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Full text of "Hinterlaßne Schriften"

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Budhandlung 
ı ©. Karl Wagner 2°” 
ers 
































Erfter Supplementbanp 


| * 
Adolf Segn:z. 


Klopſtods Leben 


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Hııunır. 
von 


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UL. engen, 
Dr. Seinrich Doering. 













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5 Klopſtocdcks 


Seinrid Deering. 


Mit Klopflods Portrait und einem Zac Simile. 


Weimar, 
dei Wilhelm Hoffmann. 
1825. 


— 





— TR RER REED -- 


Vorwort und Einleitung 


des Herausgebers. 


Bevor wir uns über die vorliegende Biographie 
Klopſtocks näher erklären, ſehen wir uns genöthigt, 
folgende allgemeine Bemerkungen vorauszuſchicken. 
Ueberſpannten und einſeitigen Federungen, wie An⸗ 
maßung und geiſtige Beſchränktheit ſie ſo manchen 
gehäßigen Rezenſenten in die Feder dictirten, kön⸗ 
nen und wollen wir auch in dieſer Biographie nicht 
genügen. Tadelſucht iſt nun einmal dieſer Herren 
Element. Das haben wir nach kürzlich in der Mehr⸗ 
zahl der Rezenſionen von Herders Leben (in d. 
Wegweiſ. z. Abendzeit. Zebr. 1824. No. 10 u. 14... 
Senaifh. Lit. Zeit. May 1824. No. 97. & 


6 Vorwort und Einleitung. 


Repertorium Leipz. 1824. Sb. 2. St. 3) erfahren, 
bei denen es fi wahrlich Faum ber Miüho lohnte, 
die ſpärlich hingeſtreuten Lobkörner aus einer 
Spreu von grundloſem Tadel zu fichten. *) Eine 
rühmliche Ausnahme hievon machte indeß die ein 
ſichtsvolle und unpartheiifche Beurtheilung unfrer 
Biographie Herders in Röhr's Predigerbiblies 
thek. 1823. Bd. IV. Heft 4. „Die verftändige 
Ansrdnung diefer Schrift, heißt es S. 606 u. ff 
beruht vornehmlich darauf, daß der Verfaffer nad 
‚ Mittheilung der Zugendgefchichte Herders fein gan: 
zes übriges Leben in ſechs verſchiedenen, durch eins 
flußreiche Umſtände beſtimmten Perioden auf eine 


*) Was unſre deutſchen Critiker gegen die Auslan⸗ 
der für eine ärmliche Rolle ſpielen, haben wir vor 
kurzem an einer eben ſo einſichtsvollen, als un⸗ 
partheiiſchen Rezenſion der frühern Ausgabe unſrer 
Biographie Schillers (Weimar 1822) geſe⸗ 
hen. Die erwähnte Beurtheilung findet man uns - 
ter der Ueberfchrift: Life and Writings of Schil- 
ler, in dem North American Review. Boston 
18323. April. No. XXXIX. P. 397 — 425. 





Vorwort und Einleitung. 7 


fehr. anfchauliche Weife vor den Augen des Leſers 
verüberführt; die geiftvele Ausführung aber zeigt 
fich befonders in der Art und Weife, wie er in die 
Schilderung der äußern Lebensverhältnijfe feines 
Helden zugleich auch das Bild feines innern Lebens 
zu verweben weiß, und Allem, was bemfelben mehr 
oder minder Wichtiges begegnet, durch feine eigenen 
Heußerungen darüber anziehenden Reiz und finns 
reiche Bedeutung gibt. Dadurch wird feine Schrift 
zu einer fehr Iehrreihen Lectüre, ſowohl für gebils 
dete Lefer Überhaupt, als auch für folhe, denen 
Herder ald Theolog und Beiftlicher interejjant ift, 
Dabei hat fi) der Werfaffer vor einem der gewöhn⸗ 
lichſten Fehler unfrer Lebensbefchreiber forgfältig bes 
wahre, derer nämlih, daß er die Vorzüge feines 
Helden nit mit übertriebenen Lobreden anpreifet, 
und feine Menfchlichfeiten durchaus überfieht. Er 
läßt vielmehr jenen die gebührende Gerechtigfeit wis 
erfahren, und gedenkt auch diefer, aber mit Mil 
be und Schonung, fo daß auf Feiner Seite die 
Unpartheilichkeit verlegt wird, welche jeder Lebenss 


6 Vorwort und Einleitung. 


Repertorium Leipz. 1824. Bd. 2. St. 3) erfahren, 
bei denen es fi wahrlich Faum der Müho Ichnte, 
die ſpärlich hingeftreuten Lobförner aus einer 
Spreu von grundlofem Tadel zu fichten. %) Eine 
rühmliche Ausnahme hievon machte indeß die ein. 
ſichtsvolle und unpartheiifche Beurtheilung unfrer 
Biographie Herders in Röhr's Predigerbiblies 
thek. 1823. Bd. IV. Heft 4. „Die verftändige 
Anordnung biefer Schrift, heißt es S. 606 u. f 
beruht vornehmlich) darauf, daß der Verfaffer nach 
‚ Mittheilung dee Zugendgefchichte Herder fein gan: 
zes übriges Leben in ſechs verſchiedenen, durch ein⸗ 
flußreiche Umſtände beſtimmten Perioden auf eine 


*) Was unſre deutſchen Critiker gegen die Ausläns 
der für eine ärmliche Rolle ſpielen, haben wir vor 
kurzem an einer eben ſo einſichtsvollen, als un⸗ 
partheiiſchen Rezenſion der frühern Ausgabe unſrer 
Biographie Schillers (Weimar 1822) geſe⸗ 
hen. Die erwähnte Beurtheilung findet man uns - 
ter der Ueberſchrift: Life and Writings of Schil- 
er, in dem North American Review. Boston 
1823. April. No. XXXIX. P. 397 — 425. 





Vorwort und Einleitung. 7 


ſehr anſchauliche Weiſe vor den Augen des Leſers 
voerüberführt; die geiſtvolle Ausführung aber zeigt 
fi) befonders in der Art und Weife, wie er in die 
Schilderung der äußern Lebensverhältnife feines 
Helden zugleich auch das Bild feines innern Lebens 
zu verweben weis, und Allem, was bemfelben mehr 
oder minder Wichtiges begegnet, burch feine eigenen 
Aeußerungen darüber anziehenden Reiz und finn» 
reiche Bedeutung gibt. Dadurch wird feine Schrift 
zu einer fehr lehrreichen Lectüre, ſowohl für gebils 
dete Lefer überhaupt, ald auch für folhe, denen 
Herder ald Theolog und Geiftlicher interejjant ift. 
Dabei hat ſich der Verfaſſer vor einem der gewöhns 
lichten Fehler unfrer Tebensbefchreiber forgfältig bes 
wahrt, derer nämlih, daB er die Vorzüge feines 
Helden nit mit übertriebenen Lobreden anpreifet, 
und feine Menfchlichkeiten durchaus überfieht. Er 
läßt vielmehr jenen die gebührende Gerechtigkeit wis 
berfahren, und gedenkt auch biefer, aber mit Mil 
be und Schonung, fo daß auf Feiner Seite die 
Unpartheilichfeit verlegt wird, welche jeder nr. 





68 — 
Rlopstock _ 





Klopfied3 
x eben 


Seinrid Deering. 


* 


Peeart. 717-3 


Mit Klopflods Portrait und einem Zac Simile. 


Weimar, 
bei Withbelm Doffmann. - 
Zu 1825. 


— 





PBormwort und Einleitung 


des Derausgebers. 


Bevor wir uns über die vorliegende Biographie 
Klopſtocks näher erklären, fehen wir uns genöthigt, 
folgende allgemeine Bemerkungen vorauszufchiden. 
Ueberfpannten und einfeitigen Sederungen, wie Ans 
maßung und geiftige Befchränktheit fie fo manchen 
gehäßigen Rezenſenten in bie Feder bictirten, kön⸗ 
nen und wollen wir aud) in Diefer Biographie nicht 
genügen. Zadelfuht iſt nun einmal bdiefer Herren 
Element. Das haben wir ned) Fürzlich in.der Mehr: 
zahl der Rezenfionen von Herders Leben (in d. 
Wegweif. z. Abendzeit. Zebr. 1824. No. 10 u. 11. 


Jenaiſch. Lit. Zeit. May 1824. No. 97. or ” 


6 Vorwort unb Einleitung. 


Repertorium Leipz. 1824. Bd. 2. St. 3) erfahren, 
bei denen es ſich wahrlich kaum der Mühe lohnte, 
die ſpärlich hingeſtreuten Lobkörner aus einer 
Spreu von grundloſem Tadel zu fihten. 9 Eine 
rühmliche Ausnahme hievon machte indeß die ein⸗ 
ſichtsvolle und unpartheiiſche Beurtheilung unſrer 
Biographie Herders in Röhr's Predigerbiblio— 
thek. 1823. Bd. IV. Heft 4. „Die verſtändige 
Anordnung dieſer Schrift, heißt es S. 606 u. ff 
beruht vornehmlich) darauf, daß der Verfaffer nad) 
‚ Mittheilung der Zugendgefchichte Herders fein gan: 
zes übriges Leben in ſechs verſchiedenen, durch ein⸗ 
flußreiche Umſtände beſtimmten Perioden auf eine 


*) Was unfre deutſchen Critiker gegen die Auslän⸗ 
der für eine ärmliche Rolle fpielen, haben wir vor 
£urzem an einer eben fo einfihtspollen, ald uns 
partheiifchen Rezenfion ber frühern Ausgabe unfrer 
Biographie Schillers (Weimar 1822) gefes 
hen. Die erwähnte Beurtheilung findet man uns - 
ter der Ueberfchrift: Life and Writings of Schil- 
ler, in dem North American Review. Boston 
18323. April. No. XXXIX. P. 397 — 425. 


Vorwort und Einleitung. 7 


ſehr anſchauliche Weife vor den Augen des Leſers 
verüberführt; die geiftvole Ausführung aber zeigt 
fich befonders in der Art und Weife, wie er in die 
Schilderung der äußern Lebensverhältnijfe feines 
‚Helden zugleich auch das Bild feines innern Lebens 
zu verweben weiß, und Allem, was bemfelben mehr 
oder minder Wichtiges begegnet, durch feine eigenen 
Aeußerungen darüber anziehenden Reiz und finns 
reihe Bedeutung gibt. Dadurch wird feine Schrift 
zu einer fehr Iehrreihen Lectüre, ſowohl für gebils 
dete Lefer überhaupt, ald auch für folhe, denen 
Herder ald Theolog und Geiftlicher intereſſant iſt. 
Dabei hat fi) der Verfaffer vor einem der gewöhn⸗ 
lichften Fehler unfeer Lebensbeſchreiber forgfältig bes 
wahrt, derer nämlich, daß er die Worzüge feines 
Helden nicht mit übertriebenen Lobreden anpreifet, 
und feine Menſchlichkeiten durchaus überſieht. Er 
laͤßt vielmehr jenen die gebührende Gerechtigkeit wis 
derfahren, und gedenkt auch diefer, aber mit Mils 
be und Schonung, fo daß auf Feiner Geite die 
Unpartheilichkeit verlegt wird, welde jeder Lebens⸗ 











Klopſtocks 


von ” 


Seintid Deering. 


* 


Mit Klopftocks Portrait und einem Fac Sim 


Weimar, 
bei Wilhelm Hoffmann. 
Zu 1825. 


- 





enter 


Vorwort und Einleitung 


des Herausgebers. 


Bevor wir uns über die vorliegende Biographie 
Klopſtocks naͤher erklären, ſehen wir uns genöthigt, 
folgende allgemeine Bemerkungen vorauszuſchicken. 
Ueberſpannten und einſeitigen Federungen, wie An⸗ 
maßung und geiſtige Beſchränktheit ſie ſo manchen 
gehaͤßigen Rezenſenten in die Feder dictirten, kön⸗ 
nen und wollen wir auch in dieſer Biographie nicht 
genügen. Tadelſucht iſt nun einmal dieſer Herren 
Element. Das haben wir noch kürzlich in der Mehr⸗ 
zahl der Rezenſionen von Herders Leben (in d. 
Wegweif. z. Abendzeit. Febr. 1824. No. 10 u. 11. 
Senaifh. Lit. Zeit. May 1924. No. 97. Algen. 





Vorwort und Einleitung 


des Herausgebers. 


Bevor wir uns über die vorliegende Biographie 
Kiopftock näher erklären, fehen wir ung gendthigt, 
folgende allgemeine Bemerkungen vorauszufcicden. 
Ueberfpannten und einfeitigen Sederungen, wie Ans 
maßung und geiftige Befchränktheit fie fo manchen 
gehäßigen Nezgenfenten in die Feder dictirten, kön⸗ 
nen und wollen wir aud) in diefer Biographie nicht 
genügen. Zabelfuht iſt nun einmal biefer Herren 
Element. Das haben wir ned) Fürzlich in.der Mehr, 
zahl der Nezenfionen von Herders Leben (in d. 
Wegweiſ. z. Abendzeit. Febr. 1824. No. 10 u. 11. 
Jenaiſch. Lit. Zeit. May 1824. No. 97, Algen, 


6 Vorwort und Einleitung. 

Repertorium Leipz. 1824. Bd. 2. St. 3) erfahren, 
bei denen es fi wahrlich Faum der Mühe lohnte, 
die ſpärlich Hingeftreuten Lobkörner aus einer 
Spreu von grundlofen Tadel zu fichten. %) Eine 
rühmliche Ausnahme hievon machte indeß die ein. 
ſichtsvolle und unpartheiifche Beurtheilung unfrer 
- Biographie Herders in Röhr's Predigerbiblio- 
thef, 1823. Bd. IV. Heft 4. „Die verftändige 
Anordnung diefer Schrift, heißt es S. 606 u. f 
- beruht vornehmlich darauf, daß der Verfaffer nach 
. Mittheilung der Zugendgefchichte Herders fein gan: 
308 übriges Leben in ſechs verfchiedenen, durch eins 
flußreiche Umftände beftimmten Perioden auf eine 


*) Was unfre deutfhen Critiker gegen die Auslän« 
ber für eine ärmliche Rolle fpielen, haben wir vor 
£urzem an einer eben fo einſichtsvollen, als uns 
partheiifhen Nezenfion der frühern Ausgabe unfrer 
Biographie Schillers (Weimar 18322) gefes 
hen. Die erwähnte Beurtheilung findet man uns - 
ter der Ueberfchrift: Life and Writings of Schil- 
ler, in dem North American Review. Boston 
18323. Aprıl. No. XXXIX. P. 397 — 425. 





— 


Vorwort und Einleitung. 7 


fehr anfchaulishe Weife vor den Augen bes Leſers 
vorüberführt; die geiſtvolle Ausführung aber zeigt 
ſich beſonders in der Art und Weiſe, wie er in die 
Schilderung der äußern Lebensverhältniſſe ſeines 
Helden zugleich auch das Bild ſeines innern Lebens 
zu verweben weiß, und Allem, was demſelben mehr 
oder minder Wichtiges begegnet, durch ſeine eigenen 
Aeußerungen darüber anziehenden Reiz und ſinn⸗ 
reiche Bedeutung gibt. Dadurch wird ſeine Schrift 
zu einer ſehr lehrreichen Lectüre, ſowohl für gebils 
dete Leſer überhaupt, als auch für ſolche, denen 
Herder als Theolog und Geiſtlicher intereſſant iſt. 
Dabei hat ſich der Verfaſſer vor einem der gewöhn⸗ 
lichſten Fehler unſrer Lebensbeſchreiber ſorgfältig be⸗ 
wahrt, derer nämlich, daß er die Vorzüge ſeines 
Helden nicht mit übertriebenen Lobreden anpreiſet, 
und ſeine Menſchlichkeiten durchaus überfieht. Er 
läßt vielmehr jenen die gebührende Gerechtigkeit wis 
derfahren, und gedenkt auch diefer, aber mit Mils 
be und Schonung, fo daß auf Feiner Seite die 
Unpartbeilichfeit verlegt wird, welche jeder Lebens» 


8 Vorwort und Einleitung. 


beſchreibung erſt ihre rechte Srauchbarkeit für den 
lehrbegierigen Leſer gibt. ” 

Wir haben abſichtlich bie Stelle hier mitges 
theilt, weniger zu unfrer eigenen Rechtfertigung, 
als um dem Lefer diefer Biographie Klopſtocks, die 
wenigftens von -den bisher vorhandenen den Vor⸗ 
zug einer größern Volftändigkeit und 
genauen Bihtung wahrer und falfder 

Nachrichten hat, einen allgemeinen Begriff zu 
geben, aus welchem Geſichtspunkte er fie zu betrad)s 
ten habe. Auch hier, wie in Schillers und 
Herders Leben, haben wir ben Dichter, überall, 
wo es thunlich war, rebend eingeführt, und felbft 
ſolche Stellen ın feinen Briefen nicht unterdrückt, 
in denen eine mitunter etwas fade Tändelei herrfcht, .- 
die freilich damals unter den ſchönen Geiftern für 
die ächte Sprache der Freundſchaft galt. 

Klopſtocks Freundfchaft hatte überhaupt das Er 
genthümliche, daß feine Phantafie ihm die geiftigen 
Mängel derer verhüllte, die er, fo mittelmäßige 
Menfchen und gering haltige Poeten auch darunter 





Borwort und Einleitung. 9 


waren, auf’8 innigfte.an fi ſchloß, und fogar eis 
nen berfelben mit dem unverdienten Lobe überfchüte 
tete: 

Schmidt, der mir gleich ift, den die Unfterblichen 

Des Hains Gefängen neben mir aufziehn ; | 
ein Lob, das vielleicht nur infofeen zus entjchuldigen 
war, als ed dem Bruber feiner Geliebten galt. 

Hieran mögen fih, als Einleitung zu der 
nachfolgenden Biographie, einige characteriftifche 
Bemerkungen über Klopftod und feine Peeſſe ie ans 
fchließen. 

Außer feinem Gefühl für Freundſchaft, dem 
wir Klopſtocks gelungenfte Oden verdanken, ward 
die Liebe zum Waterlande dem Dichter ein mächtis 
ger Antrieb zur Poeſie. Der damaligen Kälte und 
Lauheit der Deutfchen war es zuzufchreiben, daß 
Klopſtocks Patriotismus nur felten oder.nie ruhig 
epifher Natur war, ſondern einen leidenfchaftlichen, 
ja heftig gürnenden Character hatte. Man wird dieß 
in feinen Vaterlandsoden, fo wie namentlich in 
feinen Bardieten: Hermanns Schlacht, Her: 








" °« 


Klopfiods 


N | 
Heinrich Doering. 


Mit Klopflods Portrait und einem Zac Simile. 





Weimar, 
bei Wilhelm Hoffmann. 








Vorwort und Einleitung 


des Herausgebers. 


Bevor wir uns über die vorliegende Biographie 
Klopſtocks näher erklären, fehen wir ung gendthigt, 
folgende allgemeine Benierfungen vorauszufchicden. 
Ueberfpannten und einfeitigen Sederungen, wie Ans 
maßung und geiftige Befchränktheit fie fo manchen 
gehäpigen Rezenſenten in die Feder bictirten, Eöns 
nen und wollen wir auch in dieſer Biographie nicht 
genügen. Zabelfuht ıft nun einmal biefer Herren 
Element. Das haben wir ned) Fürzlich in.der Mehr⸗ 
zahl der Negenfionen von Herders Leben (in d. 
Wegweiſ. z. Abendzeit. Febr. 1824. No. 10 u. 11. 
Jenaiſch. Lit. Zeit. May 18924. No. 97, Allgem, 


6 Bormwort und Einleitung. 


Repertorium Leipz. 1824. Bd. 2. St. 3) erfahren, 
bei denen es ſich wahrlich Faum der Mühe lohnte, 
die fparlich Hingeftreuten Lobkörner aus einer 
Spreu von grundlefem Zabel zu fichten. 9) Eine 
rühmliche Ausnahme hievon machte indeß die ein« 
ſichtsvolle und unpartheiifche Beurtheilung unfrer 
- Biographie Herders in Röhr's Predigerbiblies 
thek. 1823. Bd. IV. Heft 4. » Die verftändige 
Anordnung diefer Schrift, heißt e8 S. 606 u. f 
beruht vornehmlich darauf, daß der Verfaffer nach 
‚ Mittheilung der Zugendgefchichte Herders fein gan: 
308 übriges Leben in ſechs verſchiedenen, durch eins 
flußreihe Umftände beflimmten Perioden auf eine 


*) Was unfre deutſchen Critiker gegen die Ausläns 
der für eine ärmliche Rolle fpielen, haben wir vor 
kurzem an einer eben fo einfihtsvollen, ald uns 
partheiifchen Nezenfion der frühern Ausgabe unjrer 
Biographie Schillers (Weimar 1822) gefes 
hen. Die erwähnte Beurtheilung findet man uns - 
ter der Ueberfchrift: Life and Writings of Schil- 
ler, in dem North American Review. Boston 
1823. April. No. XXXIX. P. 397 — 425. 





Vorwort und Einleitung. 7 


fehr. anſchauliche Weife vor den Augen bed Leſers 
verüberführt; die geiſtvolle Ausführung aber zeigt 
fi) befonders in der Art und Weife, wie er in die 
Schilderung der äußern Lebensverhältnife feines 
Helden zugleih auch das Bild feines innern Lebens 
zu verweben weiß, und Allem, was demfelben mehr 
oder minder Wichtiges begegnet, durch feine eigenen 
Aeußerungen darüber anziehenden Reiz und finns 
reihe Bedeutung gibt. Dadurch wird feine Schrift 
zu einer fehr lehrreihen Lectüre, fowohl für gebil⸗ 
dete Lefer überhaupt, als auch für folhe, denen 
‚Herder ald Theolog und Geiftlicher interejjant ift, 
Dabei hat fi) der Verfaffer vor einem der gewöhns 
lichften Fehler unfrer Lebensbefchreiber forgfältig bes 
wahrt, derer nämlih, daß er die Vorzüge feines 
Helden nicht mit übertriebenen Lobreden anpreifet, 
und feine Menfchlichkeiten durchaus überfieht. Er 
läßt vielmehr jenen die gebührende Gerechtigkeit wis 
derfahren, und gedenkt auch diefer, aber mit Mils 
be und Schonung, fo baß auf Feiner Seite die 
Unpartbeifichkeit verlegt wird, welche jeber Lebens⸗ 





8 Vorwort und Einleitung. 


— 


beſchreibung erſt ihre rechte Srauhbarkeit für den 
lehrbegierigen Leſer gibt. ” | 

Wir haben abſichtlich * Stelle hier mitges 
theift, weniger zu unfrer eigenen Rechtfertigung, 

als um dem Lefer diefer Biographie Klopſtocks, die 
wenigftens von-den bisher vorhandenen den Vor⸗ 
zug einer größern Volftändigkeit und 
genauen Bihtung wahrer und falfder 
Nachrichten hat, einen allgemeinen Begriff zu 
geben, aus welchem Geſichtspunkte er fie zu betrach⸗ 
ten babe. Auch bier, wie in Schillers und 
Herders Leben, haben wir den Dichter, überall, 
wo es thunlich war, rebend eingeführt, und felbft 
ſolche Stellen in feinen Briefen nicht unterdrückt, 
in denen eine mitunter etwas fabe Tändelei herrfcht, .- 
die freilich damals unter den fchönen Geiftern für . 
die ächte Sprache der Freundſchaft galt. 

Klopſtocks Zreundfchaft hatte überhaupt das Er 
genthümliche, daß feine Phantafie ihm die geiftigen 
Mängel derer verhülte, die er, fo mittelmäßige 

enfchen und gering haltige Poeten auch darunter 


Bormwort und Einleitung. 9 


waren, aufs innigfte an ſich ſchloß, und fogar eis 
nen berfelben mit dem unverdienten Lobe überfchüte 
tete: 
Schmidt, der mir gleich ift, den bie Unfterblichen 
Des Hains Gefängen neben mir aufziehn ; | 


ein Lob, das vieleicht nur infofern zu entfchuldigen 


war, als es dem Bruder feiner Geliebten galt. 

Hieran mögen fih, als Einleitung zu der 
nachfolgenden Biographie, einige characteriftifche 
Bemerkungen über Klopftod und feine Peeſſe e an⸗ 
ſchließen. 

Außer feinem Gefühl für Freundſchaft, dem 
wir Klopſtocks gelungenfte Oden verdanken, ward 
die Liebe zum Waterlande dem Dichter ein mächti« 
ger Antrieb zur Poefie. Der damaligen Kälte und 
Lauheit der Deutfchen war es zuzufchreiben, daß 
Klopſtocks Patriotismus nur felten oder.nie ruhig 
epifher Natur war, ſondern einen leidenſchaftlichen, 
ja heftig zürnenden Character hatte. Man wird dieß 
in feinen Vaterlandsoden, fo wie namentlich in 
feinen Bardieten: Hermanns Schlacht, Her 


yewort und Einleitung. 


d die Sürften und Hermanns 
gt finden. 


‚tter, und wir möchten fagen, der mäd)- 

teb zu Poefie ward dem Dichter die Res 

ıb zwar die Verherrlichung bes Chriften- 
ısbefondere. eine Individualität hatte 
derruflich zum heiligen Sänger beftimmt. 
bedurfte eines folhen Genius, um einem 
ehrfach bearbeiteten Stoffe eine ganz neue 
dzugewinnen, und bekannte Verhältnijfe in 
igineliften Lichte poetifcher Begeifterung zu 


e Stoff der Meffiade, ald desjenigen Ges 
worauf fih Klopſtocks Hauptruhm gründet, 
fung des Menfchengefchlechtd durch einen 
n Mittler, der, feine Göttlichkeit verleug- 
ie Hölle überwindet, ift zwar vein epifcher 
Dein eigentlih doch nur dem verftändlich, 
Klopſtock dem proteftantifchen Kirchenglaus 
er den Myſterien des Chriſtenthums unbes 


Borwort und Sinleltung. a 


dingt anhängt, ohne fi) dur philoſophiſche Bes 
griffe irre machen zu laſſen. 

Eine gewiſſe Einförmigfeit der Handlung brach⸗ 
te die Natur dieſes Stoffes freilich mit ſich. Kei⸗ 
ne bedeutenden Kräfte find bier in Bewegung ge: 
fegt, Eeine großen Hinderniffe zu überwinden. Der 
Meſſias, deffen Character übrigens hinfichtlich der 
Mifchung des Göttlichen und Menfchlichen außerft 
zart gehalten werden, ift der Held, der die Hands 
fung anfängt und befchließt. Dem Rathſchluß der 
ewigen Vorſehung fid) fügend, erduldet er Leiben 
und Tod, erweckt nach feiner Auferftehung mehrere 
Zodte, erfcheint einigen Vertrauten und fährt gen 
Himmel, we er feinen Thron zur Rechten Gottes 
einnimmt. — Es ift nit zu leugnen, daß diefe 
Vereinigung ded Erlöfers mit feinem göttlichen By 
ter nur zu fehr einer irdifchen Feierlichkeit gleicht , 
und man begreift nicht, wie bei diefer Gelegenheit 
bie Ströme und Wälder braufen, die Engel Pals 
men auf ben Weg freuen‘ Eönnen u. f. w., ba 
die Scene im Himmel vorgeht, wo es doch, nad) 





Vorwort und Einleitung 


des Herau sgebers. 


Bevor wir uns über die vorliegende Biographie 
Klopſtocks näher erklären, ſehen wir uns genöthigt, 
folgende allgemeine Bemerkungen vorauszuſchicken. 
Ueberſpannten und einſeitigen Foderungen, wie An⸗ 
maßung und geiſtige Beſchränktheit ſie ſo manchen 
gehäßigen Rezenſenten in die Feder dictirten, kön⸗ 
nen und wollen wir auch in dieſer Biographie nicht 
genügen. Tadelſucht iſt nun einmal dieſer Herren 
Element. Das haben wir ned) kürzlich in ‚ber Mehrs 
zahl der Rezenfionen von Herders Leben (in d. 
Wegweif. z. Abendzeit. Febr. 1824. No. 10 u. 11. 
Senaifh. Lit. Zeit. May 1824. No. 97, Allgem, 


—— — 


Br | 


6 Vorwort und Einleitung. 


Repertorium Leipz. 1824. Bd. 2. St. 3) erfahren, 
bei denen es fid wahrlich kaum der Mühe lohnte, 
die ſpärlich hingeſtreuten Lobkörner aus einer 
Spreu von grundloſem Tadel zu ſichten. *) Eine 
rühmtiche Ausnahme hievon machte indeß die ein« 
fihtsvefle und unpartheiifche Beurtheilung unfrer 
- Biographie Herders in Röhr's Predigerbiblie« 
the, 1823. Bd. IV. Heft 4. » Die verftändige 
Anordnung diefer Schrift, heißt ed S. 606 u. f 
- beruht vornehmlich darauf, daß der Verfaffer nach 
‚ Mittheilung der Zugendgefchichte Herders fein gan- 
zes übriges Leben in ſechs verſchiedenen, durch ein⸗ 
flußreiche Umſtände beſtimmten Perioden auf eine 


*) Was unſre deutſchen Critiker gegen die Ausläns 
der für eine ärmliche Rolle ſpielen, haben wir vor 
kurzem an einer eben ſo einſichtsvollen, als un⸗ 
partheiiſchen Rezenſion der frühern Ausgabe unſrer 
Biographie Schillers (Weimar 1822) geſe⸗ 
hen. Die erwähnte Beurtheilung findet man uns - 
ter der Ueberfchrift: Life and Writings of Schil- 
ler, im dem North American Review. Boston 
1323. April. No. XXXIX. P. 397 — 425. 





Vorwort und Einleitung. 7 


ſehr anfchauliche Weife vor den Augen bes Lefers 
verüberführt; die geiftvele Ausführung aber zeigt 
fi) befonders in der Art und Weife, wie er in die 
Schilderung der äußern Lebensverhältniife feines 
Helden zugleich auch das Bild feines innern Lebens 
zu verweben weiß, und Allem, was demfelben mehr 
oder minder Wichtiges begegnet, durch feine eigenen 
Aeuberungen darüber anziehenden Neiz und finns 
reiche Bedeutung gibt. Dadurch wird feine Schrift 
zu einer fehr lehrreihen Lectüre, ſowohl für gebils 
dete Lefer überhaupt, als auch für folhe, denen 
‚Herder ald Theolog und Geiftlicher interejfant iſt. 
Dabei bat ſich der Verfaſſer vor einem der gewohns 
lichſten Fehler unfrer Lebensbefchreiber forgfältig bes 
wahre, derer nämlih, daß er die Vorzüge feines 
Helden nicht mit übertriebenen Lobreden anpreifet, 
und feine Menfchlichfeiten durchaus überfieht. Er 
läßt vielmehr jenen die gebührende Gerechtigkeit wis 
derfabren, und gedenkt auch diefer, aber mit Mils 
de und Schonung, fo daß auf Eeiner Seite bie 
Unpartheilichkeit verlegt wird, welche jeber Lebens» 


8 Borwort und Einleitung. 


% 
beihreibung erft ihre rechte Brauchbarkeit für den 
fehrbegierigen Lefer gibt. ” — 

Wir haben abjichtlih dieſe Stelle hier mitges 
theilt, weniger zu unfrer eigenen Rechtfertigung, 
ald um dem Leſer diefer Biographie Klopſtocks, die 
wenigſtens von -den bisher vorhandenen den Vor⸗ 
zug einer größern Volftändigkeit und 
genauen Sichtung wahrer und falfder 
Nachrichten hat, einen allgemeinen Begriff zu 
geben, aus weldyem Geſichtspunkte er fie zu betrad)s 
ten habe. Auch bier, wie in Schillers und 
Herders Leben, haben wir den Dichter, überall, 
wo es thunlich war, redend eingeführt, und felbft 
ſolche Stellen in feinen Briefen nicht unterdrückt, 
in benen eine mitunter etwas fade Tändelei herrſcht, 
die freilich damals unter den ſchönen Geiftern für 
die Achte Sprache der Freundſchaft galt. 

Klopſtocks Zreundfchaft hatte überhaupt das Ei— 
genthümliche, daß feine Phantafie ihm die geiftigen 
Mängel derer verbüllte, die er, fo mittelmäßige 
Menfchen und gering haltige Poeten auch darunter 





Borwort und Einleitung. 9 


waren, aufs innigfte an fi) ſchloß, und fogar eis 
nen berfelben mit dem unverdienten Lobe überfchüte 
tete: 

Schmidt, der mir glei iſt, den die Unfterblichen 

Des Haind Gefängen neben mir aufziehn 5 
ein Lob, das vielleicht nur infofern zu entfchuldigen 
war, als es dem Bruder feiner Geliebten galt. 

Hieran mögen fih, als Einleitung zu ber 
nadhfolgenden Biographie, einige characteriftifche 
Bemerkungen über Klopftocd und feine Peoeſe ie ans 
fchließen. 

Außer feinem Gefühl für Freundfchaft, dem 
wir Klopſtocks gelungenfte Oben verdanken, ward 
die Liebe zum Waterlande dem Dichter ein mächtis 
ger Antrieb zur Poefie. Der damaligen Kälte und 
Lauheit der Deutfchen war es zuzufchreiben, baß 
Klopſtocks Patriotismus nur felten oder-nie ruhig 
epifcher Natur war, fenbern einen leidenfchaftlichen, 
ja heftig zürnenden Character hatte. Man wird dieß 
in feinen Vaterlandsoden, fo wie namentlich in 
feinen Barbieten: Hermanns Schladt, Gets 


2 


10 Vorwort und Einleitung. 


mann und die Sürften und Hermanns 
Tod beftätigt finden. 


Ein dritter, und wir möchten fagen, ber mäd). 
tigfte Antrieb zu Poefie ward dem Dichter die Res 
ligion, und zwar bie Verherrlichung des Chriftens 
thums insbefondere. eine Individualität hatte 
ihn unmwiberruflich zum heiligen Sänger beftimmt. 
Aber es bedurfte eines folchen Genius, um einem - 
ſchon mehrfach bearbeiteten Stoffe eine ganz neue 
Seite abzugewinnen, und bekannte Verhältniſſe in 
dem originelften Lichte poetifcher Begeifterung zu 
zeigen. 


Der Stoff der Meffiade, als desjenigen Ges 
dihts, worauf fi) Klopſtocks Hauptruhm gründet, 
die Erlöfung des Menfchengefchlechts durch einen . 
göttlichen Mittler, der, feine Göttlichkeit verleug- 
nend, die Hölle überwindet, iſt zwar rein epifcher 
Art; allein eigentlich doch nur dem verftändlich, 
der wie Klopſtock dem proteftantifchen Kirchenglaus 
ben, oder ben Myfterien des Chriftenthums unbes 


Vorwort und Einleitung. 11 


dingt anhängt, ohne ſich durch philoſophiſche Be⸗ 
griffe irre machen zu laſſen. 

Eine gewiſſe Einförmigkeit der Sandlung brach» 
te die Natur diefes Stoffes freilich mit fih. Kei⸗ 
ne bedeutenden Kräfte find hier in Bewegung ge: 
ſetzt, Eeine großen Hinderniſſe zu überwinden. “Der 
Meſſias, deffen Character übrigens hinſichtlich der 
Mifchung des Göttlichen und Menfchlichen äußerſt 
zart gehalten werden, ift der Held, der die Hands - 
(ung anfängt und beſchließt. Dem Rathſchluß der 
ewigen Vorſehung fid) fügend, erduldet er Leiden 
und Tod, erweckt nach feiner Auferftehung mehrere 
Zodte, erfcheint einigen Vertrauten und fährt gen 
Himmel, wo er feinen Thron zur Rechten Gottes 
einnimmt. — Es iſt nicht zu leugnen, daß diefe 
Vereinigung des Erlöſers mit feinem göttlichen Vq, 
ger nur zu fehr einer irdifchen Feierlichkeit gleicht, 
und man begreift nicht, wie bei biefer Gelegenheit 
die Ströme und Wälder braufen, die Engel Pals 
men auf den Weg fireuem‘ Eönnen u. f. w., da 
die Scene im Simmel vorgeht, wo es boch, nad 


12 Vorwort und Einleitung. 


der chriſtiichen Dogmatik, weder Ströme ‚ned 
Wälder u. f. w. giebt. 

Sn dem Gange des Gedichts hat fih Klopſtock 
zwar im Allgemeinen an den Bericht der Evanges 
liften gehalten. Aber mannigfacherer Begebenheiten, 
Charactere und Situationen bedurfte ed, wenn das 
Ganze die Geftalt eined Epos gewinnen follte. Da: 
ber finden wir jene einfachen Erzählungen mit den 
Dichtungen einer reichen Phantafie verwebt, und 
das Ueberirdifche und Wunderbare an den Faden der 
Geſchichte angefnüpft. Die Gemälde des Himmels 
und der Hölle waren zwar bereits bei Milton und 
Dante vorhanden, jedoch in bei weiten grotesfern 
Umriſſen. Größientheils Klopftocd eigene Erfin- 
dung ſind indeß die Ereigniſſe unter den Menſchen, 
poelche im Meſſias vorkommen, und hier erſcheint 
ſeine Poeſie unſtreitig in ihrem ſchönſten Lichte. 

Scharf gezeichnet ſind die Charactere der Apoſtel; 
auch von den Hauptperſonen im jüdiſchen Synedri⸗ 
um und von vielen andern, welche unſer Intereſſe 
in, Anſpruch nehmen, hat der Dichter, oft mit wer 





Vorwort und Einleitung. 13 


nigen Rügen, ein höchft anfchauliches Bild entwers 
fen. Weniger gelungen möchte man vielleicht die 
Befchreibung der höllifchen Geifter nennen, unter 
denen Adramelech zwar obenan, doch zugleich tief 
unter Miltons Satan fteht. Die höchft Eraftvollen, 
anziebenden Sentenzen, welche der Dichter ihm in 
den Mund legt, Eönnen, unfrer Anficht nah, für 
die verfehlte Characterzeihung nur ſchwach entfchäs 
digen. Auch bei Milton finden wir diefe Kraftfprüche, 
allein für den Satan, wie ihn Goethe in feinem 
Fauſt ſehr richtig geſchildert hat, gibt es durch⸗ 
aus keine poſitive Wahrheit; er iſt der Geiſt, der 
ſtets verneint. Aeußerſt anziehend iſt dagegen der 
Character des reuigen Abadena, der zwiſchen ben 
guten und böfen Dämonen fteht. 

Man fieht fehr deutlich, daß der Dichter feine 
ganze poetifhe Kraft aufgeboten hat, um das Un⸗ 
endliche durch Bilder und Symbole zu verfinnlichen ; 
aber auch die reichfte Phantafie mußte nothmendig 

in Schilderungen erfchlaffen, die Fein menfchlicher 
Geiſt lange feftzuhalten vermag. Etwas Monotenes 


14 Vorwort unb Einleitung. 


erhielt die Erzählung vorzügli da, wo die 
im Himmel ift, und alle Leidenſchaften fchr 
Auch die überirdifchen Empfindungen mehrere: 
tretenden Perfonen, die der Menfchheit kaun 
anzugehören feinen, Eönnen nur einen ge 
Antheil erregen, und die befonders gegen das 
der Meſſiade fid) Häufenden Gefünge der Eng 
ben etwas Ermüdendes. Schon in der zweiten 
te der Meffiade nimmt das Intereſſe fichtba 
woran wohl auch das Unbegreifliche des Haupt 
ſchuld ift, und Schwung und Fülle der PH 
find bier in weit geringerem Grade füchtbar,, 

der erften Hälfte. 

Zu dem aber, was Klopftoc, dem offenb 
“und Gedankenfülle mehr galt, als ein 
Spiel mit reizenden Bildern und ſchönen 
vor vielen andern Dichtern auszeichnet 
wir vorzüglich fein unermübetes Streber 
lendeter Bildung der Sprache und des € 
Sriehen und Römer wurden fein Be 

feiner Xegeifterung für die ansifen & 





Borwort und Einleitung 15 


beizumeſſen, wenn er den Reim, und die mannig» 
fachen Wersarten, die fi) mit der romantifchen 
Poefie in den neuen Sprachen’ entwidelten, wenig 
achtete. Mit der Nachahmung der griechifchen Vers: 
arten hing fein unermübdetes Streben zufammen, 
auch die Einfachheit des Griechiſchen Styls zu ers 
reihen. Freilich läßt fih nicht leugnen, daß feine 
ganze Metrif und Diction dadurch mitunter einen 
pedantifchen und erkünftelten Anftrid gewann. Auch 
fein Hang, mit wenigen Worten viel zu fagen, 
artete mitunter in's Kleinlihe aus, wiewohl biefer 
poetifche Lakonismus mit der individuellen Stärfe 
feines Gefühle zuſammenhing. 
Aber feine Poefie trägt dbemungeadhtet, wenn 
auch nicht der Form, fo body dem Geiſte nach, das 
Gepräge des deutfchen Nationalcharafterd. Zu dem 
febendigen Gefühl für Religion und Moral, für 
Wahrheit und Recht, das ſich überall in feinen Wer⸗ 
Een ausfpricht , gefellte fi) eine ruhige Befonnenheit 
und ein Adel der Gefinnung, wie wir ihn bei we⸗ 
nigen Dichtern finden. Diefer Adel zeigt fich befon- 





16 Bormwort und Ginleitung. 


ders in feinen Schilderungen der Liebe, die d5% 
les Irdiſche erhaben find, und frei von alle 
forderungen der Sinnlichkeit. j 

Diefe charakteriftifchen Bemerkungen über K 
ſtocks Poefie mögen den Uebergang zu dem nach 
genden Leben des Dichters bilden, das er einft ro 
lens war, ſelbſt zu fehreiben. Was fich über dieg 
nicht ausgeführten Plan unter Klopſtocks nachgela 
fenen Papieren gefunden, wellen wir bier wörtli 
mittheilen: *) 


Den 3. September 1776. 


„Ich Eenne wenig Sachen, die ſchwerer fint 
als fein eigenes Leben zu ſchreiben. Man fol un 
ftändlich feyn (denn ein Eur; bingeworfenes Lebe 
ift Eeins) und zugleich felbft den Schein der Eitelfe 
vermeiden. Gleichwohl muß ich mic) aus verfchi 


*) Vergl Auswahl aus Klopſtocks nachgelaffene 
Briefwechfel und Übrigen Papieren. Leipzig 182: 
Th. 2. S. 39. — 42. 





Vorwort und Einleitung 17 


denen- guten Urfächen dazu entfchließen. Eine ber. 
felben iſt diefe: Man hat mir nicht felten dieſes und 
jenes von mir erzählt, das zwar recht fehmeichelhaft 
für mich ‚ aber doch wenigſtens zur Hälfte, oder gar 
vollig falfh war. Solche Erzählungen Eönnen mehr 
von mir herumgehen, als mir bekannt geworden find. 
Eine gute Lebensbefchreibung, das heißt nur, bie 
in Hauptſachen umftändlich und durchgehende genau 
wahr it, trifft diefe Erzählungen auf ihrem Wege 
‘an, und made, daß fie nicht weiter in Betrachtung 
Eommen. Ic wünfche, daß mir meine Freunde bei 
der meinigen helfen. Ich bedarf diefe Hülfe; denn 
manches von dem, was ‚mid) betrifft, habe ich fo 
rein vergeffen, daß ich wohl eher ‚, wenn mir Augen⸗ 
zeugen davon erzählten, ziemliche Zeit mit der Un. 
wiffenheit eines Fremden zuhörte, bis mir es endlich 
gewöhnlich Eleine Umftände, und diefe denn fehr leb⸗ 
haft zurückbrachten. Sogar Briefe, und nicht etwa 
gleihgültige, fondern Briefe an Freunde, hab’ ih 
beim erften Durchlefen bloß an meiner Hand ges 
‚Fannt.” — 
2 





18 Vorwort und Einleitung. 


„Wenn mir meine Freunde von dem, was fie 
von mir wiffen, dasjenige anzeigen wollen, was ihe 
nen in die Lebensbeſchreibung zu gehören ſcheint, fo 
werd?’ ich doppelt Nuten davon haben. Sie wers 
den mich am manches, das ich nichtmehr wußte, 
erinnern, und ich werde von ihnen unter dem, was 
mir bekannter als ihnen ift, wählen lernen. Es iſt 
ihnen unverwehrt, mich audy zum Aufzeichnen dieſes 
und jenes, bas fie wiffen möchten, und das ich fonft 
vieleicht übergehen würde, durd Fragen zu verans 
loffen.” — 


» Vorzüglich angenehm werden mir Nachrichten 
von Eindruͤcken, die meine Arbeiten auf Ungelehrte 
gemacht haben, und Erinnerungen an Zeiten feyn, 
da wir fo recht von Grund des Herzens mit einan: 
” der glüdfelig gewefen find. Ich erkenne es mit in 
niger Dankbarkeit, daß ich es oft in meinem Leber 
und in hohem Grade gewefen bin. Auch hab’ ' 
mir's manchmal zum eigentlichen ©efchäfte gemar 
tief anwendbar darüber nachzudenken, was — — 


Vorwort und @inleitung. 19 


. Mär; 1800. 

» Nicht wenige haben mir ihren Wunſch gefagt, 
. daß ich mein Leben ſchreiben möchte. Wenn ich dies 
fer Erzählung auch nur einige Vildung gäbe, und 
fie nicht ganz ohne Wärme ließ, fo klagte man mich 
deffen, worüber ich, wenn ich's atı Andern ſah, nicht 
felten gelächelt ober gelacht habe, des Stolzes an 
oder wohl gar der Eiteleit. Wer diefed mit mir 
glaubt, der verlangt Feine Lebensbefchreibung ven 
mix: wer ed nicht glaubt, der mag wohl mit Recht 
vielen Menſchen untgegangen feyn, und nicht weis 
ges über fie gelefen haben; aber Eennen hat er fie nie 
gelernt. Ja, wenn Handſchriften für Freunde dieß 

biieben, fo wäre die Sache anders ” — 

„Ich ſuche ein Blatt umfonft, auf welchem die 
Urfachen ftanden, warum id) von meinem Leben nicht 
ſchrieb. Ich kann es aus dem Gedächtniß nicht ges 
nau herftellen ; ic) ſchweige daher lieber ganz davon. 
Wie ich geſchrieben habe, wiſſen Verſchiedene, und 
mit der Zeit werden's noch Mehrere (wer dieß nur 

durch Andre kennt, kommt nicht in Betracht); wie 


20 Vorwort und Einleitung. 


ich gelebt habe, wiſſen meine noch übrigen Freunde 
auch meine Feinde Einnen’d. Ich glaubte einft 
daß ich diefer nicht hätte, weil ich’8 nicht verdiente. ?— 

So weit Klopftod. Wir fchließen diefen Vor: 
bericht .mit dem berzlihen Wunſche, daß ber nach: 
ftehenden Biographie des Dichters der Antheil bee 
Publikums in reihem Maaße zu Theil werben möge. 


_ nn — — — — 


Jena, im Dezember 1824. 


Heinrich Doering. 





Klopfiods Leben 





Friedrich Gottlieb Klopſtock *) wurde den 
2. Zuli 1724 **) zu Quedlinburg geboren ***), und war 
unter zehn Kindern, fünf Söhnen und fünf Töchtern, 
das älteſte. 

Einer diefer Söhne, Carl Chriſtian, war könig⸗ 
lich dänischer Legationsfecretär, anfangs zu Madrid, ſpä⸗ 
terhin zu Haag; ein anderer, Victor, hatte fid dem 
Kaufmannsflande gewidmet. Beide waren nicht ohne 





*) Bor feinen Echriften nannte ſich dee Dichter entiveder 

gar nit, oder ſchlechthin mit feinem Zunamen; in ſei— 
nen Briefen, zumal aus früherer Zeit, findet man in- 
deß die Unterfhrift: Fr. Gottl. Alopfkocd. 

**) ein Geburtsjahr wird von mehrern Literatoren un⸗ 
richtig angegeben: von Küttner (Charaktere deutfcher 
Dichter und Profaiften, Berlin 1781. ©. 874.) , von 
Efhenburg (Beiſpielſammlung 3. Theorie u. Literan 
tur d. (chön. Wiſſen ſchaften, Berlin 1789, Bd. 4. ©. 62) 
und von Eichhorn (Rirerärgefchichte, Göttingen 1799, 
erfte Hälrte, &.537; doch findet man E. 655 wiederum 
die richtige Angate. ) 

" #98) In dieſer romantiſchen Gegend geboren su feun, war 
vieleicht, phyſiologiſch und pſychologiſch betrachtet , fürs 


24 


feinere Bildung und befchäftigten fi in Stunden "ber 
Muße felbft mit den ſchönen Künften. *) Ein dritter 
Bruder des Dichters, Ernft, war, nad einem Briefe 
Klopſtocks an Gleim vom 15. September 1763, in Gons 
dition bei einem Kaufmann in Merfeburg »9); ber vierte 
endlich, Auguft, ließ fih im Sommer 1753 , nebft eis 
nem Kaufmann Rahn, einem Schweizer von Geburt, 
der Klopſtocks Ältefte Schwefter, Johanna, geheirathet 
hatte, zu Lingbye, einem anderthalb Meilen von Gopens 
hagen gelegenen Flecken nieder ***), wo aud ber Dichter - 
felbft fpäterhin eine Zeitlang wohnte, ****) - 


derlich zur Erweckung des poetischen Talents, und wenn 
von einer fiillen Weife der Natur bier die Rede ſeyn 
fönnte , fo ließe fih wohl fagen, daß Klopſtock diefelbe 
bei dem erfien Erblicken der feierlich ſchönen Natur em⸗ 
viangen habe. — Vergl. Klopſtocks Biographie, Qued⸗ 
linburg u. Leipzia 1817. E. 7. u. f. 

*) Vergl. Klopſtock und feine Freunde. Briefwechſel d. Gas 
milie Kiopfiock u. f. w. » herausgegeben von Rlamer 
Schmidt, Halberſtadt 1810. Bd. 1. &. AL,VIIL; wie 
auch Vd. 2. ©. 187—95, wo man zwei Briefe von 
Carl Chriſtian Klopftod an Gleim, und 6.284 
ein Schreiben des legtern an Bictor Klopſtock findet. 
Vergl. Klopſtocks Werte, Bd. 11. E. 37, wo ein Schreie 
ben von Carl Chriſtian Klopſtock abgedrudt ift. 

”) ©. Klopſtock und feine Freunde, Bd. 2. S. 162 u f« 
vergl. Bd. 4. &. XXVIII. 

“) Veral. Eramer: Klopfliod. Er und über ihn. Hatte 
burg 1780. u.f. J. Th. 8. ©. 345 u. f- Einen Brief von 
diefem Rahn findet man in der Schrift: Klopfock und 
feine Freunde u. f- w. Th. 2. ©. 151 u. f. Wergl. Th 1. 
e. XLIX. 

DO) In den I. 1765 — 56. Mehrere Briefe Klopſtocks und 





25 


Sein Bater, G. H. Klopftod *), war anfangs 
Sommifftonsrath zu Quedlinburg, und pachtete dann das 
But Friedeburg im Brandenburgifhen Antheile der Graf⸗ 
ſchaft Mannsfeld. Er war ein treuherziger, biederer 
Mann , vol edlem Trotz und unerfchütterlihem Muth. 
Ein feltfamer Bug feines Charakters war fein Hang zum 
Aberglauben. Von der Möglichkeit, daß bie Geifter der 
Verftorbenen citirt werben konnten, fehwärmerifch er⸗ 
griffen, ließ ex fi durch Gaukler aller Art täufchen, nicht 
felten ohne Schaten für feine eigentlichen Gefchäfte. Es 
ift wohl denkbar, daß ſich durch dieß Beifpiel des ſchwär⸗ 
merifhen Vaters die ernfte hohe und feierliche Stimmung 
in dem Gemüthe des Knaben eher entwicelte und mehr 
Stoff erhielt. An die wirkliche Eriftenz des Zeufels 
glaubte jener Übrigens fteif und feft, und fchlug fich oft 
des Nachts weiblich mit ihm herum. **) 





feiner Gattin (Meta) find von dert aus datirt. ©. Aus⸗ 
wabl aus Klopſtocks nachselafienem Briefwechiel u. ſ. w- 
Leipzig 18241. Thh 14. S. 165 u. f- — Einen Brief von 
Auguſt Klopftock findet man in Klopſtecks Werten, 
Bd. XI. ©. 58. u.f 


®) Mir diefen Anfangsbuchſtaben findet man die nicht ge= 

‚. einge Zahl feiner Briefe an Gleim unterzeichnet. Den 
ganz ausgerchriebenen Namen ſucht man in allen Bioe 
grapbien vergebens , nur in der su Quedlinburg im Jahr 
41847 erſchienenen fliehen S. 8 die Namen: Gottlieb 
Heinrid. 


) Vergl. Cramer Th-1. ©. 19, Klopſiocks Biographie, 
Quedlinburg 1817 E. 8 u. fe 


26 


Man findet diefen individuellen Zug feines Charae⸗ 
ters in mehrern Briefen an Gleim beftätigt. » Mir.hat,” 
heißt e8 unter andern in einem aus Quedlinburg vom 
5. Dezember 1754 batirten Schreiben, „ein glaubwürs 
diger Mann, von Leichtgläubigkeit und Aberglauben gleich 
entfernt, erzählt, daß Herr Profeffor Meier *) von 
einem Geiſte in feiner Geſtalt eine Ohrfeige erhalten has 
be.” — »Gonft ift mir auch für gewiß bekannt,“ 
beißt e& in einem andern Briefe vom Dezember 1764, 
dag ein Verwandter meiner Frau ſich felbft geſehen, fole 
ches mit allen Umftänden erzählt und nachher geftorben 
fey. — Bon der fonderbaren Hiftorie weiß ich die weis 
tern Umflände nicht; mir iſt aber nicht wahrfcheinlich, 
daß man eines Andern Bildung, Geſichtszüge u. f. w. 
mit Aehnlichkeit an fi) nehmen könne. — Here Pros 
feffer Meier bat befanntermaßen die Gefpenfter noch 
mehr, als Thomaſius **) geläugnet, weil ihre Er⸗ 


6) Profeſſor der Philoſophie su Halle, der zu feiner Zeit 
als philoſophiſcher Kopf viel galt- Eeine Anfangs 
gründe aller ſchönen Wiffenfhaften (Hate 
4748) durch die er Baumgarten Aeſthetik, bie 
erſt im Suhe 1762 erfchien, zuvorkam, kann man aller. 
dings als den erfien Veriuch betrachten, dad Schöne phi. 
loſophiſch zu begründen; doch geben fie nichtsdeſtoweniger 
einen Maaßſtab, auf weicher Stufe der Kindheit bie da 
malige Aeſthetik und Critik fand. " 

**) Chriſtian Thomafjud, geb. zu Leipzia 1656 , ge- 
ttorben 1728. Er machte fih um die Beförderung der 
Wiſſenſchaften auf mehrfache Weile verdient, und teug 
vorzüglich dazu bei, eine Dienne verfährter Borurtbeile, 
den Glauben an Geſpenſter, Hexen u. fe w. antsurotten. 





27 


ſcheinung ſich a priori nit wolle behaupten laſſen. Auch 
diefes hab’ ich nicht. gelefen,, trage auch darnach kein Vers 
langen, weil ich ſchlechterdings überzeugt bin: daß viele 
Dinge find, weld;e weber ausgerechnet, abgewogen, noch 
gemefien werben können u. f. w. Wir glauben und vers 
ehren vielmehr : Reservata Majestatis supremae, den 
Vorhang der Natur, und daß das Erkennen, Wiffen 
und Begreifen einem beffern Stande aufbehalten fey, *) 

Beinen treuherzigen geraben Character ſchildern meh⸗ 
rere Stellen feiner Briefe: Ich Eenne die Welt durch 
längere Erfahrung,” heißt es unter andern, nicht aber 
von der fchönen, fondern von der argen Seite. Ein ans 
deres ift die Freundſchaft dur und in Briefen, ein ans 
deres in dem eıften, zweiten, dritten unb vierten Ums 
gange u. f. w. Einem Freunde, wie Ste (Gleim), 
befenn’ ih, daß mir oft um meine Kinder bange wird, 
weil ihr Herz fich fo gar nicht in diefe betrügerifche Lügens 
welt fhidt.” **) 

Koftipielige Proceffe und mehrere Krankheiten vers 
tümmerten feine legten Lebensjahre. » Die irdifhe Glück⸗ 
feligteit,” fchrieber 1751 an Gleim, „iſt ein Giderſpruch; 





Vergl. Pertſch: Need allgemeines Titerar. artitifches 
Leriton , Coburg u. Leipzig 1807. &.186 u. H.Lu- 
den: Chr. Thomafius, nach f- Schick ſalen und Echriften 
dargeſtellt, Berlin 1805. 

*) Vergleiche Klopſtock u. 1. Sreunde, 8b. 1.6. XXVL ut. 


ee) Beral. lopftock u. Freunden. few. Bl. 
G. XXIV, E. XXXI, u j 





fie gehört mit nichten in das rauhe Klima dieſes Lebens.” ' 
Ein fgäterer Bricf an denfelten, vom 6. April 1758 
enthält die im Borgefühl feines Todes gefhriebene Aen 
ferung: „Wir find allefammt ganz von oben bepenbent 
und unſers Odems, wir feyn wer wir wollen, auch nid 
auf eine Stunde ohne Wanken gefihert.” Gr farb i 
temfelben Jahre. **) 

Geine Gattin, A. M. Klopftod ***), geborr 
Schmidt, eine würdige Frau und zärtlid beſorgt 
Mutter ****), überlebte ihn mehrere Jahre. Gie mx 
1703 geboren und flarb 1773, 

Die Erziehung Klopſtocks des Knaben war vernän 
tig, gleich entfernt von völliger Ungebundenheit, wie vc 





*) 4. 0 D. ©. 283. 

*) Zu Ende ded Dctoberd, oder zu Anfange des Rı 

- vernberd. Gein eigentliher Todestag läßt fich nicht g 
nau beftimmen 

”+#) Nach der Unterfchrift eined in Gleims Tempel d 
Freundſchaft von ihr auibewahrten Bildes (gemalt vı 
3. Ealau. 1770) hieß fie Anna Maria. (Berg 
Klopſtock u. fe Freunde. Th. 1. S. XXXIV. Ep: 
S. 241.) Nur in der zu Quedlinburg 1817 erfchienen 
Biographie Klopſtocks finder man übrigens dieſe ausg 
fhriebenen Vornamen wieder. (5. daf. ©. 9.) — Ueb 
den erwähnten Maler Calau, der fi auch durch fei 
Schrift: Ausführlihee Bericht wie das junifhe od 
eleodorifhe Wachs aufzulöfen (Leipzig 1769) befanı 
gemacht hat, vergl. man Klopftock u. fe Sreunde Ti‘ 
®. 241 u. f. ©. 886. 

“ro, Vergl. Cramer: Klopſtock. Er und über if 
ch. 4. ©, 20. 6, 35. 





29 


pebantifhem Schulzwange. Zu Friedeburg, in einer ans 
genehmen Gegend erhielt er, unter ber geitung eines 
Hauslehrers, Namens Schmidt, mit einigen benach⸗ 
barten Ebdelleuten in den Anfangsgründen der Wiſſen⸗ 
(haften und alten Sprachen den erften Unterricht *), der. 
Freiheit und Eörperliche Nebungen nicht ausfchloß. Laufen, 
Klettern, wilde Stiere neden, auf die Hafenjagb gehen 
war.feiner Brüder Sadhe, und Friedrich ſtets voran. 
Satan und Shäfer hießen die Hunde, die fie auf 
diefen Zügen treulich begleiteten. 

Der Muthwille, mit dem fie fi öfters an ben Schwanz 
eines im Hofe befindlichen Stiers hingen , und ihn mit 
einem fpigigen Stabe reizten, hätte Klopſtock einft beis 
nahe das Leben gekoftet, das er nur durch eine fchnelle 
Flucht rettete. **) 

Auch das Baben war Klopflod und feiner Brüder 
Lieblingsvergnügen, welches trog dene mütterlichen Ver⸗ 
bot, öfters mitunter an gefährlichen Orten wiederholt ward. 
Der Vater, weit entfernt, biefe jugendliche Kedheit zu 
befttafen, begnügte fi gewöhnlich mit ber Aeufferung : 
» Ertrinkt nur nit, ihr Jungen !” ***) 

Im breizehnten Jahre kehrte Klopſtock mit feinem 
Pater wieder nad) Quedlinburg zurüd, und befuchte bas 
dortige Gymnaſium, wiewohl er während ber drei Zahre, 


*) S. d. eben angef. Schrift. ©. 28. 
*5) Ehendaf. S. 22 u. f. 


”) G. Gramer. Th-1. ©. 23. f 


- 


30 


die er daſelbſt zubrachte, mehr feine phyſiſchen als geiftie 
gen Kräfte übte. 

„Es wollte mir nicht recht behagen,, ”. äufferfe er 
ſelbſt in fpätern Jahren, „fo von dem freien Landleben 
in den flädtifhen Schulzwang verpflanzt zu werben. 
Ich gab nicht viel auf's Lernen, und ließ mande von“ 
den Knaben mir vorauslommen. Dieß währte bi8 1739, 
wo mein Vater durch einen Verwandten in Sachſen eine 
©telle für mid) in der Schulpforte erhielt.” *) 

Das Erercitium , bas ihm der damalige Rektor 
Friedrich Gotthilf Freitag **) aufgab, und 
ihm dazu Weismanns Leriton und eine lateinifhe Grams 
matik bewilligte, war noch vor dem feflgefegten Termin, 
und zwar zu großer Zufriedenheit feines Lehrers vollendet. 
Das Lob, das Freitag ihm darüber ertheilte, machte 
auch, beiläufig gefagt, einigen Reckereien der Mitfchüler 
über feinen Namen ein Ende. ***) 

Schulpforte war bamals eine der berühmteften Lehr⸗ 
Anftalten, und mehrere bedeutende Männer find daraus 
hervorgegangen. Die Difciplin war freilich äußerft fireng, 
und jeder fröhlihe Auffhwung der Jugend gehemmt. 
Darauf mußte auch Klopftod Verzicht leiften, vielleicht 
mit fchwerem Herzen, wenn er an das uneingefchräntte, 





) S. Eramer. Th. 1. 6. 28 — 29, 

**) Er ftarb 1761. Vergl. über ibn Adelung’s Torte. 
eg. und Ergänzung. zu Jöchers Gelehrtenlexikon. 
Leipzig 1787. Bd. 2. ©. 1226 u. f. 

) 8. Eramer Th. 1. S. 29 u f. 





31 


muntere Seben in Friedeburg dachte. Ein ſchwäche⸗ 
res poetifches Talent wäre vielleicht durch biefen Zwang 
gänzlich unterbrädt worden. Bei Klopflod war bieß 
zwar nicht bee Fall, indeß läßt fich nicht Iäugnen, baß 
eben diefe Moͤnchsdiſciplin wenigftens auf die Wahl und 
die Behandlung feiner poetifhen Stoffe, namentlih des 
Meffias, einen nicht geringen Einfluß Hatte. — Er zeige 
te jegt bei weitem mehr Fleiß und Eifer, als früherhin, 
um fo mehr, da ber Wunſch in ihm rege geworden war, 
durch ein ernſtliches Studium der griechiſchen und römi⸗ 
ſchen Claſſiker fchnell in eine Höhere Klaffe verfegt zu were 
ben. Seine Hauptbeihäftigung war bie @rlernung alter 
Sprachen, denen er ſich vorzüglich unter der Leitung des 
bereits erwähnten Rektors Breitag und des Conrektors 
Stübel widmete. *) Beide ſchätzte er vorzüglich, doch 
aud) andrer Lehrer, wie Peucer, Geisler, Hay: 
mann, HÜbfh, gedachte er in fpätern Sahren ftets 
mit Hochachtung und Liebe. **) 

Sein poetifhes Zalent, durch die Kenntniß ber klaſ⸗ 
fiden Literatur mehr geweckt, und genährt durdy bie 
kloͤſterliche Einſamkeit und die romantifhen Umgebuns 


2) Noch ald Greis Heß der Dichter auf Stübel's Grab 
dur einen &chitier Blumen fireuen, und dabei leiſe 
den Namen: Klopſtock nennen- Veral. Schlichte— 
grolt's Nekrolog d. 19 Jahrh. Bd. 1. ©. 48. ©. 50. 
und bie Echrift: Klopſtocko Geyer in Echulpforte. 
Srimma 1800. 

ee) Berg. Eramer. Lh-.1. S. Sim. f. 


feinere Bildung und befchäftigten fi) in Stunden "ber 
Muße felbft mit den fhönen Künften. *) in dritter 
Bruder bes Dichterd, Ernft, war, nad einem Briefe 
Klopftods an Gleim vom 15. September 1763, in Sons 
dition bei einem Kaufmann in Merfeburg **); der vierte 
endlich, Auguft, ließ fih im Sommer 1753 , nebft eis 
nem Kaufmann Rahn, einem Schweizer von Geburt, 
der Klopſtocks älteſte Schwefter, Johanna, gebeirathet 
hatte, zu Lingbye , einem anderthalb Meilen von Copen⸗ 
hagen gelegenen Fleden nieder ***), wo aud der Dichter - 
feloft fpäterhin eine Zeitlang wohnte. ****) . 


derlich zur Erweckung des poetiichen Talents , und wen 
von einer ftillen Weile der Natur bier die Rede ſeyn 
tönnte , fo ließe fich wohl fagen, daß Klopftoch diefelbe 
bei dem erfien Erblicken der feierlich ſchönen Natur eNt« 
viangen habe. — Vergl. Klopſtocks Biographie, ADucde 
linburg u. Leipzia 1817. S. 7. u. fe 

*) Vergl. Klopſtock und feine Freunde. Briefwechſel d. Gas 
milie Klopſtock u. f. w. » herausgegeben von Klamer 
Schmidt, -Halberfiadt 1810. Bd. 1. &. XILVIII.; wie 
auch Bd. 2. &. 187—95, wo man zwei Briefe von 
Earl Ehrifiian Klopftod an Gleim, und 6.284 
ein Schreiben des leßtern an Bictor Klopſtock findet- 
Bergi. Klopſtocks Werke, Bd. 11. E. 37, wo eln Schrei 
ben von Carl Chriſtian Klopſtock abgedruckt iſt. 

”) E. Klopſtock und feine Freunde, Bdo. 2. S. 162 u. t. 
vergl. Bd. 4. &. XXVIII. 

”) erst. Eramer: Klopfiod. Er und Über ihn. Han. 
burg 1780. u. f. J. Th. 8. ©. 335 u. f. Einen Brief von 
diefem Rahn findet man in der Schrift: Klopſtock und 
feine Sreunde u. f- w. Th. 2. &. 151 u. f. Wergl. Th 1. 
S. XLIX, 

980) In den J . 1765 — 56. Mehrere Briefe Klopſtocks und 





25 


Sein Vater, ©. H. Klopftod *), war anfangs 
Sommiffionsrath zu Quedlinburg, und pachtete bann das 
But Friedeburg im Brandenburgifhen Antheile der Grafs 
ſchaft Mannsfeld. Er war ein treuberziger, biederer 
Mann , vol edlem Trotz und unerfchütterlidem Muth. 
Ein feltfamer Bug feines Charakters war fein Hang zum 
Aberglauben. Kon der Möglichkeit, daß bie Geiſter der 
Verſtorbenen citirt werden Lönnten , fchwärmerifd er⸗ 
griffen, ließ er ſich durch Gaukler aller Art täufhen,, nicht 
felten ohne Schaden für feine eigentlihen Geſchäfte. Es 
ift wohl denkbar, daß ſich durch dieß Beifpiel bes ſchwär⸗ 
merifhen Vaters die ernfte hohe und feierlide Stimmung 
in dem Gemüthe des Knaben eher entwidelte und mehr 
Stoff erhielt. An die wirklihe Eriftenz des Teufels 
glaubte jener Übrigens ſteif und feft, und fchlug ſich oft 
des Nachts weidlich mit ihm herum, **) 





feiner Gattin (Meta) find von dert aus datirt. ©. Aut» 
wabl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Briefwechfel u. ſ. w. 
Leipzig 1821. Th 1. S. 165 u.f- — Einen Brief von 
Auguſt Klopftock finder man in Klopſtecks Werten, 
Bd. AL 6. 58. u.f 


) Mit diefen Anfangsbuchſtaben findet man die nicht ge. 

ringe Zahl feiner Briefe an GSleim unterzeichnet. Den 
ganz ausgerchriebenen Namen fucht man in allen Bioe 
grapbien vergebens , nur in der zu Aueblinburg Im Jahr 
41817 erichienenen fleben €. 8 die Kamm: Gottlieb 
Heinrich. 


”) Versi. Cramer Th.1. S. 19. Klopſiocks Biographie, 
Quedlinburg 1817 E. 8 u. fe 


26 


Man findet diefen individuellen Zug ſeines Charac⸗ 
ters in mehrern Briefen an Gleim beftätigt. » Mir hat,” 
heißt ed unter andern in einem aus Queblinburg vom 
6. Dezember 1754 batirten Schreiben, „ein glaubwürs 
diger Mann, von Leihtgläubigkeit und Aberglauben gleich 
entfernt, erzählt, daß Herr Profeffor Meier *) von 
einem @eifte in feiner Geſtalt eine Obrfeige erhalten has 
be.” — »Gonft ift mir au für gewiß befannt, ” 
beißt es in einem andern Briefe vom Dezember 1764, 
dag ein Verwandter meiner Frau ſich felbft geſehen, fole 
des mit allen Umftänden erzählt und nachher geftorben 
fey. — Bon der fonderbaren Hiftorie weiß ich die weis 
tern Umflände nichts mir ift aber nicht wahrſcheinlich, 
daß man eines Andern Bildung, Gefihtözüge u. f. w. 
nit Aehnlichleit an fich nehmen könne. — Herr Pros 
feffer Meier bat befanntermaßen die Gefpenfter noch 
mehr, ald Thomaſius **) geläugnet, weil ihre re 


*) Meoieffor der Philoſophie su Halle, der zu feiner Zeit 
ats philofophifher Kopf viel galt- Eeine Anfangs. 
gründe aller fhönen Wiffenfhaften (Hate 
4748) durch bie er Baumgartend Aeſthetifk, bie 
erh im Jahr 1762 erfchien, zuvorfam, kann man aller. 
dings als den erſten Verſuch betrachten, das Schöne phi. 
loſophiſch zu begründen; doch geben fie nichtödenoweniger 
einen Maafitab, auf weſcher Etufe der Kindheit die da= 
malige Aeſthetik und Erisif fand. " 

+) Ehrifian Thomaſjus, geb. zu Leipsia 666, ges 
ſtorben 1728. Er machte fib um die Beförderung der 
Wiſſenſchaften auf mehrfache Weite verdient, und trug 
vorzüglich dazu bei, eine Menge verjäbrter Vorurtbeile, 
den Stauden an Sefpenfier , Hexen u. f- w. auszurotten. 





27 


ſcheinung fi} a priori nicht wolle behaupten laſſen. Auch 
diefes hab’ ich nicht. gelefen, trage auch darnach kein Vers 
langen, weil ich ſchlechterdings überzeugt bin: daß viele 
Dinge find, welche weder ausgerechnet, abgewogen, noch 
gemefien werden können u. f. w. Wir glauben und ver» 
ebren vielmehr : Reservata Majestatis supremae, den 
Vorhang ber Natur, und daß das Erkennen, Wiſſen 
und Begreifen einem beſſern Stande aufbehalten fey, *) 

Beinen treuherzigen geraben Character ſchildern mehs 
rere Stellen feiner Briefe: Ich Eenne die Welt durch 
längere Erfahrung,” heißt es unter andern, nicht aber 
von der fehönen, fondern von der argen Seite. Ein ans 
deres ift die Kreundfchaft durch und in Briefen, ein ans 
deres in dem eiſten, zweiten, dritten und vierten Ums 
gange u. f. w. Einem Freunde, wie Sie (Gleim), 
befenn’ ih, daß mir oft um meine Kinder bange wirb, 
weil ihr Herz fi) fo gar nicht in diefe betrügerifche Lügens 
welt ſchickt.“ **) 

Koftfpielige Proceſſe und mehrere Krankheiten vers 
tümmerten feine legten Lebensjahre, » Die irdiſche Glücks 
feligteit,” ſchrieb er 1754 an Gleim, „iſt ein Widerſpruch; 





Bersi. Pertſch: Neues allgemeines Titerar. artift iſches 
Lexikon, Coburg u. Leipzig 1807. S. 186 u. f. DL ur 
den: Chr. Thomaſius, nach ſ. Schick ſalen und Schriften 
dargeſtellt, Berlin 1805. 

*) Vergleiche Klopſtock u. ſ. Sreunde, Sb. 1.6. XXVI. u. f. 


“.) Keral. Rlopnod u. ſ. Freunde m. ſ. w. Bil. 
€. XXIV, e. XXXII. 


/ 


2 


fie gehört mit nichten in das rauhe Klima biefed Lebens.” *) 
Ein fpäterer Brief an denfelben, vom 6. April 1766, 
enthält die im Vorgefühl feines Todes gefchriebene Aeufs 
ferung: „Wir find allefammt ganz von oben bepenbent, 
und unſers Odems, wir feyn wer wir wollen, auch nicht 
auf eine Stunde ohne Wanken gefihert.” Gr flarb in 
demfelben Jahre. **) 

Seine Gattin, A M. Klopftocd ***), geborne 
Schmidt, eine würdige Frau und zärtli beforgte 
Mutter ***), überlebte ihn mehrere Zahre- Sie war 
41703 geboren und flarb 1773, 


Die Erziehung Klopflods des Knaben war vernünfs 
tig, gleich entfernt von völliger Ungebundenheit, wie von 


*) A. 0 O. ©. 283. 

22) Zu (Ende des Dctoberd, oder zu Ynfange ded Ne 

vembers. Gein cigentlichee Todestag läßt fich nicht ge= 
nau beſtimmen 

*2**) Nach der Unterſchrift eines in Gleims Tempel der 
Freundſchaft von ihr aufbewahrten Bildes (gemalt von 
B. Calau. 1770) hieß fie Anna Maria. (Vergl. 
Klopſtock u. fe Freunde. Th. 1. ©. XXXIV. €: 2. 
S. 244.) Nur in der zu Quedlinburg 1817 eeidienenen 
Biographie Klopſtocks finder man übrigens dieſe AUFGE 
fchriebenen Vornamen wieder. (5. daf. S. 9.) — Ueber 
den erwähnten Maler Calau, der fih auch durch feine 
Schrift: Ausführlicher Bericht wie das junifche oder 
eleodorifhe Wache aufzulöſen (Leipzig 1769) bekannt 
gemacht hat, vergl. man Klopftock u. ſ. Freunde. Ti» 2. 
©. 241 u. f. ©. 886, 

vr. Vergl. Eramer: Klopſtock. Er und über ige, 
Th 1. G. 20. G. 28. N 





29 


pebantifhem Schulzwange. Zu Friedeburg, in einer ans 
genehmen Gegend erhielt er, unter ber Eeitung eines 
Hauslehrers, Namens Schmidt, mit einigen benadhs 
barten Edelleuten in ben Anfangsgränden der Willens 
‘haften und alten Sprachen ben erſten Unterricht *), der 
Freiheit und Eörperliche Uebungen nicht ausfhloß. Laufen, 
Hettern, wilde Stiere neden, auf die Hafenjagdb gehen 
war.feiner Brüder Sache, und Friedrich ſtets voran. 
Satan und Schäfer hießen die Hunde, die fie auf 
diefen Zügen treulich begleiteten. _ 

Der Muthwille, mit dem fie fi öfters an den Schwanz 
eines im Hofe befindlihen Stierd hingen, und ihn mit 
einem fpisigen Stabe reisten, hätte Klopſtock einft beis 
nahe das Leben gekoftet, das er nur durch eine ſchnelle 
Flucht rettete. **) 

Auch das Baden war Klopſtocks und feiner Brüber 
Eieblingsvergnügen , welches trog dene mütterlihen Ver⸗ 
bot, öfters mitunter an gefährlihen Orten wiederholt ward. 
Der Vater, weit entfernt, dieſe jugendliche Kedheit zu 
beftrafen, begnügte ſich gewöhnlich mit der Aeufferung : 

» Ertrinkt nur nicht, ihr Jungen !” ***) 
| Im dreizehnten Jahre kehrte Klopſtock mit feinem 
Vater wieder nach Quedlinburg zurüd, und befuchte das 
dortige Gymnaſium, wiewohl er während der drei Jahre, 


*) ©. d. eben angel. Schrift. ©. 28. 
*5) Ehendaf. ©. 22 u. fü 


+) &, Gramer. Th.4. ©. 25. f 


30 


die er daſelbſt zubrachte, mehr feine phyſiſchen als geiſti⸗ 
gen Kräfte übte. 

„Es wollte mir nicht recht behagen , ” . äufferte er 
felbft in fpätern Jahren, „fo von dem freien Landleben 
in den flädtifchen Schulzwang verpflanzt zu werben. 
Ich gab nicht viel auf's Lernen, und ließ mandje von 
den Knaben mir vorauslommen, Dieß währte bis 1759, 
wo mein Vater durd einen Verwandten in Sachſen eine 
Gtelle für mid in dee Schulpforte erhielt.” *) 

Das Erercitium , das ihm der damalige Rektor 
Friedrich Gotthilf Freitag **) aufgab, unb 
ihm dazu Weismanns Leriton und eine lateinifhe Brams 
matit bewilligte, war noch vor dem feflgefegten Termin, 
und zwar zu großer Zufriedenheit feines Lehrers vollendet, 
Das Lob, das Kreitag ihm darüber ertheilte, machte 
auch, beiläufig gefagt, einigen Reckereien der Mitſchüler 
über feinen Namen ein Ende, ***) 

Schulpforte war damals eine der berühmteften Lehr⸗ 
Anftalten, und mehrere bedeutende Männer find daraus 
hervorgegangen. Die Difciplin war freilich äußerft ftreng, 
und jeder fröhlihe Auffhwung ber Jugend gehemmt. 
Darauf mußte auch Klopſtock Verzicht leiften, vieleicht 
mit ſchwerem Herzen, wenn er an das uneingefchräntte, 





2) E. Cramer. Th. 1. 6 28 — 29. 

**) Er ftarb 1761. Vergl. über ibn Adelung’s Torte. 
ven. und Ergänsung zu Jöchers Gelehrtenlexikon. 
Leipzig 1787. Bd. 2. ©. 1226 1. f. 

se, 8. Eramer Tb. 1. €. 29 u f. 





31 


muntere Eeben in Friedeburg dachte. Ein ſchwäche⸗ 
res poetifches Talent wäre vielleicht durch diefen Zwang 
gänzlich unterdrüdt worden. Bei Klopflod war dieß 
zwar nicht der Fall, indeß läßt ſich nicht Iäugnen, daß 
eben diefe Moͤnchsdiſciplin wenigftens auf bie Wahl und 
die Behandlung feiner poetifhen Stoffe, namentlich bes 
Meffias, einen nicht geringen Einfluß hatte, — Er zeige 
te jest bei weitem mehr Fleiß und Eifer, als ftüherhin, 
um fo mehr, da der Wunſch in ihm rege geworben war, 
durch ein ernftlihes Studium der griehifhen und römi⸗ 
ſchen Claſſiker ſchnell in eine Höhere Klaſſe verſetzt zu were 
ben. Seine Hauptbeſchäftigung war die Erlernung alter 
Spraden, denen er ſich vorzüglich unter der Leitung des 
bereits erwähnten Rektors Freitag und des Conrektors 
Stübel widmete. * Beide f[häste ex vorzüglich, doch 
auch andrer Lehrer, wie Peucer, Geisler, Hay—⸗ 
mann, Hübſch, gedachte er in fpätern Jahren ſtets 
mit Hochachtung und Liebe. **) 

Sein poetifhes Zalent, durch die Kenntniß der klaſ⸗ 
fiihen Literatur mehr gewedt, und genährt durch die 
kloſterliche Einfamkeit und die romantifhen Umgebuns 


“) Noch als Greis Heß der Dichter auf Stübel's Grab 
tur einen &chitier Bitumen fireuen, und dabei leiſe 
den Namen: Klopſtock nennen. Verst. Schlichte⸗ 
grolt's Nekrolog d. 19 Jahrh. Bd. 1. ©. 45. ©. 50. 
und bie Echrift: Klopſtocks Beyer in Echulpforte. 
Grimma 1800, - 

”*) Berg. Eramer. Th. 1. S. Sin. f. 


32 _ 


gen *), verfuchte fich zuerft in Idyllen und Oben, Der 
Rektor Freitag, ein für feine Zeit nit unaufgeklär⸗ 
ter Mann, ftörte biefen frei fich emporhebenden Klug bes 
jungen Dichters nicht durch pebantifchen Zabel, — Wie 
Klopſtock in feinen poetifhen Verjuchen feine Mitſchüler 
übertraf, geht aus einer Eleinen Sammlung von Briefen 
hervor, die einer derjelben, Namens Janozky, im 
Jahr 1745 herausgab, wiewohl fie bereits zwei Jahre 
früher gefchrieben waren, Die Schilderung, die darin 
von Klopflods poetifchem Zalent, fo wie von feinem Chas 
racter gegeben wird, ift nicht ganz ohne Snterefle. **) 

„Ich muß Ihnen vorzüglih Heren Klopftod nen 
nen,” beißt es unter andern; ***) „diefer Jüngling bat 
ſowohl in der deutſchen, als römiſchen und griedhifchen 
Sprache verfchiedene wohlgerathene Schäfergedichte vers 
fertigt. Er kennt die wahre Natur diefer Poeſie und 
ſchildert feine Schäfer und Schäferinnen nad) ihrer glück⸗ 
feligen Ruhe. In der Befchreibung ihrer unfhuldigen _ 
Liebe ift er am vortrefflichften.” 

„Seine Gedichte,” heißt es an einer andern Stelle, ****) 





») In der Grit: über die Schulpforte (Ber⸗ 
lin 1786. ©. 142 u. f.) beißt ed unter andern: „Auf 
der Schufpforte herrſcht von ihrem Anfang an bis jet 
allgemein der Hang zur Poeſie, wozu die ſchöne Lage " 
diefer Schule beitragen mag« * 

*0) Berg. Cramer Th. 1. ©. 32 u. fe Klopſtock als 
Menfh und Dichter. Naumburg 1824. ©. 22 u. f. 

⸗e) Sanozfy’s Briefe, S. 108. 

ver) % 0. O. €. 120. 





33 


nehmen das Gemüth mit einer füßen Regung ein. Sie 
ſtellen ihm eine mannigfache Reihe lieblicher, anmuthiger 
und fanft ergösender Vilder dar. — Die Yußlicder 
fließen aus der Quelle einer ächten Zärtlichkeit, und drin⸗ 
gen nach und nach ein in das Innere bed Herzens. — 
In feinen Sitten herrſcht Einfalt und Unfhuld, im Ges 
fpräch Freundlichkeit und Vorfiht, im Umgange eine von 
Hoheit begleitete Vertraulichkeit. Aufrichtige Freunde 
liebt er treu; den Neidern begegnet er mit Großmuth. 
Er weilt gern in der Einſamkeit; an Orten, wo er bie 
Werke und Wunder Gottes in der Natur betrachten Tann, 
ift er am liebſten. Gewöhnliche Luflbarkeiten betrachtet 
er ganz gleihgältig. Er bleibt ſtets gelaffen und vers 
genügt.” — An RKlopſtocks Oden wird die natürliche 
Zärtlichkeit der Gedanken, der glüdliche Reihthum neuer 
Bilder, und die vollftändige Ausarbeitung gerühmt.*) 

Diefen Igrifhen Verſuchen folgte bald der Entwurf 
zu einer Epdpde, deren Held Heinrich ber Vogler 
feyn folte. Nachdem ber Dichter mehrere Pläne gefaßt 
and wieder verworfen, blieb er bei der Idee des Meſ⸗ 
fias ftehen. Der Plan zu diefem Gedicht ward auf 
ber Schulpforte vollendet. **) 

*) ©. Janozkya. a. O. ©. 134. 

#7) Seiner eigenen Aenßerung zufolge in einem feiner fpä. 
tern Briefe (Hamburg d. 20 März 1800) an den Ref. 
tor M. Cart Wilhelm Erntt Heimbach in 
Schulpforte. (S. die Zeitfhrift Janus. 1800. Er. 5. 
6, 435 u.f; Klopſtock. Eine Vorlefung von K Mor. 


genſtern. Dorvar 1807. ©, 88. Klopſtock als Menſch 
und Dichter. Naumburg 4824. ©. 85 u. f. 
3 


m 


34 

Es bleibt ungewiß, wie die Idee zur Meffiabe ſich 
im Geift des Dichters entwidelte ; gewiß aber ift, daß 
fie zu einer Zeit entfland, wo er Milton’ verlornes Pas 
radies noch nicht Fannte. *) Merkwürdig genug befindet 
fih ein Brief in Leibnigens Werken, ber auch bereits 
früher gedruckt worden ift, worin derfelbe einen ähnlichen 
Pan beichreibt. 

„Ich habe”, heißt es in feinem Briefe aus Braun 
fhweig vom 3. September 1711 an Fabricius, „mid - 
öfter mit bem Gedanken beſchäftigt: es ließe fih ein 
großes epifches Gedicht nah Virgilifchem Sufchnitt fehreis 
ben unter dem Zitel Uranias, welhes bie Stabt 
Gottes und das ewige Leben befänge. Der Dichter Hätte 
mit der Schöpfung der Welt und dem Paradiefe anzus 
fangen. Das dritte, vierte und fünfte Buch könnte etwa 
den Fall Adams und die Erlöfung des menfds 
lichen Geſchlechts durch Chriſtus **) enthal 
ten u.f.w. — Ein foldhes Werk würde ben Berfaffer 





N) S. Cramer. Th.1. © 587. Klopſtock. Eine 
Vorlerung von K Morgenitern. Dorpat 1807. ©. 8, 

**) Redemtionem generis humani per Christum- 
heißt ed ausdrücklich in jenen urfpriünalich lateinisch 
aefchrichenen Briefe, den man in Leibnitii Opp. ed. 
Dutens. T. V. P. 293. u inf Epistolis ad Di- 
versos. ed, Kortholt. T. L. P. 148, findet. Bergt.. 
Klopſtock. Eine Borlefung von 8. Morgentern 
Dorvat 1807. ©. 8. ©. 39 u. f. Kiopitod. Ein Are 
fa von Böttiger (im Morgenblatt. Februar 1808. 
No. 56. ©. 141. . 





35 


unfterblih mahen , und Eönnte wunderbar dazu wirken, 
die Seelen der Menſchen durdy die Hoffnung bes Beffern 
zu rühren, und bie Flamme ädhterer Frömmigkeit zu unters 
halten. ” % 

Ueber den Vorzug der Meſſade vor dem frühern 
Plan des epifhen Gedichts: Heinrih ber Vogler, 
fagt Riopftod in der im Jahr 1768 gebichteten Ode: 
Mein Vaterland: *) 


Früh Hab’ ich dir mich geweiht! Schon da mein Heri 
Den erfien Schlag der Ehrbegierde fchlug, 

Erfohr’ ich, unter den Sanzen und Harniſchen, 
Heinrich ‚ deinen. Berreier , zu fingen. 


Altein ich fah die Höhere Bahn, 

Und entflammt von mehr, denn nur Ehrbegier, 
Zog th weit fie vor. Sie führer hinauf 

Zu dem Vaterlande bei Vtenichengeichlechts | 


Als er fpäterhin Miltons verlorened Parabies in 
Bodmers Ueberfegung **) zu leſen befam, wirkte der 
brittifhe Sänger fo entfchieden auf: ihn, daß er ihn fos 
fort zu feinem ernſtlichen Studium machte. 

„ Miley”, heißt es in einem fpätern, lateinifch 
gefehrichenen Briefe Klopſtocks an Bodmer, „den id 





*) ©. KionRocdt Werke. Bd. 1. ©. 151. Cine ähnliche 
Idee findet man in der ſpätern Dde von SI. 1784, un 
tee der Ueberſchriit: An Freund und Zeind 
(Werte 3). 2. ©, 40.) 

°*) Zürch 1782. Ate Auflage ebendaf. 1780. 2 Bde, 8. 


36 


vielleicht zu fpät gefehen , wenn Du ihn nit Überfeht 
hätteſt, regte, da er mir unverhofft in die Hänbe fiel, 
das aus dem ‚Homer gefhöpfte uer *) völig auf, und 
bob den Geift zum Himmel und zur religiöfen Poefle 
empor. N) 

Ungeadhtet der Rektor die Lectlire des Britten vers 
bot, machte Klopſtock dieß Gedicht zu feinem Lieblingks 
ftudium ***) und trug fogar Fein Bedenten, Milton tn 
feiner lateinifhen Abfchiedsrede von der Schulpforte (von 
dem hohen Endzmwed ber Poeſie den 21. Sept. 
1745) Öffentlich zu preifen. ****) 





*) Vergl. Fr. Gottl. Mopfiof von Dr. 3. De Thteh. 
Altona 1805. ©. 18. . . 
**) Miltonus, quem forlassis nimis sero, vidissem, 
nisi transtulisses, Tu ipsum etc. — Ein Sragment 
diered Briefes findet man in IIottingeri Acroama de 
I. I. Bodmero. Turici 1788, P. 73. seq. In ber 
Sfisr einer Monatsichrift von deutfhen und ſchweize 
aanz abgedruckt. Vergl. Klopfiod. Eine Vorlefung von 

K. Morgenftern. Dorvat 1807. ©. 40. 

”**) Anfangs, ald er es auf dent Dimmer eines feiner Mit- 
fbüler fand, und zufällig Die Altenorie von der Sünde 
und dem Tode aufſchlug, hatte ed fo wenig Anziehendes 
für ihn, daß er es fonleich wieder hinwarf· ( S. Crau 
ner. Th. 41. ©. 37.) 

**) ar findet diefe merkwürdige Tateinifche Rede in 
Cramers mehrmals angeführten Werke. Th+ 1. 5-99 — 
152. abgedruckt; eine teutfche teberfcgung , von einigen 
Annerfungen begleitet, Keht erendaſ. S. 64 — 98. 


37 


Von einer Gharfreitagerebe in deutſchen Merandris 
nern, bie er ebenfalls auf ber Schulpforte gehalten, 
und bei der ihm der Rektor die Wahl bes Stoffes freis 
geftellt Hatte, ifk leider auch nicht einmal ein Fragment 
vorhanden. Der Rektor bezeugte ifm feine Zufriedengeit 
darüber , und wenig beweift ber umſtand, daß der Lehrer, 
welder damals aufder Schulpforte Borlefungen Über Poefie 
hielt , fie nicht gelten laffen wollte, da er dem damaligen 
feichten Geſchmacke in der Dichtkunſt unbebingt huldigte, 
und außerdem als Mathematiker nicht einmal ein compe⸗ 
fentes urtheil Über poetiſche Erzeugniſſe hatte. *) 

Ginige Vorfälle auf der Schulpforte, ein ziemlich 
ernftpafter Streit, der fi Über den Borrang ber erften 
vor der zweiten Klaffe, und Über das Recht, im Schul⸗ 
garten fpazieren zu gehen, erhob, bei wehker Gelegens 
heit Klopflod mehrere begeifterte Reben, im Geſchmack 
des Livins, hielt, fhildern ihn ung theils als denkenden 
Kopf, theild als geraben, hochherzigen Züngling , dem 
im Gefüle feines Werth Kriehen und Ochmeicheln vers 
haft war. Dieß zeigte er unter andern in feinem Bes 
nehmen gegen den Sohn des Rektors, dem bie Übrigen 
Mitſchũler demüthig ihre Aufwartung machten. Ja, 
Kiopftods Gelbfigefähl gab ihm den Muth, einft im 
Gegengpart feiner Mitfhüler dem Rektor zu fagen: » Die 
Rede, die Sie mir aufgegeben haben, habe ich nicht 
„gemadht.” **) 

*) &. Eramer. 26. 1. 6.87 — 58 
*) Cramer 25.1. ©. 58, 


38 


Wohl fühlte Kiopftod Thon damals feine geiſtige 
Kraft und Erdße, und daß er berufen fey, durch feinen 
Geſang das Vaterland zu verherrlihen. Er ahnte feines 
Namens Unfterblichkeit, und ſchrieb einſt an eine Band 
die Worte: „Mich fchreibt die Nachwelt einft in ihre. 
Bücher ein!” worin fi freilich ein ſtarkes Selbſtgeſühl 
und eine feurige Ehrbegierde ausſpricht. Beide wurden 
indeß gemäßigt durch Gottesfurcht, durch das GChriftens 
thum. *) Dieß bezeugt er felbft in einer feiner Oden: 


Umſonſt verbürg’ ich vor bir 
Mein Herz, der Ehrbegierde voll. 
Dem Sünglinge fchlug es laut empor; dem Manne 
Hat es fletd, gehaltner nur, geichlagen. 


Iſt etwa ein Lob, ift etwa eine Tugend, 
Den trachtet nach! DieFlamm' erkohr ich zur Reiterin mir. 
Hoch weht die heilige Flamme voran und weiſet 
Dem Ehrbegierigen beſſeren Pfad. 


Eine Schilderung, die Bodmer von Klopſtock dem 
Jüngling entwirft **), iſt zu intereſſant, als daß wir 
fie hier nicht auszugsweije mittheilen ſollten. 

Klopſtock, heißt es darin, unterſchied gar früh vie 
Bibel vor andern Büchern, mehr durch feinen Innern 
Geſchmack, als durch die Öftern Anpreijungen feines Va⸗ 





*) S. Klopſtock als Menſch und Dichter u- ſ. w· Raum. 
burg 1823. ©. 21. 


*) Cramer Th. 1. ©. 40 u. f 





. 39 


tere. *) Er machte fie nicht allein als Pflicht, ſondern 
vielmehr aus Luft zu feinem Lieblingsbudhe.. Er war 
noch Kind , als er die Formen ber hebräifchen Sprade, 
und bie figürlihe Art, die Sachen vorjuftellen, die er 
darin fand, ſich fhon fo befannt gemacht hatte, daß er 
fie, ſich felbft unbewußt, in dem gewöhnlichen Umgange 
brauchte, fo oft er etwas mit Ernſt und Nachdruck fagen 
wollte. ' | 
Ich erinnere mich noch immer eines Spaziergangs 

in feines, Waterd und meiner Geſellſchaft, als er noch 
nicht völlig vierzehn Jahre alt war. Wir hatten uns 
unter einem Eihbaum geſetzt; ein kühler Weſtwind wehte, 
„um und um,” fagte Klopftod, „nimmt uns der Eidhs 
baum ind Kühle Sanfte Lüfte, gleih dem Säufeln 
der Gegenwart Gottes, umfließen hier dad Antliz. — 
Wie ruhig wählt hier das zarte Moos im kühlenden 
Erdreich! Mein Vater, fol ich bir hier ein Lager bes 
reiten?” Als wir in ber Abenddämmerung wieder nad) 
Daufe gingen, fagte er: „Rund umher liegen die Hügel 
in liebliher Dämmerung, als wären fie neu erjhaffen 
und blühend, wie Eden. — Der Abendftern fleigt ſchon 
am einfamen Himmel herauf, und winkt und, daß wir 
ihn aus diefen dämmernden Kußfteigen anfchauen. Jetzt 





*) In der Bibliothek dieſes rechtichaffenen Mannes, 
heißt es ebendaſelbſt, find dreyßig bis vierzig Predigt- 
bücher, zehn Bibeln und ein Eyſtem der Gottesgelahrte 
heit, doch Sein einziger lateiniſcher, noch deutſcher Dichter⸗ 


40 


ift das Antlig der blühenden Erde halb untenntlich ges 
worden.” 

Damals rührten ihn am meiften die flarfen Vor⸗ 
ftelungen aus der leblofen Natur, die er in ben poetl 
Shen Büchern Hiobs und der Propheten fand, und man 
hörte ihn oft Morgens beim Erwachen ganze Scenen bas 
von mit lebhaftem Zone wieberholen. Die Bilder diefer 
Beichreibungen prägten fih ihm fo tief ein, daß er fie 
wie gegenwärtig fah, und wenn ihm fpäterhin die Sache 
felbft in der Natur entgegentrat, fagte er Öfters, fie 
wären ihm nicht fremd, er hätte fie ſchon in den Pfals 
miften oder in den Propheten gefunden. 

Mit dem Eintritt in die Jünglingsjahre griffen die 
zärtlihen Stellen fein Herz mit derfelben Gewalt an, 
mit welcher die glänzenden Bilder früher feine Phantafle 
eingenommen hatten. Eine Verheißung, baß der gefals 
lene Menſch Gnabe finden folle, entlodte ihm häufig Thra—⸗ 
nen ; eine Spur von ber Unfterblichkeit der Seele verfegte 
ihn in eine dankbare Entzückung. — Die Religion blieb 
feine bloße Spekulation feines Gehirns, ſondern lauter 
Vorftellung der Größe und Herrlichkeit des Meffias unb 
feiner göttlichen Menfchenliebe. — Aus diefer Gemüthss und 
Sinnesart bildete ſich von felbft ein poetifher Styl, obne 
baß er einen Vers oder eine Profodie gefehen hätte; er 
war ein Dichter, ohne daß er ober fein Vater ed wußte, 

Merkwürdig ift folgende Stelle aus einem Briefe, 
den er noch vor dem fiebzehnten Jahre an einen Breund 
fhrieb, der mit ihm von gleichem Alter war: 





4l 


„Mein Sreund, Ebenbild meines Gemüthes, den 
ein unlihtbarer Sohn des Himmels zu höhern Hoffnuns 
gen, als denen des menfihlidhen Pöbels, neben mir aufs 
zieht, ſchaueſt bu aud) auf biefe zärtlihe Jugend unfrer 
Freundſchaft mit dem hritern Auge, welches die Unſchuld 
der jugendlichen Jahre einem ewigen Tage gleih macht, 
den Keine Wolke verdüftert ? Erzähle mir, was füpift 
du in den Umarmungen, in welden dein großes Herz 
deinem Freunde nicht blos eine vorgefchriebene Zreunds 
fhaft weiht? Laß uns fie durch die Redlichkeit unfres 
Sinnes dergeftalt adeln, daß ber im Himmel ift, uns 
fegnend mit Luft anjdaue. ” 

Ich ſah bald ein, baß biefes glückliche Nakurefi 
nur einer klänen Anleitung bedurfte, und erzählte ihm 
zuerſt, daB es ein gebundenes Versmaaß gäbe, welch es 
den Wohlklang der Rede ungemein erhübe. Ich zeigte 
ihm einige von den beſten Versarten, Opitzens Alexan⸗ 
driner, Miltons eilfſylbigten und den Homeriſchen Hexa⸗ 
meter. Er begriff augenblicklich, daß er den ganzen 
Werth des Wohlklanges nicht gekannt habe. 

Den folgenden Tag brachte er mir eine Ode, in 
der alle dieſe Versarten untereinander abwechſelten; auss 
genommen, daß er ben Reim gänzlid verwarf. — 
Dicrauf erzähle? ih ihm von Miltons verlorcnem Paras 
dieſe, und Überfegte ihm den vor jedem Buche befinds 
lihen kurzen Inhalt, Er geftand mir, daß ihn noch nie 
etwas fo lebhaft ergriffen hätte, als dieſe Summarien, 
Er beſchwor mid, ihm mitzutheilen, wie Milton biefen 


42 


unb jenen GBegenftand behandelt habe. Was läßt Mil, _ 
ton, fragte er, Adam denken, als er in feiner Geburt 
noch unter der Hand des bildenden Schöpfers, auf 
einmal den Ewigen vor fih fat. Ich Überfegte ihm 
die Stelle. Und was läßt der Dichter den Satan em 
pfinden, fuhr er fort, als er das Chaos verlaffenb bie 
neuerfchaffene herrliche Welt zum Erftenmale fah ? 

Ich konnte die Begierde, womit er biefen Dingen 
nachforfchte, kaum befriedigen. Als id ihn etwas von 
den Berathfchlagungen der hölliſchen Geiſter im zweiten 
Geſange, und von den Neben der göttlichen Yerfonen im 
dritten Buch mittheilte, in denen die gaue Lehre ber 
ewigen Vorfehung in Bezug auf bad Merfhengefchlecht 
enthalten ift, hört? er mir lange mit flillem Erſtaunen 
zu, und brad dann plöglih in die Worte aus: Wie 
vermag die Eleine, menfhliche Phantafie von biefen gros 
fen Geſchichten fich To ausführliche WVorftelungen zu mas 
den, und nit nur in die Gedanken der Höllifchen Geis 
fter, fondern der göttlichen Perfonen ſelbſt einzubringen, 
und fih ihre Empfindungen anzueignen? — Milton hat 
gewiß außerordentliche Geſichte Gottes gefehen, und eis 
ner von den Himmliſchen ift auf ihn herabgefommen, 
der ihm dieſe erhabenen Dinge offenbart hat. Ohne 
Zweifel ſteht Deilton bei den Menfchen in der Claſſe ber 
Propheten, und fein Name wird mit der Ehrfurcht ges 
nannt, wie ber des Jeſaias oder Ezechiel, — Auch ich, 
fur er fort, hatte einigemale in dem Schauer einer 
geſtirnten Nacht mich erfühnt, den Gedanken und Ent 





* 


43 


ſchließungen ber Geiſterwelt nachzuforſchen; aber ich 
überließ mich dieſen Vorſtellungen nicht lange. Ich uns 
terdrückte ſie mit Gewalt, als die Frucht eines verwe⸗ 
genen Vorwitzes, ber mich in den Labyrinthen der vers 
borgenen Wege des Schöpfers verwideln könnte, 

Ich gab ihm Addiſons Blätter von Milton’s vers 
Iornem Paradieſe und meine Schugihrift des Wunders 
baren. In biefen Schriften, fagt’ ih, wirb das Mini- 
sterium Deorum genugfam behauptet. — Als er mir 
diefe Schriften wiederbrachte, merkt’ ih bald, daß er 
weit mehr daraus gelernt, als ed bei einem befchränktern 
Kopfe der Fall gewefen wäre. — Was der Menſch, 
fagte er, von den Wegen ber Vorfehung, von den Ge⸗ 
fhäften der Engel und Geifter denken Tann, wird zwar 
allemal zu kurz fallen; allein es ift nichts deſto weniger 
dem Menfchen anftändig,, das Höchſte davon zu denken, 
was in feinen Kräften ſteht. Gr verherrlicht die Söhne 
des Himmels und gibt zugleich eine Probe der menſch⸗ 
lichen Hoheit, wenn er bie Idee der Vollkommenheit auf 
den höchſten Grad erhebt, der fih denken läßt. Was 
Tann auf das irdifche Leben einen höhern Einfluß Haben, 
ald daß man fi in ben erjten Zagen ſeines Daſeyns 
mit dem Leben ber Seligen, mit den Gedanken der 
Geiſter, in deren Geſellſchaft wir künftig leben werden, 
mit der Zukunft des Weltgerichts vertraulihd macht! 
Durch diefe fruͤhzeitigen Schattenvorflellungen wird das 
Gemllth vorbereitet und gebildet, daß ed nachher deſto 
muthiger wagt, auf dem größern Schauplatze der Wels 


44 


ten hervorzutreten. Das Herz wirb fähiger gemacht für 
tie eriten Umarmungen der himmliſchen Freunde. Mir 
gewöhnen und daran, die Geifter des Himmels beftändig 
als uns zur Geite ftehend vorzuftellen, als bie Zeugen 
unfrer verborgenften Handlungen. Wer fi mit biefen 
Borftellungen vertraut gemacht hat, ber findet den eins 
famften Ort mit der würdigſten Geſellſchaft bevblkert. 


Als ih ihm die Ueberfegung bes verlornen Paras 
dieſes gab, wünſchte ih, daß er fie in meiner Gegen⸗ 
wart lefen folle, und nahm ihn zu dem Ende in mein 
Zimmer und an meine Tafel, Schwer läßt ſich's bes’ 
Schreiben, mit weldher Begierde er dieß Gedicht vers 
fhlang. Er vergaß darüber nit nur Effen, Trinken 
und Schlaf, fondern meiner und feiner felbft, und aller 
andern Dinge. Was er lad, fpiegelte fi in feinen Zü⸗ 
gen ab, Er ſchien anfangß tief in fich verfunten ; dann 
wurde fein .Antlig düfter, er fuhr plöglih empor, und 
fprang erfchättert zurüd. Die Hände faltend, ſchlug 
er fie Über feinem Haupte zufammen. Nach langem 
Schweigen wurbe fein Geſicht plöglid heiter, ih ſah, 
wie er im G@eift in diefem Freudenhimmel lebte, unb 
die Seligkeit jenfeits ftrahlte wieder aus feinen Zügen. 


Kiopflod war von den Schönheiten bed verlornen 
Parabiefes fo eingenommen, daß er Waage, Richt⸗ 
ſchnur und Winkelmaaß wegiwerfenb, fich allein feiner 
Ginrfindung überließ. Gr äußerte mehrmals, in was 
für neue, unbelannte Regionen ber Bigter ihn geführt, 





45 ZZ 


welch einen Meihthum von Ideen und Empfindungen er 
ihm mitgetheilt habe, 

In feiner bereits erwähnten Abſchiedsrede von Schuls 
pforte finden wir ein fo entfdiedenes, befonnenes und 
reifes Urtheil, daß man fie Kaum für das Werk eines 
Jünglings halten follte, der eben im Begriff fteht, bie 
Säule zu verlaffen. Mehrere Stellen beweifen, wie fehr 
Klopftod Thon damals den Werth ber religiöfen Poefte 
und der Religion felbft zu würdigen mußte. WBegeiftert 
ſpricht er darin von der Würde der Dichtkunft als Pries 
flerin der Sottheit und Lehrerin der Menfchheit, und 
characteriſirt vorzüglich die epifchen Diäten der gebilde⸗ 
tern Nationen. *) 

„Unter den wahren Dichtern, ” ſagt Klopſtock, 
„wovon es, meiner Meinung nach , nur eine Eleine Zahl 
_ gibt, find wenige, die ih mir erwählt habe, durch eine 
Nede zu preifen. Von eblem Verlangen nah Vollkom⸗ 
menheit entflammt, will ich heute zum Lobe der erften 
unter ben Dichtern rehen , die mit ihres Namens Unſterb⸗ 
lichkeit alle Kolgezeiten erfüllten ; und das find die, welche 
Heldengedichte gefungen haben. — Ich glaube nicht zu 
viel zu fagen, wenn ich ein epifches Gedicht mit ber Erbe, 
die Übrigen alle aber mit den einzelnen Theilen berfelben 
vergleihe. Denn bie Erbe erfcheint, wegen ber freund; 
ſchaftlichen Uebereinſtimmung aller ihrer Theile, alddann 


*) Vergl. Klopſtekk. Eine Vorlefung von K Morgen⸗ 
ftern. Dorpat 1807. ©. 10. 


46 


nur; am meiften bewunberungswürbig unb vollkommen 
ſchön, wenn man fie mit Einem Blicke ganz Ubderſchaut, 
während ihre Theile, einzeln betrachtet, wenn fie gleich 
auch ihre Vortrefflichkeit haben , doch von ber ‚Herrlichkeit 
des Banzen Übertroffen werden. Deßhalb dünkt mir, 
wenn aud Einige fie zu Eühn halten möchten, dennoch bie 
Vergleihung wahr, daß id den, der ein Heldengedicht 
hervorbringt, wie einen bimmlifhen Genius, anbere 
Poeten aber, die Kleinere Gedichte fingen, wie bloße 
Menſchen betrachte. Jener ſieht vom hohen Himmels 
ſitze mit Einem Blicke auf die ganze Erde herab, und 
Überfhaut mit inniger Wolluft den ftolz ſchwellenden Ocean, 
die Gebirge, deren Gipfel feiner Wohnung ſich nahn, 
und die glüdlihen Geflide, wit mannigfadher anmuthi⸗ 
ger Bekleidung geſchmückt; dahingegen die Menfchen eis 
‚nen Theil der Erde nad) dem andern und ihre Schönhei⸗ 
ten, ft tö von neuen Grenzen umſchränkt, zu betrachten 
gezwungen find. Gehet ba, m. 3., bie Größe, Mas 
jeftät und Vollkommenheit bes epiſchen Gedichts in Ihrem . 
ganzen Umfange! — Ih will Euch die großen Geiſter 
nennen, welche Helbengebidhte zu ſchaffen wagten; mit 
Verehrung , aber ohne Lob, denn ber Beifall vieler Jahr⸗ 
hunderte ift ihnen ſchon Lobes genug. — — Wer ifl 
durch fein Alter und durch feine Würde der Kührer biefes 
himmliſchen Chors? — Homer ift jenes große und 
reiche Genie, dad mit Hülfe der Natur, mit dem hoch⸗ 
ſten Ursilde dichterifcher Vollkommenheit in feiner Seele, 
bas Helbengrbiht nicht nur erfunden, fondern ed auch 





47 


nad) dieſem fchönflen Urbilde fo glücklich vollendet hat. 
Darauf alfo beruht jener Vorzug Homers, diefe fo vies 
In Dihtern noch unzugänglihe Größe, die, nad dem 
Urtheil jedes einſichtsvollen Richters, alle fpätern Jahr⸗ 
hunderte. verehrt Haben. Vielleicht drüde ih mid für 
Einige zu flark aus, allein die find es eben, die Homer 
nie, wie er's verdient, gelefen, und auf einen Blid den 
‚Umfang feines Werks erkannt haben. Go aber las ihn 
Arifloteles einſt, dieſer fcharffinnige Weurtheiler ber 
Dichtkunſt; fo muß ihn jeder lefen, der feine ganze Schön⸗ 
heit einfehen wid. Er iſt ganz einfady und natürlid, in 
feiner Pradt. Gr fhlummert nie, wie Pöpe fagt *), 
allein feine Leſer träumen. Gr war es allein werth, 
nachdem er bie Natur nachgeahmt hatte, daß ihn Vir⸗ 
gil nachahmte. Denn biefer, der Homer in nichts, als 
in ber Nachahmung nachſteht, hat ein Gedicht geliefert, 
ohne welches Auguftus Zeitalter , und das vorzüglich das 
mals große Rom einer feiner größten Zierden beraubt 
fegn würde. — Jene unſterblichkeit, die man jegt uns 
ter uns durch gegenfeitiges Preifen fo freigebig unb uns 
gerecht mißbraucht, bat Virgil mit ewigem Lorbeer bes 
fränst. Auch uns, uns fpäte Nachkommen, unterrichtet, 
ergötzt no Maro, während unfre meiſten Dichter, bie 
fi) unter einander mit fo vielem Lobe von Unfterblichkeit 
zu beladen pflegen, in ihren Liedern ſchon todt find, 





.) a feinem Essay on Criticism. V. 182. Nor is it 
Hiomer nods, but‘ we tlıat dream. 


ober bald fterben werben. Aber dieſen fhließt ewig mit 
Homer die Poeſie in ihre Arme, umfaßt den Griecechen 
mit der Rechten und den Römer mit der Linken. Diele 
werben ficher bleiben vor dem Untergange; auf biefe 
werben bie Dichter, bie etwas Großes wagen, bliden; 
biefen ſollen, weil fie nicht überwunden und übertroffen 
werben Binnen, die Thränen meines Wetteifers beflänbig 
fließen. — 

Aber manche Jahrhunderte find müßig verfloffen, 
eh? ein hriftliher Heldendichter, Cure Namens werth, 
aufftand, den der Gröfreis wieder bewundern konnte. 
Torquato Zaffo ward endlich geboren, daß er ber 
erfte unter den Dichtern Stalicns würde. — Bei einem 
umfaffenden und reihen Genius war er vorzüglich mit 
einer feltnen Einbildungskraft begabt und glücklich in der 
Wahl feines Stoffes, der ſowohl feiner Religion, als 
feinem Sahrhundert angemeffen war. Gr befang jeme . 
heilige Stadt Gottes , das befreite Zerufalem. Auf fie 
richtete noch mit Bewunderung ganz Europa feine Blicke; 
in Vieler Seelen war noch das Andenken jener heiligen 
Kriege neu, und biefe Ergiebigkeit des Stoffes warb 
noch durch Zaffo’8 fruchtbaren und crfinderifchen Hopf vers 
mehrt. Hier ift ein leicht gezeichnetes Gemälde von dem 
Geifte dieſes Mannes, Er war lebhaft und feurig ; fah 
alles heftiger bewegt und fand mit leichter Mühe Schmud. 
Aber in ber Wahldes MWürbigen war er nicht zärtlich ges 
nug ; bisweilen niedrig und fhwad) ‚ı öfter ziwar groß 
und erhaben, doch nie völlig göttlih, fo daß cr oft. 





49 


ine Bewunderung erregty aber mirnie Tränen erst 
en und würdigen Neives ausgepreßt Hat. — 2% 
4 würd? ich nennen, weicher Marin:, rt :.: 
clicher Nachahmer Taſſo's, wäre kein Nez: 1 ı7- 
off eines Heldengedihts, Aber fc mi; %z %, 
zeftört durch meine Rebe, unter deinen LarÜ*r , 

ı unrühmlihen Scattenhainen te Kuzt, 1::; 
ummern. — 

Laßt und nun zu der KAlrigin ker Eier. Tor ce: 
Europa, dem großen Brittannien ers zerie: , ze.’ 1 
rch den Ocean von den Übrigen Lärterr ak: .ıne” zı 
in fehrint, weil «8 Über fie Lurd feine Hırterf. 23. 
de Größe weit herverragt. — Dat wır Tr cu 
bt ifl, einen von den Märnem era ar Garını 

nennen, fo Überfirömt mein Herz e.ze geiis Eoruw, 

e Kreube der Art, wie fie cus ter Erteafrun, ui 

mpfindung der Vollkommenheit zu est'grunges 9,4 

hr wißt am, welden Zeil unfrer krıge Br. gi 

tilton mit einem neun Lichte ter E.@rtunt ve s’ior: 

it, wenn id das verlerene Garcvier uns Yo 
was glüdlicher und ausgeſuchter er'uren wrrurı , 1% 
efer Stoff? Gab e8 etwas, wit In Syrsiamı Yası 
[ren , ihn mit einer göttlikern Art vor Wurst 1 u: 
Iten Zuftand feiner Vollkemwe: keit ira su gutbtiy 
m konnte, als jenes liehensnerr-;s Yun me vırei 
Nenſchen, fo ſchön von Bett eriAAAn, wi MW. A 7 
nd der Herrſchaft Über den Grtters begsht, ;uaa matını 
arteften Ehrfurcht würdige Eisen, Vie wuggh 

4 


ww 


Geber unfred Lebens! O des glüdliden, 1 
menfhlihen Geſchlechte wahrhaft liebenswärbig 
ters! Sein Ruhm wird, fo lange Menfchen fi 
den fortfirömenden Jahrhunderten, gleich unver] 
Stüffen, immer größer und überſchwenglicher 

Einen ſolchen Schauplag von Dingen hatte vor | 
Riemand’ gewagt, mit dem Liede zu betreten; — 
der Himmel, die Hölle, das Chaos, die Reihe 
ler Welten, die daraus hervorgegangen, bie B 
after biejer Geftirne, die ruhigen Verſammlun— 
Engel, die Menfhen glücdtih und unglüdlid 
nach ihrem Unglüde einer noch größern Seligke 
— dieß Alles, oder mit andırn Worten, was n 
tig und erhaben ift, bot fih Milton zum Gefange 
Mit Homer flreitet er um den Vorzug der Vo: 
Beit / nicht ohne wetteifernden Muth und edlen 
und den hohen Spurin ber heiligen Schriftfteller 
sitternd von fern nah. — Er crfand glücklid 
indem er eine Reihe erfundener Dinge an fih 
gehen läßt, faßt er fie fo, daß cr nichts als daß | 
Erhabene und Bewundernswerthe erwählt, und m 
gefallen hatte, fo befchreibt, daß er alles, ob e 
blind war, mit feinen Augen gefehen zu haben 

Ueberall ifl er ein getreuer und genauer Maler b 
tur. Sehet ihn zwiſchen den glüdtihen Bewohn 
Paradiefed, und ihr werbet faft eben die-Leichtigt 
Bartheit ber Erzaͤhlung bei ihm finden, die ihr 

in Salomo’s hohem Liebe bewundert. Kolgt ihm, 


E73 


er empor in bie Verſammlungen der Engel wandelt, 
und aud da, welche unnachahmliche Würde, welch ein 
Glanz des Gefanges! — Begleitet ihn weiter, bach 
von fern und zitternd, bis zum Throne der Gottheit. 
Hier’ wirft er fi nieder, von ber hohen Majeftät be⸗ 
troffen, betet er anz hier iſt ihm Schweigen bie höchſte 
Beredfamteit. @elten führt er Gott redend ein, fait 
immer ein wenig fheu, und verkaffen von jener heiligen 
Küpnpeit. Dieb iſi der Iegte und zugleich hähfte Bug 
von dem Wilde des Dichters. — Heiliger Schatten 
Miltons! in welchem Kreife des Himmels du dic jego 
freueft, und, was in beinen Liedern ben Ohren der Ens 
gel werth ift, diefen dir jegt verwandten Geiſtern vor 
fingft, vernimm ed, wenn ich etwas deiner Würdiges 
gefagt habe, und zürne nicht Über-meine Kühndeit, die 
nit allein dir zu folgen, fondern ſich aud an einen 
noch größern und herrlichern Stoff zu wagen gebenft. — 

Gr würdigt Hierauf bie franpöfifchen Beldendichter , 
ihnen mit Recht unter denen ber Übrigen Völker eine 
untergeordneten Plag anweiſend. Trefflich ift der Schluß 
diefer Rebe, wo Kiopſtock fih zu der Dichtkumnſt feine 
Baterlanded wendet. „Durch bie Sache felbft, durch 
ein großes unvergänglices Wert müffen wir Deutſchen 
eigen, was wir Eönnen! DO wie wünſcht' ih, es würbe 
mir fo gut, bieß im einer Verſammlung ber erften Dich⸗ 
ter Deutſchlands zu fagen. Die größte Freude würde 
mid dann durchdringen und ganz überſtrömen, wenn 
ich bie MWürbigften zu dielem Warte dahin brähte, daß 








52 


fie wegen ber fo lange vernadjläßigten Ehre des Bater⸗ 
landes, von edler und heiliger Schaamröthe glühten. 


Wofern aber unter den jetzt lebenden Dichtern vielleicht 
noch keiner gefunden wird, der beſtimmt iſt, Deutſch⸗ 


land mit dieſem Ruhme zu ſchmücken, fo werde gebo⸗ 
ren, großer Zag, der den Sänger herporbringen, unb 
nahe did, fchneller, er die ihn zuerft erbliden, unb 
mit ſanftem Antlige belcuchten fol! Mögen ihn bo, 
mit der himmlifhen Mufe, Zugend und Weisheit, auf 
järtliden Armen wiegen! Möge das ganze Feld ber 


Natur fih ihm eröffnen, und die ganze, andern ums‘. 


zugänglihe Größe der anbetungswürbigen Weligion ! 
Seloſt die Reihe der künftigen Jahrhunderte bleibe ihm 
nicht gänzlich in Dunkel verhüllt, und von dieſen Lehr 
rern werd’ er gebildet, des menſchlichen Geſchlechts, ber 
Unfterblichkeit und Sottes ſelbſt, den er vorzüglich prei⸗ 
fen wird, werth.” 

Ergreifend ifl die Art und Weife, wie Klopflod 
von feinen Lehrern und Mitfhülern auf Schulpforge 
Abſchied nimmt. Seine Worte ded Danks finb einfach 
und rührend und verdienen hier wohl auszugsweiſe eine 
Stelle. *) „Unter den Wohlthaten, bie mir bier erzeigt 


*) Dian veraleiche Cramer Ti 4. & 90 — 98; we ' 


man Klopſtock's Danffagung findet, von der dags 
lateiniibe Driginaf unter der Nebericrift: Gratiarum 
Actio a a. D. &. 126 — 82 mitgerheilt worben iR. 
Aud in der Fleinen Schrift: Klopſtock als Menſch umd 
Dichter. Naumburg 1824 (ind S. 74 — 84. jene Wolke 
te des Danks wieder abgedruckt worden. 





53 


worben find, gebührt Eurer Zürforge, ehrwürbige Vä— 
ter dieſer Echule, die Ihr mein weiches Herz durch 
Eure Lehren gebildet habt, der erfle Plah. Denn ob 
ic) glei audy Einiges meiner Wißbrgierdbe und dem Les 
fen ausgefuchter Bücher ſchuldig bin, fo verdank' ich 
doch wilig und mit Erkenntlichkeit noch Mehreres und 
das Vornehmfle Eurer Sorge und Eurem gelehrten Uns- 
terridht. — Aber Ihr habt mich die ſchönen Wiffenfchafs 
ten nicht allein mit Eurem Munde, fondern aud vers 
mittelft der Tugenden Eures Lebens gelehrt. — Nims 
mer , nimmer werd’ ich diefer höchften Art von Wohls 
that vergeffen, unb mich fletö mit dem dankbarſten und 
unauslöſchlichſten Andenken erinnern, daß ich fo glücklich 
geweſen bin, durh Euer Wufter belehrt, den Weg der 
Weisheit betreten zu haben. 

Auch Ihr, geliebtefte Freunde, bie Ihr mit mir 
ein gleiches Glück genoffen, Ihr erwartet mit Recht eine 
Art des Dankes von mir. Denn Vieles und Treffliches 
hab’ ich durch Euren Umgang gelernt. Stets hab’ ich 
auf Euch und Euer Leben, wie in ein Bud von weitem 
Umfange geblicdt, habe mich oftmals bei den dunfelften 
Blättern deffelven verweilt, und alles fo fleißig und uns 
ermübet wiederholt, daß mir das Meifte nod im Ges 
dächtniſſe if. — Laßt mich ohne Schmeidhelei, bie der 
Freundſchaft ganz unwürdig ift, erklären, worin id) 
Euch verbunden bin. Ich habe einige von Euch geliebt, 
weil ein lebhafter, feiner Geift, und ein biegfames, 
von ber Schoͤnheit der Tugend zärtlich gerührtes Herz fie 


nur; am meiften bewunderungswfrdig und volllommen 
ſchön, wenn man fie mit Einem Blide ganz übderſchaut, 
während ihre Theile, einzeln betrachtet, wenn fie gleidy 
auch ihre Vortrefflichkeit haben, doch von ber ‚Herrlichkeit 
des Ganzen Übertroffen werden. Deßhalb bünft mir, 
wenn aud Einige fie zu Eühn halten möchten, bennod; bie 
Vergleihung wahr, daß ih den, der ein Heldengedicht 
hervorbringt, wie einen himmliſchen Genius, andere 
Poeten aber, bie Kleinere Gedichte fingen, wie bloße 
Menſchen betrachte. Jener fieht vom hohen Himmels⸗ 
ſitze mit Einem Blicke auf die ganze Erde herab, und 
überfchaut mit inniger Wolluft den ftolz ſchwellenden Ocean, 
die Gebirge, deren Gipfel feiner Wohnung fih nahn, 
und die glüdlihen Geflide, wit mannigfaher anmuthis 
ger Bekleidung gefhmädt; bahingegen die Menfchen eis 
‚nen Theil der Erbe nad) dem andern und thre Schönhei⸗ 
ten, ft.t3 von neuen Grenzen umſchränkt, zu betrachten 
gezwungen find. Gehet ba, m. 3., bie Eröße, Das 
jeftät und Vollkommenheit des epiſchen Gedichts in ihrem 
ganzen umfange! — Ich will Euch die großen Geiſter 
nennen, weldye Helbengedichte zu ſchaffen wagten; mit 
Verehrung , aber ohne Lob, denn ber Beifall vieler Jahr⸗ 
hunderte ift ihnen Then Lobes genug. — — Wer ift 
durch fein Alter und durch feine Würde ber Führer biefes 
himmliſchen Shore ? — Homer iſt jened große und 
reiche Genie, das mit Hülfe der Natur, mit dem hoch⸗ 
ften’Ursilde dichterifcher Vollkommenheit in feiner Seele, 
das Helbengrdicht nicht nur erfunden, fondern ed auch 


47 


nad) diefem fhönften Urbilde fo glüdtic vollendet Hat. 
Darauf alfo beruht jener Vorzug Homers, diefe fo vies 
len Dichtern no unzugänglihe Größe, bie, nad) dem 
urtheil jedes einſichtsvollen Richters, alle fpätern Jahr⸗ 
hunderte verehrt haben. Vieleicht drucke ich mic für 
Einige zu ſtark aus, allein die find ed eben, bie. Homer 
nie , wie er's verdient, gelefen, und auf einen Blid den 
umfang feines Werks erkannt haben. So aber las ihn 
Ariftoteles einft, dieſer fcharffinnige Beurtheller ber 
Dichtkunſt; fo muß ihn jeder lefen, der feine ganze Schöns 
heit einfehen wi. Gr ift ganz einfach und natürlich in 
feiner Pradt. Gr ſchlummert nie, wie Pöpe fagt *), 
allein feine Lefer träumen. Gr war es allein werth, 
nachdem er bie Natur nachgeahmt hatte, daß ihn Vir⸗ 
gil nahapmte. Denn biefer, ber Homer in nichts, als 
in der Nachahmung nachſteht, hat ein Gedicht geliefert, 
ohne welches Auguflus Zeitalter, und das vorzüglich das 
mals große Rom einer feiner größten Bierden beraubt 
ſeyn würde. — Jene unſterblichkeit, die man jegt uns 
ter uns durch gegenfeitigeb Preifen fo freigebig und uns 
gerecht mißbraucht, hat Virgil mit ewigem Lorbeer bes 
Eränzt. Auch uns, uns fpäte Nachkommen, unterrichtet, 
ergögt noch Maro, während unfre meiften Dichter, die 
ſich unter einander mit fo vielem Lobe von unſterblichkeit 
iu belaben pflegen, in ihren Liedern ſchon tobt-find, 





). In feinem Essay on Critieism. V. 182. Nor is it 
Homer nods, but-we that dream. 


43 


oder bald fterben werben. Aber diefen fchlicht ewig mit 
Homer die Poefie in ihre Arme, umfaßt ben GSriechen 
mit der Rechten und den Nömer mit der Linken. Dieſe 
werden fiber bleiben ver dem Untergange; auf diefe 
werben die Dichter, die etwas Großes wagen, bliden ; 
diefen follen, weil fie nicht überwunden und übertroffen 
werden können, die Thränen meines Wetteifers befländig 
fließen. — 

Aber manche Sahrhunderte find müßig verfloffen, 
eb? ein chriftliher Helbendichter, Eures Namens werth, 
auffland, den der Erdkreis wieder bewundern konnte. 
Torquato Zaffo ward endlich geboren, daß er der 
erfte unter den Dichtern Stalins würde. — Bet einem 
umfaffenden und reihen Genius war er vorzüglich mit 
einer feltnen Einbildungskraft begabt und glüdtich in ber 
Wahl feines Stoffes, der ſowohl feiner Religion, ale 
feinem Jahrhundert angemeffen war. Er befang jene 
heilige Stadt Gottes, das befreite Zerufalem. Auf fie 
richtete noch) mit Bewunderung ganz Europa feine Blicke; 
in Vieler Seelen war noch das Andenken jener heiligen 
Kriege new, und dieſe Grgiebigleit des Stoffes warb 
noch burdy Taſſo's fruchtbaren und crfinderifchen Kopf vers 
mehrt. Hier ift ein Leicht gezeichnetes Gemälde von bem 
Beifte diefed Mannes. Er war lebhaft und feurig ; ſah 
alles heftiger bewegt und fand mit leichter Mühe Schmuck. 


Aber in ber Wahldes Würdigen war er nicht zärtlih ges " 


nug; bisweilen niedrig und fehmad) ‚ı öfter zwar groß 


und erhaben, body nie völlig göttlih, fo daß er oft. 


* 


4, 


meine Bewunderung erregt / aber mir nie Thraͤnen eines 
edten und twücbigen Neibed ausgepfeßt Hat. \— DI6 
auch würd' ich nennen, weicher Marino, 'nidt un 
glücklicher Nochahmer Taſſo's, wäre bein Adonis der 
Stoff eines Heldengedichts. Aber fo mögeft du denn, 
ungeftört durd meine Rebe, unter deinen Wollüften, in 

- den unrühmlihen Schattenhainen der Venus, ruhig 
ſchiummern. — 

Laßt und nun zu ber Königin ber Übrigen Nationen, 
in @uropa, dem großen Brittannien uns wenden, welches 
durd) den Ocean von den Übrigen Ländern abgefondert zu 
feyn fehrint, weil «6 Aber fie durch feine Vortreffuichkeit 
und* Größe weit hervorragt; — Da es mir hier ers 
laubt ift, einen von den Männern einer folhen Nation 
zu nennen, fo Überftrömt mein ‚Herz eine große Freude, 
eine Freude der Art, wie fie aus der Betrachtung und 
Empfindung der Volltommenpeit zu entfpringen pflegt. — 
Ihr wißt a®, melden Theil unfrer heiligen Religion 
Milton mit einen neuen Eichte der Dichtkunft bekleidet 
Hat, wenn ich das verlorene Paradies nenne. Konnte 
etwas glüdliher und ausgefudter erfonnen werben, als 
dieſer Stoff? Gab es etwas, was den Menſchen ftärker 
rühren, ihn mit einer göttlichern Art von Wolluſt in den 
alten Zuftand feiner Vollkommenheit gleichſam zurückfüh⸗ 
ven Ponnte, als jenes liebenswärdige Paar der erften 
Menſchen, fo fhön von Bott erfähaffen, mit Majeftät 
und der verrſchaft Über ben Erdkreis begabt, jene unfrer 
zarteften Ehrfurcht wirdige Gitern, die Urheber und 

4 


f 


ww 


Geber unfred Lebens! O des glüdlichen, unb 

menfchlihen Geſchlechte wahrhaft liebenswärbigen A 
ters! Sein Ruhm wird, fo lange Menfchen find, 

den fortfirömenden Sahrhunderten, gleich unverfiegb: 
Stüffen, immer größer und Überfhwenglider wer 
Einen ſolchen Schauplag von Dingen hatte vor ihm : 
Riemand’ gewagt, mit dem kiede zu betreten; — E 
der Himmel, die Hölle, das Chaos, die Reihe fo 

ler Welten, die daraus hervorgegangen, die Bewol 
after biejer Geftirne, die ruhigen Verfammlungen 

Engel, die Dienfhen glücklich und unglücklich, « 
nach ihrem Unglüde einer noch größern Seligkeit fi 
— dieß Alles, oder mit andırn Worten, was nur N 
tig und erhaben tft, bot fih Milton zum Gefange bar, 
Die Homer flreitet er um ben Vorzug der Vortrefl 
keit / nicht ohne wetteifeenden Muth und edlen E&tı 
und den hohen Epurin ber heiligen Schriftfteler folg 
zitternd von fern nah. — Er erfand gli, ı 
indem er eine Reihe erfundener Dinge an fi vordi 
geben läßt, faßt er fie fo, daß cr nichts als das Sch 
Erhabene und Bewundernswerthe crwählt, und was i 
gefallen hatte, ſo befchreibt, daß er alles, ob er gKı 
blind war, mit feinen Augen gefehen zu haben ſchei 
Deberalt ifl er ein getreuer und genauer Maler ber 9 
tur, Sehet ihn zwiſchen den glüdlihen Bewohnern I 
Parabiefes, und ihr werdet fafl eben die-Leichtigkeit u 
Bartheit der Erzaͤhlung bei ihm finden, die ihr fo fg 
in Salomo's hohem Liede bewundert, Folgt ihm, we 


er empor in die Verfammlungen der Engel wandelt, 
und auch da, welhe unnahahmlihe Würde, weld ein 
Glanz ded Geſanges! — Begleitet ihn weiter, doch 
von fern und zitternd, bis zum Throne ber Gottheit. 
Hier’ wirft er fich nieder, von der hohen Majeftät bes 
troffen, betet er anz bier iſt ipm Schweigen bie höchſte 
Beredſamkeit. Belten führt ee Gott redend ein, faſt 
immer ein wenig ſcheu, und verlaffen von jener heiligen 
Kühnheit. Dieß iſt der ledte und zugleih höchſte Zug 
von dem Wilde ded Dichter. — Heiliger Schatten 
Miltons! in welchem Kreiſe des Himmels du dich jego 
freueft, und, was in deinen Liedern den Ohren ber Ens 
gel werth ift, diefen bir jegt verwandten Geiftern vor; 
fingft, vernimm ed, wenn ich etwas deiner Würdiges 
gefagt Habe, und zürne nicht Über- meine Kühngeit, die 
nicht allein dir zu folgen, fondern fih aud an einen 
noch größern und berrlidhern Stoff zu wagen gebenft. - 
Er würbigt hierauf die franzöfifchen Heldendichter, 
ihnen mit Recht unter denen ber Übrigen Völker einen 
untergeorbneten Platz anweiſend. Trefflich ift der Schluß 
dieſer Rede, wo Klopſtock ſich zu der Dichtkunſt feines 
Vaterlandes wendet. »Durd) die Sache ſelbſt, durch 
ein großes unvergängliches Werk müſſen wir Deutſchen 
zeigen, was wir können! O wie wünſcht' ich, es würde 
mir ſo gut, dieß in einer Verſammlung der erſten Dich⸗ 
tee Deutſchlands zu fagen. Die größte Freude würde 
mid dann durchdringen und ganz Überflrömen, wenn 
ih die Würdigſten zu diefem Werke dahin brächte, daß 


Sl: 


fie wegen der fo lange vernadjläßigten Ehre des Waters 
landes, von ebler und heiliger Schaamröthe glühten. 
Wofern aber unter den jest lebenden Dichtern vielleicht‘ 
noch feiner gefunden wird, ber beftimmt ifl, Deutſch⸗ 
land mit diefem Ruhme zu fhmüden, fo werbe .gebor 
ren, großer Zag, der den Sänger bervorbringen, und 
nahe dic, fchneller, ir , die ihn zuerft erbliden, unb 
mit ſanftem Antlige beleuchten fol! Mögen ibn bo, 
mit der himmlifhen Mufe, Zugend und Weisheit, auf 
järtlihen Armen wiegen! Möge das ganze Feld ber 
Natur fih ihm eröffnen, und die ganze, andern: ums . 
zugänglihe Größe der anbetungswürbigen Religion! 
Seloſt die Reihe der künftigen Zahrhunderte bleibe ihm 
nicht gänzlih in Dunkel verhält, und von biefen Lehr 
rern werd' er gebildet, bes menfchlichen Geſchlechts, ber 
Unfterblihkeit und „Gottes felbft, den er vorzäglid preis 
fen wird, werth. ” 
Ergreifend ift die Art und Weife, wie Kiopftod 
von feinen Lehrern und Mitfhülern auf Schuipforge 
Abfchied nimmt. Seine Worte ded Danks find einfach 
und rührend und verdienen hier wohl auszugsweiſe eine 
Stelle. *) „Unter ben Wohlthaten, die mir hier erzeigt 


*) Dian veraleihe Cramer Th 1. & 90 — 98; me ' 
man Klopſtock's Danffagung findet, von der das 
lateiniſche Original unter der Neberichrift: Gratiarum 
Actio a. a. O. &. 126 — 52 mitgetheilt worden IR. 
Aud in der kleinen Gchrist: Klopſtock als Menſch um: 
Dichter. Naumburg 1824 find ©. 74 — 84. jene Wor. 
te des Danks wieder abgedruckt worden. 





53 


worden find, gebührt Eurer Zürforge, ehrwürdige Vä— 
ter diefer Echule, die Ihr mein werdes Herz durch 
Eure Lehren gebildet habt, der erfle Play. Denn ob 
ich glei auch Einiges meiner Wißbrgierde und dem Les 
fen ausgefuchter Bücher ſchuldig bin, fo verdank' ich 
doh willig und mit Erkenntlichkeit noch Mehreres und 
das Vornehmfle Eurer Sorge und Eurem gelehrten Uns 
terriht. — Aber Ihr habt mich die ſchönen Wiffenfchafs 
ten nicht allein mit Eurem Munde, fondern auch vers 
mittelft der Tugenden Eures Lebens gelehrt. — Nims 
mer , nimmer werd’ ich diefer höchften Art von Wohls 
that vergeffen, und mic, fletd mit dem dankbarſten und 
unauslöſchlichſten Andenken erinnern, daß ich fo glücklich 
geweien bin, durch @uer Mufter belehrt, den Weg der 
Weisheit betreten zu haben. 

Auch Ihr, geliebtefte Kreunde, die Ihr mit mir 
ein gleiches Glück genoffen , Ihr erwartet mit Recht eine 
Art des Dankes von mir. Denn ‚Vieles und Treffliches 
hab? ich durch Euren Umgang gelernt. Stets hab’ ich 
auf Euch und Euer Leben, wie in ein Buch von weitem 
Umfange geblidt, habe mich oftmals bei den dunkeiſten 
Blättern deffelven verweilt, und alles fo fleißig und uns 
ermüdet wiederholt, daß mir das Meifte noch im Ges 
dächtniffe if. — Laßt mich ohne Schmeidelei, bie der 
reundfchaft ganz unmwärdig ift, erklären, worin ich 
Eud verbunden bin. Ich habe einige von Euch geliebt, 
weil ein lebhafter, feiner Geift, und ein biegfames, 
von der Schoͤnheit der Tugend zärtlich gerührtes Herz fie 


mir Tiebenswürbig machte. Andere hab’ ich deßhalb ge 
ſchätzt, weil, wenn fie fih gleich nicht Über die Mittel 
mäßigkeit erhoben, fie doch mit ganzem Ernſt bem ge 
meinen Wefen und fih einft nüglich zu werben wünſch 
ten. Mebrigens Hab’ ih keinen gehaßt, nur die Fehler 
von einigen, und bin nicht ungeneigt gewefen, fie we: 
gen der Geiftesfhwähe, an ber fie Erankten, zu fra 
gen. — Seid, bitt ih Euch, liebe Freunde, mit bie 
fer Erklärung meiner Dankbarkeit, wie fie ift, zufrie 
den, und glaubt mir, daß Ihr in Eurer Verſamm 
Iung Viele von größerem Geifte und mehrerer Gelehr 
famteit gefehen habt, und fehen werdet, Niemant 
aber, ber Eure Sitten genauer beobachtet und Euren 
Umgang mehr geliebt hat, als ich. *) j 
Du endlih Pforte, Pflegerin und Augenzeugir 
diefer Freundfchaft, ſey glücklich, und erzieh’ in deinen 
fanften Schooße diefe deine Söhne, Ewig werb’ id mid 
deiner mit Dankbarkeit erinnern, und dich als Mutter 
jenes Werkes, das ich in deiner Umarmung durch Nach 
denken zu beginnen gewagt habe, betrachten, verehren ! ” 
Kiopftocd hatte im Herbft des Jahres 1745 bie 
Dforte verlaffen, und fih nad Jena begeben, wohin 
ibn der damalige große Ruf diefer Univerfität, unb na 
mentlich Daries z0g, der dort mit ausgezeichneten 
Beifall Philofophie vortrug. **) Klopftod fludirte Theo 


*) Vergl. Klopſtock. Eine Borlening von K Morgen: 
fern. Dorpat 1807. ©- 22. 
) S. Cramer Th, 4+ 6. 155, 


logie, hörte mehrere Collegien mit Aufmerkfamkeit und 
entfchiebenem Antheil, und war einer von den Zuhö—⸗ 
reen Joh. Georg Wald, deren Zahl fih damals 
auf fehshundert belief. Folgender Zug feiner Gewiſſen— 
haftigkeit verdient vielleicht hier angeführt zu werben. 
Als er das doppelte Exemplar der acabemifchen Gefege 
erhielt, und in ihrem Codex in extenso bie in dem 
Auszuge mangelnde Vorſchrift fand: ein jeder fey vers 
pflichtet, alle Publika zu-bören, vie in feiner Wiflens 
ſchaft gelefen würden, fo trug er Bebenlen, ob er dem 
Gejege nit nachkommen müſſe. Während diefes Schwans 
tens fand ſich's indeß bei näherer Erkundigung, daß 
gar kein Publilum gelefen ward. *) _ 

Glaubwürdigen Berichten zufolge ſtudirte Klopſtock 
in Jena mehr für ſich, als daß er öffentliche Vorleſun⸗ 
gen befuchte. Indem halben Jahre, welches er dort 
zubrachte, arbeitete er in der Stille, nad feinem bes 
reits überdachten Plane, die drei erften Gefänge bed 
Meſſias aus, und zwar in Profa, da ihm die damals 
üblichen Versarten nicht zufagen wollten. Die Alerans 
driner kamen ihm unerträglid einförmig und ermübend 
vor, ber trochäiſche Vers zu fehleppend. Auch die fünf 
füßigen Jamben verwarf er, weil ſich, feine Anſicht 
nah, keine reinen machen ließen. Lebhaft fühlte er fid) 
von der Kraft und dem Ausdruck des Herameters bei 
Homer und Birgil ergriffen, allein er zweifelte, ob die 


55 





2) S. Eraner Th. 1. ©, 156. 


or. 


56 . - 


Bildfamkeit unferer Sprache dazu hinreihen werde. Dreh 
ter8 auf einfamen Spaziergängen am Ufer der Saale 
ergriff ihn ein edler Unmuth, wenn er dachte, wie weit 
er in diefer Versart hinter feinen Muftern werbe zuräd 
bleiben müffen. *) 

Unter poetifhen Entwürfen verflrid ber Winter In 
Jena, und da Klopftod hier weder die Bedürfniſſe feis 
ned Herzens burdy den Umgang mit gleihgeftimmten 
Characteren befriedigen Tonnte, und ſich infonderpeit 
dem damaligen höchſt rohen Leben der wilden Jäger an 
der Saale, wie Göthe fehr bezeichnend bie Jenaiſchen 





®) Veral. Eraner Th. ©. 187 u. f. Klopſtock. Eine 
Borlefung von K Morgenftern. 6. 23. Man bat 
Öfterd die Frage aufgeworfen, ob Klopſtock den deurſchen 
Herameter errunden habe- (Veral. lieber daB Alterthum 
des deutichen Herameterd und Fiſchar t’s beutiche Ueber 
fegung des Rabelais'ſchen Sarganına von J. 5. Heynatz 
im Gothaifhen Magazin der Künfte und Wiffenichaften. 
89.1. St 2. J. F. Schilling: IHR. der erfte Deuts 
fe, welcher beutfchbe Herameter nad) ben Muftern der 
Alten machte ? in den Leipz. allgem. lit. Unseiger 1800. 
No. 38.) Die früheften Verſuche diefer Art geſchatzen 
durh Sifhart, Geßner, Eifenbed, Altſted 
und Heräus. Späterhin brachte Gottſched (int. 
Dichtkunſt. Leipzig 1742. €. 895) dad Waterunfer und 
©, 896 ven ſechſten Pſalm in Herameter. Auch Uz rückte 
in demfelben Jahre feine Ode auf den Srühling in den 
Belufigungen bed Berftanded und Wiges 
ein, io wie Giſeke in ben Bremifhen Beiträ, 
sen von I. 2746 ebenfalls einige Horaziſche Oden in 
Hexametern nachzubilden veriuchte- 


57 


Mufenföhne genannt hat, entfrembet fühlte, fo begab 
er fi im Früpling des Jahres 1746 nad) keipzig, und 
bewohnte mit feinem Verwandten J. C. Schmidt, *) 
der in Leipſig fih dem Studium der Keechte widmen 
wollte, ein gemeinfames Zimmer in ber Burgfiraße, 

An einem glüdlihen Sommernahmittäge kam ihm 
hier der Gedanke, nach dem Mufter der Alten Hexame⸗ 
ter zu machen. Der Berſuch gelang Über Erwarten, 
und fein Entfhluß fland feſt, dieß Persmaaß für feinen 
Meflas zu wählen. Man kann daher Klopſtock, jener 
oben erwähnten frühern Verſuche ungeachtet, wohl den 
Erfinder des Herameterd nennen, da er der Erſte war, 
der über den Gebraud) deffelben reiflich nahgebadht, dieß 
Versmaaß auf eigentpämliche Weife durchgeführt, und 
es durch fein Beifpiel und Anſehn in Aufnahme gebracht 
hat. 





®) Dem Bruder, der durch Rlovitod, veremigten Sauny, 
der in Wingotf (dritte Lied) und in der Ode am 
Ebert genannt wird. Er war aus Langenfalia ger 
bürtia und ſtarb ald Herzogl. Weimariiher Geheimeruth 
und Rammerpräfident im I- 1807. Wergl. Morgenblart. 
Sebruar 1808. No. 86. Zwei Gedichte von ihn 
Anakreon's Apotheoſe und die ueberzeu— 
gung nahm Matbiſſon aus Schmind's Anthologie 
der Deutſchen ( Tb. 2. S. 105— 41) verändert in feine 
idriſche Anthologie (Th: 8 S. 289 — 66) auf, deiglein 
den Gätulargefang (Ib. 19. ©. 223 — 77). 
Vergl. Ropfod u. f. Rreunde u. ſ. w. Bd 1. S. I— Il. 


©. 168 — 69. 6. 597. - 











60 


ı Befuh, Es entfpann ſich ein li⸗ 

und Schmidt in feiner Vorliebe 

‚Hter konnte fih einiger Sticheleien 

er Bremiſchen Beiträge nicht enthal⸗ 

rte bagegen, fie wüßten recht gut, 
‚mmen wären, indeß gebraudten fie 
Außerft firenge Gritil. Strenge Critik, 
aidt lächelnd, tft wohl gut, aber: 

I — Klopſtock wollte die Sache vers 
uben Sie dem nit!” rief Schmibt, 
gſte Gritifus unter uns! Wenn Gie nur 
Bei dieſen Worten auffpringend, zog er 
iffe eine Handfchrift aus einem Koffer mit 
c. Klopſtock, hoͤchſt entrüftet, verfuchte 
das Papier zu entreißen, das Schmidt 
und auf Cramers mehrmalige und dringende 
rzulefen anfing. „Das muß ganz anders 
n!” rief Gramer lebhaft. „Sie nehmen 
t aus dem Munde,” ermwicderte Klopſtock, 
ide ſich wendend, fügte er hinzu: „Da da’ 
un einmal verrathen ift, fo geben Sie her.‘ 


ck las nun ſelbſt. Es war ber ganze er 
Neſſias in Herametern, der fo fehr & 
fand, daß er den Dichter dringend 6 
ft, welde die Bremifchen Beiträge her 
tanufcript mitzutheilen. Gärtner € 
ierauf die Uedrigen, und bie @inlat 


6 


welche an Riopftod erging, an ber erwähnten Zeitfehrift 
Theil zu nehmen, warb von ihm nicht zurüdgewiefen. 

In biefe Zeit (1747) fallen Kiopftods erſte Iyris 
ſche Gedihte: Der Lebrling der Griechen, ber 
aus mehrern Oben erbaute Freundſchaftstempel Wingolf, 
und die Abſchiedsode an Giefeke. *) Die trefflihe 
Glegie: Die Eünftige Geliebte **), in der ſich 
die undefriebigte Sehnfuht eines nad Liebe glühenden 
Herzens ausſpricht, wurde ein Iahr fpäter gedichtet , 
wie aud) die j*wermütpige Ode an Ebert, worin er 
den frühen Tod allır jener Freunde prophezeiht, endlich 
nur Ebert zulegt um fi) allein fieht. ***) 





*) Cr verlieh Leivzig im Herbſt 4747.— Die erwähnten 
Gedichte findet man im erfien Bande von Mopfocdd Werken. 
**) Ein Gegenüct dazu in dad Gedicht von I. M. Mile 
ter: Die Getiehte (4774) in defien Gedichten. 
um 1783. ©. 325 — 26; aud wieber abgedrudt in 
EramersKiopfiod. Er und über ihn. Th-1.@.272—74. 
**+) Die genannte Dre (Werke. Bd.1- ©. 27 u. f.) ging 
fo bucfäplich in Erfüftungs daf er in einer ipätern vom 
3.1796: Erinnerung an Ebert nad feinem Tode, 
im Die Worte ausbreen fonnte: „ Todte Freunde, feid 
gearüße 1“ (S. Kiopt. Werte. Bb.2.). Erklärende An 
merfungen gu den erwähnten Gedichten , die ihre eingel« 
nen Schönteiten (etwas weitſchweifig) sergliedern, findet 
man in Eramers Kıoplod, Th-1. ©. 164 u.1-— 
„Kopfes Oden,“ ihreibt Ghmidt an Bleim den 
29. Eeptember 1780, „find unvergleichlic ; id wundre 
mich aber bei ibm über mit? mehr, und eb get mix 
-bierin , wie einem Dienihen , bei dem dad Entücten der 


PZ 


Die erſten Geſänge des Meſſtas waren indeß 
Druck erſchienen. ) Aeltere Freunde ber Litera 
werben ſich erinnern, welchen Eindruck die. Erſcheint 
dieſes Gedichts machte. Es war noch nie ein Geg 
ſtand gewählt worden, der, ſo ganz außer den Gren 
des Sinnlichen liegend, die Phantaſie mehr zu befchr 
Een drohte und weniger beſchränkte. Bibliſche Geſchich 
mit einer ſolchen Freiheit umzubilden hatte ſich noch k 
deutſcher Dichter erlaubt, aber auch Eeiner hatte edf, 
Geftalten gefchaffen, erhabenere Gefinnungen, religiöf 
Gefühle ausgefprohen. Man darf fi nicht wunder 
wenn ber Meffias, fo fehr er auch durch feinen Q 
halt anzog, anfangs die Geifter verwirrte. Gelbft \ 
Rhythmus des Herameterd, der ganze Styl, in Bi 





Liebe zu einer fortwährenden Treunfenheit geworden i 

"fo daß ee ſtarr da ſitzt, und die größte Lichfofung ſen 
Mädchens Feine fihtbare Veränderung in feiner Stellu 
bervorbringen kann. S. Klopſtock u. f. Sreunde- Che 
€. 173. . 

*) In den Neuen Beiträgen 5. Vergnügen 
Verſtandes u. Wipesd. 1748. Bd. 4 Gt- 4 1. 
Schon im folgenden Iayre erfchien ein Nachdruck zu Hat 
den indeß Klopſtock ehrlich machte , indem er fich mit d 
Buchhändler Hemmerde über den Verlag und zuglel 
über die Sortfegung veralih. Diefe kam, durch am 
Gefänge vermehrt, zu Halle 1751 mit (ſehr mittelmät 
gen) Kupfern, unter dem Titel: Der Meffiab, e 
ſter Band , heraud. Eine Erklärung ber Kupfer zu d 
erfien sehn Gefängen findet man bei Eramer. Te 
©. 812 — 20. 


63 
dad neue Gedicht abgefaßt war, ließ ſich nicht fogleich 
mit den Vorftelungen, bie man damals von poetifcher 
Schoͤnheit Hatte, vereinigen, *) 

Dieß veranlaßte eine Menge, jest größtentpeils 
vergeffener Streitfpriften in beutfher und Lateinifcher 
Sprade **), und während ber Meffias auf der einen 
Seite enthuftaftifd) bewundert und eifrig nadhgeahmt ward, 
fehlte e8 nicht an geiftlofen Köpfen, bie ihn durd) ſchale 
Parodien verfpotteten. +) 

Ber ſich an jene Zeit erinnert, wo der altägliäfte 
Kopf, der nur das mechaniſche Talent befaß , plaufible 





*) Klopfiodd Meſſias erregte ein Auiſehn in Deutichland, 
wie außer Luthers Bibelüberiegung und etwa Gellerts 
Schriften vielleicht nod nie ein deutfced Werk eriegt 
Wat. Sreunde und Neiper, Berunbrer und Tadler ten 
ten von allen Geiten in Menge auf; alle Stugblätter 
und kritiſchen Deitſchriften Nerachen {ak immer mr für 
oder wider den Meffiad. Die Kanzelbere'famkeit der 
danıaligen modernen Redner ging in Terre und Fofbaren 
Wortprunt über , man wandelte die Profa in eine Halb. 
poefie um, welde nur bie Obren fühte , Vertand und 
Herz aber ieer lie , und wobi gar in ganzen Heranıetern 
Heitige Neben declamirtee (6. Klopnod und fein 
VBerbiennt von Jod. Friede. Badıfe. Hamburg 
4808. ©.14. ©. 27.) 

) Wir werden fie, da fie einer wätern Zeit angehören, 
weiter oben nagmıhaft machen. 

#0) Bergt, Manfo Inden Nachträgen zu Sufzerd afle 
gem. Throrie- 8b. 8. 6t.1. ©. 114. ©.122 uf. Auch 
von diefen Parodien foll weiter oben nähere Andkunft ge« 
seden werden. 


auch entlehnt hoben/ in erteos⸗ 
he Keime gringen ynbedentti# für einen Diqtert 
ö dd mittetmönte Poeten mit pie 








65 


Doch auch außer Gottſched ließen Mehrere, die ent 
seber zu feinen offenbaren Anhängern gehörten, ober ſich 
onſt in äfthetifch scritifcher Binficht ein competentes Urs 
yeit zutrauten, es ſich fehr angelegen feyn, das neue 
jedicht, vorzliglid von Seiten der Moral, herabzuwür⸗ 
igen. Imdeß gab es aud) Andere, die der Mefiade 
ihmlich gedachten *), und ber Zabel verftummte nah 
nd nad) vor dem Belfall, ber bem Dichter von ben 
ieffern feiner Nation gezoflt murbe, 

Mit inniger Wärme nahm fich inſonderheit Bod+ 
er nebft feiner Parthei des jungen Dichters an. **) 
x war einer der Erften, der Kiopftocks hohen Flug bes 
teifend, die Meſſiade mit wahrer Begeifterung empfing, 
ab durch bie herzliche Anerkennung ihres Werbienftes 
ch einen unverwelklichen Lorbeer erwarb. Ungeachtet 
"zu ber Zeit, als die erften Gefänge des Meſſias 


+) Um die Echifderung der Sebendereigniffe ded Dichterd nicht 
zu febe zu unterbredien „wollen wir die nicht Kleine Zah 
der wider und für die Meflade erſchienenen Echriften 
weiter unten verzeichnen 

) Verſchiedene Auffäge von Bodmer über Klovſtock und 
jeine Poefie finder man in den Neuen kritifhen 
Briefen. Zürd 1749. 8.4. ©.8— 47. (Diefer Aufe 
fag if wieder abgedruckt in Eramers Rlovfiod. Th- 1. 
©.40— 54, teil. in Schubarts Worrede zu Rode 
ftoctd El, pott. und vroj. Werfen. ©. 14 — 82) Br. 56. 
©. 588; in der Monatsigeift Erito. Zurch 1761. ©t. 
u2. und in dem Ardiv der (hweizerifhen 
Eritif, Züch 1768. Bd 4. ©, 17. ©, 21. 


5 





potteln : 
11103) eamvchen hat die So 
der ſchon ſtand /⸗ yon 
aubg 


67. 


Als Klopftod fo ba fand, gefeiert, wie noch Feiner 
gefriert worden war, traf ihn der größte Schmerz, der 
den Dichter treffen Kann, der Schmerz einer glühenden, _ 
boffnungslofen Liebe. *) Gr hatte nämlid im I. 1748 
Leipzig verlaffen, wo es ihm nicht mehr wohl war, feit 
mehrere feiner vertrauteften Freunde ſich von dieſer Unis 
verfität wegbegeben hatten, 

Nah Langenfalza fih verfügend übernahm 
er in dem Haufe eines feiner Verwandten, des Kaufs 
manns Weiß, die Aufſicht Über deffen Kinder. Hier 
bezauberte ihn die fehöne und geiftreihe Schweſter 
Schmidts, bie durch mehrere feiner Oden: Bars 
dale, ber Abfhied, die Stunden der Weihe 
an Gott u.f.w. verherrlihte Fanny **). Sie ſind 
Beweiſe von der reinen und zarten Liebe bes Dichters, 
die ſich ſelbſt aufopfernd, faft geiftiger Art, und nicht 
frei von einem fAmwermätpigen Gefühl iff, bad feinen 
Blick ſtets auf das ferne Jenſeits lenkt. Aber die Schwers 
muth, die ſich in dieſen Open zeigt, war nicht etwa 
eine bloß vorübergehende poetiſche Stimmung ; fie vers 





ı 

*) Vergl. Er. Horn: Die Voeſte und Beredf. d. Deutſchen 

von Lutberd Zeit 68 zur Gegenwart, Berlin 4824. 
8.8. 6.40. 

*) Sie war Klopnodd Eoufine (©. defien Biogranhie- 
‚Quedlinburg 1847. 6.16) Nadr dem üfterd annerührten 
Werte: Kiopiod u fe Freunde u. {»1w- T6.1. 8. XL. 
bieß fie M- S. Schmitt. Bouts ausgeſchrieben fine 
der man ibre Vornamen In keiner Schrift über Klorſtock. 


68 


‚ste den Dichter tief, da feine Liebe unerwiebert Blich. 
$anny haßte ihn eben nigt — fo ein Mann unb folde 
tiebe! Aber fie ſchwankte, ſchwamm zwilden Ya und 
Nein, wollte und wollte nicht. *) 

» 34 ging,” erzählte Klopſtock felbft in ſpätern 
Sahren einem Freunde **), „immer alle Abende tu 
Sangenfalze vor ihrem Haufe vorbei, hoch eglückt und 
den Goͤttern gleih, wenn mir die Angebetete noch einen 
Gruß aus ihrem Zenfter zugeworfen hatte. Einſt war 
ih bei Zage mit ihr zufammen geweien, und hatte fie 
um einen Blumenftrauß gebeten, den fie na) damaliger 
Sitte an ihrem knapp geſchnürten Eorfett vorgeſteckt hatte, 
Allein fie hatte mir die befcheidene Bitte in mäbcdhenhafs 
tem Uebermuth mit muthwilliger Laune abgeſchlagen. Ich 
ſchmollte. Abends war id) feft entfchloffen, heute nicht 
vor ihrem Fenſter vorüberzugehen,, und ihre Sprodigkeit 
fo durch Verachtung zu beftrafen. Als aber die gewöhn⸗ 
liche Biertelflunde tam, warb mir fo enge und wunben 
lid) in meinem Stübchen, daß es mich dort nicht. länger 
leiden wollte. Wenigftens, fagt’ ih mir endlich, kaunſt 
du bis an bie Ede der Baffe gehn, und das Haus, das 
deine neidifhe Blumenkönigin verfhließt, von fern- beobs 
achten. Ih ging. An der Ede fhien mir beim Hin⸗ 





) S. Eramer. Th. 2. ©. 8. Verqgl. Klovſtock. Eine 
Vorleſung von K Morgenftern. Dorvat 1807. ©. 47. 
) Böreiger’d Aufſatzt Klopſtock, im Sommer 41704 
(in d. Tafchenpuche Minerva auf d. 3. 1814. ©. 549 — 50 











69 


ſchauen, als bewege ſich etwas am Fenſter, Wider mei⸗ 
nen Willen zogen mid; meine Füße weiter. Ich ſtand uns 
ter dem Fenſter, ohne felbft zu wiflen, wie ich bis das 
hin’gelommen war, Ich zog den Hut, das Benfter 
öffnete fi, und der Strauß fiel hinein. Triumphirend 
trug ich ihn nach Haufe, wie ein Imperator feine Lor⸗ 
beerzweige in den Schooß des capitolinifhen Zupiter.” 

Es ift wahrhaft rührend und — zum Lächeln eins 
tadend,” fagt Fr. Horn *), nad) feiner bekannten 
Darftellungsart, bie gern eine bloße Privatfache zu einer 
allgemeinen Angelegenheit machen möchte, „wie ganz 
Deutfchland ſtaunte daß der größte Dichter üßben tönne, 
ohne wieber geliebt zu werden, unb wie bie arme Fanny, 
die nun einmal dad Unglüd hatte, ihn nicht zu lieben, 
von allen Geiten-beftürmt wurde, ſich in möglihfter 
Schnelligkeit eines Beffern zu befinnen. Sie vermodte 
es nicht, und fo büßte Kiopftod den größten, faft ganz 
unverfhuldeten Irrthum feines Lebens durch den Verluſt 
eines gewiffen zarten Blüthenſtaubs ber Seele, für den 
ſelbſt der Gewinn an höherer Kraft keinen hinreichenden 
Erſatz zu bieten ſcheint.ꝰ 

Sie ſehr gleichwohl bes Dichters Herz ſich zu ers 
mannen wußte, ſieht man aus den im folgenden Jahre 
(1749) gedichteten Oden: Der Adler *) und Bars 





®) ©. dein Voeſie u. Seredlamt, d. Drutien. Berlin 1895. 
3.3.6.4. - 


”°) Eis in — vielleicht weil einige Züge an die frühere Bare 


70 


dale. — Eine Nachtigall mit menſchlicher Seele, bie 
einft ein liebender Züngling war, wird auf ihr Flehn an 
die Natur bei einem herauffleigenden Gewitter in ben 
Vogel des Donnerers verwandelt. — Klopftod fü ite, 
daß Fanny eine ſolche Liebe, wie die ſeinige, ni m 
ſchätzen mußte. 

Pſychologiſch merkwürdig if fein Briefiwechfel mit 
Bodmer, ber in dieſe Zeit fällt, und worin er ihm außer 
feiner Berzensangelegenheit noch fo manche intereffante 
Anfiht Über feine poetifhen Werte, namentlich Über den 
Meſſias gmitteilt. *) 

» Schon lange würd' ih an Sie gefchrieben Haben, 
mein theurer Bobmer ,” heißt ed in einem Briefe Klop⸗ 
ſtocks aus Langenſalza vom 10. Augufl 1748 **), „hät j 
ten mich nicht immer bie grofien Lobeserhebungen abge 
fhredt, womit Sie mid in einem Briefe an Särtnern 
Überhäuft haben. Ih fah, wie Sie mih Neuling auf 
die Schwelle des Parnaffes festen und erröthefe. Mer . 
Dank, den ich Ihnen [huldig war, hätte mich verrathen ; 





dale erinnern, in die Sammlung d. Werke nicht auf. 
genommen, doch in Matthiſſon's Anthologie. (Th. 8. 
©. 239.) gedruckt worden. 

®) Man finder tiefen Briefwechfel , unter der Ueberſchrift: 
Khopſtocks Liebe zu Fanny, von ihm ſelbſt (im 
Briefen an Bodmern) inder Iſis, einer Monatsſchrift 
von deutſchen und fchweizerischen Gelehrten. Zürch 1808. 

*20) Dieſer Brief war. urfprünglich lateiniſch geſchrieben 
Das Original finder man a. a. O. ©. 8556 — 57 abgedruckt. 


741 


es hätte geſchienen, als ob ich mich deſſen würdig hielt. 
So wie ih Sie für aufrigtig halte, und glaube, daß 
Ihnen alles, was Sie gefagt, von Derzen geht, eben 
fo moͤcht' id Ste bitten, auch mic) dafür zu Halten, und 
verfihert zu ſeyn, baß bie Beſcheidenheit, mit der ich 
von mir felbft rede, nicht geheuchelt if. — Ihr Urs 
theil Über mich mögen Cie vor dem Richterſtuhl der Gris 
tie rechtfertigen. Jetzt — hören Sie mi an, wie 
ein Vater feinen Sohn — muß id Ihnen fagen, daß 
ich Sie nit nur verehre, fonbern daß id Sie liebe, 
und daß Sie, fo wenig Sie «8 wiffen, die größten Vers 
dienfte um mid haben. Ich war ein junger Menſch, 
der feinen Homer und Virgil las, und fi) ſchon über bie 
critiſchen Schriften der Sadfen *) im Stillen ärgerte, 
als mir Ihre und bie von Wtinger in die Hände fielen, 
Ich las, oder verſchlong fie vielmehr; und wenn mir 
zur Rechten Homer und Birgit Tag, fo hatt’ id jene zur 
Einken, um fie immer nachfklagen zu können. O wie 
oft wünſcht' ih damals, Ihre verfprohene Schrift: Vom 
Erhabenen ſchon zu befigen, und wie wünſch' ich es 
jett noch. — Wie oft hab’ ich das Bild des epiſchen 
Dichters, das fie in Ihrem critiſchen Lobgedich⸗ 
te ) aufftellten, betrachtet und weinend angeftaunt, 
wie Gäfar das Bild Alerandere ; wie oft ergriff nicht 





2 Sortihes und feiner Anhänger, 
*) ©..Bodmers eritifche Lobgedichte und Efenien. Zürch 
4747. Zweite Aufl. unter d. Titel; Bodmers Gedichte in 
gereimten Verſen · Ebend- 1754. 


72 


— — — dad waltende Her mir 
Aengſtliche Furcht und auf's höchſte gefpannt des EN 
Begierde. ) 
Das find nun Ihre Verdienſte um mid), freilich noch 
ſchwach genug dargeſtellt. Doch, wenn Sie wollen, 
können Sie noch Größeres an mir thun. Der Meſſtas 
iſt kaum angefangen. Hab' ich ſo geſungen, daß ich 
Ihren Beifall verdiente, fo werd? ich fernerhin noch Gröſ⸗ 

ſeres ſingen: 

— — — Denn mich erwartet der Thaten nun arbocce 

Reihe, 

Größeres Werk beginn’ ich. **) 
Aber es fehlt mir an Muße; und ba ich von ſhwachem 
Körper bin, und wie ich vermuthe, mein Leben nicht 
hoc) bringen werbe, fo iſt meine Hoffnung, den Meſ⸗ 
ſias vollenden zu können, fehr klein. Es wartet meis 
ner irgend ein Iäftiges Amt — wie wollt’ ich unter fels 
nem Drude den Meſſias würdig fingen können? Mein 
Vaterland bekümmert fih nicht um mid, und wirb fi 
aud) ferner nicht um mid, befämmern. Aber hören Sie 
meinen Plan, nad) dem ich, unter Ihrem Schuge, mein 
Mißgeſchick zu Überwinden hoffen darf. Es war vor eis 
niger Seit ein Dichter in der Schweiz, der Herr von 
Daaren ***), ber in großer Gunft bei dem Prinzen 





*) ©. Virgits Landbau II. 105- 
*) S. Virgils Neneide. VII. 44. 
”) Willem von Haaren, Beardeiter dei man 


73 


von Dranien ſteht, und ber Prinz ſoll ſehr großmüthig 
und freigebig fegn. ‘Wie, wenn ber mir eine jährliche 
Penfion guäfegte? Wenn Gie mir hierin etwas helfen 
tönnen, befter Bodmer, fo thun Cie e& ja; allein ich 
möchte durchaus nit, daß bei der Witte mein Name 
gebraucht würde. Ich möchte mein Slück nit Fürſten, 
ich möcht? es Bobmern zu banken haben. 

und nun führ' ih Sie noch, unter bem Verſprechen 
des tiefſten Schweigens, in das innere Heiligthum mei 
ner Angelegendeiten. — Ic liebe das zartuchſte und 
heiligſte Mädchen (an welches meine dritte Ode gerichtet 
if) aufs zaͤrtlichſte und heiligſte. Sie hat ſich noch nie 
gegen mid erklärt, und wird ſich auch ſchwerlich gegen 
mid erklaͤren können, weil unfer Stand fehr verſchieden 
ift. Aber opne fie Kann ich durchaus nicht glücklich ſeyn. 
Ich beſchwoͤre Sie demnach bei dem Schatten Milton, 
bei Ihrem großen Seiſte beſchwöͤr' ih Sie, madyen Sie 
mic glädtih, mein Bodmer, wenn’s Ihnen möglich 
if. — Grüßen Sie mir Breitinger, Hirzel und 
jenen Freund, an den Sie bie Ode gerichtet haben *), 
aufs freundfhaftlichfte.” 

3% unterrichte hier,” heißt e in einer Nachſchrift 
zu dem obigen Briefe, „ded Kaufmanns Weiß Sohn, 


tifhen Epos: Gevallen van Friso, Amsterdam 1741. 
Seine gefammelten Gedichte erfhicnen zu Utrecht 1742. 
*) Die an PhHlokled (Beumweger). © Bodmers 

Gedichte in gereimien Verfen- Zürd 1764. ©. 127 u. f- 


74 


‚er meinem Unterrichte Feine Schande macht. Auch he 
fich hier der größte Theil meiner Verwandten auf, d 
fich beffer ftehen al3 meine Eltern. . Hier endlich woh 
das göttliche Mädchen, das ich liebe, und das die Br 
derötochter meiner Mutter if. *) — Was Ihrer Be 
muthung nad) irgend gefhehen kann, feyen ed Hoffım 
gen ober keine, das fchreiben Sie mir bo, fobalb.a 
möglih. Befreien Sie mein von mächtiger Liebe ergri 
fenes Herz — konnt' ich's doch in ber Ode nur andel 
ten, nicht völlig ausdrücken — von feinem Kumma 
oder drüden Sie es ganz nieber. Das Acuſſerſte wlı 
mir noch erträglicher fegn, als das ftürmifh wog 
Meer unfläter Gedanken. Denn bie Liebe hat mich, 
ich fonft gleihmüthig und von feflem Character war, ' 
erſchüttert, daß ih faum zu athmen vermag. Wal 
ih , noch Niemand hat fo geliebt, wie ich, ober felr 
ift nody nirgends Meldung gefchehen.” 

„Wie zärtlich find Sie wegen meiner Unruhe 
tümmert gewefen ! ” fchrieb Klopftoc den 27. Septe 
1748. **) Ich war fonfl groß genug, nicht unrupf 
feyn ; da ich’8 aber werde, find’ id einen Freund, 
mid) wieder in mid) felbft zurückruft. — Die &d 
zen der Liebe find freitih etwas fo Großes, daß 
verdienen , fo viel Gewalt Über mich zu haben, 
jenige, bie ich liebe, ift jego am härteflen gegen 





*) Vergl. Klovftoc u. f. Freunde, Th. 4. & XL. 
+) ©. d. Monatöfchrift I fig. April 1805. & € 


\ 75 

härter, als da ich das erfiemal an Gie ſchrieb. Ihr 
Brief, bie Empfindung, daß ich fo edel und heilig liebe, 
und meine Religion machen, daß ich hiebei nicht ganz 
unglücklich bin. Die wenigften von dieſen Empfindungen 
Eennt fie, oder, wenn fie einige bavon entbedt, fo läßt 
fie mid nit wiffen, daß fie fie entbedt hat; fie ift 
aber fähig, fie alle zu fühlen.. Wie würde fie Ihren 
Brief empfinden, wenn ich ihn ihr vorlefen bäsfte; und 
wenn fie mid) liebte, wie würde ſie mich mit ihren ſeelen⸗ 
vollen Augen anſehn! Sie hat eine Schönheit, bie fie - 
von allen andern unterſcheidet. — Vielleicht war ihr 
Laura ähnlih, bie fo fehr ns der Unfterbligleit 
därftete, — 


Sie ig jugendlich f&ön, nicht wie dad leichte Volt 
Nofenwangigrer Mädchen ik , 

Die gedanfenios blühn , nne im Worübergein 
Bon der Natur und im Scherz gemacht; 

Leer an Empfindung und Geiſt, leer dei almächtig 
Triumphivenden Götterblidd — 

Eie in jugendlich (hön , ihre Vewegungen 
Sprechen alle die Götrlihfeit 

Iored Herzens ; und werth, werth der unſterblichteit , 
Tritt fie God im Triumph daher, 

Ecön , wie ein ferlicher Tag, freiz wie die heitre Luft, 
Voner Einfalt , wie du, Natur. 


Ich weiß nit, ob derjenige; deſſen Schickſal mie 
fo viel Schmerz ordnet, hier Eeine @lücfeligkeit für mich 
fiebt, wo ich fo viel Glädfeligkeit fehe; oder ob er vor 
herfieht, daß id die Freuden ber erflen Umarmungen 





auszuhalten noch nicht fähig feyn werbe, und baß er 
alfo erft ruhiger werben laffen wil. So viel weil 
daß ih auf feinen ewigen Tafeln nit ben Leicht 
Zug hindern kann; daß ich viel Beruhigung , info 
heit jegt, da ich dieß fchreibe, darin finde, mid 
zu unterwerfen, und daß ic) derjenigen, die ih fo um 
ſprechlich liebe, die allerreinfte Glückſeligkelt, auch 
fie mich nicht wieder liebt, aus vollem Herzen wänf 
»Sie fehn, ich mache Sie zum Vertrauten m 
geheimflen Gedanken. Meine Übrigen Freunde wiffer 
nicht8 von meinen Schmerzen. Selbſt meinem I 
Schmidt *) hab’ ic fehr wenig bavon gefchrieben, 
„»Ihren Vorſchlag mit der Gubfeription Hai 
meinen Sreunden nach Leipzig mitgetheilt. IH get 
mir, zu Oftern mit dem vierten und fünften Sefange 
Meffias) fertig zu feyn. Die erſten fünf Ber 
tönnten einen Band ausmaden. Aber haben Sie 
bei Ihren Zweifeln felbft noch ein zu gätiges Vorur 
für unfre Nation? Ih glaube, man wird fie oft 
wecken mäffen, ehe fie nur merken, daß ein Meff 
da if. — Sie wollen den Meffias in der Spı 
des Zaffo recenfiren. Es iſt mir ein großes Wer 
gen, ben Verehreen bed Zaffo und Midel Ang 
befannt zu werden. Ich hab’ in meiner Jugend J 
fo’8 Ramen nie ohne Ehrfurcht und Unruhe nennen 
ren, und nur um Michel Angelo’s Gemälde 


®) Sanııy'3 Bruder. 





-ADURIDUKFRR. 


77 


Weltgericht zu ſehen, wünfdht ich naı 
Eönnen. Schiden Sie mir diefe Recer 
gebrudt if. Jede Zeile Ihres Beifalls 
(hägbar.” — 


» Das Sylbenmaaß bes Mefftas 
len anftößig ſeyn. Sch fehe wohl, eine 
wird dazu gehören, ehe man ausgemadt 
daß deutfhe Hexameter an und für ſich, 
einem langen Gedichte, harmoniſcher und 
find , als deutihe Jamben. Die Fremblit 
mer werben fi nicht darin finden können 
verlangt doch nichts weiter von ihnen, als d 
den Ton auf die Worte eined Hexameters leg 
fie die Worte einer harmonifhen Periode 5 
Einige Lefer des Homer, die etwa dem Gi 
Chrift *) in Leipzig gleihen,, werben es d 
Sprache übel nehmen, daß fie nicht die Gri 





2) Noch in fpätern Jahren pflegte Klopſtock 
zu erzählen , wie er Diefem eifrigen Bewunde 
hen und Römer einft die erſten Geſänge fe: 
vorgeleſen, und von ihn: den tröftlichen Befi 
babe, daR es eine Tollheit fen, unferer € 
Herameter zusumutben. Gelök Petrarca 
viel harmoniſchern Itallänlihen nur Sonet 
gebracht. (S. Börriger’s Aufſatz: Klovft 
mer 1798, in d. Taſchenbuche Minerva au 
©. 886.) 


78 


und dem deutſchen Herameter eben bie Regeln Dorf 
ben, die der Homerifche hat. Der Vers: 

uUeber die Zelten , fie Erachen und donnern und tödten von 

erne — 
beſteht nach deutſcher Hegel aus lauter Spondeen, bis 
auf die einzige legte Sylbe In Kraden, die fie noh 
kurz zugeben. Diefe Leute geben allgemeine Regeln von 
der Länge und Kürze der Syiben , und zwar nad) ber 
griehifhen Sprahe, anftatt daß fie bieß nach unferer 
Sprade thun, und hauptfählid auf das Verhältniß ber 
längern. und kürzern Sylben unter einander ſehen follten. 
Man weiß ed, und gibt ed gern zu, baß ber Vers ber 
Alten volllommener ift, ob man glei auch jagen Eönnte, 
daß die neue Mannigfaltigkeit, tie durch bie verſchiebe⸗ 
nen Dactylen und Spondeen entfleht , eine Volllommens 
beit mehr ſey, die der Vers der Alten nit Habs. Der 
Gebraud der Trochäen, ftatt der Spondeen, gehört auch 
hieher, und das Verhältniß ift beinahe eben bag, wei 
ches zwifchen den verfchiedenen Dactylen flatt findet. — 
Meine Liebe zu einem harmonifchen Verſe hat mid gu 
diefer Abfchweifung verleitet. Dieß tft auch die Urſache, 
warum ich nod verfhiebene von meinen Verſen änbern, 
und künftig mehr auf den Wohlklang fehen werde.” 
„Ich fende Ihnen hier wicher eine Ode, die meine 

Liebe hervorgebracht hat. MDiejenige, bie fie am Heften 
belohnen Eönnte , hat fie noch nicht gefehen: fo furchtſam 
macht mich ihre jegige Hartnäckigkeit. Ih babe mir 
niemals vorgenommen, Oben zu fohreiben, und gleich⸗ 


wohl ift es fo weit gekommen, daß ich welche gemacht 
habe. Dieß möchte aber noch zu verzeihen feyn, wenn 
ich mid nur nicht der Gefahr ausgefegt hätte, mit Lan⸗ 
gen *) auf Einem Schauplatze zu erfcheinen. Diomedes 
ſagt beim Homer zu Glaukus: 


79 


— — — — ſo weit biſt Du in deinem Erkühnen 


Vorgeſchritten, und hältſt vor meinem langſchattigten 
Speer rin! 


Meiner Stärke begeanen nur Söhn' unfeliger Väter: 

Bin aber Du der Unfterblihen Einer vom Himmel ge= 
ftiegen » 

DO fo vermeß’ ich mich nicht, mit ewigen Göttern zu 
tämpfen ! * 


Sie handelten fehe edel, baß fie fih nad ihrer Unter 
rebung umarmten und ihre Waffen umwechſelten. ***) 
Verzeihen Sie mir diefe kleine Abſchweifung. Es ift mir 
fehr gewöhnlih,, "wenn ich gegen meine Freunde recht 
vertraut bin, über meine Ehrbegierbe zu ſcherzen. Die 
Verfe, die unter ber Ode flehen, find aus dem fünften 
Buch des Meffias. Sie feinen mir defhalb merk 


) Sam. Bottb. Langer geb. 4714 zu Halle, acht. 
4781. Alopſtock meint deſſen Horasifhe Oden, 
die © 3. Meyer mit einer Borrede vom Werthe der 
Reime su Halle 1747 herausgab. 

**) Ilias IV. nah Koh. Tobler« (geb. 1732 zu Zürc, 
geft. dar. 1808) handſchriftlicher Ueberfegung- 

ro) Man vers, Schillers ſaͤmmti. Werte. Band 8, 
Abth. 2. &. 79 


80 


würdig, weil ich fie meiner lieben Richterin einigemal 
hintereinander vorlefen mußte. Es wäre hier zu welt 
läuftig, die ganze Verbindung , in der ſie ſtehen, amteln 
ander zu fegen. Es fagt fie der Vater eines unflerhtichen 
Geſchlechts von Menfhen zu feinen Kindern, ba ee Bolt 
zornig vorübergehen fieht, und vermufhet, Sott ginge 
vielleiht Hin, die ſterblichen Menfchen zu tödten. @eine 
Kinder hatten vorher noch nichts von und gewußtz von 
her hatte er den Tod befchrieben.” 

»Was macht denn der trefflihe v. Kleiftt Ha⸗ 
ben ihm die wenigen Stunden feiner Muße nichts mehr 
entlodt ? Ich lieb? ihn recht fehr. Ich erinnere mich ber 
Stunden noch fehr wohl — es war ein ſchöner Herbſt 
Nachmittag, da mid, das Worlefen feiner Gedichte fo 
tieffinnig machte. Auf biefen Nachmittag folgte ein Xbenb 
voU heiterer Freude. Ich habe viele folder Abende mit 
meinen Freunden durchlebt. Und biefer aller bin ich nun 
beraubt, und flatt ihrer den einfamen Schmerzen ber 
Liebe ganz Überlafien. Ih war ben Abend rede voll 
Freude , und die Bekanntfchaft rined neum Freundes, 
bed Dr. Hirzel *) verdiente es auch. — Bei biefem 
Abend faͤllt mir der Abend ein, da Gärtner von und 
Abihied nahm, als ih ihn und mit ihm feine Jucunde 





*) Ein bekannter philoſovhiſcher Schriftſteller, geb. 2728. 
su Zürch, gef. dal. 1805. Vergl. 2. Meier Ir 
rühmte gürder. 75.2. 6.101— 19 m (Küttners) 
Charactere deutfcher Dichter und Proſaiſten. ©. 568 — 69. 


8 


kaum hatte Eennen lernen. In einer Ode auf meine 
Freunde ſtehn diefe Strophen davon:  ": ” 


Die ledten Stunden, da Du und Abſchled nafınf 
Der Abend fol mir fenttich und Heilig ſeyn i 
Da ferne’ ich, Sreund, wie ſich die Edien, 
Wie fih die wenigen Edien Tiebten. 
Biel Abendfiunden falet_ die Nachwelt noch, 
Lebt fie nicht einfam, Enkel, und heiligt fie 
Der Sreundfbaft , wie fie eure Wäter 
Heltigten und Euch Erempel wurden. *) 


Hirzel wird wohl nicht Über Zürd) nach Genf gehen. Gr 
ift von den Grafen getrennt, mit denen er reifen wollte. 
Gr ift ein freier Mann, in der Religion unſklaviſch, 
und fid) felbft zu Ieben ſehr gewiffenpaft. . 
Sagen Sie den werten ‚Herren , bie fo viel Mits 
leiden mit Ab babona haben **, ich fey ſelbſt fo weh⸗ 





*) ©. Kiopfodd Werke, Bd 1. S. 16 m fe; wo indeß 
der Anfang der zweiten Gteophe Tautet : 

Biel Ditternähte werden noch einn mh, 
Lebt Me nicht einfam 1. f+ 1. 

*®) In Sangenialja beſuchte Alopked. unter andern einen 
Prediger, und bat ihn fat mit Tbränen, er möchte doh un 
Ostteb und der Religion willen, den Ubbadiona nicht 
felig werden laffen. Kiopiod berubigte ihn Und fagte, er 
wolie dad fchom fo einrichten , daß bie Religion nicht dar« 
unter lite. (6. Eramer. Tb.2. ©. 585. Kiopfiod in 
Sragmenten aus Briefen von Tellow an Elifa, (von 
Eramer,) Grant. m. Reipi 1777. ©, 100. Konad’? 
Biograppie, Duedlinburg 1817. ©. 18.) 


6 


82 


müthig über fein Schickſal, daß ich kaum fo viel Gewalt 
über mein Herz habe, mich dem ſtrengen Ernſte ber Ra’ 
ligion, die Über unfer Herz ift, zu unterwerfen: Doch 
ſoll feine Geſchichte, wie id glaube, ihr Bartgefäht nie 
zu gewaltig angreifen, Er iſt zur Berherrlichung bed 
Meſſias da. Bald wird ex weinen, daß ber Mefr 
fias nicht auch fein Meffias ift!. Und Heim: Welt 
geriht wird er fo gewaltig um Gnade flehen, daß vor 
dem lauten Weinen des Menfchengefchlehtd und ber ar 
zophim die Stimme der Donner nit mehr wirb gehört 
werben, — Wie glüdlich werd?’ ich feyn, wenn ich Se 
Vollendung: bed Meſſias etwas zur Verherrlidhung: ums 
ferer großen und ganz göttlichen Religion werke 
tragen haben! Wie ſüß und entzückend finb dieſe Vor— 
ftelungen meinem Geifte! Das iſt meine große Welch 
nung:, unb bie zeigen Sie mir, mein theuerfler Freunb, 
von ferne!: Ich muß hier abbredhen ; denn bie: mitten 
nächtlichen Stunden Eommen, und id; will mid) meiner 
ſtillen Schmermuth und meinen Thränen ganz Überlaffen, 
daß mA.e göttliche. Freundin vieleicht ben Antheil, wer 
non St. mir gefchrieben haben, noch daran haben wich, "u 
„Der göttlihe Dichter Young. *)”, heißt: hie: 





*) Zwei Briefe von ihm an Klopſtock ſindet man ia ber 
Auswahl: aus Klopſtocks nachgelaſſenem Briefwechſel uud 
übrigen Papieren. Leipzig 1824 TE 1: ©. 199 — 202, 
nebft dem. englifchen Original &. 287 —40- und einer 
englifhen Ueberfegung. von Klopſtockt Ode an Weg 
S. 240 — 41... In Etedbanfen: Sammlung. ver- 


0. 


einem: Briefe Klopſtorks vom 49. Sctober 1748 ), 
»fagt, fo viel ich mid erinnere, an einer Stelle von 
feinen Nachtgedanken; > Du haft bie Welt fehr herrlich 
um dich er gemacht, und bie Sterne in ihren: wunder, 
baren Kreifen bahergeführt, o Gott !. Aber die Ipräne 
eines Tugendpaften ,. bie er Über einen unglücklichen weint, 
ift viel was Größeres, als dieß Alles.“ — Ich weiß, 
Sie kennen mi fo, daß Sie mir hier keinen Mangel 
des männlichen Muths im Ungläd vorwerfen: Mein Uns 
glüd beſteht auch nur. barin , daß mic einige äußerlide 
Umftände: in. dem Beſitze desjenigen, was ih eigentlich: 
Gluũck nenne, beunruhigen. Hievon nehm’ id die Schmer⸗ 
zen meiner Liebe aus... Mein. Auge ift ſchon an biefe 
Ausfiten- gewöhnt,- und ich rüpme mic nody keines 
großen Muthes, wenn id fage,. daß ich, ſeitdem ich ein 
Sängling bin ‚- frei und flandhaft meinem Schickſal in 
die Augen geſehen habe. Meine Eitern,. bie fehr recht⸗ 
ſchaffen find, haben. Vermögen. gehabt, und find. opne 
ihr Verſchulden unglücklich geworben. **). Seit der 
Zeit, da fie nicht mehr haben: für mic ſorgen koͤnnen, 
hat mein theuerſter Freund Schmidt. unter meinen 
Berwandten auf die. ebeifte Art für mid; geforgt.— Ich 
habe die Jußtanfen der himmliſchen Vorſehung mitten-in: 





mifäter Sitife; Eethuta 1782. €. 2: € abi uf. Rider: 
man ebenfänd‘ einen Driif Ybung':an  Rioprorf. 
*) 6.5, Monatöidrift: 3fid Mmil’1805. ©: 868 u: 
U): Wergli KopRod un fi Stande (10 CE 1 ARKUUM, 


“ 84 


meinem Unglüd oft bemerkt, und fie hinterher angebetet. 
Sch will hier abbrechen. Gin Schauer überfällt mid, 
daß ish diefe Vorfehung Ecnne und noch von Ungläd rede, 
Aber das darf ich wohl noch fagen, daß ich mich Fehr 
oft nach der heiligen Muße fehne, bie id) ber Xusarbei 
tung bed Meffias gern ganz wibmen möchte. Dieſe 
Muße wünſcht' ih, um Gedanken glei nach Ihrer En’ 
ftehung , und fo zu fagen in dem erſten euer ihrer Zus 
gend ausbilden zu Lönnen, bie ich mi, weil ich geſtört 
werde, begnügen muß, nur mit einigen unvollommenen 
Zügen und mit wenigen Eennbaren Merkmalen ihrer vors 
nehmften Eeite aufzufchreiben, damit id fie künftig ein 
mal wiederfinden fann. — Sie ſehen leiht, daß no 
viele andere Dinge meines Gebichts von dieſer Muße abs 
bängen. Doch ich will auch dieß der Vorſehung überlaffen:” 

» Id) habe bisher gewartet,” fchrieb Klopftock den 
5. November 1748 *), „Ihnen etwas Gnticheibenbes 
über meine Liebe entdedden zu kömen. Ihren Brief an 
Madame Schmidt, den ich immer zum Andenken meh 
ner vielleicht unglücklichen Liebe heilig aufbewahren werbe, 
bab’ ich ihre nicht gegeben. So fehr er mid, entzlidte, 
To ſehr ich's wünſchte, ihn ihr geben zu können, fo wage 
ich's gleichwohl nit. Ich hab?’ ihn ihrem Bruber , dem 
Ih mein ganzes Herz offenbart habe, geſchickt. Er Hatte 
mir ſchon früher gefchrieben, daß er diefe Liebe fchon 
tanze heimlich gewünſcht Habe, Gr fagt unter anbern: 


*) G.d. Wonatdihrirt Ifid. Arril 2808. 6.569 uf. 


⁊ 


85 


Sreund , ich kannte bein Hewi, dei red Zärtlichkeit 
kannt ich, 
Eiche , drum bat Ich fie Dir heinilich vom Himmel herab. 


Gr erzäptt mir Hierauf eine kleine Fabel, worin ſteht, 
daß ich zu furdtfam wäre. Das Angenehmfte dabei war, 
daß feine Schweſter meine Briefe, die an fie eingeſchlof⸗ 
fen waren, neugierig genug geweſen war, zu erbreden. — 
Er hat mir, da id ihm Ihren Brief geſchickt, eine un 
gemein zärtlihe Antwort geſchrieben. — Er will an 
feine Schwefter ohne Hülle fhreiben, und ihr Ihren Brief 
ſchicken. ) Ih weiß nit, ob ich's wagen barf, ihr 
in der Zwiſchenzeit die hier beigebogene alcäifhe Ode zu 
geben. Wie glüdtih wär ih, wenn id alle Empfins 
dungen meined Herzens barin hätte ausdrücken Können ! 
ah! das göttlihe Mäbhen! Wie fehr hat fie meine 
ganze Seele eingenommen! Ich will Ihnen nichts mehr 
von ihr fagen, aus Furcht, ich möcht? es ſchwaͤcher fagen, 
als es in biefer Ode fteht. Ebert hat den Leonibas**) 
Überfegt. Die Gefhihte von dem Teribazus und 
Ariana hat mid fo ergriffen, daß ih mir wie das 
marmorne Bild vorfomme, das Über bem Grabmal eines 





*) Han findet diefen Brief Bodmer’s an Fanny Inden 
Briefen der Schweier, aus Gleim$ Titerarifhen Naclafe- 
uch 1804. ©. 98 u. f- 
®*) 9.GTover (geb.1744. geft-4785) Diefe ueberſetzung 
Wand iuerſt in den vermifchten Schriften von den Berfaffern 
der Bremiſchen Beiträge, Bd. Gt.1; und erſchien hierauf 
einzein au Hamburg 1749 ; neu umgearbeitet ebendaf. 1778. 





|: 


tobten Helben ficht. ie werden in ben legten g 
der Beiträge eine Elegie finden , in der ich meine Yy 
ſchon damals im Sinne hatte Um bie Zeit, m 
‚beinahe vor einem Jahre, Hab’ id auch vie inli 


Ode an Ebert *) gedichtet, bis auf die an Sie 
teten Beiln. — Wenn Gie mid lieben, her 


Freund, fo bitten Sie mir biefe Liebe vom MH 


herab. Ich würde ohne fie fo unglätlig ſeyn, + 


es nur irgend zu feyn fähig bin.” — 


» 3 fihreib? Ihnen abermals, heißt es in 


Briefe vom 2. December 1748 **), unb meld’ Fi 
daß das endliche Schickſal meiner Liebe mir immer ri 


hafter vorkommt. Was für eine Gefchichte von an 
derhängenden Kleinigkeiten, die aber für mich nicht 


niger als Kleinigkeiten find, müßt’ id Ihnen ſchr 
‚wenn Sie nur einigermaßen .etwas Gewiſſes baran 


nehmen follten! Ich hab? ihr diefe legten Alcden m. 


nem Befuhe beim Weggehn gegeben. Ich Hatte fü 
dem nicht wieder gefprohen. Wenn ich eine Heine 
wirrung , eine flächtige Nöthe, und einige beinah 


lihe Blicke ausnehme, fo weiß ih nit, was bir 
für einen Eindreud gemadt hat. Wenn ich nicht w 
wie ungemein zart alle ihre Empfindungen wären, 
wenn :ihr nicht befannt wäre, wie genau ich bieß ı 


wenn mir nicht alle Kleinen Wendungen ihres Urteil: 





*) In Klovſtocks Werten, Bd. 4. S. 27. f. 
aA*) G. d. Monats ſchrift Iſis. April 1805. G. 674. 


87 


Gedichte von glähem Inhalt bekannt wären — doch ich 
wit hier abbrechen. Ich bin geneigter, lieber gar zu 
ſchweigen, weit ich Sie von biefen leben Sachen nicht 
iliodenmäßig lang unterhalten kann. IH muß mein 
Schickſal erwarten, ob mir gleich in ber Welt noch nichts 
ſchwerer angekommen iſt. 


Qualis populea moerens philomela sub umbra 
Flet noctem, 


Sie verlangen die Wirkungen ber Ode von Gas 

Tem *) zu wiffen ? Meine Schũchternheit hat es verjäumt, 

fie ihr zu geben, und nun wollt? id; ihr diefelbe nicht 
gern nad} einer viel flärkern Ode überreichen. 

34) ſchier Ipnen hiemit eine Adſchrift von Haller 

Brief *) — Um benfelben beffer zu verſtehn, müs 

fen Cie wiffen, daß id mit Hallexn vorher ſchon im 





*) ©. Kiopfods Werke. B. 4. 5.51 uf. 

*) „Ich haber® ſchreidt Haller aus Göttingen den 19. 
November 4748, „Icon vericiedentlich an den Minifter 
und an den Heren Leißmedifus WB erIbnf oeſchrieben - 
und der letztere erkennt auch des Heren Rlopſtocks Were 
dienfte febe wobl; mur wifen wir mod micht, wa für 
Thärige Dienfe wir tom erzeigen fönnen. Einfhveilen 
49 e& ein Games der in einiger Zeit unfeblbar Leimen 
wird. Ich Hab’ auch an ded Prinen von Wallis 
Königte Hoheit, und an den Heren Drofvogt v. Mänd« 
Haufen ein Exemplar de Meffias gerhidt, und 
will der Peimeffin von Dranien ebenfali$ eins fenden." — 
CS. die Monatsfhrift INH. April 1805. €. 872. 


88 


Briefwechfel geftanden, und daß er fih meines Gräds 
wegen ſchon früher in Hannover Mühe gegeben hat. Die 
Sache betraf ein Umt für mid. Weil ih mid, erkldet 
hatte, lieber einer Schule, als einer Gemeine vorzuſtehen 
(denn die Natur hat mir die Stimme eines Redners ver⸗ 
fagt), fo war bie legte Nachricht, daß ich deßwe 
gen an Geßnern wenden müßte, ber mich bei Werts 
hof unterflügen wolle, Allein nit das Mindeſte will 
id) einem Manne [huldig feyn, der nicht erröthet, Hals 
lern zu beleidigen. — Bei dem Prinzen von Wallis 
Fann vielleicht der Meffias mein Süd mahen, wenn 
er den Herren Glover und Mallet *) bekannt wen 
den follte, welche bei dem Prinzen viel gelten, — 
Darf ic Ihnen eine neue Bemühung in Wetreff 
meiner vorfhlagen? — Ich habe gehört, daß ſich ein 
Erlangifher Buchführer nad mir im Namen der. Acabemie 
erkundigt hat. Sch weiß nit, worin bie Abfichten ber 
Academie beftehen könnten. IH will Ihnen die meinis 
gen entdecken. Ich wänfhte mir eine außsrorbentlide 
Profeffur in einer der fchönen Wiffenfhaften, am liebſten 
in der Beredſamkeit oder Poefie, mit einem Gehalt, das 
mich nicht der Nothwendigkeit ausfegte, den größten SpA 
meines Unterhalts mir felbft zu verdienen, welches mie 








*) David Mallet, geb. 1700, geh. 1765 , minder ie, 
rühmt durch feine dramatifhen Werfe, als burch feine 
Balladen, unter denen WVilliam and Margaret Cheutich 
von Heinrih Doering in deffen Gedichten „ " Jena 
4816. S. 161 uf.) Mh auszeichnet. 


89 
onberheit auf einer Acabemie ſchwer fallen würbe, des 
ı Baht noch nicht fehr groß iſt. Ich Eönnte eine ſolche 
elle fo lange übernehmen, bis ſich meiner- Muße eine 
nfligere Gelegenheit zeigte ; benn ich bin ein wenig bes 
gt, daß vielleicht meine poetifhen Jahre viel eher vors 
er feyn werben , ald Andrer ihre. Zum mindeften wers 


ı biefelben nicht bis dahin reihen, wo bie von Mil⸗ 
n erſt recht eigentlich anfingen. — 


»Shren Entwurf vom Erhabenen hab’ ih 
on ehemals gelefen. Mein Verlangen, das ih Ihnen 
dedt habe, ift auf eine weitere Ausführung. biefes mehr 

Longinifchen Entwurfs gegangen. Mich däudt, es 
ihrer würdig, den hohen &ongin*) zu Übertreffen. — 
ın Sie bed Herrn v. Kleiſt Gediht vom Frühling 
n Abfchreiber anvertrauen dürfen, fo weiß ih, daß 
mir dad Vergnügen, bieß Gedicht nad) fo vielen 
erzen zu leſen, nicht abfhlagen werden. — Bon 
ind wann ‘der Moſes, deffen in den freunds 
tlihen Briefen **) gedacht wird, werbe 
ben werben, wünſcht' ich auch zu erfahren. 


U) 


sublimitate. (Deutfh von Schloſſſer/ Leipz. 1781.) 


lin 1746. 8. N. A. ebendaf. 1760. Ein großentheilg 
entarisher Briefwechrel zwiſchen Sam. Gotth. 
e, feiner rau, Gleim, Sulzer, Kleitt, 
er u. a. / den der Erfigenannte anonym herausgab. 


99 — 


Komm', goldne Zeit, komm’, die bu bie Sterbkichen 

Selten befucheft , komm, laß dich, Gchäpferins 

x Raf, befied Kind der Ewigkeiten, m 
Dich über und mit verklärtem Sfügel, 


Ich würd’ Ihnen dad, was ih nd von im 
Meſſias fertig habe, Überfenden, wenn id’s ſchon 
von Leipzig zurüd erhalten hätte, Ebert iſt nad Wraum 
ſchweig zu Gärtnern gegangen; *) ber hat 8. waheı 
iheintih mitgenommen. In Leipzig iſt Niemand mei 
von unfern Freunden, als @ellert unb Rabener. — 
Das Weltgeriht wird auf folgende Weiſe in ben M.efi 
fia® eingetragen. Adam ift mit ben auferfichende 
Heiligen. Er wirb fih beim Meffias fehr gene 
nad den Schickſalen feines Geſchlechts erkundigen, und, 
auf fein Anhalten, ein Gefiht vom Weltgericdht fein, — 
Die Religion der Herren Catholiken Hat fih von mir ale 
Ruhe zu verſprechen. Urtheilen Sie, ob dieß Gleichniß 
dem, was ich gefagt, wibderfpricht? Ich E Eann “ al 
falls weglaffen, _ 


Alfo ſprach er (Eatan). Sein Heri war voll.der öwin. 
ftien Gedanken, 

Ungefialt und abiheulich dad Innerfie feiner Seele, 

Und des ewig fündigen Geiſts verborgene Tiefen, 





*) Ebert wurde im 3.1748. durch den Ast Jeruſaten 
an dem dortigen Earolinum angeftellt. & Jörbent 
Lexikon deutſch. Dichter u. Proſaiſten. Bd L BS.38 





91 


fo Tiegen vorm Angeſicht Gottes die tiefen Gewoͤlte 

Des Iberiſchen Religionsgerichts, Mauer an Mauer, 

Abgrund an Abgrund, im Schooße der Erde, voll ſtar⸗ 

render Etröme 

Des vergoffenen. Vluts. It winket der tödtende Nichter 

‚Seinen Mördern.um ſich; gleich tönen Die eifernen Thüren 

In die Tiefen hinab, das Winfeln der Unſchuld gen Hinmel. 

Eäh’ ein Chriſt die Gewölke des Bluts, er ergrimmt auf 
den Richter, 

Schlüge die Hände zufammen , und weint’ um Rache gu 
Gott auf 


- Darfih Sie wohl nody um etwas bitten? Wenn es 
ne große Störung Ihrer Muße gefchehen kann, bitt’ 
, mir die italiänifhe Rezenſion des Mesfias noch 
i meinem Hierſeyn zu Überfenden. Vielleicht daß das 
he göttlihe Mädchen diefe Trophäen anlächelt.“ 

Klopſtock hatte unterbeß von Bodmern eine Einla⸗ 
ing erhalten, nad der Schweiz zu fommen, wo bie 
teffiade eine große Senfation gemacht, und bei 
elen Literaturfreunden den Wunſch erregt hatte, den 
ichter perfönlih Eennen zu lernen. Diefer fchrieb den 
;. Januar 1749 an Bobmer: *) 

„Zu einer Zeit, da fih der Minifter in Hannover 
ye nachdenkend befinnt, ob es auch den Erblanden Ih⸗ 
e Großbrittannifhen Majeftät wirklich zuträglich ſey, 
mn man mir eine anftändige, nicht fo arbeitspolle Bes 
enung gäbe; da ber Mefiind vielleicht in der Antis 


*) ©. d. Monattſchrift Ifis. April 1805. ©. 876 1. (. 


a. 


y2 


chambre, wo doch Popens Bildniß ſteht und wo Glo⸗ 
ver öfters durchgeht, liegen bleibt; ba er vielleidt, 
weil er noch nicht fhön gedruckt iſt, von einer Prinzeffin 
auf die Seite gelegt wird, deren Mutter doch ein Frauen 
zimmer allein beßwegen glücklich machte, weil fie Mil 
tons Tochter war — zu einer foldhen Zeit finb Sie, 
mein theuerfler Sreund , fo großmüthig,, mich nach Ih⸗ 
rer freien Schweiz einzuladen. — Ich will kommen, 
Ihnen Ihre Thränen, bie ich Ihnen vielleiht von neuem 
erregt habe, abzutrodnen; Sie müſſen mir aber auch 
die meinigen abtrocdnen, denn id muß Ihnen Tagen, 
daß ſich das Schickſal meiner Liebe noch immer nicht ent 
wicelt hat. Bald erklärt fi die Hoffnung mit einigem 
Lächeln für mich; bald ift Alles räthfelhaft. — Ich will 
Ihnen nur zweierlei ſagen: wider meine unvergleichlich⸗ 
Fanny müffen Sie deßhalb nicht das geringfle Haben, 
und wider meine Furchtſamkeit auch nicht zu viel, Denn 


ich erzittre vor dem bloßen Gedanken, wenn fie meinen - 


Character darin auch nur einigermaaßen verkennen ſollte, 
daß ich fie, aud in ben geringften Theilen der läd 
feligfeit, nur einigermaßen unglücklich zu machen nicht 
entfchloffen bin. — Was id fonft bisher von Ruhe ges 
noffen babe, ift meiftens eine Folge biefed Bebankens 
gewefen: Wenn wir buch einigen Gefhmad an tugenb⸗ 
haften Handlungen und durch einige eine Edelmüthigkel⸗ 
ten, die und nicht fhwer ankommen, 0b fie gleich dem 
Pöbel ſchwer fcheinen, einmal Miene gemacht haben, 
ald wenn wir wohl tugındhaft feyn wollten, fo kommt 





- 
D_ 7 


93 ‘ 


die Vorfehung, ergreift unfer ganzes Herz, und thut 
eine große Frage an ınd: ob wir uns auch hier wohl 
unterwerfen, ob wir aud Hier wohl tugenbhaft ſeyn 
wollen? Sie fehen, dieſer Gedanke ift von weitem ms 
fange. Ater id wundre mich gleichwotl, wenn ich meis 
me Liebe dagegen mefje, daß er mid aufrihten kann. 
Indeß muß ich Ihnen auch frei bekennen, daß er's nicht 
allein thut. Einige Meine Hoffnungen kommen mir bis⸗ 
weiten fo lächelnd vor, daß ich noch nicht weiß, ob id 
gewiß, ober warn ich zu Ihnen kommen werde. Wie 
würden mir Ihre fhönen Gegenden, das heiterfle Ges 
fit Ihrer — und wenn ich es fagen darf — auch meis 
ner Freunde, bie freie und fonft fo ſchöne Muße, ohne 
meine $anny vortommen? Ich Bann es nicht Teugnen, 
id) bin mitunter äber bie mir felbft ganz außerordentliche 
Zärtlichkeit zu biefem göttlichen Mädchen eritaunt. — 
Eine Ode an Gott, *) die noch Niemand gefehen hat, 
wi id) Ihnen künftig ſchicken. Sie ſchließt fih fo: 


Das Lied des Sobnes, trunken in ihrem Arm 
Won füßer Wonuf , wii ich erhabenen 
Enteln, die gleich und tieben » gleich und 
Chriſten find, fellgen Enkeln fingen. 


— 34 weiß zwar wenig Italiäniſch, indeß hab’ ih fo 
viel geſehen, daß bie Äberfchidte Ueberfegung gelungen 
if. Bon wen rüprt fie per? — Die Minnelies 





*) In Alopſtocks Werkem VRd. 1. S. 56 u. f. 


94 


Der N Hab’ ich ſchon flüchtig gelefenz; | Tdhöne eim- 
fache Natur darin hat mir ungemein gefallen. Gleich⸗ 
wohl bemühen Sie ſich nicht, fie mir zu überfenben,. IE 
bin jest nicht aufgelegt, bie Sprache biefer ebien Alten 
zu ſtudiren, welches doch, um fie vecht zu verflchen „- ab⸗ 
ig iſt. Bu 
ie Ich hab” einen Brief aus Grlangen von Sm 
Le Maitre erhalten. Cine Profeffar daſelbſt iſt fe 
wenig erheblich‘, und noch bazu mit fo vielen. Schwicrig⸗ 
Zeiten verbunden, daß ich mid) nicht darum bemähen wärba 
Die franzoͤſiſche Rezenſion bitt” ih mir beib 
ſchicken; nicht meinetwegen, ob id) glei dem Gew 
Berfaffer vielen Dank ſchuldig bin. Fanny pflege w 








+) Sammlung von Minnefingern aus dem Gchwäkiiiken 
Zeitpunfte, durch Nüdger Maneffen,. weilanb I 
Rathes der uralten Stadt Zürich. Aus der Handſchrit 
der Königt. Sranzdfifhen Bibliothek Kerausgeneben: Br 
1768 — 59. 2 Theile, gr.4. Bodmer und Brei 
tinger machten fich als Heraudgeber dieſes ſchätzbaren, 
im Buchbander leider vergriffenen: Werks un‘ınıfere Atere 
voetiſche Literatur ſehr verdient. Die Semmlung enthält 
‚240 Dichter, und nach der Vorrede dei erſten Theils felgk 
eine Gefchichte ber Maneſſiſchen Handſchrift, großentheilt 
eine Wiederholung deffen, was Bodmer bereits in dem 
Vorbericht zu dem Proben der altſchwäbiſchen‘ Yorke der 
431m Jahrhunderts, Zürch 1748 , gefagt hatte. Wergh 
Gottfr. Brun’d) Verſuch einer Geſchichte der Demerdhen- 
Dichtkunſt u. ſ. w. Danzig 178%. S. 48 — 25 3 
Naſſers Vorleſungen über die Geſchichte der derrſche 
oeſte// Altonu u. Leipzig 4798. Th. 1. &-87. u. fı- 


35: 


lächeln, wenn man von mir ſpricht, und biöweilen ent⸗ 
fährt ihr's gar, daß fie mich bei folhen Gelegenheiten 
mit den Britten vergleicht. — 

Bean Sie mir gelegentlich, flatt ber Minnelieder, 
bie Amusemens de-Misodeme ‚. nad) benen ich mid lange 
vergeblich bemüht Habe, ſchicken können, fo wird es mir- 
fehr angenehm ſeyn. Sch will Ihnen bald den Meffi.ad, 
fo viel id; davon fertig habe, zur Gritik fenden. — 
Wenn id-weiner Unruhe entwifchen kann, fo arbeit” ich 
mitunter. einige Fragmente aus; — 

Ich komme gewiß einmal: zu Ihnen,” ſchrieb 
Kiopftod den 12. April 1749 *), „mein Schidjal mag. 
fid) wenden‘, wie es wil. — Jedtt hält mich die allmäch⸗ 
tige. Fannd zurüd, doch aud fie allein nur konnte mich 
zurädpalten. Aber warum haben Sie meine Liebe Herrn. 
ge Mattre und vieleicht auch dem Herrn von Hages 
dorn verrathen ? Warten Sie, bafür will ich erſt in 
meinem künftigen Briefe von Fanny ſchreiben, in dem 
jetzigen eine Sache mit Ihnen ausmachen, die auch aus 
Verrathen hinausläuft. Sie haben: eine Ode, wie ich 
gehört, in die Freimätgigen Rahrihten**) ein 
gerückt, der: id; gern erft noch ein bischen von ihrem: 





*) &..d. Monatdibrift: Iris: Aprit 1808. ©. 880 u. f. 

”) von neuen Bühern und andem jun Gt- 
Venrtgeit gehörigen Gaden, eine veriotifde 
Garift » die au Zarch 1746 68: in. 20 Quartbaͤnden · 
erichien. J 


96 


Stolze benommen hätte, und in der wirklich meine Eiche 
auch Thon ſteht. Wie wird mir’s gehen? Was wir 
Fanny fagen? Giſeke hat mir’s noch viel: ärger ger 
macht. — Gr hat in dem dritten Stück ber Neun 
Sammlung *) die Ode: Wenn ich einft tobt bin — 
drucken laffen. — Haller hat mir einen Brief von 
einem Engländer Wetflein **) zugeſchickt, warin fleßt, 
daß dem Prinzen der Meffias übergeben werben fey, 
daß er ihn, befonbers in Betrachtung Haltses, wohl 
aufgenommen, und fid) ohne Zweifel nad) dem Verfaffer 
erkundigen werbe. Ich habe mich nach reifer Leberlegung 
entfchloffen,, felbft an Glovern zu fchreiben , der kei 


dem Prinzen viel gelten fol, ***) Ohne bie Liebe wärb’ 
id dieſen Einfall unterdrüdt haben. Was halten Sie 


davon ?”— u 
„Fanny,“ heißt es in einem Briefe Klopſtocks vom 
47. Mai 1749 **2**4), ift zu ihrem Bruder in die Meſſe 


gereift. Von daher erfahr’ ih, daß Sie an Nabener 





*) vermifchten Schriften von den Werfäffern der Breutſchen 
Beiträge, Leipzig 1748. Th. 1. G. 250. — Es . 
befannte herrliche Dde an Fanny in Klopſtocks we “ 

*4) Joh. Jacob Wetſtein, geb. 1698, ach. 
einer der vorzüglichſten Eommentatoren des Neu 
nıentd. EB erfchien 1762 in 2 Goliobänden. 

”*) Der Nachſchrift eines vom 18. Gent. 1749 datirten 
KRriefs surolge führte Alopftock diefen Entſchluß nicht auf. 

+) SH, Monatsfchrift Ifis. April 1805. ©. 884. 


97 


ein Paket an mich gefhidt haben Im Vorbeigehn will 
id nur bemerken, daß Rabener nur zur Mebzeit ger 
wis zu Baufe iſt. Zu einer andern Zeit würde, was 
Sie anmid) ſchickten, oftmals lange liegen bleiben. Dem 
Freunde, deffen Seele der Meſſias fo genau anges 
meffen ift, fagen Sie, daß er beſſer daran wäre, ald 
ich weil mir die Neuheit und daß erſte Feuer des Leſens 
gänzlich fehle. Cin Züngling, der ein liebensmwürbiges 
Mädchen fäpe, und es auf einmal für ſich geboren fühlte, 
wäre glücdtiher, als die Mutter des Mädchens, die es 
geboren und auferzogen hätte. — Mit Kleiſt's Ger 
dicht *) Haben Cie mir eine rechte Freude gemacht. 
Sanny hat es auch gelefen, und fo lieb gewonnen, daß 
ic ihr dad Manufcript habe ſchenken müſſen Die Stelle 
von der himmliſchen Doris und von der Nachtigall **) 
haben meine ganze Seele bewegt. Kleift muß nothwens 
dig fein Gedicht vollenden. Der König könnte wieber zu 
Felde gehn. „Nach dem Gebanfen, daß Kleift bleiben 
könnte, wäre mir nichts trauriger, als bie Vorftellung, 
daß auch feine Land luſt ***) unvollendet wäre. — Wie 


*) Dem Frühling, der zuerſt einzeln , ofme Kiein's 
Namen, zu Berlin 1749. 8. erfäien , und fodann nadı 
mehreen Auflagen in der von Rammier beforgten Und« 
gabe von Xteif’s fämmtlichen Werken, Berlin 1760. 
2 Bde. gedruckt wurde. Die neuefte und bee, mit dem 
geben bed Dichters, aus feinen Brieien an @leim ver. 
meber , beforgte W. Körte, Berlin 1808- 2 Theile. 

»*) €. Rörte’s\Andgase. Tb.1. €. 2460. €. 252 uf. 

***) So wolite Kleift anfänglich fein Gedicht nennen, ale 


T 


98 


hoch ehren Sie mi, daß Sie der angelift m 
Meſſias feyn wollen. Wiffen Sie aber auch, 
Sie Ihre Lehre mit Wundern beftätigen müffen, unb 
mit keinen geringen Wundern. Sie verflehen mid), 
Sie aus den beutfchen breiten Köpfen maden m 
Wenn Sie das werden gethan haben A fo werden Si 
halb fo viel Beredfamkeit brauchen.” 

» 3 habe Ihre neuen critifen Brit 
erhalten,” ſchrieb Klopftod ben 7. Juni 1749, 
Rahren Sie fort, mid zu unterrichten. Es iſt m 
ungemeined Vergnügen , mid) von Ihnen auf die 
neuer Gedanken bringen zu laſſen. — Schon längf 
ich ein großes Verlangen gehabt, Dante zu lefen 
Den Seva ****) kenn' ich, und ſuch' ihn, fett td 


kein er wählte auf Gleims Vorſchlag Pie Ueberf 
Der Srühbling E. die chen angeführte Au 
ch 1.6©. 48. j 

) neber ganz verfhiedene Sachen von 
fhiedenen Berfarfern, Zürih 1749. 8 
Herausgeber waren Bodmer und Breitinge 
dem erfien Briefe fpricht Bodmer mit vielem En 
mus von Kfopfiocf3 poetiſchen Talenten- 

**) S. d. Monatsicheift Iſis. Avril 1808. S. 582: 

N) Miefleicht. durch Bodmers Anpreifung- in 
Aufſatze: Bon dem Werth ded Dantefcden dr 
Gedichts. ©. die oben annef. Neuen criti 
Briefe Bürih 1749. Br. 29 

") Thomas Ceva, Iciuit, geb. zu Maviand 
geſt. 1787. Unter mehrern !ateinifchen Gedichten 


99 


poetifdhen Gemälde gelefen, vergebene. Mas 
ria wird Even in meinem Gedicht bie Geburt und Zus 
gend Zefu erzählen. — Ich bitte mir von. Ihnen und 
Herrn Breitinger, bem ich für die überſchickte Schrift 
danke, Grititen Über meine brei erſten Gefänge aus; ich 
bin entſchloſſen, fie mit noch zwei Gefängen, alö einen 
erfien Band auf Michaelis drucken zu laffen. — Hier 
ſchick' ich Ihaen eine Ode, die noch Niemand, weder 
Fanny noch ihr Bruder gefehen Hat. Cie iſ oft die 
Geſpielin meiner Ginfamfeit gewefen. — Was das 
Schickſal meiner Liebe betrifft, fo Tann ih Ihren nichts 
weiter fagen, als daß es mir jegt wahrfheintih vor⸗ 
tömmt, daß ich geliebt werde. ie werden leicht fehen, 
daß bei mir nicht wenig zu diefer Waprfcheinlichkeit ges 
Hört. Wie glücklich wär’ id}, wenn ich erſt mit völliger 
Gewißheit fagen önnte: 
Wie fols war Id, fie zu gewinnen, 
Auch dieſer Ruhm verewigt fidy? 
Beneidet fie, ihr Königinnen / 
Und Könige beneidet mich I 

Sehr viel kommt hiebei barayf am, daß id; mein Glück 
made. — Den Englaͤndern bekannt zu werden kann 
mir vielleicht einen Weg bahnen. Der Herr von Hages 
dorn hat gemeint, ih müßte durh van den Hoc 


versüglihkteb: Jesus puer, im 9 Büchern, wovon die 
neuefe Audgade zw Derlin 4797 erichten. Veraleich- 
2. BWadterd Hand. d. Gerd. d. Literatur. Srunte 
fart 0. 2. 1824. 8b. 4. €. 8. 


100 


in Göttingen ein Exemplar an ben Verfafler ber Zebere 
fegungen aus dem Haller in bed Gentlemau's Magı- 
zine beforgen laſſen. Wollten Sie wohl befwegen am 
Hallern fhreiben, doch fo, daß Ste Ihren Frief 
niht an mid, einfhlöffen? Ich weiß nicht, ob ich meine 
Entichließgung , an Glover zu fhreiben, nie Anbem 
werde.” — 

„Ich bin jegt,” heißt eö in einem Briefe Kiopflodt 
an Bodmern vom 13, September 1749 *),- faft gem. 
wieder hergeftellt von einer Krankheit, die etliche Wochen 
hinter einander gewährt, und ob fie glei nicht eben 
ſehr gefährlih war, mid doch gar oft mit jener Wett 
befhäftigt hat. — Sest bin ich fo ziemlich wieber. ia 
diefe zurückgekehrt, und ba ich in meinen ewigen @ebanten 
an Sie gewöhnt war, fo ift es mir in biefer Welt fee 
natürlich, mich mit Ihnen zu befhäftigen, und zwar auf 
eine Art, die Sie vielleicht nicht vermuthet hätten. IE 
ſtelle mir Ihren freundfchaftlihen Umgang, Ihre Woh—⸗ 
nung, Shre Zreude, Ihre Ausfihten und noch taufenb 
andere Sachen vor, die ich Ihnen jest nicht alle ſchrei⸗ 
ben kann. Ich kann mid auch bei dieſen Vorflellungen , 
freuen, ob ich gleich vor einiger Beit von der Freube 
glaubte, daß fie gar nicht mehr für mid da wäre. Sn 
Bitreff meiner Liete geht mir's wie den Königen, bie 
man für glädtid Hält, und bie es doch nicht find. Sit 
und mein liebfter Schmidt Hielten mich für gewiß glüd 





*) 6. die Monatöfhrift Iſis. May 1805. S. 468 uf 
on . c 


101 


lich; allein id bin es nicht, Aber ich bitte Sie recht 
zärtlih, ja Fanny nicht anzullagen. — Ich werde 
alfo Ihre großmäthige Freundſchaft annehmen und zu Ihr 
nen tommen. — 3% habe Ihr Paket zwar noch nicht 
erhalten, allein ded ‚gern Heß Schrift *) iſt mir von 
dem hiefigen Buchhändler zugefdidt worden, — Wed 
ein reiches Lob hat er Ürer mid, ausgeſchüttet, und wie 
freundſchaftlich hat ber liebenswürdige Mann dieß alles 
gethan ! Aber wenn das montrari digito hier eine ger 
wöhnliche Sache wäre, fo würd’ ich mich nicht getrauen 
auszugehen. Es wohnt in unſerer Rachbarſchaft ein alter 
Licentiat der Medicin ; ber hat einft in einer Geſellſchaft 
gefagt: es wär’ eine große Ehre für die Stadt, daß fie 
mic) in ihren Mauern hätte. Mit dem zufälligen Ge— 
danken geb’ ich hinten durch den Garten, daß mid nur 
der Mann nicht ſieht. Wenn ich nad) Leipzig komme, 
werd’ ich mid wohl incognito daſelbſt aufhalten. — Vor 
nicht langer Zeit, da Meier’s Beurtheilung **) hier bes 





*) Zufällige Gedanken Über dad Heldenge- 
dihr: Der Meffiad. Zürib 1749. 8. von I. ©. 
He, Vrediger zu Altfetren bei Zurich Im eine 
gen Briefen defielben Meriaferd (&. Stäudlin’s 
Deiefe berühmter u. edier Deurfden an Bodmer. Exutt- 
gart 1794. &. 101 u. f.) iR ebeniand mehrmals von 

u KooRodE Werfias die Rede. 

*) ©. 8: Meier, öffentl. debrers d. Weltweisheit 
au Halte , Beurtbeitung ded Heldengedichtd: Der Mei» 
lab (erüed @rüc) weite Erüd. Hale 1749. 8. 
Verst, defien Veribeidigung d. Heltengeditts: Der 


103 


Tannt wurde , hat eine ziemiihe Anzahl Abrokaten uf 
dem Gerichtsſaale behauptet, daß Meier’s Schrift -eine 
Satyre wäre, und fie haben unıer fi einen einzigen 
armen Märtyrer fehe lächerlich) gefunden, daß er ſicht 
einfallen ließe, das Gegentheil zu behaupten. ——: Ge 
haben mir, mein liebfter Bodmer, ein Sefhent von; 
einer großen Zahl von Büchern gemacht. — Wie ſeche 
freu’ ih mid) auf Ihren Umgang! Was für ein himm⸗ 
liſches Leben wollen wir zufammen führen! Uns uup, 
und Shren Freunden befannt, wollen wir und, dem 
fierblihen Auge unfihtbar freuen, während man mid in 
Ihrer Stadt für einen Reifenden hält, der gekommen if, 
in Ihrer Öffentlichen Bibliethel ein Manuſcript atzufchre 
- ben, oder für einen wunderlihen Menſchen, ber biöwei 
ten. ffumm wird, und fih oft auf eine fittfame Weiſe 
beklagt, daß er nit auch die Gnade hat, mitunter taub 
zu werben. Denn Ihre Stade wird vermuthlich dech 
nicht ganz rein von Leuten feyn, die man -Schwäger nendl, 
und deren Gefellfhaft man, wenn man fid) auch noch fe. 
Elug zuräcdzuzichn glaubt, doch nicht allezıit entlommen . 
kann. Mid) däucht, ich drück' meine Freude nicht fo 
Vebhaft aus, als ich fie fühle und fie auszubräden wär . 
ſche. Vielleicht iſt der jegige Zufland meines Körperz 


Meſſias wider u 75 fte Stück d. Halliſchen Zeitung. 
Hatte 17439. wie auch: Rernünftige Gedanfen Aber d. 
Anrufung d. Muien u. andrer beidnifchen Götter in Rh 
Heutigen Dichtkunſt von I D. mihaetit). Sranft, 
und Leipzig 41746. 8. 





- 103 


daran Schuld. Ich will daher abkrehen, und Itnen 
balb wieber einen Brief ſchreiben, wenn id im Stande 
feyn werde, mein Herz mehr fagen zu laffen. — 

»Beinah’ Hab’ ich mic) entfhloffen, ” Heißt @in 
einer Nachſchrift zu diefem Briefe, „wiewohl mir biefer 
Entſchluß fehr ſchwer gefallen ift, mein Gedicht dem Prins 
zen von Wallis zu dediciren. — An Blovern hab’ 
ich nicht gefärieben.” 

»3% habe in Schmidt's Geſellſchaft mehrere ſchoͤne 
Tage verlebt,” ſchrieb Klopftod den 28. Now 1749 *), 
„und will Ihnen auf den Fruͤhling dieß alles ſelbſt erzaͤh ⸗ 
len. — Aber hören Sie bie Bedingungen, unter ben.n 
id) zu Ihnen komme. Meine körperliche Gegenwart muß 
in Ihrem Baufe- beinahe unmerklich ſeyn; fie muß da 
auch nicht die geringſte Veränderung hervorbringen. Di 
vorausgefegt, und als wenn Sie mir's mit dem Hands 
ſchlag der Freundſchaft im golbnen Weltalter verfprohen 
hätten, komm’ id; zu Xhnen, Ich bin ſchon in Gedanken 
ſehr befannt mit einer gewiſſen Gegend, bie ih die 
Bürdifcpe nenne. RVieleicht irr' ich fehr ; indeß kenn’ 
ich dech nun eine reizende Gegend mehr in der Welt. 
Zu einer ſchoͤnen Gegend gehören bei mir zwar auch Berge, 
Thaäler, Geen, aber viel vorzägliher bie Wohnungen 
der Freunde ; wie weit und in welcher Situation wohnen 
Breitinger, Birzel, Waſer »), Zihars 

>) ©. die Danatöfheift Ii?E. Man 1808. ©. 885 u. . 
”) 3. 9. Wafer, geb. 4714, geh. 4777, - belannt 
Dura feine Ucherfegung von Ewift”s farıe. u. ernfe 





104 


ner *), um fie ber2 Und noch eine Frage, bie au 
einigermaßen bei mir zur Gegend gehört; denn 

Mein Leben ift nun zum Punft der Jünglingsjahre geſtiegen — 
wie weit wohnen Mädchen Ihrer Bekanntſchaft von 
Ihnen, von denen Sie glauben, baß ich einen Umgang 
mit ihnen haben Könnte? Das Herz der Mäbchen if 
eine große weite Ausfiht der Natur, in deren eabıy 
sinth ein Dichter oft gegangen feyn muß, wenn er ci 
tivffinniger Denker feyn will. — Nur dürften die Mäp 
hen nichts Bon meiner Gefhichte wiffen ; fie möchten fonft 
vielleicht fehr ohne Urſache zurüchaltend werben. Dieß 
ohne Urfade ift gar kein Zabel dieſer liebenswürdü 
gen Unbekannten. Wenn fie aud wie Fanny wären, 
fo würd’ e8 dod) fatt finden; denn ich werbe wohl in 
meinem Leben nur einmal geliebt haben. *) Die Dbe 





hafte Schriften. Zürich 4751 — 66. 8 Bde, 8 nu) 
von Butler’ Hudibrad- Hanb. u. Leivz. (Zürich) 
1765. 8. Versi. & Wachler's Handb. d. Gefchichte 
d. Literatur. Br. 4. S. 148. 

2) Bincent Bernhard von Tfdminer, geb 
1728 zu Bern, geft. dafelbit 1778 ald Mitglied des aroem 
Raths; bekannt durch feine Poesies choisies de Mr. de 
Ilaller, a Göttingue 1750., eine franzöfifche Ueber⸗ 
fegung von Haltlerd Alpen it auch mit den dentſchen 
Original zuſammengedruckt worden (Bern 1772. N. n. 
ebend. 1796. ur. 4.) Vergl. Bouterwek's Geſchichn 
der Poefie u. Beredf. Bd. XI. €. 78. — 

”*) Diefer Salto Mortale; in Vergleich mit Klopliockt Safe 
nungen , bie er in seinen frühern Briefen ausfpriche , men . 
klärt fich wenigitend zum Theil durch die in ſeinem 






105 


im fehflen Stück vermiſchter Sammlungen *) Wie in 
einfamer Naht — ift von Schmidt Wie ger 
fälli Ihnen im vorigen Stüde die Chevy-Chasse-Zagd **) 
und ihre Rahapmung? — Ihre franzöfifche Webers 
fegung der Ode: Wenn id einfttodt bin — hat 
meine alte Liebe zur griechiſchen Sprache wieder aufgeweckt, 
und in biefer hab” ich in der Hige einliegende Strophen 
Überfegt. ***) Bieleicht bünkten fie Vielen nicht griechiſch, 
vielleicht Hätte Alcäus feloft nicht anders gefhrieben, 
wenn er in gleichen Umftänden gewefen ; vieleicht — weil 
id) die Zeit meiner Abreife noch nicht feftftellen kann, fo 
werd’ ih Ihnen von hier aus ober von Leipzig nochmals 
ſchreiben. * 

Ehe wir Kiopftud auf feiner Reife in die Schweiz 
folgen, mögen einige brollige Vorfälle während feines 





reits mitgereilten Briefe vom 48. Eebtember 1749 ber 
nindiiche Etelie: „In Betracht meiner Lieve geht mir'3 
wie den Rönigen, bie man für glücklich hält, und die cs 
doch nicht find u. f. w* 

*) Sammlung vernifcter Echriften von den Werfaffern der 
Bremifchen Beiträae, Leipyia 4749. 

®*) €. (Percy's) Reliques of ancient english Poetry. 
London and Francfort4790 Vol.I-P.ı—16. Deutich 
von Herder unter der Ueberihrift: Die Cheun- 
Yagd in defen fämmtl. Werfen 3. (hön. diterat. und 
Kuna. Tübingen 1807. Ch. VIlL. &. 806 — 16. 

***) In der mehrmals angeführten Ecrift: Klonod. Eine 
Worlefung von 8. Morgentern, Dorvat 4807 heißt 
es in einer ©. 42 befindlichen Rote: „ En find diefe gricchie 
ſen Verſe Alopfods geblieben?“ — Cie befinden ſich 


106 


Aufenthalts in Langenfalza bier eine Stelle ſinden *), 


Einft befuchte ihn ein Fremder. Die Unterhaltung lenkte 
fih auf den Meſſias, und nachdem jener dem Gänge 
unendliche Lobſprüche Über dieß Gedicht gezollt, fragte 
er ihn, ob er denn nicht auch gegen bie Katholiken, die 
Socinianer u. f. w. Einiges mit einfließen laſſen werke. 
Nach und nad erklärte es fih, daß er den Mefjtas ie 
eine polemifhe Abhandlung hielt. Kiopflod beſann id 
ein wenig und fagte: „Eigentlich, mein Herr, fdhrelt’ 
ic) wider die TäÄrken ! « 

Einft war der Dichter nad) Erfurt geritten, um be 
dem Frohnleihnamsfefte der Proceffion beizumohnen. WBäh 
rend er fi in dem allgemeinen Gedränge in der Kirde 
umfah, um bie verfchiedenen Begenflände um ihn Her zu 
betradhten, wandte er zufällig dee Monſtranz ben KRücken 
zu. Plötzlich fühlte er fi) von einem fanften, body zw 
gleich flarfen Arm umgedreht, und fah erflaunt ein fh 
ned, vor Born glühendes Mädchen vor fh, das fah 





in der Stadtbibliothek zu Zürich. Inter dem Titel: @fne 
KReliauie von Klopſtock iſt der griechiſche Tert 
nebſt dem veigefügten deutſchen Original zu Zürich ıdı® 
in gr. 4. zum erſtenmale (ſplendid) gedruckt worden. Wergt. 


Jordens Lericon deutfch. Dichter u. Profaiften Bp. VL 


S. 410 u. fe Dad griechiſche Original finder man auch is 
F. D. Gräter's zerfireuten Blättern. Erfe Gamıml. 
um 1822. ©. 528 u. f. 

*) E. Eramer Th 2. €. 886 u. f. Ktopfiod. In Fra 
menten aus Brieien von Teltow an Elifa (von Eramer) 
Sranffurt u. Leipz. 1777. €: 109 


» 


197 
athemios in bie Worte ausbrach: So glaub’ er doch 
wenigftend einen Gott! « 

Wie glädtid bin ich, *ſſchrieb Kiopftod an Gleim 
den 17. May 1750 *), „daß bie Zeit fo nah’ ift, wo 
id) Sie fehen werde. — Wären Sie nicht in Leipzig 
gewefen, und hätten da meine Meife in Ihre Gegend ers 
fahren, fo hatt’ ich ee mit Ihnen ganz anders vor. Ich 
wollte ein Reifender feyn, ber Gie und mid Eennte, ich 
wollte bei mir ſchon gewefen feyn, und zu Kleift erſt 
noch reifen wollen. Mid Hätt’ ich nun ein wenig gelobt, 
befonders von Seiten bed Herzens, das verfteht fih! Da 
hätt’ ih Ste nun ausforfhen, ba hätt’ ic Ihnen die ers 
ften Winke herauslocken wollen, wie weit man es wagen 
dürfe, fih mit Kleift um Ihr Herz einzulaffen. Es 
find nun fon bald drittpalb Zahr, da ich fiinen Früh 
ling zuerft las, baß ich gegen Kleift einen viel beftimms 
tern Hang meined ganzen Herzens empfinde, als man 
fonft gegen ungefehene Breunde, wie ebel man aud gegen 
fie gefinnt it, empfinde. — Welch ein neuer Wint 
des Himmels, daß wir Freunde werben follen. Wir 
Haben in einer Sache, deren Ramen ich mid) nicht mehr 
getraue audzufprehen, einerlei Schidfal, nur mit bem 
Unterfchiebe, daß ich viel unglädlicher bin, als Ihr uns 
vergleihlicher Breund, *) Wenn ic das Wort Lefen 


*) €. Riopfod uf. Breunde u. (.w Th. 1. 6.7 uf. 
*®) Reif mußte fih , durch vergebliche Hoffaungen einer 
Ankeliung entwerer in Sachſen oder in Polen getäufct, 


108 


n 


in recht eigenthämlichem und würdigem Rerfltanbe ı 
und Kleiſt einige meiner mitternächtlichen Zeilen 
bat , fo ift er der einzige Lefer , der mid verſteht 

Aus feiner Vaterſtadt Quedlinburg , wohin 
flo um diefe Zeit gereit war, fchrieb er ben 26 
1740 an @leim: *) „Um welde Zeit werben S 
Magdeburg reifen ? Meine Reife nach der Schweiz 
ich wohl nicht eher, als zu Anfange ded July antrei 
Ich mache jetzt mehrere Befuhe, und nehme wir’ 
übel, wenn ich aud) ein wenig zerftreut in Geſellſche 
und an meine Freunde denke. — Kenn Sie von I 
einen Brief bekommen haben, fo feßen Sie ihm 
an, und laffen ihn fo klug ſeyn, wie die Anakret 
Taube, und zu mir herüberfliegen.” 

Der Zeitpunkt der Abreife nad) ber Schweiz ı 
deffen berangerüdt. „Worgen, ” Trieb Klopftı 
Quedlinburg den 12. Zuly 1750 **), „reif? i 
Sulzer und Schultheß***) nad Zürich zu B 


von feiner geliebten Wilhelmine, der Tochter bi 
von Golz in polniih Preußen trennen, und in 
ſche Dienſte zurückfehren. Tief erfchütterte ihn 
hin in Porsdam die Nachricht, das Wilbeilmiäi 
ihren Verwandten zu einer ſehr vortheilhaften Bert 
geswungen worden ſey. Ebentaf. ©: 171 — 78 finl 
fein im May 1746 gedichteted Lied: An Wilget 

*) &. Klopfivck u. ſ. Freunde. Th. 1. ©. 16. 

) S. Klopſtock u. ſ. Sreunde Th-1. S. 41 u- f. ˖ 

eer Joh. Georg Schult heß (nicht Shui 
wie es in d. ebenangeführten Schrift S. 40 u. fr 


109 


Ich habe mir vorgenommen, unterwegs nur fehr felten 
Thürme und Menfdengefihter anzufehen, um recht viel 
an meine Zreunbe zu denken. Dann und wann werd' ich 
meine Gedanken auffhreiben und Sulgerund Schuls 
tHeß bitten, ein Gleiches zu thun.” 

» 3 bin diefen Morgen nicht weit von Ihnen vors 
beigefahren ,” Heißt es in einem Briefe Klopſtocks aus 
Erfurt vom 14. July 1750 an Fanny und ihren Brus 
der. „Ich habe den Himmel wiebergefehn, der Sie ums 
gibt. Wie gern wär? ich zu Ihnen gekommen, allein 
Sulzer, für jegt der Herr meiner Zeit, wolte mir 
nur zwei Stunden bei Ihnen zu fegn erlauten. — Das 
würde nichts, als ein Adſchied gewefen feyn. Wie viele 
Morgenwänfche Hab? ich Ihnen zugerufen ? Haben Ihnen 
die Winde feinen gebraht, oder haben fie fie alle ben 
Oht · n der Götter zugeweht? — Ein geheimes Liepeln 
müßte doch unfere Nähe verrathen haben. Gehen Cie 
hin, Fanny, und trönen Sie den Apoll in Weiffens 
Garten noch einmal, wenn Sie das kispeln gehört haben. 
Ich will aufftehn und den Altan betrachten, wo ich vor 





ein im 3.1804 in hohem After verforkener Landoredlaer 
aus Zürich ; in jüngeren Jahren zur Verbefferuna des Ges 
ſcmacks in Deutichland und in der Schweiz kräftig mite 
wietend / und 613 in Die fpäteften ein Freund alled Wirtende 
würdigen. ©, die Monarörchrift IFid. May 1808. #.38R 
lovſtock u. f Freunde. Tg. 1. @.LXIV. „Es in mir 
sehr angenehm , fhreist Kloood, Herrn Schuitheh 
sum Reifegefährten zu haben. S. Ifis a. a. d. 


110 


zwei Jahren mit Ihnen ber Proceffion bes Heft 
ſah, und wo Sie neben dem ſchönſten Malenbauı 
den, den man auf den Altan gefegt Hatte. *) 

Bon Arnflabt bi hieher, ſchrieb Klopſtock a 
dach d. 15.Yuly, haben wir lauter Zannens u 
tenwälber , die mit elyfäifhen Thälern untermi| 
ren, gefehn. Vor Gntzüden haben die Schwe 
diefe gifitfeligen Gegenden die Alpen genannt, 
wir einmalin einem diefer Thäler bei einer Baͤueri 
zu efien bekamen, glaubten fie wirklich in ihrem 
ande zu ſeyn. ***), 

„Ich habe Ihnen verfproden,” heißt es in 
Briefe Klopflods aus Nürnberg vom 17. July 
„zu erzählen, wo mir meine Freunde in ben ſchö 
genden, die wir von Ilmenau bis gegen Coburg 
erfhienen find. — — Auf einem Zannenhügel 
Schmidt bei einer jungen Zanne ſtehn, die er n 
nem Namen nannte, und ſich vornahm, To Ia 





* 5. Klopſtock u. ſ. Freunde. TH.1-6. 66 u. f. R 
heißt es in einem Briefe Sulzers (ebend. &. 67; 
fih nicht nur zwei Tage in Langenſalza aufhalte 
dern drohte gar, dort zu bleiben. Enblih-, 
einem Traum erwachend , rief er mit tranrig gi 
Stimme: „Nun, wir wollen nidt bin!“ 

”) Namlich Sulzer und Schuitheh, der @x 
Winterthur, der Zweite aus Zürich gebürtig, 

***8) S. Klopſtock u. f. Sreunde, Ih. 1- 6-60. 

) a. a. O. S. 71 u. f 


111 


fie zu leben. Denn ich muß Ionen fügen, daß Schmidt 
im Ernſt glaubt, etwas Äber hundert Zahre alt zu wers 
den. — Seine Schweſter fah ich auf einem Strapi ber 
Abendfonne burd die Bäume ſchlüpfen, und ſich in der 
Dämmerung des Waldes verlieren. Cram er und feine 
Sattin folgten einer himmlifhen Stimme, bie fie von 
einem Bergegol heller Morgenwollen hörten, und der 
ren Ton mir bem Zone einer geweſenen Sterblichen zu 
leihen ſchlen. Gleim ging möhſam an einem hellen 
Bade und weinte, daß er Kleift fo lange nit umarmt 
hätte. Im dem ſchönſten ber Thäler, bie wir durchſtreif⸗ 
ten, ſah ich Gärtner und feine Gattin auf Helgrünem 
Raſen figen, bie Miene ber @lücfeligkeit in ihrem Ge⸗ 
ſichte. Sellert kam auf fie zu, und ſchien kaltſinnig 
zu ſeyn, da er fie umarmen wollte, aber fein Gerz fühlte 
fehr viel, Rabener lähelte an bem Buße eines Berge 
herunter, und fand faſt nichts Läderliches an den Leuten, 
die im Thale arbeiteten. Ebert jauchzte an einem Hügel, 
legte feinen Pope weg, und fprad; von feinen Freunden 
mit fi ſelbſt. Gr ſah flarr auf einen Bad Hin, aus 
dem er doch nicht zu fehöpfen verlangte. Kieift, den 
unvergleichlichen Kleiſt, hatt’ ich noch nicht gefehn, ald 
ich einen Mann mit der Miene eines Menſchenfreundes in 
dem dunkelſten Schatten ruhen, und ihn die Empfinduns 
gen einer Nachtigall nachempfinden fah. Er bededte fein 
Geſicht mit ber Hand, und.fchien eine himmliſche Erſchei⸗ 
nung in ber Zerne anzureden, bie er Doris nannte. — 
Hagedorn und Gifeke, Hagedorns würdig, gingen 


112 


neben einonder. Zwiſchen ihnen ſchritt bie. 
Breude , die fie aus dem Gedränge von halb 
ten und halb wisigen Leuten gerettet hatten „ 
fühn geweſen waren , einige Bekanntſchaft wit 
vorzugeben. Olde *) war bei ihnen, und | 
geristendem Auge die Kühnften des Gedränges 
nadfolgten,, zurüd. . 
„Eine Meile von hier,” ſchrieb Klopſto 
July aus Meßkirchen (ſechs Meilen von Schafp« 
„auf einem Gebirge, erblidten bie Herrn Sch 
paor Alyen. Sie wurden fo enzädt, wie dü 
wenn fie Land fehen,, und wußten fogar zu fü 
es Appenzeller Alpen wären. Es iſt wahr, e 
unvergleichlicher Anblick. Sie glänzten in ber J 
Silberwolten. — Bald werd’ ich fie näher fei 
himmliſchen Rerge, und bie reblihen Männ« 
ihren glückſeligen Thäleen wohnen. Beyd mir 
der Berne her gegrüßt, liebenswärbige Fret 
eile, Euch bald in dem verlängerten Schatten 
melnahen Berge zu umarmen!” — 


») Den Klovſtock in feinem Wingolf yon 
ftarb al3 Arzt in Hamburg 1750. S. d. M 
sum 1 Bde von Klopſtocks Werken... ehe 
Wingolf (in Klopſtocks Werfen. Bd. 4. E 
vergl. man d. Freimüthigen v. J. 48 
e.I9 ur 


**) ©. Klopſtock u. fe Freunde. Th. 1. &. Da 


113 


Ueber ben Mheinfall bei Echafhaufen findet ſich fol 
gende tele in einem Briefe Kiopftods vom 21. July 
41760: *) „ ©ey mir gegrüßt, Strom, der bu zwiſchen 
‚Hügeln herunterftäubft und tonnerft, und bu, ber den - 
Strom bahin führt, fey dreimal, o Schöpfer, in dei⸗ 
ner Herrlichteit angebetet!” 

»Dier, im Angefihte des großen Rheinfalls, in 
dem Getöfe feines mächtigen Braufens, auf einer holds 
feligen Anhöhe im Grafe ruhend, hier gräß ich Euch, 
nahe und ferne Freunde, und vor allem di), du theures 
and, das mein Fuß jegt bekreten fol! — D daf id 
alle, die id liebe , hieher verfammeln Lönnte, mit ihnen 
dieß Werk der Natur zu genießen. Hier möcht’ ih mein 
geben zubringen und an biefer @telle fterben!” 

» con vor einigen Tagen bin ich hier angeloms 
men, * ſchried Ktopftod aus Zürich dan 25. July 1760 +"). 
Ich habe bereits bie Freude genoffen, zum erflenmal 
in meinem eben den reblichften Dann zu ſehen, ben ich, 
wenn ich ſonſt an ihn dachte, mir als einen entfernten, 
undergleichlichen Freund vorſtellen mußte, den id) in mei⸗ 
nem &eben nie fehen würbe. Freude, wahre Freude ift 
mir in vollem Maaße zu Zeil geworben. — Sulzer 
und Schult heß find nad Winterthur gereifl; wir, 
unfrer Viele, werben fie bald von bort abholen. Dann 
werben wir den Zärcherfee befahren, und den Rigi befuchen.” 





*) ©. Kioptod u. 1. gramm Bu 
”) 6. ebendar. ©. 8 


114 - 


Die Luftfahrt auf dem Züricher Ger, seldhe den 
30. Sum 1750 ſtatt fand *), hat Klopflow durch eine 
feiner trefflichfien Oden verewigt. Die Geſellſchaft, qui 
Dr. Hirzel und feiner Battin**), Demoiſ. Shing*") 
Madame Müralt ****) und andern Freunden um 
Kreundinnen beſtehend, fuhr um fünf Uhr Morgen auf 
einem ber größten Schiffe ab. Gin vorhergegangenes 
Gewitter hatte bie Luft gereinigt, und die brennende Gem 
merhige gemildert. — Klopſtock rühmte die Schöngeites 
der Gegend , doch fhien er weniger bavon ergriffen, ‚a 





*) Klopſtock fchildert fie in einem Briefe an SEch mint, 

aus Winterthur vom 4. Auguft 1750. (6. Klopſtoch & 
ſ. Sreunde. Th. 1. ©. 402 — 108. versl. Eramern 
Th. 2. S. 8:9 — 90). Eine umftändliche Beſchrei. 
bung finder man in einem Briefe Hirzels an Zieik 
vom 4. Auguft 1750 (auszugsweiſe mitgetheilt im Sek 
vetiichen Calender. Zürich 1796; vollKändig in der Ale - 
wahl aus Klopfiockz nacıgelaffenent Brierwechfel u. übti. 
gen Papieren. Leipzig 1821. Th. 1. S. 101 — 25 we 
auch Klopſtocks Ode: dee JZürdherfee. G. 128 7 
abgedruct iſt · Sie erfchien, mit der Dde an Bode 
sufamımengedruckt, zuerſt Zürich 1749. 4. Daun in 
Klopſtocks Werken. Bd. 1. S. 69 u. f. 
**) Anna Maria Ziegler, die Gattin des als we 
loſophiſcher Echriftfielier befannten Dans Eau yay 
Hirzel, der zu Zürich im 3. 1803 farb. S. lovſtad 
u. ſ. Sreunde, Th. 1. S. 893. 

***) Späterhin an Heß verheiratet. S. Cramer NH 
5.889. Klopſtock u.f. Freunde, Th. 1. S. 893. -"" 


+) Eine ſchon bejapese , würbige Sram €, Eramır 
xy. 2: 6.889. “ 





115 


von der Mannigfaltigkeit der menſchlichen Gharactere, 
die fein Scharfblick auszufpähen verſtand. Nicht: leicht 
betrachtete Jemand bie Menſchen aufmerkfamer ; er ging 
von einem zum andern, mehr bie Dienen zu beobadıten, 
als ſich zu unterreden. Bei einem dicht an dem See ges 
legenen Landhauſe / ftieg die Gefeufhaft aus, um ein 
Srüpftält einzunehmen. — Riopflod hatte burch fein 
gefäliges Wefm und durch ‘feine einzelnen geiftreichen 
Aeufferungen bei Allen den Wunſch erregt, etwas aus 
den Fragmenten vom vierten und fünften Gefange des 
Meffias zu hören. Er zeigte fi bereit dazu, und 
führte die Zuhörer in ein Geftirn der Milchficaße, deſſen 
Bewohner nicht gefallene Menſchen find, bie den Tod 
nicht kennen, und in ewig blühender Jugend ein ununters 
brochen feliges eben leben. — Der Gtammoater diefer 
ſchuldloſen Giädtihen entdeckt das Elend der gefallenen _ 
Menſchen auf der Erde , welche fi den furchtbaren Zod 
zugezogen haben, wovon er feinen Kindern bie traurigs 
ſten Ecenen ſchildert — zärtlich gelierte Kinder flerten 
an ber Bruft iprer Mütter ; der Bräutigam ſtirdt in den 
Armen der Braut u. ſ. w. *). Es erfolgte ein Schweis 
gen, das durch ernfte Gefprähe vom menſchlichen Elend 
unterbroden wurde, und Klopftod ſuchte den beften Troſt 
aus der vorgelefenen Stelle felbft zu ihöpfen. Die Ger 
ſellſchaft ermunterte- fi nach und nah, Scherz und Wie 





*) €. d. Meffias Ge. 6. 8.224. (Mono Werte, 
BD 5. 6.264.) 


116 


belebten die Unterhaltung, Allein jene erfle 
hatte aufeine zweite begierig gemadjt, und Klo; 
clamirte nun die Liebesgefhicdhte von Lazarud 
Cidli, beider ihm feine eigene Liebe (zu Yanı 
gefhwebt zu haben fheint. — Als ſpaͤterhin 
Mittagstafel in dem Dorfe Meilen (vier Stur 
Zürich) unter mehrern Gefundheiien auch Banı 
fundheit ausgebracht wurde, verrieth Klopfkı 
Empfindungen durch einen fanften Ernft, ber in 
wicher einer fröhlichen Unterhaltung wid. Auf b 
reife theilte Ktopftoct noch ein Fragment bee SE 
des Abbadona mit, **) Einftimmig bat d 
lihe Theil der Geſellſchaft den Dichter, er möd 
reuigen Abgefallenen doch in feinen Schug nebı 
ihn felig werben laffen. Klopftod erzählte, daß 
ne ähnliche Geſellſchaft in Magdeburg für bie 8: 
diefes Teufels einen förmlichen Synodalſchluß gefä 
unter dem Präfivium des Herrn dofperbiger Sa 


*) Oder Semibda, wie ihn der Dichter nachher ger 

++) €. ven Meffins Gel. 6, B. 486 (Alopſtoc 
Bd. 8. ©. 269.) 

**5) Auquſt Friedrich Wilhelm Sad, 
1703 zu Harzgerode im Anhalt Bernburgiſchen 
hin Oberconſiſtorialrath zu Berlin, geſt. daſel 
einer der trefflichſten Kanzelredner. Seine 
(Berlin 1764. 6 Theile) find frei von allem or 
Schmuck, und ftet3 in einfach ergreifendem , 
Tone gehalten. Vergsl. über ipn (Kätrneı 
ractere deutfcher Dichter und Proſaiſten. Bert 


417 

doch hätt” er ſich damals durch Keine unterſchrift feine poe⸗ 
tiſche Freiheit rauben laffen wollen, und würde es auch 
Heut nihttfun. — Klopſtock, der ben zunehmenden Ernſt 
des Gefprähs zu verſcheuchen wänfdte, Tas eine Ode von 
Schmidt vor, und fang einige Rieder Hagedborns. — 
Die Geſellſchaft war indeß wiederum bei dem frähern 
Sandhaufe angelangt. Von hier aus ließen fie das Schiff 
voramsfahren, und wanderten nad dir Stadt, wo fie 
bei bereit® eingetretenem nächtlichen Dunkel kurz vor zehn 
uhr anlangten. 

Kiopfto hatte ſich bei feinem Aufenthalt in ber 
Schweiz nicht bloß auf Zurich eingefehränkt , fondern auch 
eine Euftreife in die benachbarten Gantone unternommen. 
Eine gemeinfhaftlich verabrebete Wallfahrt nad) den Als 
pen wurde durch unverhofft eingetretene Umftände verzds 
gert, und der früh eingefallene Schnee vernichtete dieß 
Projest, *) So feft er Übrigens am feinem Vaterlande 
hing, fo hätten ihm doch beinahe bie Zähnen, ganz für 
feine Natur gefhaffenen Naturfgönpeiten der Chweis, 
und ber Umgang mit geiftreihen und Herzlichen Menſchen 
dort für immer gefeffelt, ‚um fo mehr, ba man ihm 
‚Hoffnungen zu einer reihen Heirath und zur Erhaltung 
des ſchweizeriſchen Bürgerrehts gemacht Hatte. Auf Hel⸗ 





6.275 — 74. Lebendberhreitmg von U. F. W. Sa d- 

Sertin 1789; wie aub Bouterwets Deich. d. Poeſie 

ur Derediamfeis. Göttingen 1819. Bd. XL €. 829. 
Y)6. Cramer. Th. 2, 6. 591. 


118 


vetiend Grund und Boden erflarkten feine frühen Ge 
fühle für Vaterland, Freiheit und Hermann. An be 
unverborbenen deutſchen GEinfalt der Sitten weibete RA 
die Hohe Einfalt feiner Seele, Aus dem Schooß ber bern 
lichen Alpennatur ging fein Geiſt erfrifhe ‚und erquidt' 
hervor. *) Was indeß Klopſtock an keinem Drte Deutſqh⸗ 
lands, wo eben Grititer und Grititafter ihm Achtungs 
teweife zu geben anfingen, wiberfahren konnte, -begeg 
nete thm in Vater Bobmers Haufe *) Nicht nur, 
wenn der Scher mit dem Dolmetfcher zu Tiſche faß, 
auch wenn jener fi in die Geſellſchaft der Profanen 
miſchte, brannte des alten Jüngers Herz in feiner hoch 
Elopfenden Schweizerbruft ***). Gr fah ed faſt für eine 





*) ©. Klopſtock. ine Vorlefung von K. Morgendem, 
Dorvat 1807. ©. 17. : 

**) Vergl. die Neuen critifden Briefe 4748. 
Br. 65. und Gr. Bottl. Klopſtock u.f.w. von Dr. J. 
Thieß. Altona 4805. ©. 22 1. f. _ 

+4) Berg. 2. Meifter über Bodmer , nebft Fraqmen. 
ten aus ſ. Briefen. Zürich 1783. S. 58. — Ein Freum 
Gottſcheds (S. defien Neueſtes aus d. annınthigen 
Gelehrfamfeit. Leipzig 1752. S. 70 1. f.) ſtellte baber, 
um Bodmer su verhöhnen, einen entzüdten Sürder 
in der Münfterkicche ftehend , mit aufgehobenen Händen ' 
wie den alten Simeon im Tempel zu Jeruſalem Yors 
und ließ ihn freudig audrufen: „Herr, nun läffen Is 
deinen Diener in Srieden fahren; tenn meine Augen 
haben den Meſſias geſehn, weichen Klopſtock berei« 
tet hat, zu erleuchten die Gchweiser und zum Preiſe 
des Volks zu Zürich.“ — S. 5. ©, Klopſtock m. ſ. m 





119 ° 
N 


Entweihung feines hohen Berufs an, -wenn ber Sänger 
des Meffias.anden fröhlichen Scherzen jüngerer Freunde 
Theil nahm. *) Wenn dieß mitunter zu Mißverftändniffen 
zwiſchen Klopflocd und Bobmer Anlaß gab, fo waren. fie 
gleihmwohl nur vorübergehend , und wurden durch Weider 
angeborene Gutmüthigkeit ober durch die Bitte wohlmeis 
nender Freunde leicht wieder ausgeglichen. **) 

Bodmers Haus war in der That ganz zu einem 
Eleinen Mufentempel geeignet. Am Fuß eines Berges, 
zwifchen ber Stadt und dem Lande gelegen , hatte es hins 
ter fich einen mit Reben bepflanzten Berg, deffen Gipfel 
mit Fichten gekrönt war., und vor fi) den Uto, vor bes 
nadhbarten Bergen anſehnlich erhöht. Zur Geite breites 
ten ſich frudtbare Ebenen aus, durch freundlide Wins 
dungen der Limmat und Siel bewäffert, während am 
füblihen Horizont Alpen fidy in die Wolken thürmten, 
deren ewiger Schnee eine lieblihe Kühlung von ben 
Gipfeln in dad Thal herab ergoß. — So mangelte dies 
fem friedlichen Aufenthalte nichts, was die Sinne und 
das Herz erfreuen, ben Geiſt beleben, die Phantafie 





von Dr. % 9. Thief. & 22. uf Jördens 
Lerifon deutſch. Dichter u. Proſaiſten. Bd. 3. ©. 7. 
Klopſtock u. ſ. Greunde u. ſ. w. Th. 2. ©. 77. 

) Wergl. © M. Wieland, gefhildert von 9. G. 
Gruber. Leipg u. Altenb. 1815. Th. 1. &. 89. u. f. 

**) Dieß that unter andern Sack in einen aus Berlin 
d 6. Juny 1761 an Klopſtock gerichteten Briefe, S. die 
Monatsihrift JIſis. IJuny 1808. ©- 573 u. f. 


120 - 


beflägeln und mit fhönen unb rhabere⸗ Bine dab 
ern konnte. *) 
Ungradtet aller Annehmlichkeiten, bie der —*— 
halt in der Schweiz ihm barbot, .fah ſich Kiepfied, 
nachdem er drei Vierteljahre bort zugebracht Hatte-,ıhal 
gendthigt, in fein Vaterland zurückzukehren. Ohne-Mim 
mögen und Unterfiügung mußte er feine Lebensbebäriaige 
burch irgend eine Anftellung fihern, unb ee war fe ınb. 
fchloffen , in eine Laufbahn zu treten, wie fie murgeg 
feiner Seeunde und Bekannten, Ebert, Särtner, 
Baharid u a. eingefhlagen hatten. Dieß wer. cms 
Stelle am Garolinum zu Braunfhweig, wozu ihm be 
Abt Jerufalem, ber am Braunfhweiger Hofe via 
galt, behülflich feyn wollte. **) Bier hätte indeß her 
. gewöhnlidhe Gelehrte und Geſchäftsmann nur zu leicht den 
Dichter mehr als halb verſchlungen. Glücklicherweſe 
nahm fein Schickſal unverhofft eine andere Wien . 
Die drei erften Gefänge des Mefftiad waren dem. 
dänifhen Minifter, dem Grafen Johann Hartwig 
Ernft von Bernftorff, der fih damals als Bea 
fandter des Königs von Dänemark in Paris aufhielt, 
durch den @ubinetsprediger bes Herzogs von Wolke, 
Ktüpfel, zu Geficht gefommen. Aus ben erflen num 
riffen des Gedichts die Größe des Geiſtes ahnend, aus 


2) Vergl. C. M. Wieland. Geichilbert Yon ..® 
Gruber. Th. 1. 6. 63 — 54. . 
+) 5, Cramer. Th. 2. ©. 892 u. f. 








121 


dem es entiprungen war, ließ er, bei feiner Rückkehr 
nad) Gopenhagen, es fi) fehr angelegen ſeyn, Kiopftod 
dem Oberhofmarſchall Friederichh V, Moltke, und 
durch diefen dem Könige felbft zu empfehlen. Der Dich⸗ 
ter erhielt, eine Ginladung nad Gopenhagen, mit einem 
jährlichen Behalte von 400 Reihsthalern, um unabhäns 
gig ſich felbft und den Muſen leben, unb den Mefftas 
volenden zu önnen. *) — Noch in der Schweiz fung 
Klopſtock die beiden Oben , die den Namen Yriebrid 
des Fünften verherrlichen **), den — merkwürbig 
genug, erfi vor kurzem Gottſched befungen hatte. ***) 

»Ich bleibe vor der Hand diefen Winter hier,“ 
fhrieb Klopflod den 10. September 1750 aus Züri. 





*) ©. Klopſtock u. f. Freunde m f. w. Th. 1. ©. 598. 
Verse ©, 264 u. 296. — Auch Schiller erhielt von 
Dänemark im 3. 1791 ein Jahrgehalt von 1000 Tha« 
lern auf drei Jahre zur Wiederherſtellung feiner Berunde 
heit. &. Schillers Leben von Heinr. Doering 
Zweite Aufl. Weimar 1824. &. 152. 

+) Das Genie eines Klopſtock, fagt der Genius Säkuli 
in feinem Briefe von den Urſachen d. ein⸗ 
dringenden Barbarei, iſt groß, if göttlid. 
Stauden Gie aber wohl, daß er fein vortreffliches Ge- 
dicht würde geſchrieben, fo viele Schönheiten, fo viel 
Erhabened u. f- w. darin. würde gelegt haben, wenn 
ihn nice die Freigebigkeit des däniſchen Monarchen 
aufgemuntert und unterſtützt hätte? — Vergl. F. G. 
Klovſtock von Dr. 3.9. Chief. Altona 1796. S. 24 uf. 

—*) In der poetiihen Qufchrift feiner gefanmelten 
Reden. Leipiig 1749. 


122 


»Aufs Fruhjahr reif? ih nach vum U 
Könige den Meffias felbft zu Überreihen.t « -- 

Diefe Stelle iſt aus einem längern Brie ſe an Ban) 
entlehnt. Er dankt darin Gott auf's innigſte Fre 
glückliche Wendung J die fein Schickſal geommen NUN 
gütige Vorfehung ‚= fügt er hinzu, „ darf ich dich wh 
um das Größte bitten , was id, in biefer und jene A 
bitten Tann, darf ih did; bitten, baß Famy meint 
Banny werde? — Ich kann Ihnen nichte me ie 

gen ! Denken Sie an meine vielen Thränen, an meist 
bangen Schmerzen der Liebe, die ſchon Jahre gebaut 
haben, und die ewig dauern werben, wenn Sie will 
aufhören , hart gegen mein blutendes Herz zu ſwa. 9 

Durch diefe und ähnliche Stellen wirb bie Reihung 
widerlegt, daß Entfernung und Berfireuung hen is 
drud, welchen Fanny auf Klopſtocks Herz gemadt ud 
oder minder geſchwächt hätten. **) Mit neuem Yeue 
erwachte vielmehr feine Leidenſchaft bei ber NUcEege te 
feine Vaterſtadt, wo er zu Anfange März 1764 ‚ng 
troffen war. 

„ Meine Liebe, fchrieb Kiopftod ben +6. Wein 
bed genannten Zahrs an Gleim ***),- ifl auß den ven 
borgenen Winkeln ded Herzens, wohin fie entfloben wer, 
in mein Herz zurüdigelehrt. 36 habe den furdhtbemn 


*) ©. Klopſtock u. ſ. Freunde nf. m Th. 1. & ” 
S. 182 u. f. 
*) & Cramer Ch. 2: G. 392. 

442) €. Klopſtock u. ſ. Sreunden. - w- 26-1. S. 229. 




















123 


Knaben — denn ih muß doch auch einmal in meinem 
Leben dieß Wort brauchen, fchon lange gekannt, und ich 
kenn' ihn von neuem. — Saum glaub’ id, daß Sie 
fi die Enge und Beklommenheit meines Herzens vors 
ſtellen Zönnen. — Ich habe abermals an Schmidt ynd 
feine Schwefter gefhrieben. — Gleim! Gleim ! mir 
daͤucht, Sie werden es no einmal fhlimm mit mir 
haben, weil Sie audy eine Urfache meiner neuen Eleinen 
Doffnungen find.“ 

Aber biefe Hoffnungen waren, wie fo mande früs 
here, nur trügerifh. In Fanny's Briefe (aus Langens 
falza vom 7. April 1751), ben fie mit einem anafreons 
tifhen Zäubchen vergleiht, und „das Eleine, zarte Ges. 
fhöpf bedauert, das fi auf eine fo lange und weite 
Reife, fogar Über das Meer wagen fol,“ findet fih, 
außer biefer etwas weit ausgefponnenen Zändelei , auch 
nicht die geringfle Spur von Zuneigung oder Zärtlichkeit. — 
Faſt unbegreiflich iſt es aber, wie fie Klopſtocks Gefühl 
zumuthen konnte, von ihr die Verheirathung der Demois 
felle Hagentrud mit Herrn Lutheroth zu hören — eine 
Nachricht, an der dem Dichter in feiner damaligen Stim⸗ 
mung in der Zhat wenig gelegen feyn Eonnte.“ *) 

Wie fehr Fanny indeß noch immer der GBegenftand 
feiner Wünfhe war, fieht man daraus, daß er felbft 
nad einer äußern Wohlhabenheit ſtrebte, um ihr mit 
mehrerem Gelbfivertrauen die Hand bieten zu Können. 


*) ©. Klopſtock u. ſ. Freunde, S. 224— 28. 


—4 


124 


Originell genug nahm ber große Dichter befhath Lidl 
an den &peculationen eines jungen Kaufmanns Kahı 
in der Malerei auf Seide, und verfpradh ſich davon riım 
großen Erfolg bis nad) Indien und ſelbſt bis nach Ehin 
hin. ehr ergriffen davon erflärt er ſich darüber in ben 
oben angeführten Briefe an Fanny (vom ı@, Geptimb. 
1750). Man kann indeß bei feinen Anſichten von diefen 
Handelögefhäft nicht umhin, an bie befannte Babel von 
Milchmädchen zu denken. *) 

In Quedlinburg erlebte Klcpflod eine Scene, de 
auf fein zartfühlendes, empfänglihes Gemüth den tiefen 
Eindrud machte. Er fand bort feine gute, bereits ve 
Alter ſchwache Großmutter, bie auf feine frühſte religiäk 
Bildung vielen Einfluß gehabt, und zum Gegen kei 
ſcheidenden Enkels den Reſt ihrer Lebensgeifter zufgmmn 
raffte. **) „Ich hatte fie mehrere Jahre nicht gefehen,“ 
erzählte Klopftoc in fpäterer Zeit einem Freunde *), 
„und ging Halb freudig, halb ernft zu ihr Hin, Ye 
ih Fonnte mir wohl vorflellen, es ſey das letztemal, dal 
ich fie fähe. Aber wie fo ganz verändert fanb ich fel 
So hatt? ih mir die Wirkungen des Alters nie vorgeſtekt. 





*) S. Klovitoc’3 Biographie. Quedlinburg 1847. S. i 
u. f. Vergl. Klopſtock u. ſ. Breunde mw ſ. w. TI 
©. 127 — 32. S 176. S 1883; wo der Dichter jene 
Handels geſchäft umſtändlich beſchreibt. 

+) S. Rlopſiock. Eine Vorleſung vn & Mor gel: 
tern. Dorpat 1807. ©. 18. 

*1*) S. Cramer. Th 85 S. 4 uf 





4125 


Aus der theilnehmendflen zaͤrtlichſten Seele war fie faft 
die Unempfindlichleit felbft geworben. Sie blickte kaum 
empor, als fie mid) gewahr ward, und fprad nur wer 
nige Worte, fafl nichts vom Vergangenen, nichts von, 
der Zukunft. SH kann nicht befchreiben,, mit welder 
Wehmuth mid) der Anblick erfülte. — Als ich einige 
Zeit da gewefen war, und unfer Gefpräd ganz einfylbig 
blieb, wollt' ic) mich wegbegeben und fie ohne Geräuſch 
verlaffen. — Da raffte diefe völlig unempfindlich ſchei⸗ 
nende Frau auf einmal alle ihre Kräfte, alle ihre Lebenss 
geifter zufammen, wie eine flerbende Lampe noch zum 
lestenmale auflodert. Nicht fo, mein Sohn! fagte fie, 
mich zurückrufend, und nun faltete fie ihre Hände, um 
mid) zu fegnen, und das mit einer ſolchen mütterlichen 
Zärtlichkeit und einem Strom von Worten und einer Sals 
bung — fo bat mid nichts in meinem Leben gerührt, 
und ich werd? es nie vergeffen. — Als ein Sechsund⸗ 
fiebenziger bat Klopſtock biefen Jugend⸗Eindruck vers 
ewigt. *) 

Klopſtocks Vater freute fid Herzlich über feines 
Sohnes wahfenden Ruhm. Nur bad Stillfhweigen auf 
die Angriffe Gottſcheds und feiner Anhänger wollte dem 
lebhaften, leicht gereizten Manne nicht gefallen **), fo 





*) & die Ode: der Geegen, in Klopft- Werken. Bd. 7. 
8 u. f. 
*5) Er ereifert fi darüber in einem ſpätern Briefe an Gleim 
vom a7. Sept. 1754. G. Klopſtock u f- Freunde. To. 2. 
. 7 — 62. 


126 


fehr auch Klopflod ihn zu Überzeugen ſuchte, auf ten 
gleichen ließe fich mit Ehren nichts erwiedern, und Schuch 
gen fey in diefem Fall durdaus die beſte Parthei, die 
man ergreifen koͤnne. *) 

Klopſtock verließ Quedlinburg. Seine Seife führte 
ihn durch Braunſchweig, wo er einige feiner Zuges 
freunde , unter andern Gifete fand. „Wenn Siena 
Damburg fommen,” fagte diefer, „fo müſſen Sie ea 
Mädchen Eennen lernen, das fi freuen wird, Glen 
fehn: Meta Moller. Ich will Shnen einmal eines 
Brief von ihr zeigen.” Klopſtock las ihn mit einige 
Verwunderung. Er enthielt einige critifhe Bemerkungen 
Über den Meſſias. Der Dichter gab ihn zuräd, u 
fogte fherzend: „Wie? Gie wollen mir ein Mäpden 
werth machen, und zeigen fie mir gerade ald meine Zabı 
lerin?” — „Das thut nichts,“ antwortete @ifele, 
» lernen Sie fie nur kennen, ich will Ihnen ihre Ad dreffe 
mitgeben.” 





*) & Cramer. Th. 8. ©. 5. Go wurde unter anben 
Klopſtocks Ode an Gott Goſtock) 1751. 8. Were 
Sritifhe Nachrichten aus d. Meiche d. Gelehrſamkeit auf 
d. 3. 1751. ©. 402 u. f.) ohne Mitwifien des Merfeh 
ſers gedruckt (richtiger Hamburg 1752. 4.) durch eim 
absefhmackte Parodie: Dde an den MWenfhben von 
Mid. Reinefen in dem Neueſten au d anmuchägee 
Gelehrſamkeit. Leipzig 1785. S. 887 — 92) vermotiet. 
Vergl. Nachrichten von d. Zuſtande d. Wiſſenſch. in 
Dänemark. Bd. 2. ©. 63. u. f- Hamburger gelehrtt 





127 


Meta war eine der enthuſiaſtiſchſten Beferinnen von 
Klopftod. Sie hatte den Meffias zuerft aus einer Pas 
pitiotte kennen lernen. Bei einer Bekannten ſah fie näm ⸗ 
uch gefänittene Haarwickel liegen. „Ei! was ift das?“ 
tief fi. „DO dumm Zeug!“ fagte die Andere, ed 
tann’s Fein Menſch verftchen.“ „&o?« fagte fie; fie 
verfteht’s gleichwohl, erkundigt ſich näher nach dem Buche, 
1450’ Holen, verſchlingt's, und von dem Augenblide an 
Tommt es ihr nicht von der Seite. Tah und Nacht left 
fie darin, denkt, ſpricht, ſchreibt von ‘nichts als Klops 
ſtock, und befonders wid fie durh Bifeke, der, obs 
gleich in Ungarn geboren, von früher Jugend an in Ham⸗ 
burg gelebt hatte *) , viel von ihm wiffen. 

Klopſtock, ber von allen bem nichts wußte, war 
indes nad Hamburg gelommen. Seine Hauptidee war, 
Hagedorn, den um deutſche Poefie und Sprache hoch ⸗ 
verdienten Dann, kennen zu lernen. *) Da cr ihn 
indeß nicht gleich ſprechen Eonnte, fiel ihm die von Gis 
feke mitgegebıne Adbreffe ein. Gr ſchickte Hin und ließ 
fi) melden. Meta war eben mit ihrer Schweſter bes 
ſchaftigt, Wäfhe zufammen zu legen unb zu platten. 
Als fie die Abdreſſe befam, fprang fie mit dem Rufe: 


Kiopftod "a auf, „Wir können ihn doch unmögs 


*) ©. Jördens Lericon deutſcher Dichter u. Profaifien- 
3.2. 6.156— 89. Vergl. Bd. 6. 6.188. 

**) ©. die Ode an Bifete 0.3.1747 in Kopf. Werten 
1 


128 


lich fo aufnehmen,” fagte ihre Sch ſter ( Amin), 
„das ganze Zimmer ifl ja unorbentiih und — „a 
mag rief Meta — „LKlopftod! Ge fol den | 
klit kommen,“ Die Wäfhe warb ſchnell in Die Au 
mer geräumt, und bem Bebienten gejagt: a u 
— je cher, je lieber! « 
Der ſehnlich erwartete Dichter kam; er Tonmie " 
inde& nur drei Zage in Hamburg auffalten. Am Abb 
ten warb ein Gaſtmahl angeftelt. Meta brängte fie 
ihn, jedes Wort war ihr Bold. ie intereffirte ſich a 
fein Leben, feine Schriften, feine Schickſale. ) Me 
der Herzen verftanden ſich bald; fie fühlten im vorank 
was fie einander feyn könnten. — Hageborn wert 
darüber beinahe vergeffen. Die Zeit der Abreife Mey 
ſtocks rüdte heran, allein cin Briefwechſel ſolte ununte 
brochen geführt werben. **) 









*) Im Gefprähe mit ihr, zerfrümelte Klopftock in ” 
tanfen einen Teller voll Zuckerwerk. Meta nahm, all 
er weggeganaen war, den Tellee, verwahrte i5a iu c 
nem Schranke, wie ein Heiligthum, und Yffege 
nachher , wenn Freunde fie befuchten , ihnen eiiaia 
den Mafronen mit den Worten zu vpräfentireie nei 
hat Klopſtock zerbrockt!“ S. EC ramer 
26. Rtontod von Dr. 3%. 9. Thief. 









—* *.. über Klopſtocks erſte Bekanntſchaft mit Wels 
Cramer Thas. S.7 — v. — 5 G. Eo⸗ne 
von Dr. 3. 2. Tieß. S. 20 — SL. — . 

Eine Borlefung von K. Morgenflern. G;z.— 2 





129 


Nicht unintereffant dürfte die Schilderung feyn, 
die Kiopftod ſelbſt in einigen Wriefen an Gleim von 
Meta entwirft. Bielleicht Haben te ;” ſchreibt er ben 
41.May 1751 aus Gopenhagen *), „von Giſeke in 
Braunſchweig die Moller in Hamburg nennen hören. 
Bei ihr hab? ich meine meifte Zeit, die ich in Hamburg 
geweien bin, zugebradt. Dieß Mädchen ift im eigentliche 
ſten Berftande fo liebenswärdig und fo voller Reize, daß ich 


Riopfocs nachgelaſſenem Beiefwehfel u. f. w. Th. 1. 
©. 226. u. f. Einf In einer glüctichen Nacht, fchreißt 
Dieta a. a. D aus Hamburg d. 14. März 1768 an 
Voung, lab ih den Mefftas. Ih war febr gerührt. 
Den folgenden Tag fragt’ id einen Freund nach dem Aue 
tor dieſes Gedicht. ES war das erfe Mal, dab id 
lovnocts Namen Körte. Ich glaube, ic Tiebte ihm 
gleich , meine Gebanten waren immer erfült von ihm, 
weil fein Freund mir fo vieles von feinem Eharacter 
fagte, “unerwartet erfuhr id, daß er durch Hamburg 
tommen würde. lei fdhrieb ic jenem Sreunder er 
möge mir Gelegenheit verfhaffen, den Werfafier des 
Merfias au feben. Diefer errähtte ihm, dag ein 
Mädchen in Hamburg ihm am fehen wünfhe, und aue 
Empfehlung zeigt" er ihm einige Briefe, worin ih fühe 
ne Gritifen über Rioptodd Verſe gemacht hatte. Riode 
Rod tam, und Fam au mir. Ich mmf.bekennen, fo 
große. Vorfenungen ih mir audı von feinen Worzügen 
made, fo hätt ih mir nie einen fo liebensürdigen 
Jüngting gedacht. — Bir fahen und , wir wurden Srrnite 
de, wir lichten und, und glaubten e&, daß, wir Hebten 
= f.w. (Wergi. Weorgenbiatt 1807. No. 85.) 
) Rioptod uf. Beeunde u. f- w. 26.4. 6.286 87- 


9 


























130 


.- 


mid) bisweilen kaum enthalten Tonnte, iz yobelmben 
Namen zu geben, der mir ber theuerne wur ber gr 
ift. Ich bin oft und lange bei ihr allein gewefen,, wb 
bab’ ihr viel von meinen traurigen Geſchichte erzählen 
müſſen. — Wenn Gie gefehen hätten, pie fie mi 
zubörte, wie fie mid bisweilen unterbrach , wie fe 
weinte — und wie fehr fie meine Freundin „GEIOGCHER 
iſt! — Dieß Mädchen litt fo viel, und body wer ie 
diejenige nicht, um berentwillen ich. fo viel gelitten habe 
Was muß fie für ein Herz haben!” — 

„Ich fpeifte mit Hagedorn bei ber Moller, 
heißt ed in einem Briefe vom 24. May 1764. *) „Es 
lieb und neu mir Hageborn war, fo rebete ich doch auf 
wenig mit ibm. Er felbft gab mir durch einige fein 
Winte hierin vollkommen Reit. — Ich habe bie Beick 
ber Kleinen Molller wieder durchlefen *); es if ea 
füßes , füßes Mädchen. Ich habe bereits, vier Drich 
von ihr. ie fehreibt fo natürlih, wie Wabet, ) 
Wenn man fie fieht, und Briefe von ihr erhält, fo fee 
man eher Sulzern für unpartheüfch halten, als wit 
glauben, daß das Mädchen: außer dem Wranzgöfifchen, 


*) Kiopftoc u. ſ. Freunde. Th. 4. S. 254. 
++) Ependaf. ©. 252. 


”**) Eine geiftreiche franzdſiſche Schriftäehlerin , — 
bekannt durch die Leiires de Boursault et 
Paris 1739. 3 Vol, Bergl, Bontemm na 
d. Poefie u. Beredſamkeit. Bd. 6 


% 


130 


Italiãniſchen und Engliſchen, auch nod Sateinifh, oder 
wohl. gar Griechiſch könne.” — 

Diefer Antheil Klopftods an Meta feheint indeß, 
gleichzeitigen Briefen zufolge,. damals nody mehr Freund⸗ 
haft gewefen- zu ſeyn, als eigentliche Siebe... Das Ans 
denken an Fanny war noch immer nicht erlofchen, und 
die von ihm ſelbſt ausgeſprochene Neberzeugung: „Ich 
weiß, daß fie mich nicht liebt” *), Konnte ihn nicht zu 
einer-völligen- Refignation bewegen. Gr: verfan vielmehr 
dadurch in eine tiefe Schwermuth. „Ich ziehe mid; von 
allem Vergnügen: zurüd, bas mir zulädelt,,” ſchrieb er- 
unter andern an Schmidt **), „und das mich glüds 
uch machen koönnte, wenn ich Ihre Schwefternie gekannt 
und geliebt hatte. Ich wähle bie. Einſamkeit, leſe im 
Young,. und freibe Fanny's und meine Briefe in Ein 
Bud), um dasjenige auf Einen Schauplag- zu-verfammeln,, 
woran mein Derz hängt, — Sie wiſſen, wie viel mir 
daran gelegen ſeyn muß ***),. auf welche Art, id; will 
nicht fügen, aus was für Gründen, fondern mit welder 
Art zu’ denken, mid; Fanny -fo unglüdlih macht, als fie 
mid gemadt Hat. Ich bim, Sie wiffen e&, fo wenig 
fähig, im geringflen ungeredht zu feynz unb baher bin 
ich, bei. aller: meiner. Traurigleit, dennoch geneigter, 


*). In einem Brieie am Glein vom’18. Jutd 1781. alop⸗ 
Rod. u. fi Frrunde. Th. 4. 6. 265. 


**) Klopfod- w-(-Breunde Tb 4:- & 270 u. fi 
N Ehemafı © 297. 6.00: 


u. 


132 


— 


Fanny zu vertheidigen, als anzuklagen. — Ich hebe 
bisher oft von ihr geträumt. Dann wein’ ich ‚In mh 
nad dem Traume. Aber was find bas für präne 
von einer ganz befondern verflummenden Art! Ger ick 
nen Ruin von Hoffnung mehr, und doch Thränen. BE 
bin Überzeugt, Sie können fi keine Vorſtellung bapen 
machen. Fanny ganz verloren — ganz ! Es IR dia 
entfeglicher Gedanke. *) Ich würte keinen Zroft kw 
ben, Eönnte dieſer Gedanke die Oberhand bei mie be 
balten.” 





*) Was Klopſtock damals blos ante, ging foäterkin wirku⸗ 
in Erfüllung. Die durch ihn verberrliähte Fanny reiche 
in 3.1763 dem Kammerrath Streuber In Eiſenad 
ihre Hand. — Noch in fpätern Jahren pflegte Morſtek 
fih danıtt zu tröften, daß ihre Bruder an allen nähe 
fteiglihen Hinderniffen Schuld geweien (ey, Die ii won 
feiner Schwerer trennten. Den ihm babe freirich eis 
Goldſtück mehr genolten , al3 ein vohfonmen gerumbitt 
Herameter. Das Ganze beruhte indeh wohl gleich WR 
Anfang nur auf einer fühen GSelbfttäufhung. Der ug 
anfehnlich gewachſene, auch ſchon früh in feinen: M 
ßerlichen ſich ſehr vernachläffinende Klopſtock konnte 
durch feinen Dichterenthuſiasmus der Eitelkeit jened Web 
gewachfenen Jungirau auf eine Zeitlang ſchmechen, 
aber nicht ihr Herz gewinnen. — Von fortwährenken 
Aweifeln berangen, ob fie wirklich je etwas für ihm ee 
pfunden Habe, fchrieb er fogar noc ale BSreig einmal 
an fie, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. S. Bär. 
tiger’& Auffag: Klopſtock, im Sommer 1798, (ib 
Taichenbuche Minerva auf d. I. 1814. S. 8360 — x4.) 





133 


Ich liebe fie noch immer,” Heißt es in einem ans 
bern Briefe vom 30. October 1761 *), „und ich Tann 
nit aufhören, fie zu.lieben. — Ich träume jegt von 
Fanny öfterer und länger, als jemals. . Sie ift immer 
hart, doch nicht ganz unfreundlich, und ich fehe fie doch — 
und gleichwohl wünſch' ich mitunter, daß ich fie nie ge= 
fehn, nie ihren Namen hätte nennet hören, fo könnte 
doch mein Herz durch das große Glüc der Liche glüds 
lich werden, fo könnt' ich vieleicht eine Andere liebenz 
aber das Tann id) nun nicht.” — Daß er es gleichwohi 
Eonnte, lehrte fehe bald die Folge. 

Was Klopſtocks Aufenthalt in Copenhagen betrifft, \ 
fo brachte er den Winter in der Stadt zu, wo er in der 
Gotterftraße wohnte. Den Sommer darauf folgte er 
dem dänifhen Hofe nad dem Luſtſchloſſe Friedens⸗ 
burg *). 

»Ich genieße hier,” Heißt e8 in einem Briefe 
Klopftods vom 14. May 4751 ***), „alle Ruhe und 
Süßigkeit des Landlebens. Es iſt eine Menge von prach⸗ 
tigen Luſtſchlöſfern über die Infel zerftreut. Der König 
hat fid das kleinſte, aber das angenehmfte in Betraht 
der Lage, zu feiner Landluſt erwählt. Gr felbft hat nur 





*) Kloptod u. ſ. Freunde m. ſ. w. Th. 4. ©. 859 u. fe 


*) Gramer Tb. 5. 6.42. Kloofiod. Eine Vorleſuns 
von 8. Morgenftern 6. 22 uf 


“r.) Ropkod u. f- Freunde u. ſ. w· Th 4 6.239 — 
40. 8. 251. 


434 


Ein Zimmer fie fih und ein Meines A mer, du 
ringsumher Wald und hundert fi. burg yumıme be! 

im Walde, in welden fi das Auge verliert, — 

babe mir fchon gewiffe. einfame Bänge unb Bige. Rn 
wo nur Wenige Hinlommen.” — 

„Maoltke Hab’ ich ‚neulih ben ganzem. —— 
Geſang des Meſhas vorgeleſen. — Er .unterkund 
mich oft, und klagte ſich denn immer ſelbſt anu, daß ft 
thäte; allein er konnte ſich nicht enthalten, ‚mir ‚gu fa 
gen, wie fehr .es ihm gefiele.” *) 

ueber Bernftorff ſchrieb Klopſtock den o. Arch 
41752 an Gleim: „Lieben Sie dieſen großen Mannz cx 
verdient .es in dev That. Welche Rechtſchaffenheit ie 
alten feinen Handlungen! Welche Einfiht, und welche 
Beicheibenpeit bei dem Allen! — Gewbhnlich Apeif” 
ich die Woche einmal bei ihm, und bin Sfters ˖in fein 
Bibliothek. — Er hat ſehr fehöne Ausgaben von ben 
englifhen Dichtern, und ich habe vor einigen cden 
‚ aus dem Young Engliſch zu lernen angefangen.” 9%) 

Durch Bernftorf und Moltte, vorgägiiä 
durch den letztern, .erhielt Klopftod nicht felten Zutuitt 
beidem Konige, der oft mehrere Stunden lang mir tg 
ſprach, und ihm ‚mehrfache Beweife feiner Achtung ml. 
Gnade gab. Auf eine fchmeichelhafte Aeußerung von 
Geiten des Könige ‚erwiederte Klopſtock einſt, dat. e 





*) Klopſtock u. ſ. Freunde u. ſ. w. CH 4. S. Er 
*5) Ebendaſ. S. 865 u. f. 





435 


von deſſen huldreichen Geſimungen vÄrig Mberzeugt fey. 
So gönnen Gie mir wenigſtens das Vergnügen,” ents 
gegnete Friedrich, „ed Ihnen zu wiederholen 1” *) Wie 
ehe er den Sänger des Meffias zu ſchahen wußte, geht 
aud daraus hervor, daß bloß -auf Klopſtocks Wunſch, 
Bafedom nad Gorde *), und fpätethin auch Joh. 
Andr. Eramer nad Gopenhagen berufen ward. ***) 
Ein Plan Klopſtocks, Über den ſich der König mehrmals 
mit ihm beſprach, die Errichtung einer freien Druderei, 
um Schriftftellen von anerfanntem Werth die Koften der 
Öffentlichen Bekanntmachung zu erfparen, kam Teiter 
nicht zu Stande. ****) 

Im Herbft des 3. 1751 war Klopftod im Gefolge 
bes Königs wieder von Friedensburg nad Copenhagen 
zurückgekehrt. Den 49. December beffelben Jahres 
ftarb die Königin von Dänemark Luife. Klopſtock 
theilte bie allgemeine und gerechte Trauer bed Landes durch 
feine Ode an den König. +) „Bie war,” 





*) Cramer. %6. 5. ©. 12 uf 

**) %18 Prosemor d. Vhiloſorhie im I. 1755. Vergl. 5 
Verka: Wed algem. Iiterar, arttiiäeh Leriton 
„.goturg u. Eeivzig 1807. Erte Hätfte. ©. 84. 

AUS Förinf. Hoforehiger im I. 4784, ©. Richters 

eriton geiftl. Liederdichtee. Lewwzis 1804. 6. 42. 

”“) Gramer Ts 6-12 uf. 

mit) Gopenhagen 1752-4. verbeiert Hanwurs 1782. 4 5 
unter der Mebrefheift: Die Königin Luife in 
Mopfi. Werten. Bd. 1. ©. 89 1. f. (Bergl. Nadrih- 
ten von d. Zuftande der Wiſenſch in Dänemart. Bd. 1. 








hören müffen, und ich geftehe, faft I 
gung meines Herzens unterbrüdt, un 
zu vermeiden.” 

Im Frühiahr 1752 unternahm Fr 
um fi zu zerflreuen, eine Reiſe na 
Ktopftoct benugte diefe Gelegenheit, ı 
zurüdzufehren,, und den Gommer be 
gen **) die ihm durch bie reine Neigung 
üchkeit, die ſich in mehreren ihrer Brie 
mäßlig immer theurer geworden war. 
war nach und nach mehr in den Hinter 
zens getreten, und wer fich etwa über l 
ten des Dichterd wundern follte, der 
und bleibend oft ber exfte Jugendeindt 
einer fo lebhaften Empfänglichteit, wie 





©. 691. u. () Wider diefe Dde fa 
dänifhe Parodie heraus, mit | 
an den Birchof. (Cramer Th 
Eine aereimteumfhreibung 
Rionnodifhen Ddean dem! 
in d. Neueften aus d anmuth 
Reinsig 1762. ©. 776 — 82.) 

*) an Gieim d. 9. April 1757. Ro 
uf m %0.1. ©. 361 uf. 

**) Gramer 20. 5. ©. 548. 


137 


„Ich wußte e8 gegen das Ende bes vorigen Jahra 
1751) ganz gewiß,” fchrieb er aus Hamburg den 3. 
Zuly 1782 an Joh. Andre Cramer *), „baß id 
nein Clärchen **) liebte, und war feit dem December 
1751) nicht ganz ohne Hoffnung. Da fie indeß mit 
ehr vielem Rechte mir fehr ungewiß vorkam, fo war fie 
nit alen Schmerzen der Liebe, fogar bis einige Tage 
ach meiner Ankunft begleitet. — Aber wie glücklich 
in ih nun, wie ſehr glüdiih, und das fchon feit einem 
Monat! — 35 Tann Ihnen weiter nichts darüber 
agen. Die volle Freude hat eben fo wenig ihren ganzen 
tusdrud, als der volle Schmerz, — Ih muß Ihnen 
gen,” heißt es in einem Briefe an Gleim ***), „daß 
h unausſprechlich glücklich bin, daß ich die Feine Mol» 

r liebe, von ber ih Ihnen vor einem Jahre "einmal 

rieb, daß fie mich fo ſehr liebt, als fie geliebt wird, 

) ba fie das gelicbtefle unter allen geliebten Mãd⸗ 
iſt. > __ 

Bon Braunſchweiq, wohin Klopftod im July 1752 

ft war, fchrieb er an Meta: ****) „Du weißt e3, 





Riopfiod u. Sreunden. ſ. w. Th. I. S. 869. ©. 370. 
unter diefem ,„ aus Rihardfons Elarifia aebilteren 
men kömmt Meta öfters in Klopſtocks Bricten vor; 
H unterichreibe fie ſich in den ihrigen nicht felten auf 
e Seife. 
dlopſtock u. f. Freunde. Th. 1. &. 377 u: f. 
Vergl. Auswahl aus Klopftocks nachgelafienem Brief. 
ſel u. ſ. w. Leipzig 1821. TH 1. 6. 131 u. f. 


mich bisweilen kaum enthalten Tonnte, ihr indgeheim be: 
Namen zu geben, der mir der theuerfle auf ber Wirl 
if. Ich bin oft und lange bei ihr allein. geweien , um 
bab’ ihr viel von meines traurigen Geſchichte erzähle 
mäffen. — Wenn Sie gefehen hätten, wie fie mi 
zuhörte, wie fie mid bisweilen unterbrach, wie fl 
weinte — und wie fehr fie meine Freundin geworbei 
iſt! — Dieß Mädchen litt fo viel, und body war fi 
diejenige nicht, um berentwillen ich fo viel gelitten Gabe 
Was muß fie für ein Herz haben!” — 

„Ich fpeifte mit Hagedorn bei dee Moller, 
heißt ed in einem Briefe vom 24. May 1764. *) „& 
lieb und neu mir Hagedorn war, fo redete id doch nu 
wenig mit ihm. Gr felbft gab mir durch einige fein 
Winke hierin volllommen Reit, — Ich habe die Brief 
der kleinen Motler wieder durchlefen *); es iſt eiı 
füßes , füßes Mädchen. Ich habe bereits, vier Brief 
von ihr. Sie fchreibt fo natürlich, wie Babet. *** 
Wenn man fie fieht, und Briefe von ihr erhält, fo ſollt 
man eher Sulzern für unpartheiifch halten, als nid) 
glauben, daß das Mädchen außer dem Franzoſiſchen 


*) Alopſtock u. ſ. Freunde. Th. 1. S. 254. 
++) Ebendaſ. ©. 752. 


*) Eine geiftreiche fransöfifche Schriftſtellerin, (geſt. 1664 
befannt durch die Leitres de Boursault et Babel 
Paris 1739. 3 Vol, Sergl. Bouterweks Geſchicht 
d. Poeſie u. Beredſamkeit. Bd. 6. ©. 810, 


138 * 


Italiãniſchen und Engliſchen, auch nöd Sateinifh, oder 
wohl. gat Griechiſch könne.“ — 

Dieſer Antheil Klopftods an Meta ſcheint indeß, 
gleichzeitigen Briefen zufolge, damals noch mehr Freund⸗ 
ſchaft geweſen zu ſeyn, als eigentliche Liebe. Das An⸗ 
denken an Fanny war noch immer nicht erloſchen, und 
die von ihm ſelbſt ausgeſprochene Ueberzeugung: > IH 
weiß, daß fie mich nicht liebt” *), konnte ihn nicht zu 
einer-völligen- Refignation bewegen.: Gr: verfant vielmehr 
dadurch in eine tiefe Schwermuth. » Ich ziehe mich von 
allem Vergnügen. zurück, das mir zulädielt,,” ſchrieb er- 
unter andern an Schmidt **), „und das mich glüds 
Ndy machen koönnte, wenn ih Ihre Schwefternie gekannt 
und geliebt Yärte. Ich wähle bie. Einſamkeit, leſe im 
Young, und fhreibe Fanny's und meine Briefe in Ein 
Bud), um dasjenige auf Cinen Schauplag- zu-verfammeln,, 
woran mein Herz hängt. — Sie wiſſen, wie viel mir 
daran gelegen feyn-muß ***),. auf welche Art-, id; will 
nicht fagen, aus was für Gründen, fondern mit welcher 
Art zu denken, mich Fanmy fo unglücklich macht, als fie 
mich gemacht hat. Ih bin, Sie wiſſen es, fo wenig 
fügig, im’ geringſten ungerecht zu feyn; und daher bin 
ich, bei- aller: meiner. Traurigleit,. dennoch geneigter, 


*). Im einem Brieie an Stein vom’15: July 1781. Alode 
Rod. u. fi Gerimde. Th. 4. 6. 265. 


*) Kloptock- wu-(ı-Breundes 8 1: & 270 u. fi 
.. . ü 
) Etemafı ©: 297. 6. 0: — 


132 


Fanny zu vertheibigen, als anzuklagen. — Ich habe, 
bisher oft von ihr geträumt. Dann wein’ id in unb 
nah dem Traume. Uber was find bas für Zhränen 
von einer ganz befondern verflummenden Art! Gar kei⸗ 
nen Ruin von Hoffnung mehr, und doch Shränen. IE 
bin überzeugt, Sie können fich keine Verftellung davon 
machen. Fanny ganz verloren — ganz ! Es iſt ein 
entfegliher Gedanke. *) Ich würte Leinen Troſt has 


ben, könnte dieſer Gedanke die Oberhand bei mir bes 
halten.” 





) Was Klopftoc damals blos ahnte, ging fpäterhin wirktich 
in Erfüllung. Die durch ihn verherrlichte Sanııy reichte 
in 3.1763 dem Kanımerrathb Streuber in Eiſenach 
ihre Hand. — Noch in fpätern Jahren pflegte KAlopfſtock 
fih damit zu tröften, daß ihre Bruder an allen unfber, 
fteiglichen Hinderniffen Schuld geweſen fey, bie ihn Yon 
feiner Schwerter trennten. Denn ihm habe freitich ein 
Goldſtück mehr gegolten, al3 ein volfonmen gerımdeter 
Herameter. Dad Ganze beruhte indeh wohl gleich von 
Anfang nur auf einer fühen Eelbfttäufhung. Der Mile 
anfehnlich gewachſene, aud ſchon früh in feinem Men. 
ßerlichen ſich ſehr vernachlätfinende Klopſtock Fonnte wohl 
vurc feinen Dichterenthuſtasmus der Eitelkeit jener Holz 
gewachienen Jungfrau auf eine Zeitlang fchmeidheln, 
aber nicht ihe Herz gewinnen. — Ron fortwährenden 
Qweifeln Gefangen, ob fie wirklich je etwas für ihn em⸗ 
pfunden habe, fchrieb er fogar noch als Greis einmal 
an fie, ohne jedoch eine Antworr zu erhalten. & Bär. 
tiger’& Aufſatz: Klopſtock, im Sommer 1798. (in d- 
Zaichenbuche Minerva auf d. 3. 1814. S. 860 — 84.) 





133 


„Ich liebe fie noch immer,” heißt e8 in einem ans 
dern Briefe vom 30. Detober 1751 *), „und ich kann 
nit aufhören, fie zu lieben. — Ich träume jest von 
Fanny öfterer und länger, als jemals. . Sie ift immer 
hart, doch nicht ganz unfreundlich, und ich fehe fie doch, — 
Und -gleihwohl wünſch' ic mitunter, daß ich fie nie ge⸗ 
ſehn, nie ihren Namen hätte nenne hören, fo könnte 
doc mein Herz durch das große Glück der Liebe glüds 
lich werden, fo könnt' ich vielleicht eine Andere Lieben; 
aber das kann ich nun nicht.” — Daß er es gleichwohl 
konnte, lehrte fehr bald die Folge. 

Was Klopſtocks Aufenthalt in Copenhagen betrifft, ‘ 
fo brachte er den Winter in der Stadt zu, wo er in der 
Gotterftraße wohnte. Den Sommer darauf folgte er 
dem dänifhen Hofe nad) dem Luftfchloffe Friedens⸗ 
burg **). - | 

»Ich genieße hier,” heißt es in einem Briefe 
Klopflods vom 14. May 1751 ***), „alle Rube und 
Süßigkeit des Landlebens. Es ift eine Menge von präch⸗ 
tigen Luftfchlöffern über die Infel zerftreut. Der König 
bat fich das Eleinfte, aber das angenehmfte in Betracht 
der Lage, zu feiner Landluſt erwählt. Cr felbft hat nur 





*) Alopſtock u. ſ. Sreunde u. f. w. Th. 1. ©. 839 u. f. 


*) Gramer Th. 8. S. 12. Klopſtock. Eine Vorleſung 
von K. Morgenſtern. S. 22 u f. 


eee) Klopſtock u. ſ. Freunde u. fe m. TH. 1 ©. 239 — 


40. ©. 251. 


434 


‚Ein Zimmer für fi und ein kleines Aubienzzimmer, aber 
ringsumher Wald und hundert fi durchſchneidende 

im Walde, in welden fi das Auge verliert, — Ib 
babe mir fchon gewiffe. einfame Gange und Site seoähl, 
wo nur Wenige hinkommen.“ — 

„Moltke hab’ ich -neulih den ganzen fünften 
Gefang des Mefflas vorgelefen. — Er unterbrach 
mich oft, .und klagte fi denn immer felbfl.an‘, daß .er’s 
thäte; allein er Eonnte ſich nicht enthalten, ‚mir ‚au für 
gen, wie fehr .es ihm gefiele.” *) 

Ueber Bernftorff ſchrieb Klopſtock den 9, April 
41752 an Gleim: „Lieben Sie diefen großen Mannz er - 
verdient .es .in ber That, Welche Rechtſchaffenheit is 
alten feinen Handlungen! Welche Einfiht, ‚und welde 
Beicheidenheit bei dem Allen! — Gewöoͤhnlich -fpeif” 
ih die Woche einmal bei ihm, und bin öfters in feiner 
Bibliothek. — Er bat ſehr fchöne Ausgaben von den 
englifhen Dichtern, ‚und ich habe vor einigen Wochen, 
aus dem Young Engliſch zu lernen angefangen.” *) 

Durch Bernftorff und Moltke, vorzüglich 
durch den letztern, ‚erhielt Klopfto nicht felten Zutritt 
bei dem Konige, der oft mehrere Stunden lang mit ihm 
ſprach, und ihm ‚mehrfache Beweife feiner Achtung und 
Gnade gab. Auf eine fchmeihhelhafte Aeußerung von 
Seiten des Königs erwiederte Klopſtock einſt, daß er 





*) Klopſtock u. 1. Freunde m ſ. w. Th 4. .& 264 ach 
**5) Ebendaſ. S. 863 u. f. 





435 


von deſſen huldreichen Geſinnungen völlig Übergeugt fen. 
»&o gönnen Sie mir wenigſtens das Vergnugen,“ ont⸗ 
gegnete Friedrich, »ed Ihnen zu wiederholen I” *) Wie 
fehe er den Sänger des Meffias zu ſchaten wußte, gebt 
aud daraus hervor, bag bloß auf Klopſtocks Wunſch, 
Baſedow nah Sorde *), und fpäterhin auh Joh. 
Andr. Eramer nah Gopenhagen berufen ward. ***) 
Ein Plan Klopſtocks, Über den fi der König mehrmals 
mit ihm beſprach, die Errichtung einer freien Druderel, 
um Schriftftelleen von anerlanntem Werth die Koften ber 
Öffentlichen Befannsmachung zu erfparen, kam leider 
nit zu Stande. ****) 

Sm Herbſt des J. 1751 war Klopfſtock im Gefolge 
bes Königs wieder von Friedensburg nad) Kopenhagen 
zurückgekeyrt. Den 19. December deſſelben Jahres 
ftarb die Königin von Dänemark Luife. Klopftod 
theilte die allgemeine und gerechte Trauer bed Landes durch 
feine Obe an den König “r) „ie war,” 





*) Cramer Th 8, S. 12 u. f 

**) Als Proseffor d. Philoſorhie im I. 1755. Vergl. H. 
Vertſch: Neues allgem. literar. artiſtiſches Lexikon. 
Coburg u. Leipzig 1807. Erſte Hätfte. SG. 84. 

***) Als königl. Hofprediger im 3. 1764. ©. Nichtersd 
Lerikon geiſtl. Liederdichter. Leipzig 1804. G. 42. 

#08) Cramer. Ch.5 S. 12 uf. 

"8, Copenhagen 1752. 4. verbeſſert Hamburg 1762. 4; 
unter der Meberfchrift: Die Königin Luife in 
Kiopfi. Werfen. Bd. 1. S. 89 u f. ( Vergl. Nachrich- 
ten von d. Zuftande der Wiſſenſch. in Dänemark. Bd. 1. 


7 


136 


ſchreibt Klopfſtock *), eine fehr natürliche Folge von ber 
Liebenswürdigkeit der Königin und von der Betrübnij 
über ihren Tod. — Ich habe manden Tadel harkter 
hören müffen, und id geftebe, faft haͤtt' ich bie Mei 
gung meines ‚Herzens unterdrückt, um biefe Bonnärfe 
zu vermeiden.” 

Im Krühjahr 1762 unternahm Friedrich ber gänfte; 
um fi zu zerfireuen, eine Reife nad Holflein, und 
Klopſtock benugte diefe Gelegenheit, um nach Hambueg 
zurückzukehyren, und den Sommer bei Meta zuzubrins 
gen **) die ihm durch die reine Neigung und innige Bärk 
lichkeit, die fi) in mehreren ihrer Briefe ausſprach, alle 
mählig immer theurer geworden war. Fanny's MWilb 
war nad) und nach mehr in den Hintergrund feines Her⸗ 
zens getreten, und wer fich etwa Über bas lange Schwans 
ten des Dichter® wundern follte, der erwäge, wie tief 
und bleibend oft der erfte Zugendeindrud ift, zumal bei 
einer fo lebhaften Empfänglichkeit, wie fie Klopſtock beſaß. 





©. 691. u. f.) Wider diefe Ode kam kurz nachher eine 
dBänifhe Parodie Heraus, mir der Aurfchrifr:- Dde 
anden Biſchof. (Cramer Th.5. 6.387 uf.) — 
Eine gereimte umfhreibung der reimfreten 
Klopſtockiſchen Dde an den König finder man 
in d. Neueften aus d anmutbigen Gelehrſamkeit. 
Reivsig 1762. ©. 776 — 82.) 

“) An Gleim d. 9. April 1752. Klopfiodf u. ſ. Freunde 
u.f w. Th. 1. ©. 361 u. f. 

**) Gramer Th. 5. ©. 543. 





137 


3b wußte es gegen das Ende bes vorigen Jahre 
(1751) gang gewiß,” ſchrieb er aus Hamburg den 3. 
Zuly 1752 an Joh. Andre. Sramer *), » daß ich 
mein Glärchen **) liebte, und war feit dem December 
(1781) nicht gang ohne Hoffnung. Da fie Inden mit 
ſehr vielem Rechte mir fehr ungewiß vorkam, fo wac fle 
mit allen Schmerzen der Liebe, fogar bi6 einige Tage 
nad meiner Ankunft begleitet. — Uber wie gluͤckich 
bin ih nun, wie ſehr glüdiih, und das fhom felt einem 
Monat! — I Tann Ihnen weiter nihts darüber 
fagen. Die volle Freude hat eben fo wenig ihren ganzen 
Ausdrud, als der volle Schmerz. — Ih muß Ihnen 
fagen,” heißt es in einem Briefe an Bleim 9", „daß 
ich unausſprechlich glücklich bin, daß id die Heine Mol» 
ler liebe, von der ih Ihnen ver einem Jahre einmal 
ſchrieb, daß fie mich fo ſehr liebt, als fie geliebt wird, 
und daß fie das gelichtefte unter allen geliebten Mäd⸗ 
chen if.” — 

Bon Braunſchweiq, wohin Klopftod im July 1752 
gereift war, fhrieb er an Meta: *%*) „Du weißt es, 


*) Klopſtock n.f Sreunde u. ſ. w. Th. 1. 6.569. ©. 370. 

**) unter diefem , aus Rihardfond Elarifia aehilteren 
Namen kömmt Meta örters in Klopſtocks Bricren vor; 
‚ud unterſchreibet fie fih in den ihrigen nicht felten auf 
dieſe Weite. 

”**) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 1. S. 377 u: f. 

0%) Veral. Audwanl aus Klopſocks nachgelaſſenem Bricfe 
wechſel u. ſ. w. Leipzig 1824. Th 1. ©. 131 u. f. 


x 


L 


138 


wie mein:teben an beinem "Leben hängt; Torge.Ta ff 
das-deinige , wie eine Mutter für ihr erſtes einziges Kit 
forgt, für.einen erflen Sohn, den fie amausfpredhli 
liebt. — Berſprich mir das, fo verſprech' ich Di 
daß wir.einft,, wie Daphnis und Daphne ſterben wollen.- 
Ich ‚bin vorigen Abend bei Gärtner.gewefen. KM 
fegtteft mie kaum: fo viel hab’ ich won Die geſproch 
und an Di gedacht. Mit Ebert fprach ih viel, u 
das verdiente feine Entzüdung über unfere Liebe.” 
„Wenn Di nur nicht krank biſt!!“ Heißt es tn ein 
Briefe vom 2a. July, ebenfalls aus Wraunfiäweig ( 
ihrieben. *) „Welche tiefe Sorge für dein Leben! - 
Wenn Du wüßtelt,, wie ich bis zum Anbrud des Ta 
auf gewefen bin, wie ih um Dich geweint, wid id f 
Dich gebetet habe:! Die ganze unausfprechliche Liebe d 
fer durchwachten Naht will ich,, Sobald ich Di wieb 
fehe, Div ganz erzählen. — Wie kann id) es ausfprechei 
Wie fehr und wie ewig bin ich Dein! und biefe Hol 
biefe weitausfehende Empfindung, biefer Gedanke 
Ewigkeit, wie ohne Namen ift fie, und wie ſehr b 
felbft alsdann, wenn ich bei Dir bin, und fo viel fa; 
und fo viel verftanden werd. — Du aber Große 
Unausſprechlichſter, Namentlofefter unter allen bein 
namenlofen Wundern, Du, befien Allgegenwart bi 
um mid ber iſt, und vor dem id mein ſtilles, vol 
Auge bedede, laß die leben, die fchon oftmals ber S < 


+) Ehendaf. ©. 133 — 65. 





139 


halt meines Gedets war. Wie jauchzend «(doch kann 
ich dir jauchzen?) fo laß dich denn nur .bei deinem höch⸗ 
ſten und theuerſten Namen: Schoͤpfer glücklich Erſchaffe⸗ 
ner.! mit ber ganzen Seele ‚nennen, die Du mir gege⸗ 
ben ball! — — — ‚Meine Theure, ‚meine Einzige, 
ich würde ‚bier ‚nicht abbrechen, wenn mich nicht eine 
Sanfte, ‚fhauervolle Empfintung:hielte, jegt weiter nichts 
mit irgend -einem Erſchaffenen zu reden.“ 

»3h habe .oft.gefagt,” ‚heißt es in einem Briefe 
Meta's vom 24. July 1752 *), ich möchte wohl wiffen, 
wie einem .zu Muth wäre, bem eine große Freude ‚ans 
gekündigt würde; aber jegt weiß ih’. Er Tann auf 
in bem erſten Augenblide :nicht mehr -empfinden. Der 
Gedanke, daß Du mid) .liebft (und das ift im .eigentlichs 
ſten Verftande mein immerwährender Gedanke) macht 
mich fo fröhlich , daß alle Verdrießlichkeiten und alle Sors 
gen mir klein werben; .er macht deine Entfernung felbft 
mir erträglich. Ich hätte es nie gedacht, daß ich :bei beis 
ner Abmefenheit fo muthig und fo vergnügt feyn könnte. 
Kommt dieß alles daher, daß ich weiß, Du liebſt mich? 
— Es muß daher kommen. — Ich befinde. mich wohl. — 
Sieh, wie der Himmel beine Wünſche erhört. Aber ach ! 
Du .bift au) fo fehr werth, erhört zu werden. — Glaus 
be ja nicht,” ſchreibt Meta den 16. Auguſt 1752, **) 





*) S. bie Auswahl aus Klopſtocks machgelafienem Briefwech. 
ſel u. ſ. w. h. 4. G. 456 % f 
”*) Ebendaſ. & 138... f. 


» daß ich's Dir auch nur mit dem Teifeften Gedanken v 
rüde, daß du noch einige Tage bei deinen Eltern v 
deinen Freunden geblieben bifl. Dein Glärchen 
zwar ben Gedanken, daß fie Dich vieleicht Thon Morg 
oder Webermorgen wieber haben würde, fie bat bief 
Gedanken mit feiner ganzen Stärke gebachtz aber 
ſchmält doch nicht. Es find Deine Eltern, Deine Frei 
de, die Dich mir auf einige Tage nehmen, und es fi 
meine Eltern, meine Breunde, denen id Di; gönne. - 
Eben bin id; allein im Garten gegangen. Zwar nicht of 
Geſellſchafr, doch ohne mich darin zu mifhen. Ach! 
war ein fo ſchöner, flernvoller Himmel! Du weißt n 
niht, was das für eine Wirkung auf mich hat.” - 

„Komm, Klopſtock,“ heißt es in einem ambe 
Briefe, *) „komm, daß ih Did) umarme, Di Fr 
und Did) dann nicht wieder von meinen Lippen und a 
meinen Armen laffe. — Was hab’ ich für verbrießtid 
langweilige Tage gehabt! Richt, daß man mir etw 
zuwider gethan hätte, nein! das nicht; aber man Hf 
mie auch nichts zu gute — man fprad nidt von D 
Ich war in einer der fhönften Gegenden, aber was 5 
mirs, ic war nicht bei Dir, Ich war in folder Gef 
ſchaft, die man gute Gefellfchaft zu nennen pflegt; af 
— — O vie iſt doch Alles nichts ohne Di, und m 
bift Du mir doch fo fehr Alles! — Mir wird, un 
taufend Abwechfelungen, der Tag Fahre lang, und u 


*) Klopſtock u. fe Sreunde u. 1.10. Th. 2. ©. 8. 41.12.16 u 





Dir allein in Einem Zimmer, ohne bie geringfte Verände⸗ 
rung zu fuchen, ohne etwas weiter zu haben, als uns 
felbft, verginge er mir wie eine Stunde. — O Klops 
ſtock, wie glüdlicdy werden wir feyn, wenn wir uns [don 
Zahre gehabt haben, und nod kein Tag uns zu lang 
geworben iſt; wenn wir, zufrieden mit uns felbft, 
keine Abwechölung zur Vertreibung der langen Weile ges 
fuht Haben, und doch vergnägt find. — Schon in 
meinem breizehnten Zahre dachte ich ſebr ernfthaft dar⸗ 
auf, wie id mein Leben einrihten wollte, wenn ich ents 
weder unverheirathet bliebe, oder mich verheirathete, — 
In dem legten Falle Überlegt’ id, wie ich meinen Hauss 
fand einrihten, meine Kinder erziehen, und hauptfächs 
lih, wie id meinem Mann begegnen wollte. Schon 
damals macht' ic mir ungefähr fo ein Bilb von einem 
Manne , wie der Himmel ihn mir jegt gibt, und ba, 
fagt’ ich zu meinen Gefpielen, käm' es am meiften dar⸗ 
aufan, daß man feinem Manne mit einer gewilfen Sanfts 
muth begegne. — Man muß ihn zärtlich lieben, fag’ 
ich jetzt; das ift eben fo viel, ald das Obengeſagte.“ — 

„Wie glücklich bin ih,” heißt es in einem Briefe 
Elopſtocks vom 27. Auguft 1762 *) 5; „fie ift das befte 
unter allen Mädchen , die jemals gen Himmel gefehen 
haben. Sie ift meine Einzige. Mein, mein ift fie! 
ganz mein! — — O Du, ber Du au) hier fon 


141 





) S. dis Auswahl aus Klopflocks nachgelaſſenem Briefe 
wechſel u. fe w. Eh. 1: S. 189 u fe 


434 


‚Ein Zimmer für fi und ein kleines Audienzzimmer, aber 
ringsumher Wald und hundert ſich durchſchneidende 

im Walde, in welden ſich das Auge verliert, — I 
babe mir ſchon gewiffe.einfame Gänge und Sitze gewählt, 
wo nur Wenige hinlommen.” — 

„Maoltke hab’ ich ‚neulih ben ganzen fünften 
Gefang des Mefflas vorgelefen. — Er ‚unterbrad 
mich oft, .und Elagte fi denn immer ſelbſt an, daß ers 
thäte; allein er konnte ſich nicht enthalten, ‚mie ‚gu fan 
gen, wie fehr es ihm gefiele.” *) 

Ueber Bernftorff ſchrieb Klopſtock den 9, April 
4752 an Gleim: „Lieben Sie dieſen großen Mannz er 
verdient .es in ber That, Welche Rechtſchaffenheit im 
alten feinen Handlungen! Welche Einfiht, und welde 
Beiheidenheit bei dem Allen! — Gewoͤhnlich -fpeif” 
ih die Woche einmal bei ihm, und bin öfters in feiner 
Bibliothek. — Er hat ſehr fehöne Ausgaben von bei 
englifhen Dichtern, ‚und ich habe vor einigen Wochen, 
aus dem Young Engliſch zu lernen angefangen.” **) 

Durch Bernflorff und Moltte, vorzüglich 
durch den legtern, erhielt Klopftod nicht felten Zutritt 
bei dem Konige, der oft mehrere Stunden lang mir ihm 
ſprach, und ihm mehrfache Beweife feiner Achtung und 
Gnade gab. Auf eine fchmeichelhafte Aeußerung von 
Geiten bed Königs erwiederte ‚Klopftod einſt, daß er 





*) Klopſtock u. fe Freunde Ye fe w. ch 4 ©. 284 01 
**) Ebendaſ. €. 565.0: f. 





435 


von deſſen huldreichen Gefinnungen völlig Überzeugt ſey. 
» So gönnen Sie mir wenigſtens das Vergnügen,” ent⸗ 
gegnete Friedrich, sed Ihnen zu wiederholen!” *) Wie 
ſehr er den Sänger des Meſſias zu ſchaͤzen wußte, geht 
auch daraus hervor, daß bloß auf Klopfſtocks Wunſch, 
Baſedow nad Sorde *), und fpäterhin auh Joh. 
Andr. Eramer nad Copenhagen berufen warb. ***) 
Ein Plan Klopſtocks, Über den ſich der König mehrmals 
mit ihm beſprach, die Errichtung einer freien Druckerei, 
um Schriftftellern von anerfanntem Werth die Koften der 
Bffentlihen Bekanntmachung zu erfpaven, kam Yeiber 
nicht zu Stande, ****) 

Im Herbſt des 3. 1751 war Klopftod im Gefolge 
bes Königs wieder von Friedensburg nad) Copenhagen 
zuvückgekehrt. Den 49. December beffelben Jahres 
ftarb die Königin von Dänemark Luife. Klopftod 
theilte die allgemeine und gerechte Trauer des Landes durch 
feine Ode an ben König. ++) „Wie war,” 





*) Cramer. Th. 8 G. 42 u. . 

**) Als Proſeſſor d. Philoſophie im J. 4758. Vergl. H. 
Dertih: Neues allgem. literar. artiſtiſches Lexikon. 
Coburg n. Leipzig 1807. Erſte Hätfte. S. 84. 

***) Als königl. Hofprediger im J. 1764. ©. Richters 

VLerikon geiſtl. Liederdichter. Leipzig 1804. G. 42. 

ER) Cramer. Th.5 S. 12 uf. 

a8), Copenhagen 1762. 4. verbeſſert Hamburg 1762. 4 ; 
unter der teberichrift: Die Königin Luife in 
Klopſt. Werfen. Bd. 1. S. 89 u f. ( Vergl. Nachrich- 
ten von d. Zuftande der Wiſſenſch. in Dänemarf. Bd. 1- 


136 


ſchreibt Klopſtock *), eine fehr natürliche Folgr we, 
Liebenswürbdigkeit der Königin und von ber Bes 
über ihren Zod. — Ich habe manchen Tadel sul 
hören müffen, und ich geftehe, faft haͤtt' ih bie Wi 
gung meines ‚Herzens unterdrückt, um biefe Borwi 
zu vermeiden.” 

Im Keübjahr 1752 unternahm Friedrich ber Haft 
um fi zu zerflreuen, eine Reife nah Holflein, m 
Klopſtock benugte diefe Gelegenheit, um nah Hambu 
zurüdzufehren,, und den Sommer bei Meta zuzubrü 
gen **) die ihm durch die reine Neigung und innige Bäi 
lichkeit, die fi) in mehreren ihrer Briefe ausſprach, a 
mählig immer theurer geworben war. Fanny's Wi 
war nach und nach mehr in den Hintergrund feines He 
zens getreten, und wer fich etwa über bas lange Schwa 
ten des Dichter wundern follte, der erwäge, wie t 
und bleibend oft der erſte Zugendeindrud ift, zumal I 
einer fo lebhaften Empfänglichkeit, wie fie Klopſtock beſa 





©. 691. u. f.) Wider diefe Ode fam kurs nachher ei 
dBänifhe Parodie Heraus, mir der Aurfcheift: O 
anden Biſchof. (Cramer Th.8. 6.367 uf.) 
Eine gereimteumfhreibung der reimfret 
Klopſtockiſchen Ddean den König findet m 
in d. Neueſten aud d anmuthigen Gelehrſamke 
Reivsig 1762. ©. 776 — 82.) 

*) An Gleim d. 9. April 1752. Klopſtock u. 1. Freur 
u.f w. Th. 1. ©. 361 u. f. j 

**) Gramer Tb. 5. ©. 843. 


137 


„Ich wußte es gegen das Ende bes vorigen Jahrs 
(1751) ganz gewiß,” fehrieb er aus Hamburg den 3. 
July 1752 an Joh. Andr. Sramer *), »daßih 
mein Stärken **) liebte, und war feit dem December 
(1781) nicht ganz ohne Hoffnung. Da fie indeß mit 
fehr vielem Rechte mir fehr ungewiß vorkam, fo war fie 
mit allen Schmerzen der Liebe, fogar bid einige Zage 
nah meiner Ankunft begleitet. — Aber wie glücklich 
bin ih nun, wie fehr glücklich, und das ſchon feit einem 
Monat! — 3 Tann Ihnen weiter nichts darüber 
fagen. Die volle Freude hat eben fo wenig ihren ganzen 
Ausdruck, als der volle Schmerz, — Ich muß Ihnen 
fagen,,” heißt es in einem Briefe an Gleim ***), „daß 
th unausſprechlich glüdlich bin, daß ich die Eleine Mols 
ler liebe, von ber ich Ihnen vor einem Zahre "einmal 
ſchrieb, daß fie mich fo fehr.liebt, als fie geliebt wird, 
und daß fie das geliebtefle unter allen geliebten Mäbds 
chen iſt.“ — 

Bon Braunſchweiq, wohin Klopſtock im July 1752 
gereift war, fchrieb er an Meta: +) „Du weißt e3, 


2) Klopfod n.f. Greundeu. ſ. w. Th. 1. S. 369. ©. 370. 

**) unter diefem, aus Ridhardfond Clarifia aebilteren 
Namen kömmt Meta örters in Klopſtocks Bricien vor; 
‚and unserichreibe fie fih in den ihrigen nicht felten auf 
Y rieie Weite. 

”.*) Klopſtock u. ſ. Breunde Th. 4. ©. 377 u f. 

0) Bergl. Auswahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brief. 
wechſel u. ſ. w. Leipzig 1824. Th 3. G. 134 u 


138 


wie mein:teben an deinem Leben Pängtz Torge ja für 
das deinige, wie eine Mutter-für Ipe-erfiedseinziges Kind 
forgt, für.einen erflen Sohn, "den fie am 

liebt. — Berſprich mir das, ſo werfprech! id Di 
daß wir · einſt, wie Daphnis und Daphne fterben wollen. — 
Ich bin ‚vorigen Abend bei Gärtner gewefen. Du 
fehlteſt mie kaum: fo viel hab’ ich won Die gefproddes 
und an Dich gedacht. Mit Ebert ſprach ich viel, ved 
das verbiente feine Entzückung Über unfere Suche,” — 
„Wenn Du nur nicht krank biſt! Yeipt +6 in einem 
Briefe vom 2a. July, ebenfalls aus Braunſchweig gen 
Trieben. *) „Welche tiefe Sorge für dein Leben]. 
Wenn Du wüßteft, wie ih bis zum Anbruch des „agb 
auf gewefen bin, wie ih um Did; geweint, wid ih fie 
Did) gebetet Habe! Die ganze unausfpredilihe Eiche bien 
fer durchwachten Nacht will ich, Jobalb ich Did wich 
fehe, Die ganz erzäglen. — Bie ann ich es ausfpehent 
Wie ſehr und wie ewig bin id Dein! und dieſe heha 
biefe weitausfehende Empfindung, tiefer Gebante ber 
Gwigteit, wie ohne Namen ift fie, und wie ſehr Mel 
ſelbſt alsdann, wenn ich bei Dir bin, und Jo viel fage, 
und fo viel verfianden werde, — Du aber Sroher, 
unausſprechlichſter, Namenlofefter unter allen’ beinen 
namenlefen Wundern, Du, beffen Algegenwart: dich 
um mid her iſt, und vor dem ih mein flilles, 

Auge bedede, laß die leben, bie ſchon oftmals ber Im 





+) Ebendaf. 6.185 — 66. 





139 


halt meines ‚Gebets war. Wie :jauchzend ( doch Tann 
ich dir jauchzen?) fo laß dich denn nur ‚bei deinem höch⸗ 
ften und theuerfien Namen: Schöpfer glücklich Erfchaffes 
ner.! mit ber ganzen ‚Seele ‚nennen, die Du mir geges 
ben haſt! — — — Meine Theure, ‚meine ‚Einzige, 
ich würde hier ‚nicht abbrechen, wenn mich nicht eine 
fanfte, ſchauervolle Empfindung.hielte, ;jegt weiter nichts 
mit irgend -einem Evfchaffenen zu reden.“ 

Ich habe .oft.gefagt,” ‚heißt es in einem Briefe 
Meta's vom 24. Zuly 1752 *), ih möchte wohl wiffen, 
wie -einem zu Muth wäre, dem eine große Freude an⸗ 
gekündigt ‚würde; aber jegt weiß ich's. Er Tann aud 
in dem .esften Augenblide :nicht mehr empfinden. Der 
Gedanke, daß Du mid) liebſt (und das ift im.eigentlichs 
fien VBerftande mein immerwährender Gedanke) madıt 
mich fo fröhlich, daß alle Verdrießlichkeiten und alle Sor⸗ 
gen mir ‚ein werden; .er macht deine Entfernung felbft 
mir ‚erträglich. Ich hätte es nie gedacht, ‚daß ich bei dei⸗ 
ner Abmefenheit ſo muthig und fo vergnügt ſeyn könnte. 
Kommt dieß alles .daher, daß ich weiß, Du liebſt mich? 
— E83 muß daher. kommen. — Ich befinde mich wohl, — 
Sieh, wie der Himmel beine Wünſche erhört. Aber ach ! 
Du biſt auch) fo ſehr werth, .erhört zu werben. — Glaus 
be ja nicht,” fchreibt Meta den 16, Auguft 41752, **) 





*) ©, die Auswahl aus Klopftocks nachgelaffenem Briefvech- 
fl u. ſ. w. Tb: 4. ©. 156 u. fe 
**) Ebendaſ. ©. 138.0 fi 


140 


„daß ich's Die auch nur mit dem Veifeften GSedanken vor⸗ 
rüde, daß du nody einige Tage bei deinen Eltern und 
deinen Freunden geblieben biſt. Dein Glärchen hat 
zwar den Gedanken, daß fie Dich vielleicht ſchon Morgen 
oder Webermorgen wieder haben würde, fie hat biefen 
Gedanken mit feiner ganzen Stärke gedacht; aber fie 
ſchmält doch nit. Es find Deine Eltern, Deine Freun⸗ 
: de, die Di mir auf einige Tage nehmen, unb es find 
meine Eltern, meine Kreunde, denen ih Did gönne. — 
Eben bin ich allein im Garten gegangen. Zwar nicht ohne 
Gefellihafr, doch ohne mich darin zu mifhen. Ach! e# 
war ein fo ſchöner, fternvoller Himmel! Du weißt no 
nit, was das für eine Wirkung auf mich hat.” — 

»Komm, Klopſtock,“ beißt ed in einem anbern 
Briefe, ) „komm, daß ih Dich umarme, Di küſſe, 
und Dich dann nicht wieder von meinen Lippen und aus 
meinen Armen laſſe. — Was hab’ ich für verdrießliche, 
langweilige Zage gehabt! Richt, daß man mir etwas 
zuwider gethan hätte, nein! das nichts aber man thaf 
mir auch nichts zu gute — man fprad) nit von Dir, 
Ih war in einer der fhönften Gegenden, aber was half 
mirs, ih war nicht bei Dir. Ich war in folder Gefells 
ſchaft, die man gute Gefellfchaft zu nennen pflegt; aber 
— — Die ift doch Alles nichts ohne Di, und wie 
bift Du mir doch fo ſehr Alles! — Mir wird, unter 
taufend Abwechfelungen, ber Tag Jahre lang, und mit 


°) Klopſtock u. ſ. Freunde u. ſ. w. Th. 2. 6.8. 41.12.16 u. f. 


141 


Dir allein in Einem Zimmer, ohne bie geringfte Berändes 
sung zu ſuchen, ohne etwas weiter zu haben, als uns 
felbft, verginge ex mir wie eine Stunde, — DO Klops 
ſtock, wie glädtidh werben wir feyn, wenn wir uns ſchon 
Jahre gehabt haben, und noch Fein Zag uns zu lang 
geworben if; wenn wir, zufrieden mit uns felbft, 
eine Abwechslung zur Vertreibung ber langen Weile ges 
ſucht Haben, und doc vergnägt find. — Schon in 
meinem breizehnten Jahre dachte ich ſebr ernſthaft dars 
auf, wie ich mein Leben einrichten wollte, wenn ich ent⸗ 
weder unverheirathet bliebe, ober mic) verheirathete. — 
In dem legten Kalle überlegt’ ich, wie id; meinen Haus⸗ 
fand einriäten, meine Kinder erziehen, und hauptſäch⸗ 
lid, wie ih meinem Dann begegnen wollte. Schon 
damals macht' ich mir ungefähr fo ein Wild von einem 
Manne, wie der Himmel ihn mie jegt gibt, und da, 
ſagt' ich zu meinen Gefpielen, kaͤm es am meiften dars 
aufan, daß man feinem Manne mit einer gewiffen Sanfte 
muth begegne. — Man muß ihn zärtlich lieben, ſag' 
ich jetztz das ift eben fo viel, als das DObengefagte.”— 

»Wie glüdtid, bin id,” heißt es in einem Briefe 
Kiopftods vom 27. Auguft 1762 *) 5 „fie ift das befte 
unter allen Madchen, die jemals gen Himmel gefehen 
Haben. ie ift meine Einzige. Mein, mein ift fie! 
ganz mein! — — D Du, ber Du auch hier fchon 





*) 6. die Auiwabl and Rlophods nahgelafenem Briefe 
wesfel u. fe w. Tb. 1. & 159 u. fe 


442 


von Beſſern ber Namenloſe genannt wirft — weit tie 
ſoll ich Dich einft: in. deiner ,. uns db ann: nähern. Heuys 
lichkeit ſehn! — Alle Himmel find — Dein !: As fe 
machſt Du zu Glüdfeligen — der kommende Morgens 
ftern ift ein. [himmernder Punkt von: Div, und auch mie 
ift er klein gegen: die Unfterbliche.,. bie mi min. bie. erſte in 
deiner Schöpfung iſt, der ich es bin;” — 

Neben dieſen, in'der höchſten Begeifterung:gefühtker 
benen Worten niöge eine Stelle aus einem frühern Driefe 
Meta’ (vom 8. Auguft 1762)‘ ſtehen, welche beweiſt, 
wie. rein, ja wie kindlich und naiv ihre Liebe gu dem 
Sänger des Meffiad war. „Ic küſſe Di,” Heißt: eö 
dein. ®%),. » für alles, was: Du an’ Fanıy geſchrieben 
haft. — Ah Klopfiock, an biefe Zeit muß ich nicht 
denken. Mir kommen fehr oft die Shränen in die Augen, 
wenn ich denke, was Du alles ausgeftanden haben mußt. — 
Könnte ih Dir das doch wieber. belohnen! Jett kann 
ich. es. noch nicht, aber wenn ich: erft beine Frau bin, dann 
kann. ich es, und dann will ich es thun.” 

Diefer. Wunfch einer ehelichen: Verbindung: wurde 
gleihwohk durch aͤußere Umſtände vergögert,. ») and 
Klopſtock kehrte im Herbſt 1752 wieder nad Gopenhe⸗ 
gen zuräd.,, wo. er. das ganze folgende Jahr verliebte: 











‘ 


2) Alopſtock u. ſ. Freunde u. we TE: 2- S. 16-- Kim: 
ſtocks Biographie. Quedlinburg -1817..6. 30. 

”) Sramer. Th: 5 S. 845: 1. fi Rlopfied: Eine Vor. 
leſung von: Morgenſtern. Si 28. 


143 


‚ Man. Sann übrigens bie Zeit: feines Aufentfalts in’ Hans 
burg bie blägendfle und fruchtbarſte Periode für den 
Geiſt des. Dichters nennen, Ihr verdanken wir bie. treffs 
lichen Oden: germann umd Thusnelda, Fras 
gen, an- Young, und verzäglic: Me-entzäcenden Ges 
fönge an Eidli.— ) In Gopenhagen vermehrte 
ſich dei Kreis feiner Freunde, zu benem unter andern 
der berühmte Arzt Berger gehörte. Kuh Baſe⸗ 
dom am, wie früher gemelbet, im Sommer. 1753 
nad) Soroe.l Mlopftocks Bruber Auguſt, und ber ebens 
faus bereitd erwähnte. Kaufmann. Rabn, **) ber bie, 
ättefte Schwefter des Dichters geheirathet hatte, Liegen 
ſich in Eingbye, einen anderthalb: Meilen von Gopenhas 
gen, am einem Landſee gelegenen Meden: nieder; +) 
In diefe Zeit: fallen außer der Ode auf ben 
Rheinwein, und dem damals auch einzeln ges 
drudten Pfalm, **%) auch die drei (in. Profa :gefdjrien 





) Eammtlich im a Bdi-f Werts 


Einen Brief von ihm vons'16, Rovember 1786 an Alovs 
fiods Mutter finder'man in d.-Gceitt Mopfod'u. fe 
Greunde. €. 2. S. 1M ui fi- 


"Grauer... Th. 3. 6.845 u.f.— Kiopftod hat jenen: 
See durch feine fpäteru Oden: Der Eiötauf (1769) 
und Die Lunft Ziadis. (1767) verewist. 

sone) Gopenhagen 1758: 4. Hamburg 4765. 4, (Wergl: Nada 
zn von > ZUR. d. Wifenfh- in Dänemart. Bd. 

. w fe 





136 


fchreibt Klopſtock *), eine fehr natürliche Folge non ber 
Liebenswürdigkeit der Königin und von ber KBeträbnif 
über ihren Tod. — Ic habe manchen Tadel barliber 
hören müffen, und id geftebe, faft hätt’ ih bie Rebe 
gung meines ‚Herzens unterdrückt, um biefe Borioäcfe 
zu vermeiden.” 

Am Keühjahr 1752 unternahm Friedrich der Känfte; 
um fi zu zerflreuen, eine Reife nad Holftein, und 
Klopſtock benugte diefe Gelegenheit, um nad Hamburg 
zurüdzufehten , und den Sommer bei Meta zuzubrins 
gen **) die ihm durch die reine Neigung und innige Bärkt 
lichkeit, die fi in mehreren ihrer Briefe ausſprach, alle 
mählig immer theurer geworden war. Fanny's Bilb 
war nad und nach mehr in den Hintergrund feines Her⸗ 
zens getreten, umb wer fi) etiva Über das lange Schwans 
ten des Dichter® wundern follte, der erwäge, wie tief 
und bleibend oft der erfte Jugendeindrud ift, zumal bei 
einer fo lebhaften Empfänglichkeit, wie fie Klopſtock beſaß. 





:&. 691. u. f.) Wider dieſe Ode kam kurz nachher eine 
däniſche Parodie Heraus, mir der Aurfchrift: Ode 
anden Bifchof. (Cramer Th.s. 6.387 u. f.) — 
Eine gereimte umfhreibung der reimfreten 
Klopſtockiſchen Dde an den König findet man 
in d. Neueften aus d anmutbigen Gelehrſamkeit. 
Reivsig 1762. ©. 776 — 82.) 

*) An Steim d. 9. April 4752. Klopſtock u. f. Freunde 
u.f w. 8.1. 6. 561 u. f. 

**) Gramer Th. 5. ©. 543. 





» Ich mußte 88 gegen das Ende des vorigen Jahra 
(1754) ganz gewiß,” fchrieb er aus Hamburg den 3, 
Zuly 1752 an Joh. Andr. Gramer *), das ich 
mein Elärden **) liebte, und war feit dem December 
(1754) nicht ganz ohne Hoffnung. Da fie indeg mit 
fehr vielem Rechte mir ſehr ungewiß vorfam, fo war Te 
mit alen Schmerzen der Liebe, ſogar bi einige Tage 
nach meiner Ankunft begleitet. — Uber wie gtüctiche 
bin ih nun, wie ſehr glücklich, und das ſchon feit eineme 
Monat! — IA kann Ihnen weiter nichts Barüner— 
fagen.) Die volle Freude hat eben. fo wenig ihren ganzem 
Ausdruck, als der volle Schmerz. — Id mug Ihnen 
fagen ‚” heißt es in einem Btiefe an Gleim **), „baß 
id) unausſprechlich glücklich bin, daß ic) die kleine M o 1» 
ter iebe, vom ber id) Ihnen: dor einem Jahre einmal 
ſchrieb, daß fie mich fo ſehr llebt, ala fie gelicht wird, 
und daß fie das geliebtefte unter allen ‘geliebten Mäd⸗ 
den iſt. — 

Bon Braunfcweig , wohin Klopftod im July 1752 
gereift war, ſchrieb er an Meta: **) „Du weißt es⸗ 


>) Klovioe u. f Sreunde us {We Th. 4. 8.869, S. 570- 

**) unter biefem , aus Ridardfons Clarima aebiitetere 
Namien Fommt Meta öfters in Konflods Briefen vor > 
auch untericheeißt fie fich in den ihrigen nihr jeiren AUR 
) Diefe-Weiie. 

”**) Kiovfiod u. f. Freunde. Ch. 4. ©. 377 u. f. 

*%) Berat. Mıswanl aus Aovücs nacgelanenen Brit 
wechſel u. fr w. Leipsig 4824. Th. 1. ©. 134 1 fr 





ſchreibt Klopſtock), eine fehr natürliche Folge won ber 
Liebenswürdigteit der Königin und von ber WBetrübnif 
über ihren Tod. — Ich babe manden Tadel darüber 
hören müffen, und id geftehe, faft bärt ich bie Wels 
gung meines ‚Herzens unterbrüdt, um biefe Bonvärfe 
zu vermeiden.” 

Im Fruͤhjahr 1752 unternahm Friedrich ber Bönfte; 
um fi zu zerfireuen, eine Reife nad Holflein, und 
Klopſtock benugte diefe Gelegenheit, um nad. Hambwug 
zurüdzufehren, und den Sommer bei Meta zuzubrine 
gen **) die ihm durch die reine Neigung und innige Bär 
lichkeit, die fich in mehreren ihrer Briefe ausſprach, alle 
mählig immer theurer geworden war. Fanny's Milb 
war nach und nad) mehr in den Hintergrund feines Her⸗ 
zens getreten, und wer fi) etwa Über bad lange Schwan⸗ 
ten des Dichters wundern follte, der erwäge, wie tief 
und bleibend oft ber erfte Zugendeindrud ift, zumal bei 
einer fo lebhaften Empfänglichkeit,, wie fie Klopftod befaß. 








S. 591. u. f.) Wider diefe Ode Fam kurs nachher eine 
dBänifhe Parodie Heraus, mir der Aurfchrift: Dde 
an den Birhof. (Eramer Tp.8. 6.387 u. f.) — 
Eine gereimte umfhreibung ber veimfreten 
Klopſtockiſchen Dde an den König findet man 
ind. Neueften au d anmutbigen Gelebrfamteit, 
Leipzig 1762. ©. 776 — 82.) 

*2) An Gleim d. 9. April 1752. Klopſiock u. fe greunde 
u.f w. &h. 1. S. 361 u. f. 

**) Gramer Th. 5. ©. 543. 





137 


„Ich wußte es gegen das Ende des vorigen Jahre 
(1751) ganz gewiß,” ſchrieb er aus Hamburg den 3. 
Zuly 1782 an Joh. Andre. Cramer *), „daß id 
mein Clärchen **) liebte, und war feit bem December 
(1754) nicht gang ohne Hoffnung. Da fie indeß mit 
fehr vielem Rechte mir fehr ungewiß vorkam, fo war fie 
mit allen Schmerzen ber Liebe, fogar bis einige Tage 
nach meiner Ankunft begleitet, — Aber wie glücklich 
bin ih nun, wie ſehr glücklich, und das fchon feit einem 
Monat! — 3 Tann Ihnen weiter nichts darüber 
fagen. Die volle Freude hat eben fo wenig ihren ganzen 
Ausdrud, als der volle Schmerz. — Ich muß Ihnen 
ſagen,“ heißt es in einem Briefe an Gleim ***), „daß 
ich unausſprechlich glüdiih bin, daß ic) die Heine Mols 
ler liebe, von ber ich Ihnen ver einem Zahre "einmal 
ſchrieb, daß fie mich fo fehr.liebt, als fie geliebt wird, 
und day fie das gelicbtefle unter allen geliebten Mäbs 
chen iſt.“ — 

Bon Braunſchweiq, wohin Klopftod im July 1752 
gereift war, fchrieb er an Meta: ****) „Du weißt e3, 


>) Klopfioc u. f. Sreunde u. (.w. Th. 1. ©. 569. ©. 370. 

**) inter diefem , au Rihardfond Clariſſa aebitteren 
Namen kömmt Meran öfters in Klopſtocks Bricien vor; 
auch unserichreibt fie fich in den ihrigen nicht felten auf 
Diele Weite. 

”.*) Rlopfiod u. f. Sreunde Th. 1. €. 377 u: f. 

“.) Vergl. Auswahl aus Rlovfocd nachgelaſſenem Vricfe 
wechſel u. fe w. Leipzig 1828. TH 1. S. 131 u. f. 


138 


wie mein Leben an beinem Leben hängt s Torge. ja für 
das deinige, wie eine Mutter für ihr -erfleseinziges Kind 
forgt, für.einen erflen Sohn, den fie amausſprechlich 
liebt, — Berſprich mir das., fo verfpseh Ih Dir, 
bag wir.einft,, wie Daphnis und Daphne fierben wollen. — 
Sch bin vorigen Abend bei Gärtner-gewefen. SD 
fehtteft mie kaum: fo viel hab’ ich von Die geſprochen 
und an Dich gedacht. Mit Ebert ſprach ich viel, unb 
dad verdiente feine Entzüdung Über unfere Liebe.” — 
„Wenn Du nur nicht krank biſt!“ Heißt es in einem 
Briefe vom 2a. Zuly, ebenfalld aus Braunſchweig ges 
fhrieben. *) „Welche tiefe Sorge für dein Leben! — 
Wenn Du wüßteft, wie ‚ic bis zum Anbruch bes Tagt 
auf gewefen bin, wie ih um Dich geweint, wie ih für 
Dich gehetet habe:! Die ganze unausſprechliche Liebe bies 
fer durchwachten Nacht will ich, Sobald ih Did wiebens 
fehe, Dir ganz erzählen, — Wie kann id) es auöfprechen 3 
Wie fehr und wie ewig bin ih Dein! und diefe Hohe, 
biefe weitausfehende Empfindung, dieſer Gedanke der 
Ewigkeit, wie ohne Namen ift fie, und wie fehr bieß 
ſelbſt alddann, wenn ich bei Dir bin, und To viel fage, 
und fo viel verftanden werde — Du aber Großer, 
Unausſprechlichſter, Namenlofefter unter allen beinen 
namenlefen Wunbern, Du, beffen Allgegenwart dicht 
um mid ber ift, und vor dem ich mein flilled, volles 
Auge bedecke, laß die leben, die ſchon oftmals ber 3. 


+) Ehendaf. ©. 133 — 86. 





139 


halt meines Gedets war. Wie jauchzend (doch Tann 
ich dir jauchzen?) fo laß dich denn nur .bei deinem höch⸗ 
ften und theuerften Namen: Schöpfer glücklich Erfchaffes 
ner.! mit ber ganzen ‚Seele ‚nennen, die Du mir geges 
ben haſt! — — — Meine Zheure, ‚meine ‚Einzige, 
ic) würde ‚bier ‚nicht abbrechen, wenn mich nicht eine 
fanfte, ‚fhauervolle Empfindung:hielte, jetzt weiter. nichts 
mit irgend -einem Erſchaffenen zu reden. 

Ich habe oft geſagt,“ ‚heißt es in einem Briefe 
Meta's vom 24. July 1752 *), ich möchte wohl wiſſen, 
wie einem zu Muth wäre, dem eine große Freude an⸗ 
gekündigt würde; aber jegt weiß ich's. Er kann aud 
in dem erſten Augenblide :niht mehr empfinden. Der 
Gedanke, daß Du mid) .liebft (und das ift im .eigentlichs 
flen Berftande mein immerwährender Gedanke) macht 
mid) fo fröhlich, daß alle Berbrießlichkeiten und alle Sors 
gen mir klein werben; .er macht beine Entfernung felbft 
mix erträglich. Ich hätte es nie gedacht, daß ich bei dei⸗ 
ner Abmefenheit ſo muthig und fo vergnügt feyn könnte. 
Kommt dieß alles daher, daß ich weiß, Du liebft mich? 
— Es muß daher. kommen. — Ich befinde mich wohl, — 
Sieh, wie der Himmel beine Wünſche erhört. Aber ach ! 
Du biſt auch) fo fehr werth, -erhört zu werden. — Glaus 
be ja nit,” ſchreibt Meta den 16. Auguſt 1752, **) 





*) 6, bie Auswahl aus Klopftocks nachgelafienem Briefwech. 
ſel u. ſ. w. Th. 4. ©. 4156 % fe 
+) Ebendaſ. ©. 138.0: f: 


r 


daß ich's Die auch nur mit dem leiſeſten Sedanken vor⸗ 
rüde, daß du noch einige Tage bei deinen Eltern und 
deinen Freunden geblieben bifl. Dein Glärchen hat 
zwar den Gedanken, daß fie Dich vielleicht Thon Morgen 
oder Uebermorgen wieder haben würde, fie hat biefen 
Gedanken mit feiner ganzen Stärke gedachtz aber fie 
fhmält doch nicht. Es find Deine Eltern, Deine Freun⸗ 
- de, die Dich mir auf einige Tage nehmen, und es find 
meine Eitern, meine Sreunde, denen ih Dich gönne. — 
Eben bin ich allein im Garten gegangen. Zwar wicht ohne 
Geſellſchafr, doch ohne mich darin zu mifhen. Ach! e# 
war ein fo fhöner, fternvoller Himmel! Du weißt noch 
niht, was das für eine Wirkung auf mid hat.” — 

„Komm, Klopftod,” heißt es in einem andern 
Briefe, *) „komm, daß ih Did umarme, Dich küffe, 
und Di dann nicht wieder von meinen Eippen und aut 
meinen Armen laffe. — Was hab’ ich für verdrießlidhe, 
langweilige Zage gehabt! Richt, daß man mir etwas 
zuwider gethan hätte, nein! das nicht; aber man thaf 
mir auch nichts zu gute — man fprad nicht von Dir. 
Ich war in einer der ſchönſten Gegenden, aber was half 
mirs, ih war nicht bei Dir. Ich war in folder Geſell⸗ 
fhaft, die man gute Gefellfhaft zu nennen pflegts aber 
— — O vie ift doch Alles nichts ohne Di, und wie 
bift Du mir doch fo fehr Alles! — Mir wird, unter 
taufend Abwechjelungen, der Tag Jahre lang, und mit 


*) Klopſtock u, fe Sreunde u. 1.m. Th. 2. 6.8. 41.12.16 u.f. 





141 


Dir allein in Einem Zimmer, ohne bie geringfte Berändes 
rung zu fuchen, ohne etwas weiter zu haben, als uns 
felbft, verginge er mir wie eine Stunde. — O Klops 
ſtock, wie glüdlih werben wir feyn, wenn wir uns fchon 
Zahre gehabt Haben, und noch kein Tag uns zu lang 
geworben iſtz wenn wir, zufrieden mit uns felbft, 
keine Abwedhslung zur Vertreibung der langen Weile ges 
fuht haben, und doch vergnägt find. — Schon in 
meinem dreizehnten Jahre dachte ich fehr ernfthaft dar⸗ 
auf, wie ich mein Leben einrihten wollte, wenn ich ents 
weder unverheirathet bliebe , oder mich verheirathete, — 
In dem legten Falle überlegt’ ih, wie ich meinen Haus⸗ 
ftand einrichten, meine Kinder erziehen, und hauptfächs 
lid, wie ih meinem Mann begegnen wollte. Schon 
damals macht' ich mir ungefähr fo ein Wild von einem 
Manne, wie der Himmel ihn mir jest gibt, und ba, 
fagt’ ich zu meinen Gefpielen,, Täm’ es am meiften dar: 
aufan, dag man feinem Manne mit einer gewiffen Sanft- 
muth begegne. — Man muß ihn zärtlich lieben, fag’ 
ich jest; das ift eben fo viel, ald das Obengefagte.” — 

„Wie glücklich bin ih,” heißt es in einem Briefe 
Klopſtocks vom 27. Auguft 1762 *) ; „fie ift das befte 
unter allen Mädchen , die jemals gen Himmel geſehen 
haben. Sie ift meine Einzige. Mein, mein ift fie! 
ganz mein! — — O Du, der Du aud) hier ſchon 





”) S. die Auswahl aus Klopkocd nachgelaſſenem Brief: 
wechſel u. ſ. w. Ch. 1. ©, 159 u. f- 


4142 

von Beſſern ber Ramenlofe genannt wirft — mit ihr 
fol ich Dich einft in. deiner, uns bann nähern. Herr⸗ 
lichkeit fehnt — Alle Himmel: find — Dein! Alls ſie 
machſt Du’ zu Glüdfeligen — der kommende: Morgen⸗ 
ftern ift ein. ſchimmernder Punkt von: Die, und aud mie 
ift er klein gegen: die Unfterbliche.,. bie min bie erſte in 
deiner Schöpfung ift, der ich es. bin.” — — 

Neben-diefen, inderhöcdften Begeiſterung geſchrie⸗ 
benen Worten möge eine Stelle aus einem früheren Vriefe 
Meta's (vom 8. Auguft 1762) ſtehen, welche beweiſt, 
wie rein, ja wie kindlich und naiv ihre Liebe zu dem 
Sänger bes Meſſias war, „Ic küſſe Di,” heißt es 
verin. ®),. „für alles, was: Du an’ Fanny gefchrieben 
haft. — Ad Klopflock, an biefe Zeit muß ich nicht 
denen. Mir. kommen fehr ofb die Shränen in-bie Augen, 
wenn ich denke, was Du alles ausgeftanden haben mußt. — 
Könnte ih Dir das doch wieber. belohnen! Sept: kann 
ich es noch nicht, aber wenn ich erft beine Frau bin, dann 
kann. ich es, und dann will ich es thun.” 

Diefer. Wunſch einer ehelichen: Verbindung: warbde 
gleichwohl durch äußere. umftände verzögert, ») und 
Klopſtock Eehrte im Herbſt 1752 wieber nad Gopenhas 
gem: zurück, wo or das ganze folgende Jahr verliebte: 





! 


) Alopſtock u. ſ. Freunde u. ſ. w· TE: 2.- S. 24. Kldps 
ſtocks Biographie. Quedlinburg 1817. G. 30. 

”) Eramer. Te 5 ©: 845: u. f. Rlopftod: Eine Vor⸗ 
Iefung von: Morgenſtern. ©: 28. 





443 


‚ Dan. bann übrigens bie Zeit. feines Aufenthalts in Ham⸗ 
burg die blühendfle und fruchtbarſte Periode für den 
Geiſt des. Dichters nennen; Ihr verbanten wir bie. treffs 
lien Oden: Sermann und Thusſsnelda, Fras 
gen, an-Young, und vorzüglich die entzädenden Ges 
fänge an Eibli.— ) In Gopenhagen vermehrte 
fi der Kreis feiner Freunde, zu denem unter andern 
ber berühmte Arzt Berger gehörte. Kuh Baſe⸗ 
dow kam, wie früher gemeldet, im Sommer. 1753- 
nad Sorse.i Mlopſtocks Bruber Auguſt, und: ber eben⸗ 
falls bereits erwähnte. Kaufmann.Rahn, **) der die 
ältefte Schweſter des Dichters geheirathet hatte, ließen 
fih in Lingbye, einen anderthalb: Meilen von Eopenhas 
gen, an einenr Sandfee gelegenen Wleden. nieber, ***) 
In diefe Zeit: fallen außer dee Ode auf den 
Rhbeinwein, und bem:bamals auch einzeln ges 
brudten Pfalm, **%*) auch bie. drei (in. Profa geſchrie⸗ 





+) Eämmtlich im.1 Bdo. (. Werke. 


) Einen Brief von ihm vonr'46, November 1756 an Kiops 
fiods Mutter finder man in d. Schrift Klopſtock u. fs. 
Sreunde. ch. 2 ©. 181 u. fa⸗ 


e). Sranrer.. Ih. 53. G. 346 u. f. — Klopſtock hat jenen 
Ger durch feine ſpätern Oden: Der Eislauf (1764) 
und Be Kunſt Tialfs. (1267) verawigt.- 


220) Sopenhagen 1758: 4. Hamburg 1765: 4, (Bergl: Nach⸗ 
richten von: d. Zuſt. d. Wiſſenſch· in Dänemark. Bdo. 1. 
G. 9 Ue fe) 


ı44 


benen) Gebete eines Freigeiſtes, eines 
Ehriften und eines guten Königs. *) 

Diefe Gebete zeigen beutlih, wie durchdrungen ſei⸗ 
ne Seele damals von den Begenftänden war,. bie er 
befang, von ber unfterblichkeit, ber Erlbſung unb ber 
Betrachtung der hohen Würde eines wahrhaft guten Kb⸗ 
nigs. Der Dichter verfegt fi darin in die Gemüths⸗ 
fiimmung und Empfindung bes Freigeiſtes, wie er ans 
fange an der Unfterblichleit der Seele zweifelt, und 
fi glücklicher fühlt, nachdem er fpäterhin zur Weberzeus 
gung von ber Göttlichleit der chriftlidhen Religion und 
der Lehre von der Vorfehung gekommen ift. **) Auf ähns 
liche Weife ſtellt er fih lebhaft die Empfindungen eines 
fo friedliebenden und guten Monarchen vor, ald der von 
ibm befungene Sriebrid war. Es find Monologen biefer 
Gemüthsverfaffungen,, die niht nur durch ben kurzen ges 
drängten Ausdruck, fondern auch durch ben Stoff felbf 
und die Art der Behandlung viel von Youngs Geifte has 
ben. In einigen diefer Selbftgefprädhe findet man bafs 
felbe Gepräge wieder, das manchen Monologen in ber 
Meffiade aufgebrückt ift, ***) 


*) Hamburg 1758. 4. au in Eramer’s Klopfſtock. Ch. 5. 
S. 406 — 25 mit Anmerkungen abgedruckt. 

*9) Eine ähnliche Idee, wiewohl auf ganz verfchiebene 
Weiſe behandelt, liegt Schillers philofophie 
fben Briefen zum Grunde S. befin Werke. 
Gtuttg. u. Tübing. 1818. Ba, 4 €. 409. u. fi 

2°) Es verdient übrigend erwähnt zu werden , daß Klopftock 
dieſe Gebete abſichtlich für Sriedrich deu Sünften ſchrieb, 


145 


Die Trennung Klopftods von feiner geliebten Meta 
war beiden gleich fchwer geworden, Gin ununterbrocdhes 
ner Briefwechfel gewährte ihnen indeß einigen Erſatz das 
für. Er zeugt überall von der innigften, ſich ſelbſt 
aufopfernden Zärtlichkeit, doch zugleich von jener ädhten 
Neligiofität, die die Schickſale des Lebens einer höhern 
Vorſehung anheimftellt. 

Ich habe nicht geglaubt,“ ſchrieb Meta im Dctos 
bee 4752 *), „daß die Trennung fo ſchwer wäre. Was 
ift Leben ohne Did — was ift Leben mit Die! — 
Jetzt erinnert mich alled an die Stunden, welche nicht“ 
mehr mein find, da ich meinen beften geliebteften Freund, 
welcher mid) fo zärtlich liebt, hatte. — Sey Übrigens 
verfihert, daß ich fo rühig bin, als ich in deiner Abs 
wefenheit feyn kann. Ich bin auf immer bie Deine, Du 
tiebft mic) und id) erhalte mich fi Dich. Ich wollte, 
Du Lönnteft fehen, wie ich meine Thränen zurückhalte. 
Unfre gütigen Freunde bewachen mic; zärtlih, fie bes 
fireben fih, mir alles fo angenehm zu machen, als möge 
lich. Aber was ift das alles ohne Di!“ 

» Mit welchem Frieden der @eele,” fchreibt-Klop: 
ſtock *), den® ich von allen @eiten den Gedanken, daß 





um ihn vor den Abwegen religlöfer Zweifel au war« 
nen, auf die er damald zu geraten (diem. S. Era- 
mer. &b. 5. 6. 482. 
*) ©. die diutwahl and Klopſtocke nachselaſſenem Velet. 
wechfel u. fr 1. Tb. 1. ©. 142 w k 
j Ebendar. ©. 144 u fe 
10 


146 


Du mein bift und id) dein bin. O Meta, wie ganz bitt 
Du geſchaffen, mich glücklich zu machen, mich nah Die 
zu bilden? Kann hier größere Glückſeligkeit ſeyn? Doch 
was ift die größte irdiſche Glüdfeligkeit gegen die, welche 
wir in einem künftigen Zuſtand zu hoffen haben 2 «= . 

» Ich will durch Dich immer beſſer, immer heiliger 
werden,” heißt ed in einem Briefe Meta's ») 3 „welch 
ein Unterſchied von jegt und nur noch vor einem halben 
Jahre! Eh’ ih von Dir geliebt wurbe, fürchtete ich das 
Süd. Mir war bange, daß es mich von Gott gern 
fireuen möchte. Wie fehr irrte ih mid! Die Wider⸗ 
wärtigleiten führen zu Gott, das ift wahr, aber eine 
Glüdfeligkeit, wie die meine, kann mich nicht von Gate 
zerftreuen, oder ich müßte gar nicht fähig feyn, eine 
folhe Glückſeligkeit zu genießen, fie nähert mich ihm viel⸗ 
mehr. Die Rührung, der Dank, die Freude, alle Em⸗ 
pfindungen der Glädfeligleit machen meine Anbetung nad 
feuriger. * 

„ Seitdem Klopflod und ich und gefunden Haben,” 
ſchreibt Meta in einem Briefe vom 3. November 1768 
an Sleim**), »feitbem glaub? ich ganz gewiß, daß ſich 
alle die finden, die einander gehören. — Wie hätt 
id) damals, als ich Klopflod nur noch durch feinen Meſ⸗ 
fias und feine Oden und duch Giſeke kannte, unb 





*) ©. die Auswahl aus Klopſtocks nachgelafienem Belef- 
wehfel . 6 w- TH. 1. S. 146 u he . 


+4) Alopſtock u. ſ. Freunde u. ſ. w. 2 2. S. 22 u. 6. 


% 





147 


mir fo fehr ein Herz, wie das feinige wünfchte, wie 
hätt' ich denken können, daß daffelbe Herz das meine 
werben würde? Wie fehr waren wir nicht entfernt? Und 
den umfländen nad (denn ich wußte Klopftods ganze 
Geſchichte) noch bei weitem mehr, als den Orten nach I” 

„Ich bin Ihnen unendlich verbunden ‚“ heißt es in 
einem Briefe Meta’san Gleim vom 5. Septemb. 1753 *), 
„für die Ueberfendung des Klopſtockſchen Portraits. 
Welche Freude haben Sie mir damit gemacht! — Es 
hängt fo, daß ich es Überall in meinem Zimmer fehen 
kann. Zwar ift es dem Geſichte niht ganz ähnlich, 
womit mid Klopftod anzufehen pflegt, allein ich bin 
doch im Ganzen fehr damit zufrieden, — Ich ſchicke 
Shnen ‚“ ſchreibt fie den 9. März 1754 *), „eine Eos 
pie von Klopflods Portrait. Ich habe lange damit ges 
zögert, weil ich hoffte, noch einen beffern Maler zu fins 
ben. Ich bin nit fonderlih mit dieſer Copie zufries 
ten; indeß behalten Sie immer dad Recht, mein lieb⸗ 
fter Gleim, das erſte Gemälde mir abzufordern, fobald 
id) meinen Klopftod felbft Habe.“ — 

Die einfach innigen Gefühle eined reinen Herzens, 
die fi) in mehrern Stellen ber damaligen Briefe des 
Dichters ausſprechen, characterifiren auch bie Oden: 
Das Roſenband, an Sie, Ihr Schlummer, 
Furcht der Geliebten, Gegenwart der Abs 





®) Klopſtock U⸗ ſ. Freunde U⸗ ſ. ws To. 2. ©. 56, 
**) Ebendaſ. ©. 69 u. f. 


140 


„daß ich's Die auch nur mit dem leiſeſten Sedanken vor⸗ 
rüde, daß du noch einige Tage bei deinen Eltern und 
deinen Freunden geblieben bifl. Dein Gtäcchen' Yat 
zwar ben Gedanken, daß fie Did vielleicht Thon Morgen 
oder Mebermorgen wieder haben würde, fie bat biefen 
Gedanken mit feiner ganzen Stärke gedacht; aber fie 
ſchmält doch nicht. Es find Deine Eitern, Deine Freuns 
de, bie Di mir auf einige Tage nehmen, und es find 
meine Eltern, meine Breunde, denen id Di gönne. — 
Eben bin id; allein im Garten gegangen. Zwar nmicht ohne 
Geſellſchafr, doch ohne mic, darin zu mifhen. Ach! es 
war ein fo ſchöner, flernvoller Himmel! Du weißt no 
niht, was bas für eine Wirkung auf mich hat.” — 

„Komm, Kiopftod,” heißt ed in einem anbern 
Briefe, *) „komm, daß ih Di umarme, Dich Kilffe, 
und Di dann nicht wieder von meinen Lippen und auf 
meinen Armen lafie. — Was hab’ ich für verdrießliche, 
langweilige Zage gehabt! Nicht, daß man mir etwaß 
zuwider gethan hätte, nein! das nicht; aber man- thaf 
mir auch nichts zu gute — man fpradh niht von Die, 
Ich war in einer der fchönften Gegenden, aber was half 
mirs, ih war nicht bei Dir. Ich war in foldyer Befehle 
fhaft, die man gute Gefellfchaft zu nennen pflegt3 aber 
— — Dmie ift doch Alles nichts ohne Did, und wie 
bift Du mir dod fo fehr Alles! — Mir wird, unter 
taufend Abwechfelungen, der Tag Jahre lang, und mit 


*) Klopſtock u. fe Sreunde u. f.1m- TH. 2. 6.8. 41.12.16 





141 


Dir allein in Einem Zimmer, ohne die geringſte Beränbes 
rung zu fuchen, ohne etwas weiter zu haben, als uns 
felbft, verginge ee mir wie eine Stunde. — O Klops 
fto@, wie glüdlicdh werben wir feyn, wenn wir und fchon 
Zahre gehabt haben, und noch fein Zag uns zu lang 
geworben iſt; wenn wir, zufrieden mit uns felbft, 
keine Abwechslung zur Vertreibung ber langen Weile ges 
fucht haben, und doch vergnägt find. — Schon in 
meinem breizehbnten Jahre dachte ich fehr ernfthaft bars 
auf, wie ich mein Leben einrihten wollte, wenn ich ents 
weder unverbeirathet bliebe , ober mich verheirathete, — 
In dem legten Kalle überlegt’ ich, mie ich meinen Hauss 
fand einrichten, meine Kinder erziehen, und hauptfäche 
lich, wie ih meinem Dann begegnen wollte. Schon 
damals macht' ich mir ungefähr fo ein Bild von einem 
Manne, wie ber Himmel ihn mir jest gibt, und ba, 
fagt’ ich zu meinen Gefpielen, käm' es am meiften dars 
aufan, daß man feinem Manne mit einer gewiffen Sanfts 
muth begegne. — Man muß ihn zärtlich lieben, fag’ 
ich jetztz das ift eben fo viel, als das Obengeſagte.“ — 

„Wie glücklich bin ih,” heißt es in einem Briefe 
Klopſtocks vom 27. Auguſt 1762 *) ; „fie ift das befte 
unter allen Mädchen , die jemals gen Himmel gefehen 
haben. Sie ift meine Einzige. Mein, mein ift fie! 
ganz mein! — — O Du, der Du aud hier ſchon 





) S. die Auswahl aus Klopſtockt nachgelaſſenem Briefe 
wechſel u. ſ. w. co. 1. ©, 189 u. fo , 


2 

von Beffern ber Räamenlofe genannt wir — mit tyw 
fol ich: Dich einft: in. deiner, und dann: nähern. 
lichkeit fehn — Ale Himmel find — Dein! Aus fie 
mahft Du’ zu Glüdfeligen — ber kommende Morgen⸗ 
ftern ift ein. [himmernder Punkt von: Die, und aud min. 
ift er ktein gegen: die Unfterbliche.,. bie mi min bie. erſte in 
deiner Schöpfung ift, der ich es bin:” — 

Neben dieſen, in der höchſten Begeifterung:geflhckes 
benen Worten nuöge eine Stelle aus einem frühern Mriefe 
Meta's (vom 8. Auguft 1762)‘ ſtehen, welche beweiſt, 
wie rein, ja wie kindlich und naiv ihre Liebe zu dem 
Sänger des Meſſias war, „Ich küſſe Di, heißt es 
dein. ), „für alles, was: Du an’ Yanıy gefchrieben 
haſt. — Ad Klopſtock, an biefe Zeit muß ich nicht 
denken. Mir kommen fehr oft die Shränen in die Augen, 
wenn ich denke, was Du alles ausgeſtanden haben mußt. — 
Könnte ich Dir das doch wieder. belohnen! Jett kann 
ich es noch nicht, aber wenn ich: erfl beine Frau bin,. dann 
kann. ic) es, und dann will ich es thun.” 

Diefer. Wunfch einer ehelichen. Verbindung: wurbe 
gleihwohk durch äußere. umftände verzögert, ») und 
Klopſtock kehrtr im: Herbſt 1752 wieber nad) Soperhe⸗ 
gen zurück, wo. er das ganze folgende Jahr verledte: 





‘ 


®) Rlopkod: u. f Fremde u. we Th. 2. S. 14. Kim: 
ſtocks Biographie. Quedlinburg 1817... 30. 

*) Sramer. Th: 5 S. 845: u fi Alopſtock. Eine Vor. 
Iefung von. Morgenſtern. S 





443 


‚ Man. dann übrigens bie Zeit: feines Aufenthalts in Ham⸗ 
burg die blühendfle. und fruchtbarſte Periode für den 
Geift des Dichters nennen; Shrverbanten wir die treffs 
lichen Oden: Sermann und Thusnelda, Fras 
gen, an- Young, und: vorzüglich die. entzückenden Ges 
fänge an Eidli.— ) In Gopenhagen vermehrte 
fi ber: Kreis feiner Freunde, zu denem unter andern 
der berühmte Arzt Berger gehörte. Kuh Baſe⸗ 
dow kam, wie früher gemeldet, im Sommer 17583 
nad Soroe! Klopftods Bruder Auguſt, und der ebens 
falls bereitd erwähnte. Kaufmann.Rahn, **) ber die 
ältefte Schwefter des Dichters geheirathet Hatte, liegen 
fih in Lingbye, einen anderthalb Meilen von Copenha⸗ 
gen, an einem Landſee gelegenen Flecken nieber; ***) 
In diefe Zeit: fallen außer vr be auf ben 
Rheinwein, und dem damals auch einzeln ges 
brudten Pſalm, *%**) auch die. drei (in. Profa :gefchries- 





*) Eimmtlih im .4 Bd: ſ. Werke. 


**) Einen Brief von ibm von ‘16, November 1756 an Alops 
ſtocks Mutter finder man in d. Schrift Klopſtock u. fs 
Sreunde. TH. 2. & 181 u: f:- 


”#) Cramer. Ih. 3. S. 346 u. f. — Klopſtock hat jenen: 
See durch feine ſpäteru Oden: Der Eistauf (1764) 
und die Kunſt Tialfs. (1767) verewigt. 


*222) Sopenhagen 1758. 4. Hamburg 17685. 4. (Berg: Nach⸗ 
richten von: d. Zur. d. Wiſſenſch· in Dänemark. Bd. Les. 
©. 97 Us fe) 


ı44 


benen) Gebete eines Kreigeiftes, seines 
Chriften und eines guten Könige. *) 

Diefe Gebete zeigen beutlih, wie durchdrungen feis 
ne Seele damals von den Begenftänden war,. bie er 
befang, von ber unfterblichkeit, der Erlsſung und ber 
Betrachtung der hohen Würde eines wahrhaft guten Kb⸗ 
nigs. Der Dichter verfest fih darin in die Gemüths⸗ 
flimmung und Empfindung des Freigeiſtes, wie er ans 
fange an der Unfterblichkeit der Seele zweifelt, unb 
fich glücklicher fühlt, nachdem er fpäterbin zur Ueberzen⸗ 
gung von ber Göttlichkeit der chriftlidhen Religion und 
der Lehre von ber Vorfehung gekommen ift. **) Auf ähns 
liche Weife ftellt er fich lebhaft die Empfindungen eines 
fo friedliebenden und guten Monarchen vor, ald der von 
ihm befungene Friedrich war. Es find Monologen biefer 
Gemüthöverfaffungen,, die nicht nur durch den kurzen ges 
drängten Ausdruck, fondern auch durch den Stoff felbft 
und die Art der Behandlung viel von Youngs Geifte Has 
ben. In einigen dieſer Selbftgefpräche findet man bafs 
felbe Gepräge wieder, das manchen Monologen in der 
Meffiade aufgedrückt ift, ***) 


*) Hamburg 1768. 4. auch in Cramer’ Klopſtock. Kb. 5. 
S. 406 — 25 mit Anmerkungen abgedruckt. 

**) Eine ähnliche Idee, wiewohl auf ganz verſchiedene 
Weiſe behandelt, Liegt Schillers philofophte 
fhen Briefen jun Grunde G. befien Werke 
-Stuttg. u. Tübing. 1818. Bd, 4 €. 409. u. f. 

9**) Es verdient übrigens erwähnt au werben, daß Klopſtock 
dieſe Gebete abfichtlich für Zriedrich deu Sünften ſchrieb, 


145 


Die Trennung Klopſtocks von feiner geliebten Meta 
war beiden gleich ſchwer geworben, Gin ununterbroche— 
ner Briefwechfel gewährte ihnen indeß einigen Erfag das 
für. Gr zeugt überall von der innigften, ſich felbft 
aufopfernben Bärttichleit, doch zugleich von jener ächten 
Neligiofität, die die Schickſale des Lebens einer höhern 
Vorſehung anheimfteltt. 

Ich habe nicht geglaubt,“ ſchrieb Meta im Detos 
ber 1762 *), „daß die Trennung fo ſchwer wäre. Was 
ift Leben ohne Did — was ift Leben mit Dir! — 
Jetzt erinnert mich alles an die Stunden, welche nicht 
mehr mein find, da ich meinen beften geliebteften Freund, 
weicher mid) fo zärtlich liebt, hatte. — Sey Übrigens 
verfihert, daß id fo ruhig bin, als ich in deiner Abs 
wefenheit ſeyn fann. Ich bin auf immer bie Deine, Du 
liebſt mich und ich erhalte mid) für Di. Ich wollte, 
Du Eönnteft fehen, wie ich meine Thränen zurückhalte. 
Unfte gütigen Zreunde bewachen mic, zärtlih, fie bes 
fireben ſich, mir alles fo angenehm zu machen, ald möge 
ld. Aber was ift das alles ohne Did!“ 

„Mit welchem Frieden ber Seele ſchreibt Klop⸗ 
ſtoct **), den® ich von allen Seiten ben Gedanken, daß 


um ihm vor den Abwegen zellglöfer Zwelfel zu ware 
nen, auf die ex damald zu gerathen fhiem. S. Era« 
mer. Ch · 5. ©. 482. 

) ©. bie Nubwahl aus Kiopfods nachselaſſenem Briefe 
wech ſei u f- w. Ts · 8 242 v· f. 

) Ebendaſ. ©. 144 u fe 





10 


146 


Du mein bift und id) dein bin. O Meta, wie ganz bift 
Du gefchaffen, mich glücklich zu mahen, mih nad Die 
zu bilden? Kann hier größere Glückſeligkeit ſeyn? Doch 
was ift die größte irdiſche Glüdfeligkeit gegen die, welche 

wir in einem Eünftigen Zuftand zu hoffen haben 2 « 

»Ich will durch Did) immer beffer, immer heiliger 
werben,” heißt es in einem Briefe Meta’d *)5; „welch 
ein Unterfhied von jest und nur noch vor einem halben 
Sabre! Eh’ ich von Dir geliebt wurde, fürdhtete ich das 
Glück. Mir war bange, daß es mich von Gott zer⸗ 
fireuen möchte. Wie fehr irrte ih mich! Die Wider 
wärtigkeiten führen zu Gott, das ift wahr, aber eine 
Glückſeligkeit, wie die meine, Tann mid nidht von Gott 
zerſtreuen, ober ih müßte gar nicht fähig feyn, eine 
folhe Stüdfeligkeit zu genießen, fie nähert mich ihm viele 
mehr. Die Rührung, der Dank, bie Sreude, alle Eins 
pfindungen der Glüdfeligkeit machen meine Anbetung noch 
feuriger. * 

„Seitdem Klopftod und ich uns gefunden haben,” 
fhreibt Meta in einem Briefe vom 3. November 176% 
an Sleim**), »feitbem glaub? id ganz gewiß, daß fich. 
alle die finden, die einander gehören. — Wie hätr 
id) damals , als id) Klopflocd nur noch durd) feinen Meſ⸗ 
fias und feine Oden und duch Giſeke Eannte, und 


*) ©. die Auswahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brief. 
wechſel 1. ſ. m Ch. 1. ©. 146 u. f. - 


+4) Alopſtock u. fe Freunde u. ſ. w· The 2. ©. 22 0. fo 


147 


mie fo fehr ein Gerz, wie das feinige wünfdte, wie 
hatt' ich denken können, daß bdaffelbe Herz das meine 
werben würde? Wie fehr waren wir nicht entfernt? Und 
den umſtänden nad (denn ich wußte Klopſtocks ganze 
Gefchichte) noch bei weitemmehr, als den Drten nach!” 

Ich bin Ihnen unendlid) verbunden,“ Heißt es in 
einem Briefe Meto’san Gleim vom 5. Septemb. 1753 *), 
»für bie Ueberfendung des Kiopftockſchen Portraits, 
Welpe Freude haben Cie mie damit gemacht — Cs 
hängt fo, daß ich es Überall in meinem Zimmer fehen 
Tann. Zwar ift ed dem Gefihte nicht ganz ähnlich, 
womit mid Klopſtock anzufehen pflegt, allein ich bin 
doc) im Ganzen fehr damit zufrieden. — Ich ſchicke 
Ihnen ‚= fehreibt fie den 9. März 1754 *), „eine Gos 
pie von Kiopſtocks Portrait. Ich habe lange damit ges 
aögert, weil id) hoffte, noch einen beffern Maler zu fine 
den. Ich bin nicht ſonderlich mit dieſer Copie zufries 
benz; inbeß behalten Sie immer das Recht, mein lieb⸗ 
ſter Gleim, das erfte Gemälde mir abzuforbern, ſobaid 
id) meinen Kopftod ſelbſt Habe.“ — 

Die einfach innigen Gefühle eines reinen Herzens, 
die fi in mehrern Stellen der damaligen Briefe des 
Dichters ausfprehen, characteriſiren aud bie Oden: 
Das Rofenband, an Gie, Ihr Schlummer, 
Furcht der Geliebten, Gegenwart der Abs 








) Riovfod we f. Freunde u. ſ. w. Tb. 2. ©. 56, 
) Ebendal. S. 69 u. . 


148 


wefenden *), welde in der Zwiſchenzeit bis zu Klop⸗ 
ſtocks Verbindung mit Meta verftrihen. Dieſer Zeit⸗ 
punkt rückte ‚endlich heran. Im Frühling des 3. 1786 .. 
teifte er im Gefolge des Könige, ber fi abermals nad 
Holftein begab, nad) Hamburg. Bier wurde fie gang 
fein, bie er „fuchhet’ und fand. Am 10. Zuny 1764 
ward Meta fein Weib. **) Er reifte nit ihe nad Queb⸗ 
linburg, wo fein Bater fie mit dem treuherzigen Aue⸗ 
ruf: „Solch' eine lieb’ ih empfing. **) 

Daß der zartfühlende Dichter fich in dem Beft eis 
ner folhen, in jeder Hinfiht ihm entfprehenden Gattin 
glücklich fühlen würde, ließ fih mit Hecht .erwarten. 
„Mein Leben bi dahin war nur ein Traum,“ beißt.es 
in einer Gtelle feiner damaligen Briefe. Jetzt erſt, 
da Meta ganz mein ift, umfaß’ ich den Werth des its 
diſchen Lebens , und preife den Gott der Himmel, ber 
mir die Gefühle gab, in diefem wahren Leben ihn vere 
herrlichen zu dürfen. Die Glorie des irdifhen Daſeyns 
ift mir geworben, die Siegespalme ift in meiner Hand, 
ich finge Dir Jubellieder, Jehovah, Jehovah 1” — ****) 

Diefe glückliche Lage wurde durch ein hartnädiges 
Fieber geflört, das Klopflod zu Unfange des Zuly 1784 


— — 


*) Sämmtlich im 1 Bde. von Klopſtocks Werken. 

**) Werl, Cramer. Th. 3. S. 846 u. f. Klopſtock. Ei. 
ne Borlefung von K. Morgenflern. E 25. Klop. 
ſtocks Biographie. Quedlinburg 1817. ©. St, 

"+, Sramer. Th. 5. ©. 847. 

ER) Klopſtocks Biographie. Queblinburg 1817. ©. 81. 





befiel, und feine Abreife nach Dänemark verzögerte. *) 
Er erholte fi indeß nah) und nad), und Eehrte zu Ende 
Des Jahr 1754 in Begleitung Meta's nad) Copenhagen 
zurück. In diefe Zeit fällt Klopfieds Ode: Die Ges 
nefung. ®) 

Ueber die gegen Gottſched gerihtete Dunciade ***), 
deren Berfaffer Klopſtock niht kannte, fehrieb er: » Die 
Dunciade iſt endlich auch hier angelommen. Er n ft ****) 
hat mir geſchrieben, daß Leffing für den Verfaſſer 
gehalten würde. Ich glaube nit, daß er’s if. Sch 
hab’ eine ſtarke Vermuthung, daß der Verfaffer fich in 


DT — —— L 


149 


) Cramer. Th. 3. ©. 347. Vergl. Klopſtock u⸗ſ. 
Freunde. Th. 2. ©, 82 u. fe &, 68, 6,72. 


++) In Klopft. Werken: Bd. 4. ©. 121. 


”*) Untündigungeiner Dunciade f. die Deut: 
then. Frankf. us Leipzig 1755. 4. Wieland zeigte 
darin die Nothwendigkeit eines ſolchen Gedichts für tie 
Deutfhen, da Gottſched einen Neukirch oder fih 
ſelbſt für einen Horaz halte, kein Bedenken trage Opitz 
mit Hanke in eine Glafte su-werfenu fs w- Indeß war 
es Wieland mit dem Werke ſelbſt keineswegs Ernſt. 
„Eine Dunciade iſt von mir nicht zu erwarten, ſchrieb 
er an Zimmermannz ich müßte mich eine lange Zeit 
durch Zwangsmittel zu einem ſolchen Werk erſitzen, und 
ich finde nicht für gut, dergleichen Incentive zu brauchen.“ 
(S. €. M- Wieland, gefhildert von 3. © Gruber, 
Seipzig 1816. Th. 2. ©. 9o u. f. Auderwählte Briefe 
von C- M. Wieland. Zürich 1846. Bd 1, ©. 189.) 


) aAlopſtocks Bruder 


150 


der Schweiz befindet. *) Gramerfagt: baf wenn bez 
Held dee Dunciabe nur noch einige Empfindung Übrig 
hätte, ber nähfte Strid ihm ber befte feyn müßte, **) 

Zachariäꝰs beide Gedichte ***) erwarte ich nächſtens 
von Hamburg. Es iſt verdrießlich, daß wir die neuen 
Sachen bier fo fpät befommen. — 

Das große europäifhe Erdbeben ****) Kat hier, 
wie Sie leicht denken Eönnen, viel Eindruck gemacht. 
Doc) die Meiften betrachten es Hinfichtlich der [hlimmen Fol⸗ 
gen, die für den Handel daraus entftehen, währenb fie 
es doc) vielmehr ald ein überaus merkwürdiges Gericht 
des allmächtigen Regierers der Welt anfehen follten. 


4 


*) Die war wirklich der Sal. Wieland hielt fich in 
den Jahren 1762 — 1760 in der Schweiz auf, we ee 
bei Bodmern wohnte. Berg. €. M. Wieland, gefchlle 
dert von 3. G. Gruber. Th. 1. S. 52 u. f» 

**) Klopſtock u. f? Sreunde. Th. 2. ©. 87 u. f. 

”) Die Tageszeiten und die vier Stufen 
des weiblichen Alters, einzeln Roſtock 1754; 
danı in Zachariä's poetifhen , Schriften. Brauite 
ſchweig 1772. Th. 2. ©. 5 — 151. Vergl. (Kütke 
5 er’3) Eharactere deutfcher Profaiften. Berlin 1784« 

. 511. 

, Liſſabon ward am 4 November 1755 durch ein fürde 
terliche8 Erdbeben verwüfet, bei dem gegen 20,000 
Menſchen ibr Leben einbüßten, und von 24,000 Häu- 
fern zwei Drittel gänzlich zu Grunde gingen Man 
vergl. die. Schilderung, welhe Goethe (aud meinem 
Leben. Dichtung und Wahrheit: Ch. 4. SG. 60 m. fd 
davon gibt. 








151 


Da kein Sperling ohne unfres Vaters Willen vom Dache 
fäut, ff — — Diefer Gedanke hat mich oft und lange 
beſchäftigt. Es ift eine fürdhterlihe Warnung für Eu⸗ 
ropa. — Cramer hatd eine Predigt darüber gehalten, 
die mit einer andern auf Befehl bed Königs befonders 
gedrudt werben fol, — Sm neunten Gefange (de8 
Meffias) kommt ein Gleichniß von einer im Erdbeben 
verfammelten großen Stadt vor, Die Meiften werben 
denken, daß mic Liffabon zu dieſer Stelle veranlaßt 
hat. Sie ift indeß ein pair Monate früher gefchrieben. *) 

Klopſtocks Meſſias war bereits weit vorgerüdt, 
allein der Dichter fah fi einer neuen Auflage wegen 
in mehrere Unannehmlichleiten verfegt, bie ihm , feinen 
damaligen Briefen zufolge, das Geſchäft der Buchhändler 
fehe entwürdigten. „Wenn id) Ihnen fage,” fchrieb er 
aus Lingbye an Gleim **), „daß es jegt auf Buchhänds 
ler antömmt, ob id) die neuen Stüde des Meſſias frür 
ber oder fpäter herausgeben fol, fo werden Sie freilich 
lächeln, aber Sie werben fi) aud ein wenig ärgern. 
Sie habın vergangene DOftermefle (1753) Subfcriptionds 
nachrichten von mir erhalten. Das war der einzige Weg, 
wenn ich bier felbft eine Ausgabe machen wollte. Und 
ich hatte viel Urfache, die zu thun. Die Buchhändler, 
denen id) die Commiſſion für 10 Procent überließ, fchies 





*) Klopſtock u. ſ. Freunde. Tb. 2. ©. 88 u. f- 
*) Ebendaſ. ©. 51 u. f. Versi. Klopſtocks Biographie- 
Quedlinburg 1817. ©. St. 


152 


nen einen allgemeinen Bund gemacht zu haben, nichts 
für die Sache zu thun. — Bohn in Hamburg, ber 
die Hauptcommiffion hat, ift.von Jemand aus Frankfurt 
am Main fehr bei mir verktagt worden. — Ich fehe 
ein, daß ich den Bubfcriptionstermin noch etwas vers 
längern muß, Künftige Oftermeffe hoff’ ih indeh mit 
bem Drucke fertig werben ;u können, wenn ich [päteflene 
acht Zage vor Weihnachten die legten Nachrichten von 
der Zahl der Subfcribenten befomme. Vielleicht iſt es 
nöthig , dag Einige den umftand wilfen, daß das For⸗ 
mat noch größer, als die gedruckte Nachricht, und daß 
‚feine Zeile gebrochen wird. *) Einen Nachdruck ( ben 
ich noch bazu erlaubt habe, und ben ich wegen derjeni⸗ 
gen, die mi anlagen möchten, mit den Meffias 
etwa® gewinnen zu wollen, Hemmerde'n **) noth⸗ 
wendig erlauben mußte) — biefen Nahbrud muß ich 
offenbar befürchten. Ich muß daher einige Gewißheit 





*) Eine nee, verbeiferte Ausgabe des erſten Bandet des 
Merfiad der die erſten Gefänge enthält, erſchien zu 
Eoyenhagen 1755 auf Koften bed Kinind von PDäue 
mark, Sriedrichd ded Fünften, in groß Auart Im dieſer 
Geſtalt erfhien zugleich der siweite Band, welchem 1768 

\ der dritte folgte» fa daß biefe Ausgabe nicht vollenber- 
werben iff- - - 

**) Buchhändler in Batte- Er füste su der in feinem Ge 
lag erihienenen Ausgabe im 3. 1786 den zweiten Baud 
hinzu, ließ indeß den eriten blos neu drucker, ohne 
von den. Verbeſſerungen der Coponhasner Ausgabe Ge 
erauch zu machen- 





haben, ob ich bie Ausgabe, ohne dabei zu verlieren, 
machen kann.“ 

Diefe und andere Unannehmlichkeiten, von denen 
auch das glücklichſte Leben nicht frei ift, wurden durch 
die innere Ueberzeugung feines Dichterwerths, und na⸗ 
mentlich durch fein. häusliches Glück reichlich aufgewogen. 
Der Beſitz ſeiner innig geliebten Meta mußte ihm um 
jo erfreulicher ſeyn, da auch feine äußern Verhältniffe 
jetzt ſo ſorgenfrei geſtallt waren, daß ſein Genius durch 
die engen Mühen des Erdenlebens nicht gehemmt ward. 
Aber e8 bedurfte auch einer folhen Neigung, wie fie 
Meta für Klopftock fühlte, um den ſchmerzlichen Abfchied 
von allen ihren Freunden und Verwandten zu mildern. 

„Ihr Mädchen,“ Heißt ed in einem ihrer Briefe 
aus Copenhagen vom 17. October 1755 *), „die ihr 
glaubt, es fey fo etwas Leichtes, Euer Vaterland, 1095 
von ihr dad Gute kennt, wo.ihr Freunde und Verwandte 
habt, mit einem fremden Sande zu vertaufchhen, wovon 
ihr das Gute in Einem Jahr wenigftens nicht kennt, wo 
ihre eine Verwandte und Eeine Yreunde habt, und fie 
auch vermuthlidy nicht fo befommen werdet, wie ihr fie 
verlaffen habt — geht nit, geht niht, wenn ihr kei⸗ 
nen Klopftod habt! Aber biefer Einzige — doch id) 
brauche Dir hierüber nichts zu fagenz; Du weißt, daß 
id) das Eine, aber auch das Andere in feiner ganzen 
Stärke fühle.“ 


3 
*) S. die Auswahl aus Klopſtockt nachgelaſſenem Brief. 
wechſel u. f. w. Xh. 1. ©. 155. 


‘ 


153 


»Ich muß Die ein neues Wergnügen erzählen, 
Threibt Meta aus Eingbye ben 1. November 1765 * 


„welches bie Reihe meiner Leinen flillen Sreuben ve 
mehrt. Klopſtock, der fonft immer ſelbſt aufgefcheiche 
was er gearbeitet, fängt jest an, mir manchmal ver 
weife zu bictiren. **) Das ift mie nun eine. .fold 
Freude. — Klopſtocks erftes Manuſcript iſt immer m 
meiner Hand durchſchattirt, und ich kriege bie Ichbne 
Verſe noch eher zu ſehen. Freut Euch auf bei zweit 
Band des Meſſias — Abbabona kommt im neunte 
Gefange öfters wieder vor, — Db ih Klopftock au 
als Verfaffer des Meſſias befonders lieb habe? — 
Ah! von wie vielen Seiten hab’ ich ihn beſondert Lin 
Über auch hauptſächlich von diefer I Und wel eine Liel 
ift das! Wie rein, wie fanft und wie ehrfurchtsvoll F- 
Es ift mir äußerſt wichtig, daß Kiopflod den Meffia 
fchreibt. Nicht der Ehre, fondern des Nugens, -& 
Erbauung wegen. Gr arbeitet nie baran, daß ich mid 
unterbeß bete, Gott möge die Arbeit und Erbauung fey 
nen, und mein Klopſtock, der Beſte! ex arbeitet. imm 
mit Thränen in den Augen.“ 





*) S. Auswahl aus Klopſtocks nadgelafenem Verieſwech 
u. ſ. w. Th. 1. S. 155 u. 

*) Aus Scherz pflegte fich denn bisweilen: Elärche 
Kloyftocd, Herrn Friedrich Rıovkod 
Sekretär zu unterichreiben. Go unter andern in « 
nem Briere an Gleim (Quedlinburg db. 7. September 175 
Klopſtock u. ſ. Sreunde u. ſ. w. TH 2. &- ie 





155 


» Liebſte Mutter,“ Tchrieb Meta den 8. May 1756, 
„wie könnte ich's laffen, nicht noch zu ſchreiben, ob es 
gleich fo nahe ift, daß ih mich im Ihre mütterliche Ars 
me werfen, und mit der inbrünftigften Liebe einer Toch⸗ 
ter um Ihren Gegen fliehen werde. — Uebermorgen 
verreifen wir, es ift fchon alled eingepadt, und ich bin 
völlig reifefertig.* *) 

Dieß bezieht: ſich auf eine Reife, welde Klopſtock 
mit feiner Gattin im I. 1756 nad) Hamburg unters 
nahm. Sie begaben fi) den 14. May früh Morgens 
an Bord einer Jacht, und fegelten um vier Uhr Nach⸗ 
mittags von ber Sopenhagner Rhede ab. „ Wir haben 
ſchönes. Sommerwetter,” heißt ed in einem Briefe 
Kiopftodd vom 11.May. **) „Dreizehn Schiffe fegeln 
vor und, deren zwei dit am Horizonte find. Meine 
Meta befindet fich noch inmmer gut: Sie will mir indeß 
doch nicht fo recht verfprehen, wenn ber Wind ftärker 
wird, eine ſolche Heldin zu bleiben.” — 

„Als ich diefen Morgen gegen fieben Uhr die Ca⸗ 
jütenthär aufmachte, ” ſchreibt Klopſtock d. 13. May, ***) 
„war mein erfter Anbli die Anhöhe von Mön, der 
fogenannte Kreidenberg. Dank fey Bott, der uns bißs 
ber eine fo gute Reife gegeben hat, ” 





*) S. Auswahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Briefweche 
fel u. f. w. Th. 1. G. 157. . 

**) Klopſtock u. ſ. Freunde u. fe we Th .2 S. 94. 

**+*) Ebendaſ. E96. 


156 


„Heute früh, (d. 14. May) fahen wir bie Gpige 
von Burg Femern. *) Yest find wir gerade gegenäber. 
Wir fegeln mit gutem Winde fo fhön, daß ich von heu⸗ 
te früh an auf dem Verdeck geweſen bin.” 

»Dant fey dem Herrn der Wellen und Winter” 
fhrieb Klopftod an bemfelben Tage, Mittags um zwei 
Uhr, „wir find nur noch eine Meile von Travemünde. — 
Der Wind wurde ein paar Stunden recht ernſthaft. — 
Die Schiffer entjchloffen fih daher, von: fünf Segeln 
drei herunter zu nehmen, wodurch wir zwar etwas 
langfamer , doch. beffer fortkamen.“ **) 

„Ich will endlich,” heißt es im einem Briefe Klop⸗ 
ſtocks aus Hamburg vom 20. Juny 17686 an feine El⸗ 
tern **), „einen Brief an Sie anfangen. : Es Haben 
mich viele, oft angenehme Zerfireuungen davon abges 
halten, Aber felbft die angenehmen find oft von- ber 
Vorftellung unterbrochen worden, daß id Sie, die ih 
fo fehr liebe, dießmal nicht fehn kann. — Mein Leben 
ift ruhig, oft glüdfelig — allein. es ift doch immer nur 
diefe Welt, in welcher ih bin, Wie viel fehlt mir 
nicht jest, da-idy- Sie nit fehen kann! Doch Dank fey 
unferm Gott, dev Sie, mein innig geliebter Water, 
wicber hat gefund werden laffer.” In einem fpätern 
Briefe vom 8. November 1766 äußert ber Dichter indeß 





*) Klopſtock u. f. Freunde. Th. 2. &. 9 
**) Ebenda?. ©. 101. 
+) Ebendaſ. 6.102 1. fi- 


157 


lebhafte Beforgniffe Über den ſich verfhlimmernden Krank⸗ 
‚heitözuftand feines Waters. - „Unfer Bott erhalte Sie 
mic noch, heißt es darin ) 3 denn es geht mir buch 
die Seele, wenn id) denke, daß ich Sie in biefer Welt 
nit wieder fehen folte. — Ih wi mid von dem 
Gedanten der Gefahr, in der Sie find, losreißen. Ich 
will es Bott Überlaffen. Ah! was wäre biefes Leben, 
wenn jenes niht wäre. Er, ber größte Angebetete, 
wird es nach feiner Weisheit und Liebe machen! 

Leider traf ben Dichter, ber im September 4766 
wieder nad) Copenhagen zurüdgereift war, einige Mo⸗ 
nate fpäter, im November der Schmerz, feinen theuren 
Vater zu verlieren. Diefe Nachricht erſchütterte fein 
zartfühlendes ‚Herz tief. »Unfer Gott hat e8 fo gewollt,” 
ſchrieb er an feine Mutter den 16. November 1766. 
„Sein Name fey gelobt, daß er unferm Vater ein fo 
fhönos Ende gegeben Hat! Cr ift nun viel glüdticher, 
ale wir! — Gewiß erinnerte er ſich feiner abwefenden 
Kinder, die ihn fo fehe geliebt haben und nod) liebenz 
auf welche Art, mit welhen Worten that er das? Ich 
Hoffe zu Gott, daß wir fo leben werben, baß der Ges 
‚gen feines Gebets auf uns ruhen wird, — Mein Schmerz 
ift zwar durch bie Gnade Gottes ruhig, aber er wird 
Tange bauern. Ich hab’ ihm fehr, fehr geliebt, « **) 





*) Ebendaſ· ©. 122 u. f. 


) Rlopftod u. f- Freunde n.f- w. Ch. 2. ©.127 ©. 129. 
Versi. Alopſtockt Bingrapfie. Quedlinburg 1817. ©. 62- 


158 

Des Dichters Faſſung erhellt gleigwohl aus einem ' 
Briefe Meta’d vom 13. November 1766. *) „ Kiope 
flo, heißt e8 darin, „betrübt ih wie ein Mann 
und wie ein Chriſt. Stille Thränen, Yen Himmel ger 
ſchlagene Augen und gefaltete Hände, das ift feine Mer 
trübniß. Das Erfte nad) der langen Stile waren bie 
Worte: Ich habe Dich noch! und darauf umarmte ee 
mich mit vieler Inbrunſt.“ 

Noch immer hab’ ich einen Schmerz Über den zo 
meines innig geliebten Waters empfunden,“ ſchreibt 
Kiopftod in einem fpätern Briefe an feine Mütter, vom 
25. December 1756 **), „» Gott hat mir zwar auch Die 
Gnade gegeben, daß ich ihm für feinen ruhigen Tod ges 
dankt habe; aber eine fanfte Traurigkeit darüber ift doch 
bisher noch ſehr oft bei mir wiedergelommen. — Ihre 
umjtändlihe Beſchreibung feines Todes hat mich fehr ges 
rührt. Ich weiß nicht, ob ich: es würbe ausgehalten 
haben, wenn ich bei feinem Ende zugegen gewefen wäre; 
allein wenn ich bei ihm hätte bleiben Tönnen, fo würd" 
ich dadurch viel gelernt ‚haben. — Wie fehr wänfchte 
ich, beißt ed am Schluffe diefes Briefe, daß ed Mir 
möglih wäre, zur Erziehung meiner Gefhwifter etwas 
beizutragen, allein ich bin felbft in eingefheäntten uns 
ſtänden. 


*) ©. Auswahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brieftved« 
(el u. f w. Th. 1. 6. 163. 

**) Alopſtock u. f. Sreunde u.f. m. Ch. 2. ©. 188. u. f. 
Vergl. Klopſtocks Biographie, Auebiinb- 1817. 6.82 m. f. 





159 


Aber ein noch härterer Verluſt ftand dem durch ben 
Tod feines Baters tief gebeugten Dichter bevor. Schon 
4758 traf ihn das harte Loos, feine innig geliebte Meta 
durch den Tod zu verlieren, nachdem er nicht viel Über 
vier Jahre an ihrer Seite das ſchönſte Glück des Lebens 
genoffen hatte. *) 

»„Ich bin,“ heißt e8 in einem Briefe Meta’s aus 
Hamburg d. 26. Auguft 1768, drei Monate vor ihrem 
Tode gefchrieben, **) » Dank fey es Gott, in der vollen 
Hoffnung, im November Mutter zu werben. Die klei⸗ 
nen Zerſtreuungen für mein Kind — und wie theuer 
find mir diefe! Haben mir fo viel Zeit weggenommen, 
bag ich Ihren Brief nicht beantworten, noch Ihnen bie 
verfprohenen Scenen aus dem Meſſias geben Tonnte, 
Dieß ift auch die Urfahe, warum wir jest in Hamburg 
find, da wir fonft in Copenhagen wohnen. — Unfer 
Aufenthalt Hier ift bloß ein Beſuch bei meiner Familie. 





*) Klopſtock. Eine Vorlefung von S. Morgenfiern. Dora 
Hat 4807. 5. 235. — Klopſtock als Menſch und Dicke 
ter- Raumburg 1824. ©. 41. 

+) An Samuel Richardſon (geb. au Derby 1689, 
seft- 1761) den Verfaffer der clafiihen Romane: Pan 
mela, Elariffa und Grandifon. Wera. 2. 
Wachler's Handbuch d. Geld. d. Literatur. Bd. 8. 
©. 250. Meta's Briefwechfel mit Richardſon finder man 
ind. Auswahtaus Klopfiokdsnadgelaffe- 
nem Briefwedfel. Th. 1. ©. 208 — 84, wo 
auch die engliſchen Originalbricfe dieſes Schriftſtellers 

S. 350 — 65 abgedruckt worden ſind⸗ 


160 


Da ich jest nit reifen Tann, und mein Mann gend» 
thigt war, eine Reife na) Copenhagen zu machen, fo 
ift dieß eine Wolfe Über meine Glückſeligkeit. — Wir 
ſchreiben uns mit jeder Poſt, aber was find Briefe in 
Vergleich mit ber Gegenwart. — Unb doch Tann id 
Ihnen nicht fagen, wie froh ih bin! — Gin Sohn 
von Klopftodi o wann werd’ ih ihn Haben! — Ich 
habe oft bemerkt, daß große Genien Tleine Genien zeu⸗ 
gen — felten Kinder haben, oder ſchlechte Söhne, 
aber Tieblihe Töchter, wie Sie und Milton. Doch Toch⸗ 
ter oder Sohn, nur mit einem guten Hergen, auch ob 
ne Genie — ich will ihn doch zärtlich lieben! — Wenn 
ich meinen Mann und mein Kind habe, will ih Ihnen 
mehr fehreiben, falls Gott mir Leben-und Geſundheit 
verleiht. — 


Leider war dieß nicht der Kal, Sie flarb ben. 28. 
November 1758 an den Folgen einer ſchweren Entbin⸗ 
dung. Meta's Gebeine ruhen auf dem unweit ber Elbe 
gelegenen Dorflichhofe zu Ottenfen bon-einer Linde 
umfchattet. *) Zwei Garben neigen fi dort ber eis 
nen Stein von weißem Marmor, Meta’s Grabftein be: 
zeichnete Klopſtock mit folgender Snfhrift: 


*) Vergl. Klopſtocks Werte Bd. XL &. M. AÆlopſtock. 
Eine Vorlefung von 8. Morgenfern. Dorpat 1807. 
©, 25. Klopſtocks Biographie. Auedlind. 1847. ©. 56. 
Klopſtock als Menich u. Dichter. Raumb. 1824. S 42. 


161 


Saat von. Gott gesäet dem Tage der Garben 
zu reifen, 
Margaretha Klopstock 
 Erwartet da’wo der Tod nicht ist 
Ihren Freund ihren Geliebten ihren Mann 
Den sie so sehr liebt 
Und von dem sie so sehr geliebt wird 
Aber aus diesem Grabe 
Wollen wir mit einander auferstehn 
Du mein Klopstock und ich 
Und unser Sohn 
Den ich dir nicht gebären konnte 
Betet den an der auch gestorben begraben 
und auferstanden ist. *) 





Sie ward geboren den 16. März 1728. 
Verheirathet den 10. Juny 1754. 
Und starb den 28. November 1758. 
Ihr Sohn schlummert in ihrem Arme. 





) Die beiden lehten Zeilen fehlen nun in der Edrift: 
Kloytod. Cine Vorlefıng von Morgenftern. Dor. 
vat 1807. ©. 25; doc findet man fie in Meta’s hinter« 
iaſenen Schriſten (Kiopnodd Werte. Bd. XI. &. 96.) 
und in allen andern Gchriiten, welche Nachrichten von 
deb Dichters Leben enthalten ; fo in deſten Biographie. 
Quedlinburg 1817. S. 860; in Klopſtocks Gedähtnißieier 
von 3. I. 2. Meyer, Hamburg 1805; wie aud) in 
defien Dartellungen aus Norddeutfchland. Ebendaf- 1816. 
©. 122. 

11 


Klopftod war zu tief bewegt, um Meta’d x 
befingen. *) Der größte Schmerz hat keine Worte 
keine Thränen. „Ich habe ” fagt er in der Einlei 
zu ihren Hinterlaffenen Schriften ), 
welche er feiner Meta ein bleibendes Denkmal ftif 
„diejenige duch den Zod verloren, die mich durch 
Liebe fo glücklich machte, als fie Durch die meinige wa 
Wie viel verliere ich in jedem Betraht an ihr! Wie 
fig ausgebildet war ihr Geſchmack, und von welder 
haften Feinheit ihre Empfindung! Gie bemerkte 
fogleih bis auf die Eleinfte Wendung des Gebanl 
Ich durfte fie nur, wenn ih ihr einige Verſe vor 
dabei anfehn, fo konnt' ich jede Sylbe, die gefiel 


) Ein Gedicht von Treſcho bei Meta's Tode fintet 
in dem Almanach d. deutfh- Mufen 1770. ©.‘ 
ein andered in d. Auswahl aus Klopſtocks nachgel. B 
wechſel u. f. w. Th. 2. ©. 82. 

**) Hamburg 1769. 8. auch in Klopſtocks Werfen. Bd. 
©. 7 u. f. Bergl. Sortgefente Nachrichten von d»- 
Kande d. Wiſſenſchaften u. Künſte in d. Dänifchen..: 
dern Bd. 3. ©. 489 — 92. Ereiho’s Hi. Ber 
in Denken u. Enmpiinten. &, 68. 3. G. Kliopſtock 
Ds. 3.9. Edieh. @. 82. Journal etanger 1: 
Außer der Sinleirung enthalten dieſe Binrerlafenen &d 
ten folgendes: Brieie von Verſtordenen an Leben 
e. ” 1 Der Tor Abeln, vın Zruneriniel. S. 

fo Zwei aci liche Beräuge- S. 177 u. r. Gragı 
eine) Geſprachs (uber deu Nabrubm.) E. 4RS ı 
Ein Briei uder die Dioden. ©, 1Yı u, j. (Der übe 
in d. Audgube v. I. 1749 feult.) ” 


= 


163 
mißfier, in ifgem eſichte entdecken 
den einander, An wir ka 
du erklären.ꝰ 


164 


Sm fünfzehnten Gefange des Mefiias, der vierzehn- 
Zahre nach Meta’s Tode erfhien, hat der Dichter ihre 
einen ewigen Kranz gewunden, an der Gtelle, wo er 
unter denen, bie Erfcheinungen von Auferftandenen fehn, 
auch feine Eidli, Gedor's Geliebte‘, darſtellt. Gedor 
iſt er ſelbſt, der hier aus einem Winkel des Gemäldes 
hervorblickt, wie Raphael's eigner Engelskopf aus ſeiner 
Schule von Athen. *) Der Dichter ſchließt mit ben 
herzzerreißenden , herzerhebenden Worten : 


Doh mir ſinket die Hand, die Geſchichte der Wetzmuth 
zu enden | 

Eväte Thräne, die heute noch floß, serrinn mit dem 
andern 

Tauſenden, welch” ich weinte Du aber, Gefang von 
dem Mittler, 

Bleib’ und firöme die Klüfte vorbei, wo fih Viele 
verlieren ‚ . 

Eieger der Zeiten, Gefang, unfterblich durch beinen 
Inhalt, 

Eile vorbei, und zeuch in deinem ſtiegenden Strome 

Dieſen Kranz, den ich dort an dem Grabmal von ber 
Enprefle- 

Thränend wand, in die heilen Gefilde der tünftigen 

Zeit fort! **) 


-  nadınelaffenen Papieren einer Freundin Meta’ geleſen 
zu haben. S. Meyers Darftellungen aus Norddeutſch. 
land. Hamburg 1816. ©. 123. 

*) Eins der berühmteſten Gemälde Ravhaels, worin er 
unter den darauf befindlichen Siguren,, feinen eignen 
Kovf im Hintergrunde angehradt hat. 

++) Kıovftods Werte Bd. V. ©. 845 u. f. (Meſſiat 
Gef: XV. 8. 419 — 76.) Vergl. Klopſtock. Eine Bor. 





/ 


165 


Der frohe, lebendige Glaube an ein ewiges Leben 
und an eine Wiebervereinigung mit feiner geliedten Mes 
ta — biefer Glaube, ben er in feinen Gefängen fo rühs 
rend und ergreifend ausgeſprochen hat, mochte viel dazu 
beitragen, ihm fein bittres Loos erträglich zu machen, 
Wie Kiopftod Meta liebte, fo liebt man nur einmal, aber 
ervig. Seine nahen und entfernten Freunde boten indeß 
ihrerfeitö alles auf, den ticfgebeugten Dichter zu tröften. 

»Ich kann meine Feder nicht weglegen ‚” ſchrieb 
unter andern Young"), wohne Ihnen zu fagen, wie 
viel mein Herz bei Ihrem ſehr großen Veriuſt empfinbek, 
Ich bin wohl dazu geeignet, da es nicht Lange her ift, 
daß mid; baffelbe unglück betzoffen hat. Ich fage nicht 
lange her, obgleich viele Jahre feitdem vergangen find, 
Aber die Wunde war fo tief, daß fie mir noch immer 
— 


Eſung von Moraenſtern. ©. 24. u. 65 wie auch 
Kiopkod u. f Seemnde The 1. ©. XLV, mo diefe 
©telie außzunsiwelfe mitnetbeilt wird. 

*) Diefer Brief IR aus Weuwyn vom 4. Februar 1769 
datirt. Dee Herausgeber ‚der Auswahl aus Rlonnode 
nacaelafenem Briefwechfel u. (-w (Peivaig 4824. 2 Thle.) 
€. A. 5. Elodius, weiber Th. 1. ©. 249 das ende 
Ufce Original dieſes Briefed mirtheilt , bedauert, dag 
er ibn zu fpät erbaiten Habe, um idn Überfegen zu Für. 
nen Hr. Etodius hätte indes nur Kiophods Werte 
nachiclagen dürfen. Im eiliten Bande S. 91 — 92 in 
dieſer Brief, mit @eoläung einiaer Anfangdseilen, at 
druckt worden, woer, wie bereitd erwähnt, vom 4. Sen 
bruaz , bel Clodind dRdeß vom 7ten datirt in. 


160 


Da ich jest nicht reifen kann, und mein Mann 

thigt war, eine Reife nad) Copenhagen zu mache! 
ift dieß eine Wolle Über meine Glückſeligkeit. — 
ſchreiben uns mit jeder Poſt, aber was find Wei 
Vergleih mit der Gegenwart. — Und doch Far 
Shnen niht fagen, wie froh ih bin! — Gin 
von Klopftod! o wann werd’ ich ihn haben! — 
habe oft bemerkt, daß große Genien Tleine Genie 
gen — Selten Kinder haben, ober ſchlechte € 
aber lieblihe Töchter, wie Ste und Milton. Do 
ter oder Sohn, nur mit einem guten Herzen, av 
ne Genie — ich will ihn doch zärtlich lieben! — 

ih meinen Mann und mein Kind habe, will id) 

mehr ſchreiben, fals Gott mir Leben und Geſr 
verleiht.e — 


Leider war dieß nit der Fall, Sie flarb d 
Rovember 1758 an den Folgen einer‘ [hweren 4 
dung. Meta’s Gebeine ruhen auf dem unweit de 
gelegenen Dorflichhofe zu Ottenſen von- einer 
umſchattet. *) Zwei Garben neigen ſich bort: Mi 
nen Stein von weißem Marmor, Meta’s Grabſt 
zeichnete Klopſtock mit folgender Inſchrift: 





*) Vergl. Klopſtocks Werte Br. XL ©. 96. Ri 
Eine Borlefung von 8. Morgenflern. Dorpa 
©, 26. Klopſtocks Biographie. Auedlinh. 1847. 
Klopſtock als Menſch u. Dichter. Naumb. 1824. ı 


161 


Saat von. Gott gesäet dem Tage der Garben 
zu reifen, 
Margaretha Klopstock 
_ Erwartet da’ wo der Tod nicht ist 
Ihren Freund ihren Geliebten ihren Mann 
. Den sie so sehr liebt 
Und von dem sie so sehr geliebt wird 
Aber aus diesem Grabe 
Wollen wir mit einander auferstehn 
Du mein Klopstock und ich 
Und unser Sohn 
Den ich dir nicht gebären konnte 
Betet den an der auch gestorben begraben 
und auferstanden ist. *) 





Sie ward geboren den 16. März 1728. 
Verheirathet den 10. Juny 1754. 
Und starb den 28. November 1758. 
Ihr Sohn schlummert in ihrem Arme. 





) Die beiden lehten Zeilen fehlen nun in der Edrift: 
Kloptod. Eine Vorlefung von Morgenfern. Dor. 
pat 4807. &. 28; dos finder man fie in Meta’s Hinter« 
iaſenen Echriften (Kiopfods Werte. Bd. Xl. &. 95.) 
und in alten andern Gchriiten welche Nadrichten von 
des Dichters Leben enthalten ; fo in defien Biograpbie- 
Quedlinburg 1847. ©.56; in Kiovocds Gedäntulßieier 
von 3 I. 2. Mevper, Hamburg 1805; wie aud) in 
defien Darfellungen aub Norddeutfähtand. Ebendaj. 1816. 
©. 122. 

1 


“ 


162 


Klopfto war zu tief bewegt, um Meta's od zu 
befingen. *) Der größte Schmerz hat keine Worte und 
feine Thränen. „Ich babe ” fagt er in der Einleitung 
zu ihren hHinterlaffenen Schriften **), durd 
welche er feiner Meta ein bleibended Denkmal fliftete, 
„diejenige duch den Tod verloren, die mich durch ihre 
Liebe fo glücklich machte, als fie durch die meinige war. — 
Wie viel verliere ich in jedem Betracht an ihr! Wie völs 
fig ausgebildet war ihr Geſchmack, und von welcher lebs 
haften Feinheit ihre Empfindung! Sie bemerkte alles 
fogleih bid auf die Eleinfte Wendung bed Gedankens. 
Ich durfte fie nur, wenn id) ihr einige Verſe vorlas, 
dabei anfehn, fo Eonnt’ ich jede Sylbe, die gefiel oder 


*) Ein Gediht von Trefco bei Meta's Tode findet man 
in den Almanach d. deutfh-. Mufen 1770. &- 270; 
ein anderes in d. Auswahl aus Klopſtocks nachgel. Brief» 
wechſel u. ſ. w. Th. 2. ©, 832. 

”*) Hamburg 1769. 8. auch in Klopſtocks Werfen. Bd. XI. 
©. 7 u. f. Verst. Fortgeſetzte Nachrichten von d- Zu⸗ 
ftande d. Wiſſenſchaften u. Künfte in d. Dänifchen -Länz 
dern. Bd. 3. ©. 489 — 92. Treſcho's fi. Verſuche 
in Denfen u. Enipfinden. ©, 68. 3. ©. Klopſtock von 
Ds 3.9. Thief. ©. 82. Journal etanger 1760. 
Außer der Einleitung enthalten diefe binterlaffenen Schrif 
ten folgended: Brieie von Verfiorbenen an Lebendige- 
€. 97 u. f. Der Tod Ubeld, ein Trauerfviel. ©. 147 
u. fe Zwei geiftlihe Gefänge. S. 177 u» f- Gragment 
eined Geſprächs (Über den Nachruhm.) €. 185 u. f. 
Ein Brief über die Moden. ©. 191 u. fe (der übrigens 
in d- Ausgabe v. I. 1759 fehlt.) 


i fiel, in ifrem 
den einand 


r, 
BU erklären, | 


164 
Sm fünfzehnten Gefange bed Meſſias, ber vierzehn 


Zahre nach Meta’s Tode erfhien, bat der Dichter ihr 
einen ewigen Kranz gewunden, an der Stelle, wo gr 
unter denen, bie Erfcheinungen von Auferftandenen fehn, 
auch feine Cidli, Gedor's Geliebte, darftelt. Gedor 
ift er felbft,, ber hier aus einem Winkel des Gemälbes 
beroorblidt, wie Raphael's eigner Engelskopf aus feiner 
Schule von Athen. *) Der Dichter ſchließt mit ben 
berzzerreißenden , berzerhebenden Worten : 


Doh mir finket die Hand, die Gefchichte der Wehmuth 
zu enden ! 

Eväte Thräne, die heute noch floß, serrinn mit ben 
andern 

Taufenden , welch” ih weinte Du aber, Gelang von 
dem Mittler, 

Blei’ und firöme die Klüfte vorbei, wo ſich Viete 
verlieren , . 

Eieger der Zeiten, Gefang, unfterblih durch Deinen 
Anhalt, 

Eile vorbei, und zeuch in deinem fliegenden _Gtrone 

Diefen Kranz » den ich dort an dem Grabmal von ber 
Enpreife- 

Thränend wand, in die hellen Gefilde der Tünftigen 
Zeit fort! **) 





nachaelaffenen Papieren einer Treundin Meta's gelefen 
zu haben. S. Meyers Darfiellungen aus Norddeurfch, 
land. Hamburg 1816. &. 123. 


*) Eins der berühmteſten Gemälde Ravhaels, worin er 


unter den darauf befindlihen Figuren, feinen eignen 
Kovf im Hintergrunde angehracht hat. 


”) Klopſtocks Werke. Bd. V. G. 843 u. f. ( Meſſias 


Geſ. XV. . 8. 419 — 76.) Vergl. Klopſtock. Eine Bor. 


i 





165 


Dee frohe, lebendige Glaube an ein ewiges Leben 
und an eine Wiedervereinigung mit feiner geließten Mes 
ta — biefer Glaube, den er in feinen Gefängen fo rüh⸗ 
rend und ergreifend ausgefprocdhen hat, mochte viel dazu 
beitragen, ihm fein bittres Loos erträglid zu machen. 
Wie Klopftod Meta liebte, fo liebt man nur einmal,. aber 
ewig. Seine nahen und entfernten Kreunde boten indeß 
ihrerfeits alles auf, den tiefgebeugten Dichter zu tröften. 

»Ich kann meine Feder nicht weglegen ,” fchrieb 
unter andern Young”), „ohne Ihnen zu fagen, wie 
viel mein Herz bei Ihrem fehr großen Verluſt empfindet, 
Ich din wohl dazu geeignet, da c& nicht lange her ift, 
daß mich daſſelbe Unglück betroffen hat. Ich fage nicht 
lange her, obgleich viele Zahre feitbem vergangen find. 
Aber die Wunde war fo tief, daß fie mir noch immer 


lefung von Morgenftern. ©. 24. u. f.; wie auch 
Klopſtock u. f Greunde Th. 1. ©. XLV, wo diefe 
Stelle auszugsweiſe mitgetheilt wird. 

*) Diefer Brief iſt aus Wellwyn vom 4. Febrnar 1759 
datirt. Der Heraudgeber der Auswahl aus Klopſtocks 
nachaelaffenem Briefwechfel u. ſ. w (Leipzig 4824. 2 Thle.) 
€. A. H. Clodius, welcher Th. 1. S. 249 dus eng. 
liſche Original dieſes Briefes mittheilt, bedauert, daß 
er ihn zu ſpät erhalten habe, um ihn überſetzen zu fün. 
nen Hr. Elodins hätte indes nur Klopfocks Werte 
nadichlagen dürfen. Im eiliten Bande S. 91 — 92 if 
diefer Brief, mit Wealaſſung einiaer Anfangszeilen, ae. 
druckt worden, wo er, wie bereits von 4, Fe. 
bruar, bei Elodins adeß vom iA. 






'. 
2 


166 \ 


jest'neu zu ſeyn ſcheint, und öfters blutet, ale ob ich fie 
erft gefiern empfangen hätte, *) — Gott der Allmäds 
tige flärfe Sie mit vielem, vielem andern Gegen. 
Klopftoc hatte fich in den Zahren 1769 big 68 abs 
wechſelnd in feiner Vaterſtadt Quedlinburg, in Brauns 
ſchweig und in Halberftadt aufgehalten, wo er in Bleims 
Umgange Beitere Stunden verlebte. Aber er hatte aud 
der Zerflreuung nöthig; und einen glüdlichen Zufall kann 
man wohl die Befanntfchaft eines jungen Mädchens in 
Blankenburg nennen **), die feiner damals büftern Ges 
müthöfiimmung eine andere Richtung gab. i 
. » Etwas weniger Hypochonder,“ heißt es in einem 
‚Briefe des Dichters aus Blankenburg vom 16. Decemb. 
1762***) an Gleim, „» würdg mich viel glücklicher machen, 
aber ih würde gleichwohl recht fehr undankbar gegen 
mein Glüd ſeyn, wenn ich nicht fagte, daß ich es fehr 





4) Dieie Stelle bezieht fih auf den zwiefachen Verluſt, 
den der Dichter erlitt, fowohl durch den Kod einer In« 
nis geliebten GStieftochter , die er unter dem Name 
NYarciifa inf. Nachtgedanken (dritte, fünften. 
fehfte Yacht) betrauert, als durch das Hinfchelden ſet⸗ 
ner Gattin Qucia , einer gebornen Gräfin von Lichtfielb. 
Berge. Bouterwek's Geſch. d. Poeſie u. Beredſam⸗ 
keit. Bd. VIII. ©. 310 u. fe — Auswahl aus Klop⸗ 
ſtocks nachgelaſſenem Briefwechſel u. ſ.w. Th. 1 S. 246 uf. 

N) Sie hieß Done, und ſtammte aus einer ſehr angefchen 
nen , damald in Blankenburg lebenden Familie. S. Klop⸗ 
ſtock u. 1. Sreunde. Th. 2. &- 877. 

**4) Klopſiock u. ſ. Freunde w f- we TH.2. E. 480 u. f. 


167 - 





wäre. Ich bin nun ſchon wieder acht Tage hier, und 
ich entdecke an dem fehr geliebten Mädchen täglich neue 
Eigenfchaften des Herzens, die mich ſehr glücklich machen.” 
— „Wenn man fo recht mit Ihnen vön einem Mädchen, 
das man liebt, reden dürfte,” fchreibt Klopſtock in eis 
nem fpätern Briefe *), »fo würben Sie viel davon zu 
bören kriegen, wie glüdlich die Tage ber ich hier gewe⸗ 
fen bin. Aber da Sie einmal ein Mäbchenhaffer gewors 
den find, liebſter Gleim **), fo will id nicht einmat 
davon anfangen. — Mein Zitel, vermuthlic Legations⸗ 
rath,” heißt es in einem Briefe vom 14. Januar 1763, 
„wird fpäteftens ouf den Montag Über acht Tage hier 
ankommen. IK verfptedhe mic wenigftens einige Wire 
ung davon.” 


Sion einige Jahre früher hatte Klopftod in einem 
Gedichte feine Liebe erklärt. 


*) Klovſtock u. fe Freunde u. ſ. w. Th 2. S. 161 u. f- 


) Sleim war im I. 1765 Willens geweſen, ſich su dere 
heirathen, allein die Berhältnifie, in der er zu feiner gta 
Hebten Menertn fand, batten ſich serfhlagen. Weral. 
Kiorrod u. f. Breunde u. f-w. £b 2: ©. 28. ©. 872. 
Klovſtockz Bitte an ihn, in einem Briefe vom 8. Dan 
4759, „daß er feine Frau mitbringen folle,* iR aber 
ein dioher Scherz· (Evendat. € 4187.) 


168 


un Done 
Halberftadt den 2. Decenber 1762. 


Du zweifelt, dab ih Di, wie Meta liebes 
Wie Meta lieb’ ih, Done, Did |! 

Dieß faget Dir mein ganzes Herz voll Liebe, 
Mein ganzes Herz | 

Mein ganzed Leben fol Dir dieſes fagen, 
Dad hier im Etaub’ und jenes dort, 

Wenn fie und Du, und ich zuſammen 
Glückſelig find. > 


Du lieber fie, und weißt nit , weile Freude 
Mir dieß in meine Geele ſtrahlt; 

Denn leicht iſt's deinem fchönen Herzen, 
Daß Du fie liebt. 


O käme fie, die wir gleich zärtlich Tieben 
Bon dort aus ihrer Wonn’ herab , 
Herab zu mir und meiner Done, 
und fähe nich ; 


Sie würde Dir, denn fie Eennt mich viel befler 
Als Du mich, Done, kennt, 

Uh | jagen würde Dir des Himmels 
Bewohnerin, 


Mit faniten Laut und Edhimmer in dem Bid: 
„Gefvielin eint in unfrer Welt, 

Er liebet Dich! Wie er mich liebte, 
Eo liebt er Di ı * ' 


Ihr Sohn, ein Genius vol Morgenröthe, 
Erariffe feine Laute dann 

Yu lispeln in die Saiten: Meta! 
Und , Done, Did. — *) 


*) Wan findet dieß Gedicht in der mehrmald angefäßı 
Schrift: Klopfiod u. f- Freunde u.ſ.w. Ch 2. &. 144 





169 


Wirklich war in Klopſtocks Seele der Wunfd rege 
geworden, an diefem Mädchen, nad) Meta's Zode, eine 
neue Lebensgefährtin zu finden. Allein durch ein Zus 
fammentreffen von ungünftigen Umfländen wurbe diefer 
Lebensplan vereitelt.*) — Gleim fuchte ihn zu tröften. 
>» Seyn Sie ein Sokrates in der jegigen Geſchichte Ihres 
Herzens,” fchrieb er im December 1762 **),, „und lafs 
fen Sie keinen Verbruß einige Wirkung auf Ihre Gefunds 
beit haben. Sch müßte Sie, ih müßte Ihre frommen 
Mufen nicht lieben, wenn id deßhalb ganz außer Sor⸗ 
gen feyn follte., Die Menfhen, mit denen Sie mehren: 
theils zu thun haben, find mit Ihrer Denkart von 'der 
unfrigen allzuweit entfernt.” 

Der Dichter ergab ſich in fein Schicſal, mit jenem 
feſten Vertrauen auf eine weiſe und gütige Vorſehung, 
das ihn bisher tröſtend durch's Leben begleitet hatte. 
Aber er hatte auch die unverkennbaren Spuren dieſer 
Vorſehung nur zu deutlich bei einer Todesgefahr erblickt, 
die ihn in demſelben Jahre bedroht hatte. 

Auf einer Reiſe nach Copenhagen zu Anfange des 
J. 1762 war er beim Schrittſchuhlaufen, das zu ſeinen 
Lieblingsvergnügungen gehörte ***), auf dem bereits 
früher erwähnten See bei Lingbye, bei dem noch nicht 


*) Kiopfiod u. f. Greunde m ſ. w. Th. 2. ©. 877. 

22) Ehendaf. S. 146. 

“) „Es in doc ewig ſchade,“ Heißt es in einem Briefe 
Kiopnocke an Gleim, (Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. ?. 
©. 185 u. f.) „daß Sie, wenn Sie krankeln, ſich nicht 


162 


Klopftod war zu tief bewegt, um Meta's Tod zu 
befingen. *) Der größte Schmerz hat feine Worte und 
keine Thränen. „Ich habe ” fagt er in ber Einleitung 
zu ihren binterlaffenen Schriften »), durch 
welche er feiner Meta ein bleibendes Denkmal fliftete, 
„diejenige duch den Tod verloren, die mich durch ihre 
Liebe fo glüdlich machte, als fie durch die meinige war. — 
Wie viel verliere ich in jedem Betracht an ihr! Wie vdl⸗ 
fig ausgebildet war ihr Geſchmack, und von welcher leb⸗ 
haften Seinheit ihre Empfindung! Sie bemerkte alles 
fogleih bis auf die Eleinfte Wendung des Gebanlene. 
Ich durfte fie nur, wenn ich ihr einige Verſe vorlas, 
dabei anfehn, fo Eonnt’ ich jede Sylbe, die gefiel oder 


) Ein Gedicht von Trerfcho bei Meta's Tode findet man 


in den Almanach d. deutfh. Mufen 1770. 6&. 270; 
ein anderes in d. Auswahl aus Klopſtocks nachyel. Brief- 
wechſel u⸗ ſ. w. Ch. 2. ©, 82. 

”*) Hamburg 1769. 8. auch In Klopſtocks Werfen. Bd. XI. 
©. 7 u. f. Verst. Fortgeſetzte Nachrichten von d- Bus 
ftande d. Wiſſenſchaften u. Künfte in t. Dänifchen Län. 
dern. Bb. 3. ©. 489 — 92, Trefho’s Ei. Verſuche 
im Denfen u. Enipfinden. ©. 68. 3. ©. Klopſtock von 
D5 3.9. Thief. ©. 82. Journal etanger 1760. 
Außer der Einleitung enthalten diefe hinterlaffenen Echrite 
ten folgended: Briere von Verfiorbenen an Lebendige- 
€. 97 u. f. Der Tod Ubeld, ein Trauerſviel. S. 147 
u. fe Zwei geiftlihe Gefänge. S. 177 u. f- Fragment 
eined Geſprächs (über den Nachruhm.) E. 185 u. fe 
Ein Brief über die Moden. 5. 191 u. fe (der übrigens 
in d. Ausgabe v. I. 1759 fehlt.) 


163 5 


mißfiel, in ihrem Gefihte entdedem — Wir verftans 
den einander, wenn wir kaum angefangen hatten, uns 
zu ertären.” — 

In diefen hinterlaffenen Schriften, die auch meh⸗ 
rere treffliche Briefe an ihren Gatten enthalten, ſchit 
dert Kiopftod Meta’ letzte Augenblide, ihre Standhaf- 
tigkeit im Schmerz, ihre Riebe zu ihm und ihre Ergebung 
in Gottes Schidung. — In wenigen, aber ergreis 
fenden Worten fpriht er es aus, was fie ihm gewefen, 
und wie tief ihn ihr früher Tod erfchüttert. *) 

Es war im Auguf des folgenden Jahres (1769) 
als Kiopftoc einft auf ihrem Grabe fand. Crfüllt von 
hohen Ahnungen der Miedervereinigung, ſchrieb er ſich 
folgendes zur Grabfärift : \ 


Hefeliel Cap. 37. V. 4. 

Und fiehe, da rauſchte ed, und fiche, es regte 
fih,, und die Gebeine kamen wieber zufammen, ein 
jegliches zu feinen Gebeinen. 

Ic) bin gelommen, meine Kreunbin, meine Ges 
liebte, meine Gattin, ih, den bu fo fehe Liebfl, 
und von bem du fo fehe geliebt wirft, Aber aus 
diefem Grabe wollen wir mit einander auferftchen, 
du meine Moller und ich und unfer Sohn, *) 





iovſtock as DMenfh und Dichter. Naumburg 1824. 
eu 
**) Ein noch lebender Freund deb Dichters, der Domherr 


Mener in Hamburg erinnert fid, bier Worte in 7 


164 


Sm fünfzehnten Gefange bes Meflias, ber vierzehn: 
Zahre nach Meta’s Zode erihien, bat der Dichter ihr 
einen ewigen Kranz gewunden, an der Stelle, wo er 
unter denen, die Erfcheinungen von Auferſtandenen fehn, 
auch feine Eidli, Gedor's Geliebte, darſtellt. Gedor 
ift er felbft, der hier aus einem Winkel ded Gemälbes 
beroorblidt, wie Raphael’8 eigner Engelskopf aus feiner 
Schule von Athen. *) Der Dichter ſchließt mit ben 
berzzerreißenden , berzerhebenden Worten: - 


Doh mir finket die Hand, die Gefchichte der Wehmuth 
zu enden | 

Späte Thräne, die heute noch floß, zerrinn mit ben 
andern 

Taufenden , welch” ich weint Du aber, Geſang von 
dem Mittler, 

Bleib" und ſtröme die Klüfte vorbei, wo fih Viele 
verlieren ‚ . 

Eieger der Zeiten, Gefang, unfterblih durch beinen 
Anhalt , 

Eile vorbei, und zeuch in deinem fliegenden Gtrome 

Dieien Kranz,» den ich dort an dem Grabmal von ber 
Enpreile- 

Thränend wand, in die heilen Gefilde der künftigen 
Zeit fort! **) 


nach gelaſſenen Papieren einer Sreundin Metas gelefen 
su haben. S. Meyers Darftellungen aus Norddeurſch. 
land. Hamburg 41816. ©. 123. 

*) Eind der berühmtefen Gemälde Raphaeld, worin er 
unter den darauf befindlichen Siguren, feinen eignen 
Kovf im Bintergrunde angebracht hat. 

**) Kispſtocks Werke Bd. Ve ©. 845 u. f. (Meſſias 
Gef: XV. 8. 419 — 76.) Vergl. Klopſtock. Eine Bor. 





’ 





165 


Der frohe, lebendige Glaube an ein ewiges Leben 
und an eine Wiedervereinigung mit feiner geließten Mes 
ta — diefer Glaube, den er in feinen Gefängen fo rühs 
rend und ergreifend ausgeſprochen hat, mochte viel dazu 
beitragen, ihm fein bittres Loos erträglid, zu machen. 
Wie Klopſtock Meta liebte, fo liedt man nur einmal, .aber 
ewig. Seine nahen und entfernten Kreunde boten indeß 
ihrerfeits alles auf, den ticfgebeugten Dichter zu tröſten. 

»Ich kann meine Feder nicht weglegen ,” ſchrieb 
unter andern Young*), „ohne Ihnen zu fagen, wie 
viel mein Herz bei Ihrem fehr großen Verluft empfi ndet; 
Ich bin wohl dazu geeignet, ba es nicht lange her ift, 
daß mich daffelbe Unglück betroffen hat. Sch füge nicht 
lange her, obgleich viele Zahre ſeitdem vergangen find. 
Aber die Wunde war fo tief, daß fie mir noch immer 





lefung von Morsgenftern. ©. 24. u. f.; wie auch 
Klopſtock u. f Freunde. Th. 1: ©. XLV, wo diefe 
Stelle auszugsweiſe mitgetbeilt wird. 

*) Diefer Brief iſt aus Wellwyn vom 4. Februar 1769 
datirt. Der Heraudgeber der Auswahl aus Klopſtocks 
nachaelaſſenem Brierwechfel u. 1. vo (Leipzig 1824. 2 Thle.) 
C. 4. 9. Clodius, welcher Th. 4. S. 249 das eng. 
liſche Original dieſes Briefes mittheilt, bedauert, daß 
er ihn zu ſpät erhalten habe, um ihn überſetzen zu kön. 
nn Hr. Clodius hätte indeh nur Klopſtocks Werte 
nachichlagen dürfen. Im eiliten Bande S. 91 — 92 if 
diefee Brief, mit Wealaſſung einiaer Anfangszeilen, ae« 
druckt worden, wo er, wie bereitd erwähnt, vom 4, See 
bruar, dei Clodius neh vom 7ten datirt in. 


166 


s fenn ſcheint, und öfters blutet, als ob ich fie 
a empfangen hätte.) — Gott der Allmäds 
Sie mit vielem, vielem andern Gegen. 
oſtock hatte fich in den Zahren 1769 bis 63 abs 
in feiner Vaterſtadt Quedlinburg, in Brauns 
ıd in Halberfiadt aufgehalten, wo er in Gleims 
beitere Stunden verlebte. Uber er hatte auch 
euung nöthig; und einen glüdlichen Zufall kann 
die Befanntfchaft eines jungen Mädchens in 
tg nennen **), die feiner damals düftern Ges 
mung eine andere Richtung gab. 
was weniger Hupochonder,” heißt ed in einem 
3 Dichters aus Blankenburg vom 16. Decemb. 
an Gleim, „würde mich viel glücklicher machen, 
würde gleihwohl recht fehr undankbar gegen 
£ fegn, wenn ic; nicht fagte, daß ich es fehr 


Stelle bezieht fib auf den zwieraden Verluſt, 
r Dichter erlitt, ſowohl durch den Tod einer in⸗ 
eliebten Gtieftochter , die er unter dem Kamm 
:iffa int. Nachtgedanken (dritte, fünften. 
Macht) betrauert, als durch das Hinfcheiden ſet⸗ 
attin Lucia , einer gebornen Gräfin von Lichtfield. 
.Bouterwek's Geſch. d. Poeſie u. VBeredfattt« 
Bd. VIII. ©. 310 u. fe — Auswahl aus Klone 
aachgelaſſenem Brierwechrel n.i.w. Th. 1 ©: 246 u.f. 
hieß Done, und flammte aus einer fehr angefchen 
damals in Blankenburg lebenden Samilie. S. Klop⸗ 
.ſ. Freunde. Th. 2. &- 877. 

vpſiock u. ſ. Freunde u. ſ. w. Th. 2. E. 4680 u. f. 


167 - 


twäre. Ich bin nun ſchon wieder acht Tage hier, und 
ich entdecke an dem fehr geliebten Mädchen täglich neue 

” Eigenfchaften bes Herzens, die mich ſehr glücklich machen.” 
— „Denn man fo recht mit Ihnen vön einem Mädchen, 
das man liebt, reben dürfte,” fehreibt Klopftod in eis 
nem fpäteen Briefe *), »fo würden Sie viel davon zu 
hören kriegen ‚wie glüclic die Tage her ich bier gewer 
fen bin. Aber da Sie einmal ein Mäbchenhaffer gewors 
den find, liebſter Gleim **), fo will id nicht einmat 
davon anfangen. — Mein Zitel, vermuthlich Legations⸗ 
rath,” heißt es in einem Briefe vom 14. Januar 1763, 
„wich fpäteftens ouf den Montag Über acht Tage hier 
ankommen. Ih verfpredhe mic wenigftens einige Wir— 
fung davon.” 


Schon einige Jahre früher hatte Klopftod in einem 
Gedichte feine Liebe erklärt, 





*) Klopſtock u. fe Freunde u. ſ. w. Th. 2. S. 101 u. f- 


”*) Gteim war im I. 1768 Willens geweſen, ſich zu ver- 
heirathen, allein die Verhältnifie, in der er zu feiner Ht= 
tiebten Menertn fand, hatten fih serfhlagen. Verai. 
Kioprod u. f. Breunde. u. fm. Ch 2. ©. 28. ©. 872. 
Klovſtocks Bitte an ihn, in einem Briefe vom 8. Dan 
4759 , „daß er feine Frau mitbringen folle,“ it daber 
ein dioher Scherz. (Edendaf. € 137.) 


168 


an Done 
Halberſtadt den 2. December 1762. 


Du zweifelt, das ih Di, wie Meta liebes 
Wie Meta lieb’ ih, Done, Did | 

Dieß faget Dir mein ganzed Her; voll Liebe, 
Mein ganzes Herz I! 

Mein ganzes Leben fol Die dieſes fagen, 
Das hier im Etaub’ und jenes bort, 

Wenn fie und Du, und ich sufammen 
Glückſelig find. n 


Du lieber fie, und weißt nicht , welche Freude 
Mir dieß in meine Geele ſtrahlt; 

Denn leicht ift’ö deinem fchönen Herzen, 
Daß Du fie liebit- 


O käme fie, die wir gleich zärtlich Tieben 
Bon dort aus ihrer Wonn’ herab, 
Herab zu mir und meiner Done, 
und fähe mich ; 


Sie würde Dir, denn fie kennt mich viel beffer 

Als Du mich, Done, kennt, . 
Uh | fingen würde Dir des Himmeld 

Bewohnerin, 


Mit fanitem Laut und Echimmer in dem Bid: 
Geſpielin einſt in unfrer Welt, 

Er liebet Dih! Wie er „mich liebte, 
Eo liebt er Dich ı * 


Ihr Sohn, ein Genius voll Morgenröthe, 
Erariffe feine Laute dann 
Su lisveln in die Saiten: Meta! 
und , Done, Did. — *) 


*) Man findet dieß Gedidht in der mehrmald angeführten 
Schrift: Klopſtock u. f- Freunde u.ſ.w. Th. 2. &. 144 uf. 





169 


Wirklich war in Klopſtocks Seele der Wunfd rege 
geworden, an dieſem Mädchen, nad) Meta’d Tode, eine 
neue Lebensgefährtin zu finden. Allein durch ein Zus 
fammentreffen von ungünftigen Umſtänden wurde diefer 
Lebenöplan vereitelt.*) — Gleim ſuchte ihn zu tröften. 
»Seyn Cie ein Sokrates in der jegigen Geſchichte Ihres 
Herzens,” fchrieb er im December 1762 **), »und lafs 
fen Sie keinen Verdruß einige Wirkung auf Ihre Gefunds 
beit haben, Sch müßte Sie, id müßte Ihre frommen 
Mufen nicht lieben, wenn ich deßhalb ganz außer Eors 
gen feyn follte. Die Menfhen, mit denen Sie mehrens 
theils zu thun haben, find mit Ihrer Denkart von der 
unfrigen allzuweit entfernt.” 

Der Dichter ergab fi in fein Schickſal, mit jenem 
feften Vertrauen auf eine weife und gütige Vorſehung, 
das ihn bisher Eröftend durch's Leben begleitet hatte, 
Aber er hatte auch die unverlennbaren Spuren biefer 
Borfehung nur zu deutlich) bei einer Todesgefahr erblickt, 
die ihn in demfelben Jahre bedroht hatte. 

Auf einer Reife nad) Gopenhagen gu Anfange bes 
J. 1762 war er beim Schrittfchuhlaufen,, das zu feinen 
Lieblingsvergnügungen gehörte ***), auf dem bereits 
früher erwähnten See bei Lingbye, beidem noch nit 


*) Klopſtock uf Sreunde Hr fo We zp. 2. & 877. 

*°) Ebendaſ. &. 146. 

“., „Es ift doch ewig ſchade,“ heißt es in einem Briefe 
Klopnock⸗ an Gleim, (Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 7. 
©. 185 u. f.) „daß Sie, wenn Sie Eränkeln, ſich nicht 


—R 


feſt gefrorenen Eiſe eingebrochen. Ein Freund, bera 
ihm Schrittſchuh lief *), eilte herbei, ihn zu retten, ohr 
in dem Augenblick des Schreckens das richtige it 
finden zu Eönnen. Klopftock behielt” fo viel Gegenwa: 
bes Geiftes, daß er im Stante war, felbft das Ne 
fahren bei feiner Rettung durch raſch gegebene Anort 
nungen zu leiten. — Er hieß feinen Freund nieben 
knien, mit dem Schrittihuh einhalten, und fo gelang e 
jenem, ben Dichter zu retten. **) 

Noch ehe Klopftoc feinen Meffias zur Hälfte vo 
lendet, hatte er fein Zrauerfpiel Adam's Tod drucke 


durch Schrittſchuhlaufen kuriren können. Es iſt bi 
eine von den beſten Curen: 
Recipe, den 4. März. 

Drei helle Stunden des Vormittags, 

wei des Nachmittags, 

Gute Geſeilſchaft! 

Viel Frühſtück. 
Item ein wenig Nordwind zum Trunke bei der Arzenen 
Treib diefed acht Tage hinter einander! Probatum estl- 


*) Er hieß Beindorf, und farb ald Prediger im Ge 
zogthum Oldenburg. Klopſtocks Werke. Bd. 2. S. 26; 


**8) Vergl. Auswahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brie 
wechſel u. fe w. Th. 4. G. 181 u. fe Noch in fpäter 
Jahren pilente Klopftock diefen Vorfall mit inniger Rat 
rung zu erzählen, und unterlied nicht , Jüngere Schrit 
Thuhläufer fehe angeleaentlih vor den warnen Aue 

- in den Seen, und vor dem eben erfi überiror'nen Ct 

- zu warnen, das fih durch eine vertächtige Weiße au 
seihne. (S. a. a. D. €. 182.) 





171 


laſſen. Es ſchildert die Erwartung des Todes von dem 
erften Menfhen, der noch feinen Begriff vom Zode hat, 
und den Eindrud, den berfelbe auf feine Familie macht, *) 
Die allgemeine deutfche Bibliothek füllte am unten anges 
führten Orte ein fehr hartes und einfeitiges Urtheil. „Als 
Geſpräch betrachtet,” heißt es dort, „wird man diefem 
Gedicht feine Verdienfte nicht abfprechen können, aber 
als Trauerfpiel betrachtet, erkennen wir es für ein fehr 
fehlerhaftes Wert. — Die Handlung ift an und für 
fi) eine der einfachſten, allein fie hat diejenige Einfalt 
nit, die man an den Werfen der Alten bewundert. — 
Man vergleiche mit diefem Tod Adams den Tod Oedips, 
oder Dedip auf Colonos von Sophokles, das mit ihm 
einige Uehnlichkeit Hat. — Es wäre zu wünſchen, daß 
Klopftod fih nit mit der Schaubühne befchäftigen möch⸗ 
te, bevor er fein Heldengedicht zu Stande gebradt hat. 
Es iſt faft unmöglich, ſich zu gleicher Zeit in dieſen vex- 
ſchiedenen Dichtungsarten mit gleihem Erfolg zu zeigen, 
wenn man fein Schönaich **) ift! 


*) Es erichien Copenhagen u. Leipzig 1767. Chendaf. 1768 
u. 1775. Versi. Bibliothek d. ſchön. Wiſſenſchaften. 
Bd. ?. St. 1. ©. 212 — 26. Aligem. deutih. Bibliorh. 
Bd. 10. St. 2. ©, 258 u. f. Vergl. Fortgeſ. Nachrich“ 
ten vom Zuſt d. WBiffenfch. in Dänemark. Bd. 1. S- 95. 
ur f. Kraft“s theoloa. Viblioth. Br. XIII. ©. 638. 
Hanib. gelehrte Berichte: 1787. S. 611. 

**+) Chriſtoph Otto, Sreiberr von Schönaiuch, geb.1728, 
gel. 1807 , bekannt durch die höchſt geiftlofen Heiten« 





TR: 


TE Tg 


172 


Die hohe, natürliche Einfalt, die in dem Tod 
herrſcht, erwarb diefem Zrauerfpiel namentlich be 
fall der Franzoſen *), die es in Verſe und in Profi 
trugen und nahbildeten. **) Die Dänen, Eng 
und Staliäner lieferten ebenfalld Weberfegungen 
dramatifchen Products. ***) Unter den Deutfch 


gedichte: Hermann oder das befreite Deutfchlant 
Heinrich der Vogler, oder die gedämpften Hunne 
aud mehrer Trauerfpiele nach franzöfiihem Bu 
weihe Gottſched als Wiufter der deutfchen Poel 
Publikum anpries. . 
ie) Veral. Journal etranger. Septembre 1761. 
*®) La mort d’Adam, Tragedıe traduite de 
mand de Mr. Klopstock, avec des reflexion 
liminaires sur cette piece Paris 1762 (von Po 
in Verfen) Versi. Biblioth. d. ſchön. Wiſſen i 
Bd. 8. Et. 2. S. 895) Ebendar. 1762 (von R 
. In Profa.) Eine frühere Ueberfchung war zu 
1758 erihienen: Nachgebildet wurde dieß Traı 
unter dem Zitet: La mort d’Adam, Tragedie 
Actes et en vers, imitee de lAllemand d 
Klopstock par Mr. * ** 1770. Vergl. N. Wi 
d. ſchön. Wiſſenſch. Bd. 10. Et, 2. S. 851 u. 
gem. deutihe Biblioth. Bo 14. S. 204 — 207 
***) ine dänifche von Lodde erſchien im J. 4741 
englifhe unter dem Titel: The Death of Ad: 
Tragedy in three Acıs from the Germän « 
Klopstock. London 1763 ( ergt. Biblioth. d 
Wiſſenſch. Br. XL Er. 1. 6. 192 — 9%.) in $ 
Die Italiäner überfesten das Stück in dem Jouri 
mondo mortale, Conversazioni della Congr: 
Pellegrini. Venezia 1760 P lu. &. 97 u. fe auch 


⸗ 174 


fen ja wohl, daß Sie ein wenig kricklich find *), und 
dag man fich daher kaum getraut, Ihnen ein Viertelwort 
zu fagen. Denten Sie nicht etwa, bag ich ein halbes 
zu fagen habe. — Mein Biertelwort iſt, daß Sie an 
ein paar Stellen den Gebanken ein wenig ausgedehnt . 
haben. -# Doc kein Wort mehrdapon. Ich erfenne 
Ihre Freundfchaft, die Sie dadurch gegen mid) gezeigt, 
und danke Shnen auch dafür, daß Sie den Tod Adams 
in Halberftabt haben aufführen laſſen. — 
»Literarnachrichten von uns wollen Sie haben?” 
heißt es in demfelben Briefe. **) „Wir leben Hier (in 
Gopenhagen) fo in der alten Künftlerunfchulb weg, und - 
haben fo unfre Schlafrocfsmeinungen , die wir aber eben 
nicht drucken laffen ***), fondern fie nur mandhmal, wenn’s 
und etwa einfällt, an einen Freund, wie Gleim ober 
Albertitttt) find, fchreiben, 3.8. daß esmit den Formen 


*) Diefen Vorwurf nimmt Gleim in einem Briefe vom 
8. April 1768 gewaltig übel. (S. Klopſtock u. f- Freunde. 
Th. 2. 6. 202.u.1.) Wenn indeß auch Klopſtocks Ane 
fhultigung nicht ohne Grund wäre , fo wurde diefe Fleine 
Schwäche durch Tugenden aufgewogen , wie fie in unfeem 

egoiſtiſchen Jahrhundert immer feltner werden, und bie 

gerade dazu gehörten, um fo viele würdige Perſonen von 
den verichiedenften Character fo lange an Gteims Heri m 
reiten. (Targi. Ebentaj. ©. 382.) 

**8) 5. Klopſtock u. ſ. Sreunde. Th. 2. E. 198. u. f. 

*#*) Vergl. Klopſtocks Biographie, Quedlinb. 1847. &. 87. 

**»)Jutius GuſtavAlberti, geb. sufannover 1725, 
geft. als Prediger darelbf? 1772 , inder theotogiichen Fitee 
ratur befannt durch feine Sehde mit Jod. Meich. Gö 





175 


der Geftalt eine ganz andere Bewandniß habe, als mit 
der. Regelgebung von ber Geftalt Überhaupt, — Bis: 
weilen fallen unter uns auch wohl ein paar Worte von 
diefen und jenen Umriffen , diefer oder jener Geſtalt vorz 
aber bis zur Erhabenheit des Allgemeinen ſchwingen wir 
uns nit. Wollte man uns etwa Schuld geben, dad 
wäre nur etwas für uns, fo werden wir auch hiezu 
ſtill ſcweigen, und den Einfal bald aufgeben, um den 
Vorwurf badurd zu widerlegen, daß man allenfalls noch 
ein wenig höher hinaufginge, ald gegangen worben ift. 
Klopſtock lebte damals mitdem Dichter Gerften= 
berg *), ber ih durh feine Zändeleien *) as 
Erotiker gezeigt, und fi dur) fein Gedicht eines 





(aeft. als Paſtor zu Hamburg 1786) ‚ der in feinem Eirer, 
über die Reinheit des proteftantiichen Lehrbegriffs, nach 
dem firengften Sinne der ſymboliſchen Bücher zu wachen, 
überall gefährliche Anfchläge gegen das Heil der Kirche 
ahnte. Veral. 3. ©. v. Herders Leben. Herausgegeben von 
Heinr. Döring Weimar 1825. E. 97. 


*) Hand Wilhelm v. Gerfienberg, geb. 1737 zu 
Zondern in Schleswig, geft. 1825. Eine Viographie 
von ihm liererte ©. P. Schmidt in d. Sreimärhigen 
v. 3. 1808. No. 210. G. 887 u. f. No. 211. &. 843 
n.f. No, 212. &. 846 n. f. v. 3. 1809. No. 2. E.7 ur. 
No. 8 €. 9 — 11. 


**) Leipzig 1769. Ste Ausgabe ebendaf. 1768. DBergl- 
Briefe d. neuere Literatur betreffend. Ih 2. Br. 32 ı. 33. 
S. 227 — 86. 6.289 n. f. Th.9. Br. 156 8. 161 — 
76. Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſch. Bd.6. Et.2. ©.525 — 30. 


umgonge- 
Dre gingbd* ' 


“16 


gtatder 10) gägmtih georaethet Y 
Gerhenderd wohnte in dem mel 
und ohno⸗ 


ut (8 








177 


Hermanns Shladht, ein Bar- 
et *) für die Schaubühne **), liegt zum Drude 





Trauerfpiel Allgem. deutſche Biblioth. Bd. XI. St. 1. 
6.8 — 22. Klotz: Deutiche Biblioth. d. ſchön. Wife 
ſenſch. Br. 2. &t 8. S. 600 — 21. 

*) Den Namen Bardiet hat Klopfiock aus d. Lateini- 
ſchen barditus gebildet , daß bei Tacitus und ein paar 
foätern römifhen GSchriftfiellern vorfommt. Er wollte 
damit eine Gattung von Gedichten bezeichnen, deren Ins 
halt , wie er ſelbſt ſagt, (Werke. Bd. VIIL ©. 248) aus 
ten Zeiten der Barden ſeyn, und deren Bildung fo 
fcheinen muß. Er bemerkt ferner: daß der Bardiet die 
Sharactere und die vornehmiten Theile des Plans aus 
ter Gefhichte unfeer Vorfahren nimmt, daß feine felt- 
nere Erdihtungen fich ſehr genau auf die Eitten der ge= 
wählten Zeit beziehn, und daß er nie ganz ohne Geſang 
it. Vergl. über dad Wort bardıtum Ammian. Mar- 
cell. XVI. 12. Tacit. de Mor. Germ. 3. Klopſtock 
als varerländiicher Dichter: Eine Vorlefung von Mor— 
senftern. Doryat u, Leipzig 1814; wie auch einen Aufe 
far von K. 8. Krertfhmann: Ueber das Bardict (im 
deiren ſämmtl. Werten. Leipzig 1784. Bd. 1. S. 1— 356) 
*) Es erfchien zuerſt Hamburg u. Bremen 1768 El. 4. 
Ebendaf. 4784 (nachgedruckt su Carlsruhe 1776.) 3. 
G. DyE bearbeitete e3 für die Bühne (CLeipzig 1784.) 
vergl. Allgem. deutihe Biblioth. Bd. XIL Et. 2. S. 
24 — 32. Bd. LXV. er 1. ©. 119. Klo deutfche 
Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſch· Bd. 4. Et. 15. ©: 599 
— 445. Almanach d. deutich. Muſen auf d- I» 1770. 
6 70 — 72. Dautfher Merkur. v. 3- 41773. May 
G. 160 — 635. Eine franzöfifihe tWeberfeßung lieferte 
Baurin (Meufchatel 1775) und €» S. Eramıer: 


12 


"178 


fertig. *) Ich Fann Ihnen wohl fagen, daß ich dieß Städ . 
ein wenig lieb habe, und daß es fehr vaterlänbifch iſt. 
Weil mir's nun mit diefem Baterländifchen fehr von Herzen 
gegangen ift, und ich mich dabei weder auf einen Eritifchen 
Dreifuß, noch Vierfuß hinfegte, und nad; Herausbringung 
des viellehrenden Satzes: Ein Nationalgediht intereffirt 
die Nation, die ed angeht ! gefchrieben babe, fo den? 
ich, daß jenes Vaterländiſche wieder zu Herzen gehen fol. 
„Hermanns Schladht wird auch bald eine Zwillingss 
fhwefter haben; Hermann und Ingamar, **) 
Sch kann nicht fagen, daß Kopf und Arm ſchon ba find, 
denn ich arbeite, nach meiner, wie ich glaube, Löblichen 
Gewohnheit, fehr ſtückweiſe; aber zwei Drittel find ſchon 
fertig. — Ich muß Ihnen doch noch einen Üblen Streich 
fogen, ben ich ntir in dem Bardiet Hermann gefpielt 
habe — freili ganz verftedt, und nur für Jemand, 
der dicht an dem Cherusferwald wohnt, kenntlich. Ich 
habe nämlich Hermann auf eben dem Felfen geboren wers 
den lafien, auf dem Heinrich dev Vogler begraben liegt.” 





La Bataille d’IIerman, Bardiet de Klopstock, 
traduit de l’Allemand a Paris 1799. gr. 8. Bergl. 
Algen. Zeit. 4800 März. No. 86. Braaur. Bd. 7. 
Abth. 2. S. 280 u. f. — Die Hermannsſchlacht findet 
man im achten Bande von Klopft- Werfen &- 61 — 256. 

*) Klopſtock u. fe Freunde. Th. 2. S. 197 u. fe 

*) Die Stück, das der Dichter nadıher Hermann und 
die Sürften nannte, fällt in eine viel ſpätere Zeit, 
und fol, net Hermanns Tod, welter oben ale 
geführt werden. 


179 


Hermanns Schlacht erregte ſogleich bei feinem erften 
Erſcheinen (1769 ) mit einer Zueignung an Kaifer Jo⸗ 
feph den Zweiten begleitet, allgemeine Aufmerkjamteit 
und Berunderung, wiewohl es fih Für bie Darftellung 
auf ber Bühne nicht eignete.*) Joſeph hatte dem Dice 
ter eine goldene, mit Brillanten befegte Medaille über» 
zeichen laffen. **) Niopftoc verſprach ſich damals, durch 
Mitwirkung bed Wiener Hofes, fehr viel von der Ber 
förderung und dem freien Umtriebe ber- Literatur in 
Deutfcjland, ***) Fürſt Kaunig, der öſterreichiſche Mir 
nifter des Innern, und ber Gtaf Wellfperg eröffneten 
zu diefem Vehufe einen Briefwechſel mit iym, und der 
Dichter verſprach ſich nad} feinen damaligen Briefen fehr 
viel von dem Gelingen des Projects. 

Ich will Zonen nur Eurz bie angenehme Nachricht 
geben,” fehrieb er den 4. October 1768 an feine Muts 
ten ses), „daß ber Kaiſer fich entſchloſſen hat, Lie Wiſ⸗ 
fenfhaften in Deutſchland zu unterftügen. Ich habe bis 
jegt nur vorläufige Nachrichten bekommen, wud erwarte 
naͤchſtens umftändlichere Briefe von dem Grafen Wells 
fperg. Bitten Sie Gott, meine geliebte Mutter, daß 





>) erat. Klovſtock als Dienfhn. Dichter. S. 48 
) Kiopnod uf. Freunde. Th- 2. ©. 220. veral. ©. 225 
239. Kiopüod3 Biographie. Quediind: 1817. ©. 38- 
Seine Ideen hierüber Hat Kiopfoef in feinem foäterhin 
su erwäßnenden Werke; Die deutfhe Gelehrten. 
zenubtäf deutlicher außgeforoden., 
"r) Kiopnod ur fe Seeunde: Th: 2. ©. 208. 





f 160 _ 
er biefe Sache gelingen laffen möge. Sie kann von wide 
tigem Erfolg für alles werden, was die Wiffenfchaften 
Nüsliches haben.” 

» ie wiffen vielleiht aus den Zeitungen,” heißt 
es in einem andern Briefe vom 8, April 1769 *), „daß 
der Kaifer am 4. März nad Rom gereift if. Ich kann 
nun daraus, daß ic noch keine Nachricht Habe, fchließen, 
dag vor ber Abreife no nichts befchloffen worben iſt. 
So ungebuldig id) au) bin, welden Ausgang die Sadhe 
nehmen wird, fo hüte ich mid) doc wohl, etwas dadurch 
zu verderben. Bene Verzögerung ift mir ein Beweis, 
dag man es mit der Sache ernſtlich meint, Ich Habe 
mehr als einmal gefagt und gefchrieben, daß der Kaifer 
entweder nichts, oder etwas thun müffe, das feiner würs 
dig ift. Und bei ſolchen Hauptfägen meiner Sache bleib 
ih unbeweglih. Graf Wellfperg weiß nur zu wohl, 
daß ich in den wefentliden Punkten meines Entwurfs 
feinen Schritt weidhe, fo wenig ich auf der andern _‚Geite 
Schwierigkeiten made, wenn es auf Nebendinge ans 
kömmt. Denn die Sadje kann auf vielfadhe Art audges 
fübrt werben, wenn nur die Grunbfäße bleiben. . Mein 
Project ift jest nämlich überhaupt in Wien nicht unbes 
tannt , ohne daß man jedod) das Umftändlicdhere davon 
weiß..— Ich habe ſchon Längft in Wien mehrere gute 
Freunde, unter andern den Erzbifhof. — Es wird 

fhon gehen, wie Gott will, daß es gehn foll.” 





| °) Klopſtock tt f. Sreunde, Th. 2. ©. 240 U. f. | 





„Was bie Ausführung meiner Sache betrifft,” 
fchreibt Klopftod an feine Mutter den 25. July 1769 *), 
„fo Könnt’ ich Shnen davon viel erzählen, wenn ich bei 
Shnen wäre; allein ich mag es nicht gern Briefen ver: 
trauen. Sch hoffe nicht wenig davon, und danke der 
Vorſehung, die es bisher fo geleitet hat.” — 

Ich habe dem Fürften Kaunig ausdrücklich ges 
fhrieben, ” heißt es in einem Briefe vom 12. Auguft 
41769 **), „daß ich nichts für mich ſuche, fondern mid) 
für glüdtic halten würde, wenn ich etwas für biejenigen 
thun könnte, die fih in ben Wiffenfchaften ausgezeichz 
net haben.“ 

„»Ich muß Ihnen doch wenigflend eine Stelle aus 
einem’ gewiffen Briefe abfchreiben,* meldet Klopſtock feis 
nem Freunde Sleim ben 2. Septemb, 41769 ***), „es 
verfteht fih, daß diefe Stelle ohne alle Ausnahme für 
Sie iſt. »»Erlauben Sie mir, Erhabenfter und Edel: 
fter des Vaterlandes, daß ich mid, in Ihrer Gegenwart 
nun auch meiner Freude überlaffe. Ihre Deutichen , die 
nicht aufflammen, aber glühen, werben von nun an, 
von dem Tage an, da Sie ihnen winken, um den Vor⸗ 
zug in den Wiffenfchaften mit den Franzoſen und Eng⸗ 
ändern einen heißen und dauernden Wettſtreit halten, 
den Sieg endigen wird. Hierauf werben fie die Gries 


181 





*2) Kiopfiocd u. ſ. Freunde. Th. 2. ©. 224. 
*) Ebendaſ. ©. 222. 
””) Evendaſ. ©. 250 u. fe 


182 


entf. NG kann ara 
— 2 34 KbBe 
als noch den erften Staub diefes Kampfes zu fehr /e= * 

»Zwiſchen dem Kaiſer (Joſeph) und dem Kö 
von Preußen (Friedrich II.) fheint es wirklich bis jur 
Freundfchaft kommen zu wollen. *) Wenn fie nur mehr . 
von der Pflugfhaar, ald von der Lanze mit einander 
abhandeln. Bei der Vorftellung von bem erftern wünfdy’ 
id) die Zurädkunft des Kaifers mit weniger Ungebulb. 
Erft nad feiner Zurückkunft kann ih bie Entfcheibung 
Über gewiffe fehr intereffante Dinge erwarten. ” 

»In einem geftern (d. 25. Sept. 1769) aus Wien 
erhaltenen Briefe **) fteht unter andern, baß mir ers 
laubt ift, die erhaltene Medaille zu tragen. Nur van 
der Swieten, ber erfte Leibmedilus ber Kaiferin 
(Maria Thereſia) befist auch eine folhe Medaille und 
pflegt fie zu tragen. Diefer Umſtand ift von keiner klei⸗ 
nen Erheblichkeit, infofern er mir gewogen ift, und fo viel 
ih weiß beim Kaifer und ber Kaiferin fehr gut ſteht. = 

Diefer Hoffnungen ungeadhtet, blich bie Sache 
auf fi beruhnz die beiderfeitigen Berührungtpunkte 
fhienen zu entfernt zu feyn,, und Klopflod verzichtete 
auf die Ausführung eines dem Beitgei noch nit ents 
ſprechenden Plans, ***) 


) Klopſtock u. ſ. Zreunde- Th. 2. S. 287. 
33 Ebendaſ. S. 239 u. f. . 
) Klopfocks Biographie. Quedlinburg 1817. &. 5B. 
Eramer: Tellow's Briefe an Eliſa. ©. 205 u, fa 


u. 


— ⸗— 





183 


Noch im J. 1772 ſchrieb Klopſtock darüber aus 
Hamburg an feine Mutter: „Die Wiener Sache hab’ 
ich bisher aus vielen Urſachen liegen laffen müſſen; aber 
aufgeben werd’ ich fie nicht.« — Worte, welche wenig- 
ftend beweifen, wie fehr es ihm Ernſt damit war. *) 

Schon frühe, ehe Klopftod den Meffias no 
nicht zur Hälfte vollendet, waren feine geiftlihen Lieber 
'entftanden. „Ich habe, heißt es in einem Briefe vom 
8. November 1766 **), „eine Sache begonnen, bie ich 
für meinen zweiten Beruf halte. Ich habe Lieber für 
den Öffentlichen Gottesdienft gemaht, was ich für eins 
der fhwierigften Dinge halte, die man unternehmen ann. 


Man foll, wo nidht dem gemeinen Haufen, doch den Meis 


ften verftändlich feyn, und doch der Religion würdig bleis 
ben. Indeß fcheint ed mir, daß mir Gott die Gnade 
gegeben, und mir biefe Arbeit hat gelingen laſſen, Ich 
babe ſchon Lieder auf alle hohe Feſte, Weihnachten auss 
genommen, inder Melodie: Herr Gott, dich loben wir, 
Ich babe noch mehrere von unfern beften und am häufige 
ften gefungenen Liedern verändert — nur verändert, 
nicht umgearbeitet.« ***) 





”) Klopſtock u. (. Breunde. Th · 2. G. 263. 

Evendaf. ©. 125 u. f. 
**) on der erfien Sammlung diefer geiftlichen Lieder, era 
fchien der erfie Theil Copenhagen 1768 (Zürich 1788) 

* welcher 55 neue und 29 fehe verbefierte alte Kirchenlieder 
enthält. Der zweite Theil, 52 neue Lieder enthaltend, 
folgte (Copenhagen 1769) nach· Eine neue Auflage er⸗ 








185 - 


Kinder zufrieden bin. Unterdeß- Tann ich Ihnen wehl 
fagen, daß ich mid, ein wenig vor ihren gar zu poetifchen 
Briefen fürchte. Aber das entjhuldigt mich nicht; kurz 
ich will an fie ſchreiben. Da ich ihre Adrefje nicht weiß, 
fo werd’ ich den Brief an Sie fhiden. — Sorgen Sie 
dafür,“ heißt es in’ einem fpätern Briefe vom 2. Sept, 
1769 *), „daß die beften Stüde der Karſchin nicht 
verloren gehn; aber Ändern muß fie daran, fie mag kön⸗ 
nen oder nicht. Vieles von den unaufhörlihen Lobpreis 
fungen muß fort. « 

» Aus dem eilften Gefange ded Mefjias « **) fchreibt 
Klopſtock d. 28. Zuly 1763 *** „ann ih nicht Flug 
werden. — Soll es eine Satyre feyn gegen die Nelis 
gion, fo ift fie fehr ſchwach. Die Religion hat, und 
kann viel ftärkere, ja die ftärkften aushalten, Unterrich⸗ 
ten Sie ie mid daher, was das eigentlih für ein Werk 
it, 

„Sf das nicht Ihr Freund Kraufe,“****) Heißt 





*) Klopſtock u. fe Greunde. Th. 2. ©. 230. 

+) Der Meſſias, Eilfter Sefang. Potsdam 1763. 4. Gen 
sen ein Heldengediht, durch welhes 2. F. Hude 
mann Klopſtock herabzuwürdigen fuchte, gegen den er 
bereits eine theoloniihe Schmähichrift: Gedanken über 
den Meſſias in Abſicht auf die Religion (Roſtock und 
Wismar 1864) gerichtet harte. Vergl. F. ©. Klopſtock 
von Dr. 3. 8. Thie ß. ©. 201 u. f. 

”, Klopſtock u.f. Sreunde Ih. 2. ©. 168. 

”.*) Ebriſt Gottfre Kraure (g86.1719. geft.1771) 
ein theoretifher und praktiſcher Tonfünitier, vekannt 


er 3 


186 


ed in einem Briefe Kiopftodd an Gleim v. 4. März 
1766, *) „ber in Ihrer Stube unter andern tobten unb 
lebenden Freunden wohnt, **) der Rammlers Bes 
zvenice ***) componirt hat? Ich habe lange nichts ges 
hört, das mir fo vortrefflich vorgefommen und fo ſehr 
nad) meinem Gefchmad gewefen wäre. — Ich glaube, 
Kraufe hat die Nacht vor dieſer Compoſition geträumt, 
er befände ſich in einem griechifhen Muſentempel und 
hörte Alcäus eine Ode vorlefen? Gtellen Sie ſich eins 
mal vor, wir hätten diefe Ode in Herkulanum, ober fonft 
wo, in den Ruinen, mit dem Zerte gefunden, weld 
ein Sreudengefchrei würden wir darüber angeftimmt ha⸗ 
ben! Gerftenberg und feine Frau fangen mir ben 
neuen Griehen und ich dachte: 

Nunc pede libero 

Pulsanda tellus.. — 


Und beinahe wär’ ich thöricht genug Yewefen, ben Ger 


durch ſ. Abhandlung von d» muffalifhen Voefie- Wer 
lin 1752. Rammiler richtete eine Dde an ihn. (3. Degen 
poet. Werke. Berlin 1800. Th. 1. ©. 57.) Bergl. 
©. 210; wie auh (Kürtner’s) Eharactere deutſch. 
Dicht. . Profaitten. S. 260 u. f. Klopſtock uf Frem- 
de. Th. 1. ©. 412 u. f. 

*) ©. das ebenangef- Werk. Th. 2. ©. 180 u. fe 

+) Klopſtock meint Gleims Muſentempel oder daß Amer, 
in dem ſich die Bilbniffe der ausgezeichnetftien Schrift. 
fteller beianten. j 

**) ptolomäus u. Berenice (1765) B.Ramm« 
ters poet. Werke. Berlin 1800. Th. ©. 90 u. fe 


187 


danken auszuführen. Welche einfahe und gleichwohl 
reihe Schönheit, und welche Neuheit dazu, wenigſtens 
für mid! — Dod man kann fogar, bei einem folden 
Anlaſſe, ſcherzhaft werden, und ich bin's, dünkt mid, 
geworden. Aber das muß ich Ihnen nothwendig noch 
fagen, Sie müſſen es, ohne alle Einwendung und Wie 
derrebe, veranlaffen, daß ih mit Kraufe unvermerkt 
in eine Gorrefpondenz Über die Gompofition meiner Stros 
phen Eomme. Meine Abſicht ift, daß er die Strophen 
componire / doch will ich's ihm nicht auftragen, fondern 
erwarten, ob er felbft Luft dazu befömmt, — Berans 
laſſen Sie die Gorrefpondenz nur bald, denn.ars longa, 
vita brevis, wie Hippokrates ſagt.“ — 

„Will Here Grillo *) ben ganzen Pindar Übers 
fegen?= heißt es in einem Briefe Klopftods vom 1. März 
41766 *9). „Mic dünkt, er follte nur bie ſchönſten 
Oden wählen. So ſchön Pindar auch iſt, fo ift es doch 
unmöglih, baß er und für feine Materien fo intereffirt, 
als es der Fall feyn würde, wenn wir Griechen wären. 
‚Heren Grillo’ Ueberfegung gefällt mic von vielen Sej⸗ 
ten, von manden andern indeß nicht. Er ift zu getreu 
und zu pinbarifh in den Beitvörtern, und ich weiß nicht, 
ob er dithyrambiſche Verſe oder Profa hat ſchreiben wol⸗ 





*) Sriedrih Gritto, ein geitiger Ueberfeger der 
griechiſchen Elaffiter, geb. 1737 au Wettin, gel. zu 
Berlin 1802 , ald Profeflor der Philoſophie bei dem Ca. 


dertencorns. 


) Kiopfiod u. ſ. Freunde. Th. 2. ©. 184. 








“189 


Abhandlung vom Sylbenmaaße*) gar nicht übel laſſen. — 
Ferner hab' ich entdeckt — freilich hätt' es der ganzen 
deutſchen Welt durch Hickes **) füglich bekannt ſeyn 
ſollen, daß es einen ſächſiſchen Dichter gibt, der unter 
dem Titel herausgegeben zu werben verſint: Die Ges 
ſchichte des Eriödfers, von dem Sadfen, 
einem hriflliden Dihterbald nah Wittes 
finds Barden. **), Er ift edel und fo pcetifh, 


*) ueber die Nachahmung des griech. Sylbenmaaßes (vor 
d. 2ten Bde der Copenhagner Ausgabe d. Meſſias v. 
3. 17555 mit Anmerkungen bei Cramer. The 4. 
©. 60 — 101.) Verst. Klopſtock u. f- Sreunde- Th. 2» 
S. 170. ©. 179. ©. 214. 

“) Geo, Hickesii thes, ling. vet. septentr. Oxon.1708. 
T. IJ. P. 6. cf. P, 52 — 8. 

*10) Klopſtock meint die poetiiche Bearbeitung d- Evans 
gelten , in Kähfifher Mundart und in alliterirenden Zei⸗ 
len abgefaßt, welde Ludwig ter Fromme (N. 840) eis 
nem berühmten fädfifchen Dichter übertrug. ©. Du 
Chesne Script, rer, Franc. T. II. P. 326, Eccardi 
Comment, de Francia orientali. T. IL P. 324. 
W. Peterſen's PBreisfhrift: welches find d. Bere 
änder. u. Epochen d. deutſch. Hauptſprache u. ſ. w. in 
dv. Schriften d. churf. Gefelifh. zu Mannheim. Bd. 3. 
©. 24 u. f- — Weder der Name jened Dichters, noch 
das volifiändige Wert, das fich auch auf dad alte Te— 
flament erſtreckt, haben fih bis auf unfre Zeit erhalten. 
Einzeine Bruchſtücke aus den auf der Bibliothek iu Or- 
fort und . München befindlihen Handfchriften Tiefern 
Hickes 1. c. P. 52 - 84. Michaeler in f. tabulis 
etc, T. Il. P. 52 — 85. u. neuerlich Docen inf 


190 


als es die [höne Einfalt des Originals zuläßt. Hi 
(a. a. O.) fegt ihn bald in Carla des Großen Zei 
bald Hält er ihn noch für älter. Ich glaube, fein: 
alter in einee Stelle eines Gefhichtfchreibers unter 
wig dem Frommen gefunden zu haben. Dieſer redet 
einer poetifchen Ueberfesung der Bibel, die diefer Ki 
von einem fähfifhen Dichter habe machen Laffen. *) | 
Fragment fängt von Ghrifti Geburt an, und geht 
auf das Geipräh mit den Züngern zu Emmaus. E 
infonderheit viel alte Kernfprade darin, und unter 
dern manches vielbedeutende poetifche Wort, das 
armen Neulinge verloren habenz außerdem viel fchẽ 
Irifhes Sylbenmaaß. Ich denke ed, mit einer 
wörtlichen Ueberfegung und mit Eurzen, doch bebeuten 
Anmerfungen herauszugeben. **) Ich befige ſchon 
was von diefem Gedicht, und hoffe bald eine ganze 
fchrift zu erhalten, die der König (von Dänemark) 
hen läßt. — Sie find doch mit meinem Patriotis: 





Miscellaneen 3. Geſch. d. deutfch. Literatur. Bd. 2. &. 
Vergi. Kinderling’s Geſch. d. niederſächſ. Spre 
©. 201. Koch's Compend. d. Lit. Geſch. Th- 4- ©. 
Grimm’s deutſche Grammatik ©. LXV. 

*) Eccardi Comment, de rebus Franciae orient: 
T. II. P, 324. 

ec) Schwerlich hat der Dichter jemals einen folchen © 
ſuch gemacht. Auch in der neuerlich erfchienenen 2 
wahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brieiwechſel (Let 
1821. 2 Theile) wird keine Nachricht von dieſer Ue 
fegung gegeben. 


- 191 


zufrieben, ber mi, was id ohne eine 
nicht Hätte feyn mögen, zum Gcholiaften ı 
Haupiabſicht iſt die fernere Bildung unferer 
dieſem Betracht ift das Gedicht unfres Sadıfı 
Bund. *) Wir mäffen ihre Bildung , ihrer 
ginab@enius gleihfam warm aus dem Herz, 
Außerdem ift es aud) nicht gleichgültig, zu fehe: 
noͤrdlichern Deutſchen von ber Religion bald na 
dachten, in welcher Carl der Große durd Sa 
Vehmgericht bekehrt Hatte.= 

Seinem Freunde Gleim, ber ſich damalt 
mit einer Gammlung feiner Gedichte befchäftig 
Klopftoc den Rath: Brauchen Sie mir ja & 
Zeile nit zu viel, und bringen Sie mit Ihr 
nen bie und ba ein wenig Politur weg. Ich ſchl 
nen hiedurch nichts anders vor, als was. ich ſelbſt ti 
Sagen Sie. mir, weiß es Ramler, daß biejenig 
fhönfte Ode ift, in ber er gar nicht nachgeahmt h 
Und wenn er's weiß, bat er nicht Luft daraus zu ‘ 
vas wirklich daraus folgt ?***) 

Bon (Joh. Geo.) Jakobi kenn’ id noch 

s die Briefe **"*), und was id in ben Journa 


> Weraf. Über die aftfächfirhe Evangelienharmı 
Jenaiſche Lit. Zeit. 1809. No, 174. 
) Ktoonot u. (. Beeunde. Th. 2. ©. 230. 
’) Ebendaf. ©. 255 u. f- 
*) Jacobi’ AWerte (Halberk- 170.) zo1.€ 


184 


‚n Mas fagen Gie zu Klopſtocks geiftlichen Liedern ? = 
heißt es in einem Briefe Leffings an Gleim. „Wenn 
Sie ſchlecht davon urtheilen, werd’ ich an Shrem Chris 
ſtenthum zweifeln.“ *) 

Bis zu Ende ded 3, 1770 lebte Klopflod in Dänes 
mark, abwecfelnd zu Copenhagen und zu Lingbye fi 
aufhaltend. Mehrere feiner damaligen Briefe geben une 
den beiten Auffhluß Über feine eigenen Arbeiten ſowohl, 
als Über den Antheil, den er an andern literäriſchen Ers 
fheinungen nahm. 

„Ich will der Karfchin fohreiben, * heißt es in 
einem Briefe an Gleim vom 20. November 1763 **). 
„Sie wifjen, wie fehr ich mit einem großen heil ihrer 





fchien ebendaf. 4756. 2 Theile. Vergl. Heerwagen's 
Xiteraturgefchichte d. evangel. Kirchenlieder. Ch 1 C.208 
uf Klo deutfche Bibliorh. d-. ſchön. Wiſſenſch· Bd. 8. 
St. 12. ©. 661 — 785. Altonaer gel. Anzeigen 1767. 
©. 668 — 62. Fortgeſ. Nachricht: von d. Zul: d- Wile 
fenfh. u. Künfte in Dänemark, Bd. 4. ©. 100 u. f. 
Krafts neue theolog. Bibliothek. St. 126. G. 659. 
Niemeyerd Biblioth. fe Predider- .S. U TH 2. 
©. 466 u. f- N. Leipz- Lit. Zeit. 1806. Et. 6. S. 66 — 7%. 
Einige von Klopſtocks geiftlichen Liedern (fämmtlich im 
zten Bde. ſ. Werke.) findet man unter den geiftlichen 
Oden in Mielodien geſetzt von einigen Tonkünſtlern in 
Berlin (Berlin 1768 fol.) deögl. in 3. H- Nolle’s - 
Samml. geiftl. Lieder f. Liebhaber eines ungefünftelten 
Geſanges u. fe w. (Leinzig 1788. 4.) - 
*) G.E. Leffingd Briefwechfel mit Gleim. Berlin 1794. S. 25. 
”*) Kiopfiock u. fe Freunde. Th. 2. ©. 145. 





185 


Kinder zufrieden bin. Unterdeß kann ih Senn wek! 
fagen, daß ich mich ein wenig vor ihren gar zu gcerif&en 
Briefen fürdte. Aber das entſchuldigt mid niet; kurz 
ih will an fie ſchreiben. Da ih ihre Abdrefie nicht meig, 
fo werd’ ih den Brief an Sıe ſchicken. — Zirzin Sie 
dafür, heißt es in einem fpätern Briefe ccm 2. Zert. 
1769 *), „daß die beften Stüde dee Karſchin nitt 
verloren gehnz aber ändern muß fie daran, fie m-gtias 
nen oder nicht. Vieles von den unaufbörlißen Scirreis 
fungen muß fort. « 

» Aus dem eilften Gefange bed Meffias= **) TFriıkt 
Kiopftod d. 28, Zuly 1763 ** „Tann id nidt !isa 
werden. — Sol e8 eine Satyre ſeyn gegen ti: Aiii 
gion, fo ift fie fehr ſchwach. Die Neligien kat, =: 
fann viel ftärfere, ja die ftärkfien ausgalten. Kai: - 
ten Sie mid daher, was das eigentlih für ein KLe:! 
ift. cc — 

„Iſt das nicht Ihr Freund Kraufe, =, 5:1 





*) Klopſtock u- ſ. Greunde. Th. 2. ©. 230. 

”*) Der Mefiiad, Eiliter Gefang. Porstam 1763. 4- Die 
sen ein Heldengedihr, durch weiches £. T. Li :te 
mann Siopiioc herabzuwürdigen ſuchte, gesın len ır 
bereitg eine theolosiihe Shmähikrit: Bezriır -::: 
den Meſſias in Abſicht auf Bie Religien "%:2:3 =: 
Wismar 1864) gerichtet Harte. Berge. 3. ©. Ki:;:2 
von Dr. 3. 2. Thieß. ©. 01 m. f. 

***) Klopſtock u.f. Sreunte Zb- 2. &. 1%8. 

”"”) Gorif.Borıfrr Kranie (ert.1719. g:°.377:) 
ein sheoretifher und prafsiiher Zeonfunüier, :11:--: 


186 


ed in einem Briefe Klopſtocks an Gleim v. 4. März 
1766, *) „der in Ihrer Stube unter andern tobten und 
lebenden Freunden wohnt, ») der Rammlers Bes 
renice ***) componirt hat? Ich habe lange nichts ges 
bört, das mir fo vortrefflid vorgefommen und fo fehe 
nach meinem Gefhmad gewefen wäre. — Ich glaube, 
Kraufe hat die Nacht vor biefer Compofition geträumt, 
er befände fih_in einem griehifhen Mufentempel und 
hörte Alcäus eine Ode vorlefen? Stellen Sie fi eins 
mal vor, wir hätten biefe Ode in Herkulanum, oder fonft 
wo, in den Ruinen, mit dem Zerte gefunden, weld 
ein $reudengefchrei würden wir barüber angeftimmt has 
ben! Gerftenberg und feine Frau fangen mir ben 
neuen Griehen und ich date: 
Nune pede libero 
Pulsanda tellus. — 


Und beinahe wär’ ich thöriht genug Jeweſen, ben Ges 





dur ſ. Abhandlung von d» muſikaliſchen Poeſie. Bere 
tin 1752. Rammler richtete eine Dde an in. (S. deren 
poet. Werke. Berlin 1800. Th. 1. ©. 57.) Bergl. 
©. 210; wie auh (Küttner’s) Charactere deutſch. 
Dicht. u. Profaiften. S. 260 u. f. Klopſtock ufe Freun⸗ 
de. Th. 1. © 412 u. f 

*) ©. das ebenangef: Werk. Th. 2. ©. 180 u. fı “ 

+), Klopſtock meint Gleims Mufentempel oder das Zimmer, 
in dem fi die Bildniffe der ausgeseichnetftien Schrift 
fteler beranden. 

*) Ptolomäus m. Berenice (1765). Ramme 
lers poet. Werke. Berlin 1800. Tb. ©. 90 u fe 





187 


danken auszuführen. Welche einfache und gleichwohl 
reihe Schönheit, und welhe Neuheit dazu, wenigftens 
für mid! — Dod man ann fogar, bei einem ſolchen 
Anlaffe, herzhaft werden, und ich bin's, dünkt mid), 
geworden. Uber das muß ich Ihnen nothwendig nod) 
fagen, Sie müſſen es, ohne alle Einwenbung und Wis 
derrede, veranlaffen, daB ih mit Kraufe unvermerkt 
in eine Gorrefpondenz Über bie Compofition meiner Stros 
phen komme. Meine Abfiht ift, daß er bie Strophen 
componirez dod will ich’s ihm nicht auftragen, fondern 
erwarten, ob er felbft Luft dazu befümmt. — Veran⸗ 
laffen Sie die Gorrefpondenz nur bald, denn ars longa, 
vita brevis,, wie Hippokrates fagt.“ — 

„Will Here Grills *) den ganzen Pindar Übers 
fegen?= heißt es in einem Briefe Klopflods vom 4. März 
41766 ). „Mid dünkt, er follte nur die fchönften 
Oden wählen. So fhön Pindar auch iſt, fo ift ed doch 
unmöglih, daß er uns für feine Materien fo intereffirt, 
als es der Fall feyn würde, wenn wir Griechen wären. 
Herrn Grillo's Ueberfesung gefällt mir von vielen Sei: 
ten, von mandyen andern indeß niht. Er ift zu getreu 
und zu pindarifh in den Beimörtern, und ich weiß nicht, 
ob er dithyrambifhe Werfe oder Profa hat fchreiben wols 


*) Sriedrich Grilfo, ein fleißiger ueberſetzer der 
griechiſchen Claſſiker, geb. 1737 zu Wettin, gefl- zu 
Berlin 1802 , als Profeffor der Philoſophie bei dent Ca⸗ 
dettencorpB. 

**), Klopſiock u. fe Freunde Th. 2. ©. 484. 


188 


len. Ich fage Herrn Grillo ohne Einkleibung meine 
Meinung, weil ich die Ausführung feines Unternehmens 
wünſche. *) 

»3h muß Ihnen doch,“ fchreibt Klopftod an Gleim 
den 31. Juny 1769 **), „eine Meine Nachricht von meis 
nen Luftwandlungen in den Wäldern unfrer alten Spra⸗ 
hen geben. — Macpherfon, ber Retter ded Bars 
den Offian (Oſſian war deutſcher Abkunft ***), weil ex 
ein Guledonier war, wird mir, wie ich hoffe, nun balb 
die eiögrauen Melodien zu einigen Inrifhen Stellen bes 
großen Dichters ſchicken. ***) Mit Hülfe diefer Melos 
dien den®® ih das Sylbenmaaß der Barden heranszus 


bringen, und diefe Heinen Entdedungen follen meiner 
— 


*) Leider fand Grillo zu feiner Ueberfegung des Pine 
dar, an der er faft fein ganzes Leben hindurch gearbei« 
tet, Eeinen Derleger. (Vergl. Klopſtock u. f. Freunde 
zh. 2. €. 380.) Außer der elliten olympiſchen dde, 
die er im Götting. Muſenalmanach (v. 3.1772. ©. 203) 
mittheilte, it von ſ. Weberfegung des Pindar nichts 
weiter befannt geworden. ©. Degen’s Literatur d- 
deutich. Ueberi. d. Griechen. Altenburg 1798. Bd. 2» 
©. 200. 

*9) Klopſtock u. ſ. Breunde. Th. 2. ©. 214 uf. 

EN) Vergl. Klopſtock. In Sragnıenten von Telow an Elle 
fa (von Cramer) Frankf. u Leivs. 1777. ©. 121. 
) Die bekannte deutfbe Malerin Ungelita Kauf 
mann (f- w. 0.) damals in London, hatte deßhalb 
an Macpherfon geſchrieben. S. Auswahl aud Klopſtocks 
nachgelaſſenem Briefwechſel u. ſ. w. Th. 1. ©. 274 
vergl. ©. 276. 


190 


als es die ſchöne infalt des Originals zuläßt. Hides 
(a. a. O.) fegt ihn bald in Carls des Großen Beiten, 
bald Hält er ihn noch, für älter. Sch glaube, fein Beits ‘ 
alter in einer Stelle eines Gefchichtfchreibers unter Lud⸗ 
wig dem Srommen gefunden zu haben. Dieſer redet von 
einer poetifchen Ueberfegung der Bibel, die diefer Kaifer 
von einem ſächſiſchen Dichter Habe machen laffen. *) Das 
Fragment fängt von Chriſti Geburt an, und geht bis 
auf das Gefpräh mit den Züngern zu Emmaus. Es ift 
. #. 

infonderheit viel alte Kernfpradhe darin, und unter ans 
dern manches vielbedeutende poetifhe Wort, das wir 
armen Neulinge verloren haben; außerdem viel fchönes 
lyriſches Sylbenmaaß. Ich denke es, mit einer faft 
wörtlichen Ueberfesung und mit kurzen, doch bedeutenden 
Anmerfungen herauszugeben. **) Sch befige ſchon ets 
was von dieſem Gedicht, und hoffe bald eine ganze Ab⸗ 
hrift zu erhalten, die der König (von Dänemark) mas 
chen läßt. — Sie find doch mit meinem Patriotismus 





Miscellaneen 3. Geſch. d. deutfch. Literatur. Bd. 2. ©. 12. 
Vergl. Kinderling's Geſch. d. nieherfächt. Sprache. 
©. 201. Koch's Compend. d. kit. Geſch. Tb- 1- S. 26. 
Grimm's deutſche Grammatik ©. LXV. 

*) Eccardi Comment, de rebus Franciae orientalis. 
T. II. P. 324. 

*) Schwerlich hat der Dichter jemals einen ſolchen Ver. 
ſuch gemacht. Auch in der neuerlich erſchienenen Außs 
wahl aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brierwecel (Leipsig 
1821. 2 Theile) wird Feine Nachricht von tiefer Ueber⸗ 
fegung gegeben. 





\ 491 

zufrieden, ber mi, was ich ohne eine ſolche Urſache 
nicht hätte feyn mögen, zum Scholiaften maht? Meine 
Hauptabſicht ift die fernere Bildung unferer Sprade, In 
dieſem Betracht ift das Gedicht unfres Sachſen ein reicher 
Bund. *) Wir müffen ihre Bildung, ihren alten Ori⸗ 
ginalsGenius gleihfam warm aus dem Kerzen nehmen. 
Außerdem ift es aud nicht gleichgültig, zu fehen, wie wir 
nördlichern Deutfchen von der Religion bald nad) ber Zeit 
dachten, in welcher Carl der Große durd) Schwert und 
Vehmgericht bekehrt Hatte.“ 

Seinem Freunde Gleim, der ſich damals (1709) 
mit einer Sammlung ſeiner Gedichte beſchäftigte, gab 
. Klopftod den Rath: „Brauchen Sie mir ja Ramlers 
Keile nit zu viel, und bringen Sie mit Ihrer eig: 
nen bie und da ein wenig Politur weg. Sch fchlage Ih⸗ 
nen hiedurch nichts anders vor, ale was, ich ſelbſt thue. **) 
Sagen Sie. mir, weiß ed Ramler, daß diejenige feine 
Ihönfte Ode tft, in der er gar nicht nachgeahmt hat? — 
Und wenn er's weiß, bat er nicht Luft daraus zu folgern, 
was wirklich daraus folgt ?***) 

Von (Joh. Seo.) Jakobi kenn' ih noch nichts, 
als die Briefe ****), und was ih in ben Sournalen und 


*) Veral. über bie attfächfi fche Evangelienharmonie die 
Jenaiſche Lit. Zeit. 1809. No. 174. 

) Kiovfioc u. fe Freunde. Th. 2. ©. 230. 

e) Ebendaſ. ©. 235 u. f- 

)Jaco ni’ tWerte. (Haiberſt ˖ 1770. 020: 1. 8.5 274. 


192 


Zeitungen von ihm finde. Er verfteht die Sprade unb 
hat Gefhmad, aber noch zu viel fremde Bildung. ) 
Was fagen Sie von dem Fragmente vor bem brits 
ten Bande bed Meſſias? Go wirb meine Abhanbs 
lung **) werden. Ich ſchriebe fie freilich lieber auf vier 
Bogen, ftatt daß fie nun wohl zwanzig haben wird; als 
lein alle meine Freunde wollen, daß ich fo ausführfidh 
feyn fol, weil die Sache noch zu wenig bekannt ſey. 
Wenn fie dieß Mehrern feyn wird, fo kommt denn @is 
ner, der fehr Recht darin hat, und macht vier Bogen 
daraus. Dann bleibt nichts weiter, als die neuen Syl⸗ 
benmaaße, und bie Bildung der‘ griehifhen, die man 
nicht ganz kennt, auch wegen Mangel der Beflimmung 
bei den griehiihen Critikern, nicht ganz kennen 
kann. — Und mehr braudht ja au nit Ührig zu 
bleiben.“ . 
»Ssch bin feit Eurzem ‚> Tchrieb Klopſtock den 2. Gept. 
1769 ***), „ineine bdeutfche Malerin in London, Ans 
gelita Kaufmann ****) beinahe verliebt. Sie Hat 





*) Klopſtock u. fe Greunde. Th. 2. ©. 256. 

**) Vom deutfchen Herameter. (voliändiger in 
d. Fragmenten über Syradhe und Dichte 
tunft. Hamb. 1779.) Versi. Auswahl aus Klopſtocks 
nachgel. Brierwecrfel u. f. w. Th. 2. ©. 62, wo man 
ebenfalls einige Bemerkungen über den deutſchen Hexa- 
meter findet 

, Kiopftock u. ſ. Freunde. Ih. 2. ©. 228. - 

*re%) Gen. 4741 zu Chur in Bündten , geft- su Rom den 
6. November 1807. Auch Herder gedentt ihrer In d. 


193. 


einen Briefwechſel mit mir angefangen *), und will mie 
ſchicken: einen Kopf Oſſians nad ihrer Phantafie, ihr 
Portrait und ein Gemälde aus dem Meffiad.— „Es 
iſt vortrefflich ,” Heißt es in einem fpätern Briefe vom 
Auguft 1770 **), „das Mädchen Hat Raphael fubirt. 
Drei Perfonen : ber tobtbleihe Samma, der bie Urne 
Benoni's mit baran gelehntem Kopfe umfaßt, Joel, 
der Johannes thränend bittet, und Sohannes ausnehmend 
ſchon und fanft, der ſich Über ihn beugt, und ihn mit 
voller Aufmerkfamkeit anhört. **) und nun befomm’ 
ich noch das Portrait der Angelika. Ich habe fie gebes 
ten, fi als Thusnelda zu majen, nämlich einen Köcher 
an dee Schulter in Leinen mit Purpurauffchlägen gelleis 
det, die Arme faſt ganz blos, einen Kelbblumentranz 
mit etwas jungem Eichenlaube untermifht. —  Gie 
wiffen unftreitig, daß Thusnelda blaue Augen hatte, 





Werten 3. fhön. Lit. u. Kun. Sb. VL. ©. 211; wie 
in feinen Briefen. Verst. I. G. v. Herderd Leben. Her« 
ausg. von Heinz. Dvering. Weimar 1823. ©. 202 
u fe Eine intereffante Biographie von Hr findet man in 
den Beitgenoffen. Nee Reife. Leivi. 1822. No.VII. 

*) Bier Briefe von Angelita Kaufmann an Klop- 
Rod, in d 3. 1769 — 70, findet man in d. Nuswahl 
aus deſſen nadgelafenem Briefwechſel u. (. w. Ch. 1. 
©. 268 — 77. 

2 Elo⸗gock u. ſ Sreunde. Ch. 2. ©. 246 u. fe 

**) Ein andres Gemaide, ebeniahs-die Beihicte Sam. 
ma’s vorfteiend ,_ hatte ein zeifendee Hamburger in Men 
wona getsofen. RlopBod u- (. Seeunde · 6-2. ©. 229. 


13 


184 


» Was fagen Gie zu Klopſtocks geiftlichen Liebern * = 
beißt e8 in einem Briefe Leflings an Gleim. „Wenn 
Sie ſchlecht davon urtheilen, werd’ id an Ihrem Chris 
ftenthum zweifeln.“ *) 

Bis zu Ende bes 3.1770 lebte Klopflod in Dänes 
markt, abwecfelnd zu Copenhagen und zu Lingbye fich 
aufhaltend. Mehrere feiner damaligen Briefe geben une 
den beften Auffchluß Über feine eigenen Arbeiten fowopl, 
als Über den Antheil, den er an andern literärifchen Er⸗ 
fheinungen nahm. 

„Ich will der Karfchin ſchreiben,“ beißt es in 
einem Briefe an Gleim vom 20. November 1761 **), 
» Sie wiffen, wie fehr ich mit einem großen Theil ihrer 





fchien ebendaf. 1756. 2 Theile. Vergl. Heerwagen’s 
Literaturgeſchichte d. evangel. Kirchenlieder. Ch 4 C-208 
u. f. Klottz deutſche Bibliorh. d. Ihön. Wiſſenſch· Bd. 5. 
St. 12. ©. 661 — 78. Altonaer gel. Anzeigen 1767. 
&. 668 — 62. Fortgeſ. Nachricht˖ von d. Zuſt˖ d- WBife 
ſenſch. u. Künfte in Dänemark. Bd. 4. ©. 100 u. f- 
Kraft neue theolog. Bibliothek. St. 126. ©. 659. 
Niemeyers Bibliorh. fe Prediser- .R. U. KH 2. 
S. 466 u. f. R.Leipz. Lit. Reit. 1806. Er.5. S. 66 — 74. 
Einige von Klopſtocks aeiftlihen Liedern (ämmtlich im 
7ten Be. f. Werke.) finder man unter den geiſtlichen 
Oden in Melodien gefegt von einigen Tonkünſtlern im 
Berlin (Berlin 1768 fol.) deögl. in 3. H- Rolle’s - 
Samml. geiftl- Lieder f. Liebhaber eines ungelünftelten 
Geſanges u. fo w. (Leinzig 1788. 4.) 

*) G. E. Leffingd Briefwechiel mit Stein. Berlin 1794. S. 28. 

**) Ktopfio u. f- Freunde. Th. 2. ©. 145. 


185 


Kinder zufrieden bin. Unterbeß- kann ich Ihnen wehl 
fagen, daß ich mid) ein wenig vor ihren gar zu poetifchen 
Briefen fürchte. Aber das entfjuldigt mid) nicht; kurz 
id) will an fie fehreiben. Da ich ihre Adreſſe nit weiß, 
fo werd’ ich den Brief an Ste ſchicken. — Sorgen Gie 
dafür,= Heißt es in’ einem fpätern Briefe vom 2. Sept. 
41769 *), „daß die beiten Stüde der Karſchin nicht 
verloren gehn; aber ändern muß fie daran, fie mag kön⸗ 
nen oder nid Wieles von den unaufpörlihen Lobpreis 
fungen muß fort. = 

Aus dem eilften Gefange des Meffias « **) ſchreibt 
Klopſtock d. 28. July 1763 *** „kann id nicht klug 
werden. — Soll es eine Satyre ſeyn gegen die Reli— 
gion, fo iſt fie ſehr ſchwach. Die Religion Hat, und 
kann viel ſtärkere, ja die ftärkften aushalten, Unterrich— 
ten Sie mid daher, was das eigentli für ein Wert 
ie — B 
»3ft das nit Ihr Freund Kraufe,“ ****) Heißt 





*) Kiopkok u. f Freunde. Th. 2. ©. 250. 

2°) Der Mefias, Eilfter Gefang. Potsdam 1763. 4. Gt« 
gen ein Heidengediht, durch welhes 2. I. Hude- 
mann SKiopfod berabzumürdigen fucte , gegen den er 
bereirg eine theofogtiche Scahmäßichrift: Gedanfen über 
den Wienias in Act auf die Religion (ofioc und 
BWisnar 1866) gerichtet Harte. Vergi, $. © Kiorſioc 
von Dr. 3. D. Thies. ©. 201 u. f- 

”*) Klopfock u. f- Sreunde. Ih. 2. ©. 168, 

) EHrif.Gottfre Kraufe (06.1749. geft.1771) 
ein sheovetifcher und vraftifher Tonfüntier, bekannt 


186 


es in einem Briefe Klopftodd an Gleim v. 1. März 
1766, *) „der in Ihrer Stube unter andern tobten und 
lebenden Freunden wohnt, **) der Rammlers Bes 
renice ***) componirt hat? Ich habe lange nichts ges 
hört, das mir fo vortrefflih vorgefommen und fo fehe 
nach meinem Gefchmad gewefen wäre. — Ich glaube, 
Kraufe hat die Nacht vor diefer Compofition geträumt, 
er befände fih_in einem griehifhen Mufentempel und 
hörte Alcäus eine Ode vorlefen. Stellen Sie ſich eins 
mal vor, wir hätten diefe Ode in Herkulanum, ober fonft 
wo, in den Ruinen, mit bem Zerte gefunden, welch 
ein Sreudengefhhrei würden wir darüber angeftimmt has 
ben! Gerftenberg und feine Frau fangen mir den 
neuen Griechen und ich dachte: 
Nunc pede libero 
Pulsanda tellus. — 
Und beinahe wär’ ich thöricht genug Yewefen, ben Ge⸗ 





durch f. Abhandlung von d. mufitalifhen Poeſie. Bere 
lin 1752. Rammler richtete eine Dde an ihn. (S. deſſen 
voet. Werke. Berlin 1800. Th. 1. ©. 57.) Bergl. 
©. 210; wie auh (KRüttner’s) Charactere deutſch. 
Dicht. u. Profaiften. ©. 260 u. f. Klopſtock uf Freun⸗ 
de. ch 1. ©. 412 U⸗ f. 

*) S. das ebenangef⸗ Werk. Th. 2 ©. 480 u. fo “ 

”*), Klopſtock meint Gleims Mufentempel oder das Alımer, 
in dem ſich die Bildniſſe der ausgezeichnetſten Schrifte 
fteler beranden- 

”) Yrolomäus m. Berenice (1768) B. Ramm⸗ 
lers poet. Werke. Berlin 1800. Th. ©. 90 u. fe 





187 


danken auszuführen. Welhe einfahe und gleichwohl 
reihe Schönheit, und welche Neuheit dazu, wenigftens 
für mih ! — Dod man kann fogar, bei einem foldhen 
Anlaffe, fherzhaft werben, und ich bin's, dünkt mich, 
geworden. Uber bad muß ich Ihnen nothwendig noch 
fagen, Sie müffen es, ohne alle Einwendung und Wie 
derrede, veranlaffen, daß ih mit Krauſe unvermerkt 
in eine Gorrefpondenz über die Gompofition meiner Stros 
phen komme. Meine Abfiht ift, daß er die Strophen 
componirez doch will ich's ihm nicht auftragen, fondern 
erwarten, ob er felbft Luft dazu befömmt. — Veran⸗ 
laſſen Sie die Correfpondenz nur bald, denn.ars longa, 
vita brevis, wie Hippofrates ſagt.“ — 

Will Here Grillo *) den ganzen Pindar Übers 
fegen?= heißt esin einem Briefe Klopflods vom 1. März 
41766 *%). „Mich dünft, er follte nur die fchönften 
Oden wählen. So ſchön Pindar auch ift, fo ift es doch 
unmöglih, daß er uns für feine Materien fo intereffirt, 
als es der Fall feyn würde, wenn wir Griehen wären. 
Heren Grillo's Ueberfegung gefällt mir von vielen Sei⸗ 
ten, von manchen andern indeß nit. Er ift zu getreu 
und zu pinbarifh in den Beimörtern, und ich weiß nicht, 
ob er dithyrambifhe Verſe oder Profa bat fchreiben wols 





*) Friedrich Grillo, ein fleißiger Ueberfeger ber 
griechiſchen Claſſiker, geb. 1737 zu Wettin, gefl- zu 
Berlin 1802, als Profeffor dev Philoſophie bei dent Ca⸗ 
dertencorpB. 

*) Klopfiod u. f- Sreunde Th. 2. ©. 184. 


182 


den, die bis jegt unüberwundenen, auf bem Kampfple 
antreffen. — Ih kann nit hoffen, länger zu Ieb: 
ald noch den erften Staub diefes Kampfes zu fehn | = 

3wiſchen dem Kaifer (Joſeph) und dem Köni 
von Preußen (Friedrich II.) ſcheint es wirklich bie ; 
Freundfhaft kommen zu wollen. *) Wenn fie nur me 
von der Pflusfhaar, als von der Lanze mit einanl 
abhandeln. Bei der Vorftellung von dem erflern wünf 
ich die Zurädkunft des Kaiferd mit weniger Ungebu! 
Erſt nah feiner Zurückkunft Tann ich bie Entſcheidu 
Über gewilfe fehr intereffante Dinge erwarten. ” 

„In einem geftern (d. 25. Sept. 1769) aus Wi 
erhaltenen Briefe **) ſteht unter andern, daß mir « 
laubt ift, bie erhaltene Medaille zu fragen. Nur va 
der Swieten, der erfte Leibmedilus der Kaifer 
(Maria Therefia) befist auch eine folhe Medaille u 
pflegt fie zu tragen. Diefer Umſtand ift von keiner kle 
nen Erheblichkeit, infofern er mir gewogen ift, und fo vi 
ich weiß beim Kaifer und ber Kaiferin fehr gut ſteht. 

Diefer Hoffnungen ungeachtet, blich die Gac 
auf fih beruhnz bie beiderfeitigen Berührungspunt 
fhienen zu entfernt zu feyn,, und Klopflod verzichte 
auf die Ausführung eines dem Beisgeiß noch nit en 
ſprechenden Plans, ***) 


*) Klopſtock u. ſ. Sreunde Th. 2. &. 287. 

**) Ebendaſ. ©. 239 u. f. 

***) Klopſtocks Bioaraphie. Quedlinburs 1317. ©, 6 
Eramer: Tellow's Briefe an Elifa- ©. 205 u. fe 


a 1 








183 


Noch im J. 1772 ſchrieb Klopflod darüber aus 
amburg an feine Mutter: „Die Wiener Sache hab’ 
) bisher aus vielen Urfachen liegen laffen müſſen; aber 
ifgeben werd’ ich fie nicht.“ — Worte, welche wenig- 
end beweifen, wie fehr ed ihm Ernſt damit war. *) 
Schon frühe, ehe Kiopftod den Meffias nod 
cht zur Hälfte vollendet, waren feine geiftlihen Lieder 
tftanden. » Sch habe, heißt es in einem Briefe vom 
‚ November 1756 **), „eine Sadje begonnen, bie ich 
rr meinen zweiten Beruf halte. Ic habe Kieder für 
n Öffentlichen Gottesdienſt gemacht, was ich für eins 
r fhwierigften Dinge halte, die man unternehmen kann, 
tan fol, wo nicht bem gemeinen Haufen, body den Meis 
en verftändlich feyn, und doch der Religion würdig bleis 
mn. Indeß fcheint es mir, daß mir Gott die Gnade 
geben, und mir diefe Arbeit hat gelingen laſſen, Ich 
ibe fchon Lieder auf alle hohe Kefte, Weihnachten aus⸗ 
nommen, in der Melodie: Here Gott, dich loben wir, 
ch babe noch mehrere von unfern beſten und am häufig- 
en gefungenen Liedern verändert — nur verändert, 
cht umgearbeitet.« ***) M 





) Kiopſtock u. fe Breunde, Th. 2. ©. 262. 
) Ebvendaf. ©. 125 u. f. 

++) Mon der erfien Sammlung diefer geiftlichen Lieder, er= 
fchien der erfie Theil Eoyenhagen 1768 (Sürich 1758) 

“ welcher 55 neue und 29 ſehr verbefierte alte Kirchenlieder 
enthält. Der zweite Theil, 32 neue Lieder enthaltend, 
folgte (Copenhagen 2769) nach. Eine neue Auflage er⸗ 


184 


» Was fagen Sie zu Klopſtocks geiftlichen Liedern ? = 
beißt es in einem Briefe Leflings an Gleim. „Wenn 
Sie fhleht davon urtheilen, werd’ ih an Ihrem Chris 
ſtenthum zweifeln.* *) 

Bis zu Ende des J. 1770 lebte Klopflod in Dänes 
mark, abmwechfelnd zu Copenhagen und zu Lingbye fidh 
aufhaltend. Mehrere feiner damaligen Briefe geben une 
den beiten Aufſchluß Über feine eigenen Arbeiten ſowohl, 
als Über den Antheil, den er an andern literärifhen Ers 
fheinungen nahm. 

och will der Karfchin ſchreiben,“ beißt es in 
einem Briefe an Gleim vom 20. November 1761 **), 
» Sie wiffen, wie fehr ich mit einem großen Theil ihrer 





fchien ebenbaf. 1756. 2 Theile. Verst. Heerwagen's 
Xiteraturgefchichte d. evangel. Kirchenlieder. Ch 4 €.20% 
u. fe Klog beutfche Bibliorh. d. fchön. Wiſſenſch· Bd. 8. 
St. 12. ©. 661 — 78. Altonaer gel. Anzeigen 41767. 
©. 668 — 62. Fortgeſ. Nachricht. von d. Zuf- d- Wie 
ſenſch. u. Künſte in Dänemark. Bd. 1. S. 100 u. f. 
Krafts neue theolog. Bibliothel. St. 126. ©. 659. 
Niemeyerd Biblioth. fe Prediger. . N. U. CH 2. 
€. 466 u. f. N. Leipz ˖ Lit. Zeit. 1806. Et. 6. ©. 6° — 74. 
Einige von Klopſtocks geiftlichen Liedern (ſämmtlich im 
7ten Bde, ſ. Werke.) findet man unter den geiſtlichen 
Dden in Melodien gefegt von einigen Tonkünſtlern in 
Berlin (Berlin 1768 fol.) deögl. in I. H- Rolle’s - 
Samml. geiftl- Lieder f. Liebhaber eines ungefünfteften 
Geſanges u. fe w. (Leipzig 1788. 4.) 

*) ©.E. Leſſings Briefwechiel mit Gleim. Berlin 1794. S. as. 

**) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 2. ©. 148. 





185 - 


Kinder zufrieden bin. Unterdeß ˖ kann ich Ihnen wehl 
fagen, dag ich mid) ein wenig vor ihren gar zu poetifhen 
Briefen fürdte. Aber das entſchuldigt mich nicht; kurz 
ih will an fie ſchreiben. Da ih ihre Adreffe nicht weiß, 
fo werd’ ich den Brief an Ste [hiden. — Sorgen Sie 
dafür ,= heißt es in’ einem fpätern Briefe vom 2. Sept. 
1769 *), „daß die beiten Stüde der Karſchin nicht 
verloren gehn; aber ändern muß fie daran, fie mag kön⸗ 
nen oder nicht. Vieles von den unaufhörlichen Lobpreis 
fungen muß fort. « 

»Aus dem eilften Gefange des Meffias **) Tchreibt 
Klopſtock d. 28, July 1763 *** „Tann ich nicht Flug 
werden. — Soll es eine Satyre feyn gegen die Relis 
gion, fo ift fie ſehr ſchwach. Die Religion hat, und 
kann viel ftärkere, ja die ftärkften aushalten, Unterrich— 
ten Sie mic) daher, was das eigentlih für ein Werk 
ift, c__ 

„Iſt das nicht Ihr Freund Kraufe, tr) Heißt 





*) Klopſtock u- ſ. Breunde. Th. 2. ©. 230. 

++) Der Meſſias, Eilfter Gefang. Potsdam 1763. 4- Ge« 
sen ein Heldengedicht, durch welches 2. 5. Hude 
mann Klopſtock herabzumwürdigen ſuchte, gegen den er 
bereits eine theoloniihe Schmähichrift: Gedanfen über 
den Meſſias in Abſicht auf die Religion (Roſtock und 
Wismar 1864) gerichtet harte. Vergl. F. G. Klopſtock 
von Dr. 3. O. Thie ß. ©. 201 u. f. 

***) Klopſtock u.f. Sreunde. Ih. 2. ©. 168. 

“) Chriſt Gottfre Krauſe (geb. 1719. geft.1771) 
ein theoretiſcher und praktiſcher Tonkünſtler, befannr 


186 


es in einem Briefe Klopftods an Gleim v. 4. März 
1766, *) „der in Ihrer Stube unter andern tobten und 
lebenden Freunden wohnt, **) der Rammlers Bes 
renice ***) componirt bat? Ich babe lange nichts ges 
hört, das mir fo vortrefflich vorgefommen und fo fehe 
nach meinem Gefhmad gewefen wäre. — Ich glaube, 
Kraufe hat die Nacht vor diefer Sompofition geträumt, 
er befände ſich in einem griehifhen Mufentempel und 
hörte Alcäus eine Ode vorlefen. Stellen Sie fi eins 
mal vor, wir hätten biefe Obe in Herkulanum, oder fonft 
wo, in den Ruinen, mit dem Zerte gefunden, weld 
ein Sreudengefhrei würden wir darüber angeftimmt has 
ben! Gerſtenberg und feine Frau fangen mir den 
neuen Griehen und ic, dachte: 
Nunc pede libero 
Pulsanda tellus.. — 


Und beinahe wär’ ich thöriht genug Pewefen, ben Ge⸗ 





durch ſ. Abhandlung von d. mufitaliihen Poeſie. Ber. 
tin 1752. Rammier richtete eine Dde an ihn. (G. defien 
voet. Werke. Berlin 1800. Th. 1. ©. 57.) Bergl. 
©. 210; wie auch (Küttner’s) Eharactere deutfch- 
Dicht. u. Profaiften. ©. 260 u. f. Klopſtock uf Freun- 
de. Th. 1. ©. 412 u. f. 

*) ©. das ebenangef- Werk. Th. 2. ©. 180 u. f. — 

+), Klopſtock meint Gleims Muſentempel oder das Zimmer, 
in dem ſich die Bildniſſe der ausgezeichnetſten Schrifte 
fteler beranden. 

”*) Yrolomäus u. Berenice (1765) B. Ramm⸗ 
ters poet. Werke. Berlin 1800. Th. ©. 99 u. f. 





187 


danken auszuführen. Welche einfahe und gleichwohl 
reihe Schönheit, und weldhe Neuheit dazu, menigftens 
für mid ! — Dod man kann fogar, bei einem foldhen 
Anlaffe, fherzhaft werden, und ich bin's, dünkt mich, 
geworden. Aber das muß id Ihnen nothwendig noch 
fagen, Sie müffen es, ohne alle Einwendung und Wie 
derrede, veranlaffen, daß ih mit Kraufe unvermerkt 
in eine Sorrefpondenz über die Gompofition meiner Stros 
phen komme. Meine Abfiht ift, daß er bie Strophen 
componirez3 doch will ich's ihm nicht auftragen, fondern 
erwarten, ob er felbft Luft dazu befömmt. — Veran⸗ 
laffen Sie die Correfpondenz nur bald, denn.ars longa, 
vita brevis, wie Hippofrates fagt.“ — 

Will Herr Grillo *) den ganzen Pindar übers 
ſetzen?“ heißt es in einem Briefe Klopflods vom 1. März 
41766 *). „Mid dünft, er follte nur die fchönften 
Oden wählen. So fhön Pindar auch ift, fo ift es doc 
unmöglich, daß er uns für feine Materien fo intereffirt, 
als es der Fau feyn würde, wenn wir Griehen wären. 
Herren Grillo's Ueberfegung gefällt mir von vielen Sei- 
ten, von manchen andern indeß nit. Er ift zu getreu 
und zu pindarifch in den Beimörtern, und ich weiß nit, 
ob er dithyrambiſche Verſe oder Profa Hat fchreiben wols 





*) Friedrich Grillo, ein feifiger Ueberfeter der 
griehifhen Claſſiker, aeb. 1737 zu Wettin, gefl- zu 
Berlin 1802, als Profeffor der Philoſophie bei dent Ca⸗ 
dettencorps. 

20) Klopſiock u. fe Freunde. Th. 2. ©. 484. 


I 


188 


len. Ich fage Herrn Grillo ohne Einkleibung meine 
Meinung, weil ich die Ausführung feines Unternehmens 
wünſche. *) 

„Ich muß Ihnen doch,“ fchreibt Klopftod an Gleim 
den 31. Juny 1769 **), „eine Heine Nachricht von meis 
nen Luftwandiungen in den Wäldern unfter alten Spra⸗ 
hen geben. — Macpherfon, ber Retter ded Bars 
den Offian (Offian war deutfcher Abkunft ***), weil er 
ein Caledonier war, wird mir, wie ich hoffe, nun bald 
bie eiögrauen Melodien zu einigen Iyrifhen Stellen bes 
großen Dichters fchicken. ****) Mit Hülfe diefer Melos 
dien den?’ ih das Sylbenmaaß der Barden herantzus 
bringen, und diefe Heinen Entdedungen follen meiner 
— 


*) Leider fand Grillo zu feiner Weberfegung des Pin« 
dar, an der er faft fein ganzes Leben hindurch gearbei- 
tet, feinen Verleger. (Vergl. Klopſtock u. ſ. Freunde. 
zh. 2: €. 380.) Außer der eiliten olympiſchen übe, 
die er im Bötting. Mufenalmanadı (v. 3. 1772. ©. 205) 
mittheilte, if von f. Ueberſetzung des Pindar nichts 
weiter befannt geworden. ©. Degen’s Literatur d- 
deutich. Ueberi. d. Griechen. Wltenburg 1798. Bd. 2. 
©. 200. 

“) Klopſtock u. ſ. Breunde. Ih. 2. ©. 214 uf. 

FR) Vergl. Klopſtock. In Sragmenten von Telow an Elle 
fa (von Eramer) Frankf. u. Leivs. 1777. ©. 121. 
N) Die bekannte deutſhe Malerin Ungelita-Kauf« 
mann (f. w. 0.) damals in Lonton, hatte dekhalb 
an Macpherfon geſchrieben. S. Auswahl aus Klopſtocks 
nachgelaſſenem Briefwechſel u. ſ. w. Th. 1. ©. 274 
vergl. ©. 276. 


189 


Abhandlung vom Sylbenmaaße *) gar nicht Übel laſſen.· ⸗ 
Berner hab’ ich entdeckt — freilich hätt? es ber ganzen 
deutfchen Welt duch Hides **) füglic bekannt feyn 
follen, daß es einen fähfifchen Dichter gibt, der unter 
dem Zitel Herausgegeben zu werben verbint: Die Ges 
ſchichte des Erlsſers, von bem Sachſen, 
einemſchriſtlichen Dichter bald nad Wittes 
tinds Barden. **), Cr ift ebel und fo pcetifh, 





#) ueber die Nacabmung des griech. Sytbenmaahes (vor 
d» Zten Bde der Copenhagner Ausgabe d. Dieiiad v. 
I. 1755; mit Anmerkungen bei Eramer. The 4 
©. 60 — 101.) Vergl. Kiopſtock u. fe Freunde. Th. 2. 
©&. 170. 8.179. ©. 214. 

®) Geo. Hickesii thes, ling. vet. septentr. Oxon.1705. 
T. IP, 6. cf. P. 52 — 84. 

) Kiopfiock meint die poetiſche Bearbeitung d. Evan. 
gelten , in fähfirher Mundart und in aditerirenden Zeln 
den abaeiaßt, welche Ludwig der Fromme (a. 840) ein 
nem berühmten ſachſicken Dichter übertrug. S. Du 
Chesne Seript, rer. Franc. T. II. P. 328, Eccardi 
Comment. de Francia orientali. T. IL P. 324. 

©. Pererfen’s Yreisihriftz welches find d. Bere 
änder- u. Epoden d. deutſch. Hauptiorade u. fe w. in 
d. Schriften d. duurf. Gefelifh- zu Mannheim. Bd. 3. 
©. 24 u. f. — Weder der Name jenes Dichters, noch 
das volfkändige Bert, das fich auch auf dab alte Lee 
Mament erfredt, haben fidh big auf unfee Zeit erhalten. 
Einzeine Bruchfüde aut den auf der Bibliothek iu Ore 
fort und : Münden Sefindliwen Kanbfdriften liefern 
Hickes 1. c. ;2 —- 84. Michaeler in f. tabulis 
ete, T. Il. P. ”—_ 34. u. neuerlich Docen inf 











190 


als es die ſchöne Kinfalt des Originals zuläßt. Hides 
(a. 0.9.) fegt ihn bald in Carls des Großen Zeiten, 
bald Hält er ihn noch für Älter. Ich glaube, fein Beits ‘ 
alter in einer Stelle eines Gefchichtfchreibers unter Lud⸗ 
wig dem Frommen gefunden zu haben. Diefer redet von 
einer poetifchen Ueberfegung der Bibel, die diefer Kaifer 
von einem fähfifhen Dichter Habe machen laffen, *) Das 
Fragment fängt von Chriſti Geburt an, und geht bis 
auf das Gefpräh mit den Züngern zu Emmaus, Es ift 
infonderheit viel alte Kernfpradhe darin, und unter ans 
dern manches vielbedeutende poetifhe Wort, das wir 
armen Neulinge verloren haben; außerdem viel fchönes 
lyriſches Sylbenmaaß. Ich denke es, mit einer fall 
wörtlichen Weberfegung und mit Eurzen , doch bedeutenden 
Anmerkungen herauszugeben. **) Sch befige ſchon etz 
was von diefem Gedicht, und hoffe bald eine ganze Ab⸗ 
fhrift zu erhalten, die der König (von Dänemark) mas 
chen läßt. — Sie find doch mit meinem Patriotismus 





Miscellaneen 3. Geſch. d. deutfch. Literatur. Bd. 2. ©. 12- 
Vergl. Kinder ling's Geſch. d. niederſächſ. Sprace- 
S. 201. Koch's Compend. d. Lit. Geſch. Th. 1. ©. 26. 
Grimm's deutſche Grammatik ©. LXV 

*) Eccardi Comment, de rebus Franciae orientalis. 
T. I. P. 394. 

e) Schwerlich hat der Dichter jemals einen folchen Ver. 
ſuch gemacht. Auch in der neuerlich erfchienenen Aus- 
wahl aus Klopſtocks nachgelaffenem Brierwedriel (Leipzig 
1821. 2 Theile) wird Feine Nachricht von dieſer Ueber. 
fegung gegeben. 





. 491 

zufrieben, der mid, was ich ohne eine ſolche Urfache 
nicht hätte feyn mögen, zum Scholiaften macht? Meine 
Hauptabficht ift die fernere Bildung unferer Sprade. In 
diefem Betracht ift das Gedicht unfres Sachſen ein reicher 
und. *) Wir müffen ihre Bildung, ihren alten Ori⸗ 
ginal⸗Genius gleihfam warm aus dem Herzen nehmen. 
Außerdem ift es auch nicht gleichgültig, zu fehen, wie wir 
nördlichern Deutfchen von der Religion bald nach der Zeit 
hadıten, in weldher Earl der Große durch Schwert und 
Vehmgeriht bekehrt Hatte.“ 

Seinem Freunde Gleim, der ſich damals (1769) 
mit einer Sammlung feiner Gedichte befchäftigte, gab 
. Klopftod den Rath: „Brauchen Sie mir ja Ramlers 
Feile nicht zu viel, und bringen Sie mit Ihrer cig- 
nen hie und da ein wenig Politur weg. Sch ſchlage Ih⸗ 
nen hiedurch nichts anders vor, als waß. ich ſelbſt thue. **) 
Sagen Sie. mir, weiß ed Ramler, daß diejenige feine 
ſchönſte Ode ift, in der er gar nicht nachgeahmt hat? — 
Und wenn er’s weiß, hat er nicht Luft daraus zu folgern, 
was wirklich daraus folgt ?***) 

Bon (Soh. Geo.) Jakobi kenn’ ih noch nichts, 
als die Briefe ****), und was ih in den Sournalen und 


) Verst. Über die altſächſiſche Cvangelienharmonie die 
Jenaiſche Lit. Zeit. 1809. No, 174. 
) Kiovfioc u. ſ. Breunde. Th. 2. ©. 230. 
), Ebendaſ. ©. 2365 u. f. 
..,yuc06i’HWerke (Halberkt: 1770.) 79.1. S.5 »74. 
'v 


184 


» Was fagen Gie zu Klopftods geiftlihen Liedern ? = 
heißt es in einem Briefe Leffings an Gleim. „Wenn 
Sie fhleht davon urtheilen, werb’ ic an Ihrem Chris 
ſtenthum zweifeln.“ *) 

Bis zu Ende des 3.1770 lebte Ktopflod in Dänes 


mark, abwechſelnd zu Copenhagen und zu Lingbye eh 


aufhaltend. Mehrere feiner damaligen Briefe geben ung 
den beften Auffchluß Über feine eigenen Arbeiten fowohl, 
als Über den Antheil, den eran andern literärifhen Ers 
fheinungen nahm. 

Ih will der Karfchin Schreiben,“ heißt es in 
einem Briefe an Gleim vom 20. November 1761 **), 
»Gie wiffen, wie fehr ih mit einem großen Theil ihrer 


ſchien ebendaf. 4756. 2 Theile. Verst. Heerwagen* 
Literaturgeſchichte d. evangel. Kirchenlieder. Th 4 S. 202 
uf Klotz deutſche Biblioth. d- ſchön. Wiſſenſch- Bb- 8. 
St. 12. ©. 661 — 78. Altonaer gel. Anzeigen 1767. 
©. 668 — 62. Fortgeſ. Nachricht: von d. Zul. d- Wille 
fenfh. u. Künſte in Dänemark, Bd. 4. ©. 100 u. f. 
Krafts neue theolog. Bibliothek. St. 126. ©. 659. 
Niemeyerd Biblioth. fe Prediger .N. U. CH 2 
©. 466 u. f- R.Leipz. Lit. Zeit. 1806. Er.5. S. 66 — 7%. 
Einige von Klopſtocks geiſtlichen Liedern (ſämmtlich im 
ten Bde, ſ. Werke.) findet man unter den geiftlichen 
Oden in Melodien gefegt von einigen Tonkünſtlern in 
Berlin (Berlin 1758 fol.) dest. in 3. H- Rolle’3 - 
Sammi. geiſtl. Lieder f. Liebhaber eines ungefünfeften 
Geſanges u. fe w. (Leipzig 1788. 4.) 

*) ®.€. Leſſings Briefwechiel mit Gleim. Berlin 1794. S. 28. 

**) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 2. ©. 143. 





Kinder zufrieden bin. Unterbeß- fann ich Ihnen wehl 
fagen, daß ich mic) ein wenig vor ihren gar zu poetifchen 
Briefen fürchte. Aber das entfchuldigt mich nicht; Turz 
ih will an fie fchreiben. Da ich ihre Adreſſe nicht weiß, 
fo werd’ ich den Brief an Ste fhiden. — Sorgen Gie 
dafür ‚= heißt es in’ einem fpätern Briefe vom 2. Sept. 
1769 *), „daß die beiten Stüde der Karſchin nidt 
verloren gehnz aber ändern muß fie daran, fie mag kön⸗ 
nen oder nicht. Wieles von den unaufhörlichen Lobpreis 
jungen muß fort. « 

» Aus dem eilften Gefange des Meffias «**) fchreibt 
Klopſtock d. 28, Zuly 1763 *+* „Eann id nicht klug 
werben. — Sol es eine Satyre feyn gegen die Reli⸗ 
sion, fo ift fie fehr ſchwach. Die Religion hat, und 
kann viel ftärkere, ja die ftärkften aushalten, Unterrich⸗ 
ten Sie mid) daher, was das eigentlih für ein Werk 
iſt. cc __ >. 

„Iſt das nicht Ihr Freund Kraufe,“ *+**) heißt 


185 - 





*) Klopſtock u. ſ. Breunde. Th. 2. ©. 250. 

+) Der Meſſias, Eiliter Gefang. Potsdam 1763. 4- Bike 
gen ein Heldengediht, durch weldes 2. 5. Huden 
mann Klopſtock herabzuwürdigen ſuchte, gegen den er 
bereird eine theoloniihe Schmähichrift: Gedanfen über 
den Meſſias in Abſicht auf die Religion (Roſtock und 
Wismar 1864) gerichtet harte. Vergl. F. G. Klopſtock 
von Dr. 3. O. Chief. ©. 201 u. f. 

, Klopſtock u.f. Sreunde. Ih. 2. ©. 168, 

”) EHrif.Gottfre Krauſe (geb.1749. geft.1771) 
ein tbeoretifher und praftifcher Tonfünitier, bekannt 


186 


es in einem Briefe Klopftodd an Gleim v. 4. März 
1766, *) „ber in Ihrer Stube unter andern tobten und 
lebenden Freunden wohnt, **) bee Rammlers Bes 
renice ***) componirt hat? Ich habe lange nichts ges 
hört, das mir fo vortrefflih vorgelommen und fo fehr 
nad) meinem Geſchmack gewefen wäre. — Ich glaube, 
Kraufe hat die Nacht vor diefer Compoſition geträumt, 
er befände fih in einem griehifchen Mufentempel und 
hörte Alcäus eine Ode vorlefen. Gtellen Sie fi eins 
mal vor, wir hätten diefe Ode in Herkulanum, ober fonft 
wo, in den Ruinen, mit dem Zerte gefunden, weld 
ein Sreudengefehrei würben wir darüber angeflimmt has 
ben! Gerftenberg und feine Frau fangen mir ben 
neuen Griechen und ich dachte: 

Nunc pede libero 

Pulsanda tellus.. — 
und beinahe wär’ ich thöricht genug Bewefen, ben @es 





durch f. Abhandlung von d. muſikaliſchen VPoefie Ber. 
lin 1752. Rammler richtete eine Dde an ihn. (S. deren 
poet. Werke. Berlin 1800. Th. 4. ©. 57.) Bergsl. 
©. 210; wie auh (KRüttner’s) Eharastere deutidh 
Dicht. u. Proſaiſten. S. 260 u. f. Klopſtock uf Freun⸗ 
de. Th. 4. ©. 412 U⸗ f 

*) ©. das ebenangef. Werk. Th- 2. ©. 180 u. fı . 

**) Klopſtock meint Gleims Muſentempel oder dad — 
in dem ſich die Bildniſſe der ausgezeichnetſten Schrift. 
fteler beranden- 

*) Yeolomäus u. Berenice (17668) B. Ramm⸗ 
lers poet. Werke. Berlin 1800. TH. ©. 90 u. f. 


187 


anten auszuführen. Welche einfahe und gleichwohl 

reihe Schönheit, und welhe Neuheit dazu, wenigftens 
für mid! — Dod man kann fogar, bei einem folden 
Anlaffe, ſcherzhaft werden, und ich bin's, dünkt mid, 
geworden. Uber das muß id; Ihnen nothwendig noch 
fagen, Sie müflen es, ohne alle Einwendung und Wis 
derrede, veranlaffen, daß ih mit Kraufe unvermerft 
in eine Gorrefpondenz über die Gompofition meiner Stros 
phen komme. Meine Abfiht ift, daß er die Strophen 
componirez doch will ich's ihm nicht auftragen, fondern 
erwarten, 0b er felbft Luft dazu befömmt. — Veran⸗ 
laflen Sie die Gorrefpondenz nur bald, denn.ars longa, 
vita brevis , wie Hippofrates ſagt.“ — 

Will Herr Grillo *) den ganzen Pindar Übers 
fegen?= heißt ed in einem Briefe Klopflods vom 4. März 
41766 9). „Mid dünkt, er follte nur die fchönften 
Oden wählen. So fhön Pindar auch iſt, fo ift es doch 
unmögli, baß er uns für feine Materien fo intereffirt, 
als es ber Fall feyn würde, wenn wir Griechen wären. 
Herren Grillo's Ueberfegung gefällt mir von vielen Sei⸗ 
ten, von manden andern indeß nit. Er ift zu getreu 
und zu pindarifh in den Beimörtern, und ich weiß nicht, 
ob er dithyrambiſche Werfe oder Profa hat fchreiben wols 





*) Sriedrich Grillo, ein fleißiacer Ueberfeger der 
griechiſchen Claſſiker, aeb- 1737 zu Wettin, gefl- zu 
Berlin 1802, als Profefioe der Philoſophie bei dent Ga 
dettencorvs. 

”), Klopſiock u. ſ. Freunde. Th. 2. ©. 184. 


188 


len. Ich fage Herren Grillo ohne Einkleidung meine 
Meinung, weil ich die Ausführung feines Unternehmens 
wünſche. *) 

„Ich muß Ihnen doch,“ fhreibt Kiopftod an Gleim 
den 31. Zuny 1769 **), „eine Meine Nachricht von meis 
nen Luftwandlungen in den Wäldern unfrer alten Spra⸗ 
hen geben. — Macpherfon, der Retter ded Bars 
den Offian (Oſſian war beutfcher Abkunft ***), weil er 
ein Galedonier war, wird mir, wie ich hoffe, nun bald 
die eiögrauen Melodien zu einigen Iyrifhen Stellen bed 
großen Dichters ſchicken. *%**) Mit Hülfe diefer Melos 
dien den?’ ih das Sylbenmaaß der Barden herauszus 
bringen, und diefe Keinen Entdedungen follen meiner 





*) Reiter fand Grillo zu feiner Weberfegung des Pine 
dar, an der er faſt fein ganzed Leben hindurch gearbei« 
ter, feinen Verleger. (Vergl. Klopſtock u. f. Freunde. 
zb. 2. €. 380.) Außer der eiliten olympiſchen übe, 
die er im Götting. Murenalmanadı (v. 3.1772. ©. 208) 
mittheilte, iſt von ſ. Weberfegung des Pindar nichts 
weiter befannt geworden. ©. Degen’s Literatur d- 
deutich-. Ueberſ. d. Griechen. Altenburg 1798. Bd. 2. 
©. 200. 

“) Klopſtock u. ſ. Breunde. Th. 2. ©. 214 uf. 

*5*) Berge. Klopſtock. In Sragnıenten von Tellow an Elle 
ra (von Eramer) Sranff. u- Leivs. 1777. ©. 121. 
) Die bekannte deutfhe Malerin Ungelita Kaufe 
mann (f- we 0.) damals in London, hatte dekhalb 
an Macpherfon aefchrieben. S. Auswahl aus Klopſtocks 
nachgefaffenem Briefwechfel u. ſ. we Th. 1. ©. 274 
vergl. ©. 276. 





“489 


Abhandlung vom Sylbenmaafe*) gar nit Übel laſſen.“ — 
Ferner hab' ich entdeckt — freilich hätt' es der ganzen 
deutſchen Welt durch Hickes **) füglich bekannt ſeyn 
ſollen, daß es einen ſächſiſchen Dichter gibt, ber unter 
dem Titel herausgegeben zu werben verſiint: Die Ges 
fhihte des Erlöfers, von dem Sadfen, 
einem hriflliden Dichter bald nad Wittes 
kinds Barden. **), Er ift edel und fo pcetifh, 


*) ueber die Nachahmung des griech. Sylbenmaaßes (vor 
d. 2ten Bde der Eopenhagner Ausgabe d. Meſſias v. 
3. 17555 mit Anmerkungen bei Cramer. The 4 
©. 60 — 101.) Verst. Klopſtock u. ſ. Sreunde- Th. 2. 
S. 170. ©. 179. ©. 214. 

“) Geo. Hickesii ihes. ling. vet. septentr. Oxon.1708. 
T. IP. 6. cf. P, 52 — 84. 

++) Klopſtock meint die poetifche Bearbeitung d. Evan⸗ 
gelten , in fächfifcher Mundart und in aliterirenden Zei- 
ten abarraßt, welche Ludwig der Fromme (ft. 849) eiz 
nem berühmten ſächſiſchen Dichter übertrug. S. Du 
Chesne Script, rer, Franc. T. II. P. 326, Eccardı 
Comment, de Francia orientali. T. IL P. 324. 
WB. Peterſen's Preisfchrift: welches find d. Vera 
änder. u. Epoden d. deutich. Hauptſprache u. f. w. in 
d. Schriften d. churf. Gefeifh. zu Mannheim. Bd. 3. 
©. 24 u. f- — Weder der Name jene? Dichterd , noch 
das volifiändige Wert, das fich auch auf das alte Tem 
fiament erfiredt , haben fi bis auf unfre Zeit erhalten. 
Einzeine Bruchftüde aus den auf der Bibliothek zu Or« 
fort und . München befindlichen KHandfchriften liefern 
Hickes 1. c. P. 52 —- 84. Michaeler in f. tabulis 
etc, T. III. P.52 — 85. u. nwerlih Docen inf 


190 


als es die ſchöne Einfalt des Originals zuläßt. Hides 
(a. 0.9.) fegt ihn bald in Carls des Großen Beiten, 
bald Hält er ihn noch für älter. Ich glaube, fein Beits ‘ 
alter in einer Stelle eines Gefchichtfchreibers unter Lud⸗ 
wig dem Frommen gefunden zu haben. Dieſer redet von 
einer poetifchen Ueberfegung der Bibel, bie diefer Kaifer 
von einem ſächſiſchen Dichter habe machen laffen. *) Das 
Fragment fängt von Chrifti Geburt an, und gebt bi 
auf das Gefpräh mit den Züngern zu Emmaus. Es ift 
infonderheit viel alte Kernfpradhe darin, und unter ans 
dern manches vielbedeutende poetifhe Wort, das wir 
armen Neulinge verloren haben; außerdem viel fchönes 
lyriſches Sylbenmaaß. Ich denke es, mit einer fall 
wörtlichen Ueberfegung und mit Eurzen, body bedeutenden 
Annerfungen herauszugeben, **) Sc befige ſchon ets 
was von diefem Gedicht, und hoffe bald eine ganze Ab⸗ 
ſchrift zu erhalten, die der König (von Dänemark) mas 
chen läßt. — Sie find doch mit meinem Patriotismus 





Miscellaneen 3. Geſch. d. deutfch. Literatur. Bd. 2. ©. 12. 
Berge. Kinder ling's Geſch. d. niederſächſ. Gprade- 
S. 201. Koch's Compend. d. Lit. Geſch. Th- 1. S. 26. 
Grimm's deutſche Grammatik S. LXV 

*) Eccardi Comment, de rebus Franciae orientalis. 
T. II. P. 394. 

) Schwerlich hat der Dichter jemals einen ſolchen Ver. 
ſuch gemacht. Auch in der neuerlich erſchienenen Aus, 
wahl aus Klopſtocks nachgelaffenem Brierwediel (Leipzig 
1821. 2 Theile) wird Feine Nachricht von tiefer Ueber. 
fegung gegeben. 





. 191 


zufrieden, ber mih, was ich ohne eine ſolche Urſache 
nicht hätte feygn mögen, zum Scholiaften maht? Meine 
Hauptabſicht ift die fernere Bildung unferer Sprade. In 
dieſem Betracht ift das Gedicht unfres Sachſen ein reicher 
Fund. *) Wir müffen ihre Bildung, ihren alten Ori⸗ 
ginal⸗Genius gleihfam warm aus dem Herzen nehmen. 
Außerdem ift es auch nicht gleichgültig, zu fehen, wie wir 
nördlichern Deutfchen von der Religion bald nad) der Zeit 
dachten, in welcher Carl der Große durch Schwert und 
Vehmgeriht belehrt hatte.“ 
Seinem Freunde Gleim, ber fih damals (4749) 
mit einer Sammlung feiner Gedichte befhäftigte, gab 
. Klopftod den Rath: „Brauhen Sie mir ja Ramlers 
Feile nicht zu viel, und bringen Sie mit Ihrer eig⸗ 
nen hie und ba ein wenig Politur weg. IH ſchlage Ihs 
nen hiedurch nichts anders vor, als was. Ih ſelbſt thue. **) 
Sagen Sie. mir, weiß es Namler, daß diejenige feine 
ſchönſte Ode ift, in der er gar nicht nachgeahmt hat?- - 
und wenn er’ö weiß, hat er nicht Luft daraus zu folgern, 
was wirklich daraus folgt ?***) 
Bon (oh. Geo.) Jakobi kenn’ ih noch nichts, 
als die Briefe +"), und was ih in ben Zournalen und 





*) Vergl. über die aftfähfirhe Evangellenharmonie bie 
Jenaiſche Lit. Zeit. 1809. No, 174- 

*“) Klopſtock u. f. Breunde. Th. 2. &. 230. 

), Ebendaſ. ©. 235 u. f. 

“..)Yacapi’4 Werte (Halberſt ˖ 1770.) Tu1. ©.6 -: 


192 


Zeitungen von ihm finde. Cr verfteht die Sprache und 
hat Gefhmad, aber noch zu viel fremde Bildung. *) 
Was fagen Sie von dem Fragmente vor dem brifs 
ten Bande des Meſſias? So wirb meine Abhands 
fung **) werben. Ich fchriebe fie freilich lieber auf vier 
Bogen, ftatt daß fie nun wohl zwanzig haben wird; als 
lein alle meine Freunde wollen, daß ich fo ausführlich 
feyn ſoll, weil die Sahe noch zu wenig bekannt ſey. 
Wenn fie dieß Mehrern feyn wird, fo kommt denn Ei⸗ 
ner, der fehr Recht darin hat, und macht vier Bogen 
daraus. Dann bleibt nichts weiter, als die neuen Syl⸗ 
benmaaße, und die Bildung der’ griehifhen, die man 
nicht ganz kennt, auch wegen Mangel ber Beflimmung 
bei den griehiihen Critikern, nidt ganz kennen 
Tann. — Und mehr braucht ja auch nicht Übrig zu 
bleiben.“ . 
„Ich bin feit kurzem,“ fchrieb Klopſtock den 2. Sept. 
1769 ***), „ineine beutfche Malerin in London, Ans 
gelita Kaufmann ***) beinahe verliebt. Sie Hat 





.) Klopſtock u. ſ. Sreunde. Th. 2. ©. 256. 
) Vom deutfhen Herameter. (vollſtändiger is 
d. Fragmenten über Sprache und Dichte 
Eunft. Hamb. 1779.) Bergi. Auswahl aus Klopſtocks 
nachgel. Brierwechrfel u. f- w. Th. 2: ©. 62, wo man 
ebenfalls einige Bemerkungen über den Beutfchen Hera 
meter findet 

, Klopſtock u. f. Freunde. Th. 2. ©. 228. 

***) Geb. 4741 zu Chur in Bündten, geſt. su Rom ben 
6. November 1807. Auh Herder gedenit ihrer in d. 


193- 


einen Briefwechſel mit mir angefangen *), und will mir 
ſchicken: einen Kopf Oſſians nach ihrer Phantafie, ihr 
Portrait und ein Gemälde aus dem Meffiad.— „Es 
iſt vortrefflih ‚” heißt es in einem fpätern Briefe vom 
Auguf 1770 *), „das Mädchen hat Raphael ftubirt. 
Drei Perfonen : der tobtbleihe Samma, der die Urne 
Benoni's mit daran gelehntem Kopfe umfaßt, Joel, 
der Johannes thränend bittet, und Johannes ausnehmend 
ſchön und fanft, ber fi über ihn beugt, und ihn mit 
voller Aufmerkſamkeit anhört. ***) und nun befomm’ 
ich noch das Portrait der Angelika. Ich habe fie gebes 
ten, fi) ald Thusnelda zu maſen, nämlic einen Köcher 
an ber Schulter in Leinen mit Purpurauffchlägen gekleis 
det, die Arme faft ganz blos, einen Feldblumenkranz 
mit etwas jungem Gichenlaube untermifht. — Sie 
wiffen unftreitig, daß Thusnelda blaue Augen hatte, 





Werten 5. (hön. Lit. u. Kunſt. Bb- VII. ©. 211; wie 
in feinen Beiefen. Verst. I. ©. v. Derders Leben. Hera 
audg. von Heinz. Doering. Weimar 1825. ©. 202 
ne fe Eine intereffante Biographie von Ihr findet man in 
den Beitgenoffen. Neue Reife Leivi. 1822. No.VIl. 

*) Wier Briefe von Angelita Kaufmann an Klop« 
Rod, in & 9. 1769 — 70, findet man in d. Auswahl 
aus beiten nadgelagenem Briefwerfel u. f w. Th. 1. 
©. 268 — 77. 

=?) Riouüod m. (+ Seeunde £6. 2. ©. 246 u. fe 

**®) Ein andres Bemätde , ebeniehb-die Beldichte Eam . 
ma vorien end ,. hatte ein veifender Hamburger in Ve. 
rona getsofen. Kiopßot u- ¶. Geeunde. Ti 2. &. 729. 


13 






194 ' 


gleihwohl hab’ ic Angelila gebeten, ja ihre ſchwarzen 
Augen bei diefer Gelegenheit nicht in blaue Zu verwans 
dein. Aber endlih zur Hauptfahe: Diefe ſchwarzen 
Augen, die ganze Miene fieht freubetrunfen auf einen 
römiſchen Adler herab, den Thusnelda mit beiden Armen 
angefaßt hat.” 

Daß Angelika ſich auch mit einem Kupferſtiche des 
von ihr ſehr geſchätzten Dichters *) beſchäftigte, ſieht man 
aus einem Briefe Klopſtocks an Gleim vom 2. Septemb. 
1769, und aus einem der ihrigen vom 28. Aug. 1769 **) 

»Herder hätten Sie nicht bei mir getroffen,” 
heißt e8 in einem Briefe Klopftods an Gleim, aus Bern, 
ftorf vom 7. Sept. 1769 ***). „Ich weiß nicht, wie 
e8 fein Schiffer mit ihm gemacht hat. Vielleicht hat er 
bei Copenhagen anlegen wollen, und nit Wort gehals 





*) „Das unendlich Ehöne, dad Edle und Erhabene,“ 
fchreibt Angelifa unter andern, „das ih in Ihren 
Meſſias finde, bewegt meine ganze Seete. Wie mande 
veranügte Stunde hab? ich fchon bei dem erſten und zwei⸗ 
ten Theil zugebracht, und wie wird durd Ahr gütiges 
und mir zu liebes Geſchenk diefed Gedichıs tie Zahl der. 
felben vermehrt. O wie oit hab’ ich gewünſcht, Eie per⸗ 
fönlih Eennen zu lernen u. f. w-“ (Auswahl aus Klop⸗ 
ſtocks nachgelaſſenem Briefwechſel u. f.w. Th- 1. S. 269. 

**) glopſtock u. ſ. Treunde. Th. 2. S. 228. Auswahl 
aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brierwechiel u. f- w. Th. 1. 
©. 270. verst- &. 275 u. 76. 

+t#) Klopſtock u» ſ. Freunde. ch. 2% © 15%. 





195 


ten. *). Ih kann aus dem Gabinett, in welchem 
ich jest ſchreibe, vier Meilen in bie Oſtſee hinausfehn, 
aber ih habe den Eritifhen Berg **), der ja (denn ich 
muß ed doch nur herausfagen) Mäufe und Eichhörnchen, 
wenn jene Ihnen zu Bein find, entdedt. Wenn Ihnen 
das zu ſtreng vorkommt, fo denken Sie fi meinen uns 
widerleglihen Satz noch nicht fo wahr, als ich, und als 
er wirklich ift, nämlich daß kein Grititus mehr ald Eine 
Stimme hat. Und von diefer Einen Stimme fordere 
ih außerdem noch, daß fie von nicht kleiner Bedeutung 
fey, wenn fie fih will öffentlich, hören laffen.” — 

Bis zum 3. 1771 hatte Klopſtock, bis auf einige 
Reifen fi meiftens in Gopenhagen aufgehalten, wo er, 
wie bereits erwähnt worben, an dem Grafen Bernftorff 





*) Herder, der damals auf feiner Reife von Riga nach 
Nantes Fearifen war, hatte feinen anfänglichen Plan 
über Copenhagen zu gehen geändert. Cr bedauert 
in ſeinem Reifeiournal , daß er dort nicht gelandet ſey, 
und die Befanntihaft Klopſtocks, Gerſtenberas 
u. a. gemadt hate Versle 3. ©. v. Herderd Leben. 
Hrraußg. von Heinr. Doering. Weimar 1828. 
©. 78. vergi- &- 9%. 

*) So nennt der Dichter Herden in Besus auf die in 
d. 3. 4768 u. 69 erfhienenen Kritiſchen Wälder 
und Fragmente zur deutfhen Yirerarur. Vieleicht 
batte Klopſtock dabei vorzüglich: Das Geſpräch 
zjwiſchen einem Rabbi und einem Chris 
Ken über den Meffias im Sinne, welches man 
in Herder fänmmeL Werken 3. fchön. Pit. u. Kunſt. 
Kübingen 1808. ch. 2 ©. 46 — 656 finder- ” 


196 


einen ebelmüthigen Freund und Beſchützer Hatte, Seit 
diefer indeß, durch den Günſtling des neuen Königs 
Chriftian des Siebenten, den Grafen Struenfee vers 
drängt, feine Entlaffung erhalten hatte. *), veränderte 
auch Klopftod feinen bisherigen Aufenthalt, und begab 
fih nad Hamburg, wo er mit Belbehaltung feiner däs - 
nifhen Penfion **), und bem Character eines königl. 
dänifhen Legationsrathe, ohne ein Öffentliches Amt zu 
bekleiden, der Poefie und dem Umgange mit gleichgeſtimm⸗ 
ten Freunden lebte. ***) 

Im 3. 1771 hatte Klopftod eine Reife nad) Man⸗ 
beim, Darmftabt und Düffeldorf unternommen. In 
Manheim hatte er eine flundenlange Unterredung mit dem 
Ghurfürften. — Die erften Zonkünftler in Manheim 
beeiferten fi, ihm ihre Virtuofität in ihrem ganzen Glan⸗ 
ze zu zeigen. — Auf biefer Reife war es auch, wo Klops 
fto& Goethes Mutter in Frankfurt am Mayn befuchte, 


) Im I. 1770, mit einem Jahrgehalt von 6000 Heich- 
thalern. 

*) Nach einem Briefe Klopſtocks an Gleim (Hamburg 
d. 15. April 1971) war der Dichter ſehr beſorgt, daß 
er feine Penfion verlieren werde. Diefe Beforgnig grün. 
dete fih auf ein vermöge einer königl. Gabinetkortre an 
ihn eriaffenes Schreiben , worin man fih nach Klopſtocks 
Alter, nach feinen Verdienfien und feinen Bee en 
a Münden erfundigte. Klopſtock u. f Freunde. x 


5 * Klopſtocks Biographie Quedlinb. 1847. e. 87. 
Klopſtock als Menſch u. Dichter. Naumb. 1824. ©. 48. 





197 


Sie hatte einen Dann mit einem Heiligenfchein erwartet, 
und fah fi) natürlich durch die Erſcheinung eines Heinen 
unanfehnlihen Mannes ziemlich, getäuſcht. Da fie ſich 
vorgenommen hatte, ihn über dunkle Stellen in der Mefs 
fiade zu fragen, fo war fie nit wenig betreten, als 
Klopſtock fogleich die Frage an fie sichtete: was Frank⸗ 
furt eigentlich für eine Verfaffung habe? Doch befann 
fie fih fogleid, daß auf diefe Frage nur Eine Antwert 
fey. Sie gab ihm den bei Varrentrapp heraus kommen⸗ 
den Zranffurter Staatskalender in die Hände, und ers 
zählte fpäter: nur Ein Mann habe ihr imponirt, und 
das fey Herder. *) 

Schon im folgenden Sabre (1772) traf ihn bas 
Loos, einen feiner treuften und bewährteften Kreunde zu 
verlieren. „»Durch die Zraurigkeit Über den unerwars 
teten Tod bes Geh. Raths von Bernftorff**),” fchrieb 
er ben 4. April 4772 an feine Mutter, „hat meine Ge⸗ 
fundheit etwas gelitten; aber es ift Gott fey Danf, 





*) Börrtigers Aufſatz: Klopſtock, im Sommer 1795 (in 
d. Taſchenbuche Minerva aufd I 1814. ©. 557 — 38.) 

**) Cr fiarb zu Hamburg d. 49. Febr. 1772, nachdem 
er einige Zeit zuvor wiederüm nadı Dänemark zurück, 
berufen worden war. Bersl- ©. 2..Ahlemann: len 
ber dad Leben u. d. Eharacter dei Braien Ernft Hart. 
wig von Bernſtorff. Hamburg 1777. Ktiopſtock. In Trage 
menten aus Briefen von Tellow an Elifa. Frankf. u. 
Leipzig 1777. ©. 25 — 56. Ein Gedicht auf Bernſtorffs 
Tod, von Sriederite Brun finder man in ihren 
Berichten. Zürb 1803: ©. 83. 


198 


fhon einige Zeit her, daß ich es Überftanden habe. AG 
bin bei der Geh. Räthin geblieben, denn fie bat dieß 
auf eine vecht freundfchaftlihe Weife gewünſcht. Sie 
wohnt jegt in einem andern Haufe in einer Gegend ber 
Stabt, wo man redht frifhe Luft und eine fhöne Aus⸗ 
fiht auf das nahe Alſter-Baſſin Hat, welches bicht vor 
dem Haufe liegt. — Ich habe dem Prinzen Carl von 
Heſſen, der die zweite Prinzeffin von Dänemark zur Ge⸗ 
mahlin bat, den Vorſchlag gemacht, es zu bewirken, 
daß man dem feligen Geh. Rath (dv. Bernftorff) in 
Rothſchild *) ein Begräbnig gebe. — Die Sache iſt 
ſchwer und wird wohl nicht zu Stande kommen; inbeß 
boff’ id) von dem Prinzen, daß er fie noch nicht aufges 
geben, und mit dem, was man thun will, zufrieden feyn 
wird, nämlich dem Verftorbenen ein Denkmal in ber deut⸗ 
fhen Kirche in Copenhagen zu feßen. **) 

In diefe Zeit fällt die Beendigung der Meſſiade. 
Der fechzehnte bis zwanzigfte Gefang, der den vierten 
Band’ einnimmt, erfhien im J. 1773. Der Dichter 
Ihrieb ben 14. May an Gleim: „Meine Zreude, den 





*) Der Begräbnißort der dänifchen Könige. Des Dichters 
trefflihe Dde: Rothſchilds Gräber, die er bei 
den Tode Sriedrihd des Sünften im 3. 1766 dichtete, 
in bekannt. Klopſtocks Werke. SB 1. 8. 201 u. f. 
Verst. Klotz: Biblioth. d- ſchön. Wiſſenſch. Bd. 1. 
Et. 2. ©. 162 u. f. 


**) Klopſtock us fe Freunde. Ch. 2. ©. 262. 


[2 


199 


Meffias vollendet zu haben, iſt mir faſt alle Tage 
neu. Sie Eönnen ſich vorſtellen, mit welcher Ungeduld 
ich erwarte, die Ihrige zu leſen. ) 

Es iſt Hier vieleicht der Ort Über dieß Hauptwerk 
bes Dichters, das in einer Reihe von Jahren fi nur 
Tongfgn feiner Vollendung näherte, einige literärifche 
Notizen du geben, die wie, um bie Schilberung der Lebends 
ereigniffe Klopftods nicht zu fehr zu unterbrechen, bis 
hieher verfhoben haben. 

Den zwei erften Bänden bed Meflias, bie, wie bes 
reits früher erwähnt, im I. 1756 zu Copenhagen auf 
Koften bes Königs von Dänemark erfchienen waren, folgs 
te 1768 ber dritte. Der Verleger der Hallifhen Auss 
gabe that zu dem 1751 erfchienenen erften Bande im I. 
1756 ben zweiten hinzu. Won beiden Bänden erſchien 
4760 eine neue Auflage. Der dritte Band kam 1769, 
und der vierte 1773 heraus, **) 





*) Kiopfod u. f- Breunde, Tb. 2. ©. 268, 

**, Der voltändige Titel diefer Ausgabe ik: Der Meſſlas. 
Erfer Bo. 2te verdef- Auf. Halle 1760. Zweiter Bd. 
Ebendaſ. 1756. Dritter Bd. Ebendaſ. 1769. Vierter 
Bd. Ebendaf. 1773. Wor dem erften Bande befindet fih 
die Aueignungdode an den König von Dänemark, Gried- 

"rich V., nebft einem Vorbericht zu dieſer Ode / und 
iovnocis Abhandlung von der heiligen Poefie (die lee 
tere aud bei Eramer. &h- 4. ©. 20 — 69, mit befien 
Anmerkungen) ; vor dem aweiten die Abbandlung von d- 
Nachahmung des griedifchen Eyitenmaafes im Deutichen 
(esenfans bei Eramer. &g. 4. ©. 60 — 406 mit 


190 


als es die fhöne infalt bes Originals zuläßt. Hides 
(a. a. O.) fegt ihn bald in Carls des Großen Zeiten, 
bald Hält er ihn noch für Älter. Sch glaube, fein Beits ' 
alter in einer Stelle eines Gefhichtfchreibers unter Lud⸗ 
wig dem Frommen gefunden zu haben. Diefer rebet von 
einer poetifchen Ueberfegung der Bibel, bie diefer Kaifer 
von einem fächfifchen Dichter Habe machen laffen. *) Das 
Sragment fängt von Chriſti Geburt an, und geht bis 
auf das Gefpräh mit den Züngern zu Emmaus. Es iſt 
infonderheit viel alte Kernfpradhe darin, und unter ans 
dern manches vielbedeutende poetifhe Wort, bas wir 
armen Neulinge verloren habenz außerdem viel fchönes 
Inrifches Syibenmaaß. Ich denke es, mit einer faft 
wörtlihen Weberfegung und mit Eurzen, doch bedeutenden 
Anmerfungen herauszugeben. **) Ic befige ſchon et⸗ 
was von diefem Gedicht, und hoffe bald eine ganze Abs 
fhrift zu erhalten, die der König (von Dänemark) mas 
chen läßt. — Gie find doch mit meinem Patriotismus 





Miscellaneen z. Geſch. d. deutfch. Literatur. Bd. 2. ©. 12. 
Vergl. Kinder ling's Geſch. d. niederſächſ. Sprache. 
©. 201. Koch's Compend. d. Lit. Geſch· Th. 1. S. 26. 
Gerimm's deutſche Grammatik ©. LXV. 

*) Eccardi Comment, de rebus Franciae orientalis. 
T. I. P. 394. 

*) Schwerlich hat der Dichter jemald einen folhen Ver. 
ſuch gemacht. Auch in der neuerlich erfchienenen Außs 
wahl aus Klopſtocks nachgelaffenem Brierwecriel (Leipsig 
1821. 2 Theile) wird Feine Nachricht von dieſer Ueber⸗ 
fegung gegeben. 





S 491 
zufrieden, ber mid, was ich ohne eine ſolche Urfache 
nicht hätte feyn mögen, zum Scholiaften mat? Meine 
KHauptabficht ift die fernere Bildung unferer Sprache. In 
dieſem Betracht ift das Gedicht unſres Sachſen ein reicher 
Bund. *) Wir müffen ihre Bildung, ihren alten Ori⸗ 
ginal⸗Genius gleihfam warm aus dem Kerzen nehmen. 
Außerdem ift es aud nicht gleichgültig, zu fehen, wie wir 
nördlihern Deutfchen von ber Religion bald nach ber Zeit 
badıten, in weldher Carl der Große durdy Schwert und 
Vehmgeriht belehrt Hatte. 
Seinem Freunde Gleim, der fi damals (1769) 
mit einer Sammlung feiner Gedichte befchäftigte, gab 
. Klopftod den Rath: „Brauchen Sie mir ja Ramlers 
Felle nicht zu viel, und bringen Sie mit Ihrer cig- 
nen hie und da ein wenig Politur weg. Sch fchlage Ih⸗ 
nen hiedurch nichts anders vor, als was ich ſelbſt thue. **) 
Sagen Sie. mir, weiß ed Ramler, daß diejenige feine 
Thönfte Ode ift, in der er gar nicht nachgeahmt hat? — 
und wenn er’s weiß, bat er nicht Luft daraus zu folgern, 
was wirklich daraus folgt ?***) 
Von (Joh. Seo.) Jakobi kenn' ih noch nichts, 
als die Briefe ****), und was ih in den Sournalen und 





*) Veral. Über die altſächſiſche Evangelienharmonie die 
Jenaiſche Lit. Zeit. 4809. No, 174. 

) Kıioofiock u· ſ. Breunde. Th. 2. ©. 230. 

.), Ebendaſ. ©. 235 u. f. 

“ee, yaconi’ KBerte, (Halberft- 1770. DIE 1. 8.5 274. 


192 


Zeitungen von ihm finde. Er verfteht die Sprache unb 
hat Gefhmad, aber noch zu viel fremde Bildung. *) 
Was fagen Sie von dem Fragmente vor dem drits 
ten Bande des Meffias? Go wird meine Abhands 
lung **) werben. Ich fchriebe fie freilich lieber auf vier 
Bogen, ftatt daß fie nun wohl zwanzig haben wird; als 
lein alle meine Freunde wollen, daß ich fo ausführlich 
feyn fol, weil die Sache noch zu wenig bekannt ſey. 
Wenn fie dieß Mehrern feyn wird, fo kommt denn Eis 
ner, der fehr Necht darin hat, und macht vier Bogen 
daraus. Dann bleibt nichts weiter, als die neuen Syl⸗ 
benmaaße, und die Bildung ber griehifhen, bie man 
nicht ganz kennt, auch, wegen Mangel ber Beftimmung 
bei den griedifhen Critikern, nicht ganz kennen 
Tann. — Und mehr braudht ja auch nicht Übrig zu 
bleiben,“ . 
»Ich bin feit kurzem ‚> fchrieb Klopftoc den 2. Sept. 
1769 ***), „ineine beutfche Malerin in London, Ans 
gelita Kaufmann ****) beinahe verliebt. Sie Hat 





*) Kiopftoc u. fe Sreunde. Th. 2. ©. 256. 

**) Vom deutfchen Herameter. (volltändiger in 
dv. Fragmenten über Syradhe und Diht« 
kunſt. Hamb. 1779.) Berge. Auswahl aus Klopſtocks 
nachgel. Briefwechſel u. ſ. w. Th. 2. ©. 62, wo man 
ebenfaftd einige Bemerfungen über den deutſchen Hera 
meter findet 

) Klopſtock u fe Freunde. Th. 2. ©. 228. 

+) Geb. 4741 zu Chur in Bündten , geft- su Rom dem 
6. Noveniber 1807. Auch Herder gedenft ihrer in d. 


einen Briefwechfel mit mir angefangen *), und will mir 
fhiden: einen Kopf Offians nad ihrer Phantafie, ihr 
_ Portrait und ein Gemälde aus dem Meſſias. — „Ei 
ift vortreffiig , heißt es in einem fpätern Briefe vom 
Auguft 1770 **), „das Mädchen hat Raphael ftubirt. 
Drei Perfonen : ber tobtbleihe Samma, der die Urne 
Benoni’s mit baran gelehntem Kopfe umfaßt, Joel, 
der Sohannes thränend bittet, und Zohannes ausnehmend 
ſchön und fanft, der ſich über ihn beugt, und ihn mit 
voller Aufmerkfamkeit anhört. ***) und nun befomm’ 
ich noch da8 Portrait der Angelika. Sch habe fie gebes 
ten, fi als Thusnelda zu maſen, nämlich einen Köcher 
an der Schulter in Leinen mit Purpurauffchlägen geklei⸗ 
det, die Arme faft ganz bios, einen Feldblumenkranz 
mit etwas jungem Gichenlaube untermifht., — Sie 
wiffen unftreitig, daß Thusnelda blaue Augen hatte, 


. 193: 





Werten 3. fchön. Lit. u. Kun. Sb. VI ©. 211; ie 
in feinen Briefen. Vergl. 3. ©. v. Herderd Leben. Her. 
ausg. von Heinr. Dvering. Welmar 1823. S. 202 
u. fe Eine intereffante Biographie von ihre findet man in 
den Beitgenoffen. Neue Reife. Leipz. 1822. No.VII. 

2) Wier Briefe von Angelita Kaufmann an Klon 
Rod, in d. %. 1769 — 70, findet man in d. Auswahl 
aus deifen nachgelaffenem Briefwecfel u. f. w. Th. 1. 
©. 268 — 77. 

*e) Klooſtock u. ſ. Freunde. Ch. 2. ©. 246 u. f. 

”**) Ein anderes Gemälde , ebeniahs die Beichichte Sam- 
ma’s vorfiellend ‚ hatte ein reifender Bamburger in Bes 
rona getsoffen. Klopſtock u. ſ. Seeunde. Th. 2. ©. 229. 


13 


194 , 


gleichwohl hab' ich Angelika gebeten, ja ihre ſchwarzen 
Augen bei dieſer Gelegenheit nicht in blaue fu verwan⸗ 
deln. Aber endlih zur Hauptfahe: Diefe ſchwarzen 
Augen, bie ganze Miene ſieht freudetrunfen auf einen 
römifhen Abler herab, den Thusnelda mit beiden Armen 
angefaßt hat.” — 

Daß Angelika ſich aud mit einem Kupferftiche de 
von ihr fehr gefchägten Dichters *) befchäftigte, fieht man 
aus einem Briefe Klopftods an Gleim vom 3. Septemb. 
1769, und aus einem der ihrigen vom 28. Aug. 41769 ”) 

»Herder hätten Sie nicht bei mir getroffen,” 
heißt es in einem Briefe Klopflods an Gleim, aus Bern» 
ftorf vom 7. Sept. 1769 ***), Ich weiß nit, wie 
ed fein Schiffer mit ihm gemacht hat. Vielleicht hat er 
bei Sopenhagen anlegen wollen, und nicht Wort gehals 





*) „Das unendlih Schöne, dad Edle und Erhabene,“ 
ſchreibt Angelika unter andern, „das ih in Ihrem 
Meſſias finde, bewegt meine ganze Seele. Wie mande 
veranügte Stunde hab? ich ſchon bei dent erfien unb- swei« 
ten Theil zugebracht, und wie wird durch Ihre gütiges 
und mir zu liebes Geſchenk diefed Gedichts tie Zahl Der. 
felben vermehrt. O wie oft hab’ ich gewünſcht, Sie per⸗ 
fönlich kennen zu fernen u. f. w-“ (Auswahl aus Klone 
ſtocks nuchgelaffenem Briefwechſel u. ſ. w. Th. 1. ©. 269. 

++) Klopſtock u. f. Beeunde. Th. 2. ©. 218. Uuswahl 
and Riopftockd nachgelaſſenem Brieiwechſel u- f- w- Th. 2- 
©, 270. vergl. G. 278 u 76. 

++) Alopſtock u. f. Freunde. Ch. 2. ©. 26%. 





195 


ten. *). Ih kann aus dem Gabinett, in welchem 
ich jest ſchreibe, vier Meilen in die Oſtſee hinausjehn, 
aber ic habe den kritifhen Berg **), der ja (denn id) 
muß es doch nur herausfagen) Mäufe und Eichhörnchen, 
wenn jene Ihnen zu Bein find, entbedt. Wenn Ihnen 
das zu fireng vorkommt, Jo denken Sie ſich meinen uns 
widerleglihen Sag noch nicht fo wahr, als ich, und als 
er wirklich ift, nämlich daß kein Gritilus mehr ale Eine 
Stimme hat. Und von diefer Einen Stimme fordere 
ich außerdem noch „ daß fie von nicht Eleiner Bedeutung 
fey, wenn fie fih wit äffentlich hören laſſen.“ — 

Bis zum 3. 1771 hatte Klopſtock, bis auf einige 
Reifen fi meiftens in Copenhagen aufgehalten, wo er, 
wie bereitö erwähnt worden, an dem Brafen Bernftorff 


9 Herder, der damals auf ſeiner Reiſe von Riga nach 
Nantes heariffen war, hatte feinen anfänglihen Ptan 
über Copenhagen zu gehen geändert. Er vedauert 
in ſeinem Reiſejournal, daß er dort nicht aetandet fin, 
und die Bekanntichaft Klo pſtocks, Gerſtenberas 
u. a. gemacht hate Veral. 3 G. v Herdbders Leben⸗ 
Herausg. von Heinr. Doering Weimar 1929. 
©. 78. vergl. S. 9% 

**) So nennt dee Dichter Herdern In Bezuag auf bie In 
d. 3. 1768 vu. 69 erſchienenen Kritifhen Malver 
und Srasmente zur deutſchen kıteramy. Tiehriht 
batte Klopſtock dabei vorzualicchh Das Geſer44 
swifhen einem Rapbı BRD einem Ghete 
hen über den Meiftias m Btune, verihıh man 
in Herders (Anm. Werten 3. Ion, Nil, u: Am, 
Cübinsen 1806- Tb» 2: 6,46 = (4 hate: 


196 


einen ebelmüthigen Freund und Beſchützer Hatte, Seit 
diefer indeß, durch den Günfkling des neuen Königs 
Shriftian des Siebenten, ben Grafen Struenfee ver 
drängt, feine Entlaffung erhalten hatte. *), veränderte 
auch Klopftod feinen bisherigen Aufenthalt, unb begab 
fi nad) Hamburg, wo er mit Belbehaltung feiner däs - 
nifhen Penfion **), und dem Character eines Tönfgl. 
dänifchen Legationsraths, ohne ein Öffentliches Amt zu 
befleiben, ber Poeftie und dem Umgange mit gleichgeſtimm⸗ 
ten Freunden lebte. ***) 

Im 3.1771 hatte Klopftocd eine Reife nad) Mans 
beim, Darmftabt und Düffelborf unternommen. In 
Manheim hatte er eine ftundenlange Unterredung mit dem 
Ehurfürften. — Die erftien Zonkünftler in Manheim 
beeiferten fi, ihm ihre Virtuofität in ihrem ganzen Glan⸗ 
ze zu zeigen. — Auf biefer Reife war es auch, wo Klops 
ſtock Goethes Mutter in Frankfurt am Mayn befuchte, 


*) Im 3. 1770, mit einem Jahrgehalt von 6000 dteicht. 
thalern. 

N) Nach einem Briefe Klopſtocks an Gleim (Hamburg 
d. 15. April 1771) war der Dichter ſehr beſorgt, daß 
er feine Penſion verlieren werde. Diefe Beforgnif grün. 
dete fich auf ein vermöge einer königl. Gabinetlordre an 
ihn erfaffenes Schreiben , worin man fich nach Klopſtocks 
Alter, nach feinen Verdienſten nnd feinen Vermögens: 
umtänben erfundigte. Klopſtock u. f« Freunde. Ch. 2. 


268. 
—8* * Klopſtocks Biographie Quedlinb. 1847. e. 87. 
Klopſtock ald Menſch u. Dichter. Naumb. 1824. ©. 48. 





197 


Sie hatte einen Dann mit einem Heiligenfchein erwartet, - 
und fah ſich natürlid durch die Erſcheinung eines Heinen 
unanfehnlihen Mannes ziemlich getäufht. ‚Da fie fi 
vorgenommen hatte, ihn Über dunkle Stellen in der Mefs 
finde zu fragen, fo war fie nicht wenig betreten, als 
Klopſtock fogleich die Trage an fie richtete: was Frank⸗ 
furt eigentlih für eine Verfaffung habe? Doch befann 
fie fi fogleih, daß auf diefe Frage nur Eine Antwert 
fey. Sie gab ihm den bei Barsentrapp herausfommens 
ten Frankfurter Gtaatölalender in die Hände, und ers 
zählte fpäter: nur Ein Mann habe ihr imponirt, und 
das fey Herder. *) 

Schon im folgenden Jahre (1772) traf ihn das 
2oo8., einen feiner treuften und bewährteften Freunde zu 
verlieren. „Durch die Zraurigkeit Über den unerwars 
teten Zod des Geh. Raths von Bernftorff**), fchrieb 
er ben 4. April 4772 an feine Mutter, » bat meine Ges 
fundheit etwas gelitten; aber es ift Gott fen Dank, 





*) Börtigers Auffag: Klopſtock, im Sommer 1795 (in 
d. Tafchenbuche Minerva aufs I 1814. ©. 367 — 38.) 

**) Er fiarb zu Hamburg d. 49. Gebr. 1772, nachdem 
er einige Zeit zuvor wiederim nadı Dänemark zurück 
berufen worden war: Bergl- ©. £.. Ahblemann: tes 
ber das Leben u. d. Eharacter des Grafen Ernft Hart« 
wig von Bernſtorff. Hamburg 1777. Rtovfiod. In Tram 
menten aud Briefen von Tellow an Eliſa. Frankf. u. 
Reirsig 1777. S. 25 — 86. Ein Gedicht auf Bernſtorffs 
Kod, von Griederife Brun finder man in ihren 
Gedichten. Zürh 1303: ©. 83. 


198 


fhon einige Zeit her, baß ich es überſtanden habe. Ich 
bin bei der Geh. Näthin geblieben, denn fie hat dieß 
auf eine vecht freundfhaftliche Weiſe gewünfht. Sie 
wohnt jegt in einem andern Haufe in einer Gegend ber 
Stadt, wo man reht frifche Luft und eine ſchͤne Aus⸗ 
fiht auf das nahe Alfter-Baffin Hat, welches dicht vor 
dem Haufe liegt. — Ich habe dem Prinzen Carl von 
Heſſen, ber bie zweite Prinzeffin von Dänemark zur Ge⸗ 
mahlin bat, den Vorſchlag gemacht, es zu bewirken, 
dag man dem feligen Geh. Rath (v. Bernftorff) in 
Rothſchild *) ein Begräbnig gebe. — Die Sadıe If - 
ſchwer und wird wohl nicht zu Stande kommen; inbeß 
hoff’ ich von dem Prinzen, daß er fie noch nicht aufges 
geben, und mit dem, was man thun will, zufrieden feyn 
wird, nämlich dem Verftorbenen ein Denkmal in der deut⸗ 
Then Kirche in Copenhagen zu feßen. **) 

In diefe Zeit fällt die Beendigung der Meffiabe, 
Der fechzehnte bis zwanzigfte Gefang, der den vierten 
Band’ einnimmt, erfhien im J. 1773. Der Dichter 
Ihrieb ben 44. May an Gleim: „Meine Freude, den 





*) Der Vegräbnißort der dänifchen Könige. Des Dichters 
trefflihe Dde: Rorpfhilds Gräber, Be er be 
den Tode Sriedrichd des Günften im J 1766 dichtete, 
in Hefannt. Klopſtocks Werke. Bd 1. G. 201 vu. f. 
Vergl. Klotz: Biblioth. d- ſchön. Wiſſenſch. Bd. 1. 
Et. 2. ©. 162 u. f. 


**) Klopſtock u. fe Freunde. Th. 2. ©. 262. 





199 


Meſſias vollendet zu haben, tft mir faſt alle Tage 
neu. Sie Eönnen fich vorftellen , mit weldyer Ungeduld 
ih erwarte, bie Shrige zu lefen. *) . 

Es ift Hier vielleicht der Ort Über dieß Hauptwerk 
des Dichters, das in einer Reihe von Jahren fih nur 
langfem feiner Vollendung näherte, einige literäriiche 
Notizen gu geben, die wir, um die Schilderung der Lebenss 
ereigniffe Klopſtocks nicht zu fehr zu unterbrechen , bis 
hieher verſchoben haben. 

Den zwei erſten Bänden bes Meſſias, bie, wie bes 
reitö früher erwähnt, im J. 1755 zu Sopenhagen auf 
Koften des Königs von Dänemark erfchienen waren, folgs 
te 1768 ber dritte. Der Verleger ber Halliſchen Aus⸗ 
gabe that zu dem 1751 erfchienenen erflen Bande im J. 
1756 ben zweiten hinzu. Bon beiden Bänden erfchien 
1760 eine neue Auflage. Der dritte Band kam 1769, 
und ber vierte 4773 heraus, **) 





*) Klopſtock u. ſ. Breunde, Th. 2. ©. 265, 


**, Der volftändige Titel diefer Ausgabe iſt. Der Meſſias. 
Erftee Bd. 2te verbef. Aufl. Halle 1760. Zweiter Bd. 
Ebvendaf. 1756. Dritter Bd. Ebendaf. 1769. Vierter 
Bd). Ebendaf. 1773. Wor dem erftien Bande befindet fich 
die Aueignungsode an den König von Danemark, Gried« 

rich Ve, nebſt einem Vorbericht zu diefer Dde, und 
Klopſtocks Abhandlung von der heiligen Poeſie (die lee 
tere aud bei Eramer. Ch. 4. ©. 20 — 69, mit deſſen 
Anmerkungen) ; vor dem zweiten die Abhandlung von d- 
Nachahmung des griechifhen Eyitenmaaged im Deutſchen 
(ebenfattd bei Eramer. Th. 4. ©. 60 — 106 mit 


200 


4 


Seltfam genug Üüberging die Bibliothek der ſchönen 
Wiffenfhaften ſowohl den dritten, als auch den vierten 
Band der Meffiade gänzlih mit Stillfhweigen. SDages 
gen enthielt die Allgemeine deutſche Bibliothek den Anfang 
einer fortlaufenden Critik, die indeg dem Dichter nicht 
genügen wollte, *) Die Bortfegung, diefer Erge er⸗ 
folgte nicht. **) 4 





deſſen Anmerkungen); vor dem dritten Bde. eine U. 
Handlung vom deutſchen Herameter (völlſtändiger in d. 
Fragmenten über Sprache u. Dichtkunſt. Hamburg 1779) 
vor dem vierten endlich eine Abhandlung vom gleichen 
Verſe Cd. h. denjeninen, der aus beflimmten, unabäne 
‚derlichen Sylbenfüßen befiebt ) Den Beſchluß macht bie 
Dde an den Erlöfer. Einige Nahdrüde von Trattner 
in Wien und Schmieder in Carlsruhe bewogen Kiop- 
ſtoek zur Ankündigung einer Ausgabe der legten Band 
(S. Deutihe Mureun 1779. Auny. Bd. 1. €. 6876 
u. f-) welche im 3. 1780 zu Altona in 2 Theilen er. 
fbien. (Versi. Ch. Heiner. Schmid: Ueber bie 
neuefte Ausgabe d. Mieffiade in d Olla Potrida 1783. 
St. 4.) — In des Dichters Werfen nimmt d. Meſſias 
den dritten bi3 ſechſten Band ein. 

*) Kiopfioe in Sragmenten aus Briefen von Tellow an 
Eltfa ©. 121. 

+) Biblioth. d. (hön. Wiftenfh. Bd. 4. Et. 2. S. 27 — 
8351. Bd.2. Er2 6. 240. 246. 250 u. f. vergl. Brie. 
fe d.neuefte Literatur betreffend. Ch. 4. Br. 18. 6.107 — 
9. Br. 19. 5. 117 — 28. Allgem. deutfche Biblioth. 
Br. 18. ©. 511 — 29 u. d. dritten Anfang an Bd. 
87 — 62. ©. 1500 u. f — Andere Beurtheilungen 
des Meſſias findet man in @ E. Leſſings fämmtt. 


201 


Bor manchen andern ließ fih’s Wieland *) 
angelegen feyn, in den kritiſchen Rachrichten vom deuts 
ſchen Parnaß, die er im beutfhen Merkur mitzutheilen 
pflegte, Klopftods Meffiade rühmend zu erwähnen. „Die 
große Ehrfurcht, fagt er **), welde die Nation gegen 
diefen Dichter trägt, die Erhabenheit und Würde feines 
Stoffes, der Umfang feines Gedichts, nebſt der Zeit, 
die es ihm gekoftet — lauter Urſachen, warum wir den 
endlihen Beſchluß der Meffiade, als die anfehnlihfte 
Eroberung diefer Meffe ankündigen müſſen. Eine folhe 





Schriften. Bd. 25. ©. 367 u. f Ind. Altonaer gel 
Anzeigen v. 3. 1757. ©. 253 u. f. ©. 244 u. f. ind 
Nabricten von d. Zuf. d. Wihenfh- in Dänemark. 

Vo 8, ©. 2058 — 45; in Klogens deutih. Bibliorg. 

d. fhön. Wifenih. Bd. 5. ©t. 12. &. 577 — 615. in 

Ehirahs Magazin d. deufh. Eritif. Bd. 2. Th. 2- 

©. 179 — 229. im deutfh. Merkur 1773. Desember. 

2,6 — 60. in dem Journal etranger 1760. © 

. 4761. Detob. Novembre. in d. Aügem. 
1801. Bt.1. N0.96. &.746— 62. N0.95. €.755 — 60, 
No. 96. ©. 761 — 64. in d. Leips. Jabrbuch d. neuer 
Ren Biteratur. 1800. Bd.4. &:90u.f. B2. 6.185 
u. f. in der Erfurter gel." Beit. 1798. S. 401 u- f- 
«(von Herder) Inder Tübinger gel. Zeit. 1801. ©. 685 
uf. ©. 6506 u. f. ind» Morgendlatt 1809. No. 295. 
© 1177 u. f. No. 296- ©. 1182 u. f- 

*) Schon im 3. 4756_batte er in der bereits erwähnten 
Untündigung einer Dunciade für die Deuticen Kloptod 
wenigfiens ein indivectes Eob gefpendet. 

**) ©. d. deutſch. Merkur v. 3. 1773. ©. 245. ©. 250. 
Verol.v. Hehensols Minerva. April, 1808. ©. 124- 








202 


beſchwerliche und langwierige Laufbahn hat unflreitig nodh 
kein deutfcher Dichter durchlaufen, mit fo ungeſchwächten 
Kräften, und mit fo unverrüdten Augen auf das Biel, 
durch's Siegsgefchrei der Bewundrer und das Gehhne 
der Zadler *) glei ungeftört. — Es fcheint ſchon bei 


2) Bon der nicht geringen Zapl von Schriften, welche die 
Meſſiade veranlafte, nennen wir, mit tebergebung der 
bereitd erwähnten Beurthellung diefeß Gedicht von G. 3. 
Meier, fo wie mehrern Auffügen von Gottſched und 
Bobdmer, die fhon weiter unten angeführt worden, 
die nachfolgenden : Zufällige Gedanfen über dad Helden» 
gediht: Der Meffiag von I. ©. Heß, Züri 1749. 
Gedanken über die Frage- wie weit Erdichtungen ın Epo⸗ 
vden , welche Begebenheiten der Religion zum Gegenflande _ 
baben , zugelaffen werden Fünnen (in d. Sammi. verm. 
Schriften von d. Verf. d. Brem. Beiträge. Bdas &.23— 
25.) neber das Heldengedicht : Der Meſſias (ſechs Briefe 
in G. E. Leffingsdverm. Schriften. Th. 4. ©. 25 — 
73. , vergl. deffen Leben, Th. 6. ©. 481 u. f.) Eine 
Vertheidinung Klopſtock gegen Leſſinas Critik Tindet man 
in d. Hamb. gel. Berichten. 1754. ©.785 u. f. in den 
Götting. gel. Anzeig. 1758. S. 1096: au in der Schrift 
von Dr. J. O. Thieß: F 8. Klopſtock u. ſ. w. S. 67 — 
82. Gedanken über d. Meſſias, in Abſicht auf die Religion⸗ 
Roſtock und Wismar 1754, von 8. F. Hudemann 
Wergal. Neueſtes aus d. anmuth. Gelehrſamk. Leipz. 1754. 
©. 638 u. f., 1757: S. 332 — 53. (8. $. Hudemann) 
Der Meſſias. Eilfter Geſang, Potddam 1764. WWergl. 
Götting. gelehrte Anzeigen 1764 ©. 171— 74, von 
Klon. Gegen diefe Schriften von Hudemann und 
wider die Angriffe auf Klopſtock in den Schleswig-Hol. 
fleinifchen Unzeigen (vergl, Dr. 3. DO. Thieß: 5. ©. 
Klopſtock u. ſ. w. ©. 201u.f.) kamen Heraus: Kolftele 





ı 203 


ber erflen Ausarbeitung ber Ueberfluß bes Dichters von 


Befang zu Sefang, wie ein Strom, je weiter tr fi 


nifche Streitichriften wegen der epiihen Dichter , die von 
beilinen Dingen gefungen haben. Hamburg 1755. Einen 
bumorinichen Vertheidiger fand der Meſſias un dem Hy⸗ 
pochondriſten, einer holflein. Wochenſchrift von Herrn Zach. 
Sernfirupp , heraudgeneb: vom Berrn v. Gerſten⸗ 
berg. (NR. A. Berlin 1784. Th.2. S. 22. S. 620 — 47. 
. — HN. (Reichhelms) Eritif uber den Woblflang 
ded Meſſias. Chemnitz (Halle) 1749. Von den deutichen 
Herametern (in den neuen Erweiterungen db. Erfennt. 
niß u. d. Vergnügens. Frankf. u. Leipz. 1754. Bd. 3- 
St. 16. ©. 313 — 18. Sendſchreiben an einen Freund 
über daB Heldengediht: Der Meſſtas, in Stodhaue 
ſens Sammlung verm. Briefe. Ih 1. S. 83 — 3). 
An einen Freund über Klopſtocks Meſſtas von Did. 
Denis, in d. Litera. Monaten Wien 1777. Sebruar; 
auch in d. Nachlefe zu Sineds Liedern, heraudg. von 
J v. Neger. Ebendaſ. 1784: ©. 100 u. f. vernl. 
Algen. deutfch. Beslioth Anb-5 zu Br. 25—30.©. 2957. 
ueber d. Meſſtade in d. Biblioth. d. Philoſ. u. Yiteratur. 
(Frankf. a. d. Dder 1774. BB: 1. St 1 u2) Ge 
ſpräch zwiſchen einem Rabbi und einem Chriſten über 
Klopſt. Meſſias von Herder, ind. Fragmenten über 
die neuere deutſche Literatur. Riga 1767. Eammi. 2. 
S 243 u. f. 277 u. fo; auch in Herderd fänmıtl. 
Werten. 3. fhön Lir. u. Kunſt. Th. 2. © 45 — 56. 
8.71 u. f. vers. Dr. 3. 8. Thieß: % ©. Kloy. 
ſtock u. ſ. w. ©. 106 u. fe Auch einige Abhandlungen 
in lateiniſcher Sprache veranlafte die Mefiiade: Joh 
Henr. Stuss: Prolusio de novo genere poese- 
os teutonicae rhythmis destitutae etc, (Gothae) 
1751. Vergl. Neueſtes a.d. anmuth. Gelehrſ. Leipz. 1752. 


204 


von der Quelle entfernt, angewachſen zu feyn, fo daß 
in den legten Theilen ictionen, Reben, Gefänge unb 
Chöre einander drängen, wovon ein Stüd genug wäre, 
den Ruhm eines Dichters dauerhafter, denn Erz, zu 
mahen. Wir vereinigen unfre Glückwünſche mit der 
Menge derer, die Klopſtock bereits Über bie Krönung 
eines Werks erhalten, wodurd er der Schöpfer unfrer 
epiihen Sprache geworden, und fi einen Ruhm erwor⸗ 
ben, den er mit Niemand theilt, ” 


©.55 u.f. Ejusd. Commentatio de Epopoeia 
christiana etc. Gothae 1752 erst. Evendaf. ©. 519 
— 34. Ejusd. Commentatio conlinuata de Epo- 
poeia christiana etc. Gothae 1753. vergl. ehendaf. 
1753. ©. 28 — 45. Jo. Ghph. Dömmerich: Pıo- 
lusio de Christeidos Klopstockianae praecipua 
Venere. Wolſenb. 1752. verat. ebendaf. 1753. ©. 274 
u. f. Götting. gel. Anz. 1752. S. 971. Hamb. gel. Ber. 
1752. ©. 561. u. fe — Einige Spottaedichte gegen die 
Meiiade: Der Wurmfaamen u. (. w- Frankf. u. Lelps. 
1751 — 52 drei Gefänge. Der Wurmdoctor. Ebendaf. 
1751. Die ganze Aeſthetik in einer Nuß, oder neologiſches 
Wörterbuch, von dem durch Gottfched bochgereierten Freie 
heren v. Shönaih, u. a. m. find zu ſeicht und ab⸗ 
seihmact, als daß wir ihre Zahl bier vermehren fofiten. 
Eine genaue und vollſtändige Nahwelfung give Jördens 
in feinem Lericon deutfcher Dichter und Profaiften, Bb- 5. 
Leipzig 1808. ©. 38; ein Werk das beiläufig geſagt, 
weir erhaben ift über den armſeligen Spott der Herren 
Wachler und Sr. Horn, von denen der legtere über 
dieß, fo ein vornehmes Anſehen er ſich auch in feinen Schrii⸗ 
ten zu geben weiß, nichts weniger if, als ein Literator. 





208 


Diefen mit fo viel attiſcher Zeinheit ihm geftreus 
ten Weihrauch, erwieberte Klopftod ein wenig kalt, 
wenn er in-feinen grammatifhen Gefprähen Wieland 
einen Mann nannte, deflen Name aud darum bleiben 
werde, weil einige feiner Blätter durch Beiſpiele zu der 
Bildung der Sprade mehr beigetragen hätten, als gans 
ze Werke von Spracdhunterfuchungen. 

Ein ſtrenges Urtheil über bie Meffiade fällte Hers 
der. Cr betraditete fie ald Heldengedicht ſchlechthin, 
und überfah die darin herrfchende innige Verbindung bes 
Eprifhen und Epiſchen. „Es ift in diefer Eporee,“ fagt 
er,*) „zu viel Gerüft, und zu wenig Gebäude, zu viel 
Rede und zu wenig Handlung. Wie vieles davon kann 
man wegnehmen, ohne Schaden, ja vielleiht zur Schöne 
heit des Ganzen. Jeſus wird entweder Über der Menfchs 
beit gefchildert, ober mit dem vollen weichen Herzen, 
das da fpriht, und dulbet, aber zu wenig han⸗ 
delt. Wer ihn nit zum Voraus aus den Evangeliften 
tennt, wird ihn in biefem Gebicht nicht in feiner ganzen 
Größe kennen lernen. — Gind nicht feine Engel größ⸗ 
tentheils das in bem Gedichte, was fie in den Kupfern **) 





*) Herder 8 unfängft angeführtes Gerpräch zwiſchen einem 
Rabbi und einem Chriſten über Klopſt. Meſſias, in Sraae 
menten über die neuere deutſche Literatur , Riga 1767 
Samml. 2. ©. 243 u. f. 277 u.f., und in Herders Wer. 
fen z. ichön. Literatur und Kunſt. Tübing. 1805. Th. 2. 
8.455 —56. S. 71 u. f. 
**) Dieie Kupfer, au dem erſten und zweiten Bande dei 


198 


fchon einige Zeit her, daß ich es Überftanben habe. IE 
bin bei der Geh. Räthin geblieben, denn fie hat dieß 
auf eine recht freundfchaftlihe Weiſe gewünſcht. Sie 
wohnt jett in einem andern Haufe in einer Gegend ber 
Stabt, wo nran recht friſche Luft und eine [höne Aute 
fiht auf das nahe Alſter-Baſſin hat, welches bit vos 
dem Haufe liegt. — Ich habe dem Prinzen Earl von 
Heffen, der die zweite Prinzeffin von Dänemark zur Ge⸗ 
mahlin bat, ben Vorſchlag gemadht, es zu bewirken, 
dag man dem feligen Geh. Rath (dv. Bernſtorff) in 
Rothſchild *) ein Begräbnig gebe. — Die Sade if 
fhwer und wird wohl nicht zu Stande kommen; inbeß 
hoff’ ich von dem Prinzen, daß er fie noch nit aufges 
geben, und mit dem, was man thun will, zufrieden feyn 
wird, nämlich dem Verftorbenen ein Denkmal in der beute 
fhen Kirche in Copenhagen zu fegen. **) 

In diefe Zeit fällt die Beendigung der Meſſiade. 
Der fechzehnte bis zwanzigfte Gefang, ber den vierten 
Band einnimmt, erihien im 3. 1773. Der Dichter 
fhrieb den 14. May an Gleim: „Meine Freude, ben 





*) Dee Begräbnißort der dänischen Könige. Des Dichters 
trefflihe Dde: Rothſchil ds Gräber, Me er be 
dent Tode Sriedrichs des Fünften im 3. 1766 dichtete, 
it bekannt. Klopſtocks Werke. Bd 1. 8. 201 u. f 
Vergl. Khlotz: Biblioth. d- Schön. Wiſſenſch. Sb. 1. 
Et. 2. ©. 162 u. f- 


**) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 2. ©. 262. 





199 


Meffias vollendet zu haben, tft mir faſt alle Tage 
neu. Bie können ſich vorftellen , mit welcher Ungeduld 
id erwarte, bie Ihrige zu Iefen. *) . 

Es ift hier vielleicht der Ort Über dieß Hauptwerk 
bes Dichters, das in einer Reihe von Jahren fih nur 
langſem feiner Vollendung näherte, einige literärifche 
Notizen zu geben, die wir, um die Schilderung der Lebens⸗ 
ereigniffe Klopftods nicht zu fehr zu unterbrechen , bis 
hieher verfhoben haben. 

Den zwei erften Bänden des Meſſias, die, wie bes 
reitö früher erwähnt, im 3. 1756 zu Sopenhagen auf 
Koften des Königs von Dänemark erfchienen waren, folge 
te 1768 der dritte. Der Verleger der Halliſchen Auss 
gabe that zu dem 1751 erſchienenen erflen Bande im 3. 
1756 ben zweiten hinzu. Bon beiden Bänden erſchien 
1760 eine neue Auflage. Der dritte Band kam 41769, 
und der vierte 1773 heraus, **) 





*) Klopſtock uf Breunde, Th. 2. ©. 268, 


**, Der vollſtändige Titel diefer Ausgabe if: Der Meſſias. 
Erfter Bd. 2te verbefi. Aufl. Halle 1760. Zweiter Bd. 
Evendaf. 1756. Dritter Bd. Ebendaf- 1769. Vierter 
Bd. Ebendaf. 1773. Wor dem erften Bande befindet fich 
die Zueignungsode dn den Königs von Dänemark, Fried⸗ 

rich V., nebr einem Vorbericht au diefer Dde, und 
Klovſtocks Abhandlung von der heiligen Poeſie (die letz⸗ 
tere auch bei Eramer. Th. 4. ©. 20 — 69, mit defien 
Anmerkungen) ; vor dem zweiten die Abhandlung von b- 
Nachahmung des griechiſchen Sylbenmaaßes im Deutichen 
(ebenfalis bei Eramer. 2. 4. ©. 60 — 406 mit 


200 


/ 


Seltfam genug überging die Bibllothek der Thönen 
BWiſſenſchaften ſowohl den dritten, als auch ben vierten 
Band der Meffiade gänzlich mit Stillſchweigen. Dage⸗ 
gen enthielt die Allgemeine deutfche Bibliothek den Anfang 
einer fortlaufenden Critik, die indeß dem Dichter nicht 
genügen wollte. *) Die Portfegung, biefer or ge xc⸗ 
folgte nicht. **) 4 | 








deſſen Anmerkungen); vor dem dritten Bde. eine Ab. 
Handlung vom deutfchen Herameter (vöhftändiger in d. 
Sragmenten über Sprache u. Dichtfunft. Hamburg 1779) 
vor dem vierten endlich eine Abhandlung vom gleichen 
Verſe Cd. h. demjenigen, der aus beſtimmten, unabän⸗ 
derlichen Sylbenfüßen beſteht) Den Beſchluß macht bie 
Ode an den Erlöſer. Einige Nachdrücke von Trattner 
in Wien und Schmieder in Carlsruhe bewogen Klop- 
ſtoek zur Ankündigung einer Ausgabe der legten Hand 
(S. Deutihe Mureum 1779. Juny. Bd. 1. S. 876 
u. f-) welche im 3. 1780 zu Altona in 2 Theilen er« 
fibien. (Versi. Eh. Heine. Schmid: Weber bie 
neuefte Ausgabe d. Mieffiade in d Olla Votrita 1788. 
Et. 4.) — In des Dichters Werfen ninımt d. Meſſias 
den dritten bi3 ſechſten Band ein. 

*) Klopſtock in Sragmenten aus Briefen von Tellow an 
Eltfa ©. 421. 

**) Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſch. Bd. 1. Et. 2. S. 27 — 
8351. Bd. 2. Er2 6. 240. 246. 250 u. f. vergl. Brier 
fe d. neueſte Literatur betreffend. Ch. 4. Br. 18. 6.107 — 
9. Br. 19. ©. 117 — 28. Allgem. beutiche Biblioth. 
Bd. 18. ©. 5141 — 29 u. db, dritten Anfang ın BB. 
87 — 62. ©. 1500 u. f — Andere Beurtheilungen 
des Meſſias findet man in @ E. Leſſings fämmtl. 


201 


Bor manden andern tieß ſichſs Wieland *) 
angelegen feyn, in den kritiſchen Rachrichten vom deut⸗ 
fen Parnaß, die er im deutfhen Merkur mitzutgeilen 
pflegte, Klopftods Meffiade rühmend zu erwähnen. » Die 
große Ehrfurcht, fagt er **), welche die Nation gegen 
diefen Dichter trägt, die Erhabenheit und Würde feines 
Stoffes, der umfang feines Gedichts, nebſt der Zeit, 
die es ihm geloflet — lauter Urfahen, warum wir den 
endlichen Veſchiuß der Meffiade, als bie anſehnlichſte 
Eroberung biefer Meffe ankündigen mäffen, Eine ſolche 


Gceiften. 8b. 28. ©. 367 u. f ind. Altonaer gel 
Anzeigen v. 3. 1757. ©. 285 u. fe ©. 244 u. fe ind. 
Nachrichten von d. Zuf. d. Wiſſenſch in Dänemark. 
‘SD 8. ©. 208 — 45; in Klopend deutih. Bibliorh- 
d. (dön. Wihenfh. DB. 5. ©. 12. 6. 577 — 615. in 
Ghirabs Magazin d. deufh. Eritit. Bd. 2. Th. 2. 
©. 179 — 229. im deutich. Merkur 1773. Desember. 
€. 2,6 — 60. in dem Journal etranger 1760. Sevt. 
Detob. 4761. Detob. Novembre. in d. Algen. Ei 
1804. Bt.1. No. 146 — 62. No. 
No. 96. &. 761 — 64. in d. Reini. Jabebuc d, neute 
len Literatur. 1800. Bd.t. 8. 9ou.f. Bd. 2. ©.185 
u. f in der Erfurter gel. "Zeit. 1798. ©- 401 u. f 
Com Herder) in der Tübinger gel. Zeit. 1801. © 885 

f- &. 606 u. f. in d. Morgenbiatt 1809. No. 295. 
& 1177 u. (. No. 296. ©. 1122 u. f. 

*) Schon im 3. 4786 batte er in der bereits erwähnten 
Untündigung einer Dunciade für die Deutihen Kiopfiod 
wenigftend ein indirectes 2o6 gefvendet- 

**) ©. d. deutſch. Derfur v. I. 1773. ©. 245. ©. 250. 
Berglev. Hehensols Minerva, April, 1808. ©. 124. 








202 


beſchwerliche und langwierige Laufbahn hat unflreitig nodh 
kein deutfcher Dichter burdhlaufen, mit fo ungeſchwächten 
Kräften, und mit fo unverrückten Augen auf das Biel, 
durch's Siegögefchrei der Bewundrer und das Gehshne 
der Tadler *) gleich ungeftört. — 8 fcheint ſchon bei 


2) Bon der nicht geringen Zahl von Schriften , welche bie 
Meſſiade veranlafte, nennen wie, mit Nebergebung ber 
bereitd erwähnten Beurrheilung dieſes Gedichte von &. 3. 
Meier, fo wie mehrern Auffügen von Gottſched und 
Bodmer, die fhon weiter unten angeführt worden, 
die nachfolgenden : Zufällige Gedanken über das Beiden, 
gedicht: Der Meſſias von 3. ©. Beh, Zürih 1749. 
Gedanken über die Sruge, wie weit Erdichtungen ın Epo« 
poen, welche Begebenheiten der Relision zum Gegenſtande 
baben , zuselaffen werden Eönnen (in d. Samml. verm. 
Schriften von d. Verf. d. Brem. Beiträge. Bd.3 S.25— 
25.) neber daB Heldengediht : Der Meffiad (ſechs Briefe 
in G. E. Leſſings verm. Schriften. Th. 4. S. 26 — 
73., vergl. deſſen Leben, Th. 6. ©. 181 u. f.) Eine 
Vertheidigung Klopſtock gegen Leſſinas Critik ſindet man 
in d. Hamb. gel. Berichten. 1754. ©.785 u. f. in den 
Bötting. gel. Anzeig. 1758. ©.1096 : auch inder Schrift 
von Nr. 3.9. Thieſz: F G. Klopſtock u. ſ. w. S. 67 — 
82. Gedanken über d. Meſſias, in Abſicht auf die Reltgion⸗ 
Roſtock und Wismar 1754, von L. F. Hudemann— 
WVergl. Neueſtes aus d. anmuth. Gelehrſamk. Leipz. 1754. 
©. 638 u.f., 1757: S. 332 — 53. (k. $. Hudemann) 
Der Meſſias. Eilfter Geſang, Potsdam 1764. Wergl. 
Götting» gelehrte Anzeigen 1764. ©. 171— 74, von 
Klottz. Gegen tiefe Schrirten von Hudemann und 
wider die Angriffe auf Klopſtock in den Schleswig-Hol. 
fteinifchen Anzeigen (vergl. Dr» S. O. Thieß: F. G. 
Klopſtock u. ſ. w. ©. 201u.f.) kamen heraus: KHolftele 


: 203 


der erften Ausarbeitung ber Ueberfluß bes Dichters von 
Gefang zu Gefang, wie ein Strom, -je weiter er ſich 


nifche Streitſchriften wegen der epifhen Dichter , die vom 
heitinen Dingen gefungen haben. Hambuka 1755. Einen 
bumorinifchen MWertbeidiger fand der Mefiad an dem Hp« 
pochondriſten/ einer holnein. Wochenſchrift von Deren Zach. 
Yernürupp »_ Heraußgegeb. vom Seren dv. Gerfen. 
berg. (N. 8. Berlin 1784. 6-2. ©.22. ©.620 — AT. 
2 — IR. (Reihhelms) Eritit über den Woblflang 
ded Meflag. Ehemnig (Haue) 1749. Won den deutſchen 
Hexametern (in den neuen Erweiterungen d. Erfennte 
miß u. d- Veronügens. Sranki. u. Seins. 1754. Bd. 5. 
St. 16. ©. 313 — 18. Sendihreiben an einen Sreund 
über das Heldengediht: Der DieMad, in Stodhau« 
fens Sammting verm. Briefe. Th. 1. ©. s — 3. 
An einen Sreund über KlooRods Dieflad von Did. 
Denis, in d. Litera. Monaten Wien 1777. Februar; 
au ind. Naclefe su Sinede Liedern, beraudg. von 
I v. Reger. Ebenvar. 1784- ©. 100 m. f. veral. 
Ange. deutrch. Bisliorh Anh. 5 au Vd. 25—30.0. 2957. 
ueber d. Mefrinde in d. Bibtiorb. d. Yhllof. u. Literatur- 
(Erantf. a. d. Dder 1774. 8b. 1. © 1 u. 2.) Ger 
fpräd ziwifden einem Rabbi und einem Chrißen über 
opt. Meflad von Herder, ind. Fragmenten über 
die neuere deutfhe Riteratur. Riga 1767. Eamml. 2. 
© 243 u. f. 277 u. f-; aud in Herderd fänmtl. 
Werten. 3. fhön Sir. u. Run. Tb. 2. © 45 — 56. 
©. 71 u. f. vergl. Dr. 3. 0. Thieb: I. ©. Rev. 
od u. f. w. ©. 106 u. fe Auch einige Ashandlunen 
in Iateinifher Sorache veranfafte die Miefiiate: Joh. 
Ienr. Stuss: Prolusio de novo genere poese- 
os teutonicae rhythmis destitutae etc, (Gothae) 
1751. Veroi. Neuehed a.d. anmuth. Belehrf- Keips. 1752. 


204 


von der Quelle entfernt, angewachſen zu feyn, fo daß 
in den legten Theilen Zictionen, Heben, Gefänge und 
Chöre einander drängen, wovon ein Stüd genug wäre, 
den Ruhm eines Dichter dauerhafter, denn Erz, zu 
mahen. Wir vereinigen unfre Glückwünſche mit der 
Menge derer, die Kiopftod bereit Über bie Krönung 
eines Werts erhalten, woburd er der Schöpfer unfrer 
epiihen Sprache geworden, und fi einen Ruhm erwors 
ben, den er mit Niemand heilt,” 





©.55 uf. Ejusd. Commentatio de Epopoeia 
christiana etc. Gothae 1752 erst. Evendaf. ©. 519 
— 34. Ejusd. Commentatio conlinuata de Epo- 
poeia christiana etc. Gothae 1753. veraf. ebendaſ. 
1753. ©. 23 — 45. Jo. Ghph. Dommerich: Pıo- 
lusio de Christeidos Klopstockianae praecipua 
Venere. VVolfenb. 1752. verat. ebendaf. 1753. S. 274 
u. f. Sötting. gel. Anz. 1752. S. 971. Hamb. gel. Ber. 
1752. ©. 561. u. fe — Einige Spottaedichte gegen die 
Meiinde: Der Wurmfaamen u. f. w- Frankf. u Lety% 
1751 — 52 drei Geſänge. Der Wurmdoctor. Ebendaf. 
1751. Die ganze Aeſthetik in einer Nuß, oder neologiſches 
Worterbuch, von dem durch Gottſched hochgereierten Frei⸗ 
heren v. Shönaich, u. a. m. find zu ſeicht und ab« 
geſchmackt, als dag wir ihre Zahl bier vermehren foliten. 
Eine genaue und volltändige Nachweiſung give Jördens 
in feinem Lexicon deuticher Dichter und Profaiften, Bd. 5. 
Leipzig 1808. ©. 38; ein Werk , das beiläufig gefagt, 
weit erhaben iſt über den arınfeligen Spott der Herren 
Wachler und Sr. Horn, von denen der leutere über. 
dieß, fo ein vornehmes Anfehen er fich auch in feinen Schrii⸗ 
ten zu geben weiß, nichts weniger if, als ein Literator. 





208 


Diefen mit fo viel attiſcher Feinheit ihm geftreus 
ten Weihrauch, erwiebderte Klopftod ein wenig kalt, 
wenn er in-feinen grammatifchen Gefprähen Wieland 
einen Mann nannte, befien Name aud darum bleiben 
werde, weil einige feiner Blätter durch Beiſpiele zu ber 
Bildung der Sprache mehr beigetragen hätten, als gan 
ze Werke von Sprachunterſuchungen. 

Ein flrenges Urtheil über die Meſſiade fällte Hers 
der. Er betradtete fie als Heldengebiht ſchlechthin, 
und überfah die darin Yerrſchende innige Verbindung bes 
eprifhen und Epiihen. „Es ift in diefer Eporee,“ fagt 
er, *) „zu viel Gerüft, und zu wenig Gebäude, zu viel 
Rede und zu wenig Handlung. Wie vieles davon kann 
man wegnehmen, ohne Schaden, ja vielleicht zur Schöne 
heit ded Ganzen. Jeſus wird entweder über der Menfchs 
beit gefhhildert, ober mit dem vollen weichen Herzen, 
das da [priht, und duldet, aber zu wenig hans 
delt. Wer ihn nicht zum Voraus aus den Evangeliften 
tennt, wird ihn in diefem Gedicht micht in feiner ganzen 
Sröße kennen lernen. — Sind nicht feine Engel größe 
tentheild das in dem Gedichte, was fie in den Kupfern **) 





”) Herder 8 unfängft angeführtes Geſpräch zwiſchen einen 
Rabbi und einem Ehriften über Klopſt. Meſſias, in Graue 
menten über die neuere deutfche Literatur, Riga 1767 
Sammt.2. ©. 243 u.f. 277 u.f., und in Herders Wer« 
fen 3. ichön. Literatur und Kunfl. Tübing. 1805. Th. 2. 
©, 45 — 56. S. 71 u. f. 
“4, Diefe Kupfer, zu dem erſten und sweiten Bande dei 


206 


find: weiblihe, zarte, liebe’ Knaben, bie ſchweben und 
umherflattern, ohne recht in den Kerninhalt des Stücks 
verflodhten zu feyn, — Maſchinen, die ihr poetifcher 
Schöpfer nicht zu brauchen weiß. — Und nun feine Höls 
le! — Hier hätte kein Milton vor Klopſtock feyn follen, 
fo wäre die ganze Hölle nach andrer Bauart eingerichtetz 
nit im Anfange fo prächtig eröffnet, um immer Epifode 
zu bleiben; nicht fo viel Himmel und Gefandtfchaften. 
Klopfloc zeigt gegen den Britten, was ein Philofoph *) 
mit Grund behauptet: Wenn ein Engländer und Deuts 
fher das Erhabene ſchildert, wirb jener es furdhtbar und 
fhredtich zeichnen, diefer aber auf die Pracht verfallen. 
Heberhaupt Hätte Klopftod fih mehr nah Nationalmeis 
nungen, bem poetifhen Sinn bes alten Zeflaments und 
dem Gefchmad ber damaligen Zeit Mühe geben follen. — 
Befriedigen können bat er bie Orthodoxie doch nicht, 
warum hat er fich denn nicht einige Schritte von ihr ente 
fernen wollen, ber Poelie wegen — — Nirgends iſt 
Klopftod größer, als wenn er, ein Kenner des menfche 





Meſſias, Halliſche Ausgabe v. 3. 1751, zu denen der 
Dichter ſelbſt den Entwurf gJemacht hatte , waren fo fchleche 
ausaefallen, daß fie bei dem dritten und vierten Bande 
weagelafien wurden. Cine Erklärung der Kupfer au ven 
erien zehn Gerängen finder man bei Cramer Th. 5. 
9.312 — 2 

*2) Kants Beobachtungen über dad Gefühl des Schönen 
und Erhabenen, 1767, in der Sanını. f. vermiichten 
Schriften, Hatte 1779. Br. 2. ©. 412 u- f. 


207 


lichen Geiſtes, jest einen Sturm von Gebanten” und 
Empfindungen aus der Tiefe der Seele Holt, und ihn 
bis zum Himmel braufen läßt; wenn er einen Strudel 
von Zweifeln, Bekümmerniffen und Aengften erregt, wie 
PHilo, der verzweifelnde Iſcharioth, Petrus und 
infonderheit das große Gefchöpf feiner Phantafie Abas 
donna zeigt. Und im Zaͤrtlichen fieht man Kiopftod 
immer fein Herz ſchildern: Benont, Lazarus und 
Eidli, Maria und Yorcia, Mirjam und Des 
bora — lauter vortrefflihe und liebenswärdige Sce⸗ 
nen. — Alles ift bei Klopſtock in Theilen ſchön, ſehr 
ſchoͤn, nur im Ganzen nicht der ächte epiſche Geiſt. — 

Ein fpäteres Urtheil Herders, aus feinen Briefen 
Über Humanität, möge hier gleichfails eine Stelle finden, 
„Man ift gewohnt,“ fagt er *), Klopftod ben beutfchen 
Milton zu nennenz ich wollte, daß Beide nie zufammen 
genannt würden, und wohl gar, daß Klopſtock Milton 
nie gekannt haben möchte. Beide Dichter haben heilige 
Gedichte geſchriebenz ihre Muſe aber ift nicht dieſelbe. 
Wie Mofes und Chriftus, wie das alte und neue Teſta⸗ 
ment ſtehen fie einander gegenüber. Miltons Gedicht, 
ein auf alten Säulen ruhendes Gebäubez Klopſtocks 
Gedicht, ein Zaubergemätde, das in den zarteften Mens 
fchenempfindungen und Menſchenſcenen von Gethſemane 
aus Über Erd’ und Himmel ſchwebt. Die-Mufe Miltons 





®) Herbers Wertes. ſcön. Literatur und Kunf, Bd. VII. 
390 uf. 


208 


ift eine männlihe Mufe, wie fein Jambus; bie Rufe 
Klopſtocks eine zartere Mufe, die in Erzählungen, Ele⸗ 
gien und Hymnen unfre ganze Seele, ben Mittelpunkt 
ihrer Welt, durchſtrömt. In Anfehung ber Sprache 
hat Klopftod auf feine Nation mehr gewirkt, als Milton 
vielleicht auf die feinige wirken Eonnte, wie er denn aud 
ungleich vielfeitiger, als der Britte über biefelbe gedacht 
bat.” — Wo Klopftock mit Milton in Einem Labyrinth 
ging *), wo er tropifhen Vorftellungen zu treu, einer 
hellern Führung feines Gedichts entwich, und fi mit 
Morten begnügte — aus Kiebe zum Dichter änderten wir 
gern die Worte des Gefanges, wünfhend, baß er, ber 
eignen Hoffnung des Dichters gemäß, eine Sprache ber 
Ewigkeit würde, Greifen wir damit aber nicht zu tief 
in’8 Weſentliche, in den Plan und die Verzierungen des 
Gedichte.” 

Srefend u und geiftreih, wie Allee, was aus feine 
Feder floß, ift Schillers Urtheil. *) „So eine herr⸗ 
the Schöpfung die Meffiade in muftkalifch s ***) poetifcher 


*) Herderd Werke 3. ſchön. Lit. u. Kunft. 8b. XL. S. 360. 

*25) ueber naive und ſentimentaliſche Dichtung (in deſſen 
Werken. Stutta. u. Tübing. 1818. Bd. VIEL Abth. 2 
©. 115 uf. ©. 119.) 

“++, Diefer Ausdruck bezieht ſich micht blos auf baßienige, 
was in der Poche, wirklich und der Materie nach, 
Muſik it, fondern überhaupt auf alle diejenigen Effekte 
derielben , die fie hervorzubringen vermag, ohne die Eine 
bildunaskraft durch ein beftimmtes Object zu beherrſchen 
(S. Schiller a. a. O.) 


209 


üdficht ift, fo Vieles Läßt fie in plaftifch s poetiſcher noch 
au wünfchen übrig, wo man beftimmte und für die Ans 
ſchauung beſtimmte Formen erwartet. Beſtimmt 
genug möchten vielleicht noch die Figuren in dieſem Ger- 
dichte ſeyn, aber nicht für die Anſchauung; nur die Abs 
fraction hat fie erfchaffen, nur die Abftraction kann fie 
unterfheiden. Sie find gute Erempel zu Begriffen, 
aber keine Individuen, feine. lebenden Geftalten. Der 
Einbildungskraft, an bie doch der Dichter fi wenden, 
und bie er durch bie durchgängige Beftimmtheit feiner 
Bormen beherrſchen fol, ift es viel zu ſehr freigeftellt, 
auf was für Wet fie fidh diefe Menſchen und Engel, diefe 
Götter und Satane, biefen Himmel und diefe Hölle 
verfinnlihen will. Es ift ein Umriß gegeben, innerhalb 
deſſen der Verſtand fie nothwendig denken muß, aber eine 
fefte Grenze ift gefegt, innerhalb deren tie Phantafie fie 
nothwendig barftellen müßte. Was id Hier von den 
Gharaeteren fage, gilt von Alem, was in biefem Gedichte 
eben und Handlung ift, oder feyn fol. — Kür den 
Verſtand iſt alles trefflich beftimmt und begrenzt (id 
will hier nur an feinen Judas, feinen Pilatus, feinen 
Philo erinnern) aber es iſt viel zu formlos für bie Eins 
bildungslraft. — So iſt mir bie Meffiade als .ein 
Sqhat elegiſcher Geflhle und idealiſcher Schilderungen 
theuer, wie wenig ſie mich auch als Darſtellung einer 
Handlung und als epiſches Wert befriedigt.” — 

An dieß urtheil Schillers mögen fich einige Aeuſ⸗ 

14 


4 


210 


ferungen Göthe's *) Über Klopſtocks Bebicht ſchließen. 
»Der Meffiad, ein Name, der unendliche Eigenfchaften 
bezeichnet, folte durch Klopſtock verherrlicht werben. 
Der Erlöfer follte der Held feyn, ben er, durch Irbifche 
Gemeinheit und Leiden, zu ben höchften himmliſchen Tri⸗ 
umphen zu begleiten gedachte. Alles, was Göttliches, 
Englifhes, Wenfhliches in der jungen Seele lag, warb 
bier in Anfprud) genommen. Cr, an ber Bibel erzogen 
und durch ihre Kraft genährt, lebt nun mit Erzpätern, 
Propheten und Vorläufern ald Gegenwärtigen ; doch alle 
find feit Jahrhunderten nur dazu berufen, einen lichten 
Kreid um ben Einen zu ziehen, deffen Erniebrigung fie 
mit Staunen beſchauen, und an beffen Verherrlichung 
fie glorreich Theil nehmen folen. Denn endlich, nad 
trüben und ſchrecklichen Stunden, wird der ewige Rich⸗ 
ter fein Antlig entwöllen, feinen Sohn und Mitgott wies 
der anerfennen, und biefer wird ihm dagegen die abges 
wendeten Menſchen, ja fogar einen abgefallenen Geiſt 
wieder zuführen. Die lebendigen Himmel jauchzen in 
taufend Engelftimmen um den Thron, und ein Liebesglanz 
Übergießt das Weltall, bas feinen Blick kurz vorher auf 
eine gräuliche Opferftätte gefammelt hielt. Der bimms 
liche Sriede , welchen Klopſtock bei Gonception und Aus⸗ 
führung biefes Gebichts empfunden, theilt ſich noch jegt 
einem Jeden mit, ber bie erflen zehn Geſänge lieft, ohne 


0) Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Tübingen 
1812. Th. 2. ©. 449 — 51. 


21 

die Zorberungen bei fi laut werden zu laffen, auf die 
eine forträdende Bildung nicht gern Verzicht thut.” — 

Iutereffant ift eine Art von Selbſtcritik des Dice 
ter& Über den Meſſias. *) Gr pandelt leidend, ſagt 
Klopſtock, d. h. er hält Leiden, die ale, melde wir 
tennen, an Größe übertreffen, mit einer Standhaftigkeit 
aus, zu der Menſchen unfähig find. Nicht alles, was 
er während der Zeit thut, da er leidet, thut er als Lei⸗ 
dender, 3. B. wenn er Satan von Gamma entfernt; 
wenn er jenem mit Einem Blide Entfegen zufgndet. Ob 
ex gleich dieß und anderes, z. E. wenn er bie Jünger 
tröftet, als nicht Leidender thut, ober vielmehr zu thun 
feint ‚weil wir nit wiffen, ob und in weldem Grade 
er zu gleicher Zeit gelitten habe, fo wird es dadurch doch 
nit epiſodiſch, denn er handelt als der, welder jego 
verföhnt. — Der Meffias handelt au als der Vers 
herrlichte. Er war nit Erlöfer, wenn er bloß als Leis 
dender handelte. Wir dürfen den Leidenden und den Vers 
herrlichten ſchlechterdings nicht trenhenz; denn wir wa⸗ 
zen, wie bie Schrift fagt, bie elendeften unter den Mens 
ſchen, wenn wir nur an einen tobten Meffias glaubten. — 
Nichts von bem, was er ald der Verherrlihte that, iſt 
epifodifh. So ift 3. B. bie Auferſtehung der Heiligen 
feine Epiſode. Sie iſt's nicht allein an ſich felbft, fons 
bern aud bewegen nicht, weil die Griheinungen ber 


*) Aubmwahl aus Kiopfocdd nachgelaf- Briefwechſel u. (. 10. 
x. 2. 4 . 





212 n 


Auferweckten bei ber Grunblegung ber Religion mitwir⸗ 
tend find. Oder ſoll vielleicht biefe Grundlage ſelbſt 
epifobifch feyn? Wenn man bie Handlungen ausnimmt, 
durch die au der Verherrlichte das Schickſal anderer 
Welten entfcheidet, fo gibt man ber Verherrlihung einen 
Eleinern Umkreis, ald fie Haben darf. Wer eine. für bie 
Epopde gleich große Handlung, und zugleidh eine kennt, 
die das Herz ſtark von fo vielen Seiten bewegt, wie bie 
ift, welche ich gewählt habe, der nenne fie, aber beweife 
aud) das Behauptet. — — Die Himmliſchen, weldie 
das Kreuz und hernachmals das Grab umgaben,, finb 
gewöhnlich zwar nur theilnehmende Zuſchauer; fie tragen 
zu der Handlung nichts bei, aber fie können gleichwohl 
auf Chriſten mehr wirken, als bie meiften handelnden 
Perſonen in der Ilias es auf die Griechen konnten. Denn 
fie find erhabener, und nehmen an etwas viel Größerem 
Antheil, als das iſt, was jene Mithanbelnden thaten. 
Wirkung hervorzubringen ift Zweck; vorgeftellte Hands 
Iungen oder Theilnahme find nur Mittel. Bei ber letz⸗ 
ten kommt aud das in Betrachtung, daß der Theil⸗ 
nehmende zuweilen mehr Lebendigkeit (und was tft diefe 
nicht in Abfiht auf die Darftellung) zeigen kann, ale 
der, welcher bloß mit ausführt. Auf die Neuern wirkt 
Handeln und Zheilnehmen in der Zlias nicht, wie auf 
die Griehen, fondern nur wie eben biefes im Meffias 
auf die Nihtchriften wirkt.” — 

Außer den bereits erwähnten Altern Schriften Über 
Klopftotis Epos, hatte der Diaconus Wafer, ber be 


213 


kannte Weberfeger des Hubibras, Briefe zweier 
Landpfarrer Über die Meffiade druden laſ⸗ 
fen. ) Auch zweier gekrönter Preisfchriften wollen wir 
hier nur flähtig gedenken, ba fie beide ihrem Bwede 
wenig entſprechen, und in ber zweiten faft durchgängig 
die gröbfte Verwechslung des Stoffes und der Form 
Heft. 9) j 

Schubart, der durch ein treffliches Gedicht den 
Meffias verherrlicht Hatte ***), trug durch feine öffents 
lihen Deelamationen viel dazu bei, den, Gefhmad an 
diefem Epos allgemein zu verbreiten. „Es war, als 
hätte man ben Meffias nie gelefen, wenn man ihn den⸗ 
felben declamiven hörte. Nichts blieb undeutlih, alle 
Kunft des Dichters verfhwand, und man fah nur die 
gigantifhen Bilder feiner Eindildungskraft leben, ſich 
näher und näher bewegen, handeln, und hörte fie Worte 





*) In dem Neuen Schweirerifhen Mufeum. Zürid 1794. 
Jebrs 2. ©. 906 u. f- 

#9) Wenpetifhe Beurtheilumg des Riopftedihen Mefflad von 
3. & 4 Grohmann, Lehrer der Doilof. zu Bitten. 
bergu fee, 2einiig 1796. De: Mefflas von Kiopfiod, 
äftgetifch beurtheift und verglichen mit der Jllade, der 
eneide ynb dem verlorenen Paradiefe von €. 3. Ben tor 
wig, Breilau 1797. - 

") Auf die Meffiader in C. 9. ©. Ehubarts 
fänsmel. Gedichten, Srankfurt am Main 1787. 80.2.6. 
1010 fa, deigl. in der von f. Eoime tudwig Schu. 
dans nad feinem Kode beforgten Ausgabe. Eoendafelhft 
4802. xb. a. & 289 u.f- 


214 


eines höhern Lebens reden. Das Große, Srauenvolle und 
Gräßliche gelang ihm, wie in feinen eigenen Gebichten, 
fo aud) in der Declamation am beflen, und wenn er in 
feiner ächten Stimmung eine Rede Adramelechs, ober 
einen Schrei Abbabona’s um Vernichtung herfagte, fo 
ſah man fiberall Entfegen in den Gefihtern ber Hörer.” *) 

Unter den Ueberfegungen bed Meſſias war bie frans 
zöftfhe von Antelmy, Junker und einem Ungenanns 
ten bie erfle. **) Obgleich in Profa abgefaßt, nahm 
fie fi fehr viele Freiheiten. 

Die darauf folgende zweite **) wich inbeß fo ſehr 
vom Original ab, daß fie die Klage eines Gedichts: ber 
Sranzofe habe die Meffiade nicht Überfegt, fondern Über 
den Lethe gefept, veranlaßte, ++) ine britte Uebers 





*) Schubarts Leben und Gefinnungen, von ihm ſelbſt im 
Kerker aufgefegt , (Stuttgart 1791 — 93) Th-1. S. 147. 
Th. 2.6.89 — 46. Schubarts Character von f- Gohne 
Ludwig Schubart, Erlangen 1798. &. 50. Bergl. 
Jördens Denkwürdigfeiten u. ſ. w-, aus dem Leben 
deuticher Dichter und Profaiften , Bd. 2. €. 219. 

*F) Le Messie , Po&me en dix chants, traduit de l’Alle- 
mand de Mr. Klopstock. Paris 1769 — 72. 4 Vol. 12. 
Vergl. Allgem. Deutiche Biblioth. 2 Anh. zu Ed. 15 — 24. 
©. 14137. Neue Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſch. 86.9. &.137. 

”*) Le Messie, po@me. Traduction de l’original 
allemand de Klopstock. Par feu Mr. Frederic Louis 
Petit-Pierre, Pasteur a Neuchatel (publise par 
Cheuron) Neuchätel 1795. 8. 

2 Man findet dieß Gedicht in Klopſtocks Werfen Bd. 2. 

. 209. 


215 . 
fegung gab. bie Batoneffe von Rurzrod*), Aud br 
ehemalige franzöfifche Gefandte zu Stodholm B. Bours 
going Überfegte in den Archives literaires einige Stüde 
der Meſſiade. 

Joſeph Collyer, ber fie in’s Engliſche übers 
fegte*®), konnte den Dichter unmöglich befriebigen,, ins 
ſofern er nicht allein das Gedicht in eine breite Profa 
auflßste, fondern auch Klopſtock mandes fagen ließ, 
woran biefer nie gebadht Hatte. ***) 

Eine itallänifche Ueberfegung in Verſen von Bias 
como Zigno ****) fcheint hinſichtlich der Treue und Gles 





*) Geb. 4754 , gen. ald Canonifin des Stifts Walvurgis 
au Goch in Wenphaten im I. 1808, Veral.v. Shin. 
det d. deutfch. Echeiftielerinnen d. 19 Jahro . Leivsig 
4825. £h.1. ©. 298. Ch. 8. 6. 197. Die erwähnte 
Ueberfegung führt den Titel: La Messiade de Klopstock, 
po&me en XX chants,, traduit par Mad. de Kourze- 
rock, de l’Academie des Arcades sous le nom 
d’Elbanie. Paris 1801. 3 Vol. 8. 

**) The Messiah. Attempted from ihe German o[Mr. 

lopstock. London 1765—71. 4 Vol. Bergt. Bibliot h. 
d. fhön. Wiſſenſch. Bd. XL. Et. 1. ©. 196— 99. Briefe 
die neuefe Literat. betreffend. TG. 47. Br-267. ©. 17—60. 

***) Man urtheile nach dem Unfange , in Vergleihung mit 
der damaligen Originalausgabe: Inspir’d by thine im- 
mortality, rise my soul, and sing the honours of 
Ahy-greät Jedeemer: honours obtained in hand ad- 
versities rough school-obtained by suffering for the 
Sins and woes of others, himself sinlefs &ic. 

» #4) I} Messia del Signor Klopstock, transportato 








— 


216 


ganz auf einen vorzüglihen Werth Anfprud) machen zu 
dürfen, ba ber Ueberfeger in ber Einleitung verfichert, 
daß er fie Klopftods Urtheil unterworfen habe. *) 

Im Ganzen fehr gelungen zu nennen iſt bie hol⸗ 
ländifche Weberfegung des Meſſias in Herametern von 
Srönevelb. *) Um fo mehr muß man fi wunbern, 


dal Tedesco in versi Italiani etc. per Giacomo Zigno. 


Vicenza 1776. 2 Vol. (verbeffert 1782. 8.) vergleiche ° 


N. Biblioth. d. Schön. Wiſſenſch. Bd. 28. ©. 546. 

*2) Giacomo Zigno war Klopſtocks Freund, der auch 
eine feiner Oden an ihn richtete. (Klopſt. Werke. Bd. 2. 
©. 88.) Er ſtarb, fast Klopſtock von ihm 0. + Do 
©. 254) „vielleicht ermordet, da er (in der Leberfese 
sung des Meſſias) fortfahren wohre. Er war ein wür« 
diger Mann. Wir lebten einige Zeit miteinander umb 
liebten und. 

**) De Messias, in twentig Zangen, van Fr. Gotil. 

lopstock, Üit het Hoogduitsch vertaald door 
C. Groeneveld, 1.2 Deel. Te Amsterdam 1784 — 
85 4- Eine neue Ausgabe: De Messias in XX Zan- 
en door den beroemden Dichter Klopstock int 
Ned ‚vertauld door C. Groenereld.. Deelen. 
Amsterd. 1791. 4. Vergl. Allgem. deutſche Bibliothek. 
Bd 67. Et.1. S. 116 — 19. Neue Biblioth. d. fbön. 
Wiſſenſch Bd. 44. Et. 1. ©. 107. u. fe In dem erſt⸗ 
genannten Journal wird sue Probe d. Anfang des vier⸗ 
ten Geſanges mitgetheilt : 
Kaifas lag, na Satans twyfelagtig Berigte , 
Noch vol angst op zin leger, vanwaar de rust 
nu gevlugt was; ' 
Sliep. thans oogenblikken, dan waakte hy we- 
der, en worp zich 
Woest, vol gedachten, ginds en herwaarts eic. 





217 


daß the noch zwei ih Proſa folgten. 9 

Auch eine ſchwediſche Weberfegung von bumbie— 
zeugt von Kenntniß der Sprache und Gewandtheit im 
Ausdruck.) Nur die Dänen haben keine aufzuweiſen, 
vielleicht aus dem einfachen Grunde, weil fie dem Geift 
der deutſchen Sprache im Allgemeinen vertraut find, 

Eine lateinifche Veberfegung war [hen im 3. 1751 
von Leffing, in Verbindung mit feinem Bruder 3. G. 
Leffing, nahmaligen Conrector in Chemnig, begons 
nen worden. **) Aeußerft ſchlecht Üüberfeste der Pater 
Ludwig Neumann zu Wien dei neunten Gefang der 
Meffiade, ****) Gelungener war Alringers Probe eis 





2) Son 3. Wieermann. Amfterdam 1798 u. f. (vergl. 
Jenaiſche Allgem. Lit. Zeit. 1804. Intel. Blatt. No. 76. 
©. 620. u. f.) und von Nie uwenhuizen, Delit 1799. 

**) Eie erichien unter dem Titel: Messias af Klopstock, 
prosaisk Oefversatning af Christopher O ofsson , 

umble, 1—4 Tomen. Stockholm 1790 — 92. 8. 
Versi. Allgem. Lit. Zeit. 1791. Bd. 4. No. 806. 
©. 854 — 56. Lüdeke's algem-. fchwedifches Gelehr. 
famteitsarchiv. Bd. 7. ©. 195. 

N) Leſſinge fämmtliche Schriften. Th. 4 S. 64 —78, 
wo mau. die erſten 103 Verſe findet. Die Gortfegung 
unterblieb, ba Lefling erfuhr, der Gabinetöprediger des 
däniihen Gefandten au Madrid habe bereits eine latei= 
nifche Ucberfegung des Meſſias verfertigt. Es it jedoch 
von der angeblichen Arbeit jenes Pänen nicht? weiter 
befannt geworben. 

en Mors Christi, seu Messias, ex illustri poemate 
Klopstockiano, Cantus IX, Viernae 1770. gr. 8. 


Fi 


216 


ner Ueberfegung in lateiniſchen Hexametern.“) GEinige 
Brudftüde aus dem zweiten, vierten, zwölften unb 
ſechzehnten Geſange lieferte Conz. *) Noch einem ane 
dern Verſuch, den Meſſias in lateiniſchen Hexametern zu 
überſetzen, machte im 3. 1801 ein damals in Jena ſich 
aufhaltender franzöſiſcher Emigrant. ***) Auch ber Dich⸗ 
ter ſelbſt verſuchte eine lateiniſche Ueberſezung in Proſa, 
wobei er bie Abſicht hatte, die Ausländer in Stand zu 
fegen, über, die Treue unb Untreue ber Weberfegungen 
ihrer eigenen Landsleute befto beffer urtheilen zu tönnen, 
damit fie nicht nad dieſen das Werk felbft beurtheilen 
möchten. ****) Der im 3. 1804 verflorbene Gonrector 





vergl. Allgemeine deutſche Bibliothek. Bd. 17. Et. 1. 
@. 232 u. f. 

) ©. beffen ſämmtl. Gedichte. Klagenf. u. Laybach 1788. 
ch. 2. ©. 420 u. f. unter der Auffchrife. Initium libri 
quarti Messiados (au in den Eclogis recentiorum 
carıninum latinor. edid. C. G, Mitscherlich. Han- 
nor. 1793. wieder abgedruckt ) 

”* In dem Mufeum f. gariech. u. rim. Literatur. Ders 
ausg. von K. Pf. Conz Zürih 1793. St.1. S. 164. 81. 

+++) Wessiae Klopstockii Cantus XV. (ohne Angabe 
d.Druckorts) Versi. N. Allgem. Biblioth. Bv.64. S. 340. 

"er, Klopſtocks Ueberfegung erfchien in den Bragienten 
über Sprache und Dichtkunſt. (Hamburg 1779.) Erfe 
Sortfeß. Srasm. 10. ©. 45 — 86. Eine Probe finder 
nan bei Thieß: S. G. Klopſtock u.f.w. S. 32 — 66, 
sugleih mit dem deutfchen Original und den Varianten 
der neueſten Ausgabe; desal. n SD Schulze’s 
Ideenmagazin f. Lehrer in obern Claſſen der Symnaſien 
u. ſ. w. Weigenfeld 180% ©. 262 — 76. 





219 


J. F. Lewezow madte einen Verfuh, den Meſſias 
in griehifhe Hexameter zu Übertragen, *) 
Erläuterungen Über Klopſtocks Meffias gaben außer 
Eramer**) mehrere Schriftfteller. **) Ein Ungenanns 
ter empfahl bringend die Lectüre ber Mefliade, als des 





*) Der, ertte Gerang erſchien unter dem Titel: Specimen 
versionis graeco - metricae nolissimi et nohilissimi 
carminis,, quod germanice inscribitur: Der Messias. 
Stetini 1756. 4, 


”) S. deſſen Klopſtock. In Fragmenten and Briefen von 
Tellow und Elifa. Th. 2.; und Klopſtock. Er und über 
inn. 79.2. S. 16 n.f. S.101 u.f. S- 203 u. f. TH. 8. 
GS. 26 u. f. S. 179 u.f. Th. 4. S. 107 u.f- S. 191 u.f- 
©. 838 u f. cp. 6. G. 8. M⸗ f. ©, 104 uU. fe 


***) Pölitz pract. Handb. 3. Lectüre d. deutſch. Claſſiker. 
Th. 2. S. 55u.f. Th. Heim ſius neue deutſche Eprach⸗ 
lehre u. ſ. w. Berlin 1801. TH.2- S. 524 u. f. (Beni. 
Weiske) die Fleine Meſſiade, eine heroifche (?) Ehreito« 
mathie aus Klopſt. Meſſias gesagen u f-w. DBraunichweig 
1795. Ueber Klopſtocks Meſſias. Erſter Theil, Stendal 
1805. (ein Commentar über die beiden erften Geſänge.) 
Heinfius Bardenbain für Deutfchl. edle Söhnen. Töch- 
ter. Th. 4. E. 207 — 26. Proben aus den Mefiind finz 
det man unter andern in HoHl’s Eurzem Unterricht in 
den ſchön. Wiſſenſch. f. Frauenzimmer. Th. 1. S. 262 — 
804., in Eſchenburas Beiſpielſammlung sur Theorie 
und Lit. der ſchön. Wiſſenſch. Bd. 5. & 326 — 39., in 
dem Pantheon der deutſchen Dichter u. f- w. Halle 1806. 
zH. 1.6, 197 u. f. , in den Handbuch ber deutfch. Sprache 
und Literatur von J. G. Kuniſch, Leipsig 1825. Th- 2. 
©: 6— 11. 


220 


vorzüglichften deutfchen Heldengebihts. *) Auch Bobs 
mer ließ es ſich angelegen feyn, einige Stüde bes Meſ⸗ 
ſias, die feiner Anſicht nad nicht allgemein verſtändlich 
waren, in eine fefllihere Sprache zu übertragen. **) 

Beiläufig mögen wir noch ein Epigramm anführen, 
das den Zweck zu haben fheint, die Verſchiedenheit ber 
Gründe mander urtheile Über ben Werth der, Deffiabe * 
zu zeigen : 


Geſpräch eines Königs mit feinem . 
Minifter 


M. Der uns den Hering falsen lehrte, 
Verdiente wahrlich unfern Dank, 
Und daß man feinen Namen ebrte, 
Niet mehr , als der, der und die Mefliade fang : 
Dan muß Verdienſt nad feinem Nugen meſſen. 
K. Er wird wohl gerne Hering effen. 


DM. Der und die Meffiade fang, 
Verdienet wahrlich unſern Dank. 
Weit mehr , ald der gewöhnliche Verftand , 
Der Mühle oder Uhr erfand ; 
Mehr in er, als ein irdiih Wefen. r 
K. Er wird wohl gerne Verſe Tefen- 





*) In der Literar. Beilane su den Echlefifchen Provinziale 
blättern , auf das 3. 1793. ©t.6. ©. 167 — 80. 

) Das Begräbniß und die Auferfiehung des Meflad. Frage 
mente mit Vorbericht und Anmerkungen des Herausgeber. 
Sranffurt und Leipzig (Tübingen) 1775. Abbadona*s 
Kiagen (in Bodmers Apoilinarien. Herausgegeben von 
®. 5. Stäudlin, S. 7—30. 


221 


In das 3. 1774, bald nad) Klopſtocks Ankunft 
in Hamburg, fält eine zwiefahe Sammlung ber Oben 
des Dichters, woran er felbft indep keinen Antheil hatte. 
Die erfte wurde durch die im I. 1774 verftorbene Sands 
gräfin Caroline von Heffen-Darmftabt ver⸗ 
anftaltet, welde indeß nur vier und breißig Eremplare 
abdruden ließ, fo daß dieß Manufeript für Freunde zu 
den feltenen Werken der neuern Zeit gehört. *) 

Der Herausgeber der zweiten, ebenfalls ohne Klop⸗ 
ſtocks Mitwiffen veranftalteten Sammlung **) war der 
bekannte Dichter Schubart. ***) Unter den hier mits 
getheilten ein und vierzig Gedichten umd zwei und zwans 
sig profaifhen Auffägen, findet man auch Poeſien, an 
denen Klopftod nach feiner eigenen Erklärung ****) einen 





*) Der Titel dieſer Sammlung il: Oden und Elegien. 
Darmıftadt 1771. 8. Bersl. Böthe: Aus meinem Lew 
ben. Wahrheit und Dichtung. Th. 3. ©. 127. Die 
Sammiung enthält meheere Ältere Oden; fämmtlich nach 
den erften Befearten, mitunter fehlerhaft abgedrudt, aug 
einige vom Dichter verworfene / und felbf unächte: Wergl- 
den Almanach der deutſch. Muſen 1772. ©. 107 — 10. 

**) Sr. Gottl. Kiopfiods Heine voetiſche u. profaifhe Wer. 
te. Sranff. u. Leipjig 171. 8, — Rerat, d. Almanach 
d. deutfch- Diufen auf d. 3-1772. ©. 73 u. f. Aigen. 
deutſche Bistiorh. Bd. 16. ©. 267 u. f. Götting. gel. 
Unzeigen v. I. 1771. & 956 u. fe Sranff. gel. An. 
seigen 1772. No.7. ©. 55 u. f. Kieler gel. Zeit. 1771. 
©. 246 u. f. 

***) Der fich indef auf dem Titel nicht genannt hat- 

+) Ind. Hamburg. meuen Zeit. v. 3. 1771. No. 57. 


4 


222 


Antheil hatte. Uebrigens find bie ihm gehörenden Ges 
dichte ſämmtlich nach den älteſten Lefearten mitgetpeilt, 
die Klopſtock ſpäterhin entweber forgfältig verbeſſert, ober 
gänzlich unterbrüdt hat, fo daß biefe Sammlung :höch⸗ 
flens in eritifher Hinfiht einigen Werth hat. 

. Der Dichter fah fih auf diefe Weife genöthigt, 
felbft eine neue und berichtigte Sammlung zu veranftals 
ten, welche brei und fiebenzig Oben und drei Elegien ents 
hielt, ſämmtlich in rhythmiſcher Hinficht fehr verbeffert.*) 
Als eine Nachlefe dazu kann man eine fpätere Samm⸗ 
lung betrachten, welche der Heffen:Darmftädtifche Regie⸗ 
rungsräth K. G. von Zangen veranftaltete, **) Sie 
enthält bie in der Darmftädter Ausgabe befindlichen Ges 
dihte, welche Klopftod in die von ihm felbft veranftals 
tete Sammlung nicht aufgenommen hatte. ***) 





*) Sie führt den einfachen Titel: Oden. Hamburg 1771. 
FM. 4. (N. U. Leipz. 1787.) Voran befindet fih eine De— 
dication an VBernftorff , mir dem darüber gedruckten Wap- 
ven diefed Miniſters. — Vergl. d. Almanach d. deuntſch. 
Muren. auf d. S. 1772 ©. 108 — 7. Srauffı gel. 
Anzeigen 1772. No. 8. ©. 57 — 61. Allgem. deutſche 
Biblioth. Br.19 St.1. © 19 — 23. Schir ach?s 
Magazin d. deutſcheCritik. Bd. 1. Th. 1. S. 154 — 70. 

*5) Einige Oden von Klopſtock. Wetzlar 1779. 8. _ 

) Diefe vierzehn Gedichte, die auch Eramer (Klopfſtock 
Er und über ihn. Th. 1 u. 2) aufbewahrt bat, haben 
folgende Ueberfchriften: An Gott ; Als der Dichter den 
Meſſias zu fingen unternahm ; Stabat Diater ; Elegie; 
Petrarch und Laura ; An Fanny; Ode auf Die ©. u. B- 
Verbindung ; die Verwandlung; Verhängniſſez Germa⸗ 





223 


In der noch bei feinen Kebzeiten begonnenen Aus⸗ 
gabe feiner Werke hat der Dichter auch an feine Dden *) 
die legte Hand gelegt. Einige berfelben: Der Erobes 
rungstrieg, bie Sonne und die Erbe, die 
zweite Höhe find ins Kranzöfifche überfegt worden, *) 
auh Hermann und Thbusnelbe vn. Ehenier. **) 
Außerdem haben die Holländer einige Gedichte von Klops 
flo in ihre Mutterfpradje übertragen. ****) 

An Erläuterungen mehrerer Oden Klopflodö hatte 
es befonders Cramer in feinen Briefen von Tellow 





nifus und Thusnelde; Henoch, ein Fragment; Kriegs. 
lied; Trinklied zur Nachahmung des Kriegsliedes; Liebes: 
lied zur Nachahmung des Trinfliedes. 

*) Sie befinden fich hronologifch geordnet in dem erften und 
sweiten Bande von Klopſtocks Werken, wesu nod im 
fiebenten Bande ein Nachtrag selieiert wird. Doch fiehen 
diefe fpätern Dden aus den 3. 1796 — 1801. den frühern 
an dichteriihem Werth offenbar nad. Vergl. Allgen. Lir- 
Zeit. 1799. %d. 4. No. 336. ©. 185 — 91. 1801. 2.1. 
No. 91. S. 721 — 26. Goth. ael. Zeit. 1797. Br. 2. 
S. 473 — 80. ©. 762 — 66. Tübing. get. zeit. 1798. 

- &. 785 — 92. 1799. ©. 13 — 2%. 

*") In d. Oeuvres philosophiques et literaires de Nlr. 
Meilhan. 2 Vol. Hambourg 1795. Veral. Klopſtock u. 
fe Sreunde u f.w. Th. 2. S. 288. und in dem Spegta- 
tedr du Nord (Hambourg 1797.) 

”“) &. den Almanac des Dames pour l’an XI. Xi. 
Tubingue 1802. 1803. 12. (vergl. Algem. fit. Zeit. 
1808. Bd. 2. No. 167. &. 598 u. f. ) 

”**) Oden van Klopstock en Wieſand int Neder- 
duitsch door P.L. van Kasteele. Uaarlem 1798. 


224 


an Elifa, unb ganz vorzüglich in feinem mehrmal 
geführten Werke: Klopſtock. Er und über ihn. nid 
len laffen. In den drei erften Theilen der letztern € 
findet man ein unb vierzig Oben .mit Anmerkunge 
den ältern 2efearten. Aber auch andere GSchrifl 
fuhten die mitunter ſchwierigen Stellen bed Di 
nach beiten Kräften zu erläutern *), oder durch 
theilung der gelungenften Oben die Aufmerkſamkei 
Publikums auf den Dichter zu lenken. **) 





*) Dergleichen Erläuterungen findet man in Better! 
Chreſtomathie deuticher Gedichte: Bd. 2. &. 368 
Bd ˖ 3. ©. 5 u.f., in Pölitz pract. Handb- 3. £ 
der deutſch. Elaſſiker. Th. 1. S. 284 u. f. Th 2. € 
u.f Th. 3. S. 171 u. f, in 3. Deibrädtt 
Gedichten mit erflär. Anmerk. Bd. 1. ©. 232 u. 
Etzhers Beiträgen 3. Critik des Schulunterrichts ( 
S. 70 u. f., in der Erit. Biblioth. der ſchön. SH 
Bd. 1. St. 6. ©. 434 u. f., in A. G.Meißneri 
ſchrift Apollo v. J. 1794. St. 6. S. 128 u. f., 
Oden der Deutſchen Sammt. 1. S. 1u. f. in ( 
Waltbers) Deutſcher Blumenleſe für Schulen 
114 u. f., ir der vract. Anleitung, Geiſt und Hers 
die Lectüre der Claſſiker zu bilden. Th 2. S- 110 u. in 

7) Deraleihen Proben enthalten: EfhenburgsßBe 
ſammlung zur Theerie und Lit. der ſchön. Wiſſenſch. $ 
S. 62 u. f. S. 215 ur. SG. 315 uf. Ramtiersh 
Bliumenleſe, Bd. 9. No: 16. Matthiffonsn 
Antholoaie TH-3.9. 185 — 256. Th. 19. &. 187- 
J. O. T h ie ß F. G. Klopſtock u. ſ. w. ®. 136.- 
Vantheon der deutfchen Dichter u.f.w. (Hatte 1806) 
8,144 —9. Bruders Anthologie der Deutſch 


De 2 


MNeef 
war einer der erſten, der zu Pig im 3 1776 Ober 

mit n 
—— conponitte app a 2 Die Eehr, 


* FE dramatiſchen Semen, melde; dieſe 
Zeit eran Uen nd von denen Wir ‚here cite den N Tod Adams 


Frauen zimmer. DB, 1..7 11.235, Deinyiy 8 Bar. 
den hain u. fm, zh.1. S. 4n. f. <h. 2, ©, 130 u Fe 
Olber Vortreichtgum der deutſch. Ur franzöſ. —*8 
· 2. S. Of. unigg Sands, der. Deutfogen 
Sprach⸗ und Literat. cb. 2.8. 11u. 5 
wg Dres den 1785 (og dergf. Allgem m. Lit. Zeit. 1785, 83. 4. 
87. ©.- 3: 


9.287, 2 f. dere fitto Heferten 
S ente ter unſer 1799 
ſtee (die Ftüblinghi Lei 1805 vergl 5 F 
müth. 1805 23. ©, 9.) vardt (die tobi 
€ ig 1804) Romp ( Selma Selma. 
Ceipzig 180 mM. Auch im J. a Sa sens gie 
En im Bo tone (26.2 7 I) ine Gardıg 
en und g .B. (8,1 9 in K. 
Deo ay erleſen Sam lung vorzi cher Lieder von 
eß,6; Ihe lm. (Nr ſchw finder 
an C poſitlonen ſcher Gedicht enay 
Sab ſechs serle der von —— R.o Ölry 
Mo, ( Nburg 1 ) eraus, mp Gluc Oden 
und Lied on Kiopg ck mit Besfeitung d anoforte 
erſchiene i ſelben h Dresden MN Brier 
vn dem auletzt genan 787 ve ſt vo 
15 


226 


und Hermanns Schlacht weitläuftiger angeführt 
baben, gehört das Zraueripiel David *), das nad 
der unglüdlihen Vollderzählung mit der Erwartung bes 
Unglüds beginnt. 
„Gleich nad) meiner Zuruückkunft (von Halberftabt)” 
heißt es in einem Briefe Klopflode an Gleim vom 3. Nov. 
1763, „fing ich diefe meine dritte Tragödie mit großen 
Fragmenten zum dritten Act an. — Saft Eann ich ber 
Verſuchung nicht widerfichen, den David ein wenig zu 
rühmen , aber ich wills doch Lieber bleiben laffen. Denn 
Eigenlob ſtinkt doch immer ein wenig, mit welder Wen⸗ 
dung man ed au jagt. — Weder den Debipus, nod 
den Philoclet hab’ ich nachahmen wollen; und Sie wer» 
den im David felbft nichts vom Tyrannen Dedipuß finden, 
fo ſehr auch Sophokles mein Liebling ift.” **) . 
Mehrere Zahre früher war Klopftods Salomo ers 
fhienen ***), worin der Dichter den Abfall diefed Königs 


gen Comvoniften , an Klopſtock (Paris d. 10. May 1776) 
findet man in der Auswahl aus Klopſtocks nachgelaffenem 
Briefwechfel u. f. w. Th. 1. ©. 266 — 68, Vergl. 
Klopſtock u. ſ. Freunde u. f.w. Th-2. S. 227 u. f. 

*) Hamburg 1772, 4. Versi. Allgem. deutfche Biblioth. 
Br. 20, St.1. ©. 312. Almanach d. deutfch. Muſen 
auf d. 3. 1775. (Notiz poet. Neuigkeiten. S. 55 u- f.) 
— Klopſtocks David befindet fih im 10tm Bbe- von 
des Dichters gefammelten Werfen. 

) Klopſtock u.f.Freundeu.f.w. Th.2 S. 166. vergt.&.264- 
+) Magdeburg 1764. (ebendaſ. 1771) vergl. Allgem. 
deutfche Biblioth. Bd 3. St.1. &.57— 06. Biblioth. 
der fchönen Wiſſenſch. 8b. 12. St. 2. ©, 207 — 84. 





227 


von Gott, feinen Molochsdienſt und endlich feine Bekeh⸗ 
rung und Rückkehr zu Gott darftellt, einen Stoff, der 
fi freitich für die Darftelung auf der Bühne wenig eig» 
‚net. Den darin vorlommenden Perfonen fehlt es mits 
unter an ſcharfer Characterzeihnung 3 auch eine größere 
Mannigfaltigkeit der Situationen wäre zu wlnfchen. 
Gleichwohl erkennt man in der Sprache der Leidenſchaft 
und Empfindung durchgängig den großen Dichter. 
»Bom Salomo,” heißt es in einem Briefe Klops 
flods vom 2. July 1763 *), » find in Magdeburg nod) 
ein paar kleine Scenen fertig geworben; feitdem aber 
nihts. — Ich bin damit ,”. [chreibe der Dichter einige 
Monate fpäter (den 13. September) „ich würde fügen, 
bis auf die Hälfte des fünften Acts fertig geworden, wenn 
diefer fünfte Act nit von einer unerlaubten Größe würs 
de. „Nun,, da ich fo weit bin, und fortarbeite, müſſen 
Sie ſchon warten , bis er ganz fertig ift. **) 

Sm Jahr 1775 war Kiopftod von dem damaligen 
Markgrafen, nachherigen Churfürften von Baden, Fries 
drich, nach Garlöruhe eingeladen worden. Während 
— — 


Altonaer gel. Merkur vom J. 1764. ©. 223 u. fe — 
Dr. 3.0. Thieſi. F. ©. Klopſtock u. ſ. w. ©. 147 
u. f. — Klopſtocks Salomo befindet ſich in dem 9ten Bode. 
der ſämmtl. Werke des Dichters 

*) Klopſtock u. ſ. Freunde u. ſ. w.· Th. 2. S. 159. ©, 162. 


**) „Bier iſt dee Salomo:“ heißt es in einem Briefe‘ des 
Dichterd an Gleim, aus Quedlinburg d. 4. Octob. 1769. 
Klopſtock u. fe Freunde u. f- w- Th · 2% ©. 164. ie 


238 


feines bortigen Aufenthalts bis zu Anfang bes 3. 1776 
empfing ber Dichter mehrere Beweife ber Huld und Gnade 
biefes trefflichen Fürſten, und kehrte mit dem Titel eines 
Markgräfl. Badenſchen Hofraths und einer Penfton nad 
Hamburg zurüd, 

Ungefähr in bieje Zeit fälkt Klopſtocks vielbeſproche⸗ 
nes Werk: Die deutſche Selehrtenrepublit”), 
Auf die Ankündigung deffelben **) hatten ſich an viertes 
halbtauſend Subferibenten gefunden. An Klamer 
Schmidt, der die Gubferiptionsangelegenheit in Halber⸗ 
ftade übernommen hatte, ſchrieb Klopftocd! den 25. Sept. 
1773 **), „Wie ſehr Sin ich Ihnen für die nicht Tieine 





*) Der voliftändige Titel ik: Die deutſche Gelehrte 
tenrepyublif. Ihre Einrichtung. Ihre Geſetze. Gen 
fchichte des letzten Landtags. Auf Befehl der Aldermän« 
nerdurd Salogaft und Wiemar. Herausgegeben v⸗ tiop⸗ 
ſtock. Erfter (einziger) Theil. Hamburg 1774 (N.U. 
Leipz. 1817, auch den 12ten Band von Klopſtocks Wer- 
Een einnehmend ). Vera. Allgemeine deutſche Bibliothek. 
Bd. 28. St. 1. S. 102 — 19. Schirachs Magazin 
der deutſch. Gritit. Bd. 3. Th. 2. &.113— 29 © 
thaer gel. Zeit. 1774. ©t. 79. ©. 625 — 28. Deuts 
ſcher Dierfur 1774. Septemb. S. 346 — 49. Dr. 
3.8. Thieß: 5.8. Klopſtock u. ſ.w. Vetterfeins 
Handb. d. poet. Lit. d. Deutſch· S. 358 u. f. Ruͤdigers 
Zuwachs der deutſch. fremd. und alıgem. Sprachkunde. 
©t. 4. ©. 178. Klopſtock. Eine Vorleſ. von K. Mor⸗ 
senftern. ©. 29 uf 

*9) Vergl. Gedanken eines Wuchhändfers über Hr. Klopk. 
Anfündiaung einer Gelehrtenrepublik (Leipzig) 1778.8, 

rr Stop u. ſ. Freunde. Th. 2. S. 884 u fe. 





29 
Freundſchaft, die Sie mir auf fo vielfache Weiſe gezeigt, 


verbunden! — Ich werde Ihnen einen Auftrag thun, 
der Ihnen ein Beweis feyn kann, wie hoch ih Gie 
ſchätze. — Auf den Landtagen der Gelehrtenrepubtiß 


werden bie Gefchäfte des Morgens vorgenommen; am 
Abend wird in verfhiedenen Zufammenkünften über 
Bieles, die Wiffenfhaft betreffend, geredet. Die Ges 
fchichtjchreiber haben Befehl, da8 Neue (unter dem 
Neuen verfieh? ich nicht nur, was 98 von Grund aus ift, 
fondern au, was ed durch andere Beftimmungen bed 
Bekannten ift) das fie gehdrt haben, aufzuzeichnen. Nun 
zu meinem Auftrage: Ich bitte Sleim und den Kammer» 
rath Sramer in Blankenburg (es find nur Wenige, 
an die ich eben die Bitte gethan habe) mir dasjenige 
Rene, was Sie Über irgend einen Theil irgend einer 
Wiffenfchaft gedacht haben — ed mögen nun erſte Ges 
danken, oder völlig beftimmte und ausgebildete feyn — 
mitzutbeilen.” — 

Unter dem von einem Freiſtaat entlohnten Bilde hat 
der Dichter in diefem Werke die Reſultate feiner literäris 
ſchen Forſchungen, feine Urtheile und Wünfche aufgeſtellt, 
in Betreff der Literatur Überhaupt, und insbefondere der 
feines Vaterlandes. Die Deutfchen follten ſich aufraffen 
zur angeflammten Kraft und Hoheit, zum edlen Selbſt⸗ 
vertrauen bei ihren literärifchen Beftrebungen-, wobei: er 
‚ mit hiſtoriſcher Treue den wirklichen Gang und Zuftand 
der Bildung feines Zeitalters [hilderte, Allein dad Ganze 
bekam dadurch gewiffermaßen ein räthſelſames Anfchn, 


230 


daß der Dichter Feine Namen nannte, und von den Bew . 
bandlungen der Aldermänner und Zünfte oft nur 
Umriffe ftatt ausgeführter Zeichnungen gab. Inſofern 
hätte eine gebrängte Ueberficht der Literaturgeſchichte bies 
fer Periode mit beftändiger Rüdfiht auf die Gelehrten» 
.republit,, gleihfam eine Einleitung dazu bildend, das 
Verſtändniß derfelben fehr erleichtern Eönnen. Dieß 
wünfdte unter andern Vetterlein*), der es indeffen 
bei dem bloßen Wunfche beivenden ließ. Wer von der 
eigenthümlich geformten Schale, wenn wir uns fo aus⸗ 
drüden bürfen,, den Kern zu fondern weiß, findet hier 
beherzigungswerthe Warnungen gegen bie Liebe zur Nach⸗ 
äfferei, treffende Bemerkungen: Über ben Unfug ber Gris 
tifer, über den wahren Werth der Alten, vorzüglich Über 
die Ueberfhägung der Ausländer. Auch grammatifche 
Bemerkungen Über die deutſche Sprade, bie hier in ihrer 
ganzen angeflammten Würde und Vortrefflichkeit erſcheint, 
und Beiträge zu einer Poetik find eingewebt, unb bie 
Denkmale der Teutfchen, bilden eine höchſt anzies 
bende Sammlung 'von merktwürdigen Brudftüden zur Ale 
teften Geſchichte unſres Volks. Mehrere trefflihe Epis 
gramme hat der Dichter eingejchaltet **) 5 doch auch feine 





*) S. deſſen Handb. d. poet- Lit. d. Deutfchen. Köthen 1800. 
S. 358 u. f. 

++) Klopſtocks Werke. Bd. XI. &.185 — 93. Die übrie 
gen Einnaedichte Klopſtocks findet man im 7ten Bande 
feiner Werke, Vergl. N. Leipz. Beit. 1806. ©r. 5. 
S. 65 — 74. d. Sreimüthigen vom Jahr 1804. No. 261. 


231 . 


zeigt von einer gediegenen Kürze und Sprachrein⸗ 

welche man, verbunden mit einer ſo en gülle von. 

im Ausdruck nur vei wenigen Schriftſtellern findet. 
an mi 


Klopſtock, wie ſehr er auch chen mibver⸗ 
en war {berwand gleichwohl, von glühender a 
ndsliebe erfüllt, d nwillen, ß man fein Stre 

dem Geiſt feiner Nation eine here Bildung zu 
n vertannte- chon im Jt g Tieß er feinem 


S. 51 u f . Proben⸗ zum gpeit mit Erläuterungen 
vi 


geben Vette leins Chreſt athie de h. Gedichte ⸗ 
3. S. 609 — 15: 30 ogtumentefe deutſch · 
Einngedichtt- & 63 ‚06 — 8 Het Bar⸗ 
denhain U: 1. <h- a55 — 58 3 ch üz evi⸗ 
grammatiſche Anthologie h. 3. S3— 36; Haus 
u. Weirfer® eptarammat Knehotonie- € ©. 283 
_ (Th 2977 6 est Biblioth d. redend· 
u. biidend Kü Hd. ©t ©. 103 S 
gende , in de Dichters erke nicht aufgeno e Evi⸗ 
granme ũ d in yſtocks Viographie ⸗ dlinburg u 
Leipzis 1311. 2* —.58 mitgetheilt word 
uria yonuld An Sei 46% tler. 
„gereten ademien. Der u pie ehrt 
nerſt aid Beilage Iren Cheils nve 
Eryiehungsfrittens n einzeln Reinste 1778 Versl⸗ 
Augem Biblioth. Bd. 3uf 
Küdigers neueſter Zuwa 5 der deutſch· TEE un 
augem · cht St. © eben) 
die augem deutſche Orthog e d. 18ten Jahrh ˖ er iun⸗ 
on Klopſt u. ſ⸗ elende 


2332 


mehrere Fragmente über Sprade und Disks 
Eunft folgen. *) Auch fie beweifen, wie viel-und tief 
ber Dichter Über das Wehen unſerer Sprache nachge⸗ 
dacht hat. ’ 
Diefe Beftrebimgen zum Beften ber beutfchen Eites 
ratur wurden freilich burch die Kälte und Bleichgältige 





St. 1. ©.258 u. f.) Un Klopſtock über ſ. Abhandl. 
von d. deutich. Rechtſchreibung (.... 1779) Ucher die 
neue Klopſtockiſche Rechtſchreibung u. fe w. von I. € 
Schmohl (im deutfh. Mufeum 1780. Bd. 2. Wugnufl. 
©. 154 — 75.) Ueber die Rechtſchreibung (ebendaf- 1781. 
Bd. 2: November. S. 472 — 76) Klügel’i Ency 
clopãdie. Berlin 1784. Th: 3. ©. 562. Deutſch. Mer⸗ 
fur v. J 1787. ©. 189 — 200. 

") Der vollftändige Titel HR: Ueber Sprache u. Dichtkunſt. 
Sraamense von Klopſtock. Hamburg 1779. kl. & Erſte 
Bortieg. Ebendaſ. 1779. Bweite Sortieg- Ebertaf- 1780. 
Der inhalt biefer, aus den Angen des Publikums bei 
nad entfhwundenen Sanımlung ik: 3) Vom beutichen 
Herameter. 2) Ueber die deutsche Rechtſchreibung. 3) Bon 
der Darſtellung. 4) Bon der Wortfolge. 5) Von abwech 
feinden Verbindungen u. d. Worte verfieben. 6) Zur 
Geſch. unfe- Sprache. T) Neue Sylbenmaaße 8) Gen 
der Schreibung des Ungehörten. 9) Won edlen Aus— 
drucke. 10) Von einer Iatein- Ueberfegung d. Mefllad- 
11) Nachlefe über die deutſche Rechtſchreibung. Vergl. 
Aligem. deurfche Biblioth. Bd. 41: St. 9. S. 338 — 68, 
Br 42. St. 1. 8.217 — 24. Br 48. Ste. 1. ©. 91. 
Deutsches Muſeum 1781. Bd.1. März. S. 198 — 22. 
April. ©. 327 — 43. Augem. Werzeihmiß neuer Bü. 
der u.f.w. Leins. 1779. Jahre. 4 St. 9. S. 895 — 97.. 
Dr. 3.0.Xpies: 3. ©. Klopfiock u. 1. w. 8.167—72. 


233 


coßer Theil des Publikums fie aufnahme, 
Ham gemacht. Indeß läßt ſich nicht 
opſtock, namentlich in dem Verſuche, die 
vereinfachen und auf folgerechte Regeln 

weit ging. Er ſelbſt mochte wohl in ſpä⸗ 
was Aehnliches fühlen; wenigſtens erhellt 
telle eines Briefes an Clodius, worin 
gen Herausgabe ſeiner theoretiſchen Schrif⸗ 

ſt. „Was ich Über die Orthoͤgraphie ges 
heißt es darin *), wird nicht wieder 
3 ift mir gleichgültig, ob man künftig wiffe 
fie, daß id mir die Mühe gegeben babe, 
‚imal zwei ift vier der Orthographie zu reden, 
n mir: ift aber fünf, geantwortet hat.” **) 
teihe von Zahren war vergangen, ehe Klops 
rften Barbiet:Die Hermannsfchlacht, 
olgen ließ. Die erwähnten Forſchungen über 
und die Bebeutung der deutſchen Sprache hats 
Gebiete des Dramatifchen entzogen. Erſt 
erſchien Hermann und die Fürften **°), 


M aus Klopſtocks nachgelaffenem Briefwechſel 
Th. 1 . ©. 91. 

feinem fpätern Verfahren in eignen Schritten 
efen zu urtheilen » mochte e8 Boch wohl Augen- 
ben, in denen ee über diefen Punkt etwas ge⸗ 
: dachte. 

amburg in gr. 8. mit einer Zueignung an den 
vien von Buden Eari Friedrich. Vergi. 
Nals vaterländifchere Dichrer- Eine Worlefund 


234 


: ebenfalls von dem Dichter ein Barbiet genannt, das im 
deß durch ſeinen hiſtoriſchen Gegenſtand, und durch die 
von Klopſtock gewählte Behandlung, bie Anforderungen 
an ein Drama , hinfichtlich einer eigentlih bramafifchen 
Handlung, in ungleich höherem Grade erfüllte, sd 
manns Schlaht. Die Characterıftil der mithanbelnden 
Fürſten ift wenigftens fo fharf und beſtimmt gegeichnel, - 
als es die damals wirklich vorhanden gemefenen Berhälts 
niffe, und die Hiftorifhe Wahrfcheinlichkeit irgend zuließen. 
Der Schauplag ift in dem ganzen Stüde auf einem He ' 
gel an dem Heere der Deutfchen,, das nahe bei dem Lager 
der Römer liegt. Reichthum der Phantaſie herrſcht in 
den Bardenchören, die mit einigen höchſt reizenden, von 
Gefang begleiteten Tänzen verbunden find, und durch eis 
nen trefflichen Gomponiften in Muſik gefegt wurben, *) 
Noch mehr, als in Hermann und die Fürſten, ;nde . 
berte fih der Dihter in Hermanns Lob **) dem 


von K.Morgenftern. Dorpatn. Leipzig 1814. &.38 
u. fe Seltſam genug if in den fämmtlichen kritiſchen 
Journalen unfrer Literatur auch nicht eine einzige Re« 
zenfion über dieß Bardiet vorhanden. - 

*) Chöre und Gefänge zu Klopſtocks Hermann u. db» gür 
ften, im Klavierauszuge von % 2.9. Kunzen, bite 
aufgegeben von C- 5. Eramer. Leipzia 1790 querfel. 
Vergl. Allgemeine deutfche Bibliothek Bd. 112. St.2. 
©. 389 — 402. — Klopſtocks Bardiet: Hermann 

. Sürften befindet fih im Item Bde. (. Bere 

8* "Bambus 1787.8. Vergl. Both. gel- Zeit. 1787. &:.71. - 

©. 578 — 80. Angem- Lit. Zeit. 1791. 84, No. 288. 


[4 





235 


eigentlihen Drama, da es fi durchaus nicht beflimmt 
vorausfehen läßt, wie die am Ende nothwendige Gatas 
ſtrophe von dem Tode des Haupthelden herbeigeführt wers 
den wird. Daß Kiopftod ihn nicht auf der Bühne ſter⸗ 
ben läßt, babei leitete ihn unftreitig ein fehr richtiges 
Gefühl. Gerade Hermann wollen wir nicht vor unfern 
Augen fallen fehn, und die Schlußfcene, wo Katwald 
und Stolberg, die Freunde des Helden, nebeneins 
ander binfinten, und Thusnelda mit dem Ausrufe: 
» Sf Hermann tobt?” ihren Geift aufgibt, hat in ihrer 
Einfalt etwas unausfprehlic Rührendes, 

»Ich habe feit kurzem etwas fehr Angenehmes ers 
tebt ,” heißt es in einem Briefe Klopſtocks an Gteim. *) 
»Einer ‚ber würbigften Männer des Vaterlandes hat mich 
befuht. Ich Habe ihn fehr lieb gewonnen. Er will 
Hermann auf ber Höhe von Winfeld ein Denkmal fegen. **) 
Ich made die Inſchrift. — Oben auf der vierzig Schuh 
hohen Pyramide eine Kugel und daran die Irmenſäule. 
Aber fowohl hievon, als von der Aufichrift, die Sie bald 
haben follen, erwähnen Sie kein Wort gegen irgend 
Jemand.“ — | 


©. 185 — 89. (auch in 8. vermiccht. Schriften von d⸗ 
Verfaſſer d. heimlichen Gerichts. Th. 2. ©. 75 — 89. 
und in 2. 5. Huber’d fämmtl. Werken feit d. 3. 1802. 
h. 2. &. 110 —20.) — Hermanns Tod befinder ſich 
im 10ten Bde. von Klopſtocks Werten. 

*) Kioprod u. f- Freunde Th. 2. ©. 274. 

*0) Der Name diefed Mannes läßt fich nicht ausmitteln. 


256 


Es war nicht zu verwundern, daß ein Dichten, wie 
Klopſtock, der Religiofität und Vaterlandsliebe, mit Eis 
nem Worte, dasjenige, was jedem reinen und edein Ge⸗ 
müth das Theuerſte feyn mußte, in feinen Werken ver⸗ 
berrliht hatte, theils perfönlih, theils in Briefen * 
digungen mancher Art empfing. 

Dieß war ſchon bald nad) der Vollendung bes PB 
fiad geſchehen. Friedrich Hahn *), zu bem ber 
fannten Göttinger Mufenverein zwifhen Hölty, Stols 
berg, Voß, Bürger u. a. gehörend, welcher im 
3.1774 Klopftods Ankunft in Göttingen erwartete, 
fihrieb den 30. July des genannten Zahres an den Dich⸗ 
ter: *) „Mit kauten Herzensſchlägen feyn Sie von 
uns allen gegrüßt, geiegnet, geküßt, o unfeg Vater 
Klopflod I Bor einer Stunde kam Shr Brief. Bor Mon⸗ 
tag geht zwar keine Poft , aber id; weiß meine Ungebulb 
nit anders zu zähmen. Schreiben ift fon halbes 
Sprehen, halbe Gegenwart. — Mitten unter uns 
alten Klopſtock! Unter uns allen? O unfre Gtofberge 





*) Geb. 1751 zu Bweißrhicen , geſt. 1776 als Eanbibat ber 
Rechte daſelbſt. Er wird nicht felten mit dem dramatiſchen 
Dichter Ludwig Philipp Hahnm verwechſelt, ber 
durch ſ. Trauerſpiet: Der Aufruhr su Piſa (nim 1770) 
a. a. Tragödien bekannt iſt, u im J. 1787 alt Koammere 
fecretair zu Bweibrücen flach. 


*®) ©. 8. Auswahl aus Klopfrocks nagefafenem Bit 
wehrt v. ſ. w. Th. J. ©. 284 u. 





237 


fehlen! ») Wahrlich dieſesmal wünſch' ich fie zu vers 
geſſen, um ganz, ganz Freude zu ſeyn, wenn nun der 
Stuhl nicht mehr leer ſteht, und die Eiche des Bundes 2 
nun, über Seinem, über Klopſtocks Haupte rauſcht! O 
nicht umſonſt wauſchte fie fo ſtolz, als wir neulich in der 
Mitternacht auszogen, zum Feſte des zweiten Julius ***) 
die Zweige zu breden. Es war in diefem Jahre das 
erftemal, daß wir fie befuchten. Gerade über ihr ſtand 
ein funkelnder Stern. Wir kündigten und ihr von fern 
als den Bund für’d Vaterland an, liefen und ruften ihe 
Wodans Geſang entgegen, traten hierauf ſtill und langs 





*) Die Brüder Chriftian und Sr. Leovoid, Gra. 
fen su Stolberg hatten im J. 1773 Göttingen 
verlaffen- 

N) Sünf Sreunde hatten einen Bund geichloffen , nur. Re— 
ligien und Vaterland zu: Befingen- 

“), Klooſtocks Geburtätag.e Er war im Sommer d. J. 
1773 gefeiert worden. Die Sreunde hatten ſich, feftlich 
gekleidet, Nachmittags auf Hahn's Zimmer um cinen 
Tiſch geſetzt, der mir Flaſchen voll Rheinwein blinfte 
Am odern Ende ſtand ein Lebuftuht , worauf Klopfiocks 
Werte lagen; aus den Dden ward vorgeleien. Vater 
Klopſtock und Water Rhein machten die Unterhaltung 
warnt; man fchwebte in Höhen der Begeiſterung; man 
blickte mir edlem Unwillen auf den vLeichtſinn, der da⸗ 
mals Ernft und Gerüst für Großes hinwegtändelte. — 
Einer trug die komiſchen Erzählungen herbei. Ver— 
vrannt! rief es umber » und ſogleich Toderte die Flamme 
auf (S. Hölty's Lehen von J. H. ok vor d. Aus. 
gabe ſ. Gedichte. Danıturg 1804. ©. XXXUL—XXAXIV. 


238 


fam näher hinzu, faßten Aeſte, brachen Zweige unb rie⸗ 
fen dreimal: Unferm Vater Klopftod! Und (nun glaub” 
ich's nicht mehr, daß wir das Plöglihe nur gewähnt, 
vorher nur nicht bemerkt Hätten) pröglich raufchte es hoch 
durch die ganze Eiche herunter, daß die wieberfhwanlens 
den Aeſte unfre Häupter erfüllten. Gie hat nur ned 
Einen fo fhönen Zweig, wieder war, den wir flochten, - 
und Ihnen zufenden wollten, Diefer mag nun verborren, 
aber Sie fchlagen e8 uns doch nicht ab, fich mit jenem 
unter der Eiche felbft umkränzen zu laffen? Wir thatens 
lofe, aber thatendärftende Zünglinge dürfen noch zur Beit 
nur Büſche tragen, 

O fchone mein! Wie weher dein Heiliger Kran! . 

Wie gehſt du den Gang der Unfierblichen daher. ' 

Verzeihen Sie dießmal meinen lauten Zon. 
Kenn’ ich Eeinen leifern. Aber ich will abbrechen unb wars 
ten bis Montag, *) . 


*) Dieß war wahrfcheinfich der Tag, an dem Klopftock ein 
treffen follte, md der Brief vermuthlich in der Zeit 
gefchrieben, von der Voß in der eben angeführten Bio⸗ 
graphie Höitns ſpricht. „Hölty“ fagt Bo (S. XII. 
„war mit einigen Freunden bei Hahn, als die Nach⸗ 
richt kam, daß Klopſtock durch Göttingen reifen würde 
Er hatte ſich bisher ganz ruhig mit dem Butterbrod in 
der Hand auf dem Stuhle gewiegt. Mit einmal ſtand 
er auf, und bewegte ſich langſam und ſtolpernd auf der 
linken Ferſe herum. Was machſt du da, Hölty ? fragte 
ihn einer. Ich freue mich! antwortete er lächelnd. — 





259 


Aehnliche Huldigungen, zum Theil anonym und von 
weibliher Hand, wurden dem Dichter fpäterhin zu Theil. 
Zu Anfange des Jahrs 1796 ließ er unter andern Fols 
genbes in die Hamburger Zeitung einrüden: *) „Ich 
babe aus Würzburg ein Gemälde von einer Ungenanns 
ten mit einem Briefe erhalten, der noch [hönerift, als das 
fhöne Gemälde. Dieß iſt aus Hermanns Schlacht 
genommen, und zeigt den Sieger in dem Augenblicke, 
da Thusnelda vor ihm kniet. Der Name der Unbekann⸗ 
ten ſoll mir, wie ſie ſagt, ein Geheimniß bleiben. Ließe 
fie ſich doch von mir erbitten, und änderte einen Vorſatz, 
der mir gar keine Freude macht. Ich verliere zu viel 
durch ihre Beharrlichkeit. Denn ich kann ihr alsdann 
durch Briefe nicht bezeugen, was ſie mir ſey, und ich 
entbehre zugleich das Vergnügen, ihren Namen vor eine 
meiner Oden zu ſetzen. Ich bin, was die Wahl der 
Ode betrifft, noch zweifelhaft. Der Zuſtand des Zwei⸗ 
felns iſt unangenehm. Die liebenswürdige Unbekannte 
muß mich da herausreißen, und nach Brechung des Worts, 
das ſie ſich gegeben hat, die Ode wählen. Thut ſie es 
nicht, ſo räche ich mich, und glaube dem Wunſche nicht, 
der Beziehung auf den Kranz hat, welchen der Retter 
des Vaterlandes aus Thusnelda's Hand empfing. **) 





*) S. die Auswahl and Klopſtocks nachgelaffenem Briefe 
wechiel. Th. 1. S. 293 u. f. 

**) Welchen Erfolg die Aufforderung bei der Ungenannten 
gehabt habe, bemerkt der Herausgeber des eben erwähn⸗ 
ten Briefwechſels (C. 9 H. Elodius) iſt mir Ne 


249 


Dergleichen Huldigungen, fo wie fein Ruhm, hätten 
ihn wohl verleiten können, bei manchen Gelegenheiten en 
entfcheidendes Urtheil zu fällen. Allein nur höchſt felten 
hörte man ein folches von ihm, am wenigften, wenn ber 
Gegenftand neu war 3 immer aufmunternd, fremde Aeufs 


ferungen nicht gehemmt zu fehen, war er ſtets geneigt, : 


die Meinungen Anderer zu hören, fie zu prüfen, durch 
beſcheidene, ja fhmeichelhafte Fragen bis auf den Grund 
berfelben zu gehen, und felbft fchiefe Urtheile, einfältige 
Bemerkungen, handgreifliche Unwahrheiten nicht durqh 
Verachtung zu erwiedern. *) 








befannt,, ungeachtet Kiopfioc mir damals biefe Auffor⸗ 
derung in einem Briefe beilegte ,„ da er mich nichts wWei= 
tee tarüber hat wiſſen laffen. Irr' ih nicht, fo hatte 
er ein ihm Übrigens unbekannt gebliebenet junges Jrauen⸗ 
zimmer in Verdacht, die einmal bei dem Beſuche, bew 
er einer deutſchen Fürſtin machte, auf der Kreyye, im 
weißen Kleide, ſchnell wie eine Erfcheinung bei Ihn vor⸗ 
überglitt, und ihm im Vorüberfluge die Hand küßte — 
Nach einer brieflihen Mirtheilung von einem Verehrer 
Klopſtocks, war diefe Ungenannte , bie ſich auf bed Dich 
terd Aufforderung zu erkennen gab, die erwähnte deutſche 
Fürſtin ſelbſt. 

*) Vergl. das Journai Minerva (Aprit 1803. ©. 107) 
welches nah Archenholz Tode eine Zeitlang anonym 
fortlief. Seit einigen Jahren vrangt , ein der gelehrten 
Welt nicht eben fonderlich befannter Dr. Srieprid 
Alerander Bran auf dem Kitel. Es if indeß nicht 


su leugnen » daß die Minerva weder in hiſtoriſcher, ned 
politiicher , ja nicht einmal in ſtyliſtiſcher Hinſicht ibren 


alten Werth behauptet. 


241 


Nur in Zälen, wo es die Verbreitung des Aber⸗ 
glaubens galt, und man ihn wohl felbft aufforberte, ein 
Werkzeug dazu abzugeben, pflegte Klopſtock feinen Uns 
willen auf eine entſchiedenere Weife an den Tag zu legen, 
Dieß geſchah unter andern im I. 1787. Won der, unter 
dem Namen ber Societe exegetique et philantropique, 
damals zu Stodholm befiehenden Geſellſchaft, welche 
Swedenbor g's Zräumereien mit ben Hirngefpinnften 
des Magnetismus in Verbindung zu bringen wußte *), 
und mehrere Academien und einzelne Gelehrte zur heile 
nahme an dem fogenannten großen Werke auffordeste, 
war auch an Klopflod eine Einladung ergangen, bie 
der Dichter den 17. October 1787 folgendermaßen bes 
antwortete, **) „Bon ben Erfahrungen, meine Herren, 
auf welden Ihre Prineipes du Somnambulisme ges 
gründet find, geben Sie uns für’ erſte keine Nachricht. 
Das ift in der Ordnung. ber der Schwung ift doch 
beinahe zu Ho, daß nad Ihrer Entdedung, aus den 
manipulivten, zu deutſch: gehandhabten Mädchen, gute 


* 

*) ©. den Auffag: Dad neue Jerufalem auf € 
den in d. Berliner Monatöfceift, Januar 1788. 8.4 
38. Noch in dieſem Jahre (1824) Iaffen id die Herren 
Kiefer, Efhenmener md Naffe fehr angelegen 
feon, in ihrem Ari f. d. tbier. Dagneriimus "und 
den Glauben an die außerordentlichen KBirkungen deffele 
ben aufaudeingen, ungeachtet längR jeder Wernünftige 
darüber Läcelt. 

) ©, Berliner Monatiäeift. May1788. ©.514— 17. 


16 











4 


242 


und böße Geifter reden. Was die böfen betrifft,.fo ſind 
dumme Zeufel darunter, wie die befannt gemadten Ev 
fahrungen gezeigt Haben, und wie Ihre jetzt noch vers 
heimlichten wahrfcheinlich zeigen werden. Die Welt war, 
alfo durch Swedenborg’s gebrudte Schreibereien wog 
sicht genug erleuchtet; es fol ihr daher durch die unges 
drudten ein neues Licht aufgehen. (Auch auf diefe zieft 
weht Ihre Petfchierfonne mit den entweihten Sprüden, 
außerdem daß fie ein Bild der Ihrigen ift.”) — 
»&Swedenborg war einmal in Copenhagen. 
unfere Damen ließen mid, nicht eher in Ruhe, als bis 
ich ihn befuchte; denn mir felbft lag nichts daran, ihn 
zu ſehn. — Wem find Leute, die der Stolz auf dieſe 
Art verwahrlofete, nit fhon aus ber Gefchichte bes 
kannt? — Ich fiel glei) anfangs dadurch bei ihm in 
Ungnabe, daß ih zum Anlauf feiner theuren Quartan⸗ 
ten feine Luft hatte. Gleichwohl ſchritt ich zur ade, 
und bat ihn, fi mit einem meiner verftorbenen Freunde 
zu beſprechen. Er fagte mit einem Zone, der noch lange 
weiliger, als feine Art fich auszudräden, war: un Wenn 
Ihro Koͤnigl. Majeſtät, der jegt vegierende Miig vor 
Dänemark, Friedrich der Fünfte (ich fege Fein Wort hin⸗ 
zu) mir allergnäbigft beföhlen, mit Höchftderofelben ver⸗ 
florbenen Gemahlin, Ihro Majeſtät, ber Königin 
euniſe — “Ich unterbrad ihn. „ner alfo kein 
Fürf iſt, deſſen Freunde mögen immer in der andern 
Welt feyn; der Herr von Swedendorg würdigt fie feis 
nes Gefprähs nicht. Ich ging. Er fagte noch: 


243 


zu Wenn Sie weg find, po hin ich gleich wieder im der 
Geſellſchaft der Geifter. ”" — „Ich hätte unrecht, ”” 
antwortete ich, om wennich nicht eilte; denn Sie follen 
durch mich keinen Augenbiid verlieren, den fie in fo guter 
Geſellſchaft zubringen Tönnen.“« Sch weiß wohl, daß 
in der Vorrede zu Smwebenborgs Schriften Fein Wort von 
biefem Beſuche vorkommen wird; allein ich erwähn’ ihn 
nur deßwegen, danrit Sie einſehen, daß ich bed Zus 
trauens, welches Sie mir gezeigt haben, völlig unwür⸗ 
dig bin. Sch muß felbft Hinzufegen, daß felbft Männer, 
die ich mir Über Ihnen und Swedenborg benke, "nicht 
im Stande wären, mid zur Annahme und Ausbreitung _ 
folder Meinungen, wie die IHrigen find, zu erniedri⸗ 
gen. — Und wenn nun vollends dieſe Meinungen nicht 
die Ihrigen, wenigftens nicht bie der ganzen Gefellſchaft 
wären? Gie werden dich Argwohn nennen, den aber bie 
Schwähe bes Alters entfhuldigt: So verzeihen Sie es 
denn einem Manne, der es nit nur durch jene Schwäche, 
fondern auch dadurch entfchuldigen Tann, daß ihm fchon 
in feiner früheflen Jugend bei Unterfußung der Babes 
beit der Zweifel heilig gewefen ift. “ 

Im 3, 1791 hatte fi Kiopfod mit feiner viels 
jährigen Freundin, der edlen Johanna Eliſabeth 
von Binthem *) vesmählt, für deren Silberſtimme 





Windeme nannte fie der di M in reinen Oden (&. 
dad Sediht Die Klase. Werke. Br 1. ©. 317): 
wie auch in feinen Briefen ; in ben letztern nicht felten 


256 


Es war nicht zu verwundern, daß ein Dichten, wie 
Klopſtock, der Religiofität und Vaterlandsliebe, mit Eis 
nem Worte, dasjenige, was jedem reinen und edeln Ge⸗ 
müth das Theuerſte feyn mußte, in feinen Werten ver⸗ 
berrliht hatte, theils perſoönlich, theils in Briefen Hul⸗ 
digungen mancher Art empfing. 

Dieß war ſchon bald nach der Vollendung bes De 
fiad geſchehen. Friedrich Hahn *), zu bem bes 
Tannten Göttinger Muſenverein zwifhen H ölty, Stol⸗ 
berg, Voß, Bürger u. a. gebörend, welcher im 
3.1774 Klopftods Ankunft in Göttingen erwartete, 
fchrieb den 30. July des genannten Zahres an ben Dich⸗ 
ter: **) „Mit lauten Herzensfchlägen feyn Sie von 
uns allen gegrüßt, geiegnet, geküßt, o unfeg Water 
Klopflod I Bor einer Stunde kam Shr Brief. Vor Mon⸗ 
tag geht zwar keine Poſt, aber ich weiß meine Ungebulb 
nidyt anders zu zähmen. Schreiben tft fchon halbes 
Spreden, halbe Gegenwart. — Mitten unter uns 
alfen Klopſtock! Unter uns allen? O unfre Stolberge 








*) Geb. 1751 zu Zweißrücen , geſt. 1776 als Candidat der 
Rechte dalelbſt. Er wird nicht felten mit dem dramatiſchen 
Didier Ludwig Philipp Hahn verwechſelt, der 
durch f. Trauerfpiel: Der Aufruhr au Pilz (uim 1776) 
n. 0. Tragödien befannt it, m im 3.1787 alt Kammere 
ſecretair zu Zweibrücken ſtarb. 


*0) ©. 8. Aukwabl aus —— nagelafenem Bet 
wehrt ww. Th. J. ©. 284 u 


237 


fehlen! *) Bahrlich dieſesmal wünſch' ich fie zu vers 
heſſen, um ganz, ganz Freude zu feyn, wenn nun der 
Stuhl nicht mehr leer ſteht, und bie Eiche bed Bundes. **) 
nun· über Seinem, über Klopflods Haupte raufht! DO 
nit umfonft rauſchte fie fo ftolz, als wir neulid in der 
Mitternacht außjogen, zum Befte des zweiten Julius ***) 
die Zweige zu breden. Es war in biefem Jahre das 
erftemal, daß wir fie befuhten. Gerade über ihr ftand 
ein funkelnder Stern. Wir kündigten und ihr von fern 
als den Bund für's Vaterland an, liefen und ruften ihr 
Wodans Gefang entgegen, traten hierauf ſtill und lang⸗ 





*) Die Brüder Ehrifian und Sr. Leonofd, Gra. 
fen su Stolberg hatten im I. 1773 Göttingen 
verlaſſen · 

**) Zünf Freunde hatten einen Bund geichloften, nur. Re. 
Kigien und aterland zu befingen. 

) Klooſtocks Geburtstag. Er war im Sommer 2. J. 
1773 gefeiert worden. Die Freunde harten fich , fefitich 
nektelder, Nacmitragd auf Hahn’z Finmer um einen 
Kit gefeht , der mit Flafchen voll Rheinwein blinfte- 
Am odern Ende and ein Lehnfuhl, worauf Kiopfiocts 
Werte lagen; aus den Oben ward vorgeleien. Water 
Flovſtock und Water Rhein machten die Unterhaltung 
warnt; man fehwebte in Höhen der Begeiſterung; man 
Stifte mit edlem Unwillen auf den teihtfinn , der dar 
mals Ernf und Gerühl für Grofes hinwegrändelte. — 
Einer teug die Fomifhen Erräblungen herbei, Vere 
Prannt! vief € umıber » und fogleik Toderte Die Fiamme 
auf. ( S. Höltys Lehen von 3.9. BoK vor d. Aus. 
gabe (. Gedichte. Hamburg 1804 -&. XXXUL—XAXIV. 


238 


fam näher hinzu, faßten Aeſte, brachen Zweige ımb rie⸗ 
fen dreimal: Unferm Vater Klopftod ! Und (nun glaub” 
ich's nicht mehr, daß wir dad Plöglihe nur gewähnt, 
vorher nur nicht bemerkt hätten) plötzlich raufchte es hoch 
durch die ganze Eiche herunter, daß die niederſchwanken⸗ 
den Aeſte unfre Häupter erfüllten. Sie hat nur no 
Einen fo fhönen Zweig, wieder war, ben wir flodhten, 
und Ihnen zufenden wollten. Diefer mag nun verborren, 
aber Sie fchlagen es uns doch nicht ab, fich mit jenem 
unter ber Eiche felbft umkränzen zu Laffen? Wir thatens 
lofe, aber thatendürftende Zünglinge dürfen noch zur Zeit 
nur Büfche tragen, 

O fchone mein! Wie weher dein Heiliger Kranz! 

Wie gehft du den Gang der Unferblichen daher. 

Verzeihen Sie dießmal meinen lauten Zon. Heut 
kenn’ ich keinen leifern. Aber ich will abbrechen und wars 
ten bis Montag. *) . 


*) Dieß war wahrfcheinfich der Tag, an dem Klopſtock ein. 
treffen follte, und der Brief vermuthlich in der Zeit 
gefchrieben,, von der Voß in der eben angeführten Bio. 
graphie Höltys ſpricht. „Hölty“ fagt Voß (S. XIII. 
„war mit einigen Freunden bei Hahn, als die Nadı 
richt kam, daß Klopſtock durch Göttingen reifen würde. 
Er hatte fib bisher ganz ruhig mit dem Butterbrod in 
der Hand auf dem Stuhle gewiegt. Mit einmal fland 
er auf, und bewegte fi langfam und ſtolpernd auf der 
linken Ferſe herum. Was macht du da, Hölty? fragte 
ihn einer. Ich freue mich I antwortete er lächelnd. — 


239 


Aehnliche Hulbigungen, zum Theil anonym und von 
weiblicher Hand, wurden dem Dichter fpäterin zu Theil. 
Bu Anfange des Jahre 1796 ließ er unter andern Fol⸗ 
gendes in bie Hamburger Zeitung einrüden: *) »Ich 
habe aus Würzburg ein Gemälde von einer Ungenanns 
ten mit einem Briefe erhalten, dev noch fhönerift, ald das 
fhöne Gemälde. Dieß iſt aus Hermanns Schlacht 
genommen, und zeigt ben Sieger in dem Augenblide, 
ba Thusnelda vor ihm Eniet. Des Name ber Unbelanne 
ten fol mie, wie fie fagt, ein Geheimniß bleiben.. Ließe 
fie fih doch von mir erbitten, und änderte einen Vorfag, 
der mie gar Feine Freude macht. Ich verliere zu viel 
durch ihre Beharrlichkeit. Denn id) kann ihr alsdann 
duch Briefe nicht bezeugen, was fie mir fey, und ich 
entbehre zugleich das Vernägen, ihren Namen vor eine 
meiner Oben zu fegen. " Ih bin, was die Wahl der 
Ode betrifft, mod) zweifelhaft. Der Zuftand des Zwei⸗ 
felns ift unangenehm. Die liebenswürdige unbekannte 
muß mic) da herausreißen, und nad) Brechung des Worts, 
das fie fi gegeben hat, die Ode wählen. Thut fie es 
nicht, fo rähe ich mid), und glaube dem Wunfche nicht, 
der Beziehung auf den Kranz hat, welchen ber Retter 
des Vaterlandes aus Thusnelda's Hand empfing. **) 





*) ©. die Auswahl aus Klopſtocks nadıgelafenem Briefe 
wechſel. Th. 1. ©. 293 uf. 

**) Welchen Erfols die Aufiorderumg bei der Ungenannten 
gehabt Yabe , bemerkt der Heraußgeber des eben erwähne 
ten Briefwechſeis (C. 9. 9 Elodius) it mir une 


249 


Dergleihen Hulbigungen, fo wie fein Ruhm, hätten 
ihn wohl verleiten können ; bei manchen Gelegenheiten ein 
enticheidenbes Urtheil zu fällen, Allein nur höchſt felten 
hörte man ein ſolches von ihm, am wenigften, wenn ber 
Gegenftand neu war 3 immer aufmunternd, fremde Aeuſ⸗ 
ferungen nicht gehemmt zu fehen, war er fletö geneigt, 
die Meinungen Anderer zu hören, fie zu prüfen, durch 
befcheidene, ja fhmeichelhafte Fragen bis auf ben Grund 
berfelben zu gehen, und felbft fchiefe Urtheile, einfättige 
Bemerkungen, handgreiflide Unmwahrheiten nicht durch 
Verachtung zu erwiedern. *) 








befannt, ungeachtet Kiopflock mir damals biefe Auffor 
terung in einem Briefe beilegte , da er mich nichts wein 
ter tarüber har wiffen laſſen. Irr' ich nicht, fo hatte 
er ein ihm Übrigens unbekannt gebliebenes junges Frauen⸗ 
simmer in Verdacht, die einmal bei dem Wefuche , ben 
er einer deutſchen Fürſtin machte, auf der Krepye, Im 
weißen Kleide, ſchnell wie eine Erfcheinung bei Ihm vor⸗ 
überglitt, und ihm im MWorüberfiuge die Hand küßte- — 
Nach einer brieflihen Mittheilung von einem Verehrer 
Klopſtocks, war diefe Ungenannte , bie ſich auf bed Dich 
terd Aufforderung zu erkennen gab, die erwähnte deutſche 
Fürſtin ſelbſt. 
*) Vergl. das Journal Minerva (Aprit 1803. ©. 107) 
welches nah Arhenholz Tode eine Zeitlang anonym 
fortlief. Seit einigen Jahren vrangt, ein der gelehrten 
Welt nicht eben fonderlich befannter Dr. Sriedrid 
Ulerander Bran auf dem Eitel. Es in indeß nicht 
au leugnen, daß die Minerva weder in hiſtoriſcher, ned - 
volitiſcher, ja nicht einmal in finliftifcher Hinſicht ibren 
alten Werth behauptet. 


241 


Nur in Fällen, wo es die Verbreitung bes Abers 
glaubens galt, und man ihn wohl feloft aufforderte, ein 
Werkzeug dazu abzugeben, pflegte Klopſtock feinen Uns 
willen auf eine entſchiedenere Weiſe an den Tag zu legen. 
Dieß gefhah unter andern im I. 1787. Bon ber, unter 
dem Namen der Societe exegetique et philantropique, 
damals zu Stodholm befiehenden Geſellſchaft, welche 
Swebenborg’s Träumereien mit ben Hiengefpinnften 
des Magnetismus in Verbindung zu bringen wußte *), 
und mehrere Academien und einzelne Gelehrte zur Theils 
nahme an dem fogenannten großen Werke aufforbeste, 
war auch an Klopftod eine Einladung ergangen, bie 
der Dichter den 17. Ditober 1787 folgendermaßen bes 
antwortete. **) „Bon ben Erfahrungen, meine Herren, 
auf welden Ihre Principes du Somnambulisme ges 
grũndet find, geben Sie uns für's erfte keine Nachricht. 
Das ift in der Ordnung. ber der Schwung ift doch 
beinahe zu Ho, daß nad) Ihrer Entdedlung, aus den 
manipulirten, zu deutſch: gehanbhabten Mädchen, gute 








« 

*) ©. den Muffag: Das neue Jeruſalem auf Ere 
den in d. Bertiner Monatbfheift. Januar 1788. &.4— 
38. Roch in diefem Jahre (1824) faffen fichd die Herren 
Kiefer, Efhenmener umd Naffe febr angelegen 
feon, in ihrem Urchid fı d. tbier- Magnetismus "und 
den Glauben an bie außerordenttichen Wirkungen deffele 
ben aufzubringen, ungeachtet längf jeder Wernünftige 
darüser Tädelt. 

) ©.d. Berliner Monattſchriſt . May1788. &.514— 17. 


16 


242 


und böße Geiſter reden. Was die böſen betrifft, fo find 
dumme Zeufel darunter, wie die befannt gemachten Exs 
fahrungen gezeigt haben, und wie Ihre jegt noch vers 
heimlichten wahrfcheinlich zeigen werden. Die Welt war, 
alfo dur Smwedenborg’s gedrudte Schreibereien noch 
sticht genug erleuchtet; es fol ihr daher durch bie unges 
drudten ein neues Licht aufgehen. (Auch auf diefe zielt 
wohl Ihre Petfchierfonne mit den entweihten Sprüchen, 
außerdem daß fie ein Bild der Ihrigen ifl.”) — 
»&wedenborg war einmal in Gopenhagen. 
unfere Damen ließen mich nit eher in Ruhe, als bis 
ich ihn befuchte; denn mir felbfl lag nichts daran, ihn 
zu ſehn. — Wem find Leute, die der Stolz auf biefe 
Art verwahrlofete, nit Thon aus ber Gefchichte bes 
kannt? — Ich fiel glei anfangs dadurch bei ihm in 
Ungnade, daß ih zum Anlauf feiner theuren Quartan⸗ 
ten keine Luft hatte. Gleichwohl fchritt id zur Sache, 
und bat ihn, fi mit einem meiner verftorbenen Freunde 
zu befprechen. Er fagte mit einem Tone, der noch langes 
weiliger, als feine Art fi) auszubräden, war: „nBenn 
Ihro Koͤnigl. Majeftät, der jest regierende Minig vor 
Dänemark, Friedrich der Fünfte (ic) fege Fein Wort hin⸗ 
zu) mir allergnäbigft beföhlen, mit Höchftberofelben vers 
florbenen Gemahlin, Ihro Majeſtät, der Königin 
euife„"t Sc unterbrach ihn. „ner alfo kein 
Fürft tft, deſſen Freunde mögen immer in der andern 
Welt feyn; der Herr von Swebdenborg würbigt fie feis 


nes Geſpraͤchs nid, Ih ging Er fagte no: 


243 


ara Wenn Sie weg find, „p din ich gleich wieder in der 
Seſeuſchaft der Geifter. Sq Hätte uprecht, ⸗ 
antwortete ich, mm wenn ich nicht eilte; denn Sie ſollen 
durch mich keinen Augenblick verlieren, ben fie In fo guten 
Geſellſchaft zübringen können. «= Ich weiß wohl, daß 
in der Borrede zu Swedenborgs Schriften kein Wort von 
dieſem Beſuche vorlommen wird; allein ih erwaͤhn' ihn 
nur deßwegen, damit Sie einfehen, daß ich bed Zus 
trauens, welches Gie mir gepigt haben, völlig unwürs 
dig bin. Ich muß ſelbſt Hinzufegen, daß feibft Männer, 
die ih mir über Ihnen und Swedenborg denke, "nicht 
im Stande wären, mid; zur Annahme und Ausbreitung _ 
folder Meinungen, wie die Ihrigen find, zu erniedri⸗ 
gen. — Und wenn nun vollends diefe Meinungen nicht 
die Ihrigen, wenigſtens nicht die der ganzen Gefellfchaft 
wären? Gie werden dich Argwohn nennen, den aber bie 
Schwäde des Alters entfchuldigt: So verzeihen Sie e& 
denn einem Manne, ber es nicht aur durch jene Schwäche, 
fondern aud dadurch entfhulbigen Tann, dag ihm fon 
in feiner frühe ſten Jugend bei Unterfugung der Babe 
heit der Zwveifel Heilig geweſen if.“ 

Im I. 1791 Hatte ſich Kiopfiod ı wit feiner viele 
jährigen Freundin, der eblen Johanna Eliſabeth 
von Winthem *) vermählt, für deren Silberſtimme 





©) Windeme warnte fie dere Dilfer in feinen Dten (S. 
dab Sedicht Die Riase Werke Bi. 1. ©. 317) 
wie auch im feinen Weichen; im dem Iepteen nicht felten 


244 


ex einft das Vaterlandslied bichtete: Ich bin ein dent⸗ 
fhes Mädchen. Sie erheiterte fein Breifenalter unb lebt 
noch, von allen den befcheldenen Zugenden begleitet, bie 
fie dem Dichter fo theuer machten. *) 

Keine geringe Aufmerkſamkeit hatte ber Antheit ers 
regt, den der Dichter um biefe Zeit an ber franzöfifchen 
Revolution nahm. Die Hymnen, welde Klopflod vor 
und nad) feiner Ernennung zum franzöflichen Bürger der 
neuen Sreibeit fang, find ihm nicht felten verübelt wor⸗ 
den, und haben mande einfeitige Anficht Über ihn vers 
breitet. - Klopftod war, wie alle aufgellärte, bie Ver⸗ 
befferung bes Menſchengeſchlechts wünfchende Individuen, 
die ſich durch keinen Egoismus leiten, durch keine Vor⸗ 
urtheile blenden laffen, ein Freund der franzäfiihen Re⸗ 
volution, die ald Reformation, in jenem Lande fo noth⸗ 
wendig war, und in den erflen Zahren fo viel Gutes 
verſprach. **) Man erwartite dieß um fo mehr, ba ein 
‚großes, hochcultivirtes Vo, mit allen Kenntniffen ber 
Vorwelt bereichert, fich eine neue Verfaſſung geben wollte, 
und da dort anfänglich fo manches, befonders aus ber 
Ferne betrachtet, eine fehr gefällige Geftalt Hatte, Vor 
allem wurde Klopſtocks Herz durch das berühmte Decret: 
Kein Eroberungskrieg! für die franzöfifhe Revolution 





auch: „sein Dangpn. “ Vergl. Klopſtock u. ſ. Freunde. 
2.2. S. 3 

*) Vergl. 2 u. f. Freunde. Th. 1. S. XLVIn. f. 
*9) &,v.Archenbofs Minerva. April 1808. ©. 101u-f. 


245 


gewonnen — ein Decret, das indeß leider balb von ben 
franzöfifhen Machthabern verfpottet, und in ber Aus⸗ 
führung vergeffen wurde. Damals konnte indeß der 
Dichter in feiner Obe: Ludwig der Sechzehnte, 
wohl fingen: 
— — — — „Htüdtice Feitz und ich 
Glũcklich, der fie noch fh! — — — 
Und kurz naher in der Ddean La Roch efoucauld's 
Shatten: 
„hätt? ich Hundert Stimmen , ich feierte Gatlens Freiheit 
Nicht mit erreichendem Ton, fänge die göttliche ſchwach .“ 
Dies Hohe Intereffe für die franzöfifhe Revolution 
nahm indeß bei dem veränderten Laufe ber Begebenheiten 
nad} und nach ab, bis es endlich bei den Gonventsgreueln 
völlig aufhörte. Der Dichter gewann mun eine ganz 
andere Anfiht der Dinge, und fing an, fid bes frans 
zöſiſchen Bürgerrechts zu [hämen, das er von dem Mis 
aifter Roland erhalten hatte. 
Merkwärdig ift ein Schreiben Klopſtocks an dens 
felben, vom 19. November 1792 *). ».Heil und Bürs 
gerkonen an Roland, dem Minifter ded Innern der 





”) In v.4rhenbols Minerva. Januar 1793. &.5— 
18; mebk Briffots franöfiiher Ueberfegung » wie 
diefer fie, wit einigen abfictlihen Benlafunaen, in 
dem Patriote frangaise mittheilte. Woran ſiebt Klove 
Mods im April 1792 gedichtete Ode: Der Freiheitd« 

vie 


246 


franzöfifhen Republit, von Klopſtock, franzoſiſchem 
Bürger, « 

» Es ift unmöglih, die Ehre zu verbienen, be eis 
nem Ausländer widerfährt, ber von ber franzbſiſchen 
Nationalverfammlung mit dem Bärgertitel befchentt wich, 
Das einzige, mas ihn bi auf einen gewiffen Grab hefs 
fen würdig maden fann, ift fein vor diefer einzigen uns 
fierbliden Erhebung vorhergehender Givismus. * 

» Wenn es Jemand gibt, der höchſt ungern von fi 
ſelbſt redet, fo bin ich es; aber jegt darf, oder glaub’ 
ich vielmehr nicht ein Stillſchweigen beobachten zu müſ⸗ 
fen, das mir feit meiner Zugend theuer war, weil ih 
es immer mit ber Liche zum Ruhm, und mit ber Veſchei⸗ 
denheit innigſt verbrüdert betrachtete.“ 

»Ich fing an, gegen das Ende des Jahres 1788 
meinen Civismus in einer Ode zu zeigen, bie ih Les 
Etats generaux betitclte. 9 Schon damals glaubt’ ich 
die franzöfifhe Sreiheit vorauszufehn, und ich fagte es _ 
mit der Ergießung einer fehe lebhaften Frende und faſt 
thränenden Augen. Die Ode Hat Schweſtern gehabt. Die 
Familie iſt aber nicht zahlreich, aber dennoch dürfte ſie 
durch den Tod von zwei oder dreien nicht ausſterben. 
Um 20. Februar 1792 ſchrieb ich an La Rochefoucaulb 
(id) averde immer meinen Freunden treu bleiben, fie moͤ⸗ 
gen todt ober gefangen feyn.) „„Da ih," mein vere 
ehrungswürtiger Freund, „„nicht das Glück Habe, mis 


) Sn Klopſtocks Werten. 3. 2. ©. 101 uf 





247 


⸗ 
Ihnen ſagen zu innen: Die Conſtitution ober der Tod, 
fo fag’ ich dennoch mit der innigften ueberzeugung mei⸗ 
ner Beharrlichkeit, daß ich für die Gonflitution bis an 
meinen Tod feyn werde. Tief durchdrungen von biefer 
Gefinaung, glaub’ ich ein franzoͤſiſcher Bürger zu fen, 
fo weit id es werden Tann, und als ein folder wag' ih 
«6, Ihnen einige Bemerkungen mitzutheilen, die, wenn 
fie gegründet find, vieleicht zum Wohl bes Waterlandes 
beitragen Lönnten. Sie betreffen eine ſehr ſchwere Kunft, 
bie Kriegslunk. Damit Sie es aber nicht fonberbar 
finden, daß ich mich in eine Sphäre wage, bie nit die 
meinige ift, muß ich Ihnen fagen, daß ich ſchon in meis 
ner Zugend dieſe Kunf fubiste, um bie Geſchichtſchrei⸗ 
ber, vorzüglich die alten zu verſtehn *), und im ſieben⸗ 
jäprigen Kriege, ber für mich ein fo gewaltiges Intereffe 
hatte, fing id) diefe militärifhen Studien wieber an. **) 
Seitdem hab” ich vielen Umgang gehabt mit Offizieren, 





Vroben einiger ueberſehungen aus Thuevdides und Tee 
nophom findet man im der Muswagl aus Kispftoctd nad 

eela ſſenem Briefwech ſel u. ſ. w. Th. 2. ©. 206 — 812: 

M Won dem firbenjäßrigen Kriege fannte Kiopfind das 
Eigenthũm liche aler Märihe und Belagerungen , und 
das Detail einer jeden Echtacht. Er madıte barüber die 
oründlihren , oft Annreisoken Bemerkungen , that Fra · 
gen in Betreff der Vorfäne , die nur eine hobe Anſchau. 
Hichteit dee Dinge erjeugen fonnte, und deantwortete mit 
Sag tematuiß jeden Einwurf. — Bald nad Yeendigung 
senes denkrohrdigen Kriegeh war er emtühlofen, deren 
Geſchichtſcherider zu werden , worum er jedoch durch ſei. 


248 


bie ihr Metier aus dem Grunde kannten, unb bie noch 
mehr meinen Eifer, ed zu lernen, nährten. Demuns 
geachtet nehmen Sie meine Bemerkungen für das, was 
fie find, nämlich für das Scherflein der Wittwe, Wie 
Franzoſen können jest den Krieg in ihrem Lande auf eine 
Art führen, die man noch nie gefehn hat, und die — 
— ** Aber ich verfhiebe auf eine andere Zeit, Ihnen 
die Abfchrift diefes Briefes zu fenden, denn jest drüden 
zu viele Arbeiten Shre Schultern, Nein! es ift nicht zu 
viel gefagt; labores belli contra belluas centicipites. 
Die Republik ift noch keine Welt, und biefe belluae 
mödten fie gerne wieder zum Chaos umgeftalten. Wenn 
Sie jedoh noch einige Augenblicke Ruhe finden, fo leſen 
Sie noch diefe wenigen Beilen, womit id) einen Brief an 
La Fayette vom 22. Zuny 1792 flog.” 

„»2Hier ift mein zweites Scherflein der Wittwe. 
Betrachten Sie es, verebrungswürbiger Mann, den id) 
wünfhte, meinen Freund nennen zu Eönnen, mit ber 
nämlichen Empfindung, mit der ich es gebe. Sch mußte 
wohl, daß, indem ich es darbrachte, ich Laye mit einem 
Hohenpriefter ſprach; dennoch aber konnt' ich den Wunfd) 
nicht unterdrüden, es darzubringen, weil ich fo fehr 
wäünſchte, meine Pflicht als franzöfifcher Bürger zu ers 
füllen, ob ich es gleich nur durch meine eigene Beftallung 


nen langen Aufenthalt in Copenhagen , fo wie durch Alle 
dere Umftände verhindert wurde (S.v Archenholz 
Minerva. April 1803. S. 177 u fr) 


143 


be Men feier Fri immer, ie mai Ex 
fouzfaherz, men Ir 5: rpiger — oe Seide. 
bie fer ex er sober . ber Hafer Are 
Selation sugefumger tz "“ 

„Ex az Lu, 12% fe kat Re 
Volzticz zemmader dahe, -t som mas Zeil 2792, Doc 
beutiegenb. *) 4 Site ie dem Deep er Drcem 
fiwag =) m 2.3:-. Dirk zz hend fe inte 
lin bis ze Seiarı Kreis F Bomee staere 
mer, des er für ES fett Ita gang Sun mlite, 
um in kieiem zezeretin 2er ja fätzen Rricze nie 
Iommanbiren ju rs: Zazsrzrsätet etidles i& 
wich, tie Ode ahjzienten, end fc mit einem Brufe zu 
begleiten, wei it, etzchl fe ſect, hoffen konnte, nech 
einigen Giaflsß auf ita 52 daben. Denn in großen @as 
den if aichts Heinz cies makr Gintrud, und man 
Zann immer daraus entipringente Wirkungen ven einem 


















längR ermäßute Dir: Der Sreibeitäfrien 

hend olz Binerva Januar 179% €.1— 1.) 

„Ge iR in den Bertn uiht abaetıudı wo 
'), Der tee@lihe Herzog Serdinand von Braunidiweig, 
(sek. 1792) der im febenjährinen Kriege die aldmend · 
em Seidberrntalente entiaktere, weiche inteh hesbaite 
Berläumdung fpäterhin nicht felten verfleinerte , ia ver · 
däctig zu madien fucte. Cine wahre Würdigung ieiner 
Werdienfe enthält der Aufiag von Urhenbols: Ein 
Blümchen auf dem Grabe dei Herioas Berdinand von 
Braunfhweig. S. deffen Minerva October 1792. &1— 
15. vergt. Dineroa. Mprit 1808 S. 109 u. fe 





großen Umfang erwarten. Hier In u — . 
Briefes: 

uebrigens iſt es dennoch In Ihrer Macht, meh 
ein andrer Feldherr, der keine Unterthanen zw begtäden 
hat, nicht immer thun kann, bad Commando nieberzwe 
legen, fobalb Sie nur wollen. Wenn Sie auch ben 
Muth haben, fich felbft zu überwinden, und. Sie denn 
auf den Eheldeweg zurliate hren, um hier noch einmal 
woifhen der wahren und ſcheinbaren Ehre zu wählen, 
fo wird Ihre zweite Wahl, wie id glaube, bie Wahl 
bes Herkules fenn.”” 

„Bellagen &ie mid; denn in meinem Lehen hab? 
ich nie fo lange von mir felbft gerebet. Daid ein frans 
zoͤſiſcher Bürger und Sein Fremder bin, fo erfün’sdz den⸗ 
nod heute ald ein Fremder meine erfte Würgerpfllät. 
Au ein folder betracht' ich es, ald eine unumgänglihe 
Nothwendigkeit, baf bie Ration bie Ungeheuer im Ankge 
non beftcafe, jo wie die, welde fih in Paris am 2. Sep⸗ 
tember fo fehr als Ungeheuer gezeigt haben. Die Deuts 
ſchen fehen blos diefe Gräuel, und verſchlungen in dieſen 
araßlichen hetzzerfleiſchenden Betradhtungen , vergeffen fie 
alles, was fie in der franzöfifchen evolution zuvor bes 
zaubert hatte. Dieb fchredlihe Gewolk hat bei Ihnen 
ben Tag in Racht verwandelt; es iſt für Re kein eict 
mehr, das auf bie feanzöffche Schöpfung ſtrahit. Biel⸗ 
deiht werden Sie diefen Augenblick ſich ſelbſt fügen, 
daß ich wie ein Dichter fprehe. Wenn Sie mi aber 
kennten, fo würden ie es nit fagen. Meine erſte 


251 


t 275 schier. 535 babe eine grobe 
Relzzi gez; aber ig liche meine 
Gere woher tet. = 
eig em Limul /Eie wifien, daß id 
&, tem E:;ze Ghrifien bes Siebenten 
etz z’urnaticn, fordern burd) bie Gen⸗ 
usri$räztete Alaiz in Eurem, und 
es, ter eine vollenmene Preßfreikeit bes 
ter leibeizenen Bauer fein Zeh abgenem⸗ 
zerſt unter alın europätiden Dädten ke 
ech Lie Denfäen nicht länger wie Waare 
derden, und bie Dänen nie mehr zu ikrer 
Negerſclaven brauden follten. So beträgt 
unumfdränfte König gegen eine Ratien, bie 
ı Gefegen und wie ein Bater regiert. Sie 
: er fih in Hinfiht unfrer Mitbürger betragen 
die Erklärung, dag er der Lizue der gegen 
verbuntenen Fürften nicht beitreten würde; 
ih mid nicht täufhe, indem ih ihn zu ers 
ıbe, fo dürfte er der erfle unter den Königen 
ie franzöfifhe Republik anertennen, und mit 
ınz, die er fonft mit dem Königreih Franke 
‚ ja erneuern wünfden wirk. Sodann 
ſeines neuen Vaterlandes (indem ich dieß 
tbürger Roland fage, glaub’ ich als fran⸗ 
vger pflichtmäßig zu handeln) würdig ſeyn, 
guten König fi durch eine auch für ihn fo 
ianz zu verbinden, baß fie ihn einem Wolle, 


240 


franzöfifhen Republik, von Klopſtock, franzoſſchem 
Bürger, « 

» Es ift unmoͤglich, die Ehre zu verbienen, bie eis 
nem Ausländer widerfährt, ber von der franzöflidden 
Nationalverfammlung mit bem Bürgertitel beſchenkt wich, 
Das einzige, was ihn bis auf einen gewiffen Grab hefs 
fen würdig maden fann, iſt fein vor diefer einzigen uns 
ſterblichen Erhebung vorbergehender Givismus. * 

» Wenn e8 Semand gibt, der hoͤchſt ungern von fi 
feteft redet, fo bin ich es; aber jegt darf, oder glaub’ 
ich vielmehr nicht ein Stillſchweigen beobadhten zu müs 
fen, das mir feit meiner Jugend theuer war, weil id 
es immer mit ber Liche zum Ruhm, und mit der Veſchel⸗ 
denheit innigſt verbrüdert betrachtete, = 

„»Ich fing an, gegen das Ende des Jahres 1788 
meinen Givismus in einer Ode zu geigen, bie ich Les 
Etats generaux betitclte. * Schon damals glaubt’ ich 
die franzöftfche Freiheit vorauszufehn, und ich fagte es _ 
mit der Ergicßung einer ſehr lebhaften Freude und fafl 
thränenden Augen. Die Ode hat Schweftern gehabt. Die 
Familie ift aber nicht zahlreich, aber dennoch dürfte fie 
durch den Zod von zwei oder dreien nicht ausſterben. 
Um 20. Februar 1792 fchrieb ich an La Rochefoucaulb 
(id) averde immer meinen Freunden treu bleiben, fie mös 
gen todt oder gefangen feyn.) „„Da ih,“* mein vere 
ehrungswürtiger Freund, „nniht bas Glück Habe, mis 





*) In Alopſtocks Werten. 3.2. ©. 101 uf 


247 


⸗ 
Ihnen ſagen zu nnen: Die Conftitution ober ber Tod, 
fo fag’ ich dennoch mit der innigften ueberzeugung mei⸗ 
ner Beharrlichkeit, daß ich für die Conftitution bis an 
meinen Tod feyn werde. Tief durchdrungen von biefer 
GSefinaung, glaub’ ich ein frauzöſiſcher Bürger zu ſeyn, 
fo weit ich es werben Tann, und a ein folder wag' ich 
es, Ihnen einige Bemerkungen mitzutheilen, bie, wenn 
fie gegründet find, vieleicht zum Wohl bes MWaterlandes 
beitragen Lönnten. Sie betreffen eine ſehr ſchwere Kunſt, 
bie Kriegskunſt. Damit Sie es aber nicht ſonderbar 
finden, daß ich mich in eine Sphäre wage, bie nicht die 
meinige ift, muß ich Ihnen fagen, daß ich ſchon in meis 
ner Zugend biefe Kunf ſtudirte, um die Geſchichtſchrei⸗ 
ber, vorzüglich die alten zu verſtehn *), und im ſieben⸗ 
jährigen Kriege, ber für mich ein fo gewaltiges Intereffe 
Hatte, fing id) diefe militärifhen Studien wieder an. **) 
Seitdem hab? id vielen Umgang gehabt mit Offizieren, 





Vroben einiger ueberſezungen aus Thucvdides und Tee 
mophon findet man in der Auswahl aus Rleptocd nace 
‚elaffenem Briefwechfelu. f.w- Th. 2. ©. 206 — 312. 

**) Won dem fiebenjäßrigen Kriege Tannte Kiopnod das 
Elgenthũm liche aner Wäre und Belagerungen , und 
dad Detail einer jeden Ehimdit. Er Madıte darüber die 
Grünblichken , oft-Annreihken Bemerlungen , that Fra: 
gen in Berref der Vorfälle » die mur eine hohe YAnfchaite 
Hicteit der Dinge erzeugen Tonnte , und beantwortete mis 
Gactenmtnik jedm Einwurf. — aid mac Beendigung 
dene denfrohrdigen Kriegeh war er emtrhloften , deren 
Geſchichtſchreiber zu werden , worum ce jedoch durch ſei. 


a 


248 


die ihr Metier aus dem Grunde Eannten, und bie noch 
mehr meinen Eifer, es zu lernen, nährten. Demun⸗ 
geachtet nehmen Sie meine Bemerkungen für das, was 
fie find, nämlich für das Scherflein der Wittwe, Die 
Sranzofen Eönnen jegt den Krieg in ihrem Lande auf eine 
Art führen, die man noch nie gefehn hat, und bie — 
— ** Aber ich verfhiebe auf eine andere Zeit, Ihnen 
die Abfchrift diefes Briefes zu fenden, denn jegt drüden 
zu viele Arbeiten Shre Schultern. Nein! es ift nicht zu 
viel gefagt; labores belli contra belluas centicipites. 
Die Republik ift noch keine Welt, und biefe belluae 
mödten fie gerne wieder zum Chaos umgeftalten. Wenn 
Sie jedoch noch einige Augenblide Ruhe finden, fo lefen 
Sie nody diefe wenigen Zeilen, womit ich einen Brief an 
La Fayette vom 22. Zuny 1792 flog.” 

»Hier ift mein zweites Scerflein der Wittwe. 
Betrachten Sie ed, verehrungswürbiger Mann, den id) 
wünfchte, meinen $reund nennen zu Eönnen, mit ber 
nämlichen Empfindung, mit der ich es gebe. Sch wußte 
wohl, daß, indem ich es darbrachte, ich Laye mit einem 
Hohenpriefter ſprach; dennoch aber konnt' ich ben Wunſch 
nicht unterdrücken, es darzubringen, weil ich ſo ſehr 
wünſchte, meine Pflicht als franzöſiſcher Bürger zu ers 
füllen, ob ich es gleich nur durch meine eigene Beſtallung 


nen langen Aufenthalt in Copenhagen, fo wie durch an⸗ 
dere Umftände verhindert wurde (SG. Archenholz 
Minerva. Aprit 1803. ©. 177 u fe) 


- 249 


bin. Wenn fie bie Iprige hinzufügen, fo werden Sie 
fortfahren, mein Alter zu ergögen — eine Ergoͤtlichteit, 
bie ſchon feit den erften Strahlen der frambſiſchen Res 
volution angefangen hat.”” 

»Die legte Ode, die ich auf die franzöfifche Res 
volution gemacht habe, ift vom Monat April 1792, bier 
beiliegend. *) Ich ſchickte fie dem Herzog von Brauns 
ſchweig **) am 2. Zuly. Die war freilich ſehr fpät, 
allein bis zu feiner Abreife zur Armee glaubt? ich noch ims 
mer, daß er für ſich ſeibſt Achtung genug haben würde, 
um in biefem ungerechten und zu fühnen Kriege nicht 
Tommandiren zu wollen. Demungeochtet entſchloß ich 
mid, die Ode abzufenden, und fie mit einem Briefe zu 
begleiten, weil id, obwohl fo fpät, Hoffen konnte, noch" 
einigen Einfluß auf ihn zu haben. Denn in großen Gas 
Sen ift nichts Heinz alles macht Gindrud, und man 
Tann immer daraus entfpringende Wirkungen von einem 





*) Die unlänge erwäßnteDde: Der Freibeitöfrieg 
(inv Arhenhols Minerva Januar 1793 &1— 4.) 
Sie iR in den Werken nicht abgedruct worden. 

**) Der treffliche Herzos Serdinand von Braunſchweis 
(gef. 1792) der im fiebenjäßrigen Kriege die glängend« 
fen Seldherentafente entfaktete, welde indeh boßhafte 
Berläumdung fpäterbin nicht felten verfleinerte , ja ver. 
däctig zu macen fuchte. Eine wahre Würdigung feiner 
Werdienfe entbält der ufiag von Wehenbols: Ein , 
Blümchen auf bem Grabe des Herioos Berdinand von 
Braunfhweig. ©. deffen Minerva October 17° 1 
15. vergl, Minerda. April 1808 S. 109 uf. 








249 


Dergleihen Hultigungen,, fo wie fein Ruhm, hätten 
ibn wohl verleiten können, bei manchen Gelegenheiten ein 
entfcheidendes Urtheil zu fällen, Allein nur höchſt felten 
hörte man ein foldhes von ihm, am wenigften, wenn ber 
Gegenftand neu war z immer aufmunternd, fremde Aeuſ⸗ 
ferungen nicht gehemmt zu fehen, war er flet geneigt, 
die Meinungen Anderer zu hören, fie zu prüfen, durch 
befcheidene,, ja ſchmeichelhafte Kragen bis auf den Grund 
berfelben zu gehen, und felbft fchiefe Urtheile, einfältige 
Bemerkungen, hanbdgreiflihe Unmwahrheiten nicht burch 
Verachtung zu erwiedern. *) 





vekannt, ungeachtet Klopſtock mir damals biefe Auffor⸗ 
terung in einem Briefe beilegte , da er mich nichts wei⸗ 
ter tarüber hat willen laſſen. Irr' ich nicht, fo hatte 
er ein ihm übrigens unbefannt gebliebenes junges Frauen⸗ 
zimmer in Verdacht, die einmal bei dem Beſuche, ben 
er einer deutſchen Fürſtin madte, auf der Treppe, im 
weißen Kleide, ſchnell wie eine Erfcheinung bei Ihm vor⸗ 
überglitt, und ihm im Vorüberfiuge die Hand Füße — 
Nach einer briefliben Mirtheilung von einem Verehrer 
Klopſtocks, war diefe Ungenannte die fich auf des Dich« 
terd Aufforderung zu erfennen gab , die erwähnte beutfche 
Sürftin ſelbſt. 

*) Vergl. das Journal Minerva (April 1803. S. 107) 
welches nah Ardhenholz Tode eine Zeitlang anonym 
fortlief. Seit einigen Jahren vrangt, ein der gelehrten 
Welt nicht eben fonderlih befannter Dr. Sriedrid 
Alexander Bran auf dem Titel. Es it indeß nicht 
su leugnen , daß die Minerva weder in hiſtoriſcher, noch 
politiiher, ja nicht einmal in finiiniifcher Hinſicht ibren 
alten Werth behauptet. 


24 


Nur in Bällen, wo es die Verbreitung des Abers 
glaubens galt, und man ihn wohl felbft aufforderte, ein 
Werkzeug dazu abzugeben, pflegte Klopſtock feinen Uns 
willen auf eine entſchiedenere Weife an den Tag zu legen, 
Dieß geſchah unter andern im I. 1787. Bon der, unter 
dem Namen der Societe exegetique et philantropique, 
damals zu Stodholm beftehenden Geſellſchaft, welche 
Swedenborg’s Träumereien mit ben Hiengefpinnften 
des Magnetismus in Verbindung zu bringen wußte *), 
und mehrere Academien und einzelne Gelehrte zur Theile 
nahme an dem fogenannten großen Werke auffordeste, 
war aud am Klopftod eine Ginladung ergangen, bie 
der Dichter den 27. Ditober 1787 folgendermaßen bes 
antwortete, **) „Bon ben Erfahrungen, meine Herren, 
auf welden Ihre Prineipes du Somnambulisme ges 
gründet find, geben Sie uns für's erſte keine Nachricht. 
Das ift in der Ordnung. ber der Schwung ift doch 
beinahe zu hoch, daß nad) Ihrer Entdedung, aus den 
manipulirten, zu deutſch: gehandhabten Mädchen, gute 





* 

*) ©. den Auffag: Das neue Jerufatem auf Ere 
den in d. Berliner Monatt ſchrift. Januar 1738, 6.4— 
33. Roc in diefem Jahre (1824) Iaffen fichd die Herren 
Kiefer, Efhenmener um Naffe fehr angelegen 
feun, in ihrem Arhid fı d. tbier- Magnetitmus,"und 
den Glauben an die außerorbentlihen Wirkungen degei. 
ben aufbringen, unseachtet längk jeder Wernünftige 
darüber lächelt. 

) ©.d. Veriiner Monatäfärift: May1783. &.514— 17. 


16 





⸗ 


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243 


—Wenn Sie weg find, bin ich gleich wieder in der 
Sefeufhaft der Geiſter. — mc Hätte unrecht, ”" 
antwortete ich, wenn ich nicht eilte; denn Sie follen 
durch mich keinen Augenbiid verlieren, den fie In fo guter 
Geſellſchaft zübringen Lönnen. = Ich weiß wohl, daß 
in ber Vorrede zu Smwebenborgs Schriften kein Wort von 
dieſem Befuche vorlommen wird; allein id) erwähn’ ihn 
nur depmegen, banrit Sie einfehen, daß ich des Zus 
trauens, welhes Sie mir gezeigt haben, völlig unwür⸗ 
dig bin. Ich muß felbft hinzufegen, daß feibſt Männer, 
die id} mir Über Ihnen und Swedenborg denke, 'nidyt 
im Stande wären, mich zur Annahme und Ausbreitung . 
folder Meinungen, wie bie Ihrigen find, zu erniedris 
gen. — und wenn nun vollends dieſe Meinungen nit 
die Ihrigen, wenigſtens nicht bie der ganzen Gefellſchaft 
wären? &ie werden dieß Argwohn nennen, den aber die 
Schwäde des Alters entſchuldigt: So verzeihen Sie es 
denn einem Manne, der es nicht nur durch jene Schwäche,” 
fondern auch dadurch entſchuldigen Bann, dag ihm fchon 
in feiner früpefien Jugend bei Unterfuhung ber Wahse 
heit der Zweifel heilig gewefen if.“ — 

Im I. 1791 Hatte ſich Klopſtock mit feiner viele 
jährigen Freundin, ver edlen Johanna Elifabeth 
von Winthem *) vesmäßlt, für deren Silberſtimme 








©) Windeme mamte fe der Der m feinen deen (8. 
dab Sedicht Die Riase Werte Bo. 1. ©. 317) 
wie much in fehum riefen; In dem fepterm nicht felten ” 


244 


er einft das Vaterlandslied dichtete: Ich bin ein beute 
fhes Mädchen. Sie erheiterte fein Greifenalter und Lebt 
noch, von allen den befcheldenen Zugenden begleitet, bie 
fie dem Dichter fo theuer madıten. *) 

Keine geringe Aufmerkſamkeit hatte der Antheil ers 
regt, ben der Dichter um biefe Zeit an ber franzöflichen 
Revolution nahm. Die Hymnen, welde Klopflod vor 
und nad) feiner Ernennung zum franzöflfchen Bürger ber 
neuen Freiheit fang, find ihm nicht felten verübelt wors 
den, und haben mandye einfeitige Anſicht Über ihn vers 
breitet. -Klopftod war, wie alle aufgeliärte, die Ver—⸗ 
befferung des Menſchengeſchlechts wänfchende Snbivibuen, 
bie ſich durch Leinen Egoismus leiten, durd keine Vor⸗ 
urtheile blenden laffen, ein Freund der franzöfifchen Res 
volution, die als Reformation, in jenem Lande fo noth⸗ 
wendig war, und in ben erſten Jahren fo viel Gutes 
verfpradh. **) Man erwartete dieß um fo mehr, da ein 
großes, hochcultivirted VoM, mit allen Kenntniffen ber 
Vorwelt bereichert, fich eine neue Verfaffung geben wollte, 
und da dort anfänglich fo manches, befonders auß ber 
Ferne betrachtet, eine fehr gefällige Geftalt hatte, Vor 
allem wurde Klopſtocks Herz durch das berühmte Decret: 
Kein Eroberungstrieg ! ſar die franzöſiſche Revolution 





audı: „ dein 00 “Berg. Klopſtock uf Freunde. 
Th. 2. 


*) Verst. Kioptse u. ſ. Freunde. 6. 1. &. XLVI uf, 
*) &,v.Archenbol; Minerva. Aprit 1803. &. 101 «.f. 


245 


gewonnen — ein Decret, das indeß leider bald von ben 
franzöfiihen Machthabern verfpottet, und in ber Aus⸗ 
führung vergeffen wurde. Damals konnte indeß der 
Dichter in feiner Ode: Ludwig der Sechzehnte, 
wohl fingen: 
— — — — „Gtüctice Felt; und ich 
Giũucklich, der fie noh faht? — — — 
und Eur; naher in der Ode an La Roch efoucauld's 
Schatten: 
„hätt? ich Hundert Stimmen, id) feierte Galliens Freihen 
Richt mit erreihendem Ton, fänge die göttliche (hwad.“ 
Dieb Hohe Interefe für die franzoͤſiſche Revolution 
nahm indeß bei dem veränderten Laufe ber Begebenheiten 
nad) und nach ab, bis es endlich bei den Gonventsgreueln 
völig aufhörte. Der Dichter gewann nun eine ganz 
andere Anſicht bee Dinge, und fing an, fid des frans 
zöſiſchen Bürgerrechts zu [hämen, das er von dem Mis 
nifter Roland erhalten hatte. 
Merkwärdig ift ein Schreiben Kiopftods an dens 
felben, vom 19. November 1792 *). ».Heil und Bür⸗ 
gerkronen an Roland, dem Minifter des Innern der 





*) Ia v.Mrhenbols Minerva. Januar 1793. S.5 — 
18; nebſt Briffot's franzöfiiher Weberfegung , wie 
dieſer fie, wit einigen abfihtlihen Wealafunaen , in 
dem Patriote frangaise mittheilte. Woran fieht Kiode 
go im April 1792 gedichtere Ode: Der Freiheits 
trieg 


246 


franzöfifhen Republit, von Klopſtock, franzoſtſchem 
Bürger, © 

.»&8 ift unmöglich, die Ehre zu verbienen, bie eis 
nem Ausländer widerfährt, ber von ber franzſiſchen 
Rationalverfammlung mit dem Bärgertitel beſchenkt wir, 
Das einzige, was ihn bis auf einen gewiffen Brad befs 
fen würdig maden kann, ift fein vor diefer einzigen una 
fisrblihen Erhebung vorhergehender Civismus. * 

„Wenn e8 Semanb gibt, ber hoͤchſt ungern von fi 
ſelbſt redet, fo bin ich es; aber jegt darf, oder glaub? 
ich vielmehr nicht ein Stillſchweigen beobachten zu milfs 
fen, das mir feit meiner Jugend theuer war, weil id 
ed inmer mit ber Liebe zum Ruhm, unb mit ber Beſchei⸗ 
denheit innigſt verbrüdert betrachtete.“ 

„Ich fing an, gegen das Ende des Jahres 1788 
meinen Givismus in einer Ode zu zeigen, bie ich Les 
Etats generaux betitelte. *) Schon damals glaubt’ id 
bie franzöftfhe Kreiheit vorauszufehn, und ich fagte es _ 
mit der Ergießung einer ſehr lebhaften Freude und faſt 
thränenden Augen. Die Ode hat Schweſtern gehabt. Die 
Familie iſt aber nicht zahlreich, aber dennoch dürfte fie 
durch den od von zwei oder beeien nicht ausfterben. 
Am 2o. Februar 1792 fchrieb ih an La Rochefoucaulb 
(id) averde immer meinen Freunden treu bleiben, fie ms 
gen todt ober gefangen feyn.) „„Da ih,“= mein vers 
ehrungswürdiger Freund, „unit das Glück Habe, mit 








*) Sn Alopſtocks Werken. 3b: 2. S. 101 u. f 


247 


- . 
Ihnen fagen.zu Können: Die Eonftttution ober der Tob, 
fo fag’ id) dennoch mit der innigften Ueberzeugung meis 
ner Behorrlichleit, daß ich für bie Gonflitution bis an 
meinen Zob feyn werde; Tief durchdrungen van biefer 
Geſinuung, glaub’ ich ein franzöfifher Bürger zu ſeyn, 
fo weit ich es werben kann, unb al ein folder wag' ich 
es, Ihnen einige Bemerkungen mitzutheilen, die, wenn 
fie gegründet find, vieleicht zum Wohl des Waterlandes 
beitragen Zönnten, Sie betxeffen eine ſehr ſchwere Kunſt, 
die Kriegskunſt. Damit Sie es aber nicht fonberbar 
Anden, daß ich mid in eine Sphäre wage, bie nicht bie 
meinige ift, muß ich Ihnen fagen, daß ich ſchon in meis 
mer Jugend biefe Kunſt fludirte, um die Geſchichtſchrei⸗ 
ber, vorzüglich bie alten zu verftehn *), und im fiebene 
jährigen Kriege, der für mich ein fo gewaltiges Intereffe 
hatte, fing ich diefe militärif—en Studien wieder an. **) 
Seitdem Hab’ ich vielen Umgang gehabt mit Offizieren, 





*) Yroben einiger Meberfegumgen aus Thnendides und Tee 
mophon findet man in der Auswahl aus Klepfoct nad. 

u tlafrenem Beiefwedfel u. fs w. Tb. 2. ©. 206 — 312 

M on dem firbenjäßrigen Kriege Fannte Kiopfnd das 
Eigenthümtiche auer Märfbe und Belagerungen, und 
dad Detail einer jeden Edit. Cr machte darüber die 
grünbfichken » oft Annreiken Bemerkungen , that Star 
gen in Verref der Vorfäle , die mur eine bobe Anfcaite 
fihtelt der Dinge ergeugen Fonmte, und beantwortete mit 
Sas temtaig jedem Einwurf. — Bald nah Beendiaung 
dened denfwärdigen Rriegeb war er emtfchloffen,, deren 
Geſchicht ſchreiber zu werden , woran er jedoch durch ſei. 


248 


die ihr Metier aus dem Grunde kannten, und bie noch 
mehr meinen Eifer, ed zu lernen, nährten. Demuns 
geachtet nehmen Sie meine Bemerkungen für das, was 
fie find, nämlich für das Scherflein der Wittwe, Die 
Franzoſen Eönnen jest den Krieg in ihrem Lande auf eine 
Art führen, die man noch nie gefehn bat, und die — 
— ** Aber ich verfchiebe auf eine andere Zeit, Ihnen 
die Abfchrift dieſes Briefes zu fenden, denn jegt drücken 
zu viele Arbeiten Shre Schultern. Nein! es ift nicht zu 
viel geſagt; labores belli contra belluas centicipites. 
Die Republik ift noch Feine Welt, und dieſe belluae 
möchten fie gerne wieder zum Chaos umgeftalten. Wenn 
Sie jedody noch einige Augenblide Ruhe finden, fo lefen 
Sie noch biefe wenigen 3eilen, womit id) einen Brief an 
Ca Fayette vom 22. Zuny 1792 fhloß.” 

„»Hier ift mein zweites Scherflein der Wittwe. 
Betrachten Sie ed, verehrungswürbiger Mann, den ich 
wünfdte, meinen $reund nennen zu können, mit ber 
nämlihen Empfindung, mit der ich es gebe. Sch wußte 
wohl, daß, indem ich es darbradte, ich Laye mit einem 
Hohenpriefter ſprach; dennoch aber Eonnt? ih den Wunſch 
nit unterbrüden, es darzubringen, weil ich fo ſehr 
_ wünfchte, meine Pflicht als franzöfifcher Bürger zu ers 
füllen, ob ich ed gleich nur durch meine eigene Beftallung 





nen langen Aufenthalt in Copenhagen, fo wie durch Alle 
dere Umftände verhindert wurde (S. vp- Archenholz 
Minerva. Aprit 1803. ©. 177 u. fe) 


- 249 


Bin. Wenn fie bie Ihrige hinzufügen, fo werben Sie 
fortfahren, mein Alter zu ergögen — eine Grgöglichkeit, 
die ſchon feit den erſten Strahlen ber franzbſiſchen Res 
volution angefangen hat 

mDie legte Ode, die ih auf bie franzöfifche Res 
volution gemacht habe, ift vom Monat April 1792, hier 
beillegend. *) Ich ſchickte fie bem ‚Herzog von Brauns 
ſchweig **) am 2. Zuly. Dieb war freilich ſehr fpät, 
allein bis zu feiner Abreife zur Armee glaubt’ id) noch ims 
mer, daß er für ſich ſeibſt Achtung genug Haben wiirde, 
um in biefem ungerechten und zu fühnen Kriege nicht 
Tommanbiren zu wollen. Demungeadhtet entſchloß ich 
mid), die Ode abzufenden, und fie mit einem Briefe zu 
begleiten, weil id}, obwohl fo fpät, hoffen konnte, nodh“ 
einigen Ginfluß auf ihn zu haben. Denn in großen &as 
chen ift nichts Eleinz alles macht Einbrud, und man 
Tann immer daraus entfpringende Wirkungen von einem 





..”) Die untängn ermwäßnte Ode: Der Sreibeitäfrieg 
Gino Archenh os Minerva Yanuar 1793 &.1— 4.) 
Sie if in den Werken nicht abgedtuckt worden. 

**) Der treffliche Herzos Serdinand von Braunfhweig, 
(sef. 1792) der im fiebenjägrigen Kriege die glänzend» 
ften Seldherentafente entfaftete, weiche indeh boßhafte 
Kerläumdung fpäterbin nicht felten verfleinerte, ja ver. 
dachtis au machen fuchte. Eine wahre Würdigung feiner 
Werdienfe enthält der Aufiag von Kehenbols: Ein , 
Blümchen auf dem Grabe des Heros Gerdinand von 
BWraunfeweig. ©. deren Minerva October 1792. &1— 
15. vergl. Vinerva. Aprit 1808 S. 109 u-fe 


250 


großen Umfang erwarten. Hier iſt ter Schluß meincs 
Briefe : 

un Hebrigens tft es dennoch in Ihrer Wacht, was 
ein andrer Feldherr, ber keine Unterthanen zu beglüden 
bat , nicht immer thun kann, bad Commando nieberzus 
legen, fobald Sie nur wollen. Wenn Sie au ben 
Muth haben, fich felbft zu überwinden , und @ie benn 
auf den Scheideweg zurückkehren, um bier noch einmal 
zwifhen ber wahren und fcheinbaren Ehre zu wählen, 
fo wirb Ihre zweite Wahl, wie ich glaube, bie Wahl 
bes Herkules feyn.”” 

„Bellagen Sie michz denn in meinem Leben hab’ 
ich nie fo lange von mir felbft geredet. Daid ein frans 
zöſiſcher Bürger und fein Fremder bin, fo erfüll' ich den⸗ 
nod heute als ein Fremder meine erfle Bürgerpfliät. 
Als ein folder betracht' ih es, als eine unumgänglide 
Nothwendigkeit, daß die Nation bie Ungeheuer in Avig⸗ 
non beftzafe, jo wie die, welche fi) in Paris am 2. Sep⸗ 
tember fo fehr ald Ungeheuer gezeigt haben. Die Deute 
fhen fehen bloß diefe Gräuel, und verfhlungen in biefen 
gräßlichen herzzerfleifhenden Betrachtungen, vergeffen fie 
alles, was fie in der franzöfifhen Revolution zuvor bes 
zaubert hatte. Dieß fchrediihe Gewölk hat bei Ihnen 
den Tag in Nacht verwandelt; es ift für fie kein Licht 
mehr, das auf bie franzöfifhe Schöpfung ſtrahlt. Wiels 
feiht werden Sie biefen Augenblid fi felbft ſagen, 
bag ich wie ein Dichter ſpreche. Wenn Sie mid aber 
Eennten, fo würden Sie es nicht fagen. Meine erfte 





251 


Bürgerpflicht iſt alfo vollzogen. Ich habe eine große 
Wahrheit an Roland geſagt; aber ih liebe meine 
Pflichten, und fahre daher fort. = 

„Der König von Dänemark (Sie wiffen, daß id 
von Sriedrid, dem. Sohne Ehriftian des Siebenten 
rede) ift, nicht durch Ifurpation, fondern durch die Gens" 
flitution der unumſchränkteſte König in Europa, und 
dennoch iſt er es, der eine volllommene Preßfreiheit bes 
willigt, und bem teibeigenen Bauer fein Joch abgenoms 
men; ber zuerft unter allen europäifhen Mächten bes 
fohlen Hat, dag die Menſchen nit länger wie Waare 
brtrachtet werden, und die Dänen nicht mehr zu ihrer 
Feldarbeit Negerſclaven brauchen follten. So beträgt 
fi dieſer unumſchränkte König gegen eine Nation, die 
ex nach den Geſetzen und wie ein Vater regiert. Sie 
wiffen, wie er fih in Hinficht unfrer Mitbürger betragen 
bat, durch die Erklärung, daß er der Ligue ber gegen 
Frankreich verbundenen Kürften nicht beitreten würde; 
und wenn ich mich nicht täufhe, indem id ihn zu ers 
rathen glaube, fo dürfte er der erfte unter den Königen 
feyn, ber bie franzöfifhe Republik anerkennen, und mit 
ihr die Allianz, die er fonft mit dem Königreih Frank⸗ 
reich hatte, zu erneuern wünfhen wird. Sodann 
wirb es meines neuen Waterlandes (indem ich dieß 
meinem Mitbürger Roland fage, glaub’ ich als franz 
zöfffcher Bürger pflihtmäßig zu handeln) würdig feyn, 
mit diefem guten König fi dur eine aud für ihn fo 
nüglihe Allianz zu verbinden, daß fie ihn einem Volke, 


ex einft das Vaterlandslied dichtete: Ich bin ein beuts 
fches Mädchen. Sie erheiterte fein Greifenalter und lebt 
noch, von allen den befhelbenen Zugenden begleitet, bie 
fie dem Dichter fo theuer machten. *) 

Keine geringe Aufmerkjamteit hatte ber Antheil ers 
regt, den der Dichter um biefe Zeit an der frangöfifchen 
Revolution nahm. Die Hymnen, welde Klopflod vor 
und nad) feiner Ernennung zum franzöflfchen Bürger ber 
neuen $reiheit fang, find ihm nicht felten verübelt wor⸗ 
den, und haben manche einfeitige Anficht Über ihn vers 
breitet. Klopſtock war, wie alle aufgellärte, die Ver—⸗ 
befferung bes Menſchengeſchlechts wünfchende Snbivibuen , 
die fidr durdy Leinen Egoismus leiten, durd keine Vor⸗ 
urtheile blenden laffen, ein Freund der franzöfifhen Re⸗ 
volution, die als Reformation, in jenem Lande fo noths 
wendig war, und in ben erſten Jahren fo viel Gutes 
verfpradh. **) Man erwartete dieß um fo mehr, ba ein 
‘großes, hocheultivirted Vo, mit allen Kenntniffen ber 
Vorwelt bereichert, fich eine neue Berfaffung geben wollte, 
und da dort anfänglich fo mandes, befonders aus ber 
Ferne betrachtet, eine fehr gefällige Geftalt Hatte: Vor 
allem wurde Klopſtocks Herz durch das berühmte Decret: 
Kein Eroberungskrieg! für die franzöfifhe Revolution 


auch: „rein Dangpn. eVergl. Klopſtock u. ſ. Sreunbe. 
Th. 2. ©. 3 


*) Wergi. Rıopfod u. f. Freunde. Th. 1. 8. XLVI u. f. 
*) &,v.Achenbol; Minernn. Aprii 1808. S. 101u.f. 


245 


gewonnen — ein Decxet, das indeß leider balb von ben 
franzöfifden Machthabern verfpottet, und in ber Auss 
füpeung vergeffen wurde. Damals konnte indeß der 
Dichter in feiner Ode: Ludwig der Sechzehnte, 
wohl fingen : 
— — — — „Glüdlihe Zeit/ und Ih 
Siũcklich, der fie noh fan“ — — — 
und kurz nachher in ber Ode an La Rohefoucauld’s 
Schatten: 
„hätt? ich Hundert Stimmen , {ch felerte Galtiens Freiheit 
Nicht mit erreichendem Ton, fänge Die göttliche ſchwach .* 
Dieß hohe Intereffe für die franzöfiihe Revolution 
nahm indeß bei dem veränderten Laufe ber Begebenheiten 
nad) und nad ab, bis es endlich. bei den Gonventsgreueln 
völlig aufhörte. Der Dichter gewann nun eine ganz 
andere Anſicht der Dinge, und fing an, fid des frans 
zöſiſchen Bürgerrechts zu [hämen, dad er von bem Mis 
nifter Roland erhalten hatte. 
Merkwürdig ift ein Schreiben Klopftods an bens 
felben, vom 19. November 1792 *). „Heil und Bürs 
gerkronen an Roland, dem Minifter des Innern ber 


*) In v. Aehenbol; Minerva. Januar 1793. &.5— 
18; mebh Briffots feangfiiher Ueberfegung , wie 
diefer fie, wit einigen abfihtlichen Weafafungen , in 
dem Patriote frangaise mittheilte. Woran ehr Kiode 
nd im Apeil 1792 gedihtere Dde: Der Freiheitde 
trieg. 


246 
publit, von Klopſtock, franzoſiſchem 


ft unmöglich, die Ehre zu verbienen, Pie eis 

ider widerfährt, ber von der franzäfifchen 

efammlung mit dem Bärgertitel beſchenkt wird. 

e, was ihn bis auf einen gewiffen Grad befs 

machen kann, ift fein vor diefer einzigen uns 
Erhebung vorhergebenber Civismus, * 

enn es Jemand gibt, der hoöchſt ungern von fi 

et, fo bin ich es; aber jcgt darf, oder glaub’ 

he nicht ein Stillſchweigen beobachten zu müfs 

mir feit meiner Zugend theuer war, weil id) 

r mit ber Liche zum Ruhm, unb mit der Beſchei⸗ 

innigft verbrüdert betrachtete, ® 

Ich fing an, gegen das Ende bed Jahres 1788 

Givismus in einer Ode zu zeigen, die id Les 

generaux betitclte. ) Schon damals glaubt’ ih 

anzöſiſche Freiheit vorauszuſehn, und ich fagte es 

ver Ergießung einer ſehr lebhaften Freude und faſt 

enden Augen. Die Ode hat Schweſtern gehabt. Die 

itie ift aber nicht zahlreich, aber dennoch dürfte fie 

), den od von zwei oder dreien nicht ausfterben, 

20. Februar 1792 fchrieb ih an La Rochefoucauld 

averde immer meinen Freunden treu bleiben, fie mös 

todt ober gefangen ſeyn.) »» Da ih,“ mein vers 

ungswürtiger Freund, „unit bad Glück habe, mit 





) In Alopſtocks Werten. 3.2. ©. 101 u. f. 


A 


9 A 


247 


. 
Ihnen fagen.zu Tönnen: Die Gonftitution ober ber Tod, 
fo fag’ id) dennoch mit der innigften Uebergeugung meis 
ner Beharrlichkeit, daß ich für die Gonflitutien bie am 
meinen Zob feyn werde. Tief durchdrungen von biefer 
Geſinnung, glanb’ ich ein franzoͤſiſcher Bürger zu fen, 
fo weit ih es werben Tann, unb al ein folder way’ ich 
es, Ihnen einige Bemerkungen mitzutgeilen, die, wenn 
fie gegründet find, vielleicht zum Wohl bes Waterlandes 
beitragen Tönnten. Sie betreffen eine Sehr ſchwere Kunft, 
die Kriegskunſt. Damit Gie es aber nit ſonderbar 
Anden, daß ich mich In eine Gphäre wage, bie nicht bie 
meinige ift, muß ich Ihnen fagen, daß ich ſchon in meis 
ner Jugend biefe Kunſt ftubirte, um bie Geſchichtſchrei⸗ 
ber, vorzüglich bie alten zu vecftehn *), und ım fiebene 
jährigen Kriege, der für mich ein fo gewaltiges Intereffe 
hatte, fing ic) diefe militärifhen Studien wieder an. **) 
Seitdem Hab’ ich vielen Umgang gehabt mit Offizieren, 





*) Vroben einiger Meberfegumgen aus Thucvdides und Re. 
mophon findet ‚man in der Mubwahl auß Klopfodtd nadıe 
Elagenem Briefwecfel u. f, w. 26.2. S. 206 — 312. 

M Won dem fibenjäprigen Kriege Tannte Kiopnod dab 
Eigenthümtiche aller Märfhe und Belagerungen,, und 
dad Detail einer jeen EhMndit. Cr machte darüber die 
gründfichken » oft Annreihen Bemerkungen , that Srar 
gen in Berreff dee Vorfälle , Die nur eine hohe Anfcaite 
lichtelt der Dinge erzeugen fonnte, und beantwortete mit 
Sactenntuih jedem Einwurf. — Bald nach Beendiaung 
dened denfrohrdigen Krirgeh war er entüchloffen , deien 
Seſchichthreider zu werden woran cr Jedoch Durch (ele 


248 


bie ihr Metier aus dem Grunde fannten, unb bie noch 
mebr meinen Eifer, es zu lernen, nährten. Demuns 
geachtet nehmen Sie meine Bemerkungen für das, was 
fie find, nämlich für das Scherflein der Wittwe, Die 
Franzoſen können jegt den Krieg in ihrem Lande auf eine 
Art führen, die man noch nie gefehn hat, und die — 
— ** Aber ich verfhiebe auf eine andere Zeit, Ihnen 
die Abſchrift dieſes Briefes zu fenden, denn jegt brüden 
zu viele Arbeiten Shre Schultern. Nein! es ift nicht. zu 
viel geſagt; labores belli contra belluas centicipites: 
Die Republik ift noch Feine Welt, unb biefe belluae 
mödten fie gerne wieder zum Chaos umgeftalten. Wenn 
Sie jedoch noch einige Augenblide Ruhe finden, fo leſen 
Sie noch diefe wenigen Beilen, womit ich einen Brief an 
La Fayette vom 22. Juny 1792 flog.” 

»»Hier ift mein zweites Scherflein der Wittwe. 
Betrachten Sie e8, verehrungswürbiger Mann, ben ich 
wünfhte, meinen Sreund nennen zu Eönnen, mit ber 
nämlichen Empfindung, mit ber ich es gebe. Sch wußte 
wohl, daß, indem ich es darbrachte, ich Laye mit einem 
Hohenpriefter Sprach 5; dennoch aber konnt' id den Wunſch 
nicht unterdrüden, es darzubringen, weil ih To fehr 
_ wünfchte, meine Pflicht als franzöfifcher Bürger zu ers 
füllen, ob ich es glei nur durch meine eigene Beſtallung 





nen langen Aufenthalt in Copenhagen , fo wie durch an⸗ 
dere Umftände verhindert wurde (8.9 Arhenpols 
Dinerva. April 1803. ©. 177 u. f-) 


- 249 


Bin. Wenn fie die Ihrige hinzufügen, fo werben Sie 
fortfahren, mein Alter zu ergögen — eine Grgöglichkeit, 
die ſchon feit den erften Strahlen der franzöfiihen Res 
volution angefangen hat.”” 

Die legte Ode, die ich auf bie franzoͤſiſche Res 
volution gemadt habe, ift vom Monat April 1792, hier 
beiliegend. *) Ich fhidte fie bem Herzog von Braune 
ſchweig **) am 2. Zuly. Dies war freitid) ſehr fpät, 
allein dis zu feiner Abreife zur Armee glaubt? ich noch ims 
mer, daß er für ſich felbft Achtung genug haben wiirde, 
um in biefem ungerechten und zu fähnen Kriege nicht 
kommandiren zu wollen. Demungeachtet entſchloß ich 
mid), die Ode abzufenden, und fie mit einem Briefe zu 
begleiten, weil ih, obwohl fo fpät, hoffen konnte, noch 
einigen Einfluß auf ipn zu haben. Denn in großen Gas 
hen ift nichts Mein; alles macht Ginbrud, und man 
tann immer daraus entfpringende Wirkungen von einem 





*) Die unlängn erwäßnteDde: Der Sreibeitäfrieg 
" Gnv Ardenhols Minerva Januar 1793 &1— 4.) 
Sie iR in den Werfen nicht abgedruct worden. 

**) Der treffliche Herzog Ferbinand von Braunfhweig, 
(geft. 1792) der im fiebenjägrigen Kriege die glänzend« 
Men Seldgerentafente entfaftete, welde indeß bodhafte 
Werläumdung fpäterhin nicht felten verkleinerte , ja bern 
dächtig zu machen ſuchte. Eine wahre Würdigung feiner 
Verbienfe enthält der Aufiag von Urhenbols: Ein, 
Btümden auf dem Grabe des Hersogd Serdinand von 
Braunfhmweig. S. deffen Minerva October 1792. &1— 
15. vergl. Minerva. Mpril 1808 S. 109 u-fe 


250 


großen Umfang erwarten. Hier ift ber Schluß mein 
Briefes : 

u Hebrigens iſt ed dennoch in Ihrer Macht, was 
ein andrer Felbherr, der feine Unterthanen zu beglüden 
bat, nit immer thun kann, bad Gommanbo niederzus 
legen, fobalb Bie nur wollen. Wenn Cie auch ben 
Muth haben, fich felbft zu überwinden , und Sie denn 
auf den Scheideweg zurüdkehren, um bier noch einmal 
zwifhen ber wahren un® fcheinbaren Ehre zu wählen, 
fo wirb Ihre zweite Wahl, wie ich glaube, bie Wahl 
bed Herkules feyn.”” 

„Beklagen Sie michz denn in meinem Leben hab’ 
ich nie fo lange von mir felbft geredet. Da id ein frans 
zöftfher Bürger und Fein Fremder bin, To erfüll' ich den⸗ 
no heute als ein Fremder meine erſte Bürgerpfliät. 
Als ein folder betrat’ ih ed, al8 eine unumgänglice 
Nothwendigkeit, daß die Nation die Ungeheuer in Avig⸗ 
non beftrafe, fo wie die, welche fi in Paris am 2. Sep⸗ 
tember fo ſehr als ungeheuer gezeigt haben. Die Deuts 
fhen fehen bloß diefe Gräuel, und verfchlungen in biefen 
gräßlichen herzzerfleifchenden Betrachtungen , vergeffen fie 
alles, was fie in der franzöfifchen Revolution zuvor bes 
zaubert hatte. Dieß ſchreckliche Gewolk hat bei Ihnen 
den Zag in Nacht verwandelt; es ift für fie kein Licht 
mehr, das auf bie franzöfifhe Schöpfung ſtrahlt. Wiels 
leicht werden Sie biefen Augenblick ſich felbft fagen, 
daß ich wie ein Dichter ſpreche. Wenn Gie mich aber 
tennten, fo würden Sie es nicht fagen. Meine erfle 





251 


Buͤrgerpflicht iſt alfo vollzogen. Ich habe eine große 
Wahrheit an Moland geſagt; aber ich liebe meine 
Pflichten, und fahre daher fort. * 

„Der König von Dänemark (Ste wiffen, daß ich 
von Friedrich, dem. Sohne Ehriftian bes Siebenten 


xede) ift, nicht durch Ufurpation, fondern burd) die Con⸗ 


ftitution der unumfchränktefte König in Europa, und 
dennoch iſt er es, der eine volllommene Preßfreiheit bes 
willigt, und dem teibeigenen Bauer fein Zoch abgenoms 
men; der zuerjt unter allen europäifchen Mächten bes 
fohlen hat, daß die Menſchen nicht länger wie Waare 
betrachtet werden, und bie Dänen nicht mehr zu ihrer 
Feldarbeit Negerfclaven brauchen follten. Go beträgt 
fi) diefee unumfchränkte König gegen eine Nation, bie 
ex nad) den Gefegen und wie ein Vater regiert. Sie 
wiffen, wie er fih in Hinſicht unfrer Mitbürger betragen 
bat, durch die Erklärung, baß er der Ligue ber gegen 
Frankreich verbundenen Kürften nicht beitreten würde; 
nnd wenn ich mich nicht täufche, indem ih ihn zu ers 
rathen glaube, fo dürfte er der erfte unter den Königen 
feyn, ber bie franzöſiſche Republik anerkennen, und mit 
ihr die Allianz, die er fonft mit dem Königreich Frank⸗ 
veih hatte, zu erneuern wünfhen wird. Sodann 
wird es meines neuen Vaterlandes (inden ih dieß 
meinem Mitbürger Roland fage, glaub’ ich als frans 
zoͤſiſcher Bürger pflihtmäßig zu Handeln) würbig feyn, 
mit diefem guten König fich durch eine aud für ihn fo 
nüglihe Allianz zu verbinden, daß fie ihn einem Volle, 


Pr 


252 


welches ihn zum Könige conftituirt bat, noch theurer 
machen wird; woburd benn aud bie Webelgefinnten, 
deren es vielleicht unter diefem, Volke, fo wie Überall und 
felbft in der franzöſiſchen Republit gibt, von ihrem * 
thum zurückkommen werben.” 


„Man hat ſelbſt die Fremden, unter bie ich jedoch 
nicht mehr gehöre, eingeladen, ihre Ideen Über die zu 
machende Gonftitution mitzutheilen. Vielleicht werb’ id 
mid unterftehen, Ihnen über diefen fo ernflen Gegen⸗ 
ftand einige Zeilen, bie ich Grundfäge ber Conſtitution 
nenne, zuzufenden, Indem ich darüber nachdenke, fo 
find’ ih eine Sache, bie mid beinahe erſchreckt, daß es 
nämlid) nur gar zu viel Sranzofen gibt, bie einen, wie es 
fheint,, unüberwindlihen Hang haben, ba zu befehlen, 
wo fie gehorchen follten, Ah! wenn ih doch nur einen 
Augenblid mit Ihnen ſprechen könnte, denn ohne Zwei⸗ 
fel find Sie bereits in diefen Abgrund geftiegen.” 


Noch ein Paar Worte, eh’ ich fchließe. Nachdem 
ich recht das Gtüd empfunden, bie Wolluſt genoffen hatte, 
franzöſiſcher Bürger zu feyn , überließ ic) mich noch an⸗ 
‚bern angenehmen Empfindungen. Die erfte betrifft ie, 
den ich erwählt hatte, ihm Über mein Glück zu föreiben, 
noch eh’ ich wußte, daß ich Ihnen zu ſchreiben verpfliche 
tet feyn würde; denn ed war mir unbelannt, baß Sie, 
vermöge des Decretö vom 9. September ben Auftrag er» 
halten hatten, mir das Geſetz vom 26. Auguft zu Übers 
fenden. Die zweite angenehme Gmpfindung war, daß 





253 


dieſes ſchͤne Gefe& mich zum Mitbürger Waſhingtons 
gemacht hat.” 

Wafhington, ächten Patriotismus mit wahrem 
Helbenmuth und ruhiger Befonnenheit verbinbend, war 
in der That ganz dazu geeignet, auf einen Genius, wie 
Klopftod, entihieden zu wirken, und ihm die innigfte 
Verehrung abzunöthigen. 

Aehnliche Eigenfhaften machten den vorhin ers 
wähnten, unglädiihen Ca Fayette zu einem Liebling 
des Dichters. Er litt mit ihm während feiner Gefan⸗ 
genfhaft, und zitterte vor bem Gedanken, daß man ihn 
nah Rußland und von da vielleiht nad Siberien trangs 
portiren möchte. La Fayette flieg in Klopftods Achtung, 
als er, zwar freigelaffen, aber in feinem Vaterlande in 
Dürftigkeit lebend, feinem edlen Character treu blieb, 
Während feine Kreunde hehe und einträglihe Ehrenſtel⸗ 
len erhielten, lebte er aus freier Wahl in Armuth und 
Bergefienheit, weil ed mit feinen Grunbfägen flritt, 
eine "Regierung zu unterflügen, die fo weit. entfernt ° 
war von dem Steal, dem er Alles aufgeopfert hatte. 
Cine folhe Denkart mußte ihm Klopflods ganzes Herz 
gewinnen, und wenn tiefer etwas an La Kayette tas 
delte, fo war ed: daß er feine Ration zu wenig gelannt, 
ba er fie für die wahre Freiheit habe empfänglich halten 
können. 

Auch Charlotte Corday achtete Klopſtock ſehr 
hoch. Allein dieſe Achtung war nicht etwa auf eine Em⸗ 
pfindung des Augenblicks gegründet; fie war das Reſul⸗ f 


254 


tat ruhiger Ueberlegung und einer vertrauten Belaunts 
fhaft mit den Menfchen und mit ber Geſchichte. Hierin 
dachte er mit feinem Freunde Gleim einfkimmig, fo wenig 
er in manchen andern Meinungen mit ihm übereinftimmte, 
und namentlich feine bis zur Schwärmerei gehende Bewun⸗ 
derung Friedrichs des Großen nicht theilen konnte, deſſen 
Geringfhägung der deutfchen Gelehrten und ber beutfchen 
Literatur Überhaupt *) Klopſtocks lebendiges Vaterlands⸗ 
gefühl nie vergaß. 

In Bezug auf die fransdfiihde Revolution verdient 
bier noch Folgendes bemerkt zu werben. **) 

Unter dem Zitel Denkmäler hatte Klopftod 
eine ziemliche Anzahl höchſt origineller, unb recht eigent⸗ 
lih con amore abgefaßter Gedichte verfaßt, welche fi 
ſämmtlich auf die Nevolutionsbegebenheiten bezogen. Es 
war eine Reihe von Schilderungen einzelner großer Vor⸗ 
fälle, webei die Zacobinifhen Gräuel nicht vergeffen Was 
ren. Als indeß diefe ihren höchſten Gipfel erreihcen, 
empörte ibn tie Revolution in einem foldyen Grabe, baf 
er abfichtli jedem Geſpräch darüber auswid, ja bem 
Gedanken daran fih kaum hingeben mochte. — Bei ber 
nachherigen Prachtausgabe feiner Werde bi Söfhen 
ſollten gleichwohl, nach bes Dichter Wunſche, dieſe 
Denkmäler auf die Oden folgen. Allein Klopſtocks Stim⸗ 





*) Berat. Friedrichs I. Shrirt: De la Iterature alle- 
mande., Berlin 1780. 
9) Berg »Archenpess Miineran. April 1803. G. 120 u.f- 


255 


mung war durch die auch für Deutfchland fi immer 
mehr entwidelnden traurigen dolgen ber franzbfiſchen Res 
volution allmähtig fo ganz weränbert geworben, daß er 
einft einem Freunde Außerte: er wolle diefe Gedichte ver⸗ 
brennen. Ungeachtet der Entfchloffenheit feines Eharac⸗ 
ters konnte man biefe Xeußerung wohl für nichts anders, 
als eine Aufwällung des Augenblid halten. Allein der 
Dichter Hielt Wert, und führte feinen Entſchiuß, den 
er felbft vor feiner Gattin verborgen gehalten, balb bar 
auf wirklich aus. 

Bon ber Revolution und ihren Gräueln fi mit em⸗ 
pörtem Gefäht abwendend, fiel fein Auge anf einen Cha⸗ 
zacter, der allmählig en Gegenſtand feiner innigften Ver⸗ 
ehrung wurde, Dieß war der Kaifer Alerander, ber 
im Auslanbe, wie in feinen Staaten, fi Aller Herzen 
gewann, und vorzüglich durch feine großen Regentens 
tugenden einen tiefen Eindruck auf Klopſtock machte. Zwar 
hatte ihm bie Erfahrung gelehrt, daß die viefverfprechens 
den Handlungen fo mancher Kürften bei ihrem Regierunges 
antritt fpäterhin andern von ganz verſchiedener Art Pla 
zu machen pflegten. Aber in den Gäritten, welche 
Aleranber that, zeigte fi Feine Spur von ephemerer 
Polititz fie bezweckten das Wohl des Ganzen, und bes 
rechtigten zu den fehönften Hoffnungen für die Zukunft. 
So entftand nun bei Kiopftod für diefen Monarchen 
eine Verehrung und Bewunderung, die er im einer zuerſt 
in bee Minerva *) eingerüdsen Ode öffentlich aus⸗ 


®) De. 1801. Bergt. Rlopfied n. fe Sreunte. 26. 2. S. 827. 


256 


fprach, gleichwohl nicht zu bewegen war, ein Eremplar 
derfeiben nad) Petersburg zu [hiden, um jedem Verdacht 
einer abfichtiihen Schmeichelei zu entgehen. *) _ 
Klopftoc pflegte in jener Zeit (1795) den Som⸗ 
mer außerhalb Hamburg zu wohnen, in einem Bleinen, 
aber bequem eingerichteten Häuschen vor dem Damm⸗ 
thore. „Als ich ihn, ” erzählt ein Sreund, ber im Aus 
guft des genannten Zahres eine Reife nah) Hamburg 
machte *) „das erftemal früh befuchte, war er zum 
Empfang ſtattlich bereitet, Er hatte einen ſchiefergrauen 
Rod und bis Über die Kniee heraufgeftülpte Keitftiefeln 
angelegt, zum 3eichen, daß er diefen Morgen ſchon auss 
geritten fey. — Ueber den diätetifhen Nugen des Reis 
tens ergoß er fih in große Lobeserhebungen ***), und 





*) Eine große Freude empfand der Dichter, ald er im 
Sommer 1802, ein Jahr vor feinem Zode, die Büfte 
des ruſſiſchen Kaiſers zum Geſchenk erhielt- Es war der 
erſte Ubguß, der von Petersburg nach Hamburg kam, 
und jeder Geſichtszug ſprechend ähnlich. (S. Klopſtocks Ge. 
dächtnißfeier von 3.8. Meyer. Hamb. 1803. S. 44) 

*) Böttiger's Aufſatz: Klopſtock im Sommer 1795. 
Ein Bruchſtück aus meinem Tagebuche (in d. Taſchen- 
buch Minerva auf's J. 1814. ©. 318 u. f.) . 

N) Echerzhaft äufferte er ſich darüber in einem Briefe an 
Gleim vom 7. November 1795 „Aber, Gleim, warum 
unterſtehn Gie fich denn, daß Sie fo lange leben, da 
Sie doch nicht reiten? — Die Kunfttüd hätte’ ich Ih- 
nen nicht nahmaden können. Dieß will unter andern 
ragen, daß ich Sie bitte, daß Reiten wieder anzufangen. 
Damit müfen Sie mir nicht kommen, daß Sie ſagen, 


257 ö 


verfiherte, daß er es alle Monate ein Mal als Unis 
verfamebicin in die Hamburger Zeitung fegen laſſen 
mödte.” — *) 

3 Die Unterrebung Ienkte fih-hierauf auf Herder, 
den er diefen Sommer gewiß in Hamburg erwartet, und 
ſchon die Zimmer für ihn bereitet hatte. Er fpra mit 
voller Zärtlichkeit von ihm, und lobte feine damals fo 
eben erſchienene Ierpfichore, **) Indeß meinte er, Her⸗ 
der habe in ben Dden » Metris fich doch Breipeiten erlaubt, 
die ex gern entſchuldigen wolle, aber nie billigen fänne. 
Dieß füprte mic; auf Klopſtocks Brunvfäge über die griechi⸗ 





Sie wären zu alt dazu Ge erinnern ſich, daf Juba 

nod in feinem Yöhen Jahre ritt, nur daß er fih aufs 

gen m helfen Heß. (S. Kiopſtock u. f- Freunde. Th. 2, 
29 


”) Korte iebtingbritt war nad Kam, jenfeltd der 
Auer, wo die befannte Dihterin Caroline Rus 
doloHs (geb. 1754, ae» 1811 zu Heidelbergz vergl. 
v. Schindet d. deutih. Gcrlitkellerinnen bes 19ten 
—E x 2. &.228— 34) damals ihr, water. 
bin nad Heidelberg verlegted weibliche: Erstehungsinfi« 
tur batte. Ex vflegte ſich dort. in einer Laube ſehr wohl 
iu fühlen, wenn ipm die jungen Mädchen Blumen, oder 
in foätern Jahren, wo er vorzüglich die heifarkigen 
nicht mehr vertragen fonnte, wohlriechende Kräuter oder 
‚andere ſtartk dufrende Gewächle darroten (S. Börtiger 
© ad. &.320. v. Schindel a. a 0. ©. 228.) 
) Lüpert 1795 — 96. 3 Theile · Wergt. N. Bibliotb- de 
fhön. Wifenih. Br. 56. @t.1. €. 23 — 59. Ehe 
racteriftiten u Gritifen von 0. W- u. Fr. Ghlegel 
2.2. ©. 342— 48. 
ı7 


258 


ſche und deutſche Metrit, worüber er einige fehr- feine 
Bemerkungen mahte. Gr habe, fagteer, zu Hermanns, 
Giegsgefang eigene Metra erfunden, um zu beweifen,, 
daß der Accent mit dem Sylbenmaaße einerlei, unb nit, 
wie Wolf behaupte, etwas bavon wefentlid Verſchie⸗ 
denes fey. Die deutfhe Sprache geftatte vielleicht noch 
mehr Mannigfaltigkeit in den Metris, als die griechifche, 
Dieß wurde der Webergang auf feine Lilblingsmaterie , 
den Triumph der beutfhen Sprade über bie griechiſche. 
Diefe Idee war, feit er fich mit feinen geammatifhen 
Gefprähen *°) befchäftigte, fo herrſchend bei ihm, 
daß ſich gleihfam alles, was er that und bichtete, bars 
auf bezog. Um dieſes Triumphs recht gewiß zu feyn, 
hatte ex die erſte Strophe aus einer feiner Lieblingdoden : 





*) Altona 1794. Die hier enthaltenen Geſpräche find Die 
Reſultate von Klopſtocks Sprachforſchungen, welche an 
die Stelle einer deutſchen Grammatik traten, bie er ber= . 
audgeben wollte. Die Perſonen, weiche ich mit enander 
unterreden ‚, find nicht etwa gelebrte Granmatiker, (Ole - 
dern Abſtracta, wie die Buchftaben, ber Sprachgebrauch, 
der Wohlklang, das Urtheil u- f- w — Wergl. Jenaiſche 
Allgem. Lit. Zeit 1804. Rd. 1. No. 24. &. 185 — 92. 
No. 25, 6.193 — 200. No.26. &.201--83. No. 39. 
6.305 — 12. No. 40. &.313 — 20. No. 4. &321— 
28. No, 42. e. 329 — 36. No, 43. ©. 837 — 43 
N. Allgem. deutſch. Biblioth. Wb- 15. ©. A87 — 500. 
Dr. J. O. Thieß: 8. ©. Klopſtock m f. w. 6172 — 
74.0. Archenholz Minerva. Avril 1808. ©. 115. 
Kiopfiod u. f. Freunde u- 1. w. 86-2. 6.298. Eonz 
Muſeum f. d. griech. u. rim. Lit. St 1. ©. 144 — 68. 


259 


Die frühen Gräber *) ſelbſt in’s Griechiſche, und 
zwar in eben bem Sylbenmaaße Überfegt, und feiner Gas 
pelle, wie er ſich ausbrädte, in voraus mitgetheilt, um 
mid) mit deren Abfingung zu bewillommen. Seine Gas 
pelle beftand aus feiner Frau und Stieftochter, Meta 
von Wiethem, bie im Kreife mit uns zufammenfaßen, 
fi) aber vor jegt des ungewohnten Griechiſchen wegen 
entſchuldigten, aber eben biefe Obe nah Reiharb’s 
Gompofition ſehr fanft und rein abfangen. Dieß war 
überhaupt einer von ben feligfien Genüſſen Klonftods, 
fich feine eigenen Lieder von feiner Frau und Tochter vors 
fingen zu laſſen.“ — 

Gr führte mich in ben Hinter dem Haufe gelege⸗ 
nen Garten. Man geht aus ihm Über eine Heine Wieſe 
bis an das Ufer bes Hier faft eine Meile breiten und lans 
gen Alſterſees. unter einer ſchattigen Ulme war ein Gig 
angebracht, von wo aus man gerade bie Ausſicht auf das 
oben über bem WBaffer hervorragende Wanbsbed hats 
te. ‚Hier fehen Sie, fagte Klopſtock, das Theater meis 
ner fonft fo berühmten Eisfahrt. Seit einigen Jahren 
erlaubt mic zwar meine Geſundheit den Schrittſchuhlauf 
nicht mehr. "Aber id; komme doch alle Winter noch einiges 
mat hieher, wenn hier bie @isläufer ihr Weſen treiben, 
und da erinnese ih mid) am bie verfloffenen Zeiten. — 
Ich erzählte ihm ein Geſchichtchen aus ber auch ihm uns 
vergeßlichen Schulpforte, wo ſich Die im Schulgarten ers 


*) Kntsdi Werte. 8 1. ©, 102. 


260 


tappten, und vor bie Synode ber. Rehrer geforberten jun⸗ 
gen Eisläufer dadurch von der Strafe befreiten, daß Ei⸗ 
ner hervortrat, und Klopſtocks Ode: A 
O Jüngling, der den Wafferfothurn 
Zu beflügeln weiß, und flüchtiger tanzt, 
Laß der Stadt ihren Kamin! Komm mit mir, 
Wo des CEryſtalls Ebne die winkt u. f. w« 
vor dem ehrwürdigen Kreife der firengen Ariſtarchen fo 
muthig beclamirte, daß der Rector Grabner fie alle 
mit dem Denkſpruch entließ: Dießmal fol’ Euch ges 
ſchenkt ſeyn, aber werdet auch Kiopfiode! — Diefe 
Anecdote verfeste ihn in die heiterfte Stimmung.” — 

»Als ih das zweitemal zu ihm kam, warb id in 
fein Kleines Studirzimmer, ein Meines Gartenflübdhen im 
erften Stod, geführt, — Klopſtocks Wefen und Treiben 
in diefem Stübchen war in der That fehr genialifh. Die 
Selbftgenügfamkeit und Setbftftändigkeit des Bewohners 
ſchien alle Zierde und Aufpug der Wohnung zu verachten. 
An der einft weißgetündten, aber bereits gelblich gewors 
denen Wand war weber Bild noch Spiegel zu fehn. Ein 
runder hölzerner Tiſch, der einmal roth angeftrichen ges 
weſen war, mit altmobifchen Züßen und Zußbänten, ließ 
gerade noch fo viel Plag Abrig, daß zur Geite einige Pers 
fonen figen und bequem zur Thure hereintreten konnten.“ 

» An diefem Tiſch, wo Gaffeetaffen, Wücher von 
allerlei Band und Schnitt, Papiere, Rauch⸗ und Schnupfs 
tabacksdoſen, Pappendeckel für Schreibereien, Bebermefe 
fer und Tabacksſtopfer in ungeftörter Eintracht neben eins 


261. 


ander ruhten, und bas buntfarbigfle Allerlei bildeten, 
fand ih Kiopfto@, mit einem geldgeräuderten Radıte 
mügcen auf dem Kopfe, an feinen grammatifhen 
Geiprähen arbeitend. Gine bläulihe Tabakt wolke 
umpüllte den Greis. — Als er mir bei einigen Uebers 
fegungen aus dem Horaz das Driginal in die Hand ges 
ben wollte, entdeckte ich exft, daß ihm zur Seite an der 
Wand ein ziemlich betagter Koffer geftelt war, ber ihm 
ſtatt Bücherbepälter und Repofitorium diente, unb feine 
Handbibliothek umfaßte. Er kannte, was er ſuchte, 
am Griff, und es war wenigſtens in dieſem Diogenes⸗ 
Apparat keine leere Parade, ” 

Ich gefteh’ es gern, daß mir, der id} den erſten 
Theil feinee grammatifhen Gefpräde von Her⸗ 
dern mit aller Kunft und Liebe hatte vorlefen, und ed 
doch kaum hatte aushalten können, etwas bange wurde, 
als mir Kiopftod eine Hand voll Lagen zeigte, die bie 
Zortiegungen zum zweiten Theil enthielten, ynd die mic 
jegt aufgetifcht werden follten, ” *) 

„Ber mag läugneh, daß Klopſtock, ber alles ) 


) Einige dieſer Geſoräche find im Archter D. Zeit u. ihres 
Geſchmacks mitgetbeilt worden, (1795 St. 5 u. 6. Die 
Bedeuriamteit. &t. 9 — 11. Der zweite Bertäreit) 
jened wider Kant’s Ghreivart, Meieh wider @örhe 
gerichtet. Anh dä d. Mubwaht aub Kiofedd madıge- 
lafenem Priefwechfel u. (« w- Eh. 2. ©. 64 — 74 fire 
der man ein Fragment auß bem ungetrudten jweiten Cheit 
ter grammarifhen Beivräde 

”*) In Kiopſtocks Seele, fagt Sturz (in f. vermticht- 


262 


und alfo au feine allegorifivten grammatifchen Weſen, 


die hier verkörpert unb rebend eingeführt werden, ſehr 
ernftlih nimmt, in ber Uebertreibung und Ausfpinnung 
dieſer Allegorien dem gemeinen Menſchenverſtand oft an⸗ 
ſtsßig wird. Aber man muß ihm doch bie Gerechtig⸗ 
keit widerfahren laſſen, daß durch die Art, womit er bie 
Unterredungen ber Ellipfe, der Wortforfhung u. T. w. 
vorzutragen pflegt, bieß ganze fo wunderlich ſcheinende 
Gewebe von dialogifirenden Undingen weit mehr Weſen 
und Körperlichkeit zu erhalten fcheint.« 

»Die kleinen Schlauheiten und Nedereien, mit 
denen fi dieſe Redeſiguren in den Gefprähen herums 
treiben, wußte Klopftod durch mimiſche Darftellung in 
Stimme und Gebehrbe vortrefflich bemerklih gu machen. 
Kurz, mir wurde ed nun fehr einleuchtend, daß biefe 
grammatifchen Sefprähe wahre Geſchöpfe feiner Dichters 
phantafie voll verfledter Feinheiten und Beziehungen auf 
Adelung, Rammler u.a, wären, daß manaber Klop⸗ 





Schriften. Beivsis 1786. Ch. 1. ©. 188) ift das kleinſte, 
wie das größte, ein Epos. Altes ift gleich tief empfun 
den, und ihm gleich viel werth. Alfo auch feine allego. 
zifhen Werfen. Nun kommt dazu ein gewifler Dang, 
überall den Gefeßgeber, den Wiederherſteller verlorner 
Freiheit, den Minos und Lyfurg zu machen. Dieß, mit 
feiner Dichterphantafie verarbeitet, bat und denn eben 
ſo fonderbare Träume, als feine Gragmente Über 
deutfhe Rehtfhreibung, feine Gelehrten, 
repyubiit und fine grammatifhen Gefprän 
He gegeben. 


263 


ſtock ſelbſt zum Vorleſer derfelben haben müffe, um nicht 
am tobten Buchſtaben irre zu werden.“ 

„Die Rebe war in dem Gefprähe, was ich jett 
hörte, immer davon, daß die Thuiskona (deutſche Sprache) 
an Kürze und Nachdruck alle übrigen, bie Hellänis (Griechi⸗ 
fe) und die Romana (Römiſche) fowohl, als die Inge 
led (Englife) weit Übertveffe. Fur alles bieß waren 
Beifpiele gefammelt, Stellen aus Homer, Birgit, Ho⸗ 
raz, Milton überfegt *), und in bee Gedrungenpeit dies 
fer, in eben dem Sylbenmaaße wiebergegebenen Uebers 
fegungen follte nun der Triumph ber deutſchen Sprache 
gefeiert werben.“ _ 

» Hier war Klopftod offenbar viel zu fehr von feis 
ner Lieblingdibee begeiftert, um nicht ungerecht gegen 
die großen Heroen zu werden, mit benen er ben Kampf 
begann. Folgendes Beifpiel macht vieleicht bie Sache 
deutlicher, Horazens ſchoͤne Fabel von ber Stadts und 





*) Man findet fie, mit Nubnahne der aut Milt on Ühere 
fegten Gtefien , im zweiten Theil d. Nuswahl aus Klone 
Mocd nadıgelaffenem Briefwechfel u. f. w. Die Uebere 
fegungen von Horas (von Rlopfkod, Rammier 
u. Wieland, neok d. latelnlicen Driginald a a. D» 
©. 77 — 1815 and Birgit (von Klopfod, 
ga und Delitfe, mebk den Deiginaifelien) 

©. 182 — 230; aus Homer (von Kloprocd und 
Stolberg, neoh 2. On ialtert) ©. 247 — 194. — 
Eoentafeibit: ©. 232 — 54 find aud Proben einer ue · 
berfegung Kispfiods von Doids Anetamerphefen, doch 
obne Pararelfellen, mitgetgeiit worden. 


264 


Feldmaus (Satyr. II. 6.) war aud an feinen Triumph⸗ 
wagen gefpannt. *) Im Driginal-hat die Kabel fieben 
und dreißig Herameter. Kiopftodd Jubel war es, fie 
in fünf und dreißig zufammengepreßf zu haben. Allein 
man findet bei genauerer Unterfuhunggar bald, daß um 
diefer Kürze willen mancher bedeutende Nebenzug, mans 
ches maleriſche Beiwort bei einem Dichter, bei bem man 
feine Zelle miffen möchte, wegbleiben mußte, und daß 
aljo eine Kürze, die das Driginal verflümmelt, Kein 
Sieg über bie Urfchrift genannt werben kann, die @igens 
heit ungeredynet, daß Kiopftod in diefer Babel auf eine 
dem Genius der Sprache ganz zuwiberlaufende Art den 
Artikel bei Stadts und Feldmaus weggelaffen hat. **) 
„Ueber Voſſens Homerifche Ueberfegung füllte 
Klopfto das Urtheil: fie habe zwar einen hohen Brad 





*) Sie in im Genius d. Bett. Auguſt 1795 zuerſt ger 
druckt, und fpäterhin in d. Auswahl aus Ktovftocke - 
nahgelaffenem Briefwechſel u.fw. Th.2. ©. 167 — 79 
mit dem Tateinifchen Original und Wielands Ueber. 
fegung mitgetheilt worden. 


**) Stadtmaus kehrte vor Alters bei Feldmaus ein, in 

dem armen 

Hölchen, die alte Freundin, beim alten Galle, die 
raub war, 

Nichts vergeudete, aber doch auch bei Bewirthung” fich 
losriß u. ſ. w. 

Ueber das oben Gefaate vergi- man die früher erwähnte 

Rezenſion (von J. H. Voß) in der Jenaiſchen Lit. Zeit. 

1804. No 2,— 26. 


265 


von Vollkommenheit, würde aber noch weit beffer aus⸗ 
gefalen feyn, wenn Boß darauf nicht verfeffen gewefen 
"wäre, die Verfe nad) dem Original zuzugäplen. Denn, 
fügte er hinzu, er hätte aus hundert Verſen im Homer 
immer nur achtzig in der Neberfegung machen, und fo 
unfrer Sprache ihr Recht widerfahren laffen follen. *) 
Die fonderbarfte Inftanz diefer Kurzrebenheit gab ex an 
einem laconifhen Staatsbericht beim Thucydides. **) 
Auch biefen, fagte er jubelnd, hab’ ih um zwei Sylben 
kürzer üÜberfegt.” 

‚Hieher gehoͤrt folgende Stelle aus einem fpätern 
Briefe Klopftods an ben Präfitenten des Nationaffns 
ſtituts zu Paris, zu deffen Mitgliede er ernannt wers 
den war. 

»Ich habe Stellen aus den Dichtern der Alten 
(auch lacädemonifhe Reben aus Thucydides) indem 
id) fie in meine Sprache Überfegte, verkürzt. Ich habe 
dabei die griechiſchen Sylbenmaaße, bis auf Heine, beis 
nah unmerkliche Abweichungen beibehalten. Aber ich hab” 








) Much in fe Weberfegungen aus d- Illade und Dönfiee (mite 
getheilt in d- Auswahl aus Rioyrtocts nacharlafienen Vriei- 
wediel. Th · 2. &.247— 95.) if er diefem Grundiage 
treu geblieben „ wie man gleich auß dem Unfange der Iliade 
fießt, wo er die erfien fieben Werfe in fünf zufammen- 
geureie hat. 

**) Die Neben bed Nrchitamos, Königs von Lazedãmon u. 

des Enoren Gtenelaidas. us d. erfen Buche. (in der 

Auswahl aus Kiopnods nadgel. Briefwechſel u. ſ. ne 

x. 2. ©..296 — 808) 


— 


auch zugleich, was das MWefentlihfte war , ben Origina⸗ 
Ien weber etwas genommen (wenn id dieß that, To Las 


men die Verkürzungen nicht in Betracht) noch etwas ge⸗ 


geben, und felbft eine Schattirungen unberührt gelaffen. 
Daß ich dieß alles thun Eonnte, verdank' ich nicht mir, 
fondern meiner Sprache; und wenn ich irgend ein Vers 
dienft bei der Sache habe, fo befteht ed blos darin, bag 
ich das Genie der Sprahe, ohne daß ich wider feinen 
Sreifinn handelte, ein wenig zu lenken wußte. — Ich 
werde der berühmten Geſellſchaft, die mir bie Ehre er⸗ 
wieſen bat, mich zu ihrem Mitgliebe zu wählen, einige 
deg erwähnten Weberfegungen in dem Falle zufenden, 
daß fie geneigt iſt, dieß Neue kennen zu lernen. Sie 
wird fi) dann vielleiht darüber erklären, ob ihr noch 
eine europäifhe Sprache bekannt fey, bie mit gleiher 
Kürze überfegen könne.“ — 

Die Sache lag allerdings Klopſtock außerorbentlich 
am Herzen, und liegt tief in der Natur feiner Gompos 
fition, +*) Yräcifion war von jeher ein Hauptflubium in 
allem, was Kiopftod bichtete und fhrieb. Daher bie 
emijigfte Seile an feiner Sprache, das ſtrenge Wegfchneis 
ten alles Neberfluffes, ber ihm als folder erfhien, das 
Wägen jedes Wort, und aus biefer Wortlargheit die 





. 


2) Sergleihe v Archenholz Minerva. Hugufl 1802. 
&. 195 — %. 


*) Böttigers Aufn: Klopſtock im Gommer 1705 
(in d. Taſchenb. Minerva aufs 3. 1814. ©. 320 n.f. 


267 


Dunkelheit feinee Oben, wo er oft nur, wie Sturz 
fagt, *) das legte Blieb einer langen Gedankenreihe 
hinſchreibt, die nur bes mit feinem Ideenkreiſe Vertraute 
für fi) aufwideln und hinzudenken Tann. Diefe Worte 
Bargheit ging ſelbſt in feine Declamation Über, wo er 
die fanfteren Stellen mancher Ode fo Atherifch weghauchte, 
daß man hätte ein Hbrrohr anlegen mögen, um bie leis 
feften Wibrationen der Luft aufzufaffen. **) Dbgleich ich 
ihm bei feinen Vorleſungen ſo nahe faß, daB fid) unfte 
Füße berührten, fo konnt' ich doch in einigen Oben die 
Ausgänge nicht weghorchen, und mußte um ihre Wieder⸗ 
holung bitten. Cine feiner Freundinnen erzählte mir 
hierüber bie Anechote, daß, als er einft im Kreife der 
Stolbergiſchen Familie auch feine Oben vorgelefen habe, 
ber jüngere Sohn von Fritz Stolberg, ein fehejäpriger 
Knabe, der aufmerkfam gugelaufht hatte, als nad Vol⸗ 
lendung der Vorleſung darüber geſprochen wurde, daß 
Gott alles gut gemacht hätte, auf einmal ganz nald 
vor ihn Hintrat und fagte: Bott Hat aber deine Sprache 
fehr leiſe gemacht ” 

VIch nahm mir bie Freiheit, bei einigen Oden 
bes Horaz, deren Ueberfegung er mir vorlas, Kleine Er⸗ 
innerungen zu machen, und fand, daß er fehr gern Vous 





) ©. dein Beilanen ja Tellows Briefen an 
Elifa (dm deutig. Dufeum. November 1777. S. 463. 

**) Man findet hierüber einiae tretfende Bemerkungen von 
Basseren Im weiten Otäde bei Lasnrintgt. 


flellungen annehme; denn als id ihn in einigen Tagen 
wieder befuchte, fagte er mir, wie er die Stellen abges 
ändert habe. Webrigens macht’ ich hier die Bemerkung, 
dag ihm alle neuern Grläuterungen und Bearbeitungen 
des Horaz, fo wie die neuere Literatur durchaus fremd 
wären. *) Geine legte Zuflucht war die Ausgabe in usum 
Delphini mit der Paraphrafe und den Anmerkungen von 
Despreaur, ” 

„Von den Vorleſungen ber grammatiſchen 
Befpräde ging es an einige von Klopſtocks neueften 
Oden. Er hatte innerhalb acht Wochen zwölf neue Oden 
gemaht, und war wieder mit einigen befhäftigt. Die 
geiftige Erzeugung berfelben fhilderte er mır fo: bee 
erfte Grundkeim befruchte fih plöglich in ihm, und ohne 
dag cr es im geringften darauf anlege, wie tur bag 
Einflüftern eines Genius. So wie ihn ein folber Ges 
danke überfalle, und er ſich's zum erftenmal lebhaft ges 
dacht habe: daraus kann eine Dde werden, trage er 
ihn einige Zage mit fi) herum, und wende ihn fo lange, 
bis er aus ihm den Plan herausgefponnen habe. Abends 
fchlafe ex ganz voll davon ein. Um Mitternacht wache 
er gewöhnlich wieder auf, und in diefem Mittelerwachen 


*) In ben legten Jahren feineß Leben, fagt Franz Horn 
in ſ. Poeſie und Berediamk. d. Deutfchen. Berlin 1824. 
Bd. 3. S. 51u. 5) icheint Kiooſtock die aanze Geaenwart 
ianorirt zu haben, und es iſt zu zweifeln, ob er von den: 
wahren Edelileinen unirer Literatur, Eamont, Taſſo, 
Wallenſtein u. fe w. Notiz genommen. 


269 


fiehe bie Ode ſchon vollendet vor ihm, do daß er fie des 
Morgens nur auffchreiben bürfe. 

»Dieß verfinnlihte mir Klopſtock recht lebhaft an 
einer Ode, die er in diefem Frühling (1795) gemacht 
Hatte, der Tod im Krühlingsteben betitelt.” Er 
faß, erzählte er, unter einem blühenden Xepfelbaum, 
umfummt von taufend emfigen Bienen und Frühlingss 
infetten. Da überfiel ipn auf einmal der Gedanke, daB, 
da alles in ber Natur mit Lebendigem angeiült fey, ja 
wohl jeder Athemzug bes Menſchen eine zahlloſe Menge 
einer , dem bloßen Auge unfihtbarer Gefhöpfe hinun⸗ 
terſchlütfen, und alfo das Grab einer Infeltenwelt ſeyn 
inne. Dieb ift ein lyriſcher Stoff, fiel ihm ein, und 
nun fam er auf bie fonderbare Idee, ſich vorzuftellen, 
ais wenn der Dichter in einem Radtigallenpain mit fei« 
nem Athem eine unendlich Heine Nachtigall hinunter athme, 
bie ſich, trog feinen Warnungen, feinem Athemzuge zu 
weit näherte, und nun noch, mit dem Dichter vereinigt, 
ihr Grablied aus ihm herausfingt. So arbeitete Klop⸗ 
ſtock auf feine Weife den Gedanken aus, den Horaz in 
feinee Schwanenmetamorphofe vielleidht auch ſchon einem 
griechiſchen Lyriker nachgebilbet hatte. — Ein andresmal 
wurde ipm in Ham *) ein Blumenftrauß geboten. Wie, 





*) Ein, eine Stunde weit von Hamburg , tenfeitd ber Alıter 
gelegener Ort , wo die Diaterin Garoline Rudolph, 
sote früher erwähnt, bamalb Ihe weibliches Ersiehungse 
Inkitut hatte, 


270 


dachte er, wenn bu allen diefen Blumen eine moraliſche 
Deutung gäbeft, und fie fo in einem Igrifchen Liebe zu 
fammenbändeft? Auch diefe Ode las er mir vor.) Beine 
Frau ſchickte gewöhnlich eine Abfhrift feiner Oben an 
Fritz Stolberg, und eine zweite erhielt öfters Gerber.” 

» Sehen Ste dieß newe Portefeuille, fagte Klop⸗ 
flo; dieß ift Ihnen Bürge, daß ih an eine neue unb 
vollftändige Sammlung aller meiner Oden ernfthaft denke. 
Ich habe fie aus allen Winkeln zufammenfuchen müſſen. 
Run bin ich froh, daß ich fo weit bin. Denn ed muß 
Alles durch meine Feder. Dietiren und Abſchreibenlaf⸗ 
fen iſt mir beides verhaßt.“ 

„Klopſtock hatte lange Zeit Bedenken getragen, ob 
er auch die Revolutionsoden mitdrucken laſſen ſolle, weil 
er zur Zeit der Begeiſterung ſo manches geſagt habe, 
was ihm jetzt, da er ſo ſchändlich ſelbſt getäuſcht wor⸗ 
den ſey, doppelt gereuen müſſe. Allein man hatte ihm 
vorgeftelt, daß es ja nie Schande bringe, ber Menſch⸗ 
heit zu viel zuzutrauen, und baß außerdem in biefen 
Dden ein merkwürdiger Theil ber Gefchichte ſeines Geis 
ſtes liege, zug hab? er ja durch fpätere Wiberrufungss 





2) Klopſtock mochte wohl ſelbſt fyäterhin dad Phantaſtiſche 
diefer Dichtungen fühlen ‚, oder von wohlmelnenuden Freun. 
ven darauf hingeleiter worden ſeyn. Wenigſtens finb die 
erwähnten Oden weder in den zweiten noch fiebenten Band 
6. Werke aufgenommen worden ; auch in d. Auswahl aus 
Klopſtocks nachgelaffenem Briefwechſel u. ſ. w- fucht man 
fie vergebens. 


271 


oden hinlänglich feinen Abfcheu vor ben Gräueln ber 
Revolution beurkundet. So entſchloß ſich Kiopftod, nur 
ein Paar wegzulaffen, bie übrigen aber alle*) zu geben. 
Der Drud felbft würde nun ſchon begonnen haben, wenn 
der Dichter bei manden feltfamen Anmuthungen, bie 
zum Theil aus feines völligen unbekanntſchaft mit bem 
neuen Gange des Buchhandels entſprangen, gleich ans 
fangs Über ben Verleger hätte ind Klare kommen Eins 
nen. — **) Klopftod hatte ſich bamald von einem Künft« 
ter aus Stuttgart, Omacht, ber fih in Rom bei 
Zrippel**) gebilbet Hatte, en buste ungefähr 8 bis 





”) Die bereits früher erwäßnten Den Emäler audgenone 
men , welde der Dichter heimlich verdrannte. 

) Kionfod Rand damald mie NitoLovins in Rönigde 
berg in Unterhandiımg ‚ der ihm taufend Thaler für die 
Oden geboten harte- (Kiopüod u. ſ. Freunde. Th. 2 
©. 291.) Er gab indeh Böfchen im Leiniig den Vor. 
zus / der aber, fo wie fein damaliger Gorrector , der 
befannte Dichter Geume, viel Qutmüthigfeit und Bes 
dart lichteit dedurſte / um fi gets mit KiopRod zu der= 
Rändigen. — Gleim batte ih fehr Tehhaft für die Hera 
ausgabe b. Oden intereffirt. „ Wie viel, Kiovſiock, verlane 
gen Sie?" Heißt e8_in einem Briefe Gleimö vom 26 Dia 
sober 1795. » Bas Sie verlangen, wenn’s meine Kräfte 
nicht Überfeigt, geb’ ih. und loffe für hundert Forum 
de Kiopnoed nur fie drucken.“ Kioprod u. |. dreunde 
xi.2. ©. 289. 

+7)" Einer der teeflichen Bitdauer » der auch von Hertrn 
eine Büne geliefert hat. ©. defien Sehen von Heint- 
Dorring. Weimar 1823. ©. 212. 





272 


9 300 hoch arbeiten laffen, wonad fein Kopf zum Titels 
Eupfer vor den Oden geftochen werden follte.”- 

„Das Mittagsmahl war frugal und eben barum 
. vet fröhlich. Klopſtocks Gattin bewirthete ihn mit feis 
ner Lieblingsſchüſſel, Gründlinge, einer Art ſehr Heiner 
Fifhe, die man faft ohne auszugräten, effen Tann. — 
Er ſcherzte Über die Trugalität der wenigen Schäffeln, 
und fagte: daraus könn' id, ermeflen, daß feine Frau 
nicht ohne Grund im Rufe ded Geizes ſtünde. Windes 
mens Lächeln verrieth hinlänglich, wie wenig fie biefer 
Vorwurf treffe. UWebrigend würzte Kjopftod bie wenigen 
Schüſſeln mit defto mehr Frohſinn, und mir Erzählun⸗ 
gen aus der Geſchichte feines frühern Lebens.” . 

„In den erflen Zahren feines Aufenthalts in Kos 
penhagen, erzählte Kiopftod, hab’ er ſich durch nichts 
fo fehnel feine Kopfihmerzen verbannen können, als 
wenn er bie ganze Aeſthetik in einer Ruß,*) 
oder andere Wafferblafen der Art, welche die Gottſche⸗ 
difhe Schule gegen ihn auffhäumen Tieß, zu feiner Er⸗ 
bauung wieder vorgenommen hätte. Ginft habe ihn Tyge 
Rothe, den man wegen feiner dänifchen- Ueberfegung 
des Batteur**) in einem dänifhen Journal Heftig ans 





”) Oder Neo logiſches Wörterbuch von dem bereits 
erwähnten Freiherrn von Shönaich, den Gottſched 
für einen Dichter der erſten Größe hielt. (S. deſſen Neues 
ſtes ausd. anmurh Gelehrſamkeit v.3.1754- 8. 911 - 16.) 

. . N Charles Batteur, geb. 1713, geſt 1780. Sein 
Werk: Les beaux arts reduits à un mıeme principe. 


273 


gegriffen, und dadurch fehr zum Born gereizt hatte, bei 
einer folden Lectüre laut aufladhend angetroffen, und 
fi von Stuud' an vorgenommen, bie Grititen aud als 
gute Magens und Digeftivpillen zu betrachten. Er habe 
fi) zweimal die fämmtliden Schriften, die gegen ihn 
erfhienen wären, mit ſchwetem Gelbe erkauft, fey aber 
immer durch Wegborgen und Zortziehen wieder darum 
getommen.” — . 

Als id; das zweitemal bei ihm fpeifte, war eine 
große Geſellſchaft gebeten. Ich mußte mich auch dießmal 
neben ihm fegen, und hier erzählte er mir, daß Chenier 
feine Revolutionsoden verlange, um fie in's Franzoöͤſiſche 
zu Überfegen. *) ueberhaupt ſchien neben feinen grams 
matifhen Geſprächen ihm nichts fo fehr am Herzen zu 
liegen, ald eine gute franzöfifche Ueberfegung des Mefs 
fias. Dazu hatten ihm zwei Emigranten, bieihn faft 
täglich beſuchten, große Hoffnung gemacht. Der eine, 

ene Dole hatte eine Ode l’Invention auf ihn 
drucken laſſen; der andere, Mr. dela Treine, ci-devant 





(Paris 1755) if auch In Deutſchland durch Die Iehere 
fegung von I. 4. Echlegel (Leivais 1770 2 Theile) 
und vorzüglich durch die (pätere von Kammer: Einieie 
tung in d. (hön. Wiftenih. nah d Sranı. des Hrn. B. 
(eeipsig 1768. 4 Bde N. U ebendaf. 1803) bekannt 
newmorden. 

*) Riopnods dde: Hermann umd EHusmelda wurde 
mäterbin von Ebenier überfent. ©. den Almanac des 
Dames pour l’An XI. XIL Tubingue 1802. 1803, 

18 





274 


Avocat general du Parlament de Toulouse war bes 
reits mit ſechs Gelängen des Meſſias fertig *), und 
ein gemeinfdhaftlicher Freund hatte fhon den Verleger bas 
zu, Sanfen in Paris ausgemadt. — Bon dem legs 
tern war, ald man ihm diefe neue Ueberfehung des Meſ⸗ 
flag antrug , der Wunfc geäußert worden, es möge am 
Ente eine Auswahl von Klopftode Oden beigefügt wers 
den, die bei der jegigen Stimmung fehr angenehm und 
dem Abfage bes Buches vortheilhaft feyn würden. Der 
Bürger Janſen hatte gewiß ſehr richtig calculirt, und 
ich beging die Thorheit, dieß Klopſtocken vordemonſtriren 
zu wollen. „Aber, fagte er ernfthaft, indem er im 
Garten, wo wir aufs und abgingen, flehn blieb, und 
mid) feft bei der Hand ergriff, folldenn mein Meffias 
bloß um der Zugabe willen verkauft werben ? Er allein 
oder gar nit! **) 





*) „Diefe Uebertraaung ‚* ſchreibt Klopſtock in einem Vriefe 
an Gleim vom 3. 1797, „Würde ſelbſt die italiäniſche 
(von Giacomo Biano) übertroffen haben ; allein der 
Verfaſſer ſah fich genöthiat, ale franzöfifher Hufarem. 
Offizier nach England zu reifen. (©. Klopſtock und feine 
Sreunde. Ch. 2. ©. 302.) 

**) Aus einem ganz andern Grunde, nänlich weil Revo 
Iutionsoden fih überhaupt mit dem Weſſias nicht füglich 
vereinigr denfen laſſen, ließe fich Klopſtocks Widerwillen 
beiier entichuidigen. Das berte für die Franzoſen wäre 
ein Discours preliminaire. Später Hat denn Kivniiodl 
auch feine Gefinnung über Sranfreich ſelbſt ſehr deutlich 
erklärt. S. dis Berliner Monatsſchrift. Gebr. 1796- 


375 


» Das Gefpräch lenkte fi auf feinen Abbadona. 
Diefen Hatte Klopfiod, wie er fagte, ſchon, als er in 
die Schweiz gegangen fey, völlig ausgearbeitet gehabt, 
weil er vom jeher fein Liebling geweſen fey. Xuf feiner 
Reife durch Magdeburg habe er die Srüd fünfmal vor⸗ 
lefen müffen, weil immer noch Jemand dazu gekommen 
fey, der es aud) gern habe hören wollen, und dem er 
es nicht füglich abſchlagen konnte. 

Sad, der damals noch in Magdeburg war, Badıs 
mann,*) Pagke **) feyen allezeit dabei gemwagen. 
Nur wiffe er nicht, wie fie es angefangen hätten, 
06 fie Hinter der Tapete Jemand hätten nadfhreiben 
laffen; kurz fie hätten den Abbadona ihm weggehorcht, 
und KLog hab’ ihn dann zu feinem Erftaunen in Halle 
druden laffen. uebrigens hab? er ſich ſchon in feiner Zus 
gend nie eine ewige Hölte benken Können, fonbern 
eine folhe Behaupning ſtets für eine wahre Gotteöläftes 
zung gehalten, und daher fey die Idee von dem gerzt⸗ 
teten Abbadona fo früh in feinem Gedidyt vollendet wor» 
den. Der Dichter aber mäffe die finnlichfte Darftels 
Tung wählen.” 





*) Ein fehr gebifdeter Kaufmann In Magdeburg, bei dem 
Sulzer eine Zeitlang Hautlehrer war Kiopfiod u. f- 
Freunde. Th. 1. €. 385. 

*) 306. Sam. Bapke, geb. 1727, feit 1762 Predi. 
ger an d- heiligen Geißtiede zu Maadeburn; «ad Schriit« 
Meier vorsüglih betannt durch feine mufitallien Gt» 
dire. (dRagded. u. Lens. 1780) Er Nach 1736. 


276 


„Bor zehn Jahren hätte ber Dichter bed Mefflas 
ein ſolches Geſtändniß kaum ablegen können. Man fieht, 
aber, daß fein ber Wahrheit offener Geiſt der allgemeis, 
nen Weberzeugung bes Beitalters nit zu wiberfireben 
vermochte. Man erinnert ſich aber auch dabei an jene 
Behauptung, Klopſtocks Meſſias werde dann erft wieder 
ganz zu Ehren kommen und aud feinem Inhalte nad 
nichts Anflößiges mehr haben, wenn man erft allgemein 
bahin gefommen fey, das Erlöfungswert nit für einen 
verpflichtenden Glaubenspunft, fondern für tad, was es 
doch aller Geſchichte zufolge allein feyn Tönne, für einen 
jüdiſch chriſtlichen Mythus zu halten. *) 

» Seiner Zugenbliebe zu Fanny, ber nachherigen 
Kammerräthin Streuber in Eifenah, freute er fi 
nod in den Gefprähen mit mir mit aller ihm eigenen 
Kindlichkeit und offenen Heiterkeit. Er bewahrte no 
eine Zahl von Dden an Fanny auf, bie bis jest nicht 
gedruckt worden find. **) Ich mußte ihm von bee ganzen 
Kamilie alles erzählen, was ich wußte, und als ic bie 
Kammerräthin Streuber als eine durch ihr impofantes 
Aeußere, ihre alles bethätigenbe Aufficht in einem zahle 





*) erst. Juan Andre’s dell’origine, pragresso e sta- 
to attuale d’ogni letteratura. Tom. IL. P. 172. 

**) .Uuch in der vor einigen Jahren erichienenen Auswatzi 
aus Klopſtocks nachgelaſſenem Briefwechfel u f- We fine 
det man fie nit. — Belläufig bemerken wir, baß 
Klopſtocks Jugendgeliebte mit ihm faft au gleicher Zeit 
entfchlunmerte- 


- 


277 


reichen Hausſtand und auf der Schreibſtube eines ſehr 
bedeutenden Handelshaufes, fo wie durch ihre Entſchloſ⸗ 
fenheit ſich noch ‚immer ſehr auszeichnende Frau ſchiiderte, 
gerieth er darüber in ein ſolches Entzücken, daß er die 
ganze Gefeufhaft — es war bei dem feierlichen Gaſt⸗ 
mahl, wozw, was das Zimmer faffen wollte, geladen wors 
den war — aufrief zu hören, was feine Fanny noch 
jegt fey. Bon der Schwefter kam es auf ben Bruder, 
den früher erwähnten Weimariſchen Geh. Rath Schmibt. 
Klopſtock erzäglte eine Scene, wo fie alle bei Gleim zus 
fammen gewefen waren, und mit biefem eine Landpärthie 
gemacht hatten, wo fie ſich gegen Gleim, ber fie fänimse 
lich aufgefodert, rüfteten, und ihn mit vollen Waffes« 
eimern begoffen. *) Giner folhen Jugendlichkeit konnte 
fi der Greis auch in der Grinnerung noch außerordente 





*) Ein mit Feder Jüngfingögand gepeichneted Gemälde von 
dieſer Wafferfhlaht, wie fie Rlopkod zu nennen 
wflegte,, bat er felhf in einer fpätern Ode vom 9. 4798, 
mit der Ueberfhelft: Der Wein und dab Waffer 
gegeben. (Kiopftods Werte. 8b. 2. ©.280n-f.) Gleim 
Heß zum Andenfen daran , in der Nähe einer Feiſenquelte 
au Mdventädt unweit Halberladt , ein einfaches Dentmat 
von Stein aushauen. Auf ebner ſchwarzen Diarmorplarte 
Heß man mit goidnen Bucnaben die Infcheift: 

Riopfioed trank aut biefer Quetle/ 
Sap dei Sieim auf diefer Ötene, 
Sprach mit Gleim bie in die Nat, 
Und gewann die Wafreichlacht ! 
Wergl. Kiofod u. f Freunde m . w Si. © 318 


278 


freuen. Es ift bereits erwähnt worben, wie Klopftod 
alle gumnaftifchen Uebungen in früherer Beit liebte. Defs 
ters hatte er auf dem Gute des Minifters Bernftorff 
ein Ballfpiel in zwei Bactionen angeordnet, wobei er zu⸗ 
gleich die Regeln und Gefege beim Spiel zu geben pflegte. 

»Klopſtocks Augen, die früher fo fcharf geweſen 
waren, daß er fi) mit Grund rühmen Eonnte, eben fo 
weit und genau damit zu fehen, als andere durch Perns 
gläfer, hatten in der Folge durch hartnädige Augenübel 
bedeutend gelitten, Jetzt bediente er fich feit geraumer 
Beit einer Brille, hatte aber doch in der Ferne noch recht 
gute Augen. Indeß war bieß nit immer der Fall ges 
wefen. Ich Eönnte, fagte er felbft, wohl eben fo viel, 
und vielleiht no mehr über Augenkrankheiten ſchreiben, 
als Büfh und Campe. Bei diefer Gelegenheit er⸗ 
zählte er, daß er einft, wie er eben fehr an ben Augen 
gelitten babe, bei Gleim in Halberftabt zum Beſuch 
gewefen ſey. Indem er nun, jammernd und ächzend 
Über die unerträglihen Augenfchmerzen,, bagejeflen, ſey 
Gleim, der ihm lange Troſt zugefprocdhen, und alles zue 
Zinderung fruchtlos verfuht babe, endlich mit. der ihm - 
eigenen Beftigkeit vom Stuhl aufgefprungen, und babe 
ihm aus vollem Halfe entgegen gefhrien: Nun, fo wers 
den Sie doch nur wirklih blind! — 

„Als ich beim letzten Beſuche feine Aufträge an 
Efhenburg, Sleim, Herder und Wieland em⸗ 
pfangen hatte, und gerührt einige Worte des Abſchieds 
herſtammeln wollte, verfinfterte fi auf einmal Klopſtocks 


279 


Stirn. Er warb höchft feierlih , und mit einem Pas 
thos, das ich in diefer Zeit nur zweimal an ihm bemerkt 
hatte, ſprach er bie Worte: Abfchiebnehmen ift etne 
halbe Gottesläfterung. Unter ben Guten’ ift im Geifters 
reich weder Abſchied, noch Trennung !” — 

Es iſt bereits früher erwähnt worden, baß Anger» 
lita Kaufmann dem Dichter ein treffliches Gemälde 
aus dem Meſſias, bie erſchütternde Scene mit Samma 
im zweiten Gefange *) überfepictt Hatte. So viel auch dieſe 
trefilihe Künftterin im Golorit geleiftet hatte, fo wenig 
wollten biefe Darftellungen dem Dichter im Einzelnen 
genügen. Er hatte feine Zorberungen zu hoch gefpannt, 
und beinahe Unmöglides verlangt, Die Engel follten 
feine Flügel haben, und Zebermann müßte ihnen doch 
ihr Uederirdiſches beim erflen Blick anfehn. Die Auf⸗ 
erftandenen müßten von ben noch nicht Geftorbenen eben 
fo ſehr, als von den Engeln unterfheidbar gemalt wers 
den u.f.w. Man begreift leicht, daß folhe Forderun⸗ 
gen felbft der Vegeifterung einer Angelika bie Flügel läh⸗ 
men mußten, und daß fi bie ganze Sache durch des 
Dichters Eigenfinn zerfchlug. 

Aber aud) der treffliche uger **), jedem Kunftliebens 
den bekannt durch feine meifterhaften Blätter nad) ber 


*) Vergl. Mattbiffons Erinnerungen. 76. 1. ©. 307. 


*) Heinrich Friedrich Sügerz geb. su Heilbronn 
1751, get. 1818 zu Wien alf Tirecrer d. kaiſerl. Vil. 
dergaßerie daſelbſt. 


280 


Meffiade *), welche zu feinen vorzliglichften Werten ges 
rechnet werben, hatte viel mit dieſem Gigenfinne bes 
Dichters zu kämpfen, umfo mehr, da Klopflod eigentlich 
mit ben erften Regeln der Kunft völlig unbekannt war, 
und daher gar nicht wußte, wenn feine Korberungen Über 
den Kreis hinausgingen, ben bie Ratur jeder Kunſt ans. 
gewiefen bat. 

Ungeachtet Klopſtock in einem Briefe an Bleim vom 
18. Zuly 1798 Füger’s Zeichnungen zum Meffiad vors 
trefflich, und ihn den größten Maler nennt, der feine 


*) Zwanzig Handieichnungen , die er während einer fangen 
ſchmerzlichen Krankheit, auf blaues Papier , mit Kreite 
und Tuſche weiß erhöht, verrertigte. Bier derſelben find 
vor der Leipziger Duartausgabe ded Mefliat von Johen 
serochen worden; die Übrigen verewigte fpäterbi durch 
Unterffügung des edien Grafen Fried in Wien, Rey. 
bold's Grabflihel. Das unter den Kupfern sur Quart. 
ausgabe ded Meſſias befindliche ſchöne Blart , welches dem 
Tod des Heilands am Kreuze vorftellt, war Gügerd Fey 
te Arbeit. Bruchſtücke aus ſeinem Nachlaß, herausge 
geben durch den befannten Künſtler Ludw. Serdte 
nand Schnorr von Carolsfeld, findet man in 
d. Auswahl aus Klopſtocks nachgel, Briefwechſel u. ſ. w. 
&h. 1. ©. 297 u. f. Nicht ganz günftig iR Soerbhev 
Urtheil über Füger. „ Seine Werke," fagt er, „find 
meiftend gut angeordnet und von gefälliger Wirkung. 
Das Eolorit Hat eine lockende Geifchheit, und bie Aus. 
führung iR getftreich , aber gewöhnlich zu teichr und flüch. 
tig. Den Umriſſen pflegt ed am Richtigen zu fehlen. (S. 
Goethe: Winkelmann u. ſ. Jahrhundert. S. 307 uf.) 


281 


geliebte Angelika weit übertreffe *), fo mußte ber Künfts 
ter ſich gegen manche Einwendung vertheidigen, bie Klop⸗ 
Rods Bedenktigpfeit ihm entgegenftellte, der felbft fo weit 
ging, zu behaupten, Bott den Water zu malen fey Abs 
götterei. *) J 
Wie ſehr Klopſtock feinen ſchwer zw realiſirenden, 
artiſtiſchen Anſichten treu geblieben, fieht man aus feinem 
Briefe an Füger vom 15. Auguſt 1798 ***). Ihre 
vortrefflijen Beipnungen hängen , feitdem fie unter Blafe 
find, in dem Zimmer, in weichem id; Fremde fehe, und 
worin ich jegt öfter, als fonft bin. Ich gehe ba nicht 
felten von einer zu ber andern, unb eben die Wanders 
ſchaft müffen auch Heifende, wenn fie es werth find, mit 
mir antreten. ins habe id; bisher noch nicht gethang 
ich werde es aber künftig thun. Ich werde dem rem 
den fein Wort von den Zeichnungen fagen, ober aufs 
ftehen, und mit ihm in der Stube hin» und hergeben: 
Run Eann er fein Glück machen, ober auch verungläden. 
Wenn er dann nichts ober Unbebeutendes fagt, fo hat 
er ed mit mir verdorben, und ich nehme es dann mit ihm 
auf dem Zuß, wieic ed mit denen nehme, die mich bes. 
ſachen, nit um mich zufegn, fondern zu befehn.— 





*) Rtofiod u. f. Breunde. Cb. 2. & 315. 

*) Bergl. Böttisers Auffapg: Riopkod im Sammer 
1795 (ind. Kofhenbud Minersa aufs 3. 1814. ©. 347. 

*) ©, das Siener Archiv f. Bengrapbie, Hiforie u. (-Ww- 
März 1819. Mubronbl aus Kiovfods nadgelafenen 
Driefwechſei u. few. Th. 1. ©. 298 — 301. 


282 


» Chriſtus, der dem Vater ſchwrt, kann von She 
nen felbft duch nichts übertroffen werden. Aber, Elbe 
ner Mann, Sie haben auch den Vater gewagt. Bas’ 
phael und Angelo haben es, fagen Gie, getban. Ihr 
habt alle drei gefündigt! Auch große Künftler dürfen 
den Vater nicht bildenz Feiner darf's. Hiedurch fay’ 
ich nichts wider Ihre Vorſtellung des Vaters; ich rede 
nur von, der Unternehmung, — Portia ift auch vortreffs 
lich, auch bie beiden Griechinnen finds. Aber den⸗ 
ten Sie fih die Verfe darunter: (Dieß ift der 
von mir angegebene Augenblid: ) 

— — — — Vergaß ſie beinah? in ihrer Entzückunga, 

Daß fie, Sterbliche noch, bei einer Sterblichen ſtände. 

Denn die Schönheit der Abendröthe glänzt' auf ‚der 

Wang’ ihr, FBF 
und ihr Lächeln im Bild — 


und entjcheiden denn felbft: ob Jemina nicht ein wenig 
Schimmer im Gefiht haben müßte? Doch vielleicht wird 
fih der im Gemälde zeigen. Kon ben Gemälben 
werd’ ich denn alfo nichts zu fehen befommen, wenn Gig 
mir nit eins davon leihn. — . Einige meiner Freunde 
propbezeihen mir achtzig Zahre und drüber. In biefem 
Falle würd’ e8 denn mit der Zurüdfendung ded Gemäl⸗ 
des ein wenig lange dauern. — Wenn Sie ed mir er 
lauben, fo werd’ ich Anmerkungen, nicht über die Aus- 
führung , fondern Über die Compoſition der Zeichnungen 
machen. Denn id) made Meiftern, wie Sie find, nie 
Anmerkungen, wenn Sie es nicht verlangen, und andern 


283 


3’ ih auch die verlangten nicht. Ich hätte ja, könn⸗ 
Sie fagen, doch eine in Anſehung des Vaters ges 
»t. Diefer konnt' id mid nie enthalten. — Ih 
ihte, daß Sie mir eine Beſchreibung (fie braucht 
: lang zu feyn) von ben Zeichnungen ſchickten, deren 
alt Sie in dem Briefe an Meyer kurz angezeigt 
n. 2) Satan auf feinem Thron und Abs 
ona. Vermuthlich der. Augenblid, da Abbadona 
an widerſpricht. Ihre Kühnpeit gefänt mir nicht, 
hl hier, als in verfdiedenen andern Zeichnungen. 
Judas Traum, Gicht er feinen Water? und 
fiept er fonft no vom Traum? Raphael fapt Phas 
3 Sräume fogar in Rahmen. So etwas haben Sie 
5 nit gemacht? 5) Chriſtus, Gabriel und 
vadona. ie unterjgeiven doch Gabriel und Abe 
na aud dem Leibe nah? s4) Gabriel, der bie 
ten ber Väter zu ihren Gräbern führt. 
Seelen haben ätherifche Leiber; dieſe find von den 
en der Engel verſchieden. Die Frage an Anger 
ı, wie fie hier unterfdeiben würde, war eine von 
2, bie fie von der Unternehmung abfäredte Ich 
mich, daß Sie ſolche Schneden nicht kennen. 16) 
: Meffias, der ben Thron der Hölle zers 
t. Sehr kühne Wapl. Alfo, nach dem Wahne ber- 
lenen Geifter, ein Gefilde voll Todtengerippe. Dieh 
n Gemätde noch ſchrecklicher, als im Gedicht. Abs 
na allein hält fi nicht für verwandelt, Es find 
Seelen der Verdammten ba, welche fi nicht für 


284 


verwandelt halten. Mich verlangt fehr nad) der Mes 
fhreibung biefee Zeichnung. 18) Chriftus ats 
Weltrichter und Stephanus u. ſ. w. $Sierüber 
werd' ich Ihnen künftig etwas fagen. Ich muß erft im 
Meiflas nachlefen, und das kann ich jego nicht, weil 
der Brief fonft nicht fortläme. Sagen Sie Herrn John, 
daß ich ihm die Ode: Die Züngfte*) vorlefen wärbe, 
wenn ich in Wien wäre.” — 

Möge bier ein Brief Fügers an den Dichter, bee 
zur Erläuterung des feinigen dient, ebenfalls auszugss 
weife eine Stelle finden. „ Sie verlangten ein, vereh⸗ 
rungswürbiger Mann,” ſchreibt der Künftler aus Wien. 
d, 24. März 1800, **) „eine Befhreibung meiner auß 
Ihrem Meffias entworfenen Zeihnungen.— Was Sis 
mir einf Über bie Vorftellung meines Bott Waters ſchrie⸗ 
ben, daß er eigentlidy gar nicht fülle unter irgend einer 
Seftalt vorgeftellt werden , baräber find freilich ſehr wide 
tige Gründe anzuführen, die Niemand widerlegen kann, 
und von denen ich auch fehr Überzeugt bin. Aber — mir 
Scheint, es geht damit, wie mit andern abflrasten Be⸗ 
griffen, die man finnlich machen will oder mu — Go 
bat man Öfters das flammende Dreied ald das Sinnbilb 
ber Dreieinigkeit; das Kreuz und ben Kelch mit ber Ho⸗ 





*) Klopſtocks Werke. (Leipzig 1798) Bd. 5 ©. 236 m fe.“ 
Sie beginnt mit den Worten: „Tochter der Zeichnung, 
wie ed die Malerei, und des Bildnerk Kunft it u- f. w. 

*) Vergl. Auswaht aus Klopſtocks nachgelaſſenem Brief 
wechſel u. ſ. we Ch. 1. &. 801 u, fe 


285 


flie darin als das Zeichen der chriſtlichen Religion; die 
Schwanenflügel der feligen Engel als das Bild ihrer 
Schnelligkeit, und die Rachtflügel der gefallenen Enger 
und Dämonen, als ein von den Menfchen vechaßten Thies 
zen genommenes Attribut und Gleichniß ihrer im Finſiern 
ſchleichenden Bosheit vorgeftellt. Da bie bildende Kunfk 
keine andere Geſtalten hat, unter welden fie denkende 
Weſen vorftellen Tann, als die einzige Geſtalt ded Mens 
Then, fo bleibt ihr freilich fein anders Alternativ, wenn 
fie neben wirklichen Menfchen geiftige Wefen ſchilbern fol, 
ald entweder ſich der allgemein angenommenen Attribute 
für diefe tegtern zu bedienen, oder aller Darftellung zu 
entjägen, die nicht mehr Menfch iſt. — Ich geſteh' Ihe 
nen auftihtig, wenn id) mir den Gebrauch diefer Attri⸗ 
bute nit erlaubt hätte, fo. würden meine Darftellungen 
aus dem Meffias über die Hälfte haben unterbleiben 
möffen,, ober fie würben wenigfiens den Brad ber Deute 
lichkeit für den Zuſchauer nicht erhalten haben, den viele 
Kunſtkenner darin gefunden zu haben verfichern; denn ich 
dürfte aus gleicher Urfache nicht nur einen Gott Water, 
fondern auch feinen Engel, und eben fo wenig einen 
Satan, Adramelech und Abbabona zeichnen, die in menſch⸗ 
licher Form handelnd erfeinen. Läßt doch der erhabene . 
Dieter felbft im erſten Gefange den ewigen Vater fein 
ſchauendes Antlig nad dem Mittler hinwenden und füs 
gen: Ich breite mein Haupt durch bie Himmel, meinen 
Arm aus durch die Unendlichkeit u. ſ. w. Warum foll 
denn der an Mitteln der Imagination ſo viel Ärmere Mas 


286 


lee deswegen eine äfthetifche, oder gar eine metaphyfiſche 
Sünde begehen, wenn er das Antlig, das Haupt, ben 
Arm zeihnet, (von weldem der Bott Vater bes Dicke 
ters felbft ſpricht, daß er fie ausbreitet), und höochſtens 
noch einen Leib hinzufegt, zu dem fie gehören, umb weil 
er in feinee Armuth auch einen Bott Water berftellen 
will, der freilich duch einen Mund nit fpridt, fons 
dern höchſtens nur zu fpredhen fcheinen folle? Mir fcheint - 
aus diefem Beiſpiel, daß die hoöchſte Poefle, wenn fie 
das Wefen ber Gottheit in Handlungen beſchreibt, nicht 
ganz der finnlihen Formen entbehren Tann, unter wels 
chen fie und biefe ober jene Handlung beffelben deutlich 
zu erlennen gibt. Welcher gebildete Lefer wird diefe Form 
für wirkliche Geftalt nehmen, und welder gebildete Zus 
[bauer wird fi) desiwegen Gott den Water als einen 
alten Mann wirklich denken, weilman ihn unter ber Ger 
ftalt eines mächtigen und ehrwürdigen Grerfed In der 
Malerei vorftelt? — Ih wünfhte niht, daß Michel 
Angelo, Raphael, Dominidhino, Pouffın u. f. w., es 
unterlaffen hätten, eine foldye Geftalt zu bilden, an weis 
cher fih beinahe alle große Maler verfuht haben, deum 
"es war in jeder der Pehſte Schwung, deſſen ihre Ein⸗ 
bildungskraft fähig war.” — 
„Alles dieß glaubt’ ich anführen zu müſſen, weil 
auf bem Gebrauch diefer fo allgemein angenommenen Ats 
tribute dder Geftalten die Vorſtellung meines ganzen 
Werkes gegründet tft, deſſen jegige Deutlichkeit ſogleich 
verloren geht, wenn ich nur eins dieſer Attribute weg⸗ 


287 


nehme: Satan und Adramelech auf bem Thron der Hölle, 
Abbabona, und bie übrigen gefallenen Geiſter würden ohne 
die ihnen’gegebenen Naıtflägel, vielleicht als ein Haufen 
mwüthender, menſchlicher Geſtalten erfcheinen, deren Natur . 
das Auge zu erforfhen fuht, und dem Verſtande doch 
nicht zu erklären vermag, ob ed Perfonen der ehemaligen 
griechiſchen oder zömifhen Unterwelt, ober wohl gar 
wirttich lebende Menſchen feyn ſollen ? Im britten Ger 
fange, der Traum des Judas, wird das unumgängliche 
Bedlrfniß dieſer Attribute noch fihtbarer, da jede ber 
vier handelnden Perfonen von andrer Gattung ift. Ithu⸗ 
riel wird durch die Schwanenflügel, Satan durch die 
Rachtflügel, die Traumgeſtalt des Waters burd ihre 
Durdfihtigfeit von dem wirklich fhlafenden Menſchen fo 
ſtark und kenntlich ausgebrüdt, daß einige, die ben Tert 
nicht gelefen hatten, dennod den Inhalt bes Wildes und 
feinen Sinn von ſelbſt erriethen. Ohne bie Flügel häte 
ten fie ben entſchwebenden Ithuriel eben fewohl für einen 
andern ber feligen und verklärten Perfonen nehmen kön⸗ 
nen, ohne in ihm den Engel zu feben. Im eilften Ges 
fang kommt gerade diefer Fall vor: Babriel’allein hat 
Blügel, die Seelen der Wäter ünterfcheiden ſich dadurch 
vollkommen deutlich, daß fie in Ihrer im Eeben gehabten 
Geftatt zum Theil ſchwebend auf Wolken oder in der Euft 
vorgeſtellt ſind. Das an dem Hintergrund auf Golgatha 
noch ftehende Kreuz bezeichnet noch Marer die Gegenwart 
bloß ätherifher Leiber in den ebenfalls allgemein anges 
nommenen Geftalten bed Adam, ber Eva, Moſes, Das 


288 


vid u. ſ. w. Din Meffiad, ber den Thron ber Höe 
zerſtoͤrt (im fechzehnten Gefange) hab’ ich nicht nach der 
wörtlihen Schilderung des Textes vorflellen können, weil 
das Gefilde vol Todtengerippe, fo fehr es in dem Bes 
dicht felbft den Leſer erfchüttert, in der finnlidden Dep 
ftellung einen widrigen Eindrud auf die Empfindung nacht, 
indem die ZTodtengerippe bei dem Lefer ein zwar eben: fo 
ſchreckliches, aberboch nur vorübergehendes, inber 
Malerei aber ein fletö vor Augen bleibenbes Bilb ber 
Zerflörung unfres Körpers geben, deffen Anblid unfse 
Sinne niemald anhaltend ertragen können, unb was 
folglich außer den Grenzen der Vorſtellungen bilbenber 
Kunft zu liegen ſcheint. — Anſtatt des Seraph Abs 
diel, Hab’ ich den Meſſias felbft, mit dem Feuer und ben 
Bliken des göttlichen Zorns umgeben, weil Ich in mei⸗ 
ner Smagination kein größeres und einfacheres Zeichen 
feiner, die Macht der Hölle zerfiörenden Allmacht fand, 
als dieſes. Auch hat das Einfache diefer Anordnung einen 
überrafchenden und heftigen Eindrud auf mehrere Ben 
wundrer bes Gedichts gemacht, indem ich ben Schwierigs 
keiten der vielen untergeordneten Nebenfiguren ausgewichen 
bin. — Doch ih will abbredhen. Grlauben hie mir 
nur fo viel’ hinzuzufägen, daß ih dem Studium ihres 
unfterblichen Gedichts und bem daraus von mir entworfes 
nen Werke einen Theil der günfligen Meinung ded Yublis 
kums darüber ſchuldig zu feyn glaube, — Gchließen 
Sie daraus, mit welcher dankbaren Verehrung ich flets 
an Sie felbft denke, deffen Geift den Meſſias wie eine 





289 


neue Offenbarung erſchaffen hat, und meſſen Sie die 
lang verzögerte Beſchreibung meiner Arbeit ja nicht einem 
Mangel an Hochachtung, fondern im Gegentheil einem 
Mißtrauen gegen mich bei, Ihnen damit Genüge zu 
leiſten.“ *) 

Klopſtock genoß das Glück, fi auch im Greifenalter 
einer ungeſchwaͤchten Geiſteskraft und ‚Heiterkeit zu ers 
freuen. In den legten Jahren feines Lebens beſchäftigte 
ihn vorzäglid, die Herausgabe feiner ſämmtlichen Werke, 
wobei ihm indeß noch Muße blieb, ſich dem Studium der 
ättern deutſchen Literatur zu widmen, bas ihm fletö fehr 
am Herzen lag. Dieß fieht man unter andern aus eis 
nem Briefe an Gräter vom 20. July 1799.**) „Ih 
erinnere mich,= heißt es barin, „aber wie ih hinzufegen 
muß, nicht mit Gewißheit, daß id die Rachricht von 
Matthäus Paris ***) in ber Vorrede zu einem ans 
oelſãchſiſchen Wörterbuche gefunden habe. *+"*) Es find 





*) Ein Gedicht in lateiniſchen Herametern von Birden- 
Rod über Bügers Gebitde aus der Mefiade findet 
man in d. Auswahl aus Alopfods nacgelafenem Britfe 
wechfel u f- 1. Tb. 4. © 808 u. f- 

*) Gräter’S geefreute Blätter. Ulm 4822. Erſte 
Sammi. ©. 342 — 44. 

**) Ein im 3. 1289 verforbener Venedletiner, deſſen 
Ehronif von 1066 — 1269 einen großen Theil der gieich. 
aeitigen europäifhen Befchichte umfaht. Cie wurde von 
Biln. Risbanger biß 4278 fortaefübrt: Historia 
major, ed M. Parker. London 1571 u ina. Ausgaben. 

“*) ©. Bragur. Leipi- 1800. Bd. VL sth. 2. ©. 260. 


19 


290 


vermuthlich Lieber von Wittekinds Warben, bie Garl ber . 
Große hat auffchreiben laſſen. Waren's frühere, fo 
würden fie wohl nicht Turze Zeit falſch erklärt werben. 
Ihre Begierde zu finden gefällt mir niht wenig. Biel 
Glück auf den dornigten Wegen des Suhenste — *) 
36 habe Stellen in Ihrem zu freundlichen Briefe gefuns 
den, die mid zu einer Bitte an Sie veranlaffen.- — 
Beben Sie mir Nachricht von moralifhen Einflüffen, bie 
nad Ihrer Bemerkung meine Schriften, befonder& ber 
Meffias, gehabt haben. Die ifl mir vor allem ans 
dern Beifall wichtig. Nur Sprößlinge von biefer Palme 
find mir mehr werth, als andere aud große Palmzweige; 
und in fofern von Erwedung vaterländifher Ges 
finnungen die Rebe ift, Ein Eihenblatt mehr, 
ale Eihenkränze, die man nur dem Dichter gibt, 
Daß ich diefe Bitte an Sie thue, muß Ihnen, und wirb 
Ihnen, wie ich hoffe, ein ftarker Beweis feyn, daß ich 
fehr entfernt bin, Ihre feurige beutfche Thräne zu vers - 
Thmähen.* . 
Als im 3. 1800 die bei Goͤſchen in Leipzig ges 
drückte Prachtausgabe des Meſſias eben vollendet war, 
befhloß der Dichter, feiner mütterlichen Yflegerin Schuts 
pforte, welder er feine erfte Bildung verbankte, durch 





**) In der Zeitſchrift Iduna u. Hermode, von 8. D. ©. 
Hall. Jahrg. 1816. No. 20. ©. 77 iand Bräter 
folgende Stelle: Ein heidniſcher Palaſt der Angelfachten 
wird unter der Erde gefunden, nebfi einem Buch von 
Odin. Aus Matthäus Paris. 


291 R 
die ueberſendung eines Exemplars der Meſſiade einen 
Beweis feiner Dankbarkeit zu geben, und zugleich das 
Andenken eines ehemaligen ihm ſehr theuren Lehrers dies 
fer Anſtalt zu ehren. 

»Die Erinnerung, in ber Pforte gewefen zu ſeyn, 
ſchrieb er den 20. März 1800 an ben damaligen Reccor 
Heimbach *), „macht mir auch deßwegen nicht felten 
Vergnügen, weil ich bort ben Plan zu dem Meffias 
beinahe ganz vollendet habe. Wie fehr ich mich in diefen 
Plan vertiefte, tönnen Sie daraus fehen, daß die Stelle 
vom Anfange bed 19ten Gefanges bis zu dem Verſe, ber 
mit „um Gnade!“ enbigt, ein Traum war, ber wahre 
ſcheinlich durd mein anhaltendes Rachdenken entftand, 
Bär’ ih ein Maler gewefen, fo hätt’ ich mein halbes 
Leben bamit zugebracht, Eva, die äußerft ſchön und er⸗ 
haben war, fo zu bilden, wie ich fie fah. Das Ende 
des Traums fehlt indeß in ber angeführten Stelle. Es 
iſt: Ih fah zulegt mit Eva nad dem Michter in die 


*) Earl Wild Ernk Heimbach, sed. 1705, gel» 
1801. (Versi. EhTihrtegroms Mekrolog d. Deut- 
fen für d. 19te Jahıb- Bdet. Gotta 1802. &.26— 
62.) Det erwähnten Brief finder man in der Zeitfärift 
Janus. 1800. ©t. 6. &.436 — 865 wie au ind. 
Sriften: Riopfod. Eine Borlefung von K. Mor« 
—8 — 59 u. Kiopfod aid wienſch und 

Dichter. 6.86 — 87: am vollfändighen mit den übrigen 
Aetenßücen in D Seipi. Mügem. Eiterar. Bnicige 4800. 
No, 9. 6. 969. u. fe 








292 


Höhe, mit Ehrfurht und langfam erhobenem Geſicht, 
erblidte fehr glänzende Füße, und erwachte ſchnell. 

» Sie empfangen biebei bie große Ausgabe des Meſ⸗ 
ſias *2), die Herrn Göſſcchen nicht wenig Ehre Macht. 
Ich beftimme fie für die Schulbibliothek, und Überlaffe 
Ihnen, bei Verſchweigung meines Wunſches, einen Plag . 
für fie zu wählen. Sollten Gie finden, daß dieß irgend 
einen guten Einfluß auf die Alumnen haben könnte, fo 
Laffen Sie das Buch auf folgende Art in bie Bibliothek 
bringen.“ 

» Sie wählen den unter ihren Zünglingen, welchen 
©ie für den beften halten, ich meine nicht nur in Mes 
stehung auf feinen Geift, fondern auch auf feine Sittlich⸗ 
keit, zu der, wie ich glaube, aud der Fleiß gehört. 
Bitten Sie diefen in meinem Namen, bad Bud zu tras 
gen, und es dahin zu ftellen, wo Sie's ihm befehlen 
werden, Vielleicht mögen Sie ihm auch die wenigen zu 
Beskeitern geben, die gleich nad ihm die beften finb, 
Machen Sie dieß alles, wie ſich von felbft verfteht, nad 
Ihrem Gutbefindenz; oder unterlaffen Sie ed auch ganz, 
und nehmen mein Andenken in aller Stille In bie Schul⸗ 
bibliothek auf. Aber eins, warum ich Sie bitte, wer⸗ 
den Sie, weiß ih, gewiß nicht unterlaffen. Der Sons 
sector Stübel**) war mir ber liebfte meiner Eehrer. Gr 


*) Der Meſſias. Erfier bis vierter Band. (eeisits 41800; 
mit latein. Lettern auf Velinpapter in gr- Quart gedsuct, 
mit 4 Kupfern von John nah Büger.) 

*0) Nicht Stüdvel, wie in d-.unl.angef-Zeitfhr- Ian m 8 Met. 


293 


ftarb zu meiner Zeit. Ich verlor ihn mit tiefem Schmerze. 
Laſſen Sie von einem Ihrer dankbaren Alumnen irgend 
etwas, daß ber Bcühling zuerf gegeben hat, junge Zweige 
oder Bläthentnospen, oder Blumen, mit leifer Nennung 
meines Namens, auf fein Grab freuen.“ — 

Es war mir heilig, Ihren Willen auf's treufte zu 
vollftreden, ” heißt es in einem Briefe Heimbachs 
vom 43. April 1800. *) »Am grünen Donnerftage kam 
das Geſchent, welches ich fofort den Alumnen feierlich 
antündigte. Immer hatte der Name Klopftod Pfor⸗ 
tens Jugend begeiftert. Jett war die Weberrafhung, 
die NRührung befto gewaltiger, Erſt ein langes tiefes 
Stiuſchweigen voll Verehrung, und dann ein Dinzudräns 
gen zu bem Prachtwerke, welches ich vorzeigte. Um 
von einer fo reinmenſchlichen Feierlichkeit jede falfche Ems 
pfindung auszufhließen, ließ id) die ältern Alumnen ents 
ſcheiden, wer von Ihnen würdig fey, Klopſtocks Repräs 
fentant zu werden. Die Wahl fiel auf Küttner und 
Rüger*t) zwei Zünglinge voll ſchöner Hoffnungen. ” 

*) ©, d. Leivj. Algen, Literat. Anzeiger 1800. No. 99, 
8.970 u. f. 

**) Sie garben beide in der Blüthe ihred Lebens, Rüner 
noch atd Schüter in Pforte im Srübfahr 1801, Kütt« 
mer alt Lehrer der Rreupicule in Dresden. Zwel bei 
diefer Gelegenheit von thnen verfertiate Gedichte (An 
Kıopno@ und; Goeschenio Typotechnitae Ger- 
maniae Principi Porta überichrieben) findet man In dem 
Leipz. Aünem. Eiterar. Anzeiger 1800. N0,99. ©. 974— 
75; wie aub in Shlihtearen’ Nefrolog d. Deunfc- 
für das 19te Jabr6. Bd. 1. Gorha 1E02. &.0n— fir 


294 g 


» In der Frühe des Auferflehungsmorgens verfants 
melten fi Lehrer und Schüler, und gingen in felerlis 
her Stille, der Jüngling mit ben erfien Gaben bes 
Srühlings voran, zu Stübels Grabe. — Wir ſchloſ⸗ 
fen einen Kreis; der Süngling ftreute gebeugt bie Bus 
men bes Dankes, und nannte leif’ und bewegt den Nas 
men Klopftod. Der Chor fang: Auferftehn, ja aufe 
erftehn wirft du u, ſ. w. und ich fprad) die Ode: Dem. 
Erlsſer. — Der Zug ging hierauf zur Bibliothek; bie 
beiden Jünglinge traten hinein, das Geſchenk auf einem 
Küffen von weißer Seide, mit dem jungen Grün bes 
Waldes Gefhmüdt, tragend. Eine fanfte Muſik ertöns 
te. &ie legten ed nieder auf den Heinen, dazu erricdhe 
teten Altar, mit weißer Seide umbangen, mit Immer⸗ 
grün ummunden, und am Fuße mit Blumen beftreut. 
Ein Lorbeerzweig wand fi) über die Meffiade. Die Mus 
fit ſchwieg, ich trat aus der Mitte meiner Gehülfen her⸗ 
vor, und fprad) die wenigen Worte, welche Sie in ber: 
Beilage finden. Mit heiliger Stille ftanden‘, fahen und . 
horchten die Zünglinge, und ber göttlihe Funke fühlen 
in aller Herzen fi zu entzünden. Dann ging jeder lang» 
fam und voller Gedanken nah Haufe, Hätten Sie, 
Verehrtefter, den Eindrucd bemerkt, welchen bie einfache 
Beier machte, bdiefer eine Augenblick Hätte Sie mit den 
ſchönſten Freuden belohnt. ” 


» Mit dem tiefgefühlten Entzüden’einer glücklichen 
Mutter,” Heißt es in der eben angeführten Beilage bes 


295 


Heimbachſchen Briefs*) empfängt bie Pforte biefes 
heilige Geſchenk bes erften ihrer Söhne, ber Längfk ihr 
geheimer Stolz war. Sie beſchied fih gern, daß fie auf 
dieß unfterblihe Werk wenig Anſpruch machen dürfe; ben 
hohen, himmlifhen @eift, ber in ihm weht, hat keine 
Menſchenſchule gegeben. Aber wohl mußte fie, daß es 
in iftem Schooß empfangen war, und fagte ſich oft mit 
demüthiger Zreube, daß fie es gewefen, bie Klopftods 
Geift zu dem erhabenen Gedanken, den Meſſias zu fins 
gen, gewedt, und mit ber ätheriſchen Kraft griechiſcher 
und römifcher Kunft genährt habe. Dankbar legt fie das 
Geſchenk der Weihe in dem Leinen Heiligthume ihrer 
Mufen nieder, auf daß es jegt und Künftig feine heiligen 
Slammen in des Zünglings Herz firtöme! Den Plag, 
welcher ihm ald Wert ber Kunft gebührt, hat längſt 
Vaterland und Ausland mit Einer Stimme entf&ieten. 
Aber ald Gabe der achtenden Liebe Klopſtocks an bie 
Pforte, räumt biefe ihm den Plag Über allen ihren 
Schägen ein.” — 

Mit freundlichem Dank antwortete der Dichter den 
30. April 4800. **) „Sie haben mir bei dem Grabe 
meines unvergeflihen Stübels, und in ber Bibliothek, 





W) € d Leipziger Milgem-Siterar. Anzeiger 1800. No. 99. 
&.972.— 73. Ehlihtenro1l's Nefrolog d. Deuts 
$ben f. d 19te Xahrb. Br. 1. © 46 — 
u Ebendaf. &.973- 74. Saltäresroit’s wem 
vun 





296 


worin die Alten flehen, bie meine Lehrer waren unb 
find, fo viel Ehre erzeigen laffen, baß id, einen heit 
davon nit annehmen kann, ob ich gleich für ben nit 
angenommenen eben fo dankbar, als für den andern- bin. 
Dieß mußt’ ich Ihnen nothwendig erſt fügen, eh’ ich De 
nen durch die nachfolgenden Bragen die Wärme und bas 
Vergnügen zeigte, womit id Ihre Erzäylung mehr als 
einmal gelefen habe. Sie willen wohl, man mag von 
dem nur noch mehr hören, was man gern gehört hat. 
4) Auf welde Art wurden Küttner und Rüger ge 
wähle? 2.) Haben Gie unter den jüngern Alumnen noch 
einige, die, wenn fie älter gewefen wären, wie K. und 
R., hätten können gewählt werben? 3) Angenommen, 
daß man von dem Altar nach der Kirchenthüre der ins 
gepfatrten geht, auf welcher Geite liegt .Stübele 
Grab? Und wie weit von der genannten Thüre? — 
Berfchweigen Sie den Alumnen bie Freude nit, welde 
mir ihr Betragen bei ber Feierlichkeit gemacht hat. I 
wünſchte nur einige in meinem Briefe, wegen des ver 
muthlihen guten Einfluffes auf die Jünglinge, Sie 
haben eine viel größere veranftaltet, und. dadurch gezeigt, 
wie ſehr auch Ihnen jener Einfluß am Herzen lag. ” — 

» Ein würdiger Reifender hat mir einige Delblätter 
vom Delberge mitgebraht. Ih werde Ihnen’ eins "das 
von ſchicken, fobald id Jemand finde, dem idh- zutrauen 
Tann, baß er ed Ihnen unverfehrt Überbringen with, — 
— Die Pforte befömmt, wie ich höre, noch ſecht Lehe 
zer und ein neues Schulgebäude. Werben jene in ben 





\ 


297 


Repetirſtunden vorgefchriebenen Unterricht geben? oder 
wird den Schülern, wie fonft, frei ſtehen nad eiger 
ner Wahl zu arbeiten, fol’ es aud) zuweilen nur wenig 
feyn? Wenn im erfien Ball das Lehren in Ginem fort 
geht, und dann bie Repetirſtunden eingehen, fo wird 
die Pforte ein Pädagogium, und es ift, fürchte’ id, 
dann bald aus mit ihr. Vermuthlich können Sie mir 
von der Anordnung des Reſcripts bald Nachricht ger 
ben.” — 

Noch möge hier ein’ Brief des Dichters an Heims 
bad) eine Stelle finden,*) um fo mehr, da er Klops 
ſtocks Gedanken Über die Declamation oder Über bie Spres 
hung, wie er ed genannt wiffen wollte, enthält. 

» 36 Habe Ihnen etwas zu fagen,” ſchrieb Klop⸗ 
ftod den 13. May 1800, „das Ihnen Vergnügen mas 
hen wird. Gin Freund von mir hat jedem bon vier 
Pförtnern (Schüler der Pforte) die aus dem Meffias 
vorlefen werben, eine Heine-goldene Medaille beftimmts 
Jeder lieft dreimal vor, unb jede der drei Worlefungen 
geſchieht an einem andern Tage. Der Ungenannte (mein 
Freund will unbetannt bleiben) wünfcht folgende Eins 
richtung der Sache: Sie ſelbſt fegen den Tag der Vor— 
Iefungen feft, und beſtimmen ungefähr auch ihre Dauer. 





*) Zuern , nebft einer Einleitung , von 8.6.@. Schmitt‘ 
mitgetheitt in dem Neuen Deutfch. Mertur 1809. ©. 69. 
u. fo Mäterbin in deb Werfaferd mehrfah ermähnter 
Sarift: Kiopſtock als. Menſch u Dichter. ©. 88 u. f. 


292 


Höhe, mit Ehrfurht und langfam erhobenem Geſlcht, 
erblickte fehr glänzende Füße, und erwachte ſchnell. 

» Sie empfangen hiebei bie große Ausgabe bes Meſ⸗ 
ſias *2), die Herrn Göſchen nit wenig Ehre macht. 
Ich befiimme fie für die Schulbibliothet, und Überlaffe 
Ihnen, bei Verfhweigung meines Wunſches, einen Play. 
für fie zu wählen. Sollten Sie finden, baß dieß irgenb 
einen guten Einfluß auf die Alumnın haben könnte, fo 
Laffen Sie das Buch auf folgende Art in bie Bidliothet 
bringen.“ 

»Sie wählen den unter ihren Zünglingen, welchen 
Sie für den beften halten, ich meine nidt nur in Be 
ziehung auf feinen Geiſt, fondern aud) auf feine Sittlich⸗ 
keit, zu der, wie ich glaube, aud der Fleiß gehört. 
Bitten Sie diefen in meinem Namen, das Bud zu tras 
gen, und es dahin zu ftellen, wo Sie's ihm befehlen 
werden. Bielleiht mögen Sie ihm aud die wenigen p 
Begleitern geben, die gleih nad ihm die beften find 
Machen Sie dieß alles, wie ſich von felbft verfteht, nal 
Ihrem Gutbefinden ; ober unterlaffen Sie es auch gan 
und nehmen mein Andenken in aller Stille in bie Schr 
bibliothek auf. Aber eins, warum ich Sie bitte, w 
den Sie, weiß ih, gewiß nicht unterlaffen. Der ©: 
vector StübeL**) war mir der liebfte meiner Lehrer. 


*) Der Meffiad. Erfier bis vierter Band. (Leipzig SE 
mit fatein. Lettern auf Velinpapier in gr. Quart gebe 
mit 4 Kupfern von John nah Süger-) 

*8) Nicht Stüvel, wie in d.unfl.angef- Zeitſchr · anus 


293 


ftarb zu meiner Zeit. Ich verlor ihn mit tiefem Schmerze. 
Laſſen Sie von einem Ihrer dankbaren Alumnen irgend 
etwas, das ber Frühling zuerft gegeben hat, junge Zweige 
ober Bfüthentnoepen, oder Blumen , mit leifer Nennung 
meined Namens, auf fein Grab freuen.“ — 

Es war mir heilig, Ihren Willen auf's treufte zu 
volftreden, ” Heißt es in einem Briefe Beimbadhs 
vom 43. April 1800. *) „Am grünen Donnerflage kam 
das Geſchent, welches ich fofort den Alumnen feierlich 
anfündigte. Immer hatte der Name Klopftod Pfor⸗ 
tens Jugend begeiftert. Jett war bie Weberrafhung, 
die Rührung befto gewaltiger, Erſt ein langes tiefes 
Stillſchweigen voll Verehrung, und dann ein Hinzudräns 
gen zu dem Prachtwerke, welches id vorzeigte. um 
ven einer fo reinmenſchlichen Feierlichkeit jede falſche Ems 
pfindung auszufgliehen, ließ ich bie ältern Xlumnen ent⸗ 
ſcheiden, wer von Ihnen würdig fey, Klopſtocks Reprä— 
fentant zu werden. Die Wahl fiel auf Küttner und 
Rüger*t) zwei Zünglinge voll ſchöner ‚Hoffnungen. ” 


Leivg. allgem. Literat. Anzeiger 1800. No, 99, 





mer alb Lehrer der Rreupfhule in Dresden. Fivei bei 
dieſer Getegenheit von thnen verfertiate Gedichte (Un 
Kioonod_und; Goeschenio Typotechnitae Ger- 
maniae Princips Porta uberſchrieben) findet man In dem 
Leip. Auaem. Eiterar- Anzeiger 1800. N0.99. 6. 974— 
75; wie aub in Shlichtearon’s Nefrofog d. 
für das 19te Jabrb. Bd. 1. Gorha 1802. S. 60— #2 





eich. > 


294 + 


» In der Frühe des Auferflehungsmorgens verſam⸗ 
melten fi Lehrer und Schüler, und gingen in feierlis 
her Stille, der Jüngling mit ben erften Gaben bei 
Trühlings voran, zu Stübels Grabe. — Wir Bhlof 
fen einen Kreis; der Jüngling ftreute gebeugt bie Bl 
men des Dankes, und nannte leif’ und bewegt ben as 
men Klopftod, Der Chor fang: Auferftehn, ja aufs 
erſtehn wirft bu u. f. w. und ich fprad) bie Ober: Dem. 
Erlöfer. — Der Bug ging hierauf zur Bibliothek; bie 
beiden Jünglinge traten hinein, das Geſchenk auf einem 
Küffen von weißer Seide, mit dem jungen Grün bes 
Waldes Gefhmüdt, tragend. Eine fanfte Muſik ertöns 
te. Sie legten es nieder auf den Eeinen, dazu errich⸗ 
teten Altar, mit weißer Seide umbangen, mit Immer⸗ 
grün ummwunden, und am Fuße mit Blumen beflreut. 
Ein Lorbeerzweig wand fich Über die Meffiade. Die Mus 
fit (hwieg, ich trat aus der Mitte meiner Gehülfen her⸗ 
vor, und ſprach die wenigen Worte, welde Sie in ber: 
Beilage finden. Mit heiliger Stille fanden, fahen und . 
borchten die Sünglinge, und ber göttlihe Funke ſchien 
in allee Herzen fi zu entzünden. Dann ging jeber Tangs 
fam und voller Gedanken nad Haufe, Hätten Sie, 
Verehrtefter, den Eindrud bemerkt, welchen die einfache 
Geier machte, biefer eine Augenblid hätte Sie mit den 
ſchönſten Freuden belohnt. ” 


» Mit dem tiefgefühlten Entzäden einer glücklichen 
Mutter, ” heißt es in der eben angeführten Beilage beö 





295 


Heimbadfhen Briefs*) empfängt die Pforte diefes 
heilige GefchenE des erften ihree Söhne, der längft ihr 
geheimer Stolz war. Sie befchieb ſich gern, daß fie auf 
dieß unfterbliche Werk wenig Anſpruch machen bürfes den 
hohen, himmlifchen @eift, der in ihm weht, hat Keine 
Menfhenfchule gegeben. Aber wohl wußte fie, daß es 
in ihrem Schooß empfangen war, und fagte fi oft mit 
demüthiger Freude, daß fie es gewefen, die Klopſtocks 
Geift zu dem erhabenen Gedanken, den Meſſias zu ſin⸗ 
gen, geweckt, und mit der ätheriſchen Kraft griechiſcher 
und römifher Kunft genährt habe, Dankbar legt fie das. 
Gefhent der Weihe in dem Kleinen Heiligthume ihrer 
Mufen nieder, auf daß es jest und künftig feine heiligen 
Flammen in des Zünglings Herz firöme! Den Plag, 
welder ihm ale Werk der Kunft gebührt, bat Längft 
Baterland und Ausland mit Einer Stimme entſchieden. 
Aber als Gabe der achtenden Liebe Klopftods an bie 
Pforte, räumt biefe ihm den Plag Über allen ihren 
Schägen ein. ” — 

Mit freundlidem Dank antwortete der Dichter den 
30. April 1800. **) „Sie haben mir bei dem Grabe 
meinesunvergeßlihen Stübels, und in ber Bibliothek, 





”) ©. d. Leipziger Allgem ˖ Literar. Anzeiger 1800. No. 99. 
&. 972. — 73. Shlihtegro1i’d Nekrolog d. Drxta 
then f. d. 19te FJahrh. Bd. 1. S 46 — 48. 

u Ebendafe 6.973 — 74. Schlihtegroltl’du.f.w. 

e.0— 0. 


A 


296 


worin die Alten flehen, bie meine Lchrer waren unb 
find, fo viel Ehre erzeigen laſſen, baß ich einen Theil 
davon nit annehmen kann, ob ich gleich für den nicht 
angenommenen eben fo dankbar, als für ben andern bin. 
Dieß mußt’ ic) Ihnen nothwenbig erſt fagen, eh’ ich Ihe 
nen durch die nachfolgenden Bragen die Wärme und das 
Vergnügen zeigte, womit ic Ihre Erzählung mehr als 
einmal gelefen habe. Sie wiffen wohl, man mag von 
dem nur noch mehr hören, was man gern gehört hat. 
4) Auf welche Art wurden Küttner und Rüger ges 
wähle? 2.) Haben Gie unter den jüngern Alumnen noch 
einige, die, wenn fie älter gewefen wären, wie 8. unb 
R., hätten können gewählt werden? 3) Angenommen, 
dag man von dem Altar nah ber Kirchenthüre der Eins 
gepfatrten geht, auf welcher Seite liegt .Stübels 
Grab? Und wie weit von der genannten Thüre? — 
Verſchweigen Sie den Alumnen die Freude nicht, welche 
mir ihr Betragen bei der Feierlichkeit gemacht: hat, IE 
wünfdhte nur einige in meinem Briefe, wegen bed vera 
muthlihen guten Einfluffes auf die Zünglinge, Sie 
haben eine viel größere veranftaltet, und dadurch gezeigt, 
wie fehr auch Ihnen jener Einfluß am Herzen. lag. " — 

» Ein würdiger Reifenber hat mir einige Deldlätter 
vom Delberge mitgebracht. Ich werbe Ihnen eins da⸗ 
von ſchicken, ſobald id Jemand finde, dem ich zutrauen 
kann, daß er es Ihnen unverſehrt überbringen witd. — 
— Die Pforte bekömmt, wie ich höre, noch ſecht Lehe 
zer und ein neues Schulgebäude, Werden jene In den 


297 


Repeticftunden vorgefchriebenen Unterricht geben? ober 
wird den Schülern, wie fonft, frei ftehen, nach eiges 
ner Wahl zu arbeiten, ſollt' es auch zuweilen nur wenig 
feyn? Wenn im erften Fall das Lehren in Einem fort 
geht, und dann die Repetirſtunden eingehen, fo wird 
die Pforte ein Pädagogium, und es if, fürdt” ich, 
dann bald aus mit ihr. Vermuthlich können Sie mir 
von der Anordnung des Refcripts bald Nachricht ges 
ben.” — 

Roch möge hier ein’ Brief des Dichters an He im⸗ 
bad) eine Stelle finden,*) um fo mehr, da er Klops 
ſtocks Gedanken Über die Deelamation oder Über die Spres 
Hung, wie er ed genannt wiffen wollte, enthält. 

»36 Habe Ihnen etwas zu fagen,” ſchrieb Klop⸗ 
flo den 13. Way 1800, „das Ihnen Vergnügen mas 
hen wird. Ein Freund von mir hat jedem von vier 
Piörtnern (Schüler der Pforte) die aus dem Meffias 
vorlefen werben, eine Heine goldene Medaille beftimmt; 
Jeder lieft dreimal vor, und jede der drei Worlefungen 
gefehieht an einem andern Tape. Der Ungenannte (mein 
Sreund will unbekannt bleiben) wünfcht folgende Eins 
rıhtung der Sache: Sie felbft iegen den Tag der Vor— 
Tefungen feft, und beftimmen ungefähr auch ihre Dauer. 





*) Zuerf , nebft einer Einleitung, von 8.C.@. Schmidt‘ 
mitgeteilt in dem Neuen Deutſch. Dierkur 1809. ©.69. 
u fe fäterbin in ded Werfafters mebrfah ermähnter 
Särift: Kliorſioc als. Menfh u. Dichter ©. 88 u. r 


298 


Sie nennen bie Stelle, wo gelefen werben fol, 
Veicht gefällt es Ihnen, dieſe zuweilen im Freien, £ 
Schulgarten, ober im nahen Walde anzuwelfen. 
Alumnen wählen unter fi (die Oberfecundaner -Rint 
wahlfähig) den jedesmaligen Vorleſer. Dieſer ba 
Wahl der zu Iefenden Stellen. Der Lehrer, w 
die Woche hat, gibt die Medaille. Ich denke, ba 
Wählenden nicht Übel thun werden, wenn fie fi 
benen, welche fie für fie wählbar, ober auch woh 
denen, die ſich felbft dafür halten, vor ber Wahl m 
mal vorlefen laffen. on der Declamation, ober 
wir ed, wie mich dünkt, nennen follen, 'von ber S 
hung, hätt? ich zwar nicht ganz wenig zu fagenz 
ich ſchraͤnke mic) auf folgende Bemerkungen ein: «) 
Ton nad Beichaffenheit des Inhalts nicht felten v 
dert. (Ich drücke mid blos der Kürze wegen als 
feageber aus, der ich doch auf Feine Weife feyn x 
2) Nichts Gefuchtes ober Uebertriebenes in der Spred 
Diefe fey fo, als wenn das Gehörte eben jegt erf 
dacht oder empfunden würde. (Die Kranzofen, Si 
ner und felbft die Engländer haben eine gemachte, 1 
liche, oft verkünftelte, beinahe nichts . erfhöpfenbe 
clamation, die». . *) 3) Nach dem Schluffe. des 





”) Diefe abgebrochene Stelle ift genau der Urfchrikt g 
mitgetheilt worden. Klopſtock liebte mitunter Ueſe 
ze, die dem Leier das hinzuzudenten überläßt, wad 
aus geſprochen, nur angedeutet äft- 


299 


ben unterteilen eine nicht ganz Eurze Pauſe. 4) Ja 
‚ine Action, außer etwa der, welcher man fid im Feuer 
‚er Sprechung nicht enthalten Tann. 6) Richtige Aus⸗ 
ſprache · bes Deutſchen. 6) Die lange Sylbe nicht vers 
nachlaͤßigt. Alsdann kommt der nicht zu fcandirende Vers 
von felbft heraus. Wie vielbebeutend mir die gute Epre= 
dung überhaupt vorkommt, fehen Sie aus folgendem 

Epigramm: 

Das Entſcheidende. 


Wenn ich die ſchöne Sorechung die nenne, fo mein’ ich 
nicht jene 
Die durch erhebenden Ton , fünfielnden, Echmeich- 
lerin if. 
Oberrichterin iſt des Gedichts Sorechung; was ihr 
nicht 


Sanz fie ſelber zu ſeyn, mächtiger Reiz iſt, vergeht. 


» Die erwähnten zwölf Borlefungen werben binnen Jah⸗ 
resfriſt gehalten. Sie empfangen die Mebaillen, ſobald 
man ſolche gefunden hat, die man fhiden mag. Wenn 
Sie und, meinem zu befheidenen Zreunde und mir, 
bisweilen etwa eine kleine Nachricht von einer Vorlefung 
"geben wollen, fo wird und bieß, wie Sie ſich leicht dor⸗ 
ſtellen, nicht gleichgültig ſeyn. Wir haben aud nichts 
damider, wenn einer der Wählenden den Auftrag bes 
Nadıriht bekommt, **) 





®) Die in dem obigen Briefe erwähnten aoldnen Medait- 
ten » von aniehnliher Größe und bereutendem Wertbe — 


300 


Relfon, der um biefe Zeit (4800) nad Hamburg. 
gelommen war,*) begab fi mit feinem Gefolge zum 
Dichter der Meſſiade, dem er treuberzig die Hand drückte, 
und ihn feiner Hochachtung verfiherte. „Ich habe Rel⸗ 
fon Eennen lernen,” beißt es in einem Briefe Klopftockt 
an Gleim vom 27. Dezember 18005 **) „er fl ohne alle 
Anfprühe, oder (da ih von.ihm rede, muß id mich 
anders ausbrücen) er läßt fi nie zu Anſprüchen herun« 
ter. Er hat eine vielleicht fehr ſchwer zu malende Hei⸗ 
terkeit, die zuweilen ein wenig lächelnd wird.” — 

»Mylady Hamilton ***) war oft meine Dolmets 
ſcherin. Sie fpielte in einer kleinen Gefelfhaft Antiken, 


kamen nicht fange nachher wirflich an, und wurben auf 
die angedeutete Weiſe vertheilt. 

*) ©. v. Arhbenbols Minerva. Aprif. 1808. S. 1418 u.f. 

**) 5. Klopſtock uf. Freunde u. ſ. w. Th. 2. E. 326 n- f. 

”*) Die zweite Gemahlin des Sir William Hamilton , deu 
Kunftfreunden durch ihre Attitüden befannt , durch welde 
fie den Ton angab zu den fpäterhin Mode gewordenen 
mimifchen Darfteltunaen. Aber auch in der Potitik fplelte 
fie keine unwicdhtiae Rolle Ihrer Verwendung verbanfte 
Nelſon, mit dem fie im vertrauten Umgange lebte, die 
eifrige Unterſtützung, die er in Sicilien fand, als vr die 
Touloner Flotte im Wirirrländiichen Meere auffuchte, 
Nach der Schlacht bei Abukir empfing fie den Sieger im 
Neavel. Sie durchreiften mir einander Deutſchland, und 
fanden vorzüglih in Wien und Hambnra ben alängends 
ftien Em rang Nach Nelſons Tode gerieth fie durch iäre- 
Merfhiwendung in Edulden, und fi. 1814 zu Salat 
großer Armuth. 


301 


Nicbe und mehrere; biefe ſchweigend; Nina aber fins 
gend.” — 


Klopſtock fühlte fich von biefen pantomimifhen Dars 
flellungen begeiftert, und alle damaligen Schmähreden 
ber entgegengefegten Parthei, welche Neifons politifhes 
Verfahren und vorzüglich Lady Hamilton herabzuwürdi⸗ 
gen fuchten, wegen ber Rolle, welche fie nad) ihrer Rüds 
ehr aus Sicilien gefpielt hatte, vermochten nicht des 
Dichters Achtung für fie zu ſchwaͤchen. Erſt als er fih 
durch die damals erfhienenen Actenſtücke von der Wahrs 
heit jener Befhuldigungen Überzeugte, erwachte fein-Ges 
fühl für Rechtuͤchkeit und Biederfinn mit folder Stärke, 
daß er feine veränderte Ueberzeugung einem Freunde mit 
den Worten ankündigte: „IH habe fie nun ganz ‘aus 
meinem Herzen getilgt !” 


An Gleim, der feit dem Jahr 1801 an einem ges 
fägelichen Yugenäbel litt, und ſich das linke Auge durd) 
feinen Großneffen, den Profeffoe Himly in Braun 
ſchweig Hatte opericen laffen, ſchrieb Kiopfiod den 28. 
September 1801. „Ich hoffe, Vater Gleim (ic) pflegte 
Ebert, der nur fünf Vierteljahre älter war, aud fo 
zu nennen) daß biefer Brief Sie wenigftens etwas ſehend 
antreffen wird. Laffen Sie mir durch ihren Großneffen 
bald Nachricht hievon geben, auch davon, wie weit er 
mit der Ausgabe Ihrer Werke gekommen ift. Solte Ihr 
Auge der Operation ein wenig ungehorfam geweſen ſeyn, 
fo laffen Sie fih von Körte meine Ode: Das Ges 


294 " g 


»&n der Krühe des Auferflehungsmorgens verjams 
melten fi) Lehrer und Schüler, und gingen in felerlis 
her Stille, der Jüngling mit den erfien Gaben bei 
Frühlings voran, zu Stübels Grabe. — Wir Bhlop 
fen einen Kreis; der Jüngling flreute gebeugt bie Bin 
men bed Dankes, und nannte Leif’ unb bewegt den Ras 
men Klopſtock. Der Ehor fang: Auferftehn, ja aufs 
erftehn wirft du u. f. w. und ich fprad die Obes Dem. 
Erlsſer. — Der Bug ging hierauf zur Bibliotheks bie 
beiden Jünglinge traten hinein, das Gefchent auf einem 
Küffen von weißer Seide, mit dem jungen Grün bes 
Waldes Geſchmückt, tragend. Eine fanfte Muſik ertörs 
te. Sie legten es nieder auf ben Eleinen, bazu errich⸗ 
teten Altar, mit weißer Seide umbangen, mit Immer» 
grün ummwunden, und am Fuße mit Blumen beftreut. 
Ein Lorbeerzweig wand ſich über die Meſſiade. Die Deus 
fit ſchwieg, ich trat aus der Mitte meiner Gehülfen her⸗ 
vor, und ſprach die wenigen Worte, welde Gie in ber. 
Beilage finden. Mit heiliger Stille ftanden, fahen unb 
horchten die Sünglinge, und der göttlihe Funke fehlen 
in aller Herzen fi zu entzünden. Dann ging jeder lang⸗ 
fam und voller Gedanken nah Haufe. Hätten Sie, 
Veredrtefter, den Eindrud bemerkt, welchen die einfache 
Geier machte, diefer eine Augenblid hätte Sie mit ben 
ſchönſten Freuden belohnt. ” 


„Mit dem tiefgefühlten Entzäden’einer glücklichen 
tter, ” heißt es in der eben angeführten Beilage des 


295 


Heimbachſchen Briefs*) empfängt bie Pforte biefes 
heilige @efchent des erften ihrer Söhne, ber längfk ihr 
geheimer Stolz war. Sie befchieb fi gern, daß fie auf 
dieß unſterbliche Wert wenig Anfprud) machen bürfez ben 
hohen, himmliſchen Geift, der in ihm weht, hat Feine 
Menſchenſchule gegeben. Aber wohl wußte fie, daß es 
in ihrem Schooß empfangen war, und fagte fi oft mit 
demütpiger Breube, daß ſie es gewefen, bie Klopftods 
Geift zu dem erhabenen Gedanken, den Meſſias zu ſin⸗ 
gen, geweckt, und mit der Atheriſchen Kraft griechiſcher 
und römifcher Kunft genährt habe. Dankbar legt fie das 
Geſchenk der Weihe in dem Heinen Heiligthume ihrer 
Mufen nieder, auf daß es jegt und künftig feine Heiligen 
Flammen in bed Zünglings Herz firtöme! Den Plag, 
welcher ihm als Werk der Kunft gebührt, hat längſt 
Vaterland und Ausland mit Einer Stimme entfeieten. 
Aber als Gabe der achtenden Liebe Klopftods an die 
Pforte, räumt biefe ipm ben Plag Über allen ihren 
Sägen ein.” — 

Mit freundlihem Dank antwortete der Dichter den 
30. April 1800. **) „ie haben mir bei dem Grabe 
meines unvergeßlihen Stübels, und in ber Bibliothek, 





» &: se oleee Klara ‚Siterar. Uneiger 1800. No. 99. 
3. Ohlihtesroti'd Nekrolog d. Dente 
B. Kaheh. Dr. 1. © 46 — & 
. 973 76. Sältaresreirsn em 








296 


worin bie Alten ſtehen, bie meine Lehrer waren unb 
find, fo viel Ehre erzeigen lafien, daß ich einen Theil 
davon nicht annehmen kann, ob ich gleich für ben nidt 
angenommenen eben fo dankbar, als für den andern bin. 
Dieß mußt’ ich Ihnen nothwendig erſt ſagen, eh’ ich Jh⸗ 
nen durch die nachfolgenden Kragen die Wärme und das 
Vergnügen zeigte, womit ich Ihre Grzählung mehr als 
einmal gelefen Habe. Sie wiffen wohl, man mag von 
dem nur noch mehr hören, was man gern gehört hat. 
4) Auf welde Art wurden Küttner und Rüger ges 
wähle? 2.) Haben Sie unter den jüngern Alumnen noch 
einige, die, wenn fie älter gewefen wären, wie 8. unb 
R., hätten Finnen gewählt werben? 3) Angenommen, 
daß man von dem Altar nah ber Kirchenthüre der Ein» 
gepfarrten geht, auf welcher Seite liegt .Stübels 
Grab? Und wie weit von ber genannten Thüre? — 
Verſchweigen Sie den Alumnen die Freude nit, welde 
mir ihr Betragen bei der ‚Feierlichkeit gemacht: hat. I 
wünſchte nur einige in meinem Briefe, wegen bed vera 
muthlihen guten Einfluffes auf die Jünglinge, Sie 
haben eine viel größere veranftaltet, und dadurch gezeigt, 
wie fehr auch Ihnen jener Einfluß am Herzen lag.” — 

» Ein würdiger Reifender hat mir einige Delblätter 
vom Delberge mitgebradt. Ich werde Ihnen eins da⸗ 
von ſchicken, ſobald ich Jemand finde, dem ich zutrauen 
Tann, daß er es Ihnen unverſehrt überbringen wird. — 
— Die Pforte bekömmt, wie ich höre, noch ſechs Leh⸗ 
zer und ein neues Schulgebäude, MWerpen jene in ben 








x 


297 


Repetirſtunden vorgefchriebenen Unterricht geben? oder 
wird den Schülern, wie fonft, frei ftehen, nad) eiges 
ner Wahl zu arbeiten, ſollt' es auch zuweilen nur wenig 
feyn? Wenn im erften Fall das Lehren in Einem fort 
geht, und bann die Repetirſtunden eingehen, fo wird 
die Pforte ein Pädagogium, und es ifk, fürcht' ich, 
dann bald aus mit ihr. Vermuthlich Eönnen Sie mir 
von der Anordnung des Reſcripts bald Nachricht ger 
ben.” — 

Noch möge Hier ein Brief des Dichters an Heim⸗ 
bad eine Stelle finden,*) um fo mehr, da er Klops 
ſtocks Gedanken Über die Deelamation oder Über die Spres 
Hung, wie er ed genannt wiffen wollte, enthält. | 

» 3 habe Ihnen etwas zu fagen,” fehrieb Klop⸗ 
fiod den 13. May 1800, „das Ihnen Vergnügen mas 
hen wird. Ein Freund von mir hat jedem von vier 
Hiörtnern (Schüler der Pforte) die aus dem Meffias 
vorlefen werden, eine Heine goldene Medaille beftimmt, 
Jeder lieft dreimal vor, und jede der drei Vorlefungen 
grf&hieht an einem andern Tage. Der Ungenannte (mein 
Freund will unbelannt bleiben) wünfdht folgende Eins 
rıhtung der Sache: Sie felbft fegen den Zag der Vor: 
Vefungen feft, und beftimmen ungefähr auch ihre Dauer. 


*) Zuerſt, nebf einer Einleitung, von 8.0.8. Schmidt‘ 
mitgetheilt in dem Neuen Deutfch. Merkur 1809. ©. 69. 
u. fe ſpäterhin in ded Verfaſſers mehrfah erwähnter 
Särift: Klopſtock als Menſch u. Dichter. ©. 88 u. f. 


298 


Sie nennen die Stelle, wo gelefen werben fol, Viel⸗ 
Veicht gefällt e8 Ihnen, diefe zuweilen im Freien, indem 
Schulgarten, oder im nahen Walde anzuweilen. Die 
Alumnen wählen unter fid (die Oberfecunbaner ˖ ſind aud 
wahlfähig) den jebesmaligen Vorleſer. Diefer Hat bie 
Wahl der zu Iefenden Stellen, Der Lehrer, welder 
die Woche hat, gibt die Medaille. Ih denke, daß bie 
Wählenden nit Übel thun werben, wenn fie fi von 
denen, welde fie für fie wählbar, oder auch wohl von 
denen, die fich felbft dafür halten, vor ber Wahl manche 
mal vorlefen laffen. on der Declamation, ober wie 
wir e8, wie mic, dunkt, nennen follen, von ber Spres 
ung, hätt’ id zwar nit ganz wenig zu fagenz aber 
ich ſchränke mich auf folgende Bemerkungen ein: 1) ben 
Zon nah Beſchaffenheit des Inhalts nicht felten veräns 
dert. (Ich drüde mich blos der Kürze wegen ale Ge 
ſetzgeber aus, der ich doch auf keine Weife feyn will.) 
3) Nichts Gefuchtes ober Uebertriebenes in ber Sprechung. 
Diefe fey fo, ald wenn das Gehdrte eben jegt erſt ges 
dacht oder empfunden würde. (Die Kranzofen, Stalids 
ner und felbft die Engländer haben eine gemachte, künſt⸗ 


liche, oft verkünftelte, beinahe nichts .erfhöpfenbe Des - 


clamation, die». . *) 3) Nach dem Schluffe des Pe⸗ 





*) Diefe abgebrochene Stelle it genau der Urſchrift gemäß 
mitgetheilt worden. Klopſtock Tiebte mitunter dieſe Küre 
ze, die dem Lefer das hinzuzudenten überläßt,, wa nicht 
aus geſprochen, nur angedeutet if. 


De | 


299 


‚en unterweilen eine nicht ganz Eurze Pauſe. 4) Ja 
1e Action, außer etwa der, welcher man fi im Feuer 
Sprechung nit enthalten kann. 6) Richtige Auss 
ache- bes Deutihen. 6) Die lange Sylbe nicht vers 
hläßigt. Alsdann kommt der nicht zu fcanbirende Vers 
ſelbſt heraus. Wie vielbebeutend mir die gute Spre⸗ 
ng überhaupt vorkommt, fehen Sie aus folgendem 
gramm: 


Das Entfheibende, 


Wenn ich die ſchöne Sprechung dir nenne, fo mein’ ich 
nicht jene, 
Die durch erbebenden Ton , künſtelnden, Echmeic- 
lerin if. 
Dberrichterin iſt des Gedichts Ni Sprechung; was ihr 
nicht 


Ganz fie felber zu ſeyn, mächtiger Reis ift, vergeht. 


ie erwähnten zwölf Vorlefungen werden binnen Jah⸗ 
vift gehalten. Sie empfangen die Medaillen, fobald 
ı folhe gefunden hat, die man fhiden mag. Wenn 
ung, meinem zu befcheidenen Freunde und mir, 
jeilen etwa eine Heine Nachricht von einer Worlefung 
n wollen, fo wirb uns bieß, wie Sie fich leicht vor⸗ 
a, nicht gleichgültig feyn, Wir haben au nichts 
ider, wenn einer der WäÄhlenden den Auftrag der 
wit befommt. ” *) 





Die in den obigen Briele erwähnten aoldnen Medail. 
len » von aniehnliher Größe und bedeutenden Wertte, 


300 


Relſon, der um biefe Zeit (1800) nad Hamburg. 
gekommen war,*) begab fi mit feinem Gefolge zum 
Dichter der Meffiade, dem er treuherzig bie Hand drückte, 
und ihn feiner Hochachtung verfiherte. „Ih habe Nele 
fon Eennen lernen,” heißt es in einem Briefe Klopſtocks 
an Gleim vom 27. Dezember 18003 **) „er iſt ohne alle 
Anfprühe, oder (da ich von.ihm rede, muß id) mid 
anders ausdrüden) er läßt ſich nie zu Anſprüchen herun⸗ 
ter. Er hat eine vielleicht fehr [hwer zu malende Hei⸗ 
terkeit, die zumeilen ein wenig lächelnd wird.” — 

»Mylady Hamilton ***) war oft meine Dolmets 
fherin. Sie fpielte in einer kleinen Geſellſchaft Antiken, 


kamen nicht Tange nachher mirflich an, und wurden auf 
die angedeutete Weiſe vertbeiit- 

*) @.v. Arhenbols Minerva. April. 1808. S. 118 u. fü 

”") 5. Klopſtock u. ſ. Freunde u. ſ. w. Th. 2. S. 326 u. f. 

”*) Die zweite Gemahlin des Sir William Hamilton , den 
Kunſtfreunden durch ihre Attitüden bekannt, durch welde 
fie den Ton anaab zu den fpäterhin Mode gewordenen 
mimifhen Darfteliunaen. Aber auch in der Politik (pielte 
fie Ecine unwichtiae Rolle Ihrer Verwendung verdanfte 
Nelfon , mit dem fie im vertrauten Umgange lebte, die, 
eifrige Unterſtützung, die er in Sicilien fand, als er die 
Touloner Flotte im Writtländiichen Meere auffuchte, 
Nach der Schlacht bei Abukir empfing fie den Sieger tu 
Neapel. Sie durdreiften mit einander Deutſchland, und 
fanden vorzüglih in Wien und Hambnura den nlängende 
fen Emrrang Nach Nelſons Tore gerierh fie durch ihre 
Verſchwendung in Edhulden, und fl. 1814 zu Sataitin 
großer Armuth. 


301 


Nicbe und mehrere; biefe ſchweigend; Nina aber fins 
gend.” — 


Klopſtock fühlte ſich von biefen pantomimifhen Dars 
ftelungen begeiftert, und alle damaligen Schmähreden 
der entgegengefegten Parthei, welche Reifons politiſches 
Verfahren und vorzüglih Lady Hamilton herabzumürdis 
gen ſuchten, wegen der Rolle, welche fe nad; ihrer Rüds 
ehr aus Sicilien gefpielt hatte, vermochten nicht des 
Dichters Achtung für fie zu ſchwaͤchen. Erſt als er ſich 
durch die damals erſchienenen Actenſtücke von ber Wahr⸗ 
heit jener Befhuldigungen Überzeugte, erwachte fein Ges 
fühl für Rehtligkeit und Biederſinn mit folder Stärke, 
daß er feine veränderte Ueberzeugung einem Freunde mit 
den Worten anfündigte: „Ich habe fie nun ganz ‘aus 
meinem Herzen getilgt! ” 


An Gleim, der feit bem Jahr 1801 an einem ges 
föhrlihen Augenübel litt, und fid das linke Auge durch 
feinen Großneffen, -den Profeffor Himly in Brauns 
ſchweig hatte operiven laffen, ſchrieb Klopftod den 28. 
September 1801. „Ih Hoffe, Water Gleim (ich pflegte 
Ebert, ber nur fünf Vierteljahre älter war, aud fo 
zu nennen) daß diefer Brief Sie wenigftens etwas fehenb 
antreffen wird. Laſſen Sie mir durch ihren-Großneffen 
bald Nachricht hievon geben, auch davon, wie weit er 
mit der Ausgabe Ihrer Werke gelommen ift. Sollte Ihr 
Auge der Operation ein wenig ungehorfam gewefen feyn, 
fo laffen Sie fi von Körte meine Ode: Das Ges 


302 


hör *) vorlefen. Ich würde, wenn ic bie traurige Wahl 
hätte, kaum einen Augenblid zweifelhaft feyn, und meine 
Augen, ob fie gleich noch in die Berne fehn, **) fahren 
laffen. — ***) 

Ich habe, lieber Gleim,“ heißt es in einem Briefe 
des Dichters vom 26. Dezemb, 1801 ****), Ihren Neffen 
ſchon vor ziemlich langer Zeit gebeten, mir baldige Rach⸗ 
viht von Ihrem Sehn oder Nichtſehn zu geben. Ich 
wünfche fehr, daß die erwartete Nachricht biefem MBriefe 
begegne. Auch eine nit gute gegebene Nachridt if 
beffer ald das in Ungewißheit lafiende Schweigen. — 

Ich hoffe, daß Sie Über den kürzeften Tag fo gut bins 
weggekommen find, als id), und umarme Sie von gan> 
zem Herzen mit ber alten Freundſchaft.“ 

So eben wollt’ ic) Shren Brief verfi iegeln,® ſchrelbt 
Klopſtock den 28. December, „als ich Ihren erſchütternden 
Brief erhielt. — So viele ſchlafloſe Nächte! — Doch 
ich will lieber von Ihren Leiden nicht reden. — Ihre 
Bitte an den Tod bleibt noch unerhört. She ſtarkes 
Alter bat fo viel überflanden, unb wirb noch mehr übers 
ſtehen. 

Aber auch Klopſtocks Geſundheit wurde in biefer 
Zeit heftig erfhüttert. Der 6. Mai 1803 war für feine 





Klopſtocks Werte, 3b. 2. ©. 91. 
**, Vergl. Minerva, Zafchend. aufs I. 1844. ©. 547. 
”*) Klopſtock u. ſ. Breunde Ch. 2. e& 555 uf. 
.) Ebendaſ. ©. 841 u. f. 


303 


Freunde ein Tag böfer Vorbedeutungen. Ich fuhr an 
diefem Lage, erzählt der Domherr Meyer *), mit 
Klopftod zu einem unfrer Gaftfreunde bei Ottenfen, 
wo nnfre monatliche Gefellihaft gehalten ward, deren 
Stifter er vor achtzehn Zahren mit Büſch, Reimas 
rus u. a, geweſen war. Er follte hier durch einen 
Shorgefang aus feinen Oben Überrafht werden. Trotz 
der veränderlihen Witterung bes rauhen Maitages ent⸗ 
ſchloß ſich Klopſtock, in bie ihm fo werthe Geſellſchaft zu 
gehen. — Wir fuhren von unfern benachbarten Gär⸗ 
ten ab. Gr war heiter geſtimmt. Als wir zur Linde 
feines Grades nad Dttenfen kamen, unterbrad) ein 
vielleicht zufällige Schweigen unfer Gefpräh. Mit feier- 
lihem Ernſt im ruhigen Blick, fah er nach ber vom nörbs 
lien Winde ſtark bewegten Linde **), "bis wir fie, im 
Borüberfahren, aus bem Auge verloren. Cine Stunde 
darauf Überfiel ihn im Kreife-feiner Freunde ein Fiebers 
anfall, der ihn nöthigte, die Geſellſchaft zu verlaffen. 
Auf dem nicht kurzen Zurückwege faß er in einer ſchlum⸗ 
mernden, fpradjlofen, faſt fhlagartigen Betäubung im 
Wagen, aus bem ex fehr ſchwach herausgehoben ward, 

) Kiopods Bedähtmißfeler von 3-I.8. Meyer. Ham. 

burg 18085. ©. 45 u. fe 
”*) Schon in ber Im 3. 1797 gedichteten Dde: Das Wie. 
derfehn (Werke Bd. 2. ©. 241.) fang Klopſtock: 
Lang’ (ab ih, Meta, dom dein Grab, 
und feine Linde webn. 
Die Linde weher eink auch mie, 
Etreut ihre Blum’ aud mie m- f- w. 


304 


„Ich bin,” fchrieb er den 12. Mat 196% an 
Gleim *), „nad einem Fieber noch wohl vn... 
wenigftens dieſe Beilen zu dictiren. " 

Shrift des Brunnens **) hat mir nicht —— 
gemacht. Wie gern käm' ich zu Ihnen, und brchte @ie 
zu der Quelle ; der Lahme führte dann ben Blinden! 
Die Bauern , weldhe uns fähen, würden fagens Dieſe 
halten das Waffer wohl auch für einen Gelumkbrunnen? 
Denn durch ihn foll ja der Mann, ber ben wunderlichen 
Namen Klopftoct hat, gefund geworben ſeyn. Man weiß 
nur nit recht, wie es damit zugegangen tft, ob er bas 
Waffer getrunfen, oder ob er fich damit begoffen habe.” 

»Das Denkmal zu Aspenftäbt,” "heißt es in 
einem Briefe Gleims vom 16. Mai 1802 **), finbet alls 
gemeinen Beifall, Wallfahrten geſchehen dahin. Mas. 
Waſſer der fchönen Quelle bringt man nach Halberſtadt 
zum Verkauf, und hält es für Gefundheitswaffer. Bat 
Denkmal felbft nimmt ſich gut aus; befonders bie Ya 
ſchrift mit den goldenen Buchſtaben auf Blantenbutglfgen 
Marmor, 

In einem Briefe Klopſtocks an Gleim vom 46. July 
s4802****) heißt es: .Ich bin von einer zweimonatlichen 

”) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 2. S. 340 u. . 
**) Hier iſt dad bereits früher erwäßnte Denkmal zu As. 
penſtädt gemeint, welches noch die Auffchrift erhalten Hatte: 
Klopſtock hat aus diefer Quelle getrunfen. 
Sum Andenken von Gleim. 


**) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th-2. e.581 Wfe vergl. ©. 
..) Ebendaſ. ©. 561. 
7 wu J 


305 


Krankheit fo weit genefen, baß ic in ben Garten gehen 
würde, wenn wie nicht einen Julius hätten, der leider 
ſehr oft feptembert, und dieß unter andern geftern und 
heute ſehr ſtark gethan hat. Ich hoffe, daß Sie an der 
Roptrappe *) Wetter haben, das Ihnen Freude 
macht. = 
Gleims Gefundheitsumftände hatten ſich indeß vers 
ſchlimmert. Den 24. Januar 1803 ſchrieb er mit dem 
Borgefügl feines nahen Todes **) den legten Brief an 
den Sänger ber Meſſiade. **), „IH flerbe, lieber 
Klopſtock! —. ALS ein Sterbender fag’ ich : in dieſem 
Leben haben wir für und mit einander nicht genug ges 
lebt; in jenem wollen wir’s nachholen. Die Mufe hat 
mid) bis an ben Rand des Grabes begleitet, und fteht 
noch bei mir. Gedichte vom alten Gleim auf feinem 
Sterbebette werben jegt zum Abdruck für wenige Lefer in’s 
Reine gefhrieben. Gin Gremplar von meinen Nacht⸗ 
gebichten ****) fend’ ich nur meinem Kiopflod, weil ich 
*) Ein fArofer Felſen in der Räte dan duedlinburg u. 
Halberhadt, mit einer in der Höhe befindlichen Wertien 
fung» die einen Pferdegufe in alemlid großer Dimenfion 
gleiht. Ganz ohne Grund fpöttelnd, bemerkt Hr. Elo« 
dius, „daß man dort jegt eine gräciſirende Inschrift 
aus dem Park zu Weimar bingehängt hade.* (6. Hude 
wahl aus Klopß. nachgel. Brifwefel. Th. 4. ©. 285.) 
57), Sleim Hard de 18. Februar 1808. 
**) & d. £eins. Bit. Zeit. 1808. Inteu. Vi. &t 30. ©. 646. 
Mopfod u. (, Brrunde. Ch. 2. ©. 563 u. f. 
)Nactgedihte im Frühjahr und Sommer 
1802, nur aid, Manuferiot € Ireumde gedrudte f 





. x 


506 


glaube, daß er allein nichts Anftößiges in- ihnen ſtaben 
wird, — Ich laſſe mich in meinem Garten begraben. 
Um das Grab herum ſtehn in Marmor bie Urnen meiner 
mir Yorangegangenen Freunde.” — 

Am Winter bes 3, 1803 empfanb Mopfiod eine 
zunehmende Schwäche feiner Eörperlihen Kräfte.) Ge - 
blieb indeß ruhig und gleichgeflimmt, und obgleich mit⸗ 
unter heftig an Hämorrhoidal⸗Uebeln mit abwechfelnben 
Koliten leidend, fhien er feine Schmerzen zu vergeffen, 
wenn ihn einige Zreunde befudhten, was ihm beſonders 
Abends willlommen war. Gr pflegte bann abſichtlich das 
Geſpräch von feinem Webelbefinden abzulenken, und. -fore 
berte bie anweſenden Gäfle auf, ein Glas alten Mein 
zu trinken, ben ex von feinen nahen unb entfernten Freun⸗ 
den zum Geſchenk erhalten hatte. Blieben biefe Freunbe 
bisweilen mehrere Tage aus, fo warfer ihnen wohl mit 
firafenden Worten ihr Ausbleiben vor. Kommen Cie 
einmal wieder zu ihrem alten Gremiten? fagt’ er ein 
zu einem feiner noch Lebenden Kreunbe, bem Dembera 
Meyer in Hamburg. 

Man fand den Dichter in dieſer Zeit mehrmai⸗ in 
der Meſſiade leſend, und dann im Anfange des Ge⸗ 
ſprächs gewöhnlich in einer feierlich ernſten Stimmung. 


*) Veral. Klopſtocks Gedächtnißfeier von 8. I- &. Meyer 
Hamburg 2808. ©. 14 u. f. Wutwahi aus Kloptockt 
nachselaffenem Brie ˖wechſel u. f w. Kb. 1. G. 186 uf 
Ktoonods Bioaraphie. Quedlinburg 1817. EM wu fr 
Klopſtock als Menſch und Dichter € 65 = fe - 


u} 








307 


„Meint nit,” äußerte er einft gegen die Geinigen, 
„daß ich mid als Dichter Yefe. Ich befchäftige mich mit 
den bier enthaltenen Ideen, die mich erbauen. Sein 
Gefpräh pflegte indeß bald wieber ben ihm eigenthlim- 
lichen Character. des harmlofen FKrohfinns zu gewinnen, 
Theilnehmend erfundigte er ſich nad) dem Wohl und häus⸗ 
lihen Glück feiner Freunde, und ließ ſich über die kleinſten 
Vorfälle ihres Lebens unterrichten. 

So fehr er fi in einer frühern Periode feines Le⸗ 
bens für politifhe Ereigniſſe interefjirt hatte, fo ſchien 
er jegt abfichtli dem Geſpräch barüber auszuweichen. 
Er lenkte es vielmehr auf die Geſchichte feiner Zugend, 
and auf einzelne Züge, welche diefelbe an feine fpätern 
Lebensjahre knüpften. Dieſe Rüderinnerungen vergans 
gener Zeit, die bei Klopſtocks reger Phantafie, der Stärke 
feines Ausbruds und feiner lebhaften Darftellungsgabe 
etwas ungemein Ergreifendes hatten, fchienen fihtbar 
feinen G@eift heiter zu flimmen. 

Den letzten froben, von Feinem Schmerz unters 
brodenen Tag verlebte er ben 6. Januar 1803 im Kreife 
einiger Freunde. Heiterer Frohſinn und liebevolle Theile 
nahme befeelte ihn; er fhlen um zwanzig Jahre verjüngt. 
Aber die Hoffnungen, welche feine Freunde auf bie Dauer 
Ddiefes Wohlbefindens bauten, waren leider trüglich. 

Der Domderr Meyer, der ihn den 12. Februar 
beſuchte, fand ihn nicht nur in feinem Aeußern, fondern 
auch in feiner Stimmung gänzlich verändert. Der uns 
esfhütterlihe Gleichmuth, des ihm eigen war, fchien 


„hr 


4 


308 


gefunten. Gr war tief in ſich gekehrt, und mit feiner 
Gtieftohter in einem ernften Geſpräch begriffen über 
Zod und unfterblichleit der Seele. Schweigend reichte 
er dem hereintretenden Freunde die Hanb, welcher eine 
Veränderung feines Innern errathend, das Geſpräch auf 
ben hberannahenden Frühling zu lenken ſuchte — ein 
Thema, wodurch e8 ihm öfters gelungen war, ben Gef 
des Dichters zu erbeitern. „Neben Sie nidt bavon,” 
entgegnete Klopftod, in dem Ton eines auf's ſchmerz⸗ 
lichſte Leidenden 5 „mich wird ber Frühling nicht erfreuen I“ 
Er hatte vorahnend fein Schickſal ausgefprochen. 
Zwei Tage fpäter warb er heftiger befallen von feinem 
gewöhnlichen Uebel, zu dem ſich noch ein völlig entkräf⸗ 


tendes Fieber gefellte. Am 17. Februar fah ex fi ges 


nöthigt, das Bett zu hüten, von bem er nicht wieder 
aufftand. 

Seit biefer Zeit wandte fi fein Weit von Lage 
zu Tage mehr ab von ben Erinnerungen an bie Welt und 
ihre Greigniffe. Klopſtocks Gefpräd beſchränkte fi auf 
Gegenftände,, die in dem engften Kreife ber Seinigen 
lagen. Nur einmal erkundigte er fi nad dem Schickſal 
ber Schweiz, unb fegnete Aleranders Stimmung zum 
Zrieden , von deſſen großem und milden Einfluß er ihn 
au für dieß, ihm von feiner Zugend her theure Land 
erwartete, 

Außer feinen Xerzten, Heife und Reimarus, 
die zugleich feine Freunde waren, fah er Teinen von bes 
nen, welche durch die Bande inniger. Zuneigung an thu 





309 


getnüpft waren. Doc fandte er mitunter Grüße an _ 
diefen oder jenen. Er wühfchte Ruhe, und wollte nicht 
erſchüttert werden durch Worte und Blicke des Bedauerns. 
Dieß zeigte fi), als fein jängfter Bruder ihn in den 
erſten acht Tagen, während eines ruhigen Zwiſchenraums 
der Schmerzen, befuchte. Als Klopſtock fah, wie tief 
jenen feine leidende Geftalt erſchütterte, reiht?” er ihm 
die Hand, und fagte mit ernflem Nachdruck: „Kein 
Mitleid, mein Bruder!” 

Nur feine Gattin und Stieftochter blieben forts 
mährenb in feiner Nähe. Defters bat, gr fie, daß fie 
ihn nicht verlaffen möchten, und nannte fie fterbenb noch 
feine Engel. Einige ftärkende Getränke machten feine 
ganze Nahrung aus. Auf feinen Wunſch wurben die 
Vorhänge feiner Fenſter niebergelaffen, und in einem ftils 
Ien, matt erleuchteten Zimmer lag er allein, mit Gott 
und dem Gedanken an Tod MM unfterbliceit ſich ber 
Thäftigend. *) 

Seine beiden Freundinnen ftörten ihn nit in dies 
fer Heiligen Stimmung. Sich felbft bezwingend unters 


*) Man vergt. die Gtelle im Meſſias Gef. 12. V. 489 — 
42 (im 8. Bor. d. Werte) wo er die Gahwerer des La. 
aarud, die Merbende Maria zu Martha fagen läht: 

— — — Bereite dab Grab mir! 
Ad’, ich wi allein feyn mit Bott. Zu des Hel- 
tigen Süßen 
Saß ich, da. Teper? et mich: Eins iR nothi Nun 
ia eb das Eine, 


Daß ich ein fen mit Gott wei. 1. f 





302 


hör *) vorlefen. Ich würde, wenn ic die traurige Wahl 
hätte, kaum einen Augenblid zweifelhaft feyn, und meine 
Augen, ob fie gleich noch in die Berne fehn, **) fahren 
laffen. — *** 

Ich habe, lieber Gleim,“ heißt es in einem Briefe 
des Dichters vom 26. Dezemb. 1801 ****), Ihren Neffen 
Thon vor ziemlich langer Zeit gebeten, mir balbige Rach⸗ 
viht von Ihrem Sehn oder Nichtfehn zu geben. IE 
wünfche ſehr, daß die erwartete Nachricht biefem Briefe 
begegne. Auch eine nit gute gegebene Nachricht if 
beffer ald das in Ungewißheit laſſende Schweigen, — 
Ich hoffe, daß Sie Über den kürzeften Tag fo gut bins 
weggelommen find, als id, und umarme Sie von gans 
zem Herzen mit der alten Freundſchaft.“ 

»&o eben wollt’ ich Ihren Brief verfiegeln ,® r ſchrelbt 
Klopſtock den 28. December, „als ich Ihren erſchütternden 
Brief erhielt, — So viele ſchlafloſe Naͤchte! — Doch 
ich will lieber von Ihren Leiden nicht reden. — 

Bitte an ben Tod bleibt noch unerhört. She ſtarkes 
Alter hat fo viel überflanden, und wird noch mehe übers 
ſtehen. 

Aber auch Klopſtocks Geſundheit wurde in dieſer 
Zeit heftig erſchüttert. Der 6. Mat 1802 warfür feine 





Klopſtocks Werke, 3. 2. S. 91. 
**) Vergl. Minerva, Tafchend- aufs I. 4844. ©. 547. 
) Klopſtock u. fe Freunde Ch. 2. ©. 555 m f- 
.... Ebendaſ. ©. 841 u f. 


303 


Freunde ein Tag böfer Vorbebeutungen, Ich fuhr an 
diefem Tage, erzählt der Domhere Meyer *), mit 
Klopſtock zu einem unfrer Gaftfreunde bei Ottenfen, 
wo unfre monatliche Gefellihaft gehalten ward, deren 
Stifter er vor achtzehn Jahren mit Büſch, Reim a⸗ 
rus u. a. gewefen war. Er follte hier durch einen 
Shorgefang aus feinen Oben Überrafht werben. Trog 
der veränderlihen Witterung des rauhen Maitaged ent⸗ 
ſchloß ſich Klopſtock, in die ihm fo werthe Geſellſchaft zu 
gehen. — Wir fuhren von unfern benachbarten Bäre 
ten ab. Er war heiter geſtimmt. Als wir zur Linde 
feines Grabes nah Ottenfen kamen, unterbrach ein 
vieleicht zufälliges Schweigen unfer Gefpräh. Mit feier- 
lihem Ernſt im ruhigen Blid, fah er nach der vom nörds 
lichen Winde ſtark bewegten Linde **), bis wir fie, im 
Vorüberfahren, aus dem Auge verloren. Cine Stunde 
darauf Überfiel ihn im Kreife-feiner Freunde ein Fieber⸗ 
anfall, der ihn nöthigte, die Geſellſchaft zu verlaſſen. 
Auf dem nicht kurzen Zurückwege faß er in einer ſchlum⸗ 
mernden, ſprachloſen, faft fehlagartigen Betäubung im. 
Wagen, aus dem er fehr ſchwach herausgehoben ward, 
) Kiopiocs —S von 8. J · 2. wm ever. Ham. 
urs 1808. ©. 45 u. f. 

**) Schon in der im 3.1797 gedicteren Ode: Das Wie» 
derfehn (Werke. Bd. 2. ©. 244.) fang Klopſtock: 
Sang’ (ab id, Dieta, (dom bein Grab, 

Und feine Linde wehn. 
Die Linde weher eink au mie, ” 
Erreut ihre Blum’ aus mie m. f- W. 








304 


„Ich bin,” fchrieb er den 42. Mat 18602 an 
Sleim *), „nad einem Fieber noch wohl genug, um 
wenigftens biefe Beilen zu dictiren. " Die Aufe 
fhrift des Brunnens **) hat mir nicht ‚wenig. Freude 
gemacht. Wie gern kaͤm' ich zu Ihnen, und brädhte @le 
zu der Quelle ; ber Lahme führte dann ben Blinden! 
Die Bauern, weldhe uns fähen, würben fagens Dieſe 
halten das Waſſer wohl aud für einen GBefunkbrunnen ? 
Denn durch ihn foll ja der Mann, der den wunberliden 
Namen Klopftod Hat, gefund geworben fegn. Man weiß 
nur nicht recht, wie es damit zugegangen tft, ob- er bas 
Waffer getrunfen, oder ob er fich damit begoffen babe.” 

»Das Denkmal zu Aspenftädt,” Heißt es in 
einem Briefe Gleims vom 16. Mat 1802 **), findet alls 
gemeinen Beifall, Wallfahrten gefhehen dahin. Mas. 
Waſſer der fhönen Quelle bringt man nad 
zum Verkauf, und hält es für Geſundheitswaſſer. Das 
Denkmal felbft nimmt ſich gut aus; beſonders bie In⸗ 
ſchrift mit den goldenen Buchſtaben auf Blantenbutgifgen 
Marmor, 

In einem Briefe Klopſtocks an Gleim vom 26. July 
4802 ****) heißt es: .Ich bin von einer zweimonatlichen 

*) Klopſtock u. ſ. Freunde. Th. 2. S. 340 uf . 
*5) Hier in das bereits früher erwähnte Denkmal su Ne 
penſtädt gemeint, welches noch bie Auffchrift erhalten hatte: 
Klopſtock hat aus diefer Quelle getrunfen- 
Sum Andenfen von Sleim. 


**20) Klopſtock u. . Freunde. Th-2. e,551 fe veral. ©.565: 
*9 Ebendaſ. S. 561. 


ne 





305 


Krankheit fo weit genefen, daß ich in ben Garten gehen 
würde, wenn wie nicht einen Julius hätten, der leider 
fehr oft feptembert, und dieß unter andern geflern und 
heute fehr ſtark gethan hat, Ich hoffe, daß Sie an ber 
Roßtrappe *) Wetter haben, das Ihnen Zreube 
macht.“ 

Gleims Geſundheitsumſtände hatten ſich indeß ver⸗ 
ſchlimmert. Den 24. Januar 1803 ſchrieb er mit dem 
Vorgefühl feines nahen Todes **) den legten Brief an 
den Sänger der Mefjiade. ***). Ich fterbe, lieber 
Klopflod! — Als ein Sterbendber fag’ ich : in biefem 
Leben haben wir für und mit einander nicht genug ges 
lebt; in jenem wollen wir's nachholen. Die Muße hat 
mid bi8 an den Rand des Grabes begleitet, und ſteht 
noch bei mir, Gedichte vom alten Gleim auf feinem 
Sterbebette werben jegt zum Abdruck für wenige Lefer in’s 
Reine gefchrieben. Ein Sremplar von meinen Nachts 
gebichten ****) fend’ ich nur meinem Klopflod, weil ich 

*) Ein fchroffer Selfen in der Nähe von Ouedlinburg u⸗ 
Halberſtadt, mit einer in ber Höhe ‚befindlichen Vertie⸗ 
fung» die einen Pferdehufe in ziemlich großer Dimenfion 
sleiht. Ganz obne Grund ſpöttelnd, bemerkt Hr. Elo« 
dius, „dag man dort jegt eine gräcifirende Infchrift 
aus dem Park zu Weimar hingehängt habe.“ (S. Aus⸗ 
wahl aus Kiopft. nachgel. Briefwechfel. Ch. 4. ©. 285.) 
**) Gleim Rarb d» 18. Februar 1808. 
”*) & d.Leips. Lit. Zeit. 1808. Inten. BI. St 80. S. 646. 

Klopfiocd u. 1. Greunde Ch. 2. ©. 863 u. f. 

rYacbtgedihte im Frübiahr und Sommer 

1802, nur ald. Dlanuferist €. Freunde gedruckt. 


. 20 


506 - 


glaube, daß er allein nichts Anftößiges in ihnen finben: 
wird, — Ich laffe mich in meinem Garten begraben.: 
um das Grab herum fiehn in Marmor bie Urnen meiner 
mir vorangegangenen Freunde.” — 

Im Winter ded J. 1803 empfand Kropfod eine 
zunehmende Schwäche feiner Eörperlihen Kräfte ) Er - 
blieb indeß ruhig und gleichgeftimmt, und obgleich mit⸗ 
unter heftig an Hämorrhoidalsttebeln mit abwechfelnben 
Koliken leidend, ſchien er feine Schmerzen zu vergeffen, 
wenn ihn einige Freunde befuchten, was ihm befonbers 
Abends willlommen war. Gr pflegte dann abſichtlich das 
Geſpräch von feinem Uebelbefinden abzulenken, unb fors 
berte die anwefenden Gäfte auf, ein las alten Mein 
zu trinken, den er von feinen nahen und entfernten Ireun⸗ 
den zum Geſchenk erhalten hatte. Blieben biefe Freunbe 
bisweilen mehrere Tage aus, fo warfer ihnen wohl mit 
firafenden Worten ihe Ausbleiben vor. Kommen Ge 
einmal wieder zu ihrem alten Gremiten? ſagt' er einſt 
zu einem feiner noch lebenden Kreunde,, bem Domprern 
Meyer in Hamburg. 

Man fand ben Dichter in dieſer Zeit mehrmals in 
der Mefftade leſend, und dann im Anfange des Ges 
ſprachs gewöhnlich in einer feierlid, ernſten Stimmung. 


*) Veral. Klopſtocks Gedächtnißfeier von 8. 3. 8. Meyer. 
Hanıturg 1808. ©. 12 u. f. Auswatzi aus Klopftockt 
nachgelaffenem Brierweciel u. F. w. Ch. 1. &. 186. uf 
Klopſtocks Bioaraphie. Quedlinburg 1817. & Af weh _ 
Klopſtock als Menich- und Dichter. € el - 


u 5 








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„Meint nicht,” äußerte er einft gegen bie Seinigen, 
daß ich mich ald Dichter leſe. Ich befhäftige mic) mit 
den bier enthaltenen Ideen, bie mid; erbauen, Sein 
Gefpräh pflegte indeß balb wieber ben ihm eigenthüm—⸗ 
lichen Character. des harmlofen Frohfinns zu gewinnen, " 
Sheilnehmend erkundigte er ſich nach dem Wohl und haͤus⸗ 
lichen Glück feiner Freunde, und ließ ſich Über die Heinften 
Vorfälle ihres Lebens unterrihten, 

So fehr er ſich in einer frühern Periode feines Le= 
bens für politifhe Ereigniſſe intereffirt hatte, fo ſchien 
er Jetzt abfihtlih dem Geſpräch darüber auszuweichen. 
Er lenkte es vielmehr auf die Geſchichte feiner Jugend, 
and auf einzelne Züge, welche diefelbe an feine fpätern 
Lebensjahre Infpften. Dieſe Rüderinnerungen vergans 
gener Zeit, die bei Klopſtocks reger Phantafie, ber Stärke 
feines Ausbruds und feiner lebhaften Darftellungsgabe 
etwas ungemein Ergreifendes hatten, ſchienen ſichtbar 
feinen @eift heiter zu ſtimmen. J 

Den letzten frohen, don keinem Schmerz unter⸗ 
brochenen Tag verlebte er ben 6. Januar 1803 im Kreiſe 
einiger Freunde. Heiterer Frohſinn und liebevolle Theil⸗ 
nahme beſeelte ihn; er ſchien um zwanzig Jahre verjüngt. 
Aber bie Hoffnungen, welche feine Freunde auf die Dauer 
diefes Wohlbefindens bauten, waren leider trüglich. 

Der Domherr Meyer, der ihn ben 12. Februar 
beſuchte, fand ihn nicht nur in feinem Aeußern, fondern 
aud in feiner Stimmung gänzlich verändert. Der uns 
erſchütterliche Gleichmuth, des ihm eigen wur, fdien 


‘ 


308 


geſunken. Gr war tief in ſich gelehrt, und mit feiner 
Gtieftochter in einem ernſten Geſpräch begriffen über 
od und Unfterblichleit der Seele. Gchweigend reichte 
er dem hereintretenden Freunde die Hand, welcher eine 
Veränderung feines Innern errathend, das Befpräch auf 
den herannahenden Frühling zu lenken ſuchte — ein 
Thema, woburd ed ihm öfters gelungen war, den Geiſt 
des Dichters zu erbeitern. „Reden Cie nicht davon,” 
entgegnete Klopftod, in dem Zon eines aufs ſchmerz⸗ 
lichſte Leidenden 5 „mich wirb der Frühling nicht erfreuen I* 

Er hatte vorahnend fein Schidfal ausgefprocdhen. 
Zwei Tage fpäter warb er heftiger befallen von feinem 
gewöhnlichen Uebel, zu dem fi noch ein völlig entkräfs 


tendes Fieber gefellte. Am 17. Februar fah er ſich ges 


nöthigt, das Bett zu hüten, von bem er nicht wieber 
aufſtand. 

Seit dieſer Zeit wandte ſich ſein Geiſt von Tage 
zu Tage mehr ab von den Erinnerungen an die Welt und 
ihre Ereigniſſe. Klopſtocks Geſpräch beſchränkte ſich auf 
Gegenſtände, die in dem engſten Kreiſe der den 
lagen. Nur einmal ertundigte er ſich nach dem Schickſal 
der Schweiz, und fegnete Aleranders Stimmumg zum 
Frieden , von deſſen großem und milden Einfluß er ihn 
auch für dieß, ihm von feiner Jugend ber theure Land 
erwartete, | 

Außer feinen Aerzten, Heife und Neimarus, 
die zugleich feine Breunde waren, fah er Eeinen von bes 
nen, welde buch die Bande inniger Zuneigung an ihn 


309 


gefnüpft waren. Doch fandte er mitunter Grüße an 
diefen oder jenen. Cr wühfchte Ruhe, und wollte nicht 
erſchüttert werden durch Worte und Blide des Bedauern. 
Dieß zeigte fi, als fein jängfter Bruder ihn in den 
erften acht Tagen, während eines ruhigen Zwiſchenraums 
der Schmerzen, beſuchte. Als Klopftod. fah, wie tief 
jenen feine leidende Geftalt erſchütterte, reicht' er ihm 
die Hand, und fagte mit ernſtem Nachdruck: „sein 
Mitleid, mein Bruder!” 

Nur feine Gattin und Stieftochter blieben forts 
während in feiner Nähe. Defters bat, gr fie, daß fie 
ihn nicht verlaffen möchten, und nannte he fterbend noch 
feine Engel. Einige ftärkende Getränke machten feine 
ganze Nahrung aus. Auf feinen Wunfd wurden bie 
Vorhänge feiner Fenſter niebergelaffen, und in einem flils 
Ien, matt erleuchteten Zimmer lag er allein, mit Gott 
und dem Gedanken an Tod MM unfterblickeit ſich bes 
Thäftigend. *) 

eine beiden Freundinnen ftörten ihn nicht in die— 
fer Heiligen Stimmung. Sich ſelbſt bezwingend unters 


*) Wan vergl, die Stelle im Defiad Geſ. 12. V. 489— 
43 (im 8. Bde. d. Werfe) wo er die Schweſter des La. 
aneub, die Merbende Maria zu Warıba fagen läßt: 

— — — Bereite das Grab mie! 
a4’, ih wit aitein fen a Bott. Zu des Hei. 
m 





si 

Saß ic, da. leher? et mich: Eind IR nothi Nun 
iR es das Eine, 

Das ich allein fen mit Gott uf. w. 


210 “ 


“ 


drückten fie ihre Klagen und Thränen, und verſchwiegen 
dem Sterbenben den Inhalt der Briefe von Gleim und 
Hirzel, bie während Klopflods Krankheit an ihn ges 
langten. Er fragte nicht nad) ihnen, allein aus feinen 
Aeufferungen ließ ſich ſchließen, daß er ihren .Zob ahne. *) 

Zu heftigen Klagen ließ fih der Dichter auch bei 
den fohmerzlichften Leiden nicht hinreigen. Wohl aber 
prefiten fie ihm einmal den Seufzer aus: „&o bin id 
noch nicht erwacht? So fchlummre ich noch nicht im Gra⸗ 
be? — Es gefchehe denn fein allerheiligſter Wille" — 
Durd) diefe fromme Ergebung und Religiofität ſuchte er 
ſich ſtets zu tröſten. „Chriftus litt,” fagte er einft mit 
erhabener Seelenruhez; „ warum ftaunen wir henn, baß 
er litt, daß er leiden mußte? War ed nicht ber Wille 
des Allerhöchſten?“ Und augenblicklich ſchweigend, fügte 
er hinzu: „» Darum hat ihn aud Gott erhöht, und ihm 
einen Ramen gegeben, ber Über alle Namen if!” 

Die Abnahme feiner geiftigen Kräfte ſchien «r 
fhmerzlic zu fühlen. „Es ift fehr traurig,” äußerte er 
einft mit fanfter Stimme, fich feiner nicht immer ganz 
bewußt zu ſeyn.« Gleichwohl konnte man fagen, daß 
eben diefe Geiſteskraft ihn nicht verlaffen hatte, ja fein 
Gedächtniß ihm in fo hohem Grabe freu geblieben war, 
daß er einft bei der Erzählung eined Traums, worin 
ihm fein Beſchützer, der Markgraf von Baden, erfchies 
nen war, die nicht Eurze Stelle aus dem Meffias, we 





*) Hirzel Marb d. 19. Februar 1808. 





311 


Joſeph Pilatus bittet, den Leichnam Jeſu begraben zu 
laſſen, *) ohne Anftoß recitirte. 

Mit fihtbarer Heiterkeit und ahnenber Freude er⸗ 
zählte er beſonders Träume, bie ihm feine verſtorbenen 
Sreunde darflelltenz; fo unter andern, wie ihm ber vers 
florbene Bernftorff In einem prachtvollen Gewande und 
in ätherifher Geſtalt erfchienen: fey, mit ben Worten: 
» Kommen Sie mit mir!” ihm freundlid die Hand reis 
hend. Mit heitrer Miene und einer zarten fhonenden 
Wendung in Bezug auf feine theuren Kreundinnen deus 
tete er das Ahnungsvolle biefed Traums. 

Lange dauerte der fchwere Kampf des Lebens mit 
dem Tode. Es war ein Wechſel von gänzliher Erſchö⸗ 
pfung und wieder aufglimmender Lebenskraft, Bald war 
feine Stimme träftig und ausdrudsvoll, und einige Aus 
genblicke ſpäter athmete er wieder fo ſchwach, daß feine 
Umgebungen glaubten, er fey bereits zum beffern Leben 
hinübergeſchlummert. 

In einem der letzten und höchſten Kämpfe mit gei⸗ 
ſtigen und körperlichen Leiden richtete er ſich empor auf 
ſeinem Lager und die Hände faltend, ſprach er die in 
feiner Ode: Der Erbarmer **) gepriefenen Worte 
der Schrift: „Kann auch ein Weib ihres Kindes vers 
geffen, daß fie fi nicht erbarme Über den Sohn ihres 





*) Meſſias Ger. 12. 8. 33 — 80 (im 3 Bde. von Klop⸗ 
ſtſtocks Werfen.) 
+) Klopſtocks Werke. Bd. 1. S. 142 u. f 


\ 





⸗ 


312 


Leibes? — Und ob fie fein vergäße, fo will Ich to 
bein nicht vergefien. — Siehe, in die Hände Hab’ ich 


dih gezeichnet. — Wir alle, fügte ex hinzu, wie ale 


find in Gottes Hand gejeiänet. ® *) 


Rad diefen Worten fant er in einen tiefen —* 


mer, um nie mehr daraus zu erwachen. Klopſtock war 
den 14. März 1803, in einem Alter von acht und fleb⸗ 


zig Jahren, acht Monaten und zwölf Tagen verſchieden. 


Sn mehrern Städten Deutfchlande bildeten ſich Ber⸗ 


eine, welde dem unfterblihen Dichter Todtenopfer brach⸗ 


ten. Hamburg und Altona wetteiferten aber vor allen 


andern, Klopſtocks Andenken auf eine ausgezeichnete 
Weiſe zu ehren. Inſdem erfigenannten Orte hatte ber 
Dichter Über dreißig Jahre gelebt, Sfters die freie und 
glückliche Verfaffung diefer Stadt rühmend, bie auch, 
um ben Dichter fennen zu lernen, von Reiſenden vor⸗ 
zugsweife befuht wurde. In Altona war Klopſtock Bür⸗ 


ger gewefen, und feine Gebeine follten dort rußen. Bu- 


diefem Städtebunde traten unaufgefobert, von gemeine 
famem edlem Gefühl angeregt, die NRepräfentanten deut⸗ 
[her und fremder Nationen, bie in Hamburg wohnen 


den Gefandten und Gefchäftsträger von Dänemark, Eng⸗ 


land, Frankreich, Holland, Deſterreich, Preußen und 
Rußland, um feinen Manen ein würdiges Lobtenopfer 
darzubringen. 


*) Vergl. Auswahl aus Klopfſtocks nachgelaſſenem Brick 


wehrt n.nw- Th. 1. ©. 186. 


313 


Den 22. Mär; 1803, aneinem heitern, wiewohl 
nicht ganz milden Brühlingemorgen fand die Keier flatt.*) 
Unter dem voltönenden Geläute ber ſechs Hauptthürme 
‚Hamburgs verfammelte fih um 10 Uhr Morgens, ein 
langes Trauergefolge, welches das am niederſächſiſchen 
Kreiſe reſidirende diplomatifhe Corps, die Mitglieder 
bed Hamburger Senats, bie Geiſtlichkeit, das oͤffent⸗ 
liche Eehrerperfonale, Gelehrte, Künftter, Kaufleute und 
andre angefehene Bürger bildeten. Es beftand aus ſechs 
und fiebenzig, und mit dem aus Altona ſich anſchließen⸗ 
den Gefolge aus hundert und ſechs und zwanzig Kuts 
hen. Auf Befehl des Hamburger Senats erſchien eine 
Ehrenwade von hundert Mann zu Fuß und zu Pferde; 
militärifche Ehrenbezeugungen wurden ber Leiche von den 
acht Wachen des Stadtgebiets erwieſen, an denen der 
Bug vorüber ging. Ungeachtet viele Tauſende auf den 
Straßen, Märkten und an Thoren hinzuftrömten, **) bes 
durfte man Feiner Vorkehrungen der Polizei, Der feiers 
F) Sergle die Macricht von Alopiods Beerdigungäfeier 

in d. Augen. Zeitung. d» I. 1808. Gt. 100; wie au 
in d. Leipp. Eit. Zeit. 1808. Intel. Bi. Gt. 76. ©. 597 — 
99. ( Ebendaſ. St. 75. 5. 807 findet man eine lateini. » 
(he Brabicrift mit d,ueber(chriit: Adtumulum immor- 
talis Klopstokii Epitaphium, und d. guterſchrift· Or- 
nistus Falesius, Ilomanae Arcadiae Pastor moerens, 
nec sine flelu scripserat.) Kiopnotd Gedäctmihfeier 
von 9. 3. & Meer. Hamburg 1809. & 27 u. f. 
d- Urhenbolz Minerva, Aprit 1803. €. 130 u. f. 
=) Man fann annehmen » daß gegen 50,000 Dienfcen Here 
beigefröine waren. Vor ten daurtwachen am Thor war 
ii. 











314 


liche Eindrud gebot dem sahliofen Haufen Ruhe und ehe 
furchtsvolle Stille. *) 

Klopſtocks Sarg, einfach und ſchwarz bezogen, auf 
den Seiten mit Sammetftreifen eingefaßt, ruhte, von 
weiß metallnen Zußgeftellen unterftügt, auf einem vier 
fpännigen, offnen, von vier Führern geleiteten Zrauezs 


wagen. Auf der Dedelflähe lag ein ebenfalls aus weiß . 


ſem Metall geformtes Buch, an einen Kranz von in eins 
ander gewundenen Palm: und Cichenzweigen gelehnt. 
Auf demfelben war ein Vers eingegraben,, ben Klone 
ſtock einft zur Auffchrift des Sarges feiner Dein aus 
feinen Liedern wählte: 
„Nah war meines Helferd Rechte, - 
Eah fie gleich mein Auge nicht. 
Weiter bin im Thal der Nädıre on 
War mein Retter und fein Licht. *) 
Der Zug bewegte fi langfam und feierlich in 
einige der Hauptſtraßen Über den Zungfernftieg, 





dad Hamburgifhe Dragonercorps ausgerückt. ©. Kin 
ſtocks Gedächtnißfeier von F. J. & Meyer ©. 46. 

*) In England, erzählt v. Archenholz ( Minerva. 
April 1803. S 130.) hatte man im ganzen 18ten Jahr. 
hundert kein fo feierliches Begräbniß geſehen, alt dab 
des Schaufvielee Garrick im 3. 1778. Ich wer ein 
Augenzeuge diefer Trauerfcene in London, bie in keiner 
Hinfiht nit der am 22, März 1803 in Hamburg und 
Altona verglichen werben formte. Ein Gefolge von 96 Kut= 
{hen begleitete Garr icks Leichnam sum Brabe. 

**) Die zweite Stroohe bes in Klopſtocks Werten zwiefach 
gedruckten Liedes (Bd. 7. €. 310. Bdo. 11. G. 53) 


"u - |} 


! 





315 _ 


Millernthore 7) hinaus, nach Altona. Um zwölf uhr 
längte er vor dem Thor biefer Stadt an, Hier, auf 
dem hamburgifchen und däniſchen Grenzfelde warb bie 
Leiche von den erften Perſonen der Föniglihen und der 
Stabt » Regierung empfangen, von Gelehrten, Offizieren, 


fremden Generalen und vielen Bürgern der Stabt, bie 


ſich dem Zuge anfhloffen. Eine dänifhe Ehrenwache 
trat an die Stelle der hamburgifhen, Der Zug wurbe 
dur eine Eskorte von Hufaren eröffnet; vier Ehren⸗ 


begleiter traten mit entblößtem Haupt an den Leichens 


wagen, ben Sarg mit den daran befeftigten Slorgebinden 
haltend. Zwiſchen acht Marſchällen mit weißen Stäben 
gingen unmittelbar vor dem Leichenwagen drei Jungfrauen 
in weißen Gewändern und Schleiern, das Haupt mit Ei⸗ 
chenblättern und Roſen geſchmückt. Sie trugen Körb⸗ 
hen, gefüllt mit Rofen=und Myrtenkränzen, friſchem 
Laub und Frühlingsblumen. 

Ernft und feiertih bewegte ſich der Zug durch die 


Hauptſtraße von Altona. Als er fih der Hauptwache 


näherte, trat biefelbe in's Gewehr, und eine Zrauers 





mit der Ueberfchrift Stärkung. An beiden Erfien Reht 
indeß anftatt des Imperfectums durchaangig das Präſens. 
) Es führt auch den Namen des Altonaer Thors. Der 
Jungfernftieg (Jungfernſteia) iſt ein etwa vierhundert 
Schritt langer Spaziergang an der Aiſter, auf beiden 
Seiten. von dicht bewachſenen, ſchattigen Linden ein. 
gafaßt. ©. Hamburger Deufwürbigfeiten. Hamburg 1794. 
©. 3 % 230. on ki 


ä 


drückten fie ihre Klagen und Thränen, und verfdhwiegen 
dem Sterbenden ben Inhalt der Briefe von Gleim und 
Hirzel, bie während Klopftods Krankheit an ihn ges 
langten. Er fragte nit nad) ihnen, allein aus feinen 
Aeufferungen ließ ſich fchließen, daß er ihren .Zob ahne. *) 

Zu heftigen Klagen ließ fih der Dichter auch bei 
den fchmerzlihften Leiden nicht hinreißen. Wohl aber 
preßten fie ihm einmal den Seufzer aus: » So bin id 
noch nicht erwacht? So fehlummre ich noch nicht im Gra⸗ 
be? — Es gefchehe denn fein allerheiligfter Wille!" — 
Durd) diefe fromme Ergebung und Religiofität fuchte er 
fich ftet3 zu tröften. „Chriftus litt,” fagteer einft mit 
erhabener Seelenruhe; „ warum ftaunen wir denn, daß 
er litt, baß er leiden mußte? War es nicht der Wille 
bes Allerhöchften?” Und augenblicklich ſchweigend, fügte 
er hinzu: » Darum hat ihn aud Gott erhöht, und ihm 
einen Ramen gegeben, ber über alle Namen ift!” 

Die Abnahme feiner geiftigen Kräfte ſchien «er 
ſchmerzlich zu fühlen. „Es ift fehr traurig,” äußerte er 
einft mit fanfter Stimme, fich feiner nicht immer ganz 
bewußt zu ſeyn,« Gleichwohl Tonnte man fagen, baf 
eben dieſe Geifteskraft ihn nicht verlaffen hatte, ja fein 
Gedächtniß ihm in fo hohem Grade freu geblieben war, 
daß er einſt bei der Erzählung eined Zraums, worin 
ihm fein VBeichüger, der Markgraf von Baben‘, erfchies 
nen war, bie nit kurze Stelle aus dem Meffias, wo 





*) Hirzel farb d. 19. Februar 1808. 


— 
311 


Joſeph Pilatus bittet, den Leichnam Jeſu begraben zu 
laſſen, *) ohne Anſtoß recitirte. 

Mit ſichtbarer Heiterkeit und ahnender Freude er⸗ 
zihlte er beſonders Träume, bie ihm feine verſtorbenen 
Freunde darſtellten; fo unter andern, wie ihm ber vers 
ftorbene Bernftorff in einem prachtvollen Gewande und 
in ätherifher Geflalt erfchienen fey, mit den Worten: 
» Kommen Sie mit mir!” ihm freundlich die Hand reis 
hend. Mit heitrer Miene und einer zarten ſchonenden 
Wendung in Bezug auf feine theuren Freundinnen beus 
tete er das Ahnungsvolle dieſes Traums. 

Lange dauerte der fehwere Kampf des Lebens mit 
dem Tode. Es war ein Wechfel von gänzlidher Erſchö⸗ 
pfung und wieder aufglimmender Lebenskraft, Bald war 
feine Stimme kräftig und ausdrudsvoll, und einige Aus 
zenblicke fpäter athmete er wieder fo ſchwach, baß feine 
Imgebungen glaubten, er fey bereits zum beffern Leben 

'nübergeſchlummert. 

In einem der letzten und höchſten Kämpfe mit gei⸗ 
zen und körperlichen Leiden richtete er ſich empor auf 
vem Lager und die Hände faltend, ſprach er die in 
er Dde: Der Erbarmer **) gepriefenen Worte 

Schrift: „Kann auch ein Weib ihres Kindes vers 
n, daß fie fi nicht erbarme Über den Sohn ihres 





Meſſias Ger. 12. V. 33 — 80 (im 3 Bde. von Klop⸗ 
ocks Werfen:) 
Klopſtocks Werke. Bd. 1. ©. 142 u. f 


312 
Leibes? — Und ob fie fein vergäße, fo will Ih bad 


dein nicht vergeffen. — Siehe, in bie Hände Hab’ ih 


dich gezeihnet. — Wir alle, fügte er hinzu, wir alle 
find in Gottes Hand gejeichnet. ” *) 


Rach diefen Worten fant er in einen tiefen Gh j 


mer, um nie mehr daraus zu erwachen. Klopflod war 
den 14. März 1803, in einem Alter von acht und fiche 


zig Iahren, acht Monaten und zwölf Tagen verſchieden. 


In mehrern Städten Deutfchlands bildeten fi) Ber⸗ 
eine, welche dem unfterblichen Dichter Todtenopfer brade 


ten. Hamburg und Altona wetteiferten aber vor allen ' 


andern, Klopſtocks Andenken auf eine ausgezeichnete 
Weife zu ehren. Inſdem erfigenannten Orte hatte ber 
Dichter Über dreißig Jahre gelebt, Öfters bie freie und 
glückliche Verfaffung diefer Stadt rühmend, bie auch, 


um den Dichter kennen zu lernen, von Reiſenden vors . 


zugsmweife befucht wurde. In Altona war Klopfted Bür⸗ 


ger gewefen, und feine Gebeine follten dort ruben. Bu- 


diefem Städtebunde traten unaufgefobert, von gemeins 
famem eblem Gefühl angeregt , die Repräfentanten deut⸗ 
fher und fremder Nationen, die in Hamburg wohnens 


ben Gefandten und Gefchäftsträger von Dänemark, Eng⸗ 


land, Frankreich, Holland, Deflerreih, Preußen und 
Rußland, um feinen Manen ein würdiges Todtenopfer 
darzubringen. 


*) Verat. Auswahl aus Klopftocks nachgelaſſenem Brite 


wechſel u. ſ.w. Th. 1. ©. 186. 


24 


313 


Den 22. Mär} 1803, aneinem heitern, wiewohl 
nicht ganz milden Fruhlingemorgen fand die Feier ftatt.*) 
Unter dem volltönenden Geläute der ſechs Hauptthürme 
‚Hamburgs dverfammelte fih um 10 Uhr Morgens, ein 
langes Zrauergefolge, welches das am nieberfähfiichen 
Kreife reſidirende diplomatiſche Corps, die Mitglieder 
des Hamburger Senats, die Geiftlichkeit, das öffent⸗ 
liche Lehrerperſonale, Gelehrte, Künftter, Kaufleute und 
andre angefehene Bürger bildeten. Es beſtand aus ſechs 
und fiebenzig, und mit dem aus Altona fi) anſchließen⸗ 
den Gefolge aus hundert und ſechs und zwanzig Kuts 
fhen. Auf Befehl des Hamburger Senats erſchien eine 
Ehrenwache von hundert Mann zu Fuß und zu Pferde; 
militärifje Ehrenbegugungen wurden ber Leiche von den 
acht Wachen bed Gtadtgebietd erwiefen, an benen der 
Zug vorüber ging. Ungeachtet viele Zaufende auf den 
Straßen, Märkten und an Thoren hinzuftrömten, **) bes 
durfte man Eeiner Vorkehrungen der Polizei. Der feiers 
) Werat. die Nacrict von RonAods Beerdigungdfeier 

in d. Augem. Zeitung. d- I. 1805. Gt. 100; wie aud 
in d. Beipp. Lit, Beit. 1808. Intel. Bt. St. 74. ©. 597 — 
99. (Esendai. St. 75. 5. 607 findet man eine lateinin - 
ſche Grgbichrift mit d. — Ad iumulum immor- 
—— Epitaphium, und d. tinterfdrift: Or- 
nistus Falesius, Ilomanae Arcadiae Pastor moerens, 
nec sine fletu seripserat.) Riovrtocd Gedächtmiäfeler 
von $. I. &. Meer. Hamburg 1809. 27 u. f. 
dv Aechendol; Minerva, April 1809. €. 130 u. f. 
=) Man fann annehmen » daß gegen 50,000 Dienfchen her. 
belgeuthnn waren, Bor ten Hauptwachen am Thor mar 


314 


liche Eindruck gebot dem zahliofen Haufen Ruhe und eher . 


furchtsvolle Stille. *) 
Klopftods Sarg, einfach und ſchwarz bezogen, auf 
den Seiten mit Sammetftreifen eingefaßt, ruhte, von 
weiß metallnen Zußgeftellen unterfiügt, auf einem vier 
fpännigen, offnen, von vier Führern geleiteten Trauer⸗ 


wagen. Auf der Dedelflähe lag ein ebenfalls aus weiße * 


fem Metall geformtes Bud, an einen Kranz von in eins 
ander gewundenen Palm: und Eichenzweigen gelehnt. 
Auf demfelben war ein Vers eingegraben, den Klone 
ftoct einft zur Auffchrift des Sarges feiner Meta aus 
feinen Liedern wählte: 
„Nah war meines Helfers Rechte, 5 
Sah ſie gleich mein Auge nicht. 
Weiter hin im Thal der Nächte 
War mein Retter und fein Licht-*) ' 
Der Zug bewegte fi langfam und feierlich durch 
einige dee Hauptſtraßen Über den QJungfernflieg, zum 





dad Hamburgiche Dragonercorps ausgerückt. S. Kiop- 
ſtocks Gedächtniffeier von 8. J. % Meyer ©. 46. 

*) In Enatand, erzählt v. Archenbolz ( Minerne. 
April 1803. S 130.) hatte man im ganzen 18ten Jahre 
hundert fein fo feierliches Begräbniß geſehen, als bas 
des Schaufvielee Garrick im 3. 1778. Ich wer ein 
Augenzeuge diefer Trauerfcene in London, bie in keiner 
Hinfiht mit der am 22. März 1803 in Hamburg mb 
Altona verglichen werden fonnte. Ein Gefolge von 90 Kutte 
{hen begleitete Garricks Leihnam zum Grabe. 

**) Die zweite Strovhe bes in Klopſtocks Werten zwiefach 
gedruckten Lieded (Bd. 7. €. 310. 8-11, ©. 53) 


. 8 


Bi‘ 


315 


Milleenthore *) hinaus, nad Altona: Um zwölf uhr 
angte er vor bem Thor biefer Stadt an, Bier, auf 
»em hamburgiſchen und däniſchen Grenzfelbe ward die 
teihe von ben erften Perfonen der königlichen und ber 
Stadt » Regierung empfangen, von Gelehrten, Offizieren, 
remden Generalen und vielen Bürgern ber Stadt, bie 
ih dem Zuge anfhloffen. Eine bänifhe Ehrenwache 
‚rat an die Stelle der hamburgifhen. Der Bug wurde 
hurch eine Eskorte von Hufaren eröffnet; vier Ehren» 
segleiter tratciı mit entblößtem Haupt an ben Leidens 
vagen, den Sarg mit den daran befeftigten Florgebinden 
haltend. gwiſchen acht Marfchällen mit weißen Stäben 
yingen unmitteldat vor dem Leihenwagen drei Jungfrauen 
n weißen Gewändern und Schleiern, das Haupt mit Eis 
henblättern und ofen gefhmüdt, Sie trugen Körb⸗ 
hen, gefült mit Roſen- und Myrtenkränzen, friſchem 
ꝛaub und Fruͤhlingeblumen. 

Grnft und feierlich bewegte ſich der Zug durch die 
bauptftvaße von Altona. Als er fih der Hauptwache 
räherte, trat biefelbe in's Gewehr, und eine Trauer 


mit der Ueberfärift Stärkung. An beiden Setten Acht 
Andeh anfatt des Imperfectums ducchaangig dad Präfent. 

*) € fübet aud den Namen de Wltonaer Thors. Der 
Jungfernfieg (Jungfernſteia) iR ein etwa vierhundert 
Saritt langer Spaziergang an der Alfter, auf beiden 
Seiten. von dicht bewadifenen , fdattigen Linden ein. 
gefaßt. ©. Hamburger Deufwürdigfeiten. Hamburg 1794. 
©. 3 u. 290. . 


4 


316 * 


mufik von gedämpften Hörnern, ertönte. Die ſämmtli⸗ 
chen Glocken ber Stadt wurden gelaͤutet; von den Schiffen 
im Hafen wehten Zrauerflaggen, und viele Brauenzimmer 
aus der gebildetern Claſſe hatten Trauerkleider angelegt, 

Der Zug hatte fi) indeß dem zur Stadt gehörigen 
und daran grenzenden Dorfe Ottenfen genägert, wo 
Klopſtock auf dem Gottesacker ſich ein Grab neben feiner 
Meta hatte errichten laffen. Ueber einen Stein von weißs 
fem Marmor, neigen fi, wie auf Meta’d Grabe, zwei 
Garben, Die Religion an einem Aſchenkruge gelehnt 
und gen Himmel beutend iſt das Werk des Hofbilbhauer 
Scheffauer. Die Infhrift lautet: 


Saat von Gott gesäet dem Tage der Garben. 
zu reifen. 
Bei seiner Meta und bei seinem Kinde ruhet 
Friedrich Gottlieb Klopstock. 
Er ward geboren den 2ten Iuly 1724. 
Er starb den 44ten März 1803. 
Deutsche nahet mit Ehrfurcht und mit Liebe 
Der Hülle Eures groesten Dichters - 
Nahet ihr Christen mit Wehmuth und mit Wonne- 
Der Ruhestaette des heiligen Saengers 
Dessen Gesang Leben und Tod Iesum Christum pries 
Er sang den Menschen menschlich den Ewigen 
Den Mittler Goties unten am Throne liegt 
Sein grofser Lohn ihm eine goldne 
Heilige Schale voll Christenthraenen, 








- 317 


, 


Seine zweite liebende und geliebte Gattin 

Iohanna Elisabeth 
Setzte diesen Steiu anbetend den e 

Der für uns lebte starb begraben 

Und auferstanden ist. *) \ 

Bei dem Grabe ertönte abermals eine Trauermu⸗ 
von gedämpften Blafeinftrumenten., Es war um ı 
br, als das Gefolge in die Kirche trat, und ber Sarg, 
‚n den hambürgifchen Rathsdienern getragen, und ums 
ben von den Zungfrauen und Ehrenbegleitern, lang⸗ 
m bereinfhhwebte. Das dem Sarge vorangetragene 
auptwerf des Dichters, die Meffiade, ward jest auf 
n Dedel des Sargs gelegt **), und ein Züngling ***) 
deckte das aufgefchlagene Buch mit zuſammengeflochte⸗ 
en Lorbeerzweigen,, während die Zungfrauen ihre Kränze 
ı den Sarg hefteten. 

Bom, Chor herab ertönte in diefem Augenblicke 
ne feierliche Trauermuſik, zu der fi mehr ausgezeichne> 
Tonkünſtler ynd Sängerinnen aus Hamburg vereinigt 
— — — 


*) Vergl. Meyers Darſtellungen aus Norddeutſchland. 
Hamburg 1816. ©. 121; wie auch Klopſtocks Viogra. 
phie. Quedlinb. u. Leiys. 1817. S. 43 u.f. In Mey— 
ers Skizzen au einem Gemälde von Hamburg. Heft 5. 
&. 153 findet man eine Abbildung diefed Grabſteins; 
desgi. auf einem großen Blatte: Kiopft. Begräbniß, ge= 
malt von I. W. Tappe,/ geſchabt v. J. J. Friedhof. 

”*) Es war Klopfſtocks eignes Exemplar, worin er in 
dem legten Winter mehrmals gelefen Hatte. 

**9) Der damals 15jäprige Sohn des Dommberen Mener. 


— 


' 318 


batten.. Es war die Ginleitung zu bem von Sqh wenke | 
componirten Baterunfer des Dichters: ” : 
um Erden wandeln Mönde, . 
Erden um Sonnen; 
Unter Sonnen zeere wandeln 
um eine große Sonne. 
Vater unſer, der du biſt im Himmell 


Dann ertönte Klopſtocks Sterbehymne: 


Wie wird mir dann, o dann mie fegnr-. - . 
Wenn ih mich ganz ded Herrn au freut, | 
In ihm entichlafen werdel u. ſ. w. ) 

Klopſtocks Freund, der Domhere Weyer, las 
hierauf aus dem zwölften Geſange des Meffias die Schul⸗ 
derung bed Todes der Maria vor, der er folgende Rede 
als Einleitung voranſchickte: ***) 

„»Diefer Sarg umfchließt die verwesliche Hülle Klops 
ſtocks, des heiligen, unfterblihen Sängers ber Deutſchen; 
er trennt fie auf immer von uns, von ber Welt ,: weiche 
die Früchte feines hohen Geiftes gefammelt hat. — Wir 
find hier, um feine Aſche dem Grabe zu übergeben, wer 
rin die Afche des hochgelicbten Weibes und Kindes des Ber⸗ 


—— 





*) inter der Ueberſchrift: Pſalm In Klopſtocks Werten. 
Br. 2. €. 102. Die Eompofition vom Ütufifbirecter 
Schwenke in Hamburg erfchlen zu Leipsig 1799 in 
Querfolio. 

) In Klopſtocks Werken. Bd. 7. © 142; unter ber Ne 
berfchriit: Der Tod. — 

2) Klopſtocks Todtenfeier von F. J. L. M euer ©.47 nf 





319 


ewigten — „bie Saat, von Gott geſäet bem Tage ber. 
Sarben zu reifen — ruhet. — Mit tiefer Ehrfurdt 
nah’ ih mid dir [hlummerndes Gebein! — Vergieb, 
Vollenbeter, wenn du mid, höreft, den Shwachen Wors 
ten defien, ber hier an deiner Bahre weilt. — 

„Richt als Kobredner des großen Mannes, über 
defien hohen Werth fein Jahrhundert entfchieden hat, 
defien Ruhm in allen gefitteten Ländern verbreitet ift, 
deſſen Geift in Eommenden Jahrhunderten fortlebt und fortz 
wirkt, betret? ih die Stufen zu diefer Bahre.. Wer 
dürft’ e8 wagen — und an biefer Stelle «3 wagen — 
fein Lobredner zu feyn! 

 » einer Todesſtunde noch fo nahe, nahe dem ern⸗ 
flen Augenblid, der die legten Nefte des erhabenen Tod⸗ 
ten unferm Blick entzieht, ſteh' ich vor diefer ehrwürdi⸗ 
gen Berfammlung, auf das Geheiß feiner etien Gattin, 
der liebevollen Pflegerin feines Alters, bis in den Zod, 
um von biefer uns allen und der Welt wichtigen Zodess 
ſtunde zu reden. — Nicht mit meinen Worten, mit 
den Worten des großen Sängers des Meſſias, dee ſter⸗ 
benden Klopſtocks will ich reden. 

In dem zwölften Abſchnitt ſeines erhabenen Gefans 
ges ſchilderte er die Sterbeſtunde der Freundin Jeſu, 
Maria. — Er ſelbſt ſtarb dieſen Tod. — Die ſchei⸗ 
dende Seele des edlen Greiſes umſchwebten auf ſeinem 
legten Lager dieſelben troͤſtenden, erhebenden Bilder von 
Tod, Grab, und künftigem Seyn, die einft in göttliher 
Begeifterung der hohe Züngling fang. So empfand er 


318 


hatten... Es war die Einleitung zu dem von S qh wenke 
componirten Vaterunſer des Dichters: 
um Erden wandeln Monde, — 
Erden um Sonnen; 
Uller Sonnen Heere wandeln 
um eine große Sonne. 
Vater unſer, der du biſt im Himmell ' 


Dann ertönte Klopſtocks Sterbehymne: 


Wie wird mir dann, o dann mie ſeyn⸗ 
Wenn ih mich ganz des Herrn zu freu, 
In ihm entichlafen werdel u. f. w. * 

Klopſtocks Freund, der Domherr Meyer, Ic 
hierauf aus dem zwölften Gefange bed Meſſias die Schu⸗ 
derung bes Todes der Maria vor, ber er folgende. Rede 
als Einleitung voranſchickte: ***) 

»Diefer Sarg umſchließt die verwestiche Hülle Riops 
ſtocks, des heiligen, unſterblichen Sängers ber Deutſchen; 
er trennt fie auf immer von uns, von ber Welt, welche 
die Früchte feines hohen Geiftes gefammelt hat. — Wir 
find hier, um feine Afche dem Grabe zu übergeben, wer 
zin die Afche des hochgeliebten Weibes und Kindes bes Ver⸗ 





*) inter der Ueberſchrift: Pſalm In Klopſtocks Werken. 
Bd. 2. S. 102. Die Compoſition vom Muſikdtrector 
Schwenke in Hamburg erſchien zu Leipzis 1799 in 
Querfolio. 

) In Kliopſtocks Werken. Bd. 7. © 142; unter der Me 
beriheiit: Der Tod — 

**0) Klopſtocks Todtenfeier von F. IE. Meyer G. M u. f. 


⸗ = 


319 


igten — bie Saat, von Gott gefäet dem Tage ber. 

rben zu reifen® — ruhet. — Mit tiefer Ehrfurcht 

7 id mic, die ſchlummerndes Bebein! — Vergieb, 
Uendeter, wenn bu mic höreft, den ſchwachen Wors 
deffen, der hier an beiner Bahre weilt, — 

„Nicht als Lobredner des großen Mannes, über 
Ten hohen Werth fein Jahrhundert entſchieden hai, 
fen Ruhm in allen gefitteten Ländern verbreitet if, 
ſen Geift in tommenden Jahrhunderten fortlebt und forte 
ckt, betret' ih die Stufen zu dieſer Bahre. Wer 
cft' es wagen — und an biefer Stelle «3 wagen — 
3 Lobrebner zu ſeyn! 

» Seiner Todesſtunde noch fo nahe, nahe bem ern⸗ 
a Augenblick, ber die legten Reſte bes erhabenen Tod⸗ 
vunferm Blick entzieht, ſteh' ich vor biefer ehrwürtis 
ı Berfammlung, auf das Geheiß feiner etien Gattin, 
: tiebevoßen Pflegerin feines Alters, bis in den Tod, 
ı von biefer uns allen und der Welt wichtigen Zobess 
nde zu reden. — Nicht mit meinen Worten, mit 
3 Worten des großen Sängers bes Meffias, des fe 
iden Klopſtocks will id; reden. 

In dem zwölften Abſchnitt feines erhabenen Gefans 
s ſchilderte er die Sterbeftunde ber Freundin Jeſu, 
aria. — Gr felbft farb diefen Tod. — Die eis 
ide Geele des eblin Greiſes umſchwebten auf feinem 
‚ten Lager biefelben tröftenden, erhebenden Bilder von 
ıd, Grab, und künftigem Seyn, die einft in göttliher 
'geifterung der hohe Jüngling fang. So empfand er 


320 


noch, fo tröftete ex die Beinen, betete fo, fegnete bi 
ein zu dem Schlummer im Grabe. — 

Klopſtocks trauernde Freunde! laßt mid, von. ie 
Zügen diefer Bilder des Todes und der unſterblichkelt 
feines heiligen Liebes, bie feiner Seele im Leben ‚und 
im Sterben höhern Frieden gaben, uns einige in’s Ge⸗ 
dächtniß rufen. Denkt daran! Es waren feine Empfin- 
dungen im Tode — die Worte beffen, deſſen entkoörper⸗ 
ter Geift Über diefem Sarge ſchwebtue 

Nach diefen Worten wurden Chöre aus Klopftock— 
Heilig, nad) der Gompofition von Romberg und aus 
Mozart's Zodtenmeffe angeflimmt, und des Sarg ms 
ter dem Geſange: 

Auferſtehn, ja auferfiehn wir du, 

Mein Staub, nach kurzer Ruh’ u. (- w- *) 
aufgehoben, und in die Gruft getragen. Zünglinge unb 
Jungfrauen beftreuten ihn mit den erften Blumen: bed 
Frühlings, und Unzer, der fi unter ben Begleitern 
befand, warf ihm ein gefühlvolles Lieb nach in bie Gruft. **) 


*) Klopſtocks Werke. 85.7. ©. 118. x 

+) Man findet ed in Klopſtocks Gedächtnißfeier von F. 3. 
2 Meyer S. 49 — 50; wie auch in d. Auswahl aus 
Kiontodt nachgelaffenem Briefwechiel u. (. m Ehe % 
©- 238 — 29; nebſt swei, vielleicht durch die dunkle 
—— veranlaßten, mit M. E. L. F. unterzeich. 
neten Parodien. (Ebendaſ. S. 29 — 31; and mit * 
dern Gedichten auf Klopſtocks Tod in d. 
Klovpſtocks Todtenfeiee in Hamburg, ben 22ten zu 

.: 1808 befindlich. 





m rei Gedichte 
— 1 ſchale Vr 

er VPoeſie eingekleide 

ı in Ruder tanz der 


322 ” 


Siehe, verwaiſet hängt an heiliger Giche die Harfel — 
Tönen du, Kiagelaut? Harfe, berührt dich ein Bell 1. 
ZA es der Wieder⸗ all des Weihsefanged am Chrome, 
Der den Boltenderen arüßt 1 — Bebende Saiten, © 
firömt 
Tröſtung in's traurende Herz! — Sie ſchallen mir: 
„ Wandelt die Trauer, 
Edle Söhne des Hains, danfend In Beiergefang | 
Danft, das dere Sänger euch ward, o tanft, DaB is 
irdifher Häle 
Dieſer Geiſt euch erfchien, der mit Sauidiicer Kraft 
Kon , den Göttlichen fang! Dankt, dankt, daß dem 
bohen Geſange 
Gott, der entflamnte zum Werk, fchöne Vollendung 
verlich. 
Dantı , da der Sänger euch ward, der nie entweitzte 
die Harie, 
und , wie feinen Geiang , führte fein Eeben an’s Zi." 


Fin gejelliger Verein zu Hamburg feierte am Don⸗ 
nerftag in der Charwoche Klopſtecks Andenken durch eine 
mufifatifche eier, dirigiert von Schmenfe Das Water 
unjer des Dichters, Mozarts Todtenmeſſe, und ber von 
Romberg componirte 110te Pfalm wurden von einem 
ſtark befesten Orchefter von Zontünftlern,, Dilettanten 
und jungen Sängerinnen aufgeführt. Ueber dem Orchefter 


1817) befindlichn Grähern zu Ottenſen, und 
zwar zumdritten Grabe. Sie ſind übrigens auch im 
zweiten Theil des Handbuchs d. deutich. Sprache m. Bi 
teratur von Hr Dr. J ©. Kuniſch (Leivgia. 1828) 
abgedruckt worden, der das Papier unſtreitig au etwas 
Sehaltvollerem hätte ſparen können. 





323 


hob fich eine einfach becorirte Porphyrſaͤule, an welcher, 
on ogeeryweigen umſchattet, das Bildniß des Dichters 
ing. * 

Der Vorſchlag, ihm ein Denkmal, mit der in Stein 
Ingehauenen Inſchrift: Klopflod, dem Barden 
Jermanns, zu errihten, kam nicht zu Stande. **) 

Aber ein Frevel ohne Gleichen ward an dem früher 
rwähnten Grabftein Klopſtocks zu Ottenfen in der Nacht 
e8 2. Septemberd 1814 verübt. Man fand ihn am 





”) en Klopſtocks Gedächtnißfeier von 3. 3.2. Meyer 
.41. . > 
) Vergl. die eben anaef. Schrift. S. 51 u. f. Allgem. 
Zeit. v. 3: 1803. &t. 100. Aurora, eine Reitichrift aus 
d. füdl. Deutſchland 1804- No. 122. ©. 487. (Nachricht 
von einem Denkmal auf Klopſtock vom Hofbildhauer 
Scheffauer) — Bon einem frühern Denkmal des 
Dichterd in dem ehemals reizenden, jegt aber verwilder« 
ten Dark ded Grafen Holk zu Eckhof, unweit Eutin 
(veral. Hirfchfeld3 Theorie d. Gartenkunſt. Leipzig 
1782. &. 224 u. f.) findet man feine Spur mehr. Die 
Inſchrift, welche an einsr Eiche über einem Altar des 
Andlih war, lautete: 
. Einen Becher der Breude Hat in der Rechten, ter 
” Linten " 
Einen wüthenden Dolch die Einſamkeit; reicht dem 
Beglückten 
Ihren Becher, dem Leidenden reicht fie den wüthene 
den Dolch hin. - . 
©. Mener 3 Darftellungen aus Norddeutſchland. Ham⸗ 
burg 1816. 6.202 u. f. Klopſtocks Biographie- Qued- 
linburg u. Leipzig 1817. ©. 683. 


- . % 


Morgen umgeftärzt und zerfplittert, ohne baß man, aller 
Nachforſchungen ungeachtet, die Thäter entbeckte. Meh⸗ 
rere der angeſehenſten Bewohner Hamburgs und Altona’s 
ließen es fich inbeß fehr angelegen feyn , ben Grabflein 
wieber herzuftelen. Zu der feierlihen Errichtung beffels 
ben wählte man Klopſtocks Geburtstag, ben 2. Zulg 1815. . 

Es war ein Sonntag. Während bes Dichters Preuns 
de aus beiden Städten fid an feinem @rabe verfammelt 
hatten, flieg ein Gewitter auf. Heftige Donner rolls 
ten, unb der bald darauf herabftrömende Regen nöthigte 
den feftlihen Zug, in deffen Gefolge fi junge Mäbden - 
und Kinder mit Blumen und Eichenkränzen befanden, 
in der nahen Dorfliche Schug zu fuhen. Hier warb 
an dem Altar, wo Kiopftods Leihe an feinem Beerbi⸗ 
gungstage den 22. März 1803 geftanden hatte, und 
Worte feines heiligen Gefanges verlefen worden waren, 
eine Rede gehalten, die wir hier auszugsweife mitthels 
len wollen, *) 

» Der du dort wohnft, wo ausging dein Geiſt, als 
vor beinah’ einem Jahrhundert er der Erde gegeben ward, 
empfange, Verklärter, wenn an beinem Grabe verhals 
lende Worte bis zu dir dringen, empfange die Opfer uns 
ferer Bewunderung, unfrer Verehrung und Liebe. — 

» Ueberall in Klopſtocks Meſſias, wie in feinen 
Lob⸗ und Hochgefängen,, herrfcht der Ausbrud ebier, 





*) Man findet diefe Rede in Dieyer’3 Dariefluugen aus 
Norddeutfchland. Hambıng 1816. &. 125 — 88. . 


325 _ 


oßherziger, erhabener, himmliſch geläuterter Gefühle, 
: ben Dichter erfüllten, und jedes Gemüth anfpredhen, 
8, wie das feinige, mit Kraft des Nachdenkens bes 
dt, von Empfindungen der Religion durchdrungen, bem 
uge feiner mächtigen und kühnen Einbildungskraft ſich 
zuſchwingen vermag. — Wenbet er ſich zu der its 
{hen Natur, deren Reize feine Seele fo tief empfand, 
hebt fi in nächtlicher Stille fein Blick zu der Sternens 
tt, fo fieht er, Hingeriffen von Dank und von Liebe, 
erall nur den, der die Welten aus dem Nichts bes 
wen Raums hervorgehen ließ. — Ergoß fic feinen 
‚eunden und ber Geliebten fein ‚Herz, ebel, rein, zart, 
nig und groß ift dann die Sprache feiner Gefühle, — 
erbefferer unfrer, durch pebantifhen Ungefhmad, klein⸗ 
hen undungelenffamen Zwang gefeffelten Sprache, warb 
Schöpfer ihrer Höhern und kraftvollen Rebeform. Bier 
irkte er, wie felbft das Ausland bekennt *), was bie 
enſchliche Kraft eines Einzigen zu überfeigen ſchien, 
ıd ohne Beifpiel ift in der Geſchichte der Wiffenfchaften. 
ı ihrer Urreinheit führte er unſre Sprache zurüd, und 





*) ©. die Lobrede auf Klovſtock. Behalten am Jahrektage 
feines Begräsnigeb d. 22. März 1805 im Nationalinfii« 
tut d. Künfe u. Wiftenfh. ın varis , von Dacier, bee 
fändigem Seererair ¶ Aus dem Sransönfben Cvon 8. I- 
2. Mevyer) Hamburg 1805. — Der Hauptgegenfland 
diefer Gehrift iR der Mehiad , und eine Wergleihung Riope 
Rocs mit Diitton_ Verst. Mevers Darfehungen aus 
Norddeutihiand. S. 180. 


318 
hatten. Es war die Einleitung zu bem von LLIT 
componirten Baterunfer bes Dichters: 9 


um Erden wandeln Wiönde, 
Erden um Sonnen; 

Unter Sonnen Heere wandeln 
um eine große Sonne. 
Vater unfer , der du bit im Himmel 


Dann ertönte Klopſtocks Sterbehymne: 


Wie wird mie dann, o dann mir fegtts- - ” 
Wenn ich mich ganz des Herrn au freun⸗ 
In Ihm entſchlafen werde u. f. w. * 

Kiopftods Freund, der Domherr Meyer, los 
bierauf aus dem zwölften Gefange des Meffias bie Schu⸗ 
derung des Todes ber Maria vor, ber er folgende Rebe 
als Einleitung voranſchickte: ***) 

„Diefer Sarg umfchließt die verwesliche Hülle aler⸗ 
ſtocks, des heiligen, unſterblichen Sängers der Deutſchen; 
er trennt fie auf immer von uns, von ber Welt, welche 
die Früchte feines hohen Geiftes gefammelt hat. — Mir 
find hier, um feine Afche.dem Grabe zu übergeben, wer 
rin die Afche des hochgeliebten Weibes und Kindes des Ber⸗ 


— 





*) Unter der Ueberſchrift: Pſalm in Klopſtocks Werken. 
Br. 2. €. 102. Die Compoſition vom Muſikdteectoe 
Schwenke in Hamburg erfchien zu Leipzig 1799 im 
Querfolio. 

) In Klopſtocks Werken. Bd. 7. S. 142; unter der ue⸗ 
berſchriſt: Der Tod — 

2er) Klopftocks Todtenfeier von F. 3... Meyer &-47 nf 


| R 


319 


ewigten — „bie Saat, von Bott gefäct bem Tage ber, 
Garben zu reifen“ — ruhet. — Mit tiefer Ehrfurcht 
nah’ ich mic die ſchlummerndes Gebein! — Vergieb, 
Vollendeter, wenn bu mid) höreſt, ben ſchwachen Wors 
ten beffen, ber hier an deiner Bahre weil. — 

„Nicht ald Lobredner des großen Mannes, über 
deffen hohen Werth fein Jahrhundert. entfhieden hat, 
deffen Ruhm in allen gefitteten Ländern verbreitet ift, 
deſſen Geift in kommenden Jahrhunderten fortiebt und forts, 
wirkt, betret' ich bie Stufen zu dieſer Wahre, Wer 
dürft’ es wagen — und an biefer Stelle «8 wagen — 
fein Lobredner zu ſeyn! 

.  » Seiner Todesftunde noch fo nahe, nahe dem ern⸗ 
ſten Augenblick, der die legten Reſte bes erhabenen Tod⸗ 
ten unferm Blick entzieht, ſteh' id vor dieſer ehrwürt i⸗ 
gen Berfammlung, auf das Geheiß feiner edien Gattin, 
der liebevoßen Pflegerin feines Alters, bis. in den Tod, 
um von diefer uns allen und ber Welt wichtigen Zobeös 
flunde zu reden. — Nicht mit meinen Worten, mit 
den Worten des großen Sängers bes Meffias, des ſler⸗ 
benden Klopſtocks will ich reden. 

In dem zwölften Abſchnitt feines erhabenen Geſan⸗ 
ges ſchilderte ex die Stexbeflunde ber Freundin Zefu, 
Maris, — Gr felbft ſtard diefen Tod. — Die fheis 
dende Seele des eblin Greifes umſchwebten auf feinem 
legten Lager dieſelben tröftenden, erhebenben Bilber von 
Zod, Grab, und künftigem Seyn, die einft in göttliher 
Begeiſterung der Hohe Jüngling fang. So empfand er f 


320 


noch, fo tröftete ex bie Beinen ‚ betete fo, fegneis dm 
ein zu dem Schlummer im Grabe. — 

Klopſtocks trauernde Freunde! laßt mid, ven ‚hen 
Zügen diefer Wilder des Todes und der Unfterblidkelt 
feines heiligen Liedes, bie feiner Geele im Leben und 
im Sterben höheren Frieden gaben, uns einige in“s Ger 
dächtniß rufen. Denkt daran ! Es waren feine Gmpfins 
dungen im Tode — die Worte deffen, beffen entkoryer⸗ 
ter Geift Über diefem Sarge fchwebt = 

Nach diefen Worten wurden Chöre aus Klopftockt 
Heilig, nad der Gompofition von Romberg und aus 
Mozarts Zobtenmeffe angeftimmt, und bes Sarg ms 
ter dem Geſange: 

Auferſtehn, ja auferſtehn wie bu, 

Mein Staub, nad kurzer Ruh’ u. f- W- *) 
aufgehoben, und in die Gruft getragen. Zänglinge und 
Zungfrauen beftreuten ihn mit den erften Blumen bes 
Frühlings, und Unzer, der fi unter ben Begleitern 
befand, warf ihm ein gefühloolles Lieb nach in bie Gruft ) 


. — 





*) Klopſtocks Werke. 85.7. &. 118. 

"4, Man finder es in Klopſtocks Gedãchtnißfeier von F. J. 
2 Meyer S. 49 — 50; wie auch in d. Auswahl aus 
Klopſtocks nachgelaffenem Briefiwechtel #. mw Ch % 
©. 28 — 29; nebft swei, vielleicht durch die dunkle 
Schlußſtrophe veranlaßten, mit M. E. 2 S. unterzeich 
neten Parodien. (Ebendaſ. S. 29 — 31; auch mit Ale 
dern Gedichten auf Klopſtocks Tod in d. Broſchre: 
Klovpſtocks Todtenfeier in Hamburg, den iten Din 

.: 1808 befindlich. 





321 


Unter andern Gedichten auf Kicpflods Tod verdies 
nen audgezeichnet zuwerben: Klopflods Grab, von 
Conz (in Betterleins Chreflomathie deutſcher Ge⸗ 
dichte. Bd.4. 8.171.) Klopftods Zodtenfeier 
von Chriſtine Weftphalen (in deren Gedichten, 
Hamb. 1809. Bd. 1. ©. 217 — 19.) Die Hoff: 
nung am Grabe Klopftods, von Schönborn *) 
(in dem vaterländ. Mufeum. Hamburg 1810. Heft 5. 
©, 6935 aud in der Auswahl aus Klopſtocks nachgel. 
Briefwechſel u. ſ. w. Th. 2. S. 33 u. f.) Der Harfe 
Troſt, als Klopſtock ſtarb, von Halem (in deſ⸗ 
fen lyr. Gedichten. Münſter 1807. S. 397 — 99.) **) 
Folgende Stelle aus dem zulegt genannten Gedichte möge 
bier folgen-: 


N) Gottl. Sriedr. Ernft Schönborn (geb. 1741, 
geft. ald Fünigl. Däniſcher Etatsrath 1317) als Menſch 
und Dichter von Klopſtock geſchäzt. (Vergi- Auswahl 
ans defien nachgel. Briefwechſel u. ſ. w. Ih. 2. S. 35. 
u. f.) Er war aud ein Freund der Grafen Stolberg. 
von denen ihm der Ältere, Chriftian, eine rührende 
Grabſchrift feste. (K. d. Bedichte d. Brüder Chr. und 
Sr. Leov. Grafen su Stolberg. Wien 1821. Th.2. 6.330.) 
Eine Auswahl von Schönborns bis jegt nicht geſam⸗ 
melten Gedichten findet man in Matthiſſons lyr. 
Anthologie. Th 6. S. 229 — 56 ) 

**5) Auch in der Echriit: Klopſtock ald Menich und Dichter. 
Yaumburg 1824. &. 92 — 96 findet man drei Gedichte 
an Klopſtockz Grab. — Wen ſchale Profa, in’d Ge⸗ 
wand der Poefie eingekleidet , genügt, der wende fich zu 
den in Rückerts Kranz der Zeit (Stuttg. u. Tübing 


21 





322 . 


Giehe , verwaiſet hängt an heiliger Giche die Harfe! — 
Tönen du, Klagelaut? Harfe, berührt dich ein Beik ?- 
Iſt es der Wiedersali ded Weihsefange am Throne, 
Der den Vollendeten grüßt 1 — Bebende alten, © 
firömt 
Tröſtung in’® teaurende Herz! — Sie fchallen mir: 
„Wandelt die Trauer, 
Edle Söhne des Hains, danfend in Seiergefang I 
Danft, das der Sänger euh ward, o dankt, dab is 
irdifher Hüfte 
Dieſer Geiſt euch erfhien, der mit Oavidiſcher Kraft 
Son, den Göttlichen fang! Dankt, dankt, daß dem 
hohen Geſange 
Gott, der entflammte zum Werk, ſchöne Vollendung 
verlieh. 
Dankt, daß der Sänger euch ward, der nie entweihte 
die Harte, 
Und, wie feinen Geiang , führte fein Leben an'ß Dia." 


Fin gejelliger Verein zu Hamburg feierte am Dens 
nerftag in der Charwoche Klopſtecks Andenken durch eine 
mufitalifche Feier, birigirt von Shmwenfe Das Vaters 
unſer des Dichters, Mozarts ZTodtenmeffe, und ber von 
Romberg componirte 110te Pfalm wurden von einem 
ſtark befegten Orchefter von Zontünftlern, Dilettanten 
und jungen Sängerinnen aufgeführt. Weber dem Orchefter 


1817) befindlichn Grähern ;u Ottenfen, und 
war zumdritten Grabe Eiefind übrigens auch im 
zweiten Theil des Handbuchs d. deutih. Sprache m. Bin 
teratur von Hr Dr. J ©. Kuniſch (Leivgia- 1823) 
abgedruckt worden, der das Papier nufreitig au erwas 
Gehaltvollerem hätte ſparen können. 


323 


erhob ſich eine einfach becorirte Porphyrſaͤule, an welcher, 
don man umſchattet, das Bildniß des Dichters 
hing. * 

Der Vorſchlag, ihm ein Dental, mit der in Stein 
eingehauenen Zuſchrift: Klopftod, dem Barden 
Hermanns, zu errihten, kam night zu Stande. **) 

Aber ein Frevel ohne Gleichen ward an dem früher 
erwähnten Grabftein Klopſtocks zu Ottenſen in ber Nacht 
des 2. Septembers 1814 verübt, Man fand ihn am 





9 ges, lopſtocks Gedächtnißfeier von 8. 3.8. Meyer 
**) Bergl. die eben anaef. Edrift. S. 51 u. f. Algen. 
Zeit. v. I. 1803. &t. 100. Aurora, eine Beitihrift aus 
d. füdl. Deutfhland 1804. No. 122. ©. 487. (Nachricht 
von einem Denfmal auf Kiopkod vom Hofbıldhauer 
Güeffauer) — Bon einem früheen Denkmai dei 
Dicterd in dem ebemald veigenden , jegt aber berwiider 
ten Dart des Grafen HotE zu Ehof, unweit Eutin 
(verat. Hirfhfelds Theorie d. Gartenfunft. Leiniig 
1782. &. 224 u. f.) findet man feine Spur mehr. Die 
Infheift, welde an einer Eiche über einem Altar dee 
Andtih war, fautete: 
Einen Becber der Breude Hat in der Rechten, der 
£inten 
Einen wüthenden Dolh die Einſamkeit; reicht dem 
Begtücten 
Joren Becher, dem Leidenden reicht fie den wüthene 
den Dold bin. 
S. Meuers Darfiettunaen aub Rordbeutfhland. dam⸗ 
burg 1816. 6.202 u. f. Rlopnocs Biographie. Qued. 
tinsurg u» Leiypig 1817. 6. 68, 


325 _ 


soßherziger, erhabener, himmliſch geläuterter Gefühle, 
‚ie ben Dieter erfüllten, und jedes Gemäth anfprechen, 
das, wie das feinige, mit Kraft des Nachdenkens bes 
gabt, von Gmpfindungen der Religion durchdrungen, dem 
Fluge feiner mächtigen und kühnen Einbildungskraft fi 
nachzuſchwingen vermag, — Wendet er ſich zu ber ir⸗ 
diſchen Natur, deren Reize ſeine Seele ſo tief empfand, 
erhebt ſich in nächtlicher Stile fein Blick zu der Sternen⸗ 
welt, fo fieht er, Hingeriffen von Dank und von Liebe, 
überall nur ben, ber die Welten aus dem Nichts des 
leeren Raums hervorgehen ließ. — Ergoß fid) feinen 
Zreunden und ber Geliebten fein Herz, ebel, rein, zart, 
innig und groß ift dann bie Sprache feiner Gefühle, — 
Verbeſſerer unfrer, durch pedantiſchen Ungefhmad, klein⸗ 
lichen und ungelenkſamen Zwang gefeſſelten Sprache, warb 
er Schöpfer ihrer höhern und kraftvollern Redeform. Hier 
wirkte er, wie ſeibſt das Ausland bekennt *), was bie 
menfhlihe Kraft eines Einzigen zu überfteigen ſchien, 
und ohne Beifpiel ift in der Gefhichte der Wiſſenſchaften. 
Bu ihrer urreinheit führte er unfre Sprache zurüd, und 





*) 6. die Lobrede auf Klovſtock. Gehalten am Jahrestage 
feines Begräbnigeb d. 22. Märy 1805 im Nationalinfie 
tur d. Künfe u. Wiſſenſch. au Paris , von Dacter, bee 
Rändigem Gecretaie. Aus dem Framoſiſchen (von 8. J. 
2. Mever) Hamburg 1805.— Dee Hauptgegenfand 
diefer Ghrift If der Meiah , und eine Wergleihung Rode 
Mockd mir Dilton_ Bergt. Meuers Darfenungen aub 
Morddeutihiand. ©. 180. 


318 \ 
hatten... Es war bie Einleitung zu bem von —R 
componirten Vater unſer bes Dichters: ) 


um Erden wandeln Mönde, _, 
Erden um Sonnen; 

Unter Sonnen heere wandeln 

um eine große Bonne, 

Vater unfer , der du bit im Himmel ' 


Dann ertönte Kiopftods Gterbehymne: 


Wie wird mie dann, o dann mie fegtt,. - 
Wenn ich mich ganz des Herrn au freu, 
In Ihm entichlafen werbel u. f. w. * 

Kiopftods Freund, der Domherr Meyer, "(08 
hierauf aus dem zwölften Gefange des Meſſias die Schu⸗ 
derung des Todes der Maria vor, ber er folgende Rebe 
als Einleitung voranfchidte : ***) 

„Diefer Sarg umfchließt die verwesliche Hülle aler⸗ 
ſtocks, des heiligen, unſterblichen Sängers der Deutſchen; 
er trennt fie auf immer von uns, von ber Welt, welche 
die Früchte feines hohen Geiftes gefammelt hat. — Mir 
find hier, um feine Afche dem Grabe zu übergeben, wes 
rin die Aſche bes hochgeliebten Weibes und Kindes des Wien 





*) Unter der Ueberſchrift: Pſalm in Klopſtockk Werken. 
Bd. 2. E. 102. Die Compoſition vom Muſikderectoe 
Schwenke in Hamburg erſchien zu Leipzis 1799 im 
Querfolio. . 

) In Klopſtock Werken. Bd. 7. S. 142; unter der lie 
berfhrist: Der Tod. — 

nr) Klopſtocks Todtenfeier von F. I-2. M euer &.497 nt 


je 


319 


igten — „die Saat, von Gott gefäet bem Lage ber, 
irben zu reifen“ — ruhet. — Mit tiefer Ehrfurcht 
bh’ ih mich die ſchlummerndes Gebein! — Vergieb, 
‚Uendeter, wenn bu mid, höreft, den ſchwachen Wors 
ı beffen, ber hier an deiner Bahre weilt. — 

Nicht als Lobredner des großen Mannes, über 
Ten Hohen Werth fein Jahrhundert. entſchieden hai, 
Ten Ruhm in allen gefitteten Ländern verbreitet iſt, 
Ten Geift in Eommenden Jahrhunderten fortiebt und forte. 
vet, betret' ich die Stufen zu dieſer Bahre. Mer 
vft? e8 wagen — und an dieſer Gtelle es wagen — 
a Lobredner zu feyn! 

» Seiner Zobeöftunde noch fo nahe, nahe dem erns 
n Augenblick, ber die legten Reſte des erhabenen Tod⸗ 
unſerm Btic entzieht, ſteh' ich vor dieſer ehrwürt i⸗ 
a Verſammlung, auf das Geheiß feiner edien Gattin, 
: liebevoßen Pflegerin ſeines Alters, bis. in den Tod, 
ı von bdiefer und allen und der Welt wichtigen Todes⸗ 
nde zu reden. — Nicht mit meinen Worten, mit 
1 Worten des großen Sängers bes Meſſias, des ſter ⸗ 
iden Klopſtocks will ich reden. 

In dem zwölften Abſchnitt feines erhabenen Geſan⸗ 
3 ſchilderte ex die Sterbeflunde der Freundin Jeſu, 
aria. — Gr felöft farb dieſen Tod. — Die feheis 
ide Seele des edlin Greifes umſchwebten auf feinem 
ten Lager dieſelben tröftenden, erhebenden Wilder von 
d, Grab, und künftigem Seyn, bie einft in göttlier 
geifterung ber Hope Jüngling fang. So empfand er 


320 


noch, fo tröflete er die Beinen, betete fo, ſernen jo 4 
ein zu dem Schlummer im Grabe. — 

Klopſtocks trauernbe Freunde! laßt mid, von den 
Zügen dieſer Bilder des Todes und der unfterblichkeit 
feines heiligen Liedes, die feiner Seele im Leben und 
im Sterben höheren Frieden gaben, uns einige in’6 Ger 
dächtniß rufen. Denkt daran I Es waren feine Empfine 
dungen im’ Tode — die Worte deffen, beffen entkorper⸗ 
ter Geift über diefem Sarge fhwebt = 

Nach diefen Worten wurden Chöre aus Klopſtockt 
Heilig, nad der Compofition von Romberg und aus 
Mozart's Todtenmeſſe angeflimmt, und bes Sarg ıms 
ter dem Gefange : 

Auferfiehn , ja auferſtehn wir bu, 

Mein Staub, nach kurzer Ru’ u. (- w. *) 
aufgehoben , und in die Gruft getragen. Jünglinge unb: 
QZungfrauen beftreuten ihn mit den erften Blumen. bes 
Frühlings, und Unzer, der fid unter ben Begleitern 
befand, warf ihm ein gefühlvolles Lieb nach in bie vor, *) 





9 Klopſtocks Werke. Bd. 7. ©. 118. 

*7) Man finder es in Klopſtocks Gedãchtnißfeier von 6. J. 
2 Meyer S. 49 — 50; wie au in d. Auswahl aus 
Klopſtocks nachgelaffenem Briefwechiel u. ſ. w.· Kb: % 
©. 28 — 29; nebſt zwei, vielleicht durch die dunkle 
Schlußſtrophe veranlaßten, mit M. ©. 2 F. unterzeich 
neten Parodien. (Ebendaſ. S. 29 — 31; and mit alle 
dern Gedichten auf Klopſtocks Lob in d. Braſchire: 

Klovpſtockz Todtenfeier in Hamburg, den 22tcn wär 

.: 1808 befindlich. 


321 

unter andern Gedichten auf Klopſtocks Tod verdie⸗ 
nen ausgezeichnet zu werden: Klo pſtocks Grab, von 
Conz (in Vetterleins Chreſtomathie deutſcher Bes 
dichte. Bd.4. S. 171.) Klopſtocks Todtenfeier 
von Chriſtine Weſtphalen (in deren Gedichten, 
‚Hamb. 1809. Bd. 1. ©. 217 — 10.) Die Hoff⸗ 
nung am Grabe Klopftods, von Shönborn*) 
(in dem vaterländ. Mufeum. Hamburg 1810. Heft 5 
©, 6935 aud) in der Auswahl aus Kiopftods, nachgel. 
Briefwehfelu.f.w. Ih.2. S. 33u.f.) Der Harfe 
Troſt, als Klopftod farb, von Halem (in deſ⸗ 
fen Igr. Gebichten. Münfter 1807. ©. 397 — 99.) **) 
Folgende Stelle aus dem zulegt genannten Gedichte möge 
bier folgen: 


) Gortl. Sriedr. Ernft Schönborn (96.1741, 
geh. ald Fönigl. Dänifcer Erarscarh 1817) als Menic 
und Dicrer von Kioptod geihägt. (Bergl Auswahl 
aus deſſen nachgel. Briefwedtel u. f- ww. Ih. 2. €. 35. 
uf) Er war aud ein Freund der Grafen Stolberg 
von denen ibm der ältere, Chrifian, eine rührende 
Grasfärift fegte. (6. d. Gedichte d- Brüder Chr. und 
Sr. Leov. Grafen zu Stolberg. Wien 1821. €h.2. 6.330.) 
Eine Auswabl von Shönborns bis jegt nicht geſam. 
meiten Gedichten findet man in Matthiffons Int 
Anthologie. Ab 6. ©. 229 — 56) 

+") Aus in der Eriit: Kioood ald Menih und Dieter. 
Naumburg 1824. &. 92 — 96 findet man drei Gedichte 
an Kiopfods Orab. — Ben fhale Profa, in's Ge. 
wand der Poefie eingekteidet , genügt, ber wende fi zu 
den in Rüderss Kranz der Zeit (Stutts. u. Tübing. 


21 r 


322 “ 


Sietze, verwaiſet hängt an heiliger Giche die Harfe! — 
Tönen du, Klagelaut? Harfe, berührt dich ein Geift 1 
If es der Wieder⸗ all des Weihgeſanges am Throne, 
Der den Vollendeten grüßt ? — Bebende Galten, 0 
ſtroͤmt 
Tröſtung in's traurende Herz! — Sie ſchallen mir: 
„Wandelt die Trauer, 
Edle Söhne des Hains, dankend in Zeiergefang I 
Danft, das der Sänger cuh ward, o tanft, daß in 
irdiſcher Hüfte 
Diefer Geiſt euch erfchien, der mit Oavidiſcher Kraft 
Son , den Göttlichen fang! Dankt, dankt, daß dem 
bohen Gefange 
Gott, der entflanmte zum Werk, ſchöne Vollendung 
verlieh. 
Dankt, daß der Sänger euch ward» der nie entweihte 
die Hurier 
Und, wie feinen Geſang, führte fein Leben an’ Zt." - 


Fin geſelliger Verein zu Hamburg feierte am Dens 
nerftag in der Charwoche Klopſtecks Andenken durch eine 
mufifalifche Beier, dirigiert von Schwenke. Das Waters 
unjer des Dichters, Mozarts Todtenmeſſe, und ber von 
Romberg componirte 110te Pfalm wurden von einem 
ſtark befegten Orchefter von Zontünftlern , Dilettanten 
und jungen Sängerinnen aufgeführt. Weber dem Orcheſter 


1817) befindlichn Grähern zu Ottenſen, und 
zwar zumdritten Grabe. Sie ſind übrinens auch im 
zweiten Theil des Handbuchs d. deutich. Sprache u. Bir 
teratur von He Dr. J ©. Kuniſch (veivria 1823) 
abgedruckt worden, der das Papier unſtreitig zu erwas 
Gehaltvollerem hätte fpuren Fünnen. 





323 


rhob fich eine einfach decorizte Porphyrſaͤule, an welcher, 
on Lorbeerzweigen umſchattet, das Bildniß des Dichters 
ing. *) 

Der Vorſchlag, ihm ein Denkmal, mit der in Stein 
Ingebauenen Sufhrift: Klopflod, dem Barden 
Jyermanns, zu errihten, kam nicht zu Stande. **) 

Aber ein Frevel ohne Gleihen ward an dem früher 
rwähnten Grabftein Klopftods zu Ottenfen in der Nacht 
e8 2. Septembers 1814 verübt, Man fand ihn am 





”) Seat. Ktopftockd Gedächtnißfeier von F. I... Meyer 
41. i > 
*5) Vergl. die eben anaef. Echrift. ©. 51 u. f. Algen. 
Zeit. v. J. 1803. &t. 100. Aurora, eine Beitichrift aus 
d. füdl. Deutfchland 1804. No. 122. ©. 487. (Nachricht 
von einem Denkmal auf Klopkoc vom Hofbildhauer 
Scheffauer) — Bon einem früheen Denkmal des 
Dichters in dem ehemals veigenden , jegt aber verwildere 
ten Park des Grafen Holf zu Eckhof, unweit Eutin 
(verat. Hirfchfetds Theorie d. Gartenkunſt. Leipzig 
1782. &. 224 u. f.) findet man keine Spur mehr. Die 
Inſchrift, welche an einsr Eiche über einem Altar Hex 
findlich war, lautete: 
Einen Becher der Freude Hat in der Rechten, der 
‘ Linken 
Einen wüthenden Dolch die Einſamkeit; reicht dem 
Beglückten 
Ihren Becher, dem Leidenden reicht fie den wũthen⸗ 
den Dolch bin. - ’ 
&. Meyers Darftellungen aus Korddeutfhland. Ham⸗ 
burg 1816. &. 202 u. f. Klopſtocks Biographie, Queds 
linburg u. Leipzig 1817. S. 63. 


. . % 


324 


Morgen umgeflürzt und zerfplittert, ohne daß man, alle 
Nachforſchungen ungeachtet, die Thäter entbedite, Wehe 
rere der angefehenften Bewohner Hamburgs und Altona’ 
ließen es fich indeß fehe angelegen feyn , deu Grabflein 
wieder herzuftellen. Zu ber feierlihen Errichtung beffeb 
ben wählte man Klopſtocks Geburtstag, ben 2. Zuly 18186. - 

Es warein Sonntag. Während bes Dichters Freun⸗ 
de aus beiden Städten fih an feinem Grabe verfammelt 
hatten, flieg ein Gewitter auf. Heftige Donner roll 
ten, und ber bald darauf herabftrömende Regen nöthigte 
den feftlihen Bug, in deſſen Gefolge fi) junge Mäbden 
und Kinder mit Blumen und Eichenkränzen befanben, 
in der nahen Dorfliche Schug zu fuhen. Hier‘ warb 
an dem Altar, wo Klopftocds Leihe an feinem MBeerbis 
gungstage ben 22, März 1803 geftanden hatte, und 
Worte feines heiligen Gefanges verlefen worden waren, 
eine Rede gehalten, die wir hier auszugsweife mitthels 
len wollen. *) 

» Der du dort wohnft, wo ausging bein Geiſt, als 
vor beinah’ einem Jahrhundert er der Erde gegeben warb, 
empfange, Verklärter, wenn an beinem Grabe verhals . 
kende Worte bis zu dir dringen, empfange die Opfer uns 
ferer Bewunderung, unfrer Verehrung und Liebe, — 

»Ueberall in Klopſtocks Meſſias, wie in feinen 
Lob und Hochgeſängen, herrſcht der Ausbrud eier, 


N) Man findet diefe Nebe in Meyer’s Darfettungen and 
Norddeutfchland. Hamburg 1816. S. 125 — 38. - 





325 


oßherziger, erhabener, himmliſch geläuterter Gefühle, 
e den Dichter erfüllten, und jedes Gemüth anfprechen, 
is, wie das feinige, mit Kraft des Nachdenkens bes 
ibt, von Empfindungen der Religion durchdrungen, dem 
luge feiner mächtigen und kühnen Einbildungstraft fich 
ichzufhwingen vermag, — Wendet er fidh zu der irs 
hen Natur, deren Reize feine Seele fo tief empfand, 
bebt fi in nächtlicher Stille fein Blick zu der Sternens 
elt, fo fieht er, hingeriſſen von Dank und von Liebe, 
yerall nur ben, der die Welten aus bem Nichts des 
even Raums hervorgehen ließ. — Ergoß ſich feinen 
reunden und der Geliebten fein Herz, edel, rein, zart, 
nig und groß ift dann die Sprache feiner Gefühle. — 
erbefjerer unfrer , durch pebantifchen Ungeſchmack, klein⸗ 
hen und ungelenfamen Zwang gefeffelten Sprache, ward 
:Schöpfer ihrer höhern und kraftvollen Redeform. Hier 
irkte er, wie felbft das Ausland bekennt *), was bie 
enfhlihe Kraft eines Einzigen zu überfteigen fchien, 
ab ohne Beifpiel ift in der Geſchichte ber Wiffenfchaften. 
u ihrer Urreinheit führte er unfre Sprache zurüd, und 





*) S. die Lobrede auf Klopſtock. Behalten am Jahrestage 
feines Begräbniſſes d. 22. März; 1805 im Nationalinfti« 
tur d. Künfte u. Wiffenfch. zu Paris, ven Dacier, bes 
fändigem Secretair. Aus dem Franzöſiſchen (von F. J. 
‚2. Meyer) Hamburg 1805. — Der Hauptgegenfiand 
dieſer Schrift I der Meſſias, und eine Vergleihung Klop⸗ 
ſtocks mir Milton Berg. Meyer! Darkenungen aus 
Korddeutichiand. S. 180. 


326 


gab ihr den verlorenen, gleichartigen Character wieder. — 
Er gab Deutſchland eine Nationalſprache, und diefer ſtrah⸗ 
lende Hoheit , gedantenvolle Einheit und dichteriſche Kühn 
beit. — In dem errungenen Bewuftfeyn, den Spread» 
wohlklang der Alten erreiht zu haben, Überliefeste er, 
in einem ben Iünglingsjahren kaum entwachſenem Alter; 
gleich Eühn in der Wahl des Gegenflandes, wie in ſei⸗ 
ner Lehre der Didhterfprahe dem zwiefach erflaunten 
Deutfland ein Epos, defien Held der Meffias, und 
deffen Verſe der Herameter der Griechen und Möme 
waren. Für die Hochgeſänge wählte fein Genius ein 
Sylbenmaaß, das das gewaltige Feuer des Sängers bän- 
digen follte. In den Über jede feiner Oden gefegten Ton» 
zeihen, horchen wir dem Barden, ber feine Harſe 
flimmt, und ſchon geht die Begeifterung bie ihn ergreift, 
Über in die Seele des Hörerd. — Glühend, ſtürmend 
zeigt er fi in feinen, dem Vaterlande, ber Freiheit 
und dem Kampf für fie geweihten Hochgefängen. — Mit 
gehaltnen Saiten ſchwebt dagegen wieder fein Lieb groß _ 
und hehr, rührend und tröftend tönt feine Harfe, wenn 
er Sott fingt und Natur und Tod und unſterblichkeit! — 
Sie ift dein, heiliger Sänger! — Im hohen Alter, 
doch voll Heiterkeit der Zugend noch und voll Geiſteskraft, 
fentteft du fanft bein Haupt und ſtarbſt. — Zu Gott 
gingft du, und zu dir verwandten Geiſtern.“ — 

As diefe Worte gefprohen waren, degab ſich bie 
Verfammlung aus der Kirche nad) dem Grabe, nieldes 
bie Kinder mit Blumen bebediten, während Frauen und 


327 


Jungfrauen bie Grabſteine mit Blüthengewinden' und 
Tichenkränzen umfchlangen, und Klopſtocks Auferftehungss 
Hymne *) ertönte **)' 

Außer der beinahe gleichzeitig erfchienenen Quartz 
ind Octavausgabe von Kiopftods Werken (Leipzig 1798 
1. f. 12 Bd.) haͤben wir neuerlich eine Taſchenausgabe 
rhalten (Ebenbaf. 1823. 12 Bde.) 

Folgende Auffäge Kiopftods in dem Nordiſchen 
Kuffeber, herausgegeben von Joh. Andr, Cramer 
Copenh. u. Leipz. 1760 — 70. 3 be.) find in des 
Dichter Werke (Bd. 11) aufgenommen worden: Bes 
radhtungen Über Zulian den Abtrünnigen (N. X. Bd. 1. 
St. 17.) Bon der beften Art Über Gott zudenten (St. 25; 
auch in d. Vaterländ. Mufeun. Bam. 1809. Zuly. St. 1. 
5.1 uf. u. ind. Auswahl aus Klopftodd nachgelaſſ. 
Sriefwehhfelu. f.w. Bd 2.8.52. u.f.) Bond, Freund⸗ 
haft (N. A. Bd. 2. St. 95. 98.) Ein Geſpräch von 

r wahren Hoheit der Seele (Et. 115.) Gefpräde von 
GStücfeligkeit (N. A. Bd. 3. St. 130. 141. 142.) 

Bon Klopftode Werken ausgefchloffen find folgente 
fiüge: Won der Sprahe ber Poeſie (N. A. Bd. 1. 





Die Bde: Rothſchilds Gräber (in Klopſtocks Werken 
Br. 1. €. 201.) 

\ Der Srar Moltke feierte diefen Tag durch eine auf 
Kiopfiock verfaßte lateiniſche Lapidarſchrift, Die mit ei» 
iigen feierlichen Worten in den Sockel des Gratfieing 
iederaeleat ward. S. Meyers Darfielungen aus 
ordbeutichland. &. 133» 


.— 1 
um - 


328 


St. 265 auch in Heinzmann's literar. Chronik. Mb; 2. 
No. 3.) von der Befchaffenheit (R. X. Bd. 1. &t. 38.) 
Bon dem Fehler, Andere nad fi zu beurtheilen (3 
Bd. 1. Gt, 42.) Bon d. Range d. ſchön. Künfte und 
Wiffenfchaften, eine Allegorie (N. A. Bd. 1. Et. 4 . 
auch in Heinzmann's literar. Chronik. Wb. 2. No. 4) 
Bon dem Yublilum (N. A. Bd. 1. St. 49.) G 
von d. Ratur d. Poefie (N, A. Bd. 2. St. 1055 auf 
in Heinzmann's literar. Chronik Wd. 2. No. 5.) 
Auszug aus dem Protokoll der Unfihtbaren (R. A. Sb, 2. 
St. 123.) Geſpräch, ob ein Schriftftellee ungegrünbes ' 
ten, obgleich ſcheinbaren Grititen antworten müfe (K. 2. 
Br. 3. St. 129; mit Sramer gemeinfhaftlic) NRach⸗ 
riht von einem dbänifchen, in d. Aderbau fehr erfahrnen 
Landinanne. (N. A. Bd, 3. St. 147.) BBeurtheilung 
d. Winkelmannfchen Gedanken Über d. Nachahmung b. 
griech. Werke in d. ſchön. Künften. (N. A. Bd. 3, Et. 
150; au in Heinzmann's literar. Chronik Bb. 2. 
No. 20.) Ueber die Vergnügungen des Landlebene (WM. 
%. Bd. 3. St. 157.) Urtheile Über die poetifde Com⸗ 
pofition einiger Gemälde aus d. heiligen Geſchichte (N. 
A. Bd. 3. St. 186.) — Die meiften von Biefen Aufe”. 
fägen befinden ſich aud in Klopflodö kleinen poet; unb 
profaifhen Schriften (herausgegeben von ©. F. D. & dus 
bart) Frankf. u. Leipz. 1771. — Berner: Fragmente 
aus d. Geſprächen vom Sylbenmaaße (in v. Gerftens 
bergs Briefen Über Merkwürdigk. d. Literatur. Bortfeg- - 
&t. 1. S. 1— 52.) Ron der beutfhen und. griech, 


24 
Ben 


329 


Quantität (im deutſch. Mufeum 1777. May. Bb. 1. 
&.335 — 98.) Von d. Beobachtung der Quantität im 
deutſchen Herameter (im deutſch. Muſeum 1778. Bd. 2. 
8. 1— 8.) Etymologie und Ausſprache (in den Beiträs 
gen zur Hamburgifchen neuen Zeitung 1787 ©t. 10.) 
Kiopftods Abfchiedsrede von Schulpforte: Won dem ho⸗ 
hen Endzwed d. Poeſie (in Cramer's Klopſtock. Er 
u. über ihn. Th. 1. © 54 — 98, nebft d. latein. Oris 
ginal S. 99 — 132). Warum Klopflod fein Leben nicht 
geſchrieben habe (ein Auffag d. Dichters in d. Auswahl 
aus Klopſtocks nachgel. Briefwechfel u. f. w. Ih. 2. 
©. 39— 42.) Ueber ben Meſſias (Ebendaf. S. 43— 51.) 
Bon ber Declamation ( Ebendaf. ©. 60 — 61) Vom 
dentſchen Herameter (Ebendaf. S. 62 — 63) Die Vers 
Tunft, Fragment aus d. ungebrudten zweiten Theil d. 
grammat. Geſpräche (Ebendaf, ©. 64 — 74.) — Klops 
ſtocks bereits einzeln angeführte Ueberfegungen aus Horaz, 
Virgil und Ovid, mit Parallelftellen des Originals und 
andrer Ueberfeger findet man ebenbaf. ©. 75— 24435 aus 
Homer, Thucydides und Kenophon ebendaf. 8.247—309. 

Klopftodd ift mehrmals gemalt worden, ohne daß 
man ihn jedoch völlig getroffen. Das ähnlichfte Bild ift 
vieleicht das von Ju el, wenigſtens gielt der Dichter 
es felbft dafür. *) Klopftod, fagt Böttiger**) hatte um 


2) Böttigers Aufſatz: Klopſtock im Sommer 1795 (in dem 
Taſchenbuche Minerva aus J. 1814. S 344. Auswahl 
ans Klopſtocks nachael. Briefwechielu-f 10. Ch. 1. S. 196.) 

**2) In d. eben angef. Aufſatze. &. 319. 





324 


Morgen umgeftürzt und zerfplittert, ohne daß man, aller 
Nachforſchungen ungeachtet , die Ihäter entbedite. Meh⸗ 
rere der angefehenften Bewohner Hamburgs und Altona’s 
liegen es fich indeß ſehr angelegen ſeyn, den Brabflein 
wieder herzuftellen. Zu der feierlihen Errichtung beffels 
ben wählte man Klopſtocks Geburtstag, ben 2. July 1815, 

Es war ein Sonntag. Während des Dichters Freuns 
de aus beiden Städten fi an feinem Grabe verfammelt 
hatten, flieg ein Gewitter auf. Heftige Donner rolls 
ten, und ber bald darauf herabfirömende Regen nöthigte- 
den feftlihen Zug, in defien Gefolge fi) junge Mädchen 
und Kinder mit Blumen und Eichenkränzen befanden, 
in der nahen Dorfliche Schug zu ſuchen. Hier warb 
an dem Altar, wo Klopſtocks Leihe an feinem Beerbie 
gungstage den 22. Mär; 1803 geftanden hatte, und 
Worte feines heiligen Gefanges verlefen worben waren, 
eine Rede gehalten, die wir hier auszugsweife mitthels 
Ien wollen, *) 

» Der du dort wohnft, wo ausging bein Geiſt, als 
vor beinah? einem Jahrhundert er der Erde gegeben ward, 
empfange, Verklärter, wenn an beinem Grabe verhals . 
lende Worte bis zu bir dringen, empfange die Opfer uns 
ferer Bewunderung, unfrer Verehrung und Liebe, — 

»Ueberall in Klopſtocks Meſſias, wie in feinen 
Lob⸗ und Hochgefängen, herrfht der Ausbrud edler, 


*) Dan findet diefe Rede in Meyer’s Darfiellungen aus 
Norddeutfchland. Hamburg 1816. &. 125 — 38. 





325 


- 


großherziger, erhabener, himmliſch geläuterter Gefühle, 
die den Dichter erfüllten, und jedes Gemüth anfpredhen, 
das, wie das feinige, mit Kraft des Nachdentens bes 
gabt, von Empfindungen der Religion buchhbrungen, dem 
Zluge feiner mächtigen und kühnen Einbildungstraft fich 
nahzufhwingen vermag, — Wendet er fi zu ber its 
difhen Natur, deren Reize feine Seele fo tief empfand, 
erhebt fi in nächtlicher Stille fein Blick zu der Sternens 
welt, fo ſieht er, bingeriffen von Dank und von Liebe, 
überall nur den, der die Welten aus dem Nichts des 
leeren Raums hervorgehen ließ. — Ergoß ſich feinen 
Freunden und der Geliebten fein Herz, edel, rein, zart, 
innig und groß ift dann die Sprache feiner Gefühl. — 
Verbefjerer unſrer, durch pedantiſchen Ungeſchmack, klein⸗ 
lichen und ungelenkſamen Zwang gefeſſelten Sprache, ward 
er Schöpfer ihrer höhern und kraftvollern Redeform. Hier 
wirkte er, wie felbft das Ausland bekennt *), was die 
menfhlihe Kraft eines Einzigen zu überfteigen fchien, 
und ohne Beifpiel ift in der Geſchichte der Wiſſenſchaften. 
Zu ihrer Urreinheit führte er unfre Sprache zurück, und 





*) ©. die Lobrede auf Klopſtock. Behalten am Jahrestage 
feines Begräbniſſes d. 22. März; 1805 im Nationalinftiie 
sur d. Künfte u. Wiffenfch. zu Paris , von Dacier, bee 
ſtändigem Gecretair. Aus dem Franzöſiſchen Cvon F. J. 
.2. Meyer) Hamburg 1805. — Der Hauptgegenfiand 
dieſer Schrift iſt der Meſſias, und eine Vergleichung Klop« 
Rocks mir Milton Versi. Meyers Darffenungen aus 
Norddeutichland. &. 180. 


326 


gab ihr den verlorenen, gleihartigen Sharacter wieder. — 
Er gab Deutfhland eine Rationalfprache, und dieſer ſtrah⸗ 
lende Hoheit, gedantenvolle Einheit und dichteriſche Kühn⸗ 
beit.— In dem errungenen Bewußtfeyn, ben Sprach⸗ 
wohlklang der Alten erreicht zu haben, überlieferte er, 
in einem den Zünglingsjahren kaum entwachfenem Alter, 
gleih Eühn in der Wahl ded Gegenflandes, wie in feis 
ner Lehre der Dichterſprache dem zwiefach erflaunten 
Deutſchland ein Epos, deſſen Held der Mefflas, und 
beffen Verſe der Herameter der Griechen und Römer 
waren. Kür die Hochgefänge wählte fein Genius ein 
Sylbenmaaß, das das gewaltige Heuer des Sängers bän- 
digen follte. In den Über jede feiner Oden gefegten Ton⸗ 
zeihen, horchen wir dem Barden, der feine Harfe 
ſtimmt, und fhon geht die Begeifterung bie ihn ergreift, 
Über in die Seele des Hörerd. — Glühendb, flürmend- 
zeigt er fih in feinen, dem Waterlande, ber Wreiheit 
und dem Kampf für fie geweihten Hochgefängen. — Mit 
gehaltnen Saiten ſchwebt dagegen wieder fein Lieb groß 
und hehr, xührend und tröftend tönt feine Harfe, wenn 
er Gott fingt und Natur und Tod und Unſterblichkeit! — 
Sie ift dein, heiliger Sänger: — Im hohen Alter, 
doch voll Heiterkeit der Sugend noch und voll Geiſteskraft, 
fentteft du fanft bein Haupt und flarbil. — Zu Gott 
gingfl du, und zu bir verwandten Geiſtern.“ — 

Als diefe Worte gefproden waren, degab fi die 
Verfammlung aus der Kirche nad dem Grabe, welches 
die Kinder mit Blumen bebediten, während Frauen und 





327 


Jungfrauen bie Grabfieine mit Blüthengewinden' und 
Eichenkränzen umfchlangen, und Klopſtocks Auferftehungs- 
hymne *) ertönte **)' 

Außer der beinahe gleichzeitig erfchienenen Quarts 
und Octavausgabe von Kiopftods Werken (Leipzig 1798 
u. f. 12 Bd.) haͤben wir neuerlich eine Taſchenausgabe 
erhalten (Ebendaf. 1823. 12 Bde.) 

Folgende Auffäge Kiopftods in dem Nordifhen 
Auffeher, herausgegeben von Joh. Andr. Cramer 
(Sopenh. u. Leipzʒ. 1760 — 70. 3 Bde.) find in bes 
Dihterd Werke (Bd. 11) aufgenommen worden: Bes 
trahtungen über Zulian den Abtrünnigen (N. A. 3b. 1. 
&t.17.) Bon der beften Art über Gott zudenfen (St. 25; 
auch in d. Vaterländ. Mufeun. Dam. 1809. July. St. 1. 
S. 1 uf. u, ind, Auswahl aus Klopftods nachgelaſſ. 
Briefwehfelu. f.w. Bd 2.8.52. u.f.) Von d. Kreunds 
haft (N. A. Bd. 2. St. 95. 98.) Ein Gefpräd von 
der wahren Hoheit der Seele (Et. 115.) Geſpräche von 
d. Glüdfeligkeit (N. A. Bd. 3. St. 130. 141. 142.) 

Von Klopftods Werken ausgefchloffen find folgente 
Aufjüge: Won der Sprache der Poeſie (N. A. Bd. 1. 





*) Die Ode: Rothiſchilds Gräber (In Klopſtocks Werken 
' Br. 1. €. 201.) 

*) Der Srar Mol tke feierte diefen Tag durch eine auf 
Klopſtock verfaßte lateiniſche Lapitarichrift, die mit ei» 
nigen feierlichen Worten in den Sockel des Gratfieind 
niederaeleat ward. S. Meyers Darfielungen aus 
Norddeutſchland. &. 133. 


328 


St. 265 auhin Heinzmann’sliterar. Shronfl, Bl. 2. 
No. 3.) von ber Befchaffenheit (R. A. Bd, 1. St. 38.) 
Bon bem Fehler, Andere nach ſich zu beurtheilen (R. X. 
Bb. 1. Gt, 42.) Bon d. Hange d. fhön. Künfte und 
Wiffenfchaften, eine Allegorie (N. A. Bd, 1. &t. AB. 
aud in Heinzmann's literar. Chronik. Wb. 2. No. 4.) 
Bon dem Yublitum (N. A. Bd. 1. Gt. 49.) Gedanken 
von d, Natur d. Poefie (N. X. Bd. 2. St. 1055 au 
in Heinzmann’s literar. Chronik Bd. 2. No. 5.) 
Auszug aus dem Protokoll der Unfihtbaren (R. A. Bo. 2. 
St. 123.) Gefpräh, ob ein Schriftftellee ungegrünbes ' 
ten, obgleich fheinbaren Grititen antworten müffe (R. A. 
Bd. 3. &t. 1295 mit Sramer gemeinfhaftlih) Rach⸗ 
richt von einem däniſchen, in d. Aderbau ſehr erfahrnen 
Landmanne. (N. A. Bd. 3. St. 147.) Beurtheilung 
d. Winkelmannſchen Gedanken Über d. Nachahmung d. 
griech. Werke in d. ſchön. Künſten. (N. X. Bd. 8. St. 


150; auch in Heinzmann's literar. Chronik Bb. 2. 


No. 20.) Ueber die Vergnügungen des Landlebens (MR.- 





A. Bd. 3. St. 157.) Urtheile Über die poetiſche Com⸗ 


pofition einiger Gemälde aus d. heiligen Geſchichte (R.- 


A. Bd. 3. St. 186.) — Die meiften von diefen Aufe“_ 


fägen befinden fih auch in Klopſtocks kleinen poet. und 


profaifhen Schriften (herausgegeben von ©. F. D. Schu⸗· 
bart) Frankf. u. keipz. 1771. — Berner: Fragmente 


aus d. Gefprähen vom Sylbenmaaße (in v. Gerftens 
bergs Briefen Über Merkwürdigk. d. Literatur. Fortfeg. _ 
St. 1. S. 1— 52.) Von der beutfhen und. geiedh, 


* Pa 





329 


Quantität (im deutſch. Muſeum 1777. May. Bb. 1. 
S. 335 — 93.) Bon d. Beobachtung der Quantität im 
deutſchen Herameter (im deutſch. Mufeum 1778. Bd. 2, 
8. 1— 8.) Etymologie und Ausſprache (in den Beiträs 
gen zur Hamburgifhen neuen Zeitung 1787 ©t. 10.) 
Klopſtocks Abfchiedsrede von Schulpforte: Won bem os 
hen Endzwed d. Poeſie (in Eramer’s Kiopfiod. Er 
u. über ihn. Th. 1. 8.54 — 98, nebft d. Latein. Oris 
ginat S. 99 — 132). Warum Klopſtock fein Leben nicht 
gefchriebeh habe (ein Auffag d. Dichters in d. Auswahl 
aus Klopſtocks nachgel. Briefwechfel u. f. w. Ih. 2. 
©. 39— 42.) Ueber ben Meffiad (Ebendaf. ©. 43— 51.) 
Bon der Declamation ( Ebendaf. ©. 60 — 61) Vom 
‚ deutfhen Herameter (Ebendaf. ©. 62 — 63) Die Verös 
Tunft, Fragment aus db. ungebrucdten zweiten Theil d. 
grammat. Gefprähe (Ebendaf, ©. 64 — 74.) — Klop: 
ſtocks bereits einzeln angeführte Ueberfegungen aus Horaz, 
Virgil und Ovid, mit Parallelftellen des Originals und 
andrer Weberfeger findet man ebendaf. ©, 75— 2445 aus 
Homer, Thucydides und Zenophon ebendaf. 8.247— 309. 

Klopftodd ift mehrmals gemalt worden, ohne daß 
man ihn jedoch völlig getroffen. Das ähnlichfte Bild ift 
vielleiht das von Ju el, wenigſtens gielt der Dichter 
es ſelbſt dafür. *) Klopſtock, fagt Böttiger**) hatte um 


2) Vöttigers Aufſatz: Klopſtock im Sommer 1795 (in dem 
Taſchenbuche Minerva aus J. 1814. S 344. Auswahl 
ans Klopſtocks nachael. Briefwechſel u ſ m. Ch. 1. &.196.) 

”*) In d. eben angef. Aufſatze. ©. 319. 


330 


die Lippen einen fehr freunblihen Bug, der nichts wende 
ger, als eine von vielem conventionellen Anlähein mas 
türlich geworbene Mundfalte, fondern ber wahre Abbrud 
feines immer nur im Sonnenfchein wanbelnden Geiftes 
war, und feiner durch fleißige Runzeln abgefpannten Phy⸗ 
fiognomie , verbunden mit dem nie erldſchenden Feuer 
feinee Augen, mehr Kraft und Haltung gab,. als ber 
Kopf eines Sreifes wohl fonft zu haben pflegt. Gerade 
diefe freundliche Klippe ift die Klippe der Künſtler gewe⸗ 
fen, weldhe ihn bisher malten und in Kupfer ſtachen. 
Denn bier ift eine außerordentlich zarte Mittellinie ‚Über 
welche hinaus dieß im Original fo einzige und Butrauen . 
einflößende Lächeln Leicht fpöttifch oder faunifh werben 
konnte, zumal da er ein fehr Tpiges Kinn und viel uckel⸗ 
bewegung in der Naſe hatte. 
Außer dem genannten Semätbe Zuel’s, findet. 

man vor mehrern Schriften Klopflods Bilbniß: vor dem 
2 Bd. d. Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſ. von Bernigeroth 
Tan; vor dem Voſſiſchen Mufenalmanad auf d. 8. 
1776; vor der Debicationsode der Niemeyerſchen Bes 
dichte (Leipz. 1778. 4)3 vor dem Ausbunde flächtiger 
Poeſien (17783. Bd. 1.) vor ben Beiträgen zur Veför⸗ 
derung einer nüglichen Lectüre, (1781. Th. 1) vor Klop⸗ 
ſtocks Gedächtnißfeier von $. 3.8. Mey er (Hamb. 1803; 
von Brückner nad) einer Zeichnung von Marta Eli⸗ 
ſabeth, geb. Deboor.); vor Sam, Baur’s Gal⸗ 
lerie d. berühmt. Dichter d. 18. Jahrh. (Leipz. 18055 








nad) dem ebengenannten copirt von Endner); vor - _ 





351 
Kiopftods Biographie (Quedlinb. 18175 von Elar); 
vor der Schrift: Kiopftod. Gin Denkmal 3. Säkular⸗ 
feter feines Geburtstages. Quedlinburg 1824. Es iſt 
auch einzeln von Haid, von Preißler (1782) von 


Genfer (1783) von Klinger (1789) von Hidel 


(1798) u. a, geflohen worden. — Eine etwa 8 biß 9. 
Boll hohe Büſte des Dichters hate O macht, ein Künſt⸗ 
ler aus Stuttgart, der ſich in Rom bei Trippel gebils 
det, im 3. 1795 verfertigtz eine colofjale Büfte Klops 
ſtocks befigen wir von dem trefflihen Shadow in Bers 
lin. Cine Schilderung Klopſtocks ald Menſch, aus einer 
frühern Periode hat fein vieljähriger Kreund Sturz ges 
geben. „In Bernftorff’s Haufe, ” fagt er, *) bildete 
fih unfere erfie Bekanntſchaft, und in fieben unvergeßs 
lien Jahren find, außer .einer achtmonatlihen Reiſe, 
wenig Zage verfloffen, wo wir uns nicht fahen. Nie 
hat in diefer Zeit ein Wölkchen Laune unfre Freundſchaft 
verdunfelt 3; denn auch als Freund ift Klopſtock „Eiche, 
die dem Orkane ſteht Gegenwärtig, fern von ihm, 
oder im täufhenden Schatten, er verkennt feine Freunde 
nie. Hat er einmal geprüft und geliebt , fo währt’s ewig, 
laß auf fein Urtheil Wahrſcheinlichkeiten und künſtlich ers 
logene Zhatfachen flürmen. Ich will aus meinem (Ges 





) 6, d. Beilagen su Tellows Briefen an Elifa im Deutich. 
Dufeum v. 3.1777. Novemb. & 459 — 65. Gturz;’s 
Säriiten. Leipzig 1779. Kb. 1. ©, 256 u f. Era. 
mers'Fortfegung von Tellows Fragmenten. S. 800 u. f. 


* 


332, 


dächtniß einzelne Züge für biejenigen fammeln, benen 
das Bilb eines würdigen ‚Mannes Preube gewährt. ? — 
Klopſtock ift Heiter in jeder Geſellſchaft; er fließt 


über von treffendem Scherz 5 bildet oft einen Heinen Ge⸗ 


banken mit allem Reichthum feiner Dichtergaben aus, 
fpottet nie bitter, ftreitet befcheiden, unb verträgt auch 
Widerfprud gern; aber ein Hofmann iſt er. deshalb nicht. 


Seine Geradheit Hält ihn vielmehr von ber Bekanntſchaft 


mit Vornehmern zurüd — nicht baß er Geburt und Wür⸗ 
den nicht ſchäzte, aber er ſchäzt den Menfchen noch mehr. 


Er forſcht tiefer nach innerem Gehalt, fobalb ihn Er⸗ 
ziehung und Glanz blenden könnten, und er fürchtet, 


4 


als eine Befhimpfung, die kalte befchägende. Herablafa 


fung der Großen. Darum muß nad Verhältniß des Hans 
ges ein Vornehmerer immer einige Schritte mehr thun, 
wenn ed ihm um Kiopftods Achtung zu -thun if. Geb 
ten findet man ihn in der fogenannten guten Gefellfchaft 
ber feinen, abgefchliffenen Leute ohne alles Gepräge. Da⸗ 
für ziegt er lieber mit ganzen Familien feiner Freunde 
aufs Land, Weiber und Männer, Kinder und Diener, 
alle folgen und freuen fi mit. Immer iſt er mit Zu 
gend umringt. — Kiopftods Leben ift ein beftänbiger 


Genuß. Er überläßt ſich allen Gefühlen, und ſchwelgt. 


beim Male der Natur. In ber Malerei liebt ex nur bas, 
was Leben, tiefen Sinn und prechenden Ausdruck hat; 
in dee Muſik, was das Herz bemegt. "— 

„Die freudigfte Zeit für Klopftock war die Zeit ber 


Schrittſchuhe. Eidlauf, fagt Sturz, predigt er mit der 





333 


Salbung eines Heibenbetchrers. Auf die Werächter der 
Eisbahn fieht er mit Stolz herab, und eine Mondnacht 
auf dem Eiſe ift ihm eine Feſtnacht der Götter.” — 

Auch das Reiten, war, wie bereits früher erwähnt 
worden, eine von des Dichters Lieblingsvergnügungen. 
„Klopſtocks Neiterei,” Tagt Böttiger*), „war nidt 
blos ein mechaniſcher Froh denſt, wie bei ſo manchem, 
der neben ſeinem Steckenpferde ein Geſundheitspferd im 
Stalle ſtehn, und doch jenes nur zu reiten Luſt hat. — 
Er ritt vielmehr mit der Reitluſt eines Theſſaliers oder 
— Muſenſohns, kühn und wagehälſig, und ſetzte über 
Gräßen, wo andere bie Stege ſuchen. — Uebrigens be= . 
folgte Klopftod bei feiner Neiterei noch ein andres Ges 
ſundheitsreglement, das er feinen Freunden nur im Vers 
trauen mitzutheilen pflegte. So oft er früh reiten wollte, 
nahm er den Abend vorher abwärts wirkende Pillen, — 

In feinem durch Abhärtung flarken und Eräftigen 
“Körper wohnte eine ſtarke Seele, ein feſter und Eühner 
Muth; aber fein Herz war weich und für- jede eblere 
KRührung empfänglich, und mit dem tiefften, zarteften Ges 
fügt für alles Gute, Erhabene und Schöne, für Freude 
und Schmerz, mit ber lebenbigften und reichſten Phan⸗ 
tafie verband er einen ſcharfen Verſtand, Zieffinn und 
ruhige Befonnenheit. **) 


*) ©. defien Aufſatz: Klopſtock im Sommer 1795 (in d. 
Taſchenbuche Minerva aufs 3. 1814. ©. 320 u. 21. 
*) Wergl. Klopſtock als Menfch u. Dichter. Naumburg 

1824. ©. 65 n. f. 


326 


gab ihr den verlorenen, gleichartigen Eharacter wieber. — 
Er gab Deutfhland eine Rationalfprache, und diefer ſtrah⸗ 
lende Hoheit , gedantenvolle Einheit und dichteriſche Kühne 
beit.— In dem errungenen Bewußtfeyn, ben Sprach⸗ 
wohlklang der Alten erreicht zu haben, überlieferte er, 
in einem ben Jünglingsjahren faum entwachfenem Alter, 
gleich kühn in der Wahl des Gegenflandes, wie in feis 
ner Lehre der Dichterſprache dem zwiefach erflaunten 
Deutfhland ein Epos, beffen Held ber Meſſias, und 
beffen Verſe der Herameter der Griechen und Römer 
woren. Für die Hochgefänge wählte fein Genius ein 
Sylbenmaaß, das das gewaltige Heuer des Sängers bän⸗ 
digen follte. In den Über jede feiner Oden gefegten Ton» 
zeihen, horchen wir dem Barden, ber feine Harfe 
flimmt, und ſchon geht die Begeifterung die ihn ergreift, 
über in die Seele des Hörers. — Glühend, ſtürmend 
zeigt er fih in feinen, dem Vaterlande, der Freiheit 
und dem Kampf für fie geweihten Hochgefängen. — Mit 
gehaltnen Saiten ſchwebt dagegen wieder fein Lieb groß 
und hehr, rührend und tröftend tönt feine Harfe, wenn 
er Gott fingt und Natur und Tod und Unfterblichleit! — 
Sie ift dein, heiliger Sänger! — Im hohen Alter, 
doch voll Heiterkeit der Jugend noch und voll Geiſteskraft, 
fenEteft du fanft bein Haupt und ftarbil. — Zu Gott 
gingft du, und zu dir verwandten Beiftern." — 
Als diefe Worte gefprohen waren, degab fich bie 
Berfammlung aus der Kirche nad dem Grabe, weldes 
bie Kinder mit Blumen bedediten, während Frauen und 


327 


Jungftauen bie Grabfleine mit Blüthengewinden' und 
Eichenkränzen umfhlangen, und Klopſtocks Auferftehungss 
hymne *) ertönte **) 

Außer der beinahe gleichzeitig erfhienenen Quart⸗ 
und Octavausgabe von Kiopftods Werten (Reipjig 1798 
u. f. 12:80.) haben wie neuerlich eine Taſchenausgabe 
erhalten (Cbendaf. 1823. 12 Bbe.) 

Bolgende Auffäge Kiopftods in dem Rorbifhen 
Auffeber, herausgegeben von Joh. Andr. Cramer 
(Sopenh. u, Leipz. 1760 — 70. 3 Bde.) find in bes 
Dichters Werke (Bd. 11) aufgenommen worden: Bes 
trachtungen über Zulian den Abtrünnigen (R. X. Bd. 1. 
&t.17.) Bon derbeften Art über Gott zudenten (Gt. 255 
auch in d. Baterländ. Mufeum. Ham. 1809. July. St. 1. 
©. 1 u.f.u, ind. Auswahl aus Kiopfodd nachselaſſ. 
Briefwechſel u. ſ. w. Bd 2.8.52. u.f.) Bond, Freund⸗ 
ſchaft (N. A. Bd. 2. St. 95. 98.) Ein Gefpräd von 
der wahren Hoheit der Seele (Et. 115.) Gefprähe von 
d. Gtüdfeligkeit (N. A. Bb. 3. ©t. 130. 141. 142.) 

Von Kiopftods Werken ausgeſchloſſen find folgende 
Auffäge: Won der Sprache der Poeſie (R. A. Bd. 1. 





*) Die Ode: Kothrchlids Gräser (in Klopſtocks Werfen 
Bo. 1. €. 201.) 

*) Der Grat Mettke feierte diefen Tag durch eine auf 
KlovRod verfaßte Iateiniihe Lavidarſcrift, die mit fix 
nigen feierlichen Worten in ven Godel des Gratfieins 
niederaeleat ward. @. Meyers Darelungen aus 
Norpdeutictand. &. 133. 


328 


St. 265 auh in Heinzmann’sliterar. Shronfl. Wh. 2. 
No. 3.) von ber Befchaffenheit (R. A. Bd. 1. &t. 38.) 
Bon dem Fehler, Andere nach fi zu beurtheilen (R. U 
Bd. 1. Gt, 42.) Bon d. Hange d. ſchon. Künfte und 
Wiſſenſchaften, eine Allegorie (N. A. Bd. 1. St. 48. 
auh inHeinzmann’s literar. Chronik. Bd. 2. No. 4.) 
Bon dem Publitum (N. A. Bd. 1. St. 49.) Gebdanken 
von d. Natur d. Poefie (N, A. Bd. 2. St. 10535 auf 
in Heinzmann’s literar. Chronik Bd. 2. No. 5.) 
Auszug aus dem Protokoll der Unfihtbaren (NR. A. Bb. 2. 


St. 123.) Geſpräch, ob ein Schriftftellee ungegründes 


ten, obgleich fheinbaren Grititen antworten müfje (R. A. 


Bd. 3. St. 1295 mit Sramer gemainfchaftlid) Nach⸗ 


riht von einem dänifhen, in db. Ackerbau fehr erfahrnen 
Landmanne. (N. A. Bd. 3, St, 147.) Beurtheilung 
d. Winkelmannfchen Gedanken Über d. Nachahmung b, 
griech. Werke in d. ſchön. Künften, (N. A. Bd. 3. St. 
150; aud in Heinzmann's literar. Chronik Bd. 2. 


No. 20.) Ueber die Vergnügungen des Landlebens (K. 


A. Bd. 3. St. 157.) Urtheile über die poetifhe CGom⸗ 
pofition einiger Gemälde aus d. heiligen Geſchichte (R. 


A. Bd. 3. St. 186.) — Die meiften von diefen Aufe”. 


fägen befinden fih auch in Klopſtocks Kleinen poet. und 


profaifhen Schriften (herausgegeben von ©. F. D. Schu⸗ 
bart) Frankf. u. Leipz. 1771. — Ferner: Sragmente 


aus d, Befprähen vom Sylbenmaaße (in v. Gerftens 


erg8 Briefen Über Merkwürdigk. d. Literatur. Fortfeg. - 


! 


‚1. & 1— 52.) Bon ber deutfhen und griech. 


Pr 


329 


Quantität (im deutſch. Muſeum 1777. May. Bb. 1. 
©.385 — 98.) Bon d. Beobachtung der Quantität im 
deutschen Herameter (im beutfch. Mufeum 1778. Bd. 2. 
©. 1— 8.) Etymologie und Aueſprache (in den Beiträs 
gen zur Hamburgifhen neuen Zeitung 1787 ©t. 10.) 
Klopſtocks Abſchiedsrede von Schulpforte: Bon dem hos 
hen Endzwed d. Poefie (in Cramer's Klopſtock. Gr 
u. über ihn. Th. 1. ©. 54 — 98, nebft d. Latein, Ori⸗ 
ginat S. 99— 132). Warum Kiopftod fein Leben nicht 
geſchrieben habe (ein Auffag d. Dichters in d. Auswahl 
aus Klopſtocks nachgel. Briefwechſel u. f. w. Th. 2. 
©. 39—42.) ueber den Meſſias (Ebendaf. ©.43— 51.) 
Bon ber Declamation ( Ebendaf, ©. 60 — 61) Vom 
deutſchen ‚Herameter (Cbendaf. ©. 62 — 63) Die Vers⸗ 
tunſt, Fragment aus d. ungedrudten zweiten Theil b. 
grammat. Gefpräde (Ebendaf. ©. 64 — 74.) — Klops 
ſtocks bereits einzeln angeführte Ueberfegungen aus Horaz, 
Virgil und Ovid, mit Parallelftellen des Originals und 
andrer Ueberfeger findet man ebendaf. ©. 75— 2445 aus 
‚Homer, Thucydides und Xenophon ebenda. &.247— 309. 

Klopſtock ift mehrmals gemalt worden, ohne daß 
man ihn jedoch völlig getroffen. Das ähnlichfte Bird ift 
vielleiht das von Auel, wenigſtens gielt der Dichter 
es felbft bafür. *) Klopftod, fagt Böttiger**) hatte um 


*) Vöttigerd Aufſatz: Klopfoc im Sommer 1795 (in dem 
Taſchenbuche Minerva au’? I. 1814. & 344. Auswahl 
aus alovſtocts nachael. Briefwedielu.f 10. h. 1. ©1964) 

**) In d. eben angef. Auffage, &. 319. 

? 





330 


bie Lippen einen fehr freundlichen Zug, ber nichts went 
ger, als eine von vielem conventionellen Anläheln nas 
türlih gewordene Mundfalte, fondern ber wahre Abbruck 
feines immer nur im Sonnenihein wanbeinden Geiftes 
war, und feiner durch fleißige Runzeln abgefpannten Phy⸗ 
fiognomie , verbunden mit dem nie erlöfhenden Ferer 
feinee Augen, mehr Kraft und Haltung gab,. als ber 
Kopf eines Sreifes wohl fonft zu haben pflegt. Gerate 
diefe freundliche Klippe ift die Klippe der Künſtler gewe⸗ 
fen, welche ihn bisher malten und in Kupfer ſtachen. 
Denn hier ift eine außerordentlich zarte Mittellinie ‚über 
welde hinaus dich im Original fo einzige und Zutrauen 
einflögende Lächeln Leicht Jpöttifch oder fauniſch werben 
Eonnte, zumal daer ein fehr fpiges Kinn und viel Muskel⸗ 
bewegung in der Naſe hatte.” — 
Außer dem genannten Gemälde Juel’E, findet. 

man vor mehrern Schriften Klopflods Bilbniß: vor bem- 
2 Bd, d. Biblioth. d. Ihön. Wiffenf. von Bernigeroth 
(1757); vor dem Vofiifchen Muſenalmanach auf d. 8. 
1776; vor der Debicationsode der Niemeyerfhen Bes 
dichte (Leipz. 1778. 4)3 vor dem Ausbunde flädhtiger 
Poeſien (1778. Bd. 1.) vor den Beiträgen zur Beför⸗ 
derung einer nüglichen Lectüre. (1781. Th. 1) vor Klop⸗ 
ftods Bedächtnißfeier von $. 3.8. Mey er (Hamb. 18033 
von Brücdner nad) einer Beichnung von Maria Ellis 
fabeth, geb. Deboor.); vor Sam. Baur's Gal⸗ 
"ie d. berühmt. Dichter d. 18. Jahrh. (Leipz. 18055 
h dem ebengenannten Copirt von Endner)3 vor 


331 


Klopftods Biographie (Queblind. 1817; von Elar); 
vor der Schrift: Kiopftod. Kin Denkmal 3. Gäkular: 
feter feines Geburtstages. Quedlinburg 1824. Es if 
auch einzeln von Haid, von Preißler (1782) von 
Geyſer (1783) von Klinger (1789) von Hickel 


(1798) u. a. geſtochen worden, — Eine etwa 8 bis 9: 


Bol hohe Büſte des Dichters hatte Omacht, ein Künſt⸗ 


ler au3 Stuttgart, der ſich in Rom bei rippel gebils 


det, im 3. 1795 verfertigtz eine coloffale Büſte Klops 


ſtocks befigen wir von dem trefflichen Sch adow in Bers 
lin. Gine Schilderung Klopſtocks ald Menſch, auseiner 


frähern Periode hat fein vieljähriger Zreund Sturz ges 
geben. „In Bernftorff’s Haufe, ” fagt er, *) bildete 
fih unfere erfte Bekanntſchaft, und in fieben unvergeßs 


lihen Zahren find, außer .einer achtmonatlichen Reiſe, 


wenig Zage verfloffen, wo wir uns nicht fahen. Nie 


hat in diefer Zeit ein Wölkchen Laune unfre Freundſchaft 


verdunkelt; denn auch als Freund ift Klopftod „Eiche, 
die dem Orkane ficht. ” Gegenwärtig, fern von ihm, 
oder im täufchenden Schatten, er verkennt feine Freunde 
nie. Hat er einmal geprüft und geliebt, fo währt’s ewig, 
laß auf fein urtheil Wahrfcheinlichkeiten und künſtlich ers 
logene Thatſachen ſtürmen. Ich will aus meinem Ges 


*) ©. d. Beilagen zu Tellows Briefen an Eliſa im Deutic. 
Muſeum v. 3.1777. Novemb. S. 459 — 65. Gturz's 
Schritten. Leipzig 1779. h. 1. ©, 236 u f. Era» 


mers Fortſetzung von Tellows Fragmenten. ©. 300 n. f 





— — 


324 


Morgen umgeftürzt und zerfplittert, ohne daß man, aller 
Nachforſchungen ungeachtet , die Thäter entbedite, Meh⸗ 
tere der angefehenften Bewohner Hamburgs und „Altona’s 
liegen es ſich indeß ſehr angelegen feyn , ben @rabflein 
wieder berzuftellen. Zu der feierliden Errichtung beffels 


ben wählte man Klopſtocks Geburtstag, ben 2. July 1815, . 


Es war ein Sonntag. Während des Dichters Freun⸗ 


be aus beiden Städten fih an feinem Grabe verfammelt | 


hatten, flieg ein Gewitter auf. Heftige Donner rolls 


ten, und der bald barauf herabftrömende Regen nöthigte- 


den feftlihen Zug, in deſſen Gefolge fi junge Mäbdhen - 


und Kinder mit Blumen und Eichenkränzen befanden, 
in der nahen Dorfliche Schu zu fuhen. Hier warb 
an tem Altar, wo Klopftods Leiche an feinem Beerbi⸗ 
gungstage den 22. März 1803 geftanden hatte, und 
Worte feines heiligen Geſanges verlefen worben waren, 
eine Rede gehalten, die wir hier auszugsweife mitthels 
len wollen, *) 

» Der du dort wohnft, wo ausging dein Geiſt, als 
vor beinah’ einem Jahrhundert er der Erde gegeben warb, 


empfange, Verflärter, wenn an beinem Grabe verbals 


lende Worte bis zu dir dringen, empfange die Opfer uns 

ferer Bewunderung, unfrer Verehrung und Liebe, — 
»Ueberall in Klopſtocks Meffias, wie in feinen 

Lob⸗ und Hochgeſängen, herifcht der Ausdruck ebler, 


N Dan findet diefe Rebe in Dreyer’s Darfieftungen aus 


Norddeutfchland. Hamburg 1816. S. 125 — 38. 


— 





325 


- 


großherziger, erhabener, himmliſch geläuterter Gefühle, 
die den Dichter erfüllten, und jedes Gemüth anſprechen, 
das, wie das feinige, mit Kraft des Nachdenkens bes 
gabt, von Empfindungen der Religion durchdrungen, dem 
Fluge feiner mächtigen und kühnen Einbildungskraft ſich 
nachzuſchwingen vermag. — Wendet er ſich zu der ir⸗ 
diſchen Natur, deren Reize ſeine Seele ſo tief empfand, 
erhebt ſich in nächtlicher Stille ſein Blick zu der Sternen⸗ 
welt, ſo ſieht er, hingeriſſen von Dank und von Liebe, 
überall nur den, der die Welten aus dem Nichts des 
leeren Raums hervorgehen ließ. — Ergoß ſich feinen 
Sreunden und der Geliebten fein Herz, edel, rein, zart, 
innig und groß ift dann die Sprade feiner Gefühle, — 
Verbefferer unſrer, durch pebuntifhen Ungeſchmack, klein⸗ 
lichen und ungelenffamen Zwang gefeffelten Sprache, ward 
er Schöpfer ihrer höhern und Eraftvollern Rebeform. Hier 
wirkte er, wie felbft das Ausland bekennt *), was die 
menfhlihe Kraft eines Einzigen zu überfteigen fchien, 
und ohne Beifpiel ift in der Gefhichte der Wiffenfchaften. 
Zu ihrer Urreinheit führte er unfre Sprade zurüd, und 





*) 6, die Lobrede auf Klopſtock. Gehalten am Jahrestage 
feines Begräbniſſes dv. 22. März 1805 im Nationalinfiie 
tur d. Künfte u. Wiffenfch. au Paris, von Dacier, bes 
ſtändigem Gecretair. Aus dem Sransöfifhen Cvon F. J. 
‚2. Meyer) Hamburg 1805. — Der Hauptgegenfiand 
dieſer Schrift if der Meſſias, und eine Vergleihung Klop⸗ 
ſtocks mit Milton Versi. Meyers Darflenungen aus 
Norddeutichtand. &. 1850. 


326 


gab ihr den verlorenen, gleihartigen Eharacter wieder. — 
Er gab Deutfhland eine Nationalfprache, und dieſer ſtrah⸗ 
lende Hoheit, gedantenvolle Einheit und dichteriſche Kühns 
bei. — In dem errungenen Bewußtſeyn, den Sprach⸗ 
wohlklang der Alten erreicht zu haben, überlieferte er, 
in einem ben Iünglingsjahren kaum entwachfenem Alter, 
glei kühn in der Wahl des Gegenflandes, wie in feis 
ner Lehre der Didhterfprahe dem zwiefach erflaunten 
Deutfland ein Epos, deſſen Held der Meffias, und 
beffen Verſe der Herameter der Griechen und Römer 
woren. Kür die Hochgeſänge wählte fein Genius ein 
Sylbenmaaß, das das gewaltige Keuer des Sängers bän- 
digen follte. In ben Über jede feiner Oden gefegten Ton: 
zeihen, horchen wir dem Barden, der feine Harfe 
ſtimmt, und fhon geht die Begeifterung bie ihn ergreift, 
Über in die Seele des Hörers. — Glühend, ſtürmend 
zeigt er fi in feinen, dem Vaterlande, ber Freiheit 
und dem Kampf für fie geweihten Hochgefängen. — Mit 
gehaltnen Saiten ſchwebt dagegen wieder fein Lieb groß 
und hehr, rührend und tröftend tönt feine Harfe, wenn 
er Gott fingt und Natur und Tod und unſterblichkeit! — 
Sie ift dein, heiliger Sänger! — Im hoben Alter, 
doch voll Heiterkeit der Sugend noch und voll Geiſteskraft, 
fenkteft du fanft dein Haupt und ftarbil. — Zu Gott 
gingft du, und zu dir verwandten Beiftern." — 

Als diefe Worte gefprodhen waren, degab fidh bie 
Verſammlung aus der Kirche nad dem Grabe, welches 
bie Kinder mit Blumen bebediten, während Frauen und 





327 | 
Zungfrauen die Grabfleine mit Blüthengewinden' und 
Eichenkränzen umſchlangen, und Klopſtocks Auferſtehungs⸗ 
bymne *) ertönte **) 

Außer der beinahe gleichzeitig erſchienenen Quart⸗ 
und Octavausgabe von Klopſtocks Werken (Leipzig 1798 
u. f. 12Bd.) haben wir neuerlich eine Taſchenausgabe 
erhalten (Ebendaſ. 1823. 12 Bde.) 

Folgende Aufſätze Klopſtocks in dem Nordif hen 
Auffeber, herausgegeben von Joh. Andr. Cramer 
(Copenh. u. Leipʒ. 1760 — 70. 3 Bde.) find in des 
Dichters Werke (Bd. 11) aufgenommen worden: Ber 
trachtungen über Julian den Abtrünnigen (R. 4. Bd. 1. 
&t.17.) Bon der beften Art über Gott zu denken (St. 255 
auch in d. Vaterländ. Mufeum. Ham. 1809. July. St. 1 
S. 1 uf. u, ind, Auswahl aus Kiopftods . nachgelaff. 
Briefmehfelu.f.w. Bd 2.6.52. u.f.) Bond. Freunds 
Ihaft (N. &. Bd. 2. St. 95. 98.) Ein Geſpräch von 
der wahren Hoheit der Seele (Et. 115.) Gefpräde von 
d. Glüdfeligkeit (N. A. Sb. 3. St. 130. 141. 142.) 

Von Klopftods Werken ausgefchloffen find folgende 
Aufiäge: Bon der Sprache ber Poeſie (N. A. Bd. 1. 





I) 


*) Die Dde: Rorhrchild Gräber (in Klopſtocks Werken 
Br. 1. €. 201. 

**) Der Graf Moltke feierte diefen Tag durch eine auf 
Klopfſtock verfaßte lateiniſche Lapidarſchrift, die mit eiz 
nigen feierlichen Worten in ten Sockel des Grabſteins 
niederaeleat ward. &. Meyers Darfieliungen aus 
Norddeutfchland. &. 133 


328 


St. 2635 auch in Heinzmann's literar. Shronfl. Wh. 2. 
No, 3.) von ber Beſchaffenheit (R. A. Bto. 1. St. 38.) 
Bon dem Fehler, Andere nach ſich zu beurtheilen (MR. A. 
Bd. 1. Gt, 42.) Bon db. Range d. fhön. Künſte und 
Wiffenfhaften, eine Allegorie (N. A. Bd. 1. St. 48. 
auch in Heinzmann’s literar. Chronik, Mb. 2. No. 4.) 
Bon dem Publitum (N. A. Bd. 1. St. 49.) Gebänten 
von d. Natur d. Poefie (N. A. 3b. 2. St. 1053 aud 
in Heinzmann’s literar. Chronik Bd. 2. No. 5.) 
Auszug aus dem Protokoll ber Unfihtbaren (N. A. Bb. 2. 
St. 123.) Gefpräh, ob ein Schriftftellee ungegrünbes ' 
ten, obgleich ſcheinbaren Erititen antworten müfe (R. A. 
Bd. 3, St. 1295 mit Sramer gemäinſchaftlich) Rach⸗ 
richt von einem dänifchen, in d. Aderbau ſehr erfahrnen 
Landmanne. (N. A. Bd. 3. St, 147.) Beurtheilung 
d. Winkelmannfhen Gedanken Über d. Nachahmung d. 
griech. Werke in d. ſchön. Künften, (N. A. Bd. 3. St, 
150; aud in Heinzmann’& literar. Chronik Bd. 2. 
No. 20,) Ueber die Vergnügungen des Landlebens (WM. 
A. Bd. 3. St. 157.) Urtheile über die poetifche Com⸗ 
pofition einiger Gemälde aus d. heiligen Geſchichte (R. 
A. Bd. 3. St, 186.)— Die meiften von diefen Aufs”. 
fägen befinden fih auch in Klopſtocks Tleinen poet. unb 
profaifhen Schriften (herausgegeben von 6.3.0. Schu⸗ 
bart) Frankf. u. Leipz. 1771. — Zerner: Fragmente 
aus d, Geſprächen vom Sylbenmaaße (inv. Gerſten⸗ 
Tergs Briefen über Merkwürdigk. d. Literatur. Zortfeg- - 
„1. & 1— 52.) Bon ber beutfhen und griech. 


— 





329 


intität (im deutſch. Muſeum 1777. May. Bd. 1. 
885 — 98.) Bon d. Beobachtung der Quantität im 
fchen Herameter (im deutſch. Muſeum 1778. Bd. 2, 
1— 8.) Etymologie und Ausfpradhe (in den Beiträs 
zur Damburgifhen neuen Beitung 1787 St. 10.) 
oſtocks Abfchiedsrede von Schulpforte: Bon dem ho⸗ 
Endzweck d. Poeſie (in Cramer's Kiopflod. Er 
iber ihn. Th. 1. 8.54 — 98, nebft d. latein. Ori⸗ 
1&. 99— 132). Warum Klopftod fein Leben nicht 
ieben habe (ein Auffas d. Dichters in d. Auswahl 
Klopſtocks nachgel. Briefwechfel u. f. w. Ih. 2. 
39 — 42.) Ueber den Meffias (Ebendaf. ©. 43— 51.) 
ı ber Declamation ( Ebendaf, ©. 60 — 61) Vom 
(hen Herameter (Ebendaf. S. 62 — 63) Die Vers⸗ 
E, Fragment aus d. ungedrucdten zweiten Theil d. 
nmat. Geſpräche (Ebendaf. ©. 64 — 74.) — Klop⸗ 
& bereits einzeln angeführte Ueberfegungen aus Horaz, 
zil und Ovid, mit Paralleiftellen des Originals und 
:ex Ueberfeger findet man ebendaf. ©, 75—244 3 aus 
ver, Thuchdides und Xenophon ebendaf. ©.247— 309. 

Klopſtock ift mehrmals gemalt worden, ohne daß 
ihn jedoch völlig getroffen. Das ähnlichfte Bild ift 
eiht das von Zuel, wenigftend gielt der Dichter 
»ibſt dafür. *) Klopftod, fagt Böttiger**) hatte um 


Böttigers Aufſatz: Klopſtock im Sommer 1795 (in dem 
Taſchenbuche Minerva au's J. 1814. S 344. Auswahl 
ans Klopſtocks nachgel Briefwechſel u. f 1. Ch. 1. &.196.) 
) In d. even angef. Aufſatze. S. 319. 


330 


bie Lippen einen fehr freunblihen Zug, der nichts weni 
ger, als eine von vielem conventionellen XAnlähein na 
türlih gewordene Mundfalte, fondern ber wahre Abbruck 
feines immer nur im Sonnenſchein wandelnden Geiftes 
war, unb feiner durch fleißige Runzeln abgefpannten Phy⸗ 
fiognomie , verbunden mit dem nie erlöfchenden euer 
feiner Augen, mehr Kraft und Haltung gab,. als ber. 
Kopf eines Sreifes wohl fonft zu haben pflegt. Gerade 
diefe freundliche Klippe iſt die Klippe der Känftler gewes 
fen, welche ihn bisher malten und in Kupfer ſtachen. 
Denn hier ift eine außerordentlich zarte Mittellinie ‚über 
welche hinaus dieß im Original fo einzige und Butrauen . 
einflößende Lächeln leicht fpöttifch oder fauniſch werben 
tonnte, zumal da er ein fehr ſpites Kinn und viel Mustel 
bewegung in der Nafe hatte.” — 
Außer dem genannten Gemälde Juel's, findet 

man vor mehrern Schriften Klopflods Bildniß: vor dem 
2 Bd, d. Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſ. von Bernigeroth 
an 57); vor dem Voſſiſchen Muſenalmanach auf d. 8, 
776; dor ber Debicationsode ber Niemeyerfchen Bes 
8 (Beipz. 1778. 4)3 vor dem Ausbunde flächtiger 
Poeſien (1778. Bd. 1.) vor den Beiträgen zur Weför 
derung einer nüglichen Lectüre. (1781. Th. 1) vor Klop⸗ 
ftods Sedächtnißfeier von $. 3.8, Mey er (Hamb. 18035 
von Brüdner nad einer Zeichnung von Maria Ellis 
fabeth, geb. Deboor.); vor Sam. Baur’s Gab 
Ierie d. berühmt. Dichter d. 18. Jahrh. (Leipz. 18055 
ch dem ebengenannten copirt von Enbner); vor - 





331 


* Rioplods Biograppie (Diuchlind. 1817; von Elar); 
vor der Odrift: Kiepfiod. Gin Denkmal j. Gäluları 
feier ſeiacs Geburtötages. Quedtiabatg 1824. Ge if 
au) einyeln von Haid, von Preifler (1782) von 
Geyfer (1783) von Klinger (1789) von Hidel 
(1798) u. a. geflohen worden. — Gine etwa 8 bis 9 
300 hohe Büfte des Dichters hatte Omacht, ein Rünfs 
ler aus Gtuttgart, der fih in Rom bei Xrippel gebils 
bet, im 3. 1795 verfertigt; eine coloffale Büſte Klops 
ſtocke befigen wir von dem trefflichen Sch adow in Bers 
lin. ine Schilderung Klopftods als Menſch, aus einer 
frägern Periode Hat fein vieljähriger Freund Sturz ges 
geben. „In Bernforff's Haufe,” fagt er, *) bildete 
fi) unfere erfie Bekanntſchaft, und in fieben unvergeßs 
lichen Jahren find, außer einer achtmonatlichen Reife, 
wenig Tage verfloſſen, wo wir und nicht fahen. Nie 
hat in biefer Zeit ein Wölkchen Laune unfre Freundſchaft 
verbunfelt 5; denn aud als Freund ift Klopſtock „ Eiche, 
die dem Orkane ftcht” Gegenwärtig, fern von ihm, 
ober im täufchenden Schatten, er verkennt feine Freunde 
nie. Hat er einmal geprüft und geliebt, fo währt’s ewig, 
laß auf fein urtheil Wahrſcheinlichkeiten und künſtlich er⸗ 
logene Thatſachen flürmen. Ich will aus meinem Ge⸗ 


*) 6. d. Beilagen zu Tellows Briefen an Elifa im Deutic. 
Dureum v. I. 1777. Novems. ©. 459 — 8b. Eruri’s 
Säristen. Beinsig 1779. 86.1. ©. 230 u f. Erar 
mers'Fortfegung von Tetlows Sragmenten. S. 300 u: f. 

j Pa 


332. 


dächtniß einzelne Züge für diejenigen fammeln, benm * 
das Bild eines würdigen ‚Mannes Freude gewährt.” — 

Kiopftock ift heiter in jeder Geſellſchaftz er fließt 
über von treffendem Scherz s bildet oft einen Beinen Bes 
danken mit allem Reihthum feiner Dichtergaben aus, 
fpottet nie bitter, ftreitet befcheiden, unb verträgt auch 
Widerſpruch gern; aber ein Hofmann iſt er beshalb nicht. 
Seine Beradpeit Hält ihn vielmehr von ber Bekanntſchaft 
mit Vornehmern zurüd - nicht daß er Geburt und Wiss 
den nicht ſchätzte, aber er [häst den Menſchen noch mehr. 
Er forfcht tiefer nach innerem Gehalt, fobalb ihn Ges _ 
ziehung und Glanz bienden könnten, und er fürdtet, . 
als eine Befhimpfung, die kalte befhägende ‚Serablafe 
fung der Großen. Darum muß nad) Verhältniß des KRan- 
ges ein Vornehmerer immer einige Schritte mehr thum, 
wenn ed ihm um Kiopftods Achtung zu -thun iſt. Gels 
ten findet man ihn in der fogenannten guten Geſellſchaft 
der feinen, abgefchliffenen Leute ohne alles Sepraͤge. Da⸗ 
für ziegt er lieber mit ganzen Familien feiner Freunde 
aufs Land, Weiber und Männer, Kinder unb Diener, 
alle folgen und freuen fih mit. Immer iſt er mit Ju⸗ 
gend umringt. — Klopftodd Leben ift ein beftänbiger 
Genuß. Er überläßt fi) allen Gefühlen, und fchwelgt. 
beim Male der Natur. In der Malerei liebt er nur bas, 
was Leben, tiefen Sinn und ſprechenden Ausbrud Hat; 
in der Muſik, was das Herz bemegt. "— 

„Die freubigfte Zeit für Klopſtock war. die Zeit bet 
Särittfhuhe. Eislauf, fagt Sturz, predigt er mit der 





333 


Salbung eines Heidenbekehrers. Auf die Verächter der 
Eisbahn fieht er mit Stolz herab, und eine Mondnacht 
auf dem Eiſe tft ihm eine Feſtnacht der Götter.” — 

Auch das Reiten, war, wie bereits früher erwähnt 
worden, eine von des Dichters Lieblingsvergnügungen. 
„Klopſtocks Keiterei,” fagt Böttiger*) „war nidt 
blos ein mechaniſcher Frohmenſt, wie bei fo manchem, 
der neben feinem Steckenpferde ein Gefundheitspferdb im 
Stalle ftehn, und doc) jenes nur zu reiten Luft hat. — 
Er ritt vielntehr mit der Reitluſt eines Theſſaliers oder 
— Mufenfohns, kühn und wagehälfig, und fegte Über 
Gräben, wo andere die Stege fuchen, — Uebrigens bes - 
folgte Klopſtock bei feiner Neiterei noch ein andres Ges 
ſundheitsreglement, das er feinen Freunden nur im Vers 
trauen mitzutheilen pflegte. So oft er früh reiten wollte, 
nahm er den Abend vorher abwärts wirkende Pillen, — 
In feinem durch Abhärtung flarken und Eräftigen 

- Körper wohnte eine flarke Seele, ein fefter und kühner 
Muth; aber fein Herz war weich und für jede edlere 
Rührung empfängli , und mit dem tiefften, zarteften Ges’ 
fügt für alles Gute, Erhabene und Schöne, für Freude 
und Schmerz, mit der lebendigften und reichſten Phans 
tafie verband er einen ſcharfen Verſtand, Zieffinn und 

ruhige Befonnenheit. **) 


*) ©. defien Aufiag: Klopſtock im Sommer 1795 (in d. 
Taſchenbuche Minerva aufs I. 1814. S. 320 u. 21. 
*5) Vergl. Klovſtock als Menſch u. Dichter. Naumburg 

1824. S. 63 N. f. 


334 


E 2 


Bas Klopftock Über die Kantiſche Hhllofophie badhte, 


findet man in feinen grammatifhen Gefpräden. Er 
tümmerte ſich wenig darum, ob er ſich dadurch Feinde 
oder Freunde machen würde, weil er als Beitgensffe Über 
dieß wichtige Thema des Tages feine Meinung abgeben - 
zu müſſen glaubte- Einer feiner Freunde, ber ihn m 
J. 1792 Über dieſe Mater® zum erfienmale unb zwar 
entfcheidend fprechen hörte, fragte den Dichter, ob er 
ale Werke Kants geleſen habe, „Ich habe fie ſtudirt 
fagte Klopftod, lebhaft von feinem Stuhl auffpringenb, 
fonft würd’ ich nicht fo fprechen 1”°*) 

Wenig befremden möchte ed wohl, daß Kiogflodk, 
von dem Geiſte der Alten genährt,, und auf eigenen Flü⸗ 
geln des Genies fi emporſchwingend, nicht eben freis 
gebig. mit feinem Lobe war, in allem, was Kunſt und 
Wiſſenſchaft betraf, Er fhwieg, wo er nicht tabeln. 
wollte, und wenn er feinen Zabel hören ließ, fo war 
diefer fletö gemäßigt. Band er in Schriften einen Lieb⸗ 
lingsgegenftand aller Gebildeten herabgewürdigt, ober 
treffliche Schriftfleller hart angegriffen, fo waren wenig 
nachdrucksvolle Worte , begleitet von einem- höhniſchen 
Lächeln, ſeine ganze Critik. 

Keine Hochachtung für die Perſon des Schriftſtel⸗ 
lers, kein erworbener Ruhm, ‚keine freundſchaftlichen 
Verhaltniſſe noch ſonſtige Beweggründe konnten ihn be⸗ 
ſtechen, wenn von Literatur und Kunſt die Rede war. 


+) S. v. Ar enholz Minerva. April 1803. S. 118. 


335 


‚Hier hulbigte er, wie immer ber Wahrheit, wobei fein 
tihriger Gefhmad, fein feines Gefühl, fein feltner 
Scharfblick ſtets feine Führer waren, 

Selten gab es wohl in dichteriſcher Hinfiht zwei 
größere Antipoben, ald Kiopflod und Wieland. Den« 
noch fand zwifchen beiden eine innige Verehrung flatt. — 
Als Wielands Ariftipp *) eben erfhienen dar, fand 
ein Freund Klopſtocks dieß Werk auf feinem Schreibtiſche. 
Auf die Frage, ob er es geleſen, antwortete er: IH 
hab” es verfchlungen!” — 

Diefer fo ſtarke Ausdrud ber Zufriebenheit aus dem 
Munde Klopſtocks, ber fo felten, und wenn er es wirk⸗ 
ti) that, mäßig lobte, kam Wieland zu Ohren, der 
ſich fhriftlich darüber auf eine Urt erflärte, die bem 
Sänger des Meffias nicht gleichgüttig war. 

Auf eine ähnliche Weife fand fih v. Arhenholz 
bei einem Beſuche des Dichters durch bie Worte Übers 
raſcht: Ich danke Ihnen für das Vergnügen, das Sie 
mir gemacht Haben! Das Befremden, das jener darüber 
äußerte, wurde bald durch Klopſtocks Erklärung gehoben: 
Ich habe Ihren Guſtav Waſa **) gelefen! 





”) 2einsig 1800 — 2. 4 Thelte , in Wielands fämmtlichen 
Werten. Vd. 33 — 36. Veral Merteld Briefe an 
ein Srauenzimmer über d. wichtian. Producte d. (hön, 
Eiterarur. 1800. Seit 3. Br. 14. ©. 193 — 208 
Seit 4. Br. 14 © 209 — 221. 

”*) Geihihte Gußav Barad, von 3. W. v. Irene 
Hot. Tübingen 1801. 2 Tprite- 





328 


St. 265 au in Heinzmann’sliterar. Shronfl. BR; 3; 
No, 3.) von ber Befchaffenheit (M. X. Bo. 1. &t. 38.) 
Bon dem Fehler, Andere nach fi) zu beurtheilen: CAR. 26 
Bd. 1. St, 42.) Bon d. Range d. ſchön. Känfte uud 
Wiſſenſchaften, eine Allegorie (N. A. Bt. 1. Gt. AB. _ 
au in Heinzmann's literar. Chronik, Bb. 2. No. A.) 
Bon dem Publikum (N. A. Bd. 1. St. 49.) Gebanken 
von d. Natur d. Poefie (N, A. 3b. 2. St. 1055 aud 

in Heinzmann's literar. Chronik Mb. 2. No. 5.) 
Auszug aus dem Protokoll der Unfihtbaren (NR. A. Bo. 2. 
St. 123.) Gefpräh, ob ein Schriftftellee ungegränbes 
ten, obgleich fcheinbaren Grititen antworten müffe (M. A. 
Bd. 3, St. 1295 mit Sramer gemünſchaftlich) Nach⸗ 
richt von einem däniſchen, in d. Aderbau fehr erfahrnen 
Landimanne, (N. 4. Bd. 3, St. 147.) Beurtheilung 
d. Winkelmannfchen Gedanken über d. Nachahmung br 
griech. Werke in d. ſchön. Künften. (N. X. Bd. 3. && 
150; au in Heinzmann’s literar. Chronik Bbo. 2. 
No. 20.) Ueber die Vergnügungen des Landlebens (MR, 
A. Bd. 3. St. 157.) Urtheile Über die poetiſche Comes 
pofition einiger Gemälde aus d. heiligen Gefchichte (WE 
A. Bd. 3. St. 186.) — Die meiften von bieſen Aufs”. 
fägen befinden fich auch in Klopſtocks Kleinen poet. und 
profaifhen Schriften (herausgegeben von C. F. D. Our - 
bart) Frankf. u. Leipz. 1771. — Ferner: Fragmente 
aus d, Gefprähen vom Sylbenmaaße (in v. Gerftens 
bergs Briefen Über Merkwürdigk. b. Literatur. Zortfeg. - 
St. 1. S. 1— 52.) Bon der beutfhen und gried, 
al 





329 


Quantität (im deutſch. Muſeum 1777. May. Bb. 1. 
S. 385 — 98.) Von d. Beobachtung der Quantität im 
deutſchen Herameter (im deutſch. Mufeum 1778. Bd. 2, 
8. 1— 8.) Etymologie und Ausſprache (in den Beiträs 
gen zur Hamburgifchen neuen Beitung 1787 ©t. 10.) 
Klopſtocks Abſchiedsrede von Schulpforte: Von dem hos 
hen Endzwed d. Poelie (in Eramer’s Klopſtock. Er 
u. über ihn. Th. 1. S. 54 — 98, nebft d. latein. Ori⸗ 
ginal S. 99 — 132). Warum Klopftoc fein Leben nicht 
geſchrieben habe (ein Auffas d. Dichters in d. Auswahl 
aus Klopftods nachgel. Briefwechfel u. f. w. Ih. 2. 
©. 39— 42.) Ueber den Meffias (Ebendaf. S. 43— 51.) 
Bon der Declamation ( Ebendaf. S. 60 — 61) Vom 
deutſchen Herameter (Ebendaf. ©. 62 — 63) Die Verös 
Tunft, Fragment aus b. ungedruckten zweiten Theil b. 
grammat. Gefprähe (Ebendaſ. ©. 64 — 74.) — Klop: 
ſtocks bereits einzeln angeführte Ueberfegungen aus Horaz, 
Virgil und Dvid, mit Parallelftellen des Originals und 
andrer Ueberfeger findet man ebendaf. S. 75— 244 3 aus 
‚Homer, Thucydides und Zenophon ebendaf. ©.247—309. 

Klopſtock ift mehrmals gemalt worden, ohne daß 
man ihn jedoch völlig getroffen. Das ähnlichfte Bild ift 
vieleicht das von Zuel, wenigftend gielt der Dichter 
es felbft dafür. *) Klopflod, fagt Böttiger**) Hatte um 


2) Vöttigers Nuffap: Alopſtock im Sommer 1795 (in dem 
Taſchenbuche Minerva auı’8 3. 1814. & 344. Auswahl 
ans Klopſtocks nachael. Briefwechielu-f 1. Th. 1. S. 196.) 

”*) In d. eben angef. Aufſatze. ©. 319. 


330 


die Lippen einen fehr freundlichen Zug, ber nichts wenl 
ger, als eine von vielem conventionellen Anlähein na 
türlid) gewordene Mundfalte, fondern der wahre Abbruck 
feines immer nur im Sonnenjchein wandelnden Geiftes 
war, unb feiner durch fleißige Runzeln abgefpannten Phy⸗ 
fiognomie , verbunden mit dem nie erldſchenden euer 
feinee Augen, mehr Kraft und Baltung gab,. als ber. 
Kopf eines Sreifes wohl fonft zu haben pflegt. Gerate 
diefe freundliche Klippe ift die Klippe der Känftler gewe⸗ 
fen, welche ihn bisher malten und in Kupfer ſtachen. 
Denn bier ift eine außerordentlich zarte Mittellinie ‚Über. 
welche hinaus dieß im Original fo einzige und Zutrauen 
einflögende Lächeln leicht fpöttifch oder faunifd werden 
fonnte, zumal daer ein fehr ſpieet Kinn und viel Bustel, 
bewegung in der Nafe hatte. ’ 
Außer dem genannten Gemälde Juel’s, findet 

man vor mehreren Schriften Klopflods Bildniß: nor dem. 
2 Bd. d. Biblioth. d. Shin. Wiffenf. von Bernigeroth 
(1757)5 vor dem Voſſiſchen Muſenalmanach auf d. J. 
1776; vor ber Debdicationsode der Niemeyerſchen Ges 
dichte (Reipz. 1778. 4); vor dem Ausbunde flüchtiger 
Poeſien (1778. Bd. 1.) vor den Beiträgen zur Beför⸗ 
derung einer nüglichen Lectüre. (1781. Th. 1) dor Klop⸗ 
ſtocks Sedächtnißfeier von $. 3.8, Mey er (Hamb. 18035 
von Brüdner nad) einer Beichnung von Maria Ellis 
fabeth, geb. Deboor.); vor Sam. Baur’s Gal⸗ 
Terie d. berühmt. Dichter d. 18, Jahrh. (Leipz. 18053 
ch dem ebengenannten copirt von Endner)3 vor 











351 


. Rupfedi Burgushie (Einetteb. 1817; von Glar); 


vor der iu: Kispfed. Cm Deakmal ; Eälsiar: 
feier feincd Gebmtitsgri. Durtimberz 182. Gi ik 
auch einyfin von Haid, von PYreifler (17832) von 
Geyfer (1783; von Klinger i1789, wu Hidel 
(1798) u. a. geichen werben. — Tue ciwa 8 bid 9 
Bol hehe Bü des Dichters hatte Omacht, ein Rünks 
ler au3 Gtutigert, der ih in Rom bei Trippel gebils 
det, im J. 1795 verfertigt; eine colofjale Bũſte Klop⸗ 
flodö beiigen wir von dem trefflichen S hadow in Ber» 
In. Gine Schilderung Kiopficds als Menſch, aus einer 
frühern Periode Hat fein vichähriger Freund Sturz ges 
geben. „In Bernſtorff's Haufe, ” fagt er, *) bildete 
ſich umfere erfie Belanntihaft, und in fieben unvergeß: 
lihen Jahren ſind, außer einer adytmonatlidhen Reiſe, 
wenig Zage verfloffen, wo wir uns nicht fahen. Nie 
dat in diefer Zeit ein Wölkchen Laune unſre Freundſchaft 
verdunfelt ; denn auch als Freund ift Klopftock „ Eiche, 
die dem Orkane ficht. ” Gegenwärtig, fern don ihm, 
oder im täufhenden Schatten, er vertennt feine Freunde 
nie. Hat er einmal geprüft und geliebt , fo währt’s ewig, 
loß auf fein urtheil Wahrſcheinlichkeiten und künſtlich ere 
logene Thatfachen ſtürmen. Ich will aus meinen Ger 





N) 6, d. Beilagen zu Tellows Briefen an Elita Im Deutich. 
Muſeum v. 3.1777. Novemb. S. 459 — 65. Strurı'H 
Schrieten. Leipzig 1779. Kb. 1. ©. 236 u f. Era» 
meräd'Bortfegung von Tellows Sragmenten. ©. 800 u. f. 


⸗ 





3382| 


dächtniß einzelne Züge für diejenigen fammeln, bene 
dad Bild eines würdigen ‚Mannes Freude gewährt, * — 

Klopſtock ift Heiter in jeder Geſellſchaftz er flieft 
über von treffendem Scherz 5 bildet oft einen Heinen Ger 
danken mit allem Reihthum feiner Dichtergaben aus, 
fpottet nie bitter, ftreitet befcheiden, unb verträgt end 
Widerfprud gern; aber ein Hofmann iſt er beshalb nide. 
Seine Beradheit Hält ihn vielmehr von ber Bekanntſchaft 
mit Vornehmern zurüd - nicht bag er Geburt und Wilss 
den nicht [hägte, aber er [häst den Menfchen noch mehr. 
Er forfht tiefer nad innerem Gehalt, fobald ihn Er⸗ 
ziehung und Glanz bienden könnten, und er fürchtet, 
als eine Befhimpfung, die alte befhägende Herablaſ⸗ 
fung der Großen. Darum muß nad Verhältniß des Ran- 
ges ein Vornehmerer immer einige Schritte mehr thun, 
wenn ed ihm um Kiopftods Achtung zu -thun if. Gel 
ten findet man ihn in der fogenannten guten Geſellſchaft 
der feinen, abgefchliffenen Leute ohne alled Sepraͤge. Da⸗ 
für ziegt er Lieber mit ganzen Bamilien feiner Freunde 
aufs Land, Weiber und Männer, Kinber und Diener, 
alle folgen und freuen fih mit. Immer ift er mit Ju⸗ 
gend umringt. — Klopſtocks Leben ift ein beftänbiger 
Genuß. Er überläßt ſich allen Gefühlen, und ſchwelgt 
beim Male der Natur, In der Malerei liebt er nur ba, 
was Leben, tiefen Sinn und Iprehenben Ausbrucd hatz 
in der Mufit, was das Herz bemegt. ” 

„Die freudigfte Zeit für Klopftock war. bie Seit ber 
Schrittſchuhe. Eidtauf, fagt Sturz, predigt er mit der 


333 


Salbung eines Heidenbekehrers. Auf bie Verächter der 
Eisbahn fieht er mit Stolz herab, und eine Mondnacht 
auf dem Gife ift ihm eine Feſtnacht der Götter." — 

Auch das Reiten, war, wie bereits früher erwähnt 
worben, eine von bed Dichters Lieblingsvergnügungen. 
Klopſtocks Neiterei,” ſagt Böttiger*) „war nicht 
blos ein mechaniſcher Frot ft, wie bei fo mandem, 
der neben feinem Stedenpferde ein Gefundheitöpferb im 
Stalle ftehn, und doch jenes nur zu reiten Luft hat, — 
Er ritt vielmehr mit der Reitluſt eines Theſſaliers oder 
— Mufenfohns, kilhn und wagehälfig, und fegte Über 
Gräßen, wo andere die Stege ſuchen. — Uebrigens bes - 
folgte Ktopftod bei feiner Neiterei noch ein andres Ges 
fundgeitöreglement, das er feinen Freunden nur im Vers 
trauen mitzutheiten pflegte. So oft er früh reiten wollte, 
nahm er ben Abend vorher abwärts wirkende Pillen, — 

In feinem duch Abhärtung ſtarken und Bräftigen 
- Körper wohnte eine ſtarke Seele, ein fefler und kühner 
Muth; aber fein Herz war weid und für jebe eblere 
Rührung empfängli , und mit dem tiefften, zarteften Ge⸗ 
füht für alles Gute, Erhabene und Schöne, für Freude 
und Schmerz, mit der lebendigſten und reichſten Phans 
tafie verband er einen ſcharfen Verſtand, Zieffinn und 
ruhige Befonnenheit. **) 


*) ©. deſſen Yufiag: Klopſtock im Sommer 1795 (in d. 
Tafhensuhe Minerva aufs I. 1814. ©. 320 u. 21. 
M Vergl. Kioofod ais Menfh u. Dichter. Naumburg 

1824. & 65 u.f. 


334 


* 


Was Klopftocd Über die Kantiſche Philofoyhle dachte, 


findet man in feinen grammatiſchen Geſprächen. Er 
tümmerte fi menig darum, ob er fi dadurch Feinde 
oder Freunde machen würde, weil er als Beitgensffe über 
dieß wichtige Thema bed Tages feine Meinung abgeben 
zu müſſen glaubte- Einer feiner Breunde, der ihn im 
3. 1792 Über biefe Mater zum erſtenmale und zwar 
entfcheidend fprehen hörte, fragte den Dichter, ober 
alle Werke Kants gelefen habe, „Ich habe fie ſtudtrt, 
ſagte Klopftod, lebhaft von feinem Stuhl aufipringenb, 
fonft würd’ ich nicht fo fprechen 1° *) 
Wenig befremden möchte es wohl, baß 
von dem Beifte der Alten genährt, und auf eigenen Flü⸗ 


geln des Genies fi emporfchiwingend,, nicht eben frei⸗ 


gebig. mit feinem Lobe war, in allem, was Kunſt und 
Biffenfhaft betraf. Er fhwieg, wo er nicht tadeln 
wollte, und wenn er feinen Zabel hören ließ, fo war 
diefer ſtets gemäßigt. Band er in Schriften einen Lieb⸗ 
Iingögegenftand aller Gebildeten herabgewürbigt, oder _ 
treffliche Schriftfleller hart angegriffen, fo waren wenig 
nachdrucksvolle Worte, begleitet von einem hoͤhniſchen 
Lächeln, ſeine ganze Critik. 

Keine Hochachtung für die Perſon des Scriftflels 
ler, fein erworbener Ruhm, ‚keine freundfchaftlichen 
Berhättniffe noch fonftige Beweggründe konnten ihn bes 
ftehen, wenn von Literatur und Kunft dje Rebe war. 


*) S. v. Ar enhHolz; Minerva. April 1803. S. 118, 





335 


Hier bulbigte er, wie immer bir Wahrheit, wobei ſein 
rihriger Geſchmack, fein feines Gefühl, fein ſeltner 
Scharfblid ſets feine Führer waren. 

Selten gab es wohl in dichteriſcher Hinſicht zwei 
größere Antipoden, als Kicpficd und Wieland. Den⸗ 
noch fand zwifchen beiden eine innige Berehrung flatt. — 
Als Bielands Ariftipp *) eben erihienen dar, fand 
ein Kreund Klopftocks dieß Werk auf feinem Schreibtiſche. 
Auf die Frage, ob er es gelefen, antwortete er: „Ich 
hab’ es verfhlungen!” — 

Dieſer fo ſtarke Ausbrud der Zufriebenheit aus dem 
Munde Kiopflods, der fo felten, und wenn er eö wirk⸗ 
li that, mäßig lobte, kam Wieland zu Ohren, der 
fih fchriftlih darüber auf eine Art erklärte, die dem 
Sänger ded Meffiad nicht gleichgültig war. 

Auf eine ähnliche Weife fand fi v. Arhenholz 
bei einem Beſuche des Dichter durch bie Worte übers 
raſcht: Ic danke Ihnen für das Vergnügen, das Gie 
mir gemacht haben! Das Befremden, das jener darüber 
äußerte, wurde bald duch Klopſtocks Erklärung gehoben: 
Ih habe Ihren Guſtav Waſa **) gelefen! 





) Peinztg 1800 — 2. 4 Theile, in Wielands ſämmtlichen 
Werfen. Bd. 33 — 36. Verat Merkels Briefe an 
ein Frauenzimmer über d. wichtiafl. Producte d. ſchön. 
Eiterasur. 1800. Heit 3. Br. 13. ©. 193 — 208. 

. Heft 4. Br. 14 S 200 — 21. . 

) BGeſchichte Guſtav Waca's, von J. W. v. Archen⸗ 
holz. Tübingen 1801: 2 Theile 


[4 


. 265 auhinheinzmann’sliterer. ap 
so. 3.) von ber Beſchaffenheit (R. A. Wh. 1. 

n dem Fehler, Andere nach fich zu beurthei 
Bo. 1. St. 42.) Bon d. Stange db. ſchoͤn. Kunſte 
Wiffenfhaften, eine Allegorie (N. A. Bb. 1. Et. 48. 
auch in Heinzmann's literar. Chronik. Bb. 2. No. 4.) 
Von dem Publikum (N. A. Bd. 1. St. 40.) Gebanken 
von d. Natur d. Doc e (N. A. Bd. 2. St. 1055 aud 
in Heinzmann’s literar. Chronik Bd. 23. No. 5.) 
Auszug aus bem Protokoll ber Unfihtbaren (N. U. Bo. 2. 
St. 123.) Gefpräh, ob ein Schriftflellee ungegrände 
ten, obgleich fheinbaren Grititen antworten müffe (R. % 
Bd. 3, St. 1295 mit Cramer gemainfhaftlich) NRach⸗ 
riht von einem dänifchen, in d. Aderbau fehr erfahrnen: 
Landmanne. (N. A. Bd. 3, St. 147.) Beurtheilung 
d. Winkelmannfchen Gedanken Über d. Nachahmung b. 
griech. Werke in d. ſchön. Künften. (N. A. Bd. 3. &E 
150; aud in Heinzmann’s literar, Chronik ib. 2. 
No. 20.) Ueber die Vergnügungen des Landlebens (M.- 
A. Bd. 3, St. 157.) Urtheile Über die poetiſche Com⸗ 
pofition einiger Gemälde aus d. heiligen Geſchichte (WM: 
A. Bd. 3. St. 186.) — Die meiften von bieſen Aufe”. 
fägen befinden ſich auch in Klopflods Tleinen poet. und 
profaifhen Schriften (herausgegeben von 6.3.8. Echn⸗ 
bart) Frankf. u. Leipz. 1771. — Berner: Fragmente 
aus d. Befprähen vom Eylbenmaaße (in v. Serfteus 
berg& Briefen Über Merkwürdigk. d. Literatur. Zortfeg. - 
St. 1. ©. 1— 52.) Bon ber deutſchen und _gried, 


904 





329 


Quantität (im deutſch. Muſeum 1777. May. Bb. 1. 
©.385 — 98.) Bon d. Beobachtung der Quantität im 
deutſchen Herameter (im deutſch. Muſeum 1778. Bd. 2. 
©. 1— 8.) Etymologie und Ausfpradhe (in den Beiträs 
gen zur Hamburgifhen neuen Zeitung 1787 &t. 10.) 
Klopſtocks Abſchiedsrede von Scähulpforte: Bon bem hos 
hen Endzwed d. Poefie (in Cramer's Kiopfiod. Er 
u. über ihn. Th. 1. ©. 54 — 98, nebft d. latein, Ori⸗ 
ginal S. 99— 132), Warum Klopftod fein Leben nicht 
gefchriebeh Habe (ein Auffag d. Dichters in d. Auswahl 
aus Kiopftods nachgel. Wriefwechfel u. f. w. Ih. 2. 
©. 39— 42.) Ueber den Meffias (Ebendaf ©. 43— 51.) 
Bon ber Declamasion ( Ebendaf. ©, 60 — 61) Vom 
deutſchen Herameter (Ebendaf. ©. 62 — 63) Die Berös 
Tunft, Fragment aus d. ungedrudten zweiten Theil d. 
grammat. Gefpräde (Ebendaf. S. 64 — 74.) — Klops 
ſtocks bereits einzeln angeführte Ueberfegungen aus Horaz, 
Birgil und Dvid, mit Parallelftellen des Originals und 
andrer Weberfeger findet man ebendaf. ©, 75— 2443 aus 
‚Homer, Thucydides und Renophon ebendaf. &.247— 308. 
Klopſtock ift mehrmals gemalt worden, ohne daß 

man ihm jebodh völlig getroffen. Das ähntichfte Bild ift 
vielleicht das von Juel, wenigftens gielt der Dichter 
es ſelbſt dafür. *) Klopftod, fagt Böttiger**) hatte um 


*) Vöttigerd Aufſatz: — im Sommer 1795 (in dem 
Taſchenduche Minerva auı' . 1814 S 344. Auswahl 
and Kionfods nachael Bri or fm. £h.1. 6.196.) 
) Ind. eben angef. Auffage- S. 319. 








330 


die Lippen einen fehr freundlichen Bug, ber nichte weni 
ger, als eine von vielem conventionellen Anlähein ne 
türlih gewordene Mundfalte, fondern der wahre Abbruck 
feines immer nur im Gonnenfchein wanbeinden Geiftes 
war, und feiner durch fleißige Runzeln abgefpannten Phy⸗ 
fiognomie , verbunden mit dem nie erlöfchenden euer 
feinee Augen, mehr Kraft und Haltung gab,. als ber 
Kopf eines Sreifes wohl fonft zu haben pflegt. Gexate - 
diefe freundliche Klippe ift die Klippe der Känftler gewe⸗ 
fen, welche ihn bisher malten und in ‚Kupfer ſtachen. 
Denn bier ift eine außerordentlich zarte Mittellinie ‚über: 
weldhe hinaus dieß im Original fo einzige und Zutrauen 
einflögende Lächeln Leicht fpöttifch oder faunif werben 
fonnte, zumal daer ein fehr pieet Kinn und viel Buskel, 
bewegung in der Nafe hatte. ' " 
Außer dem genannten Semätbe Juel's, findet 

man vor mehrern Schriften Klopftods Bildniß: nor dem. 
2 Bd. d. Biblioth. d. ſchön. Wiffenf. von Bernigeroth 
—— vor dem Voſſiſchen Muſenalmanach auf d. J. 
776; vor der Dedicationsode ber Niemeyerſchen Ges 
bichte (Leipz. 1778. 4); vor dem Ausbunde flächtiger 
Poeſien (1778. Bd. 1.) vor den Beiträgen zur Beför— 
derung einer nüglichen Lectüre. (1781. Th. 1) vor Klop⸗ 
ſtocks Sedächtnißfeier von 8.3.8. Meyer(Hamb.18035 
von Brüdner nad) einer Zeihnung von Marta Eli⸗ 
fabeth, geb. Deboor.); vor Sam. Baur’s Gal⸗ 
Ierie d. berühmt. Dichter d, 18. Jahrh. (Leipz. 18055 
ach dem ebengenannten copirt von Endner); vor 





351 


e Klopftods Biographie (Quedlinb. 1817; von Elar); 
vos der Schrift: Kiopftod. in Denkmal z. Säkular⸗ 
feter feines Geburtstages. Quedlinburg 1824. Es iſt 


auch einzeln von Haid, von Preißler (1782) von 


Geyfer (1783) von Klinger (1789) von Hidel 


(1798) u. a, geflodyen worden. — Eine etwa 8 bis 9: 


Bol hohe Büſte des Dichtershatte Omacht, ein Künfts 


ler aud Stuttgart, der ſich in Rom bei rippei gebils 


det, im 3. 1795 verfertigtz eine coloffale Büfte Klops 


ſtocks befigen wir von dem trefflihen & hadow in Bers 


lin. Cine Schilderung Klopftods als Menſch, aus einer 
frähern Periode hat fein vieljähriger Freund Sturz ges 
geben. „In Bernftorff’s Haufe,” fagt er, *) bildete 
fih unfere erſte Bekanntſchaft, und in fieben unvergeßs 


lichen Zahren find, außer .einer achtmonatlichen Reiſe, 


wenig Zage verfloffen, wo wir uns nicht fahen. Nie 


bat in diefer Zeit ein Wölkchen Laune unfre Freundſchaft 


verdunkelt; denn aud) ald Freund ift Ktopftod „ Eiche, 


die dem Orkane fteht! ” Gegenwärtig, fern von ihm, 


oder im täufchenden Schatten, er verkennt feine Freunde 
nie. Bat er einmal geprüft und geliebt , fo währt’s ewig, 
laß auf fein Urtheil Wahrfcheinlidykeiten und künſtlich ers 
logene Thatfachen flürmen. Ich will aus meinem Ges 


2) 6, d. Beilagen zu Tellows Briefen an Eliſa im Deutich. 
Muſeum v. 3.1777. Novemb. S. 459 —65. Sturz’ 
Schrieten. Leipzig 1779. Th. 1. ©. 236 u f. Era. 
mers'Fortfegung von Tellows Sragmenten. S. 300 u. f. 


p 


- 


338 _ 


dächtniß einzelne Züge für diejenigen fammeln, denen 
das Bild eines würdigen Mannes Freude gewährt.” — 
Kiopftoc if heiter in jeder Geſellſchaft; er fließt 


über von treffendem Scherz 5 bildet oft einen Kleinen rn 


danken mit allem Reihthum feiner Dichtergaben aus., 
fpottet nie bitter, ftreitet befcheiden, und verträgt auch 
Widerfprud gern; aber ein Hofmann iſt er deshalb nicht. 
Seine Geradheit Hält ihn vielmehr von der Bekanntſchaft 
mit Vornehmern zurüd — nicht baß er Geburt und Rüge 
den nicht fchäßte, aber er ſchäzt den Menſchen noch mehr. 


Er forſcht tiefer nad) innerem Gehalt, fobald ihn Er⸗ 
ziehbung und Glanz bienden könnten, und er fürchtet, - 


als eine Befhimpfung, die kalte befhägende Herablaſ⸗ 


fung der Großen. Darum muß nad Berhältniß des Kants 
ges ein Vornehmerer immer einige Schritte mehr thun, 
wenn ed ihm um Kiopftods Achtung zu -thun if. Sel⸗ 
ten findet man ihn in der fogenannten guten Geſellſchaft 
der feinen, abgefchliffenen Leute ohne alles Gepräge. Da⸗ 
für ziegt er lieber mit ganzen Familien feiner Freunde 
aufs Land. Weiber und Männer, Kinder unb Diener, 
alle folgen und freuen fi mit, Immer ift er mit Ju— 
gend umringt. — Klopftods Leben ift ein beftänbiger 


Genuß, Er überläßt fi allen Gefühlen, und ſchwelgt 


beim Male der Natur, In der Malerei liebt er nur bas, 
was Leben, tiefen Sinn und ſprechenden Ausdruck hat; 
in der Mufit, was das Herz bewegt. ”— 

„Die freudigfte Zeit für Klopftod war die Zeit ber 


Schrittſchuhe. Eidlauf, fagt Sturz, predigt er mit der 





333 


Salbung eines Heidenbekehrers. Auf die Verächter der 
Eisbahn fieht er mit Stolz herab, und eine Mondnacht 
auf dem Eife ift ihm eine Feſtnacht der Götter.” — 
Auch dad Reiten, war, wie bereits früher erwähnt 
worden, eine von des Dichters Lieblingsvergnügungen. 
»Klopſtocks Keiterei,” Tage Böttiger*) „war nidt 
blos ein mechaniſcher Fro ft, wie bei fo mandem, 
der neben feinem Steckenpferde ein Gefundheitspferb im 
Stalle ftehn, und doch jenes nur zu reiten Luft hat. — 
Er ritt vielmehr mit der Reitluſt eines Theſſaliers oder 
— Dufenfohns, kühn und wagehälfig, und feste Über 
Gräben, wo andere die Stege ſuchen. — Uebrigens bes . 
folgte Klopſtock bei feiner Reiterei noch ein andres Ges 
fundheitöreglement,, das er feinen Freunden nur im Vers 
trauen mitzutheilen pflegte. So oft er früh reiten wollte, 
nahm er den Abend vorher abwärts wirkende Pillen. — 
Sn feinem duch Abhärtung ſtarken und kräftigen 
- Körper wohnte eine ſtarke Seele, ein fefler und kühner 
Muth; aber fein Herz war weich und für. jebe edlere 
KRührung empfänglich, und mit bem tiefften, zarteflen Ges 
fühl für alles Gute, Erhabene und Schöne, für Freude 
und Schmerz, mit der Iebendigften und reihften Phans 
tafie verband er einen fcharfen Verſtand, Zieffinn und 
subige Befonnenheit. **) 


*) ©. deſſen Aufiag: Klopſtock im Sommer 1795 (in d. 
Taſchenbuche Minerva aufs I. 1814. ©. 320 u. 21. 
N) Vergl· Klovſtock als Menfh u. Dichter. Naumburg 


1824. ©. 63 u. f. 4 J 


334 


* 


Was Klopftoc Über die Kantifche Philofophie dachte 


findet man in feinen grammatifchen Geſprächen. Er 
tümmerte fi wenig darum, ob er fih dadurch Feinde 
oder Freunde machen würde , weil er als Beitgennoffe über 
dieß wichtige Thema des Tages feine Meinung abgeben 
zu müffen glaubte. Einer feiner Breunde, ber ihn im 
3. 1792 über diefe Mater zum erſtenmale und zwar 
entſcheidend ſprechen hörte, fragte den Dichter, ob er 
ale Werke Kants geleſen habe, „Ich habe fie ſtudert, 
fagte Klopftod, lebhaft von feinem Stuhl auffpringenb, 
fonft würd’ ich nicht fo fprechen 1?” *) 

Wenig befremden möchte ed wohl, baß 
von dem Geiſte der Alten genährt,, und auf eigenen Flü⸗ 
geln des Genies fi emporfchwingend, nicht eben freis 
gebig. mit feinem Lobe war, in allem, was Kunſt und 
Wiffenfhaft betraf. Er fhwieg, wo er nicht tabeln 
wollte, und wenn er feinen Zabel hören ließ, fo war 
diefer fletö gemäßigt. Fand er in Schriften einen Lieb⸗ 
Iingsgegenftand aller Gebildeten herabgewürdigt, ober _ 
treffiihe Schriftfteller hart angegriffen, fo waren wenig 
nachdrucksvolle Worte , begleitet von einem höhniſchen 
Lächeln, feine ganze Gritik, 

Keine Hochachtung für die Perfon des Scriftflels 
lers, fein erworbener Ruhm, keine freundfhaftlichen 
Berhältniffe noch fonftige Beweggründe konnten ihn bes 
fteden, wenn von Literatur und Kunſt die Rede war. 


*) S. v. Ar enHols Minerva. April 1803. ©. 118. 





335 


Hier hulbigte er, wie immer der Wahrheit, wobei fein 
richtiger Geſchmack, fein feines Gefühl, fein jeltner 
Scharfblid ſtets feine Führer waren, | 

Selten gab es wohl in dichterifher Hinſicht zwei 
größere Antipoden, als Kiopflod und Wieland. Dens 
noch fand zwiſchen beiden eine innige Verehrung flatt. — 
Als Wielands Ariftipp *) eben erfchienen dar, fand 
ein Freund Klopſtocks dieß Werk auf feinem Schreibtijche. 
Auf die Frage, ob er es gelefen, antwortete er: „Ich 
hab’ es verfchlungen!” — 

Diefer fo ſtarke Ausdrud der Zufriedenheit aus dem 
Munde Klopflods, ber fo felten, und wenn er es wirk⸗ 
li that, mäßig lobte, fam Wieland zu Ohren, ber 
fih fchriftlih darüber auf eine Art erllärte, die dem 
Sänger des Meffias nicht gleichgültig war. 

Auf eine ähnliche Weife fand fih v. Archenholz 
bei einem Beſuche des Dichters durch die Worte Übers 
raſcht: Sch danke Ihnen für das Vergnügen, das Sie 
mir gemadt haben! Das Befremden, das jener barüber 
äußerte, wurde bald durch Klopflods Erklärung gehoben: 
Ih habe Ihren Guſtav Waſa **) gelefen! 





*) Peinzig 1800 — 2. 4 Theile, in Wielands fämmtlichen 
Werten. Bd 33 — 36. Veral Merkels Briefe an 


ein Brauensimmer über d. mwichtiaft. Producte d. rBön. 


Literatur. 1800. Heit 3. Br. 1%. ©. 193 — 2 
Heft 4. Br. 14 © 209 — 221. 

+"). Geſchichte Bukav Bala’d, von I. W. v. Archen⸗ 
holz. Tübingen 1801. 2 Theile. 


une 
* 


336 


Bei einer feltenen Gelehrſamkeit und -augef 

ten Kenntniffen in den verfchiebenften Zweigen des m 
lihen Wiſſens *), war er durchaus nicht für's @aı 
geſchaffen. Der Univerfitätszwang im Allgemeinen 
feinem freien Geifte nicht zu, der nichts —— at 
feln dulden konnte. Gr geftand dieß ſelbſt, unb: 
im 3. 1770, wo er als Begleiter Bernft she 
unfihern Ausfichten für die Zukunft Dänemark verl 
die Bemühungen einiger Freunde verbeten, die the 
Profeffur auf einer deutfchen Univerfität verſchaffen 
ten. Noch weniger war er geeignet, durch anfäl 
literarifhe Arbeiten, fich feinen Unterhalt zu. fe 
fo dag Klopſtock, ohne die edelmütbhige Hülfe, weid 
von Dänemark, und fpäterhin von. Baden aus 
leicht das Loos gehabt hätte, zu darben — ein 
das ſchon fo manche ausgezeichnete Geifter, bie ber 
ihrer. Nation waren, getroffen bat., 

Am Schluffe biefer Biographie verbient no 
hunbertjährige Geburtsfeier des Dichters ben 2 
1824 erwähnt zu werden. Sowohl in feiner Bag 
Quedlinburg, als in Hamburg, Altona und Berl 
man zu feinem Andenken mufilalifhe Feſte veranft 
und feierliche Reben gehalten. In Quedlinburg we 


*) unter andern in der Kriegsſskunſt, wie bereit | 
erwähnt worden. Bon fiebenjährigen Kriege Fanta 
ſtock namentiih daß Eigenthümlidhe after M 
Belagerungen , und wußte das Detail einer jeden © 
anjzugeben. 





8 





336 


Bei einer feltenen Gelehrſamkeit und ausgebreite⸗ | 
ten Kenntniffen in den verſchiedenſten Bweigen bes menſch⸗ 


lihen Wiſſens *), war er durdaus nicht für's Gatheber 
geſchaffen. Der -Univerfitätszwang im Allgemeinen fagte 
feinem freien Geiſte nicht zu, ber nicht weniger als Jeſ⸗ 


fein dulden konnte. Er geſtand bieß felbft, und hatte 


im 3. 1770, wo er als Begleiter Bernftorffe, mi 
unfihern Ausſichten für die Zukunft Dänemark verlaffen, 


die Bemühungen einiger Sreunde verbeten, bie ihmeine 


Profeffur auf einer deutſchen Univerfität verfhaffen wolle 
ten. Noch weniger war er geeignet, durch anhaltende 
literarifhe Arbeiten, fi feinen Unterhalt zu fichern, 
fo daß Klopſtock, ohne die edelmüthige Hülfe, welche ihm 
von Dänemark, und fpäterhin von. Baden aus warb, 
leicht das Loos gehabt Hätte, zu darben — ein 008, 
das ſchon fo manche audgezeichnete Geiſter, bie ber Et 
ihrer. Nation waren, getroffen hat, 

Am Schluſſe diejer Biographie verbient noch die 
hundertjaͤhrige Geburtsfeier des Dichters ben 2. July 
1824 erwähnt zu werden. Sowohl in feiner Vaterſtadt 
Quedlinburg, ald in Hamburg, Altona und Berlin hat 
man zu feinem Andenken mufilalifhe Feſte veranflaltet, 
und feierliche Reden gehalten. In Quedlinburg verfams 


*) Unter andern in der Kriegskunſt, wie bereit# feüter 


erwähnt worden. Vom fiebenjährigen Kriege kannte — 


ſtock namentlich daB Eigentbümliche aller Maͤrſche und 
Belagerungen, und wußte das Detail einer jeden Gchlacht 


anzugeben. 
N 


337 


nelten fih 140 Muftler und 156 Sänger und Gänges 
innen, welche am Tage der Hauptfeier Klopftocks deffen 
Baterunfer von Naumann unb einen Theil des Meſ⸗ 
ias von Händel aufführten. Der Muſikdirector Carl 
Maria von Weber aus Dreöben leitete bad Ganze. 
Den Mitgliedern des Mufikvereins und den Übrigen Theile 
iehmern ber Feſtlichkeit ward ein Jetton verehrt, der an 
inem blauen Bande getragen wurde. Auf der Vorſeite 
tehen die Worte: Klopstocks Säkularfeier in Qued- 
inburg am Il. Julius MDCCCXXIV ; auf der Rüds 
eite erblickt mon die Lyra mit einem Lorbeerkrange. *) 





*) Man vergl. hierüber, außer einer eigenen Schrift: 
Kiopod. Ein Denkmal zur Gäfularfeier f» Geburtdta« 
ges. Quedlinburg 1824. (mit Kiopſtocks Bildnis) die 
Leipsiger Altgemeine Modengeltung. Herausgegeben von 
Dr. 3. 4 Bergf. 1824. No. 45. ©. 359. Dorgen. 
blatt 1824. No. 139. ©. 355. Beilage 3» Augem. Zeit. 
Juiy 1824. No. 136. &. 545— 46. No.137. &. 549. 
Vationaizeitung d. Deutfcen 1824. Iunn- St. 24. ©.387 
u. f July. St. 30. ©. 489 u. fe Algem. Anzeiger d. 
Deutfdien. 1824. November. No.316. ©. 3611 — 3613. 


338 
Quellen zur Biographie Klopſtocks. 


Nachrichten von Klopftockd Lebensumftänden und 
Urtheile Über feine Werke enthalten folgende 
Schriften : 


1) Neue Beiträge zum Vergnügen bes Verſtandes und Witek. 
Bremen 1745. Br. 3 ©. 23 — 25. “ “ 
2) 3.8. Heß: Zufällige Gedanken Über das Helbengebicht 
der Meſſias. Zürich 1749. _ 
3) ZN. (Reichhelms) Critik über den ung bes 
Sylbenmaaßes im Meſſias. Chemnig (Halle) 1749. 
4) Neue Eritifche Briefe. Zürich 1749, Br: 1. S. 3 — 17, 

Br. 55. S. 388 u, f. 

5) G. F. Meyers Beurtheilung des Heldengedichts ber 

Meſſias. Halle 1749 Deſſen Vertheidigung |. Beurtheil. 
des Meffias Ebendaf. 1749. 

6) Srito, eine Monatsſchrift. Züri 1751. St. 1 u. 2. 

7) J. H. Stuſs: Prolusio de novo genere pe&seos teu- 
tonicae rhythmis destitutae etc, (Gothae) 1751. & 
Ejusd.Commentatio de Epopoeia christiana etc. Gothäe 
1752. 4 Ejusd. Commentatio continuata deEpopoeia, 
christiana. Gothae 1754 4- 

8) Dommerich: Prolusio de Christeidos Klopstocki- 
anae praecipua Venere. YVolfenb. 1752. 4. 

9) Gottſched's Neueftes ausd. anmuthigen Gelehrfams 
keit, Leipzig 1752. ©. 62 - 74. ©. 155 — 58. &. 200 — 
20. ©. 386 — 90, ©. 776 — 82. v. J. 1753. ©. 271 — 
77. 0.3.1754. ©. 122 — 28, und in den folg. Jahrg. 
an mehr. Orten. 

.10) (8%. Hudemann) Gedanken Über den Meffias in 
Abſicht auf die Religion. Roftod und Wismar 1754- 

11) Neue Erweiterungen der Erfenntniß und des Vergnäs 
gens. Franff. u Leipz. 1754. Bd. 3. St. 16. ©. 314 - 18. 





339 


12) Zemeztunge einiger Urſachen, warum das Heldenge⸗ 


dicht eſſias, nicht allgemeinen Beifall erhalten 
bat (in der Samml. einiger ausgefuchten Etüde d. Ge⸗ 
Irma ber der freien ke zu Leipzig. 1754 Th. 2. 


13) —— Streitſchriften wegen der epiſchen Dich⸗ 
ter, die von heiligen Dingen geſungen haben. Ham⸗ 
burg 1755. 

14) Allgem, Deutſche Bibliothek. Berlin 1765 u. f. J. 
Bd. 12. St. 2. S. 24 — 32. Bd. 76. S. 418 u. f. Ans 
bang zu Bd. 53 — 86. ©. 2523 

15) Ride Deuffihe Bibliothek der Söin. Wiffenfchaften. 
Halle 1767. Bd.4. St. 15. S. 399 — 443. 

16) Chr, Heine, Schmid 8 Theode der Poeſie nad) den 
neueften Grundfägen. Leipzig 1767. ©. 20. 25. 111. 234. 
28/4. 300, 329. 436 496. Bufüte, Samml. 1. S. 31, 
Samml. 3. ©. 51. 

17) Hannöverifhes Magazin v. J. 1768. St. 26. S. 418. 
St. 27. S. 419 — 32, St. 28. S. 433 - 40. 

18) Audio be der ſchweizeriſchen Critik. Zürich 1768. Bd. 1. 


” Shubarts Vorrede us G. Klopftods kl. poet. 
N rof. Werken, Frankf. u. Leipz. 1771. ©. 11 — 32, 
eutfcher Merkur v. 3.1773. May. ©. 160u. f, Des 
>, ber ©.246 u f. v I. 1774. Rovemb, ©.177u.f. 
21) Ueber die Meſſiade (ein Aufſatz in der Bibliothek d. Phi⸗ 
lofophie und Literatur, Frankfurt a. d. O. 1774. Bb. 1, 
St. 1 und 2 
22) Deutſches Muſeum v. 3. 1776. September. Bd. 2 
©.855 —57 0.3.1780. Auguſt. Bd. 2. © 154 — 75. 
v. J. 1781. Augufl. Bd. 2, S. 182 — 85. November, 
©. 472— 76. v. 3.1782, July, Bd 2, &.77—79. 
23) (K. F Cramer) Klopſtock, in Fragmenten aus Bries 
fen von Zellow an Elifa. Hamburg 1778 — 80. 2 Zhle, 
Beilagen dazu von Sturz im Deutfhen Mufeum v. 3, 
1777. November, 8b.2. &. 459 — 65. f 


340 


24) Leond. Meifters Beiträge zur Geſchichte d. dent⸗ 

Ken „Sprache und Rationalliteratur, Heidelderg 1780. 
8.56 u. f 

25) Gh. eint. Sqh mid's Anweiſung zur Kenntniß 
der vornehmſten Bücher in allen Soden ber Dichtkunft. 
Leipzig 1781. ©. 89 148. 423. 452. 623. 

26) Küttner’s Charartere deutſcher Dichter und Profals 

ften. Berlin 1781. ©. 374 — 78. 

27) Schubart’s Kurzgefaßtes Handbuch. ber ſchön. Bil. 
fenfhaften Münfter 1781. &.55. ©. 110 u. f. 

28) 8.5. Cramer: Kiopftod. Er und über ihn. R. A. 
veipzig u. Altona 1782, 5 Theile. Beilage u. Rachlefe zum 
öten Theil Ebendaf, 179 ' 

29) Stodhau fen 's Samml, vermifchter Briefe. Leinz. 

1782 Th.1. S. 3 — 20. Th.2. ©.431 uf. 
30) Hottingeri Acroama de J.J. Bodmero, Turici 
1783. P. 73 seq. 

31) G E. Leſſing: Ueber das Heldengebicht der Mei 
(in beiten, sermifchten Schriften. Berlin 1784. Th. . 
&. 25 

32) Sachlefe zu Sineds (Denis) Liedern, herausgegeben 
von 3. von Retzer Wien 1784. ©. 100 u 

33) Der Hypochondriſt, eine Holftein. Zeitfehrift., heraus⸗ 
gegeben vond Gerſtenberg. R.A. Berlin 1784 xh.2. 
St. 22. ©. 520 — 47. 

34) Leonh Meifters Characteriftil deutfcher Dichter. 
Züri 1785. Bd.2 ©. 312 — 38. 

35) Sturz Schriften. Leipzig 1786. Samml. 1. ©. 186. . 
S 322 — 37. 

3) (Br. ss ulz) Eiterarifche Reife durch Deutfchland. 
eo‘ 186 Heft 4. S. 58 — 6 

Fischeri Florilegium atinum anni aerae Chris- 

Lanze 1786. P.69 — 84. . 
Berliner Monatöfchrift 1788. May. S. 514— 17. 1802. 

Januar. ©. 24 — 41. 


341 


39) 3.8. Meufels Leitfaben zur Gelehrſamkeit. Abs 
theil. 3. S. 1155. 


“0 Jar Site, literar. bibliographiſches Magazin. Zürich 
88. ©t. 1. ©. 96 — 99, 
41) Deffen Mufeum fir Kühftfer, Mannpein 1788. Gt. 6. 


. Air 

42) Yeterfen’s Preisfhrift: Welches find die Veränderunz 
gen und Epoden ber deutſchen Hauptfpradhe feit Carl 
dem Großen u f.w. (in ben Schriften der Churfürftl. 
beutichen Geſellfſchaft AH Mannh. 8b.3. ©.217 uf.) 

43) Efhenburgs Belfpielfammlung zur Theorie und 
Riteratur der (hön. Wiffenfchaften. Berlin 1788 u. f-3. 

©. 62. 215. 315. Bd. 5. ©. 325. Bd. 7. ©. 621 uf. 

44) Hottinger: Verfud) einer Bergleichungber deutſchen 

Dichter mie den Griechen und Römern (in den Schriften 
der Churfürftt, deutſchen Fyeuſchaſt zu Mannh. Bd. 5. 
—A 

45) Sammtliche Werke bed Wandsbecker Boten (Matth. 
Claudius) Hamburg 179. Th. 1.2, ©. 100— 8. 
Th. 3. ©. 56 — 59. 

46) Manfo: Bon ber Erfcheinung der erſten Gefänge bes 
Meffias bis zur Gründung ber, Eiteraturbriefe (in den 
Nacıträgen zu Sulze rs Allgem. Theorie ber ſchönen 
Künfte. Leipzig 1792 u. f. I. Bd. 8 ©t.1. & 109— 35, 
© 161. @t.2. &.201 u f. 8.242 u. f_ &.276u f.) 

47) Journal, von und für Deutſchland v. 3. 1792. &t.9. 

765 

48) Heerw a, gen’s eiteraturgeſchichte der evangelifchen 
Kirchenlieder. Neuftabt a. d. Aiſch 1792. Th. 

49) —— Belag: zu d. Schlefifhen Pı 
tern. 1793. St. 6.,©. — 80. 

50) Neues (ömegerifhes Dufeum. gütich 1794. Jahrg. 2 


uf. 
51) Etäudlins Briefe beriigmter und edler Deutſchen 
an Bobmer. Stuttgart 1794. S. 101u. f. &.175— 88. 


. 











342 


52) Koch's Compendium ber deutſchen Literaturgeſchichte. 
Berlin 1795. Th. 1. S. 113. 202. 288 u. f. 310. 3.2 
€. 37.132. 151.161. : 

863) ©. A. Grohmann's Xefthetifhe Beurtheilung bes 
Klopſtockſ. Meſſias. Eine gekrönte Preisſchr. Leipz. 1796. 

54) &:#.Benlowig: Der Meſſias von Klopft 
tiſch beurtheilt, und verglichen mit ber Iliade, der Ken 
und dem verlorenen Parabiefe. ine Preisihrift. Bres⸗ 
lau 1797. 

55) Br. 0. Blankenburg’s Literäriſche Zuſätze zu Sul⸗ 
zers Au m Zheoried, ſchön. Künfte, Leipz. 1797. Bb.2. 


S. 80 uf. 8.448. 
50 ©. W. Becke r's Erholungen, Leipzig 1798. Bd. 1. 
. 119 — 50. 
ST) Pantheon berühmter deutſcher Dichter, Coburg 1798. 
€. 274 — 300, 


58) Kant’d Beobahtungen über das Gefühl des Schönen 
und Erhabenen (in der Samml. ſ. vermifcht. Schriften. 
Halle 1799. Bd. 2. & 363 u. f.) 

59) Klopftods Feier in Schulpforte. Grimma 1300. 

60) Betterlein’s Handbuch der poetifchen Literatur ber 
Deutfhen. Köthen 1800. S. 323 — 66, 

61) Hagedorns poetiſche Werke. Herausgegeben von 
Eihenburg. Hamburg 1800. Th, 5. eu 

62) Yeipziger Allgem. Literar. Anzeiger v. 3. 1800. No. 38. 
©. 369 u. f. No.89. S. 878 u.f. No, 99. S. 909 u.f. 
No 133. ©, 1304. 

63) Janus, eine Zeitfehrift. Weimar 1800. Et,5 8.435 u.f. 

64) F. 3. 8%, Meyers Skizzen zu einem Gemälde von 
Hamburg. Heft 5. ©. 153. | 

65) Chr Garve’s Sammlung einiger Abhandlungen 
aus d. Neuen Biblioth. d. ſchön. Wiffenfchaften. N. X. 
Leipzig 1802. TH. 2, ©. 16 u. f, 

66) Allgem. Lit. Zeit. 1802. Intel. BL. S. 1308. 

67) Leipziger Neues Intel. Bi. f. Literatur u. Kunſt. Octo⸗ 
ber 1802. ©. 229 u f. 





343 


63) Shlihtegrol’s Nekrolog d. Deutfchen f. d. 
19. Sahrh. Gotha 1802. Bd. 1. © 52. . 
69) Meufel’s Gelehrtes Deutfchland. Bd. 4. ©.143— 

45. Bd. 10. ©. 98 — 100. Bd. 11. ©. 437 u. f. 

70) Klopftods Gedächtnißfeier von F. I. 2. Meyer, 
Dr. Hamburg 1803, gr. 4. mit Klopftods Bildniß. (vor⸗ 
her in Meyers Skizzen zu einem Gemälde von Ham⸗ 
burg. Heft. 5.) | Eu , 

71) Beſchreibung von Klopftods Todtenfeier, nebft einem 
Aufruf an Deutſchland zu einem Denkmal des Dichters 
(von Böttiger) ind. Allgem. Zeitung 1803, St. 100. 

72) Klopflods Zodtenfeier in Hamburg und Altona den 
22. März 1803 (mehrere Gedichte auf Klopſtocks Tod 
enthaltend) . 

73) Klopftod und fein Verdienſt Eine Vorlefung zur Reier 
feines Andenkens in feiner Vaterſtadt, von J.Fr. Sachſe. 
Hamburg 18083. 

74) Klopftod. Er über ihn „Ein Hauch bleibt doch, dein 
hoher @eift der Eiebe, der ewig lebt und ewig aufer- 
fteht.? Hambnrg 1803. 

75) Leipziger Literat: Zeit. 1803. Intel. Bl. St. 74. ©. 
597 — 99. St. 75. ©. 607. &t. 80 S. 646. 

76) Klopftod. Ein Auffas von Archenholz (in deffen 
Minerva v. 3. 1803 April. S. 97 — 132. May. ©. 
363 — 67. vergl. Minerva 179. Januar, ©.5—18. 
1802. Auguft. 8.193 — 9. 

7) W. Körte: Kleiſts Leben vor d. Ausgabe f. Werke. 
Berlin 1803 Th. 1. &. 44. 57. 58. 94. 

78) Niemeyer’s Briefe an hriftliche Religionslehrer. 
Halle 1803. Bd. 2. Br. 23. 2. S. 314 —40. 
79) J. 9. Voß: Hölty’s_Leben vor d Ausgabe ſ Ge⸗ 

dichte. Hamburg 1804. &. XIII. ©. XXUT— XXXIV. 

80) Jean Paul’s Vorfhule d. Aeſthetik. Hamburg 
1804. Abth 2. &. 456. Abth. 3. ©. 641. u. a.m OD. 

81) 8%. Wachler's Handbuch d. allgem. Geſchichte d. 


literar. Bultur. Bd. 2, ©. 632. 684. 698 u. f. 4 


344 


82) Nihter’s Allgem. biograpf. Sericon geiftlicher Lies 
derdichter. Leipzig 1804- ©. 1 

83) Aurora. Eine Zetfhrift ud. füblichen Deutfchlond. 
1804. No. 122, ©. 487. (Nachricht von einem Denkmal 
auf Klopftod vom Hofbilbhauer Scheffauer). 

84) PöLiE pract. Sanbbud 3. Lectüre d. deutſchen Claſ⸗ 
Iter. Seipsig 1804. Th. 1. ©. 284. 287. Sh.2. 8:55. 

.f. Th. 3. ©.28 u. f. 

85) Sam. Baur’s Galerie biftor. Gemälde aus d, 
18 Jahrh. Ch. 1. S. 419 — 24. 

86) Eichhorn's Geſchichte d. Literatur, vonihrem Ans. - 
fange bis auf die neueften Zeiten. Bd. 4. "Xoth. 2.®. 877. 

u. f. 886. 894. 903. 933. 1001. 

87) Kolbe ’8 Wortreichthumd. beutfeh. u. — 
u. beider Anlagen zur Zoeßgu. ſ w. B 
Bd. 2 — 57 —59. S. 1 

88) g, D. Thieß: F. G. Ropſtock, wie er ſeit einem 
halben Jahrhundert als Dichter auf bie Ration u. als 

riftfteller auf die Literatur gewirkt hat, Altona 1805. 

9) ueber Klopſtocks Meſſias. Erſter Theil. Stendal 1805. 

90) Fr. Horn's Geſchichte u Gritif d. beutichen, Porfe 
u. Beredfamkeit. Berlin 1805. ©. 194 — 

91). Sam. Baur’s Gallerie d. berühmteften n Dichter des 
18ten Sahrhunderts. Leipzig 1805. ©. 382 — 416. 

92) Lobrede auf Klopftod. Sehalten am Sahreötage f. Ber 
gräbniffes d. 22. März 1805, im Nationalinftitut db. Küns 
ſte u. Wiſſenſchaften zu Paris von Dacier, Aus d. Frans 
zöfifchen (von F. 3. &. Meyer) Hamburg 1808. 

93) Herder femme Berker. ſchön. Lit. u. Kunfl. Tuͤ⸗ 
bingen 1805. Th. 2. S. 45 — 56. ©. 71 u. f. S. 201 u. f. 
© 316 S. 327. ©. 334. Th.7. S. 390 — 92. ©. 397. 
Th. 12.©.338 u. f. S. 344. ©. 360. 

94) Klopſtocks Liebe zu Fanny, in Briefen an Bobmer 
(in der Iſis, einer Monatsſchrift von beutfhen und 
[h weizerifchen Gelehrten. Zürih 1805. April. 8.355 u 
f- May. S. 385 u. f. ©, 465 u. f. Juny. S. 573.) 


- 





345 " 


95) Bouterwek's Aeſthetik. Leipzig 1806. ©. 401. 

96) Pantheon -d. deutfchen Dichter mit biographifchen u. 
literärifchen Notizen. Halle 1806. Th. 1. ©. 135 — 43. 

97) 9. Pertſch: Neues allgemeines literavifch artiftifches 
Lericon. Coburg u. Leipzig 1807. Erſte Hälfte. S. 371 u. f. 

98) Kiopftod, Eine Vorlefung von K. Morgenftern. 
Dorpat. 1807. . 

99) Jördens Lericon deutſcher Dichter u. Profaiften. 
Leipzig 1808. Bd. 3. ©. 3 — 55. Bd. 6. S. 401 — 19. 
100) Morgenblatt 1808. No, 36. ©. 141. u. f. No, 90. 

357 U, f. No, 91. ©. 361 u, f. j 
102 Neuer deutfher Merkur, 1809. May. &. 67 — 72. 
102) Baterländiihes Mufeum. Hamb 1809. Suly. St. 1. 
©. 1. u. f. November St. 5. ©. 587 u. f. 

83 Der Freimüthige. 1809 No. 3. S. 9. u.f 

104) Klopſtock und feine Freunde. Briefwechſel d. Familie 
Klopftod unter ſich, und zwijchen diefer Familie, Gleim, 
Schmidt, Fanny, Meta u. andern Freunden. Aus Gleimg 
brieflihem Nachlaſſe herausgegeben von Klamer 
Schmidt. Halberſtadt 1810. 2 Bde. 

105) Ir. Schlegel's Vorleſungen Über die neuere Ge⸗ 
ſchichte Wien 1811. ©. 80 u. f. 

106) Schaller's Handbuch der claſſiſchen Literatur d. 
Deutſchen. (Halle) 1811. Bd. 1. ©. 486 u. f. 

107) (v.Breitenbaud’s) Gefhichte u.Annalen d. deut⸗ 
{hen Dichtkunft. Leipzig 1811 ©. 96 — 102, 

108) Gleim's Leben. Aus f. Briefen u. Schriften von Wil⸗ r 
beim Körte. Halberftabt 1811. S. 57 — 61, ©. 63— 
66. ©. 214. ©. 262. ©. 354 — 57. 8,363 — 64. © 
381 — 82. ©. 387 — 88, i 

109) Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung. u. Wahr: 
beit. Zübingen 1811 u. f. &h.1. S. 174 u, f. Ih, 2. 
©. 133 — 34. ©. 449 — 53, 

110) 3. H. Voß: Einige Worte Über deutfche reimfreie 
Verskunſt und ihren eigenthümlihen Character, nebft 


L 


346 


einer Aeußerung Ilopſtocs darüber (in der Leipziger et. 
Zeit. 1812. No, 

111) Jördens: Denkofrbigtiitn, Sharacterzäge' und 
Anecdoten aus d. Leben d. vorzüglichften beutfchen Did: 
ter u. Profaiften. Eeipzig 1812. Ih. 1. & 157u.f. 

112) Geſellſchaftsblatt f. gebildete Etänbe. 2 No 68, 
(vergl. Zeit. f. d. eleg. Welt. November 1817. No. 228.) 

113) Klopſtock ale vaterländifcher Dichter. Eine Worlefung 
von K. Morgenftern. Dorpat u. Leipzig 1814. 

114) Klopftod im Sommer 1795 (ein Auffag von Bättls 
ger in an Taſchenbuch Minerva aufs 3. 1814. ©. 
313 — 52 

115) Madame de Stael: De l’Allemagne, Leipsie 
1815. Tom, I. P. 186. sq. 

116) C. M. Bielanb, Gefchilbert von 3.@. Gruber. 
Leipzig 1815. Th. 1. S. 49 u. 6 3 u f. 102. 108. Th. 2. 
S. 31 u. f. 61. ©. 3 546. 

117) Auserwählte Briefe von C. 8 Wieland. Züri 1816. 

d. 1. S. 308. Bd. 4.8.15 — 

113) Darſtellungen aus Sordbeutfehfand von Dr. Meyer, 
Domherrn. Hamburg 1816. S. 121 — 33, ©. 202 — 3, 

119) Klopftod, Aus d. Magazin d. Biographien befonderd 
angearuch, Quedlinburg u. Leipzig 1817, Mit Klopfl. 

ildni 

120) a a Altenburg u. Leipzig 1817. 3b. 
5. + 37 1—75 

121) Ueber Küger’s Zeichnungen zu Klopſtocks Meſſias 
(ein sauffeg im Morgenblatt. 1817. Kſt. Bl. No. 18, 


19. 20 

122) Schillers fämmtliche Werke. Stuttgart 1818. Bd.VIII. 
Abth 2. 114 — 19. 

123) Fr. abmann’ 8 beutfcher Dichternekrolog. Norbs 
haufen 1818. S. 104. 

124) Bouterwek's Geſchichte d. Poefie u. Beredſam⸗ 
keit. Göttingen 1819. Bd. XI. S. 10. 11. 12.15 S. 68 — 
99. ©. 161: 234. 285. 287. 290. 295. 





347 
125) 2. Wachler's ungen über die Geſchichte der 


deutſchen Nationalliteratur. Frankf. a. M. 1819. Ih. 2. 
©. 135 — 41. 


126) Joh. Kalte auderlefene Werke. Leipzig 1819. Th. 2. 


©. 345 — 49. 
127) Klopflod und Schiller. Eine Borlefung. Ellmang.1821. 
128) Sr. Horn: Umriffe zur Gefhichte und Critik der ſchö⸗ 
nen Literatur Deutfchlande, während der Jahre 1790 — 
1818. 2te Ausgabe, Berlin 1821. S. 9 — 11. S. 36. 
129) Klopſtocks Nachlaß oder Auswahl aus deſſen nach⸗ 
gelaffenem Briefwechſel und übrigen Parieren. Leipzig 
1821. 2 Bbe. AEG Literar. Sonverfationsblatt. Sep⸗ 
tember 1821. 
130) Klopftod. Ein om in F. D. Sräter’s zerftreuten 
Blättern. ulm 1822. Erſte Samml. &.323— 44. 
131) v. Schindel: "Die deutfchen Sarifelteneeinnen des 
19 Zahrhund. Leipz. 1823. Th. 1. ©. 71. Th. 2. ©. 329. 
132) J. G. Kuniſch. Handbuch d. beutfchen Sprache und 
Literatur. Leipzig 1823. Ih. 2, ©. 3. u: f. 
133) Morgenblatt 1824. No, 139. ©. 355. Vergl. 
Feipziger Algem. robenzeifung. Herausgegeben von 
Dr, 3.%. Bergk. 1824. No, 45. & 359. Nationale 
zeitung d. Deutfchen 1824. Zuny, et, 24. ©. 387. U. f. 
July. &t. 30. S. 489 — 91. 
134) Literar. Converfationdblatt. Auguft 1824. No. 199. 
&.794 + 95 
135) Rio ftod ale Menſch und Dichter. Einiges aus d. 
. Gefhichte |. Lebens u. Wirkend, zur hundertjährigen 
Beier feines Geburtäfeftes d. 2. July 1824. (von K. Ch. 
G. Schmidt) Naumburg 1824. 
136) 9. Doering: eslers Leben, Zweite Auflage. 
Meimar 1824. ©. 23. &.19 
137) Homer und Klopftod. in Auffag in d. Leipziger 
Allgem. Modenzeitung. 1824. No. 41. 
138) Kiopflod. (Ein Aufſatz ind, Europäifchen Blättern 


A 


354 


Ws Auıyli: Ltr: ri Aautũche Pricleyhie Daher, 
Kırst man in leizez geemumutıßhen Geiprähen. Gr 
!iuzrste Di weriz darum, eb es Fb babusıh Zerinbe 
sy Jreunde machen wäre , weil er aid Beitgenuffe über 
ni⸗ß wiätige AThema des Zageb feine Meinung abgeben 
ı3 mäffen giaubte- (Einer feiner Greunde, ber de m 
$. 1702 Über tirfe Tisserlb zem erfienmale unb war 
entidersenb ſprechen hoͤrte, fragte den Didier, be 
sde Werke Kants gelefen habe. Ich habe fie Miuhizt, 
fazte Kiopfkod, lebtz at von feinem Stuhl aufipringenb, 
(onft würd’ ich nit fo frreden !” *) 

Wenig befremden möhte es wohl, daß Kiegflodl, 
von dem Geifte der Alten genäbrt,, und auf eigenen Bil 
g:!n des Genies ſich emporſchwingend, nicht eben freis 
pebig. mit feinem Eche war, in allem, was Run mb 
Wiffenfhaft betrof. Er fhwieg, wo er nicht tabeln. 
wollte, und wenn er feinen Zabel hören ließ, fo war 
diefer flets gemäßigt. Zand er in Schriften einen Eiche 
‚ingsgegenfland aller Gebildeten herabgewürdigt, ober 
treffliche Schriftfleller hart angegriffen, fo waren wenig 
nachdrucksvolle Worte, begleitet von einem höhniſchen 
kaͤcheln, feine ganze Gritik. 

Keine Hochachtung für die Perfon des Schriftſtel⸗ 
ters, kein erworbener Ruhm, keine freundſchaftlichen 
Berhättniffe noch fonftige Beweggründe konnten ihn bes 
ſtechen, wenn von iteratur und Kunft die Rebe war. 


Br A - EEE 


) S. v. Ar enhols Minerva. April 1803. ©. 115. 











335 


Hier huldigte er, wie immer ber Wahrheit, wobei fein 
richtiger Geſchmack, fein feines Gefühl, fein feltner 
Scharfblid ſtets feine Führer waren, | 

Selten gab es wohl in dichterifher Hinficht zwei 
größere Antipoden, als Kiopflod und Wieland. Dens 
noch fand zwifchen beiden eine innige Verehrung flatt. — 
Als Wielands Ariftipp *) eben erfchienen dar, fand 
ein Kreund Klopſtocks dieß Werk auf feinem Screibtijche. 
Auf die Frage, ob er es gelefen, antwortete er: „Ich 
hab’ e8 verfchlungen!” — 

Diefer fo ſtarke Ausdrud der Zufriedenheit aus dem 
Munde Klopſtocks, der fo felten, und wenn er ed wirk⸗ 
lich that, mäßig lobte, kam Wieland zu Ohren, der 
fih fhriftlih darüber auf eine Art erklärte, die dem 
Sänger des Meffias nit gleichgültig war. 

Auf eine ähnliche Weife fand fih v. Arhenholz 
bei einem Beſuche des Dichters durh die Worte Über: 
raſcht: Sch danke Ihnen für das Vergnügen, das Sie 
mir gemacht haben! Das Befremden, das jener barüber 
äußerte, wurde bald durch Klopſtocks Erklärung gehoben: 
Ich Habe Ihren Guſtav Waſa **) gelefen! 


”) Reinzig 1800 — 2. 4 Theile, in Wielands ſämmtlichen 
Merten. Br 33 — 36. Veral Merkels Briefe an 
ein Frauenzimmer über d. wichtiah. Producte d. farön, 
Literatur. 1800. Heft 3. Br. 14 ©. 193 — 2 

”) Geſchichte Huſtav Bata’d , yon 3. . v. Archen⸗ 
holz. Tübingen 1801. 2 Theile. 


336 


Bei einer feltenen Gelehrſamkeit und ausgebreites 
ten Kenntniffen in den verfchiebenften Zweigen des menſch⸗ 
lihen Wiſſens *), war er durchaus nicht fürs Gatheber 
geſchaffen. Der Univerfitätözwang im Allgemeinen fagte 
feinem freien Geiſte nicht zu, der nichts weniger als Jeſ⸗ 
feln dulden konnte. Er geftand bieß felbft, ımd hatte 
im 3. 1770, wo er als Begleiter Bernflorffe, mit 
unfihern Ausfihten für die Zukunft Dänemark verlaffen, 
die Bemühungen einiger Freunde verbeten, die ihm eine 
Profeffur auf einer deutfchen Univerfität verfchaffen wolle 
ten. Rod weniger war er geeignet, dur anhaltende 
literarifhe Arbeiten, fich feinen Unterhalt zu fihern, 
fo daß Klopſtock, ohne die edelmüthige Hülfe, welche ihm 
von Dänemark, und fpäterhin von. Baben aus warb, 
leicht das Loos gehabt Hätte, zu darben — ein Loos, 
das ſchon jo manche ausgezeichnete Geiſter, bie ber Stolz 
ihrer Nation waren, getroffen hat. 

Am Schluſſe diefer Biographie verbient noch die 
hundertjährige Geburtsfeier des Dichter ben 2. July 
1824 erwähnt zu werden. Sowohl in feiner Vaterſtadt 
Quedlinburg, als in Hamburg, Altona und Berlin hat 
man zu feinem Andenken muſikaliſche Feſte veranftaltet, 
und feierliche Reben gehalten. In Quedlinburg verfams 


*) Unter andern in der Kriegskunſt, wie bereits früher 


erwähnt worden. Bon fiebenjährigen Rriege kannte Kloye 


ſtock namentlich daB Eigenthümliche aller Maͤrſche und 
Belagerungen, und wußte das Detail einer jeben Schlacht 


anıngeben. 
= 





melten fi 140 Muſiker und 156 Sänger und Gänges 
rinnen, welche am Tage der Haupffeier Klopſtocks deſſen 
Baterunfer von Naumann und einen Theil des Meſ⸗ 
fias von Händel aufführten. Der Muſikdirector Carl 
Maria von Weber aus Dresden leitete das Ganze. 
Den Mitgliedern des Muſikvereins und den Übrigen Theile 
nehmern ber Feftlihkeit warb ein Jetton verehrt, der an 
einem blauen Bande getragen wurde, Auf der Vorſeite 
ftehen die Worte: Klopstocks Säkularfeier in Qued- 
linburg am Il. Julius MDCCCXXIV5; auf ber Rüds 
feite erblickt man die Lyra mit einem Lorbeerkrange, *) 





*) Man veral. bitrüber, außer einer eignen Schritt: 
Kiopfod. Ein Denkmal zur Gäfufarfeier Seburtsta. 
ges. Quedlinburg 1824. (mit Kiopſiocks Bildnis) die 
geipsiger Aligemeine Modenzeitung. Herausgegeben von 
Dr. 3. % Bergf. 1824. No. 45. ©. 359. Morgen. 
blatt 1824. No. 139. ©. 355. Beilage . Auzem. Zeit. 
Juty 1824. No. 136. ©. 545— 46. No. 137. &. 549. 
Yatlonatzertung d. Deutfchen 1824. Iuny. Et. 24. ©. 387 
w f- July. ©. 30. ©. 489 u. f. Angem. Anzeiger 
Deutfyen. 1824. November. No,316. ©. 3611 — 3613. 











338 
Quellen zur Biographie Klopſtocks. 


Nachrichten von Klopſtocks Lebensumftänden und 
Urtheile Über feine Werte enthalten folgende 
Schriften : 


1) Neue Beiträge zum Vergnügen bes Berflanbes und Bitzes. 
Bremen 1745. Bd. 3. S. 23 — 25. 

2) J. G. Heß: Zufällige Gedanken über das Heldengedicht 
der Meſſias. Zürich 1749. 

3) IN. (Reichhelms) Tritik über ben ann bes 
Sylbenmaaßes im Meſſias. Chemnig (Halle) 1749. 

4) Neue Eritifche Briefe. Zürich 1749, Br.1. &.3— 17, 
Br.55. ©, 388 u, f, 

5) ©. $. Meyers Beurtheilung des Heldengedichts ber 

Meſſias. Halle 1749 Deffen Bertheibigung |. Beurtheil. 
des Meſſias Ebendaf. 1749. 

6) Srito , eine Monatsfchrift. Züri 1751. St. 1 u. 2. 

7) J. HI. Stufs: Prolusio de novo genere pe&seos teu- 
tonıcae rhythmis destitutae etc, (Gothae) 1751. 4 
Fjusd.Commentatio de Epopoeia christiana etc. Gothäe 
1752. 4 Ejusd. Commentatio continuata de Epopoeia, 
christiana, Gothae 1754 4. 

8) Dommerich: Prolusio de Christeidos Klopstocki- 
anae praecipua Venere. VVolfenb. 1752. 4. 

9) Gottſched's Neueftes ausd. anmuthigen Gelehrfams 
keit, Leipzig 1752. ©. 62 - 74. ©. 155 — 58. &. 200 — 
20. S. 386 — 90, €. 776 — 82. v. J. 1753. S. 271— 
77. 0.3.1754. ©. 122 — 28, und in den folg. Jahrg. 
an mehr. Orten. 

10) (U. 8.Hudemann,) Gedanken über den Meffias in 
Abficht auf die Religion. Roftod und Wismar 1754- 

11) Reue Erweiterungen der Erfenntniß und bed VBergnäs 
gens. Frankf. u Leipz. 1754. Bd. 3. &t, 16. ©, 314—18, 


339 


12) Demerfungen einiger Urſachen, warum das Beldenges 
dicht, der Meſſias, nit allgemeinen Beifall erhalten 
bat (in der Samml. einiger ausgefuchten Etüde d. Ge⸗ 
jeuicpoft ber freien Künfte zu Leipzig. 1754, Th. 2. 


+ 434 — 51. 

13) Holfteinifche Streitfchriften wegen der epifchen Dich⸗ 
ter, die von heiligen Dingen gefungen haben. Ham⸗ 
burg 1755. In 

14) Allgem. Deutihe Bibliothel. Berlin 1765 u. f. 3. 
Bd. 12. St. 2. S. 24 — 32. Bd. 76. ©, 418 u. f. Anz 
hang zu Bd. 53 — 86. ©. 2523, 

15) Klotz Deutfche Bibliothek der ſchön. Wiffenfchaften. 
Halle 1767. Bd. 4. St.15. &.399 — 448. 

16) Chr. Heine, Schmid’s Theorie der Poefle nach den 
neueften Grundfägen. Leipzig 1767. S. 20. 25. 111. 234. 
284. 300, 329. 436 496. Zuſätze. Samml. 1. ©. 31. 
Samnl, 3. ©. 51, 

17) Hanndverifches Magazin 0.3.1768. St. 26. S. 418. 
St. 27. S. 419 — 32, ©t.28- S. 433 — 40. 

18) Archiv der jchweizerifhen Critik. Züri) 1768. Bd. 1. 

17 21. 


19) Schubart's Vorrebe zu F ©. Kiopftods Ei. poet. 
u. Kr Werken. Frankf. u. Leipz. 1771. ©. 11 — 32, 
20) Deutiher Merkur v.3.1773. May. ©. 160u.f. Des 
zember. ©.246 u f. v 3.1774. Rovemb, ©. 177 u. f. 

21) Ueber die Meſſiade (ein Auffag in der Bibliothek d. Phi⸗ 
Lofophie und Literatur, Frankfurt a, 0.0.1774. Bd, 1, 
St. 1 und 2) _ 

22) Deutfhes Muſeum v. J. 1776. September. Bd. 2. 
©.855 —57 v.3.1780. Auguft. Bd. 2. © 154 — 75, 
v. J. 1781. Augufl. Bb. 2. & 182 — 85, November. 
©. 4T2— 16. 0.9.1782, July. Bd 2, &.77— 79. 

23) (KR. Cramer) Klopftod, in Fragmenten aus Bries 
fen von Zellow an Elifa. Hamburg 1773 — 80. 2 Thle, 
Beilagen dazu von Sturz im Deutfhen Mufeum v. 3. 
1777. November, 86.2, &. 459 — 65. 


340 


24) Leonb. Meifters Beiträge zur Geſchichte d. beuts 
Sprache und Rationalliteratur, Heidelberg 1780. 
2 S. 56 u. f. 

25) Chr, Heinz. Sq mid's Anweilung zur Kenntnif 
der vornehmften Bücher in allen Theilen ber Dichtkunſt. 
Leipzig 1781. S. 89 148. 423. 452. 623. 

26) Küttner’s Charactere deutſcher Dichter und Profais 

fien. Berlin 1781. ©. 374 — 78. 

27T) Schubart's Kurzgefaßtes Sanbbuch | ber Gon. Wi⸗ 
ſenſchaften Münſter 1781. S. 55. B.1 

28) K. F. Cramer: Klopſtock. and über ihn. R. A. 
reipzig u. Altona 1782, 5 Sheile, Beilage u. Nachleſe zum 
Sten Theil Ebendaf. 179 

29) Stodhau fi en’s Samn. vermifchter Briefe. Leinz. 

1782 Th.1. &.3— 20. Th. 2. S. 431u. f. 

30) Hottingeri Acroama de J.J. Bodmero, Turici 
1783. P. 73 seq. 

31) G E.Leffing: Ueber das Heldengebicht der Mei 
(in Eſſen vermiſchten Schriften. Berlin 1784. Th. * 

73 


32) Kachlefe zu Sineds-( Denis) Liedern, herausgegeben 
von 3. von Neger Wien 1784 S. 100 u f. 

33) Der Hypochondriſt, eine Holftein. Zeitfchrift, heraus⸗ 
gegeben von v &erftenberg. N.A. Berlin 1784. Th . 2. 
St. 22. S. 520 — AT. 

34) Leonh Meiſters Characteriſtik deutſcher Dichter. 
Zürich 1785. Bb.2 S. 312 — 38. 

35) Sturz Schriften. Feipzig 1786. Samml. 1. S. 186. . 
© 322 — 37. 

86) (Fr. Sch ulz) literzrigxe Reife durch Deutſchland. 
eg 1786 Heft 4. E. 58 — 

Fischeri F Vorilegi um aizum anni aerae Chris-- 
tianae 1786. P.69 — 84. 

38) Berliner Monatsfchrift 1788. May. S. 514— 17. 1908. 

Januar. ©. 24 — 41. 


F 341 
39) J. G. Meuſels Leitfaden zur Gelehrſamkeit. Ab⸗ 
theil. 3. ©. 1155. , 
40) Deffen hiftor. literar. bibliographifches Magazin. Zürich 
1788. et. 1. ©. 96 — 99. 
a1) Deffen Mufeum für Künftler,;, Mannheim 1788. &t. 6. 
/ 


42) Peterſen's Preisfchrift: Melches find die Veränderun⸗ 
gen und Epochen der deutfhen Hauptfpradye feit Carl 
dem Großen u f.w. (in den Schriften der Churfürftl. 
deutfchen Geſellſchaft zu Mannh. Bd. 3. ©. 217 u. f.) 

43) Efhenburgs Belfpielfammlung zur Theorie und 
Literatur der Schön. Wiffenfchaften. Berlin 1788 u. f. J. 
Bd. 4. ©. 62. 215. 315. Bb. 5. ©. 325. Bd. 7. ©. 621 u f. 

44) Hottinger: Verſuch einer Vergleichung der deutfchen 
Dichter mit den Griechen und Römern (in den Schriften 
der Shurfürftt. deutfchen Befellfchaft zu Mannh. Bd. 5. 
8.10 —19. ©. 157 — 62.) 

45) Sämmtliche Werke des Wandsbecker Boten (Matth. 
Claudius) Hamburg 1790. Th. 1.2. S. 100— 8. 
Th. 3. ©. 56 — 59. 

46) Manfs: Bon der Erfcheinung der erften Gefänge des 
Meffias bis zur Gründung der Literaturbriefe (in den 
Nachträgen zu Sulzers Allgem. Theorie der fchönen 
Kinfte, Leipzig 1792 u. f.I3.Bd.8 St. 1. & 109— 35. 
6 161. St. 2. S. 201 u f. &. 242 u.f. ©. 276 u f.) 

47) Journal von und für Deutfchland v. 3. 1792. St. 9. 
8.765 - T5. 

48) Heermwagen’s Fiteraturgefchichte der evangelifchen 
Kirchenlieder. Neuftadt a.d. Aiſch 1792. Th. 1. T. 200 uf. 

49) Literariſche Beilage zu d. Schleſiſchen Provinzialblät⸗ 
tern. 1793. St. 6. @. 167 — 80. 

50, Reue {chwweizerifches Mufeum. Zürich 1794. Jahrg. 2- 

u 


51) etiu Lin’s Briefe berfiimter und edler Deutfchen 
an Bodmer. Stuttgart 1794. &.101 uf. S. 175 — 88. 


342 


52) Koch's Compendium ber beutfchen Literaturgeſchichte 
Berlin 1795. Th. 1. S. 113. 202. 288 u, f. 310. Th.2 
F —— 5 161. x ſthetiſch Bent ber 

53) C. A. Grohmann's Aeſthetiſche Beurtheilung 
Kiopftodi-Meifins, Gine gekronte Preisſchr. Leipz. 1796- 

54) G. J. Benkowitz: Der Meſſias von Klopfto 
tiſch beurtheilt, und verglichen mit der Iliade, der Ken 
und dem verlorenen Paradiefe. ine Preisfchrift. Bres⸗ 
lau 1797. 

55) r.0. Blankenburg's Fiterärifhe Zufäge-gu Sul⸗ 
zers Allgem Theorie d. ſchön. Künfte. Leipz. 1797. Bb.2. 
©.80u.f. 8.448. 

50© W. Beckers Erholungen. Leipzig 1798. Bb. 1. 

. 119 — 50. 

57) Pantheon berühmter beutfcher Dichter. Coburg 1798. 
e. 274 — 300. " 

58) Kant's Beobachtungen über das Gefühl des Schönen 
und Erhabenen (in der Samml. f. vermifht. Schriften. 
Halle 1799. Bd. 2. & 363 u. f.) 

59) Klopſtocks Feier in Schulpforte. Grimma 1800. 

60) Betterlein’s Handbud) der poetifhen Literatur ber 
Deutfhen. Köthen 1800. &.323 — 66, 

61) Hagedorns poctifhe Werke. Herausgegeben von 
Eihenburg. Hamburg 1800. Th. 5. & 64. u. f. 

62) Yeipziger Allgem. Literar. Anzeiger v. 3. 1800. No. 88. 
©. 369 u.f. No 89. &. 878 u.f. No. 99. &.969 u.f. 
No 133. ©, 1304. 

63) Janus, eine Zeitfhrift. Weimar 1800. Et.5 8.435 uf. 

64) F. 3. 8%, Meyers Skizzen zu einem Gemätbe von 
Hamburg. Heft 5. ©. 153. 

65) Chr Garve’s Sammlung einiger Abhandlungen 
aus d. Neuen Biblioth. d. ſchön. Wiſſenſchaften. R. &. 
Leipzig 1802. Th. 2, ©. 16 u. f. 

66) Allgem. Lit. Zeit. 1802. Intel. Bl. &. 1308. 

67.) Leipziger Neues Intel. BL, f. Literatur u. Kunſt. Octo⸗ 
ber 1802. ©. 229 u f. 





343 


68) Shlihtegrol’s Nekrolog d. Deutfehen f. d. 
19. Jahrh. Gotha 1802. Bd. 1. S 43 — 

69) meufe + 8 Gelehrtes Deutfhland. * PR ©. 143— 

70) Riopfiods Gebächtnißfeier von .J. 8, Meyer, 
‚Dr. Hamburg 1803. gr. 4. mit Klop 08 Bildniß. (vor: 

er in Fr ers Skizzen zu einem Gemälde von Ham⸗ 
urg. Heft. 5. 

71) Beſchreibung von Klopftods Todtenfeier, nebft einem 

un an Deutfchland zu einem Denkmal des Dichters 
(von Boͤttiger) ind. Allgem. Zeitung 1803, St. 100. 

72) Klopftods Zodtenfeier in Hamburg und Altona den 
22. März 1803 (mehrere Gedichte auf Klopſtocks Tod 
enthaltend) 

73) Klopftod und fein Berbienft. Eine Vorleſung zur Feier 
feines Andenkens in feiner Vaterſtadt, von J.Fr. Sachſe. 
Hamburg 1803. 

74) Kiopftod. Er über ihn „ Ein Hauch bleibt doch, dein 
hoher Geiſt der Eiebe, ber ewig lebt und ewig aufer⸗ 
fteht.? Hambnrg 1803. 

75) „einziger eiterat. Zeit. 1803. Intel. Bl. St. 74. ©. 

76) Riepha Ein Auffas von Achenbolz (in deſſen 
Minerva v. 3. 1803 April. ©. 97 — 132. May. ©. 
363 — 67. vergl. Minerva 1793. Januar. ©.5—18. 
1802. Auguſt. ©. 193 — 96. 

77) W. Körte: Kleiſts Leben yer d. Ausgabe ſ. Werke. 
Berlin 1803 Th. 1. ©. 44. 57. 58. 94. 

78) Riemen er's Briefe an Gifte Religionslehrer. 
Halle 1803. Bd. 2. Br. 23. 2. ©. 314 — 40. 

79) 3.9. Voß; Ss. Leben vor d Ausgabe ſ Ge— 
dichte. Hamburg 1804. ©. XI. ©. XXUT— XXXIV. 

80) Sean ul 8 Boriäule br Aeſthetik. Hamburg 
1804. Abtd 2. ©. 456. Abth. 3. ©. 641. u. a.m ©. 

81) 8. Wadler’ 8 Handbuch d. allgem. Feſdichte d. 
litevar. Bultur. Bd, 2. ©. 6832. 684. 698 u. 


1804. No. 122, ©. 48T. (Yin... 
auf Klopftod vom Hofbilbhauer Scher,.. 

84) Polis pract. Handbuch z. Lectüre d. deutfhen w..., 
filer. Leipzig 1804. Ih. 1. ©. 284. 287. Th. 2. S. 55. 
u. f. Th. 3. ©. 28 u. f. 

35) Sam. Baur’d Gallerie hiftor. Gemälde aus d, 
18 Jahrh. Th. 1. ©. 419 — 24. 

86) Eichhorn's Geſchichte d. Literatur, vonihrem An: 
fange bis auf die neueften Zeiten. Bd. 4. Abth. 2. ©. 877 
u. f. 886. 894. 903. 933. 1001. . 

ET) Kolbe’ 8 Wortreihthum d. deutjch. u. franz. Sprache, 
u. beider Anlagen zur Poefie.u,.f.w. Bb. 1. ©. 306 — 8, 
Bd. 2. ©. 57—59. ©. 120. 

83) 3. D. Thieß: F. G. Klopftod, wie er feit einem 
halben Jahrhundert als Dichter auf die Nation u. ale 
Schriftſteller auf die Literatur gewirkt hat. Altona 1805. 

89) Ueber Klopftocs Meffias. Erfter Theil. Stendal 1805. 

90) Fr. Horn’s Geſchichte u Critik d. deutfchen Poefie 
u. Beredfamtkeit. Berlin 1805. ©. 194 — 200. 

91) Sam. Baur’s Gallerie d. berühmteften Dichter des 
18ten Sahrhunverts. Reipzig 1805. ©. 382 — 416, 

92) Cobrede auf Klopftod. Gehalten am Jahrestage |. Bes 
gräbniffes d. 22. März 1805, im Nationalinftitut d. Kün⸗ 
fte u. Wiffenfhaften zu Paris von Dacier. Aus d. Frans 
zöfifchen (von F. 3. &. Meyer) Hamburg 1805. 

93) Herbers fammtl, Werke z. ſchön. Lit. u. Kunſt. Tü⸗ 
bingen 1805. Th. 2. ©. 45 — 56. ©. 71 u. f. ©.301 u. f 
S 316 ©.327. ©. 334 Th.7. ©. 390 — 92. ©. 397 
Th. 12. ©.338 u. f. ©, 3144. ©. 360. 

Y Rlopftode Liebe zu Fanny, in Briefen an Bodm: 

2 einer Monatsfchrift von deutfchen u 
“> Reich 1805. AÆvril. ©. 355 


345 


outerwek's Jeſthetik Leipzig 1806. ©. 401. 
‚antheon db. beutf—hen Dichter mit biographifcen u. 
eräcifehen Notizen. Galle 1806. Ih. 1. ©. 135— 43. 
9. Pertfc: Neues allgemeines literavifch artififche 

gericon. Goburg u. Leipzig 1807. Erfte Hälfte. ©. 371 u. f. 
2 Rtonok ine Borlefung von K. Morgenftern. 
orpat. 1807. 

99) Iördens Lericon deutſcher Dichter u. Profaiften, 
keipzig 1808. Bd. 3, ©. 3 —55. Bb. 6. ©.401— 19. 
100) Worgenblatt 1808. No, 36. ©. 141. u. f. No, 90, 

. 357 u.f. No. 91. ©. 361 u.f. 

Neuer deutſcher Merkur. 1809. May. &.67— 72. 

102 Vaterländiſches Mufeum. Hamb 1809. July. Gt. 1. 

. 1. u. f. November St. 5. ©. 587 u. fo 

109} Der Freimüthige. 1809 No.3. ©.9. u. f 

104) Ktopftod und feine Sreunde. Briefwechſel d. Familie 
Klopftod unter fi , und zwiſchen biefer Familie, Gleim, 
Schmidt, Fanny, Meta u. andern Freunden. Aus @leime 
brieflichem Sale herausgegeben von Klamer 
Schmidt. Halberſtadt 1810. 2 Bde. 

105) $r. Schiegel’s Vorlefungen über die neuere Ges 
fbihte. Wien 1811. ©. 80u.f- 

106) Schaller’ 8 Handbud) der fühen ‚Siteratur d. 
Deutfchen. vpale) 1811. Bd. 1. ©. 48 

107) (v.Breitenbaud’s) Geſchichte u-ammaln d. deut⸗ 
ſchen Dichtkunſt. Leipzig 1811 ©. 96 — 102 

108) @leim’s Leben. Aus ſ. Briefen u. — von Wil⸗ 
beim Abrte Halberftadt 1811. ©.57— 61. ©. 03— 
66. ©. 214. ©. 262. ©. 354 — 57. 8. 308 - 64. © 
381 —82. ©. 337 — 88. 

109) Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung. u. Mahrs 
be sa bingen Jar, u. 9 A 1. 6.174 u.f. Th. 2. 

133 — 34. 

1105 3. 9. Boß: Einige arte Über deutſche reimfreie 
Verskunſt und ihren eigenthümlihen Gharactir, nebft 








346 


einer Xeußerung lonftode darüber (in ber Leipgigerth. 
Zeit. 1812. No, 

111) Jördens: Denkiofrdigkeitn, Sharacterzäge ao 
Anecdoten aus d. Leben d. vorzüglichften beten Die 
ter u. Profaiften. Leipzig 1812. Th. 1. 

112) Geſellſchaftsblatt f. gebildete Etänbe. Fr 3 No 0. 
(vergl. Beit. f. d. eleg. Welt. November 117. No. 238.) 

113) Klopftod ale oaterländifcher ihter 
von K. Morgenſtern. Dorpat u. 

114) Klopſtock im Sommer 1795 (ein Kur RB 
ger in a Zafhenbud Minerva aufs 3. 1814. © 
813 — 52 

115) Madame de Stael: De l’Allemagne. Leipsie' 
1815. Tom, I. P. 186. sq. 

116) C. M. Wieland. Geſchildert von 3. S. Gruber 
eeipsig 1815, Th. 1. S. 49 u. f. 59. u f. 102. 108. Th. 2. 

S. 51. u. f. 61. S. 73— 76. S 90. 546. 

117) Auserwählte Briefe von C. Wieland. Zũrich 1816. 
Bd. 1. S. 308. Bd. 4.8.15 — 

118) Darſtellungen aus Stordbeutfehland von De. Beyer, 
Domherrn. Hamburg 1816. S. 121 — 33, S. 3. 

119) Klopftod. Aus d. Magazin d. Biographien befonbere 
angebruch, Quedlinburg u, Leipzig 1817. Mit Klöpft: 

ildni 


120) Converſationslexicon. Altenburg u. Leipzig 1017. Bb. 


5. ©, 871 — 75. 
121) Ueber Küger’s Zeichnungen zu Kiopſtocks Meſſias 
(ein sauffae im Morgenblatt. 1817. Kſt. Bl. No, 18, 


122) Se fämmtliche Werke. Stuttgart 1818. Bd.VII. 
Abth 2. 114 — 19. 
123) $r. — 8 deutſcher Dichternekrolog. Nord⸗ 
hauſen 1818. S. 104. 
124) Bouterwek's Geſchichte d. Poeſie u. Berebfams 
keit. Göttingen 1819. Bd. XI. S. 10. 11. 12. 15. S. 686 — 
99, ©. 161: 234. 285. 287. 290. 295. . 





347 


8 Borlefungen über die Geſchichte der | 
‚literatur. Frankf. a. M. 1819. Ih. 2. | 


uderlefene Werke, Leipzig 1819. SH. 2. 


‚chiller. Eine Vorleſung. Ellwang.1821. 
mriffe zur Geſchichte und Critik der ſchö⸗ 
tihlande, während der Jahre 1790 — 
chlaß oder Auswahl aus deffen nach⸗ 
sechfel und Übrigen Papieren. Leipzig 
vgl. De Sonverfationsblatt. Sep⸗ 
. 204 

Auffagin F. D. Sräter’s zerftreuten 
22. Erfte amml, &. 323 — 44. 

‚Die deutfchen Schriftftelerinnen des | 
4.1823. &h.1. ©. 71. Sb. 2, ©.329. | 
Ban d. eutfhen Sprache und 
‚tt 1824. Nor 139, ©. 355. Vergl. 

Modenzeitung. Herausgegeben von 
jk. 1824. No, 45. & 359. Nationale 
ben 1824. Juny. &t. 24. S. 387. u. f. 

489 — 91. 
rſationsblatt. Auguſt 1824. No, 199. 


Menſch und Dichter. Einiges aus d. 
ns u. Wirkens, zur bundertjährigen 
rtöfeftes d. 2. July 1824. (von 8. eh. 
Raumburg 1824. 

: Schillers Leben, Zweite Auflage. 
23. S. 195. 

lopſtock. (Ein Aufſaß in d. Leipziger 
tung. 1824. No. 

ı Auffag ind. Europäifigen Blättern 


1 


Fe Ye ee 


348 


oder dem Intereffanteften aus Literatur u. eben. Zürich 
1824. May, &t. 21. &. 180 u. f) 


139) &. Wachler's Handbuch der Geſchichte ber kiteratat. 


Frankfurt a, M. 1824 3.3. &. 287 u, f. 

140) Fr. Horn: Die Poefte und Beredfamleit der Deuts 
{hen von Luthers Beit bi8 zur Gegenwart. BerlinisM. 
Bb.3. S. 39 — 53. rn .. 

141) Klopftods Säkularfeier in Queblinburg (in der Beilage 

ur Allgem. Zeitung. July 1824. No. 136, ©. y5—Ab. 
0.137. S. 549 ) 

142) Klopftod: Ein Denkmal zur Säkularfeier ſ. Geburts 
tages. Mit Klopft. Bildniß. Quedlinburg 1824. 

143) Ginladung zu Beiträgen für Klopftods Denkmal (ix 
dem Allgem. Anzeiger d. Deutfchen. November 1824. 
No. 316 &. 3611 — 3613.) * 

144) Bürgers ſämmtl. Werke. "Herausgegeben p. Av. 
Reinhard. Berlin 18%. Bd. 7. S. 14— 17. 





Berlagsbüder 
von Wilhelm Hoffmann in Weimar, 
l. Reifen. 


Dito von Kotzebue. Endeckungseeife in die Güde 


und nach der Beringsſtraße, zur Erforfhung einer nord 
öftlihen Durchfahrt. tinternommen in den Jahren 1815. 
16. 17. 18. auf dem Schiffe Rurid. Drei Bände. Mit 20 
Kupfern ımd 7 Landkarten. 1821, in gr- 4- 12h, Auf 
Gchreibpapier 16 Rthir. Auf Velinpapier 24 Rebe. Auf 
Royal Belin, nit den Kupf. en gouache gemait30 Ntßie 
-ohne Kupfer und Karten, des Nachdrucks wegen, 2. Rthlr. 
Morig von Kogebue Neife. nach VPerfien mit ber 
Ruſſtich. Kaiſerlichen Geſandtſchaft im Jahre 1817. Mit 
9 colorirten und ſchwarzen Kupfeen. gr. 8. 1819 2Rttir. 
21 gr. ohne Kupfer 1 Kehle. 


21 


U Biographien 


Anguß von Rogesue and feinen eigenen ſchriftuchen 
Mitrheilungen, wapchait und treu dargefieht won einem 
seiner Jugendfrennde, 8. 1819. 8 gr. 

Gauer ie Beimarifcher Scrijtgelier » herausgegeben von Dr. 
9. Döring. Erhet Bändhen Friedrich vonShil. 
lers Leben. Aus theiis gedruckten, tHeilt ungedeuckten 
Nacrichten, nebfi gedrängter Uebrrfiht feiner vortifhen 
Berfe. Mit Schigers Portrait, 8. 1822. 1 Rıblr. 18 ar. 

Sweitet Bändden, 3. ©. non Herders Leben. Mit 
Herder Vortrait, seiner Mbbildung_feined Deafmalt in 
ver Stadttirche iu Weimar und eines Fac-simile,'8. 1824. 
1 Rıötr. 18 gr. 


IM. Gefäsiäte 


Denfwürdigfeiten der geheimen Gefeliicaft in Unter »Jralien » 
insbefondere der Sarbonari. Aus dem Drininal überiegr 
von 9. Döring. Mit 12 Kupfern und einem Holifcnitt , 
gr. 8. 1822. 1 Rthle. 18 ge. - 

30H. Satkd Kriegdbüclein. Darfelung der Kriegsdrang. 
fale Weimard in dem Zeitraume von 1806 bis 1813, nad 
den Schlachten von Jena, Lügen und Leivsig. Aus Akten. 
ſtücken und Originalbriefen einiger deutſchen Männer, an 
fre Freunde in England, gefammelt. 8. 1815. 


IV. Baukunſt. 

Steiner, I. 5. R. Entwurf einer neuen durchaus feuer. 
fenen Bauart , it gewölbten Decen und Dadungen , jur 
Elcherdeit und Wonlfahrt menflicer Wohnungen und an. 
derer Gebäude. 2 Theile mit 16 eolorirten Quartpiarten , 
ar. 4. 1803. 1804. 5 Rıbfe. 18 gr. 

— — prattifhe Unleitung zur Berehnung der Bau. und 
Nugbötier, aud Gcneidemhlen- Caaren, nah dem Ona« 
drat,und Eubiffuß. Ein gemeinnügiged Handbuch, mir 
4 inum. Kupfertafein und 74 Hole und | — 





tabeilen, ar. 8. 1803. 1 Rtblr- 

— — der Schneckenofen in feiner größten Koflfommenteit , 
zur Holzerfparniß und nefunden Wärme . Mir 2 Ilm. 
Kupviertafeln. gr. A. 1802. 21 gr. 


V. Raturwiffenfheft. 


Gotta, H., Naturbeobachtunnen Über bie Bewegung uud 
Function des Saftes in den Gewächlen, mit Hinſicht auf 
Holzoflangen. Mit 7 color. Kupf / gr: 4: 1808 4 Athir. 


VL Theologie. 


Sräfe H. Materialien zu Borfchriften und Rechnungdasıfe 
gaben für Schullehrer in Bürgerichulen. 8, 1825. 8 

Herders, I Se von, Briefe, das Studium der Theologie 
betreffend; 2 Theile, zweite Auflage. 8. 1817. 2 Rtble. 

Horn, C. F., Handbuch für Landfchullehrer , zur WBerörden 
rung eines zweckmäßigen Gebrauchs des Herderſchen Cate. 
chismus, 3 Theile, 8. 1810. 1811. 2 Rthlr. 18 gr 

Kraufe Kräftigung im chriſtlichen Glauben und Wandel. 
Predigten. (Der Ertrag iſt sum Beßten der Müplänfee 
Gemeinde beſtimmt.) gr. 8. 1825. 

Röhre, Dr. % F., Predigt bei Eröffnung des von Er. Kö. 
nigt. Hoheit dem Großhersoge von Weimar 1820 ausges 
schelebenen Landtages , 8. 1823. 3 gr, 

Röhre, Dr. 3.5, chriſtliches Evangelienbuch. 8.1825 6 gr. 


VII. Schöne Biffenfhaften. 


Salt, I D., Feine Abhandlungen die Poeſie und Kunf 
betreffend. Mit drei Umriſſen nah Raphael und Michael 
Angelo. 8. 2803 2 Rthlr. 8 gr. 

Grigri, eine Arabeske, nach einem feanz. Meifter covirt, won 
Suftav Honig (Sr. Schulz), [3 Boch., 8.1795. 21 gr. 

Joſephe, ein Roman: von Fr. Echulz. 8. 1791. 21 ge- 

Des Heren von Meyers hiſtoriſche Romane. Aus dem Sram. 
überfegs von Fr. Schulz, 8. 1789. 16. gr. 


Delinted. Cine Sage aus dem Alterthume, 2 Theile, Br 
1800. 1 Rthie..10 or. 

Monteöquieu der Temvel sn Gnidos. Hub dem Franz von ©. 
Merkel. Dit Kupf., 8. 1804. 18 gr. Welinp. 1 Rthfr. s gr. 

Merig. Ein fleiner Roman von Sr. Schul. Dritte vere 
beſſerte Auflage. Mit Kupfern- 8. 1792. 1 Rthir. 8 ar. 

Sauls, Sr, veofaiihe Schriften, 7 Bände. 8. 1788, 
bis 1801. 4 Ridit · 17 gr- 

VI. Mineralogie, 

Voigt, I. €. W. , drei Brieie über die Gebirsblehre für 
Anfänger und Unfundige. 8. 1786. 6 gr- 

— — Verfuß einer Geihichte der Steinfoblen, der Braun. 
kohlen und des Torfes, nebh Anleitung, dieſe Sofltten Ten. 
nen und unterfceiden zu Ternen, fie aufsufucen und nütge 
ti anzuwenden. Eine gefrönte Preiöicheift, mit Kupfern » 
2 Theile, gr. 8. 1802. 1805. 2 Nthle. 5. gr. 

— — mineralogifhe Reife nas den Brauntoplenmerfen und 
Bafalten in Heffen, wie aud nach den Gcieferfohlenwer« 
ten ded Unterharied. 8 1802. 21 ar. 

Grofogifher Bertuh über die Bildung der Thaͤler durch 
Steöme. 8. 1791. 12 ar. 

IX. Glaffifhe kiteratur. 

Euclides Elemente, erſtes Buch. Für den erſten Untere 
richt in der griehifhen Svrache und Mathematik; grie- 
&ifh und deutrö, mit Anmerfungen, einem Wortregifter 
und 6 Kupfertafeln. 8. 1800. 21 gr. 

Sophoctes Vhiloctetet, Aus den Griechiſchen übere 
fest, 8: 1822. 9 gr. 

Sophocles Tragödien, Griechisch mit kurzen 
teutschen Anmerkungen, .von G. €. W. Schneider. 
Erstes Bändchen,-Elecira 8. 1823. 12 gr. 

Zweites Bändchen, Trachinierinnen. 8. 1824. 14 gr. 
Drittes Bändchen. Ajas. 8. 1825. 16 gr. 
Viertes Bändchen, Philoctet, 8. 1825..16 gr. 


346 


einer Aeußerung Rlopftode darüber (in ber £eipgiger Ei. 
Zeit. 1812. No, 38 ) 

111) Sördens: Denkwürdigkeiten, Characterzüge and 
Anecdoten aus d. Leben d. vorzüglichfien beutchen Dies 
ter u. Profaiften. Leipzig 1812. Th. 1. & 157 u.f. 

112) Gefelfchaftsblatt f. gebildete Stände. 1812 No 68, 
(vergl. Beit. f. d. eleg. Welt. November 1817. No, 228.) 

113) Klopſtock ale baterländifcher Dichter. Gine Borlefang 
von K. Morgenftern. Dorpat u, Leipzig 1814, 

114) Klopftod im Sommer 1795 (ein Auffag von Botti⸗ 
ger in ae Taſchenbuch Minerva aufs I. 1814. ©. 
313 — 92 


115) Madame de Stael: De l’Allemagne, Leipsie' 


1815. Tom, I. P. 186. s 
116) C. M. Wieland. Befhilbert von I. &. Gruber. 
Leipzig 1815. Th. 1. S. 49 u. f. 59. u f.102, 108. Th. 2. 
S. 51. u. f. 61. S. 73— 76.5 90. 546. 
117) Auserwählte Briefe von C. m Wieland. Zürich 1816. 
d. 1. S. 308. Bd. 4.8.15 — 
113) Darſtellungen aus Storbbeutfehland von Dr. Beyer, 
Domherrn. Hamburg 1816. ©. 121 — 33, 6,2008 — 3. 
119) Klopftod. Ausd. Magazin d. Biographien befonbers 
angearuct, Quedlinburg u, Leipzig 1817, Mit Klopft. 
ildni 


) 
120) Converſationslexicon. Altenburg u. Leipzig 1317. Bb. 


5. ©, 371 — 75. 
121) Ueber Hüger’ 8 Zeichnungen zu Klopſtocks Meſſias 
(ein sauffat im Morgenblatt. 1817. Kſt. Bl. No, 18, 


19. 20 

122) Sqhug. ſämmtliche Werke. Stuttgart 1818. Bd. VIII. 
Abth 2. 114 — 19, 

123) Fr. Kokmann’ 8 deutſcher Dichternekrolog. Nord⸗ 
hauſen 1818. S. 104. 

124) Bouterwek's Geſchichte d. Poeſie u. Beredſam⸗ 

keit. Söttingen Ye Bd. XI. ©. 10. 11. 1.18.18. @,00— 





347 


125) 8f. Wachler's VBorlefungen über die Geſchichte der 
deutichen Nationalliteratur. Frankf. a. M. 1819. Th. 2. 


©. 135 — 41. | 
126) Joh. Falks auderlefene Werke, Leipzig 1819. Th. 2. 


©. — 49. 

127) Klopftod und Schiller. Eine Borlefung. Ellwang. 1821. 

128) Fr. Horn: Umriffe zur Gefchichte und Critik der ſchö⸗ 
nen Piteratur Deutfchlandd, während der Jahre 1790 — 
1818. 2te Ausgabe. Berlin 1821, &.9— 11. &, 36. 

129) Klopftods Nachlaß oder Auswahl aus beffen nach⸗ 
gelaffenem Briefwechfel und Übrigen Papieren. Leipzig 
1821. 2 Bde. Bergl. Literar. Sonverfationsblatt. Sep⸗ 
Ro od. Ein Kuffagi J. D. Gräters zerſtr 

130) Klopſtock. Ein Aufſatz in F. D. GSräter’s euten 
Blättern. Ulm 1822. Erſte Samml. ©. 32344. 

131) v. Schindel: Die deutſchen Schriftftelerinnen des 
19 Jahrhund. Leipz.1823.. Th. 1. ©. 71. Th. 2. ©. 329. 

132) J. G. Kuniſch. Handbuch d. deutfchen Sprache und 
giteratur. Leipzig 1823. Th. 2, ©. 3. u. f. 

133) Morgenblatt 1824. No, 139. S. 355. Vergl. 
Leipziger Allgem. Mobenzeitung, Herauögegeben von 
Dr. 3.%. Bergk. 1824. No. 45. & 359. Nationale 
zeitung d. Deutfchen 1824. Juny. St. 24. ©. 387. u. f. 
Zuly. &t. 30. ©. 489 — 91. 

134) Literar. Sonverfationsblatt. Auguft 1824. No. 199. 
S. 794 — 95. 

135) Klopſtock als Menſch und Dichter. Einiges aus d. 

Geſchichte ſ. Lebens u. Wirkens, zur hundertjährigen 
Keier feines Geburtsfeſtes d. 2. July 1824. (von K. Ch. 
G. Schmidt) Naumburg 1824. 

136) H. Doering: Schillers Leben, Zweite Auflage. 
Meimar1824. &. 23. S. 195. 

137) Homer und Klopftod. (Ein Aufſatz ir d. Leipziger 
Allgem. Mobdenzeitung. 1824. No. 41. 

138) Kiopftod. (Ein Auffag ind, Europäiſchen Blättern 


Ä 


348 


oder dem Intereffanteften aus Literatur u. feben. Zürich 
1824. May, &t. 21. ©. 180 u. f 

139) 2. Wachler's Handbud) der Gefchichte der Literatut. 
Frankfurt a. M. 1824 Bd. 3. G. 287 u. f. 

140) Fr. Horn: Die Poeſie und Berebfamkeit der Deuts 
ſchen von Luthers Zeit bid zur Gegenwart. Verlin 1824. 
Bd. 3. S. 39 — 53. 

141) Klopſtocks Saäkularfeier in Quedlinburg (in der Beilage 

gur Allgem. secure: July 1824. No.136. &. 345446. 
0.137. S. 549 

142) Kiopftod: Ein Denkmal zur Säkularfeier |. Geburte⸗ 
tages. Mit Klopft. Bildniß. Quedlinburg 1824. 

143) Ginlabung zu Beiträgen für Klopftods Denkmal (is 
dem Allgem. Anzeiger d. Deutſchen. November 1824. 
No. 316 &, 3611 — 3613.) 

144) Bürgers fämmtl, Werke, "Herausgegeben Av 
Reinhard, Berlin 1824. Bd. 7. & 14— 17. 


Berlagsbüäder 
von Wilhelm Hoffmann in Weimar 
l. Reifen 


Dir von Kobebue Endecungsreife “in die Südcee 
und nach der Beringöftraße, zur Erforfhung einer nord 
öftlihen Durchfahrt. unternommen In den Jahren 1815. 
16. 17. 18. auf dem Schiffe Nurick. Drei Bände. Mit 20 
Kupfern ımd 7 Landkarten. 1821, in gr- 4- 1286, Auf 
Schreibpapier 16 Rthlr. Auf Velinpapier 24 Rıbie. Auf 
Royal» Belin, nit den Runf. en gouache gemalt80 Ntäir. 

-ohne Kupfer und Karten, des Nachdrucks wegen, 2. Rible- 

Morig von Kogebue Reife. nah Perfim mit ber 
Ruiiich „ Kaiferlichen Gefandtfchaft im Jahre 1817. Wie 
9 colorirten und ſchwarzen Kupfern. gr. 8. 1819 2 Rtäie, 
21 gr: ohne Kurfır 1 Kehle. 





TER 





10 Biographien. 


Ausuf von Kogebue aus feinen eigenen ſchriftlichen 
Mittheilungen, wahrhart und treu dargefielit von einem 
feiner Jugendfreunde, 8. 1819. 5 gr. 

Gallerie Weimarifher Schriftfieller » herausgegeben von Dr. 
H. Döring. Erfes Bändhen Sriedridh vonSchil- 
rers Leben. Aus theild gedruckten, theils ungedruckten 
Nachrichten, nebft gedrängter Ueberſicht feiner voetiſchen 
Werke. Mit Schillers Portrait, 3. 1822. 1Rthlr. 18 ar. 

Zweites Bändchen, 3. G. von Herders Leben Mit 
Herderd Portrait, einer Abbildung feines Denfmate in 
der Stadtfirde zu Weimar und eines Fac-simile, 8. 1824- 
1 Rthir,. 18 gr. 


IM. Geſchicht e. 


Denkwürdigkeiten der geheimen Geſellſchaft in Unter » Italien, 
insbeſondere der Carbonari. Aus dem Drisinal überſetzt 
von H. Döring. Mit 12 Kupfern und einem Holzfchnitt , 
gr. 8. 1822. 1 Rthlr. 18 oe 

30H. Satfs Kriegdbüchlein. Darſtellung der Kriegsdrang. 
ſale Weimars in dem Zeitraume von 1806 bis 1813, nach 
den Schlachten von Jena, Lügen und Leipzig. Aus Akten“ 
ftücfen und Originalbriefen einiger deutfhen Männer, an 
ihre Zreunde in England, gefammelt. 3. 1815. 


IV. Baufunf. 

Steiner, 3. G.R., Entwurf einer neuen durchaus feuer. 
feten Bauart , mit gewölbten Deden und Dachungen, zur 
Eichherbeit und Wohlfahrt menfchlicher Wohnungen und ans 
derer Gebäude: 2 Theile mit 16 colorirten Auartplatten , 
gr. 4. 1803. 1804. 5 Rtbfr- 18 gr. 

— — praktiſche Anleitung zur Berechnung der Bau= und 
Nutzhölzer, auch Schneidemüblen - Waaren, nad dem Qua⸗ 
drat, und Cubikfuß. Ein aemeinnigise® Handbuch , mit 
A iuum. Kupfertafein und 74 Hols« und Echneidemühlen- 


* 


tabellen , ar. 8. 1803. 1 Ntblr- 

— — der Schneckenofen in feiner größten Vollkommentzeit, 
zur Holjerfparniß und nefunden Wärme . Mir 2 ifum. 
Kupiertafein. gr. A. 1802. 21 gr. 


V. Raturwiffenfheft. 


Cotta, H., Naturbeobachtungen Über bie Bewegung und 
Function des Saftes in den Gewächſen, mit Hinſicht auf 
KHolzpflanzen. Mit 7 color- Kupfer gr. 4- 1800 4 Rthir. 


VL. Sheologie 


Gräfe H. Materialien zu Borfchriften und Rechnungsaufe 
gaben für Schultehrer in Bürgerſchulen. 8. 1825. .. 

Herderd, 3 8. von, Briefe, das Studium der Theologie 
betreffend; 2 Theile, zweite Auflage. 8. 1817. 2 Rthlr. 

Horn, C. F., Handbuch für Landſchullehrer, zue Berörden 
rung eines zweckmäßigen Gebrauchs des Herderihen Eate- 
chismus, 3 Theile, 8. 1810. 1811. 2 Rtblr. 18 gr. 

Krauſe Kräftigung im chriſtlichen Stauden und Wandel. 
Predigten. (Der Ertrag iſt zum Behten der Mühlhäunſer 
Gemeinde beſtimmt.) gr. 8. 1825. " 

Röhre, Dr. % F., Predigt bei Eröffnung des von Er. Ri. 
nigt. Hoheit dem Großhersoge von Weimar 1820 audges 
scheiebenen Landtages , 8. 1823. 3 gr. 

Röhre, Dr. 3.9, chriſtliches Evangelienbuch 8. 1825 6 gr. 


VI. Schöne Biffenfhaften. 


Salt, 3 D., Heine Abhandlungen die Poeſie und Kunft 
betreffend. Mit drei Umriſſen nad Raphael und Michaet 
Angelo. 8. 23803 2 Rthlr. 8 gr. 

Grigri, eine Arabeske, nad einem franz. Meifter covirt, won 
Guſtav Honig (Ir. Schulz), [3 Boch., 8.1795. 21 er. 

Joſephe, ein Roman: von Fr. Echulz. 8. 1791. 21 gr- 

Des Herrn von Meyers hiſtoriſche Nomane. Aus dem Zrans. 
überſetzt non Fr. Schuls, 8. 1789. 16. ge. 


Delinted. Eine Sage aus dem Alterthume, 2 Theile, 8. 
1800. 1-Rtbir..10 gr. 

Monteöquieu der Temyel zu Gnidos. Aus dem Franz von G . 
Merkel. Mit Kupf., 8. 1804. 18 gr. Melinp. 1 Rthfr. Bar. 

Morig. Ein Meiner‘ Roman von Sr. Schulz. Dritte vera 
befierte Auflage, Mit Rupfeen. 8. 1792..2 Nthle. 8 ar- 

Sauls, Se, vroſaiſche Schriiten, 7 Bandch. 8. 1788, 
bis 1801. 4 Rthfe 17 gr- 

VL. Mineralogie, 

Voigt, J. € W., drei Brieie über die Gebirgblehre für 
infänger und unfundige. 8. 1786. 6 gr- 

— — Verfuc einer Gefhichte der Steinfoßlen, der Braun. 
tohlen und deb Torfeb , nebf Anleitung > diefe Sofitien fen. 
nen und unterfheiden zu Ternen , fie aufsufuhen und nüe 
ti anzuwenden. Eine gefrönte Preiöicrift, mit Kupfern » 
2 Theile, ar. 8. 1802. 1805. 2 Rthfe. 5. ar. 

— — mineralogifce Reife nach den Brauntohlenwerfen und 
Baralten in Heffen, wie auch nad den Gchieferfohlenwer. 
ten ded Unterharied. 8 1802, 21 gr. 

Scofogifher Veriuh über die Bildung der Thäler durch 
Steöme. 8. 1791. 12 ar. 

IX. Glaffifhe kiteratur. 

Euclides Elemente, erſtes Buch. Für den erken Untere 
richt in der ariechiſchen Svrache Mathematit gti. 
ciſch und deutfch, mit Unmerfungen, einem Wortregitter 
und 6 Kupfertafeln. 3. 1800. 21 ar. 

Sophocles Vbhilocteres, Aus dem Griechiſchen übere 
fest» 8: 1822. 9 ar. 

Sophocies Tragödien, Griechisch mit kuren 
teutschen Anmerkungen, von G. C. W. Schneider. 
Erstes Bändchen, Electra 8. 1823. 12 gr. 

Zweites Bändchen, Trachinierinnen. 8. 1824. 14 gr. 
Drittes Bändchen. Ajas. 8. 1825. 16 gr. 
Viertes Bändchen, Philoctet. 8. 1825..16 gr. 











Xenophons vier Bücher ſocratiſcher Denkwürdigkeiten. nt 
dem Griechifhen, mit hiſtor. Anmerfungen von: 3. M. 
Heinze: Bweite, Auflage, B. 1818. 16 gr. 


x Satyre. 
Kotzebue, Aug. v., magnet- Scheidewaſſer, —R* 
XI. Chemie, Pharmacie. a 


Almanach u Taſchenb. für Scheidekünſiler a. Apotheker. 1780 
bis 1824 mir 4 Negiftern. 46 Jabrgänge. M. ‚B. 33 Rıble 
(Preiß der einzelnen Jahrgänge. 1780. 81. à 10 gr, 1783. 
14 ge 1783 bi3 1788. a10 gr. 1789 618 1797. 2 12 gi 
1798.99. à 14 gr. 1800, 1.2. à 16 gr. 1803 8i8 1 
& 18 gr. 1810. 1 Rthie. 1811, 21 ge. 1812. 1818. 
1. Kthiee — 1814 018 1817. 21 gr. 1818. 21 8L 181 
1Nthlr. — 1820. 1 Rtble- 4 gr. 1821. 18 gr. 1 
21 gr. 1823. 21 gr. 1824. 18 ge, 1825. 130 _ . 
Die Jahrgänge 1783 u. 1792 fehlen. Ein vollſtändiges Er⸗ 
emp., excluſive diefer fehlenden Sahrg-, erlafie ih für 5 Rel. 
Die Jahrgänge 1780 bis 1802 find v, Heren Prof. Görtt. 
ling, 1808 bi3 1819, vom Herrn Prof. Hofratb Dr. 
Bucholz in Erfurt , u. 1920. 21. 22. 28, 24. 26. vom Seren 
Hofrath Dr. Trommsdorff In Erfurt. Lentere Haben Die 
ber auch den Titel: 
Trommsdorffs, I B., Taſchenbuch für Chemiker md 
Upothefer. 4820. 21. 22. 23. 24. 25. 5 Rthir. 4 gr. 
Göttling, J. F. U. , praftifhe Vortheile und Werbelerum ' 
sen verfchiedener vharmaceutiſche hemifcher Dperartiomen - 
für Apotheker ,„ 2 Theile (1r Theil dritte Auflage) a 
1797. 1801. 4 Rthlr. 18 gr. 
Trommsdorffs, 3. B., Tabelle Über alle biß jezt Bes: 
kannte Gasarten, ihre Kennzeichen und Eigenſchaften, wie. - 
und woraus fie erhalten werden und ihre Beltanttbelle 
Dritte verbefierte Auflage» Royal $oliv. 1804, 8 de 











em 


346 


einer Aeußerung Klopſtocks darüber (in ber Leipziger Ei. 
Zeit. 1812. No, 38 

111) Jördens: Denktwürbigkeiten, Characterzäge and 
Anecdoten aus d. Leben d. vorzüglichfien beutfchen Di 
ter u. Profaiften. Leipzig 1812. Th. 1. & 157 wf: 

112) Gefelfchaftsblatt f. gebildete Stände. 1813. No 68. 
(vergl. Beit. f. d. eleg. Welt. November 1817. No. 238.) 

113) Klopftod als vaterländifher Dichter. Eine Borlefung 
von K. Morgenftern. Dorpat u. Leipzig 1814. 

114) Klopftod im Sommer 1795 (ein Auffag von Btb 
ger in un Taſchenbuch Minerva aufs 3. 1814. ©. 
313 — 92 

115) Madame de Stael: De l’Allemagne, Leipsie 
1815. Tom. I. P. 186. sq. 

116) &. M. Bielanb. Geſchildert von 3. G. Gruber 
Leipzig 1815. Th. 1. S. 49 u. f. 59. u f. 102, 108. 3.2. 
S. 51. u. f. 61. ©. —— S 90. 546. 

117) Auserwählte Briefe von C. M. Wieland. Süd 1816. 
Bd. 1. S. 308. Bd. 4. 8.15 — 26. 

118) Darftellungen aus Norbbeutfchland von Dr. Meyer, 
Domberrn. Hamburg 1816. 8.121 — 33. ©. 282 3. 

119) Klopflod. Ausd. Magazin d. Biographien befonbers 
ner. Quedlinburg u, Leipzig 1817. Mit Klöpfl: 

ildni 

120) Sonverfationsiepicon. Altenburg u. Leipzig 1817. Bb. 
5. 371 — 75 

121) Ueber Füger?s Zeichnungen zu Kiopſtocks Meſfias 
(ein sauffee im Morgenblatt. 1817. Kſt. Bl. No, 18, 


128) Schlttere fämmtliche Werke. Stuttgart 1818. Bp,VIIL 
AXbth 2.© 114 — 19. 

123) Fr. Raßmann's deutſche er Dichternekrolog. Nord⸗ 
hauſen 1818. S. 104. 


124) Bouterwek's Geſchichte d. Poeſie u. Berebſan⸗ 


keit. Göttingen 1819. Bd. XI. S. 10. 11. 12.15. &. es — 
99, ©. 161 234. 285. 287. 290. 295. 





347 
125) 2. Wachler's an elungen über die Geſchichte der 


ucihen X0 Rationalliteratur. Frankf. a. M. 1819. SH. 2. 
135 

126) Joh. Baire auderlefene Werke. Leipzig 1819. Ih. 2. 
©. 345 — 


127) Klopfiodı und Schiller. Eine Borlefung. El wang.1821. 
128) Sr. Horn: Umriffe zur Gefchichte und Critik der ſchö⸗ 
nen Piteratur Deutſchiands, während der Sabre 1790 — 
1818. 2fe Ausgabe, Berlin 1821. ©.9— 11. &. 36. 

129) Klopſtocks Nachlaß oder Auswahl aus beffen nadıs 
gelaffenem Briefiwechfel und übrigen Parieren. Leipzig 
1821. 2 Bde. (Vergl. Literar. Gonverfationsblatt. Sep⸗ 
tember 1821. No. 204.) 

130) Klopftod. Ein Auffag in F. D. Gräter’s zerftreuten 
Blättern. Ulm 1822. Erfte samml, ©. 323 — 44. 

131) v. Schindel: Die deutfchen Schriftftelerinnen des 
19 Jahrhund. Leipz. 1823.. Th. 1. &. 71. Ch. 2, ©. 329. 

132) J. G. Kuniſch. Handbuch d. entſchen Sprache und 
Literatur. Leipzig 1823. IH. 2 3. u f. 

133) Morgenblatt 1824. Nor 139. ©. 355. Vergl. 
Teipaiger Algem. robenzeifung, Seranegegeben von 

Dr. J. A. Bergk. 1824. No. 45. & 359. Nationales 
nt d. Zeutſhen 1824. —*8* et. 24. ©. 387. u. f. 
12) Sina, onerfationdblatt, Auguft 1824. No, 199. 
4 — 95 

18) Re flo als Menfh und Dichter. Einiges aus d. 

Gefhiäte f Lebens u. Wirkens, zur bunbdertjährigen 
Feier feines Sehurtäfefted d. 2. July 1824. (von K. Ch. 
G. Schmidt) Naumburg 1824. 

136) H. Doering: Schillers Leben, Zweite Auflage. 
Meimar1824. ©. 23. &,195. 

137) Homer und Klopftod. (Ein zuftas in d. Leipziger 
Algem. Mobenzeitung. 1824, 

138) Kiopftod. (ECin Auffag ind, Europäifgen Blättern 





348 


oder dem Intereſſanteſten aus Literatur u, Peben. Züri 
1824. May, &t. 21, ©. 180 u. ' 


139) &. Wacler's Handbud) der Geſchichte der Literatur. 


Frankfurt a. M. 1824 Bd. 3. &. 237 u, f. - 

140) Ir. Horn: Die Poeſie und Beredſamkeit ber Deuts 
fhen von Luthers Zeit bid zur Gegenwart. Berlin 1824. 

d. 3. S. 39 — 53. U in 

141) Klopftods Gäkularfeier in Queblinburg (in der Beilage 

ur Allgem. Zeitung. July 1824. No. 186. &. S15—A6. 
0.197, S. 549 ) 

142) Klopftod: Ein Denkmal zur Säkularfeler ſ. Geburts⸗ 
taged. Mit Klopft. Bildniß. Quedlinburg 1824. 

143) Einladung zu Beiträgen für Klopftods Denkmal (in 
dem Allgem. Anzeiger d. Deutfhen. November 1824. 
No. 316 &. 3611 — 3613.) * 

144) Bürgers fämmtl, Werke. “Herausgegeben 9. K.v. 
Reinhard. Berlin 1824. Bd. 7. S. 14— 17. 





Berlagsbüäder 
von Wilhelm Hoffmann in Weimar, 
I. Reifen. 


D tto von Kottzebue. Endeckungsreiſe “in die Südcee 
und nach der Beringäftraße, zur Erforfhung einer nord. 
öftlihen Durcfahrt. Unternommen In den Jahren 1813. 
16. 17. 18. auf dem Schiffe Rurick. Drei Bände. Mit 20 
Kupfern umd 7 Landkarten. 1821, in gr- 4. 12th, Auf 
Schreibyapier 16 Rthlr. Auf Velinvapier 24 Rthle- Auf 
Royal» Belin, nıit den Kupf. en gouache gemait80 Rtfle. 

- ohne Kupfer und Karten, des Nachdrucks wegen, 2. Ribir- 

Morig von Kogebue Neife. nach Perfin mit ber 
Ruſſiſche Kairerlichen Gefandtichaft im Jahre 1817. Mit 
9 colorirten und ſchhwarzen Rupfern. gr. 8. 1819 2 Rtbir. 
21 ge: (ohne Kupfer 1 Rthlr. 


in. . 


U Biographien 


Auguß von Rogebue aus feinen eigenen ſchriftlichen 
Mitrheilungen, wabehait und treu dargeflelit von einem 
feiner Jugendfreunde, 8. 1819. Ö gr. 

Galerie Weinsarifcher Sariftſteiler » herausgegeben von Dr. 
9. Döring. Erheb Bändhen Friedrich von Scil. 
Vers Beben. Aus theild gedruckten, tgeil? ungebructen 
Nadrichten, nebft gedrängter Uebrefict feiner voetihen 
Verfe. Mit Schilierd Portrait, 8. 1822. 1Rtbir. 18 ar. 

Zweites Bändhen, I. ©. von Perders Leben. Mit 
Herder Vortrait, seiner Wbbildung feines Denfmalt in 
der Stadtfirde zu Weimar und eines Fac-simile,'8. 1824. 
1 Ribir. 18 gr 


MM. Gefhiäte 


Denfwürdigkeiten der geheimen Geſellſchaft dn Unter «Italien , 
insbefondere der Barhonarl. Uus dem Deiuinal überfegt 
von 5. Döring. Mit 12 Kupfern und einem Hofsfhnitt , 
ar. 8. 1822. 1 Rthle. 18 gr 

309. Bass Rriegkbüchlein. Darfetlung der Ketegödrang. 
jate Weimars in dern Zeittaume von 1806 bis 1813, nad 
den Schlachten von Jena, Lügen und Leise. Aus Akten. 
üden und Oriainalbriefen einiger deutfhen Männer, an 
ihre Freunde in England, gefammelt. 3. 1815. 


IV Baukunſt. 

Steiner, I. 8.R., Entwurf einer neuen durchaus feuer. 
sehen Bauart , mit gewwölbten Decken und Dahungen , jur 
Eicserbeit und Woptfapet menfhlicher Wohnungen und an. 
derer Gebäude 2 Theile mit 16 colorieten Duartolatten „ 
sr. 4. 1803. 1804. 5 Ribir. 18 gr. 

— — vraftiihe Anleitung jur Berehnung der Bau. und 
Nugböler , auch Schneidemüpien » Waaren, nach dem Qua. 
drat und Cubiffuß. in gemeimmäiged Handbuch , mis 
4 inum. Kupfertafein und 74 Hole und Echneidemäßien« _ 


Bi 


tabellen,, ar. 8. 1803. 1 Rthlr⸗ 

— — der Schneckenofen in feiner größten Bekkonmmeutekt, 
zur Holzerſparniß und nefunden Wärme _ Mir 2 ig. 
Kuviertafein. ge 4. 1802. 21 gr. 


V. Naturwiſſenſchaft. 


Cotta, H., Naturbeobachtungen Über die Rewegung und 
Function des Saftes in den Gewächſen, mit Hinficht auf 
Holzpflangen. Mit 7 color- Kupfer gr 4. 1800 4 Wikire. 


VL. Sheologie 


Gräfe H. Materialien su Vorfchriften und Rechmmigßauf. 
gaben für Schuliehrer in Bürgerſchulen. 8, 1825. .. 

Herderd, I. Ss von, Briefe, das Studium der Theolsgie 
betreffend; 2 Theile, zweite Auflage. 8. 1817. 2 Reihe. 

Horn, €. $-, Handbuch für Landſchullehrer, zur Berdrden 
rung eines zwechmäßigen Gebrauchs des Herderſchen Eate- 
hismus, 3 Theile, 8. 1810. 1811. 2 Rthlr. 18 gm 

Kraufe Kräftigung im dhriflichden Stauden und Wandel. 
Hredigten. (Der Ertrag ift zum Beßten der Müblhänfer 
Gemeinde benimmt-) ar. 8. 1825. 

Röhr, Dr. % F., Predigt bei Eröffnung dei von Er. Ri. 
nigi. Hoheit dem Großhersoge von Weimar 1820 ausge⸗ 
scheiebenen Landtages , 8. 1823. 3 gr, 

Röhre, Dr. 3.5, chriſtliches Svangelinsuc 8.1825 6 gr. 


VII. Schöne Biffenfhaften. 


Salt, 3 D., Heine Abhandlungen die Poeſie und Kunf 
betreffend. Mit drei Umrifen nad Raphael und Wtichael 
Angelo. 8. 2803 2 Rthlr. 8 gr. 

Grigri , eine Arabeske, nadı einem franz. Meifter covirt, won 
Suftav Honig (Fr. Schulz), [3 Boch. , 8.1795. 21 er. 

Joſephe, ein Roman. von Fr. Echulz. 8. 1791. 21 gr 

Des Heren von Meyers hiftorifche Romane. Aus dem Sram. 
überjeßs von Sr. Schuls, 8. 1789. 16. gr. 


Melinted. Cine Sage aus dem Alterthume, 2 Theile, B+ 
1800. 1 At$ir..10 ar. 

Montesquien der Tempel zu Gnidos. Aus dem Franz, von G 
Merkel. Mit Kupf., 8. 1804. 18 gr. Velinv. 1 Kthfe. Bar. 

Dorig. Ein fleiner Roman von Ir. Schul. Dritte vere 
beſſerte Auflage. Mit Rupfern. 8. 1792..1 Rthir. 8 gr. 

Sauls, Se, vrofaiihe Schriiten, 7 Bände. 8. 1788, 
8i8 1801. 4 Kihfe 17 gr 

VI. Mineralogie, 

Boigt, I. C. W., drei Brieie über die Gebirgälchre für 
Anfänger und Unfundige. 8. 1786. 6 gr- 

— — Verfuß) einer Geihicte der Steinkohlen, der Branite 
toblen und ded Torfeb , nebfi Anleitung » diefe Sofiien keine 
nen und unterf&eiben zu Ternen, fie aufsufucen und nüße 
ti anzuwenden. Eine gefrönte Preiöfceift, mit Rupfern , 
2 Theile, gr. B. 1802. 1805. 2 Rıbfe. 5. gr. 

— — mineralogifhe Reife nach den Braunfohlenwerfen und 
Baralten in Heffen, wie aud nad den Schleferkohlenwer. 
ten des Unterharged. 8 1802, 21 ar. 

Grofogifher Berruh über die Bitdung der Täler durch 
Steöme. 8. 1791, 12 ar. 

IX. Glaffifhe Literatur. 

Euctides Elemente, erſtes Buch. Für den erſten Unter 
richt in der ariechiſchen Svrache und Mathematik ; gti. 
chiſch und deutfch, mit Unmerfungen, einem Wortregitter 
und 6 Kupfertaieln. 8. 1800. 21 gr. 

Sovnocies Philocteres, Aus dem Griechiſchen über» 
fegt,, 8: 1822. 9 gr- 

Sophocles Tragödien, Griechisch mit kurzen 
teutschen Anmerkungen, von G. €, W. Schneider. 
Erstes Bändchen ‚Electra 8. 1825. 12 gr. 

Zweites Bändchen, Trachinierinnen. 8. 1824. 14 gr. 
Drittes Bändchen. Ajas. 8. 1825. 16 gr. 
Viertes Bändchen, Philoctet, 8. 1825.16 gr. 






Pr 


Xenophons vier Bücher focratifcher Dentwürbigkeiten Uns 
dem Griechifhen, mit hiſtor. Anmerkungen von. J. M. 
Heinze. Zweite, Auflage, B. 1818. 16 gr. 


X. Satyre. 
Koyesue, Aug. d-, magnet ˖ Scheidewaſſer, gr-8.1818-12gr. 
XI. Chemie, Pharmacie. Ba 


Almanach u Zarchend. für Scheidekünſiler u. Apotheker 17IM 
bis 1824 mir 4 Resittern. 46 Jahrgänge. kl. 8. 33 Rth 
(Preiß der einzelnen Jahrgänge. 1780. 81. a 10 gr. 178% 
14 gr 1783 613 1788. 10 gr. 1789 618 1797. à 193 48 
1798.99. à 14 gr. 1800, 1.2. 216 gr. 1803 8181 
&18 gr. 1810. 1Rthte. 1811, 21 gr. 1812. 1818. ı 
1Rthir. — 1814 618 1817. a1Sgr. 1818, 21 gg. 181 
1 Yırhir. — 1820. 1 Rtbie 4 gr 1821. 18 gr⸗ 1 
21 gr. 1823. 21 gr. 1824. 18 ge. 1825. 18 33. 
Die Jahrgänge 1783 u. 1792 fehlen. Ein vollſtändiges 
emp., erciufive diefer fehlenden Jahrg., erlaſſe ich für 5 Rt" 
Die Jahrgänge 1780 bi3 1802 find v, Herrn Prof. Gött. 
ling, 1808 big 1819, vom Herrn Prof. Hofrath Dr. 
Bucholz in Erfurt , u. 1920. 21. 22. 23, 24. 26. vom Seren 
Hofrath Dr. Trommsdorff in Erfurt. Letztere haben dem 
her auch den Titel: 

Trommsdorffs, I. B., Taſchenbuch für Chemiker und 
Apotheker. 4820. 21. 22. 23. 24. 25. 5 Rthir. 4 gr. 
Böttling, J. F. U. , praftiihe Wortheile und Verbeſſerun. 
gen verfchiedener vharmnceutifch „ chemiſcher Dperatiomin 
für Apotheker, 2 Theile Cie Theil dritte Auflage) 8. 
41797. 1801. 4 Rthlr. 18 gr. " 
Trommsdorffs, I. B., Tabelle über alle biß jegt Be. 
kannte Gasarten , ihre Kennzeichen und Eigenſchaften, wie. 
und woraus fie erhalten werden und ihre Beſtandtheile. 
Dritte verbefierte Auflage» Royale Folio. 1804. 8 dr. 











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