häufigsten 
nach  Eindringen  von  Fremdkörpern  in  den  Larynx  entsteht, 
führt  oft  unter  den  Erscheinungen  der  Asphyxie  in  kürzester  Zeit 
zum  Tode. 

0.  pulmonum  Lungen- O.,  Flüssigkeitserguss  in  die  Höhle 
der  Lungenalveolen.  O.  p.  inveterata,  inveterirtes  Lungen-0., 
blasse  Herde  der  Lungen  von  sulziger  Beschaffenheit  durch  er- 
gossenes Serum,  aus  protrahirter  Atelektase  hervorgegangen. 

Oedeme  blanc  des   hysteriques  [Sydenham]  bei 

hysterischen   Anfällen    beobachtete     der    hydropischen     ähnliche 
Schwellung  der  Haut,  die  gewöhnlich  keinen  Fingerdruck  hinterlässt. 

Oedeme  bleu  des  hysteriques  eine  bei  hysterischen 
Anfällen  beobachtete  bläuliche  bis  fast  schwarze  Verfärbung  der 
geschwollenen  Haut  [Charcot]. 

Oenomanie  (6  olvog  Wein,  ^  /navia  Wahnsinn)  i.  q. 
Delirium  tremens. 

Oesophais^ektomie  (6  oloocpdyog  Speiseröhre,  [Aristo- 
teles: ro  ovvexes  reo  oiöfiaxi  =  continuatio  oris],  V.  oico  ungebr. 
Thema  für  (pegco  fahren;  qyayeTv  essen,  exji^ivoy  heraus- 
schneiden) die  Eesektion  des  Oesophagus  zur  Beseitigung 
von  durch  Narben  oder  Neoplasmen  bedingten  Strikturen. 

er*.  Oesophagotomia. 

Oesophais^ismus  vd.  Dysphagia  spastica. 

Oesophais^itis  Entzündung  der  Speiseröhre,  Dys- 
phairia  inlmmmatoria  insoweit  Schluckbeschwerden  dadurch  her- 
vorgerufen werden.  Zenker  und  Ziemssen  in  [ZH]  imterscheiden 
folgende  Formen: 

0.  eatarrhalis  desquamativer  Katarrh  der  Speiserohre, 
kommt  akut  und  chronisch  vor,  mit  Verdickung,  Lockerung 
und  Abstossung  des  Epithels,  mit  katarrhalischen  Geschwüren 
imd  in  chronisdien  Fällen  mit  hypertrophischen  Verdickungen  der 
Schleimhaut. 

0.  follieularis  Anschwellung  der  spärlichen  Schleundrüsen 
des  Oesophagus,  mitunter  zu  follikulären  Greschwürchen  fort- 
schreitend, von  unbekannter  Ätiologie. 

0.  fibrinosa  (erouposa)  et  diphtheriea  seltene,  meist  nur 
in   geringer  Ausbreitung    und    nur    sekundär   bei    der  gleich- 


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Oesophagusstenose  341 

namigen  Rachenaffektion  oder  bei  Allgemeinleiden  vorkommende 
krupöse  und  diphtherische  Erkrankung  der  Oesophagusschleimhaut. 

0.  variolosa  Pockeneruption  auf  der  Speiseröhrenschleimhaut. 

0.  phleicmoiLOSa  eiterige  Entzündung  der  Submucosa  von 
grösserer  oder  geringerer  Ausdehnung,  meist  sekundär  infolge 
Einklemmung  von  Fremdkörpern  oder  Perforation  von  benach- 
barten Eiterherden. 

0.  corrosiva  durch  Verschlucken  ätzender  Gifte  hervorge- 
i-ufene,  mehr  oder  weniger  tiefgreifende  Entzündung  und  Morti- 
fikation  der  Oesophaguswände. 

Oesopha^oiiialacie  {rj^iaXaxia  Erweichung)  Speise- 
r Öhrenerweichung,  kommt  mit  oder  ohne  die  identische 
Magenerweichung  stets  nur  in  der  unteren  Hälfte  vor,  gewöhnlich 
nur  als  agonale  oder  postmortale  Erscheinung,  in  seltenen  Fällen 
wahrscheinlich  auch  während  des  Lebens,  wo  sie  zur  plötzlichen 
Ruptur  der  Speiseröhre  führen  kann.  In  höheren  Graden  findet 
sich  die  Schleim-  und  Muskelhaut  pulpös  oder  gallertartig  er- 
weicht. 

Oesophas^oplastik.  {nXdoofo  formen,  bilden)  Deckung 
eines  Schleimhautdefektes  nach  Exstirpation  von  Narben  oder 
Geschwülsten  durch  Lappen  der  Halshaut.  Die  Operation  ist  bis- 
her noch  ohne  Erfolg  versucht  werden  (von  Hacker). 

cf.  Pharyngoplastik. 

OesophaKOS^kop  {oxoneco  schauen)  ein  zuerst  von 
StöRK  konstruirtes  Instrument  zur  Besichtigung  der  Schleim- 
hautfläche  der  Speiseröhre.  Von  Leiter  ist  ein  dem  Gastroskop 
ähnlicher  Beleuchtungsapparat  für  die  Speiseröhre  angegeben 
worden. 

Oesophais^ontomie  (ro  ojofxa  Mund)  s.  Oesophaico- 

tomia  externa  (ts/uvm  sehneiden)  operative  Eröffnung 
der  Speiseröhre  von  der  Halsfläche  aus  (zur  Entfernung  von 
Fremdkörpern,  seltener  bei  narbigen  Strikturen  oder  Neoplasmen 
im  oberen  Teil  der  Speiseröhre  geübt). 

Von  Vacca  ist  zur  Erleichterung  der  Oe.  ein  eigenes,  der 
BELLOC'schen  Röhre  ähnliches  Instrument  erfunden  worden,  das 
Ektropoesophag  (s.  d.)  durch  welches  die  Speiseröhre  in  die 
äussere  Hautwunde  vorgetrieben  wird. 

Oo.  interna  der  innere  Speiseröhrenschnitt,  die  Durch- 
schneidung von  Strikturen  des  Oesophagus  mit  einem  eigenen  in 
die  Speiseröhre  eingeführten  Instrument,  dem  Oesophagotom. 

Oesophas^usektasie  (sxxF.ivoy  ausspannen,  aus- 
dehnen) diffuse  spindelförmige  Erweiterung  der  Speise- 
röhre, fast  immer  infolge  von  Stenose  der  Kardia. 

Oesophasj^nsstenose  {axevög  eng,  axevom  engen)  Ver- 
engerung der  Speiseröhre. 


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342  Oidium  albicans 

Ofdiani  albicans  (coidiov  Eichen,  Demin.  von  q)6y, 
Micare  weissmachen)  der  Soorpilz,  aus  weisslichen  verästelten 
Fäden  bestehend,  die  von  aneinander  gei-eihten,  langgestreckten 
Zellen  gebildet  werden. 

cf.  Stomatomykosis. 

OVdiam  lactis  ein  Schimmelpilz,  welcher  sich  in 
saurer  Milch  und  in  der  Butter  findet;  er  bildet  verzweigte 
radienartig  angeordnete  Fäden  (Hyphen)  ohne  Sporen. 

Olekranartlirokace  (r6  thkexgavov,  eig.  wkevj^g  xgävov 
Kopf  des  Ellenbogenbeins)  wenig  gebräuchlich  für  Arthro- 
kace  (s.  d.)  oder  Caries  articulationis  cubiti. 

01i|s;ftmie  {oXiyog  wenig,  x6  al/ia  Blut)  relative 
Anämie,  Blutarmut  im  Sinn  von  Volumsverminderung  der  Blut- 
menge. Eine  reine  O.  —  wobei  die  Zusammensetzung  des  Blutes 
als  unverändert  vorausgesetzt  ist  —  kommt  in  höheren  patholo- 
gischen Graden  nur  ganz  vorübergehend  vor;  denn  selbst  bei 
akuten  Blutverlusten  verändert  sich  ausserordentlich  rasch  die 
prozentarische  Zusammensetzung  des  Blutes,  indem  sogleich 
Hydrämie  (Hypalbuminose  mit  Oligocythämie)  sich  einstellt. 

Man  unterscheidet  eine 

0.  vera  durch  plötzliche  Blutverluste. 

0.  serosa  s.  Hydraemia  abnormer  Wassergehalt  des  Blutes, 
wie  er  erstens  vorübergehend  nach  grossen  Blutverlusten  und 
dauernd  bei  Albuminurie  (Morbus  Brightii)  eintritt. 

0.  sieea  allgemeine  Verminderung  des  Blutes,  durch  Ein- 
dickung  (Cholera  asiatica). 

01i|s;ocliromämie  (ro  xQ^f^^  Farbe)  vd.  Chlorosis. 

01i|s;ocytliäiiiie  (ro  xvzog  Bläschen,  hier  Blutkörper- 
chen) pathologisch  verminderter  Gehalt  des  Blutes 
an  roten  Körperchen,  gewöhnlich  die  Folge  von  Hypoplasie 
derselben  in  den  cytogenen  Organen. 

cf.  Anämie,  Chlorose,  Leukämie,  Mikrocythämie,  Hypoglobulie. 

01i|s;otricliia  (^  ^qi^  Haar)  i.  q.  Alopecia  congenita. 

01i|s;arie  (ro  o^qov  Harn)  abnorm  geringe  Harn- 
menge. 

cf.  Anurie,  Polyurie. 

Olophlyctide  prolabiale  {6ko6g  v.  oUvfu  verderb- 
lich, ?7  q)Xvxxig  Blase)  i.  q.  Hei-pes  facialis. 

Omftis^ra  (6  wfxog  Schulter,  rj  äyga  Falle)  Schulter- 
gicht, Arthritis  urica  articulationis  himieri. 

Oinal|s:ia  (ro  äXyog  Schmerz)  der  Coxalgia  (s.  d.)  ana- 
loge Erkrankung  des  Schultergelenks. 


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Onychia  -        343 

0^  rheumatiea  i.  q.  Myalgia  scapularis. 

cf.  Omodynie.  *  , 

Omarthritis  (t6  aQ&Qov  Gelenk)  Schiiltcrgelenks- 
entzündung. 

Omartlirokaee  Arthrokace  (s.  d.)  des  Schulter- 
gelenks. 

Omodynia  {fi  66vvrj  Sehmerz)  Schulterschmerz  z.  B. 
O.  rheumatiea,  neuralgica  etc, 

Omplialiiis  (6  6fi(paX6g  Nabel)  Nabelentzündung. 

0.  neonatorum  Versch wärung  des  Nabelstumpfes  —  führt 
öfters  zur  Bildung  einer  granulösen  Wucherung,  Fungus  um- 
bilicalis, Nabelschwamm. 

Omphaloeele  (^  xr)Xrj  Bruch)  i.  q.  Hemia  umbilicalis. 

Omplialoproptosis  {jiq6  vor,  rj  jircöoig  Fall,  von  tzüttco) 
•der  Vorfall  der  Nabelschnur. 

Omplialorrliais^ie  (gi^ywfu  bersten)  Nabelblutung 
(Neugeborener). 

Omplialotaxis  {tdaoco  einrichten)  Reposition  der 
vorgefallenen  Nabelschnur. 

Onanie,  Onanismus  (von  Onan  [Gen.  36,  9],  der 
auf  diese  Weise  seinen  Geschlechtstrieb  befriedigt 
haben  soll)  die  Selbstbefleckung,  die  künstlich  durch 
Reizung  der  äusseren  Geschlechtsteile  erzeugte  Ejakulation  det^ 
Samens.     O.  conjugalis  =  Congressus  interruptus. 

Onkolo|s;ie  (6  oyy.og  Geschwulst,  6  Xoyog  Lehre)  die 
Lehre  von  den  krankhaften  Geschwülsten. 

Onkotomie  (r^^rw  schneiden)  die  Operation  (Ex- 
stirpation)  von  Geschwülsten. 

Onomatomanie  (r6  dvo/^a  Namen,  ^  /navia  Wahn- 
sinn) ein  psychisches  Degenerationszeichen,  bestehend  in 
Anfällen  von  Angst,  Herzklopfen,  Atemnot,  Schweissausbmchen. 
die  sich  bis  zur  Bewusstlosigkeit  steigern  können,  beim  Anblick 
eines  dem  Individuum  neuen  Wortes  oder  eines  Buches. 

Onycliauxis  (o  ow^,  ovvxog  Nagel  =  unguis,  rj  av^ig 
Vermehrung,  v.  av^co)  Nagelhypertrophie. 

Onycliia  Entzündung  des  Nagelbettes,  wodurch  der 
Nagel  abgehoben  zu  werden  pflegt,  zuweilen  mit  Abszessbildung 
unter  dem  Nagel. 

0.  maüiriia  Nabelbettentzündung  mit  Bildung  schwammiger, 
rasch  zerfaUender  Granulationen,  Abhebung  und  Zerfall  des 
Nagels  unter  einer  äusserst  fötiden  Ulzeration,  aus  nicht  näher  be- 
kannter Ursache. 


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344        *  Onychogryposis 

0.  syphilitica  syphilitische  Erkrankung  der  Nägel, 
ist  entwed^  eine  0.  sicca,  wobei  die  Nägel  dünn,  gerifft  oder 
sehr  brüchig  werden,  so  dass  sie  absplittern  (Psoriasisunguium), 
oder  eine  Paronychia  syphilitica  (s.  d.). 

0.  lateralis  vd.  Paronychia. 

cf.  Onychomykosis. 

Onycho|s;rypo8i8  oder  Oiiychoicrypliosis  (yovmg 
krumm  ygvjiöco)  Curvatura  unguium,  krallenartige  Ver- 
bildung  der  Nägel,  oft  mit  Höcker-  und  Zapfenbildung  auf 
der  Rückenfläche,  auf  einem  hyperplastischen  Zustande  der  ge- 
samten Nagelmatrix  beruhend. 

cf.  Digitus  hippokraticus. 

Onycliomykosis  (o  fAvxrig  Filz)  Pilzkrankheit  der 
Nägel  (teils  Durchwucherung  mit  dem  Favuspilz  —  0.  favosa> 
Favus  unguiiun,  teils  mit  dem  Pilz  des  Herpes  tonsurans  — 
O.  trichophytina,  Herpes  tonsur.  unguium),  wobei  die  Nägel 
aufgelockert  und  verdickt  erscheinen,  eine  schmutziggelbe  Farbe 
imd  rissige,  abblätternde  Oberfläche  haben.  Bei  Favus  tritt  auch 
die  Skutulumform  auf,  d.  h.  die  Pilze  finden  sich  in  scharf  be- 
grenzten Anhäufungen  in  den  unteren  saftigen  Schichten  des 
Nagels,  gelblich  durchscheinend. 

cf.  Onychia. 

Oiiychosis  [Auspitz]  eine  Keratonose  mit  Anomalien 
der  Nagelbildung. 

Hyperonyehosis  (Vermehrung),  Anonycliosis  (Verminderung)^ 
Paronyehosis  (Nagelbildung  an  abnormer  Stelle). 

Onyx  [=  Unguis],  „Nagel",  Eitersenkung  zwischen  den 
Lamellen  der  Kornea  aus  einem  höher  befindlichen  Abszess  oder 
Geschwür  nach  abwärts,  so  benannt  von  der  Ähnlichkeit  mit  der 
Lunula  der  Nägel. 

cf.  Hypopyon. 

Onyxis  i.  q.  Onychia. 

Oophorektomie  ((poq?6gog  eiertragend,  t6  c^V  Ei, 
Ovum,  avyov  (von  avis)  Vogelei,  q)eQ(o  tragen,  sxxEfjivoi  aus- 
schneiden) i.  q.  Ovariotomie, 

Oophoro-Hysterektomia  partialis  obstetrieia 

PoRRO'sche  Methode  des  Kaiserschnittes  in  der  Entfernung 
des  Uterus  nach  dem  Kaiserschnitt  bestehend, 
cf.  Hysterektomie. 

Oophoritis  Entzündung  des  Eierstocks,  äusserst 
selten  primär,  meist  sekundär  bei  puerperalen  und  peritonealen 
Entzündungen  in  einer  parenchymatösen  (follikulären)  und 
einer  interstitiellen  Form,  welche  letztere  zur  Eiterung  führen 
kann,  vorkommend. 


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Ophthalmometer  345 

Oophoro-S^alpin|s:otoinie  die  operative  Entfernung  des 
Eierstocks  und  der  Tube  bei  schweren  Formen  von  Salpingitis. 

Operation  (opus,  opera  Arbeit,  operari)  grössere 
und  wichtigere  chirurgische  Verrichtung. 

Ophiasis  (^  oqpiaotg  schlangenartige  Glatze,  v.  odcpig 
Schlange)  vd.  Calvities. 

Ophthalmia  (6  6(p&aX^6g  Auge)  Augenentzündung 
im  allgemeinen. 

0...«roiLorrhoiea  s.  pyorrhoiea  Augentripper,  intensive, 
durch  Übertragung  des  Gonokokkus  verursachte  Entzündung  der 
Konjunktiva,  meist  auch  der  Kornea,  zuweilen  selbst  der  Iris. 

0.  ae^ptiaea  s.  militaris  s.  bclliea  s.  eontaiiriosa  eine  in 
der  französischen  Armee  während  des  ägyptischen  Feldzuges 
unter  Napoleon  in  den  letzten  Jahren  des  vorigen  Jahrhimderts 
aufgetretene,  zuweilen  noch  in  Kasernen,  Grefangenenanstalten, 
Waisenhäusern  etc.  endemisch  (epökisch)  vorkommende  kontagiöse 
Augenkrankheit,  die  sich  als  trachomatöse  oder  als  follikiüär- 
.blennorrhoische  Conjunctivitis  darstellt. 

0.  nenroparalytiea  eine  im  Gefolge  von  Anästhesie  des 
Trigeminus  bisweilen  auftretende  ulzeröse  Hornhautentzündimg, 
welche  sekundär  zu  einer  eiterigen  Entzündung  des  ganzen  Bulbus 
führen  kann. 

0.  migratoria  s.  syinpathica  vd.  Iritis  sympathica. 

0.  arthritiea  i.  q.  Glaukoma. 

0.  neonatornm  i.  q.  Blennon-hoea  neonatorum. 

Ophthalmoblennorrhoea  {x6  ßXewog  Schleim,  77  goy 
V.  geco  Fliessen)  vd.  Conjunctivitis  blennorrhoica. 

Ophthalmomalacia  (17  fiaXa^la  Erweichung)  s. 
Phthisis  bulbi  cssentialis  deutliche  Spannungsabnahme 
imd  ausgeprägte  Verkleinerung,  die  sich  imabhängig  von  einer 
Entzündung  an  einem  Augapfel  entwickelt,  wieder  vorübergeht 
oder  permanent  bleibt  und  mit  Sehstörungen  verbunden  ist.  Eine 
besondere  Form  ist  die  0.  intermittens,  wobei  die  Erweichung 
in  einzelnen  Anfällen  auftritt,  die  Stunden  oder  Tage  lang  dauern, 
um  dann  wieder  einer  normalen  Beschaffenheit  des  Bulbus  Platz 
zu  machen. 

Ophthalinolo|s:ie  (d  Xoyog  Wort,  Lehre)  eigentlich 
die  Lehre  vom  Auge,  gewöhnhch  aber  im  Sinne  von  Augen- 
heilkunde gebraucht. 

Ophthalmometer  (t6  fAhgcv  Mass)  von  Helmholtz 
erfundenes  Instrument  zur  genauen  Messung  der  verschiedenen 


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34G  Ophthalmophakometer 

bei  der  Akkommodation  beteiligten  Krümmungsflächen.  In  neuerer 
Zeit  wird  viel  das  jAVAL'sche  Ophthalmometer  benutzt, 
cf.  Optometer,  Horopter. 

Ophthalmophakometer  (o  tpaxog  Iiinse)  Instrument 

zur  McsHung  der  Krümmimgsradien  der  Linse. 

OphthalmopleKfia  (.tAi^ooco  schlagen)  A  ugenmu  skel- 
lähmung  (Lähmung  der  äussern  und  innem  Augenmuskeln). 
Entweder  als  0.  totalis  oder  O.  partialis  auftretend.  Ihre  Ursache 
sind  Erkrankungen  der  Kerne  des  III.,  IV.  u.  VI.  Gehimnerven 
(Hämorrhagien,  Erweichungen,  pathologische  Neubildtmgen,  akute 
Entzündung  —  Polioencephalitis  superior  [Werxickje] ). 

Zu  unterscheiden: 

0.  aeuta,  akute  nukleare  Paralyse.  Plötzliche  Liäh- 
mung  aller  Augenmuskeln  durch  Hämorrhagie  in  die  Kerne. 

0.  ehroniea,  chronische  nukleare  Paralyse.  Hierher 
gehören:  die  isolirte  Lähmung  der  Reflextätigkeit  der  Iris,  der 
Oiliarmuskeln,  die  Lähmung  5ler  äusseren  Augenmuskeln:  pro- 
gressive Ophthalmoplegia  [v.  Gräfe]  s.  Ophthalmo- 
plegia  externa  (Hutchinson]  und  die  Lähmung  aUer  inneren 
Augonmuskeln :  Ophthalmoplegia  interna  [Hutchinson]. 
welche  meist  syphilitischer  Natur  ist  und  auf  einer  Affektion  des 
Ganglion  ciliare,  die  sich  in  Iridoplegie  und  Akkonimo- 
<lation8paralyse  äussert,  beruht. 

Ophthalmoslcopie  {aHOJtetv  besichtigen)  die  Kunst, 
das  lunei-o  und  den  Hintergrund  des  Auges  am  Lebenden  durch 
die  Pupille  hindurch  zu  beleuchten  und  zu  besichtigen. 

Ophthalmoskop  der  Augenspiegel. 

Ophthalmostat  (laTrjjLii  stellen)  Instrument,  womit 
der  Augapfel  in  einer  gewissen  Stellung  ruhig  erhalten  (fixirt) 
wiixl. 

Ophthalmotonometrie  (6  jovog  Spannung)  Messung 
dc^  intiiiokulawn  Dniekes,  meist  als  digitale  Tonometrie  oder  mit 
I  nstrumenten  (Ophthalmotonometer). 

tlpiophai^ie   (Opium,   witov,  Mohnsaft,   o^-rdg   Saft 

[HunH>KRATKS  und  DiOSKORIDES]  =  ^f}Xu>vtov,  Laudanum,  qrayetr 
essen)    das    gewohnheitsmässige    missbräuchhche    Einnehmen 
grosser  Dosen  von  Opium. 
et\  Morphinismus,  Narkomanie. 

tipisthophalakrosis  (a.-nadrv  hinten,  ij  ^o/cbf^oMMc 
das  iLahlweraen,  v.  qt^tiik  u.  äxgog  d.  i.  sehr  glänzend) 
8vnouvm  von  Alo^^ecia  mit  LokaÜsation  des  Leidens  auf  den 
itiutorkopf, 

Oplstli^tomvs  (,ttTio)9rr  hinten,  6  jortK  Spannung) 


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Orchitis  347 

Oppressio  (lat)  die  Beklemmung. 

0.  pectoris  Brustbeklemmung. 

cf.  Depression,  Dysthymie,  Angina  pectoris,  Incubus. 

Optometer  (ojvtco  ungebr.  Thema  zu  dgdco  sehen;  to 
/Lihgov  Mass)  Instrument  zur  Bestinunung  des  Fempimkt- 
abstandes,  d.  h.  derjenigen  Distanz,  bis  zu  welcher  ein  deut- 
liches Sehen  (z.  B.  mittelgrosser  Druckschrift  —  Jäger  Nr.  16^ 
möglich  ist. 

Optodynamometer  ein  Optometer,  welches  zur  Be- 
.stimmung  des  Nahpunktes  dient  und  somit  die  Energie  des  Mus- 
cularis  ciliaris  misst. 

cf.  Ophthalmometer. 

Orclieotoinie  (o  oqxis,  -log  und  ecog  Hode,  rs^ivco 
schneiden)  i.  q.  Castratio. 

Orehiali^ie  (to  ä?.Yog  Schmerz)  die  Neuralgie  des 
Hodens. 

Orehichorie  (6  xogog  Tanz)  „Hodentanz"  nennt  Löwer 
^as  stetige  Auf-  und  Absteigen  eines  oder  beider  Hoden  im  Hoden- 
sack, welches  als  pathognomonisches  Zeichen  bei  manchen  Ona- 
nisten  vorkommen  soll. 

Orcliidoinenin|s:itis  {n  Mviy^  Haut)  i.  q.  Hydrocele 
testis. 

Orchidopexie  {rj  mj^ig  Festmachen  v.  jn^ywfÄi)  Fixation 
•des  ektopirten  Hodens  am  Skrotum  oder  des  aus  seinen  Ver- 
wachsungen gelösten  Samenstranges  an  die  Pfeiler  des  Leisten- 
kanals durch  Naht. 

Orcliitis  s.  Testitis  Entzündung  des  eigentlichen 
Hoden. 

0.  aeuta.  Man  kann  eine  O.  a.  traumatica,  urethralis 
imd  metastatica  unterscheiden,  deren  Ätiologie  dieselbe  wie  bei 
-den  entsprechenden  Formen  der  Epididymitis  ist.  Die  metas- 
tatische Form  ist  am  häufigsten  hn  Parotitis,  resp.  beide  sind  von 
-der  gleichen  epidemischen  Ursache  hervorgerufen.  Bei  der  ui-e- 
thralen  Form  kann  der  Nebenhoden  trotz  Durchleitung  von  der 
Entzündung  frei  bleiben. 

Die  bindegewebige  Zwischensubstanz  zwischen  den  Samen- 
kanälchen,  sowie  deren  Wandung  infiltrirt  sich  stark  mit  Wander- 
zellen, während  die  Samenzellen  im  Lumen  der  trüben  Schwellung 
und  fettigen  Entartung  verfallen. 

0.  ehroniea 

a)  circumscripta,  Hodenabszess,  chronischer  Er- 
weichungsherd, 

b)  diffusa  bildet  gleichmässige  grosse  ovale  Tumoren. 
Wesentlich  ist  eine  Bindegewebshyperplasie  der  Septa,  gewöhnhch 


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348  Orchocele 

mit  zystischer  Entartung  der  Samenkanälchen.  Meist  wird  anch 
der  Nebenhoden  mit  in  den  Prozess  hineingezogen. 

0.  caseosa  s.  tuberenlosa  {vd,  Epididymitis  caseosa,  welche 
gewöhnlich  vorausgeht).  Der  Tuberkel  erscheint  im  Hoden  zu- 
weilen miliar,  häufiger  in  einzelnen  grösseren  festen  Knoten,  in 
deren  Mitte  man  zerfallene  käsige  Masse  findet. 

0.  syphilitiea  s.  prnmmosa  spezifische  Gmumenbildung  im 

Hoden  neben  diffusen  derben  Binoegewebswucherungen  im  inter- 

stiellen  Gewebe.    Der  Verlauf  ist  sehr  chronisch,  schmerzlos. 

cf.  Sarkocele. 

Orchocele,  Orchiocele  (17  xijXii  Bruch,  Gesehwiüst) 

die  Hodengeschwulst. 

Orsanozoen  (t6  opyavov  Werkzeug,  v.  egyco,  t6  ^tpov 
Tier)  nennt  Virchow  diejenigen  Entozoen,  welche  im 
Innern  der  Organe  selbst  vorkommen  (Trichinen,  Eichino- 
kokken  und  Zystizerken). 

cf.  Entozoen. 

Ors^asmus  (ogydco  von  Säften  strotzen,  ogyi],  Sgyidco) 
i.  q.  Hyperaemia  activa. 

Orrodermatosis,  Orrodermitis  (o  cgog  Molken, 
also  der  wässerige  Teil  (Serum)  der  Milch,  to  dsQfxa  Haut)  vd. 
Serodermatosen. 

Orthopädie  {6g^6g  gerade,  17  naidela  Erziehung,  von 

.Tor?)  die  geradrichtende  Behandlung,  methodische  Behand- 
lung von  Verkrümmungen  des  Eückgrates  und  der  Glieder,  haupt- 
sächhch  während  der  Wachstumsperiode. 

Orthopnoe  (1?  nvori  Schnaufen)  höchster  Grad  deJ* 
Dyspnoe,  wobei  die  Kranken  sich  aufrichten  imd  mit  den 
Händen  an  Gegenständen  feststützen,  mn  die  Pectorales  als 
Hilfsmuskeln  zur  Erweiterung  des  Thorax  benutzen  zu  können. 

Orthotonas    (o    xovog    Spannung,    Streckung)    vd. 

Tetanus. 

Oscedo  (von  oscire  =  oscitare)  das  Gähnen. 

Oscheoeele  (ro  öo^eov  Hoden,  ^  xriXri  Bruch)  i.  q. 
Hemia  scrotalis. 

Oscitatio  (Gähnen  v.  ös  Mund,  os-cus  gähnend, 
oscare  oscitare)  i.  q.  Chasmus. 

Os  leporinum  vd.  Labiiun  leporiniun. 

Osmidrosis  (>?  oo/uij  Geruch,  v.  otw  riechen,  6  iögcog 
Schweiss)  Schweiss  von  besonderem  Geruch,  im  all- 
gemeinen so  viel  als  Bromidrosis. 


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Osteomalacia  349 

Ossa  IVormiana  (os  =  Sarsov  Knochen)  Zwick  el- 
beine (zwischen  den  Schädelnähten). 

Ossilicatio  (os  und  faciö)  Verknöcherung. 
Über    die    pathologische  0.    vd.   Ostitis    ossificans,    Osteom, 
Exostose,  Parostose,  Cälus  (Myositis  und  Pachymeningitis  ossif.). 
cf.  Petrificatio. 

Osteoarthritis  (ro  öoreov  Knochen,  t6  äg^gov  Gelenk) 
Oelenkentzündung  mit  Beteiligung  der  Knochen. 

Osteoartliropatliie  (ro  jzd^og  Jjeiden)  gleichzeitige 
Erkrankung  des  Oelenks  und  der  Knochen. 

Osteocliondritis  (6  xovdgog  Knorpel)  Knochen-  und 
Knorpelentzündung. 

Osteochondrom  s.  Osteoidchondrom  eine  Misch- 
geschwulst aus  der  Gruppe  der  Bindesubstanzgeschwülste  mit 
Entwicklung  von  Knorpel-  und  Knochengewebe. 

cf.  Enchondroma. 

Osteoklasie  (17  xXdoic:  v.  xXaco  zerbrechen)  das  ^e- 
^altsame  Brechen  der  Knochen  bei  Difformitäten  der- 
selben, krummgeheilten  Frakturen  (am  besten  nach  Ausschneidung 
-eines  Keils,  wodurch  der  Osteoklast  —  Dysmorphosteopalin- 
klastes  (s.  d.)  — ,  eine  besondere  Maschine  zur  gewaltsamen 
Brechung,  überflüssig  gemacht  werden  kann). 

cf.  brisemeDt  forc^. 

Osteoma,    Osteoid     (Stamm    eXdco     ähnlich    sein) 

knöcherne  Geschwülste,  die  durchweg  aus  Knochengewebe 
bestehen  und  von  teilweise  verknöcherten  Greschwülsten,  sowie 
von  nicht  knöchernen  Geschwülsten  am  Knochensystem  zu  unter- 
ischeiden  sind,  welche  allerdings  sehr  leicht  verknöchern  (wie  das 
•Osteosarkom  u.  a.). 

Die  Osteome  sind  meist  hyperplastischer  Natur,  vd.  Osteo- 
phyt  und  Exostosis.  Nach  ihrem  Bau  unterscheidet  man  harte 
Formen  (O.  durum  s.  eburneum)  und  weichere  spongiöse  Formen 
(O.  spongiosum  s.  medulläre). 

cf.  Ossificatio. 

Osteomalacia  {fjiaXaxdg  weich)  Knochenerweichung, 
■eine  nur  bei  Erwachsenen  vorkommende  chronische  Krankheit, 
welche  zu  einer  allmählich  über  das  ganze  Skelett  sich  aus- 
breitenden Entkalkung  der  Knochen  (Halisterese  —  s.  d.)  und 
infolge  davon  zur  Erweichung  und  abnormen  Biegsamkeit  der- 
selben führt,  wodurch  Verkrümmungen  der  Glieder,  des  Eumpfes 
und  Beckens  zu  stände  kommen.  .£in  häufigsten  entsteht  sie  bei 
Frauen  nach  einem  Wochenbett:  das  Wesen  der  Krankheit  ist 
ambekannt. 


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350  Osteomyelitis 

0.  eareinomatosa  diffuse  krebsige  Infiltratioii  des  Mark- 
gewebes, eine  seltene  Krankheit,  bei  welcher  es  zu  ähnlichen 
Verunstaltungen  des  Skelettes  konunt  wie  bei  der  einfachen  O. 

cf.  Rhachitis,  Osteoporose,  Osteopsathyrose. 

Osteomyelitis  (o  /nveXos  Mark)  Entzündung  des 
Knochens  und  Knochenmarks,  richtiger  eigenthch  nur 
Knochenmarksentzündung,  da  die  Beteiligung  des  eigentlichen 
Knochengewebes  wahrscheinlich  nur  eine  passive  ist,  vd.  Ostitis. 
Die  O.  kommt  nie  ohne  gleichzeitige  oder  sekundäre  Periostitis  vor. 

Man  kann  unterscheiden  eine  zirkumskripte  und  dif- 
fuse, akute  imd  chronische  Form  (vd,  Ostitis  fungosa), 
ferner : 

0.  tranmatiea  nach  Kontusionen,  komplizirten  Frakturen  etc. 
ist  in  zirkumskripter  Form  eine  unbedeutende,  ja  zur  Heilung 
von  Verwundungen  notwendige,  in  diffuser  eine  sehr  gefähr- 
liche Komphkation  (in  letzterer  überhaupt  selten  und  dann  wahr- 
scheinhch  mit  der  folgenden  infektiösen  Form  identisch). 

0.  diffusa  spontanea  die  primäre  infektiöse  Knochen- 
marks- und  Knochenhautentzündung  [nach  Lücke],. 
pseudorheumatische  Knochen-  und  Gelenkentzündung 
des  Jünglingsalters  [nach  Roser],  Panostitis  [nach 
Waldeyer],  Periostitis  maligna  [nach  Volkmann],  Kno^ 
chentyphus  n.  A.  —  bösartige,  nur  bis  zur  Zeit  des  vollendeten 
Skelettwachstmns  vorkommende,  den  akuten  Infektionskrankheiten 
sich  anreihende  und  mit  typhösen  Allgemeinerscheinungen  ver- 
laufende eiterige  Entzündung  des  Knochenmarks  und  des  Periosts- 
(bald  das  eine,  bald  das  andere  primär),  welche  häufig  zu  Ne- 
krosen und  Ablösung  der  betreffenden  Epiphyse  oder  Diaphyse,. 
sekundären  Phlegmonen,  Gelenkentzündungen,  Eitermetastasen 
imd  zuweilen  zu  Fettembohe  der  Limgen  füfi-t.  Die  Ursache  der 
infektiösen  0.  bildet  höchstwahrscheinhch  ein  bakterielles  Gift, 
ein  Mikrokokkus,  welchen  Becker  aus  osteomyehtischem  Eiter 
gewonnen  hat,  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  Staphylokokkus, 
pyogenes  aureus  (s.  d.). 

cf.  Ostitis  interna  suppur.  circumscr. 

Konehiolin-0.  {concha,  6  xoyxtj  Muschel)  die  meist  mul- 
tiple Knochenentzündung  der  Perlmutterdrechsler.. 
Die  Hypothese  von  Gussenbatjer  (Archiv  für  klinische  Chirurgie 
von  Langenbeck  XVIII)  über  deren  Entstehung  ist  folgende: 
Das  Konchiohn,  die  unlösliche  organische  Substanz  des  Perl- 
mutterstaubes, wird  durch  die  Atmung  ins  Lungengewebe 
und  weiter  in  den  Kreislauf  aufgenommen  sammelt  sich,, 
wegen  Verlangsamung  des  Blutstromes  daselbst,  in  den  Mark- 
kapillaren der  Knochen  an  und  führt  so  zu  Infarkten,  welche 
eine  O.  zur  Folge  haben,  die  per  contiguitatem  zu  Ostitis,  Peri- 
ostitis und  Gelenkentzündung  führt. 

cf.  Spina  ventosa. 


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Ostitis  351 

Osteopltlebitis  (9J  ydetp  Ader)  Entzündung  der  Venen 
in  der  Diploe  des  Schädels,  zu  Thrombose  u.  gewöhnlich  Eiteiimg 
führend. 

Osteopltyton  (ro  (pvzov  Gewächs,  v.  q)vco  wachsen) 
die  bei  entzündhchen  Prozessen  am  Knochen  aufgelagerte  lockere 
junge  Knochenmasse  (Exostosis  spongiosa  —  s.  d.),  das- 
dem  Callus  ähnliche  Produkt  einer  entzündBchen  Periostreizimg. 
O.  puerperale  Bildung  tafelförmiger  Knochenplatten  an  der 
Innenfläche  des  Schädeldaches  bei  Schwangeren  infolge  anhal- 
tender Kongestion  nach  dem  Kopfe. 

cf.  Pachymeningitis. 

Osteoplastik  {jiXdoo(o  bilden,  formen)  Anheilung  ab- 
getrennter  Teile,  Transplantation  und  Einheilimg  toter  (eUen- 
beinemer)  und  lebender  Fremdkörper  als  Ersatzstücke  bei  Be- 
handlung von  Knochendefekten  und  Frakturen. 

cf.  Arthroplastik. 

Osteoporose  {6  jtogog  Öftnung,  Pore,  v.  jisigco  durch- 
bohren) Schwund  der  harten  Knochensubstanz  und  Zunahme 
der  Markräume,  teils  als  senile,  teils  als  entzündliche  Ver- 
änderung (Ostitis  rareficans). 

cf.  Osteomalacie,  Anostose. 

Osteopsatltyrosis  (yfa&vgooy  V.  rpa^vQog  zerbrechlich, 
V.  \pd(o  zerreiben)  Knochenbrüchigkeit.  Ausser  der  durch 
Ehachitis,  Osteomalacie  und  senile  Knochenatrophie  (Osteoporose) 
bedingten  kommt  noch  eine  idiopathische  O.  vor,  welche  al& 
angeborener,  oder  später,  ohne  nachweisbare  Ursache  er- 
worbener Zustand  auftritt,  dessen  Wesen  dunkel  ist. 

Osteosarkoma    Mischgeschwulst    mit    Entwicklung 
von  Knochen-  und  Sarkomgewebe, 
cf.  Osteoma. 

Osteosklerose  {oxXrjQog  hart)  vd.  Ostitis  ossificans. 

Osteotomie  {rsfivto  schneiden)  die  Ausschneidung 
oder  Ausmeisselung  von  Knochenstücken,  z.  B.  zum 
Zweck  der  Geradestellung,  zm-  Erleichterung  der  Osteoklasie,  zur 
Vereinigimg  von  Pseudarthrosen,  zur  Extraktion  von  Sequestern 
etc.  Osteotom  [von  Heine]  ein  eigens  zur  O.  dienendes  Instru- 
ment mit  Kettensäge. 

Ostitis  Knochenentzündung  (der  Knochen  als  Organ,, 
vom  kompakten  Knochengewebe  abgesehen,  welches  einer  Ent- 
zündimg nicht  fähig  ist)  ein  der  interstitiellen  Entzündung  im 
allgemeinen  analoger,  doch  mehr  durch  Bindegewebswucherung 
als  durch  Eiterbildung  ausgezeichneter  Vorgang,  betrifft  das- 
Gewebe  der  Markräume  und  HAVERS'schen  Kanälchen,  während 
die  eigentliche  kompakte  Knochensubstanz    bald   eine  Auflösung 


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3o2  OstitiB 

erleidet,  rarefizirt  wird,  bald  eine  ÄDbildnng.  Veididitniif  er- 
fahrt Von  den  destroktiven  (kariösen^  Formen  änd  die  mehr 
ziricumskripten,  tniiimati«chen  oder  der  Beg«iamtkn  dienenden 
EntzfindtmgHformen  zu  unterscheiden,  welche  t<»i  kanfer  Dauer 
rind  und  mit  erneuerter  Ossifikation  und  HeQung  absdilieaaen. 
Histologisch  besteht  zwischen  beiden  Formen  kein  Unteiscfaied. 

0«  fmngofuk  8.  esmosa  s.  rarefieans  s.  ■alaeissiBS  &  gr»- 
nalofui  fntema  s.  Myelitis  hyperpiastiea  gnuuüMa  [Hfeter] 
kann  als  einfache  entzfindliche  Maiinrucherung  mit  Efnedmad- 
zung  der  kompakten  Bubstanz  erscheinen,  wanad  neue  Qaä- 
fikation  und  Heilung  erfolgt  (s.  o.),  oder  als  fcMtschrdt^ide 
destruktive  chronische  Entzündung:  Knochenfrass,  O.  carnosa, 
Oaries  ossium  (s.  d.j.  Diese  ist  eine  durch  entzündliche 
Beizung  hervorgerufene  Steigerung  und  Beschleunigung  des 
physiologischen  Vorgangs  der  Markhöhlenerweiterung;  die  Zellen 
des  Fettmarks  teilen  sich,  die  Oberflache  des  Markparenchym^ 
bedeckt  sich  mit  fungösen  Granulationen,  welche  sich  auf  Koeten 
<ier  kompakten  Bubstanz  nach  allen  Seiten  hin  vorschieben,  den 
Knochen  (und  auch  benachbarte  Knorpel  —  rd.  Arthiokace) 
durchwachsen,  um  schliesslich,  an  die  Oberflache  gelangt,  sich  als 
pilzförmige  schwammige  Wucherungen  auszubreiten,  so  dass  der 
KnocheD  in  grosser  Ausdehnung  als  fleischahnliche  Masse  er- 
scheint. Pathologisch  treten  hierbei  die  sogenannten  HowsHip'schen 
Lakunen  auf,  eine  Anzahl  flacher  Bogen  oder  tieferer  halbkreis- 
förmiger Ausschnitte  am  Besorptionsrande  der  Knochensubstanz. 
Diesen  lakimären  Aushöhlungen  anliegend  findet  man  im  Gra- 
nulationsgewebe häufig  die  sogenannten  Osteoklasten,  Td. 
Myeloplaxen.    [Nach  Bindfleisch,  Path.  Gewebelehre.] 

0.  superllelalls  s.  Carle»  Simplex  torpides  oberfläch- 
liches Knochengeschwür,  ulzeröse  Usur,  gewöhnlich 
mit  Molekulamekrose ,  d.  i.  Ablösung  kleinster  Fragmente  des 
Knochengebälks,  am  häufigsten  in  Zusammenhang  mit  chroni- 
8cher  Periostitis. 

0.  OHSifieans  s.  osteoplastiea  sklerosirende  Knochen- 
entzündung,  Osteosklerose.  Diese  Form  zeichnet  sich  aus 
durch  übermässige  Absetzung  neuer  Knochenlamellen  an  der 
inneren  Fläche  der  Markräume  und  Verkleinerung  der  letzteren 
bis  auf  das  Limien  der  Kapillargefässe,  wodurch  eine  sehr  kom- 
pakte harte  Knochensubstanz  entsteht,  so  dass  der  Vorgang  auch 
als  Eburneatio  ossium  oder  als  diffuse  Knochenhypertrophie 
bezeichnet  wird.  Dieser  Vorgang  findet  zirkimiskript  bei  der 
ßchliesslichen  Frakturheilung  statt. 

cf.  Exostosis  eburnea,  Hyperostose. 

0.  interna  suppurativa  eireumseripta  Knochenabszess, 
meist  als  zirkumstripte  primäre  Osteomyelitis  beginnend,  mit 
Eiterbildung  und  Auflösimg  der  benachbarten  Knochensubstanz 
wie  bei  der  diffusen  fungösen  O. 


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Otitis  35S 

0.  caseosa  (scrofulosa  et  tuberculosa)  chronische  O. 
mit  Verkäsung  der  entzündlichen  Neubildung,  hauptsächlich  in 
spongiösen  Knochen,  Wirbelkörpem ,  den  Epiphysen  der  Eöhren- 
laiochen  und  im  Calcaneus  vorkonamend  bei  Tuberkulosen  und 
Skrofulösen. 

0.  mercurialis  kommt  nur  an  den  Kiefern  infolge  ulzeröser, 
mit  Quecksilbersalivationsgeschwüren  zusammenhängender  Ent- 
zündungen des  Periostes  vor,  welche  auf  das  Knochengewebe 
übergreifen  und  zu  Nekrose  führen  können. 

0.  syphilitiea  s.  gummosa  ausser  der  gleichnamigen  Perio- 
stitis, welche  sekimdär  den  Kiiochen  zerstört,  gibt  es  auch  eine 
von  den  Markräumen  und  Gefässkanälen  ausgehende  Entwicklung 
von  Gummageschwülsten  mit  Auflösung  der  Knochensubstanz, 
wodurch  besonders  an  den  Schädelknochen  grosse  Zerstörungen 
entstehen  können. 

cf.  üsteomyelitia. 

Otalffi^  (ro  ovg,  ojTog  Ohr,  To  ä?.y<K  Schmerz)  der 
Ohrenschmerz. 

Otaplton  (äjttco  anhaften)  Ohrklemme,  aus  einer 
silbernen,  der  hinteren  Seite  der  Ohrmuschel  angepassten,  sich 
selbst  haltenden  Klenune  bestehend,  deren  Zweck  ist,  das  Ohr 
weiter  vom  Kopf  abstehend  zu  machen  und  so  das  Auffangen 
der  von  vom  konunenden  Schallwellen  zu  erleichtem  [v.  Tröltsch]. 

Othaematom  (c6  alfjia  Blut)  s.  Haematoma  auricnlare 

Ohrblutgeschwulst,  vorwiegend  bei  Geisteskranken  durch 
Quetschung  oder  spontan  entstehende  Blutergüsse  zwischen  Ohr- 
laiorpel  und  Perichondrium  im  oberen  Teil  der  Ohnnuschel  mit 
häufiger  sekundärer  Verunstaltung  derselben. 

Otiatrie  (17  laxgeia  Heilkunde)  die  Ohrenheilkunde. 

Otitis  Entzündung  des  Gehörorgans. 

0.  externa  Entzündung  der  den  äusseren  Gehörgang  aus- 
kleidenden Haut  mit  serös-eiteriger  Sekretion,  selbständig 
oder  auf  mannigfache  Reize,  sekundär  bei  anderen  Krankheiten, 
besonders  akuten  Exanthemen,  in  einer  akuten  oder  chro- 
nischen Form  auftretend,  häufig  das  Trommelfell  beteiligend 
oder  zu  sekundärer  Periostitis  des  knöchemen  Gehörganges, 
Caries  des  Felsenbeins  etc.  führend. 

O.  ext.  phlegmonosa  nur  im  vorderen  knoi-peligen  Teil 
des  Gehörgangs  vorkommende  phlegmonöse  Entzündung  mit 
Abszessbildung,  Öfters  mit  Furunkeln  zusammenhängend. 

0.  interna  s.  media  Ohrenkatarrh,  Schleimhautentzün- 
dung des  Mittelohres  (Paukenhöhle  und  Tuben). 

Roth 's  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  23 


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354  Otomykosis 

O.  i.  catarrhalis  acuta  der  einfache  akute  OhrenkataiTh 
mit  vorwiegend  schleimiger  Sekretion. 

O.  i.  catarrh.  chronica  (sicca  et  humid a)  der  einfache 
chronische  Ohrenkatarrh,  das  häufigste  Ohrenleiden. 

O.  i.  suppurativa  acuta  et  chronica  mit  vorwiegend 
eiteriger  Sekretion. 

Eine  besondere  Fonn  der  O.  med.  pur.  ist  die  Otitis  media 
purulenta  tuberculosa,  die  sich  durch  ihren  schmerzlosen 
Verlauf  in  Verbindung  mit  rasch  fortschreitender  Zerstörung  des 
Trommelfells  charakterisirt.  Im  Sekret  der  O.  m.  tuberculosa 
sind  Tuberkelbacillen  gefunden  worden. 

0.  intima  s.  labyrinfhiea  entzündliche  Affektion  des  inneren 
Ohrs,  des  häutigen  Labyrinths,  und  überhaupt  krankhafte  Vor- 
gänge jenseits  der  Paukenhöhle  „nervöse  Schwerhörigkeit". 

cf.  Myringitis,  Otorrhoe. 

Otomykosis  (6  fxvxr^g  Pilz)  eine  Form  der  Otitis  ex- 
terna, die  mit  Pilzwucherungen  im  äusseren  Gehörgang  einhergeht. 

Otopiesis  {meLw  drücken,  pressen)  Hörstörung, 
welche  bei  Tubenverschluss  und  Luftleere  der  Paukenhöhle,  bezw. 
bei  Labyrinth-Überdruck  entsteht. 

Otorrltoe  {tj  gori,  v.  gioi  fliessen)  seröser  (mehr  akuter) 
oder  gewöhnlich  mehr  eiteriger  chronischer  Ohrenfluss,  ein 
Symptom  verschiedenartiger  Ohrenaffektionen  (Otitis  externa  und 
interna  —  mit  Perforation  des  Trommelfells  —  Myringitis,  Caries 
des  Felsenbeins). 

Otoskop  (ap^ojTFö)  besichtigen,  untersuchen)  Instru- 
ment zur  Auskultation  des  Ohres,  besteht  aus  einem 
Gummischlauch  mit  zwei  konischen  Ansätzen,  wovon  der  eine  in 
den  Gehörgang  des  Patienten,  der  andere  in  den  des  Unter- 
suchenden gebracht  wird,  um  den  letzteren  das  Eindringen  von 
Luft  in  die  Trommelhöhle  beim  Katheterisiren  der  Tuba,  oder 
andere  entotische  Greräusche  vernehmen  zu  lassen. 

OTarialg^ie,  Ovarialnenrals^ie  oderO^arie  {ova- 
rium  Eierstock,  to  äkyog  Schmerz)  neuralgische  vom 
Eierstock  ausgehende  Schmerzen  in  der  Kegio  hypogastrica, 
zuweüen  als  hysterisches  Symptom. 

cf.  Kolica  menstrualis  et  scortorum. 

Ovariocele  {rj  xrjXri  Bruch)  Hernie  mit  einem  Eier- 
stock als  Inhalt. 

O.  vaginalis  Ausstülpung  der  hinteren  Wand  der  Scheide 
mit  Prolaps  der  letzteren  durch  ein  langgestieltes,  vergrössertes. 
(anfangs  nicht  über  hühnereigrosses)  Ovarium. 

cf.  Hemia  ovarii  inguin.,  crural.,  abdominal.,  foraminis  ovalis. 


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Ozaena  355 

Ovariocentese  {xevtsoy  durchstechen)  s.  Paraeen- 
tesis  ovarii  Punktion  der  Ovarienzysten. 

Ovario-Iipilepsie  durch  Erkrankungen  der  Eierstocke, 
Dysmenorrhoe  u.  s.  w.  bedingte  reflektorische  zui*  Zeit  der  Men- 
struation eintretende  Epilepsie. 

cf.  Epilepsie. 

Ovariomanie  Psychose  im  Gefolge  von  Eierstocksleiden. 

Ovariotomie  {reiuvco  schneiden)  Exstirpation  des 
zu  einem  Tumor  entarteten  Ovarium  nach  vorhergehender  La- 
parotomie, seltener  von  der  Scheide  aus  (O.  vaginalis). 

Ovula  Habothi,  ,,NABOTH'sche  Eier^S  ^^^  angeschwollenen, 
halbkugelig  hervorgewölbten  Schleimfollikel  der  Schleimhaut 
des  Zervikalkanals  und  des  Orifiziums  des  Uterus  bei  chronischer 
Endometritis. 

Oxalnrie  (Oxal-  oder  Kleesäure,  welche  vorzugs- 
weise im  Sauerklee  enthalten  ist;  97  o^ai<V  Sauerampfer, 
V.  o^vg  sauer,  eigen tl.  spitzig,  r6  ovgov  Urin)  Gehalt  des 
Urins  und  der  Sedimente  an  Oxalsäure,  resp.  oxalsaurem 
Kalk,  welcher  die  maulbeerförmigen  Blasensteine  bildet. 

Oxyästltesie  =  Hyperästhesie. 

Oxycephalns  vd.  Brachycephalus. 

Oxyekoia  (S^vg  scharf,  dxov(o  hören)  i.  q.  Hyperakusis. 

Oxynris  Termicnlaris  (17  ovgd  Schwanz  -—  das 
grössere  Weibchen  hat  einen  pfriemenartig  zuge- 
spitzten Schwanz)  der  Pfriemenschwanz,  Spring-  oder 
Madenwurm,  ein  sehr  kleiner  weisser  Rund  wurm,  der  haupt- 
sächlich im  Cöcum  des  Menschen  lebt,  aber  nur  bei  seiner  An- 
wesenheit im  Eektum  lästige  Störungen  verursacht. 

cf.  Entozoen. 

Ozaena  (17  o^aiva  eigentl.  riechender  Meerpolyp, 
Nasenpolyp,  v.  o^co  riechen,  franz.  Punaisiej  von  la  pu- 
naise  die  Wanze,  punais,  putnais  stinkend,  von  puteo  Tity&oy) 
Stinknase,  jede  mit  einem  stinkenden  Ausfluss  verbundene 
Krankheit  der  Nase,  häufige  Erscheinung  bei  Coryza  (s.  d.)  xoqv^a 
Rotz,  Stumpfsinn,  neugr.  Wanze!)  dtronica,  bald  nur 
durch  faulendes  katarrhalisches  Sekret,  bald  durch  Zersetzung 
von  Geschwürsprodukten  bedingt  bei  0.  ulcerosa,  entweder 
scrofulosa  (oberflächlich)  oder  syphilitica  (tiefere  Ver- 
schwärungen  der  Schleimhaut  mit  sekundärer  Zerstörung  des 
Perichondriums,  der  Knorpel,  des  Periosts  und  der  Knochen,  wo- 
durch letztere  nekrotisch  werden). 

23^ 


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3ö6  Pachyblepharosis 

Pacliyblepharosis  (Ttaxv^  dick,  t6  ßUq>aoov  Augen- 
lid) i.  q.  Tylosis  ciliaris  (palpebralis). 

Pachycephalns  vd.  Brachvcephalus. 

Pachydermie  (t6  Segfia  Haut)  i.  q.  Elephantiasis 
Arabum. 

P.-ia  laryngis  diffusa  (Virchow)  Bezeichnung  für  eine 
eigenartige  EpithelwucheruDg,  die  sich  auf  die  ganze  Atädehnung 
beider  Stimmbänder,  bisweilen  auch  in  den  Interary-Raum 
erstreckt. 

Pachymeningitis  (ß  fifjvtr^  die  Haut)  Entzündung 
der  Dura  mater  cerebralis  und  spinalis. 

I.  Paehyineningitte  eerebralis. 

a)  P.  externa  (Syn,:  Periostitis  interna  cranii  —  da 
die  äusserste  Schicht  das  Periost  der  inneren  Schädelfläche  bildet 
— ,  Endocraniitis,  Peripachymeningitis  fast  immer 
sekundär  nach  Traumen  oder  Entzündimgen  in  der  Nachbarschaft 
(Caries),  selten  nach  Erysipel,  kommt  als  eitrige,  ossificirende 
und  gummös-syphilitische  Form  vor. 

cf.  Osteophyton  puerperale. 

b)  F.  interna:  eine  eitrige  und  eine  hämorrhagische  Form. 
a)  P.  interna  suppurativa    meist   mit   P.  externa  ver- 
bunden und  der  Leptomeningitis  suppurativa  analog. 

ß)  P.    interna     haemorrhagica,     Haematom     der 
Dura  mater,    meningeale  Blutgeschwulst,  be- 
steht  nach   Virchow   in   einer    hämorrhagischen  Ent- 
zündung der  Dura  mater  mit  Bildung  einer  feinen  mit 
Gefässen  versehenen  Membran,  nach  Hugenix  in  einer 
primären  Hämorrhagie. 
Das  Leiden  ist  ebenso  oft  doppelseitig   wie  einseitig  (in  letz- 
terem Fall  apoplektische  Erscheinungen)    entsteht  entweder  akut 
durch  ein  Trauma  oder  chronisch  im  Anschluss  an  progi-essive 
Paralyse  oder   chronischen   Alkoholismus   und   führt   fast    immer 
zum  Tode. 

II.  Paehymcningitis  spinalis. 

a)  F.  spinalis  externa  auch  Meningitis  spinalis  ex- 
terna, Peripachymeningitis — ,  Perimeningitis  spinalis 
genannt,  Entzündung  der  Aussenfläche  der  Dura  und 
des  Bindegewebes  zwischen  der  Membran  und  dem 
Knochen,  in  welches  die  nervösen  Plexus  eingebettet  sind,  analog 
zur  cerebralen  Form. 

b)  P.  spinalis  interna. 

a)  P.  sp.  int.  acuta  fast  immer  an  der  Pia  oder  Arach- 
noidea  beginnend  und  daher  Leptomeningitis  ge- 
nannt vd.  Meningitis. 


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Falpation  357 

ß)  P.  s^pin.  int.  chronica   kommt   auch   auf    die  Dura 
allein    beschränkt   vor,   ist   aber    gewöhnhch   mit  Ent- 
zündung der  Pia  und  Arachnoidea  kombinirt. 
Sie  hat  häufig   eine  beschränkte  Ausdehnung  und  fühi*t   zur 
Bildung  von  grossen  Mengen  neuen  Gewebes,  daher  von  Charcot 
und  JoFFROY  Pach.  int.  hypertrophica  genannt. 

Eine  besondere  Form  der  letzteren  ist: 

P.  cerviealis  hypertrophiea  durch  auf  den  Halsteil  des 
Rückenmarkes  beschränkte  Bindegewebshyperplasien  der  Dura 
mater  bedingt,  die  unter  Schmerzen  am  Hinterkopf,  Halse,  in 
den  Schultern  und  Armen  zu  einer  Parese  der  obem  Extremitäten 
mit  Muskelatrophie  im  Grebiet  aller  Armnerven  abgesehen  vom 
Nervus  radialis  führt,  wodurch  eine  kontinuirliche  Hyperextension 
entsteht.  In  seltenen  Fällen  findet  sich  der  gleiche  Prozess  an 
der  Lendenanschwellung. 

Pfidarthrokace  (o  u.  ?'  jtaTg,  jtaiSög  Kind)  vd.  Arthrokace. 

Pädatropltie  {vd.  Atrophie)  i.  q.  Tabes  mesaraica  in- 
fantum. 

Päderastie  (o  :jaTg  Knabe,  6  egaor/ic  Liebhaber,  egdco) 
der  geschlechtliche  Missbrauch  von  Knaben  durch  die 
Inunissio  penis  in  anum.    P.  kommt  übrigens  auch  mit  Weibern  vor. 

Pädiatrie  (?}  largeia  Heilkunde)  Kinderheilkunde. 

Palatoplastilc  {^ulätum  Gaumen,  ji)Aooo>  bilden) 
i.  q.  Uranoplastik. 

Palatoschisis    {oxl^(o    spalten)     s.    Palatum    fissiim 

i.  q.  Uranoschisma. 

Pali  ssaden wurm  (frz.  y,pdlus  Pfahl)  i.  q.  Strongylus  gigas. 

Palliativa  (palUativus  umhüllend,  bemäntelnd, 
Pallium  Mantel),  ftc.  remedia,  ungefähr  so  viel  als  symp- 
tomatische Mittel,  d.  i.  Mittel,  welche  nur  gegen  besondere 
Krankheitserscheinungen,  nicht  gegen  die  Krankheit  selbst  ge- 
richtet sind. 

cf.  Indicatio. 

Palmospasmns  (ojra/^oV  Zucken,  v..TdiAa>  schwingen ; 
ajraoju  6g  Krampf)  Schüttelkrampf,  stärkere  klonische  Zuckungen, 
die  aus  ruck-  und  stossweisse  ausgeführten  Kontraktionen  her- 
vorgehen. 

Elektrischer  P.,  eine  pathologische  Form  elektrischer 
Reaktion,  hauptsächlich  der  progressiven  Muskelatrophie  zu- 
kommend. 

Palpation  (v.  pdlpare)  Betastung  (als  üntersuchungs- 
methode). 


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358  Palpitatio  cordis 

Palpitatio  cordis  (lat)  s.  Cardiogmus  s.  Cardiopalmns 

8.  Hyperkinesie  cordis,  Herzklopfen,  vermehrte  oder  sub- 
jektiv abnorm  empfundene  Thätigkeit  des  Herzens. 

P.  nervosa,  das  „nervöse  Herzklopfen",  P.  infolge  abnormer 
Innervation  ohne  nachweisbare  organische  Veränderungen  des 
Herzens. 

Panacee  (Jidv  All,  äxeofJLai  heilen,  ::iavdxeiay  JTOivaxgg, 
jtdva^)  Universalmittel. 

Panaritiniii  (Panaricium,  verderbt  aus  Paronychium, 
jzagcovvxia  —  Tiagd  neben  u.  ow^  Nagel)  Nagel  gl  iedent- 
zündung,  überhaupt  aber  jede  phlegmonöse  Entzündung 
an  den  Fingern. 

P.  subcutaneum  Zellgewebsentzündung  an  den  Fingern  (oder 
Händen). 

P.  cutaneum  s.  subunicuale ,  „Umlauf",  wobei  die  Ent- 
zündimg die  Umgebung  des  Nagels  oder  das  Nagelbett  betrifft. 

P.  tendinosum  spontane  eiterige  Sehnenscheidenentzündung, 
gewöhnlich  mit  Nekrose  und  Ausstossung  der  betreffenden  Sehne 
endigend  (volkstümlich  als  ein  „Wurm"  angesehen  und  bezeichnet). 

cf.  Tendovaginitis. 

P.  periostale  eiterige  Periostitis  der  Endphalanx  der  Finger, 
gewöhnlich  mit  Ausgang  in  Nekrose,  daher  auch  P.  necroticum 
genannt. 

P.  gangraenosum  s.  septicum.  Nach  eiaer  oft  ganz  un- 
scheinbaren Verletzung  tritt,  unzweifelhaft  infolge  septischer  In- 
fektion, rasch  heisser  Brand  des  betreffenden  Fingers  ein,  der  auf 
diesen  beschränkt  bleiben  oder  sich  zentral  weiter  verbreiten  imd 
rasch  zum  Tode  führen  kann. 

cf.  Onychia,  Phlegmone. 

P.  analgieum  (jidv  und  äXyog)  vd.  Mo r  van 'sehe  Krank- 
heit. 

Panartltritis  urica  (jiäg,  jiäoa,  näv  all,  ganz,  t6  äg^gov 
Gelenk,  to  ovqov  Urin)  i.  q.  Arthritis  urica. 

Pandemie  (6  öfjfxog   Volk)    stationäre    allgemein   ver- 
breitete Volkskrankheit, 
cf.  En-  und  Epidemie. 

Pankreatitis  {t6  Jidy-xgeag  Gekrösdrüse,  „lauter 
Fleisch'*  [Galen])  Entzündung  der  Bauchspeicheldrüse. 
Es  scheint  eine  akute  primäre,  sekundäre  und  metastatische,  eine 
chronische  parenchymatöse,  indurative  und  käsig-tuberkulöse  Form 
vorzukommen,  deren  (äusserst  seltenes)  Vorhandensein  indes  nur 
vermutet  werden  kann  bei  epigastrischen  Schmerzen,  allgemeiner 
Abmagerung,    Lipurie    und    Stearrhoe,   allenfalls   neben    Diabetes 


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Papilloma  359 

mellitus,    womit    sich  Panki-easkrankheiten    gern   zu   kompliziren 
scheinen  [nach  Friedkeich  in  ZH], 

Pannus  (tat.  Faden  des  Einschlages  beim  Weben, 
Tuch)  eine  von  Gefässen  durchsponnene  oberflächliche  Binde- 
gewebswucherung  mit  Epithelverdickung  der  Kornea,  Produkt 
einer  vorausgegangenen  Keratitis  pannosa  (Conjunctivitis  granulosa). 

Je  nach  der  Stärke  der  Trübung  oder  Überlagerung  unter- 
scheidet man  P.  tenuis  und  P.  crassus  s.  carnosus. 

cf.  Fterygium. 

F.  inelanens  i.  q.  Melasma. 

Panopltthalmie  (6  6(p{>aXfi6g)  eine  auf  alle  oder  die 
meisten  Teile  des  Auges  ausgebreitete  Entzündung,  gewöhnlich 
mit  Eiterung  des  Uvealtraktus  und  Durchbruch  des  Eiters  durch 
die  Kornea  oder  Sklera. 

Panostitis  (r6  ootsov  Knochen)  vd.  Osteomyelitis  diffusa 
spontanea. 

Panple^^ie    {.iXi^oaco  durch  Schlag  lähmen)  die  über 
den  ganzen  Körper  ausgebreitete  Lähmung, 
cf.  Hemiplegie,  Paraplegie. 

Papillitis  [Leber]  s.  Neuritis  intraoeularis  (papilla 
eig.  nur  die  Brustwarze,  v.  papulä)  Entzündung  der 
Sehnerven papille,  Stauungspapille. 

Papillo-Ketinitis  s.  Neuro-Ketinitis  P.  mit  gleichzeitiger 
Beteiligung  des  entsprechenden  Teiles  der  Retina,  wobei  die  Pa- 
pille pilzförmig  geschwollen  erscheint. 

cf.  Neuritis  optica. 

Papilloma  Blumenko hl ge  wachs  der  Haut  und 
Schleimhäute  (Muttermund,  Trigonum  vesicae,  woselbst  es  den 
sog.  Zottenkrebs,  Carcinoma  villosum,  darstellt)  Gruppen  von 
gewucherten  Papillen,  die  nicht  gemeinschaftlich  wie  bei  den 
Warzen,  sondern  jede  für  sich  von  Epidermis  oder  Epithel  be- 
deckt sind,  auch  seitliche  Sprossen  treiben,  so  dass  ein  baum- 
förmiges,  von  Kapillarschlingen  durchzogenes,  epithelbekleidetes 
Bindegewebsstroma  entsteht. 

In  ihren  kleineren  Formen  heissen  die  P.  der  Haut  Porrum 
imd  Akrothymion. 

F.  piae  inatris  ein  durch  papillomatöse  Wuchei-ung  der  Pia 
mater  entstandener  rundlicher  weicher  Gehirntumor. 

P.  myxomatodes  piae  m.  unterscheidet  sich  von  dem  ein- 
fachen P.  durch  die  reichhche  Zwischenlagemng  eines  geschich- 
teten sehr  voluminösen,  von  dem  Zylinderepithel  der  gewucherten 
Papillen  abgesonderten  Schleimes  zwischen  den  einzelnen  Papillen. 

cf.  Condylom,  Fibrom. 


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:]60  Papula 

Papula  (Blase  v.  m.  jisjuqrt^,  jioptqp6?.v^)  Knötchen,  jede 
krankhafte,  hirsekom-  bis  Hnsengrosse  solide  Emporhebung  über 
das  normale  Hautniveau,  welche  im  Innern  kein  Fluidum  hat 
(meist  ist  die  Umgebimg  des  Ausführungsganges  der  Haarbälge 
Sitz  der  Exsudation). 

cf.  Liehen,  Strophulus,  Nodos. 

Paraanfistltesie  (jingd  an  den  Seiten,  hier  im  Sinn 
von  beiden  Seiten,  d  priv,  u.  ^  aYü^rjoiQ  Empfindung) 
doppelseitige  Herabsetzung  des  Gefühls  (Anästhesie), 
vorzugsweise  Symptom  spinaler  Erki'ankungen. 

Paracentese  {^ragd  neben,  an  der  Seite,  xFriio^  an- 
stechen) das  Anstechen,  operative  Durchbohi-ung  der  Wand 
eines  (mit  Flüssigkeit  erfüllten)  Hohlraumes  des  Körpers. 

cf.  Punctio,  Trocar. 

Paracephalns  vd.  Acephalus. 

Parachromatosis  vd.  Chromatosis. 

Paracystitis  (jJ  xvoxig  Blase)  Entzündung  des  Zell- 
gewebes in  der  Nähe  imd  Umgebung  der  Blase,  gewöhnlich 
mit  Pericystitis  verbunden,  meist  nur  sekundär  bei  Cystitis,  Pro- 
statitis, Peritonitis  etc. 

Parfistbesie  {naod  neben,  vorbei,  wider,  daneben, 
entgegen,  in  der  abstrakten  Bedeutung  des  Niehtent- 
spreehens.  Fehlerhaften)  qualitative  Sensibilitätsstö- 
rung, eigentümliche  subjektive,  d.  i.  spontane,  durch  innere  Reize 
entstehende  Empfindungen,  wie  z.  B.  Ameisenlaufen,  Kriebeln, 
Pelzigsein  etc.,  wobei  es  sich  wahrscheinlich  um  Erregungszustände 
der  leitenden  Bahnen  handelt,  welche  exzentrisch  projizirt  werden 
[nach  Erb  in  ZH]. 

P.  olfactoria  {oleo  und  facio)  i.  q.  Kakosmia  subjectiva. 
cf.  Anästhesie,  Hyperästhesie. 

Paraisrensie  (^  ysvoig  Geschmack)  Perversion  der 
Geschmacksempfindung  bei  Neurosen,  Hysterie  und  Geistes- 
krankheiten beobaditet. 

cf.  Ageusie,  Hypergeusie. 

Paraffomphosis  (yo/xcpofo  einen  Nagel  [ydfi(pog]  ein- 
treiben) die  Einkeilung  des  kindlichen  Kopfes  im  weib- 
lichen Becken. 

Paragraphie  (ygdqpw  schreibe)  eine  unvollständige  Form 
von  Agraphie,  wobei  an  Stelle  des  bezeichnenden  ein  unrich- 
tiges Wort  gesetzt  mi-d. 

Parahidrosis  (iSgöco  schwitzen)  Absonderung  eines 
abnormen  Schweisses. 

cf.  Chromidrosis,  Bromidrosis,  Haematidrosis,  Uridrosis. 


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Paralysis  301 

Parakanthosis  vd.  Akanthosis. 

Parakeratosis  vd.  Keratonosis. 

Parakolpitis  (6  hoXjtoc  Scheide)  eiterige  Entzün- 
dung des  perivaginalen  Bindegewebes  entweder  primär 
im  ßiiei-perimn  nach  Verletzmig  mit  der  Zange  oder  sekundär 
nach  Periphlebitis  im  DouGLAS'schen  Eaum.    Bei  der 

P.  phleprinonosa  dissecans  wird  durch  perivaginale  Phleg- 
mone schliesslich  ein  aus  Mucosa  und  Muscularis  der  Vagina,  so- 
wie aus  der  Mucosa  der  Portio  vaginalis  gebildetes  Bohr  ausge- 
stossen. 

Paraknsis  (17  äxovoig  Hören)  gewöhnlich 
P.    Willisiana  besser  Akusis  W.    das    Besserhören    bei 
Geräuschen  in  der  Umgebung,  eine  zuerst  von  Willis  1680 
beschriebene  Eigentümlichkeit  Gehörkranker  [Tröltsch). 

P.  loci  Verlust  des  Urteils  über  die  Richtung  der 
Schallwellen  (bei  Leitungshindernissen). 

Paralalie  (j?  XaXid  Plaudern,  v.  kaleXv)  dei-jenige  Sprach- 
fehler, bei  dem  statt  eines  intendirten  Lautes  aus  äusseren  me- 
chanischen Ursachen  oder  durch  schlechte  Gewöhnung  ein  anderer 
gebildet  wird. 

cf.  Alalie,  Lambdacismus,  Rhotacismus. 

Paralbumin  {alhumen  Ei  weiss)  ein  Eiweissstoff« 
welcher  daran  erkannt  wird,  dass  er  eine  mit  verdünnter  Essig- 
säure gekochte  Flüssigkeit  immer  trübe  erhält,  sich  also  nicht 
absetzt.  Er  findet  sich  regelmässig  in  Ovarialzysten,  ist  aber 
nicht  beweisend  für  diese,  da  er  auch  in  anderen  Zysten,  in  Asci- 
tes u.  a.  vorkommt. 

Paralexie  (1?  /«^/c  Lesen,  Uyco)  eine  Art  der  Alexie, 
welche  sich  in  Verwechslung  der  Worte  beim  Lesen  äussert. 

Paralysis  (»7  Ttagd-Xvoic)  —  gew.  im  Sinn  von  Akinesis, 
doch  spricht  man  auch  von  Gefühlsparalyse,  die  Lähmung,  Er- 
loschensein der  Motilität,  d.  i.  der  Fähigkeit,  die  aktiven  Bewe- 
gungsorgane imd  zwar  den  ganzen  motorischen  Nervenapparat 
und  die  Muskeln  zu  ihrer  normalen  Funktion  anzuregen  [Erb 
in  ZH]. 

cf.  Parese,  Neuroparalyse ,  Abulie,  Anchylose,  Contractur.  — 
Neurose. 

Man  unterscheidet: 

Zentrallähmungen,  wenn  die  motorischen  Zentralapparate 
leistungsimfähig  geworden  sind; 

Leitungs-L.,  Aufhebung  der  Leitungsfähigkeit  der  moto- 
rischen Nervenbahnen  (und  zwar  peripherische,  spinale  und 
zerebrale  Leitungs-L.); 


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362  Paralysis 

myopathische  Lähmungen  durch  Vernichtung  der  Eeiz- 
l)arkeit  und  Kontraktüität  der  Muskehi; 

Reflex- L.,  sympathische  Lähmungen,  welche  ohne  merk- 
liche Erkrankung  der  Zentralorgane  bei  peripheren  Erkrankungen 
auf  dem  Wege  des  Reflexes  entstehen  sollen.  Die  meisten  der  so 
benannten  Lähmungen  zeigten  sich  jedoch  in  sekundären  Entzün- 
dimgen  des  Rückenmarks  begründet,  welche  von  primären  Affek- 
tionen (Blase  —  Paraplegiae  urinariae  — ,  Uterus,  Darmkanal, 
periphere  Verwimdungen)  durch  Neuritis  (s.  d.)  fortgeleitet  sind; 

atrophische  L.,  mit  Atrophie  (s.  d).  verbundene  Läh- 
mungen. 

Paralysis  apritans  Schüttel-  oder  Zitterlähmung,  eine 
Neurose,  die  in  allmählich  fortschreitender  Bewegungsschwäche 
der  willkürlichen  Muskeln  mit  vorausgehendem  und  begleitendem 
Zittern  der  Glieder,  sowie  in  zunehmender  Rigidität,  bzw.  Kon- 
traktur der  Muskeln  besteht.  Welche  zentralen  Affektionen  der 
Krankheit  zu  Gnmde  liegen,  lässt  sich  bis  jetzt  mit  Sicherheit 
nicht  angeben. 

P.  s.  Hemiplegia  cruciata  (alternans  transversa)  P.,  welche 
teilweise  auf  der  einen,  teilw^eise  auf  der  anderen  Körperseite  etablirt 
ist  (Erkrankimg  in  Pons  und  Pyramiden),  vd.  Hemiplegie. 

cf.  Paraplegia. 

P.  glosso-pharyngo-laryngo-labialis  vd.  Bulbärparalyse. 

P.  spinalis  spastica  vd.  Spinalparalyse. 

P.  spinalis  acuta  asccndens,  LANDRY'sche  Paralyse  eine 
ohne  prägnante  anatomische  Läsionen  des  Rückenmarkes  einher- 
gehende aufsteigende  Lähmung,  die  in  den  Beinen  beginnt,  von 
da  rasch  auf  den  Rumpf,  die  Arme,  den  Bulbus  medullae  und 
das  Zwerchfell  übergreift  und  fast  immer  in  wenigen  Tagen  zum 
Tode  führt.  Die  Lähmung  ist  eine  rein  motorische  progressive 
und  verläuft  ohne  Schmerzen  und  Sensibilitätsstörungen  mit  einer 
Erschlaffung  der  Muskeln  ohne  Atrophie.  Die  Reflexe  sind  er- 
loschen. Die  bei  derselben  beobachtete  Schwellung  der  Milz  und 
der  Lymphdrilsen  und  die  Fiebererscheinungen  lassen  an  eine 
toxikämischeNatur  der  Erkrankung  ähnlich  der  toxikämischen 
Neuritis  denken. 

P.  generalis  progressiva  vesanorum  die  fortschrei- 
tende allgemeine  Paralyse  der  Irren  ist  eine  Geistes- 
stöi-ung,  bei  welcher  mit  allmählichem  Verfall  der  Geisteskräfte 
eine  allmählich  zunehmende  allgemeine  Paralyse ,  namentlich 
Sprach-  und  Gangstörungen,  verbunden  sind.  Man  kann  eine 
maniakalische,  melancholische  und  eine  von  Anfang  an 
als  Blödsinn  (Dementia  paralytica)  auftretende  Form  unter- 
scheiden. Eigentümlicher  Grössen wahn  (vd.  Megalomania)  und 
apoplektiforme  Anfälle  sind,  w^enn  auch  nicht  konstante,  so  doch 
sehr  charakteristische  Symptome. 


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Paralysis  363 

P.  infantum  eerebralis,  zerebrale  Kinderlähmung,  in- 
fantile Mening.ealhämorrhagie,  pathologisch  anatomisch 
durch  eine  während  der  Geburt  eintretende  Blutung  in  die  Ge- 
hirnhäute (entweder  an  der  Konvexität  und  dann  meist  doppel- 
seitig oder  an  der  ßasis  des  Gehirns)  charakterisirt,  klinisch  in 
Parese  und  Paralyse  der  Extremitäten  und  des  Rumpfes,  Inkoor- 
dination  der  Bewegungen  mit  Spasmus  und  spontanem  Auftreten 
derselben,  Konvulsionen  und  geistigen  Defekten  bestehend.  Zwei 
besondere  Fonnen  der  zerebralen  Kinderlähmung  sind  die: 

a)  Paraplegia  spastica  congenitalis  mit  hauptsächlicher 
Affektion  der  Beine  (vd.  Paraplegia)  und 

b)  Chorea  congenitalis,  bei  welcher  die  unwillkürlichen 
Bewegungen  das  hervorstechendste  Symptom  bilden.  Die  infantile 
Meningealhämorrhagie  ist  wohl  zu  imterscheiden  von  der 

P.  infantam  cerebralis  acuta,  Hemiplegia  infantilis  spa- 
stica [Benedikt],  diffuse  Lobärsklerose  [Marie  und  Jex- 
drassik],  chronische  Encephalitis  [Bourneville],  Polio- 
•encephalitis  [Strümpell],  akute  zerebrale  Kinderläh- 
mung, klinisch  als  plötzüch  auftretende  halbseitige  Lähmung  im 
Kindesalter  erscheinend.  Die  Krankheit  beginnt  meist  mit  sdlge- 
meinen  Konvulsionen,  Kopfschmerz,  Erbrechen,  häufig  Fieber, 
worauf  eine  mehr  oder  weniger  vollständige  Lähmung  der  einen 
■Gesichts-  und  Körperhälfte  folgt.  Die  Eeflexe  sind  gesteigert,  die 
Sensibilität  unverändert.  Die  gelähmten  Muskeln  werden  der  Sitz 
von  Spasmus  mobilis  (Bewegungskrampf  mit  Muskelrigidität), 
woraus  Hemiathetosis  und  Chorea  (posthemiplegica)  resultiren. 
Die  Anschauungen  über  die  anatomischen  Grundlagen  des  Leidens 
gehen  nach  zwei  Eichtungen  auseinander.  Nach  der  einen  An- 
schauung soll  es  sich  um  eine  der  Poliomyelitis  analogen  Ent- 
zündung der  grauen  Hirnsubstanz  handeln,  daher  der 
Ausdruck  Polioencephalitis  [StrIimpell].  .Nach  der  anderen  wahr- 
scheinlicheren Ansicht  besteht  die  Ursache  der  Läsion  in  Gefäss- 
verstopfungen  (Embolie  u.  Thrombose)  vd.  Athetosis,  Chorea. 

P.  intermittens  (selten)  in  den  Unterextremitäten,  hängt 
manchmal  mit  Epilepsie,  am  öftesten  wahrscheinlich  mit  Embolien 
der  Aorta  oder  Iliaca  zusammen. 

P.  inuscularis  pseudohypertrophica,  DucHENNE'sche  Läh- 
mung, vd.  Pseudohypertrophia  musculorum. 

P.  nervi  facialis  mimische  oder  BELL'sche  Gesichts- 
lähmung. 

Nach  den  Ursachen: 

P,  hysterica  meist  paraplegische  Lähmungen,  welche  mit 
Hysterie  zusammenhängen  imd  welchen  anatomische  Läsioneii 
wahrscheinlich  nicht  zu  Grimde  liegen. 

P.  puerpcralis  sind  entweder   in   einer  tramnatischen  Affek- 


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364  Faramastitis 

tion  der  Nervi  ischiadici  begründet  oder  tragen  den  Charakter 
spinaler  Lähmungen; 

femer:  chlorotische,  apoplektische,  syphilitische, 
geburtshilfliche  der  Ejnder  an  den  Armen  (bei  Wendmigen) 
und  toxinche,  von  letzteren  z.  B. 

P.  satiirnina,  „Bleilähmung^S  wohl  charakterisirt  durch 
Lähmung  der  Extensoren  bes.  der  Hände  und  Finger  bei  Frei- 
bleiben des  Supinatör  und  der  Beuger,  nebst  Atrophie  der  be- 
fallenen Muskehi. 

cf.  Tendovagiuitis  hypertrophica. 

Paralyse  der  Taueher  eine  funktionelle,  durch  den 
venninderten  Atmosphärendruck  herbeigeführte  Lähmung  des 
Rückenmarks.  Sie  besteht  in  einer  plötzlichen  Lähmung  der 
Beine  (manchmal  auch  Hemiplegie)  mit  Verlust  der  Sensibilität 
und  Paralyse  der  Sphinkteren,  die  einige  Zeit,  nachdem  die  davon 
Betroffenen  an  die  Oberfläche  aus  dem  erhöhten  Druck  zurück- 
gekehrt sind,  erfolgt  und  ist  wahrscheinlich  durch  eine  Entweichung 
von  Gasen  aus  dem  Blute  bedingt  (Kohlensäure  und  Sauerstoff). 
Die  Krankheit  befällt  nur  Taucher  und  Bergleute. 

Faramastitis   (6  ftaazö^  weibliche  Brust)   Entzün- 
dung des  die  Mamma  umgebenden  Bindegewebes, 
cf.  Mastitis. 

Parametritia  (jJ  fi^rga  Gebärmutter)  Entzündung 
des  das  Vaginalgewölbe  und  die  Cervix  uteri  umgebenden  und 
des  in  den  sakrouterinen  und  breiten  Mutterbändem  befindlichen 
Beckenzellgewebes,  entweder  in  akuter  phlegmonöser  Form 
durch  Infektion  von  Genitalwunden    aus  oder  im  Puerperium  als 

P.  puerperalis  auftretend,  hervorgerufen  durch  Besorption 
septischer  Stoffe,  anfangs  meist  in  dem  reichlichen  Bindegewebe 
der  Ligamenta  lata  ablaufend; 

cf.  Febris  puerperalis. 
oder  als 

P.  chroniea  atro|ihieans  [Freund],  bestehend  in  einer  ent- 
zündlichen Hypertrophie  des  Beckenbindegewebes  mit  Ausgang  in 
narbige  Schrumpfung. 

P.  ehronica  posterior  [B.  Schultze]  ist  ein  häufig  isolirter 
chronischer  Entzündungsprozess  in  den  DouGi^s'schen  Falten,  die 
den  Uterus  in  der  Höhe  des  inneren  Muttermundes  fixiren  und 
deren  entzündliche  Verkürzung  stabile  pathologische  Anteflexion, 
bei  einseitiger  Verkürzung  zugleich  mit  Torsion,  verursacht.  Da- 
gegen bewirkt  die 

P.  exsudativa  anterior  eine  Eetroflexion  durch  Fixation  der 
Vagina  und  der  Cervix  gegen  die  vordere  Beckenwand. 

Paramyoklonas  mnltiplex  [Fsiedreich]  s.  Myo- 
Idonie  [Seeligmüller]  (o  fxvg  Muskel,  6  xXovog  heftige  Be- 
wegung) klonische  Krämpfe  in  einer  Anzahl  von  (häufig 
symmetrischen)  Muskeln,  welche  im  Schlafe  zessiren  und  die  grobe 


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Paraphimosis  365 

motorische  Kraft,  wie  die  Koordination,  in  keiner  Weise  beein- 
trächtigen. Bezüglich  ihrer  Ernährung,  sowie  ihrer  direkten 
mechanischen  und  elektrischen  Erregbarkeit  entsprechen  die 
a-ffizirten  Muskeln  den  normalen  Verhältnissen,  während  eine  er- 
höhte Eeflexerregbarkeit  derselben  bei  auf  die  äussere  Haut 
applizu'ten  Reizen,  sowie  eine  eminente  Steigerung  der  Patellar- 
^ehnenreflexe  hervortritt  [nach  Seeligmüller]. 

Paramyotonia  cons^enita  [Eulenburg]  (zeivco 
spanne,  congenita  angeboren)  eine  der  TnoMSEN'schen  Krank- 
heit ähnliche  familiäre  Affektion,  die  sich  in  oft  stundenlangem 
tonischen  Spasmus  der  Gresichts-,  Arm-  und  (weniger)  der  Bein- 
muskeln  äussert,  der  durch  Kälte  hervorgerufen  wird.  Eulenburg 
Mit  den  Spasmus  für  einen  reflektorisch-vasomotorischen. 

P.  ataetiea  vorläufige  Bezeichnung  für  einen  acquirirten  in 
•den  Beinen  beginnenden  und  später  auf  die  Arme  übergehenden 
andauernden  Muskelspa^mus,  der  mit  Schwäche  und  Anästhesie 
«inhergeht.    Vielleicht  durch   eine  Rückenmarksaffektion  bedingt. 

Paramnsie  vd.  Amusie. 

Paranici  eine  auf  Ceylon  herrschende  kontagiöse  Krank- 
heit, die  mit  Bildung  eines  Geschwürs  an  irgend  einer  Köi*per- 
steUe  beginnt,  dem  ein  wochen-  bis  monatelanges,  mit  Gelenk- 
Schmerzen  verbundenes  Fieber  nachfolgt.  Die  Krankheit  endet 
in  Grenesung,  aber  es  kommt  zur  Entwicklung  von  weiteren 
Ulzerationen.    Wahrscheinlich  identisch  mit  Frambösie. 

Paranoia    (^  nagdvoia   V.  üiaQOL  u.  o  vovg)    der   Irrsinn, 
<Teistesstörung  jeder  Art. 
Adj,  paranoicus. 
cf.  Psychosis. 

Paraparesifi  {jiaQd  an  den  Seiten,  hier  im  Sinn 
von  beiden  Seiten;  ?5  jidgeoig  Erschlaffung,  jiaQirjfÄi 
herunter-  oder  nachlassen)  doppelseitige  unvollstän- 
•dige  Lähmung,  der  Paraplegie  analog. 

Parapbasie  (Tiagd  wider,  im  Sinn  des  Nichtent- 
sprechens;  ^  <pdaig  Bede  v.  q^ri^ii)  diejenige  Sprachstörung, 
ivobei  einzelne  unrichtige  Worte  an  Stelle  der  bezeichnenden  ge- 
hraucht werden,  und  zwar  unter  denselben  Umständen  wie  bei 
•der  Aphasie. 

cf.  Paraphrasie. 

Parapltimüsis  (naod  darüber  hinaus,  (pifjiooy  schnü- 
ren, (pifAog  Maulkorb),  „spanischer  Kragen",  Einschnürung 
und  ödematöse  Anschwellung  des  hinter  die  Eichel  zurückge- 
schobenen Pi-äputium, 

cf.  Phimose. 


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366  Paraphonia 

Parapbonia  (77  jffovrf  Stimme)  Rauhigkeit  der 
Stimme  mit  plötzlichem  Überschnappen  aus  dem  Basse  in  den 
Diskant  (P.  puberum). 

cf.  Aphonie,  Diphthongie. 

Paraphrasia  (^  cfgdoig  Beden)  das  Versprechen;  je 
nachdem  dasselbe  nur  einzelne  Worte  oder  den  Gredankengang  be- 
trifft, unterscheidet  man  P.  verbalis  und  thematica,  oder 
P.  vesana  s.  paranoica,  wenn  von  Wahnsinnigen  den  Worten 
ein  fremder  Sinn  untergelegt  oder  ganz  neue  Worte  für  ihre 
Wahnideen  geschaffen  werden. 

cf.  Paraphasie. 

Parapbrenitis  {fi  <pQr]v,  <pgsv6g  Zwerchfell)  ist  ent> 
weder  Pleuritis  oder  Peritonitis  diaphragmatica,  Entzündung 
des  im  Brustraum  oder  in  der  Bauchhöhle  gelegenen  serösea 
Zwerchfell  Überzuges. 

Paraples^ia  fij  jiXrjyrj  Schlag  v.  jtXi^ooco)  doppelseitige 
gewöhnlich  spinale  Lähmung. 

cf.  Hemiplegia,  Hemiparaplegie,  Paralysis  (cniciata). 

F.  ataetiea,  kombinirte  Seiten-  und  Hinterstrang- 
Sklerose  anatomisch  bestehend  in  einer  Degeneration  der  Seiten- 
und  Hinterstränge  (wobei  jedoch  zum  Unterschied  von  der  Tabes 
die  Wurzelzone  der  Hinterstränge  weniger  affizirt  ist  imd  der 
Prozess  in  der  Lendengegend  nicht  stärker  ist  als  im  Brustteile 
des  Markes).  Klinisch  zeigt  die  P.  a.  dieselben  Symptome  wie 
die  Latefalsklerose,  nur  gesellt  sich  zu  der  Paralyse  noch  die 
Ataxie.  Die  Sensibilität  ist  nicht  gestört,  die  Reflexe  sind  ge-^ 
steigert  (cf.  Lateralsklerose). 

Eine  besondere  Form  der  ataktischen  P.  ist  die  hereditäre 
Ataxie  vd.  Ataxia. 

F.  dolorosa  Bezeichnung  Cruveilhier's  für  die  im  Gefolge 
von  Geschwülsten  an  der  Wirbelsäule  auftretende  äusserst  schmerz- 
hafte spinale  Lähmung. 

P.  a  friirrore  Refrigerationsläihmung.  Die  beob- 
achteten Fälle  betrafen  die  Motilität  und  Sensibilität  zugleich. 

P.  Simplex  senilis  eine  auf  einer  Ernährungsstörung  der 
Hirnrinde  (Beincentrum)  beruhende  im  höheren  Alter  vorkonamende 
Lähmung  der  Beine  ohne  Muskelatrophie,  sensible  Störungen  und 
Reflexerscheinungen  [Gowers]. 

F.  spastiea  eongenitalis  vd.  Paralysis  infantum  cere- 
bralis. 

F.  spastiea  primaria  vd.  Lateralsklerose. 

F.  urinaria  s.  urogenitalis   vd.   Paralysis  (Reflexpaialysis)^ 

F.  inephitiea  {mephitis  die  pestilenzialische  Aus- 
dünstung der  Erde)  i.  q.  Beriberi. 


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Parouychia  367 

Paranephritis  {6  vecpgog  Niere)  vd.  Periüephritis. 

Paraproktitis  i.  q.  Periproktitis. 

Pararbotacismns  (vom  Buchstaben  rho)  Ver- 
tauschung der  R-Laute  mit  anderen. 

cf.  Rhotacisiuus. 

Parasit  (6  oTrog  Speise)  Schmarotzer,  eigentlich /Mit- 
esser", tierische  oder  pflanzüche.  Zu  den  ersteren  gehören  die 
Darmschmarotzer  (Helminthen),  verschiedene  Hautparasiten  (Aca- 
rus  foUiculonim  und  A.  scabiei  —  s.  d.).  Parasitische  Bakterien 
(pflanzliche  Parasiten)  stellt  man  den  saprophytischen  gegenüber 
{vd.  unter  Bakterien). 

cf.  Comedo,  Helminthiasis. 

Parasteatosis  vd.  Bteatosis. 
Parasynovitis  i.  q.  Synovitis  fungosa. 
Paratrichosis  vd.  Trichosis. 

Paratrophia  (vd,  Atrophia)  s.  Dystrophia  (s.  d.)  Er- 
nährungsstörung der  Muskeln,  wßlche  weder  als  Atrophie 
noch  als  Hypertrophie  bezeichnet  werden  können.  Syn,:  Pseudo- 
hypertrophie. 

Paratyphlitis  (ro  zvcpkov,  sc,  evxsgov  Blinddarm) 
Phlegmone  des  retrocökalen  Bindegewebes,  welches  das^ 
Coecum  imd  Colon  ascendens  an  die  Fascia  iliaca  heftet.  Obwohl 
diese  Entzündung  anfänghch  einen  retroperitonealen  Sitz  hat, 
pflegt  sie  doch  gewöhnhch  das  Peritoneum  in  Mitleidenschaft  zu 
ziehen  und  ist  überhaupt  klinisch  von  der  Perityphhtis  nicht  zu 
unterscheiden. 

cf.  Psoitis,  Perityphlitis. 

Pareg^orica  (jiaQrjyogscj,  dyoQsvo)  zureden,  beschwich- 
tigen) i.  q.  Sedativa. 

Parese  (^  jidgeoig  ErschlaflPung  v.  jiaQ-lrifjLi  nachlassen) 
unvollständige  Lähmung,  venninderte  Funktionsfähigkeit 
von  Muskeln  oder  motorischen  Nerven  (doch  spricht  man  auch 
von  Gefühls-P.). 

Paresis  uteri  vd.  Hemiparesis. 
cf.  Paralysis,  Paraparesis. 

Paridrosis  vd.  Parahidrosis. 

Parietalthrombose  (partes  Wand,  6  ^gojußog  Klum- 
pen) die  Bildung  „wandständiger  Thromben"  (Blutge- 
rinnsel) im  Herzen  oder  in  den  Gefässen. 

cf.  Thrombus.  * 

Paronycltia  (Sdm^?  Nagel)  s.  Onychia  lateralis  Ent- 
zündung,  Wucherung  und  Vereiterung   der  den  Nagel- 


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368  Paronychosis 

falz  bildeDden  Hautpartie  und  deren  Umgebung,  entweder  infolge 
von  Incamatio  unguis  (s.  d.)  oder  als 

P.  syphilitica,  durch  Effloreszenzen  oder  feuchte  PaiDcln  her- 
vorgerufen, welche  an  den  Nagelrändem  sitzen. 

cf.  Panaritium. 

Paronycbosis  vd.  Ouychosis. 

Parostosis  (t6  oaxeov  Knochen)  Knochenbildung 
ausserhalb  des  Periosts.  VmcHOW  hat  nachgewiesen,  dass 
sich  im  Anschluss  an  sehr  prononcirte  Fälle  von  Periostitis  ossifi- 
cans  die  Neigung  und  Fähigkeit,  Knochensubstanz  zu  bilden,  auch 
auf  das  benachbarte,  mit  dem  Periost  in  kontinuirlichem  Zu- 
sammenhang stehende  Bindegewebe  z.  B.  der  Muskeln  und  der 
Gefäss-  und  Ner^^enscheiden  fortsetzt  (bei  Diastase  von  Bruchen- 
•clen  eine  wichtige  Rolle  spielend). 

Parotitis  (r6  ovg,  wxog  Ohr)  Entzündung  der  Ohr- 
speicheldrüse, tritt  sporadisch  nach  Erkältungen,  Traumen, 
oder  metastatisch  (s.  u.)  oder  in  einer  kontagiösen  Form 
auf  als 

F.  epidemica  s.  polymorplia  (Mumps,  Ziegenpeter,  Bauem- 
wetzel,  Wochentölpel,  Ohrenklamm  etc.)  wobei  es  sich  um  eine 
vorwiegend  katarrhalische  Entzündung  der  Drüsenschläuche  handelt, 
während  das  Drüsenbindegewebe  nur  sekundär  durch  ödematöse 
und  zeUige  Infiltration  sich  mitbeteiligt. 

P.  epidemica  ist  häufig  von  einer  Orchitis  oder  Mastitis  ge- 
folgt. Es  handelt  sich  hierbei  jedoch  nicht  um  eine  Metastase, 
sondern  um  die  spätere  Entwicklung  eines  und  desselben  Krank- 
heitsstoffes im  Hoden  oder  in  der  Bnistdrüse. 

Die  im  Anschluss  an  verschiedene  Infektionskrankheiten  auf- 
tretende 

P.  inetastatica  (z.  B.  scarlatinosa,  typhosa)  ist  wahr- 
scheinlich eine  Lokalisation  des  spezifischen  Krankheitsgiftes, 
■dessen  Einfluss  eine  parenchymatöse  Entzündung  (Degeneration) 
<ler  Drüsenzellen  und  häufig  eine  eiterige  Schmelzung  der  Drüsen- 
acini  hervormft. 

Paroxysmus  (gr.  H.   von  jiago$vvco  verschärfen)  die 

anfallsweise  hochgradige  Steigerung  der  Symptome, 
cf.  Akme,  Insultus,  Raptus. 

Partus  (lat  Geburt). 

P,  eonduplieato  corpore  Ausstossung  des  Kindes  mit  zu- 
sammengedrücktem Körper. 

P.  iininaturus  Geburt  zu  einer  Zeit,  in  welcher  der  Fötus 
noch  nicht  lebensfähig,  die  Plazenta  aber  ausgebildet  ist  (16.  bis 
28.  Woche). 


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Pathogenese  369 

P.  pracnatiirits  Frühgeburt,  Unterbrechung  der  Schwanger- 
schaft zu  einer  Zeit,  in  welcher  der  Fötus  noä  nicht  außf^e«- 
tragen  ist,  aber  bereits  einen  Grsid  der  Entwicklung  erla^ 
hat,  der  ihm  ein  extrauterines  Fortleben  gestattet  (28.  bis 
38.  Woche). 

cf.  Abortus. 

P.  serotimit»  (sero  apHt,    tenus  sieh  erd^treckend,  r. 

Tsivco)  Spätgeburt  —  nach  erheblich   längerer,   als    268tägiger 
Schwangerschaft. 

F.  fffteeipitiitiiS  Sturzgeburt,  abnorm  rascher  Geburts- 
verlauf. 

F.  9le«H9  Geburt  bei  abnormer  Trockenheit  der  GenitaiieiK 

PaFülis  (jtoLQd  neben,  an,  17  ovXig  Z^ethnfleiseh)  Zahn- 
ge schwur,  subperiostaler  Kieferabszess  infolge  Fortleitung  einer 
ZahnwurzelhautentzünduDg  durch  das  Bindegewebe  der  Klnochen- 
kanäichen,  zuweilen  mit  eiteriger  Schmelzuug  der  Alveoleuwand, 
so  dass  eine  Kommunikation  zwischen  Alveole  und  Abszeae  statt- 
findet. 

cf.  Epulis,  Periodontitis. 

PftscbacburiUi  {persisch  =  fresoende  Flechte)  oder 
Janian  B»cb«eg«ia  (bösee  Geschwür)  die  S  arten  krank - 
heit,  das  Taschkentgeschwür,  ein  endemisches  Hautleideu. 
der  Bewohner  von  Taschkent,  bestehend  in  derben,  in  das  Koriuni 
eingelagerten  Granulomen,  die  zum  Unterschied  von  Lupus  über 
die  ganze  Haut  verbreitet  sind  und  niemals  auf  die  Schleimhäute 
übergreifen. 

pastös  (ital.  pastoso  teigartig,  v.  pasta  Teig,  lat.  pastus 
Nahrung,  pas-cor  weide,  fresse)  gedunsen,  aufge- 
schwemmt, vom  Aussehen  lymphatischer  Individuen,  welche 
weite  Saftkanäle  der  Haut  und   Überschuss  von  Lymphe  besitzen. 

Patellarsebnenreflex  {patella  Dem,  v.  patera 
Schtrssel,  Platte)  [Erb]  oder  KniephaiMineH  [Westphal]  un- 
willkürHche  Kontraktion  des  Quadriceps  beim  Beklopfen 
des  Ligamentum  patellae,  ein  für  die  Diagnose  gewisser  Bücken- 
markskraukheiten  äusserst  wichtiger  Sehnenreflex,  der  unter 
pathologischen  Verhältnissen  bald  gesteigert,  bald  herabgesetzt 
oder  aufgehoben  ist. 

Paitboigenese  (t6  jtd&os  Leiden,  i5  ySvea^s)  die  Krank- 
heitsentstehung. Während  die  Ätiologie  nur  die  Krankheits- 
ursachen berücksichtigt,  beschäftigt  sich  die  P.,  als  Doktrin,  mit 
dem  Wesen  der  Krankheit,  der  genaueren  Art  und  Weise,  wie  die 
Krankheit  und  deren  Symptome  zu  stände  kommen.  Als  „pathogen" 
bezeichnet  man  diejenigen  Spaltpilze  (vd,  Bakterien),  welche  als 
Krankheitserreger  wirken. 

Roth*  8  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  24 


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370  Pathognomisch 

Patho^iioiiiiseh ,  richtiger  patbosrnomoniBch, 
anch  pathog^nostisch  {jia^c-yvwfiovixo;,  yiyvwaxco  erkennen) 
nennt  man  Symptome,  deren  Vorhandensein  mit  aller  Sicher- 
heit auf  einen  bestimmten  Zustand  hinweist  (oder  denselben  aus- 
schliesst:  negativ-p.). 

Patliolog^te  (6  Xoyog  Lehre)  Krankheitslehre,  die 
Wissenschaft  von  den  krankhaften  Vorgängen  im  Körper. 

Patbopliobte  (o  (pößog  Furcht)  i.  q.  Hypochondrie. 

PaTor  noctnrnns  (engl,  night  terrorsy  das  nächtliche 
Aufschrecken  der  Kinder)  dessen  Hauptmerkmale  sind: 
plötzliches  Auffahren  aus  tiefem  Schlaf  unter  Angstempfindungen 
unter  deutlichem  Bezug  auf  ein  vorschwebendes  Wahngebilde, 
Störung  des  Bewusstseins,  mit  dessen  Rückkehr  auch  der  Schlaf 
wiederkehrt,  Mangel  an  Rückerinnerung  an  das  Vorgefallene 
[Wertheimber]. 

Pectoriloqute  (löquor  sprechen)  eine  sehr  deutliche, 
gut  artikulirte  Bronchophonie. 

Pectns  cartnatimi  s.  g^allinacenin,  „Hühner- 
brust" (pectus  Brust,  carina  Nussschale»  v.  xdgvov  Nuss, 
Schiffskiel) ,  schiffskielartiges  Hervorstehen  des 
Brustbeins  bei  Rhachiti sehen.  Das  Brustbein  ist  weiter 
als  normal  von  der  Wirbelsäule  entfernt,  während  die  Seitenteile 
des  Brustkorbes  abgeflacht  und  eingeknickt  sind,  und  die  Rippen 
in  stumpfem  Winkel  an  das  Brustbein  sich  ansetzen. 

Pediculns  (Läuschen  v.  pedis  Laus,  Lauftier). 

P.  capitis  die  Kopflaus. 

P.  pubis  die  Filzlaus. 

P.  vestiinenti  die  Kleiderlaus, 
cf.  Phthiriasis,  Epizoen,  Dermatozoen. 

Pelioma  typbosum  (to  jieXicof^a  v.  TtsXiog  schwarz- 
blau) bläulich-rote,  kleinere  oder  grössere  Flecke  am  Rumpf 
und  den  Extremitäten,  die  in  allen  Stadien  des  Typhus,  aber 
auch  bei  anderen  Krankheiten  vorkommen  können. 

Peliosis  (17  7ieU(ooig  Blutunterlaufung  v.  jtehow)  vd. 
Purpura, 

Pellasrra  (v.  pelle  Haut  u.  agro  herbe,  scharf,  rauh) 
Peius  aegra,  Elephantiasis  itaiiea,  Risipola  loinbarda,  Mal 
rosso,  Mai  fiel  sole  der  lonibardische  Aussatz,  eine  in  Pie- 
mont  und  dem  südlichen  Frankreich  im  Zusammenhang  nait 
Maisgenuss  stehende  endemische  Krankheit  die  durdi  ein 
recidivirendes  erythematöses  Exanthem,  chronische  Diarrhöen, 
Marasmus  und  Psychose  charakterisirt  ist.    Die  Krankheit  befällt 


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Pelvis  371 

sehr  häufig  das  Bückenmark  (Seiten-  und  Hinterstränge)  imd 
verläuft  dann  unter  dem  Bilde  der  ataktischen  Paraplegie.  Ihr 
Verlauf  ist  ein  chronischer,  ihr  akutes  rasch  zum  Tode  führendes 
Stadium  wird  als  Typhus  pellagrosus  bezeichnet  und  ver- 
läuft unter  den  Erscheinungen  einer  spinalen  Meningitis  mit 
Schwellung  der  intestinalen  Lymphdrüsen  und  Enteritis.  Ihre 
Ursache  ist  höchst  wahrscheinhch  ein  Pilz  des  Mais  (Sporisorium 
Maidis). 

et  Akrodynie,  Ergotismus. 

Pellen tia  (pellere  treiben)  i.  q.  Abortiva. 

Pelote  (franz.  la  pelote  Ballen,  lat.  püa  v.  jidXXco)  der 
ballenförmige  Teil  der  Bruchbänder,  der  auf  die  Bruch- 
pforte zu  hegen  kommt. 

PelTeoperitonitis  (vd.  pelvis)  die  sehr  häufige 
Entzündung  des  Bauchfellüberzugs  aller  Beckenorgane, 
also  Perimetritis,  Perisalpingitis,  Perioophoritis,  Pericystitis  und 
Periproktitis  (s.  d.). 

cf.  Peritonitis. 

PelTimeter  (r6  /nhgov  Mass)  Instrument  zur  un- 
mittelbaren Messung  der  Conjugata  vera  unter  teil  weiser  Ein- 
führung in  die  Vagina  [VANHUEVEL'sches  P.]. 

Pelvis  (peluis  v.  plere  füllen)  das  Becken. 

Zweifel  teilt  die  Beckenanomalien  folgendermassen  ein: 

A.  Das    allgemeine     gleichmässig    verengte    Becken, 
Pelvis  aequabiliter  justo  minor. 

B.  Das  partiell  verengte  Becken. 

I.  Im  geraden  Durchmesser  verengt: 

1)  Das  gewöhnlich  oder  einfach  platte  Becken  (Pel- 
vis plana  Deventeri)  mit  Annäherung  des  Promontorimn 
an  die  Symphyse  ohne  auffallende  Flachheit  der  Darm- 
beinschaufeln, wahrscheinhch  durch  zu  starke  Belastung  der 
Kreuzbeinligamente  während  der  Pubertät  bedingt. 

2)  Das  rhachitisch  platte  Becken  (Pelvis  plana 
rhachitica)  von  1  durch  die  charakteristischen  Ver- 
änderungen der  Rhachitis  unterschieden. 

3)  Das  allseitig  verengte  platte  Becken  (P.  nimis 
parva  et  plana)  allseitig  verengtes  Becken  mit  zu  starker 
Annäherung  des  Promontorium  an  die  Symphyse. 

4)  Das spondyl-olisthetischeBecken(<yjrov6t;^o^ Wirbel, 
SXio^aivw  ausgleiten)  durch  Abwärtsgleiten  des  ersten 
Lendenwirbels  entstehend. 

5)  Das  durch  beiderseitige  Hüftgelenksluxation 
abgeplattete  Becken  (P.  plana  per  luxationem 
coxorum). 

6)  Das  lumbo-lordotische  Becken  durch  Lordose  des 
Kreuzbeins  hervorgerufen. 

24* 


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372  Pemphigus  chronicus 

II.  Hauptsächlieh  im  quereo  Durchmesser  verengt: 

1)  Das  osteomalacische  Becken  mit  sehnabelf<HTiHgeni 
Vortreten  der  Schambeine,  da  sich  die  Knochenerweichung^ 
zuerst  an  den  Schambeinen  und  dem  Kreuzbein  gelteod 
macht. 

2)  Das  BoBERT'sche  und  das  ankylotisch  quer  ver- 
engte Becken  (Peivis  transverse  sc.  per  defeetum 
vel  per  ankylosin  angusta)  entweder  durch  kongenitalem 
Fehlen  der  beiden  Kreuzbeinflügel  (RoBERT'sches  Becken) 
oder  durch  Ankylose  der  Hüftkreuzbein-Synchondroee  ent- 
stehend. 

3)  Das  kyphotisch  quer  verengte  Becken;  das  Pro- 
montorium ist  nach  muten  unten  gedrängt,  die  Hüftbeine 
oben  auseinander,  im  Beckenausgang  gegen  einander  ge- 
trieben. 

III.  Hauptsächlich  im   schrägen    Durchmesser   ver- 
engt: 

1)  Das  ankylotisch  schräg  verengte  Becken  (P. 
per  ankylosin  oblique  angusta)  mit  Verkümmeinrng 
oder  Mangel  eines  Kreuzbeinflügels. 

2)  Das  coxalgisch  schräg  verengte  Becken  durch  un- 
gleichmässige  Unterstützung  des  B^kens  durch  die  untern 
Extremitäten  (bei  Coxitis)  bedingt. 

3)  Das  skoliotisch  schräg  verengte  Becken. 

Zu  der  I.  und  II.  Kategorie  gehört  noeh  das  pseudo- 
osteomalacische  Becken  durch  hochgradige  Bhachitis  bedingt, 
zu  der  IL  das  trichterförmig  verengte  Becken.  Endlich 
ist  noch  zu  erwähnen  das  unregelmässig  verengte  Becken 
(durch  Knochen-  oder  Knorpelgeschwülste). 

PemphienS  dirontcus*)  (i5  ne^Kpi^,  -tyoc:,  v.  qpvoa 
=  papula  Blajse)  s.  Fompholix  Blasenfieber,  Schäl- 
blattern, eine  Hautkrankheit,  welche  sich  durch  wiederholte, 
unter  fieberhaften  Erscheinungen  zu  stände  kommende  Entwick- 
lung von  Blasen  auszeichnet,  die  mit  klarer  oder  gelblich  seröser 
Flüssigkeit  gefüllt  sind.     Sie  tritt  in  folgenden  Formen  auf: 

F.  vulgaris  durch  prall  gefüllte,  später  eintrocknende  Blasen 
charakterisirt,  welche  in  völlige  Genesung  enden  können  (P.  v. 
benignus).  Eine  andere  Form  (P.  v.  malignus  s.  kachec- 
ticus)  hat  wegen  der  Menge,  Dauer  und  häufigen  Nachschübe 
der  Effloreszenzen  eine  sehr  üble  Prognose. 

F.  foliaeeus  durch  lockere,  matsche  Blasen  charakterisirt, 
unter  deren  Schorf  eine  rote,  nässende  Fläche  bleibt,  welche  keine 
Tendenz  ziu-  Überhäutung  zeigt.  Der  Prozess  breitet  sich  per 
continutun  über  die  ganze  Hautfläche  aus  und  endet  immer  töthch. 

*)  Das  Vorkommen  von  P.  aentus  contagiosus  wird  von 
Hebba  in  Abrede  gestellt. 


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Faptotoxin  373 

P.  vegetiuis  s.  frjHBbe^toide^  von  P.  vulgaris  dad^rob 
ixDtersdiieden,  dttss  ua^k  dem  Plattsen  der  Bkaea  auf  dem  eat- 
koriirten  Grunde  isnfanglidi  mattwusae,  später  fleiadirote,  drüag 
unebene,  warzenartige  (paj)illomatöse)  Wucherungen  auftreten. 
Akuter  tötlicher  Veilanf  [J.  IfEUMA-NN], 

F.    syiiliiUiLßas,  VarteeJla  syjdrilitjea  coniHens  fZEigaL] 

selten  bei  Erwachsenen,  häu%  bei  hereditär -syphilitifichffli 
Kindern  (P.  a.  neonatorum)  sehr  bald  nach  der  Gebart  auf- 
tretende, wenn  nicht  schon  bei  der  Geburt  Vorhand»:^  pan- 
phiguaartige  Blasen,  bei  letzteren  immer  tötlich. 

P.  JepiWMis  vei^iauselte  P.-Masen  als  Prodrom  der  Lepm 
oder  Teilerscheinung  derselben. 

F.  seorbuticus  bei  Skorbut,  besonders  an  den  unteren  Ex- 
tremitäten auftretende,  mit  blutigem  Inhalt  gefüllte  grössere 
Blasen. 

Pc«teilli«iin  (pemeillus  Pinsel,  v.  peniculus,  penw)  der 
Pinselschimmel,  ein  Sehimmelmlz  mit  geraden  gegliederten 
Fruöhtfäden  (Hyphen),  welche  mck  gabeli^  teilen  und  dichte 
pinselartige  Büsäiel,  die  sog.  Basidien  bilden,  auf  d^ien  die 
Sporen  aufsitzen.  Der  gemeinste,  überall  (auch  in  der  Luft)  an- 
wesende Schimmelpilz  ist  das  Penicillium  gläucum. 

Pentastomiun  taenioides  {nhxs  fünf,  aro^a  Mund, 
raivia  Binde,  etboe  Gestadt,  ^amoudic)  (die  Larve  heisst  P. 
denticulatiim)  ein  zur  Familie  der  Pentastomiden  gehöriger 
Parasit,  der  sich  hauptsächlich  bei  Tieren  in  der  Nasenhcäle 
findet,  aber  auch  beim  Menschen  vorkommt. 

Pepsin  (7iejrr(o  kochen)  das  im  Magen  ausgeschiedene 
Ferment,  welches  im  Verein  mit  Salzsäure  Eiweisskörper  löslich 
macht,  d.  h.  in  Peptone  umwandelt.  Seine  ausreichende  G^n- 
wart  wird  im  ausgeheberten  Magensaft  daran  erkannt,  4as8  dieser 
bei  vorhandener  Salzsäure  einen  kleinen  Eiweisswürfel  innerhalb 
einer  Stunde  verdaut  (löst).  Den  Vorgang  der  Peptonisirung  be- 
zeichnet man  als  Proteolyse. 

Peptosnrie  Ausscheidung  von  Pepton  im  Harn, 
konstante  Erscheinimg  bei  normalen  Wödaierinnen  [Fischer], 
krankhaftes  Symptom  bei  Eitemngen  und  Degeneraläeoen  der 
Organe  aus  verschiedenen  Ursachen,  auch  bei  Neubildungen, 
Geisteskrankheiten.  Das  Vorkommen  der  P.  wird  neuerdings  be- 
stritten; es  soll  sich  vielmehr  um  Albumosen-Ausscheddimg 
handeln  (cf.  Albumosurie).  Nur  das  unter  Umgehung  des  Darm- 
kanals  eingeführte  Peptcm  soll  als  solches  im  Harn  wieder  er- 
scheinen. 

em    Ptomajin    [Bbiegker],    derjenige   Körper,    welcher    die  giftige 


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374  Peraeidität 

Wirkung  subkutan  eingespritzter  PeptonlÖsungen  bedingt.  Er  wird 
bei  der  Feptonisirung  im  Magen  aus  Eiweiss  gebildet.  Die  Wir- 
kung auf  Frösche  und  Kaninchen  ist  ähnlich  der  des  Curare. 

Peraeidität  (per-acidus  sehr  sauer,  besser  als  der 
häufiger  gebrauchte  Ausdruck  „Hypcra<5idität")  gesteigerter 
Säuregehalt  sc.  des  Magensaftes,  gewöhnlich  für  den 
Grehalt  an  freier  aktiv  wirksamer  Salzsäure  gebraucht,  welche  auf 
der  Höhe  der  Verdauung  unter  normalen  Verhältnissen  etwa 
1,5 — 2,5*/oo  betragen  soll.  Das  Symptom  findet  sich  besonders 
häufig  bei  Ulcus  ventric,  femer  bisweilen  bei  Magenerweiterung, 
hie  und  da  bei  chronischen  Magenkatarrhen,  sowie  bei  Neur- 
asthenie. Bisweilen  ist  P.  verbunden  mit  Hyperkrinie  (Hyper- 
sekretion). 

cf.  Hyperchlorhydrie. 

Percnssio  (per-cutere  erschüttern,  v.  quatio  schlagen) 
die  Kunst,  durch  Beklopfen  der  Körperoberfläche  einen 
Schall  zu  erzeugen  und  aus  dessen  Eigentümlichkeit  einen  Schluss 
zu  ziehen  auf  die  Beschaffenheit  der  dem  Auge  verborgenen 
Gebüde,  namenthch  der  Brust-  und  Unterleibsorgane. 

PalpatorischeP.  gleichzeitige  Berücksichtigung  der  Eesistenz 
der  perkutirten  Teile. 

cf.  Succnssio,  Palpation,  Auskultation,  Mensuration. 

Perforatorium  (perföro)  Instrument  zur  Durch- 
bohrung des  kindlichen  Schädels  als  Voroperation  zur 
Cephalotripsie.  Es  sind  scheeren-  und  trepanförmige  in 
Gebrauch. 

Perforation  die  Durchbohrung. 

Periadeniti«  (jtsgi  nm  —  hemm,  6  dSi^v  Drüse)  die 
Entzündung  des  Gewebes  um  die  Drüsen  herum,  eine  Teil- 
erscheinung der  Adenitis. 

cf.  Bubo. 

Periarteriitis  (Arteriitis  —  s.  d.)  s.  Arteriitis  ex- 
terna s.  Exarteriitis  Entzündung  der  äusseren  Arter ien- 
haut  (Adventitia)  in  gewöhnlich  sekundärer  Weise  durch  Traumen 
oder  fortgeleitete  Entzündungen  mit  Ausgang  in  bindegewebige 
Verdickung  oder  Abszedirung. 

cf.  Perivasculitis. 

Peribroncltitis  (ra  ßgoyxia  Luftröhrenäste)  Ent- 
zündung der  Gewebe  in  der  Umgebung  der  (feineren) 
Bronchien. 

Bühl  (Zwölf  Briefe)  unterscheidet  die  folgenden  Formen: 

P.  fibrosa  schwielige  P.,  Entwicklung  eines  meist  pig- 
mentirten,  in  dichten  konzentrischen  Lagen  um  die  Bronchien 
gelagerten  Bindegewebes,   welches  von  der  Adventitia  seinen  Aus- 


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Perichondritis  375 

gang  nimmt,   doch  auch  ins  benachbarte  interalveoläre  imd  inter- 
lobuläre Bindegewebe  sich  fortsetzt. 

P.  nodosa  (tubereulosa)  Tuberkulose  der  Bronchialwand, 
gewöhnlich  gleichzeitig  mit  tuberkulöser  Verschwärung  der 
Schleimhaut  (nach  Rindfleisch  handelt  es  sich  hierbei  im 
_  wesentlichen  um  Tuberkulose  der  peribronchialen  Lymphgefässe 
^^  mit  diffuser  schwieliger  Infiltration  imd  Induration  der  adven- 
y  ~1  titiellen  Scheide  der  feinsten  und  feineren  knoi-pellosen  Bronchial- 
^"^  zweige  [P.  fibrosa],  die  hauptsächlichste  Grundlage  der  lang- 
[— j  «am  fortschreitenden  chronischen  Tuberkulose,  die  Fortsetzung 
der  primären  Tuberkelgranulation). 

cf.  Broncho-Pneumonia  tubereulosa,    Pneumonia   chron.,    Cirrhos. 

pulm.  tubereulosa. 
F.  parulenta   eiterige   Infiltration,    welche   an   dfen   feineren 
r^        Bronchien   die  ganze  Bronchialwand  durchgreift,   mit   sekundärer 
eiteriger    Erweichung     des     Bronchialrohres,     Geschwürs-     und 

aKavemenbildung,    am    häufigsten    als    Komplikation    schon    vor- 
handener Lungenerkrankungen,   seltener   als  eine  selbständige  un- 
fy]        vermischte  Affektion. 

Peribrosis     (TzsQi'ßißQwaxo)     rings    umnagen)    ge- 
i-rt        schwürige  Entartung  der  Kommissur  der  Augenlider. 
^  Pericarditts  {nsgi-xagdiog  Adj,  um  das  Herz,  rd  nsQixdQ- 

^^  diov  Herzbeutel)  Entzündung  des  Herzbeutels.  Sie  ist 
P^  selten  eine  zirkumskripte,  meist  eine  diffuse,  entweder  in 
akuter  oder  chronischer  Weise  auftretend,  nach  dem  Ver- 
halten des  Exsudates  eine  fibrinöse,  serofibrinöse,  hä- 
morrhagische oder  purulente,  selten  idiopathisch,  meist 
sekundär  bei  Polyarthritis,  chronischen  Nierenkrankheiten, 
Tuberkulose  (P.  tubereulosa),  Pyämie,  hämorrhagischer  Diathese 
und  durch  Fortleitung  benachbarter  Entzündungen  entstehend. 

P.  ailhaesiva  eine  chronische  Form  der  P.,  welche  zur  teil- 
weisen oder  vollständigen  Verwachsung  der  Herzbeutelblätter 
(Obliteration  oder  Obsoleszenz  des  Herzbeutels,  Con- 
cretio  pericardii)  führt. 

F.   externa    Entzündimg    an    der    Aussenfläche    des    Herz- 
beutels, gewöhnlich  verbunden  mit  Entzündung  des  mediastinalen 
Bindegewebes  —  Mediastino-P.  {vd,  Mediastinitis)  und  der  be- 
nachbarten Pleura  —  Pleuro-P. 
ef.  Cor  villosum. 

Pericbondritis  {6  ;^oVd^o<r  Knorpel)  Entzündung 
der  —  dem  Periost  analogen  —  Knorpelhaut,  ist  entweder 
idiopathisch  'akut  oder  chronisch)  oder  sekundär  bei 
Phthisis,  Syphilis,  Typhus,  Variola,  und  führt  zum  perichondri- 
tischen  Abszess  mit  seinen  vor  allem  im  Kehlkopf  bedeutenden 
Folgen. 

F.  laryngea  P.  der  Kehlkopfknorpel,  ist  entweder  P.  ary- 
taenoidea,  ericoidea  oder  thyreoidea. 


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376  Pericoütig 

Perie^UÜs  (t6xc5/ov  Cl-riiiiiiidazm)  Entzündung  der 
Umgebung  (des  serösen  Überrogee)  des  Dickdarme. 

P^giegmnttiti  (to  xgavtw  iehftdel)  Entzündung  der 
Schädeldecken. 

Perleystttis   (17  nvaug  Blase)   Entzündung  des    die 
Blase  überziehenden  Bauchfellteiles, 
cf.  Pitracjstitis,  Peritonitis,  P^lvoperitoiiiti«. 

Pertdektomiie  (hnißitm  aueschneiden)  Operation  zur 
Heilung  des  Pannus:  Ein  dem  Homhautrande  panuldbr  2  mm 
breiter  Streifen  der  Bindehaut  wird  entfernt,  die  ^igelegte  Schicht 
akarifizirt  und  zur  Vemarbuiig  gebracht  (cf.  Peritomie). 

Pertfollicnlitts  (folUculus  Dem.  ▼.  fMis  lederner 
Sehlftuch)  eine  Entzündungsform,  die  mit  Gefasserweiterung 
und  ZeUeninfiltration  der  Lederhaiit  in  der  Umgebung  der 
Talgdrüsen,  resp.  der  Haarbälge  einhergeht. 

Peri^astritl«  Entzündung  des  Bauchfellüber- 
zuges des  Magens. 

Peril&epatitis  Entzündung  des  Bauchfellüber- 
zuges der  Leber. 

cf.  HepatitiB,  Peritonitifl. 

Perllympluiit^iti«  vd.  Lymphangitis. 
P«rIm(Miiii|(itis    (spinalis    acuta     und    chronica)    i.    q. 
Padiymeningitis  (spinaüs  externa). 

Perimeter  (t6  f^hgov  VLbsb)  Instrument  zur  genauen 
Untersuchung  der  Peripherie  des  Gesichtsfeldes,  von 
FöESTEE  angegeben. 

«f.  Horopter. 

Perliweilritis  (17  fi4i%ga  Gdb&rmutter)  umschriebene 
Peritonitis  des  Bauchfellabschnittes  in  der  Umgebung 
des  Uterus  (bei  mehr  diffuser,  aber  auf  den  Beckenteil  be- 
schränkter Ausdehnung  als  Pelveoperitonitis  bezeichnet)  infolge 
verschiedener  Ursache. 

e(.  Pammetdtis,  Pelvvoperitoxutis. 

Perlmetr<Mialplii||^tifi  von  Pozzi  vorgeschlagener 
Sammelname  für  die  periuterinen  Entzündung^i :  Perimetritis 
(8.  d.),  Parametritis  (s.  d.),  Pelveo-peritonitis  (s.  d.)  u.  s.  w.,  die 
fidch  nach  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  nicht  mehr  so 
strenge  trennen  lassen  und  in  den  allermeisten  Fällen  von  einer 
Salpingitis  ihren  Ausgangspuskt  nehmen. 

PozQ  rechnet  hierher: 

1)  Perimetroealpingitis  a)  serosa  b)  purulenta. 

2)  Beckenabszess. 

3]  Phiegmooe  des  Lig.  latum. 

4^  Diffuse  Beckencellulitis  (Beckenzellgewebsentzündung). 


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Periostitis  377 

Perineauxesis  (av^dvto  vermehren)  eine  von  Martin 
empfohlene  Form  der  Kolpoperineorrhapie  zur  Schonui^g 
der  hintern  Vaginalwand. 

cf.  Kolpoperineorrhaphie. 

Perineojrhapbie  oder  Perineoplastik  {6  mgirsog 
Hittelileisch,  pdmco  nfthen,  nXdooio  bilden)  plastische 
Operation  veralteter  Dammrisse. 

cf.  Kolpoperineoplftstik. 

Perineoeyntbesis  (von  owxi^rjjui  zusammenstellen) 
operative  Wiederherstellung  des  Dammes  bei  kleinen 
partiellen  Defekten  nach  verschiedenen  Methoden. 

Perineotomie  (idßvco  sehneiden)  von  Hegab  vor- 
geschlagene Operation  der  Beckenabszesse  vom  Damme  aus. 

Perinephritis  (o  ve(pQ6<:  TSi&re)  Entzündung  in  dem 
die  Nieren  umgebenden  Binde-  und  Fettgewebe  und 
dem  damit  in  Zusammenhang  stehenden  retroperitonealen  Binde- 
gewebe iParanephritis).  Die  Krankheit  tritt  auf  entweder 
im  Gefolge  von  Kontusionen  mit  Erguss  von  Blut  und  Harn, 
oder  von  Typhus,  Variola,  Erkaltung  oder  fortreitet  von  be- 
nachbarten Entzündungen  und  Eiterungen  (Pyelon^Aritis,  Para- 
metritis,  Psoitis)  als  Perin.  oder  Paran.  suppurativa,  wobei 
sich  der  Eiter  gewöhnlich  nach  hinten  und  aussen  in  die  Lenden- 
gegend, seltener  in  den  Dann  oder  nach  der  Eegio  inguin.  ergiesst. 

Perineuritis  (ro  vsvßov  Nerv)  Entzündung  der 
bindegewebigen  Hüllen  (Scheiden)  der  Nerven,  künisch- 
symptomatisch  der  Neuritis  ähnlich. 

P.  chronica  leprosa  vd.  Lepra. 

PeriodonÜüs  {6  oSovg,  ovtog  Zadm)  Zahnwurzel- 
hautentzündung, eine  gern  zur  Parulis  (s.  d.)  fuhrende  e»t- 
zündliche  Hyperämie  und  Infiltration  der  Zahnwurzelhaut. 

Periooplioritis  eine  Entzündung  um  das  Gewebe 
des  Eierstocks  herum,  eine  zirkumskripte  Peritonitis  meist  mit 
Oophoritis  zusammen. 

cf.  Pelveopentonitis. 

P<^ri<NPe]&iti«  (o  ogxig  Hode)  vd.  Hydrocele. 

Periostiitis  {z6  doziov  Knoehen)  Beinhautent- 
zündung, kommt  teils  primär,  teils  sekundär,  von  der 
erkrankten  Nachbarschaf t  fortgeleitet,  am  häufigsten  traumatisch 
vor,  und  wird  entweder  wieder  durch  Resorption  rückgängig,  oder 
führt  zu  Osteophytenbildung  (P.  ossificans)  oder  zur  Bildung 
fibröser  Schwarten  (P.  fibrosÄ)  oder  zur  Eiterux^  (P.  puru- 
lenta).  Eigiesst  sidi  der  Eiter  zwischen  Periost  und  Knochen, 
so  tiaes  ersteres  von  letzterem  abgehoben  wird,  so  bezeichnet  man 
diesen  Vorgang   als   P.  purulenta  dissecans.    Oluek  unter- 


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378  Periostose 

scheidet  noch  eine  Knochenhaatentzündong  mit  serösem  Exsudat 
ab  f.  albsaifmoss,  deren  Abgrenzong  als  besondere  Form  aber 
nach  W.  Böser  unzweckmassig  ist 

f.  imtems  eramii  i.  q.  Pachymeningids  externa. 

f.  suiliiniA  (imfeetiosa,  iplilegHoiiosa)  vd.  Osteomyelitis 
diffusa  spontanea. 

f.  seorbatfea  durch  skorbutische  Blutung  unter  .das  Periost 
hervorgerufene  F. 

f.  syphilitieft  s.  priniaiosa  ist  durch  Einlagerung  gummöser 
Wucherungen  (Syphilome)  verursacht,  welche  vom  Periost  in 
den  Knochen  hineinwachsen  und  denselben  oberflächlich  zer- 
stören. 

cf.  Dolores  osteooopi. 

Periostose  vd.  Exostose. 

Pertostrellexe  unwillkürliche  Muskelkontraktionen, 
welche  durch  Beklopfen  gewisser  Extremitatenknochen  ausgelöst 
werden,  unter  pathologischen  Verhältnissen  häufig  gesteigert 

Pertpaebymeiiiii^itts  vd.  Pachymeningitis  externa, 
Meningitis  spinalis. 

Pertpblebitis  (^  (pUip,  <pleß6g  Ader)  Entzündung 
der  äusseren  Venenhaut  (T.  adventitia)  Teilerscheinung  der 
Phlebitis. 

cf.  Perivascolitis,  Periarteriitis. 

Periplenritis    (97  jtXevgd  Brust-    oder   Bippenfell) 

Entzündung  mit  dem  Ausgang  in  Abszedirung  in  dem  Binde- 
gewebe zwischen  Pleura  costalis  und  Rippenwand, 
unabhängig  von  jeder  traumatischen  Einwirkung  und  von  vor- 
gängiger Pleuritis  [Wunderlich]. 

Peripneumoiiie  (17  nvevfiovia  Lungenentzündung) 

vd.  Pleuritis. 

Periproktitis  (6  jigtoyrog  After,  Mastdarm)  Ent- 
zündung des  lockeren  Zellgewebes,  das  den  Mast- 
darm umgibt,  häufig  zu  periproktitischen  Abszessen  und  Mast- 
darmfisteln führend,  kann  sich  zur  Proktitis  hinzugesellen  oder 
von  anderen  benachbarten  Entzündungsprozessen  her  fortgeleitet 
werden  oder  idiopathisch  entstehen,  letzteres  häufig  bei  Tuber- 
kulösen. 

cf.  Pelyeoperitonitis. 

Peripsoitis  vd.  Psoitis. 

Peripylephlebitis  syphilitica  (17  Jtvkri  Pforte, 
^  (pXey^,  (pXsßo;  Ader,  also  Ffortaderentzündung)  Gumma- 
entwicklung  in  der  Gegend  der  Leberpforte,  häufige 
Affektion  bei  kongenitaler  Syphilis. 


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Peritonitis  379 

Pertsalping^itie    (ij    odXmy^  Trompete,    i.  e.  Tube) 

Td.  Pelveoperitonitis. 

Periskopisehe  Oläeer  vd.  Menisken. 

Perispermatitis  vd.  Hydrocele  funiculi  spermatici. 

Perisplenitis  (o  ajtXijv  Milz)  Entzündung  des 
peritonealen  Milzüberzuges. 

Peritomie  (jtegi-rsfzvo)  umschneiden)  s.  Syndektomie 

operative  Behandlung  des  Pannus  durch  Abtragung  eines 
3 — 5  mm  breiten  konjunktivalen  Streifens  rings  um  die  Kornea, 
um  den  pannösen  Gefässen  die  Zufuhr  abzuschneiden  (cf.  Peri- 
dektomie). 

•  Peritonitis  (to  nsgi-tovaiov  u.  -siov  von  jisgi-rslvco  um- 
Qä  "Spannen,  xeaXrjxal  ye  firjv  Jtegitovaiov ,  ajioxov  jteQixexdod^ai 
ryi  näat  ToTg  ojiXdyxvoig  [Galen  de  nat.  facult.  6,  4])  Bauchfell- 
^^  Entzündung.  Es  gibt  eine  akute  und  eine  chronische, 
HH  zirkumskripte  und  diffuse,  (seltene)  primäre  und  (ge- 
'^^  wöhnhch)    sekundäre,    eine    adhäsive    (mit  mehr  trockenem, 

fibrinösem,   zur  Verklebung  führenden  Exsudate)   und  eine   ex- 

^       «udative    Form    mit    mehr    oder    weniger    kopiösem    Exsudat. 

"^       Das  letztere  ist  serös  oder  sero-fibrinös,   hämorrhagisch, 

Wpurulent  oder  jauchig  (wobei  sich  durch  Zersetzung  Gas  ent- 
vdckelt:  Pneumoperitonitis,  Meteorismus  peritonealis). 
C^  Von  untergeordneter  Bedeutimg  gegenüber  dem  ursächhchen 
Xjeiden  ist  die  tuberkulöse,  carcinomatöse,  sarkomatöse 
P.  —  Als  weitere  besondere  Formen  sind  anzuführen: 

p^  F.  deformans  [Klebs],  Cirrhosis  peritonei   chronische  P., 

>^  besonders    über    das    Mesenterium    verbreitet,    mit   Verdickungen 

•  imd  Verkürzungen  des  letzteren  und  anderer  Teile  des  Peritonäum, 
^'Ö  findet  sich  im  Gefolge  langwieriger  Stauungszustände  bei  Herz- 

W       kranken,    exquisit    zuweilen    bei    Lebercirrhose    und   atrophischer 
pH       JViuskatnussleber,  sowie  mitunter  bei  Nierencirrhose. 

F.  ex  perforatione  Perforativ-P.,  die  bei  Perforation 
vom  Magendarmkanal  oder  anderen  Nachbarorganen  infolge  von 
Geschwüren  oder  anderen  Ursachen  und  durch  Eintreten  von 
iesten,  flüssigen  oder  gasförmigen  Contentis  jener  Organe  in  den 
PeritonealsacK  verursachte  perniziöse  Form. 

F.  puerperalis  vd.  Febris  puerperalis,  Perimetritis. 

F.  septica  meta^tatische  P.  bei  septischer  oder  pyämischer 
Blutvergiftung. 

F.  infantum  die  nicht  selten  in  der  ersten  Zeit  nach  der 
<jreburt  vorkommende,  mit  Omphalitis,  pyämischer  (puerperaler) 
oder  erysipelatöser  Infektion  oder  mit  Nabelhernien  in  Zusammen- 
hang stehende  P. 

cf.  Pericystitis,  Perihepatitis,  Perimetritis,  Perisplenitis,  Perityprhlitis. 


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360  FeritonsillaralMzess 

Peritonsillarabssesii,   bezw.   RetytmfiUlarafcszcss^ 

Entzündung    des    peri-    bezw.    retrotoneillaren   Binde- 
gewebes  mit  Ausgang  in  Eiterung. 

PerityphlitiB  (ro  tv^Xov,  sc.  iytegov,  Blinddarm)  um- 
schriebene Entzündung  des  Bauchfells,  das  den  Blinddarm  ^ 
und  Wurmfortsatz  überzieht,  entweder  zu  EifaMiVTingea  der 
letzteren  sich  hinzugesellend,  oder  y<m  einer  Pamtypiiütis  aus- 
gehend^ häufig  mit  Eiterdurchbruch  nach  dem  Darm  oder  nach 
aussen. 

cf.  Peritonitis,  Typhlitis,  Faratyphlitifl,  AppendidtiB. 

Perinretltrttis  (17  ovgi^&ga  Harnröhre)  Entzündung^ 
des  die  Harnröhre  umgebenden  Bindegewebes,  ent« 
weder  infolge  von  Traumen  oder   heftigen  Trippem;  die  entzünd-  | 

liehe  Infiltration   kann   in  Verteilung  oder  Eiterung   und  Duidi- 
bruch  nach  inn^i  oder  aussen  endigen.  | 

cf.  Chorda  venerea,  Cayemkis.  I 

Perivaginitis  i.  q.  Parakolpitis.  { 

Periv»se«Iltls  (vaaeulum,  Bern.  v.  vas  iS^ffkBm)  Est-  | 

Zündung  der  Adventitia  der  Gefässe,  häufig  als  1 

P.  nodosa  oder  tuberkulöse  P.  ! 

cf.  Periarteriitis,  Periphlebitis.  j 

Pernio  (lat.  von  jtegva  Ferae»  Hinterbein)  Frost- 
beule, durch  die  Einwirkung  der  Kälte  entstandene  blaurote 
juckende  Anschwellungen  der  Haut  besonders  an  Händen  und 
Füssen,  auf  denen  sich  häufig  Geschwüre  büden.  Sie  sisid  bedingt 
duich  Stasen  infolge  Gefässparalyse  mit  seröser  Ezsudation  in 
das  Oewebe  der  Kutis. 

cf.  Oongelatio. 

Perobmcliiiift  {^V9^^  verstümmelt,  t.  snCgw,  ste^to 
durchbohre,  S  ßpazimv  der  Arm)  angeborene  verküm- 
merte Bildung  beider  Arme. 

cf.  Abrachiiu. 

Peroehlrns  (^  x^^Q  Hand)  verkümmerte  Bildung 
beider  Hände  oder  Füsse. 

Peromdiui  {t6  fiikog  Q-Ued)  Missgeburt,  deren 
sämtliche  Extremitäten  in  irgend  einer  Weise  defekt 
oder  missgestaltet  sind. 

cf.  Amelos,  Mikromelas,  Phokomelus. 

Pajrai^va  (o  novs  Fiaas)  angeborene  verkümmeriie 
Bildung  oder  abnorme  Kleinheit  beider  ünt^rej:- 
tremitäten. 

cf.  Perochirns,  Jtlonopiu. 


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Pes  381 

PertuiHtotto  eritieit  (perturbare  ^erwürren)  nennt 
man  die  in  typischen  Krankheiten  zuweilen  ror  der  Kiise  ein- 
tretende nochmalige  Steigerung  der  Erscheinungen,  in- 
sonderheit des  Fiebers. 

Pertussis  i.  q.  Tussis  convulsiva. 

Pervis^iliom  (lat  vigil  wach,  munter,  von  vig-ere 
und  per)  i.  q.  Agrypnia. 

Pes  der  Fuss. 

P.  varus  (=  curvus  vd.  Genu  varum)  Klumpfuss,  der 
Tuss  „zu  einem  Klump  zusammengezogen^^,  abnorme  Abduktion 
<Tibialflexion)  des  Fusses  mit  Rotation  desselben  nach  innen,  also 
mit  Erhebung  des  inneren  Fussrandes.  Die  Affektion  ist  embryo- 
nalen Ursprungs,  eine  pathologische  Steigemng  der  nonnalen 
Form  des  fötalen  Fusses. 

P.  V.  hystericus  vd.  Contractura  hysterica. 

P»  valgws  (vcm  vergtre,  valgum  e^t  proprie  intortum  [Noniüs 
p.  16.  G.]  cf.  Genu  valgum)  Plattfuss,  abnorme  Abduktion 
(Fibularffexion)  des  Fusses  mit  Rotation  nach  aussen,  wobei  das 
Fueswuizelgewolbe  herabsinkt,  der  innere  Fussrand  dick  und 
breit  wird,  so  dass  der  Kranke  mit  der  vollen  Planta  auftritt, 
w^ährend  der  äussere  Fussrand  sich  mehr  oder  weniger  vom  Boden 
abhebt.  Am  häufigsten  ist  Rhachitis  die  Ursache  (P.  v.  rha- 
•chiticus),  seltener  Paralyse  der  Adduktoren  (P.  valgus  oder 
piano- valgus  paralyticus).  Bei  den  kongenitalen  Formen 
iindet  sich  meist  zugleich  eine  Dorsalflexion  (P.  calcaneo- 
valgus). 

,     Beschränkt  sich  die  Deformität    nur    auf    die    Senkimg    des 
Fusswurzelgewölbes,  so  entsteht  der 

P.  planus  Flachfuss,  die  einfachste  Form  des  Plattfusses 
•ohne  stärkere  Erhebung  des  äusseren  Fussrandes,  wobei  die  Sohle 
von  der  Ferse  bis  zirni  Zehenballen  eine  ganz  ebene  Fläche  bildet. 

P.  planus  inflammatorius,  der  entzündliehe  Platt- 
oder Flachfuss,  eine  besonders  bei  jungen  Mädchen,  am 
häufigsten  kurz  vor  der  Pubertätszeit  rasch  und  unter  heftigen 
Schmerzen  (Tarsalgie)  auftretende  Form  infolge  vielen  Gehens 
imd  Stehens,  Belastung  des  Körpers,  harter  Arbeit,  weshalb  man 
diese  Form  auch  als  P.  valgus  staticus  bezeichnet. 

P.  ealean^us  {calx  Ferse)  s.  Tatipes  {talus  Knöchel) 
•der  Hakenfuss,  abnorme  Dorsalstreckung  des  Fusses,  der 
-Gegensatz  des  P.  equinuß,  wobei  der  Vorderfuss  in  die  Höhe 
gezogen  ist  und  der  Kranke  nur  mit  der  Ferse  auftritt.  Neigt 
•der  Fuss  dabei  zur  Valgusstellung,  so  entsteht  der  P.  calcaneo- 
Talgus. 


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382  Pessariuin 

P.  cqttinus  Spitzfuss,  abnorme  Plantarflexion  des  Fusses^ 
so  dass  derselbe  Ähnlichkeit  mit  einem  Pferdehnf  bekonmit,  in- 
dem der  Fussrücken  in  derselben  BJchtung  wie  der  UnterschenkeL 
steht  imd  der  Körper  sich  nur  auf  Ballen  und  Zehen  stützt.  — 
Eine  noch  weitere  Steigerung  dieses  2ustandes  ist  der 

P.  excaVatus,  Hohlfuss,  wobei  auch  die  Zehen  flektirt. 
sind  und  der  Stützpunkt  auf  das  vordere  Ende  des  Fifts- 
lückens  fällt. 

P.  equino-varus  Klumpfuss  in  Verbindung  mit  Plantar- 
flexion. 

P.  equino-valgus  Plantarflexion  mit  Abduktion. 
[Grösstenteils  nach  König,  Spez.  Chir.] 

P.  gigas,  Makropodie,   angeborener  Eiesenwuchs  des  Fusse» 
oder  einzelner  Teile  desselben, 
cf.  Talipomanus. 

Pessarimn  (d  jieooög  der  länglich  runde  Stein  im. 
Brettspiel,  und,  von  der  Ähnlichkeit,  die  Wicke  zum 
Einlegen  in  After  oder  Scheide,  pessum  [Apul.  herb.  121]> 
Mutterzäpfchen  oder  Mutterkranz,  direkt  aus  konsisten- 
teren, Medikamenten  geformte  rundhche  oder  aus  gewissen  Stoffen 
gefertigte  ringförmige  Körper,  womit  entweder  Medikamente  in 
längere  Berührung  mit  dem  Cervix  uteri  gebracht  werden,  oder 
welche  dem  in  seiner  Lage  veränderten  Uterus  mechanisch  eine^ 
Stütze  geben  (Hysterophor). 

cf.  Tampon. 

Pestis    (lat),  Pestilentia  (von  perdtre  verderben). 

Pest  hiess  im  Mittelalter  jede  epidemische  Krankheit  mit  grosser 
Mortalität.  Jetzt  versteht  man  darunter  ausschliesslich  die 
eigentliche 

Bubonenpest,  welche  im  westeuropäischen  Kontinent  fan 
Jahre  1720,  in  Europa  überhaupt  im  Jahre  1841  zum  letzten- 
mal (1879  kam  eine  kleinere  Epidemie  in  Russland  vor)  vor- 
gekommen ist.  Sie  gehört  wahrscheinlich  zu  den  miasmatisch- 
kontagiösen  Infektionskrankheiten  und  besteht  in  einer  äusserst 
akut  verlaufenden,  schwer  fieberhaften  Krankheit  nut  grosser 
Mortahtät,  welche  sich  lokalisirt  in  Form  von  Karbunkeln  und 
besonders  Leistendrüsenbubonen ,  welche  häufig  in  jauchige- 
Eiterung  übergehen  mit  Zerstöi-ung  der  Weichteile  in  der  Um- 
gebung. 

Peteehiae  (von  pittacium,  mxxäxiov  Iiederstückchen 
mit  Salbe  zum  Auflegen  auf  die  Haut  [Oelsub  3,  10]^ 
ital.  Petechie  rote  Flecken  auf  der  Haut  in  bösen  Fiebern,, 
woher  auch  xltl^&t petesche)  rundliche  kleine  bis  finger- 
nagelgrosse  Purpuraflecke. 

Petit  mal  (franz,)  leichte  Anfälle  von  Schwindel  oder 


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Fhakomalacia  383 

Bewusstlosigkeit,  im  Zusammenhang  mit  Epilepsie,  aber  ohne  epi- 
leptische Krämpfe, 
cf.  Epilepsie. 

Petechialtyphus  i.  q.  Typhus  exanthematicüs. 

Petrilieatio  (petra  —  jthga  —  der  Quader,  Stein; 
facere)  Verkalkung  oder  Verirdung,  die^Infiltration  von  Gre- 
weben,  Sekreten  oder  Fremdkörpern  etc.  mit  phosphorsaurem  und 
kohlensaurem  Kalk  in  fester  Form. 

cf.  Ossificatio,  Incrustatio. 

Petrissas^e  vd.  Massage. 

Pha^edaena  (§  q>ayedaiva  von  Kpayeiv  und  io&ico,  St.  sS 
fressen)  eine  Form  des  Brandes,  speziell  für  die  gangränöse 
Zerstörung  von  Geschwüren  gebraucht,  wobei  dieselben,  periphe- 
risch fortschreitend,  nach  vorausgehender  Infiltration  Schicht  für 
Schicht  rasch  zerfallen. 

Phagedaenisinas  tropicus  ist  nach  Aude  u.a.  der  gemein- 
schaftliche Name  für  eine  Reihe  von  Krankheitsfonnen,  welche 
bisher  unter  verschiedenen,  zumeist  der  Örtlichkeit  ihres  Vor- 
heiTschens  entnommenen  Bezeichnungen  (als  „Geschwür  Von  Co- 
chinchina,  von  Mozambique,  Wunde  von  Ycmen"  etc.)  beschrieben 
wurden,  aber  eine  so  grosse  Übereinstimmung  erkennen  lassen, 
dass  sie  als  der  Ausdruck  eines  nur  durch  lokäe  Einflüsse  modi- 
fizirten  Krankheitsprozesses  aufgefasst  werden  müssen.  Sie  ent- 
wickeln sich  aus  geringfügigen  Verletzungen  zu  jauchenden  oder 
gangräneszirenden  Geschwüren. 

Phafi^oey ten  [Metschnikoff]  {(payeXv  essen,  verzehren, 
6  xmog  Bläsehen,  hier  Zelle)  Fresszellen,  d.  h.  Zellen  des 
tierischen  Organismus,  welche  die  Fähigkeit  besitzen,  Bakterien  zu 
fressen,  d.  h.  aktiv  in  sich  aufnehmen.  Nach  Metschnikoff 
sind  es  zwei  Zellarten,  Epithelzellen,  die  sog.  Makrophagen 
und  vor  Allem  Leukocyten,  die  sog.  Mikrophagen.  Die  Fähig- 
keit der  Phagocyten,  Bakterien  unschädhch  zu  machen,  welche 
M.'s  Theorie  annimmt,  wird  von  den  meisten  neueren  Autoren  ge- 
läugnet,  indem  diese  eine  Aufname  der  Bakterien  in  Körperzellen 
nur  dann  für  möglich  halten,  wenn  erstere  bereits  abgestorben 
oder  erheblich  geschwächt  sind. 

Phakitis  (o  <pax6g  Iiinse)  Linsenentzündung;  da 
hierbei  nur  die  innere  Epithelschicht  der  Kapsel  in  eine  entzünd- 
liche Wucherung  (Zelleneinlagerung)  gerät,  deren  häufigste  Ur- 
sache der  Zerfall  eines  überreifen  Kemstares  oder  die  operative 
Entfernung  der  Linse  (selten  anderes  Trauma)  ist,  so  fällt  Ph.  fast 
ganz  mit  dem  Begriff  Cataracta  capsularis  und  secundaria, 
Nachstar,  zusammen. 

Phakomalacia  {i^aXanog  weich)  vd.  Cataracta. 


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384  Fhakoskleroma 

Pltakoskleroma  (oxkrioög  hart)  vd.  Cataracta. 

PlmlakrosiS  (^  qpaXdxgoyoig  \.  <paXaxg6;,  tpa^  gläll- 
zend,  von  <paiva}  u.  ä?cQa  Scheitel)  vd.  Calvities. 

Phalancltis  sypliilitlca  yd.  Daktylitis. 

PbaviBaibokenimtvmBi  (ro  tpagfiaxw  Araneimittel, 
xopico  bestauben,  t6  ärtgov  Höhle)  Vorridituiig  zur  Zerstäu- 
bung von  Medikamenten  in  der  Paukenhölile  unter  Einführung 
des  Tubenkatheters. 

Pkarmakoloi^ie  (ro  (pdgfmxoy  Araneimittel)  Arz- 
neimittellehre. 

PkarjMi^tis  (S  tpdgvy^j  'vyyog  Schlund)  Entzündung 
der  Rachenschleimhaut. 

Ph.  acuta  ist  entweder  catarrhalis  (erythematosa  —  ober- 
flächlich) oder  phlegmonosa,  eine  tiefer  in  das  Schleimhaut- 
imd  submuköse  Grewebe  dringende  Entzündung,  oder  crouposa 
oder  diphtheriea  (vd.  Croup  und  Diphtherie). 

Pik.  ehrtmiea  der  chronische  Eachenkatarrh.  Eine 
besondere  Form  desselben  ist 

Ph.  granulosa,  wobei  die  Schleimhaut  mit  erhabenen  roten 
Punkten  besetzt,  granulirt  erscheint.  Nach  Störk  handelt  es 
sich  dabei  um  stellenweise  Abstossung  der  obersten  festeren  Epi- 
thelialsehieht  und  Hervorquellen  der  tieferen  sukkulenteren  Zellen- 
schicht, welche  wegen  Mangel  der  schützenden  Decke  die  bei 
dieser  Form  auffallende  EmpSndhchkeit  zeigt. 

Weitere  Formen  vd.  unter  Angina,  als  Teilerscheinungen  dieser. 

PhwryMa^Mele  (i?  ni^Xrj  Bruch)  Einstülpung  eines 
Oesophagusdivertikels  in  Form  einer  Schleimhauthemie  zwischen 
die  Muskelfasern  des  Constrictor  pharyngis  inferior. 

Fhar:^iig:opIa»tik  {jtXdaaco  bilden,  formen)  Deckung 
eines  Schleimhautdefekts  im  Rachen  durch  Lappen  der  Halshaut, 
cf.  Oesophagoplastik. 

Pliaryita^atania  snbhyaidea    s.   Ph.    media    (von 

Malgaigne  erfunden  und  LaryngoUymie  soushyoidienne  genannt) 
Eröffnung  des  Pharynx  zwischen  Zungenbein  und 
Kehlkopf  als  Voroperation  zur  Entfernung  von  Fremdkörpern 
und  Geschwülsten  am  Kehlkopfeingang,  welche  sich  nicht  vom 
Mimde  her  entfernen  lassen. 

Ph.  lateralis  die  seitliche  Eröffnung  des  Pharynx,  von 
Langenbeck  angegeben,  mit  Schnittführung  von  der  Mitte  des 
Unterkieferrandes  über  das  grosse  Hom  des  Zungenbeins  bis  zur 
Höhe  des  ßingknorpels. 

Phimose    (gr.  H.    v.   6  qpi/nög  Maulkorb,   (pifioco   zu- 


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Fhlebosklerosis  385 

schnüren) Verengerung  und  ungenügendeDehnbarkeit 
der  Mündung  des  Präputium,  infolge  deren  dasselbe  nicht 
hinter  die  Eichel  zurückgebracht,  und  selbst  die  Urinentleerung 
behindert  werden  kann. 

cf.  Blepharophimose,  Stenose,  Striktur, 

Phlebarteriektasia  spontanea  extremitatom 

(77  (pXiipy  (pleßog  Ader,  V.  (pXew,  flutre  fliessen ;  tj  dgTTjgia  Ar- 
terie, ij  sfcraaig  Ausdehnung)  fortschreitende  Angiektasie 
der  Arterien  und  Venen  einer  Extremität,  von  einer  cirsoiden 
Erkrankung  der  Anastomosensysteme  der  Hohlhand  oder  der 
Fusssohle  ausgehend,  analog  dem  Aneurysma  racemosum  der 
Schädelschwarte  jugendlicher  Individuen  (Langenbeck,  Arch.  18). 

Phiebektafiia  s.  Taricositas  sackförmige  Ve- 
nenerweiterung, mechanische  Dilatation  durch  lokal  gestei- 
gerten Blutdruck,  am  häufigsten  im  Gebiet  des  Plexus  haemor- 
rhoidalis  und  der  Vena  saphena  magna. 

Ph.  haemorrhoidalis  i.  q.  Haemorrhois. 
cf.  Varix. 

Phlebitis  Venenentzündung,  in  plastischer  Infiltration, 
Verdickimg  imd  häufig  Vereiterung  der  Gefässwände  bestehend. 

Ph.  aeuta  ist  selten  primär  und  dann  gewöhnlich  Folge 
von  Trauma,  zuweilen  von  Gicht,  meist  sekundär,  indem  ein 
Entzündungsprozess  aus  der  Umgebung  auf  die  Adventitia  (Peri- 
phlebitis) und  weiter  auf  die  Vene  selbst  sich  fortsetzt  und  im 
Lumen  derselben  eine  Thrombenbildung  veranlasst,  —  oder  die 
Ph.  gesellt  sich,  an  der  Intima  beginnend,  zu  einer  primären 
Thrombose  oder  einer  Embolie,  gegen  welche  die  Veränderungen 
der  Grefässwand,  welche  das  gleiche  Geschick  wie  der  Thrombus 
und  das  umgebende  erkrankte  Gewebe  zu  haben  pflegt,  als  nel  en- 
sächlich  erscheinen. 

Ph.  ehroniea  Verdickung  der  äusseren  Wand,  während  die 
Intima  intakt  bleibt;  kommt  bei  dauernder  Erweiterung,  Varicen 
und  primärer  Thrombose  vor. 

cf.  Endophlebitis. 

Eine  besondere  Form  der  Phlebitis  ist  die  kongenitale  oder 
■erworbene,  fast  immer  zum  Tode  führende,  Entzündung  und  Throm- 
bose der  Nabel vene  bei  Neugeborenen,  Phlebitis  umbilicalis. 

Phlebolith  (6  Xi&og  Stein)  Venenstein,  verkalkte 
Faserstoffgerinnsel,  am  häufigsten  in  varikösen  Erweiterungen  der 
Unterextremitäten  vorkommend. 

cf.  Calcnli. 

Phleboslclerosis  {oxXrjgog  hart)  Hyperplasie  des 
Bindegewebes  der  Venen wandung,  eine  der  Arteriosklerose 
(s.  d.)  analoge,  aber  viel  seltenere  Affektion. 

Roth^B  Klinische  Terminologie.  4    Aufl.  Qr^ 


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386  Phlebothrombosis 

Phlebotliroinbosis  (vd.  Thrombophlebitis)  Blutgerin- 
nung in  den  Venen. 

Phlebotomie  (refivco  schneide)  i.  q.  Venaesectio. 
Plile^maisia  {^  (pXeyfjLaoia  V.  (fXsyfjLaivWf  (pkeyw  brenne) 
i.  q.  Phlegmone,  nur  gebräuchlich  in  der  Zusammensetzung: 

Ph.  alba  dolens  puerperaruin,  wörtlich:  die  weisse 
schmerzhafte  Zellgewebsentzündung  der  Kindbette- 
rinnen, weisse  S^henkelgeschwulst,  septische  puerpe- 
rale Thrombose  der  Schenkelvenen,  eine  Teilerscheinung  man- 
cher Puerperalfieber  (vd.  Febris  puerper.),  welche  durch  Fortieitung 
einer  parametritischen  (infektiösen)  Entzündung  auf  das  Unter- 
hautzellgewebe des  Oberschenkels,  sowie  das  um  die  grossen  Ge- 
fäss-  und  Nervenstämme  der  Unterextremität  gelegene  Bindegewebe 
entsteht,  Thrombose  der  Schenkelvene  imd  Lymphgefässe  im  Ge- 
folge hat,  aber  auch  ohne  dieselbe  verlaufen  kann,  und  wobei  die 
Haut  durch  die  Spannung  ein  weisses  oder  livides  Aussehen  be- 
kommt. Die  Venenthrombose  kann  auch  das  Primäre  sein, ,  und 
die  Greschwulst  durch  Periphlebitis  mit  Blutstauung  imd  Ödem 
bewirkt  werden. 

Phlefi^inone  (17  <pkeyfiov^  Zellgewebsentzündung,  von 
cpkiyco  brenne)  akute,  zur  Eiterung  und  zur  diffusen  Verbreitung 
tendirende  Entzündung  des  Zellgewebes. 

Phles^morrhoe  (ro  (pXey^a  Sehleim  —  als  Produkt 
der  Entzündung  v.  <pUyco,  rj  qotj  Pliessen)  i.  q.  Blennorrhoe. 

Phlofi^os^on  (yovsvco  erzeugen,   yövog   das   Erzeugte, 

Adj.  yovixog),  entzündungserregend,  nennt  man  Substanzen, 
welche  die  Eigenschaft  haben,  Entzündimg  der  mit  ihnen  in  Be- 
rührung kommenden  Gewebe  hervorzurufen. 

Phlogogen  ((pXoyoyevi^g)  würde  bedeuten  durch  Entzün- 
dung entstanden,  doch  wird  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch 
nicht  streng  auf  diese  Unterscheidung  geachtet. 

Phlog^osis  (^  (pXoycootg  Entzündung,  v.  cployoco)  i.  q. 
Inflammatio. 

Phlyktaena  {n  <pXvxraiva  Blase,  v.  (pXvco  aufwallen) 
i.  q.  Vesicula. 

Phlyktänosen  (^  vooog  Krankheit)  durch  Bildung 
von  Bläschen  oder  Blasen  charakterisirte  Hautkrank- 
heiten. 

Plilyzaciom  (ro  q>XvCcixiov  v.  (pXv^co,  (pXvw,  fluo)  vd. 
Pustula. 

Phokomelos  (??  (pcoxt]  Bobbe,  Seehund,  zo  fiiXog 
Glied)  Missgeburt,  bei  welcher  die  wohlgebüdeten  Hände  und 
Füsse  immittelbar  an  Schultern  imd  Hüften  sitzen. 


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Phrenopathie  387 

Phoneentallaxis  [Schmalz]  (17  (ptovri  Stimme,  evxog 
innen,  aXXdooco  vertauschen)  Vertauschung  von  Vokalen 
imd  Diphthongen  mit  einander. 

cf.  Symphonallaxis. 

Phonometer  (17  qxovri  Stimme,  t6  fihgov  Mass) 
Sprachmessap parat  [v.  Lucae]  zum  Nachweis  der  Intensität 
des  Sprechens  bei  Hörprüfungen. 

Phonometrie  (jietgdo}  messen)  die  von  Baas  einge- 
führte Methode,  durch  Aufsetzen  einer  schwingenden  Stinmi- 
gabel  auf  gewisse  Körperteile  dieKesonanz  dersell^n  zu  prüfen. 

Phonoskop  (axojieco  besichtigen)  ein  von  Ladendokf 
imd  Stein  angegebenes  Instrument  zur  Verstärkung  der  Töne  bei 
der  Auskultation.  Dasselbe  besteht  aus  einem  Sthetoskop,  in  des- 
sen Ohröffnung  ein  Mikrophon  eingelegt  ist. 

Phorometer  (^  (pogd  Bewegung,  Lauf,  v.  (pegco)  In- 
stnunent  zur  Messung  der  Deviation  der  Sehaxen  nach  unten, 
oben  imd  der  Seite. 

Phosphaturie  (ro  ovqov  Urin)  reichlicher  Gehalt 
des  Urins  an  phosphorsauren  Salzen  (phosphorsaurem 
Kalk,  Ammoniakmagnesia). 

Phosphene  (to  <pm  Licht,  (paivco  erseheinen  lassen, 
beide  von  (pd(o  leuchten)  die  subjektiven  Lichterschei- 
nungen bei  Photopsie. 

cf.  Chromopsie. 

Phosphornekrose  vd.  Nekrose. 

Photophobie  (o  (pößog  Furcht,  Scheu)  Lichtscheu, 
der  Ausdruck  hyperästhetischer  Affektionen  in  verschiedenen 
Nervenbezirken  des  Auges  mit  reflektorischem  Krampf  des  Lid- 
schliessmuskels  (Blepharospasmus  —  s.  d.). 

Photopsie  (^  otpig  Sehen)  s.  SpintherismttS  subjektive 
Lichtempfindung  höheren  Grades  infolge  abnorm  hoher  Er- 
regung des  lichtempnndenden  Apparates. 

cf.  Phosphene. 

Phrenasthenie  (17  (pgi^v,  <pQEv6g  Zwerchfell,  weil  das 
Zwerchfell  von  den  Alten  als  Sitz  aller  geistigen  Be- 
gungen  betrachtet  wurde,  so  bedeutet  17  <pQrjv  auch 
Seele,  Q-eist,  ^  da^eveia  Schwäche  —  [Finkelnbukg])  besser 
komponirter  Ausdruck  für  Cerebrasthenie  (s.  d.). 

Phrenitis  Zwerchfellentzündung,  sekundär  bei  Pa- 
raphrenitis  und  in  solchen  Fällen  anzunehmen,  wo  Entzündungen 
durch  das  Zwerchfell  hindurchgeleitet  werden. 

Phrenopathie  {t6  jid&og  Leiden)  i.  q.  Psychosis. 

25* 

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388  Phthiriasis 

PhtbLiriasis  (77  <p^sigiaoig  V.  (pdeiQ  Iiaus,  als  ver- 
meintliches Produkt  der  Säfteverderbnis,  v.  <p&€igo> 
verderben)  „Läusesucht".  Eine  Ph.  in  dem  Sinne,  dass  die 
Läuse  (Pediculi  vestimenti)  in  durch  sie  verursachten  Geschwüren 
der  Haut,  sog.  „überdeckten  Läusegeschwüren",  sich  finden,  gibt 
es  nach  Hebra  nicht.  Sie  verursachen  nur  Ekzeme  und  Ex- 
koriationen. 

Phthisi«i  (ij  (p&ioig  Schwindsucht,  v.  qp^ico  schwin- 
den, verzehren;  lat.  Consumtio)  gegenüber  Atrophie,  Tabes, 
Marasmus  diejenige  Form  des  Körperschwundes,  bei  welcher 
eine  abnorme  Stoffausgabe,  bei  nicht  notwendig  verringerter  Zu- 
fuhi",  stattfindet. 

Klinisch  bezeichnet  man  mit  Ph.  schlechtweg  die  mehr  oder 
weniger  chronisch  verlaufende  Lungenphthise.  Dm-ch  dieEnt- 
deckimg  des  Tuberkelpilzes  (vd.  Bacillus  tuberculosis)  von  Koch  ist 
die  Ph.  zu  einer  Infektionskrankheit  geworden.  Sie  unterscheidet 
sich  jedoch  wesentlich  von  anderen  Infektionskrankheiten,  da  das 
Virus  derselben,  der  Tuberkelbacillus,  nur  dann  als  Infektions- 
träger wirkt,  wenn  entweder  eine  hereditäre  Disposition  oder  eine 
durch  Kranldieiten  (so  das  Auftreten  der  Phthise  bei  Diabetes, 
Leukämie  u.  s.  w.)  oder  mangelhafte  Ernährung  geschwächte  Kon- 
stitution vorhanden  ist,  während  gesunde  Individuen  immun  gegen 
dasselbe  sind.  Ausserdem  handelt  es  sich  bei  der  gewöhnlichen 
Phthise  (eine  Generalisation  des  Giftes  findet  sich  nur  bei  der 
akuten  Mihartuberkulose)  um  ein  lokalisirtes  Gift,  das  zu- 
nächst nur  auf  die  Lungen  einwirkt,  während  bei  den  gewöhn- 
lichen Infektionskrankheiten  das  Gift  ein  generelles  ist,  d.  h. 
auf  dem  Wege  der  Blutbahn  sich  rasch  durch  den  ganzen  Körper 
verbreitet.  Endhch  gibt  es  auch  zweifellos  phthisische  Prozesse 
in  der  Lunge,  deren  Ursache  nicht  der  Tuberkelpilz  ist.  Virchow 
hat  deshalb  vorgeschlagen,  die  Phthise  einzuteilen  in  eine  „ba- 
cilläre"  Ph.  und  eine  „nicht  bacilläre".  Zu  ersterer  zählt 
er  die  Tuberkulose  und  die  käsige  Pneumonie,  zu  letzterer  die  sy- 
philitische und  die  bronchiektatische  Ph. 

Ph.  florida  s.  gallopieans  (ital.  galoppare,  galoppo)  akute 
Ph.  ist  nicht  akute  Miliartuberkulose,  sondern  sehr  siut  verlau- 
fende, hoch  febrile  Formen  von  käsiger  Pneumonie. 

Bei  Ph.  fl.  finden  sich  konstant  TuberkelbaciUen  in  grossen 
Mengen  im  Sputum,  während  dieselben  bei  der  chronischen  Phthise 
in  viel  geringerer  Zahl  vorhanden  sind  oder  auch  vorübergehend 
ganz  fe&en  können. 

Ph.  bronehialis  tuberkulöse  Entartung  und  Verkäsung  der 
intrathorazischen  Lymphdrüsengi-uppen,  insbesondere  der  Glandulae 
bronchiales. 

Ph.  ealeulosa(v.  caZicKalk,  Steinchen)  Lungenphthise, 
wobei  käsig-pnemnonisch  verdichtete  und  abgestorbene  Lungenteüe 


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Ficae  s.  Malaciae  389 

von  Hirsekorn-  bis  über  Erbsengrösse  in  verkalktem  Zustand  (zu- 
weilen auch  schon,  ehe  es  zur  Verkalkung  gekommen  ist  —  vd, 
Corpuscula  oiyzoidea)  expektorirt  werden. 

Ph.  laryngea  Kehlkopfschwindsucht,  mit  der  skro- 
fulös-tuberkulösen Diathese  in  Zusanunenhang  stehende  Schleim- 
hautverschwärung  mit  ihren  Folgen,  tritt  am  seltensten  mit  wirk- 
lichen Miliartuberkeln  auf,  häufiger  mit  follikulären,  tief  trichter- 
förmigen Ulzerationen  oder  mit  verschieden  gestalteten  Geschwüren, 
welche  sich  aus  einer  spezifischen  Zellen-  und  Keminfiltration  der 
subepithelialen  Schleimhautschicht  entwickeln,  oder  in  Form  ober- 
flächlicher sogen,  aphthöser  oder  Erosionsgeschwüre  von  oft  sehr 
grosser,  durch  Konfluenz  bewirkter  Flächfenausdehnung  (besonders 
auch  in  der  Trachea).  Sie  tritt  sekundär  bei  Lungenphthise  auf, 
ihr  primäres  Vorkommen  ist  zweifelhaft  [ZH]. 

cf.  Perichondritis  laryngea. 

Ph.  bulbi  s.  Atrophia  b.  atrophischer  Schwund  des 
Augapfels  ist  gewöhnlich  der  Ausgang  verachiedener  bösartiger 
innerer  Augenentzündungen,  doch  gibt  es  auch  eine 

Ph.  b.  essentialis  vd.  Ophthalmomalacia. 

cf.    Tuberculosis,   Scrofulosis,    Nekrobiose,    Pneumonie   (Broncho- 

und  Desquamativ-P.) ,   Nephrophthisis ,   Orchitis  und  Epidi- 

dymitis  caseosa. 

Phyma  (r6  cpvfia  Geschwulst,  v.  (pvco  erzeugen, 
wachsen  machen)  der  Knollen,  wallnuss-  bis  faustgrosse, 
mit  Epidermis  bedeckte  feste  Geschwulst  in  den  tieferen  Schichten 
der  Haut,  durch  Extravasate  oder  Neubildungen  im  Chorion-  und 
subkutanen  Bindegewebe  bedingt. 

cf.  Nodus,  Tophus. 

Physkonie  Fettleibigkeit  so  benannt  nach  Ptole- 
MAEUs  V.,  175  a.  Chr.,  mit  dem  Beinamen  Physkon  (d  (pvaxcov 
Dickbauch,  v.  (pvo?ca  Wurst,  Wanst,  (pvoa,  (pvodco  auf- 
blasen) dem  klassischen  Vorgänger  von  Banting. 

cf.  Obesitas. 

Physoeephalos  ((pvodco  blasen,  aufblasen,  ^  xecpalri 
Kopf)  i.  q.  Pneumatocephalus. 

Physometra  {fi  cpvoa  Blasebalg,  Wind,  tj  /u^zga  Q-e- 
bärmutter)  Luftansammlung  in  der  Gebärmutterhöhle, 
entweder  durch  mechanisches  Eindringen  von  Luft  oder  durch 
gasige  Zersetzung  angesammelten  Sekretes  bei  Hydrometra  oder 
Pyometra. 

Picaeismos  (pix  Pech)  vd.  Epihren. 

Pieae  s.  Malaciae,  Gustus  depravatus  (pica  Elster, 
Specht,    Baumhacker)    absonderliche  Appetenzen  Kranker 


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ö90  Pigmentinduration 

(Chlorotischer,    Hysterischer,    Schwangerer)    nach   pikanten    oder 
Selbst  ungeniessbaren  Substanzen. 

Piipuentindnration  (pigmentum  Färbestoff  v.  pingo 
malen)  Bildung  von  schwieligem  Bindegewebe  (in  den 
Lungen)  mit  Einlagerung  von  Pigment. 

PiS^mentodermien  (r6  Ssg^ta  Haut)  vd.  Chromoder- 
matosen. 

Pilimictio  (jnltis  Haar,  tningere  pissen),  Triehiasis 
yesieae,  Gegenwart  von  Haaren  in  der  Harnblase,  bezw. 
im  Urin,  welche,  wenn  sie  nicht  von  aussen  eingeführt  sind, 
wahrscheinlich  von  Dermoidzysten  herrühren,  welche  sich  in  die 
Blase  geöffnet  haben. 

Pimelosis  (v.  m/neX6oy,  tj  jiiptelrj  Fett,  V.  Jiioyv),  i.  q. 
Obesitas. 

Pineette  (franz.  von  pincer)  Zängelchen  mit  geraden 
federnden  Branchen  mit  oder  ohne  Haken. 

Pins^oeenla  (pinguis  fett)  Lidspaltenfleck,  eine 
Neubildung  im  Lidspaltenteil  der  Skleralbindehaut,  aus  hirsekom- 
artigen,  platt-rundhchen,  bisweilen  gelappten  Klümpchen  einer 
weissgelblichen  Masse,  welche  äusserlich  viel  Ähnlichkeit  mit  Fett 
hat,  aber  aus  embryonalem  Bindegewebe  besteht. 

cf.  Xanthelasma. 

Piqoeor  (franz.  v.  piqiter)  ein  Individuum,  welches  aus 
krankhaftem  Trieb  seine  geschlechtliche  Befriedigung  in  der  blutigen 
Verletzung  jugendlicher  Frauenzimmer  sucht. 

Pityriasis  (ij  mxvQiaoig  Kleiengrind,  v.  x6  mrvgov 
Kleie,  v.  Ttxioow  enthülsen,  sehroten,  pinso). 

P.  Simplex  s.  vulgaris  Sprödigkeit  imd  Abschilferung  der 
Haut  infolge  verminderter  Talgdrüsensekretion.     Hierher  gehöiü: 

P.  tabescentium,  die  genannte  Erscheinung  bei  Phthisi- 
kern  und  Marastischen. 

F.  versiculor  (eig.  die  Farbe  ändernd,  überhaupt  ge- 
färbt) s.  Dermatomykosis  furfuraeea  Kleienflechte,  eine 
durch  einen  mikroskopischen  Pilz  (Mikrosporon  furfur)  ver- 
ursachte Hautkrankheit,  in  leicht  juckenden,  hell-  bis  dunkel- 
braunen, glatten  oder  massig  schilfernden,  verschieden  grossen, 
meist  ziemSch  scharf  begrenzten,  flachen  Flecken  bestehend,  welche 
nur  an  gewöhnlich  bedeckten  Körperstellen,  besonders  bei  kachek- 
tischen,  namentlich  phthisisch  disponirten  Personen  vorkommen. 

F.  rubra  rote  Kleienflechte,  eine  dem  Ekzema  squa- 
mosum  ähnliche  chronische,  hartnäckige,  mit  geringem  Jucken 
verbundene  Hautkrankheit  von  meist  grösserer,    selbst  universeller 


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Placentitis  391 

Ausbreitung,  welche  jedoch  während  ihres  ganzen  Verlaufes  von 
keinen  anderen  Erscheinungen  begleitet  wird  als  von  einer  an- 
dauernden intensiv  roten  Färbung  mit  feinen  weissen,  lose  an- 
hängenden Schuppenmassen  infolge  Abschilfei-ung  der  obersten 
Epidermisschichten. 

Die  chronische  Form  der  P.  r.  endifft  nach  Hebra  meist 
letal;  die  akute,  meist  benigne  Form  derselben  heist  Dermatitis 
■exfoliativa  acuta. 

P.  furfuracea  i.  q.  Seborrhoea  sicca. 

Pit:Ki*ia'Siis  rosea  [Gibebt]  ,  rubra  macolata 
[Baztn],  circinata  [Hoeand]  {nigHivog  Zirkel)  charakterisirt 
sich  durch  kleine  rote,  kaum  erhabene  Flecke,  die  in  der  Mitte 
Schuppen  tragen  und  sich  konzentrisch  ausbreitend  allmählich 
über  den  ganzen  Körper  ausdehnen. 

P.  nigra  vd.  Melasma. 

P.  pilaris  vd.  Liehen  pilaris. 

P.  capitis  vd.  Seborrhoea  capillitii. 

Placenta  (lat.  Kuchen ,  ji}.axovg,  jiXaxosig,  jtXdSj  davon 
placunta  [seit  Colümbus  1559  Bes  anatomica]  bei  Aristoteles 
und  Hippokrates  noch  odg^,  carol). 

P.  praevia  (praevius  vorausgehend)  vorgelagerter 
Mutterkuchen,  Fälle,  in  denen  die  Nachgeburt  auf  dem  in- 
neren Muttermund  aufsitzt  imd  denselben  entweder  ganz  (P.  p. 
centralis)  oder  teilweise  (P.  p.  lateralis)  bedeckt. 

Placentae  sueeenturlatae  (succ.  vd.  imter  Lien)  Neben- 
plazenten,  durch  Teilung  der  P.  in  kleinere  (neben  der  Haupt- 
plazenta). 

P.  febrilis  vd.  Crusta  inflammatoria. 

Placentitis  Fruchtkuchenentzündung,  in  Zusam- 
menhang mit  Endometritis  (auch  Syphilis)  stehende  Bindegewebs- 
wucherung  mit  Ausgang  in  Schrumpfung  und  Verödung,  die  in 
höheren  Graden  Abortus  zur  Folge  haben  kann. 

P.  decidualis,  die  Erkrankung  beginnt  mit  fibröser  Ver- 
dickung der  Decidua  serot.  und  beteüigt  sekundär  das  Plazentar- 
gewebe,  entweder  in  einer  diffusen  oder  in  einer  knotigen 
Form. 

Eine  andere  Form  nimmt  ihren  Ausgang  von  der  Adventitia 
der  Gefässe  in  Form  umschriebener  Knoten  (Periarteriitis 
placentaris  nodosa)  oder  in  diffuser  Form  (Periart.  plac. 
diffusa),  wobei  den  Verästelungen  der  Nabelarterie  entsprechend 
die  Plazenta  mit  dicken  weissen  Strängen  durchsetzt  ist  [nach 
Birch-Hirschfeld]. 


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392  Flagiocephalus 

Plafi^iocephaliis  {jiXdyiog  =  obliquus)  vd.  Brachyceplialiis. 

Planom  inclinatmii  schiefe  Ebene,  ein  auf  einer 
Unterlage  ruhendes,  am  unteren  Ende  erhöhtes  Brett  zur  Hoch- 
lagerung einer  ünterextremität. 

P.  bis-inelinatum  s.  inelin.  duplex  dieselbe  Vorrichtung 
zur  Hochlagerung  nur  des  Obersehenkels,  während  eine  zweite 
Fläche,  der  Stelle  des  Kniegelenks  entsprechend,  im  stumpfen 
Winkel  nach  abwärts  gerichtet,  an  das  Ende  der  ersten  ange- 
fügt ist. 

Plaqoe  (franz.  Fleck,  Jtkd^  Platte). 

Plaques  opalines  (opalus  Opal)  Milchflecke  der  Schleim- 
häute, besonders  des  Mundes,  in  zirkumskripten,  flächenhaften 
leichten  Verdickungen  durch  anomale  Bildung  und  Anhäufung 
von  Epithel  bestehend,  von  gi-össter  Ähnlichkeit  mit  einer  ober- 
flächlichen Ätzung  der  Schleimhaut  mit  Höllenstein,  gewöhnlich 
Symptom  von  Syphilis. 

Plaques  muqueuses  Schleimpapeln,vd.  Condylomata  lata. 

Plasmodien  der  Malaria  (:rXdajLia),  kleine  rundliche 
oder  unregelmässig  geformte  Mikroorganismen  (Protozoen), 
welche  Makchiafava  und  Celli  im  Blute  von  Wechselfieber- 
kranken und  zwai'  im  Innern  der  roten  Blutkörperchen  entdeckten. 
Künstliche  Züchtung  des  P.  ist  nicht  gelungen,  wohl  aber  erfolg- 
reiche Impfung  mit  dem  Blute  von  Mäariakranken.  Nach  Golgi 
soUen  den  verschiedenen  Fieberstadien  ganz  bestimmte  Entwicke- 
lungs-  bzw.  Teilungsformen,  der  Tertiana  und  Quartana  sogar 
morphologisch  verschiedene  Unterarten  des  (zu  den  Sporozoen  oder 
Gregarinen  zu  rechnenden)  Mikroben  angehören. 

cf.  Malaria. 

Plasodermatosen  [Tommasoli]  {r6  dsQfia  Haut)  mit 
Wucherung  bzw.  Neubildung  verbundene  Hautkrank- 
heiten. Die  ganze  Klasse  teilt  T.  ein  in:  1.  Nodulodermiten 
(s.  dort),  wozu  gehören :  Aktinomykosis  cutan.,  Malleus,  Granuloma 
fungoides,  Lymphodermia  pemic.  [Kaposi],  Syphilom,  Lepra, 
Scrophuloderma,  Tuberculosis  verrucosa,  T.  cutis,  Lupus,  und 
2.  Plasodermiteu,  wozu  die  zahlreichen  benignen  und  malignen 
epitheh'alen  und  Bindegewebsneubildungen  gehören. 

Plastik  (v.  Tikdoaco  formen,  bilden)  plastische  Ope- 
ration, die  Verpflanzung  von  freien  oder  gestielten  Hautstücken 
auf  defekte  Partien  der  Körperoberfläche. 

Platyeeplialos  {jtXatvg  flach)  vd.  Brachycephalus. 

Platymorphia  (v  f^ogcpi]  G-estalt),  sc.  bulM,  Flach- 
bau des  Auges,  Verkürzung  des  geraden  Durchmessers,  häufige 
Ursache  von  Hypermetropie. 

cf.  Bathymorphie.  B'ROlVr  — — 

FRED'K   E.  CHANDLER,  M.  D., 

5  Ashland  St.,  Harrison  Sq., 
DORCH[STc.R,   ^    -     -,  MASS. 


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Pleuresia  393 

Plefi^aphoilie     [SeHBWALD]    (97  :jilr)yri    Schlag,    97   (pcovrf 

stimme,  bezw.  rj  dqpcovia  Stimmlosigkeit)  neue  diagnostische 
Methode  als  Ersatz  für  die  Prüfung  der  bei  Aphonie  fehlenden 
Bronchophonie.  Die  Stimme  wird  dabei  durch  den  Perkussions- 
schlag auf  den  Kehlkopf  ersetzt  und  die  dadurch  hervorgerufene 
SchaUerscheinung  am  Brustkorb  auskultirt. 

Pleomorphismos  {nUwv,  Kompar.  von  jiokvg  viel, 
97  ßogqpi]  die  Form,  G-estalt)  die  Vielgestaltigkeit,  die 
Fähigkeit,  mehrere  Gestalten  anzunehmen,  wie  sie  z.  B.  von 
Nägeli  für  die  Bakterien  behauptet  wurde  im  Gregensatz  zu  den 
Vertretern  von  der  „Konstanz  der  Form". 

Plessig^raph  [Petek]  (jiXijaoco  sehlagen,  ygcKpco  sehrei- 
ben) ein  Plessimeter,  welches  eine  genauere  Abgrenzung  des  Per- 
kussionsschalles ermöglicht. 

Plessimeter  (t6  fxixQov  Mass)  kleine  dünne  Platte  von 
Hom  oder  Holz  zur  mittelbaren  Perkussion  (zur  Bestimmung  — 
fÄStgsco  —  des  Schalles). 

Plethora  (??  TtXrj^wga  Vollblütigkeit,  y,7ikrj^(o  voll  sein) 
s.  Polyämie,  allgemeine  Hyperämie,  Zunahme  der  Gesamt- 
masse (nach  Anderen  hauptsächlich  der  i-oten  Körperchen)  des 
Blutes. 

Man  unterscheidet  eine 

PL  vera  s.  sanguinea,  insbesondere  die  durch  Transfusion 
entstehende  Blutüberfüllung. 

PL  apoeoptica,  die  vermeintliche  Blutüberfüllung 
des  Körpers  nach  Verlust  grösserer  Köi-perteile. 

PL  serosa,  wenn  das  Blut  nur  in  seinem  serösen  Bestand- 
teile vermehrt  ist. 

PL  polyeythaemiea  vd.  Polycythaemie. 

PL  hyperalbuminosa  vd.  Hyperalbuminosis. 

PL  spuria  s.  ad  vasa,  ad  spatium,  partielle  Hyperämie. 

PL  abdominalis  Erweiterung  der  in  der  Bauchhöhle  ent- 
haltenen Gefässe,  speziell  die  Überfüllung  des  Pfortadersystems, 
wie  sie  einesteils  bei  zu  üppiger  und  ruhender  Lebensweise,  an- 
derenteils bei  Druckverminderung  durch  erschlaffte  Bauchdecken 
vorkommt  —  also  exkl.  Stauung. 

Plethysmofi^rapli  [Messe]  (jzXrjd-vco  voll  sein,  an- 
schwellen, ygdqpco  schreiben)  Apparat,  welcher  die  durch  die 
Blutbewegung  bedingten  pulsatorischen  Anschwellungen  (Volums- 
veränderungen) einer  Extremität  aufzeichnet. 

Pleoresia  i.  q.  Pleuritis. 


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394  Pleuritis 

Pleuritis  (17  jrXevQiug,  8c,  vooog  Seitenstechen,  v. 
v  nXsvQOL,  gewöhnlich  Plur.  die  Seiten)  Lungenfell-  oder 
Ißippenfellentzündung;  in  Verbindung  mit  Lungenentzün- 
dung als  Pleuropneumonie  bezeichnet,  während  der  Name 
Pneumopleuritis  s.  Peripneumonia  für  diejenigen  Fälle 
angewendet  wird,  bei  denen  die  P.  als  die  bedeutendere  Ericrankung 
gegenüber  der  Püeumonie  in  den  Vordergrund  tritt. 

Die  P.  ist  entweder  eine  primäre,  oder  häufiger  sekun- 
däre, eine  traumatische,  eine  rheumatische  (durch  Erkäl- 
tung), eine  zirkumskripte  (dann  ohne  kopiöses  Exsudat:  P. 
sicca  s.  fibrinosa)  oder  diffuse  (auf  grössere  Strecken  der 
Pleura  verbreitete,  meist  serös -fibrinöse  P.),  oder  eine  eite- 
rige (c/.  Empyem),  eine  hämorrhagische  (bei  Skorbut,  hä- 
morrhagische Formen  der  akuten  Exantheme,  oder  bei  Tuberkulose 
der  Pleura,  wobei  es  sich  häufig  mn  rezidivirende  Entzündung 
einer  vaskularisirenden  Neomembran  handelt,  analog  derjenigen 
bei  Pachymeningitis  haemorrhagica),  eine  metastatische  {vd. 
Pyämie  und  Septikämie),  eine  urämische,  eine  tuberkulöse 
(sei  es  in  Form  von  Tuberkeleruptionen  in  der  Pleura  [vd,  P.  hae- 
morrhagica], oder  von  exsudativer  Entzündung,  die  sich  zu  peri- 
pherischen Lungentuberkeln  gesellt,  oder  durch  Perforation  von 
Kavernen),  eine  einseitige  oder  doppelseitige  (P.  duplex), 
eine  akute  oder  chronische  etc. 

F.  deformans,  Schrumpfung  der  durch  wiederholte  Exsuda- 
tionen verdickten  imd  in  fibro-kartilaginöse  Schwarten  umgewan- 
delten Pleura  (pulmonalis),  wodurch  es  zu  Retraktion  des  darunter 
liegenden  Lungengewebes  kommt,  wobei  der  Hilus  der  Lunge  das 
Retraktionszentrum  bildet  und  die  Lungenränder  abgerundet  wer- 
den, während  der  durch  die  Retraktion  frei  werdende  Raum  im 
Pleurasack  sich  mit  Flüssigkeit  füllt,  soweit  nicht  der  Thorax 
entsprechend  eingesunken  ist. 

cf.  Pneumonia  dissecans,  Retrecissement,  Cirrhosis  pulmonalis. 

Pieorodynie  (^  ddvvr}  Schmerz)  ist  Rheumatismus 
der  Brustmuskeln,  Myalgia  pectoralis  und  intercostalis,  nicht 
zu  verwechseln  mit  pleuritischem  Schmerz  und  Interkostalneu- 
ralgie. 

cf.  Myalgia. 

Pleoropericftrditis  vd.  Pericarditis  externa. 

Pleoropleg^ie  s.  Ophthalmopleoroplegie  {:ih)ooco 
schlage,  lähme)  eine  von  Schapringer  vorgeschlagene  Be- 
zeichnung für  die  Lähmung  der  konjugirten  Seitenbewegung  der 
Augen. 

Pleuropneomonie  vd.  Pleuritis. 

Pleurothotonos  (jikevoo^sv  von  der  Seite  her,  6  xovog 
Spannung)  vd.  Tetanus. 


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Fneiunatocele  395 

Pleorotomie  (refivco  schneiden)  i.  q.  Thorakotomie. 

plexiformis  (plexus  Geflecht  —  jtkexo)  flechten  — 
forma  G*estalt)  gefl  echt  artig  (von  Neoplasmen. 

Plexoslähmons^,  Lähmung  des  Arm-  oder  Bein- 
nervengeflechte s.  Besondere  Formen  dei*selben  sind  die  k  o  m  - 
binirten  Lähmungen  der  Armnerven. 

L  Erhasche  Plexuslähmung  (besser  Duchenne  -  Erhasche 
Lähmung,  da  Duchenne  sie  zuerst  als  Paralysie  obst^tricale  infan- 
tile du  membre  sup^rieur  beschrieben  hat)  eine  meist  auf  trauma- 
tischem Wege,  jedoch  auch  durch  Druck  von  Tumoren  in  der 
Halsgegend  entstehende  (auch  bei  Poliomyelitis)  beobachtete  Läh- 
mung des  5.  und  6.  Cervikalnerven,  die  mit  Lähmung  des 
Muse,  deltoides,  BrswhisJis  internus,  Biceps,  Infra-  und  Supra- 
spinatus  und  der  Supinatoren  einhergeht. 

IL  Klumpke^sche  Plexuslähmung,  Lähmung  der 
imteren  (3.  u.  4.)  Wurzeln  des  Plexus  brachialis,  durch 
atrophische  Lähmung  des  Thenar,  Hypothenar  und  der  Interossei, 
Anästhesie  im  Gebiet  des  N.  ulnaris  und  medianus  und  oculo- 
pupilläre  Phänomene  charakterisirt. 

Pliea  polonica  s.  Triehoma  (pUca  Falte),  „Weichsel- 
zopf", in  den  unreinlichen  Bevölkerungsschichten  an  den  Ufern 
■der  Weichsel  und  des  Dniepr,  in  Galizien,  Posen,  Polen  etc.  vor- 
kommend, ist  keine  Krankheit  sui  generis,  sondern  eine  durch 
Schmutz,  Ungeziefer  imd  Nichtgebrauch  von  Seife,  Kamm  und 
Scheere  hervorgerufene  äusserst  dichte  Verfilzung  des  Haupt- 
haares. 

Plicotomia  anterior  oder  posterior  Durchschnei- 
dung der  vorderen  oder  hinteren  Trommelfellfalte. 

Plomaceolom  (franz.  plumaceauj  v.  plumacium  das 
Pederkissen,  pluma  Flaumfeder,  da  man  früher  kleine 
Federkissen  zu  gleichem  Zwecke  benutzte)  Charpie- 
bäuschchen  aus  geordneter  Charpie. 

Pnemnatliäinie    (ro  Tivsvua   Hauch,   Luft,    Atem; 

To  aifia  Blut)  Eindringen  von  Luft  in  den  Blutstroni. 
cf.  Embolie  (Luft-E.). 

Pneomatocele  (17  xi^Xr]  Bruch,  G-eschwulst,  v.  xldco, 
breche)  bedeutet  sowohl  Luftgeschwulst,  zirkumskripte  Er- 
füllung subkutaner  Bäume  mit  Luft  infolge  Kommunikation  mit 
den  Atmungswegen  oder  der  Paukenhöhle,  —  als  auch  Lungen- 
brueh,  angeborene  HervoiTagung  eines  Teils  der  Lungensubstanz 
durch  eine  Öffnung  des  ßrustramnes. 

P.  capitis  vd.  Pneumatocephalus. 

cf.  Emphysema  sabcntaneum. 


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39G  Fneumatocephalus 

Pneumatocephalus  (^  xeqaXi^  Kopf)s.PhysoeephaIns 
s.  Pneumatocele  capitis  umschriebene  Luftgeschwulst 
am  Kopfe  in  Zusammenhang  mit  den  Zellen  des  rroc.  mastoi- 
deus  oder  den  Sinus  frontales. 

Pnemnatometrie  (,uetgi(o  messen)  von  Waldenburo 
in  die  Diagnostik  eingeführte  Methode,  den  Exspirationsdruck  und 
die  Inspirationskraft  manometrisch  zu  bestimmen  und  aus  der 
Grösse  und  dem  Verhältnis  beider  gewisse  Erkrankungen  der  Re- 
i«pirationsorgane  zu  diagnostiziren. 

Pneumatometer  der  zur  P.  dienende  Apparat,  eine  mit  einer 
Skala  versehene,  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  mit  Quecksilber  ge- 
füllte und  mit  einem  Schlauch  mit  Gesichtsmaske  in  Verbindung 
stehende  U-Röhre. 

cf.  Spirometrie. 

Pneumatose  (^  jtvFVfzdTwoig  Aufblasen,  v.  Jirev/naroco} 
vd.  Meteorismus. 

Pneumatoskop  (oxojreco  besichtigen)  nannte  Win- 
TRiCH  einen  von  ihm  konstniirten  Apparat  zur  Messung  der  Gase 
der  Exspirationsluft.  Neuerdings  wandte  Gabritschewsky  die- 
selbe Bezeichnung  an  für  ein  von  ihm  erfundenes  Instiiunent  zur 
^inneren  Auskultation  der  Respirationshöhle".  Ein  helmartiges 
Mundstück  aus  Hartgummi  wird  vor  den  halboffenen  Mund  des- 
Pat.  gehalten;  dasselbe  fängt  die  Schallerscheinungen  (Atmungs- 
geräusche  oder  den  gleichzeitig  durch  Perkussion  erregten  Schall) 
durch  zwei  Schläuche,  wie  beim  binaurikularen  Sthetoskop,  auf 
und  leitet  sie  zu  den  Ohren  des  Untersuchers. 

Pneumaturie  (r6  ovgov  Urin)  Entfernung  von 
Gasen,  die  entweder  durch  eine  Fistel  aus  dem  Darme  in  die 
Blase  gelangen  oder  in  dieser  durch  Zersetzung  (P.  diabetica) 
entstehen,  mit  dem  Harn. 

Pneumatotlierapie  die  Verwendung  der  atmo- 
sphärischen Luft  in  verdünntem  oder  verdichtetem  Zustande 
zu  Heilzwecken.  Die  Anwendung  ist  entweder  eine  allgemeine 
(pneumatisches  Kabinet)  oder  eine  lokale  (pneumatische  Apparate 
von  Schnitzler,  Waldenburg  u.  s.  w.). 

Pneumocele  (17  xijXv  Bruch)  scrotalis  Luft-  und  Gas- 
ansammhmg  im  Hodensack  [Verneüil]. 

Pneumokokkus  der  sogenannte Pneumoniepilz.  Kein 
eigentlicher  Kokkus,  sondern  ein  —  allerdings  sehr  kurzer,  viel- 
fach kugelig  erscheinender  —  Bacillus,  der  meist  einzeln,  selten 
paarweise  oder  in  Reihen  von  3  oder  4  Elementen  auftritt  und 
sich  innerhalb  des  Körpers  mit  einem  durchsichtigen  Hofe  (Kapsel) 
umgibt,  von  Friedländer  und  Frobenius  in  den  Lungen  und 
im   Auswurf    an   krupöser  Pneumonie   Erkrankter   gefunden,    auf 


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Fneumonia  397 

Nährböden  gezüchtet  und  mit  Erfolg  auf  Mäuse  verimpft,  daher 
als  pathogen  betrachtet.  Da  er  aber  weder  ausnahmslos  noch 
ausschliesslich  bei  krupöser  Pneumonie  gefunden  wird,  und 
die  Methoden  der  Züchtimg  und  Übertragung  nicht  einwandfrei 
sind,  ist  seine  spezifisch-pathogene  Bedeutung  höchst  fraglich, 
cf.  Pneumonia,  Pnenmoniekokktis. 

Pneumonia  {fi  jivevfjiovla  v.  6  jivsvf^cov,  -ovo;  Ijunge) 
Entzündung  des  Lungenparenchyms. 

P.  erouposa,  krupöse  Lungenentzündung,  plötzlich  be- 
ginnende und  meist  mit  kritischem  Fieberabfall  endigende  akute 
Limgenaffektion,  von  der  folgende  Stadien  des  pathologisch-ana- 
tomischen Befundes  unterschieden  werden: 

Stadium  der  Anschoppung  (^«{yoMemeni)  Hyperämie  und 
Erguss  einer  eiweissreichen  klebrigen  Flüssigkeit  in  die  Alveolen 
(Ursache  des  Knisterrasseins). 

Stadium  der  roten  Hepatisation:  die  aus  den  über- 
füllten Kapillaren  austretenden  roten  und  farblosen  Blutkörper- 
chen werden  durch  das  gerinnende  Fibrin  des  Serums  zu  einem 
■das  Lumen  der  Alveolen  füllenden  festen  Körper,  dem  pnemno- 
nischen  Exsudat,  verbunden. 

Stadium  der  gelben  Hepatisation:  eine  weiter  hinzu- 
tretende zellige  Infiltration  des  interalveolären  Gewebes  und  Proli- 
feration des  Alveolenepithels  komprimirt  die  Blutgefässe,  wodurch 
neben  der  bereits  beginnenden  Entfärbung  der  extravasirten  roten 
Körperchen  ein  weisslich-gelber,  eiterähnlicher  Farbenton  der  in- 
filtnrten  Teile  herbeigeführt  wird. 

Stadium  der  eiterigen  Infiltration  und  Eesolu- 
tion:  das  ergossene  Fibrin  schmilzt  zu  einer  weichen  amoi-phen 
Oelatine  imd  ynrd  mit  den  Besten  der  Blutkörperchen  teils  als 
eiterig-schleimiges  Sputum  (S.  coctum)  expektorirt,  teils  als  fettiger 
Detritus  resorbirt  [nach  Rindfleisch]. 

P.  e.  astheniea. 

1.  Individuell  oder  sekundär  asthenische  P.,  wobei 
-die  Ursache  der  Adynamie  im  Individuum  liegt  (Kachexie,  hohes 
Alter,  Potatorium)  oder  die  P.  als  Komplikation  anderer  schwerer 
Krankheiten,  besonders  Infektionskrankheiten,  auftritt. 

2.  Primär  oder  epidemisch-asthenische  P.,  wobei  die 
Adynamie  durch  die  besondere  Pneumonieursache,  die  eine  atmo- 
sphärische oder  miasmatische  zu  sein  scheint  (Alpenstich)  bedingt 
ist.  Solche  Pneumonien  sind  charakterisirt  durch  mehrtägige  Pro- 
dromalerscheinungen,  Mangel  des  initialen  Schüttelfrostes,  zögernde 
Exsudation,  typhoide  Erscheinungen  und  häufige  Komplikation 
mit  Ikterus  [Volkmann's  Sammlung  klinischer  Vorträge  82], 

P.  biliosa  ist  krupöse  P.  mit  Iktems,  gewöhnlich  identisch 
mit  der  primär  asthenischen  P. 


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398  Pneumonia 

P.  massiva  (von  massa  Klumpen,  Knoten)  [Grancheb** 
Pneumonie].  Eine  Fonn  von  krupöser  P.,  die  mit  der  Bildung^ 
solider  Fibrinpfröpfe,  welche  nicht  nur  die  kleinsten,  sondern  auch 
die  grösseren,  ja  manchmal  selbst  die  grossen  Bronchien  ausfüllen, 
einhergeht.  Sie  ist  von  besonderem  Minischen  Interesse,  da  sie 
physikalisch  fast  dieselben  Symptome  darbietet  wie  die  Pleuritis 
und  sich  nur  durch  die  Verstärkung  des  Stimmfremitus  von  ihr 
unterscheidet. 

Bei  der  Frage,  ob  imd  welcher  Spaltpilz  in  ursachlichem  Zu- 
sammenhang  mit  der  krupösen  P.  stehe,  machten  sich  der  Pneu- 
mokokkus [Friedländer  und  Frobenius]  imd  der  Pneumonie- 
kokkus  A.  Fränkel^s  den  Bang  streitig. 

Da  der  letztere  fast  regelmässig  bei  krupöser  Pneumonie  ge- 
funden, der  erstere  häufig  vermisst  wird,  dürfte  der  FRlNKEL'sdie 
Diplokokkus  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  als  pathogen  anzu- 
sehen sein  (cf.  Pneumokokkus  und  Pneumoniekokkus). 

Ausser  der  P.  crouposa  kennen  wir  bisher  noch  zwei  weitere 
.mit  Sicherheit  auf  Bakterien  zurückzuführende  Formen,  näm- 
lich die 

Streptokokken-Pneumonie  [Finkler]  und  die 

Influenza- Pneumonie  [R.  Pfeiffer,  Weichselbaum 
u.  A.). 

cf.    Streptococcns,    Bacillus. 

Broneho-Pneumonia. 

a)  P.  catarrhalis  Broncho-P.,  lobuläre  P.  ist  ein  sekun- 
därer Erkrankimgsprozess,  dem  stets  eine  Entzündung  der  Bron- 
chialschleimhaut vorausgeht.  Die  drei  ersten  Lebensjahre,  Greisen- 
alter,  Atrophie,  Ehachitis  imd  Masern  disponiren  besonders  dazu. 
Ihr  Sitz  ist  vorzugsweise  in  den  hinteren  unteren  Teilen  der  Lunge. 
Erst  tritt  LimgenkoUaps  ein,  dann  schreitet  der  Prozess  herdweise 
zur  Entzündung  fort,  deren  feinere  Vorgänge  darin  bestehen,  dass 
nach  vorgängiger  Hyi)erämie  eine  reichliche  Einwanderung  von 
lymphoiden  ZeBen  in  das  Bindegewebe  und  in  das  Lumen  der 
Alveolen  stattfindet  imter  Quellung  [nach  Rindfleisch  auch  unter 
aktiver  Proliferation]  der  Alveolarepithelien.  Die  Rückbildung 
findet  durch  fettige  Degeneration,  Resorption  und  Expektoration 
der  angehäuften  Zellen  statt. 

b)  Broncho-P.  tuberculosa  die  käsige  oder  tuberku- 
löse Broncho-P.  ist  das  weitere  Fortschreiten  der  ursprüng- 
lichen Tuberkelgranulation  imd  setzt  sich  zusammen:  1.  aus  einer 
tuberkulösen  Verschwärung  der  Bronchialschleimhaut ,  2.  einer 
schwielig-tuberkulösen  Peribronchitis ,  3.  aus  einer  skrofulösen 
käsigen  P.,  Desquamativ-P. 

P.  scrofulosa  skrofulöse  oder  käsige  P.,  ein  Teil  der 
käsigen  oder  tuberkulösen  Broncho-P.,  unterscheidet  sich  von  der 


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Fnetunonia  399 

gewöhnlichen  Katarrhal-P.  vorzüglich  dadurch,  dass  bei  ihr  die 
zellige  Infiltration  der  Alveolarsepta  das  Wesentliche  ist,  wobei 
sekundär  eine  Proliferation  und  Desquamation  der  Epithelialzellen 
der  Alveolen  stattfindet  (Desquamativ-P.).  Durch  die  massen- 
hafte Zellenanhäufung  tritt  Obliteration  der  Alveolarlumina,  Anä- 
mie und  Nekrobiose  ein.  Es  ist  eine  die  Tuberkulose  häufig  be- 
gleitende accidentelle,  bald  mehr  chronische,  bald  mehr  akute  und 
diffuse  Lungenentzündung,  deren  Hinzutreten  ausgedehnte  Zer- 
störungen der  Lunge  und  einen  schnellen  Verlauf  der  Tuberkulose 
bedingt. 

ISach  Buhl  kommt  die  Desquamativ-P.  auch  selbständig  vor 
(genuine  Desquamativ-P.  s.  u.). 

P.  chronica.  Wesentlich  ist  die  Wuchenmg  des  interstitiellen 
Bindegewebes  (P.  interstitialis  chronica),  deren  Eesultat  die 
Bindegewebsverhärtung,  Cirrhosis  pulmonum,  ist. 

Sie  tritt  primär  auf  z.  B.  bei  Pneumonokoniose  oder  sekimdär 
bei  Tuberkulose  (Peribronchitis,  käsige  Broncho-P.)  imd  mehr 
diffus  hauptsächlich  als  Ausgang  der  akuten,  nicht  zur  Lösimg 
gekommenen  krupösen  P.,  worüber  jedoch  die  Autoren  nicht  einig 
sind  (c/.  P.  desquamativa,  Cirrhosis  pulm.). 


Die  Desquamativ-  und  chronische  P.  nach  Buhl's  Auf- 
fassung. (Zwölf  Briefe.) 

P.  desquamativa.  Während  katarrhalische  und  krupöse  P. 
lediglich  superfizielle  Entzündungen  sind  und  —  nach  B.  —  auch 
bleiben,  liegt  bei  der  P.  d.  das  Hauptgewicht  auf  der  entzünd- 
lichen Beteiligung  des  Stromas;  die  Desquamation  der  Epithelien 
ist  sekundär,  von  wesentlich  diagnostischer  Bedeutung.  Sie 
tritt  in  drei  Graden  auf; 

a)  P.  d.  consecutiva  im  Gefolge  schwerer  Allgemeinprozesse,, 
wie  Tjrphus,  Pyämie,  akute  Exantheme  etc.  Der  Vorgang  ist 
analog  der  konsekutiv  akut-parenchymatösen  Nephritis,  die  Epi- 
thelien quellen,  füllen  sich  mit  feinen  Kömchen  imd  desquamiren. 
Das  Stroma  ist  nur  serös  infiltrirt. 

b)  P.  d.  genuina  hat  symptomatisch  Ähnlichkeit  mit  kru- 
pöser  P. :  Fieber,  verbreitetes  Knisterrasseln,  etwas  leeren,  zuweilen 
tympanitisch  klingenden  Perkussionsschall,  gemischtes  oder  Bron- 
chialatmen, blutigen  Auswurf,  in  welchem  man  mikroskopisch  Al- 
veolarepithelien  in  grosser  Menge,  teilweise  fettig  entartet,  ohne 
Eiterkörperchen  entdeckt.  Der  Prozess  ist  in  den  oberen  Limgen- 
teilen  immer  stärker  entwickelt  als  in  den  unteren.  Das  Lifiltrat 
der  Interstitien  hat  einen  überwiegend  zelligen  (plastischen)  Cha- 
rakter. 

c)  Nekrosirende  Desquamativ-P.,  käsige  P.,  ist  käsig 
degeneiirte  Desquamativ-P.,  die  häufigste  Form.      Der  Grund  der 


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400  Fneumoniekokkus 

Nekrosining  ist  ausser  dem  Druck  der  interstitiellen  embryonalen 
Bindegewebswucherung  der  genuinen  D.-P.  eine  die  feinsten 
Arterienzweige  noch  ausserdem  begleitende,  in  ihrer  adventitiellen 
Scheide  sitzende  und  diese  bald  zu  Höckern  auftreibende  (und 
dadurch  besonders  die  Grefässe  komprimirende),  bald  sich  diffus 
verlierende  Zellenentwicklung  mit  wuchernden  kleinen  glänzenden 
Kernen. 

P.  interstitialis  ehroniea,  Cirrhosis  pnlmonuni  ein  Aus- 
gang der  Desquamativ-P.,  und  nur  dieser,  eine  Wucherung 
des  plastischen  Infiltrats  im  Stroma  und  Umwandlung  desselben 
zu  Bindegewebe,  in  dessen  Masse  das  alveoläre  Parenchym  und 
die  feinsten  Bronchien  eingeschlossen,  obliterirt  und  imterge- 
gangen  sind. 


P.  caseosa  vd.  P.  scrofulosa  (Broncho-P.). 

P.  dissecans  [Rindfleisch]  eine  von  der  Pleura  aus  sich 
fortsetzende  Vereiterung  der  Bindegewebssepta  zwischen  den 
grösseren  lobulären  Abteilungen  der  Lunge,  wodurch  diese  aus- 
einanderfallen. 

Bühl  nennt  diese  seltene  Form  purulente  (pyämische  und 
zwar  lymphangi tische,  nicht  von  Infarkten  abhängige)  Inter- 
lobular-P. 

P.  emboliea  tritt  entweder  auf  als  einfacher  hämorrha- 
gischer Infarkt  der  Pulmonalarterie ,  wenn  die  Wirkung  des 
Embolus  nur  eine  rein  mechanische  ist,  oder  als  metastatischer 
Abszess,  wenn  der  verstopfende  Pfropf  ein  infektiöser  ist. 

P.  hy postat ica  ist  katarrhalische  Pneumonie,  hervorgegangen 
aus  Hypostase  (s.  d.  und  Splenisatio  pulmon.). 

P.  interinittens  vd.  Malaria  (Febr.  interm.  pemic.  pneu- 
monica). 

P.  interstitialis  vd.  P.  chronica  und  Cirrhosis  pulm. 

P.  malleosa  Rotz-P.,  eine  bei  chronischem  Rotz  vorkom- 
mende Lungenaffektion ,  bei  welcher  sich  inselförmige  Hepati- 
sationen  und  Abszesse  bilden. 

P.  notha  veraltete  Bezeichnung  für  akute  diffuse  Kapillar- 
bronchitis. 

Fremdkörper-  oder  Sehluek-P.  die  durch  Aspiration  von 
Fremdkörpern,  Mageninhalt  bei  Ileus  etc.  mit  Vorliebe  im  unteren 
und  mittleren  Lappen  der  rechten  Lunge  erzeugten  lobulären 
katarrhalisch -pneumonischen  Infiltrationen,  oft  mit  zentraler 
sphazelöser  Erweichung  (Brandkavemen). 

Pneumoniekokkus  s.  Diplokokkus  pneu- 
moniae ein  „ovalär  gestalteter  Diplokokkus,   dessen  Glieder 


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Fnemnonokoniose  401 

eine  unverkennbare  Ähnlichkeit  mit  der  Form  einer  Lanzette 
besitzen"  [A.  Fränkel],  der  erst  bei  sehr  starker  Vergrössenmg 
als  Kurzstäbchen  (Bacillus)  erscheint,  meist  paarweise,  seltener  in 
Ketten  von  fünf  und  mehr  Gliedern  auftritt  und  im  Körper  von 
einer  glänzenden  Kapsel  umschlossen  wird,  von  dem  Pneumokokkus 
Friedlander's  durch  sein  Verhalten  gegen  gewisse  Farbstoffe, 
sowie  durch  seine  geringere  Resistenz  gegen  Temperaturen  etc. 
unterschieden.  Er  wurde  von  A.  Fränkel  im  Sputum  Pneu- 
monischer, im  hepatisirten  Lungengewebe,  sowie  bei  Empyem 
nach  Pneumonie  imd  im  Exsudat  einer  Cerebrospinalmeningitis 
gefunden.  Wiewohl  nun  der  gleiche  Pilz  auch  im  Sputum  anderer 
Kranken  und  im  Speichel  und  Nasensekret  Gesunder,  sowie  bei 
Peritonitis,  Perikarditis  imd  Otitis  vorkommt,  obgleich  femer 
durch  Impfung  Septhaemie,  aber  niemals  Pneumonie  hervor- 
gerufen wurde,  so  spricht  doch  das  fast  konstante  Vorkommen  bei 
Pneumonie  dafür,  dass  F. 's  P.  bei  gegebener  Disposition  der 
menschhchen  Lungen  die  Pneumonie  hervorruft,  dass  er  aber  unter 
günstigen  Bedin^ngen  auch  andere  Organe,  wie  das  Bauchfell, 
den  Herzbeutel  mfiziren  kann, 
cf.  Pneumokokkus,  Pneumonie. 

Pneumonokoiiiose  (y.xovioco,  ^  xovigStSMh)  Staub- 
inhalationskrankheiten,  die  ihre  Entstehung  bestinunten 
Staubgattungen,  nicht  dem  Staub  im  allgemeinen,  verdanken. 

P.  anthrakotiea  von  Stein-  und  Holzkohlenstaub,  Graphit 
und  Russ,  vd.  Anthrakosis  pulmonum. 

F.  siderotiea  s.  Siderosis  s.  Metallosis  pulmonum  Ein- 
lagerung von  Metallstaub,  schwarze  imd  rote  Eisenlunge 
(erstere  vom  Eisenoxyduloxyd  imd  phosphorsauren  Eisenoxyd, 
letztere  von  Eisenoxyd).  Das  Limgenparenchym  schrumpft  zu 
cirrhotischen  Knoten;  Verkäsung  imd  Tuberkeleruptionen  sind 
viel  häufiger,  als  bei  der  Anthrakosis. 

Durch  Mischung  von  Metall-  und  Sandsteinstaub  entsteht 
das  Grinder^s  asthma.  Schleiferas thma,  d.  i.  katarrhalische 
Affektionen  mit  Emphysem  oder  Phthisis. 

Aluminosis  pulmonum  Einlagerung  von  Thonerde- 
staub,,  imd  Chalieosis,  Einlagerung  von  Kieselstaub.  — 
Spezielle  Formen  sind  das  Asthma  gypseum,  die  Lungen- 
affektion  der  Gips-  und  Kalkarbeiter,  die  Phthisis  lapi- 
darum  s.  Spado  hippokraticus,  die  Steinbrecher- 
krankheit. 

Das  Hauptresultat  dieser  Schädlichkeiten  ist  chronische 
Lungenphthise. 

Tabaeosis  piilmonum  Einlagerung  von  Tabakstaub. 
Bei  den  wenigen  beobachteten  Fällen  fand  sich  hochgradige 
Lungenatrophie. 

Roth' 8  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  26 


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402  Fneumonomykosis 

Pneumonie  eotonneuse    (franz.  coton  Baumwolle)   durch 
BaiimwoUenstaub  hervorgerufenes  chronisches  Lungensiechtum. 
cf.  Asthma  satuminum. 

[Meist  nach  ZH.  l:  Bd.] 

PneumoiiOinykosis  (o  fAvxrjg  Filz)  Pilzbildung  in 
den  Lungen,  jedes  Mal  nur  in  zuvor  schon  krankhaft  affizirten 
Parenchym teilen  der  Lunge  oder  den  Bronchien  beobachtet,  wo 
sie  manchen  Fällen  von  Bronchitis  putrida  zu  Grunde  liegt,  zur 
Bildung  missfarbiger,  stinkender  oder  geruchloser  Herde  fühi't 
und  von  deletärem  Einfluss  zu  sein  scheint.  Nach  den  zu  Grunde 
liegenden  Pilzen  ist  eine  P.  aspergillina,  sarcinica  etc. 
unterschieden  worden. 

Pneumopericardiuiii  (ro  jzvevjua  Luft,  t6  nsgtxdQdiov 
was  um  das  Herz  ist,  Herzbeutel)  Luft  im  Herzbeutel. 
Es  ist  unsicher,  ob  dieses,  von  tramnatischem  Ursprünge  abge- 
sehen, seltene  Vorkommnis  durch  Gasentwicklung  aus  einem 
jauchig-eiterigen  Exsudate  (Pyopneumopericardium),  oder 
durch  Eindringen  von  Luft  aus  den  Pleurahöhlen  in  den  durch 
krankhafte  Prozesse  eröffneten  Herzbeutel  zu  stände  kommt  [ZH]. 

Pneumoperitoneuin,  P.-itis  i.  q.  Meteorismus  pe- 
ritonealis. 

Pneumopleuritis  i.  q.  Peripneumonie,  vd.  Pleuritis. 

Pneümorrliag^ie  (6  jirev/ucov  Lunge,  griywfii  bersten) 
ein  stärkerer  Grad  von  Hämoptoe,  „Blutsturz". 

Pneumothorax  (o  i^cu^a^  Brust)  Ansammlung  von 
Gas  oder  atmosphärischer  Luft  im  Pleurasack,  ge- 
wöhnlich gleichzeitig  mit  Eiter  oder  Blut. 

Je  nachdem  Serum,  Eiter  oder  Blut  schon  vor  dem  Eintritt 
des  Gases  vorhanden  waren  oder  erst  später  hinzukommen,  spricht 
man  von 

Hydro-  s.  Seropneumothorax  und  Pneumosero- 
thorax, 

Pyopneumothorax  und  Hämatopneumothorax  — 
oder  von 

Pneumopyothorax  und  Pneumohämatothorax. 

Pneumotomie  {xifxvco  schneiden)  Lungenschnitt, 
eine  seltene,  meist  erfolglose  Operation  bei  Lxmgen-Abszess, 
-Gangraen  und  Cavernen,  bestehend  in  Inzision  des  Thorax, 
Rippenresektion  imd  Eröffnimg  der  Höhle  durch  Schnitt  oder 
Thermokauter. 

Pneumotyplius  (o  TV(pog  Betäubung,  Typhus)  ver- 
altete Bezeichnung  von  mit  Pnemnonien  komplizirten  Abdominal- 
typhen. 


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Foliomyelitis  anterior  403. 

Podäg^ra  (^  jioSdyga  Fussfalle,  v.  6  novg,  jioSog  Fuss, 
^  äyga  das  Gefangene,  Beute,  v.  aigsw,  dygeco  fange)  vd,. 
Arthritis  urica. 

Podartlirokace  (6  jtovg  Fuss,  t6  äg^gov  Gelenk, 
^  xdxrj  V.  xa«oV  schlecht)  die  Karies  des  Fussgelenks. 

Podelkoma  {sXxcjfia  v.  eXkom,  ekxos  ulcus)  i.  q.  Mycetoma. 

Poikilocytose  {jioixiXog  mannigfaltig,  verschieden- 
artig, t6  xvTog  Bläschen,  Zelle)  nennt  Quincke  eine  sehr 
häufig  bei  perniziöser  Anämie  vorkommende  Veränderung  der' 
roten  Blutkörperchen,  welche  nämlich  an  Form  und  Grösse  eine 
ausserordentliche  Verschiedenheit  zeigen. 

Points  douloureux  vd.  Puncta  dolorosa. 

Polarisation  (o  sioXog  Drehpunkt,  v.  sioUm  drehen) 
nennt  man 

1.  die  Ansammlung  der  durch  Zersetzimg  der  Elektrolyten 
(d.  i.  der  Flüssigkeiten,  in  -welche  die  galvanischen  Elemente  ein- 
tauchen) sich  bildenden  Elemente  an  der  betreffenden  Metallplatte 
(also  z.  B.  beim  Wasser  des  Sauerstoffes  an  der  negativen  Platte, 
d.  i.  Pol)  und  die  dadurch  erfolgende  Abschwächung  und  Inkon- 
stanz des  Stromes; 

2.  die  chemisch  ätzende  Wirkung  des  Stromes  an  der  Ap- 
plikationsstelle der  Elektroden,  iadem  Wasser  und  Salze  des 
Blutserums  zerlegt  werden  und  (als  sogen.  A ri i o n e n  und  Kationen 
—  V.  d  log  Flüssigkeit,  besonders  fressende  Feuchtigkeit,  Gift) 
an  der  Stelle  der  Elektroden  sich  ansammeln  (an  der  Anode 
Sauerstoff,  Kohlensäure  und  Chlor). 

Polar! siren  i.  q.  elektrotonisiren. 

Polariskop  {pxonem  besichtigen)  ein  von  Eose  an- 
gegebenes Instrument  zur  Bestimmung  des  Farbensinnes,  welches 
auf  dem  Prinzip  der  Vergleichung  durch  Spektral-  und  Inter- 
ferenzfarben beruht. 

Polioencephalitis  {nohog  grau,  6  iyxiqpaXog  Gehirn), 
wörtlich:  Entzündung  der  grauen  Gehirnsubstanz,  von 
Wernicke  imd  STUtJMPELL  gebraucht  für  zerebrale  Kinder- 
lähmung, vd.  Paralysis  infant.  cerebralis. 

Poliomyelitis  anterior  [Kussmaul]  szoXiög  grau, 
o  fivsXog  Rückenmark)  Entzündung  der  grauen  Vorder- 
hörner  des  Rückenmarkes.  Sammelname  für  die  mit  Muskel-' 
atrophie  einhergehenden  Erkrankungen  der  grauen  VorderhÖmer. 
Man  unterscheidet  die  akuten  Fälle,  bei  welchen  die  Lähmung  1 
der  Atrophie    vorhergeht    als   atrophische   Spinalparalyse, 

26* 


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404  Poliosis 

von  den  chronischen    spinale  Muskelatrophie  benannten,    bei 
welchen  Lähmung  u.  Atrophie  anscheinend  gleichzeitig  auftreten. 

cf.  Atrophia  musculoram  progressiva. 

Die  P.  anterior  ist  eine  akute,  subakute  oder  chronische. 

L  P.  anterior  acuta,  akute  atrophische  Spinal- 
paralyse mit  Allgemeinerscheinungen  (Fieber,  gastrische  Symp- 
tome) einhergehend  und  sehr  rasch  (oft  in  wenigen  Stunden)  zu 
motorischer  Lähmung  führend.  Die  Lähmung  kann  nur  eine 
Extremität  befallen  oder  sofort  allgemein  weäen.  Grewöhnlich 
sind  beide  Arme  oder  beide  Beine  oder  beide  Beine  und  ein  Ann 
betroffen.  Die  Sphinkteren  bleiben  fast  immer  verschont.  Sen- 
sible Störimgen  fehlen.  Im  Grefolge  der  Lähmung  tritt  eine  mehr 
oder  weniger  ausgebreitete  Atrophie  der  Muskeln  mit  Entartungs- 
reaktion auf,  die  teilweise  wieder  zurückgeht  Die  Beflexe  sind 
in  den  gelähmten  Gebieten  erloschen. 

Man  unterscheidet  P.  anterior  acuta  adultorum  und 

P.  anterior  acuta  infantum,  Paralysis  infantum  spinalis 
[Heine]  s.  essentialis  [Eillich]  die  l^äufigste  Form  der  akuten  P. 
Man  unterscheidet  1.  ein  Initialstadium  mit  schnell  zu- 
nehmender Lähmung  u.  Fiebererscheinung;  2)  ein  Stadium  des 
Stillstandes;  3)  ein  Stadium  des  Eückganges,  in  welchem 
die  Lähmung  zurückgeht  und  nur  in  einzelnen  Gebieten  bestehen 
bleibt  und  4)  ein  chronisches  Stadium,  in  welchem  die 
Atrophie  dauernd  wird. 

Die  schwereren  Formen  der  spinalen  Kinderlähmung  haben 
stets  bleibende  Wachstumsanomalien  (Zurückbleiben  der  Knochen- 
entwicklung) zur  Folge. 

IL  P.  anterior  subacuta  und  chronica,  s  üb  akute  und 
chronische  atrophische  Spinallähmung  mit  langsamerem 
Auftreten  der  Lähmung  und  Atrophie  imd  fast  nur  bei  Er- 
wachsenen vorkommend.  Man  kann  drei  Klassen  unterscheiden: 
1)  Fälle,  die  sich  von  der  akuten  P.  nur  durch  die  langsamere  Ent- 
wickelung  unterscheiden  und  denselben  Verlauf  und  dieselbe 
Besserung  zeigen,  2)  Fälle  von  chronisch  progressivem  anstatt 
regressivem  Verlauf,  3)FäUe  peripherer  Natur  (periphere  Neuritis), 
die  unter  dem  Bilde  der  chronischen  P.  verlaufen. 

cf.  Myelitis. 

Poliosis  (17  JtoUcooig  V.  noh6(o)  i.  q.  Canities. 
Pollaluarie  {noUdxig  viel)  i.  q.  Polyurie. 

Pollution  (polluere  Yerunreinigen,  pol-  =  Jtgog  und 
luo,  luere  spülen,  waschen). 

Pollutiones  noctumae  die  im  Schlaf  (Traum)  eintretenden 
Samenergiessungen. 

P.  diumae  die  bei  vorhandenem  Bewusstsein  auf  rein  psy- 
chische  oder   geringfügige   mechanische   Reize,     ohne   eigentliche 


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Polydipsie  405 

onanistische  Manipulationen  eintretenden,  aber  noch  von  sexueller 
Erregung  abhängigen  imd  mit  sensitiven  Empfindungen  verbundenen 
Samenergiessungen.  —  Auch  dieser  Zustand  wird  schon  vielfach 
als  Spermatorrhoe  bezeichnet  (s.  d.).    Als 

1*.  feininae  bezeichnet  man  die  auf  reflektorischem  Wege 
durch  wollüstige  Träume  oder  bei  erethischen  Individuen  durch 
Grenitaluntersuchung  bewirkten  Entleerungen  des  Sekrets  der 
CowPER'schen  bezw.  BARTHOUN'schen  Drüsen. 

Polyämie  (jioXvg  viel,  t6  alfia  Blut)  i.  q.  Plethora. 

Polyästliesie  {rj  ato^rjoig  Empfindung)  vd.  Hyper- 
pselaphesie. 

Polyarthritis  rlieamatica  acuta  (ro  äg^gov  Ge- 
lenk)   Rheumatismus    articulorum    acutus,    Rheumarthritis, 

hitziger  Gelenkrheumatismus,  eine  fieberhaft  verlaufende, 
wahrscheinlich  auf  rheumatische  Einflüsse  bei  besonders  dazu 
disponirten  Individuen  zurückzuführende  Allgemeinerkrankung, 
welche  mit  schmerzhafter  Entzündung  imd  Exsudatbildung  in 
mehr  oder  weniger  zahlreichen  Gelenken  und  häufig  auch  mit 
Entzündungen  innerer  Organe,  namentüch  seröser  Häute  und  des 
Endokard,  einhergeht.  In  häufigeren  Fällen  nimmt  an  der  Ent- 
zündung der  Synovialmembran  auch  das  perisynoviale  Binde- 
gewebe, selbst  Knorpel  und  Epiphyse  teil. 

P.  scarlatinosa  jetzt  gewöhnlich  als  Synovitis  scar- 
latinosa  bezeichnet,  die  nach  Scharlach,  besonders  im  Ab- 
schuppungsstadium,  nicht  selten  eintretende  Gelenkentzündung 
(vielleicht  in  Zusammenhang  niit  der  grösseren  Empfindüchkeit 
der  Haut,  meist  leicht,  kurz  dauernd  imd  oft  nur  auf  die  Hand- 
gelenke beschränkt). 

Ebenso  wird  der  akute  Gelenkrheumatismus  in  unverkenn- 
barem Zusammenhang  mit  Ruhr  beobachtet:  P.  dysenterica. 

cf.  Arthritis  rheumatica  chronica. 

Polycliolie  (^  x<>^  Galle)  abnorm  starke  Gallen- 
absonderung. 

Polychromaemie  (t6  xQ^l^^  Farbe,  t6  alfia  Blut) 
Vermehrung  des  Blutfarbstoffs  infolge  von 

Polycytitaeniie    (ro    xvxog    Bläschen,    Zelle)     Ver- 
mehrung der  roten  Blutkörperchen, 
cf.  Hyperglobulie. 

Polydalttylie(<5(5aÄTt;Ao?Pinger)überzähligeBildung 
von  Fingern  und  Zehen, 
cf.  Polymelie. 

Polydipsie  {fj  Sltpa  Durst)  gesteigerter  Durst,  im- 
zweckmässig  —  weil  nur  ein  unwesentliches  Symptom  bezeichnend 
—  auch  für  Diabetes  insipidus  gebraucht. 


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406  Folygalaktie 

Polyg^alaktie  (ro  ydXa,  ydXaxtog "Milch)  Absonderung 
übergrosser  Mengen  Milch  während  des  Stillens, 
cf.  Gralaktorrhoe. 

Polyg^rapli  {ygdqjo}  schreiben)  ein  Instrument,  welches 
zugleich  als  Sphygmograph,  Kardiograph  und  Stethograph  benutzt 
werden  kann. 

cf.  Angiograph. 

Polykorie  (^  xo^»; Pupille)  Vorhandensein  mehrerer 
Pupillen  einer  Iris  als  angeborener  Zustand. 

Polymastie  s.  Polymazia  s.  Polythelie  (s.  d.)  (d  f^aorog 
Brustwarze)  Überzahl  der  Brüste  oder  Brustwarzen. 

Polymelie    (t6    ßsXog   Glied)    überzählige    Bildung 
ganzer  oder  halber  Extremitäten, 
cf.  Polydaktylie. 

Polymorpli,  Polymorphismus  {jioXvg^iQl,  tj  fjtoQq)ri 
Gestalt,  Form)  i.  q.  Pleomorphismus. 

Polymyositis  acuta  (o  (Avg,  gen.  fiv6g,  lyCuskel)  akute 
multiple  Entzündung  der  Muskeln  mit  synunetrischer 
Verbreitung,  vielleicht  [E.  Wagner]  akute  Form  der  progressiven 
Muskelatrophie  (vd.  Atrophia  musculor.  progress.). 

Polyneuritis  (t6  vsvqov  Nerv)  i.  q.  Neuritis  multiplex. 

Polyopie  (17  wip,  <hji6g  Sehen)  Vervielfältigung  der 
Bilder  beim  Sehen,  eine  gewisse  Form  von  Sehstörung,  aus 
denselben  Ursachen  wie  die  monokulare  Diplopie,  nur  in  aus- 
gedehnterer We^'se. 

Polyotie  (ro  ovg,  (hrog  Ohr)  Missbildimg  bestehend  aus 
kleinen  oder  grösseren  Anhängen  an  der  Haut  der  Ohrmuschel 
oder  ihrer  Umgebung. 

Polyp  (o  jioXvTcog  s.  jioXvjiovgVielfxjLBS^  Auswuchs,  Po- 
lyp) gestielte  Geschwulst  mit  verjüngter  Basis  des 
Stiels. 

cf.  FuDgus,  Fibroid,  Akrochordon,  Cancroid. 

Polypus  fibrinosus  polypöse  Bildungen  aus  blossen  Blut- 
gerinnseln, wie  sie  sich  besonders  gern  im  Uterus  um  unebene 
Thromben  der  Plazentarstelle  ansetzen  (Plazentarpolypen). 

cf.  Tamor  fibrinosus. 

Schleimpolypen:  gallertig  weiche  polypöse  Geschwülste 
der  Schleimhäute,  der  Hauptmasse  nach  durch  hypertrophische 
Schleimdrüsen  irnd  weiches  Bindegewebe  gebildet. 

Polypanarthritis  {noXvg  viel,  nag,  Neutr.  näv  all^ 
ganz,  To  äg^Qov  Gelenk)  i.  q.  Arthritis  deformans. 


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Forose  407 

Polypapilloma  tropicum  i.  q.  Framboesia  tropica. 

Polyphag^ie  {(payelv  essen)  Gefrässigkeit 
cf.  Bnlimie,  Cynorexie,  Akorie. 

Polyplirasie  (17  (fQdoig  Beden,  v.  q>Qd^<o)  Redesucht 
ein  Symptom  von  Geistesstörung,  besonders  des  Wahnsinns. 

Polypionia  {7ii<ov  Adj,  fett)  Fettsucht. 
Synon,  Adipositas,  Obesitas,  Physkonie,  Pimelosis,  Polysarkie, 
Lipomatosis  univers. 

P.  infantum  ein  Zustand,  bei  welchem  das  Körpergewicht 
oft  so  erstaunlich  rasch  zunimmt,  dass  die  Kinder  nach  9  Monaten 
gegen  50  Pfund,  im  10.  Jahre  gegen  200  Pfund  wiegen  können 
[Beneke,  Path.  d.  Stoffw.]. 

Polyposis  ventricnli  i.  q.  Etat  mamelonne. 

Polypotom  {zifivco  schneiden)  Polypenmesser. 

Polysarkia    (^  odg^,   oagxog  Fleisch)  adiposa  i.  q. 

Obesitas,  Polypionie. 

Polyspermie  i.  q.  Spermatorrhoe. 

Polythelie  (17  i^rjX^  Mutterbrust)  i.  q.  Polymastie. 

Polytricliie  {rj  -dgi^,  rgixds  Haar)  i.  q.  Hypertrichosis. 

Polyuria  (ro  ovgcv  Urin)  als  Symptom  häufig  bei  ver- 
schiedenen pathologischen  Zuständen  (Nieren),  als  anhaltende 
selbständige  Krankheit  identisch  mit  Diabetes  insipidus. 

P.  spastica  intermittirende  P.   sowohl  als  hysterisches  Symp- 
tom, als  auch  in  Begleitung  von  allgemeinen  Konvulsionen, 
cf.  Unna  spastica. 

Pompholix  i.  q.  Pemphigus. 

Pomplius  (o  7tofA(p6g  Blase)  s.  Urtica  Quaddel,  solide 
flache  und  wenig  erhabene  (beetartige),  in  der  Mitte  gewöhnlich 
blasser  gefärbte  Effloreszenz,  meist  durch  akut  entzündliches 
Ödem  im  Papillarkörper,  dem  Eete  mucosum  oder  der  Kutis  imd 
durch  Hämorrhagien  bedingt. 

Porencephalie  {6  noQog  Öffnung,  v.  nsigo)  durch- 
bohren, 6  iyxifpaXog  Gehirn)  angeborener,  mit  Idiotie  imd 
«inseitiger  Parese  verbundener,  selten  durch  entzündliche  Zer- 
störung acquirirter  partieller  Gehirndefekt,  wobei  ein  Stück 
der  Ventrikelwandimgen  und  des  Centrum  semiovale  fehlt  und 
durch  seröse  Flüssigkeit  ersetzt  ist.  Zuweilen  ist  der  Schädel  an 
der  betreffenden  Stelle  blasig  hervorgetrieben  (Porocrania  mit 
Meningocele). 

Poröse  vd.  Osteoporose. 

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408  Porphyrodenniten 

Porphyrodermiten  vd.  Chromodermatosen. 

Porrig^o  (lat.  =  prurigo  v.  prurire,  Wurzel  tivq,  prus 
brennen)  veraltet  für  verschiedene  Krankheiten  der  behaarten 
Haut,  vd.  Apoplexia  areata,  Favus,  Seborrhoe. 

Porro's  Operation  s.  Laparotomia  euin  hystereeto- 
mia  partiali  Kaiserschnitt  mit  Abtragung  des  Uterus  am 
Collum. 

Porrum  (die  Porree,  eine  Art  Lauch)   Lauch  war  ze, 
Wai-ze  mit  Höckern  imd  Zacken, 
cf.  Akrothjmion,  Papillom. 

Porte-caastiqae  (franz.)  Ätzmittelträger  —  für 
Uterus  oder  Harnröhre. 

Porte-rem^de  Arzneimittelträger  für  Uterus  oder 
Harnröhre,  katheterförmiges,  vom  offenes  Instrument  mit  oder 
ohne  Stempel. 

cf.  Sonde. 

Postliioplastik  (^  jtoodij  Vorhaut  =  ngojioo^Kyv, 
praeputium,  rj  TtXaatixTJ,  sc.  rdxvtj  bildende  Kunst)  Bildung 
der  Vorhaut,  von  Dieffenbach  angegebenes  Verfahren  zur 
Heilung  der  Verwachsung  zwischen  dem  inneren  Blatt  des  Prä- 
putium und  der  Eichel,  wobei  das  äussere  Blatt  vom  inneren 
getrennt,  die  vordere  Hälfte  des  abgelösten  Teiles  nach  innen 
umgeschlagen  imd  mit  der  anderen  Hälfte  vernäht  wird,  während 
das  innere  Blatt  zurückgelassen  oder  abgetragen  wird. 

Posthitis  s*  Balanoposthitis  die  Entzündung  der 
Vorhaut,  vd.  Balanitis. 

Prädisposition  i.  q.  Disposition. 

Presbyopie  (6  jtgsoßvg  Greis,  17  «v'  Sehen)  Fern- 
sichtigkeit  des  Alters:  die  Akkommodation  ist  durch  zentrale 
Sklerosinmg  beschränkt,  die  Linse  abgeflacht,  das  Auge  gewöhn- 
lich im  Zustande  krankhafter  Hyi)ermetropie  und  das  deutliche 
Sehen  in  der  Nähe  ist  nicht  mehr  möglich. 

cf.  Phakosklerom. 

Priapismus  (gr.  H.  v.  Ugicuzog  Sohn  der  Aphro- 
dite und  des  Bacchus,  mit  dem  Attribute  eines  Penis 
permagnus)  anhaltende  Erektion  des  Penis,  meist  als 
Wirkung  von  idiopathisch  oder  traumatisch  entstandenen  Bei- 
zungen des  Kleinhirns  oder  Rückenmarks,  durch  reflektorisch 
vermehrten  Blutzufluss  in  die  Schwellkörper  des  Penis. 

cf.  Satyriasis. 

Primipara,  secundi-para,  terti-para  ^tc.  (pä- 
rtre   gebären)   Erst-,   Zweit-,   Dritt-Gebärende  etc.    Auch 


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Proktitis  409 

die  Bezeichnung   Nullipara,    Person,    die   noch   nicht   geboren 
hat,  und  Multipara,  die  wiederholt  geboren  hat,  ist  gebräuchlich. 

Prodrom  (jigö-Sgofiog  vorlaufend,  V.  rgexco,  dgafisTv 
laufen,  ngd  vor),  gewöhnlich  Flur.  Prodrome,  die  Vorläufer 
oder  Vorboten  einer  Krankheit. 

cf.  Stadinm. 

Proflaviuin  (jpro-flüö)  abundanter  krankhafter 
Ansflnss. 

Prog^enaeus  (jigo-yersios  mit  vorstehendem  Kinn), 
gewöhnlich  Crania  oder  Facies  progrenaea,  progenäe  Schädel- 
und  Gesichtsbildung,  eine  mit  Idiotie  verbundene  Biffor- 
mität  des  Schädels,  durch  starkes  Hervortreten  des  Unterkiefers 
bei  überaus  schmalem,  hinter  Stirn  imd  Kinn  zmiickliegendem 
Gresicht,  stark  entwickeltem  Schädelgewölbe  und  schwach  ent- 
wickeltem Hinterhaupte  charakterisirt.  Die  Ursache  ist  ein  Ver- 
bleiben der  Schädelbasis  auf  einer  kindlichen  Stufe. 

cf.  Prognathismus. 

Prog^lottiden  (TiQoyXmTxigt  — -,es  könnte  bei  dieser 
Benennung  allenfalls  an  die  Ähnlichkeit  mit  der 
Spitze  einer  Froschzunge  gedacht  worden  sein)  Band- 
wurmglieder. 

Prog^nathismas  (17  yvd'&og  Kinnbacken)  die  prog- 
nathe  Gesichtsbildung,  eine  Gesichtsform  der  Idioten,  durch 
vorgeschobene  Jochbeine  und  Kiefer,  breite  Nasenwurzel  und  weit 
von  einander  stehende  Augen  charakterisirt,  bedingt  durch  vor- 
zeitige Verknöcherung  der  Knorpelfuge  zwischen  den  Körpern  des 
Os  occipit.  und  sphenoid. 

cf.  Progenaea. 

Prog^nöse  (gr.  H.  v.  7igo'yiyvcoox(o  vorauserkennen) 
die  Vorhersage,  wie  sich  die  Krankheiten  oder  Symptome 
weiter  entwickeln,  wie  und  wann  sie  enden  werden. 

Proktitis  (6  jigcoxtog  After,  Mastdarm)  Entzündung 
des  Mastdarmes  oder  Mastdarmkatarrh,  wobei  heftiger 
Tenesmus  charakteristisch  ist.  Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  die 
chronische  blennorrhoische,  meist  mit  Hämorrhoiden  ver- 
bimdene  Form,  wobei  der  Mastdarm  zu  einem  dicken  schwieligen 
Eohr  umgewandelt  werden  kann,  das  ausserdem  noch  mit  dem  in 
der  Umgebimg  gewucherten  Gewebe  (Periproktitis)  fest  ver- 
wachsen ist. 

P.  uleerosa  ulzeröse  Entzündung  der  Wand  des 
Bektums,  z.  B.  sekundär  bei  Periproktitis  oder  bei  der  chroni- 
schen Proktitis  infolge  der  durch  sie  bedingten  Koprostase. 

P.  ronorrhoiea  s.  pyorrhoiea  Mastdarm  tri  pper,  spe- 
zifische blennorrhoische  Entzündung  der  Schleimhaut  infolge  In- 
fektion mit  Trippersekret. 


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410  Proktocele 

Proktocele  (ij  xriXri  Bruch)  der  Mastdarmbruch, 
i.  q.  Eectocele. 

Proktospasmus  (o  onaofxog  Krampf)  ein  in  Paroxysmen 
auftretender  schmerzhafter  Eeflexkrampf  der  Aftermusku- 
latur, welcher  vorzugsweise  durch  Fissura  ani  hervorgerufen 
wird,  indes  auch  ohne  diese  als  selbständige  Neurose  vorkommen 
kann. 

Proktotomie  imd  Proktoplastik  (r^Vvco  schneiden, 
TtXaooco  bilden)  die  Eröffnung  des  Mastdarms,  bezvr. 
Bildung  eines  Afters  bei  Atresia  ani. 

cf.  Eolotomie. 

Prolapsus  (pro-läbi  hervor^leiten)  Vorfall,  teil- 
weises oder  vollständiges  Austreten  von  Eingeweiden  oder  inneren 
Teilen  durch  die  natürlichen  Ostien  oder  durch  Wunden  und 
Fistelöffnungen  an  die  Oberfläche,  z.  B.  P.  uteri,  vaginae,  ani 
(eig.  recti,  dessen  imteretes  Stück  sich  umgestülpt  aus  dem  Anus 
hervordrängt). 

P.  iridis  vd.  Staphylom. 

P.  lingnae  vd.  Makroglossie. 

cf.  Descensas,  Ektropie,  Hernia,  Ektopie. 

Promontoriam  (lat.  Vorgebirge,  pi-o-  und  mons), 
pathologisch:  die  Klappe,  eine  Duplikatur  der  Darmwand, 
bei  denjenigen  Fällen  von  Anus  praetematm'alis,  bei  deren  Bildung 
ein  grösserer  Substanzverlust  des  Darmes  stattgefimden  hat  und 
wobei  der  oberhalb  der  Öffnung  befindliche  Darmteil  parallel 
oder  in  spitzem  Winkel  konvergirend  neben  dem  unterhalb  der 
Öffnung  befindlichen  Stück  gelegen  ist  imd  einen  in  das  Dann- 
lumen ragenden  Vorsprung  bildet. 

cf.  Enterotomie. 

Propliylaxe  {jigo'qpvXdooco)  Verhütung  oder  Vor- 
beugung von  Krankheiten. 

Propulsion  (v.  propeüere  vorwärtsstossen)  das  unfrei- 
willige Vorwärtslaufen  bei  einem  leichten  Stoss  nach  vom, 
ein  Symptom  der  Paralysis  agitans,  ebenso  wie  das  imwillkürliche 
Kückwärtslaufen  (Retropulsion)  infolge  eines  leichten  Stosses 
nach  hinten. 

Prosopal g^ie  (t6  jigoo-conov  Gesicht,  t6  älyog  Schmerz), 
Tic  douloureuxj  FoTHERGiLL'scher  Gesichtsschmerz,  Tri- 
geminusneuralgie. 

Je  nachdem  einzelne  Äste  oder  Zweige  ergriffen  sind,  imter- 
scheidet  man: 

Neuralgia  ophthaliniea  Neuralgie  des  ersten  Astes. 

N.  ciliaris  bei  Mitbeteiligung  des  Bulbus. 


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Prostatitis  411 

N.  supraorbitalis  die  häufigste  Form,  die  im  gleich- 
namigen Nerv  ihren  Sitz  hat. 

N.  supramaxillaris  N.  des  zweiten  Astes.  —  Isolirt  ist  am 
häufigsten  der  Nerv,  infraorbitalis  beteiligt. 

N.  inft*amaxillaris  N.  in  dem  grossen  Verbreitungsbezirk 
des  dritten  Astes,  am  häufigsten  in  der  unteren  Zahnreihe,  dem 
Kinn  und  der  Unterlippe. 

Prosopodiplegie  i.  q.  Diplegia  facialis. 

Prosopodysmorphie  (v  dt;a-^o^(^£a  Missgestalt)  i.  q. 
Hemiatrophia  facialis  progressiva. 

Prosopoplesrie  (jiki^oaco  durch  Schlag  lähmen)  i.  q. 

Paralysis  nervi  facialis  (s.  d.). 

Prosoposchisifi  (axt^co  spalten)  i.  q.  Schistoprosopie. 

Prosopospasmufe»  (S  onaofiog  Krampf)  i.  q.  Spasmus 
facialis. 

PrOSOpothorakopaffUS      (<5     '»cbga^     Brust,      naysig, 

2,  Aor,  pass,  v.  jtriywfxi  verbinden)  s.  Cephalothoraeopagus 
(s.  d.)  Doppelmissbildung  aus  zwei  Individuen,  welche  durch 
Thorax,  Hals  und  Gesicht,  besonders  Kiefer,  untereinander  zu- 
sammenhängen. 

cf.  Epignathus,  Thorakopagns,  Monstrum. 

Prostata-Hypertrophie  {Prostata  Vorsteherdrüse, 

richtiger  6  jiQooxdxrjg,  HerophiluS:  oi  jigootdtai  ddevosideXg^  pro- 
stantes,  v.  jiQotoxafiai  prostate  vorstehen  u.  Hypertrophie, 
8.  d.)  langsam  sich  entwickelnde  Volumszunahme  der  Pro- 
stata, welche  nicht  auf  Entzündung  beruht,  dem  späteren  Alter 
eigen  ist  (V3  aller  Greise),  den  Verlauf  der  Harnröhre  ändert  und, 
besonders  wenn  noch  Hyperämien  der  Beckenorgane  hinzutreten, 
die  Harnentleerung  stört.  Sie  ist  entweder  eine  gleich-  oder 
ungleichmässige;  die  härteren  Formen  pflegen  in  die  Eeihe 
der  Myome,  die  weicheren  der  Adenome  zu  gehören,  je  nach- 
dem bald  mehr  die  fibromuskuläre  Zwischensubstanz,  bald  mehr 
das  Drüsengewebe  hyperplastisch  wird  [Pitha  und  Billroth]. 

Prostatektomie  (ßxreiuvco  ausschneiden)  Abtragung 
eines  Teiles  der  Prostata  (Mittellappen)  nach  Eröffnung  der  Blase, 
oder  eines  Seitenlappens  (P.  lateralis)  vom  Damme  aus  (E.  KtJSTER). 

Prostatitii»  Entzündung  der  Vorsteherdrüse. 

P.  acuta  eine  gewöhnlich  bei  Gonorrhoe  durch  die  Aus- 
fühnmgsgänge  fortgeleitete  Entzündung  entweder  des  Drüsen- 
parenchyms,  gewöhnüch  mit  Bildung  umschriebener  kleiner 
Abszesse,    die   sich   durch   die   Harnröhre    zu   entleeren   pflegen, 


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412  Prostatorrhoe 

oder  des  muskulösen  Zwischenbindegewebes,  wobei  ausgedehntere 
Abszedirung  einzutreten  pflegt  mit  Durchbruch  nach  dem  Mast- 
dann  oder  anderen  Bichtungen. 

P.  ehroniea  chronischer  Katarrh  der  Drüsengänge 
und  Acini,  der  in  schlimmeren  Fällen  zu  allmählichem  fettigen 
oder  eiterigen  Zerfall  der  Drüse  führen  kann.  Hauptsymptom 
ist  Prostatorrhoe. 

Prostatorrhoe  (geco  fliessen)  reichlichere  Ent- 
leerung von  Prostatasaft  aus  der  Harnröhre,  am 
meisten  beim  oder  nach  dem  Stuhlgang,  bei  geschlechtlicher 
Schwäche,  chronischer  Prostatitis  etc.  —  Die  eiweissartige 
Flüssigkeit  enthält  nur  Schleimkörperchen  und  prismatische 
oder  rundliche  charakteristische  AmyloidkÖrperchen  ohne  Sper- 
matozoen. 

cf.  Spermatorrhoe,  GoDorrhoe,  Chylurie,  Pynrie. 

Prostration    (pro-sterno    niederwerfen)     das    Dar- 
niederliegen der  Kräfte,  hochgradige  Erschöpfung, 
cf.  Adynamie,  Defatigatio. 

Proteolyse  (Protem  Eiweisskörper,  v.  Ttgcdrog  also 
„erster  Stoflf**,  ^  Xvoig  Lösung)  vd.  Pepsin. 

Proten»  Tnljparis  (o  IJgcorsvg  der  Meerkobold,  der 
sich  in  alle  möglichen  Gestalten  verwandeln  kann, 
vulgaris  gemein)  eine  bei  der  Fäulnis  organischer  Substanzen 
beteiligte  saprophytische  Bazillenart.  Hauser  unterscheidet 
ausser  dem  P.  vulg.  noch  2  Arten  (P.  mirabilis  imd  Zenkeri). 
Andere  Proteusarten  (P.  hominis,  P.  capsulatus)  für  gewöhnlich 
harmlose  Darmbewohner,  können  bei  verringerter  Widerstands- 
fähigkeit der  Grewebe  in  djese  eindringen  und  pathogen  werden. 

Prothesis  (gr.  H.  v.  ngo-xi^rifii  vorsetzen)  das  Ein- 
oder  Ersetzen  von  fehlenden  Gliedern  oder  Teilen 
durch  künstliche. 

P.  ocularis  das  Einsetzen  künstlicher  Augen. 

Protomyeeten  (o  ngcötog  erste,  d.  i.  auf  der  nie- 
drigsten Stufe,  o  fivxrjg-tfzog  Pilz)  vd.  Bakterien. 

ProtopatMscli  {r6  nddog  Krankheit)  i.  q.  idiopathisch^ 
primär. 

cf,  deuteropathisch. 

Protospasmen  (o  onaofiog  Krampf)  die  in  einzelnen 
Muskelgruppen  zuerst  auftretenden  Krämpfe,  welche  nachher  zu 
allgemeineren  Konvulsionen  führen  —  gewöhnlich  Zeichen  einer 
umschriebenen  Rindenerkrankung  des  Gehirns. 

ProtaaEoen  {xd  Ccoor  lebendes  Wesen,Tier)  s.  Myeetozoen 

das  unterste  (IX.)  Reich   der  Tierwelt,   deren  Vertreter  jedenfalls 


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Pruritus  413 

bei  gewissen  Infektionskrankheiten,    wie  Malaria,  Variola  etc.  eine 
ursächliche  Eolle  spielen. 

cf.  Cooddien,  Pseudospermien,  Plasmodium. 

Protrusion  (pro-trüdere  hinaus-,  vorschieben)  Her- 
vortreibung  (z.  B.  des  Augapfels  bei  Exophthalmus). 

Prurigo  (lat.  H.  v.  prürire  jucken,  brennen,  vw.  m. 
Ttvg),  Knesinos  (s.  d.),  Scabies  sieea  papulosa  Juckblattern, 
«ine  Trophoneurose  der  Haut,  die  sich  durch  zahlreiche  kleine, 
hauptsächlich  auf  die  Streckseiten  der  Extremitäten  lokalisirte, 
dimkle,  durch  heftiges  Jucken  ausgezeichnete  Knötchen  kenn- 
zeichnet, die  nach  kurzem  Bestehen  exkoriiren.  Das  Leiden  zeigt 
einen  äussert  chronischen  Verlauf.    Zu  unterscheiden  sind: 

F.  Simplex  s.  vulgaris  die  milde  Form  mit  mehr  isolirten 
Knötchen,  die  nur  hier  und  da  durch  Kratzen  ihrer  Epidermis 
verlustig  gehen  und  unbedeutende  Krusten  bilden.  Bei  längerem 
Bestand  wird  die  Haut  derber,  dunkel  pigmentirt. 

P.  agria  (äygioc:)  s.  ferox  zeigt  alle  genannten  Erscheinungen 
intensiver,  unter  Hinzutreten  von  mehlartigen  Abschilfenmgen 
der  zwischenliegenden  Haut  oder  von  Ekzema  rubrum,  cäer 
Entwicklung  einzelner  ICnötchen  zu  Pusteln  und  Anschwellung 
der  Lymphdrüsen.  Die  Haut,  besonders  an  den  Unterschenkeln, 
wird  verdickt  und  sehr  rauh,  nur  über  den  Grelenkbeugen  bleibt 
sie  ziemhch  intakt.  —  Das  Übel  ist  unheübar. 

P.  senilis  vd.  Pruritus. 

Prnrltns  (cntanens)  heftiges  chronisches  Haut- 
jucken, eine  Sensibilitätsneurose  der  Haut,  die  entweder  symp- 
tomatisch im  Gefolge  einzelner  Hautkrankheiten,  (Ekzem,  Prurigo, 
Urticaria  u.  s.  w.)  auftritt  oder  keine  sichtbaren  Veränderungen 
der  Haut  zeigt.  # 

Schwimmer  in  ZH.  unterscheidet  folgende  Formen: 

a)  P.  cutaneus  symptomaticus  als  Begleiterscheinung 
einzelner  Hautkrankheiten. 

b)  P.  cutaneus  symptomaticus  s.  Prurigo  sine  pa- 
pulis  (Pruritus  formicans  und  senilis  Willan  oder 
Prurigo  latens  Alibekt)  ein  allgemeines  oder  bloss  an  um- 
schriebenen Stellen  bestehendes  Jucken  ohne  Ausbruch  von  pa- 
pulösen  Effloreszenzen.  Diese  im  Zusammenhang  mit  allgemei- 
neren Stönmgen  (Störungen  der  Unterleibsfunktionen,  der  Leber, 
der  Nieren,  Menstruationsanomalien)  stehende  oder  als  Alters- 
erscheinungen auftretende  (P.  senilis)  Hautneurose  wird  je  nach 
ihrer  Ausdehnung  eingeteilt  in: 

1.  Pruritus  universalis, 

2.  Pruritus  localis.  Letztere  heisst  je  nach  den  Ort- 
lichkeiten  P.  ani,  genitalium,  pudendi  muliebris,  palmae  manus 
et  plantae  pedis. 


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414  Fsammom 

Eine  besondere  Form  ist  der 

P.  hiemalis  [Dühring],  der  bei  einzelnen  Persone»  zur 
Winterszeit  aufzutreten  pflegt,  gewöhnlich  an  den  unteren  Ex- 
tremitäten beginnt  und  sich  über  grössere  Körperflächen  ausdehnt. 

Psammoin  (d  xpdiifiog  Sand,  xpafiiioco  versande, 
xpdfificoiJLaf  V.  tpdw  zerreibe)  Sandgeschwulst  an  den  Gehirn- 
häuten, in  den  Ventrikeln  imd  an  den  Nerven  vorkommende 
Geschwülste  aus  der  Keihe  der  Fibrome  und  Fibro-Sarkome 
mit  oder  ohne  myxomatöse  Umwandlung  der  Grundlage,  worin 
sich  zahlreiche  kleine  zerstreute  Verkfdkungsherde  finden,  die 
sich  wie  Sand  anfühlen.  Das  physiologische  Prototyp  des  P.  ist. 
der  an  der  Glandula  pinealis  vorkommende  Himsand  (Acer- 
vulus  cerebri). 

cf.  Epithelioma  myxom.  psammos. 

Psellismiifi    (gr.  H.  v.  tpskU^m  stammeln)   i.  q.  An> 

arthria  literalis. 

Psendarthrofiis  {ipsvörig  falsch,  tpsvdog  Lüge,  x6 
äg^gov  Gelenk)  falsches  Gelenk,  ältere  Fälle  von  unter- 
bliebener knöcherner  Wiedervereinigimg  gebrochener  Knochen. 

cf.  Nearthrose. 

Psendo-Cronp  (vd.  Croup)  der  falsche  Krup,  anfalls- 
weises Auftreten  krupartiger  Erscheinungen,  die  aber  nur  durch 
einfachen  Katarrh  bedingt  und  selten  gefährlich  sind.  Durch  die 
Schwellung,  die  häufig  nur  die  falschen  Stimmbänder  und  die 
Schleimhaut  zwischen  den  Aryknorpeln  betrifft,  wird  das  Ex- 
pansionslumen der  Glottisbänder  vermindert  und  dadurch  der 
bellende  Ton  des  Hustens  hervorgerufen  [StÖkk]. 

Psendo-lirysipelas  vd.  Erysipelas  phlegmonosum. 
Ps.-E.  subtendinosum  colli  i.  q.  Angina  Ludovici. 

Psendo  -  Hermapliroditifiinas  vd.  Hermaphrodi- 
tismus. 

Psendohydarthrosis  (ro  vöcog  Wasser,  t6  äg^gov 
Gelenk)  gena,  scheinbare  Wassersucht  des  Kniegelenks  durch 
Erguss  in  den  zwischen  Ligament,  patellae  und  Tuberositafi  tibiae 
bzw.  im  Fettgewebe  gelegenen  Schleimbeutel  (Dubkenil). 

Psendo-Hypertrophia  {vd.  Hypertrophie)  falsche 
Hypertrophie,  welche  nicht  in  VergrÖsserung  und  Vermehrung 
der  normal  konstituirenden  Gewebselemente  eines  Organes  besteht. 

P.  musealorum  vd.  Atrophia  musculorum  progressiva  B.  1. 

Psendokrisis  vd.  Krisis. 


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Fsoitis  et  Peripsoitis  415 

Psendolenkämie  (kBvxög  weiss,  t6  aT/ua  Blut)  s. 
HoDGKiN'sche Krankheit,  s.  malignes  multiples  Lympho- 
sarkom, eine  Krankheit,  bei  welcher  nicht  eine  wirkliche  Ver- 
mehrung der  weissen  Blutkörperchen,  sondern  eine  meist  tötlich 
verlaufende  Anämie  vorhanden  ist,  welche  in  Zusammenhang  steht 
mit  der  Entwicklung  von  sehr  zahlreichen,  bald  mehr  zellig- 
weichen,  bald  mehr  härtlich-fibrösen  bis  hühnereigrossen  Lymph- 
drüsenanschwellungen  an  den  verschiedensten  Körperregionen,  wo 
Lymphdrüsen  vorfimden  sind,  so  dass  man  die  Krankheit  auch 
als  eine  über  den  ganzen  Körper  disseminirte  Carcinose  (Des- 
moidcarcinom  —  R.  Schulz)  aufgefasst  und  bezeichnet  hat. 
Dieselben  Veränderungen  wie  in  den  Lymphdrüsen  finden  sich  in 
der  Milz  und  bisweilen  in  anderen  drüsigen  Organen.  Mit  Skro- 
fulöse hängt  die  Krankheit  nicht  zusammen. 

Synon:  Anaemia  s.  Kachexia  splenica  s.  lymphatica, 
Adenie  nach  Trousseaü. 

Psendologia  phantustica  von  Anton  Delbrück 
vorgeschlagene  Bezeichnung  für  die  pathologische  Lügenhaftig- 
keit der  Geisteskranken. 

Psendoparalyse  spastische,    durch  spastische   Sym- 
ptome (Steigerung  der  Sehnenreflexe)  vorgetäuschte  Lähmung, 
cf.  Spioalparalysc,  Lateralsklerose.     , 

Psendoplasma  (ro  nXdofjia)  Afterbildung,  Gewächs^ 
i.  q.  Neoplasma. 

Pseudotabes  ein  bei  Alkoholikern  vorkommendes,  der 
Tabes  ähnliches  Krankheitsbild  i.  q.  chronische  Neuritis  (s.  d.)  der 
Alkoholiker. 

Psilosis  [TmN]  {\pik6(o  kahl  machea  v.  \pd(o  reibe) 
Bezeichnung  für  „Indiansprue",  eine  in  Indien,  China,  Bätavia 
heimische  Krankheit,  bestehend  in  oberflächlichen  Epithelverlusten 
der  Zunge  und  Mundschleimhaut  und  fast  voUständiger  Zerstörung 
des  Epithels  und  bis  in  die  Muscularis  reichende  Zellinfiltration 
in  der  Speiseröhre,  Zerstörung  der  Schleimhaut  des  Ileum,  ver- 
bunden mit  heftigen  Schluckbeschwerden  und  schweren  Darm- 
erscheinungen. 

Psoitis  et  Peripsoitis  (17  y)6a,  gewöhnlich  ai  y>6ai 
die  inneren  Lendenmuskeln,  Hippokrates:  xpva,  Galen: 

rj  fjLSv  xpoa  fivg  ov  fjiiXQog',  —  f^veg,  ovg  xpoag  ovo/idCovaiv  = 
6a(pvg)  Entzündung  des  Muse,  psoas,  nämlich  des  den 
Muskel  umgebenden  und  des  interstitiellen  Bindegewebes  und> 
wahrscheinlich  sekundär,  der  Muskelprimitivfasern  mit  dem  Sar- 
kolemm,  entweder  durch  fortgeleitete  Entzündimg  von  benachbar- 
ten Organen,  oder  durch  Traumen,  oder  rheumatische  Einflüsse, 
mit  gewöhnlichem  Ausgang  in  Eiterung,   die   zur  Eindickung  des 


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41ü  Psoriasis 

Eiters  oder  zum  Durchbruch  nach  verschiedenen  Richtungen,   am 
häufigsten  vor  dem  Ligam.  Pouparti,  führt. 

Psoriasis  (17  \p(oQa  ursprünglich  Krätze ,  v.  yjd(o  rei- 
ben, kratzen). 

P.  vuliraris  trockene  oder  Schuppenflechte,  eine 
chronische  Hautkrankheit,  charakterisirt  durch  Bildung  weisser, 
übereinander  gehäufter  Schuppen,  welche  in  Gestalt  von  linsen- 
grossen  Häufchen  oder  grösseren  scheibenförmigen  Platten,  oder 
von  Kreissegmenten  mit  Vorliebe  an  den  Streckseiten  der  Extre- 
mitäten und  am  behaarten  Kopf  erscheinen  imd  auf  rotem,  leicht 
blutendem  Grunde  aufsitzen.  Gebräuchlich  sind  folgende  Unter- 
scheidungen : 

P.  punctata,  guttata  (wie  Mörteltropfen),  nummularis, 
annularis,  discoides,  circinnata,  gyrata,  serpiginosa, 
diffusa,  circumscripta. 

P.  membranae  mucosae  oris,  insbesondere  buccalis  und 
lingualis,  Epithelverdickung  und  Verhärtung  des  unterliegenden 
Bindegewebes  mit  Bildung  von  Falten  und  Kissen  (der  Zunge) 
und  weissen  Plaques  opaiines.  Die  Erkrankung  kann  eine  idio- 
pathische oder  ein  Symptom  der  Lues  sein.  Synon,:  Ichthyosis 
linguae,  Lenkoplakia. 

P.  syphilitica  psoriasifeähnliches  squamöses  Syphilid,  meist 
mit  viel  dünneren  Schuppen  in  zerstreuten  Plaques  und  an  ande- 
ren als  den  Prädilektionsstellen  der  P.  vulgaiis  auftretende  Form, 
entweder  durch  Zusammenfliessen  mehrerer  Papeln  oder  durch 
VerOTösserung  einer  ursprünglichen  Papel  entstehende  Infiltration 
der  Kutis. 

cf.  Liehen  sypbiliticns. 

P.  palmaris  und  plantaris,  eine  für  Syphilis  charakteristische 
Erkranlning  der  Handteller  imd  Fusssohlen,  eigentlich  ein  papu- 
löses  SyphSid,  dessen  papulöse  Erhebungen  aber  nicht  sehr  aus- 
gesprochen sind,  während  die  oberste  Epidermislage  der  Papeln 
in  grösserer  Ausdehnung  kreisförmig  abgestossen  ist;  auch  kann 
das  Zentrum  heilen  und  ein  peripherisches  Fortschreiten  statt- 
finden, wodurch  die  Affektion  mehi*  diffus  wird  [nach  BIumler 
in  ZH]. 

Nach  Lang  soll  die  P.  durch  einen  von  ihm  Epidermido- 
phyton  (s.  d.)  genannten  Pilz  hervorgerufen  werden. 

Psorospermosis  cutanea  (yjcogog  krätzig,  ojisg/ia 
Same)  durch  Sporozoen,  Psorospermien  (Coccidien)  hervorgerufene 
Hautkrankkeit.  Hierher  gehören  wahrscheinlich:  MoUuscmn  con- 
tagiosum, Paget'sche  Kranßieit,  Keratosis  follicularis  (Psorospermose 
foUiculaire  v^g^tante),  Ulerythema  aphryogenes,  gewisse  Formen 
des  Ulcus  rodens. 


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Fsychosis  417 

Psychiatrie   (ij  y^x^  Seele,    Geist,   laxgeuM  heilen) 
Irrenheilkunde. 

Psychosis    s*    Psychopathia    s.  Phrenopathia    s. 
Alienatio  mentls  Geisteskrankheit,  das  Irresein. 

In  Deutschland  ist  folgende  Klassifikation  gebräuchlich: 
I.  Depressionszustände,  Melancholie  im  weiteren  Sinne: 

1.  Hypochondrie, 

2.  Melancholie  im  engeren  Sinne. 

IL  Exaltationszustände,  Manie  im  weiteren  Sinne: 

1.  Tobsucht,  Delirium  furibundum, 

2.  Wahnsinn,  Manie  im  engeren  Sinne. 
III.  Psychische  Schwächezustände: 

1.  Verrücktheit: 

a)  die   partielle   Verrücktheit,   Monomanie    [nach    Grie- 
singer's  Vorschlag],  Paranoia  [nach  Kahlbaum], 

b)  die   allgemeine   Verrücktheit,   Verwirrtheit  (Dementia) 
und  Narrheit  (Moria); 

2.  der  sekundäre  Blödsinn,  Endblödsinn,  Terminaldemenz; 

3.  der  angeborene  Blödsinn,  Idiotismus  und  Kretinismus. 
IV.  Der  paralytische  Blödsinn   und  die  allgemeine 

Paralyse   der    Irren,  Dementia  paralytica,  Paralysis  generalis 
progressiva  vesanorum. 

Die  Engländer  teilen  folgendermassen  ein  [nach  Maudsley, 
Phys.  und  Path.  der  Seele,  deutsch  von  E.  Böhm]  : 
L  Affektives  Irresein  (pathetic  insanity). 

1.  Maniakalische  Störung   des   affektiven  Lebens,   Mania  sine 
delirio. 

2.  Melancholische   Verstimmung    ohne    Wahnideen,     einfache 
Melancholie. 

3.  Eigentliche  moralische  Alienation  (moral  insanity)^ 

Dem  Irresein  nahe  verwandt  ist  das  „irre  Temperament"  {in- 
^ane  temperament), 

IL  Irresein  im  Vorstellen  (tdeational  insanity), 

1.  Allgemeines  Irresein  im  Vorstellen: 

b!  Kcholia  i  -*»  -«i  ^'^^-ica. 

2.  Partielles  Irresein  im  Vorstellen: 

a)  Monomania, 

b)  Melancholia. 

3.  Primäre  und  sekundäre  Dementia. 

4.  Allgemeine  Paralyse  der  Irren. 

5.  Idiotismus. 

Roth's  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  27 


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418  Psychrophos 

Psychrophos  (yfvxgos  kalt,  r6  tpatg  Licht)  das  Kalt- 
licht, ein  von  Michael  angegebener  Apparat,  der  zum  Durch- 
leuchten der  Körperhöhlen  dient.  Der  Apparat  ist  mit  phospho- 
reszirender  Substanz  gefüllt,  die  durch  den  elektrischen  Strom 
zum  Leuchten  gebracht  wird. 

Psy dracinin  {yjvdgdxiov  y.  ywSga^  Fustel, .  Bläschen, 

V.  y^vÖQÖg  =  yfsvöi^g  falsch,  tpv'&og  Iiügey  Stamm  xpv^^  eigent- 
lich Lügenbläschen,  an  der  Zunge  oder  im  Gesicht, 
weil  man  glaubte,  dass  sie  entstünden,  wenn  jemand 
gelogen  hätte)  vd.  Pustula. 

Ptamins  (o  jixagfiog  y.  jixaigco  niessen)  i.  q.  Stemutatio 
conyulsiya. 

Ptarmiea  (sc,  remedia)  Niessmittel. 

Pterysiniii  (^  jztsqv^  Flügel)  das  Flügelfell,  eine 
bindegewebige,  yon  Gefässen  durchzogene  flache  Neubildung  yon 
der  Form  eines  gleichschenkeligen  Dreieckes,  dessen  Basis  nach 
dem  inneren  Augenwinkel  gerichtet  ist  und  dessen  Spitze  sich  in 
die  Fläche  der  Kornea  hineinerstreckt. 

cf.  Pannus. 

Ptilosis  (17  JirikcDoig  das  Ausfallen  der  AuRcnwimpem^ 
.TT/'/or  Feder,  y.  zteiouai  fliege,  falle)  vollständiger  oder  teil- 
weiser Mangel  der  Zilien. 

cf.  Madarosis. 

PtomalTiie    (x6   .-ttw/^a   das    Gefallene ,    Leichnam) 

Leichenalk aloide,  sind  basische  Körper,  ungiftige  Alkaloiide, 
die  meist  zur  Fettkörperreihe,  zum  Teil  zur  aromatischen  Eeihe 
gehören.  Sie  sind  yon  Bkieger  aus  faulenden  organischen  Sub- 
stanzen dargestellt  und  sind,  wie  die  Darstellung  aus  Reinkulturen 
(Briegejr)  beweist,  Stoff  Wechselprodukte  der  Bakterien,  welche 
diese  auf  gewissen  (eiweisshaltigen)  Nährböden  liefern.  Ein  Teil 
von  ihnen,  die  Toxine,  haben  spezifisch  giftige,  unter  Umständen 
tötliche  Wirkung  und  rufen  allein  oder  (zu  mehreren  Toxinen) 
vereint,  ähnliche  oder  dieselben  Krankheitserscheinungen  hervor, 
wie  die  lebenden  Bakterien  selbst.  Sie  dienen  daher  neloMBn  anderen 
Wirkungen  der  Bakterien  zur  Erklärung  der  pathogenen  Eigen- 
schaften letzterer. 

Ptosis    (»7  :;tT(bötg  V.  mjtro)  fallen)    s.   Blephsroptosis, 

Herabsinken  des  oberen  Augenlids,  Unfähigkeit,  dasselbe 
in  genügendem  Masse  zu  erheben,  ist  entweder  eine  paralytische 
oder  mechanische  (Verdickungen)  oder  ein  angeborener 
Fehler. 

Unter  P.  sympathica  versteht  man  eine  zuerst  von  Horner 
beschriebene  seltene  Form  der  P.,  die  mit  Myosis  und  Grefäss- 
paralyse   der   betreffenden  Gesichtshälfte  einhergeht    Es  handelt 


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Pulsionsdivertikel  419 

sick  bei  diesem  Leiden  nicht  um  eine  Affektion.  des  Okulomoto- 
rius,  sondern  um  eine  Parese  des  Halssympathikus. 

Ptyalin  (jiTvaXiCco  speicheln)  das  im  Speichel  enthaltene 
Ferment,  durch  dessen  Wirkung  Stärke  in  Traubenzucker  ver- 
wandelt wird.  Seine  Gegenwart  im  Speichel  und  Magensaft  (ver- 
sdiluckter  Speichel)  wird  durch  den  Nachweis  der  Übergangs-  oder 
Endprodukte  bei  der  Verzuckerung  erkannt. 

cf.  Achroodextrin,  Erythrodextrin,  Maltose. 

Ptyalismiis  (jizvaXov  Speichel,  jitvco  spucke,  spuo) 
i.  q.  SaJSvatio. 

Ptyalocele  (i?  fti^krj  Bruch)  eine  Form  der  Eanula  (Pauli), 
dadurch  entstanden,  dass  nach  Euptur  des  WHAKTON'schen  Gange» 
Speichel  in  das  Zellgewebe  austritt  und  hier  eine  cystenartige 
Geschwulst  bildet.  Die  andere  Form  beruht  auf  einfa^jher  Er- 
weiterung des  W. 'sehen  Ganges  —  Ptyaloektasie. 

Pnbeotomie  (pubes  Scham,  rsfjvco  schneiden)  verlassene 
Operation  bei  Beckenenge,  bestehend  in  Durchsägung  der 
Schambeine  neben  der  Symphyse. 

cf.  SymphyBeotomie. 

Pueril  (puer  Knabe)  nennt  man  das  scharfe  oder  rauhe 
Vesikulär atmen,  wie  es  bei  Kindern  normalerweise  gehört 
wird,  bei  Erwachsenen  jedoch  entweder  auf  katarrhalische  Be- 
schaffenheit der  feinsten  Luftwege  (Infimdibula)  hinweist,  oder, 
wie  in  den  Lungenspitzen,  durch  Schrumpfimg  eines  Teils  und 
stärkere  Anspannimg  des  umgebenden  Gewebes  der  Lungenspitze 
zu  erklären  ist. 

Pnlex  irritans  (yjvXla  der  Floh). 

P.  penetrans  der  Sandfloh  (südl.  Ameiika),  durchbohrt 
die  Epidennis  und  entwickelt  zwischen  dieser  und  der  Kutis  zahl- 
reiche Eier,  worauf  das  Insekt  abstirbt  und  mit  der  Epidermis 
abgestossen  wird;  die  Eier  entwickeln  sich  im  Sande  weiter. 

Pulpitis  (ptUpa  das  Fleischige  Entzündung  der 
Zahnhöhlenpulpa. 

Pnlsatio    epi^astrica    (puhus   das    Schlagen,   v. 

pelUre)  pulsirende,  mit  dem  Herzstosse  isochrone  sieht-  und  fühl- 
bare Bewegung  in  der  Eerio  epigastrica,  bei  stark  erregter  Herz- 
thätigkeit,  DiSokation  und  Vergrössenmg  des  Herzens  durch  den 
Stoss  des  rechten  Ventrikels  enstehend,  welcher  das  Diaphragma 
und  den  linken  Leberlappen  mit  erschüttert.  Auch  von  der  Bauch- 
aorta kann  die  Erchütterung  durch  den  gefüllten  Magen  und  den 
Leberlappen  fortgeleitet  werden. 

PnlsionsdiTertil^el  (v.  peUere,  Part*  perf.  pase.  puU 
sum  stossen,  deverto  wegkehren)  vd.  Diverticulmn. 

27* 


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420  Pulsus 

Pnlsns  (v.  pelltre  stossen,  schlagen)  die  Erschei- 
nung der  Blutbewegung  in  den  Schlagadern,  bedingt 
durch  die  Kontraktion  der  Herzventrikel,  sowie  den  Muskeltonus 
und  die  Elastizität  der  Gefässwand. 

Einteilung. 

I.  Nach  den  Zeitverhältnissen. 

P.  frequens  und  rarus  der  häufige  und  seltene  P.,  je 
nach  der  Zahl  der  Herzkontraktionen. 

P.  celer  und  tardus  der  schnelle  (schnellende)  und  der 
trag«  oder  gedehnte  P.,  je  nachdem  die  einzelnen  Pulsschläge 
schnell  oder  langsam  ansteigen,  die  Pulskurve  also  spitz  oder  breit 
ausfällt.  —  Als  höherer  Grad  von  schnellem  Puls  erecheint  der 

P.  saliens,  der  hüpfende  P. 

2.  Nach  dem  Rhythmus. 
P.  arhythmieus  s.  irregularis  unrhythmischer,  zeitlich 
unregelmässiger  P.  kommt  vor  bei  Erkrankung  des  Herz- 
muskels (Myocarditis,  fettiger  Degeneration),  sowie  bei  bei  zen- 
tralen und  peripheren  Störungen  der  Herzinnervation  infolge  von 
Störungen  der  Digestion,  Missbraudi  von  Thee,  Kaffee  und  Tabak, 
durch  psychische  Einflüsse  und  als  selbständige  Neurose  des 
Herzens. 

P.  intermittens  aussetzender  P.,  bei  welchen  von  Zeit  zu 
Zeit  eine  Elevation  ganz  ausfällt  —  Eine  besondere  Art  desselben 
ist  der 

P.  bigeminus  [Traube]:  auf  je  zwei  Puls  efolgt  eine  längere 
Pause. 

P.  intercurrens  s.  intercidens  ein  oder  der  andere  Puls- 
schlag ist  kleiner  oder  kürzer.  —  Eine  besondere  Art  desselben 
ist  der 

P.  alternans:  auf  einen  hohen  P.  folgt  regelmässig  ein 
niedrigerer,  der  von  dem  nächstfolgenden  hohen  durch  eine  kür- 
zere Pause  getrennt  ist  als  von  dem  vorhergehenden. 

cf.  P.  caprizans. 

P.  ineiduus:  nach  einem  normalen  Schlage  hebt  ein  gi'össerer 
zweiter  an,  sodann  ein  noch  grösserer  dritter  u.  s.  f.  —  Die  um- 
gekehrte Form  ist  der 

P.  myurus  (o  juvg  Maus,  ^  ovqol  Schwanz) :  einer  grossen 
Expansion  folgt  eine  ganze  Reihe  immer  kleiner  werdender  Schläge 
so  dass  die  Pulsreihe  in  ihren  Grössenverhältnissen  den  einzelnen 
Wirbeln  eines  Mausschwanzes  gleicht;. 

P.  eoturnisans  (coturnix  Wachtel):  ähnfich  dem  Wachtel- 
schlage folgen  allemal  drei  Pulsschläge  schnell  hintereinander. 


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Pulsus  421 

P.  paradoxus  ein  regelmässig  während  der  Inspiration 
aussetzender  P.  bei  gleichmässig  fortgehender  Herzaktion  (worin 
das  Paradoxe  liegt),  Folge  abnoimer  inspiratorischer  Druckvermin- 
derung im  Thoraxraum,  welche  die  normale  Füllung  des  Aorten- 
systems hindert,  heiTorgeinifen  meist  duich  schwielige  Mediastinitis 
oder  feste  Verwachsung  des  Herzbeutels  oder  der  Gefässstämme 
mit  dem  Stemum. 

cf.  Delirium  cordis,  P.  inaequalis. 

3.  Nach  Stärke  und  Spannung. 
P.  fortis  und  debilis  starker  imd    schwacher  Puls,    je 
nachdem   der    tastende   Finger    mit   oder   ohne  Energie    gehoben 
wird,  —  abhängig  von  der  Energie  der  Kammersystole. 

P.  durus  und  iiiollis  der  harte  und  weiche  P.,  je  nach- 
dem er  schwer  oder  leicht  unterdrückbar  ist,  —  abhängig  von  dem 
Spannungsgrade  der  Arterienwand. 

P.  oppressus  ein  harter  kleiner  Puls,  der  beim  Befühlen  den 
Eindinick  macht,  als  ob  er  sich  gleichsam  mit  Überwindung  eines 
Widerstandes  in  das  Ai*terienrohr  hineinpressen  müsse. 

4.  Nach  der  Grösse  der  Pulswelle  und  der  Füllung 
der  Arterie. 

P.  inaij^nus  und  parvus  der  grosse  und  kleine  P.,  je 
nachdem  eine  grosse  oder  kleine  Blutwelle  vom  Herzen  in  das 
Arterienrohr  getrieben  wird. 

P.  pleniis  und  vaeuus  der  volle  imd  leere  P.,  je  nach 
dem  Füllungsgrade  des  Arterienrohres. 

P.  inaequalis  der  ungleichmässige  P.,  bei  dem  die  Puls- 
schläge an  Zeitdauer  und  Stärke  untereinander  verschieden  sind. 

P.  undulosus  der  wellige  P.,  wobei  dieP.-Schäge  als  sanfte 
niedrige  Wellenzüge  unter  dem  tastenden  Finger  hinziehen. 

P.  filiformis  der  fadenförmige  P.,  sehr  kleiner  Puls  mit 
einem  hohen  Grad  abnormer  Weichheit  (bei  hochgradigen  Schwäche- 
zuständen, Moribunden,  sich  steigernd  zum  P.  insensibilis,  de- 
ficiens). 

P.  treinnlus  wenn  der  P.  so  schwach  ist,  dass  er  nur  ein 
leichtes  Erzittern  des  Arterienrohres  hervorruft. 

5.  Nach  der  Form  der  einzelnen  P.-Welle  (P.-Kurve). 

P.  dikrotus  (xgoxico  schlagen,  ök  zweimal)  der  doppel- 
schlägige  P.  ist  eine  fühlbar  werdende  Zunahme  der  normaler- 
weise vorhandenen,  aber  unfühlbaren  Kückstosswelle,  welche  durch 
Eückprallen  der  Blutsäule  von  den  eben  geschlossenen  Aoi-ten- 
klappen    zu  stände  kommt    (worauf   eine   kurze  primäre  P.-Welle 


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422  I^una 

und   eine  verminderte  Spannung   im  Arteriensystem   bei  normaler 
Elastizität  begünstigend  einwirkt). 

P.  caprizans*)  (ital.  poho  capprizante  von  capra  die  Ziege) 
der  „Bocksprungpuls"  ist  eine  Spielart  des  dikroten  P.  — 
überdikroter  Typus  —  und  bestellt  darin,  dass  der  tastende  Finger 
statt  der  normalen  einfachen  Elevation  einen  Doppelschlag  fühlt 
in  der  Weise,  dass  der  kleine  Schlag  gleichsam  einen  Auftakt  des 
eigentlichen  grossen  Pulsschlages  bildet.  Der  scheinbare  Vor- 
schlag ist  indes  der  etwas  verspätete  Nachschlag  des  vorausgehen- 
den Pulsschlages. 

P.  anakrotus  anakrote  (d.  i.  an  dem  aufsteigenden  Kurven- 
schenkel zur  Erscheinung  kommende)  Erhebimg  des  P.,  Elastizi- 
tätselevation.  —  Zeigt  die  aufsteigende  Kurve  zwei  Erhebungen, 
so  heisst  der  Puls  anadikrot. 

Oppos,:  katakrot  i.  q.  dikrot. 

P.  fibrans  der  schwirrende  P.,  Fibrationen,  welche  durch 
das  strömende  Blut  in  den  Gefässwandungen  erzeugt  und  gefühlt 
oder  als  Geräusch  gehört  werden. 

[Grösstenteils  nach  Landois  „Lehre  vom  Aiterien-P."] 

Pana  (Punas  sind  die  kalten  Hochebenen  .  in  Peru, 
3900  M.  üb.  d.  M.  In  den  Andes  nennt  man  die  Bergkrankheit 
mal  di  puna)  Bergkrankheit,  verursacht  durch  verminderten 
Druck  bzw.  Sauerstoffgehalt  der  Luft  beim  Bergsteigen  oder  bei 
Ballonfahrten.  Die  Ei-scheinungen  sind:  Ermüdung,  Herzklopfen, 
Kurzatmigkeit,  Kopfschmerz,  in  hohen  Graden  Nasen-  imd  Lungen- 
blutungen, Bewusstlosigkeit. 

Pnnaisie  vd.  Ozaena. 

Pnncta  dolorosa,  points  douloureux,  VALLEix'sche 
Schmerzpunkte,  gegen  Druck  empfindliche,  den  Nerven  selbst 
angehörige  Punkte  bei  peripheren  Neuralgien.  —  Hierher  gehört 
auch  der  sogenannte 

Apophysenpunkt,  Point  apophysaire,  Druckempfindlich- 
keit derjenigen  Domfortsätze  der  Wirbelsäule,  unter  welchen  die 
schmerzenden  Nerven  hervorkommen. 

Pnncta  niaxinia  (der  Hörbarkeit)  diejenigen  Stellen  des 
JCÖrpers,  an  welchen  bestimmte  Schallzeichen  am  deutlichsten  von 
dem  Stethoskop  aufgefangen  werden  [P.  Niemeyer]. 


*)  „Wie  die  Ziege  beim  Aufspringen  zuerst  mit  den  Vorderbeinen 
eine  leichte  Erhebung  macht,  der  sich  sofort  der  durch  die  Hinterbeine 
bewirkte  eigentliche  starke  Aufsprung  anschliesst,  in  ähnlichem  rhyth- 
mischem Verlauf  finden  wir  den  Vor-  und  Hauptschlag  des  Bock- 
aprung-P.** 


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Purpura  423 

Pnnctio  (v.  pungere)  das  Stechen,  insbesondere  jede 
Operation,  welche  mit  einem  Troikar  oder  einer  spitzigen  Kanüle 
zu  explorativen  (Probepunktion)  oder  therapeutischen  Zwecken 
(Paracentese)  ausgeführt  wird. 

P.  vesicae  der  Blasenstich,  Punktion  der  ausgedehnten 
Blase  oberhalb  der  Symphyse. 

cf.  Acupunctur,  Paracentese  (Synon). 

Pargantia  sc,  remedia  (v.  purgo,  purus)  reinigende 
Mittel,  gegenwärtig  nur  im  Sinne  von  Laxantia. 

Purpura  (lat.  v.  ^  jiogcpvga  Furpurschnecke)  eine  mit 
Extravasationen  in  der  Haut,  mitunter  auch  in  den  Schleimhäuten 
auftretende  Erkrankung,  die  in  Gestalt  von  kleinen,  dunkel-  oder 
lividroten  Flecken  oder  grösseren  Blutaustritten  erscheint.  Sie 
tritt  entweder  ohne  vorhergehende  Symptome  auf  oder  ist  mit 
rheumatischen  Schmerzen  und  gleichzeitigem  Fieber  verbunden 
und  verläuft  mit  oder  ohne  komplizirende  Erkrankung  innerer  Or- 
gane [Schwimmer  in  ZH]. 

P.  Simplex  Blutfleckenkrankheit,  anscheinend  spontan, 
ohne  subjektive  Erscheinungen  auftretende,  über  einen  verschieden 
grossen  Teil  des  Körpers  verbreitete,  hier  und  da  zusammen- 
fliessende,  meist  kleine  flache  Hämorrhagien,  die  nur  in  seltenen 
Fällen  mit  Bildung  flacher,  geröteter  (zuweilen  urticariaartiger, 
P.  urticans)  unregelmässiger  Erhabenheiten  beginnen. 

P.  pnlicosa  die  durch  Flohstiche  hervorgerufenen  pui-pura- 
artigen  Flecken. 

P.  rheuinatiea  s.  Poliosis  rheumatica  s.  Rheumatokelis 

unter  prodromalen  rheumatoiden  Gelenkschmerzen  und  Fieber  auf- 
tretende Purpuraflecke.     Wird  vielfach  zusammengeworfen  mit 

P.  haemorrliagica  s.  Morbus  maeulosns  Werlhofii,  Werl- 
HOF'sche  Blutfleckenkrankheit,  Landskorbut,  transito- 
rische  hämorrhagische  Diathese  {cf,  Hämophilie),  unter  Störungen 
des  Allgemeinbefindens  auftretende  Extravasate  der  Haut  und 
Schleinmäute  nebst  freien,  oft  gefährlichen  Blutungen  der  letzteren. 
Die  Krankheit  hält  die  Mitte  zwischen  Skorbut  und  P.  und  kann 
sporadisch  und  epidemisch  auftreten. 

P.  scorbutiea  Scharbock,  Skorbut  hat  viele  Ähnlichkeit 
mit  P.  h.,  es  ist  jedoch  hierbei  eine  viel  deutlichere  Blutdyskrasie 
vorhanden,  und  zeigt  sich  stets  eine  krankhafte  Entzündung  des 
Zahnfleisches,  die  bei  P.  h.  fehlt. 

cf.  Scorbutns. 

P.  variolosa  schwerste  Form  hämorrhagischer  Pocken,  bei 
welcher  schon  vor  dem  Ausbruch  der  eigentlichen  Pockenefflores- 
zenzen  P.  auftritt  und  häufig  schon  vor  jenem  der  Tod  erfolgt. 

cf.  Variola. 


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424  Purulentus 

pnrnlentiiti  (pus)  eiterig, 
cf.  suppuratio. 

Pas  (lat  Eiter,  Jtvog,  ,-iv^o)  faule)  aus  dem  Eiterserum 
(Wasser  mit  Ei  weiss,  Schleimstoff,  Pyin  und  Salzen)  und  den 
Eiterzellen  bestehend,  welche  ihrer  Hauptmasse  nach  aus  den  Gre- 
fässen  ausgewanderte  weisse  Blutzellen  sind.  Mehr  zufällige  Be- 
standteile sind  rote  Blutkörperchen  und  Grewebstiümmer  (Detritus). 

cf.  Sanies. 

Pustula  (v.  pustUay  Wz.  spas  u.  spus  wehen,   blasen» 

wie  in  spirare)  eine  mit  Eiter  gefüllte  Blase  oder  ein  nur  von 
Epidermis  bedeckter  kleiner  Abszess.  Für  die  vei*schiedene  Grösse 
wurden  von  Willan  noch  die  folgenden  Unterscheidungen  ge- 
macht: 

Achor  für  Pusteln  von  Hirsekomgrösse.      ♦ 

Psydracium  von  Mittelgrösse. 

Phlyzacium  von  mindestens  Erbsengrösse. 

P.  maligna  vd.  Anthrax. 

Pntreseenz    (putreseere    faulen)    die    stinkende,    stai-k 
riechende  Gase  entwickelnde  Zersetzung,  stinkende  Fäulnis s. 
Adfj,  putrid. 

cf.  septisch,  saprogeo,  pythogen,  ichorös,  saniös. 

Pntrescentia    uteri    [Bo£ii]    s.    Tympanites    uteri 

schwerste  Form  der  puerperalen  Endometritis  mit  einer  bis  an  das 
Peritoneum  reichenden  Veijauchung  der  Uteruswand. 

Pntrescin,  ein  Ptomain,  welches  vom  7.  Tage  an  nach 
dem  Tode  in  Leichen  auftritt. 

Pyämie  (t6  ttvw  Eiter,  r6  aTjua  Blut).  Unter  P.  ver- 
steht man  in  der  Praxis  ziemlich  allgemein  diejenige  Form  der 
Allgemeininfektion  des  Organismus  von  primären  Eiterherden  aus, 
welche  sich  klinisch  hauptsächlich  durch  unregelmässig  sich  wie- 
derholende Schüttelfröste  und  eine  zwar  nicht  absolut  letale,  aber 
sehr  ungünstige  Prognose  charakterisirt.  Der  konstanteste,  selten 
fehlende  pathologisch-anatomische  Befund  bei  dieser  Foim  sind 
metastatische  Abszesse  in  Lungen,  Herz,  Nieren,  Milz,  Leber, 
Haut  und  Muskeln  etc.,  bedingt  durch  Embolie  von  zerfallenen 
infizirten  Venenthromben,  oder  diffuse  Entzündungen  der  serösen 
Häute,  teils  in  Zusammenhang  stehend  mit  den  embolischen  Her- 
den, teils  auf  unbekannte  Weise,  wahrscheinlich  aber  durch  Ver- 
breitung der  phlogogonen  Substanzen  auf  dem  Wege  der  Lynaph- 
bahnen  (n.  A.  durch  einen  besonders  auf  die  serösen  Häute 
wirkenden  Reiz  des  im  Blute  kreisenden  Giftes)  zu  stände  kom- 
mend. —  Manche  Autoren  trennen  die  P.  auch  ätiologisch  von 
der  Septikämie,   da   sie   durch   einen    spezifischen   Infektionsstoff 


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Fylephlebitis  425 

hervorgerufen  würde  (der  an  Kugelbakterien  gebunden  sei,  welche, 
von  den  gewöhnlichen  Fäulnissbakterien  verschieden  sind). 

Pyarthrns  s.  Pyarthrosis  {t6  äg^gov  Gelenk)  i.  q. 
Synovitis  suppurativa,  resp.  das  Produkt  derselben. 

Pyelitis  (^  jiveXog  statt  jtXvskog  V.  jiXvvco  also  Wasch- 
trog, Becken)  Nierenbeckenentzündung,  katarrhalische 
oder  diphtherische,  teils  im  Grefolge  von  Infektionskrankheiten, 
Erkältungen,  teils  durch  reizende  Einwirkung  von  Konkrementen 
(P.  calculosa,  uratica),  Blutgerinnseln,  tierischen  Parasiten, 
fortgeleitete  Tripperentzündung,  oder  am  häufigsten  durch  ammo- 
niakalische  Hamzersetzung  mit  oder  ohne  Stauung  hervorgerufen, 
wobei  sich  der  Entzündungsprozess,  wahrscheinhch  unter  demEin- 
fluss  von  Bakterien,  auf  die  Nierensubstanz  auszubreiten  pflegt 
(Pyelonephritis  parasitica  —  Klebs).  —  [Nach  Ebstein]. 

cf.  Arthritis  urica  visceralis. 

Pyelocystitis  (i?  xvong  Blase)  gleichzeitige  Ent- 
zündung des  Nierenbeckens  und  der  Harnblase. 

Pyeloneplirititi  {6  vscpgog  Niere)  Entzündung  der 
Nierenbecken  und,  in  Zusammenhang  damit,  gleichzeitig  auch 
der  Nierensubstanz,  in  welcher  sich  anfangs  punktförmige, 
später  konfluirende  Abszesse  bilden. 

cf.  Nephritis  suppurativa. 

^yS^Pftfi»***  (^  ^^yV  SteisS,  :Tv>ea,  nvAVog  fest,  3iayek> 
2.  Aor.  pass.  v.  ju^yw/ui  verbinden)  Doppelmissbildung 
aus  zwei  vollständigen  Individuen,  welche  nur  durch  das  Kreuz- 
imd  Steissbein  und  die  Weichteile  dieser  Gegend  untereinander 
zusammenhängen.  —  Hierbei  kommt  häufig  Parasitismus  vor,  in- 
dem das  eine  Individuum  in  der  Entwicklung  zurückleibt  und 
dann  nur  ein  Anhängsel  in  der  Kreuz-,  Steiss-  oder  Dammgegend 
des  anderen  bildet,  gewöhnlich  in  Form  sakraler  Teratome,  Cysto- 
sarkome. 

cf.  Monstrum. 

Pyknokardie  [Landois]  {nvxvog  dicht,  häufig,  ri  xagdla 
Herz,  besser  als  das  gebräuchliche  Tachykardie  (s.  d.),  weil 
Ta;fi'»g  =  celer  ist)  Beschleunigung  der  Herzthätigkeit. 

Pyleplilebitis  (^  TivXr}  Pforte,  ri  (fUw.  (pXsßng  Ader) 
Ptortaderentzündung,  scheint  nur  sekundär  durch  Throm- 
bose (Pylethrombosis)  des  Gefässes  hervorgerufen  zu  werden 
(bei  Kompression  und  Blutstauung,  Atherom,  durch  fortgesetzte 
Thrombose  oder  durch  Embohe  bei  septisch-eiterigen  Prozessen 
der  Wurzelvenen). 

Je  nachdem  der  Thrombus  organisirt  wird  oder  erweicht, 
unterscheidet  man: 


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426  Fylethrombosis 

P.  adhaesiva  die  obstruirende  oder  obliterirende 
P.,  wobei  starke  Pfortaderstauung,  wie  bei  Lebercirrhoee,  charakte- 
ristisch ist. 

P.  suppurativa  s.  purulenta  die  infektiös-metastatische  Form, 
welche  der  Hepatitis  suppurativa  ähnlich  ist  und  gewöhnlich  mit 
Lebermetastasen  tötlich  verläuft. 

P.  ehronlea  s.  Endophlebitis  portalis  ehronlea  ist  eine  dem 
atheromatösen  Prozess  der  Arterien  analoge  Affektion,  die  zur  Ur- 
sache von  Thrombose  werden  kann. 

cf.  Peripylephlebitis. 

Pylethrombosis  vd.  Thrombosis,  Pylephlebitis. 

Pyloroplastik  (6  :;tvXcog6g  v.  mdrj  XL  ogaco  der  Pfört- 
ner sc.  des  Magens,  jtldoaco  bilden,  formen)  Verfahren 
[Heinere]  zur  Beseitigung  der  Pylorusstenose :  Längsincision 
durch  die  Enge,  Verlängerung  der  Incision  auf  der  Hohlsonde 
nach  dem  Du^enum  imd  nach  dem  Magengrunde  zu,  Spaltung 
der  Narbe  durch  transvei-sale  Incisionen,  transversale  Vereinigung 
der  Längswunde  durch  Naht. 

Pylorusresektion  {resecare  ausschneiden)  Abtra- 
gung des  Pylorusteils  des  Magens  wegen  stenosirender 
Narben  oder  Tumoren,  mit  nachfolgender  Vereinigung  des  Magens 
und  Duodenums  durch  Naht. 

cf.  Gastrektomie. 

Pyoblennorrhoe  (t6  jcvov  Eiter)  Blennorrhoe  (s.d.) 
mit  reichlicher  Eiterbeimischung, 
cf.  Pyorrhoe. 

Pyocele  retrouterina  (^  xi^Xrj  Bruch)  [A.  Iverson] 
periuterine  Eiterung. 

Pyoderiiiiti8  (ro  Sigina  Haut)  mit  Eiterung  ver- 
bundene Hautentzündung  vd.  Helkodermatosen. 

Pyogen  (ysvi^g  V.  yiyvofiai  werden)  eigentlich  aus  Eiter 
entstanden,  aber  auch  gebraucht  für:  Eiter  erregend, 
cf.  Staphylokokkus,  Streptokokkus  pyogenes. 

Pyokolpos  (o  x6)^og  Scheide)  Ansammlung  von 
Eiter  in  der  Scheide  bei  Atresie  derselben. 

Pyometra  (17  fJtrjTQa  Gebärmutter)  Ansammlung  von 
Eiter  oder  Lochiensekret  in  der  Gebärmutterhöhle 
(bei  Conglutinatio  orificii). 

Pyonephrose  (o  vefpgog  Niere)  Vereiterung  der 
Niere,  Nieren  ab  szess,  Folge  einer  Pyelonephritis. 

Pyopneuinopericardiiiiii  u.  Pyopneumotliorax 

vd.  Pneumopericardium  und  -thorax. 


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Rachialgie  427 

Pyorrlioe  (»5  qoi^  Pluss)  eiteriger  Katarrh;  bei 
Einigen  =  Gonorrhoe,  vd.  Urethritis  gononhoica. 

Pyosalpinx  (^  adhziy^  Trompete,  i.  e.  Tube)  Eiter- 
ansammlung in  dem  Eileiter, 
cf.  Salpingitis. 

Pyotlioras:  i.  q.  Empyem. 

P.  subphrenieus  Abszess  unterhalb  des  Zwerchfells. 

Pyrexie  (ro  jtvg  Feuer,  Fieber,  sxco  haben)  der 
fieberhafte  Zustand. 

Pyro^on  (yovsveo  erzeugen)  fiebererregend. 

Pyromanie  (yj  ^avia  Wahnsinn)  Brandstiftungs- 
monomanie (s.  d.J 

Pyrösis  (v.  jtv^oo)  brenne  an)  das  Sodbrennen,  bren- 
nende Empfindung  im  Magen  infolge  krankhafter,  aus  einer  per- 
versen Umsetzung  der  Ingesta  entwickelter  Magensäuren,  mit 
Aufstossen  stark  saurer  Massen,  welche  auch  im  Schlund  ein 
brennendes  Grefühl  verursachen. 

cf.  Dyspepsia  acida. 

Pythosren  (jivdco  faulen,  -yevt^g  St.  ysv-og  werden) 
wenig  gebräuchlich  für  saprogen. 

Pynpie  (ro  :zvov  £iter,  t6  ovgov  Urin)  Gehalt  des 
Urins  an  Eiter  (verschiedensten  Ursprungs). 

Querulantenwalm  (queror  klagen,  querulus)  eine 
depressive  Form  der  Verrücktheit,  bei  welcher  die 
Kranken,  von  einem  lebhaften  inneren  Drang  getrieben,  gegen  ein 
vermeintlich  erlittenes  Unrecht  mit  allen  Mitteln,  besonders  auch 
unter  Beschreitung  des  Rechtsweges,  anzukämpfen  suchen. 

Das  griechische  S  als  Anfangsbuchstabe   ist  in  Wör- 
tern,   bei  denen   in   der  ersten  oder  im  Anlaut  der 
zweiten  Silbe   ein  h   vorkommt,    als  einfaches  R,   in 
allen  anderen  als  Rh  übertragen. 

Rabies  (lat.  rabere  rasen)  die  Tollwut,  nur  für  B.  ca- 
nina.  Die  Wut  beim  Menschen  heisst  Lj^ssa  humaua,  Hydro- 
phobie. 

cf.  Furor,  Delirium,  Manie. 

Racliials:ie  (jJ  gd/jg  Wirbelsäule,  z6  äXyog  Schmerz) 
neuralgischer  oder  entzündlicher  Schmerz  in  der 
Wirbelsäule. 

cf.  Spondylitis,  Rachisagra,  Notalgie. 


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428  Bachipagus 

Rachipas^uB  Ciayeig,  2,  Aor.  pas8.  V.  ntjywui  befestigen, 
verbinden)  Doppelmissbildung  aus  zwei  gleichmässig  ent- 
wickelten an  der  Wirbelsäule  unter  einander  verwachse- 
nen Individuen. 

cf.  Tborakopagns. 

Rachisafl^ra  {n  äyga  Falle)  vd.  Arthritis  urica, 
cf.  Spondylitis  deformans. 

Racliisehi8i8  (77  a/Jaig  Spaltung)  vd.  Cranioschisis  und 
Spina  bifida. 

Rachitis  oder  Rhachiti«  (aus  dem  Griechischen, 
daher  mit  Rh  geschrieben;  gaxiug,  sc.  vöoog  ist  ein  gut 
griechisches  Wort  bei  den  Script  medici,  die  Krankheit  wurde 
so  benannt  von  dem  Engländer  Glisson,  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts,  weil  sich  dieser  Name  im  Klang 
ziemlich  an  die  in  England  volkstümliche  Bezeich- 
nung „the  rickets'^  [rick  angelsächsisch :  Höcker]  anschliesse 
und  zugleich  auf  die  in  hervorragender  Weise  be- 
teiligte Wirbelsäule  hinweise)  englische  Krankheit^ 
abgesetzte  Glieder  oder  Zwie wuchs  (von  den  verdickten 
Gclenkenden,  zwischen  denen  die  eigentliche  Gelenkhöhle  durch 
eine  Vertiefung  markirt  ist),  „Zahnen  durch  die  Glieder** 
(von  der  gestörten  Zahnentwicklung  in  zeitlichem  Zusammenhang 
mit  den  Knochenaffektionen),  ist  eine,  nach  vorgängigen  Digestions- 
störungen imd  Sinken  der  Emähnmg  sich  äussernde  I&iochen- 
entwicklungskrankheit,  welche  im  wesentlichen  darin  besteht^ 
dass,,die  Umsetzimg  in  Knochensubstanz  gegenüber  der  Bildung^ 
der  Übergangssubstanz  von  Knorpel  und  Periost  zum  Knochen 
in  krankhafter  Weise  verzögert,  resp.  letztere  beschleunigt  ist,  wo- 
durch es  zur  Anhäufung  der  weichen  Zwischensubstanz  an  Stelle 
kompakter  Knochensubstanz  und  damit  zu  Auftreibungen,  Ver- 
biegungen  imd  Infraktionen  kommt. 

R.  acuta  sehr  akut  und  mit  Fieberbewegimgen  unter  dem 
Bilde  der  R.  —  epiphysärer  und  periostaler  Knochenanschwel- 
lungen —  auftretende  Erkrankimg  ganz  kleiner  Kinder. 

cf.  Craniotabes,  Frons  quadrata,  Gena,  Kyphosis,  Pelvis,  Pes  val- 
gu8,  Osteomalacie. 

Radesyse  (rada  syge  die  böse  Krankheit,  Seuche) 

ein  in  Norwegen    gebräuchlicher    Sammelname    für    tertiäre 
und  kongenitale  ulzeröse  Syphilis  formen,  nebenbei  auch  für  ihnen 
ähnliche   skrofulöse,   kaiiöse,    sowie  lupöse  Prozesse  und    andere 
chronische  Hautkrankheiten, 
cf.  Spedalskhed,  Sypbiloide. 

Railway-spine  (engl,  rail  Schiene  =  regtUa, = iray  Weg, 
=  ria,  sphie  Dorn,  Rückgrat  =  spina,  spica)  ein  Symptomen- 
bild,  welches  zwar  auch  nach  schweren  anderweitigen  Erschütte- 


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Recidivus  429 

i-ungen,  besonders  aber  nach  solchen,  welche  durch  Eisenbahn- 
imfälle  herbeigeführt  werden,  eintreten  soll.  Die  Symptome  stellen 
sich  häufig  erst  nach  einigen  Tagen  ein  imd  bestehen  in  vagen, 
auf  unbekannte  Vorgänge  im  Gehirn  imd  Rückenmark  zurück- 
zuführende psychische  imd  neurotische  Erscheinungen, 
cf.  Commotio,  Shock,  Nenrosis  tranmatica. 

Rannla  (rana  Frosch,  von  einer  gewissen  Form- 
ähnlichkeit)  Fröschleingeschwulst,  zystische  Geschwülste 
imter  der  Zunge  zwischen  Frenul.  linguae  und  Kinnteil  des  Unter- 
kiefers, meist  nach  einer  Seite  zu,  entweder  durch  Erweiterung 
eines    Speichelkanals    (Retentionszyste)     oder    durch     kongenitale 

^      Einstülpung  entstanden. 

Ph  cf.  Ptyalocele,  Ptyaioektasie. 

r^  Raphania    (»y  gdqpavog    oder    gaqpavtg  Rettig,    Rübe  — 

^      wohl  von  seinem  prickelnden  Geschmack)  die  Kriebel- 
Q      krankheit,  vd.  Ergotismus. 

y^  R.  maisitiea  i.  q.  Pellagra. 

^  Raptus   (lat.  H.   v.  rapere  hinreissen)  psychischer 

7j      Anfall. 

PP  cf.  InBoltas,  Paroxysmus. 

O  K-    melaneholieus    plötzlicher    Affektausbruch    bei    Melan- 

cholikern. 

Rarefacteur  (vd.  Rareficatio)  Apparat  zur  Luftver- 
dünnung oder  Verdichtung  im  äusseren  Gehörgang  behufs  Be- 
wegung des  Ti-ommelfells. 

r^  Rarellcatio  (raru«  selten,  spärlich, /acere)  Schwund 

^  derMasse   oder  Einzelelemente   eines    Organs,   gewöhnlich  vom 

jlh  Knochengewebe,  vd.  Ostitis  rareficans. 

f^t  cf.  Atrophie. 

Raspatorium   (v.   ahd.   raspon   zusammenscharren, 
Raspel)  Schabeisen,  Instrument  zur  Ablösung  des  Periosts, 
cf.  Elevatoriom,  Abrasio. 

Raucitas  s.  Raucedo  (lat.  H.  v.  rat^us  heiser) 
Heiserkeit. 

R.  syphilitica    die   durch   sekundär   syphilitische   Kehlkopf- 
affektionen bedingte  chronische  Heiserkeit, 
cf.  Laryngitis  syphil. 

Raynaud'sehe  Krankheit  ein  Symptomenkomplex, 
bestehend  in  lokaler  Aphyxie  und  synmietrischer  trockener 
Gangrän,  auf  rein  vasomotorischer  Grundlage. 

RecidiTUB    {re-ciderey    v.    cadtvus    fallsüchtig,     cado) 
rückfällig,  RecidiTe  der  Eückfall. 
cf.  Reerndescenz. 


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430  Seclinatio 

Reelinatio  (re-ctlnare  zurückbeugen,  xXivco)  Bück- 
wärtsbeugung. 

cf.  Retroflexio,  RetroTersio. 

B.  eataraetae  vd.  Depressio. 

ReconTaleszenE  (vaJere  fcesund  sein)  Stadium 
reconvalescentiae  Erholung  und  Wiedergenjesung  von  akuten 
Krankheiten  (auch  Becreatio). 

Recmdeszenz   (re-crüdescere    wieder   roh   werden) 

Wiederverschlimmerung  von   Krankheiten   oder  Symptomen 
nach  bereite  eingetretener  Bessenmg. 
cf.  Recidiv. 

Rectocele  (rectum  der  Mastdarm,  von  dessen  ge- 
rade gestreckter  Form;  Galen:  djzevOvaf^evov  evregovy  von 
djievdvvco  gerade  machen,  17  xi^Xrj  Bruch)  s.  Proktoeelc 
(s.  d.)  Mastdarmbruch,  wenn  bei  Uterus-  und  Scheidenvorfall 
die  hintere  Scheidenwand  ein  Divertikel  des  Mastdarms  nach 
sich  zieht. 

cf.  Hedrocele,  Prolapsus  ani. 

Recurrens  (sc.  febris)  Kückfallfieber,  vd.  Typhus. 

Redressement  (franz.  von  re-dirigere)  Wiederein- 
richtung, Zurückbringung  von  in  ihrer  Lage  veränderten  Teilen 
(besonders  von  Spontanluxationen). 

cf.  Repositio,  Reductio,  Coaptatio,  Taxis. 

Reduktion  (re-duco)  i.  q.  Reposition. 

Re-KTolution  (evolvo  herauswälzen)  [Hughling6> 
Jackson]  (eine  Erscheinung  nach  epileptischen  Anfallen)  zu- 
sammengesetzt aus  3  Stadien:  1.  Aufhebung  des  Sprachver- 
standnisses  (Worttaubheit),  2.  Perzeption  der  Worte  u.  Echolalie 
(s.  d.)  ohne  Verständnis,  3.  bewusste,  willkürliche  (fragende) 
Wiedergabe  der  Worte  bei  noch  fehlendem  VerständmSj^  aber 
richtiger  Auffassung  des  Buchstabengefüges. 

Reflex  (reflecttre  zurückbeugen,  -lenken)  zentrale 
Übertragung  der  Erregung  sensibler  Nerven  auf  motorische, 
vasomotorische  und  sekretorische. 

cf.  Irradiatio. 

Reflexepilepsie  vd.  Epilepsie« 

Reflexosrraph     (Barb.    yga^cD    schreiben)     ein    von 

Bechterew  angegebener  Apparat  zur  graphischen  Darstellung  der 
Sehnenreflexe. 

Reflexparalyse  reflektorische  Lähmung. 


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Ren  mobilis  431 

Refraktär  {refractarius  v.  refragor  widerstehen) 
widerstandsfähig,  unempfänglich,  gebraucht  z.  B.  von 
der  Unempfänglichkeit  gewisser  Tierarten  gegen  bestimmte  Bakterien. 

cf.  Immunität. 

Refraktionsanomalie,  A.  der  brechenden  Me- 
dien des  Auges,    welche  Myopie,   Hypermetropie  etc.  bedingen. 

Refraktionsoplithalnioskope  {refringtre  brechen) 
Ophthalmoskope  mit  einer  oder  mehreren  Scheiben,  welche 
eine  grössere  Anzahl  verschieden  brechender  Gläser  enthalten,  die 
bei  Kefraktionsbestimmungen  rasch  gewechselt  werden  können. 

RetVi^reratio  (frigus  Kälte)  Erkältung,  —  welche 
die  Ursache  von  Fieber  (flüchtiges  Erkältungsfieber,  cf,  Ephemera, 
Febr.  herpet.)  und  verschiedenen  Lokalaffektionen  werden  kann, 
indem  sich  ein  eigenartiger  Erregungszustand,  in  welchen  die 
sensiblen  Hautnerven  durch  den  Erkältungseinfluss  (plötzliche 
intensive  Abkühlung  oder  länger  dauernde  Einwirkung  geringerer 
Kältegrade)  versetzt  werden,  bis  zu  den  Zentralorganen  de& 
Nervensystems  fortpflanzt  und  reflektorisch  auf  gewisse  andere 
Nervenbahnen,  welche  für  diesen  Reiz  eine  besondere  Empfäng- 
lichkeit besitzen,  überträgt  [nach  Seitz  in  ZH].  —  Rosenthai» 
legt  das  Hauptgewicht  auf  die  Wirkung  des  durch  kollaterale 
Hyperämie  in  den  inneren  Organen  sich  sammelnden,  an  der 
Peripherie  des  Körpers  beträchtlich  abgekühlten  Blutes. 

Refriicerantia  {sc.  remedia)  abkühlende   und  durch  Ab- 
kühlung erfrischende  Mittel, 
cf.  Temperantia. 

RBfi^eneratio  (re-gtntrare  wiedererzeugen)  Wieder- 
herstellung, Wiederersatz,  Heilung.  . 
cf.  Intentio,  Reorganisatio,  Restitutio. 

Resrimen  {rtgimen  Regierung,  Leitung)  die  Kranken  - 
diät,  das  ganze  vorgeschriebene  Verhalten  des  Kranken. 

Reimplantatio  (dentium)  das  Einheilen  extra- 
hirter  Zähne  in  ihre  alte  Alveole,  eine  Operation,  die  am 
häufigsten  durch  chronische  Periostitis  notwendig  wird. 

Reinversion  (inverttre  umwenden,  umstülpen)  da& 
Zurückgehen  eines  ein-  oder  lungestülpten  Organs,  z.  B.  des 
Uterus. 

Relaxatio  (laxus  weit)  Erschlaffung  (von  Geweben). 

Remission  (lat)  der  unvollständige  ISTachlass. 
cf.  Intermission,  Febris. 

Ren  mobilis  (lat.,  v.  gs(o)  bewegliche  oder  Wander- 
niere, eine  entweder  angeborene  oder,  besonders  bei  Frauen^ 


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432  Renversö 

die  geboren  haben,  acquirirte,  nicht  gar  seltene  Dislokation 
der  Nieren,  am  häufigsten  der  rechten,  wobei  dieselbe  als  ein 
beweglicher  Körper  unter  dem  freien  Bande  des  Rippenbogens 
oder  tiefer  gegen  den  Nabel,  bisweilen  in  der  Fossa  iliaca  gefühlt 
wird  und  womit  allerlei  Beschwerden  verbunden  sein  können. 

Renvers^  (franz.,  v.lat.  re-in-vertere,  versare)  Umschlag, 
Umdrehung  einer  Rollbindentur,  so  dass  der  obere  Rand  zum 
unteren  wird,  um  das  Anschmiegen  der  Binde  an  konische  Teile 
zu  ermöglichen. 

Reoricanisatio  {orgänum  Werkzeug,  ogyarov,  egyor) 
Heilung  durch  Wiederentstehung  derselben  Grewebselemente, 
welche  durch  einen  krankhaften  Vorgang  verloren  gegangen  waren, 
eine  höhere  Stufe  der  Heilung  als  die  Vemarbung. 

cf.  InteDtio,  Regeneratdo. 

Repositio  (re-pöno)  s.  Reduetio  Wiedereinrichtung, 
Zurücko ringung  von  Hernien,  Luxationen  u.  a.  Lagever- 
änderungen. 

Reposition  en  masse,  en  bloc,  R.  von  Hernien,  wobei 
deren  Inhalt  nicht  isoliit,  sondern  samt  dem  Bruchsack  und 
allen  Verwachsungen  in  die  betreffende  •  Körperhöhle  zurück- 
gebracht wird. 

cf.  Taxis,  Coaptatio,  Kedresdement. 

Resektion  (re-secare  ausschneiden,  teilweise  ent- 
fernen) Ausschneidung,  besonders  von  Nerven,  Knochen- 
stücken und  Gelenken  mit  Erhaltung  der  Weichteile  und  der 
peripheren  Endigungen  der  betreffenden  Nerven  und  Glieder. 

Resolutio  (re-solvere  wieder  auflösen)  Lösung,  d.  i. 
Rückgängigwerden  von  Krankheiten  und  Krankjieitsprodukten. 

Resolventia  {sc,  remedia)  Mittel,  von  denen  man  anninmit, 
dass  sie  auf  Krankheitsprodukte  lösend  wirken. 

cf.  Kesorptio. 

Resonatio  (re-sonare  wiederhallen)  Resonanz,  Ver- 
stärkung eines  Schalles  durch  Mitschwingen  von  begrenzten  Schall- 
räumen (aber  nicht  mit  identischen  Schwingungen,  wie  bei  der 
Konsonanz). 

Resorption  (re-sorbeo  wieder  schlürfen)  Aufsau- 
gung, Aufnahme  verflüssigter  normaler  oder  pathologischer 
Bestandteile  in  die  Säftemasse. 

Resorbentia  (sc,  remedia)  Mittel,  welche  die  R.  beföi-dern. 

cf.  Resolventia,  Rophetica. 

Restitutio   {re  und   statuo   wieder  aufrichten)    von 

der  gleichen  Bedeutung  wie  Regeneratio,  besonders  aber  gebräuch- 
lich in  dem  Ausdruck 

R.  in  integrum  vollständige  Wiederausgleichung  einer 
Störung. 


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Retinitis  43<^> 

Retentio  {retineoy  teneö)  die  Zurück-  oderVerhaltung, 
z.  B.  placentae,  urinae,  testis  (=  Kryptorchidie). 

Retentionscysten  Cysten,  (vd.  Cystis),  welche  durch 
Verhaltung  des  Sekrets  von  Drüsen  durch  Verschluss  der 
Ausführungsgänge  entstehen. 

Retinitis  (rete  Netz)  s.  Diktyitis  Netzhauteut- 
zündung. 

R.  purulenta  eiterige  R.,  ist  entweder  embolischen  Ur- 
sprungs oder  Teilerscheinung  der  eiterigen  Panophthahnitis.  Die 
Eetina  wird  eiterig  infiltrirt  und  erweicht  zu  einer  gelblichen 
Eitermasse. 

R.  haeinorrhairiea  s.  apopleetiea  eine  Foim  der  K,  wobei 
€S  ohne  sonstige  erhebliche  Gewebsveränderungen  zum  Auftreten 
zahlreicher,  über  die  Netzhaut  verbreiteter  Blutungen  konmit,  zu- 
"weilen  in  Zusammenhang  mit  allgemeinen  Zirkulatiousstömngen, 
manchmal  auch  bedingt  durch  marantische  Thrombose  der  Vena 
centralis  des  Sehnerven. 

R.  ncphritica  (Brightica,  albuminurica  —  meist  bei 
Schrumpfniere,  seltener  anderen  mit  Albuminurie  verbundenen 
Nierenkrankheiten  und  wahi*scheinlich  Folge  der  chronischen 
Urämie)  stets  doppelseitige  Affektion,  bestehend  in  vorwiegend 
venöser  Hyperämie  der  Papille,  Trübung  und  Schwellung  der 
letzteren  (Papil litis)  und  des  an  sie  grenzenden  Bezirks  der 
Retina  (R.  circumpapillaris)  mit  Blutungen  und  weissen 
Degenerationsherden  mit  späterer  Atrophie.  Ein  ähnliches  Bild 
zeigt  die  bei  Zuckerkrankheit  mit  und  ohne  Nephritis  bisweilen 
vorkommende  R.  diabetiea. 

cf.  Amaurosis  uraem. 

R.  (liff'usa  chronica,  R.  mit  massiger  Hyperämie  und  einer 
von  der  Papille  ausgehenden  diffusen,  leicht  radiär  streifigen 
Trübung,  —  die  gewöhnlichste  Form  der  syphilitischen  Netzhaut - 
affektion,  ausserdem  Folge  von  Chorioiditis. 

R.  sympathica  sekundär  bei  Entzündung  anderer  Teile  des 
Auges,  besonders  Iridocyklitis. 

R.  externa,  R.  der  äusseren  Netzhautschichten  — 
fast  stets  nur  zugleich  mit  Entzündung  der  Gefässhaut  als 
Chorioretinitis  disseminata  oder  areolaris  vorkommend. 
Charakteristisch  ist  das  häufige  Auftreten  in  rundlichen  Herden 
mit  Pigmentanhäufung  und  das  zonenweise  Befallensein  des 
'  Augengmndes.  Tritt  derselbe  Prozess  in  Gestalt  eines  einzigen 
grösseren  oder  einer  Gi*uppe  kleiner  Herde  auf,  so  bezeichnet  man 
dies  als  Ch.  circi;mscripta  oder,  da  gewöhnlich  die  Macula 
lutea  befallen  ist,  als  Ch.  centralis.  —  In  seltenen  Fällen  tritt 
der  Prozess  gleich  von  vornherein  ziemlich  akut  und  in  mehr 
diffuser  Verbreitung  auf  als  R.  externa  diffusa. 

Roth's  Klinische  Terminologie.  4.  Aufl.  28 


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434  Retinoskopie 

R.  pii^iDcntosa  (v.  pingo)  primäre  Pigmentdegenera- 
tion der  Netzhaut,  eine  chronische  interstitielle  Binde- 
gewebswucherung  aller  Schichten  der  Netzhaut  mit  Atrophie  der 
nervösen  Elemente  und  Einwandenmg  von  Pigment  besonders 
längs  den  Netzhautgefässen.  Sie  kommt  angeboren  und  er- 
worben vor  [nach  Gräfe  und  Sämisch  Hdb.]. 

R  speeiliea  (v.  species  u.  facio)  eine  in  sehi*  mamugfachen 
Formen  bei  kongenitaler  oder  erworbener  Syphilis  auftretende 
Entzündung. 

R.  septiea  (orjjico)  bei  septischen  Prozessen,  vorzugsweise  be 
Puei-peralfieber  auftretende,  durch  Embohen  bewirkte  R. 

R.  leukaemiea,  bei  Leukämie:  auffallend  blassroter  bis  gelb- 
licher Augenhintergrund,  Papille  blass  und  getrübt,  Gefässe  — 
besonders  Venen  —  sehr  blass,  reichhche  kleine,  selten  grössere 
Blutungen,  später  zwischen  diesen  weisse  Herde  mit  rotem  Hof. 
Seltene  Formen  sind: 

R.  proliferans  [Manz]  mit  einer  bindegewebigen  membra- 
nösen  Neubildung  vor  der  Papille  von  dem  Aussehen  der  Relief- 
karte eines  Gebirges. 

R.  punctata  albesecns  [Moorex  und  Kuhnt]  :  in  der  Um- 
gebimg der  Papille,  besonders  an  der  Macula,  zahlreiche  kleine 
weisse  runde  Stippchen,  vielleicht  kleine  Hohlräiune. 

Retinoskopie  i.  q.  Skiaskopie. 

Ke trakt Ion  (rc-*raÄere)  Zusammenziehung  und  Ver- 
kürzung, besonders  von  Narben, 
cf.  Contraction.  R^tr^cissement. 

Retrecissement   thoraciqne,    R.  de   la  poitrine 

(=  restrictio  von  restringtre)  [Laennec]  ausgedehnte  Ein- 
ziehung des  Brustkorbes,  gewöhnlich  einseitig,  infolge 
Limgenschi-umpfung,  vd.  Cirrhosis  pulm.,  Pleuritis  deformans. 

Retrollexio  (lat)  Knickung  nach  rückwärts,  nur  als 

R.  uteri  diejenige  Gestaltveränderung  der  Gebärmutter,  bei 
der  die  Axe  des  Corpus  und  der  Cervix  ut.  einen  mehr  oder 
weniger  stark  nach  hinten  offenen  Winkel  miteinander  bilden. 

R.  uteri  gravidi,  richtiger:  Schwangerschaft  des  i*etro- 
flektirten  Uterus.  Die  Vergrösserung  erfolgt  so  lange,  bis  der 
Uterus  im  kleinen  Becken  keinen  Platz  mehr  hat,  worauf  er  sich 
entweder  aufrichtet  oder  vom  vierten  Monat  an  Inkarzerations- 
erscheinungen,  hochgradige  StÖnmg  der  Harn-  und  Kotentleenmg, 
Metritis  etc.  verursacht. 

cf.  Retroversio. 

Retroperitonitis  Entzündung  des  hinter  dem 
Peritoneum     gelegenen     Zellgewebes,     gewöhnlich    eine 


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Rheostat  435 

sekundäre    und    gegen    die  primären    Affektionen    ziu*ücktretende 
Erkrankung. 

Retropharynsrealabszess  (retro,  (pdgvy^,  ahscedo)  Ent- 
zündung des  Bindegewebes  zwischen  Wirbelsäule  und  hinterer 
Kachenwand  mit  Ausgang  in  Eiterung. 

Retropulsion  yd.  Propulsion. 

Retrotonsillarabsxess  vd.  Peritonsillarabszess. 

RetrOTersio  (lat)  Kückwärtsbeugung,    besonders  als 

R.  uteri,  K.  der  Grebärmutter  in  toto,  ohne  Gestaltsveränderung, 
Folge  von  Erschlaffung  der  normalen  Befestigung.  Sie  kann  mit 
Anteflexio  verbunden  sein. 

cf.  Retroflexio,  Antcversio. 

ReTaccinatio  Wiederimpfung,  Wiederholung  der 
Vaccination  (s.  d.)  nach  einem  längeren  Zeitraum  und  nachdem 
die  erste  schon  von  Erfolg  war. 

ReTulsio  (re-vellere wegreisBen)  Ableitung,  Aufhören 
eines  krankhaften  Vorganges  an  einer  Stelle  infolge  der  Appli- 
kation eines  Eeizes  (Gegenreizes)  an  einer  anderen  Stelle. 

Revulsiva    {sc,    remedia)    Mittel    zur    Hervorrufung    von 
Gegenreizen,  ableitende  Mittel, 
cf.  Derivantia,  Epigastrica. 

Rhabditis  (^  gaßSog  Stab)  ein  mikroskopisch  kleiner, 
zu  den  Nematoden  gehöriger  Rundwurm,  der  in  vereinzelten 
Fällen  im  Harn  gefunden  wird  und  Hämaturie  verursachen  zu 
können  scheint. 

Rhabdomyom  vd.  Myom. 

Rhachitis  vd.  Rachitis. 

Rba^ras  {j  gaydg  v.  gi^ywfii  reissen)  Rhagade,  Plur. 
Rhagaden,  Rimae  cutis,  Hautschrunden,  sind  längliche 
kleine  Spalten  in  der  allgemeinen  Decke,  welche  durch  Zer- 
klüftimeen  und  Sprünge  entweder  der  Oberhaut  allein  oder  zu- 
gleich der  Lederhaut  entstehen  und  in  letzterem  Falle  mit  Aus- 
sickerung von  Serum  oder  Blut  begleitet  sind.  Sie  kommen  an 
jenen  Stellen  vor,  an  welchen  die  Haut  vielfachen  Zerrungen  aus- 
gesetzt ist  (Ostien,  Finger,  Gelenke). 

Rheophor  {geco  fliessen,  (pögog  tragend)  i.  q.  Elektrode. 

Rheostat  (latrifii  feststellen)  Apparat  zur  abstufbaren 
Einschaltung  von  Widerständen  entweder  direkt  in  den  Strom- 
kreis (in  Hauptschliessung)  oder  in  einer  Zweigleitung  (Nebeur 
Schliessung),     ein    Mechanismus,     welcher    vorzugsweise    an    den 

28* 


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436  Rheumarthritis 

galvanischen  Batterien  eingeschaltet  wird  und,  ohne  Wechsel 
der  Elementenzahl,  zur  noch  genaueren  Abstufung  der  Strom- 
stärke dient. 

RheumartliritiB  {t6  äg^gov  Q-elenk)  rheumatische 
Gelenkentzündung,  vd.  Polyarthritis  rheumat. 

Rheamatismus  (ro  ^ev/ia  Fluss,  \,Q€fa;  die  Bezeich- 
nung rührt  davon  her,  dass  man  sich  die  darunter 
zusammengefassten  Krankheiten  durch  das  Abfliessen 
einer  im  Gehirn  erzeugten  Flüssigkeit  nach  ver- 
schiedenen Körperteilen  entstanden  dachte,  oder, 
nach  einer  anderen  Auffassung,  von  der  Eigenschaft 
der  rheumatischen  AfTektionen,  die  Stelle  zu  wechseln 
und  gleichsam  im  Körper  herumzufliessen)  alte  klinische 
Bezeichnung  für  verschiedenartige,  pathologisch-anatomisch  nicht 
zusammengehörige  Krankheitsformen  der  Gelenke  und  Muskeln 
und  der  dazu  gehörigen  Seimen  und  Fascien,  die  man  sich  durch 
rheumatische  Einflüsse  entstanden  dachte.  Der  Name  Rh.  als 
eine  bestimmt  charakterisirte  Krankheitsgmppe  ist  jedoch  von  der 
modernen  Medizin  aufgegeben,  hingegen  der  Ausdruck 

rheumatisch  als  ätiologische  Bezeichnung  für  alle  die- 
jenigen verschiedenartigen  Affektionen  beibehalten,  die  man  ent- 
weder durch  eine  Erkältung  —  vd.  Eefrigeratio  —  oder  durch 
imbekannte  Ursachen,  die  man  in  die  Atmosphäre  verlegt,  ent- 
standen denkt. 

Rticumatisiiius  artieuloruin  aeiitus  vd.  Polyarthritis  rheu- 
matica  acuta. 

Rh.  artic.  ehronieus  vd.  Arthritis  rheumatica  chron. 

Rh.  nodosus  vd.  Arthritis  deformans. 

Rh.  muscularis  vd.  Myalgia  rheumatica. 

Rh.  gonorrhoieus  vd.  SynoAdtis  metastatica. 

Rh.  searlatiuosus  vd.  Polyarthritis  rheumatica. 

Rheumatokelis  (i<tjXig  Fleck  v.  y.ai(o)  i.  q.  Puipura 
haemorrhagica. 

Rliexis    {fj    Qfj^iQ    V.  gi^yvv/tii)    die    Zerreissung,    z.  B. 
Haemorrhagia  per  rhexiu. 
cf.  Ruptur. 

RMneurynter  (?;  gk,  givög  Nase,  svqvvco  erweitern, 
V.  svgvg  breit)  ein  dem  Kolpeurynter  analoges  Instmment 
zur  Stillung  heftigen  Nasenblutens,  indem  es  in  den  blutenden 
Kasengang  eingeführt  und  dann  mit  Luft  oder  Wasser  gefüllt  wird. 

Rhinliaeniatoiii  (vd.  Haematom)  Bluterguss  in  die 
Nasenknorpel. 

Rhinitis  i.  q.  Oor^^za. 


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Rhotacismus  ^37 

Rhinolalia  s.  Rinophonia  (17  XdXtj,  ^  (pcovrj  Reden, 
Stimme)  näselnde  Sprache. 

Rh.  clausa  der  gestopfte  Mund  ton,  entsteht,  wenn  der 
Luft  beim  Sprechen  der  Zutritt  zu  den  Choanen  irgendwie  ver- 
schlossen ist  (Anschwellungen  und  Verwachsungen  der  Rachen- 
gebilde, Geschwülste). 

Rh.  aperta  offene  Nasensprache,  entsteht  durch  mangel- 
haften Abschluss  der  Nase  (Gaumenlähmung,  Gaumendefekte), 
welche  zur  Bildung  der  reinen  Vokale  und  aller  Konsonanten  mit 
Ausnahme  der  Resonanten  m,  n,  ng  erforderlich  ist. 

RMnolitli  (o  )Mog  Stein)  Nasenstein.  Solche  ent- 
stehen in  den  meisten  Fällen  aus  fremden,  in  der  Nase  stecken 
gebliebenenen  Körpern,  um  welche  sich  schichtweise  Kalksalze 
und  eintrocknender  Schleim  ansammeln;  sehr  selten  ohne  Fremd- 
körper. 

RUnophyma,  Flur,  -mata   (ro   (fv^a  Knollen)  die 

kugeligen  Wülste   der    Nase    im  dritten  Stadium    der  Akne 
rosacea. 

Rhinoplastik  (:xldooco  bilden)  Nasenbildung,  pla- 
stischer Wiederersatz  der  ganz  oder  teilweise  defekten  Nase. 

Rhinorr haarte  {gi^yvvfu  bersten)  stärkere  £pi- 
staxis. 

Rhino sklerom  (oxlrjQog  hart,  öxItjqow)  chronische 
Entzündung  der  äusseren  Haut,  insbesondere  aber  der  Nase  und 
des  Nasenrachenraumes  in  Form  einer  prominenten,  scharf  um- 
schriebenen Induration  mit  glatter  Oberfläche,  mit  enormer  Härte. 
Zu  Grunde  liegt  ein  kleinzelliges  Infiltrat,  das  die  normalen 
Gewebselemente  allmählich  verschwinden  macht  und  in  der  Bildung 
eines  fest  schrumpfenden  Bindegewebes  seinen  Abschluss  findet. 
Dieselbe  Geschwulstbildung  kommt  übrigens  auch  im  Kehlkopf, 
Rachen  etc.  vor,  weshalb  die  Bezeichnung  Skieroma  mit  dem 
entsprechenden  Zusatz  passender  wäre. 

Als  wahi-scheinliche  Ursache  findet  man  konstant  einen 
Bazillus,  der  dem  Pnemnoniebazillus  von  Friedländer  und 
Frobenius  sehr  ähnlich  ist. 

cf.  Bacillus,  Sklerodermie. 

Rhino skopia  (oxojieM  besichtigen)  Untersuchung 
der  Nasen-  und  Nasenrachenhöhle  (Rh.  anterior  und 
Pharyngo-Rh.)  teils  direkt,  teils  mit  Beleuchtungsspiegeln. 

Rliotaci8nia8  (q)  das  Schnarren,  Lorbsen  oder 
Lorken,  Gebrauch  des  Rachen-R  statt  des  Zungen-R,  eine  auf 
fehlerhafter  Gewöhnung  beruhende  Form  der  Dyslalie. 

Pararhotaeisinns  Vertauschimg  des  R  mit  anderen  Lauten, 
cf.  Lambdacismus. 


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438  Rhyas 

Rhyas  (o  gvdg  Triefön),  eigentlich  das  Triefen  der 
Augen,  dann  Bezeichnung  für  eine  eiterige  Entzündung  der 
Thränenkarunkel  mit  konsekutivem  Schwund  derselben. 

Rhypia  (6  Qvjiog  Schmutz,  qvjitco  reinige)  i.  q.  Rupia. 

Ricoclietschtis8e   (franz.  ricocheter  rüekprallen ,   von 

recopiare)  Prellschüsse,  eigenthch  Rückprallschüsse,  Ver- 
letzungen durch  matte,  in  mehr  oder  weniger  stumpfem  Winkel 
auftreffende  Greschosse. 

Ri^rid,  Ri^idät  (rigidus  v.  rigere  starr,  steif)  Steif- 
heit, z.  B.  R.  der  Muskeiu  im  Sinne  von  veimehrtem  Tonus 
(s.  d.). 

Ri^TOr  (laU)  die  Starre  (olyog),  z.  B.  R.  mortis. 

Rimae  cutis  {rima  v.  ringi  klaffen,  z.  B.  „Rachen") 
vd.  Rhagas. 

Rin^-worm  {engl.)  i.  q.  Herpes  tondens. 

Ri8ii8  sardonicus  (o  yücog  oagödviog,  nach  Pausanias 
von  einer  Sardonion  genannten  Pflanze,  deren  G-enuss 
die  Erscheinung  des  R.  s.  verursachen  sollte  —  Kraus; 
thatsächlich  aber  von  der  Homerischen  Stelle  Od  20,302 :  fislörioe  6s 
'dv^icp  oagödviov  fxdla  roTov  „grimmiges  Iiächeln'S  "^on 
(lagödCco  lache  bitter,  oaigco  ovgco  verzerre)  das  krampf- 
hafte Lächeln,  partieller  tonischer  Facialiskrampf,  wodurch  die 
Gesichtszüge  des  Kranken  zu  krampfhaftem  Lächeln  verzen-t 
werden,  häufige  Erscheinung  bei  Tetanus. 

cf.  Spasmus  facialis. 

Roborantia  {robur  Stärke)  s.  Tonica  {sc.  remedia) 
stärkende,  kräftigende  Mittel. 

Ronclms  s.  Renclias  (v.  geyxco  schnarchen)  Rassel- 
geräusche, teils  einfache  Stenosengeräusche,  teils  von  zer- 
springenden, aus  Luft  und  Flüssigkeit  in  den  Bronchien  gebildeten 
Blasen  erzeugte  Geräusche. 

Man  unterscheidet  gross-  und  kleinblasiges,  feuchtes 
und  trockenes  Rasseln   (Catarrhus  humidus  et  siccus),  ferner: 

vesikuläre  Rasselgeräusche  (Ronchi),  vd.  Crepitatio; 

klingende,  d.  i.  durch  verdichtetes  Lungengewebe  gut  fort- 
geleitete, in  nonnalen  oder  pathologischen  Hohlräumen  erzeugte 
Rasselgeräusche  (konsonirendes,  bronchiales  Rasseln 
Skoda's)  ; 

knatternde,  knarrende  R.  (R.  crepitans  und  subcrepi- 
tans),  durch  zähes  Sekret  bei  trockenem  Katarrh  entstehend, 
vereinzelt  und  grossblasig; 

unbestimmte  R.,  alle  R.,  welche  weder  vesikulär,  noch 
klingend,  noch  knatternd  sind; 


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Rubefacientia  439 

zischende  oder  pfeifende  Geräusche  (K.  sibilans), 
dem  trockenen  Rasseln  verwandte  Stenosengeräusche,  an  ver- 
engerten Stellen  der  Bronchien  bei  teilweiser  Vei*stopfung  durch 
zähe  Sekrete  entstehend.  —  Sind  die  Geräusche  tiefer  und  sind 
eie  durch  einzelne  Absätze  getrennt,  so  bezeichnet  man  sie  als 
schnurrende; 

postexspiratorisches  Rasseln  [Baas],  Rasselgeräusche, 
welche  sich  der  Exspiration  unmittelbar  anschliessen,  ein  Zeichen 
für  Kavernen  sind  und  durch  eine  Ausgleichsströmung  mit  Ver- 
schiebung des  Sekrets  in  diesen  zu  stände  kommen; 

herzsy stolisches  Rasseln  mit  der  Herzbewegung  iso- 
chrones und  von  der  Atmung  unabhängiges  kurzes  Rasseln,  welches 
durch  Mitteilung  der  Bewegung  des  Herzens  oder  Gefässrohres 
an  Kavemeninhalt  entsteht. 

cf.  Fremitus,  Ötrepitiis. 

Rophetica  (ooqprjuy.og  v.  goqpsco  schlürfoii,  SC,  medi- 
camenta),  mechanisch^einsaugende  Mittel,  wie  Streupulver, 
Schwämme  etc. 

cf.  Absorbentia,  Resorbentia. 

Roseola  (Röschen,  v.  rostus,  rosa)  kleine  nindliche  bis 
fingernagelgrosse  rote  Hautflecken,  deren  Röte  auf  Dnick 
verschwindet. 

cf.  Purpura,   Erythema. 

R.  Infant ilis  vd.  Erythem. 

R.  typhosa  die  im  Beginne  des  Typhus  abdominalis  meist 
am  Stamm  auftretenden  und  für  Typhus  sehr  charakteristischen 
R.-Flecke. 

R.  variol€sa  im  Prodromalstadium  der  Blattern  vorkommende 
linsen-  bis  nagelgliedgrosse  hellrote  Flecken,  die  zuerst  im  Gresicht 
auftreten  und  später  den  Blattemeffloreszenzen  Platz  machen. 

cf.  Erythema  variolosum. 

R.  vaceina  kurzdauernde  Hautrötungen,  welche  öfters  bei 
Geimpften  auftreten. 

R.  syphilitiea  makulöses  Syphilid,  die  früheste  und 
häufigste  Form  der  sekundär-syphilitischen  Hauterkrankung. 

Bug^et  (von  rouge,  lat.  rubeus)  der  franz.  Name  —  ein 
deutscher  fehlt  —  für  die  durch  das  Eindringen  der  Ernte - 
milbe  (auch  Stachelbeermilbe,  Leptus  autumnalis,  von 
roter  Farbe)  in  die  Haut  der  Schnitter  etc.  verursachte  Haut- 
entzündung. 

Rubefacientia  {sc.  remedia),  hautrötende  Mittel 
Hautreize,  welche  eine  starke  Hyperämie  der  Applikationsstelle 
imd  gewöhnlich  eine  brennende  Empfindimg  verursachen  imd 
meist  in  derivirender  Absicht  angewendet  werden. 

cf.  Epispastica. 


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440  Rubeolae 

Rubeolae  Röteln,  ein  akutes,  den  Morbillen  sehr  ähn- 
liches, selbständiges  spezifisches  Exanthem  von  sehr  guter  Prog- 
nose, durch  Stecknadelkopf-  bis  linsen-  und  höchstens  bohnen- 
grosse  hyperämische  Flecken  gekennzeichnet,  welche  bald  scharf 
begrenzt,  bald  an  den  Rändern  leichter  gefärbt  und  verwaschen 
sind.  Die  begleitenden  Schleimhautaffektionen  bestehen  in  ganz 
leichten  Katarrhen  der  oberen  Luftwege  und  Konjunktiva  und 
geringen  anginösen  Beschwerden. 

Rubeola  searlatinosa  und  R.  inorbillosa  zwei  Deminutiv- 
formen von  Scharlach  oder  Masern,  also  eigentlich  keine  R. 

Rubicnnd  (lat.)  mit  gerötetem  Gesichte. 

Rubor  (lat.  ruber  =  e-ßv^-oog)  Röte  durch  Hyperämie,, 
eines  der  Kardinalsymptome  der  Entzündung  (calor,  rubor,  tumor^ 
dolor). 

Ructus,   Frequ.  Ructitatio    (ructare)    das  Külpsen^ 
Aufstossen,  ist  ein  Erbrechen  von  Magengasen, 
cf.  Ruminatio. 

Ruminatio  hmnana  s.  Meryeismas  (v.  ruma  Kehle^ 
Gurgel,  erugtre  =  ructare)  das  Wiederkauen.  Abgesehen 
von  dem  als  Regurgitation  zu  bezeichnenden  Wiederkehren 
der  Speisen  bei  Oesophagusdivertikeln  kommt  das  eigentliche 
Wiederkauen  teils  als  üble  Gewohnheit  (R.  habitualis),  teils 
mehr  pathologisch  bei  manchen  Individuen  in  der  Weise  vor, 
dass  die  genossenen  Nahrungsmittel  willkürlich  oder  unwillkürhch 
aus  dem  Magen  in  den  Mund  zurückgerülpst  und  dann  nach 
nochmaligem  Kauen  oder  ohne  solches  wieder  verschluckt  werden. 
In  mehreren  Fällen  hat  man  eine  sehr  weite  und  muskulöse 
Speiseröhre  gefunden,  die  sich  vor  der  Kardia  zu  einem  Antrum 
cardiacum  erweitert,  welches  durch  das  Zwerchfell  vom  eigent- 
lichen Magen  abgegrenzt  ist. 

Rupia  8.  Rhypia  (6  Qvnog  Schmutz)  Schmutz- 
flechte.   Es  gibt  mu*  eine 

R.  syphilitiea,  eine  Fonn  des  pustulösen  (ulzerösen)  Syphi- 
lids; charakteristisch  sind  multiple,  über  den  ganzen  Körper  zer- 
streute, austemschalenähnliche,  flach-konische  Borken,  welche  von 
einem  Blasenwall  umgeben  sind  und  nach  deren  Ablösung  ein 
rundliches  Geschwür  erscheint. 

Ruptur a  (rumper e)  Zerreissung. 
R.  vnlvo-periuealis  Dammriss. 

R.  periueo-analis     Dammriss    nebst    Einreissung   des 
Mastdarms, 
cf.  Khexis. 

Rytidosis  vd.  Geromorphismus. 


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Salaam-Krämpfe  441 

S^aburra  (der  schmutzige  Schiffssand,  Ballast,  von 
sabulum  Sand)  unverdaute  Substanzen  im  Magen  (S.  ga- 
strica),  Unreinigkeiten  („der  ersten  Wege",  des  Verdauungstractus 
überhaupt). 

Ädj.  saburral. 

ISaccadirt  (franz.  saccader  schnellen,  rucken,  la  sac- 
cade  schneller  Ruck  am  Zügel  des  Pferdes),  „abgesetzt" 
nennt  man  das  Atmen,  wenn  es  bei  der  Auskultation  mit  kurzen 
Unterbrechungen  oder  Abschwächungen  gehört  wird,  wahrschein- 
lich dann,  wenn,  wie  in  tuberkulösen  Lungenspitzen,  örtliche 
Hindemisse  in  den  Bronchien  den  Lufteintritt  in  die  Alveolen 
eines  Bezirks  hemmen  und  während  eines  Atemzugs  wiederholt 
überwunden  wei'den  müssen. 

ISaceharomyces  cerevisiae  (saccharum  Zucker, 
o  fivxrjg  Pilz,  cer-visia  Gerstenbier  zuerst  bei  Plinius,  kel- 
tisches Wort)  die  Bierhefe,  der  verbreitetste  Sprosspilz,  ohne 
pathogene  Eigenschaften,  wird  im  Erbrochenen,  im  Harn  etc.  ge- 
fimden.  Ein  dem  S.  ähnlicher,  vielleicht  identischer  Pilz  findet 
sich  in  den  Haarschuppen  der  behaarten  Hautstellen,  nach  Biz- 
zozERO  entweder  in  Form  kugeliger  oder  ovaler  Zellen  (S.  sphae- 
ricus  und  S.  ovalis). 

S.  albicans  [Keess]  i.  q.  Oidium  albicans. 

ISaerocoxalg^ie  {vd,  Coxalgie)  Entzündung  der  Syn- 
chondrosis  sacro-iliaca  und  der  angrenzenden  Teile  der  bei- 
den Knochen  mit  Schmerzhaftigkeit  und  ödematöser  Schwellung 
ihrer  Verbindungslinie  auf  der  hinteren  Fläche  des  Beckens, 
Schmerz  beim  Druck  aufs  Darmbein,  beim  Sitzen  und  Gehen,  und 
ausstrahlenden  Schenkelschmerzen.  Sie  kommt  bei  Kindern  als 
Analogon  des  Tumor  albus  vor  [Pitha],  befällt  indes  häufiger 
Erwachsene,  zuweilen  als  das  Eesultat  einer  Verletzung,  eines 
Falles  auf  den  Hintern. 

ISacrodynie  (^  SSvw  Schmerz)  die  bei  Hysterie  beobach- 
tete psychisch  vennittelte  Schmerzhaftigkeit  in  der  G«gend  des 
Os  sacrum. 

ISadismus  (nach  dem  beiiichtigten  Marquis  de  Sade, 
1740—1814)  „Verbindung  von  aktiver  Grausamkeit  imd  Grewalt- 
thätigkeit  mit  Wollust,  eine  pathologische  Steigerung  von  —  an- 
deutungsweise auch  unter  noimalen  Umständen  möglichen  —  Be- 
gleiterscheinungen der  psychischen  Vita  sexualis,  insbesondere  der 
männlichen,  ins  Masslose  und  Monströse".  Zu  den  Sadisten 
gehören  u.  A.  Lustmörder  und  Leichenschänder  (Nekrophilen) 
[von  Krafft-Ebing]. 

IS^alaaiii-Krämpfe  (arab.  saläm,  hebr.  shalom  der 
Friedensgruss)  vd.  Spasmus  nutans. 


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442  Salacitas 

f^alaeitas  (H.  v.  salax  geil,  t.  salire)  abnorme  sexu- 
elle Begierde. 

cf.  Nymphomanie,  Satyriasis. 

tl^alivatio  {saliva  Speichel)  s.  Sialorrhoea  s.  Ptyalis- 

inns  (to  aiaXov)  der  Speichelfluss,  abnorm  vermelirte Speichel- 
sekretion, so  dass  die  Kranken  nicht  mehr  im  Stande  sind,  den 
Speichel  zu  schlucken,  sondern  ihn  ausspucken  oder  aus  dem 
Munde  laufen  lassen  müssen.  Die  Ursache  ist  reflektorische  Rei- 
zung der  Speicheldrüsennerven  bei  Stomatitis,  Lyssa,  Zahnreiz. 
Krankheit  des  Magens,  Darms,  der  weibUchen  Genitalien,  Bulbär- 
paralyse  etc. 

ISalpinit^itis  {^  odL-riy^  Trompete)  Tubenentzündung 
nie  selbständig,  sondern  stets  mit  Entzündung  des  Eier- 
stockes (Oophoritis)  verbunden  daher  besser  Oophoro-Salpin- 
gitis  genannt. 

Pozzi  unterscheidet: 

I.  Nicht  cystische  Salpingitis: 

a)  akute  katarrhalische, 

b)  akute  eiterige, 

c)  chronische   parenchymatöse  (Pachysalpingitisu 
Varietäten:     Salp.    hypertrophica    s.    vegetans;    Salp. 

atrophica  seu  sclerotica. 

IL  Cystische  Salpingitis: 

a)  Seröse  S.  (Hydrosalpinx), 

b)  hämorrhagische  S.  (Haematosalpinx). 

c)  eiterige  S.  (Pyosalpinx). 

Der  Ausdruck  S.    wird    auch   für   die  Entzündung  der  Tube 
Eustachii  gebraucht, 
cf.  Oophoritis. 

ISalpinit^o  -  Oophorektomie  Exstii-pation  der  Tuba 
und  des  Eierstocks  bei  Salpingo-Oophoritis,  Pyosalpinx  etc. 

ISalpinit^otoiiiie  {zeinvM  schneiden)  Eröffnung  und  Ent- 
leerung einer  Pyosalpinx  nach  voraufgehender  Laparotomie  und 
Annähung  an  die  Bauchwunde. 

I^anatio  (lat)  Heilung,  S.  per  priraam,  secundam,  vd. 
Intentio. 

IS^anies  (tat.  eig.  Schwund)  dünnflüssiger  Eiter,  der 
reich  an  Serum,  arm  an  Eiterkörperchen  ist.    Auch  „Jauche". 

Jl^aprin  {aa^-rgög  faul)  ungiftiges  Ptomam,  welches  vom 
7.  Tage  an  nach  dem  Tode  in  Leichen  auftritt. 

ISaprofen  fäulniserregend  (richtiger  wäre  saprogon. 
cf,  phlogogon). 


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H 


Sarkoma  443 

l^aprophyt  (r6  (pvTÖv  Pflanze),  eigentlich  Fäulnispilz, 
Sammelname  für  diejenigen  Bakterien,  welche  sich  auf  toten 
Teilen  organischer  Herkunft,  abgestorbenen  Pfanzenresten,  ver- 
wesenden Ceichen,  im  Boden  und  Wasser  entwickeln,  dagegen  im 
lebenden  Organismus  nicht  gedeihen.  Fakultative  Saprophyten 
vd.  Bakterien.    Ein  Teil  derselben  sind  Fäulnispilze. 

Zu  den  saprophytischen  Bakterien  gehören:  Bacillus  subtilis 
<Heubacillus),  Kartoffelbacillus,  Bac.  megaterium,  Bac.  (s.  Mikro- 
hH  kokkus)  prodigiosus,  wurzeiförmiger  Bacillus,  femer  die  Milch- 
bakterien: Bac.  acidi  lactici  (Milchsäurebacillus),  Bacillus  der 
Buttersäuregänmg  [Hueppe]  und  Bac.  butyricus  [Prazmowski], 
Bac.  cyanogenus  (Bac.  der  blauen  Milch) ;  die  Wasserbakterien : 
-^     Bac.   violaceus  (Spree),   der  rote  Bacillus,   fluoreszirende  Bacillen, 

W     darunter  Bac.  erythrosporus ;  die  verschiedenen  Fäulnispilze,  bisher 
unter    dem    Namen    „Bakterium    termo"    zusammengefasst ;     ein 
^^     Schraubenbakterium :  Spirillmn  mbrum  u.  a.  [nach  C.  Fränkel's 

^     Bakterienkimde]. 
rg  cf.  Bakterien,  Parasiten. 

M  Snreina  8.  Merismopoedia  ventriculi   {sarcina, 

^^     lat.  V.  sarcio  =  gdnico,  Bürde,  Bündel ;  von  dem  waarenballen- 
^\     artigen  Aussehen  der  Pilze)  Bakterien,    welche   sich  nach  zwei 
^^     oder   drei  Dimensionen    des  Baumes    teilen.     Sie  stellen  0,01  mm 
?^     grosse,  kubische  waarenballenähnhche  Gebilde  (vierfach  oder  wieder- 
fV.      holt  vierfach  geteilte  Zellen  —  Tetradenform)  dar  und  finden 
'^      sich    besonders   bei   Magenerweiterung   und    Magenkrebs   im   Er- 
brochenen,  ohne   weitere  pathognomonische  Bedeutung   zu  haben. 
Man  unterscheidet  je  nach  ihrer  Pigmentbildung  eine  gelbe,    eine 
weisse,  eine  orangenfarbene  und  rote  Sarcine. 

S.  pulmonum  eine  in  den  Lungen,  bezw.  im  Sputum  vor- 
kommende Sarcineform,  nach  Hauser  ein  harmloser  Schmarotzer 
ohne  pathogene  Eigenschaften. 

ISarkoeele  (^  adg^  Fleisch,  17  xi^lrj  Bruch)  s.  Hernia 
carnosa,  eigentlich  Fleischbruch,  wird  von  einigen  Autoren 
für  Elephantiasis  scroti  gebraucht. 

S.  syphilitica  i.  q.  Orchitis  syphilitica. 

S.  malleosa  Kotzknoten  in  der  Haut  des  Hodensackes. 

tl^arkoma  (oag^öco  werde  zu  Fleisch,  adg^)  nach  dem 
Typus  der  Bindesubstanzen  gebaute  Geschwülste,  bei  denen 
die  zelligen  Elemente  der  Z^l  und  oft  auch  der  Grösse  nach 
gegenüber  der  Interzellularsubstanz  vollkommen  prädominiren.  Die 
einzelnen  Sarkomformen  sind: 

1.  Kundzellensarkom,  S.  globocellulare: 
a)  Kleinzelliges    Rundzellensarkom,    granulations- 
ähnlichesR.  (S.  globocellulare  s im plex),  erscheint  in 


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444  Sarkoma 

Fomi  von  äusseret  weichen,  schnell  wachsenden,  fast  aus- 
schliesslich aus  Kundzellen  und  Gefässen  bestehenden  Ge- 
schwülsten, die  sich  namentlich  im  Bindegewebe  des  Be- 
wegungs-  und  Stützapparates,  in  der  Haut,  den  Ovarien, 
Hoden  und  Lymphdrüsen  finden. 

b)  Lymphosarkoma,  S.  lymphadenoides  s.  molle  mit 
Nachahmung  des  Baues  der  Lymphdrüsen,  am  häufigsten 
in  den  Lymphdrüsen  und  dem  lymphadenoiden  Gewebe  der 
Schleimhäute. 

c)  Das  grosszellige  Rundzellensarkom,  S.  makro- 
cellulare,  an  denselben  Stellen  wie  das  kleinzellige  R. 
vorkommend,  bildet  derbere  Geschwülste  mit  grossen,  oft 
zwei-  und  ^ielkemigen  Zellen.  Da  die  Zellen  mit  der 
Zwischensubstanz  zusammen  ein  Alveolenwerk  bilden,  nennt 
man  dieselben  auch  grosszellig-alveoläres  R.  [Bill- 
roth]. Formen,  die  sich  durch  bedeutende  Grössenverschie- 
denheit  der  Zellen  und  grosse  vielkemige  Riesenzellen  aus- 
zeichnen, bezeichnet  man  als  Riesenzellensarkome. 

2.  Spindelzellensarkom,  S.  pusiforme  s.  fusocelliilare: 

a)  kleinzelliges  Sp., 

b)  grosszelliges  Sp.,  beide  viel  derbere  Geschwülste  bildend. 

c)  Fibrosarkom,  S.  fibrosum,  Fibroid  oder  Fibrom, 
das  Fasersarkom,  durch  starke  Entwicklung  der  Inter-^ 
Zellularsubstanz  ausgezeichnet,  hauptsächlich  im  Uterus. 
Als  Fibrome  bezeichnet  man  femer  kleine  halbkugelige,, 
genau  umschriebene,  fast  stets  von  den  Stimmbändern  aus- 
gehende, schmutzigweiss  oder  hell-  bis  dunkelrot  gefärbte,, 
gutartige  Geschwülste,  die  selten  breit  und  fest  aufsitzen,, 
meistens  einen  gestielten  Auswuchs  —  Polypen,  Fibroma 
polyposum  propendens  —  bilden.  Ähnliche  Gebilde  kom- 
men auch  in  der  Nase  vor,  besonders  in  den  hintersten  Ab- 
schnitten derselben  —  Nasen  rachenpolypen.  Diese 
Fibrome  bestehen  in  ihrer  Hauptmasse  aus  derbem  Binde- 
gewebe, daneben  aus  elastischen  Fasern,  Rundzellen  imd 
erweiterten  Gefässen.  Die  zellreichen  Formen,  die  sich 
durch  starke   Wucherung    auszeichnen,    sind    als    maligne 

.Geschwülste  (Fibrosarkome)  anzusehen 
8.  Durch  besondere  Eigentümlichkeiten  ausgezeich- 
nete Sarkome: 

a)  Alveolärsarkom,  S.  alveolare,  mit  drüsenähnlicher, 
epitheloider  Zellenstruktur  und  alveolärer  Anordnung  der 
Interzellularsubstanz.  Synou.:  Endothelioma.  Hieher 
gehören  das  Angiosarkom  oder  plexiformes  Angio- 
sarkom,  charakterisirt  durch  eine  mantelartige  Umhüllung 
des  präexistirenden  oder  neugebildeten  Gefässplexus  und  des 
Cholesteatoma  (s.  d.  . 
b)Melanosarkom   mit   Pigmentbildung   innerhalb   der  Ge« 


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Scabies  445 

Schwulstzellen,  durch .  seine  Bösartigkeit  ausgezeichnet  und 
primär  nur  an  Stellen  vorkommend,  die  schon  noimaler- 
weise  Pigment  enthalten  (Auge,  Pia). 

c)  Psammom  (s.  d.). 

d)  Myxosarkom,  (S.  myxomatodes)  durch  hyaline  oder 
schleimige  Degeneration  des  Geschwulstgewebes  oder  durch 
Kombination  von  Sarkom  und  Myxomgewebe  entstehend. 
Hierher  gehört  das  Cylindrom  (s.  d.). 

ISarkoptes  hominis  {n  oolq^,  671x6.(0  rösten,  schrun- 
•dig  machen,  oder  v.  xortm,  also  eig.  oaQxoxonxrig  [?])  i.  q.  Aca- 
rus  scabiei. 

IS(aturiii8iiiiis  (Satumus  eig.  Saatgott,  alchimisti- 
scher Name  für  Blei)  Vergiftung  durch  Blei  und  Blei- 
salze, kommt  vor  als  S.  acutus  und  chronicus,  welcher  letz- 
tere die  Tabes,  Kolica,  Arthralgia,  Encephalopathia  (mit  Amaurosis 
und  Eklampsia)  satumina,  den  Tremor  saturninus  und  die  Con- 
tractura,  Paralysis  und  Anaesthesia  saturnina  umfasst. 

cf.  Tendovaginitis  hypertrophica. 

IS(atyriasis  (gr.  H.  v.  oa-cvgtdco,  6  Zdivgog  bockähn- 
licher Waldgott,  geiler  Faun  im  Gefolge  des  Bacchus) 

die    krankhafte    Geilheit   beim   Manne,  die  männliche  Be- 
,:gattungswut.    . 

cf.  Nymphomanie,  Priapismus,  Salacitas. 

ISeabies  {scabere  kratzen)  die  Krätze,  eine  parasitische, 
'.ansteckende  Hautkrankheit,  deren  Erscheinungen  sich  zusammen- 
setzen aus  den  durch  die  Anwesenheit  der  Krätzmilbe  (Acarus 
scabiei)  direkt  bedingten,  ferner  aus  den  durch  das  häufige  Kratzen 
bedingten  und  endlich  aus  den  durch  anderweitige  Keize  während 
'des  Lebens  der  Milbe  in  der  Haut  bedingten  Symptomen  (be- 
istehend in  der  Entwicklung  von  Knoten  oder  anderen  Infiltraten 
;an  jenen  Hautstellen,  an  welchen,  aus  was  immer  für  Ursachen, 
Druck  oder  Reibimg  stattfindet,  wie  am  Gesäss  bei  sitzender  Le- 
.bensweise,  unter  Tragbändem  etc.). 

S.  erustosa  s.  norwcjj^ica  s.  Boeckii  (diese  Form  wurde 
:zuerst  in. Norwegen  von  Boeck  und  Danielson  bei  an  Spe- 
dcdskhed  Leidenden  entdeckt)  Borkenkrätze,  eine  eigentümliche 
3Iodifikation  der  gewöhnlichen  Krätze,  wobei  neben  den  gewöhn- 
lichen Krätzeerscheinungen  noch  dicke  schwielige  Epidermidal- 
auflagerungen  der  Flachhand  und  des  Plattfusses,  unter  Degene- 
ration der  Nägel,  sich  entwickeln  imd  auch  an  anderen  Körperstellen, 
im  Gresichte,  am  behaarten  Kopfe,  dicke  Krusten  vorkommen, 
welche  sich  von  jenen  des  impetiginösen  Ekzems  nur  durch  ihren 
Inhalt  an  toten  Milben  und  Milbenprodukten  unterscheiden.  Die 
Affektion  steht  wahrscheinlich  im  Zusammenhang  mit  Sensibilitäts- 
«törungen  der  Haut,  so  dass  die  Borken  nicht  weggekratzt  werden. 


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446  Scabrities  unguium 

S.  sieea  papulosa  i.  q.  Prurigo. 

ISeabrities  uiifl:uiiiiii  (H.  v.  scdber   rauh,   schäbig) 

krankhafte  Degeneration  der  Nagelsubstanz,  meist 
in  einer  Verdünnung  derselben  mit  faseriger  Beschaffenheit  be- 
stehend. 

IS(ealpell  (scalpellum  v.  scalpo  schneiden)  kleineres 
Messer,  bei  dem  Klinge  und  Griff  unbeweglich  mit  einander 
verbunden  sind. 

cf.  Culter,  Bistouri. 

tl^eapulae  alatae  (lat)  flügeiförmig  abstehende 
Schulterblätter  {oy^ioTikaTt)  bei  Aristoteles  und  Galen),  bei 
magerer  und  schwacher  Muskulatur,  insbesondere  bei  Lahmung 
des  Serratus  antic.  maior,  sodann  überhaupt  bei  paralytischem 
Thoraxbau  vorkommende  Stellungsanomalie  aer  Schulterblätter. 

f^eapulodynia  (17  odvvri  Schmerz)  i.  q.  Myalgia  sca- 
pularis. 

tl^earilieireii  (oxapiqpevco  mit  dem  Griffel  ritzen^ 
oxoLQKpog  Stift)  zahlreiche  kleine  Einschnitte  machen. 

Searifleator  das  hierzu  dienende  Messer  oder  der  Schropf- 
schnepper. 

Scarlficatio  die  Anwendung  des  Skarifikators. 
cf.  Cucurbitatio. 

f^earlatina  (neugr.  ^  oxagkaxlva  seil,  vooog  v.  x6  oxagkaxo 
sc.  xQ^f^<^  Scharlachfarbe,  pers.  sakarlat  die  rote  Farbe) 
der  oder  das  Scharlach,  Febris  scarlatinosa,  kontagiöse 
fieberhafte  Erkrankung  mit  einem  Exanthem  in  Form  grosser,, 
verwaschen  begrenzter  scharlachroter  Flecke,  die  anfangs  als  punkt- 
förmige Stippchen  erscheinen ,  und  vorwiegend  entzündlicher  Be- 
teiligung der  Rachenschleimhaut  (Angina  scarlatinosa). 

S.  sine  exanthemate  mit  sehr  geringer  oder  fehlender 
Hautröte,  aber  den  übrigen  Symptomen. 

S.  laevigata  die  gewöhnliche  Form  konfluirender  Flecke. 

S.  variegata  mit  getrennt  stehenden  Flecken. 

S.  papulosa  die  anfangs  pimktförmige  Injektion  gestaltet 
sich  zu  kleinen  mehr  dem  Tastsinn  als  dem  Auge  bemerklichen,, 
äusserst  zahlreichen  Papeln. 

S.  miliaris,  Scharlachfriesel,  hirsekomgrosse  Friesel- 
bläschen  mit  trübem  Inhalt,  aus  der  papulösen  Form  sich  ent- 
wickelnd. 

S.  petechialis  s.  haemorrhagica  die  mit  Hämorrha- 
gien  in  die  Haut  und  Blutungen  aus  Körperhöhlen  komplizirte 
Form. 


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Scrofulosis  447 

S.  puerperalis  wird  von  Manchen  als  eine  besondere  Fonn 
von  Puerperalfieber  (septischer  Infektion)  aufgefasst.  Nach  Ols- 
HAUSEN  (Arch.  für  Gyn.  Bd.  9  S.  169)  handelt  es  sich  um  echte, 
bald  ganz  leicht,  bald  äusserst  schwer  verlaufende  S.,  die  in  der 
trkjhwangerschaft  nicht  zum  Ausbruch  gekommen  ist,  sondern  deren 
Inkubation  sich  häufig  ungewöhnlich  verlängert,  bis  mit  der  Ent- 
bindimg das  Kontagium  zur  Wirkung  kommt,  daher  das  gewöhn- 
liche Auftreten  in  den  ersten  drei  Tagen  des  Puerperium. 

d^ehistoprosopie  (oxiarog  gestalten  v.  o/JCco)  s.  Pro- 
soposehisis,  Gesichtsspalte,  tiefe  Kluft  zwischen  einer  oder 
beiden  Seiten  der  Nase,  welche  sich  durch  den  Oberkiefer  in  den 
Gaiunen  hinein  fortsetzt,  höchster  Grad  der  Meloschisis,  bei  nicht 
lebensfähigen  Kindern. 

cf,  Aprosopie. 

ISchizoblepharie  (t6  ß/Jtpagov  Augenlid)  i.  q.  Kolo- 
boma  palpebrae. 

ISchizoTmyceten  {pxi^w,  6  ixvxriQ,  -tjTog  Pila)  vd.  Bak- 
terien. 

IScirrbus  (6  oxiggog  V.  oxiQQog  hart,  oxiQog  Gips)  vd. 
Carcinoma  fibrosum. 

IS(colex,  IScybala,  JScler.  .  .  vd.  Sk  .  .  . 

t^corbütns  (ursprüngl.  holländ.  schorhuck)  der  Skorbut 
oder  Scharbock,  eine  unter  dem  Einfluss  schlechter  Nahrung, 
feuchter  Wohnung  und  deprimirender  Gemütsstimmung,  nament- 
lich bei  Mangel  vegetabilischer  Kost  zu  stände  kommende  chro- 
nische allgemeine  Ernährungsstörung,  bei  welcher  sich  unter 
zunehmender  Entkräftung  eine  hochgradige  mit  Lockerung  und 
Ulzeration  verbundene  Schwellimg  des  Zahnfleisches  und  multiple 
blutige  Extravasationen  in  der  Haut,  in  den  Muskeln  etc.  mit 
hämorrhagischen  Entzündimgen  der  Organe,  besonders  der  serösen 
Häute,  nebst  freien  Blutungen  der  Schleimhäute  einstellen.  — 
Man  unterscheidet  einen  See-  imd  Landskorbut  (als  solcher 
wird  auch  Purpura  haemorrhagica  bezeichnet). 

cf.  Stomatitis  scorbutica,  Hemeralopia. 

8crotaloderina  ulcerosum  eine  durch  die  Entwick- 
lung granulationsartiger  Massen  charakterisirte  Hautkrankheit, 
die  unter  dem  direkten  Einfluss  der  Skrofulöse  entsteht. 

S^crofnlosis  {scrofa  oder  scropha  Saumutter,  von 
'ygd(p(o,  scalpo  graben,  ^  ygofitpig,  ygou(pdg  das  Mutterschwein 
—  von  dem  schweinskopföhnlichen  Aussehen,  das  durch 
die  Auftreibung  der  seitlichen  Gesichts-  und  Hals- 
teile infolge  der  skrofulösen  Drüsenanschwellungen 
hervorgebracht  wird)    die    Skrofelkrankheit,    lympha- 


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448  Scutulum 

tische  Diathese,  eine  Konstitutionsanomalie,  welche  durch  grosse 
Neigimg  zu  Entzündungen  der  Haut,  besondere  des  Gesichts  und 
Kopfes,  der  Schleimhäute,  Lymphdrüsen,  Knochen  und  Sinnes- 
organe sich  kundgibt,  mit  der  Besonderheit,  dass  diese  Ent- 
zündungen charakteristische,  mit  Tuberkelzellen  identische  massen- 
hafte Zellen  produziren,  einen  bleibend  infiltrativen  Charakter 
haben  und  zur  käsigen  Metamorphose  neigen. 

S.  torpida  das  charakteristische  Bild  dieser  ist:  Gesicht 
von  gedunsenem  Aussehen,  Lippen  und  Nase  dick,  die  Haut 
fHihmutzig-bleich,  das  Unterhautzellgewebe  verhältnissmässig  fett- 
reich, die  Muskulatur  spärUch,  grosser  Bauch,  dünne  Extremi- 
täten. 

S.  erethica:  Abmagerung  und  eine  massige  Rötung  der 
Haut  neben  den  skrofulösen  Erscheinungen  und  Disposition  zu 
frühzeitiger  Eiterung. 

Die  Skrofulöse  ist  höchst  wahrscheinlich  in  ähnlicher  Weise 
wie  die  Tuberkulose  durch  den  Bacillus  tuberculorfs  bedingt,  doch 
stehen  sichere  Beweise  dafür  noch  aus. 

cf.  Phthisis,  Tuberculosis. 

ISeutuluiii  dem.  v.  scutum  (s.  folg.)  vd.  Fa\'us. 

IScutulatus  s.  seutitomiiB  {scutum  Leder,  Schild 
V.  t6  oxvxog  Leder)  schild-  oder  schüsseiförmig  in  der 
Mitte  vertieft,  zur  Bezeichnung  für  gewisse  Effloreszenzen. 

ISeborrhoea  (sebum  Talg,  gico  fliessen)  s.  Steato- 
rhoea,  Fluxiis  sebaeeiis,  Schmeerfluss,  krankhafte  Ausschei- 
dung von  mit  Hauttalg  imprägnirten  Epidemiismassen,  die  sich 
auf  einer  sonst  normal  aussehenden  Hautfläche  entweder  in  Ge- 
stalt eines  fettigen  Überzuges  oder  schuppiger  Auflagerungen  an- 
ßanmieln.  Je  nach  dem  Vorwiegen  des  einen  oder  des  anderen 
Bestandteiles  unterscheidet  man: 

S.  adiposa  fettige  S. 

8.  sicca  s.  squamosa  (veraltet  Akne  sebacea,  Pityriasis 
s.  Tinea  s.  Porrigo  furfuracea)  ein  Produkt  des  an  der 
Oberfläche  der  Haut  zu  schmutzig-weissen,  krustösen  Schwarten 
vertrockneten  Hauttalges,  welche  meist  ziemlich  fest  oder  in  Form 
von  ähnlichen  kleinen  Schuppen  nur  lose  aufsitzen,  besonders  auf 
Nase,  Stirn  und  Wangen. 

Nach  der  Stelle  des  Auftretens  unterscheidet  man  S.  capitis 
oder  capillitii  (häufige  Ursache  von  Alopecie),  praeputii 
(Smegma)  etc. 

S.  (capitis)  neonatorum,   Gneis,    Heidendreck  —  meiert 
in  Form  von  mehr  oder  weniger  schmutzigen  Schuppengrinden, 
cf.  Cutis  testacea,  Ichthyosis  sebacea,  Alopecia  furfuracea,  Crnsta. 

S.  coni^estiva  i.  q.  Lupus  erythematosus. 


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Septikämie  449 

8.  nigricans  palpebr.  i.  q.  Blepharomelaema. 

Jl^eeefiMSUS  involuntarii  (se-cedere  fortgehen)  un- 
freiwillige Abgänge. 

ISeeret  {se-cemere  absondern)  Absonderung  (physio- 
logisch wie  pathologisch,  während  „Exkret"  nur  physiologisch  ist). 

IS^ecretodermatosen  [Tommasoli]  (Barb.  x6  öigpia  Haut) 
mit  Steigerung  der  normalen  Sekrete  verbundene 
Hautkrankheiten.  T.  teilt  ab  in  1.  Stearodermien  (s.d.), 
Hyper-,  Para- und  Asteatosis  (Seborrhoen,  Xerodermia),  2.  Idro- 
dermien  (s.  Hidrodermia)  —  Hyperidrosis,  Paraidrosis  (Chrom-, 
Brom-,  Haemat-,  Uridrosis)  imd  Anidrosis. 

IS(eetio  {secare  schneiden). 

S.  caesarea  s.  Laparohysterotomie ,  Kaiserschnitt, 
•operative  Eröffnung  des  schwangeren  Uterus  von  den  Bauchdecken 
aus,  mittels  Laparotomie  behufs  Extraction  der  Frucht. 

S.  alta,  lateralis,  mediana,  urethralis,  vesiea1is>  vd.  Li- 

thotomie. 

S.  anatomiea,  legalis,  anatomische,  gerichtliche  S. 

I^edativa  {sedare  sitzen  machen,  beruhigen),  (sc. 
remedia)  beruhigende  Mittel  i.  q.  Temperantia. 

Jl^ediineii tum  {seder e  sitzen)  derBodensatz. 

S.  lateritium  (later  Ziegelstein)  ziegelmehlartiges 
Harnsediment  durch  Ausscheidimg  von  Hamsäurekry stallen 
und  harnsauren  Salzen  (Uraten). 

IS^emiotik  (fi  orff^eiconxij  tsxvyj,  oTifieTovy  ofjfjia  Zeichen) 
s.  Semiologie  die  Lehre  von  den  Krankheitszeichen 
i.  q.  Symptomatologie. 

IS(epsiii  {arincty  faulen)  ist  das  von  Bergmann  und 
Schmiedeberg  als  schwefelsam-es  S.  krystallinisch  dargestellte 
eigentliche  putride  Gift,  das  von  den  Fäulnisbakterien  getrennt 
werden  kann,  aber  doch  in  so  naher  Beziehung  zu  denselben  steht, 
•dass  Bergmann  geneigt  ist,  es  für  ein  Sekretionsprodukt  derselben 
2M.  halten.  Jedenfalls  haftet  es  an  ihnen  und  wird  dm-ch  sie 
übertragen. 

ISepsis,  AdS*  septiscli  (afjyjtg,  oriJtxixog)  gegenwärtig  mehr 
im  Sinne  von  Zersetzung  mit  Entwicklimg  von  pyrogonen  und 
phlogogonen  Substanzen,  ohne  den  Begriff  der  stinkenden  Fäulnis, 
wofür  mehr  die  Bezeichnungen  putrid,  saprogen,  ichorös  und  sa- 
niös  gebräuchUch  sind. 

Septikämie  s.  ISepthämie  f  a  u  1  i  g  e  I  n  f  e  k  t  i  o  n,  Jauche- 
intoxikation, Infektion  des  Organismus  durch  Resorption  gewisser,  in 

Roth's  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  29 


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450  Sequester 

Jaucheherden  erzeugter,  durch  mehr  oder  weniger  intensiven  putriden 
Geruch  kenntlicher  Zersetzungsprodukte.  Die  Krankheit  ist  durch  sub- 
kontinuirUches  hohes  Fieber  mitoder  gewöhnlich  ohne  initialen  Schuld 
telfrost,  typhoiden  Zustand,  zuweilen  auch  heftige  Diarrhöen,  und 
Kollaps  charakterisirt;  erhebliche  anatomische  Veränderungen  fehlen 
gewöhnhch  in  der  Leiche,  es  können  aber  auch  metastatische  Ent- 
zündungen und  Abszesse  (metastatische  S.,  Septikopyämie) 
vorkommen,  doch  •  ohne  dass,  wie  bei  der  Pyämie,  Schüttelfröste 
dabei  auftreten.  Die  Zersetzungsprozesse  in  den  primären  Herden 
scheinen  gewöhnlich  eingeleitet  zu  werden  durch  Infektion  der 
letzteren  mit  septischen  körperhchen  Substanzen  (Ptomamen), 
welche  an  Mikroorganismen  {Fäulnisbakterien)  gebunden,  aber 
wahrscheinlich  nicht  mit  diesen  selbst  identisch  sind.  —  Die  Frag& 
betreffs  der  ätiologischen  Einheit  oder  Verschiedenheit  der  septi- 
kämischen  und  pyämischen  Prozesse  ist  noch  eine  offene, 
cf.  Fyämie,  Ichorrhämie,  Febr.  traumat.  u.  puerper. 

Kryptogene  oder  -genetische  Septikopyämie  {xovsnG> 
verbergen)  die  S.  ohne  bekannte  Invasionspforte. 

IS^equester  (v.  sequor,  eigenthch  der  Vermittler,  — 
secutor,  sequestrare  aufheben,  absondern)  ein  abgestor- 
benes Knochenstück. 

ISequestrotomie  (zißvco  schneiden),  auch  NelLrotomie, 

die    Operation,     durch    welche    ein    Sequester    durch    die    (mit 
Meissel)  erweiterte  „Kloake"  der  Sequesterkapsel  entfernt  wird. 

ISerodermatosen  (t6  öig/^a  Haut,  serum  Milchwas- 
ser, Molken,  Serum)  s.  Orrodermatosen  (s.  d.)  eine  Klasse  von 
Hautkrankheiten  [System  von  Tommasoli],  bei  welchen  eine 
Ausscheidung  von  Sejum  stattfindet.  Unterabteilungen  sind: 
1.  Hygrodermien  —  Ödeme  der  Haut.  2.  Serodermiten  s. 
Orrodermiten  und  zwar  ödematöse  —  entzündhches  Ödem, 
Phlebitis,  Lymphangioitis,  Combustio  ersten  Grades,  Erysipel  ete.; 
papulo-ödematöse  —  Urticaria;  vesikulöse  —  Sudamina, 
Cheiro-Pompholyx,  Herpes;  papulöse  —  Liehen  niber  accumin., 
Liehen  simplex  acut.,  Prurigo;  bullöse  —  Combustio  2.  Grades, 
Epidermolysis,  Erj^sipelas  bullosmn,  Pemphigus ;  polymorphe  — 
Dermatitis  artificialis,  D.  intertriginosa,  Ekzema  acut.,  Dermatit. 
hei-petiformis,  Erytheraa  multif.  grave. 

ISerophthisis  (serum  Milchwasser,  Molken,  PhthisiSf 
3.  d.)  perniciosa  endentica  i.  q.  Beriberi. 

ISero-Pneuntotliorax  vd.  Pneumothorax. 

ISerpiit^inosus  (serpo,  eqjico,  kriechen)  zur  Bezeichnung 
der  unter  gyratus  beschriebenen  Form,  wenn  sie  durch  Ge- 
schwüre oder  wulstige  Neubildungen  hervorgerufen  wird. 

ISerra  (lat.  v.  secare  schneiden)  die  Säge. 


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Singultus  451 

tl^etaeeiiiii  (setat  hessei  saeta  Haar,  Borste)  Haar  seil, 
Eiterband,  Band  oder  Schnur  (früher  von  Haaren),  welche  in 
einem  gewöhnlich  mit  Hilfe  einer  breiten  Nadel  hergestellten 
Wundkanale  eine  Strecke  weit  dm-ch  das  ünterhautzellgewebe  ge- 
zogen imd  darin  liegen  gelassen  wird,  wodurch  der  Wundkanal  in 
Eiterung  erhalten  wird,  welche  bei  gewissen  Krankheiten  zur  Ab- 
leitung dienen  soll. 

S.  candens  Durchziehen  eines  Platindrahtes  durch  Ge- 
schwülste, besonders  Angiome,  welcher  nachträglich  durch  den 
galvanokaustischen  Apparat  glühend  gemacht  wird. 

IS(hock  (engl,  shock  und  shog  der  Stoss)  der  paralysirende 
Einfluss  einer  plötzlichen  und  heftigen  Erschütterung, 
resp.  Verletzung  zahlreicher  Nerven  oder  einzelner  grosser  Nerven- 
stämme auf  die  Herzthätigkeit.  (Ausserdem  scheint  eine  reflek- 
torische Gefässnervenlähmung,  besonders  der  Splanchnici,  eine 
plötzliche  hochgradige  Hyperämie  in  dem  erweiterten  Stromgebiet 
der  Abdominalgefässe  und  dadurch  sekundäre,  oft  tötliche  Gehim- 
anämie  hervorzurufen.) 

cf«  Commotio. 

tl^iala|t:ö|t:a  (ro  alaXov  Speichel,  dycoyog  herbeiführend), 
(sc,  remedia)  Mittel,  welche  eine  starke  Speichelse- 
kretion veranlassen. 

ISialorrhoe  (gsco  Üiessen)  i.  q.  Salivatio. 

IS(ibbens  in  Schottland  das,  was  Eadesyge  (s.  d.)  in  Nor- 
wegen. 

8ibilan8  (lat.  pfeifend  oder  zischend)  vd.  Eonchus. 

tl^iderodroinophobie  (o  aiSrjgog  das  Eisen,  6  ögö/nog 
der  Lauf,  die  Bahn,  6  (pößog  die  Furcht)  [Rigler]  „die 
Eisenbahnfurcht",  eine  Form  der  Neurasthenia  spinalis. 

ISiderosis  pulmoniun  (o  aiörjgog  das  Eisen,  oiSrjgöco) 
i.  q.  Pneumonokoniosis  siderotica. 

IS(ig:inati8iiiiis  das  schlechte  oder  unmögliche 
Aussprechen  des  S-Lautes. 

S$iii|t:iiltu8  (gula  Kehle,  glutus  Schlund,  =  ingluvies) 
das  Schluchzen,  kurze  unwillkürliche  und  von  tönenden 
Schwingungen  der  Stimmbänder  begleitete  Inspirationen,  durch 
klonische  Kontraktion  des  Zwerchfells  hervorgerufen,  nur  bei 
besonderer  Häufigkeit  und  Dauer  pathologisch,  ein  Eeizimgs- 
phänomen  meist  im  Bereich  des  Kespirationszentrums  oder  der 
im  Rückenmark  liegenden  Bahnen  der  Phrenici,  reflektorisch  bei 
Magen-,  Prostata-  und  Uterusleiden,  bei  Entzündimg  und  Ver- 
letzung des  Zwerchfells,  Paraphrenitis,  bei  Hysterie  etc.  PErb]. 

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452  Sinuosus 

Jl^iiiuOBliS  (sinus Bucht)  buchtig,  meist  von  Geschwüren 
gebraucht. 

f^iphonoiii  ((5  a<Vö)v  Röhre,  Weinheber)  vd.  Cylindrom. 

tf^iriasis  (aeigiog  heisB,  brennend,  Beiwort  der  Gte- 
stime  (Sirius),  welche  in  der  heissen  Zeit  sichtbar 
werden)  i.  q.  Insolatio. 

I^itleirit^ie  (6  oXxoq  Speise,   sigycn  zurückweisen)  von 
SoLLiER  vorgeschlagene  Bezeichnung  für  die  hysterische  Anorexie, 
cf.  Anorexie. 

Sitophobie  (o  970^0^  Furcht)  ein  der  Hydrophobie 
analoges  und  verschiedenen  {Zentral-)Erkrankungen  eigenes  Symp- 
tom, wobei  ein  solcher  Widerwille  gegen  Nahrungsauf- 
nahme besteht,  dass  schon  der  Geruch  Äer  Anblick  von  Speisen 
Brech-  und  Würgbewegungen  heiTorruft. 

IS(itu8  transTersus  viscerum  Umkehrung  der 
seitlichen  Lage  der  Eingeweide,  betrifft  nur  selten  die 
Brust-  oder  Bauchorgane  für  sich  allein,  sondern  gewöhnlich  alle 
zugleich  (Transpositio  viscerum  omnium). 

cf.  Dextrocardie. 

Si^katophafie     (t6    oxc6^,    axarog    Kot,    stercus,    tpaysTv 
essen)  das  Kotfressen  (Greisteskranker). 
cf.  Allotriophagie. 

f^k^r^eTO,  auch  Faleadina  oder  Mal  de  Ftume,  in  Is  tr ie  u 

volkstümliche  Bezeichnung  von  derselben  Bedeutung  wie  BcLdesygt 
in  Norwegen. 

{Skiaskopie  (^  axia  Schatten)  s.  Retinoskopie  Ver- 
fahren zur  Bestimmung  der  Befraktion. 

S^kleradenitis  {pxkriQog  hAvt)  die  Drüsenverhärtung, 
cf.  Bubo. 

ISklerektasie  {sklera  Lederhaut  des  Auges,  v. 
axkrjQog  hart,  jy  exzaoig  Erweiterung)  vd.  Staphyloma. 

IS^klerema  8.  S^kleroma  s.  Jl^kleroderiiiia  (t6 
SeQfia  Haut)  s.  Sklerosis,  IS^klerostenosis  cutanea 

eine  chronische,  wahrscheinlich  als  Trophoneurose  au&nfassende 
Krankheit,  die  einzelne  Partien  der  allgemeinen  Decke  oder  die 
gesamte  Hautdecke  befällt  und  ohne  Entzündimg  zu  einer  Ver-  * 
härtung  der  Haut  führt,  infolge  deren  dieselbe  ihre  Elastizität 
vollständig  verhert  und  später  eine  wesentliche  Verkürzung  er- 
leidet [Schwimmer  in  ZH]. 

Ski.  adultornm,  true  Keloid  [Addison],  das  Sklerem  der 
Erwachsenen. 


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Sklerodermiten  453 

Ski.  partiale,  franz.  Sklereme  en  placards,  die  auf  einzelne 
Hautstellen  beschrankte  Form  dieser  Affektion. 

Ski.  universale.  Bei  dieser  Form  des  Sklerems  wird  ent- 
weder die  ganze  Körperflache  gleichzeitig  befallen,  oder  es  bilden 
sich  einzelne  ausgebreitete  Sklerosirungen  der  Haut,  die  sich  all- 
mählich über  den  ganzen  Körper  verbreiten. 

Synon,:  Carcinus  eburneus  [Alibert],  Cutis  tensa  chronica 
[Fuchs],  Elephantiasis  sclerosa  [Rasmüssen],  Sklerosis  corii 
[Wilson]. 

Ski.  ueonatornin  s.  Skleroedema ,  Algor  progressivus, 
franz.  Endurcissement  du  tissu  cellulaire  [Leger],  die  Haut- 
verhärtung der  Neugeborenen,  eine  mit  dem  Sklerem  der  Er- 
wachsenen in  keiner  Beziehung  stehende,  in  den  ersten  Lebens- 
tagen auftretende  Affektion,  &i  der  von  den  unteren  Extremi- 
täten an  beginnend  in  kurzer  Zeit  die  Haut  des  ganzen  Körpers 
sich  verhärtet.  Die  Krankheit  führt  imter  rascher  Abnahme  der 
Körpertemperatur  und  der  Beweghchkeit  fast  inuner  zum  Tode. 

IS^kleritis  Entzündung  der  Lederhaut  des  Aug- 
apfels, meist  mit  gleichzeitiger  Entzündung  des  betreffenden 
Abschnittes  der  Grefässhaut  als  Jl^kleroehorioiditis  vor- 
kommend. 

Sklero-Ch.  anterior  Entzündung  desjenigen  Teils  der  Cho- 
rioidea  und  der  anliegenden  Sklera,  welcher  in  nächster  Nähe 
des  Ansatzes  der  Regenbogenhaut  gelegen  ist.  Die  akuten  Fälle 
pflegen  zur  Verdichtung  der  befälenen  Gewebe  (auch  Trübung 
und  Sklerose  der  Hornhaut,  cf.  Keratitis)  zu  führen,  die  sich  in 
ausgesprochenster  Form  als  Abflachimg  (Phthisis)  des  vorderen 
Augenabschnittes  äussert.  Die  sub akuten  und  chronischen 
Formen  führen  durch  Drucksteigerung  und  Verdünnung  der 
Lederhaut  zur  vorderen  Staphylombildung,  die  chronischen  ohne, 
die  subakuten  mit  Reiz-  und  Entzündungserscheinungen  (Iritis, 
Episkleritis,  Homhautsklerosirung). 

Sklero-Ch.  posterior  eine  ohne  Reizungssymptome  ver- 
laufende chronisch-entzündliche  Affektion  des  zwischen  Seh- 
nervenrand und  Makula  befindlichen  Bulbusteils,  welche  zum 
progressiven  hinteren  Staphylom  führt. 

ISklerodactylia  (Ball)  eine  auf  die  Finger  oder 
Zehen  beschränkte  Form  des  Sklerems,  die  leicht  zu 
symmetrischer  Asphyxie  und  Gangrän  führt. 

IS(kleroderiitia  vd.  Sklerema. 

S^klerodermiteii  (x6  öigfia)   ehron.   Entzündungen,    die 
zur  Verhärtung  der  Haut  führen, 
cf.  Sklerema. 


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4Ö4  Skierogen 

Jl^kleroit^eii  nennt  Lanneloxgue  seine  Methode  zur  Be- 
handlung tuberkulöser  Knochen  und  Gelenkaffektionen,  welche 
darin  besteht,  dass  um  den  tuberkulösen  Herd  ein  harter,  gefäss- 
armer  WaU  angelegt  wird,  durch  welchen  die  Bazillen  und  ihre 
toxischen  Produkte  unschädlich  gemacht  werden  sollen. 

ISkleronyxis  (17  vv^ig,  Subst.  v.  vvoocj  stechen)  Ein- 
führung einer  Starnadel  durch  die  Sklerotika  hindurch  in 
die  hintere  Augenkammer  (zur  Depression  kataraktöser  Linsen). 

IS^klerosis  Yerhärtungim  allgemeinen,  häufig  in  Zu- 
sammensetzungen, wie  Osteo-S.,  Phako-S.  etc. 

ISklerosis  disseminata  s.  insularis  [Moxon] 
disseminirte  Herdsklerose,  Multiple  Sklerose  des  Gehirns 
und  Rückenmarks  (franz.:  Scl^rose  en  plaques  disse- 
min^es)  pathologisch -anatomisch  durch  zahlreiche  inseif Örmige 
sklerotische  Herde  mit  unregelmässiger  Verteilung  in  Gehirn  und 
Rückenmark  charakterisirt,  die  in  der  weissen  Substanz  sitzen. 
Die  klinischen  Symptome  sind:  progressive  Lähmung  der  Ex- 
tremitäten mit  Tremor  (Litentionstremor  s.  d.)  und  Nystagmus  und 
eine  Sprachstörung,  die  sich  von  der  bei  progressiver  Paralyse 
beobachteten  durch  die  eigentümlich  skandirende  Sprachweise 
unterscheidet,  wozu  sich  später  geringfügige  geistige  Störungen 
gesellen.  Charcot  unterscheidet  eine  cerebrale,  eine  spinale 
und  eine  cerebrospinale  Sklerose. 

cf.  Induratio,  Cirrhosis. 

Säklerotomie  (Tefivco  schneiden)  der  Skleralschnitt, 
ein  von  Wecker  imd  Stell  wag  empfohlenes  Operationsverfahren 
bei  Glaukom. 

Skolex,  Plur.  ISkoleees  (0  axwlrj^  -tj^og  Wunn,  Made) 
Band  wurmköpf  che  n. 

cf.  Echinokokkus,  Taenia,  Proglottiden,  Hydatiden, 

IS(koliose  {oxohog  krunun)  seitliche  Verkrümmung 
der  Wirbelsäule  (nicht  zu  verwechseln  mit  der  seitlichen 
Beugung,  z.  B.  bei  Muskelschwäche)  kommt  meist  durch  einen 
ähnlichen  entzündlichen  Vorgang  zu  stände  als  die  Kyphose, 
der  aber  weniger  rasch  imd  intensiv  verläuft,  so  dass  die  kranken 
Wirbel  Zeit  gewinnen,  durch  eine  Axendrehung  und  seitliche 
Abweichung  sich  dem  Druck  bis  zur  späteren  Konsolidation  teil- 
weise zu  entziehen. 

I^kolio-Iiordose  Kombination  von  Sk.  mit  Lordose  (s.  d.). 
cf.  Spondylitis. 

ISkotom  (oxoTco/iia  Sehwindelanfall,  v.  okoTÖco,  oxouog 
dunkel)  dunkle  Flecken  des  Gesichtsfeldes,  entoptische 
Erscheinungen,  umschriebene  Schatten,  welche  von  trüben  Teilchen 


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Sonde  455 

der  dioptrischen  Medien  auf  die  Netzhaut  geworfen  werden  und 
80  zur  subjektiven  Wahrnehmung  gelangen.  Sie  sind  entweder 
^ix  (behaiTÜch)  oder  beweglich,    exzentrisch  oder  zentral. 

S.  des  Ohres  —  Ausfall  von  Schallempfindung  in  be- 
stinmiten  Entfernungen  vom  Ohre. 

cf.  Myiodesopsie,  Amaurosis  partialis  fugax,  Chorio  -  Retinitis 
centralis. 

IS(kybala  {Plur.  von  t6  oxvßaXov  Wegwurf,  was  man 
wegwirft)  gewöhnlich  zur  Bezeichnung  einzelner  sehr 
harter  Kotballen. 

ISmefma  {i6  ofifjYf^a  Schmiere,  v.  ofxrjxoy  oder  o^idca 
schmieren,  abwischen)  das  Sekret  der'  Talgdrüsen 
der  Gl  an  8  und  des  inneren  Blattes  des  Präputiimi  (TYSON'sche 
Drüsen)  nebst  abgestossenem  Epithel. 

S.-Baeillen  vd.  Bacillus  der  Syphilis. 

{Sodomie  (s.  Moses  I,  19,  24  ff.)  i.  q.  Päderastie. 

IS(olatio  retinae  i.  q.  Sublatio  i'etinae  s.  Secessus 
retinae. 

Jl^olventia  (solvere  lösen),  (sc.  remedia)  lösende 
Mittel,  gewöhnlich  für  solche  Expektorantien  gebraucht,  welche 
eine  Lösung  des  zähen  Schleimes  bewirken. 

cf.  Resolyentia. 

ISomnantbulisiitiis  (somnus  Schlaf,  ambulare  herum- 
gehen) das  Schlaf-  oder  Nachtwandeln,  eine  krankhafte 
psychische  Affektion,  wobei  in  einem  schlafähnh'chen  Zustande 
gewisse,  von  einer  Idee  beherrschte  geordnete  Bewegungen  und 
Thätigkeiten  vollführt  werden,  von  welchen  nicht  die  geringste 
Erinnerung  bleibt. 

cf.  Hypnotismus. 

f^omnifera  (fero  tragen,  bringen)  i.  q.  Hypnotica, 

Nontnolenz  (lat)  [siehe  die  sprachl.  Einführ.  p.  XXI  §  31] 
die  Schläfrigkeit,  schlafsüchtiger  Zustand,  leichtester 
Grad  von  Betäubtheit,  Benommenheit  des  Sensorium. 

cf.  Sopor,  Stupor. 

ISonde  (fr.,  v.  lat.  sub-undare)  dünne  Stäbchen-  oder  röhren- 
oder  halbröhrenförmige  Instrumente  von  Metall  oder  Fisch- 
bein zur  Exploration  von  Teilen  in  der  Tiefe  (Stein-,  Schlund-, 
Magen-,  Mastdarm-,  Uterus-  etc.  Sonde). 

S.  ä  dard  (engl,  dart  Spiess)  ein  mit  einem  scharfen  ge- 
rinnten  Stilett  vei-sehener  Katheter  zur  Durchbohrung  der  Blase 
von  innen  her  bei  Sectio  vesicalis  alta. 


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456  Sonitus  aurium 

S.  ä  pistou,  Spritzenkatheter,  ein  katheterförmige» 
Forte-remede  mit  Stempel. 

cf.  Bougie,  Itinerarium,  Lithoskop. 

f^onitns    aarinm    (sonare    tönen)     Ohrenklingen^ 
entweder  Halluzination  oder  wirkliches  entotisches  Greräusch. 
cf.  Snsamu. 

8oor,  8oorpilz,  OYdinm  vd.  Stomatomykosis. 

f^opor  (eigentl.  Schlaftrunk,  v.  6  vjtvog,  sppnus  der  tiefe 
Schlaf),  die  Betäubung,  von  der  die  älteren  Arzte  drei  ver- 
schiedene Grade  untersckieden,  nämlich  in  aufsteigender  Intensität 
Koma,  Lethargus  und  Karus,  bei  welch  letzterem  auch  all- 
gemeine körperliche  Resolution  vorhanden  ist. 

cf.  Somnolenz,  Katatonie,  Katochus. 

Mordes  g^aisitricae  (lat.  v.  surdus  dunkel,  also  Un- 
reinigkeit  des  Magens)  i.  q.  Saburra  gastrica. 

8pado  hippocraticns    (ojiddcov   Verschnittener  v. 

ojtdco)  vd.  Pneumonokoniose. 

f^paniokardie  [Landois]  {ojidviog  selten,  17  xagdla  Herz, 
besser  als  Bradykardie,  weil  ßgaövg  ■=tardus)  Verlangsamung 
der  Herzthätigkeit. 

f^pasmodermieii  (o  ojiaoiuög  Krampf,  t6  dsgiua  Haut) 
Krampf  der  Hautmuskeln  z.  B.  cutis  anserina,  vd.  Neuro- 
dermatosen. 

Spasmophilie  (17  <pdia  Neigung)  i.  q.  Convulsibilitas. 

f^pasmotoxin  vd.  Tetanin. 

^^paisinias  der  Krampf  im  allgemeinen,  abnoime  Muskel- 
kontraktionen, welche  entweder  durch  pathologische  Reize  der 
motorischen  Apparate  hervorgerufen  werden,  oder  durch  phy- 
siologische Reize,  welche  jedoch  in  keinem  normalen  Verhältnisse 
zur  Intensität  der  Muskelaktion  stehen  [Ebb]. 

S.  clonicus  klonischer  Krampf,  einzelne  rasch  aufeinander 
folgende,  mit  Wiedererschlaffung  abwechselnde  Muskelkontraktionen,, 
gewöhnlich  mit  lebhaften  Bewegungen  der  betreffenden  Körperteile. 

S.  tonicus  tonischer  Krampf,  längere  Zeit  und  ziemlich 
gleichmässig  anhaltende  intensive  Muskelkontraktionen,  wobei  die 
betreffenden  Körperteile  in  starrer  Ruhe  verharren. 

Spasmi  coordinati,  auch  statische  Krämpfe  genannt,, 
bestimmte  Bewegungen,  die  der  Kranke  gegen  seinen  Willen  aus- 
führt, Zwangsbewegungen. 

cf.  Hyperkinesis,  Convulsio,  Crampns,  Tetanus,  Contractura, 
Tremor,  Eklampsie,  Epilepsie,  Katalepsie,  Athetose,  Chorea, 
Palmospasmus. 


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Spermatorrhoe  457 

Spasmus  facialis  (clonicus),  Tie  eonvulsif,  ProsopospasmuSt 

mimischer  Gesichtskrampf,  ist  ein  meist  einseitiger  klo- 
nischer Krampf  im  Grebiet  des  Nerv,  faciahs  von  meist  chro- 
nischer Dauer,  infolgedessen  die  Kranken  unwillkürlich  paroxysmen- 
weise  oder  mehr  anhaltend  die  wunderlichsten  Verzerrungen  de& 
Gesichtes  vornehmen. 

cf.  Risns  sardonicas,  Blepharospasmus. 

8.  iuspiratorins,  inspiratorischer  Krampf,  eine  meist 
in  Anfällen  auftretende  krampfhafte  rhythmische  Aktion  aller 
oder  doch  der  meisten  Inspirationsmuskeln,  wodurch  es  zu  abnorm 
häufigen  und  tiefen  Inspirationen  kommt.  Bei  Hysterie  (unzweck- 
mässig als  Asthma  uterinum),  aber  auch  ohne  solche  und  bei 
Männern. 

8.  glottidis  s.  laryngis  vd.  Laryngospasmus. 

8.  nietitans  vd.  Nictitatio. 

8.  nntans,  Salaam-  oderNickkrampf,  klonischer  doppel- 
seitiger Accessoriuskrampf  (Stemocleidomastoideus),  der  ein  pa- 
godenartiges Nicken  des  Kopfes  hervorbringt. 

f^peeilifsieh  (species)  von  besonderer  Art,  eigen- 
artig. 

S^peenlnm  (v.  specio  sehen)  ein  meist  röhrenförmiges^ 
vom  oder  seitlich  offenes  Instrument,  das  in  die  Körperostien 
eingeführt  wird,  um  tiefere  Teile  der  Besichtigung  und  Behand- 
lung zugänglich  zu  machen. 

cf.  Endoskop,  Gorgeret. 

f^pedalskhed  (norweg.)  der  landesübliche  Name  für  die 
lun  Bergen  endemische  Lepra,  also  Lepra  norwegica. 
cf.  Radesyge. 

Spermatitifi  (to  ojisgiua  Samen,  v.  ojisiqco  ausstreuen) 
s.  Funieulitis,  Deferentitis,  Entzündung  des  Samen- 
stranges, primär  und  isolirt  sehr  selten,  meist  sekundär  bei 
Urethritis  und  Epididymitis. 

cf.  Perispermatitis. 

fSpermatoeele  (^  xrjkri  Bruch,  Geschwulst)  Samen - 
zyste,  Zysten  am  Hoden,  welche  mit  den  Samen  wegen  kom- 
muniziren  und  daher  Samenfäden  in   ihrer  Flüssigkeit  enthalten. 

Spermatoeystitis  {yj  ;«t'ar<^  Blase)  Entzündung  der 
Samenblasen. 

S^permatorrhoe  {gsco  fliessen)  Samenfluss,  Ab- 
gang von  Sperma  ohne  sexuelle  Erregimg,  beim  Fahren  oder  an- 
deren Erschütterungen,  oder  der  Kot-  und  Urinentleei*ung,  Wirkung 
der  Bauchpresse  überhaupt. 

cf.  FoUutio,  Prostatorrhoe. 


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458  Sphacelus 

S^pliacelns  (6  oqpdxsXos  y,  oq?dCsiv  töten)  der  kalte  oder 
ieuchte  Brand  mit  Fäulmserscheinimgen. 
cf.  Mamificatio,  Gangrän. 

8p]iärobakterieii  (97  otpaTga  Kugel,  17  ßaxrrjQia  Stab) 
Kugelbakterien,  vd.  Bakterien. 

8phenoeephalns  (6  a<piiv,  atpr^vog  Keil,  „Spahn''; 
^  xe(paXri  Kopf)  vd.  Dilochocephdiis. 

8phinkterolysis  anterior  (Sphincter  sc.  Iridis, 
G(piyy(o  schnüre,  würge,  also  Schnur,  Band,  Muskel, 
17  kvaig  Lösung)  Operation  von  Schulcke  bei  Einheilung  der 
Iris  in  eine  Homhautnarbe,  in  deren  Nähe  ein  schmales  Messer 
«ingestochen  wird,  um  die  Iris  zu  durchschneiden. 

f^phinkterotomie  (te/hvco  schneiden)  Durchschneidung 
des  Sphincter  ani  (wegen  fissura  ani  oder  Krampf  des  Schliess- 
muskels),  entweder  offen  mit  Spaltung  der  Schleimhaut  oder 
subkutan. 

S^phy  l^moit^raph  (6a(fvyfi6g  Puls,  v.  aq?v^o}  wallen ;  ygdq^co 
schreiben)  Pulszeichner,  Instrument  zur  genauen  graphischen 
Aufzeichnung  der  Bewegung  der  Pulswelle  oberflächlich  gelegener 
Arterien. 

cf.  Polygraph. 

8ptea  (lat.  Ähre,  Spitze)  eine  mit  Eollbinden  herzu- 
stellende Verbandart  von  Grelenken  (S.  manus,  humeri  etc.), 
indem  die  Binde  in  Achterturen  um  dieselben  geführt  wird  und 
jede  folgende  die  vorhergehende  teilweise  deckt.  Je  nachdem  dies 
in  aufsteigender  oder  absteigender  Weise  stattfindet,  unterscheidet 
man  S.  ascendens  und  descendens.  —  Die  S.  pedis  (bei 
der  noch  eine  Zirkeltour  um  Sohle  und  Fussiücken  hinzugefügt 
wird)  wird  Stapes  genannt 

cf.  Testudo. 

f^pienla  Knochenneubildung  in  Form  von  die  Ge- 
schwulst strahlenförmig  durchsetzenden  Knochennadeln,  welche 
dem  Knochen  kronenartig  aufsitzen  [Birch-Hirschfeld]. 

f^pina  bifida  (spina  Dorn  imd  Wirbelsäule,  von 
ihren  dornigen  Fortsätzen;  bifidus  geteilt,  von  bis  und 
findö)  s.  Raehisehisis  s.  Hydroraehis  dehiseens  s.  Hiatus 
spinalis  eongenitus,  Eückgrats-  oder  Wirbelspalte, 
Rückenmarks wasserbruch,  durch  unvollständigen  Schluss 
der  Wirbelbögen  namentlich  in  der  Lendengegend  be(Bngt, 

Man  unterscheidet: 

Sp.  b.  ohne  Tumor,  Sp.  lifida  occulta  und 

Sp.  b.  mit  Tumor,  bei  welcher  die  Membranen  (Dura  und 
Arachnoidea)  oder  auch  das  Rückenmark  als  Sack  nach  aussen 
vorfallen.     Sie  erscheint  in  3  Hauptformen: 


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Spirobakterien  459 

a)  der  wassergefüllte  Sack  enthält  nur  die  Spinalhäute:  Hy- 
drorachis  externa  s.  Menlngocele; 

b)  der  Sack  enthalt  neben  den  Häuten  auch  Marksubstanz: 
Hychorachis  interna  s.  Meningo-myelocele; 

c)  die  in  der  Meningo-myelocele  enthaltene  Marksubstanz  ist 
noch  durch  Erweiterung  des  Centralkanals  ausgedehnt:  Sy- 
ringo-Myelocele. 

cf.  Cranioschisis. 

Npinalapoplexie  (vd.  Apoplexia)  i.  q.  Hämatoinyelie. 
Npinalirritation  vd.  Irritation. 

Npinalparalyfsie,    spafsitisehe ,    Paralysis   spastiea 

Spinalis,  fälschlich  als  primäre  Seitenstrangsklerose  bezeichnet, 
«in  von  Erb  (und  bald  darauf  von  Charcot)  beschriebenes  kli- 
nisches Krankheitsbild,  dem  sehr  verschiedenartige  anatomische 
Ursachen  und  nur  vereinzelt  der  theoretisch  vermutete  anatomische 
Prozess  der  Degeneration  der  Seitenstränge  zu  Grunde  liegt :  „Eine 
allmählich  zunehmende,  von  unten  nach  oben  langsam  fortschrei- 
tende Parese  und  Paralyse  mit  Muskelspannungen,  Reflexkontrak- 
tionen und  Kontrakturen,  mit  auffallend  gesteigerten  Sehnen- 
reflexen, bei  völligem  Fehlen  von  Sensibilitäts-  und  trophischen 
Störungen,  von  Blasen-  und  Geschlechtsschwäche  und  allen  Him- 
«torungen". 

S^pina  Tentosa  Winddorn,  bei  skrofulösen  ICindem 
vorkommende,  chronisch  verlaufende  Osteomyelitis  der  Phalangen 
der  Finger  oder  Zehen  mit  spindelförmiger  Auftreibung  der  kom- 
pakten Substanz,  welche  oft  nur  durch  unvollkommen  verknöcherte 
«lastische  Periostlage  ersetzt  wird,  wobei  es  häufig  zu  zentralen 
und  peripherischen  Eiterungen  (Karies),  selten  zu  gröberen  Ne- 
krosirungen  kommt  [nach  Volkmann]. 

Zu  ganz  ähnlichen  Verunstaltungen  kann  die  Daktylitis  sy- 
philitica führen. 

Spintherismni»  (o  omv&rjQ,  -fjgog  Funke)  i.  q.  Photopsie. 

S^pirillen  {spira  Windung,  ajzsiga,  ajisigw)  i.  q.  Spiro- 
bakterien (vd.  Bakterien).  Zu  diesen  gehören  mehrere,  vorzugs- 
w^eise  in  verdünnten  Nährlösungen  gedeihende  Arten,  wie  S.  ru- 
brum (E.  von  Esmarch),  ein  aus  verwesenden  Mausleichen,  Sp. 
concentricmn,  ein  aus  faulendem  Einderblut,  Sp.  nudula  ein  aus 
«tagnirendem  Wasser  stammendes  Schraubenbakterium. 

Spirillnm  Obermeieri  i.  q.  Spirochaete  recurrentis. 
cf.  Bacillus  der  Cholera  asiatica,  Yibris. 

Spirobakterien  (}?  ojisiga  Windung,  ?)  ßaxxrjoia  Stab) 
Schraubenbakterien,  vd.  Bakterien. 


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460  Spirochaete  plicatilis 

8pirochaete  plicatilis  (17  x<^^^v  das  lose  Haar» 
plicatilis  sich  windend,  drückt  pleonastisch  dasselbe 
aus  wie  oneiga)  im  Zahnschleim  häufig  vorkommende  Schrauben- 
bakterie. 

f^pirocliaete  recnrrentis  der  von  Obermeieb  187:^ 
entdeckte  Rekurrenspilz,  ein  echtes Schraubenbakterium,  lange 
wellige  Fäden  mit  zahlreichen  Windungen,  welche  sich  in  allen 
und  nur  in  Fällen  von  Rekurrens,  und  zwar  nur  im  Blute  wäh- 
rend des  Fieberanfalles  finden.  Durch  Übertragung  spirillenhaltigen 
Blutes  wird  im  gesunden  Menschen  wieder  Rekurrens  erzeugte 
Künstliche  Züchtung  ausserhalb  des  Körpers  ist  bisher  nicht  ge- 
lungen. 

cf.  Bakterien,  Typhus. 

^piroeholon  oder  8pyrokolon  (griech.  Neubildung^ 
ojivg-a&og  (ojisTga)  Mist,  runder  Mist,  Kugel  des  Schaf- 
mistes, x<^^^  lahm,  xüXov  Glied,  Bein),  Bezeichnung  der  in 
Griechenland  endemischen  Lepra. 

f^pirometer  {spirare  atmen,  t6  iuhgov  Maas)  Apparat 
zur  Messung  der  vitalen  Lungenkapazität,  d.  h.  des^ 
Luftquantums,  welches  die  Lungen  von  ihrer  äussersten  Exspirations- 
stellung  bis  zur  tiefsten  Inspiration  in  sich  aufnehmen  können. 

cf.  Pneumatometer. 

8planehnoptosi8  (ro  ojikdy/vov  meist  im  Plural  Ein- 
geweide) i.  q.  Enteroptosis. 

S^plenäiHtie  (6  ojtXi^v,  o:iXrjv6g  Milz,  lien,  x6  alfjia  Blut) 
vd.  Leukämie. 

f^plenektomie  (sxzifivco  ausschneiden)  operative 
Entfernung  der  Milz. 

t^plenifsiatio  fsi.  Carniücatio  pnlmonifsi  (von  der 
Ähnlichkeit  des  also  veränderten  Lungenparenchyms 
mit  einem  Milzdurchschnitt  oder  einem  Stück  Muskel- 
fleisch) eine  Art  der  Lungenverdichtung,  welche  sich  ent> 
weder  in  keilförmig  zirkumskripter  Weise  aus  dem  Lungen- 
kollaps entwickelt,  indem  einzelne  atelektatische  Stellen  hyperä- 
misch  werden,  wozu  sich  Austritt  von  Blutserum  in  das  ehemalige 
Lumen  der  Alveolen  gesellt,  oder  diffus  aus  komprimirten  Stellen 
(speziell  Carnificatio),  oder  hypostatischer  Hyperämie,  imter 
Vermittlung  eines  die  Luft  verdrängenden  Ödems.  (Weitere  Folgen 
können  sein:  katarrhalische  Pneumonie,  inveterirtes  Ödem,  schie- 
ferige Induration.) 

ISpleiiitis  Entzündung  der  Milz.  Das  primäre  Vor- 
kommen von  S.  ist  nicht  wahrscheinlich,  hingegen  ist  wohl  der 
die  Infektionskrankheiten  begleitende  Tumor  splenis  acutus  (s.  d.) 
als  eine  akute  S.  aufzufassen. 

cf.  Perisplenitis. 


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Spondylolisthesis  4(51 

Spleninm  (ro  ojiktjviov  Verband,  eine  angefeuchtete 
oder  bestrichen  auf  Wunden  gelegte  Kompresse  (,4n 
Porm  einer  Milz''  das  deminut.  findet  sich  bei  Hippokrates), 
die  Kompresse,  ein  gewöhnlich  mehrfach  zusammengelegtes 
Stück  Leinwand  zum  Verband.  Je  nach  der  Form  unterscheidet 
man  S.  quadratum,  oblongum  (Longuette),  fissum  (z.B.  an 
den  vier  Ecken:  Signum  melitense,  Maltheserkreuz),  S.  gradatum, 
graduirte  Kompresse  (wenn  die  verschiedenen  Schichten  stufen- 
weise an  Ausdehnung  abnehmen). 

Nplenomeicalie  {fieyag  gross)  Milzvergrösserung 
gebraucht  für  Anaemia  splenica. 

S^podiomyelitis  (ojioöiog  grau)  i.  q.  Poliomyelitis. 

Spondylarthritis  synovialis  [Hu£teb]  (o  ojrovdvXog 
Wirbel,  t6  dg^gov  Gelenk)  s.  Synoiitis  (s.  d.)  vertebralis, 
Entzündung  der  Gelenke  der  Processus  obliqui,  soll 
nach  A.  Caspari  (Moskau)  eine  ziemlich  häufige  Erkrankung  sein. 

ISpondylarthrokace  (^  xdxrj  schlechte  Beschaffen- 
heit) Wirbelkaries,  chronische  entzündliche  Erweichung  und 
l:ariöse  Zerstörung  der  Wirbel,  welche  ihren  Ausgang  entweder 
von  den  Intervertebral-  oder  den  Grelenken  der  Processus  obliqui 
oder  zuerst  von  den  Knochen  nimmt,  gewöhnlich  zur  Kyphose, 
kariösen  Fistelgeschwüren  oder  Kongestionsabszessen,  auch  wohl 
Kompressionsmyelitis  und  Paraplegien  führt  [nach  Leydex]. 

et*.  Arthrokace. 

{Spondylitis  Wirbelentzündung. 

S.  aeata  akute  Entzündung  eines  mehr  oder  weniger  grossen 
Abschnittes  der  Wirbelsäule,  sowohl  spontan  als  traumatisch  imter 
lebhaffen  Entzündungserscheinungen  mit  Fieber  auftretend,  im 
ersten  Stadium  zur  raschen  Knochenerweichung  und  Formverän- 
-derung,  häufig  mit  Eiterung,  im  zweiten  zur  Wiederverhärtunff 
der  Knochen  mit  oder  ohne  Ankylosirung  führend  [Pitha  und 
Billroth,  Hdb.]. 

S.  ehroniea  chronische  Ostitis  eines  Abschnittes  der  Wirbel- 
säule, welche  gern  bei  skrofulösen  und  tuberkulösen  Individuen 
vorkommt,  ohne  oder  mit  Eiterung  (Spondylarthrokace)  verläuft 
und  zu  Verkrümmungen  —  Kyphose  und  Skoliose  —  der  Wirbel- 
säule führt. 

S.  deformans,  fälschlich  Wirbelgicht,  Affektion  der  Wirbel- 
säule durch  Arthritis  nodosa,  wodurch  es  zu  wulstigen  Auswüchsen 
(Eandwülste),  Ankylose  oder  schmerzhafter  Steifigkeit  mit  Ver- 
kürzung und  Krümmung  des  Rückgrates  kommt. 

cf.  Rachisagra. 

8pondyIoIi8thefii8  {SXw^aivco  ausgleiten)  Wirbel- 
Terschiebung,  vd.  Pelvis  spondylolisthetica. 


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462  Spondylotomie 

S^pondylotomie  {xifivoo  schneiden)  DnrchtrennuBg 
der  Wirbelsäule  bei  quer  gelagerten  Früchten,  ran  die  Ex- 
traktion „conduplicato  corpore"  zu  ermöglichen. 

cf.  Embryotomie. 

Sporadiseli  (ojioQdg  zerstreut,  v.  ajtsigo)  ausstreuen) 
nennt  man  Krankheiten,  welche  einzelne  Menschen  unabhängig 
von  Zeit  und  Ort  befallen. 

cf.  en-  and  epidemiüch. 

NporaniC^nin  (o  ojiogog,  ^  o:tood  Saat,  Frucht,  z6  ayysiov 
GeÄss)  vd.  Mucor. 

f^pomlatioii  Sporenbildung,  ist  das  Entstehen  yod 
„Sporen"  innerhalb  einer  Zelle,  das  Zeichen  einer  echten  Frucht- 
bildung, welche  man  bei  einer  Anzahl  von  Bacillen  und  einigen 
Spirillen  beobachtet.  Jede  Zelle  bildet  immer  nur  eine  Spore. 
Vermöge  ihrer  grossen  Widerstandsfähigkeit  gegen  äussere  Ein- 
wirkungen stellen  die  Sporen  im  Gegensatz  zu  den  vergänglichen 
„Wuchsformen"  der  Bakterien  die  „Dauerformen"  dar.  Durch 
Keimung  wachsen  sie  in  geeigneten  frischen  Nährlösungen  zu  den 
ihnen  entsprechenden  Stäbchen  (Bazillen)  aus. 

Ausser  der  geschilderten  endosporen  Fruchtbildung  kennt 
man  noch  eine  arthrospore  Fruktifikation  (to  äg^gov  G-lied), 
bei  welcher  ganze  Zellen  sich  aus  dem  Zusammeidiange  lösen 
imd,  ohne  sich  merklich  zu  verändern,  als  Anfangsstadium  neuer 
Verbände  dienen.  Durch  gewisse  Massnahmen  kann  man  Bak- 
terien, z.  B.  MilzbrandbaciUen,  ihrer  Fähigkeit  Sporen  zu  bilden,, 
vorübergehend  oder  dauernd  berauben  —  sog.  asporogene  Bak- 
terien. 

cf.  Bakterien,  Spirillen. 

^l^piiriiis  (lat.  von  sperno)  falsch,  unecht, 
cf.  nothus. 

t^pntnm  (v.  spuere,  jztvco  spucken)  der  Auswurf. 

1.  Das  schleimige  S.  (S.  erudam),  homogene  zellenarme 
Schleimmassen,  der  ersten  Periode  der  akuten  Katarrhe  eigen. 

2.  Das  schleimig- eiterige  S.  (S.  eoetam),  der  zellen- 
reiche undurchsichtige  gelblich-dickliche  Auswurf,  dem  zweiten 
Stadium  des  akuten,  auch  dem  chronischen  Katarrh  eigen. 

3.  Das  eiterig-schleimige  und  vorwiegend  eiterige 
S.  (S.  puriforme),  insbesondere  den  chronischen  Formen  der 
Bronchitis,  der  Bronchiektasie  und  tuberkulösen  Kavernen  eigen 
(bei  beiden  letzteren  geballt,  münzenförmig  —  Sputa  nummu- 
losa,  gewöhnlich  fundum  petentia,  d.  i.  im  Wasser  sich  zu 
Boden  senkend). 

4.  Das  serös-schleimige,  bronchorrhoische  S.,  von 
dünnlicher,  fadenziehender  Beschaffenheit,  häufig  mit  starker  Bei- 


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Stapes  463 

mengung  von  Luftblasen  —  mehr  den  chronischen  als  den  akuten 
Formen  der  Bronchitis  eigen. 

5.  S.  putridum  s.  foetidum  (Bronchitis  putrid a)  meist 
reichliches,  sehr  übelriechendes  Sekret  von  schmutzig-grünlicher 
oder  gelblicher  Farbe  bei  Lungengangrän,  jauchigem  Empyem, 
Pneumonomykosis,  sowie  bei  sackartiger,  aber  auch  —  infolge 
Stagnation  des  Sekrets  in  den  heissen  Sommermonaten  —  bei  ein- 
facher Bronchiektasie. 

S.  pneumonieum  das  für  krupöse  Pneumonie  charakteristische 
rostbraune  oder  ziegelrote  viszide  S.,  das  diese  Eigenschaften  dem 
starken  Gehalt  an  Mucin,  Fibrin  und  roten  Blutkörperchen  ver- 
dankt, und  dem  übrigens  noch  feine,  dichotome  Fibrinabgüsse  der 
feineren  Bronchien  beigemischt  sind.  In  neuerer  Zeit  sind  auch  in 
dem  S.  pn.  die  Pneumokokken  gefunden  worden,  die  das  Virus, 
der  krupösen  Pneumonie  darstellen. 

S.  tubereulosnm  das  schleimig-eiterige  oder  rein  eiterige  S. 
bei  Lungentuberkulose  und  käsiger  Pneumonie,  charakterisirt 
durch  die  in  grösserer  oder  kleinerer  Zahl  darin  nachzuweisenden 
KoCH*schen  Tuberkelpilze. 

cf.  Phthisis  calculosa,  Corpuscula  oryzoidea. 

Ngnama  (lat)  (ro  axvlov  Haut)  Schuppe,  kleinere  oder 
grössere  Plättchen  abgestorbener  Oberhaut,  die  infolge  krankhafter 
Affektionen  der  allgemeinen  Decke  gänzhch  oder  teilweise  von 
ihrem  Mutterboden  losgelöst  sind. 

cf.  Desquamatio,  Crusta  lamellosa. 

Stabil  (stabtlis  feststehend)  vd.  unter  läbü. 

S^tadinm  (t6  otdöiov  eigentlich  das  Feststehende,  von 
iazrjfii  stehen,  stellen,  griechisches  Wegmass  von  125 
Schritten).  Eine  schärfere  Trennung  von  Stadien  ist  nur  bei 
gewissen  akuten  Krankheiten  möghch,  bei  welchen  man  unter- 
scheiden kann: 

1.  St.  prodromorum  Vorläuferstadium. 

2.  St.  invasionis  St.  des  Ausbrechens  einer  Krankheit. 

3.  St.  incrementi  St.  der  Zunahme. 

4.  St.  acmes  Höhestadium  (Fastigium). 

5.  St.  kriseos  St.  der  Entscheidung,  Wendung. 

6.  St.  decrementi  St.  der  Abnahme  der  Krankheit. 

7.  St.  reconvalescentiae  St.  der  Genesung,  Erholung. 
Viele   Krankheiten    haben   ihre    besondere    Stadieneinteilung, 

cf.  Exanthemata  acuta,  Cholera,  Febr.  intennittens,  Lyssa  etc. 

8tag:natio  {stagnare  v.  stare  stocken)  die  venöse 
Stauung. 

Ntapes  (Steigbügel,  mittellat.-ital.  stapede  v.  stare  u.  pes} 
i.  q.  Spica  pedis. 


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464  Staphyl&matom 

Staphylftmatom  (^  orat^t/Ai;  Weintraube;  Zäpfchen, 
azaqpk  Rosine,  Weinstock,  ro  aTfia  Blut)  Blutgeschwulst 
am  Zäpfchen  (wahrscheinhch  meist  durch  kleine  Verletzungen 
beim  Essen,  Bäuspem  etc.  entstehend,  ohne  schlimme  Bedeutung). 

f^taphylitis  die  Entzündung  des  Zäpfchens. 

Staphylokokken  (o  xoxxog  Fruchtkern)  häufen- 
iveise,  bisweilen  traubenartig  aneinandergelagerte 
Kokken  (Kugelbakterien). 

St.  pyogenes  aureus  (ro  jtvov  Eiter,  St.  ysv  v.  yiyvofiai 
werden)  der  von  Eosenbach  so  genannte  Pilz,  welcher  am  re- 
gelmässigsten  (SO^Iq)  im  Eiter  vorkommt,  sich  rein  züchten  lässt 
und  bei  Überimpfung  stets  Eiterung  erzeugt ;  kleine  rundliche,  ge- 
wöhnlich in  dichten  Haufen  zusammengel^^rte  Zellen,  deren  Ko- 
lonien auf  gewissen  Nährböden  einen  goldgelben  Farbstoff  er- 
zeugen, woher  ihr  Epitheton  „aureus".  Wahrscheinlich  steht  der 
St.  auch  in  ätiologischer  Beziehung  zur  ulzerösen  Endokarditis 
und  zur  akuten  Osteomyelitis. 

St.  pyofrenes  albus  unterscheidet  sich  von  dem  vorigen  nur 
durch  die  weisse  glänzende  Farbe  seiner  Kulturen  und  ist  bei  der 
Eiterung  seltener  als  der  ,,Aureus".    Noch  seltener  ist  der 

St.  pyogenes  eitrens  [Passet],  welcher  sich  durch  ein 
zitronengelbes  Pigment  auszeichnet. 

8t.  eereus  albus  u.  flavus  seltene  Eiterpilze  von  untergeord- 
neter Bedeutung. 

cf.  Streptokokkus  pyogenes. 

Staphyloma  (beerenartige  Ausbuchtung)  Ekta- 
sien am  Augapfel. 

St.  eorneae  derjenige  Zustand  der  Kornea,  bei  dem  entweder 
ein  verdünnter  Teil  derselben  kegelförmig  hervorgewölbt  ist  (Ke- 
ratokonus),  oder  bei  dem  verschieden  grosse  Abschnitte  der- 
selben durch  ein  ektatisches,  grösstenteils  von  der  mit  den  Kän- 
dem  eines  Homhautdefektes  verwachsenen  Iris  geliefertes,  mehr 
oder  weniger  undurchsichtiges  Narbengewebe  ersetzt  werden  [Gräfe 
und  Sämisch  Hdb.]. 

St.  iridis  eieatrieeum  ziemlich  identisch  mit  dem  als  zweite 
Form  des  St.  corneae  definirten. 

St.  raeemosum  Trauben-St,  traubenartige,  durch  einzelne 
Narbenzüge  gefurchte  Ektasie  der  Iris, 
cf.  Myiocephalon. 

St.  nveale  vd.  Iridonkosis. 

St.  sltleroticae  s.  sltlero-ehorioidale  Sklerektasie,  stets 
mit  gleichzeitiger  Ausbuchtung  des  betreffenden  Teiles  der  Ader- 
liaut. 


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Stasis  465 

1.  St.  sklerochorioidale  anterius  das  Produkt  von 
Sklerochorioiditis  anterior  chronica. 

a)  Ciliar- St.,  Hervorbuchtung  des  Bulbus  in  der  Ausbrei- 
tung des  Ziliarkörpers. 

b)  Interkalar-St.  [Schiess-Gemuseus],  diejenige  Ausbuch- 
tung des  Bulbus,  welche  durch  Verdünnung  und  Vor- 
wölbung  des  Ligam.  pectinatum  und  der  anstossenden 
Skleralportion  sich  zwischen  Irisinsertion  und  Ziliarkörper 
interkalirt. 

2.  St.  aequatoriale,  Aquatorial-St.,  alle  jene  Aus- 
buchtungen der  Sklera,  welche  sich  hinter  der  Ausbreitung  des 
Ziliarkörpers  ausbilden. 

3.  St.  postTcum  (Scarpae),  hinteres  St.,  entweder  scharf 
mondsichelförmig  begrenzte  angeborene  und  stationäre  Ektasie  des 
nach  aussen  von  der  Sehnervenpapille  gelegenen  Segmentes  des 
Bulbus  (speziell  als  Konus  bezeichnet),  oder  progressive  und  we- 
niger scharf  begrenzte  Ektasie  als  Produkt  chronischer  atrophi- 
i-ender  Chorioiditis  mit  progressiver  Verlängerung  der  Augenaxe 
und  den  Symptomen  zunelmiender  Myopie  und  anderen  Seh- 
störungen. 

Staphyloplafsitik  vd.  Uranoplastik. 

Stapliylorapliie  (77  Qa(pri  Naht,    v.  QdnKo)  Gaumen- 
Naht,  plastische  Operation  des  Uranokoloboma  posterius, 
cf.  Uranoplastik. 

I^taphylotomie  (Tifivo)  schneiden)  die  Staphylom- 
operation  bei  narbigem  Staphyloma  corneae.  Sie  besteht  ent- 
weder in  Exzision  eines  Stückes  der  Narbe  oder  in  Abtragung 
derselben  mit  oder  ohne  Vereinigung  der  Wundränder  durch  die 
Naht. 

S^tar  vd.  Cataracta,  (als  Bezeichnung  einer  Augenkrankheit 
ist  eine  nhd.  Folgerung  aus  mhd.  starblint,  ahd.  stardblint,  (vgl. 
ndl.  staarUind)  Adj.  staarblind,  das  mit  dem  Namen  des  Vogels 
in  keinem  Zusammenhange  steht,  da  es  vielmehr  mit  nhd.  starren 
(ahd.  ataren)  zu  einer  Wurzel  gehört). 

8ta8i8  {fi  azdaig  V.  laTtjiui  Stehen  machen)  gehinderte 
Fortbewegung  des  Inhalts  von  Kanälen  des  Körpers,  gewöhnlich 
Stauungen  in  der  Zirkulation,  Hyperaemia  passiva. 

Entzündliche  Stase:  die  Erscheinung  des  Stillstandes  der 
ganzen  Blutsäule  und  insbesondere  das  Haftenbleiben  der  weissen 
Blutzellen  an  der  Innenwand  der  kleinsten  Gefässe  entzündeter 
Teüe. 

cf.  Inflammatio  interstit.,  Hypostase,  Koprostase. 
Roth '8  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  3Q 


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466  Status 

f^tatns: 

St.  arthritieus,  Arthritis  imperfecta,  die  in  der  Form 
eines  AUgemeinleidens  auftretenden  Vorboten  des  gichtischen  An- 
falls (nervöse  und  gastrische  Störungen). 

St.  eribosus,  Etat  crible,  siebförmiger  Zustand,  und 
zwar  siebförmige,  kaum  makroskopische  Durchlöcherung  in  der 
Substanz  der  Nerven  oder  des  Gehirns,  vielleicht  Gefässlücken, 
durch  Resorption  kleiner  Gefässe  entstanden  [D.  Arch.  Bd.  XVII 
S.  331]. 

St.  epileptieas  i.  q.  Etat  de  mal. 

St.  gastrieas  i.  q.  Gastricismus,  vd.  Gastritis. 

f^taxis  8.  8talaxis  {ovdCw,  axcddCco  träufeln),  i.  q. 
StiUicidium. 

Htearodermie  (ro  Siofia  Haut)  Hauterkrankung,  be- 
stehend in  abnormer  Talgsekretion  vd.  Secretodermatoeen. 

f^tearrhoea  (^6  oteoo  Talp^,  festes,  stehendes  Fett^ 
Sem  fliessen)  reichlicher  Fettgehalt  der  Stühle  oder  selbst  reine 
Fettstühle,  welche  bei  Pankreaskrankheiten  beobachtet  wor- 
den sind. 

cf.  Steatorrhoe. 

{^teatoma  (von  ojeaToco)  i.  q.  Lipoma  fibrosum. 

f^teatorrhoe  {pxeaQ,  gen,  oxsaxog)  i.  q.  Seborrhoe, 
cf.  Stearrhoe. 

I^teat08is  [Auspitz],  eine  Keratonose  mit  Anomalien  der 
Talgsekretion. 

Hypersteatosis  (Vermehrung),  Asteatosis  (Verminderung 
der  Talgsekretion),  Parasteatosis  (Talgsekretion  an  abnormer 
SteUe). 

Stella  (lat.  Stern)  E  ollbinden  verband  am  Thorax 
mit  Achterturen  um  beide  Schultern,  so  dass  die  Ereuzungspunkte 
in  der  Mitte  des  Bückens  oder  der  Brust  sich  beiden. 

f^tenocardia  {tnevog  eng,  tj  xagdia  Herz)  Herz-  oder 
Brustkrampf,  die  bei  anatomischen  Erkrankungen  des 
Herzens  oder  der  Kranzgefässe  auftretenden,  den  Beklemmungen 
bei  Angina  pectoris  (s.  d.)  ähnlichen  Anfälle. 

f^tenocliorie  (17  x^Q^  ^  ^  x^Qog  Raum,  msvo-x^Q^^ 
in  engem  Baume  sein)  Verengerung,  gewöhnhch  im  Sinn  von 
Verengerung  der  Körperostien. 

cf.  Atresie,  Stenose,  Strictnr,  Phimose. 

Stenoeorie  (r/  xogri  Pupille)  =  Myosis. 

S^tenopftisch  (ein  aus  mevog  und  Sgaco  [ojiaiog  mit  einer 
ä-n/  Durchsicht]   sehen,   gebildetes  A^,)  nennt  man   Brillen 


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Stethoskop  467 

und  andere  optische  Apparate,  welche  dem  Lichte  nur  durch  eine 
enge  Öffnung  Zugang  zum  Auge  gestatten  (z.  B.  zur  Verkleinerung 
von  Zerstreuungskreisen). 

I^tenofiifi  (von  azsvoco)  Verengerung  eines  Kanäle s 
oder  Orificiums.  —  HinsichtHch  der  Herzostien:  der  Zustand 
der  Umwandlung  eines  Ostium  in  einen  klappenlosen,  starr- 
wandigen  Engpass  mit  darauffolgender  relativer  Erweiterung  durch 
Schrumpfung  [P.  Niemeyer]. 

cf.  Stenochorie,  Strictura,  Phimose,  Atresie. 

S^tereoral  (stercusy  -oris  Kot)  kotig. 

fSterig^men  (ro  an^giyf^a  Stütze,  oxrigi^m  V.  oxegeog)  vd. 
Aspergillus. 

S^terilisation  die  Erzielimg  eines  (für  Bakterien)  unfrucht- 
baren Bodens  bezw.  die  Vernichtung  von  Bakterien  und  ihren 
Sporen,  um  ihre  Weiterentwickelung  zu  verhindern.  Mittel  dazu 
sind  Kochen,  Glühen  etc. 

S^terilitaisi  {laU  oxegeog  starr,  hart)  Unfruchtbarkeit. 

St.  virilis,  männliche  Unfruchtbarkeit,  Zeugungsunfähigkeit 
(ist  entweder  begründet  in  Azoospermie  oder  in  Aspermatismus 
oder  in  Impotenz). 

Sternopag^nfi  (t6  oxegvor  eig.  Brust,  Brustbein)  vd. 

Thorakopagus. 

f^ternntatio  (sternütö)  das  Niesen,  eine  komplizirte 
respiratorische  Krampfform,  kommt  pathologisch  vor  als 

St.  convulsiva  s.  Ptarmus  der  Nieskrampf,  Anfälle  von 
sehr  oft  wiederholtem  Niesen. 

Stemutatoria  s.  Ptarmiea  (sc.  remedia)  Mittel,  welche 
zum  Niesen  reizen,  Nies  mittel. 

t^tertor  (von  stertere  schnarchen)  das  röchelnde 
Atmen,  welches  dadurch  entsteht,  dass  angesammelte  Flüssigkeit 
in  den  grosseren  Bronchien  oder  in  der  Trachea  vom  Luftstrom 
hin-  und  hergeschoben  wird.  —  Ein  höherer  Grad,  meist  nur  bei 
Moribunden,  ist  das  Trachealrasseln. 

cf.  Stridor. 

I^tetbog^rapliie  {x6  oxfj^og  Brust,  v.  oxrjvm  stehen, 
loxrjfii]  ygatpco  schreiben)  Methode,  die  Atmirngsbewegungen 
einzelner  Pimkte  des  Thorax  (mittels  des  Stethographen) 
graphisch,  als  Kurven,  darzustellen. 

Stethoskop  {oxoTieco  untersuchen,  eig.  besichtigen) 
das  Hörrohr,  Instrument  zur  mittelbaren  Auskultation  haupt- 
sächlich der  Brustorgane,  gewöhnlich  aus  einem  Hohlzylinder  mit 
einer  Ohrplatte  bestehend. 

30* 


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468  Sthenisch 

f^tlienifsich  (sthenicus,  v.  to  o&svog  Kraft),  „in  krankhaft 
erhöhter  Thätigkeit  begriffen"  [Kraus];  von  Krankheiten  und 
Fiebern,  wenn  sie  mit  kräftiger  Herzaition  und  Erregtheit  des 
Nervensystems  verlaufen,  ziemlich  identisch  mit  erethisch  und 
synochal. 

cf.  Adjnamisch. 

Ntiicina  (ro  oTiyjLia  Punkt,  v.  axiCco  stechen),  lat  llmbo 

Stippchen,    Punkt,     roter    runder    kleiner   Hautfleck,    dessen 
Zentrum  ein  kleines,  hirsekomgrosses  Knötchen  trägt. 

Stillicidinm  fsiang^ninifsi  {stüla  Tropfen,  cadere 
fällen)  tropfen  weiser  Blutaustritt,  gewöhnlich  vom  Nasen- 
bluten i.  q.  Epistaxis. 

St.  laerimale  i.  q.  Epiphora. 

fStimalantia  {Stimulus  Stachel,  otiCco  stechen),  (sc. 
remedia)  i.  q.  Excitantia. 

S^tomachica  (6  ozoiiaxog  Magen,  v.  aro>a  Mund),  {sc. 
remedia)  magenstärkende,  die  Verdauung  und  den  Appetit 
anregende  Mittel. 

Stomakace  {z6  0x6 fia  Mund,  fj  xdxrj  schlechte  Be- 
schaffenheit) i.  q.  Stomatitis  ulcerosa. 

f^tomatitis  Entzündung  der  Mundschleimhaut. 

St.  eatarrhalis  Eötung  und  Schwellung  der  Schleimhaut 
ohne  Geschwürsbildung. 

St.  membranaeea  krupöse  und  diphtherische  Er- 
krankung der  Mundhöhle. 

St.  mercnrialis  diejenige  Form  der  Stomatitis  ulcerosa, 
welche  durch  Einwirkung  von  Quecksilber  bedingt  ist. 

St.  seorbutica  Skorbut  der  Mundhöhle.  Das  Übel  be- 
ginnt mit  einem  blauroten  Saum  des  Zahnfleisches,  soweit  Zähne 
vorhanden  sind,  und  ausserordentlich  starker  Schwellung  desselben 
durch  eine  blutig-seröse  Infiltration  mit  starker  Vermehrung 
und  Erweiterung  der  Kapillaren.  Diese  Wucherungen  zerfallen 
nach  einigen  Wochen  zu  einem  pulpösen  Brei  und  bluten 
sehr  gern. 

St.  ulcerosa  Mundfäule,  ausgedehntere  Ulzeration  am 
Zahnfleisch  (den  Zahnrändem).  Sekundär  kommt  sie  haupt- 
sächlich bei  Merkurialismus  vor,  ferner  primär  als 

St.  ulcerosa  idiopathica  s.  Stomakäce,  die  eigent- 
liche Mundfäule  [Canstatt  Fegar],  eine  rasch  in  Zerfall 
übergehende  ansteckende  Geschwürsbildung  am  Zahnfleischrand, 
welche  von  da  aus  eine  auf  die  Nachbarteile  sich  verbreitende 
starke  Schwellung  des  ganzen  Mundes,  starke  Absonderung  der 
Mundflüssigkeit  und  einen  aashaften  Geruch  aus  dem  Munde  ver- 
ursacht. 


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Strabismus  469 

St.  aphthosa  s.  vesieularis  Aphthen  der  Mundhöhle, 
eharakterisirt  durch  das  Auftreten  nindhcher  oder  länghcher, 
grauweisser,  von  einem  zarten,  durch  injizirte  Gefässchen  gebildeten 
Baum  begrenzter  Plaques,  die  meist  auf  der  Schleinmaut  der 
Lippen  imd  Wangen,  des  Zahnfleisches,  der  Zunge  und  des  harten 
und  weichen  Gaumens  lokahsirt  sind.  Die  übrige  Schleimhaut 
ist  katarrhalisch  affizirt.  Die  Plaques  hegen  nicht  subepithehal 
[Bohn's  Ansicht],  stellen  auch  kein  festes  Faserstoffexsudat 
zwischen  Kutis  und  Epithel  dar  [Henoch's  Ansicht],  sondern  er- 
weisen sich  als  pseudodiphtherische  Auflagerungen  auf  die  Schleim- 
haut (Stomatitis  fibrinosa  disseminata  oder  maculosa 
Henoch's).  Ihr  ätiologisches  Moment  scheint  ein  mit  dem 
Staphylokokkus  pyogenes  citreus  [Passet]  identischer  Kokkus  ab- 
zugeben, der  sich  in  Schnitten  der  Plaques  allein  findet  [Fränkel, 
Virch.  Arch.  B.  113]. 

cf.  Aphthae  epizooticae,  Stomiitomjkosis,  Gingivitis,  Noma,  Ulcus 
leprosnm,  Inposnm,  syphiliticum,  tnberculosum,  variolosum. 

Stomatomykosis  (6  ßvxvg  Filz)  Soor,  Mehlmund, 
Schwämmchen,  durch  Ansiedelung  des  Soorpilzes,  Gidium 
albicans  (s.  d.),  in  der  Mundhöhle,  der  sich  mit  den  Epithelien  zu 
dicken  weissen  Membranen  verbindet,  hervorgerufene  Erkrankung, 
die  sich  gern  bei  Säuglingen,  Diabetikern  und  marastischen 
Fieberkranken  entwickelt. 

S^tomatoplafSltik  («J  nkaozixrj,  8C,  xeyyrj,  v.  jrXdoaco  bil- 
den) Mundbildung  aus  der  benachbai-ten  Gesichtshaut  mit 
Ubersäumung  der  freien  Wundränder  durch  Mundschleimhaut  (bei 
Entartung  der  Lippen,  Stenose). 

f^trabismns  (gr.  H.  argaßiofiog  v.  orgaßitco  V.  orgaßog 
schielend)  das  Schielen,  in  einem  Übergewicht  des  einen 
oder  anderen  Augenmuskels  bei  den  assoziirten  Bewegungen  der 
beiden  Bulbi  über  seinen  Partner  im  anderen  Auge  bestehend,  so 
dass  die  beiden  Gesichtslinien  nicht  gleichzeitig  auf  einen  be- 
liebigen Punkt  im  Gesichtsfelde  eingestellt  werden  können.  Beim 
St.  concomitans  begleitet  das  schielende  Auge  das  andere 
nach  allen  Blickrichtungen,  beim  St.  paralyticus  dagegen 
ist  die  Bewegung  des  schielenden  Auges  nach  einer  Eichtung  be- 
schränkt 

St.  internus  ..s.  eonver^cns ,  wenn  ein  innerer  gerader 
Augenmuskel  das  Übergewicht  hat,  die  Gesichtslinien  übermässig 
konvergieren,  und  eine  derselben  am  Objekt  vorbeischiesst,  —  die 
häufigste  Form. 

St.  externns  Überwiegen  eines  äusseren  geraden  Augen- 
muskels, ist  entweder 

St.  extern-us  convergens,  wenn  die  beiden  Gesichtshnicn 
sich  hinter  dem  Objekt  schneiden,  oder 


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470  Strabometer 

St.  ext.  parallelns,   wenn   sie   sich   parallel   stellen,   oder 

St.  ext.  diyergens,  wenn  sie  divergiren. 

8t:.  sarsan  und  4eorsHM  rergens,  das  Auf-  bezw.  Abwärts- 
schielen. 

8t.  altemans,  wenn  bald  das  eine,  bald  das  andere  Aogie 
zum  Fixiren  der  Objekte  verwendet  wird,  während  das  entgegen- 
gesetzte Yorbeisieht  [nach  Stellwag]. 

l^trabometer  (ro  fihgov  Mass)  Instrument  zur  Messung 
des  Strabismus  in  ^fillimetem. 

t^trabotomie  (^  rofitj  Schneiden,  rifirm)  Schiel- 
operation  durch  Rücklagerung  des   betreffenden  Augenmuskels. 

Strang nlatio  (H.  v.  strangulo  erwürgen,  azQayydltj 
Strick)  vd.  Incarceratio  interna. 

Strancrurie  (atgayyo}  strängen,  auspressen,  stringo 
V.  oTody^  der  ausgepresste  Tropfen;  t6  ovgov  Urin)  der 
Harnzwang,  Harnstrenge,  wobei  der  Harn  unter  Schmerz 
und  Krampf  nur  tropfenweise  abgeht,  wie  bei  Tenesmus  vesicae, 
manchen  Fällen  von  Cystitis,  Cystospasmus. 

cf.  Dysurie. 

f^trepitns  (lat  von  strepere)  das  Geräusch. 

St.  eoriaeeus  Ledergeräusch,  Lederknarren,  bei  Peri- 
karditis etc.  vorkommendes  Geräusch. 

St.  aterinas  Gebärmuttergeräusch  (bei  Schwangeren). 

l^treptokokkas  (o  orgeTttog  Kette;  v.  öToiqxo  drehen, 
o  xoxxog  ^ern)  s.  Torulaform,  reihenweise  aneinander  gefügte 
Kokken  (Kugelbakterien).  Sie  spielen  eine  Rolle  bei  sogen. 
Mischinfektionen.  So  findet  man  sie  häufig  beim  Typhus  abdom. 
neben  den  pathogenen  Bacillen  in  Milz,  Leber,  Darmwand  als 
regelmässige  Begleiter  der  LÖFFLER'schen  Bacillen  bei  Diphtherie  etc. 
Pathogen  ist  der 

Streptokokkus  des  Erysipels,  von  Fehleisen  als  der 
spezifische  Erreger  des  E.  durch  regelmässigen  Nachweis  bei  dem- 
selben, Reinkultur  und  Impfung  mit  voller  Sicherheit  festgestellt; 
kleine  kugelige  Zellen,  die  zu  Ketten  von  gewöhnlich  6 — 10, 
häufig  aber  noch  weit  mehr  Individuen  auswacl^n. 

8t.  pyogenes  (ro  jivov  der  Eiter,  yevog  St.  von  yiyvofiai 
werden)  ein  allein  oder  seltener  gemeinsam  mit  Staphylokokken 
(s.  d.)  bei  Eitei-ungen  vorkommender  Pilz,  welcher  nach  bisherigen 
Untersuchungen  morphologisch  und  biologisch  identisch  ist  mit 
dem  Str.  des  Erysipels. 

$4ti*iae  entis  (lat.  v.  mgly^,  striga  Strich)  narbenartige 
Streifen    der    Haut,    welche    durch   Auseinanderweichen   der 


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Struma  471 

Kutisbündel,  meist  in  gewisser  paralleler  Eichtung,  verursacht 
sind,  so  bei  rascher  Ausdehnung  der  Bauchhaut  infolge  Schwan- 
gerschaft (Schwangerschaftsnarben),  rascher  Fettentwicklung, 
Ascites,  auch  an  den  Brüsten  bei  rascher  Vergrösserung  im 
Puerperium  [nach  Birch-Hirschfeld], 

i^trictara  {stringere,  oigdyyco  zusammenschnüren) 
höherer  Grad  von  Verengerung,  insonderheit  von  Kanälen 
infolge  der  verschiedensten  Ursachen  (spastische,  entzünd- 
liche, organische,  narbige  Striktur,  S.  durch  Kompression, 
Tumoren). 

cf.  Stenose. 

{Stridor  (lat.  H.   v.  strideo  zischen,  pfeifen,  rgiCc») 
das  zischende  oder  pfeifende  Atmungsgeräusch,   welches 
bei  Kehlkopf  Stenose  entsteht.    St.  dentium  vd.  Fremitus. 
-    Adj,  stridulus. 

cf.  Stertor. 

i^tronsrylas  (s.  Eustrongylus)  srifirai^  (oxQoyYv^og  rund) 
der  Palissadenwurm,  sehr  seltener,  regenwurmähnlicher 
Parasit  der  menschlichen  Niere,  der  ähnliche  Erscheinungen  ver- 
ursachen kann  wie  Nierensteine. 

St.  duodenalis  i.  q.  Anchylostomum  duodenale, 
cf.  Distomum  haematobiuiu. 

i^troplialas  (v.  oxQsqxo  wenden,  schlingen,  oder 
oTQoßdo;  Wirbel)  ist  Liehen  bei  kleinen  Kindern. 

S^trama    (lat.  H.   v.  struere  aufeinanderschichten) 

der  Kropf  —  ist  im  Anfang  immer  eine  echte  Hyperplasie 
der  eigentlichen  Drüsen  Substanz  der  Schilddrüse  undkomint 
manclunal  in  akuter  Weise  zur  Entwicklung  (St.  acuta).  Die 
Drüsenfollikel  bekommen  unter  Teilung  ihrer  Zellen  zapfenförniige 
Ausstülpungen,  die  sich  verästeln,  abschnüren  und  neue  Follikel 
bilden. 

Weitere  Unterscheidungen  gründen  sich  auf  die  Teilnahme 
des  Bindegewebes  und  der  Gefässe  und  auf  sekundäre  Ent- 
artungen, nämlich: 

St.  inollis  die  Entwicklung  des  Stroma  bleibt  auffallend 
hinter  derjenigen  der  Follikel  zurück,  die  Kropfknoten  haben  eine 
elastische,  fast  fluktuirende  Beschaffenheit. 

St.  fibrosa  Faserkropf,  bei  welchem  sich  vorzugsweise 
das  Bindegewebe  an  der  Hyperplasie  beteiligt  und  sich  selbst 
im  Innern  der  Knoten  Herde*  von  derbem  Fasergewebe  etabliren, 
welche  die  follikäre  Neubildimg  ersticken. 

St.  vaseulosa  s  aneurysinatiea  bei  der  die  Entwicklung 
der  Gefässe  (Arterien  und  Kapillaren)  ausserordentlich  überwiegt, 
die  Geschwulst  pulsirt. 


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472  Stnimektomie 

St.  ^elatlnosa  s.  kolloides  (lat.  gelatus  Gallerte)  Kom- 
bination von  Gallertbildiing  im  Innern  der  einzelnen  Follikel  mit 
der  hyperplastischen  Vergrösserung.  Die  gleichmässig  und  oft 
kolossal  vergrösserte  Drüse  hat  eine  pralle,  teigige  Konsistenz. 

St.  cystlea  Zystenkropf,  aus  der  vorigen  hervorgehend, 
indem  durch  den  Druck  eine  Atrophie  der  Bindegewebssepta  be- 
nachbarter Follikel  und  dadurch  die  Bildung  grosser  gemein- 
schaftlicher Hohlräume  zu  stände  kommt,  worin  die  Gallerte 
sich  mehr  oder  weniger  verflüssigt.  Später  wird  die  Erweichungs- 
zyste zur  Absonderungszyste,  die  sich  als  solche  noch  weiter  be- 
trächtlich vergrössem  kann. 

St.  ainyloidcs  Amyloid-Metamorphose  des  Drüsenparenchyms 
imd  der  Gefässe. 

St.  ossea  St.  mit  Verkalkung  des  bindegewebigen  Stroma 
der  Zystenwände. 

[Bisher  aus  Rindfleisch's  Pathol.  Gewebelehre.] 

•St.  substernalis  St.,  die  zum  Teil  hinter  dem  Manubrium 
sterni  sitzt  und  eine  häufige  Ursache  suffokatorischer  Ei*schei- 
nungen  ist. 

St.  pranf^liosa  auffallend  ungleichmässige  knollige  Entwick- 
lung der  St. 

S^trnmektomie  (ifczSfivo)  ausschneiden)  die  operative 
Entfernung  einer  Kropfgeschwulst,  wobei  mindestens  ein  Fünftel 
zurückgelassen  werden  muss. 

strattiipriva  vd.  Kachexia  str.  .  . 

8^ trnmitis Entzündung  des  Kropfes,  d.h.  der  strumös 
entarteten  Drüse.  —  Entzündung  der  nicht  entarteten  Schilddrüse : 
Thyreoiditis. 

S^tupor  (lat.  H.  stupere  betäubt  sein,  zusammenhängend 
mit  oTvtffn  mache  fest)  Starrheit,  Beaktionslosigkeit,  Unempfind- 
lichkeit.  Zustand  allgemeiner  Herabsetzung  der  zerebralen 
Eeflexthätigkeit  (bei  typhoiden  und  psychischen  Krankheiten, 
besonders  Melancholie,  Extase,  Dementia  apathica). 

Adj.  stupid  US. 

cf.  Sopor,  Torpor,  Melancholia  attonita. 

S^typtica  {oTV(p(o  zusammenziehen),  {sc.  remedia) 
i.  q.  Adstringentia,  insbesondere  die  blutstillenden,  Haemato- 
styptica. 

S^ubacidität  {suh,  acidus  sauer,  besser  als  Hypaciditat) 
Verminderung  der  Säure  «c.  des  Magensaftes. 

S^ubiiiTolatio  uteri  {suh  darunter,  inmlutio  hier 
Rückbildung,  v.  in-völvo  hinein  wälzen)  unvollständige 
retrograde  Metamorphose    des    hypertrophischen    Uterus 


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Sudorifera  473 

Dach   der  Schwangerschaft  infolge  gewisser   hemmender  Einflüsse 
(Metritis,   Kongestion,    Atonie).    Effekt   und   Symptome    wie    bei 
Metritis  chronica, 
cf.  Involutio. 

lli^iiblatio  {tollo  wegnehmen,  davon  [8ub-]tuUf  sustuli, 
[suh'llatum)  Abhebung,  Ablösung,  z.  B.  des  Glaskörpers,  oder 

8.  s.  Ablatio  s.  Solutio  s.  Seeessus   s.  Ainotio  retinae 

Ablösung   der  Netzhaut   von   der  Innenfläche   der  Aderhaut 
durch  Ansammlimg  seröser  Flüssigkeit,  Extravasate. 

S^nblnxatio  i.  q.  Luxatio  incompleta. 

H^ubplireiiiscli  {6  (pgriv  Zwerchfell)  unterhalb  des 
Zwerchfells  gelegen,  gebraucht  in  der  Verbindung  „subphrenischer 
Abszess". 

S^nbsaltus  tendinnni  (subsilio  in  die  Höhe  springen, 
tendo  Sehne)  das  Sehnenhüpfen,  krampfhafte  Zuckungen 
einzelner  Muskeln,  besonders  des  Vorderarmes  bei  grosser  Schwäche 
und  in  der  Agonie. 

cf.  Krocidismus. 

S^nccnssio  (Aufrütteln,  v.  sub  u.  quatio)  das  schon  von 
HiPPOKRATES  geübte  Verfahren  (S.  Hippokratis),  durch 
Schütteln  des  Kranken  ein  Geräusch  zu  erzeugen  (bei  Flüssig- 
keitsansammlung in  Luftschallräumen,  Pyopneumothorax). 

S^uction  (sugere  saugen)  selten  angewandtes  Operations- 
verfahren  bei  weichem  oder  flüssigem  Star,  wobei  ein  Troikar 
durch  die  Hornhaut  in  die  Linse  eingestossen  und  der  Inhalt 
durch  die  Kanüle  ausgesogen  wird. 

f^^ndamen,  Plur,  S^ndaniina  Hitzblätterchen, 
Schweissausschlag,  in  anfangs  stets  getrennten,  teils  ungefärbten, 
teils  roten,  kleinen,  meist  an  den  Ausführungsgängen  der  Haut- 
drüsen gelagerten  Knötchen,  dann  und  wann  aus  Bläschen  oder  selbst 
Pustelchen  bestehend,  besonders  bei  stark  schwitzenden  Personen. 
Die  Effloreszenzen  sind  als  ekzematös  zu  bezeichnen  (Ekzema 
sudamen)  und  können  zu  ausgebildeten  Ekzemen  fortschreiten. 

cf.  Miliaria,  Liehen  tropicus. 

S^udor  (lat.  sudare,  schwitzen)  der  Schweiss,  Aus- 
scheidimg des  Schweissdrüsensekrets  in  flüssiger  Foim. 

S.  an^lieus  der  englische  Schweiss,  Bezeichnung  für 
die  zuerst  im  Jahre  1485  unter  der  Armee  Heinrichs  VII.  epide- 
misch aufgetretene  Febris  miliaris  ,s.  d.). 

8.  urinosus  vd.  Uridrosis. 
cf.  Uyperidrosis. 

S^udorifera  {ferre  bringen),  {sc.  remedia)  i.  q.  Diapho- 
retica. 


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474  Sufiocatio 

tSnffdeatio  [sufföco  v.  suh  u.  faux  Kehle)  Erstickung 
nennt  man  die  abnorme,  akute  und  subakute  Verarmung  des 
Blutes  an  Sauerstoff,  die  sich  inCyanose,  Dyspnoe  undBetäubimg 
äussert. 

ll>(nltiisio  (suffundo  oder  sttb-fundo  daruntergiessen), 
8C,  sanguinis,  oder  HypMinle,  diffuse  Blutunterlauf ung 
von  ffrösserer  Ausdehnung  unter  der  Oberfläche  der  Gewebe, 
besonders  traumatische,  subkutane  Hauthämorrhagien. 

cf.  Sugillatio,  Purpura,  Haematoma. 

S^uggestion  (H.  von  suggtro  von  unten  hinan- 
bringen, eingeben,  einreden)  besteht  darin,  dass  ein  ge- 
eignetes, insbesondere  hypnotisirtes  Medium  durch  Einreden  zu 
beliebigen,  auch  der  Wirklichkeit  nicht  entsprechenden  Vor- 
stellimgen  von  Gegenständen,  lebenden  Wesen,  Vorgängen  etc. 
gebracht  und  zu  gewissen  diesen  suggerirten  Illusionen  oder  Hallu- 
zinationen entsprechenden  Handltmgen  gezwungen  wird.  Die  S. 
wirkt  häufig  auch  über  den  hypnotischen  Zustand  hinaus,  so  dass 
Vorstellungen,  Empfindungen  imd  Handlungen,  welche  im  hyp- 
notischen Schlafe  suggerirt  werden,  auch  ausserhalb  dieses  ihre 
Herrschaft  über  das  Individuum  behaupten  können. 

cf.  Hypnotismus. 

S^ag^illatio  (sugillare  [sanguis]  blutrünstig  machen) 
unbestimmt  begrenzte  flache  Blutunterlaufungen  unter  der 
Oberfläche  der  Organe  oder  der  äusseren  Haut  von  geringer  Aus- 
dehnung (gegenüber  der  Suffusion). 

(^ulfoxysmns  (sulfur  Schwefel,  6^vg  sauer)  Ver- 
giftung mit  Schwefelsäure. 

S^aperfoecniidatio  (super  da,ruber  jfoecundare  frucht- 
bar machen)  Überschwängerung,  Befruchtung  mehrerer  aus 
derselben  Ovulationsperiode  herrührender  Eier  durch  verschiedene 
Begattungsakte. 

S^nperfoetatio  (foetare  befruchten,  foetus  von  fevere, 
favere  fördern,  ersseugen)  Überfruchtung,  Befruchtung 
mehrerer  aus  verschiedenen  Ovulationsperioden  der  nämlichen 
Schwangerschaft  hermhrender  Eier  (unwahrscheinlich). 

S^uppositorinm  (suppontre  unterlegen)  Stuhlzäpf- 
chen, von  konischer  oder  Eiform,  dienen  als  Träger  von  Medi- 
kamenten zur  Einführung  per  anum,  bestehen  aus  Fetten,  die  im 
B^ktum  flüssig  werden. 

cf.  Globuli. 

S^uppressio  {supprtmo)  die  Unterdrückung,  z.  B.  von 
Sekretionen,  oder  des  Monatlichen  iS.  mensium). 


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Sykosis  475 

S^nppuratio   (eig.   Unterlaufung  mit  Eiter^  v.  suh 

u.  pus)  Eiterung  im  allgemeinen, 
Adj.  suppurativ. 
cf.  Bacillus,  Ötaphylokokkus,  Streptokokkus,  Ulceratio. 

i^urditas  (lat.  v.  surdus  dunkel,  schwarz,  taub)  die 

Taubheit,  vollständige  Aufhebung  des  Hörvermögens, 
cf.  Baryekoia,  Kophosis,  Otitis  intima. 

S^ardomatitas  (lat  mutus  v.  fivco  schliesse  Auge 
und  Mund)  die  Taubstummheit  (die  Stummheit  meist  die 
Folge  der  angeborenen  oder  in  frühester  Kindheit  erworbenen 
TaiÄheit). 

lli^nspensioii  (sus  aus  suh-s  ob,  auf,  in  die  Höhe  und 
pendtre  hängen)  eine  Behandlungsmethode  schmerzhafter  Ent- 
zündungen an  den  Extremitäten,  wobei  letztere  durch  eine  Vor- 
richtung in  die  Höhe  gezogen  und  so  erhalten  werden  (Volk- 
MANN'sche  S.) ;  ferner  als  Verfahren  bei  Tabes,  wobei  das  Rücken- 
mark gedehnt  wird. 

S^nspensorinm,  und  zwar: 

S.  scroti  Tragbeutel,  der  um  den  Hodensack  gelegt  und 
mittels  eines  Beckengurts  befestigt  wird. 

S.  inainmae  simplex  und  duplex,  eine  mit  Rollbinden 
herzustellende  Verbandweise  zur  Stützung  und  Kompression  der 
weiblichen  Brüste. 

lli^nsnrras  aariam  (lat.)  Ohrensausen,  ein  subjek- 
tives Symptom,  dem  entweder  ein  wirkliches  entotisches  Greräusch 
oder  eine  blosse  Halluzination  zu  Grunde  liegt. 

cf.  Sonitus. 

I^utara  (suere)  die  Naht. 

8.  nodosa  die  gewöhnliche  Kopf  naht. 

S.  eireumvoluta  die  umschlungene  Naht.  Eine  Karls- 
bader Insektennadel  wird  durch  die  Wundränder  gesteckt  und  mit 
Achterturen  von  einem  Faden  umwunden. 

ISykosis  (ro  ovjioy,  ficus  die  Feige,  von  der  Ähnlich- 
keit der  AfTektion  mit  dem  körnigen  Inneren  einer 
Feige)  s.  Akne  inentagra  Bartflechte,  ist  eine  Folliculitis 
barbae,  eine  an  den  behaarten  Stellen  des  Gesichtes,  zuweilen  des 
Nackens  sich  lokahsirende,  durch  Entwicklung  von  Knötchen  imd 
zusammenhängenden  Infiltraten,  sowie  von  kleineren  und  grösseren, 
stets  von  einem  Haar  durchbohrten  Pusteln  sich  charakterisirende 
Krankheit  von  chronischem  Verlauf. 

S.  framboesiforinis  (vd,  Framboesie)  Bindegewebswucherung 
der   sykotisch   erkrankten   Hautpartien    in   Gestalt   halbkugeüger. 


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476  Symbiotes 

kondylomartiger  Erhabenheiten,  die  hier  und  da  einer  Himbeere 
ähneln ;  von  zahlreichen  Härchen  durchbohrt  erscheinen  und 
reichliche  Eiterpunkte  enthalten 

S.  parasitaria  die  parasitische  Form  der  Bartflechte,  welche 
entsteht  durch  entzündliche  Beizung  von  Seite  des  in  den  Epi- 
dermislagen  der  Follikel  der  Barthaare  sich  massenhaft  ansiedelnden 
Trichophyton  tonsurans,  desjenigen  Pilzes,  der  auch  dem 
Herpes  tonsurans  zu  Grunde  liegt. 

ll^ymbiotefli  (ovv  mit,  ßi6<a  leben)  ein  accidenteller 
Parasit  der  menschlichen  Haut,  der  sich  zum  Unterschied  von  dem 
die  Cutis  durchbohrenden  Dermatodectes  (s.  d.)  in  der  Homschicht 
aufliält. 

tSymblepharoii    (ovv   mit,   zusammen;    t6  ßXefpagov 
Augenlid)  Verwachsung  der  Lider  mit  dem  Bulbus, 
cf.  ADkyloblepharoD,  Synkanthns. 

S(ympathisch  {rj  ovfxnadeia  Mitleiden,  v.  t6  jtd^og)  nennt 
man  .Öfektionen,  welche  in  Abhängigkeit  von  anderen  primären 
Erkrankungen  durch  Vermittlung  des  Nervensystems  entstehen. 

cf.  Reflex,  Irradiation,  Metastase,  Nenritis. 

ISymphoiiallaxis  [Schmalz]  (avv  zusammen,  ^  tpcovi] 
Stimme,  dUdaaoy  vertauschen)  Vertauschung  von  Konsonanten 
miteinander. 

cf.  Phoneentallaxis. 

lli^yniphyseotoiiiie  {aviu<pvco  susammenwachsen,  rif^vo) 
schneiden)  der  Schamfugen  schnitt,  eine  veraltete,  bei 
Beckenenge  vorgenommene  geburtshilfliche  Operation. 

cf.  Pobeotomie. 

Symptom  (v.  ov^-jiijnto  zusammenflEillen  —  nämlich 
gewisse  Erscheinungen  mit  gewissen  Krankheits- 
zuständen)  Zeichen  der  Krankheit.  Dieselben  sind  ent- 
weder subjektive  oder  objektive. 

Symptomatolof^ie  {6  Xoyog  Lehre)  die  Lehre  von  den 
Krankheitserscheinungen. 

cf.  Semiotik,  pathognomonisch,  palliativ. 

S^ympnfli,  (^ympodie  (ovv  zusammen,  6  tzovc,  noöog 
Fuss,  hier:  die  untere  Extremität)  die  Sirenenbildung. 
Der  Unterkörper  solcher  Missbildungen  geht  in  eine  mehr  oder 
weniger  lange  konische  Spitze  oder  in  zwei  zusammengeflossene 
Extremitäten  aus,  mit  Verdrehung  der  Axe.  Je  nach  dem  Vor- 
handensein der  Füsse  unterscheidet  man  S.  apus,  monopus, 
dipus. 

cf.  Acephalus. 


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Synechotom  477 

lli^ynalg^ie  (to  äXyog  Schmerz)  Mitempfindung  von  Schmerzen 
in  einem  direkt  nicht  erkrankten  Nerven. 

S^ynanche  i.  q.  Cynanche. 

ISyncephalns  (17  xe(paXrj  Kopf)  s.  Janieeps  Doppel- 
missbildung aus  zwei  am  Kopf  oder  Kopf  und  Thorax  imter- 
«inander  verschmolzenen  Individuen,  während  die  Teile  unter- 
halb des  Nabels  vollständig  von  einander  getrennt  sind.  —  Man 
unterscheidet  S.  symmetros  und  asymmetros. 

cf.  Craniopagus. 

ISyncliilia  {x6  ;f«rAo^  Lippe)  Verwachsung  der 
Lippen,  entweder  (sehr  selten)  angeboren  als  S.  congenita  s. 
Atresia  labiorum,  mit  vollständigem  oder  unvollständigem 
Verechluss,  oder  erworben  als  S.  acquisita  s.  Concretio  labi- 
orum, infolge  von  Verbrennung,  Verätzung,  Geschwürsbildung. 

ISynehysis  (1?  ovyxvoig  v.  avy-x^(o  zusammengiessen, 
auflösen)  Verflüssigung,  nur  als 

S.  corporis  vitrci  Glaskörperverflüssigung. 

S.  Simplex:  die  Verflüssigung  ist  veranlasst  durch  Hya- 
litis  serosa,  meist  Folge  länger  dauernder  entzündlicher  Er- 
krankungen des  Uvealtraktus. 

S.  senilis  die  durch  senile  Emährungs-  und  Zirkulations- 
störungen bedingte  Verflüssigung. 

S.  scintillans  (scintüla  Funke),  Flimmer-S. ,  eine  be- 
sondere Form  der  .senilen  S.,  wobei  sich  der  Glaskörper  teilweise 
oder  ganz  von  frei  beweglichen  flimmernden  weissen  Cholestearin- 
imd  Tyrosinkrystallen  durchsetzt  zeigt,  wahrscheinlich  in  Zusammen- 
hang mit  fettiger  Entartimg  der  Glaskörperelemente  und  ver- 
minderter Exosmose. 

S^yndaktylie  (6  ddxxvXog  Pinger,  digitus  v.  dsixwim) 
angeborene  Verwachsung,  resp.  unvollständige  embryonale 
Trennung  der  Finger  oder  Zehen. 

ISyndektomie  (verkürzt  aus  ovvdsofiog  Bindehaut, 
kxxe[4,v(o  ausschneiden)  i.  q.  Peritomie. 

H^yndesmitis  (o  avvdeofAog  Bindehaut,  v.  owdsco  zu- 
sammenbinden) i.  q.  Conjunctivitis. 

lli^yiieebia  {aw-sxeiv  zusammenhalten)  Verwachsung, 
Verklebung,  vorzugsweise  als  S.  iridis,  und  zwar  entweder 
S.  anterior,  entzünfiiche  Verlötung  zwischen  Iris  und  Kornea, 
oder  S.  posterior,  zwischen  Iris  und  vorderer  Linsenkapsel. 
Auch  in  der  Otiatrie  gebraucht  für  Adhäsivprozesse  in  der  Pauken- 
höhle. 

S^yneehotom  (ro^  St.  v.  ts/hvw  schneiden)  Instrument 
zur  Trennimg  von  Verwachsungen. 


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478  Synicesis 

S^ynicesis  (owiCvois  v.  ovv  u,  «t«,  i^dvco  sitzen)  s.  Oc- 
eluslo  pupillae  die  Verschliessung  der  Pupille. 

ISynkantbas  (6  xav&6g  Augenwinkel)  internus  oder 
externus,  die  von  Ammon  angegebene  Bezeichnung  für  die- 
jenigen FäUe  von  Symblepharon,  bei  welchen  Narbenstrange  vom 
inneren  oder  äusseren  Augenwinkel  zum  Bulbus  zidien. 

cf.  Symblepharon. 

ISynkope  (gr.  H.  v.  ow-xotitco  zusammenschlagen) 
tiefe  Ohnmacht,  Scheintod  oder  plötzlicher  Tod,  und 
zwar  wenn  das  Herz  daa  Atrium  mortis  ist  [Bichat]. 

cf.  Asphyxie,  Apoplexie. 

S.  typica  typischer  Scheintod,  der  bis  zu  mehreren 
Stunden  dauern  kann,  eine  Form  perniziöser  Intermittens,  wobei 
die  Kranken  entweder  bei  klarem  Bewusstsein,  aber  völlig  be- 
wegungslos sind,  oder  bewusstlos  mit  stockender  Atmung,  er- 
loschenem Puls  und  kaum  erkennbarem  Herzschlag. 

cf.  Febris  interm.  pernic.  synkopalis  (Malaria). 

S.  hysteriea  hysterischer  Scheintod,  die  schwerste, 
selten,  aber  verbürgt  vorkommende  Form  hysterischer  Lethargie, 
wobei  tagelang  der  Puls  erloschen  und  die  Atmung  unmerklich, 
aber  die  elektrische  Muskel-  und  Nervenerregbarkeit  erhalten  ist 
[Rosenthal], 

lli^yiiochal  (ow-exo)  zusammenhalten  oder  -hängen, 
anhalten)  nannten  die  Alten  das  jetzt  als  Febris  continua 
ßthenica  bezeichnete  Fieber  (Synocha),  und  da  besonders  ent- 
zündliche Fieber  so  verlaufen,  so  hat  „synochal"  die  Bedeutung 
entzündlich,  mit  starker  Grefässaufregung,  z.  B.  synochale 
Masern  etc. 

cf.  erethisch,  sthenisCh. 

S^ynoflitösifli  (avv  zusammen,  t6  ooxiov  Knochen)  Ver- 
wachsung von  ursprünglich  getrennten  Knochen. 

ISynotie  (ro  ovg,  wxog  Ohr)  vd.  Agnathie. 

ll>(ynoTitis  {Membrana  synovialis  eine  die  Gelenk- 
höhlen auskleidende  [seröse]  Haut,  welche  die  eiweiss- 
artige  Gelenkschmiere  [Synovia  von  avv  und  ovum  —  „ge- 
sammelter EistofT  nach  Kkaus  — ]  absondert)  s.  Arthro- 
meningitis  Entzündung  der  Synovialmembran  der  Ge- 
lenke. 

S.  serosa  (sero-fibrinosa)  acuta  und  chronica  s.  Hydrops 
artieularis  acutus  und  chronicus,  Entzündung  — Schwellung 
imd  Vaskularisirung  —  der  Synovialmembran  mit  Ausscheidung 
serös-fibrinöser   Flüssigkeit    in   die  Gelenkhöhle,   welche  sich  mit 


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Syphilides  479 

der  Synovia  mischt.  In  chronischen  Fällen  tritt  mehr  die  An- 
schwellung durch  das .  ergossene  Serum  in  den  Vordergrund  (Hy- 
darthrus,  Gelenk  Wassersucht). 

8.  aeuta  suppurativa  s.  Pyarthrosis   s.  Arthropyosis  s. 

Empyema  artieuli  sehr  akute  eiterige  S.  (im  Anfangsstadium 
^  eiteriger  Katarrh),  kann  wie  die  vorige  Form  rheumatischen 
P5  oder  traumatischen  Ursprungs  sein  und  pflegt  zur  Ankylose 
ß^      zu  führen. 

^  8.   erouposa   [Bonnet]   klinisch   einer  heftigen   eiterigen  S. 

ähnlich,  aber  durch  fibrinöse  Auflagerungen  auf  die  Synovial- 
membran,  ohne  Vermehrung  des  serösen  Gelenkinhaltes,  cha- 
rakterisirt.    (Vorkommen  nicht  ganz  sicher.) 

•<J  8.  (Arthrophlogosis)  metastatica 

{l^  a)  gonorrhoica,    die  im  Verlauf   eines  Harnröhren trippers 

r^       und  in  nicht  näher  bekanntem  Zusammenhang  damit  auftretenden 
^^       subakuten    serösen    Gelenkentzündungen     (besonders     des    linken 
Kniegelenks),    die    den    rheumatischen    ähnlich   sind,     daher   als 
Tripperrheumatismus  oderTrippergicht  bezeichnet  werden. 
M  b)  S.  septica,  pyaemica,  puerperalis,  die  in  Zusammen- 

^        hang  mit  septikämischen  und  pyämischen  Affektionen  auftretenden 
_J        akuten,  zur  Eiterung  neigenden  Gelenkentzündungen. 
^  c)S.  scarlatinosa,  vd.  Polyarthritis  scarlatinosa. 

^  8.  funf^osa  s.   hyperplastica  f^ranulosa    8.  Tumor  albus 

H^  fungöse  oder  skrofulöse  Gelenkentzündung,  Gelenk- 
schwamm, eine  vorzugsweise  skrofulöse  und  tuberkulöse  In- 
dividuen befallende  chronische  Entzündimg  der  Synovialmembran, 
die  zur  Umwandlung  derselben  in  eine  fungöse  Granulationsmasse 
führt.  Sekundär  werden  auch  die  Gelenkbänder  und  alles  mit 
dem  Gelenk  in  Verbindung  stehende  Bindegewebe  bis  zur  Haut 
ödematös  und  plastisch  infiltrirt  (Parosynovitis  s.  Fibroma 
periarticulare  diffusum  —  ViRCHOW).  Ein  höherer  Grad 
der  Erkrankung  ist  die  G^lenkkaries,  Arthrokace. 

8.  vcrtebralis  i.  q.  Spondylarthritis, 
cf.  Arthritis,  Bursitis. 

ISyntliorax  i.  q.  Thorakopagus. 

^ypMlides  syphilitische  Exantheme,  kutane  Syphilis* 

1.  Maku loses  Syphilid:  Roseola  syphilitica  (s.  d.). 

2.  Stärkere    umschriebene    Infiltrationen    des   Papillarkörpers 
der  Kutis: 

a)  in    Form    von  EjiÖtchen:     papulöses    S.,     meist    als 
linsengrosse  rötliche  Knötchen  (lentikuläres  S.), 

Cf".  Condyloma,  Plaques,  Psoriasis  palmaris. 

b)  in  Form  von  grösseren  Platten:    Psoriasis  syphilitica 
(s.  d.). 


a 


^ 


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480  Syphiligraphie 

3.  Vorwiegender  Sitz  der  Infiltration  in  der  Wandung  der 
Hautfollikel: 

a)  mit  nur  spärlicher  Exsudation  in  den  Follikeln:  Liehen 
syphilitieus  (s.  d.), 

b)  mit  akuter  Eiterbildimg  im  Follikel:  Akne  syphilitiea 
(8.  d.), 

e)  Infiltration  von  Follikelgruppen  mit  rascher  Bildung 
dicker  ICrusten  imd  Infiltration  der  interfoUikulären 
Teile  der  Haut,  die  nach  Ablösung  der  Krusten  eine 
höckerige  Oberfläche  zeigt:  Impetigo  syphilitiea. 

4.  Infiltration  mit  subepithelialer  Eiterbildung  und  oberfläch- 
licher Ulzeration  (pustulöses  S.): 

a)  Varieella  und  Pemphigus  syphilitieus  (s.  d.  , 

b)  Ekthyma  syphilitiea  (s.  d.), 

c)  Rupia  (s.  d.). 

5.  Gummöse  Infiltration  der  Haut  mit  Zerfall  in  der  Tiefe: 
tuberkulöses  oder  Knoten -S.,  nur  wegen  der  Ähnlich- 
keit als  Lupus  syphilitieus  bezeichnet. 

[Nach  Bäumlek  in  ZH.] 

l|i(yphili|^raphie,  lli^yphilidolosrie  die  Lehre,  bezw. 
Wissenschaft,  die  sich  mit  der  S.  beschäftigt. 

ll>(yphilis  (der  Name  kommt  in  einem  ^.Syphilis'' 
betitelten  lateinischen  Gedicht  zuerst  von  Fracostoro 
von  1521  vor  („Syphilis  oder  gallische  Krankheit",  deutsch., 
Leipzig  1880),  und  wird  von  letzterem  von  dem  Namen 
seines  von  der  Krankheit  ergriffenen,  erdichteten 
Helden,  des  Hirten  Syphilus  abgeleitet)  s.  Lues  venerea 
Morbus  gallicu8*)j   Lustseuche,  Venerie,   eine  vielgestaltige, 

*)  Die  Krankheit  selbst  wurde  schon  1493  von  den  spanischen 
Entdeckern  Amerikas  ans  Hispaniola  nach  Barcelona  gebracht.  Mit 
dem  Heere  des  GONZALVO  DE  CORDOVA  gelangte  sie  nach  Neapel, 
von  wo    sie  die  besiegten  Franzosen  in  ihre  Heimat  mitnahmen. 

Grünfeld  (Eulenbukgs  Real-Fjncyklopädie)  tritt  gegen  den 
modernen  Ursprung  der  Syphilis  ein:  „Genauere  Studien  der  früheren 
medizinischen  Werke,  der  Bibel  n.  s.  w.  erweisen  zur  Evidenz,  dass 
die  in  Rede  stehenden  Erankheitsformen  schon  in  ältester  Zeit,  freilich 
nach  dem  jeweiligen  Stande  der  Pathologie  unter  anderen  Namen  be- 
sprochen, beschrieben  und  vorhanden  waren".  Der  Name  Syphilis 
wird  nach  BOSQUILLON  von  oi<pX6g  schmutzig  abgeleitet,  nach 
FaIiLOQXJIE  u.  SwediAUR  ist  das  Wort  von  ovv  u.  <pdia  =  cum 
amore,  nach  anderen  avg  u.  <piUa  =  amor  porcinus  zusammengesetzt. 
Einige  suchen  den  Namen  von  dem  arabischen  Safala  oder  dem 
hebräischen  Schofel  abzuleiten,  welche  Ausdrücke  sowohl  das  unter- 
halb Gelegene  {inferior),  als  auch  das  Niedrige,  Gemeine,  (vilis)  an- 
deuten. —  Im  Anfange  ihres  Bekanntwerdens  (also  nach  1493)  führte 
sie  verschiedene  Namen :  mal  de  Naples,  mal  Franzese,   mal  de  France, 


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Syphiloide  481 

chi-onische,  bald  nach  der  Entdeckung  von  Amerika  zuerst  all- 
gemeiner aufgetretene  Krankheit,  auf  —  meist  sexueller  —  An- 
steckung beruhend,  besonders  durch  eine  spezifische  Neubildung, 
das  Syphilom,  charakterisirt. 

Primäre  S.,  die  primär  -  syphilitische  Papel,  bezw.  der 
HuNTER'sche  Schanker  und  die  indolenten  Bubonen  (ist  auch 
schon  konstitutionelle  S.). 

Sekundäre  S.,  bezw.  sekundäre  Periode  der  S.,  welche  die 
auf  der  Allgemeininfektion  beruhenden  frühen  imd  oberflächhchen, 
d.  h.  in  der  Haut  und  Schleimhaut  verlaufenden  Prozesse,  das 
Ausfallen  der  Haare  und  Nägel,  die  syphilitische  Iritis  und  Or- 
chitis einschhesst  —  kondylomatöses  Stadium  Zeissl's. 

Tertiäre  S.,  Periode  der  späteren  schwereren,  namentlich 
gummös-ulzerösen  Prozesse  der  Haut  und  Knochen  und  der  vis- 
zeralen oder  Eingeweide-S. 

S.  congenita  s.  hereditaria,  angeborene,  entweder  schon 
bei  der  Geburt  manifeste  oder  in  den  ersten  Wochen  und  Monaten 
nach  der  Geburt  zum  Ausbruch  kommende  S. 
[Nach  Bäumler  in  ZH.] 

Nach  neueren  Untersuchungen  [Lustgarten]  ist  das  Virus 
in  einem  Stäbchenpilz  zu  suchen.  Der  Beweis  für  den  ursäch- 
lichen Zusammenhang  desselben  mit  der  S.  ist  aber  noch  nicht 
erbracht. 

cf.  Bacillus. 

i^yphilisation  antiquirte  Methode  zur  Heilung  der 
Syphilis  sowohl  (kurative  S.)  als  zur  Herstellung  von  Im- 
munität gegen  dieselbe  (prophylaktische  S.).  —  Die  Methode 
bestand  darin,  dass  von  einem  Schankergeschwür  jeden  dritten 
Tag  mehrere  Impfstiche  an  verschiedenen  Körperstellen  gemacht 
und  der  Eiter  für  die  späteren  Impfungen  von  den  neu  ent- 
standenen Impfpusteln  entnommen  wurde,  bis  kein  Besultat  mehr 
eintrat.  Diese  Impfimgen  schützen  indes  weder  gegen  syphilitische 
Infektion,  noch  haben  sie  einen  wirklichen  kurativen  Wert. 

ISyphiloide  (ro  slSog  Ähnlichkeit)  in  manchen  Gegenden 
endemische  tuberkulöse  und  ulzeröse  Formen  von  Hautkrank- 
heiten,   die   wahrscheinlich    auf    eine  entartete    akquirirte   oder 


mala  de  Frantzos,  nach  ihren  Schatzheiligen  die  E.  des  heiligen 
Evagrius,  Hiob,  Mevius,  Rochus,  Semantas  od.  der  hl.  Regina;  in 
Genua  hiess  sie  le  male  de  la  favelle,  in  Toskana  il  malo  delle  boUe, 
im  lombardischen  lo  malo  de  la  brosule.  Die  Franzosen  nannten  sie 
la  grosse  veröle,  die  Engländer  pox,  die  Spanier  las  babas  oder  boas. 
Betheucourt  1527  schlag  den  Namen  Ines  venerea  vor.  Alle  diese 
Benennungen  wurden  von  dem  Namen  Syphilis  verdrängt.  Festzu- 
stehen scheint,  dass  das  Wort  S.  dem  griech.  Sprachstamme  angehört. 
Roth's  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  31 


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482  Syphiloma 

hereditäre  Syphilis  zurückzuführen  sind,  so  besonders  das  jüt- 
ländische,  esthnische  und  lettische  S.,  der  Sihhena  in 
Schottland,  Skerlejevo  in  Istrien,  Badesyge  in  Norwegen ;  doch  sind 
besonders  die  letzteren  als  volkstümliche  Bezeichnungen  ungenaue 
Begriffe,  die  die  verschiedensten  Krankheitszustände  zusammen- 
werfen (cf.  Kadesyge). 

lli^yphiloina  s.  Gumma  syiihilitieum  syphilitischer 
Gummiknoten,  ein  spezifisches  Erzeugnis  der  Lues.  Innerhalb 
eines  grösseren  Herdes  von  neugebildetem  Keimgewebe  grenzt  sich 
ein  umschriebener,  meist  kugeliger,  gelblich-weisser  imd  durch, 
schleimige  Metamorphose  der  Grundsubstanz  elastisch  weicher 
Knoten  aus  rundlichen  Zellen  ab,  welche  später  fettig  entarten 
und  entweder  der  Resorption  oder  der  käsigen  Metamorphose  ver- 
fallen, während  das  umgebende  Bindegewebe  zu  einer  narbigen 
Schwiele  wird  [nach  Rindfleisch]. 

Das  S.  im  Periost  wird  als  Tophus  syphiliticus  be- 
zeichnet. 

S^yrinsfocystadenoin  (Török-Unna,  17  ovgiy^  Röhre, 
w  xvoTtg  Blase,  o  adriv  Drüse)  strangförmige  Auswüchse  im 
Corium  abgeschnürter  embryonaler  Epitheihaufen  mit  röhren-  und 
cystenartigen  Erweiterungen,  welche  grosse  Ähnlichkeit  mit  Schweiss- 
drüsen  haben. 

cf.   Uidradenom. 

ISyrins^omyelie  (o  fjLvsXog  Mark)  auch  Sklerosis 
centralis  (pericentralis)  medullae  spinalis,  das  Vor- 
handensein einer  Höhle  in  der  grauen  Substanz  des 
Rückenmarkes.  Die  äusserst  chronisch  verlaufende  Affektion 
ist  stets  kongenital  und  ninmit  ihren  Ausgangspunkt  von  dem  em- 
bryonalen Gewebe  am  Schlüsse  des  Zenträkanals.  -  Durch  Ein- 
schmelzung  der  anliegenden  grauen  Substanz  entsteht  ein  charak- 
teristischer von  ScHULTZE  imd  Kahler  begründeter  klinischer 
Symptomenkomplex:  eine  an  den  Duchenne- ARAN'schen  Typus 
erinnernde,  in  den  Armen  symmetrisch  beginnende  und  später  auf 
die  Beine  übergreifende  Muskelatrophie  mit  Sensibilitätsstörungen, 
die  sich  hauptsächUch  auf  die  Temperatur-  imd  Schmerzempiin- 
dung  erstrecken,  und  trophische  Störungen:  Veränderungen  der 
Haut,  Skoliose  der  Halswirbelsäule,  Arthropathien,  Spontan-Frak- 
turen  imd  Luxation  ähnüch  wie  bei  Tabes  und  eine  mit  Panaritien 
einhergehende  an  Akromegalie  (s.  d.)  erinnernde  Veränderung  der 
Hände,  von  Charcot  Chiromegalie  genannt.. 

Die  einfachen  nur  in  einer  Erweiterung  des  Zentralkanals  be- 
stehenden Höhlenbildungen  des  Rückenmarks  werden  Hyd ro- 
myelus  [Leyden]  genannt. 

cf.  MoRVAN'sche  Krankheit;  Hydromyelus. 

S^yrina^omyelocele,  eine  besondereForm  der  Spina 
bifida  vd.  Spina  bifida. 


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Taenia  483 

Tabaeosis  pulmonis  (Tabak  amerik.  W.,  eig.  die 
Bolle)  vd.  Pneumonokoniosis. 

Tabes  Q&t,  eig.  Fäulniss,  v.  Wzl.  ta  dehnen,  flüssig 
werden,  schwinden)  Abmagerung,  Körperschwund  -— 
frülier  hauptsächlich  im  Sinn  von  Muskelschwund,  im  Gegensatz 
zum  Fettscnwund  (Macies)  gebraucht. 

Tabes  dorsalis  Hinterstrangsklerose,  graue  Degene- 
ration der  Hinterstränge,  Leukomyelitis  posterior, 
Ataxie  locomotrice  progressive,  die  Rückenmarksdarre  oder 
R. -Schwindsucht,  häufigste  Rückenmarkskrankheit ;  nach 
neueren  Untersuchungen  als  eine  kombinirte  Systemerkrankung 
aufzufassen,  da  neben  der  typischen  Degeneration  der  Hinterstränge 
in  entwickelteren  Fällen  auch  die  Hinterhömer,  CLARKE'schen 
Säulen,  ja  sogar  periphere  Nerven  degenerirt  gefunden  werden. 
Die  wichtigsten  klinischen  Symptome  sind :  lanzinirende  und  Gürtel- 
schmerzen, Parästhesien,  später  Anästhesien,  Diplopie,  Atrophie 
des  Sehnerven,  reflektorische  Pupillenstarre,  Myosis,  rasche  Er- 
müdbarkeit beim  Gehen,  später,  seltener  von  Anfang  an,  Ataxie, 
frühzeitiges  Erlöschen  der  Patellarreflexe,  Abnahme  der  Potenz, 
Retentio  urinae,  im  letzten  Stadium  zunehmende  Paraplegie  der 
Unterextremitäten,  Sphinkterenlähmung,  Cystitis,  Dekubitus.  Die 
Dauer  der  Krankheit  beträgt  viele  Jahre,  ja  Jahrzehnte. 

T.  laetea  eine  infolge  von  Galaktorrhoe  (s.  d.)  eintretende 
Störung  der  allgemeinen  Ernährung  mit  Oligämie,  Abmagerung, 
Sinken  der  Temperatur,  Ermüdung,  Pulsbeschleunigung  etc. 

T.  ineseraiea,  Pädatrophie  die  Abzehrung  kleiner 
Kinder,  eine  Folge  des  durcn  schlechte  Ernährung  unterhaltenen 
chronischen  Darmkatarrhs,  welcher  schliesslich  zur  Enteritis  foUi- 
culosa  und  damit  sekimdär  verbundener  Anschwellung  und  selbst 
Verkäsimg  der  Mesenterialdrüsen  führt,  wobei  die  Bildung  von 
Chyluskörperchen  (der  Vorstufe  der  Blutkörperchen?)  gehindert  ist. 

T.  satarnina  der  allgemeine  Effekt  der  chronischen  Blei- 
vergiftung, der  sich  in  Abmagerung,  vorzüghch  der  Muskulatm*, 
Anämie  mit  gelblicher  Verfärbung  der  allgemeinen  Decke  (daher 
Ikterus  saturninus  genannt)  äussert. 

cf.  Marasmus,  Phthisis. 

Tachykardie  (laxvg  schnell,  ij  xagdia  Herz)  eine 
seltene  Neurose  des  Herzens,  besteht  in  enormer  Beschleunigung 
der  Herzkontraktionen.    Besser   ist   die  Bezeichnung  Pyknokardie 

(s.  d.). 

Tachypnoe  (jtvs(o  atmen)  das  beschleunigte  Atmen 
(cf.  Dyspnoe). 

Taenia  (^  raivia  Band,  v,  reivco)  der  Bandwurm  (cf, 
Bothriocephalus),  ein  aus  sehr  kleinem  nmdlichen  Kopf  und  vielen 

31* 


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484  Talipes 

flachen  Gliedern  bestehender,  bis  zu  mehreren  Metern  langer  Wurm 
im  Dünndarm  des  Menschen.  Der  Kopf  besitzt  vier  seitliche  Saug- 
näpfe, die  Gechlechtsöffnung  der  Glieder  liegt  an  der  Kante.  — 
Es  gibt  zwei  Arten : 

T.  soll  um  (solium  heisst  der  Thronsessel,  Lehnstuhl, 
dann  Badewanne  und  —  Sarg?  — )  der  bewaffnete  Band- 
wurm. Zwischen  den  Saugnapf en  befindet  sich  an  einem  kugel- 
förmigen Zapfen  (Bostellum;  ein  doppelter  Hakenkranz. 

T.  saginata  (die  Bezeichnung  „feist,  gemästet''  ist 
von  dem  charakteristischen  Gesamthabitiis  herge- 
nommen. Die  Bezeichnung  „medio-caneUata^^  beruht 
auf    einer    irrtümlichen    anatomischen    Anschauung) 

der  unbewaffnete  oder  feiste  Bandwurm,  ist  weit  grösser 
und  dicker  als  T.  solium,  der  Kopf  ohne  Hakenkranz,  an  dessen 
Stelle  sich  ein  fünfter  kleiner  Saugnapf  befindet. 

T.  Ecehinokokktts  vd.  Echinokokkus, 
cf.  Cysticercus,  Helminthiasis. 

Talipes  {talus  Ferse,  Knöchel,  Würfel,  pes  Fuss) 
i.  q.  Pes  calcaneus. 

Talipomanas  (besser  talipedimanus,  dem  voraus- 
gehenden   nachgebildet)    s.    Laxatio    raanus    eongenita 

Klumphand.  Je  nach  der  überwiegenden  Spannung  der  Ex- 
tensoren  oder  der  Flexoren  unterscheidet  man 

T.  cxtensa  oder  T.  flexa  und  bei  letzterer  wieder  T.  vara 
8.  pronata  imd  T.  valga  s.  supinata. 

Tampon  (franz.  Pfropfen)  Bausch  von  Leinwand,  Char- 
pie,  Watte  u.  dgl.  zum  Einlegen  in  Scheide,  Mastdarm  und  Nase, 
für  sich  zur  Blutstillimg,  oder  als  Träger  von  Medikamenten. 

cf.  Boordonnet,  Pessariam. 

Taphepbobie  (17  Ta(p7)  Begräbnis,  v.  ^djttM,  6  (poßog 
Furcht)  eine  rudimentäre  Form  der  Paranoia  (s.  d.),  die  sich  in 
der  beständigen   Furcht,    lebendig   begraben   zu   werden,   äussert 

[MORSELLI]. 

Tapottement  vd.  Massage. 

Tarantismns  (Tarantel,  weil  sie  sich  in  der 
Gegend  von  Tarent  in  Apulien  findet)  i.q.  Chorea  St.  Viti. 

Tarsalj^ie  (o  xagaog  Geflecht,  Blatt,  v.  tegoofiai  dör- 
ren, trocknen,  t6  äXyog  Schmerz)  i.  q.  Pes  planus  inflamma- 
torius. 

Tarsektomie  (tarsus  Fusswurzel,  exTs/nvo)  anschnei- 
den) Entfernung  der  Fusswurzelknochen  durch  Längsincisionen 
am  Fussrücken  (Ollier). 


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Tendovaginitis  485 

Tarsitis  die  Entzündung  des  Lidknorpels,  häufig 
syphilitischer  Natur  (T.  gummosa). 

TarsorhapUe  (tarsus  Lidknorpel,  von  seiner 
flachen  Form,  v.  ragaög  Galen  u.  Pollux:  Augenlidrand 
mit  den  Wimpern,  gcuirco  nähen)  eine  von  Ph.  v.  Walther 
zuerst  angegebene  Operation  zur  Verengerung  der  Lid- 
spalte l^i  Ektropium. 

Taxis  (vdooco  einrichten)  Reposition  von  Einge- 
weidebrüchen, Zurückbringen  derselben  in  die  entsprechende 
Körperhöhle  durch  gewisse  Handgriffe. 

Negative  T.,  Taxis,   durch  Zug   von  innen,   der  durch  ent- 
sprechende Lagerung  hervorgebracht  wird, 
cf.  Repositio. 

Teicbopsie  (ro  zeixog  Mauer,  17  otpig  Sehen)  ist  Amau- 
rosis partiahs  fugax,  bei  der  die  Grenzen  des  Skotoms  eine  zick- 
zackännliche  Beschaffenheit  haben  (dem  zackigen  Verlauf  von 
Festungsmauem  ähnlich). 

Telansfiektasie  {zfjXog  Adv,  fem,  weit,  x6  dyysiov 
Gefäss,  17  exiaoig  Ausdehnung)  vd.  Angiom  und  Naevus 
(vascularis). 

Temperantia  (temperare  ein  Mass  und  Ziel  setzen, 
ermässigen,  von  tempus)  s.  Parc^oriea  s.  Sedativa  {sc,  re- 
media)  etwa  „niederschlagende",  beruhigende  Mittel, 
Mittel  gegen  Fieber  und  Aufregung  des  Gefäss-  und  Nerven- 
systems. 

Tenacalnm  {teuere  halten,  tenax)  flache  Halter  zur 
schonenden  Zurückhaltung  von  Wimdrändem  oder  der  Augenlider, 
also  ohne  zu  klemmen,  wie  Zangen  und  Pinzetten). 

Tenalg^ia  crepitans  {6  xhcov  Sehne,  v.  xelvco  span- 
nen, x6  aXyog  Schmerz;  crepito,  Frequ,  v.  crepare  knarren) 
vd.  Tendovaginitis. 

Tendovaitiiiitis  {tendo  Sehne,  vagina  Scheide)  s. 
Tenosynovitis  Sehnenscheidenentzündung. 

T.  aeuta  purulenta  eiterige  Sehnenscheidenentzün- 
dung, durch  Verwundung  (mit  septischer  Infektion)  oder  Perfo- 
ration der  Sehnenscheiden  von  Panaritien  oder  anderen  Eiter- 
herden aus,  mit  Eiterung  im  Gebiet  der  Sehne  und  Phlegmone 
lun  die  Sehnenscheide,  in  schweren  Fällen  mit  Nekrose  der  Sehne 
selbst. 

T.  s.  Tenalgia  erepitans  ist  T.  (besonders  der  auf  dem  Ra- 
dius gelegenen  Daumensehnen),  bei  welcher  die  Bewegungen  der 
betreffenden  Sehnen   bezw.  Muskeln  von  eigentümüchem  Knarren 


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486  Tenesmus 

an  der  Stelle  der  Anschwellung  begleitet  sind,  wahrscheinlicli 
herrührend  von  Faserstoffablagerung  auf  die  Wände  der  Sehnen- 
scheide. 

[Nach  KÖNIG.] 

T.  hydropiea  (serosa  ehroniea,  doch  öfters  mit  akutem 
Anfang")  s.  Hydrops  tendovaginalis  Sehnenscheidenhygrom 
(8.  d.),  betrifft  am  häufigsten  den  grossen  Sack  der  Flexorsehnen 
der  Hand,  welcher  eine  schwappende  Greschwulst  bildet,  worin 
öfters  Corpora  orj-zoidea  vorkommen. 

T.  hypertroph iea  [Gubler]  kleine  spindelförmige  Anschwel- 
lungen an  den  Sehnen  und  Sehnenscheiden  der  Fingerstrecker, 
oft  gleichzeitig  mit  Auftreibimg  der  Metakarpalknochen,  bei  Blei- 
lähmung. 

Tenesmus  (6  reiveofiög  Spannung  des  Leibes,  v.  tsivco) 
besteht  in  schmerzhaftem  Krampf  des  Sphincter  ani  und  der 
benachbarten  Muskeln,  wobei  unter  intensivem,  rasch  wieder- 
kehrendem oder  anhaltendem  Stuhldrang  mit  heftiger  Anstrengung 
und  unter  brennenden  Schmerzen  im  After  nur  kleine  Mengen 
Darminhalts  entleert  werden. 

T.  vesieae  ein  Symptom  mancher  Blasenaffektionen,  wobei 
jeder  Tropfen  in  die  Blase  gelangenden  Urins  zu  schmerzhafter 
brennender  Entleerung  reizt,  und  der  Harndrang  auch  nach  der 
Entleerung  noch  fortbesteht. 

cf.  Dysuria. 

Tenonitis  Entzündung  der  Tenon'schen  Kapsel. 

Tenorrhapie  (^  gacprj  Naht)  die  Sehnen  naht. 

Tenosynovitis  (o  tevcov  Sehne,  v.  zeivco  und  Synovitis 
—  s.  d.)  i.  q.  Tendovaginitis. 

Tenotomie  (ri^v«  schneiden)  Sehnendurchschnei- 
dung  (gewöhnlich  subkutane)  bei  Muskelverkürzung,  Klumpfuss, 
Caput  obstipum,  Strabismus  etc. 

T,  tensoris  tympani  [Weber-Liel]  und  M.  stapedii  [Kessel] 
Durchschneidung  des  Trommelfells  und  des  Steig- 
bügelmuskels. 

Tenotom  das  zur  T.  dienende  Messer» 

Tephromyelitis  (jJ  te(pQa  Asche),  vd.  Myelitis. 

Teratom  (v.  xegatom,  x6  Tsgag,  -arog  Wunder,  von  je- 
der ausserordentlichen  Naturerscheinung)  teratoide 
Geschwulst,  Bezeichnung  für  angeborene  Tumoren,  die  sich 
durch  ihre  Zusammensetzimg  aus  sehr  verschiedenen  Geweben 
(Bindegewebe,  Knorpel,  Knochen,  Muskeln,  Haut,  Haare,  Nerven, 
Drüsengewebe  u.  s.  w.)  auszeichnen.  Sie  sind  zum  Teil  Doppel- 
missbildungen,    bei   welchen   der  eine  Fötus    durch   den   anderen 


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Tetanus  487 

verkümmert,    zum  Teil  Grewebsmissbildimgen   imierhalb  eines  Ein- 
zelfötus. 

cf.  Acardiacus,  Dermoid. 

Testitis  {testis  Hoden)  i.  q.  Orchitis. 

Testudo  (Schildkröte,  v.  testa  Schale,  Ziegel)  ein 
mit  Eollbinden  herzustellender  besonderer  Verband  für  Gelenke 
in  winkeliger  Stellung,  wobei  die  Bindenturen  einander  schuppen- 
artig decken.  —  Je  nachdem  die  Zirkelturen  von  zwei  Seiten  her 
einander  näher  rücken  und  sich  schhesslich  zu  einer  vereinigen, 
oder  von  einer  ausgehend  sich  von  einander  entfernen,  unter- 
scheidet man  T.  inversa  und  re versa. 

cf.  Spica. 

Tetanie  (o  zhavog  Starrkrampf,  v.  reivco  anspannen) 
s.  Arthrofryposis  s.  Contractura  artuuin  besteht  in  spontan 
eintretenden,  Minuten  bis  Stunden  lang  dauernden  schmerzhaften 
Kontrakturen,  die  mit  Vorliebe  einzelne  Muskelgruppen  und  Ner- 
vengebiete der  Extremitäten,  seltener  des  Rumpfes,  in  verschieden 
langen  Intermissionen  befallen.  Das  Leiden  ist  zentralen  Ur- 
sprunges, doch  ohne  gröbere  anatomische  Veränderungen  des 
Nervensystems.  Schwangerschaft  und  Laktation  disponiren  beson- 
ders dazu  (Contracture  des  nourrices  —  Trousseau)  ;  in  manchen 
Fällen  schien  Ergotismus  spasmodicus  zu  Grunde  zu  liegen.  Weiss 
hat  das  Auftreten  von  T.  nach  Kropfexstirpationen  beobachtet. 
Von  differentiell-diagnostischer  Bedeutung  für. das  Leiden  ist  eine 
hohe  mechanische  und  (weniger)  elektrische  Ubererregbarkeit  der 
Muskeln  und  Nerven,  sowie  das  TROUSSEAu'sche  Phänomen  (Druck 
auf  die  Gefässstämme  löst  Krämpfe  aus). 

cf.  Spasmus,  Orampus. 

Tetanin,  Tetanotoxin,  ISpasmotoxin  von  Brie- 
GER  aus  Kulturen  von  Tetanus-Bazillen  (s.  d.),  sowie  aus  der  Ex- 
tremität eines  an  Tetanus  verstorbenen  Menschen  dargestellte  To- 
xine, welche  an  Tieren  einen  tetanusartigen  Symptomenkomplex 
hervorrufen. 

Tetanas  im  allgemeinen  i.  q.  Spasmus  tonicus. 

Klinisch:  der  Starrkrampf,  schmerzhafter,  gewöhnlich  in 
der  Muskulatur  des  Unterkiefers,  Schlundes  und  Nackens  begin- 
nender, und  von  da  auf  den  Eumpf,  besonders  die  Strecker  der 
Wirbelsäule  sich  verbreitender  kontinuirlicher  tonischer  Krampf, 
oft  mit  konvulsivischen  Erschütterungen  —  tetanische  Stösse  — 
des  ganzen  Körpers  verbimden,  in  Zusammenhang  mit  abnorm 
gesteigerter  Eeflexerregbarkeit  der  MeduUa  oblongata  und  des 
Eückenmarks,  in  manchen  Fällen  von  T.  traumaticus  mit  spinalen 
anatomischen  Veränderungen,  welche  durch  eine  Neuritis  ascendens 
von  der  Peripherie  her  entstanden  sind.  —  Die  überwiegend  häu- 
figste Fonn  der  tetanischen  Verkrümmimg  ist  der 


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488  Tetragenus 

Oplsthotonas(ojr£o^ey)  wobei  derBumpf  durch  die  kontrahirteD 
Strecker  der  Wirbelsäule  nach  hinten  geoeugt  ist.  Man  hat  für 
Ausnahmsfälle  noch  unterschieden 

Plearothotonus  (jtkevgo&sv  y.  inXevgov),  Emprosthotonas  (s^- 
.TQoo&ev),  Orthotonus  (og^og),  je  nachdem  der  Körper  mehr  nack 
der  Seite  oder  nach  vorn  gebeugt  oder  gerade  gestreckt  ist. 

Herkömmlich  ist  folgende  ätiologische  Gruppirung: 

T.  traumaticus,  Wundstarrkrampf,  die  gewöhnlichste 
Form,  als  dessen  Ursache  mit  Sicherheit  ein  Bacillus  (s.  d.)  nach- 
gewiesen ist. 

T.  rheumaticus,  auf  Erkältungen  zurückgefühi-te  Fälle. 

T.  idiopathicus,  T.  ohne  deutliche  Ursache. 

T.  toxicus,  durch  gewisse  „tetanisirende"  Gifte  hervor- 
gerufene tetanusartige  Krämpfe. 

Eine  beschränkte  Form  des  T.  ist  Trismus  (s.  d.). 

T.  neonatorum  der  bei  Neugeborenen  in  den  ersten  zwei 
Wochen  häufig  zugleich  mit  Trismus  auftretende  T.,  der  zeitlich, 
und  wahrschemlich  auch  kausal  meist  mit  dem  Bestehen  der  offe- 
nen Nabelwimde  zusammenhängt,  aber  auch  öfters  durch  zu  heisse 
Bäder  oder  durch  Extravasate  an  der  Aussenseite  der  Dura  mater 
spin.  bedingt  zu  sein  scheint. 

T.  puerorum  bei  älteren  Kindern,  überwiegend  häufig  Kna- 
ben, besonders  in  der  heissen  Jahreszeit  auftretender,  meist  trau- 
matischer, von  Verwundungen  der  Extremitäten  ausgehender  Te- 
tanus. 

cf.  Bacillus. 

Tetra^^enus  vd.  Mikrokokkus. 

Theomanie  (^eog  Gott,  y  fxavia  Wahnsinn)  reli- 
giöser Wahnsinn,  Manie  mit  exaltirten  Delirien  religösen 
Inhalts. 

cf.  Melancholia  religiosa. 

Therapie  (jJ  ^egojieia  v.  ^egajtevü)  bedienen,  heilen) 

Heilungslehre,  welche  zeigt,    wie  der  kranke  Organismus  oder 
die  kranken  Organe  wieder  zur  Norm  zurückgeführt  werden. 

Therm ästhesiometer  (97  ^igf^itj  Wärme,  97  aXod'rjoig 
Empfindung,  t6  fAhgov  Mass)  Vorrichtung  zur  Prüfung 
des  Temperatur  Sinns  (Empfindung  des  Temperaturunter- 
schiedes eines  erwärmten  und  eines  abgekühlten  Thermome- 
ters u.  d^l.). 

cf.  Ästhesiometer. 

Thermocautere  (frz.  als  deutsches  Fremdwort 
gebraucht  aus  dem  gr.  '&eg^6g  warm,  aalw  brenne,  xavxrjg 
u.  xavxrigiov,   cauterium  Brenneisen)   ein  von  Paquelin  ange- 


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Thorakoplastik  489 

gebener  Apparat  zur  Kauterisation.  Derselbe  besteht  aus 
einer  Glasflasche,  die  mit  Benzin  gefüllt  wird,  und  aus  einem  ver- 
schieden gestalteten  innen  hohlen  Platinbrenner.  Durch  ein  Gre- 
bläse  wird  das  Benzin  in  den  vorher  erwärmten  Brenner  getrieben, 
der  hierdurch  beliebig  lange  glühend  erhalten  wird, 
cf.  Moxa. 

Thermometrie  (t6  fihgov  TULclbb)  die  Lehre  von  dem 
Verhalten  der  Temperatur  im  gesimden  und  kranken  Orga- 
nismus. 

Thermopalpation  [Benczuk  u.  Jonas]  (vd.  Palpation) 
die  palpatorische  Bestinmiung  von  Temperaturdifferenzen  auf  der 
Haut  der  Brust  und  des  Bauches  und  die  dadurch  mögliche  Ab- 
grenzung der  (lufthaltigen  gegen  nicht  lufthaltige)  Organe. 

Thermopheu^^oskop  (rpsvyco  fliehen,  oxonsw  besich- 
tigen) ein  von  Arnheim  (Berliner  Klin.  Wochenschrift  1888, 
Nr. 47)  angegebener  (Taschen-)Ap parat  zur  Bestimmung  des 
Wärmeverlustes  von  der  Haut. 

Thesiopnoe  (17  '&saig  Lafs^e,  97  jtvoi^  Atmuni?)  Lage- 
a  t  m  u  n  g ,  bekannter  unter  der  Bezeichnung  Marchall  HALL'scähes 
Verfahren,  zur  Wiederbelebimg  bei  Asphyxie  von  M.  Hall 
empfohlenes  Verfahren:  Lagerung  auf  das  Gesicht,  einen  Arm 
unter  die  Stirn,  Rotation  in  die  Seitenlage  und  etwas  darüber 
hinaus,  diese  Bewegung  eine  Zeit  lang  rhythmisch  wiederholt. 

Thomseii'sche  Krankheit  i.  q.  Myotonia  congenita. 

Thorakocentesis  s.  Tkoracentesis  (o  dcoga^ 
Brust,  xevTsco  durchbohren)  operative  Eröffung  des  Brust- 
raumes (durch  Messer  oder  gewöhnlich  Troikar)  zur  Entfernung 
von  angesammelter  Luft  oder  Exsudaten. 

cf.  Paracentesis. 

Thorakometrie  (t6  fjhgov  Mass)  die  Messung  der 
Brust  in  Bezug  auf  umfang  und  die  Durchmesser  (Sagittal- imd 
Frontaldurchmesser), 

cf.  Cyrtometer. 

Tkorakopa^^us  {nayelg  verbunden,  v.  jn^yw/m)  s.  Syn- 
thorax  zwei  am  Thorax,  und  zwai-  meist  in  der  Gegend  des 
Schwertfortsatzes  (Xiphopagus,  Stern opagus)  miteinander 
verwachsene  Individuen;  —  nach  der  Anzahl  der  Arme  Th.  tri- 
brachius  oder  tetrabrachius. 

cf.  Monstntm. 

Thorakoplastik  {jiXdaaco  bilden,  formen)  Verfahi*en 
durch  Resektion  von  Rippenstücken  oder  nahezu  ganzen  Rippen 
das  Einsinken  des  Brusticorbes  (R^tr^cissiment)  zu  ennöglichen. 


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490  Thorakotomie 

Thorakotomie  (zdfivco  schneiden)  Eröffnung  des 
Brustkorbes,  i.  e.  der  Pleurahöhle  durch  Schnitt. 

Thorax  paral^ticas  kein  eigentlich  gelähmter,  son- 
dern ein  langgestreckter  schmaler  Thorax  mit  weiten  Interkostal- 
räumen, dünner,  schwacher  Muskulatur,  schwacher  Inspirations- 
kraft, für  phthisische  Disposition  charakteristisch. 

cf.  Scapulae  alatae,  Diathesis. 

Thrombophlebitis  pumlenta  {^Qo/nßcoaig  Gerinn- 
sel [Galen],  6  i^gofißog  Klumpen,  v.  xQstpoy  fest  oder  dick 
machen  [nähren],  zur  Gerinnung  bringen,  rj  (p?Jy>,  (pXeßog 
Ader)  eiterige  Erweichung  eines  Venenpfropfes,  ver- 
bunden mit  eiteriger  Infiltration  der  Venenwand. 

Thrombosis  der  Vorgang  und  das  Resultat  der  Throm- 
busbildung. Die  Ursachen  im  allgemeinen  vd.  unter  Coagulatio. 
Im  besonderen  unterscheidet  man  in  ätiologischer  Hinsicht: 

Kompressions-Th.,  Gerinnung  des  Blutes  durch  Verenge- 
rung der  Gefässwände,  wie  sie  z.  B.  durch  Periphlebitis  bedingt 
sein  kann. 

Dilatations-Th.,  Th.  infolge  Verlangsamimg  des  Blut- 
stromes durch  Erweiterungen  der  Gefässe  (Aneurysmen  und  Va- 
ricen)  oder  des  Herzens. 

Marantische  Th.,  Gerinnungen  in  den  grösseren  Venen  in- 
folge zu  geringer  Energie  der  Heräraft. 

Traumatische  Th.,  welche  bei  Durchschneidung  und  Zer- 
reissung  der  Gefässe  eintritt  und  wodurch  die  spontane  Blut- 
stillung zu  Stande  kommt. 

Tbrombufii  Klumpen  geronnenen  Blutes  inner- 
halb der  Gefässe,  an  Ort  und  Stelle  entstanden  (cf, 
Embolus).  Der  Th.  unterscheidet  sich  indes,  wenigstens  bei  all- 
mählichem Zustandekommen,  von  einfachen  Blutgerinnseln  durch 
grösseren  Faserstoff gehalt,  grösseren  Keichtum  an  farblosen  ZeUen, 
zwiebelartig  geschichteten  Bau. 

Die  Thromben  sind  entweder  rot  (rote  Thromben)  bei  voll- 
ständigem Verschluss  der  Gefässe,  oder  weiss  bis  graurötlich,  ge- 
schichtet, wenn  die  G^rinnimg  bei  strömendem  Blute  erfolgt,  wo 
nicht  die  ganze  Blutmasse  gerinnt,  sondern  nur  einzelne  Blut- 
bestandteile, hauptsächlich  farblose  Blutzellen  imd  Blutplättchen 
nebst  einer  wechselnden  Zahl  roter  Blutzellen  abgeschieden  werden. 

Als  besondere  Formen  sind  zu  unterscheiden: 

primäre  oder  autochthone  Thromben,  entweder  wand- 
ständig, einer  Gefässwand,  oder  klappenstän.dig,  einer  Herz- 
oder Venenklappe  aufsitzend,  oder  obturirend,  das  ganze  Ge- 
fässlumen  einnehmend, 

fortgesetzte  Thromben,  die  sich  weiterhin  an  die  pri- 
mären ansetzen,  oder 


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Tintement  491 

marantische  Thromben,  die  bei  Verlangsamung  der 
Zirkulation  (Herzschwäche)  sich  bilden. 

Unter  den  Ausgängen  der  Thromben  sind  günstig  die  Or- 
ganisation, d.  h.  die  Ersetzung  des  Fibrins  und  der  roten  Blut- 
zellen durch  gefässhaltiges  Bindegewebe,  sowie  die  Schrumpfung 
und  Verkalkung  (vd,  Phlebolith);  ungünstig  die  einfache 
oder  rote- und  die  puriforme  oder  gelbe  Erweichung. 

cf.  Thrombophlebitis. 

Thyreoidektomie  {GL  thyreoidea  Schilddrüse,  v. 
o  ^geog  Thürstein  und  länglich  viereckiger  Schild  von 
Thürgestalt,  jJ  ^ga  Thür,  stöo)  ähnlich  sein,  sHxeiAvco 
ausschneiden)  die  Exstirpation  der  Schilddmse  bei  hoch- 
gradiger Struma  i.  q.  Strumektomie  (s.  d.). 

Thyreoiditis  (v.  ^gsoeiSi^g  schildartig,  sc.  xMgog 
Schildknorpel)  i.  q.  Strumitis. 

Thyreotomie  (6  ^vgeög  der  eckige  Schild,  tsjuvco 
schneiden)  operative  Spaltung  des  Schildknorpels 
zur  Entfernung  von  unzugänglichen  Neubildungen  aus  dem  Kehl- 
kopf, der  wesentlichste  Teil  der  Laryngofissio  und  nahezu 
identisch  damit. 

Tic  (franz.  das  Zucken). 

T.  eonvulsif  vd.  Spasmus  facialis. 

T.  doaloareax  vd.  Prosopalgie. 

T,  rotatoire  ist  stossweiser  klonischer  Krampf  im  Muse, 
obliquus  capitis  inferior,  der  die  horizontale  seithche  Drehimg  des 
Kopfes  bewirkt  [Erb]. 

Timbre  metallique  (franz.  Metallklang)  ist  ein 
sehr  hoher  amphorischer  Schall  von  metallischer 
Klangfarbe. 

Tinea  decalvans  (tinta  nagender  Wurm,  calvus 
kahl)  vd.  Alopecia  areata. 

T.  faTOsa  s.  Tera  s.  lupinosa  i.  q.  Favus. 
T.  furfuraeea  i.  q.  Seborrhoea  sicca. 
T.  granulata  i.  q.  Achor  granulatus. 
T.  imbricata  i.  q.  Herpes  tonsurans. 
T.  polonica  der  Weichselzopf. 

Tinnitus    aoriam    (1.  H.    v.  tinnio   klingen)  das 

Ohrenklingen,   verursacht    durch    einen    Reizzustand    des   N. 
acusticus. 

Tintement  (v.  lat.  tinm[ta]r€  klingen)  vd.  Cliquetis. 

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492  TitiUatio 

Titillatio  (lat.  titülare  kitzoln,  v.  t/AAco  reibe,  rupfe) 

ganz  leichtes  Jucken,  leichtester  Grad  desselben, 
cf.  Pruritus. 

Tokodynamometer  (6  xoxog  y.  tixtüh  die  Geburt, 
rj  Svvaßig  die  Kraft)  ein  von  Schatz  angegebenes  Instrument 
zum  Messen  der  austreibenden  Kraft. 

Tonsillitis  {tonsiUae  Mandeln)  i.  q.  Angina  tonsillaris. 

Tonsillotomie  {xifxvto  schneiden)  Exstirpation 
hypertrophischer  Mandeln. 

Tonsillotom  ein  zur  T.  dienendes  Instrument. 

Tonus  (o  xovog  Spannung,  Telv(o)  Spannungszustand^ 
Energie. 

cf.  Rigidität. 

Tonisch  nur  von  Krämpfen,  vd.  Spasmus. 

Tonica  {sc,  remedia)  stärkende  (tonisirende)  Mittel^ 
i.  q.  Roborantia. 

Toplius  {tofus  Tuffstein)  s.  Nodus  grössere  knotige 
oder  höckerige  Auftreibung. 

T.  artliriticus  vd.  Arthritis. 

T.  syphilitieus  durch  syphilitische  Periostitis  bedingte  Knochen- 
auftreibung  (besonders  am  Schienbein,  Cranium,  Stemiun). 
et'.  Dolores  osteocopi. 

Topica  {6  rojiog  Ort\  (sc.  remedia)  örtliche  Mittel > 
d.  i.  Mittel  zur  direkten  lokalen  Behandlung. 

Topoal^^ie  (6  rojiog  Ort,  t6  äXyog  Sehmerz)  (neu- 
rasth^nie  monosymptomatique  —  forme  douloureuse) 
eine  Form  der  Neurasthenie,  deren  einziges  Symptom  ein  Schmerz, 
an  irgend  einem  Ort  ist.    Häufig  durch  ein  Tramna  bedingt. 

Toreolar  (1.  H.  v.  torqueö)  Aderpresse,  i.  q.  Tour- 
niquet. 

Tormina  (Flur.  v.  tortnen  Qual,  v.  torqueo)  sc.  ventris 
Darmgrimmen,  Leibschneiden. 

Torpor  (1.  H.  v.  torpeo  erstarrt  sein)  Gefühls-  oder 
Reaktionslosigkeit,  hauptsächlich  von  der  köiperlichen  gegen- 
über der  psychischen  (cf.  Stupor). 

Adj.  torpTdus. 

T.  retinae  herabgesetztes  (retinales)  Sehvermögen  überhaupt,, 
sowie  ein  solches,  welches  in  keinem  entsprechenden  Verhältnisse 
zur  Beleuchtung  steht. 

Torsion  (1,  H.  v,  torqueo)  Umdrehung. 


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Toxikämie  493 

In  der  Chirurgie:  Ersatzmittel  der  arteriellen  Ligatur 
bei  kleineren  Arterien,  in  mehrmaliger  Umdrehung  der  mit  der 
Pinzette  gefassten  Arterie  um  ihre  Achse  bestehend. 

Von  Darmschlingen:  Axendrehimg,  Ursache  von  Ileus. 

Am  Nabelstrang  nur  dann  pathologisch,  wenn  die 
Drehungen  (an  Stellen,  wo  die  Sülze  geschwunden  ist)  zu  scharf 
werden  und  eine  Stenosirung  der  Nabelschnurgefässe  herbeiführen. 

Torticollis   (torqueo  drehen,   collum   Hals)    s.   Capnt 

obstlpum  Schiefhals,  permanente  Drehung  des  Kopfes  nach 
€iner  Seite  mit  Hebung  des  Kinnes  imd  Kichtung  desselben  nach 
der  gesunden  Seite, kann  vorkommen  angeboren  und  erworben, 
idiopathisch  und  sekundär,  durch  Affektionen  der  Hais- 
und Nackenmuskeln  (T.  muscularis),  oder  durch  Skoliose  der 
Halswirbelsäule  (T.  vertebralis).  —  Die  Verkrümmungen  durch 
Narbenkontraktionen  der  Haut  gehören  nicht  hierher. 

T.  rheumatieas  i.  q.  Myalgia  cervicalis  rheumatica. 

T.  spasticas,  T.  durch  krampfhafte  Kontraktur  eines  Sterno- 
cleidomastoideus  (N.  accessorius). 

Toralaform,  Torulaeeen  (v.  torus  Pfühl,  in  der 
Botanik  für  Fruchtboden  gebraucht)  i.  q.  Streptokokkus. 
T.  eerevisiae  i.  q.  Saccharomyces. 

Torali  (torulus  Wulst)  straminei  (aus  Stroh)  vd. 
Lectuli. 

Toarni^aet  (franz.  tornicare,  tornare,  drehen),  lat. 
Torcular  eigentlich  die  Wein-  und  Ölpresse,  die  Ader- 
presse, im  wesentlichen  eine  Pelotte,  welche  mittels  eines  damit 
verbundenen,  um  das  Glied  gelegten  Gurtes  gegen  blutende  Ar- 
terien gedrückt  wird. 

Toxalbamine  und  Toxopeptone  (vd.  Toxika^mie) 
giftige  Eiweisstoffe,  welche  als  Stoffwechselprodukte  verschiedener 
Bakterienarten  (Milzbrand  etc.)  aus  den  Nährmedien  gebildet 
werden  oder  in  dem  Protoplasma  der  Bakterien  enthalten  sind. 
Auf  ihrer  Wirkung  beruht  ein  Teil  der  pathogenen  Eigenschaften 
der  Spaltpilze. 

cf.  Ptomaine,  Toxine. 

Toxicnm  Gift,  cf,  Intoxikation. 

Toxlkiftiiiie  (ro  to^ixöv,  sc.  <pdQ(,iaxw  zum  Bogen  — 
To  To^ov  —  oder  Pfeil  gehörig,  Gift,  womit  man  die 
Pfeile  bestrich;  x6  alf^a  Blut)  Blutvergiftung  durch 
Blutgifte  im  engeren  Sinne,  bei  denen  nicht  blos,  wie  bei 
den  meisten  Giften,  die  schädliche  Substanz  durch  das  Blut  hin- 
durch zu  anderen  Teilen  gelangt,  sondern  durch  die  das  Blut 
selbst  in  seinen  spezifischen  Bestandteilen,  vorzüglich  der  Inhalt 
der  roten  Blutkörperchen,  eine  Veränderung  erleidet. 


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494  Toxikologie 

Toxikolofi^le  (o  Aoyo?  Wort,  Lehre)  die  Lehre  von 
den  Vergiftungen. 

Toxine  vd.  Ptomai'ne. 

Toxonose  (>?  vooog)   durch  Einwirkung  von  Giften 
hervorgerufene  Krankheit, 
cf.  Intoxikation. 

TraclieYtis  (^  tQaxeta ,  sc.  dgzijQia  der  rauhe  Luft- 
kanal,  wegen  der  harten  Knorpelringe,  im  Gegensatz 
zur  Schlagader  [hia  dQTtjQia]  genannt  asper a,  Trachta  [stcß 
von  zgaxvs)  Entzündung  der  Luftröhrenschleimhaut, 
meist  gleichzeitig  mit  Entzündimg  der  grösseren  Bronchien,  als 
Tracheobronchitis,  oder  mit  Laryngitis.  Ausser  den  akuten 
und  chronischeu,  zirkumskripten  und  diffusen  katar- 
rhalischen Formen  kommt  noch  eine  krüpöse,  diphthe- 
rische imd  syphilitische  Form  vor. 

Trachelorrhapliie  (6  xgdxriXog  Hals,  odjixw  nähen), 
E^iMET'sche  Operation  eine  bei  hartnäckigem  Cervikalkatarrh 
mit  Einrissen  des  Cervix  indizirte  Operation,  die  in  der  Abtragung 
des  Narbengewebes  und  Wiederherstellung  der  normalen  Gestalt 
der  Cervix  besteht.  Sie  wird  heutzutage  vielfach  durch  die  Ampu- 
tation des  Collum  uach  Schköder  ersetzt. 

Trachelosyrins^orrliaphie  {ri  ovgiyC  Röhre)  von 
Sänger  angegebene  der  EMMEx'schen  analoge  Operation  bei 
Vaginalfisteln  mit  Veniähung  des  Cervix. 

Traclieobroiicliitis  vd.  Bronchitis,  Tracheitis. 

Tracheocele  s.  A^roeele  (17  ^v^v  Bruch)  Hervortreten 
einer  Luftgeschwulst  am  Halse  nach  Trauma,  besonders  bei  Husten- 
stössen,  starkes  Pressen  bei  Entbindungen,  bei  der  Defäkation, 
Heben  schwerer  Lasten,  lautem  Kufeu  etc.,  eine  anatomisch  noch 
nicht  klar  gestellte  Erscheinung,  wahrscheinlich  bedingt  durch 
Offenbleiben  einer  penetrirenden  Wunde  der  Trachea  nach  Ver- 
heilung  der  Hautwunde  oder  durch  hemienartiges  Hervordrängen 
der  Schleimhaut  der  Luftröhren. 

Traclieoskopie  {oxotiecö  besichtigen)  Verfahren  zur 
Besichtigung  des  Innern  der  Luftröhre. 

Tracheotoiiiie  {yj  to/mj  Schneiden,  refivco)  der  Luft- 
röhrenschnitt, operative  Eröffnung  der  Trachea,  entweder 
unterhalb  des  Isthmus  der  Schilddrüse,  oder  oberhalb  derselben 
imd  dann  am  besten  als  Krikotracheotomie  {vd,  Krikotomie). 

Trachoin  (ro  zgdxM/^a  Bauhigkeit,  V.  xgaxdw  V.  zgaxvg) 
eine  im  höchsten  Grad  infektiöse  Neubildung  der  Konjunk- 
tiva,  die  den  Typus  eines  Leukocytoms  bildet.  Von  Sattler 
sind  als  Virus  derselben  die  Trachomkokken  beschrieben. 

cf.  Conjunctivitis  grannlosa. 


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Transsudat  495 

Traktionsdivertikel  (trahtre  ziehen)  vd.  Diver- 
ticiilum. 

Transfert  {franz.)  [Charcot]  die  künstliche  Übertragung 
einer  (hysterischen)  Anästhesie,  Amblyopie,  Anosmie,  Ageusie, 
Taubheit,  Lähmung  oder  Kontraktur  von  der  befallenen  Seite  auf 
die  homologen  Teile  der  anderen  normalen  Körperhälfte  durch 
sogenannte  „ästhesiogene"  Mittel,  wie  Auflegen  einer  Metallplatte 
{vd.  Metallotherapie)  oder  eines  grossen  Magneten,  durch  schwache 
galvanische  Ströme  oder  statische  Elektrizität,  Senfteige  u.  a. 

Transforation  iforare  bohren)  von  Hubert  ange- 
gebene in  der  Durchbohrung  der  Schädelbasis  bestehende  geburts- 
hilfliche Operation  mit  dem 

Traneiforateiir  einem  aus  einem  Bohrer  und  einem  Deck- 
blatte bestehenden  Instrument. 

Transfusio  (lat.  Übergiessung)  unmittelbare  Über- 
leitung venösen  oder  arteriellen  Blutes  aus  den  Gefässen  eines 
Individuums  (oder  Lammes)  in  die  geöffnete  Vene  eines  anderen 
Individuums. 

T.  infusoria  besteht  in  der  Infusion  des  einem  Individuum 
entnommenen  Blutes  mit  einer  Spritze.  Auch  dieses  Verfahren 
wird  gewöhnlich  nur  schlechtweg  als  T.  bezeichnet. 

Auto-T.  die  Methode,  durch  [EsMARCH'sche]  Einwicklung  der 
Extremitäten  das  in  ihnen  enthaltene  Blut  dem  Herzen  und  Gehirn 
zuzuführen,  mn  bei  profusen  Blutimgen,  besonders  Metrorrhagien, 
deren  tötliche  Anämie  zu  verhüten. 

Transplantatio  {lat.)  Überpflanzung,  besteht  darin, 
dass  ein  Hautlappen  so  umschnitten  wird,  dass  er  an  einer  Stelle 
mit  der  übrigen  Haut  zusammenhängt  und  entweder  dauernd  oder 
nur  so  lange  in  diesem  Zusammenhange  belassen  wird,  bis  die 
organische  Vereinigung  der  freien  Eänder  des  Lappens  mit  den 
Eändern  eines  Substanzverlustes  erfolgt  ist,  den  der  Lappen  zu 
decken  bestimmt  ist. 

Bei  der  Transplantation  nach  Keverdin  findet  eine  Über- 
tragung und  Anheilung  sehr  kleiner  dünner,  ganz  abgetrennter 
Hautstückchen  auf  die  granuh'rende  Fläche  grosser  chronischer 
Geschwüre  statt.  Zur  Deckung  oberflächlicher  Hautdefekte  em- 
pfehlen TfflERSCH  und  EvERSBUSCH  die  Transplantation  flacher 
Epidermisschnitte  aus  der  Armhaut,  die  in  kleinen  Stücken  dach- 
ziegelartig aufeinander  gelegt  werden. 

T.  dentium  das  Versetzen  extrahirter  Zähne  von  einer  Alveole 
in  eine  andere. 

Transpositio  (lat.  Versetzung)  vd.  Situs  transversus. 

Transsudat  {trans-südo  durchschwitzen)  krankhafter 
Austritt   von  Blutsenim   aus   den    Gefässen    in   die    Gewebsinter- 


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496  Traulismus 

stitien  oder  KörperhÖhlen,  vorzugsweise  durch  gestörte  Di-uckver- 
hältnisse  zu  stände  kommend, 
cf.  Exsudat. 

Traalismufii  (zgarXiCo)  schnarren,  TgavXog)  das  Stam- 
meln. 

Tranma  (ro  tgavina  ■=  xQ&iia  V.  TixQi*>oxo))f  lat.  liaesio 
Verletzung  im  allgemeinen. 
Adj,  traumatisch. 

Tremor  {tgsfico)  sc.   inusealorum    s.   Dysteria  apritans 

Muskelzittern,  eine  Form  des  klonischen  Krampfes,  in  geringen 
rasch  und  rhythmisch  aufeinander  folgenden  Kontiuktionen 
einzelner  Gruppen  der  willkürlichen  Muskeln  bestehend,  wodurch 
oszillirende  Bewegungen  der  betreffenden  Teile  hervorgerufen 
werden.  Stets  ist  eine  gewisse  Schwäche  dieser  Teile  damit  ver- 
bunden. Der  T.  tritt  auf  bei  örtlichen  (Neuritis)  und  Zentral- 
erkrankungen des  Nervensystems  (disseminirte  Sklerose,  Paralysis 
agitans),  chronischen  Toxonosen  (T.  potatorum,  mercurialis, 
saturninus,  opiophagorum),  sowie  als  scheinbar  selbständige 
Erkrankung  (T.  essentialis  s.  simplex,  meist  senilis)  —  [ZH]. 
cf.  Spasmus. 

Trepanatio  (ital.  trepano,  gr.  rgvjiavov  Bohrer  [Hippo- 
krates-Galen],  8c,  cranii ,  Aussägung  eines  scheiben- 
förmigen Stückes  der  Schädelknochen  durch  den 

Trepan,  eine  kleine,  zylinderförmige  Sage,  um  die  Schädel- 
hohle  zugänglich  zu  machen,  resp.  den  Abfluss  von  Eiter  aus 
derselben  zu  ermöglichen. 

TrepUne  {Dem,  v.  Trepan)  der  Knochenbohrer, 
auch  der  kleine  Trepan,  der  an  Stelle  des  Sägebogens  nui- 
einen  einfachen  Handgriff  hat. 

Tri baeiilar Synostose  {frihasüaris  neugeb.  Adjekt.  für 
einen  anatom.  Begriff  der  aus  {vglg  rgetg  drei  und  ^doig  zusammen- 
gesetzt erscheint)  Verkürzung  der  Schädelbasis,  einhergehend  mit 
Verkünunenmg  der  basalen  Himteile,  eine  der  Ursachen  für 
Idiotie. 

cf.  Mikrocephalus. 

Tricephalus  (igig  dreimal,  ^  xetpoXri  Kopf)  drei- 
köpfige Missgeburt. 

Trichanxis  (ij  '&gßj  rgixog  Haar,  a^^ig  =  av^rjoig  Ver- 
mehrung) i.  q.  Hypertrichosis. 

Tricbiasis  (von  zgixidco)  Einstülpung  der  Augen- 
wimpern durch  Verkrümmung  und  Verbiegung  derselben,  sowie 
bei^Entropimn,  derart,  dass  sie  die  Hornhaut  berühi-en. 

T.  vesieae  vd.  Pilimictio. 
cf.  Dlstichiasis. 


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Trichorhexis  nodosa  497 

Triehina  spiralis  (r^tj^iro?  aus  Haaren)  Haar  wurm, 
(Darm-  mid  Muskel-)  Trichine,  die  eine  Bezeichnung  von  der 
Gestalt,  die  andere  von  der  spiraligen  Lagerung  in  den  Muskeln. 

Tricliinosis  die  Trichinenkrankheit,  abhängig  von 
der  Entwicklung  und  Einwandenmg  der  Trichinen.  Im  ersten 
Stadium  treten  die  Erscheinungen  von  selten  des  Verdauungs- 
kanales  in  den  Vordergrund  (Entwicklung  der  Darmtrichinen), 
im  zweiten  Stadium  Ödem  der  Augenlider,  der  Extremitäten, 
Anschwellung,  brettartige  Härte  und  Schmerzhaftigkeit  der  Muskeln 
(durch  die  Einwanderung  der  Muskeltrichinen). 

Triclioeeplialas  dispar  der  Peitschen  wurm.  Dieser 
4 — 5  cm  lange  Wurm  besteht  zu  -/j  aus  einem  fadenförmig  dünnen 
Kopfteil,  ausserdem  einem  weit  dickeren,  abgestumpften  Hinter- 
körper, lebt  im  Cöcum  des  Menschen  und  ist  in  nicht  allzu  grosser 
Anhäufung  von  keiner  klinischen  Bedeutung. 

cf.  Helminthiaäis. 

Triclioiii  {xQixoco,  tQixcofjLo)  i.  q.  Plica  polonica. 

Triehomonas  vas^inalis  ein  im  Scheidenschleim  sehr 
häufig  aufzufindendes  Infusorium  von  unschuldiger  Natur,  „ge- 
wimperte  Monade"  (s.  d.). 

Tricilomykosis  {6  fivxrig  Pilz)  Sammelname  für  die 
parasitären  Hautkrankheiten. 

Trichopliytoii  tonsurans  {f^vw  wachsen,  tondere 
scheeren)  s.  Mikrosporon  inentafraphytes  {vd.  Mentraga, 
q>vo)  erzeugen)  der  dem  Herpes  tonsurans  und  der  Sykosis 
parasitaria  zu  Grunde  liegende  Pilz,  von  Malmsten  in  Stock- 
holm, gleichzeitig  auch  von  Gruby  in  Paris  entdeckt,  von 
Grawitz  neuerdings  genauer  studirt,  ein  reichhch  verzweigter 
Fadenpilz  mit  gegliederten  Hyphen,  morphologisch  dem  Favus- 
pilze  (vd.  Achorion  Schoenleinii)  vollkommen  gleich. 

cf.  Ekzema  marginatum,  Herpes  tonsurans,  Mentagra,  Sykosis. 

Triehoptilosis  [Devekgie]  (^  jtzO.coaig  Befiederung, 
V.  jtrdoo}  ntikov  Feder,  V.  jihoiuai  fliegen)  die  durch  die 
mazerirende  Einwirkung  profuser  Schweisse  hervorgenifene  Er- 
weichung und  federartige  Aufsträubung  der  Kindenschicht  der 
Haare. 

Triehorhexis  nodosa  [Kaposi]  (^  gfj^is  v.  Qrjywitu 
zerreissen)  eine  nur  an  den  Barthaaren  „und  Augenbrauen  vor- 
kommende Affektion  von  unbekannter  Ätiologie,  in  winzigen, 
etwas  durchscheinenden  kugeligen  Anschwellungen  bestehend, 
welche  zu  1 — 5  und  mehr  gereiht  an  einem  Haarschaft  sitzen,  an 
welchen  Stellen  das  Haar  leicht  abbricht. 

Roth' 8  Klinische  Terminologie.    4.  Aufl.  32 


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498  Triehosis 

Tricli^sifli  [Auspitz]  (v.  Tot^om  behaare)  eine  Keratonose, 
die  sich  durch  Anomalieii  der  Haarbildmig  charsikterisirt. 

Hypertrichosis  (Vermehrung),  At r ich osis  (Verminderung 
der  Haarbildung)  Paratrichosis  (Haarbildung  an  abnormer 
Stelle). 

Trinnil«  (gr-  H.  y.  rgi^co  knirschen)  Mundsperre, 
mastikatorischer  Gresichtskrampf,  tetanischer  Krampf  im  Bereich 
des  N.  trigeminus,  infolgedessen  der  Mund  nicht  geöffnet  werden 
kann,  —  auf  dieselben  Ursachen  zurückzuführen  wie  der  Tetanus, 
und  häufig  nur  eine  Teüerscheinung  desselben. 

TristicUasis  (r^<^  dreimal,  o  ori^og  Beihe)  angeborene 
Anomalie,  bei  der  statt  einer  3  Eeihen  von  Cilien  das  Lied  be- 
isetzen. 

cf.  Distichiasis. 

Trokar  oder  Troicar  (trois-quarts,  lat.  acus  triquttra 
dreikantige  Nadel)  spitziges,  an  der  Spitze  dreikantiges,  in 
einer  Kanüle  steckendes  und  mit  Handgriff  yersehenes  Stilett, 
zur  Parazentese  und  Anlegimg  der  Drainage  dienend. 

Trochoeephalus  (6  tooxqq  Rad,  Scheibe)  vd.  Brachy- 
cephalus. 

Troplioneurose  {n  Tgoffij  Nahrung)  eine  Emährungs- 
«törung,  die  ihren  Grund  in  einer  Affektion  des  Nervensystems 
(zentr^  oder  peripher)  hat. 

cf.  Nearosis. 

Tubai^e  (franz.  das  Böhrenlegen,  tuba)  die  Ein> 
legung  von  Röhren,  gewöhnlich  elastischen,  in  irgend  welche 
Teile,  z.  B.  in  den  Kehlkopf  bei  Glottisödem. 

cf.  Drainage. 

Tuberculosis  (ttiber,  tuberculum  v.  tu-mere)  Tuberkel- 
krankheit,  eine  in  verschiedenen  Organen  auftretende,  besonders 
aber  die  Lungenspitzen  befallende  und  als  Örtliches  Leiden  mehr 
oder  weniger  chronisch  verlaufende  parasitäre  Erkrankung,  durch 
Bildung  miliarer  Tuberkel  mit  peripherer  Vergrösserung  und  zen- 
traler Verkäsung  charakterisirt,  welche  teils  durch  Konfluenz  der 
primären  Tuberkelknoten,  teils  durch  akzessorische  nekrobiosirende 
Entzündungen  zur  käsigen  Degeneration  der  Parenchyme  führt. 
Rindfleisch  unterscheidet: 

Primäre  oder  lokale  T.,  die  tuberkulöse  Phthise  der 
einzelnen  Organe,  die  rein  örtlichen  Zerstörungen  durch  Tuberkel 
und  die  daneben  auftretenden  anderweitigen  Entzündungsprodukte. 

cf.  Pneninonia  scrofnlosa. 

Sekundäre  T.,  die  Weiterverbreitung  der  primären  T.  durch 
Tuberkeleniptionen  in  den  Lymphgefässen  und  Lymphdrüsen 
durch  Resorption  von  infizirenden  Substanzen    aus    den  primären 


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Tuberculum  499 

Entzündungsherden  in  die  Lymphgefässe.  Hierbei  gehen  die 
TuberkelzeUen  aus  den  Lymphkörperchen  heiTor,  welche  sich 
durch  Teilung  vermehren. 

cf.  Broncho-Pneumonia  tuberculosa,  Peribronchitis. 

Tertiäre  T.,  T.  disseminata  s.  miliaris  acuta,  die  all- 
gemeine oder  akute  Miliartuberkulose,  eine  stets  akut  und 
tötlich  verlaufende  Krankheit,  bei  welcher  durch  Selbstinfektion 
in  den  verschiedensten  Teilen  des  Körpers,  namentlich  in  der 
Limge,  der  Pia  mater,  den  serösen  Häuten,  der  Chorioidea  und 
in  den  Parenchymen  der  grossen  drüsigen  Organe  zahlreiche  kleine 
Herde  skrofulöser  Entzündimg  (Miliartuberkel)  sich  etabliren  (zu^ 
erst  als  Perivasculitis  nodosa  hauptsächlich  durch  lokale  Wucherung 
der  stabilen  Bindegewebszellen). 

Während  bei  der  gewöhnlichen  Tuberkulose  das  Gift  der- 
selben, der  Tuberkelpilz,  lokalisirt  bleibt,  verbreiten  sich  bei  der 
akuten  Miliartuberkulose  die  Bazillen  rasch  durch  den  ganzen 
Körper  und  führen  in  den  verschiedensten  Organen  zu  Tuberkel- 
eruptionen. 

Tuberculum  {Bern,  y.  tuher  Höcker   oder   Knoten) 

Knötchen  überhaupt,  klinisch  insbesondere  der  Tuberkel,  ein 
miliares,  ursprünghch  grau  durchscheinendes  derbes  Knötchen, 
welches  aus  einer  Anzahl  submiliarer  Knötchen  konglomerirt 
ist,  deren  jedes  drei  Schichten  enthält,  nämlich  eine  äussere  aus 
spezifischen  Tuberkelzellen  bestehende  Schicht,  eine  mittlere^  deren 
Zellen  nicht  mehr  erkennbar,  sondern  (durch  eine  Art  Hyalinose/ 
homogenisirt  sind,  und  eine  innere  feinkörnig  getrübte  oder  „ver- 
käste" Infiltratschicht,  welche  direkt  in  molekulare  Erweichung 
übergeht.  —  Der  T.  geht  hervor  aus  einem  kleinen  Herd  skro- 
fulöser Entzündung,  d.  i.  einer  Entzündung,  welche  statt  eines 
oberflächlichen  und  mobilen  Exsudates  ein  im  Bindegewebe  haf- 
tendes, dasselbe  in  Knötchenform  auftreibendes  Exsudat  Hefert. 

Bei  Lungen- T.  besteht  das  Zentrum  eines  jeden  submiharen 
Knötchens  aus  dem  käsig  degenerirten  Ende  eines  kleinsten 
Bronchiolus  oder  den  in  gleicher  Weise  degenerirten  Wandungen 
eines  oder  mehrerer  Alveolargänge  [nach  Rindfleisch  in  ZH]. 

Die  Ursache  der  Tuberkelbildung  sind  die  von  Koch  ent- 
deckten Tuberkelpilze,  die  sich  in  den  TuberkelknÖtchen  konstant 
in  grösserer  oder  kleinerer  Zahl  finden. 

cf.  Bacillus  tubercalosis. 

Solitftrer  Tuberkel:  so  sind  grosse  rundliche,  nicht  selten 
im  Gehirn  gefundene  Geschwülste  aus  tuberkelähnlichen  Massen 
bezeichnet  worden,  welche  jedoch  [nach  Rindfleisch  und  BmcH- 
Hirschfeld]  als  eine  Form  harter  Gliome  aufzufassen  sind, 
mit  so  spärlicher  Vaskularisation,  dass  sie  in  der  Mitte  verkäsen. 

Tubereula  dolorosa  subkutane,  an  den  peripheren  sen- 
siblen   Hautästen    vorkommende    knötchenförmige    Neubildunge», 


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500  Tumor 

die  sich  durch  enorme  paroxysmenweise  auftretende,  durch  Be- 
rührung, Witterungswechsel  etc.  erheblich  gesteigerte  Schmerz- 
haftigkeit  auszeichnen  (entweder  Neuromata  vera  oder  spuria). 

T.  nekrogenieum  Leichen tuberkel,  eine  durch  oitliche 
Einwirkung  von  Leichengift  entstehende  hartnäckige  Induration 
der  Haut  in  Form  eines  schmerzenden,  warzenähnlichen  Knotens 
mit  nässender  Oberfläche. 

cf.  Verruca  nekrogenica. 

T.  syphilitieum  ist  Syphilom  der  Haut,  bei  Zerfall  als  Lupus 
syphiliticus  bezeichnet  (cf.  Syphilides). 

Tumor  ilat.)  die  Geschwulst  oder  Anschwellung, 
oft  in  der  gleichen  Bedeutung  wie  Neoplasma. 

T.  albus  alter  Name  für  skrofulöse  Gelenkentzündung  (Syno- 
vitis  fungosa),  welche  als  Gelenkgeschwulst  ohne  akut-entzünd- 
liche Erscheinung  und  Bötung  (daher  albus)  auftritt. 

T.  cavernosus  vd.  Angioma  cavemosum. 

T.  fibrinosus  Faserstoffgeschwulst,  kommt  dadurch  zu 
Stande,  dass  der  flüssige  Teil  von  Blutextravasaten  resorbirt  wird 
und  eine  aus  konzentrischen  Faserstofflagen  zwiebelartig  geschich- 
tete feste  Geschwulst  bleibt. 

cf.  Polypus  fibrinosus. 

T.  splenis  Milzschwellung: 

a)  acutus,  der  akute  Milztumor,  auch  als  akute  Hyper- 
trophie bezeichnet.  Birch-Hirschfeld  ist  geneigt,  den  Vorgang 
als  akute  Splenitis  aufzufassen.  Er  besteht  in  kongestiver 
Hyperämie,  aus  welcher,  wenn  die  Affektion  nicht  in  diesem 
Stadimn  wieder  rückgängig  wird,  eine  hyperplastische  Schwellung, 
durch  Proliferation  der  PulpazeUen,  hervorgeht.  Die  Ursache  ist 
zu  suchen  in  Zuführung  reizender  (nicht  sicher  gekannter,  wahr- 
scheinlich molekularer)  Stoffe  bei  Infektionskrankheiten,  besonders 
Malaria,  Typhus,  Pyämie. 

b)  chronicus,  besteht  entweder  in  einer  einfachen  gleich- 
massigen  Hyperplasie  (bei  Malaria,  Leukämie,  Pseudoleukämie; 
oder  in  mehr  fibröser  Induration  ohne  besondere  Hyperplasie  der 
lymphatischen  Elemente  (bei  Syphilis),  oder  in  Stauungshyperämie, 
gleichfalls  mit  Hypertrophie  des  Stroma  (Lebercirrhose). 

Tar^^or,  Tar^^eszenz  (turgere  von  Säften  strotzen) 
i.  q.  Hyperaemia  activa,  Fluxion. 

Taranda  (eigentl.  Nudel,  v.  terere  reiben,  drehen, 
z.  B.  Charpie  zur  Form  einer  Wieke)  vd.  Bourdonnet. 

Tufisis  (lat)  der  Husten,  reflektorische  stossweise  Be- 
wegungen der  Exspirationsmuskeln,   vor  allem  durch  Beizung  der 


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Typhlotomie  501 

Luftwegeschleimliaut,  wie  es  scheint  auch  des  Rachens  und  der 
Pleura  hervorgerufen. 

T.  eonvulsiva  s.  Pertussis,  franz.  Coqueluche,  engl.  Hooping- 
cough,  der  Keuchhusten  oder  blaue  Husten,  eine  epi- 
demisch in  Form  heftiger,  bis  zum  Erbrechen  gesteigerter  Husten- 
paroxysmen  mit  längeren  freien  Intervallen  auftretende  Krankheit 
besonders  des  Kindesalters,  eine  Mykose  der  Eespirationsschleim- 
haut  (als  Ursache  derselben  galt  der  Brandpilz  Ustilago  Maidis?). 
Man  unterscheidet  ein  Stadium  catarrhaie,  convulsivum 
und  decremen ti. 

T.  hysteriea  ohne  Katarrh  bei  Hysterie  vorkommend,  ein 
Reizzustand  des  Nervus  laryng.  superior,  der  als  Prickeln  im 
Kehlkopf  gefühlt  imd  wodurch  ein  Husten  mit  schai*fem,  spitzem 
Tone  unterhalten  wird. 

Tyloma  {t6  xvXwfia  v.  xvk6(o  verhärten)  die  Schwiele, 
Callositas,  das  Produkt  der  Tylosis. 

Tylosis  (17  xvXfomgy  6  xvkog  Wulflt,  Schwiele)  schwie- 
lige Verdickung,  vd.  Leukoplakia. 

T.  ciliaris  S.  Paebyblepharosis  Verdickung  der  Lid- 
ränder infolge  chronischer  hypertrophirender  Blepharitis  ciliaris. 

Tympanisinns  (x6  xvfxnarov  Pauke,  von  ximxw  schlagen) 
s.  Tyinpanites  i.  q.  Meteorismus  —  ausserdem  auch  der- 
jenige Zustand,  wobei  der  tympanitische  Perkussions- 
schall auftritt.  Derselbe  nähert  sich  dem  Tone,  ist  also  musi- 
kalisch bestimmbar  und  entsteht,  wenn  in  glattwandigen  Hohl- 
räumen von  ziemlich  regelmässiger  Form  enthaltene  Luftsäulen 
perkussorisch  erschüttert  werden. 

Tympanites  uteri  s.  Putrescentia  uteri,  Fäulniss 
des  Gebärmutterinhaltes.  Durch  die  Verjauchung  des  ab- 
gestorbenen Kindes  und  die  damit  verbundene  Entwicklung  von 
Fäulnissgasen  ergibt  sich  über  der  höchsten  Stelle  des  Uterus  ein 
tympanitischer  Schall. 

TypMitis  (rvcp-Xoc  eigentl.  umnebelt,  blind,  x6  xvcpXoi', 
sc.  svxFQov  Blinddarm)  Entzündung  des  Blinddarms  (und 
Wurmfortsatzes),  tritt  meist  mit  starken  Entzündimgserscheinungen 
auf,  ist  besonders  durch  Fäkalanhäufung  und  Kotsteine  bedingt 
und  wird  dann  als  T.  stercoralis  bezeichnet.  Neuerdings  wird 
T.  von  Perityphlitis  dadurch  unterschieden,  dass  bei  letzterer  Ex- 
sudat auftritt,  bei  ersterer  fehlt. 

cf.  Appendicitis,  Tara-,  Perityphlitis. 

Typhlotomie  (rsfivM  schneiden)  die  am  Blinddarm^ 
wegen  Lndurchgängigkeit  desselben,  mittels  Laparotomie  (wenn 
nicht  Verwachsung  mit  der  Bauchwand  vorhanden  ist)  ausge- 
führte Enterotomie. 


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502  Typhoid 

Typhoid  {zvqpoetÖTJgj  x6  eidog  Ähnlichkeit),  synonym 
mit  Typhus  abdominalis,  ausgenommen  Cholera-T.  (s.  d.).  — 
Das  Aäj. 

typhoid,  typhusähnlich,  wiixi  oft  zur  Bezeichnung  eines 
somnolenten  oder  sonst  an  das  Verhalten  bei  Typhus  erinnernden 
Allgemeinzustandes  bei  allen  möglichen  fieberhaften  Krankheiten, 
sowie  von  der  typhusähnlichen  Fieberbeschaffenheit  gebraucht. 

Typhus  (d  zvqxK  Dunst,  tu^^cd  brenne,  Umnebelung 
der  Sinne :  Der  Ausdruck  ist  von  einem  Symptom  ent- 
nommen, dem  betäubten,  apathischen  Zustand,  in  den 
die  meisten  Typhuskranken  verfallen).  —  Die  Krank- 
heiten, die  unter  diesem  Ausdruck  subsummirt  werden,  sind  spe- 
zifisch verschiedene,  ätiologisch  gar  nicht  zusammen  gehörige. 

Typhus  exantlicmaticus  s.  petechialis  der  eigentliche 
Typhus,  das  Fleckfieber,  der  Kriegs-  oder  Hunger- 
typhus, eine  hervorragend  kontagiöse,  den  akuten  Exanthemen 
sich  anreihende,  im  Nordosten  von  Deutschland  häufiger  vorkom- 
mende Krankheit  zusammengedrängter  notleidender  Menschen- 
massen. Zu  beträchtlichen  Fiebererscheinungen  mit  grosser  Som- 
nolenz  tritt  nach  einigen  Tagen  ein  Exanthem  in  Form  von 
leicht  erhabenen  rosaroten  Fleckchen,  die  gruppenweise  in  rascher 
Folge  zum  Vorschein  kommen ,  bis  sie  den  grössten  Teil  der 
Hautoberfläche  einnehmen.  Häufig  ist  auf  der  Höhe  der  Ent- 
wicklung der  Übergang  in  Petechien;  Hautabschuppung  wie  nach 
Masern.    Häufige  Durchfälle  fehlen,  die  Krankheit  endet  kritisch. 

Typhus  recurrens  s.  Febrls  recurrens  das  wieder- 
kehrende Fieber,  der  Rückfallstyphus,  epidemische  kon- 
tagiöse Krankheit,  Begleiter  oder  Nachfolger  des  Fleckfiebers  und 
dieselben  Bevölkerungsschichten  befallend.  Heftige  typhöse  Fieber- 
symptome dauern  5 — 7  Tage  laue:,  dann  tritt  ein  plötzlicher  voll- 
ständiger Fieberabfall  ein.  Nach  5 — Stägigem  Wohlbefinden 
kommt  ein  zweiter,  ebenso  heftiger,  etwa  4tägiger  Fieberanfall  mit 
gleich  hochgradiger  Milzschwellung,  der  nach  2^2 — ötägiger  Dauer 
in  komplete,  meist  definitive  Heilimg  übergeht.  Während  der 
Anfälle  und  in  ursächlichem  Zusammenhang  damit  erscheint  im 
Blut  ein  Parasit,  die  Spirochaete  recurrentis  (s.  d.). 

Typhus  biliosus  biliöses  Typhoid,  eine  dem  Rückfalls-T. 
nahe  verwandte,  meist  gleichzeitig  mit  ihm  auftretende,  aber  viel 
gefährlichere,  wahrscheinlich  auch  ansteckende  Krankheit,  bei  der 
ausser  typhösen  Erscheinungen  eine  starke  Milzschwellung  kon- 
stant, Leberschwellung  mit  galligem  Erbrechen  und  Ikterus  und, 
nach  vorübergehender  mehrtägiger  Remission,  ein  Rückfall 
häufig  ist. 

Typhus  ahdominalis  s.  Ileotyphus,  Typhoid,  Dothien- 
enteritis  Abdominal-T.,   Nervenfieber,    Schleimfieber, 


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Uiceratio  o03 

die  gewöhnliche  überall  verbreitete  Typhusform,  eine  niiasmatisch- 
kontagiöse,  im  wesentlichen  mit  hohem,  allmähüch  steigendem 
Fieber,  Somnolenz,  IVIilzschwellmig,  Schwellmig  und  läufiger 
Nekrose  der  PEYER'schen  Drüsenplatten  und  solitären  Follikel 
und  mit  Dianhöen  verlaufende  Krankheit.  Nach  Eberth  und 
Anderen  ist  das  Kontagium  des  Abdominaltyphus  in  einem 
Stäbchenpilz,  Bacillus  typhosus,  zu  suchen  {vd.  Bacillus  des 
Typhus  abdominalis). 

T.  abortiv  US,  Fälle  von  T.,  bei  denen  das  Prodromal- 
stadium gewöhnlich  sehr  kurz  oder  fehlend,  der  Anfang  heftig, 
die  Dauer  der  Krankheit  aber  auffallend  abgekürzt  ist  und  die 
Krisis  schon  am  Ende  der  ersten  oder  anfangs  der  zweiten  Woche 
eintritt. 

T.  ambulatorius,  dabei  handelt  es.  sich  entweder  um  Indi- 
viduen, welche  subjektiv  auffallend  wenig  durch  die  Krankheit 
affizirt  werden,  so  dass  sie  dabei  ihren  Geschäften  nachgehen,  oder 
um  wirklich  unausgebildete  Fälle. 

T.  levis,  T.  mit  geringer  Intensität  der  Krankheitser- 
scheinungen. 

T.  versatilis  (von  vergäre  herumdrehen,  herumtreiben, 
Frequ,  von  vertere  wenden),  T. -Fälle,  bei  denen  die  Kranken 
grosse  körperliche  Unruhe  zeigen,  im  Delirium  das  Bett  ver- 
lassen u.  dgl. 

cf.  Jactatio. 

Febricula  typliosa  (exanthematica  et  abdominalis)  leichte, 
auf  typhöse  Infektion  zurückzuführende  Deminutiv-  (nicht  Abortiv-) 
Foimen. 

Typiscli   (o  Tvjzog  V.  TVJiTco  schlagen,    das   Gepräge) 

in  ganz  bestimmter  Weise  oderReihenfolge  auftretend, 
von  gewissen  Krankheiten,  resp.  deren  Verlauf. 

Tyroma  (o  ivgog  Käse,  tvqoo}  verkäse)  Geschwulst 
aus  käsig  degenerirten  Lymphdrüsen. 

Tyrosis  die  Verkäsung,  der  Vorgang  der  käsigen  De- 
generation. 

Tyrotoxikon  (ro  ro^ov  Bogen,  Pfeil  —  Gift)  ein  aus 
Milch  u.  Käse  dargestelltes  stark  wirkendes  Gift,  ein  Produkt  von 
Bakterien,  deren  Züchtung  noch  aussteht. 

Ubiqnetär  (ub'que  überall)  überall  anwesend,  ge- 
braucht von  Bakterien,  welche  allenthalben  zu  finden  sind. 

Uiceratio  (von  tdcüs,  -eris  G-esch wür)  Versch wärung 
Geschwürseiterung,  offene,  mehr  oberflächliche  Eiterung, 
cf.  öiippuration,  Abscedirang. 


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504  Ulcus 

Ulcus  Geschwür,  tiefer  reichender,  ins  Gewebe  der  be- 
treffenden Oberfläche  selbst  sich  erstreckender  eiternder  Substanz- 
verlust. 

Nach  der  Beschaffenheit  und  dem  Verlauf  der  Ge- 
schwüre können  unterschieden  werden: 

U.  eallosum,  G.  mit  harten,  schwiehgen  Eändem,  die  steil 
nach  dem  Geschwürsgrund  abfallen,  eine  Art  des  chronischen  G. 

ü.  chronienm  ziemlich  identisch  mit  U.  torpidum  s.  ato- 
nicum  s.  indolens  s.  lentescens,  langwierige  Geschwüre  ohne 
Tendenz  zur  Granulationsbildung  und  Vemarbung. 

U.  erethieum  G.  mit  stark  entzündeter  Umgebung,  grosser 
Empfindlichkeit  und  Neigung  zu  Blutung. 

U.  flstulosniD  Fistel ge schwur,  vd.  Fistula. 
U.    fun^osuiD    G.     mit    allzu    üppigen    Granulationen    und 
schleimig-eiteriger  Absonderung. 

U.  if^ranulosum  granulirendes,  d.  i.  mit  Granulationen 
bedecktes  G.  (e/.  U.  fungosum). 

U.  gran.  cervicis  uteri  entwickelt  sich  aus  der  Erosion 
der  endometritisch  erkrankten  Schleimhaut  des  Zervikalkanales 
durch  Hypertrophie  der  entblössten  Papillen;  die  granuläre  De- 
generation und  Hypertrophie  kann  bis  zur  Eversio  uteri  fort- 
schreiten. 

U.  lent!  ciliare  linsenförmige  flache  Schleimhautgeschwüre, 
wie  sie  gewöhnlich  nach  Erweichung  eingelagerter  Tuberkel- 
knötchen  zurückbleiben. 

U.  serpiginosum  (s.  d.)  Kreislinien  bildendes  chronisches  G. 

U.  sinuosnm  (s.  d.)  mit  ausgebuchteten  Rändern. 

Nach  den  Ursachen  kann  man  unterscheiden: 

U.  aphthosum,  earcinoinatosum  (Krebs-G.),  cariosum^ 
leprosum,  luposuin  (vd.  d.  betr.),  femer 

U.  arthriticum  hartnäckige  Hautgeschwüre  durch  den  Reiz 
arthritischer  Konkremente  (cf,  Arthritis). 

ü.  catarrhale  flache  Substanzverluste  (Erosions-G.)  der 
Schleimhäute,  meist  von  rundlicher  Form,  bei  akuten  imd  chro- 
nischen Schleimhautkatarrhen. 

U.  eondylomatosum  durch  molekularen  Zerfall  von  Schleim- 
papeln,  der  bis  auf  den  Papillarkörper  übergreift. 

U.  diphthericnin  und  ebenso  dysentericum  nach  Los- 
stossung  des  diptherischen,  bezw.  dysenterischen  Infiltrates  zurück- 
bleibendes G. 

ü.  lilysinatieiiin  (Berl.  Wochenschr.  1877,  52)  aus  einer  nicht 
selten  durch  ungeschickte  Applikation  von  Klystieren  hervor- 
gerufenen Verwundung  der  vorderen  Mastdarmwand  ca.  2  Zoll 
oberhalb  des  Anus  hervorgegangene  Geschwüre. 


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Ulcus  505 

U.  mereuriale   durch  konstitutionellen  Merkurialismus  ver- 
anlasste Ulzeration  des  Zahnfleisches, 
cf.  Stomatitis  ulcerosa. 

U.  neuroparalyticum  die  Geschwürsbildung,  welche  nach 
Durchschneidung  oder  Lähmung  von  Nerven  in  den  von  ihnen 
versorgten  Gebieten  eintritt.  Hierher  gehört  auch  das  Mal  per- 
forant  du  pied  (s.  d.).  Gudden  hat  durch  seine  Untersuchimgen 
über  die  sogenannte  Keratitis  neuroparalytica  den  Nachweis  ge- 
liefert, dass  es  sich  bei  dieser  Geschwürsbildung  lediglich  um  die 
ungenügende  Abhaltung  äusserer  Schädlichkeiten  infolge  der 
mangelnden  Sensibilität  handelt. 

ü.  pepticum  vd.  Enterohelkosis. 

U.  puerperale  Puerperal-G.,  die  bei  Kindbettfieber  vor- 
konunenden  oberfläcMichen,  aber  oft  sehr  ausgedehnten  Greschwüre 
mit  grau-weissem  oder  gelblichem  Belage,  welche  an  der  Vulva, 
Vaginal-  oder  Utemisschleimhaut  sitzen  und  teils  die  primäre 
Lokalaffektion  darzustellen,  teils  die  Folge  der  Entzündungs-  und 
Zersetzungsvorgänge  in  den  Genitalien  zu  sein  scheinen. 

U.  seorbuticum  skorbutische  Geschwüre  konmaen  sowohl 
am  Zahnfleisch  {cf.  Stomatitis  scorbutica)  als  auf  der  äusseren 
Haut  vor.  Die  skorbutischen  Hautgeschwüre  kompliziren  die 
schwereren  Formen  von  Skorbut  und  entstehen  entweder  aus  dem 
Pemphigus  scorbuticus  oder  durch  Vereiterung  hämorrhagisch 
infiltrirten  Hautgewebes.  Sie  stellen  meist  ziemlich  grosse,  von 
einem  violetten  Hof  umgebene,  mit  braunen  oder  schwärzlichen 
Krusten  bedeckte  Substanzverluste  des  Korium  dar,  nach  deren 
Losstossung  ein  unreiner  oder  mit  schwammigen,  leicht  blutenden 
Granulationen  bedeckter  Geschwürsgrund  erscheint,  der  eine  dünne, 
sanguinolente,  oft  jauchige  Flüssigkeit  absondert  [ZH]. 

U.  serofulosum  aus  skrofulösen  Abszedirungen,  namentlich 
von  Halslymphdrüsen  hervorgegangene  offene  Geschwüre. 

U.  sypliilitieuin.  Deren  gibt  es  mehrere  Arten:  1.  die 
primär  syphilitischen:  a)  das  U.  venereum  simplex  s.  con- 
tagiosum s.  pseudosyphiliticum  s.  U.  molle,  der  weiche 
Schanker,  dessen  Einwirkung  eine  rein  örtliche  ist.  Eine  eigen- 
tümliche Form  desselben  mit  schwammig  hervorragenden,  stark 
eiternden  Granulationen  ist  das  U.  venereum  elevatum,  — 
b)  das  indurirte,  konstitutionell-syphilitische  Geschwür 
oder  der HuNTER^sche Schanker  s.  U.  durum,  —  c)  U.  mixtum, 
Chancre  mixte  der  französischen  Autoren  [Rollet],  die  nicht 
selten  beobachtete  Vereinigung  von  weichem  und  hartem  Schanker 
mit  ihren  sekimdären  Symptomen;  2.  das  flache  sekundäre, 
aus  syphilitischen  Exanthemen  und  Kondylomen  hervorgegangene; 
und  3.  das  tiefe  sekundäre,  aus  erweichten  Gunmiiknoten 
entstandene  (serpiginöse).  Der  harte  und  weiche  Schanker  wird 
von  einzelnen  Autoren  (Unitarier:  Kaposi  u.  A.  als  Produkt  eines 


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506  Ulerythema 

und    desselben    Vi  ras    angesehen,     von    der    Mehrzahl    derselben 
(Dualisten:  Sigmund  u.  A.)  aber  streng  getrennt. 

U.  tubereulosum  aus  erbleichten  tuberkulösen  Infiltraten 
hervorgegangenes  G.  (cf.  U.  lenticulare,  Phthisis  laryngea). 

U.    typhosum    typhöse    Schleimhautgeschwüre,    be- 
sonders des  Darmes  und  Kehlkopfs, 
cf.  Infiltration  (markige). 

U.  varicosum  G.  in  Zusammenhang  mit  varikösen  Venen- 
ausdehnungen, besonders  häufig  am  Unterschenkel, 

U.  variolosum  aus  Blatternpusteln  auf  Haut  und  Schleim- 
häuten hervorgegangene  G. 

Weitere  besondere  Formen: 

U.  eorneac  perforans,  serpens  und  phlyktaenulosum 
vd.  Keratitis. 

U.  corrodens  Clarkii  an  der  Vaginalportion  nur  im  höhereu 
Alter  vorkommendes  phagedänisches  G.  von  buchtigen  Formen, 
zottiger,  missfarbiger  Basis  mit  jauchiger  Absonderung,  vom  Krebs 
durch  das  Fehlen  des  Bindegewebsgerüstes  und  des  Krebssaftes 
unterschieden. 

ü.  follieulare  Follikulär ge schwur  der  Schleimhäute, 
anfangs  kraterähnlich,  mit  gewulsteten  Rändern,  geht  hervor  aus 
einer  Nekrobiose  der  durch  entzündliche  (katarrhalische)  Eeizung 
vermehrten  Zellen  in  den  geschwollenen  Schleimhautf oUikeln ; 
später  können  die  Papillen,  welche  sie  enthalten,  eine  Hypertrophie 
eingehen  und  die  anfangs  kraterförmige  Vertiefung  in  ein  rotes, 
erhabenes,  leicht  blutendes  Knötchen  sich  verwandeln. 

U.  pha/Kredaenieuin  brandiges  G.,  Phagedän  (s.  d.)  von 
Geschwüren,  besonders  Schankern. 

ü.  rodens  flacher  Epithelkrebs,  eine  Modifikation  des 
Epithelialkrebses,  wenn  derselbe  rasch  geschwürsartig  in  die  Fläche 
um  sich  greift  (ausgehend  von  den  Epidermiszellen,  gegenüber 
dem  tiefgreifenden,  von  den  drüsigen  Hautgebilden  ausgehenden 
Epithelkrebs  —  Birch-Hirschfeld). 

U.  ventrieuli  simples  s.  chronicum  s  rotundiim  s.  per- 
forans s.  eorrosivum,  tiastrolicikoma  das  chronische,  runde 
etc.  Magengeschwür,  eine  spezifische  Geschwürsform  mit 
runden,  scharfen,  trichter-  oder  stufenförmigen  Rändern,  nimmt 
seinen  Ausgang  wahrscheinlich  daher,  dass  ein  abnorm  sauerer 
Magensaft  eine  schon  lädirte  (thrombosirte?)  Stelle  der  Magen - 
Oberfläche  verätzt.  Wesentlich  ist  Schmerz  nach  dem  Essen,  Er- 
brechen und  häufig  Blutungen. 

cf.  Fjssura,  Rhagus,  Excoriatio,  Enterohelkosis. 

Ulerythema  (17  ovXri  die  Narbe  =  Wunde  =  vulnus 
egvi^Qog  rot)  das  mit  Narbenbildung  einhergehende  Erythem;   U. 


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Uranokoloboma  507 

centrifugum  (Tommasoli)   i.  q.  Lupus  erythematodes,   U.  ophryo- 
genes  (rj  oqpgvg  die  Augenbraue,  Stirn)  [TInzer],  U.  acnei- 
formis  u.  sycosiformis  [Unna]. 
cf.  Psorospermosis. 

Ulodermitis  (z6  dio/^a)  Entzündung  der  Haut  mit 
Narbenbildung. 

cf.  Atrophodermatosen. 

Umbo  {umbOj  -önis  Hervorragung,  äfißcov)  i.  q.  Stigma. 

Uncipressiir  (Uncus  Haken,  premtre  drücken)  Ver- 
fahren zur  Blutstillung:  zwei  spitze  Haken  werden  in  die  Tiefe 
der  Wunde  eingeführt,  die  Wundränder  tief  gefasst  und  aus- 
einandergezogen. 

Uiig:iiis  corneae  (=  ungula  Nagel,  Kralle)  vd.  Onyx. 

Unilocnlaris,  bi-  und  nmltiloenlaris  {locus)  ein-, 
zwei-  und  mehrfächerig  —  von  Cysten  etc. 

Uraemia  (r6  ovqov  Urin,  x6  at/na  Blut)  die  durch 
Störung  der  Harnabsonderung  —  insbesondere  wohl  durch 
die  andauernde  Retention  des  Harnstoffes  —  verursachten 
Erscheinungen  hauptsächlich  von  Seiten  des  Nervensystems  von 
teils  akutem,  teils  chronischem  Verlauf.  [Frerichs  führt 
das  W<*sen  der  Krankheit  auf  Ammoniämie,  Anwesenheit  von 
kohlensaurem  Ammoniak  im  Blute,  zurück,  das  sich  unter  Ein- 
wirkung eines  Fermentkörpers  aus  dem  Harnstoff  bilde;  Traube 
auf  albuminurische  Blutverdünnung,  zusammenfallend  mit  erhöhter 
Spannung  des  Aortensystems  durch  Herzhypertrophie,  wodurch 
im  Glehim  (in  hier  nicht  näher  zu  schildernder  Weise)  Anämie 
erzeugt  werde.  Nach  VoiT  werden  die  urämischen  Erscheinungen 
nicht  nur  durch  Ansammlung  eines  einzigen  bestimmten  Harn- 
bestandteils, sondern  aller  hervorgerufen.] 

ü.  acuta  (auch  bei  chronischen  Nierenleiden)  besteht  haupt- 
sächlich in  heftigen,  plötzlich  oder  nach  kurzen  Vorboten  ein- 
tretenden Krampfanfällen  mit  nachfolgendem  Koma  und  urämischer 
Amaurose. 

U.  chronica  äussert  sich  durch  zunehmende  Somnolenz, 
Apathie  und  Betäubung  bis  zum  endlichen  vollendeten  Koma, 
gewöhnlich  nach  vorausgehenden  dyspeptischen  Beschwerden  und 
mit  hartnäckigem  ammoniakhaltigen  Erbrechen,  oft  auch  qual- 
vollem Hautjucken  [ZH], 

Uranismiis  vd.  Urning. 

Uranokoloboma  (6  ovgavog  Himmelsgewölbe  und 
alles  himmelförmig  Gewölbte,  Gaumen ;  t6  aoXoßwfiq  das 
Verstümmelte,  von  xoloß6(Oy  xo?.oß6g,  xokog  von  y.olovio  ver- 
stümmele) s.  Hilatus  iialati  duri  partialis  teilweise  Spal. 


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50S  Uranoplastik 

tung  des  harten  Gaumens,  ist,  je  nachdem  sie  sich  mehr  auf 
die  vorderen  oder  hinteren  Abschnitte  beschränkt  (U.  anterius- 
oder  posterius),  gewöhnlich  mit  Spaltung  der  Oberlippe  oder 
des  Gaumensegels  verbunden. 

cf.  CheUoschisifl  complicata,  Gnathoschisis,  Uranoschisis,  Staphylo- 
rhaphie. 

Uranoplastik  {rj  jiXaoxixr),  sc.  rdxvv  bildende  Kunst, 

V.  jiXdooo))  plastisch-operative  Vereinigung  der  angeborenen  Spalte 
des  knöchernen  Gaumens  durch  brückenförmige  Lappen  des  mukös- 
periostalen Gaumenüberzuges, 
et*.  Staphylorhaphie. 

Uranoscliisis  oder  -scMsma  (oxi^co  spalten)  s.  Hia- 
tus palati  duri  totalis  totale  Spaltung  des  harten  Gau- 
mens, stets  mit  Spaltimg  des  Gaumensegels,  in  der  Begel  auch 
der  Oberlippe  verbunden. 

U.  mediana  (-um)  die  mit  Spaltimg  der  Oberlippe  in  der 
Mitte  verbundene  seltene  Form,  welche  aus  dem  Mangel  der 
Zwischenkieferknochen  und  des  Septum  der  Nase  hervorgeht. 

U.   bilateralis   (-e)   s.   Ciieilo-Gnatho-Palato-Sehisis    der 

Wolfsrachen,  mit  doppelseitiger  Spaltung  der  Oberlippe  ver- 
bundene Doppelspalte  des  harten  Gaumens  (mit  dem  unteren 
Eande  des  Vomer  in  der  Mitte). 

U.  unilateralis  (-e)  einseitige  Spaltung  des  harten  Gaumens 
(und  der  Oberlippe). 

cf.  Uranokoloboma,  Gnathoschisis,  Cheiloschisis. 

Uranostaphyloplastik  (17  oxaqpyXri  Weintraube, 
Zäpfchen)  Ausdehnung  der  vorigen  Operation  auf  den  weichen 
Gaumen. 

Urartliritis  {16  ovgov  Urin  —  HarnstofT  —  und  t6 
äg^Qov  Gelenk)  i.  q.  Arthritis  urica. 

Urethritis  (>?  ovQrj&ga  Harnröhre  [Hippokkates,  Celsus  : 
Fistula  ur Inaria  „Harnpfeife",  Galen:  tioqoq  ovQtjnxög]) 
Entzündung  der  Harnröhrenschleimhaut. 

ü.  eatarrhalis  (Uretrorrhoe  nach  Diday,  der  sie  beson- 
ders *auf  Berührung  mit  Menstrualblut  zurückführt)  einfacher 
nicht  durch  gonormoische  Ansteckung  erzeugter,  obwohl  fast 
nur  bei  solchen  Individuen,  die  früher  an  TMpper  litten,  vor- 
kommender und  bei  entsprechendem  Begimen  meist  in  kurzer 
Zeit  vorübergehender  idiopathischer  schleimig -eiteriger 
Harnröhrenkatarrh. 

ü.  suppurativa  eiterige  Entzündung  der  Harnröhre, 
wie  sei  bei  manchen  Kranken  mit  Blasen-  oder  Prostataleiden  in- 
folge häufigen  Katheterisirens  vorkommt. 


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Urethrotomia  509 

U.  ironorrhoica  s.  pyorrhoica  contagiosa  —  [Lebert  fasBt 
die  durch  das  spezifische  Trippergift  sowohl  beim  Manne  als  bei 
der  Frau  erzeugten  blennorrhoischen  Erkrankungen  unter  dem 
Namen  Venerismus  pyorrhoicus  zusammen  und  nennt  den 
Hamröhrentripper  des  Mannes  Pyorrhoea  urethralis]  —  der 
Harnröhrentripper,  spezifische  Harnröhrenblennor- 
rhoe,  beim  Manne  Gonorrhoe  genannt,  beim  Weibe  überhaupt 
nicht  häufig  vorkommend  und  dann  gegen  die  Scheidenblennorrhoe 
zurücktretend. 

Man  unterscheidet  gewöhnlich  drei  Typen  des  Trippers: 

1.  U.  pyorrh.  superficialis  s.  sero-purulenta  oder 
mucosa,  eine  leichte  schmerzlose  Form  ohne  Entzündungserschei- 
nungen. 

2.  U.  pyorrh.  inf lammatoria  s.  phlegmonosa  s.  sy- 
nochalis,  der  entzündliche  Tripper,  mit  vehementen  Ent- 
zündungserscheinungen, schmerzhafter  Anschwellung  des  Orificium 
oder  des  ganzen  Gliedes,  stark  eiteriger,  mitunter  blutiger  (U. 
haemorrhagica,  der  schwarze  Tripper)  Sekretion. 

3.  U.  chronica,  der  Nachtripper,  hartnäckige,  Monate 
und  Jahre  dauernde  Affektion  als  Ausgang  akuter  Tripper,  mit 
imbedeutender,  mehr  schleimiger  als  purulenter  und  später  nicht 
mehr  kontagiöser  Absonderung,  welche  besonders  des  Morgens 
als  ein  schleimiges  gelblich-weisses  Tröpfchen  (Goutte  mUitairt) 
die  Harnröhre  leicht  verklebt  oder  ein  beständiges  Nässen  an  der 
Hamröhrenmündung  verursacht. 

Uretliroiiieter  [Oxis]  Instrument  zum  Messen  der  Weite 
bzw.  Dehnbarkeit  der  Harnröhre,  besteht  aus  einem  geraden 
Katheter,  dessen  Ende  5  Stäbe  trägt,  die  durch  eine  Schraube  zu 
«iner  Spindel  erweitert  werden  können. 

Uretliropla8tik  {jiXdooo)  bilden)  Heilung  von 
Harnröhrenfisteln  durch  plastisch-operativen  Ver- 
schluss. 

Uretrorrlioe  i.  q.  Urethritis  catarrhalis. 

Urethroskop  (axojisa)  besichtigen)  vd.  Endoskop. 

Urethrotomia  {jefxvco  schneiden)  Einschneiden  der 
Harnröhre  zur  Heilung  von  Urethrastrikturen  oder  zur  Entfernung 
von  Fremdkörpern. 

U.  externa  Spaltung  des  strikturirten  Teils  der  Harnröhre 
{resp.  der  Einklemmungsstelle  der  Fremdkörper)  von  aussen 
(Boutonniere). 

U.  interna  Einschneidung  der  Striktur  nüttels  einer  kleinen 
unter  Leitung  einer  feinen  biegsamen  Bougie  gegen  die  Striktur 
vorgeschobenen  Klinge  (Urethrotom). 


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510  '  Uridroflis 

Uridrosis  (o  /d^a>?  Seh  weiss)  s.  Sudor  urinosus  Harn- 
seh  weiss,  Ausscheidung  von  Harnstoff  und  Harnsäure  durch 
den  Schweiss  bei  Urämie. 

cf.  Paridrosis. 

Urina  (ovqov  =  vScdq), 

U.  spastiea  reichliche  Absonderung  (daher  auch  Polyuria 
spastica)  eines  blassen  Urins  von  niedrigem  spezifischen  Gewicht, 
welche  gewöhnlich  nach  schweren  allgemeinen  Krampf  auf  allen, 
besonders  bei  Hysterie,  beobachtet  wird. 

U.  Jumentosa  (von  jumentum  ein  Zugtier,  von  jüngere 
zusammenjochen)  trüber,  dem  Pferdeharn  ähnlicher  Urin. 

Urineaii  (franz.)  Urinflasche.  Harnrezipient. 

UrniniB:,  Uranf smus  [Ulrichs]  (v.  Uranos,  Vater  der 
ohne  Mutter  geborenen  älteren  Aphrodite,  der  Urania)  s.  Commas- 
eulatio  {con,  masculus  v.  mas)  ein  Mann  mit  homosexualem  Triebe, 
bzw.  der  homosexuale  Trieb  bei  Männern. 

cf.  homosexnal. 

Urobiüniirie  Ausscheidung  von  Urobilin  (bilis  Galle) 
im  Harn  (bei  Ikterus),  einem  löslicheren  und  diffusibleren  üm- 
wandlungsprodukte  des  Gallenfarbstoffes  Bilirubin. 

Urometer  (t6  /uhgov  Mass)  ein  zur  Bestimmung  des 
spezifischen  Gewichts  des  Urins  dienendes  Aräometer. 

Urophan  {<paivo/xai  sich  zeigen)  nennt  man  Stoffe, 
welche,  in  den  Körper  aufgenommen,  chemisch  unverändert  wieder 
im  Harn  erscheinen. 

Uroskopie  {ojzojzsco  untersuchen)  Harnunter- 
suchung zu  diagnostischen  und  zuweilen  prognostischen  Zwecken. 

Urticaria  (urtica  die  Brennnessel,  von  urtre  brennen) 
der    Nesselausschlag;     Synon,:    Fcbris    urtieata,    Knidosis 

[Alibert],  Esser a  (arab.)  Porzellanfriesel;  ürticaire  {franz.) 
yettle-rash  (engl.),  eine  aus  bohnen-  bis  daumennagelgrossen, 
derb  anzufühlenden,  lichtrot  und  weisslich  erscheinenden,  über 
das  Hautniveau  sich  erhebenden  Effloreszenzen  (Quaddeln,  vd. 
Pomphus)  bestehende  Hauterkrankung,  die  meist  plötzlich  auf- 
tritt, kurz  andauert  oder  zu  einem  chronischen  Zustande  sich  inn- 
bildet,  heftiges  Jucken  verursacht  und  ohne  Abschuppung  ver- 
läuft. Nach  der  Verteilung  der  Quaddeln  unterscheidet  man  eine 
U.  Simplex  s.  discreta  mit  zerstreuten,  nicht  konfluirenden 
Effloreszenzen  und  eine  U.  conferta,  sowie  bei  knötchenförmigen 
Quaddeln  eine  U.  nodosa;  nach  dem  Bestand  spricht  man  voii 
einer  U.  febrilis  s.  cranida,  wenn  die  Effloreszenzen  bald 
nach  der  Remission  des  begleitenden  Fiebers  verschwinden,  und 
einer   U.  perstans    s.   chronica,   Urticatio   mit    üeberlosem 


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Uterus  511 

Verlauf  und  längerer  Dauer.  Nach  der  Farbe  der  Quaddeln 
unterscheidet  man  eine  U.  rubra,  alba  s.  porcellanea  und 
pigmentosa. 

Besondere  Formen  der  U.  sind  die 

U.  inte r mitten s,  bei  welcher  das  Leiden  in  Zwischenräumen 
mit  gleichzeitigem  Fieber  auftritt  und  verschwindet,  und  die 

MiLT0N*8che  Riesenurticaria  mit  Bildung  von  gi'ossen 
Quaddeln  der  Haut  und  der  Schleimhaut  des  Mundes,  Rachens 
imd  der  Trachea. 

cf.  Erythema. 

[Nach  Schwimmer.] 

Urticatio  (urtica  Brennnessel,  v.  urtre  brennen)  hat 

1.  die  Bedeutung  von  Urticaria  chronica,  2.  von  ., Peitschen 
der  Haut  mit  Nesseln"  als  derivirendes  Verfahren. 

Ustila^o  Maidis  (ustilago  =  chamaeleon  v.  ustulo  =  uro) 
der  Brandpilz,  angeblich  der  Pilz  des  Keuchhustens, 

Usar  (lat,  eig.  Abnutzung,  v.  utor,  gebrauchen,  för- 
dern) der  zirkumskripte  Schwund  eines  Teiles  oder  Organes 
entweder  durch  das  Andrängen  von  sich  entwickelnden  Neu- 
bildungen und  Aneurysmen  oder  durch  primäre  Fettentartung. 

Fettige  U.  derGefässe  besteht  in  Fettdegeneration  der 
Bindegewebszellen  der  Intima,  welche  an  der  Oberfläche  beginnt 
und  die  Intima  an  der  betreffenden  Stelle  zerstört  (usurirt). 

Uterus  (=    voregoc,  vardga). 

Ausser  unbestimmten  rudimentären  Entwicklungsformen  kom- 
men häufiger  folgende  vor: 

1.  U.  bipartitus,  besteht  aus  einem  schmalen  soliden  Körper, 
welcher  oben  in  zwei  lange  Hörner  ausgeht,  welche  zuweilen  eine 
kleine  Höhle  haben. 

2.  U.  bieornis,  der  Uterus  ist  äusserlich  mehr  oder  weniger 
vollständig  in  zwei  seitliche  Hälften  oder  HÖmer  getrennt] 

U.  b.  duplex,  jede  seitliche  Hälfte  ist  für  sich  selbständig 
entwickelt,  beide  liegen  aber  in  verschiedener  Ausdehnimg  zu  einem 
Ganzen  verbunden  an. 

U.  b.  unic Ollis,  der  Cervix  ist  einfach  und  nur  der  Körper 
verdoppelt  und  in  zwei  Homer  auslaufend. 

3.  U.  arcuatus,  diese  Form  bildet  den  Übergang  zur  nor- 
malen, indem  die  Teilung  in  zwei  Höraer  nur  durch  eine  Ein- 
senkung  der  Mitte  des  Körpers  angedeutet  ist. 

4.  U.  duplex  separatus  s.  didelphys  die  beiden  Hälften 
(MÜLLER'schen  Gänge)  liegen  vollständig  von  einander  getrennt. 

5.  U.  septus  (saepio  verzäunen)  s.  biloenlaris,  der  Uterus 
erscheint  äusserlich  einfach,  ist  aber  innen  durch  eine  Längs- 
scheidewand vollständig  in  zwei  Hälften  getrennt. 


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512  Uteruflflbroid 

U.  subseptus,  die  Trennung  ist  nur  eine  teilweise. 

6.  U.  unicomis,  nur  der  eine  MÜLLER^sche  Gang  hat  sich 
zu  einem  U.  ausgebildet,  aus  dessen  langer  Spitze  sich  die  Tube 
fortsetzt,  während  der  andere  geschwunden  ist;  oder  von  einem 
U.  bicornis  ist  das  eine  Hom  rudimentär  geblieben. 

7.  U.  foetalls  und  infantilis,  der  U.  ist  zwar  normal  ge- 
bildet, aber  so  klein  und  unentwickelt  geblieben  wie  in  der  fötalen 
oder  kindlichen  Periode. 

Uternsübroid  in  die  Klasse  der  Myome,  Fibrome  und 
Fibroleiomyome  gehörige  gutartige  Geschwulst  des  Uterus, 
deren  Struktur  derjenigen  des  üterusparenchyms  ähnlich  ist. 

Nach  dem  Sitze  unterscheidet  man: 

1)  Interstitielle  Fibroide  im  Muskelparenchym  sitzend; 

2)  Submuköse  F.  unmittelbar  unter  der  Schleimhaut; 

3)  Polypöse  F.  der  Mucosa; 

4)  Sub peritoneale  F.  breit  unter  dem  Peritonealüberzug 
sitzend.  Eine  wichtige  Abart  der  letzteren  sind  die  intra- 
ligamentösen  F.  in  den  breiten  Mutterbändern. 

cf.  Hysterom. 

Uveirtis  (uva,  Uvea  Traubenhaut  des  Auges)  Bezeichnung 
für  Entzündung  des  Pigmentblattes  der  Iris  im  Gegensatz  zur  Ent- 
zündung des  Irisgewebes,  der  Iritis  üveite  irienne  und  Iritis  uv^enne 
[Granclement]. 

Uvulotomie  teilweise  operative  Abtragung  des  Zäpfchens. 

Taccina  (v.  vacca  Kuh)  kurz  für  Variola  vaccina  und 
für  Lympha  vaccina,  Kuhpocke  und  Kuhpockenlymphe, 
durch  Impfung  mit  Kuhpockenlymphe  erzeugte  Pustel,  Schutz- 
oder Impfpocke. 

Die  verschiedenen  pathologischen  Modifikationen  der 
Schutzpocken  sind  nach  Hebra-Kaposi  : 

V.  s.  VaHola  vaeeina  atrophlca  Stein pocke,  verkümmerte 
oder  warzige  Schutzpocke,  eine  mangelhaft  entwickelte,  als  kleine 
Papel  oder  Vesikel  auf  tretende  Effloreszenz,  welche  bald  zu  einem 
kleinen,  warzenähnhchen  Schorf  vertrocknet. 

V.  herpetica  Ekzem-  oder  Kreuzpocken:  am  3.  Tage 
entwickeln  sich,  am  häufigsten  bei  kachektischen  Kindern;  an  der 
Impfstelle  nebeneinander  stehende  Bläschen  mit  wässerigem  In- 
halt, die  heftig  jucken  und  beständig  nässen. 

V.  bullosa  Blasenpocken,  einzelne  Impfstiche  entwickeln 
sich  zu  grösseren  Blasen  mit  wasserklarem  Inhalt. 

V.  furuneulosa  furunkelartige  Entwicklung  der  Impfblattem 
(meist  infolge  unzweckmässiger  Impfung). 


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Varicella  513 

V.  ulcerosa,  der  Impfstich  verwai^delt  sich,  wohl  nur  infolge 
intensiver  Entzündung,  in  ein  nach  der  Tiefe  und  Breite  um  sieh 
greifendes  Geschwür. 

V.  erysipelatosa  vd.  Erysipelas  traumatica. 

cf.  Roseola  vaccina. 

Taccinatio,  Inoculatio  lymphae  vaccinae,  Schutz- 
pockenimpfung, 
cf.  Revaccinatio. 

Taccinolae  Nebenpocken,  die  bei  geimpften  Kindern 
neben  den  Impfpusteln  vorkommen  sollen.  (Vielleicht  liegt  eine 
Verwechslung  mit  gleichzeitiger  Varicella  vor.) 

Vag^ina  septa  und  snbsepta  (verw.  mit  vas  G-efäss, 

saepio  umzäunen)  durch  eine  pathologische  Scheidewand  der 
Länge  nach  vollständig  oder  teilweise  abgeteilt«  Scheide  analog 
dem  Uterus  septus  und  subseptus. 

Vag:inalitis  i.  q.  Periorchitis  vd.  Hydrocele. 

TaiB^iiiisinnii  s.  Tag:modyiiie  (17  ddvvTj  Sehmerz) 
abnorme  Empfindlichkeit  der  äusseren  Genitalien, 
die  sich  bis  zu  Krämpfen  des  Gonstrictor  cunui  (Spasmus  va- 
ginae)  steigern  kann.  Der  V.^ist  stets  eine  Folge  hochgradiger 
nervöser  Reizbarkeit  oder  von  Überreizung  der  äusseren  Genitalien 
wie  sie  am  häufigsten  bei  der  Defloration  vorkommt.  Er  besteht 
entweder  in  Hyperästhesie  mit  Spasmus,  oder  in  Hyperästhesie 
ohne  Spasmus,  oder  in  Spasmus  ohne  HypeWisthesie.  Nach  dem 
Sitze  hat  man  imterschieden : 

V.  inferior  (Krampf  des  Gonstrictor  cunni)  und 

V.  superior  (Krampf  des  Levator  ani). 

Tagiiiitis  vd.  Kolpitis. 

Vagitns  nterinns  {vagitus  Wimmern,  Quäken,  v. 
vagire,  vacca)  Schreien  des  Kindes  im  Uterus  bei  Luft- 
eintritt in  denselben,  wodurch  das  vorzeitige  Atmen  des  Kindes 
ermöglicht  wird. 

Talvnla  prostatica  {valvula  Falte,  Klappe,  Dem. 
V.  valva  Thürflügel)  auch  MERCiER'sche  Barriere  genannt, 
Vergrösserung  der  Portio  intermedia  s.  supramontana,  d.  i.  des 
unmittelbar  hinter  dem  Anfang  der  Urethra  gelegenen  Teiles  der 
Prostata,  welche  in  Form  einer  Zunge  von  der  hinteren  Blaseu- 
wand  her  über  die  Urethralmündung  hervorragt. 

Varieella  {Dem,  v.  varimla,  varix  Krampfader,  Kropf, 

Celsus)  Wind-,  Wasser-,  Schaf-,  Spitz-  oder  falsche 
Pocken,  sind  eine  sehr  ansteckende  Hautkrankheit  besondere  des 
Kindesalters,  mit  oberflächlich  sitzenden  rundlichen,  wasserhellen, 
diskreten  Bläschen,  welche  nach  anfänglicher  Hyperämie  ohne  be- 

Koth's  Klinische  Terminologie.   4    Aufl.  33 


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514  Varicoblepharon 

sonderes  Allgemeinleiden  am  ganzen  Körper,  doch  oft  sehr  spär- 
lich, auftreten  und  nach  der  Ansicht  der  meisten  Autoren  mit 
Variola  nicht  zusammenhängen,  während  Kaposi  in  ihnen  nur 
eine  milde  Erscheinungsform  der  echten  Blattern  sieht. 

V.  syphilitica  vd.  Liehen  und  Pemphigus  syphil, 

Taricoblepliaroii  (to  ßXscpaQov  Augenlid)  ist  Angioma 
cavernosum  der  Augenlider. 

Taricocele  {varix  Krampfader,  97  xi^lrj  Bruch)  s.  Hcrnia 
varicosa  Krampfaderbruch,  besteht  in  einer  abnormen  Er- 
weiterung und  Verlängerung  der  Venen  des  Samenstrangs,  zu- 
weilen auch  der  Skrotalhaut.  Auch  in  den  Ligamenta  lata  neben 
den  Eierstöcken  konmaen  Phlebektasien  vor:  V.  parovarialis.  (Früher 
unterschied  man  noch  besonders  V.  scroti  und  Cirsocele,  d.  i. 
V.  funiculi  spermatici.) 

TarieiB^atiis  {variego  bunt  machen,  varium  ago)  Be- 
zeichnung für  fleckige,  mit  normaler  Hautfai'be  wechselnde  Rö- 
tungen im  Gegensatz  zu  laevigatus, 

Variola  (Dem.  v.  värus  "Knoten)  die  Pocke  oder  Blatter, 
aus  einer  soliden  Papel  (c/.  Nirlus)  hervorgehende  Effloreszenz, 
bei  der  ein  Flüssigkeitserguss  vom  Papillarkörper  her  die  Epi- 
dermis in  der  Weise  abhebt,  dass  die  Lamellen  der  Schleimschicht 
auseinander  gedrängt  werden  und  von  der  horizontalen  Stellung 
in  eine  schräge  oder  vertikale  übergehen,  so  dass  die  Pocke  ge- 
fächert erscheint.  Das  Exsudat  besteht  aus  EiterkÖrperchen  mit 
Kugelbakterien.  In  intensiven  Fällen  findet  eine  Vereiterung  des 
Papillarkörpere  mit  Narbenbildung  statt. 

a)  Variola  vcra  echte  Blattern,  Menschenpocken, 
äusserst  kontagiöse,  stark  fieberhafte,  konstitutionelle  Krankheit 
mit  pustulöser  Lokalisation  auf  der  Haut  und  den  Schleimhäuten, 

Febris  variolosa  sine  Variola  s.  sine  exanthemate, 
kritisch  endendes  Fieber  nur  mit  den  gewöhnlichen  Erscheinungen 
des  Initialstadiums  und  höchstens  einem  Initialexanthem  (Schenkel- 
und  Oberarmdreieck;  cf.  Erythema  variolosum). 

Purpura  variolosa  tötliche  Form  mit  hämorrhagischer 
Diathese  schon  im  Anfangsstadium ,  wodurch  Petechien  und 
grössere  Blutungen  in  der  Haut  entstehen,  bevor  es  zur  Pocken- 
bildung honmat. 

V.  haemorrhagica  pustulosa,  schwarze  Blattern, 
wobei  ein  Bluterguss  in  die  schon  entwickelten  Pusteln  stattfindet. 

V.  confluens  schwere  Foim,  wobei  die  Blattern,  besondei*s 
im  Gesicht,  zu  grossen,  flachen,  mit  serös-eiteriger  Flüssigkeit  ge- 
füllten Blasen  konfluiren. 

b)  Variolois,  Plur.  -ides,  ist  Variola  modificata  s.  mi- 
tigata,   eine  unter  dem  Einfluss  der  Vaccination  oder  einer  von 


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Vasculitis  515 

Natur  aus  geminderten  Empfänglichkeit  für  das  Pockenkontagium 
milder  verlaufende  und  kürzer  dauernde  Form  der  Pockenkrank- 
heit, welche  gi-osse  Verechiedenheiten  in  der  Ausbildung  der  Efflo- 
reszenzen  zeigt.     Die  häufigeren  Modifikationen  sind: 

Variolois  verrucosa  wobei  die  Effloreszenzen  infolge 
stärkeren  Auswachsens  der  Papillen  solide  konische  Knötchen 
bilden  mit  einem  nur  kleinen  Bläschen  an  der  Spitze,  nach  deren 
Eintrocknung  noch  längere  Zeit  eine  warzige  Erhebung  der  Haut 
zumckbleibt. 

Variolois  pemphigosa  grössere  unregelmässige,  nicht 
fächerige  Blasen  mit  serÖs-eiterigem  Inhalt,  welche  nicht  durch 
Konfluenz,  sondem  aus  den  einzelnen  Pusteln  sich  entwickeln. 

Variolois  miliaris  auf  diffus  geröteten  Hautstellen  ent- 
wickeln sich  hirsekorngrosse  gelbliche  Bläschen,  die  nicht  weiter 
wachsen  und  durch  Eintrocknimg  verschwinden  {vd,  Desquamatio 
siliquosa). 

Variola  und  Variolois  siliquosa  vd.  Desquamatio  sili- 
quosa. 

[Nach  CURSCHMANN]. 

Tarioiation  die  veraltete  Methode,  Kinder  absichtlich 
der  Ansteckimg  an  Pocken  auszusetzen,  um  sie  für  ihr  späteres 
Leben  inmiun  zu  machen. 

cf.  Vaccinatio. 

Tarix  (von  värus  =  curvus,  von  der  geraden  Linie 
abweichend,  auswärts  gehend,  nicht  von  der  Schlänge- 
lung der  Venen,  sondern  von  der  „grätschelnden" 
Qangart  der  mit  Varicen  Behafteten)  ein  Blutader- 
knoten, eine  „Krampfader'S  ^^^^  zwar  die  einzelnen  knotigen 
Ei'weiterungen  der  Venen. 

V.  Simplex,  wenn  die  Geschwulst  aus  einem  einzigen  grossen 
Venensack  besteht. 

V.  cirsoTdes,  wenn  die  Geschwulst  aus  einem  Konvolut 
vielfacher  Venenwindungen  besteht. 

V.  arter ialis  und  aneurysmaticus  vd.  Aneurysma. 

Varieositas,  Phlebektasie  der  variköse  Zustand,  eine 
Reihe  von  Varizen,  meist  auf  das  ganze  Gebiet  eines  Venenplexus 
sich  erstreckend,  durch  gehinderten  Abfluss  des  Venenblutes  her- 
vorgerufen. 

cf.  Hämorrhois. 

Tascillarisatio  (vasculum,  Dem,  v.  vas  Gefäss)   Ge- 

fässbildung.  Durch wachsung  mit  Blutgefässen  (in  Thromben, 
Neubildungen,  Granulationen  etc.). 

Taseiilitis  zusammenfassender  Ausdruck  für  Gefässentzün- 
dung,  sowohl  Arteriitis  als  Phlebitis  (s.  d.). 

33* 


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516  Vegetationes 

Teg:etationes  (Plur.  eines  1.  H.  v.  vegetare  beleben) 
Wucherungen. 

V.  adenoides  cavi  pharyngo  -  nasalis  Hyperplasien  von 
adenoidem  Gewebe,  welches  sich  normalerweise  im  Nasenrachen- 
raimi  findet,  eine  häufige  Ursache  näselnder  Sprache  und  von 
GehÖrsstönmgen. 

V.  f  lobnlosae  cordis  im  lebenden  Individuum  aus  vei*schie- 
denen  Ursachen  entstandene  Grerinnselbildungen  im  Herzen,  welche 
meist  in  Form  von  erbsen-  bis  taubeneigrossen  rundlichen  oder 
mehr  zottigen  kleineren  Geschwülsten,  die  im  Innern  gewöhnlich 
eine  molekular  zerfallene  Masse  haben,  besonders  im  linken  Ven- 
trikel an  dessen  Spitze  und  in  den  Vorhöfen  vorkommen,  meist 
zu  anderweitigen  Erkrankungen  des  Herzens  hinzutreten  und  keine 
sichere  Diagnose  ermöglichen. 

Tenaesectio  (vena  Blutader ,  secare  schneiden) 
s.  Phlebotomia  der  Aderlas s. 

Tenerismns  pyorrhoiens  vd.  Urethritis  gonorrhoica. 

Tenositftt  jener  Zustand  des  arteriellen  Blutes,  in  welchem 
es  dem  venösen  gleicht,  also  besonders  mangelhafte  Dekarboni- 
sation  desselben. 

Tenter  propendens  (lat,)  der  Hängebauch. 

Tentilpnenmothorax,  Pn.,  der  durch  eine  Art  von 
Ventil  mit  den  Lungen  (Bronchien)  kommunizirt,  derart,  dass  bei 
jeder  Inspiration  Luft  in  den  Hohlraum  nach-,  bei  der  Exspira- 
tion aber  nicht  wieder  zurückströmt. 

^entroflxatio  uteri  die  Befestigung  des  Uterus  an  der 
Bauchwand  durch  Naht,  ausgeführt  mit  oder  ohne  uni-,  bezw.  bila- 
terale Entfernung  der  Adnexe  in  gewissen  Fällen  von  Retro- 
flexio  uteri. 

Terbig^eration  [Ka^hlbaum]  (von  verbum  u.  gero,  das 
sieh  mit  Worten  Geriren)  daa  beständige  Wiederholen 
sinnloser  Worte  und  Wendungen,  ein  Zeichen  von 
Schwachsinn. 

Vermifiis:a  (vermis  Wurm,  fugare  entweichen 
machen)  {sc,  remedia)  i.  q.  Anthelminthica. 

Terminatio  (verminare  v.  vermis  Wurm)  i.  q.  Helmin- 
thiasis. 

Verrnca  (lat.,  eigentlich  Anhöhe)  die  Warze,  zirkum- 
skripte papilläre  Hypertrophie  der  Haut. 

V.  Simplex  s.  vulgaris  die  harte  Warze,  aus  einer  kreis- 
förmigen Gruppe  verlän^rter  Hautpapillen  bestehend,  welche  an- 
fangs eine  gemeinschafthche  Epidermisbekleidung  haben  und  erst 


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Vesanus  517 

später  durch  Einsenkungen    der  Epidermis,   dem    Bamii   zwischen 
den  Papillen  entsprechend,  sich  zerklüften. 
cf.  Papillom  (Akrothymion,  Porrum). 

V.  carnosa  s.  mollis  s.  moünsciformis,  Verrue,  Gharnue, 
weiche  oder  Fleisch  warze,  dem  Sarkom  nahe  stehende  War- 
zen, bei  welchen  der  bindegewebige  Teil  der  Hautwucherung  den 
epithelialen  bei  weitem  überwiegt  und  bei  denen  sich  gewöhnlich 
starke  Pigmentirung  des  Eete  Malpighi  findet  (Naevus  verru- 
cosus). 

cf.  Cutis  pendula. 

V.  filiformis  s.  Akrochordon  Saitenwarze,  Fleichwarze 
von  langer  dünner  Form. 

V.  congenita  angeborene  W.,  gewöhnlich  Naevus  ven*u- 
cosus  (s.  d.). 

V.  nekrofenica  {6  vsxgög  Leichnam ,  yevco  Stamm  zu 
yiyvofxai  entstehen)  die  an  den  Händen  von  Anatomen  nicht 
selten  vorkonunende  hartnäckige  Hautaffektion  von  warzenähn- 
lichem Aussehen. 

cf.  Tubercnlnm  nekrogen. 

V.  oesophagi  denjenigen  auf  der  äusseren  Haut  ganz  analoge 
warzenförmige  Wucherungen  der  Schleimhautpapillen  der  Speise- 
röhre, ein  häufiges,  aber  unwichtiges  Vorkonunen. 

Tertig^o  (1.  H.  von  vettere  drehen)  der  Schwindel, 
Störung  des  Gemeingefühls  mit  Unsicherheit  der  Bewegungen 
und  Empfindung  von  Scheinbewegungen  des  Körpers,  Störung 
der  mit  dem  Gleichgewicht  der  willkürlichen  Bewegungskraft  ver- 
bundenen Raumanschauung.  Purkinje^s  Versuche  machen  es 
wahrscheinlich,  dass  es  sich  dabei  um  eine  Kohäsionsveränderung 
einzelner  Teile  des  Kleinhirns  handle.  Eine  wichtige  Rolle  scheinen 
bei  gewissen  Formen  von  V.  die  halbzirkelförmigen  Kanäle  des 
Labyrinths  zu  spielen  [cf,  MENiERE'scher  Symptomenkomplex]. 

V.  ab  aure  laesa  i.  q.  MENiEUE'sche  Krankheit. 

V.  epileptiea  Schwindelanfälle  ohne  Bewusstseinsverlust  {cf, 
Epilepsia  mitior)  die  sich  durch  weitere  (anamnestische)  Anhalts- 
punkte als  epileptische  charakterisiren. 

V.  stomacalis  s.  a  stomacho  laeso  Schwindelanfälle,  welche 
mit  dem  Bestehen  eines  chronischen  Magenkatarrhs  in  kausalem 
Zusanunenhange  stehen.  Über  die  Art  des  Zusanunenhangs  be- 
stehen nur  Hypothesen,  wahrscheinlich  handelt  es  sich  um  eine 
reflektorische  vasomotorische  Gehimanämie. 

cf.  Aura  vertiginosa. 

Tesanns  (fe  untrennbare  Vorsilbe  [z.  B.  in  viduus, 
vecors]  mit  verneinender  Bedeutungj  sanus  vernünftig) 
wahnsinnig,  geisteskrank. 

cf.  Moria,  Paranoia. 


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518  VesTca 

Tesiea  iind  Temienla  BlaHo  und  B latschen,  durch 
wasserhelle  cxler  milchig  getrübte  Flüssigkeit  bewerkstelligte  Em- 
I)orhebung  der  oberen  Schicht  der  Epidermis  (Abhebung  der  Horu- 
schicht  von  der  Schleimschicht),  deren  Grösse  etwa  jener  der  Paj)el 
entspricht. 

cf.  Bnlla,  Pustula. 

Tesicatorinm    8.    Tenicans    (sc.    remedimn)    ein 

blasenziehendes  Mittel,  Vesikator. 
cf.  Epipastica. 

Tesiknläres  Atnumg^sseränseh,  vesikulär  genannt, 
von  der  fraglichen  Annahme  ausgehend,  da^s  dasselbe  in  den 
Lungenbläschen  entstehe  —  das  unter  physiologischen  Verhält- 
nissen am  Bnistkorbe  hörbare  weiche  Atmungsgeräusch. 

Vibices  (vibex  oder  vibix,  -Ids  Striemen)  lange,  neben- 
einander hinlaufende  oder  verästelte  Purpurastreifen. 

Vibrio,  Plur.  Vibriones  (von  vihrare  sieh  schnell 
hin  und  her  bewegen)  Bakterien  mit  Eigenbewegung,  kurze 
Bchraubenbakterien. 

cf.  Bacillns. 

Virag^inität  (virago  Jungfrau,   Mannweib,  v.  vir  u. 

vira)  vd.  homosexual. 

Virus  {lat,)  Gift  und  zwar  six?ziell  von  animalischen  Giften. 
Virulenz  (-tia)  die  Giftigkeit. 
Adj.  virulent  US. 

Tiscidns  (v.  viscum,  die  Mistel,  sowie  der  daraus 
bereitete  Vogelleim)  klebrig. 

Vision  (video)  Gesichtshalluzination. 

Vitiiig^o  (v.  Vitium  Fehler  Celsus;  n.  A.  vitulus  „KÄl- 
berfleek"  der  Augen)  idiopathische  Form  des  Leuko- 
derma acquisitum,  eine  Erkrankung  (Trophoneurose?)  der 
Haut,  wobei  scharf  begrenzte  weisse  glatte  Flecke  entstehen  und 
sich  stetig  vergrössern,  während  ihre  Grenze  von  abnorm  dunklem 
Pigment  eingerahmt  erscheint.  Auch  die  auf  diesen  Stellen  wach- 
senden Haare  sind  pigmentlos. 

V.  gravi or  (leuke  et  melas  —  Celsus)  eine  Form  der 
Lepra  maculosa,  welche  entweder  der  gewöhnlichen  V.  alba 
gleicht,  oder  bei  der  die  Haut  beinahe  des  ganzen  K()ii)ei*s  durch 
grosse  Flecken  in  verschiedener  Nuance  braun  oder  graubraun 
verfärbt,  dazwischen  auch  mit  ganz  pigmcntlosen  Stellen  be- 
setzt ist. 

cf.  Morphaea.  , 


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Vomitus  519 

Titilig^oidea  (Stamm  €id<a  ähnlich  sein)  BeDennung 
des  Xanthoma  von  Addison  und  Gull,  welche  eine  Ähnlich- 
keit mit  dem,  was  Willan  und  Batemann  als  Vitiligo  be- 
schrieben hatten,  zu  finden  glaubten. 

Vitium  eordis  Herzfehler  im  allgemeinen  eine  unge- 
naue Bezeichnung,  welche  nur  dann  in  Anwendung  kommen  sollte, 
wenn  sich  in  sehr  vorgeschrittenen  und  veralteten  Fällen  die  Art 
des  Fehlers  (Insuffizienz  oder  Stenose  der  verschiedenen  Ostien, 
Hypertrophie,  Dilatation  etc.)  nicht  exakt  mehr  feststellen  lässt. 

Toinmen  pnimonnm  anctnin  i.  q.  Emphysema 
pulmonum. 

VoiTiiiii8  (v.  rohere  herumdrehen,  winden)  Bezeich- 
nung sowohl  für  „Darmverschlingung,  Darmwinde",  als 
auch  für  den  dadurch  hervorgei-ufenen  Symptomenkomplex,  gleich 
Ileus. 

Tomiea  (v.  vomere  ausspeien  —  weil  der  Eiter 
nach  der  späteren  Eröffnung  der  Höhlen  ausgeworfen 
wird)  abgekapselte,  mit  Eiter  gefüllte  Hohlräume  in  der  Lunge, 
mögen  sie  aus  geschmolzenen  Tuberkeln,  oder  aus  nekrotischen 
Herden,  oder  aus  wirklichen  Vereiterungen  hervorgegangen  sein.  — 
Die  Bezeichnung  ist  auf  kleine  Eiterherde  in  anderen  Organen 
übertragen. 

cf.  Caverna. 

TomitiTnm  (sc,  remedium)  i.  q.  Emcticum. 

Vomitiiritio  (gewöhnlich  Flur.)  v.  vomiturio  und  dies  v. 
vomiturusy  vomere)  die  Brech-  oder  Würgbewegungen, 
cf.  Nansea. 

Tomitns  s.  Emesis  das  Erbrechen,  ein  komplizii-tcr 
aus  Kontraktionen  des  Zwerchfells,  der  Bauchpresse,  der  Respira- 
tionsmuskeln, der  Magenwand  und  Glottis  zusammengesetzter  Vor- 
gang, durch  welchen  Entleerung  des  Mageninhalts  bewirkt  wird. 

V.  gravidarum  das  nervöse  (reflektorische)  Erbrechen  der 
Schwangeren  (besonders  in  den  ei-sten  Monaten  der  Gravidität). 

V.  Iiystericus  das  Erbrechen  Hysterischer,  meist  von 
Speisen  sogleich  nach  deren  Aufnahme,  seltener  von  schleimigen 
und  galligen  Massen  im  nüchternen  Zustand,  oft  bis  zur  äusser- 
sten  Entkräftung  andauernd ,  dann  von  selbst  plötzlich  ver- 
schwindend. 

V.  marinus  vd.  Morbus  nauticus. 

V,  matutlnus  „Wasserkolk",  morgendliches  Erbrechen 
von  gewöhnlich  alkalisch  reagirenden  Massen  beim  chronischen 
Magenkatarrh  der  Säufer,  hauptsächlich  durch  Vei-schlucken  des 
reflektorisch  vermehrten  Speichels  während  der  Nacht  und  Mor- 
gens verursacht. 


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520  Vortex  purulentus 

Vortex  purulentus  (vortex  Wirbel,  v.  vertere  drehen) 
etwas  veraltet  für  „Totalabszess  der  Hornhaut"  wobei  die 
ganze  Hornhaut  in  einen  eitergelben  Pfropf  verwandelt  er- 
scheint. 

cf.  Keratitis. 

Vox  cholerica  „Cholerastimme",  tonlose,  „verfallene" 
Stimme,  wie  sie  besonders  bei  erschöpfenden  Choleradiarrhöen, 
aber  auch  bei  anderen  erschöpfenden  Krankheiten  auftritt,  und 
welcher  eine  paralytische  Stimmstörung  zu  Grunde  liegt. 

Tnlnus  {lat)  {z=ovXi^)  die  Wunde,  gewaltsame  Trennung 
von  Geweben. 

Für  einige  Ai*ten  existiren  besondere  technische,  resp.  latei- 
nische Bezeichnungen,  z.  B.  V.  contusum  Quetschwunde,  für 
l>eträchtlichere :  conquassatum;  V.  incisivum  Schnittwunde, 
V.  mors  um  Bisswunde,  V.  penetraus  Wunden,  durch  welche 
eine  der  drei  Körperhöhlen  wier  ein  Gelenk  eröffnet  wird,  V.  scis- 
sum  Schlitz-  oder  Risswimde,  V.  sclopetorum  et  bombar- 
darum  Schusswunden  durch  Flinten-  und  Geschützkugeln. 

cf.  Aposkeparnismus,  Ricochet,  Tranma. 

Vnlvismns  unzutreffende  Bezeichnung  für  Vaginismus 
(s.  d.),  da  die  Berührung  der  Vulva  bei  letzterem  weder  Schmerz 
noch  Krampf  hervorruft. 

TnlTitis  (vulva  die  äussere  weibliche  Scham,  volvae 
Thürflügel)  Entzündung  der  äusseren  weiblichen  Ge- 
schlechtsteile, tritt  in  vei*schiedener  Form  auf:  als  einfache 
R<)tung  (Dermatitis  simplex),  mit  allgemeiner  Beteiligung 
des  Koriums  und  subkutanen  Gewebes  (Erysipelas,  Phleg- 
mone vulvae),  mit  partieller  Entzündmig  des  letzteren  (Furun - 
culosis  vulvae),  mit  vorwiegender  Beteiligmig  der  Follikel 
(Folliculitis  vulvae).     Besondere  Formen  sind  noch  die: 

V.  diabetica,  verursacht  durch  den  Reiz  des  sich  zersetzen- 
den Zuckerharns,  und 

V.  crouposa  und  diphtherica,  die  im  Puerperium  (nicht 
als  echte  Diphtherie)  und  im  frühen  Kindesalter  vorkommt. 

Weber'm  Symptomenkomplex  (Syndrome  de 
Weber)  von  Charcot  vorgeschlagene  Bezeichnung  für  die  von 
Weber  zuerst  beschriebene  alternirende  Lähmung  des  Nervus 
oculomotorius  (auf  der  Seite  der  Läsion)  und  die  Lähnmng  der 
Extremitäten  der  entgegengesetzten  Seite,  welcher  auf  einer  Affek- 
tion de«  unteren  inneren  Teiles  des  Podunculns  cerebri  beiTiht. 

cf.  Apoplexia  cerebri, 

Weil'uche  Krankheit  vd.  Morbus  W. 


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Yaws  521 

Xanthelasma  multiplex  s.  Xanthoma   (^av^ög 

gelb,  eXaofia  das  Getriebene  v.  iXavvco)  s.  Molluscnm  lipo- 
matodos  s.  Vitiligoidea  linsenförmiee  Verdickungen  (X;  pla- 
num) auf  der  Haut,  besonders  der  Augenlider  sowie  der  Horn- 
haut, von  tiefgelber  Farbe,  die  sich  zu  rundlichen  Höck^ern  oder 
Knötchen  (X.  tuberosum)  vergrössem  und  aus  einer  Neubildung 
von  Bindegewebe  innerhalb  des  Koriums  bestehen  mit  Einlagerung 
von  Fettkömchen  und  Kugeln  in  die  Zellen  und  Maschenräume 
des  Bindegewebes,  wodurch  die  gelbe  Farbe  bedingt  ist. 

Xanthoeyanopie  (vd. Cyanosis)  [Mauthneb]  die  Bot- 
grünblindheit. 

Xanthopsie  (17  dipic:  Sehen)  das  „Gelbsehen''  —  bei 
Ikterus  und  Santoninvergiftung  vorkommendes  subjektives  Sym- 
ptom, wobei  die  Gegenstände  eine  gelbUche  Färbung  zu  haben 
scheinen. 

Xeroderma  (^rjgog  trocken,  j6  degfia  Haut)  „Perga- 
ment haut"  nennt  Kaposi  eine  sehr  seltene  Krankheit,  in  perga- 
mentähnlicher Trockenheit,  Dünnheit  und  Runzelung  der  Epider- 
mis mit  scheckiger  Pigmentirung,  kleinen  Gefässerweiterungen, 
Retraktion  und  gleichzeitiger  Verdünnung  der  Haut  bestehend. 
In  der  Dünnheit  liegt  der  Unterschied  von  der  Sklerodermie. 

Eine  andere  beobachtete  Form  betraf  nur  die  Unterextre- 
mitäten, deren  Hautfläche  wie  Goldschlägerhäutchen  verdünnt 
aussah. 

Xerophthalmns  (o  6(p^aXfi6g  Auge)  Trockenheit 
des  Auges,  Dürrsucht. 

X.  f  laber  partielle  Vemarbimg  der  Bindehaut,  wobei  die- 
selbe trocken,  steif  und  derb  erscheint,  so  dass  sie  sich  bei  Be- 
wegung faltet  und  die  Lidbewegung  gehindert  ist. 

X.  squamosus  Untergang  der  Konjunktiva  in  einem  sehnigen 
Narbengewebe  ohne  aUe  Sekretion,  so  dass  die  Ausschwemmung 
der  Epithelzellen  unmögUch  wird  und  man  den  ganzen  Binde- 
hautsack  samt  Kornea  mit  einem  aus  Epithelien,  Fett  und  Schleim 
bestehenden  Stratimi  einer  schilferigen  Masse  überkleidet  findet. 

Xerosis  (von  ^tjqoco,  ^rjQ6g)  die  Trockenheit 

Xerostomia  (ro  orö/m  Mund)  Sekretionsmangel  der 
Schleimhaut  der  Mimd-  und  Eachenhöhle  einschliessUch  der 
Speicheldrüse  mit  Epithelentblössung  der  Zunge,  besonders  bei 
älteren  Frauen  beobachtet  [Hadden]. 

Xiphopag^ns  (ro  ^i(pog  Schwert)  vd.  Thorakopagus. 
ITaws  (engl.,  dehnen,  hio  hiare)  i.  q.  Framboesia  tropica. 


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522  Zona 

Zona   (lat.,   vom   gi*.   ?5  ^(ovrj)   der  Gürtel,  gürtelförmige 
Fläche,  Zone,  zuweilen  kurz  für  Herpes  zoster. 
Z.  anaesthetiea  vd.  Hemiplegia  spinaLis. 
cf.  Zoster,  Cingnlmn. 

Zoogloea  (ro  ^cpw  Lebende,  6  yXoiog  klebrige  Feuch- 
tigkeit, gleich  yXia  Leim)  eine  Erscheinungsform  ge- 
wisser Bakterien.  Nachdem  sich  dieselben  in  TochterzeUen 
geteilt  haben,  bleiben  diese  durch  Aufquellung  ihrer  Membranen  zu 
einer  hellen  Zwischensubstanz  in  grösseren,  scharf  begrenzten 
rundlichen  Gallertmassen  verbunden,  worin  sie  sich  noch  weiter 
teilen.  Nach  Auflösung  der  gallertigen  Zwischensubstanz  können 
die  einzelnen  Bakterien  frei  werden. 

cf.  Bakterien  (Koccoglia  und  Gliakoccos). 

Zoonose  (ro  C^Jor  Tier,  t)  voooq  Krankheit)  Infek- 
tionskrankheit, verursacht  durch  tierische  Gifte. 

Zoster  (o  ^(joorrjQ  V.  Ccowvfii)  der  Gürtel,  zuweilen  kurz  für 
Herpes  zoster. 

Zymosis,  Zymosen  (17  Cvf^rj  Gärungsstoff,  von  ^ho 
sieden,  aufschäumen)  „Gärungskrankheiten"  nennt  man 
die  Infektionskrankheiten  in  der  Voraussetzung,  dass  es  sich  bei 
der  Ansteckung  und  den  weiteren  Vorgängen  um  einen  chemischen 
Prozess  handle.  (Seitdem  man  aber  weiss,  dass  die  Gärung  an 
die  Gegenwart  und  Vermehrung  von  niederen  Organismen  gebunden 
ist,  ist  die  Gärungstheorie  so  gut  wie  identisch  mit  der  Theorie 
des  Contagium  vivum  —  Liebermeister  in  ZH.  Bd.  2). 

cf.  Bakterien,  Mykose. 


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Verlag  von  Eduard  Besold  (Arthur  Georgi)  in  Leipzig. 

Leitfaden 

für  den 

Geburtshilflichen  Operationskurs 

von 
Dr.  Albert  Döderlein, 

ao.  Professor  für  Geburtshilfe  und  Gynaekologie  an  der  Universität  Leipzig. 

Mit  98  Abbildungen. 
8.  1893.  In  Leinband  gebunden,  Preis  4  Mark. 
Soeben  erst  erschienen,  hat  sieh  dieser  Leitfaden  im  Sturme 
die  Gunst  der  Kreise  errungen,  für  die  er  bestimmt  ist.  Die 
zahlreichen  Abbildungen  sind  mit  grösster  Sorgfalt  und  Natur- 
treue hergestellt  und  geben  an  sich  schon  eine  treffliche  Orien- 
tirung  über  das  behandelte  Gebiet. 

Jedem   Mediziner   in   höherem   Semester  und   praktischen 
Arzte  zu  empfehlen: 

Handbuch 

der  • 

klinischen  Mikroskopie. 

Mit   Berücksichtigung    der  Verwendung   des    Mikroskops   in 

der  gerichtlichen  Medizin 

von 

Dr.  G.  Bizzozero, 

o.  Professor  der  Pathologie  an  der  Universität  Turin. 

Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage 

der  deutschen  Originalausgabe  besorgt 

von 

Dr.  I^tefan  Bernheimer. 

Mit  einem  Vorwort  von  Professor  Dr.  H.  Nothnagel. 
Mit  45  Holzschnitten  und  8  Tafeln.  1887.  gr.  8.  352  S.  Dauer- 
haft gebunden.  Preis  M.  9.—  (geh.  M.  8.—). 
Inhalt:  Beschreibung  und  Gebrauch  des  Mikroskops.  —  Unter- 
suchung des  Blutes  —  der  Exsudate  —  des  Eiters  —  der 
Haut  —  des  Mundhöhlen  -  Inhalts  —  des  Erbrochenen  —  der 
Faecalmassen  —  der  Sputa  —  des  Nasenschleims  —  des  Auges 
—  des  Sperma  — -  der  Sekrete  der  weiblichen.  Geschlechts- 
organe —  des  Milchdrüsensekrets  —  des  Harnes.  —  Beschrei- 
bung und  Untersuchung  der  pathogenen  Spaltpilze. 


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Eins  der  beliebtesten  und  verbreitetsten  Rezept-Taschenbücher  ist: 

Y.  Ziemssens 

Pharmacopoea  clinica. 

Eine  Anleitung  zur 
Ordinatiou  der  wichtigsten  Arzneimittel. 

Fünfte  Auflage, 
nach  dem  Arzneibuch  für  das  deutsche  Reich  ed.  III  bearbeitet 

von 

Dr.  Hermann  ßieder, 

I.  Assistent  am  med.-klin.  Institute  in  München. 

Taschenformat,  212  S.  auf  Schreibpapier,  dauerhaft  gebunden. 
Preis  M.  3  — . 


„Veranlassung  zur-  enieuten  Auflage  des  weit  verbreiteten 
Hilfsbüchelchens  gab  die  Ausgabe  des  Arzneibuches  für  das 
Deutsche  Reich  ed.  III.  Wir  stehen  nicht  an,  sowohl  wegen 
der  übersichtlichen  Anordnung  des  reichhaltigen  StoflFes,  der 
geeigneten  Auswahl  desselben  als  auch  mit  Rücksicht  auf  die 
Vollständigkeit  der  behandelten  Materie  dieser  Anleitung 
den  Vorzug  vor  den  zahlreichen  anderen  erschie- 
nenen zu  geben."  (Dtsch. Medizinal-Ztg.  1890,  No. 84.) 


Vorlesungen  über  die  öflTentliche  und  private 

Gesundheitspflege 

von 
Dr.  J.  Bosenthal, 

o.  ö.  Professor  der  Physiologie  und  Gesundheitspflege  an  der  Universität  Erlangen. 

Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 

Mit  72  Abbildungen, 
gr.  8.    664  S.,   dauerhaft  geb.    Preis  M.  14.—  (geh.  M.  12.—). 

„.  .  .  Die  Gesundheitspflege  Rosenthals  ist  ein  durchaus 
gründliches,  den  Anforderungen  eines  Lehrbuches  der  Hygiene 
bis  in  den  letzten  Schlupfwinkel  des  bisher  angeoauten 
Gebäudes  entsprechendes  Werk  .  .  ." 

(Internat,  klinische  Rundschau.) 

„.  .  .  Aus  jedem  Kapitel  leuchtet  hervor,  dass  der  Autor 
unter  Aufwand  seines  immensen  Wissens  und  seiner  aus- 
gezeichneten Vortragekunst  seinem  Gegenstande  eine  be- 
geisterte Liebe  entgegengebracht  und  es  verstanden  hat,  seinen 
Zuhörern  die  Bedeutung  klar  zu  machen,  die  der  Gesundheits- 

^e  in  unseren  Tagen  zukommt ..."  (Gesundheit.) 


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