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Full text of "Königin Luise : ein Lebensbild"

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iLofcI   I 


Ifötügitt  *Giiiff 


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Paul  ^ciiütni 


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<£'m  Cabansbilb 


Von 

Paul  Baiüm 


Setliit 


Vnlas  von  «icferf«  &  Vcvvitnt 
»908 


Cdpjiä 


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J^lLOu^    .3&^.v-^^  ac 


Dnuf  von  <3iffc<fc  &  Dement,  ietpiig. 
Den  jeu^erifd^  21nteil  bes  IPeffr*  oerbonfM  wir  ^em«  ptof.  €•  "^^oep*  •"  >*-  1.    »^«»n. 


2ntialtsvev^eidinis 


Dorbemerfung VII 

Kapitel       I    Ktnbt^ett  unb  3ugenb    ^ 

Kapitel      II    Verlobung  unb  33raut3eit 2^ 

Kapitel    III    Kronprinseffin  £uife 50 

Kapitel     IV    Stille  3aljre    8^ 

Kapitel      V    gmifc^en  2IIefanber  unb  Hapoleon \55 

Kapitel     VI    33ni<^  mit  franfreic^     \7\ 

Kapitel   VII    3m  Kriege 19^ 

Kapitel  VIII    Königin  £uife  in  Cilftt    233 

Kapitel    IX    Königin  £uife  unb  ber  freitjerr  com  Stein  25  ^ 

Kapitel      X    XV&iixtnb  bes  5flerrei<^if<^en  Krieges  « 50\ 

Kapitel    XI    Königin  £uife  unb  ^arbenberg    ..  h.,^ 327 

Kapitel  XII    Der  2lusgang 349 

2lnt}ang:   Die  5eitgendff!f(^  Bilbniffe  ber  Königin  £uife  358 

Per3ei<^nis  ber  2lbbilbungen    385 

2l(pl)abetif(^es  Per5ei(^ni5  ber  BUbniffe    389 


I 


Vovhemevtung 

Das  auf  6cn  folgenöen  Blättern  oeröffcntlidjte  £cbensWI6  foll  mbm  bm  äuferen 
Porgängen  in  6er  (ßefdjidjte  6er  Königin  £uife  Ijauptfädjiidj  i^r  ^nmnkbm,  6ie  Besieljungen 
5u  i^rem  (ßemaljle  un6  6en  (ßefdjipiftem,  i^re  etljifdje,  geiftige  un6  politifc^e  Cntipicflung 
5ur  Ztnfdjauung  bringen. 

Sie  £öfung  einer  foldjen  Ztufgabe  ipäre  unmSglidj  gemefen,  ipenn  ftc^  nic^t  bisher 
unbefanntes  ZHaterial  pon  grSftem  IDert  erfdjiojfen  ^tte. 

Der  eigentlidje  literarifc^e  Hadjiaf  ivoav  6er  Königin  ift,  ipie  urfun6Iic^  f^ftfte^t, 
unmittelbar  nac^  König  ;Jrie6ridj  IDil^elms  III.  Co6e  oemidjtet  iPor6en.  Crljalten  aber 
ift,  abgefeljen  pon  einigen  Ztufseidjnungen  6er  Königin,  6er  Brief ipec^fcl  mit  Bräutigam 
un6  (Remalfl,  6er  namentlich  für  6ie  3^^^^  U9^  ^^^  Ü9^f  ^owk  für  6ie  Kriegsseit  ^806 
un6  ^807  Ijödjfte  Be6eutung  beft^t.  Siefe  gefamte  Korrcfpon6en5  nebft  an6em  Sc^riftftücfen 
6e5  Kgl.  ^ausardjios  5u  C^arlottenburg,  insbefon6ere  audj  6ie  Sammlungen  6es  Ijodjfeligen 
Kaifer  ^rie6ric^s  IIL  5ur  (ßefc^idjte  6er  Königin,  Ijatten  Seine  ZHajeftät  6er  Seutfdje  Kaifer, 
König  IDiUjelm  II.  pon  Preuf  en,  6ie  Ijolje  (Bnabe,  6em  Oerfaffer  sum  erften  ZHale  jugänglic^ 
5u  madjen.  3"  gkidjer  IDcife  öffneten  fic^  iljnt  6ie  ^ausardjioe  5u  Hcuftreli^  mit  6en  foftbaren 
Briefen  Cuifcns  an  Pater,  Bru6er  un6  (ßrofmutter,  un6  im  IDintcrpalaft  5U  Petersburg, 
6as  oranifc^e  ^ausarc^ip  im  ^aag,  6ie  Jtrc^ipe  in  Darmfta6t  un6  Hegensburg  (Papiere  6er 
Prinsefftn  C^erefe  pon  C^um  un6  Cafis).  Pon  Sdjriftftücf en  6ipIomatifdjen  Urfprungs  fonnte 
er  6ie  Beridjte  6er  öfterreidjifc^en,  fransöpfdjen,  rufftfc^en  un6  fc^tpe6ifdjen  (ßefan6tcn  benu^en. 

Papiere  fc^r  intimen  C^rafters  aus  Pripatbeft^  ipur6en  iljm  sur  Perfügung  geftellt, 
ipie  er  auc^  bei  fdjon  peröffentlidjten  Quellen,  5.  B.  bei  Cagcbüc^ern,  auf  6ie  Originale 
5urücfgeljen  fonnte. 

Bei  alle6em  bleibt  nodj  manche  £ücfe:  tro^  jaljrelanger  ^Jorfdjungen  ift  es  nidjt 
gelungen,  irgen6  eine  Spur  pon  6em  Hadjlaf  6er  bei6en  Sdjipeftern  6er  Königin,  6cr 
^ersogin  Charlotte  pon  ^iI6burg^aufen  un6  6cr  Prinseffin  ;Jrie6erife  Pon  Solms,  fpätcren 
Königin  pon  ^annoper,  auf5ufin6en. 

^ür  je6en  neuen  Quellennac^ipeis  fü^lt  ftdj  6er  Perfaffer  perpflidjtet,  ipie  er  allen, 
6ie  i^n  bei  feiner  bisherigen  Jtrbeit  geför6ert  ifab^n,  feinen  eljrerbietigften  un6  ergebenften 
Sanf  abftattet. 

Der  iUuftratipe  Ceil  6iefes  IDerfes  fonnte  feinen  befferen  ^än6en  anpertraut  iper6en,  als 
6enen  6es  ^erm  Prof.p.Sei6eI,  6er  ftc^  bereits  6urc^  feine  früheren  Peröffentlic^ungen  als  beften 
Kenner  6er  biI6Iic^en  Ueberlieferung  über  Königin  £uife  un6  i^re  Umgebung  beipiefen  ijattc. 

Berlin,  25.  September  ^908.  P^^I  ^ailleu. 


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Berlin  ^908  Cetpjis 


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Usj<Jj^  0^'^.v-t^-^  >/c. 


Dntcf  pon  (Stefetfe  de  DtDrient,  £etp)i0. 
Dm  3ei4fnrnfd^  2InteiI  U§  IPerfc»  oer^onhn  vir  Qerm  pro^  C.  DA^<«fcp  i,  n     ^'^^r^in. 


^nlialisvev^eid\ms 


Porbetnerfung VII 

Kapitel       I    Kmbljett  unb  3ugenb    { 

Kapitel      II    Perlobung  unb  Braut3eit 2^ 

Kapitel    III    KronprinsefPn  £uife 50 

Kapitel     IV    Stitte  3alire    8^ 

Kapitel      V    gipifc^en  Jliejanber  unb  Hapoleon ^33 

Kapitel    VI    Brudf  mit  Jranfreic^     \7\ 

Kapitel   VII    3m  Kriege ^9^ 

Kapitel  VIII    Königin  £uife  in  Cilftt    233 

Kapitel    IX    Königin  £uife  unb  ber  Jreiljerr  pora  Stein  25  ( 

Kapitel      X    IPäljrenb  bes  öjlerreic^ifc^en  Krieget  « 30  ( 

Kapitel    XI    Königin  Cuife  unb  l)arbenberg    .4  «4^ 327 

Kapitel  XII    Der  2Insgang 3^9 

2lni)ang:   Die  seitgenöffifc^en  Bilbniffe  ber  Königin  Cuife  358 

Perseic^nis  ber  2IbH(bungen    385 

2l(pi)abetif(^es  Perseic^nis  ber  Bilbniffe    389 


Porbemerfung 

Das  auf  6cn  folgenöcn  Blättern  ocröffentlic^tc  £cbensbiI6  foU  neben  6en  duferen 
Porgängen  in  6cr  (ßefdjidjte  6er  Königin  £uife  ^auptfäc^Iic^  i^r  ^nmnkb^n,  6ie  Besie^ungen 
5u  i^rcm  (ßemaljle  un6  6en  (ßefdjipiftem,  i^re  etljifdje,  geiftige  un6  politifc^e  Cntioicflung 
5ur  Ztnfdjauung  bringen. 

Die  £öfung  einer  folc^en  Jtufgabe  oäre  unmoglidj  getpefen,  ipenn  ftc^  nic^t  bisher 
unbefanntes  IHaterial  von  größtem  IDert  erfc^Iojfen  ^tte. 

Der  eigentlidje  literarifdje  Hadjiaf  stpar  6er  Königin  ift,  ipie  urfun6Iic^  f^ftp^l?*/ 
unmittelbar  nac^  König  ;Jrie6ric^  IDil^elms  III.  Co6e  oemidjtet  iPor6en*  (Erhalten  aber 
ift,  abgefeljen  von  einigen  Ztufseidjnungen  6er  Königin,  6er  Briefmec^fel  mit  Bräutigam 
un6  (ßentaljl,  6er  namentlich  für  6ie  ^aiiv^  \7^3  unb  \7^^,  foipte  für  6ie  Kriegsseit  ^806 
un6  ^807  Ijödjfte  Be6eutung  beft^t  Siefe  gefamte  Korrefpon6en5  nebft  an6em  Sdjriftftücfen 
6e5  KgL  ^ausardjips  5u  €f?arIottenburg,  insbefon6ere  audj  6ie  Sammlungen  6es  ^odjfeligen 
Kaifer  ^rie6ridj5  III.  5ur  (ßefc^idjte  6er  Königin,  Ijatten  Seine  2Hajeftät  6er  Deutfdje  Kaifer, 
König  IDiUjelm  II.  oon  Preuf  en,  6ie  I?o^e  (ßnabt,  6em  Ocrfaffer  sum  erften  2HaIe  jugänglidj 
5u  madjen.  3"  gleicher  IDeife  öffneten  fic^  itjnt  6ie  ^ausarc^ipe  5U  Hcuftreli^  mit  6en  foftbaren 
Briefen  Cuifens  an  Pater,  Bru6er  un6  (ßrofmutter,  un6  im  IDinterpalaft  5U  Petersburg, 
6as  oranifc^e  ^ausardjip  im  ^aag,  6ie  Jtrc^ipe  in  Darmfta6t  un6  Hegensburg  (Papiere  6er 
Prinsefftn  Cf?erefe  pon  C^um  un6  Cafis).  Von  Sc^riftftücf en  6ipIomatifc^en  Urfprungs  fonnte 
er  6ie  Beridjte  6er  öfterreidjifdjen,  fransöftfdjen,  rufftfdjen  un6  fdjtpe6ifdjen  (ßefan6ten  benu^en. 

Papiere  fe^r  intimen  C^arafters  aus  pripatbeft^  ipur6en  iljm  sur  Perfügung  geftellt, 
ipie  er  auc^  bei  fdjon  peröffentlidjten  Quellen,  5.  B.  bei  Cagebüc^ern,  auf  6ie  Originale 
5urücfgeljen  fonnte. 

Bei  alle6em  bleibt  nodj  mandje  £ücfe:  tro^  jaljrelanger  ^Jorfdjungen  ift  es  nidjt 
gelungen,  irgen6  eine  Spur  pon  6em  Hadjlaf  6er  bei6en  Sd?tpeftem  6er  Königin,  6cr 
^ersogin  Charlotte  pon  ^iI6burg^ufen  un6  6er  Prinjefftn  ;Jrie6erife  Pon  Solms,  fpäteren 
Königin  pon  ^annoper,  auf5ufin6en. 

^ür  je6en  neuen  Quellennac^ipeis  fü^It  ftdj  6er  Perf affer  perpflidjtet,  ipie  er  allen, 
6ie  xljn  bei  feiner  bisherigen  Jtrbeit  geför6ert  iiaben,  feinen  eljrerbietigften  un6  ergebenften 
Dan!  abstauet 

Der  iUuftratipe  Ceil  6iefes  IDerfes  fonnte  feinen  befferen  ^än6en  anpertraut  tper6en,  als 
6enen  6es  ^erm  Prof.p.Sei6eI,  6er  fxdi  bereits  6urdj  feine  früheren  Peröffentlic^ungen  als  beften 
Kenner  6er  biI6Iic^en  Ueberlieferung  über  Königin  £uife  un6  iljre  Umgebung  beipiefen  liatie. 

Berlin,  25.  September  ^908.  P^ul  ^ailleu. 


€rjles  Kapitel 

(^776—^792) 

I.  ^annoper 

i{^V6nigin  £utfe  pon  Preufcn  tft  am  \0.  VHäti  \776  in  ^annooer  geboren. 

(Zs  iDäre  fc^iper  5U  fagen,  loelc^em  öeutfc^en  Stamme  fte  entfproffen  tft  un6  ange^rt: 
fo  perfdjie&ener  öeutfc^en  Stämme  Blut  mifc^t  ftc^  in  i^ren  2l6em  un6  fo  innig  perfc^meljen 
fic^  in  iljrem  IDefen  oberöeutfc^e  un6  nieöeröeutfc^e  Jlrt. 

3f?r  Pater  loar  Prin$  Karl  t>on  ZTTecflenburg^Streli^.  3"  ^^  stpeiten  ^älfte  öes 
(7.  ^alitlinnbtTts,  in  6en  Cagen,  6a  6ie  öeutfc^en  ^Jürften^ufer  nodf  in  immer  neue  Cinien 
ftc^  fpalteten,  Ijatte  6es  fSljnereidjen  Jlöolf  ^frieöric^  von  ZHecflenburg  jflngfler  Soljn,  6er 
ebenfalls  2l6olf  ;Jrie6ridj  ^ief ,  feinen  Jlufent^alt  in  Streli^  genommen  un6  6ort  eine  neue 
£inie  begrfln6et,  6ie  nac^  Been6igung  6es  grof  en  (ßüftroipfc^en  (grbfolgeftreites  im  Hamburger 
Pergleic^  pon  ^70^  fic^  6ie  Ztnerfennung  6es  Heidjes  eriparb.  Sem  neuen  ^ürften^ufe 
a>ur6en  6abei  6ie  fyrrfc^aft  Stargar6  un6  6as  ;Jürftentum  Hamburg,  6ie  6urc^  S<^n>erin 
t>oneinan6er  getrennt  ftn6,  fomie  6ie  e^maligen  ^ottannxkv^'iiomtnvzxen  TXlxvow  un6  Hemerom 
$ugefprodjen.  Der  erfte  ^er$og  2l6olf  ;Jrie6ri(^  II.  refi6ierte  in  Jllt^Streli^,  ipo  6amals  ein 
ftattlidjes  Sc^Iof  ftan6*  Unter  feinem  Hac^folger,  2l6oIf  ^rie6ric^  III.,  brannte  es  nie6er, 
un6  6a  6ie  Stän6e  mit  6er  Beipilligung  6er  ZTIittel  für  einen  Heubau  $5gerten,  fo  erweiterte 
6er  ^ersog  ein  unfern  gelegenes  3ag6fc^lof  auf  einer  2ln^^  an  einem  Meinen  See,  6em 

{ 


3ierfer  See,  $u  feiner  Heftöens,  $u  öeren  ;Jflgen  ftc^  halb  ein  Stäötdjen,  Heu^Streli^, 
ausbreitete.  (£5  seigt  feine  urfprfinglidje  Jlnlage  noc^  ^eute:  pom  ZTTarfte,  in  öeffen  2Hitte 
ftc^  je^  bas  Senf  mal  öes  Srufrers  6er  Königin  £uife,  6es  (ßroft^rsogs  (ßeorg  erijcbt, 
ge^en  flra^IenfSmiig  6ie  Strafen  aus,  öeren  beöeutenöfte  sunt  Sdjlo^  nnb  öent  buchen« 
beftanöenen  Sc^Iofparf  cntporfüljrt.  Um  Staöt  un6  Sc^Iof  aber  loebt  es  nodj  je^t  loie 
Sdjaiten  längft  entfc^iounöener  Cage,  nne  ein  ^audj  6er  Hofofoseit,  aus  6eren  iDun6er^ 
lieber  ;JürftengaIerie  einige  6er  iDun6crIic^ften  ^ier  getpaltet  ^ben. 

2tuf  2t6oIf  ;Jrie6rid?  III.,  6er  felbft  feine  Hinbev  Ijintcrlief,  folgte  ^752  feines  Bru6ers 
ältefter  Soljn  von  6er  ZTliroiDfdjen  £inie,  loie  ntan  6icfen  3o>eig  nannte,  ^crsog  2t6oIf 
;Jrie6ric^  IV.,  allbcfannt  als  6er  fdjruUenreidje  ^cl6  von  ^ri^  Heuters  „Dördjläuc^ting". 
tDenn  es  n>a^r  ift,  nxis  6ie  mccflenburgtfdje  Ueberlieferung  erjäljlt,  fo  Ijat  ;Jri^  Heuters 
Sc^il6crung  iljm  unredjt  getan;  es  nnr6  betjauptet,  un6  loie  es  fdjeint,  mit  gutem  (ßrun6e, 
6af  2t6olf  ;Jrie6ridj  bei  allen  feinen  Son6erbarfetten  ftdj  bodf  6en  Staatsgefdjäften  mit 
€mft  un6  (Eifer  gciDi6ntet  un6  felbft  int  (ßeifte  6es  aufgeflärtcn  Defpotismus  feiner  3<^^t 
mancherlei  Heformen  perfudjt  Ijabe.  OöUig  gefdjic^tlidj  je6odj  ift  feine  IDeiberfc^eu;  er  blieb 
unpermä^lt  un6  oljne  Hadjfommcn;  aber  er  ^atte  SdjiDeftcm  un6  Brü6er,  pon  6enen  6er 
ältefte,  6cr  ant  \0.  ©ftober  \H\  geborene  Prins  Karl,  6cr  Pater  6er  Königin  £utfe  un6 
fein  Hadjfolger  iper6cn  follte. 

Prin$  Karl  ift  6urc^  ein  günftiges  (ßefc^icf  frülj  aus  6er  (Enge  6es  6amaligen  Stillebens 
in  ZTTecflenburg  Ijinausgefü^rt  tPor6en;  es  iparen  Beredjnungen  6er  fy)^en  Politif,  6ie  in 
fein  jugen6lidjcs  Ceben  eingriffen  un6  iljn  in  eine  an6ere  un6  größere  IDelt  ^ineinftellten. 

3nt  ^rütjja^re  ^7^^  ^atte  ftdj  am  englifc^en  ^fe  ipic6er  einmal  6as  (ßerfldjt  per* 
breitet,  König  ^ric6ric^  IL  pon  Preufen  beabftdjtige,  6en  ^ersögen  pon  ZHecflenburg  feine 
nie6errljeinifdj*ipeftfälifdjen  Beft^ungcn  absutreten  un6  6afür  iljre  £an6e  im  Caufc^  an  ftc^ 
$u  neljmen  —  ein  (ße6anfe,  6er  nodj  oft  in  fritifdjen  Cagcn  6ie  europaifdje  Politif  beun* 
ruhigen  follte.  llnt  6iefe  permeintlidjen  prcufifdyen  piäne  5U  6urc^freu5en,  fe|te  ftc^  6er 
englifdje  ^of  mit  6em  mecflenburgifdyen  ^ofmciftcr  ^crm  pon  (ßloe6en  in  Z?erbin6ung, 
6er  6en  Oorfdjlag  machte,  man  möge  einen  6er  prinsen  6es  ^fes  pon  lUiroiP,  an  6en 
6ie  nachfolge  in  Streli^  übergeljen  mugte,  6urclj  Ernennung  sunt  Cfjef  einer  Kompagnie 
in  I^annoperfcije  Sienfte  aufnel^nten  —  6er  Köttig  pon  (£nglan6  nxir  6amals  noc^  sugleic^ 
Kurfürft  pon  ^annoper  — ,  unt  iljn  ljie6urc^  „allental  auf  gute  IDcge  5U  leiten",  6as  lyeift: 
por  6er  Untgamung  6urd)  6en  böfen  Preuf  enfönig  5U  beijütcn.  Der  Kurfärft  pon  ^annoper, 
König  (ßeorg  pon  €nglan6,  ging  auf  6iefcn  Torfdjlag  bereitipillig  ein,  un6  fo  fam  es, 
6af  6er  junge  Prins  Karl  mit  Patent  po*^   7.  Desember  ^745  ^um  Kap»*an  in  einent 


^annooerfdjen  Hcgtment  5U  ;Juf  ernannt  ouröe.  prins  Karl  erhielt  fortan  (ße^It  un6 
„Cmolumcnte"  eines  Hauptmanns  un6  tft  —  6er  ^dtpuntt  läft  ftc^  nic^t  feftftellen  — 
einige  3^^!^^  fpäter  tatfädjiidj  nac^  ^annopcr  übergefteöelt.  3^3^^^^  1^55  ipuröe  er  5um 
TXlaiot,  \760  5um  ©berftleutnant  beföröert. 

€in  3^^^  öarauf  U)ur6e  6ie  üerbinöung  6es  ^aufes  ZTTerflenburg^Streli^  mit  6em 
^aufe  ^annooer  nodj  enger  gefnfipft  Der  Kurfürft,  König  (ßeorg  III.,  irermäljlte  ftdj 
mit  5es  prinsen  Karl  jüngerer  Sc^ipefter  Charlotte,  Me,  wk  ersa^It  ipuröe,  6urc^  ein 
freimütiges  Z?eru>en6ungsfdjreiben  bei  König  ^rieöric^  6em  (ßrof en  für  iljr  pon  preufifdjen 
IDerbem  ^eimgefudjtes  Cänödjen  6ie  Ztufmerffamfeit  auf  ftc^  gelenft  Ijatte.  Prin$  Karl, 
6er  6ie  Sdjmefter  bis  5U  ifjrer  Cinfdjiffung  im  ^afen  pon  Staöe  begleitete,  iDuröe  bei 
öiefem  Jlnlaf  sum  ©berft,  im  3^^^^  1^62,  bei  einem  Befudje  in  £on6on,  5um  (ßenerat 
major  ernannt.  (£r  erbat  öamals  unö  erfjielt  6ie  (Erlaubnis,  ftdj  6em  nac^  Portugal 
beftimmten  englifc^en  ^eere  ansufc^liefen,  öeffen  Jlrtiüerie  er  fommanöieren  follte.  Pon 
friegerifc^en  (Taten  6es  20jäfjrigen  (ßenerals  perlautet  freiließ  nichts.  Soc^  muf  6er  König 
mit  iljm  5ufrie6en  geipefen  fein,  6enn  er  ernannte  ifjn  fdjon  im  ^ebruar  ^763  5um  (ßeneraU 
leutnant  un6  lief  6en  etwas  leic^tpnnigen  jungen  ^erm,  öeffen  perfdjipenöerifc^er  fjaus^lt 
audj  fpäter  nidjt  feiten  5U  (Caöel  Jlnlaf  gab,  reidjlidj  mit  (ßelö  perfeljen.  Karl  ipar 
eine  „redjt  ^übfc^e"  Crfc^einung,  Pon  fanften  unö  gefälligen  ZTTanieren;  6ie  (£nglän6er, 
6ie  i^n  öamals  in  Conöon  fallen,  fd;il6em  il^n  als  n>ol;lgebil5et,  wznn  audi  nic^t  grof, 
mit  befonöers  fdjönen  Jlugen  unö  ^älimn  —  fpäter  tpollte  man  pnöen,  6af  er  in  feinem 
Zteugeren,  audj  in  Haltung  unö  Beipegung,  6em  Kaifer  Paul  Pon  Suflanö  auffallend 
gleidje:  ipie  ein  IDaffertropfen  6em  anbetn,  perftdjert  eine  ruffifc^e  ^oföame.  Was  wxt 
fonft  pon  iljm  Ijören,  $eigt  einen  prinsen  pon  feinen  ^Jormen  unö  pielfeitiger  Bilöung,  mit 
öemjenigen  2Hafe  pon  Hinneigung  5U  6en  ^bcen  6es  ^8.  3ö^J^^i*«^^rtS/  tt>te  es  ftc^  für 
einen  prinsen  jener  3^^*  fc^icfte. 

Bei  &er  bdannUn  IDeiberfdjeu  pon  Dörc^läuc^ting  Ztöolf  ;Jrie6ridj  beruhte  6ie  Uadj^ 
folge  6es  JTliroipfdjen  fjan^es  in  ZTTerflenburg^^Streli^  auf  Prin$  Karl,  fo  6af  man  frülj^ 
Seitig  begann,  an  feine  Oermäljlung  5U  öenfen.  ©b  eine  Seife,  6ie  6er  Prins  im  3^^^^^  1^65 
über  Hegensburg  nac^  IDien  untemaljm,  angeblidj  um  öort  feinen  ©nfel,  öen  prinsen 
pon  Sadi^en^'Sfxlbbnxgltiavi^en,  öen  Befiegten  Pon  Hofbac^,  5U  befuc^en,  pielleic^t  fdjon  mit 
folc^en  Plänen  $ufammenljing?  Sicher  ift,  iaf  eine  stpeite  Seife,  ^768,  ins  „Seid?",  nadf 
Darmftaöt,  öer  fflnftigen  (Sattin  gegolten  ^at 

IDir  ipiffen  nic^t,  ipas  &en  prinsen  geraöe  an  ken  H^f  Pon  Sarmftaöt  geführt  unö 
ipas    feine   IDaljl    auf    eine    Ijeffifdje   prinseffin    gelenft    Ijat;    möglidj,    6af   Me   H^ufer 


ZlTcrflenburg^Streli^  nnb  ^ejfen  einanöer  na^c  ftonöcn,  feit  6er  ^Ät,  xx>o  Ijefftfc^e  Pvxnyn  im 
Dienfte  König  ^rieöridjs  lange  ^At  in  Prenslau  gamifonicrten.  (ßenug,  int  ZTlärj  ^768  finöeit 
iDtr  Prin$  Karl  mit  feinem  ^reunöe,  6em  dürften  pon  ^Ijenlo^e^ ©erringen,  un6  feinem 
fpäteren  2Tlinifter  pon  Seipi^  in  SarmftaM,  n>o  man  5U  C^ren  6er  erlauchten  Heifen6en 
;^eftlic^feiten  mit  muftfalifc^en  2Iuffu^rungen  peranftaltete  un6  xx>o  sugleic^  Sefprec^ungen 
über  eine  Permä^Iung  angefnüpft  un6  baI6  $um  Jlbfdjluf  gebradjt  n>ur6en. 

7Xm  28.  ZHai  \768  erfcbien  6er  Prins  pon  neuem  in  I)armfta6t,  un6  am  2lben6 
6c5felben  Cages,  bei  einem  ;Jefte  im  XPeifen  Saale  6e5  I)armftä6ter  Sc^loffes,  ipur6e  6ie 
Verlobung  6es  Prin$en  Karl  pon  ZTlccflcnburg-^Streli^  mit  6er  prinseffui  ;Jrie6erife  Pon 
treffen  =^I)armfta6t  pcrfün6igt. 

Prinseffin  ^rie6erife  ipar  noc^  nic^t  ^6  3ö^^<^  öÜ.  3^^  Pater  Prins  (ßeorg  HXttjelm 
pon  Qeffen,  ein  jüngerer  So^n  6es  regieren6en  £an6grafen  £u6tpigs  VIII.,  l^atte  anfangs  als 
prcufifdjer  ©berft  in  6en  Sc^leftfc^en  Kriegen  fic^  ausgeseidjnet,  im  3^I?re  ^7^7  aber  als 
(ßeneralmajor  6en  2lbfdjie6  genommen,  (gr  ipar  6ann  gegen  feine  Heigung  in  Sfterreic^ifc^c 
Dienfte  getreten,  tpo  er  (ßeneral  6er  Kapallerie  tpur6e,  un6  fc^licflic^  <ßeneralfel6ntarfc^all 
6es  oberrljeinifdjcn  Kreifcs  gcnH>r6en.  3"^  3^^re  t7^8  ^tte  er  fidj  mit  ZTlarie  £uife  Ztlbertine 
(ßräpn  5u  £einingen==fjct6es^eint  un6  Dagsburg  permäljtt.  Die  €tje  ipar  überaus  glüdlidj 
un6  gefegnet;  Prin5  (Beorg  un6  feine  (Battin  Prinsefpn  (ßeorg,  nne  man  fte  nannte  —  ipir 
ipcr6en  i^r  nod;  oft  begegnen  — ,  ^tten  unter  fransöftfc^em  Sil6ungsfimts  6eutfd;es  (Bemüt 
un6  6eutfdje  ^römmigfeit  beipa^rt;  6ie  (gdjtljeit  un6  6ie  3nnigfcit  iljrer  gegenfeitigcn  Heigung 
gaben  6as  fdjönfte  ^Familienleben,  6as  auc^  6ie  (Cödjter  un6  Solint  in  gefdjipiftcrlidjer  £icbe 
un6  (Eintracht  untfd^lof . 

Prinsefftn  ^rie6erife  nxir  6ie  ältefte  6er  CSdjter,  gebil6et,  über  iljre  3<Jljre  gefellfc^aftlidj 
gcipan6t,  „mit  6em  beften  fersen  pon  6er  IDelt  un6  6em  bcften  Ctjaraftcr"  —  mie  iljrc 
Cante,  Qeffen*Darmfta6ts  „grof c  £an6gräfin''  Karoline,  6eren  £iebling  fie  ipar,  fie  djaraftcriftert 
I^It.  3^^  2teu§eres  5eigt  uns  ein  Bil6  im  Darmftä6ter  Scblog.  (Ein  antnutig  läc^eln6es 
(Befielt  mit  einer  fräftigen  Stirn,  blon6en  £otfen  un6  blauen  2Iugen,  6ie  fte  auf  6ie  ZTTe^rja^l 
i^rerKin6er  pererbt  Ijat.  Jim  ^  8.  September  ^768,  einem  Sonntag,  ipur6e  6ie  Pennäljlung 
6er  Prinjefftn  mit  prins  Karl  gefeiert,  in  6en  faiferlidjen  3ti"mcnt  6es  Damtftä6ter  Sc^loffes, 
UYtter  6em  (O^ronl^imnteL  Der  reid^  un6  prächtige  Sd^mucf  6er  Braut,  großenteils  (Befc^enfc 
6er  Königin  (Cl^arlotte  poit  (Englan6,  ertpectte  an  6ent  Fletnen  Dartnftä6ter  l)ofe  nic^t  geringes 
2tuffeljen.  Xlaif  6er  ^odjseit  biteben  6ie  jungen  €f?eleute  nodj  einige  tDoc^en  in  Darmfta6t; 
6ann  reiften  fte  nad;  Qannoper,  tpo  6er  Prinj  bal6  6arauf  sunt  (ßout^emeur  6er  Sta6t 
ernannt  wuvbc. 


IDir  befi^en  f einerlei  Zlac^ric^len  über  6en  ^ausftanö  6es  junsen  Paares;  niemanö 
Ijat  uns  gefdjilöert,  tpie  Königin  Cuifens  üaler  unö  ZlTutler  mileinanöer  in  ^annoper  gelebt 
Ijaben.  2tber  mir  Ijaben  einen  anöeren  ^mQcn  pon  superläffigfler  (Treue,  öeffen  IXlunb  nur 
bisljer  perfc^Iojfen  n>ar,  ein  Heines  (Tagebuch  6er  jungen  ^frau  aus  6en  2<^ll^^n  (77^  bis  \782, 
nebft  einigen  Briefen  an  i^ren  (Saum,  6ie  uns  einen  freunMidjen  (Einblicf  in  bas  nur  5U 
furse  ©lud  öiefer  €{je  eröffnen. 

iTTan  6arf  fagen,  prinseffin  ^frieöerife  Ijat  öie  n>arme  3""i9'^it  ^^  ^familienlebens, 
an  6en  öeutfc^en  ^ürflenljSfen  öamals  ma^rlic^  feine  gans  gen>ö^nlic^e  €rfc^einung,  aus 
6em  elterlichen  Qaufe  in  Darmftaöt  in  bas  eigene  Qeim  nac^  Qannoper  perpflanst.  (Es  mar 
eine  überaus  glücflic^e  €^e,  6ie  6ie  I?effifdje  prinseffin  mit  6em  medlenburgifc^en  prinsen 
führte,  eine  (£{je  übrigens  int  (Cljaraf ter  6er  ^c\t,  gefüljtooll,  empfinöfam,  überfc^menglidj  baI6, 
balö  tänöelnö  unö  fpielerifc^:  eine  Hofofo^(E^e*  „ZlTein  ZlTännc^en",  „mein  liebes  reisenöes 
ZlTännc^en"  (mon  petdt  ^poux,  mon  eher  et  charmant  petit  ^poux),  „mein  lieber  (Engel", 
„mein  angebeteter  prins",  fo  nennt  6ie  prinseffin  ^rieöerife  6en  (ßatten  im  erften  mie  im 
elften  3a^re  i^rer  (E^,  un6  5n>ifc^en  6ie  in  sierlic^en  Sc^riftsügen  regelmäßig  perlaufenöen 
feilen  malt  fie  gern  Heine  fersen.  „3^^  g«^e  5U  Bcti^/'  Ijeift  es  ido^I  einmal,  „un6 
träume  pon  öem  €ngel,  pon  6em  prinsen  meiner  Seele."  Tindj  ein  leidjter  ^umor  belebt 
5un>eilen  Mefe  Briefe;  fo,  ipenn  6ie  prinseffin  erjäljlt,  ipie  fie  im  IDalmoienfdjen  (Barten 
fpasieren  gelje  un6  immer  öie  fc^Snen  Statuen  betrachte,  öamit  6as  Kino,  6as  fie  unter  6em 
fersen  trägt,  iljnen  äljnlic^  tperöe. 

BaI6  fa{j  ftc^  6as  fürftlic^e  Paar  pon  einem  Kranse  blüljenöer  Kinöer  umgeben,  yn 
Hopember  ^769  muröe  eine  prinseffin  geboren,  6ie  nac^  einer  Sc^ipefter  6er  ZlTutter  öen 
Hamen  (Cljarlotte  erhielt;  i^r  folgte  eine  jtpeite  prinsefftn,  6ie  C^erefe  getauft  muröe,  6ann 
Smei  Prinsen  unö  abtvnxals  eine  prinseffin,  Me  jeöoc^  alle  6rei  jung  ftarben. 

Bei  aller  (Traulic^feit  6es  ^äuslic^en  tebens  nat^men  Karl  un6  ;f rieöerife  6oc^  lebhaft 
teil  an  6em  gefellfc^ftlic^en  Derfeljr  un6  6cn  gefelligen  Vergnügungen,  ipie  fie  öiepome^men 
Kreife  öes  2l6el5  in  6er  Staöt  fjannoper  reidjlidj  öarboten.  Die  Ijauptfäc^lidjften  ^efttage 
tparen  6er  ^O^ni,  6er  (ßeburtstag  6es  König^Kurfürften,  un6  6er  ^9.3<inuar,  6er  (ßeburtstag 
6er  Königin,  6ie  auc^  einige  ZlTale  pon  €nglan6  nac^  fjannoper  ^erüberfam,  tpäl?ren6 
König  (Beorg  felbft  fein  Stammlan6  befanntlic^  nie  gefe^en  tfat  Ttudi  6ie  (Geburtstage  6es 
prinjen  un6  6er  prinseffm  felbft  tpur6en,  wie  fic^  perfteljt,  feftlic^  begangen;  gemöljnlic^ 
6urc^  t^eatralifdje  2tuffü^rungen,  bei  6enen  6ie  Heinen  prinsef d)en  (Charlotte  un6  (Eljerefe 
fc^on  frü^  mitgetpirft  Ifabtn.  Piel  befuc^t  tpur6en  6ie  Konjerte  in  6er  Con6on*  un6  in  6er 
Heuen  Sdjenfe  un6  „bei  ^ofe",  befon6ers  fobal6  6ie  Königin  in  ^nnoper  penpeilte.    Die 


beltebtefte  gcfcllige  üeranftaltung  jener  ^cxt  aber  toarm  6ie  „2tjfembleen",  Me  uns  6er  be* 
fannte  Perfaffer  öes  IDerfes  Heber  Me  (Einfamfett,  3.  6.  Simmermann,  kantals  Ztrst  in 
^nnopcr,  gefc^ilöert  Ijal.  „fjerren  un6  Damen,"  fo  fdjreibt  er  einem  feiner  ^reunöe, 
„erfc^einen  6a  in  6er  auf  erften  Pracht,  6ie  Damen  i^t  alle  in  l{lei6em  pon  Titlas,  6ie  über 
un6  über  mit  blondes  un6  Spieen  befe^et  ftn6,  un6  in  mantilles  pon  ^Ian6erifdjen  Spieen, 
6ie  aber  von  einer  2tdjfcl  $ur  an6em,  un6  von  6em  Kinn  bis  an  6as  fjersgrüblein  offen 
ftn6;  in  6cn  £)aaren,  an  6en  ©Ijren  un6  am  ^alfe  tragen  fie  alle  Diamanten;  alle  ftn6  noc^ 
6er  neueften  Parifer  2trt  frifiert;  feine  trägt  ein  l{lei6,  6as  nidjt  nac^  6en  neueften  aus  Paris 
gefommenen  iTTuftern  gcfc^nitten  ift;  fein  an6ere5  IDort  mir6  gefprodjen  als  fransSfifdj:  auf 
fransöftfc^  n>ir6  fofettiert,  auf  fransSftfc^  gefc^erst  un6  auf  fransöfifdj  gefügt." 

Der  Prins  un6  6ie  Prinscffm  perfeljrtcn  bcfon6ers  gern  bei  6em  ljöcfjftfomman6ieren6en 
(ßeneral  {fannovexs,  6em  ^^'^"^^'^^^ll  Spörden,  auger6em  bei  pielen  an6cren  Ijanno* 
perfdjen  2i6elsfamilien,  bei  6en  Kielmannscgge,  6en  ®mptc6a,  Centime,  Busfdje,  lDalmo6en, 
Platen  un6  IDendftem;  audj  6er  Hame  ^ar6enberg=Hepentlon>  begegnet  einige  ZTTale  in 
6en  2tuf5eicfjnungen  6er  Prinscfftn:  es  ift  6er  fpätere  preufifdje  ^ü^^^Staatsfansler  fjar6en^ 
berg,  6amals  Kammerrat  in  ffannovn,  6er  ^775  eine  Hepentlon>  geheiratet  ^atte  un6  ein 
£)aus  madjte.  2(uger  6en  2lffcmbleen  gab  es  im  IDinter  Bälle  aller  2trt  —  audj  Kin6er 
balle  in  Pauyljall  —  un6  Sdjlittenpartien,  im  Sommer  Spasierfaljrten  un6  2tusPüge  nadj 
£)erren^aufen  un6  6em  ©arten  6es  ^dbmat^diaüs,  wo  6ie  ^^IDey^enlöbe"  ftan6. 

Die  politifdjc  £age  in  Hor66eutfdjlan6  n>ar  geeignet,  6iefe  ruhigen  ;frcu6en  6er 
©efcUigfeit  5U  begünftigen.  ZlTan  lebte  in  6cn  ftillen  3a^ren,  6ie  6as  (£n6e  6es  Sieben- 
jäljrigen  Krieges  Pon  6en  2lnfängen  6er  Kepolutionsfriege  trennen;  ein  l?ierteljaljrljun6ert, 
fo  be6eutungspoll  für  6ie  fnofpen6e  Dollblüte  6es  6eutfcfjen  (ßeifteslebens,  fo  unfrudjtbar 
—  tro^  Bayerifdjem  Crbfolgefrieg  un6  ^ürftenbun6  —  für  Deutfdjlan6s  ftaatlidje  ^nU 
tt>idelung.  3"  £?annoper  erfreute  man  ftdj  6es  tiefften  5rie6ens  un6  genof  in  ftol5* 
bcfyiglidjer  2vulje  6ie  (Erinnerung  an  6ie  feigen  Siegestage  pon  inin6en  un6  Krefel6. 
Don  6en  IDcltIjdn6eln  €nglan6s,  6as  mit  Spanien,  ^ranfreidj  un6  feinen  rebellifc^en 
Kolonien  in  nor6amerifa  im  Kampfe  lag,  blieb  £)annopcr  unberührt;  6cr  2lntetl,  6en 
Prin5  Karl  an  6en  Kriegen  na^m,  befdjränfte  ftdj  auf  gelegentlidje  Beftdjtigungen  6er 
Unglücflidjen,  6ie  im  englifdjen  Sol6e  aus  Deutfcfjlan6  übers  IXlccv  nadj  2imerifa  gefdjleppt 
n>ur6en.  2lud;  pon  6em  Cänn  6es  Bayerifdjen  Crbfolgefrieges  tönte  nur  ein  fdjtpadjer 
Klang  in  6em  IjannoperfAen  Son6er leben  n>ie6er,  n>enn  6ie  prinseffm  einmal  6en  Befuij 
pon  (£6elsljeim  ern>äljnt,  6er  in  König  ;frie6ricfjs  2tuftrag  bei  6er  tjannoperfdjen  £an6es 
regierung  üK'r  eine  2irt  ^ürftenbun6  perljan6eltc.    Pon  an6eren  Befud^em,  6cren  Hamen 


We  (ßefc^ic^te  jener  tüage  nennt,  fönnen  n>tr  nur  noc^  6en  prinjen  ^etnric^  von  Preufen 
eripa^nen,  6er  auf  6er  Heife  rxadi  Paris  £)annoper  berufjrte,  un6  6en  jungen  3taliener  Cucc^efini, 
6er  an  6en  ^of  König  ;f rie6ricfj5  reifte  un6  baI6  Preuf ens  feinfter  Diplomat  iDer6en  follte. 

IDie  6ie  Politif  feierte  in  ^annoper  aud;  6as  geiftige  Ceben;  an  6er  grogartigen 
(EnttDidelung  6er  6eutfc{;en  Dichtung  Ifaüc  Hie6erfacl;fen  geringen  2(nteiL  Hur  6ie  ZITufif 
fan6  in  6en  Ijö^eren  Kreifen  6er  Sta6t  eifrige  un6  perftän6ni5PolIe  Pflege,  Der  berühmte 
Sangesmeifter  (ßuiliani  tpirfte  ^ier,  6er  ^äufig  Konserte  peranftaltete;  er  leitete  6ie  2tusbiI6ung 
6er  älteften  Prinseffin  (Charlotte,  6ie  eine  ungetpöljnlic^e  muftfalifdje  Begabung  seigte  un6 
fpdter  unter  6en  fürftlidjen  ^auptem  Deutfcfjlan65  6ie  be6euten6fte  Sängerin  tDur6e.  IDir 
^ören  audj  pon  2tuffüljrungen  (ßlucffdjer  (Dp^m,  6enen  6er  prins  un6  6ie  prinseffin  bei«^ 
tpoljnten.  ZlTit  6iefer  üorliebe  für  ZlTufif  mag  es  sufammenfjängen,  6af  6ie  prinseffin,  pon 
6eren  (ßeiftesleben  ipir  fonft  menig  erfahren,  noc^  im3<i^J^«  1^78  italienifc^  5U  lernen  anfing. 

Dodj  6as  Ceben  6cs  prinslidjen  Paares  perlief  nur  5um  tCeil  in  ^annoper;  oft,  rec^t 
oft  unterbrachen  Seifen  un6  längere  Ztbipefen^eiten  6en  2tufentljalt  in  6er  Ceinefta6t.  ^aft 
alljä^rlidj  ipur6e  ein  Jtusflug  nac^  (Celle  unternommen,  wo  prins  €mft  pon  ZlTecflenburg, 
ein  jüngerer  Bru6er  6es  prinsen  Karl,  als  (^oupemeur  lebte,  (Ebenfo  ^äufig  n>ur6e  6as 
6amalige  Zno6eba6  6er  pomeljmen  IDelt  befudjt,  Pyrmont,  ipo  Prinseffin  ^rie6erife  einmal 
£)er6er  pre6igen  ^5rte;  Prins  Karl  fdjeint  eine  befon6ere  Porliebe  für  6iefen  ®rt  gehabt 
$u  Ijab^n,  6em  er  fpäter  nodj  ein  treuer  (ßaft  blieb  un6  6effen  Sta^lbrunnen  er  audj  in 
^annoper  tranf.  (Erft  im  sipölften  3a^re  iljrer  (E^e,  im  3a^re  \779,  Ifat  bas  prinslic^e 
Paar  6ie  mecflenburgifc^e  Qeimat  6es  prinsen  befuc^t,  mobei  auc^  6as  Belpe6ere  in  Heu^ 
bran6enburg  —  ^ri^  Heuters  Bellman6ür  —  befic^tigt  ipur6e.  (Es  blieb  bei  6iefer  einen 
Seife  nac^  Zleu^Streli^,  n>ie  auc^  2t6olf  ;f rie6ricfj,  obgleidj  6ie  penpan6tfdjaftlic^en  Besie^ungen 
anfc^einen6  nie  getrübt  ipur6en,  bodi  nur  einmal  6en  Bru6er  in  ^annoper  befudjt  5u  ^aben 
fc^eint.  Um  fo  häufiger  un6  um  fo  lieber  reifte  man  in  6ie  fjeiraat  6er  prinsefftn;  piele 
ZRonate  lang  t^at  oft  6as  2(lte  Palais  am  ZTTarfte  in  Darmfta6t  6en  prinsen  Karl  mit 
©attin  un6  Kin6em  be^rbergt,  IDie  frS^lic^  un6  glücflic^  lebte  es  fic^  in  6er  fleinen 
Hefi6en$l  2tusPug  reiljte  fidj  an  2luspug,  ^eft  an  ^feft  —  6as  n>ar  6odj  etipas  an6eres 
als  6ie  „2lffembleen"  in  fjannoper.  „Bien,  bien  amus6**  —  fo  ^eift  es  oft  in  6en  Zlotisen 
6er  prinseffin,  2lber  Darmfta6t  bot  bodi  audj  nodj  an6eres:  im  3ö"uar  \782  ipur6e  6ort 
Hat^n  6er  IDeife,  6er  ^bm  erfdjienen  mar,  porgelefen. 

Sdfon  \77\,  tpenn  nidjt  früher,  ^at  Prinsefftn  ^^^^^^^fe  mit  i^rem  erften  Kin6e,  6er 
fleinen  (Cljarlotte,  6ie  €ltem  in  Darmfta6t  befuc^t,  tpäljren6  prins  Karl  $ur  Sc^ipefter  nac^ 
(Englan6  reifte.    Dier  3<rf?te  fpäter,  im3<i^J^«  U^5,  tpar  6ie  ganje  ^familie  in  Darmfta6t; 


noc^  me^rmonatlic^em  2(ufentl^,  fobalö  Me  ^Iftesyit  es  erlaubte,  reißen  fie  in  6ie  5c^n>ei5, 
too  fie  in  Cangnau  öen  XDunöeröoftor  ZITid^el  Sc^uppac^t  befuc^ten,  6en  iavakv  damals 
öurdj  feine  „plfyfxoQnomx^iim  ^fragmente"  befannt  madjte;  surücf  ging  es  über  Straf  bürg 
nac^  Karlsru^,  xvo  fte  namentlid;  mit  6er  ZTTarfgräftn  Cuife,  einer  geborenen  ^efftfd^en 
Prinsefftn,  perfeljrten.  Dann  ein  ferner  un6  gefegneter  r^nifc^er  Sommer  in  DarmftaM 
unö  in  6en  Sd^Iöffem  6er  llmgegen6,  Braunsf^r6t  un6  Kranid^ftein;  erft  in  6en  legten 
3ulitagen,  6a  fid;  in  6er  prinseffin  fd^on  neue  ZITutter^ffnungen  regten,  f ehrten  fie  nac^ 
^nnoper  juräcf,  in  6as  7üi^  Palais  in  6er  Ceinfhrafe,  6as  fte  einige  3a^re  Dor^ 
bejogen  Ijatten.  Un6  als  nun  im  nädjften  3^^re  6ie  erften  Frühlingstage  famen,  fonnte 
Prinseffm  Frie6crife  unter  6em  ^0.  ITläxi  \776  in  Ujr  (Tagebuch  fdjreiben:  Accouchöe 
pour  la  6*»«  fois,  ä  7  heures  du  matin,  d'une  4*««  fiUe.  Der  glücflic^e  Pater,  6er  6er 
JHutter,  wie  6as  (Tagebuch  bal6  6arauf  perrät,  6anf bar  ein  Parifer  Hcglige  pereljrte,  mel6ete 
am  näc^ften  (Tage  6en  Üern>an6ten  in  Karlsrulje  6as  fro^e  €reignis  mit  6er  Bitte,  TWaxU 
gräfin  Cuife  möge  6ie  Patenfdjaft  übemcljmcn  un6  6er  Keinen  Prinseffin  iljrcn  Hamen 
geben,  6er  iljr  (ßlücf  bringen  n>er6e,  2tm  25.  TXlävi,  in  ^nnopers  alter  (ßamifonfirc^ 
„3um  ^eiligen  ©eifte",  n)ur6e  6ie  prinjeffin  auf  6ie  Hamen  Cuife  2tugufte  IDi%lmine  2(malie 
getauft;  5U  6en  Paten  gcljörten  auf  er  6cr  ZTTarf gräfin  Cuife  6ie  perfönlic^  ann>efen6e  Prinseffln 
(Cljarlotte  pon  £)cffen«Darmfta6t  un6  6ie  ^ürftin  pon  ©erringen,  6ie  ftdj  bmdi  ^etemarfdjall 
Qar6enberg,  6en  Pater  6es  fpäteren  Staatsfanslers,  pertreten  lief.  2tlle  (Taufpaten,  fo  tpir6 
crjäljlt,  trugen  Deildjenfträufe;  Deilc^  fdjmücften  audj  6as  tCaufbecfen  un6  6as  Kiffen 
6cs  (Täuflings,  un6  felbft  6as  Köpfdjen  Cuifens  ru^te  auf  Peildjcn. 

^xotx  3a^re  fpätcr,  am  2.  IXläxi  ^778,  fam  nodj  eine  (Todjter  5ur  IDelt,  6ic  nadj  6er 
2Tluttcr  Frie6crife  genannt  tpur6e  un6  6eren  Sc^icffal  mit  6em  Cebcn  Cuifens  fo  innig 
pcrfiodjtcn  ift. 

Das  Cebcn  6cr  l{in6er  in  feinen  2tnfängen  gcljt  auf  im  t^bcn  6cr  €ltem;  nur  Pon 
6iefcn  fönnen  wir  ^icr  sunädjft  nodj  berichten. 

Der  pcnpan6tfdjaftlic^c  Pcrfeljr  smifc^en  fjannoper  un6  Darmfta6t  blieb  lebljaft  un6 
^erslid;.  IDenige  HTonate  nad;  6cr  (ßeburt  Cuifens,  im  IXlax  \776,  tarn  6ie  (Brofmutter 
mit  iljrcr  sipcitcn  (Todjter  (Cljarlotte  $u  Befudj,  un6  als  fte  im  3uli  ^nnoper  ttne6er 
perlicf cn,  folgte  iljnen  6as  prinslidjc  Paar  bal6  nadj  un6  perblieb  6en  gansen  HHnter  über 
in  Dannfta6t,  too  6ie  Verlobung  un6  Pcmiäljlung  6er  6ritten  (Todjter  Cuife  mit  itjrem 
Pettcr  €rbprin5  Cu6nrig,  6cm  fpäteren  erften  (ßrof^erjog  Pon  £)effen*Darmfia6t,  6urc^ 
glän5en6e  ^cfte  gefeiert  ipur6c.  Crft  iiti  2tpril  \777  feljrten  Karl  U]t6  Fric6erife  nac^  ^nnoper 
jurüJ,  um  6en  6urdjrcifen6en  ^ersog  Pon  2necflcnburg--St^cli^  begrfifcn  5p  fönnen.    Die 


^«djnmiöen  bct  priitjeffin  Cuifc  in  ot 


titctn  r<cftrcibfjofk' 


Kinbl{ett  urib  3udenb 


Sommermonate  perlebten  fie  5um  tCeil  in  6er  fc^on  cnoä^nten  XOey^enlSbe,  einem  Keinen 
Cuftt^usc^en  mit  (ßarten  auf  öem  StaöttpaUe  f}annovcrs,  ^as  6er  prinsefftn  nac^  6em 
tToöe  öes  ^clbmav^iiaüs  Spörcfen  im  3uni  ^776  übermiefen  n>ar.  Dodj  n>ur6e  auc^  nadj 
nne  por,  faft  in  jeöem  Sommer,.  Pyrmont  auf  einige  IDo<^en  befudjt.  Die  Kinöer,  Me 
„fanfans",  öeren  prinseffin  ^rieöerife  gelegentlich,  aber  nic^t  ebtn  ^ufig,  in  i^rem  (Tagebuch 
geöenft,  blieben  n>ä^ren6  öiefer  Seifen  in  ^annoper  surüd,  ipo  eine  tjoföame,  ^räulein 
pon  IDoIsogen,  fte  mütterlidj  betreute. 

3u  6en  pier  prinseffinnen,  6ie  alle  ^ubfc^  un6  anmutig  ^erantpuc^fen,  fam  enMic^ 
am  \2.  2tuguft  ^779  6er  erfeljnte  Prins  un5  €rbe,  6er  nac^  ^frieöerifens  Bruöer  (ßeorg 
genannt  ipuröe;  ein  sipeiter  prins  ift  nur  einige  3a^re  alt  geiporöen.  Tlus  öiefer  ^cxt  Ijöxtn 
tpir  5um  erften  ZlTale  mieöer  pon  6er  Meinen  Cuife.  IDenige  (Tage  nac^  (ßeorgs  (ßeburt 
fiel  6er  (ßeburtstag  6er  ZlTutter,  6er  20.  2tuguft,  6er  bnxdi  6ie  2tuffüljrung  einer  Keinen 
Kom56ie  por  i^rem  Sette  gefeiert  n>ur6e,  tpobei  mit  6en  älteren  Sdjtpeftem  un6  an6eren 
Damen  audj  6ie  6reijä^rige  Cuife  mittpirfte.  Tlndj  an  6em  Baüfeft  5um  ©eburtstag  6es 
Daters,  am  \0.  ©Kober  6esfelben  3aljres,  nahmen  6ie  Kin6er  bereits  teil,  Cuife  als  2traor, 
6ie  älteren  bei6en  (Cljarlotte  un6  (T^refe  als  Peftalinnen. 

Die  nädjften  3afjre,  foipeit  mir  in  6era  tpenig  gefprädjigen  tCagebuc^  6er  prinseffin 
6en  €reigniffen  folgen  fSnnen,  perliefen  ftill;  etipas  2tbipedjfelung  bvadfkn  nur  6ie  Seifen 
nadj  Darmfta6t.  Denn  fo  glücflic^  fic^  ^rie6erife,  ipie  uns  i^re  freiließ  nur  $u  feltenen 
Briefe  seigen,  im  Palais  an  6er  Ceinftrafe  un6  in  „i^rem  ©arten"  —  6er  XOey^n* 
lobe  —  füllen  mochte:  immer  tpie6er  50g  es  fie  ^in  ins  €ltemljaus  nadj  Darmjia6t,  ipo 
man  fo  fröljlidj  un6  fo  jipanglos  lebte  un6  nic^t  in  fteifem  ^ranjSfifd),  fon6em  anmutig 
rljeinfränKfc^  miteinan6er  plau6erte.  Dort  feierte  fte  ^780  i^ren  eigenen  un6  i^res  ©ema^ls 
©eburtstag,  in  ^ranffurt  6en  ^djjeitstag,  in  Sdjlof  Brauns^ar6t  6ie  IDeinlefe.  Dort 
penpeilte  fie  mie6er  im  IDinter  pon  ^78^  auf  \782  un6  feierte  IDeiljnac^ten  un6  6en 
DreifSnigstag  un6  6en  ©eburtstag  6er  ©rofmutter,  6en  \6.  ZlTärj  ^782.  €rft  am  legten 
2tpril,  unter  (Tränen,  perlief  fte  6as  liebe  Damtfta6t  —  es  follte  6ie  le^te  Seife  6er 
prinseffm,  6er  le^te  2tbf(^ie6  pon  6er  alten  £)eimat  fein.  Kaum  nadj  ^annoper  surücf^* 
gefeljrt,  tpur6e  ^rie6erife  pon  einem  6amals  graffieren6en  ^ieber  ergriffen  un6  porjeitig  pon 
einem  l{in6e  entbun6en,  6as  fc^on  nadj  tpenigen  Stun6en  nne6er  ftarb;  5tpei  (Tage  fpäter, 
am  22.  ZITai  \782,  noc^  nidjt  6reifig  3^^re  alt,  erlag  fte  felbft  6er  Kranf^eit.  Die 
Prinsefftn  tpar  tpegen  iljres  liebensn>flr6igen  (C^arafters  in  ^annoper  beliebt;  man  erjä^lte 
ftdj,  fie  fei  fo  gut  gen)efen,  6af  fte  i^ren  Kin6em  nie  ein  unfreun6lidjes  IDort  Ijabe  fagen 
Knnen.    Die  tCrauer  um  i^ren  tro6,  nne  pripatbriefe  aus  jenen  (Tagen  uns  jeigen,  tpar 


Ktnbl^eii  nnb  3udenb 

tat 

allgemein.  3^^^  Kin^cr  Ijaben  i^r  2tn6enfen  aüejett  gefegnet.  Cuife  aber  fdjrieb  acfjt 
3a^re  fpäter  in  i^r  Crbauungsbudj:  ;,^eute  am  22.  ZlTai  ip  meine  Hebe  erpe  ZHama  im 
3a^re  \782  geftorben,  ein  Perluß  für  mic^,  6er  pets  in  meinem  fersen  eingegraben  fein 
n>ir6.  ZHöge  6er  fjimmel  fie  beloljnen,  fo  fe^r  iDie  pe  es  x>er6ient."  Die  Ceicfje  tDur6e  über 
(Celle  nadj  ZTliron)  gebradjt,  geleitet  Don  Prins  €mp  un6  6em  ^frdulein  Don  IDoIsogen. 
Prins  Karl  blieb  in  £)annoper  surüd,  allein  mit  feinen  fec^s  Kin6em,  pon  6enen  6as 
ältepe  erp  $n>5lf  3öl?re  alt  n>ar;  es  n>ur6e  bemerft,  6af  6er  fonp  fo  lebensluftige  Prins  pdj 
allen  (ßefcUfdjaften  entsog  un6  feinen  l{in6em  fortan  ausfc^lieflidj  lebte. 

Die  notn>en6igfeit  einer  5n>eiten  ZTlutter  für  6ie  PeruKiipen  machte  pcfj  je6o<^  bal6 
füljlbar.  €s  n>ar  natürlidj,  6af  pd)  6ie  2tugen  6es  prinsen  nne6er  nadj  Darmpa6t 
mawbUw,  mo  er  fdjon  einmal  eine  fo  glücflidje  IDa^l  getroffen  Ijatte,  Hodj  im  £)erbp  \782 
erfdjien  Karl  in  Darmpa6t,  un6  in  ^annoper  ^ief  es  bal6,  6af  er  n>ie6er  eine  Ijefpfdje 
Prinsefpn  als  ©attin  ^eimfüljren  n>er6e.  €s  n>ar  6ie  im  3aljre  ^755  geborene  SdjtDepcr 
6er  ücrftorbenen,  prinsefpn  (Cljarlotte,  6ie  er  u)a^lte.  (ßoetlje,  6er  pe  furj  por^er  bei 
einem  Befudje  in  Darmpa6t  fa^,  lfa\it,  w\t  er  6er  ^law  Pon  Stein  fdjrieb,  befon6eren 
(Befallen  an  \\)x  gefun6en;  für  Karl  ipar  tpoljl  beftimmen6,  6af  (Cljarlotte  fdjon  öfter 
längere  ^z\i  in  ^annoper  pdj  aufgetjalten  Ijatte  un6  6en  pertpaipen  Kin6em  eine  gute 
ZTTutter  5u  n>er6en  perfprac^.  (Es  6aucrte  6odj  nodj  einige  ^zxi,  elje  6ie  Üerbin6ung  5uftan6e 
fam.  3^"  3""^  1^82,  tpenige  IDodjen  nadj  6em  2tbleben  6er  prinsefpn  ^rie6erife,  ipar 
audj  6cren  Pater  (ßeorg  IDilfjelm  perftorben;  es  gab  (Erbfc^aftsauseinan6erfe^ungen  smifc^en 
ZDitme  un6  Kin6em,  6ie  erp  (£n6e  6es  3^^res  6urcl;  einen  Heseg  i^ren  2tbfc^luf  fan6en. 
Vom,  mufte  eine  Heife  nadj  Paris  angetreten  tper6en,  ipo  6ie  ^amilie  feit  3^^^^" 
5or6erungen  aus  fransSpfdjen  Hequiptionen  gelten6  madjte  un6  einen  Prosef  n>egcn  einer 
naffauifdjen  (Erbfdjaft  führte.  Die  prinjefpn  (ßeorg  un6  einige  iljrer  Kin6er  nxiren  fd^n 
meljrcre  3^^^^  früljer  aus  6enfelben  2lnlaffen  in  Paris  gemcfen  un6  IfiXUn  6abei  (ßelegen^t 
gefun6en,  pc^  6er  Königin  ZlTarie  2tntoinette  5U  nähern,  6ie  für  6ie  jungen  prinsefpnnen 
eine  aufridjtige  Heigung  faf te  un6  bis  in  6ie  Hepolutionsseit  hinein  mit  i^nen  in  leb^ftem 
23riefn>cdjfcl  geblieben  ip. 

(Erp  nac^  6er  Hücffeljr  aus  Paris  —  6ie  Heife  Ijatte,  bciläupg  bemerft,  \3268  (Taler 
29  (ßrofdjen  un6  5S',  Pfennig  gefoftet  — ,  im  Zllai  ^78^,  n>ur6e  6ie  Verlobung  5n>ifdjen 
Karl  un6  (Ct^irlotte  in  Darmfta6t  gefeiert,  im  September  \7S\,  \6  3<iljre  nadj  6er  erften 
Permäljlung  6es  Prinsen,  6ie  tfoA\it\t  Den  IDinter  über  bis  ipeit  in  6as  3^^r  ^785 
I^inein  blieb  6as  fürplid^e  Paar,  ipie  es  fd^eint,  nod;  in  6em  lieben  Darmfta6t.  Dann 
pe6elte  es  naäci  l)annoper  über,  ipo  bal6  6arauf,  am  3.  September  ^785,  6ie  dltepe  (Coc^ter 


Karls,  (Cljarlotle,  nodi  nidjl  \6  3a^re  all,  mit  ffexioq  ^mbndj  pon  Sadjfen^fjilöburgljaufen, 
öurc^  6ie  ZlTutler  6es  prinscn  Karl  mit  6cm  mccflcnburgifdjen  fjaufe  pertoanöt,  pcmtäljlt 
tDuröe.  (Cljarlotte  n>ar  fdjSn  un6  anmutig,  n>ie  alle  Kinöcr  öes  prinsen  Karl  unö  ^fricöerifcns; 
im  (ßcfdjmifterfrcife  ^icf  fte  £olo  o6cr  Cottc  „6ie  Singefdjmefter". 

2Im  30.  Hopembcr  ^785  gab  prinscfjtn  (Cljarlotte  in  £)annoper  einem  Knaben  bas 
Ceben,  6er  nadj  6em  üater  Karl  genannt  n>ur6e.  IDie  i^r  Sriefmedjfel  mit  ZlTarie  2lntoinette 
5eigt,  ifatU  fte  it^rer  fd^tpercn  Stun6e  mit  bangen  2t^nungen  entgegengefe^en,  6ie  6iesmal 
nic^t  täufdjten;  fürs  nadj  6er  €ntbin6ung,  am  ^2.  Desember  ^785,  ift  (Charlotte  perftorben, 
aufridjtig  beipeint  pon  i^ren  Stieffin6em,  6enen  fie  eine  mirflidje  ZlTutter  gen>or6en  ipar, 
3n  6em  Crbauungsbuc^  Cuifens  fin6en  mir  unter  6em  \2.  Desember  ^790  eingetragen: 
„£)eute  por  fünf  2<^lfven  ftarb  meine  liebe  ZlTutter,  ITlSge  (ßott  mir  ein  ^ers  geben 
ipie  6a5  iljrige." 

Der  tCo6  6er  Stiefmutter  ipur6e  für  Cuifens  Cebensgang  be6eutfamer  als  6er  tCo6 
6er  eigenen  ZlTutter.  Der  Pater,  6em  smei  grauen  in  tpeniger  als  pier  ^^Ijxen  geftorben 
tparen,  persidjtete  auf  eine  neue  Dermä^lung;  er  na^m  als  ^übmav^dfall  feinen  2tbfc^ie6 
aus  6em  ^annoperfd^en  Znilitär6ienft  un6  ging  sunäd^ft  auf  Heifen,  nad;  £on6on,  nac^ 
Streli^,  5u  feiner  älteften  (Todjter  nadj  ^il6burgljaufen.  Die  Sö^ne  lief  er  in  £)annoper 
5urücf,  6ie  (Tödjter  tüljerefe,  Cuife  un6  5rie6erife  aber  fan6te  er  nadj  Darmfta6t,  5ur  Prinsefftn 
(ßeorg,  6er  (ßrofmutter,  6ie  6arum  gebeten  Ifatit. 

Ztlfo  perlief  im  ^rüt^jo^r  ^786  prinseffin  Cuife  i^re  (ßeburtsfta6t  fjannoper,  6er  fte,  tpie 
fpatere  Sriefe  seigen,  ein  freun6lic^es  Ztn6enf en  immer  betpa^rt  Ijat  Sie  geljt  nadj  Darmfta6t, 
iljr  junges  Ceben  gleitet  in  einen  neuen  Cntnncfelungsabfc^nitt  un6  eine  neue  IDelt  umfängt 
fte.  (Eine  IDelt,  6ie  iljre  untere  fjeimat  tper6en  follte.  Ztus  6er  fc^n>ermütigen  (EinfSrmigfeit 
6er  nor66eutfc^en  (Tiefebene  tritt  fte  in  ein  gefegnetes  Can6,  tpo  fluf 6urc^raufd;te  tüaler  un6 
tpal6umfrän5te  £)öljen  anmutig  n>edjfeln,  aus  ^annopers  fteifem  un6  unfruchtbarem  Son6er=^ 
leben  in  6ie  fc^Sne  (ßefelligfeit  un6  6as  reidje  (ßeiftesleben,  6as  ftc^  6urdj  6as  ^M^ammcn^ 
ftrömen  6eutfc^er  un6  fransöfifdjer  Kultureinflüffe  am  H^ein  gebil6et  Ifatt^.  //J^ur  6ort 
fönnen  ipir  bodf  eigentlich  leben,"  fc^reibt  fpdter  einmal  eine  an6ere  Ijefftfdje  prinsefftn  aus 
Berlin,  ;,6ort,  tvo  6ie  ZlTenfc^en  ^erslic^er,  freun6lidjer  un6  gefelliger  ftn6."  €s  ift,  als 
iper6e  Cuife  je^t  6em  mütterlidjen  €r6reic^  tpie6ergegeben,  aus  6em  iljrer  ZTatur  6ie  rechte 
Ha^rung  sutpädjft;  als  tper6e  fte  nun  in  6ie  Umgebung  perpflanst,  6ie  aus  i^rem  innerflcn 
IDefen  ^aus  6er  ©rofmutter  un6  6er  ZlTutter  fd)6nes  €rbteil  5ur  reic^ften  Entfaltung  f5r6ert. 
3n  r^nifdjer  Cuft,  unter  r^einifc^er  Sonne  blüljt  prinseffin  Cuife  5ur  3w"9f^^u  empor* 


\{ 


IL  Darmftaöt 

DarmftaM  wax  nic^t  mc^r  Me  Stabt,  6ie  cinji  Dorläufcrin,  faft  Zlebcnbu^lerin  IDeimars 
gcn>efcn.  Die  pon  König  ^ricöridj  ben)un6erte  /^grof  e  Canögräfin"  Karoline  ipar  ^77^  geflorben. 
3ljr  (ßemaljl  Canögraf  CuötDig  IX.,  6er  fie  um  fec^je^n  3a^re  überlebte,  fummerte  fidj  nidjt 
um  öie  aufblü^enöe  öeutfc^e  IMdjtung;  fdjruUen^aft  wie  nur  öie  Streli^er  „Dördjläuc^ting", 
befdjäftigte  er  fidj  in  pirmafens  ausfdjUef  lidj  mit  feinen  Solöaten  un6  feinem  (Trommlerforps, 
für  bas  er  piele  (Taufenöe  Don  itTärfdjen  $u  fomponieren  glaubte  un6  in  forgfältig  geführten 
t£aQcbüdizm  perseic^nete.  3n  Darmftaöt  lebte  im  Sc^lof  fein  ältefter  Soljn,  6er  €rbprin$, 
feit  ^790  Canögraf  CuötDig  X.,  in  nidjt  eben  glücflidjer  €^e  mit  feiner  Coufine  Cuife,  6er 
ilTuttersfdjiDefter  unferer  Cuife.  2tn  feinem  fjofe  Ifati^  Darmfta6t5  (ßlansseit  nodj  eine  Xladi^ 
blute:  (ßoetlje  fam  $un>eilen  von  ^wnffurt  06er  IDeimar  herüber  un6  Schiller  los  6ort  im 
Desember  \78^  6en  erften  TXti  feines  Don  Carlos  por,  n>obei  audj  6ie  mecflenburgifc^e  ^amilie 
unter  6en  ^uljövcm  gen>efen  fein  mag.  Die  Cebensroeife  tt>ar  bürgerlich  befc^ei6en,  nodj  fo 
mie  6er  jugen6lic^e  ^ar6enberg  bei  feinem  Befudj  im  3aljre  ^772  6en  Darmftä6ter  fjof 
gefun6en  tjatte,  als  er  6ie  ^effifdjen  prinseffmnen  in  Klei6em  pon  ^xi^  umfjergeljen  fa^. 

€benfo  fc^lic^t  un6  einfadj,  aber  glücflic^  als  im  Sc^lof ,  lebte  in  6em  gans  nahebei 
am  ZlTarft  gelegenen  „2tlten  Palais",  audj  „Burgfrei^eitspalaft"  genannt,  6ie  prinseffm 
(ßeorg  mit  iljren  6rei  (£nfelfin6em.  Das  2tlte  Palais,  je^t  in  bürgerlichem  Befi^,  fc^aut 
nodj,  auf  erlief  tpenig  peran6ert,  auf  6en  ZlTarftpla^;  eine  (ße6cnftafel  erinnert  an  prinscffm 
Cuife.  Tludi  6ie  Umgebung  ift  wenig  pcrän6ert.  (Ein  ZTTarftpla^,  wie  in  pielen  fleinen 
6eutfc^en  Heft6en5en,  mit  Sc^lof  un6  Hatljaus,  unfern  6ie  Sta6tfirclje,  6eren  (ßlocfen  unfere 
Prinsefflnnen  oft  an  6en  Befuc^  6es  (Bottes6ien{)es  mahnten;  hinter  ITTarftpla^  un6  Sc^lof 
fjeute  wie  6amals  6as  alte  Darmfta6t,  ein  (ßewirr  enger  un6  unregelmäßiger  Strafen. 
2tufer  6em  Palais  befaf  prinsefftn  (Beorg  noc^  einen  an  6er  alten  5^^"'^"^^^  Strafe 
gelegenen  ©arten,  6en  fogenannten  Sc^wanengartcn,  in  6em  ein  „Cuft^us"  ftan6,  un6" 
6ie  „Braunsljar6t",  ein  in  6en  fedfsiger  3aljren  6es  \8.  3aljrljun6erts  erbautes  Sdjlöfdjen, 
eine  ;fa^rftun6e  pon  Darmfta6t  nac^  itTains  5U  gelegen,  ein  langes  nie6riges  einftScfiges 
Can6l>aus  mit  fdjwerfälligem  Dacfj  un6  fdjrägen  Znanfar6en5immem. 

Prinsefftn  (ßeorg,  ^729  geboren,  war  nacij  6em  (ßemäl6e  pon  Seefa^  in  Darmfta6t, 
6as  tte  mit  i^rem  (ßemaljl  sufammen  6arftellt,  in  i^rer  3u9^n^  ^«c  braunäugige  Sd^nljeit 
pon  cixoas  blaffer  (ßefidjtsfarbe  mit  einem  feingefcfjnittenen  2nun6e.  Die  3^^re  run6eten 
i^r  2tntli^,  6as  auf  fpätercn  Bil6em  poll  un6  felbft  6erb  erfdjdnt.    Unperän6ert  blieb  i^ 

\2 


3nncres:  fte  wav  buvdj  unö  bnvdf  Pfdl5erin,  in  i^rer  Sprache  wie  in  i^rem  IDefen,  eine 
femöeutfc^e  Hatur,  leichtblütig,  poll  (ßemüt  unö  ^frofjftnn,  6abei  ateäterifc^  fronira  —  i^r 
geiftlic^er  Cicblingsfdjriftfteller  wav  6er  ort^o6oje  Silberfc^Iag  —  unö  unberührt  pon  6er 
fc^märmerifc^en  (Empftn6famfeit  6er  ^tit  ^ur  fte  ir>ar  ,,^reu6i9feit  6ie  ZlTutler  aller  tru9en6en"» 
3ljre  Cnfelinnen  ersog  fte,  mie  fie  einmal  fdjreibt,  sur  tCugen6  un6  Soli6ität  un6  5U  6en 
nxi^ren  <Brun6fa$en  einer  foli6en  Heligion.  Sie  befaf  eine  lebt^fte  Unter^altungsgabe  un6 
plau6erte  gern,  fo  6af  man  in  Darmfta6t  iDO^l  fagte:  „fie  fdjmä^t,  iDie  prinseffin  ©eorg", 
un6  fidj  6rollige  (ßefdjic^ten  von  iljrer  naipen  Urfprünglic^feit  ersä^lte.  yjve  pome^mfte 
©genfc^aft  aber  tpar  iljr  ;f amilienfinn,  eine  ^erslidje,  immer  teilne^men6e,  immer  opfertpillige 
Cicbe  5u  iljren  Kin6em  un6  Kin6esfin6em,  n>ie  ju  allen,  6ie  6er  tpeitoersmeigten  X?ertt)an6t- 
fc^aft  6e5  Ijefftfdjen  fjaufes  angehörten.  3n  iljrer  2trt  per6ient  Prinseffin  (ßeorg  piclleic^t 
einen  pia^  smifc^en  i^rer  grof  en  Can6smännin,  6er  Pfälserin  Cifelotte,  un6  6er  ;f rau  2tja, 
(ßoetljes  ZlTutter. 

Pon  6en  Odjtem  6er  Prinseffin  (ßeorg  lebten  nac^  6em  tro6e  ^rie6erifens  un6 
(Cljarlottens,  6er  ZlTutter  un6  Stiefmutter  unferer  Cuife,  nur  nodi  jmei;  bei6e  tpenig  glüdlidj 
in  6er  €lje,  bei6e,  mie  alle  tCöc^ter  6er  prinseffin  (ßeorg,  pon  jarter  (ßefun6ljeit;  Cuife,  6ie 
(ßema^lin  6es  Crbprinsen  £u6n>ig  Pon  £)effen*Darmfta6t,  un6  2tugufte,  feit  ^785  (Bt^ 
ma^lin  6e5  Prinsen  ZlTay  3ofep^  pon  Pfalss^^tpeibrücfen,  6es  fpateren  erften  Königs  6es 
BaYerlan6es,  Don  iljren  Söhnen  ftan6en  einige  in  frent6en  Krieg56ienften;  in  Darmfta6t 
felbft  lebte  meift  nur  einer,  Prins  (Beorg,  6en  aber  unruhige  2(benteuerluft  aud;  oft  aus 
6er  ZlTutter  ^aus  entfüljrte.  Stets  in  (ßel6perlegenljeiten,  blieb  er  6o<^  immer  pon  un^ 
pertpüftlidj  Ijeiterer  Caune,  6er  fröljlic^e  ®nfel  (Beorg,  6er  Ciebling  feiner  Heffen  un6  Hidjten, 
6ie  er  liebte,  n>ie  er  feine  perftorbenen  Sd^meftem  geliebt  Ijatte,  un6  fär  6eren  Unterhaltung 
er  6urdj  Heine  ^efte  un6  Ztusflüge  immer  bemüljt  n>ar. 

3^  3^^^^  1^8^/  i^^  geringen  ^reu6e  6er  regieren6en  ^efftfc^en  ^amilie,  fie6elte  audj 
Prins  Karl  mit  feinen  bei6en  Söhnen  (ßeorg  un6  Karl  nadj  Darmfta6t  über,  n>o  er  fidj  an 
6er  Stelle  6es  je^igen  H^eintores  ein  ^aus  faufte.  €r  Ifat  es  n>enig  ben>o^nt,  meift  lebte 
er  bei  (Charlotte  in  ^il6burgljaufen,  als  Präfi6ent  einer  faiferlic^en  Kre6itfommiffton,  6ie  6en 
jerrütteten  ;f inansper^ältniffen  6es  Meinen  £an6es  aufljelfen  follte.  ®^ne  ZlTutter  un6  faft 
oljne  Pater  aufipadjfen6,  fdjloffen  ftdj  feine  fünf  Kin6er  um  fo  inniger  einan6er  an,  6ie 
Brü6€r  poll  Betpun6erung  un6  Eingabe  für  6ie  Sdjipeftem,  6ie  Sc^ipeftem  poU  Stolj  auf 
6ie  Brü6er,  befon6€rs  auf  Ceorg.  Das  2^^  \'^^9  bradjte  6em  glücflidjen  (ßefc^nnfterfreife 
eine  fc^mei^lidje  (Trennung,  einen  2tbfdjie6  mit  pielen  Cränen.  Sdjmefter  (T^erefe,  Höschen, 
tpte  fte  in  6er  ^familie  genannt  tpur6e,  folgte,  faum  fedße^n  yxifxt  alt,  6em  (Erbprinsen 

13 


Karl  2nefan6er  von  C^um  nnb  tZaps  als  (Bema^ltn  nadf  Hegensburg.  Sdiön  unb  getftig 
IfoiibtQabt,  Ifatt^  fte  fd^on  mehrere  BetDerber  unt  i^re  tfonb  suräcfgctmefen,  öarunter  andi 
einen  i^rer  ®nfel;  für  6en  prinsen  von  fZijntn  nnb  IZcQcis,  öeffen  Eintrag  pon  6er  IZanit 
in  Cnglanö  unterftu^t  n>uröe,  entfc^Iof  fte  ftc^  nur  55gem6  unö  nid^t  o^ne  ftc^  fär  il^ren 
epangclifc^en  (ßlauben  poUe  Befenntnisfrei^eit  aussumac^en. 

Die  (Ersieljung  6er  Kin6er  6e5  prinsen  Karl  Ijatle  in  ^annoper,  iDie  fc^n  ttwäifnt, 
anfänglidj  ^räulein  pon  IDolsogen  geleilet,  neben  6er  3^  XI.  Sdjrage,  fpäter  Profeffor  in 
(ßöttingen,  Unterridjt  erteilte»  3^  3<^l?re  \785  mar  ^räulein  Pon  IDolsogen  6er  neu* 
pemiäljlten  ^ersogin  (Cljarlotte  nac^  £)il6burgtjaufen  gefolgt,  wo  fie  nodi  lange  3^^re  als 
©ber^ofmeifterin  gelebt  Ijat.  Durdj  ^uftge  Seifen  un6  fleißigen  Briefmedjfel  unterljielt  fie 
audj  pon  6ort  aus  einen  regen  Derfe^r  mit  6en  (ßefdjn>iftem,  6ie  i^r  ^rslidj  sugetan  blieben. 
Xlodi  im  3^^^^^  IÖ02  fdjrieb  Cuife  6er  5djn>efter  C^erefe:  ,,Die  gute  IDolsogen  ifi  mir  fo 
ac^tungsn>ert,  n>ie  nur  irgen6  ein  menfc^lidjes  IDefen  fein  fann,  ic^  fenne  nieman6,  6em  ipir 
fo  piel  per6anfen  n>ie  i^r,  nic^t  blof  tpegen  6es  (Buten,  6as  fte  ]e6em  einseinen  pon  uns 
ertpicfen  Ijat,  fon6em  ipegen  6es  (Buten,  6as  fie  6en  (ßlie6em  einer  ^amilie  unaufljSrlidj 
enpeift,  6ic  fo  einig  ift  tpie  6ie  unfere." 

Xlodf  por  XDeggang  6es  ^räulein  pon  XDoljogen  tpur6e,  n>ie  es  fc^eint,  ein  ^räulein 
2tgier  mit  6em  Unterricht  betraut,  6ie  ein  ftrenges  aber  furses  Regiment  gefüljrt  Ijaben  foU. 
3l?r  folgte,  noc^  in  fjannoper  un6  nodj  bei  Cebseiten  6er  stpeiten  (ßemaljlin  6es  prinscn 
Karl,  ^räulein  SalomJ  pon  (B^lieu,  aus  6em  6amals  preugifc^en  Heud^ateL  (Eine  bxümtU 
Dame  mit  einem  angenehmen  un6  sugleidj  n>ür6igen  2teuf  eren,  Pon  Ijeiterem  (ßemüte  un6 
fdjlidjter  ^frömmigfeit,  n>ufte  fte  in  6er  (Ersieljung  6er  prinseffinnen  Strenge  un6  2nil6e 
glücflic^  5u  pereinigen.  Xladf  6em  tro6e  6er  Stiefmutter,  ^786,  fte6elte  fte  mit  6en  Prinscffinncn 
nadi  Darmfta6t  über,  tpo  fte  6ie  peripaiften  Kin6er  gan5  in  6em  frommen  un6  fröljlic^en 
Sinne  6er  (ßrofmutter  aufsog  un6  bis  sur  Dermäljlung  Cuifens  un6  ;frie6erifens  perblicb. 
Sie  tjat  fpdtcr  in  einem  (ßc6idjt  an  bcn  Kronprinsen  ^mbridf  IDiUjelm  als  i^r  einsiges 
l?er6ienft  bescidjnet:  6af  fte  „6as  glücflidje  Haturcll  Cuifens  nidjt  per6orben  Ijabe".  Cuife 
felbft  ^at  als  Kronprinsefftn,  n>ie  als  Königin,  in  guten  n>ie  in  bdfen  (Tagen  6anfbar  un6 
Ijerslid)  il?rer  ge6ac^t,  fte  reidjlidj  unterftü^t  un6  in  iljr  immer  6ie  Celjrerin  pereljrt,  Pon  6cr 
fte  „6as  (ßute  s"  lieben  un6  su  tun  gelernt  Ijabe".  Iln6  nadj  Cuifens  (Co6e  Ijat  Jrie6ric^ 
IDilt^elm  III.,  6er  als  Kronprins  in  6er  glücflid;en  Brautseit  \7^3  oft  mit  i^r  geplau6ert 
un6  gefdjerst  Ijatte,  pietätpoll  ftdj  6er  (ßreiftn  angenommen  un6  i^r  im  3^ljre  (8(^  auf  6er 
Hücffeljr  pon  Paris  mit  feinem  so>^*c"  So^ne,  6em  fpoteren  Kaifer  IDilljelm,  in  i^rer 
Qeimat  (Colombier  in  Heuc^atel  einen  Befud;  abgeftattet. 


JDie  fc^on  öie  XDalfl  6er  (Ersic^erin  bcfunöct,  Hlöete  rxadi  6er  Sitte  6er  ^At  6ie  Cr*» 
lernung  6er  fransöftfdjen  Spradje  6en  ZlTitlelpunft  6e5  Unterridjts;  ^ransSfifdj  tDur6e  audj 
im  fc^riftlic^en  Perfe^r  faft  regelmäfig  gebraudjt,  n>ä^ren6  6ie  Unlerljaltung  meift  6eutf(^ 
un6  ^äuftg  im  r^nfränfifdjen  Dialeft  gefüljrt  tpur6e.  Cuife  fyxi  fpäter  als  Königin, 
obgleidj  fie  iljren  Kin6em  n>ie6erIjoIt  fleifige  Uebung  im  ^ransSfifc^en  anempfaljl,  es  6odj 
oft  beflagt,  6af  6ie  (ßrun6lage  i^rer  BiI6ung  fransSfifc^  geiDefen  voax.  Heben  ^räulein 
pon  (ß^Iieu,  6ie  t^auptfäc^Iid;  in  fransdfifc^er  un6  englifd^er  Sprache  unterrichtet  5U  ^aben 
fdjeint,  ^aben  6ie  prinseffinnen  in  Darmfta6t  nodj  an6cre  Ce^rer  geljabt,  unter  6enen 
namentlidj  ein  (ßeiftlic^er,  ^rey,  öfter  ermähnt  n>ir6. 

Cuife  mar  eine  siemlidj  mittelmäfige  Sdjülerin;  fdjon  6er  ^ix^iänb  iljrer  fjefte  n>ür6e 
xlfv  Ijeute  ungeso^Ite  „tCa6eI"  5U5ie^en,  fo  nac^Iäfftg  ftn6  fte  gefüfjrt,  be6ecft  mit  Zeichnungen, 
auf  6enen  Damen  in  farifiertem  Zno6epu^,  mit  tCoupfe  un6  SWcfelfdjufjen  ein^erftolsieren, 
o6er  befc^rieben  mit  übermütigen  öemerfungen,  mie  6em  nur  5u  tna^ren  Selbftbefenntnis: 
„3nl?alt  gefdjmiert,  6en  22.  2tpril,  ^3  3al?re  alt;  Sdjan6  über  alle  Sdjan6e.  ^789."  tln6 
n>eldje  2tuffc^riften:  „^efte  für  6ie  2tuffä^e,  6ie  meljr  als  5n>ölf  ^eljler  Ijaben."  ®6er  auf 
6en  fran55fifc!jen  fjeften  6er  3o>5lfjäIjrigen:  „Cayez**;  erft  6ie  Dreise^njä^rige,  6ie  fic^  etwas 
meljr  sufammensuncljmen  fc^eint,  fc^reibt  richtig  Cahier.  ^freilieft  —  ort^ograpljifc^  6eutfdj 
o6er  fransSfifcij  5U  fcijreiben,  tjat  Cuife  niemals  gelernt,  fo  oft  auc^  ;f räulein  pon  (Bilkn  xlfx 
für  fdjlec^te  2trbeiten  mittags  6en  Hac^tifcij  entsog. 

3m  gansen  muf  6er  Unterridjt  rec^t  mangel^ft  gemefen  fein;  n>enn  man  pon  6en 
frem6en  Sprachen  abfielet,  feljr  piel  fdjledjter,  als  irgen6ein  Kin6  ^ute  in  irgen6einer 
ftä6tifcljen  (ßemein6efc^ule  Deutfc^lan6s  unterrichtet  n>ir6.  Va  lernt  6ie  fdjon  ;f ünfseljnjäljrige, 
6af  6ie  €r6fun6e  „eingeteilt  n>ir6  in  nor6en  un6  Sü6en,  in  IDeften  un6  ®ften",  un6  6af 
es  Pier  IDeltteile  gibt,  6arunter  „2tffricfa".  Sie  lernt  6ie  ZlTeere,  6ie  (Europa  „um^  un6 
6urc^piefen",  un6  auf  6ie  ^vaQc,  »eldjes  6ie  „^auptgebürge"  (Europas  fin6,  antn>ortet  fie: 
„Die  2tllpen,  ZlTontblanc,  ZlTontjurat;  6iefe  ftn6  es,  6ie  idj  mir  in  6iefem  2tugenblicf  befmne." 
Pon  6er  IDeltgefdjic^te  erfäljrt  6ie  ^tPÖlfjü^rige,  6af  man  6ie  erfle  Perio6e  „Urtpelt"  nennen 
fSnne  un6  6af  pe  „pon  2t6am  bis  auf  6ie  noadjifdje  ^lut  ge^e"  un6  \S56  ^aiixe  „entölte". 
„Znit  6en  perftfc^en  Kriegen,"  fo  lernt  fte  tpeiter,  „fängt  ftcij  6ie  blüljen6e  Perio6e  6er 
©riechen  an,  6ie  anje^t  alle  für  einen  ZTlann  ftan6en.  Die  griec^ifc^en  (generale  Üiatm 
IDun6er  6er  (Tapferfeit,  Pericfles  un6  2tl5iebia6es,  5tpei  ]?eru>an6te,  trugen  piel  6a5u  bei, 
6af  2tt^en  IDiffenfc^aft  un6  Künfte  bef6r6erte,  aber  audj  6af  es  tpeibifdj  un6  meidjlidj 
tpar6/'  Zlodj  ein  IDort  pon  6en  2v5mem:  fie  iper6en  pon  fjannibal,  6er  über  6ie  2tpenninnen 
nacij  ;f  lorens  geljt,  „$u  6reien  un6  Pieren  ZlTalen"  gefdjlagen,  aber  „fie  ^Iten  contenance"  ♦ . . 

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Beffcren  Crfolg  fc^cint  ^cr  Unterricht  im  ^eic^nen  un6  befonöcrs  audj  in  6er  ZHuftf  ge^U 
}u  ^ben;  o^ne  bas  grofe  muftfaltfd^  (Talent  it^rer  älteften  Sd^tDefter  }u  beft^en,  lernte  Cutfe 
gut  Klarier  fpielen  un6  sur  ^rfe  fingen;  felbft  Jrieöridj  IDiöjelm  III.,  fonft  fein  7Xln[\t^ 
freunö,  6en  6ie  flaffifc^en  (ßefänge  6er  ,;Singefdjir>efter"  (C^rlotte  langtDeilten,  tjat  ftdf  fpäter 
oft  an  Cuifens  Weinen  £ie6em  erfreut. 

Den  tiefften  un6  nad^t^altigften  (£in6rucf  aber  empfing  Cuife  pon  i^rem  Heligions» 
unterridjt.  2tudj  Ijier  n>ir6  man  bei  6em  Durdjblättem  iljrer  dltepen  Heligions^efte,  6ie  ftc^ 
von  6en  Sdjreibljeften  auf  erlief  porteil^aft  unterfdjei6en,  jutDeilen  ein  Cäc^eln  faum  untere* 
6rücfen  Mnnen,  u>enn  man  fo  mandje  naipe  2leuferung  lieft,  tpie  etuni  folgen6e:  „Die 
Heligion  3<^fu  ifi^  9^o^^  üorsüge,  ipeil  fie  (ßott  uns  auf  6a5  t^utljlidjefte  fennen  lernt  un6  fo 
alles  6as  genau  fagt,  n>as  tDir  ju  tt^un  ^ben,  um  6iefera  (Sott  5U  gefallen^';  o6cr  tpenn 
€uife  auf  6ie  ^rage:  IDie  perfteljen  Sie,  6af  (ßott  enng  ift?  antn>ortet:  „Va^  (ßott  enng 
fei,  perftet^e  ic^  fo:  er  t^t  nie  einen  2Infang  genommen  un6  tpir6  auc^  fein  (En6e  net^men.'' 
3^t  tjauptfäc^lidjes  €rbauungsbudj  n?aren  Sturms  „Unterijaltungen  mit  (ßott  in  6en 
21Iorgenftun6en  auf  je6en  (Tag  6es  3^^^^"/  ^^  ^^^  ^^^  (ßrofmuttcr  „5U  3^^^  (Erbauung 
un6  ibung  im  n>a^ren  unge^eigelten  (Cljriftent^um"  \788  gefc^enft  Ifattc,  un6  6as  fie  audj 
als  tCagebuc^  benu^te.  IDie  mangelt^aft  aber  auc^  6iefer  Unterricf^t  5un>eilen  gemefen  fein 
mag,  er  erfüllte  Cuife  mit  jenem  unbe6ingten  un6  unn>an6elbaren  (ßottpertrauen,  6as  fte  über 
alle  Klippen  un6  2Ibgrün6e  il^res  Cebens  ftegt^ft  t}inn>eggetragen  ^at.  Dies  unerfd^ütterlid^ 
(ßottpertrauen  fpric^t  aus  6en  erften  unbe^lfenen  Hie6erfci;riftcn  i^rer  ^eiteren  Kin6ertage, 
nrie  in  6en  fc^merften  Sdjicffalsftun6en  Pon  ^807  6ie  Briefe  6cr  Konigin  6aPon  6urdj6rungen 
ftn6.  So  Ijat  ftdj  iljr  6er  IDunfdj  erfüllt,  6en  fte  ^79^  in  einem  iljrer  Heligionsljefte  nie6er:s 
fdjricb:  „(Sott  n>olle  6iefen  Unterridjt  fegnen  un6  mir  Kraft  un6  Stärfe  geben,  6as  in 
(Erfüllung  5U  bringen,  ipas  idj  mir  porgenommen  Ifabc:  ftets  als  eine  (Cljriftin  $u  leben." 

Dicfe  Sdjreib^efte,  S^VLQm\\e  pon  Cuifens  lauterer  ^römmigfeit,  perraten  unbetpuft 
nodf  einen  an6eren  3^9  ^^^^^  n>er6en6en  3^^'  ^^  innige  Ciebe  5U  il^ren  2(nget^rigen. 
Da  lieft  man  mitten  unter  Sc^reibübungcn  06er  religiöfen  Betradjtungen  6ie  fc^ipefterlic^ 
teilne^men6en  IDorte  über  6en  jüngften  Bru6er:  „6er  Heine  Karl  ift  redjt  franf",  un6  6ie 
rüt}ren6e  Klage:  „Ijeute  tjat  (Eljerefe  i^re  (Todjter  un6  iljr  (ßlücf  perloren";  an6ererfeits 
tpie6er  6ie  ^eitere  Datierung:  „6rei  (Tage  nadf  6er  2tnfunft  meines  geliebten  Daters.''  ZHit 
glcic^  ^erslidjer  Ciebe  umfaft  Cuife  üater  un6  (ßrofmutter,  Brü6er  un6  Sdjipeftem,  (Dnfel 
un6  (Tanten,  por  allen  6en  lieben  fröl^lic^en  (Dnfel  (ßeorg  un6  6ie  „engel^fte''  (Tante 
2Iugufte  pon  Pfal5;=^n:>eibrücfen  —  nur  (Tante  Cuife,  6ie  regieren6e  Can6gräfin,  fd^eint 
fte  6apon   ausgefd^loffen  ju  ^bett.     Diefer  tiefgeipurjelte  ^amilienftnn,   6iefe  gegenfeitige 


t« 


(Eltern  xinb  (ßcfcbunftiT  bcv  Wönii^in  Cuife 
(.  priti^cfiut  frtc^f^tf^;  von  iHectlfiibura-f trclils,  niutter.     2.  priti^cffm  HTaric 

Da^lllfta^t,  «ßrojjimittcr,    ^.  prirtjeffm  «^l^arlottc  von  Ilkcflent^urij-rtrcHij,  rticfmultcr.    ^,  pniijcffrn  Slfcrefe 

DO«  Cbuni  iinb  (Tans,  5d?u>eftcr,     5.  17^504  Karl  pon  IHerfleuhitiij-f  »relit?,  Vaitt.    6.  l7erjiO(jin  Charlotte 

00n  ^ilMmr^l^aiifen,  Sd^mefter.     7*  priiij  Karl  von  !lTecfleniinra'3trdit5,  Bnibcr.    8.  prin^effifi  ^fr^^^^f'^ 

von  preußeii,  5^tiic(tcr.     9,  prinj  (Seordi  Doti  inciflettbuif^'Stri^litj,  i^rubift 


peripanötfc^aftlic^c  Ctcbc,  6ie  fic^  oft  übcrfc^ioengüc^  genug  auf  ert^  —  fo  fc^reibt  Prhts  Karl 
an  feine  S^ioiegermutter  als  6te  „divine"  un6  „adorable  m^re",  an  feine  Coc^ter  C^efe: 
„de  coeur  et  d'ame  je  veux  vivre  et  mourir  tout  ä  vous"  —  ift  neben  einer  innigen 
^rSmmigfeit  ein  loefentlic^er  (C^araftersug  6es  gansen  Kreifes,  &er  in  6er  (Brofmutter, 
Prinsefpn  ©eorg,  fein  ^aupt  pere^rte.  Die  bereits  ©erheirateten  (EnPelinnen  ^ren  niemals 
auf,  öaran  teil$une^men,  um  fo  weniger,  6a  i^nen  felbft  in  i^ren  €^n  fein  polles  (ßlücf 
erblühen  feilte*  2)armfta6t  bleibt  für  fie  alle  6er  ZTlittelpunft,  nac^  6em  oon  ^ittburg^» 
fyxufen  un6  Hegensburg,  loie  fc^on  oorljer  pon  ZlTannljeim  un6  Karlsruhe  6ie  pem>an6t:' 
fc^aftlic^en  ^ä6en  sufammenlaufen*  JTlan  befc^enft  ftc^,  man  befuc^t  fidj,  fo  fnapp  oft  6er 
<ßel6beutel  ift,  —  perm5gen6  war  nur  Cljerefe  —  man  taufest  Pre6igten  un6  ZHuftPftäcfe, 
neue  ino6en  un6  neue  Homane,  un6  wälfvtnb  in  ^ranfreic^  eine  alte  H)elt  perfinft  un6 
eine  neue  emporfteigt,  erörtert  man  grün6Iic^  alles  IDoIjI  un6  IDelje  6es  Familienlebens, 
ipie  6ie  ^rage  6er  ^tpecfmafigPeit  mätterlid^er  Pflichterfüllung  gegenüber  6en  Säuglingen. 
^n  6em  »armen  Sdjof  e  6iefes  Familienlebens  ipudjs  Cuife  ^eran.  IMe  fc^meic^In6e 
Ueberlieferung,  6ie  iljre  Cieblinge  gern  bereits  als  Kin6er  aus  6er  ZHenge  ^eraus^bt,  fyxt 
auc^  um  6te  junge  £uife  fc^on  einen  Stra^Ienfrans  getpoben;  fie  lägt  fie  als  6ie  be6euten6fte 
6es  Kreifes,  als  6en  allgemeinen  Ciebling  erfc^einen*  Die  gleidjseitigen  S^\xq;nx^^,  6enen 
unfere  Darftellung  ^ier  n>ie  fonft  allein  folgt,  tpiffen  6apon  nichts,  Cuife  befaf  nidjt  6ie 
reiche  mufifalifc^e  Begabung  i^rer  älteften  Sdjn>efter  (Charlotte;  an  geiftiger  Segfamfeit 
tpar  i^r  C^erefe  fiberlegen;  Frie6erife,  6as  €benbiI6  i^rer  ZITutter,  fanft  un6  n>eic^  n>ie 
fie,  n>ar  Iiebensn>ür6iger  un6  beliebter.  Cuife  foll  in  i^rem  IDefen  me^r  6er  Stiefmutter 
Cljarlotte  geglidjen  fyxben*  lCin6Iic^e  Unarten,  6ie  iljr  Ce^rer  in  ^annoper  5U  ta6eln 
fan6,  tro^igen  (Eigenfinn  un6  nafemeife  llnfreun6Iid}feit  gegen  6ie  älteren  Sc^meftem, 
^atte  fie  ubenpun6en;  aber  fte  blieb  ein  tpiI6es  Ding,  in  6effen  2t6em  6as  Pfälserblut 
leicht  un6  rafdj  rollte,  ^ubfc^  un6  fdjianf,  poll  Uebermut  un6  fpru6eln6er  Caune,  erfdjien 
„Louise  r^tourdie",  „O^ngfer  ^ufdj",  n>ie  man  fie  ipo^l  nannte,  etipas  flüchtig  un6 
oberflächlich,  obfdjon  es  i^rem  innerften  IDcfen  an  (£mft  un6  (Tiefe  6es  (ßemüts  un6  6er 
<Empfin6ung  Peinestpegs  fehlte. 

Das  fc^öne  (ßlücf  6es  innigen  F'^milienlebens  in  Darmfta6t  breitet  einen  fonnigen 
(ßlans  über  Cuifens  Kin6erja^re;  i^r  IDefen  blieb  pon  feinen  Strahlen  6urc^rungen  un6 
fein  Jtbglans  ^at  fie  6urdj  6unfle  Cage  Ijin6urd}  begleitet- 
es n>ar  ein  Weiteres  Ceben  im  Jtlten  Palais  am  Darmftä6ter  ZTlarfte*  3^  IDinter 
^ab  es  3ag6en  un6  Sdjlittenfa^rten,  bei  6enen  ®nfel  (ßeorg  felbft  oftmals  6en  ßüiittT 
madiU,  Ztlosfenfefte  un6  Bälle  bis  in  6en  gellen  ZTlorgen,  an  6eren  $tpanglofe  F^^Stflidffeit 

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Cuife  fpdter  in  Berlin  oft  feljnffldjtig  5urflcfgc6adjt  Ifoi,  unb  vkl,  piel  7Xl\x[xt  in  Konserten 
un6  0peretten*  Bei  6en  üonserten  im  S^Ioffe  Ifoi  ftc^  Cuife  nic^t  feiten  9elan9n>eilt;  um 
fo  eifriger  beteiligte  fie  fidf  an  &en  tl^eatralifc^n  2tuffü(;rungen,  mit  öenen  jeöes  ^amilien« 
feft  gefeiert  n>ur6e«  So  n>irfte  fie,  erft  se^njä^rig,  mit  bei  einer  2luffu^rung  6er  „Bonne 
Mire"  Don  ^rau  pon  (ßenlis.  Die  beflen  Dorfteüer,  fo  fagt  öie  Darmftdöter  (Craöition, 
n>aren  iljre  Cante  Cuife  unö  iljr  Pater,  prins  Karl,  6em  eine  angenel^me  fräftige  Stimme 
un6  gefd^macfpoUer  (Sefang  nad^gerül^mt  n>er&en*  2tls  Porlefer  ^t  er  fpdter  aud;  bei  6er 
geftrengen  (ßräfin  oon  2?of  2lnerfennung  gefun6en.  Das  fdjSnfte  ^amilienfeft,  nne  flberall 
in  6eutfd}en  Can6en,  nxir  6ie  IDeil^nad^tsfeier.  Da  mufte  Cuife  6ie  (Befc^enPe  6er  per« 
mahlten  Sd{n>eftem  6er  (Srofmama  ^mlid;  auf  6en  XDei^nad^tstifd;  legen,  un6  n>enn  6ann 
6ie  Befdjenfte  fragte:  (Semif  pon  tOjerefc?  fo  fonnte  Cuife  6reift  leugnen,  bis  ©nfel  (Seorg 
mit  6er  erfd;recfen6en  Droljung:  „IDillfte  perblin6en?"  fie  5um  (ßeftän6nis  $nxmg. 

Den  Sommer  perlebte  man  im  (Barten  un6  Cuft^aus  6er  (Brogmama,  in  6er  Brauns«» 
^r6t,  un6,  n>enn  man  eingela6en  n>ur6e,  in  Stuerbad;  an  6er  Bergftrafe,  n>o  in  6em  am 
n^eftlid^en  2tb^nge  6es  06enn>aI6es  anmutig  gebetteten  „^urftenlager"  6ie  erbprinslic^e  ^ffifc^e 
^amilie  i^ren  Sommeraufent^It  5u  nehmen  pflegte*  2ludj  »eitere  Heifen  n>ur6en  im  Sommer 
gern  unternommen;  lag  6oc^  Darmfta6t  fo  redft  mitteninne  smifdjen  ^ranffurt  un6  ZTlannljeim, 
Karlsruhe  un6  Strasburg,  ipo  man  überall  liebe  Z7enpan6te  o6er  gute  ^reun6e  5u  n>oI;nen  ^tte. 

Die  erfte  Seife  Cuifens,  pon  6er  n>ir  nriffen,  ging  nad;  Straf  bürg,  6as  fte  im  2tuguft  ^788 
mit  6er  (ßrofmutter,  Sc^n>efter  5rie6erife  un6  ^räulein  pon  (RHku  befudjte.  3"  Straf  bürg 
lebte  6amals  6ie  Cicblingstodjter  6er  (ßrofmutter,  2tugufte,  mit  iljrem  (ßemaljl,  6em  prinsen 
ZHaf  pon  Pfal5^^a>eibrflcfen,  6er  als  0berft  6es  Regiments  Soyal^Bapiire  in  fransSftfc^en 
Dienftcn  ftan6*  Cuife  Ifcd  fidj  6ort  feljr  glflcflic^  gefüljlt.  Das  feit  September  ^785  per*» 
mahlte  Paar  ^tte  bereits  sipei  Kin6er,  Prins  Cu6n>ig,  fpater  König  Cu6n>ig  I.  pon  IBayetn, 
un6  Prinseffin  2tugufte,  6ie  einft  (Bemal^lin  6es  prinsen  (Eugen  Beau^mais,  Pisefdnigs 
pon  3^^Ii^n,  un6  6ie  Stammmutter  6er  Ceud^tenbergs  n>er6en  foUte.  Z7on  6iefem  Petter  un6 
6em  Bäsditn  fpric^t  Cuife  in  einem  natürlidj  fransöfifdj  gefdjriebcnen  Briefe  an  iljren 
Bru6er,  6en  6amals  neunjäl^rigen  (Seorg;  es  ift  6er  erfte  Brief,  6er  ftd;  pon  U;r  er^lten 
^t.  Sie  fc^reibt,  fte  fälble  ftd;  in  Straf  bürg  n^te  im  Qimmel.  „Der  Heine  Cu^er  befin6et 
ftd)  n>oI;l,  er  ift  rec^t  artig  gen>or6en.  Die  f leine  2tugufte  ift  auc^  ^ubfd;,  un6  fyii  ein 
präd^tiges  2tusfel;en.^'  Cuife  ^t  aud;  6as  ^Hunfter  bis  5ur  Plattform  beftiegen  un6  lief 
fid;  nur  fc^mer  surucfl^lten,  bis  5u  6en  (Cürmd^en  ^inaufsuflettem. 

Befon6ers  läufig  n>aren  2tusfluge  pon  Darmfta6t  nac^  6em  naiven  ^ranffurt,  n>o  6ie 
ineffe  bcfud^t  un6  (EinPäufe  gentad^t  n>ur6en.    Dort  I^ben  6ie  prinsefftnnen  im  tDjum 


un6  tCayisfc^en  Palais  un6  mit  6er  (ßemaljlin  6es  tCayisfdjen  Vertreters,  ^rau  pon  2?rints, 
perfeljrt,  6er  wix  eine  6er  erften  Sdjitöerungen  6er  prinseffinnen  per6anfen»  Sie  fc^reibt  im 
September  ^789  6er  prinseffin  tCI?erefe:  „3^?  ^atte  6as  Vergnügen  ^ier3^w  bei6en  SdjiDeftem 
5U  fe^en  un6  eine  ent$ücf en6e  Stun6e  mit  i^nen  5U  perleben,  n)obei  n>ir  pon  3^?"^"  fprac^en* 
(£s  fin6  rei5en6e  Kin6er,  bei6e  gleidj  ^übfdj,  geiftpoll,  gut,  aber,  idj  ipeif  nic^t  iparum, 
mein  ^ers  fpric^t  meljr  für  5rie6erife."  2^3<^^^^  \'^9^t  int  ©ftober,  penpeilten  jie  ipie6er 
meljrere  IDodjen  in  ^ranffurt,  um  mit  Sc^ipefter  C^erefe,  6er  ftdj  Cuife  innigft  anfc^lof, 
6en  ^eftlidjfeiten  bei  6er  Krönung  Kaifer  £eopoI6s  I.  beisumoljnen.  Damals,  ipie  es  fc^eint, 
madjten  fte  audj  6ie  Befanntfc^aft  pon  (ßoetljes  ZHutter»  Die  ^ro^noturen  6er  ^rau  2tja 
un6  6er  (£nfelfin6er  6er  Prinseffin  (ßeorg  fan6en  ftdj  leicht  $ufammen*  €s  ift  befannt  un6 
oft  ersäljlt,  u)ie  Cuife  un6  ^rie6erife  mit  3ru6er  (ßeorg  im  ^aus  am  ^irfc^raben  ^erum* 
gefprungen  fin6,  n>ie  fie  Specffalat  gegeffen  un6  am  ^ofbrunnen  XDaffer  geplumpt  Ijaben, 
Diele  3^^^5^^"^^  fp^ter,  ^828,  liat  (ßoetlje  6em  prinsen  (ßeorg  eine  ^cxdinnxiQ  6iefes 
Brunnens  mit  einigen  Verfen  gefdjenft* 

5u  U)ie6erIjoIten  ZTlalen  6urfte  Cuife  audj  6ie  (ßrofmutter  nadj  Broic^  begleiten, 
6em  am  linfen  Ufer  6er  Hu^r  5U)ifc^en  Znfilljeim  un6  Duisburg  gelegenen  Schlöffe,  6as 
aus  6em  Hadjlaf  6er  (ßrafen  pon  Ceiningen  ftammte,  Von  6en  erften  Seifen,  ^787  un6 
^789,  n>iffen  mir  n>enig,  6efto  meljr  pon  6er  6ritten  un6  legten  Seife  im  ^aifx^  \'^9\,  o\s 
Cuife  iljr  ^5. 3^^^  pollen6et  ^tte.  Die  Heifegefellfdjaft  beftan6  aus  6er  (ßrofmutter  mit 
iljrer  ^of6ame  ^räulein  pon  Dürf^eim,  ©nfel  (ßeorg,  Cuife  un6  ^rie6erife  mit  i^rer 
(Ersieljerin,  un6  6em  f leinen  fünfjdljrigen  KarL  Prins  (ßeorg  nxir  mit  6em  Vater  in 
Pyrmont  2lm  ^.3""^  n)ur6e  6ie  Heife  angetreten*  3"  Sdjiff  ging  es  rljeinabu)ärts  nac^ 
Koblens,  ipo  fte  bei  6er  (ßräfin  ZTlettemic^,  6er  ZITutter  6es  fpäteren  öfterreic^ifc^en  fürft< 
Staatsfanslers,  5U  JTlittag  fpeiften*  Sonft  n>o^nten,  af en  un6  fdjliefen  fte  auf  6em  Schiffe. 
Xladi  fursem  2luf enthalte  in  Köln  famen  6ie  Heifen6en  am  ^.  2^m  in  Broidj  an,  wo  fte 
mit  jubeln6en  Hurrarufen  begrägt  n>ur6en*  2tuf  6er  Heife  Ijatte  ^rie6erife  rljeinifc^e  Burgen 
gemalt,  Cuife  ein  Heifetagebudj  gefüljrt,  6as  uns  lei6er  nic^t  erijalten  ift.  3"  Broidj  U)ur6e 
6er  Unterridjt  fortgefe^t,  regelmäßig  sipei  Stun6en  täglidj  arbeiteten  6ie  Prinsefpnnen  mit 
i^rer  (Ersieljerin,  Ijauptfäc^lidj,  n>ie  es  fc^eint,  fransöfifc^:  fie  muften  fransöfifdje  Briefe 
un6  f leine  Crsä^lungen  f (^reiben,  (ßefdjidjten  pon  tugen6Ijaften  2nä6djen,  6ie  6urdj  6as 
2tn6enfen  an  iljre  ZHutter  por  Verführung  beipaljrt  iper6en.  3"  ^^^  übrigen  3^  ^f^" 
fie,  Cuife:  ^rie6ridj  mit  6er  gebiffenen  XDange,  n>as  i^r  fe^r  gefiel,  ^rie6erife:  ^ermann 
pon  Unna,  06er  fpielten  mit  an6eren  Kin6em  in  6er  Umgegen6.  Cuifens  2tn6enfen  ift 
6ort  leben6ig  geblieben,  piele  (ßefdjic^ten  ersä^lt  man  fidj  nodj  Ijeute  pon  iljrer  Ceutfeligfeit 

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unb  Qerjcnsgüte:  pon  i^rem  Znitleiöen  für  6en  atmen  Cäufer  5er  (Srofmutter,  t^rer  tCeiU 
nannte  fflr  eine  genefen&e  SdiatladihanU,  i^rer  bereittmlligen  Qilfe  für  einen  fd;it>er 
arbeitenöen  Bauer* 

2n  bas  einförmige  Ceben  in  Broidj,  öeffen  Stille  nur  öurdj  6ie  aufregenöen  Zladj^ 
richten  aus  ^ranfreic^  über  6ie  mif  lungene  f  ludjt  König  Cuöimgs  XVI.  unterbrodjen  n>ur6e, 
brad^te  6er  gute  0nfel  (Beorg  eine  angenehme  2(bn>ed;felung«  (£r  fd^Iug  eine  Seife  nac^ 
6em  naiven  tfoüanb  por;  6ie  (Brofmutter  n>eigerte  fid;  anfangs,  es  fehlte  an  Seifegelö,  6afär 
u>ur6e  Sat  gefd^afft  öurd;  eine  f leine  2tnlei^  bei  (Bräfin  Polyfena  Ceiningen,  6ann  gab 
(Brofmama  nad;  un6  am  2^.2tuguft  n>ur6e  6ie  Seife  nac^  ^Uanö  angetreten*  Bei  grofer 
^i^e  ging  es  6urc^  glä^en6en  San6  nad;  JEanten  unö  Kiepe,  tpo  6ie  Seifenöen  in  einem 
^übfdj  unö  füljl  im  (ßrünen  gelegenen  (ßaftljaus  —  „oberge**,  fdjreibt  Cuife  —  ausruljten* 
Kiepe  gefiel  i^nen  feljr*  Sie  madjten  öort  öie  Befanntfdjaft  eines  ^rciljcrm  pon  Spam, 
6cr  fte  auf  fein  Cuftfc^lof  Bellepue  einluö,  6effen  elegante  Damensimmer  6en  f leinen 
Prinseffinnen  grofen  Cinörucf  machten.  Bei  (Eifere  faf  Cuife  neben  6em  ^rei^errn,  6er 
i^r  prop^$eite,  fie  n>er6e  in  6rei  3<^^^c"  permä^lt  fein  —  »ie  es  auc^  in  (Erfüllung 
gegangen  ift.  Dann  überfd^ritten  fte  Me  ^UanMfd^e  (Brense  un6  über  2(m^eim  un5  Utred^t, 
tpo  bas  (Baft^aus  unferer  prinseffin  ipie  ein  Sdjlof  erfc^ien,  erreidjten  fte  mit  6er  tCrecffdjuite 
am  2tben6  6es  26.  2tuguft  2tmfter6am,  6effen  glan5en6  erleuchtete  £ä6en  Cuifens  Beipun6erung 
erregten,  n>äljren6  eine  geheime  2tngfl  por  6en  nac^  3"Wen  perfc^leppen6en  „Seelen^ 
perfopem"  fie  beunruljigte*  3"  2tmfler6am  befa^en  6ie  Heifen6en  meift  unter  ^ül^rung 
6es  2)armftä6ter  Hefi6enten  6as  Sta6tljaus,  6ie  Synagoge,  6as  ^aus  6er3n6ifdjen  Kompagnie, 
6as  2trmen(^us,  n>o  6er  2tnblict  6er  „filles  de  mauvaise  vie'*  Cutfen  Sd^u6er  einfiöfte, 
6ie  Zriarinefdjule,  por  allem  6en  ^afen,  6effen  inaftenn>al6  —  „ein  aus  6em  XDaffer  auf= 
taudjen6es  (ße^ls"  —  fie  anftaunte*  2lben6s  befudjten  fie,  n>a^ren6  (ßrofmutter  meift  5u 
^aufe  blieb,  6as  fransSfifc^e  tC^eater,  pon  6effen  Publifum,  reidj  un6  gefdjmacfpoll  gef lei6eten 
Kaufmannsfrauen,  fie  neugierig  betradjtet  tt>ur6en.  Von  2tmfter6am  aus  fuhren  fie  5u  Schiff 
nadj  Saar6am  mit  feinen  (Erinnerungen  an  Peter  6en  (Brof  en,  6effen  Ciebe  für  6en  Schiffsbau 
Cuifens  polle  2tnerfennung  fan6.  „Que  ce  grand  homme,"  fc^reibt  6ie  fünfse^njä^rige 
Hationalöfonomin,  „a  fait  du  bien  par  lä,  car  c'est  par  le  commerce  que  provicnt  leur 
plus  grande  richesse." 

(£rft  am  \.  September  perliefen  fte  2(mfter6ant  un6  reiften,  tpic6er  mit  6er  (Crecf« 
fdjuite,  bei  ftürmifc^em  Segentpetter  über  Qoarlem,  in  6effen  „grofer  Kirc^**  6ie  Klänge 
6er  tpeltberül^mten  0rgel  fte  entsücften,  nac^  6em  i^ag,  tpo  fte  mehrere  Cage  blieben,  um 
6ie  <Bentäl6egalerie,  6as  Haturalienfabinett,  6as  ffaus  im  Bufd;  5U  beftc^tigen.   Sie  mochten 

20 


andf  Ztusftüge  nadj  Scf^ereningen/  nadj  Delft,  öeffen  Qugo  <Brottus<>2)enfmaI  6er  prinsefftn 
fcljr  gefiel,  un6  nadi  Hotteriam,  n>o  geraöe  Kinnes  gefeiert  ipuröe,  6ie  fie  an  5cn  Homer 
in  ^ranffurt  erinnerte.  Tim  ^.  September  traten  fie  6ie  Hücfreife  an,  sunäc^ft  n>ie6er  auf 
einer  3^c^t,  öfter  öurdj  ^olje  ^ecf en,  bei  öenen  Cuife  öes  ^erren^äufener  (ßartens,  sumommö 
la  boudeuse,  geöacf^te,  nad;  Utrecht,  6ann  5U  IDagen  toeiter,  „an  6en  lieben  alten  H^n^', 
über  Kiepe  nadj  Broic^,  bas  fie  am  6.  September  erreidjten,  von  Brüöerdjen  Karl 
jubelnö  begräbt. 

3n  6en  siemlic^  einge^enöen  Ztufseic^nungen  un6  Briefen,  6ie  n>ir  ober  öiefen  2lusflug 
nac^  ^ollanö  pon  prinscf jin  Cuife  noc^  befi^en,  n>ur6e  man  pergeblic^  nac^  einer  2teuf  erung 
über  nieöerlänöifc^e  Kunft  fudjen;  6ie  einsigen  (ßemdlöe,  öeren  fie  eripä^nt,  finö  6ie  Bilöer 
6er  Prinsefftn  oon  ©ranien,  Sdjw^Ut  König  ^rie6ridj  XDil^elms  n.  oon  Preufen,  im 
Qaag;  mel^r  gefeffelt  ^at  fie  6er  2tnblicf  ^oUdnMfd^er  Sauberfeit  un6  ^oIIän6ifd;en  Heic^tums. 
Vas  ^IIän6ifc^e  Ceben  überhaupt  mit  feiner  ^ülle  neuer  (£rfdjeinungen  prägte  ftdj  tief  in 
Cuifens  <Be6äd;tnis;  bei  Sd^iüers  (Sefd^ic^te  6es  TlbfaUs  6er  Hie6erlan6e,  6ie  fie  fpäter  öfter 
las,  Ifat  fie  fidj  i^rer  ^IIän6ifc^n  Heife,  6er  gröften  Seife  iljrer  3^9^"^/  9^^  erinnert* 

Hodj  bis  Znitte  ©ftober  ^79^  blieb  Cuife  in  Broidj  mit  <ßefc^n>iftem  un6  (ßrofmutter, 
6ie  6urc^  Peranftaltung  Heiner  tT^eaterauffü^rungen  un6  Bälle  6en  (EnPelPin6em  6en 
2(ufent^alt  fo  angenehm  als  möglid;  5U  mad^en  fuc^te.  Tlndf  6er  (Seburtstag  6es  in  (Celle 
n>eilen6en  Paters,  6er  ^0.  ©ftober,  n>ur6e  fo  gefeiert.  £ei6er  fehlte  6abei  ®nfel  (ßeorg,  6er 
baI6  nacf;  6er  Hficffel^r  aus  QoIIan6  Broic^  perlaffen  ^e,  un6  o^ne  6effen  Ceilna^me  feine 
poUe  £uft  auffommen  n>oIIte.  Cuife  feinte  fic^  fel^r  nad;  2)armfta6t,  nad;  Bru6er  (Beorg. 
„Dann,"  fo  fc^rieb  fie,  „n>ir6  es  ein  XDie6erfeIjen  geben,  ein  Stücf  betitelt:  IDa^re  (ßcfc^n>iper* 
freu6e  un6  Ciebe."  Der  IDinter  in  Darmfta6t,  6er  hierauf  folgte,  bradjte  emfte  Cage  für  Cuife. 
Sie  n>ar  rafc^  emporgefc^offen,  rafc^er  als  für  i^re  immer  sarte  <Befun6^eit  suträglic^  n>ar. 
Die  (Brofmutter,  6er  fie  längft  über  6en  Kopf  ^inausgetoad^fen,  flagt  ^usmutterlid;  n>o^l 
5un>eilen,  n>elc^e  Hot  fie  mit  6en  KIei6em  Ifabc,  6ie  faft  alle  ZHonate  verlängert  n>er6en 
muften,  un6  nidjt  feiten  n>ur6en  alte  Klei6er  6er  perftorbenen  ZlTutter  un6  Stiefmutter  für 
6ie  Prinseffinnen  umgeän6ert.  Säjon  im  Sommer  \790  war  Cuife  Ici6en6  getpefen;  je^t, 
baI6  nadf  Heuja^r  \792,  erfranfte  fie  abermals;  nur  langfam  un6  fpät  un6  nid^t  o^ne 
Crfdjütterungen  reifte  fie  en6Iidj  $ur  3ww9f^^w*  ^^  2^.yxnnaT  ^792  fdjrieb  fie  in  eines 
i^rer  Qefte:  „Hadj6em  idj  siemlic^  lange  franf  tpar,  arbeite  ic^  ^eute  5um  erpen  ZlTale 
tpie6er  un6  (Sott  xvoüc  mir  feinen  BeYftan6t  6a5U  geben." 

Die  näc^ften  ZHonate  »aren  6er  Vorbereitung  bei6er  Prinsefftnnen  5ur  Konfirmation 
geipi6met     Heben  ^rey  unterridjtete  fie  ^uptfäc^lidj  6er  Sta6tpfarrer  Cidjt^ammer,  ein 

21 


<ßeiftHcI;er  t>on  mtI6em  unö  abqMäütm  IDefen,  6er  audf  fc^n  Ce^rer  6er  Pfalsgrafin  ^(ugufie 
un6  Sd{tt>efter  (C^efens  gen>efen  voat.  Die  5tun6en  bei  £icf;t(^mnter  ^ben  einen  unauslSfc^- 
lidjen  €in6rucf  auf  Cuife  gemadjt  un6  üjr  religiöfes  (£mpfin6en  pertieft,  obfdjon  fie  langfamer 
lernte  als  ^rie6crife.  „Cidjt^ammer/'  fdjretbt  fie  6amals,  „flögt  uns  tu9en6Ijafte  (Cmpfin* 
6un9en  ein,  6ie  idj  mein  ganses  Ceben  $u  ben>a^ren  ^offe,  6enn  idj  erfenne,  6af  es  o^ne 
fie  fein  (ßlücf  gibt.  2^  bin  nie  glücflidjer  als  n>enn  idj  uber$eugt  bin,  6af  Cidjt^mmer 
mit  mir  5ufrie6en  ift,  un6  tpenn  idj  mir  fagen  fann:  ^eute  Ijaft  Du  nne6er  piel  gelernt  5u 
Deinem  ewigen  un6  seitlidjen  (ßlücf." 

2tm  ^5. 3uni  ^792  legten  Cuife  un6  ^rie6erife  in  6er  Sta6tfirdje  $u  Darmfta6t  i^r 
Befenntnis  ab  un6  empfingen  6en  Segen;  5n>ei  tCage  6arauf  naijmen  fie  6as  ^eilige  Tlbm^ 
maljl,  mit  iljnen  6ie  (ßrofmama  un6  (Tante  2tugufte.  2ludj  6er  Pater  n>ar  antt>efen6. 
3n  i^rem  Crbauungsbudj  perseic^nete  Cuife  auf  fransöfifdj:  ,,^eute  ift  6er  n>idjtigfte  Cag 
meines  Cebens,  6cr  tCag  meiner  (Confirmation.  (ßott  gebe  mir  6ie  Stärfe,  alle  6ie  2?er= 
fpredjungen  $u  erfüllen,  6ie  ic^  i^m  gemacht  Ijabe,  i^m,  6em  3^"9^"  meiner  S^müre"; 
un6  6er  S^roefter  tCIjerefe,  6ie  nidjt  Ijatte  5ur  ^eier  fommen  f önnen,  fdjrieb  fie,  6iesmal  in 
6eutfc^er  Spradje:  „(ßott  fegne  Dic^  un6  midj,  e6elfte  6er  Sc^n>eftem  un6  ^reun6innen. 
DoUbradjt  ift  6as  IDerf,  6as  uns  auf  unfer  gan5es  £eben  glücflidj  madjen  foU.  (Belobt  ift 
(Sott  6te  eimge  un6  unrerbrüdjlidje  (Treue,  un6  (Sott,  6er  unfern  Sc^tpur  IjSrte,  tpir6  uns 
audj  eipig  bcifteljen,  iljn  5u  Ijalten.  (ßib  mir  audj  Deinen  Segen,  liebe,  befte  un6  särtlidjfte 
Sc^u)efter,  ftelje  mir  immer  mit  Deinem  guten  Hate  bei,  un6  bitte  (ßott,  6af  er  midj  ftärfe 
5ur  (Erfüllung  aller  meiner  Pfiidjten." 

Kaum  u>eniger  aber  als  6urdj  6ie  (£infegnung  ipur6en  Cuifens  un6  ;frie6erifens 
jugen6lidje  ^er$en  6amals  erregt  6urdj  6ie  2lusfidjt  auf  eine  neue  Krönungsfeicr  in  ;franf* 
fürt  a.  7X1.  Hadj  faum  5n>eijäljriger  Hegierung,  am  ^.2när5  ^792,  ipar  Kaifer  £eopol6  II. 
gcftorben,  tief  betrauert  pon  Prins  Karl  pon  ZHecflenburg,  6er  i^n  als  „£copol6  6en  (Ein$igen, 
6en  großen  un6  ausgeseidjneten  iHonardjen"  pereljrte.  2tm  5.3uli  perfün6eten  in  ;franf^ 
fürt  300  Kanonenfdjüffe,  6af  fein  Soljn  un6  €rbc,  ;fran5,  6er  König  pon  Ungarn  un6 
Böljmen,  5u  feinem  Hadjf olger  aucft  im  Dcutfdjcn  Heic^e  gcipäljlt  fei;  am  ^^.  3uli,  6em 
3<if?restage  6es  BaftiUefturmes,  ipur6e  er  5um  Kaifer  gefrönt.  Der  bei6en  Sc^ipeftem  Seljnfudjt 
n>ar  feit  lüodjen  nadj  ^ranffurt  geridjtet,  ipo  6ic  Krönungsfcftlidjfciten  locfcn6  ipinften.  Der 
Pater  woüU  anfangs  nidjts  6apon  tjören;  6ie  Seife,  6er  2lufcntljalt,  por  allem  6ie  Coiletten 
6er  jungen  Damen  ^ttcn  nrie6er  2tusgaben  erfor6ert,  6enen  feine  befc^ei6enen  (£infünftc 
tt>enig  cntfpradjen.  Sdjlicf  lidj  —  u>eldjer  Pater  ^ätte  5ipei  folc^en  (Tödjtem  ipi6erflan6en?  — 
tPiUigte  er  ein;  ipenigftens  auf  einige  tCa^e  6urften  6ie  prinjefftnnen  nac^  ^ranffurt  geljcn, 


22 


unb  £uife  tonnte  6en  ^aü,  6en  6er  Sfterretd^tfc^e  Kronungsbotfc^after  gab,  mit  6em  jungen 
(ßrafen  ZTIettemic^  eröffnen. 

Die  prinseffinnen  ^oben,  ime  6er  Briefmedjfel  tCt?erefens  seigt,  bamals  in  ^ranffurt 
bereits  Ztufmerffamfeit  erregt;  man  machte  6er  (ßrofmama  Komplimente  5u  iljren  Ijübfc^en 
(£nfelinnen;  un6  audj  ^rau  von  Vnnts  fc^rieb  im  Sommer  ^792:  „Sie  fin6  Ijübfdjer  als 
je,  Cuife  ift  fdjön,  ^rie6erife  ^übfdj  un6  gut." 

(Es  n>ar  6ie  le^te  lirSnung  gemefen,  6ie  6ie  alte  1:(aiferfta6t  am  ZHain  gefe^en  t^at, 
n>ie  es  auf  2<^imciinU  hinaus  6er  le^e  frie6Iic^e  Sommer  n>ar,  6en  6ie  Bemoljner  6er 
H{jeinlan6e  genoffen.  Hoc^  im  Jtuguft  tummelten  fic^  6ie  jungen  prinseffinnen  fröljlic^  im 
©arten  6er  (ßrofmama,  6ie  fc^n  forgenpoll  nac^  Paris  fdjaute,  n)0  am  ^0.  2luguft  6er 
tCI?ron  6er  Bourbonen  sufammenbradj;  nur  n>enige  IDoc^en  fpäter  fm6  fie  auf  6er  ^luc^t 
por  6er  ^ranftürmen6en  Hepolution.  5"^  ^^^^^  TXlaU  greift  in  Cuifens  Dafein  6ie  furdjt^ 
bare  TXladit  ein,  6eren  ^an6  fdju)er  über  iljrem  Ceben  liegen  un6  6eren  IDalten  6en  (Bang 
iljres  Sdjicffals  fo  oft  beftimmen  follte. 


23 


^roeites  Kapitel 
Perlobung  unb  ^vauiyii 

(1793) 

I.  Die  Verlobung 

^i^m  20.  Tlpnl  ^792  fyiüt  Me  fronsdfifd^e  Hattonalperfammlung  auf  Eintrag  König 
tubwiqs  XVI.  6ie  üriegserfldrung  an  6en  „VönxQ  pon  Ungarn  un5  Bd^men^'  befc^Ioffen. 
Qiermit  wat  bas  ^eidfen  5U  6cm  Kriege  gegeben,  5er  bis  ^8^5  (Europa  pertpüflet  ^t  unö 
in  6en  nad;  un5  nac^  alle  europäifd^en  StaaUn  ^ineingesogen  n>ur6en. 

Sunäc^ft  n>ur&e  Preufen  öaoon  betroffen»  (£in  fyxibes  3^1jrljun6ert  lang,  pon  ^7^0 
bis  1(790,  fyiüc  6er  (Segenfa^  sipifd^en  Preugen  un6  0efterreid}  6ie  PolitiP  6es  europdifd^en 
^eftlan6es  be^rrfd^t;  6ann  ix>ar  es  im  2(ngcftd;te  6er  fransdftfc^n  SepoIuHon  5U  einer 
2tnnä(^rung  5n>ifc^n  bei6en  Staaten  gePommen,  6ie  am  7.  ^ebruar  ^792  in  einem  DefenfttH* 
bfln6niffe  mit  6er  Verpflichtung  5U  gegenfeitiger  Qilfe  bei  irgen6einem  Eingriffe  il^ren  Tlus* 
6rucf  fan6.  Darin  lag  sugleic^  6er  Brudj  Preuf ens  mit  ^ranfreidj*  Diefe  Politif,  6ie  6en 
frie6ericianifd;en  Ueberlieferungen  fo  gans  5un>i6erlief,  n>ar  6as  perfdnlid^e  XDerf  Kdnig 
^rie6ric^  tPil^elms  II.  t>on  Preugen.  IDas  i(;n  6a5u  peranlafte  un6  6abei  feftt^elt,  n>ar, 
neben  6em  IDunfdje  nadj  territorialen  €rn>erbungen,  6as  3en>uftfein  6er  ^ufammenge^rigf eit 
mit  6em  t>on  IDeftcn  ^r  be6ro^ten  Deutfc^en  Seid^e,  als  6effen  Porfdmpfer  er  5U  gUnjen 
ftrebte,  un6  ebenfo  6as  (SefüI^I  6es  (Segenfa^  gegen  6ie  fransdftfd^e  Hepolution,  6as 
(Emigranten  im  33un6e  mit  SofenPreusem  in  i^m  5U  erregen  un6  nnic^su^Iten  befliffen 

24 


nxircn;  nic^t  5um  iDcnigftcn  aber  audj  perfSnlic^e  tCetlna^me  an  6em  Sc^icffale  König 
tnbwxQS  XVI.,  6cffen  Befreiung  iljm  in  ntYftifc^en  XDeisfagungen  per^eif en  n>ur6e»  So  tarn 
es,  6af  König  ^rieiridj  IDilljelm  II.  6er  ^orm  nadj  nur  als  Perbfinöeter  ©efterreic^s,  in 
€rfullung  einer  pertragsmäfigcn  Pflicht,  tatfädjlic^  angriffsluftiger  unö  mit  größerem  (Eifer 
als  ©efterreidj  felbft  6en  Krieg  gegen  ^ranfreidj  untemaljm*  ^reilidj,  5er  König  \lanb  mit 
folc^en  (ßefmnungen  in  feinem  StaaU  unb  in  feinem  ^eere  faft  allein,  2lbneigung  gegen 
6as  perbünöete  ©efterreidj,  Hinneigung  $u  ^ranfreidj,  6em  tro^  o5er  n>egen  5er  Serolution 
piele  SYHtpattjien  5ugen>an6t  blieben,  Ijerrfc^ten  nodj  allenthalben  por. 

3m  Ztuguft  ^792  flberfc^rttt  6as  preufifdje  Qeer,  6as  ftc^  bei  Koblens  gefammelt 
fyxtte,  unter  6em  ©berbefetjl  5es  Königs  unö  6es  Hcr$ogs  von  Braunfdjn>eig  $n)ifdjen 
tC^ionpiüe  un6  Congujy  6ie  fransöfifdje  (ßrense;  audj  6er  ältefte  Soljn  6es  Königs,  Krön* 
prins  S^^bnd)  IDilljelm,  n>ar  als  ©berft  bei  6er  Ztrmee,  JTlit  fdjleppen6em  (Trof  überaus 
langfam  porrucfen6,  eroberte  man  Congujy  un6  X?er6un  un6  ftief  en6Iic^  am  20.  September 
in  6er  (Champagne  bei  Dalmy  auf  6ie  fransöfifdjen  (Truppen,  mit  6enen  ftdj  eine  leb^fte 
Kanona6e  entfpann,  bei  6er  bei6e  ^eere  iljre  Stellungen  behaupteten.  So  unerljeblidj  an 
[xdf  bas  (Treffen  militdrifdj  n>ar,  fo  entfc^ei6en6  n>ur6e  feine  3e6eutung.  VPian  ^atte  6en 
(Entfdjiuf  5um  Eingriffe  nidjt  f äffen  Pönnen;  nadj  tagelangem  ^ögem  mugte  man  ftdj  5U 
einem  Häcfsuge  entfdjiief en,  6er  6urdj  Perpflegungsfc^mierigfeiten  un6  Kranf^eiten  überaus 
perluftreidj  fic^  geftaltete.  3^  Hopember  ftan6  6er  König  mit  6en  Heften  feines  Qeeres 
n>ie6er  in  Koblens* 

3n$n)ifc^en  n>ar  bereits  6ie  Heoolution  i^rerfeits  5um  Eingriff  übergegangen.  Don 
Can6au  aus  bradj  gegen  €n6e  September  6er  fransöfifdje  (ßeneral  (Cuftine  mit  etwa 
^8000  ZlTann  auf,  eroberte  in  rafdjem  Siegeslaufe  Speyer  un6  IDorms,  nötigte  am 
2^.  ©ftober  TXlaxni  5ur  Kapitulation  un6  lief  audj  ^ranffurt  a.  211.  befe^en.  lieber  6ie 
blfl^en6en  R^einlan6e  ergof  ftdj  6ie  Hepolution  mit  i^rcn  Sdjrecfen.  Tln  emftlidjen  lDi6ers» 
ftan6  badjte  nieman6,  geiftlidje  un6  n>eltlidje  Qerren  flfldjteten  06er  fudjten  6urdj  Kontributtonen 
Schonung  un6  Heutralität  furc^tfam  5U  erfaufen.  (£s  a>ar  ein  fdjmac^poller  ^n^ammcn^ 
brudj,  6er  6en  Untergang  6es  Deutfdjen  Heidjes  untjeifeerfün6en6  einleitete. 

2n  2)armfta6t  erijielt  man  in  6en  erften  ©ftobertagen  6ie  Hadjridjten  pon  6em  Dor*» 
6ringen  6er  ^ransofen.  J3al6  famen  Sdjaren  pon  Vertriebenen,  unter  i^nen  6er  Bifc^f 
pon  Speyer;  pom  BalPon  6es  Tlltm  Palais  ans  fa^  £uife  6ie  ^lädjtlinge,  befon6ers  piele 
(Emigranten,  über  6en  2)armftä6ter  JTlarft  jietjen.  Tim  ^.  ©ftober  ^ief  es  in  Darmpa6t: 
Me  ^ronsofen  fin6  6a,  man  ipollte  i^e  Uniformen  im  naljen  U)äl6c^en  gefe^n  ^ben* 
Die  Bflrgerfdjaft  ipur6e  unruhig,  fc^n  Famen  einige  perfteA  ge^ltene  HationalPoParfren 


25 


5um  Dorfc^ein.  (Ein  tCeil  5er  lanögraflidjen  ^amilie  flüdjtcte  nadj  (Biefen,  n>o^in  andj 
bas  ^ffcns^öarmfläötifdje  Znilitar,  um  jeöer  feinWidjen  Begegnung  mit  5en  ^ransofen 
au55Utt>eidjen,  5urücfge$ogen  n>ur5e,  Va  entfc^Iof  fidj  a\xd}  Prinsef  (Beorg  5ur  ^luc^t:  mit 
Cuife  unö  ^rieöerife,  (ßeorg  unö  Havl,  nnb  &em  ^räulein  ron  (Sükn  fu^r  fie  $u  l^rer 
älteften  £nfelin  (Charlotte  nadj  Qilöburg^ufen* 

Qerjogin  Cl^rlotte,  mit  il^rem  (Bema^l  ^et^og  2t6olf  pon  Sad^feU'^Qilöburgl^aufen, 
natjm  6ie  ^lüdjtlinge  mit  6er  Ciebe  un6  ^ersUdjfeit  auf,  nrie  fie  Mefen  gansen  Familien- 
freis  befecitc  un6  sufammenljielt»  Die  ^erjogin,  nic^t  minöer  fdjön  als  6ie  Sdjn>eflem,  aber 
ipenig  glücf lidj  in  6er  (£Ije  mit  einem  me^r  als  unbe6euten6en  (ßatten  un6  oft  in  fdjn>eren 
ftnansiellcn  Be6rängniffen,  fan6  itjr  (ßlücf  in  6er  Befdjäftigung  mit  ZlTufif  un6  Citeratur, 
Sie  6idjtetc  felbft,  loie  fie  audj  eine  fleifige  Brief:^  un6  tCagebudjfdjreiberin  UHxr.  2^an  Paul, 
6cn  fte  läufig  un6  gern  an  i^ren  ^f  50g,  fyxt  fte  uns  gefd}iI6ert,  6ie  I^immlifd^e  Qersogin 
mit  6cm  2lntli^  poII  Ciebc  un6  3"9«"^^^^i5  ""^  ^^  fernen  l{in6eraugen.  ^u  6en 
Bett>un6erem  itjrer  Sangesfunft  gehörte  auc^  ZHeifter  Heidjar6t,  6er  fie  einmal  in  6er 
Kanpodje  bei  einer  Ztuffü^rung  oon  (Brauns  tCo6  3^"  i"  ^^  Sta6tfirdje  ron  ^iI6burg* 
fyiufen  ^rte  un6  6urdj  i^ren  pon  innigftem  religiöfcn  €mpfin6en  befeelten  (ßefang  ^in^^ 
geriffen  n>ur6e.  IXlxt  Scfjn>eftem  un6  Brü6em  forgte  fte  je^t  um  6ie  (ßrofmutter,  6ie  6ie 
(Entfernung  pom  H^eine  fc^tperer  trug,  als  6ie  leid^tlebige  3^9^"^/  ^^^  ^^^  Unterhaltung 
un6  2tuf{jciterung  immer  be6urfte.  3"^  (ßlücf  famen  oft  Befuc^,  6er  (ßemaljl  Sdjn>efter 
tCI?crefens,  (£rbprin$  Karl  2tleyan6er  pon  tCIjum  un6  tCayis,  6er  le^te  Kurfürft*(Er5bifdfof 
pon  (Trier,  6er  mit  feiner  Sc^u)efter  auf  6er  ^ludjt  nadj  2tugsburg  n>ar,  por  allem  6er 
Pater  6er  Prinscffmnen  felbft,  Prin$  Karl,  6er  pon  feinen  Ijäufigen  Seifen  immer  gern  im 
^aufe  feiner  älteften  Codjter  ausmiete. 

Prins  Karl  wat  mit  6em  Kriege  gegen  6ie  Hcpolution  ipenig  einperftan6en;  ins^ 
befon6ere  mißbilligte  er  es,  6af  6amals  ^effen*2)armfta6t,  sum  tCeil  unter  (Einipirfung  6es 
^reiljerm  pom  Stein,  fidj  an  Preufen  anfdjlof  un6  6amit  6er  Koalition  gegen  ^ranfreic^ 
beitrat.  (Er  liebäugelte  mit  6en  2tufflärungsi6een  un6  gab  fidj  gern  als  Bürger*  un6 
Bauemfreun6.  „2neinettt>egen,"  fc^rieb  er  6amals  feinem  Sdjipager  (ßeorg,  6er  iljm  eifrig 
beiftinmite,  „mag  (ßeburtsa6el  fein,  nur  muf  foldjer  nidjt  2?er6ienfte  un6  tCalente  unter* 
6rücfen  06er  per6rängen.  3^  fdjä^e  6en  2t6el,  fobal6  X?er6ienfte  un6  tCugen6  iljm  5U 
2li;nen  6icnen;  oi;ne6em  aber  fe(^  id;  folcfyen  als  ein  lei6iges  notn>cn6iges  Hebel  im  Staate 
an.  Ucber^upt  aber  nad;  meinem  ipenigen  Dafürl^lten  ift  6er  bürgerlid^e  un6  nodj  me^r 
6er  Bauemftan6  06er  ^Klaffe  6ie,  6ie  am  meßten  gefd^ü^t  n>er6en  foUte,  6enn  ol^ne 
folc^,  nxis  n>aren  6ie  (ßrofcn  un6  (E6len?"    3"  Qil6burgljaufen  war  Prinf  Karl  eine 


ftaWbefannte  (Erfc^einung,  u)ic  er  in  fdjlic^tcm  sugcfnSpftcm  Ueberrocfe  fpasteren  ging,  leutfelig 
jtc^  für  alle  un6  für  alles  intereffierenö,  mäljreni  6ie  prinseffinnen,  n>ie  fie  es  von  Darm*» 
ftaöt  geu)oIjnt  n>aren,  im  Sc^Iofgarten  Ijeiter  un5  stpanglos  Iuftn>an6elten. 

Prinseffin  Cuife  Ifat  pdj  in  ^il6burg{?aufen  mit  ^eriers  IDerfen  befc^äftigt,  aus  öeffen 
„^zT^ttenten  Blättern"  fte  ftc^  2lbfdjriften  unö  2tus5üge  madjte.  ^eröer  n>ar  in  Darmftaöt 
i^rer  ZHutter  unö  Stiefmutter  befannt  getpefen,  unö  fte  felbft  Ijat  iljn  immer  befonöers  per* 
eljrt.  Daneben  erfreute  fic^  i^re  frifc^e  3ug«n6  6er  pielen  Vergnügungen  am  ^ofe  6er 
Sdjmefter,  wo  ^eftlic^feiten  un6  t^eatralifc^e  Ztuffüljrungen,  Sdjiittenpartien  un6  ZlTasfen*» 
balle  6en  IDinter  über  miteinan6er  abmedjfelten*  Tlndj  am  Spiel,  6em  nac^  6er  Sitte  6er 
geit  piel  ge^uI6igt  wnvbt,  naijm  Cuife  teil,  fomeit  es  i^re  befc^ei6enen  ZlTittel  gematteten; 
6enn  6ie  faft  ^7jdljrige  Prinseffm  ^atte  an  regelmäfigen  (Einnahmen  nur  ein  monatlidjes 
(Tafdjengetö  pon  5  (ßuI6en  un6  30  Kreusem,  fo  6af  pe  ipoljl  einmal,  um  pdj  (ßeI6  5U 
perfc^affen,  einen  (ßranatfdjmucf  perfaufen  mufte.  3^  ^ebruar  ^793  betrug  iljr  (Ein* 
fommen  ganse  \  \  (ßuI6en,  6ie  fie  audj  für  (ßefc^enf e,  Meine  Pu^fac^en,  KartengeI6  un6  — 
ein  2)u^en6  Bresel  5u  ^aftnadjt  pöUig  perausgabte*  Bei  6em  Ijeiteren  ^u^ammenkbrn  in 
6em  trauten  ^amilienfreife,  wk  er  fidj  6ort  in  ^il6burgljaufen  5ufammcngefun6en,  perflof 
rafdj  un6  angeneljm  6er  XDinter,  un6  als  6as  ;früljjaljr  ^793  ins  £an6  fam,  6ac^te  man 
an  6ie  Hücffeljr  in  6ie  ^eimat,  6ie  Preufen  un6  Reffen  in$ipifdjen  pon  6en  ^ransofen 
gefäubert  Ratten,  an  6en  lieben  Hljein,  in  6as  liebe  2)armfta6t  JTlan  follte  nic^t  surücf* 
fommen,  u)ie  man  gegangen.  (Eben  an  6ie  ^eimreife  fnüpften  fidj  Ztuspdjten  befon6erer 
2lü:  ipäljren6  Cuife  un6  ^rie6erife  noc^  mit  forglofen  I{in6er^er5en  6ie  gefelligcn  ^reu6en 
6er  f leinen  tCIjüringer  Hep6en5  genoffen,  fpannen  leife  fc^on  un6  Ijeimlic^  pdj  6ie  fä6en, 
an  6enen  in  (ßlücf  un6  Unglücf,  in  ^rcu6e  un6  Sdjmer$  iljre  ^utun^t  Ijing. 

3u  6en  Befudjcm  in  ^il6burgljaufen  fyxttc  audj  ®nfel  (ßeorg  geljort,  6er  im 
Desember  ^792  mit  6en  tapferen  ^efpfdjen  (ßrena6iercn  6ie  ^ransofen  aus  ^ranffurt  per* 
trieben  Ijatte  un^  6ort  mit  König  ^rie6ridj  IDil^elm  II.  un6  6effen  Soljn,  6em  Kronprinsen 
^rie6ridj  XDil^lm,  befannt  geiPor6en  n>ar»  Pon  6er  (ßattin  6es  ^ranffurter  Bürgermeifters, 
^rau  pon  ©lenfdjlager,  6ie  mit  6er  ^rau  6es  2l6jutanten  6es  Kronprinsen,  pon  S^acf, 
perfeljrte,  erfuhr  er,  6af  bereits  pon  Dermäljlungsplänen  für  6en  Kronprinsen  6ie  He6e 
fei.  ZlTan  6enfe  6abei,  fo  Ijief  es,  auc^  an  eine  6er  mecflenburgifdjen  prinsefpnnen,  6ie 
6er  lCronprin5  felbft  fennen  5U  lernen  ipünfc^.  ^rau  pon  ©lenfdjlager  —  pe  ipar  eine 
geborene  pon  Kettenburg  un6  ftammte  aus  ZTIecflenburg  —  tjatte  mit  lan6smännifdjer 
gutraulidjfeit  un6  mit  n>eiblidjem  (Eifer  pdj  fogleic^  an  6cn  Pater,  prins  Karl,  geu>an6t,  um 
i^n  6apon  in  Kenntnis  $u  fe^en  un6  5U  einem  entgegenfommen6en  Sdjritte  5u  peranlaffen, 

27 


X>txlohunq  nnb  Brautseii 

tDor  ober  oon  t^m  an  feinen  Sinniger  un6  „bewährten  ^reunö",  6en  prinsen  (Seorg^ 
permiefen  n)or6en.  Was  fonnte  Wefem  n>iIIfommener  fein,  als  eine  feiner  Hidjten  mit  5em 
üronprin5en  von  Preufen  $u  perloben?  Cebl^ft  ging  er  auf  &en  (SebanPen  ein,  un5  er 
tt>ar  5cr  ZITann,  i^n  5U  pemrirfUdjen,  allen  ^inöemiffen  sum  Cro^. 

Denn  an  Sdjipierigfeiten  un6  Beöenfen  fehlte  es  feinesn>egs.  €s  6arf  nic^t  per* 
fc^tpiegen  tperöen:  eine  (E^e  mit  einem  preufifd^en  prinsen  fd^ien  bamals  nic^t  flberall 
perlocfenö*  ^wat  perfidjerte  ^rau  pon  ©lenfc^lager,  ,,6er  Prins  iperöe  We  (ßema^lin,  Me 
er  felbft  ipäljlen  follc,  geipif  audj  lieben  unö  iljr  treu  fein".  Jtllein  man  fannte  ja  Me 
guftänöe  in  Berlin;  ipar  bodf  ^rau  Hi$  —  We  fpätere  (ßräfin  Cidjtenau  —  felbft  mit  i^ren 
Kinöern  eines  tCages  $um  Befudj  6es  Königs,  für  öeffen  (Seliebte  man  fte  nodj  immer  ^ielt, 
in  ^ranffurt  erfc^ienen.  So  ^ief  es  5enn  bal6:  es  geljdre  ZlTut  kasu,  je^t  mit  6em 
preufifd^en  ^ofe  in  Derbinöung  5U  treten.  3"  Darmftait  nnir  6ic  eigene  (Tante  6er 
Prinseffinncn,  iljre  ZlTuttersfcIfipefter,  Canögräfin  Cuife,  gans  6agegen  un6  fudjte  je6e  JTlöglic^ 
feit  einer  2tnnäl>erung  un6  Befanntfc^aft  5U  hintertreiben.  Der  Dater,  Prins  Karl  in 
^il6burgljaufen,  lief  gefc^^en,  oljne  pielen  (Eifer  5U  seigen.  Um  fo  entfc^loffener  un5 
rflijriger  ipar  ©nfel  (Beorg.  „Du  fannft  perftdjert  fein,"  fdjrieb  er  6em  Sc^ager,  „2llles, 
was  Ol  für  Dic^  un6  6ie  Deinen  t^un  Pann,  gefd^el^t  eben  fo,  als  n>dre  es  ffir  mic^  unb 
6ie  uneinigen;  Dir  öienen  ^ift  mir  felbft  6ienen."  Unterftü^t  pon  6em  nac^  ^ranffurt 
gefanöten  (ßeljeimrat  Kflmmelmann  pon  ^ilöburg^ufen,  einem  Vertrauten  5es  Prinsen  Karl, 
riet  er  5ringen6  $ur  fc^leunigen  Sücffe^r  öer  Prinseffmnen  nadj  Darmftait,  ipo  man  6en 
Befuc^  öes  Königs  un6  feiner  Söljne  enpartete.  Der  Prin$  nnlligte  enMic^  ein;  6odj  er 
felbft  n)oUte  5urucfbleiben.  ®^ne  6ie  ^eier  i^res  (ßeburtstages  am  \6.  TXläci  ab$un)arten, 
n)05u  6er  ^ersog  pon  ^ilöburgljaufen  fc^n  grof e  Porbereitungen  getroffen  Ijatte,  un6  oljne 
ftc^  6urc^  6ie  Had^rid^t  pon  6em  bereits  erfolgten  Befud;  &es  Königs  in  Darmftaöt  auf* 
leiten  5U  laffen,  trat  We  (ßrofmutter  mit  Cuife  un6  5rie6erife  6ie  ^eimreife  an.  Untenpegs, 
in  ;franffurt,  wo  fte  am  ^3.  TXläti  im  IDeifen  Sdiwan  abftiegen,  foUte  bas  S^icffal  6er 
Prinseffinnen  fidj  erfüllen,  rafdjer  un6  gröfer  als  irgen6  jeman6  Ijatte  a^ncn  fönnen. 

König  ^rie6ridj  tPill^lm  II.  Ijatte  nadi  6er  IDie6ereroberung  ^ranffurts  fein  J^upt* 
quartier  in  6er  alten  Kaiferpa6t  genommen,  in  6er  fidj  bal6  ein  glan5en6er  Kreis  Pon 
6eutfdjen  dürften  un6  Qerren,  franjöftfc^en  prinsen  un6  (Emigranten,  Qel6en  un6  2tbenteurem 
5ufammenfan6.  lDä^ren6  in  Paris,  6as  man  eben  nodj  mit  leidjter  J^n6  5U  erobern  ge* 
meint  Ijatte,  6as  alte  Regiment  in  Stucfe  gefdjlagen  n>ur6e,  fammelte  fidj  Ijier  um  6en 
Pöniglic^  Dorfämpfer  6es  alten  (Europa  noc^  einmal  alles,  ipos  6as  fc^6en6e  3al>r* 
^un6ert  an  6en  ^ürften^öfen   un6  auf  6en  S^löffem  6er  Hadjborfdjoft  prddjtiges  un6 

28 


Verlobung  unb  Brautjett 

Uepptges  ^enyorgebrac^t  ^attc.  Der  König  felbft,  6en  man  tägltc^  in  btv  5ie  Stabt  um^ 
fäumenöen  Cinöenallce  fpasiercn  geljen  falj,  fanö  ^ranffurt,  ipte  er  nadj  Berlin  fdjrieb, 
„djarmant",  unö  es  gefiel  i^m  „ungemein"»  Ztber  audj  er  gefiel  6en  ^ranffurtem:  feine 
ritterlidje  ^oflic^feit  gewann  iljm  aller  ^er$en,  un6  (ßoet^es  ZlTutter  fc^rieb  6amals  i^rem 
So^ne:  „So  n>ie  6er  König  ron  uns  JtUen  geliebt  n>ir6,  ift  ipo^l  fdjtperlic^  nodj  ein 
TXlonavdf  geliebt  n>or6en  —  toenn  (Er  einmal  toegge^t,  fo  meine  id;  Dir  gen>if  8  Cage, 
unö  pergeffen  n>ir6  er  pon  uns  etilen  ^^xikhtns  nidjt/'  Heben  iljm  bemerfte  man  feine 
Söljne,  Prins  Couis  un6  6en  Kronprinsen  ^rieöridj  IDil^elm,  6er  in  6en  Patrisierijäufem 
6er  Sta6t,  bei  6en  Betljmann  un6  Zlle^Ier,  6en  (ßontar6  un6  ©lenfc^Iager  fc^Iidjt  un6  leut«^ 
feiig  perfe^rte;  oft  5eigte  ftc^  audj  6ie  glän5en6e  (Erfdjeinung  6es  prinsen  Couis  ^er6inan6, 
6er  im  ^aufe  6er  ^rau  pon  Prints  6ie  ^utiövzt  6urdj  6ie  Zlleifterfcfyift  feines  Klapierfpiels 
entsücfte.  JTlan  falj  femer  6cn  Sdjnnegerfo^n  6es  Königs,  6en  prinsen  XDil^elm  pon  ©ranien, 
6ie  ^ei^öge  Karl  Ztuguft  pon  Sadjfen*=lDeimar  un6  Karl  IDil^elm  ^er6inan6  pon  Braun^^ 
fd^meig,  ^effifc^e  un6  foburgifc^e,  naffauifc^e  un6  ipflrttembergifc^e  prinsen,  preufifc^e 
Staatsmänner,  nne  ^ar6enberg  un6  Struenfee,  un6  6en  ge^eimnispoüen  XDoeüner,  6a5u  piele 
(Emigranten,  unter  iljnen  Sombreuil,  6er  mit  Prins  Couis  ^er6inan6  in  6en  Caufgräben 
por  Znains  fidj  ausseic^nen  foUte  un6  5n>ei  3^^^^  fpäter  in  Quiberon  6en  ^eI6ento6  fan6. 
Die  preufifdje  (Siar6e  n>ar  in  6er  Sta6t  einquartiert;  6a5a>ifc^en  gab  es  noc^  immer  neue 
(Cruppen6urdj5üge:  Sadjfen,  Reffen,  ©efterreidjer,  3"  ^^  bunte  Ceben  un6  Creiben,  6as 
auc^  6urc^  6ie  Hä^e  6er  ^ransofen  in  ZlTains  nidjt  geftört  n>ur6€,  fam  faum  eine  leife 
(Erfc^ütterung  bei  6er  Hac^ridjt  pon  6er  Einrichtung  König  Cu6ipigs  XVI.,  6en  5U  retten  man 
im  Sommer  por^er  ausgesogen  n>ar.  Die  Kamepalsfefte  un6  6ie  tC^eaterauffü^rungen,  6ie 
6er  löbliche  ^t  von  ^ranffurt  puritanifc^  fonft  an  Sonntagen  nic^t  geftattet  ^atte,  erlitten 
feine  Unterbrechung,    König  ^rie6ric^  IDil^elm  II.  befuc^te  fie  regelmäßig  un6  gern» 

3nt  (Theater  ipar  es  6enn  auc^,  tpo  6ie  entfc^ei6en6e  Begegnung  smifc^en  6em  König 
un6  6en  prinseffinnen  ftattfan6.  (Skidf  am  tCage  i^rer  Jtnfunft,  pielleii?t  nic^t  gans 
abfic^tslos,  n>ar  6ie  (ßrofmutter  mit  6en  (Enfelinnen  nac^  6em  „Komö6ienIjaus"  gegangen, 
in  6ie  £oge  i^rer  in  ^ranffurt  leben6en  Sc^n>efter,  6er  (ßräfin  pon  £einingen^(ßuntcrsblum, 
6eren  (Coc^ter  PolYJ^na  fie  begleitete.  Der  König  n>ar  ann)efen6;  „am  (Eingang  6er  Komö6ie" 
fan6  6ie  <0rof mutter  (ßelegen^eit,  l^m  i^re  bei6en  (Enfelinnen  porsuftellen,  6eren  fnofpen6er 
Ciebreij  i^n  rafc^  eroberte,  ^rie6ridj  IDil^elms  II.  ftaunen6e  Betpun6erung  6er  bei6€n 
]ugen6lid;en  Sd^ön^eiten  Ifcd  einen  naipen  2(us6rucf  gefun6en  in  einem  Briefe,  in  6em  er 
felbfl  6iefe  6enfn)ür6ige  Begegnung  anfc^aulic^  gefdjil6ert  fyit  „Seit  meinem  legten  Briefe," 
fc^etbt  er  am  2\.  TXläti  \793  nadj  Berlin,  „^e  gar  feine  geit  $um  Schreiben  geljabt, 

29 


xmt  ifaben  in  lauter  ^iten  gelebt,  6ie  befonöers  5urdj  We  2tntt>efen^eit  ^^er  ^remöen 
reranlaft  tporöen,  nantltc^  von  5er  Prinsef  Cßeorge  von  Darmftaöt  unö  tl^ren  betöen 
^errlic^en  Kinöesfinöem,  6en  tCöc^tem  öes  Prinsen  Karl  von  ZTlecflenburg  nnb  alfo  6er 
Königin  ron  (£nglan6  i^ren  Hidjten*  XDie  ic^  6ie  beiöen  (Engel  5um  erften  TXlal  ^aff, 
es  nnxr  am  (Eingang  6er  Komö6ie,  fo  wav  idf  fo  frappirt  oon  i^rer  S^ön^eit,  6af 
iil  gans  auf  er  mir  nnxr,  als  6ie  (ßrofmutter  fie  mir  präfentirte.  3^  »flnfc^te  feljr, 
6ag  fte  meine  Seltne  feigen  möchten  un6  ftd;  in  fie  perlieben*  Den  an6em  (Tag  liegen 
fte  ftc^  auf  einem  Ball  präfentiren  un6  iDaren  gans  pon  i^nen  enc^antirt.  3^  machte 
mein  möglic^ftes,  6af  fte  fid;  oft  fal^n  un6  fic^  rec^t  fennen  lernten*  Die  bei6en  (Engel 
fm6,  fo  piel  ic^  feigen  fann,  fo  gut  als  fc^ön,  nun  ipar  6ie  £iebe  6a  un6  [es]  n>ur6e  fürs 
un6  gut  refolpirt,  fie  5u  Ijeirat^n/' 

2tn  6emfelben  2lben6,  ipo  König  ^rie6ridj  IDilljelm  feine  Sdjunegertödjter  ipälflte,  ipar 
aber  aud;  fein  Sol^n,  6er  Kronprins,  felbft  im  (Cl^eater,  auc^  er  nic^t  gans  5uf allig,  ntc^t 
abfid^tslos.  ZDie  bei  C^ronerben  ablief,  tpar  in  6en  ^ffreifen  oft  fd^n  pon  feiner  bepor^ 
fteljen6en  Dcrmäljlung  gefproc^en  iPor6en;  bal6  beflimmte  man  i^m  Cuife,  6ie  fpätcre 
Prinseffm  Ha65iipiü,  bal6  feine  oranifc^e  (Couftne  o6er  eine  baWfc^e  o6er  englifc^  Prinseffin. 
Der  Kronprins  feinerfeits  —  un6  6er  König  flimmte  iljm  6arin  bei  —  nxir  entfd^loffen, 
allein  feiner  Heigung  su  folgen.  JTlan  ^tte  i^m  Pon  6en  fc^önen  mecflenburgifdjen 
Prinsefftnnen  er5al;lt,  un6  Sombreuil,  6er  fte  in  Darmfta6t  gefe^en  un6  hzwunbctt,  seigte 
i^m  einmal  im  tC^eater  eine  Dame,  6ie  i^nen  dljnlic^  feljen  follte.  Bei  6em  Befudj  in 
Darmfta6t  Ijatte  er  6antt  pergeblic^  g«^fft/  fte  fennen  $u  lernen»  3^*  ^öe  er  iljre  2lnfunft 
in  ^ranffurt  erfaljrcn  un6  n>ar  in  6as  C^ater  gefommen,  fte  5u  fe^n.  (Er  bemerfte  fte 
feinem  pia^  fc^rag  gegenäber  in  einer  pergitterten  Coge,  6ie  rifm  nur  unpollfommen  $u 
fe^n  geftattete,  6odj  genug,  um  feine  Heugier  tpeiter  5U  rei5en.  Sie  gefielen  iljm  bei6e, 
befon6ers  tpie  fie  aufftan6en,  um  „mit  e6lem  2tnftan6e"  6en  (Dnfel  (ßeorg  5U  begrüben, 
6er,  ipir  aljnen  tparum,  fie  in  6er  Coge  auffuc^te.  (ßegen  (En6e  6es  Stücfes  u>cc^felte  6er 
Kronprins  feinen  pia^,  6odj  oljne  fte  beffer  fe^n  5U  fönnen. 

(ßlücflic^er  voat  er  am  nädjften  tCage,  ipo  Bürgermeifter  ©lenfdjlager  i^n  un6  6ie 
Prinseffinnen  5um  ^rü^ftücf  bat.  ZDie  lebenMg  blieb  i^m  alleseit  6ie  (Erinnerung  an  6as 
(Sind  6iefcr  erften  Begegnung!  XDie  er  am  (Eingange  pan6,  als  fte  eintraten,  suerft  ^rie6erife, 
6ann  Cuife;  ipie  (ßraf  ine6em,  6er  Bru6er  6er  ^ersogin  Pon  Kurlan6,  iljn  6en  prinseffinnen 
porftellte;  tpie  fet^r  bei6e  il^n  bejauberten:  Cuife  in  i^rer  fc^lanfen  Sdfönlfexi,  ^rie6erire  in 
il^rem  Ciebreis  un6  i^rer  Unter^Itungsgobe.  2tm  2tben6,  nad^m  6er  König  mit  6en 
Prinsen  im  „IDeif  en  Söjv^n^'  feinen  Befud;  obgeftattet,  trafen  fte  ftc^  auf  einem  BaU  bei 

30 


6em  Kammer^crm  pon  IDreöe»  Der  Kronprins  tanste  fleifig  mit  Cuife;  er  perfc^affte  i^r 
nac^^er  6ie  2Ttelo6ien  öiefer  erften  Cänse,  6te  fte  fpäter  oft  gefpielt  fyxt 

Der  <£xnbtud,  6en  6ie  prinsefftnnen  machten,  blieb  nic^t  unbemerft;  Kümmelmann 
fonnte  nadf  ^ilöburgljaufen  fc^reiben,  er  fei  noc^  gröf er  als  man  5u  enparten  geipagt  Ifab^. 
2tudj  6er  König,  6er  gleich  am  erften  2tben6e  6ie  (ßrofmutter  5U  längerem  Pertpeilen  in 
^ranffurt  aufgefor6ert  ^atte,  falj  mit  IDo^lgefallen  6ie  auffeimen6e  Heigung  feines  Soljnes» 
Tim  \6.  TXlävi  lu6  er  (ßrofmutter  un6  (Enfelinnen  $u  Cifc^  nac^  6em  „Hoten  ^aufe"  auf 
6er  ^dl,  6em  je^gen  Poftgebäu6e,  wo  er  mit  feinen  Söhnen  refi6ierte;  6er  Kronprins 
erijielt  feinen  pia^  neben  Cuife,  6er  fein  ^ers  me^r  un6  me^r  fidj  5Uö)an6te»  Der  König 
ermunterte  i^n  un6  6rängte  $u  rafc^er  €ntfdjei6ung»  2tber  Kronprins  ^rie6ric^  IDiUjelm 
ipäre  nic^t  6er  ^rie6ric^  IDil^elm  geipefen,  6en  »ir  alle  fennen,  »enn  er  nidjt  bei  6em 
über  fein  Cebensglucf  entfd)ei6en6en  Schritte  unfc^lufftg  anfangs  gefc^tpanft  ^ätte.  (Er  fprac^ 
mit  6em  Bru6er  Couis,  6effen  Heigung  bereits  einer  an6eren  Dame  gehörte  un6  6en  6ie 
Begegnung  mit  6en  prinseffmnen  6es^alb  gleichgültig  gelaffen  ^tte*  €r  befragte  6en 
ZRarquis  Cucc^efini,  6er  bei6e  prinseffinnen  engelhaft  fc^ön  fan6;  n>as  er  pon  i^m  un6 
an6eren  ^örte,  flang  sufammen  mit  6er  leifen  Stimme  feines  eigenen  ^ersens,  un6,  nac^6em 
er  im  (ßontar6fdjen  ^aufe  noc^  einmal  mit  6en  Prin$efjtnnen  sufammengetroffen,  entfdjie6 
er  fic^,  6urc^  6en  Pater  6ie  ^an6  Cuifens  5U  erbitten.  Prin$  Couis,  o^ne  alle  innere  CeiU 
na^me,  entfc^lof  jtc^  6ann  für  ^rie6erife^ 

€s  ipar  am  ^8.  2Ttär$  gegen  2tben6,  als  König  ^rie6ric^  IDiUjelm  IL  im  „IDeifen 
Sdjipan"  erfc^ien  un6  bei  6er  (ßrofmutter  für  feine  Söljne  iparb,  ipä^ren6  6ie  Prin$effinnen, 
6ie  tpo^l  merf ten,  ipas  porging,  6as  gimmer  perlaffen  mußten.  Die  (ßrofmutter  ;,fagte 
nic^t  Hein";  6es  Paters  (Eintpilligung  follte  eine  nac^  ^il6burg^aufen  fc^leunigft  abgefan6te 
Stafette  herbeiholen»  Der  Kronprins  felbft  bctradjtete  jic^  fc^on  als  perfproc^en»  Hoc^  am 
2tben6  6es  ^8»,  auf  einem  Konsert  un6  Souper  bei  2Tte^ler:»^ingerlin,  faf  er  ipie6er  neben 
Cuife;  6ie  Unterhaltung  tpur6e  pertraulic^er  un6  be6eutungspoller.  (Es  liat  ettpas  Sd^lic^tes 
$ugleic^  un6  2tnmuten6es,  ipie  jie  einan6er  nä^er  fommen:  er  gibt  6er  prinsefjtn  6ie  6amals 
beliebten  „Depifen",  6ie  fc^on  ipie  (Erflärungen  lauten,  fragt  fie,  ob  er  ipo^l  ^ffen  6ürfe, 
fte  einmal  in  Berlin  5U  fe^en:  Cuife  anttportet  flug,  o^ne  Ziererei,  6oc^  noc^  5urücf(^alten6* 
Tim  ndc^ften  (Tage  6urften  6ie  prinsen  felbft  im  „IDeifen  Sdjnxm"  i^re  IDerbung  an*= 
bringen;  6ie  (ßrofmama  lief  je6es  6er  jungen  Paare  in  einem  3^"^^^  allein»  „So  fro^ 
ic^  tpar"  —  fo  fc^rieb  fpdter  ^rie6ric^  IDil^lm  im  2tn6enfen  an  6iefe  unpergef liefen 
Stun6en  — ,  ;,fo  perlegen  »ar  ic^  6ennoc^,  un6  nac^  pielem  Stottern  un6  unsufammen*' 
^ngen6en  pljrafen  faf te  ic^  en6lic^  TXlnÜ)  un6  trug  o^ne  Piel  lJmftän6e  mein  2tnliegen 

31 


por»  IDir  flanöen  am  ^enfter,  meine  ^rau  mit  6em  Hücfen  an  6ie  ^enfterwanö  gefeint 
mit  jungfräulicher  Befc^iöen^it  ober  I^erslic^ent  Uusbvnd  billigte  fte  ein,  ic^  frug,  ob  ic^ 
öürfte,  unö  ein  Kuf  beftegette  öiefen  feierlichen  2(ugenblicf*'^ 

2tlfo  fc^lof  fidj  in  6er  alten  Kaiferftaöt  ^ranffurt  6er  Bunö,  aus  6em  pier  3a^re 
fpdter  6er  erfte  Kaifer  6es  neuen  2)eutfc^Ian6  ^erporge^n  foUte* 

Hur  eine  furse  Spanne  ^^t  6urfte  6er  Kronprin$  fein  junges  <Blücf  geniefen;  fauni 
$«)ei  feiige  (Tage  noc^,  in  6enen  traulicher  Perfe^r  6ie  flüchtige  Befanntfdjaft  rafc^  in  ffcty 
lidje  ^reun6fdjaft  nxin6elte.  €r  fc^enfte  6er  Prin$effin  einen  Hing,  gol6en  mit  ^acetten 
gcfc^liffen,  6en  fie  bis  $u  iljrem  Co6e  trug,  un6  einen  ^äc^er,  auf  6en  er  jene  Depife  fc^rieb, 
bnxdi  6ie  fein  Qer5  5uerft  5U  i^r  gefproc^en  un6  6ie  il^r  befon6ers  gefallen:  „Rien  ne  me 
console  que  vous,  puisque  mon  cceur  est  ä  vous",  —  IDorte,  6eren  bci6e  fpater  n>ie 
eines  IDaljlfpruc^es  oft  ge6ac^t  ^aben.  Die  prinseffin  gab  i^m  i^ren  eigenen  Hing  pom 
Ringer.  Sie  tansten  noc^  sufammen  auf  Bällen  bei  iHe^er^^Bet^mann  un6  iHori^  Bet^mann. 
Sdjon  am  2\.  Xdäxi  aber  fc^lug  6ie  (rrennungsftun6e:  6ie  Prin$en  begleiteten  6ie  Bräute 
$u  6em  alten  fdjn>erbepacften  IDagen,  6er  fie  mit  6er  (ßrofmutter  6urc^  6en  enpadjen6en 
^rü^ling  nadj  Darmfta6t  trug. 

Uls  E^eimatlofer  ^lüc^tling  ^tte  Cuife  2)annfta6t  perlaffen:  als  Braut  eines  Königs^ 
fo^nes,  6es  (Erben  6er  iTlonarc^ie  ^rie6ric^s  6es  (ßrof en,  fam  fie  $urücf. 

Hidjt  6er  ^rü^lingsfturm  einer  jälj  aufu>allen6en  £ei6enfdjaft,  unfere  €r$ä^lung  $eigte 
es  fdjon,  Ijat  ^rie6ric^  IDil^elm  in  Cuifens  2trme  geführt.  (Es  »ar  auc^  nidjt,  06er  nic^t 
Ijauptfädjlic^,  6ie  fmnlidje  5^eu6c  an  6em  frifc^en  5^uber  6iefer  jungen  inä6cfjenblüte:  es 
fdjeint  mir  faft,  als  ^be  iljm  5rie6erif e,  6ie  rei5en6fte  prinseffm  iljrer  geit,  anfangs  noc^  meljr 
gefallen*  (ßeonf,  Cuifens  lieblid^e  (Erfd^einung  t^atte  it;n  angesogen;  allein  n>as  it^n  für 
fic  entfc^ie6,  nxir  6er  unter  liebensö)ür6iger  ^röljlic^feit  fidjtbare  (Emft  iljres  IDefens,  iljre 
3nnerltc^fcit,  6ie  unperfennbaren  Bil6ungslinien  n>er6en6er  (Cljarafterfcftigfeit;  6enn  Prin$effin 
Cuife,  wie  fie  pon  edjter  un6  inniger  ^^^^mmigfeit  erfüllt  uxir,  nxir  auc^  bei  aller  2tus* 
gclaffcnljeit  eine  emfte  un6  finnen6e  Seele  un6  erfdjien  u>eit  über  iljre  3^ljre  djarafterpoll. 
„Prinseffm  Cuife  wirb  eine  ausge$eic^nete  Königin  abgeben,"  fc^rieb  6amals  eine  Darm* 
ftä6ter  ^f6ame,  „fic  Ijat  einen  ausgeprägten  (Cljaraftcr  wie  eine  Dreifigjäljrige."  (Ebcnfo 
nxiren  es  gera6e  6ie  beften  lDefens$üge  ;Jrie6ridj  IDilljelms,  6ic  6ie  prin$effin  beftimmten, 
feine  IDerbung  ansuneljmen,  6iefclben  IDefenssüge,  an  6enen  iljre  ^er$ensfreun6fdfaft  $u 
bräutlici^r  Heigung,  it;re  bräutlici^e  Heigung  5U  echter  (ßattenliebe  fpätcr  erftarfte.  2Iuf^ 
genxidjfen  $u>ifdjcn  S^cin  un6  ilTain,  inmitten  einer  aus  6eutfc^em  un6  fran$5fifdfem  IDefcn 
gemifdften  leichten  un6  perfül^rerifc^en  (Befelligfeit,  tpar  Cuife  in  iljrem  (Beffll^Islebeii  noi) 


32 


DÖÜig  unberührt  geblieben;  i^re  Cebenseinörficfe  litten  fte  PteUeic^t  gerabe  fär  6ies  Heue 
un6  ^remöe  porbereilet,  ^ös  je^t  an  jte  herantrat  3"  ^^^  ftetfen  un6  fc^üdjtemen  ®ffi$ier, 
6effen  Perfönlic^feit  im  ö6en  €inerlei  feines  militärifc^en  Dafeins  eingesipängt  fafi  per* 
fümmerte,  erfannte  xi)v  roeiblic^r  Blicf  öen  TXlann,  öeffen  ganses  JPefen  Sc^lic^t^eit, 
(E^rüc^feit  un6  IDaljrljaftigfeit  atmete;  6en  ZTTann,  an  6en  i^re  eigene  fc^Ianfe  Sc^miegfam* 
feit  pertrauenspoU  fic^  anicljnen  fonnte,  „VOiv  ipuften  beiöe  fofort  unö  o^ne  lJmfc^n>eife, 
looran  tpir  miteinanöer  loaren/'  fo  ^at  fte  i^m  gleich  öamals  gefc^rieben»  3^  möchte  fagen: 
es  tparen  6ie  beiöen  inneipo^nenöen  Kräfte  aufrichtiger  Heligiöjttat,  ernfter  unö  ftttlic^er 
Cebensanfc^auung  unö  Cebensfü^rung,  öie  bei  i^rer  Begegnung  fid;  regten  unö  waljU 
penpanöt  cinanöer  5uftrebten» 

Damit  ^ing  noc^  ein  anöeres  $ufammen. 

Kronprins  ^rieöric^  IDiUjelm,  oljne  alle  näheren  Besie^ungen  $um  Pater,  o^ne  ^ers* 
liebes  Per^Itnis  5ur  tlTutter,  o^ne  ^reunöfc^aft,  o^ne  Ciebe,  entbehrte  fc^ujer  Öer3nnigfeit 
öes  Familienlebens,  nac^  öem  fein  ganses  IDefen  öoc^  perlangte»  IDie  muf te  er  ftc^  glficflic^ 
füljlen  bei  öer  Berüljrung  mit  öiefem  ^efftfc^*mecflenburgifc^en  ^amilienfreife,  öen  ein  fo 
enges  Banö  ^erslic^fter  pertpanötfc^ftlic^er  Ciebe  umfc^lang»  Prin$effm  Cuife  i^rerfeits,  öer 
ZHutter  unö  öer  ZtTutterftelle  einne^menöen  (Tante  frü^  beraubt,  o^ne  t?ater^aus  aufgennic^fen, 
aber  umgeben  pon  innigfter  grofmütterlic^er  unö  gefdjö)ifterlic^er  Ciebe,  beöurfte  in  gleichem 
Znaf e  öes  ^äuslic^en  (ßlucfes,  bas  xlfx  öie  fc^lic^te  unö  tpa^r^ftige  Perf5nlic^feit  öes  Krön* 
prinsen  5u  perbürgen  fdjien» 

^n  öiefer  Uebereinftimmung  i^rer  beften  (Empfinöungen  unö  (ßefu^le,  in  öiefem 
gufammenflang  iljrer  Haturen,  »enn  jie  iljn  auc^  pielleic^t  fiärfer  $unäc^ft  empfanöen  als 
er  talfäc^lic^  be\tanb,  mochten  ^ri^^nc^  IDiUjelm  unö  Cuife  öen  Quell  iljres  (ßlücfes  finöen» 
//3^  f^n«  3^^^^  ^^^^  fag«n,  n>ie  glücflic^  ic^  mic^  öurc^  öie  IDa^l  füljle,  öie  ic^  getroffen 
Ijabe/'  fc^rieb  öer  Kronprin$  feiner  UTutter,  unö  Cuife  fc^rieb  öer  Sdjmefter  (C^refe  nac^ 
2Jegensburg:  „2)u  fannft  faum  glauben,  n>ie  glücflic^  ic^  bin.  Der  prins  ift  auferoröentlic^ 
gut  unö  graöe,  er  ift  erftaunenö  tpa^r.    (Ss  bleibt  mir  nichts  5U  mfinfc^n  übrig/' 

IL  Die  Braut$eit 

IDd^renö  öer  ^rüljling  öes  3^^^^^  U9^f  ^<^  tn  öen  Büchern  öer  IDeltgefc^ic^te  mit 

fo  blutigen  Cettem  per$eic^net  ift,  öie  Canöe  am  H^ein  mit  neuem  (ßrün  fc^mücfte,  entfaltete 

ftc^  an  öen  Ufern  öes  öeutfc^en  Stromes  ein  anmutiges  Ciebesiöyll:  öie  Brautjeit  öes  Krön* 

prln$en  ^rieöric^  XDil^elm  unö  öer  prinsefjtn  Cuife* 

3 
33 


(ßleic^  am  (tage  nadf  6er  2tbreife  6er  prinseffinnen,  am  22.  ZHärj,  ^tten  auc^  6er 
König  un6  6er  Kronprins  an  6er  Spi^e  6er  preuftfc^en  (ßar6e  ^ranffurt  perlaffen,  $ur 
Belagerung  von  2natn$,  6as  im  ©ftober  ^792  auf  fc^md^üc^  IDeife  6en  5ran$ofen  in 
6ie  ^n6e  gefallen  n>ar.  Sie  tpan6ten  ftc^  sundc^ft  über  6en  ZRain  r^einaufn>art5,  nK>6urc^ 
6er  Kronprin$  u>iIIfommene  Gelegenheit  erhielt,  6ie  Braut  in  Darmfia6t  5U  befuc^en  (2^.  VHävi), 
bann  über  6en  ZTTain  surflcf  un6  überfc^ritten  6en  2Jljcin  mtfyc  abwärts ,  um  rafc^  6ie 
(Einfc^licf ung  von  TXlaxni  auf  6er  meftlic^en  Seite  5u  i>oIIen6en.  IDä^ren6  6er  König 
weiter  nadj  IDeften  porrflcfte,  ging  6er  Kronprins  über  IX)iesba6en,  pon  nx>  mir  feinen 
erften  Brief  an  Prin$effin  Cuife  ^ben,  un6  ©ber«»3ngel^m  nac^  (ßuntersblum,  fü6lic^ 
von  ©ppen^im,  nx>  er  für  6ie  näc^ften  IDoc^n  Quartier  naijm,  um  als  (ßeneralmajor 
un6  Komman6eur  6er  Sefen>e  unter  Kalcfrcut^s  ©berbefe^l  an  6er  Belagerung  Pon  2Ttatn$ 
teil$une^men.  €s  mar  iljm  nic^t  befc^ie6en,  fic^  6abei  befon6ers  aus3U$eic^nen.  TXlan  loeif, 
tpas  6er  ^reiljerr  pom  Stein  Pon  6er  ,;5entnerfc^a>eren  £angen>eile"  geflagt  fyxt,  6ie  er  im 
Kriegslager  por  ZTTains  laflen6  fan6.  Kronprins  ^rie6ric^  HXl^lm  tpar  nidft  frei  6apon. 
3^nt  fehlte  o^ne^in  6ie  frifc^  5ugreifen6c  (Catfraft,  6ie  6en  prinsen  £ouis  ^er6inan6  un6, 
wie  es  fc^eint,  auc^  feinen  eigenen  Bru6er  Prin$  Couis  befeelte;  jel^t  PoUen6s  nxir  er  faum 
noc^  mit  ^Ibem  ^ei^en  bei  6em  Kriege,  6er  nie  rec^t  feinen  Beifall  gefyibt  ^ttc  un6 
6em  er  ein  möglic^ft  raf^es  (&t6e  fe^nlic^  ipünfc^te.  ZRoc^ten  6oc^,  fo  meinte  er,  6ie 
^ran$ofen  $u  ^aufe  tun,  n>as  i^nen  beliebte,  »enn  jie  nur  nic^t  nac^  2)eutfc^lan6  fämcn« 
/,3^  befc^äftige  mic^  nur  mit  3^nen/  fc^reibt  er  einmal  6er  Braut,  freimütig,  aber 
unfol6atifc^,  „alles  2(n6ere  ift  mir  gleid^ltig  un6  langnmlig.'^  €r  fe^nt  ftc^  nur  nadj 
Darmfla6t,  um  tt)ie6er  „freun6lic^e  (ßeftc^ter"  um  ftc^  5u  feljen.  €r  freut  jic^,  feiner 
Znutter,  feinen  Sdjn>eftem  ^rie6erife  un6  „ITlimi",  6er  ^ersogin  Pon  IJorf  un6  6er 
Prin$effin  pon  ©ranien,  Pon  feinem  <ßlücf  un6  Pon  feiner  Ciebe  fc^reiben  3U  fönnen. 
€r  fpielt  6ie  ^än^e,  6ie  er  mit  Cuife  getanst  fyit;  er  seic^net  i^r  6ie  perfc^ie6enen  Sol6aten:» 
typen  6es  preufifc^en  ^eres,  —  6enn  auc^  feine  fc^uxic^en  Kunftneigungen  flei6en  fic^  in 
militärifc^c  formen:  ipenn  er  seidjnet,  tper6en  es  Sol6atcn,  un6  Pon  6er  ZHufif  liebt  er 
nur  6ie  ZlTilitärmärfc^c  —  un6  faft  alle  (tage  eilen  Boten  über  6ie  Pon  6en  Belagerern 
bei  (ßinstfcim  gefdjlagene  H^einbrücfe,  um  6ie  Briefe  6er  £icben6en  5n>ifd^  2)armfta6t 
un6  (ßuntersblum  l^in«  un6  ^erjutragen. 

Caufcbcn  nnr  einen  2Iugenblicf  6em  <ßeplau6er  Mefer  erften  tCage. 

Der  Kronprins:  „^aben  Sie  fdjon  an  yjt  Bil6  ge6aijt?  IDenn  es  nur  d^nlic^  unr6 
un6  niift  eine  Karifatur  3^^^*  rci5cn6en  ©efic^tc^ens.  ZTlac^en  Sie,  6af  ic^  nic^t  $u  lange 
6arauf  5U  tpartcn  brauche/' 


Die  prinsefjtn:  „Sic  fragen,  ob  ic^  fc^on  an  bas  BiI6  geöac^t  ^be?  IDie  fönnen 
Sie  bavan  $ö)eifeln.  3c^  fjabe  yjrxcn  oerfprodjen,  es  fo  fc^nell  als  möglich  machen  5U 
laffen,  unö  ic^  bin  ein  2Ttä6c^en  pon  IDort  Der  2Ttann,  6er  mic^  malt,  giebt  jic^  öie 
gröfte  X(lüt)e,  ic^  Ijabe  iljm  fdjon  6rei  ZTTal  gefeffen,  un6  er  Ijat  nur  erft  6ie  (ßröfe  6er 
2tugen  gemalt  (6ie  siemlicb  Mein  ftn6,  loie  Sie  toiffen),  6en  Umrif  6er  Hafe  un6  6cs 
Znun6es,  un6  porläufig  fielet  mir  6as  noc^  garniert  o^nlic^*  Das  Bil6  ift  fo  grof ,  tt>ie 
Sie  es  mir  an  meiner  ^n6  geseigt  ^ben,  ic^  Ifabe  üftn  gefagt,  mic^  ^^ft  einfach  5U 
malen,  nid^ts  auf  6em  Kopf  un6  n>eif  geflei6et;  ic^  tpeig,  6af  Sie  6as  (Einfache  lieben, 
un6  ffabe  geglaubt  3f?ren  (ßefdjmacf  $u  treffen.  Bitte,  fagen  Sie  mir,  loenn  Sie  es  an6ers 
^aben  »ollen.  Pergeffen  Sie  aber,  bitte,  auc^  nidjt  mir  3^^  SU6  $u  geben.  €s  fc^eint 
mir  am  beften,  une  Sie  meinten,  6as  Bil6  pon  S<ijr56er  copiren  5U  laffen,  6enn  ic^  glaube 
nic^t,  6af  Sie  einen  2Ttiniaturenmaler  bei  6er  2Irmee  Ijaben." 

Der  Kronprins:  „3^  beö)un6ere  3^^^  (ße6ul6  un6  bin  3^"^"  2Ttillionen  2Ttal  $u 
Danf  perpflic^tet  IDenn  nur  bei  6iefen  ^ufigen  Si^ungen  ein  Bil6  5U  Stan6e  fommt, 
6a5  yjmn  einigermaßen  ä^nlic^  fie^t;  6enn  6af  es  3^"^"  S^"3  ä^nlic^  n>it6,  6aran  per* 
$ipeifele  ic^.  3^^^  S^i^  P"^  $"  U^^  un6  5U  fjübfc^,  als  6af  ein  ZTTaler  jte  je  treffen  un6 
6ie  Sanftmut^  un6  2tnmut^  ipie6ergeben  fönnte,  6ie  Sie  fo  rei5en6  machen.  3^  iper6e 
an  6en  UTaler  Sdjr56er  f (^reiben,  6af  er  6as  „Sdjlaraffengejic^t"  copirt,  6as  Sie  5U  Ijaben 
tpfinfc^en.  Uebrigens  bin  ic^  gans  6amit  5ufrie6en,  tpie  Sie  ^df  malen  laffen,  un6  ein 
^fibfc^es  2nä6djen  nrie  Sie,  ift  in  einem  einfachen  Kofiüm  o^ne  Sdjmucf  nur  noc^  ^übfc^er." 

Die  prinsefftn:  „2Iber  nic^t  tpa^r,  lieber  Prins,  Sie  fagen  mir  nidjts  meljr  über 
meine  ^ÜQe,  ob  fie  fein  jtn6  06er  grob.  Sie  ^aben  mir  nie  fo  elegante  Se6ensarten 
gemacht,  un6  ic^  bin  nic^t  6aran  geipöljnt,  6af  Sie  mir  fdjmeic^eln.  Sagen  Sie  mir  lieber, 
6af  Sie  mic^  lieben  un6  6af  Sie  mein  guter  ^reun6  fin6,  6as  fc^ä^e  idj  piel  ^öljer." 

Sdjlic^t  un6  ^ei^lic^  ipie  6iefe  IDorte  ift  6er  ganse  Briefipedjfel  6es  Brautpaares, 
6en  6ie  liebepolle  Pietät  5rie6ric^  XDiUjelms  6er  Hadjipelt  er^lten  iiat\  fc^mucflofe  Weine 
Brief blätter,  meift  noc^  in  i^ren  Umfc^lägen,  be6ecft  mit  engen  ^eiUn,  bei6e  ^an6fdjriften 
jugen6liij,  6ie  feinige  fdjon  etipas  entipicf elter,  fräftiger;  6ie  iljrige  tpeiblic^  un6  fiüdjtig, 
mit  häufigen  Unterftreic^ungen.  Die  Brieffpraije,  faft  immer  fransöfifc^,  ift  farblos  aber 
faft  forreft  unter  ^rie6ric^  IDilljelms  ^e6er;  ^öc^ft  inforreft  im  2Ius6rucfe  un6  in  6er 
2Jec^tfc^reibung  bei  Cuife,  aber  leben6ig  un6  anfif anlief,  befon6ers  tpenn  6as  ^vaniöfx^dic 
pom  Deutfc^en  unterbrochen  06er  abgelöft  ipir6.  pünftlic^er  un6  fleißiger  als  Brieffcfjreiber 
ift  5rie6ric^  IDil^elm,  in  6en  Briefen  an  6ie  Braut  allein  fann  er  ja  ausftrömen  laffen, 
tpas  an  (Befüllen  un6  €mpfin6ungen  in  i^m  lebt;  Cuife,  pon  fo  piel  £iebe  un6  (Ceilnaljme 

35 


war  aber  von  i^m  an  feinen  Sdjnxiger  un6  ,;beu>a^rten  ^reunö",  6en  prin$en  <ßeorg^ 
permiefen  nx>r6en.  IDos  fonnte  öiefem  »illfommener  fein,  als  eine  feiner  Hielten  mit  6em 
Kronprinsen  pon  Preufen  $u  oerloben?  Cebijaft  ging  er  auf  6en  ©eöanfen  ein,  unö  er 
ipar  6er  ZTTann,  i^n  $u  pem>irflic^en,  allen  ^in&emiffen  $um  Crol^. 

Denn  an  Sdjmierigfeiten  unö  Beöenfen  fehlte  es  feineswegs.  €s  6arf  nic^t  i>er* 
fc^nnegen  »erben:  eine  (E^e  mit  einem  preufifijen  prinsen  fc^ien  öamals  nic^t  flberaK 
oerlocfenö.  ^wav  oerfic^erte  ^rau  von  ©lenfdjlager,  ^6er  prin$  n>er6e  6ie  ©emo^lin,  Me 
er  felbft  tpa^Ien  foUe,  genrif  auc^  lieben  un6  i^r  treu  fein".  2niein  man  fannte  ja  Me 
3uftän6e  in  Berlin;  nxir  6oc^  ^rau  Hi^  —  6ie  fpdtere  (ßrdfin  ßc^tenau  —  felbft  mit  i^ren 
Kin6em  eines  (Tages  $um  Befuc^  6es  Königs,  für  öejfen  (Beliebte  man  fie  noc^  immer  ^ielt, 
in  ^ranffurt  erfc^ienen.  So  ^ief  es  6enn  bal6:  es  gehöre  ZTTut  bain,  je^t  mit  6em 
preufifc^en  ^ofe  in  Perbinöung  $u  treten.  3"  Dormftaöt  nxir  6ie  eigene  (Tante  6er 
prin$efftnnen,  iljre  ZlTuttersfc^tpefter,  Canögräfin  Cutfe,  gans  öagegen  unö  fudjte  jeöe  ZlTöglidf- 
feit  einer  2Innä^erung  unö  Befanntfdjaft  $u  Ijintertreiben.  Der  Dater,  Prin$  Karl  in 
^ilöburgljaufen,  lief  gefc^^n,  o^ne  oielen  ©fer  $u  $eigen.  Um  fo  entfc^loffener  unö 
rühriger  ttHir  ©nfel  (ßeorg.  „Du  fannfl  perftdjert  fein,"  fijrieb  er  öem  Sc^nxiger,  „2nies, 
mos  ic^  fflr  Dii;  unö  öie  Deinen  t^un  fann,  gefc^ie^t  eben  fo,  als  n>äre  es  für  mic^  unö 
öie  lUeinigen;  Dir  öienen  ^ift  mir  felbft  öienen."  Unterftul^t  pon  öem  nac^  ^ranffurt 
gefanöten  (ße^eimrat  Kümmelmann  Don  ^ilöburgljaufen,  einem  Vertrauten  öes  Prinsen  Karl, 
riet  er  öringenö  $ur  fijleunigen  SücHe^r  öer  prin$effinnen  nac^  Darmftaöt,  nx>  man  öen 
Befuc^  öes  Königs  unö  feiner  S&line  ern>artete.  Der  Prins  nnlligte  enölic^  ein;  öoc^  er 
felbft  uJoUle  5urücfbleiben.  ©Ijne  öie  ^eier  iljres  ©cburtstages  am  \6.  TXlävi  alqun>arten, 
!t>o$u  öer  ^ersog  Don  ^ilöburg^ufen  fdjon  grof e  Vorbereitungen  getroffen  ^tte,  unö  oljne 
fii;  öurc^  öie  Itac^ric^t  pon  öem  bereits  erfolgten  Befuc^  öes  Königs  in  Darmftaöt  auf« 
leiten  $u  lajfen,  trat  öie  (ßrofmutter  mit  Cuife  unö  ^rieöerife  öie  J)eimreife  an.  Untertpegs, 
in  ^ranffurt,  voo  fie  am  \3.  TXläxi  im  IDeifen  Sdjwan  abpiegen,  follle  bas  Sdjicffal  öer 
Prinsefftnnen  ftc^  erfüllen,  rofdjer  unö  gröfer  als  irgenö  jemanö  Ijätte  aljnen  fönnen. 

König  ^rieörii;  tDil^lm  II.  ^tte  nac^  öer  tDieöereroberung  ^^^^nffurts  fein  ffaupU 
quartier  in  öer  alten  Kaiferftaöt  genommen,  in  öer  jtc^  balö  ein  glan$enöer  Kreis  Pon 
öeutfc^en  dürften  unö  ^erren,  fran$öftfifen  prinsen  unö  (Emigranten,  ^elöen  unö  2(benteurem 
Sufammenf anö.  tDät^renö  in  Paris,  öos  man  eben  noc^  mit  leichter  f^anb  5U  erobern  ge» 
meint  Ijatte,  öos  alte  2Jegiment  in  Stficfe  gefijlagen  ipuröe,  fammelte  ftc^  Ijier  um  öen 
föniglic^n  Dorfdmpfer  öes  alten  Europa  noc^  einmal  alles,  uhis  öos  fc^öenöe  3a^ 
^unöert  an  öen  ^Atften^öfen   unö  auf  öen  Sc^löffem  öer  Hac^barfd^ft  prdcbtia^  un^ 


Ueppiges  ^erporgcbrac^t  ^allc.  Der  König  fclbft,  6cn  man  täglich  in  6er  6ie  Stabt  um* 
fäumenöen  £in6enallee  fpasicren  gcljen  falj,  fan6  ^ranffurt,  loie  er  nadf  Berlin  fc^rieb^ 
„diaxtnant",  un6  es  gefiel  iljm  ,,ungemein".  2tber  audj  er  gefiel  6en  ^ranffurtem:  feine 
ritterliche  ^öflidjfeit  geipann  xiftn  aller  fersen,  un6  (ßoet^es  ZHutter  fc^rieb  öamals  iljrem 
So^ne:  „So  loie  6er  König  von  uns  2tllen  geliebt  loirö,  ift  ipoljl  fc^u>erlidj  noc^  ein 
ZlTonarc^  geliebt  looröen  —  loenn  €r  einmal  loeggeljt,  fo  »eine  tc^  Dir  getpif  8  (Tage, 
unö  pergeffen  loirö  er  pon  uns  2IUcn  ^^itkbcns  nic^t."  Xltbcn  i^m  bemerfte  man  feine 
Söljne,  Prin$  Couis  unö  6en  Kronprinsen  ^rieöridj  IDiUjelm,  6er  in  öen  Patrisier^dufem 
6er  5ta6t,  bei  6en  Bet^mann  un6  ZTTe^ler,  6en  (Sontavb  un6  ©lenfdjlager  fdjlic^t  un6  leut* 
feiig  perfe^rte;  oft  seigte  jidj  auc^  6ie  glän$en6e  (grfdjeinung  6es  prinsen  Couis  ^er6inan6, 
6er  im  Qaufe  6er  ^rau  pon  IMnts  6ie  ^nlfövev  bnidf  6ie  tlTeifterfc^ft  feines  Klapierfpiels 
entsflcfte»  TXlan  fa^  femer  6en  Sdjipiegerfo^n  6es  Königs,  6en  prin$en  IDil^clm  pon  ©ranien, 
6ie  ^erjöge  Karl  2tuguft  pon  Sac^fen*=IDeimar  un6  Karl  IDil^elm  ^er6inan6  pon  Braun^* 
fc^tpelg,  Wftfc^e  un6  foburgifdje,  naffauifc^e  un6  ipürttembergifdje  prinsen,  preufifc^e 
Staatsmänner,  tpie  Qar6enberg  un6  Struenfee,  un6  6en  gel^eimnispollen  IDoellner,  6a5u  piele 
(Emigranten,  unter  iljnen  Sombreuil,  6er  mit  prin$  Couis  ^er6inan6  in  6en  Caufgräben 
por  2nain$  fic^  ausseic^nen  follte  un6  5ö)ei  ^aiive  fpäter  in  Quiberon  6en  ^el6ento6  fan6. 
Die  preufifc^e  (ßar6e  ipar  in  6er  Stabt  einquartiert;  6a5n>ifdjen  gab  es  noc^  immer  neue 
(rruppen6ur(^5uge:  Sadjfen,  Reffen,  ©efterreidjer»  3"  ^^  bunte  Ceben  un6  (Treiben,  6as 
audj  6urc^  6ie  Hä^e  6er  ^ransofen  in  2nain$  nic^t  geftört  wutbe,  tarn  faum  eine  leife 
(Erfc^fltterung  bei  6er  Hadjridjt  pon  6er  ^inridjtung  König  Cu6ö)igs  XVI.,  6en  su  retten  man 
im  Sommer  por^er  ausgesogen  wav.  Die  Kamepalsfefte  un6  6ie  (C^eaterauffüljrungen,  6ie 
6er  löbliche  Hat  Pon  ^ranffurt  puritanifc^  fonft  an  Sonntagen  nidjt  geftattet  Ijatte,  erlitten 
feine  Unterbrechung*    König  ^^^^ri^  IDilljclm  II.  befuc^te  fie  regelmäßig  un6  gem. 

3ni  (Cfjeater  n>ar  es  6enn  auc^,  wo  6ie  entfdjei6en6e  Begegnung  5n>ifdjen  6em  König 
un6  6en  prinsefjinnen  ftattfan6.  ßUxdj  am  (tage  iljrer  2tnfunft,  pielleidjt  nidjt  gan$ 
objic^tslos,  wav  6ie  (ßrofmutter  mit  6en  (Cnfelinnen  nadj  6em  „Komö6ien^us"  gegangen, 
in  6ie  Coge  i^rer  in  ^ranffurt  leben6en  Sdjmefter,  6cr  (ßräfin  pon  Ceiningen*(ßuntersblum, 
6eren  (Coc^ter  Polyyena  fie  begleitete.  Der  König  wat  ann>efen6;  „am  (Eingang  6er  Komö6ie" 
fan6  6ie  (ßrof mutter  (ßelegen^eit,  i^m  iljre  bei6en  (Enfelinnen  porsuftellen,  6eren  fnofpcn6er 
Ciebrei$  iljn  rafc^  eroberte.  ^rie6ric^  IDilljelms  II.  ftaunen6e  Beu>un6erung  6er  bei6en 
jugen6lic^en  Sdjön^eiten  fyxt  einen  naipen  2Ius6rucf  gefun6en  in  einem  Briefe,  in  6em  er 
felbft  6iefe  6enfipür6ige  Begegnung  anfc^aulic^  gefc^il6ert  ^t.  „Seit  meinem  legten  Briefe," 
fc^reibt  er  am  2\.  VHäxi  \793  nac^  Berlin,  „^abe  gar  feine  geit  sum  Sdjreiben  geljabt, 

29 


tpir  Ifabm  in  lauter  ^iUn  gelebt,  6ie  befonöers  öurc^  6ie  2tn«>efen^eit  ^^er  ^remöen 
peranlaft  wovbm,  näntlidf  von  6er  Prinsef  (ßeorge  pon  Darmftdöt  un6  il^ren  betöen 
^errlidfen  Kin6esfin6em,  6en  (Cöc^tem  öes  Prtn$en  Karl  von  ZTlecflenburg  un6  alfo  6er 
Königin  Pon  (Englanö  i^ren  Hidjten*  IDie  idj  6ie  betöen  (Engel  5um  erften  TXlal  fa^, 
es  tpar  am  (Eingang  6er  Kom56ie,  fo  nxnr  ic^  fo  frappirt  pon  i^rer  Sc^5n^eit,  6af 
ic^  gan5  auf  er  mir  nxir,  als  6ie  (ßrofmutter  fte  mir  präfentirte.  3^  ipflnfc^te  fe^r, 
6af  fte  meine  Söljne  feljen  mödjten  un6  ftc^  in  jie  perlieben»  Den  an6em  (tag  liefen 
fie  fic^  auf  einem  Ball  präfentiren  un6  nxiren  gans  pon  i^nen  enc^antirt.  3^  machte 
mein  möglid^ftes,  6af  fte  ftc^  oft  fa^en  un6  fic^  rec^t  fennen  lernten*  Die  bei6en  (Engel 
jin6,  fo  piel  idj  feljen  fann,  fo  gut  als  fc^ön,  nun  »ar  6ie  £iebe  6a  un6  [es]  ipur6e  fur$ 
un6  gut  refolpirt,  jte  5U  ^eirat^n." 

2tn  6emfelben  2Iben6,  ipo  König  ^rte6ric^  IDilljelm  feine  Sdjö)iegert6djter  »äljlte,  u>ar 
aber  aud;  fein  So^n,  6er  Kronprin5,  felbft  im  tCl^eater,  aui;  er  nic^t  gan5  5ufällig,  nic^t 
abftc^tslos.  IDie  bei  (Cljronerben  üblic^,  tpar  in  6en  ^offreifen  oft  fdjon  pon  feiner  bepor* 
fte^en6en  Permäljlung  gefproc^en  iPor6en;  baI6  beflimmte  man  iljm  Cuife,  6ie  fpatere 
Prinseffin  Ha65in>ill,  baI6  feine  oranifc^e  (Eoufme  o6er  eine  baMfc^e  o6er  englifc^e  Prin5efftn. 
Der  Kronprins  feinerfeits  —  un6  6er  König  ftimmte  i^m  6arin  bei  —  nxir  entfc^lojfen^ 
allein  feiner  Heigung  $u  folgen.  ZTTan  ^tte  i^m  Pon  6en  fc^önen  mecflenburgifc^en 
Prinseffinnen  ersd^lt,  un6  Sombreuil,  6er  fte  in  Darmfta6t  gefeiten  un6  ben>un6ert/  5eigte 
iljm  einmal  im  (Cljeater  eine  Dame,  6ie  i^nen  ä^nlic^  fe^cn  follte.  23ei  6em  Befuc^  in 
Darmfta6t  ^atte  er  6ann  pergeblic^  g«^fft/  fte  fennen  5U  lernen.  3^*  ^^e  er  iljre  2Infunft 
in  ^ranffurt  erfaljren  un6  ipar  in  6as  Üjeater  gefommen,  fte  $u  fe^n.  (Er  bemerfte  fte 
feinem  pia^e  fc^rdg  gegenüber  in  einer  pergitterten  £oge,  6ie  i^m  nur  unPoUfommen  5u 
feljen  gemattete,  6oc^  genug,  um  feine  Heugier  »eiter  5U  reisen.  Sie  gefielen  iljm  bei6e, 
befon6ers  tpie  fte  aufftan6en,  um  ,^mit  e61em  2(nftan6e''  6en  (Dnfel  (ßeorg  5u  begräfen, 
6er,  unr  aljnen  nxirum,  fte  in  6er  £oge  auffuc^te.  (Segen  (En6e  6es  Stäcfes  n>ec^felte  6er 
Kronprin$  feinen  pia^,  6odj  oljne  fte  beffer  feljen  5U  fönncn. 

(ßlücf lieber  nnir  er  am  nac^ften  (Tage,  tpo  Burgermeifter  0lenfi;lager  it;n  un6  6ie 
Prinsefftnnen  5um  ^rüljftücf  bat.  HXe  lebenMg  blieb  iljm  alleseit  6ie  (Erinnerung  an  6as 
<Blücf  6iefer  erften  Begegnung!  XDie  er  am  (Eingange  ftan6,  als  fte  eintraten,  suerfl  ^rie6erife, 
6ann  Cuife;  tpie  (ßraf  2ne6em,  6er  Bru6er  6er  Qersogin  Pon  Kurlan6,  iljn  6en  prinsefftnnen 
porftellte;  »ie  feljr  bei6e  i^n  bejauberten:  Cuife  in  i^rer  fijlanfen  Sdjönljeit,  ^rie6erife  in 
i^rem  £iebrei5  un6  itjrer  Unter^ltungsgobe.  2Im  2(ben6,  nadj6em  6er  König  mit  6en 
Prinsen  im  ;,IDeif en  Sdjtpan"  feinen  Befuc^  obgeftattet,  trafen  fte  fidj  auf  einem  B«^  bei 


6em  Kammer^erm  von  XDrcöe*  Der  Kronprins  ianik  fleifig  mit  Cuifc;  er  perfc^affte  i^r 
nac^^r  6ie  2Ttelo6ien  öiefer  erflen  Cänse,  6tc  fte  fpäler  oft  gefpielt  fyxt 

Der  (Sinbvnd,  6en  6ie  prinscffmnen  machten,  blieb  nic^t  unbemerft;  Kümmelmann 
fonnte  nadj  ^ilöburgljaufen  fdjreiben,  er  fei  nodj  grof er  als  man  $u  eriparten  geipagt  fjabe. 
Tindf  6er  Konig,  6er  gleidj  am  erften  2tben6e  6ie  (ßrofmutter  5U  längerem  Pertpeilen  in 
^ranffurt  aufgefor6ert  ^tte,  fa^  mit  IDoIjlgefallen  6ie  auffeimen6e  Heigung  feines  Soljnes» 
Tim  \6.  Xdävi  lu6  er  (ßrofmutter  un6  (Enfelinnen  $u  (Cifc^  nac^  6em  „Hoten  ^aufe"  auf 
6er  ^txl,  6em  je^gen  Poftgebäu6e,  100  er  mit  feinen  Söljnen  reji6ierte;  6er  Kronprins 
erhielt  feinen  pia^  neben  Cuife,  6er  fein  ^ers  meljr  un6  me^r  jic^  inwaribte.  Der  König 
ermunterte  iljn  un6  6rängte  5U  rafdjer  (£ntfc^ei6ung»  2tber  Kronprins  ^rie6ridj  IDil^elm 
wäve  nic^t  6er  ^rie6ric^  HJilljelm  geipefen,  6en  wxv  alle  fennen,  loenn  er  nidjt  bei  6em 
über  fein  Cebensglücf  entfdjei6en6en  Schritte  unfc^lüffig  anfangs  gefc^ioanft  ^ätte.  €r  fpradj 
mit  6em  Bru6er  Couis,  6effen  Heigung  bereits  einer  an6eren  Dame  geijörte  un6  6en  6ie 
Begegnung  mit  6en  prinseffmnen  6es^alb  gleichgültig  gelaffen  ^tte.  (Er  befragte  6en 
Zriarquis  Cucc^efini,  6er  bei6e  prinseffmnen  engelhaft  fc^ön  fan6;  n>as  er  pon  il?m  un6 
an6eren  ^5rte,  flang  sufammen  mit  6er  leifen  Stimme  feines  eigenen  ^ersens,  un6,  nac^6em 
er  im  (ßontar6fdjen  ^aufe  noc^  einmal  mit  6en  prinseffmnen  $ufammengetroffen,  entfdjie6 
er  fic^,  6urc^  6en  Dater  6ie  ^an6  Cuifens  5U  erbitten.  Prin$  Couis,  oljne  alle  innere  (CeiU 
na^me,  entfc^lof  ftc^  6ann  für  ^rie6erife» 

€s  n>ar  am  ^8*  TXläti  gegen  2tben6,  als  König  ^rie6ric^  HHlIjelm  II.  im  „IDeifen 
SdjiDan"  erfc^ien  un6  bei  6er  (ßrofmutter  für  feine  Sol?ne  marb,  wälfvmb  6ie  Prinsefjinnen, 
6ie  ipo^l  merf ten,  n>as  porging,  6as  3""^^^  perlaffen  mußten.  Die  (ßrofmutter  „fagte 
nxdit  Hein'' ;  6es  Paters  (Einwilligung  follte  eine  nac^  Qil6burg^aufen  fc^leunigft  abgefan6te 
Stafette  I^erbei^olen*  Der  Kronprins  felbft  betrad^tete  [idf  fd^on  als  perfproc^en*  Hoc^  am 
2tben6  6es  ^8./  auf  einem  Konsert  un6  Souper  bei  ZHe^ler^^ingerlin/  faf  er  ipie6er  neben 
Cuife;  6ie  Unterhaltung  tpur6e  pertraulic^er  un6  be6eutungspoller.  <£s  fjat  etwas  Sd^lid^tes 
5ugleic^  un6  2tnmuten6es,  ipie  jie  einan6er  nä^er  fommen:  er  gibt  6er  prinsefftn  6ie  6amals 
beliebten  „Depifen",  6ie  fdjon  ipie  (Erflärungen  lauten,  fragt  fie,  ob  er  ipoIjI  ^ffen  6ürfe, 
fte  einmal  in  Berlin  5U  feljen:  Cuife  antwortet  flug,  o^ne  Ziererei,  6oc^  noc^  5urücfljalten6. 
2tm  nac^ften  (tage  6urften  6ie  Prin$en  felbft  im  „IDeifen  Sdjnxm"  iljre  IDerbung  an* 
bringen;  6ie  (ßrofmama  lief  je6es  6er  jungen  Paare  in  einent  ^immer  allein.  ,,So  frot; 
ic^  tpar"  —  fo  fc^rieb  fpater  ^rie6ric^  IDil^lm  im  2tn6enfen  an  6iefe  unpergef lidjen 
Stun6en  — ,  ,,fo  perlegen  tpar  ic^  6ennoc^,  un6  nac^  pielem  Stottern  un6  un$ufammen* 
^ngen6en  pijrafen  fafte  ic^  en6lic^  TXlutl)  un6  trug  oljne  piel  Umftänöe  mein  2tnliegen 

31 


per.  XDir  ftanöen  am  ^enfler,  meine  ^rau  mit  6em  Jtficfen  an  Me  ^enftertpanö  gelernt 
IVlit  jungfräulicher  23efc^öen^it  ober  Ijerslic^em  ilusörucf  »illigte  jte  ein^  ic^  frug,  ob  ic^ 
öürfte,  un6  ein  Kuf  beftegeüe  öiefen  feierlichen  Jtugenblicf»" 

2(Ifo  fci^Iof  ftc^  in  6er  alten  Kaiferftaöt  ^^anffurt  6er  Sunö,  aus  6em  Pier  3a^re 
fpäter  6er  erfte  Kaifer  6es  neuen  I)eutfc^lan6  ^erporge^en  foUte. 

Hur  eine  furse  Spanne  geit  6urfte  6er  Kronprin$  fdn  junges  dflcf  geniefen;  faum 
5n>ei  feiige  (Tage  noc^,  in  6enen  traulicher  Perfeljr  6ie  ^c^tige  Befanntfc^aft  rafc^  in  Iftty 
lic^e  ^reun6fdjaft  nxin6elte.  (Er  fc^enfte  6er  Prin$effin  einen  Hing,  gol6en  mit  ^acetten 
gefc^liffen,  6en  fie  bis  $u  Ujrem  (Co6e  trug,  un6  einen  ^äc^er,  auf  6en  er  jene  Depife  fc^rieb, 
6urc^  6ie  fein  Qers  5uerft  5U  it^r  gefproc^n  un6  6ie  ilpr  befon6ers  gefallen:  „Rien  ne  me 
console  que  vous,  puisque  mon  cceur  est  k  vous**,  —  ZPorte,  6eren  bei6e  fpdter  n>ie 
eines  tPaljlfpruci^es  oft  ge6aci)t  Ijaben.  Vit  Prtnsefftn  gab  iljm  il^ren  eigenen  Hing  pom 
Ringer.  Sie  tansten  noc^  sufammen  auf  Ballen  bei  ZTTe^ler^Bet^mann  un6  ZMori^  Bet^mann* 
Sdjon  am  2\.  2när$  aber  fc^lug  6ie  (Crennungsftun6e:  6ie  Prin$en  begleiteten  6ie  Bräute 
5U  6em  alten  fci;n>erbepacften  IDagen,  6er  fte  mit  6er  (ßrofnmtter  6urcf;  6en  enpac^en6en 
jrü^ling  naci;  2)armfta6t  trug. 

2tls  ^eimatlofer  ^W^Üing  ^tte  Cuife  2)armfta6t  perlaffen:  als  Braut  eines  Königs*» 
foljnes,  6es  (Erben  6er  iTlonarc^ie  ^rie6ric^  6es  (ßrof en,  fam  jte  $urucf. 

Hic^t  6er  ^rüljlingsfturm  einer  jäl;  aufn>allen6en  £ei6enfci)aft,  unfere  (Ersä^lung  seigte 
es  fdjon,  Ijat  ^rie6ric^  XDiUjelm  in  Cuifens  2Irme  gefüljrt.  (£s  war  andf  nidjt,  06er  nidft 
^auptfädjlic^,  6ie  finnlic^e  ßtenbt  an  6em  frif djen  5^uber  6iefer  jungen  2nä6cfjenblute:  es 
fdjeint  mir  faft,  als  ^abe  iljm  5rie6erif e,  6ie  rei5en6fte  prinsef jin  i^rer  ^Äi,  anfangs  noc^  meljr 
gefallen,  (ßeunf,  Cuifens  liebliche  (Erfc^einung  t^atte  iljn  angesogen;  allein  n>as  i^n  für 
fte  entfc^ie6,  nxir  6er  unter  liebens«)ür6iger  ^röljlic^feit  jtc^tbare  (Emfl  iljres  IDefens,  iljre 
3nnerlic^fett  6te  unperfennbaren  Btl6ungslinien  iper6en6er  Cljarafterfepigfeit;  6enn  prinseffin 
Cuife,  n>ie  fie  pon  edjter  un6  inniger  ^rSmmigfeit  erfüllt  nxir,  nxir  audj  bei  aller  2Ius* 
gelaffenljeit  eine  emfte  un6  finnen6e  Seele  un6  erfc^ien  u>eit  über  iljre  3^ljre  c^arafterpoU. 
„Prinscfftn  Cuife  u>tr6  eine  ausgeseic^nete  Königin  abgeben,"  fc^ricb  6amals  eine  Damv 
ftä6ter  ^f6ame,  „fte  Ijat  einen  ausgeprägten  Cljarafter  wk  eine  Dreißigjährige."  (Ebenfo 
u>aren  es  gera6e  6ie  beften  IDefens5Üge  5rie6ric^  IDilljelms,  6te  6ie  prinseffm  beftimmten, 
feine  IDerbung  ansune^mcn,  6iefclben  IDefens5üge,  an  6enen  iljre  ^er5ensfreun6fclfaft  $u 
bräutlic^er  Heigung,  iljre  bräutlicije  Heigung  5U  echter  (Battenliebe  fpäter  erftarfte.  2(uf«> 
getpac^fen  $«)ifdjen  Hljein  un6  ZTlain,  inmitten  einer  aus  6eutfc^m  un6  fran$5jtfcijem  IPefen 
gemifc^ten  leidjtcn  un6  perfü^rerifdjen  (Ekrfelligfeit,  tpar  Cuife  in  i^rem  (BeHIjlsleben  nocb 


^=1 


vöüxQ  unberührt  geblieben;  t^re  £cbensetn6rücfe  Ijatten  fte  melleic^t  geraöe  für  6ies  Heue 
unö  ^remöe  porbereilet,  bas  jcl^t  an  jte  iftvanttat  3"  ^^^  ftetfen  un6  fc^üc^temen  ©fpsier, 
6ejfen  Perfönlic^feit  im  ööen  (Einerlei  feines  militärifc^en  Dafeins  eingesipängt  fafi  oer* 
fümmerte,  erfannte  i^r  loeiblic^er  Blicf  6en  2Ttann,  öeffen  ganses  IDefen  Sc^Iic^t^eit, 
€^rlic^feit  un6  IDa^rljaftigfeit  atmete;  6en  UTann,  an  6en  i^re  eigene  fc^Ianfe  Sdjmiegfam=» 
feit  i>ertrauenspoU  fic^  anleljnen  fonnte»  „VOit  louften  beiöe  fofort  unö  oljne  lJmfc^n>eife, 
looran  tpir  miteinanöer  waren/'  fo  ^at  jte  iljm  gleich  öamals  gefc^rieben.  3^  möchte  fagen: 
es  tDaren  öie  beiöen  innetpo^nenöen  Kräfte  aufrichtiger  Heligt5fttat,  emfter  unö  ftttlic^er 
Cebensanfdjauung  unö  Cebensfü^rung,  6ie  bei  i^rer  Begegnung  jtc^  regten  unö  walfU 
penpanöt  einanöer  suftrebten. 

Damit  ^ing  noc^  ein  anöeres  5ufammen* 

Kronprin5  ^rieöric^  XDil^elm,  oljne  alle  näljeren  Besie^ungen  sum  Pater,  o^ne  ^ers^* 
liebes  Per^ltnis  5ur  ZTTutter,  o^ne  ^reunöfdjaft,  o^ne  Ciebe,  entbeljrte  fc^ujer  Öer3nnis'«tt 
öes  Familienlebens,  nac^  öem  fein  gan$es  IDefen  öoc^  perlangte.  IDie  muf te  er  jtc^  glücftic^ 
füljlen  bei  öer  Berüljrung  mit  öiefem  ^effifc^*mecflenburgifc^en  ^amilienf reife,  öen  ein  fo 
enges  Banö  ^ersüc^fter  pem>anötfc^ftlic^er  Ciebe  umfc^lang.  prinsefjin  Cuife  iljrerfeits,  öer 
ZITutter  unö  öer  ZTlutterftelle  einne^menöen  (Tante  frü^  beraubt,  ot^ne  Pateripaus  aufgennic^fen, 
aber  umgeben  von  innigfter  grofmütterlic^er  unö  gefc^ujifterlic^er  Ciebe,  beöurfte  in  gleichem 
ZMaf e  öes  ^äuslic^en  (ßlücfes,  bas  Hfv  öie  fc^lic^te  unö  nni^r^ftige  Perf5nlic^feit  öes  Kron^ 
prinsen  $u  perbürgen  fdjien. 

3n  öiefer  Uebereinftimmung  i^rer  beften  €mpfinöungen  unö  (ßefüljle,  in  öiefem 
gufammenflang  iljrer  Haturen,  n>enn  jie  i^n  auc^  pieüeidjt  flärfer  $unäc^ft  empfanöen  als 
er  talfäc^lic^  beftanö,  mochten  ^rieöric^  IDilljelm  unö  Cuife  öen  Quell  iljres  (ßlücfes  finöen. 
/r3^  f^""  3^^^"  "i^^  f^S^^f  tt>i^  glücflic^  ic^  mic^  öurij  öie  IDa^l  füljle,  öie  idj  getroffen 
fyxU/'  fdjrieb  öer  Kronprins  feiner  IHutter,  unö  Cuife  fdjrieb  öer  Sdjujefter  Cljercfe  nac^ 
Hegensburg:  „Vn  fannft  faum  glauben,  n>ie  glficflii;  xdj  bin.  Der  Prins  ift  augeroröentlic^ 
gut  unö  graöe,  er  ift  erftaunenö  nxi^r.    (Es  bleibt  mir  nichts  5U  münfc^n  übrig/' 

IL  Die  Braut$eit 

IDä^renö  öer  ;JrüIjling  öes  3<»^res  ^793,  bas  in  öen  Büijem  öer  IDeltgefc^ic^te  mit 
fo  blutigen  Cettem  perseic^net  ift,  öie  Canöe  am  S^ein  mit  neuem  (ßrün  fdjmflcfte,  entfaltete 
ftc^  an  öen  Ufern  öes  öeutfc^en  Stromes  ein  anmutiges  CiebesiÖYÜ:  öie  Braut$eit  öes  Krön* 
prin$en  ^rieöric^  JPil^elm  unö  öer  Prinsefftn  Cuife. 

3 
33 


(Bleich  am  (Cagc  nadf  6er  2Ibretfc  6er  Prinsefftnnen,  am  22.  märj,  ^tten  audf  6er 
König  un6  6er  Kronprin$  an  6er  Spi^e  6er  preufifc^en  <Sar6e  ^ranffurt  perlaffen,  5ur 
Belagerung  pon  Znains,  6as  im  ©ftober  ^792  auf  fc^mä^Iic^e  IDeife  6en  ^ransofen  in 
6ie  Qan6e  gefallen  tpar.  Sie  wanbUn  ftc^  sunäc^f)  äf>er  6en  IRain  r^einauftpärts,  n>o6urc^ 
6er  Kronprins  »iüfommene  (ßelegen^eit  erhielt,  6ie  Braut  in  Darmfta6t  5u  befuc^n  (2^.  TXlävi), 
bann  übet  6en  IRain  5uräcf  un6  äf>erfc^ritten  6en  K^ein  me^r  äbwävts,  um  rafc^  6ie 
Cinfc^liefung  von  TXlaxni  auf  6er  »eftlic^en  Seite  $u  voümbtn.  2X>ä^ren6  6er  König 
tt)eiter  nadj  JDeften  porrücfte,  ging  6er  Kronprins  über  lDiesba6en,  pon  nx)  tmr  feinen 
erften  Brief  an  prinscffm  Cuife  Ijaben,  un6  ®ber*3"9«^"^  ^<^^  ©untersMum,  ffl6Hc^ 
pon  0ppen^tnt,  n>o  er  fär  6ie  nod^ßen  IDoc^en  Quartier  na^m,  um  als  (ßeneralmajor 
un6  Komman6eur  6er  Keferpe  unter  Kalcfreut^s  ©berbefe^l  an  6er  Belagerung  pon  ZlTains 
teil5une^men.  (Es  wav  i^m  nic^t  befc^ie6en,  ftd;  6abei  befon6ers  aus5U5eic^nen.  TXlan  meif, 
ttHis  6er  ^reiljerr  pom  Stein  pon  6er  „5entnerfc^n>eren  Cangemeile^'  geflagt  ^at,  6ie  er  im 
Kriegslager  por  ZTlains  laften6  fan6.  Kronprins  5rie6ric^  IDil^lm  uxir  nic^t  frei  6apon. 
3l?m  fehlte  oljne^in  6ie  frifc^  5ugretfen6e  Cathaft,  6ie  6en  prinsen  Couis  5er6tnan6  un6, 
wie  es  fc^nt,  auc^  feinen  eigenen  Bru6er  Prins  Couis  befeelte;  je^t  pollen6s  ipar  er  faum 
noc^  mit  fyilbem  fersen  bei  6em  Kriege,  6er  nie  rec^t  feinen  Betfall  ge^t  Ijatte  un6 
6em  er  rin  möglic^ft  rafc^es  (En6e  fe^nlic^  mflnfc^te.  ZTToc^ten  bodi,  fo  meinte  er,  6ie 
^ransofen  5u  Qaufe  tun,  tpas  i^nen  beliebte,  menn  fte  nur  nic^t  nac^  Deutfcf;lan6  fämcn. 
//3^  befdjäftige  mic^  nur  mit  3fjnen,''  fc^reibt  er  einmal  6er  Braut,  freimutig,  aber 
unfol6atifcf;,  „alles  2In6ere  ift  mir  gleid;giltig  un6  langn>eilig.''  (Er  fe^nt  fxdf  nur  nac^ 
Darm|]la6t,  um  n)ie6er  „freun6lidje  ©eftdjter"  um  ftdj  5u  feljen.  (Er  freut  ftdj,  feiner 
mutter,  feinen  Sdjn>eftem  5rie6erife  un6  „ZTltmi",  6er  ^ersogin  pon  IJorf  un6  6er 
Prinsefftn  pon  ©ranien,  pon  fdnem  (Blücf  un6  pon  feiner  Ciebe  fdjreiben  su  fönnen. 
(Er  fpielt  6ie  tCänse,  6te  er  mit  Cuife  getanst  ^t;  er  seidjnet  i^r  6ie  perfc^ie6enen  Sol6aten*» 
typen  6es  preufifdjen  ^eres,  —  6enn  auc^  feine  fcf;a>acf;en  Kunftneigungen  flei6en  ftc^  in 
militärifdje  formen:  ipenn  er  seic^net,  tper6en  es  Sol6atcn,  un6  Pon  6er  Znufif  liebt  er 
nur  6ie  Znilitärmdrfdjc  —  un6  faft  alle  tCage  eilen  Boten  über  6te  Pon  6en  Belagerern 
bei  (ßinsljcim  gefdjlagene  K^einbrflcfe,  um  6te  Briefe  6er  Cicben6en  5a>tfc^  Darmfta6t 
un6  (ßuntcrsblum  Ijin*  un6  ^ersutragen. 

Caufdjen  nnr  einen  2IugenbHcf  6em  (ßeplau6er  Mefer  erften  (Cage. 

Der  Kronprins:  „^aben  Sie  fdjon  an  3Ijr  Bil6  ge6ac^t?  2X>enn  es  nur  äljnltc^  nnr6 
un6  nidjt  eine  Karifatur  3fjres  rei5cn6en  (ßefic^tdjens.  machen  Sie,  6af  idf  nic^t  5U  langf 
6arauf  5U  uxirien  brauche/' 


Sie  Prinseffm:  „Sie  fragen,  ob  ic^  ^dpn  an  bas  Bil6  geöac^t  ^be?  JDie  fönnen 
Sie  batan  sioeifcln.  3dj  Ijabe  y:irxerx  perfprodjen,  es  fo  fdjneü  als  mdglidj  madjen  5U 
laffen,  un6  idj  bin  ein  TXläbdferx  von  VOott  Der  ZRann,  6er  midj  malt,  giebt  fxdf  6ie 
gröfte  JTlülje,  idj  Ijabc  itjin  fdjon  6rei  TMal  gefejfen,  unb  er  fyxt  nur  erft  6ie  (ßröfe  6er 
klugen  gemalt  (6ie  siemlidj  Mein  jtn6,  toie  Sie  »ijfcn),  6en  Umrif  6er  Hafe  un6  6es 
Znun6es,  un6  i>orIäufig  fieljt  mir  6as  noc^  garniert  ä^nlic^.  Das  Bil6  ip  fo  grof ,  loie 
Sie  es  mir  an  meiner  fyin6  geseigt  ^aben,  idj  liabz  iljm  gefagt,  mic^  Ijödjft  einfach  5U 
malen,  nidjts  auf  6em  Kopf  un6  »eif  geflei6et;  ic^  »eif ,  6af  Sie  6as  (Einfache  lieben, 
un6  ijab^  geglaubt  3Ijren  (ßefdjmacf  5U  treffen.  Bitte,  fagen  Sie  mir,  wenn  Sie  es  an6ers 
Ijaben  »ollen.  Pergeffen  Sie  aber,  bitte,  audj  nic^t  mir  ^Ifv  8iI6  5U  geben.  €s  fdjeint 
mir  am  beften,  tme  Sie  meinten,  6as  8il6  i>on  Sc^rö6er  copiren  5U  laffen,  6enn  idj  glaube 
nic^t,  6af  Sie  einen  Zniniaturenmaler  bei  6er  2Irmee  Ijaben." 

Der  Kronprins*.  „3dj  ben)un6ere  3Ijre  (ße6ul6  un6  bin  3^"^"  ZHillionen  Znal  5U 
Danf  perpflidjtet.  JDenn  nur  bei  6iefen  Ijäufigen  Si^ungen  ein  8il6  5U  Stan6e  fommt, 
6as  y:inen  einigermafen  ä^nlic^  fieljt;  6enn  6af  es  3^"^"  9^"5  äljnlidj  tmvb,  baxan  per«» 
5tpeifele  idf.  y^ve  ^üge  fin6  5U  fein  un6  5U  fjübfdj,  als  6af  ein  JTlaler  fte  je  treffen  un6 
6ie  Sanftmut^  un6  2Inmut^  Qne6ergeben  fönnte,  6ie  Sie  fo  ret5en6  madjen.  3^  tt>er6e 
an  6en  ZHaler  Sdjrö6er  fdjreiben,  6af  er  6as  „Sc^laraffengefic^t"  copirt,  6as  Sie  5U  Ijaben 
ipunfc^en.  Uebrigens  bin  idf  gans  6amit  5ufrie6en,  »ie  Sie  fidf  malen  laffen,  un6  ein 
^übfc^es  2nä6djen  ipie  Sie,  ift  in  einem  einfadjen  Koftüm  oljne  Sdjmucf  nur  noc^  ^übfc^er." 

Die  prinsefjtn:  „2tber  nic^t  walix,  lieber  Prin5,  Sie  fagen  mir  nidjts  meljr  über 
meine  ^09^/  0^  P^  f^"  P"^  ^^  9^^^*  Sie  Ijaben  mir  nie  fo  elegante  2le6ensarten 
gemadjt,  un6  idj  bin  nidjt  6aran  geipöljnt,  6af  Sie  mir  fdjmeic^eln.  Sagen  Sie  mir  lieber, 
6af  Sie  midj  lieben  un6  6af  Sie  mein  guter  ^reun6  ftn6,  6as  fdjä^e  idj  piel  Ijöljer." 

Sc^lic^t  un6  ^ei^lidj  wk  6iefe  IDorte  ift  6er  ganse  Briefipedjfel  6es  Brautpaares, 
6en  6ie  liebepolle  Pietät  5rie6ridj  IDilljelms  6er  Hadjroelt  er^lten  Ijat;  fdjmucflofe  Heine 
Briefblätter,  meift  noc^  in  iljren  Umfc^lägen,  be6ecft  mit  engen  §e\icn,  bei6e  ^an6fdjriften 
jugen6lic^,  6ie  feinige  fc^on  etnnis  entn>icfelter,  fräftiger;  6ie  iljrige  tpeiblidj  un6  flüdjtig, 
mit  häufigen  Unterftreic^ungen.  Die  Brieffprac^e,  faft  immer  fransöftfdj,  ip  farblos  aber 
faft  forreft  unter  5rie6ridj  IDilljelms  5e6er;  ^ödjft  inforreft  im  2tus6rucfe  un6  in  6er 
Sec^tfdjreibung  bei  Cuife,  aber  leben6ig  un6  anfc^aulidj,  befon6ers  ipenn  6as  ^ransöjtfdje 
pom  Deutfc^en  unterbrodjen  06er  abgelöft  ipir6.  pünftlidjer  un6  fleifiger  als  Brieffdjreiber 
ip  ^rie6ric^  IDil^elm,  in  6en  Briefen  an  6ie  Braut  allein  fann  er  ja  ausftrömen  laffen, 
tpos  an  ©efüljlen  un6  €mpfin6ungen  in  i^m  lebt;  Cuife,  pon  fo  piel  Ciebe  un6  tCeilna^me 

35 


umgeben^  t{)  läfftger,  nnb  wenn  fte  fc^reibt,  fommt  fte  oft  nic^t  über  6ic  stpeitc  o6er  öritte 
Seite  Ifinaus,  fo  6af  6er  Kronprins  ipo^l  einmal  über  6ie  Pater^^Unfer** Kurse  i^rer  Briefe 
fpottet  Diefe  abbredjenöe  Kurse  5U  entfc^ulöigen,  erfinöet  üjre  p^ntafte  unerfc^öpflic^ 
immer  neue  (Brün6e;  aber  »ie  Ijätte  er  ftarüber  sfimen  fönnen,  ba  fte  über  Mefe  »ie  über 
anöere  eigene  Sc^rooc^en  felbp  fo  anmutig  5U  fc^rjen  »eif ! 

IDaljr^aftigfeit  ip  6er  gemeinfame  Crnnb^UQ  6iefer  Briefe;  nic^t  poIIpänMg  —  »ir 
wctbtn  es  noc^  fe^n  — ,  aber  fd^arf  un6  treu  fpiegeln  fte  6as  innere  IDefen  6er  S<^eiben6en 
n)ie6er:  6en  Kronprinsen  in  feiner  fc^Iidjten,  nüchternen  tCreu^rjigfeit  un6  8ie6erfeit,  Cuife 
in  iljrem  reidjen  3nnenleben,  in  6er  auf  emftem  (ßrun6e  enpoc^fenen  9efun6en  £ebensfreu6e, 
in  6er  fonnigen  ^röljlidjfeit  Ujres  (ßemüts;  bei  Cuife  6aneben  eine  parfe  un6  innige 
Keligiofttät,  bei  ^rie6ric^  ZDil^Im  aud;  6a5  ^^ensoüemfc^e  Pflichtgefühl.  Unmöglich 
u>äre  es,  in  6iefen  ^un6erten  pon  Briefen  eine  erfünftelte  €mpfin6ung,  einen  erflügelten 
(ße6anfcn  5U  fin6en.  Keine  Sc^tt)armcrei,  feine  (ßefüljlsfeligfeit,  feine  Ueberfc^menglic^feit, 
tpie  pe  6er  ^eit  noc^  entfproc^n  ^e  un6  n>ie  pe  in  6em  Briefix>ecf;fel  6es  ^efpfc^^mecflen« 
burgifct^en  ^amilienfreifes  fonp  fo  piel  begegnet;  feine  £ei6enfci^ft:  fanfte  6eutfc^e  Ciebe* 

Das  gröf ere  ZRaf  6er  Heigung,  6arüber  laffen  6ie  Briefe  feinen  3o>eifel,  ift,  befon6ers 
anfangs,  auf  Seiten  6es  Kronprinsen.  3"  f^"  ^"  an6eren  €mppn6ungen  nic^t  beipegtes 
Seelenleben  ip  6ie  Ciebe  pegreic^  einge6rungen  un6  IfcA  fein  3""«*^^  i"  Sep^  genommen; 
fein  glücflofes  Dafein  fcf;mücft  pe  perfcf;n>en6erifc^  mit  reicher  (BlücfesfüUe«  (Er  lebt  nur  in 
feiner  jungen  Ciebe,  fein  (Befühl,  fein  <ße6anfe,  6ie  nic^t  Don  il^r  be^errfc^t  06er  per6rängt 
n)ür6en.  Selbp  6en  Perlauf  6es  Krieges  pe^t  er  oft  genug  nur  unter  6iefem  ©epdjtspunft: 
ob  6ie  (Erfüllung  feines  ^gepen  IDunfcf^  —  6ie  Pereinigung  mit  6er  (Beliebten  —  t>erj5gert 
06er  befcf;leunigt  tDir6;  fein  IDort  an  6ie  Braut  perrät,  6ag  er  eine  (Emppn6ung  ^otte  für  6ie 
n>eltgefcf;ic^tlict}e  (Sröf  e  un6  Be6eutung  6es  Kampfes,  an  6em  teilsune^men  il^m  pergönnt  ip. 

£uif ens  Briefe  pn6  me^r  ^rslic^  als  jartlic^,  me^r  liebenstPÜrMg  als  geiftpoll:  6er 
Tlusbvnd  eines  pon  ^Uem  Perpan6e  abgeflarten  (Emppn6ungslebens.  ^^ZlTein  Kopf  läuft 
nidjt  mit  meinem  fersen  6apon,"  ^t  pe  felbp  einmal  gefdjrieben.  „3^  fyxbe  feine  Urfoc^ 
geljabt,  Hein  5U  fagen,"  fo  teilte  pe  6em  Pater  am  20.  ZMarj  6es  prinscn  IDerbung  mit; 
;,6odj,  befter  Pater,  3^^^  Tlntwoti  xxnxb  audf  6ie  meinige  fein".  Un6  ipie  fü^l  lautet  6oc^ 
felbp  in  6er  pertraulicf;en  Ilact^fc^rift  6es  erpen  Briefes  an  6en  Kronprinsen  6er  2Ius6rucf 
i^rer  Heigung;  „Sie  pn6  mir  nic^t  gleic^iltig,  Sie  fennen  meine  (Befül^le  für  Sie, 
ic^  fyibc  alfo  nic^t  nöt^ig,  5U  ipie6er^lcn,  6af  ic^  yjntn  rec^t  ^erslic^  gut  bin.^ 
Kein  f^auc^  6cr  Sel^nfuc^  in  il^ren  Briefen,  6er  6er  Permä^lungsseit  entgegeneilte.  IDie 
pe  felbp  frei  ip  Pon  Iei6enfci^ftlic^em  Perlangen,  fo  freut  pe  pc^  ebenfo  fe^r,  6ie  2Icb^ng 


bes  Kronprin5en  5U  beft^en  als  feine  Ciebe.  yjxc  Heigung  ift  nur  erft  pertrauenspoUes 
^reunöfdjaftsgefüljl,  auf  6effen  ©runöe  bräutitdje  Ctebe  langfam  emponpädjft.  Sie  ift  glucflidj, 
aber  i^r  (Släcfsgefut^l  ^t  feinen  Quell  6oc^  tpeniger  in  6er  Kraft  i^rer  Ciebe,  als  in  6er 
feften  ^uperftdpt  auf  6ie  ein  ftilles  ^ufunftsglücf  perbfir9en6e  fc^Iid^te  (Creue  6es  Kronprinsen. 

Cuife  ift  glücflid;  un6  brdutlidpe  5reu6en  fdpmucfen  un6  füllen  andf  i^r  teben.  Sie 
fdjicft  6em  Kronprinsen  Briefe  un6  legt  ^riic^te  bei,  ;,6amit  6ie  Briefe  einen  guten  (ßefdjmacf 
befommen;''  fte  fticft  Sörfen  un6  fen6et  Stammbudjperfe.  Sie  fudjt  Srautflei6er  aus  für 
6ie  Perlobungsfeier,  6ie  6urdj  6as  2tusbleiben  6er  Hinge  pei^ögert  ipir6.  ZHit  regfter  tCexU 
naijme  folgt  fie  6en  IDedjfelfällen  6es  Krieges;  fie  freut  fxdj  je6es  (Erfolges  „unferer",  6er 
preufifdjen  JDaffen  un6  5upft  mit  6er  Sdjn>efter  un6  iljren  Samen  fleif ig  Scharpie  für  6ie 
]?enpun6eten.  Sie  ift  glücflid;,  tpie  eine  ftebse^njäl^rige  Braut  es  nur  fein  fann,  un6  um 
i^r  übermütiges  un6  überpoües  ^er$  einmal  5U  erleidjtem,  beginnt  fie  einen  Brief  an  6en 
Kronprinsen  mit  6en  IDorten:  „(Bxüm,  grüne  Peterftlie  un6  Krautfalat". 

Cuifens  särtlic^es  Qet^  ^ätte  6as  brautlidpe  (Slücf  nur  unpoUfommen  genoffen,  t^tte 
nidjt  6er  ganse  Kreis  üjrer  ^amilie  6aran  teilnehmen  fönnen.  Sc^on  am  27,  TXlati  wax  6er 
Pater  mit  feinen  Söljnen  aus  ^il6burg^ufen  eingetroffen;  mit  6en  IDorten:  3^  gratuliere 
Dir,  liebe  Cuife,  begrüßte  er  6ie  tCodjter.  IDenige  Cage  fpdter  fam  audj  Sdjipefter  (Cljarlotte 
mit  Ujrem  ©emaljl,  ^ersog  2t6olf,  aus  ^il6burglfaufen,  un6  abermals  nad)  einigen  tCagen, 
am  {{.  Tipxxl,  Sc^ipefter  üjerefe,  6ie  prinsefftn  pon  C^um  un6  Cayis,  mit  Crbprins  Karl 
2tleyan6er  aus  Kegensburg.  So  »aren,  nac^  jahrelanger  ^Trennung,  alle  fedjs  (5efdjn>ifter 
um  6en  Pater  ipie6er  pereinigt  un6  füllten  6as  ftille  I)armfta6t  mit  ldrmen6em  (ßlücf. 

Die  ^ddjfte  5reu6e  aber  ^errfdjte  6oc^  immer  erft  6ann,  »enn  Kronprins  5rie6ric^ 
IDil^elm  6ie  Braut  befuc^en  fam,  un6  er  fam  oft  mit  feinem  ^un6e  Sultan  auf  6er 
©insljeimer  Brücfe  über  6en  K^ein  herüber  geritten,  in  Begleitung  feines  2t6iutanten,  6es 
Znajors  Pon  Sdjad,  6er  immer  6ie  (ßrofmutter  befdjäftigen  mufte,  6ie  fonft  gern  felbft  6en 
Kronprinsen  in  2tnfprudj  na^m  un6  5U  Cuifens  I?er6ruf  pflidjtfc^ul6ig  unter^lten  5U 
muffen  glaubte.  2^bdxu^c  un6  frö^lic^er  Sang  fc^allten  6ann  6urc^  6ie  Käume  6es  alten 
(ßeorgfdjen  Palais  am  Znarfte.  IDie  feiig  füljlte  fxdf  Ijier  6er  Kronprins  neben  feiner  Cuife, 
6ie  iljn  mit  einem  ;,treuljei3igen  ^än6e6rucf"  un6  mit  einem  „Küfc^en  in  ©jren"  empfing, 
bei  6em  5ipanglos  ^eiteren  Oerfe^r  in  6iefem  Kreife  lieber  Znenfdjen,  unter  6enen  er  bal6 
gan5  ftc^  Ijeimifdj  fan6.  Die  5urücf^lten6e  Sc^eu  feines  JDefens  fdjmols  por  6er  getpinnen6en 
CiebensiPür6igfeit  6iefer  Sc^u>eftem,  un6  6ie  jungen  ^ei^en  erfdjloffen  fxdf.  So  »enig  er 
felbft  (Etifette  un6  Komplimente  liebte,  fo  tpenig  ^atte  er  fic^  6apon  frei  5U  mac^n  getpagt 
3e^t   löfte  Cuife  mit   leichten  Ringern   6iefe  ^effeln,   un6   6ie   „Altesse"   un6   ;,^^eit'' 

57 


vtT^dfwanbcn  in  htm  ftlber^eüen  Cac^cn  btv  Sc^meftcm.  „TXlcxn  lieber  ^ri^e"  Ijief  es  halb 
Ifiet,  ^Cuifc^"  nnb  ;,£upa^e"  un6  ;,5räulein  ^ufdj"  ba,  nnb  Sc^iDefter  ^rieierife  ;,3fa". 
VLnb  Kronprins  ^rieöric^  IDil^cIm  freute  ftc^  un6  jubelte  un6  uxir  glücflic^  ntit  6en 
(Blficflic^en,  un6  fte  fpielten  il^m  6en  ^ollemmarfc^  un6  tansten  ntit  il^m  6en  Cieblingsmalser 
„IDenn's  immer,  n>enn's  immer  fo  wäv",  nnb  fangen  mit  Ujm  /,Unfre  Ka^e  Ijat  fieben3unge". 

3n5mtfdjen  »aren  Me  Vorbereitungen  für  6ie  Perlobungsfeier  6es  Kronprinsen  mit 
Cuife,  6e5  prinsen  Couis  mit  ^rieöcrife  ijoüenöet.  Sljein  auf,  Hinein  ab  ftrömte  6ie  Per* 
»anötfdjaft  6er  Reffen  un6  6er  Ceininger  ^rbei,  6ie  Haffaus  un6  6ie  Sa6ener,  6ie  ^badfs 
nnb  6ie  Keuf ,  un6  befon6ers  tpillfommen  6ie  „belle  et  ang^lique  princesse  palatine", 
Cante  2Iugufte  von  6er  Pfal5  mit  iljrem  (Bemat^l  TXla^  3^Uv^  ^"  §tx>^xbt&dtn  nnb  il^rem 
Soljne,  Petter  Couis ,  6cm  fpateren  König  Cu6n>ig  I.  i>on  Saycm,  6er,  »ie  erso^lt  tmr6, 
noc^  in  Ijoljcn  3^^^^"  P^  ^^^^  ^eftlidjfeiten  gern  erinnerte.  Tille  Palafte  6er  fleinen 
Kefi6en5  un6  audj  6er  ©aftljof  „gur  tCraube"  uxiren  überfüllt.  2tm  2^.  2IpriI,  6em  Vex^ 
lobungstagc,  fam  mit  grofem  un6  glän5cn6em  (Befolge  König  5rie6ridj  IDiKjcIm  IL  3"^ 
©eorgfdjen  Palais  mur6e  6ie  Verlobung  gefeiert:  6er  König  felbft  ftecfte  6en  Brauten  6ie 
Hinge  an  6ie  Ringer  un6  legte  6ie  ^än6e  6er  Brautpaare  ineinan6cr.  Der  Kronprins 
fdpien  6abei  ein  an6erer  gcn>or6en:  fein  peni>an6eltes  ZDcfen  fiel  auf.  „Vn  n)ür6eft  Vxdf 
wnnbcm/'  fdjrieb  Znarquis  Cucdjefmi  feiner  ^rau,  „ipenn  Du  feljen  fönnteft,  »ie  ungeipö^nlidj 
pcrliebt  6er  Kronprins  ift,  »ie  er  5U  gefallen  fuc^t  un6  »ie  liebensn>ür6ig  er  fidj  6cs^lb  giebt." 

Xladj  6er  2lbreife  6er  (ßafte  —  audj  6ie  älteren  Sdjmeftem  feljrten  nac^  ^il6burg= 
^ufen  un6  Segensburg  5urücf  —  n)ur6e  es  wkbcv  füll  im  ftillen  I)armfta6t,  redjt  „ö6e", 
toic  Cuife  perfidjcrt,  6ie  pdj  mit  ^rie6erife  6urdj  <ßeplau6er  über  6as  ©lücf  6er  pcrfloffcnen 
^cfttagc  tröftete.  Tindf  6ie  Befucfoe  6es  Kronprinsen  tpur6en  allmatplid)  fcltener,  befon6ers 
feit6em  er  um  6ie  ITIitte  TXlax  fein  Quartier  pon  ©untersblum  nadf  J3o6enIjeim  ^tte  pcrlcgen 
muffen.  Dafür  gab  es  nun  einen  ^cfttag  neuer  2trt.  2tm  28.  21Iai,  auf  €inla6ung  6es 
Königs,  6urftcn  Cuife  un6  ^ric6erife  6cn  Prinsen  im  ^el6lager  einen  Sefudj  abftatten. 
„Sorgen  Sic  ja  6afür,"  fdjrieb  Cuife  porljer  6em  Kronprinsen,  „6af  ic^  feine  Klage  über 
Sie  ^rc,  fonft  tpcr6e  idj  gamidjt  tljun  als  ob  idj  Sie  fcnnc." 

3n  einem  Sdjreiben  an  Sdjmcftcr  tCljerefe  Ifai  ;f rie6erife  6iefen  Cagcrbefudj  gefc^il6ert  — 
einen  cnt5ücfcn6cn  Cag,  tpie  fie  fdjrcibt,  tro§  Segen  un6  £)agcl.  „(Segen  ITIittag  famen 
iptr  in  Bo6enljeim  an  un6  ftiegen  beim  Kronprinsen  ab,  tvo  fidj  audj  mein  „Partner" 
fürs  Ccben  einfan6.  Uadf  6er  Para6e  famen  piele  ©ffisicre  5U  uns.  Um  ein  Uljr  lief 
6cr  König  uns  rufen,  un6  ipir  erfdjicnen  auf  Sefeljl  6cs  £)erm,  5ipar  nic^t  o^ne  2lengplidj* 
feiten  . . .    Der  König  empfing  uns  am  l^oft^re;  6er  ganje  ^f  ipar  p^ll  pon  (H^iu^rer 


Dann  wuxbe  su  ZTliöag  gefpeift  un6  feljr  lange  getafelt,  un6  obgleidj  wiv  im  untert^änigften 
Kefpect  loaren,  fo  wax  6te  übrige  (ßefellfdjaft  bod)  fe^r  luftig.  Cuife  unö  idf  waxtn  es 
n)eniger,  toir  toaren  toie  auf  6em  2tnnefün6erfdjemel,  6enn  aller  2tugen  warteten  auf  unsl" 
3l?r  fi«l  babzx  6er  6urdj6ringen6e  Slicf  6es  „liebensmuröigen"  prinsen  Couis  ^eröinanö 
befonöers  auf;  aljnte  fie,  6af  er  einmal  in  i^r  Ceben  eingreifen  »eröe?  (Segen  Tibenb 
befudjten  6ie  prinseffmnen  nodj  6en  f^ersog  von  IDeimar  in  feinem  3«lt  bex  fte  mit  (Tee 
un6  Cifören  bewirtete.  £^ier  Ifat,  tme  Utannt,  (ßoet^e  6ie  prinsefftnnen  gefeljen:  jte  famen 
iljm  por  wie  „Ijimmlifdje  €rfdjeinungen  im  Kriegsgetümmel". 

Bei  6em  8efud;e  in  Bobenl^eim  würbe  audf  bereits  6er  £^offtaat  6es  fünftigen  fron^ 
prinslidjen  Paares  befprodjen.  Sie  ©berijofmeifterin  beftimmte  6er  König  felbft:  er  wollte 
6ie  alte  ^reun6in  feines  Paters,  6ie  eben  perwitwete  ^rau  pon  Vo^,  6eren  Hame  mit  6em 
2tn6enfcn  an  Königin  Cuife  für  immer  perbun6en  ift;  tro^  iljrer  6^  3^^^^  6amals  eine 
nodj  fdjöne  ^rau,  weltgewan6t  un6  warmljersig,  iljrer  jungen  ©ebieterin  bal6  mit  einer 
bis  5ur  (Eiferfudjt  lei6enfdjaftlidjen  £iebe  ergeben.  Der  Kronprins  ^ielt  fie  für  plau6er^afL 
Cuife  freute  fidj,  6af  fie  Ijeiter  fei,  un6  meinte:  „xdf  Ijoffe,  man  wir6  an  unferem  £^ofe  meljr 
ladjen  als  weinen".  Xiodf  5ufrie6ener  war  fie  mit  6er  (Ernennung  6es  ^räulein  £^enriette 
pon  üierecf  5ur  erften  ^f6ame,  6eren  (ßeift  un6  £)er5  6er  Kronprins  befon6ers  fc^^te. 
Henriette  pon  Pierecf,  6ie  am  Berliner  ^ofe  bis  weit  in  6as  porige  3^'^^?""^^^  hinein 
eine  Kolle  gefpielt  li<d,  wax  mit  6er  älteften  Codjter  6es  Königs,  ^rie6erife,  bei  6eren  0er* 
mäl^lung  mit  6em  Qei^og  pon  l^oxt  nadf  (Englan6  gegangen;  nac^  il^rer  Kücffe^r  ^tte 
fie  fid)  an  6en  Kronprinsen  gewan6t  un6  il^m  i^re  5weite  Sd^wefter  Doris  5ur  £^of6ame 
empfoljlen.  Der  Kronprins  50g  £^enriette  Por,  lief  ftdj  aber  fdjlieflidj  bei6e  gefallen. 
£^enriette  un6  Doris  waren  nic^t  jung,  nidjt  fjübfdj;  6ie  ältere  aber  flug,  wäljren6  6ie 
^armlofigfeit  6er  jüngeren  6em  ^fe  oft  genug  5U  Hecfereien  6iente.  Cuife  baute  feljr  auf 
Henriette,  an  6eren  IDeltfenntnis  fte  fpater  in  Berlin  eine  Stü^e  5U  fin6en  Ijoffte,  un6  in 
6er  tCat,  in  6en  emfteften  Cagen  iljrer  €^e,  einige  ZTTonate  nad)  6er  üermäljlung,  Ijat  fte 
nidjt  Pergebens  auf  6ie  Klugljeit  i^rer  erften  ^f6ame  gerechnet.  Kammerljerr  follte  £^err 
pon  Sdjitöen  wer6en,  6er  bisher  bei  prins  5er6inan6  6ie  gleiche  Stellung  beflei6et  Ijatte 
un6  als  ©ber^fmeifter  noc^  ein  ^Ibes  3^1jrljun6ert  6em  preufifdjen  £^ofe  ange^rt  Ifat; 
^ofmarfc^all,  ^err  Pon  Znaffow,  früljer  ZTlajor  im  Regiment  6es  Kronprinsen.  €r  leitete 
fc^on  je^t,  unterftü^t  pon  6em  (ßrafen  Brflijl,  mit  ©efdjicf  un6  (Eifer  6ie  (Einrichtungen 
für  6ie  fünftige  £^ofIjaltung  6es  jungen  Paares.  3^"^  ex\tm  fronprinslic^en  Kammer6iener, 
6er  $ugleic^  6ie  fldneren  Rechnungen  un6  6en  unwichtigeren  Briefwedjfel  6er  Kronprinseffln 
beforgen  follte,  wur6e  Peter  Fontane  beftimmt,  (C^o6or  Fontanes  (ßrofpater. 

39 


pöUig  unberührt  geblieben;  i^re  £ebenscin6rücfc  Ratten  fte  pielleic^t  geraöe  für  6ies  Heue 
un6  ^remöe  porbereitet,  bas  je^t  an  fte  Ijerantrat  3"  ^^^  ftetfen  un6  fdjüc^temen  ©fpsier, 
6effen  Perfönlidjfett  im  ö6en  (Einerlei  feines  militärifdjen  Dafeins  eingesioängt  fafi  vet^ 
fümmerte,  erfannte  i^r  u>eiblidjer  Slicf  6en  ZUann,  öeffen  ganses  JDefen  Sdjlidjttjeit, 
(E^rlic^feit  unö  IDaljrljaftigfeit  atmete;  6en  Vflann,  an  6en  i^re  eigene  fc^Ianfe  Sdjmiegfam* 
feit  pertrauensi>oU  fidj  anleljnen  fonnte.  „IDir  tpuften  bei6e  fofort  nnb  o^ne  Umfc^ipeife, 
iporan  nrir  miteinanöer  waten/'  fo  Ijat  fte  i^m  gleidj  öamals  gefc^rieben.  3dj  möchte  fagen: 
es  iparen  6ie  beiöen  inneiDo^nenöen  Kräfte  aufrichtiger  Keligiöfttat,  ernfter  un6  ftttlic^er 
Cebensanfdpauung  nnb  Cebettsfät^rung,  6ie  bei  i^rer  Begegnung  ftd;  regten  un6  walfU 
penpanM  einanöer  5uftrebten. 

Damit  ^ing  nod)  ein  anöeres  sufammen» 

Kronprins  ^rieöridj  IDil^elm,  oljne  alle  näljeren  Sesieljungen  sum  Pater,  o^ne  ^ei^* 
liebes  Perljältnis  5ur  JTlutter,  o^ne  ^reunöfdjaft,  o^ne  Ciebe,  entbeljrte  fdptper  6er3nnigfeit 
6es  Familienlebens,  nadf  6em  fein  ganses  IDefen  6odj  perlangte.  JDie  mußte  er  fic^  glücflic^ 
fuljlen  bei  6er  Serüljrung  mit  öiefem  tjefftfc^s^mecflenburgifc^en  ^amilienfreife,  6en  ein  fo 
enges  13anb  ^erslidpfter  penpanötfc^ftlic^er  Ciebe  umfdplang.  prinsefftn  Cuife  il^rerfeits,  6er 
ZRutter  un6  6er  ZTlutterfteUe  einnel^menöen  (Cante  fru^  beraubt,  o^ne  Pater^aus  aufgetpad^fen, 
aber  umgeben  pon  innigfter  grofmutterlic^er  nnb  gefd;n>ifterlic^er  Ciebe,  be6urfte  in  gleichem 
ZTTaf e  6es  Ijäuslic^en  (Slücfes,  6as  iljr  6ie  fc^lic^e  un6  axi^rlfaftige  Perfönlidjfeit  6es  Krön** 
prinsen  5u  perbürgen  fdjien. 

3n  öiefer  Uebereinftimmung  i^rer  beften  (Empfinöungen  un6  (Befühle,  in  öiefem 
^ufammenflang  il^rer  Haturen,  tpenn  fte  il^n  auc^  pielleidpt  ftärfer  5unäd}ft  empfanöen  als 
er  tatfädjlidj  beftanö,  mochten  ^rieöridj  IDil^etm  unö  Cuife  6en  Quell  Ujres  (Slücfes  finöen. 
;,3^  fann  yjnm  nidjt  fagen,  tpie  glücflic^  xdf  midf  bnxdi  6ie  JDa^l  füljle,  6ie  idj  getroffen 
^abe/'  fc^rieb  6er  Kronprin5  feiner  Znutter,  un6  Cuife  fdjrieb  6er  Sc^ipefter  Üjerefe  nadj 
Kegettsburg:  „Du  fannft  faum  glauben,  ipie  glücflic^  idf  bin.  Der  Prins  ift  auferor6entlic^ 
gut  un6  gra6e,  er  ift  erftaunen6  ma^r.    (Es  bleibt  mir  nichts  5U  tpünfc^n  übrig/' 

IL  Die  Brautseit 

lDd^ren6  6er  ^rüljling  6es  3^^*^^  U9^f  ^^  iw  ^«n  Büchern  6er  IDeltgefc^ic^te  mit 

fo  blutigen  Cettem  persei^net  ift,  6ie  £an6e  am  S^ein  mit  neuem  (ßrün  fdjmücfte,  entfaltete 

ftc^  an  6en  Ufern  6es  6eutfc^en  Stromes  ein  anmutiges  £iebesi6Yll:  6ie  Brautseit  6es  Krön* 

prinsen  Frie6ric^  ZDil^lm  un6  6er  prinsefftn  Cuife. 

3 
33 


©leic^  am  tCage  nadj  6er  2Ibreife  bex  prinsefftnnen,  am  22.  21Tär$,  fyMm  audf  6er 
König  un6  6er  Kronprins  an  6er  Spi^e  6er  preuftfc^en  <Sar6e  ^ranffurt  perlaffen,  5ur 
Belagerung  pon  21Tain$,  6as  im  ©ftober  ^792  auf  fc^mä^lic^  JDeife  6en  ^ransofen  in 
6ie  ^n6e  gefallen  uxir.  Sie  n)an6ten  fxdf  sunod^ft  aber  6en  ZMain  r^einauftpdrts,  n>o6urc^ 
6er  Kronprins  »illf ommene  (ßelegen^eit  erhielt,  6ie  Braut  in  Darm{ia6t  5u  befuc^n  (2^.  TXlävi), 
6ann  über  6en  ZUain  5urücf  un6  überfc^ritten  6en  Sljein  me^r  abn>drts,  um  rafc^  6ie 
Cinfc^Iief ung  pon  ZHains  auf  6er  »eftlic^en  Seite  5u  poIIen6en.  lDä^ren6  6er  König 
»eiter  nadj  IDeften  porrücfte,  ging  6er  Kronprins  über  Witsbabcn,  pon  wo  wir  feinen 
erften  Brief  an  prinsefftn  Cuife  fyxbm,  un6  ®ber-3w8^I^i"i  w^d?  ©untersblum,  fü6Iic^ 
pon  0ppen^im,  n>o  er  für  6ie  näc^ften  IDoc^en  Quartier  nat^m,  um  als  (ßeneralmajor 
un6  Komman6eur  6er  Kcferpe  unter  Kalcfreut^s  ©berbefeljl  an  6er  Belagerung  pon  TXlaxni 
teilsune^mcn.  €s  ipar  iljm  nic^t  befc^ie6en,  fic^  6abei  befon6ers  aus5U5cic^nen.  TXlan  »eif, 
tpas  6er  ^^eiljerr  pom  Stein  pon  6er  „5entnerfdjn>eren  £angen>eile"  geflagt  ^at,  6ie  er  im 
Kriegslager  por  TXlaxni  laften6  fan6.  Kronprins  5rie6ric^  IDil^elm  a>ar  nic^t  frei  6apon. 
3I?m  fehlte  o^neljin  6ie  frifc^  5ugreifen6€  Cathaft,  6ie  6en  prinsen  Couis  5er6inan6  un6, 
wie  es  ^dfexnt,  audj  feinen  eigenen  Bru6er  Prins  Couis  befeelte;  je^t  poUen6s  war  er  faum 
nodf  mit  ^Ibem  £^er5en  bei  6em  Kriege,  6er  nie  rec^t  feinen  Beifall  ge^bt  ^tte  un6 
6em  er  ein  möglidjp  rafdjes  (&i6e  fe^nlic^  ipünfc^te.  JlToc^ten  bodi,  fo  meinte  er,  6ie 
^ransofen  5U  ^aufe  tun,  ipas  i^nen  beliebte,  menn  fte  nur  nic^t  nac^  I)eutfc^lan6  fämcn. 
//34  befdjäftigc  midj  nur  mit  3^"^"/'  fdjreibt  er  einmal  6er  Braut,  freimütig,  aber 
unfol6atifc^,  ,/anes  2(n6ere  ift  mir  gleid^iltig  un6  langn>eUig."  (Er  fetpnt  ftc^  nur  nac^ 
Darmfta6t,  um  n>ie6er  ,,freun6lidje  (ßeftdjter"  um  ftc^  5U  feljen.  €r  freut  fic^,  feiner 
2TIutter,  feinen  Sdjipeftem  ^'^^^rife  un6  ;,2nimi",  6er  ^ersogin  XK>n  IJorf  un6  6er 
Prinsefftn  pon  ©ranien,  Pon  feinem  (Bind  un6  Pon  feiner  £iebe  fdjreiben  5U  fönnen. 
(Er  fpielt  6ie  ^äny,  6ie  er  mit  Cuife  getanst  ^t;  er  seic^net  i^r  6ie  perfc^ie6enen  Sol6aten« 
tfpcn  6es  preufifdjen  ^eres,  —  6enn  auc^  feine  fdjUHidjen  Kunftneigungen  flei6en  ftc^  in 
militärifdje  ^ö^™«"«  «>«""  ^  seidjnct,  werben  es  Sol6aten,  un6  pon  6er  Znufif  liebt  er 
nur  6ie  Znilitärmärfdjc  —  un6  faft  alle  tCage  eilen  Boten  über  6ie  Pon  6en  Belagerern 
bei  ©insljcim  gefdjlagene  K^einbrücfe,  um  6ie  Briefe  6er  £icben6en  5a>ifc^  Darmfta6t 
un6  (Suntersblum  l^in^  un6  ^erjutragen. 

Caufdjen  »ir  dnen  2tugenblicf  6em  (Beptau6er  6iefcr  erpen  Cage. 

Der  Kronprins:  „fyxbm  Sie  fdjon  an  3^«^  Sil6  ge6ac^t?  2X>enn  es  nur  ä^nlic^  unr6 
un6  nidjt  eine  Karifatur  3^*^^*  rei5cn6en  (ßeftc^tdjens.  2TIac^en  Sie,  6af  ic^  nic^t  5U  lang*» 
6arauf  5U  uxirtcn  brauche." 


Sie  Prinseffm:  „Sic  fragen,  ob  ic^  ^dprx  an  bas  Silö  geöadjt  Ifabe?  H)ie  fönnen 
Sie  baxarx  sioeifeln.  3<^  ^<^^^  3^"^"  perfprodjen,  es  fo  fdjnell  als  mdglidj  madjen  5U 
laffen,  unö  idj  bin  ein  JTläödjen  i>on  IDort.  Der  ZRann,  6er  mic^  malt,  giebt  ftdj  6ie 
gröfte  Znülje,  idj  Ijabe  iljm  fdjon  6rei  JTlal  gefeffen,  un6  er  fjat  nur  erft  6ie  ©röfe  6er 
2tugen  gemalt  (Me  siemlidj  flein  finö,  ipie  Sie  ipiffen),  6en  Umrif  6er  Hafe  un6  6e5 
Znun6es,  un6  porläufig  fielet  mir  6as  nod;  garniert  o^nlid).  Das  8il6  if)  fo  grof ,  n>ie 
Sie  es  mir  an  meiner  fyin6  geseigt  ^abcn,  idj  liabt  Ujm  gefagt,  midj  Ijödjft  einfach  5U 
malen,  nidjts  auf  6em  Kopf  un6  ipetf  geflei6et;  idj  ipeif ,  6af  Sie  6as  (ginfadje  lieben, 
un6  Ifab^  geglaubt  3ljren  ©efdjmacf  5U  treffen»  Bitte,  fagen  Sie  mir,  trenn  Sie  es  an6ers 
^aben  ipollen.  üergeffen  Sie  aber,  bitte,  audj  nidjt  mir  3^*^  Sil6  $u  geben.  €s  fdjeint 
mir  am  beften,  nrie  Sie  meinten,  6as  Bil6  pon  Sdjrö6er  copiren  5U  laffen,  6enn  idj  glaube 
nic^t,  6af  Sie  einen  ZTliniaturenmaler  bei  6er  2trmee  Ijaben." 

Der  Kronprins:  „3^  berpun6ere  yjxc  <£!e6ul6  un6  bin  3^"^"  ZRillionen  JTlal  5U 
Danf  perpflic^tet.  2X>enn  nur  bei  6iefen  Ijaufigen  Si^ungen  ein  Bil6  5U  Stan6e  fommt, 
6as  yjntn  einigermaßen  ä^nlic^  fie^t;  6enn  6af  es  yjmn  gan$  äljnlidj  tpir6,  6aran  per* 
5ipeifele  idf.  y^ve  ^üge  fin6  5U  fein  un6  5U  fjfibfdj,  als  6af  ein  ZlTaler  fie  je  treffen  un6 
6ie  Sanftmutlj  un6  2tnmut^  tpie6ergeben  Knnte,  6ie  Sie  fo  rei5en6  madjen.  3^  tper6c 
an  6en  ZTTaler  Sc^rö6er  fdjreiben,  6af  er  6as  „Sdjlaraffengefidjt"  copirt,  6as  Sie  5U  Ijaben 
ipflnfc^en.  Uebrigens  bin  idj  gan$  6amit  5ufrie6en,  »ie  Sie  fic^  malen  laffen,  un6  ein 
^fibfc^es  2nä6djen  tpie  Sie,  ift  in  einem  einfachen  Koftüm  o^ne  Sc^mucf  nur  nodj  Ijübfc^er." 

Die  prinsefftn:  „2tber  nic^t  ipaljr,  lieber  Prins,  Sie  fagen  mir  nidjts  meljr  über 
meine  ^uge,  ob  fte  fein  ftn6  06er  grob.  Sie  traben  mir  nie  fo  elegante  Ke6ensarten 
gemadjt,  un6  ic^  bin  nidjt  6aran  gerpöljnt,  6af  Sie  mir  fdjmeidjeln.  Sagen  Sie  mir  lieber, 
6af  Sie  midj  lieben  un6  6af  Sie  mein  guter  ^reun6  ftn6,  6as  fdjä^e  idj  picl  tjöljer." 

Sc^lic^t  un6  fjei^lidj  ipie  6iefe  IDorte  ift  6er  ganse  Briefipedjfel  6es  Brautpaares, 
6en  6te  liebepolle  Pietät  5rie6ric^  IDilljelms  6er  Hadjipelt  er^lten  Ijat;  fdjmucflofe  f leine 
Brief blätter,  meift  noc^  in  iljren  Umfc^lägen,  be6ecft  mit  engen  geilen,  bei6e  £^an6fdjriften 
jugen6lidj,  6ie  feinige  fc^on  etipas  entn>icfelter,  fräftiger;  6ie  iljrige  ipeiblidj  un6  flüdjtig, 
mit  häufigen  Unterftreidjungen.  Die  Brieffpradje,  faft  immer  fransöftfdj,  ift  farblos  aber 
faft  forreft  unter  ^rie6ridj  IDilljelms  5e6er;  ^öc^ft  inforreft  im  2tus6rucfe  un6  in  6er 
Sec^tfdjreibung  bei  £uife,  aber  leben6ig  un6  anfdjaulic^,  befon6ers  ipenn  6as  ^ransöftfdje 
pom  Deutfc^en  unterbrodjen  06er  abgelöp  ipir6.  pflnftlidjer  un6  fleißiger  als  Brieffdjreiber 
ip  ^rie6ric^  IDil^elm,  in  6en  Briefen  an  6ie  Braut  allein  fann  er  ja  ausftrömen  laffen, 
tpos  an  (Befüllen  un6  €mpfin6ungen  in  i^m  lebt;  Cuife,  pon  fo  piel  Cicbe  un6  tCeilnaljme 

35 


umgeben,  ip  läfftger,  nnb  wenn  fte  fc^reibt,  fommt  fte  oft  nic^t  über  6ie  $n)ette  o6er  öritte 
Seite  hinaus,  fo  iaf  6er  Kronprins  ipo^l  einmal  über  Me  Pater  ^^Unfer^»  Kurse  i^rer  Briefe 
fpottet  Diefe  abbrecf^be  Kärse  5U  entfc^uIMgen,  erfinöet  i^re  P^antafte  unerfc^öpflic^ 
immer  neue  (ßrunöe;  aber  n>ie  ^ätte  er  darüber  sämen  fönnen,  6a  fte  über  6iefe  nne  über 
anöere  eigene  Sdiwädftn  felbft  fo  anmutig  5U  fc^ei^en  n>eif  I 

IDa^r^aftigfeit  ift  6er  gemeinfame  (ßrun65ug  6iefer  Briefe;  nic^t  polIpänWg  —  n>ir 
n)er6en  es  noc^  fe^n  — ,  aber  fdjarf  un6  treu  fpiegeln  fte  6as  innere  IDefen  6er  S<^eiben6en 
tt>ie6er:  6en  Kronprinsen  in  feiner  fc^lic^ten,  nüchternen  Creu^rjigfeit  un6  8ie6erfeit,  Cuife 
in  iljrem  reidjen  3nnenleben,  in  6er  auf  emftem  (ßrun6e  enpac^fenen  gefun6en  £ebensfreu6e, 
in  6er  fonnigen  ^röt^Iidjfeit  i^res  (ßemüts;  bei  Cuife  6aneben  eine  fiarfe  un6  innige 
Heligiofttdt,  bei  ^rie6ric^  ZDil^elm  aud;  6a5  ^^ensollemfdfe  Pflichtgefühl  Unmöglich 
u>are  es,  in  6iefen  ^un6erten  pon  Briefen  eine  erfünftelte  €mpfin6ung,  einen  erflügelten 
(ße6anfen  5U  fin6en.  Keine  Sc^ujormcrei,  feine  (ßefüljlsfeligfeit,  feine  Ueberfc^menglidjfeit, 
a>ie  fte  6er  ^eit  nodf  entfproc^n  ^otte  un6  tpie  fte  in  6em  8riefa>ecf;fel  6es  ^fftfc^^mecfletu* 
burgifc^n  ^amilienfreifes  fonp  fo  piel  begegnet;  feine  £ei6enfcljaft;  fanfte  6eutfc^e  Ciebe^ 

Das  größere  ZlTaf  6er  Heigung,  6arüber  [äffen  6ie  Briefe  feinen  Sn>eifel,  ift,  befon6ers 
anfangs,  auf  Seiten  6es  Kronprinsen.  3"  f^^  ^"  an6eren  (Empfin6ungen  nic^t  bemegtes 
Seelenleben  ift  6ie  Ciebe  ftegreic^  einge6rungen  un6  tfcd  fein  3^^^^^  ^^  Beft|  genommen; 
fein  glücflofes  Safein  fc^mücft  fie  perfdjtpen6erifc^  mit  reicher  (ßlücfesfülle*  (Er  lebt  nur  in 
feiner  jungen  Ciebe,  fein  (ßefüljl,  fein  (ße6anfe,  6ie  nic^t  t>on  i^r  be^errfc^t  06er  per6rängt 
tt>ür6en.  Selbp  6en  Perlauf  6es  Krieges  fte^t  er  oft  genug  nur  unter  6iefem  (ßeftciftspunft: 
ob  6ie  (Erfüllung  feines  ^f eften  IDunfcIfes  —  6ie  Perdnigung  mit  6er  (Beliebten  —  perjögert 
06er  befctfleunigt  n)ir6;  fein  IDort  an  6ie  Braitt  perrät,  6af  er  rine  (Empftn6ung  ^e  für  6ie 
tpeltgefctfic^tlicfpe  (Sröf  e  un6  Be6eutung  6es  Kampfes,  an  6em  teilsune^men  i^m  pergönnt  ift 

Cuifens  Briefe  ftn6  me^r  ^slict)  als  jartlic^,  me^r  liebenstpürMg  als  geifh>oU:  6er 
2tus6rucf  eines  pon  ^llem  2?erflan6e  abgcflarten  (Empfin6ungslebens.  „ZTlein  Kopf  läuft 
nidjt  mit  meinem  fersen  6apon,"  ^t  fte  felbft  einmal  gefc^rieben.  „3^  fyiht  feine  Urfac^ 
ge^bt,  Hein  $u  fagen,"  fo  teilte  fte  6em  Pater  am  20.  TXlävi  6es  prinsen  IDerbung  mit; 
„6ocI;,  befter  Pater,  3^^^  Tinttvott  xxnvb  andj  6ie  meinige  fein''.  Un6  tpie  fü^l  lautet  6oc^ 
felbp  in  6er  pertraulict^en  Ilacf;fc^rift  6es  erften  Briefes  an  6en  Kronprinsen  6er  2(us6ruct 
i^rer  Heigung:  „Sie  fin6  mir  nidjt  gleic^iltig,  Sie  fennen  meine  (Befühle  für  Sie^ 
ic^  t^be  alfo  nietet  nöt^ig,  5U  n)ie6er^len,  6af  ic^  3^nen  rec^t  l^erslic^  gut  bin«^ 
Kein  f^auc^  6er  Sel^nfuc^  in  il^ren  Briefen,  6er  6er  Permd^lungsjeit  entgegeneilte.  XDit 
fte  felbp  frei  ip  Pon  lei6enfdjaftlic^em  Perlanaen,  fo  freut  pe  pc^  ebenfo  Uhr,  6i<^  JM^hj«^ 


6cs  Kronprinsen  $u  bcft^cn  als  feine  Ciebe»  3^^^^  Heigung  ift  nur  erft  pcrtrauenspolles 
^reunöfdjaftsgefüljl,  auf  6effen  ©runöe  bräutitdje  £tebe  langfam  emponpädjft.  Sie  ift  glücflidj, 
aber  i^r  (ßlücfsgefüljl  fyd  feinen  Quell  fcodj  u>eni9er  in  6er  Kraft  i^rer  £iebe,  als  in  6er 
feften  §}xvet[xdit  auf  6ie  ein  ftiües  §\xfun^sg\üd  perbürgenöe  fdjlic^te  (Creue  6es  Kronprinsen. 

£uife  ift  glficflidj  un6  bräutlidje  ^reu6en  fdjmucfen  un6  füllen  audj  iljr  Ceben.  Sie 
fdjicft  6em  Kronprinsen  Briefe  unö  legt  ^rüdjte  bei,  ;,6amit  6ie  Briefe  einen  guten  ©efdjmacf 
befommen;"  pe  fticft  Sörfen  un6  fenöet  Stammbudjperfe»  Sie  fudjt  Srautfleiöer  aus  für 
Me  Oerlobungsfeier,  6ie  öurdj  6as  2tusbleiben  6er  Hinge  persögert  ipir6.  ZHit  regfter  CeiU 
naijme  folgt  pe  6en  IDedjfelfällen  6es  Krieges;  fte  freut  ftc^  je6es  (Erfolges  „unferer",  6er 
preufifdjen  JDaffen  un6  5upft  mit  6er  Sc^roefter  un6  iljren  Samen  fleifig  Scharpie  für  6ie 
2?enpun6eten.  Sie  ift  gtflcflidj,  nne  eine  jtebseljnjäljrige  Braut  es  nur  fein  fann,  un6  um 
i^r  übermütiges  un6  überpoUes  ^ei^  einmal  $u  erleichtern,  beginnt  fie  einen  Brief  an  6en 
Kronprinsen  mit  6en  IDorten:  „(Btüm,  grüne  Peterftlie  un6  Krautfalat"» 

Cuifens  $drtlidjes  ^ei^  Ijätte  6as  bräutlic^e  (ßlücf  nur  unpollfommen  genoffen,  Ijätte 
nidjt  6er  ganse  Kreis  iljrer  ^amilie  6aran  teilneljmen  fönnen.  Sdjon  am  27.  TMäxi  wav  6er 
Pater  mit  feinen  Söljnen  aus  ^il6burglfaufen  eingetroffen;  mit  6en  IDorten:  3dj  gratuliere 
Dir,  liebe  Cuife,  begrüf  te  er  6ie  Coc^ter.  IDenige  Cage  fpoter  fam  audj  Sdjmefter  (Cljarlotte 
mit  i^rem  (ßemaljl,  ^ersog  2t6olf,  aus  £^il6burg^aufen,  un6  abermals  nadj  einigen  tCagen, 
am  U.  2tpril,  Sc^ipefter  C^refe,  6ie  prinsefftn  pon  Ojum  un6  Cayis,  mit  (grbprins  Karl 
2tleyan6er  aus  Segensburg.  So  waren,  nac^  jaljrelanger  ^Trennung,  alle  fedjs  ©efdjipifter 
um  6en  Pater  tt>ie6er  pereinigt  un6  füllten  6as  ftille  I)armfta6t  mit  lärmen6em  ©lücf. 

Sie  ^ddjfte  5reu6e  aber  ^errfdjte  6oc^  immer  erft  6ann,  »enn  Kronprins  ^rie6ric^ 
IDil^elm  6ie  Braut  befuc^en  fam,  un6  er  fam  oft  mit  feinem  Qun6e  Sultan  auf  6er 
(Bins^imer  Brücfe  über  6en  H^ein  herüber  geritten,  in  Begleitung  feines  2I6jutanten,  6es 
Znajors  XK>n  Sdjad,  6er  immer  6ie  (ßrofmutter  befdjäftigen  mufte,  6ie  fonft  gern  felbft  6en 
Kronprinsen  in  2(nfpruc^  na^m  un6  5U  Cuifens  Per6ruf  pflid;tfc^ul6ig  unter^lten  5U 
muffen  glaubte.  2^U\xu^^  un6  frö^lic^er  Sang  fc^allten  6ann  6urc^  6ie  Häume  6es  alten 
©eorgfc^en  Palais  am  JTlarfte.  XPie  feiig  füljlte  ftdf  ^ier  6er  Kronprins  neben  feiner  Cuife, 
6ie  i^n  mit  einem  „treuljei^igen  ^än6e6rucf"  un6  mit  einem  „Küfdjen  in  €Ijren"  empfing, 
bei  6em  $n>anglos  ^eiteren  Perfeljr  in  6iefem  Kreife  lieber  Znenfdjen,  unter  6enen  er  bal6 
gan5  fxdf  ^eimifc^  fan6.  Sie  5urücf^lten6e  Sc^eu  feines  JDefens  fdjmols  por  6er  geminnen6en 
CiebensiPür6igfeit  6iefer  Sc^ipeftem,  un6  6ie  jungen  ^ei^en  erfdjloffen  ftc^.  So  »enig  er 
felbft  (Etifette  un6  Komplimente  liebte,  fo  ipenig  ^atte  er  fic^  6apon  frei  5u  machen  geuxigt. 
3e^t   löfte  Cuife   mit   leichten  Ringern   6iefe  ^effeln,   un6   6ie   „Altesse"    un6    „^^eit 


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57 


perfc^nxiitöen  in  6cni  ftlber^ellen  tadfen  6cr  SdjtDcftcm.  „2Hetn  lieber  ^ri^"  Ijief  es  halb 
llitt,  ^Cuifdj"  un6  „tuvaijc''  urxb  ^^^räulein  ^ufdj"  ba,  unb  Sdjioefter  ^neöerife  „3fa". 
Unö  Kronprins  ^rieöridj  IDil^elm  freute  ftdj  un6  jubelte  unb  xvax  glücflic^  mit  6en 
(Blüdlxdfen,  unb  fte  fpielten  it}m  6en  ^oUemmarfc^  unb  tansten  mit  it^m  bcn  Cieblingstpalser 
„VOtnn's  immer,  »enn's  immer  fo  wäv'\  unb  fangen  mit  i^m  ,;UnfreKa^e  Ijatfteben3unge". 

3n5iDifdjen  wavm  6ie  Porbereitungen  für  6ie  Oerlobungsfeier  6es  Kronprinsen  mit 
£uife,  öes  prinsen  Couis  mit  ^rieöerife  ijoüenöet.  Kljein  auf,  Sljein  ab  ftrömte  Me  Per* 
n>an6tfdjaft  6er  treffen  un6  6er  Ceininger  ^rbei,  6ie  Zlaffaus  un6  6ie  Sa6ener,  6ie  ^hadfs 
unb  bk  Seuf ,  un6  befon6ers  ipillfommen  6ie  „belle  et  angdique  princesse  palatine", 
t£ank  Jlugufte  pon  6er  Pfal5  mit  it^rem  (ßemaljl  TXla^  3ofepIj  von  5tt>^ibrflcfen  un6  iljrem 
Soljne,  Detter  £outs,  6em  fpateren  König  Cu6n>ig  I.  pon  Sayem,  6er,  »ie  erso^It  tmr6, 
noc^  in  Ijotjen  3^^^^^"  P^  ^^^f^^  ^e^iliditcikn  gern  erinnerte.  2tne  Palafte  6er  fleinen 
Keft6en5  un6  audj  6er  ©aftljof  „§uv  tCraube"  waren  überfüllt*  2tm  2^.  2IpriI,  6em  Der«^ 
lobungstage,  fam  mit  grofem  un6  glän5en6em  (Befolge  König  5rie6ridj  XPiKjelm  II.  3"^ 
(ßeorgfdjen  Palais  n>ur6e  6ie  Verlobung  gefeiert:  6er  König  felbft  ftecfte  6en  Brauten  6ie 
Hinge  an  6ie  Ringer  un6  legte  6ie  £^än6e  6er  Brautpaare  ineinan6er.  Der  Kronprin5 
fdfien  6abei  ein  an6erer  getPor6en;  fein  peni>an6eltes  ZDefen  fiel  auf.  ,,Du  a>ür6eft  Dic^ 
wunbcvn/'  fdjrieb  Znarquis  Cuccfoeftni  feiner  ^rau,  „ipenn  Du  fe^en  fönntep,  tt>ie  ungeipöljnlidj 
pcrliebt  6er  Kronprins  ift,  tpie  er  5U  gefallen  fud^t  un6  tpie  liebensn>ür6ig  er  fxdf  6csl^lb  giebt.'^ 

Xladf  6er  2Ibreife  6er  (ßäfte  —  audj  6ie  älteren  Sdjipeftem  feljrten  nad)  £^il6burg= 
^ufen  un6  Hegensburg  5urücf  —  a>ur6e  es  ipie6cr  füll  im  ftillen  Darmfta6t,  redjt  „ö6e", 
tt>ie  Cuife  perftdjert,  6ie  ftdj  mit  ^rie6erife  6urdj  <ßeplau6er  über  6as  ©lücf  6er  perfloffenen 
^ofttage  tröftete.  Tludf  6ie  Befucfoe  6es  Kronprin5en  ipur6en  allmäljlidj  feltener,  befon6ers 
feit6em  er  um  6ie  ITIitte  ZTTai  fein  Quartier  pon  (ßuntersblum  nadj  So6enIjeim  I^tte  perlegen 
muffen.  Dafür  gab  es  nun  einen  ^efttag  neuer  2trt.  2tm  28.  2Uai,  auf  €tnla6ung  6es 
Königs,  6urftcn  Cuife  un6  ^rie6erife  6en  Prinsen  im  ^el6lager  einen  Bcfudj  abftatten. 
;,Sorgen  Sie  ja  6afür,"  fdjrieb  Cuife  XK>rtjer  6em  Kronprtnsen,  „6ag  idj  feine  Klage  über 
Sie  ^re,  fonft  tper6e  idj  garnidjt  tljun  als  ob  iij  Sie  fenne." 

3n  einem  Sdjreiben  an  Sdju>efter  tCIjerefe  liat  ^rie6erife  6iefen  Cagcrbefudj  gefc^il6ert  — 
einen  ent5ücfen6en  Cag,  tpie  jte  fdjrcibt,  tro^  Segen  un6  f^agel.  „(Segen  mittag  famen 
tptr  in  23o6enl7eim  an  un6  fliegen  beim  Kronprinsen  ab,  wo  ftij  audj  mein  „Partner" 
fürs  £eben  etnfan6.  iTadj  6er  Para6e  famen  piele  ©ffisicre  5U  uns.  Um  ein  Uljr  lieg 
6er  König  uns  rufen,  un6  tpir  erfdjienen  auf  Sefeljl  6es  fyvtn,  ivoax  nic^t  o^ne  2lengplicfy= 
feiten  . . .    Der  König  empfing  uns  am  tjoft^re;  6er  ganje  ^f  ipar  PoU  Pon  ©ffijieren. 

38 


Varm  vonxbe  5U  2TRttag  gefpetft  un6  feljr  lange  getafelt,  un6  obgleidj  voxv  im  untertljänigften 
Äefpect  wax^n,  fo  wax  Me  übrige  ©cfellfdjaft  öodj  fe^r  luftig.  £uife  un6  idj  »aren  es 
tneniger,  wix  voaxen  trie  auf  6em  2tnnefün6erfdjemel,  6enn  aller  2(ugen  tparteten  auf  unsl" 
3f?r  fiel  öabei  6er  6urdj6ringen6e  Blicf  6es  „liebensrDürMgen"  prinsen  £ouis  ^erMnanö 
befonöers  auf;  alfnit  fie,  6af  er  einmal  in  i^r  Ceben  eingreifen  iperöe?  ©egen  2tben6 
befudjten  6ie  prinseffmnen  nodj  6en  £^er$og  pon  IDeimar  in  feinem  ^At,  6er  fte  mit  Cee 
un6  Cifören  bewirtete.  £^ier  Ifat,  wk  befannt,  (ßoet^e  6ie  prinsefftnnen  gefe^en:  fte  famen 
üjm  por  tt>ie  „Ijimmlifdje  €rfdjeinungen  int  Kriegsgetümmel". 

23ei  6em  8efud;e  in  Boöenl^eim  tpuröe  aud;  bereits  6er  £)offtaat  6es  fünftigen  fron:» 
prinslidjen  Paares  befprodjen.  Sie  ©ber^fmeifterin  beftimmte  6er  König  felbft:  er  tt>ä^lte 
6ie  alte  5reun6in  feines  Paters,  6ie  eben  penpittoete  ^rau  Pon  Oof ,  6eren  Hame  mit  6em 
2tn6enfen  an  Königin  Cuife  für  immer  perbun6en  ift;  tro^  iljrer  6^  3atjre  6amals  eine 
nodj  fdjöne  ^xau,  tt>eltgetDan6t  un6  »armljersig,  iljrer  jungen  ©ebieterin  bal6  mit  einer 
bis  5ur  (£iferfud;t  lei6enfd;aftlic^en  Ciebe  ergeben.  Der  Kronprins  ^ielt  fte  für  plau6er{)aft. 
Cuife  freute  fidj,  6af  fte  Ijeiter  fei,  un6  meinte:  „idf  ^ffe,  man  ipir6  an  unferem  ^ofe  meljr 
ladjen  als  »einen".  Hodj  5ufrie6ener  ipar  fie  mit  6er  (Ernennung  6es  ^räulein  Henriette 
pon  üierecf  sur  erften  ^f6ame,  6eren  ©cift  un6  £^er5  6er  Kronprins  befon6ers  fc^^te. 
£^enriette  pon  üierecf,  6ie  am  Berliner  ^ofe  bis  »eit  in  6as  porige  3a^rljun6ert  hinein 
eine  Kolle  gefpielt  ^ot,  mar  mit  6er  älteften  Codjter  6es  Königs,  ^rie6erife,  bei  6eren  Per* 
mäl^lung  mit  6em  f^ersog  pon  l^oxt  nadf  (Englan6  gegangen;  nad;  il^rer  Hücffe^r  ^atte 
fte  fidj  an  6en  Kronprinsen  getpan6t  un6  i^m  üjre  smeite  Sc^n>efter  Doris  $ur  £^of6ame 
empfoljlen.  Der  Kronprins  50g  Henriette  Por,  lief  fidj  aber  fdjlieflidj  bri6e  gefallen. 
Henriette  un6  Doris  maren  nidjt  jung,  nidjt  Ijübfdj;  6ie  ältere  aber  flug,  u>aljren6  6ie 
^armlofigfeit  6er  jüngeren  6em  ^fe  oft  genug  5U  Hecfereien  6iente.  Cuife  baute  feljr  auf 
£^enriette,  an  6eren  IDeltfenntnis  fte  fpdter  in  Serlin  eine  Stü^e  5U  fin6en  ^ffte,  un6  in 
6er  Cat,  in  6en  emfteften  Cagen  iljrer  €tje,  einige  ZTTonate  nadf  6er  Permäljlung,  ^t  fte 
nidjt  Pergebens  auf  6ie  Klugljeit  i^rer  erften  Qof6ame  gerechnet.  Kammerljerr  follte  ^err 
von  Sdfil6en  n>er6en,  6er  bisher  bei  Prin$  5er6inan6  6ie  gleidje  Stellung  bcflei6et  Ijatte 
un6  als  ©berijofmeifter  noc^  ein  ^Ibes  3^1jrljun6ert  6em  preufifdjen  ^ofe  angeijört  Ijat; 
^ofmarfdjall,  ^err  Pon  Znaffotp,  früljer  ZHajor  im  Regiment  6es  Kronprinscn.  €r  leitete 
fc^on  je^t,  unterftü^t  pon  6em  (Brafen  Brfll^l,  mit  (Sefdjicf  un6  (Eifer  6ie  (Einrichtungen 
für  6ie  fünftige  £^ofIjaltung  6es  jungen  Paares.  3""^  ^^^^^  fronprinslic^en  Kammer6iener, 
6er  sugleic^  6ie  Heineren  Rechnungen  un6  6en  unwichtigeren  Sriefipedjfel  6er  Kronprinsefftn 
beforgen  follte,  ipur6e  Peter  Fontane  befümmt,  (0?eo6or  Fontanes  ©rofpater. 

39 


Der  Bcfuc^  in  Bobenlfeim,  befonöers  6ie  Untert^Ihingcn  über  6te  funftige  Qäusltc^fett, 
Ijabcn  in  Cuife,  tPte  es  fcf^eint,  einen  überqueQenöen  Hetc^tum  an  (Blficfsseffit^I  unb  ^völjlxdi* 
feit  ausgelöft.  3f*  P^  anfangs,  n>ie  tmr  ^alftn,  in  i^ren  Briefen  meift  surflcf^altenö,  fpäter 
beeinfluft  öurdj  6en  öro^nöen  2tbfc^ie6  pon  Darmpaöt  un6  6en  Ciebcn  in  unb  um  Darm* 
ftaöt,  unb  sugleic^  a>ie  beflommen  buvdf  6ie  2Iusfic^t  auf  6ie  fremöe  Berliner  2X>eIt:  nie  i{) 
fie  in  iljren  Briefen  Weiterer  un6  fc^lf^fter  geipefen  als  im  3""^  U9^^  So  fdjreibt  fie 
am  7.  3""i*  //^^^  ^nid?*«^  ^ff«  i^/  »eröen  baI6  reif  fein;  ic^  menigftens,  ipenn  ic^  eine 
Kirfdje  »äre,  tpüröe  in  einem  (Tage  reifen,  meine  IDangen  ftnö  fdjon  gans  feuerfarben  . . . 
3<^  effe  eben  beim  Sdjreiben  föftlidje  Klöfe,  mit  Brot  un6  Butter;  n>enn  ©rofmama  bas 
bei  tCifdje  merft,  fo  tt>ir6  Cuife,  obgleich  fte  eine  Braut  ift,  einen  tüchtigen  IDifdjer  friegen  . . . 
Papas  Cäufer  ift  an  6er  Ct^ur  unb  quält  mid;  5U  fc^lief en.  IDas  foll  xdf  ilfun,  jKöniglic^e 
£folf^t?  3P  ^  "i<^*  ^^  S^P^  i^^*  5"  fd?liefcn,  um  5U  tCifc^  fertig  5U  fein,  6en  Cäufer 
un6  6ie  Se^nfudpt  meines  lieben  ^reun6es  5ufrie6en  5U  (teilen,  6er  midf  gern  noc^  ^ute 
lefen  a>ill?  (Es  ift  alfo  6ie  buc^ftäblic^e  IDa^r^it:  xdi  fc^liefe  meinen  Brief,  um  3^"^^ 
Dcrgnügen  5U  madjen."  Un6  n>enige  tCage  fpäter  über  6asfelbe  tCIjema,  in  6cm  iljr  eigenen 
Kftlidjen  (ßemifdj  Pon  Deutfc^  un6  ^ransöftfc^:  „Tout  en  mangeant  des  Kirfdjen  bien 
fc^n>arj  un6  bonnes,  je  prends  la  plume  pour  vous  dire  que  j'ai  parfaitement  bien 
gcfdplaffen,  que  je  mange  depuis  fteben  tpeniger  un  quart  des  cerises  dölicieuses  noires 
comme  un  £)ut  et  que  je  souhaiterais  pour  qu*elles  me  paraissent  tout  ä  fait  dölicieuses, 
la  prösence  d*un  certain  Monsieur  de  votre  connaissance."  (Ein  an6ermal  fdjreibt  fie, 
fie  lege  iljrent  Briefe  Kirfc^n  un6  (Er6beercn  bei,  um  iljnen  einen  gcn>iffen  haut  goüt 
5U  geben,  un6  unterseidjnet  ftc^  als  6ie  „tr^  humble  et  tr^s  ob^issante,  soumise  d^voude, 
attachee,  afTectionn^e  servante  Louise,  princesse  de  Mecklenbourg,  Pon  6em  ^odja6lidjen 
f^aus  ..."  Iln6  am  legten  3""*/  einem  Sonntag,  mit  einem  2tnflug  6es  Pon  6er  ©rof* 
muttcr  enporbenen  Pfälser  Dialeftes:  „3^  ^^"^  nidjts  als  ftngcn  un6  tansen,  fo6af  alle 
IDelt  glaubt,  6af  mir  6ie  ^il^  ein  ipenig  sugefe^t  ^t  . .  •  34  n>er6e  fo  glücflic^  fein, 
rnenn  idj  Sie  nne6erfe^e,  6af  idj,  glaube  idj,  im  Stanbz  bin  ipie  £)ero6es'  tCWjterlein  ein 
Solo  por  6er  gansen  2Irmee  5U  tansen  nadj  6er  Znelo6ie:  IDenn's  immer,  menn's  immer 
fo  n>ar  .  .  .  Die  alten  Sc^artefen,  ndmlic^  6ie  IDägen  faljrcn  por,  6ie  alten  metallenen 
Klocfen  lauten,  un6  idj,  ic^  Ijabe  feine  £uft  in  6ie  Kirche  5U  gc^n.  ©ott  perseilje  mir's^ 
Tibicu,  Altesse  royale  de  mon  coeur  .  .  .  34  muf  fort  in  Kirdj  ge^n,  fonfl  f4lägt  midj 
mey  alte  (ßrofmämc." 

^ür  6ie  ipadjfen6e  tCraulidjfeit  un6  3nni9'rit  6es  Perfe^rs  jipifc^n  ^rie6ri4  IDil^Im 
un6  Cuife,  »ic  fie  aus  6iefen  un6  an6eren  Briefen  ^pric^t,  gibt  es  nod»  et«  Mau^^tcs 


Caf  cl  5 


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Jlnseidjcn:  in6cm  fte  einanöer  näljcr  rücfen  un6  fidj  auf  bk  Cebensgcmetnfdjaft  einridjtcn, 
beginnen  fie  audf,  man  fann  fagen,  einer  an  6em  anderen  5U  crsieljen,  perfudjen  fie,  einer 
6en  anderen  nadj  6em  eigenen  33il6e  obtx^btak  umsuformen*  Hidjts  ift  iabei  c^rafteriftifdjer 
un6  bebeutungsDoUer  als  6ie  Perfc^ieben^it  6er  Sichtungen,  in  6er  fidj  6iefe  Perfudje  6er 
bei6en  ben>egen:  ein  Stücf,  un6  ein  n>idjtiges,  iljrer  ^"'""f*  ip  ^^^^"  befdjlojfen* 

Ztlan  fennt  ^rie6ridj  XDilljelms  nücIjtem=^trocfene5  IDefen,  feine  ®r6nung5liebe,  feine 
Pe6anterie*  €s  fonnte  nidjt  ausbleiben,  6af  er  allmd^lidj  inne  n>ur6e,  n>ie  gera6e  6ie 
entgegengefe^ten  (Eigenfdjaflen  im  IDefen  feiner  rei5en6en  Braut  einen  nidjt  geringen  pia^ 
einnaljmen.  Iln6  nun  begann  6er  Kampf  gegen  alle  jene  liebensn>ür6igen,  5un>eilen  gefd^r* 
lid^en,  n>eiblic^en  Sc^n>ädjen:  6ie  Porliebe  für  Häfc^ereien,  6as  unregelmäßige  €ffen  swifdjen 
6en  2naljl$eiten,  6ie  Unpünftlidjfeit,  6ie  forglofe  ^reu6c  an  Spiel  un6  Cans«  Cuife  na^m 
6ie  Zttaljnungen  un6  IDamungen  gelaffen  un6  n>illig  ^in,  perfpradj  lac^n6  Befferung, 
er$d^lte  praljlen6  pon  6en  Sdjals  un6  tTüc^em,  in  6ie  fie  fidj  gegen  Crfdltung  wicfeln 
laffe  —  6enn  iljre  <£!efun6I^eit  n>ar  immer  nur  eine  $arte  —  un6  fuljr  fort,  ®bft  un6 
Kudjen  $u  nafdjen  un6  mit  6en  ©efdjwiftem  ^erum5utan$en  06er  in  ®nfel  ©eorgs  ©arten 
^erumsutollen,  bis  6er  Crlji^ung  eine  (Erfältung  un6  6er  (Erfältung  6er  „rhume  de 
cerveau"  unausweidjlidj  folgte*  3^'^^^^^*^  ^^^^  S^ff  fie  6ann,  im  IDefen  6es  Kronprinsen, 
eine  an6ere  Seite  an. 

€s  ift  fdjon  oben  ange6eutet,  6af  in  6en  Briefen  an  6en  Kronprinsen  Cuifens  3<i? 
6odj  nidjt  oollfommen  $um  2tus6rucf  gelangt,  3"  ^^^  ^^^^^  ^^"  angeborener  2tufipärts* 
6rang,  tro^  06er  infolge  6er  nie  n>ie6er  ausgeglidjenen  Ztlangel  i^rer  €r$ie^ung  eine 
^eife  Se^nfudjt  nadf  einem  ^öljeren  Bil6ungsleben;  i^r  reidjer  un6  fdjöner  ©eift  umfafte 
2lnlagen,  6ie  in  bräutlidjem  ©etän6el  feine  Befrie6igung  fan6en:  eine  emporftreben6e  IDelt 
oon  ©e6anfen  un6  ©efü^len,  6ie  neben  ^rie6ridj  IDil^elm,  n>ie  er  n>ar  un6  blieb,  perftummen 
un6  perfümmem  mufte. 

€in  fdjSnes  S^ugnis  von  6iefem  IDefenssuge  Cuifens  liegt  oor  uns  in  einem  an 
i^ren  Pre6iger  un6  Ce^rer  Cid^t^mmer  in  Z)armfta6t  gerid^teten  Briefe,  gera6e  aus  jenen 
Cagen,  in  6enen  fie  6em  Kronprinsen  nur  6ie  ausgelaffenften  un6  übermütigften  Seiten  i^res 
IDefens  $eigte.  Cidjt^ammer  Ijatte  i^r  2nen6elsfo^ns  P^ae6on  gelieljen,  un6  fie  bat,  xlfv  von 
^ranffurt  6ies  Budj  $u  beforgen,  6as  ein  tpaljrer  Sdiaif  für  iljre  Seele  gen>or6en  fei» 
;,2neine  Seele,"  fdjreibt  fie,  ;,n>finfdjt  auferor6entlidj  fidj  5U  bil6en  un6  fidj  nü^lidje  Kenntniffe 
6er  ZtTenfdjen,  6es  ©eiftes  6er  ©ergangenen  IDelten  $u  fammeln  • . .  3^  befdjäftige  midj 
immer,  aber  was  ift  eine  ZRonatfdjrift,  eine  ^übfdje  ^ndinun^  06er  eine  fdjSnc  Sonate  für 
6en  ©eifl?    €s  $erftreuet  fte  n>o^l  (6ie  Seele),  aber  es  giebt  i^r  feine  Kraft,  6enn  fo  gut 


nrie  6er  Körper  nid^t  t>on  anfc^uen  unb  anifixen  leben  tann,  ebenfo  gut  fonn  Me  Seele 
feine  ^ortfdjritte  madien,  n>enn  fie  feinen  Stoff  $um  Denfen  IjaV 

Cuife  liat  es  perfud^t,  auf  5en  (ßeift  6es  Kronprinsen  in  gleid^em  Sinne  einsunrirfen* 
3f?n,  6er  nidjt  aufarte,  über  6ie  Cangemeile  6es  einförmigen  Cagerlebens  5u  flogen,  per* 
forgte  fte  mit  Bädi^m,  Hntcrl^altungsleftäre  leid^tefler  un6  gen>d^nlic^fter  Tltt,  „Die  ori^ige 
Cirolerin"  etwa  o6er  „®tto  oon  Sdjwarsburg",  eine  6amals  eben  erfdjienene  ©eiftergefdjidjte 
pon  jinf,  für  6ie  fie  übrigens  aud;  felbft  fd^tparmte*  Tlüein,  fie  bemfl^te  ftc^  6oc^  5un>eilen 
audj,  fein  ^^Uxe^e  ffir  emftere  Buc^r  $u  n>ecfen,  für  „£o6rus"  $.  B.,  6as  Crauerfpiel 
(Cronegfs,  6cffen  etu>as  ^usbacfene  ZTToral  i^r  6ie  X?ollfommen^elt  felbft  erfc^ien*  Dafür 
aber  n>ar  nun  n>ie6cr  ^rie6ridj  XDil^elm  nidjt  $u  Ijaben:  fein  tebm,  meinte  er  —  er  lag 
6amals  fdjon  por  £an6au  — ,  fei  traurig  genug,  er  braudje  ^eitere  Ceftüre,  un6  ftatt  ,,(Eo6rus'' 
las  er  ,,Siegfrie6  pon  £in6enbcrg,  eine  fomifdje  ©efdjidjte"  un6  „Der  (Empfin6fame, 
ITTaurus  Panfrasius  ^^prianus  Kurt",  „(Ein  2no6eroman"  pon  (Cljr.  ^r.  tCimmc,  6er  als 
Satirc  gegen  6ie  por  einiger  ^ext  „im  Sdjwunge  gewefcne  €mpfin6elei"  i^m  bcfon6ers 
gefiel.  Die  flcine  literarifdje  2neinungsperfdjie6en^eit  erfdjeint  wie  porbe6euten6  für  Cuifens 
(Erfaljrungen  in  6er  €Ije:  wie  6amals,  fo  fc^eiterte  fie  fpater,  fo  oft  pe  6en  (Satten  5U 
fy3(^erem  un6  emfterem  (Beiftesleben  emporsufü^ren  fud^te. 

Der  f^odjfommer  bradjte  6em  Brautpaar  n>ie6er  fdjönc  tCage.  Um  6ie  ZTIitte 
3uni  war  6er  Kronprins  mit  5tt>ei  (ßar6ebataillonen  pon  Bo6enIjeim  nadj  ZUarienbom 
marfdjiert,  voolfm  audj  6er  König  fein  f^uptquartier  perlegte.  €s  n>ur6e  (Emft  mit  6er 
Belagerung  pon  ZTIains,  6ie  buvdf  ZTlangel  an  fd^merem  (ßefd^ü^  bisl^er  nid^t  ponpärts 
gefommen  ipar:  6ie  Befdjiefung  n>ur6c  Ijeftiger  un6  wirffamer,  Caufgrdben  n>ur6en  eröffnet. 
ZHit  Darmfta6t  aber  ipar  Pon  Zllarienbom  aus  6er  Perfeljr  leidjter  un6  Icbljafter  als  pon 
Bo6cnt^im.  lUXan  traf  fidj,  nadj  „fuffdlligftem"  Bitten  6es  Kronprin$en,  auf  ^Ibem 
IPegc  in  ©roggerau,  madjte  $ufammen  einen  2tusflug  naif  Sdjlof  Kranidjftein,  un6  am 
8.  3uK  6urftc  £uifc  mit  6er  Sdjwcfter  abermals  6ie  Prinsen  im  ^el6lager  befudjen.  Bal6 
6arauf  fie6clten  6ie  Prinseffinnen  mit  iljrer  Crsieljerin  ^räulcin  Pon  (ßdieu  na^^  6er 
„Braunsljar6t"  über;  ein  fleines  2nanfar6en5immer,  pon  6em  aus  man  6ie  Befdjiefung 
pon  ZHains  beobad^ten  fonnte,  umfd^lof  Cuife  un6  il^r  brautlid^es  (ßlücf.  Tibet  tpie  tpar 
es  „fo  füljl"  6a  oben,  un6  „fo  traulidj  un6  gut",  un6  xoxe  ^ell  erflang  Cuifens  Stimme, 
wenn  ^räulein  pon  Bofe,  6er  (ßrofmutter  J)of6ame,  iljr  (ßefangsunterrid^t  erteilte.  ;fleifig 
ging  fie  audj  im  Sdjloggarten  fpasieren  un6  tranf  Pyrnionter  Brunnen,  einge6enf  6er 
beforgtcn  Ztla^nungen  6es  Kronprinsen.  tlod;  lieber  ful^r  Cuife  fpasieren  un6  Ijielt  felH 
6ie  SüQel,  um  allmdtjlidj  in  6en  IDeg  na^^  Crofgerau  einsulenf^*^ .  t»o  fce*-  Kron>*«^^ 


enpartet  wtxbcn  fonntc.  IDenn  er  bann  tarn,  in  feiner  fdjlidjten  IDeife,  fe^te  man  fic^ 
erft  $u  einem  „^eftmaljl  oon  Sifxoaxibxot  mit  frifdjer  Butter",  6ann  ging  es  Ijinaus  in 
6en  ©arten,  öeffen  Caubgänge  bas  Brautpaar  befon6ers  liebte;  un6  alle  loaren  glücflic^, 
un6  6ie  Canbgräfin^^^Cante,  6ie  ftdj  mit  6er  Verlobung  längft  ausgefö^nt  Ijatte  un6  von 
Darmftaöt  $u  Bcfudj  fam,  fagte:  „adj,  es  ift  e  gar  5U  e^rlidjer  Zttann,  6er  gut  Kronprin$, 
idj  ^ab'  en  gar  5U  lieb."  Cuife  felbft  aber  fdjrieb  6em  Kronprinsen,  noc^  unter  6em  frifdjen 
€in6rucfe  eines  foldjen  Cages:  „3^  ^^^^^  Sie  nic^t  allein  mit  meinem  gansen  dfevitn, 
fon6cm  idj  fdjä^e  Sie  un6  liebe  Sie  mit  meiner  ganscn  Seele  • .  . .  Sie  glauben  nic^t,  wie 
glücflidj  idj  midj  füljle,  n>cnn  Sie  mir  fagen,  6af  Sie  midj  lieben.  Sie  fin6  fo  xoal)x,  fo 
freimüttjig,  fo  offentjersig,  6af  idj  an  y^xm  pollen  €mft  glaube,  wenn  Sie  mir  bas  fagen." 

2tudj  6er  ^all  pon  Zttains,  6as  ftc^  am  23. 3"^  en6lidj  ergab,  bradjte  in  6em  ^upgen 
Perfeljre  $unädjft  faum  eine  2ten6erung.  Der  Kronprins  befalj  fic^  6ie  eroberte  Sta6t,  in 
6eren  I?erfdjan$ungen  er  nun  frolj  6en  Preufenmarfdj  fdjlagen  IjSrte;  er  traf  6ort  mit  Cuife 
$ufammen  un6  fe^rte  gemeinfam  mit  iljr  nadi  6er  Brauns^ar6t  $urücf.  Dann,  am  2tben6 
6es  26. 3uli/  iDä^ren6  Cuife  un6  ^rie6erife  iljm  Pon  iljren  ^enftem  lange  nadjfa^en  un6 
nadjioinften,  bradj  6er  Prin$  auf,  um  in  befdjioerlidjem  Hadjtmarfdje  6ie  oorausgerücften 
(Truppen  in  6er  Pfals  5U  erreichen. 

Cuife  blieb  in  6er  Brauns^ar6t  $urücf.  Sie  wax  befon6ers  traurig,  6af  fie  6en 
3.  2tuguft,  6en  ©eburtstag  6es  Kronprinsen,  nidjt  mit  i^m  feiern  fonnte.  Hun  mufte  fie 
fidj  begnügen,  iljm  itjre  f leinen  ©efdjenfe  5U5ufen6en  —  einen  tragbaren  Sdjreibfefretär 
„5u  Dielen  Briefen  an  fie"  un6  iljren  eigenen  nidjt  benu^en  ZUalfaften  — ;  toertpoller 
modjte  für  6en  Kronprinsen  6abei  6ie  Perfidjerung  fein,  „6af  einer  i^rer  ^eif  eften  IDünfdje" 
fei,  „i^n  fo  glücflic^  5U  mad^en  als  er  Der6iene  un6  5U  iDer6en  ^offe."  ^voA  Cage  fpdter 
fam  er  felbft,  um  itjr  5U  6anfen.  €in  furses  glücflidjes  ^uf^^^^^H"/  un6  unter  6em 
€in6rucf  6er  fdjlidjten  Creue  6es  Kronprinsen,  in  Ijoffnungsfroljem  2tusblicf  auf  6ie  S^tun^ 
fdjrieb  i^m  Cuife:  „3<i?  P"^^  immer  metjr,  6af  voix  portrefflidj  $u  einan6er  paffen,  un6 
idj  perfprec^e  mir  eine  rec^t  glücflidjc  ^ufunft.  3^/  ^^i"  tljeurer  prins,  idj  iDer6e  fidjer 
glücflidj  mit  3^?"^"/  ^^""  Sie  fin6  gut." 

Bei  6iefer  legten  S\x\amxmntnn^  vonxbt,  tme  es  fdjeint,  ein  pian  Derabre6et,  6em 
^rie6ridj  IPiltjelm  un6  Cuife  nodj  eine  Het^e  ^errlidjer  tCage  Der6anften.  Die  liebe  gute 
fZante  2tugufte,  6ie  „engelhafte"  Pfalsprinseffm,  iDur6e  beftimmt,  6as  Brautpaar  nac^ 
Znann^m  ein5ula6en.  €s  traf  fidj,  6af  ^rie6ridj  XDil^elm  felbft  Cuife  oon  Darmfta6t 
nac^  JTlannljeim  begleiten  fonnte,  voo  fie  oom  ^0.  2tuguft  ab  einige  IDodjen  perlebten, 
6ercn  ©lücf  nur  6urdj  f  ur5e  2tbiDcfen^iten  6es  Prinsen  bei  6er  2trmec  unterbrodjcn  iDur6e, 

^3 


Die  HebenstpfirMgc  prinsefftn  Stugufte  fyMc  einen  glänsenöen  un5  anregenden  Kreis  von 
Z)eutfc^en  un6  (Emigranten  um  ftd^  gefammelt,  unter  il^nen  aud;  Pnns  Couis  ^eröinanö, 
6er  6ort  von  einer  per  Znains  er^ltenen  IPunöe  geseilt  n>er6en  foUte.  (Er  Ifaüc  ^df  6er 
^rau  von  (Zontabts  $uliebe  —  //fdjön  voit  ein  (Engel",  nennt  Cuife  fie  —  auf  einem 
Hljeinboote  nadj  JTlannljeim  bringen  laffen,  aber  es  Ijief  baI6,  6af  er  6er  Prin$eff!n  2tugufte 
wegen  feine  f^eilung  persögere*  2tudj  König  ^rie6ridj  IDilljelm  fam  einmal  $u  Befud)  un6 
freute  fidj  feiner  fc^önen  $ufünftigen  Sdjn>iegertodjter,  6ie,  wie  ITTarquis  Cucd^efini  6em 
Kronprinsen  ocrfidjerte,  6ort  feine  (Eroberung  tH>IIen6ete.  7ln  6em  luftigen  Pfälser  ^fe 
gab  es  immer  JTluftf  un6  tC^ater,  Spiel  un6  tEan$,  un6  6er  Kronprins  un6  Cuife 
UHiren  6ie  ^röljlidjften  unter  6en  ^rSIjlic^n*  Zttorgen,  fdjreibt  Cuife  6amals,  morgen 
n>oUen  wir  tansen,  trinfen,  jingen,  fpielen  un6  redjt  luftig  fein  „et  je  serai  6ie  tolle  Cuife, 
votrc  chdrc  petite  promise". 

(En6e  2tugufl  trennte  man  fidj:  Prinseffin  Cuife  ging  nadj  6em  ,,lieben"  Tlmtbadf 
an  6er  Sergftrafe,  6er  Kronprins  sunäd^ft  5U  feinen  fZmpptn  nadf  6er  Pfal5,  6ann  6urfte 
er  noc^  einmal  6ie  Braut  befudjen;  er  6urdjftreifte  mit  i^r  6ie  tt>al6igen  tfölfin,  6ie  ftdj 
über  6em  2tuerbadjer  ,,^urftenlager"  fanft  erljeben,  un6  fie  mögen  bei6e  an  6er  Stelle 
geftan6en  Ijaben,  n>o  ein  i>on  6er  Can6gräfin  gefegter  Denfftein  je^t  an  6eren  Sc^meftem, 
Cuifens  ZTTutter  un6  Stiefmutter,  erinnert.  Dann  ritt  6er  Kronprins  —  es  tt>ar  am 
5.  September  —  nadj  (E6enfoben,  n>o  lljn  bal6  6er  Befehl  6es  Königs  erreidjte,  6as 
®berfomman6o  über  6as  Belagcrungsforps  i>or  Can6au  $u  übernehmen,  n>d^ren6  Cuife 
nac^  Darmfta6t  surücffel^rte.    (Erft  nad;  Znonaten  foUten  fte  fic^  ttne6erfeE^n. 

Der  brdutlid^e  Sommer,  6er  6em  Perlobungsfrul^ling  gefolgt  n>ar,  ift  5U  (En6e:  6as 
(Sind  6er  Brautseit,  in  3wS^"^lwP  ^"^  Unbefangenheit  unter  rljeinifdjer  Sonne  genoffen, 
ift  ausgelebt;  über  6en  f^erbft  legt  fidj  fdjon  faft  wie  ein  Sdjaücn  6er  (Emft  6er  na^n 
Permäljlung  un6  (E^e. 

3m  September  Ijatte  König  ^rie6ridj  IDill^elm  IL,  bepor  er  feine  tCruppen  perlief, 
um  6ie  neuen  polnifdjen  (Erwerbungen  $u  befidjtigen,  nodj  6ie  Beftimmung  getroffen,  6af 
6ie  DoppelI^5eit  6es  Kronprinsen  mit  Cuife,  6es  Prinsen  Couis  mit  ^rie6erife  im  Desember 
in  Berlin  ftattfin6en  foUe.  (Erft  pon  Hawitfd;  aus,  im  0ftober,  erlaubte  er  6em  Krön- 
prinscn,  fobal6  6ie  (ßar6e  IDinterquartierc  besieg,  audj  feincrfeits  6ie  21rmee  5U  perloffen 
un6  in  Berlin  an  6en  X?orberritungen  für  6ie  Qodjseit  teilsune^men.  Der  Kronprin$  war 
6arüber  wenig  erfreut.  Seine  Cage  war  por  Can6au  überl^upt  nic^t  fo  günfiig  wie  por 
2nain5.  (Es  fel^lte  il^m  5war  wol^l  an  friegerifd^em  tCaten6rang,  6odf  feineswegs  an 
militärifdjen    (Eigenfdjaf ten ;    er    perftan6    es    portreff lic^,    mit    6en    g^^^inen    SolMtmt 


umsuge^en,  ^eren  Eingebung  nnb  Tlusbauev  in  5en  fc^tpterigften  Per^Itniffen  er  bemunöerte* 
(Er  tpäre  felbft  aus  Pflid^tgefä^l  nodi  5U  einem  britten  ^elösuge  bereit  getpefen,  fo  tpenig 
6er  Krieg  im  IPeften  feine  Sympatljie  ^atte.  2tUein,  6iefer  cnMofe  ^eftungsfriegl  Die 
Belagerung  oon  Canöau  fdjieppte  ftdj  unter  Meinen  Sdjarmü^eln  ergebnislos  ^in;  6ie 
2Iuffor6erung  $ur  Uebergabe  blieb  ebenfo  wirfungslos  loie  bas  Bombardement.  Die  flutte 
6es  Kronprinsen  lag  in  einer  Senfung,  We  iljn  fein  fdjönes  S^lt  in  ZUarienbom  mit  6er 
prac{;ti>oUen  2(usfic^t  fe^r  permiffen  lief«  Da5U  6as  einförmige  Blocfaöeleben,  bei  5em  er 
oft  nichts  Befferes  $u  tun  n>ufte,  als  faft  Me  f^älfte  6er  täglichen  2^  Stunden  im  Bette 
$u  liegen.  IDas  iljn  je^t  aber  befonöers  per6rof ,  war  Me  Verlegung  6er  f^oc^seitsfeier  nac^ 
Berlin,  6em  er  Darmfta6t  bei  weitem  porgesogen  ^ätte.  3"  f^in^t  entfc^ie6enen  2tbneigung 
gegen  alle  raufc{;en6en  ^eftlid^feiten,  bei  6enen  er  felbft  eine  Holle  fpielen  follte,  badfte  er 
nur  mit  IDi6ern)illen  an  6en  ©n$ug  in  Berlin,  an  6ie  adjtfpännigen  ©losfutfdjen  un6 
voüenbs  an  „bm  ^acfeltans  un6  was  bain  ge^rtP'  IPas  i^n  6abei  ermutigte  un6  er^b, 
n>ar  6ie  innige  Ciebe  5U  6er  fd^önen  Braut,  nac^  6er  je^t  bei  monatelanger  (Trennung  fein 
£^er5  meljr  als  je  jidj  feinte,  un6  605  fefte  Pertrauen  $u  iljrer  fiegljaften  £iebensipür6igfeit« 
„Sie  jtn6  gemadjt/'  fdjrieb  er  6amals,  „alle  f^ersen  $u  gewinnen." 

Tlndi  in  prinseffin  Cuife  trat  je^t  6er  llntergrun6  iljres  IDefens,  6er  innere  (Emft 
me^r  un6  me^r  5U  Cage.  ^ür  fie  be6eutete  6ie  Permd^lung  6en  2tbfdjie6  pon  6em  fdjönen 
£an6e  i^rer  glücflidjen  ^u^mbta^e,  6ie  (Trennung  pon  allem,  was  am  H^ein  fie  mit  fo 
warmer  Ciebe  umfangen  Ijielt.  Sie  fa^  6er  Heife  nac^  Berlin,  wie  ftdj  perftcljt,  nidjt  o^nc 
freu6ige  Erwartung  entgegen;  aber  wmn  fie  nun  mit  Sdjwefter  ^rie6erife  6aran  ging,  i^re 
Meinen  ^abfeligfeiten  $u  muftem,  Znsbel,  Hippfadjen  un6  alle  6ie  Kin6^eitserinnerungen 
aussufuc^en,  6ie  fie  in  6ie  ferne  Stabt  mitneljmen  wollten,  6ann  perftummte  audj  Cuifens 
frS^lidjes  Cadjen  un6  leife  tTrdnen  ftaljlen  fic^  über  i^re  IDangen.  Iln6  hinter  6em  2tbfdjie6 
pon  6em  lieben  Darmfta6t  6ro^te  6unfel  6er  Eintritt  in  6ie  frcm6e  Berliner  IDelt,  pon  6er 
man  im  Heidje  6amals  wie  je^t  fo  Sdjrecflidjes  fic^  5uflüfterte,  6af  eine  fleine  Prin$effm 
wo^l  6apor  bangen  mochte.  Cuife  fa^  fd^n  aller  2(ugen  präfen6  auf  ftd;  gerid^tet  „34 
arme  nopi$e,"  fdjrieb  fte  6er  Sc^wefter  tTljerefe,  „wer6e  wie  ein  Fabeltier  in  Berlin 
beobadjtet  wer6en.  34  fflrdjte  mic^  rec^t  por  6iefen  Beobadjtem.  IDenige  nur  wer6en 
blof  mit  i^ren  natflrlidjen  2tugen  eine  perfon  beurteilen,  6ie  6odj  pon  gansem  f^ersen 
natürlich  ift  . . .  ♦  ^o^rt  Ijin  unfc^ul6igc  Vergnügungen,  3^9«"^  «"^  ^rS^lic^feit."  Sie 
füllte  aber  wo^l,  6af  auc^  fie  6er  Hadjftc^t  be6flrfen  Mnne:  „€in  wenig  Zladjfidjt  auf 
bei6en  Seiten,"  fdjreibt  fie  6es^lb  6em  Kronprinsen,  „un6  2tlles  wir6  gut  geljen,  ic^  Ijob^ 
meine  ^e^ler,  Sie  fennen  nric^  noc^  rec^t  wenig,  6es^lb  bitte  ic^  Sie  im  poraus,  liabcn 

45 


Sic  ptcl  Hadjftdjt  mit  mir,  perlangen  Sie  nidjt  $u  pid  i>on  mir,  ic^  bin  fe^r  unpoUfommen, 
fcljr  jung,  xdf  tann  midi  oft  irren,  aber  wir  n>erben  bodj  glflcflic^  fein/'  Unb  ein  an6er* 
mal:  „Sidjer  wirb  es  öort  Domen  auf  meinem  IDege  geben,  bc6enfen  Sie  nur,  »ie  jung 
idj  bin  un6  wie  gering  meine  (Erfaljrung  ift,  un6  anfangs  feine  ^rcunöin  un6  fpäter,  fürchte 
ic^,  auc^  nidjt,"  2tber  rafc^  fügt  fte  ^in$u:  „Sie  pn6  6er  Quell  meines  Clücfes,  mein 
iäcüidi  geliebter  ^reun6,  mein  f^ers  fegnet  Sie  iafflr,  meine  Seele  liebt  Sie  öafür,  ©ott 
nrirö  uns  Seiöe  fegnen  un5  nrir  n>er5en  glflcflic^  un5  5ufrie6en  fein."  ITTan  fte^t,  Cuife 
flbern>an6  Ztbfdjiebsfdjmerj  un6  ©rofftaötbangen  mit  6er  Kraft  i^res  innigen  (ßottesglaubens 
un6  mit  6em  unerfdjütterlidjen  X?ertrauen  3U  6em  ZHanne,  in  6effen  Qan6e  fie  iljre  S^tunft 
gegeben  t^atte;  es  n>ar  6asfelbe  <0effi^l  noc^,  in  6em  suerft  fie  6en  Sun6  gefd^loffen  ^tte, 
6as  je^t  ein  un$erftörbarer  Ceil  i^res  IDefens  gen>or6en  umr  un6  n)orin  i^re  (ßlficfs^ 
geu>if  Ijeit  wurselte. 

Heben  6er  grofen  Cebensfrage  itjrer  gufunft  for6erten  6odj  audj  6ie  Keinen  Cages* 
forgen  il^ren  pia^«  IDas  gab  es  nid^t  alles  5U  be6enFen  für  eine  Srautreife  t>om  Sl^cin 
an  6ie  Spree  I  König  jrie6ric^  ZPil^elms  II.  ritterlid^e  Pomel^m^  ifatie  fd^on  manche 
Sdjnnerigfeiten  hinweggeräumt;  er  ^e  geftattet,  6af  6ie  2TRtgift  6er  Prinseffmnen 
—  \5000  Coler  —  pon  i^nen  felbfl  für  i^re  2tusftattung  i)em)an6t  tt>er6en  fSnne;  er 
^tte  Pater  un6  (ßrofmutter  un6  aud;  6en  3ru6er  (ßeorg  5ur  tfodfitit  gela6en,  6a  6ie 
Prinseffinnen  ftdj  fdjon  ängftlic^  gefragt  Ifatitn,  wtt  fie  nadj  Berlin  begleiten  folle?  2tber 
nun  fam  6ie  Sorge  um  ©rofmutters  alten  Heifeipagen,  6em  man  6ie  lange  ^aljrt  quer 
6urd;  Z)eutfd;lan6  faum  noc^  sumuten  Fonnte;  um  6ie  Heifebegleitung  —  6arf  fte  wol^l  ilfv 
bisljeriges  (ßar6erobemä6c^en  mitnetjmen?  —  um  6ie  Sc^mucffad^n,  un6  oor  allem  um 
6ie  33rautflei6er,  6eren  Sei6enftoffe,  längft  in  Cyon  beftellt,  immer  noc^  Dcrgeblidj  ertpartet 
tt>ur6en.  I?er6rief  lidj  fragte  wo^l  6er  Kronprins,  ob  wegen  foUjer  „Cappalien"  6ie  Qodj$eit 
perfc^oben  wer6cn  muffe.  „2tber  gewif,"  antwortet  Cuife,  „wir  fönnten  uns  nic^t  bei  ^ofe 
fe^  laffen,  wir  ^ben  ja  nid^ts,  rein  gamid^ts  ansusiel^n/' 

nad;6em  auc^  6ies  f)in6emis  glücflidj  befeitigt,  rüftete  man  emflljaft  5ur  Berliner 
Seife,  Cuife,  6er  6er  2tbfdjie6  fonft  5U  fdjwer  gefallen  wäre,  in  6er  flillen  Öffnung,  bal6 
einmal  wie6er  mit  il^rem  (ßema^l  in  6as  liebe  Z)arm{ia6t  3urücF5ufeI^ren.  <0cgen  <En6e 
Ilopember  Ijatti  fte  6ie  ^reu6e,  nac^  langer  Crennungsseit  6en  Kronprinsen  bei  ftc^  5U 
fe^n,  6er  erft  fürs  porl^  feine  unterir6ifc^e  IDo^nung  por  £an6au  perlaffen  I^e  un6 
nun  über  ^ranffurt  nadj  Berlin  reifte.  IDie  immer  nac^  foldjem  3wfö"i^«"H"/  empfan6 
Cuife  mit  6oppelter  Stdrfe  6as  Cefüljl,  6as  fte  mit  6em  Kronprinsen  perban6:  „3^  per- 
fprec^e   mir   ein   poUf^mmenes  &üd,^   fd^reibt   fie  6ei«  Kronp'^n^e«  ql^iA  nath  W^« 


2U>retfe,  ;,mcljt  ein  romanljaflcs  (Slüd,  aber  ftdjcr  werben  wir  fo  glücflidj  fein,  tote  ivoti 
(Bauen,  6ie  ftdj  lieben,  iperöen  fSnnen;"  un6  enMidj  fürs  por  6er  2tbreife  in  6em  legten 
Briefe,  in  6em  fie  in  wenigen  IDorten  6ie  ftärfften  un6  fdjönften  ©efüljle  iljres  3""^^^" 
$ufammenfaft,  iljre  ^römmigfeit  un6  iljre  oertrauenspoUe  Ciebe:  ;,Seit  Sie  5um  legten  TJlaU 
Ijxtt  waren,  Ijabe  idj  oiel  JTlut^  gewonnen.  Sidjer  wir6  (ßoü  mir  Kraft  geben,  midj  füljren 
un6  midj  nidjt  oerlaffen.  ZTTeine  Ijeif en  ©ebete  weröen  iljn  rfl^ren  un6  meine  frommen 
unb  tugenö^ften  Crunöfd^e  midj  por  6em  Böfen  bewahren*  Seien  Sie  überseugt,  6af  idj 
Sie  liebe  un6  pereljre,  6af  tdj  2tlles  in  6er  IDelt  t^un  wer6e,  3^?"^"  5"  gefallen  un6  Sie 
glücflidj  $u  mad^en.  Sein  Sie  mein  23eiftan6  un6  mein  ^reun6  un6  mein  Hat^/' 

t?ergleidjt  man  6iefen  legten  Brief  mit  6em  erften,  fo  ermift  man  6ie  fange  un6 
6ie  Beöeutung  6es  IDcges,  ben  Cuife  un6  ^rieöric^  XDil^lm  feit  6em  TXlävi  5urucf gelegt 
^aben.  Hodj  ift  es  freilidj  ein  Hebeneinanöer,  fein  ZUiteinanöer,  nodj  ^at  6ie  innere  Vet^ 
fdjieöen^eit  iljrer  Haturen  $wifcljen  iljnen  trennende  (tiefen  gesogen,  6ie  bas  fröljlidje  ©lucf 
6er  Brautseit  mit  feinen  Blumen  beöecft  ^at,  6ie  aber  im  €mft  6er  €lje  wie6er  fidj  öffnen 
werben.  2tber  darüber  ^inweg  ^aben  ^ntbndi  IDiUjelm  un6  Cuife  i^rc  t)änbt  ineinanöer 
gelegt,  un5  einig  in  gegenfeitigem  liebenöen  Pertrauen,  feft  un5  5uperfid;tlid;,  fd^reiten  fie 
i^rer  gufunft  entgegen. 

2tm  ^3.  Desember,  6em  $ur  2Ibreife  beftimmten  tCage,  wecfte  $u  früljer  Stunde 
ber  Cärm  einer  na^en  ^euersbrunft  6ie  Bewoljner  bes  ©eorgfdjen  Palais  in  Darmftaöt. 
Bei  bem  Sc^ne  6er  flammen,  um  ^  Uljr  morgens,  wä^renö  6as  na^e  ©locfenfpiel  6er 
Sta6tfirdje  6en  (Cljoral  „3^f^  meine  ^uvexfidiV*  erflingen  lief,  ttaUn  6ie  prinseffinnen 
Cuife  un6  ^rieöerife  mit  Pater,  ©rofmutter  un6  Bru6er  ©eorg  6ie  Heife  an. 

Die  Brautfaljrt,  pon  6er  uns  ein  tCagebuc^  6es  jungen  prin$en  (ßeorg  beridjtet,  ging 
über  2lfc^affenburg  un6  lDür$burg  nadf  tCIjüringen,  wo  6ie  Heifen6en  in  (Erfurt  pon 
6em  Statt^lter  Dalberg  un6  in  IDeimar  pon  fjersog  Karl  2tugufl  un6  ©oetlje  begrüft 
wurden.  2luc^  Karl  Ztugufts  ©emaljlin,  felbft  eine  Ijeffen*6armftä6tifdje  prinseffm,  Ijat  6ie 
Bräute  6ort  gefeljen;  fie  fan6  befonöers  Cuife  „fe^r  ^übfdj";  ^rieöerife  „piel  weniger",  6ie 
©rofmutter  „ftra^lte  wie  6ie  Sonne".  X?on  IDeimar  aus  erreidjten  fie  über  Ceipsig  un6  Deffau 
enMic^  We  preufifdje  ©rense.  (Es  war  eine  Brautfaljrt,  wie  fie  Deutfdjlanö  woljl  noc^ 
faum  gefe^en.  X?on  Ztfdjaffenburg  bis  Ceip$ig,  wo  fie  beim  Befudje  6es  CI?eaters  mit 
ZTTufif  un6  ^dnöcHatfc^en  empfangen  un6  bei  6er  2tbreife  pon  einer  $aljlreidjen  ZlTenge 
begleitet  wurden,  ^tten  jubelnöe  JTlenfdjenmaffen  6ie  anmutigen  Bräute  umdrängt  un6  iljre 
freuMge  (Teilnahme  fo  begeiftert  funögegeben,  6af  Ceorg  einmal  fdjreibt:  „IDenn  meine 
Sc^weftem  nidjt  fo  pemflnftig  wären,  fo  Ijätte  i^ncn  6ies  wo^l  fc^meic^ln  Knnen."    3" 

^7 


Potsbam,  bas  fie  am  2\.  Descmber  äbtnbs  crreidjten,  empfing  pe  6er  Donner  6er  Kanonen 
un6  605  unauf^örlid^e  Pitnitrufen  6er  uniformierten  Bfirgerfd^ft,  6ie  6en  IPagen  mit 
^acfeln  nadj  6em  Sdjioffe  geleitete.  „€in  S^lanf  oon  ZTTenfdjen/'  fdjreiW  ^Beorg,  ^6er 
ungetaner  n>ar,  alle  ^enflcr  beleudjtet,  6er  gug  naijm  fein  €n6e,  un6  ein  IPerfen  mit 
Strängen,  6af  wir  or6entIic^  in  Blumen  ba6eten."  2tn  6er  Hampe  6es  Sc^Ioffes,  6effen 
lange  ^cnfterreit^e  ebenfalls  in  Ijellftem  Cid^terglans  erftra^Ite,  begräften  6er  Kronprins  un6 
Prins  £ouis  iljre  Brdute  un6  fflijrtcn  fie  in  6en  Znarmorfaal,  n)o  i^nen  6ie  ©fpjiere  6er 
Pot56amer  (ßamifon  DorgefteUt  n?ur6en,  6ann  in  i^re  (ßemSc^er,  in  6enen  bereits  6ie  neuen 
f^offtaaten  iljrer  nnirteten.  Unter  fröljlidjen  Sdfer$en,  fo  berichtet  6as  ^ourierbudj  6e5  ffof^ 
marfd^allamtes,  n?ur6e  6ann  pon  6en  Brautpaaren  6as  Souper  eingenommen* 

2lm  nädjften  Cage  erfolgte  6er  €in$ug  in  Berlin,  mit  all  6er  Pradjt  un6  in  all  6em 
©lansc,  6er  bei  foldjem  2tnlaf  entfaltet  5u  werben  pflegt,  unter  begeiflertem  S^iubzln  6er 
Bepölferung.  2tn  6er  grofen  (Eljrenpforte  Unter  6en  £in6en,  6ort,  n>o  je^t  6as  Z)enFma( 
^rie6rid}s  6es  (ßrofen  fte^t,  ^ielt  6er  IPagen  mit  6en  prinseffmnen,  un6  junge  2nd6c^en 
6er  „6eutfc^en  Hation  6er  Berliner  Bei>ölferung",  »ie  fdjon  i>or^er  Knaben  6er  fransöfifc^n 
Kolonie,  übcrreidjten  Blumen  un6  <ße6ic^te.  ^ier  wax  es,  n>o  6ie  Kronprinseffin,  gerührt 
un6  I^ingeriffen,  6ie  Sprecf^erin  umarmte  un6  füfte« 

Z)ie  mddftige  (Erregung  6iefer  Stun6e,  nne  fte  6as  pertrauenspoUe  ^ujaud^sen  unbe^* 
fannter  ZtTenfdjenmaffen  un6  6ie  in  3"f""f^^ff"""S^"  fdjn>eUen6e  Ben>egung  6es  eigenen 
3nneren  ^rporrief,  ^t  noc^  lange  in  Cuife  nac^ge$ittert.  ^votx  3a^re  fpater  fdjrieb  fte 
6em  Bru6er  (ßeorg  bewegten  fjersens:  „€rinnerfl  Du  Didj  noc^  6er  ^eier  6es  gütigen 
tCages,  wie  bange  wo^l  mir  6as  tfexi  pod^te,  als  ic^  6en  tCoren  Berlins  ndl^  fam  un6 
alle  6te  ^reu6en^  un6  (El^renbeseugungen  empfing,  6ie  ic^  6a5umal  noc^  ntc^t  perMente  als 
bixvdi  6en  feftcn  Porfa^,  alles  TXliqlidfe  yx  tun,  meinen  5uFunftigen  Znann  rec^t  fr5I^lic^ 
un6  n>o  möglich  glficflic^  5U  mad^n,  un6  6a6urc^  6en  Beifall  6es  guten  Polfes  5u  per« 
6ienen.  3a,  bcfter  ^reun6,  es  wax  eine  feierlich  Stun6e  für  midj,  in  6er  idj  Berlins 
€intt>oIjnerin  nxir6.''  . .  • . 

2tm  fü6lic{;en  Sc^lof portale,  unfern  6er  langen  Brucfe  mit  Sdjläters  Denfmal  6es 
<0rofen  Kurfärflen,  empfingen  6er  Kronprins  un6  prins  Couis  i^re  Bräute  un6  geleiteten 
fte  $um  König,  6er  fte  feiner  Cemaljlin,  6er  regieren6en  Königin,  un6  6er  Königin*H>itn>e 
fonne  6en  an6cren  Prin3efftnnen  6es  föniglidjen  {^aufes  porftcllte.  (Eine  pon  6iefen,  6es 
Prinsen  ^er6inan6  tCoc^ter  Cuife,  6ie  fpätere  ^firftin  Sa65iarill,  Ifat  uns  6en  (Ein6rucf 
gefc{;il6ert,  6en  6er  2(nblicf  6er  bei6en  Bräute  auf  pe  felbft  un6  tpo^l  auc^  auf  an6ere 
{^crporbrac^te.     f^lliemals,^'  fc^reibt  prinsefpn  Cuife,   ^niemals  fo^  ic^  porber  un6  auc^ 


niemals  nac^Ijcr  ein  fo  cntsücfenöcs  IDefen,  wk  öie  Kronprinsefjin.  X?on  regelmäßiger  nnb 
eMer  SdjSnIjcit,  oerbanö  fie  mit  6em  reisenöen  2tntli^  einen  2tus6rucf  von  Sanftmut  un6 
23efc^ei6enljeit,  6er  iljr  aller  f^ersen  gewann,  y^xe  Sdjioefter  war  audj  reisenö,  anmutig, 
elegant,  iljre  2trme  waren  bewunöemswert,  iljre  ^arbe  feljr  fc^ön;  ober  iljre  ^^S^  waren 
b^nzn  i^rer  Sdjwefter  nidjt  5U  oergleidjen  .  .  .  •  ^rieöerife  erfc^ien  fidjerer  un6  gewandter 
im  2tuftreten  un6  in  6er  Unterljaltung,  aber  6ie  2teltere,  fdjön  in  i^rer  einfadjen  Sdjön^eit, 
^atte  eine  fdjüdjteme  JTliene,  6ie  i^ren  Keis  nodj  erijöljte." 

2tm  lDeiIjnadjtsaben6,  im  IDeifen  Saale  6es  föniglidjen  Sc^lojfes,  wur6e  6ie  Per^ 
mätjlung  ^rie6ridj  XDil^elms  un6  Cuifens  6urdj  6en  ®ber^fpre6iger  Sacf  gefdjloffen. 
2ldjim  von  2tmim,  6er  als  Page  6amals  6ie  Braut  fa^,  Ifat  6en  2tnblicf  nie  oergejfen, 
„wie  fie  gefenften  tfaupt^  im  ©lanse  i^rer  SdjSnljeit  6urc^  6ie  ge6rängten  Säle  fc^ritt/' 
IDos  mag  Cuife  felbft  in  6iefem  2tugenblicfe  empfun6en  fyjibtn,  wo  i^re  3ugen6  Ijinter  i^r 
perfanf,  eine  neue  IDelt,  itjre  fünftige  IDelt  fidy  cor  iljr  auftat?  ^inter  i^r  gingen  6ie 
IDitwe  ^rie6ridjs  6es  ©rof  en  un6  6ie  ©emaljlin  ^rie6ridj  XDil^elms  II.  Dadjte  fie  woljl 
6es  unglücflidjen  (Eljefdjicffals  6iefer  bei6en  preuf ifdjen  Königinnen,  6as  iljr  eine  IDamung 
06er  eine  Drotjung  be6euten  fonnte?  Bei  6er  Perlobungsfeier,  an  jenem  ^rütjlingstage 
in  I)armfta6t,  Ijatte  Cuife  ftdj  von  allen  ©efdjwiftem,  von  ©nfeln  un6  tCanten  umgeben 
gefeljen,  von  jenem  gan$en  Kreife,  in  6effen  Ciebe  fie  aufgewadjfen  war  un6  fidj  glücflic^ 
gefüljlt  Ijatte.  3e^t,  in  Berlin,  war  aufer  Pater,  ©rofmutter  un6  Bru6er  ©eorg  nur 
nodf  6es  Paters  älterer  Bru6er,  6er  regieren6e  £^er$og  2t6olf  ^rieöridj  pon  JTlecflenburg^ 
Streli^,  „Dördjläudjting",  anwefen6.  Dafür  fa^  fie  im  ^acfeltan$  6ie  Vertreter  6es  alt* 
preugifdjen  Staatswefcns  an  fxdf  porüberfc^reiten,  6ie  ZTTinifter  6es  ©rofen  Königs,  6en 
©rafen  fjer^berg  un6  (Carmer,  un6  6en  ZTTann,  6er  ein  3^^'^5^^"*  ^^"S  ^^^  Politif  i^res 
eigenen  ©emaljls  leiten  follte,  6en  ©rafen  fjaugwi^. 

€s  war  wie  ein  IDinf  6es  Sdjicffals,  6er  in  eine  ^utunft  6eutete,  wo  neben  6em 
Familienleben,  in  6em  Cuife  bisljer  ein  ruijiges  ©lücf  gefun6en,  audj  6as  Staatslcben  fie 
in  6en  Kreis  feiner  Pflidjten  Ijineinsieljen  follte. 


^9 


Drittes  Kapitel 

(1794—1797) 


I.  Krittfdjc  ^litteripodjcn 

Im  erften  IDet^noc^tstage  6«s  3a^res  ^793  besogen  Kronprin$  ^rieiridj  IDilljelm  un6 
Kronprin$effin  Cuife,  am  tCage  por^er  permäljlt,  i^r  f)eim  im  je^igcn  fronprin$Iic^n  Palais, 
Unter  bcn  txnbm,  wo  audj  König  ^rieörlc^  5er  (ßrofe  einen  tCeil  feiner  Kronprin3en5eit 
Deriebt  ifoi.  prins  Couis  un6  Prinseffm  ^rie5erife,  6eren  Pemidijlung  am  26.  Desember 
gefeiert  n?ur6e,  erhielten  bas  nadi  5er  ®benx>allftrafe  5u  anftogenöe  Palais,  6as  mit  6em 
fronprin$Iidjen  6urdj  einen  Bogen  perbunöen  nnir* 

Seiöe  Slfcpaave,  5ie  in  regem  un6  traulid^em  Perfeljre  miteinanöer  lebten,  f flirrten 
einen  f^ausljalt  o^ne  2tufa>an6  un6  o^ne  Prunf;  fo  n>oUte  es  6er  fdjiidjte  Sinn  ^rieöric^ 
IDilljelms,  6effen  Beifpiel  Prins  Couis  |tc^  anfdjlof.  XDie  6er  Kronprins  feinen  Scf^mucf 
an  feiner  ©emaljlin  liebte,  6ie  i^m  faum  befdjei6en  genug  genei6et  fein  fonnte  —  er  meinte 
felbft  fpäter,  es  6amit  anfangs  übertrieben  5u  ^ben  —  fo  erfdjienen  fte  audj  bei  6en  gemein* 
famcn  5pa$ierritten  un6  namentlidj  bei  6en  2tusfaljrten  fo  einfadj,  6af  es  in  6er  Berölferung 
auffällig  bemerft  würbe.  XDirflic^  glücflidj  füljlte  fidj  6er  l{ronprin$  allein  in  feiner  ^duslidf* 
feit,  in  6er  ^nxingloftgfeit  6es  Pripatlebens.  X7on  Vergnügungen  liebte  er  nur  6as  tC^ter« 
tCeilna^me  an  ^eftlidjfeiten,  por  allem  je6e  Peranftaltung,  bei  6er  er  mit  feiner  Perfon  Ijerpor* 
treten  mugte,  6as  gehörte  5U  6en  ,;£appalien",  6ie  il^m  unbequem  un6  felbft  tm6enpdrtia  nxiren. 


Den  Permdijlungsfcicriicijfetten  folgten  nodj  itufffi^rungen  6cr  ©per  2trmi6a  unb 
andere  ^efte,  Me  bis  Heujaljr  tDo^rten;  iDenige  tCagc  fpater,  am  öO^""^^  1^9^/  begann 
6cr  Kameoal,  wälixznb  öcjfen  in  ftrcng  porgefdjricbencr  un6  inncgcljaltener  ^olgc  ^eft  fidj 
an  ^eft  rciljte.  Sonntags  un6  Donnerstags  waren  6ie  loegen  i^rer  Kälte  un6  fteifen  fang* 
wciligfeit  gefürc^teten  (Courtage  6er  regierenöen  Königin,  6ie  in  ZTlonbijou  alle  formen  6er 
€ttfette  forgfam  aufredjt^ielt  un6  6ie  i^rer  ZTlajeftät  gebfi^ren6en  ^ul6igungcn  mit  eifere 
füdjtiger  Strenge  entgegennahm.  ZTTittiPoc^s  empfing  Mc  Königin^^IDitiDe,  6ie  im  Sdjloffe 
eine  6er  oberften  (Etagen  beiooljnte  un6  über  6eren  IDun6erlidjfeiten  man  am  f^ofe  gern 
fid;  luftig  machte.  Die  ITTontage  un6  ^reitage  maren  6en  0pemaufful^rungen  porbel^alten. 
Da$iDifdjen  6rdngte  ftdj  eine  ^ulle  an6erer  X?ergnügungen:  Konserte  bei  6em  Könige  o6er 
in  6er  „Sta6t  Paris",  2tffembleen  bei  Prin$  ^er6inan6  in  BeUepue  un6  bei  6en  ZlTiniftem, 
Dejeuners  un6  Cees  un6  Bälle  allent^lben.  Iln6  überall,  tpie  fid;  perfte^t,  perlangte  man 
6ie  (ßegenwart  6es  fronprinslidjen  Paares.  Sdjon  am  ^SOönu^r  ^79^  fdjreibt  6es^lb 
6ie  Kronprin$effin  in  6em  erften  Briefe,  6er  uns  aus  6iefen  Cagen  erijalten  ift,  an 
i^re  alte  (Ersie^erin,  ^räulein  pon  (Silicix,  nac^  Darmfta6t:  „JTlan  tobtet  midj  6urdj  6as 
piele  Cansen",  un6  fürs  6arauf  an  Sdjipefter  tC^erefe  in  Hegensburg:  „VPLadfe  Vidi  6arauf 
gefaf t,  6af  Du  bal6  pon  meinem  Co6e  ^ren  n>irft,  6enn  feit6em  idj  6iefen  Brief  begonnen 
Ifabe  (fedfs  (Tage  früher),  l^ben  mir  nid^ts  getan  als  Cansen  un6  bis  su  meinem  (ßeburts^ 
tag  gibt  es  noc^  fteben  Bälle«  Unfere  Cebensmeife  ift  unglaublich  anfirengen6,  un6  ic^ 
ipun6ere  mic^  über  meine  (ßefun6^.  IDas  6en  tZani  betrifft,  fo  »eif  t  Du,  liebe  C^crefe, 
6af  mecflenburgifc^e  Knod^en  6aran  geujöljnt  un6  fe^r  fdjn>er  gans  5U  ermü6en  fin6." 

Die  IDa^r^eit  ift,  6af  Kronprinseffm  Cuife,  wälixmb  xlfx  (Semaifl  feine  2tbneigung 
gegen  alle  ©effentlidjfeit  un6  alle  Hepräfentationspflic^ten  faum  perbergen  fonnte,  an  6iefen 
gef eiligen  ^reu6en  un6  raufdjen6cn  ^eften  nur  5U  gern  un6  freu6ig  teilnahm,  6af  fie  ins* 
befon6ere  6em  Vergnügen  6es  Canses,  6en  fie  lei6enfd;aftlid}  liebte,  nur  5U  n?illig  fid;  I^ingab. 

XDir  erinnern  uns,  wie  bang  un6  forgenpoll  Cuife  in  Darmfta6t  6em  Ceben  am 
preufifdjen  KSnigs^fe  un6  in  6er  frcm6en  Berliner  IDelt  entgegengefe^en  fyxtte.  3^^* 
mod^te  fte  ipo^l  mand^mal  über  i^re  6amalige  2(ngft  läd^eln;  fo  pöllig  an6ers  nxir  anfangs 
alles  geiPor6en,  als  fte  gefürchtet  ^atte.  (Es  fd^ien  ftd;  pielmel^r  erfüllen  5U  follen,  nxis  xt}v 
6er  Kronprins  gefogt  Ijotte:  6af  fte  gemadjt  fei,  alle  fjersen  5U  gewinnen.  Die  liebensn)ür6ige 
Hatürlidjfeit  i^res  IPefens,  i^re  ^ul6polle  ^reun6lic^feit  gegen  je6ermann  bradjten  Ceben  un6 
IDärme  in  6ie  fteife  2tbgemeffen^eit  un6  nüdjteme  Küljle  6er  Berliner  (ßefellfc^ft.  „Die  2lnfunft 
6iefer  engelfdjSnen  ^ürfKn,"  fo  fdjreibt  ^ouque,  „perbreitete  über  jene  tCage  einen  er^benen  £idjt^ 
glans.  2(Ile  fersen  flogen  i^r  entgegen  un6  i^re  2tnmut  un6  {^ersensgüte  lief  feinen  unbeglücft." 

51 


X?on  6cn  prinsen  un6  prin$cffinncn  fa^  fie  fidj  nciMos  beipunöcrt;  6er  König  über:' 
^ufte  ftc  mit  <0fite  un5  (ßnaöe,  er  fd^enfte  i^r  5um  erften  (Geburtstage  in  Berlin  bas 
Oranienburger  Sdjlof ,  bas  fie  jekodj  faft  nie  bemoljnt  Ijat;  audj  6ie  Königin,  6ie  fidj 
anfangs  surücfgeljalten  ^atte,  tarn  iljr  bal6  freunWic^r  entgegen*  €s  ipar  ipo^l  Der$ei^lidj, 
6af  6ie  itdjtse^njä^rige,  6er  man  pon  allen  Seiten  ^ulMgte,  in  überqucUenöer  3wS^wMuft 
un6  £ebensfreu6e  über  6ie  Sdjranfen  6er  Berliner  ^fetifette  adjtlos  ^inn>egfc^ritt,  6af  6ie 
preuf ifdje  Kronprinseffin  am  ^fe  ^rie6ridj  XDil^elms  II.  iljrc  r^einifdje  ^roljnatur  fo 
ungeswungen  ausleben  5U  fSnnen  permeinte,  nne  eben  noc^  in  ©rofmamas  ©arten  un6 
im  2tlten  Palais  am  I)armftä6ter  IHarfte. 

2tls  poUen6s  gegen  ZTIitte  ^ebruor  6er  Pater  mit  6er  (ßrofnmtter  un6  6em  prinsen 
©eorg,  pom  Könige  ausgeseidjnet  un6  reidj  befdjenft,  Berlin  perlief,  fdjien  es  faft,  als 
iPoUe  6ie  Kronprin$effin  6en  tCrennungsfdjmers,  6en  fie  tief  empfan6,  un6  6as  (Befühl  6es 
f)eimn>eljs  un6  6er  Pereinfamung  im  IDirbel  gefelliger  Vergnügungen  erfticfen*  Der  Kamepal 
ipar  $u  €n6e,  aber  6ie  The-dansants  un6  Balle  6auerten  faft  ununterbrochen  fort,  un6  Cuife 
iarxik  eifrig  IDalser,  6er  auf  iljren  IDunfc^  6amals  am  Berliner  I)ofe  eingefüljrt  n>ur6e,  6en 
aber  6ie  Königin,  n>ie  ersäljlt  n>ur6e,  i^rer  Coc^ter  perbot.  Diefe  unermü6lidje  tran5freu6igfeit 
6cr  Prinseffm,  6ie  audj  in  6er  IDaljl  iljrer  trdn$er  6er  (Etifetteporfc^riften  nidjt  immer  adjtete, 
erregte  bal6  um  fo  me^r  2tnftof ,  als  ftd;  je^t  in  i^r  2nutter^ffnungen  5U  regen  begannen* 
Dasu  famen  an6ere  Perftöf e  gegen  6ie  (Etifette,  6ie,  fo  Ijarmlos  fie  waren,  6odj  bei  6er  pdj 
allmäljlidj  gegen  fte  n>en6en6en  Stimmung  Be6eutung  gewannen:  ©nla6ungen,  6ie  fie  an* 
naijm  06er  erlief,  oI?ne  mit  itjrer  ©berljofmeifterin  gefprodjen  $u  ^ben,  2tusfa^rten,  6ie 
fie  oljne  f)of6ame  nur  mit  iljrer  Sdjipefter  ^rie6erife  untcrnaljm. 

Der  Kronprin5  tpar  mad;tlos  6agegen.  Der  (ßatte  ^tte  nod;  Feine  Qerrfc^ft  über 
6ie  (Battxw  getponnen;  fie  empfing  Pon  i^m  noc^  nid^t  6as  (ßefe^  il^res  tcbcns.  Was  tonnte 
xlfTcm  lebl^ften  un6  für  alle  2(nregungen  offenen  Sinne  ^rie6rid}  IDill^elms  getftige  Stille 
bieten?  3"  ^^"  Briefen  aus  6cn  erften  JHonaten  6er  €t^r  ge6enft  fte  feiner  mit  6en  üblidjen 
lDen6ungen  als  eines  trefflidjen  IHanncs,  6er  fie  glücflidj  madje;  aber  6ie  IDortc  fin6  o^ne 
IPdrme  un6  oljne  Pcrfönlidjfeitswert:  iljr  I^crs  flingt  6abei  nidjt  mit. 

Tlndj  6er  Umgang  mit  6er  ^amilie  6es  prin$en  ^er6inan6,  6er  ftdj  meljr  un6  meljr 
pertraulii}  geftaltete,  n>ur6e  6er  prinseffm  6amals  perargt.  Die  „^er6inan6erie",  »ie  man 
6ie  ^amilie  ipoljl  nannte,  wax  in  Berlin  nidjt  beliebt,  un6  man  fagte  i^r  mandjes  Böfe 
nadj.  Den  prinsen  ^er6inan6,  6en  jüngften  Bru6er  ^rie6rid)s  6es  ©rof en,  Ijielt  man  für 
gan5  unbe6euten6;  feine  (Bcmalflxn,  aus  6em  <0efd)lec^te  6er  Sd;n)e6tcr  2narfgrafen,  tpor 
ipegen  i^rer  fdjarfen  ^unge  gefür*t»'*-  6ie  tToditer  Cuife,  flug  un6  bc6euten6,  Ijodjftrcben6ci 


Kronprinsefjtn  Cuife 

©etftes,  galt  für  cljrgetsig;  man  iPoUtc  loiffen,  6ag  fie  ftdj  fclbft  fjoffnungcn  auf  6cn  Kron^ 
prin$en  gemadjt  I?abe.  2tnt  meiftcn  aber  gab  6cr  älteftc  Soljn  5u  rc6en,  prins  Couis 
^erMnanö,  wie  man  ifjn  5um  Unterfdjie6e  oon  prins  Couis,  6em  So^ne  6es  Königs,  nannte, 
(Eine  glän5en6e  (Erfdjeinung,  oon  Ijoljer  geiftiger  Begabung,  iDur6e  er  wegen  feiner  militärifdjen 
Cüc^tigf eit  un6  feiner  perfSnIidjen  Capferfeit  ebenfo  betounöert,  wie  er  wegen  feiner  Sdjulöen 
un6  feiner  Ciebesabenteuer  perfdjrien  war.  €r  Ijatte  6ie  erften  IPintermonate  bei  6er  2trmee 
am  Sljein  ©erlebt,  in  ©ppen^eim,  wo  fein  sügellofes  Per^lten  6en  ®berfomman6anten, 
^elbmarfdjall  ZtlöUenöorff,  5U  einer  emften  Küge  oeranlagte.  ym  ^ebruar  war  er  6ann 
nadj  Berlin  gefommen  un6  rafdj  5U  einem  tonangebenöen  ZHittelpunft  in  6er  f^ofgefellfdjaft 
wie  in  6en  ®ffi$iersfreifen  6er  f)auptfta6t  gewor6en.  TXndf  Ijier  aber  erregte  er  2tnftof . 
^n  6er  „militärifdjen  Kepublif"  am  Kljein,  wie  ein  preufifdjer  ®ffi$ier  felbft  6amals  6as 
preufifc^e  f^eer  beseic^net  ^t,  war  man  freimütige  He6en  gewöljnt;  6er  prins  äußerte  ftdj 
je^t  audj  in  Berlin,  gegen  je6en  6er  iljn  ^ören  wollte,  mit  6er  grSften  Sücffidjtsloftgfeit. 
€r  fdjalt  auf  6ie  preufifdje  Politif  un6  nodj  meljr  auf  6ie  preufifdje  Kriegfüfjrung,  un6 
bal6  Ijief  es,  6er  König  Ijabe  iljm  fagen  laffen,  er  möge  fidj  erinnern,  6af  audj  fdjon  Prinsen 
öuf  iJ^ftung  gefommen  feien.  (Es  wur6e  bemerft  un6  befprodjen,  wie  6er  Prins  fidj  6er 
Kronprinsefftn  un6  itjrer  Sdfwefter  gefliffentlidj  5U  nähern  fucf;te,  un6  es  ift  fein  ^o^^if^I/ 
6af  Prinseffin  Couis,  wenig  glücflidj  in  itjrer  (Efje,  ftdj  6ie  f)ul6igungen  6es  ritterlidjen 
Prin$en  nidjt  ungern  gefallen  lief.  Der  Prin$,  6em  nidjt  unbefannt  war,  weldjer  Kuf 
i^m  Doranging,  fpielte  itjr  gegenüber  6en  Perfannten  un6  I?erleum6eten.  (Er  flagte  über 
6en  Con  6er  Berliner  ©efellfdjaft,  6er  entwe6er  fdjledjt  06er  langweilig  fei,  un6  er  fpradj 
perädjtlidj  Don  6en  grauen,  6ie  es  mit  6er  Creue  nidjt  ftreng  ndljmen.  Prin5effin  Couis 
—  wir  erinnern  uns,  6af  fie  eben  erft  iljr  ^6. 3*^^^  Dollen6ete  —  laufdjte  gern  fo  emften 
un6  Derftän6igen  IDorten  aus  fo  fdjönem  2nun6e;  fie  fan6,  6af  man  6en  prinsen  in  6er 
^at  perfenne;  er  fei  feineswegs  6er  ZlTann,  für  6en  man  ifjn  Ijalte,  ^abe  oielmeljr  6ie 
Dortrefflidjften  (ßrun6fä^e  un6  Der6iene  alle  f^odjadjtung. 

€s  war  unDermei6lidj,  6af  6ie  Kronprinseffin  in  6iefen  Perfeljr  mit  ^ineingesogen, 
un6  6af  bei  6em  böfen  Hufe  6es  Prin3en  6arüber  gesifdjelt  wur6e*  Cuife  fümmerte  ftdj 
nic^t  um  6as  (ßere6e,  fo  wenig  wie  um  6ie  (Etifettepre6igten  iljrer  ©ber^fmeifterin.  Sie 
fu^r  fort,  manche  Iladjt  ^in6urdj  $u  wal3en;  fie  lu6  ein,  wm  es  iljr  beliebte,  oljne  ^rau 
pon  Vo^  5U  benadfric^tigen,  fie  fuljr  fpasieren,  oljne  an6ere  Begleitung  als  iljre  Sc^wefter. 

(Segen  (En6c  Znär$  \7^^  tarn  es  5U  einer  emften  Krips*  Die  Bewun6erung,  6ie 
6er  Kronprin$effin  fdjmeidjeln6  entgcgengefommen  war,  fyxüt  fidj  ebenfo  rafdj  wte6er  pon 
iljr  5urücfge$ogen:  „alle  IDelt  ift  mit  i^r  un5ufrie6en",  fdjrieb  6ie  ©berljofmeifterin  6amals 

53 


in  xlfv  (Cagcbuc^.  €s  gab  ftürmifc^c  Symn  jnrtfc^cn  6cm  jungen  Paare,  ipobet  Cuife 
reic^Iic^e  (Crdnen  ©ergof ,  o^ne  6af  öarum  ftc^  etwas  ankerte.  Die  regierenke  Königin 
^riekerife  mifc^te  fic^  Ijinein;  fie  beflagte  fic^  bei  6er  prinseffin  (ßeorg  Aber  Cuife,  6ie  in 
iljrem  auftanke  juüiel  tanit,  immer  ©erfprec^e  fie  ftc^  5U  fdjonen,  aber  ©erfprec^n  un6  ^Iten 
fei  bei  i^r  sroeierlei.  Die  (ßrofmutter,  »ie  ftc^  ©erpeljt  naijm  fic^  &er  (Enfelin  tt>arm  an, 
6ie  bodf  6ie  freunMic^en  Baüeinlaöungen  nic^t  ablehnen  fönne.  Cuife  fei  gans  a>ie  i^re 
ZlTutter,  Me  auc^  bis  $u  iljren  €ntbin6ungen  getanjt  ^be*  Schlief  lic^  griff  auc^  6er  König 
felbft  ein.  (Er  peranlagte  Henriette  von  Z^iered,  6er  Kronprinsefftn  emftlic^  un6  räcf^altlos 
5U5ure6en,  —  6ie  ^of6ame  entle6igte  fic^  6es  2tuftrages  auc^  mit  gröftem  (Coft  — ,  un6  er 
for6erte  6en  Kronprinsen  auf,  iljren  Caunen  mit  Jefügfeit  entgegensutreten.  €r  foUe  iljr  in 
aller  (Bäte  seigen,  6af  fie  n>ie  ie6e  ^rau  in  6er  IDelt  6em  IDiüen  il^res  JTlannes  5U  folgen 
Ijabe  un6  6af  „n>ir  Ijier  gemoljnt  fin6  uns  bei  unferen  grauen  (ße^rfam  5U  üerfdjaffen"* 
nötigenfalls  möge  er  il^r  mit  6er  llngna6e  6es  Königs  6ro^n.  Uebrigens  urteilte  er  ntiI6e 
über  i^re  Unbefonnen^iten;  er  fan6  es  erflärlic^,  6af  es  i^r  an  IDeltfenntnis  feljle,  un6 
er  empfaljl  6es^alb  feinem  So^ne,  i^r  gegenüber  (ßüte  mit  ^eftigfeit  $u  Derbin6en. 

3n  6iefem  emften  2tugenblirfe,  u>o  6ie  Kronprinseffin  gleic^fam  6en  23o6en  unter 
i^ren  ^ügen  nninfen  füllte,  n>o  von  6er  ^amilie,  in  6er  fie  geboren  un6  aufgenxic^fen 
»ar,  auf  er  6er  jugen6Iic^en  Sc^ipefter,  6ie  felbp  6er  Jüljrung  be6urfte,  nieman6  i^r  $ur 
Seite  ftan6,  n>a^ren6  oon  6er  ^amilie,  in  6ie  fie  eben  eingetreten  nxir,  je6ermann  fic^  gegen 
fte  5U  eri^eben  fc^ien,  blieb  allein  6er  (ßatte  treu  un6  o^ne  IDanf  6er  (Baiiin  feftefte  Stüife. 
Die  Klagen  über  Cuifens  (Etifettefrepel  mod^ten  bei  il^m  oE^nel^in  faum  2(nflang  fin6en. 
2(ber  6ie  Qauptfac^e  nnir  bodi:  Jrie6rid}  XDill^elm  tannU  feine  Cuife  5U  gut,  fannte  5U  woifl 
6ie  Scin^eit  un6  6en  2(6el  il^res  f^rjens:  nid^t  einen  Tin^mblxd  fyxt  er  an  xlfx  ge5n>eifelt. 
Sie  fan6  in  i^m  jc^t,  n>as  fie  entbeljrt  un6  gefuc^t  ^tte:  „6en  J3eiftan6,  6en  ^reun6,  6en 
TS,aV\  €r  Dcrtei6igte  fie  gegen  Pater  un6  ZHutter,  un6  er  ^tte  6ie  ^reu6e,  baI6  $u  fe^en, 
6af  er  fic^  nid^t  in  il^r  getäufd^t  t^e.  Cuife  felbft  Ifat  i^m  6ie  fd)öne  (Treue  in  6iefen 
(Tagen,  6a  alle  fic^  pon  il^r  tt>an6ten,  nie  pergeffen:  fie  Ifat  es  fpäter  oft  un6  laut  befannt, 
6ag  fie  bnxdi  i^n  beffer  gen>or6en,  6ag  fte  feiner  Klug^it  un6  feiner  Ciebe  6amals  i^r 
ganses  Cebensglürf  Der6anfe. 

(Es  n>ar  ein  günftiger  llmftan6,  6af  gera6e  je^t  6as  junge  Paar  Peranlaffung 
erhielt,  Berlin  5U  pcrlaffen.  Das  ^rüljjaljr  fam  un6  mit  iljm  (Erersieren  un6  Sepuen,  6ie 
Beurlaubten  fe^rten  5U  iljren  Segimentem  5urürf.  2tuc^  6en  Kronprin$en  riefen  militarifc^e 
Pflidften  5U  feinem  Hegimente  nac^  Pots6am;  am  \.  2lpril  fie6ette  er  6a^in  über  un^ 
naijm  mit  Cuife  im  Sta6tfc^Ioffe  IDo^nung. 


54» 


Kronprtn5efftn  £utfe 

QtntDeggeffil^rt  aus  6er  fd^tpulen  Cuft  un6  6cm  geräufc^üollen  (ßefellfc^aftslcben  Berlins 
in  605  ftillere  Pots6am  mit  feinen  ©arten  un6  Sttn,  n>o  fo  maaiits  fie  aw  Darmfta6t 
erinnerte  —  auc^  6as  (ßlorfenfpiel  6er  ©amifonfirc^e  —  ift  Cuife  eine  an6ere  9en>or6en. 
Pielmeljr  fie  iDur6e  was  fte  wax.  Sie  brauchte  nur  6er  Stimme  i^res  ^ersens  5u  laufc^en, 
6ie  i^r  6en  einsigen  IDeg  5um  ©lürfe  unes:  nur  6urc^  6ie  innigfte  Cebensgemeinfc^aft  mit 
6em  ©otten,  nur  6urc^  fein  ©lürf  fonnte  fie  5U  eigenem  ©lürf  gelangen.  Cuife  befaf  06er 
eriparb  in  ooDftem  ZITaf e  6ie  trugen6  edjtefter  IDeiblic^feit,  6ie  iljre  Stdrfe  »ie  iljre  SifxAAfi 
ausmadjt:  felbftpergeffene  Eingebung  an  6en  ZlTann.  X>ox  6em  XDiQen  iljrer  Ciebe  »idjen 
alle  an6eren  IDünfcIje,  Hoffnungen,  Beftrebungen  »eit  surürf.  2tus  6er  unbeMngten  Eingabe 
an  6en  ©atten  n>ac^ft  fortan  Cuifens  tDeitere  (Enttpitfelung  ^erpor.  Sie  liebte  i^n  genug 
un6  fie  »ar  sugleidj  flug  genug,  um  5U  n)er6en  06er  min6eftens  5U  fc^einen,  »ie  er  feine 
^rau  ^ben  »oüte.  Sie  lernte  —  fie  Ijat  es  fpäter  6em  Bru6er  ©eorg  felbft  gefagt  —  6en 
eigenen  ©efc^matf  ©erleugnen  un6  £ieblingsi6een  entfagen;  fie  lernte  meljr:  6en  (Eigen^iten 
^rie6ric^  IPil^elms  ftdj  fügen,  feinen  pe6antifc^en,  oft  f leinlic^en  ©eipoljnljeiten  fidj  anbequemen, 
feine  Caunen  un6  llnfreun6Iic^feiten  —  feine  „humeurs",  »ie  man  fagte  —  6urc^  i^re 
immer  gleid^e  goI6ene  ^röl^Iic^feit  äbem>in6en.  Hic^t  ol^ne  Kampf  un6  nic^t  ol^ne  (Dpfer 
errang  fic^  Cuife  fo  6en  €inflang  oon  Pflicht  un6  Ciebe,  6er  6ie  ©run6lage  iljres  Cebens*» 
glutfes  n>er6en  foUte. 

Hic^t  oljne  Kampf  un6  nic^t  oljne  ®pfer.  2tuc^  6ie  Königin,  xxAt  6ie  Kronprinseffm, 
^t  noc^  manche  (Träne  I^eimlic^  pergoffen:  un6  manche  Bläten träume,  6ie  im  tparmen 
un6  fruchtbaren  Sä6en  perl^eifungspoll  ftc^  entfaltet,  ftn6  im  falten  un6  fan6igen  Hor6en 
nic^t  5ur  Seife  gelangt;  manche  6eutfc^  S<^u>ärmerei  ift  in  6er  preufifc^en  Hüc^temljeit 
erfticft.  2(ber  6ie  ©run65äge  in  Cuifens  IDefen  ftn6  6oc^  auc^  in  6iefen  Prüfungen  un6 
IDan6Iungen  unangetaftet  geblieben.  €s  blieb  i^re  fonnige  ^eiterfeit,  6eren  Straljlen  6ie 
^erjen  iljrer  Umgebung  eripärmten  un6  erleuchteten;  es  blieb  6ie  tTiefe  iljres  ©emütes,  6a5 
frem6es  Cei6  mitfflljlen6  erleichterte  un6  frem6e  ^reu6e  teilnei;men6  erijöljte;  un6  es  blieb 
felbft  in  iljrem  fersen  ein  Kämmerc^en  ooü  (Träumerei  un6  Sc^nwrmerei,  $u  6em  Jrie6ric^ 
IDill^elm  feinen  Zugang  I^atte  un6  6as  fte  nur  gleic^geftimmten  Seelen,  tDie  6em  Bru6er 
©eorg  06er  fpäter  6er  ^rau  oon  Berg,  öffnete.  2?or  allem  aber:  jene  emften  (Tage  Ijaben 
auc^  6en  emften  llntergrun6  i^es  IDefens  oertieft  un6  gefräftigt  un6  6amit  iljre  Perfönlidjfeit 
poller,  reicher  un6  ^rmonifc^er  ausgefialtet;  fte  ^aben  il^r  P^ic^tbetpuftfein  enttpitfelt  un6 
fie  6amit  für  6ie  fc^iperen  Stun6en  porbereitet,  6enen  6ie  Königin  entgegengeljen  foüte. 
IDie  in  iljrem  Blute  fic^  ober6eutfc^  un6  nie6er6eutfc^e  2trt  mifdjten,  fo  perfdjmolsen  ftc^ 
in  Cuife  fortan  6eutfc^  un6  preufifc^es  IDefen,  6eren  gegenfeitige  Durc^6ringung  bei  i^r, 

55 


tme  immer  un6  überall  in  unfcrcm  Polfstum  nnb  in  unfcrcr  (ßcfc^ic^tc,  fruchtbar  un6 
fegcnsrcic^  geroirft  Ijat 

Die  IDanMung  in  6cr  Kronprin$cfftn  »ur6e  rafc^  bcmcrft.  Die  ©ber^fmeiflerin^ 
6ic  noc^  am  \S.  Vflävi  gcfc^ricbcn  ^attc:  „Me  Prin$cffm  betragt  fidj  gegen  iljn  immer  no<^ 
feljr  fc^Iec^t/'  notierte  am  2.  2tpril  in  Potsdam:  ,,6ie  Prin$efjtn  betrug  fic^  6en  gansen  (Cag 
oortrefflic^",  un6  6rei  (Cage  fpäter:  „6ie  Prinseffin  ifl  glürflic^";  6er  Kronprin$  felbfl  pertraute 
einem  Jreunöe:  ,,2neine  ^rau  Ijat  fic^  Ijier  gan$  peränöert."  Die  golöenen  (Cage  oon  DarmflaM 
fc^ienen  roieöersufeljren:  ein  neuer  Ciebesfrü^Iing  erblühte  6em  jungen  Paare.  Soweit  6er 
Kronprins  nidjt  6urd)  6ie  militärifc^en  Pflichten,  mit  S^nm  er  es  feljr  emft  naijm,  in  2tn* 
fpruc^  genomnten  wur6e,  ging  er  mit  Cuife  in  6en  (Barten  Pots6ams  fpa5ieren,  befuc^te 
mit  iljr  6en  Brau^usberg  un6  Babebberg,  befon6ers  gern  auc^  Sansfoud  —  6er  (Benins 
6es  (ßrof en  ^rie6ric^  Ijat  auf  6iefen  feinen  Hac^folger  immer  eine  befon6ere  Hnsie^ung 
gefibt  —  o6er  fte  ntac^ten  2(usf[fige  in  6ie  llmgegen6.  2(ben6s  tt>ur6en  fte  oft  5um  König 
gela6en;  6er  in  6em  eben  DoIIen6eten  Itlarmorpalais  l{on$erte  gab;  am  liebften  aber  blieben 
fie  ftill  5U  ^aufe  un6  perfür$ten  6en  2tben6  mit  einigen  Partien  ZHariage  un6  mit  tDürfet 
fpiel,  o6er  liefen  ftc^  pon  Znaffom  porlefen.  ^un>eilen  las  auc^  6er  Kronprins  felbft  por. 
Znit  6er  pertrauten  Umgebung  6es  Königs,  mit  6en  Bifd^fftper6er  un6  £in6enau,  taufc^ten 
fte  ^ufige  Befud^e.  (Einmal  nal^men  fte  ant  Pots6amer  Sc^ui^enfeft  teil,  n>obei  Cuife  6en 
Siegern  2ne6aiIIen  perteilte,  wie  fte  gelegentlich  auc^  6em  (E^ersieren  6es  fronprinslic^en 
Regimentes  sufalj, 

(Ein  Brief  Cuifens  aus  6iefen  (Tagen  seigt,  »ie  6ie  fibenpun6ene  Krifts  no<^  nc^ 
$itlert,  jugleic^  aber,  une  fte  in  6cr  innigen  (ßemeinfc^aft  mit  6em  (ßatten  Hu^  gefun6en  ^t. 
Sie  fdjreibt  6em  Bru6er,  pon  6em  fte  pergeblic^  einen  Brief  enpartet  ^tte:  „Du  ^tteft  ntir 
xvolil  einige  2(ugenblitfe  wi6nten  fSnnen;  adj,  einige  IDorte  nur  ^ben  fo  piel  (Troft  für 
mic^.  34  brauche  i^n  mannigmal  —  Berlin  ift  piel  grSfer  als  Darmfta6t,  es  ftn6  aucf^ 
piel  ntel^r  Ceute  aüer^n6  Tlttm  bann.  —  Das  n>er6e  xdf  gemal^r  .  •  •  3d}  bin  in  Pots6am  * 
un6  bleibe  6a  fedjs  IDoc^en  lang,  bis  6ie  friegerifdjen  Hebungen  porübcr  ftn6,  als6ann 
gelje  xdf  wkbtt  nadi  Berlin  $u  meiner  englifdjen  ^rie6erife,  6ie  idj  Iei6er  Ijabe  5urutflaffen 
muffen,  nic^t  ol^ne  Scf;mer5  un6  (Traurigfeit,  aber  ein  SoI6atenweib  ntuf  i^rent  Berufe 
nac^geljcn,  un6  6as  tat  idj.  ^  effe  Punft  siPöIf,  idj  trinfe  (Cee  nadj  fünf,  . .  un6  effe 
$u  Xladii  Punft  ac^t.  yti  gclje  $u  Bette  ntit  6en  tfüiimm,  Kufen  un6  Kiferifis  un6  flelje 
mit  l)5c^ft6enenfclben  n:>ic6er  auf,  aber  idf  bin  beffer  als  fte,  6enn  idj  lefe  (ßefc^ic^te,  idf 
madfc  2tus5üge  aus  ITlonfteur  IDcif ;  fc^reibe  Dir  un6  2tn6eren  un6  lebe  $um  Dergnügen 
meines  ZHanncs,   Hun  Brü6erc^en,  baI6  einen  Brief  un6  mir  piel  .-^rcufce  un6  —  5rf"-^e'' 


Die  Köiiicjlidj  Prcu^ifdie  ^familic  I. 

\,  prinieffut  ^f^ie^crife  von  prcußcn,  £>cr5ootht  von  Vorf.  2.  König  frtc&rki?  IVilt^dm  IL  5,  Königin 
^fric^mFe.  4.  ptiiij  irtllielin  ^.  2k.  von  prcnfim.  5.  priu^^effin  lHartannc  ton  pmigcrt.  6,  pirm3 
X7etiirirf>  ^.  J.  von  preugcn.  I.  prinjcffm  iriIl>dmirTe  Don  preuften^  prin^efftn  üoit  0ranien,  Kdniatn  ber 
rric!)frlanbe,  »*  prinj  ioms  von  preu§eit.  *>.  prinjffffm  üu^np  von  preiiHeni  €rbpnU5ef!tii  pon  l^effen-Kaffcl 


Kronprinseffin  £utfe 

jn,  Tj>a   t2z 


Un6  in  öemfclben  Sinne  fdjrctbt  6er  Kronprins  feinem  2t6jutanten  un6  Pertrauten,  6em 
ZlTajor  Scharf:  „IDir  leben  Ijier  feljr  ruijig  un6  für  mein  Ceil  feljr  angenehm,  Berlin  regrettiere 
xdf  gar  nic^t,  un6  Ijabe  id)  mir  Ijier  noc^  nie  fo  gefallen,  2tIIes  lebt  in  (Einigfeit,  ha  fic^ 
feine  fremöe  ^an6  ins  Spiel  mifdjt,  un6  vovt  benutzen  täglich  rec^t  fleifig  Me  fc^öne  (ßegenö, 
6ie  fo  manche  anmutige  (ßegenftänöe  darbietet;  sumal  für  Perfonen,  h^mn  fie  noc^  unbefannt 
fm6  . . .  ©Ott  gebe,  6af  bei  unferer  Südfunft  nac^  Berlin  nidjt  neue  ZlTtf  Ijelligfeiten  un6 
Klatfc^ereien  6en  I^uslic^en  ^rieöen  flören  mögen"  •  •  • 
j  3"  ^^  \\xx\<it  ©lürf  6es  fronprinslic^en  Paares  aber  griffen  fc^on  nac^  »enigen 

j  IDodjen  friegerifc^e  (Ereigniffe  ftörenö  ein,  Mesmal  nic^t  »ie  in  6er  Brautseit  üon  tOeften 


j  Ijer,  fonöem  üon  ®ften. 


IL  (Trennung 


3n  öem  unglürflic^en  Polen  »ar  nac^  6em  im  3^Ttuar  \793  5iDifc^en  Preufen  un6 
Suf  Ian6  pereinbarten  tTeilungspertrag,  bei  6em  Dansig  un6  (rijom  nebft  einigen  VOoxooob^ 
fc^aften  oon  ©rof polen  un6  Sindzw  üon  ZHafopien,  Cujapien  un6  Kleinpolen  an  Preufen 
abgetreten  »aren,  eine  nationale  (ßärung  entftanöen,  öie  im  ^rüljjafjr  \7^^  5u  einem 
gefährlichen  2tufftan6  füljrte.  Der  polnifc^e  ©eneral  ZlTaöalinsfi  rürfte  mit  einer  !Kapallerie== 
brigaöe  in  preufifc^es  (ßebiet  ein,  fiberfiel  eine  preufifc^e  S<^u>a6ron,  plünöerte  6ie  föniglic^en 
Kaffen  un6  entfam  6en  Ijerbeieilenöen  preufifc^en  Truppen  öurdj  glürflic^e  ZlTärfc^e  in  6er 
Sichtung  nac^  Krafau.  ^ier  ^atte  Kosciussfo,  6er  pon  Dres6en  Ijerbeigeeilt  roav,  6ie 
€eitung  6er  Beujegung  übernommen;  es  gelang  iljm,  fic^  mit  21Ta6alinsfi  5U  pereinigen 
un6  6ie  Kuffen  am  ^.  2tpril  bei  Saclaipise  5U  fc^lagen*  Hun  breitete  fic^  6er  2tufftan6 
über  gan5  Polen  aus;  am  \7.  2tpril  erijob  ftc^  auc^  6ie  ^auptfta6t  IDarfdjau,  6ie  pon  6en 
rufftfc^en  Truppen  geräumt  iper6en  muf te, 

2(uf  6ie  erften  Hac^ric^ten  pon  6iefen  Unrul^en  tpur6en  an  6er  preufifc^en  0ftgren5e 
militärifc^e  (ßegenmaf regeln  ergriffen,  6ie  fic^  je6o<^  6er  tpac^fen6en  2tus6eljnung  6es  2tuf* 
ftan6es  gegenüber  bal6  als  unsulänglic^  enpiefen.  Pollen6s  nac^  6er  Vertreibung  6er 
Huffen  aus  IDarfc^au  fonntc  man  fidj  in  Berlin  nic^t  perlje^len,  6af  je^t  5U  6em  Kriege 
gegen  6ie  franjöftfc^e  Sepolution  im  tOeften  6ie  (ßefaljr  eines  stpeiten  Krieges  im  ®ften 
6roIje.  König  ^rie6ric^  IDil^elm  IL  felbft  stpar  falj  einem  Kriege  nac^  5ipei  fronten  oljne 
grofe  Sorge  entgegen.  ZlTit  6en  polnifdjen  Sdjaren,  Ijoffte  er,  ipür6en  feine  ©enerale 
unfdjtper  fertig  iper6en.  Der  ®ften  fümmerte  i^n  überl^upt  ipenig;  fein  Blirf  roat  nur 
nadtf  IDeften   geu>an6t,   ipo   er   als  Porfämpfer  6es  Deutfc^en  Seiches  noc^  immer  6ie 

57 


fransSftfc^en  Scpolutionore  pom  Sl^ein  surfl^sutrctbett  badjtVy  eine  leife  Sel^nfuc^t  309  ilfn 
tnsbefonöere  nadj  Jraitffurt,  wo  er  ein  3aljr  jupor  fo  glücfliclje  (Cage  ©erlebt  un6  eine 
fc^öne  ^ranffurterin  iljn  gefeffelt  ^tte.  VLnb  eben  fc^Iof  er  —  am  ^9*  2tpril  \79^  — 
mit  (Englanö  einen  Pertrag,  6er  il^m  6urc^  Me  (ßetpäl^rung  reic^Iic^r  SubftMen  6ie  ^ort^^ 
füljrung  6es  Krieges  gegen  ^ranfreic^  ermöglichen  foUte.  (Ran^  anbete  Stimmungen  aber 
^errfc^ten  in  6er  Umgebung  6e5  Königs  un6  im  tanbt.  Das  Bfln6nis  mit  0efterreic^ 
un6  6er  Krieg  gegen  ^ranfreic^  n>aren,  nrie  mir  miffen,  in  Preufen  nie  populär 
geujefen*  3"^  VoVc  wie  in  6er  2trmce;  bei  ZlTinifiem  mt  bei  (ßenerolen,  regte  fidj  längft 
eine  Iln5ufrie6eni;eit,  6ie  allmä^Iic^  ju  einer  faft  allgemeinen  ZHifftimmung  un6  5U  6em 
lauten  Huf  nadj  ^rie6en  mit  ^ranfreic^  anwuchs.  Kein  national* 6eutfc^es  3ntereffe,  fo 
meinte  man,  for6ere  Preufens  fernere  Ceilnaljme  am  Kriege  im  IDeften,  bei  6em  nic^t 
Deutfc^lan6  un6  Jranfreic^  um  6ie  S^ingrense,  fon6em  0efterreic^  un6  Jranfreic^  um  6en 
Befliß  Belgiens  $u  fämpfen  fc^icnen,  Preufens  territoriale  3ntereffen  unefen  e^  nadi 
0ften,  n>o  6er  augenfd^einlid^e  (ro6esfampf  6er  polnifc^en  Kepublif  6as  (Einfe^en  6er  pollen 
Kraft  6es  preufifc^en  Staate  perlangte.  (Es  war  befon6ers  6er  0berft  ZHanftein,  (ßeneral^ 
a6jutant  6es  Königs,  6er  nac^rürflic^  in  6iefem  Sinne  fprac^.  (Er  ^tte  feit  einem  yxlfxe 
6en  bis  6al;in  faft  allmächtigen  (Einflug  6es  <Sienerala6iutanten  Bifci^fFn>er6er  5urfid5u6rängen 
gemußt,  un6  il^m  gelang  es  je^,  6en  König  i>on  6er  notu>en6igfeit  eines  fräftigen  (Ein« 
fdjreitens  in  Polen  $u  überjeugen. 

Hic^t  o^ne  H>i6erftreben  gab  König  ^rie6ric^  IDil^elm  II.  nadf.  (Er  perfflgte  6ie 
5ufammen$ieljung  eines  ^eeres  oon  ^—50000  ZTlann  gegen  Polen;  er  entfdjlof  fic^,  felbft 
an  6ie  IDeic^fel  $u  ge^n,  n>aljren6  6as  ^eer  am  Hljein  unter  2nölten6orffs  ©berbefeljl 
blieb,  un6  er  beftimmte,  6af  auc^  feine  bei6en  Sölfm,  6er  Kronprins  un6  Prins  Couis,  an 
6em  ^el65ug  in  Polen  teilneljmen  foltten.  (Er  ^ffte  noc^,  une  ange6eutet,  in  fur$er  ^rift 
6ie  Hul^  an  6er  IDeid^fel  n:>ie6er^r5u{iellen  un6  6ann  an  6en  geliebten  Hinein  inrüd^ 
feljren  $u  fönnen;  6er  Kronprin$  nnir  min6er  pertrauensfelig,  er  meinte  gleich  5um  ZTIajor 
oon  Sdfad:  „Dies  fdjeint  gans  6er  5n>eite  tTeil  6er  fransöftfc^en  Sepolution  n>er6en  5U  n>olten." 

Die  Hac^rid^t  pon  6em  bet>orfte^n6en  2(bmarfc^  6es  Kronprinsen,  6en  6er  König 
auf  Znitte  2nai  feftfe^te,  traf  6ie  Kronprinseffm  aufs  fc^merslic^fte,  obgleich  fte  als 
„Sol6atenmeib'^  mie  fte  ftc^  füllte  un6  gern  nannte,  6arauf  immer  gefaf  t  UHxr.  Hun  btoifU 
6ic  (Trennung  in  einem  2tugenblirfe,  n>o  fie  $u  iljrem  (Satten  eben  erft  6as  rechte  c^elic^e 
Perftan6nis  gefun6en  i^tte,  6as  ftc^  mit  je6em  tUage  in  Pots6am  inniger  geftaltete.  ZZur 
jei^t  nxdfi  n)ie6er  nadj  Berlin  $ururf,  tDar  iljr  erfter  (ße6anfe.  (ßleic^  am  27.  2tpril,  bei 
einem  'aben6fonwrt   im  Heuen  Palais,   erbat  fie   i>om  König  6ie  (Erlaubnis,   ©aJjrew*^ 


6cr  HbiDcfcnljeit  6es  Kronprinscn  in  Sanssouci  »oljncn  $u  öürfcn,  »o^tn  andi  tljre 
Sc^iDcftcr  übcrjieöcin  follle.  Der  König  toilligte  gern  ein.  Safc^  ©erfloffen  bann  6ie 
näc^ften  tCage,  in  2tbfc^ie6sbefuc^en,  Spasiergängen  un6  IDafferpartien,  »obei  bas  fc^öne 
(Einpemel^men  6es  fronprinslic^en  Paares  6urc^  nidjts  als  6urc^  6en  Schmers  6er  naijenöen 
Trennung  getrübt  U)ur6e.  Tim  \0.  TXlax  enblidi  fuljren  ^rieöric^  ZDil^elm  un6  Cuife  nadj 
Berlin,  n>o  iwci  Cage  fpäter  Königin  Jrieöerife  6ie  föniglidje  Jamilie  $u  einem  2tbfc^ie6s*' 
malfl  in  ZlTonbijou  pereinigte.  2tudj  Me  ©fpsiere  pom  Regiment  6es  Kronprinsen,  bas 
jei^t  an  Stelle  eines  ausrürfenöen  Regimentes  nac^  Berlin  perlegt  ipuröe,  normen  6aran  teil. 
2tüe  iparen  in  tiefer  Beipegung,  befonöers  auc^  6er  König.  Die  Königin  auf erte  Beforgniffe 
für  il^n  por  Attentaten  6urc^  Sepolutionäre  un6  Perfc^tporene;  6er  König  enpi6erte  i^r  mit 
6em  ftolsen  Pers  aus  Sacines  „Htl^Iie",  6er  in  unferen  tCagen  bnxdi  Bismarrf  faft  5u  einem 
6eutfc^en  Spric^iport  geiPor6en  ift:  „Je  crains  Dieu  et  n'ai  pas  d'autre  crainte".  Tim 
näc^ften  tTage,  \5.  TXlax,  trennte  man  fic^.  Der  Kronprins  un6  Prin$  tonxs,  nodf  von 
i^ren  (ßemaljlinnen  begleitet,  fuhren  nac^  6em  ZITaffoipfc^en  (ßute  Stein^öpel  —  es  ift  nodi 
^eute  im  Beft^  6er  ^amilie  — ,  wo  man  fie  6urc^  ein  (ßartenfeft  un6  eine  Bauem^c^seit 
über  6en  tTrennungsfc^mers  Ijintpegsutäufc^en  fuc^te.  Tim  \5.  TXlax  ober  in  aller  Jrülje 
perliefen  6ie  bei6en  prinsen,  6er  (ßeneralmajor  Kronprins  ^rie6ric^  IDil^elm  un6  6er 
©berft  6er  Kapallerie  Prins  Couis,  6as  gaftlidje  Steinijöpel,  um  über  ^ranffurt  fidj  in 
Pofen  6em  Hauptquartier  6es  Königs  ansufc^liefen.  ZlTit  i^nen  gingen  ZMajor  3agow 
un6  ZHajor  Köcfri^,  6er  je^t  für  6en  erfranften  ZlTajor  Sdfad  6en  Kronprinsen  als 
2(6jutant  begleitete. 

2n  ipelc^en  (Befüllen  un6  in  »elc^er  Stimmung  Cuife  5urucfblieb,  5cigt  uns  6er  Brief, 
6en  fie  njenige  Stun6en  nac^  6es  (ßatten  2tbreife  nodf  von  Steinijöpel  aus  6em  Kronprin5en 
nac^  Pofen  nac^fan6te.  Sie  fdjreibt  iljm  (im  ©riginal  fransöftfc^):  . . .  „(Eine  ^e6er,  mein 
teurer  un6  geliebter  ^reun6,  foll  Dir  nun  fagen,  was  mein  21Tun6  Dir  fc^on  eine  ZHillion 
ZlTal  gefagt  fyxU  6af  Du  mir  unausfprec^lic^  teuer  bift.  IDie  Ijart  ift  es  für  mic^,  Dic^ 
nic^t  meljr  bei  mir  $u  ^ben.  (Einfam  un6  allein  überlajfe  ic^  mic^  gans  meinem  Sc^merse, 
un6  mein  ein5iger  tCroft  ift,  auf  6emfelben  Sofapla^e  $u  filmen,  ipo  Du  immer  faf  eft.  ®  ©ott, 
fönntefl  Du  mic^  fc^en,  fönnteft  Du  Dein  unglürflic^es  IDeib  fe^en,  voxt  fie  über  Deine 
2tbreife  feuftt,  »ie  unglürflidj  un6  perlaffen  fie  iftl  tTränen  ftn6  meine  einsige  IDo^ltat, 
un6  tpie  bitter  ift  6iefe  IDoIjltat.  Pergif  mic^  nic^t,  mein  teurer  ^reun6,  erinnere  Dic^ 
Deiner  Cuife,  6ie  nur  für  Dtdj  lebt,  un6  6ie  o^ne  Dic^  unglürflic^  ift  . . .  3(^  fann  Dir 
nic^t  fagen,  tvas  idf  beim  Tib^dfkb  gelitten  ^abe.  2tls  Du  unten  nnirft  un6  auf  Deinen 
Bru6er  tparteteft,  6a  ftan6  ic^  am  ^enfter,  unt  nodj  einen  troftpoüen  Blirf  5U  erfpo^en, 

59 


Kronprtnjeffin  £utfe 

aber  pcrgcbens,  un6  tc^  wat  3u  ^dixüadj,  unt  Dir  £eben>o^l  5U5urufen  un6  fürchtete,  2)u 
möc^tcft  gcrüljrt  mcröen,  was  Dir  6oc^  oor  fo  ptcicn  Ccuteit  unangenel^m  getDcfett  »drc. 
Tlbtx  was  xdf  gelitten  I^abe,  als  xdi  Deinen  IDagen  abfal^ren  ^alj,  tDal^rl^fttg,  idf  glaube, 
bas  tann  ftc^  niemanö  porfteücn,  mir  »ar,  als  ob  man  mir  6ie  Seele  aus  6em  Ceibe  reife, 
un6  fo  »ar  es  auc^,  6enn  n>as  bin  idi  oljne  Dic^,  mein  teurer  ^reunö?  ? . .  3dj  brauche 
Dic^  nid)t  5U  bitten,  mir  $u  fc^reiben,  6enn  Deine  nniljre  un6  jortlic^e  Ciebe  $u  mir,  Me 
Du  mir  6urc^  fo  piele  piele  ^reunöfc^aft  fo  göttlidj  bemiefen  ^aft,  perbürgt  mir  ftc^er, 
öaf  Du  es  tun  u)irft,  fobalö  Du  fannf!  • . .  Bei  (ßott,  idi  fc^n>3re  Dir,  6af  feine 
Ciebe  6er  gleic^  ift,  6ie  idj  für  Didj  fü^Ie,  nic^t  6ie  Ciebe  5U  Pater,  $u  ZITutter,  $u  Sc^ipefler, 
5U  Bru6er."  Unb  bann  fügt  fie  öeutfc^  Ijinsu:  „Du  bift  mein  2tIIes,  (Engel  meiner 
Seele,  in  Dir  finöe  ic^  all  mein  ©lürf,  un6  oljne  Dic^  ift  mir  2tlles  nichts,  un6  idj  bin 
unglütflic^.  34  ^^^^^  ^^4/  ^^  <ßottesn>iUen,  antn>orte  mir  red^t  aufrichtig,  ob  Du  auc^ 
rec^t  innig  un6  nni^rljaftig  pon  meiner  nnil^ren,  reinen  Ciebe  $u  Dir  überjeugt  bift?" 

Dem  Bru6er  (ßeorg  aber,  in  6em  fte  meljr  un6  meljr  i^ren  pertrauteften  ^reunö  falj, 
un6  6cm  fie  bas  ^nmx\U  iljres  ^ersens  ausfc^üttete,  fc^rieb  fie  einige  (Cage  fpater  pon 
il^rem  unausfprec^Iid^en  Scfjmerse  über  6ie  (Trennung  Pon  6em  (Saiten,  btn  fie  mcl^r  liebe 
als  fic^  felbft.  „(Ein  2lbfc^ie6,  »ie  6er  wax,  ipelc^r  mic^  pon  meinem  ZITann  trennte,  ift 
platter6ings  nic^t  5U  fc^iI6em.  (Er  wax  fo  gerfil^rt  un6  fo  unglütflid;  6arüber,  6af  er  felbft 
als  IXlann  badfk,  es  nic^t  übcrfte^en  5U  fönnen.  Tldj,  lieber  3ungc,  ic^  bin  auf eror6entlidj 
glürflic^  6urc^  iljn  .  •  •  ©efters  xxKnn  wix  fo  traulich  beifammen  faf en  un6  er  mir  porlas, 
fo  unterbrach  er  fidj  fcbneü  un6  fagte:  „Dic^,  6ie  Du  all  mein  (Bind  nnb  meine  Seligfeit 
ausmadjft,  foU  ic^  perlaffen!  Udf  (ßott,  wie  I^rtl"  So  eine  ^ufid^erung  mac^t  einen  bodf 
waljxlxdi  Qlndlxd},  befon6ers  wenn  man  nur  6en  einen  IDunfc^  ^t,  feinen  ZUann  rec^t 
glürflic^  madjen  5U  ipollen.  Die  fedjs  tDoc^en,  6ie  ic^  in  Pots6am  mit  y:inx  $ugebradjt 
Ijabe,  tparen  unftreitig  6ie  glürflidjften  meines  Ccbens*  (Bani  oljne  (ßene  un6  (Etifette, 
fo  gan5  nac^  feinem  IDillen  IfaV  xdi  gelebt,  un6  ic^  füljlte  6as  ©lürf,  folc^'  ein  Ceben  5U 
fül^ren,  nie  lebl^after  als  wenn  ic^  pon  Berlin  Had^ric^t  befam:  l^eute  ift  grofer  Ball  06er 
Ijeut  ift  grof  Consert  un6  Souper.  Tldi  ba  wax  xdi  pergnügt,  mic^  an  6er  Seite  meines 
^Hannes  5U  fin6en,  in  einer  Cinonc^emife  un6  ausgefämmte  Qaare,  un6  i^m  rec^t  por* 
fc^ipa^en  5U  fönnen,  wie  fcljr  ic^  i^n  liebte  un6  fdjä^te"  •  .  • . 

Bereits  am  \6.  lUai  waren  6ie  prinseffmnen  wie6er  in  Pots6am,  wo  fie  nun  in 
Sansfouci  IDoIjnung  nal^men,  einfam  inmitten  iljrer  {^offtaaten,  allein  mit  iljrer  Sel^nfuc^t 
nac^  6en  fernen  (Satten.  lPäl^ren6  im  IDeften  un6  0ften,  am  Sl^in  un6  an  6er  tOeid^fel 
um   6ie   b^niidfcn   (ßren^marfen   gcfämpft   wur6e   un6  6ie   preufifc^n  tOaffen   noc^   o** 


iljrcn  altm  Suljm  erneuerten,  lebte  man  in  Sansfouct,  an  6er  Stätte,  auf  Me  nodj  por 
einem  3aljr5e^nt  6te  2tugen  einer  IDelt  bemunöemö  geridjtet  maren,  ein  Stillleben,  von 
öeffen  in^altlofem  Einerlei  ftc^  u)cnig  crsäljlen  läft. 

Sdjeinbar  wat  es  äljnlic^  »ie  ein  ^aljv  supor,  als  Cuife  in  DarmftaM  ujeilte,  tt>aljren6 
6er  Kronprins  ZTTains  un6  £an6au  belagerte;  tatfäd^Iic^  n>ar  es  6oc^  fo  gan5  an6ers  •  •  •  • 
3n  Darmfta6t  pon  pielen  lieben  Hngeljorigen  un6  Penpan6ten  umgeben,  füllte  Cuife 
je^t  in  einer  i^r  fo  frem6en  IDelt  6ie  gan5e  Caft  6er  Pereinfamung,  6ie  in  6en 
Umftän6en,  in  6enen  fie  ftc^  befan6,  mit  6oppeIter  Sd)U)ere  auf  i^r  lag.  IDo^I  ^atte  fte 
6ie  Sd)U)efter  neben  ftd),  an  6er  fte  mit  innigfter  Ciebe  Ijing,  6ie  aber  felbft  me^r  3,at 
be6urfte  als  geu)äljren  fonnte.  Die  fonftige  Umgebung  flöfte  iljr  ipenig  Pertrauen  ein,  eine 
^reun6in,  ipie  fpäter  an  ^rau  Pon  Kleift  un6  ^rau  Pon  Berg,  ^atte  fte  noc^  nic^t  gefun6en. 
Znit  6er  ©berijofmeifterin  Ijatt^  fidj  nodf  fein  Perftän6nis  gebiI6et;  ^rau  pon  Pof ,  6er 
jungen  Kronprinsefftn  an  3aljren  un6  ^öfifc^er  (Erfahrung  fo  fe^r  überlegen,  ^atte  nac^  6en 
Porfällen  im  TXläti  einen  Ijofmeiftem6en  (Eon  gegen  iljre  junge  ^errin  angenommen,  6en  6iefe 
fc^Iieflic^  nac^6rätflid;  5urfitf weifen  mufte;  tpie  fte  auc^  6eren  Heigung,  alle  möglichen  alten 
(Etifetteporfc^riften  ipie6er  in  Kraft  $u  fe^en,  in  häufigen  „Bataxücn"  5u  befämpfen  genötigt 
ipar.  Sie  Ijätte  6es^alb  6ie  2?of  am  liebften  entlaffen,  un6  an  i^rer  Stelle  6ie  ^rau  pon  Sdfad, 
6eren  ZlTann  6amab  ftarb  un6  6ie  ZlTaffoms  Sdjmefter  n^ar,  als  ©berijofmeifterin  angenommen* 
Beffer  ftan6  fie  5u  Henriette  pon  Piererf,  oljne  i^r  6oc^  gans  pertrauen  5U  fönnen,  6a  man 
i^r  fälfd)lic^enpeife  na^e  Besieljungen  $um  Könige  nadjfagte»  Die  ^of6amen  poIIen6s  iljrer 
Sdjmefter  seigten  be6enflicbe  Heigung,  ftc^  6ie  Pots6amer  Cangeipeile  6urc^  allerljan6  fleine 
Ciebeleien  5U  perfürjen,  un6  be6urften  fe^r  6er  Ueberipadjung»  2tn  Perfeljr  fehlte  es  fonft 
feinesipegs.  IDenn  6ie  Prinseffinnen  felbft  ipenig  ausgingen,  fo  empfingen  fte  6afür  oft 
Befuc^e.  Die  Königin  fam  $umeilen;  fte  n>ar  jei^t  feljr  gnä6ig  un6  bradjte  je6esntal  fleine 
(ßefdjenfe  un6  Heuigfeiten,  6enn  fte  ftan6  in  naijem  Perfeljr  mit  ^rau  Pon  Bifcfy)ffu)er6er, 
6ie  pon  iljrem  ZHanne  immer  6ie  beften  Hadjric^ten  erljielt.  ^äufige  ©äfte  »aren  6ie  jüngeren 
Brü6er  6es  Kronprinsen,  6ie  prinsen  ^einridj  uit6  HXI^Im,  6antals  \2  un6  \02<^ljvt  alt,  aixdti 
if?re  Sdjmefter,  6ie  Prinsefftn  Ztugufte.  Befon6ers  gern  pflegte  Cuife  6ie  ©ffisiere  pom  Regiment 
6es  Kronprinsen  $u  ftc^  5u  bitten.  Sie  na^m  ftets  leb^ften  2tnteil  an  6er  Sorge  6es  Kronprinsen 
für  6ies  Regiment,  un6  fte  freute  ftdj,  ipenn  fte  6em  (ßema^I,  6er  ipegen  6es  2tufentljaltes 
in  Berlin  nic^t  oljne  Sorge  gemefen  »ar,  berichten  fonnte,  6af  es  feinerlei  2tnlaf  5U  Klagen 
gebe  un6  6af  ein  SoI6at  6es  Regimentes,  6em  fte  begegnet  fei,  redjt  „propre"  ausgefe^en  ^e. 

Bei  6iefem  Perfe^re  »ar  6ie  Kronprinsefftn  nac^  6en  (Erfahrungen  6es  legten  IDinters 
ängftlic^  befliffen,  fidj  alle$eit  nadj  6en  IDünfc^en  iljres  (ßema^Is  $u  richten,  Ijauptfäc^Iic^ 

61 


ober  Sürffidjt  auf  6cn  WiUtn  bes  Köniss  $u  ncljmen.  Die  2tb^ängtgfett,  in  6er  fte  fidj 
befonö,  ertrug  fie  fc^iDcr,  un6  rüttelte  n>oIjI  suioeilen  an  6en  fie  elnfc^Iiefenöen  Sdftantm, 
oi^ne  ftc^  6ocf^  je  öaräber  I^inaus  ins  ^rete  5U  n>agen.  So  tDar  es,  als  6amals  König 
^rieöridjs  6es  (ßrofen  Bruöer,  Prin5  ^einric^,  pon  Hl^einsberg,  6as  er  nur  feiten  perlief, 
nac^  Berlin  fam  un6  5U  allgemeinem  Crflaunen  —  er  ^e  nodj  nie  ein  keutfdjes  Stflcf 
gefe^n  —  einer  2tuffü^rung  6er  mit  ungeljeurem  (Erfolge  gefpielten  „^üuberfiöte"  beiiDoIjnte. 
(Er  war  6er  Qocf^eitsfeier  ferngeblieben,  un6  man  erwartete,  6af  er  je^  6ie  prinsefftnnen 
in  Sansfouci  befuc^en  wtvbe,  6ie  6aruber  in  nidjt  geringe  Hufregung  gerieten.  Sie  mn^Un, 
6af  er  bei  6em  König  in  llngna6e  wax,  6effen  politifc^e  Sichtung  6er  unentu>egte  ^ransofen^« 
freun6  mit  beifen6en  Sarfasmen  fritifierte.  HHe  foüten  fie  iljn  empfangen,  wenn  er  fie 
befuc^te;  06er  n>ie  n>är6e  es  n>er6en,  wenn  fie  gar  5U  einem  (ßegenbefuc^e  genötigt  tparen? 
gur  grofen  Beruljigung  6er  prinjefftnnen  reifte  je6oc^  P«w$  ^einric^  baI6  mie6er  nac^ 
Kljeinsberg  jururf,  oljne  nadj  Pots6am  5U  fommen,  ja  o^ne  feine  eigene  (ßema^Iin  in 
Berlin  $u  fe^en* 

(Ein  an6erer  Porfaü,  6er  fie  in  Unru^  perfel^te,  tpar  6as  Hbleben  iljres  ©nfels, 
6es  regieren6en  ^ersogs  oon  2necfIenburg«=StreIil^,  „Dörc^Iauc^tings",  6as  am  2.'^nnx  {7^^ 
eintrat  3"  ^^  (ßlflchpunfdjfc^reiben  an  6en  Dater,  6er  nun  $ur  Regierung  in  Heuftreli^ 
berufen  mnvbt,  meinte  Cuife,  ,,er  XDtxbt  je^  feinen  IDunfc^,  (ßutes  ju  tun,  piel  meljr 
befrie6igen  fönnen  als  bbl^er;  ol^ne  6as  mac^  6as  Regieren  nic^t  fel^r  glficflic^,  6enn 
es  fei  6odj  eine  fc^ipere  £aft."  Die  Prin5effinnen  litten  gern  6en  Dater  in  Heuftreli^ 
befuc^t,  aber  ol^ne  aus6rätflic^e  (Erlaubnis  6es  Königs  nxigten  fie  es  um  fo  weniger, 
als  fte  bei  6er  ^aljrt  nac^  Heuftreli^  woljl  auc^  Heinsberg  ^tten  berüljren  muffen. 
Die  (Ermächtigung  6es  Königs  traf  fc^lieglic^  aus  Polen  ein,  aber  nadi  üielfältigen 
Sögerungen  fo  perfpdtct,  6af  ^er$og  Karl  inswifc^en  Heuftrelil^  wxcbtt  perlaffen  Ijatte  un6 
6ie  Seife  unterbleiben  mufte. 

So  begnügten  fidj  6ie  prinjefftnnen  meift  mit  Spajiergängen  in  6em  ZZeuen  ©arten, 
nadj  6em  ^apanx^ditn  Palais,  nadi  6er  „©rotte",  wo  fie  oft  5U  2tben6  fpeiften,  un6  befon6ers 
in  Sansfouci  felbft.  Dem  Sdfaittn  6es  ©rofen  Königs,  6en  6ie  bewun6em6e  (Erinnerung 
6er  Hac^welt  intmer  in  6en  2(lleen  feines  Parfes  fud^n  un6  fin6en  wir6,  ift  Kronprinjefftn 
Cuife  nie  begegnet;  nie  erfdjeint  fein  Hame  in  iljren  Briefen.  Die  Dergangenljeit  6es  Staates, 
in  6en  i^r  Sd?icffal  fie  gcfüljri,  ift  i^r  nodj  nidjt  leben6ig  gewor6en;  fte  lebt  nur  6er 
©egenwart  un6  einer  ^ufunft,  in  6er  fte  wie6er  mit  6em  ©atten  pereint  fein  wir6,  dner 
^ufunft  piellcicbt  ju  6reien.  Iln6  wenn  fte  Husflüge  mad^t  in  6ie  weitere  llmgegen6 
Pots6ams,  etwa  na*  6em  „Kaninc^niper6er^  —  6er  fpater  fo  geliebten  Pfaueninfe^  — 


fo  ge^t  mit  iljr  immer  6ic  (Erinnerung  an  6ie  Stunöen,  6te  fte  bort  mit  6em  (ßatten  in 
glücflic^eren  tZa^m  perlebt  Ijot.  Seljr  Ijübfdj  Ijat  Cuife  Mefen  (Empfinöungen  Husferucf 
gegeben  in  6er  Schilderung  eines  Ztusfluges  nad)  Berlin,  n>obei  fie  Me  (Einridjtung  in  i^rem 
Palais  für  Me  ertDartete  ^amilie  befidjligte.  Sie  fdjreibt  öarfiber  6em  Kronprinjen  am 
6.3uli:  „(ßeftem  Ijabe  xdf  boxt  eine  Stunöe  gefdjiafen.  Denfe  nur,  idj  Ijatte  6as  Dergnügen, 
öasfelbe  Kiffen  nodj  5u  finöen,  auf  6em  Du  gefc^Iafen  Ijatteft,  un6  xdf  ^abe  meinen  Kopf 
karaufgelegt  un6  6a  rec^t  frieMic^  geruljt,  aber  nxdft  auf  6em  JSettc,  bas  liättt  midj 
5u  feljr  gerflijrt,  fonöem  auf  6em  €anapi.  3^  ^^^  öes^alb  auc^  nic^t  in  Deine  gimmer 
{heruntergegangen,  n>o  wir  nodi  in  6en  legten  (Tagen  fo  glutflic^  waren;  aber  ic^  I^abe 
mic^  Dor  6en  Sc^reibtifc^  gefegt,  6en  idf  Deiner  (ßüte  ©eröanfe,  un6  ic^  Ijabe  Me  Sol&aten 
un6  Me  ©fpsiere  betrachtet,  Me  Du  gemalt  Ijaft,  Deine  un6  meine,  un6  xdi  I^be  mic^  redjt 
lebi^aft  öaran  erinnert,  wo  6er  eine  un6  6er  an6ere  gemalt  mur6e.  (£s  gibt  Brauns^ar6ter 
un6  Darmftä6ter  6arunter,  einige  in  meinem  eigenen  ^i^^^^^  gemalt,  an6ere  in  6en  ^xmmttn 
(ßrofmamas.  (Einige  ftn6  auc^  in  ZlTarienbom  entftan6en,  in  6em  rei5en6en  ^agebufc^,  wo 
wir  6en  angenel^men  Hac^mittag  perlebten,  6er  etwas  I^eif  war,  aber  wo  wir  bodi  fo  gluctlic^ 
un6  5ufrie6en  waren,  IDie  fysbexx  ftc^  6ie  ^dkxx  feit6em  geän6ertl  Der  arme  Söjad  lebte 
noc^,  6er  6ie  (ßrofmama  befc^äftigte,  6amit  fte  uns  mit  i^ren  (Referierten  un6  i^ren  fo 
geiftPoUen  Bemerfungen  in  Su^e  lief.  Denn  ^ätte  man  fie  gewähren  laffen,  fo  Ij^tten  wir 
feinen  ruhigen  2(ugenblitf  gehabt,  un6  ic^  glaube,  fte  ^^te  lieber  gefe^en,  6af  Du  i^r  6en 
^of  madjteft  als  mir"  .  • . 

3n  Pots6am  felbft  Ijaben  6ie  prinsefftnnen  auc^  axx  f leinen  ^eftlic^feiten  teilgenommen, 
fo  im  tDaifen^aufe,  wo  fte  Prämien  perteilten,  un6  am  Sc^ü^nfefte,  wo  6ie  Kronprinsefftn 
pon  6er  <ßiI6e  5ur  Königin  gefc^offen  wur6e,  fo  6af  fte  ftc^  mit  einem  grof  en  <ßeI6gefcrenf 
losfaufen  mufte,  fc^weren  ^ersens,  6enn  i^re  Kaffe  war  fc^on  6urcr  Unterftü^ungen  an 
2trme  übermafig  in  ilnfpruc^  genommen.  „Die  allerliebfte  un6  piel  geliebte  S<rü^engiI6e," 
fo  fc^relbt  Cuife  6arüber,  „fjat  fxdf  fc^on  5um  sweiten  JTlal  6ie  (E^J^e  ausgebeten,  uns  bei 
ftcT  SU  f^r^/  ntit  6em  angenehmen  ^ufa^,  6af  fie  Ifäüm  ein  ^elt  auffc^Iagen  laffen  un6 
5wei  5cril6wacren  6apor  geftellt,  6amit  wir  nic^t  Pon  6em  Pöbel  belaftigt  wur6en,  Ratten 
allerran6  (Eis  un6  Kuchen  bacfen  laffen,  un6  freueten  ftc^  tfidilxdf  uns  su  feljen.  IDos  bleibt 
uns  alfo  übrig?  IPir  mäffen,  wollen  wir  o6er  wollen  wir  nic^t,  uns  fc^moren  laffen  un6 
pielleic^t  gar  toll  wer6en,  um  6ie  (E^te  $u  tjaben,  6en  Bürgern  6ie  Cour  5U  madjen." 

^umorpolle  2(euferttngen,  wie  Mefe,  begegnen  nur  feiten  einmal  in  6en  sa^lreic^en 
Schreiben  6er  Kronprinsefftn  aus  6iefem  Sommer.  Der  (ßrun6ton  6er  Briefe  ift  pielme^r 
emft,    suipeilen    we^müttg    un6    felbft    traurig.     3"^"^^^^   um6üftert   6as   (Befühl   ratlofer 

65 


Dcrcinfaniung  Cuifcns  fonft  fo  fonntges  IDcfcn.  Unb  ob  ftc  an  Vakv  nnb  Bruöcr  fc^rcibt^ 
oöer  an  Mc  (ßrofntuttcr,  an  Pfarrer  Ctc^tl^mmer  o5cr  an  ^räulcin  von  (ßtfitcu,  —  iljr 
Ccmalfl,  feine  Ciebe  un6  feine  ©üte  bilöen  6en  ^auptinljalt  i^rcr  Briefe,  »ie  er  je^  audj 
il?r  (ßefül^lsleben  gan^  bcl^errfd^t  un6  ausfüllt  So  I^eift  es  5ur  (ßrogmama:  „Vn  glaubft 
nic^t,  mk  öicfer  (Engel  midi  glürflic^  gemacht  Ifat,  xxnt  aufmerffam  er  für  nüc^  »ar." 
Dem  ©cifllic^cn;  6em  fte  iljre  (Ccilnaljme  bei  einer  (Erfranfung  ausfpric^t:  „Sie  iperöen 
ntic^  gcn>if  red^t  fel^r  beöauert  ^aben  bei  6er  fc^recf  liefen  (Trennung  pon  meinem  ZTTann  • .  • 
Be6cnfe  Sie  aber  nur  öiefen  einsigen  ©eöanfen,  ba^  er  midj  unter  lauter  fremöe  Ceute 
Surürflief;  6ie  ic^  nidjt  fenne,  mit  öercn  C^arafter  un6  Perbinöungen  ic^  cbenfo  njenig 
befannt  bin,  als  6ie  Hbfic^ten,  tt)o6urdj  fie  ^n6eln*  Kein  ^reunö,  fein  Hatgcber  ^be  idf, 
idi  bin  gans  perlaffen."  Unb  6em  ^räulein  Pon  (ßc'Iieu:  „3n  2(IIem  ift  meine  Seele  nic^t 
mcljt  fo  l^eiter  wie  einft,  6as  ift  freiließ  natürlich/  w^nn  man  bas  Unglütf  fjat,  von  feinem 
2nanne  getrennt  5U  fein,  6en  man  anbetet  un6  6er  unfer  ganjes  (Bind  ausmad^t.  Dann 
perläft  uns  6er  ausgclaffene  Uebennut  un6  man  ifai  oft  redjt  melandjolifdje  2tugcnblicfe. 
3I?re  IDünfc^e  un6  3^re  ©ebete,  meine  liebe  ^reun6in,  ftn6  pöllig  erijört.  Denn  idf  bin 
6ie  glücf Keifte  6er  grauen,  mein  ZTIann  mac^t  mic^  gan5  glücflic^,  er  ift  fo  gut,  xdi  Ijaht 
fo  piel  llrfad^e,  xl}n  5U  lieben  un6  5U  fc^ä^n,  6af  xdi  woljl  mit  ^uperficbt  nur  fd^meic^eln 
6arf,  6af  mein  (Bind  wirb  6auer^aft  fein,  6a  es  auf  6er  feften  <ßrun6lage  6er  2(cbtung 
un6  6er  ^reun6fdjaft  ruijt" .  • . 

Scljnfuc^t  un6  IDe^mut  ift  por  allem  auc^  6er  (Btunbton  6er  Briefe  an  6en  Kron^^ 
prinsen  fclbft;  erfüllt  un6  befeclt  Pon  reinfter  un6  ec^tefter  (ßattenliebe,  fpiegeln  fte  6en  gansen 
llmfcl)n7ung  nnc6er,  6er  fxdf  in  Cuife  pollsogen  i^t.  Sie  ftn6  wie  ein  Sd^rei  6er  Sel^nfud^t 
6cs  IDcibes  nadj  6em  ZTTanne,  6em  fie  fic^  gans  gegeben,  6er  in  einer  frem6en  IDelt,  5U 
einem  neuen  Ccben,  iljr  Stab  un6  iljr  Jü^rer  genx>r6en  ift;  nadj  6em  Ulanne,  in  6effen 
J^an6en  iljr  (Bind  ruijt.  —  2tus  6er  Julie  6er  pon  foldjen  Stimmungen  6urc^6rungenen  Briefe 
wollen  wir  wenigftens  einige  2(us5Üge  I^ier  mitteilen,  uit6  5war  E^auptfäc^lid;  6eutfc^  gefd^riebene 
2leuferungen,  6ie  immer  6ie  (Empfin6ungen  Cuifcns  am  poUften  un6  reinften  wic6ergeben. 

Sdjon  am  2\.  IXlax  fdjreibt  fie  6em  (ßemal^l:  „Bei  allem,  was  Dir  teuer  ift,  fc^reibe 
mir  oft,  6as  ift  6as  cinsige  Vergnügen,  6as  mir  in  meiner  I?ereinfamung  bleibt,  6as 
einsige,  wobei  mein  f)erj  nodj  etwas  Jrcu6c  cmpfin6ct.  Denn  ic^  perfidjerc  Dic^,  6ag 
idj  feit  Deiner  2lbreife  faum  fenne,  was  man  Jreu6e,  l}eiterfeit,  Cadjen  nennt  • . .  2Uein 
l7cr$  ift  fo  traurig,  6a0  ic^  fein  an6eres  Dergnügen  Ijabe,  als  in  meinem  gi^^^'^  $"  bleiben 
06er  im  ©arten  fpasieren  5U  geljen  06er  6ie  le^te  Spasierfaljrt  in  6em  Ijübfc^en  Weinen 
<ßelj5l5   5u   wie6erlj<"'^n,   6ie  id»  mit  Dir  aem^idjt  ^be.     2tm  Sonntag  war  idj  in  6e»' 


Cafel  7 


Kronprin$cffm  Cuifc  un6  i^rc  Sdjiocftcr  ^ricöcrifc  befransen  Me  Büftc  liöni^  ^rieörich  IDil^elms  II. 

(Del^emälbt  von  Wtii^di,  ^795 


Kirdje  un6  beim  2tnbltcf  6es  Sdjloffes  floffcn  meine  tEränen.  Tldj,  grof er  (Soü,  wxt  glucflic^ 
xvat  xdi  bort,  ja,  xdi  fdjtoöre  Dir,  6ort  Ijabe  xdi  6ie  glücflidjfte  ^At  meines  qarxyn  Cebens 
vttbvadit,  ©Ott  IoI?n'  es  Dir,  Du  ^reunö  meiner  Seele/'  Unb  einige  tEage  fpäter:  „tEaufenö 
Danf,  Heber  guter  Znann,  für  alles  £iebe,  was  Du  mir  fagft,  es  toirö  meinem  fersen 
öobel  fo  toe^  un6  fo  tpoljl,  un6  [xdi]  lefe  6ie  liebepoUen  Stellen  nodj  piel  öfter  bixvdi,  als 
alles  anöere»  (Engelsfinö,  xdi  liebe  Didj  audj  über  alle  2Tlafen  un6  erinnere  midj  mit 
taufenö  ^reuöen  aller  6er  glücf lidjen  ^exUrx,  6ie  xdj  mit  Dir  öurdjlebt  Ijabe.  IDenn  ic^  nur 
einmal  6as  (Rlüd  Ijätte,  red^t  lebl^aft  von  Dir  5U  träumen,  allein  bas  (Rlüd  ift  mir  noc^ 
nic^t  5U  tEeil  genx>r6en»  Des  Cages  befdjäftige  xdi  midi  aber  öefto  meljr  mit  Dir,  6enn  idj 
fann  mit  IDa^r^eit  fagen,  6af  xdj  u>oIjl  nic^t  eine  ^albe  2?iertelftun6e  subringe,  o^ne  an  Vidi, 
lieber  ^reunö,  5U  öenfen»  TXodj  taufenö  Danf,  Cieber,  für  alle  Ciebe,  6ie  Du  mir  wxebtt 
betoeifeft  in  Deinem  legten  Brief,  un6  ne^me  öafür  6ie  fefte  Perftdjerung  von  meiner  reinen 
ungefünftelten  un6  etoig  öauemöen  Ciebe,  mit  6er  idj  leben  un6  fterben  toeröe^' ....  Unb 
nadi  (Empfang  von  Briefen  6es  (Raum:  „3dj  fjabt  mir  nodf  einmal  uxis  $u  gute  getan 
un6  Deine  beiöen  le^en  Briefe  öurd^gelefen.  Du  bift  bodi  fo  särtlid^  un6  gut,  adj  xdi  möchte 
Vidi  füffen  por  Danfbarfeit,  »enn  ic^  nur  Knnte,  Du  bift  »aljr^aftig  ein  (Engel  gegen 
mic^,  un6  Du  n^irft  gen^if  fe^en,  6af  idj  alles  ann^enöen  n>er6e,  um  immer  me^r  Deine 
Ciebe  un6  ©üte  5U  gennnnen  un6  5U  peröienen»  Wmn  Du  nur  u?ie6er  6a  bift  bis  5U  meinen 
XDodjen,  ic^  »ünfdje  es  gar  $u  feljr,  öamit  Du  mir  buvdj  Deine  liebe  ©egenunirt  beijie^n 
(annft  in  6en  großen  un6  fd^recf liefen  Sc^mersen,  6ie  mid^  enparten.  (Bern  mill  idj  bann 
leiöen,  uxis  nur  ein  iTTenfdj  leiöen  fann,  »enn  idj  nur  bann  andi  6ie  Belohnung  ^e. 
Vidi  bei  mir  5U  ^en"  ♦  ♦ . . 

2tm  \.3"Ii  beginnt  Cuife  6en  Brief  an  6en  (Satten:  „^dj  fann  meinen  ZTTonat,  lieber 
un6  geliebter  ^reunö,  nic^t  beffer  anfangen,  als  infcem  idi  Dir  meine  erften  (SebanUn 
nriöme*  3^^^^  ^If^  "^^  getrennt  pon  Dir  muf  idj  öiefe  3\  tEage  pcrleben,  immer  Dic^ 
in  (Befahren  »iffenö,  o^ne  iljnen  porbeugen  oöer  Deine  Perörieflidjfeiten  linöem  5U 
fSnnen  *  • .  Du  mein  teurer  un6  särtlid^  geliebter  ^reunö.  Du  bift  6er  Quell  fo  pielen 
(ßlücfs  für  mic^.  Du  bift  aber  audj  6er  Quell  pieler  tEränen.  3^  ^änge  fo  gan$  mit 
£eib  un6  Seele  an  Dir,  es  ift  mir  nichts  fo  teuer  un6  lieb  »ie  Du,  6esfalls  muf  idj  aber 
audj  redjt  lei6en,  6a  ic^  alle  mein  (Riad  in  Dir  fe^e,  6er  Du  fo  »eit  pon  mir  bift  . . . 
(ßott  beuHi^re  IKc^  un6  fc^ü^  un6  fegne  Vidi,  bas  [ftn6]  6ie  nni^ren  un6  innigen  IDünfc^ 
^  Deiner  treuen  ängftlidjen  Cuife.   ffäü'  idf  Vidi  bodj  nur  bal6  tpie6er  bei  nur,  fonp  ift  bodf 

j  fein  »a^res  (ßlücf  bei  mir,  6cnn  Du  »eifft  es  aus  allen  meinen  Briefen,  Du  bip  6oc^ 

l  allein  mein  (ßlücf  un6  meine  ^reu6e.    Dies  ift  tpas  Jtltes,  lieber  ^reun6,  nidjt  walft? 

5 

65 


aber  eine  glücfli^  IDa^r^cit,  n>opor  xxnv  (ßott  ntc^t  genug  ionfen  fSnnen»  Die  Perjtc^erung^ 
öaf  Du  mit  Deinem  lieben  ^rauc^en  $ufrie6en  bift,  mac^t  es  unenöttc^  glücflidj,  un6  idi  ^offe, 
6af  es  immer  fo  bleiben  »irö,  »enigftens,  ic^  fc^n>6re  es  Dir  $u,  fyxU  xdf  We  beften 
2tbftdjten  von  öer  VOdi,  alles  5U  tun,  n>as  Dic^  glücflic^  un6  sufrieöcn  machen  fann." 
IDenige  (Tage  fpäter,  nad^  einem  Befuc^e  6er  (ßrotte  im  Heuen  (Barten,  n>obei  alle  frS^Iic^ 
UHiren,  fie  allein  fd^ujermutig,  fdjreibt  Cuifc:  „3^  träumte  mir  alle  6ie  glücf liefen  Reiten 
6er  Pergangenljeit,  alle  6as  Unglficf,  n>as  uns  nodi  in  6er  ^utnn^  perfdjieiert  liegt,  un6  nnir 
fo  traurig  un6  fo  5um  XDcinen  geftimmt,  6af  ic^  alle  TXHÜft  fyxüz,  meine  Cränen  $urflcfi» 
5u^alten.  Die  21ugenblicfe,  6ie  idi  mit  Dir  in  6er  (ßrotte  subrac^te,  un6  maren  es  gleich 
nur  21ugenblicfc,  fo  maren  fie  bodf  gläcflic^,  un6  je^t,  adjl  nrie  perfc^ie6en  ift  nic^t  2Iües, 
6enn  überall  entbeljre  xdi  Vidf,  lieber,  guter  2Tlann." 

3n$nnfdjen  wav  6er  Kronprins  mit  6em  König,  nac^  längcrem  2tufentljalt  in  Pofcn, 
6en  6ie  Unfertigfeit  6er  Hüpungen  perurfac^te,  en6Iidj  2tnfang  3wni  über  Crebni^  un6 
£5enftodfau  in  Polen  eingerücft,  nx)  fie  fic^  mit  6en  prcufifc^en  ^tup\Kn  unter  ^aprat  in 
IDoIa,  einige  2TleiIen  n6r6Iic^  pon  Krafau,  pereinigten»  (E^e  es  aber  $u  einem  3ufamnten=» 
j!of  mit  6cr  unter  Kosciussfo  perfammelten  polnifc^en  3«furref tion  fam,  entfernte  6er  König 
6en  Kronprin$en  pon  6er  Qauptarmee,  in6em  er  i^m  mit  6rei  Bataillonen  3"!^"^^^^  ^^^ 
einigen  ScIjipa6ronen  KapaUerie  eine  Diperfton  nac^  6em  22  JTleilen  nor6Iic^  gelegenen 
Petrifau  auftrug,  angeblich  ,,um  6em  ^ein6e  auf  feiner  rechten  ^lanfe  un6  im  Sücfcn 
3aIoufie  $u  geben''  un6  eintreten6enfaUs  6effen  Hücfsug  nac^  IDarfc^u  5U  be6roIjcn.  Der 
Kronprins  machte  pergeblic^  Porpellungen  gegen  6iefe  (Entfernung  pon  6er  f^uptamtee, 
gera6e  in  6em  2tugenblicfe,  n>o  ein  emft^fter  Kampf  beporftan6;  er  fdjrieb  6em  König, 
es  fei  i^m  äuferft  fdjmerslic^,  pon  allen  „brillanten  Vorfällen"  ausgefc^Ioffcn  $u  u?er6en, 
ipäljren6  fein  einsiger  IDunfc^  6aljinge^,  fidj  unter  6er  ^ü^rung  6es  Königs  felbft  „immer 
me^r  5U  belehren  un6  feine  Kenntniffe  $u  enpeitem".  Der  König  fudjte  i^n  5U  beruhigen, 
er  enpi6erte  i^m  eigen^än6ig:  „ein  Detad^ement  5U  fuhren,  ift  alleseit  ein  ^eidjen  pon 
Zutrauen  un6  eine  Diftinftion  un6  piel  inftruftiper  als  fo  beim  grogen  Klumpen  $u  bleiben". 
Xladf  Berlin  aber  fdjrieb  er,  er  Ifobc  feinen  So^n  abfic^tlic^  entfernt,  ipeil  er  6em  £an6e 
für  6ic  (Er^ltung  6es  tn?ronerben  perantiportlidj  fei;  für  fic^  fei  er  nur  fidj  felbft  per* 
antnx>rllic^,  6arum  bleibe  er.  XDä^ren6  alfo  am  9.  3uni  6as  für  6ie  Preugen  fiegreic^e 
(Treffen  bei  Hatpfa  gefd^lagen  un6  Prins  Couis,  6er  an  6er  Spi^  feiner  Dragoner  mit 
6em  Säbel  in  6er  ^auft  einge^uen  Ijatte,  pom  König  $um  (ßeneralmajor  beför6crt  u>ur6e, 
ftan6  6er  Kronprin$  müfig  in  Petrifau,  ipo,  nne  er  fc^rieb,  er  meman6  jlörte  un6  nieman6 
i^n  jlörte.    Tiadf  mandje    (Dr6er<  un6  Konteror6ers  nnir6^  er  pon  6ort  tpeiter  tt^rkirWi 


nadf  towici  öirigiert,  wo  er  Säöpreugen  gegen  einen  etoatgen  (EinfaU  von  XDarfd^au  ^er 
öecfen  foUte,  6ann  aber  an  6ie  ^auptarmee  tpteöer  ^erangesogen,  mit  6er  er  fidj  am  9*3^^ 
bei  Haöarsyn  pereinigte,  um  an  6er  Belagerung  IDarfc^aus  teil$une^men»  Der  König,  mit 
6em  er  je^t  n>ie6er  $ufammentraf,  beseigle  i^m  in  gnä6igen  XDorten  feine  poUe  3ufrie6enljeit» 

Der  Kronprin$  felbft  toat  »eit  entfernt,  mit  6em  ©ange  6es  ^eI6$uges  5ufrie6en  5U 
fein»  €r  u>ar  nidjt  blof  er$umt  6arüber,  xme  er  felbft  beifeite  gefdjoben  tpur6e,  fo  6af  er 
wolfl  meinte,  u>enn  6er  König  i^n  5U  nichts  ®r6entlic^em  gebrauchen  n>oIIe,  fo  foUe  man 
i^n  bodi  $u  ^aufe  laffen;  er  mißbilligte  auc^  6ie  preufifdje  Politif,  6ie  6en  Kampf  gegen 
^ranfreic^  im  XDejien  fortfe^te  un6  fidj  $ugleidj,  n>ie  er  meinte,  6urdj  Huflan6  5U  einem 
Ztngriffsfrieg  in  Polen  perleiten  lief,  tpa^ren6  man  ^ätte  in  6er  Defenjtpe  bleiben  f innen* 
(Rani  befon6ers  aber  perurteilte  er  6ie  Kriegfüljrung:  6ie  Sd^merfälligfeit  un6  Unsulänglidj* 
feit  6er  Haftungen,  6ie  i^m  „bejammem5njur6ig"  fc^ienen,  6ie  ipi6erfprudjspoIIe  Befe^Is^^ 
fü^rung,  6ie  6as  Spric^tport  beftätige,  6af  6ie  „Kriegsfunft  perän6erlic^  fei",  6ie  Unent^ 
fc^Ioffen^eit  un6  ^alb^eit  in  allen  2Tlafna^men»  ,,Hie,"  ruft  er  einmal  aus,  „nie  ^abe  ic^ 
einen  foldjen  ^eI6$ug  gefe^en."  Bemerfen  ipir  es  ipo^l:  6ie  €in6rücfe,  6ie  6er  Kronprin$ 
^79^  in  Polen  getpann,  me^r  felbft  als  6ie  (Erfahrungen  in  6en  S^einfel6$ügen  6er 
3a^re  ^792  un6  \7^3,  erflären  6ie  unerfdjütterlidje  ^rie6fertigfeit  6er  Politif  6es  fpateren 
Königs,  insbefon6ere  aber  feine  2Ibneigung  gegen  je6en  Koalitionsfrieg. 

Der  Perlauf  6er  Belagerung  pon  IDarfc^au,  6ie  2TRtte  3^^  \7^^  mit  ungenügen6en 
2TRtteln  $ögem6  unternommen,  fidj  ergebnislos  6urc^  6en  Sommer  ^infc^leppte,  fc^ien  alle 
fc^limmen  (Enpartungen  6es  Kronprinsen  $u  beftätigen*  Die  Cruppen  felbft  ivoav  enpiefen 
ftc^  immer  tpie6er  als  ipär6ige  Sölfnt  6er  Qel6en  6es  Siebenjährigen  Krieges.  Der  Krön« 
prin5  fann  6ie  ^ingeben6e  Capferfeit  nidjt  genug  rühmen,  6ie  fie  bei  6er  Crftürmung  einiger 
Sc^an$en  por  IDarfc^au,  am  28.  2tuguft,  befun6eten.  „XDir  UifaupMcn  en6lic^,"  fc^reibt  er 
6er  ©ema^lin,  „6as  6urc^  6ie  uner^e  un6  göttliche  Brapour  unferer  ausge$eic^neten  Cruppen 
eroberte  tCerroin  ....  €s  ipar  ein  m6r6erlidjes  ^euer,  un6  ipir  ^aben  graufam  piel  ZTTenfdjen 
perloren  un6  fe^r  piele  brape  rec^tfc^affene  ©fflsiers,  um  6ie  es  redjt  Sclja6e  ift  un6  6ie 
allgemein  be6auert  tper6en.  3^  '^^^  ^^^  perftc^em,  ic^  Ijabt  fo  etipas  noc^  nid^t  gefe^n. 
Die  Blefperten  famen  immer  ^ufenipeife  $urücf ....  Der  TXnblxd  voax  erfc^recflic^  un6 
man  mufte  o^ne  (Empfln6ung  fein,  um  6iefes  mit  ©leidjgültigfeit  an$ufe^en.  3^  fonnte 
es  nic^t  un6  6ie  (T^rdnen  fian6en  mir  un6  mehreren  in  6en  2tugen,  folc^  ^errlidjes  brapes 
unper6roffenes  i^rem  Könige  un6  i^ren  ®ffl$iers  fo  sugetanes  Polf  fo  aufopfern  5U  fe^, 
o^ne  6as  geringfle  ZHurren,  pielme^  6ie  auffallen6ften  2Ieugerungen  Pon  2Ittac^ement  un6 
Ciebe  für  6en  König  Pon  perf(^e6enen  fc^iper  blefperten  un6  jämmerlich  jugeric^teten  Ceuten 

67 


äufem  $u  Ifötm.  Hein,  gctoif ,  tc^  pcrgcffe  es  nie,  ic^  ^e  in  meinem  ttbtn  nodi  feine 
rü^renfcere  Sjene  erlebt"  ♦  ♦ .  ♦ 

Was  ^If  6ie  (Eapferfeit  von  Solöaten  un6  ©ffijieren  gegenüber  öer  lln$ulanglic^feit 
6es  0berbefcl;ls?  (Es  mangelte  an  Selagerungsgefc^ä^,  un6  6ann,  als  es  enölic^  auf 
öer  XDeid^fel  ^erbeigefd^afft  n>ar,  an  öer  paffenben  Znunition,  fo  6ag  öer  König  mit 
Strafen  gegen  öie  Hadjläfftgen  öasnnfdjenfu^r.  IDie  »enig  entfprac^  auc^  öiefer  ^elöjug 
»ieöcr  öen  (Enpartungen,  mit  öenen  er  im  ^rfl^ja^  ausgqogen  nnirl  Unter  öen  (Ent* 
bedrängen  in  öem  permüpeten  tanbe,  öem  ungefunöen  Klima  mit  feinem  rofdjen  ZDed^el 
von  ^i^e  unö  Kälte,  unter  öen  Perörief lidjfeiten  aller  2trt  litten  bas  freuölofe  (ßemflt  unö 
öie  o^ne^in  erfd^ätterte  (ßefunö^  öes  Königs,  unö  in  öem  2tnfc^n>eüen  feiner  Seine 
jeigtcn  ftc^  fdjon  öie  2tnfänge  öer  Kranfljeit,  öie  i^n  örci  3a^re  fpater  hinraffen  follte» 
€s  mag  öamit  sufammen^ngen,  öaf  er  öen  (Entfc^luf  $u  öem  Sturme  auf  IDarfdjau 
nic^t  f äffen  fonnte  unö  fic^  pielme^r  am  \.  September  für  2tuf^bung  öer  Belagerung  ent* 
fd^ieö,  öem  unrü^mlid^en  Häcfjuge  aus  öer  C^mpagne  einen  gleich  ru^mlofen  Häcfsug  aus 
Polen  ^insufügenö.  Der  Kronprinj  fdjreibt  hierüber  nodj  am  felbigen  (Eage:  „^eute  nnir 
^ierfelbft  eine  groge  Krifts,  in  öer  man  öen  ganjen  (Tag  bis  je^t  geblieben  ift,  ob  nrir  öen 
^cinö  morgen  pon  allen  Seiten  unö  mit  öer  gansen  Xfiadit  angreifen  foUten  oöer  nic^t. 
Die  ZTTanfteinfc^e  Partei  voax  für  bas  erfte.  Hun  n?aren  aber  alle  übrige  gutgefmnte 
ZTTenf^n  für  bas  le^te,  inöem  mir  öurc^  öen  Perlufi  pon  elf  Kähnen,  auf  öenen  inunitton 
^erangcfal^ren  n>eröen  foUte,  in  öie  gröfte  Perlegen^t  n>ären  gefe^  tDoröen,  unö  überöem 
öie  ganse  Sac^e  o^nmdglic^  auf  etnxis  Heelles  abgelaufen  tpdre  unö  uns  blof  piel  ZTtenfc^en 
gefoftct  ^ättc,  unö  wxv  am  €nöe  öoc^  ^en  ab$ie^en  muffen,  unö  pielleidjt  mit  Perluft 
unferes  Belagerungsgefc^ü|es.  Hun  fyit  öer  König  enölic^  öen  5n>ar  ^rten,  jeöoc^  meifen 
€ntfc^luf  gefaf t,  mit  öer  2trmee  abjumarfdjieren  unö  Sfiöpreugen  $u  öecf en,  öie  (Eonfeöerations 
neljnten  öafelbft  taglic^  über^nö,  unö  es  ip  öie  ^c^pe  geit,  öaf  nrir  fyxnb  über  ^er$  legen 
unö  öen  Hu^m  Ijicrfelbp  faljren  laffen  •  •  .  •  ZHan  fagt,  öer  König  u>are  gefonnen,  $ur  S^n* 
armce  5U  gc^en.  IDclc^cr  (Beöanfe.  ^  Ijoffe  er  fommt  nidjt  5ur  Seife  .  .  • ."  llnö  in  einer 
21ac^fdjrift  fügt  er  ^insu;  „Bifdjoffnwöer  Ijat  ^icbei  piel  (ßutes  geftiftet,  unö  ip  mit  einer 
pon  öenen,  öie  öem  König  öie  ganse  Sac^e  flar  unö  öeutlic^  öargeftellt  ^ben."  So  nnir 
es  in  öer  fZai:  Bifdjoffnwöer  Ijatte  über  ITTanftein  gepegt,  fein  €inPug  be^errfdjte  fortan 
öie  Politif  öer  legten  3a^re  König  ^rieöric^  IDil^lms  IL,  fo  entfdjeiöenö  ipie  frü^  öie 
öer  erpen  3a^re. 

Der  Kronprins,  ipie  wxv  fe^n,  billigte  öur^us  öie  Ztuft^ebung  öer  Belagerung 
IDarfdKius;  allei»  er  empfanö  öod^  anöerfeits  brennenö  öie  Sc^moc^  öiefes  lUMinn^.  unö 


Kronprtfiseffln  f  »ife 

0§\   t.M    A 


er  meinte  wolfl,  6af  6ie  Urheber,  6ie  öurdj  iljre  „fehlerhaften  unö  törichten  ZHafregeln" 
öiefe  Hteöerlage  perfdjulöet  Ijätten,  „por  Sdtfam  fterben  müften". 

3n  allen  öiefen  (Enttaufc^ungen  un6  Perörieflic^feiten  mar  un6  blieb  öem  Kron^ 
prin$en  ein  Croft;  6ie  Briefe  feiner  (ßema^Iin,  aus  öencn  ü?m  Cuifens  liebe  PerfSnIidjfeit 
lebenöig  un6  gegenwärtig  ^rportrat.  (£s  voav  ilim,  als  ft^  fte  bei  U;m  un6  plaudere 
mit  iljrer  lieblidjen  Stimme  un6  fc^aue  iljn  an  mit  6em  ,,freun6Iidjen  liebepoQen  Blicfe", 
6en  er  glücflidj  ipar  auf  einem  Bilöe  pon  iljr,  einem  (ßeburtstagsgefc^enf/  tpie6er$ufin6en* 
So  »enig  an  fidj  (ßefü^lsergüffe  in  feiner  Hatur  lagen,  fo  Ifoi  er  Cuifens  innige  Ciebes* 
beteuerungen  bodi  immer  mit  öerfelben  3""i9'^it  ertpiöert»  (Er  »ufte,  un6  er  fprac^  es 
aus,  6af  i^m  nur  Pon  iljr  6as  (ßlücf  fommen  fSnne.  „IDie  glücflic^  bin  ic^/'  fo  fc^reibt 
er  einmal,  ,,eine  ^rau  5u  ^en,  Me  mic^  fo  mit  2tufmerffamfeiten  un6  Sdrtlidjfeiten 
äber^uft.  (Bebe  6er  Qimmel,  6af  ic^  alles  pergelten  (ann,  tpie  Du  es  peröienft,  un6  6af 
xdf  halb  bas  eine  un6  einjige  ©lücf  ^e,  »ieöer  bei  Dir  5U  fein,  bei  2IQem,  was  xdi  liebe 
un6  anbete."  Da$tpifdjen  forgte  er  mit  ru^renöer  2tengftlic^feit  um  iljre  (ßefunö^it,  Me  in 
i^rem  ^uftanöe  öoppelte  Porflc^t  erforöere,  un6  in  (Erinnerung  an  i^re  (Efgen>o^n^eiten, 
ipamte  er  fie  bei  (Eintritt  6er  „lieben  (Ertoffeljeit"  por  Unregelmäfigfeiten. 

Kronprinsefpn  Cuife  in  Sansfouci  ipar  6em  Perlaufe  6es  polnifc^en  ^elö$uges  mit 
leb^fteftem  ^nkxc^t  gefolgt,  teilna^mspoU  für  6as  ©efc^icf  6es  (Satten,  6en  pe  tpieöcr  mit 
leic^tefter  Unter^ltungsleftäre  perforgte,  mä^renö  6er  König  pon  feiner  ^reunöin  Burfes 
unö  Dumouriejs  Schriften  erhielt,  unö  als  „gute  Patriotin  un6  gute  Preufin",  »ie  pe  pc^ 
einmal  nennt,  beforgt  um  6en  Hu^m  6er  preufifc^en  IDaffen»  Sie  ^tte  pc^  eine  Karte 
pon  Polen  befc^afft  unö  neben  bzn  5eI6$ugsbriefen  öes  Kronprinjen  las  pe  „mit  Sage", 
„ipas  an  XDunöer  gren$ete"  —  fo  fc^reibt  pe  6er  ©rofmutter  — ,  6ie  (ESInifc^e  S^tanQ. 
2tus  PoUem  fersen  teilte  pe  6ie  (Entrüpung  6es  Kronprinsen  Aber  feine  (Entfernung  pon 
6er  ^auptarmee  por  6em  tCreffen  pon  Saipfo^  „3^  Wn  »irflidj  ein  ipenig  ipüttfen6  un6 
mSd^te  6en  prägein,  6er  6iefen  6ummen  pian  gemacht  fyxt,  6er  ]u  nxdfts  nniit  als  Vidi  ]u 
ermü6en  un6  pon  6er  ^auptarmee  $u  entfernen  •  ♦  .  .  Du  bip  or6entIic^  abgefon6ert  Pon 
6er  gan$en  ZHenfc^^t  un6  bip  pergraben  hty  6ie  infamen  Polen»  (ßott  persei^e  mir  meine 
Sün6e,  aber  Ic^  tpeif  nic^t,  tpas  ic^  fc^reibe  noc^  tue  por  IDut,  6enn  fdjon  Dic^  betrübt 
un6  bdfe  5U  tpiffen,  ip  mir  fc^mers^ft,  aber  Deine  üble  Cage  6abei  mac^t  mid^  gans 
mürrifc^,  6oppeIt,  6a  ic^  aUe  (ßaUe  por  mic^  bellten  mug  un6  es  {einer  merfen  6arf,  fonp 
ipür6e  es  getpif  5U  Dero  Ifid^tm  IDiffen  fommen."  Sie  ^ielt  nichts  Pon  6er  2tIIian$  mit 
Huflan6,  6as  pteufen  bodf  nur  tper6e  „^ineinplumpen"  laffen,  un6  fc^  gans  tpie  6er 
Kronprins  auf  6ie  ptoilopgfeit  bei  6er  (Einleitung  un6  ^ü^rung  6es  ^eI6$uges  überhaupt. 

«9 


Kronprtn5eff!tt  £ntfe 

„IDir  fabelt  »enig  ©lucf  mit  unfern  Kriegen/'  ,,3mmcr/'  fo  fdjreibt  fie,  ,,tmnier  »irö 
alles,  um  es  6urd^5ufe^en,  leidet,  qflx^^i  leidet  porseflellt,  (^en  voxxs  6ann  erlangt  fo  nehmen 
mir  alles  auf  6er  leichten  2tc^fel,  fibereilen  uns,  un6  foU  es  6ann  auf  etn>as  0r6entlic^es 
hinausgehen,  ja,  öann  fi^en  mir  in  6er  Bre6ouiIIe,  ^ben  pome  un6  hinten  nichts  un6 
geben  uns  immer  ein  grof  es  Hi6icul/'  Die  Cangfamfeiten  insbefon6ere  bei  6er  Belagerung 
IDarfd^aus  empörten  fie:  „es  ift  ma^r^ftig  um  6ie  Sc^mar^egelbefuc^t  ]u  belommen/' 
Heber  Bifdjoffu)er6er  un6  2Tlanftein,  mit  6eren  (ßattinnen  fie  Ijaufig  perfe^rtc,  urteilt  fie 
einmal:  „3^  möchte  »a^rlidj  X?erftan6  genug  befi^en,  um  2Tlanflein  un6  Bifdjoffn>er6er 
gans  aus  6em  5un6amente  5u  fcnnen,  6enn  6ies  tut  un6  fann  fein  2Tlenfc^*  33al6  glaubt 
man,  6er  (Eine,  bal6,  6cr  2In6ere  fei  beffer,  6abei  bleibt  es  un6  »eiter  fann  nieman6  nidjts 
fagen"  •  .  .  •  2Tlit  6em  Kronprin$en  teilte  fie  6ie  Benjun6erung  ffir  6ie  Eingebung  6er 
(Truppen*  Der  Bcridjt  über  6en  Sturm  pom  28.  2Iuguft  rührte  fie  $u  (Eräncn.  Sie  eilte, 
u>enigftens  6urc^  Sc^arpie$upfen  mit  iljrer  Sdjipefter  5ur  £in6erung  6er  £ei6en  6er  2?er^ 
n>un6eten  ettpas  bei5utragen  un6  fc^rieb  il^rem  (ßatten,  6em  ffinftigen  Könige  pon  Preugen: 
„IDas  ftn6  6oc^  unfere  gute  Preufen  pere^rungstpur6ig  un6  nne  glficflic^  ift  es,  Qerr  un6 
König  folc^er  braper  bie6erer  2Henfdjen  $u  fein  ....  Die  Prcufen  n>er6en  6oc^  immer 
i^ren  alten  Hamen  bellten"  .... 

Sie  Ijatte  fidj  in$u?ifc^en  me^r  un6  me^r  in  6en  (ße6anfen  gefun6en,  6er  fie  $uerp 
am  meiften  befümmert  I^e,  6af  fie  iljre  XDodjen  noc^  por  6er  Hücffe^r  i^res  ^<x\Xtx\.  aus 
Polen  iper6e  ^Iten  muffen.  3^r  <ßefun6^eits5uftan6,  6er  <}Xi\ox^q^  menig  günftig  gemefen 
n>ar,  I^atte  ftc^  allmäl^lic^  gebeffert  un6  i^re  Stimmung  ftc^  gehoben.  2tm  5.  2tuguft  fonnte 
fic  mit  iljren  £)offtaaten  un6  mit  6en  ®ffl$ieren  6es  fronprinslidjen  Regimentes  6en  (ßeburtstag 
i^res  ©ema^ls  fröljlidj  feiern,  un6  6ie  2Infunft  6es  X?aters  pollen6s,  6er  fie  2Infang  September 
für  einige  Cage  befudjte  —  ,/gfitig,  $ärtlic^,  anbetungsn>ür6ig  nrie  immer"  —  bradjte  i^re 
fröljlidje  Caune  ipie6er.  Sie  freute  fic^  unen6lidj  6arauf,  „bal6  2Tlama  $u  njer6en".  Hur 
6ie  itusfic^t,  „in  6em  fdjrecflic^en  großen  Berlin"  allein  un6  pereinfamt  iljre  IDodfen  $u 
Ijalten,  beunruhigte  fie  noc^  feljr.  Da  erhielt  fie,  am  \2.  September,  6ie  uberrafc^en6e 
Hac^ric^t,  6af  6er  Kronprins  in  tpenigen  (Tagen  nrie6er  bei  i^r  fein  n>er6e. 

€s  nxir  6er  König,  6em  fie  6ies  (ßlucf  per6anfte.  (Er  \{oS\z  am  6.  September  6ie 
Belagerung  Pon  IDarfc^au  auf  geloben  un6  fic^  mit  feinen  (Truppen,  unperfolgt  pon 
Kosciussfo,  langfam  in  fä6n>eftli^r  Sichtung  x^ai^  Sä6preugen  surficf gesogen.  (Er  felbft 
reifte  6ann  nac^  Breslau;  er  ax>llte  es  permei6en  ]u  feinem  (Beburtstage,  6em  25.  September, 
in  Berlin  5U  fein,  un6  6ac^te  felbfl  nne6er  6aran,  an  6en  H^n  5U  ge^;  feinen  Söhnen 
aber  gemattete  er,  nac^  Berlin  5U  eilen,  um  i^ren  grauen  in  i^rer  fc^tperen  Stu«*^  n^'*^ 


5U  fein.  Hidjls  gibt  ein  gelleres  BiI6  von  6er  innigen  Cebensgemeinfc^aft,  u>ie  fte  $n>tfc^en 
öem  Kronprinsen  un6  Cuife  je^t  fidj  IjerausgeHIÖet  Ijotte,  als  6ie  Briefe,  6ie  fte  bei  öiefer 
TXadindit  miteinanöer  iDedjfelten» 

Der  Kronprins  fc^rieb  am  7.  September  (fran$öfifc^):  „Hun  pa^  einmal  auf,  n>as 
xdi  Dir  je^t  fagen  iperöe*  Sage  mir  $unäc^ft,  engel^fte  Cuife,  »üröeft  Du  Dic^  woifl  fe^r 
erfdjrecfen  bei  6er  unenDarteten  (Erfdjeinung  eines  gemiffen  3^^^"^/  ^^^  ^^^  "i^*  gleidj* 
gültig  ift,  un6  6er  von  redjt  »eitler  fäme?  XDür6e  Dir  6iefe  Ueberrafc^ung  nidjt  unangenehm 
fein,  un6  genügt  es  woiil,  wenn  xdf  Dir  fagte,  Didj  auf  eine  folc^e  (Erfc^einung  porsubereiten, 
6ie  piellcic^t  gegen  €n6e  6iefes  2Honats  un6  pieUeic^t  felbft  nodf  frü^r  eintreten  Knnte?  Hun, 
u?as  meinft  Du  6a$u?  2tljnt  Dein  ^ers  woljl,  um  u?en  es  pc^  6abei  ^an6elt,  un6  fannft  Du 
Dir  6estt)egen  6ie  ^reu6e  6effen  porftellen,  6en  6iefes  ©lücf  enpartet?  2IIIes  u?as  idj  Dir 
fagen  fann,  ift,  6af  6iefer  gemiffe  3^^^"^  f^P  teil  por  ^reu6e  ift,  o^ne  es  je6oc^  $u  fe^r 
merf en  $u  laffen,  6enn  es  ift,  glaube  idj,  nic^t  angemeffen,  $u  piel  £ärm  6arfiber  5U  madjen* 
^öre,  6er  Konig  Ifat  midi  geftem  rufen  laffen  un6  mir  6iefe  Hac^ric^t  gegeben,  sugleic^ 
aber  gefagt,  6af  xdf  £uc^  6arauf  porbereiten  mSd^te,  6amit  in  (Eurem  gegenwärtigen  ^uftan6 
6ie  Hac^ric^t  (Sudf  nxdft  meljr  fc^a6e  als  erfreue»  €r  fjat  uns  befoljlen  —  6enn,  n>ie  Du 
Dir  natürlich  6enfen  fannft,  Ijan6elt  es  fxdj  Ijier  immer  noc^  um  einen  5njeiten  3^Tnan6  — 
poraufsureifen;  er  mer6e  uns  baI6  folgen  *  •  *  •  IDa^r^aftig,  ic^  perfic^ere  Did^,  ic^  bin  6er 
glücf lidjfte  ZITenfc^  pon  6er  XDAt  XDelc^e  2tusfic^t  für  midj,  6ie  naije  Hoffnung  $u  ^aben  Dic^ 
njie6er5ufe^en,  6as  ein$ige  IDefen  njie6er5ufe^en,  6as  xdi  liebe  un6  6as  xdi  anbete,  un6  baI6 
6as  pollfommene  (ßlücf  $u  geniefen.  Vidi  in  meine  2trme  5U  f erliefen  un6  an  ein  ^er$ 
]u  6rücfen,  6as  Did^  fo  5ärtlic^  liebt.  (Es  xvat  natürlich,  6ag  id^  6em  K5nig  meine  ^reu6e 
üuferte,  un6  er  fc^ien  feljr  erfreut,  uns  alle  bei6e  6a6urdj  glücflidj  5U  machen*  2tls  guter 
©fpsier  mufte  ic^  i^m  noc^  6ie  (Einipen6ung  machen,  ob  idj  nic^t  piellcic^t  eine  2tffaire 
perpaffen  f5nnte,  n>enn  pc^  ^ier  ettpas  ereignen  foUte;  er  beruhigte  mic^  aber,  6af  6as  pc^er 
nidjt  6er  ^aVL  fein  u?ür6e"  .  • . .  Der  Kronprinj  fdjiieft  6ann  in  6eutfc^er  Spra^:  „Hun 
u?ill  idi  bodj  Ijoffen,  6af  Dir  6iefer  mein  Brief  »illfommen  fein  njir6  • .  •  Stelle  Dir  meine 
^reu6e  rec^t  leb^ft  bei  6iefer  angenehmen  Hoffnung  por,  ic^  tue  6asfelbige  pon  6er  Deinigen, 
6ie  geipif  auc^  nic^t  ^uc^Ierifc^  fein  ipir6"  .... 

Hein,  pe  uxxt  nlc^t  ^uc^Ierifc^,  Cuifens  ^reu6el  (ßleic^  am  Cage,  ipo  pe  6en  Brief 
er^elt,  am  \2.  September,  antu)ortete  pe  6em  (Semaffl  aus  Sansfouci,  auc^  pe  fran$6pfc^ 
un6  6eutfc^  abtpec^feln6:  „Folie,  Splitter  rafen6  toll  por  ^reu6e,  faum  fü^ig  6ie  ^e6er  $u 
fü^en,  6as  ip  mein  ^upan6,  un6  6as,  ic^  tpette,  6af  Du  es  fd^n  geraten  ^aft,  un6  6as 
ipegen  Deines  g6ttK<^n  Briefes  pom  7.  September,  6en  ic^  gra6e  noc^  por  Cifc^  erhielt. 

71 


ZDeldf  söttlid^  Xladfridit,  xdi  nxigte  gar  nic^t  mel^r  6arauf  5U  Ifoffen,  um  fo  oneene^mer. 
Kurs,  ic^  n>etf  nic^t,  n>o  mir  6er  Kopf  fte^t,  un6  n>eif  nic^t  xxxxs  xdi  tue.  (Ein  ^reu6ebet>en 
ergriff  mid^  bei  6er  Ceftfire  Peines  Briefes,  mein  2ttem  mürbe  gmi  fürs,  gans  fui^,  noc^  je^t 
»eif  idj  nidjt  mos  xdi  tue,  un6  ic^  fann  faft  meine  ^eöer  nic^t  in  6er  sen>o^nten  IDeife  führen. 
Was  wxvb  es  erp  Qibm,  menn  Du  fSmmfl,  »enn  ic^  nur  nic^t  nie6erfomme  por  ^reu6e; 
ober  ein  rechtes  (ßläcf  ift  es,  6af  ic^  es  fo  lange  poraus  tpeif ,  nni^^ftig,  ic^  glaube,  ic^ 
n>äre  umgefommen,  6enn  fo  eine  Senfation  Idft  [ftc^]  gar  nic^t  befc^reiben,  adf  (Bott, 
txxis  ein  ©Iflcf,  n)elc^e  ^reu6e  enpartet  mein,  ic^  jittre  an  2trm  un6  Bein,  o>enn  \df  bavan 
6enfel  Dein  Brief  mar  rec^t  »illfommen  un6  taufen6  un6  taufen6  TXlal  ifabt  idj  6ie 
SteUe  t>om  7.  6urc^selefen.  Was  midi  nur  6er  <ße6anfe  quälet,  n>ann  ift  6er  1£ai  n>o 
er  (ommen  nnr6,  6as  ift  nid^t  5U  fagen  .  • .  •  3^  bitte  Dic^  aber  aud^  redft  inftdnMg, 
mir  6en  (Tag  Deiner  2In(unft  5U  fc^reiben,  6enn  id^  mug  es  tpa^r^ftig  miffen,  fonft  fterbe 

ic^  06er  erfdjrecfe  o>eni9pens  5um  (Eo6e,  fömmft  Du  fo  un6  mac^ft  eine  Suqmfe 3df 

fc^n>6re  Dir,  ic^  u>eif  nic^t  n>as  idj  tue.  3df  u>iU  Dir  einen  langen  Brief  fc^reiben,  aber 
6as  ge^et  gar  nic^t,  6enn  meine  <ße6anfen  permirren  ftc^  fo,  6af  ic^  nic^t  n>eif ,  tpo 
^rausfin6en"  .... 

BaI6  follten  bei6e  une6er  pereinigt  fein.  2tm  20.  September  fie6elte  Cuife  mit  6er 
5c^n)efter  nac^  Berlin  aber,  fd^n  am  näd^ften  (Tage  fam  6er  Kronprins  „frö^Iic^  un6 
gefun6"  mit  2Hajor  Köcfri^  an,  am  22.  folgte  i^  Prin$  Couis.  €rft  am  26.  September 
traf  auc^  6er  König  u>ie6er  in  Pots6am  ein,  glflcflic^,  in  feinem  „e^rlidjen  ©arten"  6em 
polnifc^en  (EIen6  entronnen  5U  fein. 


III.   ]X)ie6er  pereinigt 

Kronprin]  ^rie6rid^  ZPil^elm  un6  Cuife  Ifatien  xxxdit  lange  6ie  ^reu6e  6es  IDie6er« 
fe^ns  genoffen,  als  ein  trauriges  (Ereignis  i^rem  (ßläcf  un6  U^ren  Hoffnungen  jo^  ein 
(En6e  madjte.  2tm  7.  ©ftober  genas  Cuife  eines  Kin6es,  6as  tot  $ur  IDelt  fam,  nne  es 
fpoter  ^ief  —  6as  (Eagebuc^  6er  ©berljofmeiflerin  enpä^nt  noc^  nichts  6apon  —  infolge 
eines  unglücflid^n  ^alles.  ZTTit  rii^ren6er  <ße6ul6  un6  Sanftmut  ertrug  Cuife  6ie  Cei6en 
i^rer  fc^n>eren  Stun6e;  6ie  ^erftörung  il^er  ZTTutterl^ffnungen  aber  foftete  i^r  unen6Iic^ 
(Tränen,  6ie  ftdj  erneuerten,  als  am  30.  ©ftober  i^re  Sc^ipefter  einen  prinsen  gebar  un6 
baI6  6arauf  am  ZTIild^fieber  gefä^rlic^  erfranfte.  Por  6em  Kronprinsen,  6ef[en  tpeic^ 
<Bemüt  felbft  fe^r  litt,  fu^te  Cuife  6ie  Cränen  mSglic^fi  $u  perbergen;  6as  a^^***^ame 


(Tafel  8 


Unglflcf  fflijrte  pe  noc^  näljer  sueinanöcr,  un6  Cuife  tann  in  t^ren  Briefen  6te  ©fite  un6 
6ie  Ciebe  iljres  ^^(Engels"  pon  (ßatten  in  öiefen  ^a^m  nic^t  genug  rühmen»  Tlndf  6ie 
Königinnen  un6  befonöers  6er  König  seigten  iljr  ^ersüdjpe  2tnteilnaljme*  Cuife  felbft  fudjte 
ergebungspoU  [idf  in  (ßottes  ^ügung  $u  fc^icfen,  un6  in  6er  Hoffnung  Croft  5U  fm6en, 
6af,  u>ie  pe  6er  (ßrofmutter  fc^rieb,  ,,6er  Perlup  baI6  n>ie6er  gut  gemacht  n>er6e". 
Dem  Bru6er  (ßeorg  aber  fdjrieb  pe  am  \.  Hopember:  „Tldf,  lieber  ©eorge,  n>er  beffer  als 
Du  Knnte  meine  ^reu6e,  meine  IDonne,  mein  ©lücf  teilen,  »enn  ic^  Dir  pon  meinem 
Kin6e  fc^reiben  fönntel  So  aber  fana  ic^  Iei6er  nur  fagen:  es  mar  fc^önl  2Heine  (Eränen 
erfticfen  midj.  ^dj  murre  nidjt.  3^  ^^^9^  ^i*  (Ergebung  6en  IDiUen  (ßottes,  6er  in  allen 
feinen  Fügungen  unfer  ©lücf  un6  unfer  Bepes  por  2Iugen  ^t,  auc^  pn6  (Eränen  fein 
ZTTurren,  fon6em  €mppn6ungen  6er  XPe^mut,  6eren  pc^  ein  mfltterlic^es  ^er5  nic^t  ertpe^ren 
fann.  ZHein  ZHann  grflft  Dic^  ..•.(&?  madjt  mic^  5um  glucflic^ften  XDeibe  6er  (&:6e. 
€r  ip  ein  feüener  2Ttann." 

€s  folgte  ein  ftiller  IDinter»  2tn  6en  ofP$ieIIen  ^epHc^feiten  beteiligten  pc^  ^rie6ric^ 
IDil^Im  un6  Cuife,  fomeit  pe  es  nic^t  permei6en  fonnten;  fonp  lebten  pe  ru^ig  für  pdj,  in 
regelmäfigem  Perfe^r  nur  mit  Prin$  Couis  un6  ^rie6erife,  un6  6en  jüngeren  Brfl6em 
6es  Kronprin$en,  6ie  ftc^  allfonntäglidj  ein5upn6en  pPegten.  Das  Familienleben  mit  feinen 
pillen  Freu6en,  für  Cuife  6oc^  immer  6er  QueU  alles  (Blücfes,  legte  pc^  allmdl^Iic^  Iin6em6 
un6  ^eilen6  auf  6ie  XOunbe,  6ie  ein  graufames  (ßefd^icf  i^r  gefc^Iagen  un6  an  6er  pe  lange 
nodj  fc^n>eigen6  litt.  Die  alte  Cuife,  poll  ausgelaffener  ^rö^lic^feit,  n>ur6e  pe  erp  tpie6er, 
als  im  2Här3  \795  Bru6er  ©eorg  mit  feinem  (ßoupemeur  ®berp  pon  (ßräfe  $u  Befudje  fam. 
Bru6er  ©eorgl  ZHit  unen6lic^er  Ciebe,  me^r  nodj  als  frü^r,  fingen  bei6e  Sc^meftem  an 
6em  je^t  ^ün^e^njä^rigen;  nieman6  n>ar  i^nen  miUfommener.  (Es  tpar,  als  brächte  er 
i^nen  6as  entfc^un6ene  aber  nie  pergeffene  (ßlflcf  6er  r^einifdjen  3wgcn6tage  n>ie6er,  un6 
jene  fy)l6e  Sc^ipärmerei,  6ie  pe  bei6e  an  6er  Seite  i^rer  Cattm  entbehren  muften  un6 
6od;  nie  gans  entbel^ren  lernten.  Scf^n  bei  6er  Hac^ric^t  pon  6em  na^n  Befuc^e  flber^ 
ftrömte  Cuife  ein  IDonnegefü^l,  6as  alle  (ßeiper  6er  Caune  un6  ^rö^lic^Ieit  tpie6er  tpac^ 
rief.  ,;2tufer  mir  bin  xdi,  (Euc^  n>ie6er  $u  fe^en,  3^^  Cieben,  3^^  ©uten.  Kommt  nur 
frül;,  liebe  Kin6erl  Sonp  möchte  ic^  por  Ilnge6ul6  6es  (Tages  Cdnge  nid^t  erleben,  (ße^et 
frü^e  n>eg,  3^  öl*«n  ß^ben  (ßefdjöpfe,  un6  lagt  nic^t  gar  5U  lange  auf  (Eudj  tparten. 
^err  ®berp,  ic^  iper6e  mic^  noc^  einmal  fo  tief  bücfen,  »enn  ic^  6en  ®berp  fe^.  ^err 
€rbprin],  um  (ßottes  IDillen  fc^lafen  Sie  nic^t  5U  lange.  34  bin  6ull  im  Kopf  .... 
Tldf  liebe,  bepe  Ceute,  (ommt  nur  nic^t  5U  fpSt,  idj  bitte  (Euc^.  Hun  2I6ieu,  6es  Unpnns 
ip  genug.    2I6ieu,  je  vous  aime  tous  les  deux." 

73 


(Einige  XDodjen,  nac^öem  (ßcorg  toieöer  abgereift,  im  TXlax  ^795,  tarn  „ZTTabufc^a", 
6ie  ©rofmama,  überaus  rflftig  mit  i^ren  66  ^aiiven,  reöfeliger  als  je,  $um  grofen  Per* 
6ruf  6er  gleid^altrigen  unb  gleic^reöfeligen  ^rau  pon  Vo^,  6ie  mo^renö  i^rer  2tnn>efen^it 
faum  5u  IDorte  fommen  fonnte  unö  i^re  2tbreife  flets  mit  einem  „(Boü  fei  Danf"  im 
(Eagebuc^e  5U  perseic^nen  pflegte,  (ßrogmama  n>ar  immer  untertpegs,  baI6  nac^  ZITonbijou 
5ur  regierenöen  Königin,  baI6  nac^  S^n^ufen  5ur  ZPittpe  König  ^rieöric^.  Cuife  liebte 
mit  üiv  un6  il^rer  Qof6ame  ^rau  pon  Bofe  6as  piauöerftflnöc^en  morgens  beim  Kaffee, 
n>o  6ie  (Tage  pon  Parmftaöt  mieöer  lebenöig  muröen,  un6  blieb  6er  ^u^rerin  i^rer  3ugen6 
in  Ciebe  un6  Danfbarfeit  ergeben.  „^  tann  IHr  bodf  nie  pergelten,"  fc^rieb  jte  i^r,  „ipas 
Du  mir  (Butes  getan;  Du  ^ft  mein  iröifc^es  un6  geiftiges  (ßläcf  begränöet,  üf  tann  nichts 
tun  Dir  meine  (Erfenntlidjfeit  5U  beipeifen,  idj  »eröe  eu?ig  Deine  Sc^ulönerin  bleiben." 
Die  ©rofmutter  fyitie  im  nädjften  3a^re  6en  grofen  Schmers,  i^re  öritte  (Tod^ter,  i^ren 
Ciebling,  prinsefftn  2Iugufte  Pon  6er  Pfal5  5U  perlieren  un6  fieöelte  6ann  pom  H^ne  5U 
i^rem  Sdjmiegerfo^ne  ^ersog  Karl  nac^  Heuftreli^  über.  Sie  blieb  in  regftem  Perfcljre 
mit  Berlin,  ipo^in  fte  oft  eingelaöen  mürbe.  „IDir  ^en  pia^  für  fec^s  ©rogmütter," 
fd^reibt  Cuife  i^r  einmal,  un6  ein  anöermal:  ,;Du  mirft  Dic^  überseugt  Ijaben,  6af  man 
Dic^  liebt  unö  6af  Du  millFommen  bift  in  unferem  Qaufe,  n>o  6ie  Ciebe  un6  6ie  (Eintracht 
^errfc^en".  (Einen  Perfuc^  aber  6er  (ßrofmutter,  fte  $ur  (Einmifc^ung  in  politifc^e  fragen 
5U  perleiten,  mies  fie  \795  entfc^eöen  surücf:  „Der  König,"  enpiberte  fte  i^,  „I?abe  fdjon 
por  i^rer  ^eirat  $u  iljrem  2Tlanne  gefagt:  grauen  öürfen  fic^  nic^t  in  Politif  mif^n,  ein 
ilTann  6arf  6as  nic^t  leiöen.  (Er  muf  regieren  un6  eine  ^rau  muf  geljorc^en;  2Illes,  nur 
nidjt  unter  6en  Pantoffel  fommen,  6apor  ^fite  Dic^  ja." 

Das  ^ufantmenfein  mit  Bruöer  (Beorg  un6  6er  (ßrofmutter  ^tte  alle  särtlic^en 
(ßefüljlc  in  Cuife  erregt,  fie  Ijotte  gern  fc^n  im  Sommer  \795  6en  Pater  in  Heuftreli^ 
befuc^t,  aber  6er  König  »ünfc^te  es  nic^t,  um  einer  Berü^ng  ntit  Prins  ^einric^  in 
Hljeinsberg  porsubeugen.  Dagegen  6urften  Kronprins  un6  Kronprinseffin  im  3uli  ein 
3o^annitcrfeft  in  Sonnenburg  mitfeiern,  tpo  Prin$  Couis  $um  Koa6jutor  6es  t)errenmeifters 
Prins  ^er6inan6  enpäljlt  n>ur6e.  2Iuc^  6effen  tCodjter  Prinsefftn  Cuife,  6ie  bal6  6arauf 
6em  prinsen  Ha6$itt)ill  permä^lt  n>ur6c,  n?ar  bei  6iefem  ^epe  sugegen,  fte  fc^il6ert  6ie 
Kronprinseffin,  6ie  6abei  „ferner  tpar  als  je  un6  ftc^  alle  i^re  Heinl^  un6  i^re  e6le 
(Einfac^l^t  beipa^rte  un6  mit  6em  Kronprin$en  6as  Bil6  einer  glücflic^en  €^  6arbot." 
TXudi  6ie  ZTIaffoiPS  in  Stein^öpel,  ipo  man  immer  ^übfc^  ^efle  5U  peranflalten  mufte, 
n>ur6en  6abei  n>ie6er  befudjt;  im  September,  bei  ^rau  Pon  Qumbol6t  in  (Tegel  ein  Picfnicf 
gefeiert.    3^  ^er^fte  fam  Scfeipeß^  Colo,  We  ßersogin  pon  QiI6burg^ufen,  $tt  J^h^h. 


6ercn  angcncljmes  IDefcn  andti  bei  6cr  gcftrengcn  ^xaix  pon  Pof  BeifaU  fanö.  Kurs  nac^ 
iljrer  2tbretfc  trat  cnölic^  öos  (Ereignis  ein,  bas  6ie  XDünfdje  6es  fronprinslic^en  Paares 
frönen  foUtc*  2tm  \5.  ®f tober  gab  Cuife  einem  Prin$en  6as  Ceben,  6er  am  28.  ©ftober 
in  ©egentpart  6er  gansen  foniglidjen  ^Jamilie,  auc^  6es  t)er$ogs  Karl  un6  6es  (Erbprinsen 
©eorg,  von  Sad  auf  6ie  Hamen  ^mbndti  IDißjelm  getauft  tpur6e.  (Es  ift  6er  fpatere  König 
^rie6ric^  IDiß?eIm  IV.  Der  Meine  ßni^  wixvbe  nnb  blieb  6er  Ciebling  feiner  2Hutter, 
obgleidj  o6er  pielleic^t  gera6e  »eil  er  einigermaßen  ein  Sorgenfin6  war,  6effen  förperlidje 
un6  geiftige  (Entmicfelung  nid^t  gans  regelmäßig  perlief. 

Der  IDinter  fam  un6  ging  langfam,  6te  (Eage  perrannen  in  einer  €inf5rmigfeit,  über 
6ie  ^rau  pon  Dof  in  i^rem  (Eagebudje  oft  genug  5u  Hagen  IfcMz:  regelmäßiger  Perfe^r 
mit  Prins  £oub  un6  ^rie6erife,  ^äupge  Spasierfa^rten  nac^  6em  „t^ofjäger",  6en  6er 
Kronprins  befon6ers  geliebt  5U  ^oben  fd^eint,  (Cl^eaterbefud^e,  (Eeilnal^me  an  6en  üblid^en 
IDinterpergnügungen  06er  auc^  an  irgen6einem  militarifc^en  Sdjaufpiel,  6arin  erfdjöpfte  fic^ 
getPÖ^nlic^  6er  (Eageslauf*  Die  geiftigen  3"^^^^ff^"  gingen  nic^t  hinaus  über  6ie  Homane 
Caf  ontaines  06er  eines  an6eren  2Tlo6efc^riftfteIIerS;  aus  6enen  2Haffoip  06er  Kammer^err  pon  Budj 
aben6s  por$uIefen  pflegten.  Den  lDeItIjän6eIn  ftan6  man  am  fronprinslic^en  ^ofe  faft  pöllig  fem. 
ZTTit  ^ranfreic^  n?ar  am  5.  2tpril  ^795  in  Bafel  ein  ;frie6e  gefc^loffen,  6er  6en  ^ix^ianb 
por  6em  Kriege  einfadj  ipie6erljerftellte  un6  nur  für  6en  ^all  6er  2tbtretung  6es  linfen 
SI?einufers  an  ^ranfreic^  im  fünftigen  Heidjsfrie6en  für  Preußen  (Entfdjä6igungen  in 
2(usftc^t  na^m.  ^u  fd^nnic^,  Deutfc^Ian6  im  IDeften  5U  fc^ü^en,  50g  Preußen  fic^  auf  6ie 
X?ertei6igung  Hor66eutfc^Ian6s  $urücf,  6effen  StaaUn  es  in  einem  feften  Sc^u^bun6e  sufammen* 
$ufaffen  fudjte.  3^  ®ften  Ijatte  eine  6ritte  tCeilung  6en  Untergang  Polens  polIen6et;  ipobci 
Preußen  $ipar  nic^t  6as  erfe^nte  Krafau,  ober  6oc^  ZDarfc^au  mit  an6eren  polnifdjen  ©ebiets^ 
teilen  erhalten  ^atte.  Der  Kronprin$,  auf  6en  Dienft  feines  3nfanterieregimentes  befdjränft 
—  ein  Kapallerieregiment,  um  6as  er  bat,  fdjlug  i^m  6er  Pater  ab  —,  blieb  pon  6er 
Politif  ausgefc^loffen.  Die  Kronprinseffin  ipar  nic^t  o^ne  (Eeilnal^me  für  6as  Sc^icffal 
6es  6en  ^ransofen  perfaüenen  tpeftlid^en  Deutfd^lan6s,  ol^ne  6od^  6amals  fc^on  tiefer 
6apon  berührt  5U  iper6en. 

Ceb^fteren  2Intetl  na^m  man  an  6em  Sc^icffale  6er  oranifc^en  ^Jamilie,  6ie  6urdj 
6ie  Hepolution  aus  ^llan6  pertrieben  nad^  (Englan6  ^atte  ßüd^ten  muffen;  6er  (Erbflatt^alter 
XDil^elm  V.  I^e  König  ^rie6ridj  IDilljelms  II.  Sctfipefter  IDil^lmine  $ur  ©attin,  un6  fein 
So^n  IDilt^lm,  6er  fpätere  König  IDil^lm  I.  6er  Hie6crlan6€,  nnir  feit  ^79\  mit  feiner  Bafe 
IDiUjelmine  permd^lL  Die  fc^lanfe  un6  anmutige  ^ZTTimi",  nne  fte  in  6er  ^amilie  genannt 
mur6e,  wat  ^rie6ric^  IDU^ms  II.  Cieblingstoc^ter,  un6  feine  ^reu6e  mar  überaus  groß,  als 

75 


fic  im  TXlax  \7^6  mit  i^rem  merjä^rigen  Sölfndicn  von  (Englanö  glflcflic^  in  Berlin  anfam,  it>o 
i^r  ©emaljl  fie  fdjon  ernHirtete»  Die  oranifdje  ^amilie,  6er  fic^  einige  niefterlänöifc^  ^amilien 
angefd^Ioffen  tfaüen,  brad^te  für  bas  näc^fte  3a^r5e^nt  ein  neues  (Element  in  6ie  Berliner 
fy)f9efcllfdfaft;  nomentlidj  ZITimi,  6ie  ftc^  mit  6er  Kronprinseffin  rafc^  befreun6ete,  »ufte 
6urdj  i^re  muntere  Ceb^aftigfeit  Bru6er  un6  Sc^n>d9erin,  audi  in  trüben  5tun6en,  oft  auftu* 
^tem.  Dem  (Erbprinjen  t>on  0ranien,  6er  6en  Kronprinjen  gelegentlich  aadf  in  politifc^e 
Unter^Itungen  permicfelte  un6  i^n  6abei  it>o^In>oIIen6  un6  einftc^tig  fan6,  gefielen  6te 
bci6cn  prinseffmnen  fe^r,  befon6ers  Cuife»  €r  fc^rieb  feiner  ZITutter  nadf  €n9lan6:  „Va 
Du  meine  2(nftd^t  über  6ie  bei6en  Prinsefflnnen  5u  ^ren  mänfc^eft,  fo  n>iü  ic^  Dir  fagen, 
6ag  idi  fte  bei6e  rei5en6  fin6e,  befon6ers  6ie  Kronprinsefftn,  6ie  mit  aUen  äußeren  Porjflgen 
eine  engcl^fte  Sanftmut  perbin6et,  n>o6urc^  fte  i^ren  (Remalfl  gan5  an  ftc^  gefeffelt  fyü, 
6er  ftd^  nirgen6  gluctlic^  fä^It  als  bei  i^r.  prinseffin  Couis  ift  lebhafter  un6  unter^Iten6er, 
bct6e  befi|en  6as  (Talent,  6en  Ceuten  etn>as  2Ingene^mes  5U  fagen,  n>o6urc^  fte  ftd^  6ie 
^r5en  gewinnen.  3^  Publicum,  6as  ^eift  in  allen  Klaffen  6er  (Befeüfc^ft,  nnr6  befon6ers 
6ie  Kronprinseffin  fe^r  geliebt"  .... 

3m  Sommer  1(796  erfuQte  fidj  tnbMf  ein  lange  ge^gter  Qersensmunfc^  Cuifens. 
lDdI;ren6  6er  K5nig,  bei  6em  ein  emftes  £ei6en  immer  me^r  ^rportrat,  5U  einer  Ba6efur 
nadi  Pfrmont  reifte,  6urften  ^rie6ric^  XDil^Im  un6  Cuife  nac^  Heufhreli^  fa^en  un6  6en 
„Papa"  befuc^en,  n>ie  i^n  auc^  6er  Kronprins  nannte,  6er  feinen  eigenen  X?ater  immer 
nur  als  „6er  König"  be$eic^nete.  ^aft  n>dre  6er  Heifeplan  noc^  an  einer  Ungefdjicflic^feit 
6es  Kronprinjen  gefc^eitert.  (Es  n>ar  Cuife,  6ie  6en  König  um  6te  (Erlaubnis  5ur  Heife 
bat.  5rie6rid^  IDill^Im  fd^rieb  6arauf  6em  Kronprinsen  etgenl^nMg,  nic^t  o^ne  pome^me 
3ronie:  „Da  Du  nic^t  geit  Ijaft  mic^  felbft  um  6ie  (Erlaubnis  $u  bitten,  6ie  prinseffin 
Deine  (Saitin  nadf  Streli^  5u  begleiten,  fo  mflgte  ic^  Dir  6urc^  einen  Sefretär  fc^reiben 
laffen.  Da  ic^  aber  piel  n>eniger  befc^ftigt  bin  als  Du  un6  piel  me^r  ^eit  für  mic^  fyxbc, 
fo  fin6e  ic^  glücflic^enpeife  einen  2tugenblicf,  Dic^  6urc^  Mefe  5^I<^"  5^  benadjridjtigen, 
6af  es  ungehörig  ip,  n>enn  mein  Sofjn  un6  ein  (ßeneral  meiner  2(rmee  mic^  6urc^  feine 
(Bema^lin  um  Urlaub  bittet  Uebrigens  gebe  xdi  Dir  pierse^n  (Tage  Urlaub  für  6ie  Heife"  .... 
2tm  1(5. 3uli  n?ur6e  6ie  ^a^rt  angetreten;  es  nxir  6as  erfte  ZTTal,  6ag  Cuifens  ^uf  6en 
mecflenburgifdjen  Bo6en,  6as  Can6  i^rer  Täter,  betrat.  „Papa"  n>ur6e  in  ^Ijenjieri^ 
fiberrafc^t.  Dort,  in  Heuftreli^  un6  in  3^n<i^  perlebte  Cuife  glucflid^e  (Tage;  in  poller 
^UHingloflgreit  fonnte  fte  ftd^  6es  Umganges  mit  Pater  un6  Z7enpan6ten  freuen.  „Die 
dürften,"  fc^rieb  fie  über  Wefen  2IufentI^It  i^rer  (Ersie^n,  „per6erben  ftc^  meip  i^re 
Pergnägungen  6urc^  unerträglidK"  ^nning  un6  6urc^  3^^^  ^^^  <ßro6artia(f«^   o>eId>e 


Kronprinsefjin  tuife 

fe^r  oft  nur  t^re  Kleinheit  bcmcrfbar  machen*  Dos  wal|v^  J?er6icnft  finöct  pdj  nur  in 
uns  felbft;  un6  unfere  fZaUn  allein  entfc^cifcen  öarüber.  JTtöge  (ßott  mir  immer  6ie  Kräfte 
perlei^n,  6ie  ntir  notmenöig  fxnb,  um  meine  Pflichten  gegen  i^n  un6  meinen  nädf^tm  5u 
erfüllen"  . . .  •  71m  \.  ituguft,  nac^öem  man  noc^  ©rofgiemi^,  bas  (Rut  6er  ;Jrau  pon  Vo^, 
befudjt  ^atte,  »aren  Kronprins  un6  Kronprinseffin  »ieöer  in  Berlin. 

Der  IDinter  begann  glücflidj  für  Cuife  un6  ^rieöerife,  6ie  am  ^0.  September  ^796, 
crft  ac^tse^njäljrig,  il?r  örittes  Kino,  ein  Oc^terc^en  gebor,  »ä^renö  Cuife  neuen 
2Tlutterfreu6en  entgegenfa^.  ©egen  €n6e  Hopember  fam  Sc^mefter  tn?erefe  pon  (EI?um 
un5  ^ajcxs,  6ie  ,,;Jrau  Poftmeifterin",  u?ie  6er  Kronprins  fie  fdjer$en5  nannte.  Der 
^rau  pon  Vo^  gefiel  pe  am  »enigften  pon  6en  Sc^meftem;  audj  i^re  Begleiterin,  ;Jrau 
pon  Cent^,  6ie  über  Citeratur  un6  P^ilofop^ie  gern  un6  in  Ijo^en  Conen  $u  reöen  liebte, 
nennt  pe  etunis  fpöttifdj  einen  „bei  esprit".  XDir  aber  peröanfen  öiefem  Befudje  (E^erefens 
5ipei  ^öc^ft  »ertpolle  S^^gniffe  über  bas  3nnenleben  Cuifens,  »ie  es  pc^  unter  6em  €in^ 
Puffe  5er  (Ereigniffe,  6ie  wir  gefdjiI5ert  fyxbm,  gebiI5et  ^atte  un6  n>ie  es  im  u>efentlic^en 
unperänöert  geblieben  ift:  bas  eine  ein  fpäteres  Selbftbefenntnis  Cuifens,  ma^r^ft  un6  ed^t,  n>ie 
alles,  was  aus  iljrer  ^eöer  ftammt;  ein  Befenntnis,  6as  n>ie  eine  ^acfel  6en  tiefpen  ©runö 
i^res  Qersens  un6  6en  fd^dnften  Heic^tum  i^rer  Seele  por  uns  aufleud^ten  lägt;  6as  anöere 
ein  Sdjreiben  tE^erefens  an  Bruöer  ©eorg  poU  fdjarfer  Beobachtung  un6  treffenöer  Beurteilung 
6er  Sc^u)epem  un6  i^rer  Besie^ungen  $u  6en  (ßatten.  Cuife  fc^reibt  an  (Beorg:  „Hoc^  ein 
XDort  über  Me  IDa^r^eit,  6af  ein  reines  ^ers  feiner  P^ilofop^ie  beöürfe.  Du 
»oUtep  gerne  unffen,  n>ie  xdi  auf  5en  ©eöanfen  o5er  5U  Mefer  Ueberseugung  gefommen 
bin.  3^  '^"w  5i^  perpdjem,  lieber  ©eorge,  6af  xdi  pe  allein  aus  meinem  eigenen  fersen 
Ifäbe  . . .  Hun  ^5rte  ic^  öfters  2Tlenfc^en  über  ppidjten,  Hechte,  p^ilofop^ifc^e  principicn 
re6en  un6  öisputiren  un5  u>un5erte  mic^  6es  (Eo5es,  6af  man  erp  5arüber  reöen  müfte, 
um  überseugt  ]u  meröen,  6ag  man  fo  un5  nicf^t  anöers  I^anöeln  mügte,  xvmn  man  gut 
un6  rec^tfc^affen  fein  »oUtc.  Heber  ppidjten  gegen  ©ott,  gegen  6ie  ZHenfc^en  un6  pc^ 
felbp,  über  ppic^ten  als  ©attin  un5  Zllutter,  über  fjäuslidje  un6  öffentliche  2tngelegen^eit, 
öarübcr  5u  6ebattiren,  ipar  mir  unglaublidj,  öenn,  fagte  ic^  mir,  es  ip  nur  ein  IDeg, 
glücflic^  5U  »erfcen,  nämlic^  6er,  6er  Stimme  feines  ©efü^Is,  feines  ^er$ens  $u  folgen  .... 
(Eine  Gelegenheit,  ipo  mir  6iefe  IDa^r^eit  n>ie6er  gan$  befon6ers  aufpel,  u>ar,  »ie  (C^rcfe 
5unt  erpen  2HaIe  ^ier  UHxr,  nac^  meiner  ^eirat^,  n>o  pe  un6  6ie  Cent^  fo  piel  pfjilofop^irten, 
Ce^tere  (E^refe  abfohtt  Me  Kant'fc^e  pi^ilofopl^ie  beibringen  n>oüte  un6  pc^  6oc^  bei6e  6es 
Co6es  penpun6erten,  tple  es  möglich  »äre,  fo  gans  feinen  ppic^en  $u  leben  n>ie  xdi,  feinen 
eigenen  (ßefc^macf  $u  perleugnen  un6  alles  $u  t^un,  was  $um  ©lücf  eines  guten,  geliebten 

77 


(Bauen  bettragen  fonnte.  Dabei,  mein  (Boü,  badfU  ic^,  5U  was  6enn  all  bas  Stuöiren, 
tpenn  es  (Einem  nic^t  einmal  Kraft  giebt,  feinen  (ßefc^macf,  Cieblingsiöeen  unö  (ßetDo^n« 
^iten  aufsuopfem,  um  einen  2In6eren  gläcflic^  5U  mac^n?  Diefe  unö  taufenö  ä^nlic^ 
^älle  gaben  mir  2(nlaf,  mic^  5U  uberseugen,  6ag  man  nic^t  grübeln  mflgte,  um  gut  5U 
tperöen,  fonöem  6af  (ßott  6ie  fc^5nen  Cignamente  tief  in  unfere  Seele  unö  fyvi  eingegraben 
^tte,  unö  6af  man  nur  öiefen  folgen  mfigte,  um  auf  6em  rechten  XPege  5U  bleiben/' 

2lus  6em  fersen,  fyxi  man  gefagt,  fommen  öie  grof en  (ßeianfen.  2lus  Cuifens  reinem 
unö  gutem  fersen  quoll  6ie  Klarheit  unö  IDa^r^it  i^res  IDefens,  6ie  fanfte  ^rmonie 
i^rer  gansen  perfSnlic^feit. 

(Cljcrefens  Srief  an  Sruöer  (ßeorg,  pom  ^0. 1)e$ember  ^796  öatiert,  beftotigt,  xx>as 
wxv  von  6er  inneren  (Entmicfelung  Cuifens,  por  allem  in  i^rem  Perljältnis  5um  (Satten, 
erfahren  ^aben.  tC^erefe  fc^reibt:  .  .  .  „3^  f<^"^  ^^^  Sdjo)eflem  fe^r  l?übfc^,  ^rieöerife 
5umal  perfc^önert  unö  frifdj  »ie  eine  Hofe*  3^^*  "^^  5^*If  tagen  täglichen  Umgangs 
lägt  fxdf  me^r  fagen.  €s  finö  nnrflic^  liebliche  (ßefc^Spfe,  feljr  perfc^iefeen,  aber  fe^r 
liebenso)ür6ig.  Cuife  ift  me^r  glücWic^,  aber  fie  ift  es  fic^  felbft  fc^ulöig.  IDie  piel  grauen 
an  iljrer  Stelle  »üröen  |tc^  unglücflic^  füllen,  tpenn  6er  Kronprins  nic^t  alles  gut  in  i^ren 
2lugen  machte.  Kleine  Sau^^ten,  (Eigenheiten  6es  Kronprinsen,  nne  leicht  fSnnten  |te  sur 
^rte  werben,  nrie  leicht  plagen6  n>er6en,  n>enn  nic^t  6iefes  biegfame  aber  immer  elaftifc^e 
Soljr  iljnen  entgegengefe^t  wüvbt.  Was  bas  unbän6ige  Pfer6  $u  6em  gemacht  tjat,  »as  es  ift, 
ift  ein  portrefflidjes  ^ers,  Pemunft  6urc^  guten  Hat^  befeftigt,  llac^6enfen,  (Erfaljrung,  un6 
6as  mäc^tigfte  aller  2TRttcl,  6ie  Ciebe.  Ciebe  ift  ftarf  »ie  6er  <Co6,  bei6en  geljordjt  Zllles. 
Das  BeQ)uf  tfein,  6af  man  glflcflic^  mac^t,  ift  ein  gSttlidjes  BeQ)ugtfein,  6as  erljielt  il;r  il^ren 
^teren  Sinn,  6as  madjt,  6af  fte  2Illes  belebt,  2(lles  beglficft  un6  6a6urci;  alle  t^ersen 
gcn?innt.  ^rie6erife  ift  ein  einsiges  [nic^t  6eutlic^  lesbar]  (ßefc^5pf,  Q)a^rl;aftig  nic^t  n>eniger 
$u  beo)un6cm.  IDie  unglücflic^,  6af  gcra6e  6as  licblid^,  ^ingcben6e  XDefcn  mit  fo  einem 
eisfaltcn  ZUann  perbun6en  fei.  (ßott  £ob,  je^t  fin6en  pe  fidj  gan$,  fie  entfdjul6igt  gco)iffe 
Sdjo)ädjen  un6  fin6et  piel  (Bind,  5reu6e  un6  Haljrung  für  i^r  ^crs  in  iljrcn  l{in6em.  ZÜan 
meif ,  n?ie  leidjt  getäufdjte  fy>ffnungen  perbittcm,  allein  6as  ift  gar  nic^t  iljr  ^all.  Sie  Ifat 
fxdf  un6  mir  suglcidj  perfprodjen,  6af  jte  fic^  por  Klagen  un6  (En^lifationcn  u>ie  por  ^euer 
Ijüten  n?ill,  6abei  if!  iljr  Dichten  un6  (Erachten,  iljr  gan$er  lDan6el,  ein  Seftreben,  6as,  iljre 
Pflidjt  5U  tl;un,  un6  il^m  nH>l;l  5U  gefallen.  Seit  3  IDoc^en,  6a§  6er  ITlann  franf  ift, 
6cnft  fie  an  fein  2Iusgeljcn,  fogar  6cr  XDunfc^,  mic^  5U  fe^en,  Ijin6ert  fic  nic^t  6aran.  34 
6enfe,  es  ift  unmöglidj,  pon  6iefer  Setjarrlic^eit,  Sanftntut^  un6  Ciebe  nidjt  gerflijrt  j« 
iper6en.    (f^^tt  g^^he  es  aud)"  .... 


lloc^  tpä^rcnö  öcr  2lno)cfcnljcit  6cr  prinscfftn  tT^crcfc,  6ic  am  ^9.  Veymbet  \7^6 
Scritn  tpicöcr  pcriief ,  wav  prins  fouts  plS^Iidj  crfranft;  tro^  forgfamftcr  Pflege  fetner 
(ßattin,  6te  nic^t  pon  feinem  fager  wxdi,  ftarb  er  am  28.  Besember  ^796.  8aI6  öarauf, 
am  \3. 3anuar  ^797,  perfdjieö  audj  König  ^rieöridjs  öes  ©rof en  greife  XDitoe,  tro^  i^rer 
XDunöerlic^feiten  allgemein  betrauert  n?egen  i^rer  grof en  ^ersensgüte  un6  XDoljItätigfeit.  Tlndj 
6er  Kronprin$  erfranfte  an  öem  feiöen,  öem  fein  Sruöer  $um  ®pfer  gefallen  tpar,  einer 
2lrt  Sräune,  un6  fc^ien  $eitn)eife  öem  tCoie  nalje;  6ie  Kunft  öes  ^ofa^^tes  Sroipn  unö  6ie 
aufopfemöe  Pflege  fuifens,  öie  fic^  6er  Seöienung  6es  Kranfen  felbft  untersog,  retteten 
i^n.  Prin$  (ßeorg,  6er  mit  6er  (ßrofmutter  n>ie6er  in  Serlin  ann)efen6  n>ar,  fdjrieb 
öarüber  an  Sc^n>efter  (Djerefe:  „fuife  muf  für  i^ren  Ztlann  forgen,  6effen  Kopf 
galten,  6er  (ßrofmama  2Irtigfeiten  ertpeifen  u.  f.  w.  Unb  wie  fic^  fuife  6abei  benimmt, 
nein,  auf  €^re,  es  Ift  unmSglidj,  i^r  €benbil6  noc^  einmal  5U  fin6en.  Der  ©berft 
[pon  ©räfe],  6er  fonft  nur  $u  oft  ^ie  un6  6a  etmos  aus5ufe|en  fan6  un6  es  i^r  6ann 
freimütig  fagte,  beteuert  mir  je^t  6en  gansen  tCag,  felbft  »enn  er  raffinierte,  fo  n?üfte 
er  nidjts  an  iljr  $u  ta6eln"  .... 

2Iu5  6er  Perlaffenfc^aft  6er  Königin  »^IDitipe  bot  6er  König  6as  Sc^lof  Sc^ön^ufen 
6em  Kronprinsen  an,  6er  es  aber  ablehnte,  tpeil  es  i^m  5U  na^e  bei  Berlin  lag;  es  n?ur6e 
6ann  6er  IDitme  6es  prinsen  fouis,  prinsefftn  ^rie6erife,  überlaffen,  6ie  es  mit  6er 
oranifc^en  ^amilie  teilte.  Der  Kronprins  50g  6as  fui^  por^er  pon  i^m  gefaufte  (ßut  Pare^, 
hinter  Pots6am,  por,  6effen  n>eltentlegene  (Cinfamfett  i^m  befon6ers  jufagte  un6  6as  er 
je^t  für  fic^  einrichten  lief. 

Dem  trauerreidjen  XDinter  folgte  ein  glücflidjes  ^rü^ja^r.  2lm  22.  Znär$  \797, 
überrafc^en6  un6  leidjt,  gab  Kronprinseffm  fuife  einem  $o)elten  Knaben  6as  feben,  6em 
Prinsen  IDil^elm,  6er  faft  7^  3a^re  fpater,  nac^  n?un6erbarem  Sc^icffalsnxxnöel,  6er 
erfte  Kaifer  6es  neuen  Beutfc^en  Heidjes  n?er6en  foUte.  Der  günftige  Perlauf  6er  €nt^ 
bin6ung  un6  6er  XDodjen,  6as  Bafein  eines  50)eiten  Knaben,  6er  ftc^  sart  aber  gut  entmicfelte, 
I^ben  fuife  innig  beglücft  un6  6ie  immer  in  iljr  fc^lummem6en  (ßeifter  übermütig  fpru6eln6er 
f aune  aufgen>ecft  Sie  Ijat  bas  felbft  lebhaft  empfun6en  un6  6em  23ru6er  <5eorg  6amals 
befannt:  „Die  fuifc^  ift  noc^  me^r  ein  llari  gettH>r6en  feit  i^ren  XDoc^en.  (ßottlob,  jal 
Sie  ift  feit6em  ^terer  geiPor6en."  Dlefe  befeligte  Stimmung,  6ies  (ßlücfsgefü^l  im  Sefi^ 
pon  (ßatte  un6  Kin6em,  belebt  i^re  Sriefe  an  6en  Kronprinsen,  6er  6amals  n?ie6er  in 
Pots6am  im  „fangen  Stall"  ejeqieren  mufte  un6  mit  6em  fie  eifrig  forrefponMerte. 
XDenigftens  einen  6iefer  fc^önen  Sriefe  in  6em  uns  fc^n  befannten  föfilic^en  ©emifc^  pon 
Deutfc^  un6  ^ranjöftfc^  nH>nen  nrfr  ^ier  mitteilen.   €r  ift  aus  Serlin  pom  25.2Ipril  \797: 

79 


Kronprtnseffin  f  utfe 


„Votre  servante  tr^  humble  et  tr^s  obeissantel  J'ai  attendu  en  vain  toute  la 
joum^e.  Point  de  nouvelle,  point  de  lettre,  point  de  rdponse  de  Son  Altesse  Royale, 
et  je  suis  aussi  loin  et  aussi  savante  que  je  T^tais  hier  avant  de  vous  avoir  ^rit. 
Das  (ßallenfleber  är9ere  tc^  mic^  an  6en  tfols,  bodf  bas  nrill  ic^  bleiben  laffen  unö  IKr 
fagen,  6af  tc^  mtc^  rec^t  fe^r  ido^I  befinöe,  ^eute  einxis  eingenommen  ^e,  tt>orauf  ic^ 
mic^  geftärft  unö  erleichtert  fu^Ie.  Ma  tete  va  extrement  bien  et  est  devenue  si  l^g^re 
que  je  ne  la  sens  plus  du  tout  J*ai  aujourd'hui  aussi  meüleure  mine  que  Tautre  jour, 
et  en  g^n^ral  je  suis  einem  ^ifc^  im  IDaffer  d^nlic^.  M.  Brown  vous  portera  cette 
lettre,  et  comme  vous  Stes  accoutum^  qu'il  ne  vient  jamais  mit  leeren  tfänbtn,  il  vous 
remettra  des  cerises,  qui  auront,  ä  ce  que  j'esp^re,  votre  approbation. 

Des  nouvelles,  je  n'en  ai  gu^re  que  Maman  a  öt6  hier  ä  Charlottenbourg, 
aujourd'hui  chez  moi  (sans  m'en  parier)  et  qu*elle  ira  demain  ä  8  heures  ä  cheval 
ä  la  faisanderie.  Au  reste,  tl^uerfter  (ßema^I,  est-il  lo  heures,  je  sacrifie  pour  vous 
sommeil,  yeux,  sant^  et  tout,  seulement  pour  vous  parier,  parce  que  je  vous  —  aime. 

A  propos,  ic^  I^e  mir  n>as  ausgeöac^t.  Pour  vous  punir  de  ce  que  vous 
prenez  tant  de  vin  de  Champagne  les  samedis,  je  vous  avertis  que  je  mettrai 
tout  le  temps  de  mon  s6jour  ä  Potsdam  du  rouge,  et  que  si  j'apprends  que  vous 
buvez  encore  tant  le  samedi  qui  vient,  alors  j'en  mettrai  aussi  ä  Paretz,  ja,  ja. 
A  pr&ent,  vous  n*avez  qu*ä  vous  arranger  de  fagon  que  je  n'aie  pas  besoin  de  cette 
demiire  punition,  car  pour  la  premi^re,  vous  n'en  ^chappez  plus,  nein,  nein.  Je  crois 
rcellement  que  je  suis  le  petit  Amour  de  l'arbre  de  Diane,  qui  se  cache  et  qui  crie 
toujours  ja,  ja,  nein,  nein. 

Pensez  seulement  que  Heinitz  a  ^t^  hier  chez  laVoss,  qu'il  lui  a  dit  qu'il  savait 
que  cela  ^tait  grossier,  mais  n'importe  qu'il  viendrait  demain  matin  avec  ce  peintre 
suödois  ou  danois  [Plö|]  me  faire  peindre,  parce  que  Tacadömie,  la  manufacture  de 
porcelaine,  enfin  tout  le  monde  le  voulait  et  le  demandait  ä  cor  et  ä  cri.  Woljl  o6er 
ubel  muf  ic^  amtes  IDeibfen  6ran.   2IIfo  morgen  um  U  fi^  i^  ^  un6  blaf  e  ^5IItfc^  (TräbfaL 

Adieu,  je  vais  reposer  mes  graces  pour  ctre  plus  fraiche  que  le  matin  qui  va 
&lore.  Je  le  sens,  j'inspirerai  de  la  Jalousie  demain  mcme  ä  Venus.  Pourvu  que  le 
serviteur  z^l^  de  Mars  m'aime  toujours,  je  laisse  bien  volontiers  ä  Venus  sa 
beaut^  et  scs  graces,  le  bonheur  est  pour  moi.  Du  lieber  Kriegsfnedjt,  bleibe  mir 
treu  un6  gut,  un6  mad^  mic^  ftets  fo  glflcflic^,  mie  ic^  es  nun  6rei  3a^re  öurc^  Dic^  bin. 

Deine 

f  ouis#*  *' 


3n5n?tfdjcn  Ijattc  bas  fciöcn  6cs  Königs,  bas  man  einer  Vergiftung  in  Polen  sufdjreiben 
woüU,  ftdj  fo  pcrfdjiimmcrt,  öaf  er  auf  2tnöringcn  öcr  2ter5te  am  2^.3""^  1^9^  ^i"^ 
$u)cite  Saöcreifc  nadj  Pyrrnont  antreten  muf te.  2tm  nädjften  Cage  folgte  i^m  feine  Sc^ipieger* 
todjter,  prinsefftn  ^rieöerife,  6ie  fe^r  in  (ßunft  bei  i^m  ftanö,  un6  öie  er  nac^  Pyrrnont 
eingelaöen  ^atte.  Seflommenen  ^ersens  falj  Cuife  öie  Sc^ipefter  abreifen.  Die  \^  3a^re 
^rieöerifens,  i^re  Unerfaljren^ett  unö  $u  grofe  IDeic^^eit  erfüllten  fte  mit  bangen  Sorgen, 
XDüröe  fte  ftc^  por  ^allftricfen  5U  Ijüten  »iffen?  XDüröe  fte  es  perfteljen,  mit  Keinem  ju 
gut  5U  iperöen,  mit  Keinem  es  5U  peröerben?  3"  ^^^  rüljrenöen  Sorge  iljrer  Sdjmefterlicbe 
Ijat  pe  ^rieöerifen  öamals  eine  2lrt  3"fttuftion  nac^  Pyrmont  mitgegeben,  öie,  »ir  tpollen 
es  glauben,  öos  leidjte  Slut  öer  Sc^mefter  Por  Unbefonnen^eiten  5U  Ijüten  beigetragen  ^at, 
3m  3uK  öurften  Kronprins  unö  Kronprin$effin  felbft  öen  König  in  Pyrmont  befudjen,  n>o 
fie  eine  Hei^e  angenel^mer  (Tage  perlebten;  auf  öer  Hucf reife,  im  2(uguft,  l;aben  fte  fic^  einige 
5eit  in  Cuifens  (ßeburtsftaöt,  in  ^annoper,  bei  ®nfel  (Ernft  aufgeben  unö  auc^  ZITagöeburg 
mit  feinem  eljrtpüröigcn  Dome  befidjtigt.    2tm  \6.  Jluguft  tparen  fie  ipieöer  in  Potsöam, 

ZDd^renö  i^rer  2(btpefen^eit  nxir  öie  Heueinridjtung  pon  Pare^  pollenöet,  unö  bas 
fronprinslidje  Paar  fteöelte  2tnfang  September  auf  einige  IDoc^en  öaljin  über,  um  fic^  an 
öen  ©enüffen  öes  Canölebens,  an  Spa$ierritten,  IDafferfa^rten,  3^S^  5"  erfreuen.  (Eine 
^reunöin  öer  Hatur,  ipie  Cuife  ipar,  Ijat  fie  audj  öie  befc^eiöenen  Heise  öer  märfifc^n 
Canöfdjaft  immer  geliebt.  Die  ©berljofmeifterin  ipar  anfangs  fe^r  enttaufdjt  pon  Pare^, 
fie  fanö  es  „nidjt  im  geringften  ^übfc^",  Ifat  pdj  jeöoc^  fpater  öamit  ausgefö^nt.  ^rieöric^ 
JDil^elm  aber  unö  Cuife  Ijaben  öie  forgenfreieften  unö  glücflic^ften  Stunöen  i^res  febens 
in  öer  Stille  unö  ^urücfgesogen^eit  öiefes  abgelegenen  fleinen  Canögutes  perlebt,  tpo  er  als 
;,Sdjul5e"  unö  fte  als  „gnäöige  ^rau  pon  Pare^"  n?alteten.  Zllajor  Köcfri^,  öen  fte  mit* 
genommen  Ratten,  fc^rieb  über  öos  fronprinslic^e  Paar:  „Der  Kronprins,  öiefer  liebensn?üröige 
Prins,  be^anöelt  mic^  als  feinen  ^reunö  . . .  ©^ngeadjtet  ic^  am  ^ofe  lebe,  fo  ipeif  idj  öoc^ 
nid;ts  pon  ^tpang,  öenn  öer  prins  ift  ein  ^einö  aller  Ceremonien  unö  aller  läftigen  (Etifette. 
Seine  (ßema^lin  ift  öie  licbensipfiröigftc  Pcrfon  i^res  (ßefc^ledjts  unö  fuc^t  ftdj  gans  nac^  öer 
bieöeren  Benfungsart  l^res  portrefflic^en  (ßema^ls  5U  bilöen"  ♦ . .  Unö  nac^  öer  Hücffe^r 
nac^  Berlin  (am  22.  September  ^79?):  „ZUein  guter  ^err  ipüröe  audj  noc^  nic^t  fo  balö 
öos  ruhige  fanöleben,  ipo$u  er  fo  piel  (ßefü^l  unö  Stimmung  ^at,  mit  öem  quälenöen 
(ßeräufdj  öer  grofen  Staöt  pertpec^felt  ^aben,  ipenn  nidjt  öos  ^ieftge  ^erbftmanöper  feine 
(ßegentpart  erforöert  Ifätte*  Die  guten  ZUenfc^en  genoffen  $um  erften  ZITal  in  i^rem  Ceben 
fo  gan5  bas  (Einfache  öer  llatur,  entfernt  pon  allem  ^tpang  nahmen  fte  fo  ^ei^lic^  2(nteil 
an  öen  naipen  2Ieuferungen  öer  ^reuöe  öes  Canöpolfs,   befonöers  bei  öem  (Emötefefie, 

6 


pergaf  en  tljrc  ^oljcit  mifdjten  ftc^  in  i^rc  ^äny,  unö  ^icr  xxhxv  im  cigentlidjen,  ober  nnxljrcn 
Pcrftanöc  ^reiljeit  unö  (ßleidjljeit.  3^  f^'^P  badik  nic^t  öaran,  6af  tc^  5^  yilive  jurücf^ 
gelegt,  unö  tanste  gleidjfalls  mit,  desgleichen  öie  ^rau  ©berijofmeifterin  oon  2?of ,  €jcellen$" . .  • 
2ludj  Prins  (Eieorg,  öer  öamals  Pare^  befuc^te,  rüljmt  in  einem  Briefe  an  Sc^tuefler  (T^efe 
öen  ,,finölidjen  ^roljftnn"  6es  fronprinslic^en  Paares;  öen  gansen  tCag  wat  man  beieinander, 
fpeiftc  immer  sufammen,  unö  ^rieöric^  IDil^elm  unö  Cuife  ftritten  um  öie  beften  Stücf e  unö 
nahmen  fte  ftdj  gegenfeitig  meg:  „me^r  brauchen  fie  nic^t,  um  $ufrieöen  $u  fein". 

Die  tCage  König  ^rieöridj  IDilljelms  II.  neigten  $u  i^rem  €nöe.  3^"  S^^ili<^if^  1^96 
n?ar  feine  Cebcnsfraft  nodj  einmal  aufgeflacfert  unö  öer  (Beöanfe  eines  neuen  Krieges  mit 
^ranfreidj  fc^eint  il?m  na^  getreten  5U  fein.  Sdjlieflidj,  unter  öer  pereinten  €ino)irfung 
bcs  (Eirafen  ^augmi^  unö  öes  (ßenerals  Sifdjoffu>eröer,  blieb  es  öoc^  bei  öem  Syftem  öer 
norööeutfdjen  Heutralität,  bas  öen  3"tc'^<^ff^"  unö  öer  £age  öes  preuf ifdjen  Staates  öamals 
entfprac^  unö  in  öem  öer  König  felbft  Sulje  fanö.  Bann  fam  öer  IDinter  pon  ^796, 
öer  öem  König  feinen  5n?eiten  So^n  na^m.  Das  ^nmnUbcn  ^rieöridj  IDil^elms  II.  Ift 
uns  meift  perfdjloffen;  nur  5uu>eilen  geftattet  eine  Zleuferung  pon  il?m  oöer  eine  ^cxU 
feiner  ungelenfen  ^anö  einen  Slicf,  öer  uns  bas  (ße^imnis  ^rter  Seelenfämpfe,  bitterer 
Ceiöen  aljnen  Iä0t.  Der  König  mar  e^rlidj  gen^efen  in  öem  Kampfe  gegen  bas,  was  iljm 
öie  falfc^e  Hidjtung  feiner  ^ext  fdjien,  u>ie  er  aufridjtig  ipar  in  feinem  antirepolutionären 
(Eifer.  Die  2Tlif erfolge  nac^  innen  nne  nadj  auf en  litten  iljn  tief  erfdjüttert.  €r  Ijatte 
ftc^  felbft  pon  feinen  2(ngel;örigen  5urflcf gesogen,  öie  feinen  öem  2Tlyftifc^en  sugemanöten 
Hcigungen  fein  Perftänönis  seigten,  unö  unter  öenen  er  nur  ^reigeifter  unö  (ßottes* 
leugner  5U  finöen  maljnte.  Der  tCoö  öes  prinsen  fouis,  öie  fdjipere  (Erfranf ung  öes  Kron^» 
prinsen  I^ben  iljn  öann  mit  feinen  Kinöem  ipieöer  5ufammengefüljrt.  „Der  König,"  fo 
fc^rieb  IHitte  3^""^^^  \^9^  f^^f^  bcm  VaUx,  ^fyat  uns  nwljrenö  öiefer  gansen  fdjrecflic^en 
5cit  mit  ©Ute  überlauft;  er  ifat  fic^  als  ein  tpaljrer  ^amilienpater  geseigt."  „Die  €intrac^t 
öer  prinsen  öes  preufifcfyrn  ^aufes,"  fo  fc^reibt  öer  fransöfifc^e  ©efanöte  in  Serlin,  „ift 
mufter^aft.  Der  König  liebt  feine  Kinöer  auferoröentlidj,  unö  öiefe  Ijaben  iljrerfeits  eine 
unbegrenste  Zlnljänglidjfeit  an  i^ren  Pater.  Die  ©efdjic^te  nnrö  über  ^rieöric^  IDil^Im 
als  König  ridjten;  als  ZHenfcIj  ift  unter  allen,  öie  i^m  na^e  fteljen,  nur  (Eine  Stimme 
Aber  feine  Sedjtfdjaffent^t,  feine  ©üte  unö  feine  Ijäuslidjen  tCugenöen."  3"^<^ff^"  madjte 
öas  Ceiöen  öes  Königs,  unget^emmt  öurc^  Saöefuren  unö  anöere  {)eilperfud)e,  rafc^e  unö 
furchtbare  ^ortfdjritte;  öie  Kräfte  fc^tpanöen,  öer  2Item  ftocfte,  bas  Ceben  ipuröe  i^m  $u 
einem  langfamen,  füljlbaren  Sterben.  Dabei  ipuröe  es  allgemein  beipunöert,  ipie  er  öie 
Qualen  öer  Kranffyjit  mit  ruhiger  (Ergebung  trug,  n>d^renö  feine  ©ute  unperänöert  ^'»*^^. 


Scibft  öcr  öamalige  ©cfanöte  ©efterreidjs  in  Scriin,  öcffen  Seridjtc  fonft  mandj  (partes 
IDort  über  öen  König  unö  öeffcn  Hegicrung  enthalten,  Ijat  bc5CU9t,  öaf  öic  ^rcunölidjfeit 
öes  Königs  ftdj  immer  gleidj  blieb  unö  öie  allgemeine  Ceilna^me  an  feinem  Ceiöen  erljöljte. 
2tm  \5.  Hopember  fpradj  öer  König  in  Potsöam  nodj  einmal  feine  (ßema^Iin  unö  feinen 
Solfw,  öen  Kronprinsen;  feine  Sdfmädfe  n>ar  fdjon  fo  grof,  öaf  an  öie  (Einrichtung  einer 
Hegentfdjaft  geöadjt  iDuröe.  2tm  nädjften  tCage  fam  öie  Hadjridjt,  öaf  er  im  Sterben 
liege.  IDäljrenö  öer  Kronprins  sögemö  nadj  Potsöam  fuljr,  begegnete  iljm  fc^n  Sifc^off* 
iperöer  mit  öer  Hadjridft  oom  21bleben  öes  Königs,  prinsefftn  £uife  Haösiipill  tpar  bei 
öer  Kronprinseffin,  als  man  Sifdfoffmeröer  auf  bcks  Palais  $ufommen  fa^;  gleidj  öarauf 
trat  ^rau  oon  2?of  ein,  mit  öen  XDorten:  „M.  de  Bischoffwerder  demande  ä  parier 
ä  Votre  Majest^.** 

So  n>ar  fuife  Königin  geujoröcn,  öer  Kronprins  König  ^rieöridj  IDilljelm  III.  Seiöe 
empfanöen  fdjmer  unö  örücfenö  öie  £aft  öer  Krone,  öie  (ßröf e  iljrer  neuen  2tufgabe.  IDie 
öer  Kronprin$  bei  feiner  2tbfa^rt  nadj  Potsöam  5U  feiner  (ßemaljlin  gemeint  Ijatte:  „Unfer 
ruhiges  (ßlüd  ift  porüber,  öie  Prüfungsseit  beginnt",  fo  fc^rieb  £uife  am  \7.  Hopember 
aus  Potsöam  öem  Pater:  „TXlzxn  teurer  Pater.  2tdj,  feit  geftem  9  Uljr  ift  öer  König  nidjt 
meljr,  unö  tpir  armen  Kinöer,  ipir  ipeinen  um  i^n  unö  trauern  ....  ©ott  ujolle  feiner 
Seele  gnäöig  fein  unö  meinem  ZITann  in  feinen  Jlrbeiten  beifte^en,  öic  fc^recflidjer  jtnö  als 
man  glaubt." 

Ceidjt  Ijingeiporfene  IDorte,  öeren  sufunftsfdjipere  Seöeutung  fuife  nidjt  aljnen  fonnte. 


83 


Oiertes  Kapitel 
Stille  3al?re 

{\737—\802) 

I.  König  ^rteörtc^  XDiltjcIm  III. 

^tn  Hcgtmcnt  6er  (ßercc^ttgfcit,  öcr  ©rönung  unö  &er  Sparfamfett  beginnt"  —  mit 
öiefen  IDortcn  begrfifte  6er  fransöftfc^e  (ßefan6te  in  Serlin  6ie  (T^ronbefteigung  König 
^rie6ric^  IDilljcIms  III.  ®^ne  gipeifel  beseidjnete  er  6amit  treffen6  6ie  2lbfidften,  in  6enen 
6cr  junge  König  6ie  Hegierung  antrat  un6  6urc^  6ie  er  6en  Sc^n)ierigfeitcn,  6ie  er  r>orfan6, 
abl^elfen  5U  fönncn  meinte.  Der  Staatsfc^a^  tpar  geleert,  6ie  politifdje  £age  infolge  6es 
7lnwadi\ex\s  6er  fransöfifd^en  Uebermadjt  gefä^r6et,  6ie  Pertpaltung  im  5tiIIftan6,  6ie  Dissiplin 
im  Beamtentum  gclocfcrt,  un6  im  ®ften  bot  6ic  €inglie6erung  6er  grofen  polnifd^n 
Crtperbungen  faft  unlösbare  2(ufgaben.  Vodf  nodf  gan5  an6ere  {)offnungen,  als  nur 
auf  6ie  23efeitigung  6er  offenfun6igfien  2Tliffiän6e,  fnfipfte  man  in  n?eiten  Greifen  an  6en 
Kcgierungsipedjfel;  man  eraxirtete,  6af  nun  eine  neue  ^cxt  für  Preufcn  überljaupt  anlfebz. 
„Wir  fm6  »irflic^  unbefc^reiblic^  glücMidj  in  allem  Betracht  ....  IDir  befommen  alle 
neues  Ccbcn",  fc^rieb  6er  greife  ^ü^rer  6cr  Scriincr  21ufflärung,  Hicolai.  (Ein  Schüler 
pon  Suarej,  6em  Pater  6es  preufifdjen  £an6redjts,  fc^ien  6cr  junge  König  6en  neuen  36een, 
n?ie  fie  im  fiegreidjen  Fortgang  6er  fran5Öfifdjen  Kepolution  unter  preufifdjen  Seamtcn, 
©ffisieren  un6  Sürgem  fic^  perbreitet  Ratten,  nidjt  unjugänglic^.  Der  glän5en6fte  Sc^rift^ 
fteller   ber  ^auptjia6t/   ^rie6ric^  ®en|,   ein  Beamter,   fonnte  es  nxigen,   in  einem  6er 


Sttße  3atirc 


©cffcntlidjfcit  übcrgebencn  Schreiben  öen  König  5U  Hcformen,  5ur  Jtnba^nung  tpirlfdjaft:' 
Hdfcr  un6  seifttger  ^rciljeit  etnsulaöcn;  un6  öie  neue  Königin  felbft,  n)ie  tpenigftens  (ßen^ 
miffen  tDoUte,  foüte  i^ren  ©emaljl  auf  6ies  Sdjreiben  aufmerffam  gemacht  Ijaben, 

Dos  Schief fal  Preufens  ^ing  nun  öaoon  do,  inn>ien>eit  6er  neue  König  nac^  feinem 
gan$en  IDcfen  öiefen  n?eitgeljen6en  (Entartungen  entfpredjen  fonnte. 

XDir  ipiffen  es  bereits:  ^rieöridj  IDil^elni  n?ar  ein  perfdjüdjterter,  in  fic^  gef Carter, 
fdfmerblütiger  €l?arafter»  €ine  6urdf  unö  6urdj  innerlidje  Hatur  r>on  aufrichtiger  un6 
altpäterifdfer  ^römmigfeit,  befaf  er  menfdflidj  fdjöne  un6  adftungsiperte  (Eigenfc^aften: 
einen  miI6en  un6  iro^ltätigen  Sinn,  Hec^tfdjaffen^eit  un6  8ie6erfeit,  Creue  un6  5ui>ctlaffig^ 
feit,  ©rönungsliebe  unö  Sparfamfeit,  6ie  freilidj  oft  in  Ijarte  Peöanterie  ausarten  fonnten, 
por  allem  eine  unbeöingte  IDa^r^eitsIiebe.  Selbft  ^rau  pon  Vo%,  6ie  i^n  fonft  in  i^rent 
perfdjmiegcnen  tCagebudf  oft  ftreng  genug  beurteilt,  fdjreibt  einmal:  „€r  ift  »irflidf  6er  ipa^r* 
Ijaftigfte  ITlenfdj,  6er  cyiftiert",  €ine  ftatllic^e  (Erfc^einung  pon  männlic^  ipür6iger  Haltung, 
mar  er  6odj  im  2?erf e^r  ungeipan6t  un6  iportfarg,  gegen  6ie  ©effentlic^f clt  ableljnen6  un6  5urücf ^ 
n?eifen6.  Sdjmeidjeleien  un6  QuI6igungen,  Pon  n?elc^er  2(rt  auc^  immer,  tparen  il;m  tpi6ertpärtig. 
Ben  Herausgebern  6er  tiyskfcbviii^x  6er  preuf ifcfjen  ZHonardfie",  6ie  i^m  mit  6en  feit^er  oft 
ipie6erljoIten  Uebcrfdjipenglidjfeiten  Pon  Hopalis^^^aröenberg  ljuI6igten,  lief  er  bc6euten,  folc^en 
Unfinn  nidjt  ipie6er  5U  6rucfen.  €r  ipar  miftrauifc^  gegen  an6ere,  am  meiften  pieüeidjt  gegen 
fidj  felbft.  Bas  (ßefüljl  feiner  Unfidfer^eit  un6  lln$ulänglic^feit  machte  iljn  unentfdjioffen. 
€s  ipar6  iljm  nidjt  leidjt,  jipifc^en  entgegengefe^ten  Zlnftc^tcn  5U  entfc^i6en:  fo  neigte  er  6a5U, 
eine  Sai[Z  reifen  5U  laffen,  (Entfc^Iflffe  ljinaus$ufdfieben,  06er  nur  porläufige,  unfertige  €nt^ 
fd;ei6ungen  5U  geben.  Bas  Kategorifd^e  fehlte  i^m  gans,  obfdjon  er  ^artnädig  fein  fonnte  bis 
$um  €igenftnn.   Bas  „3c^  n?ill"  fiel  iljm  fdjiper,  leidjter  ipur6e  i^m  ein  „3c^  »iH  nic^t". 

(Eine  fdjtpunglos  nüchterne  Hatur,  6ie  feinen  Qer6  gefährlicher  £ei6enfc^aften  in  ftc^ 
barg,  6ie  aber  aud;  Segeifterung  felbft  fo  tpenig  empfan6,  tpie  fte  an6ere  je  5ur  Begeifterung 
5U  erljeben  un6  fort$ureif en  fä^ig  tpar.  (Ein  auf  6ie  ZlUtagsipirflidjfeit  geridjteter  Sinn, 
6er  6as  (Element  6es  3^^^^^^/  ^^^  P^antafie  pöUig  ausfdjiof * 

^flr  6ie  Staatsgefdjäfte  tjatte  ^rie6ric^  IDil^elnt  geringe  lleigung,  am  ipenigften  für 
auswärtige  Politif.  Seine  entfc^ie6ene  Porliebe  galt  6em  preufifc^en  ^eere,  un6  befon6ers 
feinem  eigenen  Regiment,  6oc^  flagte  man  baI6,  6af  feine  (ßutmutigfeit  6ie  Bbsiplin 
fdjä6ige.  (Es  fehlte  l^m  im  Znilitärmefen  fo  tpenig  nne  fonft  an  gefun6em  Urteil,  6as  fidj 
aber  oft  me^r  in  fc^arfer  un6  bitterer  Kritif  äuferte,  als  in  6ur^reifen6en  lDiIIens== 
I^n6Iungen.  Ueberöies  hafteten  fein  Sllcf  un6  feine  tCeilna^me  6oc^  me^r  an  iteuferlid?** 
feiten,  me^r  an  frte6Iic^en  (Eferjierflbungen,  als  an  friegsmäfiger  2IusbiI6ung. 

85 


Das  IDcfen  ^ric6ric^  IDil^cIms  seigt  einen  patriardjalifc^cn  (ßrunösug:  bas  offenbart 
ftdj  feinem  £an6e  gegenüber  mie  in  feiner  ^äuslic^feit. 

Durchaus  patriardfalifc^  ift  bod}  6ie  2Iuffaffung  pon  feinem  Per^äÜnis  $um  preufifc^en 
Dolfe:  er  ^offte,  tpte  er  es  fpäter  in  einer  6er  grofen  Krifen  feiner  Hegierung  (^809)  aus^ 
gefprodjcn  fyxt,  „dn  treu  ergebenes,  frieölidjes,  imlliges,  geljorfames  unö  beffeningsfä^iges 
Volt  5u  finöen",  un6  er  n>ar  entfc^Ioffen,  öurc^  fein  öeifpiel,  öurc^  ;,®r6nung,  (ßerec^tig^ 
feit,  Sparfamfeit"  es  Pon  6en  „Jlbtpcgen  öer  3^«K8wfität/  3"^"^^^^^!^^*  ^"^  (ßenuffuc^t^ 
$urücf5ufül?rcn.  IDie  er  felbft  an  feiner  Stelle  imrfen  irollte,  fo  foUte  audf  jeöer  anöere 
in  6cm  Krcife,  in  6cm  er  einmal  geboren,  feiner  Pflichterfüllung  ftill  un6  ru^ig  leben; 
6er  altpreufifd^  Klaffenftaat,  mit  feiner  ftrengen  Son6erung  6er  Stän6e,  mit  6em  fc^roffen 
(ßegenfa^  pon  Sta6t  un6  £an6,  tpar  eigentlich  gans  nac^  feinem  Sinne:  unruhiges  Qinaus^ 
ftreben  über  6ie  gegebenen  Scijranfen  ipar  i^nt  unipillfommen,  ober  je6em  foUte  auc^ 
innerljalb  feiner  Sphäre  fein  Hec^t  ungefränft  bleiben. 

IDir  bcfi^en  5ipci  tpertpolle  Sc\ximf\c,  nodj  aus  ^rie6ric^  IDilljelms  Kronprinsenscit, 
6ie  uns  6as  50)eifellofe  2?orI^n6enfein  gen>iffer  rcformatorifc^er  öeftrebungen,  nic^t  min6er 
6eutliclf  aber  aud;  6eren  enge  llmgren5ung  aufn>eifen. 

3nt  Sommer  11796,  als  6ie  (Erfranfung  6es  Königs,  feines  Paters,  i^ren  gefd^rlicf^cn 
Cl?araftcr  offenbarte,  Ijatte  ^ric6ric^  IDil^elnt  in  einer  umfangreidjcn  nie6erfdjrift  feine 
2Iuffaffung  6er  Pflichten  eines  Königs  pon  Preufen  nic6crgelegt.  (Ein  pofitipes  „Hegierungs* 
programnt"  fann  man  es  faum  nennen.  €s  ift  mcljr  eine  Kritif  6er  Hcgierung  ^rie6ric^ 
IDilljclms  II.,  pon  6cffen  ^an6lungcn  er  felbft  faft  in  allem  un6  je6em  6as  (ßegentcil  $u 
tun  pdf  ponümmt.  Ben  Kriegen  6es  Paters  ftellt  er  6en  Saif  entgegen:  „Das  gröfte 
(Bind  eines  £an6es  befteljt  superldfftg  in  einem  fort6aucm6en  ^rie6en".  €r  ipir6  6ie  (Ein* 
fünfte,  „6ie  nicijt  6em  £an6es^erm,  fon6em  6em  £an6e  gehören",  nic^t  in  unfmnigem  2tuf* 
ipan6  pergeu6en;  piclmc^r  felbft  mit  einer  „guten  IDirtfdjaft"  porangel^en.  Kein  tnpxs  beim 
ZHilitär,  feine  perfdfn?en6erifcije  ^ofljaltung  mit  lädjerlicijem  un6  fteifem  ^«'^^"^^^"i^^U;  ^^ 
allem  feine  (ßünftlingsn>irtfdfaft,  megen  6eren  6ie  ^öfe  fo  pielfadj  als  Sify!  6es  fafters  un6 
6er  Ueppigfeit  perabfc^eut  iper6en.  €in  ^ürft  6arf  nicijt  blof  „6en  reidjeren  un6  angefeljenercn", 
fon6em  muf  and)  „6cn  nü^lic^ercn  un6  arbeitfameren  gemeineren  Ceil  6es  Polfes  feiner 
(5na6e  un6  2Iufmcrffamfeit  teilljaftig"  ipcr6en  laffen.  (Er  muf  6en  Hat  „redjtfdjaffener, 
bie6crer,  einfidjtspoUer  un6  unintercffierter"  lllanner  einljolcn. 

(Einen  ZHann  6icfcr  2Irt  glaubte  ^rie6ric^  IDil^elm  in  feiner  Umgebung  bereits  gcfun6cn 
5U  Ijaben:  6en  JTlajor  Köcfri^,  einen  Ijerslic^  unbe6euten6en  ZHenfc^en,  6em  ober  3ie6erfcit 
un6  tCreu^rjigfeit  aus  allen  ^üQm  fpradjen,  un6  6er  6em  Kronprin$en  un6  6em  fpdtereii. 

86 


König  por  allem  gefiel,  »eil  er  nie  „bnvdj  2tuffeljen  erregenöe  ^ypotljefen,  Para6ojen  un6 
tC^eorien  5U  glänsen  fudjte." 

3nx  3""i  1^9^  ^^^  ^^^  Kronprin5  eine  stpeite  2)enffdjrift  perfaft,  6ie  er  nodj  am 
tCage  öes  Regierungsantrittes  feinem  ©eneralaöjutanten,  öem  nunmehrigen  0ber^leutnant 
Köcfri^  ein^änöigte.  €s  »ar,  als  füljlte  ^rie6ridf  IDil^elm  bodi,  öaf  öie  Cage  6er  abfoluten 
Selbft^errfdjaft  porüber  feien.  Sittenö  »enöet  fic^  6er  €rbe  6er  ZITonarc^ie  ^rie6ric^s 
6es  ©rofen  an  einen  feiner  ©fpsiere,  6effen  Hec^tfc^affen^eit  un6  gw^^^rlafftgfeit  fein  Per* 
trauen  gewonnen  ^aben,  un6  in  einer  Spxadfz,  6ie  fdjlidfte  IDaljr^aftigfeit  un6  tiefen  fittlidjen 
€mft  befun6et,  for6ert  er  iljn  auf,  6em  Könige  ein  »a^rer  ^reun6  un6  treuer  Katgeber  5U 
bleiben,  n?ie  er  es  6em  Kronprin5cn  getpefen,  un6  nadj  innerer  Ueberseugung,  nac^  Pfli^t 
un6  (ßen?iffen,  über  6ie  Znenfd^en  un6  6ie  öffentliche  ZHeinung  als  e^rlic^er  ZUann  i^m 
alleseit  feine  ZÜcinung  5U  fagen.  ^ngHAdj  enthält  6as  Schreiben  aber  auc^  einen  ^inipeis 
auf  Heformen,  6ie  6en  (Eiebredjen  6e5  preugifc^en  Staatsn?efens  6a,  rpo  fie  am  füljlbarften 
fin6,  Zlb^ilfe  per^eifen:  5rie6ridj  IDil^elm  fün6igt  feinem  2t6iutanten  an,  6af  er  unter 
6em  Scirat  6cr  gefc^icfteften  un6  erfahrenden  Staatsmänner  6ie  ^tvtüitanQ  in  6en  ^inansen 
befeitigen  un6  ein  auf  ®r6nung  ru^n6es  feftes  Syftcm  6er  Staatsperipaltung  ein$ufü^ren  6enfe. 

IDir  fe^en:  5U  einem  „Hegiment  6er  ®r6nung,  (ßeredjtigfeit  un6  Sparfamfeit"  mar 
6er  neue  ^err  feinem  gansen  IDefen  nac^  oljne  ^wci^d  entfc^Ioffen;  »ie  er  auc^  sur  8e^ 
feitigung  6er  fdjreien6ften  ZlTif ftän6e  un6  2Iusipflc^fe  6er  bisherigen  Hegierung  gan$  bereit 
n?ar.  €r  erfdjeint  felbft  nic^t  unberührt  pon  ^uman^  bürgerlichen  (ßc6anfen,  pon  6em 
p^ilant^ropifc^en  (Seifte  6es  \8.3<il?r^un6erts,  pon  6em  6er  Hatgeber,  6en  er  nädjft  Köcfri^ 
fic^  5um  Pertrauten  n?ä^Ite,  6er  Kabinettsrat  ZHencfen,  gans  erfüllt  ipar.  2tber  feine  Heigung 
geljt  6ocij  eigentlich  tpeniger  auf  6ie  €infüljrung  pon  Heformen,  am  ipenigften  pon 
grun6ftür$en6en,  als  auf  6ie  2tbfc^affung  Pon  2TKf  bräudjen.  Un6  ipie  fe^r  blieb  6abci  6as 
Kegierungsprogramm,  tpenn  tptr  6as  IDort  wkbctifoUn  6ürfen,  überhaupt  5urücf  l^inter  6en 
tljeorctifc^en  ^or6erungen  6er  rationaliftifc^en  21ufflärung  nic^t  blof ,  fon6em  auc^  ^inter 
6cn  realen  8e6ürfniffen  6es  preufifc^en  Staatcsl  €s  ift  nur  5U  ipa^r:  6ie  2tbftcijten  6es 
Königs  ebenfo  tpie  feine  nac^ften  ZRaf nahmen  berührten  nur  oberfläci^Iic^  6en  eigentlici^en 
Si^  6er  Kranf^t  6es  preufifc^en  Staatsipefens,  fie  griffen  nic^t  hinein  in  6ie  grofen 
fcbcns^  un6  Bafeinsfragen. 

Das  Hegiment  ZDoeUners  un6  3ifc^ffn:>er6ers  tpur6e  befeitigt,  6as  6rücren6e  tTabafs* 
monopol  abgefc^afft,  gegen  Perfc^leppungen  in  6er  Hedjtspflege  fc^ritt  6er  König  perfönlic^ 
ein.  Cangfam  un6  $ag^aft,  nHe  es  einmal  feine  2lrt  ipar,  tpagte  er  fic^  an  an6ere  Reformen, 
^ür  fein  ^er  6ac^te  er  an  Perme^rung  6er  3"Iän6er,  namentlich  bei  6en  Hegimentem 

87 


im  ©ftcn,  an  ^cbung  6cs  militärifc^cn  Untcrridjtsipefcns,  an  itufbeffcrung  6cr  nrfrlfc^aft»» 
Hdfcn  Cage  6er  SoI6atcn.  Hidft  lange,  un6  er  Iu6  Sdjamtfot^t  nadj  Serlin,  6er  fic^  t^m 
6urc^  feine  reformatorifdjen  2^ccn  befon6ers  empfohlen  ^atte.  €r  berief  6ie  Konmtiffton 
5ufamnien,  6ie  er  in  6em  Sdjreiben  an  Köcfri^  fc^on  an9efün6i9t  ^e.  €r  perfuc^te  fic^ 
an  6er  Cöfung  6er  grofcn  ^rage,  6ie  bereits  feine  Porganger  pielfac^  befc^äftigt  ^e:  er 
begann  6ie  fdjon  oft  geplante  Bauernbefreiung,  sunäd^ft  6urclj  ^reigebung  6er  Domänen* 
bauem.  23efferungen  im  ^oU^  un6  Steuenpefen,  in  6er  Pemxiltung  6urc^  llmtpan6Iung 
6er  S^nttaU  un6  £ofaIbe^r6en  n?ur6en  ertpogen;  man  fann  fagen:  6ie  Heformen,  mit  6enen 
6er  grof  e  (Jrci^err  pom  Stein  fpäter  feine  ntinifterielle  IDirffamfeit  be$eic^net  Ijat,  ftn6  fc^n 
in  6en  erften  3a^ren  6e5  neuen  Königs  angeregt,  beraten,  porbereitet  iPor6en.  2IIIein  $ur 
Denpirflidfung  un6  Z)urc^fül;rung  fel^Iten  ein  ZUann  un6  ein  XDille.  Das  altpreufifcbe 
Staatstpefen  n?ar  auf  einen  fraftpollen  un6  bcleben6en  2Intrieb  pon  oben  Ijer  geridjtet,  6er 
pon  König  ^rie6ric^  IDil^elm,  »ie  er  nun  einmal  ipar,  nic^t  ertpartet  iper6en  6urfte. 
Znit  feinen  2TRniftem  Ijatte  er  ipenig  ^ü^Iung,  5U  feinen  Beamten  fiberljaupt  anfc^einen6 
n?enig  Dertrauen.  IDie  c^arafteriftifdj  ift  es,  6af  er  6ie  3"?^^^^"  fö'^  We  eben 
eripäljnte  ^inansfommiffion  Pon  einem  feiner  ©ffisiere,  6em  Komman6anten  Pon  Pots6am, 
(ßeneral  Hücf^el,  l;at  ausarbeiten  laffen.  Die  Kabinettsrate  aber,  auf  6eren  Stimme  er  5U 
^ren  pflegte,  Ijemnttcn  oft  6ie  IDirffamfeit  6er  ZlTinifter,  o^ne  fie  6oc^  erfe^en  5U  fönnen. 
So  gefc^a^  es,  6af  man  bei  6em  Seformiperf  über  (Ertpagungen  un6  Porbereitungen 
tpenig  l^inausfant. 

Die  auswärtige  Politif  blieb  pon  6em  Hegierungsipec^fel  pöUig  unberührt.  Xiadi  6en 
ipeitausgrcifen6en  Plänen  6er  erften  3aljre  König  5rie6ric^  IDil^elms  II.  IfaiU  unter  6es 
(ßrafcn  J)augipi$'  Ceitung  6ie  preufifc^e  Politif  fic^  auf  6as  Syftcm  6er  nor66eutfdjen 
Hcutralität  surücf gesogen,  6as  6urc^  Perträge  ntit  ^ranfreic^  un6  6urclf  2lbmac^ungen 
mit  6en  nor66eutfc^en  Stän6en  felbft  gefidjert  tpar.  Cs  gab  Preuf en  un6  feinen  6eutfclfen 
Hadfbarftaaten  eine  ^di  n?irtfcljaftlic^en  (ße6eifyjns  un6  geiftiger  Slüte.  Tlnd}  politifctj  ipar 
es  6odf  ein  ^ortfdjritt  gegen  6ie  ^cxUn  ;Jrie6ric^s  6es  (ßrof  en  un6  felbft  gegen  6on  ^ürften^^ 
bun6,  ipenn  Preuf  en  gegen  ^ranfreidj  je6en  Eingriff  auf  fymnoper  für  einen  ^rie6ensbruc^ 
erflärte  un6  fidj  sugleidj  in  J)iI6esljeim  mit  6en  nor66eutfdfen  Stän6en  5ur  Zlufftellung 
eines  Sdju^ljeeres  perbün6ete.  Der  neue  König  ergriff  mit  poUer  lleberseugung  6icfe  politif 
6er  nor66eutfdjen  Heutralität,  freilidj  mit  einer  geipiffen  cinfeitigen  23epor5ugung  6er  Heu:« 
traütät  an  fidj.  Der  (ßc6anfc  6er  3"^^^ff^"d<^^^i"W<^ft  Pteufens  mit  6en  nor66eutfdjen 
Staaten,  6er  unter  ;Jrie6ridf  IDiKjelm  II.  oft  un6  ftarf  betont  tpar,  erfüllte  i^n  ipeniger 
Ieben6ig  als  6ie  Porliebe  für  Heutralität  un6  ^rie6en.     ;/2Ille  IDelt  ipeif ,  6ag  id;  6en 


Kroiipriuicffm  Cuifc  iiül  tfjrcr  5Aincftcr  ^ricfrcrifc 


Krieg  pcrabfdjeue/'  fo  fdjricb  er  eigenljänMg  feinem  (ßrofonfel,  6em  prin$en  ffAnndj, 
„nnb  6af  xdj  fein  gröferes  (5ut  auf  €röen  fenne  als  6ie  Crljaltung  oon  ^rieöen  unö 
Sulje  als  6as  einsige  für  bas  (5Iücf  6es  2TtenfdjengefdjIedftes  geeignete  ZHitteL" 

IDä^renö  im  IDeften  unö  Süöen  bas  Pölfermeer  tpie  in  einem  IDirbelftumt  fdjäumte 
un6  branöete,  ging  5es  Königs  unablafftges  Bemalten  6a^in,  5ie  (ßegenfä^e  aussugleid^en, 
unruhige  Xladfbatn  buvd)  permittcinöe  IDorte  5U  befdjipidjtigen  unö  6en  ^n^tanb  TXlxtteU 
europas,  tpie  er  aus  6en  Kepolutionsf riegen  hervorgegangen,  möglic^ft  unperanöerltd;  feftsulegen. 
,,Konferpieren,  apaifieren,  falmieren"   tparen  iljm  fieblingsiDorte  un6  £ieblingsgrun6fä^e» 

©er  patriardjalifdje  (ßrunösug  im  IDcfen  ^rieöric^  IDil^elms  beljerrfdfte  audj  6as 
^ofleben  un6  6ie  ^äuslidjfeit  6es  Konigspaares.  (Einfadj  un6  regelmäßig  in  allen  feinen 
Cebensgemo^nljeiten,  perlangte  öer  Konig  in  feiner  Umgebung  ebenfalls  Cinfadjljeit  unö 
Hegelmdfigfeit.  Hur  in  öer  Kamepals5eit  entsog  er  fidj  nidjt  öen  einmal  tjerfSmmlic^n 
fjoffeften,  U)ie  er  bas  Berliner  Konigsfdjlof  perfdjmäljte  unö  im  Kronprinslidjen  Palais 
moljnen  blieb,  fo  foUte  audj  fonft  mSgüdjft  öie  bisherige  Cebensipeife  beibetjalten  iperöen, 
€r  liebte  meöer  Ileuerungen  noc^  neue  (ßejtdjter.  VLadj  3öl?r5eljnten  $um  erften  ZUale  nneöer 
befaf  nun  Preufen  nidjt  blof  einen  König  unö  eine  Königin,  fonöem  ein  Königspaar, 
bas  in  gemeinfamer  ^äuslidjfeit  lebte  —  einer  ^duslidffeit  freilidj,  für  öie  öes  ^ausljerm 
peinlich  ftrenger  XDille  alles  regelte,  öie  Stunöen  öer  Znaljl$eiten  mie  öie  Pferöesaljl  por 
öem  IDagen  öer  Königin.  U)ie  im  Staate  ^atte  im  ^aufe  jeöes  feinen  unperänöerlidjen 
pia^.  2IbQ>eid;ungen  pon  öer  einmal  eingefül^rten  unö  i^m  genel^men  0rönung  öulöete 
^rieöridj  XDilljelm  nidjt,  fie  iparen  iljm  „fatal",  ipie  eines  feiner  Cieblingstporte  lautete, 
unö  mecften  öen  in  i^m  fdjlummemöen  Qaustyrannen.  Die  ^effeln  öer  (Etifette  lief 
er  öabei  fidj  locfem,  öie  tCore  $um  Köntgspalaft  n?ett  fidj  öffnen.  3"  f^*"^^  Zlbneigung 
gegen  ^of$eremoniell,  in  feinem  ^ng  5U  bequemer  ^äuslic^feit,  glitt  ^rieöridj  IDil^elm 
Sutpeilen  faft  ins  fleinbürgerlidje  feben  Ijinein.  IDie  ein  edjter  unö  redjter  Berliner  befudjte 
er  öen  IDeiljnadjtsmarft  unö  öen  Stralauer  5H^5"S/  ^^<^^  ^«"  2Iufftieg  eines  Cuftbaüons 
oöer  ein  Panorama.  Sein  Cieblingspergnügen  wax  bas  tC^eater,  ipo  er  fuftfpiele  unö 
Poffen  bepoqugte,  unö  bas  er  auffudjte  felbft  wenn  pdf  eben  öer  (ßrabt^ügel  über  einem 
feiner  Kinöer  gefdjloffen  ^atte. 

3nöeffen,  bas  ^fleben  in  Berlin,  fo  feljr  es  öer  König  peretnfac^te,  blieb  öodj  immer 
ein  fjof leben  unter  öem  Brucf  öes  ^tvcmonkUs  unö  öer  €tifette;  lieber  ipeilte  er  öes^lb 
in  C^arlottenburg,  in  feiner  (Beburtsftaöt  Potsöam,  am  Itebften  in  Pare^,  tpo  er  ftc^  nac^ 
feiner  Heigung  stpanglos  ge^  laffcn  fonnte  unö  an  tCopffdjlagen  unö  Blinöefu^fpiel  teit 
na^m.    3"  Potsöam  trennte  nichts  i^n  pon  feinem  Polfe;  fein  Poften  fperrte  $u  t^m  öen 

89 


XDeg,  un6  ein  öftcrreidfifdjcr  (ßcfanöter,  ^ürft  Bictric^ftctn,  berichtet  flauncnö  un6  mtf^ 
billtgcnö,  wk  6er  König  bott  mit  6cm  Kronprinscn,  6ic  Königin  mit  einer  prinjeffm  auf 
6em  2Irnt  unter  6en  Sürgem  einl^rging. 

„Ron  bourgeois,  bon  pere  de  famille,  aber  fein  König  für  6iefe  Reiten"  —  fo 
lauten  baI6  6ie  einmütigen  Urteile  6er  frem6en  Diplomaten.  „TXlan  muf  i^n  lieben,  aber 
i^n  bc6auem." 

(Es  wat  ein  (Bind  für  6iefen  König,  mie  für  feinen  fy>f  un6  6a5  preufifc^e  Volt, 
6ag  6a5  Sc^icffal  i^m  6iefe  Königin  an  6ie  Seite  geftellt  ^e. 


IL   Stilleben 

Die  erften  ZDod^en  nac^  6er  (T^ronbefteigung  pergingen  6er  neuen  Königin  in  6en 
5aljlreidjen  ^cxcmonkn,  6ie  r>on  einem  Hegierungsipec^fel  unsertrcnnlic^  fm6.  Da  tparen 
2Iu6ien5en  5u  erteilen,  6ie  (ßefan6ten  6er  befreun6eten  ^öfe  5ur  (Entgegennahme  6er  Seilci6s' 
fun6gebungen  un6  Beglücfmünfc^ungen  5u  empfangen;  t>on  6en  Heineren  6eutfc^en  Qöfen 
eilten  piele  prinsen  perfönlic^  an  6en  Berliner  Qof,  6er  baI6  inmitten  6er  Kriegsflürme  5U 
einem  gefudjten  JTlittelpunft  fürftlidjer  (ßefelligfeit  in  Deutfc^Ian6  tDur6e.  2luc^  fuifens 
Dater  fam,  6ic  (ßrofmutter  un6  6er  jüngfte  8ru6er  Prins  Karl,  6er  etnxxs  fpäter  in  6ie 
prcufifdfc  2Innce  eintrat.  lDd^ren6  6er  neue  König  fic^  feinen  Sepräfentationspflic^tcn  nidjt 
oljne  fidjtlicfyrs  lDi6erftrcben  unter$og  un6  überl^upt  aus  6er  fronprin5lic^en  ^wrücfgesogen- 
I^it  in  6ie  Ijelle  ©effcntüdjfeit  6es  Königtums  nur  ungern  (^inaustrat,  erfüllte  Cuife  iljre 
föniglicbcn  Pflid^ten  sugleid;  mit  majeftätifc^er  ZDür6e  un6  be5aubem6er  £iebensn?ür6igfeit. 
IDie  mandjer  Ijat  6en  unpergef  liefen  (Ein6rucf  gefdjiI6ert:  IDenn  6ic  (ßela6enen  ertpartungs* 
poll  fidf  perfammcltcn,  6ie  Or,  auf  6ie  längft  aller  Slicfe  gerichtet  n^aren,  fidj  öffnete  un6 
6ic  Königin  I^reintrat  „als  ob  ein  glän5cn6es  mil6es  Cidjt  6en  gansen  Saal  erfüllte.  3^^^ 
blaues  freun6liclfes  feelenpolles  2Iuge,  fd^nell  6en  gansen  Kreis  6urci;laufen6,  Ijatte  eine  fo 
eigentümlidjc  Ijeitere  £cben6igfeit  un6  6odj  6abei  eine  fo  pertrauen6e  3""is'^*  ""^  Hu^e, 
eine  fo  ^cr5gen)innen6e  ^ul6,  6af  alle  ^en  meinen  fönnen,  je6er  für  fic^  Ijabe  nur  allein 
6cn  freun6lidjcn  (ßruf :  ,lIHllfommen*  empfangen."  (Es  wirb  ersal^lt,  6af  (ßefan6te,  6ie 
5um  erften  ZÜale  5U  einer  2Iu6ien5  sugelaffen  maren,  bei  6em  2Inblicf  6er  fc^önen  Königin  in 
iljrcr  2Infpradjc  ftecfen  blieben.  Zlnmutiger  noc^  imrfte  6er  Königin  (Erfc^einung  im  Heineren 
Ijauslidjcn  Kreife,  unter  6en  lieben  Penpan6ten  un6  ^reun6en,  6ie  fic^  überseugen  fonnten, 
6af  fie  unter  6cm  (ßlanj  6cr  Krone  noc^  öie  alte  fuife  geblieben  war.    ,,Sie  ift  ein  (Engel/ 


fc^retbt  6ie  (ßrofmuttcr  aus  Berlin  einem  ifjrer  (gnfel;  „fie  wxvb  i>on  aller  H)elt  betouniert", 
un6  ^rau  pon  Vo^,  hierin  einmal  mit  6er  (ßrof  mutier  einperftanien,  notiert  in  i^rem 
tCagebuc^:  „La  Reine  est  un  ange  en  tout". 

£uife  felbft  wav  nodj  entfernt  6apon,  in  ifjrem  3""^^^"  We  rufjige  Sic^erfjeit,  bas 
Selbftbeujuf tfein  einer  Königin  5U  füllen*  „3c^  bin  nidjt  5ur  Königin  geboren,  bas  glaube 
mir/'  Ifaite  fie  ujenige  IDodjen  por  6em  tT^rontpedjfel  6em  3ru6er  (ßeorg  gefdjrieben,  un6 
6iefem  Befc^eiöen^eitsbefenntnis  noc^  6ie  Perfic^erung  fjinsugefügt:  „Dodj  ipill  idj  gern  bas 
©pfer  tt)er6en,  ujenn  nur  fonft  in  6er  ^^f^nft  mal  6a6urdj  tpas  (ßutes  geftiftet  tt)er6en 
tann";  unb  femer:  „Vn  tt)irft  mic^  permutlidf  nie  me^r  fo  glücflidj  fe^en,  als  Du  midj 
perliefeft*"  3^^*  fdjrieb  fie  i^m  poU  H)eF?mut  sugleic^  un6  in  jenem  ppic^tgefüfjl,  6as  in 
i^r  in  fdjn)eren  tCagen  immer  6en  €mft  ifjrer  Stellung  perflärt  liaU  „Wxv  fin6  glücflic^l 
^dl?  So  fefjr  als  es  eine  Königin  fein  fann,  €s  ift  aber  bodj  nic^t  bas  (ßlücf  einer 
Kronprinseffin.  2tls  ic^  Pon  6em  (ßlücf  fprac^,  fo  tpoüte  ic^  fagen:  Könnt'  idj  6oc^  Hang 
un6  IDür6e  ablegen,  un6  blof  mit  ZTlenfc^en  umgeben,  6ie  idj  lieben  fönnte.  Sie  Ueber^ 
Seugung  aber,  6af  idj  (ßutes  ftifte  in  6er  Cage,  tpo  ic^  bin,  gibt  mir  Kraft  un6  belebt 
meine  Seele  aufs  neue  mit  6em  ^eiligen  ^euer,  6as  nur  Cugen6^afte  füllen  fönnen,  ujenn 
fie  fidj  pome^men  immer  gut  un6  tugen6^ft  5U  fein." 

(Es  wat  nxdit  blof  6as  Sea)uf tfein  pon  6em,  was  i^r  felbft  noc^  5ur  Königin  fehlen 
modjte,  n:>o6urc^  fie  im  3""^«"  P^  unfidjer  fuF?lte;  tt)ie  es  fdjeint,  fa^  fie  auc^  fc^n  je^t 
nidjt  o^ne  Sorge  auf  i^ren  (Bauen  unb  6effen  Königtum.  Sie  rühmte  i^m  ZlTut  un6  pielen 
guten  HHllen  nadj,  aber  würbe  bas  genügen?  3"  f^  unrufjigen  ^exiläuften,  wo  nadj 
fanm  gefdjloffenem  ^mben  mit  ©efterreidj  6ie  ^ransofen  i^re  ^än6e  immer  6ro^en6er  über 
6en  Hinein  ausftrecften  un6  6as  Syftem  6er  nor66eutfdjen  Heutralitat  gefäfjr6eten?  Sie 
geftan6  es  leife  6em  Pater,  6af  fie  um  6en  (Bauen  fxdj  beunruhige,  6er  je^t  5um  erften 
ZlTale  felbftänMg  ^an6eln  un6  ftdj  6urdj  feine  ^an6lungen  einen  Hamen  madjen  folle. 

ZPelc^es  aber  auc^  anfangs  un6  5eitn>eife  i^re  Sorgen  geujefen  fein  mögen,  fte  5er' 
flatterten  bal6,  als  im  ^ofleben  wxebex  bxe  tTage  feftlic^er  ^^rftreuungen  anbrachen.  Sie 
tCrauer  um  6en  perftorbenen  König  —  6as  fjatte  er  felbft  nodj  beftimmt  —  6auerte  nur 
U)enige  IDoc^en,  6ann  begannen  6ie  ^eftlic^feiten,  fo  glan5en6  un6  6oc^  fo  einförmig  wie 
je,  6ie  Balle  un6  Th^-dansants,  6ie  Mplomatifc^en  Siners  un6  Cfyeaterbefuc^e.  Hieman6 
fümmerte  es,  6af  in  6enfelben  tTagen  5U  Saftatt  iwx^djen  fransöfifc^en  un6  6cutfc^en 
Sepollmäc^tigten  um  6te  H^etngrense  geftritten  tpur6e,  nne  man  ftd;  auc^  nid^t  ftören  lief, 
wenn  bes  unglücflic^en  £u6nngs  XVL  Kammer6iener  (ElerY  in  einer  6er  glän5en6en  (Be^eü^ 
fc^aften  sur  Unter^ltung  6er  (Bäfte  aus  feinen  tTagebuc^aufseic^nungen  über  6ie  (Sefangenfc^aft 

91 


im  tCempIe  porlos.  Sem  König  wav  es  gans  toillfommen,  ipetttt  man  ftc^  in  Berlin 
pergnüglc,  als  ob  es  fein  ^ranfreidj  un6  fein  ©cfterreidj  auf  6er  IDelt  gäbe.  (Eine  Unter* 
bredjung  erlitten  6ie  ^offeftlidjfeiten  nur,  als  gegen  €n6e  3anuar  ^798  suerft  6er  König 
un6  6ann  audj  6ie  Königin  an  6en  Znafem  erfranften;  nac^  wenigen  Wodfcn  nxnren 
fie  tt)ie6er  fjergeflcUt  un6  6er  Seigen  6er  ^eftlic^feiten  begann  t>on  neuem.  ZlTit  befon6erem 
(Slany  U)ur6e  6er  erfte  (ßcburtstag  Cuifens  als  Königin  gefeiert;  bei  6er  aben6Iic^en  (Cour 
erregte  eine  auf eror6entIic^e  türfifdje  (ßefan6tfc^ft  Ztuffe^en.  Tlndj  an  6er  ^eier  6er  Per* 
mä^Iung  einer  ^of6ame  6er  Prin$effm  £ouis,  ^rdulein  t>on  KnobeIs6orff,  einer  melgefeierten 
Sdjön^eit  mit  6em  Stabsfapitän  i>on  ^ünerbein  beteiligte  fic^  6as  Königspaar. 

Sem  Berliner  HHnterpergnügen  folgte  —  ein  3a^r  U)ie  alle  3a^re  —  6er  milit&ifc^e 
^rü^ja^rs6ienft  in  Pots6am.  €n6e  lYläti  be5ogen  ^rie6ridj  HHl^elm  un6  £uife  im  StabU 
fdjlof  6en  nor6a)eftlidjen  ßlü^d,  6er  unter  König  ^mbvxii  HHKjelm  I.  als  (ßamifonfirdje 
gc6ient  Ijatte.  (Einrichtung  un6  2tusflattung  6er  3^"^"^^^  ^^  Königin  fin6  nodj  Ijeute  fafl 
unberührt  erhalten.  Sas  Bou6oir  06er  Sc^reibsimmcr  mit  feinen  grünfei6enen  tCapeten 
un6  einem  Sofa  mit  grünfei6enem  Kiffen,  ein  ZHa^gonibureau,  iwex  Büc^erfdjränfe, 
6anebcn  ein  einfenftriges  Sc^lafsimmer  mit  rotgeftric^ncn  U)än6en  un6  Srapericn  i>on 
»eifem  ZTluffelin,  in  6en  Salons  überall  fc^mucflofe,  fleife,  unbequeme  ZITöbel.  t?on  6en 
Zimmern  6er  Königin  füfjrte  eine  tCrcppe  $u  6en  ^i^^^^ni  6es  Königs,  6ie  eine  nodj 
einfadjere  (ginridjtung  seigen;  übrigens  liefen  fidj  6ie  SSume  fc^mer  ^isen,  un6  es  n>ar 
befannt,  6af  man  [xdf  bort  geuDö^nlic^  eine  (Erfältung  susog. 

Pots6am  glic^  jc^t  im  ßvüiiialfv  un6  im  ^erbft  faft  einem  ^^^^I^S^^^«  Hidjt  ie6e 
Prinseffm  aus  6em  Seidj  fan6  fidj  leidjt  in  6ies  Pots6amer  IDefen.  „Hein,  6as  ifl 
fdjrccflidj,"  fdjreibt  einmal  einige  3a^re  fpäter  6ie  (ßema^lin  6es  prinsen  H?il^elm,  eine 
^omburger  prin$effin,  „man  mac^t  fic^  feine  Porftellung  6ai>on,  U)enn  man  nidjt  6as 
Pcrgnügen  liai  es  5u  fdjmecfen.  (Ein  tCag  ift  «ne  6er  an6ere.  Sen  gansen  lieben  IHorgen 
Ijört  man  nidjts  als  6en  Cdrm  6er  IDaffen,  6er  Kanonen  un6  (ßctt)e^re,  nidjt  $u  r>ergeffen 
6as  ett)ige  Sufen  6cr  ©ffisiere.  X?on  Ijalb  elf  bis  smölf  ift  6ie  Königin  bei  mir,  06er  ic^ 
bei  ifjr,  um  5tt)ölf  $icfjen  wxt  uns  für  6as  ZlTittageffen  an,  genau  ^0  IHinuten  por  \  Uljr 
muf  man  bei  6er  Königin  fein,  un6  n^enn  6as  langn^eilige  (ßlodenfpiel  fagt,  6af  es  ein  U^r 
fei,  fe^t  man  fic^  $u  einem  fe^r  einfadjen  ZITaljl  mit  picr  06er  fünf  ©ffisieren.  Xlad)  6em 
(Effen  languDcilt  man  ftc^  im  ^immer  bis  5  Ul^r,  um  ^  Ul^r  bin  xdi  im  ZPagen  3U  soeien 
mit  6er  Königin,  geujöfjnlidj  ge^en  6er  König  un6  feine  Brü6er  un6  fein  Sdjujager  5U  ßu^, 
un6  tt)ir  treffen  uns  in  6er  2Illee  t>on  Sansfouci,  n>o  mir  nac^  Belieben  fpasieren  ge^en 
bei  einer  fdjnei6en6en  Kälte.    Um  6  UF?r  muf  man  U)ie6er  in  6em  gelben  ^tntmer  fein  . . . 

9? 


2^iit  nalfi  6er  fdjrccflidje  itugcnbltcf,  ipir  fi^ert  um  einen  Ctfdj  um  5U  arbeiten  un6  6en 
tCee  5u  nehmen;  menn  er  genommen  ift,  beginnen  6er  König  un6  feine  3ru6er  5U  lefen, 
fo  jtn6  tt)ir  natürlich  perpflidjtet  5U  fdjujeigen,  mandjmal  fe^en  6ie  Königin  un6  ic^  uns  in 
ein  an6ere5  5^"^"^^^/  ^^  9^^*  ^^""  f^^*^  S^t,  obcv  bas  ift  6em  König  nidjt  rec^t  Hteman6 
geniert  fic^,  man  bleibt  ft^en,  rnenn  6ie  ZlTajeftäten  fte^en.  Um  Ijalb  neun  fe^t  man  fic^ 
5um  Hadjtejfen,  tdj  immer  5u>ifdjen  6en  ZTTajeftäten  an  einem  Keinen  run6en  Cifc^e,  mit 
6cr  lieben  ßamxlk,  $u  fedjfen,  6ie  Samen  un6  ^crren  fin6  an  einem  an6eren  Cifdje,  geu>5^n* 
lidj  fpridjt  nieman6  un6  man  unterljdlt  fidj  mit  6em  £efen  6er  Speifefarte.  Um  neun  tritt 
6er  u>adjtfjaben6e  ®ffi$ier  ein  mit  6em  Sapport,  man  ftefjt  auf,  siefjt  fidj  6urdj5  gi"^^^'^/ 
06er  arbeitet  auc^  bis  Ijalb  elf,  6as  ift  6te  fpatefte  Stun6e,  in  6er  man  fidj  5urücf5ie^t." 

Tludi  6ie  Königin  fan6,  wie  fie  6em  Dater  fdjrieb,  6ie  £ebenstt)eife  in  Pots6am  „fefjr 
einförmig",  aber  i^re  Sdjmiegfamfeit  wat  6odj  fo  grof  un6  i^r  2tnpaffungspermögen  fo 
ftarf,  6af  fie,  6a  6er  König  es  nun  einmal  n^ünfdjte,  in  6iefem  militärifdjen  (Betriebe 
munter  fidj  ^erumtummelte.  Sie  erfdjien  5U  Pfer6  06er  5U  H?agen  bei  6en  Sepuen;  fie 
perfe^rte  Peifig  mit  6en  (ßeneralen,  befon6ers  mit  6em  neuen  Dertrauten  6es  Königs,  Südjel; 
pe  nafjm  lebfjaften  2Inteil  an  allen  Meinen  Vorfällen  bei  6em  erften  (ßar6eregiment,  6em 
Segiment  6es  Königs.  2tngene^mer  6odj  »aren  i^r  6ie  nadjmittdglidjen  Jtuspüge  nac^ 
Pare^  un6  nadj  6er  Pfaueninfel,  wo  auf  6em  üppigen  (ßrün  6es  U)iefengrun6es  unter  6en 
^errlid^en  alten  (Eichen  6er  Cee  getrunfen  un6  gefc^erst  n>ur6e,  bis  6ie  aben6Iic^  Ku^Ie 
nadj  6em  Sta6tfdjlof  surücftrieb.  So  erfc^ien  i^r  6iefer  2tufent^It  in  Pots6am  fc^Iief lic^ 
6odj  als  eine  Sei^e  „glücflidjer  tCage". 

Was  bas  (ßlücfsgefüF?!  6er  Königin  erfjöfjte,  wat  6ie  fc^öne  (ßeunffjeit,  6af  i^r 
(ßemal?!  ein  tcbm  oljne  pe  fc^Iec^ter6ings  nidjt  5U  ertragen  permodjte.  U)aren  6ie  militärifc^en 
PPic^ten  erleMgt  un6  einige  Kabinettsportrage  rafd;  entgegengenommen,  fo  gehörten  6ie 
übrigen  Cagespun6en  feiner  (ßemafjlin.  Sie  wat  6ie  ^reun6in,  6ie  Vertraute,  mit  6er  er 
alles  befprac^,  6ie  über  6as  freu6lofe  (Einerlei  feines  Safeins  6en  fröfjlidjen  ^^uber  iF?res 
fonnigen  IDefens  breitete.  Sie  erhielt  jei^  einen  neuen  Bemeis  i^rer  Unentbe^rlidjfeit. 
Der  König  beptmmtc,  6af  feine  (ßemafjlin  i^n  auf  6er  Seife  5ur  Krönung  nadj  Königsberg 
begleiten  foUe.  Die  Königin  «>ar  6arüber  unen6Hc^  frofj.  Dem  3ru6er  (ßeorg,  6er  pc^ 
beforgt  um  i^re  (ßefun6^eit  auf erte,  6a  pe  pc^  6oc^  erp  pon  i^rer  ujinterlic^n  (Erfranfung 
erljolt  ^tte  un6  überMes  U)ie6er  mit  ZlTutter^ffnungen  gcfegnet  mar,  fdjrieb  pe  beru^igen6, 
pe  U)er6e  nur  f leine  tTagesreifen  madjen,  wäljtenb  6er  König,  um  S^t  für  feine  Scpuen 
5U  fjaben,  20—25  ZITeilen  im  Cage  surücf legen  muffe.  ,,So  geminne  idj  ^tit  un6  gelje 
meinen   langfamen   be6äc^tigen  ZDeg  un6  fomme  immer  5ur  ^dt  an.    2tufer6em  noc^ 

93 


u>er6cn  alle  tDege  meiner  teuren  Perfon  ipegen  ausgebcjfert . . .  Hun  unirum  reife  Idj? 
Diefes  lägt  fidj  leidjt  erraten,  u>eil  mein  ZlTann  es  münfdjt,  Mefer  IDunfdj,  idj  möchte  t^n 
begleiten,  madjte  mic^  fe^r  glücflic^,  ein  neuer  Beweis  feiner  Ctebe  fann  mir  nic^t  gletcfy» 
gültig  fein,  eine  fo  grofe  Seife  5u  madjen  unter  6en  bcwanbkn  Umftänöen  ift  ^Sdjfl 
angenefjm;  fonft  reifte  idj  nac^  ^'^anffurt,  um  Krönungen  5U5ufeIjen,  je^t  laffe  tdj  mic^ 
beinalje  6oc^  nun  felbft  frönen.  Tüsbamx  u>eig  idj  mit  3wt>erläfftgfett,  iaf  ic^  meinem 
ZTTann  pon  Hu^en  bin.  Du  tt>eift,  er  liebt  nic^t  (Cour,  Gene,  Ctifette,  un6  wk  Me 
Dinger  alle  Reifen,  un6  biefe  Heife  ift  eine  "KdU  Pon  feieren  Singerd^en;  ic^  werbe  alfo 
öie  Caft  eljrlic^  mit  i^m  teilen,  un6  6ie  Gene  fällt  gröftenteils  auf  mic^  surfid,  Me  ic^ 
aber  nidjt  adjten  meröe.  2^  wcvbe  alles  anu)en6en,  um  o^ne  S^ariQ  6ie  liebe  6er  Untere 
tanen  bnvdf  ^öflidjfeit,  5ur>orfommen6es  IDefen,  Sanfbarfeit  6a,  n>o  man  mir  Bereife  6er 
liebe  un6  2(n^nglidjfeit  geben  wxxb,  5u  gen^innen  un6  5U  per6ienen,  un6  fo,  glaube  ic^, 
U)er6e  idj  mit  Zinsen  reifen." 

2Im  2^.  ZTTai  u>ur6e  6ie  Seife  pon  Berlin  aus  angetreten.  Heber  5^eienmaI6e,  ipo 
6ie  Königin  6ie  5r<^u6e  ^tte,  i^ren  ®nfel  €mft  5U  treffen  un6  gute  Hadjridjten  pon  i^rem 
Pater  5U  er^Iten,  ging  es  sunädjft  nac^  Pommern,  6ann  über  2)an5ig  nadj  Königsberg, 
IDarfdjau  un6  Breslau.  VOxv  brauchen  ^ier  6ie  SdjiI6erungen  nic^t  5U  a)ie6ert^Ien,  6ie 
uns  6ie  Begleiterin  6er  Königin  un6  treue  ^fdjroniftin  ^rau  pon  X?of  in  ifjren  Zluf«^ 
Seidjnungen  aufbewahrt  Ifat  un6  6eren  Bearbeitung  in  6em  befanhten  Buc^:  „Heunun6fed)5ig 
3a^re  am  Preufifc^en  ^ofe"  ge6rucft  porliegt.  €s  «>ar  pon  2tnfang  bis  5um  €n6e 
ein  ununterbrodjcner  Criumpijsug,  mie  tljn  6as  alte  Preufen  niemals  Por^er  gefefjen. 
Pon  tt)eitljer  ftrömte  alles  5ufammen,  um  6em  König  un6  namentlidj  6er  Königin  5U 
Ijul6igen.  Ueberall  (Ehrenpforten,  Begrünungen,  Blumenregen,  ^eftlidjfciten,  jubeln6e 
begeifterte  ZTTenfdjenmaffen,  (Empfange  un6  2tnfpradjen,  6em  König  läftig,  Pon  6er  Königin 
mit  immer  gleidjer  be5aubem6er  ^ul6  entgegengenommen  un6  unermu6lidj  enpi6ert.  Selbp 
in  H?arfdjau,  fo  beridjtet  ein  fransöftfc^er  2tgent,  gelang  es  i^rer  ^nrei§en6en  Sc^n^it 
un6  Zlnnmt,  6ie  tt)i6enpillige  2Ibneigung  6er  Polen  5U  übenpin6en.  Iln6  bal6  ersä^lte 
man  fidj  im  gansen  Preutenlan6e,  in  Paläften  urie  in  Bauemftuben,  pon  iljrer  Ijers* 
gea>innen6en  ^^^^^^li^^'i^  gegen  ffodf  un6  nie6rig,  pon  il^rer  faft  töd^terlic^en  (Säte  gegen 
ein  altes  ZHüttcrlein,  Pon  iljrer  mütterlidjen  I)er$lidjfeit  gegen  Kin6er,  un6  ^un6ert  (Er* 
5äl;lungen,  ^eute  noc^  immer  pon  Znun6  5U  Znun6  mcbetlfoli,  flogen  6urc^  6as  Can6.  3^ 
6en  pon  6er  garten  ^an6  6er  grogen  Könige  6es  ^8. 3aljr^un6erts  geformten  Staat,  in  6as 
falte  graue  Preufen  ftrömte  pon  Königin  Cuife  eine  ^l"^  ^"  ^i^^  ^^^  Ciebe:  fonnig^ 
ipar*Ten6,  beleben6. 

«11 


Don  6er  Königin  felbft  fin6  nur  ipenigc  2teuf  erungcn  über  iljre  Seife  un6  i^re  €in:= 
örücfe  erhalten.  Sie  liaik,  wie  öfter,  ein  Cagebudj  5U  füljren  angefangen,  bas  aber  nadj 
einigen  Bemerfungen  über  Pommern  mieöer  abbridjt.  Sie  rü^mt  6ie  alte  Pommemtreue 
un6  freut  fidj  an  6er  malerifdjen  Cradjt  6er  Bäuerinnen  bei  KSslin.  „Xlaii  allem  was 
idj  pon  6em  Dolf  6er  Pommern  Ijabe  bemerfen  fSnnen,"  fdjreibt  fie,  ,,fc^einen  fie  piel 
Bon^omie  $u  befi^en  un6  6er  Bauer  fdjcint  mir  im  gansen  nidjt  arm  5U  fein.  €r  ift 
feljr  geiperbpeif ig  un6  arbeitet  alles  felbft,  was  er  in  feiner  IDirtfc^aft  braudjt.  Die  Klei6er^ 
ftoffe  un6  6ie  ükxbzv  felbft  fin6  i^rer  ^än6e  2Irbeit.  Der  Bo6en,  obgleidj  ^ie  un6  6a  ein 
ipenig  fan6ig,  gibt  i^nen  genug,  um  mit  Ceidjtigfeit  leben  5U  fSnnen,  un6  mehrere  Bauern, 
6ie  idj  fragte,  ob  fie  mit  ifjrer  (Eyiftens  5ufrie6en  feien  un6  ob  fte  reidj  mären,  anta>orteten 
mir  bc^aglic^:  Seidj  ftn6  toir  nidjt,  ober  5ufrie6en  un6  ^aben  unfer  Jlusfommen.  JPie 
piele  Knnen  in  IDa^r^eit  fagen,  6af  fie  5ufrie6en  fin6.  (ßott  erijalte  i^nen  6iefe  glücflidje 
€mpfin6ung  un6  laffe  fie  nie  6ie  Be6ürfniffe  un6  6en  tupxs  6er  Stä6te  fennen,  6er  6as 
Unglücf  fo  pieler  ^amilien  mac^t,  6ie  6en  pijantafien  6er  Zno6e  nidjt  genügen  fönnen, 
6er  gröften  Cyrannin  unferer  tCage."  Dem  Bru6er  (ßeorg  un6  6er  Königin^^ZlTutter  fdjrieb 
fte  aus  Königsberg  poll  €nt5Ücfen  über  Dan$ig  un6  6effen  ^an6el  un6  Sc^ifffa^rt  un6 
befon6ers  über  ®lipa,  6as  i^r  mit  6em  Karlsberg,  6em  H)afferfall  un6  6er  großartigen 
ZITeeresausfidjt  pon  6em  c^inefifc^en  I)äusdjen  ipie  ein  Para6tes  erfdjienen  fei,  6er  (ßrof=* 
mutter  aus  IDarfc^au,  wo  es  iF?r  fo  gut  gefallen  Ifabe,  6af  es  nic^t  beffer  IjaUe  fein  fönnen* 
Znit  Begeifterung  fpridjt  fie  audj  pon  2trfa6ien,  6em  Sdjlof  6er  Ha65ttptlls,  un6  pon  6em 
6ortigen  tTempel,  6en  fie  poU  fjeiltger  (gljrfurc^t  betreten  Ijabc. 

2lm  29.  3uni  ^798  uxir  6as  Königspaar  tpie6er  in  (E^arlottenburg,  £uife  etmas 
ermü6et,  aber  6oc^  rec^t  glücflic^  über  6ie  Seife  un6  über  6ie  liebe,  6ie  ifjr  allentljalben 
entgegengejubelt  Ijaitz.  IDenige  tCage  fpäter,  am  6. 3uK/  fön6  im  Berliner  Sdjlof  6ie 
feierlidje  ^ul6igung  6er  märfifc^en  Stän6e  ftatt,  6er  auc^  6ie  Königin  beitt)of?nte.  Unter 
6em  C^ron^lmmel  nafjm  6er  König  6en  €i6fdjtpur  6er  Derfammelten  entgegen,  ^wx^dim 
6en  gela6enen  ^u^diaucm  fiel  6er  neue  (ßefan6le  6er  fransöfifdjen  Sepublif  auf,  6cr  früfjere 
2t bb^  Sieyis,  pon  6em  alle  IDelt  U)ufte,  6af  er  für  6en  tro6  6es  Königs  £u6tt)ig  XVI. 
—  la  mort  sans  phrase  —  geftimmt  ^atte:  Vertreter  6er  fönigmor6en6en  Sepolution 
Inmitten  einer  6em  Königtum  begeiftert  ^ul6igen6en  altftän6ifc^en  Derfammlung. 

2tbermals  »enlge  Cage  fpäter,  am  ^3.3"K  1^9^/  genas  Königin  Cutfe  in  (E^rlotten* 
bürg  i^res  pierten  Ktn6es,  einer  prinsefftn,  6ie  am  ©eburtstag  6es  Daters,  3.  2tuguft,  auf 
6en  Hamen  (Eljarlotte  getauft  wntbc,  6ie  fpätere  Kaiferin  pon  Suf  lan6.  3"  C^arlottenburg 
blieb  6er  ^f  auc^  tpä^ren6  6er  näc^ften  ZlTonate,  ein  frie6fames  Stilleben  ffl^ren6.    Hur 

95 


einmal  flopftc  6ic  laftigc  politif  an  6ie  Cur  6es  KSnigsfdjIoffes.  2tuf croröcnüidjc  Botfdjafter 
Suflanös  unö  ©efterretdjs,  ^üx^i  Sepnin  un6  (ßraf  Cu6ims  (Eobcnsl,  6cr  Unter^nMer 
6cs  ^rieöens  t>on  (Eampo  ^o^^i^/  etfdjicncn  in  (Efjarlottenburg,  um  öen  König  5U  einer 
Derftänöigung  über  gemeinfamc  2Ibmefjr  6cr  fransöfifdjen  Uebergriffe  5U  betoegen.  3"  ^^"^^ 
ungcmöfjnlidj  langen  Zluöiens,  6ie  6er  unge6ul6ige  König  mehrmals  absufflrsen  fuc^te,  am 
6.  2Iuguft  in  C^arlottenburg,  bemüljte  fic^  (Eoben$I,  6en  König  mit  allen  ZITittcln 
öiplomatifd^er  Kunft  5um  2(nfd}luf  an  Huflanö  un6  0efterreic^  5U  getpinnen;  pergeblic^. 
^rieöridj  H?ilfjelm  begnügte  fic^  mit  Perfidjerung  feiner  ^reunöfc^ftsgefu^Ie  für  öen  Kaifer 
von  ©efterreidj;  an  allem,  txxis  nadj  einer  Koalition  ausfa^,  lehnte  er  feine  Beteiligung  ab. 
€r  uxir  unö  blieb  entfdjloffen,  fidj  in  feiner  Politif  6er  Neutralität  un6  6es  ^rie6en5 
nidjt  ftören  $u  laffen.  TXlodjk  Helfon  6ie  fran$öftfdje  ^loitt  bei  Tlbutxv  pemidjten,  Hapoleon 
Bonaparte  Zlegypten  erobern,  Suf  lan6  fidj  mit  €nglan6  un6  ©efterreidj  5U  neuem  Kampfe 
gegen  ^^anfreidj  ruften:  in  (E^arlottenburg  be^arrte  6er  (Erbe  6er  ZTlonardjie  5rie6ric^s 
6e5  (ßrof  en  in  6em  bequemen  H?o^lleben  eines  permögen6en  (ßutsbefi^ers  inmitten  feiner 
^amilie,  feiner  PertDan6ten  un6  ^reun6e. 

(Es  liegt  eine  Stimmung  ^eiteren  Be^gens  un6  forglofen  (ßeniefens  über  6iefen 
(Charlottenburger  Spälfommertagen.  ^rie6ridj  XDil^elms  un6  Cuifens  Ceben  ging  pöllig 
auf  in  6en  fdjlidjten  ^reu6en  6er  ^äuslidjfeit  un6  6es  traulidjen  Umgangs  mit  6en  lieben 
X)enpan6ten.  Segelmafiger  Perfefjr  fjerrfc^te  mit  6en  £)öfen  in  Sc^önljaufen.  Die  Prin$efftn 
IDilljelmine  pon  ©ranien  un6  Cuifens  Sc^mefter  ^rie6erife  maren  häufige  (ßafte  in  (E^ar* 
lottcnburg;  „ZHimi",  o^ne  je6es  ^öljere  geiftige  3"^^'^^ff^/  i"  ^^^^^  2tlltagsluftigfeit  gan$ 
für  ein  anfprudjslofes  (ßenuf leben  gefc^affen,  ,,3fa"  —  „munterer  als  je"  —  nne  Prins 
(Scorg  6amals  urteilt  —  glücflid;  als  pielumiporbene  ZPitipe  in  Sc^ön^aufen,  aber  noc^ 
glücflidjer  faft,  5U  6er  geliebten  Sdjmefter  nac^  (Eljarlottenburg  fommen  5U  6ürfen.  „Vuvdf 
6ie  San6a)üfte  bis  sunt  (Elyfium",  fc^rieb  fie  tpofjl  auf  einen  6er  Briefe,  6ic  pon  Sdjönfjaufen 
nadj  (C^rlottenburg  6urc^  „\^l^  ^Heilen  arabifc^er  IDüfte"  gingen.  Dort  füljlte  fie  fic^  mit 
£uife  in  6ie  tCage  i^rer  Kin6^eit  surücfperfe^t.  Denn  in  (Efjarlottenburg  fan6  fie  alte  Darm- 
ftä6ter  ^reun6e  u>ic6er.  Petter  £u6ipig  mar  6a,  6er  fpatere  (ßrof  I^ersog  Cu6a)ig  IL,  ein  etipos 
in6olenter  junger  ZlTann,  aber,  mie  5rie6erife  perfidjert,  „ein  ausge$eic^neter  (Eljarafter'' ; 
un6  ®nfcl  (ßcorg,  fo  unpcrtpüftlic^  fröljlic^  ipie  einft  am  Kfjeine.  ^rau  Pon  X?of  fa^  mit 
ZHiftrauen  auf  feine  Befuc^,  6a  er  immer  nur  5U  fommen  fdjien,  ipenn  er  (Selb  braud^te; 
aber  fie  ergab  fidj  6oc^  fc^lief  lidj  feiner  unu)i6erfte^lidjen  £iebensa)ür6igfeit.  3"  ^'"  frö^Iic^en 
Kreife  in  (Cfjarlottenburg  gehörte  auc^  Qersog  Karl  2luguft  pon  Sodjfens^IDeimar,  6er  immer 
feine  I^eiterfle  Caune  mitbrachte  un6  in  6er  ^wanglio^gfcit  6iefes  £)ofes  es  fidf  vooifl  fein  lief. 

9€ 


Der  licbfte  Bcfudjer  aber  wav  un6  blieb  6oc^  Bru6er  ©eorg,  6er  am  \2.  2tuguft 
feinen  ^9.  (ßcburtstag  in  (C^arlöttenburg  feierte*  €r  mar  ein  ^übfdjer,  fc^Ianfer,  blonöer 
Burfc^e  geu>or6en,  etmas  mctblidj  gefü^Ipoü  unb  fdjipärmcrifdj,  aber  eben  6arum  n>o^l  6er 
Cteblins  Cuifens  un6  ^ric6erifens,  öenen  er  audj  auf  erlief  glidj,  toäfjrenö  6er  fc^mars^arige 
Karl  meljr  (CF?arIotten  un6  befon6er5  Cljerefen  äljneUe*  ZlTit  iljm  wutbcn  alle  6ie  Cieblings^ 
plä^e  in  Pots6am  un6  auf  6er  Pfaueninfel  befudjt  un6  in  Pare^  5um  €mtefran$  getanst 
€in  2tugen$euge  Ijat  uns  6ie  Ungesipungenljeit  6iefer  ^eter  gefdjiI6ert.  „Va  fa^  man  eine 
Königin  neben  einer  Dienerin,  einen  Prinsen  pon  (ßeblüt  Kotiüon  tansen  mit  einer 
ZnüUerin,  einen  König  fic^  Punfdj  ferpieren  laffen  Pon  einem  Stalljungen  un6  eine  Prin$effin 
ftc^  begegnen  mit  iF?rer  Köchin." 

H)ie  erfdjien  Königin  Cuife  in  6icfen  (E^rlottenburger  Cagen?  IDie  Ifatk  fxdj  bas 
Pcr^Itnis  5U  iljrem  (ßatten  gcftaltct?  ^ric6erife  un6  (ßeorg  geben  uns  2Intu)ort  auf  6iefe 
fragen.  Sie  ^aben  6en  prinseffinnen  (E^rlotte  un6  tC^erefe,  6ie  immer  mit  gefc^tpifter*« 
lidjcr  Teilnahme  nadj  Berlin  blicften,  6arüber  berichtet,  bei6e  in  lieben6er  Betpun6erung, 
(ßeorg  aber  auc^  mit  einer  unter  6ie  lac^n6e  Oberfläche  6ringen6en  Beobadjtungsgabe 
un6  mit  nidjt  gen^ö^nlic^em  X?erftdn6nis, 

5rie6erife  fc^reibt:  „Cuife  fieljt  fo  frifc^  aus  un6  ift  immer  fc^ön  tpie  ein  (EngeL  3Ijr 
(E^raf ter  un6  ifjr  ^er5  entfprec^en  ifjrem  fjimmlifc^en  2teuf  em,  6as  mac^t  jie  in  meinen  2Iugcn 
rxodi  fdjöner.  ©ott  er^lte  fie  un6  ftöre  nie  iljr  (Sind,  bas  je^t  PoUfommen  ift  un6  pon  Seite 
i^res  ©atten  noc^  nie  6ie  min6efte  Crübung  erfafjren  ^t*"   (Sc^ön^ufen,  \\.  2tuguft  ^798.) 

prin$  (ßeorg  (2.  ®f tober  ^798)  fdjiI6ert  6as  ©lud  6es  2tUeinfeins  mit  Cuifen  in 
6en  Pormittagsftun6en,  bei  6em  es  faft  tpie  eine  Störung  empfun6en  wutbe,  wenn  6er  König 
pom  (Eyersierpla^  5U  i^nen  5urücffam*  „2Iber  ujenn  ic^  6ie  Ciebe  falj,  mit  6er  er  fie  un6 
fie  i^n  bennllfommnete,  oenn  es  fo  zdjt  6urc^Ieuc^tete,  wie  i^r  ZRorgenfuf  i^m  nac^  6er 
2trbeit  fc^mecfte  un6  wie  fie  6as  befeligte,  6ann  perfc^tpan6  alles  eigene  3ntereffe,  un6  idj 
uxir  in  6em  ©lud  einer  fo  guten  e6len  Sc^n^efter  glflcfüc^er  noc^  als  por^er*  Sc^n^er 
würbe  es  mir  aber  audj  n>er6en,  Sir  5U  beujeifen,  ipie  fe^r  fie's  per6ient;  Sir  5U  fagen, 
wie  fie  fo  unermü6et  fortfdjreitet  auf  6er  Ba^n  6es  ©uten,  fo  unabldfftg  i^re  ppidjten  por 
2tugen  ^at,  nicf^ts  fte^t  als  i^ren  mann,  nid^ts  fud;t,  nid;ts  UDflnfdjt,  als  U^m  5U  gefallen, 
iF?n  glüdlic^  5U  machen,  6abei  6er  reine  Sinn,  6er  reine  VOiUe,  immer  beffer  5U  werben, 
6ie  ©efdlligfeit,  6as  liebliche  ZDefen,  fo  PoUfommen  6as  alte  Betragen,  ol^ne  auc^  nur  6ie 
Spur  6er  Königin,  un6  6oc^  6abei  6ie  ^o^e  ZDär6e,  6ie  fefle  Creue  un6  IDärme  gegen 
i^re  ^reun6e*  Hein,  es  ift  ein  rec^t  brapes  Weib  unb  getpif,  »enn  Su  fte  je^  fo  fdljefl, 
Su  würbest  fte  in  6em  ©ra6e  tfodi  ^dfätjen  tpie  ic^.    ZPillft  Su  tpo^l  glauben,  6af  fte  )e^ 

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fanfter  «ne  6ie  ya  ift?  xtKldfc,  obgleich  idj  fte  bxtsmal  munterer  wie  je  fanö,  6oc^  geimf 
nidjt  auffa^renö  ift,  3^^^  Zlaipttdt  un6  iljr  bamit  oerfnflpftes  orisinellcs  IDefen  ^t  fte 
iwav  gans  be^en,  un6  obgleich  Me  Hofefc^uer  [?]  un6  alles  was  in  bas  ^adj  6er  Bouffons 
fdjlägt,  porüber  ift,  fo  gibt  es  bodj  immer  noc^  Synm,  wtnn  wit  allein  jinö,  in  öenen 
We  alte  Cuife  5U  erfennen  ift.  —  2tber  lag  6ie  Sjene  fidj  än6em,  entti>e6er  6er  König  foll 
humeurs  befommen  06er  6ie  [ein  unperftän6lic^  IDort]  fic^  er^i^n  un6  einer  fidf  mit  i^r 
ftreiten,  ja  laf  il^r  Unrecht  tun,  fte  fränfen,  un6  pon  6em  2tugenblicf  ^fl  Du  nichts  fanfteres 
gefeljen.  (Eine  foldje  Bcfc^ci6en^eit,  eine  folc^e  (ßutmütigfeit,  alles  6abet  fo  n>enig  erfünflelt, 
fo  6af  man  fieljt,  es  ift  (E^arafter  un6  6er  flbenpiegen6e  gute  Sinn  pcgt  über  tTemperament 
un6  3"S^"^*  Hein,  ic^  fdjipöre  Sir,  6ie  tTränen  fin6  mir  oft  in  6ie  2Iugen  gefommen, 
un6  xdf  ^dtte  xlft  6ie  £^n6e  6afär  f äffen  mögen.  IDa^r  ift  es,  fte  Ifat  un5uberec^nen6e 
2tuffor6crung,  fo  [idj  ftets  $u  beujac^en  un6  5U  beffem,  6enn  nic^t  allein  i^r  größtes, 
nämlic^  iljr  ^äuslidjes  (ßlücf  er^lt  6a6urc^  immer  allere  un6  reinere  färben,  fon6em 
audf  i^r  pia^,  auf  6em  fte  fte^t,  muf  fte  fc^on  unbefc^reiblic^  aufntuntem,  6a  es  gea)if 
feine  fleine  Stärfung  ift,  6ie  fefte  Ueberseugung  ^ben  3U  fönnen,  6urc^  unfer  Beifpiel  auf 
ZTRllioncn  5U  «nrfcn,  ZlTillioncn  6a6urc^  glfldlic^  5U  mac^n  un6  pon  ZlTillionen  6afür 
angebetet  5U  U)er6en.  2tber  lag  auc^  noc^  seljnmal  mefjr  fie  6a5u  anfpomen,  n>er  6as 
unen6lic^  Qvo^e  ZPort  Selbftbe^errfc^ung  fennt,  6er  tpir6  i^r  6esn>egen  me6er  feine  Ciebe 
nodj  feine  Bea)un6erung  um  6as  geringfle  entsie^n  fönnen.  3^  ipenigftetts,  6er  iljre 
Cage  fo  unperfd^leiert  fal;,  nne's  nur  immer  möglich  ifl,  fann  6as  in  ZPa^r^it  beteuern, 
6enn  fo  gän$lidj  tpillenlos  5U  fein,  fobal6  6er  König  6en  fleinften  IDunfc^  äufert,  un6 
täglidj  mit  6em  Bemuf  tfein,  6en  größten  Danf  5U  per6ienen,  humeurs  nttt  Cdd^ln  ertragen 
5u  muffen,  ift  un6  bleibt  ^rt,  un6  n^enn  audj  6er  ZITann,  pon  6em  idj  fte  ertrage,  ein 
t>erc^rungsa>ur6iger  ZlTann  un6  ein  2nann  ift,  6er  mid;  mie6er  ntit  Ciebe  überlauft  un6 
fein  gan$es  (ßlücf  in  ntir  fin6et,  ipie  6ies  alles  6er  ^all  ift.  Da^r  piegt  6enn  ntandje 
tTrdne  int  ftillen,  6ie  nid^t  gefel^n  o6er  6eren  Urfac^e  nid^t  flar  nnr6,  un6  id;  tpie6erl^le 
es  6arum  nod^mals:  oenn  auc^  alles  6ies  nid^t  ^inlänglid;  ift,  fte  5U  ^^o^lem  5U  bered^tigen, 
fo  gel^ört  6oc^  eine  fe^r  l^I^e  Kraft  6es  Qersens  fon>o^l  als  6es  (ßeiftes  6a5u,  ftc^  in  6em 
ZlTafe  6cr  Portrefflic^fett  5U  erijalten,  un6  ftets  fo  ftdj  getreu  5U  bleiben"  .  .  . 

3m  IDec^fel  6er  3<»^ws5eiten  «Htr  insmifc^en  6er  ^erbft  gef omnten  ntit  feinen  ZHanöpem, 
6ie  jc^t,  5unt  erften  ZTTale  feit  6ent  Co6e  6es  ©rofen  Königs,  ipie6er  in  pots6ant  un6 
llmgegen6  abge^lten  a>ur6en.  Die  Königin  tpar  faft  regelmäfig  6abei  ann>efen6,  ipte 
fte  aud;  an  6er  IDei^e  un6  Hagelung  6er  ^^^nen  fär  6ie  (5ar6e  teilnal^m.  (Einige  IDoc^en 
fpdter  fte6elte  6ef  ^f  oan^  nadj  Pots6ant  ''Sb'r;  2nitte  Hopember  «Htr  man  ipie6er  in  5^-nrli«. 


©n  3^^^  ö)ar  nun  feit  6cm  Cljronipcdjfcl  pergangen,  ein  3^^^  felbftgenügfamer  ein* 
förmiger  Beljaglidjfeit,  unö  fjinler  6iefem  einen  2^^^^  l<^9^"  aniere  3^^^^/  «I^cnfo  grof  an 
^djl  ipie  unperänöerlidj  in  iljrem  Kreislauf:  öer  H?inter  in  Berlin  mit  feinen  ^eftlidjfeilen, 
^tniiialiv  un6  ^erbft  in  Potsöam  mit  Sepucn  un6  Znanöpem,  6er  Sommer  mit  Keifen  unö 
(Crljolungstagen  in  (E^arlottenburg*  (Ein  mädjtiger  Strom  neuen  politifc^en  Cebens  braufte 
6urc^  (Europa,  eine  geiftige  Belegung  oF?ne  gleidjen  flutete  6urdj  Seulfc^Iani:  6er  Berliner 
^of,  6en  pon  6em  2tlltagsleben  feine  Sdjranfe  trennte,  blieb  jenen  Strömungen  perfdjloffen. 
(ßelftige  IDerte  Ratten  in  6iefem  Dafeinsfreife  nodj  feine  (ßeltung.  So  reidj  6as  Ijäuslidje 
Ceben  6e5  Königspaares  an  ftillem  (ßlücf  ipar,  es  fc^ien  6odj  faft  ipie  ein  Blumenleben, 
6as  Cuife  füljrte.  Dem  (ßema^l  alles  aus  6em  IDege  räumen,  xxxis  iljm  läftig  un6  unan^^ 
genehm  u>er6en  fönnte,  für  6ie  Segelmäfigfeit  6es  tCageslaufes  forgen,  6en  X?er6rieflidjen 
aufljeitem  6urdj  ein  Cie6djen  o6er  ein  traulidfes  (ßefprädj,  einen  einfamen  Spasiergang,  eine 
luftige  Unter^ltung  am  ^amilientifdj,  o6er  ein  fröljlidjes  Spiel  in  6er  Kin6erftube,  ernfteren 
Stimmungen  auc^  ipoIjI  6urdj  eine  fleine  religiöfe  Porlefung  entgegenfommen,  6arin  erfdjöpfte 
fidj  fjauptfädjiidj  Cuifens  Cageujerf.  3"  ^^^  unbe6ingten  Untenperfung  unter  6en  IDtllen 
6es  (ßatten,  in  6er  rucf^Itlofen  Qingabe  an  6as  i^m  bequeme  pt^äafifd^e  2)afein  6ro{;te 
Cuifens  Perfönlidjfeit   mit  allem  fc^lummem6en  Keidjtum  iljrer  Begabung  untersugeljen. 

Durfte  es  fo  meiterge^en?  Sollte  Cuife  abfeits  fteljen  bleiben  Pon  6em  6eutfdjen  (ßeiftes^^ 
leben,  u>ie  iljr  (ßemaljl  abfeits  ftan6  Pon  6er  europaifdjen  Politif?  Cuife  wav  nidjt  blin6 
gegen  6ie  (ßefa^r,  6ie  i^r  6roIjte:  „3d?  tpeif  noc^  lange  nic^t  genug,  befon6ers  ^be  ic^ 
piel  pergeffen,  voas  idj  gemuft  Ijabe^'  —  fo  bef annte  fie  6em  Bru6er  (ßeorg  im  6ritten 
3<il?re  i^rer  (Elje;  je^t  im  fünften  3^^^^  f^S*^  P^  einmal  fdjer5en6:  „IDenn  es  fo  fortgebt, 
U)er6e  idj  bal6  nic^t  meljr  miffen,  ob  Con6on  in  (Englan6  o6er  in  Deutfdjlan6  liegt*" 

Znit  madjfen6er  Beforgnis  fafjen  6ie  0efc^tt)ifter  auf  6iefe  (gnttpicfelung.  Cuife  wax 
iljr  Stolj,  pon  6er  fie  6as  ^ödjfte  eriparteten:  fie  follte  eine  Krone  audj  in  6er  geiftigen  IDelt 
tragen,  (ßeorg  lnsbefon6ere,  nac^  6en  Beobachtungen,  6ie  er  bei  feinem  legten  Befudje 
gemadjt,  ipar  traurig  über  6ies  leere  Dafein.  „Hein,  idj  fdfU)öre  Dir,"  fo  fdjricb  er  an 
Sdjmefter  (T^erefe,  „es  Ijai  midf  oft  fo  unglüdlidf  gemadjt,  6af  idj  f?atte  blutige  Cränen 
pergiefen  fönnen."  (Es  beruljigte  i^n  nidjt,  6af  öer  König  felbft  ^ö^ere  Bllöung  bei  einer 
^rau  für  überflüfftg  ^ielt;  er  fürdjtete  für  eine  ^ntnn^,  in  öer  „öer  Keis  öer  3"S«"^ 
porüber  unö  bas  Jtlter  öa  ift"  —  «ne  wütbe  bann  bei  öer  2tbn)efenljett  aller  geiftigen 
3ntereffen  öle  Cangeipelle  ertragen  »eröen?  tT^erefe,  ofjne  öie  2tngft  öes  Bruöers  gan$  5u 
teilen,  empfahl  für  Cuife  fleine  geogrop^lfdfe  unö  Ijiftorifdje  Cafdjenbüdjer,  öie  pon  (Englanö 
besogen  iperöen  follten  unö  als  englifc^  tpo^l  por  öes  Königs  Ztugen  (ßnaöe  finöen  müröen. 

99 


(ßeorg  o6er  fein  (ßoupcmeur  foütett  6er  Königin  6ie  Bücher  geben;  eine  folc^e  Senöung 
pon  i^r  felbft,  fürchtete  fie,  wütbe  letdjt  6em  2Iuto6afi  6es  Königs  perfallen. 

3nöem  6ie  (ßefdjtpifter  noc^  hierüber  berieten  un6  Cuife  fclbfl  fic^  naii  ^ilfe  in  i^rer 
geiftigen  Hot  umfalj,  trat  ein  (Ereignis  ein,  bas  6iefe  Beftrebungen  sunädfft  5urflcf6rängte 
un6  bas  (ßlücf  öes  gansen  ;JamiIienfreifes  erfdjfltterte. 

5ric6erifens  €I?e  mit  prins  Couis  mar,  nne  fc^on  frfi^r  angedeutet,  niemals  eine 
glflcflidje  gctpefen.  IDo^renö  6er  Kronprin$  bei  einer  gemiffen  Cmpfänglidjfeit  fflr  ipeib* 
lid^e  Hei5e  bodf  ol^ne  jeöe  intimere  Besie^ung  geblieben  tpar,  ^tte  Prin5  Couis  fc^n 
frä^  Ciebesper^Itniffe  angefnäpft,  6ie  er  auc^  nac^  feiner  Dermä^Iung  fortfe^te  un6  6ie 
feiner  jungen  ^van  nidft  perborgen  tparen.  Die  (ßeburt  öes  erften  Soljnes,  öes  prinsen 
^rieöridj,  öer  pom  Pater  grofe  öunfelblaue  2(ugen  unö  pon  6er  ZTlutter  ©rubelen  am 
ZlTunöe  geerbt  Ijatte,  füfjrte  6as  (g^paar  $eitu)eife  einanöer  näljer,  unö  auf  einer  Keife  unö 
bei  einem  längeren  21ufentfjalt  in  Sc^ipeöt  Ijat  ^rieöerife  glüdlicbe  Cage  mit  öem  (ßatten 
perleben  fönnen.  3n  Berlin  aber  seigte  ftc^  öer  Prin$  ftets  „perpeinert  falt"  unö  beleiöigenö 
gleidjgültig  gegen  öie  (ßemaljUn,  öie  i^m  nodj  5ipei  Kinöer  gebar,  ^ncbcviU  unö  KarL 
^rieöerife  fdjalt  wolfl  über  „öie  perteufelte  SiabV,  öie  öen  prinsen  mit  fopicl  Perffl^rung 
umgab  unö  il^r  öen  (Satten  entsog,  unö  öie  fte  felbft  öoc^  fo  fel^r  liebte.  ZPiepiel  bittere 
tCränen  ^t  fic  geipeint,  jie  öie  weic^fle  unö  anfc^miegenöfte  aller  Prin$efftnnen,  öeren  IDefcn 
nidjts  als  liebe  atmete,  unö  öie  bas  Sc^cffal  an  öiefen  „eisfalten  Ztlann"  gefeffelt  ^atte! 
JPie  oft  iljren  Kummer  unö  i^re  X7er5tpeiflung  in  (ßeorgs  treues  Bruöer^ers  ausgefdjütteti 
„<D  bitte  (ßott  mit  mir,  öaf  er  mir  jungem  IDeibe  Klüglet  genug  gebe,  alles  su  tragen, 
OXIS  er  mir  auflegt,  öaf  er  mir  ^elfe  in  allen  Höten,  öaf  er  mic^  lettre,  einen  jungen 
unerfaljrenen  ZlTenfc^en  fo  5u  lenfen,  öaf  er  mir  auf  emig  sugetan  bleibt."  Unö  ein  anöer- 
mal:  „Unterlaffe  es  nidjt,  für  öie  arme  ya  5u  bitten.  Pie  beflen  3aljre,  iporin  fie  je^t 
lebt,  wo  inäödjen  fonft  am  lufligften  unö  am  tollften  fmö,  perlebt  fte  in  Sdjmcrmut  unö 
in  tCraurigfeit."  Sdjlieflidj  fanö  fie  jic^  in  iljr  Sdjicffal  unö  gab  ftdj  ZHüIje,  nidjts  5U 
Ijören  unö  nichts  5U  feljen,  unö  blieb  auc^  für  öen  Ungetreuen  „bas  liebe,  fanfte  (Sefc^öpf, 
bas  fte  imnter  gemefen  nnir.  ZPä^renö  öer  töölic^en  (Erfranfung  öes  (Satten,  öer  fein  £nöe 
fomnten  fal;,  bemies  fte  ilfm  öie  aufopfemöfte  liebe  unö  P^ege  unö  (ßeorg  fann  in  öen 
Briefen  an  Cljercfc  „öie  arme,  fromme,  ftille  Dulöerin"  nic^t  genug  rüljmen,  öie  ftdf  ipie 
„ein  (Engel"  am  Kranfenbett  benommen  Ijobe.  Cuife  aber  fchrieb  mitleiöig:  „UJie  gut  ifl 
bas  Sc^icffal  für  mtc^  gegenüber  ^neöerife.  Peröiene  idj  es  öenn  aber  meljr?  Hein,  getpif 
nidjt.  (ßott  muf  es  iljr  noc^  einmal  in  öer  U)elt  rec^t  gut  ge^n  laffen.  Sie  peröient 
gemif  (ßlücf  unö  bat  nichts  als  Kummer." 


Der  jungen  VDittx>e  wav  bann,  mie  oben  zvwälini,  bas  Sc^Iof  pon  Sc^ön^ufcn  sunt 
2Iuf enthalt  übcrlaffen  moröen,  wo  fie  fidj  baI6  gans  befjaglic^  füljlte,  6a  fie  boxt  nic^t  fo 
„ausfpionicrt"  iperöen  fonnte.  Der  neunseljnjäljrisen  Sdjönfjeit  fefjlte  es  nidjt  an  Pcre^rem 
un6  Beiperbcm,  6crcn  troftpoUe  ^ulöigungen  entgegensune^men  fie  fidj  6urdj  iljr  ©jeunglücf 
beredjtigt  F?icÜ.  „3^^^^^  ^iU  P^  ^ben",  notiert  ^rau  Pon  X?of  in  i^rem  Cagebuc^.  Der 
erfte,  öen  fie  aus$eic^nete,  ipar  Prins  Couis  ^eriinanö;  man  6ac^te  felbft  an  eine  Der*» 
mäljlung,  6ie  aber,  ipie  es  fdjeint,  König  ^rieiric^  IDilfjelm  III.  unterfagte.  Dann  tarn 
einer  iljrer  englifc^en  Dettem,  Prins  2tuguft  ^ersog  pon  Suffey,  6er  fie  Ijeiraten  un6  mit 
nadj  €nglan6  nefjmen  moUte,  rpenn  fie  fic^  entfdjiiefe,  ifjre  Kin6er  auf  öem  ^e^Üanbc  $u 
laffen.  ^rieierife  ipar  nidjt  gans  abgeneigt,  darauf  einsuge^n;  6a  ftarb  2tnfang  2tpril  \798 
iljr  jüngftes  Kin6,  prins  Karl,  un6  6iefer  Derluft  fc^en  iljr  ipie  eine  Strafe  öes  ^immels 
6afür,  6af  fie  pc^  pon  iljren  Kinöem  fytite  trennen  ipoüen.  Bei  6er  fc^ipermutigen  Stimmung, 
in  6ie  pe  hierüber  geriet,  näljerte  pc^  i^r  als  teilne^menier  ^reunö  6er  prins  ßti^vidi 
pon  Sohns :^ Braunfels,  6er,  anfänglich  in  fjollän6ifc^en  Dienpen,  ^795  in  6as  2tnsbac^er 
^ufarenregiment  eingetreten  un6  je^t  6urc^  ^rie6ric^  HHl^elm  III.  nadj  Berlin  in  6ie  (ßar6e 
perfekt  tpar.  Der  Umgang  tpur6e  tpd^ren6  6er  Qul6igungsreife  6es  KSmgspaares  ^öd^p 
pertraulic^:  aus  6en  Briefen  5rie6crif ens  im  Sommer  ^798,  obfc^on  pe  6en  Prin$en  nie 
eripäljnt,  fpric^t  perfdjipiegenes  Ciebesglücf. 

5rie6erifens  Der^lten  ^atte  6ie  (ßefdjtt)iper  langp  beunruhigt.  Prin5  (ßeorg  nament^« 
lic^,  immer  fc^arfblicfen6,  ffirc^tete  alles  fflr  pe  pon  6em  perffll^rerifc^en  ZlTfifiggang 
6cs  Berliner  U)oF?llebens*  €r  permifte  an  ifjr  ofjnefjin  Cuifens  (ßeip,  Cuifens  „esprit 
de  conduite"  un6  feufste:  „ipenn  6odj  6er  liebe  (Sott  pe  redjt  glücflic^  per^eiraten  tt)ollte." 

Um  U)eifjnac^ten  6es  3öl?tes  ^798  erfuljr  Königin  Cuife,  aber  nic^t  pon  6er  Sc^meper, 
was  5n?tfc^en  iljr  un6  6em  prinsen  Solms  porgegangen;  Cuife  felbp  mufte  6ann  6em  König 
UTitteilung  madjen.  Xladf  längeren  Beratungen,  bei  6enen  namentlidj  6ie  Prinsefpn  pon 
©ranien  für  5rie6erife  eintrat,  ipur6e  eine  fdjleunige  Dermäljlung  mit  6em  Prin5en  Solms 
befdjloffen,  6ie  6er  Pre6iger  pom  3"ixiIi^«n^öU5  fofort  pollsog.  ^uQUidj  aber  befaljl  König 
^rie6ric^  UHl^lm  6ie  (Entfernung  6es  jungen  Paares  nac^  Tlnsbaii;  6te  Heine  ßmbmU 
6urfte  porläupg  6ie  UTutter  begleiten,  6er  So^n  ßviii  foüte  in  Berlin  ersogen  iper6en.  2tm 
\0.3^nuar  \799  perlief  6ie  prinsefpn  6en  Berliner  ^of;  6ie  jüngeren  Brü6er  iljres  per^ 
porbenen  (ßema^ls,  6ie  Prinsen  ^einric^  un6  IDilljelm,  geleiteten  pe  5um  Seifeipagen.  €rp 
pon  Pots6am  aus  6urfte  pc^  6er  neue  (ßemafjl  iljr  anfc^liefen.  Sie  felbp  fc^ien  glüdlidj* 
„^df  Ifabt  immer  6as  (ßlflcf  gefudjt  un6  erfe^nt,  5U  lieben  un6  geliebt  5U  werben,  enblxdf 
werbe  xdf  es  geniefen",  fc^rieb  ^rie6erife  5um  2tbfc^ie6  6er  prinsefpn  Ka65iu)ill,  un6  bal6 

\o\ 


nadj  6er  2tnfunft  in  Jlnsbadj  6em  Bru6cr:  „^dj  genicfe  bas  ©lücf,  was  in  ^ütten  tpo^nt, 
un6  nidjt  bas,  xoas  auf  Coronen  unö  in  Kronen  befielt,  3dj  bin  perbunöen  mit  öem 
einsigen  ZRann,  6er  nadf  meinem  (SefüI^I  allein  mid;  je  ^otte  glflcflic^  mad^en  fönnen.^ 

(gs  toar  eine  bSfe  tCäufdjung.  5rie6erife  foUte  nadj  tDenigen  ^alitcn  inne  wtxben, 
6af  6as  erfeljnte  un6  ert^ffte  (Bind  iljr  abermals  nic^t  befc^e6en  n>ar.  Das  leic^tftnnise 
un6  brutale  ZPefen  6es  prinsen,  feine  ro^en  tTrinferfttten,  machten  6em  fursen  (ßlficfstraum 
baI6  ein  fdjiimmes  £n6e. 

Königin  £uife  wat  6urdj  6en  ^efjltritt  6er  fo  ^if  geliebten  Sdju>eper  aufs  fc^mer$« 
lidjfte  erfdjüttert,  fie  mar  pem>un6et  in  6em  tiefften  i^rer  (Befühle:  in  i^rer  gefc^ipifterlidfen 
Ciebe.  3mmer  Ijatte  fie  mit  6er  5c^n>efter  ^reu6  un6  Cei6  geteilt  un6  getragen:  nichts 
fränfte  fie  je^t  mefjr,  als  6er  Ztlangel  an  Pertrauen,  6en  ^rie6erife  6ie  gan$e  ^ext  ^er  i^r 
betoicfen.  3"'"'<^'^  ^^^e  fie  6ie  Sc^irefter,  6eren  Perlen  fc^on  fo  manchmal  2Inftof  gegeben 
un6  X)er6adjt  erregt,  gegen  alle  pertei6igt:  je^t  mufte  fie  6em  Pater,  6en  X?em>an6ten,  felbfi 
6em  englifdjen  Prin$en  6as  Vorgefallene  eröffnen. 

H)ie  ergreif en6  fdjludj$t  6er  Sdjmers  6er  Königin  aus  6en  5^U<^"/  ^^^  P«  ^^  ^^S^ 
nac^  6er  Crcnnung  pon  6er  Sdjipefter  an  Bru6er  ©corg  richtete:  „Sie  ift  fort,  ja,  fie  ift 
auf  eipig  pon  mir  getrennt*  Sie  wirb  nun  nic^t  mefjr  6ie  (Sefä^rtin  meines  Cebens  fein, 
Diefer  (ße6anfe,  6iefe  (ßeiptf ^t  umfüllen  6ermafen  meine  Sinne,  6af  idj  andj  gar  nidjts 
weiteres  6enfe  un6  fü^le,  2Idj  (ßott!  Ijelfe  mir  6iefe  fdjipere  tTrennung  tragen.  Der  ^immel 
allein  tt)eif ,  ipas  ic^  6ie  ^cit  über  litt,  un6  ipiepiel  Cränen  Ijeimliclf  6es  Hadjts  mein  £agcr 
netten.  ®1  wk  gerne  mill  idj  6ies  alles  er6ul6et  Ijoben  un6  mit  ^reu6en  noc^  ein  VHal . . . 
fopicl  auf  midj  la6en,  Ifäiie  idj  nur  6ie  (ßeu)ifljeit,  6af  ifjre  gw'i^^f*  ^^^^^^  wn6  glücflic^ 
märe  .  .  .  Das  unumfdjränftc  Pertrauen,  6as  ic^  5U  ©ott  ^be,  6er  (ßlaube  an  feine  Ciebe 
er^lt  midj,  6af  ic^  nic^t  gan$  fleinmütig  werbe.  Wenn  idj  mir  porftelle,  6ag  5^e6erife 
ungläcflidf  a>er6en  fönnte,  fo  rec^t  elen6  un6  gequält,  fo  fann  idf  2Iugenbltcfe  i^iben,  tpo 
ic^  gans  persipeifelt  un6  fopflos  bin.    Tiäj,  gütige  Porfcljung,  per^in6cre  6ics.    €s  tpare 

mein  tro6 "     Bal6  würbe  fie  je6oc^  ruijigcr;  fie  fudjte  un6  fan6  tTroft  in  6em 

<ße6anfen,  6af  6ie  Häl^e  (El^arlottens  in  Qil6burg^ufen  un6  Cl^erefens  in  Hegensburg 
günftig  auf  5rie6erifc  eintpirfen  iper6e,  un6  por  allem  glaubte  fie,  6ag  eine  grofe  Ciebe, 
ipic  6ie  ^rie6erifens,  auc^  ein  groges  (ßlücf  perbürgen  fönne,  (ßcorg  aber  fan6  eine  bittere 
(ßenugtuung  in  6er  rafc^en  Pertpirflidjung  feiner  Beforgniffe  un6  fc^lt  grimmig  auf  6as 
,,perpucljte  Schlaraffenleben''  in  Berlin,  bei  6em  audf  „ein  J^iliger  in  (ßefoljr  fomme." 

2Iuf  6as  £)ofleben  ^atte  6ie  (Entfernung  6er  prinseffm  5rie6erife  nur  geringen  Cinflug. 
2tuger  6er  Königin  trauerte  i^r  faum  jeman6  nac^;  man  meinte,  Cuife  fei  o^n<^  fie  beff^«* 


2tIIe  ipetteifcrten,  Me  Königin  5U  scrftreucn  un6  5U  untcrijaltcn.  Die  Kamepalsfeftlidffeüen 
gingen  i^ren  gea>o^ntcn  (ßang,  unö  je6cr  2tnlaf  5U  einer  befonieren  ^eter,  «ne  6er  (ßeburtstag 
eines  prinslic^cn  Pcttcrs  06er  einer  fürftlidjen  Cante,  mar  miüfommen.  ^\x  ^aftnac^t  \799 
peranftallete  man  bas  erfte  jener  gldnsenien  Koftümfefte,  ipie  fie  fortan  faft  alljd^rlic^  5um 
2tbfdjluf  6e5  Hamevals  gefeiert  tourien;  es  fteüte  öar  6te  Dermä^lung  6er  fatt^ltfc^en 
Königin  ZlTaria  pon  (gnglanö  (Königin  Cuife)  mit  König  pijilipp  II.  oon  Spanien  (Prins 
2tuguft  ^ersog  pon  Suffey).  Ceiter  6iefer  ^eftlidjfeiten  ipar  6er  pon  6er  (ßräfin  Cidjtenau 
nadj  Berlin  gebradjte  Ztrdjäologe  ^irt,  6en  Profeffor  Kiefeipetter  un6  für  6ie  ZlTujtf  6er 
Komponift  6er  beliebten  ©per  ^aniion,  ^immel,  unlerftü^ten,  ^^ö^Iic^e  ^eftproben,  pon 
6enen  je6er  (Etifettestpang  perbannt  tpar,  un6  eine  Hac^feier  fär  alle  tTeilne^mer  fällten  6en 
gansen  ZlTonat  ^ebruar.  U)ie  manchmal  fjaben  Königin  Cuife  un6  prinseffin  Cuife  Sa65iiPtII 
fpäter  in  Zllemel  un6  Königsberg  an  6iefe  tCage  Ijarmlofer  5^eu6en  5urücfge6ac^t,  ipo  man 
feinen  größeren  Kummer  fannte,  als  ipenn  einmal  König  ^rie6ridj  HHI^elm  ftören6  in  6ie  X?or* 
bereitungen  eingriff  un6  etipa  6en  (ßebraudj  f öniglic^er  3nftgnien  bei  6en  Koftflmfeften  perbot  l 

Sdjon  6ama[s  aber  gab  es  am  Berliner  ^ofe  6odj  ipenigftens  eine  Perfon,  6ie  mit 
Unbefjagen  auf  6ies  feftlidje  Creiben  fafj:  am  5»  ßebvnax  fdjrieb  ^rau  Pon  X?of  in  i^r 
Cagebudj:  „ZlTan  6enft  an  nichts  als  an  6ie  Se6oute,  ipäljren6  6ie  Könige  Pon  Sar6inien 
un6  Heapel  auf  6er  ^ludjt  fin6  un6  C^enbreitftein  genommen  U)tr6.  (ßott  ipeif,  ipie  6as 
alles  ge^en  wirb;  gebe  6er  ^immel,  6af  6ie  Sei^e  nic^t  an  uns  fommt," 

Senn  Insujifc^en  wat  6er  Krieg  6er  fransöpfc^en  Sepublif  mit  6er  grof en  Koalition 
®eflerreidj*Suflan6^€nglan6,  6er  Krieg,  6er  gans  IDefteuropa  pon  6en  Hie6erlan6en  bis 
Heapel  erfdjüttem  foUte,  in  6er  Sdjmüi  un6  3toK«n  5um  2tusbruc^  gefommen,  3"  Berlin 
crfdjienen  U)ie6er  auferor6entlic^e  Bolfc^after  6er  perbün6eten  Ztlac^te,  tC^omas  (ßrenpille 
pon  €nglan6,  ^ürft  Sietridjftein  Pon  ©efterreic^,  (ßeneral  Kinfel  fflr  6as  £^us  ©ranien, 
um  König  ^rie6ric^  IDil^elm  III.  en6lic^  5um  2(nfc^luf  an  6ie  Koalition  5U  bea>egen. 
2tuc^  6iesmal  aber,  obgleich  Pon  6em  preufifc^en  ZTKnifter  ©raf  ^augu)i^  felbft  leb^ft 
unterftü^,  fc^eiterten  iljre  Bemühungen  an  6er  unerfc^ütterlic^en  ßmbmslkhe  6es  Königs, 
Pergeblic^  fuc^te  man  feine  perfönlic^e  tTeilna^me  fär  6as  fo  nal^e  penpan6te  Qaus  ©ranien 
un6  befon6ers  für  6ie  alten  linfsr^einifc^en  Befi^ungen  Preufens  rege  5U  machen:  er  blieb 
nac^  tt)ie  por  entfc^loffen,  nur  bei  einem  nnrflidjen  Eingriff  6er  ^ransofen  auf  Hor66eulfdj^ 
lan6  3u  6en  ZDaffen  5U  greifen:  nur  6ann  glaubte  er  auc^  auf  6ie  poUe  un6  begeifterte 
Eingabe  feines  X?olfes  redjnen  5U  fönnen* 

Bei  6iefen  X?er^n6lungen  ift,  ipie  es  fc^nt,  sum  erften  ZlTale  audj  Königin  Cuife 
etwas  in  6ie  politif  ^ineingesogen.  Der  ruffifc^e  (ßefan6te,  ©raf  Hifita  panin,  ^tte  fc^n 

103 


einmal  flopfte  6ic  läfttse  polüif  an  6ie  Cur  öes  KSnigsfdjIoffes.  2tuf eroröentltdre  Botfdjafter 
Suflanös  unö  ©eftcrretdjs,  ^üv^t  Sepnin  un6  (ßraf  Cuiimg  (Eobensl,  6er  Unter^nMer 
6es  ^J^eöens  pon  Campo  ^o^^^^/  erfc^iencn  in  (E^arlotlenburg,  um  6en  König  5U  einer 
Derftänöigung  über  gemcinfame  Tibwelix  6er  fransSfifc^en  Uebergriffe  5U  beujegen.  3"  ^i"^^ 
ungcn>5F?nIidj  langen  2lu6ien$,  6ie  6er  unge6uI6ige  König  mehrmals  absufflrsen  fudfte,  am 
6.  2(uguft  in  (E^rlottenburg,  bemüljle  fidf  (Eoben$l,  6en  König  mit  allen  ZITittcIn 
6iplomatifc^cr  Kunft  5um  2tnfc^lug  an  Suflan6  un6  ©efterreic^  5U  geirinnen;  pergeblic^. 
5rie6ridj  H?ilfjclm  begnügte  fic^  mit  Pcrfidjerung  feiner  ^tmnb\dta^tsQt^ülik  für  6en  Kaifer 
pon  0efterreid};  an  allem,  tx>as  naif  einer  Koalition  ausfa^,  lehnte  er  feine  Beteiligung  ab. 
(Er  n>ar  un6  blieb  entfd^Ioffen,  ftd;  in  feiner  Politif  6er  Heutralitat  un6  6e5  ^rie6en5 
nidjl  ftören  5U  laffen.  VHodjk  Helfon  6ie  fran$öfifdfe  flotte  bei  2Ibufir  pemidjten,  Zlapoleon 
Bonaparte  Zlegypten  erobern,  Huf  lan6  fidj  mit  €nglan6  un6  ©efterreic^  5U  neuem  Kampfe 
gegen  ^^^^"^^^4  ruften:  in  (E^arlottenburg  beirrte  6er  (Erbe  6er  Znonard^ie  ^rie6ric^s 
6e5  (ßrofen  in  6em  bequemen  IDo^Ueben  eines  pennögen6en  (ßutsbefi^ers  inmitten  feiner 
^amilie,  feiner  PertDan6ten  un6  ^reun6e. 

(£5  liegt  eine  Stimmung  I^teren  Bel^gens  un6  forglofen  (ßeniefens  über  Mefen 
Cl^arlottenburger  Spatfommertagen.  ^rie6ricff  IDil^Ims  un6  Cuifens  Ceben  ging  pödig 
auf  in  6cn  fdjlidjlen  ^rcu6en  6er  ^äuslic^feit  un6  6es  traulichen  Umgangs  mit  6en  lieben 
X?enpan6ten.  Kegelmäfiger  Dcrfe^r  Ijerrfc^te  mit  6en  £)öfcn  in  Sc^önljaufen,  Die  Prinsefjin 
HHlIjelmine  pon  ©ranien  un6  Cuifens  Sc^u>efter  5ric6erife  U)aren  häufige  (ßafte  in  (E^ar* 
lottenburg;  „2Tlimi",  oljne  je6es  Ijö^ere  geiftige  ^ntet^Wc,  in  i^rer  Zlütagsluftigfeit  gan$ 
für  ein  anfprudjslofes  (ßenugleben  gefc^ffen,  ,,3fa"  —  ,,munterer  als  je"  —  «ne  Prins 
(ßeorg  6amals  urteilt  —  glücflic^  als  pielumn>orbcne  H?itipe  in  Sc^ön^ufen,  aber  noc^ 
glücflid^er  faft,  5U  6er  geliebten  Sd^mefter  nac^  (Cl^arlottenburg  fonmten  3U  6ürfen.  „Vnxdi 
6ic  San6u>üftc  bis  sum  (Elyfium",  fdjrieb  fie  tpo^l  auf  einen  6er  Briefe,  6ie  pon  SAönfjaufen 
nadj  (C^rlottenburg  6urc^  „^V«  ZTTeilen  arabifc^er  H?üfte"  gingen.  Dort  füljlte  fte  ftc^  mit 
Cuife  in  6ie  tTage  il^rer  Kin6l;eit  5urücfperfe^t.  2)enn  in  (Cl^rlottenburg  fan6  fie  alte  Darm«* 
ftä6ter  5j^cun6e  u>ie6er.  Petter  £u6tt)ig  mar  6a,  6er  fpatere  (ßrof  Ijersog  Cu6a)ig  IL,  ein  etipos 
in6olenter  junger  ZlTann,  aber,  ipie  5rie6erife  perfic^ert,  „ein  ausge$eic^neter  (Eljarafter"; 
un6  ®nfel  (ßcorg,  fo  unpertpüftlic^  frötjlidf  mie  einft  am  Kljeine.  ^^au  Pon  X?of  fa^  mit 
ZHiftrauen  auf  feine  Befuc^,  6a  er  immer  nur  5U  fommen  fdjien,  ipenn  er  (ßel6  braudjte; 
aber  fie  ergab  ftc^  6odj  fdjlief  lidj  feiner  unn>i6erfte^lic^en  CiebensmürMgfeit.  3"  6em  frö^lic^en 
Kreife  in  (El^irlottenburg  geljörte  audj  Qersog  Karl  2tuguft  pon  Sad^fen^ZDeimar,  6er  immer 
feine  ^eiterfte  Caune  mitbrachte  un6  in  6er  ^Q'^ingloftgreit  6iefes  £)ofes  es  fidj  woifl  fein  lief 


Der  Kebfte  Befud^er  aber  war  un6  blieb  6oc^  Bru6er  (Seorg,  6er  am  \2.  2(uguft 
feinen  ^9.  (ßeburtstag  in  (Cljarlöttenburg  feierte.  €r  n>ar  ein  Ijübfdjer,  fdjianfer,  blonöer 
Surfc^e  geiporöen,  etwas  ipeiblidj  gefüljlpoll  unö  fdjipärmerifc^,  aber  eben  6arum  rDoIjl  6er 
Ciebling  Cuifens  un6  ^rie6erifens,  6enen  er  and}  auf  erlief  glidj,  ipäljren6  6er  fdjn>ar$^aarige 
Karl  meljr  (Cljarlotten  un6  befon6er5  Cljerefen  äljnelte.  2Tlit  iljm  iDur6en  alle  6ie  Cieblings^^ 
plä^e  in  ^otsbam  un6  auf  6er  Pfaueninfel  befuc^t  un6  in  Pare^  sunt  Cmtefrans  getan$t 
€in  2tugen$euge  Ijat  uns  6ie  Ungesmungenljeit  6iefer  ^eier  gefdjil6ert.  „Da  falj  man  eine 
Königin  neben  einer  Dienerin,  einen  Prin$en  von  (ßeblüt  Kotiüon  tan5en  mit  einer 
ITlüIIerin,  einen  König  fic^  Punfc^  ferpieren  laffen  pon  einem  Stalljungen  un6  eine  Prin$effm 
ftc^  begegnen  mit  iljrer  Köchin." 

HHe  erfdjien  Königin  £uife  in  6iefen  (E^rlottenburger  Cagen?  IDie  Ifatk  fic^  6as 
Per^Itnis  $u  iljrem  (Satten  geftaltet?  ^rie6erife  un6  (ßeorg  geben  uns  2IntiPort  auf  6iefe 
fragen.  Sie  Ijaben  6en  prinseffinnen  (E^rlotte  un6  tCIjerefe,  6ie  immer  mit  gefdjipifter^ 
lidjer  Ceilnaljme  nadj  Berlin  blidten,  6arüber  berichtet,  bet6e  in  lieben6er  Beipun6erung, 
(ßeorg  aber  auc^  mit  einer  unter  6ie  Iac^en6e  0berf[ac^e  6ringen6en  Beobachtungsgabe 
un6  mit  nidjt  gen^ö^nlic^em  X?erftdn6nis, 

;Jrie6erife  fdjreibt:  /,£uife  fte^t  fo  frifc^  aus  un6  ift  immer  fdjSn  ipie  ein  €ngeL  3Ijr 
(Zlfavaftei  un6  i^r  ^er5  entfpredjen  iljrem  Ijimmlifc^en  2teuf  em,  6as  madjt  pe  in  meinen  2tugen 
noc^  fdjöner.  ©ott  er^lte  fie  un6  ftöre  nie  iljr  (ßlücf,  6as  je^t  poUfommen  ift  un6  Pon  Seite 
i^res  (Satten  nodtj  nie  6ie  min6efte  tTrübung  erfaljren  ^t."   (Sc^ön^aufen,  \{,  Ztuguft  ^798.) 

Prins  (ßeorg  (2.  ®f tober  ^798)  fdjiI6ert  6as  (Sind  6es  2tIIetnfeins  mit  Cuifen  in 
6en  X?ormittagsftun6en,  bei  6em  es  faft  tpie  eine  Störung  empfun6en  tpur6e,  ipenn  6er  König 
pom  (Eyersierpla^  5U  i^nen  $urücffam.  „2Iber  tpenn  ic^  6ie  liebe  falj,  mit  6er  er  fie  un6 
fte  it^n  betpillfommnete,  tpenn  es  fo  ec^t  6urc^Ieuc^tete,  wie  üft  ZRorgenfuf  i^m  nac^  6er 
2Irbeit  fc^mecfte  un6  tpie  fte  6as  befeligte,  6ann  perfc^tpan6  alles  eigene  3ntereffe,  un6  ic^ 
tpar  in  6em  ©lud  einer  fo  guten  e6Ien  Sc^tpefter  glücflic^er  noc^  als  porljer.  Sc^tper 
würbe  es  mir  aber  auc^  tper6en,  Dir  5U  beu>eifen,  tpie  fe^r  fie's  per6ient;  Dir  5U  fagen, 
wie  fie  fo  unermü6et  fortfc^reitet  auf  6er  Baljn  6es  ©uten,  fo  unabläffig  i^re  ppidjten  por 
2tugen  ^at,  nid^ts  fte^t  als  i^ren  mann,  nichts  fuc^t,  nichts  tpfinfc^t,  als  U^m  5U  gefallen, 
i^n  glücflic^  5U  machen,  6abei  6er  reine  Sinn,  6er  reine  IDiüe,  immer  bejfer  5U  iper6en, 
6ie  ©efälligfeit,  6as  liebliche  IDefen,  fo  poüfommen  6as  alte  Betragen,  o^ne  auc^  nur  61« 
Spur  6er  Königin,  un6  6oc^  6abel  6ie  ^^e  Würbe,  6ie  fefte  Creue  un6  IDärme  gegen 
i^re  5'^eun6e*  Hein,  es  ift  ein  rec^l  brapes  Weib  un6  geu)if,  u>enn  Du  pe  jei^  fo  faljep. 
Du  n>är6ep  pe  in  6em  ©ra6e  ^oc^  fc^ä^en  tpie  ic^.    ZPillp  Du  tpol^l  glauben,  6af  pe  jet^t 

7 
97 


'  i^¥*" 


StiCe  3a!ire 


fanfter  tme  6ic  3fa  ift?  wtldit,  obgleich  idj  fie  6iesmal  munterer  tme  je  fan6,  bodf  geimf 
ntd^t  auffa^renö  ift.  3^re  Ilatmtdt  unö  t^r  bamxt  perfnfipftes  originelles  IPefen  fyxt  fie 
SttHxr  gan$  be^en,  un6  obgleid;  Me  Hafefc^uer  [?]  un6  alles  idos  in  bas  ^adj  ber  Bouffons 
fdjlägt,  porflber  ift,  fo  gibt  es  bodj  immer  noc^  Sienm,  votnn  mir  allein  ftn6,  in  6cnen 
6ie  alte  Cuife  $u  erfennen  ift.  —  2lber  laf  6ie  Sitnt  fidj  än6em,  entmeöer  6er  König  foD 
humeurs  befommen  o6er  6ie  [ein  unperftdnMic^es  ZDort]  ftc^  er^i^n  un6  einer  ftc^  mit  i^r 
ftrciten,  ja  lag  i^r  Unredjt  tun,  fte  hänfen,  un6  pon  6em  2tugenblicf  fjafl  Du  nichts  fanfteres 
gefe^en.  (Eine  fold^e  Befd^ciben^eit,  eine  fold^e  (ßutmfitigfeit,  alles  öabei  fo  menig  erfänftelt, 
fo  6af  man  fielet,  es  ift  (C^araf  ter  un6  6er  fibenpiegen6e  gute  Sinn  ftegt  über  (Temperament 
un6  3uS<^"^*  Hein,  idj  fduDÖre  Dir,  6ie  (Cränen  ftn6  mir  oft  in  6ie  2tugen  gefommcn, 
un6  idj  Ijotte  i^r  6ie  f^n6e  6afür  füffen  mögen.  IDaljr  ift  es,  fte  Ijat  un$ubcrcdjnen6e 
2tuffor6erung,  fo  ftdf  ftets  5U  beoxidjen  un6  5U  bcffem,  6enn  nidft  allein  itjr  größtes, 
nämlid;  it;r  ^duslid^es  (ßlflcP  ert^lt  6a6urd;  immer  allere  un6  reinere  färben,  fon6em 
aud^  it;r  pia^,  auf  6em  fte  ftet^t,  muf  fte  fd^on  unbefd^reiblid;  aufmuntern,  6a  es  getpif 
feine  fleine  Stärfung  ift,  6te  fefle  Ueber$eugung  Ijaben  $u  fönncn,  6urdj  unfer  Beifpiel  auf 
ZTTiüionen  5U  nnrfen,  ITIillioncn  6a6urc^  glucflid;  5U  mac^n  un6  Pon  ITIillionen  6afur 
angebetet  5U  n>er6en.  2(ber  laf  auc^  noc^  se^nmal  me(;r  fte  6a5u  anfpomen,  n>er  6as 
unen6lidj  grofe  IDort  Selbftbe^errfdjung  fennt,  6er  wxvb  xlfv  6esa>egen  u)e6er  feine  Ciebe 
noc^  feine  Betpun6erung  um  6as  geringste  entsie^n  fönnen.  3d;  tpenigftens,  6er  t^re 
Cage  fo  unoerfdjleiert  fa^,  une's  nur  immer  möglidj  ift,  fann  6as  in  IDafjrtjcit  beteuern, 
6enn  fo  gänslid;  tpillenlos  5U  fein,  fobal6  6er  König  6en  fleinften  ZPunfc^  äufert,  un6 
täglidj  ntit  6ent  Bcipuf tfein,  6en  gröften  Danf  $u  i>er6tenen,  humeurs  ntit  Cdd^ln  ertragen 
$u  mäffen,  ift  un6  bleibt  ^rt,  un6  tpenn  aud;  6er  ZTTann,  pon  6em  xdi  fte  ertrage,  ein 
pereljrungsipür6iger  ZHann  un6  ein  ZHann  ift,  6er  midj  u)ie6er  ntit  Ciebe  überljauft  un6 
fein  ganses  (ßlücf  in  mir  fin6et,  n>ie  6ies  alles  6er  ^all  ift.  Da^r  fliegt  6enn  mand^e 
(Crane  int  ftiüen,  6ie  nid^t  gefeiten  06er  6eren  Urfad>e  ntd}t  flar  tpir6,  un6  id}  n>ie6er^le 
es  6arum  nod^mals:  tpenn  aud>  alles  6ies  nid}t  ^tnlänglid)  ift,  fte  5U  ^et^lem  5U  bered^tigen, 
fo  get^ört  6oc^  eine  fe^r  ^^e  Kraft  6es  ^rsens  fotpot^l  als  6es  (ßeiftes  6a5u,  ftc^  in  6em 
ZHage  6er  üortrefflidjfeit  5U  er^lten,  un6  ftets  fo  ftdj  getreu  $u  bleiben"  .  .  . 

3nt  IDedjfel  6er  3ötjres5eiten  nxir  instptfdjen  6er  Jjerbft  gefommen  mit  feinen  Znanöpem, 
6te  je^t,  5um  erften  IXlaU  feit  6em  (Co6e  6es  (ßrofen  Königs,  u)ie6er  in  Pots6am  un6 
Umgegen6  abgel^alten  n>ur6en.  Die  Königin  n>ar  faft  regelmäßig  6abei  ann>efen6,  n>te 
fte  aud;  an  6er  ZPeit^e  un6  Hagelung  6er  ^a^nen  für  6ie  (Barbe  teilnahm.  (Einige  IDoc^n 
fpäter  fte6elte  6er  ^f  ganj  na^  Pots6am  über;  IXlxttt  ZTopemK^r  nxir  man  tpieber  in  B^Hn. 


€tn  2^liv  wav  nun  feit  6cm  tEIjroniDcdjfel  pergangen,  ein  3aljr  felbftgcnügfamer  cin^* 
formiger  Be^aglidjfeit,  un6  hinter  öiefem  einen  ^aiive  lagen  an6ere  3^^^^/  ebenfo  grog  an 
^alfl  mit  unperän6erlid}  in  i^rem  Kreislauf:  6er  IDinter  in  Berlin  mit  feinen  ^eftlidjfeiten, 
Jrüljja^r  un6  f^erbft  in  Potsöam  mit  Heouen  unö  ZtXanöpem,  6er  Sommer  mit  Heifen  un6 
(Erfjolungstagen  in  C^arlottenburg,  (Ein  mädjtiger  Strom  neuen  politifdjen  Cebens  braufte 
6urd;  (Europa,  eine  geiftige  Betpegung  o^ne  gleidjen  flutete  buxdi  Deutfdjlanb:  6er  Berliner 
f^of,  6en  pon  6em  2tlltagsleben  feine  Sdjranfe  trennte,  blieb  jenen  Strömungen  perfdjloffcn. 
(ßeiftige  IDerte  Ratten  in  öiefem  Dafeinsfreife  nodj  feine  (ßeltung.  So  reidj  bas  Ijäuslidje 
Ceben  6es  Königspaares  an  ftillem  (Sind  wav,  es  fdjien  bodf  faft  u>ie  ein  Blumenlcben, 
6as  Cuife  fül^rte.  Dem  (Bcmal)l  alles  aus  bem  IDege  räumen,  n>as  i^m  läftig  unö  unan^ 
geneljm  iperöen  fönnte,  für  bxt  Hegelmägigfeit  6es  tEageslaufes  forgen,  6en  üerörieflidjen 
auffjeitem  buvd)  ein  Cieödjen  obzv  ein  traulidjes  (ßefprädj,  einen  einfamen  Spasiergang,  eine 
luftige  Unter^ltung  am  ^amilientifdf,  o6er  ein  frö^lidjes  Spiel  in  6er  Kinöerftubc,  emfteren 
Stimmungen  audj  ipoljl  buvdi  eine  fleine  religiöfe  Porlefung  entgegenfommen,  6arin  erfdjöpfte 
pdj  Ijauptfädjlidj  Cuifens  tEagen>erf.  3"  ^^^  unbeöingten  Unterwerfung  unter  6en  IDillen 
6es  (Satten,  in  6er  rücf^ltlofen  f^ingabe  an  bas  i^m  bequeme  p^afifdje  Dafein  öro^te 
Cuifens  Perfönlidjfeit  mit  allem  fdjlummemöen  Heidjtum  i^rer  Begabung  untersuge^en. 

Durfte  es  fo  weitergeben  ?  Sollte  Cuife  abfeits  fteljen  bleiben  pon  6em  öeutfdjen  (ßeiftes^^ 
leben,  u>ie  i^r  (ßema^l  abfeits  ftanö  pon  6er  europaifdjen  Politif?  Cuife  u>ar  nidjt  blin6 
gegen  6ie  (ßefa^r,  6ie  iljr  6ro^te:  „3<^  o)eif  nodj  lange  nidjt  genug,  befonöers  Ijabe  idj 
picl  pergeffen,  was  idj  geipuft  Ijabe"  —  fo  befannte  fie  6em  Bru6er  (ßeorg  im  öritten 
3ö^re  i^rer  (Elje;  je^t  im  fünften  3^^^^  f^9^«  P«  einmal  fdjer$en6:  „Wenn  es  fo  fortgebt, 
u>er6e  idj  bal6  nidjt  me^r  wiffen,  ob  Conöon  in  (Englanö  o6er  in  Deutfdjlanö  liegt." 

2Tlit  madjfenöer  Beforgnis  faljen  Me  0cfdjipifter  auf  öiefe  (gntmicfelung.  Cuife  u>ar 
i^r  Stol5,  pon  6er  fie  6as  f^ödjfte  enparteten:  fie  follte  eine  Krone  audj  in  6er  geiftigen  IDclt 
tragen,  (ßeorg  insbefonöere,  nadf  6en  Beobadjtungen,  6ie  er  bei  feinem  legten  Befudje 
gemadjt,  wav  traurig  über  6ies  leere  Dafein.  „Hein,  xdj  fdjipöre  Dir,"  fo  fdjrieb  er  an 
Sdjipefter  tE^crefe,  „es  Ijat  midj  oft  fo  unglücflic^  gemadjt,  6a0  idj  fjätte  blutige  tEränen 
pergiefen  fönnen."  <£s  beruhigte  iljn  nidjt,  6af  6er  König  felbft  Ijöljere  Bil6ung  bei  einer 
Jrau  für  überflüfftg  ^ielt;  er  fürdjtete  für  eine  ^ntun^,  in  6er  „6er  Heis  6er  3"9«"^ 
porübcr  un6  6as  2tlter  6a  ift"  —  u>ie  u>ür6e  6ann  bei  6er  2tbu)efen^t  aller  geiftigen 
3ntereffen  6ie  Cangemeile  ertragen  iper6en?  Cljerefe,  o^ne  6ie  Ztngft  6es  Bru6ers  gans  5u 
teilen,  empfaljl  für  Cuife  fleine  geograpljifdje  un6  Ijiflorifdje  (Tafdjenbüdjer,  6ie  pon  (Englan6 
be$ogen  wttbm  follten  un6  als  englifc^  tpo^l  por  6cs  Königs  Ztugen  (ßna6e  fin6en  u>ür6en. 

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fikorg  oöer  fein  (ßouüemeur  foüten  6er  Königin  6ie  Bfldjer  geben;  eine  foldje  Sen6ung 
pon  Hfv  felbft,  fürdftete  fte,  u>ür6e  leidjt  6em  2tuto6af<  öes  Königs  perfaüen. 

3n6em  6ie  (ßefdjroifler  noc^  Ijierüber  berieten  un6  Cuife  fclbft  pdf  nadf  ^ilfe  in  iljrer 
geiftigen  Hot  unifa^,  trat  ein  (Ereignis  ein,  bas  6iefe  Beftrebungen  $unädjfl  surücförängte 
un6  bas  (ßlücf  6es  gansen  Jamilienfreifes  erfdjütterte. 

Jrie6erifens  (E^e  mit  Prin$  Couis  nxir,  ime  fc^n  frfl^r  angeöeutet,  niemals  eine 
glücHidje  geroefen*  IDä^renö  6er  Kronprin$  bei  einer  gemiffen  (Empfänglid^feit  für  n>eib* 
lid^e  Heise  bodf  o^ne  je6e  intimere  Besiet^ung  geblieben  mar,  ^atte  Prins  Couis  fc^n 
fräl;  Ciebesper^ltniffe  angefnäpft,  6ie  er  aud^  nad}  feiner  2?ermä{;lung  fortfe^te  un6  6ie 
feiner  jungen  ^rau  nid^t  perborgen  tparen.  Die  (ßeburt  6es  erften  Sol^nes,  6es  Prinsen 
Jrieöridj,  6er  pom  üater  groge  6unfelblaue  Ztugen  un6  Pon  6er  ZTIutter  (ßrflbc^n  am 
2TTun6e  geerbt  Ijatte,  füljrte  6as  ^ifcpaav  seitipeife  einan6er  nä^er,  un6  auf  einer  Seife  un6 
bei  einem  längeren  Ztufentljalt  in  Sc^ipe6t  Ijat  ^rie6erife  glücflid>e  (Tage  mit  6em  (ßatten 
perleben  fönnen.  3"  Berlin  aber  $eigte  ftdj  6er  Prin5  ftets  „perpeinert  falt"  un6  belei6igen6 
gleid^gflltig  gegen  6ie  (ßema^lin,  6ie  il^m  noc^  5tpei  Kin6er  gebar,  ^rie6erife  un6  KarL 
^rie6erife  fdjalt  tpoljl  über  ,,6ie  perteufelte  Sta6t",  6ie  6en  Prin$en  mit  fopicl  üerfüljrung 
umgab  un6  i^r  6en  (ßatten  ent5og,  un6  6ie  fte  felbft  6od;  fo  fe^r  liebte.  ZPiepiel  bittere 
(Tränen  ^t  fte  geipeint,  fie  6ie  ipeic^fle  un6  anfd}miegen6fte  aller  prinsefftnnen,  6eren  IDefen 
nidjts  als  Ciebe  atmete,  un6  6ie  6as  Sdficffal  an  6iefen  „eisfalten  ZTXann''  gefeffelt  t^attel 
IDie  oft  i^ren  Kummer  un6  il^re  Persmeiflung  in  (ßeorgs  treues  3ru6erl;er5  ausgefd^fittet! 
„0  bitte  (Boii  mit  mir,  6a0  er  mir  jungem  ZPeibe  Klügst  genug  gebe,  alles  5u  tragen, 
tpas  er  mir  auflegt,  6ag  er  mir  I^elfe  in  allen  Hdten,  6af  er  mid;  le^re,  einen  jungen 
unerfafjrcnen  ZlTenfdjen  fo  $u  lenfen,  6af  er  mir  auf  emig  5ugetan  bleibt."  Un6  ein  an6er* 
mal:  „Unterlaffe  es  nidjt,  für  6ie  arme  2fa  $u  bitten.  Die  beften  3a^rc,  tporin  fte  jetjt 
lebt,  ipo  2nä6c^en  fonft  am  luftigften  un6  am  tollften  ftn6,  perlebt  fte  in  Sdjipermut  un6 
in  tCraurigfeit."  Sc^lieflidj  fan6  fte  ftdj  in  i^r  Sdjicffal  un6  gab  ftdj  IXXütfc,  nidfts  $u 
^ören  un6  nidjts  5U  fe^en,  un6  blieb  auc^  für  6en  Ungetreuen  „6as  liebe,  fanfte  ©efdjöpf", 
6as  fte  immer  geipefen  ipar.  lDäI}ren6  6er  tö6lidjen  (Erfranfung  6es  (ßatten,  6cr  fein  (En6e 
fommen  fa^,  beipies  fte  i^m  6ie  aufopfem6fte  Ciebe  un6  Pflege  un6  (ßcorg  fann  in  6en 
Briefen  an  (T^ercfe  „6ie  arme,  fromme,  ftille  Dul6erin"  nidjt  genug  rüljmen,  6ie  ftdj  ipie 
„ein  (Engel"  am  Kranfenbett  benommen  Ijabe.  Cuife  aber  fdjrieb  mitlei6ig:  „IDie  gut  ifl 
6as  Sdjidfal  für  midj  gegenüber  Jrie6erife.  I?er6iene  idf  es  6enn  aber  mefjr?  Hein,  geipif 
nidjt.  (ßott  mu0  es  iljr  nodj  einmal  in  6er  IDelt  rec^t  gut  geljen  laffen.  Sie  per6ient 
gen>i0  (ßlücf  un6  I^  nichts  als  Kummer." 


Der  jungen  ZDittpe  wax  bann,  wk  oben  ertpä^nt,  bas  Sc^lof  von  Sd^dnt^aufen  5um 
2tufentljalt  überlajfen  ujoröen,  wo  jte  jtdf  halb  gans  beljaglidj  füllte,  6a  fte  bort  nidjt  fo 
„ausfpioniert"  roeröen  fonnte.  Der  neunse^njä^rigen  SdjSnIjett  feljite  es  nidjt  an  üereljrem 
un6  Beiperbem,  öeren  troftpoüe  Jjulötgungen  entgegensuneljmen  fte  ftdj  6urdj  t^r  (E^cunglücf 
beredjtigt  ^ieü.  „3^^^^^  ^^^  P^  ^ben",  notiert  ^rau  pon  I?of  in  iljrem  (Tagebudj.  Der 
erfte,  6en  fte  ausseidjnete,  war  Prin5  Couis  ^eröinanö;  man  öadjte  felbft  an  eine  Per^ 
mäljlung,  6ie  aber,  iPte  es  fdjeint,  KSnig  ^rieöridj  IDil^elm  III.  unterfagte.  Dann  tarn 
einer  ifjrer  englifdjen  Pettem,  prins  2tuguft  ^ersog  pon  Suffey,  6er  fte  Ijeiraten  un6  mit 
nadi  (Englanö  neljmen  iPoUte,  ipenn  fie  ftdj  entfdjliefe,  i^re  Kinöer  auf  6em  Jeftlanöe  5U 
laffen.  Jrieöerife  ipar  nidjt  gans  abgeneigt,  öarauf  einsugeljen;  6a  ftarb  2tnfang  Tlpnl  \798 
iljr  jüngftes  Kin6,  Prins  Karl,  un6  Mefer  Perluft  fdfien  i^r  ipie  eine  Strafe  6es  Jjimmels 
6afür,  6af  fte  ftdj  Pon  i^ren  Kin6em  Ijatte  trennen  moUen.  Bei  6er  fdjn>ermütigen  Stimmung, 
in  6ie  fte  Ijierüber  geriet,  näljerte  ftc^  i^r  als  teilneljmenöer  Jreun6  6er  prin$  Jrie6ridj 
pon  Sohns ^ Braunfels,  6er,  anfänglidj  in  fjollän6ifdjen  Dienften,  \795  in  6as  2tnsbad}er 
f^ufarenregiment  eingetreten  un6  je^t  6urdj  Jrie6ridj  IDil^elm  III.  nadj  Berlin  in  6ie  <ßar6e 
perfekt  n>ar*  Der  Umgang  n>ur6e  n>ä^ren6  6er  £^ul6igungsreife  6es  Königspaares  t;5ct}ft 
pertraulidj:  aus  6en  Briefen  ^rie6erifens  im  Sommer  \798,  obfdjon  fte  6en  prinsen  nie 
enpo^nt,  fpridjt  perfdjipiegenes  Ciebesglücf. 

Jrie6erifens  Perijalten  ^atte  6ie  (ßefdjipifter  langft  beunruhigt.  Prin$  (ßeorg  nament=» 
lidj,  immer  fdjarfblicfen6,  furdjtete  alles  für  fte  pon  6em  perfü^rerifdfen  ZUufiggang 
6es  Berliner  IDo^llebens.  (Er  permifte  an  itjr  otjne^in  Cuifens  (ßeift,  Cuifens  „esprit 
de  conduite"  un6  feufste:  „u>enn  bodf  6er  liebe  ©Ott  fte  redjt  glflcflidf  per^eiraten  mollte." 

Um  IDeiljnadjten  6es  ^alfxes  ^798  erfutjr  Königin  Cuife,  aber  nidjt  pon  6er  Sdjipefter, 
ipas  5U)ifdjen  itjr  un6  6em  prinsen  Solms  porgegangen;  Cuife  felbft  mugte  6ann  6em  König 
ZHitteilung  madjen.  Zladf  längeren  Beratungen,  bei  6enen  namentlidj  6ie  Prinseffin  pon 
©ranien  für  Jrie6erife  eintrat,  wuxbt  eine  fdjleunige  Permä^lung  mit  6em  prinsen  Solms 
befdjloffen,  6ie  6er  Pre6iger  pom  3npali6en^aus  fofort  pollsog.  ^ugleidj  aber  befahl  König 
Jrie6ridj  ZDil^lm  6ie  (Entfernung  6es  jungen  Paares  nadi  Ztnsbadj;  6ie  f leine  ^rie6erife 
6urfte  porläuftg  6ie  ZTTutter  begleiten,  6er  So^n  Jri^  follte  in  Berlin  ersogen  wexben.  2tm 
^0.3anuar  \799  perlief  6ie  prinsefftn  6en  Berliner  f^of;  6ie  jüngeren  Brü6er  i^res  per^ 
ftorbcnen  (ßema^ls,  6ie  Prinsen  ^einridj  un6  IDiltjelm,  geleiteten  fte  $um  Heifeoxtgen.  (Erfl 
pon  Pots6am  aus  6urfte  ftc^  6er  neue  (ßemat^l  il^r  anfd^liefen.  Sie  felbft  fc^ien  glücflid;. 
//34  t^be  immer  605  (BlücP  gefud^t  un6  erfe^nt,  5U  lieben  un6  geliebt  5U  n>er6en,  en6lidf 
u>er6e  idj  es  geniefen",  fc^rieb  Jrie6€rife  $um  2tbfc^ie6  6er  prin$efftn  Ha6$iipill,  un6  bal6 

\o\ 


nadi  6er  2tnfunft  in  Tlnsbadj  6cm  Bnt6er:  „3^  genicge  bas  (ßlücf,  ipos  in  ^ütten  n>o^nt 
un6  nidjt  bas,  was  auf  Coronen  un6  in  Kronen  befte^t  3^  ^^^  perbun6en  mit  6em 
ein$igen  ZTIann,  6er  nadi  meinem  (ßefüljl  allein  midj  je  ^tte  glücflic^  madfen  fSnnen.^ 

(Es  u>ar  eine  böfe  tCäufdjung,  Jrie6erife  foüte  nadf  »enigen  3^^?^^^  ^""^  n>er6en/ 
6ag  6as  erfe^nte  un6  erhoffte  (ßlücf  i^r  abermals  nidft  befc^e6en  nxir.  Dos  leic^tftnnige 
un6  brutale  IDefen  6es  prinsen,  feine  roljen  Crinferfttten,  machten  6em  fur$en  (ßlficPstraum 
baI6  ein  fdjiimmcs  €n6e. 

Königin  Cuife  u>ar  6urdj  6en  Je^ltritt  6er  fo  ^if  geliebten  Sdjipefler  aufs  fdfmerj* 
lidjfte  erfdjüttcrt,  fte  u>ar  üenpun6et  in  6em  tiefften  i^rer  (ßeffiljle:  in  iljrer  gefduDifterlic^en 
Ciebe*  3"i"i<^^  '?^tte  fte  mit  6er  Sc^ipefler  Jreu6  un6  £ei6  geteilt  un6  getragen:  nidjts 
fränfte  fte  je^t  meljr,  als  6er  Zllangel  an  Pertrauen,  6en  Jrie6erife  6ie  gan$e  ^ext  Ijer  iljr 
bcipiefen,  3^"^^^  ^^^e  fte  6ie  SdjiDeftcr,  6eren  Per^alten  fdjon  fo  mandjmal  2tnflo0  gegeben 
un6  2?er6ad;t  erregt,  gegen  alle  t>ertei6igt:  je^t  mufte  fte  6em  Pater,  6en  Peni>ait6ten,  felbft 
6em  englifdjen  prinsen  6as  Porgefallene  erSffnen, 

IDie  ergreif en6  fdjiudjst  6er  Sc^mer$  6er  Königin  aus  6en  5^^^"/  ^'^  f^^  ^^  C^S^ 
nadj  6cr  (Trennung  pon  6cr  SdjiDefter  an  Bru6er  (ßeorg  ridjtetc:  „Sie  ift  fort,  ja,  fte  ift 
auf  en?ig  pon  mir  getrennt.  Sie  iDir6  nun  nidjt  mc^r  6ie  ©efäljrtin  meines  Cebens  fein, 
Diefcr  <ße6anfc,  6iefe  (ßetrig^it  uml^fillen  6ermaf en  meine  Sinne,  6af  ic^  aud;  gar  nid^ts 
ipcitcrcs  6enfe  un6  fu^le.  2tdj  (ßott!  ^elfe  mir  6iefe  fdjtDere  (Trennung  tragen.  Der  f)immel 
allein  tDcif ,  tras  id^  6ie  ^eit  aber  litt,  un6  tmeinel  (Tränen  ^mlid;  6es  Hadjts  mein  Cagcr 
netten.  ®!  iDic  gerne  irill  idj  6ies  alles  er6ul6et  I^en  un6  mit  Jreu6en  nodj  ein  IHal . . . 
fotncl  auf  midj  Ia6cn,  fjätte  idj  nur  6ie  (Bcwx^lfdt,  6a0  iljre  ^ntnu^  fjeiter  un6  glücflic^ 
iDärc .  .  .  Das  unumfdjränftc  Pertrauen,  6as  ic^  $u  (ßott  Ijabe,  6er  (ßlaube  an  feine  Ciebe 
er^lt  midj,  6af  idf  nidjt  gan$  fleinmütig  werbe.  Wenn  idj  mir  porfteüe,  6a0  Jrie6erife 
unglücflidj  werben  fönnte,  fo  redjt  elen6  un6  gequält,  fo  fann  idj  2tugenblicfe  fyxbcn,  voo 
idj  gans  t>er5n)eifelt  un6  fopflos  bin.    Tidf,  gütige  Porfefjung,  Derljin6ere  6ics.     (Es  wäre 

mein  (To6 "     BaI6  u>ur6e  fte  je6od}  ruijigcr;  fte  fudjte  un6  fan6  (Troft  in  6em 

(ßc6anfen,  6af  6ie  Xlälfe  (Tljarlottens  in  ^il6burg^ufen  un6  (T^erefens  in  Segensburg 
günftig  auf  Jrie6erife  einmirfen  tt>er6e,  un6  Dor  allem  glaubte  fte,  6a0  eine  groge  Ciebe, 
wie  bxe  Jrie6erifens,  audj  ein  großes  (ßlücf  i>erbürgcn  fSnne.  (ßoorg  aber  fan6  eine  bittere 
Genugtuung  in  6cr  rafc^en  Penpirftidfung  feiner  Beforgniffe  un6  fdjalt  grimmig  auf  6as 
„oerfludjte  Schlaraffenleben"  in  Berlin,  bei  6em  auc^  ,,ein  f)eiliger  in  (ßefatjr  fomme." 

2tuf  6as  f)ofIeben  Ijatte  6ie  (Entfernung  6er  prin$efftn  5rie6erife  nur  geringen  (Einflug. 
2tugcr  6er  Königin  trauerte  Ujr  faunt  jeman6  nac^;  man  meinte,  Cuife  fei  o^ne  fie  beffer. 

(02 


2tüe  ipettctferten,  6ic  Königin  5U  5crftrcuen  un6  5U  unterljalten.  Die  Kamepalsfeftlidjfciten 
gingen  i^ren  gciooljntcn  (Bang,  un6  je6cr  2tnlaf  5U  einer  befonöercn  Jeier,  nrie  6er  (ßeburtstag 
eines  prinslidjen  üetters  o6cr  einer  fürftlidjen  ^ank,  wav  u)iIIfommen.  ^u  Jaftnadjt  \799 
üeranftaltete  man  bas  erfte  jener  glänsenöen  Koftümfefte,  u>ie  jie  fortan  faft  alljd^rlic^  5um 
2(bfd;lu0  6es  Kamepals  gefeiert  mürben;  es  ftellte  bar  bie  Permät^Iung  ber  fat^olifc^en 
Königin  ZtXaria  üon  (Englanb  (Königin  Cuife)  mit  König  Philipp  II.  oon  Spanien  (Prin$ 
2luguft  f^eQog  üon  Suffey).  Ceiter  biefer  ^eftlidffeiten  mar  ber  pon  ber  (ßräfin  Cidjtenau 
nadj  Berlin  gebradjte  Ztrdjäologe  ^irt,  bm  Profeffor  Kiefeipetter  unb  für  bie  ZTTuftf  ber 
Komponift  ber  beliebten  ©per  ^andjon,  Jjimmel,  unterftü^ten.  Jröljlidje  Jeftproben,  pon 
benen  jeber  (Etifette$iDang  üerbannt  war,  unb  eine  Hadjfeier  für  alle  (Teilneljmer  füllten  ben 
gansen  ZTIonat  ^ebruar.  U)ie  mandjmal  ^aben  Königin  Cuife  unb  prinsefftn  Cuife  Habsimill 
fpäter  in  ZtXemel  unb  Königsberg  cm  biefe  tEage  Ijarmlofer  ^reuben  5urücfgebadjt,  voo  man 
feinen  größeren  Kummer  f annte,  als  n>enn  einmal  König  ^riebridj  HHlIjelm  flörenb  in  bie  üor*» 
bereitungen  eingriff  unb  etma  ben  (ßebraudj  föniglidjer  3npsni«n  b^i  ben  Koftümfeften  perbot  l 

Sdjon  bamals  aber  gab  es  am  Berliner  f^ofe  bodj  ipenigftens  eine  Perfon,  bie  mit 
Unbetjagen  auf  bies  feftlidje  (Treiben  fa^:  am  5.  Jebruar  fdjrieb  ^rau  pon  Pof  in  iljr 
(Tagebudj:  ,,2nan  benft  an  nidjts  als  an  bie  Heboute,  »ä^renb  bie  Könige  pon  Sarbinien 
unb  Heapel  auf  ber  ^ludjt  finb  unb  (E^renbreitftein  genommen  u>irb.  (ßott  u>eif ,  ipie  bas 
alles  ge^en  u>irb;  gebe  ber  ^immel,  ba^  bie  Hei^  nidft  an  uns  fommt." 

Denn  in$ipifc^en  wat  ber  Krieg  ber  fransöftfdfen  Hepublif  mit  ber  großen  Koalition 
(Defterreidj^Huglanb^^Cnglanb,  ber  Krieg,  ber  gans  IDefteuropa  Pon  ben  Hieberlanben  bis 
Heapel  erfdjüttem  follte,  in  ber  Sdju)ei$  unb  3toK«n  $um  2tusbrud}  gefommen.  3"  Berlin 
erfdjienen  »ieber  auferorbentlidje  Botfdjafter  ber  perbünbeten  TXlädfk,  tCljomas  (ßrenpille 
pon  (Englanb,  ^ürft  Dietridjftein  pon  ©efterreic^,  (ßeneral  Kinfel  für  bas  fyxus  (Dxanien, 
um  König  ^riebridj  IDil^elm  III.  enblidf  $um  2tnfdjlug  an  bie  Koalition  5U  belegen. 
Tlndi  biesmal  aber,  obgleidf  Pon  bem  preufifdjen  ZUinifler  (ßraf  Jjaugipi^  felbft  lebljaft 
unterftü^,  fdjeiterten  Ujre  Bemühungen  an  ber  unerfdjütterlidfen  ^riebensliebe  bes  Königs. 
Pergeblidj  fudjte  man  feine  perfönlic^  (Teilnaljme  für  bas  fo  naije  penpanbte  f)aus  ©ranien 
unb  befonbers  für  bie  alten  linfsr^einifd^en  Beft^ungen  Preufens  rege  5U  mad^en:  er  blieb 
nadf  wie  por  entfc^loffen,  nur  bei  einem  »irflidfen  Ztngriff  ber  ^ransofen  auf  Horbbeutfdj^ 
lanb  5u  ben  IPaffen  $u  greifen:  nur  bann  glaubte  er  aud;  auf  bie  polle  unb  begeifterte 
Eingabe  feines  Polfes  red^nen  5U  fönnen. 

Bei  biefen  Per^nblungen  ift,  »ie  es  fc^eint,  $um  erften  ZTIale  audj  Königin  Cuife 
etipas  in  bie  politif  ^ineingesogen.  Der  ruffifc^e  (ßefanbte,  (ßraf  Hifita  panin,  ^e  fdjon 

103 


früljer  feiner  Regierung  empfohlen,  öte  (ßema^Hn  Kaifer  Pauls  I.,  Kaiferin  TXlavia  ^eoöorotDtta, 
eine  geborene  iDürtlembergifdje  Prinseffin,  $u  einem  pertraulidjen  Brief ipedffel  mit  Königin 
Cuife  5u  peranlaffen,  um  6urdj  fte  audj  auf  6en  König  Cinfluf  5U  gewinnen  —  ein  Brief« 
»edjfel,  6er  ein  O^^'^S^^"*  fpäter  unter  fo  gan$  anöeren  Umftän6en  penmrflic^t  mur^e. 
Panin  fiberseugte  fxdf  freilid}  baI6  felbft  unb  fprad;  es  aus,  6af  Me  Königin  feinen  poKüfd^en 
(Einfluf  fjabt  unb  äberl^aupt  5U  einer  politifdjen  Holle  nic^t  geeignet  fei*  7i\s  er  im  Sommer 
\799  ftdj  pon  i^r  üerabfdjieöen  öurfte,  n>ar  er  erflaunt  $u  ^ren,  »ie  u>enig  fte  bodf  von 
6er  eigentlidjen  Cagc  6er  Politif  unterridjtet  u>ar.  2tn6erfeits  ift  anfdjeinen6  im  3ntereffe 
6c5  ^aufes  ©ranien  auf  6te  Königin  eingemirft  n>or6en,  un6  (ßeneral  Kinfel  erfuhr,  6af 
fte  bei  6cr  Hadjridjt  pon  6en  anfänglidjen  Hie6erlagen  6er  ©efterreic^er  in  (ßraubün6en, 
ätjnlidj  wk  Jrau  pon  Vo%  geäufcrt  fyxbt:  „Viadi  Ujnen  iper6en  ipir  an  6ie  Hei^e  fommen.'' 
(Es  fin6ct  ftdf  audj,  6af  6ie  Königin  eine  6er  6antals  entftan6enen  Denffdjriften  für 
6ic  Hcutralität  Preuf  ens,  ptelleic^t  eine  Ztrbeit  6es  (ße^imen  Kabinettsrats  Beyme,  eigen* 
^än6ig  abgefdjrieben  Ijat. 

2tUe  6tefc  politifdjen  I?er^n6Iungen  Ijemntten  tpe6er,  nodj  befdjieunigten  fte  6en  (Bang 
6es  Berliner  Jjoflebens.  pünftlidj  €n6e  TXläxi  u>ur6e  nadf  Pots6am  übergefie6elt,  ipo  6ie 
Königin  ftd;  anfangs  red^t  traurig  un6  nie6ergefd^Iagen  füt^Ite,  6a  6as  2(n6enfen  an  Sd^tpefter 
^ric6erife  un6  6eren  Scbicffal  ftd;  i^r  6ort  mit  neuer  <ßen>alt  auf6rängte.  Kaum  ^tte  fte 
6iefe  feelifdjen  (£in6riicfe  ubenpun6en,  als  fte  ftd}  Pon  förperlid^en  £ei6en  ^imgefud^t  fa^. 
(Es  u>ar  ein  ungeiPöIjnKdj  faltes  ^rü^ja^r  un6  6ie  IDoIjnung  im  Pots6amer  Sta6tfdjIof 
fdjipercr  nodj  5U  fjeisen  als  fonft.  „Danf  einem  Berg  glüljen6er  Koljlen  un6  einem  fürdjter* 
lidjen  ^euer",  fdjreibt  Königin  Cuife  an  ^rau  pon  Pof ,  ,,ip  es  mir  [I^ute]  gelungen,  midj 
5u  eripämtcn.  (ßcftem  aber  bin  idj  faft  6er  Ijeftigen  Kälte  erlegen,  6ie  6as  Blut  in  mdnen 
2t6em  erftarren  lief.  3"  6iefem  2tugenblicf  fdjneit  es  .  .  • .  Pots6am  ift  entfe^lidj  traurig, 
alles  ift  fo  falt,  alles  ift  fo  flill.  (ßlücflidj,  u>er  mit  6er  auf ercn  Sulje  6ie  Seelenrul^  per* 
bin6et,  6ie  alles  ertragen  lägt.  Wenn  idj  auf  6ie  üergangenfjeit  5urucfblicfe,  fo  sittere  idj 
nid^t  un6  fflrd^te  mid;  nidjt,  mit  mir  allein  5U  fein,  um  etn>as  5U  ent6ecfcn,  tpas  mic^ 
beunruhigen  fönnte.  ZTleine  Kin6er,  meine  Büdjer,  6as  Sdjreiben  befdjäftigen  midj  fo,  6af 
6iefe  bei6en  tEage  redjt  fdjnell  pergangen  fin6."  IDenige  tEage  fpatcr  erfranfte  fte,  ä^nlidj, 
aber  fdjipcrer  als  Pier  3^^?^^  früher  in  Sansfouci.  Bal6  fjief  es,  6af  ifjre  Bruft  angegriffen 
fei,  6af  fte  Blut  fpeie.  „Diefe  peripünfdjten  ^^^^J^/"  ''^9*  ^wu  pon  I?of ,  „in  6enen 
fte  tpoljnt,  un6  6te  Kälte,  6ic  6ort  Ijerrfdft,  ntuffen  fte  fdjliegltdj  töten.  3^  t>in  gans  per« 
5tpeifelt  6arüber."  (Erft  nadf  einigen  IDoc^en  er^lte  ftdj  6ie  Königin.  Sie  fonnte  ftdj  6es 
Befud^es  t^rcs  Daters  freuen  un6  felbft  tpie6er  6ie  äblic^n  Hepuebälle  befuc^n,  tpo  fte,  wie 


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Pio  Koin^ltdi  prcu||iftftc  ^mitiltc  IL 

t.  ^\<»^  Kiirl  irill^clm  ^^r^inanb  poit  i^raiiufdrmcig.  2.  Königin  U^iftPC  <51tfabctb  Cl^nfiitte  i>on  prtiißcn, 
5.  priii5  XVinrid?  5.  :3tf.  t>ori  pririigcn.  4.  prin|cffiu  ^fer^inanö  pou  prenfien,  5.  prin^  ^fcröman^ 
t>on  preti^cii.  6,  pririjcffin  It'ilbclminc  ron  prciigen,  €rlvftatthttltcnn  ^tf^  ^!f^c^ian^c.  :.  priiij  ^lu^nft 
Don  preugciL    t*,  priujcfiitv  Ctiifc  rou  ptCMficti,  ^iirftin  KaösiirilL    9.  pdrij  fotiis  .fcr^iTlanb  ron  prciigen 


einer  6er  (Teilnehmer,  (ßraf  Celjnöorff ,  beridjtet,  6ie  2tntpcfen6en  buvdi  „bcn  göttitdfen  (Ton 
ifjrer  Stimme  besauberte,  6er  nur  6iefem  (Engel  Don  ^Jrau  eigen  ift." 

Von  Pots6am  aus,  am  25.  ZTIai,  wnvbe  6ie  Sommerreife  angetreten,  6iesmal  nadf 
IDeften,  ins  „Heidf".  Was  Cuifens  £^er5  6abei  mit  freu6iger  (Ermartung  erfüllte,  u>ar  6ie 
Jtusfidft,  alle  iljre  SdjiDeftern  —  audj  Jrie6crife  —  un6  6ie  Stätten  iljrer  Kin6Ijeit,  Darm* 
fta6t  un6  Jranffurt,  u>ie6er5ufeljen.  So  ^attc  6er  König  felbft  alles  längft  angeor6net  un6 
porbereiteL  „HHffe  nodj,"  fdjrieb  Cuife  6em  23ru6cr  (ßeorg,  „6a0  mein  ZtXann  allein,  o^ne 
6af  xdf  bavan  6adjte,  mit  6em  pian  meiner  gansen  Heife  ^erporrücfte  un6  6af  er  es  ift, 
6er  alles,  alles  arrangiirte.  Hun  6enfe  Dir  6iefen  Ben>eis  feiner  Ciebe  gegen  midj  5u  allem 
an6em  un6  empfin6e  leb^ft,  was  mein  £fcxi  gegen  6iefen  e6len,  6urdjaus  redjtfdjaffenen 
guten  ZtXann  empfin6et."  3"  J}il6burg^aufen  foUte  6ie  ^ufcimmenfunft  6er  pier  Sdjipeftem 
—  6ie  erfte  feit  6er  Derlobungsfeier  in  Darmftaöt  —  ftattfin6en,  „Cieber  (ßeorg,  ipie  ipir6 
Dir  bei  6iefem  (ße6anfen?"  (gegen  (£n6e  2Tlai  fdfon  wav  6er  ganse  Jamilienfreis  in  £}xlb^ 
burgfjaufen  bei  Charlotte  perfammelt:  üjerefe  un6  ^rie6erife,  (ßeorg  un6  Karl,  un6  audj 
6ie  je^t  fiebsigjä^rige  (ßrof  mama.  ZTIan  enpartete  nodj  6en  Pater,  ^ersog  Karl,  un6  Königin 
Cuife.  Der  Pater  fam  suerft.  „XOddf  2tugenblicf,  6ies  U)ie6erfeljn,"  fdjreibt  tC^erefe  einer 
^reun6in;  „es  gibt  feinen  liebepoUeren  un6  geliebteren  Pater  als  i^n  un6  mit  Kedjt,  es  ift 
ein  fo  portrefflidjer,  fo  ritterlidjer  ZUann.  3^^^^  feiner  fünf  Kin6er  un6  neun  (Enfelfin6er 
perlangte  nadj  einem  Blicf,  nadj  einem  Ku0,  ipenigftens  nadf  einem  J)än6e6rucf .  €r  fonnte 
nidjt  allen  genügen.  UHr  serfloffen  fämtlidj  in  (Tränen."  2tm  2. 3^nx,  pon  IDeftfalen  Ijer, 
traf  Cuife  ein.  „^eute",  fdjreibt  tT^erefe,  „fommt  6ie  Königin,  es  ift  5U  piel  auf  einmal. 
Was  Ijabe  xdf  getan,  fo  piel  (ßlücf  5U  per6ienen?"  Iln6  einige  (Tage  fpäter:  „3^  o^^^f 
nidjt,  u)ie  idj  6as  tzbzrx  nennen  foll,  6as  ipir  feit  6er  2tnfunft  6er  Königin  führen.  Sie 
ift  6ie  Seele  eines  Kreifes,  6er  audj  oljne  fie  pdj  fdjon  auf  6em  (ßipfel  6es  (ßlücfes  glauben 
U)ür6e.  2tuf  6em  2tntli^  6iefer  unpergleidjlidjen  ;frau  fin6  6ie  (ßöttinnen  6er  2tnmut,  6es 
Spiels,  6es  Cadjens  pereinigt.  3^^  Ijeiterer  f<ijul6lofer  Blicf  belebt  un6  beglücft  alles.  Die 
;Jrem6en  ftrömen  in  6iefer  Sta6t  5ufammen,  man  Ijat  faum  ^eit  2ttem  5U  fy^len."  ^u  6iefen 
Befudjem  J)il6burgljaufens  gehörte  audj  3^^"  Paul,  6er  6ort  6er  Königin  6urdj  (Charlotte 
porgeftellt  n>ur6e  un6  6er  fpäter  6en  „pier  fdjönen  un6  e6eln  Sc^ipeflem  auf  6em  (Throne" 
feinen  (Titan  tpi6mete.  (Ein  junger  Künftler,  Karl  Barttj^  tjat  6ie  Sdjipeftem  6ort  öfter 
auf  itjren  Spasiergängen  im  Parf  pon  J)il6burgtjaufen  beobadjten  fönnen;  iljm  fiel 
befon6ers  Cuife  auf,  „6eren  reine  formen,  por  allem  6er  fo  fdjön  gebil6ete  un6  6odj 
ipie6er  fo  in6ipi6uell  rei5en6e  Kopf,  fo  Ijarmonifdj  mit  6em  fc^lanfen  Jjals  pereinigt, 
überall  an  6ie  2tntife  mahnten." 

\05 


2lm  7. 3unt  pcrltef  Cuife  mit  tT^erefe  un6  (ßeorg  ^ilöburgljaufcn  nnb  erreichte  über 
(Eifenac^  am  nddjften  tEage  Kaffel,  voo  ftc  mit  i^rem  (ßema^I  $ufammentraf,  6er  ln$imfc^ 
in  IPeftfalen  nodf  Hepuen  geleiten  ^tte.  Cängft  ^tte  6er  Huf  t>on  Königin  Cuifens 
Sdiönlfeii  un6  Qol6fcIigfctt  6te  (ßrensen  Preußens  überfc^ritten.  Dos  6em  preufifc^n  IPefen 
fonft  fo  fprö6e  „Heidj"  Ijul6igte  6iefer  preufifc^  Königin  »ie  einer  6eutfc^n  Kaiferin« 
(ßöttinger  5tu6enten  t^en  gefc^U6ert,  nHe  6ie  ganse  Uniperfttät  6amals  ^in  Qi^  un6  Staub'' 
nac^  Kaffcl  n>an6erte,  ange$ogen  pon  6em  ,,2nagnet'',  pon  Königin  Cuife«  2(IIe  Kollegien 
ipur6en  gefdjioffen,  ,,6enn  nur  Kranfe  o6er  griesgrame  2tntifcn^  tporen  surficPgeblieben. 
„Die  £an6ftrafe  ipar  pon  Kutfc^n,  Heitern,  ZTlenfc^n  un6  Karren  fo  be6ecft,  6ag  ntan 
Ijier  einer  I?ölfcnpan6erung  o6er  (Emigration  bei$uux>^nen  fdjien."  Diele  ftn6  in  6er  Hodjt 
pom  8.  5um  9. 3uni  5U  Juf  pon  (ßöttingen  nadf  Kaffel  gcipan6ert  un6  füljlten  ftdj  glflcf*» 
Ixdf,  am  nädjften  (Cage  —  einem  Sonntage  —  6ort  06er  auf  6em  IDeigenftein  (UHU^lms» 
Ijö^e)  6te  Königin  feljen  $u  fönnen.  „Z^tt  ©eftalt",  fc^reibt  ein  Stu6ent  6cm  ;freun6e, 
„l)at  etwas  2(et{;erifct}e5,  wüdjts  buvdi  6ie  fel^r  6flnne  KIei6ung  fe^r  unterftfi^t  ipir6;  0  6es 
fdfönen  XDeibcs,  6er  Königin  —  ^ttefl  Du  fte  nur  gefel^n,  »ie  fie  mit  einem  ^I6en  BHcf 
alle  Jjcrsen  feffclte."  2tber  auc^  (T^erefe  fan6  i^re  Ben>un6erer.  (Ein  Beric^terftatter  meint, 
6ag,  „iper  6as  pifante  6em  ßdnen  por$ie^e,  tljr  6en  2lpfcl  reichen  tpflr6e." 

lieber  (Eifenad;,  Qtl6burg^ufen  un6  Koburg  n>ur6en  6ann  6ie  6amal5  preufifc^en 
JUarfgraffdjaften  Zlnsbadj^Bayreuttj  befuc^t,  für  6ie  Königin  Cuife  eine  befon6ere  Vorliebe 
fafte*  2lud;  6te  (ßrabftätten  6er  Qo^nsoUem  in  Qeilbronn  tpur6en  beftd^tigt*  ZHit  £^r6en« 
borg,  6cm  alten  Bcfanntcn  iljrer  (Eltern  pon  f^nnoper  Ijtt,  6er  feit  einigen  3a^ren  in 
preufifd^e  Dienfte  getreten  n>ar  un6  jc^t  6ie  ITIarfgraffc^ften  faß  felbft^errlid}  regierte,  fam 
Cuife  6amals  in  näljere  perfönlidje  Besicijungen.  Dann  ging  es  über  U)ür$burg  nac^ 
ZDiI^Imsba6,  pon  q>o  Zlusflüge  in  6ie  ltmgegen6  unternommen  tpur6en.  ZDelc^e  5reu6e 
für  6ie  (ßcfd^nnftcr,  in  Darmfta6t  605  „Para6ies''  il^rer  Kin6ertage  tpie6er5ufe(^n,  un6 
;Jranffurt,  „6en  ®rt",  ipie  Cuife  fdjreibt,  „unferes  erften  Um^rfeljens  in  6cr  großen  IDelt, 
6cn  ®rt,  ipo  idj  6ie  intereffanteftcn  Befanntfdjaftcn  meines  Cebcns  gcmadjt  Ijabe."  „®an} 
Darmfta6t",  fdjreibt  tCt^crcfe,  „empfing  uns  in  ru^ren6er  U)eife  un6  je6es  ^immet  im  PalafI 
unfercr  (ßrogmama  crijicit  einen  befon6cren  Befudj."  3m  Hoten  Jjaus  5U  ^ranffurt,  wo 
\7^ö  König  5rie6rid}  HHl^cIm  II.  reft6iert  Ijatte,  gab  6ie  Kaufmannfc^ft  6em  Königspaar 
ein  Ballfeft,  bei  6em  eine  pon  Köcfri^  perbreitete  Hac^rid^t  über  angeblid^  franjöftfd^e 
Ueberrumpelungspläne  Beunru^gung  erregte.  3"  ^ranffurt  Ijat,  »ic  befannt,  Cuife  6urc^ 
Pnn5  (ßcorg  auc^  (ßoetl^s  ^TTuttcr  5U  ftd;  in  6as  tE^um«  un6  (Cafisfc^e  Palais  gela6en 
un6  mit  ibr  pon  „porigen  !^cxUn'*  geplau6ert  Tim  30. 3uni  perlief  fie  noc^  einem  rflKr^^-n 


2(bfc^ie6  pon  Jric6erifc  U)tl^clmsba6  un6  fam  über  (Eifcnadj,  voo  ftdj  C^rlotte  ©er* 
abfctfieöetC;  mit  tEIjcrcfe  un6  (ßeorg  am  ^.3"K  i"  IDcimar  an.  f)tcr  fa^  fte  am  näd^ften 
(Tage  eine  2tuffüljntng  von  „IDallenfteins  Co6"  —  öie  piccolomini  ^atte  fte  fdfon  am 
2.  TXlävi  6esfelben  3^^«^  i"  Berlin  gefeljen  —  unö  lief  jtdj  Sdjiüer,  6er  pon  3«"<»  herüber* 
gefommen  u>ar,  (ßoetl^e  unö  HHelanö  porftellen.  Sdjiller  fan6  Me  Königin  ,,fe^r  grasiös 
un6  üon  perbinWidjftem  Betragen";  J)er6ers  ;Jrau  nennt  fte  ,,ein  IDefen  Pon  6er  glücflidjften 
Hatur,  6ie  Haipetät  unö  (ßrasie  felbft",  ,,eine  Jjebe".  2tm  folgenöen  (Cage  perlief  Cuife  mit 
6em  Könige  IDeintar*  tEI?erefe,  6ie  nodj  5urücfblieb,  fc^reibt  über  6en  Ztbfc^ieö  pon  6er 
Sdjtpefter:  „Die  Jjimmlifdje,  jte  fdjlof  midj  fo  feft  in  Ujre  Ztrme,  idj  6rücfte  fte  fo  iparm  an 
mein  fyvi,  unö  bodf  permoc^te  man  uns  $u  trennen  • . .  Du  fannft  nidjt  6enfen,  ipas  bas 
für  ein  eMes,  reines,  anmutiges  (ßefd^dpf  ift;  ber  Umgang  mit  i^r  läutert  einen,  6enn  man 
ipür6e  jtdj  fürdjten,  in  i^rer  Hä^e  mit  unlauterem  ^er$en  ein^ersugeljen,  pielmeljr  es  u>äre 
unmdglid},  6enn  feiten  erfd^ien  tpo^l  fo  ^o^e  tTugenö  unter  einer  fo  rei5en6en  (ßeftalt ..." 

2lm  8. 3uK  n>ör  bas  Königspaar  U)ie6er  in  6em  geliebten  Cljarlottenburg. 

Die  rafdje  2(usf5{;nung  mit  ^rieöerife,  6eren  Perbannung  ipenige  ZHonate  porljer  fo 
grofes  2tuffeljen  gemadjt  Ijatte,  erregte  6oc^  einigen  2tnftof ,  um  fo  meljr,  ba  es  Ijief ,  Me 
Prinsefftn  wtxbc  halb  n>ie6er  naii  Berlin  5urücffe(;ren.  Königin  Cuife  na^m  bas  üblidje 
Berliner  (ßere6e  fe^r  leidjt.  „J)a$  Ijier  unö  6a  junge  ungesogene  ^erren",  fdjrieb  pe  einmal 
an  (ßeorg,  ,,fic^  6umme  Spdfd^en  o6er  Bemerfungen  erlauben  foüten,  un6  midj  fo  ipenig  als 
an6ere  6amit  perfd^nt  laffen,  ift  feljr  glaublic^."  Daf  fie  gegen  Sc^ipefter  ^rieöerife  un6 
an6ere  Deripanöte  —  auc^  Stein  Ifai  bas  fpäter  geta6elt  —  5U  nadjftc^tig  fei,  ipar  iljr  felbft 
redft  tpol^l  betpuf t.  2(llein  6iefe  gefdjtpifterlid^e  unö  penpanbtfd^aftlid^e  Ciebe  bilöete  fo  fe^r 
einen  U)efens5ug  iljrer  ipeiblidjen  Hatur,  6a0  fein  fdjlimmes  (Erlebnis  je  etipas  6aran  Ijat 
än6em  fönnen.  „ZHeine  ipa^re  un6  aufridjtige  2tnljänglidjfeit  an  meine  ganse  Jamilie", 
fdjrieb  fte  einmal  6er  (ßrofmutter,  „ift  6er  2trt,  6af  idj  nic^t  gan$  glücflidj  fein  fann, 
ipenn  idj  fte  nidjt  alle  glücflidf  ipeif ."  Dem  Bru6er  (ßeorg  aber,  6er  fte  pon  6em  (ßesifc^el 
benadjridjtigt  fyütt,  befannte  fte:  „3^  ^^^  ^^^  fdjtpadjes  IDeib,  6as  füljle  id}  alle  (Tage 
me^r;  aus  (ßüte  6es  ^er$ens  iper6e  ic^  fc^ipadj.  3^  iPÜnfdje,  es  ginge  allen  ZTIenfdjen 
tpo^l,  6est^lb  persei^e  ic^  leicht,  pergeffe  gern,  fdjelte  nidjt,  tpo  xdi  follte,  um  nidjt  5U 
betrüben,  un6  idf  fürchte,  xif  ftifte  6od}  nidjts  gutes,  n>e6er  auf  er  mir,  nodj  in  mir;  6enn 
6ie  menfc^lic^e  Hatur  ift  per6orben,  fte  ipill  ^drte  unt  6er  Befferung  ipillen,  fte  6ürfen  nidjt 
gefeint  fein,  un6  ic^  ^obe  mir  $um  (ßrun6fa^  gemadjt,  fanft,  fd}onen6,  gütig  gegen  3^^" 
5u  fein,  un6  ebm  bamm  fflrdjte  ic^,  tper6e  ic^  fc^tpadj  un6  meine  Selbftanöigfeit  perlieren. 
Beruhige  mic^  6arüber,  lieber  (ßeorg,  Du  bift  ein  gefü^lpoUer  ZTIenfc^,  nur  $u  gefü^lpoll, 

107 


605  tft  Dein  ^Jcljler,  mandjmal  fc^u>ärmerifdj.  (Es  6arf  ntc^t  gcfc^roärmt  fein,  in  6er  imrf* 
lidjen  IDcIt  muffen  u>ir  bleiben,  uns  6urd}arbeiten,  fo  u>ill  es  bas  SdjicffaL  Kommt  es 
blof  auf  midj  allein  an,  fo  traue  idj  mir  $u,  nic^t  fdjn>ad}  $u  fein,  fo  ipenig  in  meinen 
^anMungen,  als  in  meinem  Urteile*  3P  ^^  ^^"  2tn6erer  öamit  i>erbun6en,  fjat  mein 
Urteil  (Einfluf  auf  6as  ZPoI^l  eines  Streiten,  fo  fc^nxxnfe  ic^,  obgleich  bas  (Befahl  6es  Hechts 
tief  un6  flar  in  meinem  ^et^en  fdjlägt.  Was  ift  6iefes  Sdjnxinfen?  3P  ^  Sdjipoc^e  o6er 
ift  es  ZTIenfdjenliebe? " 

Königin  Cuife  ^at  in  öiefen  feilen  i^rer  (Befc^mifterliebe  un6  il^rer  ZTIenfctfenliebe  ein 
fdjdnes  Denfmal  gefegt,  ©ab  fte  pdf  6abei  aber  nic^t  nadjfidftiger  welleidjt  un6  n>etc^, 
als  fte  tatfädjlidf  u>ar?  (ßcra6e  6em  Bruöer  gegenüber  bewies  fte  öamals,  6af  fie  bodi 
mit  beiöcn  Jüf en  feft  „in  6er  tpirflidjen  U)elt"  ftan6  un6  „um  6er  Befferung  u>illcn"  ouc^ 
„Ijart"  5u  fein  tpugte. 

Prin5  (ßeorg,  6er  bis^r  in  Hoftocf  ftu6iert  ^tte,  follte  nun  in  einer  größeren  Sta6t 
feine  Bil6ung  enpeitem  un6  perpoUftän6igcn.  Unter  6em  frifdjen  (Ein6rucf  6cs  2tufent^ltes 
in  IDeimar  riet  Cuife  iljm,  6iefe  Sta6t  $u  iDä^len,  voo  er  audj  ^inan$*  un6  KameraU 
tpiffenfcfytften  lernen  fönne;  un6  6ann  —  ;,6enfe  Dir  einmal  6ie  ^rrlidjen  €rIjolungsftun6en 
in  XDielan6s  un6  (Boet^s  (ßefellfd^ft^'.  Cuifens  (ße6anfe  fam  nid^t  sur  2(usftil}rung;  es 
tpur6e  pielme^r  befc^loffen,  6a0  6er  Prin$  nac^  Berlin  ge^en  folle.  So  glücflidf  Cuife 
6arüber  xvav,  6cn  Bru6er  längere  ^eit  um  ftc^  $u  Ijaben,  fo  n>ar  fie  bodj  nidjt  o^ne  Sorge, 
6ag  6er  Prin$  in  6en  beraufc^en6en  (ßenüffen  6es  Berliner  Kamepals  6er  I?erfflljrung 
leidjtfertiger  un6  ausfd;n>eifen6er  ^TTenfd^en  erliegen  fönne.  Sc^trefterlid}  nnimte  fte  il^n: 
IDenn  fte  fo  etwas  an  üjm  erlebte,  „xdi  IftulU  un6  fc^mte  midj  tot;  Du  u>ür6eft  in  mir 
6ie  fältefte  un6  frem6efte  Pcrfon  fin6en."  Sc^cr5en6  fügt  fie  6iefen  (Ermaljnungcn  ein 
an6ermal  ^in5u:  „^err  Cid^tl^ammer  ift  in  midj  gefahren." 

5u  2tnfang  6es  IDinters  ^799  fic6elte  Prin$  (ßeorg  irirflic^  nac^  Berlin  über,  wo 
er  im  Palais  6es  perftorbenen  prinsen  Couis  IDoIjnung  crljielt.  Soipeit  es  iljm  eine 
bcginnen6e  Sc^werljörigfeit  geftattete,  befudjte  er  6ie  Porlefungen  6es  Pre6igers  un6  f)iftorifers 
2tncillon,  6cs  fdjon  ermähnten  Profcffors  Kicfcipetter,  6es  2tpoftcls  6er  Kantifdjen  P^ilofop^e 
in  Berlin,  6er  auc^  6ie  jüngeren  Brü6er  6es  Königs  untcrridftctc;  Jric6ric^  Schlegel  u.  a. 
fdjeint  er  ebenfalls  gcijört  5U  ^ben.  €r  ipar  täglidj  am  Jjofe,  allen  ein  nrillfommener 
(Saft,  aud}  6em  Könige,  6en  er  6urdf  feine  betpeglid^e  ^röl^lid^feit  aufl^eiterte;  felbft  in  Me 
gcfürdjtetc  (Cecftun6e  bxadik  er  mit  Cuife  etipas  Ceben.  ZTIit  6er  ^rau  pon  Pof  un6  6«m 
Kammerljerm  pon  Sdjil6en  fc^lof  er  gute  ^rcun6fdjaft  Die  fdjönfle  5reu6e  an  feinet 
(ßegenipart  Ijatte,  u>ie  ftdj  perftctjt,  Königin  Cuife,  6ie  namentlich  im  Sommer  tftno.  iDah«w^ 


6er  König  6ie  tEruppcn  in  Pommern  bejtdjtigte,  in  Sansfouci  mit  il?m  frolje  (Tage  nerlebte. 
Sorgen  um  6en  23ru6er  blieben  iljr  6abet  freilidj  öodj  nidjt  gans  erfpart,  3"  Berlin  iwax 
üerijtelt  fidj  6er  Prins  taöellos,  ^erslidj  öanfbar  6afür,  6af  er  bei  Sdjroager  un6  Sdjn>efter 
ein  „Paterfjaus"  gefunöen  Ijabe;  aber  plö^Iidj  überfam  i^n  6ie  Seljnfudft  nadj  einer  älteren 
Hoftocfer  Dame,  in  6ie  er  fidj  perliebt  Ifattc,  unb  6ie  er  je^t  6urdjaus  heiraten  iroüte. 
Da  ^at  i^n  Königin  Cuife  in  fdjönen  un6  emften  IDorten  abgemaljnt;  fte  befdjiDor  iljn 
bei  i^rer  gefdjroifterlidjen  Ciebc  un6  ^äxtixdiMi,  unb  fie  rief  iljn  aus  feiner  Sc^U)ärmera>eIt 
in  „6ie  roirflidje  IDelt"  surücf:  „ta^  Didj  nidjt  fo  geljen  u>ie  ein  Homanljelö/'  prins 
(ßeorg  ^5rte  un6  üersidjtete,  Königin  Cuife  aber  tröftete  6ie  üerlajfene, 

Wxv  Ijaben  6iefer  (£pifo6e  geöadjt,  nidjt  blo0  6es  Ztnteils  6er  Königin  Cuife  u>egen, 
fonöem  u>eil  ein  l?iertelja^rljun6ert  fpater,  unter  emften  un6  für  bas  preugifd^e  Königshaus 
beöeutfamen  Umftänöen,  nodj  einmal  öaran  erinnert  wntbe.  2tls  Prin$  IDil^elm,  6er  fpätere 
Kaifer,  in  fdjiperer  ^ersensnot  um  6ie  ffanb  6er  prinseffm  (Elife  Ha65iu>ill  fämpfte,  Ijat 
Prin$  (ßeorg  als  (ßrof Ijersog  6em  Heffen  pon  feinem  eigenen  £iebeslei6  er5äljlt  un6  mit 
6en  perftän6nisüolI  tröften6en  IDorten  eines  Sc^icffalsgenoffen  iljn  $ur  (Entfagung  ermutigt. 

Uadf  etwa  6reijäljrigem  2tufentljalt,  im  ZHai  \802,  perlief  prin$  (ßeorg  Berlin, 
um  6ie  Sdiwexi,  wo  er  in  Heudjatel  ^fräulein  Pon  (EWieu  befudjte,  un6  3*^^^^"  5" 
bereifen.  (Er  blieb  längere  ^dt  in  Hom,  wo  er  mit  IDilljelm  pon  J)umbol6t  nä^er  befannt 
rpur6e  un6  Kunftfadjen  für  6en  Berliner  ^of  anfaufte.  Königin  Cuife  trug  6ie  lange 
tCrennung  fdjroer.  IDas  u)flr6en  iljr  6ie  Berliner  IDinter  o^ne  6en  Bru6er  fein?  Die 
gefdjroifterlidfe  Ciebe  aber  fdjien  mit  6er  (Entfernung  nodj  5U  madjfen,  un6  Cuife  fonnte 
ftdj  nidjt  genug  tun  in  üerfidjerungen  särtlidjfter  Ztnljänglidjfeit  an  6en  fernen  Jreun6  un6 
Bru6er.  „3^  '«""^  meinen  (ßeorg/'  fdjreibt  fte  bal6  nadj  6effen  2lbreife,  ,,6em  nidjts  fo 
Ijeilig  ift  als  5reun6fd}aft,  un6  gottlob,  u>ir  begreifen  nidjt,  une  man  leben  fann  un6 
glücflidj  fein  oljne  6iefe  Ijimmlifdje  (Empfin6ung."  Un6  su  feinem  (ßeburtstage:  „Die 
Kenntnis  meines  ^er$ens  mu0  Dir  fagen,  6af  idj  6iefen  (Tag  preife  un6  (Sott  eipig  6afür 
6anfen  u>er6e,  6er  mir  meinen  Bru6er  gab,  6en  idj  mit  allen  ftarf en  un6  $arten  (Empfin6ungen 
meines  Qet^ens  un6  meiner  Seele  lieben  fann." 

(ßeorg  Ijat  6er  Sdjmefter  $ärtlic^e  Ciebe  alle$eit  mit  fd}n)ärmerifc^r  3n"tg'^  ertpi6ert. 
Der  (ßrofmutter  befannte  er  einmal,  6af  „6as  (Befühl,  mit  6em  6ie  Katljolifen  an  iljren 
^eiligen  Ijingen,  nic^t  Pon  6em  perfc^ie6en  fei,  6as  iljn  an  6en  (Engel  feffele".  Un6  6er 
Sdjmefter  fc^rieb  er  $um  (ßeburtstag:  „Sei  mir  gegrüßt  un6  6rel  Zllal  ipillfommen,  6u  tCag, 
6en  auc^  fommen6e  (ßenerationen  noc^  mit  6em  (ßriffel  6er  Ciebe  in  iljr  ^r$  $eidjnen 
iper6en,  6er  genannt  iper6en  ipir6,  fo  lange  6ie  Zllenfdf^t  noc^  Sinn  ftdj  erijält  für  6en 

109 


(ßc6anfcn,  6af  unrflidf  ctnft  bas  fdjönfte  (ßemüt  in  6er  fdjönftcn  Jjüüe  lebte.^  Die 
(Befd^tDifterl^crsen  fd^Iugcn  in  einem  (SlcxditlarxQ,  für  6en  Cuife  einmal  bas  ZDort  fanö: 
;,Unfere  Seelen  nerfte^en  pdf  fo  gans,  ein  ^audj  belebt  6ie  Saiten,  un6  6er  Tlccoxb  ift  6a 
un6  wirb  eroig  6a  fein." 

Unter  6en  Sd^tpeftem  mar  es  prin$efftn  (T^refe  pon  (Tt^um  un6  fZaps,  6ie  in  6iefer 
^cit  6em  Jjersen  6er  Königin  am  nädjften  flan6;  fle  trat  gleidjfam  an  ^rie6erif ens  Stelle, 
6ie  iljre  (giferfudjt  6arilber  nidft  per^eljlen  fonnte«  Xladi  tC^erefe  feljnte  ftc^  Cuife  bef6n6er5 
im  ^rufjjaljr  ^800,  als  6er  (ro6  eines  nur  ipenige  ZTTonate  alten  (TWjterdjens,  5rie6erife, 
un6  eine  (Erfranfung  6es  KSnigs  fte  fdjmersKdf  erfdjüttert  ^en;  6ringen6  lu6  fie  6ie 
Sdjroeftcr  5U  einem  Befudje  ein.  Die  Briefe,  6ie  Cuife  un6  (C^efc  6arflber  »ec^elten, 
fuljren  uns  hinein  in  6ie  gan$e  3nni9'^W  ^^^^  Sdjroeftemliebe  un6  suglcidj  in  6ie  über* 
fdjroänglidje  (ßeffitjlsfeligfeit  jener  (Tage. 

„3^  ^be,"  fdjreibt  Cuife,  ,,6rei  IDadjen  lang  graufam  gelitten,  un6  erft  feit  einigen 
tEagen  beginnt  meine  Seele  ruijiger  5U  u>er6en.  Der  graufame  un6  $errei0cn6e  üerlufl 
meiner  f leinen  ;Jrie6erifc,  6ie  (Erfranfung  6es  Königs,  6ie  por  i^rer  €ntfd}ei6ung  midj  5U 
tCo6c  ängftigtc,  alles  6as  überfiel  midj  mit  einem  Zllale.  3dj  nxir  in  einem  be6auems^ 
u)ür6igen  ^u^tanb^,  bas  fdjn>ör'  idj  Dir.  ZTleine  tCränen,  6ie  geredjt  u>aren,  ftocften 
plö^lidj  por  Sc^rccf,  als  idj  eines  ZTTorgens  meinen  ITIann  in  ftarfem  ^ieber  un6  fe^r 
franf  fan6.  Des  Hadjts  u>eint'  idj,  bei  tCage  am  Kranfenbett  lächelt'  ic^,  um  6em  Cei6en6en 
ZHut  5U  geben,  bei  6en  fdjönften  Sommertagen  fein  Cei6  $u  tragen  ....  Den  30.  [2ndr$] 
pcrlor  idi  meinen  (Engel,  it^re  2(gonie  6auerte  pon  6  bis  8  6es  TXbmbs,  ba  perfd;ie6  6er 
(Engel  un6  enpartct  midj  nun  oben  in  befferen  Spl^aren  mit  aufgeflärtem  (ßeiftc  ..." 

Die  Königin  bittet  6ann  6ie  Sc^roefter,  fie  im  ZTIai  in  C^rlottenburg  $u  befudjen; 
pom  2^.  an  u>er6e  fte  6ort  H  (Tage  lang  allein  fein,  6ie  fte  gan$  6er  ^reun6fcbaft  n)i6nten  fönne. 

tEI?erefe  lehnte  ab,  aus  Hücffidjt  sunädjft  auf  iljre  Kin6er,  6ie  6cr  ZTIutter  bc6ürften, 
6ann  n>egen  6es  in  Sfi66eutfd;lan6  n>fiten6en  öfterrcicbifd; « f ransöfifcbcn  Krieges.  Cuife 
enpi6crtc  {^3.  ZTlai  ^800):  „Wk  fonntcft  Du  einen  2tugcnblicf  5a>eifeln,  6af  idj  Dic^ 
ron  Deinen  Pflidjten  abijalten  würbe?  (ßeftegt  Ijat  6as  Znuttergefüljl,  fobal6  ic^  Deine 
(ßrün6e  las,  un6  6ie  Sdjroefter  fteljt  gern  6en  Kin6em  nadj.  Bleib,  bcfte  (D^erefe,  bei 
Deinen  lieben  Kin6em,  forge  für  fie,  pflege  fte,  un6  n>enn  Du  glucflii;  6urd}  6ie  (Erfüllung 
Deiner  Pflidjten  bift,  fo  6enfe,  6af  ic^  Didj  nidft  ^in6erte,  6iefe  feiigen  (Befühle  $u  genießen. 
^df  gcftetje  Dir  6ennodj  nteine  SdjuKidjIjeit,  6a0  geftem,  als  idj  Deinen  Brief  (in  <C^r* 
lottenburg  gera6e)  entppng  un6  las,  einige  (Tränen  6em  fdjön  geträumten  Craum  floffen. 
Henne  <»«  (Eigennufe,  "enn<»  es  '^^r  01*4%  Ci<»f>e,  '^«n  i»vtf>rlic^,  idj  lieb«  'Hid)!  M«^  ^ 


Sixüt  3at|rc 

fofict  mir  nxdfi  tpcntg,  gans  öcn  (ßcöanfcn  5u  untcrörücfen,  Dtc^  nxdfi  5u  fc^en,  inöem  ic^ 
öte  ^Öffnung  unfercr  Bereinigung  fo  lange  unö  fo  beforgt  nährte*  tCaufenö  XDünfc^e  fcljicfe 
ic^  5um  ^immel  für  Dein  XDo^I." 

IDenige  tCage  fpoter,  am  ^8.  ZlTai,  fügt  fie  ^insu:  „Was  ftnö  mir  ZHenfc^en  6oc^ 
für  fc^tpoc^e  (ßefcljöpfe*  Kaum  ^aben  mir  einen  (Entfc^Iuf  gefaft,  fo  tpanfen  mir  auc^ 
fc^on  tpieöer.  (Blndlxdj,  wenn  wxv  nur  tpanfen  unö  nic^t  gan5  erfc^üttert  mit  famt  öen 
IDurseln  unterge^n.  Siefes  ^at  Be5ug  auf  meinen  ^n^tanb.  Denfe,  liebe  tC^erefe,  öaf 
ic^  in  öiefem  2tugenblicf  Seine  beiöen  Briefe  empfange,  öen  oom  8*  unö  öen  pom  U. .  . . 
ZlXein  ^er$  bebte  unö  füllte  noc^  einmal  mit  aller  Ceb^aftigfeit  bas  (Bind  unferer  üer* 
einigung,  öie  feiigen  Stunöen,  öie  fie  uns  gemährt  ^aben  tpüröe*  So<ij  neinl  Sas,  tpas 
xdf  einmal  für  gut  erfannt,  öem  blieb  ic^  treu.  Su  bleibft  bei  Seinen  Kinöem,  xdf  bleibe 
o^ne  Scljmefferl  aber  öodj  mit  öem  Bemuftfein,  rec^t  getan  5U  ^aben,  bas  xvxvb  mein  tCroft 
fein  ....  (Eine  Bitte  fjabz  xdf  5U  Sir,  befter  (Engel,  fc^icfe  mir  eine  Kleinigfeit,  öie  Su 
aber  piel  trägft  oöer  getragen  ^ft.  (Ein  Hing  oöer  Banö  oöer  Kette,  nur  ettpos,  ic^  bitte 
Siiij.  Siefe  Kleinigfeit  perläft  mic^  öann  nicljt  öie  §txt,  öie  tpir  ^en  fönnen  $ufammen 
fein,  unö  ic^  fe^e  es  an,  örücfe  es  an  mic^  unö  öenfe  Seinl  Schiefe  es  mir  öurclj  eine 
Stafette,  ic^  bitte  Sic^,  öann  fann  ic^  es  balö  ^aben  . . .  2(öieu,  (Engel!  Cs  ift  falt,  graues 
unö  trauriges  XDetter.  (ßott  gebe  Seinem  fersen  immer  Sonnenfcljein  ....  Sterbliclje  finö 
ipir  unö  fterblic^  all  unfere  XDünfc^e.  £eiö  unö  ^reuö,  fie  ge^en  oöer  mir  ge^n  porbei. 
IPie  tt>a^r  ift  öiefesi  £ebe  ipo^I,  befter  (Engel,  unö  pergeffe  um  (ßottes  »illen  nicljt  meine  Bitte." 

tC^refe  erfüllte  rafc^  öen  XDunfc^  öer  Scljipefter  unö  fanöte  i^r  ein  2trbeitsfäftc^en 
nebft  einem  Hinge  mit  einem  „armen  gefeffelten  geserrten  fersen,  öem  Bilö  öes  irrigen." 
^ugleic^  fc^rieb  fie  i^r  einen  Brief,  öer  fpoter  bas  Sc^icffal  gefyibt  Ifat,  bnvdi  Itapoleon 
aus  (C^arlottenburg  nac^  Paris  entführt  $u  meröen,  unö  uns  öaöurclj  erhalten  geblieben  ift. 

„Cuife,  (Engel,  Sc^n)efter,  Ciebling  meiner  Seele,"  fcljreibt  (C^erefe  am  22.  ZlTai,  ;,ipie 
foll  ic^  Sic^  nennen,  n)ie  Sir  ausörücfen,  was  xdf  empfinöe?  XDorte  fönnen  es  nic^t, 
nimm  meine  (Tränen,  adf,  fte  Riefen  Sir,  unferer  Itic^t«^ Bereinigung  im  pollen  ZlTafe. 
IPie  ift  es  möglich,  öaf  bas  eifeme  Sc^icffal  fo  öem  Srang  $ipeier  ftc^  liebenöer  fersen 
»iöerfle^en  fonn.  Sc^icffal  ift  es,  nic^t  Su,  nic^t  ic^,  öie  bas  Hein  ausgefproc^en  ^cn. 
€s  ift  ja  unmöglich.  H>ie  fSnnte  xdf  meine  Cuife  trauemö,  u)ünf<ijenö  laffen,  »enn  es 
irgenö  in  meinen  Kräften  pänöe,  es  ab$uänöem.  €^e  ic^  Sic^  nicljt  ipieöer  Reiter  ipeif 
el?e  ift  fein  Sonnenfdjein  für  mein  ^r$.  (ßott  ift  mein  3^uge,  liebe,  einsige  Cuife,  öaf 
je^t  meine  erfle  pflidjt  mtc^  $ur  Sc^n>effer  ruft  ZlTeine  Kinöer  pnö  n>oIjl,  Sophie  iff  fe^r 
geftärft,  unö  ipa^r^aftig,  ic^  perliefe  fte  ruijig.    Unö  an  Seinem  fersen  fSnnte  mir  je^t 


gani  woljl  tperöen.  (ßlaube,  (Engel,  öaf  mein  gebeugtes  ^ers  gan$  Me  ^^e  Cntfagung 
6es  Deinen  fü^It,  unö  öaf,  tpenn  ic^  rec^t  tue,  ic^  es  Dir  allein  peröanfe.  gu  6iefem 
n)O^Itätigen  (Engel  mflfte  ic^,  n>oIIte  ic^  ^in,  bei  öem  toäxt  xdj  beinalje  fc^on  je^,  ifatU 
6er  2tUes  pemicljtenöe  Krieg  nic^t  auc^  meine  fc^Snfte  f^ffnung  pemic^tet .  •  •  Hein,  ic^ 
öarf  nidjt  an  öen  ^immel  öenfen,  öeffen  Eingang  ic^  offen  felje  unö  öeffen  ©ntritt  mir 
perfagt  u>irö*  IJierse^n  tCage  mit  Dir  im  fc^Snen  (C^rlottenburg  oöer  in  öem  lieblichen 
Sansfouci,  fo  was  xxntb  mir  n)o^I  nidjt  me^r.  Cuife,  Cuife,  n>as  für  arme  ZTTenfc^n  finö 
ipirl  Hein,  Du  fannft  es  nicljt  öenfen,  mit  tvas  für  pielen  Reifen  (Tränen  Dein  Brief  ip 
bene^t  iporöen.  (Es  ^errfc^t  öarin  eine  Sc^ipermut,  öie  mic^  gan$  5U  Boöen  geworfen  ^t, 
unö  xdf,  idj  2tuserforene,  je  pourrais  voir  refleurir  ce  coeur  fl^tri,  unö  bas  bleierne  Schief* 
fal  ^ält  mic^.  ZTTein  ^o^es  &üd  madft  midj  t^ß  ungludlic^*  Tldi  nur,  (Engel,  fie^ 
recljt  in  mein  tpunöes  Qers  —  foröere  tpas  Du  u)iUft  pon  mir,  bas  fc^werfte  ®pfer,  ntir 
öeucf^t,  xdf  Ijättc  Vieles  n>ieöer  gut  5U  machen  . . .  £eiö  unö  ^reuöe,  fie  ge^en  oöer  tpir 
ge^n  porbei»  ^rau  Pon  Cent^e  fjat  ^erslic^  mit  mir  geipeint,  fie  betet  Dic^  an,  i^r  ^ers 
ift  tpie  bas  meine  serfnirfc^t,  ,unö  öie  ^rau,*  fagte  fie,  ,ift  betrübt,  unö  man  eilt  nic^t  5U 
if?r?*  . . .  3"  ^^^  Kiffc^en  finöep  Du  eine  Cocfe,  öie  ic^  Pon  meinen  ^aren  abgefc^nitten 
ifabc.  (Engel,  (Engel,  fSnnte  ic^  balö  öiefen  glücMic^en  ©egenftänöen  folgen,  öie  Dic^ 
erinnern  foUen  an  Deine  treue  tC^erefe." 

tCro^  öer  Kriegsnot  in  Süööeutfc^Ianö  brachte  bas  yxliv  ^800  öen  beiöen  Sdjwc^Um 
fc^Iief lic^  öodj  noc^  öie  (Erfüllung  i^rer  fe^nfüc^tigen  XDünfdje*  2tnfang  September  fam 
Prinseffm  (Tljerefe,  ungeöulöig  enpartet,  5U  längerem  2tufentljalt  nac^  Potsöam,  5ur  geringen 
;freuöe  öer  ©bcr^fmeifterin,  ba  fie  immer  einen  Kreis  Pon  Pere^rem  an  öen  ffof  50g. 
(Einer  Pon  öiefen,  (ßraf  Ce^nöorff,  ^t  i^re  ,,raffige  SdjSn^it",  i^re  anmutigen  ZtTanieren, 
i^re  Kenntniffe  unö  i^ren  überlegenen  (ßeip  öamals  in  fc^nwrmerifc^en  IDorten  gefeiert* 
(Erft  gegen  (Enöe  ®ftober,  Pon  öer  Königin  bis  nac^  Baumgartenbrücf  geleitet,  unter  picien 
(Tränen  reifte  (T^erefe  na<ij  Hegensburg  5urücf. 

üon  öem  äuferen  leben  Cuifcns  in  öiefen  3^^ren  ip  fonft  n>enig  su  er5ä^Ien. 
Kur5  por  öer  2(nfunft  (T^refens,  im  2(uguft  ^800,  i^tte  fie  mit  öem  König  tptcöer  Sd^Iefien 
befudjt.  Tim  \B.  2tuguft  erftiegen  fie  öie  Sc^neefoppe,  öie  Königin  5U  Pferöe,  in  einem 
2tma5onenan5ug,  ftra^Icnö  in  (ßlücf  unö  Sc^nf^it.  Den  2tugenblicf,  n>o  fte  auf  öem  (Bipfei 
anlangte,  umgeben  Pon  einer  betpunöemöen  2?oIfsmenge,  fyxt  fie  immer  für  einen  öer  feligften 
iljres  Cebens  gehalten:  „(Es  n>ar  ifjr,"  pflegte  fte  5U  fagen,  „als  ipäre  fte,  erijoben  über 
öie  (Eröe,  (ßott  näfjer."  Tim  näcljften  (Tage  tpuröe  int  IDalöenburger  Bergn>erf  ein  Sd^xc^t 
befaljren,  unö  man  ipeif  aus  öes  f^fpreöigers  fylert  fc^öner  unö  ergreif enöer  fr^äb^wa 


wie  unter  öcn  Bergleuten  öort  öie  (Erinnerung  an  öie  Qolöfeligfeit  6er  Königin  lebenöig 
geblieben  ift.  Dann  U)ur6e  ;fürftenftein,  bas  fdjöne  S<fjIof  6es  ©rafen  pon  ^oc^berg,  6ie 
2t6ersbac^er  ^elfengruppe,  öie  ^erren^uter:=  Kolonie  (ßnaöenfrei  unö  au<ij  öie  Befi^ung  öes 
Zninifters  (ßraf  ^augmi^,  Hogau  mit  feinem  fdjönen  parf,  beficljtigt  Der  IDinter  perlief 
unter  öen  geipo^nten  ;feftlidjfeiten,  öeren  (ßlaxxi  buvdi  saljlreic^e  fürftlic^e  Befuc^er  unö 
Befuc^erinnen  erljö^t  »uröe.  XDä^renö  öes  Sommers  ^80^  blieb  ntan  in  C^arlottenburg;  nur 
im  ZlTai  begleitete  öie  Königin  i^ren  ©emaljl  5U  öen  ZlXanöpem  nac^  ZlTagöeburg,  wo  fie 
unter  2^  prinsen,  $u  öenen  au<ij  ®nfel  ©eorg  ge^rte,  einige  überaus  ^eitere  tCage  perlebte. 

So  begann  öos  neue  3^^'^^unöert,  wie  bas  alte  geenöet  ^atte,  in  öem  XDecIjfel  pon 
»interlidjen  ^offeften  unö  fomnterlic^en  Seifen.  Dos  ;,SdjIaraffenIeben"  —  au<ij  öie  Königin 
fyxt  bas  XDort  einmal  gebraucht  —  ging  in  cipigem  (ßleic^maf  »eiter? 

Hein,  eines  n>ar  öoc^  anöers  gen>oröen.  Unter  öer  unperänöerten  ©berfläc^e  regte 
fic^  ein  Heues:  (Ein  geheimes  fe^nenöes  td>m,  bas  fxdf  nadj  aufen  nic^t  ausmirfen  fonnte; 
unter  öer  (Einförmigfeit  i^res  auf eren  Dafeins  erblühte  in  Cuife  ein  3"wenleben,  reic^  unö 
fc^ön  unö  poU  froljer  X?er^eif ungen. 


III.  Königin  Cuife 

Cuife  ^tte  bisher  gelefen,  tpa^Uos,  ipos  i^r  öer  ^ufall  in  öie  Qänöe  gab;  fie  ^e 
^eröer  pere^rt,  aber  Cafontaine  feinesmegs  perfc^mä^t.  Sie  »ar  fic^,  wie  fc^on  oben 
angeöeutet,  öer  Cfiden  il^rer  Bilöung  längft  ben>uft  unö  noc^  als  Kronprinsefftn  fuc^te  fte 
öiefe  lemenö  aussuffillen.  Sie  n>anöte  ftc^  an  Sd;n>efter  (T^refe,  öeren  Qoföame  ^rau 
pon  tentlit  i^re  Ceftüre  regeln  follte.  Sie  na^m  englifc^  Stunöen  unö  fie  öac^te  öaran, 
auc^  ^iftorifc^en  Unterricht  5U  nehmen,  bei  öem  So^ne  öes  tC^eoIogen  Spalöing,  einem 
Berliner  Schulmann,  oöer  bei  öem  ©berfonfiftorialrat  ^dünet,  öem  preöiger  an  öer 
Hifolaifirc^e,  öen  fie  fe^r  fc^^te  unö  öer  i^r  neben  religiöfem  ^^fpruclj  $uipeilen  auc^ 
gefiijiiijtlic^e  Untenoeifung  gegeben  $u  ^aben  fc^eint.  Itic^ts  aber  beseic^net  me^r  öie  rat- 
lofe  üerlegen^t  i^res  Bilöungsöranges,  als  öaf  fie,  gleic^  nac^  öer  tC^ronbepeigung/  öen 
alten  prinsen  ^einric^  bat,  iljr  eine  2tn5a^I  Bücher  aus$uipäfjlen,  nic^t  für  tljr  Vergnügen, 
fonöem  $um  Hu^n  i^rer  ^amilie,  i^rer  Kinöer,  öes  Staates.  Der  prins  empfahl  öer 
jungen  Königin  sum  Stuöium  öer  ZTloral  €piftet  unö  UTarc  2(ure(,  pon  neueren  UToraliften 
ZlTontaigne  unö  £a  Bxuyite,  öaneben  (ConöiUac,  ^enelons  tCelemac^  unö  öie  Briefe  öer 
Sipignf;  pon  Dichtem  ^ra$,  Qomer  unö  Dirgil;  Pon  ^iporifc^en  XDerfen  plutarc^  unö 

8 
U3 


6ic  Citcratur  5ur  ©cfdjicljtc  6er  Ciga  un6  Cuötmgs  XIV.  pon  ßtanttcldf.  TXlan  wirb  fidf 
nidjt  tpunöcm,  in  6cm  nodf  crijaltcncn  ücrscidjnis  fein  öcutfdjes  Buc^  5U  ftn6en;  felbjt 
für  öeutfcljc  (ßefc^icljte  empfahl  öer  Prins  bas  fransSftfc^e  U)crf  Pon  PfeffeL 

€5  fcljeint  ntdjt,  6ag  6te  Königin  oon  6en  Hatfc^Iägcn  6es  prinsen  ^einric^  irgenö 
u>eldjcn  ©cbrauc^  gemacljt  Ijobe»  So  fc^  fte  öie  fransSjifdje  Sprache  Hebte  un6  fic^  i^rer 
im  ^fifcljcn  üerfc^re  ime  in  6em  Briefipec^fel  mit  6em  (ßema^I  faft  ausnahmslos,  feltener 
mit  6cn  (ßefdjtpiftcm  bcöiente,  i^r  Verlangen  ging  nac^  öeutfcljer,  nic^t  nac^  fransöftfc^ 
Bilöung.  Hur  6af  fie  ftc^  nicljt  felbft  öie  Kraft  unö  öie  €infi<fjt  5utraute,  öen  XDeg  5U 
öen  ^öljen  öeutfcljen  (ßeiftesicbens  5U  finöen:  ^ier,  tpie  fonp,  beöurfte  i^r  gans  tpeiblic^es 
IDefen  fremöer  2tnregung  unö  einer  ffl^renöen  ^anö, 

3u  öen  ©ffisiersfamilien,  mit  öenen  Cuifc  fc^on  als  Kronprinseffin  in  Potsöam  per* 
feljrt  Ijattc,  gehörte  au<ij  öie  ^amilie  öes  Hauptmanns  Pon  Kleift  pom  fronprinslic^en 
Hcgiment.  Seine  ^rau  ZHarie  ipar  eine  geborene  Pon  (ßualtieri,  öeren  Bruöer  öent  Kreife 
öer  Hafjel  angefjörte  unö  fpater  als  junger  Diplomat  bei  öer  preuf tfcfyrn  ©efanötfdjaft  in 
ZHaöriö  ftarb.  €inc  Sc^tpefter  Pon  i^r,  2tmalie,  mar  ntit  öem  ®berft  Pon  ZlTaffenbac^ 
pcnnäljlt,  öer  fxdf  im  Kriege  pon  ^806  als  ©eneralftabsdjef  ^of^nlo^es  einen  fo  böfen  Hamen 
gemacht  Ijat.  ITIarie  pon  Kleift  fiel  öer  Kronprinseffin  öurclj  i^re  ungeip5ljnli<ije  Bilöung 
auf,  me^r  noc^  öurc^  i^r  Qer5  unö  i^r  (Befühl,  tpas  Cuife  immer  meit  ^ö^er  ftellte  als 
alles  IDiffcn.  Balö  entmicfelte  ftc^  eine  ^reunöf<fjaft  stpifdjen  beiöen,  öie  fic^  nac^  Cuifcns 
tC^ronbefteigung  nodj  inniger  gepaltete,  5um  eiferfuc^tigen  Kummer  öer  ^rau  Pon  X?of, 
öie  es  nie  ertragen  fonnte,  fxdf  eine  anöere  ^rau  Porgc5ogen  5U  fe^n. 

So  oft  öie  Königin  in  Potsöam  lebte,  lief  fie  ^rau  Pon  Kleift  5U  fidj  rufen,  um 
fiiij  bismcilen  ftunöenlang  mit  i^r  einsufcljliefen.  Sic  ^ielt  i^ren  So^n,  2töoIf,  über 
öie  tEaufe  unö  folgte  auc^  öen  (Einlaöungcn  öer  ^rau  Pon  Kleift,  öie  in  i^rcm  f)aufe 
mufifalifdjc  2tbcnöc  pcranftaltctc.  „tCaufenö  unö  taufcnö  Danf,  meine  teure  Kleift,"  fc^reibt 
Cuife  einmal,  „3^'^<^"^  (Bauen  unö  3^nen  für  öie  gans  gSttlicbe  unö  foftlidje  Soirife,  öie 
idf  geftem  mit  3^"^"  perlebt  ^be,  Hein,  Sie  fSnnen  fiij  nidjt  öenfen,  tpie  glücflic^  unö 
5ufrioöen  ic^  tpar,  oröentlidj  finölidj  frol)!  Die  (Erinnerung  öaran  tpirö  mir  lange  bleiben 
unö  tPirö  mir  immer  füg  unö  foftbar  fein,  öa  ic^  nteine  ^reuöe  nur  in  fo  ^annlofen  unö 
fo  einf acljen  Dingen  gefunöen  Ijabe,  in  einer  fo  angenehmen  unö  fo  auserlefenen  (BefeUfd^aft; 
ic^  bin  noc^  ^eute  gan3  übermütig  unö  Ijeiter  öarüber!"  Die  ^reunöfdjaft  mit  ^rau 
pon  Kleift  pcrflärte  i^r  felbft  Potsöam,  ipo  i^r  nun  öie  Ceute  „beffer  als  irgenöipo"  erfc^ienen. 

2(IImä^(ic^  gab  Cuife  öer  ^rau  Pon  Kleift  neben  fic^  ungefähr  öie  Stellung,  öie 
K5cfri^  bei  öem  König  einnahm:  fie  foUte  i^r  (Bennffcnsrat  ipcröcn.    Sd^n  ^798  'brich 

U4 


fic  i^r:  „IDenn  Sie  noc^  meine  ^reunöin  finö  tpie  einft,  fo  perlange  xdf  pon  3^"^"  ^i^ 
XDa^r^eit.  3^  ^^^^^  ^^^  inftänöig,  mir  5U  fagen,  tpo  xdf  etwa  fc^Ie  unö  was  xdf  tun  muf / 
um  Don  tCage  5U  tCage  beffer  5U  »eröen,  fo^ig  öie  gute  ZlTeinung  aufrecht  5U  erljalten,  öie 
man  Don  mir  Ijat,  »üröig  öes  großen  Hamens:  (ßattin  unö  ZlTutter.  3^  »eröe  bei  6iefen 
feilen  bis  5U  (Tränen  gerüljrt,  öiefe  teuren  Hamen  ,(ßattin  unö  ZlTutter*  ^aben  meine  Seele 
erfcljüttert,  unö  öer  (ßeöanfe,  meine  ppidjten  nicljt  5U  erfüllen,  trat  plö^Iic^  por  midj,  aber 
mein  ^ers  mar  ruijig,  unö  öie  Begeiferung  für  bas  (ßute  unö  öie  (Erfenntlic^feit  gegen 
©Ott,  öer  miij  befdjü^t  unö  mi<ij  fegnet,  lägt  öiefe  fanften  (Tränen  fiiefen.  ZHöc^ten  Sie 
nie  anöere  »einen,  teure  ^Jreunöin,  unö  glauben  Sie  mir,  »enn  xdf  3^"^"  f^S^^  ^^f  i^ 
Sie  ebenfo  Hebe  u)ie  ic^  Sie  fc^ä^e.  Diefe  (Empfinöungen  feffeln  mi<ij  für  immer  an  Sie." 
Unö  ein  anöer  VHaU  „^dj  bitte  Sie  aus  meines  ^ersens  (ßrunöe,  mir  3^^^^  särtlidje 
^reunöfc^aft  5U  erhalten,  öie  pon  unfcljä^barem  IDert  für  mi<ij  ift .  • . .  H>ie  angeneljm  ift 
es  ÖOiij,  eine  ^Jreunöin  5U  ^aben,  meiere  öie  Spraclje  öes  ^ersens  perfte^t  •  • . .  Kurs,  ic^ 
bin  überseugt:  Sie  finö  ,ma  sympathique^" 

ZHan  fie^t:  es  ift  eine  ^reunöfcljaft,  gans  int  ^eidfcn  öer  (ßefüljlsfeligfeit,  öie  Königin 
Cuife  mit  ;Jrau  pon  Kleift  perbinöet;  gemeinfame  Schwärmerei  für  ^reunöfdjaft,  für  bas 
©Ute,  für  eine  recljt  allgemeine  unö  unbeftimmte  „tTugenö".  „VOenn  Sie  nur  eine  Stunöe 
mit  mir  5ufammen  gemefen  finö,"  perfidjert  öie  Königin,  ;,öie  mir  öamit  Ijinbringen  5U 
plauöem  unö  unfere  fersen  aus5ufc^ütten,  fo  finöe  ic^  midj  immer  in  meinen  guten  CnU 
fcljlüffen  beftärft.  3^^  Beifpiel  muf  öiefe  IDirfung  ^aben,  »eil  es  fo  feiten  ift,  eine  Seele 
5U  finöen,  meiere  öie  (Tugenö  liebt  unö  übt  aus  liebe  5um  (Buten  felbft.  3^  K^^^  ^^ 
gansem  fyvyn  bas  (ßute  unö  alle  (Tugenöen,  Q>elc^  öie  Seele  läutern  unö  uns  öer  Poll- 
fommenljeit  nä^m,  aber,  meine  teure  ^reunöin,  es  ift  öoc^  fo  fcljmer,  immer  bas  befte  5U 
tun  • . .  •  €ine  Seele  braucht  nur  einen  2tugenblicf  Ueberlegung,  um  ftc^  5U  fd^en,  öaf  es 
nur  öie  Hebung  öer  (Tugenö  ift,  öie  uns  glücfliclj  macljt,  öie  uns  öie  Seelenruhe  erijält, 
unö  öie  uns  Kraft  gibt,  bas  Unglüd  5U  übern>inöen,  bas  bas  Sc^icffal  für  uns  bereit 
fjalten  fönnte  • . . .  Sie  perbinöen  mit  öer  (Tugenö  unö  öeren  Hebung  öie  Hadjfidjt,  öie 
^eiterfeit,  öie  (ßüte,  öie  nötig  ift,  um  öie  (Tugenö  fo  5U  seigen,  tpie  fie  ift;  Sie  nehmen  i^r 
öie  Peöanterie,  öie  fie  fonp  oftmals  per^aft  macljt  oöer  n>enigftens  Pon  i^r  5urücf^ält*  Sie 
geben  mir  fo  gute  unö  fo  foliöe  (ßeöanfen  pom  (ßuten,  Pon  meinen  Pflichten  als  ^rau 
unö  als  HTutter.  Sie  fogen  mir  öie  XDa^r^eitl  Sie  lieben  mic^  aufrichtig!  Unö  iclj  follte 
Sie  perlaffen?^  ^rau  Pon  Kleift  aber  urteilte  fpäter  über  öie  Königin:  „(£s  fc^ien,  als 
liaüc  bas  Sc^icffal  einen  €ngel  auf  öen  (T^ron  gefe^,  um  öie  (Tugenö  in  i^rer  gansen 
£iebensu)üröigfeit,  in  i^rem  gonjen  (Blanje  $u  seigen". 

U5 


3n6cffcn,  nidft  immer  tt>ur6e  5tt>ifc^cn  Königin  Cuifc  unö  ^rau  von  Kleift  nur  über 
^reunbfd^aft  unö  tEugenb  gefd^märmt  Sie  Ifabcn  audi  tnel  miteinander  gelefen.  Cs  n>ar 
bie  2(uf9abe  ber  ;frau  üon  üleift,  fflr  Bücher  5U  forgen,  n>obei  fie,  n>ie  i^r  Sc^ioager 
ZlTaffenbac^  perftc^rt,  immer  bemüht  voat,  „bcn  Sinn  ber  Königin  auf  ^^e  IMnge  $u 
lenfen"»  ;,£affen  Sie  fic^  nxdfi  einfallen,"  ma^nt  einmal  Cuife,  „anbers  «su  mir  $u 
fommen  als  mit  einem  bicfen  Buclje."  HHe  man  fc^on  aus  btn  oben  mitgeteilten  Briefen 
o^ne  tpeiteres  fcf^lief en  tpirb  unb  nne  tpir  tatfäc^lic^  erfahren,  finb  es  üome^mlic^  3^^^  Pauls 
XDerfe  gemefen,  beren  Befanntfc^aft  ^rau  pon  Kleip  ber  Königin  bamals  permittelte. 
Cuife,  bie  bm  Didjter,  tt>ie  nnr  uns  erinnern,  in  ^ilbburg^aufen  ftc^  porftellen  lief,  fjat  bann 
mit  iljm  2tufmerffamfeiten  ausgetaufc^t;  fein  „X?erjeic^nis  berer,  meiere  ^eute  ber  fernen 
unb  eblen  Königin  ©lud  5um  ©eburtstag  u)ünfc^en"  (^0.  TXläti  \B0{)  mit  bem  ©efc^nf 
eines  Sc^reibseuges  enpibert,  unb  als  er  na<ij  Berlin  fam  unb  fic^  bort  perlobte,  i^m  ein 
Kaffee^Serpice  gefanbt  unb  i^n  in  Sansfoud  empfangen.  „3c^  fptac^  unb  af,''  fc^reibt  er 
baruber,  „mit  ber  gefrönten  2tp^robite,  beren  Sprache  unb  Umgang  ebenfo  rei$enb  ip,  als 
i^re  eble  ZlTufengeftalt."  Uebrigens  gehörte  Cuife  bei  aller  i^rer  bamaligen  Sc^ipärmerei 
unb  (Befü^lsfeligfeit  feinesn>egs  3U  bcn  gerabe  in  Berlin  fo  sa^lreic^en  unbebingten  Vtt* 
eljrerinnen  3^^"  Pauls,  Sein  ZHangel  an  (ßefc^macf  unb  felbft  an  (Taft,  fo  äuferte  fte 
gegen  ^rau  Pon  Krübener,  pimme  nic^t  5U  i^rer  eigenen  (ßefü^lsu>eife.  „3^  liebe  nic^t 
bies  2tmalgam  Pon  (Tripialem  unb  erhobenen  3^een,  biefe  ZTIifc^ung  pon  ^eiligem  unb 
Profanem." 

€in  befonberes  Perbienft  ber  ^rau  Pon  Kleift  aber  ift  es,  ba^  pe  bie  tCeilna^me  ber 
Königin  Cuife  für  i^ren  Iteffen,  ben  grof en  märfifcljen  Dramatifer,  bcn  Didjter  bes  Prin$en 
pon  ^omburg  unb  ber  ^ermannsfc^lac^t,  ^einric^  pon  Kleip,  5U  ertpeden  perftanben  IfiU 
IVlxt  60  Couisbor  jä^rlic^  unterpfl^te  i^n  bie  Königin  in  feiner  fc^tperften  ^eit,  n>ie  pe 
auc^  feinem  ^reunbe,  bem  bamaligen  Ceutnant  Pon  Pfuel,  bem  fpoteren  (ßeneral  unb 
ZTIinipcrpräpbentcn  pon  ^8^8,  unb  mandjem  anberen  in  äljnlic^er  XDeife  ge^lfen  Ifat 

IVlxt  ^xan  pon  Kleip  beeinPufte  auc^  beren  Sc^oniger  ®berp  ZTTaPcnbadj  Cuifens 
Ccftüre.  ITTaffenbac^  ^atte  bem  Königspaare  gegenüber  eine  eigenartige  Stellung.  Dos 
2tntt,  bas  ber  König  bem  ©berft  Ködri^,  bie  Königin  ber  ^rau  Pon  Kleip  fibertragen, 
mafte  er  pc^  felbft  an.  £r  glaubte  pc^  berufen,  über  bas  perfönlic^  Pertjalten  bes  Königs* 
paavcs  ebenfo  5U  voadfm,  nne  über  bcn  (Bang  ber  preufifdjen  Politif  unb  über  bie  €nt* 
o^idelung  bes  preugifdjen  Qeeripefens.  Ungefragt,  oft  bretp  unb  taftlos,  gab  er  Hatfdjlage, 
IDamungen  unb  (Ermahnungen.  Dabei  pere^rte  er  anfdjeinenb  aufrichtig  ben  König  unb  noc^ 
me^r  bie  Königin.  Xlodi  als  Kronprin}  ^atte  i^m  ;f  riebric^  IDil^lm,  fo  perpc^ert  er  ipeniaßens 


fclbft,  feine  ©attin  porgefteUt  mit  öen  IDorten:  „Dos  ift  meine  ^rau  unö  meine  ^reunöin". 
Von  Cuifens  Begabung  unö  Beruf  fjatte  er  Me  ^5<ijfte  üorftellung.  IDieöer^It  fommt  er 
in  feinen  —  ungeörudten  —  2tuf5eic^nungen  öarauf  5urflcf:  fte  follte  »eröen,  xxxis  Me 
öänifc^e  Sopljie  2tmalie,  ja  öiefe  nodj  übertreffen.  Sie  foUte  audj  öen  König  mit  empor«* 
reifen.  „Sie  tt>ar  öie  belebenöe,  öie  fc^affenöe,  auf  bas  ^o^e  §xd  6er  (ßröge  Preuf ens 
^intpeifenöe,  bas  (ßemüt  öes  Königs  na<ij  ^ofjen  (ßegenffänöen  Einleitende  P^antafte.  Itie 
ift  eine  Königin  mit  reinerer  €Ijrfur<ijt  geehrt  moröen."  €r  erfc^raf,  als  er  erfuhr,  öaf 
fie  IDielanös  2tgatIjon,  öen  man  iljr  empfoljlen,  lefe  unö  öaraus  2tus3fige  mac^e.  ZTHt  Hedjt 
foröerte  er  für  öie  Königin  eine  gefunöere,  ge^altpollere  geiftige  Ha^rung.  €r  lenfte  i^re 
2tufmerffamfeit  auf  öie  grof en  englifdjen  ^iftorifer,  auf  Hobertfon,  öeffen  (ßef<iji<ijte  Kaifer 
Karls  V.  fürs  wr^er  in  öeutfc^er  Ueberfe^ung  erfcljienen  »ar,  unö  ©ibbon,  öeffen  (ßefc^idjte 
öes  Perfalls  öes  Hömifc^en  Seicljes  Cuife  —  nac^  i^rem  eigenen  Befenntnis  —  ,,Ias  unö 
las,  öaf  i^r  ^ören  unö  Se^en  perging",  ^umes  englifc^e  (Befc^ic^te  ^at  öie  Königin 
öamals  ebenfaUs  fennen  gelernt  ZlTaffenbac^  überfe^te  auc^  öie  früher  pielgelefene  Cobreöe 
pon  tr^mas  auf  TXlaxc  2(ure(  unö  eignete  fie  i^r  5U. 

Von  öer  allergrößten  Beöeutung  aber  für  öie  ganse  geiftige  (Entwicfelung  öer  Königin 
Cuife  tt>uröe  öie  nähere  Befanntfc^aft  mit  öer  ^rau  Pon  Berg,  öie  ungefähr  um  öie  yjjv^ 
^unöertipenöe  anhebt.  Karoline  ^rieöerife  pon  Berg,  geborene  pon  ^äfeler,  ^7  ^aljtz  älter 
als  Cuife,  nxxr  öie  tCoc^ter  eines  preufifc^en  Diplomaten,  y^vc  ZlTutter,  öie  tCoc^ter  öes  (ßrafen 
pon  Poöett>iIs,  öes  befannten  lITinifters  ^rieöridjs  öes  ©rofen,  eine  beöeutenöe  (Erfc^einung 
in  öer  Berliner  (ßefellfc^aft  öes  ^8. 3^E'^Eunöerts,  »ar  piermal  permä^It  gett>efen,  sule^t 
mit  öem  ©rafen  ^Sröt,  öer  aus  fc^ipeöifc^en  in  preufifclje  Dienfte  getreten  mar.  ^rau 
pon  Berg^'^äfeler,  wie  fie  gemö^nliclj  genannt  a?uröe,  ^atte  frfl^  bas  ©lücf  gefjabt,  mit 
öen  ©rof  en  pon  IDeimar,  mit  ©oet^e  unö  namentlich  mit  Qeröer,  in  perfönlic^e  Besie^ung 
5U  treten;  auc^  mit  3ean  Paul,  öer  fie  eine  „geiftige  2tma5one"  nannte,  mit  öen  ©ebrüöem 
3acobi  unö  Stolberg,  mit  ©leim  unö  Pof  war  fte  befannt.  ^eröer  perc^rte  in  i^r  „einen 
Sc^a^  pon  Pemunft  unö  tätiger  IDeis^eit";  „es  lebte  fic^,  fagt  er,  mit  i^r  ungemein  fc^ön, 
I^IÖ,  leicht,  anmutig  unö  pernflnftig."  2tnöerfeits  mar  fie  feit  öem  yxljve  ^785  mit  öem 
^Jrei^errn  pom  Stein  befreunöet,  öer  ebenfalls  i^ren  „mannigfaltig  gebilöeten,  tätigen  Per«* 
ftanö"  rühmte,  ipenn  er  auc^  i^re  Ceftüre  „überhäuft  unö  unsufammen^ngenö"  fanö. 
yjxc  (Tochter  Cuife  permä^Ite  fic^  im  3aEre  ^800  mit  2tuguft  pon  X?of ,  öem  €nfel  öer 
©ber^fmeifterin.  3"  Berlin  perfe^rten  in  i^rem  am  (Tiergarten  gelegenen  ^aufe  öie 
Vertreter  öes  altpreufifc^  2töels  unö  öes  fjolfin  Beamtentums  ebenfo  ipie  öie  X?ertreter 
pon  Didftfunft  unö  tPtffenfc^aft 

U7 


Das  tt>ar  überhaupt  bas  Cigcnc  unb  (ßrogc  an  öicfcr  ^rau:  Cnfelin  pon  po6cn>lls, 
^rcunöin  von  ^eröcr,  pcrcinigtc  fic  in  fidj  eine  fefte  unö  ftolse  preufifc^e  Staatsgeftnnung  mit 
öem  ©cift  6er  neuen  öeutfdjen  Bilöung.  €ben  ^ieröurc^  U)ur6e  fie  beöeutfam  für  Königin  Cuife. 

IDir  tpiffen  nichts  über  öie  Jtnfänge  6er  Befanntfdjaft  stmfc^en  6er  Königin  un6 
^rau  Pon  Berg,  pielleic^t  tpar  ^rau  Pon  Kleip  6ie  X?ermittlerin»  Sdjon  im  3a^re  ^800 
ift  6ie  ^reun6f<ijaft  mit  6er  Königin  un6  andf  mit  €rbprin$  <Beorg  fe^r  pertraulic^.  Die 
Königin  fc^enft  iljr  einen  Hing  un6  (ßeorg  fagt  $u  iljr  „Itlama'*.  ©ans  «>i«  ^i«  3ntimen 
6es  ^aufes  am  ^ranffurter  ^irfc^graben  5U  ^rau  Tlja  ,,2nama"  5U  fagen  pflegten.  Von 
3af?r  5u  2al}v  ipur6e  6ie  ;Jreun6fc^aft  inniger.  „Sdjon  5tpei  lange  tCage  fjabc  idj  Sie  nic^t 
gefe^en/'  fc^reibt  iljr  einmal  6ie  Königin,  ;,6as  ift  mir  unerträglich."  ;,(ßlauben  Sic  an 
meine  ^reun6f<ijaft,  6ie  xdf  langfam  gebe,  aber  6ann  für's  leben,  »enn  idj  ein  ^ers  fin6e, 
u?ie  6as  3I?rige."  Iln6  ein  an6ermal:  ,,3^^  fyxb^  neulich  3^'^^hpegen  einen  Streit  mit  einer 
Dame  gehabt;  ic^  fagte,  Sie  »aren  eine  ;frau,  6ie  man  nic^t  als  Beifpiel  5U  neunten  n>age. 
So  ein  Perein  fin6et  fic^  unter  taufen6  grauen  nic^t  5tpei.  Um  6as  5U  a>i{fen,  oxis  Sie 
o^iffen,  muf  man  fopiel  X?erftan6  t^ben  tpie  Sie,  6iefen  ^Uen  richtigen  Blicf  in  allen  grof  cn 
a?ie  in  allen  Meinen  Sac^n,  6er  nie  fe^It,  immer  ridjtig  urteilt,  immer  6as  bcfte  aus  allent 
^erausfuij^t.  Kur5,  6ies  feltene  Unterfc^ei6ungspermögen.  IDer  y^nen  nad^a^men  a>ill, 
fennt  fiij  fclbft  nicljt.  Die  ZlTama  Berg  ift  eine  6er  grauen,  6ie  man  nicljt  als  ^kl  5U 
normen  nxigt,  06er  man  nmf  6ur<ij  Sic  ersogen  fein,  mit  6er  TXlildf  bas  cingefogen  ^aben, 
a?as  3^^rc  pon  2trbcit  nie  erreichen  tper6en.  3"  3^^^^"^  llntgang  5U  fein,  ift  nxi^cr 
(Bcwinn  für  einen  je6en;  aber  6ie  (Eitelfeit,  es  y^mn  je  glei<ij5utun,  eitler  U)a^n." 

;Jrau  pon  Berg,  6ie  piel  bc6euten6ere,  fc^ob  ^rau  Pon  Kleift  me^r  un6  me^r  in  6en 
I)intergrun6;  nac^  6en  llnglücfsja^ren  \S06  un6  ^807  PoUcn6s  a?ur6e  ftc  6ie  ^ersens* 
freun6in,  6cr  Cuife  5U  beichten  pflegte,  a?as  fie  felbft  6em  Bru6er  nidjt  pertraute.  Hicntan6, 
auc^  ;frie6ric^  IDil^elnt  un6  ©corg  nic^t,  Ijat  einen  fo  tiefen  €inblicf  geiponnen  in  605 
iuncrfte  IDcfen  Cuifcns,  in  6ic  gefjeimftcn  Segungen  ifjrcr  Seele.  Die  furse  Biograpljic,  6ic 
fie  \S\^  6er  pcrett>igten  Königin  getpi6met  un6  „6cm  preugifcljcn  X?oIfe"  gefc^enft  Ifcd, 
bleibt  immer  6ie  befte  (Cljaraftcrffisse  6er  Königin. 

2tudj  ^rau  Pon  Berg  »urselte  mit  iljrer  (ßcfüfjlstt>cife  im  ^8. 3<J^r^un6ert:  „34 
a?ci§  5u  lieben,  aber  ic^  a?ei§  nic^t  5U  fdjreiben",  äufert  fie  einmal  5U  (ßeorg.  2(IIein  6i< 
I?erbin6ung  mit  IDcimar  l^ttc  fie  geläutert  un6  in  eine  an6ere  VOcÜ  erijobcn,  in  eine  XDelt, 
in  6ie  fxe  nun  auc^  Königin  Cuife  cinsufü^ren  fudjte.  (Es  ipar  nic^t  (Tcilnaljmc  nur  für 
eine  aus  bencmmen6er  (Enge  in  befrcien6e  IDeiten,  aus  6cm  Sdjattcn  nac^  Cic^t  un6  Sonne 
pcrlangen6e  Seele,    ^rau  pon  Bergs  2tbfic^t,  auf  6as  (Brogc  un6  2(Ugcmcinc  gerichtet, 

M8 


ging  ^ö^cr.  Jtls  bas  iptcljtigfte  ZlToment  in  6er  öcutfcljcn  (ßcfcljtc^te  btv  nodjftcn  3^^^ 
crfcljeint  uns  ^cute  öie  üerfc^melsung  bcs  altpreuftfcljcn  ©elftes  mit  öem  (ßeifte  öer  neuen 
6eutfc^en  Bilöung,  auf  öer  öie  preufifc^e  unö  öie  öeutfdje  (ßefijidjte  im  \^.  ^^ijviinnbett 
beruht:  ^rau  von  Berg  Ijat  öiefer  €ntimcfelung  mit  Berouftfein  oorgearbeitet.  3^re 
(ßeöanfen  berüljrten  ftdj  mit  öenen  ZlTaffenbac^.  Durc^  Cuife  foUte  öie  neue  Bilöung  in 
Preufen  einftrömen,  Cuife  andj  politifdj  eine  ;fü^rerin  unö  öem  Preufenpolf  ein  Porbilö 
unö  ein  Segen  »eröen. 

;frau  pon  Berg  mar  es,  öie  nun  öie  Büdjer  für  öie  Königin  aus$un)a^Ien  pflegte. 
„Bringen  Sie  ein  Buc^  mit/'  fcljreibt  i^r  öie  Königin,  „ettt>as  für  ^er$  unö  Kopf/' 
Sie  lief  ftc^  audj  gern  Pon  i^r  (Erläuterungen  geben  unö  öie  bea<ijtenstt>erten  Stellen 
beseidjnen:  „Sie  »eröen  finöen,  öaf  xdf,  nne  ©eorg,  eine  rechte  Qerrfc^aft  bin,  öie  es  fic^ 
gemädjliclj  madjt."  Cafontaine  perfc^tt>inöet  nun  PöUig;  aus  öer  (ßefü^btt>elt  3^^"  Pauls 
tritt  Cuife  in  bas  (ßeiftesleben  öer  Klaffifer.  ^eröer  wxvb  »ieöer  gelefen,  insbefonöere  öie 
2töraftea  unö  öie  „Briefe  5ur  Beföröerung  öer  Humanität",  por  allem  aber  Scljiller,  öeffen 
€t^if  gan5  nac^  öem  fersen  Cuifens  ift*  Sie  nimmt  immer  »ieöer  öie  (ßeöic^te  5ur  ^anö, 
„öenn  man  muf  fte  öfter  lefen,  um  fie  5u  perfte^n"  —  unö  erfreut  ftc^  namentliclj  an  öem 
(ßeöidjt  „Die  3^^^^^"  ^i*  i^rem  ^reunöfc^aftsfult  unö  mit  öem  Sc^lufpers  Pon  öer  „nie 
ermattenöen  Befc^äftigung",  öer  in  i^r  öen  IDunfc^  nac^  Bilöung  ftets  pon  neuem  »ecft. 
Sie  lieft  öie  3u^df^^u  ^^  Orleans  unö  nennt  öen  repue^altenöen  (ßema^l  n>o^l  einmal 
„(Talbot" ;  i^r  Cieblingsftücf  fc^eint  ZlXaria  Stuart  gemefen  5U  fein,  öeren  X?erfe  oft  in  i^ren 
Briefen  begegnen.  (Ebenfo  Ifai  fie  öie  ^iftorifc^en  Sdjriften  Sdjillers  unö  öie  Pon  i^m  Ijeraus- 
gegebenen  ZTTemoiren  piel  gelefen,  aber  auc^  ©oet^e  unö  felbft  S^afefpeare,  tt>ie  ^rau 
pon  Berg  berichtet 

Bei  Cuifens  empfänglicljer  Veranlagung  fonnte  öie  glücfliclje  XDirfung  öiefer  geiftigen 
S^dit  nxdfi  ausbleiben:  feit  ^803  etnxx  fpiegelt  fie  ft<ij  in  i^ren  Briefen.  Der  urfprüngliije 
emfte  §uq  in  i^rem  XDefen  tritt  »ieöer  me^r  ^erpor,  i^r  ©emüt  pertieft  fiij,  a?ie  iljr 
©eift  reifer  witb.  y^v  ^er$  fc^lagt  für  ^reunöfdjaft  unö  (Tugenö  nodj  fo  ftarf  unö  fo  ^eif 
n)ie  je,  aber  bas  ©effl^l  nrfrö  abgeflärter  unö  öer  2tusörucf  geöämpfter. 

€s  nxxrö  öer  Königin  nic^t  leicht  gemacht,  in  öiefe  neue  ©eiftestt>elt  porsuöringen. 
Die  tEageseinteilung  unö  öie  ganse  Cebenstpeife  liefen  i^r  u^enig  ZtTuf e  5u  ftiller  Befc^äftigung 
unö  geiftiger  Sammlung;  fie  felbft  mit  i^rer  5arten  unö  fc^a>anfenöen  ©efunö^eit  befaf  auc^ 
ipo^l  nic^t  Kraft  unö  2tusöauer  genug,  um  folc^e  Hemmungen  unö  ^inöemiffe  $u  über* 
nnnöen.  Das  Beöenflic^pe  ober  blieb  immer,  öaf  iljr  ©ema^l,  König  ;f rieöridj  IPil^elm, 
feinesttJegs  geneigt  nxxr,  fie  auf  i^ren  neuen  Bohnen  $u  begleiten  oöer  gar  5u  föröem.  Seine 

U9 


frau  foUte  nicljt  flcigcn,  ipo^n  er  i^r  nic^t  folgen  fonnte;  foUtc  fein  geifliges  5on6erIeben 
führen.  (Er  n>ar  gans  5ufrie6en,  kaf  man  i^re  ;,n>lffenfdjaflltc^e  Bilöung"  in  6er  3uden6 
,,pemadjläffigt"  fjattc,  un6  meinte,  6af  fie  eben  ^ieröurdj  ^^i^r  reines  un6  unoerfc^obenes 
(Bemuf  betpa^rt  t^be.  3^^  genfigte  ,;6er  natflrlic^  unb  richtige  X?er{!an6  un6  bas  ^Sd^fte 
(Befühl  ffir  alles  (ßute  unö  5d;5ne^',  6ie  er  an  feiner  (Sottin  betpunöerte.  Seiner  2(nftc^t 
nac^  fyitte  fte  feinerlei  üeranlaffung,  fxdf  felbft  ffir  ungebilöet,  anöere  grauen  ober  ffir  ;,^ö^er< 
IDefen"  unö  öeren  2tusfprüc^e  für  „®rafel"  $u  ^ten.  €r  beflagte  es,  6af  ,,unberufene 
Perfonen  i^r  unperftänölic^e  Sdjriften  öeutfc^er  2TTo6eIiteratoren,  ey$entrifc^r  ZHofeefc^riftfleller 
in  bie  ^änbe  fpielten^',  unö  fucf^te  bas  5U  per^nöem,  nne  er  auc^  öen  Umgang  mit  ^rau 
t>on  Berg  einsufc^ränfen  »flnfdjte.  3"  ^^^  f<^"^  ^  ^"  ;,©emifc^  t>on  (Ent^uftasmus  unö 
^^er  poefie  mit  tCripialität,  enentrifdjent  IDefen  mit  Haturlic^eit  unö  2tufterität  mit 
Ceic^tfinn  unö  2töuIation  gepaart"  unö  betrachtete  i^ren  (Einfluf ,  öejfen  Stärfe  ifjm  nic^t 
entging,  geraöesu  als  gefd^rlic^.  Ttbcv  feine  Bemühungen,  fie  pon  Cuife  femsu^Iten, 
(tiefen  bei  öer  fonft  fo  ffigfamen  unö  nachgiebigen  Königin  auf  einen  unbeugfamen  IDiöer« 
ftanö.  Cuife  ^ielt  mit  fefter  tCreue  an  öiefer  ^reunöfdjaft,  öie  i^r  namentlich  in  Königsberg 
manche  fc^tt>ere  Stunöe  tragen  Ijalf,  unö  an  öie  Brup  öer  ;frau  pon  Berg  gelernt,  fyii 
fie  i^ren  legten  2(tem5ug  ausgebaucht. 

(Ebenfon>enig  freiließ  gelang  es  öer  Königin,  i^ren  (Bemal^I  mit  in  bas  neue  Canö 
^inflber5une^men,  bas  fidj  xl)t  je^t  erfcf^Ioffen  ^atte.  Der  König  Hebte  ^iftorifc^e  Znemoiren, 
er  las  gern  mit  feiner  (ßema^Iin  in  öen  IDerfen  ^rieöric^s  öes  ©rofen,  auc^  in  öeffen 
öamals  noc^  ungeörucften  Briefen  an  preufifc^e  oöer  braunfci;n>eigifcf;e  Prin5en.  2(ber 
öeutfdje  „irioöeliteratur",  p^ilofop^ifc^e  Schriften  unö  poUenös  Unterfjaltungen  öarflber  am 
(Ceetifc^  roaren  i^nt  ^ödjft  unangenehm  unö  erregten  feinen  UHöerfpruc^.  (Er  seigte  ftc^ 
öabei,  a>ie  ein  2(ugen5euge  einer  feieren  Ssene  er5ä^(t,  als  „2imn\os,  ffeptifc^  unö  bitter.^ 
Königin  Cuife,  öie  fic^  ^ieröurc^  nic^t  ftören  lief,  Ifat  es  me^rfac^  perfuc^t,  i^n  5U  befe^ren. 
Sie  las  i^m  felbff  eines  2tbenös  öie  „Wer  3^^res5eiten  öer  Ciebe"  pon  3^ön  Paul  por 
unö  mar  entsucft,  als  er  fie  öabei  mit  öer  Bemerfung  unterbradj,  3^^"  P^^I  ^i  5"  ^djneü 
über  öen  Somnter  öer  Ciebe  ^inipeggegangen,  Tlls  fie  geenöet  ^atte,  fc^ien  er  gerfl^rt  unö 
Cuife  tt>einte  an  feinem  ^Ife  ^eife  tCränen  öanfbarer  ^reuöe  öarüber,  öaf  iljr  unö  i^rcs 
(Satten  Qer5en  öen  pon  2^an  Paul  gefc^ilöerten  fersen  fo  fe^r  glid^en.  Könnte  es  nic^t 
immer  fo  fein?  meinte  fie.  ZlUein  öer  König  fprac^  i^r  feine  Beforgnis  aus,  fie  ipüröe  auf 
einer  ^^eren  Bilöungsftufe  ifjm  gegenüber  eine  anöere  »eröen  unö  i^n  nic^t  meljr  leiöen 
mögen.  (Er  fürdjtetc:  fie  u^eröe  i^m  entgleiten.  Sie  aber  foUte  i^m  ge^ren,  mit  jeöer 
Stunöe  i^res  (Tages,  tt>ie  mit  ieöer  ;fiber  i^res  ßerjens. 


Cafcl  U 


Kronprinscfpn  Cuifc 
(DelgemSI^e  von  3.  ^.  21.  (Etf(^betn,  (796 


€s  mag  in  öicfcn  ^cxkn,  ba  Cuife  um  bas  T^edft  iljrcs  cmporftrebenöcn  ^dfs  fämpfte, 
ipo^l  Stunöen  gegeben  ^aben,  xvo  ftc  alle  liebe  unö  alle  ^ävtlidfUit  5U  i^rem  ©atten  tme 
5um  Selbftfclju^  im  fersen  5ufammenne^men  mufte;  ja  als  fie  unter  6er  perörieglic^en 
Caune  6es  (Satten  einft  meljr  als  billig  5U  leiden  Ijatte,  ift  i^r  ipo^l  einmal  bas  (Beftänönis 
entfc^lüpft:  „Diefe  goldene  Kette  madjt  mir  fein  üergnugen,  öenn  fie  foftet  mic^  tCränen." 
€s  »aren  feltene  2tugenblicfe  6es  ZlTifmuts,  öie  bodj  va^dj  oorfiberflogen.  3"  öenfelben 
(Tagen  fyxt  fte  auc^  gefagt:  ;,€in  guter,  liebepoller  ZlTann  ift  6er  ©runöftein  alles  (Buten." 
Wolfl  war  es  nun  öa^in  gefommen,  unö  es  blieb  audj  öabei,  6af  Cuife  neben  ^rieöric^ 
IDil^elm  ein  geiftiges  (Eigenleben  führte,  an  6em  er  feinen  2(nteil  ^atte,  bas  er  aber  öulöen 
lernte,  wie  fie  fic^  feinen  (Eigenheiten  anbequemt  ^tte:  i^r  ^ers  gehörte  bodf  eben  nadj  mie 
vor  i^m  allein,  un6  geraöe  in  öiefem  gegenfeitigen  ©emä^renlaffen,  wie  6er  König  fpäter 
felbft  anerfannt  liai,  wndfs  6ie  (Battenliebe  s^ifc^en  Bei6en  noc^  an  3nnigfeit  un6  Qerslic^ 
feit.  XDenn  Cuife  an  6en  pem>an6ten  un6  befreun6eten  ^öfen,  in  Hegensburg  un6  ^il6burg*» 
Raufen,  in  IDeimar  un6  Kaffel,  6ie  unglucf liefen  (E^en  fa^,  fo  n>ur6e  fte  immer  n>ie6er 
inne,  uhis  i^r  6ie  6urc^  un6  6urc^  uni^r^ftige  un6  reine  Itatur  i^res  ©atten  be6eutete,  un6 
i^r  elaftifcljes  IDefen  trug  es  leicljt,  auc^  »enn  einmal,  um  ein  XDort  ^rie6erifens  5U  wiebev^ 
^olen,  „feine  humeurs  fo  grof  ipur6en  »ie  Kirchtürme".  Der  treue  ©efelle  in  i^rer  öruft, 
i^r  gol6ener  ^umor,  ^alf  6arfiber  ^intpeg.  ^drtlic^  bal6  un6  bal6  fc^alfl^ft,  ftets  o^ugte 
fie  6en  XDeg  5U  feinem  ^er5en  5U  finöen.  „Vous  etes  donc  toujours  le  m6me  envers  moi," 
fc^reibt  fie  i^m  einmal,  „toujours  bon  et  indulgent,  car  vous  m'aimez  malgrd  tous  mes 
d^fauts.  Könnte  ic^  Dir  nur  meine  Seele  fo  gans  auffc^lief en,  6amit  Du  Ijineinfe^en  fönnteft, 
fe^en  un6  empfin6en,  xxhxs  Du  mir  bift.  ^a,  »a^rlic^,  fe^r  piel.  Oui,  aimons-nous  toujours, 
continuons  ä  ne  pas  nous  trouver  heureux  quand  nous  ne  sommes  pas  ensemble,  et 
nous  le  resterons,  j'espfere,  encore  longtemps."  Unö  nac^  einer  Sc^il6erung  6er  „Harr^^ 
Reiten",  mit  6enen  fte  un6  i^re  Umgebung  fic^  in  „©^neforge"  6ie  S^t  perf Ursen:  „ZHitten 
unter  6iefem  allen  ift  Dir  mein  ^er$  fo  gut  als  Du  es  fennft  un6  an  Deinem  ^Is  tt>ill 
ic^  Dir  fagen,  tpie  ic^  Dic^  liebe."  Iln6  ipie  ^tte  er  per6rieflic^  bleiben  fönnen,  »enn  fte 
il?nt  folgen6e  Bittfc^rift  überfan6te: 

;,2lller6urc^lauc^tigfler,  ©rofmäc^tigfter  König  un6  ^errl 

Unter  6en  pielen  Blttfdjriften,  6ie  yjte  Königlichen  UTajefläten  täglich  befommen, 
möge  6oc^  6er  Qerr  tpollen,  6af  6iefe  mit  einem  gnä6igen  Blicf  beleuchtet  n>er6e,  6amit 
meine  alleruntertänigfte,  6emütigfte,  tpel^mfitigfte  Bitte  nic^t  unbefrie6igt  bleibe,  hierbei 
liegen6e  Strümpfe  foUen  als  probe  meiner  ©efc^icflic^feit  In  6er  Stricferfunft  $um  Ben>eife 
6ienen  un6  mir  ^ff entließ  mein  ©efuc^  $u  erlangen  Reifen,  es  befielt  ndmlic^  6arin: 

X2\ 


„ba^  y^vo  Znajcftäten  öic  ©naöe  für  midf  fjätt^n  un6  mir  sufflnftig  alle  btto  Strümpfe 

ftricfen  laffen  unö  mir  öabei  6en  (Titel  als  tmrflic^e  Qofftricferin  allergnäbigft  erteilen  liegen/' 

Siefe  ^0^  Cnabc  warbt  xdj  all  mein  leben  in  tieffter  Untertanigfeit  erfennen  un6 

mit  öanfbarem  fersen  erfterben.   €ip.  KönigL  Znajeftot 

als  alleruntertänigfte  ZTIagb 

un6  Untertanin 

Cuife." 

I)er  König  anöerfeits,  tro^  öes  2tuseinan6erge^ens  i^rer  geifligen  Sichtungen,  fd^nfte 
feiner  Cuife  unbeöingtes  X?ertrauen;  er  befprac^  mit  i^r  Me  Staatsangelegenheiten  um  fo 
unbefangener,  als  in  6en  grof en  fragen  pon  Krieg  un6  ^rieöen  noc^  fein  gmiefpalt  $nnfc^en 
i^nen  ^rtjorgetreten  nxxr;  erfranfte  er,  fo  las  fie  iljm  öie  eingegangenen  Berichte  t>or*  Bei 
feiner  fonftigen  Perfc^loffen^it  empfanö  er  6iefe  innige  (ßemeinfc^aft  als  „eine  grofe 
€rlei<ijterung  unö  XDo^ltat".  Selbft  in  öie  2Ttilitän)eru>altung  öurfte  Cuife  fidj  erlauben 
^inein$ure6en.  2tls  6er  portragenöe  ©eneralaöjutant  f^l^mann  im  ^ru^ja^r  ^803  ftarb, 
fc^lug  öie  Königin  öen  ©berft  ^apow  als  Vertreter  por,  bis  fic^  ein  Hacljfolger  unter  iljm 
^rangebilöet  fyibe.  ^iersu  aber  empfahl  fie  öen  ©rafen  v.  (ßö^en ,  öer  Kenntniffe  auc^  in 
öen  Spradjen,  ^Ux^,  ©eift  unö  einen  5uperlafftgen  (Cljarafter  beft^e.  ^n  öer  tEat  wuröe 
©raf  ©ö^en  im  folgenöen  3<^^re  $unäc^ft  $unt  ^ügelaöjutanten  ernannt  €r  Ijat  ftc^  öann 
im  Kriege  pon  ^806  unö  ^807  als  X?erteiöiger  Sc^lefiens  unterblieben  Huljm  errporben, 
unö  man  mag  fic^  n>oljl  ausmalen,  ob  er  nic^t,  nadj  Königin  Cuifens  Hat  an  öie  Spi^ 
öes  2Ttilitärfabinetts  berufen,  manchem  Sdflimmen  porgebeugt,  manches  ©ute  geftiftet  ^e* 

Das  geiftige  Seifen  öer  Königin,  in  üerbinöung  mit  öer  uxid^fenöen  3""i9'^*  ^^^^ 
eljelid^en  2?er^ältniffes  5U  öem  ©ema^l,  entging  auc^  öer  Umgebung  öes  Königspaares  nic^L 
„Sic  lieben  fic^  tägliclj  me^r",  urteilt  ^rau  pon  üof  in  einer  iljrer  Heujaljrsbetrac^tungen; 
unö  öer  Kammerljerr  Pon  Sdjilöen  bericljtet  im  3^^^^  ^^0^  ^"  Crbprins  ©eorg,  öer  fur$ 
por^r  aus  3^^Ii^'"  "^<^  Berlin  surücfgefe^rt  nxxr:  „21m  meljrften  ;freuöe  ^t  es  y^nm 
ftc^er  gemacf^t,  öag  bas  ^äuslid^e  ©lücf  öes  Königs  unö  öer  Königin  fo  auffallenö  fort« 
fcljreitenö  unö  ftdj  bcfcftigenö  ift.  Die  Königin  Ijat  in  öen  $ipei  3^^*^^  unenölic^  noc^  in 
Qinftc^t  iljrcr  (Entuncfclung  gen>onnen,  bas  fa^cn  Sie  unö  idf  unö  einige  pon  uns  por^, 
jc^t  aber  mcrft  es  auc^  bas  grögere  publifum  mit  nni^rer  (E^rfurc^t  unö  einer  Tlnlfini^ 
lid^feit  an  öie  Königin,  öie  tpa^r^aft  rü^renö  ift.  Sie  fte^t  aber  auc^  ba  als  ZKufter  in 
jeöem  €ölen  unö  in  jeöer  Pflicljt.  2tuffallenö  ift  es,  »ic  öer  König  öiefen  ^^n  XDeri 
meljr  tpie  je  erfennt  unö  voas  fonft  nic^t  intmer  öer  ^all  nxir,  anfängt,  es  bis  in  öie 
feinftcn  Huancen  5U  äu|enu    Sie  meröen  fic^  öapon  felbft  über5eugen,  unö,  fopie^  ^  *^> 

•->2 


einmal  l>efte^en6e  Tlrt  un6  ZPetfe  erlaubt,  felbft  in  6en  ^(euferungen  Spuren  6er  grSf ten 
TlnlfänQlidfhxt  unö  XDertfcIjä^ung  ftnöen."  . .  • . 

ZlTan  bemerft  in  Sdfilbcns  IDorten  öen  leifen  tCaöel  gegen  öie  „einmal  befte^enöe  2trt 
unö  XDeife"  öes  Königs.  €s  lag  nic^t  in  ;Jrie6ri<ij  IDil^cIms  »ortfarger  Itatur,  öen  (Befüllen 
für  feine  (ßema^Iin  münölic^en  unö  gar  öffentlicljen  2tusörucf  5u  geben.  Sein  üer^alten 
gegen  fie  erfc^ien  öen  Seobacljtem  öarum  nic^t  feiten  unfreunölic^er  als  es  mar.  IDas  er 
ober  por  öer  XDelt  feufc^  in  fic^  perfc^Iof ,  ifat  er  fpäter  in  öer  Stille  feines  Sc^reib$immers 
um  fo  treu^ersiger  offenbart,  poll  innigfter  liebe  unö  tieffter  Cmpfinöung  für  bas,  was  i^m 
feine  Cuife  in  guten  mie  in  böfen  tCagen  perfSnlic^  gemefen  a?ar.  So  geöenft  er  i^res  üer^ 
Haltens  an  feinen  (Beburtstagen  unö  bei  feinen  (Erfranfungen: 

„ZlTein  ©eburtstag",  fcljreibt  öer  König,  „mar  für  fte  öer  feierlicljfte  (Tag  im  ^aliv, 
meine  IDfinfc^e  alsöann  5U  erraten  unö  5U  erfüllen,  mar  i^r  gan5es  Beftreben.  H)ie  a?o^I 
n>ar  mir  an  foldjen  feierlichen  (Tagen  bei  i^r,  mit  welcher  lieberollen  ^reunölic^feit  fpraclj 
fie  alsöann  5U  mir.  3^^^  2tugen  tt>uröen  in  folc^en  2tugenblicfen  5um  n>a^ren  Spiegel  l^rer 
reinen  ^immlifc^n  Seele  . .  •  3^^  Qonys  3"Tterftes  trat  gleic^fam  Ijerpor  unö  i^r  Blid 
wav  wie  perflärt." 

Befonöers  öanfbar  aber  empfanö  öer  König  Cuifens  ^ingebenöe  Ciebe  in  feinen  nic^t 
eben  feltenen  €rfranfungen,  bei  öenen  er  fic^  immer  als  »enig  bequemer,  ungeöulöiger 
Patient  seigte. 

„VOav  idf  franf,"  fo  ^t  er  felbft  fpäter  gefc^rieben,  „fo  mar  fie  meine  Pflegerin  unö 
a?as  für  eine  teilne^menöe  särtlidje  Pflegerin,  »enn  fie  midj  für  beöeutenö  franf  ^ielt!  3" 
öiefem  ^all  perlief  fie  faft  nie  mein  Bett  unö  fuc^te  mic^  öurd;  i^re  n>a^re,  nie  läftig 
»eröenöe,  ic^  möchte  fagen  ^immlifc^  ^^rtlic^feit  unö  teilnähme  5U5ufpre<ijen,  5U  beruljigen 
unö  meinen  Schmers  5U  erleichtern  unö  erträglicher  5U  machen.  Da  mar  feine  2trt  pon 
Sienft,  öie  fte  fic^  nic^t  untersog,  um  mir  ^ilfe  5U  leiften  unö  für  mi<fj  etwas  Jtngene^mes 
5u  tun.  3^,  ic^  möchte  faft  fagen,  öaf  in  folc^en  fällen  i^re  Ciebe  5U  mir  einen  noc^ 
tt>eit  innigeren  (Eljarafter  erhielt,  als  gemö^nliclj.  3^/  ^^  f^S*^  ^^^  "^^^  ^U>ft  bbmeilen, 
öaf  ic^  manchmal  gern  franf  »üröe,  um  mic^  Pon  i^r  pflegen  5U  laffen,  öa  fie  alsöann 
gar  5u  gut  gegen  mic^  Ȋre." 

„©attin  unö  lITutter",  »ir  Ijörten  es  aus  Cuifens  ZHunöe,  maren  i^r  teure  IDorte, 
öie  i^r  ^eilige  pflichten  beöeuteten.  X?ielleic^t  ift  fte  noc^  me^r  ©attin  gemefen  als  ZHutter, 
einfach  meil  öer  König  i^rer  noc^  me^r  beöurfte  als  i^re  Kinöer.  XDer  möchte  bas  abu>ägen 
nx)llen?  VOat  Cuife  unter  i^ren  Klnöem,  mit  i^nen  fpielenö,  iljnen  HTärdjen  ersä^lenö  oöer 
am  Kranfenbett  mac^nö,  fo  ipar  fie  gan$  itlutter  unö  öer  lITittelpunf t  unö  öie  Seele  eines 

123 


trauten  ^antiltcnglucfs,  bas  fte  aus  öer  iSrof eitern  un6  6er  (Eltern  f^aufe  nac^  Berlin  per» 
pflanst  un6  6ort  (^eimtfc^  gentac^t  Ifat 

Heic^er  Kinberfegen  frSnte  Mes  ^uslic^e  (Blüd.  (Es  n>ar,  als  ob  Cutfe,  fo  fagt  6er 
König,  nac^  tljren  IDoc^en  immer  „perjüngt  un6  perfc^Snt  erfc^ien",  fte  tpirften  bei  i^r, 
meint  ein  anöerer,  „tpie  eine  ^rüljja^rsfur".  IDie  oft  öac^te  6er  König  fpäter  „i^rer  ZDonne 
un6  if^res  (Entsäcfens^^  „tpenn  fte  nac^  gläcflic^er  (Entbin6ung  i^n  suerft  a)ie6er  an  i^r  fftti 
6rucfte  un6  if^r  Kleines  in  6ie  2(rme  ncäjm/'  ^u  if^rem  „Kleebldttc^en^',  ipie  fte  6ie  6rei 
älteften,  ^ri^,  IDiltjelm  un6  (C^rlotte  nannte,  fam  im  3uni  ^80^  ein  prins,  ein  befon6ers 
^ubfc^es  un6  liebenstPurMges  Kin6,  pon  6em  6er  ißrof  Pater  Karl,  6effen  Hamen  er  erhielt, 
fagte:  er  ift  unipi6erftc^Iic^,  un6  im  ^ebruar  ^803  eine  Prin$efftn,  6ie  nac^  Kaifer  Tlkfcmbct 
pon  Huf Ian6  un6  6effen  Sc^tpefter  f^elena  Patplotpna  2tlefan6rine  f^elene  genannt  ipur6e. 

Die  Kin6er  tpuc^fen  in  grof  er  ^rei^t  auf,  nic^t  an6ers  tpie  Cuife  felbft  in  Darmfla6t 
aufgetpac^fen  oKir,  in  ^5lid?fter  Ciebe  5u  6en  (Eltern  un6  5ueinan6er,  ipenn  es  auc^  an 
Streitigfeiten  un6  Balgereien  nic^t  feljite,  Sie  tummelten  ftc^  in  6en  (Barten  $u  Pots6am 
un6  (Cf^arlottenburg,  auf  6en  ZPiefen  Pon  Pare^  un6  6er  Pfaueninfel,  un6  befuc^ten  in 
Berlin  6en  ZPei^nac^tsmarft  un6  6ie  ZPei^nac^tsausfiellungen.  3^^^  größte  ^reu6e  tpar, 
6er  ZTTutter  entgegensueilen,  ipenn  fte  pon  einer  Heife  surficffam,  i^r  ^öc^fter  ^efttag  6er 
ZTTutter  ©eburtstag.  Die  bei6en  Heffen  6es  Königspaares,  Prin$  ^rie6ric^,  ^rie6erifeits 
So^n,  un6  Prins  ZDil^Im  pon  ®ranien,  6er  artigfie  un6  n>o^Ier5ogenfte  pon  allen,  beteiligten 
ftc^  oft  an  if^ren  Spielen  un6  gelegentlich  auc^  an  i^ren  Unterrid?tsftun6en.  (Es  tpar  eine 
frölflic^e  Sc^ar,  pon  6eren  Kin6ertagen  Houffeaus  (Er5ie^ungspre6igten  un6  Cuifens  3ud^n6» 
erinncrungen  allen  ^tpang  naf^men  un6  i^ncn  einen  Cebertsfru^Iing  fd^nften,  an  6effen 
©lücf  6ie  (Ernxtc^fenen  —  $ipei  Könige,  ein  Kaifer  un6  eine  Kaiferin  —  oft  $urücfge6ac^t 
I^ben.  Die  Königin  Ifcd  fidf  freiließ  felbft  sutpeilen  be6enflic^  gefragt,  ob  fte  nic^t  ju  nac^ 
ftdjtig  gegen  iljre  Kin6er  fei. 

3n  einem  Briefe  an  6en  Bru6cr  (ßeorg  pom  ^3.  ZTTai  ^803  fyii  Cuife  6iefcn  Kin6€r* 
freis  gefc^tI6ert:  „ZTlein  flein  (Eöc^terdjen,  2(Iefan6rine  {^elene  genannt,  ift  fo  ^ubfc^,  fo  fett, 
fo  run6,  als  ic^  es  nur  n^unfc^en  fann  .  . .  Karl  ift  6as  fd^nfte  meiner  Kin6er.  (C^rlotte 
ift  fef^r  grof ,  fanft  un6  gut  un6  if^re  (Ersief^ung  tpir6  nid;t  fdjtper,  ZPil^elm  iß  ein  fe^r 
fluges,  fontifdjes  Kin6,  poffterlic^  un6  ipi^ig,  ^ri^  fiber  alle  ZHaf en  leb^ft,  oft  unbänMg, 
aber  fcfjr  gefdjeit  un6  ein  gutes  f^er$.  (Er  perfpridjt  piel  un6  (ßott  ipir6  meine  ^fen 
(Bcbdc  nidjt  unerfüllt  laffen." 

ißrof e  ZTTutterliebe  un6  aud;  ettpas  2TTutterforge  fprec^n  aus  6iefen  ZDorten.  Cuife 
liebte  innigft  i^ren  (Erftgeborenen,  un6  Kronprins  ^ri^  ^ing  ebenfo  mit  fc^ipdrmerifdK^  ^»^^ 

194 


an  6cr  ZTTutter,  öeren  5d?on^cit  er  finölidj  betpunöerte.  Seine  tpadjfenöe  Cebljaftigfeit,  6ie 
fic^  ntdjt  feiten  in  Unarten  austobte,  madjte  es  im  3^f?^^  1800  notujenöig,  i^n  unter 
männliche  ^udit  $u  (teilen.  3""^  (Er$ie^er  wählte  man  nadj  einigem  ^ö^cm  6en  Heftor 
6es  altberü^mten  Päöagogiums  am  Klofter  Unfer  Cieben  grauen  $u  ZUagöeburg,  ^rieöric^ 
Celbrucf,  einen  Sdjüler  Bafeöoms,  eine  emfte  un6  finnige,  etwas  träumerifc^e  un6  fdjujärmerifdje 
Hatur,  nidjt  unberüfjrt  pon  6er  ©efuljlsfeligfeit  un6  »eidjen  P^ilantljropie  6es  ^8. 3^^r^ 
^unöerts,  pielleic^t  me^r  $um  PreMger  als  $um  Crsieljer  geeignet.  3m  3uli  1800  trat  er 
fein  2tmt  bei  6em  Kronprin$en  an,  im  ZUai  ^80^  wnvbc  i^m  audj  6ie  ^ürforge  für  6en 
Prin$en  HHßjelm  übertragen.  (Eine  befonöere  3"P^uftion  für  (Er5ieljung  un6  Unterridjt, 
wie  es  fonft  im  £)o^en$oIIem^aufe  üblidj  gewefen  n>ar,  erhielt  Delbrücf  nidjt;  Königin  Cuife 
begnügte  fidj  iljm  $u  fagen,  er  möge  6en  Kronprin$en  „$u  einem  guten  ZTXenfdjen  un6 
dürften"  er$ie^en.  IDie  er  6iefe  2tufgabe  5U  löfen  perfuc^t  Ijai,  fönnen  wxt  je^t  tCag  für 
(Tag  perfolgen  in  feinen  eben  erfdjienenen  2(uf5eid;nungen,  einer  überaus  reidjl^altigen  Quelle 
für  6as  f^ofleben  unter  ^rieöric^  UHI^Im  III.  un6  Cuife.  Delbrücfs  UHrffamfeit  blieb  nic^t 
auf  Me  €r$ie^ung  6er  beiöen  Prin$en  befdjränft.  (Er  ipuröe  $ur  tTeeftunöe  gejogen,  bei  6er 
6ie  Königin  gern  literarifdje  un6  tpiffenfcfyiftlidje  fragen  auftparf,  an  öeren  (Erörterung  er 
ftdj  beteiligte.  IDie  alle,  6ie  in  i^ren  Kreis  traten,  tpuröe  er  baI6  $um  »ärmften  Betpunöerer 
6er  ^o^en  ^rau.  (Er  fyxt  audj  6ie  Königin  auf  Bücher  aufmerffam  gemacht;  Klopftocf, 
öeffen  ^rü^Iingsfeier  iljr  befonöers  gefiel,  unö  (Engels  „pijilofop^  für  Me  IDelt"  Ijai  fte 
6urc^  i^n  fennen  gelernt.  Sc^er$en6  meinte  fte  öes^alb  einmal:  „Delbrücf  er$ie^t  ZTTutter 
un6  Kino."  ^reilic^  mar  er  öabei  nidjt  immer  glücflic^;  er  ift  es,  6er  6er  Königin  lDieIan6s 
2(gat^on  empfahl,  aus  6em  ftc^  noc^  2(us5üge  Pon  i^rer  £^an6  erljalten  ^aben. 

ZTTit  6en  2(uf5eic^nungen  Delbrücfs  fin6  aucf;  einige  Briefe  befannt  getPor6en,  6ie 
5tpifd?en  6er  Königin  un6  i^ren  Kin6em  getpec^felt  tpur6en;  beffer  als  alle  5c^iI6erungen 
$eigen  fte  uns  6ie  Ciebesinnigfeit  $tpifc^en  ZlTutter  un6  Kin6em,  fotpie  6ie  ißröge  un6  $ugleic^ 
6ie  Sdjlic^tljeit  6es  ^amilienglücfes  in  ^rie6ridj  IDilljelms  un6  Cuifens  f^aufe. 

Cuife  fdjreibt  an  i^r  „Kleeblättc^en"  (9.  September  ^8O0: 

„Geber  ^ri^I  Cieber  IDil^lml  Ciebes  (C^arlottd^n! 

ißuten  ZITorgen  liebe  Hebe  Kin6erc^en.  f)apa  füft  euc^  alle  in  <0e6anfen  mit  mir, 
un6  trägt  mir  auf  euc^  5U  fagen,  6af  i^m  tpie  mir  6ie  Ztlo^rrüben,  (Erbfen,  Kerbel,  Peterftlie, 
Boljnen,  Ko^I  un6  Solat  aus  eurem  (Barten  auf  eror6entIic^  piel  Z7ergnügen  gemacht  ^aben. 
Das  ftn6  rec^t  f[eifige  Kin6erl  fyd  Papa  gefagt,  ic^  wxü  alles  auf  i^re  <ßefun6^t  effen; 
un6  ic^  fagte,  6ie  guten  Kin6er  ^aben  es  fo  gern  gegeben,  es  machte  i^nen  fopiel  ^reu6e, 
es  5u  fc^icfen,  ipeil  fie  tpuften,  Papa  un6  ZMama  n)ür6en  fic^  rec^t  freuen,  un6  6as  tat 

125 


l^ren  f leinen  £)er$cn  tDO^I!  —  3^/  H^^«  Ktnöcrc^en,  wxt  fyiben  uns  rec^t  6aju  gefreut,  un6 
es  allen  ZTTenfdjen  9e5et9t  un6  (herbeigerufen,  6af  fte  euren  ^leif  ben>un6em  foUten.  freute 
ZTTittag  effen  wxx  ein  <0erid;t  Zno^rrüben,  bas  xlfv  gepflanst  un6  ge5ogen  Ijabt  Das  wirb 
fd?mccfen! .  •  •  Hun  lebet  n^o^I,  Hebe  Kinöer,  ic^  Hebe  euc^  pon  ganjer  Seele  un6  pon 
gan5em  £)er3en  un6  bin  twxQ  eure  $artKc^e  ZHutter.  Cuife.^ 

ZDir  fugen  noc^  einen  unöatierten  Brief  an  (C^Iotte  ^insu,  beffen  fransdftfc^es 
Original  im  ZDinterpalais  5U  Petersburg  aufbetpa^rt  nnr6. 

„ZTTeine  gute  (C^rlotte.  3dj  fenöe  Dir  hierbei  einen  tTaler.  (ßlaube  nidft,  ba^  idj 
barrxxt  6ie  rei$en6e  f leine  ©irlanöe  bejahten  »ill,  6ie  Du  mir  gefdficft  ^ft  un6  6ie  mir 
fopiel  Vergnügen  mac^t  ZTlan  fann  nid?t  besagten,  n>as  Ciebe  uns  öarbietet,  Mefe  Ciebe, 
6ie  Vidi  öiefe  ©irlanöe  »inöen  Hef  un6  6abei  6enfen:  „pe  wxtb  ZTTama  Vergnügen  mad^, 
un6  ic^  madje  ZKama  fo  gern  Dergnügen/'  Sonöem  ic^  fenöe  Dir  öiefen  tCaler,  6amit  Du 
l^eute  bas  Vergnügen  ^ben  fannft,  einem  2(rmen  ju  (^elfen  un6  6afär  yx  forgen,  6af  ein 
^amiHenpater  mit  ^rau  un6  Kino  pielleidft  einmal  eine  gute  Suppe  effen  un6  fic^  fättigen 
fann.  3^  vo^x^,  6af  6er  ißeöanfe,  an6em  ißutes  5U  tun,  ein  tpaf^rer  ißenuf  für  Sein  gutes 
Heines  ^er$  ift,  un6  ic^  bin  erfreut,  i^m  inMreft  Wefen  (genug  perfcfyiffen  $u  fSnnen, 

Deine  särtKdfe  Ztlutter  un6  ^reunWn  Cuife." 

Der  ^anüHenfreis  6es  KSnigspaares  enpeiterte  ftc^  mef^r  un6  mef^r.  Sc^on  im 
3<i^te  ^797  Ifatte  fxdj  ^rieöric^  IDil^elms  jfingfte  Sc^ipefter,  Prin$effm  2tugufte,  mit  6em 
(Erbprin$en  pon  treffen  ^Kaffel  permä^tt,  un6  mit  öen  na^pertpanöten  Prin$en  kes  £)aufes 
Sraunfd;n)eig  gc(}5rten  fortan  6ie  (^effifc^en  prinsen  5U  6en  ^uftgften  (Saften  6es  BerHner 
^ofes.  Die  (Efje  ipar  pon  2tnfang  an  nic^t  glücfHdj  un6  es  fam  fclbft  im  BerHner  Sc^Iof 
5U  Streitigfeiten  smifc^en  6em  jungen  Paare,  bei  6enen  2(ugufte  unter  6er  genxilttätigen 
tlatur  i^res  (ßatten  ^art  ju  leiöen  fyxU^. 

(ßlücfKdjer  wuvbt  öie  €^,  6ie  im  2tnfang  6es  3^^res  ^80^  6es  Königs  jfingper 
J3ru6cr  IDiltjelm  mit  feiner  Bafe  ZTTarianne  Pon  £)effen*^mburg  fc^Iof.  Die  prinseffin 
^atte  fdjon  ifjren  ^erjensroman  erlebt,  als  fie  6ie  f^anö  6es  prinsen  annahm;  fie  trat  o^ne 
(ßlücfsenpartung  in  6ie  €1^,  in  6er  fie  6oc^  reidjes  (ßlflcf  finöen  foUte.  3"  BerHn  erfc^ien 
fie  anfangs  faU,  wie  iljre  PerfönHc^feit  audf  fonft  enttäufdjte:  öie  f^ersogin  pon  Kurlanö, 
6te  an  6en  Z?ermä(}lungsfeierlid;feiten  teilnaf^m,  meinte,  man  ^tte  piel  e^r  Königin  Cuife 
für  öie  jugenöHdje  Braut  Ijalten  fönnen,  2lber  obgleich  fie  fic^  nur  redjt  fc^tper  eingeipd^nte 
unö  il^r  „über  alles  geHebtes^'  f^ontburg  nie  pergeffen  fonnte,  fo  tpufte  fte  ftc^  öoc^  baI6  am 
£)ofe  jur  (ßeUung  ju  bringen,    ^oc^gebilöet  —  Stein  perglidf  fie  mit  ZTittoria  (Cobnna     - 

.26 


un6  bei  aller  auf eren  ^urücf^altung  gemülPoU  unö  tparm^ersig,  feffelte  „©illctte",  wk  man 
fte  nannte,  ifjren  (ßcma^I  eng  an  ftdj  unö  geipann  audj  5U  Konigin  Cuife  halb  bas  redjle 
Vcrtfälttixs.  Beiöe  teilten  fte  6ie  Ciebe  5ur  alten  ^eimat,  5um  „Heidj",  $u  6en  (ßefdjtDiftem. 
2tber  Cuife  wat  öabei  eine  gan5e  Preufin  getDoröen,  ZHarianne  Ijat  nie  aufgefjSrt,  fic^  auc^ 
als  fjefftfdfe  prinscffm  5U  füllen.  Dem  König,  öeffen  5djn>ädjen  un6  ^e^Ier  Cuife  ftets  5U 
entfdjulöigen  bereit  tpar,  ftanö  ZHarianne  mit  i^rem  (ßatten  fritifdj  gegenüber.  3"  ^^" 
3a^ren  öes  Unglücfes  aber  Ijai  Cuife  an  2Tl!arianne,  wk  an  Cuife  Ha6$itpiU,  eine  treue 
un6  fluge  ^reunöin  gefunöen. 

2n  6em  ^offtaat  6er  Königin  ^atte  pdj  feit  6er  fronprin5lidjen  ^eit  toenig  geän6ert. 
Heben  ZHaffoiP,  Sc^iI6en  un6  Budj  »altete  nodj  6ie  (ßräpn  pon  X?of ,  tpie  jte  feit  ifjrem 
7^.  (ßeburtstag  {\\.  TXlävi  \800)  ^ief,  als  ©berljofmeifterin  ftattlidj  un6  rüftig  i^res  2tmtcs, 
me^r  als  je  bemüht,  Pon  6en  alten  Ctifetteporfc^riften  5U  retten,  tpas  fidj  unter  einer  fo 
je6es  Zwanges  fpotten6en  £)errfc^aft  retten  lief.  ®^ne  alle  ZTTenfdjenfurdjt  fdjraf  fie  por 
feinem  Streit  $urücf,  fobaI6  es  ftc^  um  6ie  2tufredjtljaltung  6er  i^r  Ijeiligen  formen  fjan6elte. 
Sie  ifaiU  einen  fingen  Kopf,  ein  tparmes  £)er$  un6  eine  immer  frifdje  Urfprünglidjfeit,  6ie 
il^r  auc^  fiber  6ie  preufifcf^en  (Bxtnyn  hinaus  neben  6er  Königin  eine  gennffe  Popularität 
fdjufen.  Königin  Cuife  felbft  ftan6  mit  i^rem  „Konteffindjen",  „2na6amdjen'',  ifjrer  „Doto", 
un6  tpie  fie  fonft  ifjre  ©ber^fmeifterin  fofen6  nannte,  auf  6em  freun6fc^aftlic^ften  ^ufe, 
un6  fa^  aud;  über  6eren  fleine  Scf;n>ad;en  tPo^ItPoIIen6  ^intpeg. 

3u  6en  fdjon  frflijer  eripä^nten  £)of6amen,  f^enriette  un6  Doris  p,  Werecf  tparen  nac^ 
6er  tCfjronbefteigung  nodj  mehrere  Ijin$ugefommen,  2tugufte  pon  ^eini^,  fpäter  mit  6em 
2l6jutanten  un6  ©berftallmeifter  6es  Königs  pon  3ögoiP  permä^It,  2l6eUfei6  pon  ^ar6enberg, 
6ie  6en  ^ransofen  £e  (Camus,  Pon  König  ^etom^  ©na6en  ©rafen  pon  ^ürftenftein, 
heiratete;  fie  un6  an6ere  blieben  nur  ipenige  3^^re  am  f^ofe,  2ln  ifjre  Stelle  traten  6ie 
(Gräfinnen  Cifinfa  pon  tTauen^ten,  6ie  (Tochter  6es  befannten  ißenerals,  un6  Bert^a 
pon  tTruc^fef ,  ^flbfdje  un6  muntere,  etwas  fdjipärmerifc^e  junge  Damen,  Cifinfa  als  Karten^ 
legerin  un6  Hadja^mungsfünftlerin  beliebt  Bci6e  ^aben  ftc^  erft  nadj  6em  2tbleben  6er 
Königin  permd^It,  Clfinfa  mit  6em  ©rafen  ©uftap  f^acfe,  Bert^a  mit  6em  mecflenburgifdjen 
^rei^erm  Pon  Pen^.  3^"^"  ^Q^"  ^^^  ^"if^  ^^"^  gütige  f^errin,  ^erslidj  teynefjmen6  an 
i^ren  Cei6en  un6  ^reu6en,  nadjfldjtig  gegen  i^re  ^armlofen  f leinen  Kofetterien,  auc^  ipenn 
6iefe  einmal  fogor  6em  König  galten,  un6  fie  felbft  traben  6ie  tfulb  6er  Königin  mit 
fc^tparmerifc^er  Z7ere^rung  pergolten. 

©ne  nur  unter  6en  ^f6amen  fc^eint  6er  Königin  wirflidj  nä^er  geftan6en  5U  ^ben, 
©räpn  (Cljarlotte  ZHoltfe,  6le  ^olbfc^wefter  6es  f^ersogs  pon  £)olftein=^Becf,  6ie  fcfy)n  ^79? 

127 


an  6cn  £)of  tarn  un6  i^n  crfl  perlief,  als  fie  jtdf  ^809  mit  ^rieöridj  itugufl  Cuötpig 
V.  6.  ZHartPi^,  6em  befannten  (ßegner  f^aröenbergs,  permä^Ite,  2tudj  fie  ipar  begeiftert  pon 
if^rer  £)errin.  Die  KSnigin  erfc^ien  i^r,  fo  fc^iI6ert  fie  bcn  erften  (£inbmd,  „in  6er  ^öc^flen 
un6  poUen6etften  23Iüte  il^rer  5c^5n(}eit,  liebreich,  einfach,  freunMic^,  tpie  ic^  nodf  nie  ein 
IDefen  gefe^en  ^be."  (Charlotte  ZHoItfe  tarn  halb  in  grofe  (ßunfi  bei  6er  Königin,  6ie  an 
ilfx  6cn  fte  felbft  befeclen6en  BU6ungstrieb  un6  6ie  (rugen6fc^n>ärmerei  liebte  un6  nne  eine 
ältere  erfal^rene  Sc^toefter  6er  £ei6enfd?aftlic^en  6urc^  gute  Hatfc^Iäge  6en  ZDeg  5um  (Slüd 
5u  ebnen  fudjte.  ,,n?enn  Sie  fortfahren,  3^re  Ceb^aftigfeit  5U  6dmpfen'',  fo  fc^rieb  fie  i^, 
„un6  3^«^^  €mpfin6Iic^feit  5U  mäßigen,  fo  werben  Sie  fe^,  tpie  Sie  pon  aller  IDelt  geliebt 
un6  perel^rt  tper6en.  nid^ts  untergräbt  6as  (ßlflcf  un6  befon6er5  eine  {^äuslid^feit  me^r,  als 
n^enn  man  ftdf  6er  (Empftn6Iic^f eit  uberläft,  mag  fte  taufen6mal  geredet  fein.  Sanftmut  muf 
überall  perseiljen,  6as  ift  6ie  Starfe  unferes  ©efdjiedjtes."  ^exttoei^e  galt  (ßräfin  ZlToltfe  für 
eine  Hebenbu^lerin  6er  ^rau  Pon  Kleift  un6  Cuifens  ^reun6fc^ft  fc^ien  snrifc^en  bei6en  5U 
fc^tpanfen.  Sann  aber  glaubte  fte  ju  bemerfen,  6ag  6ie  ißräfin,  aUjuftols  ^^f  ^^^^  Bil6ung, 
i^r  ^üljlen  auf  Koften  Ujres  ZPiffens  pemac^läffige  —  in  Cuifens  2(ugen  6as  fdfiperfle 
Derge^en.  Sie  tpur6e  fortan  etipas  5urucf^lten6er  gegen  i^re  ^f6ante,  blieb  aber  6od;  in 
näheren  Besie^ungen  5U  i^r  als  5U  6en  an6eren,  un6  be6auerte  fpäter  lebhaft  6en  ZPeggang 
6iefer  „ausge$eic^neten"  Perfon. 

3n  6iefem  Kreife  nun,  $tpifc^en  ißema^l  un6  l{in6em,  Denpan6ten  un6  ^fftaaten, 
pcrlief  in  Berlin  tpie  in  Pots6am  Cuifens  tägliches  Ceben  mit  6er  Hegelmdfigfeit,  6ie  alles 
am  ^ofe  ^rie6ric^  IDil^elms  III.  be^rrfc^te. 

5n>ifdfen  adjt  un6  neun  ertpadjte  6ie  Königin;  6ie  Kammerfrau  Sc^a6oip,  6ie  Sc^ipefter 
6es  großen  23iI6^uers,  fam  un6  ftellte  quer  aber  6as  Bett  ein  nie6riges  tTifc^c^n,  i>on 
6cm  Cutfe  6as  ^rü^ftücf  naijm,  meift  einige  tTaffcn  ScIjofola6e  mit  Sa^ne  un6  ^mebad. 
Dann  crfc^ten  6ie  ißräftn  Vo%,  6er  Kudjensettel  tpur6e  befproc^en,  n>obei  auf  6ie  einfachen 
Ciebltngsfpeifen  6es  Königs  Hucfftd?t  genommen  n>er6en  mugte,  Pu^  tpur6e  porgelegt  un6 
6ie  tCoiletten  für  6en  Cag  ausgeroäljlt.  Die  jüngftcn  Kin6cr,  6ie  Cuife  immer  gern  in  i^rer 
nädfpcn  Häl^c  ^atte,  tpur6en  Ijerbeigerufen,  6ie  ZTTutter  ^er$tc  un6  füfte  fie  im  littt  unb 
lief  fie  6ann  im  ^immcr  ^rumfpielen.  Cuife  fyxite  einen  f^ang  5ur  ißemäc^lic^feit,  tpie  fie 
auii  tro^  6er  ZTTa^nungen  6es  Königs  fxdf  tpenig  Betpegung  mad?te.  Xlodi  im  l^U  las 
fte  6ic  Leitungen,  befon6ers  6ie  f^mburger,  audi  tpo^l  Bücher.  (Segen  \\  Vilft  genof  fie 
läufig  cttpas  (ßcrftenfcf^Ieim,  6cn  fie  eine  Zeitlang  nrie  eine  Kur  gebrauchte,  um  ftärfer  5U 
iper6en.  (ßcmö^nlidf  crft  nadf  U  Uljr  er^b  fte  fic^  un6  blieb  in  einem  n>eifen  ZTlorgen^ 
flci6  ntit  einem  ZTTorgenmü^en,  6ie  älteren  Kin6er  empfangen6,  6en  2trjt,  auc^  eine"  '^^ 


6cn  anöercn  i^rcr  Ccfjrcr  im  (Englifdjcn  un6  in  6er  ZUufif,  Um  \2  Ufjr  ttwa  tarn  6er  König^ 
un6  mit  Cuifens  ^reifjeil  wav  es  aus.  Hafc^  flei6ete  fie  jtdj  an,  um  im  tTiergarten  mit  i^m 
fpa5ieren  $u  fahren;  bei  ungünftigem  IDetter  leiftete  fie  i^m  6afjeim  plau6em6  (ßefellfdjaft 
Pünftlldj  um  2  Ufjr  ging  es  $ur  ZHittagslafel,  5U  6er  Cuife,  6ie  erfl  tCoilette  madfen  mufte, 
nidjl  immer  redjt$eitig  erfdjien,  was  6er  König  fc^moIIen6  5U  rügen  pflegte.  Bei  6er  ZTTafjIseit 
tranf  fie  gern  Stettiner  Bier;  von  Speifen  liebte  fie  befon6ers  ro^en  Sc^infen  un6  Kartoffeln* 
TXadi  6er  tTafel,  6ie  eine  gute  5tun6e  6auerte,  madjte  fie  es  fic^  ttroljl  auf  einer  (C^ifelongue 
bequent,  urobei  fie  ein  Budj  las  06er  audj  ein  ipenig  fdjiummerte.  Dann  empfing  fie  Befudje, 
6ie  Komponiften  f^immel  06er  Heidjar6t,  mit  6enen  mupsiert  un6  gefungen  u>ur6e.  Die 
Weinen  £ie6er,  6ie  Cuife  $ur  (ßitarre  mit  einer  angenef^men  Stimme  portrug,  erfreuten  auc^ 
6en  fonft  fo  amufifdjen  König.  Cuife  felbft  fdjer$te  6arüber,  6af  fie  5uu>eilen  6eutfc^ 
un6  fransöftfc^  las,  englifdje  5tun6e  ^atte  un6  italienifdj  fang.  (Bing  6ie  Königin  nidjt  ins 
tC^eater,  6as  fte  feltener  befudjte  als  6er  König,  fo  perfammelte  man  ftdj  um  ficben  $ur 
(Ceeftun6e,  u>obei  fte  felbft  faft  niemals  ^^t  na^m.  Sie  fudfte  6abei  6ie  Unterfjaltung  in 
(ßang  $u  bringen,  ipas  i^r  freilidj  nidjt  immer  gelang.  ZTTeift  faf en  6ie  Damen  über  ifjren 
f^an6arbeiten,  wäljxmb  6ie  f^erren  ftdj  mit  Sc^adf  06er  Kriegsfpiel  befdjäftigten.  f^äufig 
n>ur6e  audj  Karte  gefpicit,  namentlidj  Habuge.  ^umMcn  las  Buc^  por,  ZHemoirenliteratur; 
$utpeilen  $ogen  fidj  audj  König  un6  Königin  $u  eigener  gemeinfamer  Ceftüre  in  ein 
Heben$immer  $urücf.  Um  neun  fdjiof  ftc^  ein  2tben6effen  an,  bei  6em  es,  tpie  mir 
fdjon  aus  6er  Sc^iI6erung  6er  prin$effin  UHI^elm  tpiffen,  nic^t  leb^fter  ^erging,  als 
n>dljren6  6er  tCeeftun6e. 

2tuf er  6en  genannten  ZTTufifem  Ifat  Cuife  audj  ZlTaler  un6  Bil6^auer  bei  fidf  gefetjen 
un6  bei  (ßeneüi  ^ddimunUmdit  geljabt,  ime  fie  überljaupt  für  Kunft  3"*«^«fF«  ""^  ^^^^ 
ftän6nis  jeigte.  Die  Sen6ungen  ißeorgs  aus  Hom  madjten  i^r  6ie  gröfte  ^reu6e  un6  6ie 
üerlufte  an  Kunftmerfen  6urc^  6ie  plün6erungen  6er  ^ran$ofen  fdjmersten  fte  fp5ter  tief, 
©em  unterhielt  fie  fic^  mit  Sdja6on>,  6em  fie  auc^  i^r  €inperftän6nis  mit  6em  6amals 
piel  angegriffenen  preufifdjen  Koftüm  feiner  ^el6^ermftatuen  äuferte;  im  (ßefpräc^  mit 
i^m  Ifat  fte  6en  (ße6anfen  eines  ZTTonumentes  für  ^rie6ridj  6en  ©rof en  angeregt.  Dem 
Bil6Ifauer  Haudf,  6em  fpäteren  Sdjöpfer  i^res  ©rab6enfmals,  6er  eine  geitlang  i^r 
Kammer6iener  wav,  fyxt  fie  6ie  erften  Sdjritte  auf  feiner  ruljmpoUen  Caufbaljn  erleidjtert. 
®ft  empfing  Cuife  6ie  Befuc^  pon  Berliner  (ßciftlidjen;  auc^  £)ufelan6,  iljr  Ceibarst, 
tpar  i^r  sugleic^  ein  Seelenarst,  6effen  tiefinnerllc^  ^römmigfeit  fie  fe^r  fc^ä^te.  gu  6er 
Umgebung  6es  Königs,  feinen  2t6jutanten  un6  Kabinettsräten,  Ijatte  fte  feine  näheren 
Besie^ungen;  ebenfowenig  5U  6en  ZTTiniftem,  mit  2tusnal>me  £)ar6enbergs,  6effen  ganse 

9 

129 


PerfSnlid^feit  xlfv  i)odi\t  fYmpatl^ifcf;  it>ar«  Unter  btn  preugifc^n  IKpIontaten  forrefponöterte 
fte  mit  6ent  Ztlarquis  Cucc^efmi,  bcm  preugifc^en  <0efan6ten  in  Paris,  un6  mit  Neffen 
(Btmcäjlm,  einer  geborenen  pon  tCarrac^;  fte  beforgten  i^r  Kopien  pon  Hap^el,  für 
öen  fie  nadj  il^rem  eigenen  ©eftänönis  ^fc^tpärmte'',  aber  audf  Parifer  ZHoöenniren,  tDofflr 
Cuife  6ent  ZITarquis  einmal  mit  5en  XDorten  öanfte:  i^ZDem  nichts  5U  grof  x%  ift  nidjts  5U 
Hein/'  Die  Vertreter  6er  fremöen  StaaUn  fa^  6ie  Königin  fap  nur  bei  feierlic^n 
(Empfängen  06er  grofen  f^offeftlidffeiten.  TXudi  öiefe  Kreife  teilten  6ie  allgemeine  Be* 
tpunöerung  für  Cuife.  „(Ein  ^eft  o^ne  öie  Königin  ift  fein  ^eft"  ^ief  es  bei  i^nen.  Xlodi 
längere  ^eit  nad^  6em  ZDeggang  pom  Berliner  Qofe  fing  ein  englifc^  Diplomat  mit  einem 
Kollegen  Streit  an,  n>eil  er  „^as  Znajeftätsperbred^^'  begangen  Ijab^,  in  6em  (Befielt  6er 
englifd?en  Königin,  6er  (Tante  £uif ens,  eine  gen>iffe  2(el}nlic^feit  mit  6er  unpergleic^lic^en 
preufifdjen  ,;Sc^nl}eitsfönigin''  fin6en  5U  n>ollen. 

(Einem  6iefer  jungen  englifc^en  Cegationsfefretäre,  (ßeorge  3acffon,  per6anfen  n>ir  eine 
anmutige  Sc^il6erung  6er  Königin;  er  fc^reibt  im  ^ebruar  ^803  an  feine  Sc^ipeftem: 
„(ßeftem  2tben6  wav  ^fball  5um  (ßeburtstage  6er  prinjefjtn  f^einric^.  Die  Königin  mar 
5ugegen,  perlief  aber  6en  Sallfaal  bal6  nac^  neun  Ul^r.  Kurs  Por  U  Ul^r  erfd^ien  6ie 
0ber^fmetfterin  (ßräfin  X7og  nne6er  im  Saale  un6  pertun6ete  6ie  glucflid^e  (Entbin6ung 
3l)rer  ZHajeftät  pon  einer  Coc^ter*  Dies  glücflidje  (Ereignis  betradjten  piele  2tnipefen6e  un6 
piele  2tbu>efen6e  als  fe^r  $ur  Unseit  um  einige  tTage  $u  frü^  eingetreten.  Denn  6ie  Königin 
^tte  perfprod^en,  am  \.  IXläxi  an  einem  großen  Znasfenball  teil5une^men  .  • .  •  ZDie  man 
perftcbert,  be6auert  6ie  Königin  il^re  unfreitpillige  2(ba>efenl;eit  ebenfo  fe^r  wie  il^re  ergebenen 
Untertanen  un6  Be«)un6crer.  Das  ^eift:  eine  grofe  UTenge,  6enn  in  6er  (ßefellfdfaft, 
bcfon6ers  unter  6en  jüngeren  Ceuten,  ^rrfc^t  ein  (ßefüljl  ritterlicher  (Ergebenljeit  für  fie,  un6 
ein  fonniges  £äd;eln  06er  ein  23Iicf  il^rer  ^ell  lac^en6en  2(ugen  ift  eine  (ßunftbejeugung, 
naif  6er  ntan  eifrig  trad?tet.  U)enige  grauen  fin6  mit  fopiel  Cieblidjfeit  begabt  als  fte, 
un6  fte  ift  ebenfo  liebensn)ür6ig  un6  anntutig,  als  fte  fd?ön  ift,  fie  ift  poU  Cebt^ftigfeit  un6 
gcljt  mit  ©eift  un6  ^reu6e  auf  je6es  Pergnügen  ein,  Dodj  idj  ntuf  inne^lten  06er  3^c 
n>er6et  6cnfcn,  6af  mir  6cr  Kopf  per6re^t  ift,  tpie  es  fdjon  fopiele  Köpfe  fm6  6urc^  6ie 
Sdjönljeit  un6  2Inmut  6cr  Königin  Cuife  Pon  Preußen," 

IDir  fal^n  Cuife  in  iljrem  geiftigen  Ccben,  im  Krcife  i^rcr  (ßefc^nnfter,  mit  il^rem 
(Ekitten  un6  il^ren  Kin6em,  tpie  in  6en  Bejiet^ungen  5U  i^rer  naiveren  un6  ipeiteren  Umgebung. 
Sueben  wir  noc^  6ic  Qauptsüge  il^rer  (Erfd^nung  un6  i^ror  Perfönlic^feit  fürs  5ufamnten« 
Sufaffen  un6  uns  5U  t>ergegcnn>artiaen. 

»5« 


Königin  Cuife  wat  feine  flafftfcf^e  S<i}5ni}ext,  i^r  ettpos  blaffes  2(ntli^  aber  ijatk 
—  nadj  6em  S^nQnxs  6er  ZTlalerin  Digie  le  Brun  —  feine  un6  regelmäßige  5^9^;  ^^^ 
biegfame  tfals,  auf  öem  bas  Sfanpi  e6el  ru^te,  öie  Sdjullem  un6  6ie  2Irme  iparen  pon 
fdjSner  ^orm  un6  i^re  ^arbe  blen6en6  frifdj;  bas  Efaav  wav  blonö,  6ie  ©eftalt  pon  taöellofem 
(Ebenmaß,  obrpo^I  öie  ^änöe  un6  öie  ^üfe  etwas  flarf  erfdjienen.  2tu5  öem  großen 
feelenpoUen  2tuge  ftra^Ile  ein  Blicf  pon  geminnenöem  Ciebreis»  Die  Sc^önljeit  öer  (ßeftalt 
5eigte  fic^  befonöers  in  öen  elaftifcf^en  Betpegungen  i^res  (Sanges,  unö  ipenn  fte  ritt  oöer 
tawik.  „Sie  wat  nie  fdjoner  als  5u  Pferöe"  meint  einmal  öer  König,  yjxe  Kleiöung  unö 
t^r  Sdfxnud,  voenn  jie  öffentlich  erfdjien,  rparen  immer  reic^  unö  gefdjmacfpoU;  öer  König 
felbft  IfaiU  fie  allmä^Iic^  5U  größerem  2(uftpanö  peranlaßt,  öa  es  il^n  peröroß,  n^enn  er 
immer  öie  elegante  Crfc^einung  ^rieöerifens  rühmen  ^rte^  3^^^  Haltung  ipar  rpuröepoU 
unö  unge5tt>ungen;  öie  Stimme  flangpoU,  mit  einer  leidjten  öialeftifdjen  ^drbung,  öie  il?r  einen 
befonöeren  Heis  gab;  iljr  (ßefprädj  ftets  einge^enö,  teilnefjmenö;  fte  perftanö  gut  5U5u^ören 
unö  öer  2lusörucf  ifjres  (ßefidjts  $eigte  leidjt  bas  3ntereffe  am  €r5dljler  unö  am  (Ersäfjiten, 

Der  5^uber  i^rer  anmutigen  Perfönlidjfeit,  öem  pdj  niemanö  entsog  unö  niemanö 
entstehen  fonnte,  lag  öodj  nidjt  fo  fe^r  in  i^rer  äußeren  (Erfdjeinung:  er  ftrömte  aus  i^rem 
3nnern,  öeffen  fdjöne  fanfte  £)armonie  i^re  Belegungen  befeelte  unö  in  i^ren  IDorten 
»ieöerflang.  lieber  i^rem  IDefen  lagen  feine  Sdjleier,  feine  Hätfel;  auf  il^rem  2(ntli^  los 
man  feine  ^ersensfämpfe,  fonöem  öen  tiefen  ^rieöen  einer  unbefangenen  reinen  Seele  unö 
bas  tpanne  (Sind  eines  £}evyns,  bas  fxdi  felbft  fro^  unö  gläcflicf;  fuf^It  unö  alle  frof;  unö 
glücflidj  madjen  mödjte.  ^rau  pon  Berg  fdjreibt  iljr  „eine  angeborene  Poefie"  $u;  anöere 
fpredjen  pon  öem  iöealen  Sdjimmer,  öer  fte  umfloß  unö  alle  be5auberte.  Des  Königs  unfro^ 
IDefen  fiel  oft  örücfenö  unö  läfjmenö  auf  feine  Umgebung:  Cuifens  (Erfdjeinung  tpirfte  befreienö, 
er^eitemö,  beglflcfenö*  (Es  XDav  nidft  ©naöe,  nic^t  ^erablaffung;  jeöer  füfjite  eine  aus  öem 
fersen  fommenöe  unö  5um  fersen  fpredjenöe  natürlidje  (Buk,  öie  fidj  audj  rafdj  in  tCatm 
öes  IDo^tooUens  unö  öer  ^ilfe  äußerte.  „3^  Wn  öen  iTlenfdjen  fo  gut,"  fc^rieb  Cuife 
einmal  an  ^rau  pon  Kleift,  „mein  ganses  IDefen  ift  Ciebe  für  fie,  ic^  mödjte  fo  gerne  öie 
iTlenfdj^eit  glücfltdj  »iffen  unö  öa$u  beitragen,  auf  Koften  meiner  felbft!"  3"  ^^  23e* 
glücfung  anöerer  fuc^te  unö  fanö  fie  ifjr  eigenes  (ßlücf.  So  erfc^icn  fte  immer  gleic^  gütig, 
unö  fie  ftrafjite  perfdjipenöcrifc^  i^re  ^ulö  unö  iljren  £iebrei$  aus  über  alle,  öie  ifjr  nafjten, 
pielleicfjt  bisipeilen  5U  rafc^  unö  yx  perfdjtpenöerifd?. 

Cuife  n>äre  fein  IDeib  geroefen,  ipenn  nidjt  öer  Sdjiüffel  $u  i^rem  IDefen  eben  in  ifjrem 
tfevyn  gelegen  Ijätte.  Dies  tftti  aber  ^tte  fic^  n^ä^renö  i^rer  3^0^"^  i"  ^^^  ^^fPW?* 
mecflenburgifdjen  ^amilienfreife  Pon  (ßefü^I  gleidjfam  fo  PoUgefogen,  öaß  es  je^t  leidjt 

9* 


fiberftrdmte.  (Es  fd^tpclgte  in  Ciebe  un6  ^reun6fd?aft,  tme  in  allen  bm  Ifolf^n  un6  cMcn 
(ßcfüljlcn,  6ic  Cuife  unter  6em  H?orte  „tCugenö"  perftanö.  Sie  liebte  es,  geliebt  5U  u>cr6en. 
„(D  wie  füg,  fo  geliebt  $u  meröen"  fc^rieb  fie  6em  Bru6er  (ßeorg  als  2tntn>ort  auf  einen 
feiner  Briefe,  yjve  (ßüte  perfagte  allemal  nur  6a,  xvo  fie  (ßeffi^lsleere  ju  benterfen 
glaubte.  ,,^ur  6ie,  6ie  lieben,  tpeinen,  begläcfen,  ful^len  un6  lachen,  fär  6ie  fyxbe  xdi  tfeti, 
Kraft  6es  ZDillens  un6  PoIIbringens.''  „ZDer  liebt  6er  lebt,  un6  nur  6er  lebt  6er  liebt, 
6as  ift  mein  IDafjIfpruc^,  mit  6em  idj  lebe  un6  perbe/'  Der  Stimme  iljres  £)er$ens  folgte 
Cuife  mit  unbe6ingtem  üertrauen,  in  allen  5o>^if«I"  un6  Kämpfen;  tpie  Karoline  Schlegel 
t^tte  fie  pon  pdf  fagen  fönnen:  „3^?  mufte  mic^  perlaffen  auf  mein  £)er$  über  Hot  un6 
tCo6  Ijinaus."  Denn  felfenfeft  ipar  pe  flberseugt,  6af,  wie  pe  an  ©eorg  fdjrieb,  „im  fersen 
flar  un6  6eutlidr  6as  ZDal^re  mit  gol6enen  Budfftaben  aus  (ßottes  tfanb  pe^t.'' 

2tudj  Cuifens  ^rSmmigfeit  wax  me^r  (ßefüljl,  (ßlaubensgefüljl,  als  6ogmatifdfe  lieber«» 
jeugung.  Sie  fc^lic^ten  religiöfen  (Ein6räcfe,  6ie  pe  aus  6er  ißrof mutter  f^aufe  mitgebradft, 
tparen  in  Berlin  im  Umgang  mit  Spal6ing  un6  ^Sllner  leicht  umgepaltet.  Sie  ntadfte 
pdf,  tpie  Spal6ing,  ein  (C^ripentum  surec^t,  6as  in  6er  ^römmigfeit  eine  Stu^e  fär  6ie 
(rugen6,  un6  in  6er  trugen6  eine  Stä^e  für  6ie  ^rSntmigfeit  pe^t.  Heligion  ^aben  Ifieg  il^r 
in  (ßott  6ie  IfSc^pe  trugen6  perel^ren,  it^r  nadjftreben  un6  pd;  i^res  Urbil6es  superpc^tlic^ 
freuen.  Dies  unerfdfütterlidje  ©laubensgefü^l  aber  6urdj6rang  leben6ig  i^r  gan$es  IDefen. 
Hie  Ifotte  pe  5U  (Dftem  Beidfte  un6  2Iben6malfl  perabfdumt,  auf  6as  pe  pd?  in  ftiller 
Santmlung  (Tage  lang  porsubereiten  pPegte  un6  6as  pe  in  einer  6er  Berliner  Kirchen  nac^ 
lutlferifdfem  Bef enntnis  na^m,  tpäljren6  6er  König  als  Hcformierter  6ie  Pots6amer  (ßamifon* 
firdfe  beporsugte.  Hodf  pn6  2(uf5eid;nungen  erl^alten,  in  6enen  pe  an  folc^en  tpeilfepoUen 
(Tagen  il^re  <ße6anfen  un6  (Emppn6ungen  ausfprac^:  il^ren  ißlauben  an  6en  (ErlSfer,  il^re 
6emutpolle  (Ergebenl^eit  in  ißottes  £^an6,  i^r  ppic^tgefülfl,  i^ren  reinen  ZPillen,  6en  ZDuiifc^ 
6urc^  ilfv  Beifpiel  5ur  Hac^at^mung  befon6ers  bei  i^ren  Kin6em  ansuregen. 

^reun61id?  un6  liebepoll,  gütig  unö  frontm,  fo  tpar  Cuife  in  6en  rulfigen  un6  fiteren 
(Cagen,  fo  blieb  pe  audf  in  6en  pürmifdfen  un6  6unflen  Reiten,  6ercn  Sdiaücn  fidj  xlft 
langfam  nun  näl^erten  un6  6eren  Sdfrecfen  6oc^  auc^  nodf  an6ere  ZDefensjüge  in  i^ 
offctibaren  folltcn. 


fünftes  Kapitel 
^voi^dien  2ile]canbev  unb  Hapoleon 

(1802— 1805) 


I.  3"f^^"^^"'u"f*  i"  ZHcmcI 

Jp^rcufcn  Ijattt,  wie  urir  fa^en,  audj  wd^rcnö  6cr  Koalition  Cnglanös,  ©eflerrcic^s 
unö  Huflanös  gegen  ^ranfreic^  in  6cn  3^^ren  ^799  un6  ^800  feine  Heutralitat  beljauptet 
Der  Derlauf  6es  Krieges  fdjien  i^m  redjl  $u  geben.  TXadj  anfänglidfen  glänsenöcn  (Erfolgen 
wav  bas  groge  Sänönis  ^auptfddjlicf;  infolge  pon  Streitigfeiten  Huflanös  mit  (Englan6 
unö  0efterretdr  5erfaUen.  ^ranfreic^,  bas  feine  (ßren$en  fdjon  Pon  einer  3"^öp^^t  beöro^t 
gefeiten  ^atte,  blieb  in  6er  Sd^tpeis  un6  in  tfoüanb  fiegreid;,  un6  an  6ie  Spi^e  6er  Hepublif 
trat  als  erfter  Konful  6er  aus  itegypten  5urficfgefefjrte  (ßeneral  Hapoleon  Bonapartc,  6er 
6ie  ©efterreidjer  bei  ZlTarengo  entfc^ei6en6  fdjlug  un6  6amtt  ©beritalien  5urücferoberte. 
Die  friegfu^renöen  TXlädiU  fc^ienen  erfc^Spft;  eine  frie6Iidje  Strömung,  ftdrfer  als  je  feit 
adit  3^1?^««/  ging*  im  ^erbft  ^800  6urc^  6ie  europaifdfe  politif.  3n  preugen  n>ar  man 
mit  6iefer  XDenöung  6er  Dinge  nic^t  un$ufrie6en;  ein  auf  eror6entlidfer  2tbgefan6ter  l^napati^, 
6er  ©cneral  Duroc,  6er  nodj  oft  in  entfc^ei6ungspoUen  tCagen  6en  IDcg  nac^  Berlin  madjen 
foUte,  fan6  am  preufifc^en  ^fe  6ie  freun6Ii(^fte  2lufnaf?me.  Zllan  ȟnfdfte  eine  Tlus^ 
fö^nung  snnfc^en  ^ranfreic^  un6  Huf lan6  un6  $ugleic^  eine  nähere  Üerbin6ung  preufens 
mit  6iefen  bei6en  Staaten,  unter  öeren  Sc^u^  man  sipei  grofe  politifc^e  giele  erreidjen  5U 
Mnnen  ^ffte:  eine  PoUe  (Entfc^Mgung  für  6ie  2lbtretung  preufifc^en  (ßebletes  am  linfen 

^33 


H^einufcr  un6  6ic  fcftcrc,  fosufagctt  pölfcrrcdjllidje  Scgrünöung  einer  preufifdjen  ^ü^rer* 
ftellung  in  Horö6cutfdjIan6. 

Die  2tusföl?nung  srDifdjcn  Xuflanö  unö  ^ranfrcidj  tarn  rafc^  5uftan6c;  roenn  man 
fidj  aber  in  Serlin  gcfdjnieidjelt  fjatte,  öie  Sesiefjungcn  $tDifdfen  beiöen  ZHädjten  $u  bc^ 
^errfdjcn  oöcr  ipenigftcns  $u  beeinfluffen,  fo  trat  pielmefjr  bas  (ßegenteil  ein:  Preufcn 
wntbc  abhängig  von  öeni  jeöesmaligen  Stanöe  6er  ruffifdj^fran$öftfc^en  Be$ie^ungen,  modjten 
6icfe  frcunMidje  fein  o6er  feinöfelige, 

^unäd^ft  stDang  6er  gemetnfame  Drucf  ^ranfreidjs  un6  Huflan6s,  6te  ftd;  gegen 
(Englan6  perbün6eten,  im  ^rül^jafjr  ^80^  Preufen  $ur  Befe^ung  J^annopers.  Dergeblidj 
Ijatte  man  pon  ^annoperfdjer  Seite  6ie  X?enpen6ung  6er  Königin  Cuife  für  ifjr  Qeimatlan6 
nad?gefud;t;  fte  erfldrte  6ent  (^annoperfdjen  2(bgefan6ten,  6er  König  tper6e  5ur  porläuftgcn 
Sefe^ung  genötigt,  6enfe  übrigens  nid;t  6aran  ftd?  frem6e5  <0ut  ansueignen.  2(ud;  il^r 
Dater  rpar  pon  Heuftreli^  ^erbeigefommen,  um  gegen  6ie  ©ffupation  5U  u?irfen. 

Kaunt  aber  nxiren  6ie  Preuf  en  in  Qannoper  etngerucft,  als  6ie  Had?rtd?t  aus  Peters^^ 
bürg  eintraf,  6af  Kaifer  Paul  Pon  Huflan6  in  6er  Hadjt  pom  23.  sunt  2^.  IXläti  ^80^ 
ermor6et  fei.  Sein  Hadjfolger  Kaifer  2tleyan6er  I.  perftän6igte  pdf  mit  (Englan6,  un6  6ie 
preu^ifdfen  (Truppen  tpur6en  tpie6er  aus  Qannoper  I^erausgesogen*  2(n6erfeits  glücfte  es 
im  lUai  ^802,  nadf  u>edjfeIpoUen  Üerfjan61ungen  mit  ^ranfreidj  ju  einem  Vertrage  über 
6te  preufifdfon  (Entfd?ä6igungen  5U  gelangen.  Preufen  ^tte  anfangs  aufer  l7il6es^eim, 
0snabrücf  un6  6em  (Eic^sfel6  6ie  frdnftfdfen  Bistümer  Bamberg  un6  IDürsburg  gefor6ert. 
(ßeftüfet  auf  6iefe  (Eriperbungen,  u>ür6e  Preuf  en  eine  maf geben6e  Stellung  in  Sü66eutfdflan6, 
eine  pöUig  be^errfdfen6e  in  Hor66eutfdjIan6  erlangt  Ijaben.  Sadjfen,  Reffen,  ^annoper 
tparen  {fier6urd;  geograp^ifc^  un6  6est^(b  aud;  politifd;  pon  Preußen  ebenfo  abt^ngig 
geiPor6en,  n?te  Braunfd?tpeig  un6  ZHecflenburg  es  bereits  tparen.  2(Uein,  als  6ie  preufifd^en 
piäne  bei  Huflan6  un6  bei  ^ranfreidf  auf  H)i6erfprudf  ftiefen,  lieg  man  fie  oljne  piel 
Umftdn6e  fallen  un6  begnügte  fidj  fdflieflidj  mit  Pa6erbom,  I7il6es^eim,  (EidjsfeI6  nebfl 
(Erfurt,  einem  tCeil  6es  Bistums  IHünfter  un6  einigen  Heid)sftd6ten  un6  2tbteien.  tTerritorial 
Omaren  6iefe  (Entfd^6igungen  für  6ie  preugifd?en  Perlufte  überreid)lic^  bemeffen;  politifc^ 
tpar  es  eine  nie6er(age.  XlxAt  6ie  (Erfor6emiffe  6er  6eutfd;en  Politif  Preufens,  fon6em 
6ie  IDünfdje  ^ranfreidjs  un6  Huf Ian6s  beftimmten  6ie  £ntfd}d6igungen  Preufens,  »ie  6i€ 
Umn?an6Iung  Seutfd;(an6s  6urdr  6en  Heidrs6eputationsfd?Iuf  ((805)  über^upt.  ^ugleic^ 
erlofd^en  6urd?  6iefe  Verträge  6ie  2(bmad?ungen  über  6ie  Semarfationslinie  un6  6ie  Vtt* 
abre6ungen  pon  ^il6esl^im  (fiefyc  oben  S.  88),  6ie  nadf  einem  IDort  Pon  ^ugipi^  6er 
<Brun6ftein  für  6en  Bau  6er  preufifc^n  {)errfd)aft  in  nor66eutfc^Ian6  ^tten  iper6en  foV'^n. 


Preußens  ücrHnöung  mit  6cm  Dcutfdjcn  Hctdjc  löfte  fidj  me^r  un6  mc^r,  o^nc  öaf  feine 
Stellung  in  Horööeutfdjlanö  an  ^eftigfeit  getDonnen  Ijätte, 

^rieöridj  IDißjelm  III.  un6  (ßraf  ^augipi^  waren  nidjt  o^ne  (Empfinöung  für  öiefe 
Hadjteile;  aber  im  ^inblicf  auf  Preufens  internationale  Stellung  gingen  fie  öarüber  ^inipeg* 
Sie  glaubten  nodf  an  6ie  2Tl!ögIidjfeit  öes  erfe^nten  Dreibunöes  mit  i^ren  beiöen  mädjtigen 
Hadjbam,  um  fo  me^r,  ba  man  mit  ^ranfreidj  in  gutem  ©nremeljmen  ftanö  un6  mit 
Huf Ian6  foeben  6ie  alte  sugleidj  politifdje  unö  öy^^Ptf^^  ^reunöfc^aft  erneuert  tpuröe. 

Kaifer  2tleyan6er  I.  pon  Huf  lanö,  6effen  ZHutter  ZTTaria  ^eo6oron>na  mit  6em  preuf ifdjen 
Königsljaufe  ijertoanM  u>ar,  fjattc  unmittelbar  nadi  6er  tTIjronbefteigung  in  feinem  erften 
Sdjreiben  an  König  ^rieöridj  IDil^elm  III.  Pon  6er  ^eftigung  6er  5tpifdjen  i^nen  befte^en6en 
pernxm6tfdjaftlidjen  un6  freun6fdjaftlidjen  Ban6e  un6  von  6er  l{onfoIi6ierung  6er  Be*s 
Sie^ungen  $u>ifdjen  6en  bei6en  Staakn  gefprodjen.  König  ^rie6ridj  IDilljelm  III.  ging  gern 
6arauf  ein:  neben  6en  politifc^en  (Ertpägungen  fyibm  gan5  perfönlidje  Stimmungen  tpefentlidf 
Ijiersu  beigetragen. 

tlodj  unter  Kaifer  Pauls  Hegierung,  gegen  (En6e  3^"uar  \80^,  ^atte  6er  €rbprin$ 
^rie6ridj  £u6tDig  pon  ZnecfIenburg:sSdnperin  mit  feiner  (ßema^Iin  ^elena  Paiplotpna,  6er 
(Coc^ter  Pauls,  6en  Berliner  ^of  befuc^t.  Die  (Erbprinseffin,  eine  blen6en6e  Sdjön^eit  pon 
faum  ^6  3^^^^"'  frft  \^  ZUonaten  permä^It  un6  ZlTutter  eines  Knaben,  6es  fpäteren 
(ßrofl^ersogs  Paul,  getpann  6urc^  il^re  iugen6lid;e  2(nmut  un6  i^re  naturlidje  Ciebens^ 
«)ür6igfeit  rafc^  6ie  ^reun6fc^aft  6er  Königin  Cuife  un6  6ie  fc^ujärmerifdje  Pere^rung 
l^onig  ;Jrie6ridj  IDilfjelms  III.  (ßlän$en6e  ^efte  «)ur6en  peranftaltet,  an  6enen  6eutfc^e  un6 
frcm6e  ^ürftlidf feiten  $afjlreic^  teilnahmen,  audj  tlapoleon  Bonapartes  jüngerer  23ru6er 
Couis  mit  feinem  2l6jutanten  ^a^ult,  un6  piele  (Emigranten,  ipie  Hiparol  un6  6er  in 
6er  6amaligen  Berliner  (ßefellfc^aft  tonangeben6e  Caraman.  3efon6ers  prunfpoll  tpur6e 
^a^inadji  gefeiert,  ipobei  6ie  (Erbprin$efftn  als  gütige  ^ee  6en  König  entsücfte,  un6  6er 
(ßeburtstag  6er  Königin,  6er  ^elena  reidje  (ßefc^enfe  machte.  Tlndj  fie  gefiel  pdf  ungemein 
am  Berliner  f^fe,  ipo  fte  fc^lieflic^  nidjt  me^r  als  Befuc^  betrachtet,  fon6em  $ur  fönig^ 
lidjen  ^amilie  gerechnet  ipur6e*  Kaifer  Paul,  erfreut  über  6ie  ljer$Iidje  2tufnaljme  feiner 
(Codjter,  flberfan6te  6er  Königin  6en  KatI^rinenor6en  un6  $eidjnete  audj  6en  Kronprin$en 
6urdr  ruffifc^e  <!)r6en  aus« 

Unmittelbar  nac^6em  6ie  Prinsefftn  Berlin  perlaffen  ^tte,  erfuhr  man  6ie  Kataflrop^ 
i^res  Paters  un6  6ie  (T^ronbefteigung  i^res  Bru6ers  2(lefan6er.  Tln  6er  Heigung  für  6ie 
Sdjipefter  belebte  fidj  6ie  tTcilnal^me  für  6en  Bru6er.  Die  Prin$effin,  6ie  mit  iljrem  ©ema^l 
im  Sommer  ^80^  nac^  Huflan6  reipe,  trug  6es  Königs  freun6lidffte  ©rufe,  2teuferungen 

^S5 


6cs  2^itxzi^cs  un6  6cr  Bcipunöcrung  für  6cn  jungen  Kaifcr  nadi  Petersburg.  3"  l^ten 
f^änöen  liefen  6te  ^ä6en  $ufammen,  6te  pdf  je^l  sunfc^en  6en  beiöen  dürften  fnüpften;  in 
i^ren  un6  ifjres  (ßenia^b  Unlerreöungen  mit  2tleyan6er  ift  bas  erfte  IDort  von  einer 
gufammenfunft  5«)ifc^en  öem  rufjtfdjen  Kaifer  unö  6em  preufifdjen  Könige  gefallen. 

2tuf  6er  Hücf reife  pon  Petersburg,  im  ©ftober  \B0\,  befudfte  bas  erbprinslic^e  Paar 
abermals  6en  preuf ifdjen  £)of,  imeöer  mit  ^öc^fler  ^reunMic^feit  aufgenommen.  Des  Königs 
5c^n?ännerei  für  6ie  ,/fci?5ne  f^elena^'  n>ar  nodi  geftiegen.  Xladf  i^rer  2(breife  im  ZHär} 
tDar  feine  fd;Ied?te  Caune  aufgefallen,  fein  geringes  (Entgegenfommen  gegen  andere  Sefuc^er. 
Daffir  ^tte  er  6er  frbprinseffm  in  ebenfo  ^rslic^en  tpte  ^umoriftifc^en  Briefen,  ipo^I  6en 
perfönlidjften  un6  eigenartigften,  6ie  je  aus  ^rie6ric^  IDill^Ims  ^e6er  gefloffen,  feine 
23ett>un6erung  offen  ausgefprodjen.  3^^*  uber^ufte  6er  fonft  $urücfljalten6e  König  fie  fo 
fe^r  mit  2tufmerffamfciten,  6af  6ie  ©bcr^ofmeifterin  2tnftof  na^m,  n)ä^ren6  6ie  Königin 
6cr  gegenfcitigen  2tnnäfjerung  Iadjeln6  $ufalj  un6  6ie  (Erbprinsefftn  nur  nodf  immer  meljr 
in  il^r  ^ers  fdjiof .  3"  Berlin  erso^Ue  man  fidj,  6er  König  Ifab^  von  6er  prinjeffin  per* 
langt,  fie  foUe  xifn  ^ri^  nennen,  un6  6a  fte  es  nic^t  getan,  fidf  fc^moUen6  Pon  ifjr  entfernt; 
6arauf  ^be  fte  i^n  beim  2trme  genommen  un6  „mit  6em  lieblidjften  2lus6rucf''  gefragt: 
„^ri^,  maulft  6u  nodj?" 

Bei  6iefem  Befuc^e  teilte  6er  (Erbprinj  6en  ZDunfc^  2(Iefan6ers  nad;  einer  ^ufammen« 
fünft  mit,  6ie  Pon  ^rie6ridj  HHI^Im  bereitnnlligft  angenommen  «)ur6e.  Xladf  6em  Dorfc^lag 
6es  Königs  foUte  6ie  Begegnung  wäitvenb  feiner  Heife  in  6ie  preufifdjen  (Dftpropinsen  im 
3uni  ^802,  un6  5tpar  in  Zricmcl  ftattfin6en. 

2tm  25,  ZTTai  traten  ^ric6ridj  IDißjelm  un6  Cuife  mit  6en  Brü6em  6es  Königs  6ie 
Keife  an;  aucf;  6ie  (Gräfinnen  X7of  un6  ZlToItfe  iparen  im  (Befolge.  Heber  Stargar6,  tpo 
6ie  Königin  an  6er  Hepue  .teilnahm  un6  6ie  tTruppcn  „fupcrb"  fan6,  sunfdfen  ZllanÖPem 
un6  Hepuebällen  ging  es  über  f^ammerftein  un6  ZHocferau  nac^  6em  fdjönen  Sc^Iof  6er 
Donnas  in  Sdjlobitten,  6as  6ie  Königin  an  (Efjarlottenburg  erinnerte.  Sie  fc^Iief  in  einem 
grofen  Himmelbette,  in  6em  fdjon  ^rie6ridj  IDilljelm  I.  un6  ^rie6ricl)  lDill?elm  IL  gefdjlafen 
^tten;  6cr  König  in  einem  benachbarten  ^xxnmcv,  in  feinem  Heifebett  auf  einer  ZHatra^ 
unter  einer  einfachen  pifee6ecfe,  6ie  er  immer  mit  ftc^  führte.  Dem  König  gefiel  es  in 
Scblobitten,  tPo  er  6as  patriarcijalifc^e  Der^ltnis  jn^ifcijen  ißuts^errfd^aft  un6  Ceuten  fo  rec^t 
nadj  feinem  Sinne  fan6.  2tm  IHorgen,  beim  ^rü^ftücf,  auf erte  er  pdf  Ijierüber  mit  tparmer 
2lnerfennung.  „Dos  fm6  6ie  guten  ^rüc^te",  bemerfte  er,  „pon  einem  langen  <ßäterbe{t| 
pon  (ßrofeltem  bis  auf  Urenfel.  Da  fönnen  ftc^  Sperren  un6  llnterfaffen  rec^t  fennen 
lenten  un6  Ciebe,  Vertrauen  un6  2(n^änglic^feit  aegeneinan6er  faffen;  aber  ipo  man  6ie 


Cafel  \2 


Canöguter  tt)ie  eine  ZPare  bdianbelt,  6ie  oft  felbft  unbefe^en  aus  einer  fyxrxb  in  6ie  anöere 
für  übertriebene  Preife  übergeben,  ba  tann  nidjts  (ßutes  aus  6er  IDirtfdjaft  tperöen." 

Hadj  fursem  Jtufent^alt  in  Königsberg  trafen  ^rieöridj  XDilljelnt  un6  Cuife  am 
8.3u"i  in  ZRemel  ein;  am  \0.3unt  fam  Kaifer  Jtleyanöer,  infognito  als  „comte  de  Russie", 
aber  ix>n  ZUiniftem  un6  2t6jutanten  begleitet» 

Die  ofter5ä^Iten  €in$eltpeiten  6er  Su\amrmntnrx^,  6ie  bis  5um  ^6. 3uni  dauerte, 
braud^en  ^ier  nid}t  tpiebergegeben  5u  tDeröen.  tTruppen  tDuröen  befid^tigt,  Bälle  peranftaltet; 
öabei  perfe^rten  König  un6  Königin  mit  i^rem  faiferlidjen  (ßafte  in  einer  Ungesmungen«: 
^eit,  6ie  eine  ^erslidje  2tnnäl?erung  gemattete  unö  begünftigte.  „Ztlan  pergnügte  pdj", 
fdjreibt  6ie  Königin,  „une  6ie  Kinöer  un6  fprang  ^erum  wie  6ie  Böcfdjen,  alles  wav 
glücflidj  un6  5ufrie6en."  Hur  einmal  erfuhr  6ie  ^eftfreuöe  eine  jä^e  Unterbredjung; 
6ie  Königin  tpuröe  ix>n  einem  plö^Iidjen  Bruftframpf  befallen,  6er  jeöodj  glücflic^erweife 
rafdj  tpieöer  porüberging. 

3«>ifd?en  6em  preufifc^en  Königspaare  un6  6em  ruffifc^en  Kaifer  fdjiof  pc^  ein 
^rcunöfc^aftsbunö,  in  Sdjnjarmerei  unö  (ßefü^Isfeligfeit  eine  fpäte  Blüte  aus  6en  (Tagen 
6er  (Empfinöfamfeit,  unö  $ugleic^  eigenartig  6urc^  bas  Spiel  6er  ftc^  freusenöen  perfönlidjen 
Heigungen  n>ie  öurc^  bas  ^ineinwirfen  politifc^er  3"*^^^ff^"*  2)es  jugenölidjen  ^avcn 
tippen  Poffen  über  pon  tTugenö  unö  Sedjtfdjaffen^eit,  pon  ZlTenfc^enliebe  unö  Pölfer* 
beglücfung  —  n>ar  es  ein  XDunöer,  öaf  öie  fdjiidjten  fersen  öes  preufifdjen  Königspaares 
folc^em  Sauber  erlagen?  Der  König  fagte  3u  feiner  (ßema^Iin:  „Das  fann  ic^  Dir  per:* 
pdjem,  öie  Suffen  ^ben  nie  einen  Kaifer  gehabt  «ne  öiefen."  ^ür  Cuife  poUenös  n>ar 
öie  Begegnung  mit  Kaifer  Jtiejanöer  ein  (Erlebnis,  bas  (Erlebnis  i^rer  ^rauenja^re.  (Es 
n>ar  geraöe  öie  ^dt,  in  öer  öie  Befanntfdjaft  mit  öer  neueren  öeutfdjen  Didjtung  itpr  3"neres 
tief  aufgewühlt  ^atte.  Sie  fanö  öen  jungen  Kaifer  feineswegs  „regelmäßig  fc^ön";  nur 
fein  2tntli^  perflärt  öurc^  einen  ^ng  engel^fter  (ßüte.  2tber  in  2Ue|;anöer  trat  i^r  ein 
ZUann  entgegen,  öer  mit  öer  Sc^Iidjt^t  unö  IDa^rljaftigfeit  i^res  eigenen  (ßatten  audj 
jene  glän$enöen  (Etgenfc^aften  5U  perbinöen  fc^ien,  öie  fie  in  i^rer  nädjften  Umgebung  per«» 
mifte.  ^ier  fa^  fie  es  por  fic^,  öas  3^^!^  w"  ^^  ^^^  ujeiblic^es  Seinen  geträumt 
^aben  mochte,  wenn  fie  l^ren  3^^"  P^"'  ^^  ^^^^^  Sdjiller  las.  (Ein  3^^^'/  ^^^  P^ 
i^re  ^reunöfc^aft  unö  Bewunöerung  freigebig  unö  rücRjaltlos  fc^nfte,  an  öeffen  PoUfommen«» 
^cit  fte  ftc^  aber  gans  unbefangen  Pon  je^t  ab  ein  Hec^t  sufc^rieb*  Darum  bat  fte  öen 
Kaifer  su  bleiben,  wie  er  fei;  öarum  warnte  öie  Sec^sunöswansigjä^rige  fc^wefterlic^,  nein 
mütterlid}  öen  Selbft^errfcf^er  Hußlanös  por  öen  (Befahren  jugenölic^er  Unerfahrene  unö 
jugenölidfer  Ceiöenfc^ft. 

157 


2lbcr  andj  Kaifcr  2((efan6er  ^at  bodi  unter  6cm  ^uber  ötefer  (Tage  geftanöen.  Die 
fdjönc  Königin,  6ic  bcfonöcrs  ^errlidj  ausfa^,  »enn  jtc  $ö)ifdjcn  6en  bctöen  ^firftcn 
5ur  Paraöe  ritt,  o6er  tpcnn  fic  mit  6cm  Kaifcr  tanstc,  6ic  „fte  enchanteresse",  n>ic  6cr 
Kabinettsrat  €ombar6,  ein  Ztugcnscugc  6cr  ^^fammcnf unft,  fie  nennt,  madjtc  auf  2Ilcyan6er 
einen  tiefen  un6  nadjljaltigen  (£in6rucf.  „€s  fc^eint  mir",  fc^reibt  6te  (ßräfin  Ciepen,  6eren 
(ßematpl  6en  Kaifer  nadj  JITemel  begleitet  ^atte,  „es  fdjeint  mir  nac^  ^örenfagen,  6af  man 
entsucft  ift  von  6er  Königin;  ic^  tpeif  felbft  nidjt,  ob  fie  nicftt  noc^  me^r  gefällt,  als  Me 
Kaiferin,  obglcidj  6as  fdjtpcr  ift."  nn6  6ie  polnifdjen  (ßegner  eines  preu^fdjr-ruffifdjen 
2?un6es  warfen  mit  6eutlidjer  2tnfpielung  6em  Kaifer  fpater  ix>r,  er  Ijabe  feit  ZITemel 
„in  Preufen  nidjt  me^r  einen  Staat  im  politifdjen  Sinne  gefeiten,  fon6em  eine  Perfon, 
6ie  itjm  teuer  fei/'  2tleyan6er  felbft  aber  ^t  nodf  nadj  5tpei  3^^^$<^^"*^"  ^^^  ^i"^^ 
Prinseffm,  6eren  (Erfdjeinung  feine  (Erwartungen  übertraf,  nidjts  fdjöneres  5U  fagcn  gewuf t, 
als  6ag  fie  6er  Königin  €uife  fetjr  ä^nlidj  fclje. 

So  gefdja^  es,  6af  tpä^ren6  man  6en  König  mit  feiner  Heigung  für  2tle|;an6ers 
fdjöne  Sdjwefter  £)elena  necfte,  2tle|;an6er  un6  €uife  in  fc^tt>armerifdjen  ^reun6fdjaftsgefü^len 
fidj  5U  einan6er  fan6en,  un6  6af  auc^  6er  König  pon  2lleyan6ers  geu>innen6er  Perfönlidjfeit 
angesogen  u>ur6e,  auf  6en  n)ie6er  6ie  treuffer$ige  23ie6erfeit  un6  offenbare  5u*>^fWffigfeit 
6es  Königs  günftig  einuHrften. 

Der  Kaifer  un6  6er  König  nahmen  es  bei6e  emft  mit  6iefem  ^reun6fc^aftsbun6e; 
un6  6odj  täufdjte  man  fidj  auf  bei6en  Seiten.  3^^^  glaubte  in  6em  an6ern  einen  perfön* 
lidjen  ^'^'^^""^  "i^*  ^^^/  fon6em  auc^  einen  politifdfen  2?un6esgenoffen  gewonnen  5U  {^ben. 
IDie  foljr  Derfdjie6en  aber  UHiren  6odj  itjre  (C^raftere  un6  6ie  itjren  <CI?arafteren  entfpredjen6en 
politifdjen  Syfteme  i^rer  Staateii:  6ie  rücf(län6ige  preufifdje  tTerritorialpoIitif  un6  6ie  auf* 
fteigen6e  ruffifdje  XDeltpoIitif.  ^rie6ridj  IDiltjelm  fa^  in  6er  3"*^^^*^*  ^^  Besietpungen  $u 
2^uf(an6  un6  6effen  Kaifer  nur  eine  Bürgfc^aft  metjr  für  6en  über  alles  geliebten  ^rie6en; 
6er  Kaifer,  6em  6ic  (ßrofmutter  Katljarina  6en  Hamen  6es  IDelteroberers  2tlefan6er 
gegeben,  glaubte  fic^  berufen  5um  Befreier  6es  pon  ^ranfreidj  gefnedyteten  (Europa  un6 
6cs  felbft  pon  Hapoleon  gefnedjteten  ^ranfreidj.  (Er  sweifelte  nidjt,  wenn  6ie  Stun6e  fdjiage, 
audj  6en  neuen  ^reun6  5U  6em  2tleyan6er$ug  nadj  XDeften  mit  fortreiten  $u  fönnen. 

Königin  Cuife  {jat  über  6ie  ^ufammentunft  in  ZITemel  ein  (Tagebuch  geführt,  in  6em 
fie  6ie  einseinen  Vorgänge,  6ie  Para6en  un6  Prunfma^le,  Ceeaben6e  un6  Cdnse,  mit 
djronifalifdjer  (ßewiffenljaftigfeit  per$eidjnet,  Pon  2Ile{'an6er  felbft  un6  l^ren  (Ein6rücfen  nur 
in  gc6dmpftem  (Tone  re6et.  2(ber  fdjon  am  (Tage,  nac^6em  man  in  ZITemel  unter  tErdnen 
poneinan6er  2lbfc^ie6   genommen,   fc^ricb  fie  6em  Kaifer,    pon  i^rem  5c^mer$  über  6ie 

I5f 


(Trennung,  von  6cm  tErofl,  6cn  fte  in  6cr  Hoffnung  auf  ein  JDieöerfe^en  in  5u>ei  3^^^^^" 
emppnöe.  PoIIenös,  als  fie  über  IDarfdjau  un6  Pofen  2tnfang  3"H  »ieöer  öa^eim  u>ar, 
gab  fie  in  Briefen  an  6ie  Pertraulen  itjres  £)er5en5  itjrer  fc^u>ämterifdjen  2?eu>unöerung 
für  Kaifer  2tleyan6er  begeiflerten  2insbvnd.  So  fdjrieb  fte  6em  2?ru6er  (ßeorg,  6er  itpr 
von  feiner  Sc^meiserreife  beridjlet  fjaü^,  am  \3»3"'i»  /r3<^  f^^  i^<^^  '^i"«  2tlpen,  aber  ic^ 
fa^  ZHenfdjen,  o6er  pielmetjr  einen  ZHenfc^,  im  gansen  Sinn  6e5  IDorts,  6er  6urc^  einen 
2tlpenbetPotjner  ift  ersogen  u>or6en  un6  6effen  2?efanntfc^aft  me^r  wert  ift  als  alle  2tlpen 
6er  XDelt»  Denn  6iefe  tpirfen  nidjt,  aber  jener  nrirft,  perbreitet  (ßlücf  un6  Segen  mit  ie6em 
(Entfdjiuf,  mit  je6em  Blid  madjt  er  (ßlücflic^e  un6  ^n^zbenc  6urdj  feine  ^uI6  un6 
Ijimmlifc^e  (ßüte.  Dag  idj  von  6em  Kaifer,  von  6em  einsigen  2tleyan6er  fpredje,  ^aft  Du 
6odj  woifl  Derftan6en»  €ieber  (ßeorg»  2tdj,  tpie  piel,  wie  piel  ift  mir  6iefe  Befanntfdjaft 
tpert.  Hidjt  ein  XDort,  tpeldjes  man  5u  feinem  €obe  fpridjt,  fann  je  in  Sdjmeidjelei  aus^ 
arten,  6enn  er  per6ient  alles,  was  man  nur  (ßutes  fagen  fann  ...  Die  ZRemeler  (Entrepue 
n>ar  göttlidj,  6ie  bei6en  ZHonardjen  lieben  fidj  särtlic^  un6  aufridjtig,  gleidjen  fic^  in  itpren 
^errlic^en  (ßrun6fä^en  6er  (ßeredjtigfeit,  ZHenfc^enliebe  un6  Ciebe  5um  XDo^I  un6  Beför6erung 
6es  ©Uten.  2Iudj  i^r  (ßefc^marf  ift  gleidj.  i>iele  (Einfadj^eit,  £)af  6er  (Etifette  un6 
(ßepränge  6es  Königs^  un6  Kaifertums.  2lUes  ging  ermünfd^t  un6  gut  un6  es  Q>ir6 
immer  fo  ge^en"  . . . 

Den  Brieftpedjfel  mit  Kaifer  2tleyan6er,  „itprem  lieben  Petter",  fe^te  Cuife  Peifig 
fort,  n>ie  fie  auc^  (ßefdjenfe  mit  i^m  austaufc^te.  Dem  König  blieb  6ie  Pere^rung 
feiner  (ßema^Iin  für  6en  ruffifdjen  Kaifer  feinesmegs  ©erborgen;  aber  er  n>ufte  audj,  6af 
6iefe  Besie^ungen  „rein  un6  e6el"  »aren.  €r  feinerfeits  forrefpon6ierte  eifrig  weiter 
mit  6er  (Erbprinseffm  ^elena,  6ie  bereits  im  £)erbft  \802  abermals  $u  längerem  Befudj 
eintraf  un6  6abei  an  6em  i^r  5U  €^ren  perfc^obenen  (Emtefransfeft  in  Pare^  teilnahm. 
<£s  fin6  eben  nodj  6ie  tEage  jener  fc^märmerifc^en  ^reun6fc^aften,  6ie,  n>ie  n>ir  aus 
IDiltjelm  pon  ^umboI6ts  fürslic^  peröffentUdjten  3"S^^^triefen  tpie6er  gefe^en  Ijabm, 
5reun6fc^aften  bleiben,  aber  suipeilen  6od;  in  6ie  e^elid^en  Besie^ungen  hinübergreifen  un6 
g(eid}fam  auf  6eren  Koften  ftd;  aus6e^nen. 

Die  neue  preufifdf^^ruffifc^e  ^reun6fc^ft  erfuhr  gleidj  im  3^^^^  ^8^3  eine  fdjmere 
Belaftungsprobe.  IDä^ren6  6ie  preufifc^e  Politif  auf  6er  (Erljaltung  6es  europäifdjen 
^rie6ens  beruhte,  erfalteten  6ie  Besie^ungen  swifc^en  ^ranfreidf  un6  Huf Ian6  un6  $n>ifdjen 
^ranfreicf)  un6  (Eng(an6  fam  es  3U  heftigen  2(useinan6erfe^ungen,  meldte  6ie  Dauer  6es 
^rie6ens  in  ^rage  (teilten,  ^ierpon  ipur6e  Preugen  in  feinen  Cebensintereffen  fofort  aufs 
empfin6lidffte  getroffen.    2tm  20.  ZTIars  ^803  erfc^ien  (ßeneral  Duroc  in  Berlin,  um  int 

139 


2Iuftragc  Hapoleon  Bonapartes  ansufiinöigen,  6af  ^ranfreidf  bei  2Iusbrudj  6es  Krieges 
mit  (gnglanö  6as  Kurfürftentunt  £)annoper  befe^n  tt)er6e. 

Znit  Duroc  tarn  audf  ein  2t6jutant  Hapoleons,  (ßraf  Segur,  nadf  Berlin,  6er  fic^  fpäter 
öurdj  feine  „(ßefdjidjle  6er  großen  2trmee  in  Huflan6"  einen  beräumten  Hamen  gemacf^t 
^t.  €r  ^atte  6ie  (Etjre,  6er  Königin  Cuife  porgefteUt  5U  iDer6en,  pon  6er  er  eine  ScbiI6erung 
entnrirft,  6ie  ^ier  ido^I  eingefdjaltet  iDer6en  6arf.  „(Eine  6er  (Erinnerungen/  fdfreibt  er, 
„6ie  mir  pon  meiner  fur$en  Seife  nadj  Berlin  geblieben  fin6,  ifl  6ie  Ben>un6erung,  tpelcf^e 
nur  6ie  fdjöne  un6  geiftreidje  Königin  pon  Prcuf en  einpöfte  . . .  3^  glaube  nodj  6iefe 
^ärftin  por  mir  3U  fe^n:  ^alb  ^ingeflrecft  auf  ein  prächtiges  Sofa,  ein  goI6ener  Dreifuf 
neben  Ujr,  ein  Sdjieier  Pon  orientalifdjem  Purpur  um  6ie  elegante  un6  anmutige  (Caille* 
3n  6em  Klang  i^rer  Stimme  lag  eine  fo  ^rmonifc^  Sanftheit,  in  iljren  XDorten  etnnis 
fo  Iicbensn>ür6ig  un6  rü^ren6  ^inreifen6es,  in  i^rer  ^Itung  fo  piel  Seis  un6  ZTTajefldt^ 
6af  xdf  einige  Jtugenblicfe  pöUig  betroffen,  midj  einer  jener  (Erfc^inungen  gegenüber  glaubte, 
6eren  berfl<fen6e  un6  be5aubem6e  BiI6er  uns  6ie  fabeln  6er  alten  Reiten  gefdfil6ert  ^ben." 

Die  (Eröffnungen  Durocs  riefen  in  Berlin  nidjt  geringe  Beflürjung  Ijerpor.  nadj6em 
man  sunäc^ft  pergebKd^  perfud^t  ^tte,  6en  Tinsbrndj  6es  Krieges  6urc^  6ip(omatifc^e  ZTTittel 
möglic^ft  ^inaussufc^ieben  un6  6ie  (ßegenfä^  6er  in  ^nnoper  aufeinan6erftof en6en  3"t^i^«ffcn 
6urc^  u>o^Igemeinte  Porftellungen  nadf  allen  Seiten  ^in  aus$ugleic^en  un6  $u  perfö^nen, 
empfahl  6er  ZHinifter  (ßraf  ^augn>i^,  5ur  SidferffeUung  Preußens  gegen  6ie  ^olgeii  6es 
Krieges,  6ie  abermalige  Befe^ung  ^annopers  6urdf  preufifdje  (Truppen.  XDie6erum  n>ur6e 
Königin  Cuife  an  6en  hierbei  gepPogenen  l?er^an6Iungcn  beteiligt.  Der  Qersog  pon  <Cambri6ge, 
i^r  Petter,  fdjrieb  i^r  im  3"*^^<^ff^  £)annopers,  un6  fie  permittelte  6cm  ^nnoperfd^en  W> 
gcfan6ten,  ZTlajor  p.  6.  Decfen,  auf  6effen  Bitte  eine  Pripatau6ien5  bei  6em  König.  2Iuf  6ie 
Jtnrcgungen  6es  (ßefan6ten  »cgcn  einer  neuen  Demarfationsllnie  5um  Sd^u^e  nor66eutfcfy» 
Ian6s  per^ielt  fic^  6er  König  able^ncn6;  6as  Q>ur6e,  meinte  er,  je^t  3U  einem  Kriege  mit 
^ranfreid}  führen,  6cn  er  bis  aufs  äuferfte  permei6en  muffe;  aud^  eine  Befe^ung  6e5 
£an6es  6urc^  preufifdje  tTruppen  tt>cr6c  ^ranhcidj  nidjt  sugeben;  übrigens  ^be  er  buxdi 
6ie  ©ffupation  im  3<*tjre  ^80^,  6ic  6odj  Ie6iglidj  5U  ^nnopers  Beftem  geipefen,  bei  6em 
£an6e  fclbft  »enig  Danf  gecmtet. 

Heben  6er  ^rie6fcrtigfcit  6es  Königs,  6ie  por  6er  blof cn  Znögltdjfeit  einer  friegerifc^ 
Penpicfelung  mit  ^ranfreidj  surucffdjrecfte,  ipar  es  Sücffidjtna^me  auf  Huglan6,  ipos 
6ic  preuf ifc^e  Politif  cntfc^i6en6  beeinflufte.  gtpel  ^tftt  frä^r  ipar  6ie  Befe^ung  t^upt* 
fäd^lid}  auf  rufftfd^en  eintrieb  gefd^ct^n;  je|t  erfUrte  fxdf  Huflan6  6agegcn,  anfd}einen6  aus 
TlvQXDolin  gegen  ein  ^eimlid^  (Einperftän6nis  Preugens  mit  ^ranfreid). 


IDenit  liktnadi  6ie  2?efe^ung  ffannovtts  öurdj  prcufifc^  ^vuppzn  unterblieb,  fo 
beantragte  (ßraf  £)augtt)i^/  tpenigftens  bnvdi  gctPtffe  mUitärifd^e  Haftungen  fid;  auf  alle 
3tt)ifdjenfäUe  6es  englifdj^^fransöfifdjen  Krieges  porsubereiten»  Der  König  $ögerte,  einer  ZTTafs» 
regel  5U5uftimmen,  öeren  tTragtpeite  jidj  fc^ujer  abfetpen  lief ♦  €r  perfc^ob  6ie  (Entfdjeiöung 
auf  eine  Befpredjung  mit  feinen  militärifdjen  Hatgebern,  6ie  bei  6en  ZTTanÖpem  in  6er 
Umgegenö  pon  ZITagöeburg  ftattfinöen  foUte  unb  5U  6er  er  auc^  6en  (ßrafen  Qaugtpi^  etnlu6* 

2Int  25»  Ztlai  traten  König  un6  Königin  6ie  Sommerreife  an,  6ie  sugleic^  tTruppen^? 
repuen,  6er  Befidjtigung  6er  neuen  (Enperbungen  Preuf  ens  in  (Thüringen  un6  penpan6tfc^ft^ 
lidjen  Befudjen,  namentlidj  6es  fur^efftfc^en  ^ofes  in  XDiI^eImsba6,  gelten  foUte.  Drei  (Tage 
fpäter,  am  28.  TXlai,  tarn  es  in  Cörbeli^  auf  6em  rechten  (Eibufer  5U  Beratungen,  6ie  für 
6as  Sdjicffal  Preufens  un6  Deutfdjlan6s  pon  grofer  Be6eutung  tper6en  muften.  (ßraf 
^augtpi^  legte  einen  (Erlaf  an  6ie  preufifc^e  (ßefan6tfc^aft  in  Paris  por,  in  ipeldjem  6er 
fransöpfdjen  Hegierung  6er  Per$idjt  auf  6en  (Einmarfc^  in  ^annoper  porgefdjiagen,  sugleic^ 
aber  6ie  Pomatjme  militärifdjer  Haftungen  in  Preufen  aus6rü<flidf  angefün6igt  ipur6e» 
Der  König,  in  Uebereinftimmung  mit  feiner  militärifdjen  Umgebung,  iiamentlidj  mit  6em 
©berft  Pon  Köcfri^,  perujarf  6en  Porfc^Iag  6es  (ßrafen  ^augn>i^.  €r  erflärte,  6af  6er 
2Ttinifter  5U  fc^ujars  fe^e:  nur  fc^u>adje  tCruppenteile  foüten  an  6er  ^annoperfdjen  (ßren$e 
aufgefteUt  werben.  7lm  nädjften  tCage,  in  fdjlec^ter  Caune,  fe^te  er  mit  6er  Königin  6ie 
Seife  nadj  (Thüringen  fort:  aus  (Erfurt,  am  3^.  Zitat,  fc^rieb  6er  Kabinettsrat  £ombar6 
an  ^auguri^:  „Hic^ts  n>ir6  uns  per^in6em,  nadj  U>iltjelmsba6  5U  reifen." 

Das  Syftem  6er  Zleutralität  nor66eutfd;Ian6s  lag  5ertrummert  am  So6en.  TXadibem 
Preufen  fidj  pon  6er  Pertei6igung  6es  Deutfdjen  Seiches  ^795  un6  ^796  surflcf gesogen 
^atte,  perfagte  es  nun  auc^  6en  Staaten  nor66eutfd}(an6s  6ie  Qilfe,  6ie  6od^  feine  eigenen 
3ntereffen  unbe6ingt  geboten  Ifatten;  wie  lange  n>er6en  6ie  preufifc^en  (ßren$en  felbft  noc^ 
unperle^Iidj  bleiben  un6  auf  6en  Sdju^  i^res  Staates  rechnen  fönnen? 

XDätpren6  fran$öfifc^e  (Truppen  6as  Kurfurftentum  ^annoper  überfluteten  un6  swifc^en 
€lbe  un6  IDefer  ftc^  feftfe^ten,  reifte  6er  König,  6er  feine  gute  Caune  baI6  n)ie6crfan6,  mit 
6er  Königin  über  ^tI6burg^aufen,  Koburg  un6  2Insbac^  nadj  U>il^Imsba6,  nx)  fämtlidje 
Sdjttjeftem  6er  Königin  ebenfo  wie  6ie  Brü6er  un6  Sdjipeftem  un6  Sdju>äger  6es  Königs 
fic^  5ufammenfan6en*  2Iudf  Königin  Cuife  ^e  6te  politifc^en  Sorgen,  ipenn  fte  i^r  über:^ 
Ijaupt  nä^er  gefommen  iporen,  baI6  pergeffen.  2^  Xt>il^elmsba6  lief  fie  (ßoet^es  ZHutter 
une6er  5U  jtdf  cinla6en,  plau6erte  mit  i^r  Pon  6en  unpergef  lidfen  3ugen6tagen  in  ^ranf fürt  un6 
befc^cnfte  fie  mit  einem  goI6enen  „^alsgefdjmei6e".  Pon  gansem  fersen  genof  fte  6ie  ^reu6e)i 
6er  Seife,  por  allem  6ie  IDonne  6es  H)ie6erfe^ens  mit  i^ren  6rei  Sdjweftem.   Dem  Bru6er 

Hl 


(Beorg,  6cr  nodj  in  3talicn  tpciltc,  fdjrieb  fie  nadi  6er  Hürffc^r  ix>n  C^arlottenburg  aus; 
^3^  o>ö^  ölfo  tt)ic6er  in  6en  glürflidjen  (ßcfiI6en,  n>o  mir  unfcrc  ungetrübte  Kinö^ett  unö 
3usen6  subradjten.  2tc^!  34  '^^^  ^^  "^4*  befdjretben,  mit  tpeldjen  (Befüllen  ic^  fie 
6urc^Iief.  Dodj  bas  fdjujore  idj,  6af  Du  immer  unter  uns  UHirft,  n>o  6ie  pier  Sc^oefiem 
nxxren,  un6  6ag  unfer  2(usruf  aus  allen  Kehlen  gleid^  n>ar:  ,(Bott,  nxis  ftnö  mir  bodf 
glürflidj,  u>äre  (ßeorge  nur  bei  uns,  [o  ujäre  es  ix>Ufommen*,  un6  nxis  am  fonöerbarften 
tpar,  ift,  6a0  öiefe  ZPa^r^eit  fxdf  bis  auf  6ie  Kammerfrauen  erftrecfte;  Q>ie  oft  beim  Tlns* 
sieben  in  H>iltjelmsba6  fagte  mir  6ie  Sdiabow  nidjt:  ,€s  fe^lt  niemanö,  wie  6er  ^rr 
€rbprin3,  6er  madjt  alles  fdjöner  un6  Ieben6iger*.  34  fam  6en  ^3**"i  "<^4  ^iI6burg* 
Ijaufen.  Unten  am  Sdjiog  ftan6en  6ie  5u>ei  dlteften  Sdjn>eftem,  alle  Kin6er,  6ie  fidf  nadj 
6er  Sei^  an  meinen  ^als,  l{Ici6er  un6  Sdjleppe  fingen.  Das  wav  n>ic6er  ein  ^inmilifc^r 
21ugenblicf !  ♦ . .  Den  ^.  2^nx  gingen  n>ir  über  Koburg  nadj  ^ürtlj ...  3"  S^^^^  f^"^  ^ 
^rie6erife.  Diefe  ^^f^^ntmenfunft  n>ar  bcinalje  metpr  fdjmerslidj  wU  erfreulidj.  34  glaube, 
wir  cmpfan6en  im  2Iugenblicf  6es  Xt>ie6erfetpens  un6  6cr  crften  Umamtung  6en  gansen 
Umfang  6cs  Unglü<fs,  poneinan6er  getrennt  3u  fein,  6enn  fie  tpeinte  fo  ^eftig,  6a0  fie  ft4 
nidjt  ertjolen  fonnte,  un6  idj/  öIs  fie  midf  aus  i^ren  2Irmen  loslieg,  beinah  otjnmädjtig. 
34  f<^"^  P^  fo  SU*  w"^  ^übfc^  als  m5gli4  •  •  ♦  Den  ^2.  famen  n>ir  alle  n>ie6er  sufammen 
in  XDiI^eImsba6,  fon>o^I  6ie  preufifdje  als  6ie  mecflenburgifdye  5<>"ii'i«»  Kaum  waren 
wir  beifanmicn,  fo  fam  Dein  teurer  Zlame  in  aller  2nun6  un6  6er  XDunf4  Di4  bei  un6 
um  uns  $u  fctjen.  Der  ^wf^^^^^P^t  w"  Prin$en  war  unbegreiflich,  ^2  Prin$cn  un6 
Prinseffinnen  waren  wir  bei  (Cif4  •  •  •  Den  ^6.  waren  wir  in  Darmfta6t,  alle  pier  [S4o>eftcm] 
in  einem  ZPagen.  2(Ue  (Tore,  Strafen,  (ßänge  mit  Befannten  un6  Ceuten  angefüllt, 
f^ffntann,  Strauß,  £i4t^ammer,  alles  fan6  fidf  wic6er.  Der  Can6graf,  einfa4/  aber 
^er3lidj.  Die  alte  Hätin  am  ^cnfter,  ftrecfte  bei6e  2lrme  aus  un6  über  6en  Kopf.  3^ 
IDagen  fdjrie  alles,  adj,  felje,  Papa  fein  ^aus,  6ent  ©nfel  Karl  feins,  un6  fo  bis  ans 
Palais,  wo  Tränen  midj  erfticften  un6  fo  auc^  beim  2tusftcigen  im  S4Io0.  34  fonnte 
nidfi  fpre4en,  aber  6enfen  tat  idi,  füllten,  un6  empfan6  6as,  tx>as  man  nidfi  in  IDorten 
ausfpridjt.  34  w^^^.  Du  bift  wie  6aljin  i>erpflan$t  beim  €efen  6icfer  5<^ilen  un6  lieft  in 
meinem  3""^^*  ^oit,  wie  if!  6odj  pieles  fo  gut,  fo  fon6orbar,  fo  unbegreiflich  in  6er 
XDelt"  . . .  2tu4  6er  (ßrogmutter  beridjtete  fie  über  6cn  öefuctj  in  Darmfta6t:  „34  "^^^^  ^"' 
lieben  Dannfta6t,  idf  tam  bei  6em  lieben  Palais  poruber,  un6  taufen6  föftlici^e  (Erinnerungen 
un6  6ie  pollfommenfte  Danfbarfeit  erfüllten  mein  £^r$.  34  ^^^^  f<>  gerührt  bei  6em 
2tnbli<f  6iefer  teueren  Stätten  un6  bei  6em  (ße6anfen  an  3^w  (ßüte  un6  an  3^w  ^ürforge^ 
6ö^  idf  in  Tränen  6as  S4lot  errei4te." 


.'42 


2tni  30. 3u"t  wav  6cr  König  mit  6cr  Königin  öatjeim  in  ^oisbam,  nx>  6ie  politifdjen 
Sorgen  fogleidj  n>ie6er  auf  i^n  cinftürmten.  Hodj  an  öemfclbcn  (Tage  crtjielt  er  eine 
Denffc^rift  öes  (ßrafen  ^augn>i^,  6er  infolge  öes  (Einmarfdjes  6er  ^ransofen  un6  bei  6er 
gefätpr6eten  Cage  nor66eutfd}Ian65  6ie  Znobilifterung  eines  preufifc^en  Cruppenforps  pon 
^0 — 50000  TXlarxn  nadj6rücflidj  for6erte.  Seine  Porftellungen  blieben  nidft  o^ne  XDirfung 
auf  6en  König;  nodj  permodjte  er  ftdj  nidjt  o^ne  weiteres  5U  Haftungen  5U  entfdjiiefen,  aber 
er  fan6te  feinen  pertrauten  Kabinettsrat  €ombar6  5U  Hapoleon  nac^  Brüffel,  um  fic^  nac^ 
6effen  €in6rü<fen  über  6ie  Einträge  6es  (ßrafen  ^augu>i^  $u  entfdjei6en.  3^^^"^  IDiltjelm 
£ombar6,  fc^on  unter  ^rie6rid}  6em  (ßrof en  Kabinettsfefretär,  Ijatte  fic^  in  6ie  Jtnfdjauungen 
König  ^rie6ric^  XDiltjcIms  fo  eingelebt,  6af  er  6er  befte  Dolmetfdjer  feiner  (ße6anfen  ge* 
tt)or6en  wav  un6  bei  6en  frem6en  (ßefan6ten  in  Berlin  auc^  6afür  galt.  (Er  teilte  6ie 
Porliebe  6es  Königs  für  6as  Heutralitätsfyftem,  womit  er  nodj  eine  auf  2Ibftammung 
un6  literarifc^en  Sympattjien  beru^en6e  Hinneigung  5U  ^ranfreic^  Derban6.  Durdj  6ie 
beftimmteften  un6  feierlic^ften  Perfidjerungen  lief  er  fiij  je^t  in  Brüffel  über$eugen,  6af 
Hapoleon  nur  mit  6em  Kriege  gegen  €nglan6  befc^äftigt  fei  un6  felbft  6en  ^rie6en  auf 
6em  ^eftlan6  erljalten  tPoUe.  ©tpne  fidj  bei  Hapoleons  Ctjarafter  für  alle  ^ntunft  per* 
bärgen  5U  wollen,  ^ielt  Combar6  6ocf^  sunäd^ft  ie6e  (ßefd^r6ung  Preußens  für  ausgefd^Ioffen 
un6  glaubte  6es^Ib  feinem  König  pon  militdrifd^en  Haftungen  abraten  5U  foUen. 

Xlodf  n)ä^ren6  6er  Slntpefen^ett  £ombar6s  in  Brüffel  perfuc^te  Zlapoleon  6ie  2(nfnüpfung 
perfönlidjer  Be$ie^ungen  5U  6em  preufifdjen  Königs^aufe.  Sdjon  im  IDinter  pon  ^800 
auf  \80\  ^atte  ftdj,  wie  erwähnt,  fein  jüngerer  Bru6er,  €ouis  Bonaparte,  längere  5^it  in 
Berlin  aufgellten.  Sein  befc^ei6enes  2tuftreten  madjte  am  ^ofc  einen  günftigen  €in6ru(f,  un6 
audj  i^m  besagte  es  6ort  fo,  6af  er  erft  auf  aus6rü(flidjen  Befehl  Hapoleons  im  ^ebruar  \B0\ 
abreifte.  €r  ^t  6le  freun6Iic^e  Jtufnaljme  am  Berliner  ^fe  nie  pergeffen  un6  als  König 
Pon  HoUan6  fpdter  wie6erljoIt  feine  Danf barfeit  bewiefen;  für  Königin  Cuife  insbefon6ere 
empfan6  er  aufridftige  Pere^rung:  i^r  Bil6  ^ing  in  feinem  Sdjlaf$immer.  XDir  erinnern 
uns,  6a0  ein  rufftfcf^er  Diplomat  einige  3^^^^  früher  empfotjlen  ^atte,  6ie  rufftfdje  Kaiferin 
$u  Königin  Cuife  in  Besie^ung  5U  bringen  un6  6a6urdj  auf  6en  König  ein$uwirfen.  IDoUte 
Hapoleon  je^  In  d^nlidjcr  IDeife  perfa^ren?  Pon  Brüffel  aus  fdjrieb  feine  (ßematjlin 
3ofeptjine  an  Königin  Cuife  (28.3uH  ^803): 

„^rau  pon  Cucc^fini,  gnä6igfte  ^rau,  Ijot  mir  einige  ZITale  pon  6en  2tufträgen  ersäljlt, 
6ie  €w.  Ztlajeftät  i^r  für  fransöfifdje  2no6en  gegeben  ifobm;  idf  6adjte  mir  6es^alb,  6af 
es  3^"^^  angenehm  fein  wür6e,  wenn  idj  fie  wä^ren6  i^rer  Ba6ereife  perträte.  f)err 
Combar6  Ijat  es  freun6Iidffl  übernommen,  3^"^^  ^ö*^  ""^  Brüffeler  Spieen  5U  überbringen. 


Diefc  Pu^fadjen  fönnen  6ie  Hei$e  nidjt  cr^ö^n,  6ic  6te  Bcmunöerung  aller  crmecfen,  öie 
kos  (ßlürf  Ijabcrx,  fidf  3^nen  nähern  5U  6ürfen.  2Iber  inöcm  tdf  fic  3^ncn  anbiete,  ^e 
idj  6en  auferoröentUdjen  Porsug,  (Eurer  Zriajeftät  6te  £)uIMgun9  nteuier  Cnippnöungen 
öarbringcn  $u  öurfen.  ^^^tpljmc  Bonaparte." 

Bei  allem  tpeiblidjen  €nt$ücfen  über  öiefe  (ßefc^enfe,  von  öenen  fie  gleidf  6en  Bru6er 
(ßeorg  benad}ricf;tigte,  begnügte  ftd;  Königin  Cuife  bod:i,  ii^ren  Danf  buvdf  6ie  ZTTarquife 
Cucdjeftni  übermitteln  $u  lajfen;  erft  im  ZHai  ^80^  fc^rieb  fie  felbft  an  3of^P^i"^*  ^<x^ 
Idnger  öauerte  6ie  Qerftellung  6es  (ßegengefcf^enfeS/  einiger  mit  2lnftd^ten  von  ZTTalmaifon 
gefc^müif ten  Pafen  6er  Königlid^en  Porsellanfabrit  6ie  nic^t  befonöers  gefcf^macfpoU  gerieten 
un6  im  3atjre  ^805  nac^  Paris  gefanöt  »uröen. 

Die  pon  €ombar6  überbradjten  Perfidjcrungen  Hapoleons  befeitigteii  5tpar  $unadjft 
bcn  (Bcbanhn  an  eine  Znobilijterung;  6a  aber  6ie  allgemeine  Cage  6er  europäifdjen  Politif 
für  Preufen  be6roIjIic^  blieb,  fo  mugte  xokbcx  6er  XDeg  6ipIomatifc^er  Per^an6Iu)tge)t 
befdjritten  wctbm,  um  6em  erfdjutterten  preuf ifdjen  Heutralitätsfyftem  eine  neue  un6  feftere 
(0run6Iage  5U  geben.  Dabei  (teilte  es  ftcf)  immer  mei^r  heraus,  Q>ie  6ie  2(na)efen^it  ftarfer 
fransöfifdjer  tTruppenmaffen  in  ^annoper  eine  unerfdjöpflic^e  Quelle  von  Sc^mierigfeiten 
un6  Denpicf düngen  für  Preufen  biI6ete.  Hadj6em  man  $uerft  n>ie6er  perfudjt  Ijatte,  mit 
Suflan6  un6  ^ranfreidj  $ugleidj,  6ann  mit  ^ranfreidf  allein  $u  einer  Perftän6igung  5U 
gelangen,  brad;  man  im  Tlpvil  ^80^  alle  Per^n6Iungen  mit  6er  (Erfldrung  ab:  man  ertparte 
mit  Beftiitimt^eit,  6ag  ^ranheidj  feine  (Truppen  in  £)annoper  nic^t  ipeiter  perftärfe  un6  6ie 
Zleutralität  6er  nor66eutfc^en  Staaten  nidjt  me^r  perlefyj;  bei  (Erfüllung  6iofer  Be6ingungen 
n>er6e  Preuf en  fidj  nie  an  fein6feligen  planen  gegen  ^r^Jnfreidj  beteiligen.  €inige  XDodjen 
fpater  unter$ei(^nete  6er  König  auf  Kaifer  2lle|;an6ers  IDunfdj  eine  s^eite  €rflärung,  tporin 
er  6ie  Hu^e  Hor66eutfd^Ian6s  aud;  Huflan6  gegenüber  perbürgte.  (Eine  itpm  angetragene 
2lllian$  mit  I{uflan6  aber,  6eren  Spi^e  fidj  6odj  gegen  ^^^"^«i^  gefeljrt  Ijatte,  periparf 
6er  König  ebenfo  n>ie  ein  Bün6nis  mit  ^ranfreidj,  an  6cm  Huglan6  feinen  Ceil  ^ben 
foUte.  (Er  n>oIlte  6cr  ^reun6  6er  einen  nne  6er  an6eren  JTTadjt  fein  un6  bleiben,  (ßraf 
^augn>i^,  6er  6em  König  pergebens  feine  ^w^x^ü  an6eutete,  ob  man  6iefe  bei6en  ^reun6* 
fd^ften  auf  6ie  Dauer  nnteinan6er  tper6e  pereinigen  fönnen,  überlieg  im  Tipnl  1(80^  6ie 
Ceitung  6er  prcuf  ifc^en  Politif  6em  ^reiljerm  pon  ^ar6enberg.  Der  JTTiniftenpedjfel  be6eutete 
feinen  Umfdjmung  in  6er  preufifdjcn  Politif:  nac^  wie  vov  wav  es  König  ^rie6ridf 
IDil^elm  III.  fclbft,  6er  ilpren  Cljarafter  un6  i^re  Hidjtung  beftimmte. 

tl7äl;ren6  Preugen  6en  bei6en  Hac^barftaaten  gegenüber  eine  6urc^us  freun6fc^ftlid>e 
fjaltung   bcobadjUk,   Ijatten   6ie   erfolglofen  rcrljan6lungen   über  t^nnoper  in  ;Jri^r<b 


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JDil^elm  5oc^  eine  setptffc  perfonlic^e  Pcrftimmung  gegen  Hopoleon  ^eroorgerufen,  6te 
itodj  bnvdti  6te  (Erfc^ief  ung  6es  ^er$og5  pon  (Engtpien  perfc^ärft  tpuröe.  Königin  Cuife  Ifäüe 
gern  (Trauer  um  6en  prinsen  angelegt»  2tuf  6ie  politifc^en  Besie^ungen  aber  IfcAte 
bas  (Ereignis  feinen  €inPug»  Die  2ln5eige  Xlapokons  pon  feiner  (Erhebung  5um  erblichen 
Kaifer  6er  ^ransofen  ermiöerte  6cr  König  mit  lebtjaften  un6  aufrichtigen  ©lücftpünfdjen. 
Hapoleon  benu^te  bas  abermals  5U  einem  Perfuc^,  fxdj  6em  preufifc^en  Königs^aufe  5U 
nähern.  €r  fanöte  feinen  Kammer^errn  (ßraf  Jtrberg  an  König  ^rieöridj  XDil^elm 
mit  einem  Sdjreiben,  in  »clc^em  er  für  6as  Per^alten  Preugens  bei  6er  (Errichtung  6es 
Kaiferreicffs  6anfte  un6  feine  Bereittpilltgfeit  ausfpradf,  feinerfeits  $ur  €r^ö^ung  6es  (Blandes 
6er  preugifc^en  Krone  beisutragen*  XDä^ren6  6er  2Inu>efen^eit  2Irbergs  in  Berlin  u>ar  piel 
6apon  6ie  He6e,  6af  Preuf  en  mit  S^pi^^u^S  ^ranfreidjs  5um  Kaiferreic^  erhoben  iper6en 
foUe.  Die  ^off reife,  fo  ^ief  es,  auc^  £)ar6enberg  un6  6ie  ^ö^eren  ©ffisiere  wären  6afür 
geipefen:  6er  fctjlic^te  Sinn  ^rie6ric^  IDilljelms  aber  betpa^rte  Preufen  por  6er  ©efa^r 
eines  Kaifertums  pon  Hapoleons  <0na6en. 

Der  fransöfifdfe  <ßefan6te  will  6abei  erfahren  ^aben,  6af  audf  Königin  Cuife  6em 
König  5ur  Jtble^nung  6es  fransöpfdfen  2Intrages  geraten  Ijabe,  obgleich  pe  im  3""^^^^" 
eigentlich  6afär  gen>efen  fei*  XPir  ^aben  f einerlei  aut^entifc^es  Zeugnis  über  6ie  Qaltung 
6er  Königin  in  6iefer  ^rage;  feiner  i^rer  Briefe  aus  6iefer  ^txi  entljält  irgen6ipelc^e 
politifc^e  21nfpielungen»  Bei  aller  perfönlidjen  Hinneigung  5U  2He|;an6er  un6  bei  einer 
ipac^fen6en  ZTTifftimmung  gegen  Hapoleon,  billigte  fte  6ocI;  Pon  fersen  6as  preufifc^ 
Heutralitätsfyftem;  6en  frem6en  (ßefan6ten  galt  pe  6urdf  i^ren  angeblichen  (Einpug  auf 
6en  König  für  eine  ^auptftü^e  6iefer  Politif,  suweilen  fogar  e^er  für  fran5ofenfreun6Iidf. 
Pie(  nä^er  als  6as  politifc^e  (ßetriebe  lag  6er  Königin  6ie  (Teilnahme  an  6em  Sd^icffal 
i^rer  ^reun6in  ^elena  Paiplouma*  Die  prinsefpn  ipar  nidft  lange  nac^  i^rem  legten  Befuc^ 
am  preufifc{^en  ^fe  erfranft,  tpie  es  fpäter  ^ieg,  infolge  einer  (Erfdltung  in  Pots6am. 
Sie  pecffte  langfam  6a^in,  5ur  grof  en  Perstpeiflung  6er  Königin,  6ie  mit  6er  innigpen  Ciebe 
an  i^r  ^ing.  2Hs  im  ^rü^a^r  ^803  perlautete,  6af  6ie  £ei6en6e  sur  lDie6er^erfteUung 
l^rer  ©efun6^eit  nadf  6em  Sü6en  reifen  foUe,  Iu6  pe  6ie  Prinsefpn  6ringen6  ein,  pc^  unter* 
tpegs  einige  ^eit  in  Sansfouci  auf  suhlten  un6  aud^  6en  f  (einen  Paul  mitsubringen,  6er 
mit  i^ren  Kin6em  Befanntfc^aft  madfen  foUe*  ,,(EngeI  meines  ^ersens,"  fc^rieb  pe  i^r, 
„6as  fc^öne  Sansfouci  muf  Sie  reisen,  6ie  guten  ^rüdfte  ebenfalls  un6  3^re  ^reun6e  auc^ 
ein  ipenig.  3^  tper6e  3^"^"  ^^  23ett  mac^n  pon  pprpdfen  un6  pon  (Trauben;  tpenn 
Sie  pc^  auf  6ie  eine  Seite  tpen6en,  ipir6  3^"^  ^w  ^f^^  ^^  ^^^  VHnnb  fallen,  un6 
tpenn  Sie  pc^  6ann  auf  6ie  an6ere  Seite  6re^en,  fo  tpir6  eine  (Traube  6a  fein,  6ie  pon 

10 
1^5 


3^ncn  perfdjlucft  werben  wiü.  XDcIdj  rct$en6e5  Ccbcn,  un6  bann  tpcröe  ic^  ^erm  BrotDtt 
(öen  2tr3t)  quälen,  bis  er  mir  erlaubt,  einige  Stun6en  6es  IZa^es  bei  3^nen  susubringen, 
meine  liebe  ^reunöin,  un6  idf  tperöe  3^nen  (ßcfc^djten  erjo^Ien  „ä  la  morblcu".  Kurj, 
Sie  muffen  nadj  Sanssouci,  o^ne  Sansfouci  fein  ^eil"  . . . 

Die  (Erbprinseffm  reifte  nidjt  un6  tarn  nic^t  nadf  Sansfouci;  fie  erbat  pdf  bas  Portrdt 

6er  Königin,  um  es,  mie  fie  fagte,  mit  6emienigen  ti^rer  ZRutter  sufammen  an  i^r  Qerj  5U 

6rflcfen*    2(ber  ba  i^r  ^uftanö  immer  beöenflicf^er  n>ur6e,  mad^ten  ßn^ndi  ZPil^elm  unö 

Cuife  bei  einer  Seife  nac^  Heuftreli^  im  Jtuguft  ^803  iljr  einen  Befudf  in  Cuöungslup, 

von  6em  fie  in  tiefer  (Ergriffenheit  surücffamen.    2tm  2^.  September  flarb  We  prinsefftn. 

Tln  ber  Sd^tpelle  6er  neuen  fo  beöeutfamen  un6  fo  lange  nac^irfenben  P^afe  6er  preufifc^ 

ruffifdjen  ftaatIic^=6Ynaftifc^n  Besie^ungen  fte^t  für  immer  6ie  lieblidjc  (Erfc^einung  öiefer 

Prinseffin,  umfloffen  pon  6er  ru^ren6en  (Cragif  eines  früljen  fZobts,  6er  fie  hinraffte,  faum 

ein  3<*^r  nadf6cm  fie  6ie  ffänbe  i^res  Bru6ers  2tleyan6er  unö  iljres  ^reun6es  ^rieöric^ 

tDil^elm  ineinan6ergelegt  ^tte.    Das  preufifc^e  Kdnigspaar  tt)ur6e  buidf  6iefen  ^ob  auf 

6as  fc^merslidjfte  erfc^üttert;  befon6ers  6ie  Königin,  6ie  mitten  in  6en  ZnanÖDer$erftreuungen 

6ie  Hadjridjten  über  6en  (Co6esfampf  6er  unglücflidjen  ^reun6in  erijielt.    3^  saljlreic^en 

Briefen  ^at  fie  i^rem  tiefen  Schmers  2tus6rucf  gegeben.    Dem  Bru6er  (ßeorg  Wagte  fie: 

„Der  tro6  6er  engelsguten,  engelsreinen  (Erbprinseg  ^at  mid^  um  pieles  in  6iefer  IDelt 

gebradjt.    3^  glaube,  ic^  fagte  Dir  fdfon  einmal,  6ag  fie  fidj  in  6em  legten  3<*Ijre  gan$ 

befon6ers  an  midi  gefdfmiegt  ^tte.    3"  ^^  ^^^^  IDodjen,  6ie  fie  porigen   £)erbft  ^ier 

$ubradjte,  Ijatte  fie  midj  gan$  genau  fennen  lernen.    Kein  ißeräufdj  6er  grogen  IDelt  ent* 

femte  uns,  un6  6a0  id;  in  i^ren  2Iugen  bei  no^rer  Befanntfc^ft  nid}t  perlor,  t^t  fie  mir 

6urc^  un$äljlige  Proben  ge$eigt.    Die  Befanntfdjaft  mit  iljrem  8ru6er,  6en  fie  anbetet,  6ie 

nä^en  Pert^Itniffe,  6ie  6a6urd}  smifc^n  ii^rer  ;^amilie  un6  6er  unfrigen  entftan6en,  flöften 

ii^r  unbegrenstes  Zutrauen  ein.    Sie  nxir  fo  gut  gegen  mid;,  6er  König  nnir  ii^r  mit  fo 

pielem  XDo^I«>oUen   $ugetan,   wir  ©erlebten  fo  angeneljme  Stun6en  in   i^rer  (ßefellfc^fL 

Sie  Ifaüe  fo  menig  fleinlidje  ^eljler  an  ftdf,  6ie  fo  oft  ^reun6fdjaft  ftören  un6  untergraben, 

fie  n>ar  fo  unfähig,  etn>as  5U  unternehmen,  uhis  mir  06er  itpr  nachteilig  fein  fonnte,  alles 

6iefes  ift  6a^in  un6  mie  furdjterlidj  6aljin!  .  .  .    3^  o^ar  fe^r  herunter  un6  audf  meine 

(ßefun6^it  Ifai  gelitten,  6od}  meine  eifeme  Hatur  fyxt  geftegt,  un6  6er  eifeme  IDiUe,  6en 

König  nid}t  6urc^  meinen  Schmers  5U  plagen,  ^t  mir  Xtlui  gegeben,  n>ie6er  frö^lid^  5U 

fein   un6  5U  fd>einen''  . . .    (Einen  getpiffen  tEroft  un6  (Erfa^  für  6ie  perlorcne  JreunMn 

fan6  Königin  Cuife  in  6cr  ^reun6fdHxft  mit  6er  <0rof  fürftin  2Inna,  einer  geborenen  prinseffin 

pon  Sadjfen*»Koburg,  6ie  mit  (ßro^fürft  Kon^antin,  6em  jüngeren  Bru6er  Kaifer  2IIeratfK#r«, 


in  uitglücfltdfer  €ljc  lebte»  Königin  Cuifc  Ijattc  ftc  bei  6er  Durchreife  6urdj  Koburg  \803 
nä^er  fennen  gelernt»  2tuf  itjre  (Einlaöung  fam  6ie  (ßrogfürftin  Jtnfang  TXlai  ^80^  mit 
i^rem  Bru6er  nadi  Cljarlottenburg,  wo  jte  ftdj  bis  5um  20.  3""^  auftjielt.  Cuife  fdjiof  mit 
i^r  innige  ^reunöfdjaft,  6ie  fidj  in  Dielen  Briefen  äufert.  ©leic^  am  (Tage  nadj  6er 
2Ibreife  2Innas  fdjrieb  fte  i^r:  „Die  tTage,  6ie  idj  mit  Dir  un6  Deinem  Bru6er  perlebt 
tfabc,  u>er6e  idj  immer  unter  meine  glürflidjften  (Tage  redjnen  . . .  3^  f'^^"^  ^i<^  fo  innig, 
6af  idj  Didj  gans  fenne  un6  Dic^  fo  ^ei^Iidj  Heb  ^en  fann,  bleib  mir  audj  nur  ein 
u>enig  gut/'  .  ♦ . 

3m  ^rutpja^r  \80^  fd^  6er  preufifc^e  ^of  rxodf  an6ere  be6eutfame  Befuc^e.  Hodj 
iDä^ren6  6er  Jtnmefen^eit  6er  (ßrogfürftin  mar  ^rie6ridj  Sdjiüer,  Cuifens  £iebling56idjter, 
am  ^ofe  PorgefteUt  «)or6en;  fie  Ifai  es  immer  be6auert,  6af  6ie  6amals  angefnüpften 
Per^an6Iungen  nidjt  $u  feiner  lleberfie6elung  nac^  Berlin  geführt  Ijaben.  Kurs  por^er  ipar 
^rau  pon  Stael  pon  6er  Königin  empfangen  n>or6en.  2tls  6ie  Sdjriftfteüerin,  6eren  Uoman 
„Delphine"  eben  grofes  2Iuffe^en  machte,  6er  Königin  gegenuberftan6,  n>ar  fte  pon  6eren 
21nbli(f  fo  überipaltigt,  6af  fte,  n>ie  fie  felbft  i^rem  Pater  Hecfer  fdjrieb,  in  tiefer  Betpegung 
perftummte  —  pielleic^t  $um  erften  un6  einsigen  TXlaU  in  i^rem  Cebenl  IKe  bei6en 
grauen  wedjfelten  einige  Komplimente  miteinan6er.  ^rau  Pon  Stael  ipar  geblen6et.  „©^ne 
Sdjmeic^elei,"  fc^reibt  fte,  „es  ift  6ie  rei5en6fte  ^rau,  6ie  idj  je  gefe^en  IjabeJ' 

Die  üblidje  Sommerreife  6iefes  3^^^  befdfränfte  ftc^  auf  einen  fur$en  Jtusflug,  6er 
gegen  (En6e  2(uguft  nacfj  Sc^Ieften  unternommen  ipur6e.  Der  ZPinter  bracfjte  6em  Königs:^ 
^ufe  ^reu6  un6  £ei6,  Ceben  un6  (Co6.  2Im  ^3.  Desember  ^80^  gebar  6ie  Königin 
i^ren  pierten  'Knabm,  6er  am  6. 3ö"Uör  ^805  auf  6en  Hamen  ^er6inan6  getauft  tt)ur6e. 
IDenige  IDodjen  fpäter  erlitt  6ie  Königin  ^ZHutter  einen  Sdjlaganfall,  6em  fie  nadj  einiger 
3cit  erlag.  3^^  2lbleben  perbreitete  tiefe  (Trauer  bei  i^ren  Kin6em  nic^t  nur,  fon6em  bei 
6en  pielen,  6enen  fie  eine  gütige  IDo^Itäterin  gewefen  n>ar.  Hadj  6em  ftillen  XDinter,  6er 
6iefem  (Crauerfall  folgte,  freute  pdj  6ie  Königin  um  fo  me^r  $u  6er  Sommerreife  6es 
3a^res  ^805,  6ie  tpie6er  ins  ^ranfenlan6  führen  foUte.  IPie  gemö^nlidj  wuvbe  am  25.  Ztlai 
aufgebrodjen.  Pon  6er  Hepue  in  Cörbeli^,  6er  audj  fransöftfc^e  ©enerale  bein>o^nten,  ging  es 
nadj  2TTag6eburg,  tpo  6ie  Königin,  tpie  Karl  3mmermann  ausf ü^rlidj  gefdjiI6ert  ^at,  6urc^  iljre 
Iiebensö)ur6ige  ^ul6  gegen  ein  Kin6  6ie  £)er5en  aller  (Einipo^ner  eroberte.  Heber  IDemigero6e, 
pon  tPo  6er  Brocfen  beftiegen  ipur6e,  über  nor6^ufen,  6effen  eben  erft  preufifdj  getPor6ene 
€inn>o^ner  einen  jubeln6en  (Empfang  bereiteten,  (Erfurt  un6  Koburg  reifte  man  in  6ie  fränf ifc^n 
ZHarfgraffdjaften,  6eren  2ln^nglic^feit  un6  (Ergeben^  gegen  6as  preufifc^  Königs^us 
pon  feiner  6er  alten  Propinjen  übertroffen  ipur6en.  3"  ^^m  Bayreut^er  ®berlan6e,  in  6em 

1^7 


flcincn  Baö^orte  Sidjcrsreut^  (2tleyan6crsba6),  inmitten  einer  reisenden  ©ebirgsgegenö,  ©er* 
lebte  bas  Königspaar  ^eitere  un6  glürflidje  (Tage»  Die  prinseffm  Solms,  6eren  IDefen  man 
wrteiltjaft  peränöert  fanö,  un6  6ie  ©rof fflrftin  2lnna  nahmen  $ur  ^reu6e  6er  Königin  6aran 
teil.  tEägUci}  muröen  5u  Pferöe  Slus^äge  in  6ie  benacf^barten  Berge  unternommen,  oft  unter 
6er  ^ütprung  ^ar6enberg5»  Der  preufifdje  (ße[an6te  in  Paris,  Cucc^efJni,  ^tte  fidf  ebenfaBs 
eingefun6en;  er  ersä^It  in  6en  Briefen  an  feine  in  ^ranheic^  surflcf gebliebene  ^rau,  wie 
alles  ^erbeiftröme,  ,;ange50gen  bnvdf  6ie  ^reun6(ic^feit  6es  Königs  un6  6ie  be5aubem6e 
Sc^öntpeit  6er  Königin."  Cuife  Ijat  fidj  6ort  ungemein  gefallen,  6as  £an6  erfdjien  i^r  als 
ein  „€6en",  un6  es  ifl  befannt,  nne  6as  2In6enfen  an  6ie  Königin  unter  6er  fränKfc^n 
Bepölferung,  nantentlid;  in  3^^^  Pauls  (Geburtsort  IDunfte6e(,  (ebenMg  geblieben  ift  un6 
6urc^  Cuifenburg,  Cuifenft^  un6  an6ere  Hamen  (eben6ig  er^Iten  n>ir6.  2Iucf}  (Eger  mit 
6en  (Erinnerungen  an  ZPallenftein,  6ie  Stelle,  „n>o  er  feinen  fdjönen  ^eroifdjen  ©eift  aufgab", 
fon>ie  ^ran5ensba6  ^at  Cuife  6amals  befuc^t. 

€s  mav  6ie  le^te  jener  Seifen,  bei  6enen  6ie  Königin  immer  fo  üiel  (ßlücf  genoffen 
un6  fo  piel  (ßlucf  perbreitet  Ijatte.  IDas  fie  fic^  bei  i^rer  erften  Seife  porgenommen:  „6ie 
Ciebe  6er  Untertanen  5U  gewinnen",  wav  i^r  im  reic^ften  ZTTa^e  gelungen.  Der  ^anba  i^rer 
Perfön(id}feit  fd}(ang  um  6as  preufifcf^e  Königs^us  un6  6as  preufifc^e  Volt  ein  feftes 
Ban6,  6as  aud;  6ie  Stürme  6er  nädrften  3a^re  nicf^t  gelocfert  Ifahm. 

7lm  8. 3u(i  1(805  waren  ^rie6ricf}  IDil^Im  un6  Cuife  n>ie6er  in  C^rlottenburg  un6 
6as  ^fleben  na^m  feinen  gewohnten  ©ang.  König  un6  Königin  befuc^ten  in  Bellepue 
6ie  ^amilie  6es  alten  Prinsen  ^er6inan6  un6  6effen  Sc^unegerfoljn,  6en  durften  Ha6$iimU, 
in  ^ric6ridjsfeI6e  6ie  Qersogin  r>on  ^oIpein*Becf ;  fie  fuhren  nac^  Pots6am  un6  Berlin  ins 
tr^eater,  wo  ^rau  3agemann  aus  XDeimar  gaftierte,  un6  fatpen  „2trmi6a"  un6  „König  Cear" 
un6  6en  „(ßei$igen"  ZHoIüres,  6en  3fflan6  6amals  5um  erften  2TlaIe  mit  großem  (Erfolge 
fpielte.  Sie  beftdjtigten  6ie  2nerfwür6igfeiten,  6ie  2tle|;an6er  pon  ^umboI6t  pon  feinen  Heifen 
mitgcbradjt  un6  6ie  er  im  Prins  ^einric^fc^en  Palais,  6er  fpateren  llniperfität,  ausgefteltt 
Ijatt^,  un6  in  6cr  Por$eUanfabrif  6ie  Pafen  mit  2lnfic^tcn  pon  lUalmaifon,  6ie,  wie  erwd^nt, 
6er  (ßcmatplin  Hapoleons  als  (ßegengabe  für  6ie  6er  Königin  gefc^enften  Spi^nflet6er  un6  Qüte 
beftimmt  waren.  Sonntags  ging  man  in  6ie  HicoIaiKrc^e,  um  6en  neuen  Pre6iger  Probß 
Hibbecf,  6en  Hac^f olger  ^oellners,  5U  I^ren,  6er  fe^r  gefiel.  Qäufig  un6  gern  wur6en 
2(usf(üge  gemad}t,  nadf  6er  Pfaueninfel,  wo^in  audf  6ie  föitiglic^n  Kin6er  Pon  Sansfoud 
aus  famen,  un6  nadj  Parc^,  6ef[en  weltentlegene  €infamfeit  ^rie6ric^  IDiI(^Im  immer 
noc^  je6em  an6eren  2tufent^Itsorte  Porsog*  ©ft,  wa^ren6  6er  König  feinen  militdrifdfen 
Befd^ftigungen  nachging,   ritt  6ie  Königin  fpasieren  in  Begleituna  t^rer  £^f6ame    6et 


r^« 


Sipifc^n  2IIe;anber  unb  Hapoleon 

(ßräpn  Ctfinfa  (Cauen^ten,  oöcr  6er  ©räpn  ZHortc  Brüljl,  Mc  ftdf  fpätcr  mit  6em  grofeit 
Kriegst^eoretifer  Claufemi^  permätjite. 

Der  Ztlonat  2tuguft  bradjte  6er  foniglidjen  ^amiüe  5u>ei  [djöne  ^efttage:  am  3.  2(uguft 
6en  (ßeburtstag  6e5  Königs,  am  \2.  Jtuguft  6en  (ßeburtstag  6es  Bru6er5  6er  Königin,  6es 
(Erbprinsen  ©eorg.  (Es  ift  6odj  be5eidjnen6,  mie  Derfdjie6en  bei6e  (ßeburtstage  gefeiert 
tpur6en.  2tm  3.  2luguft:  groges  ^eflma^I,  piel  militärifc^er  Prunf,  ix>r  allem  piel,  üiel 
3anilfc^arenmuftf,  6enn  Ztluftf  pon  Blasinftrumenten  mar,  wie  Königin  Cuife  einmal 
fdjreibt,  6cs  Königs  „ein$ige  ^reu6e",  un6  3fflan6  muf  te  iljr  sumeilen  6ie  ZTTufif  beliebter 
©pcrn,  tt)ie  6es  „Unterbrodjcnen  ©pferfeftes",  für  Blasinftrumente  beforgen.  ^ür  (Erb* 
prin5  (ßeorg,  6er  im  ^Ifv^  Dörfer  aus  3talien  5urücfgef e^rt  wat,  tjaüe  man  einen  tEeil  6es 
nadj  6em  ©arten  5U  gelegenen  run6en  Saaks  im  Charlottenburger  Sdjioffe  in  ein  ©rangen* 
n>aI6djen  pcru>an6elt,  hinter  6em  6ie  ZTlufif  ©erborgen  »ar,  n>ä^ren6  ^erren  un6  Damen  6es 
fjofes  in  6cr  (Cradjt  römifdjer  un6  albanifc^er  Bauern  un6  Bäuerinnen  Qua6riUen  auf* 
fütprtcn»  Den  Sdjiuf  6es  ^eftes  machte  in  6er  mit  Blumengirlan6en  gefdjmücften  (ßalerie 
ein  allgemeiner  Ball,  bei  6em  Königin  Cuife  im  poUen  ©lans  i^rer  Sc^ön^eit  ftraljlte,  un6 
audj  iljre  fdjönen  Qof6amen,  6ie  ©räfinnen  ZlToItfe  un6  ^ar6enberg,  6urc^  anmutigen  tEan5 
auffielen,  ©räfin  Pof  fan6  6ie  ^erren  in  i^rcn  Bauemflei6em  redjt  ^äflidj;  aber  6er 
König,  obgleidj  etvoas  Iei6en6,  freute  fidj  6er  Ueberrafc^ung  feines  Sc^ipagers  un6  meinte: 
„€s  ift  ein  rec^t  fdjöner  Bau,  ic^  ^att's  nic^t  ge6ac^t." 

2nin6er  erfreulich  perlief  eine  an6ere  2tngelegen^eit,  6ie  6amals  6en  Berliner  ^of  piel 
befdjäftigte.  Hadj6em,  ipie  mir  uns  erinnern,  ein  3^^?^  Por^er  6er  jüngfte  Bru6er  6es 
Königs,  Prin$  XDiltjelm,  mit  prinseffin  ZTTarianne  pon  Reffen  «=^mburg  permätjlt  tt)or6en, 
6adjte  man  je^t  6aran,  audf  6en  jüngeren  Bru6er,  Prin$  ^einric^,  $u  per^eiraten. 
(Eine  6änifc^e  Prinsefpn  wav  yx  feiner  (ßattin  auserfe^en,  un6  6änifc^e  Bepoümädjtigte, 
unter  itjnen  ©raf  Bemftorff,  6er  Bru6er  6es  ZTTinifters,  iparcn  fc^on  5u  6en  rer^n6Iungen 
in  Berlin  eingetroffen.  2lber  Prins  ^einric^  fonnte  5U  feinem  (Eutfdjiuf  fommen;  6er 
^eiratsplan  fcf^eiterte,  n>ie  alle  an6eren  piäne  6erart  gefc^eitert  pn6,  un6  6er  Prins  ift  be* 
fanntlic^  unpermd^lt  geblieben. 

3"  W^s  frie6fame  un6  ^äuslidje  Stilleben  6es  Berliner  ^ofes  brac^  nun  im  September 
6er  Kriegsfdjrecfen  ^rein,  6er  nadj  einem  3^^r$e^nt  6es  ^rie6ens  5e^n  fc^mere  3^^?^^ 
lang  auf  6em  £an6e  laften  foUte:  am  7.  September  \B05  begann  6ie  ZTIobiliperung  6er 
preufifc^en  2lrmee. 


149 


II.  Bünönts  mtt  ^ranfrctdj 

Cdngft  wat  eine  neue  groge  Koalition  gegen  ^ranheidj  in  Vorbereitung. 

Sd^on  im  Hopember  \80^  Ifatim  Huflanö  un6  0efterreic^  einen  Pertrag  abge^ 
fc^Ioffen,  6er  nodf  einen  öefenftpen  Cl^irafter  trug  un6  nur  bei  weiteren  Uebergriffen 
Hapoleons  6cn  Krieg  gegen  ^ranfreidj  in  2(usfic^t  na^m.  €in  ru[ftfdf*englifc^  Pertrag 
dagegen  r>o)u  2tpril  ^805  (teilte  Forderungen  an  Hapoleon  feft,  öeren  21ble^nung  fofort  bm 
Krieg  nad;  fidj  $ie^en  foUte:  Häumung  3^^^^  un5  HorMeutfd^Ianös,  Unabl^ngigfeit 
^Uanös  un6  6er  Scbtpeis.  €in  rufftfd^er  Diplomat,  HotDoffil^tt),  foUte  6iefe  3e6ingungen 
in  Paris  porlegen,  gab  aber  in  Berlin  6ie  Heife  auf,  als  6ie  Hac^ric^t  von  6er  o^ne 
Hucfftcf^t  auf  6ie  fc^n>eben6en  Per{^n6Iungen  pollsogenen  (Einperleibung  (Bennos  in  6a5 
fransöfifc^e  Kaiferreid;  eintraf.  2luf  allen  Seiten  räftete  man  je^t  5u  6em  nun  unpermei6^ 
lid^en  Kriege:  0cfterreid}  traf  2Infta(ten  5um  (Einmarfd^  in  Bayern  un6  in  6as  neue 
napolconifdje  Konigrcidj  3*<^Ken,  rufpfdje  (Truppen  Ruften  fidf  an  6er  prcugifdjen  (ßren$c, 
un6  in  Sepal  faminelte  ftdj  ein  ruffifdfes  Korps,  6as,  une  es  ^ieg,  an  6er  ^annoperfdjen 
Küfte  Ian6en  o6er  pon  6em  6amals  fc^n>e6ifdjen  Stralfun6  aus  6ie  Fran$ofen  angreifen  foUte. 

IDäl}ren6  fo  ringsum  6ie  XOettfldj  mit  IDaffenlarm  füllte,  atmete  in  Preufen  alles 
6en  tiefften  ^ri^^^«"-  Frie6ridj  XDilljelm  ipar  ^805  fo  frie6fertig  geftnnt  wie  je  supor.  €r 
n>ar  nid}t  gleichgültig  gegen  6as  gefa^rPoUe  2lnfd^n>ellen  6er  napoleonifd^en  Uebermad^t 
un6  flagt  n>oljI  einmal  in  einer  feiner  n)enigen  politifdjen  nie6erfAriften  aus  6iefer  3^t 
über  6ie  unruljige  un6  unbeftän6ige  PoUtif  feines  Zladjbars  un6  6effen  maf lofen  €^rgei$ 
un6  maglofe  f)errfdjfudjt.  Solange  aber  6ie  Pon  i^m  in  6er  Deflaration  pom  2tpril  ^80^ 
(fte^  oben  Seite  \^^)  gesogene  (ßrense  nic^t  perlest,  folange  nic^t  gera6eiu  preufifd^es  <0ebiet 
angegriffen  ipur6e,  mar  er  entfc^Iof[en,  feine  Heutralitat  nadj  allen  Seiten  ^in  aufrcdft  su 
erljaltcn.  Königin  Cuife,  ungeadjtet  i^rer  Abneigung  gegen  Hapoleon,  6ie  6odj  me^r  et^ifc^ 
als  politifd^er  Ilatur  n>ar,  teilte  6ie  frie6lic^en  Ileigungen  ii^res  (Satten  6urc^us.  Pon 
ilprer  Sommerreife  n>ar  fie  nüt  ungünftigen  (Ein6rücfen  un6  peinlid^en  (£mpfin6ungen  surficf« 
gefommen.  €s  ^atte  iljr  nidjt  entgel^n  fönnen,  wie  6er  franjöfifdje  €influg  tiefer  un6 
tiefer  in  6as  „Keic^''  ein6rang,  n)äl7ren6  Preufens  2Infef;on  in  gleid)em  ilTage  surficfgtng. 
€s  war  ilpr  er$dl}lt  wor6en,  6af  6er  fransofifdjc  (ßefan6te  in  Kurljeffen,  Bignon,  6er  frü^ 
als  (ßcfdjäftsträger  in  Berlin  für  6ie  f^ffeftlidjfeiten  (ßclegenljeitsperfe  6idjtete,  einmal  an 
6cr  l)oftafel  in  Kaffcl  geäußert  t^be:  „Des  Allemands?  Mais  y  en  a-t-il  cncore  des 
Allemands?**    Sie  ^tte  6apon  in  Berlin  gefprod^en.    2Ils  Deutfc^e,  wie  fie  ftc^  n  mer 

15c 


gefüllt  ^t,  modjtc  fte  fo  örciftcr  ^o^n  entruften;  als  Königin  von  Preufen  wat  fte  mit 
6em  prcufifc^cn  Hcutralitätsfyftem  glcidjiDO^I  poUfommcn  einpcrftanöcn. 

(£s  ift  allbefannt  un6  brandet  ^ier  nid;t  nä^er  ausgeführt  5U  n>er6en,  tt)ie  6ie  leitcnöen 
Staatsmänner  6es  damaligen  Preuf  en,  6er  ^reitjerr  von  ^aröenberg  un6  ©raf  Sdjulenburg, 
un6  6ie  nähere  Umgebung  bes  Königs,  fein  (ßeneralaöjutant  (ßeneral  von  Köcfri^  un6  feine 
Kabinettsräte  Combarö  un6  Beyme  6ie  Politif  6er  Heutralität  billigten  un5  förderten.  2(ber 
audj  6ie  öffentlidje  ZHeinung  Preuf  ens,  fomeit  eine  foldje  fdjon  fidf  regte,  n>ar  in  weit  fiber^ 
iDiegenöem  Ztlafe  für  6iefe  Politif  eingenommen.  Seit  6em  Bafeler  ^rieften  pon  ^795  lebte 
6ie  preuf ifc^e  BeDÖlferung  in  felbftsufrieöener  Hu^e  hinter  6er  Demarfationslinie,  ^örte  pon 
6en  Sdjiadjten  Hapoleons,  €r$^er5og  Karls  un6  Sunx>rott)S,  als  ob  fte  in  anöeren  XDeltteilen 
gefd^Iagen  mürben,  unö  fat;  6er  Zertrümmerung  6es  alten  Deutfc^en  Heid^es  un6  6em  Perluft 
5es  linf en  H^einufers  gleidjmütig  un6  teilna^mlos  5U.  IDeltbürgerlidffeit  un6  Partifularismus, 
Ueberljebung  un6  ^urdjtfamfeit,  Kriegsfpielerei  un6  ^rieöensfe^nfuc^t  Ratten  fic^  pereinigt, 
eine  ^diwädjUdf  laue  (ßefinnung  ^erporsubringen,  in  5er  6as  lebenöige  (ßefu^I  für  6en  pater:« 
länbifc^n  IDaffenru^m  un6  6ie  pater(än6ifc^e  (E^re  nic^t  me^r  geöei^en  nx>Ute*  ^umeift 
gefiel  man  ^df  in  6er  Porftellung,  bas  Heutralitätsfyftem  für  einen  Bemeb  6er  Stärfe, 
nic^t  für  ein  ^txdien  6er  Sdjn>ädje  an$ufe^en.  Die  Befe^ung  f)annopers  6urc^  6ie  ^ransofen 
un6  6ie  6araus  entftan6enen  mirtfdjaftlidjen  Störungen  un6  Perlufte  Ratten  6iefe  felbft^ 
genügfamen  Stimmungen  leife  erfdfüttert,  o^ne  6odj  einen  tieferen  IDan6eI  ^erporrufen 
5U  fönnen.  ZRodften  ein$elne  grof e  (ßeifter  n>ie  ^rie6ridj  ©en^  un6  baI6  auc^  3o^^^"^ 
pon  ZTTüUer  6ie  notn)en6igfeit  einer  allgemeinen  tDaffener^ebung  gegen  6ie  napoleonifc^e 
Uebermadjt  mit  eifriger  Bere6famfeit  pre6igen,  6ie  IDortfu^rer  6er  öffentlichen  ZUeinung 
ftan6en  in  6em  6ama(igen  fransöfifc^englifcf^en  ZPeltfampfe  nod^  \B05  me^r  auf  Hapoleons 
Seite.  So  ^rie6ric^  Budj^oI$,  6er  Perfaffer  6es  „Heuen  Cepiat^n",  6effen  Ce^re  Pon 
6er  ItottpenMgfeit  einer  napoleonifcf^en  IDelt^errfc^ft  5ur  Sicf^erung  aller  ^ö^eren  Kultur^ 
guter  unter  Beamten,  ©ffi$ieren,  ©ele^rten  piele  un6  begeifterte  2In^nger  fan6;  fo  Karl 
£u6ipig  XDoItmann,  6er  in  feiner  ^Ai^ditx^  ,,(ßefdfidfte  un6  politif"  6ie  6eutfc^e  Hation 
6em  (ßenius  6er  ZlTenfdj^eit  um  ^ö^erer  gwecfe  »illen  gern  5um  ©pfer  brachte  un6  i^r 
nur  einen  befcf}ei6enen  pia^  in  6er  fränfifc^en  Uniperfalmonardjie  jumies;  fo  6ie  Znilitär«« 
fdjriftfteller  Ztlaffenbadf  un6  ^.  ^.  pon  Büloip,  6er  Bru6er  6es  fpäteren  Siegers  Pon  Denneun^. 
2ludj  6ie  bei6en  Berliner  g^tungen,  6ie  i^ren  politifdjen  3"^^  o^ne^ln  meift  6en  fran$öfifdjen 
Blättern  entnahmen,  iparen  im  gansen  fran5ofenfreun6Iidf. 

Dies  tparen  6ie  Stimmungen  am  Berliner  ^ofe  un6  in  6er  Berliner  Bepölferung,  als  im 
Sommer  ^805  sugleic^  Pon  fran$öfifdfer  un6  pon  ruffifdfer  Seite  ein  2Ingriff  auf  6ie  preufifc^e 


neutralitalspolitif  unternommen  muröc.  Prcufen  Ijatte,  wk  wir  nnffen,  feine  y^Uu^tn^ 
fpljare  auf  fein  eigenes  (ßebiet  unö  feine  näd^ften  Xladjbam  in  nor56eutfc^Ian6  eingefd^ränft; 
es  war  feit  König  ^rieörid^s  tEoöe  pon  6er  {)5(fe  einer  europäifc^en  (ßrogmad^t  aUmäl^Iid^  ju 
einer  öeutfdjen,  feit  ^795  nur  noc^  nor65eutfc^en  Cerritorialmadjt  Ijerabgefunfen.  Die  3e6eutung 
6er  Pert^anMungen,  öerer  mir  t^ier  nur  fürs  gebenfen  fönnen,  liegt  boij  eigentlich  6arin,  6ag 
geraöe  6ie  europäifd^en  (ßrofmäd^te  Preufen  tDieöer  an  6en  Cebensfragen  6er  europäifc^en 
Politif  $u  beteiligen  unö  in  6en  Kampf  6er  europäifc^en  (ßegenfä^e  Ijineinsusieljen  fuc^ten. 

2tm  8.  2tuguft  ^805  erfdjien  6er  fransöfifc^  (5efan6te  in  Berlin,  Caforeft,  bei  6em 
ZUinifter  fjar6enbcrg  auf  6effen  £an6gut  tCempelberg  un6  fdjlug  iljm  einen  Pertrag  i>or, 
nK>rin  Preufen  jtdj  $ur  Unterftü^ung  ^ranfreidjs  perpflidjten  follte,  falls  lrgen6eine  TXladit 
6en  Bcfi|ftan6  in  3tolien  geuniltfam  5U  dn6crn  perfudjen  ipür6e.  Was  Preuf  en  im  eigenften 
3ntereffe  für  nor66eutfdjlan6  übernommen,  follte  es  im  fransöfifdjen  3"*^'^^ff^  ^^f  Otolien 
aus6et}nen.  ^ür  6ie  fd^tpere  Caft  einer  folc^en  ZDerpflid^tung  fonnte  ^ranfreic^  eine  polltpic^tige 
(ßegengabe  bieten.  (Es  perfprac^,  tfannovet  an  preuf en  fofort  absutreten  un6  6ie  ^eftfe^ung 
6icfer  2{btretung  in  6en  fünftigen  ^rie6ensfd^luf  mit  (Englan6  aufsunet^men.  Um  6em  frie6^ 
lieben6en  Könige  6cn  Dertrag  anneljmbar  5U  madjen,  ipur6e  $ugleidj  nad}6rücflidj  betont, 
6af  einem  preufifdj^fransöfifdjen  3o'eibun6e  gegenüber  nieman6  6cn  ^rie6en  6es  ^eftlan6es 
5U  ftöron  tpagen  tper6e. 

Die  (Enperbung  {)annopers  n>ar  pon  5U  ungel^eurer  Be6eutung  für  Preuf  en,  als  6ag 
man  6as  fran5öfifd)e  Ztngebot  ot^ne  tpeiteres  t^ätte  5urücf tpeifen  6ürfen.  Sie  befeitigte  6ie  ITlängel 
6er  gcograpI}ifd)cn  <5<^^^ff<^"l?^it  Preußens,  fie  ergab  in  politifdjer,  fommersieller  un6  militärifc^er 
t)infid}t  6ie  uufdjä^barften  Porteile.  Diefe  (Enpägungen  lagen  fo  feljr  am  tCage,  6ag  König 
^rie6rid}  IDilljelm  un6  fjar6cnberg  audj  iljrerfcits  6en  (ßcbanUn  einer  (Enperbung  £)annopers 
bereits  meljrfad}  erörtert  Ijatten.  IDenn  fie  aber  je^t  auf  6ie  fransöfifdjen  2Illian5anträge 
Sunäd^ft  eingingen,  fo  meinten  fte,  un6  insbefon6ere  tpar  6as  6ie  Ztnftd^t  06er  6er  IDunfc^ 
6es  Königs,  6amit  6od)  sugleidj  an  6er  bisljerigen  (5run6Iage  6er  preugifdjen  Politif  fefl* 
Ijalten  $u  fönnen.  ©frig  ergriffen  fie  6ie  fransöfifdje  2ln6eutung,  6af  6ie  ZlUians  preufens 
un6  ^ranfreidjs  6en  ^rie6cn  be6eute.  Um  aber  Ijierfür  nodj  eine  breitere  (0run6lage  ju 
gewinnen,  for6erten  fie  im  3"t^*'^<^ff^  ©eftcrrcidjs  uu6  Suf  Ian65  nun  audj  pon  ^ranfreic^  Bürg« 
fdjaft  für  6ie  Unabljängigfeit  6er  nodj  fclbftän6igen  Staaten  3l*ili<?"5/  ^^^  Sdfwcxi  un6  ffoüanbs. 
Sie  fdjmeidjeltcn  fidj,  6amit  6en  n)ünfd}en  ©eftorreidjs  un6  2\uglan6s  entgegensufommcn 
un6  iljiien  6ie  Bctt>eggrün6e  5U  iljrer  ^ein6feligfeit  gegen  ^ranfreic^  6iplomatifdj  5U  entjiel^en« 

2lUein  Hapoleon,  ipie  er  felbft  einmal  gefagt  Ijat,  falj  in  3tolien  eine  (Beliebte,  6ie  er 
für  fid}  allein  Ijaben  moUte;  man  fann  fic^  6enfen,  ipie  er  6ie  ^or6erung  pon  Bürgfd^ften 

152 


Cafcl  13 


Kronprinjiifm  fuifc 
pafieU^cmdl&c  von  Jfclicite  Caffacrt  um   i7m7 


iptfd^en  2XIefanber  nnb  Xla^Uon 


für  3talten,  6ie  iljn  fclbft  pcrpfRdjten  foütcn,  aufnaljm.  Sein  fjausmarfc^ü  Duroc,  &cr 
am  ^.  September  ^805  $u  ireiteren  Pcrljanölungen  in  auf  eroröentlidjer  Senöung  in  Berlin 
eintraf,  erflärte  auf  ausörücflidjen  Sefeljl  ZTapoIeons,  6af  6ie  italienifdjen  Derljältniffe  ^an^ 
pon  6er  PerIjanMung  ausgefdjioffen  bleiben  müften,  unö  6af  ^ranfreidj  ^c^ftens  6en 
3eft^ftan6,  nicijt  aber  6ie  Unabt^ängigfeit  {)oIIan6s  un6  6er  Sc^meis  sugeftel^en  tDoIIe«  Dafür 
aber  ©erlangte  er,  6af  Preuf en  öurc^  energifdje  (Erflärungen,  felbft  6urc^  tCruppenbemegungen 
©efterreidj  beörolje.  Der  König  unö  fjaröenberg,  mit  6em  Duroc  am  3.  September  fieben 
Stunöen  lang  perfymöelte,  mieöerljolten  Ujrerfeits,  6af  fte  5u  einer  näljeren  Perbinöung 
mit  ^ranfreidj  geneigt  feien,  6af  aber  audj  ^ranfreidj  (Garantien  gegen  weitere  Uebergriffe 
geben  muffe;  6er  König  erinnerte  perfönlic^  an  6ie  überrafd^enöe  (Einperleibung  (ßenuas 
unö  gemiffe  Porbereitungen  gegen  tncca,  ipoöurc^  felbft  6ie  beften  ^reunöe  ^ranfreidjs 
beunrut^igt  tpüröen«  Had^örücflici;  unö  in  fd^riftlid^  perbinMid^er  ^orm  tpuröe  sugleid^ 
ausgefprodjen,  6af  6es  Königs  Syftem  6ie  €rljaltung  6es  ^rieöens  fei  unö  bleibe,  unö  6af 
er  nur  5u  öiefem  ^wcd^  Hapoleons  Porfdjiägen  nähergetreten  fei. 

(Es  n>ar  6er  alte  (ßegenfa^,  6er  feit  6em  Safeler  ^rieöen  tro^  aller  gegenfeitigen 
2(nnä(ferungsperfuci}e  preuf en  unö  ^ranfreid;  immer  tpieöer  auseinanöergel^alten  t^atte,  ein 
(ßegenfa^,  6en  aud^  6ie  gefd^icftefte  Diplomatenfunft  nid^t  {;intpeg5uräumen  permod^t  Ijdtte: 
^ranfreidj,  unter  6er  Sepublif  nrie  unter  Hapoleons  Regiment,  fuc^te  Preufens  Bün6nis 
5ur  Durdjfüljrung  feiner  friegerifc^en  (Eppanftonspolitif,  Preufen  wat  5u  einer  itüians 
bereit,  fotpeit  6a6urc^  6ie  {)erfteUung  o6er  6ie  2(ufrec^ter{;altung  6es  ^rie6ens  geför6ert 
iper6en  fonnte. 

^n  6enfelben  erften  Septembertagen,  ipo  ^ranfreidjs  2tngriff  auf  6as  preufifc^e 
Heutralitätsfyftem  5um  Scheitern  fam,  erging  auc^  nadf  Petersburg  Ifxn  buvdi  König 
^rie6rid}  IDilljelm  felbft  eine  entfdjie6ene  2tbfage  an  6ie  rufjifdje  2tuffor6erung,  jtdj  6en 
Süftungen  gegen  ^ranfreidj  mitn)irfen6  ansufdjiief en. 

Seit  6er  ^ufammenfunft  in  ZTlemel  tpar  Kaifer  2(Iefan6er  I.  pon  Huf  Ian6  unabläfftg 
bemüljt  gemefen,  6en  mit  6em  preufifdjen  Königspaar  gefc^Ioffenen  ^reun6fc^aftsbun6  5U 
einer  intimen  poUtifc^en  JtUians  im  Sinne  6er  ruffifdjen  Koalitionspläne  5U  eripeitem, 
ipäljren6  König  ^rie6ric^  IDilljelm  III.  allem  Bitten,  Schmeicheln  un6  Drängen  gefdjicft 
aus5ua)eidjen  perftan6en  Ijatte.  3m  Sommer  ^805  nun  füljrte  6iefe  porftc^tige  gurücfs« 
Ijaltung  Preufens  5U  einer  emften  Krifis,  6er  emfteften  pielleidjt,  6ie  im  ^9. 3aljrljun6ert 
6ie  preufifdj*ruffifc^en  Besieljungen  por  ^878  erfdjfittert  Ijat  Bei  6en  Staatsmännern  un6 
dürften,  pon  6enen  6ie  grofe  ontifransöjifc^e  Koalition  Pon  ^805  ausgegangen  ift,  Ijatte  6ie 
neutrale  {)altung  Preufens  ollmäl^lic^  eine  tpal^re  (Erbitterung  l^erporgerufen.   Die  frül^ren 

\55 


giptfd^en  2X(qfanber  nnb  ITapoIeon 

Untemcl^ntungen  gegen  ^ranfreid;  tparen  gefcf^ettert;  für  öen  (Erfolg  eines  neuen  ^eI65uges 
fc^en  6ie  fjilfe  6er  2trmee  ^rieöric^s  6es  (5rof en  unentbeljrHc^.  gu  gut  aber  fannte  man 
6ie  frieöfertige  (ßeftnnung  König  ^rieöric^  IDil^lms,  als  öag  man  einen  bereitoiUigen 
2(nfd^Iug  t>on  it^m  entartet  Ijatte.  So  tauchte  6enn  bex  unl^ilpoUe  (ßeöanfe  auf,  6en  Beitritt 
Preuf cns  5U  6em  2PeItbun6e  gegen  ^ranfreic^  6urc^  eine  rufftfc^e  2(rmee  ju  erstmngen,  — 
6er  ©eöanfe,  6er  6er  politifc^en  Cage  int  Spotfommer  ^805  iljr  befon6eres  (Beprdge  gibt 
Der  pian  6er  Pergemaltigung  Preuf  ens  fan6  rafc^  (Eingang  in  6en  aus  6iefem  06er  jenem 
(0run6e  6amals  gegen  Preufen  aufgebrad^ten  Kreifen;  felbft  6ie  öfterreic^ifc^e  Diplomatie 
billigte  iljn,  6er  auferor6entlid}e  2tbgefan6te  ©efterreidjs  in  Petersburg,  6er  (Beneral 
Stutterljeim,  ebenfo  mie  6er  Vertreter  ©efterreic^s  in  Berlin,  (5raf  ZHettemic^.  JTlit 
befon6crer  ^reu6e  griffen  natürlidj  Polen  un6  Suffen  6en  miüfommenen  (0e6anFen  auf, 
i>or  allem  2tlepan6ers  pomeljmfter  Satgeber,  ^ürft  2I6am  (Csartorysfi;  er  un6  feine  ^reun6e 
^tten  es  am  liebften  gefeiten,  n>enn  6er  Krieg  gegen  ^ranfreic^  6urc^  einen  Eingriff  auf 
Preuf  en  eingeleitet  un6  Preuf  en  6abei  feiner  polnifc^en  €m>erbungen  beraubt  tpäre.  2tuc^ 
Kaifer  2tlef an6er,  entruftet  über  6en  I^artnäcfigen  tl>i6erftan6  6es  Königs  gegen  je6e  Beteiligung 
an  6er  Koalition,  aufgeftacijelt  6urc^  6ie  unablaffigen  IDul^lereien  feiner  preufenfein6lid^en 
Umgebung,  ift  auf  folcf^e  (Enttpfirfe  eingegangen.  ITlag  er  feinerfeits  einer  freun6fc^aftlic^en 
Derftän6igung  mit  König  ^rie6ric^  IDilljelm  nodj  6en  Dorsug  gegeben  Ifabtn:  foüte  Pe 
miflingen,  fo  tpar  6oc^  auci;  er  entfd^loffen,  ol^ne  tDeitere  Kucfftc^t  feine  Qeere  in  Preufen 
einbredjen  5U  laffen. 

Znilitärifci;  wu  politifd^  tpur6e  im  2(uguft  ^805  alles  5ur  Ueberrumpelung  Preußens 
porbereitct.  ^vocx  rufjifc^e  2trmeen  follten  fic^  in  Brsesc  un6  (ßro6no  fammeln  un6  i>on 
6ort  6en  (Einmarfdj  in  Preufen  antreten.  ^n^Mdi  ipur6e  unter  6em  \Q.  2(ugufl  ^805 
6er  rufftfd^e  (0efan6te  in  Berlin,  2(lopeus,  mit  6en  genaueften  IDeifungen  perfel^n,  6ie  6en 
6iplomatifd)cn  ^el6$ug  gegen  Preußen  in  allen  ©nselljeiten  regelten.  IXlan  gab  6ie  £)offnung 
noc^  nid)t  gans  auf,  6aß  ^rie6ric^  XDil^lm  einem  gen>iffen  fanften  ^mange  nad^geben  unö 
en6lic^  6en  Suffen  fjeeresfolge  leiften  iper6e;  »enn  nic^t,  fo  modjtc  Preufen,  ungerflflet 
wk  es  tx>ax,  6ie  folgen  6er  fjartnäcfigfeit  feines  Königs  tragen.  Sdjon  n>ar  felbft  6as 
Kriegsmanifeft  gegen  Preuf  en  porbcreitet,  in  6em  Kaifer  2tlcyan6er  nadj  feiner  IDetfe  (ßott 
un6  6ic  IDclt  5U  5«ud^"  f"'^  ^i^  Cauterfeit  feiner  Politif  anrief. 

^wd  eigenljän6ige  Schreiben  Kaifer  2tleyan6ers  an  König  ^ric6ric^  £DilI}elm  follten 
6ie  einseinen  pi^fen  6cr  Unterfym6lung  einleiten. 

2tm  \%  2Iuguft  bcnad)rid)tigte  6cr  Kaifer  6en  König  pon  6en  Haftungen  Hußlan65 
un6  perlangte  6ic  IKitipirfung  6es  Königs  ju  ZTlaßregeln  für  f^erftellung  6es  allgemeinen 

•  54 


^rieöens,  ober,  wenn  ein  foldjcr  nodj  nidjt  möglid}  u)ärc,  5ur  Sefeftigung  einer  ©rönung 
bei  Dinge  in  (Europa,  bei  6er  6ie  Unabt^angigfeit  aller  Staaten  geftd^ert  tDäre«  Dasu  beöürfe 
es  öes  3ufammenn)irf ens  pon  200000  Preufen,  ebenfopiel  Suffen  unö  300000  ©efterreidjem 
mit  6en  Streitfrdften  öes  Deutfdjen  Keidjes.  Seljr  piel  beftimmter  lautete  bas  smeite  Sdjreiben 
pom  ^.  September.  3^t*  ipuröe  6ie  (Erlaubnis  für  6en  Durdjmarfdj  rufjifdjer  tCruppen 
nadjörücflidj  geforöert;  6er  Kaifer  tperöe  fxdf  felbft  5u  6er  2trmee  begeben  unö  gern  6ie 
(Gelegenheit  5U  einer  g^fammenfunft  mit  6em  König  ergreifen,  bei  6er  alle  nodf  nötigen 
(EinseUjeiten  geregelt  iper6en  fönnten.  Der  Con  6es  Sdjreibens  ipar  lyödjft  fategorifdj  un6 
fc^ien  6ie  ZTlöglid^feit  einer  2(ble{}nung  überl^aupt  aus5ufc^Iiefen. 

Sereits  6as  erfte  Sdjreiben  2tl€yan6ers  aber,  6as  am  28.  2luguft  in  Serlin  eintraf 
un6  fogleic^  ipie  eine  2trt  „2narfd}or6er"  aufgefaft  tpur6e,  reid^te  Ijin,  um  lebljafte  23e* 
unrut^igung  un6  namentlich  bei  6em  Könige  eine  tiefe  Derftimmung  {^erporsurufen.  (Es 
fam  Ijinsu,  6af  pon  6en  rufftfdjen  Cruppenanfammlungen  in  6er  ZTälje  6er  preugifdjen 
(5ren$e  immer  be6ennid^ere  Hadjrid^en  einliefen  un6  6af  fy)djfa^ren6e  Praljlereien  rufftfc^er 
©fpSiere  über  einen  beporfteIjen6en  (Einmarfdj  in  Preuf en  befannt  ipur6en.  ZHit  6em  frie65 
famen  Stilleben  tpar  es  porbei:  SorgenpoUe  (Lage  famen  un6  gingen  nid^t  fobaI6  tpie6er. 
„Ueberaü  brennt's,  es  ift  eine  abfc^eulidje  S^xt/*  Hagt  6ie  (ßräfin  X?of  in  iljrem  tCagebudj. 
Sc^n  6as  gufammenftrömen  Ijeimifdjer  un6  auswärtiger  Staatsmänner  un6  2tbgefan6ter 
gab  6em  ^of leben  ein  ungeipoljntes  Jtusfeljen.  2tm  \.  September,  ipie  bereits  ertpäljnt, 
ipar  Duroc  in  Berlin  erfc^ienen;  am  U.September  fam  aus  H>ien  in  auferor6entlic^er 
Zniffton  6er  (ßeneraUeutnant  (ßraf  Znerpel6t.  Der  König  I^tte  6as  Be6ürfnis,  feine 
bewährten  Katgeber  um  jidj  5U  fammeln.  Der  ^ersog  pon  Braunfc^meig  un6  6ie  ©rafen 
^ugmi^  un6  Sc^ulenburg  tpur6en  I^erbeigerufen;  auc^  6er  Kabinettsrat  £ombar6,  6er  für 
längere  3^  "öc^  3talien  beurlaubt  gemefen,  traf  am  6.  September  in  Berlin  ein. 

3nmitten  aller  Unrulje,  beftürmt  Pon  Suflan6,  ^ranfreic^  un6  ©efterreidj,  war 
König  ^rie6ric^  IDil^elm  je^t  nur  nodi  um  fo  meljr  entfdjloffen,  unerfc^ütterlic^  an  feinem 
Heutralitätsfyftem  feftsul^alten.  IDie  er  Durocs  Einträge  5urücftpi&,  fo  beantu>ortete  er 
Kaifer  2(le;an6ers  Zumutungen  am  6.  September  mit  einer  *entfdjie6enen  2tbleljnung.  (Er 
erinnerte  an  feine  fo  oft  ausgefproc^enen  (ßrun6fä^e,  6ie  iljm  eine  tCeilnaljme  an  offenfipen 
ZHafregeln  nic^t  gematteten;  6ie  in  6er  Deflaration  Pon  \80^  porgefeljenen  ^älle  feien 
nodj  nic^t  eingetreten.  (Er  fünMgte  sugleidj  an,  6af  er  ein  tCruppenforps  sur  2tufrec^t* 
erl^altung  6er  Heutralität  auf  Kriegsfuf  fe^en  tper6e. 

3n  6er  IZat  tpur6en  am  7.  September  6ie  Befel^le  5ur  ZUobilmac^ung  pon  dwa 
80000  Zriann  erlaffen,  angeblich   ,,5ur  Tlhwdiv  fransöftfc^er  Uebergriffe",  totfäc^lic^  aber 

^55 


6oc^  cljer  gegen  Kuglanö.  IDcnn  6cr  König  bas  6em  ruffifdjcn  Kaifer  perfdjmeigen  modftc, 
fo  muröe  CS  öeni  ruffifdjcn  ©efanWen  um  fo  öeutlidjer  gcfagt.  Dicfer  Diplomat,  6er  ^inn* 
länb^v  2tlopeu5,  ^t  in  jenen  ernpen  tagen ,  in  6enen  ein  unbeöadjt  Ijingeiporfener  ^unfe 
6ie  Kriegsflammc  $u)ifd}cn  Kuf lanö  unö  Preuf en  entsünöen  fonntc,  beiöen  Cdnöem,  6ic  er 
gleidjmägig  liebte,  unfdja^bare  Dienfte  geleiftet.  €r  fyü  feinem  Kaifer  nic^t  perljelflt,  ii>elc^en 
Der^ngnispoüen  (Einörucf  6ie  Seöroljung  6er  preugifdjen  ZTeutralitat  in  Berlin  Ijerpomife: 
mie  6er  König,  6er  ^of,  6ie  JTlinifter,  6ie  ©enerale,  alle  einmutig  feien  in  6em  (Entfc^Iug, 
lieber  unter$ugcljen  als  6as  5U  6uI6en. 

Der  Bericht  von  2tIopeus,  6er  6iefe  IDamungen  entljielt,  un6  6as  Schreiben  6es  Königs, 
bei6e  i>om  6.  September,  bradjten  in  Petersburg  einen  rafdjen  Umfdjmung  Ijerpor.  lDä^ren6 
iriettemid}  nodj  am  \6.  September  eigenljän6ig  nadj  IDien  fdjrieb:  „Die  ZTTafregeln  ftn6 
ergriffen,  um  6as  $u  neljmen,  n>as  nidjt  $ugeftan6en  ipir6;  Preufcn  ipir6  in  je6em  ^aUe 
überrumpelt  iper6en  mie  ZTapoIeon'',  fan6te  Kaifer  2tlejan6er  5ur  geringen  ^reu6e  feiner 
Umgebung  am  ^8.  September  porläufige  ©egenbefeljle  an  6ie  5um  (Einmarfc^  in  Preufen 
bereitgeftellten  Cruppen.    Drei  tCage  fpäter  ging  er  felbft  5U  feiner  2(rmee  ab. 

€i)t  6iefe  Had^rid^ten  in  Berlin  eintrafen,  Ifaik  man  nod;  einmal  bange  Stun6en 
5U  6urcljlebcn.  2tm  \5.  September,  fürs  por  ZTlittemac^t,  tpar  jenes  Schreiben  2I(e;an6ers 
pom  ^.  September  eingetroffen,  6as  6ie  (ßenet^migüng  5um  (rruppen6urd^marfci}  in  6roI^n6en 
tDorten  for6erte  un6  sugleic^  auf  6ie  IHöglici^feit  einer  ^ufammenfunft  6er  bei6en  Souperäne 
Ijinmies.  Die  2tufregung,  6ie  Ifier6urclj  am  Berliner  £)ofe  entftan6,  ipur6e  nodj  gefteigert, 
als  2(Iopeus  sugleici;  porseitig  6ie  pcrtraulici^e  ZTlitteilung  an  {)ar6enberg  gelangen  lief,  6af 
6ie  ruffifdjen  Cruppen  unter  allen  llmftän6en  in  Preufen  einrücfen  tpür6en.  Der  König, 
tpie  2llopeus  am  \S.  September  beridjtet,  erflärte  feinem  ZUinifter  fjar6enberg  abermals: 
er  tper6e  eljcr  untergeljen,  als  fidj  pon  Huflan6  (ßefe^  porfc^reiben  laffcn.  „2tber  ijt  es 
6enn  nur  möglidj,"  fo  fuljr  er  fort,  „6af  6er  Kaifer,  6en  idj  als  meinen  erften  ^reun6 
betradjtct  Ijabe,  6em  idj,  (ßott  ift  mein  3^"3^/  ^"  unbegrenstcs  Vertrauen  gefdjenft  ^obe, 
6as  mifbraudjen  fönnte?  IDenn  er  fxdi  in  (ßcfaljr  bcfun6en  Ifätte,  ipenn  iljm  bei  6em 
bcporftcIjcn6cn  großen  Kampfe  ein  ZUiggefcIjicf  begegnet  ipäre,  fo  ipärc  idj  iljm  $u  f^ilfe 
geflogen.  Dag  er  aber  midj  5U  etnxis  smingen  tpill,  6af  idj  6ie  £age  6er  Dinge  unter 
6em  nämlid^cn  (ßeftd^tspunfte  wie  er  felbft  betrad^ten  foU,  6as  perlest  6od;  meine  Un« 
abljängigfeit.  IDcnn  6iefe  aber  angetaftet  ift,  fann  idi  bann  nodj  auf  meine  Dorfaljren 
fdjaucn,  fann  idj  6enfcn,  6af  ein  ^rie6ridj  IL,  ein  (ßrofer  Kurfürft  unter  iljnen  ift?  Hein, 
mag  id^  untcrgcl^cn,  aber  mit  Hut^m.  3<^  tpcr6e  6ann  als  ®pfer  meines  Vertrauens  ju 
einem  dürften  fallen,  6er  mein  fjers  5U  geipinnen  perftan6en  Ijat" 

\5^ 


IDenn  6tefe  2teuf crungen  6cs  Königs  gegen  fjaröenberg  Ijauptfädjiidj  auf  Kuf lanö 
berechnet  maren,  fo  erfennt  man  6ie  inneren  (ßrünöe  feines  politifc^en  Derijaltens  fieserer 
aus  einer  Unterreöung  mit  6em  öfterreidjifdjen  2tbgefan6ten,  (ßrafen  ZHerpelöt,  6em  er 
6amals  eine  Zluöiens  geipäljrte.  3^m  erflarte  6er  König,  er  fei  nidjt  gleidjgültig  gegen 
6as  Umpc^reifen  ^ranfreidjs,  aber  menn  fidj  öie  (Erljaltung  6es  ^rie6en5  als  unmöglich 
{^erausftellen  foUte,  muffe  man  fidf  bodi  fiber  einen  Krieg  un6  öeffen  ^iele  red^tseitig  un6 
grünMic^  perftänöigen.  €r  ^e  immer  6en  ^eI6$ug  i>on  ^792  in  (Erinnerung,  wo  man 
fo  leid^tfinnig  öarauf  losgegangen  fei.  ^aft  propt^etifc^  aber,  tDenn  man  fid^  an  2((e;an6ers 
Perljalten  nadj  2tufterli^  unö  ^rieölanö  erinnert,  erfdjeint  bas  ZUiftrauen,  bas  6er  König 
bann  gegen  Kuf  lanö  äußerte.  Kuf  lanö,  meinte  er,  fönne  fidj  surücfsieljen,  felbft  oljne  ^rieöen 
5U  fc^Iiefen,  un6  öie  anöeren  i^rem  Sdjicffal  fiberlaffen. 

Der  König  lief  es  nic^t  bei  IDorten  betDenöen.  2Iuf  feine  eigenfte  Deranlaffung  tDuröe 
feit  6em  \S.  September  auc^  6er  Seft  6er  preufifdjen  2trmee  friegsbereit  gemacht,  mit  be* 
fonöerer  Befdjieunigung  6ie  Hegimenter  an  6er  rufftfdjen  ©rense.  Dem  Kaifer  TiUj^anb^x 
fc^rieb  6er  König  am  2\.  September,  6af  6ie  ©eftattung  6es  €inmarfc^es  rufftfc^er  tCruppen 
eine  Unmöglic^feit  fei.  (Cfyirafteriftifc^  ift  6ie  Tinttvovt  auf  6ie  i>om  Kaifer  angeregte 
gufammenfunft.  3n  6em  erften  Briefentrourfe  nal^m  6er  König  6en  Dorfdjiag  „avec 
reconnaissance'*  an]  in  6em  mirflic^  abgegangenen  Schreiben  permies  er  auf  6ie  P^ic^ten, 
6ie  iljn  in  einem  fo  fritifc^en  2tugenblicfe  in  2tnfpruc^  nähmen;  n>enn  aber  6er  Kaifer  im 
3ntereffe  6er  ©efc^äfte  eine  Begegnung  für  nü^Iic^  Ijalte  06er  aus  ^reun6fdjaft  »ünfdje,  fo 
n>oIIe  er  über  alle  Be6enFen  I^intDegfel^en,  un6  6er  Kaifer  möge  il^m  6urc^  6en  Ueberbringer 
6es  Briefes  feine  weiteren  €ntfc^Iüffe  6arüber  mitteilen.  3n  6er  tCat  empfan6  6er  König, 
»ie  £ombar6  6amals  an  ^ar6enberg  fdjrieb,  einen  tDal^ren  ,,Sdjrecfen"  por  6er  gufammen* 
fünft  un6  tpar  im  poraus  entfd^Ioffen,  i^r  unter  irgen6einem  Z7onpan6e  aus5utpeic^en. 

ZTTit  6iefen  ZTlafnaljmen  glaubte  König  ^rieöric^  IDiUjelm  6en  (Erfor6emiffen  6er 
Cage  pöllig  genügt  5U  Ifah^n:  fc^on  am  22.  September  fe^rte  er  tpie6er  in  6ie  Iän6Iic^e 
Stille  pon  pare^  5urücf.  €s  »ar  pergeblic^,  6af  —  bereits  einige  (Tage  por^r  —  fjar6en* 
berg,  ^ugmi^  un6  felbft  Köcfri^  i^n  befc^moren  Ratten,  in  Berlin  5U  bleiben  —  ^^auf  6en 
Knien",  ipie  f)ar6enberg  feinem  ^reun6e  2(Iopeus  perfidjerte.  Dem  Könige  »ar  eigentlich 
6ie  gansc  ausmärtige  Politif  läftig.  2Tlan  bemerfte  feine  Unge6uI6,  namentlich  bei  Der* 
Ijan6lungen,  in  6enen  pon  6er  ZTTöglic^feit  friegerifc^er  Dertpicfelungen  6ie  Ke6e  tpar.  Um 
6em  Drucfe  6er  aufs  auf erße  gefpannten  Cage  un6  6em  politifd^en  ZPirrtparr  ftc^  5U  ent* 
sielten,  mie6  er  fopiel  als  möglich  Berlin,  n>o  ZTlinifter  un6  (ßefan6te  mit  unbequemen 
2(nliegen  feiner  tparteten*     £Do]u  langtpeilte  man  il^n  über^upt  mit  6iefen  unen61id^en 

157 


5n>tf(^en  2IIe;anber  nnb  Hapoleon 

öiplomatifci^en  Pcrl^nMungen,  6iefcn  etmgen  Konfcrenscn  un6  2{u6ien5en,  6a  er  boii  uner« 
fdjütterlic^  entfdjloffcn  voav,  nidjt  einen  ^uf  breit  Don  feinem  neutralitatsfYftem  abjutpetc^n? 
Dabei  ubcrfam  iljn  ir>oIjI  einmal  6ie  Jtljnung  6es  Unljeils,  bas  für  tl^n  ime  für  Preußen 
aus  feiner  ftarren  ^rieöfeligfeit  enrac^fen  foUte;  fyxt  er  bodj,  wk  mieöerum  2(lopeu5  berichtet 
6amals  5u  KScfri^  gefagt:  ,;2nel}r  als  ein  KSnig  ift  untergegangen,  n>eil  er  btn  Krieg 
liebte;  idj,  idj  meröe  untcrgeljen,  »eil  idj  6en  ^rieben  liebe." 

IDäljrenö  6ie  fransSftfc^en  tCruppen  6en  K^in  überfdjritten  un6  Hapoleon  pon  Straf* 
bürg  aus  6en  öiplomatifd^en  unö  militärifd^en  ^el65ug  einleitete,  6er  6ie  fü66eutfc^en  StacAm 
^ranfreid;  unterwarf  un6  6as  ofterreid^ifcbe  {)eer  bei  Ulm  sertrfimmerte,  tpal^renb  auc^  Me 
preugifc^n  Cruppen  5U  iljren  Sammelplä^en  eilten,  blieb  König  ^riefcric^  IPil^lm  III. 
ruijig  in  Pare^,  xvo  in  6en  legten  Septembertagen  bas  €mtefeft  in  geipoljnter  IDeife  gefeiert 
muröe.  Hur  einmal  perlief  er  fein  geliebtes  Canöl^aus  un6  nur  5U  einem  ^amilienfefle: 
am  27.  September  muröe  6ie  golöene  £)odjjeit  6es  prinsen  ^erMnanö  6urc^  ein  (ßartenfeft 
in  Sdjlof  Beüepue  unö  ein  Prunfmaljl  pom  golöenen  Serpice  in  (Cljarlottenburg  gefeiert.  Sc^n 
am  näc^ften  (Tage  feierte  6er  König  fc^leunig  nadf  pots6am  un6  Pare^  surücf,  n>o  er  porlaufig 
blieb,  tro^cm  frül;  eintretenöe  {^erbftfröfte  feiner  Umgebung  6en  2{ufentl;alt  fel^r  perleiöeten. 

Hoc^  maren  auc^  Qof  un6  (ßefellfd^ft  —  bas  tEagebud^  6er  (ßräfin  Z7of  pergegen« 
n)artigt  öiefe  Stimmungen  —  mit  6er  Politif  6er  ZTeutralität  einperftan6en.  Selbfl  Königin 
Cuife.  Sie  mar  gera6e  mie6er  gan5  tEod^ter  un6  Scbmefter.  Sie  ^tte  faft  alle  il^re  (Be* 
fcbmifter  um  fidf  perfammelt,  auf  er  6en  bei6en  23rü6em  Prin5  (ßeorg  un6  Prinj  Karl 
aud;  6ie  prinseffinnen  Cl^erefe  pon  tC^um  un6  tEa^is  un6  ^rie6erife  Solms.  ZTIan  plante 
eine  grofe  ^amiliensufammenfunft,  5U  6er  audj  6ie  pierte  Sdjtt>efter  prinsefjin  C^rlotte 
pon  fjil6burgljaufen  ertpartet  mur6e,  um  am  ^0.  ©ftober  6en  6^.  (ßeburtstag  6es  Paters 
in  ZTcuftreli^  5U  feiern.  2tber  6ie  lei6ige  politif,  fo  feljr  man  in  Pare^  6ie  tCüren  por  i^r 
$ufperrte,  6rang  auc^  6ort  ein,  6urd)frcu5te  6ie  Pläne  6er  Königin  un6  foftete  i^r  mandft 
tCräne.  Der  König  wav  entfdjloffen,  franf  5U  a)er6en,  nur  um  6er  gefürdjteten  ^ufammen« 
fünft  mit  Kaifer  2lleyan6er  5U  entgeljen:  n?ie  fonnte  6a  6ie  Königin  iljren  (ßatten  perlaffen? 
Un6  menn  es  €mft  mur6e,  menn  6ie  ^ufammenfunft  nidjt  5U  umgeljen  tx>ax,  un6  Preuf en 
6od)  nod)  in  6cr  einen  06er  an6eren  U?eife  in  6en  Krieg  Ijincingesogen  mur6e,  6ann  mufte 
6ie  Königin  natürlidj  erft  redjt  an  6er  Seite  6es  Königs  ausl^urren. 

Un6  es  würbe  (Emft.  2Im  ^.  ©ftober  fam  ^ürft  pcter  Petronntfd}  Dolgorufij  mit 
einem  neuen  Sdjreiben  2tleyan6ers,  in  6em  6er  Kaifer  feine  ^reu6e  6arüber  ausfprac^, 
6a§  6er  König,  ipie  er  pon  feinem  (ßefan6ten  erfaljre,  6ie  ^ufammenfunft  annel^me; 
er  enpa^nte  6ie  ©cgenbefeljle  gegen  6ie  übereilten  ZTlärfdie  ^eine*-  (Trt'ppen.  Ivit  ah^x  60* 


$ugleic^  um  Befc^kunigung  6er  (Erlaubnis  sum  Durc^marfdj*  2tm  6.  ©ftober  in  Sansfoud, 
in  ©egenmort  fjaröenbergs,  überreidjtc  Dolgorufij  6em  König  bas  Schreiben.  Bei  6er  Unter*» 
I^altung  mit  6em  (5efan6ten  berüljrte  ^rie6ridj  IDil^elm  fogleidj  6ie  6roIjen6en  2tnfammlungen 
rufjtfdjer  tCruppen  an  6er  preufifc^en  (ßrense,  6ie  iljn  befümmert  un6  gesmungen  ^tten, 
alles  6er  Derpflid^tung  5U  opfern,  feine  (El^re  un6  Unab^ängigfeit  5U  tDa^ren;  er  äuferte 
ftdj  6ann  feljr  fdjarf  über  ZTapoIeon  un6  6effen  Kegierungsgrun6fä^,  ipie6er^lte  aber 
immer  wie6er,  6af  ^ranfreidj  iljm  feinen  (5run6  5um  Brudje  gegeben  fyibe.  (Er  fün6igte 
$ugleic^  feine  beporfteIjen6e  2tbreife  $ur  gufammenfunft  mit  2tlepan6er  an,  u>ar  ober  tro^  aller 
(Einn)en6ungen  fjar6enbergs  un6  audj  6er  Königin  Cuife  innerlich  entfdjloffen,  nic^t  absureifen, 
fon6em  6en  ^erjog  pon  Braunfdjmeig  mit  feiner  Dertretung  5U  beauftragen.  Da  traf  eine 
Hac^ric^t  ein,  6ie  6en  König  aus  feiner  frie6feligen  Stimmung  geuHxUfam  Ijerausmarf  un6 
6er  bis^r  met^r  gegen  Huf  lan6  gerid^teten  bewaffneten  Heutralitdt  Preuf  ens  eine  2Pen6ung 
gegen  ^ranfreidj  gab. 

^n  6em  2tugenblicf,  wo  fjar6enberg  un6  Dolgorufij  6en  König  perlaffen  Ijatten, 
brachte  ein  Kurier  6ie  Znel6ung,  6af  am  3.  ©ftober  saljlreic^e  fransöftfc^e  un6  boyerifclje 
(Truppen  bei  it^rem  ^uge  pom  2TTain  5ur  oberen  Donau  buvdf  bas  preuf  ifc^e  (ßebiet  in 
Tinsbadi  marfd^iert  feien.  Was  Huf  Ian6  nur  ange6rot}t  I^atte,  n>ar  Pon  fransöftfd^er  Seite 
rucffidjtslos  gefdje^n;  6er  König  felbft,  6er  gegen  6ie  rufjifdjen  Zumutungen  fidj  immer 
auf  ZTapoleons  Vertragstreue  berufen  I^atte,  füljlte  jtc^  perfönlic^  aufs  fdjmerfte  belei6igt*  2^ 
6er  somigen  2(ufu>aIIung  6es  erften  2(ugenblicfes  6ac^te  er  6ie  (0efan6ten  feines  Belei6igers, 
Caforeft  un6  Duroc,  aus  Berlin  aussumeifen.  Dos  Derljangnis  Preufens  n>oUte  es,  6af 
^r6enberg,  6er  fogleidj  5urucf gerufen  war,  6es  Königs  (Entrüftung  befc^ipic^tigte  un6  6ie 
(Entfernung  6er  <ßefan6ten  perljin6erte.  TXlan  begnügte  [xdf,  6ie  Unter^n6Iungen  mit  ^ranfs* 
rcid}  6urc^  6ie  (Erfldrung  absubrec^en,  6af  Preufen  je^t  feine  3wt^^^^ff^"  f^lM*  militdrifdj 
ftdjerfteüen  n)er6e.  (Es  n)ur6e  sugleidj  befc^Ioffen,  ym^djcn  6en  friegfüljren6en  ZTTäc^ten  eine 
beuHxffnete  X?ermittelung  in  6er  IDeife  5U  perfudjen,  6af  Preufen  6en  ^ransofen  billige 
Be6ingungen  porfc^lagen  un6  bei  6eren  2(ble(fnung  am  Kriege  teilnet^men  foUte.  Das  ^iel 
6er  preufifc^en  Politif  tpar  6abei  nadj  n>ie  por  6ie  (Enperbung  tfannovcxs,  bas  man  nun 
freiließ  6urc^  eine  X?erftän6igung  nic^t  me^r  mit  Hapoleon,  fon6em  mit  6effen  ^ein6en  $u 
gewinnen  ^ffte.  Tim  \3.  ©ftober  ergingen  6ie  Befeljle  an  6ie  preufifc^en  tCruppen,  6ie 
cbtn  nadf  (Dften  I^in  jufammengesogen  tparen,  nadf  ZPeften  umsufet^ren  un6  Qannoper  5U 
befe^n.  Tln  Kaifer  2tlefan6er  n>ur6e  6er  ^ürp  Dolgorufij  mit  einem  Sdjreiben  6es  Königs 
5urücfgefan6t,  in  6em  6er  (Einmarfd^  6er  Huffen  nunmel^r  geftattet,  aber  in  Hücfftc^t  auf 
6ie  Cage  um  2(uffc^ub  6er  ^ufammenfunft  gebeten  n>ur6e. 

159 


Smifc^en  Ttttjcanhtt  nnb  ITapoIeon 

Xflan  tamx  nidjt  fagcn,  6af  bei  allen  öiefen  Befc^lüffen  6er  König  nun  6ie  Ceilna^mc 
am  Kriege  gegen  ^ranfreidj  bereits  mit  poüer  (Entfc^ieöenljeit  ins  2tuge  gefaft  I^ätte.  (Er 
mar,  »ie  öie  ©berljofmeifterin  beridjtet,  ,,ipüten6"  über  6ie  ^ransofen  unö  J3aytm,  bxt 
bei  iljrcn  Durc^märfdjen  öurc^  preugifc^  ©ebiet  manche  2tusfdjreitungen  begingen;  fein 
2tusfeljen  mar  fummerpoü  unö  finfter;  erft  öie  neue  2tusgeftaltung  6er  Politif  6er  beuHiffneten 
ZTeutralitat,  öie  gans  feinem  immer  auf  ftarres  ^eft^lten  eines  beftimmten  Syftems  gerichteten 
Sinne  entfpradj,  fdjien  iljm  Ku^e  unö  (Entfc^loffcnljeit  »ieöersugeben.  Don  einer  gufammen« 
fünft  mit  2(Iefanöer  aber  tDoUte  er  nac^  mie  vor  nichts  frören,  tro^  alles  ^ureöens  feiner 
Umgebung;  er  ifl  „mie  ein  ZTlaultier,"  pertraut  öie  ©ber^fmeifterin  iljrem  oerfc^imegenen 
tEagebud^  an.  Qartnäcfig  perblieb  er  in  Pare^,  ot^ne  Hucffic^t  auf  öie  in  fo  fritifd^er  ^eit 
fidf   ördngenöen   Hegierungsgefd^afte,    öeren   (Erleöigung   öaöurc^   immer  per55geri  tpuröe. 

2n  Pare|  ipuröe  öamals  audj  öer  (Eintritt  öes  Kronprinjen  in  bas  preufifc^e  fftzt 
gefeiert,  nac^  ^o^nsoUemfitte  an  feinem  ^0.  (ßeburtstage,  öem  \5,  ©ftober.  Der  König 
felbft  uberreid^te  it^m  0ffi5ierslfut  unö  Degen.  ITlitten  in  öie  feftlid^e  Stimmung  ^nein 
aber  trafen  öie  erjien  ZTadjridjten  pon  öen  öftcrreic^ifdjen  ZTieöerlagen.  Königin  Cuife, 
o^nel^in  ettpas  leiöenö,  tpar  tief  beQ>egt;  tpie  fie  felbft  ein  3^^?^  fpoter  an  (ßen^  erjäl^It  Ifot, 
ermaljnte  fie  iljren  Soljn  mit  öen  befannten  IDorten:  „3^  ^ff^/  ^t  ^"  ^^^  tCage,  öa  Du 
(ßebrauc^  mac^ft  pon  öiefem  Hocfe,  Dein  einsiger  (Beöanfe  fein  mirö,  Deine  unglficflic^ 
Brüöer  5u  rädjen."  Der  (ßräfin  Dof  fc^rieb  fie  einige  tage  fpater:  „Der  König  ifl  fe^t 
jufrieöen  mit  ^ri^,  mit  feinem  2tusfeljen  unö  feinem  Betragen.  IDos  mein  f)erj  empfinöet, 
ift  unfagbar.  (Es  ift  aber  auci;  walix,  öaf  er  fidj  an  feinem  ^fefttage  ausgejeic^net  be^ 
nommen  I^at.  (ßott  fegne  il^n  unö  feine  neue  Caufbat^n  unö  öen  König  unö  öie  2trmee 
unö  gans  Preugcn." 

H>ir  bemerfen,  »ie  fidj  bei  Königin  Cuifc  eine  innere  IDanöIung  langfam  por» 
bereitet:  fie  beginnt  ftdj  öer  politif  susuwenöen,  öer  pe  bisher,  ic^  »ieöer^Ie  es,  ganj  fem 
geftanöen  fyiik.  (Es  ift  nidjt  weiblicher  ^ünpi^,  öer  fie  öasu  treibt;  öie  ITlac^t  öer  (Ereig» 
niffe  felbft  örängt  fie  an  einen  pia^,  öen  fte  einneljmen  muf ,  meil  nur  pe  iljn  einnehmen 
fann.  3"  ^<^"  IDirniiffen  unö  (Erfc^ütterungen  öiefer  Cage  erfennt  pe  öeutlic^er  als  bis^, 
mie  feljr  öer  König  eines  guten  unö  treuen  ©cfäljrten  beöarf,  öer  fein  Selbftpertrauen  unö 
feine  tCatfraft  peigert;  pe  »irö  pc^  iljrcr  ^Ijen  2lufgabe  bemugt,  unö  fo  feljr  i^r  fyti  nadf 
öem  X?ater  perlangt,  fo  füljlt  pe,  öaf  pe  auf  einem  popen  peljt,  öen  pe  nic^t  perlaffen  öarf. 
Darum  fdjreibt  pe  iljrer  ^reunöin,  öer  (ßrogfürftin  2tnna  pon  Huf  lanö,  Sc^ipägerin  Kaifer 
2llejanöers:  „3^?  ifabt  meinen  ppic^ten,  öie  mir  Ijeiliger  pnö  unö  teurer  als  alles  auf  öer 
IDelt.  ein  rec^t  großes  unö  rcc^t  pcinP'^  ®r*er  gebrc^'^t,"  «nö  ö^m  Bru^^  i&^ra*  ^'!Sdi 


fteljc  auf  meinem  Poften  unö  finöe  Croft  in  6er  (Erfüllung  meiner  Pflicht,  ober  mein  armer 
Dater,  wtnn  idj  öaran  öenfe,  Ijeule  idj.    Hein,  bas  Sdjicffal  ift  bodj  mandjmal  5u  ^art." 

IDenn  6ie  €ntruftung  über  6en  fran$öftfd}en  neutralttätsbrudj  in  Berlin  unö  am  fjofe 
eine  friegerifdje  Strömung  Ijerporgerufen  Ijatte,  fo  war  Doüen&s  in  6en  ©ffisiersf reifen 
6er  fjauptftaöt,  öie  nac^  alter  friöerisianifdjer  Ueberlieferung  bisljer  eljer  (Begner  ©efter^ 
reic^s  gemefen  tparen,  öie  Stimmung  pöllig  gegen  ^ranfreic^  umgefc^Iagen.  Das  seigte  ftc^ 
befonöers  am  tCage  nadj  6em  ©eburtstag  öes  Kronprinsen,  am  ^6.  ©ftober,  als  man  im 
Hationaltljeater  „auf  Begeljren"  IDatlenfteins  Cager  gab.  Das  tCIjeater  mar  überfüllt  von 
IDac^tmeiftem,  Untcroffisieren,  Solöaten,  für  Me  6as  ©ffisierforps  6es  berüljmten  Regiments 
(ßensöarmes  öie  piä^e  beftellt  l^atte.  7i\s  bas  Heiterlieö  perflungen  war,  begann  6er  picco^^ 
lominifüraffter  nadf  einer  an  öie  Ztleloöie  von  „Tim  S^ein,  am  H^ein"  anflingenöen  IDeife 
ein  von  ZRajor  v.  b.  Knefebecf  perfaftes  üriegslieö  5U  fingen,  in  öos  öie  übrigen  Sdfaix* 
fpieler  einftimmten;  pon  öen  Cogen  flatterten  öie  tEeyte  patriotifd^er  Cieöer  Ijerab,  unö  balö 
öurc^brauften,  Pon  allen  begeiftert  mitgefungen,  öie  Klänge  öes  „^eil  öir  im  Siegerfrans" 
öen  Saal. 

Diefe  Bewegung  ergriff  audj  öie  Bürgerfc^aft  Berlins.  2tm  \6.  ©f tober  ipar  ^ürp 
Peter  Dolgorufij  mit  öem  öie  g^f^^^^^^'^^f*  ^inausfc^iebenöen  Briefe  öes  Königs  bei 
2tlepanöer  eingetroffen,  öer  bereits  einige  tCage  por^er  öie  Hac^ric^t  pon  öem  fransöftfc^en 
Durc^marfc^  öurc^  Tlnsbadj  unö  öem  in  Berlin  eingetretenen  Umfc^mung  er^lten  I^atte. 
2tlepanöer  atmete  erleidjtert  auf;  er  »ar  naije  öaran  geipefen,  nodj  einmal  öen  (Ein^ 
flüfterungen  feiner  preufenfeinölic^en  Umgebung  (ßel^ör  $u  geben,  unö  l^atte  fd^on  ein 
Schreiben  porbereitet,  in  öem  er  unter  Klagen  über  preufifc^e  Hüftungen  unö  bas  ZDer^ 
[galten  öes  preufifc^en  ZHinifteriums  öen  X?ormarfc^  feiner  (Truppen  anfünöigte.  Je^t  befann 
er  [xdf  eines  anöem.  £Dar  es  öer  ^reunöesn>unfc^,  nac^  öen  por^ergegangenen  3^^^$^^ 
öen  König  unö  öie  Königin  ganj  $u  perfötjnen?  IDar  öie  2tbftc^t  sugleidj  oöer  noc^  meljr 
politifdj:  öen  König  in  feiner  (Erregung  5um  2tnfc^luf  an  öie  Koalition  fortsureifen? 
2Ilefanöer  fafte  öen  (Entfc^luf  unö  teilte  il^n  öem  König  in  einem  neuen  Schreiben  mit,  öaf 
er  felbft  am  25.  ©ftober  in  Berlin  eintreffen  meröe. 

Sc^on  am  22.  ©ftober  perbreitete  jic^  öiefe  Hac^ridjt  in  Berlin,  unö,  »ie  ^r.  Delbrücf 
aufgeseic^net  Ijat,  „eine  freuöige  Beipegung"  ging  öurc^  öie  €innK>Ijnerfc^afL  2tm  ^ofe  ipar 
öie  Stimmung  geteilt;  öie  Königin  fa^  öem  Befuc^e  fro^  entgegen;  il^re  ©ber^fmeifterin, 
öie  für  öen  ritterlichen  unö  freigebigen  Kaifer  fc^märmte,  wax  „aufer  fidf  vov  ^reuöe". 
Der  König  seigte  fic^  jurflcf^ltenöer;  fein  pertrautefter  (Beneralaöjutant,  (Beneral  Köcfri^, 
öer  öem  Kaifer  bis  ^ranffurt  a.  ©.  entgegenreifen  foüte,  fdjalt  fogar  laut  auf  2tlejanöer. 

u 


Tim  25.  ©ftober  nadjmittags  IjieÜ  Kaifer  2tlcjan6er  unter  6em  Donner  6er  Kanonen 
feinen  ©nsug  in  Berlin.  Die  Bepölferung  bereitete  iljm  einen  jubeln6en  (Empfang,  6er 
fidj  in  6en  nädjpen  (Tagen  bei  einer  Dorfteüung  pon  (ßlucfs  ;,2trmi6a"  ime6er^Ite.  Der 
Kaifer,  6er  urfprunglid^  bei  Jeinem  (0efan6ten  I^e  abfteigen  tPoUen,  besog  auf  6es  Königs 
5ure6en  6ie  gimmer  König  ^rie6ridj  IDiüjelms  II.  im  Berliner  Sdjlof ,  Ijielt  {idj  aber 
auc^  pielfad^  in  Pot56am  auf.  3m  übrigen  perlief  6er  Befitd^,  tpie  ffirftlic^e  Befuc^  6amal5 
un6  Ijeute  $u  perlaufen  pflegen.  €s  gab  para6en  —  6er  König  felbft  fflijrte  in  Pots6am 
6em  Kaifer  feine  Kapatlerie  por  —  Prunfmaljle,  Bälle  un6  ^eftauffü^rungen.  Der  Kaifer 
beftcijtigte,  nxis  es  im  6amaligen  Berlin  5U  feigen  gab:  6a5  ^eugl^aus,  6ie  ZnilitäraFa6emie, 
6a5  Ka6cttenljaus,  6ie  Por$ellanmanufaftur,  6ie  Denfmäler  6e5  IDilljelmspla^. 

Der  (Ein6rucf ,  6en  Kaifer  2tleyan6er  am  Berliner  ^ofe  machte,  nnir,  ipie  6rei  ^^u 
5UPor  bei  6er  ^ufammenfunft  in  JUemel,  gen)innen6,  ^inreifen6.  Ilid^t  blof  6ie  Damen, 
ipie  prinsefjtn  IDilljelm,  6es  Königs  Sdjtpagerin,  iljrem  Bru6er  in  ^mburg  fdjrieb,  fan6en, 
6af  man  fic^  ,,nid^ts  lieblid^eres  pereint  mit  allem  e6len''  porftellen  fönne;  auc^  ein  ZRann 
tpie  6er  ftol5e  Hcid^sfreit^err  pom  Stein  tpur6e  fo  pon  2(lefan6er  besaubert,  6af  er  bal6 
6arauf  in  rufjifdje  Dienfte  5U  treten  6adjte.  2Tlit  6em  preuf ifdjen  Königspaare  perfel^rte 
6er  Kaifer  in  6er  einfadjen  un6  Ijerslidjen  IDeife,  ipte  fie  gera6e  6em  ©efc^macf  ^rie6ric^ 
tDil^lms  un6  Cuifens  am  meiften  entfprac^.  Der  König,  obfd^n  er  auf  6en  Befuc^  pieOeidpt 
nidjt  ungern  persidjtet  Ijätte,  permodjte  6oc^  6em  ftegljaften  ^anhex  6er  Perfönlidjfeit  feines 
©aftes  nidjt  5U  a)i6erfteljen.  ^ür  Königin  Cuife  ipar  6cr  Befuc^  2tleyan6ers  ein  (Ereignis, 
6as  6ic  Ciefcn  i^rcs  3nncnlcbens  bcmegte.  Seit  ZTlcmel  füljltc  pe  fidj  6em  Kaifer  —  ipir  ftn6 
nod}  in  6cr  ^cit  6cr  Somantif  —  6urd)  eine  2Irt  Seelenfreun6fdjaft  perbun6en;  iljre  Der» 
eljrung  umflci6cte  feine  geiftige  un6  fittlidje  perfönlidjfeit  mit  allem  36ealen,  6as  in  i^m 
eigenen  ITofcn  lag.  Die  (Enttäufdjung  fonnte  nidjt  ausbleiben.  3^^^  tt>eiblidjes  (£mpfin6en 
begann  fd;on  6amals  inne  5U  n)er6en,  n>ie  6as  tDefen  6es  Kaifers  t^inter  glän]en6er  un6 
bcftedjen6er  2lugeiifeite  6er  Ciefe  un6  6es  ©e^ltes  entbeljrte.  So  fdjlof  6er  Befudj  für  fte 
mit  einem  gctt>iffen  llligflang,  menn  fie  aud)  einige  ZHonatc  fpäter  6en  legten  tag  6er 
2{nn>efcnl;oit  2nefan6ers  als  il^ren  legten  glücflicben  (Tag  bc5eid)nct  fyiU  Dem  Kaifer  fiel 
je^jt  befon6crs  auf,  wk  fte  6or  lllöglicbfeit  eines  Krieges  mutig  entgegenfal}.  (Er  aljnte  nic^t, 
wie  tief  6ie  Königin  innerlidj  erfdjüttert  mar;  iljre  sarte  (5efun6ljeit  befaf  nH*nig  tl>t6er{ian6s« 
fraft  gegenüber  foldjen  2Iufregungen,  un6  fie  perfiel  einmal,  bei  einem  ^efte  in  Bellepue, 
einer  Zlerpenfrifis,  6ie  fidj  in  einem  Cränenftrom  löfte. 

Dicfe  ®f tober    un6  llopembertage  njaren  pielleidjt  6ie  Cage  größten  äußeren  (ßlanses 
in  6er  <t^^frhicb*^*  6<*s  il*e"  Preufr^*i.   J^eldj  ni^'^rl^'^^ne  ^'f»*''^4>4jft   &!»•  ^•i  M**i*il*  *••  5^ 


Pninffäkn  6cs  Berliner  Sdjioffes  sufammenfanö,  —  öes  Sdjioffes,  in  öeffen  ^enftem  genau 
ein  3aljr  fpäter  jtdj  öie  IDadjtfeuer  miöerfpiegelten,  um  5ic  Zlapoleons  (ßaröe  im  Cuftgarten 
fidf  gelagert  Ijatte.  Heben  Kaifer  Zlleyanöer,  in  öeffen  grofem  unö  glänjenöem  (Befolge 
man  6en  dürften  (Csartorysfi  bemerfte,  war  als  Vertreter  öes  öeutfc^en  üaifers  €r5^r5og 
2tnton  aus  H>ien  erfdjienen/  6er  ober  bei  aller  Bieöerfeit  feines  IDefens  nad)  6em  Urteil 
6er  Damen  6urd^  feine  gefd;macfIofe  Kleiöung  un6  auffaUen6e  Qaartracijt  von  6er  rufftfc^en 
(Elegans  unporteilljaft  abftadj.  ZTtit  Hapoleons  Vertreter  Duroc,  6er  gegen  öie  Königin 
ftdj  befonöers  aufmerffam  ermies,  begegnete  pdj  ein  auferoröentlidjer  2(bgefan6ter  feiner 
englifdjen  (Coöfeinöe,  £or6  fjarromby.  Sie  alle  uniren  gefommen,  um  6ie  ^ilfe  öes 
preufifdjen  Sc^mertes  5u  merben,  um  öie  Unterftü^ung  jenes  ^eeres,  an  öeffen  ^aljnen 
nodj  öer  Kuljm  ^rieöridjs  öes  (ßrof  en  haftete,  unö  von  öeffen  (Eingreifen  je^t  öer  2tusgang 
öes  grof en  Kampfes  absuljangen  fd^ien. 

Denn  inmitten  öer  raufc^enöen  ^efte  Ijatte  öie  Diplomatie  enölidj  i^r  IDerf  poUenöet* 
Tim  3.  ZToDember  tDuröe  in  Potsöam  öer  Dertrag  untei^eidjnet,  öer  öie  Beöingungen  öer 
bewaffneten  X?ermittelung  Preuf ens  regelte,  ©n  preufifdjer  Staatsmann  —  (ßraf  fjaugmi^ 
u)uröe^öa$u  in  2tusjidjt  genommen  —  foüte  öem  Kaifer  ZTapoIeon  öie  ^oröerungen  nadj 
Unabt^dngigfeit  öer  SdjwAi,  Heapels,  ffoüanbs,  Häumung  Deutfd^Ianös  ufm.  porlegen,  öeren 
X?eru>erfung  öie  (Ceilnaljme  Preuf ens  am  Kriege  gegen  ^ranfreidj  oljne  weiteres  5ur  ^olge 
fyibm  iDüröe.  ^ür  öies  gugeftänönis  Preuf  ens  an  öie  Koalition  pcrpflidjtete  ftc^  Kuf  lanö, 
öen  König  pon  (Englanö  5ur  2tbtretung  ^annopers  an  Preufen  5u  beftimmen.  IDie  man 
fteljt,  bilöet  öer  Dertrag  ein  Kompromiß,  in  öem  fidj  englifc^s^rufftfdje  unö  preufifdje 
3ntereffen  unö  giele  perfdjmolsen. 

©leid}  am  tCage  nac^  öer  Unterseidjnung  öes  Dertrages,  am  ^.  ZTopember,  rüftete 
Kaifer  2tleyanöer  $ur  2tbreife.  Bei  öem  abenölidjen  2tbfdjieösmaljl  in  potsöam  auf  erte  er 
nodj  öen  IDunfdj,  öie  ©ruft  Konig  ^frieöridjs  5U  feljen.  Die  ©amifonfirdje  muröe  erleudjtet; 
balö  nad}  ITlittemad^t  begab  man  pdj  5ur  ©ruft,  Kaifer  2tleyanöer  unö  Königin  Cuife  traten 
ffanb  in  ^anö  5um  Sarge,  öen  öer  Kaifer  füfte,  ipäljrenö  öer  König  am  (Eingang  fteljen 
blieb.  Dann  reifte  2tleyanöer  5U  feiner  Sdjmefter  nadj  IDeimar,  König  unö  Königin  in  tiefftcr 
Bewegung  surücflaffenö. 

Die  perfönlidje  ©egenwart  Kaifer  itleyanöers  Ijatte  öie  S^d^^l,  Beöenfen  unö 
Sdjwanfungen  am  Berliner  ^ofe  für  furse  geit  überwinöen  fönnen;  nadj  feiner  2tbreife 
lebten  fie  in  alter  Kraft  »ieöer  auf.  Die  Königin  ^voav,  nadjöem  fie  nun  einmal  öie  Partei 
ergriffen,  öie  patriotifdjes  ^üljlen  unö  pttlic^es  (Empfinöen  iljr  5ur  PfKdjt  5U  mad^en  fdjienen, 
blieb  unerfdjüttert  feft:  poü  Ijeiligen  (Eifers,  mit  Bitten  unö  mit  tCränen  fämpfte  fie  für 

{65 


öodj  e^er  gegen  Suf  lanö.  IDenn  6er  König  bas  6em  rufjifdjen  Kaifer  perfdjtpetgen  modjU, 
fo  muröe  es  6em  ruffifc^en  (ßefanMen  um  fo  öeutHdjer  gefagt.  Diefcr  Diplomat,  6er  ^inn=» 
Iän6er  Jtlopeus,  ^t  in  jenen  empen  (Tagen,  in  6enen  ein  unbe6ac^t  Ifingeujorfener  ^unfe 
6ie  Kriegsflamme  smifdjen  Huf Ian6  un6  preufen  ent5fln6en  fonnte,  bei6en  Cän6em,  6le  er 
gleidjmagig  liebte,  unfdja^bare  Dienfte  geleiftet.  €r  Ijat  feinem  Kaifer  nidjt  perljeljlt,  n>elc^en 
Der^ngnispoUen  (Ein6rucf  6ie  Se6roIjung  6er  preugifc^en  ZTeutralitat  in  Berlin  I^erporrufe: 
tmc  6er  König,  6cr  fjof,  6ie  ZUinifter,  6ie  (generale,  alle  einmütig  feien  in  6em  (Entfdjiug, 
lieber  untersugel^en  als  6as  5U  6ul6en. 

Der  Bcrid^t  von  Ztlopeus,  6er  6iefe  IPamungen  entt^ielt,  un6  6as  Sdjreiben  6es  Königs, 
bei6e  i>om  6.  September,  bradjten  in  Petersburg  einen  rafdjen  Umfdjmung  Ijerpor.  Wätivenb 
ZTlettemid}  nodi  am  \6.  September  eigen^än6ig  nadf  Wim  fc^rieb:  „Die  ZTTaf regeln  ftn6 
ergriffen,  um  6as  5u  neljmen,  tt>as  nidjt  5ugeftan6en  ipir6;  Preufen  nrir6  in  je6em  ^aUe 
überrumpelt  mer6en  mie  Hapoleon'',  fan6te  Kaifer  2tkyan6er  5ur  geringen  ^reu6e  feiner 
Umgebung  am  \S.  September  porläufige  (ßegenbefet^Ie  an  6ie  5um  (Einmarfc^  in  Preufen 
bereitgeftellten  (Truppen.    Drei  (Tage  fpäter  ging  er  felbft  5U  feiner  2(rmee  ab. 

(£Ije  6iefe  Zladjridjten  in  Berlin  eintrafen,  IfatU  man  nodi  einmal  bange  Stun6en 
ju  6urc^kben.  Tim  \5.  September,  fürs  i>or  IHittemadjt,  toar  jenes  Schreiben  2Ile;an6ers 
pom  ^.  September  eingetroffen,  6as  6ie  (ßeneljmigüng  5um  (Truppen6urcljmarfclj  in  6roI^6en 
IDorten  for6erte  un6  sugleidj  auf  6ie  IHöglicIjfeit  einer  ^ufammenfunft  6er  bei6en  Souperdne 
t^inmies.  Die  2{ufregung,  6ie  Ifier6urci}  am  Berliner  Qofe  entftan6,  tpur6e  nod;  gefteigert, 
als  2{lopeus  sugleici;  porseitig  6ie  pertraulicije  ITlitteilung  an  {)ar6enberg  gelangen  lief,  6af 
6ie  ruffifdjen  (Truppen  unter  allen  llmftdn6en  in  Preufen  einrücfen  u)ür6en.  Der  König, 
ipie  2llopeus  am  ^8.  September  beridjtet,  erfldrte  feinem  ITlinifter  fjar6enberg  abermals: 
er  u)er6e  eljer  untergefyrn,  als  fxdf  pon  Kuflan6  (5efe^  porfdjreiben  laffen.  „2tber  ift  es 
6enn  nur  möglidj,"  fo  fuljr  er  fort,  „6af  6er  Kaifer,  6en  xdi  als  meinen  erften  ^reun6 
betradjtct  Ijabe,  6em  xd),  (ßott  ift  mein  ^cnq^,  ein  unbegren$tcs  Pertrauen  gefc^enft  ^obe, 
6as  migbraudjen  fönnte?  IDenn  er  fidj  in  ©efaljr  befun6en  Ifatk,  wenn  iljm  bei  6em 
beporfteIjen6cn  großen  Kampfe  ein  lllifgefdjicf  begegnet  wate,  fo  wäve  xdj  iljm  ju  f^ilfe 
geflogen.  Dag  er  aber  midj  5U  etipas  $u)ingen  wxü,  6af  idj  6ie  £age  6er  Dinge  unter 
6em  nämlichen  (ßeftd^tspunfte  tpie  er  felbft  betrad^ten  foU,  6as  perle^  6od;  meine  Un« 
abl^ängigfeit.  IDenn  6iefe  aber  angetaftet  ift,  fann  ic^  6ann  nod^  auf  meine  Porfa^n 
fdjauen,  fann  xd)  6enfen,  6af  ein  ^ric6ricfj  II.,  ein  (ßrofer  Kurfürft  unter  iljnen  ift?  Hein, 
mag  idj  untergcljen,  aber  mit  Suljm.  ^if  werbe  bann  als  ®pfer  meines  Vertrauens  $u 
einem  dürften  fallen,  6er  mein  f^erj  5U  getpinnen  perftan6en  Ijat." 

-5f 


IDcnn  Mcfc  itcuferungen  6cs  Königs  Q^^m  ^aröcnbcrg  ^auptfä^ü^  auf  Huf Ian6 
berechnet  waten,  fo  crfennt  man  6te  inneren  (ßrünöe  feines  poIitif(^en  Der^altens  fi(^erer 
aus  einer  Unterreöung  mit  6em  öfterreidjif(^en  Stbgefanöten,  (ßrafen  ZlTerpelöt,  6em  er 
fcamals  eine  2tu6ien5  gemäljrte»  2^^  erfldrte  6er  König,  er  fei  ni^t  gleichgültig  gegen 
6as  Umjic^greifen  ^ranfreidjs,  aber  loenn  ft^  6ie  €rljaltung  6es  ^rieöens  als  unmöglich 
^erausftellen  foUte,  muffe  man  jic^  6o^  über  einen  Krieg  un6  öeffen  giele  re^t$eitig  un6 
grünMidj  ©erftänöigen»  €r  Ijabe  immer  6en  ^elösug  i>on  ^792  in  Crinnerung,  loo  man 
fo  Iei(^tfinnig  öarauf  losgegangen  fei.  ^aft  prop^etif(^  aber,  loenn  man  fi(^  an  ZCIeyanöers 
Perljalten  nac^  ZCufterli^  un6  ^rieManö  erinnert,  erf(^eint  6as  ZHif trauen,  6as  6er  König 
6ann  gegen  Huf lanö  auf erte.  Huf lanö,  meinte  er,  fönne  pc^  $urücf5ie^en,  felbft  o^ne  ^rieöen 
$u  fc^Iief en,  unö  Me  anöeren  iljrem  Sdjicffal  überlaffen. 

Der  König  lief  es  nic^t  bei  IDorten  beioenöen*  2tuf  feine  eigenfte  Deranlaffung  louröe 
feit  6em  ^8.  September  auc^  6er  Heft  6er  preufif(^en  Jtrmee  friegsbereit  gemadjt,  mit  be^ 
fon6erer  Bef(^Ieunigung  6ie  Hegimenter  an  6er  rufflf(^en  (ßren$e.  Dem  Kaifer  2tlefan6er 
f^rieb  6er  König  am  2\.  ScpUmbex,  6af  6ie  ©eftattung  6es  Cinmarfc^es  rufjtf^er  türuppen 
eine  llnmögli(^feit  fei*  C^rafteriftif(^  ift  6ie  2tnttDort  auf  6ie  pom  Kaifer  angeregte 
^ufammenfunft.  3"  ^^^  ^4*^"  Briefentiourfe  naijm  6er  König  6en  Dorf^Iag  „avec 
recomiaissance"  an;  in  6em  n)irfli(^  abgegangenen  Sdfreiben  ©ertpies  er  auf  6ie  Pflichten, 
6ie  iljn  in  einem  fo  fritifc^en  2tugenblicfe  in  2tnfpru(^  nahmen;  loenn  aber  6er  Kaifer  im 
3ntereffe  6er  (ßef(^äfte  eine  Begegnung  für  nü^Ii(^  Ijalte  o6er  aus  5reun6fc^aft  roünfc^e,  fo 
n>oIIe  er  über  alle  Be6enfen  ^inioegfe^en,  un6  6er  Kaifer  möge  i^m  6urc^  6en  Ueberbringer 
6es  Briefes  feine  weiteren  €ntf(^lüffe  6arfiber  mitteilen*  3"  ^  ^^*  empfan6  6er  König, 
loie  Combar6  6amals  an  ^ar6enberg  f(^rieb,  einen  loa^ren  „S(^recfen"  oor  6er  gufammen«» 
fünft  un6  »ar  im  ©oraus  entf^Ioffen,  iljr  unter  irgen6einem  Votwanbz  aus$un>eic^en» 

Znit  6iefen  ZITafnaljmen  glaubte  König  5rie6ric^  IDil^elm  6en  €rfor6emiffen  6er 
Cage  pöllig  genügt  5u  ^aben:  fc^on  am  22.  September  fe^rte  er  n)ie6er  in  6ie  Iän6Iic^e 
Stille  i>on  Pare^  5urücf .  €s  wav  ©ergeblic^,  6af  —  bereits  einige  ttage  i>or^r  —  ^ar6en* 
berg,  ^augipi^  un6  felbft  Köcfri^  i^n  befc^moren  Ratten,  in  Berlin  $u  bleiben  —  „auf  6en 
Knien",  ixrte  ^ar6enberg  feinem  ^reun6e  Jtlopeus  ©erp^erte»  Dem  Könige  loar  eigentli^ 
6ie  gan$e  ausmärtige  Politif  läftig*  ZTTan  bemerfte  feine  Unge6ul6,  namentli^  bei  X?er^ 
^an6lungen,  In  6enen  i>on  6er  ZITöglic^feit  friegerifc^er  Penoicfelungen  6ie  He6e  loar.  Um 
6em  Drucfe  6er  aufs  auf erfte  gefpannten  Cage  un6  6em  politifc^en  IDirnparr  fxdf  $u  enU 
sieben,  mie6  er  fooiel  als  möglich  Berlin,  n>o  ZTRnifter  un6  (ßefan6te  mit  unbequemen 
Jtnliegen  feiner  »arteten.     IDoju  langweilte  man  i^n  über^upt  mit  6iefen  unen6lidfen 

157 


Wplomatif^en  Dcr^anMungcn,  öiefcn  cimgcn  Konfcrensen  unö  JtuMcnsen,  6a  er  bodf  uner* 
fdjüttcrlic^  cntf^Ioffcn  nxir,  ni^t  einen  ^uf  breit  i>on  feinem  neutraütätsfyftem  absuioeiclfen? 
Dabei  uberfam  i^n  n>o^I  einmal  6ie  ^tl^nung  öes  Unheils,  bas  für  i^n  tme  fär  Preufen 
aus  feiner  ftarren  ^rieöfcligfeit  enoa^fen  follte;  Ifat  er  6odj,  ime  loieöerum  Ztlopeus  berichtet 
öamals  $u  KScfri^  gefagt:  ,,2neljr  als  ein  König  ift  untergegangen,  n>eil  er  5en  Krieg 
liebte;  i^,  i^  iperöe  untergeben,  loeil  ic^  6en  ^rieöen  liebe." 

IDäljrenö  öie  fransöftf^en  türuppen  öen  H^ein  überf^ritten  un6  Hapoleon  von  Straf* 
bürg  aus  öen  öiplomatifdjen  un6  militärifdjen  ^elösug  einleitete,  6er  Me  fü66eutfdfen  Staaten 
^ranfreidj  unterwarf  unö  6as  öfterrei^ifdje  ^eer  bei  Ulm  5ertrfimmerte,  u>a^ren6  auc^  We 
preufifc^en  (Truppen  5U  i^ren  Sammelplä^en  eilten,  blieb  König  ^rieöric^  ZDil^lm  III. 
rul^ig  in  Pare^,  n>o  in  öen  legten  Septembertagen  bas  (Emtefeft  in  gen>o^nter  XPeife  gefeiert 
ipuröe.  Hur  einmal  ©erlief  er  fein  geliebtes  Canöljaus  unö  nur  $u  einem  ^amilienfefte: 
am  27.  September  louröe  öie  golöene  £^dj$eit  öes  Prin$en  ^eröinanö  öurc^  ein  (Bortenfefl 
in  Sc^lof  BelleDue  unö  ein  Prunf ma^l  i>om  golöenett  Serpice  in  C^rlottenburg  gefeiert.  Scf^n 
am  nädjften  ttage  fe^rte  öer  König  f^leunig  na^  Potsöam  unö  Pare^  $urücf,  n>o  er  DorUiuftg 
blieb,  tro^öem  frülj  eintretenöe  f)erbftfröpe  feiner  Umgebung  öen  Jtufent^lt  feljr  perleiöeten« 

Xlodf  iparen  au^  £^f  unö  (ßefellfc^aft  —  bas  Cagebu^  öer  ©rdfin  Pof  i>ergegen* 
n>artigt  öiefe  Stimmungen  —  mit  öer  Politif  öer  Heutralität  einperftanöen.  Selbfl  Königin 
Cuife.  Sie  wat  geraöe  imeöer  gan$  tCodjter  unö  Sd?n)efter.  Sie  Ijatte  faft  alle  iljre  (ße* 
fdjtt)ifter  unt  ft^  perfammelt,  auf  er  öen  beiöen  Bruöem  Prin$  (ßeorg  unö  Prinj  Karl 
audj  öie  Prinsefftnnen  C^erefe  von  (Cljum  unö  tCapis  unö  ^rieöerife  Solms.  ZUan  plante 
eine  grofe  ^amiliensufammenfunft,  5U  öer  audj  öie  merte  Sd?n>efter  Prinseffin  C^lotte 
von  £)ilöburg(}aufen  ertpartet  n>uröe,  um  am  \0.  0f tober  öen  6^.  (ßeburtstag  öes  Paters 
in  Iteuftreli^  5U  feiern.  2Iber  öie  leiöige  Politif,  fo  fe^r  man  in  Pare^  öie  tCfiren  Dor  i^t 
$ufperrte,  örang  auc^  öort  ein,  öurdjfrcuste  öie  Pläne  öer  Königin  unö  foftete  iljr  mand^ 
türdne.  Der  König  wat  entf(^loffcn,  franf  5U  loeröeit,  nur  um  öer  geforsteten  ^ufammen« 
fünft  mit  Kaifer  Jtleyanöer  5U  entgegen:  wk  fonnte  öa  öie  Königin  iljren  (ßatten  i^erlaffen? 
Unö  tpenn  es  (£mft  n>uröe,  n>enn  öie  ^ufammenfunft  nicbt  5U  umgeE^m  nxir,  unö  Preufen 
öod)  nodj  in  öer  einen  oöer  anöeren  IDeife  in  öen  Krieg  ^ineingesogen  rouröe,  öann  mufte 
öie  Königin  naturli(^  erft  redjt  an  öer  Seite  öes  Königs  ausljarren. 

Unö  es  n)uröe  (Emft.  2tm  ^.  (Dftober  fant  ^ürft  Peter  Petron^itfdj  Dolgorufi)  mit 
einem  neuen  Sd;reibeti  2IIefanöers,  in  öem  öer  Kaifer  feine  ;freuöe  öaruber  ausfprad;, 
öaf  öer  König,  wie  er  pon  feinent  ©efanöten  erfal^re,  öie  duf^^^^^whinft  annel^me; 
er  ertpat^nte  öie  (Begenbefel^le  gegen  öie  übereilten  UTärfc^e  feiner  (Truppen,  bat  ah^  öocb 


SS 


jugletc^  um  Bcfc^Icunigung  öcr  (Erlaubnis  $um  Dur^marf^^  2tm  6.  ©ftobcr  in  Sansfouci, 
In  (ßcgcnnxirt  ^aröcnbcrgs,  überreizte  Dolgorufij  öem  König  bas  Sdjreiben*  Bei  6er  Unter* 
^Itung  mit  6em  (ßefanöten  berührte  ^rieörii^  IDilljelm  fogleii^  6ie  6roIjen6en  ZCnfammlungen 
rufjtf(^er  (Truppen  an  6er  preufifc^en  (ßrense,  öie  iifn  befümmert  un6  ge$n)ungen  ^tten, 
alles  6er  X?erpfli(^tung  5U  opfern,  feine  (E^re  un6  Unabl^ängigfeit  5U  magren;  er  äuferte 
fi^  6ann  fe^r  fdjarf  über  Hapoleon  un6  6effen  Hegierungsgrun6fä^,  n)ie6erfy>lte  aber 
immer  wkbet,  6af  ^ranheic^  iljm  feinen  (ßrun6  5um  Bru^e  gegeben  ^e*  (Er  fün6igte 
$ugleic^  feine  bet>orfte^en6e  Ztbreife  $ur  gufammenf unft  mit  2tleyan6er  an,  uxir  aber  tro^  aller 
(£intt)en6ungen  ^ar6enbergs  un6  andi  6er  Königin  Cuife  innerlidj  entfc^Ioffen,  nidft  absureifen, 
fon6em  6en  ^ersog  von  Braunf(^tt)eig  mit  feiner  Vertretung  5U  beauftragen.  Da  traf  eine 
Hac^ric^t  ein,  6ie  6en  König  aus  feiner  frie6feligen  Stimmung  geipaltfam  Ijerausroarf  un6 
6er  bis^  me^r  gegen  Huf  lan6  geri^teten  beioaffneten  Heutralität  Preuf  ens  eine  IDen6ung 
gegen  ^ranfreic^  gab. 

^n  6em  2tugenblicf,  100  ^ar6enberg  un6  Dolgorufij  6en  König  ©erlaffen  ^tten, 
braute  ein  Kurier  6ie  ZITettung,  6af  am  3.  ©ftober  $aIjIreiZe  fran$öjifZe  un6  bayerifclje 
(Truppen  bei  i^rem  ^uge  t>om  ZTTain  5ur  oberen  Donau  bmdi  bas  preuf if(^e  (ßebiet  in 
2tnsbaZ  marf^iert  feien.  IDas  Huf Ian6  nur  ange6ro^t  I^atte,  war  i>on  fran$öjtfZer  Seite 
rücfft(^tsIos  gefc^e^n;  6er  König  felbft,  6er  gegen  6ie  ruffif(^en  Zumutungen  fic^  immer 
auf  Hapoleons  Vertragstreue  berufen  ^atte,  füljlte  jic^  perfönli^  aufs  f^iperfte  belei6igt.  ^n 
6er  $omigen  ZtufnxiIIung  6es  erften  2tugenblicfes  6aZte  er  6ie  (ßefan6ten  feines  Belei6igers, 
Caforeft  un6  Duroc,  aus  Berlin  aus5un>eifen.  Das  Ver^ngnis  Preuf  ens  n>oIIte  es,  6af 
^ar6enberg,  6er  foglei^  5urücfgerufen  »ar,  6es  Königs  (Entrüftung  befc^mi^tigte  un6  6ie 
(Entfernung  6er  (ßefan6ten  oer^in6erte.  ZTTan  begnügte  jic^,  6ie  Unter^n6Iungen  mit  ^ranf*» 
rei^  butdf  6ie  (Erflärung  ab$ubrec^en,  6af  Preuf en  je^t  feine  yiikxt^en  felbp  militärifc^ 
fi(^erftellen  n)er6e.  (Es  n>ur6e  sugleid;  bef(^Ioffen,  snrifc^en  6en  friegfü(}ren6en  TXlädikn  eine 
beipaffnete  Permittelung  in  6er  IDeife  $u  ©erfu^en,  6af  Preuf  en  6en  ^ran$ofen  billige 
Be6ingungen  porfdjlagen  un6  bei  6eren  ZCble^nung  am  Kriege  teilnehmen  follte.  Das  §xd 
6er  preufifc^en  Politif  wav  6abei  nadf  wie  x>ov  6ie  (Erwerbung  ^annopers,  6as  man  nun 
freiließ  6urc^  eine  X?erftän6igung  nic^t  me^r  mit  Hapoleon,  fon6em  mit  6effen  ^ein6en  $u 
gewinnen  fy>ffte.  2tm  ^3.  (Df tober  ergingen  6ie  Befehle  an  6ie  preufifc^en  (Truppen,  6ie 
eben  nadj  0ften  ^in  5ufammenge5ogen  waren,  nac^  XPeften  um5uf eieren  un6  Qannoper  5U 
befe^n.  2in  Kaifer  2tle;an6er  n)ur6e  6er  ^ürfl  Dolgorufij  mit  einem  Sdjreiben  6es  Königs 
$urflcfgefan6t.  In  6em  6er  (Einmarfdf  6er  Huffen  nunmeljr  geftattet,  aber  in  Hücfftdft  auf 
6ie  Cage  um  2(uffc^ub  6er  ^ufammenfunft  gebeten  n)ur6e. 

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gioifc^en  2ne;anber  itttb  ttapoleott 

TXlan  fann  nt^t  fagcn,  6af  bei  allen  Mefen  Befdjiüffen  6er  König  nun  Me  tCeilnaljme 
am  Kriege  gegen  ^ranfrei^  bereits  mit  ooller  (Entfc^ieöenljeit  ins  Jtuge  gefaft  ^dtte»  (Er 
»ar,  wu  öie  ©berijofmeifterin  berietet,  „rofitenö"  Aber  6ie  ^ransofen  unö  Bayern,  6ie 
bei  it^ren  Durd;märf^en  öurc^  preufifc^  (Bebiet  manche  2tusfc^reitungen  begingen;  fein 
2tusfe(}en  mar  fummerpoU  un6  finfter;  erft  6ie  neue  2IusgeftaUung  6er  Politif  6er  benniffneten 
Heutralität,  6ie  gan5  feinem  immer  auf  ftarres  ^eft^lten  eines  beftimntten  Syftems  genuteten 
Sinne  entfpra^,  fc^ien  i^m  Hulje  un6  (Entfc^Ioffen^eit  n)ie6er$ugeben.  Don  einer  §u\ammm^ 
fünft  mit  2Ile;an6er  aber  tDoIIte  er  nac^  n)ie  Dor  nichts  ^5ren,  tro^  alles  ^ure6ens  feiner 
Umgebung;  er  ip  „wxz  ein  ZTTauItier/'  i>ertraut  6ie  ©berfy>fmeifterin  i^rem  oerfc^uHegenen 
ttagebu^  an.  ^artnäcfig  ©erblieb  er  in  Pare^,  o^ne  Äücfftc^t  auf  6ic  in  fo  fritifc^er  gelt 
ft^   6rängen6en  Hegierungsgefdjafte,    6eren   €rle6igung   6a6urc^   immer  oer$ögert  würbe. 

^n  Pare^  n>ur6e  6amals  auc^  6er  (Eintritt  6es  Kronprinsen  in  6as  preufifc^e  Qeer 
gefeiert,  nac^  Qo^n5oIIemfitte  an  feinem  \0.  (ßeburtstage,  6em  \5.  0ftober.  Der  König 
felbft  überreichte  iljm  ©ffi$iers^ut  un6  Degen.  ZlTitten  in  6ie  feftlic^e  Stimmung  ^nein 
aber  trafen  6ie  erflen  Ha^ri^ten  pon  6en  öfterrei^if^en  Hie6crlagen.  Königin  Cuife, 
o^ne^in  etwas  Iei6en6,  wav  tief  ben>egt;  wie  fie  felbft  ein  ^ijv  fpoter  an  (ßett^  ersd^It  Ifot, 
emta^nte  fie  iljren  Soljn  mit  6en  befannten  IDorten:  „^dj  ^ffe^  6ag  an  6em  Cage,  6a  Du 
(Sebxandf  ma^ft  i>on  6iefem  Hocfe,  Dein  ein$iger  (ße6anfe  fein  wxib,  Deine  unglflcflidfot 
Brü6er  $u  rächen."  Der  (ßräpn  Dof  fc^rieb  fie  einige  tCage  fpäter:  „Der  König  ift  fe^ 
$ufrie6en  mit  ;fri^,  mit  feinem  21usfelfen  un6  feinem  Betragen.  IDas  mein  ^er5  empfin6et, 
ift  unfagbar.  (Es  ift  aber  andi  nxi^r,  6af  er  ftc^  an  feinem  ^efttage  ausgeseic^net  bt* 
nommen  fyxt  (ßott  fegne  i^n  un6  feine  neue  Caufba^n  un6  6en  König  un6  6ie  Tltmee 
un6  gan$  Preufen." 

IDir  bemerfen,  n^ie  fidj  bei  Königin  Cuife  eine  innere  IDan6Iung  (angfom  por* 
bereitet:  fie  beginnt  ftdj  6er  Politif  $u$ua)en6cn,  6er  fie  bisher,  idj  wiebexliole  es,  gan$  fem 
geftan6en  Ijatte.  (Es  ift  nidft  roeiblidfer  ^ürmi^,  6er  fie  6a$u  treibt;  6ie  ZTTac^t  6er  (Erdg» 
niffe  felbft  6rängt  jie  an  einen  pia^,  6en  fie  einnehmen  muf,  weil  nur  fie  iljn  einnehmen 
fann.  3n  6cn  IDirniiffen  un6  (Erfdjütterungen  6iefer  ttage  erfennt  fie  6eutlidfer  als  bts^, 
wie  fel^r  6er  König  eines  guten  un6  treuen  (Sefdl^rten  be6arf,  6er  fein  Selbfh>ertrauen  un6 
feine  Catfraft  fteigert;  fie  wirb  fidj  itftev  fy>^en  2lufgabe  beipuft,  un6  fo  fe^r  i^r  ffeti  nadi 
bem  Vatei  perlangt  fo  fü^lt  fie,  6af  fie  auf  einem  poften  fte^t,  6en  fie  nic^t  perlaffen  6arf. 
Darum  fdyreibt  fie  iljrer  ^reun6in,  6er  (ßroffürftin  Jtnna  pon  Huf lan6,  Sc^tpägerin  Kaifer 
2llefan6ers:  „ytf  Ijabe  meinen  pflidjten,  6ie  mir  Ijeiliger  fin6  un6  teurer  als  alles  auf  6er 
WeH.  e^n  vedfi  grofes  un6  rec^t  pcinli<^  CTV^r  aeNrac^t "  un6  Vi"  l^ru6w  (f?^ra*  ^rWi 


ftc^e  auf  meinem  Poften  unö  finöe  (Croft  in  6er  CrfüIIung  meiner  Pfli(^t,  aber  mein  armer 
Pater,  tpenn  i^  6aran  öenfe,  Ijeule  xdf.    Hein,  bas  Sdjicffal  ift  öoc^  man^mal  $u  ^rt." 

IDenn  Me  Cntrüftung  über  6en  fransöjtf^en  Heutralitätsbruc^  in  Berlin  un6  am  ^ofe 
eine  friegerifc^e  Strömung  Ijeroorgerufen  Ijatte,  fo  loar  poUenös  in  öen  ©fpsiersf reifen 
6er  ^auptftaöt,  Me  nadf  alter  friöerisianifi^er  Ueberlieferung  bisljer  e^er  (Begner  ©efter^ 
reic^s  geioefen  rtjaren,  öie  Stimmung  üSIIig  gegen  ^ranheic^  umgefc^lagen*  Das  5eigte  ftc^ 
befonöers  am  tCage  nadj  6em  ©eburtstag  öes  Kronprinsen,  am  ^6.  ©ftober,  als  man  im 
Hationaltljeater  „auf  Begeljren"  IDallenfteins  Cager  gab»  Das  Cljeater  wat  überfüllt  von 
IDa(^tmeiftem,  Unteroffisieren,  Solöaten,  für  öie  6as  ©ffisierforps  öes  berühmten  Regiments 
(ßensöarmes  öie  piä^e  beftellt  ^atte*  2i\s  bas  Heiterlieö  oerf lungen  wax,  begann  öer  picco* 
lominifüraffier  nac^  einer  an  öie  ZMeloöie  x>on  „Tim  H^ein,  am  H^ein"  anflingenöen  IDcife 
ein  von  ZMajor  v.  ö*  Knefebecf  perfaftes  Kriegslieö  5U  fingen,  in  bas  öie  übrigen  Sc^u^ 
fpieler  einftimmten;  von  öen  Cogen  flatterten  öie  (Ceyte  patriotifc^er  Cieöer  ^erab,  unö  balö 
öurc^brauften,  von  allen  begeiftert  mitgefungen,  öie  Klange  öes  „^eil  öir  im  Siegerfran$" 
öen  Saal. 

Diefe  Bewegung  ergriff  auc^  öie  Bürgerf(^aft  Berlins.  2tm  ^6.  ©f tober  n>at  ^ürft 
Peter  Dolgorufij  mit  öem  öie  ^wf^^mntenfunft  ^inausfc^iebenöen  Briefe  öes  Königs  bei 
ZCleyanöer  eingetroffen,  öer  bereits  einige  (Tage  ©or^er  öie  Hac^ric^t  ©on  öem  fran$6fifc^en 
Durc^marfc^  öurc^  Tlnsbadf  unö  öem  in  Berlin  eingetretenen  Umfc^mung  erhalten  I^atte. 
itleyanöer  atmete  erlei^tert  auf;  er  u>ar  naije  batan  geroefen,  noc^  einmal  öen  (Ein^ 
flüfterungen  feiner  preufenfeinölic^en  Umgebung  (Bdjöv  5U  geben,  unö  ^atte  fc^on  ein 
Schreiben  i>orbereitet,  in  öem  er  unter  Klagen  über  preufifc^e  Lüftungen  unö  bas  Per* 
galten  öes  preufifc^en  ZHinifteriums  öen  Pormarfc^  feiner  (Truppen  anfünöigte.  ^cift  befann 
er  fxdf  eines  anöem.  XPar  es  öer  ^reunöesmunfc^,  nac^  öen  t>or^ergegangenen  3^^^^d^" 
öen  König  unö  öie  Königin  gan$  $u  ©erfö^nen?  IDar  öie  2tb jt^t  $ugleic^  oöer  noc^  me^r 
politifc^:  öen  König  in  feiner  (Erregung  $um  Jtnfc^luf  an  öie  Koalition  fort$ureifen? 
2Ile;anöer  fafte  öen  Cntfc^luf  unö  teilte  i^n  öem  König  in  einem  neuen  Schreiben  mit,  öaf 
er  felbft  am  25.  ©ftober  in  Berlin  eintreffen  »eröe. 

Sdjon  am  22.  ©ftober  verbreitete  jic^  öiefc  Itac^ric^t  In  Berlin,  unö,  wu  ^r.  Delbrücf 
aufgeseidjnet  Ijat,  „eine  freuöige  Betpegung"  ging  öurc^  öie  ©niDO^nerfdjaft.  Tim  ^ofe  mar 
öie  Stimmung  geteilt;  öie  Königin  fa^  öem  Befuc^e  fro^  entgegen;  i^re  ©berfy>fmeifterin, 
öie  für  öen  ritterlichen  nnb  freigebigen  Kaifer  fc^roärmte,  vdoc  „aufer  fi^  vov  ^reuöe". 
Der  König  5eigte  ftc^  surücf^enöer;  fein  pertrauteper  (ßeneralaöjutant,  (ßeneral  Köcfri^, 
öer  öem  Kaifer  bis  ^franffurt  a.  ®.  entgegenreifen  follte,  fdjalt  fogar  laut  auf  Ztleyanöer. 

u 


^lotfc^  Tlltjcanhtt  itnb  Xtapolton 


Tim  25. 0ftober  nai^mtttags  ^telt  Katfer  2(le;an6er  unter  6em  Donner  6er  Kanonen 
feinen  ©nsug  in  Berlin.  Die  Bepölferung  bereitete  iljm  einen  jubelnöen  (Empfang,  6er 
ftc^  in  6en  nod^ften  tragen  bei  einer  Porftellung  pon  (ßlucfs  ;,2Irmi6a^'  n)ie6er^Ite.  Der 
Kaifcr,  6er  urfprungli^  bei  Jeincm  (ßefan6ten  ^e  abfteigen  n>oIIen,  be5og  auf  6e5  Königs 
5ure6en  6ie  gimmer  König  ^rie6ric^  IDil^elms  II.  im  Berliner  Sd?Iof ,  ^elt  fic^  aber 
auc^  mclfac^  in  Pots6am  auf.  3"^  übrigen  oerlief  6er  Befüc^,  nne  fflrftli^e  Befud^  6amal5 
un6  ^eute  5u  perlaufen  pflegen.  (Es  gab  Para6en  —  6er  König  felbft  fährte  in  Pots6am 
6cm  Kaifer  feine  Kapallerie  por  —  Prunfmaljle,  Bälle  un6  ^eftauffä^rungen.  Der  Kaifer 
beft^tigte,  xdos  es  im  6ama(igen  Berlin  5U  fe^en  gab:  6a5  ^eug^us,  6ie  Znilitdrafa6emie^ 
6as  Ka6etten^aus,  6ie  PorseUanmanufaftur,  6ie  Denfmdler  6es  £Dil^e(mspIa^. 

Der  (£mbxnd,  6en  Kaifer  2tlefan6er  am  Berliner  ^ofe  machte,  u>ar,  n)ie  6rei  3a^re 
5UPor  bei  6er  gufammenfunft  in  ZITemel,  gea)innen6,  ^inreifen6.  Hic^t  blof  6ie  Damen, 
»ie  Prin$efftn  IDil^elm,  6es  Königs  Sd?n>ägerin,  i^rem  Bru6er  in  £^mburg  fdjrieb,  fan6en, 
6af  man  fidj  „nxdfis  liebli^eres  pereint  mit  allem  e6lcn"  porftellen  fönne;  auc^  ein  JTlann 
n)ie  6cr  ftol$c  Hci(^sfreiljerr  pom  Stein  würbe  fo  Pon  2tlcfan6er  besaubert,  6af  er  baI6 
6arauf  in  rufftf^e  Dienfte  $u  treten  6adjte.  2TRt  6em  preufif^en  Königspaare  perfe^rte 
6er  Kaifer  in  6er  einfachen  un6  ^erslidjen  ZDeife,  wie  fte  gera6e  6ent  (ßcfc^macf  ;frie6ric^ 
IDil^lms  un6  Cuifens  am  meiften  entfprac^.  Der  König,  obf^on  er  auf  6en  Befuc^  pielleidjt 
nxdft  ungern  pcr5idjtct  I^ätte,  pcrmodjte  bodi  6em  fteg^ftcn  5^uber  6er  Perfönlic^feit  feines 
(Saftes  nidjt  5U  a)i6erfte^en.  ^ür  Königin  Cuife  u>ar  6er  Befudj  2tlefan6ers  ein  Creignis, 
6as  6to  (Tiefen  i^rcs  3nn«nlcbens  bcujcgte.  Seit  ZTTemel  füllte  fle  fiöj  6em  Kaifer  —  ipir  ftn6 
nodj  in  6cr  5^^***  ^^^  Somantif  —  6urA  eine  2lrt  Seelenfrcun6f(^aft  perbun6en;  Ujre  Per* 
cljrung  umflci6ctc  feine  geiftige  un6  ftttlidje  Perfönli^feit  mit  allem  3^«^l^"/  ^<^  iw  i^m 
eigenen  IDcfcn  lag.  Die  (Enttäuf^ung  fonnte  ni^t  ausbleiben.  3^^  roeiblidjes  (Empfin6en 
begann  fdjon  6amals  inne  5U  werben,  wie  bas  IDcfen  6es  Kaifers  hinter  glan5en6er  un6 
befte(^en6er  2lu§cnfeite  6cr  tCicfe  un6  6es  (Sefyiltes  entbeljrte.  So  fdjlof  6er  Befudj  für  fte 
mit  einem  gcu?iffcn  IHifflang,  wenn  fte  audf  einige  ZTTonate  fpater  6en  legten  ttag  6er 
2lnu?efcnljoit  2nc|-an6ers  als  iljren  legten  glücflidjcn  Tag  bcseidjnct  Ifat  Dem  Kaifer  fiel 
jcljt  bcfon6crs  auf,  wie  fte  6cr  IHöglicbfeit  eines  Krieges  ntutig  entgcgcnfalj.  (Er  aljnte  nidjt, 
wie  tief  6ie  Königin  innerlich  erfc^üttert  n^ar;  iljre  sarte  (ßefun6ljeit  befa§  u>cnig  lDi6erftan6s« 
fraft  gegenüber  foldjen  2lufregungcn,  un6  fte  perftel  einmal,  bei  einent  ;fefte  in  Bellepue, 
einer  Hcrrenfrifts,  6ie  ftdj  in  einem  (Cränenftrotn  löfte. 

Diofc  ® f tober  :^  un6  norembertage  uniren  pielleidjt  6ie  Tage  größten  äuferen  (ßlanys 
in  *^**r  ^c^^idjte  6es  ^iten  Oreußen.   VD^^d)  aus'^^^^fer^  (p^^cllf^^^    Mp>  '^th  Vt»  »tU  ^v  Vn 


Prunffälcn  6cs  Berliner  S^Ioffes  sufammenfanö,  —  öes  S^Ioffes,  in  öeffen  ^enftem  genau 
ein  3^^r  fpäter  fxdf  öie  IDadjtfcuer  ojiöerfpiegelten,  um  6ie  Hapoleons  (ßaröe  im  Cuftgarten 
fic^  gelagert  I^e.  Heben  Kaifer  2Ile;an6er,  in  6effen  großem  unö  glansenöem  (Befolge 
man  6en  dürften  Csartorfsfi  bemerfte,  wat  als  Vertreter  öes  öeutfc^en  Kaifers  Crs^rsog 
Ztnton  aus  IDien  erf^ienen,  6er  aber  bei  aller  Bieöerfeit  feines  IDefens  na^  öem  Urteil 
6er  Damen  6urc^  feine  gefc^macflofe  Kleiöung  unö  auffaUenöe  Qaartrac^t  von  6er  ruffif(^en 
(Elegans  unoorteil^aft  ab^tadf.  TXlit  Hapoleons  Vertreter  Duroc,  öer  gegen  6ie  Königin 
[idj  befonöers  aufmerffam  enoies,  begegnete  fxdf  ein  auferoröentli^er  Jtbgefanöter  feiner 
englifdjen  (Coöfeinöe,  Coro  ^arron^by.  Sie  alle  uniren  gefommen,  um  6ie  ^ilfe  6es 
prcufif^en  Sdjmertes  $u  werben,  um  öie  Unterftü^ung  jenes  ^eeres,  an  öeffen  ^Ja^ncn 
no^  öer  Hu^m  ^rieöric^s  öes  (ßrof en  haftete,  unö  oon  öeffen  (Eingreifen  je^t  öer  Jtusgang 
öes  grof en  Kampfes  absu^ngen  f^ien» 

Denn  inmitten  öer  rauf^enöen  ^efte  Ijatte  öie  Diplomatie  enöli^  i^r  IDerf  i>onenöet» 
2tm  3.  Hooember  muröe  in  Potsöam  öer  Pertrag  unter3ei(^net,  öer  öie  Beöingungen  öer 
beuHiffneten  Permittelung  Preuf ens  regelte.  (Rn  preufifdjer  Staatsmann  —  (ßraf  ^augroi^ 
a)uröe^öa$u  in  itusfic^t  genommen  —  foUte  öem  Kaifer  Hapoleon  öie  ^oröerungen  na^ 
Unab^ngigfeit  öer  Sdiwexi,  Heapels,  ^oUanös,  Haumung  Deutf^lanös  ufip*  ©orlegen,  öeren 
Penoerfung  öie  (Teilnahme  Preuf ens  am  Kriege  gegen  ^ranfreic^  oljne  weiteres  5ur  ^olge 
Ijaben  müröe.  ^ür  öies  ^uit^tänbnis  Preußens  an  öie  Koalition  i>erpfli^tete  fidj  Huf  lanö, 
öen  König  i>on  (£nglanö  5ur  Abtretung  ^annooers  an  Preufen  5u  beftimmen.  IDie  man 
fie^t,  bilöet  öer  Pertrag  ein  Kompromiß,  in  öem  fxdf  englifc^^rufftfc^e  unö  preufif^e 
3ntereffen  unö  g^ele  oerfdjmoI$en. 

(SUxdl  am  (Tage  naöj  öer  Unterseii^nung  öes  Pertrages,  am  ^.  Hopember,  rüftete 
Kaifer  Ztleyanöer  $ur  Jtbreife.  Bei  öem  abenöli^en  2lbf^ieösmaljl  in  Potsöam  äußerte  er 
nodj  öen  VOnn^öj,  öie  (ßruft  König  ^rieöridjs  5U  feljen.  Die  (ßamifonfir(^e  n^uröe  erleuchtet; 
balö  nac^  Hlittcmai^t  begab  man  fxdj  5ur  (ßruft,  Kaifer  2tleyanöer  unö  Königin  Cuifc  traten 
Sfanb  in  ^anö  5um  Sarge,  öen  öer  Kaifer  fügte,  mä^renö  öer  König  am  (Eingang  fteljen 
blieb.  Dann  reifte  Jtleyanöer  5U  feiner  S(^n)efter  nadf  IDeimar,  König  unö  Königin  in  tiefftcr 
Ben^egung  5urücflaffenö* 

Die  perfönli(^e  (Segenmart  Kaifer  Jtleyanöers  Ijatte  öie  ^^^^f^''  Bcöenfcn  unö 
Sc^manfungen  am  Berliner  ^ofe  für  furse  ^cxt  überminöen  fönnen;  nadj  feiner  Jtbreife 
lebten  jte  in  alter  Kraft  mieöer  auf.  Die  Königin  $nxir,  na^öem  fte  nun  einmal  öie  Partei 
ergriffen,  öie  patriotif^es  ^ü^len  unö  fittlic^es  (Empfinöen  iljr  5ur  Pfli^t  5U  madjen  fdjienen, 
blieb  unerf^üttert  feft:  i>oll  Ijeiligen  (Eifers,  mit  Bitten  unö  mit  tCränen  fämpfte  fte  für 

16S 


^wx^dftn  Tlle^anbtt  nnb  Hapoleon 


Me  Sadic,  Mc  TiUjcanbn  —  „unfcr  Katfer",  rtJtc  fie  mit  t^ren  Damen  fagtc  —  5U  6er 
feintgen  gemacht  ^atte,  für  6en  (ßeöanfen  6e5  preu0ifc^^rufftf(^en  Bünöntffes  äber^upt; 
ftc  lief  felbft  6en  (ßrafen  ^augrui^  $u  jic^  rufen,  um  i^m  ^Jeftigfeit  5U  preWgen  un6  €nergie 
einsuflSfen.  Den  n)ed;feln6en  Hac^ric^ten  pom  Kriegsfd^aupla^  folgte  fte  in  angftlic^er 
Spannung.  tTreu  5U  i^r  hielten  6ie  Qoföamen,  alle  eifrig  rufftf(^  gefinnt,  befon6ers  6ie 
(ßräfin  ZTToItfe,  6ie  ntit  6er  übli^en  f^föamenf^iparmerei  leiöenfdjaftli^es  politif^es  3«* 
tereffe  perbanö,  por  allem  aber  6ie  ©berijofmeifterin  (Sräfin  Pof,  ,;£^uptmann  Pof ",  nne 
man  fie  öamals  in  Berlin  nannte,  6enn  in  i^rem  t>on  neuigfeitsjägem  piel  aufgefuc^ten 
(Empfangssimmer  im  Sc^lof  lag  6ie  Karte  6es  Kriegsf^aupla^es  immer  aufgef^lagcn  un6 
ujuröen  Kriegspläne  eifrig  erörtert 

(Sans  anöers  u>ar  6ie  Stimmung  bei  6em  König  un6  feiner  Umgebung.  Xladj  öer 
beftimmten  un6  wn  anbem  betätigten  Perfidjerung  6er  ©räfin  X?of  mären  es  aber  je^t  nic^t 
6ie  befannten  Kabinettsräte  gen>efen,  6enen  6ie  Sd;ul6  5ugef(^rieben  n>er6en  mufte;  es  nxir 
pielme^r  (Seneral  Köcfri^,  6er  (Benerala6iutant,  6en  6er  König  5U  feinem  (Semiffensrat  gefe^ 
^tte,  6er  6as  Bun6nis  mit  Huflan6  un6  6ie  friegerif^e  lDen6ung  6er  preufifd^n  Politit 
unabläfftg  befämpfte.  ,;Köcfri^  ift  fin6if^,  unausftel^li^;  er  ift  unfer  Unglucf^'  fd^reibt 
6ie  friegerifc^e  (Sräfin.  tCäglic^  im  intimften  Derfe^r  mit  6em  König,  wax  er  nur  $u 
geeignet,  6effen  groeifel  un6  Be6enfen  $u  nähren,  fein  ZTliftrauen,  feine  Heigung  $um  PeffU 
mismus  5U  fteigem.  Der  König  Ijatte  6en  Pots6amer  Dertrag  vom  3.  Hopember  unter* 
5eid;net,  ni(^t  fo  fe^r  getrieben  pon  ed;tefter  innerfter  Ueberseugung,  als  pielme^r  6em 
Drängen  Kaifer  2tlefan6crs  freun6fdjaftli^  na^geben6.  €r  ^t  6em  (Brafen  £)augn>t^,  6en 
er  am  \^,  Hopember  5U  Hapoleon  entlief,  beim  2Ibfd)ie6  6en  XPunf^  un6  6ie  f^ffnung 
ausgefproc^cn,  6af  6er  ^rie6e  erijalten  bleiben  möge.  Seine  Stimmung  gera6e  in  Mefen 
tragen,  wo  6ie  (Entfdjei6ung  unausmeidjli^  nä^er  rücfte,  erfdjien  abfdjeuli^.  Den  rufpfdjen 
Siegesbullctins,  6ie  6ie  Damen  eifrig  lafen  un6  perbreiteten,  perfagte  er  allen  (ßlauben.  (2s 
fann  nidjt  bcsipeifelt  n)er6cn:  in  feinem  3""^^^  k^^*«  ^odf  unauslöf^li^  6er  (Se6anfe  an 
^rie6en  un6  an  Heutralität,  6eren  (Er^ltung  feine  gan5  untriegcrifd^  Hatur  allem 
ZDaffenrul^m  uti6  allen  (Eroberungen  porgesogen  ^ätte.  2Illein  cbenfo  ftcbcr  ift  bodf 
an6crfcits:  6er  König  erfannte  in  PoUcm  ZHafe  6ie  notu>en6igfeit,  nor66eutfc^lan6 
gegen  Hapoleon  5U  fdjü^en.  Da$u  aber  tpar  6ie  en6gültige  (Entfernung  6er  ^ranjofen 
aus  ^annoper  un6,  nadj6cm  6ie  H^einlinie  einmal  perloren,  6ie  (Besinnung  6er  JPefcr* 
Knie  uncrläflic^.  Por  allem  aber:  er  ^tte  fein  IDort  gegeben,  er  war  entfc^loffen,  es 
5u  ^Iten.  Durc^  alles,  n>as  gefdjcl^en  tpar,  füllte  er  feine  (E^re  perpflic^tet,  un6  ipcnn 
es  6enn  gegen  alle  feine  Porfä^  un6  gcaen  alle  Mne  H^iaunaen  ^'vh  ♦!»%«  "KHea^  for*men 


giotfc^en  2IIe;anber  nnb  Hapoleon 

folltc,  fo  I^tclt  er  [xdi  gans  gerechtfertigt  butdf  bas  Beipuftfetn,  einen  guten  Kampf  für 
eine  gute  Sadjt  5U  fämpfen. 

IDir  tt)ür6en  über  öie  medjfelnöen  Stimmungen  un6  Jtnjtc^ten  öes  Königs  melleic^t 
pdjcrer  unterri(^tet  fein,  menn  er  nidjt,  loie  er  politifdjen  Unterreöungen  gern  answxdf,  andj 
nur  feiten  für  poIitif(^e  Briefe  sur  ^eöer  gegriffen  IjäiU.  Von  öem  Briefmei^fel  mit  Kaifer 
Jtkyanöer  abgefe^n,  6er  6odj  5um  Teil  audf  etwas  ofpsielle  ^ärbung  fyxi,  liegt  aus 
öiefer  gansen  ^ext  nur  ein  einsiges  von  öem  König  unmittelbar  ausgegangenes  Sdjreiben 
intimeren  C^arafters  i>or,  ein  an  6en  £)ofpre6iger  Sad  geri(^teter  Brief,  in  öeffen  3"^^^ 
n>ir  u^ol^l  6en  2tus6rucf  6er  2(nfc^auungen  6es  Königs  erblicfen  6ärfen.  Sad  ijattt  6em 
König  ,,in  6iefem  ^^ft  loidjtigen  ^dtpnntt  ein  IDort  ^sli^er  tteilnaljme"  fagen  sollen. 
€r  tt)iffe,  f(^rieb  er  i^m  f(^on  am  ^9.  ©f tober,  loie  gern  6er  König  feinem  Dolfe  6ie 
Segnungen  6es  ^rie6ens  erl^Iten  ifätte,  nnb  wie  nur  6ie  fc^mere  Hegentenpfli^t,  öie  (E^re 
feiner  Krone  unö  „öie  IDo^lfa^rt  feiner  Cänöer/'  nic^t  Unmille  oöer  ^ovn,  Huljmfu^t 
oöer  ITTac^tbegieröe  öen  König  unmiöerfte^Iic^  in  öen  Krieg  fortriffen.  Hur  fo  fönne  öie 
Unabt^ängigfeit  öes  Staates  erhalten  tperöen;  öie  Porfel^ung  moUe  einmal,  öag  um  öie 
Segnungen  öes  ^rieöens  gefämpft  loeröe*  Seinem  Volt  fei  fein  ®pfer  bei  öiefem  geredjteften 
aller  Kriege  5U  fc^mer,  unö  öer  König  felbft  loeröe  öur^  öas  Bemuftfein  öer  geredjteften 
Sadft  über  alle  menf(^li(^en  Beforgniffe  ^inn)eggefy>ben  loeröen. 

Der  König  —  audf  bas  ift  be5ei(^nenö  —  Ijat  erft  am  20.  Hooember  öen  Brief  Sacfs 
noc^  beantuK)rtet.  €r  Ijat  öeffen  ri^tige  Beurteilung  öer  Cage  mit  „^reuöe  unö  Beifall" 
aufgenommen:  Sacfs  Folgerungen  unö  Betra(^tungen,  f(^rieb  er  iljm,  feien  gans  in  öem 
Sinne,  loie  er  felbft  öie  Dinge  beurteile,  entfprä(^en  ©öllig  feiner  eigenen  Ueberseugung.  „Sie 
Ijaben  ein  IDort  5U  feiner  ^tii  gereöet;  es  öient  mir  aufs  neue  5ur  Stärfung  unö  5ur 
Beruljigung.  Vertrauen  auf  (Sott  unö  öie  gereifte  Sadjz  (ein  2Iusörucf,  öer  ^ier  gemif 
ni^t  gemif  brauet  ift)  muf  einen  jeöen  brauen  Canösmann  mit  ZlTut  unö  Kraft  befcelen." 

€s  fonnte  aber  nxdft  ausbleiben,  öaf  öer  ZTTangel  an  einem  frif(^en  unö  rücfljaltlofen 
(Entfdjiuf  5um  Kriege,  n^ie  er  bei  öem  König  unö  einem  grofen  tteile  feiner  militärif(^en 
Satgebcr  immer  no^  bemerfbar  »ar,  auf  öie  Süftungen  in  Preufen  Ijemmenö  cinmirftc. 
Beöädjtig  unö  langfam,  mit  einem  f(^Ieppenöen  türof,  öer  audf  bei  ni(^tmilitärifdjen 
Beoba(^tem  Jtnftof  erregte,  ^tten  fxdj  öie  preufifc^en  (Truppen,  in  meljrere  f leine  Korps 
Serfplittert,  in  Bewegung  gefegt,  teils  um  ^annoper  einsune^men,  teils  um  ftdj  in  (Thüringen 
5u  fammeln  unö  öann  nac^  öem  oberen  ZTTain  Ijin  ©orjurflcfen.  Pon  einem  energifdjen 
Jtngriffsplane  war  überall  nichts  $u  merfen*  Die  tTruppenben^egungen  f^ienen  oiclmeljr, 
tt)ie  Prin5  Couis  ^eröinanö  einmal  meinte,  me^r  beftimmt,  öem  ^einöe  aussumei^en,  als 

165 


giptfc^en  2IIe;anber  nnb  Uapolton 


ein  S\x\ammzntttf^m  mit  i^m  $u  fudjcn.  Dos  ZncrfmürWgc  Ijicrbci  ift,  fcaf  in  ben 
militärif^en  Beratungen,  Me  in  Berlin  unter  ^uiklfunQ  audj  Sfterreic^ifc^er,  rufjtfc^er  un6 
englifdjer  BepoIImä^tigtcr  gepflogen  rouröen,  6er  moöeme  ftrategifdje  (ßebanh,  n>onac^  bas 
feinMidje  ^eer  bas  ®perations$iel  un6  2tngriffsobjeft  für  6ie  pereinigten  tCruppen  bU6et, 
mtfjxfadf  pon  5fterrei(^if(^er  foQ>o^(  wie  Don  preufif(^er  Seite  nxdft  blof  ausgefprod^en, 
fonöem  na^örücflic^  unö  grunöfd^Iic^  betont  n)or6en  ift*  Pon  öiefer  gefunöen  t^oretifc^en 
(Erfenntnis  frcili^  nric  meit  entfernt  blieb  Me  IDirflic^feitl 

3nimerljin,  fo  langfam  es  ging,  man  fam  bodf  ponpärts.  Der  ^u^tanb  6er 
türuppen  felbft  erf^ien  au^  6en  ^rem6en  portreffli^»  Jtnfang  De$ember  tparen  etnni 
\26000  ZTTann  3"!^"*^^^  ^^^  35000  Pfer6en  friegsbereit,  um  fxdj,  n)ie  am  3.  De$ember 
beftimmt  n>ur6e,  je  nad;  6en  (Ereigniffen  auf  6em  Kriegsfdjaupla^  un6  je  nad;  6em  2tus^ 
gang  6er  6ipIomatif(^en  t?er^n6lungen,  gegen  6ie  fransöftfc^e  plante  nadj  Böhmen  o6er 
nadj  6er  oberen  Donau  Ijinjuipen6en»  Tim  ^.  Desember  rücften  enölidj  au^  6ie  türuppen 
6er  Pots6amer  3"fP«ftion  aus,  poran  6ie  ©ar6e:=6U'Korps,  mutig  un6  fampfluftig,  begleitet 
pon  unsäljligen  ZTTenfc^enmaffen»  Sie  marfc^ierten  am  König  porüber,  6er  mit  gejogenem 
Degen  Befel^Ie  erteilte;  6ie  0ffi5iere  falutierten,  un6  6ie  ^a^nen  neigten  fxdf  por  6er  Königin, 
6ie  mit  iljren  bei6en  Sdjmeftem  un6  i^rer  Sdjö)agerin,  6er  Prin$efftn  Pon  ®ranien*^uI6a, 
pom  ^enfter  6es  Pots6amer  Sc^loffes  6em  2tusmarfdj  sufa^»  Tim  nä^ften  ttage,  —  6em 
3<i^restag  Pon  Ceut^n  —  folgten  6ie  legten  tCruppen  6er  Berliner  3"fP«ftion.  Sdjon  am 
3.  Dcsember  war  6ie  ^el6equtpage  6cs  Königs  abgegangen,  6er  6abei  $u  6em  alten  ;fel6* 
marfdjall  2nöllcn6orff  bemerftc:  er  a)er6e  felbft  als  Kurier  folgen,  fobal6  es  nötig  fei.  2tuc^ 
feinem  jüngften  Bru6er,  6cm  Prinsen  IDilljelm,  6er  mit  feinem  Kapalleric  »^Hegiment  aus* 
rücftc,  fagtc  er  beim  2lbfdjic6:  „3"  pierse^n  (Tagen  fomme  i^  na^!"  Königin  Cuife,  fo 
xvav  fdjon  pcrabrc6ct,  folltc  iljn  ins  ^el6  begleiten. 

2lllcin  u?cnige  (Tage  fpdter,  am  7.  Desember,  man  n^ar  gcra6e  5um  tTce  bei  6er  Königin 
pcrfammelt  un6  freute  ftdj  an  6cr  ^rifc^e  un6  ZHuntcrfcit  6cs  greifen  Prinsen  ^cr6inan6/ 
famcn  5n?ei  Stafetten  pon  6cm  prcugif(^cn  (Sefan6tcn  in  ®lmü^  un6  bxai}Un  6tc  Sdjrecfetis» 
fun6e  pon  einer  pöUigcn  nie6erlagc  6cr  Huffcn  bei  2lufterli^  (2.  Dejembcr).  „IDie  ein 
Donncrfdjlag  n?irftc  6ie5  auf  6ie  (Semuter,"  beridjtet  ein  2tna)efen6cr.  Die  Königin  nxir  aufs 
tiefftc  erf^üttcrt.  „(Sott  bcljütc  Didj,"  f^ricb  fic  6em  Bru6cr  (ßeorg,  „ic^  glaube  an  fein 
(Sind  meljr  ljicnic6en."  träufdjen6e  Hadjrii^ten  pon  6cm  5ä^cn  iri6crftan6  6er  Huffen,  6ie 
picl  Ceute  pcrloren,  aber  iljre  Stellungen  bcfyiuptct  Ratten,  beruhigten  6ie  Königin  n>ie6er 
einigermaßen,  un6  fie  fc^rieb  6er  prinsefjtn  ^cr6inan6  pon  6en  XDun6em  6cr  (Capf erfeit, 
6ic  6ic  Kuffcn  unter  Befcljl  6cs  Kaifers  un6  6cs  (ßrogfürftcn  KonftanHn  «'*rrid)t»'*  hätten; 


„&0Ü  fegnc  Me  IDaffen  6cr  guten  Sadfz.  3^  t^i"  gewif ,  liebe  (Tante,  6af  Deine  Bitten 
fxdf  mit  öen  meinigen  oereinigen,  unö  f(^mei(^ele  mir,  öaf  fte  allem,  was  uns  teuer  ift, 
(ßlflcf  bringen  loeröen."     (9.  Dc5ember.) 

Die  Hoffnung  loä^rte  nur  fürs*  3"  ^^"  näc^ften  (Tagen  famen  S^Iag  auf  S^Iag 
6ie  Unglflcfsbotfc^aften,  6ie  öen  Su\ammmhv\xdi  6er  Koalition  beöeutcten:  pon  6er  ^ufantmen^ 
fünft  6es  Kaifers  ^rans  mit  Hapoleon,  6em  2lbfdjluf  eines  IDaffenftinftan6es  5U  S^aym, 
6en  5rie6ensDer^an6Iungen,  6em  2tb$ug  6er  Suffen  un6  6er  flu^tartigen  Hflcf reife  Kaifer 
2tleyan6ers  na^  Petersburg.  Sdjiimmer  no^  als  6iefe  Hac^ri^ten  »irfte  6as  Der^alten 
6er  Huffen  un6  ©efterrei(^er  gegeneinan6er:  n>as  zixx>a  in  Berlin  an  Kampf esfrcu6e  un6 
Kriegsluft  nodj  lebte,  mufte  6a6ur^  erfticft  wctbm.  ^aft  Dom  S^Iac^tfetee  »eg,  ängftlic^ 
beforgt,  einer  6em  an6em  $uoor5ufommen,  eilten  öfterreic^ifc^e  un6  rufjifc^e  Vertreter 
nac^  Berlin,  um  ^ilfe  5U  erbitten  un6  jtc^  6es  Derrats,  6er  (Treulojtgfeit  un6  Unfäljig^ 
feit  gegenfeitig  an$uflagen*  Der  erfte,  6er  eintraf,  loar  6er  6fterrei^ifc^e  (ßcneral 
Stutterljeim,  6er  jahrelang  in  Petersburg  6en  Kaifer  gegen  Preufen  aufge^e^t  Ijatte; 
je^  fam  er,  um  6urc^  preufif(^e  (Einmirfung  mil6ere  5rie6ensbe6ingungen  für  0efterreic^ 
5U  erlangen.  Sein  Beriet  über  6en  Derlauf  6iefer  ZTliffion  ift  ungemein  merfu?ür6ig; 
er  seigt,  6af  Konig  ^rie6ri^  IDil^elm  au^  in  6iefem  2tugenblicf  noc^  bereit  geipefen 
märe,  fein  IDort  ein$ulöfen  un6  am  Kriege  teil5une^men,  »enn  er  nur  auf  6ie  ;feftigfeit 
©efterreic^s  ^ätte  re(^nen  f6nnen. 

Der  König  empfing  6en  (Seneral  mit  6en  bitterften  Donoflrfen,  6af  man  i^n  feinen 
Beforgniffen  un6  ^wex^eln  uberlaffen  ^abe;  alles  n>as  er  bis^r  über  2tufterli^  roiffe,  ifabe 
er  nur  Pon  6en  ^ransofen  erfaljren.  Hac^6em  er  ruhiger  gen>or6en,  Derfi(^erte  er  6em  (Seneral, 
man  folle  überseugt  fein,  6af  er  ®efterrei(^s  Sac^e  als  6ie  feinige  hettadfU;  er  ©erlange 
aber  offenljersige  ZTRtteilung  über  6ie  X?er^an6lungen  loegen  eines  Son6erfrie6ens,  6eren 
Jtnfnüpfung  Stutter^eim  6ann  sugab  un6  mit  6er  3föK«^u"9  ©eftcrreic^s  entf^ul6igte.  Der 
(ßcneral  bxadfU  nun  feine  Klagen  über  6ie  Huffen  oor,  6ie  6em  König  nac^  feinen  eigenen 
(Erfal^rungen  nic^t  unberechtigt  f(^ienen;  por  allem  aber  fuc^te  er  6en  König  5U  flberre6en, 
6ie  preufif^en  Hüftungen  un6  (Truppenbewegungen  an  6er  fädjjtfdj^bö^mif^en  (Srense  $u 
bef^leunigen,  natürlidj  o^ne  Ueberfc^reitung  6er  (ßrense,  was  6er  öfterrei^if^^fransöfif^e 
IDaffenftiUftan6  unterfagte.  Xladi  ©ielem  ^in«*  un6  ^erre6en  fam  f(^lief lidj  6er  König  auf 
6ie  ^auptfa^e  5urücf  un6  gab  6ie  beftimmte  (Erfldrung:  „IDenn  6er  Kaifer  mir  oerfprec^en 
loill,  feinen  Son6erfrie6en  $u  fc^Iief en,  menn  er  mir  fagen  mill,  loie  er  5U  6en  Operationen 
mitsumirfen  6enft,  falls  ^ranfreic^  6urc^  5U  ^rte  Be6ingungen  6en  ^rie6en  unmöglt^ 
mac^t,  fo  bin  ic^  bereit,  feine  Sac^e  mit  meiner  gan$en  ZITa^t  5U  unterftü^cn." 

l«7 


giotfc^en  2ne;aiiber  itnb  Hopoleon 

TXlaw  fann  ni^t  fagcn,  fcaf  bei  allen  öiefen  Befc^Iüffen  öer  König  nun  6ie  tteilna^me 
am  Kriege  gegen  ^ranfrei^  bereits  mit  i>oIIer  €ntfc^ie6en^eit  ins  2tuge  gefaft  ^ätte»  (Er 
n>ar,  loie  6ie  ©berljofmeifterin  berichtet,  „mütenö"  Aber  öie  ^ransofen  un6  Bayern,  6ie 
bei  il?ren  Durdjmärfdjen  öurc^  prcufifc^  (Sebiet  man^e  Jtusf^reitungen  begingen;  fein 
Jtusfeljen  wat  fummerpoü  unö  finfter;  erft  6ie  neue  Jtusgeftaltung  6er  politif  öer  benxiffneten 
neutralität,  öie  gan5  feinem  immer  auf  ftarres  ^eftljalten  eines  beftimntten  Syftems  geridjtetcn 
Sinne  entfpradj,  fc^ien  i^m  Hu^e  unö  €ntfc^Ioffen^€it  roieöersugeben.  Pon  einer  ^ufammen* 
fünft  mit  Ztleyanöer  aber  u>oIIte  er  nac^  xxAt  por  nichts  IjSren,  tro^  alles  gureöens  feinet 
Umgebung;  er  ip  „n^ie  ein  ZTlauItier,"  i>ertraut  öie  ©berfy>fmeifterin  i^rem  i^erf^oHegenen 
tCagebu^  an.  ^artnäcfig  i>erblieb  er  in  Pare^,  o^ne  Hücffic^t  auf  öie  in  fo  fritifc^er  geit 
ft^   örängenöen  Hegierungsgefd^afte,    öeren   (Erleöigung   öaöurc^   imnter  persögert  tDuröe. 

3n  Pare^  n>uröe  öamals  aud;  öer  Eintritt  öes  Kronprinsen  in  bos  preufifc^e  Qeer 
gefeiert,  nac^  Qo^n5oIIemfttte  an  feinem  \0.  (ßeburtstage,  öem  (5.  0ftober.  Der  König 
felbft  überreizte  i^m  ©fpsiersljut  unö  Degen.  ZTKtten  in  öie  feftlidje  Stimmung  ^nein 
aber  trafen  öie  erften  Ha^ric^ten  von  öen  öfterreic^if^en  Hieöerlagen.  Königin  Cuife, 
o^neljin  zimas  leiöenö,  max  tief  bewegt;  mit  jte  felbft  ein  3<»^r  fpater  an  (ßen^  ersä^It  }cfii, 
ermahnte  fie  i^ren  So^n  mit  öen  befannten  tPorten:  „3^  ^ffe,  öag  an  öem  tCage,  öa  Du 
(ßebrauc^  ma^p  i>on  öiefem  Socfc,  Dein  ein$iger  ^ßeöanfe  fein  »irö,  Deine  unglücflic^en 
Bruöer  $u  rä(^en."  Der  (ßräfin  Dof  fc^rieb  fie  einige  ttage  fpäter:  „Der  König  ifl  fe^ 
5ufrieöen  mit  ^ri^,  mit  feinem  2Iusfe^n  unö  feinem  Betragen.  Was  mein  Qei^  empfinöet, 
ift  unfagbar.  €s  ift  aber  au^  u>a^r,  öaf  er  ftc^  an  feinem  ^eptage  ausgeseic^net  be* 
nommen  ^t.  <ßott  fegne  i^n  unö  feine  neue  Caufbaljn  unö  öen  König  unö  öie  2{rmee 
unö  gans  Preufen." 

IDir  bemerfen,  nne  fidj  bei  Königin  Cuife  eine  innere  IDanöIung  langfam  Por* 
bereitet:  fte  beginnt  pdf  öer  politif  susumenöcn,  öer  fie  bis^,  idf  nneöerijole  es,  gan$  fem 
geftanöen  Ifiik.  €s  ift  nic^t  n^eiblidjer  ^ürmi^,  öer  fie  öasu  treibt;  öie  ZTTac^t  öer  Creig« 
niffe  felbft  örängt  fie  an  einen  pia^,  öen  fie  einnehmen  muf,  weil  nur  pe  i^n  einnehmen 
fann.  3n  öen  IDirmiffen  unö  (Erfdjütterungen  öiefer  (Tage  erfennt  pc  öeutlic^er  als  bts^, 
n)ie  feljr  öer  König  eines  guten  unö  treuen  ©efä^rten  beöarf,  öer  fein  Selbftpertrauen  unö 
feine  Catfraft  peigert;  pe  n)irö  pc^  i^rer  Ijo^en  2lufgabe  beruft,  unö  fo  fe^r  iljr  ^erj  naäi 
öem  Pater  perlangt,  fo  füljlt  pe,  öaf  pe  auf  einem  popen  pe^t,  öen  pc  nic^t  pcrlaffen  öarf. 
Darum  fdyreibt  pe  iljrer  ^reunöin,  öer  (ßroffürftin  Jtnna  pon  Huf lanö,  Sc^ipägerin  Kaifer 
illeyanöers:  „3dj  Ijabe  meinen  ppidjten,  öie  mir  Ijeiliger  fmö  unö  teurer  als  alles  auf  öer 
IDelt,  ein  rec^t  grofes  unö  rec^t  peinli<^  ®pfer  gebracht,"  unö  öem  5f^ruöer  (B^ra:  ^34 


Siptfc^en  2IIe;anber  nttb  Ztapoleon 

ftc^c  auf  meinem  Poften  un6  finöe  Croft  in  6er  CrfüIIung  meiner  Pfli^t  <ä>^t  mein  armer 
Pater,  tpenn  i^  öaran  öenfe,  Ijeule  ic^.    Hein,  bas  Sdjicffal  ift  60^  man^mal  5U  ^art." 

IDenn  6ie  Cntrüftung  über  öen  fran5öftf(^en  Heutralitätsbrui^  in  Berlin  unö  am  ^ofe 
eine  friegerifdje  Strömung  ^eroorgerufen  Ijatte,  fo  n^ar  voümbs  in  6en  ®ffi5icrsf reifen 
6er  £)auptfta6t,  öie  nadi  alter  friöerisianifc^er  Heber  lieferung  bisljer  e^er  (Begner  ©efter^ 
reic^s  geroefen  »aren,  6ie  Stimmung  o6IIig  gegen  ^vantmdf  umgef(^Iagen»  Das  $eigte  ftc^ 
befonöers  am  ttage  nadi  6em  ©eburtstag  6es  Kronprin5en,  am  \6.  ©ftober,  als  man  im 
Hationaltl^eater  ,,auf  Bege^ren^'  XPaUenfteins  Cager  gab*  Das  (Theater  war  überfällt  von 
IDa^tmeiflem,  llnteroffi$ieren,  Solöaten,  für  6ie  bas  ©ffisierforps  öes  berühmten  Regiments 
(ßensöarmes  6ie  piä^e  beftcllt  ^atte»  Ttts  bas  Heiterlieö  oerflungen  wat,  begann  6er  picco^ 
lominifürafjter  nac^  einer  an  6ie  ZtleloMe  von  „2tm  H^ein,  am  H^ein"  anflingenöen  IDeife 
ein  pon  ZHajor  v.  6.  Knefebecf  ©erfaßtes  Kriegslieö  $u  fingen,  in  6as  öie  übrigen  Sc^au* 
fpieler  einftimmten;  t>on  6en  Cogen  flatterten  6ie  tTe^te  patriotifc^er  Cieöer  I^erab,  unö  balö 
öurc^brauften,  oon  allen  begeiftert  mitgefungen,  öie  Klänge  öes  „^eil  öir  im  Siegerfrans" 
öen  SaaL 

Diefe  Bewegung  ergriff  au^  öie  Bürgerfc^aft  Berlins.  2tm  \6.  ©f tober  n>ax  ^ürft 
Peter  Dolgorufij  mit  öem  öie  gufammenfunft  ljinausf(^iebenöen  Briefe  öes  Königs  bei 
2tle;anöer  eingetroffen,  öer  bereits  einige  (Tage  ©orljer  öie  Hac^ric^t  oon  öem  fran55fif(^en 
Dur^marfc^  öurc^  Jtnsbac^  unö  öem  in  Berlin  eingetretenen  Umfc^mung  erhalten  fjatk. 
Jtleyanöer  atmete  erlei^tert  auf;  er  wav  na^e  öaran  gemefen,  noc^  einmal  öen  (Ein^ 
flüfterungen  feiner  preufenfeinöli(^en  Umgebung  (SeijSv  5U  geben,  unö  I^atte  fc^on  ein 
S^reiben  vorbereitet,  in  öem  er  unter  Klagen  über  preufifc^e  Haftungen  unö  öas  X?er^ 
^Iten  öes  preufif(^en  ZHinifteriums  öen  Dormarfc^  feiner  tCruppen  anfünöigte.  ^zi$t  begann 
er  ft^  eines  anöem»  IDar  es  öer  ^reunöesojunfc^,  na^  öen  vorhergegangenen  3^u"S^" 
öen  König  unö  öie  Königin  gan$  $u  perfö^nen?  IDar  öie  Jtbfic^t  $uglei(^  oöer  noc^  meljr 
politifc^:  öen  König  in  feiner  (Erregung  $um  Jtnfc^luf  an  öie  Koalition  fortsureifen? 
Ztley anöer  faf te  öen  (Entfc^luf  unö  teilte  i^n  öem  König  in  einem  neuen  Sdjreiben  mit,  öaf 
er  felbft  am  25.  ©ftober  in  Berlin  eintreffen  n>eröe* 

Sdfon  am  22.  ©ftober  verbreitete  pdf  öiefe  Hadfridjt  in  Berlin,  unö,  wk  ^r.  Delbrücf 
öufge$ei^net  fjat,  „eine  freuöige  Ben>egung"  ging  öurc^  öie  (Rntt)o^nerf^aft.  2tm  ^ofe  wat 
öie  Stimmung  geteilt;  öie  Königin  fa^  öem  Befuge  fro^  entgegen;  i^re  ©berljofmeifterin, 
öie  für  öen  ritterlichen  unö  freigebigen  Kaifer  fc^n>ärmte,  n>ax  „aufer  fi^  vor  ^reuöe". 
Der  König  $eigte  ftc^  5urflcfljaltenöer;  fein  vertrauterer  (ßeneralaöjutant,  (ßeneral  Köcfri^, 
öer  öem  Kaifer  bis  ^ranffurt  o.  ©.  entgegenreifen  follte,  fdjalt  fogar  laut  auf  Jtleyanöer. 

u 


2lm  25. 0ftober  nachmittags  ^ielt  Kaifcr  Tlkjcanbzx  unter  6em  Donner  6er  Kanonen 
feinen  (Einsug  in  Berlin.  Die  Bepölferung  bereitete  il^m  einen  jubeinöen  (Empfang,  &er 
fxdi  in  6en  näc^ften  (Tagen  bei  einer  PorfleUung  Don  (ßlucfs  ^2trmi6a"  n>ie6erfy>Ite.  Der 
Kaifer,  6er  urfprüngüdf  bei. feinem  <ßefan6ten  ^e  abfteigen  n>oUen,  bc5og  auf  6es  Königs 
3ure6en  6ie  gimmer  König  ;Jrie6ridj  XPill^elms  II.  im  Berliner  Sd?lof ,  ^elt  fidf  aber 
audj  oielfadj  in  Pots6am  auf.  3"^  übrigen  i>erlief  6er  Befuc^,  nne  fflrftlic^e  Befudje  6amals 
un6  ^eute  5u  i>erlaufen  pflegen.  €s  gab  Para6en  —  6er  König  felbft  führte  in  Pots6am 
6em  Kaifer  feine  Kapallerie  por  —  Prunfma^le,  Bälle  un6  ^eftauffflljrungen.  Der  Kaifer 
beftc^tigte,  xdos  es  im  6amaligen  Berlin  5U  fetten  gab:  6as  ^eugl^us,  6ie  Znilitdrafa6emie^ 
6as  Ka6ettcnl^us,  6ie  Porsellanmanufaftur,  6ie  Denfmäler  6es  ZDilt^elmspla^. 

Der  (£in6rucf ,  6en  Kaifer  2tlefan6er  am  Berliner  ^ofe  machte,  n>ar,  wie  6rei  3a^re 
5UDor  bei  6er  gufammenfunft  in  ZITemel,  geu>innen6,  ^inreifen6.  Hidjt  blof  6ie  Damen^ 
»ie  prinseffm  IDil^elm,  6es  Königs  Sdjroägerin,  i^rem  Bru6er  in  £^mburg  f^rieb,  fan6en, 
6af  man  ftc^  „nxdfis  lieblicheres  pereint  mit  allem  e6len^'  t>orftellen  fönne;  auc^  ein  Zllann 
ipie  6er  ftol$e  Äcidjsfrei^err  pom  Stein  n)ur6e  fo  pon  2llefan6er  besaubert,  6af  er  bal6 
6arauf  in  rufftf(^e  Dienfte  5U  treten  badjU.  TXlit  6em  preuf if(^en  Königspaare  perfe^e 
6er  Kaifer  in  6er  einfachen  un6  ^slidjen  IDeife,  nne  fie  gera6e  6ent  (ßefc^macf  ;Jrie6rtc^ 
IDil^lms  un6  Cuifens  am  meiften  entfpradj.  Der  König,  obfdjon  er  auf  6en  Befuc^  pielleic^t 
nidjt  ungern  persi^tet  Ijätte,  permodjte  6odj  6em  fteg^ften  5^uber  6er  Perfönlic^feit  feines 
(Saftes  nicht  5U  a)i6erfte^en.  ^ür  Königin  Cuife  nxir  6er  Befu(^  2llefan6ers  ein  (Ereignis, 
6as  6tc  triefen  iljrcs  3nnenlebens  bewegte.  Seit  ZTTemel  füllte  fie  fiöj  6ent  Kaifer  —  ipir  pn6 
iiodj  in  6cr  5<^i^  ^^^  Somantif  —  6urdj  eine  2lrt  Seelenfreun6fc^aft  perbun6en;  i^re  Per* 
eljrung  umflci6ctc  feine  geiftige  un6  fittli(^e  Perfönlic^feit  mit  allem  ^beakn,  bas  in  i^em 
eigenen  XTcfcn  lag.  Die  (Enttdufc^ung  fonntc  nicht  ausbleiben.  3l?r  meiblidjes  (Empfin6en 
begann  fdjou  6amals  inne  5U  werben,  wie  bas  XTcfen  6es  Kaifers  hinter  glan5en6er  un6 
bcftecljen6er  Jlu^cnfeitc  6er  Cicfe  un6  6es  (Sefyiltes  entbcljrte.  So  fdjlof  6er  Befud;  für  fte 
mit  einem  gcu?iffen  IHifflang,  n^enn  fie  audj  einige  ITTonate  fpdter  6en  legten  tCag  6et 
2lnipefenljcit  2Ue|-an6ers  als  iljrcn  legten  glücflicben  Tag  bcseidjnet  fyxt  Dem  Kaifer  fiel 
jeljt  bcfon6crs  auf,  n^ic  fte  6cr  IHöglidjfeit  eines  Krieges  mutig  entgegenfal^.  (Er  a^nte  nidjt, 
wie  tief  6ic  Königin  innerlich  erfc^üttert  n^ar;  iljrc  sarte  (ßefun6ljeit  befaf  n>enig  lDi6erftan6s« 
fraft  gegenüber  foldjcn  2lufregungen,  un6  fie  perfiel  einmal,  bei  einem  ^Jefte  in  Bellepue, 
einer  Herrenfrifis,  6ie  ftcb  in  einem  Cränenftrom  löfte. 

Dicfe  ©ftobcr    un6  llopembertage  nxiren  pielleidjt  6ic  Tage  größten  auf eren  (ßlanses 
in  6er  (ßefdjidjte  6es  alten  Preup'i.   IDel^  au^^tlefen^  (Pcfcü^'^v^   M^  ^f^  Ni«i<iic  '*n  bm 


Prunffalcn  6cs  Berliner  Sc^Iojfes  5ufammenfan6,  —  öes  Sdflo^^s,  in  öejfen  ^enftem  genau 
ein  3^^r  fpäter  fi(^  Me  IDa(^tfeuer  ojiöerfpiegelten,  um  öie  Hapoleons  (Saröe  im  Cuftgarten 
jtc^  gelagert  ^atte.  Heben  Kaifer  Ztleyanöer,  in  öejfen  großem  un6  glanjenöem  (Befolge 
man  6en  dürften  CsartorYsfi  bemerfte,  war  als  Vertreter  öes  öeutfdjen  Kaifers  (Er$^r5og 
Tinion  aus  IDien  erf(^ienen,  6er  aber  bei  aller  Bieöerfcit  feines  IDefens  nadj  öem  Urteil 
6er  Damen  6urc^  feine  gef^macflofe  Kleiöung  un6  auffallenöe  ffaaxttadit  von  6er  rufjtfc^en 
(Elegan$  unporteilljaft  ab^iadi.  TTlxt  Hapoleons  Vertreter  Duroc,  6er  gegen  6ie  Königin 
pc^  befon6ers  aufmerffam  enoies,  begegnete  p(^  ein  auferor6entIi(^er  2tbgefan6ter  feiner 
englifdjen  (Co6fein6e,  Cor6  ^arromby*  Sie  alle  waren  gefommen,  um  6ie  ^ilfe  6es 
preufif(^en  Schwertes  $u  werben,  um  6ie  Unterftä^ung  jenes  £)eeres,  an  6effen  ^a^nen 
nocE;  6er  Hu^m  ^mbtxdfs  6es  (Srof  en  I^aftete,  un6  pon  6effen  (Eingreifen  je^t  6er  2tusgang 
6es  grof  en  Kampfes  absu^ngen  f^ien» 

Denn  inmitten  6er  raufc^en6en  ^efte  ^atte  6ie  Diplomatie  en6li(^  i^r  IDerf  DoIIen6et» 
Tim  3.  Hooember  n)ur6e  in  Pot56am  6er  Pertrag  unter3ei(^net,  6er  6ie  Be6ingungen  6er 
beipaffneten  Dermittelung  Prcuf ens  regelte.  (Ein  preufifdjer  Staatsmann  —  (ßraf  ^augwi^ 
n)ur6e^6a5U  in  2tusfic^t  genommen  —  foüte  6em  Kaifer  Hapoleon  6ie  ^Joröerungen  nadf 
Unab^ngigfeit  6er  Sdfwexi,  Heapels,  ^oüan6s,  Häumung  Deutf^Ian6s  ufw.  vorlegen,  6eren 
Denoerfung  6ie  (Teilnahme  Preuf ens  am  Kriege  gegen  ^ranfreii^  o^ne  weiteres  $ur  ^olge 
fyiben  voüvbc.  ^ür  6ies  Su^z^täntnis  Preuf  ens  an  6ie  Koalition  oerpfli^tcte  fic^  Suf  lan6, 
6en  König  i>on  (Englan6  $ur  Ztbtretung  tfannovcxs  an  Preuf en  ju  beftimmen.  IDie  man 
fte^t,  bil6et  6er  Pertrag  ein  Kompromiß,  in  6em  fidj  englifc^^rufftfdje  un6  preu0if(^e 
3ntereffen  un6  ^^^le  oerf(^mol5en. 

(SUxdf  am  (Tage  naöj  6er  Unterseic^nung  6es  Vertrages,  am  ^.  Hooember,  rüftete 
Kaifer  2lleyan6er  $ur  Ztbreife*  Bei  6em  aben6li^en  2tbf(^ie6sma^l  in  Pots6am  äußerte  er 
nodj  6en  IDunf^,  öie  (ßruft  König  ^rieöric^s  5u  feljen.  Die  (ßamifonfir^e  wuröe  erleudjtet; 
baI6  nadj  ZlTittcma^t  begab  man  fi^  5ur  (ßruft,  Kaifer  2tleyan6er  un6  Königin  Cuife  traten 
Vfanb  in  ^an6  5um  Sarge,  6en  6er  Kaifer  fügte,  wä^renö  6er  König  am  (Eingang  fteljen 
blieb.  Dann  reifte  2tleyan6er  5U  feiner  S^wefter  na^  IDeimar,  König  un6  Königin  in  tieffter 
Bewegung  jurücflaffenö. 

Die  perfönli^e  (ßegenwart  Kaifer  2lleyan6ers  Ijatt^  öie  ^wex^l,  Beöenfen  unö 
S^wanfungen  am  Berliner  ^ofe  für  furse  ^zxt  überwinöen  fönncn;  na^  feiner  Jtbreife 
lebten  fie  in  alter  Kraft  wieöer  auf.  Die  Königin  5war,  nac^öem  fte  nun  einmal  öie  Partei 
ergriffen,  öie  patriotifc^es  ^ü^len  unö  ftttlidjes  (Empfinöen  i^r  5ur  Pflicfjt  5U  machen  fdjienen, 
blieb  unerfdjüttert  feft:  ©oll  ^ligen  (Eifers,  mit  Bitten  unö  mit  tträncn  fämpfte  fte  für 

16S 


^mtfc^en  2IIe;anber  nnb  Xtapolton 


Me  Sadjc,  6ie  2tle|anöer  —  ,/Unfcr  Kaifer",  wu  ftc  mit  i^rcn  Pamcn  fagte  —  $u  6er 
f einigen  gemacht  Ifaitc,  für  6en  (ßeöanfen  6e5  preuftfc^^rufftfc^en  23ün6niffe5  über^upt; 
jte  lief  fclbft  6en  (ßrafen  ffauQwxif  $u  fic^  rufen,  um  itjm  ^eftigfeit  $u  preWgen  un6  (Energie 
ein5ufI5fen.  Pen  mec^felnöen  Hac^rid^ten  pom  Kriegsfc^upla^  folgte  fte  in  ängftlic^er 
Spannung.  (Treu  5U  it^r  hielten  6ie  ^föamen,  alle  eifrig  rufftfc^  geftnnt,  hefon6er5  6ie 
(ßräfin  2Tloltfe,  6ie  mit  6er  üblichen  ^f6amenfc^n>armerei  Iei6enfc^ftlidjes  politifdjes  3"' 
tereffe  oerban6,  por  allem  aber  6ie  ©bertjofmeifterin  (ßräfin  Dof,  „^uptmann  Pof ",  mit 
man  fte  6amal5  in  Berlin  nannU,  6enn  in  it^rem  t>on  Heuigfeitsjagem  piel  aufgefuc^ten 
(Empfangssimmer  im  Sc^Iof  lag  6ie  Karte  6e5  Kriegsfc^upla^es  immer  aufgefc^Iagen  un6 
n?ur6en  Kriegspläne  eifrig  erörtert 

(Bani  an6ers  nxir  6ie  Stimmung  bei  6em  König  un6  feiner  Umgebung.  Xladj  6er 
beftimmten  un6  pon  an6em  beftätigten  Perftd^erung  6er  (ßräfin  Dof  n>ären  es  aber  je^t  nic^t 
6ie  befannten  Kabinettsräte  gen>efen,  6enen  6ie  Sc^ul6  5ugefd}rieben  n>er6en  mügte;  es  nxir 
pielmet^r  (ßeneral  Köcfri^,  6er  (ßenerala6iutant,  6en  6er  König  5U  feinem  (ßetpiffensrat  gefe^ 
^tte,  6er  6as  23un6nis  mit  Huflan6  un6  6ie  friegerifc^  ZPen6ung  6er  preufifc^n  Politif 
unabläffig  befämpfte.  „Köcfri^  ift  fin6ifc^,  unausftetjlidj;  er  ift  unfer  Unglücf"  fd^reibt 
6ie  friegerifdje  (ßräfin.  (Cäglidj  im  intimften  Perfetjr  mit  6em  König,  n>ar  er  nur  $u 
geeignet,  6effen  ^wcx^d  un6  Be6enfen  $u  näljren,  fein  ZHiftrauen,  feine  Heigung  $um  Pefft* 
mismus  5U  fteigem.  Per  König  ^tte  6en  Pots6amer  Pertrag  t>om  3.  Hopember  unter« 
$eidjnet,  nidjt  fo  fetjr  getrieben  Pon  edjteper  innerfter  Ueber$eugung,  als  pielme^r  6em 
Prangen  Kaifer  2Ile|an6ers  freun6fd^ftlid}  nad;geben6.  (Er  ^t  6em  (ßrafen  Qaugipi^,  6en 
er  am  \^.  Hopember  $u  Hapoleon  entlief,  beim  2tbfdjie6  6en  IDunfdj  un6  6ie  Öffnung 
ausgefprodjen,  6af  6er  ^rie6e  ertjalten  bleiben  möge.  Seine  Stimmung  gera6e  in  Mefen 
(Tagen,  n>o  6ie  (Cntfd^6ung  unausmeic^lid;  nätjer  räcfte,  erfc^en  abfc^ulid;.  Pen  rufftfd^ 
Siegesbulletins,  6ie  6ie  Pamen  eifrig  lafen  un6  perbreiteten,  perfagte  er  allen  (ßlauben.  (Es 
fann  nidjt  bcsmeifelt  n?er6en:  in  feinem  3""^»^  l«^^^  "od?  unauslöfdjlidj  6er  (ße6anfe  an 
^rie6en  un6  an  Heutralität,  6eren  (Er^ltung  feine  gan5  unfriegerifd^  Hatur  aDem 
IDaffenruljm  un6  allen  (Eroberungen  porge$ogen  Ijätte.  Zlllein  ebenfo  fidjer  ip  6o<^ 
an6erfeits:  6er  König  erfannte  in  pollem  ZTIafe  6ie  Hotipen6igfeit,  nor66eutfc^lan6 
gegen  Hapoleon  5U  fdjü^en.  Pa$u  aber  nxir  6ie  en6gültige  (Entfernung  6er  ^ransofen 
aus  ^annoper  un6,  nac^em  6ie  Hljeinlinie  einmal  perloren,  6ie  (ßeipinnung  6er  IDefer« 
linie  unerläflid).  Dor  allem  aber:  er  E^tte  fein  ZPort  gegeben,  er  ipar  entfd^loffen,  es 
5U  {galten.  Purc^  alles,  tpas  gefc^'^en  n>ar,  fül^lte  er  feine  (E^re  perpflid^tet,  un6  ipenn 
es  6enn  gegen  alle  Wne  Vox^ä^  ul»^  a^'^en  alle  feine  Tf^iaunatn  ^o^  «»'»n  K^'»'^^  ^'^•nmen 


foUtc,  fo  tjielt  er  fidj  qani  gerechtfertigt  öurdj  bas  Bemuftfein,  einen  guten  Kampf  für 
eine  gute  Sadje  5U  fämpfen. 

IDir  rpüröen  über  6ie  medjfeinöen  Stimmungen  un6  2tnfidjten  6es  Königs  pielleic^t 
fieserer  unterridjtet  fein,  menn  er  nidjt,  mie  er  politifdjen  Unterreöungen  gern  auswxdi,  andf 
nur  feiten  für  politifdje  Briefe  5ur  ^eöer  gegriffen  ^tte.  Von  6em  Briefioedjfel  mit  Kaifer 
2(Iefan6er  abgefe^en,  6er  bodj  5um  Ceil  axidj  etwas  offisieUe  ^ärbung  ifat,  liegt  aus 
Mefer  gonsen  ^dt  nur  ein  einsiges  pon  6em  König  unmittelbar  ausgegangenes  Sdjreiben 
intimeren  (E^arafters  por,  ein  an  6en  ^ofpreöiger  Sad  geridjteter  Brief,  in  öeffen  3"^^^ 
mir  tpot^l  ben  2Ius6rucf  6er  2(nfd;auungen  6es  Königs  erblicfen  bürfen.  Sad  ^atte  6em 
König  „in  öiefem  tjödjft  midjtigen  3^*Pwnft  ein  IDort  ^r$lidjer  (Teilnahme"  fagen  mollen. 
(Er  rniffe,  fdjrieb  er  i^m  fdjon  am  \^.  ©ftober,  mie  gern  6er  König  feinem  Dolfe  6ie 
Segnungen  6es  ^rie6ens  erljalten  tjätte,  un6  voiz  nur  6ie  fdjmere  Hegentenpflidjt,  6ie  €fjre 
feiner  Krone  un6  „6ie  IDofjlfafjrt  feiner  Cän6er/'  nidjt  Unmille  06er  3<>^/  Hufjmfudjt 
06er  inadjtbegier6e  6en  König  unnji6erfte^lidj  in  6en  Krieg  fortriffen.  Hur  fo  fönne  6ie 
Unabt^ängigfeit  6es  Staates  erhalten  n>er6en;  6ie  Porfet^ung  molle  einmal,  6af  um  6ie 
Segnungen  6es  ^rie6ens  gefämpft  njer6e.  Seinem  Dolf  fei  fein  ®pfer  bei  6iefem  geredjteften 
aller  Kriege  5U  fdjmer,  un6  6er  König  felbft  njer6e  6urclj  6as  Bemuftfein  6er  geredjteften 
Sadic  über  alle  menfdjlidjen  Beforgniffe  ^inmegge^oben  n>er6en. 

Der  König  —  audj  6as  ift  be5eidjnen6  —  Ijat  erft  am  20.  Horember  6en  Brief  Sads 
nodf  beantnx>rtet.  €r  ^at  6effen  richtige  Beurteilung  6er  Cage  mit  ,;^reu6e  un6  Beifall" 
aufgenommen:  Sacts  Folgerungen  un6  Betradjtungen,  fdjrieb  er  i^m,  feien  gans  in  6em 
Sinne,  wk  er  felbft  6ie  Pinge  beurteile,  entfprädjen  pöllig  feiner  eigenen  lleber$eugung.  „Sie 
^aben  ein  IDort  5U  feiner  3^^^  gere6et;  es  6ient  mir  aufs  neue  $ur  Stärfung  un6  5ur 
Bcruljigung.  Pertrauen  auf  (ßott  un6  6ie  geredjte  Sadft  (ein  2tus6ruct,  6er  ^ier  gemif 
nidjt  gemif  braudjt  ift)  muf  einen  je6en  brapen  Can6smann  mit  2Tlut  un6  Kraft  befeelen." 

€s  fonnte  aber  nidjt  ausbleiben,  6af  6er  ZHangel  an  einem  frifdjen  un6  rücfljaltlofen 
(Entfdjluf  5um  Kriege,  wie  er  bei  6em  König  un6  einem  grofen  (Teile  feiner  militärifdjen 
Ratgeber  immer  nodj  bemerfbar  mar,  auf  6ie  Rüftungen  in  Preufen  ljemmen6  einmirfte. 
Be6ädjtig  un6  langfam,  mit  einem  fdjleppen6en  (Crof,  6er  audj  bei  nidjtmilitärifdjen 
Beobadjtem  2tnftof  erregte,  fyitten  fic^  6ie  preufifdjen  Cruppen,  in  meljrere  f leine  Korps 
Serfplittert,  in  Belegung  gefegt,  teils  um  ^annoper  ein$une^men,  teils  um  fidj  in  (Thüringen 
5U  fammeln  un6  6ann  nadj  6em  oberen  ZHain  ^in  porjurücfen.  Pon  einem  energifdjen 
2tngriffsplane  wav  überall  nichts  $u  merfen.  Die  tCruppenbemegungen  fdjienen  pielmeljr, 
ipie  Prins  Couis  Fer6inan6  einmal  meinte,  meljr  beftimmt,  6em  Fein6e  aus$ua>eidjen,  als 

^65 


Smtfc^en  2IIe;anber  nitb  Hopoleon 


ein  gufammcntreffcn  mit  i^m  $u  fuc^cn.  Pos  ZHerfiPüröige  hierbei  ift,  6af  in  6en 
militärifc^en  Beratungen,  6ie  in  Berlin  unter  ^usiel^ung  audi  Sfterreid^ifc^er,  rufftfd^er  nnb 
en$Iifd;er  BepoUmäd^tister  gepflogen  tpuröen,  6er  moderne  ftrategifc^  (ßeöanfe,  tponac^  bas 
feinMid^e  Qeer  bas  0peration55iel  un6  2(ngriff5objeft  fär  6ie  pereinigten  (Truppen  bilöet, 
me^rfadj  von  öfterreidjifc^er  foipotjl  a>ie  pon  preufifdjer  Seite  nic^t  blof  ausgefprodjen, 
fonöem  nad;6rücflid}  un6  grunbfä^lid;  betont  tx>or6en  ift.  Pon  öiefer  gefunöen  t^oretifd^en 
(Erfenntnis  freilidj  ipie  meit  entfernt  blieb  Me  IDirflic^feitl 

3mniertjin,  fo  langfam  es  ging,  man  fam  6oc^  ponpärts.  Per  ^n\tanb  6er 
(Truppen  felbft  erfdjien  audj  6en  ^remöen  portrefflidj»  2tnfang  De$ember  oxiren  etxpa 
\26000  2Tlann  3nfanterie  mit  35000  Pferöen  friegsbereit,  um  ftc^,  n>ie  am  3. 1)e$ember 
beftimmt  rpuröe,  je  nadj  6en  (Ereigniffen  auf  5em  Kriegsfd^aupla^  un6  je  nac^  6em  2tu5* 
gang  6er  Mplomatifc^en  Per^nMungen,  gegen  6ie  fran$öfifdje  ^lanfe  nadi  Bötjmen  o6er 
nadi  6er  oberen  Ponau  ^in5un>en6en.  2Im  ^.  Pesember  ructten  en6lic^  aud;  6ie  (Truppen 
6er  Pot56amer  3nfpeftion  aus,  poran  6ie  <ßar6e^6U'Korps,  mutig  un6  fampfluftig,  begleitet 
pon  un5a^Iigen  ZRenfd^enmaffen.  Sie  marfc^ierten  am  König  poräber,  6er  mit  gesogenem 
Pegen  Befetjle  erteilte;  6ie  ©fflsiere  falutierten,  un6  6ie  ^a^nen  neigten  fidj  por  6er  Königin, 
6ie  mit  i^ren  bei6en  Sdjmeftem  un6  i^rer  Sclj»dgerin,  6er  Prin$efftn  Pon  ®ranien*^ul6a, 
pom  ^eufter  6es  Pots6amer  Sdjloffes  6em  2tusmarfdj  $ufalj.  2tm  nädjften  (Tage,  —  6em 
3a^restag  Pon  Ceut^n  —  folgten  6ie  legten  (Truppen  6er  Berliner  3"fP^Wion*  Sdjon  am 
3.  Peseniber  mar  6ie  ^eI6equipage  6es  Königs  abgegangen,  6cr  6abci  $u  6em  alten  5el6* 
marfdjall  2TlöIIcn6orff  benierftc:  er  njer6e  felbft  als  Kurier  folgen,  fobal6  es  nötig  fei.  2tudj 
feinem  jüngftcn  Bru6cr,  6em  Prinsen  IDilljelm,  6er  mit  feinem  Kapalleries^  Regiment  aus* 
rücfte,  fagtc  er  beim  2tbfdjic6:  „3"  ^i^^^sctju  (Tagen  fomme  idj  nac^!"  Königin  Cuife,  fo 
wav  fdjon  perabrc6et,  follte  iljn  ins  ^el6  begleiten. 

2tllcin  iDcnige  (Tage  fpäter,  am  7.  Pe$cmber,  man  wav  gcra6e  5um  (Tee  bei  6er  Königin 
pcrfammelt  un6  freute  fidj  an  6cr  ^rifdje  un6  ZTIunterfeit  6es  greifen  Prin$en  ^er6inan6, 
famcn  sioei  Stafetten  pon  6cm  prcufifdjen  (ßefan6ten  in  ©Imü^  un6  bvaAtm  6ic  Sdjrecfens* 
fun6e  pon  einer  pölligcn  Hie6erlage  6er  Ruffen  bei  Jtufterli^  (2.  Peseniber).  „IPie  ein 
Ponncrfdjlag  loirftc  6ies  auf  6ie  (ßemüter,"  beridjtet  ein  2tnnjcfen6er.  Pie  Königin  nxir  aufs 
tieffte  erfdjüttcrt.  „(Sott  befjüte  Pidj,"  fdjricb  fic  6em  Bru6er  (ßeorg,  „idj  glaube  an  fein 
(ßlücf  meljr  ljicnie6en."  ?Taufdfen6e  Hadjridjten  pon  6cni  $äljcn  IPi6erftan6  6er  Ruffen,  6ie 
piel  Ceute  pcrloren,  aber  ifjre  Stellungen  beljauptet  Ijotten,  berutjigten  6ie  Königin  ipie6er 
einigermaßen,  un6  fte  fdfrieb  6er  prinseffm  ^er6inan6  pon  6en  lDun6em  6er  (Tapferfeit, 
6ie  6ie  Ruffen  unter  Befeljl  6es  Kaifers  un6  6es  (ßroffürften  Konftantin  ncrridjt»*»  t>ätten; 


3n>tf(^en  2I(e;anber  nnb  Hapoleon 


,,(ßott  fegnc  Mc  XDaffcn  öcr  guten  Sadie.  3^  t>in  getpif ,  Hebe  tCante,  6af  Deine  Bitten 
ftdj  mit  6en  meinigen  pereinigen,  un6  fdjmeidjele  mir,  6af  fie  allem,  was  uns  teuer  ift, 
(ßläcf  bringen  meröen*"     (9.  De$ember.) 

Die  Hoffnung  ipa^rte  nur  fürs*  3n  6en  nädjften  Cagen  famen  Sdjiag  auf  Sdjiag 
6ie  Unglücfsbotfc^aften,  bie  ben  ^ufammenbrud;  ber  Koalition  beöeuteten:  pon  6er  ^ufammen^ 
fünft  b^s  Kaifers  ^ran$  mit  Hapoleon,  6em  2tbfdjluf  eines  IDaffenftillftanöes  $u  3"^Y"^/ 
6en  ^rieöensper^anMungen,  6em  2Ib5ug  6er  Huffen  un6  6er  ßud^tartigen  Hücf reife  Kaifer 
2tlefan6ers  nac^  Petersburg.  Schlimmer  noc^  als  6iefe  Hac^ridjten  »irfte  6as  Pertjalten 
6er  Huffen  un6  ©efterreidjer  gegeneinan6er:  uxis  etwa  in  Berlin  an  Kampf esfreu6e  un6 
Kriegsluft  nod;  lebte,  mugte  6a6urc^  erfticft  tx>er6en.  ^aft  pom  5c{;Iac{;tfeI6e  tpeg,  angftlic^ 
beforgt,  einer  6em  an6em  5UPor5ufommen,  eilten  Sfterreic^ifc^e  un6  ruffifd^e  Vertreter 
nac^  Berlin,  um  Qilfe  5U  erbitten  un6  ftc^  6es  Derrats,  6er  (Treuloftgfeit  un6  Unfaf^ig^ 
feit  gegenfeitig  an$uflagen*  Der  erfte,  6er  eintraf,  war  6er  öfterreic^ifdje  (ßeneral 
Stutterf^eim,  6er  jahrelang  in  Petersburg  6en  Kaifer  gegen  Preufen  aufget^e^t  ^tte; 
je^t  fam  er,  um  6urc^  preufifdje  (Einurirfung  miI6ere  ^rie6ensbe6ingungen  für  ©efterreic^ 
5U  erlangen.  Sein  Beridjt  über  6en  Verlauf  6iefer  ZITiffton  ift  ungemein  merfn?ür6ig; 
^  Seigt,  6af  König  ^mbndi  ZPil^elm  aud;  in  6iefem  2{ugenbUcf  nod;  bereit  getpefen 
rpäre,  fein  IDort  einsulöfen  un6  am  Kriege  teil5une^men,  ipenn  er  nur  auf  6ie  ^eftigfeit 
0efterreic^s  ^ätte  rechnen  f5nnen. 

Der  König  empfing  6en  (ßeneral  mit  6en  bitterften  Ponpürfen,  6ag  man  i^n  feinen 
Beforgniffen  un6  ^wci^dn  überlaffen  iiabe;  alles  was  er  bis^r  über  2tufterli^  »iffe,  fyxbe 
er  nur  Pon  6en  ^ransofen  erfaljren.  Hac^6em  er  ruljiger  gen?or6en,  perfidjerte  er  6em  (ßeneral, 
man  folle  über$eugt  fein,  6af  er  ©efterreidjs  Sadje  als  6ie  feinige  betradjte;  er  perlange 
aber  offen^ersige  ZHitteilung  über  6ie  I?er^an6lungen  megen  eines  Son6erfrie6ens,  6eren 
2tnfnüpfung  Stuttertjeim  6ann  $ugab  un6  mit  6er  3foKerung  ©efterreidjs  entfdjul6igte.  Der 
(ßeneral  bradjte  nun  feine  Klagen  über  6ie  Ruffen  por,  6ie  6em  König  nadj  feinen  eigenen 
(Erfaljrungen  nidjt  unberedjtigt  fdjienen;  Por  allem  aber  fudjte  er  6en  König  $u  überre6en, 
6ie  preufifdjen  Hüftungen  un6  (Cruppenbemegungen  an  6er  fadjfifc^^bötjnüfdjen  (ßrense  $u 
befdjleunigen,  natürlidj  ofjne  Ueberfc^reitung  6er  (ßren$e,  was  6er  öfterreidjifdj:=fran5öfifdje 
IDaffenftillftan6  unterfagte.  Xladi  pielem  ^in«'  un6  ^erre6en  fam  fdjlieflidj  6er  König  auf 
6ie  ^auptfadje  $urücf  un6  gab  6ie  beftimmte  €rflärung:  „IDenn  6er  Kaifer  mir  perfpredjen 
rpill,  feinen  Son6erfrie6en  $u  fdjlief en,  menn  er  mir  fagen  unll,  »ie  er  $u  6en  ©perationen 
mitsuipirfen  6enft,  falls  ^ranfreidj  6urc^  $u  ^rte  Be6ingungen  6en  ^rie6en  unmögltdj 
mac^t,  fo  bin  ic^  bereit,  feine  Sadje  mit  meiner  gansen  ZRad^t  $u  unterftü^en." 


Der  5fterreid;ifd^  (ßeneral  OHir  nic^t  ennäd^tigt,  eine  entfpred^enöe  (Erflarung  a&su» 
geben,  €r  glaubte  fdjon  6en  gmecf  feiner  Senöung  erreicht  $u  Ijoben,  w^nn  er  Preufens 
Unterftfi^ung  für  0efierreid}  5ur  €rlangung  gemäßigter  ^rieöensbebingungen  geftd^ert  ^ielt 

Stutter^eim  ifai  andf  Königin  Cuife  gefprod^en,  fie  fonnte  bei  6er  Unterreöung  aber  6ie 
unglucf lid^e  IDenöung  ber  Pinge  if^re  (Tränen  nid^t  suräcf ^Iten  un6  entfc^uIMgte  xlfu  (Erregung 
mit  6en  IDortcn:  „Vflaxx  müfte  fein  Deutfc^er  fein,  um  alles  bks  nidfi  $u  füllen"  —  es 
ftnb  Me  einsigen  6cutfd;en  XDorte  in  Stutter^eims  fonft  fransöfifd;  abgefaßtem  Berichte. 

2tuf  Stutter^im  folgte  am  \7*I)e5ember  ^ürft  Peter  Dolgorufij  mit  einem  Schreiben 
Kaifer  Jtleyanöcrs  pom  6.  Pesember,  bas  öem  König  überlief,  ftc^  mit  ^ranfreidj  $u  per* 
pänöigen,  itjn  aber  $ugleic^  auf  alle  ^älle  unö  auf  immer  6er  Unterftü^ung  6es  Kaifers 
perfidjerte,  un6  iwex  (Tage  fpater  öes  Kaifers  23ru6er,  (ßrof fürfl  Konftantin,  6er  fic^  in  6en 
Iei6enfd;aftlid;ften  un6  geE^fftgften  21nflagen  gegen  6ie  0efterreid;cr  gar  nid^t  genug  tun 
fonnte  un6  6er  buidj  fein  brutales  ZPefen  uberl^aupt  in  Berlin  6en  ungfinftigften  (Ein6rucf 
madjte.  „€s  ift  nidjt  mein  2tle|an6er,"  fdjrieb  (ßräfin  Dof  rcfignicrt  in  itjr  (Cagebuc^, 
ZTTan  bentä^tc  ftd;  eifrig,  feine  fible  Caune  6urd;  Qoffefte  aufsu^eitem,  6ie  gera6e  in  6iefem 
IDinter,  mitten  im  £ärm  6er  IDaffen  un6  im  ^\x\ammcnbvvidi  6es  alten  €uropa,  fo  glän$en6 
un6  fo  sa^Ireidj  gefeiert  n)ur6cn,  une  faum  je  $upor,  un6  bei  6enen  fidj  Konftantin  ebenfo 
tansluftig  seigte  wk  Königin  Cuife  felbft.  2tud}  ii^re  Sd^meftem,  6ie  fxdi  abn?ec^feln6  in 
Berlin  aufhielten,  nat^men  6aran  teil,  un6  6ie  Sd^mefter  2Ilefan6ers  un6  Konftantins, 
(ßroffürftin  ZHaria  Pamlomna,  6ie  €rbprin$effin  pon  IDeimar,  6ie  2tnfang  3anuar  \S06 
nadj  Berlin  fam. 

IDenn  nun  audj  Kaifer  2tleyan6er  felbft  in  feinem  Sdjreiben  pom  6.  Pesember  6en 
König  pon  6en  Perpflidjtungen  6es  Pots6amer  Vertrages  freigefprodjen  ^attc,  fo  njar  60^ 
6ie  Ic^te  (Enlfdjci6ung  über  Krieg  un6  ^rie6en  6amit  nodj  nidjt  getroffen.  3n  Berlin  felbfl 
n?ar  n^enigftens  in  Königin  Cuife  6ie  friegerifdje  Stimmung  nodj  feinesmegs  erlofdjen.  TXlan 
ersät^lte  ftd;  am  {}ofe  ron  lebl^aftcn  2Iuseinan6erfe^ungen  5tpifd;en  i^r  un6  6em  König;  fie 
felbft  fpridjt  einmal  pon  „IDorlnjedjfel"  infolge  „gan5  perfdjic6ener  ZHeinungen".  „Pie  arme 
Königin,"  fdjreibt  6amals  ein  ruffifdjor  Piplomat  aus  Berlin,  „ift  rpirflidj  unfere  ^reunWn,,, 
Sie  ift  fcljr  $u  bef lagen;  laffen  Sie  fidj  alle  6ic  Svenen  ersätjlcn,  6ie  fie  mit  iljm  geE^bt 
iiat,  un6  alle  6ic  (Tränen,  6ic  wxx  iljr  foflen.  Beiläufig,  mie  Ijübfdj  ift  fie,  6iefe  Königin*" 
Unter  6en  (Truppen,  6ie  ifjre  Ben^egungen  5U  größerer  Kon5entrierung  nadj  6er  fäc^fifc^i^ 
böfjmifdjen  (ßronse  fjin  oljne  Unterbredjung  fortgefe^t  Ijatten,  mar  6ie  Stimmung  6ie  aller- 
bofte.  „Sage  6cr  Königin,"  fdjricb  Prin$  Couis  ^er6inan6  feiner  Sdjipcfter,  6er  prinseffin 
Cuife  2\a6iin>ill,  „wcxxxx  iljre  (ßefüljle  un6  6ie  entfdjloffene  2trt,  wx^  fie  T^^  fü«-  Vi«  (ßute 


unö  fär  energifd^e  ZTlafregelTi  ausgefproc^en  Ifai,  befannt  mären,  fo  touröen  alle  quU 
gefinnten  Ceute  unö  öie  Qany  2trmee  ifjr  2tltäre  emdjten."  33et  öiefer  £age  bcx  Pinge 
Ijing  noc^  alles  pon  6em  2tusgang  6cr  PertjanMungcn  öes  (ßrafcn  ^augmi^  mit  Hapoleon  ob* 

Den  IDetljnadjtsabenö,  öer  sugleidj  Kaifer  Jtleyanöers  (ßeburtstag  mar,  fjatte  öer 
Berliner  ^of  unter  Beteiligung  6es  (ßroffürften  Konftanttn  unö  öes  ^ersogs  (Eugen 
pon  IDürttemberg  nodj  mit  gemeintem  (ßlan$e  gefeiert.  2tm  erften  IDeiljnac^tstage  fam 
(ßraf  Qaugmi^  felbft  Pon  Hapoleon  surücf,  un6  mit  ben  Hac^rtc^ten,  Me  er  brad;te,  fa^ 
man  fidj  por  eine  (Entfc^eiöung  geftellt,  Me  öer  Politif  6er  legten  JTlonate  PÖUig  $umi6erlief. 
(ßraf  ^augmi^,  öer  fdjon  bei  feiner  erften  Unterreöung  mit  Hapoleon  in  Brunn  noc^  por 
6er  Sdjlac^t  bei  2tufterli^  6ie  i^m  auf  (ßrun6  6es  Pot56amer  Vertrages  aufgetragenen 
^or6erungen  nic^t  porsulegen  gemagt  ^atte,  mar  nac^  6er  Zertrümmerung  6es  ruffifd^en 
^eeres  $ufrie6en  gemefen,  6ie  Be6ingungen  an$uneljmen,  6ie  i^m  am  ^5.  Desember  5U 
Sdjönbrunn  Hapoleon  für  einen  preufifdj*fran5öfifdjen  Pertrag  anbot.  Preuf en  foUte  gegen 
2tbtretung  pon  2tnsbadj,  (Elepe,  Heuenburg  un6  (ßarantie  6es  fransöfifdjen  Befi^ftan6es 
6as  ^eif  ummorbene  ^annoper  erhalten.  ®^ne  langes  Be6enfen,  überseugt,  6af  er  nur 
5mifd;en  lirieg  un6  Bün6nis  5U  mahlen  fjabc,  unterseic^nete  (ßraf  Qaugmi^. 

3n  Berlin  mar  man  6odj  nidjt  menig  betroffen,  als  ^augmi^  mit  6iefem  Vertrage 
5urüctfam.  3^"  einfadj  ab$ule^nen  Ijäitt  nieman6  auf  fidj  neljmen  mögen.  Um  aber  6ie 
in  6en  napoleonifd^en  Be6ingungen  Iiegen6e  ^ein6feligfeit  gegen  (Englan6  un6  Huf Ian6  5U 
permei6en,  perfiel  man  auf  6en  2Iusmeg,  i^n  nur  mit  (Cinfd^ranfungen  an5une^men, 
meldje  6ie  Erfüllung  6er  2tbmac^ungen  bis  nadj  6em  allgemeinen  ^rie6en  ^inausfdjoben. 
Irtan  ermift  leidjt,  mie  Hapoleon  6iefe  2ten6erung,  5U  6eren  Rechtfertigung  (ßraf  ^augmi^ 
felbft  nac^  Paris  ging,  aufneljmen  mufte:  er  $mang  6en  preufifdjen  BepoUmädjtigten  am 
^5.  ^ebruar  ^806  5U  einem  neuen  Pertrage,  6er  Preufen  audj  nodj  $ur  Sdjiiefung  6er 
^äfen  un6  6amit  5ur  (Ceilnaljme  am  Kriege  gegen  €nglan6  perpflidjtete. 

Die  preufifdje  Regierung  tjatte  in$mifdjen  felbft  fidj  6er  Hlöglidjfeit  beraubt,  6en  neuen 
^or6erungen  Hapoleons  IDi6erftan6  entgegen$ufe^en.  (Einen  mit  2tbfidjt  gans  unbeftimmt 
un6  freun6lidj  gehaltenen  (Erlaf  6es  fran$öfifc^en  HKnifteriums  an  Caforeft  tjatte  man  im 
Sinne  einer  (ßene^migung  6er  pon  Preuf en  porgefdjlagenen  Pertragseinfdjränfungen,  über* 
l;aupt  als  eine  „^rie6ensbotfd}aft^'  ge6eutet  un6  6arauft;in,  nid;t  o^ne  Be6enfen  6es  Königs, 
6en  größeren  (Teil  6er  preufifc^en  (Truppen  auf  6en  ^rie6ensfuf  gefegt,  (ßcgen  HTitte 
^ebruar  fa^  man  6ie  ftol$en  (ßar6eregimenter  mie6er  in  Berlin  un6  Pots6am  einrücfen, 
einselne  6urc^  Defertionen  fe^r  5ufammengefc{;mol5en,  tnsbefon6ere  gera6e  6as  Regiment  6es 
Königs,  6as  6er  König  felbft  6esmegen  nidjt  feljen  modjte.    2tlle  (Truppen,  ©ffisiere  mie 

169 


SiDtfc^en  Mttanbtt  nnb  Xlapoiton 

Solbaten,  nxircn  poU  Sdjam  un6  (Erbitterung  über  Mefe  fampflofe  un6  unrütjmlic^e  Hücffe^r, 
nadj  5en  $a>ecfIofen  Ztlarfc^en  von  ®ften  nadj  IDeften  un6  n>ie&er  von  XDeften  nac^  ®ften. 
Unter  5en  öurc^marfdjierenöen  Hegimentem  tpax  auc^  öos  feit  fy>tjenfrte6ber9  ^oc^bcrütjmtc 
Dragoner^Regiment  Jlnsbac^^Bayreut^,  öeffen  (E^ef,  6er  le^te  ZTlarfgraf,  eben  geftorben  war 
nnb  bas  nun  6er  Königin  ©erliefen  a>ur6e,  je^t  Kürafpcr«» Regiment  Königin.  Die  Dcr^ 
lei^ung  ermecfte  grofe  un6  allgemeine  23egeifterung*  ^^ZITöge  einft",  Ijief  es,  „in  einem 
entfdjei6en6en  2tugcnblicfe,  fie  felbft  an  6ie  Spi^e  6es  Regiments  fidj  fe^en." 

2tm  2tben6  6esfelben  (Tages,  wo  6iefe  Derlei^ung  erfolgte,  am  23.  ^ebruar,  fam  6er 
preuf  ifc^e  (ßefan6te  in  Paris,  6er  ZRarquis  Cucd^efmi  mit  6em  neuen  t>on  Qaugnn^  unter« 
Seid^neten  Pertrage  in  Berlin  an.  So  grof  auc^  6ie  ZRifftimmung  6aräber  fein  mod^te: 
n>ie  es  fdjeint,  nwr  es  6odj  nur  Königin  Cuife,  6ie  6em  2tnfc^Iuf  an  ^ranfreic^  nodj  $u  im6er* 
fprec^en  »agte.  IDenigftens  fc^reibt  Cucc^ni,  6en  6ie  Königin  am  2^.  ^ebruar  empfing,  am 
näc^pcn  (Tage  an  feine  ^rau:  „3c^  fan6  6ie  Königin  fo  fdjön  un6  fo  Iiebensnjür6ig  nne  je, 
aber  (unter  uns  gefagt)  poUfommen  unt>emunftig  in  6er  Politif." 

XDaffenlos,  mie  je^  Preuf  en  6en  noc^  in  Su66eutfd}Ian6  t>erfammelten  Qeeren  Hapoleons 
gegenüberft'an6,  wer  ifäüz  es  iDagen  mögen,  6as  neue  2tbfommen  $u  oeru)erfen?  Sdjon 
am  25.  ^ebruar  »ur6e  befdjioffen,  6en  Pertrag  $u  ratift$ieren,  6er  nun  preuf  en  5um  Der* 
bän6eten  ^ranfreic^s  machte.  Preuf  en,  6as  nod;  eben  mit  Ruf  lan6,  0e{terreid}  un6  (Eng« 
lan6  gegen  ^ranfreic^  perbün6et  fd^ien,  mar  5u  Hapoleon  übergegangen.  2Ius  Hapoleons 
^än6en  naljm  es  6as  Kurffirftentum  ^annoper  entgegen,  auf  6as  fein  £an6es^err  noc^  nlc^t 
per5id}tct  I^atte  un6  6as,  mit  Zlusnal^me  6er  ^eftung  ^ameln,  pon  6en  ^ransofen  nic^t  me^ 
bcfe^t  wav.  Pelbrucf  fd^rieb  in  fein  Cagebud;:  „  Preuf  en  ^t  aufgehört  Preuf  en  5U  fein, 
un6  6cr  Cag  ift  gefommen,  wo  fein  Ruljm  ftnft."  2tUe  Hoffnungen,  6ie  man  in  Hor6«» 
6eutfd;lan6  un6  aud;  in  5ü66eutfd;Ian6  auf  21bfd}ättelung  6er  napoIeonifd;en  Uebermac^  an 
6ic  prcufifdjc  XDaffener^cbung  gefnüpft  ^tte,  oxircn  Pon  Preufen  felbft  pemidjtet  a>or6en« 
(Tiefer  Ijatte  fidj  Prcuf en  nidjt  Ijerabgenjür6igt,  tiefer  wav  es  in  6er  Zldjtung  6er  IDelt,  in 
6cr  2tdjtung  por  allem  6er  Peutfdjen  nie  gefunfen;  felbft  6as  in  6en  ^reil^itsfriegen  pergoffene 
prcufifdjc  Slut  ^t  6ie  brennen6e  €rinnerung  an  jene  Sdjmadj  nidjt  gan$  auslöfc^en  fönnen. 


Sed^jles  Kapitel 
3rud?  mit  ^vanheidi 

(1806) 


Im  Heuja^rstage  öes  3^^^^^  1806  fd^rteb  6er  Vertreter  Sdjw^btns  in  Berlin,  öer  unter 
6em  Hamen  Selmar  audj  als  6eutfc^er  Didjter  befannte  23rincfmann,  an  6ie  (ßräfin  Vo^, 
6ie  Codjter  öer  ^rau  pon  Berg  un6  (ßemaljlin  6es  (Enfels  öer  ©berijofmeifterin : 

„^ür  mos  foUen  mir  uns  f erlagen,  feitöem  mir  fo  meife  unö  fo  aufgeflärt  genx)r6en, 
6af  uns  nid^ts  me^r  ^eilig  ift;  feitöem  mir  pemunftig  genug  gemoröen,  um  jeöe  2{n^ng^ 
lidjfeit  an  6as  2tlte  un6  €ljnpür6ige,  bas  pon  unfern  Patern  auf  uns  pererbt  muröe,  als 
ein  2Immenurteil  $u  perfpotten,  feitöem  mir  enWidj  einfe^n  gelernt  ^ben,  öaf  jenes  mvftifdje 
IDort  ;,raterlanö"  nic^t  einen  fittlic^en,  fonöem  blof  einen  geograptjifdj^ftatiftifdjen  Begriff 
beseidjne,  un6  feitiem  mir  enMic^  $u  pljilofop^ifdj  öenfen  gelernt  Ijaben,  um  unfere  dürften 
für  etmas  anöeres  $u  Ijalten,  als  für  Hegierungsinftrumente,  6ie  mir  alfo,  gleidjpiel  motjer, 
am  liebften  fo  moljlfeil  mie  möglidj  erfaufen.  IDarum  bcnn  nic^t  lieber  einem  ZTTurat  in 
Hulje  getjordjen,  als  6en  Cljron  ^rieöridjs  6es  (ßrof en  mit  tjödjft  unbequemen  2tufopferungen 
öes  mirflidjen  Cebensgenuffes  perteiMgen?  Das  bifdjen  £u|us  Pon  ^btm  nnb  (Empfinöungcn, 
6em  Me  menfdjlidje  Seele  öodj  nidjt  pöUig  entfagen  fann,  mögen  mir  ja  $u  Poefie  un6 
Kunft  perbrauc^en,  nur  per6erbe  man  öamit  nidjt  6en  Polfsdjarafter  unö  perfaufe  nidjt  für 
fold^e  (Ct^imären  bie  Healien  6es  pegetierenöen  Cebensl'' 

\7{ 


23rincfmann  felbft  fjat  Mefc  bittere  Satire  auf  bas  aufgeflärte  IDeltbflrgertunt  6er 
Deutfc^en  ipenigc  XDoc^en  fpäter  uneöer  eingefdjränft,  als  er  in  6en  erften  2när$tasen,  nadj 
2tbfdjluf  öes  Parifer  Vertrages,  feiner  Regierung  beridjtete:  „^ut  €^re  6er  öffentlichen 
2Tleinung  muf  ic^  geftetjcn,  6af ,  fo  oiele  3atjre  ic^  preuf en  fenne,  ic^  6as  Hationalgeffl^I 
nie  fo  tief  perlest  gefetjcn  Ifabc,  als  in  6iefem  2tugenbücf*" 

ZTIan  ^t  längft  bcmerft,  mie  6urdj  6ie  Umn>äl$ungen  im  IDinter  von  \805  auf  \S06 
in  6en  (ßeftnnungen  6er  gebiI6eten  Kreife  I)eutfc^Ian6s  un6  befon6ers  Preufens  ein  tief* 
greifen6er  llnifdjmung  eintrat,  wit  6ie  (ße6anfen  an  IDeltbürgertum  un6  Uniperfalmonarc^e 
oon  6en  (ßeiftem  abfielen,  un6  6ie  (Erfenntnis  6er  Periperflidjfeit  felbftgenügfamet 
2(bfc{;Iief  ung  gegen  6ie  Stammesgenoffen  un6  6er  notn?en6igen  Eingabe  6e5  einseinen  an  fein 
raterlan6  fiegreidj  aufleuchtete.  2tm  fdjönften  oicUeicijt  un6  6eutlidjften  fann  man  6iefen 
(Entroicflungsgang  bei  prin$  Couis  ^er6inan6  ©erfolgen.  2tber  audj  König  ^rie6ric^ 
IDilljelm  III.  fclbft  ift  pon  6em  mädjtigen  ^uge  6iefer  23ea>egung  nic^t  unberüljrt  geblieben. 
3n  ^^^J^  u"^  (Erbitterung  über  6ie  plumpe  £ift  6er  napoleonifdjen  Politif,  6ie  i^m  6ic 
IDaffen  aus  6er  Sfanb  gen>un6en,  aber  6en  Drucf,  6er  i^m  6ie  Perträge  Pon  Sct^önbrunn 
un6  Paris  aufge$n>ungen,  ipan6elte  fic^  6ic  politifcije  (ßefmnung  6es  Königs.  Sdfwct  litt  fein 
frie6Iieben6es  (ßemüt  un6  feine  trübfelige  Stimmung  fiel  allgemein  auf;  man  er5ä^lte  fic^, 
6af  er  ^äufig  meine  un6  6af  er  6a5  XDort  „Unsbadi^'  in  feiner  (ßegenipart  aussufprecijen  per* 
boten  ijabc.  Seine  Z7er^an6lungen  tparen  bisher  5umeift  6a^in  gegangen,  6er  (£rl^ltung  o6er 
lDic6ertjerftelIung  6cs  ^rie6ens  $u  6ienen  un6  6em  preugifdjen  Staate  feine  neutrale  Stellung 
$u  bcn>afjren.  3^^^  begann  er  fic^  Pon  6em  bisher  fo  $älje  pertei6igten  Heutralitätsge6anfen 
audj  inucrlidj  5U  befreien  un6,  6ie  felbft5ufrie6ene  3föIi^'^u"S  aufgeben6,  cngfte  ^Inlel^nung 
an  Ruglan6  5U  fuc^n,  6ie  er,  unc  befannt,  tt)äfjren6  feiner  gansen  Rcgierungsseit  feftge^alten 
Ijat.  Pamit  perban6  fidj  eine  2tbn>cn6ung  pon  ^ranfrcic^  un6  ein  perfönlidjer  II>i6enpiDe 
gegen  Hapolcon,  6cr  iljn  aus  feinen  ^rie6ensträumcn  fo  rau^  aufgefdjrecft  ^atte.  Der* 
gebcns  bemüljte  fidj  (ßraf  ^augmi^,  6cr  nacij  feiner  Kücf fc^r  aus  Paris  an  Stelle  C^r6en* 
bergs  6ic  Ceitung  6er  ausn^artigen  Politif  Preufens  rpie6cr  allein  übenia^m,  iljn  mit  6er 
neuen  0r6nuug  6er  Pinge  aus5uföl;nen. 

Hieman6  aber  am  Berliner  ^fe  ^at  6en  IPan6el  6er  Cage,  6en  llcbcrgang  pon  6er 
2lllian5  mit  2llefan6er  5U  6em  23un6e  mit  ITapoleon,  6eu  ^ufammenbrud;  6es  preu^ifd^n 
2tnfeljens,  perfönlidj  fo  fijrpcr  un6  fo  fdjmerslidj  empfun6cn  wk  Königin  Cuife.  3^  "^^^'^  P* 
audj  politifcbe  fragen  pomefjmlicb  etljifcb  aufsufaffen  pflegte,  um  fo  tiefer  mufte  fie  fic^ 
erfd^üttcrt  füt^Ien.  2lllcs  was  Sct^öncs  un6  (£6les  un6  f}ol)cs  in  il^r  lebte,  alles  a>as  fte  felbft 
als  .,(rug<*n6''  empfa  >    «r-^r  ^w  "\nnerften  getroffen.    Per  ?lWc^luS  '^^s  O^rtW  "n^^rfr^acs 


n>arf  fic  gcraöesu  aufs  Kranfcnlagcr.  <£s  war  bk  pollc  XDa^rtjett,  ipenn  ein  öeutfdjcr 
Diplomat,  6cr  Ccgationsrat  IDoItmann,  einige  XDodfen  fpäter  fdjrieb:  ,,Die  Königin  foB  bei 
Mefem  (Bang  6er  polilifdjen  2tngelegenljeiten  unausfpredjiidj  leiöen  un6  befonöers  6en  Perluft 
Tlnsbadfs  nic^t  perfdjmersen  fonnen*  Per  (ßram  foU  an  iljrer  (ßefunö^eit  nagen,  6af  6er 
Ceibarst  ^ufelanö  ungemein  für  fie  fürdjtet"  Zlber  förperlidj  Iei6en6,  wie  fie  mar,  ift  fte 
in  Mefer  Krifts  geiftig  erftarft  un6  gemad^fen.  Sie  Ijat  es  felbft  ausgefproc^en,  6af  fie  ftc^ 
öamals  6er  Kräfte  bemuft  gen?or6en  fei,  6ie  in  it^r  fd^lummerten.  Hie  fällte  fte  fic^  in 
meit^epollerer  Stimmung  5um  (Empfang  6es  ^eiligen  21ben6malfls  als  0ftem  \S06. 

3n  6em  allgemeinen  Umfdjmung  6er  Dinge  än6erte  fic^  auc^  iljre  Beurteilung  in  6er 
Sffentlidjen  ZHeinung. 

ZlTan  fennt  6as  ^errlid^e  Sonett,  in  6em  Qeinrid;  pon  Kleift  gefc^iI6ert  ^at,  n?ie  5U 
6er  2tnmut  un6  Sdjön^eit  6er  Königin,  6ie  5u  benjun6em  man  langft  geipotjnt  mar,  audj 
i^re  (ßröf  e  ftd;  ungeahnt  un6  übenpältigen6  offenbart  ^abe.  Die  (Befähle  un6  (Cmpfin6ungen, 
6enen  6er  Didjter  Ijier  ergreifen6en  2tus6rucf  gab,  begannen  fdjon  6amab  fic^  $u  perbreiten. 
Irtan  fing  an  5u  a^nen,  was  Königin  Cuife  neben  ^rie6ridj  IDilljelm  be6eute:  lebhaften 
Sinn  für  6as  (ßrof e  un6  Sdjöne  mit  etwas  Sdjmärmerei  un6  36eoIogie,  rei$bares  6eutfdjes 
Hationalgefüt^l  mit  frifc^  5ugreifen6er  preugifd^er  tTatenluft,  alle  6ie  £igenfd;aften,  6ie  man 
bei  6em  König  permifte,  fan6  man  bei  6er  Königin.  Von  einem  König,  6er  ^ar6enberg  ge^en 
lief  un6  ^augipi^  n>ie6er  5U  feinem  erften  Hatgeber  ertjob,  enpartete  man  nichts  me^r;  felbft 
ein  JTlann  wie  Beyme,  fo  rpir6  glaubnjür6ig  berichtet,  empfahl  6ie  Qeransiet^ung  6er  Königin 
5u  6en  Staatsgefc^äften.  2tn  Königin  Cuife  flammerten  ftdj  6ie  Hoffnungen  aller  Patrioten; 
fdjon  fprac^  man  Pon  einer  „Partei  6er  Königin".  2tuf  i^re  Unterpü^ung  bauten  6ie 
Znänner,  6ie  fic^  $ur  Herbeiführung  eines  Umfdjmungs  im  3""^»^  ^^^  "^^  aufen  Ijin 
6amals  pereinigten. 

Die  2IUian5  mit  ^ranfreic^  un6  i^re  folgen,  6ie  £än6erpertaufc^ungen,  por  allem  aber 
6od;  6as  Hegiment  6er  per^aften  ^augmi^,  £ombar6  un6  Beyme,  ^tten  in  6er  Berliner 
(ßefellfc^aft  aller  Klaffen  eine  tiefe  lln$ufrie6enljeit  ^rporgerufen,  6ie  ftc^  in  bisher  unge=» 
fannter  ZPeife  laut  un6  rücf^altlos  äuferte.  Durd}marfc^ieren6e  Regimenter  Ratten  6em 
fc^ei6en6en  ZHinifter  Har6enberg  lärmen6e  Hul6igungen  6argebrac^t.  Den  0ffi5ieren  mufte 
6urc^  Parolebefeljl  6as  Politifteren  un6  Häfonnieren  perboten  n>er6en.  Die  Vertreter  Hapoleons 
un6  feiner  ]?erbün6eten  n>ur6en  gefellfc^aftlid;  ebenfo  gemie6en,  tpie  6ie  preufifd^en  Staats:^ 
männer,  6ie  man  5ur  „fransöftfd^en  Partei"  rechnete.  (Es  be6urfte  erft  eines  aus6rücflic^n 
Befeljls  6es  Königs,  c^e  ftc^  6ie  ©bertjofmeifterin  6er  Königin,  (ßräfin  Pof ,  herbeilief, 
6en  (ßrafen  H^ugtpi^  nac^  feiner  Hücffe^r  aus  Paris  su  empfangen.    Sein  C^us  mufte 

173 


unter  poliseilic^n  5c^u$  gefteUt  tperöen,  nadibcm  5n>ei  Hackte  ^interetnanöer  bxt  ^enfter 
eingetporfen  watm.  (Entfd}et6en6  aber  n>ur6e,  6af  Me  Bemegung  bei  bm  PerfSnltc^feiten 
ntc^t  fte^en  blieb:  fte  tpanMe  ftc^  andj  gegen  Me  innere  (Einrid^tung  öes  preu^ifc^en  Staais* 
n>efens.  Was  felbft  in  6en  fdjlimmften  Reiten  ^rie6ridj  IDil^elms  II. ,  unter  öer  ^errfc^aft 
öer  IDoellner  un6  23ifdjoffn)er6cr  nidjt  gefdjeljen  nxir:  es  bilöete  fidj  aus  5en  Prin$en  5es 
föniglidjen  ^aufes,  aus  6cn  erften  ZHännem  im  Sia€d^  ixnb  in  öer  2trmee  eine  Bereinigung, 
6ie  6ie  Hegierungsform  in  Preugen  öurd;  Me  23efeitigung  ber  Kabinettsregierung  un6  i^rer 
(Träger  un6  öurd;  Me  (Einfä^rung  eines  n?irflid;en  Staatsminifteriums  umsugeftalten  fhrebte. 
T)as  alte  abfolute  Regiment  in  Preufen  a>ur5e  in  feinem  inneren  Beftanöe  nHe  por^ 
fd^on  in  feiner  ausQ>artigen  Politif  angegriffen.  Qicr  fyibcrx  mir  öen  2(nfang  5ur  politifc^n 
Parteibilöung  in  Preuf  en,  pielleid^t  6en  2Infang  5ur  neueren  (ßefd^id^te  Preuf ens  überhaupt 

Die  ^üljrer  Mefer  oppofitionellen  Belegung  in  öer  ^auptftaöt  uxiren  Prin$  Couis 
^eröinanö  un6  &er  ZITinifter  6es  ^anfreb  un6  öer  ^inan$en,  öer  ^reitjerr  pom  Stein,  Me  einanöer 
feit  3öl?i^«"  f^o"  "^«  ftanöen.  Von  &en  (ßeneralen  geljörten  $u  Mefem  Kreife  Sdfamlfovfl, 
Hüdjel  unö  P^uU.  Dasu  famen  (Belehrte  n>ic  öer  (ßefdjic^tfdjreiber  3oIjannes  pon  ZHuIIer, 
auc^  2IIefanöer  pon  Qumbolöt  unö  2InciIIon.  ZTTan  fanö  ftd;  sufammen  im  Qaufe  öes 
Prinsen  Couis,  a>o  pf^uU  militärifd^e  Dorlefungen  ^ielt,  oöer  in  BeUepue  unö  bei  öem 
Prin$en  Ra6$injiII,  öeffen  (ßematjlin  Cuife,  Me  Sdjipefter  6es  Prin$en,  pon  manchen  als  „Me 
Seele  6es  n>cibUdjen  paffes  gegen  Hapoleon"  betradjtct  muröe.  ^aröenberg  ipufte  um  öiefc 
Beftrebungcn,  ofjne  inöeffen  unmittelbaren  2tnteil  6aran  5U  nehmen.  ViAcn  öem  Prin$en 
Couis  Q>urben  allmäl^Iid?,  wolfl  bnvdi  i^n  ^auptfadilid)  beeinflußt,  auc^  anöere  prinsen  öes 
foniglidjen  ^aufes  ins  (Einpcrftdnönis  ge$ogen,  mie  Me  Brü6er  un6  öer  Sdjnxiger  6es  Königs, 
Mc  prinsen  ^einrieb  un6  XDilfjcIm  un6  öer  Prins  pon  ®ranien*Jul6a.  Um  aber  auf  öen 
König  fclbft  5U  n>irfcn,  fdjicn  6ic  Unterftüljung  6cr  Königin  unentbefjrlidj.  So  nxir  es 
Königin  Cuife,  öer  6cr  ^Minifter  Stein  am  \().  ^TTai  \80<3  buvdf  bxc  (ßräpn  Pof  jene 
berüfjnttc  Penffdjrift  überreichen  lieg,  in  6cr  er  Mc  ^orm  öer  Kabinettsregierung  un6  Me 
Pcrfönlidjfeilcn  öcr  Kabinettsräte  fclbft,  fomic  b^n  (ßrafcn  ^augmi^  un6  öen  (ßeneral  Köcfri^ 
einer  fdjneiöcnöcn  Kritif  unternxirf.  Die  Königin,  n>ie  ftc  einige  XDodjcn  fpdter  bnvdf 
^ürft  IDittgcnftein  an  fjaröenbcrg  fcftrcibcn  Heg,  fpcnöcte  6cr  Dcnffdjrift  i^ren  „^ödjften 
Beifall";  allein  fic  fanö  6ic  2lus6rücfc  Steins  „5U  l^cftig  un6  5U  Ici6enfdjaftlidj,"  fo  6af 
man  öamit  „meljr  fijaöcn  als  nüfecn"  n^üröc,  un6  na^m  öesljalb  2lnftan6,  Me  Sdjrift 
6cm  Könige  mitsuteilcn. 

€s  ift  gett)ig,  6ag  Köuivjin  Cuife  bcn  fjoffnungen  öcr  Patrioten,  Me  pon  iljr  eine  n?irf' 
fame  llntcrf*"*^ung  e»^artcten,  ^t^mals  a>ie  fpät^*-  nodj  mancbmaL  n^M  entfjnxKfeo«  ^ti     ^* 


■4P 


war  por  allem  6oc^  bas  VzxfjäÜnxs  $um  König,  bas  ttjr  porjidjtigc  ^urücfljaltung  auferlegte. 
Sie  ^atte,  a>ie  mir  miffen  un6  mie  ^rau  von  Berg  einmal  fpäter  an  Stein  fdjrieb,  aus 
<ßattinnenpflidjt  ftdj  gemoljnt,  „alle  Heigungen  unö  ZTIeinungen  6es  Königs  5U  teilen,  Wejenigen 
$u  pertetMgen,  öie  er  perteiöigte."  ^m  le^en  IDinter  tjatte  fie  iljre  abipeic^enöen  2tnfidjten 
oft  genug  nadj6rücflidj  pertreten,  un6  es  mar  öarüber  $u  ,,lDortipec^feln"  gefommen,  6ie 
nic^t  $u  einer  rpirflidjen  (Entfremöung  5U  fteigern  fie  ängftlic^  befliffen  fein  mufte*  23effer 
als  anöere  fannte  un6  perftanö  Cuife  öen  €igenfmn  öes  Königs,  6en  $u  überunnöen  faft 
unmöglidj  fdjien.  Sie  modjte  es  als  eine  IDamung  empfinöen,  6af  fdjon  pon  Spannung 
unö  (Erfältung  smifdjen  iljnen  gefprodjen  muröe,  6af  man  fidj  felbft  ersä^lte,  i^r  (ßema^l 
ipenöe  feine  Heigung  anöeren  grauen  $u*  Der  König,  in  öem  Brief medjfel  mit  feiner 
(ßematjlin,  6er  Me  ungetrübte  3nnigfeit  i^rer  Be$ietjungen  auf  er  allem  ^wex^zl  fe^t,  tjat 
öarüber  gefpottet;  aber  We  Königin  felbft  fanö  es  6odj  nötig,  in  i^ren  Briefen,  audj  an 
Kaifer  Jtleyanöer,  folc^en  allgemein  perbreiteten  (Berückten  entgegen$utreten* 

Königin  Cuife  mar  feine  Kampfnatur*  Ru^e  un6  (Eintradjt  in  i^rer  ^amilie  un6 
mit  it^ren  (ßefd^miftem,  Hu^e  un6  ^rieöe  aud;  nadf  aufen  mar  i^res  Qersens  Sel^nfud^t. 
So  fdjrieb  fie,  noc^  im  ^ebruar  ^806,  6em  Bruöer  (ßeorg:  „(ßott  meig,  6af  6ie  €inigfeit 
im  3nTiem  öodj  öas  €in$ige  ift,  mas  (ßlücf  5U  nennen  ift*  Uebrigens  ift  audj  alles  fo  affrös 
um  un6  über  mir,  6er  ^ori$ont  fo  fdjmer  un6  grau,  meil  öie  (Teufel  TXladft  ^aben  un6  Me 
(Beredeten  untergeben  foUen,  6af  ic^  me^r  als  jemals  bas  (ßlücf  erfenne,  einen  folc^en  ZHann 
unö  foldje  (ßefdjmifter  5U  Ijaben.  2tc^  ja,  befter  (ßeorg,  öas  Piaöem  ift  fdjmer,  menn  man 
gut  un6  eljrlidj  bleiben  mill;  menn  man  nidjt  fdjlcdjt  mit  Sdjledjten  merben  mill . . .  3^ 
bin  mieöer  einmal  redjt  Ijerunter  an  Ceib  unö  Seele,  un6  gerne  gäbe  idj  20  2<^ll^^  meines 
Cebens  ^in  un6  t^atte  idf  nur  nod;  5mei  5U  leben,  menn  öaöurc^  Hu^e  in  Deutfd^lanb  unb 
(Europa  5U  erlangen  märe." 

€s  öarf  nidjt  überfe^en  meröen:  neben  öer  Rücffidjtnaljme  auf  öen  König  un6 
öeffen  (Eigenheiten  mar  es  auc^  bas  (ßefü^l  förperlidjer  Sdjmädje,  6er  leiöenöe  ^u^ianb 
ifjrcr  (ßefunMjeit,  mas  6ie  Königin  je^t  un6  oft  Pon  tatfräftiger  (Teilnahme  an  bcn 
politifdjen  Kämpfen  ausfdjlof .  Sie  mar  nie  feljr  fräftig  gemefen.  IDieöerl^lte  (Erfranfungen, 
Ijäufige  XDodjenbetten,  nac^  öenen  fie  fidj  nie  lange  fdjonen  öurfte,  Ratten  i^r  Befinöen  nodj 
mcljr  beeinträdjtigt.  Sdjon  \799,  audj  öie  Beridjte  6er  (ßefanöten  ermäfjnen  es,  fpradj 
man  Pon  einem  emften  £ungenlei6en.  Pie  Krifen  im  ^erbft  un6  IDinter  \805  un6  ^806 
Ijatten  6ann  iljre  geringen  Körperfräfte  pöllig  erfdjöpft.  Da$u  fam  gegen  €n6e  2när$  5ie 
töMidje  (Erfranfung  i^res  jüngften  Kinöes,  6es  prin$en  ^eröinanö.  2tm  30.  TXläxi  mufte 
Cuife  nodj,  6em  IDunfdje  6es  Königs  ge^ordjenö,  an  einem  glänsenöen  ^eftmaljl  teilnetjnten. 

175 


Brnc^  mit  ^franfretc^ 

fprang  aber  in  itjrer  Jtngft  i>om  (Cifdje  auf,  um  5U  iljrcm  Kin&e  $u  eilen*  3n  öer  st&eiten 
Hadjt  öarauf  ftarb  es*  ,,IDie  piel  Ijatte  6ie  $ärtlidje  2Tlutter  gelitten,"  fc^reibt  ein  Ztugen* 
$euge,  „nie  meröe  idj  pergeffen  6en  rü^renöen  2tnblicf,  fie  ^ingebeugt  5U  fe^en  über  bas 
Bdt  öes  fämpfcnöen  Soljnes.  Sie  tjielt  feine  ijanb  in  öer  itjrigen,  iljre  tippen  ruhten  auf 
öerfelben  unö  fie  fpradj  6ie  rutjrenöen  IDorte:  ,,2Tlein  ^eröinanöc^en,  n>ir6  Pic^  (ßott  mir 
tt>o^I  n?ieöer  fdjenfen?"  . .  •  Pen  Toten  aber  fyä  fie  6ann  glücflidj  gepriefen,  ba  er  pieler 
Sdjmadj  un6  piciem  Ungeheuren  entgangen  fei» 

^bm  in  öicfen  (Tagen  fc^meren  perfSnlid^en  Ceiös  fam  eine  politifc^e  Xladiridjt,  Me 
6ie  Königin  aufs  neue  erregte.  Die  Perträge  mit  ^ranfreic^  Ratten  fd^n  5U  unangenehmen 
gipiftigfeiten  mit  perfdjieöenen  Staaten  geführt,  ^ixx  größten  ^reu5e  öer  Königin,  Me  immer 
noc^  auf  2IIe|an6er  red^nete,  gelang  es  5a>ar,  mit  Huflanö  Me  alten  freunbfc^ftlic^n  Se« 
5ie^ungen  aufredet  5U  erhalten  un6  felbft  im  tiefften  (ßet^eimnis,  o^ne  ZTTittpiffen  6es  Kabinetts 
un6  6es  (ßrafen  Qaugnn^,  allein  öurd;  Qaröenberg,  eine  noc^  feftere  un6  innigere  Per« 
binöung  porsubereitcn.  TXlan  badfU  audf,  infolge  einer  2Inregung  Kaifer  2IIefanöers,  an 
eine  Permäljlung  6es  Prin$en  ^einridj  mit  einer  ruffifc^en  (ßroffürftin,  nx)für  [lif  befonbers 
Königin  Cuifc  interefperte.  3"^iöen  ruffifc^r  (Truppen,  6ie  fic^  in  Stettin  nadj  i^rer  ^eimat 
einfdjiffen  foUten,  feierte  fie  mit  6em  König  öiesmal  ifjren  (ßeburtstag  (^0.  2Ti!är$  ^806). 
Dagegen  fam  es,  Ijauptfädjiidj  infolge  6er  Sperrung  6er  Horöfeeljäfen  un6  Cubecfs,  ju 
einem  pölligcn  Brudj  mit  (Englanö,  öer  öcm  preufifdjen  ^anöel  unermeflid^en  Sd^öen 
5ufugte.  2Iud;  bas  Pert^ältnis  5U  Sd^meöen  geftaltete  fic^  ^öd;ft  unerquicflid;;  pon  Sc^tpeöifc^ 
Pommern  aus  ^tten  fd^mcöifdie  (Truppen  bas  ^annoperfd^e  Cauenburg  befe^t,  aus  öem 
fie  nur  mit  (Scwalt  pertrieben  meröen  fonnten.  3"  ^^"  ^^^"  2tpriltagen  nun  erijielt  man 
6ie  Hadjridjt,  öaf  öer  neue  ^er$og  Pon  (Elepe  unö  23erg,  Hapoleons  Sdjmager  3^^^*** 
ZTTurat,  öie  2lbteien  (£ffen  unö  ZPeröen  unö  etn>as  fpater  nod;  (Elten  ifabc  befe^n  laffen, 
öie  erft  \802  als  (Cntfd^öigungen  an  Preugen  gefommen  maren.  Pon  fransöftfd^er  Seite 
berief  man  [xdf  öarauf,  öaf  öiefe  örei  2Ibteien  nad;  i^rer  lanöftänöifc^n  Vertretung  unö 
iljrcr  Steuerperfaffung  fürslidj  mit  öem  im  Parifer  Pertrag  abgetretenen  Qerjogtum  (TIepe 
pereinigt  feien.  (Einige  prcufifc^e  (Truppen,  öie  in  (Effen  ftanöen,  tpuröen  leidet  iuxüd* 
geörängt;  öer  in  XPcftfalen  fommanöierenöe  (ßeneral  Slud^er  lieg  öann  aber  öurc^  ein 
ftärferes  prcufifdjcs  (Truppcnforps  ZTTurats  Proflamationen  in  öen  2lbteien  abreißen  unö  öie 
preufifd^en  2IÖIer  mieöer  anfd)Iagen.  Königin  Cuife,  öer  öer  König  öiefe  Hoc^rid^ten  mit« 
teilte,  anttportete  iljm,  einen  (Tag  nur  nadj  ^eröinanös  (Toöe:  „3^  ^<^^^  I^r,  pon  Sonaparte 
öarubcr  Kec^enfd;aft  5U  foröem  . .  .  Uebrigens  bemeift  öos  immer  ipieöer,  öag  feine  Politif 
nid^ts  ad;tet;  je  meljr  2Tuc^iebigfeit  man  i^m  f^eigt,  um  fo  mel^r  mad^t  ^  fid^  ü^  Me 


€a^d  V4 


KoniJiin  Cuifc 
Kupferftid)  von  Cticifcr,  IT^e 


luftig,  6te  fo  gutmütig  {tn6.   La  force  contre  la  force,  voilä  la  seule  chose  k  mon  avis, 
nous  avons  un  bon  alliö,  profitons-en"  .  .  . 

2luc^  fonft  na^m  Königin  Cuifc  nodj  in  politifdjcn  fragen  bas  Wort,  »entgftens 
fobolö  fte  ftamit  nidjt  6em  IDiUen  bts  Königs  gera6c5u  entgegen^nielte.  Sie  ^atte 
fyivbtnbevQS  Hücftrittsge&anf en  befampft  un6  i^n  inftän&igft  gebeten,  6en  Dienft  6es  Königs 
nidjt  5u  oerlajfen;  i^r  fei  es  ein  Croft,  fo  ^atte  fte  i^m  gefc^rieben,  6ie  (ßefc^äfte  in  6en 
tfänben  6es  adjtungstperteften  ZTTannes  5u  imffen,  6er  ba  lebe.  ZTTit  6em  Cntlaffenen, 
6em  ja  audj  6er  König  fein  Dertrauen  nic^t  entsog,  blieb  fte  6urc^  6ie  (ßrdfin  Pof  un6 
6urc^  ^ürft  HHttgenftein  in  X?erbin6ung,  un6  permittelte  l^m  in  i^ren  ^immtm  ^ufammen«* 
fünfte  mit  6em  König.  Was  i^r  ober  am  meiften  am  fersen  lag  un6  n>as  fte  tro^  i^rer 
Sdjtt)dc^e  un6  tro^  i^res  Hu^ebe6ürfniffes  immer  nodf  Kraft  fan6  5U  för6em  un6  5U  pflegen, 
6as  iparen  6ie  Besie^ungen  5U  Huf lan6  un6  3U  Kaifer  2Ilefan6er.  XDenn  6tefe  in  ^rage 
famen,  trug  fie  fein  Be6enfen,  nac^6rflcflidj  Partei  5U  ergreifen* 

Der  rufftfcf^e  (ßefan6te  2(lopeus  ^atte  es  permie6en,  amtlich  mit  (ßraf  Qaugmi^  5U 
perfe^ren,  6er  6arüber  5U  2lnfang  ZTTai  6urc^  6ie  preufifc^e  (ßefan6tfc^aft  in  Petersburg 
Befc^n>er6e  führen  un6  6en  IDunfc^  nac^  2tbberufung  pon  2lIopeus  an6euten  lief.  Königin 
Cutfe,  6er  6er  Crlaf  nadf  Petersburg  mitgeteilt  wntbt,  fpradj  i^re  Be6enfen  gegen  £ombar6 
aus.  Sie  erinnerte  6aran,  n>ie  man  es  tt)ä^ren6  6er  Krife  mit  ^ranfreic^  5ugelaffen  ^abe, 
6af  6er  fransöftfc^e  (ßefan6te  Caforeft,  ftatt  mit  ^ar6enberg,  mit  i^m,  £ombar6,  per^n6elte; 
ebenfo  fönne  je^t  6er  rufftfc^e  (ßefan6te  mit  6em  (ßrafen  Keller  per^n6eln,  6er  6amals  als 
5tt)eiter  06er  6ritter  Kabinettsmlnifter  mhtn  ^augmi^  in  2tusfic^t  genommen  mar.  (Es 
n>äre  beflagensmert  un6  nacf^teilig,  n>enn  ein  fo  guter  Preufenfreun6,  n>ie  2Ilopeus,  6urc^ 
einen  an6eren  (ßefan6ten  erfe^t  tper6en  foHte.  Die  2lngelegen^eit  fc^ien  i^r  ipic^tig  genug, 
um  fie  audj  noc^  fc^riftlic^  5U  erörtern.  Sie  fc^rieb  eine  „Parallele  6es  Per^altens,  6as 
man  gegen  Caforeft  un6  gegen  2llopeus  geseigt  IjaV',  morin  fte  unter  2lngriffen  auf 
Combar6s  (Eitelfeit,  6er  mit  Caforefts  Betragen  5ufrie6en  gemefen  fei,  jene  Be6enfen  n?ie6er*» 
Ijolte,  5ugleic^  aber  6ie  emfte  politifdje  Be6eutung  6tefes  Diplomatenftreites  ^erpor^ob.  21Tan 
^ätte  min6eftens,  meinte  fte,  »te  gegen  2llopeus  in  Petersburg,  fo  gegen  Caforeft  in  Paris 
porge^en  muffen.  3e^t  5eige  man  fidj  fc^mac^  gegen  6en,  6er  allen  anftän6igen  Ceuten 
per^aft  fei,  un6  laufe  (ßefa^r,  an  Stelle  pon  2llopeus,  auf  6effen  ^reun6fcljaft  man  fidjer 
bauen  fönne  —  fein  Der^lten  im  ^erbft  6es  porigen  3a^res  voav  i^r  gemif  nic^t  unbefannt 
geblieben  — ,  einen  smeifel^ften  tlac^folger  5U  erhalten,  6er  pteHeidjt  Preuf  cn  mit  Huf  lan6 
ent5tt)eie  un6  es  feiner  legten  St&iie,  6en  König  feines  ipa^ren  ^reun6es  beraube.  „Dann 
fte^en  mir  ifoliert  gegenüber  6em  infamen  Kolof  tlapoleon.    Un6  6as  eben  ift  6as  ^xd 

12 
\77 


fetner  polttif  .  • .  TXlan  fagt  immer,  man  öarf  ftc^  ntc^t  mit  ^ranfreic^  flbenperfen,  mit 
Wefem  Ungeljeuer  an  TXladit,  nnb  idj  antiPorte:  TXlan  muf  gani  ebenfo  porftc^tig  fein,  ftc^ 
feine  ^reunöe  5U  erholten,  6ie  einsigen,  6ie  uns  nfl^n  un6  als  St&ii^  gegen  6ies  Unge^uer 
6ienen  fönnen,  bas  feine  ^reunfee  fennt  Cr  n>iU  nur  Sf lapen  als  IDerfseuge  feines  IPiUens. 
Unb  xdi  Mn  flberseugt,  fraf  jeöer  preufe  lieber  ben  legten  Blutstropfen  Eingeben,  als  fidf 
5U  6er  3nfamie  emieörigen  nnrö,  Perbflnöeter  06er  Sflape  —  n>as  fynonym  ift  —  6er 
^ranjofen  5U  tt)er6en.    Da^in  aber  arbeitet  man,  bavon  bin  idj  flberjeugt*" 

3n3n>ifcf;en  na^m  6ie  Sdfwädie  6er  Königin  3U,  i^  £ei6en  ii>ur6e  ftc^tbarer.  TUs 
fte  am  Karfreitage  \806  in  6er  Hifolaifirdje  bei  Propft  Sibbecf  6as  2tben6ma^I  feierte, 
erfc^ien  fte  6en  2(nn>efen6en  ^tme  eine  Qeilige'^  Hu^ren6e  2(n^nglic^feit  bennes  i^r  in 
6iefer  3^  i^^«  S<^n>agerin,  6ie  prinjefftn  von  ©ranien*^uI6a,  6er  es  sumeilen  gelang,  fte 
etn>as  aufsu^tem,  n>a^ren6  6er  König  nad}  feiner  <0ea>o^n^  auc^  je^t  im  (Theater  ^er« 
ftreuung  fud^te.  Da  i^r  ^n^anb  ftd}  aber  immer  perfc^limmerte,  fo  traten  6ie  Ceibdrste 
^ufelan6  un6  Brown  5U  einer  Beratung  sufammen  un6  erflärten  eine  Ba6efur  für 
unerläf lic^.  Königin  Cuife  fyxi  ^ierpon  felbft  6em  König  in  einem  Schreiben  ZMitteilung 
gemad}t,  6as  ffir  i^ren  (C^rafter  n>ie  für  i^re  Besie^ungen  5U  i^rem  (ßema^I  3U  beseidfnenö 
ift,  als  6af  es  ^ier  nic^t  pla^  fin6en  müfte.  Sie  fc^reibt  6em  Könige,  6er  in  pots6am 
penpeilte,  aus  Berlin  am  \2.  2lpril  \806: 

„Befter  ^reun6!  Die  2(er}te  »ünfc^en  emftlidj  mit  Dir  re6en  5U  fönnen  n>egen  meiner 
miferablen  (ßefun6^eit,  6ie,  xdf  fann  es  nid}t  leugnen,  nrirflid}  6urd}  Seelenfummer,  6er  feit 
6em  September  unauft^örlic^  an  meiner  Cebensfraft  nagte,  fe^r  herunter  ift*  Du  fenn^ 
meine  (ßejtnnungen,  meine  Ciebe  für  Didj,  Du  fannp  Dir  alfo  leidjt  6enfen,  6af  eine 
(Trennung  pon  5  06er  6  tDod^en  gra6e  in  einer  ^eit,  ipo  Du  meiner  be6arfft,  mir  piel 
foftet,  aber  ic^  glaube,  um  eine  längere  5U  per^üten,  bin  idj  Dir,  mir  un6  unfern  Kin6em 
fc^ul6ig,  aQes  5U  t^un,  um  mid}  5U  erhalten*  (E^ue  id}  nid^ts  €mftlic^es  6iefes  yilft,  fo 
n>ir6  mein  5uftan6  6er  Sdfvoädiz  unb  (Entfräftung  mit  je6em  ZRonat  ärger,  un6  id}  tper6e  Dir 
in  einem  3<it}re  pielleid^t  fd^n  5ur  £aft,  ein  €!e6anfe,  6er  mir  mand^e  bittere  C^räne  fo^ete. 
€s  ift  alfo  beffer,  id}  ge^,  ipol^n  6er  2lusfpruc^  6er  2Ier3te  mic^  fc^icft,  es  ift  beffer,  6af 
mir  uns  auf  einige  ^eit  trennen,  als  bal6  auf  immer.  Bin  ic^  geftärft,  ge^lt,  fo  bin 
id}  6ie  alte  nne6er,  Dir  eine  ^tere  (ßefellfd^ft  un6  ^reun6in,  (6enn  mein  fro^  €kmfitl}  ift 
je^t  mit  einem  Hebel  umsogen),  un6  meinen  Kin6em  eine  nfl|lid;e  Stüiie.  Pergieb  6iefe  ^Un, 
6ie  Dir  pielleid^t  einen  2(ugenblicf  ZMigmut^  perurfac^en  tper6en,  allein  6ie  Hot^ipenMgMt 
meines  ^u^tanbcs  madjten  jte  nööjig.    Ciebe  immer  Deine  treue  Cuif*. 

Die  2Ier5te  fommen  um  \0  Vüfv,  unt  mit  Dir  $u  fpred)€n.'' 


n 


Vas  Schreiben  tft  ein  rüljrcnöes  ^cuQnxs  6er  felbftlofen  ^tngobe  Cutfcns  an  6en 
(ßcma^l:  nur  mit  ängftlic^cr  Sdjeu  eröffnet  fie  iljm  6ie  Hottoenöigfeit  i^rer  2tbreife,  6enn 
pe  n>eif ,  n>te  6er  ^reuölofe  un6  €infame  öurdj  eine  tCrennung  pon  i^r  leiöen  tpirö;  un6 
wenn  fte  i^re  (ßefunötjeit  toieöersuerlangen  toünfdjt,  fo  ift  es  um  fetnetnnllen,  6em  fte  nic^t 
5ur  £aft  fallen,  6en  fte  in  trüben  Cagen  auf^tem  un6  in  emften  ftärfen  un6  ftü^en  »ill. 

Der  König,  fo  fdjmer  itjm  6ie  (Trennung  n?ur6e,  mtUigte  fofort  ein;  fc^n  am  näc^ften 
Cage  fonnte  (ßräfin  Pof  freuöig  in  itjr  Cagebudj  fdjretben,  6af  man  nac^  pyrrnont  gelten 
un6  &af  fte  6te  Königin  begleiten  n>er6e.  Dodj  follte  erft  6ie  beffere  3a^re55eit  abgewartet 
n>er6en.  Vas  ^ru^jaljr,  mit  6em  geipo^nten  2Iufent^alt  in  Potsdam  un6  C^rlottenburg, 
bradjte  6er  Königin  feine  Befferung.  Die  politifdje  £age  perfdjlimmerte  fxdf  öurdj  6ie  Per=* 
fdjärfung  6er  Streitigfeiten  mit  (Englan6  un6  Sdjn?e6en,  ZTTan  UHir  eifrig  bemüht,  6urc^ 
Kaifer  2Ileyan6er  auf  6iefe  ZRäd^te  perfö^nen6  einsumirfen,  o^ne  6amit  (Erfolg  5u  ffobcti. 
Cuife  felbft  fdjrieb  itjm  pon  (C^arlottenburg:  „Sie  ftn6  meine  ganse  Hoffnung,  6as  ipa^re 
IDoIjIergeljen  3tjres  ^reun6es  ipir6  3Ijnen  meljr  am  fersen  liegen,  als  6as  3nterejfe 
(Englan6s."  Sie  ge6adjte  6abei  6es  gemeinfamen  2tufent^altes  in  (C^rlottenburg  am 
29,  ©ftober  \B05,  wo  6er  Kaifer  6as  Sc^lof  im  Sdjnee  fennen  gelernt  ^tte,  un6  tpünfc^te 
i^n  ^erbei,  um  iljm  C^arlottenburg  in  6er  Blütenpradjt  eines  ungemö^nlidj  fdjönen 
^ru^lings  5U  seigen  —  fc^meidjeln6e  (Träume,  6ie  fie  über  6ie  traurige  IDirf lidjfeit  püc^tig 
^tnmegtäufdjten.  „Denn,"  fo  fügte  fte  ^insu,  „im  (ßrun6e  fin6e  ic^  ipenig  (ßlücf  in  mir 
un6  auf  er  mir  . .  •  3^  f^ö  ^"f  5r5tlic^n  Hat  nadj  Pftmont,  un6  idj  werbe  im  3""^ 
^inreifen,  um  5U  fe^en,  ob  es  ein  ZTTittel  gibt  gegen  feelifdje  £ei6en." 

ZTTitte  3w"i  ^^*  ^i^  Königin  Pon  Pots6am  aus  6ie  Heife  nadj  Pftmont  an,  mit 
einigen  ^of6amen  un6  6en  Kammer^erren  pon  Sc^iI6en  un6  Pon  Budj;  (ßrdfin  Pof  tpar 
bereits  t>orangereift*  (ßrofe  Qi^e  un6  fan6tge  XDege,  namentlich  pon  Bran6enburg  ab, 
madfUn  6ie  Seife  ungemein  befdjmerlidj.  Dasu  famen  ^uftge  Begrüf ungen  un6  Beipill* 
fommnungen,  (Einla6ungen  sum  ^rü^ftücf  uf».,  6cnen  6ie  (ßüte  6er  Königin  tro^  i^rer 
Sdfwädic  ftd;  nic^t  entsie^n  mochte.  Der  König  fehlte,  6er  fonft  6ie  ficf;  ^eran6rangen6e 
Begeifterung  absuipe^ren  pflegte,  un6  fo  fonnte  6ie  Bepölferung  i^re  ftürmifc^e  (Teilnahme 
unge^in6ert  beseigen.  Pöllig  erfc^öpft  fam  Cuife  am  erften  (Tage  in  2nag6eburg  an,  n>o 
alle  „^norasionen"  —  fo  fc^reibt  fte  felbft  —  fte  empfingen  un6  fo  um6rängten,  6af  fte 
tpie  fc^n7eben6  in  i^r  ^immer  getragen  n>ur6e;  un6  6ann  mufte  fie  nod;  6ie  £iebettsn7Ür6ige 
fpielen,  ipä^ren6  fte  por  €nnü6ung  faft  umgefunfen  ipare,  2lm  nadjften  Cage,  wkbet 
in  Staub  un6  Qi^,  ging  es  über  Qalberfita6t  nac^  Braunfd^weig,  por  6e{fen  Coren  6er 
alte  Qersog  Karl  tPil^elm  5er6inan6  6er  Königin  entgegenfam*    (Er  ^tte  in  6en  le^en 

179 


ZlTonatcTt  auf  Bitten  6es  Königs  ftdj  6cr  fdjipcren  ZTTiffton  untersic^n  muffen,  perfSnlidj 
in  Petersburg  6ie  6urdj  6ie  neuen  Pertrdge  mit  ^ranheic^  gefährdeten  Besie^ungen 
5U  Huflanö  5U  befeftigen.  (Es  fonnte  nidjt  fehlen,  ba^  bei  bcm  ^uiamm^nttc^tn  mit 
6er  Königin  andf  6ie  IDeltlage  5ur  Spradje  tarn.  5"^  Ueberrofc^ung  6er  Königin,  6ie 
i^n  fonft  als  unfdjiüfjtg  un6  fdjtt)anfen6  fannte,  seigte  er  jtc^  je^t  feft  un6  beftimntt. 
IDä^ren6  Cuife  meinte,  es  tper6e  ein  magres  (ßlücf  fein,  n>enn  man  ein  06er  smei  3a^re 
Hu^e  ifaUn  fönne,  em>i6erte  er:  „Dos  ipäre  ipo^I  5U  »ünfdjen,  .  .  .  aber  6aran  ift  nldjt 
5U  6enfen.  (Es  ift  eine  (Chimäre.  Der  König  muf  ftc^  entfdjei6en,  n>en  er  in  6iefem 
Kampfe  unterftü^en  trnH."  ^ür  n>en  nac^  feiner  2Inftc^t  preufen  partei  ergreifen  foUte, 
5eigte  feine  XDamung  t>or  Hefrutierungen  in  Qannoper,  6ie  6ama(s  beabftcf^tigt  maren. 
„3e6er  gute  Preufe,"  meinte  er,  „muf  6em  König  ^annoper  münfdjen,  aber  es  ifl  un* 
möglief;,  6af  er  es  behält,  unmöglicf;,  6as  tpur6e  i^n  ins  gröfte  Unglucf  ftärsen,  un6  uns 
ftdjer  mit  unferem  magren  X?erbfln6eten  un6  ^reun6e  entsmeien,  un6  6as  ift  6er  nxi^re 
Portcil,  6en  ^ranfreidj  bavon  enpartet"  •  • . 

lieber  £)iI6es^im,  6as,  obgleich  erft  feit  n>enigen  3<J^^^w  preuf  ifdj,  6er  Königin  einen 
jubeln6en  (Empfang  bereitete,  un6  6as  bisher  ^nnoperfdje  Qameln,  6effen  (Eintpol^ner  faum 
grüften,  erreidjte  Königin  Cuife  am  \^.  3uni  Pyrmont,  n>o  fte  als  ©räfin  pon  ^o^enflein 
im  Ba6eljaufe  IDo^nung  naijm. 

Der  (Erjäljler  oenpeilt  gern  bei  6iefer  Ba6ereife,  fo  tpenig  fie  an  ftdj  im  Ceben  6er 
Königin  be6eutct;  nHe  man  6en  fcf;tpin6en6en  <ßlan5  le^ter  Sonnenftra^len  nodf  möglid^ft 
5u  genief en  fudjt,  e^e  6as  Dunfel  6er  Xladft  hereinbricht* 

Pyrmont  —  Sdjiller  lägt  befanntlidj  feine  „berühmte  ^rau"  6aljin  reifen  un6  ZTTattljiffon 
n>äf?It  es  5um  21TitteIpunft  feines  ^ttnx^xdi^  —  Pyrmont  tt>ar  nodj  immer  6as  2no6eba6 
6er  pomeljmen  IDelt,  6ie  fidj  in  feiner  berüljmten  £in6enallec  6amals  5ufammenfan6,  ipie 
Ijeute  ettt>a  in  Ba6en-Ba6ens  Cidjtentljaler  2Iüee.  Bei  Königin  Cuifens  2tnfunft,  6ie  gleich 
am  erftcn  2tbcn6  unter  6cn  £in6en  fpasieren  ging,  gab  es  in  fo  fnlljer  3^ljres5ett 
nur  erft  wenige  Ba6egäfte:  einige  furlän6ifcljc  ^^""K^"/  ^^^  IVlalcv  Sdjrö6er,  6er  6ie 
Königin  6ort  malte,  6er  ZHuftfer  ^immel,  6er  Ceibarst  ^ufelan6,  6er  6ie  Kur  6er  Königin 
leitete.  Der  Königin  in  if^rer  nodj  fc^ipermütigen  Stimmung  wax  6ie  Stille  eben  rec^t;  fo 
lebte  fte  anfangs,  6a  audj  6as  IDetter  füljl  un6  regnerifdj  nxir,  feljr  5urücfge5ogen,  nur  mit 
Brunnentrinfen  un6  Ba6en  befdjaftigt.  2lllmäljlidj  tpur6e  6as  IDetter  fommerlic^r  un6  6ie 
(ßefeüfdjaft  saljlreicber:  es  tt>ur6e  Pyrmonts  glan5en6fte  „Saifon".  ZHan  fann  ftdj  6enfen, 
tt>ie  Königin  Cuifens  2tntt>efenf?eit  (ßäfte  Ijerbeisog.  Hur  menige  Cage  fpater  als  Cuife 
famen  i^r  X?a**r,  ffcvi^  Karl,  feit  faft  ^  3abT  »n  ein  treuer  Be^'«A«t  Pvrmop*«    6er 


®nfel  (Emft  nnb  iljr  Bruier  ©corg,  6er  immer  ^ro^ftnn  um  6te  angebetete  Sdjtpefter  5U 
perbretten  tpufte,  nnb  Ptele  aniere  öeutfdje  dürften  nnb  Prinsefftnnen  un6  aöltge  ^amilten 
von  fem  un6  naij.  Befonöers  lieb  ir>ar  6er  Königin  6ie  2tntpefenljeit  pon  Kaifer  2IIeyan6ers 
Sdjtpefter,  6er  e6Ien  (Erbprinsefftn  pon  IDeimar,  2Tlaria  Patplotpna,  6ie  man  ab  „UTaria 
2tngelica"  in  IDeimar  faum  ipeniger  peretjrte  als  Königin  Cuife  in  Preufen.  Die  (Erb^ 
prinseffin  ^tte  fdjon  im  legten  IDinter  bei  iljrem  2tufent^alte  in  Berlin  6ie  ^reun6fdjaft 
Cuifens  gewonnen;  insmifdjen  tt>ar  audj  iljr  ein  Kin6  geftorben,  un6  6er  gemeinfame  Schmers 
ipie  gemeinfame  politifc^e  2tnjtdjten  führten  je^t  6ie  bei6en  ^ürftinnen  nodf  nä^er  5ufammen. 
Pon  ^ameln  famen  oft  ©ffisiere  6e5  6ort  gamifonieren6en  preufifdjen  Regimentes  prins 
pon  ©ranien,  pon  JTlünfter  (ßeneral  Blüdjer,  6er  6ie  Königin  fc^iparmerifdj  bett>un6erte,  un6 
bei  i^r,  wk  alle  frifd^en  un6  tatfräftigen  Haturen,  in  grofer  <ßunft  ftan6.  Slud;  ^rau 
pon  Berg  fan6  jtdj  ein,  5um  Kummer  6er  (ßräfin  Pof,  6er  i^re  3ntimität  mit  6er  Königin 
ipie6er  grimme  (Eiferfudjtsqualen  bereitete. 

3n  6iefem  Kreife,  6effen  Ciebe  un6  Dere^rung  fte  iPo^ltuen6  umgab,  unter  6er  günftigen 
(Einmirfung  6er  Pon  £)ufelan6  ftreng  übenpadjten  Kur,  erholte  ftdj  allmä^lic^  Königin  Cuife 
un6  fonnte  bal6  an  6en  ^erftreuungen  un6  Vergnügungen  6es  Ba6elebens  teilnet^men.  Sie 
^at  uns  felbft,  in  ausfü^rlidjen  Briefen  an  6en  König,  mit  6em  fie  fef^r  regelmäfig 
forrefpon6ierte,  iljr  Ceben  gefc^il6ert.  Bei  6en  erpen  Klängen  6es  Chorals,  im  fdjlidjten 
ujeif  en  Znorgengen?an6,  6en  (Crinfbedjer  in  6er  f)anb,  erfdjien  Königin  Cuife  am  Brunnen. 
Sie  pflegte  6ie  Sta^lqueQe  mit  etmas  (Efelsmild;  5U  trinfen  un6  6abei  fleifig  fpasieren  5U 
ge^en;  6enn  an^lten6e  Bewegung  im  freien  ^tte  ^ufelan6  5ur  grofen  Genugtuung  6es 
Königs  por  allem  empfohlen.  Um  \0  Uljr  tpur6e  unter  6en  Cin6en  an  langen  Cifdjen  in 
grofer  ©efellfdjaft  6as  (früljftücf  eingenommen,  5U  6em  eine  6er  ^ürftlidjfeiten  06er  audj 
ein  beftimmter  Kreis  6er  (ßefellfdjaft  ein5ula6en  pflegte.  Dann  ba6ete  6ie  Königin  un6  nadj 
furser  Hu^e  untemaljm  fte,  meift  5U  Pfer6e,  u)ie6er  in  größerer  ©efeüfdjaft,  einen  Zlusfiug 
in  Pyrmonts  Umgegen6,  nadf  6em  (frie6enstale,  auf  6en  Königsberg,  5um  lDal6ecffdjen 
Sdjlof ,  06er  moljin  fonft  6as  fdjöne  IDetter  locfte  un6  <ßraf  Bemftorff,  meift  Ceiter  6iefer 
Zlusfiüge,  6ie  (ßefellfdjaft  führte.  Hadj  6er  Hücffe^r  n?ur6e  5U  ZITittag  gefpeift.  (ßegcn 
2tben6  pereinigte  man  fidj  im  Kurfaal  5um  (Cee,  mobei  audj  Heine  £)a5ar6fpiele  nidjt 
ausgefdjloffen  maren;  seitig  ipur6e  5U  2Iben6  gegeffen  un6  seitig  6ie  Hulje  gefudjt.  i^nwcxkn 
aber  gab  es  auc^  Konsertc  un6  Bälle;  un6  6ie  Königin  felbft,  nadj6em  £)ufelan6  es  geftattet, 
t^at  ftd;  am  (Eanse  beteiligt. 

XDit  beft^en  für  6iefe  (Tage  nodj  eine  anmutige  Sdjil6erung  6er  Königin;  eine  a6lige 
Dame  aus  ^annoper  Ijat  fte  aufgeseic^net,  6ie  \806  in  Pfnnont  mar,   ^9  3a^re  fpäter 

ist 


Sru(^  mit  ^franfreit^ 

tat 

bas  T&ab  tDie&er  befuc^te  un6  öobet  i^re  Erinnerungen  an  6te  Königin  auffrifd^te*  ,^K5nigin 
Cuife/'  fo  ersoIjU  fte,  „trug,  »ie  6ie  junge  (ßrofffirpin,  mit  öer  fte  gern  gan5  gleich  nxir, 
ein  tpeifes  flares  (Seipanö,  6e{fen  Saum  un6  (ßürtel  leichte  Silberfticferei  öecfte;  n>eif  un6 
ftibemes  Ban6  im  Qaar,  einen  Strauf  pon  0rangenbIfiten  un6  Höfen.  3^re  Sc^n^t, 
»enngicidj  i>on  »eidjfler  ^rauenmilöe  un6  nxirm  belebt  Pon  öen  fc^nflen  färben  un6  öem 
feelenpoQen  2Iu5Örucf  6er  fonnigen  2(ugen,  ^tte  etipas  Statuengleic^es,  ettpas  öurc^us 
Unfterblic^es;  eine  S<^5n^t,  pon  6er  6ie  Bläte  6er  3ugen6  I^inmeggefhreift  tper6en  fonnte, 
ol^ne  fte  5u  perringem.  Ceife  XDel^mut  .  .  •  umgab,  ipenn  fte  fd}n>ieg,  i^ren  fflfen  Znun6, 
überfc^Ieierte  6ie  Ieuc^ten6en  2Iugen;  nichts  aber  glic^  i^rem  Cäd^In,  i^rer  ^I6feligen 
(freun6lid;feit,  votxvx  fte  fprad}.  Den  ^tte  ein  lieblic^s  (ßefc^icf  umfangen,  6er  eines 
IPortes  Pon  i^r  fic^  rül^men  fonnte  .  • .  Königin  Cuife  ipar  immer  Pon  engelgleic^er  tftxXh 
un6  Qerablaffung,  nic^t  allein  für  6ie  Kreife,  6ie  sunäcf^ft  fte  umgaben,  nein,  fär  alle^ .  •  • 
Sie  falj  6ann  6ie  Königin  eines  2lben6s  beim  Bau  im  KurfaaL  „3<^  fa^  fte  tanjen  .  • 
Sie  fcf;n>ebte  6a(;in,  nicf^t  n>ie  eine  Staubgeborene,  un6  nieman6  ipäre  erftaunt  getpefen, 
^tte  fte  it^r  ^Iflgel|>aar  plö^Iic^  entfaltet''  . .  . 

Cuife  füllte  ftc^  unen6Iic^  n>o^l  in  6en  ^eiteren  (ßenflffen  6iefes  jtpanglofen  Sa6e« 
lebens;  langfam  famen  i^r  6ie  perlorenen  Krdfte  tpie6er,  6eren  fie  baI6  fo  6ringen6 
be6ärfen  foQte.  Qotte  nur  6ie  Iei6ige  Politif  nid}t  aud}  ^ier  n>ie6er  in  6as  fonnige  (Slficf 
6unne  Sd^atten  geiporfen.  Die  Königin,  ipir  tpiffen  es  aus  i^rer  Unterre6ung  mit  6em 
Qer5og  pon  Braunfc^weig,  feinte  ftc^  unausfprec^lic^  nac^  Hu^e.  3^?^  ^t  gegen  Hapoleon 
blieb  immer  6er  gleid^;  aber  6er  XDunfd;  nac^  ^rie6en  ringsum  fibenpog  6oc^  je6e  fok^ 
Cei6enfdjaft.  €s  mar  gans  in  i^rem  Sinne  un6  ^e  i^ren  PoQen  Bdfall,  ipenn  König 
^rie6ric^  IDil^Im,  6er  fonft  nic^t  gera6e  gern  5ur  5e6er  griff,  „in  einem  2InfaU  politifc^ 
Pcrpe",  tt)ie  er  fclbft  fagt,  6em  rufftfdjen  Kaifer  6amals  ausffiljrlidj  6en  pian  entnncfelte, 
6er  feinen  eigenften  politifdjcn  (ße6anfen  in  ftdj  fdjiof :  ZlTan  foUc  Hu^e  galten  un6  6en 
übermädjtigcn  ^ransofenfaifer  6urdj  anfc^nen6e  Heftgnation  in  Sidjerfyrit  nriegen,  um  in 
6er  Stiüe  alle  Kräfte  5U  einer  umfaffen6en  Koalition  be6ädjtig  5U  fammeln,  Königin  Cuife 
lobte  6ie  Denffc^rift  6es  Königs  als  6as  IDerf  „feiner  ^an6,  feines  Qerjens  un6  feines 
(ßeiftcs";  fte  ermuntcde  iljn,  fo  fortsufa^ren  un6  über^upt  me^r  Selbfteertrauen  $u  faffen, 
6as  allein  it^m  fel^Ie. 

IDie  »enig  aber  fanntcn  bei6e  i^ren  (ßegner,  n>enn  fte  emplic^  glaubten,  6af  er  i^nen 
6a5u  ^^\X  laffen  n>er6e!  H)äljren6  Cuife  nodj  in  Pyrmont  n>eilte,  ^örte  man  pon  6en 
llmn?äl5ungen,  6ie  ftdj  in  Deutfc^lan6  porberciteten;  man  erful^r  audj,  6af  Hapoleon  Sachen 
iw6  f>i'ffen,  6eren  ^u^tlfinil^^  $ur  preufifc^en  3wtereffett(rWte  bis^  (lets  ae^*»**  «*flt. 


an  fic^  5u  5tetjen  fuc^e.  Von  preuftfc^cr  Seite  mufte  6em  entgegengearbeitet  tperöen* 
Königin  Cuife  felbft  Ijielt  es  für  angeseigt,  gegen  6en  Kurfürften  von  Reffen,  6en  fte  5U 
einem  Befuc^e  in  Pyrmont  peranlafte,  6ie  Ciebensmüröige  5U  fpielen,  um,  nne  fte  fagte, 
6em  König  „einen  ^reunö  mit  25000  TXlann  5U  erijalten".  Der  König  billigte  605  ^öc^lic^, 
obgleich  er  im  übrigen  münfc^te,  öaf  6ie  Königin  im  3ntereffe  i^rer  (ßefunö^eit  6er  Politif 
ftc^  möglic^ft  fem  ^Ite* 

2Iuc^  6ie  innerpolitifc^en  Ben>egungen  in  Preuf  en  trugen  i^re  Unruhe  bis  nadf 
Pyrmont.  SMns  Denffdjrift  gegen  6ie  Kabinettsregierung  mar,  n>ie  mir  uns  erinnern, 
nidjt  an  6en  König  gelangt.  Da  naijm  ^aröenberg  ftc^  6er  'Sac^e  an.  Unö  ^öc^f!  be^ 
Seic^nenö  für  6ie  öamaligen  Su\länbt  in  preufen  »ie  für  6ie  Stellung  6er  Königin  ip  es, 
in  meldjer  IDeife  bas  gefdja^.  Tindf  Qar&enberg  i>erjtt>eifelte  öaran,  auf  6en  König,  mit  6em 
er  bodi  ^^^  feinem  Hücftritt  in  naüjen  Besie^ungen  geblieben  mar,  unmittelbar  5U  mirfen; 
aud}  er  glaubte  6ie  Permittelung  6er  Königin  nic^t  entbehren  5U  fönnen.  Cr  n>an6te  ftc^  an 
6en  preufifc^en  ©efanöten  in  Kaffel,  6en  dürften  IDittgenftein,  6er  ftc^  gleichfalls  öamals  in 
Pyrmont  aufl^ielt,  um  öurcf;  i^n  6en  TS.at  un6  6ie  Unterftü^ung  6er  Königin  5U  erlangen. 
Der  König,  fo  erflärte  er  i^m,  fe^e  6ie  „traurige,  fc^impflic^e  un6  gefaljrlic^e  £age"  nidjt, 
6ie  feine  Hatgeber  itjm  perfdjleierten;  auf  6er  „ridjtigen  (Einfielt,  6em  Patriotismus  un6 
6em  €Ijrgefü^l"  6er  Königin  allein  berutje  noc^  6ie  einsige  Hoffnung.  IDie  folle  man  6em 
König  6ie  Sac^e  porftellen,  6er  IDa^r^t  bei  i^m  €ingang  perfc^affen?  Sollen  mehrere 
es  sugleic^  tun  06er  einselne?  Un6  mann?  lieber  alle  6iefe  fragen  follte  6ie  Königin 
entfdjei6en.  Der  ^t  6er  Königin  entfpradj  6en  Porfc^lägen  ^ar6enbergs;  in  einem  punfte 
aber  ging  fte  über  6effen  2Inftc^ten  hinaus  06er  pielme^r  trat  i^nen  gera6e5u  entgegen. 
Sie  empfaljl,  mie  IDittgenftein  an  ^ar6enberg  fdjrieb,  6em  König  6ie  Sadie  in  einem 
2luffa^  fc^riftlic^  porsuftellen,  6en  mehrere,  audj  „ZUanner  pon  (ßemic^t  bei  6em  ZITilitär" 
unterfdjreiben  foUten;  aber  fte  riet,  auc^  ^augmi^  mit  5ur  Unterseidjnung  ^eransusie^en, 
un6  perfprac^,  6en  (ßrafen  felbft  6afür  5U  gewinnen,  mie  fie  überhaupt  im  ftillen 
mirfen  n>er6e.  Der  per^afte  Hame  6es  (ßrafen  ^augmi^  genügte,  um  ^ar6enberg  ab* 
5ufdjrecfen;  er  lief  6en  <ße6anfen  einer  (Eingabe  an  6en  König  fallen,  6er  6ann  erft  fpäter, 
mie  mir  fe^en  mer6en,  aber  o^ne  ZUitmirfung  6er  Königin,  pon  an6erer  Seite  mie6er  auf^ 
genommen  un6  permirflic^t  mur6e. 

3n5mifc^en  ging  6ie  für  Pyrmont  urfprünglic^  in  2tusftc^  genommene  3^*  5^  €n6e. 
Königin  Cuife,  mie  es  fc^nt,  mare  nic^t  ungern  in  6em  Ba6e,  in  6em  fte  (ßenefung  gefudjt 
un6  menigflens  Befferung  gefun6en,  nodj  länger  geblieben.  2tlle  Kräfte,  6ie  jte  6ort  geminne, 
fönten  60^  nur,  mie  fte  perftdjerte,  6em  IKenfle  6es  Königs  gemi6met  mer6en,  „foHten  i^m 

(83 


3rtu^  mit  ^ranfret(^ 

luftig,  6ie  fo  gutmütig  ftnö.   La  force  contre  la  force,  voilä  la  seule  chose  k  mon  avis, 
nous  avons  un  bon  alliö,  profitons-en"  .  .  . 

2Iuc^  fonft  na^m  Königin  Cuife  nodj  in  politifdjen  fragen  bas  XDott,  menigftcns 
fobal6  ftc  6amit  nidjt  6em  IDiUen  6c5  Königs  gera6c5u  cntgegen^nöclte.  Sie  ^tte 
Hardenbergs  Hüdtrittsge&anf en  befampft  un&  i^n  inftän&igft  gebeten,  6en  Dienft  6es  Königs 
nidjt  5u  oerlajfen;  i^r  fei  es  ein  Croft,  fo  ^atte  fte  i^m  gefdjrieben,  6ie  (ßefc^äfte  in  6en 
Sjänben  6es  acf^tungsmerteften  ZRannes  5u  unffen,  6er  ba  lebe.  ZtTit  6em  (Entlaffenen, 
6em  ja  aucf;  &er  König  fein  Pertrauen  nid}t  ent5og,  blieb  fie  6urd}  &ie  (ßrdfin  Pof  un6 
6urc^  ^ürp  IDittgenftein  in  Derbiniung,  unö  oermittelte  i^m  in  iljren  ^xmmctn  gufammen«^ 
fünfte  mit  6em  König.  tOas  i^r  aber  am  meiften  am  fersen  lag  un&  n>as  fte  tro^  il^rer 
Sdjtt)ac^e  un6  tro^  i^res  Hu^ebeöurfniffes  immer  nodj  Kraft  fan6  5U  föröem  un6  5U  pflegen, 
bas  waren  &ie  Besiel^ungen  3U  Huf lan6  un6  5U  Kaifer  2tlefan6er.  XDenn  öiefe  in  ^rage 
famen,  trug  fte  fein  Beöenfen,  nac^örflrflldj  Partei  5U  ergreifen. 

Der  rufftfd^e  <ßefan6te  2(lopeus  ^atte  es  permieöen,  amtlich  mit  (ßraf  Qaugmi^  5U 
perfe^ren,  6er  6arfiber  5U  2Infang  ZRai  6urd}  6ie  preufifc^e  (ßefan&tfd^aft  in  Petersburg 
Befdjn?er6e  führen  un6  6en  IDunfc^  nac^  2Ibberufung  Don  2Hopeus  andeuten  lief.  Königin 
Cuife,  6er  6er  €rlaf  nadi  Petersburg  mitgeteilt  tt)ur6e,  fpradj  i^re  Be6enfen  gegen  £ombar6 
aus.  Sie  erinnerte  6aran,  »ie  man  es  n?äljren6  6er  Krife  mit  ^ranfreic^  5ugelaffen  Ijabe, 
6af  6er  fransöftfdje  (ßefan6te  Caforeft,  ftatt  mit  Har6enberg,  mit  i^m,  Combar6,  oer^n6elte; 
ebenfo  fönne  je^t  6er  rufftfdje  <ßefan6te  mit  6em  (ßrafen  Keller  oer^n6eln,  6er  6amals  als 
5tt)eiter  06er  6ritter  Kabinettsminifter  neben  ^augmi^  in  Jlusftdjt  genommen  mar.  (Es 
märe  beflagensmert  un6  nadjteilig,  txKXin  ein  fo  guter  Preufenfreun6,  n?ie  2tlopeus,  6urc^ 
einen  an6eren  <ßefan6ten  erfe^t  n>er6en  follte.  Die  2tngelegen^eit  fdjien  it^r  midjtig  genug, 
um  fte  auc^  nodj  fc^riftlidj  5U  erörtern.  Sie  fc^rieb  eine  „Parallele  6es  Perijaltens,  6as 
man  gegen  Caforeft  un6  gegen  2Ilopeus  geseigt  IjaV*,  wenn  fie  unter  2lngriffen  auf 
Combar6s  (Eitelfeit,  6er  mit  Caforefts  Betragen  5ufrie6en  gemefen  fei,  jene  Be6enfen  n?ie6er:» 
Ijolte,  sugleidj  aber  6ie  emfte  politifdje  Be6eutung  6iefes  Diplomatenftreites  Ijerporljob.  21Tan 
^ätte  min6eftens,  meinte  fte,  »ie  gegen  2tlopeus  in  Petersburg,  fo  gegen  Caforeft  in  Paris 
porge^en  muffen.  3e|t  5eige  man  jtc^  fdjmac^  gegen  6en,  6er  allen  anftän6igen  Ceuten 
perijaft  fei,  un6  laufe  ©efa^r,  an  Stelle  pon  2Ilopeus,  auf  6effen  ^reun6fcljaft  man  fidjer 
bauen  fönne  —  fein  Perijalten  im  ^erbft  6es  porigen  3a^res  mar  i^r  geroif  nidjt  unbefannt 
geblieben  — ,  einen  smeifel^ften  tlac^folger  5U  erijalten,  6er  pielleidjt  Preuf  en  mit  Huf  lan6 
entsmeie  un6  es  feiner  legten  St&iie,  6en  König  feines  »aljren  ^reun6es  beraube.  „Dann 
fte^en  mir  ifoliert  gegenüber  6em  infamen  Kolof  tlapoleon.    tln6  6as  eben  Ifl  6as  ^xd 

12 
\77 


Sni(4  mit  ^tanfitidf 

feiner  Polttif  .  • .  ZlTan  fagt  immer,  man  öorf  jtc^  nidjt  mit  ^ranfreic^  überwerfen,  mit 
6iefem  Ungetreuer  an  ZRacf^t,  un6  tc^  antiPorte:  ZMan  muf  gans  et>enfo  porftd^tig  fein,  fidf 
feine  ^unnbc  3U  ersten,  6ie  einsigen,  6ie  uns  nüiien  un6  als  St&ii^  gegen  6ies  Unge^uet 
6ienen  Knnen,  bas  feine  ^reunöe  fennt*  €r  txnü  nur  Sf lapen  als  IDerfjeuge  feines  tPiUens. 
Un6  xdf  bin  flberseugt,  6af  je6er  preufe  lieber  ben  legten  Blutstropfen  Eingeben,  als  ftc^ 
5U  6er  3nfamie  emieörigen  «nrö,  Perbünöeter  06er  Sflape  —  n>as  fynonym  ift  —  6er 
^ransofen  5U  n>er6en-    Sal^in  aber  arbeitet  man,  bavon  bin  idj  überjeugt*" 

3n3n>ifd;en  na^m  6ie  5d;n>ad;e  6er  Königin  ju,  i^  £ei6en  n>ur6e  ftc^tbarer.  TUs 
fie  am  Karfreitage  \806  in  6er  Hifolaifirdje  bei  Propft  Sibbecf  6as  2tben6ma^I  feierte, 
erfd^ien  fie  6en  2Inn>efen6en  „nrie  eine  Qeilige'^  Hfl^ren6e  2(n^nglicf;feit  bennes  i^r  in 
6iefer  S^\i  i^re  Sdjwägcrin,  6ie  prinsefjtn  von  ®ranien:'(f uI6a,  6er  es  sumeilen  gelang,  fie 
etmas  au^u^item,  n>ät}ren6  6er  König  nad}  feiner  (ßea>ot}n^  auc^  je^t  im  (E^ater  ^er« 
fhrcuung  fudjte.  Da  itjr  S^\tanb  fidj  aber  immer  perfdjlimmerte,  fo  traten  6ie  Ceibdrste 
Qufelan6  un6  Bron>n  5U  einer  Beratung  sufammen  un6  erflärten  eine  Ba6efur  für 
unerläf  lidj.  Königin  Cuife  fyxt  ^ierpon  felbft  6em  König  in  einem  Schreiben  Znitteilung 
gemad}t,  6as  für  i^ren  (C^rafter  nrie  fflr  i^re  Bejie^ungen  5U  il^rem  (ßema^I  5U  bejeid)nen6 
ift,  als  6ag  es  I^er  nid}t  pla^  fin6en  mufte.  Sie  fc^reibt  6em  Könige,  6er  in  pots6am 
penpeilte,  aus  Berlin  am  \2.  2IpriI  \806: 

„Befter  ^reun6!  Die  ZIerste  münfc^en  emftlic^  mit  Dir  re6en  $u  fönnen  megen  meiner 
miferablen  <ßefun6^eit,  6ie,  idj  fann  es  nidjt  leugnen,  ipirflidj  6urdj  Seelenfummer,  6er  feit 
6em  September  unauft^örlid}  an  meiner  Cebensfraft  nagte,  fet^r  herunter  ift.  Du  fenn^ 
meine  (ßcfmnungen,  meine  Ciebe  fflr  Dic^,  Du  fannft  Dir  alfo  leicht  6enfen,  6af  eine 
(Trennung  pon  5  06er  6  IDodjen  gra6e  in  einer  ^\t,  voo  Du  meiner  be6arfft,  mir  piel 
foftet,  aber  icf;  glaube,  um  eine  längere  ju  per^uten,  bin  ic^  Dir,  mir  un6  unfern  Kin6em 
fd;ul6ig,  alles  5U  t^un,  um  mid;  5U  erhalten.  tZlfue  xdi  nid^ts  (Emftlid^es  6iefes  3a^r,  \o 
wirb  mein  3uftan6  6er  Sdfwädft  un6  €ntfräftung  mit  je6em  ZTtonat  ärger,  un6  ic^  a>er6e  Dir 
in  einem  3<Jljre  pielleidjt  fd^n  5ur  Ca ft,  ein  €fe6anfe,  6er  mir  mandje  bittere  (C^räne  foßete. 
€s  ift  alfo  beffer,  idj  ge^,  ipoljin  6er  2tusfpruc^  6er  Jterste  mic^  fc^icft,  es  ift  beffer,  6ag 
mir  uns  auf  einige  ^eit  trennen,  als  bal6  auf  immer.  Bin  id;  geftärft,  ge^It,  fo  bin 
xdi  6ie  alte  tpie6er,  Dir  eine  ^tere  €!efellfc^aft  un6  ^reun6in,  (6enn  mein  frol^es  €kmfitl}  ift 
je^t  mit  einem  Hebel  umsogen),  un6  meinen  Kin6em  eine  nu^lid^e  Stfi^.  Pergieb  6iefe  ^len, 
6ie  Dir  ptcUeid^t  einen  2Iugenblicf  ZTligmut^  perurfad^en  tper6en,  allein  6ie  Hot^ipen6igfett 
meines  ^uftan6es  mad^ten  fte  nötl^ig.    Ciebe  immer  Deine  treue  Cuife. 

Die  2tcr5te  fommen  um  \0  Uljr,  um  mit  Dir  5U  fpredyen." 


Vas  Schreiben  tft  ein  rü^renöes  ^engnis  6cr  fclbftlofcn  ^tngobe  Cutfens  an  6en 
©emaljl:  nur  mit  dngftlidjer  Sdjcu  eröffnet  fte  i^m  6ie  Hotmenöigfeit  i^rer  2tbreife,  6enn 
fie  n>eif ,  n>ie  6er  ^reuölofe  un6  €infame  öurdj  eine  tCrennung  von  i^r  letöen  n>tr6;  un6 
wenn  fte  l^re  (ßefunö^eit  tpicöersuerlongen  tpünfdjt,  fo  ift  es  um  feinettmllen,  6em  fte  nic^t 
5ur  £aft  fallen,  6cn  jte  in  trüben  ^a^en  auf^tem  unö  in  emften  ftärfen  un6  ftü^en  tJ?iU* 

Der  König,  fo  fdjn>er  i^m  Me  (Trennung  tpuröe,  tpilligte  fofort  ein;  fd^n  am  nädjften 
(Tage  fonnte  ©räfin  Pof  freuöig  in  i^r  (Cagebudj  fdjreiben,  öaf  man  nac^  Pyrmont  ge^n 
un6  6af  fte  6ie  Königin  begleiten  tperöe.  Doc^  foHte  erft  6te  beffere  3a^re55eit  abgeipartet 
iperöen.  Das  ^rä^ja^r,  mit  6em  getpo^nten  2(uf enthalt  in  Potsdam  un6  (C^rlottenburg, 
btadfk  &er  Königin  feine  Befferung.  Die  politifc^e  £age  perfc^limmerte  ftc^  öurcf;  6ie  Vet^ 
fdjärfung  6er  Streitigfeiten  mit  (Englanö  un6  Sdjn?e6en.  IRan  tpar  eifrig  bemüht,  6urc^ 
Kaifer  2Ilefan6er  auf  öiefe  ZRäd^te  perfö^nenö  einsumirfen,  o^ne  öamit  (Erfolg  5U  ffoben. 
Cuife  felbft  fdjrieb  i^m  Don  (C^rlottenburg:  „Sie  jin6  meine  ganse  Hoffnung,  bas  tpaljre 
IDo^Ierge^en  yjvts  ^reunöes  imrö  yjmn  me^r  am  fersen  liegen,  als  bas  ynktc^e 
(Englan&s/'  Sie  ge&acf^te  öabei  6es  gemeinfamen  2tufentl;altes  in  (C^rlottenburg  am 
29.  ©ftober  \805,  xvo  bcv  Kaifer  bas  Sdjlof  im  Sdjnee  fennen  gelernt  ^tte,  un6  »ünfc^te 
i^n  ^rbei,  um  i^m  C^rlottenburg  in  6er  Blütenpradjt  eines  ungetpöl^nlicf;  fd^önen 
^rüljlings  5U  5eigen  —  fdjmeic^elnöe  (Träume,  6ie  fte  über  6ie  traurige  IDirflidjfeit  püdjtig 
^intpegtäufdjten.  „Denn,"  fo  fügte  fie  ^insu,  „im  <ßrun6e  fin6e  ic^  n>enig  (ßlücf  in  mir 
un6  auf  er  mir  . .  •  3c^  foU  auf  ärstlic^n  Hat  nadf  Pyrmont,  un6  idj  iperbe  im  ^unx 
^inreifen,  um  5U  fe^en,  ob  es  ein  JTlittel  gibt  gegen  feelifc^e  £ei6en/' 

JTlitte  3""i  ^<^^  We  Königin  pon  Potsdam  aus  6ie  Keife  nadj  Pyrmont  an,  mit 
einigen  ^oföamen  un6  6en  Kammer^erren  pon  Sdjilöen  un6  pon  Buc^;  ©räfin  Pof  nxir 
bereits  porangereift*  (ßrofe  ^i^c  un6  fanölge  IDege,  namcntlidj  pon  Branöenburg  ah, 
mad}ten  6ie  Heife  ungemein  befcf^merlid}.  Da5U  famen  ^ufige  Begrünungen  un6  Betpili« 
fommnungen,  (Einladungen  5um  ^rüljftücf  uf».,  6enen  6ie  <ßüte  öer  Königin  tro^  iljrer 
Sdfwädit  fxdi  nic^t  entsiel^en  mochte.  Der  König  fehlte,  6er  fonft  6ie  ftdj  Ijeran6rängen6e 
Begeiftcrung  absume^ren  pflegte,  un6  fo  fonnte  6ie  Bepölferung  i^re  ftürmifc^e  (Ceilnaljme 
ungel}in6ert  beseigen.  PöUig  erfd^öpft  fam  Cuife  am  erften  (Tage  in  ZTTagöeburg  an,  n>o 
alle  „^onorasionen"  —  fo  fc^reibt  fte  felbft  —  fte  empfingen  un6  fo  umörängten,  6af  fte 
tpie  fd}n>eben&  in  i^r  ^immer  getragen  ipur6e;  un6  6ann  mufte  fie  nod;  6ie  Ciebensmüröige 
fpielen,  mä^renö  fte  por  (Ermüdung  faft  umgefunfen  ipäre*  2Im  n&^ften  (Tage,  mieber 
in  Staub  un6  Qi^,  ging  es  über  QalberfitaM  nac^  Braunfd^tpeig,  por  6effen  Coren  6er 
alte  Qer5og  Karl  tPil^elm  ^eröinanö  6er  Königin  entgegenfam.    (Er  ^e  in  6en  le^en 

V9 


ZtTonaten  auf  Bitten  6es  Königs  fic^  6er  fdjiperen  21Tiffton  untersie^n  muffen  /  perfönlidj 
In  Petersburg  6ie  6urc^  6ie  neuen  Perträge  mit  ^ranfreidj  gefährdeten  Bejte^ungen 
5U  Huflanö  5U  befeftigen.  €s  fonnte  nidjt  feljlen,  6ag  bei  6em  ^"(^"'"^^"^^ff«"  "^i* 
6er  Königin  audj  6ie  IDeltlage  5ur  Sprache  tarn.  5"^  Ueberrofdjung  6er  Königin,  6ie 
i^n  fonft  als  unfc^lüfjtg  un6  fc^tt)anfen6  fannte,  seigte  er  jtdj  je^t  feft  un6  befHmntt. 
IDä^ren6  Cuife  meinte,  es  n?er6e  ein  »a^res  (Sind  fein,  wenn  man  ein  06er  5n>ei  3a^re 
Su^e  Ifabzn  fönne,  em>i6erte  er:  „Das  iDäre  ipo^I  $u  »unfein,  .  •  •  aber  6aran  ip  nlc^t 
5u  6enfen.  (Es  ift  eine  Chimäre.  Der  König  muf  ftdj  entfdjei6en,  »en  er  in  6iefem 
Kampfe  unterftü^en  imll."  (für  vom  nadj  feiner  2lnftdjt  Preufen  Partei  ergreifen  foUte, 
5eigte  feine  IPamung  por  Hefrutierungen  in  Qannoper,  6ie  6amals  beabftd^tigt  rnaren. 
„3e6er  gute  Preufe,"  meinte  er,  „muf  6em  König  ^annooer  münfdjen,  aber  es  ip  un* 
möglief;,  6ag  er  es  bel^ält,  unmöglid;,  6as  n7ur6e  i^n  ins  gröfte  Unglucf  ftärsen,  un6  uns 
ftcf^er  mit  unferem  tDal^ren  Z?erbün6eten  un6  5reun6e  entsmeien,  un6  6as  ift  6er  ipa^re 
Porteil,  6en  ^f ranfreidj  6ai>on  enpartet"  •  • . 

lieber  £)il6esljeim,  6as,  obgleidj  erft  feit  wenigen  3<i'?^^«w  preuf  ifc^,  6er  Königin  einen 
jubeln6en  (Empfang  bereitete,  un6  6as  bisl^er  fymnooerfdje  ^ameln,  6effen  ^mvoolfmt  tanm 
grügten,  erreidjte  Königin  Cuife  am  \^.  3uni  Pfrmont,  n>o  fte  als  (ßräfin  x>on  ^o^enpein 
im  Ba6eljaufe  IDoljnung  na^m. 

Der  (Ersäljler  i>ern>eilt  gern  bei  6iefer  Sa6ereife,  fo  »enig  fie  an  pdj  im  Ceben  6er 
Königin  be6eutet;  uHe  man  6en  fc{;nnn6en6en  (ßlans  le^er  Sonnenpra^len  nodj  möglic^p 
5u  genief en  fudjt,  e^  6as  Dunfel  6er  Xladft  ^reinbridjt. 

Pyrmont  —  Sdjiller  lägt  befanntlidj  feine  „berüljmte  (frau"  6a^in  reifen  un6  21TattIjiffon 
n>äljlt  es  5um  ZTTittelpunft  feines  ^etnvexdi^  —  Pyrmont  mar  nodj  immer  6as  Zno6eba6 
6er  pornc^men  IDelt,  6ie  fic^  in  feiner  berühmten  £in6enaQee  6amals  5ufammenfan6,  ipie 
Ijeute  etnxi  in  Ba6en^Ba6ens  Cidjtentljaler  ZHlee.  Bei  Königin  Cuifens  2tnfunft,  6ie  glelc^ 
am  erften  2tbcn6  unter  6cn  £in6en  fpasieren  ging,  gab  es  in  fo  früljer  3^^res5ett 
nur  erft  wenige  Ba6egäftc:  einige  furlän6ifdje  ^amilien,  6cr  lUalcr  5djrö6er,  6er  6ie 
Königin  6ort  malte,  6er  ZTTufifer  ^immel,  6er  Ceibarst  ^ufelan6,  6er  6ie  Kur  6er  Königin 
leitete.  Der  Königin  in  iljrer  nodj  fc^mermütigen  Stimmung  mar  6ie  Stille  eben  rec^t;  fo 
lebte  fte  anfangs,  6a  aud;  6as  IDetter  füt^l  un6  regnerifd;  nxir,  fet^r  surficfgesogen,  nur  mit 
Brunncntrinfcn  un6  Ba6on  befdjäftigt.  2tllmäljlidj  u)ur6e  6as  IDetter  fommerlidjer  un6  6ie 
(ßefcllfdjaft  saljlreidjer:  es  tt>ur6e  Pyrmonts  glän5en6fte  „Saifon".  ZTTan  fann  (tc^  6enfen, 
nnc  Königin  Cuifens  2tntt>efenljeit  <ßäpe  I^rbei5og.  Hur  wenige  Cage  fpäter  ^l«  Cnife 
famen  iljr  Pater,  J>er5og  Karl,  feit  faft  ^  3a^ren  ein  hreuer  5?efucHr  Pyrmonis    -»er 


®nfel  (Emft  un6  t^r  Bruöer  ©eorg,  6er  immer  ^roljjtnn  um  6ie  angebetete  Sc^tpefter  5U 
perbretten  tpufte,  nnb  ©tele  anöere  öeutfc^e  dürften  unö  Prinsefftnnen  nnb  aWige  ^amllien 
von  fem  un6  nalf.  Befonöers  lieb  ipar  6er  Königin  6ie  2tntpefen^eit  oon  Kaifer  2IIeran6ers 
Sdjtpefter,  6er  e6Ien  (Erbprinsefftn  pon  IDeimar,  TXlana  Paiplotpna,  6ie  man  als  „IRaria 
2tngelica"  in  IDeimar  faum  weniger  pereljrte  als  Königin  Cuife  in  Preufen.  Die  (Erb^ 
prinsefftn  ^tte  fdjon  im  legten  IDinter  bei  i^rem  2tufentljalte  in  Berlin  6ie  5reun6fdjaft 
Cuifens  gewonnen;  instpifdjen  war  audj  i^r  ein  Kin6  geftorben,  un6  6er  gemeinfame  Sdjmers 
wie  gemeinfame  politifdje  2Inftdjten  füljrten  je^t  6ie  bei6en  ^ürftinnen  nodi  nä^er  sufammen. 
Pon  ^ameln  famen  oft  ©ffisiere  6es  6ort  gamifonieren6en  preufifc^en  Regimentes  Prins 
pon  ©ranien,  Pon  ZTlünfter  (ßeneral  Blüdjer,  6er  6ie  Königin  fdjmärmerifdj  ben?un6erte,  un6 
bei  i^r,  n?ie  alle  frifdjen  un6  tatfräftigen  tlaturen,  in  grofer  (ßunft  ftan6.  2tudj  ^rau 
pon  Berg  fan6  ftc^  ein,  5um  Kummer  6er  ©räfin  Vo%  6er  i^re  3ntimität  mit  6er  Königin 
n>ie6er  grimme  (Eiferfudjtsqualen  bereitete. 

3n  6iefem  Kreife,  6effen  Ciebe  un6  üere^rung  fie  tPoIjltuen6  umgab,  unter  6er  günftigen 
(Einmirfung  6er  pon  Qufelan6  ftreng  fibenpad^ten  Kur,  erholte  ficf;  allmä^licf;  Königin  Cuife 
un6  fonnte  bal6  an  6en  ^tx^tvtnungcn  un6  üergnügungen  6es  Ba6elebens  teilneljmen.  Sie 
Ijat  uns  felbft,  in  ausfü^rlidjen  Briefen  an  6en  König,  mit  6em  fie  fef^r  regelmäfig 
forrefpon6ierte,  i^r  Ceben  gefdjil6ert.  Bei  6en  erpen  Klängen  6es  Chorals,  im  fdjlidjten 
ujeif en  2norgengen?an6,  6en  (Crinfbec^er  in  6er  £)an6,  erfdjien  Königin  Cuife  am  Brunnen. 
Sie  pflegte  6ie  Sta^lquelle  mit  etwas  (Efelsmilc^  5U  trinfen  un6  6abei  fleißig  fpasieren  5U 
ge^en;  6enn  an^lten6e  Bewegung  im  freien  ^atte  ^ufelan6  5ur  grofen  Genugtuung  6es 
Königs  por  allem  empfoljlen.  Um  \0  Uljr  ipur6e  unter  6en  Cin6en  an  langen  Cifdjen  in 
grofer  (ßefellfdjaft  6as  (fru^ftücf  eingenommen,  5U  6em  eine  6er  ^ürftlidjfeiten  06er  audj 
ein  beftimmter  Kreis  6er  ©efellfdjaft  ein5ula6en  pflegte.  Dann  ba6ete  6ie  Königin  un6  nadj 
furser  Hulje  untemaljm  fie,  meift  5U  Pfer6e,  tt>ie6er  in  größerer  ©efellfdjaft,  einen  2tusflug 
in  Pyrmonts  llmgegen6,  nadj  6em  (frie6enstale,  auf  6en  Königsberg,  5um  n)al6ecffdjen 
Sdjlof ,  06er  ipoljin  fonft  6as  fdjöne  IDetter  locfte  un6  <ßraf  Bemftorff,  meift  Ceiter  6iefer 
2tusflüge,  6ie  ©efellfdjaft  führte.  Xladi  6er  Hücffe^r  wnvbt  5U  ZITittag  g^fP^ip«  <ßegen 
2tben6  pereinigte  man  fidj  im  Kurfaal  5um  (Cee,  »obei  audj  f leine  £)a5ar6fpiele  nidjt 
ausgefdjloffen  waren;  seitig  vonxbe  5U  2Iben6  gegeffen  un6  seitig  6ie  Hu^e  gefudjt.  ^nwexkn 
aber  gab  es  audj  Konserte  un6  BäHe;  un6  6ie  Königin  felbft,  nadj6em  ^ufelan6  es  geftattet, 
l^at  ftd;  am  tüanse  beteiligt. 

IDir  beft^en  für  6iefe  (Tage  noc^  eine  anmutige  Sdjil6erung  6er  Königin;  eine  a61ige 
Dame  aus  ^annoper  ifat  fte  aufgeselc^net,  6ie  \806  in  Pyrmont  war,  ^9  3^ljre  fpater 

ist 


Sni(^  mit  ^xanfxtidf 

505  l^ab  witbtt  befuc^te  unb  öobet  i^re  Erinnerungen  an  Me  Königin  auffrifc^te.  ,^Kdnigin 
Cuife,"  fo  ersä^lt  jte,  „trug,  »ie  6ie  junge  (ßrofffirpin,  mit  öer  fte  gern  gans  gleich  nxir, 
ein  meifes  flores  dvoanb,  freffen  Saum  un6  (Sfirtel  leidste  SUberfücferei  6ecfte;  n>eif  un6 
filbemes  Banb  im  tfaat,  einen  Strauf  pon  ©rangenblilten  un6  Sofen.  3^re  Sc^dn^, 
n>enngleic^  t>on  n>eid}fler  ^rauenmilöe  un6  nnirm  belebt  von  6en  fc^dnften  färben  un6  6em 
fee(eni>oIIen  Tinsbvud  6er  fonnigen  2(ugen,  ^tte  etnnis  Stotuengleid^es,  etnxis  öurc^ous 
Unflerblic^es;  eine  Sc^önljeit,  von  5er  6ie  BIflte  5er  3ugen5  ^inmeggeftreift  n>er5en  fonnte, 
ol^ne  fie  5u  perringem.  Ceife  IPel^mut  • .  •  umgab,  n>enn  fte  fc^mieg,  i^ren  fflfen  Znun5, 
uberfcf^leierte  5ie  Ieucf;ten5en  2Iugen;  nid^ts  aber  glic^  i^rem  tädfcln,  i^rer  ^I5feligen 
(freun5licf;feit,  tt>enn  fte  fprac^.  Den  ^tte  ein  lieblic^  (ßefc^icf  umfangen,  5er  eines 
IDortes  von  iljr  ftc^  rüljmen  fonnte  . . .  Königin  Cuife  n>ar  immer  von  engelgleic^  QuI5 
un5  ^erablaffung,  nic^t  allein  für  5ie  Kreife,  5ie  sunädjfl  fie  umgaben,  nein,  für  afle"  • .  • 
Sie  falj  5ann  5ie  Königin  eines  2Iben5s  beim  Ball  im  Kurfaal.  „34  fa^  fie  tanjen  . . 
Sie  fcf^mebte  5a^in,  nic^t  n>ie  eine  Staubgeborene,  un5  nieman5  märe  erftaunt  geipefen, 
^tte  fte  il^r  ^Ifigel|>aar  plö^Iic^  entfaltet''  . .  • 

Cuife  füllte  ftcf;  unen5lic^  tt>o^I  in  5en  ^eren  (ßenflffen  5iefes  }tt>anglofen  Sa5e« 
lebens;  langfam  famen  Ujr  5ie  perlorenen  Kräfte  nnc5er,  5eren  fte  bal5  fo  5ringen6 
be5firfen  foQte.  Qätte  nur  5ie  lei5ige  Politif  nidft  audf  ^ier  nne5er  in  5as  fonnige  Cl&d 
bnntle  Schatten  getporfen*  Die  Königin,  mir  unffen  es  aus  i^rer  llnterre5ung  mit  5em 
Qersog  pon  Braunfd^meig,  feinte  ftc^  unausfprec^Iic^  nac^  Su^e.  y^t  fyi^  gegen  Hapoleon 
blieb  immer  5er  gleid^e;  aber  5er  tDunfd}  nac^  ^rie5en  ringsum  ubenpog  5oc^  je5e  fob^ 
£ei5enfc{;aft.  (Es  mar  gans  in  i^rem  Sinne  un5  ^tte  i^ren  poQen  Beifall,  wenn  König 
^rie5ridj  HHI^Im,  5er  fonft  nidjt  gera5e  gern  5ur  5e5er  griff,  „in  einem  2(nfaU  politifc^ 
Perpe",  mie  er  felbft  fagt,  5em  rufftfdjen  Kaifer  5amals  ausffi^rlidj  5en  pian  entipicfelte, 
5er  feinen  eigenften  politifcf^en  (StbanUn  in  ftd}  fcf^Iof :  ZRan  foUe  Hu^e  galten  un5  5en 
übemiädjtigen  ^ransofenfaifer  5urc^  anfc^nen5e  Hcfignation  in  Sic^r^  ipiegen,  um  in 
5er  Stille  alle  Kräfte  5u  einer  umfaffen5en  Koalition  be5äcf;tig  5u  fammeln.  Königin  Cuife 
lobte  5ie  Dcnffc^rift  5es  Königs  als  5as  IDerf  „feiner  ^n5,  feines  ^erjens  un5  feines 
(Beiftcs";  fte  ermunterte  itjn,  fo  fortsufaljren  un5  uberijaupt  me^r  Selbfbertrauen  5u  faffen, 
5as  allein  it^m  fe^Ie. 

XDie  menig  aber  fannten  bei5e  i^ren  (ßegner,  menn  fte  emftlid}  glaubten,  5af  er  i^nen 
5a5u  ^cxt  laffen  n>er5e!  lDäIjren5  Cuife  nodj  in  Pyrmont  meilte,  ^örte  man  pon  5en 
Ummdlsungen,  5ie  ftc^  in  Deutfd;Ian5  porbereiteten;  man  erfuhr  aud},  5af  Ilapoleon  Sachen 
ü"5  J>«?ffen,  5eren  -5wg«^rigfeit  5ur  preufffc^en  Intereffew^pKJre  Usber  ftet«  a^*t^  n*^ 


an  fxdf  5u  stehen  fuc^e.  Von  preuftfdjer  Seite  mugte  &em  entgegengearbeitet  it>er6en. 
Königin  Cuife  felbft  Ijielt  es  für  angeseigt,  gegen  6en  Kurfürften  pon  Reffen,  6en  fte  5U 
einem  Befudje  in  Pyrmont  peranlafte,  6ie  Ciebensmüröige  5U  fpielen,  um,  ane  fte  fagte, 
6em  König  ,;einen  ^reunö  mit  25000  TXlann  3U  erl^alten^'*  Der  König  billigte  bas  ^öc^lic^, 
obgleich  er  im  übrigen  tpflnfc^te,  6af  6ie  Königin  im  3nterejfe  i^rer  (ßefunö^eit  6er  Politif 
^df  möglic^ft  fem  ^Ite. 

Tlndi  6ie  innerpolitifc^en  Betpegungen  in  Preufen  trugen  i^re  Unruhe  bis  nadf 
PYrmont.  Steins  Denffdjrift  gegen  6ie  Kabinettsregierung  mar,  n>ie  mir  uns  erinnern, 
nicf^t  an  6en  König  gelangt  Sa  na^m  Qaröenberg  fic^  6er  ^c^e  an.  Unb  ^öd}fl  be^ 
5eid;nen6  fär  6ie  damaligen  ^uftänöe  in  Preufen  tme  für  6ie  Stellung  6er  Königin  ift  es, 
in  n>eld}er  tDeife  6as  gefc^a^.  Tludf  ^r6enberg  perjnmfelte  6aran,  auf  6en  König,  mit  6em 
er  bodi  nadi  feinem  Hflcftritt  in  na^en  Besie^ungen  geblieben  nnir,  unmittelbar  ju  mirfen; 
auc^  er  glaubte  6ie  Permittelung  6er  Königin  nic^t  entbehren  5U  fönnen.  Cr  n>an6te  ftc^  an 
6en  preufifcf^en  (ßefan6ten  in  Kaffel,  6en  ^flrften  XDittgenftein,  6er  ftc^  gleicf^falls  6amals  in 
Pyrmont  auft^ielt,  um  6urd}  i^n  6en  TS.at  nnb  6ie  Unterftä^ung  6er  Königin  3U  erlangen. 
Der  König,  fo  erflärte  er  i^m,  fe^e  6ie  „traurige,  fdjimpflic^e  un6  gefährliche  Cage"  nidjt, 
6ie  feine  Satgeber  i^m  p§rfc^leierten;  auf  6er  „ridjtigen  (Einftdjt,  6em  Patriotismus  un6 
6em  (El^rgefäl;^'  6er  Königin  allein  berufne  noc^  6ie  einsige  Öffnung.  tDie  foQe  man  6em 
König  6ie  Sac^e  porftellen,  6er  Walfvl)dt  bei  iljm  Eingang  perfc^affen?  Sollen  mehrere 
es  5ugleic^  tun  06er  einselne?  Iln6  UHinn?  lieber  alle  6iefe  fragen  foHte  6ie  Königin 
entfc^ei6en.  Der  ^t  6er  Königin  entfprac^  6en  Porfc^lägen  Qar6enbergs;  in  einem  Punfte 
aber  ging  fte  über  6effen  7in[xdjkn  hinaus  06er  pielme^r  trat  i^nen  gera6e5u  entgegen. 
Sie  empfahl,  n?ie  IDittgenftein  an  ^ar6enberg  fc^rieb,  6em  König  6ie  Sadfc  in  einem 
2tuffa^  fdjriftlic^  porsupellen,  6en  mehrere,  auc^  „ZUanner  pon  (Bewiest  bei  6em  ZlTUitär" 
unterfdjreiben  foüten;  aber  fte  riet,  auc^  ^augn?i|  mit  5ur  Unterseidjnung  Ijeransusieljen, 
un6  perfpradj,  6en  (ßrafen  felbft  6afür  5U  gewinnen,  »ie  fte  überhaupt  im  ftiHen 
ipirfen  wttbc.  Der  per^afte  Hame  6es  (ßrafen  Qaugmi^  genügte,  um  ^ar6enberg  ab^ 
5ufdjrecfen;  er  lieg  6en  (BebanUn  einer  (Eingabe  an  6en  König  fallen,  6er  6ann  erfl  fpater, 
n>ie  xxAx  fc^en  n>er6en,  aber  o^ne  ZUitmirfung  6er  Königin,  pon  an6erer  Seite  tt)ie6er  auf^ 
genommen  un6  pertpirflic^t  n>ur6e. 

3n5ipifc^en  ging  6ie  für  Pyrmont  urfprünglic^  in  2(usftc^t  genommene  S^t  5U  (En6e* 
Königin  Cuife,  nne  es  fc^nt,  n>are  nid}t  ungern  in  6em  Ba6e,  in  6em  fte  (ßenefung  gefud^t 
un6  menigftens  Befferung  gefun6en,  noc^  länger  geblieben.  2(IIe  Kräfte,  6ie  fte  6ort  geipinne, 
fönten  6oc^  nur,  n>ie  fte  perftc^erte,  6em  IKenfte  6es  Königs  gen>i6met  n7er6en,  ,;foUten  i^m 

t83 


Brn(^  mit  ^franPretd; 

tragen  Ijcifcn,  mos  6er  f^imnicl  tljm  bcfdjicöen  fyibc".  „^,  mein  ^rcunö/'  fdjricb  fic  i^m 
fransöftfcf;,  ,;meine  £)tngabe  an  Dicf;  ift  ol^neglcicf^en,  6ann  fommen  ntetne  Kinöcr  un6  6er 
Staat  un6"  —  fo  fäljrt  fic  öcutfdj  fort  —  „mein  leben  ift  nidjts,  rxKnn  ic^  €udj  glflcflic^ 
madjen  Knnte,  wenn  nur  ein  Vorteil  für  Vidi,  mein  befter  ^reunö,  öaraus  entfte^en 
fönnte  .  • .  3^  ^i"  ^"  Deinem  f^ersen  unö  gottlob  in  Deinem  tfcvyn  auf  enrig  Deine 
Cuife."  Sic  regte  felbft  an,  6af  audj  6er  König  nadj  Pyrniont  fommen  möge,  un6  6er 
König  ipäre  fel^r  geneigt  6a5u  geipefen.  Das  mutige  Sa6eleben  mit  feiner  ^ttninglofigfeit 
n>ar  gan$  nadf  feinem  (ßefdjmacf.  3"  Pots6am  un6  (E^rlottenburg  langweilte  er  fidj  o^ne 
feine  (ßemal^lin  fürcf^tcrlicf;.  „^df  muf  ausfel^n,  tpie  6ie  pcrförperte  un6  tpan6eln6e  lange« 
ipcile,  wenn  icf;  micf;  in  6en  (Barten  fcf^Ieppe'^  fcf^rieb  er  felbft.  (Er  las  6ie  i^m  6amals 
übergcbcnen  Briefe  ^rie6ridjs  6es  (ßrogen  an  6en  eben  perftorbencn  t)er$og  ;f ric6ridj  2(ugu{i 
t>on  3raunfcf;tpeig^0els  un6  fcf^rieb  aucf;  für  feine  (ßemal^lin  intereffantc  Stellen  6araus  ab. 
(Er  fucf^te  ^^t^ivcnnriQ  in  weiten  Spa5ierritten  un6  im  (Tl^eater,  wo  er  ^ac^rias  IDemers 
„VOcxifc  6cr  Kraft",  6as  Cutljerftflcf,  6as  6amals  in  Berlin  grof  es  ituffeljen  madjte,  anhörte, 
aber  aucf;  Ballette  un6  (Tanserinnen  bewun6erte.  Die  auswärtige  Politif  mit  i^ren  Vct» 
wicfelungen,  6ie  unruljigen  Xladibatn,  Hapolcon  un6  6er  fdjwe6ifdje  „Don  Quiyotc",  waren 
i^m  fo  laftig  wie  je.  3mmerl)in  fyitU  er  ein  (Befühl  t>on  6em  (Emft  6er  ^cxt,  6er  i^m 
eine  Entfernung  nicf^t  geftattete,  un6  Cuife  mugte  ftcf;  5ur  HflcTfel^r  entfcf^Iief en,  6a  fte  6oc^ 
am  (ßeburtstage  il^res  (ßemal^Is  nicf^t  fel^Ien  6urfte. 

So  pcriicf  6ie  Königin  am  29.3uli  Pyrntont,  gefräftigt,  im  beften  IDo^lfein,  wie 
fic  fdjrcibt,  roll  Danf  gegen  (Sott  Unterwegs,  in  Znag6eburg,  crijielt  fic  einen  Brief  6es 
Königs,  6or  il^r  6ic  ZTad;rid;t  pom  2(bfd;Iuf  6cs  Hl;einbun6cs  boftdtigte,  6ie  fd^n  6ie 
(ßcfcUfdjaft  in  Pyrmont  in  Beftürjung  perfekt  Ijatte.  „Das  fann  nidjt  fo  bleiben,"  meinte 
Cuifc,  „Xtapolcoii  ift  ein  (EIcn6cr."  (Einige  iHeilcn  por  Pots6am  fam  il?r  6er  (Rcmatfl 
entgegen,  nidjt  ol?nc  nadj  feiner  JDeifc  poriger  pdj  je6e  „(CI?eatcrf5cno"  bei  6er  Begrfifung 
pcrbctoii  5u  Ijabcn.  „Du  bift  un6  blcibft  6odj  6as  licbftc,  was  id)  auf  (Er6cn  fyxbc,^'  Ijotte 
er  iljr  eben  nodj  mit  lDal?rl?eit  6cutfdj  gcfdjricbon;  aber  feine  (ßcfüljlo  5U  soigen,  gar  por 
an6crcn  5U  setgcn,  wäre  il^m  ein  unmöglid^er  (0c6anfe  gewefcn.  7lm  \.  2tuguft  nal^m  6a$ 
föniglidjc  Paar  wic6cr  im  (£l?arlottenburgcr  Sdjioffo  H)ol?nung,  6off cn  fan6igen  Porplo^ 
6cr  König  5ur  grojgon  ^rcu6c  6cr  Königin  in  einen  fdjönen  Xafcnplafe  Ijatte  perwan6eln 
laffcn.  Dort  wur6e  audj  .am  5.  ituguft  6er  (ßcburtstag  6cs  Königs  gefeiert,  f^öfifdfer 
(ßlans,  ^Jeftmaljl,  3*i"i^f*<^'^^'""^"fi'  —  ^^  fdjien  alles  wie  fonft,  wie  im  3^^^^^  supor. 
21  Hein  über  allen  2lnwcfcn6en  —  einer  6apon,  prins  Couis  Jer6inan6,  fjat  6ie  Stimmung 
acfd)il6crt  -     lao^  6iesmal  ein  (ßcfüljl  6rücfen6er  Sdjwüle,  6as  namentlid)  bei  6em  Könia 


0>el^cmäl^e  von  ^^öttner,  ir^<» 


Brud}  mit  ^ranPretc^ 

fetner  pollttf  . . .  TXlan  fagt  immer,  man  6arf  ftdj  nic^t  mit  ^ranheic^  überwerfen,  mit 
öiefem  Ungel^euer  an  TXladjt,  nnb  xdf  antiPorte:  TXlan  muf  qßni  ebenfo  porftc^tig  fein,  fic^ 
feine  ^reunbe  ju  ersten,  Me  einsigen,  öie  uns  nfl^en  unö  als  StSiiie  gegen  Mes  Unge^uer 
Menen  f önnen,  6as  feine  ^reunbe  fennt  (Er  nrill  nur  Sflapen  als  IDerfseuge  feines  ZPiUens. 
Unb  xdf  bin  flberseugt,  6af  je&er  preufe  lieber  ben  legten  Blutstropfen  Eingeben,  als  ftc^ 
5U  6er  3"!^"^^«  emieörigen  nrirö,  Derbflnöeter  o6er  Sflare  —  nxis  ffnonym  ifl  —  6er 
^ransofen  5U  n)er6en.    Daljin  aber  arbeitet  man,  6atx>n  bin  idj  überseugL" 

3n5n>ifd;en  nal^m  6ie  Sdiwädie  6er  Königin  5U,  i^  £ei6en  n>ur6e  ftc^tbarer.  2(Is 
fie  am  Karfreitage  \806  in  6er  ZlifoUrifirc^e  bei  propft  Hibbecf  6as  2(ben6ma^I  feierte, 
erfc^ien  fte  6en  2(ntt>efen6en  „nne  eine  ^eilige''.  Hfll;ren6e  2(n^nglicf;feit  bennes  il^r  in 
6iefcr  ^dt  iljre  Schwägerin,  6ic  Prinseffin  von  ®ranien:=5uI6a,  6er  es  suweilen  gelang,  fte 
etipas  aufju^item,  Q>al;ren6  6er  König  nad;  feiner  (Betpol^n^  auc^  je^t  im  (Tl^eater  ^tx* 
ftreuung  fucf^te.  Da  il^r  ^uftan6  ftc^  ober  immer  perfcf^limmerte,  fo  traten  6ie  Ceibdrste 
Qufelan6  un6  Brown  5U  einer  Beratung  sufammen  un6  erfidrten  eine  Ba6efur  fär 
unerläf lic^.  Königin  Cuife  fyü  ^ien>on  felbft  6em  König  in  einem  Schreiben  Znitteilung 
gemacf^t,  6as  für  i^ren  (C^rafter  nrie  fär  i^re  Besie^ungen  ju  il^rem  (ßema^I  5U  beseic^nenfr 
ift,  als  6af  es  I^er  nicf^t  pla^  fin6en  mfifte.  Sie  fcf^reibt  6em  Könige,  6er  in  pots6am 
pertpeilte,  aus  Berlin  am  \2.  2(pril  \806: 

„Befter  5reun6I  Die  Tltt^k  wflnfd^en  emftlic^  mit  Dir  re6en  5U  fönnen  wegen  meiner 
miferablen  <0efun6^eit,  6ie,  icf;  fann  es  nic^t  leugnen,  wirflief;  6urc^  Seelenfummer,  6er  fett 
6cm  September  unaufhörlich  an  meiner  Cebettsfraft  nagte,  fel^r  I^erunter  ift.  Du  fennß 
meine  (Beftnnungen,  meine  liebe  fflr  Dic^^  Du  fannft  Dir  alfo  leicf^t  6enfen,  6af  eine 
(Trennung  pon  5  06er  6  HJocfjen  gra6e  in  einer  5^t,  ipo  Du  meiner  be6arfft,  mir  inci 
foftet,  aber  ic^  glaube,  um  eine  längere  5U  per^flten,  bin  ic^  Dir,  mir  un6  unfern  Kin6eni 
fcf;ul6ig,  alles  5U  tl^un,  um  mic^  ju  erhalten.  (T^ue  id;  nicf^ts  £mftlic^cs  6iefes  3a^r,  fo 
wir6  mein  ^uftan6  6er  Sc^tpäcf^e  un6  £ntfräftung  mit  je6em  ZMonat  arger,  un6  ic^  wer6e  Dir 
in  einem  3al;re  pielleicf^t  fc^n  5ur  Caft,  ein  €fe6anfc,  6er  mir  mancf^e  bittere  tClftäm  foßete. 
€s  ift  alfo  bcffer,  ic^  ge^,  tpol^in  6er  2(usfprud;  6er  TlttiU  midi  fc^icft,  es  ift  beffer,  baff 
wir  uns  auf  einige  ^eit  trennen,  als  halb  auf  immer.  Bin  icf;  geftärft,  ge^lt,  fo  bin 
ic^  6ie  alte  wie6er.  Dir  eine  ^tere  Cefellfc^ft  un6  ^reun6in,  (6€nn  mein  frol^  (Bemüt^  tfk 
je^t  mit  einem  Hebel  umsogen),  un6  meinen  Kin6cm  eine  nu^lid^  Siüfit.  Pergieb  6iefe  ^len, 
6ie  Dir  picUeicf^t  einen  2(ugenblicf  ZMifmut^  perurfac^en  tper6en,  allein  6ie  Hot^wenMgfeit 
meines  ^uftan6es  macf^ten  fie  nöt^ig.    liebe  immer  Deine  treue  Cuife. 

Die  Tl^^ik  fommen  um  \0  Uljr,  unt  mt*  Dir  5U  fprec^en," 


Brnc^  mit  ^ranfretd} 

Das  Scheiben  ift  ein  rüljrcnöes  5^"S"^  ^^^  felbftlofcn  f^ingobc  Cutfcns  an  ben 
(ßemo^I;  nur  mit  dngftlidjer  Sdjcu  eröffnet  fte  il?m  6ie  Hottt>cn6igfeit  iljrcr  Ztbrcife,  öcnn 
pc  ti>eif  ^  »ie  6cr  ^reuMofe  un6  Cinfamc  öurdj  eine  (Trennung  rK>n  iljr  leiöen  »irö;  unö 
tpenn  fie  t^re  (ßefunöt^eit  it>ie6er5uerlangen  wün\(i}t,  fo  ift  es  um  feinettmllen,  6em  fte  nicf^t 
5ur  Caft  fallen,  öen  fte  in  trüben  (Tagen  auf^tem  un6  in  emften  ftärfen  un6  ftü^en  it>iQ. 

Der  König,  fo  fcf^iper  il^m  Me  (Trennung  it>ur5e,  tpilligte  fofort  ein;  fd^on  am  näc^ften 
(Tage  fonnte  (Brdfin  Pof  freuöig  in  il^r  (Tagebucf;  fd^reiben,  6af  man  nac^  Pyrmont  gel^n 
un6  öag  fie  Me  Königin  begleiten  iperöe.  Docf;  foUte  erft  6ie  beffere  3<^^^^3^t  abgetpartet 
iperöen.  Das  ^rü^jaljr,  mit  6em  getpoljnten  2tufentljalt  in  potsiam  nnb  (E^arlottenburg, 
bradjte  6er  Königin  feine  Sefferung,  Die  politifdje  läge  perfdjiimmerte  fic^  öurc^  Me  Der:* 
fc^ärfung  6er  Streitigfeiten  mit  (£nglan6  un6  5c^it>e6en.  ZTIan  tt>ar  eifrig  bemfl^t,  6urc^ 
Kaifer  2Ileyan6er  auf  6iefe  ZTZäc^te  perfö^nen6  einjunnrfen,  o^ne  6amit  CrfoIg  5U  ^oben. 
Cuife  felbft  fcf^rieb  i^m  pon  (T^rlottenburg:  ,,5ie  ftn6  meine  ganse  £)offnung,  6as  tpal^re 
JDoIjIergeljen  y^jvts  5reun6es  ipir6  yjmn  meljr  am  f^ersen  liegen,  als  6as  3"^^^^ff^ 
(Englan6s.''  Sie  ge6acf;te  6abei  6es  gemeinfamen  2(ufent^altes  in  (T^rlottenburg  am 
29.  0ftober  ^805,  tpo  6er  Kaifer  6as  Sc^Iof  im  Sdfme  fennen  gelernt  I^atte,  un6  ipünfcf^te 
i^n  ^erbei,  um  il^m  (T^rlottenburg  in  6er  Blfltenpracf^t  eines  ungeipöl^nlicf;  fc^önen 
^rüljlings  5U  seigen  —  fcf;meicf;eln6e  (Träume,  6ie  fie  über  6ie  traurige  IDirflic^feit  flüdjtig 
^nipegtaufc^ten.    „Denn,"  fo  fügte  fte  ^insu,  „im  (ßrun6e  fin6e  idj  ipenig  (ßlücf  in  mir 

un6  aufer  mir 3^  foll  auf  äi^tlic^en  Hat  nac^  Pyrmont,  un6  ic^  iper6e  im  3wni 

^inreifen,  um  ju  fe^en,  ob  es  ein  ZTRttel  gibt  gegen  feelifdje  £ei6en." 

Znitte  2^nx  trat  Me  Königin  r>on  pots6am  aus  6ie  Heife  nac^  Pyrmont  an,  mit 
einigen  f)of6amen  un6  6en  Kammer^erren  r>on  S<^il6en  un6  Pon  Budj;  (ßräfin  Vo^  voax 
bereits  porangereift.  (ßrofe  Qi^e  un6  fan6ige  IDege,  namentlich  Pon  Sran6enburg  ab, 
macf^ten  6ie  Heife  ungemein  befc^tperlicf;.  Da5u  famen  läufige  Begrünungen  un6  Benrill^ 
fommnungen,  €inla6ungen  5um  ^rüljftücf  ufip.,  6enen  6ie  (ßüte  6er  Königin  tro%  iljrer 
Sc^n>dcf;e  ftd;  nid^t  ent5ie^en  mochte.  Der  König  fehlte,  6er  fonft  Me  ftd;  ^eran6rängen6e 
Segeifterung  absutpe^ren  pflegte,  un6  fo  fonnte  6ie  Sepölferung  i^re  ftürmifd^e  (Teilnahme 
unge^in6ert  beseigen.  PöQig  erfc^öpft  fam  Cuife  am  erften  (Tage  in  Znag6eburg  an,  tPo 
alle  „^norasionen"  —  fo  fc^reibt  fie  felbft  —  fie  empfingen  un6  fo  um6rängten,  6af  fie 
tpie  fd;tpeben6  in  i^r  ^immer  getragen  tpur6e;  un6  6ann  mufte  fie  nod;  6ie  £iebensn)ür6ige 
fpielen,  ipä^ren6  fie  por  €rmü6ung  faft  umgefunfen  ipare.  2(m  näc^ften  (Tage,  ipie6er 
in  Staub  un6  Qi|e,  ging  es  über  Qalber{ta6t  nac^  Braunfd^ipeig,  por  6effen  (Toren  6er 
alte  £)ei^og  Karl  ZXHl^elm  ^er6inan6  6er  Königin  entgegenfam.    (£v  Ifoüc  in  6en  le^en 

W9 


TSrndf  mit  ^franfretc^ 

TXlonaUn  auf  Bitten  6es  Königs  fidj  Ut  fdju>ercn  Zniffion  untcrsic^n  muffen,  perfSnlic^ 
in  Petersburg  Me  öurdj  Me  neuen  Verträge  mit  ^ranfreidj  gefäljröeten  Sc$ieljungen 
5U  Huflanö  ju  befeftigen.  (Es  fonnte  nicf^t  fehlen,  6ag  bei  6em  ^ufammentreffen  mit 
6er  Königin  andf  öie  tPeltlage  5ur  Sprache  tarn,  ^ux  Ueberrofcf^ung  6er  Königin,  6ie 
t^n  fonft  als  unfcf^Iflffig  un6  fd;tt>anfen6  fannte,  jeigte  er  ftc^  je^t  feft  un6  beftimmt. 
H)aljren6  Cuife  meinte,  es  iper6e  ein  wahres  (ßlflcf  fein,  ipenn  man  ein  o6er  jipei  3a^re 
Hu^e  (^ben  fönne,  em>i6erte  er:  „Das  tpare  tDo^I  5U  n>unfc^en,  .  •  •  aber  6aran  ift  nic^t 
$u  6enfen.  €s  ip  eine  (Chimäre.  Der  König  muf  fidj  entfc^ei6en,  wen  er  in  6iefem 
Kampfe  unterftü^en  imll."  ^ür  wen  nadj  feiner  2tnftdjt  Preufen  Partei  ergreifen  follte, 
Seigte  feine  IDamung  por  Hefrutierungen  in  ^annoper,  6ie  6amab  beobficf^tigt  iparen* 
„3«6er  gute  Preuge,"  meinte  er,  „mug  6em  König  t^annoper  n>flnfcf;en,  aber  es  ip  un^» 
möglief;,  6ag  er  es  bel^,  unmöglicf;,  6as  ipur6e  t^n  ins  gröfte  Unglucf  pürsen,  un6  uns 
pdjer  mit  unferem  nni^ren  l?erbfln6eten  un6  ^reun6e  entsipeien,  un6  6as  ip  6er  ipa^re 
Dorteil,  6en  ^franfreidj  6apon  enpartet"  . . . 

lieber  t)il6es^im,  6as,  obgleich  erp  feit  ipenigen  3a^ren  preugifc^,  6er  Königin  einen 
jubeln6en  Cmpfang  bereitete,  un6  6as  bisljer  fymnoperfdje  f^ameln,  6e(fen  €inu>o^ner  faum 
grüften,  erreidjte  Königin  Cuife  am  ^9,  3uni  Pyrmont,  tt>o  pe  als  (ßräpn  pon  £)o^enpein 
im  3a6el)aufe  IDoI^nung  na^m. 

Der  (Er5at?Ier  pern>eilt  gern  bei  6iefer  Sa6ereife,  fo  tpenig  pe  an  fxdi  im  leben  6er 
Königin  be6eutct;  nnc  man  6en  fdjipin6en6en  (5lani  le^ter  Sonnenpra^Ien  noc^  möglic^p 
5u  genießen  fucf^t,  el^e  6as  Dunfel  6er  Hacf^t  ^reinbricbt. 

Pyrmont  —  Sdjiller  lägt  befanntlidj  feine  „berüljmte  ^rau"  6a^in  reifen  un6  ZHatt^iffon 
ipaljlt  es  5um  ZHittelpunft  feines  ^feenreidjes  —  Pyrmont  war  nodj  immer  6as  Zno6eba6 
6er  pomeljmcn  IDelt,  6ie  pdj  in  feiner  berüljmten  £in6enaUee  6amals  5ufammenfan6,  ipie 
^eutc  etuHi  in  23a6cn:^Ba6ens  Cidjtentljaler  2tUee.  Bei  Königin  Cuifens  2lnfunft,  6ie  gleic^ 
am  erpen  Tlbcnb  unter  6cn  £in6en  fpasieren  ging,  gab  es  in  fo  friil?er  3^fjresjeit 
nur  crft  wenige  23a6egäfte:  einige  furlän6ifdje  Jamilicn,  6cr  Illalcr  Sdjrö6er,  6er  6ie 
Königin  6ort  malte,  6er  iTlupfer  ^immel,  6er  £eibar$t  ^ufclan6,  6er  6ic  Kur  6er  Königin 
leitete.  Der  Königin  in  il?rer  nodj  fc^Q>ermütigen  Stimmung  war  6ie  Stille  eben  rec^t;  fo 
lebte  pe  anfangs,  6a  audj  6as  IDetter  füljl  un6  regnerifdj  war,  fel?r  5urucfge$ogen,  nur  mit 
Brunncntrinfen  un6  23a6en  befdjäftigt.  2tUmäIjIidj  wur6e  6as  IDctter  fommerlic^er  un6  6te 
(ßefcUfdjaft  saljlreidjer:  es  wur6e  Pyrmonts  glän$en6pe  „Saifon".  ITTan  fann  pdj  6enfen, 
wie  Königin  Cuifens  2lnwefenf?eit  (ßäpe  ^erbeisog.  Hur  wenige  tCage  fpdter  als  Cuife 
famen  iljr  Pater,  ßersog  Karl,  feit  fap  ^  ^a^ren  ein  treuer  ^efn*^  Pyn«c  tts-  Vr 


®nfel  €mft  nnb  Ujr  Bruöcr  (ßeorg,  6cr  immer  ^froljfinn  um  6ic  angebetete  Sdjipefter  5U 
perbreiten  tpufte,  un6  piele  anöere  öeutfdje  dürften  un6  Prin5efftnnen  un6  aölige  ^amilien 
pon  fem  unö  nalf.  Befonöers  lieb  ipar  öer  Königin  öie  2IntpefenI)eit  pon  Kaifer  2(Iefanöers 
SdjiPefter,  öer  eölen  €rbprin$effin  pon  HJeimar,  TXlana  Paiplomna,  öic  man  als  „ZHaria 
2tngelica"  in  HJeimar  faum  weniger  pereljrte  als  Königin  Cuife  in  Preufen.  Die  (Erb^ 
prin$effin  fyitte  \dfon  im  legten  IDinter  bei  iljrem  2tufentljalte  in  Serlin  öie  ^freunöfc^aft 
£uifen5  geiponnen;  in$ipifdjen  voav  audj  iljr  ein  Kino  geftorben,  unö  öer  gemeinfame  Sdjmers 
ipie  gemeinfame  politifdje  2tnfidjten  füljrten  je^t  öie  beiöen  ^ürftinnen  nodj  näljer  $ufammen. 
Don  t^ameln  famen  oft  ©fpsiere  öes  öort  gamtfonierenöen  preufifdjen  Regimentes  prins 
pon  ©ranien,  Pon  ZTTünfter  (ßeneral  BIücI?er,  öer  öie  Königin  fdjipärmerifdj  beipunöcrte,  unö 
bei  iljr,  n:>ie  alle  frifdjen  unö  tatfraftigen  Zlaturen,  in  grofer  (ßunft  ftanö.  itudj  ;frau 
pon  Berg  fanö  ftdj  ein,  5um  Kummer  öer  (ßräfin  Vo%  öer  iljre  3ntimitdt  mit  öer  Königin 
wieöer  grimme  Ciferfudjtsqualen  bereitete. 

2^1  öiefem  Kreife,  öeffen  liebe  unö  Dere^rung  pe  »o^Ituenö  umgab,  unter  öer  günftigen 
(Einn?irfung  öer  pon  f^ufelanö  ftreng  fibenpacf^ten  Kur,  ert^olte  fxd)  allmal^Iid;  Königin  Cuife 
unö  fonnte  balö  an  öen  ^tv^tvtunngcn  unö  Dergnügungen  öes  Saöcicbens  teilneljmcn.  Sie 
liat  uns  felbft,  in  ausfüljrlidjen  Briefen  an  öen  König,  mit  öem  fte  feljr  regelmäßig 
forrefponöicrte,  iljr  ttben  gefdjilöert.  Bei  öen  erflen  Klängen  öes  Cljorals,  im  fc^lidjten 
tpeif en  ZHorgengeujanö,  öen  (Crinfbcdjer  in  öer  f)anö,  erfdjien  Königin  Cuife  am  Brunnen. 
Sie  pflegte  öie  Staljlqueüc  mit  etwas  €fekmildj  $u  trinfen  unö  öabei  fleifig  fpasieren  5U 
geljen;  bcnn  an^Itenöe  Betpegung  im  ^Jreien  fyxttt  t)ufelanö  $ur  grofen  (Genugtuung  öes 
Königs  por  allem  empfoljlen.  Um  \0  tll?r  ipuröe  unter  öen  Cinöen  an  langen  (Eiferen  in 
großer  (ßefellfdjaft  bas  ßvnii\tüd  eingenommen,  $u  öem  eine  öer  ^ürftlidjfeiten  oöer  audj 
ein  beftimmter  Kreis  öer  (ßefellfdjaft  einsulaöen  pflegte.  Dann  baöete  öie  Königin  unö  nadf 
tixvyt  Huljc  untemaljm  fie,  meift  5U  pferöe,  ipieöer  in  größerer  (ßefeüfdjaft,  einen  21usflug 
in  Pyrmonts  Umgegenö,  nac^  öem  ^Jrieöenstale,  auf  öen  Königsberg,  $um  HJalöecffdjen 
Sdjiof ,  oöer  tpoljin  fonft  bas  fc^n'e  JPetter  locfte  unö  (ßraf  Bemftorff,  meift  Cciter  öiefer 
21usflüge,  öie  (ßefellfcf^aft  fül^rte.  Xladf  öer  Hucffet^r  tpuröe  5U  ZTTittag  gcfpeift.  (Segen 
2tbenö  pereinigte  man  ftc^  im  Kurfaal  $um  (Cee,  wobei  audj  Heine  f)a$aröfpiele  nidjt 
ausgefdjioffen  tparen;  seitig  wuröe  5U  Tlbznb  gegeffen  unö  seitig  öie  Hulje  gefudjt.  3utt>eilcn 
aber  gab  es  aucf;  Konserte  unö  Bälle;  unö  öie  Königin  felbft,  nacf^öem  f^ufelanö  es  geftattet, 
t^at  ftd?  am  tCanse  beteiligt. 

JPir  befii^en  für  öiefe  tCage  nodj  eine  anmutige  Sdjilöerung  öer  Königin;  eine  aölige 
Dame  aus  £)annoper  l?at  fte  aufgejeic^net,  öie  \806  in  Pyrmont  tpar,   ^9  2^l)xe  fpäter 


Bnic^  mit  ^ranfretc^ 

b<xs  Bab  nrieöer  befucf^tc  unb  babei  i^re  (Erinnerunsen  an  Me  Köntstn  auffrifd^te.  ^Vönigin 
Cuifc/'  fo  etiätfÜ  ftc,  „trug,  wie  6ie  junge  (ßrofffirflin,  mit  6er  fie  gern  gan$  gleich  nxir, 
ein  tpeifes  flores  (Scwanb,  öeffen  Saum  unö  (ßflrtel  leichte  Silberfticferei  5ecfte;  tpeif  un6 
ftibemes  ^anb  im  ffaat,  einen  Strauf  pon  0rangenbliUen  un6  Höfen.  3Ifre  SäfönlfM, 
n>enngleid;  pon  ipeic^fter  ^rauenmilöe  unö  voavm  belebt  von  ben  fcf^önften  färben  unö  5em 
feelenpoUen  ^nsbxud  6er  fonnigen  2Iugen,  Ijattc  etmos  Stotuengleic^es,  etiMS  öurc^ous 
Unperblic^es;  eine  Sc^nljeit,  von  öer  We  Slflte  6er  3ugen6  ^iniDeggefireift  n>er6en  fonnte^ 
o^ne  fte  5u  perringem.  Ceife  tPel^mut  . . .  umgab,  tpenn  fie  fc^tpieg,  i^ren  fflfen  IRunö, 
uberfcf^Ieierte  6ie  Ieucf;ten6en  2(ugen;  nichts  aber  glic^  i^rem  lächeln,  i^rer  ^I6feligen 
;freun6lic^feit,  ipenn  {te  fpracf;.  Den  fyxttz  ein  lieblich  (B^dfid  umfangen,  6er  eines 
IDortes  Pon  i^r  ftc^  räumen  fonnte  .  • .  Königin  Cuife  tpar  immer  pon  engelgleic^  tfulb 
unb  £)erablaffung,  nidjt  allein  für  6ie  Kreife,  6ie  sunäc^p  fte  umgaben,  nein,  für  alle'' . .  ♦ 
Sie  fa^  6ann  6ie  Königin  eines  2tben6s  beim  Sali  im  KurfaaL  „^  fa^  pe  tansen  . . 
Sie  fcf^oebte  6a^in,  nic^t  n>ie  eine  Staubgeborene,  un6  nieman6  tpare  erftaunt  getpefen, 
Ifätte  fte  i^r  ^Ifigelpaar  plöfflxdi  entfaUet"  . .  . 

Cuife  füllte  ftd;  unen6Iic^  n>o^l  in  6en  ^teren  (Senflffen  6iefe5  jtpanglofen  Ba6e» 
lebens;  langfam  famen  i^r  6ie  perlorenen  Kräfte  nrie6er,  6eren  pe  baI6  fo  6ringen6 
be6ärfen  foUte.  Qätte  nur  6ie  leiMge  PoHtif  nic^t  auc^  ^ier  nrie6er  in  6as  fonnige  (B\&d 
buntlt  Scffatten  gen>orfen.  Die  Königin,  mir  tpiffen  es  aus  i^rer  llnterre6ung  mit  6em 
Qersog  pon  3raunfcf;n>eig,  feinte  pd;  unausfprec^Iic^  nacf;  Hul^e.  3^^  ^t  i^Q^n  Hapoleon 
blieb  immer  6er  gleid^;  aber  6er  ZDunfcf;  nac^  ^rie6en  ringsum  ubertpog  6oc^  je6e  fob^ 
£ei6enfd;aft.  (Es  OHtr  gans  in  il^rem  Sinne  un6  I^e  i^ren  PoUen  BeifaU,  n>enn  König 
5rie6ridj  IDil^Im,  6er  fonp  nidjt  gera6e  gern  5ur  5e6cr  griff,  „in  einem  2(nfaQ  politifd^ 
tJcrpe",  wie  er  felbp  fagt,  6em  rufpfc^en  Kaifer  6amab  ausführlich  6en  pian  entipicfelte, 
6er  feinen  eigenften  politifcf^en  <0e6anfen  in  pcf;  fc^Iof :  ZTIan  foUe  Hu^e  ^Iten  un6  6en 
übermäcf^tigen  ^ransofenfaifer  6urc^  anfc^nen6e  Hepgnation  in  Sic^er^t  wiegen,  um  in 
6er  Stille  alle  Kräfte  5U  einer  umfaPen6en  Koalition  be6äcf;tig  5U  fammeln.  Königin  Cuife 
lobte  6ie  Denffdjrift  6es  Königs  als  6as  IDerf  „feiner  ^n6,  feines  tfctyns  un6  feines 
©eipes";  pe  ermunterte  i^n,  fo  fortsufa^ren  un6  über^upt  mdfv  Selbftpertrauen  $u  foffen^ 
6as  allein  i^m  fe^le. 

XDie  ipenig  aber  fannten  bei6e  i^ren  (ßegner,  n>enn  pc  emplic^  glaubten,  6af  er  il^nen 
6a$u  5^*it  I^ffcn  wcvbcl  H)äljren6  Cuife  noc^  in  Pyrmont  weilte,  Ijörte  man  pon  6en 
llmwälsungen,  6ie  pd;  in  Deutfc^lan6  porbereiteten;  man  erfuhr  auc^,  6af  Ztopoleon  Sad^m 
un6  Reffen,  6eren  ^uge^rigfeit  $ur  preufifc^en  3w*«^''^*"^*>^**^  bis^  ftds  af«<*»***  "r^. 


an  ftc^  5u  stehen  fucf^e.  Pott  preuftfcf^er  Seite  tttufte  öetn  etttgegensearbeitet  tperöett* 
Kötiism  Cutfe  felbft  ^tclt  es  für  angesetgt,  gegeti  6eti  Kurfüirfteti  poti  ^effeti,  öen  jte  5U 
einem  Sefudje  in  Pyrrnont  peranlafte^  Me  ßebensipüröige  $u  fpielen^  utn,  wie  jte  fagte, 
6em  König  „einen  ^reunö  tnit  25000  Klann  5U  erfyilten".  Der  König  billigte  bas  tfidilidf, 
obgleich  er  itn  flbrigen  tpflnfcf^te,  6af  6ie  Königin  itn  3ntereffe  i^rer  (Befunö^eit  6er  Politif 
ftc^  tnöglicf^ft  fem  ^Ite. 

Tirxdi  Me  innerpolitifcf^en  Beilegungen  in  Preufen  trugen  i^re  Unruhe  bb  nadf 
Pyrmont.  Steitts  Denffc^rift  gegen  Me  Kabinettsregierung  nnir,  n>ie  mir  utis  erinnern, 
nic^t  an  6en  König  gelangt.  Da  nal^m  Qaröenberg  fic^  6er  ISacf^e  an.  Unb  tfödf^  be^ 
5eic^nen6  fflr  6ie  6amaUgen  ^n^t&nbe  in  Preufen  nne  fflr  6ie  Stellung  6er  Königin  ift  es, 
in  welcher  IDeife  6as  gefc^a^.  Tlndj  ^r6enberg  per5n>eifelte  6aran,  auf  6en  König,  mit  6em 
er  6oc^  nac^  feinem  Hflcftritt  in  na^en  Besie^ungen  geblieben  mar,  unmittelbar  5U  n>irfen; 
aucf;  er  glaubte  6ie  Dermittelung  6er  Königin  nic^t  entbehren  5U  fönnen.  (Er  Q>an6te  fic^  an 
6en  preufifcf^en  <0efan6ten  in  Kaffel,  6en  dürften  IDittgenftein,  6er  ftc^  gleichfalls  6amals  in 
Pyrmont  auffielt,  um  6urcf;  i^n  6en  Hat  un6  6ie  Unterftu^ung  6er  Königin  ju  erlangen. 
Der  König,  fo  erflärte  er  i^m,  fe^e  6ie  „traurige,  fdjimpflidje  un6  gefährliche  läge"  nic^t, 
6ie  feine  Hatgeber  il^m  perfcf^Ieierten;  auf  6er  „richtigen  (Einficf^t,  6em  Patriotismus  un6 
6em  €Ijrgefu^I"  6er  Königin  allein  beruhe  noctj  6ie  einsige  £)offnung.  JPie  foüe  man  6em 
König  Me  Sadfe  porftcllen,  6er  HJa^r^  bei  i^m  (Eingang  perfc^affen?  Sollen  mehrere 
es  sugleicf;  tun  o6er  einselne?  Iln6  wann?  lieber  alle  6iefe  fragen  follte  Me  Königin 
entfcljei6en.  Der  IRat  6er  Königin  entfpradj  6en  X?orfdjIdgen  ^ar6enbergs;  in  einem  Punfte 
aber  ging  fte  über  6efren  2(nftcf;ten  hinaus  06er  pielme^r  trat  i^nen  gera6e5u  entgegen. 
Sie  empfahl,  n>ie  IDittgenftein  an  £)ar6enberg  fcf^rieb,  6em  König  6ie  Sad^  in  einem 
2(uffai^  fdjriftlidj  porsupellen,  6en  mehrere,  audj  „2Hdnner  pon  (ßen>idjt  bei  6em  ZTRIitär" 
unterfd^reiben  foUten;  aber  fie  riet,  aucf;  tfauQwiti  mit  jur  Unterseic^nung  ^eran5U5ie^en, 
un6  perfpradj,  6en  (ßrafen  felbft  6afür  3U  getpinnen,  nne  fie  überhaupt  im  ftillen 
n>irfen  iper6e.  Der  per^afte  Hame  6es  (ßrafen  ^augu^ii^  genfigte,  um  ^ar6enberg  ab* 
5ufcf;recfen;  er  lief  6en  <0e6anfen  einer  (Eingabe  an  6en  König  fallen,  6er  6ann  erft  fpäter, 
ipie  vcAv  fe^en  a)er6en,  aber  o^ne  2TKtn>irfung  6er  Königin,  Pon  an6erer  Seite  n>ie6er  auf== 
genommen  un6  peripirflic^t  ipur6e. 

^nswifdjen  ging  6ie  ffir  Pyrmont  urfprönglic^  in  Jtusftc^t  genommene  ^At  5U  (En6e. 
Königin  Cuife,  nne  es  fdjeint,  n>are  nic^t  ungern  in  6em  23a6e,  in  6em  fte  (ßenefung  gefudjt 
un6  u)enigftens  Beffcrung  gefun6en,  noctj  länger  geblieben.  2(IIe  Kräfte,  6ie  pe  6ort  gewinne, 
follten  6oc^  nur,  ipie  fie  perftdjerte,  6em  Dienfte  6es  Königs  genn6met  n>er6en,  „foUten  i^m 

t83 


Brnc^  mit  ^franfretd; 

tragen  ^Ifcit,  xvas  öcr  ^inimcl  i^m  bcfdjicöen  fyibe''.  „3^/  "^^*"  ^rcunö/'  fdjrieb  fte  tljm 
fransSftfc^,  „meine  t^ingabc  an  Didj  tft  ohnegleichen,  6ann  fommen  meine  Kinöer  unö  6er 
Staat  unö"  —  fo  fäljrt  fie  öeutfdj  fort  —  „mein  leben  tft  nichts,  u>enn  tc^  €udj  glflcfltc^ 
madjcn  Knnte,  wenn  nur  ein  Dorteil  fflr  Didj,  mein  befter  ^reunö,  öaraus  entftel^en 
fönnte  •  • .  3^  ^^^  ^"  Deinem  f^ersen  un6  gottlob  in  Deinem  fersen  auf  enng  Deine 
Cuife."  Sie  regte  felbft  an,  6af  auc^  6er  König  nac^  Pyrniont  fommen  möge,  un6  6er 
König  n>äre  fel^r  geneigt  6a5u  geipefen.  Das  mflfige  3a6eleben  mit  feiner  ^ttHingloftgfeit 
n>ar  gan$  nadj  feinem  (ßefdjmacf .  3n  Pots6am  un6  (E^rlottenburg  Iangn>eilte  er  fidj  oljne 
feine  (ßema^Iin  fürc^tcrlidj.  „3^  "^"S  ausfeljen,  »ie  6ie  pcrförperte  un6  !Pan6eIn6e  Cange« 
n>cile,  n>enn  ic^  mic^  in  6en  (Barten  fc^Ieppe^',  fcf^rieb  er  felbft.  (Er  las  6ie  i^m  6amals 
übergebenen  Briefe  ^rie6ric^s  6es  (Brogen  an  6en  tbm  perftorbenen  I^ersog  ;f rie6ric^  2(ugu{i 
r>on  23raunfdjn>eig*=®els  un6  fdjrieb  auc^  für  feine  (ßemaljlin  intereffantc  Stellen  6araus  ab. 
(Er  fucf^te  ^ct^txcnnnQ  in  tpeiten  Spasierritten  un6  im  tCI^eater,  tpo  er  ^ac^rias  IDemers 
„IDei^  6er  Kraft",  6as  Cut^crftflcf,  6as  6amals  in  Berlin  grofes  ituffeljen  madjte,  anijörte, 
aber  auc^  Ballette  un6  (Cänscrinnen  ben>un6ertc.  Die  austt>artige  Politif  mit  i^ren  X?er* 
n>icfelungen,  6ie  unrul^igen  Hac^bam,  Hapoleon  un6  6er  fcf;n>e6ifd;e  ;;Don  Quifote'',  tmiren 
il^m  fo  laftig  n>ie  je.  3^^^^^^^?^"  M^^  ^^  ^^  (ßefül^l  pon  6em  (Cmft  6er  ^eit,  6er  tl^m 
eine  Entfernung  nic^t  geftattete,  un6  Cuife  mugte  ftc^  5ur  HficTfel^r  entfcf^Iiegen,  6a  fte  6oc^ 
am  (Beburtstage  il^res  (ßemal^Is  nicf^t  fehlen  6urfte. 

So  perlieg  6ie  Königin  am  29.3uli  Pyrntont,  gefräftigt,  im  beften  IDoIjIfein,  wie 
fie  fdjreibt,  poU  Dan!  gegen  (ßott.  llntenpegs,  in  2nag6eburg,  erijielt  fte  einen  Brief  6es 
Königs,  6or  il?r  6ie  Hadjridjt  pom  2(bfd;Iuf  6es  HIjeinbun6es  beftätigte,  6ie  fdjon  6ie 
(ßcfellfdjaft  in  Pyrmont  in  Beftürjung  perfekt  l?atte.  „Das  fann  nidjt  fo  bleiben,"  meinte 
£uifc,  „ZTapoIeon  ift  ein  €Ien6€r."  €inige  itleilcn  por  Pots6am  fant  il?r  6er  (Bemal^I 
entgegen,  nidjt  oljne  nadj  feiner  IDeife  porljer  pdj  jc6e  „(n?eatcrf$cnc"  bei  6cr  Begrufung 
perbeten  5u  traben.  „Du  bift  un6  bicibft  6od)  6as  licbftc,  was  id)  auf  (Er6en  I^be,"  ifOlU 
er  iljr  eben  nodj  ntit  IDatjrljeit  6eutfdj  gefdjriebcn;  aber  feine  (ßcfül?Ic  $u  soigen,  gar  por 
an6crcn  5u  seigcn,  wäre  il^nt  ein  unmöglicf^er  (0o6anfc  getpefcn.  Tim  \,  2tuguft  na^m  6a$ 
föniglidje  Paar  tpic6er  im  (Eljarlottenburgcr  Schlöffe  IDoIjnung,  6offen  fan6igen  Porplo^ 
6cr  König  5ur  grojgcn  ^rcu6e  6cr  Königin  in  einen  fdjönen  Kafcnplafe  ^tte  penpan6eln 
laffen.  Dort  tt>ur6e  audj  .am  5.  2luguft  6er  (ßeburtstag  6cs  Königs  gefeiert,  f^öfifdjer 
(ßlan5,  ^Jeftmafjl,  3<initfcbarenntufif  —  es  fdjien  alles  wie  fonft,  wie  int  3^^re  5UPor. 
21  Hein  über  allen  2Inwcfen6cn  —  einer  6apon,  prin$  Couis  Jer6inan6,  bat  6ie  Stimmung 
c^efd)tl6crt  —  lag  6iesmal  ein  (ßefül^l  6rücfen6er  Scf^wüle,  6as  namentlid;  bei  6em  Köni^i 

P4 


Cafcl  ^5 


A'Sli 


bcmerfbar  »uröe.  3^^^^  bcunruljigenöcr  nnb  bcöroljlidjcr  lauteten  6ie  XiadjndiUn  von 
öcit  Umipälsungen  im  Heidje,  von  6en  Beilegungen  6er  fransöftfdjcn  (Truppen,  6en  planen 
Hapoleons  —  nur  wenige  (Tage  fpäter  unö  aus  öiefen  öumpfen  Beforgniffen  entfprang  ein 
Cntfdjiuf  von  perljdngnispoüfter  tCragmeite. 

IDir  fte^en  por  6en  Dermicfelungen,  Me  $um  Kriege  pon  \806  unö  5um  ^u^ammtn^ 
brudj  6es  alten  Preufen  führten;  wir  muffen  iljrer  näljer  geöenfen,  obgleich  Königin  Cuife 
gar  feinen  unmittelbaren  2tnteil  öaran  geljabt  fyd,  oöer  pielme^r  eben,  um  5U  seigen,  wie 
bas  (ßefdjicf  Preufens  fic^  gan$  o^ne  iljr  ^uinn  poUenöen  follte. 

Die  2Illian5  mit  ^ranfreic^,  6ie  6em  preufifdjen  Staate  fc^were  ®pfer  in  territorialer, 
fommersieller  un6  politifc^er  £)in{tcf;t  auferlegte  un6  bas  2(nfe^en  Preufens  im  eigenen 
Canöe  wie  in  6er  gansen  VOtÜ  tief  IjerabwürMgte,  Ijatte  als  einsige  Cntfdjäöigung  6en 
Per$idjt  ^Jranfreidjs  auf  f^annoper  5ur  ^olge  geljabt.  IDenn  man  aber  öurdj  Me  €nU 
fernung  6er  fransöfifdjen  (Truppen  aus  £)annoper  öen  Beörängniffen  Preufens  ein  Cnöe 
5u  macf^en  geglaubt  ^atte,  fo  ftellte  fic^  6ies  bal6  als  eine  (Taufc^ung  l^eraus.  3mmer 
nodf  war  Deutfdjlanö  pon  fransöftfdjen  (Truppen  überflutet,  öcren  ^"'^öcf sieljung  pon 
preufifc^er  Seite  wieöerljolt  unö  6ringen6,  ftets  aber  pergeblidj  angeregt  wuröc.  (Es  waren 
gerate  Me  (ßebiete,  öeren  Derteibigung  gegen  ^Jranfreidj  Preufen  ^tte  aufgeben  muffen, 
Sfi66eutfc^lanö  unö  6er  Hieöerrljein,  Pon  wo  öiefe  (Truppenan^äufungen  preuf  en  unbequem 
würben.  Die  persögerte  2Iusfüljrung  einiger  Seftimmungen  6es  fransöftfc^^^öfterreidjifdjen 
;Jrie6ens  bilöete  für  Zlapoleon  einen  willfommenen  Dorwanö,  öen  gröften  (Teil  feiner 
(Truppen  in  Sü66eutfdjlan6  5urücf5ulaffen,  um  fie  auf  fremöe  Koften  5U  emäljren  un6 
3ugleid;  jeöem  möglicfjen  tPiöerftanö  gegen  Me  Umgeftaltung  Deutfcfjlanös  porsubeugen. 
3n  Sd)wabcn,  Bayern,  Salsburg,  €idjfte6t  ftanöen  fran$öftfdje  Korps  unter  Cannes,  Soult, 
Hey  un6  Dapout.  ^üt  Prcuf en  befonöers  empfinölidj  war  Me  2tnwefenljcit  6er  ;Jran$ofen 
in  2tnsbadj  unö  öer  ©berpfals;  6er  Drucf  iljrer  (ßegenwart  macfjte  fidj  in  Bayreuth  un6 
bis  nadj  Sadjfen  Ijin  füljlbar*  Hidjt  minöer  läftig  wuröen  fte  am  Hieöcrr^ein,  wo  fte  in 
IDefel,  bas  ZTapoleon  gleidj  nadj  6er  itbtretung  6urdj  Prcufen  mit  ^ranfreidj  pereinigt 
t?atte,  einen  neuen  Stü^punft  fan6en,  Sdfon  2Infang  3"ß  W^"  ^^  Uebergewidjt  6er 
fran3öfifdjen  (Truppen  an  ben  preufifc^en  (ßren$en  fo  6roljen6  un6  fo  gefäljrlidj,  6af  man 
in  Berlin  im  tiefften  (Beljeimnis  6ie  Hotwen6igfeit  militärifdjer  Sc^u^porfeljrungen  erörterte. 

Die  Beforgniffe  6er  preufifdjen  Staatsmänner  wur6en  noc^  6urdj  6ie  £age  6er 
curopäifdjen  Politif  unö  6er  6eutfdjen  itngelegenljeiten  gefteigert.  ITlan  wufte,  6af  wie 
$wifdjen  ^Jranfreidj  un6  Huflan6,  audj  swifdjen  ^ranfreidj  un6  €nglan6  über  einen 
^rie6enspertrag  perl?an6elt  wuröc,    JPie  nun,   wenn  €nglan6  6ie  Hücfgabe  t^annopers  sur 

\65 


unumganglicf^en  Beöinguns  machte  nnb  ^ranfreic^  tro^  aller  Vetttä^e  öarauf  einging? 
Unb  in  6er  tCat:  gletc^  nadf  6er  2(nfunft  eines  englifd^n  Unter^nölers  in  poris  t^ief 
es,  6af  5er  König  pon  (Englanö  fein  Kurffirftentum  suräcfperlonge  unö  Preufen  es 
Q>eröe  {^ausgeben  muffen.  So  ersäl^tte  man  fic^  in  Berlin,  unö  fo  ^5rte  man  auc^  in 
Pyrmont,  ^u  gleicher  ^eit  erfuhr  man  pon  5en  Per^nMungen  ^ranfreic^s  mit  einer 
2(n5a^l  öeutfc^er  StaaUn  über  öen  2(bfc^Iug  eines  Sonöerbunöes  aufer^lb  6es  6eutfc^ 
Heic^sperbanöes.  Preuf en,  bas  6ie  fü66eutfc^en  Stänöe  felbfl  6er  Por^errfc^aft  ^ranfreic^ 
preisgegeben  Ifatte,  fonnte  an  ftcf;  einem  folcf^en  Sun6e  nic^t  mifrerfprec^en;  aber  6ie  militärifc^ 
Uebermacf^t  Hapoleons  in  Deutfc^Ianö  50g  6oc^  6em  (Einfluffe  Preuf  ens  auc^  in  Horööeutfc^ 
lanö  immer  engere  5cf;ranfen  un6  fc^ien  6ie  Hegemonie  ^ranfreic^  auc^  Aber  Reffen,  Sachen 
unö  felbft  Me  Qanfaftäöte  porsubereiten.  £)ier  aber  fanö  bas  ^uräcfmeic^en  Preufens  ein 
(&t6c:  in  6er  Beöro^ung  6er  nor66eutfdjen  Staube  falj  (ßraf  f^augipi^  einen  2(ngriff  auf  6ie 
Cyiftens  Preuf  ens, 

(Eigentumlic^enpeife  fc^ien  gera6e  6urcf;  6ie  (SntnHcfelung  6er  6eutfc^en  2(ngelegenl^ten 
6er  Brucf;  jmifd^n  ^ranfreic^  un6  Preufen,  6er  2(nfang  3uli  6ro^n6  na^  nnir,  no<^ 
permie6en  n>er6en  5U  follen.  Um  6ie  ZTlitte  3uli  n>ur6e  pon  fransSfifc^  Seite  6er  preugifc^en 
Hegierung  6ie  ZTIitteilung  gemacht,  6af  6er  2(bfd;luf  6es  neuen  H(^nbun6es  unmittelbar 
beporfie^.  Unter  leb^ften  Beteuerungen  feines  IDo^ImoUens  un6  feiner  Sun6esfreun6Iic^feit 
un6  mit  6er  Perfic^erung,  6af  er  niemals  in  6ie  Hücfgabe  Qannopers  ipilligen  tper6e,  Iu6 
Hapoleon  Prcufen  ein,  aucf;  feinerfeits  mit  6en  nor66eutfc^en  Stän6en  einen  ä^nlic^ 
Sun6  ab$ufc^Iief en.  3n  Serlin  na^m  man  6iefe  (Eröffnungen  freun6Iic^  auf,  um  fo  me^, 
6a  6er  (0e6anfe  eines  Hor66eutfc^en  Sun6es  immer  ein  £ieblingsge6anfe  6es  Cfrofen 
£)augn:)i^  nxir,  mit  6em  er  fic^  auc^  in  6en  le^en  ZTIonaten  Q>ie6er  befcf^äftigt  ^tte  un6 
6e|fen  Derurirflidjung  er  je^  fofort  nd^er  trat,  (ßleidj  am  tCage  naii  (Empfang  6er 
fran$öftfdjcn  2Iuffor6crung,  am  23.3uli,  begann  er  6ie  Per^n6Iungen  mit  Kurfac^fen  unö 
Kur^ffcn.  „Der  neue  Sun6,"  fo  fdjrieb  6er  König  felbft  6em  ^ersog  pon  3raunfc^n>eig, 
„foU  nadj  meinen  2^ce\\  fein  an6eres  ^ul  fyxhm,  als  X?ertei6igung  un6  gemeinfame  Sidfet* 
Ifcxt  2llle  foUcn  für  alle  einfte^n."  ZHan  fürdjtete  a>of?l  noc^  6ie  nalic  ZHöglic^feit  eines 
neuen  ^u^amm^n^io^es  5n>ifc^en  ^ranfreidj  un6  ©efterreidj;  6er  eigenen  Beforgniffe  ^elt 
man  ftcf;  für  6cn  2(ugenblicf  fiber^ben.  3^  ^^^  ^^ue  0r6nung  6er  Dinge  in  Deutfc^kmö 
fan6  man  ftcf;  unfcf;n>er,  obgleicf;  6er  König  perfönlic^  6urc^  6ie  6abei  erfolgte  Beraubung 
feines  Sd^nnigerS;  6es  Prin$en  pon  0ranien^^ul6a,  empfin61ic^  berührt  Q>ur6e;  6ie  tatf&^lic^ 
2Iuflöfung  6cs  Deutfc^n  Heidjes,  aus  6em  Preufen  felbfl  fic^  längp  me^  un6  m^b-  los* 
gelöft  iKitte,  n^ur6e  in  Berlin  im  allgemeinen  n>enia  b^^nerft  un6  ^nnm  b^tkiuKti     Der 


Bru(^  mit  f  raiifretc^ 

Horööeutfdjc  3un6  fdjtcn  6ic  prcufifdjcn  Sonöcrintcrcffen  ^inrcidjenö  5U  ftdjem.  ®^nc  öcs* 
^alb  6as  ZHif trauen  gegen  Me  napoleonifdje  Politif  gan$  aufsugeben,  ^ffte  man  6oc^  öurc^ 
fefle  2tbgren5ung  6er  beiöerfeitigen  3"t«reffenfreife  5U  einem  ruhigen  un6  felbft  freunöfc^aft* 
liefen  Perl^Itnts  6er  beiöen  SiaoXtx^  gelangen  5U  fonnen.  27ac^5em  Me  ^ransofen  aus 
^nnoper  perördngt  un6  öamit  6te  Urfacf^e  pteler  5cf;nnerigfeiten  6er  legten  3^^re  befettigt 
n>ar,  foUte  es  nidjt  mögltdj  fein,  öie  Politif  rK>n  \795  un6  (796  erfolgreich  ipieöer  auf^^ 
Sune^men  unö  öie  Hu^e  un6  Heutralitat  Horööeutfc^lanös  un6  öamit  auc^  Preuf ens  auf 
öie  Dauer  ficf^er  5U  ftellen? 

(Ein  £)inöemis  aber  ftanö  einer  folc^en  frieölicf^en  (Enhmcfelung  nac^  ipie  por  entgegen: 
im  IDeften  ipie  im  5ä6en  fa^  ftc^  Preuf en  pon  überlegenen  franjöftfcf^en  Streitfräften  um^* 
flammert,  öie  bei  je6em  2(nfc^ein  eines  ^enpflrfniffes  preuf en  im  erften  2(nlauf  flbenpältigen 
fonnten.  JPar  6abei  eine  freie  Cntfdjliefung,  eine  felbftänöige  politif  6enfbar?  Durfte 
tnan  ^offen,  Me  Heubegrunöung  6es  Syftems  6er  nor66eutfc^en  Heutralität  unter  6em  Drucf e 
foldjer  f^eeresmaffen  ungeftSrt  6urc^ffl^ren  5U  fönnen?  (Eben  Pon  6iefen  (Truppen  famen 
je^  Hacf^ricf^ten,  nac^  6enen  6ie  fc^on  geplante  2(nor6nung  militdrifc^er  Sc^u^mafregeln  ot^ne 
emfte  <0efä^r6ung  6es  SioaXts  nicf^t  länger  auffc^iebbar  erfcf^ien. 

2(us  IDeftfalen  meI6ete  (ßeneral  Bläc^er  Pon  6er  auffälligen  Perftorf ung  6er  fransöfifc^en 
(ßamifon  in  JPefel,  Pon  6er  gufammenjie^ung  eines  tCruppenforps  pon  ^0000  TXiann  a^^ 
6er  Cippe,  eines  an6eren  bei  DflffeI6orf;  er  fflgte  ^inju,  alle  6iefe  Ztlafregeln  fönnten  nur 
gegen  Preufen  gerichtet  fein,  6em  man  Me  <0raffc^aft  Ztlarf  un6  gans  JPeftfalen  neljmen 
tpolle.  2Ius  Hegensburg  berichtete  6er  preufifc^e  (0efan6te  am  Heic^tage  pon  6er  ununter^^ 
brod^enen  Perme^rung  6er  fransöfifc^en  (Truppen  in  5u66eutfc^Ian6;  flberall  fprec^e  man 
pon  6em  beporfte^en6en  lDie6erausbruc^  6es  Krieges.  IDenn  er  es  6abei  stpeifel^aft  lief, 
ob  ftdj  6ie  Ben>egungen  6er  ^ranjofen  gegen  Preufen  06er  gegen  ©efterreic^  ridjteten,  fo 
mel6ete  6er  (0efan6te  in  ZTIünc^en  bestimmter,  6af  nac^  einer  in  Bayern  allgemein  per^ 
breiteten  2Infidjt  Me  ^ransofen  gegen  Saä\S!tx\,  un6  Preufen  porrflcfen  un6  n>ie  itnsbac^ 
aucf;  Bayreuth  6em  preufifcf^en  Staate  entreifen  Q>flr6en.  Pon  Dres6en  felbft  Q>ur6en 
Befflrdjtungen  por  einem  plS^Iic^en  (Einmarfdj  6er  ^ransofen  berichtet 

2(Ue  6iefe  Hac^ric^ten  Aber  6ie  Belegungen  6er  franjöftfc^en  (Truppen,  sufammen 
mit  6en  immer  beftimmter  auftreten6en  (ßeräc^ten  Aber  6ie  2(bftcf;ten  ZTIurats  gegen  6ie 
(ßraffdjaft  ZlTarf,  Ißix^tv^s  gegen  Bayreuth,  muften  6urc^  i^r  gleichseitiges  (Eintreffen  in 
6en  erften  (Tagen  6es  2(uguft  \806  fdjn>ere  Beunruhigung  in  Berlin  Ijerporrufen*  3n6em 
man  aber  noc^  fcf^nninfte,  ob  man  eine  gegen  Preufen  06er  gegen  0efterreicf;  gericf^tete 
2(bftc^t  anne^en  folle,  lief  pon  6er  preufifc^en  (0efan6tfc^ft  in  Paris  6te  Hacf^ricf^t  ein, 

187 


6af  nadf  5er  ZlTittcilung  eines  englifcf^en  Diplomaten  Hapoleon  6en  Cnglänöem  Me 
Häcfgabe  £)annopers  sugefagt  ^be.  Dontit  fcf^ien  öie  läge  geflart:  es  mar  nicf^t  me^r 
Sipcifel^aft,  6af  6ie  fransöfifc^en  (Truppen  beftimmt  feien,  Preuf  en  einen  neuen  Vertrag  unö 
neue  0pfer  aufsunöHgen.  (ßraf  tfauQwxi^,  6er  6ie  Urfacf^e  6er  ungünftigen  politifcf^en  Stellung 
preufens  fc^n  immer  in  feiner  ntilitärifcf^en  Sdiwädfc  gegenüber  ^ranfreicf;  erfannt  Ifattz, 
empfaljl  je^,  was  er  bereits  bei  6en  Krifen  6er  preufifdjen  Politif  in  6en  3^^ren  \803 
un6  \80^  empfoljlen  Ifattc:  er  riet  6em  König,  auc^  feinerfeits  militärifdje  Haftungen  por* 
Sunet^mcn,  um  auf  alle  ZUdglid^feiten  porbereitet  5U  fein.  Kdnig  5rie6ricf;  tPiU^lm,  6er 
ftdj  6er  übereilten  2lbrüftung  im  Januar  un6  iljrer  perI?ängnisi>oUen  folgen  erinnerte  un6 
6en  jci^t  befon6ers  6ie  Hadjridjt  über  6ie  6ro^n6e  Hücfgabe  £)annopers  erbittert  $u  fyd>m 
fcf^eint,  ging  auf  6en  2?orfd;Iag  feines  ZTlinifters  ein:  unter  6em  9.  2(uguft  Q>ur6en  6ie 
Sefcljic  erlaffen,  n>eldje  6en  größten  tCeil  6er  preugifc^en  (Truppen  auf  Kriegsfug  festen 
un6  ifjnen  sugleic^  6ie  Stellungen  anipiefen,  aus  6enen  fie  einem  2tngriff  6er  ^ransofen 
pom  Hie6errl;ein  06er  pon  Su66eutfc^Ian6  ^er  entgegentreten  fonnten;  6enn  nicf^t  auf  einen 
Brudj  06er  gar  auf  einen  Krieg  mit  ^ranfreic^  war  es  junädjft  abgefeljen:  nur  gegen  einen 
plö^Iicf^en  Ueberfall,  auf  6en  alles  t)in5u6euten  fc^ien,  n>oUte  man  fic^  ftc^er  ftellen;  nur6em 
SwawQi  einer  militärifc^en  Demonftration  tPoUte  man  nicf^t  Q>ie6er  tpaffenlos  erliegen. 

Diefe  Haftungen,  6eren  itnlaf  un6  ^^^ecf  nur  wenigen  befannt  ipur6en,  erregten  in 
Serlin  um  fo  größeres  21uffeljen,  als  pe  offenfun6ig  pon  6en  bisherigen  Vertretern  6er 
2Illian$  mit  ^franfreidj  ausgingen.  3"  ^^"  Kreifcn  6er  Patrioten,  6ie  mit  oben  fcf;il6erien, 
war  es  nidjt  unbcfannt,  6ag  gera6e  f^augwi^  auf  6ie  (Ergreifung  militarifdjer  Dorftdjts* 
maßregeln  am  meiften  fjinge6rängt  lyattc.  Dcnnodj  glaubte  man  aufs  neue  gegen  6en 
leiten6cn  ilTinifter  un6  6ie  Kabinettsräte  porgeljen  5U  muffen,  un6  $n:>ar  Ijauptfädjlic^,  weil 
man  fürchtete,  6as  Verbleiben  6iefcr  ITlänner  in  iljren  2Iemtcrn  iper6e  nidjt  blog  6en 
patriotifd;en  2tuffd;wung  in  Preugen  Idiomen,  fon6ern  aud;  6ie  befreun6eten  Hegierungen 
mit  ilTigtrauen  erfüllen  un6  pon  tatfräftiger  llntcrftü^ung  $urücf^lten.  (Eine  neue  (Ein* 
gäbe  tt>ur6e  pon  3ofjanncs  IlTüller  entn>orfen  un6,  wie  6ie  Königin  empfoljlen  ^tte,  Pon 
6en  prinscn,  Stein  u.  a.  unterseidjnet,  6em  König  am  2.  September  in  C^rlottenburg 
6urdj  einen  2I6jutanten  Hüdjels  überreidjt.  Sie  porlangte  eljrerbietig,  aber  beftimmt  6ie 
(Entfernung  pon  ^augwi^,  £ombar6  un6  23eyme.  König  ^rie6rid)  HJilljelm  geriet,  wie  ftc^ 
6enfen  ld§t,  6urdj  6en  in  Preufen  bisljer  unerljörten  Vorgang  in  lebl^ften  Unwillen.  €r 
warf  6en  öittftellem  por,  6ag  fte  felbft  6urdj  iljr  Verijalten  6ie  öffentlidje  IHeinung  irre  führten 
un6  6as  fo  notwen6ige  Tertrauen  5ur  Hegierung  fdjwddjten,  ta6elte  6en  Ijerrfdjen6en  Partei* 
geift,  6er  6en  Verfall  6es  l)aterlan6es  Ijerbciföljren  wer6e.  un6  perb''*  fiA  flbriaen^  "^"r  *»' 


^ufunft  „fe^r  bcfttmmt"  öcrartigc  (Eingaben.  Den  in  6er  Ztrmec  öienenöen  Prin$en  befahl 
er,  ftc^  fogleic^  auf  i^re  Poften  $u  perfügen.  prins  £ouis  ^feröinanö  bat  pergeblic^  um 
6ie  Erlaubnis,  ftc^  perfSnlic^  wm  Könige  perabfdjieöen  $u  öürfen;  auc^  eine  2tu6ien$  bei 
6er  Königin  »uröe  i^m  cenDeigert.  üon  Sc^Iof  Bellepue  aus  na^m  er  Don  i^r  in  einem 
Briefe  2tbfc^ie6,  über  6em  fdjon  6ie  2t^nung  6es  na^en  tCoöes  fc^roebte.  „^df  fc^eiöe/'  fo 
fdjrieb  er  6er  Königin,  „mit  6em  feften  €ntfdjluf ,  mein  Blut  ffir  6en  König  un6  mein 
üaterlanö  su  pergiefen,  öodj  ot^ne  6ie  Hoffnung,  es  retten  5U  fönnen." 

UMeöerum  fyxt  Königin  £uife  hierbei  6ie  Hoffnungen  6er  Patrioten  enttäufc^en  mfiffen* 
Sie  iDar  sugegen,  als  6ie  €ingabe  6er  Prin$en  6em  König  überreidjt  wnvbt,  un6  wznn 
fie  audj  in  tiefer  Belegung  i^re  (Tränen  6abei  nic^t  Derbergen  fonnte,  fo  unterlief  fte  6oc^, 
n)ie  man  erwartet  ^tte,  auf  6en  König  im  Sinne  6er  Prin$en  ein$un)irfen.  IDar  fte, 
wie  it^re  ©ber^ofmeifterin,  6er  Ztnftdjt,  6af  es  6o<^  alles  nidjts  nfi^en  werbe?  ©6er 
ift  es  richtig,  n>as  6amals  ptel  ersä^lt  un6  geglaubt  n>ur6e,  6af ,  angeblich  6urc^  XDittgen^ 
ftein  Dermittelt,  eine  Ztnnä^erung  jnjifdjen  i^r  un6  6em  (ßrafen  ^augroi^  ftattgefun6en 
liaite?  prin$effin  £uife  Ha6$in)ill  perficijert  in  it^ren  2tuf$eicljnungen,  (ßraf  ^augroi^  t^abe 
{wie  früt^er  fdjon  Beyme)  6em  König  porgefdjlagen,  6ie  Königin  5U  6en  politifdjen  Be* 
ratungen  t;eran$u$iet;en.  €ine  Beftdtigung  für  6iefe  Hadjridjt  t;at  fidj  fonft  nic^t  gefun6en. 
(ßenrif  ift  aber,  6af  Königin  £uife  gegenüber  6er  (ßema^lin  6es  Prin$en  IDilljelm,  6er 
6ie  (Eingabe  unterfc^rieben  ^atte,  6en  (ßrafen  ^augroi^  pertei6igt  tfot,  wie  fte  auc^  bei  6em 
ruffifcljen  (ßefdjäftsträger,  (ßrafen  Stacfelberg,  für  i^n  eingetreten  ift.  Sie  ^obe,  fo  fagte  fte 
if?m,  mefjr  als  an6ere  Vorurteile  gegen  6en  ZHinifter  gefjabt,  allein  er  ijahe  fidj  in  i^ren 
2tugcn  pöllig  geredjtfertigt  un6  i^r  beriefen,  6af  6ie  wrgefommenen  ;f etiler  gegen  feinen  3,ai 
begangen  feien,  un6  fic^  6abei  auf  6en  König  berufen.  „^augiDi^,"  fügte  fre  iDie6er^olt 
^insu,  „ift  ein  (gt^renmann  un6  guter  Patriot;  idj  f?abe  it;m  audj  erlaubt,  fo  oft  mit  mir 
$u  re6en,  als  er  iDill."  3^  6emfelben  Sinne  Ifat  6ie  Königin  in  einem  Sdjreiben  gegen  Kaifer 
2tleyan6er  felbft  frdj  ausgefprodjen.  2tllein  gera6e  ^ier  erfafjren  wir  mit  aller  ^uperldfftgfeit, 
6af  6ie  Königin  bei  ifjrer  2?ertei6igung  Don  ^augroi^  im  tpefentlic^en  nur  6em  beftimmten 
IDillen  6es  Königs  ftc^  gefügt  Ifat,  6af  fie  aber  iDenigftens  6ie  Be$iefjungen  Preußens 
$u  6en  ;fein6en  Itapoleons,  Huflan6  un6  €nglan6,  6em  €influf  6es  ZlTinifters  gän$liclj 
ent$ogen  tpiffen  iDollte.  3"  6enfelben  (Tagen,  tDO  fte  6ie  Unterre6ung  mit  (ßraf  Stacfelberg 
^atte,  lief  fte  6urclj  ^ürft  UMttgenftein  6em  ruffrfdjen  (ßefan6ten  2tlopeus  eröffnen,  6af  fie  6en 
Brief  an  Kaifer  2tleyan6er  mit  6er  Ztpologie  für  ^augroi^  nur  auf  aus6rücflicljen  Befehl 
gefc^rieben  fjabe  un6  nur  unter  6iefem  (ßefic^tspunfte  5U  betrachten  bitte.  Sie  befenne  fic^ 
nic^t  $u  6en  6arin  ausgefproc^enen  2tnfic^ten,  tDÜnfc^e  pielme^r,  6er  Kaifer  möge  6em  König 

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Brnc^  mit  jranfretc^ 

tragen  Ijclf cn,  txxxs  6cr  ^intmcl  i^m  befdjteöen  fyxbt".  „^,  mein  ^reunö/'  fc^rieb  ftc  t^m 
franjSjtfdj,  „meine  Eingabe  an  Vidf  tft  ohnegleichen,  öann  fommen  meine  Kinöer  unö  6er 
Staat  un6"  —  fo  faljrt  fte  öeutfdj  fort  —  „mein  leben  ift  nidjts,  ipenn  ic^  €udj  glücflic^ 
machen  tonnte,  wenn  nur  ein  Dorteil  für  Dic^,  mein  befter  ^reunö,  öaraus  entfielen 
fSnnte  .  • .  3c^  bin  an  Deinem  ^erjcn  unö  gottlob  in  Deinem  fersen  auf  enng  Deine 
Cuife."  Sic  regte  felbft  an,  6af  audj  6er  König  nadj  Pynnont  fommen  möge,  un6  6er 
König  iDäre  fet^r  geneigt  6aju  geiDefen.  Das  müfige  Ba6eleben  mit  feiner  3o^"9l<>fis'^ 
nxxr  gan5  nadj  feinem  (ßefd^macf.  3^  Pot56am  un6  C^rlottenburg  langtpeilte  er  fu^  o^ne 
feine  (ßcmaljlin  fürdjtcrlic^.  „3dj  muf  ausfeilen,  »ie  6ie  pcrförperte  un6  ipan6cln6e  lange« 
iDeilc,  ipcnn  ic^  midj  in  6en  (Barten  fdjieppe",  fdjrieb  er  felbft.  €r  los  6ie  i^m  6amal5 
übergebcnen  Briefe  ;f rie6ric^5  6e5  (ßrof  en  an  6cn  eben  perftorbencn  ^crsog  ^ric6ridj  2(ugu{l 
pon  Braunfcf}n>eig«=0el5  un6  fcf^rieb  andf  für  feine  (Bemal^Iin  intereffantc  Stellen  6araus  ab* 
€r  fudjte  S^tftreuung  in  weiten  Spajierritten  un6  im  tCf?eater,  n>o  er  ^^djarios  IDemers 
„IDcilje  6cr  Kraft",  6as  Cutljcrftflcf,  6as  6amals  in  Berlin  grof  es  2tuffeljen  madjte,  an^örte^ 
aber  auc^  Ballette  un6  Onjcrinnen  beipun6erte.  Die  austpartige  Politif  ntit  i^ren  Per« 
ipicfelungen,  6ie  unruljigcn  Xladibavn,  Hapoleon  un6  6er  fdjtpe6ifc^c  „Don  Qui^ote",  tparen 
iljm  fo  Idftig  ipie  je.  3^"^^^^*"  ^^^^  ^^  ^i"  (ßefüljl  pon  6em  €mft  6er  ^cxt,  6er  i^m 
eine  Entfernung  nic^t  geftattete,  un6  Cuife  ntuf te  ftc^  5ur  Hucffe^r  entfd^liefen,  6a  fte  6oc^ 
am  (ßeburtstage  il^res  (ßemal^ls  nid^t  feljlen  6urfte. 

So  pcrlief  6ie  Königin  am  29.3uli  Pyrniont,  gehäftigt,  im  beften  IDo^lfein,  ipie 
pc  fc^reibt,  poll  Danf  gegen  (ßott.  Untcru?egs,  in  2nag6eburg,  erijielt  ftc  einen  Brief  6e5 
Königs,  6cr  il^r  6ie  Had^ric^t  pom  2lbfc^luf  6cs  H{;einbun6cs  bcftätigtc,  6ic  fd^n  6ie 
(ßcfcllfdjaft  in  Pyrmont  in  Beftürsung  perfekt  t^atte.  „Das  fann  nidjt  fo  bleiben,"  meinte 
£uifc,  „ITapolcon  ift  ein  €len6er."  €inige  2Tleilcn  por  Pots6atn  fatn  ifjr  6cr  (Bemalt 
entgegen,  nidjt  oljnc  nadj  feiner  IDeife  porljer  ftc^  jc6e  „tCljeaterf$cnc"  bei  6cr  Begrufung 
pcrbctcn  $u  Ijaben.  „Du  bift  un6  blcibft  6odj  6as  licbftc,  ipas  id)  auf  €r6cn  Ijabc,"  I^tte 
er  iljr  eben  nodj  mit  IPaljr^eit  6cutfc^  gefdjricbcn;  aber  feine  (ßcfüljle  5U  $etgen,  gor  por 
an6eren  5u  seigen,  ipäre  il;m  ein  unmöglid;er  <0e6anfe  gcn>efen.  2lm  \.  2Iuguft  na^m  6as 
föniglidje  Paar  tt>ie6er  im  (Eljarlottenburger  Sd)loffe  IPo^nung,  6effen  fan6igen  Porpla^ 
6er  König  5ur  großen  ^reu6e  6er  Königin  in  einen  fdjöncn  Safenplafe  fyitic  penpan6eln 
laffen.  Dort  wnvbc  audj  .am  5.  Jluguft  6er  (ßeburtstag  6es  Königs  gefeiert.  I}öfifc^er 
Clans,  ^eflmal^l,  3*i"i^f*^'^cnmufif  —  es  fdjien  alles  ipie  fonft,  wie  im  3^fjre  supor* 
21  Hein  über  allen  2lntt>cfen6en  —  einer  6apon,  prinj  £ouis  Jer6indn6,  fjat  6ie  Stimntung 
aefd)il6ert  —  lag  6iesmal  ein  (ßefüljl  6rucfen6er  Sc^ipüle,  6as  namenüidj  bei  6em  K^nia 


bcmcrfbar  iDuröc.  3^^^^^  beunruljigenöcr  unö  bcöro^lic^cr  lauteten  6te  Hadjrtc^ten  von 
6en  UmiDäI$ungen  im  Heidje,  von  bm  Bctpegungen  5er  fransSftfdjen  tCruppen,  öen  planen 
Hapoleons  —  nur  iDenige  (Tage  fpäter  un6  aus  öiefen  öumpfen  Beforgniffen  entfprang  ein 
(Entfc^luf  von  per^ängnbpollfter  tUragipeite. 

IDir  ftefjen  por  6en  üermicfelungen,  6ie  sunt  Kriege  von  ^806  unö  $um  ^u^ammen^ 
bxnii  6es  alten  Prcufen  füljrten;  wir  muffen  iljrer  näljer  geöenfen,  obgleich  Königin  Cuifc 
gar  feinen  unmittelbaren  Jtnteil  öaran  gefjabt  fyit,  oöer  pielmeljr  eben,  um  $u  seigen,  »ie 
bas  (ßefc^icf  Preuf ens  fic^  gan$  o^ne  iljr  ^utun  pollenöen  follte* 

Die  ZtUians  mit  ^franheidj,  6ie  6em  preuf ifdjen  Staatt  fdjipere  ©pfer  in  territorialer, 
fommer$ieller  unö  politifdjer  ^inftdjt  auferlegte  unö  bas  2tnfeljen  Preufens  im  eigenen 
Canöe  »ie  in  öer  gansen  IDelt  tief  fjerabipüröigte,  ^atte  als  ein$ige  €ntfcljäöigung  öen 
üer$icljt  ^ranfreidjs  auf  ^annoper  $ur  ^olge  geljabt  Wenn  man  aber  öurdj  öie  €nfe» 
femung  öer  fran$5fifdjen  (Truppen  aus  ^annoper  öen  Beörängniffen  Preuf ens  ein  €nöe 
$u  madjen  geglaubt  Ifaitc,  fo  ftellte  ftdj  öies  balö  als  eine  Cäufdjung  t^eraus.  3mmer 
noc^  war  Deutfdjlanö  pon  fran$5fifc^en  (Truppen  überflutet,  öeren  Snvndixcl}nnQ  von 
preufifc^er  Seite  mieöerfjolt  unö  öringenö,  ftets  aber  pergeblidj  angeregt  ipuröe.  €s  nxiren 
geraöe  öie  (ßebiete,  öeren  Perteiöigung  gegen  ^franfreic^  Preufen  Ijatte  aufgeben  muffen, 
Süööeutfdjlanö  unö  öer  Hieöerr^ein,  Pon  wo  öiefe  tTruppenanljdufungen  Preuf en  unbequem 
tt)uröen.  Die  persögerte  Ztusffi^rung  einiger  Beftimmungen  öes  fransSfifc^^^öfterrcic^ifc^en 
^rieöens  bilöete  ffir  Itapoleon  einen  ipillfommenen  Pormanö,  öen  grSften  tTeil  feiner 
(Truppen  in  Süööeutfdjlanö  $urücf5ulaffen,  um  fte  auf  fremöe  Koften  $u  emäljren  unö 
5ugleidj  jeöem  mSglidjen  IDiöerftanö  gegen  öie  Umgeftaltung  Deutfdjlanös  porsubeugen. 
3n  Sdjmaben,  Bayern,  Salsburg,  €id?fteöt  ftanöen  fran$öflfclje  Korps  unter  tanms,  Soult, 
Xlcy  unö  Dapout.  ^ür  Preufen  befonöers  empfinölic^  wax  öie  Jtnmefenf^eit  öer  ^ran$ofen 
in  2tnsbadj  unö  öer  ®bcrpfal$;  öer  Drucf  ifjrer  (ßegentpart  madjte  ftdj  in  Bayreuth  unö 
bis  nadj  Sadjfen  l)xn  füljlbar.  Hidjt  minöer  läftig  muröen  fie  am  Hieöerrljein,  wo  fie  in 
IDefel,  öas  Hapoleon  gleidj  nad)  öer  Jlbtretung  öurdj  Preufen  mit  ^franfreidj  pereinigt 
iiatU,  einen  neuen  Stü^punft  fanöen,  Sdfon  Ztnfang  3"'^  fc^ien  öos  Uebergemidjt  öer 
fransöfifdjen  (Truppen  an  öen  preufifc^en  (ßren$en  fo  öroljenö  unö  fo  gefdljrlidj,  öaf  man 
in  Berlin  im  tiefften  (ßet^eimnis  öie  Hotipenöigfeit  militärifdjer  Sdju^porfeljrungen  erörterte. 

Die  Beforgniffe  öer  preufifdjen  Staatsmänner  ipuröen  noc^  öurdj  öie  Cage  öer 
europäifdjen  Politif  unö  öer  öeutfdjen  Ztngelegentjeiten  gefteigert.  ZTTan  mufte,  öaf  wk 
$tt)ifdjen  ^ranfreidj  unö  Huflanö,  audj  smifdjen  ^ranfreidj  unö  €nglanö  über  einen 
^rieöenspertrag  perfymöelt  ipuröe,    IDie  nun,   wenn  €nglanö  öie  Hücfgabe  ^annopers  $ur 

185 


unumgänglichen  Bebtngung  madftt  nnb  ^ranfretc^  tro^  aller  Perträge  öorauf  einging? 
Unb  in  6er  fCati  gleicf^  nadf  6er  2Infunft  eines  englifc^n  Unter^än6Ier5  in  Paris  ^ief 
eS/  6af  6er  König  x>on  £nglan6  fein  liurfürftentum  5urflch>erlange  un6  Preufen  es 
n>er6e  ^rausgeben  muffen.  So  ersä^lte  man  ftcf^  in  Berlin  ^  un6  fo  ^drte  man  auc^  in 
PYrmont*  3"  gleicher  ^tii  erfuhr  man  von  6en  I?er^6lungen  ^ranfreic^s  mit  einer 
2Inja^l  6eutfcf}er  Staaten  über  6en  2(bfc^luf  eines  Son6erbun6es  auf er^lb  6es  6eutf(^ 
Heicljsperban6e5.  Preufen,  6as  6ie  fu66eutfcljen  Stän6e  felbfl  6er  Por^errfdjaft  ^ranfreic^ 
preisgegeben  ^atte,  fonntc  an  fidj  einem  folc^n  Bun6e  nic^t  »i6erfprec^n;  aber  6ie  militärifc^ 
Uebermac^t  Hapoleons  in  Deutfc^lan6  jog  6oc^  6em  (Einftuffe  Preuf ens  auc^  in  Hor66eutfc^ 
lan6  immer  engere  Sc^ranfen  un6  fdjien  6ie  Hegemonie  ^ranfreic^  auc^  über  ^effen^  Sac^fen 
un6  felbft  6ie  ^anfapä6te  wrsubereitcn.  ^ier  aber  fan6  6as  ^nvüdwcxiim  Preufens  ein 
(&t6e:  in  6er  Be6ro^ung  6er  nor66eutfc^en  Stän6e  fal;  (ßraf  Qaugn>i^  einen  2Ingriff  auf  6ie 
(gyiftenj  Preufens. 

(Eigentämlicf}em>eife  fcf^ien  gera6e  buvdf  6ie  (Entancfelung  6er  6eutfc^en  2Ingelegen^ten 
6er  Bruc^  jmifc^n  ^ranfreicf^  un6  Preufen,  6er  2(nfang  3uli  6ro^6  nalft  wax,  nodf 
permie6en  tt>er6en  $u  follen*  Um  6ie  Zliitte  3uli  n)ur6e  iK)n  fransSftfc^  Seite  6er  preufifc^ 
Hegierung  6ie  ITlitteilung  gemacht,  6af  6er  2(bfcf}luf  6es  neuen  Hl^bun6es  unmittelbar 
beiDorfte^.  Unter  lebhaften  Beteuerungen  feines  lDo^ln>onens  un6  feiner  Bun6esfreun6lic^fett 
un6  mit  6er  Perfic^rung,  6af  er  niemals  in  6ie  Hflcfgabe  {^nopers  miliigen  n>er6e,  lu6 
Hapoleon  Preufen  ein,  audj  feinerfeits  mit  6en  nor66eutfd}en  Stän6en  einen  ä^nlic^ 
Bun6  absufc^lief en.  3n  Berlin  na^m  man  6icfe  (Eröffnungen  freun6lic^  auf,  um  fo  me^^ 
6a  6er  (SebanU  eines  Hor66eutfcf}en  Bun6es  immer  ein  £ieblingsge6anfe  6es  <0rafen 
Sfangwü^  wax,  mit  6em  er  fic^  andj  in  6en  le^en  ZTTonaten  n>ie6er  befc^äftigt  fyittt  unb 
6effen  Demnrflic^ung  er  je^  fofort  nä^r  trat,  (ßleidj  am  tCage  naii  (gmpfang  6er 
fransSftfdjcn  2luffor6erung,  am  23.3"ß/  begann  er  6ie  I?er^n6lungen  mit  Kurfac^fen  un6 
Kur^ffen.  „Der  neue  Bun6,"  fo  fdjrieb  6er  König  felbp  6em  ^ersog  pon  Braunfc^ioeig, 
„foll  nad)  meinen  36cen  fein  an6ere5  ^kl  Ifaben,  als  2?ertei6igung  un6  gemeinfame  ^dfct* 
Ifcxt  2Iüe  follcn  für  alle  einfte^n."  Ulan  fürchtete  wolfl  nodf  6ie  nal^  Uiöglidjfeit  eines 
neuen  ^n^ammen^to^ts  5u?ifc^en  ^ranfreidj  un6  ©efterreidj;  6er  eigenen  Beforgniffe  ^elt 
man  ftd;  für  6en  2Iugenbltcf  uber^ben.  3^  ^^^  "^^^  (Dr6nung  6er  Dinge  in  Deutfc^Ian6 
fan6  man  ftdj  unfc^mer,  obgleidj  6er  König  perfönlic^  6urdj  6ie  6abei  erfolgte  Beraubung 
feines  Sdjnxxgers,  6es  prin$en  pon  ©ranien^^ul6a,  empfin6lic^  berührt  n>ur6e;  6ie  tatfäc^lic^ 
Zluflöfung  6es  Deutfc^n  Heicf^es,  aus  6em  Preufen  felbft  ftc^  längft  me^r  un6  me^r  los« 
gelöp  ^attc    wnxbe  in  Berlin  im  allgemeinen  n>enig  ^«merft  un6  faum  hehnntfi.    De^ 


HorWcutfc^c  Sunö  fdjtcn  6tc  prcuftfdjcn  Sonöerintercffen  ^inrcidjenö  5U  ftdjem.  ©^nc  bes^ 
tfaib  bas  ZTKf  trauen  gegen  6te  napoleonifdje  Politif  gans  aufsugeben,  ^ffte  man  öodj  6urc^ 
fefte  Jtbgrenjung  6er  betöerfeittgen  ^nttte^enhzx^e  $u  einem  ruhigen  un6  felbft  freunöfdjaft 
liefen  Per^äÜnts  6er  betöen  Staaten  gelangen  $u  fSnnen*  Hadjöem  6te  ^franjofcn  aus 
^annoper  perörängt  un6  öamit  6te  Urfadje  pteler  Sc^unerigfeiten  6er  legten  3^^re  befeittgt 
ipar,  foüte  es  nidjt  mögltdj  fein,  6ie  polüif  pon  ^795  un6  ^796  erfolgreich  ipie6er  auf* 
june^men  un6  6ie  Hu^e  un6  Heutralitat  Hor66eutfd}Ian6s  un6  6amit  auc^  Preuf ens  auf 
6te  Dauer  ftc^er  $u  ftellen? 

(gin  ^in6emis  aber  ftan6  einer  folc^cn  frie6licljen  €ntnncfelung  nadj  ipie  por  entgegen: 
im  IDeften  ipie  im  Sfi6en  fa^  ftc^  preuf en  Pon  überlegenen  franjSftfdjen  Streitfräften  um* 
flammert,  6ie  bei  je6em  2tnfcljein  eines  ^«^fi^iff^s  preuf en  im  erften  Jtnlauf  übertpoltigen 
fonnten»  Wav  6abei  eine  freie  Cntfdjliefung,  eine  felbftän6ige  politif  6enfbar?  Durfte 
•man  ^offen,  6ie  Heubegrfin6ung  6es  SYftems  6er  nor66eutfc^en  Heutralitat  unter  6em  Drucfe 
foldjer  ^eeresmaffen  ungeftört  6urcljffl^ren  $u  Knnen?  &en  von  6iefen  (Truppen  famen 
je^  Hadjridjten,  nadj  6enen  6ie  fc^on  geplante  2tnor6nung  militdrifdjer  Sc^u^afregeln  oljne 
emfte  (ßefä^r6ung  6es  Staates  mäft  länger  auffd^iebbar  erfcf^ien. 

2Ius  IDeftfalen  mel6ete  (ßeneral  Blfidjer  pon  6er  auffälligen  Perftärf ung  6er  franjSpfcIjen 
(ßamifon  in  IDefel,  pon  6er  ^uSammen^zlivinQ  eines  (Cruppenforps  pon  ^0000  ZHann  an 
6er  Cippe,  eines  an6eren  bei  Düffel6orf;  er  fügte  ^in$u,  alle  6iefe  ZlTafregeln  Wnnten  nur 
gegen  preufen  geridjtet  fein,  6em  man  6ie  (ßraffdfaft  ZHarf  un6  gan$  IDeftfalen  nehmen 
tpolle.  2tus  Hegensburg  beridjtete  6er  preufifdje  (ßefan6te  am  Heic^stage  pon  6er  ununter* 
brodjenen  Derme^rung  6er  franjSftfdjen  (Truppen  in  Sü66eutfcljlan6;  fiberall  fprec^e  man 
pon  6em  beporfte^en6en  H)ie6erau5bruc^  6es  Krieges.  HJenn  er  es  6abei  $»eifel^aft  lief, 
ob  ftdj  6ie  Sen)egungen  6er  ^ranjofen  gegen  Preufen  06er  gegen  ©eflerreic^  ridjteten,  fo 
mel6ete  6er  (ßefan6te  in  Zllflncljen  beftimmter,  6af  nac^  einer  in  Bayern  allgemein  per* 
breiteten  Ztnftdjt  6ie  ^ran$ofen  gegen  Sadjfen  un6  Preuf en  porrficfen  un6  ipie  2Insbac^ 
audj  Bayreuth  6em  preufifdjen  Staate  entreifen  tt)fir6en.  2?on  Dres6en  felbft  tt)ur6en 
Beffirdjtungen  por  einem  plö^lic^en  €inmarfc^  6er  ;fran$ofen  beridjtet 

2tlle  6iefe  Hac^ridjten  fiber  6ie  Belegungen  6er  fran$öfifcljen  (Truppen,  jufammen 
mit  6en  immer  beftimmter  auftreten6en  (ßerudjten  Aber  6ie  2Ibfidjten  ZHurats  gegen  6ie 
(ßraffdjaft  Zliarf,  Bayerns  gegen  Bayreuth,  muften  6urdj  i^r  gleiclj$eitiges  Eintreffen  in 
6en  erften  (Tagen  6es  2tuguft  ^806  fdjujere  Beunruhigung  in  Berlin  Ijerporrufen*  3"^^ 
man  aber  noc^  fdjnHinfte,  ob  man  eine  gegen  Preufen  06er  gegen  ©eflerreidj  geridjtete 
Jlbftc^t  anne^en  folle,  lief  pon  6er  preufifc^en  (ßefan6tfdfaft  in  paris  6ie  Hadjridjt  ein, 

187 


baf  noc^  6er  Zliittciluns  eines  enslifc^en  Diplomaten  Hapoleon  ben  Cnglänöem  Me 
Sficf gäbe  Ijannopers  jugefagt  fyxbc.  Damit  fdjicn  6ie  Cage  geflärt:  es  war  nidjt  me^r 
SiDeifelljaft,  6af  6ic  fran$öftfc^en  (Truppen  beftimmt  feien,  Preuf  en  einen  neuen  Pertrag  unö 
neue  0pfer  aufsunötigen.  (ßraf  Qaugmi^,  &er  6ie  Urfad^e  6er  ungfinftigen  politifc^en  Stellung 
Preuf ens  fdjon  immer  in  feiner  militärifdjen  SdiXDädfc  gegenüber  ^ranfreidj  erfannt  ^e, 
empfat^l  je^t,  was  er  bereits  bei  6cn  Krifen  6er  preugifc^en  Politif  in  6en  3^^ren  \803 
un6  \80^  empfofjlen  Ijattc:  er  riet  6em  König,  audj  feinerfeits  militärifdje  Hüftungen  por* 
5unct;mcn,  um  auf  alle  Znöglidjfcitcn  porbcreitet  ju  fein.  König  ^rie6ric^  IDilljelm,  6er 
fidj  6er  übereilten  2lbrüftung  im  ^^»""^'^  ""^  ^^^^^  perIjangnispoUen  folgen  erinnerte  un6 
6en  je^t  befon6ers  6ie  Hac^ric^t  über  6ie  6ro{;en6e  Hücfgabe  Qannopers  erbittert  5U  t^en 
fdjeint,  ging  auf  6en  Dorfdjlag  feines  ZTTinifters  ein:  unter  6em  9.  Jluguft  würben  Me 
Befet^le  erlaffen,  melcf^e  6en  größten  (Teil  6er  preufifc^n  (Truppen  auf  Kriegsfuß  fe^en 
un6  ifjnen  $ugleidj  6ie  Stellungen  anliefen,  aus  6enen  fte  einem  Jlngriff  6er  ^ransofen 
pom  nie6errljein  06er  pon  Sü66eutfcljlan6  fjer  entgegentreten  fonnten;  6enn  nidjt  auf  einen 
Bruc^  06er  gar  auf  einen  Krieg  mit  ^ranfreic^  nxxr  es  junäc^ft  abgefetjen:  nur  gegen  einen 
plo^Iicf^en  Ueberfall,  auf  6en  alles  {^in5u6euten  fd}ien,  n>oIIte  man  ftc^  ftd^er  ftellen;  nur  6em 
^warxQe  einer  militdrifc^en  Demonftration  «x>Ute  man  nidjt  n)ie6er  »affenlos  erliegen, 

Diefe  Haftungen,  6eren  2lnlag  un6  ^n>ecf  nur  oenigen  bef annt  n>ur6en,  erregten  in 
Berlin  um  fo  größeres  Ztuffeljen,  als  fte  offcnfun6ig  pon  6en  bisfjerigcn  Vertretern  6er 
2tllian5  mit  ^ranfreic^  ausgingen,  3"  ^^"  Kreifen  6er  Patrioten,  6ie  wxv  oben  fc^il6erten, 
n>ar  es  nid;t  unbefannt,  6af  gera6e  Qaugmi^  auf  6ie  (Ergreifung  militärifd^er  Porftc^ts^ 
ma^egcln  am  meiften  t7inge6rängt  l^ttc,  Dennoc^  glaubte  man  aufs  neue  gegen  6en 
lciten6cn  ITliniftcr  un6  6ie  Kabinettsräte  porgeljen  $u  muffen,  un6  5u?ar  ^auptfädjlic^,  rneil 
man  fürdjtetc,  6as  Pcrbleiben  6icfcr  ZHänner  in  iljren  Ztemtem  nH*r6e  nic^t  blof  6en 
patriotifdjen  2luffdjtt)ung  in  Preugen  läljmen,  fon6ern  audj  6ie  befreun6eten  Hegierungen 
mit  llliftrauen  erfüllen  un6  pon  tathäftiger  Unterftü^ung  $urücfljalten.  €ine  neue  ©n- 
gäbe  n>ur6e  Pon  3o^<J""^'5  2Tlüller  entworfen  un6,  xxnc  6ie  Königin  empfohlen  Ijatte,  Pon 
6en  Prinzen,  Stein  u.  a.  untorseic^net,  6ent  König  am  2.  September  in  (Tl^rlottenburg 
6urdj  einen  2l6jutantcn  Hüdjels  überreicht.  Sie  pcrlangte  eljrerbielig,  aber  beftimmt  6le 
€ntfemung  pon  t^augmi^,  £ombar6  un6  Beyme.  König  ^ric6rid)  IPiUjelm  geriet,  nrie  ftc^ 
6enfen  lägt,  6urdj  6en  in  Prcugcn  bisher  unerljörten  üorgang  in  lebljaften  llnipillen.  (Er 
n>arf  6en  Bittftelloni  por,  6ag  fie  felbft  6urdj  iljr  üerijalten  6ie  öffentlidje  Illeinung  irre  führten 
un6  6as  fo  nottt)en6igc  Tertrauen  5ur  Hegierung  fc^n>ädjten,  ta6elte  6en  ^errfdjen6en  Partei 
getft,  6er  6en  V^xfal^  6es  Daterlan6es  berbeifüljren  n>er6e,  un6  perbo*  RA  •"ihria<*"<'  ^^^  *^' 


^ufunft  „fe^r  befttmmt"  öcrartigc  Eingaben.  Den  in  bet  Ztrmec  ötenenöcn  prin$en  befat;! 
er,  ftc^  fogleic^  auf  tfjre  Poftcn  5U  perfügcn.  prins  £ouis  ^fcröinanö  bat  pergcbltc^  um 
öic  (Erlaubnis,  ftdj  pcrfSnlidj  pom  Könige  perabfdjieöen  5U  öürfen;  audj  eine  2(u6ien5  bei 
6er  Königin  iDuröc  it;m  permeigert.  üon  Sdjlof  Bellepue  aus  na^m  er  pon  it;r  in  einem 
Briefe  2tbfdjie6,  über  6em  fdjon  6ie  2tt;nung  öes  nafjen  tCoöes  fdjroebte.  „2^1  fdjeiöe/'  fo 
fdjrieb  er  6er  Königin,  „mit  6em  feften  €ntfd}Iuf ,  mein  Blut  für  6en  König  un6  mein 
üaterlanö  5U  pergiefen,  öodj  o^ne  6ie  Hoffnung,  es  retten  $u  fönnen/' 

HJieöerum  fyxt  Königin  Cuife  hierbei  6ie  Hoffnungen  6er  Patrioten  enttäufdjen  muffen* 
Sie  ipar  sugegen,  als  6ie  (Eingabe  6er  prinjen  6em  König  überreidjt  wnxbz,  un6  wznn 
fte  audj  in  tiefer  Bewegung  iljre  (Tränen  6abei  nidjt  perbergen  fonnte,  fo  unterlief  fie  6odj, 
n)ie  man  enpartet  ^tte,  auf  6en  König  im  Sinne  6er  prin$en  ein$uipirfen.  XDav  fte, 
mk  iljre  ©berfjofmeifterin,  6er  Ztnftdjt,  6af  es  6odj  alles  nidjts  nü^en  iper6e?  ©6er 
ift  es  ridjtig,  ipas  6amals  ptel  er$ä^lt  un6  geglaubt  n)ur6e,  6af ,  angeblidj  6urclj  UMttgen^ 
ftein  permittelt,  eine  2tnnd^erung  jroifcljen  i^r  un6  6em  (ßrafen  Ijaugmi^  ftattgefun6en 
^atte?  prin$effin  Cuife  Ha6$tn)ill  perftdjert  in  iljren  2tuf5eidjnungen,  (ßraf  ^augmi^  ifabe 
(ipie  früljer  fdjon  Beyme)  6em  König  porgefdjlagen,  6ie  Königin  5U  6en  politifdjen  Be== 
ratungen  t;eran$u$ie^en.  (Eine  Betätigung  für  6iefe  Hadjridjt  Ijat  fidj  fonft  nidjt  gefun6en. 
(ßemif  ift  aber,  6af  Königin  Cuife  gegenüber  6er  (ßemafjlin  6es  Prin$en  HJill^lm,  6er 
6ie  €ingabe  unterfdjrieben  ^atte,  6en  (ßrafen  ^augmi^  pertei6igt  fjat,  wie  fte  audj  bei  6em 
rufftfdjen  (ßefdjäftsträger,  (ßrafen  Stacfelberg,  für  if?n  eingetreten  ift.  Sie  ^abe,  fo  fagte  fte 
if?m,  mef?r  als  an6ere  Dorurteile  gegen  6en  JTKnifter  gefjabt,  allein  er  f?abe  ftdj  in  iljren 
Jtugcn  pöüig  geredjtfertigt  un6  i^r  beriefen,  6af  6ie  porgefommenen  ;f etiler  gegen  feinen  3,ai 
begangen  feien,  un6  pdj  6abel  auf  6en  König  berufen,  „^augipi^,"  fügte  fie  n)ie6erljolt 
^insu,  „ift  ein  (gljrenmann  un6  guter  Patriot;  ic^  tjabe  it?m  auc^  erlaubt,  fo  oft  mit  mir 
$u  re6en,  als  er  mill."  3"  6emfelben  Sinne  ^at  6ie  Königin  in  einem  Sdjreiben  gegen  Kaifer 
2tleyan6er  felbft  ftdj  ausgefproc^en.  Jlllein  gera6e  ^ier  erfaljren  ipir  mit  aller  ^uperläfftgfeit, 
6af  6te  Königin  bei  iljrer  DerteiMgung  r>on  ^augmi^  im  mefentltc^en  nur  6em  beftimmten 
IDillen  6es  Königs  pdj  gefügt  ^at,  6af  fte  aber  »enigftens  6ie  Besieljungen  Preußens 
5U  6en  ^ein6en  Itapoleons,  Huflan6  un6  (Englan6,  6em  (£influf  6es  JTlinifters  gän$lidj 
entsogen  miffen  »ollte*  3"  6enfelben  (Tagen,  wo  fte  6ie  Unterre6ung  mit  (ßraf  Stacfelberg 
^atte,  lief  fie  6urdj  ^ürft  IDittgenftein  6em  ruffifcljen  (ßefan6ten  Ztlopeus  eröffnen,  6af  fte  6en 
Brief  an  Kaifer  2tleyan6er  mit  6er  Ztpotogie  für  ^augmi^  nur  auf  aus6rücflidjen  Befehl 
gefdjrieben  ^abe  un6  nur  unter  6iefem  (ßefidftspunfte  5U  betrachten  bitte.  Sie  befenne  ftdj 
nidjt  5u  6en  6arin  ausgefproc^enen  2tnfic^ten,  münfc^e  ptelmeljr,  6er  Kaifer  möge  6em  König 

189 


fdjreiben,  öaf  er  ivoav  vo^xt  entfernt  fei,  öte  IDa^I  öer  perfonen  beetnfluffen  5U  ipoüen;  öenen 
öer  König  fein  Pertrauen  fdjenfe;  öaf  er  aber  infolge  6er  jipifc^en  i^nen  befte^enöen 
;freunbfd}aft  als  eine  (ßefälligfeit  t>on  i^m  erbitte,  bei  aü^n  Per^nölungen  mit  Huflanö 
nur  6en  ^reiljerm  wn  ^aröenberg  ju  penpenöen*  Die  Königin  fügte  felbfl  6en  IPunfc^ 
^inju,  öag  von  englifd^er  Seite  eine  o^nlic^  Eröffnung  erfolge  (Bericht  pon  2tbpeus  pom 
\\.  September). 

Dos  Verlangen  6er  Königin  ging  rafdj  in  Erfüllung:  Was  IDittgenftein  $u  Tlloptus 
geäußert,  würbe  von  Kaifer  2tleyan6er  $um  (Teil  »örtlich  in  einem  Briefe  an  6en  König 
tK)m  2^.  September  nrie6erE^lt.  Hatärlic^  blieb  es  sunäd^ft  ebenfo  nnrfungslos,  nrie  alles, 
was  6amals  verfud^t  n>ur6e,  um  6en  König  Pon  Qaugnri^,  £ombar6  un6  Beyme  5U  trennen« 

XDie  a>eit  aucf^  Königin  Cuifens  Had^iebigfeit  gegen  6ie  Heigungen  6es  Königs 
6amals  gegangen  fein  mag,  über  i^re  n>a^re  (Beftnnung  fann  fein  ^ipeifel  befte^n.  2>on 
i^rer  Ba6ereife  n>ar  fte  in  trüber  Stimmung  jurdcfgefommen;  6er  H^einbun6  un6  feine 
folgen,  6ie  Unterwerfung  6es  £an6es  itjrer  fd^nen  3ugen6tage  unter  franjöftfc^  Qerrfd^aft, 
6er  Untergang  6es  „Heidjs"  erfüllte  fte  mit  tiefem  Sc^merse*  Sie  entfc^ulMgte  6as  i^ 
fo  teure  ff  aus  Reffen  ^Z)armfta6t,  6as,  6er  eifemen  Hotn>en6igfeit  ftc^  beugen6,  6em  lUfdn^ 
bun6e  beigetreten  fei;  aber  fte  ta6elte  fdjarf  6as  Pertjalten  Dalbergs,  6er  6en  Patrioten 
fpiele  un6  6oc^  nur  ein  abfc^eulic^er  £goift  fei.  Die  ganje  IDuc^t  i^res  ^omes  aber  iparf 
fte  auf  Hapoleon,  6en  (Teufel,  6er  6en  6eutfc^en  Staakn  fage:  „3^  ne^me  euer  £an6  06er 
iljr  ge^rdjt  mir  als  Sflapen"  —  nne  ein  highway-man,  6er  „6ie  Börfe  06er  6as  Ceben'' 
rufe.  Sie  falj  6en  (Tag  fommen,  tvo  auf  Befcljl  6iefes  „2Iusn)urfs  6er  ^Ue",  für  eine 
Sac^e,  6ie  blutige  (Tränen  fofte,  6er  Deutfc^e  6en  Deutfc^en  a>er6e  enpflrgen  muffen. 

(Tro^  6iefer  €rbitterung  6er  Königin  gegen  Hapoleon:  an  6em  €ntfc^Iuf  $ur  Znobili* 
fterung,  unfere  Darfteüung  jeigte  es  fdjon,  i)aitz  Cuife  feinen  2lnteil.  Sie  fyit  felbfi  fpäter 
einmal,  in  einem  2(ugenblicf,  n>o  abermals  6ie  €ntfc^i6ung  über  Krieg  un6  ;frie6en 
auf  6e5  ZTTcffcrs  Sdjnei6e  ftan6,  im  3aljre  \809,  in  einem  Schreiben  an  Bru6er  <0eorg 
erflärt:  fie  Ijabe  \S06  „nidjt  6cr  Sadje  6en  Jlusfdjlag  gegeben",  obgleich  es  i^r  immer 
nadjgefagt  tt>er6e.  „2lber,"  fügte  fte  6ann  rafdj  Ijinsu,  „6ie  folgen  ben)eine  ic^  oft  —  nic^t 
aber  6as  prin$ip  6er  ^an6lung  un6  nidjt  6ie  J)an6Iung  felbft.  Hie  tt>er6e  ic^  beiDeinen, 
was  €^re  un6  Selbftgefüljl  heiligten."  Königin  Cuife  nxxr  übcrscugt,  6af  6er  Krieg  mit 
Hapoleon  früher  06er  fpäter  unt>ennei6lidj  fei;  fte  befantpfte  je6e  weitere  Hac^iebigfett 
gegen  ^ranfreidj;  fte  perlangte  Preufens  Sc^u^^errfdjaft  über  6ie  nor66eutfc^en  Stän6e  — 
aber  tpir  Ejaben  f einerlei  Zeugnis,  6af  fte  gera6e  im  2luguft  un6  September  ^806  irgen6ime 
6en  2lusbrudj  6es  Krieges  befdjleunigt  06er  nur  gewünfc^t  ^e. 


Das  C^ofteriftifdjc  an  öer  preufifdjen  ZHobilmadjung  pon  \Q06  ift  uiclmc^r  nn^ 
jipeifel^ft;  öaf  ötefcr  bcfretenöc  (Entfdjluf,  öer  in  6em  $imefpältiscn  prcuftfc^en  HationaU 
geffi^l  eine  geiDiffe  €in{;eit  iDieöer  t^erftellte,  öer  erfte  Sdfxxü  5ur  IPieöerertjebung  Preußens 
naif  tiefem  ^alle,  geraöe  t>on  (ßraf  ^augmi^  ausginge  ipie  er  andf  öie  »eiteren  Der* 
^nölungen  geleitet  ijaU  Was  gefd^a^^  iDar  sunäd^ft  nur  eine  militärifc^e  Demonftration 
jur  2lbipe^r  eines  ettpaigen  Eingriffes,  (ßraf  Qaugmi^  permieb  alles,  iDas  auf  eine  neue 
Koalition  Ifiitc  ^inöeuten  fönnen;  er  per^arrte  fo  lange  als  mSglidj  in  öer  ruhigen  öefenppen 
Haltung,  6ie  er  pon  2tnfang  an  eingenommen  ^atte.  €r  felbft  fyd  immer  behauptet,  6af 
er  öamit  nur  für  Me  militärifdjen  Vorbereitungen  ^e  S^xt  gewinnen  tPoUen.  3"^^^ 
man  nun  aber  rfiftete,  brac^  in  ber  Titmet  tpie  im  Polfe  6ie  (Erbitterung  gegen  Hapoleon 
ipieöer  in  gellen  flammen  aus.  „Die  €yasperation/'  fdjreibt  öer  Sfterreidjifdje  (ßefanöte 
aus  Berlin,  ,,ift  fo  allgemein,  öaf  biefer  l{rieg  unsipeifel^ft  öer  populärfte  weröen  ipirö, 
6en  Preufen  je  gefüljrt  ^."  TXlan  nalfm  fic^  por,  Mesmal  öie  IDaffen  nic^t  e^er  nieöer* 
julegen,  als  bis  Me  Entfernung  6er  franjöftfc^en  (Truppen  ben  unerträglichen  ^uftänöen  in 
Deutfd}lan6  ein  <£n6e  gemacht  ^be.  Hur  bann  fSnne  auc^  6er  Hor66eutfc^e  Bun6  o^ne 
Störung  un6  in  freier  Selbftänöigfeit  ftc^  bilöen  un6  entuncfeln.  €s  fdjeint  nidjt,  6af 
(ßraf  Qaugn>i^  felbft  an  einen  freiipilligen  Hficfsug  öer  ^ransofen  aus  Deutfcf^lanö  geglaubt 
^t  IDenn  nun  ein  neuer  (ßefanöter,  öer  (ßeneral  pon  Knobelsöorff,  mit  öem  2tuftrag 
nac^  Paris  gefc^icft  ipuröe,  öie  ^urficfjie^ung  öer  franjöftfd^en  (Truppen  ju  foröem,  fo 
fonnte  Qaugipi^  jtcff  nicf^t  per^eljlen,  öaf  Preuf en  öamit  jur  ®ffenftpe  fiberge^  unö  einem 
Bruche  mit  ^ranfreidj  entgegentreibe. 

Hapoleon  Ifatit  anfangs  öie  Hac^rid^ten  pon  öen  preuf ifc^en  Haftungen  im  Beipuftfein 
feiner  Ueberlegen^eit  mit  falter  Hu^e  aufgenommen;  er  traf  felbft,  ipie  es  fc^eint,  por* 
bereitenöe  JTlafregeln  jur  ^urflcfna^me  öer  fransSjtfc^en  (Truppen  aus  Deutfd^lanö,  nac^m 
©efterreidj  ftc^  mit  öer  Heueinric^tung  Deutfc^lanös  einperflanöen  erflart  unö  ein  rufftfc^r 
Diplomat  in  Paris  einen  ^rieöenspertrag  unterseic^net  I^tte,  in  öem  öie  Häumung  Deutfc^ 
lanös  pon  öen  ^ranjofen  pereinbart  OHir.  2tls  er  nun  aber  am  3.  September  erfuljr,  öaf 
Kaifer  2tleyanöer  öiefen  ^rieöen  $u  ratiftjieren  ablehne,  lag  es  für  i^n  na^e,  in  öem  ^n^ 
fammentreffen  öer  preufifc^n  Haftungen  mit  öer  Dertperfung  öes  rufftfdjen  ^rieöens  bas 
2tn5eidjen  für  öie  Bilöung  einer  neuen  Koalition  $u  erblicf en.  €r  erf lärte  am  7.  September 
öem  (ßeneral  Knobelsöorff,  öaf  er  feine  militärifd^e  ZTlac^tfteUung  in  Sfiööeutfd^lanö  beE^upten 
tperöe,  folange  Huflanö  feinen  ;frieöen  gefc^loffen  ^abe;  öagegen  foröerte  er  je^t  feinerfeits 
ntit  allem  Hac^örucf  öie  ^urflcffä^rung  öer  preufifd^en  (Truppen  auf  öen  ^rieöensfuf , 
tpofär  er  Perminöerung  öer  fransöftfc^en  (Truppen  in  IDeftfalen  in  2(usfid}t  ftellte« 

\n 


^ür  ©ruf  SiauQXDXi}  beöurftc  es  öicfer  Tintwovt  Hapoleons  ntdjt  me^r;  er  Ijatte 
minöeftens  pon  bem  Hugenblicf  an,  tt>o  er  gegen  (Enbe  Sluguft  bte  Hac^ric^t  tK)n  6er 
Denoerfung  6es  rufftfdjen  Vertrages  öurdj  2llcyan6er  erhielt,  jeöe  Öffnung  auf  €rljaltung 
öes  ^frieöens  aufgegeben.  2tber  bei  König  ^frieöric^  UMl^elni  un6  bcfonöcrs  bei  feiner 
nädjften  Untgebung  mar  öie  Ueber$eugung  wn  6er  Unpemiei61icljfeit  un6  HotoenMgfeit 
6es  Krieges  nodi  feinesmegs  6urcf}ge6rungen.  Von  (Beneral  K5cfri^  urteilte  6ie  n>ie6er  fe^r 
friegerifc^  geftimmte  (ßräfin  Vo%  „ev  fei  6fimmer  als  je".  3"  ^rie6riclj  IDilljelms  n>i6er* 
fpruc^spoüent  Perijalten  offenbarte  ftdj  6eutliclj  6er  unfriegertfc^e  3"S  i^itics  IDefens.  €r 
tpar  feft  entfc^loffen  un6  fprad}  es  6ent  (ßefan6ten  6es  Kurffirften  pon  Qeffen  fd^n  im  2Iugu{l 
aus,  „ba^,  fo  lange  nodj  ^ran$ofen  in  Deutfcljlan6  tt>aren,  er  feine  tCruppcn  nidjt  nne6er 
nadi  Qaufe  gelten  laffen  würbe" :  aber  er  ijxclt  es  anfcf}einen6  bodf  nxdft  für  unmöglich,  6af 
Hapoleon  mirflidj  feine  ^eeresmaffen  ot^ne  Kampf  jurücf$ieljen  wevbe.  €r  fudjte  im  tiefflen 
(ße^imnis  6urc^  feines  Daters  Sc^roefter,  6ie  ZTTutter  6es  Prin$en  Pon  ©ranien,  mit  €nglan6 
geheime  I?crljan6lungen  an$ufnüpfen,  «x>bci  er  fidj  gegen  Der$idjt  6es  König  *Kurfflrpen 
auf  ^annoper  felbft  5U  einem  2Ingriffsfrieg  auf  Itapolcon  mit  n>eit  geftecften  ^xdm  geneigt 
jeigte:  eine  friegsfreu6ige  Stimmung  aber  nnir  äberall  nid^t  in  i^m  ju  fpfiren.  2lus 
feinen  6üfteren  un6  trübfcligen  ZHienen  fdjien  6er  ganse  €mft  6er  ^cxt  $u  fpredjen:  6oc^ 
6ie  ^erftreuungen  6es  ^oflebens  crfuljren  auc^  in  6iefen  (Tagen  feine  Unterbredjung.  €s 
n>ar  faft  xtne  im  legten  HJinter,  wo  Prins  Couis  ^er6inan6  in  HJorten  flammen6en  go^^^ 
6ic  Berliner  Dergnügungsfudjt  gegeißelt  ifatie,  „wälfvcnb  man  por  einem  gefdljrlic^cn  un6 
langu?icrigen  Kriege  fte^e  un6  6em  rer6erben  entgegeneile."  Zliitten  im  £ärm  6er  Haftungen 
un6  5u?ifdjen  6en  Befidjtigungen  6urd)marfdjieren6er  Regimenter  würbe  nne6er  6urdj  ^arx^ 
un6  Srf^aufpiel  6er  (ßeburtstag  6es  €rbprin5en  (ßeorg  gefeiert  un6  am  25.  2lugu{l  6er 
Stralaucr  ^ifdjsug  bcfudjt;  man  peranftaltete  Jtusflüge  nadj  6er  Pfaueninfel  un6  ^rfl^ftflcfe 
im  ^ofjäger  un6  ging  faft  allaben6lidj  ins  (Cljeater.  Die  Berliner  un6  Pots6amer  Regimenter 
rücftcn  aus,  6ie  ^el6cquipage  6es  Königs  fu^r  ab,  nur  6er  König  felbft  jögerte  un6  sögerte, 
obgleidj  Königin  £uife  längft  feine  2(brcife  münfdjte. 

Den  legten  Sdjmanfungen  madjte  erft  Knobels6orffs  Beridjt  über  feine  Unterre6ttng 
mit  Hapoleon,  6en  man  fpdt  am  2lbon6  6cs  ^6.  September  in  Berlin  erfjielt,  ein  €n6e. 
3e^t  mag  audj  6er  König  erfannt  ^aben,  6ag  6er  Krieg  unabtt)en6bar  fei,  un6  6ie  2lbreife 
n>ur6e  en6gültig  befdjloffen.  Königin  £uife  follte  6cn  (ßemaljl  begleiten  un6  bis  jum  2tus« 
bruc^  6er  ^ein6feligfeiten  im  Hauptquartier  perbleiben.  2lm  ^8.  September  empfing  6ie 
Königin  por  6cn  (Toren  Berlins  iljr  Regiment.  3"  einem  Reitflei6  in  6en  färben  6es 
Xeaime?»tes,  blau  mit  ponceau* Kragen  un6  ^Rabatten,  be<;leitete  ^le  es  ^\*^^  ^«rlin  ixaäf 


(C^arlottenburS;  ido  bm  ©ffi$teren  im  Sc^Iof  ein  ^cft  gegeben  iDuröe,  bei  6em  man  6ie 
(ßefunö^eit  öes  „portrefflidjen"  Cljefs,  ipie  6er  Kommanöeur  Kalcfreut^  fagte^  mit  Be«* 
geifterung  tranf.  Hoc^  an  öemfelben  (Tage  naijmen  König  nnb  Königin  2Ibfc^ie6  pon  6en 
Prin$en  unö  prinseffinnen^  6ie  in  Berlin  $urfl(fbleiben  follten*  Prin$effm  IDil^Im  fanö 
öcn  König  blaf  unö  beipegt,  ober  ergeben  in  (ßottes  ^ügung.  Seine  IDorte  unö  fein 
Betragen  rührten  jte  fo,  öag  fte  Zliitleiö  mit  iljm  empfanö.  3"  Bellepue,  bei  Prin$efftn 
Cuife  Haöjiipill,  jeigte  ftc^  öer  König  ru^ig  unö  gefaft,  o^ne  (Täufc^ung  über  öie  Sc^tpere 
öer  beporfte^enöen  €ntfdjeiöung,  aber  poU  Vertrauen  in  feine  2trmee.  Jtudj  pon  öem 
Bruöer  öer  Prin$efftn,  Prin$en  Couis  ^eröinanö,  fprac^  er  unö  pon  öen  (Erwartungen; 
öie  er  auf  iljn  fe^e.  Prin$effin  Cuife  geleitete  beiöe  hinaus.  Der  König,  feiner  Bewegung 
nidjt  me^r  Zlieifter,  fdjwang  fic^  eilig  auf  fein  Pferö  unö  fprcngte  im  (ßalopp  öapon;  öie 
Königin,  öie  im  IDagen  gefommen  ipar,  flüftertc  öer  Prin$efftn  beim  Ztbfc^ieöe  ju:  „Sagen 
Sie  i^m,  idj  baue  gan$  auf  iljn/' 

2tm  20.  September  perlief  öos  Königspaar  Berlin,  bas  öie  Königin  wenige  HJodjen 
fpäter  auf  einige  Stunöen  als  ^lüc^tling,  öer  König  crft  nac^  3^^ren  wieöerfefjen  foUte. 
3n  Cljarlottenburg  perobfdjieöeten  fte  pdj  unter  tCränen  unö  Küffen  pon  i^ren  Kinöem; 
,,er  gab  mir  einen  langen  ftarfcn  Kuf ",  fagte  öer  fleine  fünfjährige  KarL  2tm  nädjften 
(Tage  fuhren  fie  pon  Potsöam  ab,  öie  Königin,  öie  iljre  aus  Süööeutfc^lanö  geflüdjtete  Sc^ipefter 
;frieöerife  noc^  ^atte  begrüfen  Bnnen,  mit  öer  ©ber^fmeifterin;  öer  König  mit  (Beneral 
Köcfri^,  öer  nidjt  aufijörte,  feiner  Un$ufrleöen^eit  Jtusörucf  $u  geben,  lieber  2Tlagöeburg, 
wo  öer  König  öie  ^feftungswerfe  beftdjtigte,  unö  ^alle  erreichten  fie  am  23.  September  bas 
preuf ifdje  Hauptquartier  in  Haumburg. 

€rft  in  öer  TXaiit  pom  2^.  5um  25.  September  reifte  Zlapoleon  Pon  Paris  ab,  audf 
er  mit  feiner  (ßema^lin,  öie  il^n  bis  JTlainj  begleitete.  £s  war  wol^l  bas  einjige,  worin 
öie  beiöen  ZHänner  öamals  fic^  glichen:  öer  Preufenfönig,  öcffen  natürlidje  Sc^wadjen, 
Unentfdjloffenljeit  unö  €nergieloftgfeit,  im  Kriege  nur  no<^  ftärfer  unö  gefä^rlidjer  ^erpor* 
treten  mußten,  unö  öer  fransöfifc^e  3mperator,  öer  öie  HJudjt  feines  IDillens  unö  öie 
Sdjlagfraft  feines  (Benins  geraöe  im  Kriege  ju  i^rer  ^öc^ften  Spannung  unö  ju  iljrer 
gröftcn  Celftung  immer  fteigerte* 


13 

195 


Siebentes  Kapitel 
3m  .Kriege 

(1806—1807) 


I.  Don  Haumbutg  bis  Stettin 

^m  preuftfcf^en  ^uptquorticr  ju  Haumburg  fammcUen  ftc^  um  6en  Kdnis  unb  6en 
^er$(>g  t>on  Braunfdjineig,  6em  6er  ©berbcfc^l  öcs  ^ecres  übertragen  wav,  öie  (ßenerale 
unö  6ie  Ceiter  6cr  preuftfc^en  Polttif,  6er  Zninifter  (ßraf  QaugtDt^  mit  bem  bistjerigen 
(ßefanötcn  in  Paris,  Cucc^ftni,  unö  6em  (ßcljeimen  Kabinettsrat  Combarö.  Don  öen 
öcutfdjen  dürften,  6te  5U  Preuf  en  hielten,  erfdjiencn  6er  immer  treue  un6  entfdjioffene  Qerjog 
Karl  2tuguft  von  Sadjfcn^lDeimar  un6  6er  Prin$  von  0ranten^^ul6a;  nadj  manc^ 
5d}n>anfungen  un6  ^meiöeutigfetten  fan6  fid)  aud;  6er  Kurfurft  von  Reffen  ein,  6oc^  o^ne 
fidj  politifdj  btn6en  5U  ooUcn.  Heben  6cr  Königin  ntit  it^rem  (Befolge  famen  no<^  anöere 
Jürftinncn,  6ie  Sdjroefter  6es  Königs,  Kurprin$efftn  2(ugufte  pon  Reffen,  un6  6ie  ;freun6in 
6er  Königin,  <£rbprin5effm  ITlaria  Pamlotpna  t>on  Sac^fen^lDeimar,  6ie  je6oc^  nodf  por 
Ztusbrudj  6er  ;fein6fcligfciten  nad)  Berlin  reiften. 

Die  Königin  litt  bei  6er  Jlnfunft  in  Haumburg  an  fdjmersljaftem  Kopfretfen;  erfl 
nad;  einigen  (Tagen,  als  6ie  Sonne  prdd^tigcs  I7erbftu7etter  brad^te,  ipagte  fte  ausjufa^ren, 
n>ic  gcn>öt7nlid)  n>ei^  geflei6et,  auf  6em  meift  uml^üllten  Kopfe  ein  Qut  mit  Kornblumen 
un6  (£Y<in«n*  5"  ^^"^  Tolfc,  6ds  audj  Ijier  in  Kurfadjfen,  ime  fiberall,  neugierig  un6 
tcilneljni»*n6  üjr  folgte,  fagte  fie  woifl,  n?ic  man  in  Haumb^'-g  eriflb^*^  ,^(F«    il^r  Ccii*/<*-n, 


iDos  lauft  i^r  mir  öenn  fo  nadf,  idj  bin  ja  audj  wcxkx  nidjts  als  eine  Solöatcnfrau."  Sic 
liebte  es,  6ie  6urdj5ie^en6en  tCruppen  5U  befidjtisen,  unö  an  fdjSnen  Hadjmittasen  unter=^ 
naljm  ftc  2(usfläge  in  6ie  Umgegenö,  in  6ie  Haumburgcr  IDeinberge  unö  $u  einer  Ztn^ö^e 
jenfeit  6er  Saale,  ido  fie  fdjon  bei  iljrer  Brautreife  un6  im  3^^^^  U99  gehaftet  ^atte,  unö 
XDO  je^t  ein  (ßeöenf ftein  an  Königin  Cuife  erinnert.  Der  König  ifat  einmal  von  Haumburg 
aus  öos  na^c  Sdjladjtfelö  von  Hof badj  befudjt.  2tben5s  pereinigte  6ie  Königin  um  i^ren 
(Teetifdj  (ßenerale  unö  Diplomaten,  »obei  namentlich  Cucdjeftnis  €r$ä^lungen  öie  Unter^^ 
Haltung  belebten. 

Die  Stimmung  in  Haumburg  fdjmanfte  5tt)ifc^en  Sieges^ffnungen  unö  Hieöer:= 
gefdjlagenljcit.  (ßegen  öie  preufifdje  Politif  unö  iljren  oberften  Vertreter,  (ßraf  ^augmi^, 
n>ar  aucf^  je^t  noc^  feinesmegs  alles  ZTTiftrauen  gefd^munöen,  unö  in  öer  Qeeresleitung 
permif te  man  öen  fortreif enöen  Sdjujung  öer  ©ffenjtpe.  Der  friegerifdje  (ßeift  aber  unö 
öie  Kampf esfreuöe  in  ®ffi$ieren  unö  Solöaten  »ecften  öie  froljeften  Hoffnungen;  »enigftens 
öie  erften  ^ufammenftöfe  mit  Hapoleon  glaubte  man  ftegreid)  befte^en  unö  jeöenfalls  fo 
lange  ftanöt^alten  $u  fönnen,  bis  öie  Huffen  unö  pielletdjt  auc^  öie  ©efterreidjer  $u  ^ilfe  fämen. 

2tet;nlidje  Stimmungen  lebten  in  Königin  Cuife.  Sie  wn^U,  öaf  es  nun  fein  ^^rücf 
me^r  gab;  hinter  i^r,  n)ie  fie  fdjrieb,  lagen  „^feigljeiten  unö  (Emieörigungen",  pormdrts 
wxntU  öer  IDeg  öer  €Ijre.  Sie  aljnte  tpofjl,  öaf  öiefer  H)eg  audj  5um  Untergang  füljren 
fönne,  unö  fie  mar  ipeit  entfernt  pon  jeöem  töridjten  SiegesöünfeL  2tber  fie  fanö  öen  (ßeift 
öer  tCruppen  unö  ifjre  Kampfesluft  fo  ^errlidj,  öie  (Erbitterung  öer  ganjen  Hation  fo  fraft* 
poll,  unö  pon  allen  Seiten  bradjte  man  iljr  fo  piel  Eingebung  unö  Daterlanösliebe  entgegen, 
öaf  fte  öaraus  „ZTTut  für  öie  ^ntun^^'  fd?öpfte.  HJuröe  öodj  felbft  öer  König,  öem  fonft 
jcöe  2tnnäljcrung  feiner  Untertanen  eljer  laftig  nxir,  öapon  gerüljrt,  ipie  man  feinen  IDagen 
umörängtc  unö  iljn  unö  öie  gute  Sac^e  fegnete.  TXlit  vollem  Vertrauen  redjnete  öie  Königin 
auf  Huflanös  ^ilfe.  Itodj  pon  Berlin  aus,  »enige  (Tage  por  öer  2tbreife,  ^atte  fie  öem 
Kaifer  Jlleyanöer  gefdjrieben,  öaf  nädjft  öem  preufifdjen  Ijeere  feine  ^reunöfdjaft  iljr 
3ut>crftdjt  gebe.  Zliit  öer  gan$en  gefuljlsfeligen  Ueberfdjn>englidjf eit  öes  \  8.  3<^^J^l?unöerts 
beteuerte  fie  i^m  öabei:  „3^  glaube  an  Sie,  wk  idj  an  (ßott  glaube,  unö  meine  ^reunö= 
fc^ft  für  Sie  mirö  nur  $ugleic^  mit  meinem  (Blucfe  enöen."  VLnb  von  Itaumburg  aus 
mieöer^lte  fie:  „Die  3u'w"f*  ^ängt  »efentlidj  pon  yjmn  ab,  unö  idj  bin  ganj  ruljig, 
öa  xdf  Sie  fenne." 

3n  politifdjer  ^inftdjt  »ar  balö  nadf  öer  2tnfunft  öes  Königs  in  Haumburg  bereits 
öas  entfdjeiöenöe  IDort  gefallen.  21m  26.  September  muröe  ein  Kurier  mit  einem  Sdjreiben 
öes  Königs  an  Hapoleon  unö  mit  einet  Hote  abgefanöt,  tporin  in  aller  (Jorm  öer  Hücf$ug 

195 


6cr  fransöftfcffcn  tTruppen  aus  Deutfc^Ianö  unb  bk  freie  unb  ungeftörte  ^ulaffung  bes  Xloxb- 
6eutfc^cn  Sun6es  perlangt  würbe.  Würbe  eine  befrieöigenöe  Tlnttvort  bis  5um  8*  ©ftober 
nic^t  eintreffen,  fo  foUte  5um  Jtngriff  gefc^ritten  meröen.  Hidjt  um  nod)  eine  tCür  für  6en 
^rieben  offen  5u  I^alten,  an  6en  man  nic^t  mel^r  glaubte,  getpäl^rte  man  6iefe  (e^te  ^riß, 
fon6em  allein  um  nod}  einige  tCage  für  6ie  militärifc^en  Vorbereitungen  $u  gewinnen,  mit 
bemn  es  nur  recf^t  langfam  ponoärts  ging. 

Xiadf  längeren  Beratungen  I^atte  man  ftcf;  5U  6em  piane  geeinigt,  über  6en  C^flringer 
IDaI6  ljinn)eg  6ie  fran$öfifc^en  (Truppen  in  SüWeutfc^Ian6  an$ugreifen,  6ie  man  noc^  i>or 
iljrer  Pereinigung  überrafdjen  $u  fönnen  meinte.  Der  (Be6anfe  fam  nidjt  $ur  2(usful)rung. 
IDoUte  man  eine  fo  entfcf^ieöene  2(ngriffsbeQ>egung  t>or  2(blauf  6er  im  Ultimatum  gefteOten 
^rift  permci6en?  ©6er,  was  maljrfdjeinlidjer  ift,  ljin6erten  militärifc^e  Be6enfen,  wk  6te 
Hücfftc^tnaljme  auf  6ie  eigenen  noc^  unDoIIen6eten  Süftungen  un6  6ie  perfpätete  ZTIobilifterung 
6er  fäcffftfcf^en  (Truppen?  06er  lag  6ie  Urfac^  sugleic^  aucf;  in  6em  (Brun6übe(,  an  6em 
6ie  preugifcf^e  Qeeresleitung  ebenfo  franfte  it>ie  port^er  6ie  preufifcf^e  Politif :  an  6er  Iä^men6en 
Unentfdjloffen^it? 

(Benug,  6ie  (Tage  perftric^en;  erft  2(nfang  0f tober  ipur6e  6te  Qauptarmee  aOmä^Iic^ 
naiver  an  6en  (Thüringer  lDaI6  I^eran  nac^  Sä6n>eften  gefd^ben,  un6  erft  am  4.  0ftober, 
als  ftc^  6ie  Hac^ric^t  pon  6er  2Infunft  Ztapoleons  in  IDürsburg  perbreitete,  n>ur6e  aixdi 
bas  f^auptquartier  nacf;  (Erfurt  perlegt.  Tlls  6er  ^ug  6er  IDagen  un6  (Befcf;fi|e  mit  6en 
(Truppenmaffen  lang  un6  langfam  fic^  über  6ie  Brucfe  Pon  Kdfen  beQ>egte,  beobachtete  xlfn 
6er  glan5en6fte  (iterarifcf^e  (Begner  Hopoleons,  ^rie6nc^  (Ben^,  6en  (ßraf  f^augipi^  5ur 
Znitarbeit  an  6em  prcufifdjen  Kriegsmanifeft  5U  fidj  berufen  Ijatte;  er  empfan6,  un6  piel* 
leicht  nicfft  er  allein,  6af  fic^  in  6iefem  2(ugenb(icfe  6ie  (£ntfc^ei6ung  porbereitete  über  6ie 
^rcityeit  06er  6ie  Knec^tfdjaft  ZTTittcIeuropas. 

(Erfurt  bot  6asfelbe  Sdjaufpiel  ipie  Haumburg:  militärifc^e  Beratungen,  fürfUic^ 
Befud^e,  unauft^örlicf^e  tTruppen6urcf;5üge,  ein  unenttpirrbares  (Sewäljl  unb  Durd}einan6er 
pon  Znenfdjen,  Pfer6en,  Kanonen.  Der  König  ftu6iertc  6ort  6en  pian  6er  5d;(ad;t  Pon 
2(ufterli^.  Die  Konigin  i^tte  6ie  ^reu6e,  il^re  Sd;Q>efter,  f}er5ogin  (Tt^arlotte  pon  f)U6burg^ 
Ijaufen,  bei  fidj  5U  fetten.  Sie  befudjte  6en  Petersberg  un6  lief  fidj  mit  iljren  Damen 
aben6s  pon  Cucdjefini  (ßefpenftergefdjidjten  er3al^Ien.  3^^^^  fort6auem6e  2(nQ>efen^  im 
fjauptquartier  —  feit  6em  (ßrof en  Kurfürften  Ijattc  ftc^  fein  prcuf ifdjer  ^errfdjer  pon  feiner 
(ßematylin  ins  ^eI6  begleiten  laffcn  —  erfutyr  feljr  perfcf;ie6ene  Beurteilung.  lDd^ren6  piele, 
ptoUeid^t  6ie  meiften,  6ie  (Entfernung  6er  Königin  aud;  um  il^rer  eigenen  Sic^er^it  nnllen 
a>ünfd)ten,  I^ielten  an6ere,  6ie  fid;  i^res  Cinfluffes  auf  6ett  Könia  «m  f^^ienen  g^d)ten. 


i^ 


iljre  fernere  (ßegenmart  für  notoenöig.  Sie  felbft,  tjterin  wie  fonft,  fügte  fidj  Ubiglidi  6em 
IDillen  6es  Vönxgs,  6er  fte  fo  lange  als  irgenö  moglid;  bei  ftc^  5U  traben  Derlangte. 

3n  (Erfurt,  am  9.  ©ftober,  empfing  Königin  Cuife  auc^  ^rieiric^  (Smt^,  6er  eine 
ausfütyrlic^e  2Iuf$eic^nung  über  6en  üerlauf  feiner  2tu6ien$  un6  6ie  6abet  empfangenen 
€in6rücfe  tyinterlaffen  Ifat  Die  Königin  äuferte  ftdj  über  6en  Krieg  in  6em  Sinne,  6en 
wxv  fc^on  fennen:  Die  politifc^en  ZTlotipe  lief  fie  beifeite,  obgleich  iljre  IDorte  fonft  auc^ 
Ijierin  fc^arfes  2?erftän6nis  beroiefen.  ^ür  fte  wat  6er  Krieg  nic^t  6as  (Ergebnis  politifc^er 
Beredjnungen,  fon6em  ,,ein  (ßebot  6er  (Eljre  un6  6er  Pflicljt"*  Uebrigens  fei  fie  nidjt 
befragt  ii>or6en,  n)ie  fie  überljaupt  bei  öffentlidjen  2Ingelegenljeiten  nie  $u  ^aiz  ge$ogen  tDer6e* 
(Rani  nadj  6em  f)er$en  pon  (ßen^  iparen  6ann  iljre  2teuf erungen  über  ©efterreidj  un6 
Huf  Ian6.  (Es  mag  nic^t  pöUig  oljne  politifc^e  2Ibfic^t  geroefen  fein  —  (ßen^  n>ar  ja  vor 
einigen  3^^^^^^  <^^  prcufifdjen  in  öfterreidjifc^e  Dienfte  übergetreten  — ,  aber  es  entfprac^ 
6ocIj  auc^,  n)ie  roir  ipiffen,  ifjrem  innerften  (Empfin6en,  ipenn  fie  pdj  6abei  über  ©efterreic^ 
mit  befon6erer  IDärme  äuferte  un6  ©efterreidjs  Unglücf  mit  tCränen  in  6en  2Iugen  beflagte* 
2tus  „6em  Seiche"  ftammen6,  tyatte  fie  eine  angeborene  Sympatljie  für  ©efterreidj,  ipomit 
ifjre  politifdje  Ueberseugung  im  (Einflang  ipar.  Sie  rüfjmte  Kaifer  2IIeyan6ers  (Eifer,  feine 
Eingebung  un6  feine  perfönlicfjen  trugen6en;  allein  für  6ie  ^reiljeit  (Europas  ipünfdjte  fie 
6oc^  6ie  (Einigung  6er  Beutfc^en,  6ie  (Einigung  por  aQem  Preuf  ens  un6  ©efterreic^s.  ^s 
tparen  6ie  (ße6anfen,  6ie  (ßen^  feit  ^alitcn  pertrat,  6ie  Prins  Couis  ^er6inan6  mit  it?m 
teilte,  un6  6ie  auc^  bei  6er  Königin  (Eingang  gefun6en  Ifaüm. 

Ueberljaupt  ifat  (ßen^  pon  Königin  Cuife  6ie  allerbeften  (Ein6rücfe  geiponnen;  er  ipufte 
nidjt,  tpas  er  mefjr  beipun6em  foUte:  6ie  männliche  (Energie  un6  Seife  ifjres  Urteils  06er 
6as  edjt  ipeiblic^e  (Bemüt  un6  (Befüt;!,  6as  aOes  6urd76rang  un6  erfüllte.  Sie  erfcf^ien  it;m 
als  eine  unpergleidjlic^e  Bereinigung  pon  lDür6e  un6  2(nmut,  pon  2?omefjmt?eit  un6  ^ixvüd^ 
fjaltung.  2Ius  6em  6üfteren  (ßemäl6e,  6as  (ßen^  in  feinen  2tuf$eic^nungen  pon  6en  ^u^ 
ftän6en  un6  Perfönlic^feiten  jener  (Tage  entipirft,  ftrafjlt  allein  6ie  (ßeftalt  6er  Königin  Cuife 
als  eine  Ijelle  un6  reine  Cic^terfc^einung. 

3n5ipifcljen  ipur6e  in  (Erfurt,  ipie  porljer  in  Ztaumburg,  (Tag  für  (Tag  Kriegsrat 
geljalten.  Der  pian  6e5  Ueberganges  über  6en  C^üringer  IDal6  ipar  leicht  aufgegeben; 
fc^tpieriger  ipur6e  es,  einen  neuen  (Entfc^luf  5U  f äffen*  Bal6  follte  fidj  6ie  ganse  Ztrmee 
ipeftiparts  5ipifc^en  (Botfyi  un6  (Erfurt  fonsentrieren,  bal6,  6a  6ie  2Trel6ungen  über  einen 
nac^  ©ften  meit  aus^len6en  Umgeljungsmarfc^  6er  ^ran$ofen  in  6er  Sichtung  auf  6as 
Kurfürftentum  Sac^fen  ftc^  be6roljlic^  Ruften,  follte  oftiparts  auf  6as  redjte  Saaleufer 
5urücf gegangen  iper6en,   um  6en  ^ransofen  6en  IDeg  su  perlegen.    Schlief  lic^  ipur6e  6ie 

^97 


TSvndf  mit  ^franfretd^ 

fc^ciben,  6af  er  yoat  n>ett  entfernt  fei,  6ie  VOalfl  6er  perfonen  beeinfluffcn  su  tDoOen,  öcnen 
6er  KJnig  fein  Vertrauen  fdjenfe;  6af  er  aber  infolge  6er  5mifd;en  iljnen  &efte^en6en 
^reunbfc^aft  als  eine  (Befälligfeit  von  il^m  erbitte,  bei  allen  Per^nMungen  mit  Huflan5 
nur  6en  ^rei^erm  von  ^röenberg  5U  perQ)en6en.  Die  Königin  fügte  felbß  5en  XDunfc^ 
^insu,  6af  von  englifc^  Seite  eine  ä^nlid^e  (Eröffnung  erfolge  (8erid;t  pon  2(Iopeu5  pom 
\\.  September). 

Vas  X7erlangen  6er  Königin  ging  rofd;  in  CrfflUung:  Was  IDittgenftein  5U  TUopeus 
gedufert,  it>ur6e  pon  Kaifer  TlUfanbzv  5um  tTeil  tpörtlid;  in  einem  Briefe  an  6en  König 
pom  2^.  September  tpie6er^U.  Hatärlid;  blieb  es  sundc^ft  ebenfo  nnrfungslos,  nne  alles, 
ipos  6amals  perfuc^t  tpur6e,  um  6en  König  Pon  Qaugtpi^,  £ombar6  un6  Beyme  ju  trennen. 

XDie  ipeit  auc^  Königin  Cuifens  Hac^iebigfeit  gegen  6ie  Heigungen  6es  Königs 
6amals  gegangen  fein  mag,  über  i^re  tpal^re  (Beftnnung  fann  fein  ^ipeifel  befte^n.  Z7on 
ii^rer  8a6ereife  ipar  fie  in  trüber  Stimmung  5uräcfgefommen;  6er  HI)einbun6  un6  feine 
folgen,  6ie  Untertperf ung  6es  €an6es  iljrer  fdfönen  3ugen6tage  unter  fran$öfifc^  Qerrfc^ft, 
6er  Untergang  6es  ,;Heic^s^'  erfällte  fie  mit  tiefem  Sc^merse.  Sie  entfd;uI6igte  6as  i^ 
fo  teure  fjaus  Reffen 'Darmfta6t,  6as,  6er  eifemen  HottpenMgfeit  fic^  beugen6,  6em  JSJjdn^ 
bun6e  beigetreten  fei;  aber  fie  ta6elte  fc^rf  6as  Der^Iten  Dalbergs,  6er  6en  Patrioten 
fpiele  un6  bodf  nur  ein  abfc^ulic^er  £goift  fei.  Die  ganje  IDuc^t  il^res  ^mes  aber  iporf 
fie  auf  Hapoleon,  6en  tTeufel,  6er  6en  6eutfc^en  Staaten  fage:  „^  ne^me  euer  £an6  o6er 
iljr  ge^rc^t  mir  als  Sflapen"  —  nne  ein  highway-man,  6er  „6ie  Börfe  o6er  6as  Ceben'' 
rufe.  Sie  fal)  6en  (Tag  fommen,  wo  auf  SefcI^I  6iefes  „Tlusvouv^s  6er  QöUe",  für  eine 
Sac^e,  6ie  blutige  (Tranen  fofte,  6er  Deutfc^e  6en  Oeutfc^en  n>er6e  ertpürgen  muffen. 

tTro^  6iefer  (Erbitterung  6er  Königin  gegen  Hapoleon:  an  6em  (Entfc^Iuf  jur  ZHobili« 
fierung,  unfere  Darftellung  seigte  es  fd^n,  fyütt  Cuife  feinen  2(ntei(.  Sie  I^at  felbft  fpdter 
einmal,  in  einem  2(ugenblicf,  nx>  abermals  6ie  £ntfd^6ung  über  Krieg  un6  ^rie6en 
auf  6es  ZlTcffers  Sd}nei6e  ftan6,  im  3aljre  ^809,  in  einem  Sdjreiben  an  8ru6er  <0eorg 
erflärt:  fie  fyibc  \806  „nidft  6er  Sac^e  6en  2(usfc^(ag  gegeben'',  obgleich  es  xlfT  immer 
nadjgefagt  n)er6e.  „2tber,"  fügte  fte  6ann  rafc^  ljin$u,  „6ie  folgen  ben>eine  idf  oft  —  ni^t 
aber  6as  prin$ip  6er  ^an6lung  un6  nic^t  6ie  ^an6Iung  felbft.  Hie  u>er6e  xdf  beipetnen, 
nnis  (Eljre  un6  Selbftgefüljl  ^iligten."  Königin  Cuife  ujar  überseugt,  6af  6er  Krieg  mit 
Hapoleon  frül^er  o6er  fpdter  unpermri6Iid;  fei;  fie  befdmpfte  je6e  weitere  Zlad^iebigfeit 
gegen  ^ranfreidj;  fte  perlangte  preuf ens  Sdju^^errfc^ft  über  6ie  nor66eutfd;en  Stdn6e  — 
aber  tpir  fyiben  f einerlei  Zeugnis,  6af  fte  gera6e  im  2(uguft  un6  September  ^806  irgen6nrie 
6en  TXusbvudt  6es  Kriege  be^leunigt  o6er  nur  gemünfcbt  i^e. 


Das  (C^afteriftifc^e  an  6er  preufifc^en  ZHoHlmac^ung  von  \806  xfl  trielmei^r  un- 
jn>etfel^aft,  6af  Mefer  &efretcn6e  (Entfc^Iuf,  6er  in  6em  smiefpälttgen  preufifd^en  HationaU 
gefügt  eine  gemiffe  (Einfjeit  n)ie6er  tjerfteUte,  6er  erfte  Schritt  sur  IDie6ererljebun9  Preuf ens 
nadf  tiefem  ^aüe,  gera6e  pon  (Braf  QaugtDi^  ausging ,  it>ie  er  andf  6ie  weiteren  Per^ 
^n6lungen  geleitet  Ijat.  Was  gefc^a^,  wav  $unäc^ft  nur  eine  militärifc^e  Bemonftration 
5ur  TlbxvüiT  eines  etn>aigen  2(ngriffes.  (Braf  Qaugmi^  t>ermie6  alles^  it>as  auf  eine  neue 
Koalition  ^ätte  ^in6euten  fönnen;  er  oer^arrte  fo  lange  als  möglich  in  6er  ru^gen  6efenftDen 
fjaÜunQ,  6ie  er  Don  2(nfang  an  eingenommen  I^atte.  (£r  felbft  fyjd  immer  bel^auptet,  6af 
er  6amit  nur  fär  6ie  militärifc^en  Vorbereitungen  I^abe  ^eit  gewinnen  nx>Uen.  3^^^^ 
man  nun  aber  ruftete,  brac^  in  6er  2(rmee  n>ie  im  Polfe  6ie  Erbitterung  gegen  Hapoleon 
une6er  in  Ijellen  flammen  aus.  „Die  €jasperation/'  fc^reibt  6er  öfterreidjifc^e  (Befan6te 
aus  Serlin,  ,,ift  fo  allgemein,  6af  6iefer  Krieg  un$n)eifel^ft  6er  populärfte  wcvbm  wirb, 
6en  Preufen  je  geführt  Ijat."  ZlTan  na^m  fic^  por,  6iesmal  6ie  IDaffen  nic^t  e^er  nie6er« 
SulegeU;  als  bis  6ie  Entfernung  6er  fransdftfc^en  tTruppen  6en  unerträglichen  ^uftän6en  in 
Deutfc^lan6  ein  (En6e  gemacht  fjabe.  Hur  6ann  fönne  auc^  6er  nor66eutfd}e  Bun6  o^ne 
Störung  un6  in  freier  Selbftdn6igfeit  fic^  bil6en  un6  entnncfeln.  (£s  fc^eint  nic^t,  6af 
(Braf  tfauQwxi^  felbft  an  einen  freitpilligen  Hücf5ug  6er  ^ransofen  aus  Deutfc^lan6  geglaubt 
I^at  IDenn  nun  ein  neuer  (Befan6ter,  6er  (Beneral  pon  Knobels6orff,  mit  6em  2(uftrag 
nac^  Paris  gefc^icft  wixxbc,  6ie  ^ucüdiidfuni  6er  fransöfifdjen  (Truppen  su  for6em,  fo 
fonnte  Qaugmi^  ftc^  nic^t  per^el^len,  6af  Preuf  en  6amit  sur  0ffenfipe  äberge^  un6  einem 
Sruc^e  mit  ^ranfreic^  entgegentreibe* 

Hapoleon  ^atte  anfangs  6ie  Hac^ric^ten  pon  6en  preuf ifc^en  Haftungen  im  8ea>uftfein 
feiner  Ueberlegen^eit  mit  falter  Hu^e  aufgenommen;  er  traf  felbft,  a>ie  es  fc^eint,  por^ 
bereiten6e  Zllaf  regeln  5ur  gurucfna^me  6er  fran$öfifc^en  (Truppen  aus  Deutfc^lan6,  nac^em 
©efterreic^  fic^  mit  6er  Heueinric^tung  I)eutfc^lan6s  einperftan6en  erflärt  un6  ein  rufftfdjer 
Diplomat  in  Paris  einen  ^rie6enspertrag  unterseic^net  ^tte,  in  6em  6ie  Hdumung  Deutfc^ 
lan6s  pon  6en  ^ransofen  pereinbart  mar.  Tlls  er  nun  aber  am  3.  September  erful^r,  6af 
Kaifer  2Ilejan6er  6iefen  ^rie6en  5U  ratifisieren  ablehne,  lag  es  für  i^n  naije,  in  6em  ^u^ 
fammentreffen  6er  preufifdjen  Haftungen  mit  6er  Denperfung  6es  rufftfc^en  ^rie6ens  6as 
2(n5eic^en  für  6ie  8il6ung  einer  neuen  Koalition  5U  erblicf en.  (Er  erflarte  am  7.  September 
6em  (Beneral  Knobels6orff,  6af  er  feine  militdrifc^e  ZITac^tftellung  in  Sä66eutfc^lan6  be^upten 
iper6e,  folange  Huflan6  feinen  ^rie6en  gefc^loffen  ^e;  6agegen  for6erte  er  je^t  feinerfeits 
mit  allem  Hac^6rucf  6ie  ^urucffä^rung  6er  preufifd^en  (Truppen  auf  6en  ^rie6ensfuf , 
n)ofur  er  Z7ermin6erung  6er  fransöftfd^en  (Truppen  in  XDeftfalen  in  2(usftc^t  ftellte. 

X9\ 


^ür  (ßraf  ^augnn^  beöurfte  es  6tcfer  2tntux>rt  Zlapoleons  nic^t  mcljr;  er  ^tte 
mtnöeftens  Don  6em  ^(ugenblicf  an,  wo  ex  gegen  (En6e  2(uguft  6te  Hac^ric^t  von  6er 
2?ern>erfung  öes  rufftfdjen  Vertrages  6urc^  2tleyan6er  erljielt,  jeöe  Öffnung  auf  (Er^Itung 
6es  ^rieöens  aufgegeben,  2tber  bei  König  ^rieöric^  IDil^elm  un6  bcfoniers  bei  feiner 
näc^ften  Umgebung  war  6ie  Ueberseugung  von  6er  UnüermeiMic^feit  un6  Hottt>enMgfeit 
6e5  Krieges  nodj  feinesmegs  6urc^ge6rungen.  2?on  (Beneral  KJcfri^  urteilte  6ie  nneöer  feljr 
friegerifdj  geftimmtc  (ßräfin  Vo%  „er  fei  6ümnier  als  je",  3"  ^neöric^  ZPill^lms  u>i6er* 
fprudjspoUem  üerljalten  offenbarte  fic^  6eutlic^  6er  unfriegerifc^e  3wg  feines  IDefens*  €r 
nxir  feft  entfc^Ioffen  un6  fprac^  es  6eni  (ßefanöten  6es  Kurfürften  von  Reffen  fc^on  im  2tugup 
aus,  ,/baf ,  fo  lange  noii  ^ransofen  in  Deutfc^Ianö  tparen,  er  feine  tTruppen  nic^t  nrieöer 
nac^  £)aufe  geljen  laffen  n)ür6e" :  aber  er  t?ielt  es  anfdjeinenö  öodj  nic^t  für  unmöglich,  6af 
Hapoleon  roirf lidj  feine  ^eresmaffen  ofjne  Kampf  $urücf5ieljen  meröe.  €r  fuc^te  im  tiefften 
(ßeljeimnis  6urc^  feines  üaters  Sdjn>efter,  6ie  iTTutter  6es  prinsen  von  ©ranien,  mit  €nglan5 
getyeime  Per^nMungen  an$ufnüpfen,  tDobei  er  ftc^  gegen  2?er$ic^t  öes  KJnig^  Kurfürften 
auf  ^annoper  felbfl  5u  einem  2Ingriffsfrieg  auf  Hapoleon  mit  n)eit  gcftecften  ^xdm  geneigt 
jeigte:  eine  friegsfreuMge  Stimmung  aber  nnir  überall  nid;t  in  il^m  5u  fpüren.  Tius 
feinen  öüfteren  un6  trübfeligen  Zllienen  fc^ien  fcer  ganse  £mft  6er  geit  $u  fprec^en:  bodf 
6ie  ^erftreuungen  6es  Qoflebens  erfuE^ren  auc^  in  6iefen  tTagen  feine  Unterbrecf^ung.  £s 
ipar  faft  roie  im  legten  IDinter,  wo  Prins  Couis  ^eröinanö  in  IDorten  flammenöen  ^tnts 
bic  Berliner  Pergnügungsfuc^t  gegeifelt  tiattc,  „wäifxcnb  man  por  einem  gefdE^rlic^en  un5 
langwierigen  Kriege  ftefje  un6  6em  Perierben  entgegeneile."  ZTTitten  im  Cänn  6er  Lüftungen 
un6  5U)ifd?en  6en  Sefidjtigungen  6urdjmarfcljieren6er  Regimenter  it>ur6e  nrie6er  6urdj  tCans 
un6  Sdjaufpiel  6er  (ßeburtstag  6es  €rbprin$en  (ßeorg  gefeiert  un6  am  25.  2(uguft  6er 
Stralauer  ^ifcl?5ug  befudjt;  man  peranftaltete  itusflüge  nadj  6er  Pfaueninfel  un6  ^rüljjlflcfe 
im  £)ofjäger  un6  ging  faft  aUaben6Iidj  ins  tCtyeater.  Die  Berliner  un6  Pots6amer  Regimenter 
rücften  aus,  6ie  ^eI6oquipage  6es  Königs  futjr  ab,  nur  6er  König  felbft  $ögerte  un6  sögerte, 
obgleidj  Königin  Cuifc  längft  feine  2tbreife  münfdjte. 

Ben  legten  Scbuxinfungen  madyte  erft  Knobeb6orffs  Bericht  über  feine  Unterre6un9 
mit  Hapoleon,  6en  man  fpat  am  2tben6  6es  {6.  September  in  Berlin  erfjielt,  ein  €n6e. 
3e^t  mag  auc^  6er  König  erfannt  tjaben,  6a0  6er  Krieg  unabu)en6bar  fei,  un6  6ie  2Ibreife 
ipur6e  en6gültig  befc^Ioffen.  Königin  Cuifc  foUte  6en  (ßematyl  begleiten  un6  bis  $um  2Ius= 
brudj  6er  ^cin6fcligfeiten  im  fjauptquartier  pcrbleiben.  2tm  \8.  September  empfing  6te 
Königin  ror  6en  (Toren  Berlins  itjr  Regiment.  3"  einem  Reitflei6  in  6en  färben  6e5 
Regimentes,  blau  mit  ponceau* Kraben  un6  -R..ibatten,  beglei*<»te  fie  *f  6wr^  Pn-H-     n/(j 


Brnd^  mit  ^ranfretd^ 

(E^arlottcnburg,  n>o  6en  ©fpsiercn  im  Sc^Iof  ein  ^cft  gegeben  n)ur6e,  bei  6em  man  6ie 
(ßefunMjeit  6es  ,,PortreffIic^en"  Cfjefs,  roie  6er  Komman6eur  Kalcfreutlj  fagte,  mit  Be«* 
geifterung  tranf.  Hodj  an  6emfelben  tCage  nafjmen  König  un6  Königin  2tbfc^ie6  von  6en 
Prin$en  un6  prin$efftnnen,  Me  in  Berlin  5urücfbleiben  follten.  Prin$efjtn  IPil^Im  fan6 
6en  König  blaf  un6  beilegt,  aber  ergeben  in  (ßottes  ^ügung*  Seine  IDorte  un6  fein 
Betragen  rüfjrten  fie  fo,  6af  pe  ZTlitleiö  mit  ifjm  empfanö.  3"  BeUeDue,  bei  prin$ef|in 
Cuife  Ha65iit>iQ,  seigte  fxd}  6er  König  rul^ig  un6  gefaft,  o^ne  (Täufc^ung  fiber  6ie  Sc^mere 
6er  beporfte^en6en  €ntfc^ei6ung,  aber  voü  Dertrauen  in  feine  2trmee.  Tlndi  von  6em 
Bru6er  6er  prinsefftn,  Prin$en  Couis  ^er6inan6,  fprac^  er  un6  Don  6en  (Entartungen, 
6ie  er  auf  ifjn  fe^e,  prinseffin  Cuife  geleitete  bei6e  hinaus.  Der  König,  feiner  Belegung 
nic^t  mel^r  ZTTeifter,  fc^mang  fic^  eilig  auf  fein  Pfer6  un6  fprengte  im  (Salopp  6apon;  6ie 
Königin,  6ie  im  IDagen  gefommen  war,  Ruperte  6er  Prin$effin  beim  2tbfcljie6e  $u:  ,,Sagen 
Sie  ifjm,  idj  baue  gan5  auf  ifjn/' 

2(m  20.  September  verlief  6a5  Königspaar  Berlin,  6a5  6ie  Königin  menige  IPoc^en 
fpäter  auf  einige  Stun6en  als  ^lüc^tling,  6er  König  erft  nac^  3^^^^^"  n)ie6erfefjen  foUte. 
3n  (Cfjarlottenburg  Derabfc^ie6eten  pe  pc^  unter  (Tränen  un6  Küffen  von  i^ren  Kin6em; 
„er  gab  mir  einen  langen  ftarfen  Kuf ",  fagte  6er  fleine  fünfjährige  Karl,  2tm  näc^pen 
(Tage  ful^ren  pe  von  Pots6am  ab,  6ie  Königin,  6ie  il^re  aus  Sü66eutfc^lan6  gepachtete  Sdfwc^ki 
^rie6erife  nodi  Ijatte  begrufen  fönnen,  mit  6er  ©ber^fmeiperin;  6er  König  mit  (Beneral 
Köcfri^,  6er  nic^t  aufljörte,  feiner  Iln5ufrie6enljeit  2tus6rucf  5U  geben,  Heber  2JTag6eburg, 
n>o  6er  König  6ie  ^epungsa>erfe  bepc^tigte,  un6  ^alle  erreichten  pe  am  23*  September  6as 
preuf ifdje  Hauptquartier  in  Haumburg. 

(Erp  in  6er  Hac^t  Dom  2^.  $um  25.  September  reifte  Hapoleon  i>on  Paris  ab,  auc^ 
er  mit  feiner  (Bemal^lin,  6ie  il^n  bis  ZTIains  begleitete.  (Es  mar  q>o^1  6as  einsige,  nx>rin 
6ie  bei6en  ZlTänner  6amals  pc^  glichen:  6er  Preufenfönig,  6effen  natürliche  Sc^n>ac^en, 
Unentfc^loffenfjeit  un6  (Energielopgfeit,  im  Kriege  nur  nodj  pärfer  un6  gefährlicher  ^erpor«' 
treten  muften,  un6  6er  fran$öpfc^e  ympttatov,  6er  6ie  JPuc^t  feines  IDillens  un6  6ie 
Sd^lagfraft  feines  (Benius  gera6e  im  Kriege  5U  il^rer  ^öc^pen  Spannung  un6  5U  i^rer 
gröften  Ceipung  immer  fteigerte. 


^5 

195 


Siebentes  Kapitel 
3m  Kriege 

(1806—1807) 


I.  Von  Haumbutg  bis  Stettin 

i 

^^^m  preuftfc^cn  f^auptquortier  ju  Haumburg  fammelten  ftc^  um  6en  K5mg  un5  bm 
^cr$og  von  Sraunfc^n)etg,  6em  6er  ©berbefcljl  bcs  ^ccres  fibertragen  mar,  6ie  (Benerale 
xxnb  6te  Cetter  6cr  preugifcf^en  Politif,  6er  Zninifter  (Braf  Qaugmi^  mit  6em  bisl^erigen 
(ßcfan6tcn  in  Paris,  Cucc^ftnl,  un6  6em  (ßeljeimcn  Kabinettsrat  €ombar6*  Don  6en 
6eutfcf;en  ^firften,  6ie  5U  Preuf  en  t^ieltcn,  erfd^ienen  6er  immer  treue  un6  entfd^Ioffene  Qerjog 
Karl  2tuguft  von  Sac^fcn*=IDcimar  un6  6er  Prins  von  ©ranien*^ul6a;  nadj  mand^ 
Sd;it>anfungcn  un6  ^n)ei6eutigfeiten  fan6  fic^  aucf;  6er  Kurfurft  von  Reffen  ein,  6oc^  o^ne 
ftd;  politifd;  bin6en  5U  moUcn.  Heben  6er  Königin  mit  it^rem  (Befolge  famen  nod;  an6ere 
^ürftinnen,  6ic  Sd?u)efter  6es  Königs,  Kurprin$efftn  2tugufte  von  Reffen,  un6  6te  ^reunMn 
6er  Königin,  (Erbprinseffin  Zriaria  PatDlon>na  Don  Sadjfen *=IDeimar,  6ie  je6od;  nodj  por 
ilusbrudj  6er  ^ein6fcligfcitcn  nadj  Serlin  reiften. 

Die  Königin  litt  bei  6er  2Infunft  in  Haumburg  an  fc^mersljaftem  Kopfreifen;  erfl 
nac^  einigen  tTagen,  als  6ie  Sonne  prdd^tigcs  QcrbftQ>etter  brad^te,  n>agte  fie  aussufa^ren, 
it>ic  gen>öt;nlid;  treif  genci6et,  auf  6em  meift  umE^üUten  Kopfe  ein  Qut  mit  Kornblumen 
un6  (Cyanen.  ^\x  6em  Tolfe,  6as  audj  t?ier  in  Kurfac^fen,  nn^  überall,  neugierig  un6 
teilne^mcn6  iljr  folgte,  fagte  fte  itx>^I,  m»'»  ntan  in  TTaumburg  er'^U:   ,<F*    ihr  fcM^rben, 

9^^ 


was  lauft  tljr  mir  bmn  fo  nadf,  xd}  hin  ja  aixdi  n>citer  ntdjts  als  eine  SoI6atenfrau."  Sie 
liebte  es,  6ie  6urc^$icfjen6en  tCruppen  $u  beftdytigen,  un6  an  fdjönen  Ztacljmittagen  untere 
naijm  fte  Jtusflügc  in  Me  Umgegenö,  in  6ie  Haumburger  IDeinberge  un6  5U  einer  2In^ölje 
jenfeit  6er  Saale,  wo  fie  fc^on  bei  ifjrer  Brautreifc  un6  im  2^livc  ^799  geraftet  Ijatte,  un6 
wo  je^t  ein  (ßeöenfftein  an  Königin  Cuife  erinnert.  Der  König  tjat  einmal  von  Haumburg 
aus  bas  nalje  Sc^Iac^tfel6  von  Hof bac^  befuc^t.  2tben6s  vereinigte  6ie  Königin  um  i^ren 
(Teetifdj  (generale  un6  Diplomaten,  n>obei  namentlich  Cucc^efinis  (Ersäljlungen  Me  llnter== 
tyaltung  belebten. 

Die  Stimmung  in  Haumburg  fd}H)anfte  5n>ifc^en  Sieges^ffnungen  un6  Xlxcbcv^ 
gefc^lagenfjeit,  (ßegen  6ie  preufifc^e  Politif  un6  tljren  oberften  Vertreter,  (ßraf  £)augn)i^, 
u>ar  audj  je^t  nodj  feinesmegs  alles  ZlTiftrauen  gefc^n)un6en,  un6  in  6er  Heeresleitung 
permifte  man  6en  fortreif enöen  Sc^n)ung  6er  ©ffenfipe*  Der  friegerifc^e  (ßeift  aber  un6 
6ie  Kampf esfreu6e  in  ©ffi$ieren  un6  SoI6aten  ipecf ten  6te  fro^eften  Hoffnungen;  menigftens 
6ie  erften  ^n^ammtn^tö^c  mit  Ztapoleon  glaubte  man  ftegreic^  befte^en  un6  je6enfalls  fo 
lange  ftan61jalten  5U  fönnen,  bis  6ie  Huffen  un6  pielletc^t  audj  6ie  ©efterreidjer  5U  tfxl^c  fdmen, 

2Iefjnlic^e  Stimmungen  lebten  in  Königin  Cuife.  Sie  n)uf te,  6af  es  nun  fein  gurücf 
metjr  gab;  Ijinter  iljr,  wie  fte  fc^rieb,  lagen  „^eigfjeiten  un6  €mie6rigungen",  porn)ärts 
w'xntic  6er  IDeg  6er  €l?re,  Sie  aljnte  wolfl,  6af  6iefer  IDeg  auc^  sum  Untergang  füfjren 
fönne,  un6  fie  wav  weit  entfernt  pon  je6em  törichten  Sieges6ünfeL  2Iber  fie  fan6  6en  (ßeift 
6er  tCruppen  un6  itjre  Kampfesluft  fo  ^errlic^,  6ie  (Erbitterung  6er  gansen  Kation  fo  fraft»» 
poll,  un6  pon  allen  Seiten  brachte  man  ifjr  fo  piel  Hingebung  un6  Daterlan6sliebe  entgegen, 
6af  fte  6araus  „ZHut  für  6ic  ^utnn^'*  fc^öpfte,  IDur6e  6oc^  felbft  6er  König,  6em  fonft 
jc6e  2Innäfjerung  feiner  Untertanen  efjer  läftig  tpar,  6apon  gerüfjrt,  njie  man  feinen  IDagen 
um6rängte  un6  iljn  un6  6ie  gute  Sac^e  fegnete.  UTit  pollem  Pertrauen  rechnete  6ie  Königin 
auf  Suflan6s  H^lf^*  ^^^  ^0^  Berlin  aus,  »enige  (Tage  por  6er  2Ibrcife,  Ijatte  fte  6em 
Kaifer  2Ileyan6er  gefc^rieben,  6af  nadjft  6em  preufifc^en  fycvz  feine  ^reun6fdjaft  ifjr 
^uperftdjt  gebe.  ZHit  6er  gan$en  gefüljlsfeligen  Ueberfdjmenglidjfeit  6es  ^8. 3aljrljun6crts 
beteuerte  fte  iljm  6abei:  „3c^  glaube  an  Sie,  wit  idi  an  (ßott  glaube,  un6  meine  ^reun6^ 
fdjaft  für  Sie  wirb  nur  $ugletc^  mit  meinem  (ßlücfe  en6en."  Un6  Pon  Hauntburg  aus 
une6ertjolte  fte:  „Die  gufunft  Ijängt  »efentlic^  pon  2^ncn  ab,  unb  id}  bin  gans  rufjig, 
6a  idj  Sie  fenne." 

3n  politifc^er  H^^P^*  o>ör  bal6  nadj  6er  2tnfunft  6es  Königs  in  Haumburg  bereits 
6as  entfcljei6en6e  IDort  gefallen.  2Im  26.  September  a>ur6e  ein  Kurier  mit  einem  Sdjreiben 
6es  Königs  an  Ztapoleon  un6  mit  einer  Hote  abgefan6t,  ux>rin  in  aller  ^orm  6er  Hücf$ug 

195 


6cr  fran5oftfcf;cn  tTruppen  aus  Deutfcf^lanö  un5  Me  freie  unb  ungeftörte  ^ulaffung  6es  Horb- 
öeutfc^en  Bun6es  perlangt  n)uröe.  IDür6e  eine  befrie6igen6e  iinttport  bis  5um  8*  ©ftober 
nic^t  eintreffen,  fo  foUte  5um  Jtngriff  gefdjritten  n)er6en.  Hic^t  unt  nod)  eine  (Cur  für  6en 
^rie6en  offen  su  Ijalten,  an  6en  man  nic^t  me^r  glaubte,  gen>ä^rte  man  öiefe  le^te  ^rift, 
fon6em  allein  um  noc^  einige  (Tage  für  6ie  militärifc^en  Vorbereitungen  5U  gewinnen,  mit 
6enen  es  nur  rec^t  langfam  ponpärts  ging. 

Uad)  längeren  Beratungen  Ijatte  man  ftc^  $u  6em  piane  geeinigt,  über  6en  tC^üringer 
IDaI6  Ijinrocg  6ie  fran$öftfc^en  (Truppen  in  Sü66eutfc^Ian5  ansugreifen,  5ie  man  no<^  por 
it^rer  Pereinigung  überrafc^n  5U  fönnen  meinte.  Der  (Beöanfe  fam  nid^t  5ur  2(usffit;rung. 
IDoUte  man  eine  fo  entfc^ieöene  2Ingriffsben>egung  por  2tblauf  6er  im  Ultimatum  gefteOten 
^rift  permei6en?  ©6er,  was  ma^rfc^einlidjer  ift,  ljin6erten  militarifdje  Be6cnfen,  wk  6ie 
Hücfftd^tnal^me  auf  6ie  eigenen  noc^  unpollen6eten  Hüftungen  un6  6ie  perfpatete  ZTTobilifierung 
6er  fäd^ftfcf^en  (Truppen?  06er  lag  6ie  Urfac^  sugleic^  aud;  in  6em  (Brun6übel,  an  6em 
6ie  preufifdje  Heeresleitung  ebenfo  franfte  wie  portjer  6ie  preufifdje  Politif :  an  6er  lä^men6en 
Unentfdjloffen^it  ? 

(Benug,  6ie  (Tage  perftric^en;  erft  2(nfang  0f tober  a>ur6e  6ie  Qauptarmee  allmd^lic^ 
nd^r  an  6en  (Tl^üringer  lDal6  ^eran  nac^  Su6a>eften  gefd^ben,  un6  erft  am  4.  0ftober, 
als  fidf  6ie  Hac^ric^t  pon  6er  2(nfunft  llapoleons  in  XDürsburg  perbreitete,  n>ur6e  auc^ 
6as  f^auptquartier  nad;  (Erfurt  perlegt  Tlls  6er  ^ug  6er  IDagen  un6  (Befd^fi^e  mit  6en 
(Truppenmaffen  lang  un6  langfam  ftc^  über  6ie  Brücfe  pon  Kdfen  bemegte,  beobad^tete  xlfn 
6er  glän5en6fte  litcrarifdje  (ßegner  Ztapoleons,  ^rie6ric^  (Ben^,  6en  (ßraf  f^augipi^  5ur 
Znitarbcit  an  6em  prcufifc^en  Kriegsmanifeft  5U  fic^  berufen  Ijatte;  er  empfan6,  un6  piel* 
leidet  nidft  er  allein,  6af  fid;  in  6iefem  2(ugenblicfe  6ie  (Entfc^ei6ung  porbereitete  über  6ie 
^rciljeit  06er  6ie  Knedjtfdjaft  ZHittcleuropas. 

(Erfurt  bot  6asfclbe  Sdjaufpiel  ipie  Haumburg:  militärifc^c  Beratungen,  fürfUid^e 
Befudje,  unauftyörlidje  tTruppen6urdj5üge,  ein  unentu?irrbarcs  (ßeroüljl  un6  Durdjeinanöer 
pon  Zrtenfdjen,  Pfer6en,  Kanonen.  Der  König  ftu6icrte  6ort  6en  pian  6er  Sd^lad^t  Pon 
2tufterli^.  Die  Konigin  Ijattc  6ie  ^rcu6e,  itjre  Sc^n>eper,  ^er$ogin  (Tl?arlotte  pon  Qil6burg^ 
Ijaufcn,  bei  fidj  $u  fefjcn.  Sie  befud^te  6en  Petersberg  un6  lief  ftdj  mit  iljren  Damen 
aben6s  Pon  Cucc^efmi  (ßefpenftergefdjic^ten  ersäl^len.  3^^^^  fort6auem6e  2Inipefen^  im 
Hauptquartier  —  feit  6em  (ßrof en  Kurfürften  Ijatte  fic^  fein  prcufifdjer  ^errfdjer  Pon  fetner 
(ßemafjlin  ins  ^el6  begleiten  laffen  —  erfuljr  feljr  perfc^ie6ene  Beurteilung.  lDd^ren6  piele, 
pielleidft  6ie  meiften,  6ie  (Entfernung  6er  Königin  aud;  um  il^rer  eigenen  Sid^r^it  nnllen 
u>ünfdjten,  Ijielten  an6ere,  6ie  ftc^  i^res  (Einfluff^  auf  6en  Könid  v*  be6iene"  a^^adl*m 


i^rc  fernere  (ßegenipart  für  notmenMg.  Sie  felbft,  Ijterin  n>ie  fonft,  fügte  ftc^  leMgltc^  6em 
IDillen  6es  Königs,  6er  fte  fo  lange  als  irgen6  möglich  bei  ftdj  5U  Ijaben  Derlangte. 

3n  (Erfurt,  am  9.  ©ftober,  empfing  Königin  Cuife  audj  ^rieiric^  (ßen^,  6er  eine 
ausführliche  2Iuf$eic^nung  über  6en  üerlauf  feiner  2tu6ien$  un6  6ie  6abei  empfangenen 
€in6rücfe  Ijinterlaffen  tjat.  Die  Königin  äuferte  ftc^  über  6en  Krieg  in  6em  Sinne,  6en 
wir  fc^on  fennen:  Die  politifdjen  ZTlotipe  lief  fte  beifeite,  obgleich  i^re  IDorte  fonft  auc^ 
tjierin  fc^arfes  2?erftän6nis  beriefen,  ^ür  fte  tpar  6er  Krieg  nic^t  6as  (Ergebnis  politifc^er 
Berechnungen,  fon6em  „ein  (ßebot  6er  (Efjre  un6  6er  Pflicljt".  Uebrigens  fei  fte  nic^t 
befragt  tt>or6en,  n)ie  fte  überhaupt  bei  öffentlidjen  2tngelegenljetten  nie  5U  lS,aU  gesogen  n)er6e, 
(Rani  nadi  6em  ^er$en  von  (ßen^  waxcn  bann  iljre  2Ieuferungen  über  ©efterretdj  un6 
Suf  lan6.  (Es  mag  nidjt  pöllig  oljne  politifc^e  Jtbfidjt  getpefen  fein  —  (ßen^  war  ja  Dor 
einigen  3afjren  aus  preufifdjen  in  öfterreic^ifc^e  Bienfte  übergetreten  — ,  aber  es  entfprac^ 
6ocIj  audj,  n)ie  n>ir  n)iffen,  ifjrem  innerpen  (Empf!n6en,  wtnn  fie  pc^  6abei  über  ©efterreic^ 
mit  befon6erer  IDärme  auf erte  un6  ©efterreidjs  Unglücf  ntit  tCränen  in  6en  2Iugen  beflagte* 
2tus  „6em  Seiche"  ftammen6,  tyatte  fte  eine  angeborene  Svmpatljie  für  ©efterreidj,  ii>omit 
iljre  politifdje  Ueberseugung  im  (Einflang  u>ar.  Sie  rüfjmte  Kaifer  2Ileyan6ers  (Eifer,  feine 
£)ingebung  un6  feine  perfönlicfjen  tCugen6en;  allein  für  6ie  ^reiljeit  (Europas  tDünfdjte  fie 
6ocI?  6ie  (Einigung  6er  Deutfc^en,  6ie  (Einigung  i>or  allem  Preuf  ens  un6  ©efterreidjs.  (£s 
waxzn  6ie  (ße6anfen,  6ie  (ßen^  feit  3^^^^  pertrat,  6ie  Prin$  Couis  ^er6inan6  mit  ifjm 
teilte,  un6  6ie  audj  bei  6er  Königin  (Eingang  gefun6en  Ifaüm. 

Ueberl^aupt  ifat  (ßen^  pon  Königin  Cuife  6ie  allerbeften  (Ein6rücfe  getponnen;  er  ipufte 
nidjt,  tpas  er  mefjr  ben>un6em  follte:  6ie  männlidje  (Energie  un6  Seife  it?res  Urteils  06er 
6as  edjt  ipeiblic^e  (Bemüt  un6  (Befühl,  6as  alles  6urd76rang  un6  erfüllte.  Sie  erfcf^ien  i^m 
als  eine  unpergleidjlic^e  Bereinigung  Pon  lDür6e  un6  2Inmut,  Pon  Pome^mfjeit  un6  ^ixxüd^ 
fjaltung.  2Ius  6em  6üfteren  (ßemäl6e,  6as  (ßen^  in  feinen  ilufseidjnungen  pon  6en  ^\x^ 
ftän6en  un6  Perfönlidjfeiten  jener  tCage  entipirft,  ftrafjlt  allein  6ie  (ßeftalt  6er  Königin  Cuife 
als  eine  tyelle  un6  reine  Cidjterfc^einung. 

3n5ipifc^en  ipur6e  in  (Erfurt,  ipie  por^er  in  Ztaumburg,  (Tag  für  (Tag  Kriegsrat 
geilten.  Der  pian  6es  Ueberganges  über  6en  (Thüringer  lDal6  ipar  leidet  aufgegeben; 
fcljipieriger  ipur6e  es,  einen  neuen  (Entfc^luf  $u  f äffen.  Bal6  follte  ftc^  6ie  ganse  2trmee 
ipeftipärts  $ipifc^en  (ßoilfa  ixnb  (Erfurt  fonsentrieren,  bal6,  6a  6ie  2Trel6ungen  über  einen 
nac^  ©ften  ipeit  aus^len6en  Umge^ungsmarfc^  6er  ^ransofen  in  6er  Hic^tung  auf  6ad 
Kurfürftentum  Sac^fen  ftc^  bebxolflxdi  Ruften,  follte  oftipärts  auf  6as  rechte  Saaleufer 
5urücf gegangen  tper6en,  um  6en  ^ranjofen  6en  IDeg  $u  perlegen.    Schlief  lic^  ipur6e  6ie 

^97 


^uptarmcc  teils  $urücf  nadti  IDetmar,  tos  man  crft  am  ^.  ©ftobcr  pafftert  tjatte,  teils  füMi(^ 
6apon  nadj  Blanfenljain  Mrigiert,  u>at?ren6  ein  anöeres  Korps  unter  6eni  Befetyl  6es  ^flrften 
£)ot?enIofje;  6effen  2lDantgar6e  Prins  Couis  ^er6inan6  befeljligte,  nte^r  füWidj,  5um  lieber* 
Qanq  auf  bas  rechte  Saaleufer  bereit,  stmfd^en  Ka^la  un6  Huöolftabt  fic^  aufftellte.  XDas 
u>eiter  gefc^efjen  foUte,  6afür  em>artete  man  erft  Hac^ric^ten  Dom  ^ein6e. 

2Im  ^0.  ©ftober  erreichten  6er  König  un6  6ie  Königin  mit  einem  (Teile  5er  ^aupt« 
armee  auf  fdyledjteften  IDegen  Blanfen^in.  €s  war  ein  fc^recHic^er  2Iben5,  6em  eine 
fdjrecflic^ere  Hadjt  folgte.  piö^Kc^  fan5  man  ftc^  mitten  im  Kriege.  Pon  allen  Seiten 
Ijörte  man  6cn  Bonner  6er  (ßefdjüfyi;  ringsum,  überaD,  fc^enen  bereits  ^ransofen.  Da 
fam  gegen  9  UE^r  aben6s  6ie  Hac^ric^t,  6af  6ie  2(pantgar6e  bei  SaaIfeI6  gefd^Iagen  un6 
Prins  Couis  ^er6inan6  nad}  ^I6enmütigem  Kampfe  gefallen  fei.  Der  König  brachte  felbjt 
6er  tieferfc^üttcrten  Königin  6ie  tCrauerfun6e,  6ie  ftdj  rafdj  perbreitete  un6  Beftür$ung  un6 
Sdjmers  erregte.  UeberaU  er^b  ftdj  IDeljflagen  un6  IDeinen  um  6en  Prinsen,  mit  6em 
fo  pick  un6  fo  fc^öne  Hoffnungen  untergegangen  iparen.  BaI6  folgten  »eitere  Hac^ric^ten 
pon  gefafjr6rot?en6fter  8e6eutung.  Die  Uebergange  über  6ie  obere  Saale  tparen  in  6en 
£}an6en  6er  ^ein6e,  Su6oIfta6t,  unfern  Slanfentjain,  pon  iljnen  befe^t;  fjo^enlotje  fyütz  fiif 
etn>as  ofttparts  ipen6en  muffen,  um  gefc^Iagene  (Truppen  eines  preu^fc^en  Korps  unter 
(Tauen^ien  auf$unetjmen.  Blanfenljain,  6a6urc^  nac^  Sü6en  pöUig  unge6ecft,  ftan6  einem 
fein6Iid}en  Pormarfdj  offen,  6as  £)auptquartier  glidj  einer  üorpoftenftellung.  ^urdjt  un6 
Sdjrecfcn  bradj  über  alle  Ijerein.  3"  ^^^  Strafen  in  un6  um  Blanfenljain  er6röljnte 
ununterbrochen  6cr  (ßeneralmarfdj,  um  pon  allen  Seiten  (Truppen  $um  Sdju^  6es  Qaupt* 
quarticrs  ^erbeisurufcn.  Die  ^eI6equipagen  6es  Königs  ipur6en  fdjon  meggefdjicft.  nieman6 
i^ätic  gen>agt,  ftdj  $ur  Jvulje  $u  legen.  3"^"^^^^  $u  eiligfter  ^ludjt  bereit,  pon  je6em  Tllamx 
aufgefdjrecft,  fo  pcrbradjte  Königin  Cuife  mit  itjren  Damen  6ie  Hadjt. 

König  uu6  Königin  tjaben  6iefe  Sdjrecfensftun6en  nie  pergeffen.  Der  König  fonnte 
fpätcr  6cn  Hamen  Blanfcnljain  nic^t  nennen  frören,  oljne  6af  itjm  gleid?  all  fein  Ungiflcf 
fidjtbar  por  2lugcn  trat.  Der  Königin,  6ercn  Jlufseidjnungcn  obige  SdjiI6erung  entnommen 
ift,   mag  man  es  glauben,  6af  fie  pon  jenem  21ugenblicf  an  bas  nal^Mt6e  Unljeil  a^nte. 

2tm  früljcn  ITTorgen  6es  \{.  ©ftober,  erregt  6urdj  6en  (ßc6anfcn  an  6cn  €ntfd)ei6ungs* 
fampf,  6er  unmittelbar  beporsufteljen  fdjien,  perlief  Königin  Cuife  Blanfen^in  un6  erretd^te 
baI6  IDeimar,  tpo  auc^  6er  König  mit  6em  l7cr5og  pon  Braunfd)tt>eig  un6  6em  ganjen 
(Befolge  nodj  am  Zlacbmittag  eintraf.  Die  £)auptarmee  $og  fidj  um  IDeimar  ^rum  5ufammcn, 
ttMljrcn6  ^ürft  iTofjenlo^e  fein  Korps  bei  ^cna  fammcite.  Der  Seft  6es  (Tages,  ebenfo  one 
6er  ganse  nadjfte  (Tag,  pergingen  abennab  in  fruc^tlofcn  Beratungen.    ZTIan  Ijörte  pon 

98 


tpetterem  Doröringen  6cr  ^ran3ofen;  un6  6te  Bcforgnis  n>ur6e  immer  ftärfer,  6af  man  im 
(Dftcn,  in  6er  linfen  ^lanfe,  umgangen  n>er6e.  Der  £)er5og  von  Braunfc^n>etg,  une  6ie 
Königin  Derfic^ert,  fonnte  un6  n)oIItc  bas  nidjt  glauben.  So  blieb  olles  untätig  ftetjen, 
bis  n)ie6er  erfl  Hadjric^tcn  pom  ^ein6e  eine  (Entfdjlief  ung  aufsroangen  un6  6ie  fdjiDerfällige 
ZlTaffe  in  Bewegung  btadiUn.  Zlod)  am  \2.  ©f tober  fpät  aben6s  fam  6ic  beftimmte 
Zneföung,  6af  Me  2trmee  in  ifjrer  linfen  ^lanfe  tatfdc^lic^  umgangen  un6  Haumburg 
bereits  pon  feinMic^en  (Truppen  befe^t  fei*  Sogleidj  n)ur6e  nun  befc^loffen,  feljrt  5U  machen, 
um  über  6ie  Unftrut  un6  Saale  fjinroeg  5ipifcljen  Saale  un6  (Elbe  6em  Pormarfc^  6es  ^ein6es 
entgegen$utreten.  IDä^ren6  6as  Korps  unter  fjoljenlolje  $ur  Decfung  6er  rechten  ^lanfe 
etn?as  surücfblieb,  fe^te  jtc^  am  ^3.  (Dftober  Pormittags  fpat,  nxiljrfcljeinlic^  5U  fpät,  6ie 
fjauptarmee  in  Bewegung  un6  $og  mit  fc^leppen6em  Crof  langfam  auf  6er  grof en  ^ranffurt^ 
Ceip$iger  ^an6elsftraf  e  in  nor6öftlic^er  Hic^tung  nac^  2Iuerfte6t  5u, 

Königin  Cuife  folgte  am  Hac^mittag  6es  ^3.  ©ftober  pon  IDeimar  aus  6em  Dor* 
marfdj  6er  2trmee;  fo  fjattt  es  6er  König  felbft  geipünfc^t,  6er  ftc^  auc^  je^t  noc^  ni4t 
pon  iljr  trennen  modjte.  ZTKt  6em  Küraffier*  Regiment  Heisenftein  erreidjte  fie  6ie  Strafe 
por  2(uerfte6t;  ipo  il^r  6er  Qer5og  pon  Braunfc^tpeig  entgegentrat. 

,f€s  wai  bas  erftemal/'  fo  ersäfjlt  6ie  Königin,  „6af  ic^  i^n  feine  ZHeinung  pofitip 
un6  energifc^  ausfprec^en  Ijörte/'  VHxi  emfter  ZTTiene  trat  er  an  ifjren  IDagen  t?eran  un6 
fragte:  „Um  (ßottes  willen,  was  tun  Sie  ^ier?"  Königin  Cuife  ernn6erte:  „Der  König 
glaubt,  6af  ic^  nirgen6s  {teurer  bin  als  I^ier  im  HficFen  6er  Slrmee,  6a  6er  IDeg,  6en  icf; 
nadj  Berlin  einfc^lagen  follte,  nidjt  meljr  freier  ift."  „2tber  mein  (ßott,  fefjen  ZTlajeftät 
nidjt  6as  Sdjlof  pon  (Ecfartsberga  Por  ftdj?  Dort  fin6  6ie  ^ran$ofen,  fte  ftn6  fjier  gegen* 
über  un6  in  Haumburg,  un6  morgen  n>er6en  wir  einen  blutigen  un6  entfc^ei6en6en  tCag 
traben.  Sie  fönnen  Ijier  nidjt  bleiben,  es  ift  gan5  unmöglidj."  (Er  riet  iljr,  nadj  IDeimar 
5urücf5ufe(^ren  un6  ftcf;  6ort  pon  (Beneral  Hüc^l  6en  IDeg  nacf;  Berlin  angeben  5U  laffen. 
Die  Königin  lief  6en  König  rufen,  6er  fur3  por^er  mit  6üfterer  un6  forgenpoller  ZHiene 
an  ifjrem  IDagen  porbeigefommen  war,  teilte  i^m  6ie  Befürchtungen  6es  ^ersogs  mit,  un6 
6er  König  entfc^ie6:  „IDenn  es  fo  ift,  fo  reife  ab/*  IDortlos  6rücFte  er  iljr  sum  2tbfd}ie6 
6ie  f^anb.  Die  Königin,  in  tieffter  Bewegung,  perlief  iljren  IDagen,  einen  Kampagne^ 
wagen  6es  Königs,  un6  in  it^rem  Seifewagen,  pon  einem  ©ffi$ier  mit  adjt  Küraffteren 
geleitet,  feierte  fie  nadj  IDeimar  surücf,  6as  fte  erft  wenige  Stun6en  porfjer  perlaffen  Ijatte. 
Unterwegs  begegnete  fie  6em  Prin$en  pon  ©ranien,  6er  6ie  erfte  Dipifton  6er  £)auptarmee 
befefjligte,  un6  6em  Prin$en  ^einric^,  Bru6er  6es  Königs,  6er  in  6iefer  Dipifion  6ie  sweite 
Briga6e  fomman6ierte,  fowie  ifjrem  eigenen  Bru6er  Prin$  Karl,  6er  6em  Seferpeforps 

199 


unter  Kalcfrcut^  angc^rtc.  Von  itjncn  allen  naljm  fte  2tbfc^te5,  immer  bemflijt,  baM 
t^re  tTränen  5urucf suhlten,  um  nxd}i  Me  6em  Kampfe  entgegenge^nöen  ZHdnner  wcxdf 
5u  fttmmen.  3"  IDrimar  angefommen,  lief  fie  6en  (Beneral  Südjel  rufen,  6er,  $u  erregt 
um  felbfi  fc^reiben  5U  fönnen,  il^r  6urc^  einen  feiner  2(6]utanten  5ie  Heiferoute  auf« 
5eic^nen  lief.  Die  Königin  foUte  6en  fjavi  im  XDeften  umgel^en  un5  über  Sraunfc^meig 
nac^  Berlin  5uräcffe^ren.  tPie  ersäE^It  nrir5,  Ijai  fie  fic^  öann  nodf  in  6en  Strafen 
IDeimars  $u  ^uf  6en  6urc^marfc^ieren6en  (Truppen  ge$eigt  un6  6urdj  i^re  (Begentpart 
öeren  ZTTut  angefeuert. 

Die  Stimmung  6er  Königin  am  2(ben6  por  6em  tCage,  6er  Aber  Preufens  un6  i^ 
eigenes  Sd^icffal  entfcf;ei6en  foUte,  5eigt  6er  Brief,  6en  fie  6amals  an  6en  König  richtete* 
3n  feinem  Durc^einan6er  pon  richtigen  un6  irrigen  eingaben  fpiegelt  er  6en  ZPirmxirr  6es 
ilugcnblicfs  n>ie6er,  $ugleic^  aber  6ie  3nnigfeit  itjrer  Ciebe  $u  6em  (Bemal^I  un6  König, 
6em  fte  aucf;  in  6iefem  2(ugenblicfe  6a5  it;m  fo  fel)(en6e  Selbftpertrauen  einsufiöf en  fud^te. 
Sie  fdjrieb  it?m  aus  IDeimar  am  ^3.  ©ftobcr,  8  IWjr  aben6s: 

„©Ott  fegne  Didj  auf  allen  Deinen  IDcgcn,  teurer,  lieber  ^reun6.  Cs  muf  Dir  gut 
getreu,  6enn  Du  bift  6er  brapfte  ZTIann  Deiner  ^eit.  3^  ^<>ff^  ^^^^  <i^^  (ßutes  pon  Deiner 
2lrmee  5U  t^ören.  2(lle,  6enen  id)  begegnete,  tparen  gan5  toU  por  ^reu6e,  als  fte  ^rten 
(6ie  (Truppen  näntlic^),  6af  6ie  ^ransofen  wollt  un6  gennf  morgen  eine  ftarfe  2(ffaire  fein 
n)ür6e.  ©ott  ftdrfe  Didjl  un6  gebe  Dir  eine  tüchtig  gewonnene  Sdjlac^t.  ZITorgen  frfi^ 
um  5  UE^r,  6en  \^.,  gel)'  id;  pon  E^ier  n>eg  über  (Erfurt,  Cangenfalsa,  Znüt^U^aufen,  Dinget 
fta6t,  f}eiligcnfta6t,  xoo  xdi  5U  Had^t  bleiben  ipill.  Dann  übermorgen,  6en  ^5.  tpill  id;  bis 
23rauttfc^n>cig,  n>cnn  es  möglidj  tft  (es  ift  ^ri^cns  ©eburtstag),  un6  6en  \6.  nac^  Berlin. 
3c^  bitte  Dic^  fmeen6,  fdjicfe  mir  6odj  Ztac^ridjt  Pon  Dir,  Du  n)cift  nun,  ipie  ic^  ge^, 
un6  fannft  bercd^nen,  auf  meld^em  IDeg  Du  am  gefc^n>in6eften  mid)  etn>as  pon  Dir  fannft 
Ijörcn  laffcn.  Du  begreif ft,  ipie  mir  6aran  liegt  in  6tcfem  IlTomcnt!  3<^  fpredje  pon 
nichts,  u^as  uns  fonft  betrifft,  es  ift  nidjt  6er  21ugcnblicf,  ftd?  auf  irgen6  eine  2lrt  ipcic^ 
5u  madjen,  ^df  liebe  Didj  nxityr  un6  innig  un6  bete  für  Dic^l  2I6icu.  Soeben  fömmt 
6ie  Hadjridjt  att  ©cneral  Südjcl,  6er  nteine  ZTTarfdjroute  neben  mir  im  ^intmer  6er  I)er]ogin 
madjt,  6af  6ie  ^ransofcn  bei  3^"^  gcfdjiagen  ftn6  un6  6af  6er  ^firft  £)ot;enIoI^  fie  per- 
folgt. Der  ©ffisicr,  6cr  6icfes  6em  ©eneral  JJüdjcI  meI6et,  l}at  es  fclbft  gefel^n,  6af  6er 
^ürft  fte  pcrfolgt  tjat.  Das  ift  ©ott  Cob  einmal  n>as  ©utes,  un6  morgen  giebt  es  gennf 
nodj  mcljr  fidj  5U  freuen.  3^  ^i"  h^^^  ^*^^  6  U^r  angefommen,  alle  Hegintenter  fd^rieen: 
Pipat,  es  lebe  6cr  König  un6  6ie  Königin.  Den  ad^t  Ceuten  pon  Qut^a>  fyxV  xdj  je6em 
eiiteit  ^ric6ridjs6'or  gegebett  un6  fte  nodj  eytra  tractieren  laffen.    3*  ^i"  *^wf  ^^^"  SdfM 


'»00 


Cafcl  16 


....JuJGfci 


abgeftiegett;  weü  idj  feine  Kfic^e  Ifabe,  nnb  6af  ic^  mtc^  ^ter  o^ne  Vidj  ntrgenös  {ic^er 
glaubte»   Jtöieu»   ©ottes  befter  Segen  mit  Sir»    £af  mic^  nur  nic^t  o^ne  Zladindit   Jtuf  emig 

Deine  treue  Cuife. 

„<Sraf  ZlToItfe  imrö  Sir  öiefes  fibergeben  unö  um  9  o^ngefä^r  mieöer  $u  Sir  abgeben» 
^dj  ^offe,  öie  Umftänöe  bringen  uns  halb  wiebev  sufammen» 

„3^  öarf  Sic^  nodj  einmal  bitten,  ne^me  me^r  S^ttamn  5U  Sir  felber  unö  fu^re 
bas  iSanse,  es  ge^t  gen>if  beffer." 

Xladi  einer  fc^Iaflofen  Hac^t  voü  Sorgen  unö  2tengften  perlief  Königin  Cuife  am 
morgen  öes  per^ngnispoüen  \^.  ®f tober  XDeimar  unö  eilte  Aber  €rfurt,  ZlTö^I^ufen, 
iSöttingen,  wo  Tldixm  pon  Jlmim  jie  fa^  un6  i^r  perftörtes  Jtngeftc^t  faum  erfannte,  ober 
Braunfc^ipeig  unö  (Tangermfinöe  nac^  Berlin,  bas  jie  am  \7.  ©ftober  gegen  Jtbenö  erreichte. 

Sie  Heife  ipar  fc^on  ipie  öie  ^luc^t  nac^  einer  Hieöerlage. 

Oufc^enöe  iSerfic^te  fiber  preuf  ifc^e  Siege  tpuröen  i^r  untertpegs  5ugetragen,  (Berfic^te, 
öie  auc^  nac^  Berlin  orangen  unö  öort  am  ^5.  ©ftober,  geraöe  $ur  Geburtstagsfeier  öes 
Kronprinsen,  einen  (Taumel  6er  ^reuöe  unö  6es  2^^^^  entfeffelten»  €rft  am  \7.  ®f tober, 
ipenige  Stunöen  por  Berlin,  erfuhr  Cuife  öurc^  ein  Schreiben  öes  iSeneralaöjutanten  ©berften 
pon  Kleift  aus  Buttelfteöt,  \^.  ®f tober,  öie  fc^recflic^e  XDa^r^eit:  öie  pöüige  Hieöerlage  6er 
preufifc^en  (Truppen,  foipo^l  6er  pom  ^ersog  pon  Braunfc^ipcig  befehligten  ^auptarmee 
als  6er  Korps  pon  ^o^enlo^e  un6  Hfic^eL  „IDir  ipollen  uns  nur  rec^t  sufammenne^men," 
fagte  fie  5U  i^rer  ^of6ame,  6er  ©räfin  (Tauenden,  „um  nic^t  6iefen  Sdjrecfen  in  Berlin 
5U  perbreiten/' 

Später  erhielt  fie  auc^  ein  Sdjreiben  6es  Königs  felbft,  auf  6er  ^luc^t  in  Sömmer6a 
am  \5.  ®f tober  gefc^rieben,  6as  i^r  6en  gansen  Umfang  6es  Unglucfs  entrollte:  XDie  aus 
6em  unertparteten  3"f^"^^^"ftof  ntit  einem  ^ein6e  pon  unbefannter  Stärfe  bei  2luerfte6t 
fic^  eine  Sc^lac^t  entipicfelt  ^atte,  in  6er  6ie  6rei  Sipifionen  6er  ^auptarmee,  o^ne  rechte 
®r6nung,  o^ne  rechten  pian,  o^ne  ^u\ammenvoxxtcn  in  6en  Kampf  geführt,  eine  nac^  6er 
an6em  in  pergeblic^em  Hingen  fic^  perblutet  Ratten»  „3^  "^^^f  nic^t,"  fdjrieb  6er  König, 
„ipas  aus  i^nen  geipor6en  ift.  Jtlles,  ipas  noc^  lebt,  lauft  einsein  ^erum."  Sie  Heferpe 
unter  Kalcfreut^,  6ie  5U  fpät  ^erangefommen  ipar,  ^atte  nur  nodj  6en  Hficfsug  6ecfen  fönnen. 
Bei  einbredjen6er  Zladft  war  6er  König  mit  6em  Heft  6er  (Truppen  auf  6er  IDcimarer 
(T^auffee  am  rechten  3'^"!^^  ^^  ^"  ^^^  Stelle  gefommen,  ipo  6ie  Königin  pon  i^m 
2lbfd?ie6  genommen  ^atte,  als  er  bei  2lpol6a  fran$öfifc^e  (Truppen  bemerfte,  fo  6af  er 
fdjleunigft  umfe^ren  un6  im  Jlngefic^t  fran$öfifc^er  XDac^tfeuer  6en  Hucfsug  auf  6em  linfen 
(nör6lidjen)  3I^uf«^  fortfe^en  mufte»    Unipeit  IDeimar  ober,  in  XDxAanbs  frfiljerem  XDo^nort 

20^ 


©smannftcöt,  erfuhr  man  pon  einigen  fran$oftfdjen  (Befangenen,  6af  audj  Qo^enlol^  un6 
Hüdjel  gefdjiagen  unö  XDeimar  felbft  bereits  wn  öen  ^ransofen  befe^t  fei,  itbermals  muf  te 
umgebogen  meröen,  unö  nadj  mandjem  mtftdjeren  Um^ertaften,  n>obei  öie  Kolonnen  ftdj 
fd^Iief  lic^  aufidften  unö  serftreuten,  n>ar  6er  König  über  ButtelfteM,  QH)  er  6urd;  Flüchtlinge 
ausführlichere  Hadjridjten  über  öie  Hieöerlage  ijon  ^ma  erhielt,  am  \5.  ®f tober  in  aller 
^rü^e,  pon  Blüdjcr,  Kalcfreut^,  6ettt  €rbprin$en  pon  Sac^fen^Koburg  un6  einigen  ©ffijieren 
begleitet,  nacf;  Sömmeröa  gelangt.  (Er  mar  26  5tun6en  lang  ununterbrochen  un6  o^ne 
Ha^rung  im  SaiUl  gcu>efen.  2tuf  2tn6ringen  feiner  Umgebung  fu^r  er  am  näc^pen  (Tage 
nadf  Sonöers^aufen  unö  Horöt^ufen  meiter,  pon  ipo  er  quer  6urc^  6en  tfavi  über  ^Iber^ 
ftaöt  nadj  Zllagöeburg  eilte. 

3n  Berlin,  u>o  öie  Hadjridjt  pon  öen  Hieöerlagen  fidf  fdjon  am  iHorgen  6es  ^7.  ©f tober 
perbreitet  ^atte,  fanö  6ie  Königin  alles  in  größter  Anregung.  3^^^  Kinöer  n>aren  bereits 
nac^  Stettin  geflüchtet,  tpo^in  aucf;  6er  Königin  geraten  mürbe  ftc^  5U  retten.  Die  allgemeine 
Stimmung  ipar  in  öiefem  2tugenblicf  nodj  feincsmegs  mutlos  oöer  per$n)eifelt,  öie  (Erbitterung 
gegen  6en  per^aften  Sieger  pielme^r  nodj  im  Steigen.  (Erft  6er  pöüige  ^ufammenbruc^ 
6er  oberften  Ccitung  6es  Staates  un6  6es  ^eeres,  mie  er  in  6en  Kapitulationen  6er  Fel6* 
truppen  un6  6er  ^^ftungen,  in  6er  fc^mdc^lidjen  Unfä^igfeit  6es  (ßoupemements  pon  Berlin 
un6  in  an6eren  fdjmadjpollen  Vorgängen  jener  (Tage  ftc^  offenbarte,  Ifat  lä^men6en  Sc^recfen 
un6  Ijoffnungslofe  nie6ergefdjlagen^eit  audj  in  6ie  breiten  ZlTaffen  6es  Polfes  getragen. 
Königin  Cuife  felbft  t^tte  i^ren  ZTTut  feincsn>egs  perloren;  i^re  Hoffnungen  belebten  |tc^ 
an  6cr  ftürmifdjcn  un6  begeiftertcn  (Teilnahme,  6ic  i^r  Berlins  Cinmo^ner  an  6iefem 
unglücflidjen  Cage  bcseigteh.  Sic  6rängtcn  fidj  in  grofen  ZHaffen  an  i^ren  IDogen,  fte 
umlagerten  6as  Palais,  nadj  Prin$ef  Cuife  Sa65itt)ills  Jtnfidjt  freilidj  me^r  neugierig  als 
tcilncljmeu6.  Sie  Königin  felbft  aber  empfan6,  was  6er  grofe  ^iftorifer  Homs,  Hiebu^r, 
6amals  ausfpradj:  ipie  picl  „Kraft,  €mft  un6  Creue"  in  6iefem  Dolfe  ungenu^t  fdjlummerten, 
un6  w\c  05  nur  „grogfmniger  Ccitung"  bc6ürfc,  um  es  „inmicr  6er  gansen  IDelt  unbe5iping' 
bar"  5u  machen.  Sic  Sdfulb  6cs  Unglücfs  tt>olltc  fic,  mit  6er  Polfsftimme  im  (Einflang, 
lc6igliclj  6cm  ^crsog  Pon  Braunfcbipcig  un6  feiner  Unmiffcnl^nt  sufdjrciben;  nur  eine  an6ere 
^üljrung  für  6icfc  „göttlidjc"  2lrmee,  un6  alles  fonntc  nodj  gut  tt)er6en.  Sie  empfol;! 
iljrem  iScmaljlc  als  6en  bcften  pon  allen  6en  dürften  ^oljenlolje,  6em  auc^  6er  König 
in5tt)ifcfjcn  bereits  6cn  ®berbcfel)l  übertragen  Ijatte. 

3n  6icfcr  Stimmung  fcbrieb  Königin  Cuifc  6cm  König  aus  Berlin  am  ^7.  ©ftober 
um  9  llljr  dbcn6s  6urclj  lUajor  Sorpille,  6er  6ic  nadjriijt  pon  6er  nie6erlage  naij  6«r 
I7auptfta6t  gebracht  ^atte: 

0' 


„Seit  5n>et  Siunben,  mein  liebftcr  ^reunö,  bin  idj  Ijier.  (ßraf  Sdjulcnburg  »ünfdjt, 
6af  Ol  5ur  gröf  ercn  Sidjcrijcit  morgen  nad)  Sdjtpc6t  unö  übermorgen  nadtj  Stettin  abreife. 
ZHeine  Kinöer  finö  alle  ^eute  morgen  por  meiner  2tnfunft  abgereift,  unö  idj  ^abe  fie  nidjt 
me^r  gefunöen.  Sa  bas  Creffen  pon  2luerfte6t  fo  geenöet  ifat,  mie  es  geenöet  iiat,  fo  glaubt 
man,  läft  ftd?  nidjts  Befferes  tun,  als  Berlin  perlaffen.  Du  bift  mein  einsiger  (ßeöanfe 
gemefen  n>a^ren6  meiner  gansen  graufamen,  fdjrecflidjen  Heife.  Didj  allein  o^ne  midj  5U 
miffen,  ift  fd^recflid;.  Uebrigens  ^offe  xii,  6af  noc^  nic^t  alles  perloren  ift,  unö  6af  (ßott 
uns  nodj  Reifen  wirb.  Du  ^ft  nodj  (Truppen,  un6  6as  X?olf  betet  Vxd}  an  ixnb  ift  bereit, 
alles  $u  tun,  (ßott  fegne  Sidj  unö  ftärfe  Siij  in  6em  graufamften  2tugenblicf  Deines 
Ccbens.  €r  gebe  Dir  allen  nötigen  ZlTut  un6  perlaffe  Dic^  nic^t,  (Ein  VOoxi  pon  Deiner 
^anö  ipüröe  mic^  fe^r  beruhigen.  Der  ^er$og  allein  ift  fdjul6  an  unferem  Unglücf;  er 
perftanö  6ie  2trmee  nidjt  $u  führen,  u?ie  es  allgemein  ^eift  (ßott  erleudjte  Dic^  un6  laffe 
Dic^  einen  iPÜrMgen  (ßeneral  ipä^len  5ur  ^ü^rung  6iefer  gSttlidjen  2trmee.  —  ZTKmi,  6ie 
Prinsef  IDil^elm,  meine  Sdjipefter,  Prin$ef  Cuife,  alle  reifen  morgen  nadtj  6en  por^in 
genannten  Stäöten  ab,  öie  einen  $eitig,  öie  anöeren  fpät,  xd}  um  6  U^r  un6  6ann  öie  übrigen. 
Ceb  ipo^l,  lieber  (Engel,  iparum  fann  idtj  nic^t  bei  Dir  fein  un6  mann  iperöen  ipir  uns 
tpieöerfe^en?  (Ban^  öie  Deine  fürs  ÜA^n,  Deine  treue  ^reunöin  Cuife." 

Hadj  einer  ru^elofen  Hac^t,  in  6er  gepacft  tpuröe,  u?as  man  in  6er  (Eile  sufammen«: 
raffen  fonnte,  perlief  6ie  Königin  Berlin;  beim  hinaustreten  aus  6em  Palais,  6er  Stätit 
iljres  langjährigen  (ßlücfes,  meinte  fie,  xxnt  erso^It  ipur6e:  „3^  iper6e  6iefe  Sdjipelle 
u?oIjl  nidjt  ipie6er  betreten."  3"  Sdjipe6t  traf  fte  mit  i^ren  Kin6em  5ufammen.  Der 
5ipeite  iljrer  Sö^ne,  Prins  IDil^lm,  l^at  fpäter  in  feinem  €yemplar  einer  Biographie  6er 
Königin  6ie  IDorte  aufge$eidjnet,  mit  6enen  6ie  ZHutter  i^n  un6  6ie  (Sefijipifter  begrüßte: 
„3^^^  feljt  midj  in  (T^ränen;  xd}  beipeine  6en  Untergang  6er  2lrmee  un6  i^res  Hu^ms;  fte 
Ijat  6en  (Eripartungen  6es  Königs  nic^t  entfproc^en." 

2tm  nädjften  (Tage,  ^9.  ®f tober,  traf  6ie  Königin  in  Stettin  ein.  XDenn  bei  6em 
2tbfcljic6  pon  Berlin  pielleidjt  ein  2tugenblicf  perseiljlidjer  Sdjipäc^e  fie  befallen  ^atte,  fo 
ipar  je^t  all  i^r  ZlTut  5urücfgefe^rt.  Sie  ^örte  ipo^l  pon  ^rie6ensgerüdjten.  2tber  6ie  €in^ 
6rücfe  pon  6er  Dolfsftimmung  in  Berlin  un6  Pon  6er  Begeifterung,  6ie  fidj  iljr  aüentljalben 
ungerufen  entgegen6rängte,  per6ic^teten  fic^  in  i^r  5U  6em  Hufe:  „Hur  um  (ßottes  ipillen 
feinen  fc^än6lidjen  ^rie6en."  So  fdjrieb  fte  am  20.  ®f tober  Pon  Stettin  aus  6em  Könige: 
„Befter  ^reun6!  €s  ipare  pergeblidj  Dir  6ie  €mpftn6ungen  fdjil6em  5U  iPoUen,  6ie  idj 
empfan6,  als  ic^  Pots6am  un6  Berlin  tpie6erfa^.  Das  Dolf  in  Berlin,  ipeldjes  glaubte, 
xdj  fei  gefangen,  begleitete  meinen  IDagen  un6  fammelte  ftc^  $u  (raufen6en  am  Palais  unter 

203 


meinen  ^enpem  unö  fdjrieen  immer  nad)  mir.  Hein,  folc^  ein  Volt  giebt  es  nidjt  me^r. 
5n>ölftaufen6  Sürger  ipollen  jtdj  beipaffnen  unö  ^5  ^uniert  von  bcn  pome^mften  auf  et 
6cn  \2  taufen^  [fm6]  ebenfalls  bereit,  Sir  $u  folgen  un6  für  Sic^  $u  fedjten,  vx>  Du  n>illp. 
Sie  Zladjxxdjt  öcr  unglücf feiigen  Bataille,  ftalt  fte  nieöersufc^Iagen,  fjat  fie  nur  noii  me^r 
erbittert  gegen  6en  ^einö,  unö  i^re  Jlnljanglidjfeit,  (Ergebenheit  für  Sidj,  für  i^ren  König 
un6  Daterlanö  nodj  perme^rt.  €s  ift  unbefdjreiblidj,  n>as  fte  Sic^  lieben,  alle  2tufopferung 
bereit  $u  bringen,  i^r  Blut  un6  (ßut;  Kinöer  unö  Pater,  alles  fte^t  auf  Sic^  su  fc^fi^I 
Senu^e  öie  ©clcgenljeit  ja,  es  fann  nnis  (ßrofes  Ijerausfommen.  Hur  um  (Bettes  nnllen 
feinen  fdjänölidjcn  ^rieöen.  2tudj  6ie  Cegion  6er  Polen  laf  nic^t  aufer  ac^t.  Ser  2lugen« 
blicf  ift  foftbar,  ^nöle,  nnrfe,  fc^affe,  fiberall  mirft  Su  im  ianbc  guten  tPillen  un6  Unter« 
ftö^ung  finöen.  €benfo  ift  öie  Stimmung  ^ier  in  Stettin.  IDillp  Su  mic^  ^bcn,  fprec^e, 
ic^  fliege  5U  Sir!  (ßott,  Su  allein,  6as  ift  ein  fdjrecflidjer  (ßcöanfe.  3c^  n>o^ne  imeöer  ^ier, 
wo  xdi  vov  6  monatcn  in  Saus  un6  Braus  lebte,  n>o  mir  6ie  megfd^icften,  6ie  unfere  Qilfe 
je^t  fm6  (6ie  Huffen,  pgl.  oben  S.  ^76).  Sie  Kinöcr  fmö  alle  nK)^l,  fte  fragen  alle  nadj  Sir. 
3d?  Mffe  Sic^  taufenömal  in  (ßeöanfen  unö  bin  cimg  Seine  treue  Cuife." 

3n6em  Königin  Cuife  öiefen  Brief  beenöcte,  erhielt  fie  aus  U)rie$en  i>om  ^9.  ©ftober 
ein  Sdjreiben,  morin  6er  König  i^r  mitteilte,  6af  er  iHagöeburg  am  ^8.  ®f tober  fc^leunigj! 
^be  perlaffen  mfiffen,  ba  6ie  ^ransofen,  6ie  ein  preufifc^es  HeferpePorps  bei  Qalle  gefc^Iagen 
Ratten,  bereits  gegen  2Tlag6cburg  unö  Berlin  Ijeranrficftcn.  Ser  König  n>ar,  o^ne  Berlin 
5U  bcrüljren,  ober  (Tangermunöe  un6  Bernau,  wo  er  pon  öem  ruffifc^en  (ßefanöten  2lIopeu5 
öic  ^ludjt  6er  Königin  nadj  Stettin  erfuljr,  nadj  IDriesen  geeilt  un6  for6ertc  nun  feine 
(ßcmaljlin  auf,  mit  i^m  in  Kuftrin  5ufammen5utreffen. 

lDä^rcn6  6ic  Königin,  erfc^üttert  6urdj  6ie  neuen  Unglöcfsbotfc^aften,  fic^  rfiftete, 
6iefcm  Hufe  5U  folgen,  trat  nodj  ein  ^wx^dicn^aü  ein,  6er  6amals  6as  gröfte  2luffet^n 
erregte:  6ie  ^eftnaljme  cittes  6er  oertrauteften  Hatgeber  6es  Königs. 

Ser  iScIjcimc  Kabinettsrat  £ombar6,  6er  5U  Beginn  6er  ^cin6fcligfeiten  am  U.®ftobet 
6as  Hauptquartier  perlaffen  l^atte,  mar  bei  feiner  HücfPc^r  nad}  Berlin  pon  6en  erregten 
2Haffcn  be6roIjt  un6  $ur  ^ludjt  nad}  Stettin  genötigt  tt>or6en.  Seine  un5n>eifell}afte  ^in* 
neigung  5U  ^ranfreid;  wnvbc  als  erfaufte  t^errdterci  ge6eutct;  ntan  befd;ul6igte  xifn  laut  eines 
gcljeimcn  €inpcrftdn6niffes  mit  ^ranfreic^,  ftdjer  $u  Unredjt.  3"  Stettin  mel6ete  er  fidf 
am  20.  ©ftober  bei  6er  Königin.  lDd^ren6  fic  mitcinan6er  fpradjen,  erfdjienen  6ie  prinjeffbi 
pon  ©ranicn,  Sdjtpcfter  6es  Königs,  un6  6ie  Crbprinseffin  pon  XDeimar.  Sie  peranloften 
erft  £ombar6  Ijinaus5ugc^en  un6  bcftfirmten  6ann  6ic  Königin,  i^n  fcftne^men  ju  laffen: 
er  fei  ein  Derrdtcr,  6cn  ntan  nic^t  bei  6em  Kronpri"$en  u^b  bcn  an6eivn  f^*»ialic^en  "»^»nkerr 


loffcn  6ürfe»  Die  Königin  »eigertc  jtdj  anfangs,  fanntc  ftc  öodj  am  bcften  6as  unbeöingtc 
Dcrtraucn  6es  Königs  5u  feinem  Kabinettsrate;  erft  als  6ie  Prin$effinnen  i^r  porftellten, 
6af  nac^  i^rer  2tbreife  Combarö  6er  Dolfsmut  fdju^Ios  preisgegeben  fein  n>er6e,  lief  fie  fic^ 
flberreöen  unö  gab  i^m  eine  IDadje  bei,  anfdjeinenö  meljr  5U  feinem  Sdju^e  als  5U  feiner 
Per^ftung,  2tber  man  öurdjfudjte  iljn,  man  na^m  i^m  feine  Papiere  n>eg  unö  be^anöelte 
i^n  überhaupt  mit  6er  ^ärte,  n>ie  fie  für  einen  eriDiefenen  Derräter  angebracht  fc^ien»  €rft 
nac^  einigen  (Tagen  gab  i^m  ein  Befehl  öes  Königs  aus  Kfiftrin  feine  ^rei^eit  »ieöer» 
Unmittelbar  nac^  Combarös  ^eftna^me  perlief  Königin  Cuife  Stettin,  mit  i^r  Me 
©räfin  Cruijfef  unö  6er  Kammer^err  von  Buc^,  »d^renö  i^re  Kinöer  nac^  Dan$ig  in 
Sidjer^eit  gebradjt  »uröen.  Unteripegs,  smifdjen  Balfn  unö  Sdjönflief ,  begegnete  jie  6em 
ZlTinifter  ^aröenberg,  6er  auf  6em  IDege  i>on  Kfiftrin  nac^  Stargarö  n>ar,  un6  befümmte 
i^n,  $u  i^r  in  öen  XDagen  5U  fteigen  unö  nac^  Kfiftrin  5urficf5ufe^ren;  fie  fprac^  öie  ^off:= 
nung  aus,  6er  König  »eröe  je^t  feinen  T^i  mieöer  ^ören  moUen,  Hoc^  fpät  am  2lben6 
öesfelben  (Tages  erreichte  fie  Kfiftrin,  n>o  i^r  (ßema^l  fc^on  am  Dormittage  eingetroffen  n>ar» 


IL  Kfiftrin,  iSrau6en$,  ®ftero6e,  ©rtelsburg 

2n  Kfiftrin,  hinter  6en  fc^fi^enöen  ZHauem  6er  jtarfen  ©öerfeftung,  fanöen  König 
unö  Königin  nadj  öen  angftpoüen  (Tagen  furdjtgepeitfdjter  ^ludjt  öie  erften  ruhigen  Stunöen 
unö  bas  troftreic^e  (Bind  i^rer  IDieöerpereinigung,  „XDenn  ©ott  uns  nur  beifammen  läf  t, 
öann  »oüen  n>ir  fc^on  bas  fibrige  aushalten  I"  (Eine  IDoc^e  nur  n>ar  rerfloffcn,  feit  fie  por 
2tuerfteöt  poneinanöer  Jlbfc^ieö  genommen,  eine  U)oc^e  poII  furc^tbarfter  Creigniffe,  6ie  mit 
6er  ^rei^eit  Horöieutfdjlanös  auc^  6as  (ßlficf  i^res  eigenen  Cebens  $ertrfimmert  Ratten,  Das 
preuf ifdje  ^eer  n>ar  $ufammengebrodjen,  6er  ftoI$e  Staaisban,  6en  es  getragen,  »anfte  un6 
fradjte  in  allen  ^ugen;  6ie  i^n  Ratten  ftfi^en  un6  galten  follen,  $eigten  Sc^mädje,  ^eig^eit, 
Unfä^igfeit  inilitdrifc^  wie  politifc^  fc^ien  alles  perloren,  (Eine  Unglficfsbotfc^aft  jagte 
6ie  an6ere;  fc^neller  noc^  flogen  n>il6e  (ßerfic^te.  (Erfurt  Ijatte  fapituliert,  mit  6er  Befa^ung 
piele  pon  6en  Sd}lac^tfel6em  geflfidjtete  ^öl^re  ®ffi$iere.  Kurfac^fen,  pon  Hapoleon  um^ 
u?orben,  6ro^te  absuf allen.  Sie  ^ransofen  in  i^rem  unipi6erfte^lic^en  Siegesläufe  litten 
6ie  €lbe  fc^on  erreidjt,  fiberfc^rittcn,  näherten  fdjon  ftc^  6er  ®6er  un6  foüten,  voie  felbft  6er 
König  glaubte,  bereits  am  2^®ftober  Berlin  befe^t  ^ben.  (Ein  mittel  allein  fdjien  fibrig, 
um  6en  allgemeinen  S^^ammcnbmdi  nodi  ab5uipen6en:  fc^leunigper  ^rie6ensfc^luf. 

205 


(BUidf  am  t£aQ^  nad)  bei  ungläcf liefen  Soppelfc^Iac^t  om  \5. 0ftober,  von  Sömmevba 
aus,  Ifaüe  König  ^ricöric^  IDU^lm  in  (EriDiöerung  auf  ein  mitten  im  Sdjlac^tgctilmmel 
er^tenes  Schreiben  Hapoleons  feinen  2l6jutanten  (ßraf  Sön^ff  5U  6em  Sieger  gefanöt  un6 
um  (Einfteüung  öer  ^einöfcligfeiten  gebeten.  Xlapokon,  6er  6en  (Brafen  in  IDeimar  empfing, 
lehnte  bas  ab:  er  xvoüe,  fagte  er,  feine  Porteile  bis  Berlin  perfolgen,  xvo  öer  ^rieie  ftd) 
leidster  n>er6e  fc^liefen  laffen  als  in  ZPeimar.  2llles  fomme  6abei  auf  6ie  0pfer  an,  ju 
öenen  Preuf cn  ftc^  rerfte^en  »eröe,  €rfc^recft  6urc^  öicfe  Jleuf erungen,  bevollmächtigte  öer 
König  in  ZTlagöeburg  am  ^8. 0Ftober  6en  ITTarquis  Cucc^eftni,  mit  Hapoleon  nic^t  blof 
einen  IDaffenftillftanö,  fonöem  felbft  ^rieöenspräliminarien  ju  unterseic^nen  auf  (SrunMage 
öer  2lbtretung  pon  ^annoper,  Bayreuth  unö  alles  preufifc^en  tanbes  linfs  öer  IDefer.  Diefe 
®pfer,  öie  öem  Könige  fdjmere  Uebernnnöung  fofteten,  befrieöigten  Hapoleon  noc^  feines* 
n>egs;  Pon  einem  ZPaffenftillftanö  n>ollte  er  über^upt  nichts  miffen;  als  ^rieöensbeöingungen 
beseic^nete  er:  öie  2tbtrctung  öes  preufifc^en  (Sebietes  linfs  öer  €lbe  (mit  Jtusnoljme 
magöeburgs  unö  öer  Slltntarf),  öen  Persic^t  Preufens  auf  alle  Derbinöung  mit  anöeren 
öeutfd^en  Staaten  unö  eine  Kriegsfoftenentfc^öigung  pon  llOO  Millionen  ^rancs. 

lieber  öicfe  Hac^ridjten,  öie  Cucc^cfmi  am  25.  ©ftober  aus  Potsöam  abfanöte,  mu^e 
in  Küftrin,  xvo  fie  in  öer  nädjften  Hac^t  eintrafen,  Befc^luf  gefaft  »eröen.  Die  Umgebung 
öes  Königs,  öie  2(öjutanten  Köcfri^  unö  ^ftrou),  Kletft  unö  ^aiow,  öer  ZlTinifter  (Sraf 
t}auQwxii  (fjaröenberg,  pom  König  fü^l  empfangen,  t^tte  Küftrin  gleich  nrieöer  perlaffen), 
UHiren  einig  in  öem  lauten  Hufe  nac^  ^rieöen. 

Der  König  felbft,  o^ne^in  nidjt  all5U  tief  erfdjüttcrt,  ^atte  in  Küftrin  leicht  unö  rafc^ 
feinen  (Bleicbmut  mieöer  gefunöen.  (Er  n>ar  immer  gegen  öen  Krieg  unö  für  (Er^ltung 
öes  ^rieöcns  gerocfcu  unö  fanö  nun  eine  bittere  Genugtuung  öarin,  öaf  i^m  öie  (Ereigniffe 
rcdjt  5U  geben  fdjicncn.  (Er  fammelte  feine  (Erinnerungen  an  öen  Unglücfstag  Pon  2(uerfteöt 
unö  fdjrieb  einen  Bericht  öarübcr  für  fidj  nieöer,  fo  fü^l,  fo  objeftip,  wu  voolil  nie  ein 
^ürft  über  eine  Sdjladjt  gcfdjrieben  Ijat,  öie  faft  öie  ^älfte  feines  Keidjes  öem  ^einöe  fofort 
überlieferte.  Den  Kaifer  2lleyanöer  benactjridjtigte  er  pon  feiner  Hieöerlage  unö  Pon  öer 
€inleitung  öer  ^rieöensperljanölungcn,  fpradj  iljm  aber  sugleidj  für  öen  ^all  öes  ZTlif erfolgs 
fein  feftes  Pertrauen  auf  ruffifcbe  i^ilfe  aus.  Die  Hoffnungen  öer  Königin  teilte  er  nic^t; 
pon  feinem  Polfe  erwartete  er  nidjts  me^r.  Balöigcn  ^rieöcnsfdjluf  ^ielt  er  für  ebenfo 
notroenöig  wie  feine  friegsfdjeuc  Umgebung. 

IDir  miffen  nidjt,  intt>ieu?eit  Königin  Cuife  je^t  mit  öer  ^rieöenspert^nölung  einper* 
ftanöen  unir  oöer  etwa  ipiöerfprodjen  Ijat.  UJir  erfahren  nur,  öaf  (ßeneral  ^a^txow  gleic^ 
b^t  f^rer  3^n^'j"f*  ^n  K'^ftri*«  iljr  öie  H^tmenöigfeit  ^*s  ;^rieöen«  por^*<»>U<^  mwö    ^   ^e 


6arubcr  fe^r  unglücflid?  n>ar;  aber  fic  scigte  jidj  ergeben  unö  bat  audf  i^re  Peripanöten, 
nidjt  ju  fe^r  öarüber  $u  Hagen»  y^xe  innerftc  ©ejtnnung  u?ar  $ipeifeIIos  unperänöert 
Begreiflich  aber,  n>enn  fte  nadj  6em  hereingebrochenen  Unglücf ,  fo  tpenig  jte  für  öen  Krieg 
perantn>ortlic^  n>ar,  fidj  Dorftdjt  un6  ^nxüdiialtnnQ  auferlegte,  ,,Sie  n>agt  es  nic^t  me^r, 
mit  6em  Könige  pon  (ßefc^äften  5U  rcöen,"  beridjtet  öamak  ein  ruffifc^er  Siptomat;  „pe 
fann  nur  6en  €inf[uf  beflagen,  öen  infolge  6er  €reigniffe  öiejenige  Partei  ipieöer  auf  öen 
(Seift  i^res  (ßema^ls  gen>onnen  ^t,  öeren  (Ereulofigfeit  feit  langem  all  Mes  Ungläcf  per:» 
fdjulöet."  Vmen,  Me  Me  Königin  in  Küftrin  fa^n,  erfdjien  fte  gebeugt,  ipie  fie  auf  6en 
H)äUen  6er  ^eftung,  Me  auc^  balö  auf  fo  fc^impflidje  IDeife  6en  ^ran$ofen  übergeben  u?er6en 
follte,  neben  öem  Könige  ein^erfdjritt,  gefenften  ^auptes,  o^ne  Blicf  für  i^re  Umgebung, 

So  u?ur6e  in  Küftrin  in  6er  ^rü^e  öes  26,  ©ftober  nadj  fur$er  Beratung  befc^loffen, 
auf  6er  pon  Hapoleon  geforöerten  ^rieöensgrunWage  weiter  5U  per^nöeln,  einige  ZHilöcrungen 
5u  beantragen,  insbefonöere  möglic^ft  noc^  me^r  £an6  linfs  6er  €Ibe  für  Preuf en  5U  retten, 
nötigenfalls  aber  öie  napoleonifc^en  Beötngungen  an$une^men. 

Xiod}  elje  (Seneral  S<^\tvow,  öer  öem  ZlTarquis  Cucdjeftni  als  smeiter  Bepollmädjtigter 
beigegeben  »uröe,  mit  öiefen  (Entfc^liefungen  Pon  Küftrin  abgereift  ipar,  am  ZlTorgen  öcs 
26.  ©ftober,  ^atte  audj  öas  Königspaar  Me  ^eftung  bereits  perlaffen  muffen,  Unauf^altfam 
fluteten  öie  ^ran$ofen  in  i^rem  Sieges5uge  gegen  öie  ®6er  ^eran;  fc^on  n>ollte  man  fte  in 
^ranffurt  gefe^en  ^aben.  Hur  6ie  U)eidjfel  fdjien  nodj  Sc^u^  $u  perfpredjen,  bis  (ßrau6en5 
alfo  follte  6ie  ^ludjt  ge^en,  XDd^renö  Hapoleon  am  27.  ©ftober  feinen  prunfpollen  €in5ug 
in  Berlin  ^ielt,  eilte  bas  preufifdje  Königspaar  weiter  nadf  öem  ®ften  6er  ZlTonarc^ie. 
Unterwegs,  in  Briefen,  leuchtete  6en  Unglücflidjen  ein  2tugenblicf  öer  Hoffnung  auf.  Sem 
dürften  ^o^enlo^e  follte  es  gelungen  fein,  fidj  mit  6en  (Trümmern  6es  prcufifc^en  ^eeres 
an  6ie  untere  (D6er  5U  retten  unö  in  6er  Hä^e  pon  Stettin  ein  anfe^nlidjes  (Truppenforps 
5u  fammeln.  Sogleidj  ipuröe  in  noröweftlidjer  Sidjtung  umgebogen;  nur  wenige  ZlTcilen 
aber  por  Stettin,  in  Stargarö,  erfuhr  man,  6af  ^oljenlolje  mit  feinem  Korps  im  Begriffe 
fei,  5u  fapitulieren,  wie  es  auc^  am  28.  ©ftober  gefc^a^.  Hun  muf te  man  wieöer  umfe^ren 
unö  fliegen,  nadj  ®ften,  immer  weiter  nac^  (Dften  $u.  CDfjm  2lufentl?alt  ging  es  über 
Sdjneiöemüljl  nadj  Bromberg,  bis  man  am  3.  Hopember  öie  ^eftung  iSrauöens  erreidjte 
unö  öamit  wieöer  für  einige  (Tage  Sicf^er^eit  fanö. 

Sidjerljeit,  aber  nic^t  Haft  noc^  Hu^e.  Die  Unglücfsbotfc^aften  örängten  ftdj.  Stettin, 
Küftrin,  Spanöau  fielen  wt6erftan6slos  in  öie  ^än6e  öes  ^einöes.  Sie  ^rieöensftimmung 
frag  wie  fc^Ieidjenöes  ©ift  um  fidj.  (Ein  erfolgreidjer  Kampf  war  auf  6ie  Sauer  ja  6oc^ 
unmöglich,  ^rieöe,  fdjleunigfter  ^rieöe  unerläflidj.    U)o5u  nodj  IDiöerftanö  leiften,  (Dpfer 

207 


bringen,  23Iut  oergicfen?  Vas  ^inöerlc  nur  eine  rafd^e  Perftänötgung  mit  Hapoleon.  Don 
(C^arlottcnburg  tarn  6er  Zllajor  x>on  Saudj,  6er  6en  (ßeneral  ^a^ttow  begleitet  ^tte,  un6 
brachte  nadj  (0rau6en5  6te  Xladindit,  6af  6te  preufifc^en  23epoIImdc^ttgten  6te  ^rie6ens^ 
Präliminarien  Hapoleons  am  30.  (DFtober  Ratten  untersetc^nen  muffen.  iniI6erungen  tparen 
nidjt  5U  erlangen  geipefen.  X?telnte^r  liefen  6ro^en6e  iteuferungen  Hapoleons  für  6en  en6* 
gültigen  2(bfd;Iuf  nod;  friere  Be6ingungen  befürchten.  Hapoleon  lebte  in  6em  (Sie6anPen 
feines  uniperfalen  Kampfes  mit  (Englan6.  Der  Krieg  mit  Preuf  en  tpur6e  in  feinen  2(ugen 
nur  ein  Ceil  eines  neuen  Koalitionsfrieges,  bei  6em  er  je^t  ^uptfäc^ltc^  6ie  Uebenpdltigung 
Huflan6s  5u  erreichen  Reffte:  Preufen  feilte  i^m  gegen  Huflan6,  Huglan6  6ann  gegen 
(£nglan6  6ienen.  (Er  lief  6en  preufifc^en  23ei>olImäd;tigten  fagen,  6af  in  6em  en6gfiltigen 
^rie6enspertrag  6er  Durdj5ug  frem6er  (Truppen  6urc^  Preufen  perboten  un6  für  geunffe 
^alle  6ie  llnterftü^ung  Preuf  ens  5ugunften  ^ranfreid^s  gegen  Huf  lan6  feftgefe^t  n)er6en  muffe. 

^n  (Bvanbexii  fan6  über  6iefe  tladjric^ten  am  6.  Hooember  eine  Beratung  ftatt,  an 
6er  auf  Befehl  6es  Königs  auf  er  feinen  Brü6em  Prin$  ^einric^  un6  prins  IDil^elm  einige 
Ijö^ere  (Senerale  un6  6ie  ZHinifter  J^ugun^,  Stein  un6  an6ere  teilnahmen.  Xladi  6em  Vou 
fc^lage  von  Qaugn)i^  erfldrie  6ie  Konferen5  einmütig,  6af  man  6en  Krieg  nic^t  fortfe^n 
fSnne  un6  auf  (ßrun6lage  6er  C^rlottenburger  Be6ingungen  ^rie6en  fc^lief en  muffe.  Selbft 
6er  Beitritt  5um  H^einbun6e,  falls  6er  ^rie6e  6ai>on  abhänge,  follte  unter  gen>iffen  Poraus« 
fe^ungen  angeboten  u?er6cn;  nur  6ie  Uebemaljme  irgen6  einer  Perpflidjtung  ju  ^ein6felig- 
Feiten  gegen  Huflan6  a7ur6e  entfd;ie6en  abgeleljnt. 

Dem  König  fiel  6ie  €ntfdjei6ung  nic^t  leidjt.  €r  fan6  6ie  Be6ingungen  llapoleons 
fo  graufant  fyirt,  6af  er  fic^  iljnen  nic^t  unterwerfen  $u  fönnen  meinte.  2tn6erfeits:  Wo 
5ctgte  fidj  iljm  audj  nur  6er  ferne  ^offnungsfc^immer  einer  glücflidjcn  lDen6ung,  einer 
€rljebung  oon  6cm  tiefen  ^alle?  Hoc^  fehlte  je6e  Hadjric^t  über  6en  (Ein6rucf  6er  preufifc^en 
Hic6erlagcn  in  Petersburg.  (Ein  ruffifdjer  Diplomat,  6er  gera6c  jc^t  in  (0rau6en5  erfc^ien, 
6er  ^rciljcrr  oon  Bcnfen6orff,  ein  Bru6er  6er  (ßräfin  Cieoen,  äuferte  ftdj  Ijödjp  be6ennic^ 
über  6ie  (Scfdljr6ung  6cr  ruffifdjen  (Truppen  bei  iljrem  weiteren  Porrücfen  un6  wufte  auc^ 
für  6ic  preufifdjen  (Cruppcnrefte  nidjts  Befferes  als  ^ortfc^ung  6cs  Hücfsugs  5U  empfehlen. 
„3^  ^<^i>c  f^^^  2trmee  me^r,"  geftan6  i^m  6er  König,  6er  übcr6ics  fdjon  einen  2(ufflan6 
6cr  Polen  fürchtete. 

3n  6iefer  Be6rängnis  genehmigte  König  5rie6riij  IDil^elm  6ie  ^rie6enst^äliminaricn. 
3inmerljin  glaubte  er  6odj  andj  für  an6ere  ITTöglic^feiten  Dorfe^rungen  treffen  5U  foUen. 
€r  fan6te  (ßeneral  pi^ull  nacf;  Petersburg,  um  6em  Kaifer  2(lefan6er  feine  ^irangslage 
porjuftcllen,  6ie  il;n  5U  einent  5rie6ensfc^luf  felbft  unter  6rücfen6en  Be6ingungen  nAH^c 


Sollte  ober  Hapoleon  es  $um  2teuf  erften  treiben  n>oIIen,  fo  fe^e  er  PoUes  Pertrauen  in  öie 
^reunöfc^aft  6es  Kaifers,  6er  alle  UTittel  5U  feiner  ^ilfe  unö  $ur  PerteiMgung  Huflanös 
aufbieten  un6  auc^  ©efterreidj  sur  Zllittpirfung  beftimmen  »eröe» 

gugleic^  madjte  6er  König  noc^  einen  perfönlic^en  Perfuc^  5ur  ^erabfe^ung  6er 
fran$öfifc^en  ^or6erungen»  €r  fc^rieb  am  7.  Zlooember  feinem  (ßrofonfel,  6em  6amak 
fiebenun6fieb5igjä^rigen  Prin$en  ^er6inan6,  6em  legten  noc^  Ieben6en  Bru6er  6es  (ßrofen 
Königs,  6er  in  Berlin  surücfgeblieben  n>ar,  un6  bat  i^n,  ftc^  an  Hapoleon  5U  n>en6en  un6 
6effen  Persic^t  auf  f^lberfta6t,  ^o^enftein,  6en  Saalefreis  un6  ZHansfete  als  eine  perfönlic^e 
(ßna6e  5U  erbitten»  prins  ^er6inan6  entfprac^  6em  IDunfc^e  feines  lleffen»  „Tlls  Bru6er 
^rie6ridjs  IL,  als  Jteltefter  6er  ^amilie  un6  einer  6er  älteften  SoI6aten  preuf ens"  rief  er 
6en  fran$öfifcljen  Kaifer  um  TXlxlbe  an  für  6as  £an6,  6as  feine  XDaffen  befiegt  Rotten  un6 
feine  (ßrofmut  $um  smeiten  ZUale  bcfiegen  n>ür6e»  €r  bat  6en  Kaifer  „um  einen  Jlugen^ 
blicf  iSe^ör"»  Ilapoleon  lief  6ie  Bitte  6es  greifen  prinsen  o^ne  Jlnttport;  auc^  ein  Schreiben 
an  TXlnvat  ^atte  feinen  befferen  €rfolg»  lDe6er  6iefer,  fo  perfic^erte  prin$  ^er6inan6  6em 
König,  noc^  Bert^ier  noc^  Suroc  n>ür6en  je  unaufgefor6ert  mit  6em  Kaifer  Aber  irgen6 
etwas  5u  fpreijen  n>agen.  So  blieb  i^m  nichts  übrig,  als  6em  König  6ie  gdnslic^e  (Erfolg«^ 
loftgfeit  feiner  Bemflijungen  $u  mel6en;  er  fugte  6en  l^ai  ^inju,  6en  auc^  Cucc^eftni  un6 
gaftrou)  gaben:  6er  König  möge  Ilapoleon  fdjleunigft  um  eine  ^ix^ammcntun^t  bitten,  6as 
fc^mcic^ie  6er  (Eigenliebe  6es  Kaifers  un6  fei  6as  ein$ige  2Hittel,  ttwas  5U  erreichen,  itüein, 
n>ie  pieler  S<Ificffalsf erläge  be6urfte  es  noc^,  e^e  ftc^  König  5rie6ric^  IDil^elm  $u  einem 
folijen  Schritte  perfte^en  muf  te. 

Königin  Cuifens  Haltung  in  6iefen  Cagen  seigt  eine  gemiffe  Unfic^er^eit;  n>ie  fo  oft, 
fdjmanfte  fie  sroifdjen  6er  Hücf jtc^t  auf  6te  Jtnfidjten  un6  Ileigungen  i^res  (ßema^ls  un6 
i^rer  eigenen  innerften  Ueberseugung»  IDd^ren6  6ie  Konferens  tagte,  entwarf  jte  ein  S<^reiben 
an  Kaifer  2tleyan6er,  6as  erfte  feit  6en  Unglücfstagen  pon  2^na  un6  2tuerfte6t,  Sie  fcljil6erte 
i^m  6as  Unglücf,  6as  über  Preufen  hereingebrochen,  6en  ^all  6er  ^eftungen,  6ie  Kapitu«» 
lation  ^oljcnlo^es  un6  6ie  angeblichen  (ßreueltaten  6er  ^ransofen  un6  namentlich  6er  Bayern; 
jte  fpradj  pon  6en  ^rie6ensper^an6lungen  un6  6en  fdjiperen  ©pfern,  6ie  Ilapoleon  for6ere. 
„IDir  fm6  in  6er  entfe^lidjften  Dersmeiflung,  rings  Unglücf  un6  Perlufte,  un6  man  lebt 
noc^  un6  ftirbt  nic^t  por  Kummer."  „2tlles  Ifoi  bas  Unglücf  serftört,  nur  nic^t  meine 
^reun6fcfyift  für  Sie,  lieber  Petter  un6  ^reun6.''  . . .  „IDas  foll  aus  uns  werben?  Waten 
Sie  Ijier,  wüßten  wir  fielet,  welche  folgen  6iefe  Hac^ridjten  bei  3^w«w  ^aben  wer6en,  6ann 
wür6en  wir  uns  erleichtert  füllen,  2tllein  alles  aufs  Spiel  $u  fe^en,  fann  ein  König  ein 
folc^es  UJagnis  por  (Sott  perantworten?" 

209 


€s  ip  o^ne  ^vm^cl  Me  Stimme  öcs  Königs,  i^res  (ßema^Is,  6ie  aus  öiefcn  unö  älfn^ 
liefen  sagl^ften  tDorten  öer  Königin  (priest;  i^r  eigenftes  (Entpfinöen,  n>ie  uns  superlafftge 
^cugen  berichten,  mar  bodi  ein  anöcres:  fte  trat  un6  blieb  innerlich  6urc^6rungen  t>on  6er 
Hohpenöigfeit  aus&auemöen  ZDiöerftanöes. 

Der  ^reiljcrr  von  Benfenöorff,  öer  jenes  Sdjreiben  6er  Königin  an  Kaifer  2tle|an6er 
fiberbringen  foUte,  un6  6er  6ie  Haltung  6es  Königs  un6  feiner  gan5en  Umgebung  in  6en 
fc^ärfftcn  2lus6rucfen  perurtcilt,  fdjreibt  aus  (ßrau6en$  am  6.  Zlopember:  ,,Die  Königin  allein 
empfin6ct  6ie  S<^mac^  un6  6as  Uni^il,  6as  i^r  Qeer  un6  iljr  £an6  betroffen  Ifat"  Unb 
6er  ^rei^err  pon  5d;(a6en,  frfi^er  preuf ifc^er  (Siefan6ter  in  Itlfinc^en,  6amals  Diplomat  im 
(Befolge  i>on  ^augn>i^,  perseidjnet  am  7.  Hopember  in  feinem  (Tagebuc^e,  6er  beften  un6 
reic^^altigften  Quelle  gera6e  für  6iefe  (Tage,  6ie  Königin  Ifabe  fic^  mit  6em  Iiebensn)ur6igften 
^reimut  un6  mit  einer  über  ]e6es  (Ereignis  er^benen  Seelengröf  e  gegen  i^n  ausgefproc^en 
un6  6abei  gefagt:  ,/Hur  fefte  2(us6auer  im  lDi6erftan6e  Fann  uns  retten/' 

€s  Pam  ^in5u,  6af  eben  in  i0rau6en5  Königin  Cuife  pon  6en  nie6rigen  Schmähungen 
un6  fdjmu^igen  l?erleum6ungen  erfuhr,  6ie  Hapoleon  in  feinen  Bulletins  un6  in  feinen 
Leitungen  gegen  fte  perbreitete.  €r  fpöttelte  fiber  i^re  Sdjön^eit,  6ie  iljrem  £an6e  ebenfo 
I?er6erben  gebracht  ^be,  n>ie  ^elenas  Sc^ön^eit  6en  (Trojanern;  er  perglic^  fie  mit  (Taffos 
2trmi6a,  6ie  in  iljrem  IDa^nfinn  6en  eigenen  Palaft  an5fln6ete.  ,,Sie  u>onte  Blut."  Por  allem  aber 
berührte  er  n)ie6cr^lt  un6  in  ansfiglic^fter  ZDeife  6ie  freun6fc^aftlic^en  Besiel^ungen  6er  Königin 
5U  6em  rufftfdjen  Kaifer  un6  per^ö^nte,  unter  5n>ei6eutigen  2tnfpiclungen  auf  6ie  berüchtigte 
£a6Y  €mma  Hamilton,  iljre  2tnn)efen^eit  bei  6em  Befuc^e  6er  ©ruft  ^rie6ric^s  6es  (Srofen. 
(£s  ift  erflärlic^,  6af  Königin  Cuifens  Q>eiblic^es  iSeffi^l  gera6e  6urc^  6ie  Qin6eutungen 
auf  iljrc  ^rcun6fdjaft  mit  Kaifer  2lleyan6er  auf  6as  ticffle  un6  fc^merslic^fte  perle^  n)ur6e. 
„IXlxt  ftrömen6cn  2lugen"  Ijat  fie  in  (Birau6en$  6apon  gefprodjen  un6  ausgerufen:  ^3ft  es 
6iefcnt  bosl^aftcn  ITTenfcf^en  nicfjt  genug,  6em  Könige  feine  Staaten  5u  rauben,  foU  auc^ 
nodj  6ie  (E^re  feiner  (ßemaljlin  geraubt  u>er6en?''  Iln6  in  einem  Briefe  an  6ie  <Bräfin 
Vo%,  in  6em  fie  Pon  6en  Sdjmä^ungcn  un6  6em  ^o^nc  Hapoleons  un6  6em  ro^en  Heber« 
mut  6es  Siegers  in  fran5öfifd)er  Spracbe  berichtet,  bricf^t  fie  in  6ie  6eutfc^en  ZDorte  aus: 
„lln6  man  lebt  un6  fann  6ie  Sc^madj  nic^t  räc^n." 

€s  ^eif  t,  6af  in  6er  Umgebung  6es  Königs  felbft  fxd}  (£len6e  fan6en,  6ie  Hapoleons 
2lnfdjul6igungen  iljrem  ^erm  Ijintcrbradjten,  um  6en  €influf  6er  Königin  ein  für  allemal 
5u  befeitigen.  ^alls  6as  waliv  ift,  mie  n>enig  litten  fte  6en  König  gefannt!  €s  ift  Fein 
2ln5eid)cn  por^an6en,  6af  6as  innige  Der^Itnis  6es  Königspaares  ]ueinan6er  6amals  aud) 
nur  6ie  leifefte  Crfibung  erfahren  Ijatte.  IDenn  aber  IT^ijoleo    '^Ibft  wh  M  e^f  '^iniflt'flAttgcn 


unb  uner^rten  Eingriffen  6tc  2tbfidjt  vzvbanb,  Königin  Cuifc  in  öcr  öffentlichen  ZTTeinung 
^robsuipüröigen  unö  iljreni  2tnfe^en  5U  fdjaien,  fo  Ijat  er,  tpie  bei  feinem  Dorgeljen  gegen 
^aröenberg  unö  Stein,  bas  polle  (Segenteil  erreidjt,  Hidjt  einmal  bei  öen  ^ransofen,  pon 
6enen  fo  man^r,  befonöers  aus  (Emigrantenfreifcn,  6ie  (ßaftfreunöfdjaft  öes  preufifc^en 
^ofes  genoffen  unö  öie  Perfönlidjfeit  6er  Königin  ben>un6em  gelernt  ^atte,  fanöen  Zlapoleons 
nieörige  2tnHagen  (Eingang,  3"  P^^uf^n  pollenös,  mie  man  im  (Befolge  Hapoleons  felbft 
beobadjten  fonnte,  erregten  Mefe  Perleumöungen  nur  (Entrüftung  unö  Perad^tung,  unö  öie 
Begeifterung  für  Königin  Cuife  n>udjs  geraöe  je^t  erft  ^immelan.  (ßem  persie^  man  i^re 
angeblidje  (Einmifdjung  in  öie  Politif,  6eren  IDirfungen  un6  Beöeutung  man  oft  überfdjä^te: 
öie  öffentliche  ZlTeinung  befaf  ein  ridjtiges  (ßeffi^l  6afür,  öaf  bei  ^rieöridj  IDil^elm  öurc^ 
jte  unö  öurc^  jte  allein  öie  gefunöen  €mpfinöungen  öer  Hation  $u  IDorte  famen, 

&m  in  öiefen  (Tagen  foUte  fic^  tmeöer  seigen,  was  inmitten  6er  ^in  un6  ^er  fcf;tt>anfen6en 
(Entfc^Iief ungen  am  preufifdjen  ^ofe  Königin  Cuifens  ^o^er  Sinn  un6  fefter  ZlTut  beöeuteten, 

Sie  ZHarfen,  Pommern,  Pofen,  faft  6as  ganse  £an6  5n>ifdjen  ®6er  un6  IDeidjfel 
n>aren  in$iDifc^en  pon  6en  ^ran$ofen  überflutet  n>or6en,  6eren  ftreifen6e  Sdjaren  fc^on  am 
\5.  Hopember  gegenüber  (ßrau6en5  am  linfen  IDeidjfelufer  erfc^ienen.  Xlodj  am  2lben6 
6iefes  (Tages  mufte  6ie  Königin  (ßrau6en5  perlaffen;  6er  König  folgte  i^r  am  näc^ften  Cage 
morgens  un6  traf  aben6s  mit  i^r  in  (Dftero6e  (©ftpreufen)  ipie6er  5ufammen. 

^n  (Dfteroöe,  ipie  por^er  in  Küftrln  un6  (Srau6en5,  ftan6  man  por  einer  emften  €nt^ 
fc^ei6ung;  6ie  näc^fte  ^ntnn^  6es  preufifdjen  Staates  ^ing  6apon  ab. 

Bereits  in  (ßrau6en$  ^tte  man  erfahren,  6af  Hapoleon  6ie  pon  i^m  felbft  auf* 
gepellten  un6  pon  6em  König  angenommenen  Be6ingungen  eines  Prdliminarfrie6ens  nidjt 
me^r  feft^alte,  6af  er  in  Hüctftc^t  auf  6ie  Sesie^ungen  5U  Huflan6  überhaupt  noc^  Feinen 
beftimmten  €ntfc^luf  über  6en  en6gültigen  ^rie6en  gefaf t  ifabc.  Um  fo  me^r  6rängten  6ie 
preufifdjen  Bepollmäc^tigten  ipenigftens  auf  6en  2tbfdjluf  eines  IDaffenftillftan6es,  6er  6en 
unfdglidjen  Cei6en  6es  preufifc^cn  £an6es  ein  ^iel  fe^en  follte.  Ilapoleons  Stimmung  fam 
i^nen  je^t  ^ierin  entgegen;  er  be6urfte  für  feinen  Krieg  mit  Suflan6  einer  ©perationsbafis, 
6ie  er  in  Preuf  en  5U  fin6en  ^offte.  (Segen  Uebergabe  einiger  noc^  unbesipungenen  preuf ifdjen 
^eftungen  un6  gegen  porläufige  (Einräumung  6er  lDeidjfelgren$e  bewilligte  er  einen  IDaffen* 
ftillftan6,  6effen  Be6ingungen  Cucc^efini  un6  ^^ftroip  am  \6.  Hopember  in  (Cljarlottenburg 
unterseidjneten.  Ctipoige  fcijon  auf  preufifc^es  (Sebiet  porgerflcfte  rufftfdje  (Truppen  follten 
über  6ie  (Srense  5urücfge^en,  neue  nic^t  5ugelaffen  tper6en. 

(Sleic^  bei  6er  erpen  Zlac^ridjt  über  6iefe  ^or6erungen  Zlapoleons,  6ie  6ie  €nt* 
ipaffnung  preuf  ens  un6  5ugleic^  6en  Bruc^  mit  Suf  lan6  be6euteten,  fcljie6en  fic^  6ie  (Seijter 

2U 


im  ißcfolge  König  ^ricöric^  UHUjclms.  IDä^rcnö  einige  ipenige,  ipie  Sdjiaöcn,  6en  XPaffen« 
ftillftanö  unter  folc^en  23e6ingungen  fflr  untpüröig  unö  perberblid;  erf larten,  mar  (ßraf  ^ugn>i^ 
mit  6en  meiften  (Seneralen  5U  6cn  n>eitge^en6ftcn  ^ugeftänöniffen  an  ^ranfreid;  öurc^aus  bereit 

Der  König  felbft  mar  unfd^Ififfig  un6  fc^tpanfenö.  (Es  tpar  eine  jener  Krifen,  in  bcnen, 
ime  er  felbft  fpater  einmal  befannt  t^t,  unter  öem  Srucfe  feines  Perantirortlidjfeitsgeffi^Is 
unö  6er  Hotmenöigfeit,  5ipif djen  Krieg  unö  ^rieben  tpöl^len  5U  muffen,  6er  (Seöanfe  öer 
(T^ronentfagung  il^m  na^egetreten  fein  mag*  Die  Kataftropl^,  6ie  aber  fein  Can6  ^erein^ 
gebrodjen,  Ijattc  6en  SoI6aten  in  i^m  getroffen  un6  aufgerfltteÜ,  fein  XPefen  fonft  unberührt 
gelaffen.  „€v  ift  unperänöert  geblieben/'  flagten  alle,  6ie  i^n  nac^  6em  ungel^uren  XPanöel 
6er  Singe  in  6iefen  (Tagen  5um  erften  TXlaU  ime6erfa(^n.  23efon6eren  2(nftof  erregte  es 
6amals,  ba%  6er  König,  6er  fonft  befanntlidj  6em  e6len  IDei6n>erf  feinesipegs  ^16  ipar,  in 
®ftero6e  eine  €ldjjag6  peranftalten  lief,  obn>o^l  6ie  Königin,  6ie  6urdj  eine  f[flc^tige 
2leugerung  6en  2lnlaf  6a5u  gegeben,  alles  tat,  um  i^n  6apon  absubringen.  Die  Berichte 
6er  rufftfdjen  un6  englifdjen  Diplomaten,  6ie  in  (Birau6en5  un6  ®pero6e  um  König 
5rie6ridj  IDiUjclm  n>aren,  jin6  x>oU  pon  immer  neuen  Klagen  über  feine  (ßleid^gflltigfeit,  feine 
2(patt^ie,  feine  Hcigung  für  6ie  Sefdjäftigung  mit  „^utilitäten'',  feine  Sc^eu  por  großen 
un6  rafc^en  (Entfd^liefungen.  „Die  Königin  Plagt,''  berid^tet  Krfi6ener,  „6af  i^r  (Sema^l 
6a  nadjgibt,  n>o  er  nic^t  follte,  un6  oft  6en  Hatfc^lägen  IDo^lgeftnnter  eine  unangebrod^te 
un6  unerfdjütterlidje  ^artndcfigfeit  entgegenfe^t."  „€r  ijai,  fc^eint  es,  noc^  5c^n  Königreid^ 
5u  pcrlicren,"  fdjrcibt  23enfen6orff;  „er  per6ient  fein  beffercs  Cos."  Iln6  nic^t  min6er 
fcfyirf  als  6ic  5rem6en  ^ben  feine  (Dffi$iere,  fein  ^of,  feine  nddjften  Denpan6ten  6amals 
über  iljn  gcurteilt.  3"  ®ftcro6e  trafen  ©fpsiere  6er  (ßar6e6uforps,  6ie  6er  (Sefangenfd^ft 
entgangen  iparen,  mit  6cm  König  ipie6er  5ufammen:  fie  erfdjrafen  über  feinen  (Eon,  über 
feine  2leufcrungen.  „€r  fpradj  pon  6en  unglücflic^en  Creigniffen  mie  Pon  einer  fremken 
(0efd;id)te,  nidjt  tpie  pon  6cr  feinigen;  ta6elte,  als  tpcnn  er  nid^t  6er  Hid^ter  6er  einjelnen 
un6  6er  Ccnfer  6cs  (ßanscu  n>are,  ein  Con,  6en  er  feit  6cm  llnglücf  6es  l?atcrlan6es  fap 
immer  annaljm."  Hodj  Ijarter  urteilt  6ie  (Dberljofmcifterin;  fic  fdjrcibt  am  30.  ©ftober: 
„Die  llnentfdjloffcn^cit  6cs  I^crrn,  feine  Caunc,  feine  Perblcn6ung  für  feine  Umgebung  ftn6 
unfer  llnglücf."  Iltt6  6es  Königs  S<^tpager,  6er  prins  pon  ©ranictt,  fdjreibt  einige  ZTlonote 
fpater  über  iljn:  „Das  Sdjlinmiftc  ift,  6af  6cr  größte  ^cin6  6cs  Königs,  6te  f^upturfoc^ 
feiner  Unglücfsfälle  un6  ein  großes  Qin6emis  für  eine  glücflic^c  lDen6ung  6er  Dinge 
Seine  majeftät  felbft  ift." 

2(n6erfeits  madjtcn  fidj  je^t  6odj  auc^  (Einmirfungen  auf  6en  König  gelten6,  6ie 
eine  Heigung  5um  £Di6erftan6e  geaen  Hapoleons  ma§lofe  ^or^erungen  in  ihm  iPerften:  fte 


gingen  aus  i>on  öcm  Derljältnis  $u  Huflanö,  6cm  ftärfftcn  poltttfc^cn  ZlToment  im  Ccbcn 
König  ^ricöric^  IDilljcIms  III.  2tm  \^.  Hoocmbcr,  nodj  in  (ßrauöcns,  iparen,  lang  ermartet 
unö  erfe^nt,  cnWic^  Hadjridjtcn  aus  Petersburg  eingetroffen,  öie  jcöen  ^wex^tl  an  öer  Bunöes^ 
treue  unö  6er  ^ilfsbereitfdjaft  Huflanös  befeitigten.  Kaifer  itlejanöer  felbft  fc^rieb  auf  Me 
erften  tlac^ric^ten  pon  6en  preufifc^en  Hieöerlagen  öem  König  am  3.  Hopember:  es  gdbe 
feine  2tnftrengung,  fein  ©pfer,  5U  6em  er  als  ^reunö  unö  Perbünöeter  nic^t  bereit  fei.  (Er 
fünöigte  öen  2tnmarfdj  $u?eier  ruffifdjer  2trmeen  unter  Bennigfen  unö  Buyljöu)6en  an  un6 
fdjiof  mit  6er  ZlTa^nung:  „Pereinigen  voxv  uns  inniger  als  je  un6  bleiben  u?ir  treu  6en 
(ßrunöfä^en  6er  (Eljre  un6  6es  Su^mes."  Hapoleon  ^otte  6ie  Vereinbarungen  mit  Preufen 
abijängig  gemacht  von  feinen  Besie^ungen  5U  Suflan6:  6ie  natürliche  Sücfmirfung  u?ar, 
6af  audj  ^rie6ric^  XDil^elm  6as  2lbfommen  mit  ^ranfreic^  feinen  Besie^ungen  5U  Huf lan6 
unteror6nete.  XDenn  er  nur  $tt)ifc^en  Hapoleon  un6  2tleyan6er  5U  voalikn  ^tte,  fonnte  i^m  6ie 
€ntfc^ei6ung  nidjt  fc^u?er  fallen.  Sdjon  6ie  Hidjtung  feiner  Hücfsugslinie  ben>ies,  n>oIjin  feine 
Heigung  ging.  Qaugmi^  un6  Köcfri^  Ratten  6ie  ^luc^t  nac^  (Elbing  06er  Königsberg  por^ 
gesogen;  6er  König,  nac^  fui^em  Sdjipanfen,  ^tte  ®ftero6e  gen>a^lt,  ^auptfädjlidj,  »eil  er  ftc^ 
auf  6iefem  IDege  6en  anrücfen6en  rufftfc^en  Cruppen  ndljerte.  Diefer  Stimmungsmedjfel  in 
König  ^rie6ric^  tPilt^elm  unrfte  bereits  auc^  auf  feine  Umgebung;  man  bemerfte,  6af 
einige  ^rie6ensfreun6e  n)ie6er  2tn5eidjen  pon  friegerifdjem  ZHut  blicfen  liefen. 

Bei  alle6em,  u?ie  König  ^rie6ric^  XDil^elm  einmal  ipar:  6ie  €ntfdjei6ung  für  6en 
Krieg  aus  fidj  heraus  gan$  felbftän6ig  $u  f äffen,  u?äre  er  faum  imftan6e  geroefen,  um  fo 
meniger,  6a  gera6e  je^t  6ie  tladjric^t  pom  ^alle  inag6eburgs  eintraf;  min6eftens  follte  6ie 
Dcrantmortlidjfeit,  6ie  i^m  allein  $u  fc^u?er  wav,  geteilt  tt>er6en.  €r  berief  (ßenerale  un6 
ZTTinifter,  pon  Königsberg  ^er  aud?  Stein,  nidjt  aber  f)ar6enberg,  $u  einer  Konferens  nac^ 
(Dftero6e  —  eine  be6enflidje  ZlTafrcgel,  6enn  6ie  meiften  ©enerale  un6  einige  ZTTinifter 
maren  für  6ie  Unterwerfung  unter  tlapoleons  XDillen. 

Um  fo  be6eutungsPoller  mag  in  6iefer  Krifis  6ie  Qaltung  6er  Königin  Cuife  gemefen 
fein,  ipenn  uns  audj  beftimmte  2tngaben  über  i^re  Cinmirfung  auf  6en  König  feljlen.  XDir 
roiffen  aber  5uperläffig,  6af  fie  flc^  fc^on  in  iSrau6en5  für  6ie  Denperfung  6es  UJaffen«» 
ftillftan6es  ausgefproc^en  I^t,  fo  6af  (ßraf  Qaugmi^  un6  iSeneral  Köcfri^  6en  t^erfuc^ 
machten,  jte  pom  König  5U  trennen.  XJergeblic^,  ^rie6ric^  UJil^elm  blieb  6abei,  6af  fte 
iljn  nadtj  ®ftero6e  begleiten  foUe.  Sie  (ßegner  ^ranfreic^s  an6erfeits  rechneten  ebenfo 
feljr  auf  i^re  (ßegenroart  in  (Dftero6e,  ipie  6ie  5rie6ensfreun6e  jte  fürdjteten.  Stein  bat 
^ar6enberg,  an  6ie  Königin  5U  fc^reiben,  6amit  jte  auf  6en  ZlTinifter  Sdjrötter  un6  6en 
(ßeneral  Kalcfrcut^   einipirfe;   ^ar6enberg   lehnte   6as   ab,   aber   er   fc^rieb   an  Sdjrötter 

215 


unter  fdjarfer  Parteinahme  gegen  6en  IDaffenfttüftanö  un6  bat  xlfn,   fein  Schreiben  6er 
Königin  mitsuteilen. 

Sie  Beratungen,  6ie  nun  am  20.  unö  2\.  Hopember  in  ©fteroöe  ftattfanöen,  Ijatten 
ein  überrafdjcnies  Ergebnis,  Sie  UTe^r^t  yoav  6er  2tnn)efen6en  ftimmte  ffir  Jlnna^me 
6er  fran5öfifdjen  23e6ingungen;  mit  6en  ZHiniftem  Dof  un6  Stein  aber  pertparfen  je^t  gera6e 
6ie  nädjften  Vertrauten  6es  Königs,  Köcfri^  un6  Beyme,  6en  IDaffenftiIIpan6.  3m  Sinne 
6iefer  inin6ert^it  entfdjie6  6cr  König.  XDte  es  6amals  ^ief ,  wav  es  audj  6ie  Proflamotion 
Hapoleons  über  6ie  2lbfe^ung  6es  Kurfflrften  pon  Reffen,  6ie  6en  König  in  feinem  €nt* 
fdjiuf  bcftärfto.  2lm  22.  Hopember  eröffnete  er  felbft  6em  2tbgefan6ten  Ztapoleons,  Suroc^ 
6en  er  an^ariQS  nxd}i  einmal  ^tte  empfangen  n>oUen,  6af  er  6en  lPaffenfHIIpan6  ablet^ne. 
€s  ift  einer  6er  folgcnfdjmerftcn  €ntfdjlfiffe  im  Ccben  ^rie6ric^  XDtlljelms.  Ser  (ße6anre 
einer  neutralen  Stellung  Preußens  sunfdjen  6en  ftreiten6en  IDcltmädjtcn  ipur6e  eigentüdf 
je^t  erft  en6gültig  überu?un6en,  6ie  Perbin6ung  Preuf  ens  mit  Huf  Ian6,  6ie  Hapoleon  ^atte 
$erftörcn  tPoUcn,  fefter  gefdjioffen  als  je:  fte  mar  un6  blieb  für  alle  ^cxt  6er  Ieiten6e  (BcbanU 
in  6er  Politif  6es  Königs.  „3^  ipcr6e  6ie  IDaffen  gegen  6en  erflärten  ^ein6  6er 
Unabfyangigfeit  Europas  nidjt  nie6erlegen/'  fdjrieb  er  nod}  von  ®ftero6e  aus  6em  rufftfc^en 
Kaifer,  „als  u?enn  y:)ve  2^Uxef\cn,  6ie  pon  nun  an  unauflöslic^r  als  je  mit  6en  meinigen 
perfnüpft  fm6,  es  3^?"^"  f^'I^P  ipünfdjensipert  machen/'  un6  einige  (Tage  fpater:  ,,3^  bin 
unerfdjüttcriidj  entfdjioffcn,  nur  eine  un6  6iefelbe  Politif  ntit  3^"^"  5W  traben."  Sem 
2lbgcfan6tett  2llcyan6ers,  (ßraf  ZTTic^acI  lDoronfy>ip,  6er  i^m  6en  Brief  6es  Kaifers  über* 
bradjt  Ijatte,  perftdjerte  er,  er  fei  entfdjioffen,  fic^  gans  in  6ie  Jtnne  Suflan6s  5U  merfen; 
6ic  ZHaflofigfcit  6cr  fransöfifdjcn  Dorfdjiäge  perbiete,  an  irgen6  ein  2lbfonmten  5U  6enFen, 
audj  wenn  nidjt  6as  Bcifpicl  6es  Kurfürften  pon  Reffen  pon  neuem  beipiefe,  n?as  man  pon 
Bonapartc  5U  cnpartcn  Ijabe.  Siefen  €ntfdjlüffen  entfpradj  alles,  ipas  in  6en  (Tagen  pon 
(Dftcro6c  un6  gicidj  6arauf  nodj  gefcfyilj:  6ie  2lnfnüpfung  bcfferer  Besic^ungen  5U  (Englanb, 
©cftcrrcicb,  5cbu?c6en  un6  Säncmarf,  6ie  Untcrftellung  6er  preußifdjen  Cruppenrejte  unter 
ruffifdjcn  ©bcrbcfcljl,  6ic  crften  2lnfdnge  6er  Kcorganifation  6or  2tnnec.  Sie  Cd^mung 
nadj  6cm  bctäubcn6cn  Sonncrfdjiag  Pon  ^cna  un6  2luerfte6t  fdjicn  5U  ipcidjen;  ein  neuer 
(ßeift,  piclmcl^r  6cr  altprcufifdjc  (ßcift  begann  fidj  5U  regen.  2lus  Sdjlcfien,  6as  man  fdjon 
aufgegeben  hatte,  famen  2lbgefan6te,  smei  f^errcn  Pon  £üttu?i^,  6ie  um  Unterflü^ung  für 
6ie  5u  5äljcm  lDi6erftan6e  cntfcbloffenc  un6  5U  allen  ©pfem  bereitwillige  Propinj  baten:  fte 
Ijabcn  6en  2lugcnblicf  nie  pergeffen,  u>o  Königin  Cuife  in  „majcftälifdjer  Sdjön^eit"  tpte 
„eine  ücrflärte"  fte  empfing  un6  6urij  iljre  IjuI6poUen  IDorte  i^re  „5ur  Hettung  für  Pater« 
Ian6  uu6  König  ei^^flamntten  Seelen  noi)  mc^r  anfeuerte".    Zladf  Rieften  a)ur6en  r  *t 


aufcroröcntltc^cn  PoIImadjtcn  6cr  ^ürft  von  2tnljalt^pief  unö  öcr  tapfere  (ßraf  (Böffcn 
gefanöt,  6te  6en  ru^mpoUen  IDiöerftanö  6er  Prooins  gegen  6en  feinölic^n  Cinfall  organifterten» 
Dem  ©rafen  (ßö^en  erflärte  6er  König  beim  2lbfdjie6,  6af  er  uniDi6erruflic^  entfdjioffcn 
fei,  eljer  auf  feine  Krone  5U  persic^ten,  als  fdjimpflic^en  Beöingungen  (ße^ör  $u  geben.  €r 
geipann  es  felbft  über  ftdj,  ftdj  balö  öarauf  von  6em  bisherigen  Ceiter  feiner  Politif,  6em 
(ßrafen  ^augnH^,  5U  trennen  un6  bas  ZHinifterium  öes  Jtusipärtigen  öem  ^rei^erm 
pom  Stein  ansubieten. 

Der  2tnteil,  6en  Königin  Cuife  an  öiefem  Umfdjipung  anfc^einenö  gehabt  Ifai,  ift  öoc^ 
fdjon  öamals  fe^r  ^oc^  angefc^lagen  tporöen»  Sie  ©ffisiere,  Me  pon  ©fteroöe  nadj  Königs* 
berg  Famen  unö  6ort  6ie  ungänftigen  Had^ric^ten  über  bas  Pert^atten  6es  Königs  perbreiteten, 
mögen  auc^  6as  Cob  öer  Königin  perfünöet  ^aben.  (Ein  ^^^S"^  ^^fö^  I^i^*^*  ^0^^  ^^^ 
Brief,  6en  ^einric^  pon  Kleift  aus  Königsberg  am  6»  Sesember  an  feine  Sc^roefter  fdjrieb, 
un6  in  öem  er  Pon  6er  Königin  urteilt:  „3"  Mefem  Kriege,  6en  fie  einen  unglücflic^en 
nennt,  mac^t  fie  einen  größeren  iSeroinn,  ak  fie  in  einem  gan$en  Ceben  poll  ^rieben  un6 
^reuöen  gemacht  ^ben  tpur6e.  ZRan  fie^t  fie  einen  ma^r^ft  föniglid^en  (C^arafter  ent* 
u?icfeln.  Sie  Ijat  6en  gansen  grofen  ©egenflanö,  auf  6en  es  je^t  anfommt,  umfaft;  fte, 
öeren  Seele  noc^  por  fursem  mit  nidjts  befc^äftigt  fc^ien,  als  ipie  fie  beim  tZanim  06er 
beim  Heiten  gefalle»  Sie  perfammelt  alle  unfere  grof  en  ZHänner,  öie  6er  König  pemadjiäffigt, 
un6  pon  öenen  uns  bodj  nur  allein  Settung  fommen  fann,  um  ftc^;  ja  fie  ift  es,  öie  bas, 
was  nodf  nic^t  5ufammengeftfir$t  ip,  ^dlt." 

Der  IDaffenftillftanö  n>ar  penporfen;  pon  neuem  begann  Me  ^luc^t,  nac^  öem  IDillen 
kes  Königs  öen  ruffifdjen  ^reunöen  entgegen.  Hoc^  am  23.  Hopember  erreichte  6as  Königs* 
paar  ©rtelsburg,  pon  wo  aus  öer  König  6ie  ruffifc^en  (Truppen  in  Pultusf  befuc^te, 
mäl^renö  Me  Königin  auf  einem  Canögute  in  6er  Hä^e  ZDoljnung  na^m.  Sie  mar  aud; 
je^t  u?e6er  mutlos  noc^  pers^eifelt,  aber  über  alle  UTafen  traurig,  trauriger  pielleidjt,  als 
auf  irgenöeiner  6er  Stationen  öiefes  Ceiöensmeges.  ^u  öem  Unglücf  öes  Paterlanöes 
gefeilten  fid;  bedngftigenöe  Hac^ric^ten  über  6as  Befinden  i^rer  Kinöer  in  Königsberg; 
5uerft  u?ar  itlejanörine  leicht  erfranft,  öann  fe^r  emftlic^  an  einem  tlerpenfieber  Prins  Karl. 
3^r  bangenöes  ZITutter^erj  perlangte  nac^  Königsberg  5U  6en  Kinöem;  aber  fte  mufte  aus 
Sücffidjt  auf  öen  König  in  ©rtelsburg  aus^rren,  n>o  epiöemifc^e  Kranf^eiten  ben  2tufcnt= 
^It  immer  unerträglicher  machten.  Damals,  am  29.  Hopember,  fc^rieb  fie  öem  Dater  nadj 
Heuftreli^:  „€s  ift  eine  Prflfungsjeit,  aber  öer  gerechte  (ßott  n>ir6  beffere  (Tage  fc^ffen  .  .  . 
ZPas  uns  angebt,  Fann  ic^  nichts  fagen,  als  öaf  6ie  ITTenfc^en,  öie  Me  Ciebe,  2ld;tung, 
^In^änglid^Feit  bct  (Eöeln  für  ftc^  ^oben,  nie  gans  o^ne  Qilfe,  nie  gans  unglücf lic^  fein 

215 


fSnnen.    So  geE^t's  andf  mir,  ic^  fe^  mit  KuE^e  auf  alles,  mos  midf  umgibt    Denn  in 

mir  ift  ^rieöen,  605  fei  3E;nen  Bürge,  befter  Pater,  6ag  605  2Ieugere  nid^t  piel  auf  mic^ 

permag,  befonöers  Dinge,  Me  me^r  6ie  Itrl^ber  grell  seic^nen  als  6en  <ßegen{!an6,  6en  es 

berfiE^ren  foU/'    Die  SeelengrSfe  6cr  ungläcflid^en  Königin,  tpie  fte  aus  Mefen  IDorten 

fpridft,  muröe  auc^  iH>n  6en  ^remben  wolfl  bemerft.     „Die  arme  Königin'',  berichtet  frer 

(Englän6er  3acffon  aus  0rteIsburg,  „enpecft  6urd;  iE^re  wüxbtvoüt  Keftgnation  un6  i^ren 

(C^rafteraöel  in  allen  Prüfungen  un6  in  allem  Unglücf  nodf  meE^r  tTeUna^me  als  \tVb^ 

buvdf  iE^re  grof e  Sd^Snl^eit .  •  . .  Sie  muf  fe^r  i>orftd;tig  fein,  in  IDorten  nne  in  f^nMungen, 

6enn  6er  König  ift  üugerft  fd^Ied^t  gelaunt  un6  taub  gegen  i^re  IDorte«    Sie  inöeffen  läft 

feine  Zllutloftgfeit  in  ftd;  auffommen  un6  perfäumt  feine  (ßelegenE^eit,  6en  Kotfc^Iägen  pon 

Köcfri^  un6  (ßenoffen  entgegenjuwirfen.^' 

3n  0rteIsburg  mar  es  auc^,  xdo  Cuife  in  eines  i^rer  tTafd^enbüd^er  —  ^rau  pon  Serg 

menigftens  er5älflt  es,  6as  Bndf  felbft  ift  nic^t  mel^r  por^nben  —  bas  Cieö  6es  Qorfners 

aus  (ßoetl^  IDilE^Im  Zlleifter  eintrug: 

IPer  nie  fein  Brot  mit  (ErSnen  a%, 

Wtv  nie  bie  fummeroonen  ITäd^te 

2Iuf  feinem  Bette  meinenb  \a%, 

Der  fennt  eud^  nid^t,  it)r  t)immltfd^en  IHSd^te! 

3t{r  fitt)rt  ins  (eben  uns  t)inein, 

3br  lagt  ben  Firmen  fd^ulbi^  merben; 

Dann  itberlagt  ihr  \l\n  ber  pein, 

Penn  alle  Sd^ulb  rSd^t  {td^  auf  (Erben. 

3m  2nun6e  6cr  Königin  fm6  6ic  IDorte  2tus6rucf  tiefften  Seelenfc^mer$es,  6er  2Iuf* 
fc^rei  einer  Unglücf  liefen,  6ic  pon  6er  J^öEje  ir6ifd)cn  ©lücfs  in  6en  2Ibgrun6  6es  (EIen65 
gcftürst  ift.  2tudj  ein  Sd)uI6bcfcnntnis?  Piellcidjt  in  6em  Sinne,  6af  fte  an  6em  felbft« 
5ufric6cncn  (Scnu^Icbcn  6cs  Serlincr  £)ofes  iEjren  2tnteil  geEjabt  Ijatte  wie  an  6er  2Ibneigung 
iljrcs  (Scmaljls  gegen  jc6e  politifdje  Betätigung.  Keineswegs  aber,  als  Ijätte  fte  i^r  ©n« 
greifen  in  6te  polittf  bereut.  2tud)  je^t  Iie§  fte  ftdj  ptelmeljr  n:>ie6er  in  6ie  (Erörterung 
einer  6cr  fd)tt>eben6cn  fragen  Ijincinsteljen. 

(ßraf  J}augn:>i^  mar  gegaitgcn,  aber  6er  fein  Hadjf olger  U)er6eit  foUte,  6er  ^reiljerr 
pom  Stein,  »eigertc  ftd)  5U  fommon.  Pon  ©rtelsburg  aus  wnxbc  er  abennals  aufgefordert 
un6  tnsmifdjen  6er  ©cEfeinte  Kabinettsrat  öcynte  nttt  6er  ^üljrung  6er  (ßefcbäfte  beauftragt. 
Diefe  IDaljI  erregte  pielfadje  Uit5ufrie6enljett,  befon6ers  bei  6ent  rufftfc^en  (ßefd^ftsträger 
^reiEjerm  pon  Krü6cncr,  6effon  £)of  6eii  Kabinettsrat  für  einen  ^ran5ofenfreun6  anfa^.  VOxt 
es  nieljr  un6  moljr  üblidj  ipur6e,  tt>an6te  Krü6ener  ^"4)  nun  an  Köni^p'p  €n'^^    "m  6cn 


Cafcl  \Z 


pdfielf^cMiälöc  von  5d?rdöcr  um  I8ü0 


bringen,  Slut  pcrgtcfcn?  Dos  Ijin6ertc  nur  eine  rafdje  Derftänöigung  mit  Hapoleon.  Von 
(Cl^arlottenburg  fani  6er  Zllajor  pon  T^audj,  6er  6en  (ßeneral  ^aftrotp  begleitet  l^tte,  un6 
bradfte  nad)  <ßrau6en5  6ie  Vladfndfi,  6af  6ie  preugifc^en  8ei>oUmäc^ttgten  6ie  ^rie6ens' 
Präliminarien  Hapoleons  am  30.  ©ftober  Ijatten  unterjeidjnen  muffen.  2niI6erungen  uniren 
nidjt  5u  erlangen  gemefen.  Diclmeljr  liefen  6roIjen6e  2Ieuf erungen  Hapoleons  für  6en  en6- 
gültigen  2(bfd;Iuf  nod;  friere  8e6ingungen  beffird^ten.  Hapoleon  lebte  in  6em  <ße6anfen 
feines  unirerfalen  Kampfes  mit  €nglan6.  Der  Krieg  mit  Preuf  en  U)ur6e  in  feinen  2Iugen 
nur  ein  (Teil  eines  neuen  Koalitionsfrieges,  bei  6em  er  je^t  ^uptfäd^Iid;  6ie  Uebenpältigung 
Kuflan6s  5u  erreid^n  E^offte:  Preufen  foUte  il^m  gegen  Huglan6,  Huflan6  6ann  gegen 
(Englan6  6ienen.  (Er  lief  6en  preufifd^en  8ei>oIImclc^ttgten  fagen,  6af  in  6em  en6gflltigen 
^rie6ensDertrag  6er  Durc^jug  frem6er  tCruppen  6urdj  Preufen  ©erboten  un6  für  geimffe 
^dlle  6ie  Unterftü^ung  Preuf  ens  5ugunften  ^ranfreic^s  gegen  Huf  Ian6  feftgefe^  n)er6en  muffe. 

yx  <ßrau6en5  fan6  über  6iefe  Had^rid^ten  am  6.  Hopember  eine  Beratung  ftatt,  an 
6er  auf  Sefeljl  6es  Königs  auf  er  feinen  Srü6em  Prin5  ^einric^  un6  Prins  IDillfelm  einige 
IjöE^ere  (ßenerale  un6  6ie  Zllinifter  £)augn)i^,  Stein  un6  an6ere  teilnal^men.  Had;  6em  Der« 
fdflage  pon  £)augipi^  erfldrte  6ie  Konferenj  einmütig,  6af  man  6en  Krieg  nic^t  fortfe^en 
fSnne  un6  auf  <ßrun6Iage  6er  (C^rlottenburger  Be6ingungen  ^rie6en  fd;Iief en  muffe.  Selbß 
6er  Beitritt  jum  H(feinbun6e,  falls  6er  ^rie6e  6apon  abhänge,  foUte  unter  getpiffen  Poraus« 
fe^ungen  angeboten  iper6en;  nur  6ie  Itebemal^me  irgen6  einer  Perpflidjtung  ju  ^ein6felig« 
feiten  gegen  Huflan6  würbe  entfd;ie6en  abgeleE^nt. 

Dem  König  fiel  6ie  (Entfd;ei6ung  nid^t  leidet.  (Er  fan6  6ie  8e6ingungen  Hapoleons 
fo  graufam  t^rt,  6af  er  fic^  il^nen  nid^t  untenperfen  5U  fönnen  meinte.  2In6erfeits:  Wo 
5eigte  ftd;  il^m  aud;  nur  6er  ferne  £)offnungsfc^immer  einer  glücflid^en  IDen6ung,  einer 
(Erfjebung  pon  6em  tiefen  ^alle?  Hodj  fetfIte  je6e  Hadjric^t  über  6en  (Ein6rucf  6er  preufifdjen 
Hie6erlagcn  in  Petersburg.  (Ein  rufftfdjer  Diplomat,  6er  gera6c  je^t  in  <ßrau6en5  erfc^ien, 
6er  ^reiljerr  pon  Scnfcn6orff,  ein  8ru6er  6er  ©räfin  Cicpen,  äuferte  ftdj  Ifödjft  be6enflic^ 
über  6ie  <ßefdl;r6ung  6er  rufftfc^en  (Truppen  bei  il^rem  ipeiteren  Porrücfen  un6  mufte  andf 
für  6ie  preufifd;en  (Eruppenrefte  nid^ts  Befferes  als  ^ortfe^ung  6es  Hücfsugs  ju  empfehlen. 
„Z^  Ijabe  feine  2lrmee  meljr,"  geftan6  iljm  6er  König,  6er  über6ies  fdjon  einen  2Iufftan6 
6er  Polen  fürdjtcte. 

^n  6tefer  23e6rängnis  geneljmigte  König  ^rie6ridj  IDilljelm  6ie  ^rie6ens^äliminarien. 
3ntmer(;in  glaubte  er  6oc^  auc^  für  an6ere  ITTöglid^feiten  Porfel^rungen  treffen  5U  foOen. 
(Cr  fan6te  (ßeneral  pi^uU  nad;  Petersburg,  um  6em  Kaifer  2IIefan6er  feine  ^nningslage 
porjuftoUen,  6ie  iljn  5U  einem  ^rie6ensfc^Iuf  felbft  unter  6rücfen6en  8e6tnc(ungen  nÄtiae- 


2fti 


Sollte  ober  Hapoleon  es  5um  2(euf  erften  treiben  tPoUen,  fo  fe^e  er  poUes  Pertrauen  in  Me 
^reunöfc^aft  6es  lioifers,  6er  alle  Züittel  ju  feiner  Qilfe  un6  jur  Perteiöigung  Huflanös 
aufbieten  un6  auc^  ©efterreic^  jur  ZnihPtrfung  beftimmen  U)er6e. 

^ugleic^  machte  6er  König  nod;  einen  perfönlid;en  Perfud;  5ur  Qerabfe^ung  6er 
franjöftfdjen  ^or6erungen.  €r  fdjrieb  am  7.  Hooember  feinem  (ßrofonfel,  6em  6amals 
ftebenun6fteb$igjä^rigen  Prinsen  ^er6inan6,  6em  legten  nodj  Ieben6en  Bru6er  6es  (ßrofen 
Königs,  6er  in  Berlin  5urucfgeblieben  wav,  un6  bat  il^n,  fidf  an  Hapoleon  5u  n)en6en  un6 
6effen  Perjic^t  auf  Qalberfta6t,  f^ol^enftein,  6en  Saalefreis  un6  ZnansfeI6  als  eine  perfönlid^e 
(ßna6e  5u  erbitten.  Prinj  ^er6inan6  entfpradj  6em  IDunfc^e  feines  Heffen.  „Tlls  Sru6er 
^rie6ridjs  IL,  als  2teltefter  6er  ^amilie  un6  einer  6er  älteften  SoI6aten  Preufens"  rief  er 
6en  fran5Öftfd;en  Kaifer  um  mU6e  an  für  6as  £an6,  6as  feine  IDaffen  beftegt  ^dtten  un6 
feine  (ßrofmut  $um  5U)eiten  TXlaU  beftegen  U)ur6e.  €r  bat  6en  Kaifer  „um  einen  itugen*» 
blicf  (Btlföv^*.  Hapoleon  lief  6ie  Bitte  6es  greifen  Prinsen  o^ne  2(ntn>ort;  auc^  ein  Sd^reiben 
an  IRurat  ^atte  feinen  befferen  (Erfolg.  n)e6er  6iefer,  fo  t>erftd;erte  Prins  ^er6inan6  6em 
König,  noc^  Bertifier  noc^  Duroc  u)ür6en  je  unaufgefor6ert  mit  6em  Kaifer  über  irgen6 
etipas  5u  fprec^en  wagen.  So  blieb  il^m  nid^ts  fibrig,  als  6em  König  6ie  ganslic^e  (Erfolg^« 
loftgfeit  feiner  Bemul^ungen  5u  meI6en;  er  ffigte  6en  Hat  ifiniu,  6en  auc^  Cucc^eftni  un6 
^aftrotp  gaben:  6er  König  möge  Itapoleon  fd;Ieunigft  um  eine  ^ufammenfunft  bitten,  6as 
fc^meic^ie  6er  (Eigenliebe  6es  Kaifers  un6  fei  6as  einsige  ZTTittel,  ettpas  5U  erreid;en.  Tlütxn, 
n)ie  pieler  Sd^icffalsf erläge  be6urfte  es  noc^,  el^e  fxdf  König  5rie6ric^  IDtllfelm  5u  einem 
foldjcn  Sdjritte  perfteljen  muf  te. 

Königin  £uif ens  Qaltung  in  6iefen  (Tagen  seigt  eine  getpiffe  Unftd^erl^eit;  n)ie  fo  oft, 
fc^tpanfte  fte  5tpifd;en  6er  Hucfftc^t  auf  6ie  2(nftc^ten  un6  Heigungen  i^res  (ßema^ls  un6 
itfrer  eigenen  innerften  Ueberseugung.  H)äljren6  6ie  Konferenj  tagte,  entwarf  fie  ein  Schreiben 
an  Kaifer  2(Iefan6er,  6as  erfte  feit  6en  Unglücfstagen  pon  2^na  un6  2(uerfte6t.  Sie  fc^iI6erte 
i^m  6as  Unglücf,  6as  Aber  Preufen  Ijereingebroc^en,  6en  ^all  6er  ^eftungen,  6ic  Kapitu«' 
lation  fjotjenlo^es  un6  6ie  angeblidjen  (Greueltaten  6er  ^ransofen  un6  namentlidj  6er  Bayern; 
fte  fprac^  pon  6en  ^rie6ensper^n6Iungen  un6  6en  fc^tperen  ®pfem,  6ie  Hapoleon  for6ere. 
„Wxv  ftn6  in  6er  entfe^Iidjften  Persipeiflung,  rings  Unglücf  un6  Perlufte,  un6  man  lebt 
noc^  un6  ftirbt  nic^t  por  Kummer."  „2tlles  Ijat  6as  Unglücf  $erftört,  nur  nicijt  meine 
^reun6fcfyift  für  Sie,  lieber  Petter  un6  5reun6."  . . .  „Was  foU  aus  uns  n)er6en?  U}ären 
Sie  (fier,  wü^en  n>ir  fic^er,  meldte  folgen  6iefe  2Iad;rid;ten  bei  3(fnen  ^aben  n)er6en,  6ann 
U)ür6en  xviv  uns  erleidjtert  füljlen.  2tUein  alles  aufs  Spiel  5U  fe^en,  fann  ein  König  ein 
folc^es  n)agnis  Por  (ßott  perantiporten?" 

209 


€s  tft  oljne  S'^f^I  ^*^  Stimme  6es  Königs,  ilfres  (ßemaljls,  öic  aus  öicfcn  nnb  ä^n^ 
lidjen  $agljaften  IDorten  6cr  Königin  fpridjt;  iljr  cigenftes  €mpfin6cn,  wxt  uns  juperlaffige 
^eugen  berid^tcn,  mar  bodf  ein  anöeres:  fte  wav  un6  blieb  innerlich  öurc^örungen  von  6er 
HotoenMgfeit  ausöauemöen  IDi6erftan6es. 

Der  ^rciljcrr  pon  Senfenöorff,  6er  jenes  Sdjreiben  6er  Königin  an  Kaifer  2tlefan6er 
überbringen  foUte,  un6  6er  6ie  Qaltung  6es  Königs  un6  feiner  ganjen  Umgebung  in  6en 
fdjärfften  2tus6rücfen  perurteilt,  fdjreibt  aus  (ßrau6enj  am  6.  Hopember:  „Die  Königin  allein 
empfin6ct  6ie  Sc^mac^  un6  6as  Unl^eil,  6as  U^r  Qeer  un6  i^r  £an6  betroffen  fyxV  Un6 
6er  ^xcxlfCTX  von  Sdjlab^n,  fru^r  preufifc^er  <ßefan6ter  in  Züfinc^en,  6amals  Diplomat  im 
(Befolge  pon  Qaugmi^,  oerjeic^net  am  7.  Hooember  in  feinem  (Eagebuc^e,  6er  be{!en  un6 
reidf^altigften  Quelle  gera6e  für  6iefe  (Tage,  6ie  Königin  I^abe  ftc^  mit  6em  Hebensn)är6ig{!en 
^reimut  un6  mit  einer  über  je6es  (Ereignis  er^benen  Seelengröf  e  gegen  i^n  ausgefproc^en 
un6  6abei  gefagt:  ,;nur  fefte  2Ius6auer  im  IDi6erftan6e  fann  uns  retten.^' 

€s  fam  ^insu,  6af  eben  in  (ßrau6en5  Königin  Cuife  pon  6en  nic6rigen  Sdjmä^ungen 
un6  fc^mu^igen  Perleum6ungen  erfuE^r,  6ie  Hapoleon  in  feinen  Bulletins  un6  in  feinen 
Leitungen  gegen  fte  perbreitete.  €r  fpöttelte  über  iljre  Sdjöntjeit,  6ie  iljrem  £an6e  ebenfö 
l?er6erben  gebradjt  ^be,  u)ie  fjelenas  Sdjönljeit  6en  tCrojanem;  er  perglic^  fte  mit  tTaffos 
2Imti6a,  6ie  in  itjrem  IDaljnftnn  6en  eigenen  Palaft  an5ün6ete.  „Sie  ujoUte  Slut."  Por  allem  aber 
berüE^rte  er  ipie6erl^lt  un6  in  ansüglic^fter  XDeife  6ie  freun6fd;aftlic^en  Bejiel^ungen  6er  Königin 
5u  6em  rufftfc^en  Kaifer  un6  perl^öl^nte,  unter  3n)ei6eutigen  2(nfpiclungen  auf  6ie  berüchtigte 
£a6Y  (Emma  Hamilton,  iljre  2tnu)efen^eit  bei  6em  Sefudje  6er  ©ruft  ^ric6ridjs  6es  (ßrogen. 
(Es  ift  erflärlic^,  6af  Königin  Cuifens  n>eiblic^es  (ßeffll^l  gera6e  6urc^  6ie  Qin6eutungen 
auf  il^re  ^reun6fc^aft  mit  Kaifer  2Ilefan6er  auf  6as  tieffte  un6  fdjmerslic^fte  perlest  wnvbt. 
„TXlxt  ftrömen6cn  2tugen"  Ijat  fte  in  (ßrau6enj  6apon  gefprodjen  un6  ausgerufen:  „3ft  es 
6iefent  bosl^ftcn  IRcnfc^en  nid^t  genug,  6em  Könige  feine  StaaUn  5u  rauben,  foll  auc^ 
noc^  6ic  €tjrc  feiner  (ßema^lin  geraubt  U)er6en?"  Un6  in  einem  Briefe  an  6ie  <ßrdfiit 
Vo^,  in  6em  fte  Pon  6en  Sdjmd^ungcn  un6  6ent  ffolfnc  Hapoleons  un6  6em  ro^en  lieber« 
mut  6es  Siegers  in  franjöftfc^er  Sprache  berid^tet,  brid;t  fte  in  6ie  6eutfc^en  ZDorte  aus: 
„lln6  man  lebt  un6  fann  6ie  Sc^ntac^  nic^t  räd^n.^' 

(Es  I^etft,  6af  in  6er  Umgebung  6es  Königs  felbft  ftd;  (Elen6e  fan6en,  6ie  Hapoleons 
2(nfc^ul6igungen  il^rem  ffctvn  (finterbrad^ten,  um  6en  (Einfluß  6er  Königin  ein  für  aOemol 
ju  befeitigen.  ^aUs  6as  oal^r  ift,  n>ie  menig  I^ätten  fte  6en  König  gefannt!  (Es  ift  fein 
2(n5eid;cn  por^n6en,  6ag  6as  innige  Derl^ltnis  6es  Köntgspaares  5ueinan6er  6amals  aud) 
nur  6ie  leifcf*^  (Trübung  erfahren  ^ott*    JD^^^  iber  Har^'*''^»'  ^^'^^  •*»*♦  ^»t»-»«  ^d>nt/iK'^i^tia*n 


unö  uner^rten  Jlngriffen  6ie  2tbftdjt  vztbaxxb,  Königin  Cutfc  in  6er  offcntlidjen  ZTlcinung 
^erabjuu)ür6igen  un6  itfrcni  2tnfeljen  5U  fdjaöen,  fo  Ijat  er,  ruie  bei  feinem  Porgctjen  gegen 
^aröenberg  un6  Stein,  bas  poUe  (ßegenteil  erreidjt.  Hidjt  einmal  bei  6en  ^ransofen,  von 
6enen  fo  manc^r,  befonöers  aus  (Emigrantenf reifen,  6ie  (ßaftfreunöfc^aft  6es  preufifc^en 
fjofes  genoffen  un6  Me  Perfönlidjfeit  6er  Königin  berounöem  gelernt  IfatU,  fan6en  Hapoleons 
nieörige  2tnflagen  (Eingang.  3"  P^^ut«"  poUenös,  rpie  man  im  (Befolge  Hapoleons  felbft 
beobadjten  fonnte,  erregten  öiefe  Perleumöungen  nur  (Entrüftung  un6  Perac^tung,  un6  6ie 
Begeifterung  für  Königin  Cuife  wndfs  geraöe  je^t  erft  Ijimmelan.  (ßem  pcrjielj  man  iljre 
angebliche  (Einmifdjung  in  6ie  Politif,  6eren  IDirfungen  unö  Beöeutung  man  oft  überfdjä^te: 
öie  öffentlidje  ZTTeinung  befag  ein  richtiges  (ßefüljl  6afür,  6af  bei  ^rieöridj  IDiUjelm  6urc^ 
fte  unö  öurc^  fte  allein  öie  gefunöen  (Empfinöungen  öer  Hation  5U  IDorte  famen. 

(Eben  in  öiefen  fZaQcn  foUte  fidj  ipieöer  5eigen,  was  inmitten  öer  Ifin  unö  tjer  fc^anrnfenöen 
(Entfdjiief  ungen  am  preugifc^en  ^ofe  Königin  Cuifens  Ijoljer  Sinn  unö  fefter  ZTlut  beöeuteten. 

Vit  ZITarfen,  Pommern,  Pofen,  faft  bas  Qany  £anö  5n)ifc^en  ®öer  unö  IDeidjfel 
»aren  instpifdjen  pon  öen  ^ransofen  überflutet  u)oröen,  öeren  ftreifenöe  Scharen  fc^on  am 
^5.  Hopember  gegenüber  (ßrauöens  am  linfen  IDeic^felufer  erfd^ienen.  Xlodf  am  2lbenö 
öiefes  fZa^es  mufte  öie  Königin  (ßrauöen5  perlaffen;  öer  König  folgte  iljr  am  nädjften  tCage 
morgens  unö  traf  abenös  mit  iljr  in  ©fteroöe  (©ftpreugen)  u)ieöer  5ufammen. 

3n  ©fteroöe,  wie  porljer  in  Kflftrin  unö  (ßrauöens,  ftanö  man  por  einer  emften  €nU 
fd;eiöung;  öie  näd;fte  ^ufunft  öes  preufifd^en  Staates  E^ing  öapon  ab. 

Bereits  in  (ßrauöens  ^tte  man  erfaljren,  öaf  Hapoleon  öie  pon  iljm  felbft  auf== 
gefteUten  unö  pon  öem  König  angenommenen  Beöingungen  eines  Prdliminarfrieöens  nidjt 
mel^r  feftl^alte,  öag  er  in  Kücfftd^t  auf  öie  BejieEf ungen  5U  Huflanö  übert^aupt  nod;  feinen 
beftimmten  (Entfdjiuf  über  öen  cnögültigen  ^rieöen  gefaxt  Ijabe.  Um  fo  meljr  örängten  öie 
preugifc^en  BepoUmädjtigten  »enigftens  auf  öen  2tbfdjluf  eines  IDaffenftiUftanöes,  öer  öen 
unfäglid;en  Ceiöen  öes  preufifd;en  Canöes  ein  ^iel  fe^en  foUte.  Hapoleons  Stimmung  fam 
il^nen  je^t  ^ierin  entgegen;  er  beöurfte  für  feinen  Krieg  mit  Kuglanö  einer  0perationsbafts, 
öie  er  in  Preuf en  5U  finöen  ^ffte*  (Segen  Uebergabe  einiger  nodj  unbejmungenen  preugifdjen 
^eftungen  unö  gegen  porläufige  (Einräumung  öer  IDeidjfelgrenje  bewilligte  er  einen  IDaffen* 
ftiUftanö,  öeffen  Beöingungen  Cucdjefmi  unö  ^ajttow  am  \6,  Hopember  in  (Eljarlottenburg 
unterseidjneten.  (Etipaige  fdjon  auf  preufifdjes  (ßebiet  porgerücfte  rufpfc^e  (Truppen  foUten 
über  öie  (ßrense  surücfge^n,  neue  nid^t  5ugelaffen  meröen. 

(ßleidj  bei  öer  erften  Hac^ridjt  über  öiefe  ^oröerungen  Hapoleons,  öie  öie  (Ent* 
ipaffnung  Preuf  ens  unö  jugleidj  öen  Bruc^  mit  Huf  lanö  beöeuteten,  fdjieöen  ftc^  öie  (ßeifter 

2\\ 


im  (Befolge  König  ^rieöridj  IDil^Ims.  IDäIjrcn6  einige  wenige,  u)ie  Sdjla6cn,  6en  IDaffen« 
ftillftanö  unter  fold^en  BeMngungen  fflr  unmürMg  unö  rerberblic^  erf larten,  mar  (ßraf  ^ugnn| 
mit  ben  meiften  (ßenerolen  ju  6en  oeitgel^enöften  ^ugeftdnöniffen  an  ^ranfreid;  öurd^us  bereit 

Der  König  felbft  mar  unfc^Iüffig  unö  fc^manfenö.  (Es  mar  eine  jener  Krifen,  in  öenen, 
ime  er  fclbft  fpater  einmal  befannt  fjat,  unter  6em  Drucfe  feines  Perantmortlic^feitsgeffl^ls 
un6  6er  HotmenMgfeit,  jmifc^en  Krieg  unö  ^rieöen  n:>a^Ien  5U  muffen,  öer  (ßeöanfe  öer 
tr^ronentfagung  il^m  na^egetreten  fein  mag.  Die  Kataftrop^,  öie  über  fein  £anö  herein« 
gebrodjen,  ^ttc  öen  Solöaten  in  i^m  getroffen  unö  aufgerüttelt,  fein  IDefen  fonfl  unberührt 
gclaffcn.  „€r  ift  unperdnöert  geblieben/'  flagten  alle,  öie  i^n  nadj  öem  unge^uren  IDanöel 
öer  Dinge  in  öiefen  fZaQ^n  5um  erften  ZHale  nneöerfafjen.  Sefonöeren  2tnftof  erregte  es 
öamals,  öag  öer  König,  öer  fonft  befanntlic^  öem  eölen  IDeiömerf  feinesmegs  ^lö  mar,  in 
0fteroöe  eine  (Elc^jagö  peranftalten  lief,  obmol^l  öie  Königin,  öie  öurc^  eine  flflc^tige 
2(eugerung  öen  TXnlaff  baiu  gegeben,  alles  tat,  um  il^n  öapon  absubringen.  Die  Berichte 
öer  rufftfcben  unö  englifd^en  Diplomaten,  öie  in  (ßrauöenj  unö  0fteroöe  um  König 
^rieöric^  IDiUjelm  maren,  ftnö  voü  !>on  immer  neuen  Klagen  über  feine  (ßleic^gflltigfeit,  feine 
Tlpatlfxe,  feine  Heigung  für  öie  Befc^äftigung  mit  „ßutilitättn^',  feine  Sd^eu  vov  grofen 
unö  rafc^cn  €ntfdjHefungen.  „Die  Königin  flagt,"  beridjtet  Krüöener,  „öaf  i^r  (ßema^I 
öa  nachgibt,  mo  er  nid^t  foUte,  unö  oft  öen  Katfd^lagen  ZDoI^lgeftnnter  eine  unangebrodjte 
unö  unerfc^ütterlic^e  ^artnäcfigfeit  entgegenfe^t."  „€r  fyii,  fdjeint  es,  noc^  $c^n  Königreidje 
5U  perlicren,"  fc^reibt  Senfenöorff;  „er  peröient  fein  befferes  Cos."  Unö  nic^t  minöer 
fdjarf  als  öie  ^remöen  ^ben  feine  (Dffisiere,  fein  £)of,  feine  ndc^ften  Permanöten  öamals 
über  iljn  gcurteilt.  3n  ©fteroöe  trafen  ©ffijiere  öer  (ßaröeöuforps,  öie  öer  (ßefangenfc^ft 
entgangen  maren,  mit  öem  König  mieöer  jufammen:  fte  erfd;rafen  über  feinen  (Eon,  über 
feine  2teufcrungen.  „€r  fprac^  pon  öen  unglücflic^en  (Ereigniffen  mie  pon  einer  fremöen 
(ßefdjidjte,  nidjt  mie  pon  öer  feinigen;  taöelte,  als  menn  er  nidjt  öer  Kidjter  öer  einjelnen 
unö  öer  Ccnfer  öes  (Bansen  märe,  ein  tCon,  öen  er  feit  öem  Unglücf  öes  Daterlanöes  fafl 
immer  annaljm."  TXodi  Ijdrter  urteilt  öie  ©berljofmeifterin;  fic  fdjreibt  am  30.  ®f tober: 
„Die  Unentfc^loffcnljcit  öes  I^erm,  feine  Caune,  feine  Oerblenöung  für  feine  Umgebung  finö 
unfer  Unglücf."  Unö  öes  Königs  Sdjmager,  öer  Prins  pon  ©ranien,  fc^reibt  einige  UTonatc 
fpater  über  iljn:  „Das  Sdjlimmfte  ift,  öaf  öer  größte  ^einö  öes  Königs,  öie  £)aupturfad}e 
feiner  Unglücfsfdlle  unö  ein  großes  £)inöemis  für  eine  glücflid^e  U)enöung  öer  Dinge 
Seine  IHajeftät  felbft  ift." 

2tnöerfeits  madjten  fid;  je^t  öodj  audj  €inmirfungen  auf  öen  König  geltenö,  öie 
eine  Heigung  5um  U^iöerftanöe  gegen  Hapoleons  maßloff  :foröerungen  in  ^hw  m^^rften:  fte 


gingen  aus  iH>n  öem  Perljältnis  5U  Kuflanö,  6em  flärfflcn  poHtifdjcn  ZIToment  im  Ccben 
König  ^mbndf  IDilljelms  III.  2tm  H.  Hoocmber,  nodj  in  (ßrau6cn5,  wavtxx,  lang  enpartct 
unö  erfeljnt,  cnMidj  Hadjridjtcn  aus  Petersburg  eingetroffen,  6ie  jeöen  ^wex^ü  an  6cr  Sun6es^ 
treue  un6  6er  ^ilfsbereitfdjaft  Huglan6s  befeitigten.  Kaifer  2tleyan6er  felbft  fdjricb  auf  öte 
erftcn  Hadjridjten  von  bcn  preugtfdjen  Hie6erlagen  6em  König  am  3.  Hopember:  es  gäbe 
feine  2tnftrengung,  fein  ®pfer,  5U  6em  er  als  ^reun6  un6  Perbünöeter  nidjt  bereit  fei.  €r 
fünöigte  6en  2tnmarfdj  5tpeier  ruffifdjer  2Irmeen  unter  Bennigfen  un6  BurlföiDÖen  an  un6 
fd;Iof  mit  6er  ZlIaE^nung:  ^^Pereinigen  mir  uns  inniger  als  je  unö  bleiben  n>ir  treu  6en 
(ßrunöfä^en  6er  (Eljre  un6  öes  Hu^mes."  Hapoleon  ^atte  Me  Vereinbarungen  mit  Preuf  en 
ab(;ängig  gemacht  pon  feinen  BesieE^ungen  5U  Kuflanö:  6ie  natürliche  Hucfmirfung  war, 
baff  auii  ^rieöridj  IDilljelm  6as  2tbfommen  mit  ^ranfreic^  feinen  Besieljungen  5U  Huf Ian6 
unterorönetc.  IDenn  er  nur  5tt)ifdjen  Hapoleon  unö  2tleyanöcr  5U  wäljlen  ^ttc,  fonnte  itjm  öie 
Cntfd;eiöung  nid;t  fd^mer  fallen.  Sd^on  öie  Hic^tung  feiner  Hucfsugslinie  beoies,  vooljxn  feine 
Heigung  ging.  Qaugu)i^  unö  Köcfri^  Ratten  öie  ^luc^t  nadj  Clbing  oöer  Königsberg  por* 
gesogen;  öer  König,  nac^  fut^em  Sd^manfen,  ^tte  0fteroöe  getpaE^It,  I;auptfad;Iic^,  weil  er  fic^ 
auf  öiefcm  IDege  öen  anrücfenöen  ruffifc^en  tCruppen  näherte.  Diefer  Stimmungsipec^fel  in 
König  ^rieöric^  IDilljelm  urirfte  bereits  auc^  auf  feine  Umgebung;  man  bemerfte,  öaf 
einige  ^rieöcnsfreunöe  nrieöer  2tn5eidjen  Pon  friegerifdjem  ZlTut  blicfen  liefen. 

Sei  alleöem,  ipie  König  ßmbxidi  IDiUjelm  einmal  war:  öie  Cntfc^eiöung  für  öen 
Krieg  aus  fidj  Ijeraus  gan5  felbftänöig  5U  faffen,  u)äre  er  faum  imftanöe  gemcfen,  um  fo 
ujeniger,  öa  geraöe  je^t  öie  Hadjridjt  pom  ^alle  ZlTagöeburgs  eintraf;  minöeftens  foUte  öie 
Perantujortlidjfeit,  öie  itjm  allein  5U  fdjujer  ipar,  geteilt  iperöen.  Cr  berief  (ßenerale  unö 
Zninifter,  Pon  Königsberg  Ijer  audj  Stein,  nidjt  aber  ^aröenberg,  5U  einer  Konferens  nac^ 
©fteroöe  —  eine  beöenflic^e  ZTlafregel,  öenn  öie  meiften  (ßenerale  unö  einige  ZTlinifter 
tt>aren  für  öie  Unterwerfung  unter  Hapoleons  IDillen. 

Um  fo  beöeutungspoller  mag  in  öicfer  Krifis  öie  Haltung  öer  Königin  £uife  geipefen 
fein,  wtnn  uns  audj  beftimmte  2tngaben  über  iljre  (Einipirfung  auf  öen  König  feljlen.  IDir 
iptffen  aber  5uperläffig,  öaf  fte  pdj  fc^on  in  (ßrauöens  für  öie  Penperfung  öes  U)affen«* 
ftillftanöes  ausgefproc^en  ijoi,  fo  öaf  (ßraf  ffau^wiif  unö  (ßeneral  Köcfri^  öen  Perfuc^ 
madjten,  fte  pom  König  5U  trennen.  Pergeblic^,  ^rieöric^  IDiltjelm  blieb  öabei,  öaf  fte 
itjn  nadj  ©fteroöe  begleiten  folle.  Die  (ßegner  ^ranfreidjs  anöerfeits  redjneten  ebenfo 
feljr  auf  iljre  (ßegenmort  in  ©fteroöe,  mit  öie  ^rieöensfreunöe  fte  fflrdjteten.  Stein  bat 
^aröenberg,  an  öie  Königin  5U  fdjreiben,  öamit  fte  auf  öen  ZlTinifter  Sd?rötter  unö  öen 
(ßeneral  Kalcfreutif   einmirfe;   ^aröenberg   leljnte   bas   ab,    aber   er   fdjrieb   an  Sc^rötter 

2\5 


unter  fc^arfcr  Parteinaljme  gegen  6en  IDaffenfttUftanö  unö  bat  xlfn,   fein  Sdjrctben  6cr 
Königin  mitsuteilen. 

Die  Beratungen,  Mo  nun  am  20.  unö  2\.  Hopember  in  ©fteroöe  ftattfanöen,  ^tten 
ein  überrafdjcnöes  (Ergebnis.  Die  ZTIetfrljeit  $u)ar  6er  2tnu)efen6en  ftimmte  für  2(nna^me 
6er  fran5oftfd;en  8e6ingungen;  ntit  6en  IRiniftem  Pog  un6  Stein  aber  pemnirfen  je^t  gera6c 
6ie  nädjfteit  Pertrauten  6e5  Königs,  Köcfri|  un6  Seyme,  6en  II)affenftiUpan6.  3m  Sinne 
6icfer  Znin6erl;eit  entfd;ie6  6er  König.  ZDie  es  6amals  E^ief ,  tx>ar  es  auc^  6ie  Proflamotion 
Hapoleons  über  6ie  2tbfe^ung  6es  Kurfürften  pon  Reffen,  6ie  6en  König  in  feinem  €nt* 
fd;Iug  bcftarfto.  2Im  22.  Hopember  eröffnete  er  felbft  6em  2Ibgefan6ten  Hapoleons,  Duroc, 
6en  er  anfangs  nid;t  einmal  ^atte  empfangen  tPoUen,  6ag  er  6en  IDaffenftiIIfian6  ableE^ne* 
€s  ift  einer  6er  folgenfdjujerften  (Entfdjiüffe  im  leben  5rie6ric^  IDilljelms.  Der  <ße6anfe 
einer  neutralen  Stellung  Prcufens  junfdjen  6en  ftreiten6en  IDeltmädjten  U)ur6e  eigentlich 
je^t  erft  en6gültig  überipun6cn,  6ie  Perbin6ung  preuf  ens  mit  Huf  lan6,  6ie  Hapoleon  ^tte 
$erftören  ujoUen,  feftor  gefc^Ioffen  als  je:  fie  ipar  un6  blieb  für  alle  ^cxt  6er  leiten6e  <ße6anfe 
in  6er  Politif  6es  Königs.  „3dj  U)er6e  6ie  IDaffen  gegen  6en  erflärten  ^ein6  6er 
Unab^ngigfeit  (Europas  nidjt  nie6erlegen/'  fc^rieb  er  noc^  pon  ®ftero6e  aus  6em  rufftfc^en 
Kaifer,  „als  wenn  3l?re  3"^«reffen,  6ie  pon  nun  an  unauflöslidjer  als  je  mit  6en  meinigen 
perfnüpft  fm6,  es  3^"^"  H^^P  wünfc^ensipert  madjen/'  un6  einige  tCage  fpater:  ,^3^  Wn 
unerfdjüttcrlid)  entfc^loffcn,  nur  eine  un6  6iefelbe  Politif  mit  y^mn  ju  Ijaben."  Dem 
2lbgefdn6ten  2lleran6ers,  <ßraf  JTTidjael  Wovoni^w,  6er  iljm  6en  Srief  6es  Kaifers  über» 
bradjt  Ijatte,  pcrftdjerte  er,  er  fei  entfc^loffen,  ftc^  gans  in  6ie  2trme  Kuglan6s  ju  »erfen; 
6ie  ITTdglofigfcit  6cr  franjöfifc^en  üorfdjläge  perbiete,  an  irgen6  ein  2lbfommen  $u  6enfen, 
audj  tt>cnn  nidjt  6as  J3cifpicl  6es  Kurfürften  pon  treffen  Pon  neuem  bewiefe,  nxis  man  pon 
öonaparto  5U  eripartcn  tjabe.  Diefen  (Entfdjlüffen  entfpradj  alles,  mas  in  6en  (Tagen  pon 
®ftero6c  un6  gloidj  6arauf  noc^  gefdja^:  6ie  2tnfnüpfung  befferer  23e5ieljungen  5U  (Englan6, 
©ofterreid),  5cbu?e6en  un6  Ddnemarf,  6ie  Untcrftellung  6er  preu^ifdjen  (Cruppenrefte  unter 
ruffifdjcn  ©berbcfcljl,  6ie  crften  2lnfänge  6er  Keorganifation  6cr  2lnnee.  Die  Cä^mung 
nad)  6cm  betduben6en  Donnerfdjlag  Pon  ^na  un6  2lucrfte6t  fdjien  5U  weichen;  ein  neuer 
(ßeift,  ptclmoljr  6er  altprougifdje  (ßeift  begann  fidj  5U  regen.  2lus  Scblefien,  6as  man  fdfon 
aufgegeben  hatte,  famen  2lbgefan6te,  jipei  ^erren  Pon  £üttipi§,  6ie  um  llnterflü^ung  für 
6ie  5u  5dljem  IPi6erflan6e  eiitfcbloffene  un6  $u  allen  ©pfem  bereitu?illige  Propins  baten:  fie 
l^ben  6en  2lugenbliJ  nie  pergeffen,  ipo  Königin  Cuife  in  „majejlütifcijer  Schönljcit"  »te 
„eine  Ocrflärte"  fie  empfing  un6  6urdj  iljre  Ijul6pollen  IDorte  iljre  „5ur  Settung  für  Dater« 
lan6  U116  König  entflammten  Seelen  nodj  meljr  anfeuerte",    Hadj  Schießen  muröen  mit 


auferoröcntlidjcn  Pollmadjlen  öcr  ^ürft  pon  2tnlfalt^pief  unö  6er  tapfere  <ßraf  ©ö^en 
gcfanM,  6ie  6en  ru^ntPoUen  IDi6erftan6  6er  Proptn$  gegen  6en  fetn6Kdjen  (Einfall  organiftcrten. 
Dem  (ßrafen  (ßö^en  erfidrte  6er  König  beim  2lbfdjie6,  6ag  er  unipi6erruflic^  enlfc^Ioffen 
fei,  eljer  auf  feine  Krone  $u  per$idjten,  als  fc^impflidjen  Be6ingungen  (ßeE^ör  ju  geben.  €r 
gewann  es  felbft  über  fxdf,  fxdf  halb  6arauf  pon  6em  bistjerigen  Ceiter  feiner  Politif,  6em 
(ßrafen  Qaugnn^,  ju  trennen  un6  6as  ZÜinifterium  6es  2tusu)ärtigen  6em  ^reiljerrn 
pom  Stein  ansubieten. 

X)er  2(nteil;  6en  Königin  Cuife  an  6iefem  Umfdjtpung  anfd;einen6  gel^abt  ^at,  ift  6o^ 
fc^on  6amals  fel^r  I^c^  angefc^lagen  n)or6en.  Die  0ffi}iere,  6ie  pon  0ftero6e  nac^  Königs^ 
berg  famen  un6  6ort  6ie  ungünftigen  Ha^ric^ten  über  6as  Per^alten  6es  Königs  perbreiteten, 
mögen  aud;  6as  Cob  6er  Königin  perfün6et  ^oben.  (Ein  Zeugnis  6afür  bietet  wolfl  6er 
Brief,  6en  ffemndj  Pon  Kleift  aus  Königsberg  am  6.  Dejember  an  feine  Sc^tpefter  fc^rieb, 
un6  in  6em  er  pon  6er  Königin  urteilt:  ,,3n  6iefem  Kriege,  6en  fte  einen  unglücf liefen 
nennt,  mac^t  fte  einen  größeren  (ßetpinn,  als  fte  in  einem  gansen  Ceben  poU  ^rie6en  un6 
^reu6en  gemacht  fyxbcn  ipür6e*  2Xlan  fteljt  fte  einen  ipalfr^ft  föniglidjen  (Eljarafter  enfe» 
Q?icfeln.  Sie  I^at  6en  gan5en  grofen  <ßegenftan6,  auf  6en  es  je^t  anfommt,  umfaft;  fte, 
6eren  Seele  nodj  por  fui^em  mit  nidjts  bef^äftigt  fc^ien,  als  ipie  fte  beim  (Cansen  o6er 
beim  Seiten  gefalle.  Sie  perfammelt  alle  unfere  grofen  ZITdnner,  6ie  6er  König  pemadjläffigt, 
un6  Pon  6enen  uns  6odj  nur  allein  Settung  fommen  fann,  um  ftdj;  ja  fie  ift  es,  6ie  6as, 
was  nod)  ni^t  5ufammengeftär5t  ift,  ^ält.^' 

Der  IDaffenftillftan6  wav  penporfen;  pon  neuem  begann  6ie  ^lu^t,  nac^  6em  ZDillen 
6es  Königs  6en  ruffifc^en  ^reun6en  entgegen.  TXodi  am  23.  Hopember  erreichte  6as  Königs* 
paar  0rtelsburg,  pon  n>o  aus  6er  König  6ie  ruf{tfd;en  tTruppen  in  Pultusf  befud;te, 
rpäljren6  6ie  Königin  auf  einem  Can6gute  in  6er  Hälfe  IDo^nung  naljm.  Sie  wat  andf 
je^  U)e6er  mutlos  nodj  perjipeifelt,  aber  über  alle  ZlTafen  traurig,  trauriger  pielleidjt,  als 
auf  irgen6einer  6er  Stationen  6iefes  Cei6ensn)eges.  ^u  6em  Unglücf  6es  Paterlan6es 
gefeilten  [xdf  beängftigen6e  Had;rid;ten  über  6as  8eftn6en  il^rer  Kin6er  in  Königsberg; 
$uerft  u?ar  2tlefan6rine  leidjt  erfranft,  6ann  feljr  emftli^  an  einem  Herpenfieber  Prinj  Karl. 
3l?r  bangen6es  2JTutterIjer$  perlangte  nac^  Königsberg  5U  6en  Kin6em;  aber  fie  mufte  aus 
Kücfftc^t  auf  6en  König  in  0rtelsburg  aus^rren,  wo  cpi6emifc^e  Kranf^eiten  6en  ^ufcnU 
IfaÜ  immer  unerträglicher  madjUn.  Damals,  am  29.  Hopember,  fd;rieb  fte  6em  Pater  nac^ 
Heuftreli^:  „(Es  ift  eine  Prflfungsseit,  aber  6er  geredjte  (ßott  wxvb  beffere  (Cage  fdjaffen  . .  . 
IDas  uns  angebt,  fann  ic^  nichts  fagen,  als  6af  6ie  IRenf^en,  6ie  6ie  Ciebe,  2(d;tung, 
2(nlfänglic{;feit  6er  (E6eln  für  ftc^  ^aben,  nie  gan5  o^ne  Qilfe,  nie  gans  unglücflid;  fein 

2^5 


fSnnen.    So  QcifVs  andf  mir,  idf  fe^  mit  KuE^e  auf  alles,  mos  midf  umgibt    Denn  in 

mir  i{!  ^rieöen,  bas  fei  3E;nen  Bürge,  befter  Pater,  6af  bas  2(eufere  nic^t  piel  auf  mic^ 

permag,  befonöers  Dinge,  Me  me^r  6ie  Urijcber  grell  seic^nen  als  6en  (ßegenfianö,  6en  es 

berüE^ren  foll/'    Die  Seelengröge  6er  unglficflid^en  Königin,  tpie  ftc  aus  Mefen  XDorten 

fpridjt,  tt)ur6e  auc^  rH>n  6en  ^remöen  nH>^I  bemerft.     ,,Die  arme  Königin'',  berichtet  6er 

(Engldn6er  3acffon  aus  0rteIsburg,  „enpecft  6urc^  iE^re  wüvbtüoüt  Keftgnation  un6  i^ren 

(C^raftera6el  in  allen  Präfungen  un6  in  atlem  Unglflcf  nodf  meE^r  (Teilna^e  als  felbfl 

6urc^  iljre  grof  e  Sdjönljeit ....  Sie  muf  feljr  wrftc^tig  fein,  in  IDorten  ime  in  £^n6Iungen, 

6enn  6er  König  ift  äugerft  fc^Iec^t  gelaunt  un6  taub  gegen  i^re  IDorte.    Sie  in6ef[en  läft 

feine  2TIutIo{tgfcit  in  ftd;  auffommen  un6  perfäumt  feine  (ßelegen^eit,  6en  Katfc^Iägen  pon 

Köcfri^  un6  (ßenoffen  entgegen$uu)irfen." 

3n  ©rtelsburg  war  es  auc^,  ipo  £uife  in  eines  i^rer  (Cafc^enbüc^er  —  ^rau  Pon  Berg 

tpenigftens  eti&lfll  es,  6as  Sud;  felbft  ift  nid^t  met^r  porl^n6en  —  6as  £ie6  6es  Qorfners 

aus  (ßoetl^  IDil^elm  ZITeifter  eintrug: 

IPer  nie  fein  Brot  mit  (Erflnen  a%, 

IPer  nie  bie  fummervonen  ITäd^te 

5Iuf  feinem  Bette  ipeinenb  faß, 

Der  fennt  eud^  nid^t,  it)r  t)immlifd^en  VflUdfiel 

3^r  füt)rt  ins  (eben  uns  t)inein, 

3f?r  lagt  ben  ^rmen  fc^ulbig  merben; 

Dann  überlagt  it)r  it)n  ber  pein. 

Denn  alle  Sd^nlb  rSd^t  ftd^  anf  (Erben. 

3m  2nun6c  6cr  Königin  ftn6  6ie  IDortc  2tus6rucf  tiefften  Seelenfc^merses,  6er  2Iuf* 
fdjrci  einer  Unglücf liefen,  6ic  pon  6er  J^ölje  ir6ifcf)cn  ©lücfs  in  6en  2Ibgrun6  6es  den65 
gcftürst  ift.  2tudj  ein  Sd)uI6befenntnis?  Piellcidjt  in  6em  Sinne,  6af  fte  an  6em  felbft» 
}ufrio6enen  (ßcnuflebcn  6es  Berliner  {)ofes  il^ren  2(nteil  gelabt  ^tte  iPte  an  6er  2Ibneigung 
iljrcs  (ßematfls  gegen  je6e  politifdje  Betätigung.  Keineswegs  aber,  als  Ijätte  fie  iljr  ©n« 
greifen  in  6ic  poUtif  bereut.  2tud)  jc^t  lieg  fie  ftdj  Ptelmeljr  ipie6er  in  6ie  (Erörterung 
einer  6cr  fd)tt>ebeii6en  fragen  I^ineinsteljen. 

<ßraf  £)augipi^  uHxr  gegangen,  aber  6cr  fein  Hadjf olger  u?er6en  follte,  6er  ^rei^err 
pom  Stein,  weigerte  fidj  5u  fonmten.  Pon  ©rtelsburg  aus  n?ur6e  er  abennals  aufgefor6ert 
un6  inswifdjen  6er  (ßeljeime  Kabinettsrat  Beyme  mit  6er  ^ütjrung  6cr  ©efdjäfte  beauftragt. 
Diefc  IDaljl  erregte  pielfadje  Iln5ufric6enljeit,  befon6ers  bei  6em  rufftfdjen  (ßefd^ftsträger 
^rciljerm  pon  Krü6cner,  6cffcn  ^of  6en  Kabinettsrat  für  einen  ^ran5ofenfreun6  anfa^.  XDxt 
es  meljr  un6  meljr  üblidj  ipur6e,  tt>an6te  'Krü6ener  fid)  ""«  '»n  Kön'am  £u«^^    »m  6cn 


tLiifel  ir 


König  5U  beftimmen,  6af  Beyme  entfernt  ireröe  un6  Stein  bas  ZlTinifterium  übcmelfmc. 
Die  Königin  perteiMgte  Beymc;  aber  fte  erflärte  Krü6ener,  baff  Stein  Don  neuem  ein:* 
gelaöen  tperöen  foUe,  nadf  IDeE^lau  5u  fommen,  tpot^in  6er  König  ft^  begeben  tPoUe,  un6 
6af  fte  nidjt  $n)eifle,  er  meröe  6ent  Befetjle  folgen.  Die  Königin,  6eren  ZITut  unö  Stan6* 
Ifaftigfeit  in  allem  Unglücf  audj  Krüöener  beu?un6em6  rüljmt,  fpra^  öann  nodj  mit  tränen* 
erfticfter  Stimme  Don  6er  ^reunöfdjaft  Koifer  2tleyan6er5,  6ie  je^t  iljr  un6  iljres  (ßema^Is 
einsiger  tCroft  fei. 

BaI6  6arauf,  am  5.  2)e$ember,  perlieg  Königin  Cuife  ©rtelsburg. 


III.  Königsberg  unö  ZTTemel 

2Im  9.  Desember,  nac^  fursem  2(ufent^alt  in  ZDeE^Iau,  fam  Cuife  in  Königsberg  an. 
(Empfangen  !>on  einer  saljlreidjen  ZTTenge,  in  6er  piek  (Crdnen  für  fte  floffen,  gefüljrt  iH>m 
Kronprinsen  un6  Prinsef  (Etjarlotte,  ftieg  pe  6ie  Stufen  5U  6em  alten  Königsfdjiof  empor, 
tpo  6ie  nadj  6em  Sc^Iof ^f  gelegenen  ^i^"^^^  f^^  P^  eingerichtet  iparen.  3ljr  erfter  (ßang 
galt  6em  Kranfenbette  6es  Meinen  Karl,  6effen  Befin6en  ftc^  gebeffert  Ijatte,  6ann  iljrer 
Sdjtpägerin,  Prinsefftn  IDillfelm,  6ie  insipifdjen  in  6en  Sc^recfen  6er  ^luc^t  Unfäglic^es 
er6uI6et,  iljre  bei6en  Kin6er  6urdj  6en  tCo6  perloren  Ijatte. 

Tim  nädfften  tTage  traf  aud;  König  ^rieörid;  IDilE^elm  in  Königsberg  ein.  Um  iE^n 
fammelten  fxd)  nodj  einmal  6ie  ZITänner  6es  alten  Preuf  en,  6ie  Sdjulenburg,  Vo%  Sdjrötter, 
Beyme,  Knobelsöorff,  Ködri^  un6  Kalcfreutlj,  auc^  ^a^txow  un6  Cucdjeftni,  6ie  pon  iljrer 
Sen6ung  an  Hapoleon  erft  je^t  5urflcffamen;  es  feljite  eigentlidj  nur  ^augu)i^,  6enn  felbft 
Combarö  Ijatte  ftc^  eingefun6en  un6  füljlte  ftdj  baI6  gan5  „im  alten  Kreife",  als  tpäre  er 
mit  6em  König  „auf  einer  Sepuereife".  3^nen  gegenüber  ftan6en  6ie  bei6en  ZITänner,  6ie 
aud;  aus  6em  alten  Preußen  ^erporgegangen  maren,  je^t  aber  6ie  IDege  5U  einem  neuen 
Preufen  fudjten:  ^ar6enberg  un6  Stein.  ^n>x\d{en  6en  Parteien  beipegte  ftdj  6er  König, 
mit  6en  einen  ipie  mit  6en  an6eren  perlfan6eln6,  pom  ^warni^  6er  €reigniffe  poripärts 
ge6rängt,  aber  6oc^  beftrebt,  pon  feiner  alten  Umgebung  mögli^ft  piel  in  6ie  neue  ^ext 
Ijinüber5uretten.  Darüber  fam  es  je^t  5um  Streit.  Der  Ausgang  ipar  6er  Bruc^  6es  Königs 
mit  6en  UTännem  feiner  eigenen  ^ufunft.  ^ar6enberg  reifte  am  20.  Desember  nadj  UTemel, 
pon  ipo  er  pergeblidj  um  feine  (Entlaffung  bat;  Stein,  nadj  Ijeftigen  2tuseinan6erfe^ungen 
mit  6em  König,  perlief  im  ^ebruar  ^807  Königsberg,  um  fidf  auf  fein  (ßut  in  Haffau 
$urücf5U5ieIjen.    Die  Ceitung  6cr  ausrpartigen  2tngelegenlfeitcn  würbe  6em  (ßeneral  ^a\ttow 

217 


übertragen,  auf  6cm  6ie  (Erinnerung  an  6te  ttntersetdjnung  6es  C^rlottenburger  IDaffen* 
füUftanöes  laftete. 

Königin  Cutfe  ^t,  n>te  es  fd^eint,  anfangs  6te  2Ibft^t  ge^bt,  in  öiefe  Strettigfeiten 
pennitteln6  ein5ugretfen.  <ßlct^  am  tTage  nad;  i(;rer  2Infunft  in  Königsberg  lieg  fic 
^röenberg  $u  fxdf  rufen,  mit  6em  fte  Me  Cage  einge^enö  befprac^,  ipobei  fie  für  Seyme 
eintrat,  6effcn  (Entfernung  pom  König  Stein  unö  Qaröenberg  ^uptfäd^Iic^  foröerten.  2In 
6en  tpeiteren  Perl^anMungen  fonnte  fie  feinen  2(nteil  mel^r  nel^men;  n:>äE;ren6  6er  Heine  Karl 
genas,  erfranfte  fie  felbft  an  einem  Ijeftigen  Herpenfieber,  6as  iljr  leben  $eitipeife  emftlic^ 
gefäl;r6ete.  IDeil^nac^tcn  mar  fie  n>enigftens  fo  tpeit  ^ergeftellt,  6af  fie  am  £)eiligen  2(ben6 
6ie  Kin6er  um  il^r  Bett  pereinigen  un6  ju  il^nen  fpre^en  fonnte.  Tln  iE^r  Bett  tpur6e  auc^ 
am  Heujatfrstage  ^807  in  feiner  neuen  Uniform  6er  Heine  Prins  IDilljelm  gefflifrt,  6en 
6er  König  6amals  6ur^  (Ernennung  5um  ^älfnndf  6er  <ßar6e  in  6ie  preugif^e  TXtmtt 
aufnaljm,  —  6ie  2trmee,  6er  er  in  iljrer  tiefften  (Emie6rigung  eingereiljt  ipur6e,  un6  6ie  er 
$u  iljrcm  Ijö^ften  (ßlanse  ergeben  foUtc*  Kaum  ^tte  ftc^  6ann  6ie  Königin  pon  i^rer 
Kranft^it  etwas  erlitt,  als  fc^Iimme  Hac^ri^ten  pom  Kriegsfd^upla^  fie  au^  aus  Königs« 
berg  pertrieben  un6  5ur  ^Iud;t  na^  Züemel  nötigten,  in  6en  legten  ^ipfel  preufifc^en  £an6es. 

Das  tpeiterc  üor6ringen  6er  ^wnsofen  Aber  6ie  XDeidjfel  ^tte  am  26.  Desember 
nör6Iic^  pon  IDarfdjau,  bei  pultusf,  5U  6em  erften  emfteren  (Treffen  mit  6en  Suffen  geführt, 
ipobci  (ßcneral  Bennigfen  5n?ar  6en  fransöftfc^cn  2tngriff  fiegreic^  abtpies,  f^Iieflic^  aber 
6oc^  5um  Hucfsug  in  nor6öftUc^er  Kid;tung  in  6as  oftpreufifd^e  Seengebiet  ftd;  peranloft 
falj.  (ßlcidj5eitig  iparen  audj  6ie  preuf ifc^en  (Truppen  unter  £'(Eftocq  bei  SoI6au  angegriffen 
un6  nad)  tapferem  ZDi6crftan6e  5um  Hücf5ug  bis  2(ngerburg  ge5ipungen  iPor6en.  3^  Königs^* 
berg  ging  es,  ipic  no^  fo  manchmal  bei  6en  n)cc^feln6cn  Kriegsnadjridjten:  am  30.  Desember 
braditc  Illajor  pon  IDrangcI  mit  blafen6en  Poftillonen  rufftfdje  Siegesbotfc^aftcn,  jubelnö 
begrübt  pon  6cn  Tolfsmaffen,  6ie  fi^  baI6  5U  (raufcn6cn  um  6as  Sdjiof  6rängten;  na<^ 
iwci  (Tagen  erfuljr  man  6en  Rücfsug  6er  Suffen,  6en  Kücfsug  £'(Eftocqs.  Kein  preufifc^ 
o6cr  ruffifdjcr  SoI6at  ftan6  melfr  5ipifc^en  Königsberg  un6  6cm  ^cin6e.  Hun  ^ief  es 
n?ic6crum  flüdjtcn.  Die  Königin,  obipotjl  no^  feinesipcgs  gcncfcn,  f^ipanfte  nic^t:  „2^ 
will  Heber  in  6ic  £)an6e  (ßottcs  fallen  als  6iefcr  ITTcnfdjcn",  fagte  fte  i^rem  ZIrste.  Sc^n 
am  3. 3anuar  \807  fuljrcn  iljrc  Kin6cr  ab,  5tt)ei  (Tage  fpätcr  6ie  Königin  felbft.  Dem 
Pater  fdjricb  fic  unmittelbar  por  6cr  21bfaljrt,  es  fei  6er  26.  (Tag  i^rer  Kranf^eit,  aber 
fte  fei  „5um  (Erftaunen  ipotfl".  Sic  war  6odj  no^  fo  fdjipac^,  6af  fie  in  i^ren  IDagen 
getragen  n?cr6en  mußte.  „JlTatt  un6  entfräftet",  fo  ersablt  iljre  f)of6ame  Bert^  Pon  (Truc^feg 
als  2tugcn5eugin,  „lag  6ie  fdjöne  (ßcftalt  in  6em  SeP<»l;  6a5  ^imml*^^)  ^V^e  ^efidjt  fa^ 


man  nur  tpenig  öurdj  öcn  übcrgciporfcnen  Sdjicter;  langfam  ipuröc  jtc  ötc  breiten  Sdjiof* 
treppen  hinuntergetragen."  Unb  nun  begann  an  einem  fdjneiöenö  falten  IDintertage  6ie 
^a^rt  über  6ie  Kurifdje  He^rung,  jenen  ftellenmeife  faum  2  km  breiten  Streifen  ööen  Canöes, 
öer  jtdj  5n>ifdjen  öem  Kurifdjen  £)aff  unö  6er  0ftfee  norömärts  bis  2HemeI  ^insie^t.  ^äupge 
Hegengflffe  ^tten  öen  Boöen  aufgen>eidjt;  bas  JTteer,  pon  3<Jnu<J^törmen  gepeitfdjt,  öro^te 
bas  tanb  5U  überfluten,  bas  tanb  fidj  im  ZlTeer  5U  perlieren*  2Han  fam  an  einem  IDracf 
porbei,  über  6em  öie  IDeüen  5ufammenfdjlugen:  es  fdjien  n>ie  ein  Bilö  öes  preufifdjen 
StaaUs.  3^  ^eulen  öes  Sturmes,  im  Braufen  öes  2Heeres  öadjte  einer  öer  ^lüdjtlinge 
an  öie  Xladft,  in  öer  König  £ear  feinen  (Tödjtern  fludjte,  unö  fanö  fte  ruhiger  als  öiefe 
Xlädjk  öer  Kurifdjen  He^rung.  ;,Die  (Tage",  ersd^It  ein  anöerer,  „bradjten  n>ir  teils  in 
öen  Sturmipellen  öes  ZTTeeres,  teils  im  €ife  fa^renö,  öie  Hädjte  in  öen  elenöeften  Quartieren 
5U.  Die  erfte  Hadjt  lag  öie  Königin  in  einer  Stube,  xvo  öie  ^enfter  5erbrodjen  n>aren  unö 
öer  Sdjnee  i^r  auf  öas  BM  gen>orfen  n>uröe,  o^ne  erquicfenöe  Ha^rung.  So  Ifat  nodf 
feine  Königin  öie  Hot  empfunöen*"  „3^^  2tTut  unö  i^r  ^immlifc^es  (ßottoertrauen  ^ielt 
fie  aufredjt  unö  es  belebte  uns  alle*"  Drei  tTage  unö  örei  XlädjU  ging  fo  öie  ^a^rt;  enölidj, 
am  8.  3önuö^/  erreidjte  man  ZTTemel.  2tuf  öen  2trmen  eines  Dieners  ipuröe  öie  Königin 
in  bas  tfaus  öes  Kaufmanns  (Confentius  getragen,  öasfelbe  Qaus,  in  öem  fte  mä^renö  öer 
gufammenfunft  mit  Kaifer  2tlejanöer  \802  gemo^nt  ^atte.  „H)ie  fdjmerslidj  mögen  i^re 
(ßeöanfen  gen>efen  fein,"  fdjreibt  öer  Cnglänöer  Kobert  XDilfon  an  ebenöiefem  (Tage,  „als 
fte  ^eute  morgen  in  öie  Säume  gebradjt  ipuröe,  ipo  jte  noc^  jüngft  geipaltet  ^atte,  fo  ^lö, 
fo  mddjtig,  fo  glücflidjl" 

Dodj  bas  Unenpartete  gefc^a^:  ^a^rt  unö  frifdje  £uft  Ratten  öie  (ßenefung  öer  Königin 
ipunöerbar  geföröert,  jte  erfdjien  ipie  perjüngt.  Kobert  IDilfon,  öer  unermüölidje  Befämpfer 
Hapoleons,  öer  i^r  öamals  fein  Buc^  über  öen  ^dbiuQ  in  itegypten  überreidjen  öurfte,  tixtr 
pon  iljrem  2tusfe^en  n>ie  pon  i^rem  IDefen  ^ingeriffen  unö  begeiftert*  „3d?  n>üröe  öen 
Preufen  peradjten,"  fc^rieb  er,  „öer  nic^t  freuöig  fein  €cbm  für  eine  foldje  Königin  Ijin^ 
geben  iPoUte." 

Die  nädjften  IDoc^en  in  ZTTemel  perliefen  perljältnismäf ig  ftill  unö  ruljig.  Durdj  öas 
gufammenftrömen  pieler  ^x^mbtn,  Kuffen,  (Englänöer,  Sdjipeöen,  entfaltete  ftdj  in  öer  fauberen 
Meinen  ^afehftaöt  ein  reges  gefelliges  Ceben.  Die  Königin  erljolte  ftdj  meljr  unö  me^r,  fo 
öaf  fie  balö,  5um  erften  ZITale  feit  öer  2tbreife  pon  Potsöam,  öie  Kirdje  befuc^en  unö  Meine 
Spasiergänge  „Unter  öen  Cinöen",  öer  feit  \802  2tlejanöerftraf  e  genannten  ^auptftraf  e  ZTTemels, 
machen  fonnte.  2tuc^  tpeitere  2tusPüge  ipuröen  unternommen.  ZTTan  fu^r  im  Sdjiitten  5ur 
„^oüänöifdjen  ZTTü^e",  einer  fleinen  2tn^ö^e  in  ^übfc^er  Umgebung,  pon  öer  öie  Königin 

219 


cntsflcft  wav  —  audj  prin$efjtn  XDfl^Im  fanö  Me  Canöfdjaft  „ofjtamfc^",  —  5um  Strange, 
um  Sdjtffe  abfahren  öfter  einlaufen  5U  feljen,  5ur  ZTToIe  unö  $um  Ceuc^tturm,  pon  wo  man 
eine  n>eite  Jtusjtc^t  in  öie  ©ftfee  genof ♦  2tben6s  pereinigte  man  ftdj  5um  (Tee  bei  fter 
Königin,  bisipcilen  audj  bei  öer  Prin$efjtn  IDiltjelm  unö  prin$efftn  Ra6$in>iU,  mit  öenen  öie 
Königin  am  meiften  perfe^rte.  Einfangs  a>ur6e  aufer  öer  (ßrdfin  2?of  nur  {)ufelan6 
$uge5ogcn,  öer  öer  Königin  öurc^  feine  tiefreligiöfe  IDeltanfdjauung  befonöers  gefiel;  balö 
ertpeiterte  fidj  öer  Kreis,  es  n>uröe  ipieöer,  fdjreibt  Prinseffin  XDilljelm,  „ipie  in  Potsöom", 
unö  ^mit  fam  aud^  öie  Potsöamer  £angen>ei(e.  Budj  las  por  „in  faöer  IPeife  faöe 
Homane",  ipic  Delbrücf  urteilt,  öie  Damen  supften  Sdjarpie,  öer  König  befa^  Kupferflic^ 
unö  Bilöeriperfe;  man  fpielte  aüer^anö  Spiele,  Kommers  unö  „jeux  d'esprit",  oöer  fuc^te 
nadj  einem  perftecften  Hinge,  u>obei  es  oft  redjt  lärmenö  ^erging.  Die  Königin  naijm  an 
allem  teil,  jie  fang  felbft  5uipeilen  ipieöer;  aber  über  iljrcm  IDefen  lag  öabei  eine  rutjrenöe 
Sdjipermut;  öie  prinseffmnen  IDißjelm  unö  Cuifc,  in  iljren  pertraulidjften  2teuferungen, 
fönnen  nid^t  genug  räumen,  a>ie  fo  gut,  fo  fanft  unö  (iebensmüröig  fte  geraöe  öamals 
geipefen,  mit  n>eldjcr  (ßeöulö  unö  (Ergebung  jte  alle  öie  fdjiperen  Prüfungen  ertragen  ^be. 

Der  Krieg  ipuröe  insipifdjen  mit  ipec^felnöem  (Erfolge  fortgefüljrt*  Die  ^ransofen 
^tten  i^ren  Pormarfdj  eingcftcüt,  o^ne  Königsberg  5U  berüljren.  Hapoleon  traf  bereits 
2(nftalten  für  öie  IDinterquartiere,  als  öie  Huffen  it^rerfeits  5um  Eingriff  übergingen  unö 
öamit  öen  ^einö  5U  einem  fräftigen  (ßegenftof  ^erausforöerten*  2tm  ?•  unö  8.  ^ebruar 
fam  es  einige  ITIärfdje  füölidj  pon  Königsberg  5ur  Sdjladjt  pon  Preufifdj='(Eylau,  ipo  es 
öer  sä^cn  tTapferfcit  öer  Huffcn  unter  Bennigfen  mit  preufifdjer  ^ilfe  abermals  gelang, 
öcn  Eingriff  öer  ^ransofen  surücfsufdjlagen  unö  i^nen  fdjn>ere  Derlufte  beisubringen.  Die 
Stellung  Hapolcons  mit  feinen  5ufammengefdjmol5enen  unö  erfcftöpften  tTruppcn  in  öem 
ausgcfogcncn  Canöc,  mitten  im  fjartcn  noröifdjen  IDinter,  ipuröe  öaöurdj  fo  fdjipierig,  öaf 
er  fid)  auf  2Inrcgung  tTalleyranös  5U  einer  2Innäljcrung  an  Preugen  entfdjlof .  (Er  beantragte 
einen  Sonöcrfrieöen  auf  (ßrunölagc  öer  bereits  in  (Cl^rlottcnburg  am  30.  ®f tober  \S06 
pereinbartcn  Beöingungen.  3"^^"'  ^^  sugleid)  öarauf  rersidjtete,  fein  Tcrljdltnis  5U  Preußen 
nur  im  ,jSufammenIjang  mit  einem  allgemeinen  ^ricöen  5U  regeln,  blieb  öer  ^auptfäc^lidjpe 
©efidjtspunft  feiner  Politif  öodj  nadj  ipie  por  öie  ^ISerftörung  öes  engen  Bunöes  5tpifd^ 
Preufen  unö  Suflanö;  nur  öag  er  je^t  nicht  mcljr  geraöesu  öie  Parteinahme  Preußens 
gegen  Huglanö  5ur  ^rieöensbeöingung  machte. 

Der  fransöfifdjo  Jtbgefanöte  (ßeneral  Bertranö,  öer  am  \5.  ^ebruar  mit  öiefen  2Intrdgen 
in  IHemel  eintraf,  erbat  unö  erljielt  am  nddjften  tTage  audj  eine  2luöien5  bei  Königin  Cuife. 
Bertranö  erfldrte,   pon  Hapoleon   öen  ilnftracr   5u   fy^^en,   fi*  «a*   ift*»^»**   j^^jähX*«  ^m 


erfunötgen;  6er  Katfcr  bcöaucrc  fc^r  öte  gegen  jie  geridjteten  S^öungsangriffe,  unö  fdjmctdjie 
fxdi,  öaf  fte  von  t^ren  Vorurteilen  gegen  t^n  surüctfommen  unö  mit  i^m  ^rieöen  fdjitef en 
meröe;  er  ^ffe  t^r  öann  in  \<|;  tTagen  im  Sdjlog  5U  Berlin  feine  ituftoartung  madjen  5U 
fönnen*  Die  Königin,  öer  ebenfo  n>ie  öem  König  fdjon  6ie  Perfönlidjfeit  öes  Unter^änMers 
^ödjft  unangenehm  n>ar,  begnügte  fidj  mit  öer  fdjiagfertigen  (Eripiöerung:  ;,Sie  ipijfen,  öaf 
grauen  nidjt  Krieg  führen  unö  jtc^  nidjt  um  Politif  fümmern." 

Der  Ceiter  öer  austXTärtigen  Politif  Preußens,  (ßeneral  ^aftrotp,  tpäre  geneigt  getpefen, 
auf  öie  Dorfdjläge  Ilapoleons  für  einen  Sonöerfrieöen  einsugetjen;  aber  König  ^rieöric^ 
IDil^elm,  n>ie  es  feine  IDeife  n>ar,  n>enn  er  nadj  langem  Sdjn>anfen  einen  (Entfdjiuf 
gef aft  ^tte,  per^arrte  unerfdjütterlidj  bei  öer  einmal  ergriffenen  Politif  öer  rflcftjaltlofen 
2tnlet?nung  an  Kuflanö*  3"  ^^"  Beratungen,  an  öenen  auf  feinen  Befehl  nun  audj 
Qaröenberg  5um  erften  ZITale  tDieöer  teilnat^m,  a>uröe  öie  2Ib(e^nung  öer  Einträge  Hapoleons 
unter  Berufung  auf  öie  2tüian5  mit  Huflanö  befdjioffen;  Königin  Cuife  fanö  öabei  Gelegenheit, 
^röenberg  ins  0^r  $u  püftem:  ,,Bet?arrIic^feit".  2Iuc^  öen  König  felbft  bat  fie  öringenö, 
„feft  5U  bleiben".  2TKt  öer  abletjnenöen  Tlntxoovt  wutbc  ©berft  Kleift  5U  Ilapoleon  gefanöt, 
öer  fidj  iljm  gegenüber  pon  neuem  5U  einem  Sonöerfrieöen  bereit  erflärte,  aber  audj  auf 
einen  Kongref  unö  Der^anölungen  über  einen  allgemeinen  ^^eöen  eingeben  n>ollte,  n>enn 
man  nur  sunäc^ft  über  einen  IDaffenftillftanö  fic^  rerftänöige. 

Unbeirrt  öurc^  foldje  Cocfungen  ^ielt  König  ^rieöridj  IDil^elm  an  öer  ruf jtfdjen  2tllianj 
feft,  unö  öem  politifdjen  Bünönis  öer  beiöen  StaaUn  traten  je^t  auc^  mieöer  öie  perfönlic^en 
Besie^ungen  smifdjen  öen  beiöen  ^errfdjer^äufem  sur  Seite.  IDo^renö  öer  König  öer  2tnfunft 
Kaifer  2(le;anöers  auf  öem  Kriegsfc^upla^  entgegenfat;,  entnncfelte  ftc^  stpifd^en  Königin 
Cuife  unö  öer  JHutter  unö  öer  (ßema^lin  2tlejanöers,  öen  Kaiferinnen  ZTTaria  ^eoöoron>na 
unö  (Elifabet^  Jtleyejemna,  ein  reger  Briefn>ec^fel  pon  ^erslidjftem  (C^arafter.  Die  beiöen 
Kaiferinnen  fanöten  pon  Petersburg  öer  Königin  (ßefdjenfe,  einen  Sdjal  unö  ruffifdjen  tTee; 
fte  permittelten  iljr  aus  Ileuftreli^  Briefe  öes  Paters,  pon  öem  Cuife  monatelang  o^ne 
Hadjridjt  geblieben  ipar.  2Iufmerffamfeiten,  öie  fte  um  fo  inniger  rührten,  je  tiefer  fte  i^r 
Unglücf  füllte.  „Cure  JTtajeftät",  fdjrieb  fte  öer  Kaiferin  (Elifabetl?,  ;,ftnö  nie  fo  unglücflidj 
gen>cfen  n>ie  idj;  Sie  fönnen  fic^  alfo  nidjt  porfteüen,  ipie  tpo^l  es  tut,  n>enn  man  gute 
unö  teilneljmenöe  IDefen  in  einer  fo  abfc^eulidjen  IDelt  finöet,  wie  öie  ift,  in  öer  ipir  leben." 

2tudj  öiefe  auf  erlief  ru^gen  tTage,  öie  öer  Sc^ladjt  Pon  Preufifdj^€ylau  folgten, 
iparen  für  Cuife  tTage  ^rter  Ceiöen.  Der  Krieg  tpar  öurdj  öen  Hüct$ug  öer  ^ransofen 
^inter  2tlle  unö  Paffarge  porläufig  jum  Stiüftanö  gefommen,  aber  auf  öem  unglüctlidjen 
Preuf  enlanöe  lag  fc^mer  öie  ^anö  öes  unbarm^ersigen  (Eroberers.  Was  Königin  Cuife  befonöers 

221 


entrüftctc,  xvat  Mc  Beteiligung  6er  H^cinbunötruppen;  baf  Darmftäöter,  baf  Baöencr  in 
öcn  Heiden  6er  ^ransofen  gegen  Preufen  fodjten,  erregte  immer  von  neuem  i^ren  ^ovn 
unö  i^ren  Scf^mers*  Dabei  litt  i^re  (ßefunö^eit^  trie  audf  bie  ber  i^rigen^  unter  bem  feuchten 
unb  falten  Klima  in  ZHemel,  xoo  bcr  XDinter  fein  (Enbe  $u  nehmen  fdjien  unb  bie  ^rü^Iings* 
fonne  pergeblidj  gegen  bie  eifigen  2Heeresftürmc  anfämpfte.  So  fdjrieb  Cuife  am  26.  ZTIarj 
bem  Brubcr  (ßeorg:  „3d?  bin  gans  Ijergeftellt,  aber  nodj  nidjt  pöüig  xoolil  —  fe^r  empfinblic^ 
für  alle  (Einioirfung  ber  £uft.  Das  Klima  ift  fdjrectlic^.  (Eis  unb  Sdjnee.  Kein  Peik^en 
gibt  es  l^icr,  bodj  es  grünt  nodj  in  meinem  fersen  unb  meine  ^uvztfidit  5u  ©Ott  pirbt 
nie."    Sie  bat  bcn  Bruber  sugleidj,  i^r  Büdjer  5U  fenben,  bie  jte  fe^r  entbetjrte. 

2Iudj  ber  König  fränfelte.  (Er  Ijatte  ben  (Entfdjiuf  sur  ^ortfe^ung  bcs  Krieges  gefaft, 
ba  er  fic^  nic^t  Don  Huglanb  trennen  modjte;  aber  in  feinem  3""crn  u>oüte  feine  £)offnung 
me^r  auffommen;  feine  trübfelige  Stimmung,  feine  üble  Caune  (afteten  ^rt  auf  feiner 
Umgebung  unb  erfticttcn  in  iljm  felbft  n?ie  in  anberen  (Entfdjloffen^eit  unb  (Tatfraft*  (Er 
fd^alt  unb  tabdU,  fa^  allentE^Iben  ZTÜängel,  im  StaaU  a>ie  in  ber  2Irmee,  fanb  aber  nie 
ben  ZDillen  5U  rücfftd^tslos  über  allen  ZDiberfprud)  ^ina>egfc^reitenben  Kefomttaten.  (Er  ^tte 
Combarb  unb  Cucdjefmi  enblidj  entfernt  unb  ^arbenberg  n>ieber  Ijerange5ogen,  weil  bos  bie 
auswärtigen  Bcsic^ungen  insbefonbere  5U  Huf  (anb  nottpenbig  machten,  aber  er  bel^ielt  jugleic^ 
3aftron>  bei,  bem  bie  befreunbeten  TJlädftc  mif trauten  unb  beffen  ^riebenspolitif  er  felbp 
nidjt  billigte,  ^nv  Staatsleitung  bemühte  er  fidj  nadj  n>ie  por  Unpereinbares,  ZHänner  bcs 
abfterbenben  unb  bcs  sufünftigen  Preufen,  ju  pereinigen,  ipie  er  gleidjseitig  mit  Hopoleon 
unb  beffen  ^einben  erfolglos  per^anbeln  lief.  2tudj  bie  Hüftungen  $ur  ^ortfe^ung  bcs 
Krieges  famcn  babci  nidjt  portparts.  Derfprengte  unb  ber  (ßefangenfdjaft  (Entronnene  ober 
„Sansionicrtc"  fammelten  fidj  5U  (Taufenben  in  0ftpreufcn;  man  brängte  fidj  5U  ben  ^reiforps; 
überall  bef  unbcte  fidj  bcr  befte  IDille  unb  bei  jebem  3"fö"'"^c"Pof  ^^^  ^^^  ^einbe  jeigte  fidj 
ein  neuer  (ßcift  in  ^ü^rem  unb  Solbaten.  2tllein  es  fehlte  an  ber  rechten  Ceitung,  an  einem 
ftarf cn  unb  fd^tpungpollcn  eintrieb,  ber  bie  reid^en  unb  tpilligen  Kräfte  bcs  Canbes  in  einmütiger 
Bcgciftcrung  erljobcn  unb  gegen  bcn  ßcxnb  fortgeriffcn  l^ttc.  Der  König  serfplitterte  feine  C&tig« 
feit  in  2Ieuf erlidjf citen,  in  Uniformanberungcn,  bie  bie  Hüftungcn  me^r  l^emmten  als  förberten. 

So  pergingen  in  unfrud^tbarcn  (Enpägungcn  unb  BeratuTtgcn,  in  taftenben  Derfuc^ 
bie  IDodjcn  nadj  ber  Sdjladjt  pon  Preufifdj  (Eyliiu,  in  bereu  Sdjof c  picüeidjt  eine  Hettungs« 
möglidjfeit  für  Preufen  fdjlummerte*  €rft  JInfang  2lpril,  ipieber  burdj  rufjifc^e  (Eintpirfung, 
fam  es  n>cnigftcns  in  einigen  ^Hauptfragen  5U  einer  entfdjeibenben  IDenbung. 

2Im  2.  2(pril  traf  Kaifcr  2Ile;anber  in  ZTIemel  ein,  pom  preufifd^en  Königspaar  mit 
^rslicbfter  ;fre»«nbJ»<ijfeit  aufaenommen.   Der  al^*  ^anh^  \^n^  p^rfönit^M»  n^^rft*  •nieber- 


alle  ^cr5cn  ftogen  t^m  5u»  Wxt  6er  von  6er  Dorfe^ung  erforene  Befreier  (Europas,  fo 
erfdjten  er  un6  fo  fdjtI6ert  iljn  6er  Prtn$  Don  0ranten,  6er  i^n  am  3.  2tpril  fprac^*  Sein 
entfdjloffenes  2tuftreten,  feine  friegerifdjen  Zteugerungen  ermectten  6ie  gefunfenen  Hoffnungen 
$u  neuem  Ceben*  (Tief  ben>egt  n>ar  por  allen  Königin  Cuife,  6ie  bei  6er  Begegnung  mit 
6em  Kaifer  i^re  tTränen  nidjt  5uruct^alten  fonnte*  VOkbet  fatj  fie  in  i^m  6as  „(Emblem 
aller  trugen6en",  ein  2^^al  pon  DoUfommen^eit,  6em  man  ftc^  ben>un6em6  un6  nadj* 
eifem6  anfc^Iiefen  mufte,  sugleidj  aber  6en  HeI6en,  6effen  retten6e  Han6  fie  felbft,  i^ren 
©ema^I  un6  i^r  £an6  nadj  fdjn>erem  Sturse  n>ie6er  emporridjten  foUte»  Der  Sdjn>efter 
tr^erefe  fc^rieb  fie  baI6  6arauf :  ,,Du  fannft  Dir  a>o^I  6enfen,  xdos  6er  König  un6  id)  alles 
bei  6em  XDie6erfe^en  eines  foldjen  ^reun6es  empfin6en  muften.  Unfer  Hetter,  unfere  Stüi^c, 
unfere  Hoffnung.  Hein,  es  laft  ftc^  nid^t  a>ie6ergeben,  uhis  xdj  empfan6,  als  ic^  i^m  6anfen, 
i^m  unfere  (Erfenntlidjfeit  aus6rucfen  moUte»  Hie  iPoUte  es  mir  gelingen,  (Tränen  erftictten 
je6es  IDort,  un6  er  felbft  n>ar  fo  beipegt,  fo  traurig  un6  6oc^  fo  grof ,  fo  e6el,  n>enn  er 
mit  einer  aus  6em  6run6e  6er  Seele  fommen6en  Ueberseugung  fagte:  er  tue  nur  feine  Pflidjt» 
Du  fennft  feine  Seele  un6  Du  n>irft  nic^t  me^r  $n>eifeln,  iDenn  ic^  Pon  feiner  PoUfommen«* 
^eit  fpredje"  ♦  ♦  • 

(ßleidj  am  (Tage  feiner  2tnfunft  fuc^te  Kaifer  2(le;an6er  Har6enberg  auf,  mit  6em  er 
eine  lange  un6  piel  bemerfte  tlnterre6ung  tjatte.  (Es  n>ar  fein  IDunfdj,  un6  er  fpradj  i^n 
audj  im  Hamen  6er  englifdjen  Kegierung  6em  König  aus,  6af  Har6enberg  n>ie6er  6ie  Ceitung 
6er  preufifdjen  Politif  erhalte.  Sc^on  in  6er  Hadjt  pom  3.  sunt  ^.  2tpril  perlief  er  6ann 
2Tlemel,  um  in  Ky6ullen  un6  ©eorgenburg  an  6er  2Tlemel  anrücfen6e  ruf jtfdje  Derftärfungen 
5U  befic^tigen*  2Iuf  feine  (Einla6ung  folgten  i^m  ^rie6ridj  IDil^elm  un6  Cuife,  6enen  fic^ 
Har6enberg  anfdjlof ,  nidjt  je6oc^  ^a^tvow,  obgleidj  audj  er  6a5U  aufgefor6ert  n>ar.  (Er 
enpi6erte,  er  moüe  nidjt  Har6enbergs  Sefretär  fein*  Damit  n>ur6e  en6lidj  eine  (Entfdjei6ung 
herbeigeführt:  in  Ky6uUen  ernannte  6er  König  Har6enberg  5um  erften  Kabinettsminifter  un6 
übertrug  i^m  6ie  ^ü^rung  6er  ausmdrtigen  Politif,  fowie  bal6  6arauf  auc^  6ie  Ceitung  aller 
mit  6em  Kriege  5ufammen^ängen6en  2(ngelegen^eiten,  mit  2(usna^me  6er  rein  militärifd^en* 
(Es  ift  ein  (Ereignb  in  6er  preugifc^en  iBefc^id^te,  6af  bei  6iefer  Heife  ein  ZITinifter  6em 
Könige  5um  erften  2Tlale  o^ne  Da$nnfdjenfunft  eines  Kabinettsrates  unmittelbaren  Dortrag 
^ielt.  Znit  Qar6enberg  gelangten  aber  audf  6ie  3^^^^  ^ines  grof  en  Koalitionsfrieges  gegen  6ie 
napoleonifc^e  Uebermac^t  jum  Siege,  3"  Bortenftein  an  6er  2Ille,  fü6ö(Uic^  pon  Königsberg, 
ipo^n  jtdj  6ie  bei6en  dürften  mit  ^ar6enberg  pon  Ky6ullen  aus  begaben,  ipur6e  am 
26.  2lpril  $n>ifdjen  preufen  un6  Kuflan6  ein  neuer  Vertrag  abgefc^loffen,  6er  6ie  ^utüd^ 
6rängung  ;franfreidjs  über  6en  H^n,  6ie  XDie6er^erfteUung  Preufens,  6ie  Unob^ngigfeit 

223 


Dcutfdjlanös  in  2lusftdjt  no^m»  (Englanö,  ©cfterreidj,  Säfw^n  foütcn  $um  Bettritt  ein* 
gclaöen  iperöen,  Preufen  unö  Huflanö  6ie  IDaffen  nur  gemeinfam  nieicrlegen. 

Hiemanö  fonnte  äl>er  biefen  Umfd^tpung  gläctlic^er  fein  als  Königin  Cuife,  öie,  tDte 
tpir  uns  erinnern,  Qarbenberg  immer  befonbers  gefd^^t  unö  je^t  pieüeid)t  ju  friner 
(Ernennung  mitgeipirft  ^tte.  Sie  mar  bem  König,  n>ie  er  es  munfdjte,  nac^  Kyöuüen 
gefolgt  unb  ifattc  an  ber  Befid^tigung  ber  rufftfd^en  <0arbe  teilgenommen,  poU  lebhafter 
Bemunberung  für  bie  fd^öne  (Truppe,  aber  mit  porftc^tiger  ^urficf^Itung  gegen  Koifer 
2IIejanber,  um  nidjt  pon  neuem  Gelegenheit  ju  Klatfdj  unb  Derleumbungen  $u  geben.  Söfon 
am  \0,  2tpril  rerlief  fte  KybuUen,  unb  nac^  einer  muffeligen  ^a^rt,  „ringenb  mit  IDinb 
unb  IDetter  unb  Sd^mu^^',  auf  entfe^Iid^en  IDegen,  bie  burc^  pld^Iic^  eintretenbes  Cauioetter 
mit  tiefen  unb  sä^en  Kotmaffen  bebecft  nxiren,  erreid^te  fte  nad)  5a>ri  tTagen  Königsberg, 
ipo  fie  bei  Sdjn>efter  ^rieberife,  im  £)aufe  bcs  ©rafen  Sdjiieben,  IDo^nung  na^m.  Das 
Sdjiof  n>ar  i^r  burdj  bie  (Erinnerung  an  bie  bort  im  Desember  \806  überftanbene  KranN 
tjeitsseit  rerleibet*  Sie  Ijatte  eigentlidj  über  Königsberg  nadj  2TlemeI  surücffe^ren  follen, 
aber  aus  Hüctftdjt  auf  i^re  (ßefunbljeit,  ber  eine  ^ortfe^ung  ber  Heife  gefä^rlic^  n)erben 
fonnte,  n>ar  audj  ber  König  bamit  rinperftanben,  ba^  fie  $unädjft  in  Königsberg  perblieb* 
2(us  ber  fursen  (Er^olungsfrift  a>urbe  fd^Iief lid)  ein  5tpetmonatIid^r  2Iufent^It,  nic^t  gerabe 
reid)  an  (ßefd^e^niffen,  aber  bebeutungsPoU  für  bie  Königin. 

Cuife,  fo  ipenig  i^r  bas  Klima  Königsbergs  $ufagtc,  erfy>Ite  ftdj  bodj  balb  Pon  btn 
2tnftrcngungen  ber  Seife,  unb  mit  bcn  p^yftfdjen  Kräften,  n>ie  fie  felbft  empfanb,  famen 
audj  bie  Scelcnfräftc  surücf,  lebten  JTtut  unb  ^offnung  frifdj  n>ieber  auf.  Die  (Erfolge 
pon  Pultusf  unb  €ylau,  bie  tapfere  Pertcibigung  pon  Kolberg,  (ßrauben$,  Danjig,  bie  IXladfU 
ftcUung  ^arbenbergs,  por  allem  ber  fefte  ^reunbfdjaftsbunb  mit  Kaifcr  2tleyanber,  ben  ju 
pflegen  fic  ben  (Satten  unermüblidj  mahnte,  erfüllten  fie  mit  einer  gemiffen  ^uperfid^t,  ba^ 
„nodj  alles  gut  ge^cn"  unb  eine  glücflidjcre  ^cit  für  Preußen  anbredjen  u>erbe. 

Durdjbrungen  pon  foldjen  (Emppnbungcn,  u^irfte  jc^t  Königin  Cuife  gleidffam  ab 
Derbünbete  £)arbenbergs  in  ber  altprcugifdjen  ^auptftabt:  ipie  ber  2Hinifter  Bartenflein,  \o 
madjte  fie  Königsberg  5U  einem  JUittelpunfte  bes  IDibcrftanbcs  gegen  ZTapoIeon. 

Die  erfte  unb  größte  Sorge  ber  Königin,  ipie  ftdj  pcrfte^t,  galt  ben  (Truppen,  btn  per* 
ipunbeten  ipie  ben  fämpfenben.  (ßleidj  nadj  i^rer  2tnf unft  in  Königsberg  befudjte  fie  Boracfen* 
anlagen  unb  ^ofpitälcr,  bie  mit  Penpunbeten  pon  ber  Sdjiadjt  bei  (Eylau  überfüllt  iparen, 
tröftcte  unb  ermutigte  bie  preufifdjcn  Solbatcn  unb  ©ffisiere,  bie  in  ber  ju  einem  2nuf)er* 
lasarctt  ^crgeridjtcten  fransöfifdj^refonnierten  Kirche  lagen,  unb  fpenbete  reidjiidje  (Belbmittel, 
n>ie  fie  bas  fdfon  im  ^ebruar  pon  ZHew^I  aus  getan  ljat*e-  .frai«  pon  Vriiiw»»»<T.  b»**  WxtüH 


eines  früheren  rufftfdjcn  (ßcfanMen  in  Berlin,  mit  öer  Königin  Cuife  ^ier  ^reunöfc^aft  fc^Iof , 
unterftfl^te  fte  bei  öiefer  ipeiblic^en  Ciebestätigfeit.  Sie  natjm  ftdj  andf  gefangener  polnifdjer 
3nfurgenten  an,  öeren  ^arte  Be^anMung  i^r  ZTlitleiö  erregte*  Den  (ßeneraldjirurgen  ©oerfe, 
6er  jtc^  um  öie  (Einrichtung  öer  ^ofpitäler  öie  größten  Deröienfte  eriporben  ^atte,  seic^nete 
fte  befonöers  aus.  Sie  fdjmüctte  i^n  felbft  mit  6em  i^m  von  Kaifer  2Ueyanöer  perlie^nen 
2lnnenoröen,  unö  jte  befürtportete  es  nadjörücflidj  bei  König  ^rieöridj  IDil^elm,  6af  it?m 
öos  ,,Portepee  unö  ein  Hang  in  öer  2trmee"  rerlie^en  n>eröe,  ;,Du  muft  etwas  für  i^n 
tun/'  fdjrieb  fte  öem  ©emaljl,  ,,fonft  fagt  man:  öer  König  u)eif  nidjt  Deröienft  5u  lohnen 
unö  5U  encouragieren."  Der  König  fträubte  fidj  anfangs  gegen  eine  foldje  Heuerung;  nac^ 
einigen  JTtonaten  aber  erhielt  ©oerfe  in  öer  ICat  0berftenrang  unö  Portepee* 

ZTTit  öemfelben  (Eifer  forgt  Cuife  für  öie  (Truppen,  öie  in  Königsberg  5um  Kampfe 
ausgerüftet  weröen.  Sie  befidjtigt  öie  preufifdjen  ^reiforps,  öeren  buntfdjecfige  Uniformen 
fte  an  IDaüenfteins  Cager  erinnern,  unö  öie  rufftfd^en  tTruppen,  öie  unter  öes  jüngeren 
KamensfoY  Befetjl  $ur  Derftärfung  öer  (ßamifon  in  Dan$ig  öienen  foüen.  Sie  peripenöet 
ftd)  für  0fft5iere,  a>ie  Hammer,  öie  ausgeiDed^felt  ju  a>eröen  perlangen,  für  foId^e,  öie  in 
Dienft  treten  oöer  einem  öer  (Eypeöitionsforps  sugeteilt  iperöen  iPoUen.  ^ür  jeöen  ©fftsier, 
öer  i^r  feine  2Iufipartung  mac^t,  feine  IDflnfdje  porträgt  unö  oft  feine  Verlegenheiten  Magt, 
Ifat  jte  einen  ^ulöpoüen  Blicf,  ein  ermuntemöes  IDort,  im  Ilotfaü  ein  paar  ^rieöridjsöor. 
Dem  Ceutnant  pon  ^ellipig,  öer  im  ®f tober  \S06  öurc^  einen  tapferen  ^ufarenftreic^ 
^0000  preufifdje  ©efangene  befreite,  Ijatte  jie  fc^on  in  JHemel  „mit  rü^renöen  unö  fdjmeidjet 
^ften  IDorten"  felbft  bas  Kreu$  öes  pour-le-m^rite^®röens  angelegt.  Die  Bilafdjen  £)ufaren, 
öie  fidj  ipieöer  sa^Ircidj  in  Königsberg  sufammenfinöen,  bittet  jte  nidjt  „unter$uftecfen", 
fonöem  als  Korps  sufammensulaffen,  „5ur  Iladjeiferung  für  anöere".  ZTTit  befonöerer 
tEeilna^me  begleitet  fte  öie  Haftungen  für  öie  (Eypeöition,  öie  nac^  Pommern  beftimmt  ift; 
öaf  Blücher  öen  0berbefe^l  über  öiefe  tTruppen  erhält,  fdjeint  i^r  öie  öenfbar  befte  IDa^I. 

So  frei  jte  jtdj  öabei  beipegt,  nie  pergif t  fie  öie  sarte  Hücf jtc^tnaljme  auf  öen  König. 
Sie  bittet  für  öie  Bilafc^en  ^ufaren,  aber  jie  unterlägt  nidjt  t?in$U5ufflgen,  öaf  niemanö 
öarum  ipiffe.  IDenn  anöerfeits  öer  König  felbft  i^re  2tnjtc^t  in  einer  öer  fdjipebenöen 
fragen  perlangt,  öann  äufert  jte  jtc^  mit  um  fo  größerer  (Entfdjieöen^eit. 

Balö  nadj  ^aröenbergs  (Ernennung  $um  erften  Kabinettsminifter  ^atte  ©eneral  ^a^trow 
feinen  2(bfd)ieö  als  ZTTinifter  er^Iten,  ipar  aber  unter  Beföröerung  5um  ©eneralleutnant 
5um  5ipeiten  Befe^Is^ber  öes  C'(Eftocqfc^en  Korps  ernannt  iporöen.  5^ftroip  na^m  öos 
nic^t  an,  bat  pielme^r  um  feine  pöüige  (Entlaffung  unö  um  öie  (Erlaubnis,  ftdj  fransöjifdje 
Heifepäffe  nadf  pofen  unö  Berlin  ju  perfdjaffen*  ^aröenberg  unö  Beyme,  öer  gaftroip  für 

225 


3m  Kriege 


öcn  ,,gefä^rltdjften  TXlann  im  Staate"  erflärtc,  ipflnfc^ten  feine  Beftrafung,  6er  König, 
unentfc^Ioffcn  unö  gutmfitig  a>ie  fonft,  jögerte  unö  fragte  feine  Cemafjlxn  um  i^re  2(nfic^t 
Königin  Cuife  mar  entrüftet  über  ^ftxow.  Sie  ipflnfc^te  längft  öie  gän$Kc^e  (Entfernung 
fres  2Tlannes,  6er  6en  (Cljarlottcnburger  IDaffenftiüftan6  unterjeic^net  ^abe  un6  6er  nie  gut 
tun  n>er6e  —  never  never  good,  uHe  fie  fdjreibt.  (Ein  IHann,  6er,  nrie  6er  König  felbft 
iljr  mitgeteilt,  iljm  ein  6ipIomatifdjes  Sdjriftftücf  unterfdjlagen  Ijabe  —  eine  gegen  ^firotp 
geridjtete  englifdje  (Erflärung  — ,  fei  5U  allem  fä^ig.  Sie  erinnerte  6en  König  6aran,  nrie 
6er  iBeneral  felbft  bei  6em  furslid^en  Uebertritt  6e5  0berften  P^uü  aus  preuf ifc^en  in  rufftfc^ 
Dicnfte  pon  Der^ftung  un6  ^eftung  gefprodjen  liabt.  Sie  fdjien  i^m  ein  fok^es  S<^icffal 
5u  n>ünfdjen*  £)ar6enberg  je6oc^,  mit  6em  fie  6arüber  fprac^,  fan6  eine  fo  ungen>ö^n(i(^e 
Strenge  mit  6em  (C^rafter  6e5  Königs  nidjt  im  (Einf lang  un6  riet  $u  leidjter  Verbannung 
ins  Huffifdje,  Dcmgcmäf  fdjrieb  fie  6em  König  (22*  ZTTai):  „^a^ttow  fennt  erftlic^  Deines 
^ersens  ©üte,  5n>eitens  befon6ers  Deine  2tbneigung,  Didj  in  KoUiponen  5U  fin6en,  6ie  Dir 
peinlidj  fein  fönnten  un6  wo  nur  ein  „34  tt)iü"  6er  Sac^e  ein  (En6e  madjen  fönnte  .... 
Sein  Hefus  3ur  2trmee  5U  ge^n  ift  unter  aller  Kritif,  un6  id;  glaube,  Du  fannfi  es  ni(^ 
unbeftraft  laffen,  o^ne  Deine  2Iutoritdt,  o^ne  6as  bifdjen  guten  (ßeift,  6er  nodj  in  unferen 
(Truppen  ift,  5U  erfticfen  . .  .  XDiüfl  Du  alfo  nac^  meinem  ^t  ^n6eln,  fo  gib  itjm  6en 
2(bfc{;ie6  un6  exiliere  xlfn  aus  Deiner  Hät^e.  (Er  Ifat  Paffeports  perlangt  nac^  Pofen  un6 
Berlin,  um  (ßottesnrillen  nid^t . . .  34  glaube  alfo,  Du  f^icfft  i^n  surücf,  weit  Pon  6er 
2trmee,  ins  Huffifdje  . .  .  Strafft  Du  i^n  nidjt,  mie  er  es  per6ient  un6  n>ie  es  Deine  (E^re, 
6ie  (E^re  6es  Dienftes  un6  Deine  2(utorität  perlangt,  fo  ^ft  Du  eine  nie  ab5ufe^en6e 
Kabale  gegen  6ie  gute  Sadfc  un6  gegen  Qar6enberg,  6en  Du  bodf  je^t  allein  mit  Kraft 
unterftü^en  mugt,  menn  Du  willft,  6af  er  etwas  (ßutes  ftiften  foll . . .  34  Wtte  Di4/  f« 
fcft,  ftan6^ft,  gan5  2Hann  in  6er  Sadje"  . .  . 

^rie6rid)  ZPil^elm  entfd)ie6  fc^lieglid;  im  wefentlic^en  nad^  6em  l^k  {)ar6enbergs 
un6  6er  Königin:  er  entlief  5^ftron>  un6  perbot  i^m,  ftdj  mit  6em  König  an  einem  ©rte 
aufsu^alten  06er  in  6ie  pom  ^cin6e  bcfe^ten  Propinsen  5U  ge^cn. 

IDic  im  Kampfe  gegen  ^a^ixow,  fo  tyit  Cuife  audj  fonft  6cn  König  unabldfjig  gemalt, 
an  Qar6enberg  feftsul^alten  un6  6as  sagtjaft  begonnene  Heformtperf  nadf6räcnid}  un6  rficf« 
ftdjtslos  6urdj5ufü^ren.  Sie  fonnte  f)ar6enberg  un6  6effen  neue  ZTTitarbeiter  —  6ie  Sdfin 
un6  Hicbuljr,  Klcwis  un6  Staegemann  —  6ie  „erften  Köpfe  6es  Staates"  —  ni4t  genug 
rühmen.  Hur  2tus^rren!  Hur  ^eftbleibenl  Hur  einmal  ein  fräftiges  „Car  te!  est  mon 
plaisir**  gegen  6icjcnigen,  6ie  immer  pom  wahren  IDo^l,  pon  Vereinfachung  6er  <0efd^fte  ufw. 
rc6en,  un6  6ann  bei  je6er  Heuerung  fc^reien!    Hur  einmal  -ein  Strafgeridjt"  aegen  Me 


•>24 


§a^ow,  Sc^rStter  unö  Dof ,  6tc  in  ZHcmel  einen  0ppofitionsljerö,  „ein  fleines  2Hosfau" 
bilöen,  öic  auf  ^ar6enberg  fdjciten,  alles  bef rittein,  öie  Stimmung  reröerben  unö  nac^ 
^rieöen  rufen»  €s  n>ar  öodj  nidjt  möglic^,  ftdrfer  unö  öeutUdjer  5um  Könige  5U  fprcc^en, 
als  menn  feine  (ßemaljlin  i^m  er5ä^Ite:  öie  0berljofmeifterin  ©räfin  Vo^  Ifabc  i^ren 
Heffen,  einen  6er  ZHinifter,  öie  gegen  öie  neue  (ßefdjdftsDerteilung  öem  Könige  Dorfteüungen 
gemadjt  Ratten,  somig  gefragt:  „Ratten  Sie  bas  ^rieöridj  öem  ^weiten  getan?" 

(ßlflcflidje  (Tage  in  Königsberg!  3"  ^^^  fd?recflidjen  3a^re  öes  furdjtbaren  Krieges 
Cuifens  befte  ^üt,  nx>  öie  ^ffnungsfro^e  2TKtarbeit  an  öem  grof  en  Kampfe  um  öie  ^rei^eit 
(Europas  i^ren  (ßeift  weitet,  i^re  Kräfte  fteigert,  i^ren  ZTTut  beflügelt.  Sie  fie^t  in  öem 
Kriege  nidjt  einen  Kampf  nur  $urifc^en  preufcn^Suflanö  unö  ^ranfreidj.  Sie  erfennt, 
öaf  es  ^ier  ^ö^eres  gilt,  öaf  je^  um  ;,öie  ^reiljeit  öer  IDelt",  um  bas  (Bind,  „bic 
Unab^ängigfeit  öer  fflnftigen  <0enerationen"  gerungen  a>irö.  Das  polle  Bemuftfein  öer 
Beöeutung  öiefes  Kampfes  unö  öer  <0röfe  öer  2Iufgabe,  öie  Preufen  öabei  5ugef allen  ip, 
^ebt  öie  Königin  empor  5U  einer  ^ö^e  öer  (ßcfinnung,  5U  öer  feine  2lna>anölung  öer 
Sdixvädj^  ^eraufreid^t.  Hie  fommt  i^r  öer  <0eöanfe,  öie  Hettung  Preußens  öurd;  einen 
Sonöerfrieöen  mit  Ilapoleon  5U  erfaufen.  Sie  Ijat  eine  leb^fte  (Empfinöung  öafflr,  öaf  fte 
öurdj  öiefe  Haltung  öie  €^re  Preufens  rette,  unö  bas  madjt  jtc  „ftarf  bis  in  öen  tToö". 
Der  fdjipeöifc^e  Diplomat  Brincfmann,  öer  fonft,  n>ie  n>ir  uns  erinnern  (fte^e  oben  S.  \76), 
red^t  bitter  5U  urteilen  pflegte,  rä^mt  gegen  (£nöe  öes  Kampfes  o^nlic^  wU  <0en^  am 
2Infang:  „Die  Königin  ^t  feit  Beginn  öes  Krieges  nic^t  einen  2Iugenb(icf  Qelöenmut  unö 
Stanö^aftigfeit  perleugnet." 

Unö  alles  tt>as  fte  umgibt,  a>as  fic^  i^r  nähert  oöer  ohxs  fie  an  fic^  jie^t,  fud^t  öie 
Königin  mit  öem  ©eifte  $u  erfüllen,  öer  fte  felbft  befeelt  2IIs  „Canöesmama",  ipie  fte  jtdj 
in  Königsberg  einmal  nennt,  fü^lt  jte  ftdj  glücflic^,  pon  „öen  getreuen  Untertanen"  geliebt 
unö  gefuc^t  5U  tperöen.  Keine  0ber^ofmeifterin  tpe^rt  je^t  eiferfüc^tig  öen  Zugang  sur 
Königin,  feine  (Cour  nrirö  geilten*  Die  Damen,  öie  jtc^  melöen  laffen,  jtnö  nnllfommen, 
iperöen  mit  einer  tEaffe  Cee  beimrtet  unö  muffen  mit  Scharpie  $upfen.  (Ein  ^ufiger  ©aft 
ift  ^rau  pon  Krüöener,  öie  jutpeilen  aus  i^ren  Schriften  porlieft.  Heben  öen  preufifdjen 
©eneralen,  Blüdjer,  öer  ftc^  por  feiner  2tbreife  nac^  Pommern  pon  i^r  perabfdjieöet  unö 
Briefe  für  öen  Dater  in  Heuftreü^  erhält,  Süc^el,  öem  ©oupemeur  Pon  ©ftpreufen,  unö 
Keffel,  öem  neuen  Kommanöanten  öer  <0aröe,  öem  ©rafen  unö  öer  ©räfln  Do^na^^Sc^Iobitten, 
öeren  pier  Sö^ne  im  ^elöe  ftanöen,  fommen  ja^Iretc^e  Diplomaten,  ipie  Coro  ^utc^infon,  ein 
typifc^  fleifer  unö  ipunöerlic^er  €nglänöer,  unö  mele  Suffen,  2tleyanöers  ©flnfUing,  öer 
preuf  enfeinölic^e  Pole  (Cjartorysfi  mit  feinen  ^reunöen  Hoipoffil^iP  unö  Stroganoip,  unö  öer 

227 


ITTtniftcr  öcs  Jlusipärtigcn,  Buöberg,  für  öen  fic  beim  König  um  öcn  Sdfvoavyn  2löIeror6eii 
bittet*  3*"^^^/  ^^^  folc^cn  ©efellfc^ften,  bei  freunölidjen  2tufmerffamfeiten  befonöers  gegen 
(Englänöer  unö  Suffen,  fü^It  fte  ftdj  im  Dienfte  öer  guten  Sadjc.  Xlodf  über  öiefcn  gen>o^nten 
Kreis  ^inaus  aber  öeljnt  fte  i^re  (Empfänge:  pe  fie^t  fren  alten  Kriegsrat  Sdjeffner,  öcffen 
wxv  nodf  näljer  geöenfen  iDeröen,  öen  Preöiger  Boronjsfi,  öeffen  ;,l{empre6igten  nadj  alter 
2Irt  iljrem  fersen  ein  ipaljres  Cabfal  ftnö",  unö  Vertreter  öer  jungen  öeutfdjen  Didjtung:  ZHoy 
pon  Sdjenctenöorff  unö  2tdjim  pon  2Imim.  ZTTan  fätjrt  auf  öem  Scf^Iofteicf;  in  Königsberg 
unö  auf  öem  Pregel  fpasieren,  unö  Königin  Cuife^  öeren  Boot  IDilfon  (enft,  fingt  mit 
Sdjn>efter  ^rieöerife  $ur  ©itarre  aus  öem  eben  erfdjienenen  n)unöerfy)m:  „€s  ritten  örei 
Heiter  5um  (Tore  hinaus". 

(Slüdlidfc  tTage  in  Königsberg!  Die  Königin  flagt  vooljl  einmal  aber  öie  noröifc^  Sonne 
öori,  öie  (endete  o^ne  5U  tparmen:  fte  felbft  in  fid)  —  Bruöer  <0eorg  fyii  öies  <0leic^nis 
einmal  gebraudjt  —  trug  eine  Sonne,  öeren  Strahlen  i^re  Umgebung  erleudjteten  unö  ertparmten. 

2tUein,  feit  ZHitte  ZHai  fdjon,  färbte  ftdj  öie  fy>ffnungsfro^e  Stintmung  trüber  unö 
öüfterer.  Cuife  fjaüc  bereits  gelegentlich,  in  böfer  Pora^nung,  5U  Sd^a>efter  ^rieöerife 
geäußert,  fte  fel;e  öiefe  glücflid^n  tTage  ^^nid^t  als  Belohnung  pergangener  unglücflic^ 
Seiten  an,  fonöem  als  eine  Quelle  öer  Stärfung  5U  neuen  Unglücfsfällen".  Hun  fam  aus 
2Tlemel  öie  Hadjridjt  pon  einer  fdjn>eren  (Erfranfung  2Ilcjanörinens,  n>as  öie  ZlTutter  fo 
erregte,  öaf  fie  fdjon  im  Begriff  ipar,  nadj  ZHemel  absureifen,  als  beru^igenöere  ITTelöungen 
Qufelanös  fie  5urücf(;ielten.  Sd^limmer  nod)  quälte  öie  Königin  öie  Sorge  um  Danjig  unö 
öie  (Entrüftung  über  öie  Unbeipeglidjfeit  öer  großen  rufftfdjen  2Irmee.  3"^*"^^  ^"9^  fdflof 
fidj  öer  eifcme  Heif  öer  Belagerer  um  öie  Pon  Kalcfreutlj  tapfer  perteiöigte  Staöt,  o^ne  öaf 
Bcnnigfen  cmftlidje  £)ilfspcrfudje  gcmadjt  ^ätte*  Königin  Cuife  felbft  ipanöte  ftdj  am  \8.  JlTal 
an  Kaifcr  Jlleyanöer  ntit  öer  Bitte,  Dansig  nidjt  fallen  5U  laffen  unö  öurdj  ein  Porgef^ 
öer  £)auptannee  eine  2tblenfung  öes  ^einöes  ^erbeisufüljrcn.  Was  fte  frcilidj  injipifc^eii 
öurd)  iljren  (ßoma^l  pon  öem  ruffifdjen  £)eere  erfuhr,  per^ieij  ipenig  Jlusftdjt  auf  öen  (Erfolg 
aller  iljrer  Bcntü^ungen. 

Seit  öem  ^6.  2Ipril  bereits  ipeilte  König  ^rieöridj  IDil^clm  mit  Kaifer  2Ileyanöer  bei 
öen  rufftfdjcn  (Truppen  in  Sdjippenbeil  unö  Bartenftcin.  Die  perfönlidjen  Besieljungen  öer 
bciöen  IHonardjcn  5ucinanöer  Ijätten  nidjt  ^erslidjcr  unö  pertraultdjer  fein  fönnen;  2Ilefanöer, 
öer  ftd)  inmitten  feines  f^cores  ipie  öer  l)ausljcrr  füljlte,  ipar  pou  rü^renöer  guporfommen« 
Ijeit  gegen  öen  König,  öeffen  (Einfadj^eit  es  öer  2lufmerffamfeiten  mandjmal  felbft  supiel  tpuröe* 
3n  öen  Staatsangelegenheiten  titadjte  ^aröenberg  mcift  öen  Tennittler  5ipifd>en  iljnen;  öagegen 
fa"öen  fte   ftd?  immer  jufammen  in  i^rer  gemMnfam<»n  neigi?*«g  f^r  b\^  2Ieu§erUd>fetten 


öes  ZnilitäriDefcns.  2Tlandje  rufftfdje  (Etnridjtung  erhielt  öamals  (Eingang  in  Me  prcufifc^c 
2trmcc,  ipä^rcnö  früljer  bas  Umgefcljrte  öcr  ^aü  gcioefen  wav.  Xlad)  2llcjanöers  Bcifpicl 
fing  ^rie6rtdj  IDil^elm  an,  einen  tTfdjafo  5U  tragen,  unö  lief  feinen  Sdjnurrbart  madjfcn, 
was  xfjn  anfangs  nidjt  redjt  Heiöete  unö  fpäter,  n>ie  es  ^ief ,  in  tTilftt  Xlapokon  miffieL 
€r  lief  ftdj  je^t  6cn  5^Pf  abfdjneiöen,  öer  bei  öen  Solöaten  fdjon  feit  einigen  ZTTonaten 
abgefdjafft  n>ar,  unö  fc^icfte  i^n  feiner  ©ema^Iin,  öie  i^n  forgfältig  auf^b  unö  öen  Sturj 
öiefes  SYmboIs  pon  2tltpreufen  mit  bemerfensiperten  IDorten  begleitete.  Sie  fc^rieb  öem 
Könige  am  6.  ITlai:  „Vov  yvd  2<^livm  Ijätte  man  in  Preufen  nidjt  an  öiefc  2Ienöerung 
5U  öenfen  geipagt,  n>egen  öer  ^bet  unö  öes  IDertes,  öen  man  öem  alten  Koftüm  öer 
preuf  ifdjen  2trmee  beimaf .  Der  Siebenjätjrige  Krieg  fjatt^  feinen  mädjtigen  Cinfluf  bb  auf 
öie  fjaartradjt  ausgeöe^nt,  unö  wer  fie  Ifatt^  änöem  n>oüen,  Ifäitc  ein  ZTTajeftätsperbredjen 
begangen.  Dagegen  Ijat  öer  mäd)tige  (Einfluf  öer  fransöftfc^en  Hepolution  öiefe  2(enöerung 
geftattet,  öenn,  meiner  (Treu,  niemanö  n>irö  einen  3^Pf  tragen  xooüen,  um  öas  2lnöenfen 
an  öen  tTag  öes  H*  ®f tober  5U  pcren>igen,  öer  gegen  öie  Sepolutionäre  perloren  ging. 
3cöenfalls  Ifabe  ic^  tTränen  gelacht  über  bas  ^öpfc^en,  unö  es  foü  aufbeuHX^rt  meröen 
unangetaftct  bis  an  öer  IDelt  €nöe."  Unö  fpäter  noc^  einmal:  ;,3<^  ^"f  Dir  nodj  fagen, 
öaf  bas  ©efdjenf  Deines  5opf^  ^^^  ipirflidj  Dergnflgen  gemadjt  fyit;  öenn  idj  ipünfdjte 
öiefe  tToilettenänöerung  längft;  alles  mas  im  Kriege  öie  tToilettebeöürfniffe  vereinfachen  fann, 
ift  ipirflidj  gut." 

König  ^rieöric^  IDil^Im  ^ing  an  2((e;anöer  mit  fefter  (Treue  unö  mit  unerfc^ätter«» 
lidjem  (ßlauben;  „fein  £)er$  ift  fo  gut/'  fdjreibt  er  einmal  über  i^n,  „fein  IDille  für  öos 
©Ute  fo  beftimmt,  feine  2lbjtc^ten  jtnö  fo  eöelmütig."  2IIIein  bas  Dcr^alten  Bennigfens 
unö  öie  ZHif ftänöe  im  ruffifc^en  fjeere,  öie  Unorönungen  unö  2tusfc^reitungen,  liefen  feine 
^uperfidjt  in  i^m  auffommen.  Dergeblic^  n>uröe,  unter  ^aröcnbergs  eigener  Ceitung,  pon 
preufifc^er  Seite  alles  aufgeboten,  um  öen  Unter^It  öes  rufftfdjen  fjeeres  jtdjersuftellen: 
immer  pon  neuem  flagte  Bennigfcn  Aber  l?erpPegungsfc^n>ierigfeiten,  öie  i^m  jeöe  Bewegung 
unmöglich  mad^ten,  unö  lief  öie  (Truppen,  öie  er  einmal,  gegen  ZITitte  ZTTai,  bereits  5U  einer 
2Ingriffsben>egung  sufammengesogen  ^tte,  ipieöer  auscinanöerge^n.  „Parturiunt  montes**, 
meinte  ^rieöridj  XDil^elm.  Dabei  mufte  öer  König  „mit  blutenöem  fersen"  $ufe^en,  urie 
bas  reid^e  £anö  an  öer  TXüc  pertpflftet,  öie  ungludlid^en  £inQ>ot;ner  ausgepiflnöert,  gemif - 
^anöelt  unö  pertrieben  ipuröen.  Die  graufamfte  (Enttdufc^ung  für  i^n  n>ar  es,  als  er  fic^ 
allmä^Iid;  fiberseugte,  öaf  auc^  öie  längere  perfönlic^e  2(ntpefen^it  2I(e;anöers  feine 
0rönung  in  öie  eingemurselten  ZTTifbräuc^e  im  ruffifc^cn  fjeere  bringen  n>eröe.  „3^  fd?äme 
mic^  in  öie  Seele  öes  Kaifers'',  fc^rieb  er  feiner  ©ema^Iin.    3"  foWjer  Stimmung  pcriief 

229 


6er  König  am  20.  TXlax  bas  ruffifdjc  Hauptquartier,  xoo  öie  (Erlcöigung  öer  öiplomotifdjen 
<0efd^fte  i^n  länger  als  er  getrfinfc^t  feftge^lten  ^tte,  unö  ging  mit  Kaifer  Tlk^axibn 
nadj  ^ciligenbeil,  am  ^n^dicn  ffa^,  um  öort  fein  eigenes  fleines  tTruppenforps  5U  bepc^tigen* 
(Er  erfüllte  öamit  cnMidj  einen  IDunfdj,  6en  Königin  Cuife  fijon  n>ieöer^lt,  porpdjtig  ober 
nadibrüdUdj,  iljm  angeöeutet  Ijatte.  €r  überreichte  C'€ftocq,  öer  für  öen  Sieger  pon  Preufifc^ 
(Eylau  galt,  bas  gelbe  Banö  öes  Sdiwaxyn  2tMeroröens,  perteilte  2Tle6aillen  unter  We 
Soldaten  unö  richtete  ermuntemöe  IDorte  an  fte,  Jo  gut  ic^  es  permoc^te"  —  wie  er  felbp 
befdjeiöcn  fdjreibt.  Dann  eilte  er  ipeiter  nac^  Königsberg  5U  feiner  <0ema^lin,  öie  er  in 
öiefer  gan5en  ^zit  nur  einmal  befudjt  ^tte,  ipä^renö  Kaifer  2Ilejanöer  nac^  (Tilftt  reifte, 
n>o  ruffifdje  Derftärfungen  ertpartet  n>uröen. 

IDcnige  tTage  nur  n>aren  ^rieöridj  XDilljelm  unö  Cuife  in  Königsberg  n>ieöer  pereinigt, 
als  öie  Unglficfsbotfcl^aft  eintraf,  öaf  Dansig,  nacl^öem  ein  fcl^led^t  angelegter  Qilfsperfuc^ 
unter  großen  Derluften  gefdjeitert  ipar,  am  26.  ZTTai  e^renpoll  fapituliert  ^abe.  €in  neuer 
Sdjlag  für  Cuifens  £)offnungenI  „Dansig!  Dansig!  ift  öa^in",  fdjreibt  fie  öem  Bruöer, 
„feit  geftem  in  fransöfifc^en  ^änöenl  in  öiefen  per^ften,  über  alles  gräglidjen  ff&nbtn". . . 
2tber  fie  bleibt  ungebeugt,  fein  (ßeöanfe  an  Sonöerfrieöe,  an  (Trennung  Pon  Huflanö. 
„(glaube  öesl^alb  nicf^t,  öaf  mein  (Betft  auf  öer  (Eröe  liegt,  fo  gebeugt,  öaf  ic^  öen  Kopf 
nicl^t  me^r  ^eben  fann  . .  .  ZPos  aus  uns  tperöen  a>irö,  n>eif  <0ott.  Doc^  gebe  ic^  Dir  öie 
lleberseugung,  öaf  geipif  nidjts  gegen  öie  (E^re  Preufens  getan  ipirö.  €in  Separatfrieöen 
ift  ein  Ding,  tt>as  n>ir  gar  nidjt  fennen.  ZHit  öem  Kaifer  ift  fo  eine  3"tt""*ät,  in  öen 
Kabinetten  aud^,  tpir  l^aben  uns  fo  mit  Ceib  unö  SeeP  an  öen  guten  (Engel  perfdjrieben 
(nidjt  an  öen  Doftor  ^auft  ipie  g^ftrom  u>ollte),  öaf  nidjts  in  öer  IDelt  gefc^e^en  fann, 
als  mit  iljm  unö  öurd?  i^n.  Dicfe  Beruhigung  gibt  mir  öann  Kraft,  n>enn  alles  in  fc^a>eren 
(ßerpittonpolfen  neben  mir  unö  um  midj  ift,  unö  öer  (ßeöanfe,  öer  ^ran5  öen  (Erften  fo  ftarf 
belebte,  als  er  audj  im  gröfton  Unglücf  u>ar,  Tout  est  perdu,  hormis  l'honneur,  foll  mic^ 
ftdrf  madjcn  bis  in  öen  Coö"  .  .  . 

Königin  Cuife  begnügte  ftdj  nidjt  mit  Klagen;  fte  perfudjte  nodj,  ba  2tb^ilfe  ju  fd^iffen, 
ipo  fie  am  nötigften  fdjien:  in  öer  ^ütjrung  öes  ruffifdjcn  ^eeres.  Der  König  fyittc  xift 
angeöeutet,  öaf  2tle|-anöer,  felbft  unsufrieöen  mit  Bennigfen,  an  öie  Ucbenia^me  öes  ©ber* 
befetjls  öenfo,  unö  öaf  öies  ipoljl  bas  befte  märe,  ipenn  er  nur  gute  Ratgeber  fänöe.  Sie 
entwarf  am  \.3uni  ein  Sdjreiben  an  Kaifer  2tle|-anöer,  in  öem  fie,  unter  leb^ften  Bc* 
fijweröen  über  Bcnnigfcns  Untätigfeit,  öem  Kaifer  öen  IDunfdj  äuferte,  er  möge  ftc!^ 
felbft  an  öie  Spifee  feiner  lorbeorgefrönten  2trmee  ftellen.  Sie  erfdjraf  öann  öoc^  über  öie 
Kütjn^eit   i^rer   Bitte,    unö   £)aröenberg,   öen   fie   ipieöer   um  Ha^   fragte,    empfaljl   ihr, 


l^r 


öen  2tusörucf  l^rcs  IDunfdjes  ipcgsulaffen  unö  nur  öte  ^offnung  auf  neue  ruffifdjc  Stege 
bei  guter  Cettung  6er  tTruppcn  aussufpredjen.  Die  Königin  n>illfa^rte  6em  Perlangen 
^aröenbergs,  öer  bas  abgednöerte  Sdjreiben  felbft  6em  Kaifer  nadj  tTilftt  uberbradjte. 

IDenige  (Tage  fpäter  fan6te  jte  2tlejanöer  einen  smeiten  Brief,  öiesmal  ipefentlidj 
perfönlic^en  3"^I^*  Sie  geöadjte  ben>egten  £)er3ens  6es  \0. 3uni,  öes  crften  tTages  öer 
^ufammenfunft,  öie  fünf  ^alfve  portjer  in  ZTTemel  ftattgefunöen  ijotte,  unö  öer  für  i^r 
3nnenleben  fo  beöeutungspoüen  Befanntfdjaft  mit  Kaifer  2tleyanöer.  3"^^"^  P^  ^^^  öaran 
erinnert,  beflagt  pe  $ugleic^,  öaf  bas  „Ungeheuer  Bonaparte"  öie  unfdjulöigften  ^reunö*« 
fd^aftsbanöe  5U  serreifen  perftanöen  ^abe  unö  fie  öaöurc^  öes  iBIudes  beraube,  öem  Kaifer 
in  il^rem  eigenen  Canöe,  in  Oftt,  pon  n>o  jte  einft  öen  erften  Brief  an  i^n  gefdjrieben,  öie 
fdjulöigen  €^ren  $u  eripeifen.  2tber  fie  rü^rt  öoc^  auc^  an  öie  politifc^e  Seite  öiefer 
Be5ie^ungen*  Die  Unmanöelbarfeit  feiner  ^reunöfc^aft  für  öen  König,  fo  fagt  fie  i^m,  fei 
je^t  i^re  ein$ige  ^offnungsquelle»  0t?ne  i^n  mflröen  öer  König  unö  jie  felbft  perlernen 
muffen  5U  ^offen* 

€s  fdjeint  faft:  öie  ZTTitteilungen  öes  Königs  über  öie  ^n^tänbt  in  öer  rufftfdjen 
2(rmee  unö  über  öie  mad^fenöe  0ppofttion  gegen  TlUjcanbexs  Politif  ^tten  ^n^eifel  unö 
Beforgniffe  in  Königin  Cuife  enpecft,  öie  nur  5U  balö  pc^  traurig  beipa^r^eiten  foUten. 

ZPas  öer  5ä^  IDiöerftanö  Pon  Dansig  nid^t  permod)t  ^tte,  ben>irfte  enölid;  öeffen 
^aü:  Bennigfen,  öer  nun  eine  ©ffenfipe  Hapoleons  befürchten  mufte,  audj  wolfl  pon 
feinem  Kaifer  aufgerüttelt  a>uröe,  entfd^Iof  fic^  je^t  felbft  an  öer  Tiüc  auftports  5um  2(ngriff 
porsugeljen.  Xladj  einigen  unbeöeutenöeren  (ßefedjten  fam  es  am  \0*3uni  füölic^  Bartenftein, 
bei  ^eilsberg  5U  einer  Sc^Iac^t,  in  öer  öie  Huffen  unter  erfolgreic^r  ZHitmirfung  preufifdjer 
Kapallerie  einen  unjmeifel^aften  Sieg  errangen. 

Königin  Cuife,  öie  geraöe  an  öemfelben  (Tage  Königsberg  perlaffen  unö  nac^  $tpölf^ 
ftünöiger  ^dtfü  in  örflcfenöfter  fji^e  ZTTcmel  erreicht  fyiitc,  erhielt  öort  erft  5ipei  (Tage  fpäter 
öurd;  einen  Boten  i^res  <0ema^ls,  öer  ftd;  in5a>ifc^en  5U  Kaifer  TXU^anb^v  nadj  tTilfit  begeben 
Ijatte,  öie  Hac^ric^t  pon  öem  ruffifc^en  Siege.  Der  König  ^ielt  öie  Sc^ladjt  tatfädjiidj  für 
einen  beöeutenöen  €rfoIg,  wenn  er  audj  nac^  allen  trüben  (Erfahrungen  öer  legten  2Honate 
feine  großen  Hoffnungen  öaran  fnflpfte.  Die  Königin  n>ar  „aufer  ftc^  por  ^reuöe",  fie 
eilte  felbft  5U  Köcfri^,  um  öem  unbef ehrbaren  Pefftmiften  öie  Siegesnac^ridjt  5U  bringen. 
Hafdj  füllten  ftc^  öie  Strafen  mit  jubelnöen  ZTTenfc^enmaffen;  öie  ZHuftf  öer  <0aröe  fpielte 
por  öem  Qaufe  öer  Königin.  Cuife  tpar  unenölic^  glücflicf},  befonöers  über  öen  Siegesanteil 
öer  tapferen  preufifc^en  fc^ipai^en  ^ufaren.  Bei  alleöem  —  eine  rücf^aWofe  ^wuöe  tPoHte  öodj 
nidjt  in  i^r  auffommen.    „Cott  n>oUe  jeöe  fjiobspoft  per^üten,"  fdjrieb  fte  am  näijften 

231 


entrfiftete,  nxir  Me  Beteiligung  öer  H^etnbunötruppen;  baf  Darmftäöter,  baf  Babcner  in 
öcn  Heiljcn  öer  ^ransofen  gegen  Preufen  fodjten,  erregte  immer  pon  neuem  t^ren  ^ovn 
unö  iljren  Sdjmers.  Dabei  litt  i^re  ©efunö^eit,  nne  audj  öic  öer  irrigen,  unter  öem  feuchten 
unö  falten  Klima  in  ZHemel,  mo  öer  XDintcr  fein  (Enöe  ju  net^men  festen  unö  öie  ^rü^Iings* 
fonne  pergeblidj  gegen  öie  eifigen  Zneeresjtürme  anfämpftc.  So  fc^rieb  Cutfe  am  26.  Znärj 
öem  Bruöer  (ßeorg:  „3^  ^i"  S^"5  ^^g^fteQt,  aber  nodj  nidjt  PÖUig  vocifl  —  fetjr  empfinölic^ 
für  alle  €intt>irfung  öer  Cuft.  Das  Klima  ift  fdjrecflidj*  €is  unö  Sdjnee*  Kein  Peilc^en 
gibt  es  Ijicr,  öodj  es  grünt  nodj  in  meinem  fersen  unö  meine  ^uvexfxiit  5U  ©Ott  ftirbt 
nie."    Sie  bat  öcn  Bruöer  $ugleidj,  i^r  Büdjer  5U  fenöen,  öic  jie  fe^r  entbehrte. 

2tudj  öer  König  fränfelte.  €r  Ifattt  öen  (Entfc^Iuf  sur  ^ortfe^ung  öes  Krieges  gefaft, 
öa  er  jtdj  nidjt  pon  Huflanö  trennen  modjtc;  aber  in  feinem  3"ncJ^«  iPoUte  feine  J^offnung 
meljr  auffommen;  feine  trübfeligc  Stimmung,  feine  üble  Caune  lafteten  ^art  auf  feiner 
Umgebung  unö  erfticften  in  iljm  felbft  n>ie  in  anöeren  €ntfdjIoffenljeit  unö  (Tatfraft  (Er 
fdjalt  unö  taöelte,  fa^  allent^Iben  ZHängel,  im  Staate  n>ie  in  öer  2trmee,  fanö  aber  nie 
öen  IDillen  $u  rüctfidjtslos  über  allen  IDiöerfprudj  ^inroegfdjreitenöen  Heformtaten.  (Er  ^tte 
Combarö  unö  Cucd^efini  enölid)  entfernt  unö  ^aröenberg  a>ieöer  ^rangesogen,  a>ei(  öos  öie 
auswärtigen  BesicI^ungen  insbefonöere  5U  Huf  (anö  notmenöig  machten,  ober  er  beljielt  jugleic^ 
Saftroip  bei,  öem  öie  befreunöeten  ZlTädjte  mißtrauten  unö  öeffen  ^rieöenspolitif  er  felbft 
nidjt  billigte,  ^ux  Staatsleitung  bemühte  er  fidj  nac^  n>ie  por  Unpereinbares,  ZTIdnner  öes 
abfterbenöen  unö  öes  sufünftigen  Preußen,  $u  pereinigen,  ipie  er  gleidjseitig  mit  Hopoleon 
unö  öeffen  ^einöcn  erfolglos  pcrljanöeln  ließ.  2tudj  öie  Hüftungen  5ur  ^ortfe^ung  öes 
Krieges  famcn  öabei  nidjt  Porn>ärts.  Derfprengte  unö  öer  ©efangenfdjaft  (Entronnene  oöer 
„Han5ioniertc"  fammelten  pdj  5U  tTaufenöen  in  0ftpreußen;  man  örängte  [xdf  5U  öen  ^reiforps; 
überall  befunöcte  fidj  öer  bepe  IDille  unö  bei  jeöem  ^wf^nimenftof  mit  öem  ^einöe  jeigte  fxdf 
ein  neuer  (ßeift  in  5üJ?rem  unö  Solöaten.  2tllein  es  fehlte  an  öer  rechten  Ceitung,  an  einem 
ftarfcn  unö  fdjmungpoUcn  eintrieb,  öer  öic  reidjcn  unö  «billigen  Kräfte  öes  Canöes  in  einmütiger 
Bcgeiftcrung  crtjobcn  unö  gegen  öen  ^einö  fortgeriffcn  I^ttc.  Der  König  serfplitterte  feine  (Tätig« 
feit  in  Jtcußcrlidjfcitcn,  in  Uniformänöerungen,  öie  öie  Hüftungen  me^r  Ijemmten  als  föröerten* 

So  pergingen  in  unfrudjtbaren  (Ern^ägungen  unö  Beratungen,  in  taftenöen  Derfuc^en 
öie  IDodjcn  nadj  öer  Sdjladjt  pon  Preufifdj  (Eylau,  in  öeren  Sdjoßc  pielleidjt  eine  Hettungs« 
möglidjfeit  für  Preuf en  fdjlummerte.  (Erft  2tnfang  2tpril,  ipieöer  öurc^  nifftfdje  (Eintpirfung, 
fam  es  mcnigftens  in  einigen  ^Hauptfragen  ju  einer  entfdjeiöenöen  IDenöung. 

2tm  2.  2tpril  traf  Kaifcr  2tlejanöer  in  ZHemel  ein,  pom  preußifdjen  Königspaar  mit 
^rUidjfter  ;freunölidjfeit  aufa<»nom'  'n.  Der  ö^^  3^uber  fefwef  O^^nltAN»  -r^rf^^  «pteöec: 


alle  fersen  Pogcn  t^m  5u»  IDtc  öcr  pon  öer  Dorfe^ung  erforcnc  Befreier  (Europas,  fo 
erfdjten  er  unö  fo  fdjtlöert  t^n  öer  Prins  Don  0ranien,  öer  t^n  am  3.  TXptil  fpradj*  Sein 
entfdjloffenes  2tuftreten,  feine  friegerifdjen  2leuf erungen  eripecften  öie  gefunfenen  fjoffnungen 
ju  neuem  Ceben*  (Tief  beipegt  n>ar  por  allen  Königin  Cuife,  öie  bei  öer  Begegnung  mit 
öem  Kaifer  i^re  tTränen  nidjt  5urücf galten  fonnte*  IDieöer  fa^  fte  in  iljm  bas  „(Emblem 
aller  tTugenöen",  ein  3^^^'  ^^"  DoUfommen^eit,  öem  man  pdj  ben>unöemö  unö  nadj* 
eifemö  anfc^Iiefen  mufte,  $ugleidj  aber  öen  ^elöen,  öeffen  rettenöe  ^anö  fie  felbft,  iljren 
(ßema^l  unö  iljr  Canö  nadj  fdjiperem  Sturse  ipieöer  emporrichten  foUte.  Der  Sdjipefter 
tr^erefe  fdjrieb  fte  balö  öarauf :  „Vu  fannft  Dir  ipo^l  öenfen,  tpas  öer  König  unö  idj  alles 
bei  öem  XDieöerfe^en  eines  foldjen  ^reunöes  empfinöen  muften»  Unfer  Hetter,  unfere  Stüi^t, 
unfere  Hoffnung»  Hein,  es  läft  ftc^  nidjt  ipieöergeben,  ipas  idj  empfanö,  als  idj  iljm  öanfen, 
i^m  unfere  (Erfenntlidjfeit  ausörücfen  n>ollte.  Hie  ipollte  es  mir  gelingen,  (Tränen  erftictten 
jeöes  IDort,  unö  er  felbft  a>ar  fo  bea>egt,  fo  traurig  unö  öoc^  fo  grof,  fo  eöel,  a>enn  er 
mit  einer  aus  öem  ©runöe  öer  Seele  fommenöen  Ueberseugung  fagtc:  er  tue  nur  feine  Pflidjt 
Du  fennft  feine  Seele  unö  Du  mirft  nic^t  me^r  5n>eifeln,  n>enn  ic^  Pon  feiner  DoUfommen«» 
^eit  fpredje"  ♦ . . 

(ßleic^  am  (Tage  feiner  2Infunft  fudjte  Kaifer  2llejanöer  ^aröenberg  auf,  mit  öem  er 
eine  lange  unö  piel  bemerfte  Unterreöung  ^atte.  (Es  mar  fein  IDunfdj,  unö  er  fpradj  i^n 
aud;  im  Hamen  öer  englifd^en  Hegierung  öem  König  aus,  öaf  Qaröenberg  a>ieöer  öie  Ceitung 
öer  preufifdjen  Politif  erhalte.  Sdjon  in  öer  Hadjt  pom  3.  $um  ^.  Ztpril  perlief  er  öann 
2Tlemel,  um  in  Kyöullen  unö  ©eorgenburg  an  öer  2Tlemel  anrücfenöe  ruffifdje  Derftarfungen 
$u  beftc^tigen.  2luf  feine  (Einlaöung  folgten  i^m  ^rieöric^  IDil^elm  unö  Cuife,  öenen  ftij 
Qaröenberg  anfd^lof ,  nic^t  jeöod;  ^aftroo),  obgleid)  aud^  er  Öa5u  aufgeforöert  n>ar.  (Er 
ertpiöerte,  er  a>olle  nid)t  Qaröenbergs  Sefretär  fein*  Damit  a>uröe  enölid^  eine  (Entfd^eiöung 
Ijerbeigefä^rt:  in  KyöuUen  ernannte  öer  König  ^aröenberg  $um  erften  Kabinettsminifter  unö 
übertrug  i^m  öie  ^u^rung  öer  austpärtigen  politif,  foa>ie  balö  öarauf  auc^  öie  Ceitung  aller 
mit  öem  Kriege  5ufamment;ängenöen  2Ingelegen^eiten,  mit  2(usna^me  öer  rein  militdrifc^en. 
€s  ift  ein  (Ereignis  in  öer  preufifdjen  ©efc^ic^te,  öaf  bei  öiefer  Keife  ein  ZTÜinifter  öem 
Könige  5um  erften  IHale  o^ne  Dasnnfdjenfunft  eines  Kabinettsrates  unmittelbaren  Dortrag 
^ielt»  Zrtit  fjaröenberg  gelangten  aber  audj  öie  2^ten  eines  grof en  Koalitionsfrieges  gegen  öie 
napoleonifdje  Uebermac^t  $um  Siege*  3"  Bartenftein  an  öer  2llle,  füööftlic^  pon  Königsberg, 
ipo^in  fic^  öie  beiöen  ;fflrften  mit  fjaröenberg  pon  KyöuUen  aus  begaben,  n>uröe  am 
26.  2lpril  $nnfdjen  Preufen  unö  Kuflanö  ein  neuer  Vertrag  abgefc^loffen,  öer  öie  ^ntüd^ 
örängung  ^ranfreidjs  über  öen  H^n,  öie  IDieöertjerfteUung  Preuf ens,  öie  Unabljangigfeit 

223 


Deutf Celanos  in  2(usftc^t  nal^m.    Cnglanb,  ®efterretc^,  Sd}tt>e6en  feilten  sum  Beitritt  ein« 
gelaben  n>erbcn,  Preugen  unö  Huglanb  6ie  tPaffcn  nur  gemeinfam  nieberlegen. 

Hiemanb  fonnte  über  Mcfen  Umfc^n>ung  glficf lieber  fein  als  Konigin  Cuife,  öie,  n>ie 
wir  uns  erinnern,  £)ar6enber9  immer  befon6ers  gefdjä^t  unö  je^t  picUeic^t  su  feiner 
(Ernennung  mitgetpirft  ^tte.  Sie  nxir  öem  König,  n>ie  er  es  tpfinfc^te,  nadj  KybuUen 
gefolgt  unö  t^atte  an  öer  Beftc^tigung  öer  rufftfc^en  (Savbc  teilgenommen,  poU  (eb^fter 
Betpunöerung  für  öie  fc^dne  Cruppe,  aber  mit  porftc^tiger  ^urücf^Itung  gegen  Kaifer 
Ukjcanbtv,  um  nic^t  pon  neuem  (Belegen^t  su  Klatfc^  unö  Perleumöungen  5U  geben.  Sc^n 
am  \0.  2(pril  perlief  fte  KyöuUen,  unö  nac^  einer  muffeligen  ^al^rt,  „ringenö  mit  tDinö 
unö  tPetter  unö  Sdfm\xii^\  auf  entfe^Iic^en  tPegen,  öie  öurc^  pld^Iic^  eintretenöes  Cauipetter 
mit  tiefen  unö  soljen  Kotmaffen  beöccft  nniren,  erreichte  fie  nac^  5ipei  Cagen  Königsberg, 
tpo  fie  bei  Sdjtt>efter  ^rieöerife,  im  f^ufe  öcs  (ßrafen  Sd;Iieben,  IDoljnung  na^m.  Dos 
Sd;Iof  tpar  it^r  öurc^  öie  (Erinnerung  an  öie  öort  im  Desember  \806  fiberftanöene  KranN 
^itsseit  perleiöet.  Sie  ijattc  eigentlich  über  Königsberg  nac^  ZTlemel  surficffe^ren  foUen, 
aber  aus  Hucffic^t  auf  il^re  (Befunö^it,  öer  eine  ^ortfe^ung  öer  Heife  gcfäl^rlic^  iperöen 
fonnte,  wax  audi  öer  Konig  öamit  einperftanöen,  öaf  fie  sunäc^ft  in  Königsberg  perblieb. 
Uns  öer  fursen  (Ert^olungsfrift  n>uröe  fc^Iief  lic^  ein  5tpeimonatIic^r  2(ufent^It,  nic^t  geraöe 
reic^  an  (ßefc^cljniffen,  aber  beöeutungspoU  für  öie  Königin. 

Cuife,  fo  tpenig  it^r  öas  Klima  Königsbergs  sufagte,  er^Ite  [xdf  bodf  halb  Pon  öen 
2Inftrcngungen  öer  Keife,  unö  mit  öen  pljyfifdjen  Kräften,  tpie  fie  felbft  empfanö,  famen 
audj  öie  Scclcnfräftc  surücf,  lebten  iTIut  unö  £)offnung  frifc^  »ieöer  auf.  Die  €rfoIge 
pon  Pultusf  unö  (Eyl^^u,  öie  tapfere  üerteiöigung  pon  Kolberg,  (ßrauöens,  Sansig,  öie  TXladiU 
ftellung  £)aröenbergs,  por  allem  öer  fefte  ^reunöfc^aftsbunö  mit  Kaifer  illeyanöer,  öen  5U 
pflegen  fie  öen  (ßatten  unermüölidj  maljnte,  erfüllten  fie  mit  einer  gemiffen  ^uvcvfiiit,  öaf 
„nodj  alles  gut  geljen"  unö  eine  glücflidjcre  ^cxt  für  Preufen  anbredjen  n>eröe. 

Durdjörungen  pon  foldjcn  (Empftnöungcn,  nrirfte  jci^t  Königin  Cuife  gleid^fam  als 
Derbünöete  fjaröenbergs  in  öer  altprcugifdjen  l7auptftaöt:  wie  öer  ZHinifter  Bartenftein,  fo 
machte  fie  Königsberg  5U  einem  ITTittelpunfte  öes  IDiöcrftanöcs  gegen  Hapoleon. 

Die  erfte  unö  größte  Sorge  öer  Königin,  w'w  fic^  perftcljt,  galt  öen  (Truppen,  öen  per» 
munöeten  n?ie  öen  fdmpfenöen.  <Skidj  nadi  it^rer  2Infunft  in  Königsberg  befud^te  fie  Boracfen« 
anlagen  unö  £)ofpttdIer,  öie  mit  Pcrtpunöeten  pon  öer  Sdfladii  bei  (£ylau  überfüllt  nxiren, 
tröftcte  unö  ermutigte  öie  preufifdjen  Solöaten  unö  ©fpsiere,  öie  in  öer  ju  einem  ZlTufier« 
lasarctt  Ijcrgeriiytctcn  fransöfifiy^refonnierten  Kirije  lagen,  unö  fpenöete  reic^Iiije  (ßelömittel, 
tt>ie  fie  öos  fdjon  im  ;Jebrua»-  pon  ZHeme^  aus  a<itan  batte.   .friu  po»»  Kniö^n«-   W^»  Witiot 


eines  früheren  rufjtfdjen  (ßefan6ten  in  Berlin,  mit  5er  Königin  Cuife  Ijier  ^reunöfdjaft  fc^Iof , 
unterftfi^te  fte  bei  Mefer  tpeiblic^en  Ciebestätigfeit.  Sie  nat^m  [xdf  axxdi  gefangener  polnifc^er 
3nfur9enten  an,  6eren  Ijarte  BeljanWung  i^r  2nitlci6  erregte.  2)en  (ßeneraldjirurgen  (ßoerfe, 
6er  fic^  um  6ie  (Einrichtung  6er  ^ofpitäler  6ie  größten  Per6ienfte  erworben  Ijatte,  seic^nete 
fte  befon6ers  aus.  Sie  fdjmücfte  iljn  felbft  mit  6em  iljm  pon  Kaifer  2I[efan6er  perlie^nen 
2tnnenor6en,  un6  fte  befürtportete  es  nac^6rucflidj  bei  König  5rie6ric^  IDil^elm,  6af  i^m 
6as  ,,Portepee  un6  ein  Hang  in  6er  2Irmee"  perlieljen  tt>er6e.  ,,Du  muft  etuHis  für  i^n 
tun/'  fc^rieb  fte  6em  (ßema^I,  „fonft  fagt  man:  6er  König  weif  nic^t  X?er6ienft  su  loljnen 
un6  5U  encouragieren."  Der  König  fträubte  fxdj  anfangs  gegen  eine  folc^e  Heuerung;  nac^ 
einigen  ZHonaten  aber  erljielt  (ßoerfe  in  6er  tCat  ©berftenrang  un6  Portepee. 

ZHit  6emfelben  ©fer  forgt  Cuife  für  6ie  (Truppen,  6ie  in  Königsberg  5um  Kampfe 
ausgerüftet  iper6en.  Sie  befidjtigt  6ie  preufifdjen  ^reiforps,  6eren  buntfc^ecfige  Uniformen 
fte  an  tPaOenfteins  Cager  erinnern,  un6  6ie  rufftfc^en  (Truppen,  6ie  unter  6es  jüngeren 
Kamensfoy  Befet^I  5ur  Perftärfung  6er  (ßamifon  in  Dansig  6ienen  foUen.  Sie  pem)en6et 
fxdj  für  ®fft5iere,  n>ie  Hammer,  6ie  ausgen>ec^felt  5u  n>er6en  perlangen,  fär  folc^e,  6ie  in 
Dienft  treten  o6er  einem  6er  €yp^6itionsforps  sugeteilt  tt>er6en  wollen,  ^ür  je6en  ©ffisier, 
6er  it^r  feine  2Iufti>artung  mac^t,  feine  tPfinfc^e  vorträgt  un6  oft  feine  Perlegenl^eiten  flagt, 
^at  fte  einen  ^uföpoUen  Blicf,  ein  ermuntem6es  IDort,  im  Hotfall  ein  paar  5rie6ric^s6or. 
Dem  Ceutnant  pon  f^eüwig,  6er  im  ©ftober  \806  6urc^  einen  tapferen  £)ufarenftreic^ 
^0000  preufifdje  (Befangene  befreite,  Ijatte  fie  fdjon  in  ZHemel  „mit  rfit;ren6en  un6  fdjmeidjet 
^aften  IDorten"  felbft  6as  Kreus  6es  pour-le-mörites=®r6ens  angelegt.  Die  Bilafdjen  £)ufaren, 
6ie  fidj  tpie6er  saljlreic^  in  Königsberg  5ufammenftn6en,  bittet  fte  nic^t  „untersuftecfen", 
fon6em  als  Korps  sufammensulaffen,  „5ur  Hac^eiferung  für  an6ere".  ZtTit  befon6erer 
(Teilnaljme  begleitet  fie  6ie  Haftungen  für  6ie  €ype6ition,  6ie  nac^  Pommern  beftimmt  ift; 
6af  Blücher  6en  ©berbefe^l  über  6iefe  (Truppen  er^It,  fc^eint  iljr  6ie  6enfbar  bcfte  IDa^I. 

So  frei  fte  ftc^  6abei  bewegt,  nie  pergif t  fie  6ie  sarte  Hücfftc^tna^me  auf  6en  König. 
Sie  bittet  für  6ie  Bilafdjen  £)ufaren,  aber  fie  unterlagt  nic^t  ^insusufügen,  6af  nieman6 
6arum  wiffe.  IDenn  an6erfeits  6er  König  felbft  i^re  2lnfic^t  in  einer  6er  fdjweben6en 
fragen  perlangt,  6ann  dufert  fte  fic^  mit  um  fo  größerer  (Entfcf;ie6ent;eit. 

BaI6  nadj  £)ar6enbergs  €mennung  sum  erften  Kabinettsminifter  Ijatte  (ßeneral  S^ftrow 
feinen  2lbfc^ie6  als  ZtTinifter  erhalten,  war  aber  unter  Beför6erung  sum  Generalleutnant 
3um  sweiten  Befehlshaber  6es  £'€ftocqfc^en  Korps  ernannt  wor6en.  ^^ftrow  natjm  6as 
nic^t  an,  bat  pielme^r  um  feine  PöUige  (gntlaffung  un6  um  6ie  (Erlaubnis,  ftdj  fransöftfdje 
Heifepaffe  nac^  Pofen  un6  Berlin  $u  perfc^affen»  £)ar6enberg  un6  Beyme,  6er  gaftrow  für 

225 


6cn  „gefä^rlic^flen  ZtTann  im  Staate"  crflärte,  »ünfc^ten  feine  Beftrafung,  6er  Könige 
unentfc^Ioffen  unb  gutmutig  tpie  fonft,  sSgerte  unö  fragte  feine  (Bema^Iin  um  it^re  2Inftc^t 
Königin  Cuife  tpar  entruftet  über  ^aftron>.  Sie  tpfinfc^te  (dngft  öie  gdnslic^e  (Entfernung 
öes  ZTTannes,  ber  5en  (Ct^arlotten&urger  IPaffenftillftanb  unterjeic^net  Ifab^  unö  öer  nie  gut 
tun  n>erbe  —  never  never  good,  nHe  fie  fc^reibt*  €in  ZRann,  öer,  tt>ie  6er  König  felbj! 
xijv  mitgeteilt,  i^m  ein  6ipIomatifc^es  Sdjriftftüd  unterfc^Iagen  ^be  —  eine  gegen  ^flvow 
gerichtete  engüfc^e  (Erflärung  — ,  fei  5U  allem  fä^ig.  Sie  erinnerte  6en  König  6aran,  nrie 
6er  (ßencral  fclbft  bei  6em  furslic^en  Uebertritt  6es  ©berften  P^uU  aus  preufifc^en  in  ruffifc^ 
Dienfte  pon  Per^ftung  un6  ^eftung  gefprod^en  ^e.  Sie  fc^ien  it?m  ein  fold^  Sc^icffol 
5U  münfd^en.  Qar6enberg  ]e6oc^,  mit  6em  fte  6arüber  fprac^,  fan6  eine  fo  ungeQ>d^n(ic^e 
Strenge  mit  6em  (ZfyivatUx  6e5  Königs  nic^t  im  (Einflang  un6  riet  5U  leichter  Verbannung 
ins  Huffifc^e.  Demgcmäf  fc^rieb  fie  6em  König  (22.  ItXai):  „^\ttow  fennt  erftlic^  Deines 
£)er5ens  (ßüte,  5n>citens  befon6ers  Deine  Jtbneigung,  Dic^  in  KoUiponen  ju  fin6en,  6ie  Dir 
peinlich  fein  fönnten  un6  xoo  nur  ein  ,,3dj  will"  6er  Sac^e  ein  €n6e  mad^en  fönnte  . .  .  ♦ 
Sein  Hcfus  5ur  2(rmee  5U  ge^n  ift  unter  aller  Kritif,  un6  ic^  glaube,  Du  fannft  es  nic^t 
unbeftraft  laffen,  o^ne  Deine  2Iutoritat,  o^ne  6as  bigc^en  guten  (Beift,  6er  noc^  in  unferen 
tTruppen  ift,  5U  erftiden  . .  .  IDillft  Du  alfo  nac^  meinem  ^i  ^n6eln,  fo  gib  i^m  6en 
2Ibfc^ie6  un6  exiliere  it^n  aus  Deiner  Hä^e.  (£r  ^t  Paffeports  perlangt  nac^  Pofen  un6 
Berlin,  um  (ßottesroillcn  nic^t . . .  3^  glaube  alfo.  Du  fc^icfft  i^n  $urücf,  n>eit  pon  6er 
2Irmce,  ins  Huffifdje . .  .  Strafft  Du  iljn  nidjt,  n>ie  er  es  per6ient  un6  »ie  es  Deine  €^re^ 
6ie  (£t;re  6es  Dienftes  un6  Deine  2Iutorität  perlangt,  fo  ^ft  Du  eine  nie  absufe^enöe 
Kabale  gegen  6ie  gute  Sad^e  un6  gegen  £)ar6enberg,  6en  Du  6oc^  jei^t  allein  mit  Kraft 
unterftüi^en  mu0t,  n>enn  Du  n>iUft,  6af  er  etn>as  (ßutes  ftiften  foU  . .  .  34  ^^^^  ^^4/  f^ 
feft,  ftan6^ft,  gans  ZHann  in  6er  Sadft^'  . . . 

^rie6ridj  IDiUjelm  entfc^ie6  fc^lieflic^  im  n)efcntlic^en  nadj  6em  ^U  Qar6enbergs 
un6  6er  Königin:  er  entlief  5^ftrott>  un6  perbot  iljm,  fidj  mit  6em  König  an  einem  (Drte 
aufsuljalten  06er  in  6ie  pom  ^einöe  bcfe^ten  Propinsen  5U  gcljcn. 

IDic  im  Kampfe  gegen  ^a^ivow,  fo  fyii  Cuife  aud)  fonft  6en  König  unabläffig  gemannt, 
an  £)ar6enberg  feftsul^alten  un6  6as  sagl^aft  begonnene  Hefonnn>erf  nad;6rücflic^  unö  rflcf« 
fic^tslos  6urd)5ufüljren.  Sie  fonnte  J^aröenberg  unö  öeffen  neue  21Titarbeiter  —  öie  Sd^n 
unö  Hicbuljr,  lÜcwxi  unö  Staegemann  —  öie  „crften  Köpfe  öes  Staate"  —  nidjt  genug 
rüljmcn.  Hur  2tus^rren!  Hur  ^eftbleibenl  Hur  einmal  ein  fräftiges  „Car  tel  est  mon 
plaisir''  gegen  ötejenigen,  öie  immer  pom  nxit^ren  tPot^I,  pon  Vereinfachung  öer  (Befd^fte  uftp. 
reöen,  unö  öann  bei  jeöer  Heuerung  fc^reien!    ZT««r  einm^^l     ei-  Strafa^cbt"  aeae?i  t^^ 


SafhrotD,  SdjrStter  un6  Dof ,  6ie  in  ZlTcmcI  einen  ®ppofitionsljer6,  „ein  ficines  Klostan" 
biI6en,  Me  auf  ^aröenberg  fdjelten,  alles  befritteln,  6ie  Stimmung  per6erben  un6  nac^ 
^rieöcn  rufen.  €s  tt>ar  bodf  nidjt  mSglic^,  ftärfer  un6  öeulltdjer  5um  Könige  5U  fprec^en, 
als  tt>enn  feine  (ßema^Iin  i^m  ersäljite:  6ie  (Dbertjofmeifterin  (ßräfin  üo§  fjabt  i^ren 
Heffen,  einen  6er  ZITinifter,  6ie  gegen  6ie  neue  (ßefdjäftsperteilung  öem  Könige  Dorftellungen 
gemadjt  Ratten,  somig  gefragt:  „tfättm  Sie  bas  ^mbvidi  öem  gipeiten  getan?" 

(ßlücflic^e  trage  in  Königsberg!  3"  ^^^  fdjredlidjen  3^^re  6es  furchtbaren  Krieges 
Cuifens  befte  ^txt,  voo  Me  Ijoffnungsfro^e  ZHitarbeit  an  öem  großen  Kampfe  um  6ie  ^rei^eit 
(Europas  iljren  (ßeift  »eitet,  iljre  Kräfte  fteigert,  iljren  Ztlut  beflügelt.  Sie  fieljt  in  öem 
Kriege  nidjt  einen  Kampf  nur  snnfdjen  Preufen^Huflanb  unö  ^ranfreidj.  Sie  erfennt, 
5af  es  ^ier  ^ö^eres  gilt,  6af  je^  um  ,,6ie  ^rei^eit  6er  IDelt",  um  bas  (Slüd,  „6ie 
Unabljängigfeit  6er  fünftigen  Generationen"  gerungen  ipirö.  Das  poUe  Beipuftfein  6er 
Be6eutung  6iefes  Kampfes  un6  6er  (Bröge  6er  2Iufgabe,  6ie  Preugen  6abei  5ugefaUen  ift, 
fjtbt  6ie  Königin  empor  5U  einer  Qö^e  6er  (ßefinnung,  5U  6er  feine  2Inii>an6Iung  6er 
Sdfvoädj^  Ijeraufreic^t.  Hie  fommt  i^r  6er  ©eöanfe,  6ie  Hettung  Preufens  6urc^  einen 
Son6erfrie6en  mit  Hapoleon  5U  erfaufen.  Sie  Ijat  eine  lebljafte  €mpfin6ung  6afür,  6af  fie 
6urd}  6iefe  Haltung  6ie  €ljre  Preußens  rette,  un6  6as  madjt  fie  „ftarf  bis  in  6en  tro6". 
Der  fdjtt>e6ifc^e  Diplomat  Brincfmann,  6er  fonft,  n>ie  tt>ir  uns  erinnern  (fielje  oben  S.  \76), 
rec^t  bitter  5U  urteilen  pflegte,  rül^mt  gegen  (£n6e  6es  Kampfes  ä^nlic^  tpie  <0en^  am 
2Infang:  „Die  Königin  ijot  feit  Beginn  6es  Krieges  nic^t  einen  2tugenblicf  ^el6enmut  un6 
Stan6ljaftigfett  perleugnet." 

Un6  alles  n>as  fie  umgibt,  tpas  [xdj  il^r  näl^ert  06er  tpas  fie  an  fidf  siet^t,  fud;t  6ie 
Königin  mit  6em  (ßeifte  5U  erfüllen,  6er  fie  felbft  befeelt»  2Hs  „£an6esmama",  tt>ie  fte  fic^ 
in  Königsberg  einmal  nennt,  fü^It  fie  ftdf  glücflic^,  pon  „6en  getreuen  Untertanen"  geliebt 
un6  gefuc^t  $u  iper6en.  Keine  ©ber^ofmeifterin  ipe^rt  je^t  eiferfüc^tig  6en  S^QarxQ  sur 
Königin,  feine  (Cour  ipir6  geilten.  Die  Damen,  6ie  fidj  meI6en  laffen,  fm6  nnüfommen, 
tperöen  mit  einer  tTaffe  (Tee  bennrtet  un6  muffen  mit  Scharpie  supfen.  (Ein  ^ufiger  (ßaft 
ift  ^rau  Pon  Krü6ener,  6ie  suipeilen  aus  i^ren  Sdjriften  porlieft.  XltUn  6en  preufifdjcn 
(ßeneralen,  Blücher,  6er  fic^  por  feiner  2lbreife  nac^  Pommern  pon  iljr  perabfc^ie6et  un6 
Briefe  für  6en  Pater  in  Zleuftreli^  erhält,  Hüc^el,  6em  (ßoupemeur  pon  ©ftpreugen,  unö 
Keffel,  6em  neuen  Komman6anten  6er  (ßar6e,  6em  (Srafen  un6  6er  (ßräfin  Do^na=:Sc^Iobitten, 
6ercn  pier  Sö^ne  im  ^eI6e  ftan6en,  fommen  sa^lreic^e  Diplomaten,  ipie  £or6  £)utdfinfon,  ein 
tYpifc^  fteifer  un6  ipun6erlic^er  (Englän6er,  un6  piele  Suffen,  2tleyan6ers  (ßünftling,  6er 
preuf  enfein6Iic^e  Pole  (CsartorYsfi  mit  feinen  ^wunöen  Zloipoffil^ip  un6  Stroganoip,  un6  6er 

227 


Zniniftcr  6cs  itusioärtigen,  Bu6bcrg,  für  6cn  pc  beim  König  um  6en  Sdiwaxyn  2IÖ(eror6en 
bittet.  3"^"^^^/  ^^*  folc^en  (ßefellfc^aften,  bei  freunMidjen  2tufmerffamfeiten  befonöers  gegen 
(£nglänber  unb  Huffen,  fä^It  {te  {tc^  im  Dienfte  6er  guten  Sadit.  Xlodf  über  biefen  QtwoifnUn 
Kreis  Ijinaus  aber  6e^nt  fte  itjrc  (Empfänge:  fie  pe^t  6en  alten  Kriegsrat  Sdjeffner,  6effen 
»ir  nodj  näljer  ge6enfen  werben,  6en  Prebiger  23oron>sfi,  6ejfen  ,,Kempre6igten  nac^  alter 
2Irt  i^rem  Vfcvyn  ein  n>al^res  Cabfal  finö'',  unb  Vertreter  ber  jungen  6eutfcf;en  Did^tung:  TXlof 
pon  Sc^endenöorff  un6  2tdjim  pon  2lmim.  ZHan  fä^rt  auf  6em  Sc^Iofteic^  in  Königsberg 
un6  auf  6em  Pregel  fpasieren,  un6  Königin  Cuife,  6eren  Boot  IDilfon  lenft,  fingt  mit 
Sdjmefter  ^rieöerife  5ur  (ßitarre  aus  6em  eben  erfc^ienenen  lDun6erIjom:  „€s  ritten  6rei 
Heiter  5um  tTore  hinaus". 

(ßlücflic^c  trage  in  Königsberg!  Die  Königin  flagt  n>o^I  einmal  über  öie  noröifc^e  Sonne 
6ort,  öie  leudjte  o^nc  5U  tt>armen:  fie  fclbft  in  pc^  —  Bruöer  (ßeorg  fjat  öies  (ßleic^nis 
einmal  gebraucht  —  trug  eine  Sonne,  6eren  Strahlen  iljre  Umgebung  erleuchteten  unö  ertpärmten« 

2tUein,  feit  ZITitte  ZtToi  fdjon,  färbte  pdj  öie  Ijoffnungsfroljc  Stimmung  trüber  unö 
öüfterer.  Cuife  Ijatte  bereits  gelegentlich,  in  böfcr  Dora^nung,  5U  Sdjn)efter  ^rieöerife 
geäußert,  pe  fef^e  öiefe  glücfßcf^n  Cage  ,,nic^t  als  Belot^nung  vergangener  unglücflic^ 
Reiten  an,  fonöem  als  eine  Quelle  öer  Stärfung  5U  neuen  UnglücfsfäUen".  Hun  fam  aus 
ZITemel  öie  Had^ricf^t  pon  einer  fc^n>eren  (£rfranfung  2IIc;anörinens,  n>as  öie  JHutter  fo 
erregte,  öaf  pc  fdjon  im  Begriff  u>ar,  nadj  ZHemel  absureifcn,  als  beruljigenöere  21TeIöungen 
^ufclanös  pe  surücfljiclten.  Sdjiimmer  noc^  quälte  öie  Königin  öie  Sorge  um  Danstg  unö 
öie  (Entrüpung  über  öie  Unberoeglidjfeit  öer  grof en  rufpfcfjcn  2trmee.  3"^^^^  ^"S^  fc^I^i 
pdj  öer  eiferne  Heif  öer  Belagerer  um  öie  pon  Kalcfreutlj  tapfer  perteiöigte  Siabi,  o^ne  öaf 
Bcnnigfen  cmplicfte  fjilfsperfudje  gemacht  ^ätte.  Königin  Cuife  felbp  uxinöte  pdj  am  \8.  ZlTal 
an  Kaifcr  itleyanöer  mit  öer  Bitte,  Dansig  nic^t  fallen  5U  laffen  unö  öurcb  ein  Porge^ 
öer  I)auptarmee  eine  Ztblenfung  öes  ^einöes  Ijerbeisufütjren.  IDos  pe  frcilidj  insnnfdfen 
öurcft  itjren  (ßcmaljl  pon  öcm  rufpfdjen  fjeere  erfuljr,  pcrtjicg  roenig  Jluspdjt  auf  öcn  (£rfoIg 
aller  tljrer  Bcmüljungen. 

Seit  öem  \6,  Tlpnl  bereits  »eilte  König  ^rieöridj  IPiltjelm  mit  Kaifer  2Ilefanöer  bei 
öen  rufpfdjen  tTruppen  in  Sc^ippenbeil  unö  Bartenpein.  Die  perfönlicben  Besie^ungen  öer 
beiöen  ITIonarcftcn  5ucinanöer  Ijätten  nidjt  tjerslidjcr  unö  pertraulidjer  fein  fönnen;  2Ilefanöer, 
öer  pcft  inmitten  feines  fjccres  wie  öer  fjaustjcrr  füljltc,  nxir  pon  rütjrenöer  ^uporfommen« 
^eit  gegen  öen  König,  öeffen  (Einfadjljeit  es  öer  2tufmerffamfeiten  mandjmal  felbp  5upiel  n>uröe. 
3n  öen  Staatsangelegenljcilen  machte  fjaröenberg  meip  öen  Vermittler  snrifcften  il^nen;  öagegen 
fanöen  fie   pdj  immer  sufammen  in  i^rer  gem^nfame«  ZTi»ianw/v  ffir  öj*  ^Ieug<»«*M<6f^*«en 


bcs  Zriilitänpefens.  TXlandie  rufjtfdjc  (Etnridjtung  crljiclt  5amals  (Eingang  in  6ie  prcufifc^c 
2(rmee,  wälivmb  frut^er  bas  Umgefcl^rte  ber  ^aü  getpcfcn  war.  Xladi  2IIe;anbers  Betfpiel 
fing  ^rieöric^  IDilljcIm  an,  einen  tTfdjafo  5U  tragen,  un6  lief  feinen  Sdjnurrbart  »adjfen, 
tpos  i^n  anfangs  nid^t  rec^t  fleibete  unb  fpäter,  n)ie  es  ifK^,  in  (Tilftt  Hapoleon  miffieL 
€r  lief  fic^  je^t  6en  ^opf  abfc^neiöen,  6er  bei  6en  Soldaten  fdjon  feit  einigen  ZITonaten 
abgefc^afft  n>ar,  unb  fc^icfte  if^n  feiner  (Bemat^Iin,  bte  it?n  forgfältig  aufl^b  unb  öen  Sturs 
öiefes  Symbols  pon  2tltpreuf en  mit  bemerfenstt>erten  IDorten  begleitete»  Sie  fc^rieb  6em 
Könige  am  6.  ZITai:  „Vor  5tt>ei  3^^^«"  ^^tte  man  in  Preufen  nic^t  an  6iefe  2ten6erung 
5U  benfen  gen>agt,  n>egen  ber  ^bcc  unb  bes  £Dertes,  5en  man  bem  alten  Koftum  ber 
preuf  ifcf^en  2(rmee  beimaf .  Der  Siebenjährige  Krieg  t^atte  feinen  mächtigen  (Einflug  bis  auf 
bie  Qaartrad^t  ausgebel^nt,  unb  n>er  fie  tfäitc  änbem  tPoOen,  ^otte  ein  Znajeftotsperbred^en 
begangen.  Dagegen  ^t  ber  mächtige  (Einfluf  ber  fransSfifc^en  Hepolution  biefe  2Ienberung 
geftattet,  benn,  meiner  (Treu,  niemanb  nnrb  einen  ^opf  tragen  n>oUen,  um  bos  2(nbenfen 
an  b^n  tTag  bes  \^.  ®f tober  $u  perenngen,  ber  gegen  bie  Hepolutionäre  perloren  ging. 
3^benfalls  ^be  xdi  Cränen  gelacht  über  bos  ^5pfc^en,  unb  es  foO  aufbenni^rt  tperben 
unangetaftet  bis  an  ber  IDelt  €nbe."  Unb  fpäter  noc^  einmal:  „3^  ^uf  ^^^  "o^  f^gen, 
ba^  bas  (ßefc^enf  Deines  ^opfes  mir  tpirflic^  Pergnägen  gemacht  fyit]  benn  xdf  n)finfc^te 
biefe  (Toilettenänberung  längft;  alles  tt>as  im  Kriege  bie  (Toilettebebürfniffe  vereinfachen  fann, 
ift  imrflic^  gut." 

König  ^riebric^  IDil^Im  ^ing  an  2Heyanber  mit  fefter  (Treue  unb  mit  unerfc^ütter*» 
liebem  (ßlauben;  ,Jetn  £)er5  ift  fo  gut/'  fdjreibt  er  einmal  über  i^n,  ,,fein  HMUe  für  bas 
(Bute  fo  beftimmt,  feine  2(bfic^ten  finb  fo  ebelmfltig.''  2(Uein  bas  Per^alten  Bennigfens 
unb  bie  Znif ftänbe  im  ruffifdjen  ^eere,  bie  Unorbnungen  unb  2tusfc^reitungen,  liefen  feine 
^uperftc^t  in  it^m  auffommen.  Pergeblid;  tpurbe,  unter  Qarbenbergs  eigener  Ceitung,  pon 
preufifc^er  Seite  alles  aufgeboten,  um  ben  Unterljalt  bcs  rufpfc^en  ^eeres  fic^ersuftellen: 
immer  pon  neuem  Wagte  Bennigfen  Aber  X?erpf[egungsfc^tt>ierigfeiten,  bie  i^m  jebe  Belegung 
unmöglich  machten,  unb  lief  bie  (Truppen,  bie  er  einmal,  gegen  ZlTitte  ZtTai,  bereits  $u  einer 
iingriffsberoegung  sufammengesogen  Ifaitc,  tPteber  auseinanberge^en.  „Parturiunt  montes", 
meinte  ^riebric^  UMl^elm.  Dabei  mufte  ber  König  „mit  blutenbem  I^ersen"  sufe^en,  nne 
bos  reid^e  Canb  an  ber  2(Ue  penpfiftet,  bie  unglücflic^en  (Eintpo^ner  ausgeplfinbert,  gemif « 
t^anbelt  unb  pertrieben  tpurben.  Die  graufamfte  (£nttdufc^ung  ffir  i^n  tpar  es,  als  er  ftc^ 
aOmä^Iid;  uberseugte,  baf  auc^  bie  längere  perfönlic^e  2(ntpefen^it  Tlkjcanbtxs  feine 
©rbnung  in  bie  eingeipurselten  ZITif  brauche  im  ruffifc^en  ^eere  bringen  iperbe.  „3^  fdjäme 
mic^  in  bie  Seele  bes  Kaifers",  fc^rieb  er  feiner  (ßema^Iin.    3"  folc^er  Stimmung  perlief 

229 


btx  König  am  20.  VHai  bas  ruffifc^e  £)auptquartier,  tt>o  6tc  Cricöigung  6er  öiplomatifc^cn 
(ßefdjaftc  iljn  länger  als  er  gcipünfdjt  fcftge^alten  ^tte,  un6  ging  mit  Kaifer  2Heyan6et 
nac^  £)eiligenbeil,  am  if rifc^n  £fa\f,  um  6ort  fein  eigenes  Meines  Cruppenforps  5U  beftc^tigen. 
€r  erfüllte  6amit  enMidj  einen  IDunfdj,  6en  Königin  Cuife  fc^on  »ieöerljolt,  porjidjtig  aber 
nadjörücflidj,  i^m  angeöeutet  Ijatte.  €r  überreichte  £'€ftocq,  6er  für  6en  Sieger  von  preufifc^^^ 
(Eylau  galt,  bas  gelbe  Banb  bes  Sc^tparsen  2(Meroröens,  perteilte  ZTleöatOen  unter  Me 
Solöaten  un6  ridjtete  ermuntem6e  IDorte  an  fie,  „fo  gut  ic^  es  permoc^te''  —  tt>ie  er  felbfl 
befdjeiien  fdjreibt.  Dann  eilte  er  »eiter  nac^  Königsberg  $u  feiner  (Scmalflm,  6ie  er  in 
öiefer  gansen  ^eit  nur  einmal  befud^t  ^tte,  n>ä^renb  Kaifer  2IIe;anber  nac^  tTilftt  reifte, 
XDO  rufftfc^e  Perftdrfungen  ernnirtet  n>urben. 

IDenige  Cage  nur  »aren  ^rieöridj  IDil^Im  un6  Cuife  in  Königsberg  ipie6er  pereinigt, 
als  Me  Unglücfsbotfd^aft  eintraf,  bag  Dansig,  nad^bem  ein  fc^Ied^t  angelegter  f)ilfsperfu(^ 
unter  großen  Perluften  gefcf^eitert  war,  am  26.  ITlai  e^renpoU  fapituliert  t^abe.  (£in  neuer 
Sd)lag  für  Cuifens  J)offnungenI  ,,Dan5ig!  Dansig!  ift  6a^in",  fc^reibt  fte  6em  Bru6er, 
„feit  gcftem  in  fransöfifc^en  ^än6enl  in  öiefen  pertjaften,  über  alles  gräflidjen  ^dnöen". . . 
2Iber  flc  bleibt  ungebeugt,  fein  (ßeöanfe  an  Sonöerfrieöe,  an  (Trennung  pon  Huglan6. 
„(ßlaube  öesfjalb  nic^t,  ba^  mein  (5eift  auf  6er  (£r6e  liegt,  fo  gebeugt,  6af  idf  ben  Kopf 
nic^t  meljr  tjeben  fann  . .  .  IDos  aus  uns  werben  wirb,  »eif  (ßott.  Doc^  gebe  ic^  Dir  Me 
lleber5eugung,  ba^  gerni^  nid^ts  gegen  Me  (£t;re  Preugens  getan  n>irb.  (Ein  Separatfrieden 
ift  ein  Ding,  ipos  tt>ir  gar  nidjt  fennen.  ZlTit  öem  Kaifer  ift  fo  eine  3"^"^^*^/  *"  ^w 
Kabinetten  audj,  wxv  ijabcn  uns  fo  mit  Ceib  un6  Seef  an  6en  guten  (Engel  perfc^rieben 
(nid^t  an  bcn  Doftor  ^auft  wie  ^aftron>  n>oUte),  6ag  nid^ts  in  ber  £DeIt  gefc^e^en  fann, 
als  mit  iljm  un6  6urdj  iljn.  Dicfe  Bcrutjigung  gibt  mir  5ann  Kraft,  wenn  alles  in  fc^ipcren 
(ßeroittcnpolfen  neben  mir  un5  um  midj  ift,  un6  6er  (ßeöanfc,  öer  ^rans  öen  (Erften  fo  ftarf 
belebte,  als  er  audj  im  gröglcn  Unglücf  war,  Tout  est  perdu,  hormis  l'honneur,  foll  mic^ 
ftarf  madjcn  bis  in  öen  tToö"  .  .  . 

Königin  Cuife  begnügte  fidj  nidjt  mit  Klagen;  fie  pcrfudjte  nodj,  ba  2lb^ilfe  5U  fd^fpen, 
u>o  fie  am  nötigften  fdjtcn:  in  6er  ^ütjrung  6es  ruffifdyen  fjeeres.  Der  König  Ijatte  t^r 
angedeutet,  ba^  Ztle^anöer,  felbft  unsufrieien  mit  23ennigfen,  an  6ie  Uobenialjme  6es  ®b«r* 
befel^ls  5enfc,  un5  ba^  öies  wcifl  bas  befte  tpäre,  n>enn  er  nur  gute  Katgeber  fän6e.  Sie 
enttparf  am  \.3u"i  ein  Sdjreiben  an  Kaifer  2tleyan6or,  in  öem  fte,  unter  leb^ften  8«- 
fd)tt>er5en  über  Bennigfcns  Untdtigfeit,  öem  Kaifer  öen  IDunfdj  äußerte,  er  möge  fidf 
folbft  an  öie  Spille  feiner  lorbecrgefrönten  2trmee  ftellen.  Sie  erfdjraf  öann  öoc^  über  öt« 
Küljnljeit   iljrer   Bitte,    unö   £)aröenberg,   öen   fie   »ieöer   um  Kat   fragte,    empfahl   ihr. 


'5( 


6cn  2(u56rucf  i^rcs  IDunfc^es  ipcgsulaffcn  un6  nur  6te  Hoffnung  auf  neue  rufftfc^e  Siege 
bei  guter  Ceitung  6er  (Truppen  aus5ufpredjen.  2)ie  Königin  »illfa^rte  6em  Perlangen 
^aröenbergs,  6er  605  abgedn6erte  Sdjreiben  felbft  6em  Kaifer  nadj  (Tiljtt  überbradjte. 

tPenige  (Tage  fpäter  fan6te  {te  2IIefan6er  einen  smeiten  Brief,  6iesmal  mefentlic^ 
perfönlic^en  3"^ölts.  Sie  ge6ac^te  beilegten  fjersens  6e5  ^0.  2^nx,  6es  erften  tTages  6er 
gufammenfunft,  6ie  fünf  3^^^^  ©or^er  in  ZHemel  ftattgefun6en  ^atte,  un6  6er  für  iljr 
3nnenleben  fo  be6eutungspoUen  23efanntfdjaft  mit  Kaifer  2(Ie|^an6er.  3"^^^  P^  ^^"  6aran 
erinnert,  beflagt  fie  $ugleic^,  6af  6a5  „Ungcljeuer  Bonaparte"  6ie  unfc^uI6igften  ^reun6^ 
fci;aft5ban6e  5U  serreif en  perftan6en  ^abe  un6  fie  6a6urc^  6es  (ßlücfes  beraube,  6em  Kaifer 
in  it^rem  eigenen  £an6e,  in  Cilftt,  von  wo  fte  einft  6en  erften  Brief  an  it^n  gefc^rieben,  6ie 
fc^ul6igen  €f?ren  5U  ertoeifen.  2(ber  fie  rü^rt  6odj  auc^  an  6ie  politifc^e  Seite  6iefer 
Besieljungen.  Die  Untt>an6elbarfeit  feiner  5^eun6fc^aft  für  6en  Konig,  fo  fagt  fie  xtfm,  fei 
je^t  i^re  ein$ige  ^offnungsqueüe.  ®ljne  i^n  ipfir6en  6er  König  un6  fte  felbft  perlernen 
muffen  5U  ^offen. 

(Es  fdjeint  faft:  6ie  ZlTitteilungen  6es  Königs  über  6ie  ^n^iänb^  in  6er  ruffifdjen 
2{rmee  un6  über  6ie  n>acf;fen6e  ®ppofttion  gegen  2(Ie|^an6ers  Politif  Ratten  ^tpeifel  un6 
Beforgniffe  in  Königin  Cuife  erwecft,  6te  nur  5U  baI6  fic^  traurig  beipatjrljeiten  foUten. 

IDas  6er  iälfc  lDi6erftan6  pon  Dansig  nic^t  pcrmodjt  ijattc,  bewirf  te  en6Itdj  6effen 
^all:  Bennigfen,  6er  nun  eine  ®ffenftpe  Hapoleons  befürd;ten  mugte,  auc^  tpo^I  pon 
feinem  Kaifer  aufgerüttelt  ipur6e,  entfdjiof  fidj  je^t  felbft  an  6er  2tUe  aufwärts  $um  Eingriff 
porsugcljen.  Xladi  einigen  unbe6euten6eren  (ßef eckten  fam  es  am  \0.3unt  fü6Iic^  Bartenftein, 
bei  £)eilsberg  5U  einer  Sdjlac^t,  in  6er  6ie  Huffen  unter  erfolgreich  ZlTitipirfung  preufifdjer 
KapaOerie  einen  unstpeifelt^aften  Sieg  errangen. 

Königin  Cuife,  6te  gera6e  an  6emfelben  (Tage  Königsberg  perlaffen  un6  nac^  stpölf^^ 
ftün6iger  ^a^rt  in  6rücfen6fter  ^i^e  ZlTemel  erreicht  ^atte,  erljielt  6ort  erft  sipei  (Tage  fpäter 
6urdj  einen  Boten  iljres  (ßemaljls,  6er  pc^  instpifc^n  5U  Kaifer  2ne|^an6er  nac^  tTilfit  begeben 
^atte,  6ie  Had;ric^t  pon  6em  rufftfc^en  Siege.  Der  König  ^ielt  6ie  Sdfladit  tatfäd^Iic^  für 
einen  be6euten6en  (Erfolg,  tpenn  er  auc^  nad;  allen  trüben  (Erfahrungen  6er  legten  IHonate 
feine  großen  J)offnungen  6aran  fnüpfte.  Die  Königin  ipar  „aufer  fxdj  vor  ^reu6e",  fie 
eilte  felbft  5U  Köcfri^,  um  6em  unbefe^rbaren  Pefftmiften  6ie  Siegesnac^rid^t  5U  bringen. 
Hafc^  füllten  fidj  6ie  Strafen  mit  jubeln6en  ZlTenfc^enmaffen;  6ie  ZlTufif  6er  (ßar6e  fpielte 
por  6em  £)aufe  6er  Königin.  Cuife  wat  unen6lic^  glücflic^,  befon6ers  über  6en  Siegesanteil 
6er  tapferen  preufifdjen  fc^warjen  Qufaren.  Bei  ane6em  —  eine  rücfljaltlofe  ^reu6e  tPoUte  6odj 
nidjt  in  iljr  auffommen.    „(ßott  ipoüc  je6e  J)iobspoft  per^üten,"  fc^rieb  fie  am  nädjflen 

23  ^ 


fLa^t  bcm  TiSnxQ,  „es  voätz  3u  graufam.  3cl;  mug  Dir  freiließ  gefte^n,  6af  nadj  ju 
grogen  UnglficfsfdUcn  mein  Qcrs  ftc^  nic^t  PöUig  unb  mit  ganset  ^uperftc^t  6er  &&ds^ 

Ijoffnung  überlaffen  faun.  3^  ^i"  9^^^  5^  ifodi  pon  meinem  ^immel  geftürjt IDet 

f5nnte  me^r  als  Du  unb  idf  an  ber  Hationale^re  galten?  ZPir  ^aben  noc^  trieles  gut  5U 
machen,  aber  mit  (Bettes  £)i(fe  n>er6en  tpir  es  auc^.  Ttbkn,  aöteu.  (Bett  n>oUe  ferner^ 
6ie  nid^t  pctiaffen,  Me  an  i^n  glauben  unb  auf  i^n  I^ffen  eiDiglic^/' 

Cuife  t^atte  faum  öiefe  feilen  gefd^rieben,  am  ^3. 2^nx,  als  bk  befürchtete  „tfiobspc^" 
eintraf  unö  öie  ftürmifc^  laute  5^eu6e  in  ebenfo  tiefe  Hieöergefc^Iagen^t  oemHinbeite. 
Bennigfen,  um  nic^t  in  feiner  rechten  ^lanfe  flberfliigelt  5U  tperöen,  ^e  an  6er  TULt 
abwärts  6en  Hucfsug  antreten  muffen.  ,,Da  lies,  fo  getpinnt  Bennigfen  Sc^Ioc^en  unö 
fo  perliert  Bonaparte  fte^'  —  mit  6iefen  IDorten  fan6te  6er  König  i^r  6ie  Hac^ric^ten  Aber 
Bennigfens  Hficfsug.  ^n>ei  Cage  fpäter,  am  ^5. 3^^^  ^^f  ^  König,  trfiber  ^t^nungcn 
poü,  fclbft  bei  6er  Königin  in  ZlTemel  ein. 

3n  6er  ^rcu6e  6iefes  lDie6erfc^ens  ahnten  bei6e  nidjt,  6af  fc^on  am  tCa%t  vodftt 
iliv  Sd;icffa(  entfc^ie6en  nxir:  am  \^.  3uni  (^atte  bei  ^rie6Ian6  in  einer  neuen^  Sdfiadift 
Hapoleon  6as  rufftfc^e  Qeer  pemid;ten6  gefc^Iagen. 


232 


Cafd  (8 


n 


öcn  ,,9cfä^rlidjften  ItXann  im  Staate"  crflärte,  »ünfc^ten  feine  Beftrafung,  6er  KSnig^ 
unentfc^Ioffen  unö  gutmütig  tpie  fonft,  sögerte  unb  fragte  feine  (Bema^Iin  um  it^re  2(nftdft 
Königin  Cuife  n>ar  entruftet  über  5^ftron>.  Sie  n>flnfc^te  Idngft  6ie  gdnslic^e  €ntfemung 
6es  ZTTannes,  ber  ben  (C^rlottenburger  ZDaffenfKUftanö  unterjeic^net  fyxb^  unö  6er  nie  gut 
tun  n>er6e  —  never  never  good,  wie  fie  fc^reibt.  (Ein  ItTann,  6er,  n>ie  6er  König  felbft 
il^r  mitgeteilt,  i^m  ein  6ipIomatifcI;es  Sd;riftftäcf  unterfc^lagen  ^be  —  eine  gegen  ^fhrotD 
gerichtete  englifc^e  €rfldrung  — ,  fei  5u  allem  fd^ig.  Sie  erinnerte  6en  König  6aran,  nrf« 
6er  (Beneral  felbft  bei  6em  f urslic^en  Uebertritt  6e5  ®berften  P^uU  aus  preufifc^en  in  rufftfc^ 
Dienfte  pon  Per^ftung  un6  ^eftung  gefproc^en  ^e.  Sie  fd^ien  i^m  ein  folc^es  Sc^icffal 
5U  n>unfc^en.  £)ar6enberg  je6oc^,  mit  6em  fte  6arüber  fprac^,  fan6  eine  fo  ungen>ö^n(ic^e 
Strenge  mit  6em  C^rafter  6e5  Königs  nic^t  im  (Einflang  un6  riet  5U  leichter  Verbannung 
ins  Huffifc^c.  Dcmgcmdf  fdjrieb  fte  6em  König  (22.  Ztlai):  „3aftrott>  fcnnt  erftlic^  Deines 
£)er5ens  (Bute,  5n>eitens  befon6ers  Deine  2(bneigung,  Dic^  in  KoUiftonen  5U  fin6en,  6ie  Dir 
peinlich  fein  fönnten  un6  xoo  nur  ein  „3^  o>iU"  6er  Sac^e  ein  €n6e  machen  fönnte .... 
Sein  Xcfus  $ur  2Irmee  5U  ge^en  ift  unter  aller  Kritif,  un6  xdj  glaube,  Du  fannft  es  nic^t 
unbeftraft  laffen,  ot^ne  Deine  2(utoritdt,  o^ne  6as  bigc^en  guten  (Seift,  6er  noc^  in  unferen 
(Truppen  ift,  5U  erfticfen  . .  .  ZPillfil  Du  alfo  nac^  meinem  ^i  ^n6eln,  fo  gib  i^m  6en 
2(bfc^ie6  un6  exiliere  i^n  aus  Deiner  Hd^e.  (£r  ^at  Paffeports  perlangt  nac^  Pofen  unö 
Berlin,  um  (ßottesimUen  nic^t . . .  ^  glaube  alfo,  Du  fdjicfft  iljn  surücf,  n>eit  pon  6er 
2trmee,  ins  Ruffifdje  . . .  Strafft  Du  i^n  nic^t,  n>ie  er  es  per6ient  un6  tt>ie  es  Deine  €^re^ 
6ie  (£^re  6es  Dienftes  un6  Deine  2Iutoritdt  perlangt,  fo  ^ft  Du  eine  nie  ab5ufe^en6e 
Kabale  gegen  6ie  gute  Sac^e  un6  gegen  ^r6enberg,  6en  Du  6oc^  jei^t  allein  mit  Kraft 
unterftü^en  muft,  n>enn  Du  n>illft,  6ag  er  etuHis  (Butes  ftiften  foll . .  .  ^df  bitte  Dic^,  fei 
feft,  ftan6^ft,  gans  ZTIann  in  6er  Sadje"  . . . 

^ric6ridj  IDilljelm  entfc^ie6  fc^lieflic^  im  n)efentlidjen  nadj  6em  ^U  {)ar6enbergs 
un6  6er  Königin:  er  entlief  ^\ixow  un6  perbot  iljm,  fidj  mit  6em  König  an  einem  (Drte 
aufsu^alten  06er  in  6ie  pom  5ein6e  befc^ten  Propinsen  5U  ge^cn. 

£Dte  im  Kantpfe  gegen  ^ftron>,  fo  tyii  Cuife  auc^  fonft  6en  König  unabldfftg  gemannt, 
an  f)ar6enberg  feft5u^alten  un6  6as  sagl^aft  begonnene  Heformn>erf  nad}6rücflic^  un6  rflcf^ 
fic^tslos  6urdj5ufütjren.  Sie  fonnte  £)ar6enberg  un6  6effen  neue  ZtTitarbeiter  —  6ie  Sd^n 
un6  Hiebutjr,  Klcrois  un6  Staegemann  —  6ie  „erften  Köpfe  6es  Staates"  —  nidjt  genug 
rütjmcn.  Hur  2lus^rren!  Hur  ^eftbleiben!  Hur  einmal  ein  frdftiges  „Car  tel  est  mon 
plaisir''  gegen  6icjenigcn,  6te  immer  pom  oxil^ren  IDoI^l,  pon  Vereinfachung  6er  (Befcf^fte  uftp. 
re6en,  un6  6ann  bei  je6er  Heuerung  fc^eien!    Hur  einmal  „ein  Strafgericht"  gegen  Me 

226 


3öftrott>,  Sdfxötitt  un6  Vo^,  6te  in  ZlTcmcl  einen  ®ppofilionstjer6,  ,,ein  Weines  ZlTosfau" 
bitten,  6te  auf  £)ar6enber9  fdjelten,  alles  befrilteln,  5ie  Stimmung  pcrierben  un6  nac^ 
^rieöen  rufen.  €s  war  bodi  nidjt  möglidj,  ftärfer  un6  ieullidjer  5um  Konige  5U  fpredjen, 
als  tt>enn  feine  (ßemaljlin  i^m  ersäljite:  6ie  (Dbertjofmeifterin  (ßrdfin  Dof  fyib^  i^ren 
Zlcffen,  einen  6er  ZlTinifter,  6ie  gegen  Me  neue  (ßefdjäftsperteilung  6em  Könige  Porftellungen 
gemacht  ^tten,  $omig  gefragt:  „ffättm  Sie  bas  ^mbvxdi  6em  gleiten  getan?" 

(ßlüdlidje  (Tage  in  Königsberg!  3n  6em  fdjredlidjen  3ö^re  5es  furchtbaren  Krieges 
Cuifens  bcfte  ^üi,  wo  Me  Ijoffnungsfrolje  ZHitarbeit  an  6em  großen  Kampfe  um  6ie  ^rei^eit 
€uropas  iljren  (ßeift  weitet,  iljre  Kräfte  fteigert,  itjren  Ztlut  beflügelt.  Sie  fteljt  in  6em 
Kriege  nic^t  einen  Kampf  nur  snrifc^en  Preugen^Huflanb  un6  ^ranfreidj.  Sie  erfennt, 
öaf  es  ^ier  Qö^eres  gilt,  bag  je^t  um  ,,Me  ^rei^eit  ber  tPelt",  um  bas  (ßlucf,  ,,bie 
Unab^ängigfeit  6er  fünftigen  Generationen"  gerungen  tt>ir6.  Das  poüe  Bewuftfein  6er 
Be6eutung  6iefes  Kampfes  un6  6er  (Bröge  6er  2(ufgabe,  6ie  Preufen  6abei  5ugefaOen  ift, 
lizbi  6ie  Königin  empor  5U  riner  Qöt^e  6er  (Beftnnung,  5U  6er  feine  2Inn>an6Iung  6er 
Sdiwadjc  heraufreicht.  Hie  fommt  i^r  6er  (ße6anfe,  6ie  Hettung  Preufens  6urclj  einen 
Son6erfrie6en  mit  Hapoleon  5U  erfaufen.  Sie  ifai  eine  leb^fte  €mpfin6ung  6afür,  6af  fie 
6urdj  6iefe  Haltung  6ie  (Eljre  Preußens  rette,  un6  6as  madjt  fie  „ftarf  bis  in  6en  tro6". 
Der  fdjtt>e6ifc^e  Diplomat  Brincfmann,  6er  fonft,  n>ie  »ir  uns  erinnern  (fielje  oben  S.  ^76), 
red^t  bitter  5U  urteilen  pflegte,  rül^mt  gegen  (£n6e  6es  Kampfes  ä^nlicf;  tPte  <ßen^  am 
Jtnfang:  „Die  Königin  Ifat  feit  Beginn  6es  Krieges  nic^t  einen  2tugenblicf  ^el6enmut  un6 
Stan6^aftigfeit  perleugnet." 

Un6  alles  was  fie  umgibt,  was  fidj  itjr  nähert  06er  was  fie  an  fidj  $iel?t,  fudjt  6ie 
Königin  mit  6em  (ßeifte  5U  erfüllen,  6er  fie  felbft  befeelt»  Tlls  „£an6esmama",  wie  fie  fic^ 
in  Königsberg  einmal  nennt,  füljlt  fie  fic^  glücHic^,  pon  „6en  getreuen  Untertanen"  geliebt 
un6  gefuc^t  5U  iper6en.  Keine  ©ber^ofmeifterin  we^rt  je^t  eiferfüdjtig  6en  S^g^ng  5ur 
Königin,  feine  (Cour  nnr6  geilten.  Die  Damen,  6ie  pc^  meI6en  laffen,  fm6  wiüfommen, 
werben  mit  einer  Caffe  (Tee  bewirtet  un6  muffen  mit  Scharpie  supfen.  (Ein  ^ufiger  (ßaft 
ift  ^rau  Pon  Krü6ener,  6ie  $uweilen  aus  i^ren  Sdjriften  porlieft.  Heben  6en  preufifdjen 
(ßcneralen,  Blüdjer,  6er  fidj  por  feiner  2tbreife  nac^  Pommern  pon  iljr  perabfdjie6et  un6 
Briefe  für  6en  üater  in  Zleufhreli^  erljült,  Rüc^el,  6em  (ßoupemeur  pon  ©ftpreufen,  un6 
Keffel,  6em  neuen  Komman6anten  6er  (ßar6e,  6em  (ßrafen  un6  6er  (Bräfin  Do^na^Sc^Iobitten, 
6cren  pier  Sö^ne  im  ßzlbe  pan6en,  fommen  sa^Ireidje  Diplomaten,  wie  £or6  J)utc^infon,  ein 
tYpifdj  fteifer  un6  wun6erlic^er  (Englän6er,  un6  piele  Suffen,  2Heyan6ers  (ßünftling,  6er 
preuf enfein6Iic^e  Pole  (Csartorfsfi  mit  feinen  5^eun6en  Itowoffil^w  un6  Stroganow,  un6  6er 

227 


Zninifter  6es  ^lustpärtigen,  Bubberg,  für  öen  ftc  beim  König  um  ben  Sdivoatyn  2IMeror6en 
bittet.  3"^^^^/  ^^  folc^en  (Befellfc^aften,  bei  freunMic^en  2tufmerffamfeiten  befonöers  gegen 
(Englänöer  un6  Huffen,  fu^It  fie  fic^  im  Dienfte  6er  guten  Sadjz.  Xlodf  über  öiefen  getoo^nten 
Kreis  lyinaus  aber  6el?nt  fte  iljre  (Empfänge:  jte  jtelyt  6en  alten  Kriegsrat  Sdjeffner,  öeffcn 
tpir  nodf  nätfet  ge6enfen  n>erben,  ben  Prebiger  Borotpsfi,  6effen  „Kemprebigten  nac^  alter 
2Irt  i^rem  I^ersen  ein  »aljres  Cabfal  fmö",  un6  Vertreter  btv  jungen  öeutfc^en  Didjtung:  ZHoy 
pon  Sd;encfen6orff  unb  Tldiim  pon  2(mim.  ZRan  fd^rt  auf  bem  Sc^Iofteic^  in  Königsberg 
unb  auf  bem  Pregel  fpasieren,  unb  Königin  Cuife,  beren  Boot  ZPilfon  (enft,  fingt  mit 
Sdjtt>efter  ^ricöerife  5ur  (Bitarre  aus  6em  eben  erfc^ienenen  IDunöerIjom:  „€s  ritten  6rei 
Heiter  5um  (Tore  ^inaus". 

(ßlücflicl^e  trage  in  Königsberg!  Die  Königin  flagt  n>o^I  einmal  Aber  öie  norbifcf^  Sonne 
6ort,  öie  leuchte  o^ne  5U  n>drmen:  fte  felbft  in  fic^  —  Bruöer  (Beorg  fyxi  öies  (Bleic^nis 
einmal  gebraucht  —  trug  eine  Sonne,  öeren  Strahlen  i^re  Umgebung  erleuchteten  unö  ermarmten» 

2(Uein,  feit  2Hitte  ZRai  fd;on,  färbte  ftc^  öie  I^ffnungsfro^e  Stintmung  trüber  unö 
öäfterer.  Cuife  ^tte  bereits  gelegentlid;,  in  böfer  Pora^nung,  5U  Sd^mefter  ^rieöerife 
geäußert,  fte  fe^e  öiefe  glucflicf^n  Cage  ,,nic^t  als  Belohnung  pergangener  unglficflic^ 
Seiten  an,  fonöem  als  eine  Queue  öer  Stärfung  5U  neuen  UnglucfsfäUen".  Hun  fam  aus 
Ztlemel  öie  Hadjridjt  pon  einer  fdjroeren  €rfranfung  2tleyanörinens,  ipas  öie  ZITutter  fo 
erregte,  öaf  fte  fd^on  im  Begriff  n>ar,  nad;  2HemeI  absureifen,  als  berut^igenöere  ZHelöungen 
f)ufelanös  fte  surucfl^iclten.  Schlimmer  noc^  quälte  öie  Königin  öie  Sorge  um  Dansig  unö 
öie  (Entlüftung  über  öie  Unbemeglidjfeit  öer  grof en  rufftfdjen  2trmee.  3"^"^^^  ^"8^  f^'of 
fidj  öer  eifcme  Heif  öer  Belagerer  um  öie  pon  Kalcfreuttj  tapfer  perteiöigte  Siabt,  o^ne  öaf 
Bcnnigfen  cmftlidje  £)ilfsperfudje  gemadjt  ^tte.  Königin  Cuife  felbft  nxinöte  fidj  am  \8.  ZIToi 
an  Katfer  2(Ie|-anöer  mit  öer  Bitte,  Dansig  nid^t  fallen  5U  laffen  unö  öurd^  ein  Porge^ 
öer  fjauptarmee  eine  Ztblenfung  öes  ^einöes  ljerbei5ufütjren.  IDos  fte  freilidj  injmifc^en 
öurdj  itjren  (ßemaljl  pon  öem  rufftfdjen  ^eere  erfutjr,  pcriytcg  menig  2lusftdjt  auf  öcn  (Erfolg 
aller  tljrer  Bcmüljungen. 

Seit  öem  \6,  Tiprxl  bereits  meilte  König  ^rieöridj  IPiltjelm  mit  Kaifer  2IIefanöer  bei 
öen  rufftfdjen  tTruppen  in  Sc^ippenbeil  unö  Bartenftcin.  Die  perfönlidjen  Besie^ungen  öer 
bciöen  inonardjcn  5ucinanöer  ^tten  nidjt  Ijersüdjcr  unö  pertraulidjcr  fein  fönnen;  2(Ie|:anöer, 
öer  ftdj  inmittett  feines  I)cores  wie  öer  fjaustjerr  fütjite,  nxir  pon  rüljrenöer  3uPorfommen» 
Ijeil  gegen  öen  König,  öeffen  (Einfadjljcit  es  öer  2lufmerffamfeiten  mandjmal  felbft  supiel  n>uröe. 
3n  öen  Staatsangelegenljcilen  madjte  J)aröenberg  moift  öen  Vermittler  5tt>ifdjen  itjnen;  öagegen 
fanöen  fte   ftdj  immer  jufammen  in  ibrer  gemeinfamen  Heigima  f"«*  M<»  iteußerlid)^*^ 


öes  Znilttdnpefens.  ZtTand;e  ruffifcf^e  (Einrid^tung  erhielt  bamals  (Eingang  in  bk  preufifc^e 
Uvrmc,  tt>d^rcn6  frütjcr  bas  Umgcfcljrtc  6cr  ^aü  geipcfcn  u)ar.  TXadi  TiUjcanbcts  Bcifpicl 
fing  ^mbtid)  IDilljclm  an,  einen  tTfdjafo  5U  tragen,  un6  lief  feinen  Sdjnurrbart  wadjfen, 
was  i^n  anfangs  nic^t  redjt  fleiöete  un6  fpäter,  wie  es  Ijief ,  in  (Tilfit  Hapoleon  miffieL 
€r  lief  fidj  je^t  6en  ^opf  abfdjneiöen,  6er  bei  6en  Soldaten  fdjon  feit  einigen  ZlTonaten 
abgefd;afft  n>ar,  unb  fc^icfte  it?n  feiner  (Bemat^Iin,  bie  it?n  forgfältig  aufl^b  unb  ben  Sturs 
öiefes  Symbols  pon  2(ltpreufen  mit  bemerfensiperten  IDorten  begleitete.  Sie  fc^rieb  6em 
K5nige  am  6.  ZlTai:  „Vox  iwA  ^al|v^n  tjätte  man  in  Preufen  nic^t  an  6iefe  2ten6erung 
5U  ienfen  gewagt,  wegen  6er  ^bcc  un6  öes  IDertes,  6en  man  6em  alten  Koftüm  6er 
preuf ifdjen  2trmee  beimaß.  Der  Siebenjährige  Krieg  Ifattc  feinen  mädjtigen  €inf[uf  bis  auf 
6ie  Qaartrad^t  ausge6et;nt,  un6  wer  fte  Ifättc  än6em  woOen,  ^ätte  ein  Znajeftätsperbred^en 
begangen.  Dagegen  fyxt  6er  mäd;tige  (Einfluf  6er  fransSfifc^en  Hepolution  6iefe  2(en6erung 
geftattet,  6enn,  meiner  (Treu,  nieman6  wir6  einen  S^Pf  tragen  wollen,  um  6as  2ln6enfen 
an  6en  Cag  6es  l^^.  ®f tober  5U  perewigen,  6er  gegen  6ie  Hepolutionäre  perloren  ging. 
3e6enfalls  ^be  id;  Cränen  gelacht  über  6as  ^dpfc^en,  un6  es  foO  aufbewahrt  wer6en 
unangetaftet  bis  an  6er  IDelt  €n6e."  Iln6  fpdter  noc^  einmal:  „3^  ^^f  Dir  noc^  fagen, 
6af  6as  (ßefc^enf  Deines  ^opfes  mir  wirflic^  Pergnugen  gemacht  fyii]  6enn  xdf  wfinfd^te 
6iefe  troiIettenän6erung  längft;  alles  was  im  Kriege  6ie  troiIettebe6ürfniffe  pereinfac^en  fann, 
ift  wirflic^  gut." 

König  ^ri^^ndj  IDilljelm  Ijing  an  2tleyan6er  mit  fefter  (Treue  un6  mit  unerfc^ütter^» 
liebem  (ßlauben;  „fein  ^ers  ift  fo  gut,"  fdjreibt  er  einmal  über  i^n,  „fein  IDiüe  für  6as 
(ßute  fo  beftimmt,  feine  2Ibftc^ten  fin6  fo  e6elmütig."  2tüein  6as  Per^lten  Bennigfens 
un6  6ie  Znifftän6e  im  ruffifc^en  ^eere,  6ie  llnor6nungen  un6  2tusfc^reitungen,  liefen  feine 
^uperfidjt  in  ifjm  auffommen.  Dergeblidj  wur6e,  unter  J)ar6enbergs  eigener  Ceitung,  pon 
preufifdjer  Seite  alles  aufgeboten,  um  6en  Unter^It  6es  rufftfc^en  ^eeres  ftdjersufteüen: 
immer  pon  neuem  Wagte  Bennigfen  über  Perpflegungsfdjwierigfeiten,  6ie  iljm  je6e  Bewegung 
unmöglich  machten,  un6  lief  6ie  (Truppen,  6ie  er  einmal,  gegen  ZTIitte  ZITai,  bereits  5U  einer 
2tngriffsbewegung  sufammengesogen  ^tte,  wie6er  auseinan6erge^n.  „Parturiunt  montes", 
meinte  ^rie6ridj  IDil^elm.  Dabei  mufte  6er  König  „mit  bluten6em  £)er5en"  sufeljen,  wie 
6as  reidje  £an6  an  6er  2tUe  perwüftet,  6ie  unglücflidjen  (Einwohner  ausgeplün6ert,  gemif ^ 
ljan6elt  un6  pertrieben  wur6en.  Die  graufamfte  (Enttäufc^ung  für  iljn  war  es,  als  er  ftc^ 
aümäljlidj  überseugte,  6af  audj  6ie  längere  perfönlic^e  Jtnwefen^it  2tleyan6ers  feine 
®r6nung  in  6ie  eingcwurselten  ZlTif  brauche  im  ruffifc^en  £)eere  bringen  wer6e.  „3^^  fdjäme 
midj  in  6ie  Seele  6es  Kaifers",  fc^rieb  er  feiner  (ßema^Iin.    3"  foldjer  Stimmung  perlief 

229 


5er  König  am  20.  ZTTai  bas  rufftfd;e  £)auptquartier,  n>o  bw  Crlebigung  ber  öiplomotifd^en 
(Befd^fte  it^n  länger  als  er  gctpunfcl^t  feftge^Iten  fjatte,  nnb  ging  mit  Katfer  Ukjcanbn 
nad}  £)eiltgen&etl,  am  5^fc^n  £)aff,  um  6ort  fein  eigenes  Meines  Cruppenforps  5U  beftc^tigen. 
€r  erfüllte  6amit  enMic^  einen  IDunfdj,  6en  Königin  Cuife  fdjon  »ieöerljolt,  porjtc^tig  ober 
nadjörücflidj,  i^m  angedeutet  Ifatt^.  €r  fiberreidjte  £'€ftocq,  6er  für  öen  Sieger  pon  Preufifc^- 
(£ylau  galt,  bos  gelbe  Banb  bes  Sc^nnirsen  2IMerorbens,  perteilte  Zneöaillen  unter  Me 
Sottatcn  un6  ridjtete  ermuntemöe  IDorte  an  fie,  ,^fo  gut  xdi  es  permoc^te''  —  n>ie  er  felbfl 
befdjeiien  fdjrcibt.  Dann  eilte  er  »eiter  nac^  Königsberg  $u  feiner  (Scmalflxn,  6ie  er  in 
biefer  gansen  ^eit  nur  einmal  befud^t  ^tte,  n>ä^renb  Kaifer  2IIe;anber  nac^  (Tilftt  reifte, 
0)0  ruffifdje  Perftdrfungen  ernnirtet  tt>ur6en. 

IDcnige  tTage  nur  n?aren  ^nebrid;  IDilt^elm  unb  Cuife  in  Königsberg  nrie6er  pereinigt, 
als  Me  Unglücfsbotfc^aft  eintraf,  ba^  Dansig,  nad^em  ein  fd^Ied^t  angelegter  f)ilfsperfu(^ 
unter  großen  Derluften  gofdjeitert  ipar,  am  26.  ZHai  eljrenpoU  fapituliert  Ifab^.  (Ein  neuer 
Sd)Iag  für  Cuifens  £)offnungenI  ,,Dan$igI  Dansig!  ift  6a^in",  fc^reibt  fie  öem  Bruier, 
,,feit  gcftem  in  fransöfifc^en  £)än6enl  in  öiefen  per^ften,  über  alles  gräflichen  Ränken". . . 
2tber  fic  bleibt  ungebeugt,  fein  (ßeöanfe  an  Sonöerfrieöe,  an  (Trennung  pon  Huflanö. 
,^(ßlaube  öesljalb  nic^t,  6af  mein  (ßeifl  auf  6er  €r6e  liegt,  fo  gebeugt,  6af  ic^  6en  Kopf 
nic^t  meljr  Ijeben  fann  . .  .  IDas  aus  uns  n)er6en  ipir6,  ipeif  (Sott.  Dodj  gebe  idj  Vit  bit 
Ueberseugung,  6ag  gen>if  nid;ts  gegen  6ie  (£^re  Preuf ens  getan  n>ir6.  (£in  Separatfrie6en 
ift  ein  Ding,  ipos  ipir  gar  nidjt  fennen.  ZlTit  6em  Kaifer  ift  fo  eine  3"^"^^^^/  i"  ^" 
Kabinetten  audj,  tt>ir  ^ben  uns  fo  mit  £eib  un6  Seef  an  6en  guten  €ngel  perfdjrieben 
(nidjt  an  6cn  2)oftor  ^auft  mie  gaftrou)  u>ollte),  6af  nidfis  in  6er  IDelt  gefc^e^n  fann, 
als  nüt  il^m  un6  6urd;  il^n.  Oicfe  Berul^igung  gibt  mir  6ann  Kraft,  n>cnn  alles  in  fd;a>eren 
(ßett>ittcnpolfen  neben  mir  un6  um  midj  ift,  un6  6er  (ße6anfe,  6er  ^ranj  6en  (Erftcn  fo  ftarf 
belebte,  als  er  audj  im  größten  Unglücf  a>ar,  Tout  est  perdu,  hormis  Thonneur,  foll  mic^ 
ftarf  madjen  bis  in  6en  tro6"  .  .  . 

Königin  Cuife  begnügte  [xdf  nidjt  mit  Klagen;  fie  pcrfudjte  noch,  6a  Ztb^ilfe  5U  fd^ffen, 
ipo  fie  am  nötigften  fdyien:  in  6er  ^ütfrung  6es  ruffifdjen  fjeeres.  2)er  König  Ijatte  i^r 
ange6eutet,  6af  2tlefan6er,  felbft  un5ufrie6en  mit  Bennigfen,  an  6ie  Uebenialjme  6es  ®b«r- 
befeljls  6enfo,  un6  6af  6ies  tt>otjl  6as  befte  tt>äre,  tt>enn  er  nur  gute  Hatgeber  fän6e.  Sit 
entwarf  am  ^3""^  ^^^  Sdyreiben  an  Kaifer  2He|'an6er,  in  6em  fie,  unter  leb^ften  Se* 
fd)tt>er6en  über  Bcnnigfcns  Untätigfeit,  6em  Kaifer  6en  IDunfcb  äußerte,  er  möge  jtc^ 
fclbft  an  6ie  Spi^e  feiner  lorbecrgefrönten  2trmee  ftellen.  Sie  erfdjraf  6ann  6o<^  über  6ie 
Küljnljeit   i^rer   Bitte,    un6   £)ar6enberg,   6en   fie   nne6er   um  liai   fragte,    e^np^aljl   Ujr, 


>^G 


öen  2tus6rucf  t^rcs  IDunfc^cs  u>cg$ulaffcn  nnb  nur  6ie  Hoffnung  auf  neue  rufftfc^e  Stege 
bei  guter  Cettung  6er  Cruppen  aussufprec^en.  Die  Königin  u>illfa^rte  6em  Perlangen 
^aröenbergs,  6er  öos  abgeänöerte  Schreiben  felbft  6em  Kaifer  nac^  Cilftt  überbradjte. 

IDenige  Cage  fpäter  fanöte  fie  Ztleyanöer  einen  5u>eiten  Brief,  öiesmal  mefentlidj 
perfonlic^en  3"^'^^  ^^^  geöadjte  beu>egten  ^ersens  6es  ^0. 3uni,  öes  erften  Cages  6er 
gufammenfunft,  6te  fünf  3^^^^  por^er  in  ZITemel  ftattgefunöen  ^otte,  unö  6er  für  Ujr 
3nnenleben  fo  beöeutungspoUen  Befanntfdjaft  mit  Kaifer  2tleyan6er,  3"^^^  P^  ^^^  fearan 
erinnert,  beflagt  fie  sugleic^,  6af  bas  „Ungeheuer  Bonaparte"  6ie  unfc^ulöigften  ^reun^» 
fdjaftsbanöe  5U  5erreif en  oerftanöen  ^abe  unö  fie  öaöurc^  6es  (ßlücfes  beraube,  6em  Kaifer 
in  iljrem  eigenen  Canöe,  in  Cilftt,  pon  u>o  fie  einft  6en  erften  Brief  an  i^n  gefdjrieben,  6ie 
fdjulöigen  €^ren  5U  ertt>eifen.  2tber  fie  rü^rt  6oc^  auc^  an  6ie  politifc^e  Seite  6iefer 
Besie^ungen.  Die  llnu>an6elbarfeit  feiner  ^reunöfc^aft  für  6en  Konig,  fo  fagt  fie  i^m,  fei 
je^t  i^re  ein$ige  ^offnungsquelle,  (D^ne  i^n  ipüröen  6er  König  unö  fie  felbft  perlernen 
muffen  5U  ^offen. 

€s  fc^eint  faft:  6ie  ZITitteilungen  bes  Königs  über  6ie  ^^ftanöe  in  6er  rufftfc^en 
Ztrmee  unö  über  6ie  ipadjfenöe  (Dppofttion  gegen  2tleyan6ers  Politif  ^tten  ^wei^d  nnb 
Beforgniffe  in  Königin  Cuife  enpecft,  öie  nur  5U  balö  ftc^  traurig  bema^r^eiten  foüten* 

Was  6er  5ä^e  IDiöerftanö  pon  Dansig  nidjt  permoc^t  ^tte,  bewirf te  enölic^  öeffen 
^all:  Bennigfen,  6er  nun  eine  (Dffenftpe  Hapoleons  befürchten  mufte,  auc^  ipo^I  pon 
feinem  Kaifer  aufgerüttelt  ipuröe,  entfc^Iof  fic^  je^  felbft  an  6er  Zilie  aufipärts  $um  2tngriff 
porsuge^en.  Xladf  einigen  unbeöeutenöeren  ©ef eckten  fam  es  am  ^0.3uni  füMic^  Bartenftein, 
bei  ^eilsberg  5U  einer  Sc^lac^t,  in  6er  öie  Ruffen  unter  erfolgreic^r  2TKtu>irfung  preufifc^er 
Kapallerie  einen  un5u>eifel^aften  Sieg  errangen. 

Königin  Cuife,  öie  geraöe  an  öemfelben  Cage  Königsberg  perlaffen  unö  nac^  5U>ölf== 
ftünöiger  ^a^rt  in  örücfenöfter  ^i^e  ZlTemel  erreicht  ^tte,  erhielt  öort  erft  5U)ei  Cage  fpäter 
öurdj  einen  Boten  i^res  (ßema^ls,  öer  fic^  insipifc^n  5U  Kaifer  2tleyanöer  nac^  Cilftt  begeben 
l^atte,  öie  Hac^ric^t  Pon  öem  rufftfc^en  Siege.  Der  König  ^ielt  öie  Sc^ladjt  tatfäc^lid;  für 
einen  beöeutenöen  (Erfolg,  n>enn  er  auc^  nac^  allen  trüben  (Erfahrungen  öer  legten  SHonate 
feine  grofen  Hoffnungen  öaran  fnüpfte.  Die  Königin  u>ar  „aufer  fidj  por  ^reuöe",  fie 
eilte  felbft  5U  Köcfri^,  um  öem  unbef ehrbaren  Pefftmiften  öie  Siegesnac^ric^t  5U  bringen. 
Rafdj  füllten  fic^  öie  Strafen  mit  jubelnöen  ZITenfdjenmaffen;  öie  ZlTufif  öer  (ßaröe  fpielte 
por  öem  ^aufe  öer  Königin.  Cuife  «nir  unenölic^  glücflic^,  befonöers  über  öen  Siegesanteil 
öer  tapferen  preufifc^en  fc^iparjen  ^ufaren.  Bei  alleöem  —  eine  rücf^altlofe  ^reuöe  ipollte  öoc^ 
nic^t  in  i^r  auffommen.    „(ßott  ipolle  jeöe  ^iobspoft  per^üten,"  fdjrieb  fie  am  nädjften 

23  i 


Cage  6cm  König,  „es  tx>äxe  $u  graufam.  3^  "^"f  ^^  frcilidj  gefteljen,  6af  nadj  $u 
grof en  Unglücfsfällcn  mein  £jer$  fidj  nidjt  pöUig  un6  mit  ganjer  ^nvzxfxdit  6er  iBIäcfs« 

Hoffnung  überlaffen  fann,  3^  W"  9^^  $"  h^  ^^  meinem  ^immel  geftürst IDet 

fönnte  me^r  als  Du  un6  ic^  an  6er  Hationale^re  ^Iten?  ZPir  ^ben  no<^  pieles  gut  5U 
mad^n,  aber  mit  (Bottes  {}ilfe  n>er6en  n>ir  es  auc^.  2(6ieu,  a6ieu*  <Bott  n)oUe  ferneren 
6ie  nic^t  oerlaffen,  6ie  an  i^n  glauben  un6  auf  i^n  ^ffen  ewiglidj/' 

Cuife  ^atte  faum  6iefe  S^kn  gefdjrieben,  am  ^3. 3»"^/  ^^  We  befflrdjtete  ^^^iobspoft*' 
eintraf  un6  6ie  ftürmifc^  laute  ^reu6e  in  ebenfo  tiefe  nie6ergefdjlagenljeit  pem>an6elte* 
Sennigfen,  um  nic^t  in  feiner  redeten  ^lanfe  Aberflugelt  ju  n>er6en,  ^tte  an  6er  2(Ue 
abu>ärts  6en  Rücfjug  antreten  muffen.  „Da  lies,  fo  genannt  Sennigfen  Sdiladitm  unb 
fo  oerliert  Sonaparte  fte"  —  mit  6iefen  IDorten  fan6te  6er  König  i^r  6ie  Hadjric^ten  Aber 
Sennigfens  Rücfsug.  ^txm  Cage  fpäter,  am  ^5.3""^/  ^^f  ^  König,  trüber  2I^nungen 
poU,  felbft  bei  6er  Königin  in  ZUemel  ein. 

3n  6er  ^reu6e  6iefes  IDie6erfe^ens  ahnten  bei6e  nic^t,  6af  fdjon  am  tCage  por^ 
i^r  Sdjicffal  entfc^ie6en  UHir:  am  \^.  3»"^  ^^öe  bei  ^rie6Ian6  in  einer  neuen  Sc^Iac^t 
Ilapoleon  6as  rufftfc^e  ^eer  pemic^ten6  gefc^Iagen. 


Cafcl  \S 


^ 


Königin  Cutfc 


^^tcs  Kapitel 
Königin  Juife  in  Cilfit 

(^807) 


ae  XXadjtxdft  pon  btt  Hteöerlage  6er  Rujfcn  bei  ^rieManö  gelangte  am  ^6,3»"^  "^^ 
Zltemel,  nur  einen  tCag  fpäter,  nac^öem  öort  König  ^rieöric^  ZPil^lm  m.  un6  Königin 
Cuife  fidj  imeöer  pereinigt  Ratten.  Der  König  blieb  gefaft  un6  ru^ig;  er  ^tte  ipenig  gehofft 
unö  öarum  ipenig  perloren.  Sein  ©roll  rpanöte  ftc^  gegen  Sennigfen;  er  meinte,  unö  mit 
i^m  felbft  mandjer  Ruffe,  fo  piele  ^e^Icr  fönne  6er  (ßeneral  nidjt  o^ne  geheime  Ztbfic^ten 
begangen  ^aben.  Die  Königin,  6ie  nodj  eben  6en  Sieg  6er  Ruffen  bei  ^eilsberg  in  iubeln6er 
fjoffnungsfeligfeit  gefeiert  ^tte,  ipar  tief  entmutigt,  faft  persipeifelt;  aber  fte  fan6  baI6  Croft 
un6  ^alt  in  i^rem  fc^Iic^ten  ©ottpertrauen  un6  in  6em  erljeben6en  Seipuf  tfein  eines  Unter*» 
ganges  mit  €^ren.  Das  €t^ifc^e  in  Königin  Cuife,  i^r  fittlic^es  3^  ^K«^  ergaben  Aber 
©läcf  un6  UnglAcf,  aber  Sieg  un6  Hie6erlage.  Die  l^arten  Sc^icffalsfd^Iäge  ftä^Iten  6as 
fonft  fo  ipeic^e  ©emüt:  unerfdjrocfen  un6  ungebeugt  ftan6  fte  unter  6en  Crümmem  i^res 
©lucfes.  Un6  nie  offenbarte  ftc^  6er  Reichtum  e6Ier  ©efü^Ie,  6er  fte  befeelte,  tiefer  un6 
fc^öner  als  in  6en  2teuferungen  gera6e  aus  6iefen  Unglücfstagen:  Srief6enfmale  pon 
unpergdnglidjem  IDerte,  in  6enen  6er  ftoI$e  Sc^mer$  nic^t  per6ienten  Unglücfs  ergreifen6ften 
2tus6rucf  ftn6et.  „©laube  an  utts,"  fdjreibt  fte  6em  Sru6er,  „6enn  rpir  glauben  an  (ßott 
un6  6ie  tCugen6.    3^,  fo  lebt  un6  fütjlt  6er  e6le  ZlTenfcIj  un6  fo  ertjält  er  fic^  ^rie6e  in 

233 


feiner  Bruft,  ipenn  6es  Sdfid^als  Stürme  über  t^n  fradjen,  ipenn  KSnigretdjc  untcrge^n^ 
ipcnn  bas  Cafter  fiegt."  Unö  an  6en  Dater:  „S^'xm  Croftgrünöe  tfob'  idi,  6te  midj  über 
alles  ergeben;  6er  erfte  ift  6er  (ße6anfe,  imr  fin6  fein  Spiel  6es  Sc^icffals,  fon6em  nxlr 
flehen  in  (ßottes  ^an6  un6  6ie  Dorfe^ung  leitet  uns;  6er  $n)eite,  u>ir  ge^n  mit  €^ren 
unter.  Der  König  ^t  beu>iefen,  6er  IDelt  Ifat  er  es  beipiefen^  6af  er  nic^t  Sdjan6e,  fon6em 
(E^re  u>ill.  Preufen  ipollte  nic^t  Sflaoenfetten  tragen,  2tudj  nic^t  einen  Schritt  ^t  6<r 
König  an6ers  Ijan6eln  fönnen,  o^ne  feinem  (C^arafter  ungetreu  un6  an  feinem  Doffe 
Derräter  5U  n>er6en.    U>ie  6iefes  ftärft,  fann  nur  6er  füllen,  6en  nni^res  (Eljrgefü^l  6urcff* 

ftrömt Xlodj  einmal,  befter  Pater,  n>ir  ge^en  unter  mit  (Eieren,  geachtet  un6  gefehlt 

von  Hationen,  un6  n)er6en  immer  un6  eipig  ^reun6e  Ijaben,  »eil  mir  es  i>er6ienen  . . . 
Zlodj  eins  5U  3^^^^^  Croft,  ndmiidj  6af  nie,  nie  etunis  pon  unferer  Seite  gefcf^^en  wirb, 
was  nidjt  mit  6cr  ftrengften  (E^re  perträglidj  ift  . . .  Der  König  fteljt  mitten  im  Unglücf 
eljnpür6ig  un6  djaraftergrof  6a" .  .  . 

Tlndf  in  6iefen  Stun6en,  xx>o  6ie  Dersmeiflung  nac^  iljrem  £jer$en  griff,  nic^t  einen 
2tugenbltcf  Ifat  Königin  Cuife  bereut  06er  nur  be6auert,  u>as  mit  iljrer  ^^Pimmung  gefc^^en 
n>ar.  ZTTodjte  fie  6ie  folgen  bemeinen,  n>ie  fie  fpater  einmal  gefagt  i^t,  nidjt  6as  prinsip 
6er  ^an6Iung  —  (£ljre  un6  Selbftgefüljl  —  un6  nidjt  6ie  ^an6lüng  felbft.  Dos  polse 
Berpuftfein,  rec^t  un6  fittlidj  geljan6elt  $u  Ijaben,  blieb  iljr  unerfc^üttert.  „2Iuf  6em  IDeg 
6cs  Redjts  leben,  fterben,"  fc^rieb  fie  6em  Pater,  „ja  tt>enn  es  fein  muf ,  Srot  un6  Salj 
ejfcn,  nie,  nie  u>er6  ic^  unglücflic^  fein  . . .  Hur  Unredjt,  nur  lln$uperläfjtgfeit  6es  <Buten 
unfererfeits  bringt  midj  5U  ©rabe,  6a  fomme  ic^  nidjt  ^in,  6enn  wir  fte^n  $u  ^oc^"  . . . 

Bei  aUe6em  u>ar  6ie  Königin  6arauf  gcfaft,  bei  UKiUxcn  ^ortfdjritten  6es  ;Jein6es 
über  6ie  ruffifdje  ©rcnse  fiüdjten  5U  müjfen,  u>enn  fie  auc^  entfc^lojfen  n>ar,  bis  $um 
Zlcugerften  aussuljarren,  um  6iefer  Demütigung  5U  entgeljen.  „(ßott  ttrir6  mir  ^Ifen/ 
fdjrieb  fic,  „6en  trüben  2tugenblicf  5U  befteljen,  n>o  ic^  über  6ie  ©renje  meines  Heid^es  muf. 
Da  wirb  es  Kraft  erfor6em,  aber  ic^  Ijcfte  meinen  Blicf  gen  Jjimmel,  oon  6a  alles  ©ute  un6 
Böfe  fommt,  un6  mein  fefter  (ßlaube  ift,  er  fdjicft  nidjt  meljr,  als  mir  tragen  fönnen** . .  • 
2n  i^rer  Umgebung  rüftetc  man  fdjon  5ur  ^ludjt  auf  6ie  Sdjiffc  06er  über  6ie  <Brenje 
IjinitK^g  nadj  Riga.  3n6cffen  trafen  u>ie6er  beruljigen6ere  Hadjridjten  ein  über  6en  ge* 
fieberten  Hücfsug  6cr  proufifdj==ruffifc^en  Cruppcn,  6as  langfamc  Hac^rücfen  6er  fiegretc^ 
^ransofen,  6en  StiUftan6  6er  (Operationen  an  6er  IHemel,  6urc^  6ie  bei6e  f^eere  getrennt 
blieben.  Die  (ßcfaljr,  6ie  einen  2lugcnblicf  in  unmittelbarer  XlStfc  ge6roIjt  ^e,  fdjlen 
tt>ie6cr  in  6ie  ^eme  gerücft,  fo  6af  König  ^ric6ridj  XPil^elm  felbp  am  20. 3uni  fnl^ 
ZTTemel  ocrlaffcn  fonnte,   um  nac^  Sjaml  $u  reifen,  einem  <ßut<»  6es  ßürHtn  Sv^w  in 


^3^ 


Samogttten,  n>o^in  xlfn  Kaifcr  Ztleyanöer  5U  einer  ^uf^^^^^^'unft  gelaöcn  ^atte.  ^aröen«» 
berg  wat  bereits  öal^in  porausgegangen. 

^ür  6ie  in  ZITemel  5urücfbleiben6e  Königin  tarn  eine  qualpoUe  5«^  bangenöen  ^arrens, 
tCage^  in  6enen  6ie  öunfel  por  iljr  fidj  ausbreitenöe  ^ntnnft  nur  feiten  nodj  pon  einem 
^offnungsftra^Ie  erhellt  ipuröe.  (Einigen  tEroft  un6  5uipeilen  eine  (Erweiterung  gemäljrte  iljr 
6er  Umgang  mit  prinseffin  IDiUjelm  unö  prinsefftn  Cuife  Kaöjimiü,  mit  öenen  fte  audj 
je^t  nodj  manchmal  im  Singfpiel  ^^J^^^^uung  fudjte.  3"  2TlemeI  ging  6er  Cärm  friegerifdjer 
Ruftungen  u>eiter,  auf  6er  Heljrung  u>ur6en  Derfdjansungen  aufgeworfen,  im  ^afen  Kanonen* 
boote  bewaffnet;  unter  6en  ^enftem  6er  Königin  porbei  sogen  in  langen  Reiljen  6ie  IDagen 
$ur  Quaibrücfe.  Die  5ta6t  füllte  fic^  mit  6en  Flüchtlingen  pon  Königsberg,  mit  penpun6eten 
Huffen  un6  Preuf en.  3^  ^^^  ^^^  ^^^  SpannnnQ  6es  21ugenblicfes  beruhigte  sunädjft  6as 
(Berückt  pon  6em  itbfc^luffe  eines  U)affenftiIIftan6es,  6as  jtdj  baI6  nac^  6er  Ztbreife  6es 
Königs  perbreitete.  Die  Stimmung  neigte  fc^on  3U  einem  Frie6en.  Sei  6en  unfdglic^en 
Cei6en  un6  6er  (Erfdjöpfung  6es  Can6es,  bei  6er  gegenfeitigen  (Erbitterung  5u>ifcljen  Ruffen 
un6  Preufen,  6ie  6urcW  6ie  legten  unglücf liefen  (Ereigniffe  tt>enn  nidjt  Ijerporgerufen,  6ocW 
gefteigert  u>ar,  erfdjien  auc^  für  Preuf en  6ie  ^ortfe^ung  6es  Krieges  als  eine  Unmöglidjfeit. 
Unter  6en  Huffen  perlautete,  6ie  Preufen  per6ienten  nidjt,  u>as  man  fcfy>n  für  fte  getan 
l^abe;  Pon  6en  Preufen  tpur6e  laut  auf  Sennigfen  gefdjolten,  6er  fid;  an  bm  für  6ie  2Irmee 
beftimmten  Cieferungen  bereic^rt  ^be.  ^nwcxkn  fdjmeic^elte  man  ftc^  mit  6er  UTöglidjfeit 
einer  Ztusföljnung  mit  Hapoleon;  es  ^ief  fdjon,  6er  Kronprinj  foHe  iljm  6ann  fdjreiben 
un6  um  Rücfgabe  6er  2(n6enfen  an  Frie6ricW  6en  ©rof en  un6  an6erer  geraubter  ^amilien*^ 
ftücfe  bitten. 

Da  ober  famen  aus  Ssaipl  Briefe  6es  Königs  mit  6er  Hadjric^t  pon  einem  pöUigen 
Umfdjipunge  6er  Politif  Ruf lan6s,  6as  nadj  einer  I?erftän6igung  mit  ^ranfreidj  übereifrig 
Ijinftrebte,  Pon  6er  Derljan6lung  über  einen  ruffifdjen  IDaffenftilIftan6,  ipobei  pon  fransöfifdjer 
Seite  6ie  (Einräumung  6er  nodj  pertei6igten  preufifdjen  ^eftungen  Pillau,  (Bxanbcni  un6 
Kolberg  gefor6ert  ipur6e,  fogar  pon  6er  ZDa^rfdjeinlidjfeit  einer  ^uf^mmenfunft  mit  6em 
„Znenfc^nfreun6e"  Hapoleon.  VOu  tief  perle^en6  un6  erfdjüttem6  6rangen  6iefe  Hadjridjten 
in  6as  ^nmv^e  6er  unglücflidjen  Königin!  DersipeiflungspoU  fa^  fie  sufammenbrcdjen, 
iporauf  fie  mit  gläubiger  S^vex^dji  immer  gebaut  Ijatte.  Der  Ztbfall  Ruf  lan6s  insbefon6ere 
fcljmer$te  un6  entrüftete  fie,  oljne  freiließ  iljr  Dertrauen  in  Kaifer  2tlcyan6er  $u  serftören.  Sie 
glaubte  nod;,  nad;  Tlü  6es  frül^r  geplanten  Hor66eutfcWen  Bun6es,  an  6ie  UTöglic^feit  eines 
grof en  nor6ifcWen  Bun6es,  bei  6em  „alle  für  einen,  einer  für  alle"  fte^en  follten.  3"  «inem 
rüljren6en  Sriefe  flehte  fte  6en  Sc^nxicljen  un6  Ungetreuen  um  Sdju^  für  tljren  (ßema^l, 

235 


Kdntgtn  Cutfe  in  (Etiftt 

JKZZSSESet 


für  iljrc  Kinöcr.  „Sie  iperöen/'  fc^rieb  fte  tljnt  am  25.3uni,  „in  Mefem  graufamen  2Iugen« 
blicf  nidjt  3^^^^"  ^rcunö  unö  eine  Sadje  oerlajfen  ipoüen,  6ie  3^^^^"^  ^rsen  immer  teuer 
gcipefen  ift;  auf  Wes  ^ers,  6em  alle  tCugenöen  eigen  finö,  grflnöet  fidj  alle  meine  f^ffnung 
für  öie  3"'unft .  .  .  Tidf,  lieber  Dctter,  perlaffen  Sie  uns  nidjtl  . . .  ilTeine  (ßefunö^t 
ift  öurd;  all  öiefe  Unrul^  ettpas  geftört,  .  .  öod;  mag  xdf  erliegen,  n>enn  nur  6er  Vfinig 
gerettet  tpirö,  »enn  nur  meine  Kinöer  ein  £oos,  eine  S^tnnfi  Ijaben,  ipenn  nur  6er  König 
unabhängig,  glücflic^  lebt,  tme  glücflic^  märe  ic^,  6affir  6as  (Dpfer  5U  fein/'  Tillen  i^ren 
fyx^  un6  alle  il^re  Perad;tung  nnirf  6ie  Königin  auf  Sennigfen,  6en  Seftegten  pon  ^rie6' 
Ian6,  —  6cr  in  feinen  Jlufseic^nungen  6oc^  mit  ifotfct  Bett)un6erung  von  xtft  fpridjt  — 
un6  auf  6en  (ßrofffirften  Konftantin,  6ie  tCriebfe6er  6er  neuen  ruffifdjen  Politif.  „34 
fönnte  iljn  prügeln/'  fdjrieb  fie,  „un6  feinem  ^reun6  un6  Dertei6iger  ins  ißefic^t  fpeien." 
ilTit  einer  geimjfen  Sc^a6cnfreu6e  ^5rtc  jte,  6af  Konftantin  Polen  er^lten  foUe,  605  gönnte 
fie  bei6en:  6en  Polen  folc^en  fjerrfdjer,  6em  (ßroffürften  folc^  ein  Dolf,  ^icl  fdjon  6<r 
2Infang  6cr  llnter^an61ung,  6er  H)affenftinftan6,  fo  ungflnftig  aus,  tme  fc^Iec^t  mufte  6a 
6er  ^rie6e  iper6en.  ilTit  bitterem  Sdjmerje  6ac^te  6ie  Königin  6er  fc^meren  (Dpfer,  6te 
Preußen  für  6ie  ^ortfe^ung  6es  Krieges  gebracht  ^tte  —  un6  nun  bei  6er  Dummheit  unö 
Bösn>iIIig!eit  6er  an6eren,  fo  mel  tapferes  Blut  unnü^  pergoffenl 

TXlxt  UHiIjrljaftcm  (Entfe^en  aber  erfüllte  fie  6ie  Hadjridjt  pon  einer  beporfte{^6en 
^ufammenfunft  6er  ZtTonard^en  mit  Hapoleon.  2(lles,  n>as  rein  un6  e6el,  menfd^lidf  un6 
Ijoc^Ijcrsig  in  iljr  mar,  empörte  ftc^  gegen  6icfen  (ße6anfen.  Sie  perftan6  es  nidjt,  nxle 
Kaifer  2tleyan6er  nac^  6iefer  3uf^^^<^"funft  ^in6rängen  fönne,  nadj  6em  ^uf^mmentreffen 
mit  6em  ilTannc,  in  6em  fie  6ie  Dcreinigung  Pon  allem,  n>as  gemein,  mit  allem,  ipos 
bosljaft  erblicfte.  ^ür  i^ren  ©ema^l  felbft  fürdjtete  fte  gleidjfam  eine  €ntn>ei^ung,  eine 
€ntftttlidjung  pon  6er  Bcrüljrung  mit  6iefem  „unreinen  IDefen",  6iefem  „^öllenfo^ne^. 
Denn  fo  fcljr  fie  felbft  unter  all  6cm  Sdjrecflidjen  litt,  ipas  um  fie  ^er  porging,  fd^iperer 
noc^  laftetc  auf  iljr  6cr  Kummer  um  6en  (ßemaljl  un6  6effen  Cei6en,  un6  in  rü^ren6en 
IDortcn  fpcn6etc  fic  6em  llnglücflidjcn  (Croft  un6  t^ffnung.  „£ebc  mo^l,"  fdjrieb  fie 
iljm,  „möge  6cr  (ßott  6es  (Erbarmens  Didj  fcgnen  un6  Dir  6ie  IDoIjltaten  enpeifen,  Me 
xA  Dir  u>ünfd)o.  Dos  (Bebet  ftärfc  Di*,  er  pcrld^t  6ie  nidjt,  6ie  iljn  nidjt  perlaffen. 
Hur  Stan6i^ftigfeit,  feine  Hacbgiebigfcit,  6ie  Deiner  llnabl^ngigfeit  Hac^teil  bringen 
fönnte  .  . .  2I6ieu,  taufen6mal  a6ieu,  (ßott  fei  mit  Dir,  ipic  6ie  IDünfdje  Deiner  ^reunWn, 
6ie  Dir  fieser  fin6/' 

lln6  noc^  I^tte  fte  faum  6ic  ^Höglicbfcit  einer  ^ufammenfunft  f äffen  mollen,  als  fte 
fc^on  6ic  XPirfUdjfeit  felbft  er^^^r. 


Königin  Cuife  in  (Eilftt 

2tm  2^,3wnt  mar  in  tCtIjtt  $n)tfcljcn  rufftfdjcn  unö  fransöftfdjen  BcpoUmädjtigtcn  ein 
IDaffcnfttllflanö  untersetdjnct  iporöen,  bei  6em  sugleidj  ^rieöensper^anMunsen  unö  6er 
2tbfc^Iuf  eines  IDaffenftillftanöes  auc^  $iDifcIjen  ^ranfreidj  un6  Preufen  porbe^alten  louröen; 
6ie  ^oröerung  6er  (Einräumung  6er  preufifdjen  ^eflungen  Ijatte  Kaifer  2tleyan6er  für  Ruf ^ 
Ian6  5urücfgen)iefen,  Sei  6iefen  Der^an6Iungen  nun  ftellte  Hapoleon  6ie  ZUöglidjfeit  einer 
Dergröf  erung  Huf  Ian65  bis  an  6ie  XDeidjfel  in  2(usftc^t  S^igte  fiber^upt  ein  fo  unertDartet 
ipeites  €ntgegenfommen,  6af  pon  ruffifc^er  Seite  mit  ipac^fen6er  Sereitunlligfeit  auf  eine 
intime  PerftänMgung  mit  ^ranfreic^,  felbft  auf  6en  (ße6anfen  eines  Sün6niffes  eingegangen 
ipur6e.  IDie  pon  einem  unu>i6erfte^Iic^en  tCriebe  fortgeriffen  perlief  Kaifer  2tlefan6er  fcfy>n 
am  22.  3uni  S$au>I  un6  erreichte  nadj  fursem  2tuf enthalt  in  tCauroggeU;  n>o  ^rie6ridj 
XtHIIjelm  ftc^  iljm  u>ie6er  anfc^Iof,  mit  6em  K5nig  $ufammen  am  2\.'^\xvx  picftup5^nen, 
einen  ^lecfen  pon  u>enigen  Käufern,  am  rechten  Ufer  6er  ZlTemel,  feine  ZlTeile  me^r  pon 
Hapoleons  Jjauptquartier  am  linfen  ZlTemelufer  in  tCilfit  entfernt.  Hodj  gegen  2tben6 
6esfelben  Cages  erfc^ien  Hapoleons  (Dber^fmarfdjall  Duroc,  um  6en  ruffifdjen  Kaifer  $u 
einer  ^uf^^^^^'^^f^  ein5ula6en.  2tuf  einem  ^of  im  ZUemelftrom  trafen  am  nädjften 
tCage,  25. 3""^  Hapoleon  un6  2tleyan6er  5ufammen,  ipaljren6  König  ^rie6ric^  XPilljelm, 
in  einen  rufpfijen  ZUantel  gefüllt,  inmitten  ruffifc^er  (Dfpsiere,  unter  ftromen6em  Hegen 
am  Ufer  iparten6  $ufa^.  IDelc^  ein  Ztugenblicf  in  Preuf ens  ruhmreicher  ©efdjic^tel  Der 
König  ^atte  in$ipifdjen  erfahren,  6af  Hapoleon  bei  6er  Per^an6Iung  über  6cn  preufifdjen 
lDaffenftiIIftan6  piele  Sd^mierigfeiten  madje,  6af  er  6ie  (Entlaffung  pon  ^ar6enberg  un6 
Hüc^I  for6ere  un6  insbefon6ere  auf  (Einräumung  6er  6rei  ^eftungcn  befte^e.  (Er  fan6 
gera6e  nod;  ^eit,  Kaifer  2(Ie;an6er  6apon  in  Kenntnis  5U  fe^en,  6em  es  gelang,  6en 
fransöfifdjen  Kaifer  pon  6iefen  ^or6erungen  porläupg  abjubringen,  fo  6af  einige  (Tage  fpäter 
6er  preufifc^*fran5öftfc^e  lDaffenftiüftan6  5um  Ztbfdjiuf  fam. 

2tm  26.3uni  ipur6e  audj  König  ^rie6ridj  IDiUjelm  5U  einer  ^ufammenfunft  mit  6en 
bei6en  Kaifem  me^r  5ugelaffen  als  eingela6en.  Hapoleon  5eigte  iljm  6abei  eine  ^öflic^e 
Kälte,  f einerlei  5UPorfommen6e  2tufmerffamfeit;  er  lief  feine  2(bneigung  gegen  Preuf en, 
obgleidj  er  eine  Unter^ltung  über  6ie  ^rie6ensbe6ingungen  permie6,  6eutlic^  6urdjblicfen. 
Dem  König  imponierte  Hapoleons  Haltung  feinesipegs,  fie  fdjicn  iljm  redjt  geu>ö^nlidj;  6as 
„Ungeljeuer"  flöfte  i^m  einen  IDi6enpillen  ein,  6en  er  nidjt  5U  perbergen  u>ufte.  (£r 
füljlte  tief  6en  pollfommen  unausgleic^baren  (ßegenfa^  jmifc^en  ftd;  un6  6em  gefrönten 
Soljne  6er  Hepolution  —  ein  ©egenfa^,  6er  audj  auf  6er  an6eren  Seite  empfun6en 
un6  bemerft  ipur6e.  Die  (£in6rücfe  6iefer  erften  ^ufammenfunft  nxiren  bleiben6  un6 
entfdjei6en6. 

237 


Kditigtn  £ntfe  in  (Ttlftt 

^L,  .^Sl  UOL 

Der  ganse  Perlauf  6er  ^ufantmcnfunft  un6  6te  6a&ei  gepflogenen  Sefprec^ungen 
entflammten  aufs  neue  6en  jomigen  Sc^merj  6er  ftoljen  Königin.  Der  Papillen  auf  6em 
ZHemelprom  n>ar  nur  mit  6en  3nitialen  6er  Hamen  Hapoleons  un6  2tleyan6ers  gefdfmflcft; 
6er  ^ran5ofenfatfer  unterlief,  6em  König  feine  Umgebung  porsufteüen;  er  fdjlog  i^n  aus 
pon  feiner  Cafel.  H)ie  6urfte  6iefcr  tCeufel,  „6er  fidj  aus  6em  Kot  emporgefdjipungen/' 
einen  König  in  6effen  eigenem  Can6e  fo  5U  beljan6eln  UHigen?  „Hun,  es  lebt  6oc^  no<^ 
ein  ©Ott,  6er  u>ir6  iljm  fc^n  6en  £o^n  geben,  6en  er  per6ient."  Iln6  nxis  pcrlangte 
Hapoleon?  Die  (Entfernung  Jjar6enbergs,  Pon  6em  er  gleic^fam  eine  (Dljrfetge  erhalten  5U 
^aben  be^uptete,  ^ar6enbergs,  6effen  Politif  6er  Königin  ebenfo  gefiel,  ipie  fie  feine  (Sefc^fts* 
gen>an6t^eit  un6  feine  (0efcI;icfIid;feit  befon6ers  im  Umgang  mit  6em  Könige  fd^^te  un6 
6en  fie  6es^alb  für  unerfe^Iidj  ^ielt.  Ceidjter  in  6er  tZat  erfc^ienen  iljr  6ie  gefor6erten 
2Ibtretungen,  fo  feljr  i^r  £jerj  an  6en  alten  preufifc^en  „Kempropinsen",  Ztltmarf  un6 
2nag6eburg,  {;ing,  als  6as  (Bebot  6er  (Entlaffung  ^ar6enbergs.  XDas  fie  aber  am  meiften 
beängftigte,  nxir  6ie  ^urc^t,  6te  unausgefprodjen  aus  allen  iljren  Briefen  in  jenen  tCoQtn 
^erausfdjaut,  6ie  ^urc^t,  6af  Hapoleon  6ie  ZTlonardjie  ^rie6ridjs  6es  ©rofen  5U  einem 
H^inbun6ftaate  ^rab6rucfen  tper6e.  Sie  fa^  fd^n  6en  i^r  peri^ften  <ßefan6ten  Hapoleons, 
Caforeft,  tpie  einen  fransöfifd^en  Präfeften  in  Berlin  fehlten  un6  tpalten.  TXlodfim  ganse 
Propinsen,  modjte  6ie  ^älfte  6es  £an6cs  perloren  ge^n:  u>as  iljm  blieb,  foUte  6er  König 
frei  bel^errfc^en  un6  beglücfen,  nad;  eigenem  Hechte,  nic^t  gebeugt  unter  6en  tPillen  Hapoleons, 
nid)t  unterjod;t  un6  emie6rigt  tpie  ein  H(;einbun6färft. 

Unter  foldjen  €in6rucfen  un6  €mpfin6ungen,  in  6iefer  per5u>eipungspoüen  Stimmung, 
6ie  6en  Untergrun6  iljrcs  innerften  IDefens  crfdjütterte  un6  aufipüljlte,  in  oljnmädftigem  5^m 
un6  Iei6enfdjaftlic^em  Sdjmcrs,  jugleic^  in  pcr5eljren6er  Seljnfuc^t  nac^  £jilfe  für  üft  fyxus 
un6  i^r  £an6,  reifte  Königin  Cuife  6er  fd;n>erften  Prüfung  ii^res  tcbtns  entgegen. 

2tm  29.  3uni  Ijatte  6ie  Königin  im  Kreife  tljrer  Kin6er  6en  ©cburtstag  6€s  Prinsen 
Karl  gefeiert,  unfroljen  ^ersens,  in  meljmutspoUer  (Erinnerung  an  6en  glücflidjen  (Tag  oor 
fedjs  3^Ijren,  6er  iljr  6en  6rittcn  Soljn  gefdjenft.  2lm  nädjftcn  Cage  erhielt  fie  einen  Brief 
6es  Königs  mit  einem  Sdjreiben  Kalcfrcutijs,  6er  nadj  6em  Rate  eines  Ungenannten  —  es 
u>ar  Zriurat  —  eine  Reife  6er  Königin  nadj  Cilfit  cmpfaljl,  6ie  auc^  Hapoleon  anfc^einenö 
ipünfdje  un6  6ie  ic6enfalls  eine  gute  HHrfung  Ijaben  u>er6c.  König  ^rie6ric^  XDil^lm, 
oljne  redjte  IDillensäufcrung  auc^  in  6iefem  Jlugenblicfe,  Ijattc  fidj  begnügt,  iljr  6en  Brief 
mit  6er  Bemerfung  5U  überfcn6cn,  6af  iljr  6ie  Sadje  gennf  redjt  unangeneljm  fein  ipflröe« 

Der  (Entfdjiuf  6er  Königin  tpar  im  2Iugenblicf  gefaft.  Der  <ße6anfe  6es  ^ufammen« 
treffens  mit  Hap^leon  tpar  i^r  nid)t  oan^  neu    "id>»  C'*«?  vh^rmidfc  i    «*»i»t  fii?  th-  m/f 


bisher  tme  etwas  Beflecfenöes  pon  fxdf  abgetpe^rt  i^tte.  Sdjon  als  fte  aus  S^awl  von  6er 
TXlSglxdihxt  einer  S^f^^^^^'^nft  6er  ZlTonardjen  Ijorte,  ^atte  jte  ftc^  glücfltc^  gepriefen, 
6urdj  6en  unrpegfamen  San6  6er  He^rung  por  einem  Befudje  Hapoleons  gefc^ü^t  5U  rper6en, 
lln6  ipie6er^  als  fte  pon  6er  €inla6ung  Hapoleons  an  2tleyan6er,  pon  6er  llnterre6ung  auf 
6ent  ^lof  in  6er  ZlTemel  ^örte,  ^atte  jte  mit  bitterem  Spotte  gemeint:  ob  Seine  ZlTajeftät 
Hapoleon,  um  6as  ^eft  in  tCiljit  su  frönen,  nidjt  audj  fte  cinla6en  iper6e:  fte  liebe  i^n  fo 
feljr,  un6  es  ipür6e  iljr  folc^e  ^reu6e  madjen!  Hun  ipar  6ie  2tuffor6erung  6a,  un6  fte 
6acljte  nidjt  6aran,  ftc^  i^r  5u  ent$ieljen.  Sie  ^atte  6iefem  £an6e  un6  feinem  König  fc^on 
fo  mandies  Stücf  i^res  Selbft  Eingegeben:  follte  fte  iljnen  6as  (Dpfer  i^res  StoI$es  als  ^rau 
un6  als  Königin  ipeigem?  Hie  ^dtte  iljre  ^ersensgüte  einen  folc^en  Donpurf  ertragen. 
IDie  fie  audj  6en  ZlTann  perabfdjeuen  mochte,  6er  fte  un6  6ic  3l?ri9«"  i"^  (EIen6  gejagt,  6er 
iljr  aus  taufen6  lDun6en  bluten6es  geliebtes  Preufenlan6  mit  ^üfen  trat,  6er  „Quell  alles 
Söfen",  6ie  „<ßeifel  6er  IDelt",  fte  ipar  bereit,  nac^  tCilftt  5u  eilen,  ipenn  fte  ^offen  6urfte, 
für  i^ren  gemif^n6elten  (Bema^I,  i^r  gemif^n6eltes  £an6  ettpos  „(ßutes  5u  ftiften^'. 
„Dann",  fo  fc^rieb  fte  6amals  an  Sudjel,  „fliege  ic^  6aEin,  ipo  mein  ^er$  nie  fein  ipir6, 
un6  trinfe  6en  IDermut  un6  leere  6en  Sec^er  mit  6er  H)flr6e,  6ie  6er  Preufen  Königin 
5ufömmt."  Uebrigens  gab  fte  nodj  feinesipegs  alles  perloren,  immer  un6  immer  ipie6er 
ermahnte  fte  6en  König  jur  ^eftigfeit,  ju  ftan6^ftem  2(us^rren;  man  fei  no<^  lange  nic^t 
fo  ipeit,  „Sammetpfötc^en"  madjen  $u  muffen. 

3n  quälen6er  2tngft  un6  Sorge  perfloffen  6er  Königin  6ie  ttäc^ften  tCage;  mit  fIopfen6em 
fersen  na^m  fie  ie6en  Brief  aus  picftupö^nen  entgegen.  XDoIjI  ^örte  fte,  6af  Hapoleon  im 
rafdjen  IDedjfel  feiner  Caune  audj  einmal  ^öflic^  un6  freun6Iidj  fic^  5eige:  er  ^tte  nac^ 
iljrcm  un6  i^rcs  eben  Pon  fc^iperer  Kran%it  genefenen  Kin6es,  6er  prinseffrn  2Heyan6rine, 
Beftn6en  gefragt  un6  6em  Könige  6te  Hoffnung  ausgefprodjen,  6af  auc^  fie  nun  iljren 
^rie6en  mit  i^m  madjen  iper6e;  er  ^atte  6en  König  5u  ©aft  gela6en  un6  bei  6em  ZlTa^Ie 
fein  ©las  er^ben  un6  auf  iljr  IDo^I  getrunfen.  ZtUein  6er  ©run6$ug  feines  IDefens  trat 
6odj  immer  nxle6er  abfdjrecfen6  ^erpor,  6er  ^rte  ^errifdje  IDille,  un6  ebenfoipenig  t)erfcEipan6 
aus  feinem  Per^Iten  6ie  gleidjguüige  mifadjten6e  Kälte  gegen  6en  König,  6er  unter  6em 
Drucfe  6er  auf  i^n  einftflrmen6en  Satfc^Iäge  ftc^  nadj  2tleyan6ers  Seifpiel  i^m  befliffen 
un6  pertrauettspoll  $u  nd^m  perfudjte  un6  i^m  gelegentlidj  —  er  fagt  es  felbft  —  ipie 
ein  „IDac^tmeifter"  nic^t  Pon  6er  Seite  ipic^.  Die  Königin  i^rerfeits,  bei  6em  IDorte  pom 
^rie6en,  6en  fte  machen  folle,  ge6adjte  aller  6er  fc^mu^igen  Sdjmä^ungen,  mit  6enen  6er 
rotje  Sieger  fte  in  feinen  Bulletins  un6  feinen  Leitungen  über^uft  ^tte,  un6  6as  ©rauen 
fam  ipie6er  über  fte  por  6er  Berührung  mit  6em  2tbfdjeulic^n,  6effen  blof  e  Xläift  entipür6tgte 

239 


Königin  iw^e  in  Cilfit 

(1807) 


^j/te  Xladjtxdtft  pon  6er  tlieöerlage  6er  Ruffen  bei  ^rieölanö  gelangte  am  ^6.3unt  nadj 
Znemel,  nur  einen  tCag  fpoter,  nadjöem  6ort  König  ^rieöridj  IDil^elm  III.  un6  Königin 
Cuife  fid;  nrieöer  pereinigt  Ratten.  Der  König  blieb  gefaft  un6  ru^ig;  er  Ifatl^  tpenig  gehofft 
unö  öarum  ipenig  perloren.  Sein  ©roll  ipanöte  ftdj  gegen  Sennigfen;  er  meinte,  un6  mit 
i^m  felbft  mandjer  Ruffe,  fo  piele  ^eljler  fönne  6er  (Beneral  nic^t  o^ne  geheime  2Ibftd;ten 
begangen  ^aben.  Die  Königin,  6ie  noc^  eben  6en  Sieg  6er  Ruffen  bei  ^eilsberg  in  jubeln6er 
^offnungsfeligfeit  gefeiert  ^tte,  ipar  tief  entmutigt,  faft  petgmeifelt;  aber  fie  fan6  baI6  tCroft 
un6  ^alt  in  i^rem  fd^Iid^ten  (ßottpertrauen  un6  in  6em  er(}eben6en  Sen>ugtfein  eines  Untere 
ganges  mit  €Ijren.  Das  €t^ifdje  in  Königin  Cuife,  iljr  fittlidjes  34  I^K«^  ergaben  über 
(ßläcf  un6  Ungläcf,  über  Sieg  un6  nie6erlage.  Die  I^arten  Sd^icffalsfd^Iäge  ftä^Iten  6as 
fonft  fo  ipeidje  ©emüt:  unerfdjrocfen  un6  ungebeugt  ftan6  fie  unter  6en  Crümmem  iljres 
©lücfes.  Iln6  nie  offenbarte  fidj  6er  Reidjtum  e6Ier  (Befühle,  6er  fie  befeelte,  tiefer  un6 
fdjöner  als  in  6en  2teuferungen  gera6e  aus  6iefen  Unglücfstagen:  Srief6enfmale  pon 
unpergänglidjem  IDerte,  in  6enen  6er  ftoI$e  Schmers  nic^t  per6ienten  Unglücfs  ergreifen6ften 
2tus6rucf  fin6et.  „(ßlaube  an  uns,"  fc^reibt  fie  6cm  Bru6er,  „6enn  ipir  glauben  an  (ßott 
un6  6ie  tCugen6.    3^/  fo  I^^*  ""^  ^^^^  *^^  ^^^^  ZlTenfdj  un6  fo  ertjält  er  fid/  ^rie6e  in 


233 


fetner  Srufl,  ipenn  6es  Sdjtcffals  Stürme  über  iljn  fradjen,  ipemt  Königreidje  unterge^n, 
u>enn  bas  Cafter  ftegt."  Unö  an  6en  Dater:  „3o>^  Croftgrünöe  Ifab'  xdf,  6te  mtcff  über 
alles  erljeben;  6er  erfte  ifl  6er  ©ebanfe,  txnt  ftnö  fein  Spiel  bts  Sdfxd^als,  fonöem  txAx 
ftetjen  in  (ßottes  ffanb  unb  6ie  Porfel^ung  leitet  uns;  6er  5n>eite,  n>ir  ge^n  mit  Elften 
unter.  Der  König  ^t  beu>iefen,  6er  IDelt  Ifat  er  es  betpiefen,  6af  er  nidjt  Sdjan6e,  fon6em 
€Ijre  loill.  Preufen  rpoUte  nidjt  Sflat>enfetten  tragen.  2tuc^  nic^t  einen  Sdjritt  Ijat  6<r 
König  an6ers  (}an6eln  fönnen,  ol^ne  feinem  C^rafter  ungetreu  un6  an  feinem  Polfe 
Derräter  5U  n>er6en.    U>ie  6iefes  ftärft,  fann  nur  6er  füljlen,  6en  nniljres  (Eljrgefü^l  6urc^« 

ftrömt Xlodtf  einmal,  befter  Pater,  u>ir  ge^en  unter  mit  (Eljren,  geachtet  un6  gefcfjält 

pon  Hationen,  un6  u>er6en  immer  un6  eipig  ^reun6e  ^aben,  »eil  mir  es  per6ienen  . .  • 
TXodi  eins  5U  3^^^^^  Croft,  ndmiidj  6af  nie,  nie  cUxhxs  von  unferer  Seite  gefc^e^en  wvcb, 
was  nidjt  mit  6er  ftrengften  €Ijre  perträglidj  ift  . .  .  Der  König  fteljt  mitten  im  Unglflcf 
e^npür6ig  un6  djaraftergrof  6a" . . . 

2tuclj  in  6iefcn  Stun6en,  ipo  6ie  Dersipeiflung  nac^  i^rem  £jer$en  griff,  nidjt  einen 
2(ugenblicf  Ifat  Königin  Cuife  bereut  06er  nur  be6auert,  n>as  mit  il^rer  ^uftimmung  gefc^^ 
u>ar.  IXlodfU  fie  6ie  folgen  beipeinen,  ipie  fie  fpater  einmal  gefagt  ifcd,  nidjt  6as  prinsip 
6er  ^an6lung  —  (Eljre  un6  Selbftgefüljl  —  un6  nic^t  6ie  ^an6lüng  felbft.  Dos  polse 
Seu>uftfein,  redjt  un6  ftttlidj  ge^an6elt  5U  ^ben,  blieb  iljr  unerfdjüttert.  „2Iuf  6em  IDeg 
6es  Rechts  leben,  fterben,"  fdjrieb  fie  6em  Dater,  „ja  u>enn  es  fein  muf ,  Brot  un6  Salj 
t^cn,  nie,  nie  n>er6  ic^  unglücflid;  fein  . . .  Hur  Unrecht,  nur  Unsuperläffigfeit  6es  <Buten 
unfererfeits  bringt  midj  5U  ©rabe,  6a  fommc  idj  nic^t  Ijin,  6enn  u>ir  fte^n  $u  Ifodti" . .  • 

Bei  aUe6em  u>ar  6ie  Königin  6arauf  gef aft,  bei  weiteren  ^ortfdjritten  6es  ^e!n6es 
über  6te  rufftfdje  (ßrense  flüchten  5U  muffen,  tpenn  fie  aud;  entfc^loffen  tpar,  bis  jum 
iicuferften  aussufjarren,  um  6iefer  Demütigung  ju  entgeljen.  „(ßott  ipir6  mir  ^Ifen,^ 
fdjricb  fic,  „6en  trüben  2tugenblicf  5U  befteljen,  n>o  idj  über  6ie  ©rcnse  meines  Reidjes  muf . 
Da  ipir6  es  Kraft  crfor6em,  aber  idj  Ijefte  meinen  Blicf  gen  Jjimmcl,  pon  6a  alles  <ßute  un6 
Böfe  fommt,  un6  mein  fefter  ©laube  ift,  er  fdjicft  nidjt  meljr,  als  ipir  tragen  fönnen''  • . . 
3n  iljrer  Umgebung  rüftete  man  fdjon  5ur  ^ludjt  auf  6ie  Sdjiffe  06er  über  6ie  iBrenje 
Ijinipeg  nac^  Riga.  3"^<^ff'^"  trafen  u>ie6er  beruljigen6ere  Hac^ridjten  ein  über  6en  ge* 
fidjerten  Rücfsug  6cr  preufifdj*ruffifc^en  Cruppcn,  6as  langfame  Hac^rücfen  6er  fiegreic^ 
^ransofcn,  6en  SttUftan6  6er  (Operationen  an  6er  JHcmel,  6urd)  6ie  bei6e  ^eere  getrennt 
blieben.  Die  ©ofaljr,  6ie  einen  Jlugcnblicf  in  unmittelbarer  Zldlfe  ge6ro^t  ^e,  fdflen 
tt>ie6cr  in  6ie  ^eme  gerücft,  fo  6af  König  ^rie6ridj  XPilljelm  felbft  am  20. 3uni  frfl^ 
ZTTemel  perlaffon  fotmte,   um  nac^  Sjaipl  $u  reifen,  einem  ißute  6es  j^^^'^  Suhorn  in 


234 


Königin  luife  in  (Eilflt 

Samogitten,  n>o^in  iljn  Katfcr  Ztlcyanöer  5U  einer  ^ufammenfunft  gelaöen  ^atte*  ^aröen«» 
berg  n>ar  bereits  6a^in  porausgegangen. 

^ur  6ie  in  ZUemel  surücfbleibenöe  Königin  tarn  eine  qualpoUe  3^^*  bangenöen  Jjarrens, 
tCage,  in  6enen  6ie  6unfel  oor  i^r  fidj  ausbreitenöe  ^ntnnft  nur  feiten  nodj  pon  einem 
^offnungsftraljle  erhellt  louröe.  (Einigen  Croft  un6  suioeilen  eine  (Erweiterung  gemäljrte  iljr 
6er  Umgang  mit  Prinsefjtn  tDil^elm  unö  prinseffin  Cuife  Kaösiioill,  mit  öenen  fie  auc^ 
je^t  noc^  mandfmol  im  Singfpiel  ^^v^ttznnrxQ  fudjte.  3"  JTTemel  ging  6er  Cärm  friegerifdjer 
Rüftungen  »eiter,  auf  6er  He^rung  u>ur6en  Derfdjansungen  aufgeu>orfen,  im  £jafen  Kanonen^ 
boote  bewaffnet;  unter  6en  ^enftem  6er  Königin  oorbei  sogen  in  langen  Reihen  6ie  XDagen 
5ur  Quaibrücfe.  Die  5ta6t  füllte  fic^  mit  6en  ^lüdjtlingen  pon  Königsberg,  mit  oem)un6eten 
Ruffen  un6  Preuf en.  3"  ^^^  ^^^  ""^  Spannung  6es  2tugenblicfes  beruhigte  sunädjft  6as 
(Berückt  oon  6em  Ztbfc^luffe  eines  H)affenftiIIftan6es,  6as  ftdj  baI6  nadj  6er  2tbreife  6es 
Königs  verbreitete.  Die  Stimmung  neigte  fc^on  5U  einem  ^rie6en.  Sei  6en  unfäglic^en 
Cei6en  un6  6er  (Erfdjöpfung  6es  Can6es,  bei  6er  gegenfeitigen  (Erbitterung  5u>ifcljen  Ruffen 
un6  Preußen ;  6ie  6urcW  6ie  legten  unglücf liefen  (Ereigniffe  n>enn  ntdjt  ^erporgerufen,  6ocW 
gefteigert  mar,  erfd^ien  auc^  für  Preuf en  6ie  ^ortfe^ung  6es  Krieges  als  eine  Unmöglid^feit. 
Unter  6en  Ruffen  perlautete,  6ie  Preuf  en  oer6ienten  nic^t,  was  man  fcfy>n  für  fte  getan 
Ijabe;  Pon  6en  Preuf  en  n)ur6e  laut  auf  Bennigfen  gefdjoltcn,  6er  fidj  an  6en  für  6ie  2Irmee 
beftimmten  Cieferungen  bereic^rt  ^e.  ^nwcikn  fc^metdjelte  man  ftc^  mit  6er  ZlTöglidjfeit 
einer  2tusföljnung  mit  Hapoleon;  es  Ijief  fdjon,  6cr  Kronprins  foUe  Ujm  6ann  fdjreiben 
un6  um  Rücfgabe  6er  2tn6enfen  an  ^rie6ridj  6en  ©rof  en  un6  an6erer  geraubter  ^amilien*^ 
ftücfe  bitten. 

Da  ober  famen  aus  Siawl  Briefe  6es  Königs  mit  6er  Hadjridjt  pon  einem  pöUigen 
Umfdjipunge  6er  Politif  Ruf Ian6s,  6as  nadf  einer  Derftän6igung  mit  ^ranfreidj  übereifrig 
l?inftrebte,  Pon  6er  Derljan6lung  über  einen  rufftfc^en  H)affenftiIIftan6,  ipobei  pon  fransöftfc^er 
Seite  6ie  (Einräumung  6er  noc^  pertei6igten  preufifdjen  ^eftungen  Pillau,  (ßrau6en5  un6 
Kolberg  gefor6ert  u>ur6e,  fogar  pon  6er  XDa^rfc^einlidjfeit  einer  3wf^^^^"'w"f^  ""^  ^^^ 
„2Tlenfc^nfreun6e"  Hapoleon.  IDie  tief  perle^en6  un6  erfdjüttem6  6rangen  6iefe  Hadjridjten 
in  6as  '^nmv^k  6er  unglücflidjen  Königin!  DersipeiflungspoU  fa^  fte  sufammenbredjen, 
iporauf  fie  mit  gläubiger  ^uperfidjt  immer  gebaut  Ifaik.  Der  Jlbfall  Ruf  Ian6s  insbefon6ere 
fdjmer$te  un6  entrüftete  fte,  o^ne  freilidj  iljr  Dertrauen  in  Kaifer  2tleyan6er  $u  $erftören.  Sie 
glaubte  nodj,  nadj  2trt  6es  früljer  geplanten  Hor66eutfcIjen  Bun6es,  an  6ie  JTlöglidjfeit  eines 
grof  en  nor6ifcWen  Bun6es,  bei  6em  „alle  für  einen,  einer  für  alle"  fte^en  foUten.  3"  «incnt 
rüljren6en  Briefe  flehte  fte  6en  Sc^nxicffen  un6  Ungetreuen  um  Sc^u^  für  iljren  (ßema^I, 

235 


für  i^re  Kinöer.  ,,Sie  n>cr6en/'  fc^rieb  ftc  i^m  am  25.3u"i/  lA^  Mefem  graufamcn  TluQen^ 
blxd  ntc^t  3^^^^"  ^rcun6  un6  eine  Sac^e  perlaffen  tPoUen,  6ie  3^^^^"^  ^qen  immer  teuer 
getpefen  ift;  auf  Mes  tfcti,  Um  alle  (Tugenben  eigen  fxnb,  grflnbet  ftc^  alle  meine  Qoffnung 
für  6ie  ^ntnn^ .  . .  Tldf,  lieber  Petter,  perlaffen  Sie  uns  nic^tl  . . .  ZTTeine  (ßefunö^t 
ift  6urc^  all  6iefe  Unrulje  etipos  geftört,  . .  öoc^  mag  ic^  erliegen,  ipenn  nur  6er  König 
gerettet  ipir6,  ipcnn  nur  meine  Kinöer  ein  £oos,  eine  Sutun^  Ifäben,  wenn  nur  6er  König 
unabhängig,  glücflic^  lebt,  tpie  gläcflic^  a>are  ic^,  öafur  bas  0pfer  5u  fein.^'  2(IIen  il^ren 
J)af  un6  alle  i^re  Perac^tung  iparf  6ie  Königin  auf  Sennigfen,  6en  Seftegten  pon  ^rieö* 
Ian6,  —  6er  in  feinen  2(uf5eic^nungen  6odj  mit  Ijo^er  Setpun6erung  pon  i^r  fpric^t  — 
un6  auf  6en  (ßroffürften  Konftantin,  6ie  (rriebfe6er  6er  neuen  ruffifc^en  Politif.  „34 
fönnte  iljn  prügeln,"  fc^rieb  fte,  „un6  feinem  ;Jreun6  un6  Pertei6iger  ins  (Befielt  fpeien." 
ZTTit  einer  genriffen  Sc^a6enfreu6e  Ijörte  fte,  6af  Konftantin  Polen  er^Iten  foUe,  6as  gönnte 
fie  bei6en:  6en  Polen  folc^en  J)errfdjer,  6em  (ßroffürften  folc^  ein  Polf.  ^iel  fdjon  6€t 
2(nfang  6er  Unter^n6Iung,  6er  ZDaffenftiIIftan6,  fo  ungünftig  aus,  tpie  fc^Iec^t  mufte  6a 
6er  ^rie6e  iper6en.  JTTit  bitterem  Sdjmerse  6adjte  6ie  Königin  6er  fc^n>eren  ©pfer,  Me 
Preuf  en  für  6ie  ^ortfe^ung  6es  Krieges  gebracht  fyxtte  —  un6  nun  bei  6er  Dummheit  un6 
Sösmilligfeit  6er  an6eren,  fo  piel  tapferes  Blut  unnü^  pergoffenl 

ZTfit  UHiIjrljaftem  (Entfern  aber  erfüllte  fte  6ie  Hac^ridjt  pon  einer  beporfte^6en 
^ufammenfunft  6er  ZTTonarc^en  mit  Hapoleon.  2(IIes,  tpas  rein  un6  e6el,  menfc^lic^  un6 
Ijoc^^ersig  in  iljr  mar,  empörte  ftc^  gegen  6iefen  (ße6anfen.  Sie  perftan6  es  nic^t,  ipie 
Kaifer  2tlefan6er  nac^  6iefer  3uf<J"^"^<^"fu"f*  ^in6rängen  fönne,  nac^  6em  gufammentreffen 
mit  6em  2nannc,  in  6em  fie  6ie  Pereinigung  Pon  allem,  n>as  gemein,  mit  allem,  ipos 
boshaft  erblicfte.  ^ür  i^ren  (ßemaljl  felbft  fürchtete  fte  gleic^fam  eine  (Entipei^ung,  eine 
(Entfittlidjung  pon  6er  Berührung  mit  6iefem  „unreinen  HJefen",  6iefem  „J^öUenfo^ne*'. 
Denn  fo  feljr  ftc  felbft  unter  all  6em  Sdjrecflic^en  litt,  toas  um  fte  ^er  porging,  fc^iperer 
nodj  laftete  auf  i^r  6er  Kummer  um  6en  (ßema^I  un6  6effen  £ei6en,  un6  in  rüljren6en 
IDorten  fpen6ete  fte  6em  llnglücflidjcn  (Croft  un6  Öffnung.  „£ebe  ojo^l,"  fdjrieb  fl< 
iljm,  „möge  6cr  (ßott  6es  (Erbarmens  Dic^  fegnen  un6  Dir  6ie  IDo^ltaten  eripeifen,  W< 
ic^  Dir  tpünfdjc.  Dos  (Bebet  ftdrfe  Didj,  er  pcriäft  6te  nidjt,  6ie  i^n  nic^t  perlaffen* 
Hur  Stan6ljaftigfeit,  feine  HaAgiebigfett,  6te  Deiner  llnabljangigfeit  Hac^teil  bringen 
fönnte  .  .  .  2t6ieu,  taufcn6ntal  a6ieu,  (ßott  fei  nttt  Dir,  une  6te  IDünfc^e  Deiner  ^reunWn, 
6ie  Dir  ftc^er  ftn6." 

Iln6  noc^  Ifaik  fte  faunt  6ie  ZRöglicbfeit  einer  ^ufammenfunft  f äffen  tPoUen,  als  fie 
fdjon  6ie  IDirfltdjfeit  felbft  erfuhr. 


Königin  £ntfe  in  (Eilftt 

2tm  2\,3u"i  ^<^^  i"  ^ilfit  $n>tfdjcn  ruffifdjen  un6  fransöpfdjcn  ScpoUmäc^tigtcn  ein 
IDaffenfttUftanö  untcr5cidjnet  n>or6cn,  bei  6cm  sugleidj  ^ric6cnsDcrIjanMungen  un6  6cr 
2tbfc^Iuf  eines  IDaffcnftiUftan6es  audj  sioifdjen  ^ranfreidj  un6  Preufen  porbeljallen  n>ur6en; 
6ie  ^oröerung  6er  (Einräumung  6er  preufifdjen  ^eftungen  Ijatte  Kaifer  2tlefan6er  für  Huf := 
Ian6  $urücfgen>iefen.  Sei  6iefen  Per^an6lungen  nun  ftcUte  Xlapokon  6ie  ZTföglic^feit  einer 
Pergrdf  erung  Huf  Ian65  bis  an  6ie  ZDeic^fel  in  2Iusftd;t,  seigte  uberl^upt  ein  fo  unerwartet 
ipeites  (Entgegenfommen,  6af  von  ruffifdjer  Seite  mit  iDac^fen6er  Sereitnnlligfeit  auf  eine 
intime  X?erftän6igung  mit  ^ranfreic^,  felbft  auf  6cn  (ße6anfen  eines  Sün6niffes  eingegangen 
n)ur6e.  IDie  von  einem  unn>i6erfteljlic^en  (Triebe  fortgeriffen  perlief  Kaifer  Tlkjcanbet  fc^n 
am  22.  3""^  Siawl  un6  erreichte  nac^  fursem  2tuf enthalt  in  (Cauroggen,  n>o  ^rie6ric^ 
IDil^elm  ftc^  i^m  iDie6er  anfc^Iof,  mit  6em  König  sufammen  am  2^.  3uni  Picftup5^nen, 
einen  (flecfen  von  menigen  J)äufem,  am  rechten  Ufer  6er  ZTfemel,  feine  ZTfeile  meljr  von 
Hapoleons  J)auptquartier  am  linfen  ZHemelufer  in  (Cilfit  entfernt.  Hodj  gegen  2tben6 
6esfelben  Cages  erfdjien  Hapoleons  ©berljofmarfc^all  Duroc,  um  6en  ruffifc^en  Kaifer  5U 
einer  ^u^amrmntnnft  ein5ula6en.  2tuf  einem  ^of  im  ZHemelftrom  trafen  am  nädjften 
(Tage,  25. 3ttni,  Hapoleon  un6  2tlefan6er  sufammen,  tt>a^ren6  König  ^rie6ric^  IPil^elm, 
in  einen  ruffif^n  ZTfantel  geIjüUt,  inmitten  ruffifdjer  ©ffisiere,  unter  ftrömen6em  Hegen 
am  Ufer  n>arten6  sufa^.  ZDeld;  ein  21ugenblicf  in  Preufens  rul^mreic^er  (ßefd^ic^tel  Der 
König  Ijatte  insmifc^en  erfal?ren,  6af  Hapoleon  bei  6er  Per^an6Iung  über  6en  preufifdjen 
H)affenftiIIftan6  piek  Sc^mierigfeiten  mac^e,  6af  er  6ie  (Entlaffung  pon  ^ar6enberg  un6 
Hu^I  for6ere  un6  insbefon6ere  auf  (Einräumung  6er  6rei  ^eftungen  beftel^e.  (Er  fan6 
gera6e  noc^  ^At,  Kaifer  2tlefan6er  6aDon  in  Kenntnis  su  fe^en,  6em  es  gelang,  6en 
fransöftfd^en  Kaifer  von  6iefen  ^or6erungen  porläufig  ab5ubringen,  fo  6af  einige  (Tage  fpater 
6er  preufifdjs.fran5Öfifdje  II)affenftiIIftan6  sum  2tbfc^luf  fam. 

2tm  26.3uni  n>ur6e  audj  König  ^rie6ridj  IDilljelm  5U  einer  ^ufammenfunft  mit  6en 
bei6en  Kaifem  meljr  sugelaffen  als  eingela6en.  Hapoleon  seigte  i^m  6abei  eine  Ijöflidje 
Kälte,  f einerlei  5UPorfommen6e  Ztufmerffamfeit;  er  lief  feine  Ztbneigung  gegen  Preufen, 
obgleidj  er  eine  Unter^ltung  über  6ie  ;Jrie6ensbe6ingungen  Dermie6,  6eutlidj  6urdjblicfen. 
Dem  König  imponierte  Hapoleons  J)altung  feinesioegs,  pe  fdjien  i^m  redjt  geioö^nlidj;  6as 
„Ungeljeuer"  flöfte  iljm  einen  II)i6ern>illen  ein,  6en  er  nidjt  5u  perbergen  ipufte.  €r 
fül^lte  tief  6en  pollfommen  unausgleic^baren  (ßegenfa^  smifc^en  ftc^  un6  6em  gefrönten 
Soljne  6er  Hepolution  —  ein  (ßegenfa^,  6er  auc^  auf  6er  an6eren  Seite  empfun6en 
un6  bemerft  n>ur6e.  Die  (Ein6rücfe  6iefer  erften  ^ufammenfunft  maren  bleiben6  un6 
entfdjei6en6. 

237 


Der  ganse  Perlauf  6er  3"f^^"^^"f""f*  ""^  ^^^  ^^*  gepflogenen  Befprec^ungen 
entflammten  aufs  neue  6en  5omigen  Schmers  6er  ftolsen  Königin.  Der  Papillen  auf  6em 
ZTTemelftrom  a>ar  nur  mit  6en  3ni^<il^n  6er  Hamen  Hapoleons  un6  2(lei;an6ers  gefc^mflcft; 
6er  ^ransofenfaifer  unterlief,  6em  König  feine  Umgebung  porsufteUen;  er  fdjlof  i^n  aus 
pon  feiner  Cafel.  IDie  6urfte  6iefer  (Teufel,  „6er  fic^  aus  6em  Kot  emporgefc^ipungen/ 
einen  König  in  6effen  eigenem  £an6e  fo  5U  bclianMn  OHigen?  ,/Hun,  es  lebt  6od;  noc^ 
ein  (Sott,  6er  ipir6  iljm  fc^on  6en  £oIjn  geben,  6cn  er  per6ient."  Iln6  n>as  perlangte 
Hapoleon?  Die  (Entfernung  ^ar6enbergs,  pon  6em  er  gleic^fam  eine  ©^rfeige  er^lten  su 
I^ben  bel^uptete,  £)ar6enbergs,  6effen  Politif  6er  Königin  ebenfo  gefiel,  tpie  fie  feine  (Etefc^ftS" 
getpan6t^eit  un6  feine  (ßefc^icflid^feit  befon6ers  im  Umgang  mit  6em  Könige  fd^l^e  un6 
6en  fie  6es^lb  für  unerfe^lidj  ^ielt.  Ceic^ter  in  6er  tCat  erfc^ienen  i^r  6ie  gefor6erten 
2tbtretungen,  fo  feljr  iljr  J)er5  an  6en  alten  preufifdjen  „Kempropinsen",  2tltmarf  un6 
2nag6eburg,  Ijing,  als  6as  (ßebot  6er  €ntlaffung  J)ar6enbergs.  IDas  fie  aber  am  meiften 
beängftigte,  tt>ar  6ie  ^urdjt,  6ie  unausgefproc^en  aus  allen  iljren  Sriefen  in  jenen  Cogen 
^erausfdjaut,  6ie  ^urdjt,  6af  Hapoleon  6ie  ZHonardjie  ^rie6ric^s  6es  (ßrofen  5U  einem 
H(;einbun6ftaate  (^rab6rücf en  n>er6e.  Sie  fal;  fd^n  6en  i^r  per^ften  <ßefan6ten  Hopoleons, 
Caforeft,  mie  einen  fransöfifc^en  Präfeften  in  Berlin  f ehalten  un6  OHilten.  ZTToc^ten  ganse 
Propinsen,  modjte  6ie  ^älfte  6es  £an6es  perloren  geljen:  was  i^m  blieb,  follte  6er  König 
frei  be^errfd^en  un6  beglücfen,  nadi  eigenem  Hechte,  nic^t  gebeugt  unter  6en  UTillen  Hapoleons, 
nid>t  unterjocht  un6  emie6rigt  une  ein  H(;einbun6furft. 

Unter  foldjen  €in6rucfen  un6  €mpfin6ungen,  in  6iefer  persmeiflungspollen  Stimmung, 
6ie  6en  Untergrun6  il^res  innerften  ZDefens  erfc^ätterte  un6  aufn>u^lte,  in  ohnmächtigem  ^m 
un6  lei6enfct;aftlic^em  Sd^mers,  sugleic^  in  pcr5e^ren6er  Se^nfuct^t  nac^  Qilfe  für  i^r  fyxus 
un6  i^r  £an6,  reifte  Königin  £uife  6er  fdjiperften  Prüfung  iljres  Cebens  entgegen. 

2tm  29. 3uni  ^<itt«  6ie  Königin  im  Kreife  iljrcr  Kin6er  6en  (ßeburtstag  6es  Prinsen 
Karl  gefeiert,  unfroljen  I^ersens,  in  n>e^mutspoUer  €rinnerung  an  6en  glücflic^en  (Tag  pot 
fedjs  3aljren,  6er  iljr  6en  6ritten  So^n  gcfdjenft.  2tm  nädjften  (Tage  erhielt  fie  einen  Brief 
6es  Königs  mit  einem  Sdjreiben  Kalcfreutljs,  6er  nach  6cm  ^aU  eines  Ungenannten  —  es 
ipar  ZTfurat  —  eine  Hcife  6er  Königin  nac^  (Cilfit  empfaljl,  6ie  auc^  Hopoleon  anfc^einen6 
münfct^e  un6  6ie  jc6cnfalls  eine  gute  tPirfung  ^aben  n>er6c.  König  ^rie6ric^  ZDil^Im, 
ol?ne  redjte  UJillcnsäuferung  auc^  in  6iefem  2tugenblicfe,  Ijatte  fic^  begnügt,  i^r  6en  Brief 
mit  6er  Bemcrfung  $u  übcrfen6en,  6af  iljr  6ie  Sache  gennf  redjt  unangeneljm  fein  ipfiröe« 

Der  (Entfct^luf  6er  Königin  mar  im  2Iugenblicf  gefaxt.  Der  Cc6anfe  6es  ^ufammen^^ 
treffens  mit  Ilapoleon  tpar  i^r  nidjt  ganj  nc",  nidjt  c^rii  überrafch^6.  ttM»*ir  <ie  »h»  'xadf 


.'^K 


btsl^er  tme  etwas  Beflecfenöes  von  fidf  abgeme^rt  (^atte.  Sdfon  als  fte  aus  Siawl  von  6er 
TXlöglxdftAt  einer  3uf<immenfunft  6cr  Ztlonardjen  Ijöxte,  Ijatte  fte  ftdj  glücfüc^  gepriefen, 
6urc^  6en  untpegfamen  San6  6er  Heljrung  vox  einem  Sefudje  Hapoleons  gefdjü^t  5U  iDer6en. 
Un6  n>te6er,  als  fte  Don  6er  €inla6un9  Hapoleons  an  2tleyan6er,  von  6er  Unterre6un9  auf 
6em  ^lof  in  6er  ZHemel  ^5rte,  Ijatte  fte  mit  bitterem  Spotte  gemeint:  ob  Seine  ZHajeftät 
Hopoleon,  um  6as  ^eft  in  (Cilfit  5U  frönen,  nidjt  audj  fte  einla6en  tx>er6e:  fte  liebe  i^n  fo 
fe^r,  un6  es  tx>ür6e  i^r  folc^e  ^reu6e  madjenl  Hun  loar  6ie  2tuffor6erung  6a,  un6  fte 
6adjte  nic^t  6aran,  ftc^  i^r  5U  entsie^en.  Sie  ^atte  6iefem  £an6e  un6  feinem  König  fdjon 
fo  manches  Stücf  iljres  Selbft  Eingegeben:  foUte  fte  iljnen  6as  ©pfer  i^res  Stolses  als  ^xan 
un6  als  Königin  tpeigem?  Hie  ^ätte  i^re  J^ersensgüte  einen  foldjen  PonDurf  ertragen» 
IDie  fie  audj  6en  ZTfann  oerabfdjeuen  mochte,  6er  fie  un6  6ie  3Erigen  ins  £Ien6  gejagt,  6er 
iljr  aus  taufen6  IDun6en  bluten6es  geliebtes  Preufenlan6  mit  ^üf en  trat,  6er  „Quell  alles 
Böfen",  6ie  „(ßeifel  6er  IDelt",  fte  tx>ar  bereit,  nadj  (Cilftt  su  eilen,  ipenn  fte  Ijoffen  6urfte, 
fär  i^ren  gemifEan6elten  (ßema^I,  i^r  gemifEan6eltes  £an6  ettpas  ,,Cutes  5U  ftiften^^ 
„Vann^',  fo  fdjrieb  fte  6amals  an  Hüc^el,  „fliege  idj  6aljin,  tx>o  mein  J)er$  nie  fein  tx>ir6, 
un6  trinfe  6en  JPermut  un6  leere  6en  Sedjer  mit  6er  ZDfir6e,  6ie  6er  Preufen  Königin 
Sufömmt."  Uebrigens  gab  fte  noc^  feinesioegs  alles  perloren,  immer  un6  immer  tx>ie6er 
ermal^nte  fte  6en  König  5ur  ^eftigfeit,  5U  ftan6Eaftem  Slus^arren;  man  fei  nod;  lange  nic^t 
fo  loeit,  „Sammetpfötc^en"  machen  $u  muffen» 

3n  quälen6er  Ztngft  un6  Sorge  ©erfloffen  6er  Königin  6ie  itädjften  (Tage;  mit  flopfen6em 
Qersen  na^m  fte  je6en  Srief  aus  picftupö^nen  entgegen.  ZDo^l  ^örte  fte,  6af  Itapoleon  im 
rafc^n  IDec^fel  feiner  £aune  auc^  einmal  ^öflidj  un6  freun6lidj  ftc^  seige:  er  Ijatte  nac^ 
i^rent  un6  i^res  eben  von  fc^tperer  KranWjeit  genefenen  Kin6es,  6er  prinsefftn  2tleyan6rine, 
Befin6en  gefragt  un6  6em  Könige  6ie  Qoffnung  ausgefproc^en,  6af  aud;  fte  nun  i^ren 
^rie6en  mit  iljm  machen  tt>er6e;  er  ifaite  6en  König  5U  ©aft  gela6en  un6  bei  6em  ZHa^le 
fein  ©las  erijoben  un6  auf  i^r  IDo^l  getrunfen.  2tllein  6er  6run6$ug  feines  IDefens  trat 
bodf  immer  xtAebet  abfcErecfen6  ^n>or,  6er  Ijarte  ^errifc^e  IDille,  un6  ebenfomenig  i>erfcEn>an6 
aus  feinem  Perl^lten  6ie  gleic^gältige  mifad;ten6e  Kälte  gegen  6en  König,  6er  unter  6em 
Drucfe  6er  auf  i^n  einftürmen6en  Katfdjläge  ftc^  nac^  2tleyan6ers  Beifpiel  i^m  befliffen 
un6  pertrauenspoll  5U  nStfetn  i^erfuc^te  un6  i^m  gelegentlich  —  er  fagt  es  felbft  —  tx>ie 
ein  „IDac^tmeifter"  nic^t  i>on  6er  Seite  unc^.  Die  Königin  i^rerfeits,  bei  6em  IDorte  pom 
(frie6en,  6en  fte  machen  foDe,  ge6acEte  aller  6er  fc^mu^igen  Sc^mäljungen,  mit  6enen  6er 
ro^e  Sieger  fte  in  feinen  Bulletins  un6  feinen  Leitungen  überijäuft  fjatte,  un6  6as  ©rauen 
fam  tt>ie6er  über  fte  por  6er  Berfl^rung  mit  6em  Jtbfc^eulic^n,  6effen  blof  e  Hd^e  entrofirWgte 

239 


Königin  £nife  in  (Eilfit 

un6  entftttltc^te,  nnb,  was  i^r  tbcn  nodf  faft  leicht  erfc^tenen  war,  bavov  htbk  fte  je^t  surflcf 
n>te  por  etipos  Sdjrecf lieberem  als  Coö.  Sie  ipolltc,  faUs  6er  König  es  geflottc,  ftc^  einfc^lief  en, 
franf  werben,  i^r  Bett  nic^t  perlaffen,  n>enn  nur  bas  €ntfe^lic^e  i^r  erfpart  bleibe. 

2IIIein,  n>ie  fte  6cm  Könige  fd^rieb:  fie  follte  6en  Keld;  6es  £ei6ens  bis  auf  6en  <ßrun6  leeren* 
Die  5rie6ensDer^n6Iungen  mit  Hapoleon  rflcften  nidjt  pormärts,  6ie  längft  perfprodjene 
fdjriftlic^e  Crflärung  über  feine  2tbftc^ten  lief  immer  noc^  auf  ftc^  »arten.  IDenn  er  auf 
Sdjlefien,  6as  er  5uerft  für  feinen  Sru6er  3^^^^^  gefor6ert  ^tte,  je^t  persic^ten  $u  mollen 
fc^ien,  fo  ©erlangte  er  um  fo  bcftimmter  alles  preufifc^e  £an6  n>eftlic^  6er  (Elbe,  ojomit  6er 
König  fic^  ja  fc^on  einDerftan6en  erflärt  ifabe,  nnb  Polen,  6as  er  einem  dürften  geben 
moUe,  6er  n>e6er  Huf lan6  nodi  ©efterreic^  beunruljigen  fönne.  Vas  alles  erfuljr  man  aus 
flüchtig  ^ingeojorfenen  2teuf  erungen,  aus  unbeftimmtcn  2tn6eutungen  Hapoleons,  6ie  Sdjlimmes 
fagten,  Sd;limmeres  befürdjten  liefen.  2tlcfan6er  felbft,  fo  erso^It  ^rie6ridj  IDil^lm,  flagte 
über  6ie  Sd^mierigfeiten  6er  Per^an6lung,  über  6ie  Qinterlift  6er  napoleonifc^en  2(ntrdge. 
(Er  mufte  pc^  suroeilen  pon  Hapoleon  une  ein  „Sc^ulfnabe"  ausfragen  laffen:  über  We 
Dogmen  6er  ortljo6ofen  Kirche,  über  6ie  ruffifc^en  ^inansen,  über  6en  (Ertrag  6er  S^dct^ 
fteuer,  über  6ie  jä^rlic^  (Einnahme  aus  6em  Pel5^an6el,  über  6as  Per^ältnb  Pon  (Einfuhr 
un6  2tusfu^r  überhaupt. 

^u  ^ne6ric^  £Dil(^Im  pollcn6s  (^tte  ftc^  Hapoleons  Per^ltnis  noc^  perfc^lec^tert 
Der  König  fyxttt  fic^  6aran  gcmö^nen  muffen,  aus  picftupöl^nen,  n>o  er  im  Sd^ul^us 
rooljnte,  regelmäfig  nachmittags  nac^  6em  neutral  crflärten  un6  pon  6en  (Truppen  6er  6rel 
Illäd^te  bcfe^ten  (Eilftt  (^erübersuFommen  un6  an  allen  Peranftaltungen  teil5une^men,  Me 
Hapolcon  für  feinen  neuen  ruffifdjen  ^reun6  in  S$ene  fe^te.  (Er  mufte  6as  Korps,  por 
6cm  er  bei  2tucrfte6t  5urücfgea>id;en  mar,  un6  an6ere  fransöftfd^e  (Truppen  monöprieren 
feigen,  an  6eren  2tusfet^n  un6  Qaltung  un6  felbft  an  6ercn  2nuftf  er  manches  aussufe^ 
fan6.  (Er  trug  6en  ©r6en  6er  (Ef?renIegion,  6er  „^öllenlegion",  n>ic  er  fie  nannte,  un6  fpei^e 
fpät  aben6s  in  6rei  ricrtclftun6cn  5U  ZTTittag,  toas  alle  iljm  teuren  £cbensgenx>^n^ten  auf 
6cn  Kopf  ftcllte.  (Er  atmete  je6csmal  auf,  mcnn  er  (Cilfit  un6  6cn  2nemclfluf  im  Hficfen 
t^tte  un6  n>ic6cr  in  feinem  ftillen  Sd^ull^aus  in  Picftupö^ncn  faf .  (Er  fonnte  un6  ipoltte 
ftc^  nidjt  6arin  fin6en,  6af  gcra6c  iljn  6as  Sdjicffal  in  eine  fo  pcrsmeifelte  £age  gebrot^t, 
6af  es  gera6e  iljn,  6en  ^ric6fcrtigften  aller  ilTenfijen,  aus  feinem  ^Ib  lan6lic^,  ^olb 
Ijofifijen  Stilleben  Ijerausgeriffcn  un6  neben  einen  2tleyan6er  un6  einen  Hapoleon  auf  Me 
Bül^ne  6er  ZDelt  geftcllt  fyitte,  (Er  ermaf  6ie  Kluft,  6ie  i^n  pon  6em  einen  ipie  pon  6em 
an6cm  trennte.  Der  €^rlidje  I^rte  nic^t  auf  fidj  5U  penpun6em,  une  Kaifer  2Ile|;an6er, 
an  6effen  ^reun6fd>aft  er  gIeic^n>o^l  feft^ielt-  fti)  fo  WAt  un6  rafd»  *r  Wne  «^«^  V^üt 


Königin  £uife  in  (Cilftt 

un6  entfittlic^te,  unb,  txxxs  i^r  tbm  nodi  faft  leicht  crfdjtcnen  war,  bavov  bebte  fic  je^t  surücf 
n>ie  por  cteas  Sdjrecflidjercm  als  tCoö.  Sic  nx>Utc,  faUs  6er  König  es  gcftattc,  ftc^  einfc^ltefen, 
franf  n>er6en,  t^r  Seit  nic^t  pcrlaffen,  n>enn  nur  6as  (Entfe^Iic^e  i^r  erfpart  bleibe. 

ZtUein,  loie  fie  6cm  Könige  fdjrieb;  fie  foUtc  6en  Kelc^  6es  £ei6en5  bis  auf  6en  6run6  leeren* 
Die  5rie6cnsüer(;an6lungen  mit  Hapoleon  rücften  nid;t  t>om>arts,  6ie  langft  oerfprod^ene 
fd^riftlid^e  (Erfldrung  über  feine  2tbftc^ten  lief  immer  nodi  auf  ftd;  märten.  ZDenn  er  auf 
Sdjlefien,  6as  er  suerft  für  feinen  Sru6er  3^'^o"^«  gefor6ert  ^tte,  je^t  i>er$ic^ten  su  iDoQen 
fc^ien,  fo  pcrlangtc  er  um  fo  bcftimmter  alles  preuf  ifc^e  £an6  meftlic^  6er  (Elbe,  iDomit  6ec 
König  fidj  ja  fdjon  cinocrftanöen  erfldrt  Ijabe,  un6  Polen,  6as  er  einem  dürften  geben 
iDolle,  6er  iDe6er  Huf lan6  nodj  ©eftcrreic^  beunruljigen  fönne.  Vas  alles  erfuljr  man  aus 
flüchtig  ^ingetDorfenen  2teuf  erungen,  aus  unbeftimmten  2tn6eutungen  Hopoleons,  6ie  Schlimmes 
fagten,  Sdjlimmeres  bcfürdjten  liefen.  2tlcyan6er  fclbft,  fo  ersä^lt  ^rie6ridj  IDil^lm,  flagte 
über  6ie  Sc^roierigfciten  6er  Perljan6lung,  über  6ie  ^intcrlift  6er  napoleonifc^en  2Intrdge. 
(Er  mufte  fxdi  sumcilcn  pon  Hapoleon  oric  ein  „Sd^ulfnabe^'  ausfragen  laffen:  über  6te 
Dogmen  6er  ortljo6oyen  Kirdje,  über  6ie  ruffifdjen  ^inansen,  über  6en  €rtrag  6er  ^ucfet:' 
ftcucr,  über  6ie  jä^rlic^  (Einnal^me  aus  6em  Pel5l;an6el,  über  6as  Der^ältnis  Pon  (Einfuhr 
un6  2tusfuljr  überhaupt. 

^u  ^ne6ric^  tPill^elm  pollcn6s  l^tte  ftc^  Hapoleons  Pcr^dltnis  nod;  perfc^lec^terL 
Der  König  Ijatte  fidj  6aran  gcipöljnen  muffen,  aus  picftupöljnen,  nx>  er  im  Sdjul^us 
rooljnte,  regclmäfig  nachmittags  nadj  6em  neutral  crflärtcn  un6  pon  6en  Cruppen  6er  6rel 
XlXädiU  bcfe^ten  Ciljtt  l^erübersufommcn  un6  an  allen  Deranftaltungcn  teilsunel^men,  6ie 
Hapoleon  für  feinen  neuen  ruffifdjcn  5rcun6  in  Ssene  fc^te.  (Er  mufte  6as  Korps,  doc 
6cm  er  bei  2tucrftc6t  5urücfgcn?idjcn  a>ar,  un6  an6ere  fransöfifdje  (Truppen  manöpriercn 
feigen,  an  6cren  2tusfel;cn  un6  Qaltung  un6  felbft  an  6crcn  IXlufxt  er  mand^es  aus5ufe^ 
fan6.  (Er  trug  6en  ©r6en  6cr  (El?rcnlcgion,  6er  „^öllcnlegion",  n>ic  er  fie  nannte,  un6  fpei^e 
fpat  abcn6s  in  6rci  Picrtclftun6cn  5U  mittag,  was  alle  ihm  teuren  £cbensgcn>o^n^iten  auf 
6cn  Kopf  ftclltc.  €r  atmete  ic6csmal  auf,  ipcnn  er  tCilfit  un6  6cn  jnemclfluf  im  Hficfen 
Ijatte  un6  ipic6cr  in  feinem  ftillen  Sdjulljaus  in  picftupötjncn  faf.  €r  fonnte  un6  iPoOte 
fic^  nid^t  6arin  ftn6cn,  6af  gcra6e  il^n  6as  Scbicffal  in  eine  fo  pcrsmcifclte  Cage  gebrot^t, 
6af  es  gcra6c  itjn,  6en  ^ric6fcrtigften  aller  21Tcnfd>cn,  aus  feinem  Ijalb  lan6lic^,  ^Ib 
Ijöfifdjcn  Stilleben  l^crausgcriffcn  un6  neben  einen  2tleyan6cr  un6  einen  Hapoleon  auf  6ie 
Büljne  6er  IDclt  geftcllt  Ijatte.  €r  ennaf  6ie  Kluft,  6ie  i^n  pon  6em  einen  ipie  pon  6em 
an6eni  trennte.  Der  (Et?rlicbe  Ijörte  nidjt  auf  fidj  ju  pertt>un6cm,  nne  Kaifer  2(le|;an6er, 
an  6effen  ^reun6fdHift  er  gleic^n>o^l  feft^icU,  fidj  fo  I»*i*t  un6  -af*  *n  Wne  *»*ue  HoUe 


/  ..  .  M«l  19 


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^afßmtle  Äes  (Tagebud^»  öer  <0vafiTt  Pof  pom  5.  bis  7. 3»li^^ö7 
l^ufaiuniinfuiift  bet  Kont^iu  futfc  mit  liapoUon  iii^  Cilfü    .. 


.'^       ■'  —  '■"*'■  \  -     .       ■ 

-'       ..   V  .  ■'  •   --' 

,.>^^|[^  .^  >;^  5  jodlet.    La  Reine  ^tait  assez  bien,   le  Roi  aussi  «jui  vint,  la  mhison  ^tnx»e^fi«^'VJi;^    .  ..  ^     ,      '^ 
'  ,/fy  Le  njjjjiin  vhit  le  geriJral  Bennigsen,  U^raToff  et  d«  iiAir»    javou«  *^ue*V  *Ue-cUi  premier  ' 
"'  ^-'^^Arci'^iiistfgf^ble.    Tl  aU«  obe«  k  üUin«.    1,'cDtretien.  iij^  fut  pißr^ong.     Kalckrenjli 
'     '  /  Aftit  äk^\i  (jBc'lrUeiae'^entraDt  ä  Tflsi'V  Xapoft^on  y  vienciruit,  cyi'elle"  j^f^t  .4)riee  ^yx/tiöi^'i 
^^r  ^.^   di>^*  4"^  ^^^  .^"  V-et  (juc  j'cttrals  la  ii^^me  favear.  *  L^Enipereur  de  TfißSie  win^  ««f  iin< 

grande  conförence  oCi'le  VäTtfn  H^idmther^  fiit  «imm.     il  din^  üi,   c!eftl^-dird:.fL(tti;i.*fi|Unies    ^«      '  y^' 
rhez  H^  Roi,  HaKknberg,  Hri^cVmmik  et  Uwaroflf  et   brs  ndtes.    L'on   a^tendflii^- iin  grarrtf '     O  \ 
>^7  lOfciftW'^u  Moiisieur,.  il  oe  vinf  qfiß  'tard,  r'etait  l^,|Jtand  ^uyer  M.  de  CÄfl1aijK^5mt.    Je  ffi^ 

otoligde'Ae  me  lever  d§  table,  |a  Rcii)^  vint  ensüjte,  il  ißt  des  demaiuleti-de  saof^i  la  Rc4ne  -^  ^  ^      .. 

'^  Tnirr  poKe.     f^lttfir^sip^ie.   »oar  rMr&mlmw  avec  1«.  Mdne  et  i.J&Biperfiiir.   etil  tili  resoly    ^ 

dr  oe  ptiB^  8ffii^^^!Tjltt(,  ce  ^iii  nie  fit  grand  phiisir,  (ota  aurait  denoic  trou'Xi  eiill()res«c;iTvrnt.  ^ 

^     Le  Roi  alla  avtfc  ji'JKiAi^reiir.     !Nous^  prinifs  Fe  the;  le  duc*  et  la  dncTie?;)*  de  lliilrtefn  fiahf  ^  ^■ 

eiH-ott  H^\  ne  •poui-ant  av^ir  des  rhl7|^iUEv:  ik-  toopclMt  aveu  noiu.    M^^de^Rorl)  fhf  eiivoje  .^    ' ' 

cJfc/ il'horimic,  il  en^  j-eviaty  ,4it.  qu'U  avait  ete  asse/  poli,  du  restc  pas  fyr^  gonteSt. 

Le  6.    ^iis  ^dtniaies  d'al^rd  apres    12   heu  res.     I-a  l-waroff,   Rejititgsgö  et  Jliiirteilffel    ^ -^>**^    '  -^ 
vinrcnt  cTfrt  la  tteitte,  maThtes  larine*?.  ^A  4  lieuroK.  paiti  aver  une  CFToffe  des  f*ftrde<<tnof»rfM>     ä-'     -j^ 
p«9se  le  pont  volaiit^et  arrive.  4  Tüair  ft  j."]]!!»  pie<l  II  terre  Hw  le  1^)1.    Niipoiooa  y^fit^'^ 
iin  qnari  d'heiire  apres,/jc  le  recus  ave<    la  ccuntesse  'I\iuent/ieui  au  bas  de  lesealief.     u  c4t    '^ 
Taid.   Rros   de  visage,   brub,   ffeU.t,   say  foraie.   grnnds   vei»   qin   ronicnf,   Tafr  incapin^  do 
^ir«iii,  belle  bourj^tt  et  üciits,  is^s  poli,  ^jm!^.  I^gtemps  /otf?  avec:  1«.  J^diue.    U  4>aitiji«  411)1.1:1 
nJümOs  (luv.   hii   \er^  S   heiir«»,.  voulairt  niÄüßer  plus  xOü  pour  la   Reinv;.     j.e   (u$  ä  !a   table. 
1\  etiiit  de  tr^s  b(»nTie  hmneur.'  me  ^rff^  f)eau<oup.     (Irancte  < ont'i'rence  a\er  la  Krire.  qni 
«n  i^uil  assQ?: '( on teilte.     Dieii  veuIHe  M*'^  t:e<a^  ai<li:*    Nciiü  revbii^u.'^  :i  luinuil.    J«e  ^raml  iJu( 
C'oiiarantüi  Irras  dessns  et  dessou^  ave<    Mural  nui  est  fort  poli.     Tdute  cette  racf  uic  im:i  \*h\^ 
ha«  qtie  terre.     Hftrd^ljerjr  p:u1if. 

Le  y.    J  c«:^ ij»  .<t>iu«  le^  y^iaxn-  ä  >l#!nd.'  >ie  'diic^lr.  iJobtuitt  vint.  if  rst  in!>upr»ori.ible. 
Nnii^  enine;»  a.  «liner  le  Hethiai»  VJatuw  «Acf  sin\  aiA'  vjc  «uJnp,  t^ui  i'!«<  .        l:<i?<:l)riurn1   :^ 
'  r'erit  inie  bien  l»oinie  phvstonomie,  fise^  ^ran<l,   noir,   frirt  poli  v\  uiariicr»  .     li  ni'.i  prcunis  mtm 

porttaif.  RnrnkmauB  et  SrhLulco  dui^'Trnt  :i\r(  le  piirrt'  H^rnrii  jvf  i-  'i-  \  j  hnire-. 
uoas  }iiiiMlTse»  -  fee  rfmip  def  Cotiu|nes.  de*  Kalmiiclcs  t-t  r-k^  r.,i«fhkir-,  ,i'  '>ni  1  air  «k 
Chinoi^.     Lya»  Lt^^UiMO  «Inrent 'fins^' '  cfctittcr.  . '.  . 


el  l^^tis 


i:m>  ciitfillli^to.   un^,   li\ir   ibr     '     :   '■  ■   *■    :  m    \  \V\    :i'     ■ -•  :i-.p     "  .:-.\m  Ivi'.  m    ;■  r.' 

f.l^n't:"'  ■    £.*■.  ■•.ui!..  ül\i'  KHK-  ^ii'K.-I^i-i   lic|;  iniuur  iiod?  auf  \\}c^  i:^..:ii.     iroiiii  er  vir. 
■  ■.:^:.!.   .1  ■.."    V   l\*)i:iMMi!:r  allcf^  rroiii'nUlv  tlln^  ir.ftiid^  ^a•  f !lv*    uvmit  ^ 


no^  iuo(|  V»}l(t  il'n^  ^M^irp-  ;fiAiM«M</  y  }l^^^ifA  ^^MTfl'  ioirt^jiMt  ^^jlikj^  j^jllpr^  ||b«: 
•»nu  iijj  jrirr  mcvAt^ob  iijn9qc{iM.J.v.>)ttPf«t  sitfftDi  <^^  AtiteiSiitui^  tri  ;iQ).intrrTiMa  nt|ulitiilh«:. 

^ul  'jI  .niJO')riiA;Iiii;'J -jb,.!/ ja/n'>'i  hntia  al  lij;»o'^  ,l;iiil  !>pii  Iniv  pn  IL.iu^isnol^  nb  iai3fOo, 
•>ni9H  iii  /ilnii^  ob  >?^i)niirri*jf)  «w  In  \\  .dJwwno  fniv  onidM  ki  ,3kl tJ  od  lo/oi  am  ob  oo^ilflo 
ijfoy^i  SArt   iriO  '.'Vrtil-ÜlHi.^  I   )o  onro>l    i;l    »o/j;   üoni/;mnoJoi  «uon    .oilioii/o   lrii;t:^       oiloq    nol 

oot«n»  iirt  fliaU.(|b^c^^-j.444i4^ti^.^i<^:T{fW^'9^  ^^  i^fi''0ft<>  f^  i*w'*->^*W^IS]^.;ii!^:  ^^'no 

lohiijJijiJ/1   Vi  uo^^inq[:i}l..^1ipii;w'J   «^l     ,«o?vofl   ^ife-^-Hiü   bi<xl-'l>  ^^oni/inib  i<üoi<  .  ..AjdJ,, 
.^ijiM.  ir!>  ^:>lni;;^  ^-ib  on»>>''0  jfui    »oyi.  inj;<i  .«oiiioil  #.  A     .i^oriiijif  *^olnij;fn   .«jnioM  i:I  \orf.)  tnoiai'' 
!Mi/    V    finil'Mji./     foM    jl   \»fl  I   oiTit   i;   [)oii|   Jiini   .?    r.   tialfl    fi"  *)/mr.   f'i   »r::.!-!/  "ino^i 'öf  "Swüsq 
V,  fl      i'iilr.  »^-^T  ol»  sJr.ff  rrr.  'iioKTn-jiM:  T  oas^omro-»  nf  -^o/ft  >rinoi  ol  of  .-  •trjr/mnS'H'fi  fred|*'^lifr" 
jb  '»mi.  »nf   if«'I    .'trt-jffim    frr|»    kiw   '»hnarg   .ormol    i»ntii»    .tit-y]    ..«fi^«i    ,ö4»>>?MJ*5  üo^J ^,bllH^ 
^iion    tiluiq  il     .'inrsM  jJ  odvc  lfJ92  >(]nta}^fiol  £lxK(|  .iloq  ^4it   .'iircjb  Jt  M**ttfod  .trflml'ci19fnil)iif 

11»^.  .aiiij/J    i.i   .):wL    jjnoTjlfiii  1  diirijuit)      .iiiiioujioJ   uhi.q   'jmi   .  iij  xyiiii   ofi^Mi^^-jil.  ob  J(^iJ*>   m. 
ujIi  i'in;ii:    *  J     Jirffiiii:  ..  -.uini/oi   »<ij()/       jl)ii,   i.'j  .  -j  :|     •.!:)/    Jioi<  1      .oJfioni<»i   vj/*!Ji    lii;!y   n» 
"iil'l  T'jh?  -im  -j  M.T    »?•  !  ■  ■>•!■  i'I"     rfiMj  !ii>t  »>-»  r:i['  'i.':-!/    <».'i.  ^!  t»/r,"jl»  jo  ^ta^^ji}  ?.L\n  nnnr^Unn} 

•j1iTf.hcV|(|i=-rii   V,   ••     t.!-/    f.|',j.fnll   -j!.    ,:■!.      ]      '  Mf-I/    i^.  anfror  ^«if-'i-iiW^h  iW '■■."':■ '^Jl  ••^^^*  ^^' 

.<:9Hrjii   (,  7.  <.  ..«uufi  au/f.   ,iiM-j  ii    o.«Mii<,   uJ   jjvj.   inn'aili   irjJ^.Idid  )ji.fifjj:ai^  inu«il   v,:^.V*'"?(t!4l.- 

■j1»    Mi.  I    Ifio    inp    ,*'TiJii    M.-'l     '^i-    •>    -  J  irii.ii./?     -■>f«      "  ^ii, .»'••" )    -'•jii    qnii;  >    r.ii^>i.      ir/on 


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Königin  £nife  in  (Cilftt 

gcfunöcn  Ijabe,  unc  er  auf  Hapolcons  frioole  Sdjersc  cingelje  un6  ftdj  gans  an  feinem 
pia^  $u  füllen  fc^eine.  ^üt  Hapoleons  Perfönlidjfett  feljite  es  tljm  feinesmegs  an  Per- 
ftänönts.  €s  tft  6oc^  eine  feine  un6  finge  Bemerfung,  mit  6er  er  Hapoleons  IDefen  un6 
Sugleic^  6effen  (ßegenfa^  5U  feiner  eigenen  Hatur  glücflic^  djarafterifierte,  wenn  er  von  i^m 
fagte:  „TXlan  braucht  i^n  nur  einmal  reiten  5U  feljen,  fo  erf ennt  man  6en  gansen  ZTfann. 
(Er  ge^t  immer  in  Karriere,  un&efümmert  was  I^inter  i^m  fällt  un6  fturst.  (Er  Ifcd  ein 
Pfer6,  morauf  er  ftc^  oerlaffen  fann,  un6  fo  ift  er  ftc^er,  loenigftens  ftc^  6urc^5ubringen. 
Das  ift  6enn  6ie  J)auptfac^e."  (Er  beiDun6erte  fogar  in  gemiffer  IDeife  6en  fransöfifdjen 
Kaifer,  6en  Umfang  feiner  Kenntniffe,  6ie  Klugljeit  feiner  Hegierungsgrun6fä^»  IDie  fijaöe 
nur,  meinte  er,  6af  ein  foldjer  Kopf  lieber  6ie  (ßeifel  als  6er  IDo^ltäter  6er  JTlenfdj^eit 
fein  moUe!  Denn  6abei  blieb  er:  Hapoleon  tDar  für  iljn  ein  „Ijdmifdjer  Ceufel  in  JTlenfdjen^* 
geftalt",  un6  nadj6em  i^m  fein  2tnnä^erungsperfuc^  mlf  lungen,  mar  er  um  fo  me^r  bemüht, 
gegen  6iefen  „Ztoenturier  mit  feinem  fatanifc^en  Cädjeln"  fidj  nidjts  5U  pergeben. 

Hapoleon  feinerfeits  verbarg  nid^t  6as  ZMif  fallen,  6as  i(;m  6es  Königs  ganse  Perf5n^ 
lidjfeit  einflößte;  er  fpottete  über  fein  Benehmen,  fein  Zteuferes,  6ie  S<^lil  feiner  (ßamafdjen:= 
fn5pfe.  (Er  oenpies  if?n  auf  6ie  ZTlangel  im  preufifc^n  Staatswesen  un6  im  preufifdjen 
J)eere  un6  beleljrte  i^n  überlegen,  ipie  man  regieren  muffe.  Dor  allem  aber:  er  permie6 
nad;  mie  por  mit  i^m  je6e  politifc^e  Unterhaltung*  (£s  (?ief ,  er  ifabe  gefagt,  mit  6em 
Könige  fei  überijaupt  feine  Perljan6lung  möglich;  un6  auc^  2tleyan6er  foUte  geflagt  Ifaben: 
6er  König  ipolle  immer  6en  S^ed,  aber  nidjt  6ie  ZHittel;  er  per6erbe  alles. 

IDo  mar  in  6iefer  Hot  tfilfe  5U  fin6en?  Sollte  6ie  be5mingen6e  2Inmut  un6  Ciebens^ 
mür6igfeit  6er  Königin,  6er  „föe  enchanteresse",  6ie  fünf  ^atfie  früher  bei  6er  Sn^ammen^ 
fünft  in  UTemel  6en  ruffifdjen  Kaifer  be$aubcrt  Ijatte,  nidjt  je^t  bei  6em  ^ransofenfaifer 
ein  IDun6er  mirfen?  Hapoleon  felbft,  fo  ersa^lte  man  fic^,  Ijabe  5U  2tlefan6er  gefagt:  „3^ 
bin  gemif ,  6af  6ie  Königin  6ie  politifc^en  ©efdjäfte  meit  beffer  als  i^r  ©emaljl  be^n6eln 
mür6c.^'  Hic^t  me^r  Kalcfreut^  allein,  aud;  Qar6enberg  glaubte  je^t  an  b'xe  UTöglid^feit 
eines  U)un6ers.  Sie  überseugten  06er  überre6eten  6en  König,  6er  ftc^  anfangs  ftraubte, 
„6af  eine  einsige  Unterre6ung  6er  Königin  mit  Hapoleon  me^r  bemirfen  mer6e,  als  alle 
i^re  Derljan6lungen",  un6  am  2. 3wli  fc^rieb  ;Jrie6ridj  IDil^lm  feiner  ©ema^lin:  „^ar6en== 
berg  bittet  mid;  feinen  2(ugenblicf  5U  perlieren,  um  Deine  Heife  5U  befd^leunigen,  6a  6ie 
2tugenblicfe  foftbar  ftn6,  un6  was  für  6as  (ßute  gefc^c^en  fann,  fdjnell  gefc^el?en  muf  .... 
IDaffne  Didj  mit  UTut,  un6  6enfe  nic^t  me^r  an  ZHöglidjfeiten,  6ie  nidjt  permirflidjt  mer6en 
fönnen,  fon6em  an  6ie  ^mangslage,  in  6er  menigftens  Preuf en  fid;  befin6et,  nadj6em  Hu§lan6 
feinen  (Entfdjluf  gefaft  fjat^' 


2tm  3.  3ttK,  man  feierte  in  ZHcmel  geraöe  6en  (ßcburtstag  6es  Prinsen  ZDil^lm, 
Bru6er5  6es  Königs,  erijielt  Königin  £uife  6en  Srief,  6er  fte  in  fo  6ringen6en  ZPorten  5ur 
Keife  naif  picftupöljnen  aufforöerte.  Die  Königin  geljorc^te:  fte  füllte  ftc^  im  Dienfte  bes 
Königs  un6  6es  Z7aterlan6es,  fte  tpufte  fic^  in  5er  ffanb  ^öl^rer  (ßenxilten*  Dem  Könige 
antu>ortete  fie:  „3^  f^""  ^^^  feinen  größeren  Beweis  meiner  £iebe  un6  meiner  Qingabe 
an  bas  tanb,  6em  ic^  angel^öre,  geben,  als  in6em  ic^  öa^in  fontme,  n>o  id;  nic^t  begraben 
fein  möchte/'  2tm  nod^ften  (Tage  5um  General  Keffel  nodi  tme  ein  2(uffc^rei  6es  unglflcflic^ 
©pfers:  „€s  ift  mir,  als  n>enn  idj  in  6en  (Coö  ginge,  als  n>enn  Mefer  ZTfenfc^  mic^  ipflröe 
umbringen  laffen;  er  ifai  meine  ^amilie,  er  fyxi  gan5  Preufen  ungläcflic^  gemacht/'  TXlan 
tröftete  fie:  „nur  fie  allein  fönne  6em  Sc^icffal  eine  beffere  IDen6ung  geben,  6iefer  (ScbanU 
möge  fie  aufridjten."  Dann,  unter  taufenö  (Tranen,  naijm  Königin  £uife  2tbfc^ie6  un6  beftieg 
6en  IDagen,  6er  pe  6urdj  6ie  im  frifijcften  ©rün  prangen6en  (Ebenen  Citauens  von  ZHemel 
nadj  picftupö^nen  trug,  6em  forfifdjcn  3"^P«'^<Jtor  entgegen. 

3n  6em  oersioeiflungspollen  (ßemüte  6er  Königin  n>ar  fein  Haum  für  6ie  Öffnung. 
„Je  me  flatte  de  rien"  Ijatte  fte  auf  6en  Sefe^l  6es  Königs  enpi6ert  un6  fdjon  por^r  M 
einem  Sil6e  Hapoleons  fyittt  fie  an  i^ren  £ieblings6idjter  Sdjiller  ge6ac^t,  an  6as  IDort 
6er  ZHaria  Stuart  vov  Königin  (Elifabetlj:  „2tus  6iefen  ^üQcn  fpric^t  fein  J)er5."  IDas  (l< 
untenpegs  noc^  6urc^  einen  Srief  6es  Königs  erfuljr,  6ie  3"^^^"^^?"^^  ^^  f^^  Ztbtretung 
6er  linfselbifi^en  £an6e  anfangs  buvdf  Ilapoleon  üerfproc^enen  Cebietsentfc^6igung  im 
Umfange  t>on  etwa  600000  <£xnwolimvn,  6ie  auf  Hapoleons  n>ie6er()oltes  (ßebot  poUsogene 
€ntlaffung  ^ar6enbergs,  6ie  Sc^n>ac^e  2tlefan6ers  gegenüber  Hapoleon,  erl^^te  6ie  Per* 
Stpciflung  6er  Königin,  ftärfte  aber  sugleid;  il^ren  €ntfd;lug,  alles  nxis  möglich  fei  für  6as 
IDo^l  iljrcs  £an6cs  5U  perfuc^en. 

Xladf  je^nftün6iger  ^aljrt,  am  ^.  2^lx  gegen  2tben6,  begleitet  pon  i^rer  0ber^f» 
meifterin  (ßräfin  X?of ,  6er  J)of6ame  ©räfin  (Cauen^ien  un6  6em  Kammer^erm  pon  Ißudi, 
traf  Königin  £uife  in  picftupöl^nen  ein,  ipo  fie  in  6em  f leinen  einftöcfigen  Pfarr^ufe 
abftieg.  ©egcnüber  lag  6ie  IDol^nung  6es  Königs.  Die  Königin  empfing  noc^  am  Tlbtnb 
^ar6enberg,  6cr  fie  für  6ie  llnterre6ung  mit  Hapoleon  porbcreiten  foUte.  So  Ijatte  fte  felbjl 
geipünfdjt,  6enn,  ipie  fte  fagtc,  fie  tpollte  nx>ljl  „par  ccuur**  mit  Zlapoleon  fpred^en,  aber 
nic^t  „de  coeur'*.  Sorgfältig  las  un6  beoni^rte  fie  6ie  Katfijldge,  6ie  ^r6enberg  i^r  auf- 
fc^rieb;  fie  n>ur6en  6ie  <ßrun6lage  il^rer  Unterhaltung  mit  Hapoleon. 

2tm  nädjftcn  tCage,  5.  3"^^/  f^"^  Kaifer  2tleyan6er,  6er  einige  Sd^riftftficfe  Hapoleons 
mitbraijtc  mit  eingaben  über  6ic  ;Jrie6ensbe6ingungen;  fie  enthielten  6ie  beflKmmte  ^or6erttn0 
6er  2Ibtretung  6er  preu^fd^en  £an6e  linfs  6er  €lbe,   über  6ie  Hapoleon  perf^^aen  foOtc, 


un6  rechts  6cr  Zncmel,  um  Huflanö  eine  natürlidje  (ßrense  5U  fidjem,  mofür  Preufen 
an6enpett  entfc^äöigt  n>er6en  tonne.  IDdljrenö  5er  Katfer  mit  6em  König  un6  6cr  Königin 
fpeipc,  tarn  Hapoleons  ©berftallmeifter  (Caulaincourt,  um  6ie  Königin  5U  iljrer  2tnfunft  5U 
beglücfmünfdjen  un6  nadj  iljrem  Sefinöen  5U  fragen.  Der  Kaifer  be6auere,  bas  neutrale 
(Ctlfit  nic^t  oerlaffen  5U  fönnen,  n>er6c  aber  6ie  Königin,  roenn  fie  nac^  (Cilftt  fomme,  befuijen 
un6  einlaöen*  Caulaincourts  Komplimente  tpuröen  (^öflid;  ertpiöert;  6em  fteifen  un6  eitlen 
Formalismus  feines  J)erm  gegenüber  Ijielt  man  es  aber  für  angemeffen,  6ie  Heife  6er 
Königin  nac^  Cilftt  $unädjft  nodj  Ijinaussufdjieben.  Die  Königin  fpradj  6ann  mit  Srincf* 
mann,  6em  fdjn>e6ifdjen  6cfan6ten  am  preugifdjen  J)ofe;  feine  teilnel?men6en  2teuferungen 
enpiöerte  fte  mit  6ew  IDorten,  6ie  6en  gansen  2tbgrun6  i^res  Sdjmerses  bc$eidjnen:  „2^1 
bin  erft  6retfig  3^^^^^/  ^^^^  ^  ^^^  ^i^  f^^"  f^^^f^  überlebt." 

2tm  Hadjmittage  6es  6.  3ult  crft,  nac^em  fie  am  Pormittage  nodj  6en  oer^aften 
Sennigfen  gefproc^en,  fu^r  Königin  £uife  —  fte  ifat  uns  felbft  Mefe  ^aljtt  gefdjil6ert  — 
mit  6em  Kammerl^erm  von  3uc^,  6en  Gräfinnen  Dof  un6  (Tauen^ien/  geleitet  pon  einer 
Ztbteilung  preufifdjer  6ar6e6uforps,  mitten  6urdj  ruffifc^e  un6  fransöfifc^e  (Truppen,  6ie  bei 
i^rem  2Inblicf  ben^unöemöe  2tusrufe  laut  meröen  liefen,  n>a^ren6  in  i^r  felbft  Qaf  un6 
2tbfdjeu  n>ie6er  aufflammten,  sur  ZHemcl  un6  über  eine  ^dljre  5U  6em  nalf^n  Quartiere  5es 
Königs,  6er  i^r  nac^  (Tilftt  t>orauf gegangen  mar.  UntertDegs  Ifaitt  KalcfreutI;  fte  begrüft, 
6er  iljr  nodj  einmal  für  6ie  Unterhaltung  mit  Hapoleon  gute  Ce^ren  5U  geben  fuc^te»  Set 
6em  Könige  traf  fie  Kaifer  2tlefan6er  un6  ©raf  Col^,  6en  Hac^f olger  ^ar6enbergs  als 
Zninifter  6es  2Iusn)ärtigen:  bei6e  nxtren  troftlos  über  6en  Stan6  6er  Z7erl7an6lungen;  bei6e 
befdjtporen  6ie  Königin,  in  6er  6ie  le^te  J)offnung  ru^e,  6en  Staat  $u  retten. 

Sie  Ratten  faum  einige  IDorte  mit  6er  Königin  gemec^felt  un6  ftc^  6ann  entfernt, 
als  6ie  2tnfunft  6es  franjöftfd^en  Kaifers  gemel6et  n>ur6e.  (Er  felbft  im  fd^lid^ten  6unFeU 
grünen  Uniformrorfe,  mit  loeifen  Unterflet6em,  aber  umgeben  tH>n  einem  grofen  un6 
glän5en6en  befolge,  in  6em  tH>r  allen  ZTTurat  6urd;  6ie  bunte  Pracht  feiner  Uniform  auffiel. 
t)on  6em  Kammer^erm  Don  Suc^  auf  6er  Strafe,  oon  6er  ©ber^ofmeifterin  un6  6er  ^of «» 
6ame  an  6er  J)austüre  empfangen,  eilte  Hapoleon  6ie  (Treppe  ^inauf  —  ein  2tugcnblicf, 
un6  er  ftan6  auf  6em  ^lure  6er  Königin  gegenüber. 

Die  Sdjön^eit  6er  Königin,  6as  i>erfic^em  alle  2tugen$eugen,  ftra^lte  niemals  ^ller 
als  in  6en  6unflen  (Tagen  t>on  (Tilftt*  Die  glän5en6  grof en  2tugen  in  Sd^tpermut  leicht 
perfc^leiert,  6ie  fonft  fdjon  sur  ^üUe  neigen6e  (ßeftalt,  6ie  je^t  6urc^  $e^ren6en  Kummer 
ju  sartem  €benmaf  perfeinert,  ©ergeiftigt  fdfien,  geIjüUt  in  ein  ipeifes  ftlber6urc^iDirf tes 
Kreppflei6,  6effen  galten  anmutig  an  6en  fc^lanfen  6lie6em  ^rabfloffen,  auf  6em  biegfamen 

2^3 


^Ife  bas  ftol5  crl^obene  Sfaupt  unter  6em  Perlen6ta6em  —  fo  ftan6  Königin  Cuife  ba,  in 
Schmers  un6  tCrauer,  in  ^ingcbcnöcm  ©pfermut  eine  rfl^renöe  Perförperung  von  ^rauen^ 
fd^dnl^eit  un6  ^rauenl^^t.  Der  21nblicf  Hapoleons  brachte  i^r  eine  Ueberrafd^ung.  Der 
König  fyxtic  xliv  gefagt,  er  t^abe  ^twas  Gemeines  in  feinem  2Iu5fe^n,  fie  fonnte  bas  nic^t 
fin6en»  Sein  Kopf  erfdjien  iljr  von  fc^öner  ^orm,  6er  2tu56rucf  6er  (ßefic^tsjflge  perriet 
6en  Denfer  un6  6cn  ^errfdjer;  bcfon6ers  gefiel  i^r  6er  lädjclnbc  Znun6,  un6  an  6er  gonsen 
(Erfd^einung  erfannte  fte  ftaunen6  6en  (Typus  6er  Cäfaren.  2Iufatnien6  unter  6em  unertiHirtet 
günftigen  €in6rucfc,  frei  un6  unbefangen  trat  fie  i^ni  entgegen  un6  lief  fi<^  von  i^m  in 
ein  3^"^^^^^  füljren,  tt>a^ren6  6er  König  $urücfblieb  un6  fic^  mit  ZMurat  unterhielt  Sie 
\pvadf  i^m  i^r  Bc6auem  aus,  6af  er  eine  foldje  (Treppe  $u  iljr  Ifabe  Ijinauffteigen  mflffen, 
beflagte  mit  leifer  3^0^^^  fut  i^n  un6  feine  Cruppen  6en  2tufent(^It  im  norMfd;  rau^ 
Preufen.  Hapoleon,  etmas  oerlegen,  n>ie  6ie  Königin  bemerfen  moUte,  antwortete  mit 
Komplimenten.  Dann,  o^ne  Sc^OHinFen,  ol^ne  Sc^eu,  fam  6ie  Königin  rafc^  auf  6as,  was 
fie  Ijergefü^rt  Ijatte.  Der  Kaifer,  fo  begann  fie,  I?abc  fie  angeflagt,  fic^  suoiel  in  Polittf 
5U  mifc^en,  ein  Portpurf,  6en  fie  nidjt  oer6ient  5u  traben  meine  —  Hapoleon  unterbrad) 
fie  mit  6er  Beteuerung,  6af  er  felbft  6iefe  2(usftreuungen  nid^t  geglaubt  Ifabt  —  gleichviel, 
fte  n>oUe  i^n  auffldren  über  6en  Sd^ritt,  6en  fie  tue.  Tlls  Gattin,  6ie  6es  Königs  B^ov^ 
niffe  un6  Kummer  teile,  un6  als  ZTTutter  muffe  fte  6en  2tugenblicf  benu^en  un6  freimütig 
mit  i^m  fpredjen.  Sie  fönne  nic^t  anncljmen,  6af  er  feinen  Sieg  mifbraudfen  tt>er6e. 
Hapoleon  ern)i6erte,  es  fei  nic^t  feine  Sd;uI6,  w^nn  es  5um  äuferften  gefommen  fei; 
Preußen  I?abe  nadf  6er  Sdilad}i  von  2tuerfte6t  je6es  freun6fdjaftlic^e  2tbfommen  surflcfgetmefen 
un6  feine  t?orfd>Iägc  nadj  €ylau  faum  angeljört.  Die  Königin  erinnerte  mit  Xec^t  6aran, 
6af  6ic  (frie6ensDerIjan6Iungen  nadj  2tuerfte6t  nidjt  pon  Preufen  abgebrodjen  feien,  ging 
aber  auf  6ie  (Erörterung  6cr  Vergangenheit  nidjt  weiter  ein,  fon6em  n>ie6erIjolte,  6af  fie 
als  JHutter  5u  if^m  fprcdjc,  6er  6as  Sdjicffal  ihrer  Kin6er  am  fersen  liege.  2tuf  6ie  Der* 
fldjerung  iTapoIeons,  6af  pon  6er  Demidjtung  Preugens  nidjt  6ie  He6e  fei,  bemerfte  fie:  6cr 
^rie6e  6ürfc  aber  audj  6ic  Demidjtung  in  ^utun^t  nidjt  porboreiten,  Preuf en  brauche  einen 
erträglid^en  jrie6en.  Sie  gebe  fid;  feiner  (Eäufd^ung  über  6ie  Cage  I^in  un6  miffe,  6af 
®pfer  gebradjt  n?er6en  müßten.  2tber  man  foUe  6odj  pon  Preupen  nidjt  Propinsen  trennen, 
6ie  feit  3al?r^un6erten  6a5u  gef^örten,  man  foUe  il^nen  nidjt  Untertanen  nehmen,  6ie  iljnen 
wie  £iebIingsfin6or  teuer  feien.  Sie  fpradj  pon  6em  preufifdjcn  Dolfe,  6as  feinem  Königs^ufe 
fo  rüt^ren6e  Bcmeife  6er  2tnt^dnglid;feit  gebe  un6  an  bas  fte  ntit  fo  pielen  Ban6en  gefettet 
fei.  Sie  bat  für  6ic  linfselbifc^en  £an6e,  namentlidj  für  21Iag6eburg,  6as  iljnen  bef6n6ers 
med  fei.    Hapoleon  pertpies  auf  6ie  allgemeinen  politifd^n  Kontbinationen,  6ie  6en  bef^n6eceii 


f>M 


Hürfftdjten  oft  cntgegenftänöen.  Dann  cerfudjte  er  abiuknUn.  H)ic  es  feine  2lrt  war 
Damen  gegenüber,  begann  er  pon  Cotlettefragen  5U  fpredjen,  in  6enen  er  gern  &en  Kenner 
5U  fpielen  liebte.  „Sie  tragen  ba  ein  fdjönes  KIei6/'  bemerfte  er.  „VOo  ift  es  gearbeitet? 
in  Breslau?  ZHac^t  man  Krepp  in  3^^^^"  ^abrifen?"  „Sollen  n>ir  pon  Pu^  reöen  in 
6iefem  2lugenblic!e?''  enpiöcrte  6ie  Königin.  Unbeirrt  lenfte  fte  5urücf.  X?or  6er  ^5^e 
i^res  ftttlidjen  (Emftes  perftummten  Ztapoleons  leidjte  Sdjerse;  er  mufte,  er  fyit  es  fpdter 
felbft  geftanöen,  xlfv  &ie  ^flljrung  6er  Unterljaltung  laffen,  6er  erften,  6er  einsigen  pieüeidjt, 
6ie  er  nidjt  bcljerrfdjt  un6  geleitet  Ijätte.  Hodjmals  fudjte  fte  6en  IDeg  5U  feinem  fersen, 
5U  feinen  e6Ieren  (Befüllen.  Hac^e  fei  6effen  nidjt  ipür6ig,  6er  fte  n>i6erftan6sIos  ausüben 
fönne;  feine  Siege  ipür6en  i^m  6oppeIt  €^re  madjen,  n>enn  er  fidj  auc^  Hedjte  auf  Danf^ 
barfeit  enperbe.  Stan6^aftigfeit  im  Unglücfe  fönne  in  feinen  Jlugen  fein  Unredjt  fein. 
(Er  iper6e  6ie  ZHanen  ;frie6ridjs  e^ren,  in6em  er  6effen  IDerf  nidjt  serftöre;  6as  (ßente 
n>er6e  6as  (ßenie  adjten.  TXlxt  rü^ren6en  XDorten  pon  (ßüte  un6  €6elfinn,  pon  (ßrofmut 
un6  ^odj^ersigfcit  —  IDorte,  6ie  i^r  IDirflic^feiten  be6euteten,  6em  an6eren  nur  i6eoIogifdje 
pijrafen  —  fudjte  fie  6em  Unbarm^ersigen  2nitlei6  un6  ZTIenfdjlidjfeit  ab5ugcn>innen.  Sie 
fpradj  un6  hat  —  „ein  Seelenerguf  gegen  ein  ^er$  pon  Bronse",  n>ie  fie  fpdter  fagte  — 
aber  iljre  Bitten  5n>angen  i^m  nur  Komplimente  ab,  Ijöflidje,  freun6lidje  IDorte,  „ipir 
n>oIlen  feljen,  ic^  n>er6e  6aran  6enfen."  Iln6  6odj,  fo  glaubte  man  6amals,  nadj  2leuf erungen 
Ztapoleons  felbft,  fam  ein  2lugenblicf,  ipo  6er  Unbeugfame  5U  fefteren  ^u^agm  ipiUlg  fdjien, 
als  6cr  (gintritt  König  5rie6ric^  IDil^elms  III.  6er  Unterre6ung,  6ie  fdjon  faft  eine  Stun6e 
gc6auert,  ein  (En6e  madjte.  Hodj  einige  Komplimente,  füljl  un6  gemeffen  n>ie  fonft,  eine 
(Einla6ung  5U  tCifdje,  un6  Ztapoleon  fprengte  6apon,  in  feinem  3nnem  pteüeidjt  beipegt,  aber 
unerfdjüttert,  unerbittlich  n>ie  6as  ipalten6e  Sdjicffal,  6em  er  felbft  fo  gern  ftc^  perglidj. 

fjoffnungsfro^  blieb  Königin  Cuife  5urucf.  XDos  fie  6em  (ßegner  abgerungen  ^tte, 
n>aren  nur  ^öfUc^feiten,  n>eniger  als  Ijalbe  X?erfpredjungen,  6ie  6en  Sieger  5U  nidjts  per^ 
pflidjtcten,  in  6as  ^ers  6er  Unglücf liefen  aber  n>ie  ^immelstau  gefallen  n>aren.  ^atte  fte 
6odj  fo  n>enig  eru>artet!  Tim  2lben6  fuljr  fte  5um  (Effen  5U  iljm;  er  empfing  fie  auf  6er 
Strafe,  Ijob  fie  aus  6em  IDagen  un6  führte  fie  ^inauf.  Der  Derlauf  6cs  llTaljles,  an  6em 
aufer  6em  preufifc^en  Königspaare  un6  Ztapoleon  noc^  Kaifer  2lleyan6er,  prins  ^einrtdj 
pon  Preufen,  Kronprins  £u6nng  pon  Bayern,  (ßroffürft  Konftantin,  ZHurat  un6  6ie 
(ßrdfin  Dof  teilnaljmen,  fteigerte  nocff  6ie  freu6lg  beipegtc  Stimmung  6er  Königin.  Die 
Unterljaltung  n>ar  lebljaft,  felbft  fdjer5en6.  Hapoleon  necfte  6ie  Königin  mit  6em  Curban, 
6cn  fie  nadj  6antaliger  2no6e  trug;  6as  fei  ansüglic^  für  Kaifer  2llefan6er,  6er  mit  6en 
dürfen  Krieg  fü^re;  6ie  Königin  enpi6erte,  t^r  Curban  fönne  6odj  Ijödjftens  6en  ZTlantelucfen 

2^5 


Kdntgtn  £titfe  in  (Etifit 

Huftam  tntereffiercn*  TXlan  fprac^  bann  pon  6em  beenWgtcn  Kriege,  von  6er  (Befaßt  6er 
Königin,  in  IDeimar  6urdj  Xlcppokons  ^ufaren  gefangen  5U  txKvbtn.  3"  6iefem  ^ufammen« 
^nge  mag  es  gen>efen  fein,  6af  Hapoleon  fragte,  nne  nur  Preufen  mit  feiner  geringen 
TXladfi  liaW  einen  Krieg  gegen  iFjn  anfangen  fönnen,  un6  6af  Königin  Cuife  6ie  beräumte 
2lntiPort  gab:  „Der  HuFjm  5rie6ric^5  6c5  (ßrofen  fyit  uns  über  unfere  ZITittel  getiufdjt" 
X?or  6em  Sdjatten  6e5  grof  en  Königs  —  traUeyran6  Ifai  es  gefagt  —  n>ie  Wein  erfaßten 
plö^lidj  Hapoleon!  3""'itten  6es  freun6lidjen  ^in  un6  ^r  6er  Unter^ltung  fonnte  6er 
„Meine  Ciger",  ime  6en  Korfen  feine  £an6sleute  nannten,  nidjt  um^in,  5un>eilen  6ie  Krallen 
5u  seigen.  So  tpenn  er  eine  Sängerin,  6ie  einft  auc^  feine  (Beliebte  gemefcn  tpar,  räl^ntte 
un6,  5ur  Königin  geman6t,  pon  6em  £ie6e  „Regina  guerriera"  fpradj.  Pem  ZRittageffen 
folgte  eine  neue  Unter^ltung  mit  Hapoleon,  bei  6er  6ie  Königin  nodjmals  iljre  IDflnfc^e 
Dortrug,  6abei  fe^r  einget;en6,  pietteid^t,  n>ie  Prinseffin  Cuife  Ha65in>ill  urteilt,  5U  einge^ö 
6ie  £in5el^eiten  6er  fd;n>eben6en  politifd^en  fragen  erörtem6.  Sie  bat,  fd^eint  es,  nod^mals 
befon6ers  für  21Tag6cburg,  ipoUte  eine  Hofe,  6ie  Hapoleon  i^r  bot,  nur  mit  6em  Z^erfprec^ 
6er  Hücfgabe  Znag6eburgs  annehmen. 

Die  ^offnungsfreu6e  in  6er  Umgebung  6er  Königin  ftieg  ^^r.  2tleyan6er  unö 
audj  einige  ^ran$ofcn  bcglüc!n>ünfdjten  6as  Königspaar  5U  6em  (Erfolge,  6en  6ie  Königin 
errungen.  Hapoleon  fclbft  foüte  5U  2lle^an6er  mit  ^öc^fter  2tnerfennung  pon  6er  Königin 
gefprod^cn  ^aben,  Pon  i^rem  (Seift  un6  i^rem  Seelena6el;  er  märe  geneigt,  etnnis  für  fie 
5U  tun:  ftatt  iljr  eine  Krone  5U  nehmen,  »äre  man  pcrfudjt,  iljr  eine  $u  ;fügen  $u  legen. 
Der  Königin  fdjien  6as  (Ergebnis  6es  tTages  in  6oppelter  ^injidjt  bc6eutungspoU  unö 
portcilljaft:  Pon  Hapoleons  Pcrfönlidjfeit  un6  feinem  IDcfen  ^tte  fie  einen  nidjt  ungflnftigen 
€in6rucf  gen>onncn ;  politifd)  t^ielt  fie  fid;  5U  6en  bcften  (£rn>artungen  bered^tigt.  Sc^meid^lnöe 
^offnungsträume,  6ie  nur  eine  furse  Sommcmadjt  »ä^rtcn! 

£)aiU  Hapoleon  fcinerfeits  eine  (gnttäufdjung  erfaljrcn?  Sdjeute  er  6as  perabre6ete 
5tt>eitc  5"f^"^^^^<^"^J^^*ff<^"  ^^"*  ^^^  Königin?  \Jürdjtete  er  für  fidj  einen  2Iugenblicf  6et 
S^n>ädjc,  6ic  ITToglidjfeit  pon  5ugcftän6niffcn?  Um  6er  Ulenfdjljeit  millen  möd^te  man 
es  glauben,  6ag  audj  ein  Hapoleon  6en  rül}ren6cn  Sitten  einer  unglücflidjen  Königin 
nad)gcben  5U  muffen  beforgte.  2tm  n>enigften  n>a^rfd)einlid)  ift,  n>enn  es  aud;  am  preu^fc^n 
Qofe  faft  allgemein  un6  felbft  pon  6er  Königin  geglaubt  n>ur6e,  6ag  traUeyran6  einen 
(ßcfmnungsn>ed)fcl  Ijorboigcfü^ri  ^abe.  U?ic  6em  fei,  Hapoleon,  6er  mit  Huglan6  5um 
€inperftän6nis  gelangt  u>ar,  befd^log  aud;  mit  Preußen  ein  (£n6e  5U  machen,  (ßltxdf  am 
nddfften  Ponnittage,  7. 3uli/  I^^'t  ^^  ^^'^  (ßrafen  <0ol^  rufen,  6em  er  in  fd;nei6en6  I^irten 
IDorten  6ie  Be6ingungen  anfün6igte,   unter  6enen.  ol^ne  2tuffd)ub  ifn6  ol^ne  Z^erb-^nölun^ 


&cr  ^ricöc  siptfc^cn  ^ranfrcidj  un6  Prcufcn  gcfdjioffcn  u>cr6en  muffe*  Was  er  6er 
Königin  gefagt,  feien  nidjts  als  ^öflidje  P^rafen  geioefen;  6er  König  6anfe  feine  (Erhaltung 
nur  2lleyan6er,  oFjne  iFjn  n>ür6e  er  6ie  Dynaftie  pcrjagt  un6  feinen  Bru6er  3«^o"'«  $um 
König  pon  Preufen  gemadjt  ijabcn.  €inen  Derfudj  pon  (ßoI§,  6urc^  ^inn>eis  auf 
politifc^e  ^nUx^Wm  ZlTitöerungen  $u  erlangen,  n>ies  Hapoleon  fdjroff  surücf.  „Was  Ijat 
3^r  ^err/'  rief  er,  „in  6ie  IDagfdjale  5U  legen,  xx>as  midj  ceranlaffen  fönnte,  iljm  beffere 
Be6ingungen  $u  getoo^ren?  2lUe  Ban6e  smifdjen  uns  ftn6  serriffen,  idj  be6iene  mldj 
meiner  ^zdiU.  (Euer  König  Ifoi  midj  6a5u  ge5n>ungen.  Die  ^zxt  6er  X?er^an6Iungen  ift 
Dorüberl"  lln6  als  (ßol§,  n>ie  Königin  Cuife,  6urdj  Berufung  auf  feinen  €6elmut  feine 
€itelfeit  $u  rühren  perfuc^te,  brac^  er  los:  „Das  erfte  (ßefüljl,  6as  midj  in  6iefem  Jtugen^* 
blic!  belebt,  ift  6as  6er  ^aife,  einer  perfönlidjen  ^df^.  3^  ^^^^  ^^"^  intime  llUians  mit 
Preufen  getpunfc^t;  lange  ^eit  Ifabt  xdi  alle  Cajolerien  angen>an6t,  6ie  man  an  eine  ^ubfd^e 
;frau  Derfdjipen6et;  einen  2lugenblicf  Ifobt  idf  mir  gefdjmeic^elt,  fte  geiponnen  5U  ^bcn, 
aber  6iefe  unfluge  Kofette  fyit  alle  £Delt  tdufd^en  n>ollen/  un6  ift  en6lid;  gefallen  als  0pfer 
iljrer  eigenen  Creulofigfeiten  . .  •  3^  '^""^  i^"  j«^*/  Curen  König,"  rief  er  6ann  aus, 
„ic^  fenne  i^n  ausmenMg  pon  einem  €n6e  bis  5um  an6eren;  6iefer  ZITann  ift  nidjt  gemadjt, 
6ie  Dergangenljeit  5U  cergeffen;  er  Ifat  mir  einigen  ^af  gefdjn>oren,  idj  u>eif  es,  idj  fü^le 
es,  er  ijat  midj  5U  fe^r  belei6igt,  um  auf  eine  perfönlidje  Perfö^nung  redjnen  5U  fönnen, 
un6  idj  n>ill  nic^t  6ie  Dupe  einer  folc^en  Politif  n>ie  6ie  (Eurige  fein.  IDenn  6ie  ^adfe 
mir  6ie  Vernichtung  Preuf ens  als  (ßrofmadjt  6iftiert,  fo  n>er6en  meine  politifdjen  Kombi== 
nationen  6ie  3"*^^^ff<^"  ;franfreic^s  fidjer  5U  ftellen  miffen."  Dann  fprodj  er  pon  6er 
Königin:  „Sie  ift  nie  meine  ^reun6in  geipefen,  idj  ipeif  es  ipo^l,  aber  ic^  pergebe  es  i^r 
leidjt*  2lls  ^rau  Ijatte  fte  es  nidjt  nötig,  6ie  politifdjen  3ntereffen  genau  absutpagen.  Sie 
ift  für  iljre  3^P^öptät  beftraft,  aber  fdjlieflic^,  fie  fjat  (Eljarafter  im  Unglflcf  beipiefen. 
Sie  ^at  mir  über  i^re  Stellung  mit  pielem  3"t«'^^ff^  gefproc^en,  o^ne  irgen6  einen  Sdjritt 
5U  tun,  6er  l^re  £Dflr6e  beeinträdjtigen  fönnte»  ZUan  muf  i^r  6ie  (ßerec^tigfeit  n>i6erfa^ren 
laffen,  6af  fie  fe^r  perftdn6ige  Dinge  gefagt  Ifat,  un6  »eldjes  audj  iljre  Vorurteile  fein 
mögen,  fie  ^at  mir  ipenigftens  me^r  Vertrauen  beipiefen  als  6er  König,  6er  es  nidjt  für 
angemcffen  geljalten  Ijat,  mir  6as  feine  5U  fc^enfen*" 

Die  Be6ingungen,  ipie  fie  6ann  tralleYran6  6en  preufifc^en  BepoUmädjtigten  (ßol§ 
un6  Kalcfreut^  porlegte,  seigten  feine  Spur  einer  mil6em6en  (Eintpirfung  6er  Königin.  Sie 
erfdjienen  e^er  nocff  fdjtperer,  nocff  6rücfen6er  als  früher:  6le  (Elbe  als  (ßvzny,  6ie  2lbtretung 
6es  gröf  ten  tTeiles  6er  polnifdjen  (Ertperbungen  Preuf  ens,  n>oraus  ein  Qersogtum  ZDarfd^au 
für  6en  neuen  König  pon  Socken  gebiI6et  tper6en  foUte,  tpd^ren6  ein  Stucf  an  Huflan6 


Kdntdin  £ntfe  in  (Eilftt 


gefunöen  fjabt,  nne  er  auf  Hapolcons  fripolc  Sdi^vie  eingebe  un6  ftc^  gans  an  feinem 
pia^e  5u  füllen  fc^etne.  ^ür  Hopoleons  Perfonlidjfett  feljite  es  i^m  feinesioegs  an  X?er= 
ftdnönts,  €s  ift  6odj  eine  feine  un6  fluge  Bemerfung,  mit  6er  er  Ztapoleons  IDefen  un& 
Sugleidj  6effen  (ßegenfa^  5u  feiner  eigenen  Hatur  glücMidj  djarafterifterte,  n>enn  er  von  i^m 
fagte:  „ZUan  braudjt  i^n  nur  einmal  reiten  3U  feljen,  fo  erfennt  man  6en  gansen  ZHann. 
(Er  ge^t  immer  in  Karriere,  unbefummert  was  Ijinter  i^m  fällt  un6  ftürst*  (Er  ijat  ein 
Pfer6,  morauf  er  fidj  perlajfen  fann,  un6  fo  ift  er  ftdjer,  »enigftens  pc^  6urdj$ubringen. 
Dos  ift  6enn  6ie  ^auptfac^e."  (Er  bemunöerte  fogar  in  gemiffer  IDeife  6en  fransöfifdjen 
Kaifer,  6en  Umfang  feiner  Kenntniffe,  6ie  Klugheit  feiner  Segierungsgrunöfä^.  IDie  fdja&e 
nur,  meinte  er,  6af  ein  foldjer  Kopf  lieber  6ie  (Beifei  als  6er  IDo^ltäter  6er  llTenfdjljeit 
fein  moüe!  Denn  6abei  blieb  er:  Ilapoleon  nxxr  für  i^n  ein  „^ämifc^er  tTeufel  in  ZUenfc^en* 
geftalt",  un6  nac^öem  iljm  fein  Jlnnäljerungsperfudj  mlf  lungen,  n>ar  er  um  fo  meljr  bemüht, 
gegen  öiefen  „Jlrenturier  mit  feinem  fatanifdjen  Cädjeln"  fidj  nidjts  5U  pergeben. 

Ztapoleon  feinerfeits  perbarg  nic^t  6as  ZITif  fallen,  6as  i^m  6es  Königs  ganse  Perfön^ 
lidjfeit  einflöfte;  er  fpottete  über  fein  Benehmen,  fein  2leuferes,  6ie  ^aijl  feiner  (ßamafdjen== 
fnöpfe*  (Er  penpies  i^n  auf  6le  ZUängel  im  preufifdjen  Staatsn^efen  un6  im  preuf ifdjen 
^eere  un6  beleljrte  i^n  überlegen,  n>ie  man  regieren  müjfe.  Dor  allem  aber:  er  permieö 
nac^  n>ie  por  mit  i^m  jeöe  politifd^e  Unterhaltung.  €s  ^ief ,  er  fyibe  gefagt,  mit  6em 
Könige  fei  überljaupt  feine  DerljanMung  möglich;  un6  audj  2lleyan6er  follte  geflagt  ^aben: 
6er  König  n>olle  immer  6en  ^wzd,  aber  nidjt  6ie  ZTIittel;  er  peröerbe  alles. 

XDo  war  in  Mefer  Hot  ^ilfe  5U  finöen?  Sollte  6ie  besipingenöe  2lnmut  un6  Ciebens^ 
ipüröigfeit  6er  Königin,  6er  „f^e  enchanteresse",  6ie  fünf  3^^^^  früher  bei  6er  ^^fammen* 
fünft  in  ZHemel  6cn  ruffifc^en  Kaifer  be$aubert  ^atte,  nidjt  je^t  bei  6em  ^ransofenfaifer 
ein  lDun6er  ipirfen?  Hapoleon  felbft,  fo  ersaljlte  man  ftc^,  Ifabt  5U  2lleyan6er  gefagt:  „3^? 
bin  geipif ,  6af  6ie  Königin  6ie  politifdjen  (ßefdjdfte  n>eit  beffer  als  i^r  (ßemaljl  be^an6eln 
tpür6c''  Hid^t  me^r  Kalcfreut^  allein,  aud;  Qar6enberg  glaubte  je^t  an  6ie  ZITöglid^feit 
eines  lDun6ers.  Sie  überjeugten  06er  überre6eten  6en  König,  6er  fic^  anfangs  fträubte, 
„6af  eine  einsige  Unterre6ung  6er  Königin  mit  Hapoleon  me^r  beipirfen  n>er6e,  als  alle 
i^re  Derl^n6lungen",  un6  am  2. 3^1^  fdjrieb  ^rie6ric^  IDil^lm  feiner  (ßemaljlin:  „^ar6en^ 
berg  bittet  midj  feinen  2tugenblicf  5U  perlieren,  um  Deine  Seife  $u  befdjleunigen,  6a  6ie 
2tugenblicfe  foftbar  ftn6,  un6  tpas  für  6as  (Bute  gefd^e^en  fann,  fd^nell  gefd^el^en  muf  .... 
IDaffne  Didj  mit  ZTTut,  un6  6enfe  nic^t  me^r  an  ZITöglidjfeiten,  6ie  nidjt  penpirf lidjt  n>er6en 
fönnen,  fon6em  an  6ie  ^wanqslaQt,  in  6er  ipenigftens  Preuf en  ftc^  befin6et,  nadj6em  Huf  lan6 
feinen  €ntfdjluf  gefaft  Ijat." 

241 


Kdntdtn  £titfe  in  Cilfit 

2tm  3. 3"!^  nian  feierte  in  ZHemcl  gera6e  &en  <ßeburtstag  6es  prinsen  IDil^Im, 
Bruöers  6es  Königs,  erhielt  Königin  Cuife  &en  Brief,  &er  fie  in  fo  6ringen&en  IPorten  $ur 
Heife  nadf  picftupö^nen  aufforöerte.  Pie  Königin  ge^rc^te:  fte  füllte  fxdf  im  Pienfte  6e5 
Königs  un6  6es  Vaicvlanbzs,  fie  tpugte  ftd;  in  6er  ^n6  ^ö^rer  (Betpalten.  Pem  Könige 
antiportete  pe:  „3dj  fann  Dir  feinen  gröferen  Ben)eis  meiner  Ciebe  un6  meiner  Qingabe 
an  bas  tanb,  6em  id;  angehöre,  geben,  als  in6em  idf  balfin  fomme,  a>o  idf  nidfi  begraben 
fein  mödjte."  2lm  näc^flen  (Tage  5um  (ßeneral  Keffel  nodj  ipie  ein  2luffc^rei  6es  unglöcflidjen 
©pfers:  „€s  ift  mir,  als  »enn  idj  in  6en  Coö  ginge,  als  a>enn  öiefer  Zllenfc^  midj  tpflröe 
umbringen  laffen;  er  l)at  meine  ^amilie,  er  fyxt  gans  Preufen  unglücfUc^  gemad^t.^'  ZTTan 
tröftcte  fie:  „nur  fte  aDein  fönne  6em  Sc^icffal  eine  beffere  ZDenöung  geben,  6iefer  (Seöonfe 
möge  fie  aufridjtcn."  Pann,  unter  taufcnö  tTränen,  na^m  Königin  Cuife  2lbfc^ie6  un6  bejMeg 
6en  ZDagen,  6er  fie  6urd;  6ie  im  frifd^eften  (Brun  prangen6en  (Ebenen  Citauens  t>on  ZRemel 
nac^  Pirftupö^nen  trug,  6em  forfifdjen  3^P«J^öfa>r  entgegen. 

3n  6em  per5n>eiflungsD0Üen  (ßemüte  6er  Königin  n>ar  fein  Haum  für  6ie  Öffnung. 
„Je  me  flatte  de  rien**  Ijatte  fie  auf  6en  Befehl  6es  Königs  em>i6ert  un6  fdjon  por^  bei 
einem  BiI6e  Hapoleons  I^tte  fie  an  i^ren  £ieblings6ic^ter  5d;iDer  ge6ac^t,  an  6as  ZPort 
6er  ZlTaria  Stuart  por  Königin  €Iifabet^:  „2ius  6iefen  göS«"  fpridjt  fein  Qerj."  Was  fie 
untenpegs  nod;  6urd)  einen  Brief  6es  Königs  erful^r,  6ie  ^uräcfna^me  6er  für  2(btretung 
6er  linfselbifd^en  £an6e  anfangs  6urd;  Hapoleon  perfprod;enen  <0ebietsentfc^ä6igung  im 
Umfange  pon  etroa  600000  €inmoFjnem,  6ie  auf  Hapoleons  n>ie6er^Ites  <ßebot  poU$ogene 
(Entlaffung  f7ar6enbergs,  6ie  5c^tt>dc^e  2ncfan6ers  gegenüber  Hapoleon,  er^^te  6ie  Vtf> 
5n?ciflung  6er  Königin,  ftärfte  aber  sugleid;  i^ren  £ntfd;luf ,  alles  nxis  möglid;  fei  für  6as 
IDo^l  i^res  £an6cs  su  pcrfudjen. 

Hadj  $e^nftün6iger  ^a^rt,  am  ^.  3"'^  9<^9<^"  2lben6,  begleitet  pon  i^rer  0ber^f» 
meifterin  (ßrdfin  X?og,  6er  ^of6ame  ©räfin  Cauen^ien  un6  6em  Kammer^erm  pon  Bu(^, 
traf  Königin  Cuife  in  picftupöljnen  ein,  nx>  fie  in  6em  f leinen  einftöcfigen  Pfarr^ufe 
abftieg.  (ßcgcnüber  lag  6ie  IDo^nung  6es  Königs.  Pie  Königin  empfing  nodj  am  TXbtnb 
^ar6enberg,  6cr  fte  für  6ic  llnterre6ung  mit  Hapoleon  porbcreiten  follte.  So  ^tte  fte  felbp 
gen>ünfdjt,  6cnn,  n>ic  fie  fagtc,  fte  ipollte  ipoljl  „par  ctcur*'  mit  Hapoleon  fpredjen,  ober 
nid^t  „de  cccur''.  Sorgfältig  las  un6  beipa^rte  fte  6ie  Hatfd}ldge,  6ie  f)ar6enberg  il^r  auf« 
fdjrieb;  fte  mur6en  6ie  (ßrun6lagc  i^rer  llnter^ltung  mit  Hapoleon. 

2lm  nädjften  tCage,  5.  3uli/  fam  Kaifer  2lle|:an6er,  6er  einige  Sdjriftflücfe  Hapoleons 
mitbradjtc  mit  2Ingabcn  über  6ic  ^rie6ensbc6ingungen;  fie  entljiclten  6ie  beftimmte  5oi^6enin0 
6er  2lbtretung  6er  preufifdjon  Can6e  linfs  6er  €lbe,   über  6ie  Hapoleon  «^nffia^n  feilte. 


un6  rcdjts  6cr  Znemel^  um  Huflanö  eine  natürlidje  (ßrense  5U  ftdjem,  loofür  Preugen 
anöertDett  entfc^äöigt  weihen  fönne.  XDdljrenö  öer  Katfer  mit  6em  König  un6  &er  Königin 
fpeifte,  tarn  Hapoleons  ©berftaümeifter  (Eaulaincourt,  um  6ie  Königin  5U  iFjrer  2lnfunft  5U 
beglücfn>ünfdjen  un6  nadj  iFjrem  Befinöen  5U  fragen.  Der  Kaifcr  beöauere,  bas  neutrale 
(Ciljit  nidjt  perlaffen  5U  fönnen,  meröe  aber  6ie  Königin,  loenn  fte  nadj  (Cilftt  fomme,  befudjen 
un6  einla6em  (Eaulaincourts  Komplimente  u>ur6en  ^öflidj  enpiöert;  6em  fteifen  un6  eitlen 
Formalismus  feines  ^erm  gegenüber  Ijielt  man  es  aber  für  angemeffen,  6ie  Seife  6er 
Königin  nadj  (Cilftt  sunäc^ft  nodj  Ijinaussufdjieben.  Die  Königin  fprac^  6ann  mit  Brincf* 
mann,  6em  fdjmeöifc^en  (ßefanöten  am  preufifdjen  ^ofe;  feine  teilneljmenöen  Jleuferungen 
enoiöerte  fie  mit  6en  IDorten,  6ie  öcn  gansen  2lbgrun6  iljrcs  Sdjmer$es  be$eidjnen:  „3^ 
bin  erft  öreifig  ^alfve,  aber  ic^  Ifabt  midj  fc^on  fclbft  überlebt." 

Tim  Ztadjmittage  &es  6.  3uH  «tft,  nac^&em  fte  am  Dormittage  noc^  6en  per^aften 
Bennigfen  gefproc^en,  fuljr  Königin  Cuife  —  fie  Ijat  uns  felbft  Mefe  ^aiivt  gefdjilöert  — 
mit  6em  Kammerljerm  pon  Budj,  6en  Gräfinnen  X?of  un6  (Cauen^ien,  geleitet  pon  einer 
2tbteilung  preufifdjer  (ßar6e6uforps,  mitten  6urdj  ruffifc^e  un6  fran$öftfdje  (Truppen,  6ie  bei 
t^rem  Jlnblicf  ben>un6em6e  2lusrufe  laut  wcvbcn  liefen,  wäijvcnb  in  iljr  felbft  ^af  un6 
Jlbfdjeu  n>ie6er  aufflammten,  5ur  ZUemel  un6  über  eine  ^äljre  5U  6em  nal^n  Quartiere  bes 
Königs,  6er  iljr  nac^  (Tilftt  porauf gegangen  war.  llntern>egs  Ijatte  Kalcfreutlj  fte  begrübt, 
6er  i^r  noc^  einmal  für  6ie  Unterljaltung  mit  Hapoleon  gute  Celjren  5U  geben  fuc^te.  Bei 
6em  Könige  traf  fie  Kaifer  2lleyan6er  un6  (ßraf  (Bol^,  6en  Hadjf olger  ^ar6enbergs  als 
ZHinifter  6es  2lusn>ärtigen:  bet6e  iparen  troftlos  über  6en  Stan6  6er  X?er^an6lungen;  bei6e 
befc^iporen  6ie  Königin,  in  6er  6ie  le^te  Öffnung  rulje,  6en  Staat  5U  retten. 

Sie  Ratten  faum  einige  IDorte  mit  6er  Königin  gen>ec^felt  un6  ftc^  6ann  entfernt, 
als  6ie  2tnfunft  6es  fransöftfc^en  Kaifers  gemel6et  tpur6e.  €r  felbft  im  fd^lid^ten  6unfel« 
grünen  Uniformrocfe,  mit  n>eigen  Unterflei6em,  aber  umgeben  pon  einem  grofen  un6 
glän5en6en  (Befolge,  in  6em  por  allen  ZHurat  6urdj  6ie  bunte  Pracht  feiner  Uniform  auffiel. 
Don  6em  Kammer^erm  pon  Buc^  auf  6er  Strafe,  pon  6er  ©ber^fmeifterin  un6  6er  ^of«* 
6ame  an  6er  ^austüre  empfangen,  eilte  Hapoleon  6ie  (Treppe  Ijinauf  —  ein  Jlugenblic!, 
un6  er  ftan6  auf  6em  ^lure  6er  Königin  gegenüber. 

Die  Sd^ön^eit  6er  Königin,  6as  perftc^em  alle  2(ugen5eugen,  ftra^Ite  niemals  ^ller 
als  in  6en  6unflen  (Tagen  pon  (Tilfit,  Die  glän$en6  grofen  2tugen  in  Sdjipermut  leidjt 
perfc^Ieiert,  6ie  fonft  fdjon  $ur  ^ülle  netgen6e  ©eftalt,  6ie  je^t  6urc^  5e^ren6en  Kummer 
5u  $artem  €benmaf  perfeinert,  pergeiftigt  festen,  gefüllt  in  ein  ipeifes  filber6urdjipirftes 
Kreppflei6,  6effen  galten  anmutig  an  6en  fdjlanfen  (ßlie6em  ^rabfloffen,  auf  6em  biegfamen 

2f3 


Qalfc  bas  ftols  crijobene  ffaupt  unter  6cm  Pcrlcn6ia&em  —  fo  flanö  Königin  Cuifc  ba,  in 
Sdjmers  unö  tCrauer,  in  ^ingebcnöeni  ©pfermut  eine  rüljrenöe  Derförperung  pon  ^rauen== 
fdjön^eit  unö  ^rauent^^eit.  Der  2tnblicf  Hapolcons  btadfU  iFjr  eine  Ueberrafc^ung.  Der 
König  Ijatte  i^r  gefagl,  er  Ijabc  etoos  ©emeincs  in  feinem  2lusfe^n,  fte  fonnte  bas  nic^t 
finöcn.  Sein  Kopf  erfc^icn  iljr  von  fc^öner  ^orm,  6er  2lus6rucf  6er  (ßeftdjts$flge  perriet 
6cn  Z)enfer  un6  6en  Qerrfd^er;  bcfon6ers  gefiel  i^r  6er  lad;eln6e  Znun6,  un6  an  6er  gansen 
(Erfdjeinung  erfannte  fte  flaunen6  6en  ICypus  6er  Cäfaren.  2lufatmen6  unter  6em  unertpartet 
günftigen  €in6ruc!c,  frei  un6  unbefangen  trat  fie  Ujm  entgegen  un6  lief  fxdf  pon  iljm  in 
ein  ^immer  führen  ^  n>a(7rcn6  6cr  König  5urucfblieb  un6  ftd;  mit  ZHurat  unterhielt.  Sie 
fpradj  i^m  Hfv  Bc6auem  aus,  6af  er  eine  foldje  (Treppe  5U  iljr  ^e  ^nauffteigen  mflffen, 
beflaglc  mit  leifcr  3J^onie  für  iljn  un6  feine  (Truppen  6en  2tufentljall  im  norMfdj  raul^ 
Preufen.  Hapoleon,  einlas  perlegen,  n>ie  6ie  Königin  bcmcrf cn  moDtc,  antwortete  mit 
Komplimenten.  Dann,  oljne  Sc^ipanfen,  o^ne  Sdjeu,  fam  6ie  Königin  rafdj  auf  6as,  tpos 
fie  {^crgcfüt^rt  Ifattz.  Der  Kaifcr,  fo  begann  fte,  Ifabe  fte  angeflagt,  ftd;  supiel  in  Politif 
5u  mifdjcn,  ein  Doripurf,  6en  fie  nic^t  per6ient  5U  Ijaben  meine  —  Hapoleon  unterbrach 
fte  ntit  6er  Beteuerung,  6af  er  felbft  6iefe  Jtusftreuungen  nidjt  geglaubt  Ijabe  —  gleidjpiet 
fte  n>olle  iljn  aufflärcn  über  6en  Schritt,  6en  fte  tue.  2tls  (Sattxn,  6ie  6e5  Königs  Beforg*' 
ntffe  un6  Kummer  teile,  un6  als  ZHutter  müjfe  fte  6en  2lugenblicf  benu^en  un6  freimütig 
mit  iljm  fpredjen.  Sie  fönne  nicht  annehmen,  6af  er  feinen  Sieg  mifbraudjen  iper6e. 
Hapoleon  enpi6erte,  es  fei  nidjt  feine  Sdjul6,  n>enn  es  5um  äuferften  gefommen  fei; 
Preufen  ^abc  naif  6er  Sdjladfi  pon  2luerfte6t  ie6es  freun6fc^aftlidje  2tbfontnten  surücfgemiefen 
un6  feine  Dorfcbläge  nadj  (Eylau  faum  angelyört.  Die  Königin  erinnerte  mit  T^cdft  batan, 
6af  6ic  ^rie6enspcrljan61ungen  nadj  2luerfte6t  nidjt  pon  Preufen  abgebrodjcn  feien,  ging 
aber  auf  6ie  €rörterung  6er  Vergangenheit  nidjt  n>eiter  ein,  fon6em  n>ie6ert^lte,  6af  fie 
als  IHutter  5U  i^m  fpreche,  6er  6as  Sdjicffal  iljrer  Kin6er  ant  fersen  liege.  2luf  6ie  üer* 
fidjerung  Hapoleons,  6af  pon  6er  Pemidjtung  Preuf  ens  nidjt  6ie  He6e  fei,  bemerfte  fte;  6er 
^rie6e  6ürfe  aber  audj  6ie  Pentidjtung  in  ^ufunft  nidjt  porboreiten,  Preufen  braudje  einen 
ertrdglidjen  ;Jrie6en.  Sie  gebe  ftdj  feiner  (Cäufdjung  über  6ie  Cage  ^in  un6  »iffe,  6a^ 
®pfer  gebradjt  n>er6en  müf ten.  2lber  man  folle  6odj  pon  Preufen  nidjt  propinsen  trennen, 
6ie  feit  3<2l?J^^u"i<^rt^n  ^^5"  geljörten,  man  foüe  iljnen  nidjt  Untertanen  nehmen,  6te  tljnen 
tt>ie  €ieblingsfin6cr  teuer  feien.  Sie  fpradj  Pon  6em  preuf ifdjcn  Polfe,  6as  feinem  Königsl^iufe 
fo  rüljren6e  Ben>eife  6er  2ln^änglidjfeit  gebe  un6  an  6as  fte  mit  fo  pielen  J3an6eit  gefettet 
fei.  Sie  bat  für  6ie  linfselbifdjen  Can6e,  namentlidj  für  2nag6eburg,  6as  iljnen  befon6ers 
ipert  fei.    Itapoleon  pertpies  auf  6ie  allgemeinen  politifdjen  Kontbination^^n,  6ie  6en  hi^^n6ercii 


7^- 


Hücfftdjtcn  oft  cntgegenftänöcn.  Dann  pcrfudjtc  er  abiuknhn.  XDic  es  feine  2lrt  war 
Damen  gegenüber,  begann  er  pon  Cotlettefragcn  5U  fpredjen,  in  6enen  er  gern  &en  Kenner 
$u  fpielen  liebte.  „Sie  tragen  6a  ein  fdjSnes  KIei6/'  bemerfte  er.  „Wo  ift  es  gearbeitet? 
in  Breslau?  TXladit  man  Krepp  in  3^^^"  ^abrifen?"  „Sollen  n>ir  pon  Pu^  reöen  in 
Wefem  Jtugenblicfe?''  enpiöcrte  6ie  Königin.  Unbeirrt  lenfte  fie  5urflcf.  X?or  6er  ^0^ 
iljres  fittlidjen  (Emftes  perftummten  Hapoleons  leidjte  Sdjerse;  er  mufte,  er  Ijat  es  fpdter 
fclbft  geftanöen,  i^r  6ie  ^ü^rung  6er  Unterhaltung  laffcn,  6er  erften,  6er  einsigen  cieüeidjt 
6ie  er  nidjt  be^errfdjt  un6  geleitet  Ijätte.  Ztodjmals  fudjte  fie  6en  IDeg  5U  feinem  fersen, 
5u  feinen  e6Ieren  (Befüllen.  Hac^e  fei  6e{fen  nid^t  n>är6ig,  6er  fie  n?i6erftan6slos  ausüben 
fönne;  feine  Siege  n)ür6en  iljm  6oppelt  €^re  madjen,  »enn  er  fidj  auc^  ^zdftc  auf  Danf^ 
barfeit  ent>erbe.  Stan6^aftigfeit  im  Unglücfe  fönne  in  feinen  2lugen  fein  Unredjt  fein. 
€r  n>er6e  6ie  ZHanen  ^rie6ridjs  eljren,  in6em  er  6effen  XDerf  nidjt  serftöre;  6as  (ßenie 
n>er6e  6as  (ßenie  adjten.  TXlxt  rü^ren6en  IDorten  pon  (ßüte  un6  €6elfinn,  pon  (ßrofmut 
un6  ^od}I}er5igfeit  —  IDorte,  6ie  i^r  IDirflidjfeiten  be6euteten,  6em  an6eren  nur  i6eoIogifdje 
pijrafen  —  fudjte  fte  6em  Unbarm^ersigen  2nitlei6  un6  ZTIenfdjlidjfeit  absugeipinnen.  Sie 
fpradj  un6  bat  —  „ein  Seelcnerguf  gegen  ein  ^ers  Pon  Bronse",  n>ie  fie  fpäter  fagte  — 
aber  i^re  Bitten  5n>angen  iljm  nur  Komplimente  ab,  Ijöflidje,  freun6lidje  IDorte,  „n>ir 
nx)IIen  fe^en,  ic^  n)cr6e  6aran  6cnfen."  Un6  6odj,  fo  glaubte  man  6amals,  nadj  2leuf crungen 
Hapoleons  felbft,  fam  ein  2lugenblicf,  »0  6er  Unbeugfame  5U  fefteren  ^ufagen  n>iUig  fdjien, 
als  6cr  (Eintritt  König  5rie6ric^  XDilljelms  III.  6er  Unterre6ung,  6ie  fdjon  faft  eine  Stun6e 
ge6aucrt,  ein  €n6e  madjte.  Hodj  einige  Komplimente,  füljl  un6  gemejfen  »ie  fonft,  eine 
€inla6ung  5U  tCifdje,  un6  Hapoleon  fprengte  6apon,  in  feinem  3nnem  pielleidjt  bemegt,  aber 
unerfdjüttert,  unerbittlidj  n>ie  6as  ipalten6e  Sdjicffal,  6em  er  fclbft  fo  gern  pdj  perglidj. 

fjoffnungsfro^  blieb  Königin  Cuife  5urücf.  XDas  fie  6em  (ßegner  abgerungen  Ijatte, 
n>arcn  nur  ^öflidjfeiten,  n>eniger  als  ^albe  X?erfpredjungcn,  6ie  6en  Sieger  5U  nidjts  per^ 
pflidjtctcn,  in  6as  ^er5  6cr  Unglücflidjen  aber  n>ie  ^immelstau  gefallen  »aren.  ^atte  fie 
6odj  fo  n>enig  enpartet!  2lm  2lben6  fu^r  fie  5um  €ffen  5U  iljm;  er  empfing  fie  auf  6er 
Strafe,  Ijob  fie  aus  6em  IDagen  un6  füljrte  fte  ijinauf.  Der  Dcrlauf  6es  ZHaljles,  an  6em 
aufer  6em  preufifdjen  Königspaare  un6  Hapoleon  noc^  Kaifer  2tleyan6er,  Prins  ^einridj 
pon  Preufen,  Kronprins  Cu6n)ig  pon  Bayern,  (ßroffürft  Konftantin,  ZHurat  un6  6ie 
(ßräfin  Dof  teilnahmen,  fteigerte  nodj  6ie  freu6ig  betpegte  Stimmung  6er  Königin.  Die 
Untcrljaltung  n>ar  lebl^ft,  felbft  fdjer5en6.  Hapoleon  necfte  6ie  Königin  mit  6em  (Curban, 
6cn  fie  nadj  6amaliger  2no6e  trug;  6as  fei  ansüglidj  für  Kaifer  2llc^an6er,  6cr  mit  6en 
Cürfen  Krieg  fü^re;  6ie  Königin  enpi6erte,  xlfv  Curban  fönne  6odj  Ijödjftens  6en  ZTTamelucfen 

2^5 


Huftam  Intcrefficrcn.  TXlan  fprad;  bann  pon  htm  beenMgten  Kriege,  pon  5er  (Sefa^  6er 
Königin,  in  IDeimar  6urc^  Hapoleons  ^ufaren  gefangen  5U  loeröen.  y\  6iefem  ^ufammen* 
Ijange  ntag  es  gemefen  fein,  6af  Hapoleon  fragte,  ime  nur  Preufen  mit  feiner  geringen 
TXladft  Ifäbc  einen  Krieg  gegen  i^n  anfangen  f 5nnen,  un6  ba^  Königin  Cuife  6ie  beräumte 
TintxDOvi  gab:  „Z)er  Hu^ni  ^rieörid^s  bcs  (Broten  I^t  uns  Aber  unfere  ZTtittel  getfiufdjt^ 
X?or  6em  Sdjatten  6cs  grof en  Königs  —  tTaüevranö  Ifat  es  gefagt  —  »ie  Wein  erfd)ien 
plö^lid;  Hapoleon!  3^^^^^^  6es  freunMid^en  Qin  un6  ^r  &er  Unter^Itung  fonnte  6er 
„fleine  (Tiger'',  n>ie  6en  Korfen  feine  £an6sleute  nannten,  nic^t  um^in,  5un>eilen  6ie  Krallen 
$u  seigen.  So  n>enn  er  eine  Sängerin,  6ie  einft  audj  feine  (Beliebte  gemefcn  iwir,  riil^ntte 
unö,  5ur  Königin  gemanM,  Pon  6em  £ie6e  „Regina  guerriera"  fpradj.  Pem  Znittageffen 
folgte  eine  neue  Unter^Uung  mit  Hapoleon,  bei  6er  6ie  Königin  nod;maIs  i^re  ZDflnfc^e 
portrug,  6abei  fet^r  einget;en6,  pietteid^t,  mie  Prinseffin  Cuife  Ha63in>iII  urteilt,  5U  eingel}en6 
6ie  (EinseUjeiten  6er  fdjn>eben6en  politifdjen  fragen  erörtem6.  Sie  bat,  fc^eint  es,  nod^mals 
befon6ers  für  2nag6cburg,  ipoUte  eine  Hofe,  6ie  Hapoleon  i^r  bot,  nur  mit  6em  Z?erfprec^ 
6er  Hucfgabe  Znag6eburgs  annehmen. 

Die  Qoffnungsfreu6e  in  6er  Umgebung  6er  Königin  ftieg  ifilfCT.  TXUjcanbet  unö 
audj  einige  ^ransofen  bcglücfmünfdjten  6as  Königspaar  5U  6em  (Erfolge,  6en  6ie  Königin 
errungen.  Hapoleon  felbft  foUte  5U  TXUjcanbev  mit  ^öd^fter  2(nerfennung  pon  6er  Königin 
gefproc^cn  ^aben,  Pon  il^rem  (Seift  un6  i^rem  Seelena6el;  er  n>äre  geneigt,  etnnis  fflr  fle 
5u  tun:  ^taii  iljr  eine  Krone  5U  neljmen,  märe  man  perfudjt,  iljr  eine  5U  ;fügen  $u  legen. 
Der  Königin  fd^ien  6as  Ergebnis  6es  (Tages  in  6oppelter  Qinftc^t  be6eutungspoU  unö 
portcilljaft:  pon  Hapoleons  Perfönlidjfeit  un6  feinem  IDcfen  ^tte  fie  einen  nidjt  ungünftigen 
€in6rucf  gcmonnen ;  politifd)  l^ielt  fte  ftd;  5U  6cn  bcften  €rQ>artungen  bered^tigt.  Sc^meid^ln6e 
l)offnungsträumc,  6ic  nur  eine  furse  Sommcmadjt  »äljrten! 

ffattc  Hapoleon  feinerfeits  eine  €nttäufdjung  erfaljrcn?  Sdjeute  er  6as  perabre6ete 
5tt)ctte  5"f^""^^^"^*^ff<^"  ""*  6cr  Königin?  ;Jürdjtetc  er  für  fidj  einen  2Iugenblicf  6er 
Sc^n>ädjc,  6ic  IlTöglidjfett  pon  3u9<^P5"6niffen?  Um  6er  Ulenfdjljeit  miüen  möd^te  man 
es  glauben,  ba'^  aud)  ein  Hapoleon  6en  rul7ren6en  Bitten  einer  ungluctlidjen  Königin 
nad)geben  5U  muffen  beforgte.  2lm  menigften  mal^rfd^einlid)  ift,  menn  es  aud;  am  preu^fc^n 
^ofe  faft  allgemein  un6  felbft  pon  6er  Königin  geglaubt  n>ur6e,  6ag  (TalleYran6  einen 
(ßcfmnungsmedjfcl  Ijcrbcigcfü^rt  Ifabi.  Wie  6em  fei,  Hapoleon,  6er  mit  Huglan6  5um 
€inperftän6nis  gelangt  u>ar,  befd^log  aud;  mit  Preußen  ein  (En6e  5U  mad^en.  (ßltxdf  am 
nädjften  Pormittagc,  7. 3^lx,  lief  er  6cn  (ßrafen  (ßol^  rufen,  6em  er  in  fdjnei6en6  Irrten 
ZDorten  6ie  Be6ingungen  anfün6igte,  unter  6enen,  ^Ifnc  2tuffdiub  un6  oI;ne  Z?erh^n61ung, 


&er  ^ric6c  siPtfc^en  ^ranfreidj  un6  Preufcn  gcfdjioffcn  ipcröen  muffe.  IDos  er  6er 
Königin  gefagt,  feien  nidjts  als  ^öflidje  pijrafen  geipefen;  6er  König  6anfe  feine  (Erhaltung 
nur  2lle^an6er,  o^ne  i^n  n>ür6e  er  6ie  Dynaftie  ©erjagt  un6  feinen  Bru6er  3^^^^«  $um 
König  von  Preufen  gemadjt  Fjaben.  (Einen  Derfudj  Don  (ßol^,  6urc^  ^inmeis  auf 
politifdje  3"*^^^ff«"  ZniI6erungen  5u  erlangen,  n>ies  Ztapoleon  fdjroff  5urücf.  „Was  Ifat 
3^r  ^err/'  rief  er,  ,,in  6ie  IDagfdjale  5U  legen,  n>a5  midj  peranlaffen  fönnte,  i^m  beffere 
Be6ingungen  5U  getoo^ren?  2lüe  Ban6e  smifdjen  uns  ftn6  serriffen,  ic^  be6iene  midj 
meiner  ^cdiU.  (Euer  König  ^ot  mic^  6a5u  gesmungen.  Die  ^üt  6er  X?er^an6Iungen  ift 
Dorüberl"  lln6  als  (ßol^,  mie  Königin  Cuife,  6urdj  Berufung  auf  feinen  (E6elmut  feine 
(Eitelfeit  5U  rühren  perfuc^te,  brac^  er  los:  „Das  erfte  (ßefü^l,  6as  midj  in  6iefem  2lugen=» 
blic!  belebt,  ift  6as  6er  Hadfe,  einer  perfönlidjen  ^adiz,  3^  ^^^^  ^^"«  intime  llUians  mit 
Preufen  gen>ünfdjt;  lange  3^i*  ^^^^  i^  ^ö«  (Eajolerien  angen)an6t,  6ie  man  an  eine  ^übfdje 
^rau  perfc^ipen6et;  einen  2lugenblic!  Ifabt  idj  mir  gefdjmeidjelt,  fie  gen>onnen  5U  ^aben, 
aber  6iefe  unfluge  Kofette  Ijat  alle  IDcIt  täufdjen  moUen,  un6  ift  en6lidj  gefallen  als  ®pfcr 
l^rer  eigenen  Creulofigfeiten  . .  ♦  3^  '^"^e  i^n  je^t,  (Euren  König,"  rief  er  6ann  aus, 
„ic^  fenne  i^n  ausn>en6ig  pon  einem  (En6e  bis  5um  an6eren;  6iefer  ZTIann  ift  nidjt  gemacht, 
6ie  Pergangenljeit  5U  pergeffen;  er  ^at  mir  eipigen  ffa^  gefdjmoren,  idj  u>eif  es,  idj  fü^le 
es,  er  Ifat  midj  5U  fe^r  belei6igt,  um  auf  eine  perfönlic^e  DerföFjnung  rechnen  $u  fönnen, 
un6  idj  ipill  nic^t  6ie  Dupe  einer  foldjen  Politif  n>ie  6ie  (Eurige  fein*  IDenn  6ie  Hadje 
mir  6ie  Demidjtung  Preuf ens  als  (ßrofmadjt  6iftiert,  fo  iper6en  meine  politifdjen  Kombi== 
nationen  6ie  3"*^^^ff^"  ;franfreidjs  fidjer  5U  ftellen  miffen."  Dann  fpradj  er  pon  6er 
Königin:  „Sie  ift  nie  meine  ;Jreun6in  gen>efen,  idj  ipeif  es  n>o^I,  aber  idj  pergebe  es  i^r 
leidjt»  2tls  ^rau  Ijatte  fie  es  nic^t  nötig,  6ie  politifdjen  3ntcreffen  genau  absumägen.  Sie 
ift  für  xlfvc  3ntpetuofttat  beftraft,  ober  fdjlieflidj,  fie  Ifat  (EFjarafter  im  Unglücf  ben>iefen. 
Sie  Ifat  mir  Aber  i^re  Stellung  mit  pielem  ^ntzvz^z  gefprodjen,  o^ne  irgen6  einen  Schritt 
5U  tun,  6er  iljre  IDflr6e  beeinträdjtigen  fönnte.  ZITan  muf  xlfv  6ie  (ßerec^tigfeit  n>i6erfaFjren 
laffen,  6af  fie  fe^r  perftän6ige  Dinge  gefagt  Ifat,  un6  tpeld^es  auc^  i^re  Porurteile  fein 
mögen,  fie  ^at  mir  u>enlgftens  me^r  Vertrauen  beipiefen  als  6er  König,  6er  es  nidjt  für 
angcmeffen  geljalten  Ijat,  mir  6as  feine  5U  fdjenfen»" 

Die  Be6ingungen,  tpie  fie  6ann  tralleYran6  6en  preufifd^en  Bepollmdd^tigten  (Bol^ 
un6  Kalcfreut^  porlegte,  $eigten  feine  Spur  einer  mil6em6en  €inipirfung  6er  Königin.  Sie 
erfc^ienen  e^er  nodj  fdjtperer,  nocff  6rücfen6er  als  früher:  6ie  (Elbe  als  (ßrense,  6ie  Jlbtretung 
6es  größten  (Teiles  6er  polnifc^en  (Ertperbungen  Preuf  ens,  tporaus  ein  Qersogtum  IDarfd^au 
für  6en  neuen  König  pon  Sadj^m  gebil6et  tper6en  foUte,  tpa^ren6  ein  Stüc!  an  Huflan6 

2^7 


abgetreten  n>ur6e,  Derstc^t  auf  6en  Perfeljr  mit  (Englanö,  5^^Iung  6er  nodj  rücfftänWgen 
Kontributionen*  tTaüeyranö  bemerfte  6abei  ausöräcflid;,  6af  Znilfrerungen  nid^t  5U  ertparten 
feien  un&  6af  6er  ^rie6e  in  smei  Cagen  unter$eic^net  fein  muffe.  3"  ^^^  ^^^  ^^^^  i^^ 
Perfudj  einer  ^erabfe^ung  6er  fransSpfdjen  ^or6erungcn  pergeblic^.  €5  fehlen  felbft,  als  ob 
Hapoleon  nadj  feiner  XDeife  feine  $omige,  mitIei6Iofe  Stimmung  nodj  fünftlic^  fteigere.  ZtTit 
König  ^ric6rid}  IDilljelm  fam  es  6abei  5U  einem  heftigen  perfönlidjen  S\x\ammen^o%  in  6em 
ftdj  6er  bei  bei6cn  angefammelte  (ßroü  Cuft  madjte»  Tils  Hapoleon  pon  6er  Derleiljung  6es 
f^ersogtums  IDarfc^au  an  6en  König  Pon  Sadjfen  fprac^,  bemerfte  6er  König  in  bitterem 
(ßrimm:  „Vas  ift  nx)^I  6ic  Beloljnung  für  6en  X?errat,  6en  er  gegen  mic^  geübt";  n>orauf 
ein  Iei6enfc^aftlidjer  IDutausbrudj  Hapoleons  erfolgte*  2lleyan6er,  6er  bei6e  laut  fd^reien 
Ijörte,  eilte  Ijerbci  un6  fan6,  »ie  er  fclbft  crsdijite,  6cn  König  „gan5  rot  por  ^om",  6en 
Kaifer  „grün  por  IDut".  XDäljrcn6  2llcyan6er  beruljigen6e  IDorte  fprac^,  fdjrie  Hapoleon: 
„3^  ipo^l,  idj  bin  boshaft,  idj  bin  radjfücbtig  un6  per$ei^e  nie  perfönlidje  3"fwÖen,  6as 
ift  mein  (ßrun6fa^  un6  6abei  bleibe  idj".  €r  Ijatte  ein  (ßefüljl  6apon,  mie  6ie  Saat  6es 
fjaffes,  6ie  er  felbft  6odj  ausgeftreut,  in  Preufen  aufgellen  u>er6e.  „Sie  perlangen/'  fagte 
er  5u  2llcyan6er,  „6af  ich  mic^  mit  einem  HTanne  ausfö^ne,  6er  felbft  in  6iefem  TluQm^ 
blicfe  6ic  IDut  nic^t  perFjeljlen  fann,  6ie  fein  Ijers  $erfrift,  un6  6er  6iefe  €mpfin6ungen 
allen  feinen  Untertanen  einflößen  mödjte.  2llle  Preufen,  tpie  pe  fin6,  brennen  por  Begier, 
fidf  an  mir  perfönlid;  5U  räd^en,  un6  Sie  ipollen,  6af  id;  i^nen  6ie  mittel  6a5u  gebe? 
Hein,  6a  idj  6odj  auf  feine  aufridjtige  Jtusföljnung  redjnen  fann,  fo  mug  idj  es  Preufen 
unmöglid}  madjcn,  je  etn>as  gegen  6ie  3"*^'^<^ff<^"  ^ranfreidjs  5U  unternehmen." 

Königin  Cuife  erfuljr  6iefe  Porgdnge,  als  fie  am  Hadjmittag  6esfclben  ICages  nrie6er 
pon  picftupöljnen  in  Cilfit  eintraf,  ^n^eimal  falj  man  Hapoleon  an  i^rem  f^aufe  porbei* 
reiten;  6odj  6er  cnpartcte  Sefudj  blieb  6iesmal  aus.  Bertl^ier  fam  6ann,  6ie  Königin 
ab5ul}olcn.  3"  6cmfclben  Staatsn>agen,  mit  6emfelben  Scxcmonkü  wk  tags  supor,  fuljr 
6ic  Königin  5U  6cm  Prunfmal^le  Hapoleons.  2lber  n>ie  an6ers  tt>arcn  6iesmal  Stimmung 
un6  llnterl?altung !  Hapoleons  cr^i^ter  Untt>ille,  6er  Königin  Cuife  edjte  (Trauer,  6ie 
6üfteren  Illiencn  König  ^ric6ridj  IDil^clms  lafteten  auf  6or  (Cifd)gefellfd)aft.  IDenig  nur 
un6  (ßlcidjgültiges  tt>ur6e  gcfprodjen.  €rft  nad)  ICifdje  fan6  6ie  Königin  (Belegen^t, 
einige  bittcn6e  XDortc  an  Hapoleon  5U  ridjtcn;  eine  roljc  2lbtt>eljr  u>ar  6ie  Tlntvoovt:  „Wxt 
fönncn  Sie  mir  nod)  5U  guter  Ccfet  etmas  abpreffen  wollen!"  Die  Königin  fonnte  nur 
ihrem  Sdimei^e  2lus6rucf  geben.  Hodj  einmal,  fo  beridjtet  tt>enigftens  Prinseffin  Ha65in:>iU, 
fprad)  Hapoleon  6ann  ron  6em  3"^^r*^ff^  ""^  ^'^^  2Id)tung,  6ie  fie  iljm  einflöge  un6  6ie 
er  ihr  bou>eifen  tt»olle;  6ie  Königin  ertt>i6erte:  „Vas  Ijdngt  Pon  ^hncn  ab,  nod)  ift  c*  S«t 


unfcr  (ßlücf  liegt  in  y^fvcn  ^änöen".    So  fdjtc6en  Cutfc  un6  Hapolcon  poneinanöcr  un6 
ifabm  fxdf  nidjt  n>ie6cr  gcfeljcn. 

2tn  6emfelbcn  tTagc,  T.^^lx,  u>ur6c  srotfdjcn  ^ranfrcidj  un6  Huglanö  6cr  ^ricöcns^ 
pertrag  un&  ein  Bünönts  unterseidjnet,  6effen  (ßrunMage,  n>ie  befannt,  6ie  2lufteilung 
6er  europdifc^n  tTürfei  un6  &er  gemetnfame  Kampf  gegen  (£nglan6  bitöeten.  Tiudf  über 
Preußens  fünftige  (ßeftaltung  muröen  6abet  fdjon  6te  entfdjeiöenöen  Beftimntungen  getroffen. 
Tim  nädjften  tCage,  tpäljrenö  6ie  Königin  in  pirftupSIjnen  5urücf blieb,  lief  ftdj  6er  König 
6urdj  2Ileyan6er  ipi6erftreben6  beftimmen,  mit  feinem  Bru6er  Prin$  XDil^Im  n>ie&erum  bei 
Hapoleon  in  tTilftt  $u  fpeifen.  Cro^  allem,  was  am  Cage  porljer  gefdjeljen,  fdjeint  er  nodj 
einmal  eine  politifdje  Unterhaltung  mit  feinem  unbarmljerjigen  ^einöe  perfudjt  $u  Ijabcn; 
Hapoleon  mies  i^n  fdjroff  5urflcf :  „(£ure  ZTlajeftät  cergeffen,  ba^  xdf  nur  mit  Kaifer  2tlcyan6er 
perljanöele".  Tim  folgenöen  tCage  trennte  man  fic^:  Hapoleon,  nac^6em  er  nodj  nadj  feiner 
(ßenx)^n^cit  eine  t^eatralifc^e  2lbfc^ie6sf5ene  mit  &em  rufftfc^en  Kaifer  peranftaltet,  eilte  über 
Königsberg  un6  Dresöen  nac^  ^ranfreic^,  Kaifer  2llefan6er  über  (Cauroggen  nadj  Petersburg. 
König  ;frie6ridj  IDilljelm  III.,  6er  jidj  mit  feinen  Brü6em  Qeinridj  un6  XDil^elm  pon 
Hapoleon  fürs  perabfdjieöet  ^atte,  blieb  mit  6er  Königin  nodj  in  picftupöljnen  5urücf,  um 
6ie  Unterseidjnung  6es  preufifc^^fransöfifc^en  ^rie6ensDertrages  ab5un>arten,  6ie  erft  fpdt 
aben6s  am  9.3"^  in  Cilftt  erfolgte.  Tim  näc^ften  tCage  feierte  6as  Königspaar  nadj  llTemel 
5urüc!,  6er  König  5ufrie6en,  6af  alles  porüber  un6  6ie  ^n\ammmfün^z  un6  Unterre6ungcn 
5u  €n6e,  6ie  Königin  in  tiefftem  Schmers  über  6ie  erlebten  (Erfahrungen  un6  in  emften 
(ße6anfen  über  6ie  neuen  un6  fdjmeren  2Iufgaben,  6ie  iljrer  nun  n>arteten. 

Politifdj,  ipie  nidjt  näljer  ausgcfüljrt  $u  mer6en  braudjt,  mar  6ie  Heife  6er  Königin 
nac^  tTilfit  un6  6ie  ^n^ammmtnn^  mit  Hapoleon  ergebnislos  geipefen.  Un6  6odj  n>ar 
il^re  2lnn>efen^eit  in  tCilfit  pon  ^o^er  Be6eutung  un6  pon  großer  IDirfung  für  iljre  Stellung 
in  6er  IDelt  »ie  für  iljr  eigenes  3^^ 

^ranfreic^  un6  Huflan6  Ratten  in  tCilfit  über  Preußen  un6  I)eutfdjlan6  6as  Cos 
geworfen.  3"  Hapoleon  un6  2llefan6er  fc^ien  6ie  (ßefamtmadjt  6es  feftlän6ifc^n  (Europa 
pereinigt  un6  perförpert,  n>ie  in  ^rie6ric^  IDil^elm  6ie  preufifdje  (Dijnmadft  I)eutfd}lan6 
wax  politifdj  tot.  IDas  Pon  I)eutfc^lan6  noc^  lebte,  6eutfdjer  3^<?ölisnius,  6eutfdjer  (ßeift  un6 
6eutfdjes  (ßemüt,  alle  jene  leben6igen  Kräfte,  6ie  6ie  fittlidje  un6  geiftige  un6  bal6  audj  6ie 
politifdje  IDie6ergeburt  Preuf ens  un6  I)eutfc^lan6s  Ijerporriefen,  fte  ^tten  6en  Healpolitifem 
Hapoleon  un6  2lle|:an6er  gegenüber  i^re  Derförperung  gefun6en  allein  in  6er  ^bealQe\iali 
6er  Königin  Cuife.    Vas  empfan6  man  in  Peutfdjlan6,  6as  aljnte  man  felbft  in  ^Jranfreidj. 

2^9 


Kdntgtn  £titfe  in  (Ctifit 

Tinii  6ie  ZDirfung  auf  Königin  Cutfens  3^^^^!^^^"  ^^^  un6  blieb  \täxttv,  als  man 
5unäd;ft  annehmen  möchte. 

Unter  &em  (Einörucfe  6er  Hieöerlagen  6er  preuf ifdjen  ^eere  un6  6c5  jä^en  ^ufantmen^ 
brudjcs  6er  altpreuf  ifdjen  llTonarc^te  fyxüe  fxdf  in  Königin  Cuife  ein  Umfdjmung  porbereitet, 
6er  6urdj  6ie  (Ereigntffe  por  un6  bei  6er  3"f^"^"^^"'wnft  von  tTiljit  poIIen6et  n>ur6e.  Wtt 
fo  tpie  6ie  Königin  auf  6en  QöF^en  glucffeliger  Öffnung  un6  6urd;  6ie  (Tiefen  6er  Z?er« 
Sipeiflung  geQ>an6eIt  n>ar,  n>er  6ie  2(ugen  einer  IDelt  auf  fid;  gerid^tet  gefe^en  I^tte,  fonnte 
nidjt  n)ie6er  Ijinabfinfen  in  6ie  2lUtägIic^feit  ^uslidjen  Selbftgenügens.  Das  ®pfer,  6as 
6ie  Königin  gebrad^t  un6  6effen  (Brö^e  fte  voü  empfan6,  er^b  fie  aber  fxdf  felbft;  es  gab 
il^rcm  IDefcn  tieferen  (Behalt,  ^^eren  Sdjtpung  un6  eine  unperganglidje  tDeit^e. 

2lc^nlidj  n>irfte  6odj  fdjlicglidj  auc^  6ie  lDan6Iung  in  iljrem  Derljältnis  5u  Hapoleon. 

IDie6ert^It  ift  Ijier  fjerporge^ben  n>or6en,  6a§  6cr  (£in6rucf  6er  Perfönlidjfeit  Hapoleons 
auf  Königin  Cuife  anfangs  feinesmegs  ein  ungünftiger  gen>efen  ift;  es  fann  t^insugeffigt 
mer6en,  6a§  tro^  aller  €nttäufc^ungen  un6  6cr  6a6urdj  Ijerporgcrufcnen  (Erbitterung  andi 
6ie  le^tc  IDirfung  6er  ^ufanimenfunft  in  (Tilftt  6amit  sufammenftimmt.  Das  tarn  sunäc^ 
6apon  t^er,  6af  feit  (Tilftt  Hapoleons  perfönlid^es  Z7erl;alten  6er  Königin  gegenüber  ein 
an6eres  n)ur6e:  6ie  rollen  Eingriffe,  6eren  ^ielpunft  fte  gemefen  n>ar,  perftummten  PÖUig; 
faft  nie  meljr  an6ers  als  in  oft  n>o^l  abjtdjtlidj  übertriebenen  2lus6rücfen  ^ödjfter  2(d;tung 
fprac^  fortan  Hapolcon  pon  Königin  Cuife.  €s  ift  unperfennbar,  6af  6amit  eine  gennffe 
Berul^tgung  in  6as  tief  perle^te  (Bcmät  6er  Königin  einsog.  £s  mag  it^r  6a6urd;  audf 
erleidjtcrt  iPor6en  fein,  in  6en  2lugenblicfen  fc^iperftcr  (Befahren,  ipie  fte  6en  preufifc^ 
Staat  nur  5U  baI6  n>ie6er  bc6ro(;ten,  ftd;  brieflid;  unmittelbar  an  Hapoleon  5U  wmbtn.  Xlodf 
wenige  IDod^en  por  U;rem  (To6e  Ifat  fte  felbft  eine  neue  Begegnung  mit  it^m  für  möglich 
geleiten,  ferner  aber:  Königin  Cuife  n>ar  bei  6er  ^ufamntenfunft  in  (Tilftt  bodf  xnnt 
gcn>or6cn,  n^cldjcr  Siefc  6en  preuf  ifd?en  Staat  5U  Bo6cn  genx)rfen  Ijatte,  fie  ^tte  gleidjfom 
pcrfönlid;  6te  Qan6  6es  5d;icffals  über  ftc^  gefpürt.  (Eine  gemiffe  Hcftgitation  mifd;t  fidf 
fortan  in  iljr  (ßcfüljlslcbcn,  freilidj  oljne  es  aus5ufüUcn  o6cr  $u  beljcrrfdjen. 

Hein.  Sie  rcftgnierte  nid;t.  Sie  I^ttc  6ie  ungct^cure  Uebonnad^t  gefeiten,  6ie  äugen« 
blicflid;  unn>t6crfte^Iid;  triumphierte;  allein  fte  I^tte  6od;  sugleid)  aud)  6ie  ftttlidje  lieber« 
legcnljoit  i^rcr  eigenen  IDcIt  über  6ie  IDcIt  Hapoleons  ftärfcr  uit6  inniger  als  je  5UPor 
empfun6en,   un6  i^r  froiitnter  (Blaube  5n>eifelte  nid^t  an  6em  en6Iid^n  Siege  il^rer  ZPelL 

Dicfe  J5tifunft,  fo  fern  fte  fdjcincn  mod)te,  mitn?irfen6  porsubereiten,  6arin  fa^ 
Königin  Cuife  gera6e  feit  (Tilftt  i^re  2tufgabe. 


75' 


neuntes  Kapitel 
Königin  €uife  un6  6er  ^xeüiexx  pom  Stein 

(1807—1808) 

I.  3n  ZHcmel.  1807 

^^er  5ric6c  wat  gefdjloffcn,  Hapoleon  abgcrctft,  bas  Köntgspaar  nadj  Znemel  5urücf^ 
gefeiert  €in  Jlufatmen  ging  fcurdj  Mc  tanbc,  6ic  605  (ßlücf  Ijattm,  nodj  preuftfdj  5U 
bleiben.  IDoFjl  mar  6ic  Penoüftung  entfe^Iic^,  furdjtbar  6as  €len6  in  6en  (ßegenöen,  »0 
6er  Krieg  5ule^  geioütet,  befonöers  in  6en  Canöflridjen  smifc^en  Königsberg  un6  tTilftt 
un6  felbft  smifdjen  tTilfit  un6  ZITemeL  XJtele  Dörfer  u>aren  niedergebrannt  06er  entpölfert; 
^äufig  begegnete  man  Bettlern,  6ie  (ßel6  perfdjmä^ten  un6  flel?en6  nadj  Brot  fc^rien* 
2lber  bas  Segensiport  ,,5rie6e"  fdjien  HuFje,  (ErFjoIung,  XDieöeraufbau  $u  DcrFjetgen. 

2tudj  Königin  Cuife  öffnete  iFjr  ^ers  n>ie6er  6er  Hoffnung.  2tls  Königin,  als 
(Satixn,  als  ZRutter  Ifaitt  fie  Unfäglidjes  eröulöet,  am  fdjmerften  pielleidjt  6as  Heinmenfdjiidje 
in  iljr  gelitten,  i^r  (ßemüt,  i^r  inniger  (Blaube  an  (ßüte  un6  (ßröge.  „Heidj  an  €rfaljrung, 
arm  an  (ßlauben,"  fo  fdjrieb  fie  am  5.  2tuguft  1807  6em  Bru6er,  „lege  idj  mein  mü6es 
f^aupt  an  Deine  Bruft.  2tdj,  ©eorge,  »elc^es  Sdjicffal,  »eldje  ^ufunft,  »eldje  Vergangenheit! 
3ft  es  möglich,  6ag  foldje  ZtTenfdjen  von  ©ott  erfdjaffen  »eröen,  als  ic^  ijabc  fennen 
lernen?  Die  (Buten  tun  6as  Böfe,  6ie  tTeufel  brüten  es  aus  un6  lernen  es  i^nen»  Das 
ift,  tDas  ic^  gefe^  tfäbt  von  2(ngeftd;t  5U  2tngefic^t     (Sans  erfällt  von  6em  grogen 

25^ 


Königin  Cuife  unh  htx  ^tti\\ttt  vom  Sit'm 

(SkbanUn  meiner  ^eiligen  PfKdjt,  flog  tdj  nadj  (Ttljtt  un6  fpradj  ^os,  mos  mir  ©ott 
eingab,  allein  idj  fpradj  nidjt  $u  einem  ZHenfcIjen,  fonöem  $u  einem  —  $u  einem  tDefen 
o^ne  menfdjiidj  fjers." 

3n  itjrem  finölidj  fdjiidjten  tüugenbglauben  Ijaüc  fie  nic^t  anöers  meinen  fdnnen,  als 
6af  pon  einer  gufammenfunft  öreier  gefrönter  f)äupter  ein  Segen  für  6ie  iHenfdj^ 
ausgetjen  muffe.  „Statt  öeffen  finöe  xif,  als  id;  nadj  Cilfit  Fam,  einen  (Bd^en,  6er 
angebetet  ipirö  .  .  .  un6  6er  6ie  an6eren  bei6en  ©efrönten  gera6e5u  mit  ^ü^en  tritt/' 
,,27  ZHarfdjdllen  un6  ©enerälen  Ijat  er  6ie  Domänen  6es  Königs  in  Polen  perfdjenft  un6 
6em  SadjfenfSnig  6as  ausgefogene,  un5ufrie6ene,  tjödjft  unglucflidje  £an6,  voas  fo  betrogen 
ift,  ipie  nodj  feines.  Un6  unfere  Znag6eburger,  Tiltmäxtcx,  £^alberftä6ter  ufip.  an 
3crome  König  pon  IDeftfalen.  3P  ^  5""^  Uebericben?"  Sie  Ifaiic  bas  Böfe  taufen6mal 
fürdjterlidjer  gefun6en,  als  i^r  (ßeift  es  gealjnt.  2tber  audj  Kaifer  2llcfan6crs  üer^lten 
ijatit  iljre  (Erwartungen  bitter  getäufdjt,  un6  es  erfdjütterte  fie,  „gute  ZTTenfdjen  untergeben 
5U  feljen,  £)offnungen  aufgeben  $u  muffen,  6ie  auf  (Cugen6  gebaut  maren." 

Croftlos  maren  6ie  (Erfahrungen  6er  üergangen^it.  Un6  6ie  ^ntun^t?  (Eine  ^ntnn^ 
o^ne  f)ar6enberg?  Dem  f)erm  Pon  Sdjla6en  (pgl.  oben  S.  2tO)  Ijattz  fie  2lbfdjie6sgrilfe 
an  6en  Sdjei6en6cn  aufgetragen.  Kein  ®pfer,  lief  fie  iljm  fagen,  ipür6e  i^r  $u  fdjiper 
fein,  iljm  iljre  (Erfenntlidjfeit  5U  beseigen,  un6  nie  ipür6e  fie  6ie  rü^ren6en  Bcroeife  pon 
Ceilnaljme  un6  ;Jrcun6fdjaft  pergeffen,  6ie  fie  un6  6er  König  pon  iljm  empfangen  Ijätten. 
Dem  Bru6er  aber  fdjrieb  fie:  „Heber  6cn  üerluft  pon  £)ar6enberg  Ijeule  idj  (Tag  un6 
Zladjt.  Der  König  Ijatte  iljm  en6lidj  6as  fo  lange  per6icnte  üertrauen  gan$  gefdjcnft, 
l7ar6enbcrg  tt>ar  iljm  fo  attadjiert,  ipie  nicman6  Ijienie6cn.  Denn  6ie  (Eljre,  6as  XDo^I 
6es  Staates  wav  iljm  2lllcs,  feine  Perfon,  fein  3^  nidjts.  IDie  Ijat  fidj  6er  ZTTann 
betragen,  (ßcorge,  n^ic  ein  (ßott!  IDcnn  nur  ein  (ße6anfe  an  iljn  felbft  iljn  befdjaftigt 
ijätk,  nein,  nur  mit  6cm  Staat,  mit  6en  lUitteln,  wk  6cr  nodj  5u  retten  fei,  ipie  6iefcs 
getan,  jenes  permie6cn  tt)cr6cn  müf  tc,  fo  beujies  er  ftd),  bis  6a0  er  uns  ein  ewiges  Cebe« 
wolfl  in  picftupöljnen  fagte.  IVlxt  6icfem  Bil6c  6cr  ujabrcn  männlidjen  (Cugen6  erfüllt, 
mufte  idj  6enn  5U  6cm  Zlapolcon  eilen,  6cr  uns  6icfcs  Klcino6  entriß,  um  6as  Böfe  6eflo 
leidster  an  uns  aussuübcn,  n>cil  er  uns  suglcidj  audj  aller  ITTittcl  beraubte,  6as  iine6er 
gut  5U  madjen,  was  er  mit  tcuflifdjcr  Kunft  un6  ^rou6c  fo  Ijorriblc  böfe  un6  penpicfett 
gemadjt  Ijattc." 

(Entftere  Sorgen  nodj,  bei  6iefcm  Blicf  in  6ie  ^ufunft,  famen  6er  Königin  pon  6er 
Pcrfönlidjfeit  iljrcs  (ßemaljls,  6es  Königs.  Sic  mag  ipaljrcn6  6cs  Krieges  feine  Unsuläng» 
lidjfeit  gegenüber  6cn  grofen  2lufgaben  6er  J>cit  ^eimlidj  juipcilen  fidj  einaeftfl"\en  hi»H^: 


fein  2tus^arren,  feine  ftan&t^afte  Bunöestreue  gegen  2tlefan&er  t^atten  fd^Iieflid;  boif  i^re 
Beipun6erung  geiponnen.  Der  König  wav  sule^t  gcswungen  iporöen,  fidj  $u  untertperfen; 
allein  »ie  t^r  feines  cl^ifdjes  (Befühl  iljr  ridjtig  fagte:  er  mar  ftttlidj  frei  geblieben,  un6 
öiefe  pttlidje  ^rei^eit  muf te  sur  poUtifdjen  füljren,  öer  ^rieöe,  fo  fdjmä^lidj  er  nxir,  Preuf en 
einft  Segen  bringen.  2tud;  bas  Der^alten  6es  Königs  tx>d{;ren6  öer  Der^anölungen  in 
(Cilfit  billigte  un6  ipüröigte  fie;  fie  freute  fidj,  öaf  er  nidjt  mie  2tleyan6er  öer  (Eitelfeit 
Hapoleons  gefdjmeidjelt  ^abe,  un6  meinte,  6af  fein  innerer  IDert  geraöe  in  (Cilfit  erft 
redjt  offenbar  geiporöen  fei.  „(£v  ift  in  öiefem  2tugenblicf  piel  grSfer  als  6ie,  6ie  über 
i^n  triumphieren,  un6  6ie,  6ie  als  üerbünöete  uns  Ijaben  $ugrun6e  geljen  laffen!  2tber 
öer  gegenwärtige  2(ugenblicf  ift  nid;t  alles,  un6  um  öiefe  (0r5fe  5U  bewahren,  um  5U 
bleiben,  n>as  man  in  öer  öffentlidjen  ZHeinung  ift,  muf  man  ^anöeln  unö  öa  fängt  meine 
Sorge  an." 

f^aröenberg  ^t  öamals  geurteilt,  König  ^rieörid;  XDil^elm  befi^e  n>o^l  öen  ZHut  5U 
öulöen,  aber  nidjt  öen  ZHut  $u  ^anöeln.  2te^nlidj  empfanö  Cuife.  Zllit  tiefem  Kummer 
bemerfte  fie,  a>ie  öie  quälenöe  £aft  öer  (Tilfiter  (Tage  (Seift  unö  (Bemut  il^res  (Bema^ls 
nadjtt)irfenö  ^erabsog.  ;,lDas  öiefer  Xflann  gelitten,  befdjreibt  fidj  nidjt.  X?ier$eljn  (Tage 
in  öie  ^olUx  gefpannt,  um  fidj  öie  ärgften  Sadjen  fagen  5U  laffen,  rnenn  er  alles  aufbot 
aus  reiner  Paterlanösliebe,  um  feine  älteften  Propinsen  ipenigftens  aus  (Teuf elsf lauen  5U 
reifen."  Hun  $eigten  pdj  „2tbfpannung  unö  Hieöergefdjlagen^eit,  Sdjipädje  unö  Sorg«* 
loftgfeit  unö  öas  alte  ZtTiftrauen  in  fidj  felbft."  Cuife  fürdjtete  „Ungefdjicflidjfeiten  öa,  tpo 
mit  etwas  me^r  (Taft  unö  etipas  ipeniger  £)artnäcfigfeit  alles  5U  geipinnen  ipar."  „Tius 
öer  fjaut  mödjte  man  faljren,"  fdjreibt  fte,  „ipenn  man  bas  fo  pe^t  unö  nidjt  Reifen  öarf." 

Cuife  ^If  öod;.  (£s  wat  in  öiefen  fd;a>eren  (Tagen  ipo^l  i^re  fd;iperfte  2(ufgabe: 
öen  pöllig  nieöergetporfenen  König  ipieöer  aufrid^ten,  pon  Uebereilungen  unö  Unbefonnen<> 
Reiten  $urücf^lten,  i^m  ZTTut,  fjoffnung  unö  üertrauen  einPöf en.  €r  öadjte  emftlidj  öaran, 
absuöanfen:  öie  Königin  ^at  öen  (ßeöanfen  ;,mit  aller  3"öignation"  befämpft.  Unö  wenn 
fte  öann  pon  öer  Xfldfe^r  rxaii  Berlin  fpradjen,  fo  mufte  fie  i^m  ausreöen,  öaf  er  aus 
Sdjamgefü^l  fidj  nidjt  $eigen,  „bei  Hadjt  unö  Hebel"  fidj  in  feine  f)auptftaöt  gleidjfam 
einfd;leid;en  n>ollte. 

IDie  ijättt  Cuife  öabei  öer  üeqtpeipung  Haum  geben  öürfen?  Sdjon  öie  Hot^ 
ipenöigfeit,  öem  (Bebrodjenen  als  einsige  Stfi^e  5U  öienen,  ^ielt  pe  aufredet.  2tn  feiner 
Sdjipädje  erftarfte  pe.  Das  Beipuftfein  pttlidjer  ppidjterfüllung  er^ö^te  $ugleidj  öie  Su^e 
öes  (ßemüts,  öie  in  öer  glflcflic^en  fjarmonie  i^res  tDefens  fep  ipur$elte  unö  öen  Sdjicffals* 
fdjldgen  pon  aufen  unerreidjbar  blieb.     „tDas  pnö  alle  Hebel  öer  IDelt?"  fdjrieb  pe  an 


253 


Kdntgtn  Cntfe  unh  ber  ^frett^rr  vom  Stein 

l^re  alte  5^^""^^"/  ^wu  pon  Kletft;  „ipcnn  man  nur  6en  ^n^^^n  in  feiner  Brufl  beiM^rt, 
erträgt  man  alles  fo  gut,  un6  bas  ift  mein  ^aüJ'  Un6  in  me^r  religiöfer  ^drbung  an 
6ie  fromme  (ßrofmutter:  „Was  ift  bas  (ßlücf  ^ienie&en?  tDagt  man  6arauf  $u  rechnen? 
ffat  man  nidjt  fe^r  redjt,  6te  Blicfe  immer  gen  fjimmel  $u  wcnben,  wo  unfere  nxi^re 
f^eimat  ift,  un6  6en  ©röfen  öiefer  tDelt  nidjt  $upiel  IDert  bei$umeffen,  fonbem  bas  fftti 
öen  (ßeöanfen  $u  öffnen,  6ie  uns  über  alles  (Er^enleiö  er^ben?" 

Bei  alleöem  u>ar  es  für  6as  Königspaar  n>ie  für  fceffen  Umgebung  ein  Segen,  5af 
fte  6en  gan$en  Umfang  un6  6ie  ganse  Dauer  i^res  Ungiflcfs  nidjt  ahnten. 

^unäd;ft  fd;ien  mit  mie^er^ergeftelltem  ^rieben  alles  nad;  XDunfd;  5U  ge^.  7lm 
1(2. 3uli  i*'^^  ^^  Königsberg  5n>ifd;en  Bert^er  un6  Kalcfreut^  eine  l{oni>ention  abgefd^loffen 
tporöen,  n>eld;e  6ie  allmä^Iid^e  Häumung  6er  pom  ^Anbc  nod}  befe^ten  £an6esteile  in 
beftimmten  (Terminen  regelte.  3"  ^^^  ^^^  perHefen  6ie  5>^<^"5^^"  i^n  3^^  Königsberg 
un6  0ftpreu0en  bis  5ur  Paffarge.  Ueber  6ie  unfreitpilligen  Ben>o^ner  ZTTemels  fam  eine 
^ffnungsfro^e  Stimmung.  TXlan  redjnete  auf  balMgfte  Sücff eljr  nadj  Berlin ;  man  ^ffte 
daneben  nodj  auf  irgenö  ein  U)un6er:  auf  6ie  günftige  IDirfung  ruffifdjer  ^üx^vradit, 
auf  einen  englifdj:=fran5öftfdjen  ^rie6en,  bei  5em  Prcufcn  tpenigftens  UTag^eburg  surficf» 
erhalten  foUte. 

So  fanb  man  ftdj  anfangs  nidjt  aU$u  fdjroer  in  bas  UTemeler  üerbanntenleben.  Dos 
Klima  $n>ar  »ar  tfoct  5U  ertragen.  „Die  Blätter  fpriefen  ^ier  erft  im  3""*"^  fdjreibt  bit 
Königin  einmal,  „un6  6ie  ^rfldjte  reifen  nie."  Die  letdjtgebauten  £jäufer  ersitterten  oft 
unter  6er  H?udjt  6er  Secfturme,  un6  bis  rneit  in  6en  Sommer  hinein  mufte  man  Reisen. 
Dann  famen  übermäßig  ^ife  un6  trocfene  (Tage,  un6  es  entnricfelte  ftd;  eine  2(rt  J3abt* 
leben,  ^clte  n>ur6en  am  Stran6e  aufgcfdjiagen,  6er  König  ba6ete,  n7ä^ren6  6ie  Königin 
Pyrmonter  Brunnen  tranf.  ZUan  lebte  piel  im  freien,  faft  regelmäßig  tt>ur6e  in  6em 
©arten  bei  2trgclan6ers  £)aus,  n>o  6ie  älteften  prinsen  mit  i^rem  Crsie^er  Delbrficf 
ujo^nlen,  gcfrü^flücft  un6  (Cee  gelrunfen.  Hufftfdje,  engüfdje,  fdjtt)e6ifdfe  Diplomaten, 
6arunter  (ß.  3acffon  un6  Brincfmann,  belebten  6ie  (ßefcUigfeit.  ;Jürfilidje  Befudjer  famen, 
6ie  auf  6er  Seife  pon  06er  nadj  Petersburg  illcmcl  bcrüljrten,  n>ie  6ie  fjersogin  Dorot^ 
pon  Kurlan6  un6  6er  (Erbprtn$  pon  lUecflcnburg  Sdjujcrin.  Die  t^ersogin  fonnte  6ie 
Königin  nidjt  genug  rühmen  un6  ben>un6em:  „Wie  rüljren6  erfdjien  fie  mir,"  fd;reibt  fie, 
„n>te  grof  im  Unglücf  .  .  .  Bett)un6cmsu?crt  für  6en  König,  iljrcn  Kin6em  ergeben, 
eljrerbietig  als  (Codjtcr,  ausgeseidjnet  als  Sdjujefier,  poUfommen  als  ^'^eunMn,  begeißert 
für  6ie  Cljre  i^res  £an6es,  u>ar  fte  6as  (ßlücf  iljres  i}aufes,  6er  5^»^^^^  ^  t?^f«  un6 
6er  Su^m  i^rer  Untertanen!"    IVlan  luftn>an6elie  5ufammen  in  6er  £in6enaUee,  uk»  JV«« 


Königin  iuife  unb  ber  ;freti{err  vom  Stein 


Saöstttrill  mit  feinem  golöblonöen  (Cödjterdjen  (Elife  por  feinem  fjaufe  faf  un6  $uipeilen 
5ur  (Bitarre  fang,  f^äufige  ^(usfluge  ipuröen  nad)  Cauerlaufen  gemad^t,  einem  unipeit 
Znemel  gelegenen  ®rte,  6effen  tDiefen  un6  Cidjen  an  Pare^  un6  6ie  Pfaueninfel  erinnerten. 
Dort  ipuröen  im  2tuguft  6ie  (ßeburtstage  6es  Königs  un6  öes  €rbprin$en  (ßeorg  gefeiert, 
ipobei  fap  6ie  alte  ^völilxdjhxt  ipieöer  Ijerrfdjte.  ZtTan  pergnugte  fidj  auf  6em  3aljrmarft 
in  ZTTemel,  als  Ȋre  man  auf  6em  Berliner  IDei^nadjtsmarft;  man  fa^  6em  Cyersieren 
öes  erften  (Baröebataillons  5U,  als  ipäre  man  5ur  ^ru(;ja(;rsrepue  in  Potsbam.  Dem  König, 
fo  nieöergefd^lagen  er  tpar,  gefiel  es  bei  6er  ^ipangloftgfeit  öiefes  Stillebens  jenfeits  aller 
Ctifctte  fdjlieflidj  nidjt  übel  in  ZtTemel;  pon  einer  Ueberfie6elung  nadj  Königsberg,  5U  6er 
man  i^n  6rängte,  »oUte  er  nidjts  Ijören. 

2tllein  nodj  im  Caufe  6es  ZtTonats  2tuguft  erlitt  6iefe  ermartungsfrolje  Stimmung 
empfinölidje  Störungen;  6ie  f)offnungen  fanfen.  ItTan  erfuhr  pon  ZTTafregelungen,  mit 
6enen  6ie  ^ran$ofen  felbft  auf  preufifdjem  (ßebiete  gegen  6ie  ^eier  öes  3.  2tuguft 
eingefd;ritten  iparen.  ZHit  inniger  Hu^rung  las  6ie  Königin  einige  an  6iefem  (Tage 
geljaltene  un6  im  Drucf  peröffentlic^te  PreMgten.  2tbfcljie6sgrüfe  aus  6en  perlorencn 
£an6esteilen,  tief  ergreifen6  in  i^rer  fdjlidjten  (Treue  un6  fjerslidjfeit,  gelangten  nadj  ZHemeL 
Deputationen  6er  märfifdjen  un6  6er  fdjlefifdjen  Stän6e  famen.  Die  Vertreter  6er  TXlavt,  an 
i^rer  Spi^e  6er  Kammerljerr  pon  ©eigen,  ein  alter  ^reun6  f)ar6enbergs,  fan6en  üble 
2tufna^me;  6er  König  persie^  iljnen  nic^t,  6af  fte  fidj  mit  feinem  ZHinifter  pon  2tngem 
übenporfen  ^tten.  Den  fdjlec^ten  €in6rucf  6iefes  (Empfanges  muf te  6ie  Königin  6urc^ 
6oppelte  fjuI6  gut  madjen.  2tuf  Bitten  0elfens  pertpan6te  fie  fidj  auc^  —  i^r  ein$iges 
(Eingreifen  in  6ie  inneren  2tngelegen^eiten  6iefer  (Tage  —  für  6en  ZHinifter  p.  6.  Secf,  6er 
mit  an6eren  ZTTiniftem,  6ie  Hapoleon  gefd;iporen  Ratten,  6amals  feine  (Entlaffung  erhielt. 
3^re  ^flrfptadje  »ar  pergeblic^:  6er  König,  6er  pdj  perfönlic^  perlest  füllte,  blieb  unerbittlidj. 
Tindf  6ie  fdjleftfdjen  Deputierten  ^tten  eine  2tu6ien$  bei  6er  Königin,  pon  6er  pe  „mit 
(Tränen  in  6en  2tugen  un6  tief  erfdjüttert"  ^erausfamen. 

£)öc^ft  peinlidj  »ar  6ie  Unftc^er^eit  un6  Sdjipierigfeit  6er  inneren  £age.  fjar6enberg 
war  nad}  Xiga  gegangen;  6er  ^rei^rr  pom  Stein,  6en  er  felbft  $um  Hadjf olger  empfoljlen, 
ojeilte  in  Haffau  un6  erft  gegen  (En6e  2tuguft  traf  6ie  Hadjridjt  pon  i^m  ein,  6af  er  6em 
Sufe  6es  Königs  folgen  iper6e.  3n$n>ifdjen  pernwltete  eine  nodj  pon  ^r6enberg  eingefe^te 
„fombinierte  3^"^^^^^'""^ifPö""  ^/  ^^'^x^  ^i«  ^ein6e  geräumt  liatlcn,  Citauen  un6 
preufen  rechts  6er  paffarge,  ein  (ßebiet  Pon  728000  (Einipo^nem,  genau  fopiel  wie  ^eute 
bei6e  ZHecflenburg  an  Bepölferung  $ä^len.  ©raf  (ßol^,  früher  (5efan6ter  in  Petersburg, 
leitete  6ie  auswärtigen  2(ngelegen^eiten;  6em  Köttig  ftan6  als  Kabinettsrat  ipie6er  Seyme 

255 


Kdftigift  iuife  nnb  ber  ^frett^err  t>om  Stein 

$ur  Seite.  (£s  mav  ein  3"^^w^S"W"^  ^^^  gefdjaffen  für  3"*ri9en  aller  2trt.  namentlich 
pon  Kalcfreut^  wxvb  beridjet,  6af  er  Jtnftrengungen  machte,  um  felbft  ZHinifter  $u  n>erfren; 
er  räumte  ftd;  bcs  I^ertrauens  Hapoleons  unb  fa^  fein  £^eil  fflr  Preuf en  als  in  innigftem 
2(nfd;Iug  an  ^ranfreid;;  felbft  pom  Beitritt  5um  H^inbun6e  mar  6abei  tpieöer  6ie  Hebe. 

Die  fdjwerfte  £aft  un6  fdjiimmfte  Qual  aber  tt>ar  un6  blieb  öer  nnidjfenöe  Drucf  einet 
unbarm^crsigen  ^J^emö^errfdjaft.  IXlan  erfannte  baI6,  6af  6er  ^rieöc  nur  eine  ^ortfe^ung 
6er  2(usplun6erun9  Preufens  in  etwas  regelmäßigeren  formen  be6eute;  faft  fein  (Tag 
perging  o^ne  6ie  Zladjridjt  pon  irgen6eincr  tCat  6er  IDiUfflr  o6er  6er  (BetPalL  Der 
2tb5ug  6er  ^^ansofen,  faum  begonnen,  mar  fdjon  an  6er  Paffarge  $um  StiUftan6  gefommem 
^um  I?onpan6  6iente  it^ncn  eine  Beftimmung  6er  Kdnigsberger  Konpcntion,  ipeldfe  Me 
Häumung  pon  6cr  pöUigen  2tbtragung  6er  6em  £an6e  auferlegten  Kriegsfontributlonen 
aWjängig  madjte.  Die  ffölfz  6er  SdjuI6  wat  nic^t  angegeben.  3^^^  bradjte  6er  franjöftfc^ 
SepoUmäd^tigte  in  Berlin,  Daru,  2tbrecf;nungcn  5um  Dorfd^cin,  nadf  6enen  6ie  fc^uI6tge 
Kriegsftcuer  nodj  über  \dO  JTliUionen  ^xancs  betragen  foUte.  Dies  Sedjnungsergebnis  ^atte 
Hapoleon  it^m  felbft  aus6rücflicf;  porgcfd;rieben.  <£s  fd^icn,  als  ob  6er  fran5dfifd;e  Koifer, 
6er  n>ä(;ren6  6es  Krieges  seitmeife  6ie  Pemid^tung  Preuf  ens  un6  6ie  2(bfe^ung  6es  ^ufet 
£)ot;en5ollcm  geplant  tfattz,  6ie  aus  Hucfftd^t  auf  Huglan6  in  (Tilftt  gemad^ten  5ugeftän6ntfre 
fd;on  bereue  un6  m5glid;ft  rücfgangig  5U  madjen  fudje.  3^^^^f^Us  6ad;te  er  nid;t  6arani 
feine  be^crrfdjen6e  Stellung  im  ®ften  aufsugeben.  Die  Derljan6lungcn  über  6ie  Regulierung 
6cr  preuf  ifdjen  (ßrensen  gegen  Dansig  un6  Polen,  fomie  über  6ie  (Einräumung  pon  Durc^ 
gangsftraf cn  für  6en  ücrfcljr  5u?ifdjen  6em  Königreidj  Sadjfen  un6  6em  Qer5ogtum  XDorfc^u, 
gaben  il^m  piele  un6  n?illfommene  (Selegent^eit,  6en  nie6ergen>orfenen  Staat  immer  ron 
neuem  feine  fdjtt>ere  Vfanb  fül^len  5U  laffen. 

Unter  foldjcn  23o6rängniffcn  im  3""^^"  ""^  ^"  augcn  n>ur6e  6ie  Stimmung 
namentlidj  6er  Ijöljeren  Beamten  un6  ©fpsiere  in  iHemel  immer  trüber  un6  immer 
gc6rücftcr.  Sie  famen  ftd)  por,  fo  äußerte  Sdjarnl^rft,  wk  Sdjiffbrüdjige  auf  einer  96cn 
3nfel.  l^offnungslos  fallen  fte  auf  6on  (ßang  6er  Dinge  in  €uropa.  Da  6ie  piäne 
Hapoleons  un6  2Ileran6ers  gegen  6te  (Eürfci  fein  (ßcl^eimnis  blieben,  fo  mufte  man  nodi 
weitere  Umn>äl5ungen  ern>arten.  Ulan  fürditcte  ernftlidi,  Zlapolcon  n>olle  es  n>ie6er  jum 
Brudj  mit  Preußen  treiben,  ©efterreidj,  l^ieß  es,  n>cr6e  6ann  Sdjlefien  erijalten,  Huglonö 
6ie  Propin5  Preußen,  un6  6as  neue  Königreidj  IDeftfalen  bis  an  6ie  ®6er  pergrößert 
iper6en.  3"  Berlin  perbrcttcte  fidj  einmal  6as  (ßerüdjt,  6er  König  ^abe  abge6anft^  6cn 
l{ronpnn5en  6er  <ßna6e  Hapoleons  entpfoljlcn  un6  für  ftd)  felbft  nur  um  6ie  (Erlaubnis 
gebeten,    in    Berlin   als  pripatmann  leben  5u  6ürfen;   an6ere  ließen  ihn  nadj  (England 


I 


Königin  Cuife  unb  btt  f  retljerr  oom  Stein 

flüchten*  €ine  ^ufunft  für  Prcufcn  unb  bas  £)aus  £)oIjcn5oUem,  »er  ^äöc  batan  je^t 
nodf  glauben  mögen? 

Hadjridjten  aus  ^ranfreidj  fleigcrten  öie  Ijcrrfdjcnöe  Beforgnis.  Tim  \2.  September 
fam  (ßraf  Karl  Ce^nöorff,  6er  friegsgefangen  gemefen  mar,  aus  Parts  mit  STlelöungen  über 
Me  fdjledjte  2tufna^me,  6te  6er  nadj  6em  ^rie6ensfcljlu0  an  XlapoUon  gefan6te  preuftfdje 
BepoUmädjtigte,  ^ret^err  von  Knobels6orff,  6ort  gefun6en  fyxbc.  £e^n6orffs  (Ein6rucf  von 
6er  £age  un6  6er  Stimmung  in  ZHemel  wav  redjt  ungünftig:  ;,2tUes",  fo  fc^rieb  er  feiner 
ZHutter,  „geljt  fdjiaff  un6  o^ne  Kraft  un6  o^ne  Saft  ^ier,  tt>te  immer,  un6  6as  betrübt 
midj*  Der  befte  IDUIe  erfdjSpft  fidj  un6  aller  €nt^uftasmus,  mit  6em  man  $um  (Buten 
o6er  bodj  $um  Iin6em6en  S^ed  mirfen  mödjte,  fc^eitert  an  6er  Cisflippe  6er  (ßleidj^ 
gültigfeit  un6  Unentfc^Ioffen^eit,  6ie  nodj  immer  6afte^t  un6  6ie  fein  (Ereignis  ummerfen 
fann."  Der  König  erfdjien  £e^n6orff  Derän6ert  un6  Iei6en6,  6ie  Königin,  6ie  er  bei 
Prinseffin  Xa65iipiU  traf,  ebenfalls  Derän6ert,  aber  „immer  nodj  göttlidj  fdjön  un6 
Iiebenstt)ür6ig". 

Die  Parifer  Hadjridjten,  mit  an6eren  gujifc^enf allen  $ufammentreffen6,  erfdjütterten 
6ie  Königin  fo,  6af  fte  n>ie6er  anfing  $u  fränfeln.  Sie  ^atte  pdj  in  6en  ^rie6en,  fo  ^art 
er  tt>ar,  gefun6en.  Der  unDermin6erte  Drucf  aber,  6ie  6efpotifdjen  Caunen  un6  (ßeroalttaten 
6er  lDerf5euge  Hapoleons,  por  allem  6ie  quälen6e  2(ngft  um  6as  ZtTorgen  a>ur6en  i^r 
unerträglidj.  Der  treuen  Berg  fdjrieb  fie  gleidj  am  (Tage  nadf  £e^n6orffs  2tnfunft:  „So 
n>ie  es  uns  ^ier  ge^et,  glaubt  man  nidjt  ZTIarfd^all  Soult  un6  6en  Polen  i^ren  ^or6e^ 
rungen  preisgegeben,  6ie  mit  einer  IDillfür  ©erfahren,  täglich  neue  ^ö'^^^u^g^"  machen, 
foa>ot;l  an  (ßeI6  un6  £an6,  6effen  fie  uns  taglid;  unter  6en  fd^impflid^ften  2teuferungen 
mel^r  abfor6em,  ift  nidjt  5U  ertragen,  (ßeftem  erhielten  u)ir  audj  Hadjric^ten  pon  Knobels6orff, 
6er  be^an6elt  n>ir6,  u)ie  ein  £aquais.  Seine  Dorftellungen  an  Hapoleon  5h  bringen,  ift 
unmöglid;,  6a  er  nur  einmal  un6  nHe  pon  o^ngefä^r  eingelaffen  n>ur6e.  Der  prins  pon 
Ba6en  un6  (Cambaceres  maren  im  gimmer,  un6  Hapoleon  Ifat  xlfn  n>ie  ein  Krümdjcn 
Bro6t  aufgenommen.  Die  übrigen  £eute  fin6  ebenfo  geftempelt,  un6  unter  an6em  ^at  il^m 
(Ctjampagny  gefagt:  man  tt>ür6e  fe^en,  mie  pdj  Preufen  je^t  ne^me,  ^übfdj  nachgiebig  in 
ZTapoleons  IDillen  (6enn  alle  Sdjul6  liegt  immer  an  uns,  an  unferem  böfen  IDillen,  tt>enn  6odj 
6er  ^rie6enstracftat  6aliegt),  banadf  n>ür6e  6ie  Be^an6lung  6es  Hapoleon  gegen  uns  in  6er 
^ufunft  eingerichtet  fein  ufw.  So  witb  uns  aucfj  je^t  ein  (Teil  6es  Sdjlefiens  fortgeriffen, 
tpas  unter  6em  Hamen  Heu^^Sd^Iefien  im  ^rie6enstracf tat  en^ref  uns  ausgemaci^t  n>ur6e 
$u  behalten.  Darauf  liat  (C^mpagny  $u  Knobels6orff  gefagt,  6iefes  tt>äre  ein  Sdjreibfe^ler 
un6  3^um,  als  6iefer  i^m  6esfyxlb  DorfteUungen  madjte.  —  Sagen  Sie  mir  nun,  ob  6iefes 

257 


Königin  inife  nnb  ber  ^reifierr  Dont  Stein 

ntdjt  $um  Dcr5tt>etfcln  tft?  2tc^,  mein  (Sott,  »arum  fyxft  6u  mtdj  i>erlajfen,  fömmt  mir 
manchmal  in  ^e6er  nnb  TXlunb.  Der  Kaifer  pon  Huf  (an6  fdjiäft,  du  moins  il  ne  repose 
pas  sur  ses  lauriers,  anhportet  ntd;t  un6  tut  nichts  • .  *  *  2(Ue5  erlitt  xif  mit  ^afTung, 
allein  6er  (ßeöaufe,  Berlin  Mefes  yilfv  nidjt  »ieber  $u  fe^en,  bringt  mic^  $ur  I?er$n>ciflun8.^ 

(Einige  Beruhigung  in  öiefem  (Elenö  gab  6er  Königin  6ie  2Iu5ftd;t  auf  6ie  beporfte^nöe 
itnfunft  Steins,  für  6en  fte  wolfl  6urdj  prin$effin  Xa6$in>iU  un6  6urdj  ^rau  von  Berg 
geujonnen  mar  un6  6en  fie  fe^nfüc^tig  em>artete.  „Wo  bleibt  6enn  Stein?''  fdjrieb  fie  öer 
^reun6in,  ,,6a5  ift  nodi  mein  le^ter  Croft.  (Brof er  Kopf,  umfaffen6en  (Beiftes,  a>eif  er  irielleic^t 
2tu5U)ege,  6ie  uns  je^t  perborgen  liegen.    XDenn  er  nur  fdmel" 

€n6Iidj,  am  \.  ©ftober,  traf  Stein  in  ZHemel  ein.  €r  fan6  6en  König  pon  öer 
Ueberseugung  nie6erge6rucft,  6af  i^n  6as  Der^ängnis  perfolge,  un6  immer  noc^  geneigt, 
6er  Krone  5U  cntfagen;  6ie  Königin  ;,n>cidj,  poU  Sorge,  aber  audj  poU  Öffnung".  Steins 
2(nfunft  mecfte  allenthalben  fro^e  £rtpartungen.  Sogleich  er^b  fxdf  aber  eine  Sdjmierigfeit^ 
6ie  alles  wubtv  in  ^rage  ftellte.  Stein  Q>oUte  nic^t  in  alter  XDeife  ZTTinifier  fein:  er 
n>oUte  unmittelbaren  gutritt  $um  König  un6  üortrag  Ijabzn,  nieman6  5ipifc^en  ftc^  unö 
6em  2nonard;en  6ul6cn;  er  perlangte  Beymes  (Entfernung.  Der  König  tpeigerte  fid;  ^rt* 
näcfig.  Beyme  felbft  bat  um  feine  (Entlaffung  aus  6em  Kabinett.  ,;Das  mad^te  freiließ 
6er  Sac^e  ein  (En6e,"  fdjreibt  6ie  Königin,  „aber  6en  König  fdjmerste  es  un6  6ann  tpor 
6iefes  6oc^  nidjt  ein  (Entfdjluf  un6  eine  Sadje,  6ie  in  einer  Sefun6e  abgemacht  nxir,  unö 
6ie  Sefun6en,  6ie  6a5U)ifd;en  picf  picf  madjten,  tparen  (Er6ftöfe,  6ie  piel  Sd;a>efel  un6  böfe 
Dunfte  ausnxtrfen.''  (£s  tarn  fd^lieflid;  5U  einem  Kompromif,  n>onac^  Beyme  jum 
Prdft6enten  6es  Kammergcric^ts  beftimmt  n>ur6e,  wrläufig  jeöoc^,  etnxi  bis  jur  Hucffe^ 
nadj  Berlin,  bei  6em  Könige  perbleiben  follte. 

Diefe  (Einigung,  6ie  (Brun61age  Pon  Skxns  fegensreic^er  IDirffamfeit,  tpar  o^e 
3u>eifel  I^uptfäd^lid;  6as  I?er6ienft  6er  Königin  Cuife.  Sie  bereitete  6amit  6en  Bo6eii, 
auf  6em  fidj  6as  IDcrf  6er  Degeneration  Preuf ens  aufbauen  fonnte.  IDie  fie  6ie  (Begen* 
fä^e  pon  Sä6  un6  TXovb,  pon  Deutfd}lan6  un6  Preufen  in  ftd;  felbft  flbenpun6en  Ifaik, 
fo  ffil^rte  ilix  ausgleid;en6er  un6  perfö^nen6er  (Benins  6en  König  un6  Stein  5ufammen,  6etcit 
(Zfyxvattcvc  einan6er  fo  menig  entfpradjen.  IDie  fdja6e,  6af  mir  nidjt  onffen,  ipie  fte  jn 
6em  König  gefprodjen  ^ben  mag!  2tn  Stein  aber  fdjrieb  fte:  „3^  befdjipöre  Sie,  ^abcn 
Sie  nur  (Bc6ul6  mit  6en  erften  iHonaten.  Der  König  ^It  fein  tDort,  Beyme  fommt  wt^ 
aber  erft  in  Berlin.  So  lange  geben  Sie  nadj.  Daf  um  (Bottes  ZPillen  6as  (Bute  ttk^ 
um  3  ZHonate  (Be6ul6  un6  geit  über  6en  £)aufen  fällt.  34  befdjipöre  Sie  um  König 
un6  Paterlanö,  meiner  Kin6er,  meiner  felbft  ipillen  6arum.    (Be6ul6.    Cutfe.^ 


Tiudi  6ie  ^n6  6cr  ^xa\x  pon  Berg  Ijat  pon  fcmljer  an  öicfcr  Dcrftänöigung  mife» 
gearbeitet.  Hodj  im  September  Ijatte  fte  an  Stein  gefdjrieben:  ;,£ajfen  Sie  ftdj  6odj  nidjt 
6urc^  6ie  erften  Unbequemlidjfeiten  abftofen.  3^  J^i^^  Sie,  fidj  öer  Königin  su  nähern; 
ipenn  Sie  6ie  Sein^eit  iljres  IDefens  fennen,  fo  iperöen  Sie  iljr  beiftimmen  un6  fte  lieben. 
Sie  perfdjmäljt  We  Meinen  ZTTittel;  weldje  iljr  TXladft  geben  fönnten,  man  muf  jte  um  fo 
tlöljcv  adjten.  €5  gefc^ie^t  in  6em  (Befühl  i^rer  PPidjt  als  (Sattxn,  6af  fte  ftdj  Eingibt, 
6af  fte  alle  Heigungen  un6  ZTTeinungen  öes  Königs  teilt,  öaf  fie  öiejenigen  pertei&igte, 
ipeldje  er  perteiöigte,  fönnte  man  iljr  öaraus  einen  üortpurf  madjen?  3"^^iT^"  ip  ^<^ 
Unglücf  öer  ^AUn  fo  grof  un6  fo  graufam  getpefen,  6af  i^re  2tugen  über  piele  Dinge 
geöffnet  jinö.  Sie  ift  ZTTutter  un6  öie  ^\xt\xn^  üjres  Soljnes,  i^rer  Kinöer  fann  fte  nidjt 
gleidjgültig  laffen.  Dasu  ^ängt  fie  innig  an  i^rem  Canöe.  Die  Königin  ift  nidjt  geeignet, 
in  6as  Cinselne  öer  üertpaltung  einsuge^en  •  . .  2tber  öie  Königin  muf  eine  Sini^t  finöen. 
Sie  muf  fie  finöen  für  jeöen  fittlic^en  ^wcd,  für  Sidjerung  öer  Umgebung  öes  Königs 
gegen  ZtTenfd^en,  öie  feine  unö  öes  Canöes  IDot^lfa^rt  unö  £^re  in  (Befa^r  bringen,  für  öie 
Crsieljung  i^res  Sohnes  unö  für  jeöen  5wcd,  öer  öie  IDüröe  öes  Königlidjen  f)aufes  unö 
bas  VOclfl  öes  Staates  yx  erhalten  öient.  Seien  Sie  alfo  öiefe  Stüi^z.  Caffen  Sie  fidj  öurdj 
öie  erften  Unbequemlic^feiten  nidjt  aufregen  unö  abftofen!"  .  • . 

Der  ^rei^err  pom  Stein  Ifat  öie  fingen  Satfdjläge  öer  alten  ^reunöin,  öie  i^n  unö 
öie  Königin  fo  gut  fannte  unö  fo  treffenö  beurteilte,  rno^l  be^er$igt.  2in  fidj  fonnte  i^m 
bas  nic^t  fc^wer  meröen.  Swi^dicn  Königin  Cuife  unö  Stein  beftanö  im  3nnerften  iljrer 
Perfönlidjfeitcn  eine  IDefenspcrtpanötfdjaft,  öie  in  einer  gemeinfamen  fittlidjen  IDeltanfdjauung 
auf  öer  ©runölage  eines  lebenöigen  Cljriftentums  beruhte.  ZHandjes  IDort  Cuifens  flingt 
a>ie  eine  2(euferung  Steifts,  unö  ipenn  Stein  fagt:  ,;0b  unö  u)ie  (Sott  Reifen  ipirö,  u)er  Fann 
bas  je^t  fdjon  tpiffen?  2tber  feftes  fjoffen  unö  Vertrauen  nac^  oben,  öos  ^eift  auf  (Sott, 
muf  öie  Beffercn  aufridjten",  fo  meint  man  Königin  Cuife  $u  ^ören.  IDo^l  empfanö  öie 
Königin  pon  pom^erein  öie  (Befa^r,  öie  aus  öer  felbft^errifc^en  2ltt  Steins  ertpadjfen 
fonnte.  ^nsbt^onbevc  fa^  fie  poraus,  »ie  fc^wer  öer  König,  pertPÖ^nt  öurc^  öen  ge^ 
fdjmeiöigen  f^aröenberg,  mit  öem  fteifnacfigen  ^rei^erm  pom  Stein  ausFommen  iperöe. 
Sie  wav  öarüber  nic^t  o^ne  Sorge.  „IDenn  nur  Stein",  fdjrieb  fte  öem  Bruöer,  „in  feinen 
formen  ^err  ift  unö  immer  tpeniger  fein  »ill  als  er  ift,  öann  ge^t  öie  Sadje.  Diffentieren 
nidjt  Disputieren  ift  öie  Qauptfac^e  unö  piel  (Beöulö.  Der  König  ^ngt  an  fanfter  e^r^ 
erbietiger  ^orm  fe^r  unö  fjaröenberg  tfl  ein$ig  öarin.  Umfhra^lt  Pon  (Cugenö  trat  er  immer 
als  ein  Derflärter  ^rein,  machte  feine  Dorflellungen  mit  einer  2trt,  öaf  öer  König  immer 
König  blieb,  unö  bas  ift  pieL"    2(nein  fte  fc^a^te  anöerfeits  an  Stein  „tZaknt  unö  tPille, 

259 


Kraft  un6  (Energie",  un6  pertraute,  6af  er  6ie  fdjlummem&en  Kräfte  6es  Canöes,  an  bit 
fie  feft  glaubte,  $u  ipecfen  imftanbe  fein  tt>er6e.  3^^^^  2TRtarbeit,  in  6en  engen  Sdjranfen 
i^rer  Stellung  un6  nadf  6em  befdjciöenen  ZTTaf  e  i^rer  n>eiblidjen  Kräfte,  n>ar  i^m  6abet  fidjer. 

Das  gemeinfame  IDirfen  6er  Königin  un6  öes  ZHinifters  na^nt  fogleid;  feinen  2(nfang. 
IDenige  (Tage  nadj  Steins  2tnfunft  trafen  beru^igenöere  Hadjridjten  ein,  Me  namentlich 
6ie  Königin  perfSnlidj  angeneljin  berührten.  Sie  füllte  fidj  ja  fdjon  $ufrie6en,  ipenn  einmal 
ein  (Tag  nid;ts  Scf^Iimmeres  bradjte  als  6er  Por^rge^en6e.  Tlus  Petersburg  fam  ein 
Sdjreiben  Kaifcr  Ztlcyanöers,  6er  eine  bereits  erfolgte  üenDen6ung  $ugunflen  Preußens 
mitteilte  un6  6ie  Scn6ung  eines  rufftfdjen  Botfcfjafters  nadj  Paris,  6es  (ßenerals  tToIßoi, 
mit  ät^nlidjen  2(ufträgcn  anfün6igte.  Tius  Paris  meI6ete  KnobeIs6orff  eine  leidste  Sefferung 
in  6en  Besieljungen  5U  ^'^anfreidj.  2lm  millfommcnften  aber  war  6er  Königin  ein 
Sdjreiben  iljrer  Sdjmefter  C^erefe,  6ie  im  3"*«'^^ff^  ^^^  ^aufcs  (C^um  un6  tCayis  nac^ 
Paris  gegangen  a>ar  un6  tH>n  tDot)ItDoUen6en  un6  fd^meidjel^ften  2(eu0erungen  Ilapoleons 
über  6ie  Königin  beridjtete.  Sie  fei  6ie  Iiebenstt>ür6igfte  un6  intereffantefie  ^xan,  Ijabe  6er 
Kaifer  5U  feiner  (ßema^Iin  gefagt;  er  be6auere,  fie  nidjt  früher  gefannt  5U  l^ben.  Qabe  er 
Porurteile  gehabt,  fo  fei  er  gan5  6apon  surficfgeFommen  un6  beflage  es,  6af  6ie  Polittf 
ftärfcr  geu)efen  fei  als  fein  IDille. 

IDir  fennen  Cuife  un6  i^r  fjer$,  6as  nidjt  laffen  n>oIIte,  an  6as  (ßute  im  ZHenfdjen 
5U  glauben,  modjte  es  ftdj  um  2(Iefan6er  06er  um  Hapoleon  tjan6eln.  Die  Mitteilungen  6er 
Sdjmcfter  —  un6  fie  maren  längft  nic^t  6ie  einsigen  6icfer  2trt  —  über  Hapoleons  aner* 
fenncn6e  IDorte  riefen  alle  £)offnungen,  alle  3Uupö"«"  *"  il?^  5um  Ceben.  Sie  litt  um  i^r 
unglücflid^es  Prcufenlan6,  un6  fie  feinte  ftd;  {;ina>eg  aus  217emoI,  voo  nadf  a>enigen  I^fen 
SommertDodjcn  6er  IDinter  mit  falten  Segentagen  frülj  eingesogen  mar;  fie  glaubte,  baff 
Hapoleon  auf  folc^c  perfönlidjc  IDünfdje  un6  Be6ürfniffc  Kücffidjt  neljmen  un6  6as  tanb 
pon  feinen  (Truppen  räumen  n>er6e,  um  iljr  6ie  Sücffcl^r  nad)  6cm  geliebten  Berlin  ju 
ermöglichen.  Seiner  ildjtung  ^ielt  fie  fidj  perfidjort;  nxirum  foUte  iljrc  Stimme,  6ie  ^mit 
IDür6e  un6  2lnftan6  Scdjt  for6erc",  nidji  feiner  €itclfeit  fdjmcidjcln  un6  „für  6en  König 
un6  fcdjs  2nillioncn  unglücflidjer  ZHenfcljen  etipas  (ßutes  Ijerporbringen"  fönnen?  3«  6icfen 
(Tagen  trafen  fo  piele  6cutfdje  ^ötl^«"  i"  P<iris  sufammon,  nxirum  foUte  nidjt  auc^  fie  6ort 
auf  Hapoleon  einsumirfen  pcrfudyen?  3"  ^^^  Beratungen  5tt)ifdjen  6em  Königspaar  unö 
Stein  über  6io  legten  Hadjridjtcn  Ijat  Königin  Cuife  —  anfdjcinen6  nidjt  $um  erften  lUalc  — 
porgefdjlagcn,  fie  nadj  Paris  reifen  5U  laffen;  6ies  neue  ®pfer  —  6enn  als  foldjes  empfanö 
fic  CS  —  follte  iljr  suglcidj  6ie  23eruljigung  geroä^ren,  in  einer  ^cxt,  „xvo  man  nur  pon 
inneren  Kapitalien  lebt,  fidj  fagen  5U  fönnen:  Du  baft  alle«  get^"  " 


Stein  ipor  mit  6cr  Königin  öa^in  einpcrftanöcn,  öaf  man  Hapolcon  fo  ipcit  als 
möglidj  entgegenfommen  un6  por  allem  „angclcgentlidjft  fudjen  muffe,  iljn  5U  perfö^nen". 
Dem  itnerbteten  6er  Königin  aber,  felbft  nadj  Paris  5U  geljen,  ftellte  er  ein  „Xlodf  nidjt" 
entgegen.  €5  ipuröe  6ann  ein  Sdjreiben  6er  Königin  an  ZTapoleon  porgefdjiagen,  6enn 
gan5  perfönitdjer  2trt  foUte  nun  einmal  6ie  Cinmirfung  auf  6en  Kaifer  fein;  fdjlieflidj 
einigte  man  ftdj  auf  ein  oftenfibles  Sdjreiben  6er  Königin  an  i^re  Sdjwefter  (Cljerefe,  6as  im 
Cinpeme^men  mit  Stein  entiporfcn  n>ur6e  (7.  ©ftober).  Der  König  felbft  perfpradj  pdj 
ipenig  6apon,  aber  er  lief  gefc^e^en;  $u  Brincfmann  meinte  er:  ^Sie  wiffen  ja,  man  glaubt 
gern,  ipos  man  u)ünfdjt." 

Das  Sdjreiben  6er  Königin  entfpradj  6er  2tnna^me,  pon  6er  alles  ausging:  man 
fe^te  bei  Hapoleon  ein  3w*^J^«IT«  fö^  i^^«  Perfon  poraus,  auf  6as  nur  fräftig  eingeipirft 
iper6en  muffe,  um  i^m  3ugeftän6niffe  absufc^meic^eln.  Königin  Cuife  fpridjt  6er  Sc^ipefter 
iljre  (Senugtuung  aus  über  6as  2(n6enFen,  6as  6er  Kaifer  i^r  beipa^re.  Sie  Flagt  über 
6ie  Ceute,  6ie  alles,  xoas  man  in  Preufen  tue,  entftellten  un6  6a6urdj  perurfadjten,  6af 
man  6en  ;Jrie6en  nur  6em  Hamen  nadj  fenne.  Der  König,  6er  fidj  6en  tpo^lper6ienten 
Suf  6er  Sedjtfdjaffenljeit  erworben  Ifabe,  iper6e  feinen  Derpflidjtungen  fidjer  treu  bleiben. 
TXlan  gebe  fidj  6afür  6er  £)offnung  ^in,  6af  6er  Kaifer  feinerfeits  aus  perfönlidjer  Sücffidjt 
für  6en  König  un6  für  fie  felbft  $ur  Befeitigung  aller  2nifperftän6niffe  beitragen  U)er6e.  Sie 
felbft  ipünfdje  por  allem  6ie  Xücffeljr  nac^  Berlin,  als  Königin,  als  (ßattin,  als  ZHutter. 
„Crftens  lei6et  6as  £an6,  an  6em  idj  fo  fe^r  ^änge,  6effen  (ßlücf  6ie  (ßrun6lage  meines 
(ßlücfes  bil6et,  emftlidj  unter  6er  2tnipefenljeit  einer  2trmee;  feine  fjilfsquellen  U)er6en 
pemidjtet.  S^ditns,  meine  Sö^ne  fdjreiten  im  2tlter  por,  in  allem  übrigen  5urücf,  un6 
idj  fürdjte,  6af  i^re  pielen  fc^önen  un6  guten  Cigenfdjaften  ftdj  nidjt  me^r  entipicfeln  fönnen, 
ipenn  fie  nic^t  redjtseitig  geroecft  iper6en.  Du  begreifft,  n>as  idj  6abei  lei6e,  6a  idj  meine 
Kin6er  als  eine  särtlidje  ZTTutter  liebe,  6ie  an  i^r  (ßlücf  6enft.  Dann  fomme  idj  5U  mir 
felbft.  Das  Klima  taugt  für  midj  6urdjaus  nidjt.  ZtTeine  (ßefun6^eit  ift  gefdjujädjt  un6 
mein  gegenwärtiger  ^n^tanb  6oppeIt  peinlidj.  Die  ^di  meiner  €ntbin6ung  rücft  ^eran. 
3dj  bin  an  PPege  gemöljnt,  6ie  idj  nur  in  Berlin  ^ben  fann."  Dringen6  bittet  fte  6es^alb 
um  Säumung  6es  £an6es  un6  6er  fjauptfta6t,  um  Crleidjterungen  für  6ie  Kontributions^ 
Saljlung.  2tlle  iljre  £)offnungen  fe^t  fie  auf  6ie  (Seredjtigfeitsliebe  6es  Kaifers,  6ef[en 
2tn6enfen  i^r  fdjmeidjelt.  C^erefe  foll  mit  i^m  fpredjen,  mit  i^rem  Briefe  madjen, 
was  fie  ujoUe. 

Bis  6aljin  f priest  Cuife  ^auptfäc^lic^  Pon  fidj,  pon  iljren  £ei6en  un6  iljren  IDünfc^en. 
3um  Sdjluf  ergebt  fie  pc^  über  i^r  eigenes  Unglücf.    „Könnte  idj  nur  noc^  einmal  meine 

2€l 


Kdnigin  iutfe  nnb  ber  ;freti}err  t>om  Stein 

$ur  Seite.  €5  wav  ein  3"*«i^^9"u^  ^^^  gefdjaffen  für  3"Wgen  aller  2lrt.  namentlich 
pon  Kalcfreut^  wixb  beridjet,  6af  er  Jtnfhrengungen  machte,  um  felbft  2TKnifler  $u  n>erfren; 
er  rühmte  fidj  bcs  Vertrauens  Hapokons  unb  fa^  fein  fjeti  für  Preuf en  als  in  inntgflem 
2tnfdjluf  an  ^ranfreidj;  felbft  pom  Beitritt  $um  S^nbun6e  n>ar  6abei  tt>ie6er  Me  Sei«. 

Die  fd;n>erfte  £aft  un6  fdjiimmfte  Qual  aber  mar  unb  blieb  6er  nxid;fen6e  Drucf  einer 
unbarm^ersigen  ^^emö^errfdjaft.  IXlan  crfannte  baI6,  6af  6er  ^rie6c  nur  eine  ^ortfe^ung 
6er  2tusplün6crung  Preufens  in  ctu>as  regelmäßigeren  ;Jormen  be6eute;  fafl  fein  tCog 
ücrging  ot^tte  6ic  Had^rid^t  pon  irgen6eincr  tCat  6er  ZPillfur  06er  6er  (Benxilt.  Der 
2lb5ug  6er  ^Jransofcn,  faum  begonnen,  mar  fdjon  an  6er  Paffarge  $um  StiUftan6  gefommen* 
5um  l?ortt)an6  6iente  iljncn  eine  Beftimmung  6er  KSnigsberger  Konpcntion,  tpeldfe  6ie 
Häumung  pon  6er  polltgcn  2tbtragung  6er  6em  £an6c  auferlegten  Kriegsfontributionen 
abljängig  madjte-  Die  (följc  6cr  5djuI6  mar  nidjt  angegeben.  3<^^^  bradjte  6er  franjSfifc^ 
23epoUmäd)tigtc  in  Berlin,  Daru,  ilbredjnungen  sunt  üorfdjcin,  nadj  6cnen  6ie  fd;uI6i0e 
Kriegsfteuer  nod}  über  \dO  ZTIillioncn  ^rancs  betragen  foUte.  Dies  Hed;nungsergebnis  ^otte 
Hapolcon  iljm  felbft  aus6rücflid)  porgcfdjriebcn.  (Es  fd?icn,  als  ob  6er  fransSjtfdje  Kaifer, 
6er  mä(;rcn6  6cs  Krieges  5eitmeife  6ie  Pemid^tung  Preußens  un6  6ie  2(bfe^ung  6es  ^ufes 
£)o^en5ollern  geplant  t^tte,  6ie  aus  Hucfficbt  auf  Hußlan6  in  (Eilftt  gemacf^ten  5ugeftän6mfre 
fdjon  bereue  un6  möglidjft  rücfgangig  5U  madjen  fudje.  3^*^«"f^Il5  6adjte  er  nic^t  6aran, 
feine  beljcrrfdjen6e  Stellung  im  ®ftcn  auf$ugebcn.  Die  Derljan6lungcn  über  6ie  Regulierung 
6cr  preußifdjcn  (ßrcnsen  gegen  Dansig  un6  Polen,  fomie  über  6ie  (Einräumung  Pon  Durc^« 
gangsftraßen  für  6en  Derfel^r  5mifd;en  6em  Königrcid;  Sad)fen  un6  6em  £)er5ogtum  XDarfc^u, 
gaben  it^m  piele  un6  millfommene  (ßelegen^eit,  6en  nie6ergemorf enen  Staat  immer  pon 
neuem  feine  fdjmere  Vfanb  füljlen  5U  laffen. 

Unter  foldjen  Bc6rängniffen  im  3""^^^  ""^  ^"  außen  mur6e  6ie  Stimmung 
namcntlidj  6er  Ijöljoren  Beamten  un6  ©fpsiere  in  IHemel  immer  trüber  un6  immer 
gc6rücftcr.  Sie  famen  ftdj  por,  fo  äußerte  Sdjamljorft,  mie  Sdjiffbrüdjige  auf  einer  96cn 
3ufel.  £)offnungslos  fallen  fte  auf  6cn  (Sang  6er  Dinge  in  furopa.  Da  6ie  pidne 
ilapolcons  un6  2lleyan6ers  gegen  6ie  (Cürfci  fein  (ßcljeimnis  blieben,  fo  ntußte  man  nodi 
meitere  Ummälsungen  ermarten.  Illan  fürAtctc  entftlidj,  ZT^apolcon  molle  es  mie6er  $um 
Brudj  mit  Preußen  treiben,  ©efterreid),  Ijieß  es,  mer6e  6ann  Sdjleften  erijalten,  Hußlanö 
6ie  Prorins  Preußen,  un6  6as  neue  Königreidj  IDcftfalen  bis  an  6ie  ®6er  pergrößert 
mer6en.  ^n  Berlin  perbreitete  fidj  einmal  6as  (ßcrüdjt,  6er  König  Ijabe  abge6anft,  6en 
Kronprinsen  6er  (ßna6e  ITapoleons  empfohlen  un6  für  fidj  felbft  nur  um  6ie  Erlaubnis 
gebeten,   in   Berlin   als  pripatmann  leben  5U  6ürfen;   an6erc  ließen  it^n  nad;  (England 

256 


'Kiiniq.in  fuife  unb  ber  f reiljerr  com  Stein 

flüc^ten,  (Eine  ^utun^  für  Preufen  un6  öas  £)ans  ^oljensollem,  n>er  ^ätte  öaran  je^t 
noc^  glauben  mögen? 

Hac^ric^ten  aus  ^ranfreic^  ftctgerten  Me  ^errfdjenöe  Beforgnts.  2tm  ^2*  September 
fam  (ßraf  Karl  Ce^nöorff,  6er  f riegsgefangen  gemefen  mar,  aus  Parts  mit  ZTlelöungen  Aber 
6ie  fc^Iec^te  itufna^me,  6ie  öer  nac^  öem  ^rieöensfdjluf  an  Zlapoleon  gefanöte  preuftfc^e 
BepoIImädjtigte,  ^rei^err  wn  Knobelsöorff,  öort  gefunöen  ^be,  Ce^nöorffs  ©nörucf  von 
öer  Cage  un6  öer  Stimmung  in  ZlTemel  mar  redjt  ungunftig:  „2tIIes",  fo  fc^rieb  er  feiner 
ZITutter,  „ge^t  fdflaff  un6  o^ne  Kraft  unö  o^ne  Saft  Ijier,  mie  immer,  un6  6as  betrübt 
midf.  Der  befte  IDille  erfc^Spft  ftc^  unö  aller  (gntljuftosmus,  mit  öem  man  5um  (Buten 
o6er  bodj  $um  linöemöen  ^tocd  mirfen  möchte,  fdjeitert  an  öer  (Eisflippe  öer  (ßleidj^* 
gültigfeit  unö  Unentfc^loffen^eit,  öie  n<x^  immer  öafte^t  unö  öie  fein  (Ereignis  ummerfen 
fann/'  Der  König  erfc^ien  Ce^nöorff  peränöert  unö  leiöenö,  öie  Königin,  öie  er  bei 
Prinsefjtn  Saö$ia)iü  traf,  ebenfalls  peränöert,  aber  „immer  noc^  göttlich  fc^ön  unö 
liebensmüröig". 

Die  Parifer  Itac^ric^ten,  mit  anöeren  ^wx^djm^älitn  $ufammentreffenö,  erfdjütterten 
öie  Königin  fo,  öaf  fte  mieöer  anfing  $u  fränfeln.  Sie  ^atte  ftc^  in  öen  ^rieöen,  fo  ^art 
er  u>ar,  gefunöen.  Der  unperminöerte  Drucf  aber,  öie  öefpotifdjen  Caunen  unö  (ßemalttaten 
öer  U)erf5euge  Itapoleons,  por  allem  öie  quälenöe  2tngft  um  öos  ZlTorgen  muröen  i^r 
unerträglich*  Der  treuen  Berg  fc^rieb  fte  gleich  am  tCage  nac^  Ce^nöorffs  2tnfunft:  „So 
u>ie  es  uns  ^ier  ge^et,  glaubt  man  nic^L  ZHarfc^aü  Soult  unö  öen  Polen  i^ren  ^oröe* 
rungen  preisgegeben,  öie  mit  einer  IDiüfür  ©erfahren,  täglidj  neue  ^oröerungen  machen, 
foiDo^I  an  (ßelö  unö  Canö,  öeffen  fie  uns  täglich  unter  öen  fc^impflic^ften  2teuferungen 
meljr  abforöem,  ift  ntc^t  $u  ertragen,  (ßeftem  erhielten  unr  auc^  Itac^ric^ten  pon  Knobelsöorff, 
öer  be^anöelt  u>irö,  u>ie  ein  Caquais.  Seine  Dorftellungen  an  Itapoleon  5h  bringen,  ift 
unmöglich,  öa  er  nur  einmal  unö  urie  i>on  o^ngefd^r  eingelaffen  u>uröe.  Der  prins  t>on 
Baöen  unö  (Cambaceres  untren  im  3*^^^^/  ^"^  Itapoleon  fyxt  i^n  mie  ein  Krümeln 
Broöt  aufgenommen.  Die  übrigen  Ceute  finö  ebenfo  geftempelt,  unö  unter  anöem  Ijat  ityn 
(Cl^ampagny  gefagt:  man  n>üröe  fe^n,  n>ie  ftc^  Preufen  je^t  ne^me,  ^übfc^  nachgiebig  in 
Hapoleons  IDiüen  (öenn  alle  Sc^ulö  liegt  immer  an  uns,  an  unferem  böfen  IDillen,  u>enn  öoc^ 
öer  ^rieöenstracftat  öaliegt),  öanac^  müröe  öie  Be^nölung  öes  Itapoleon  gegen  uns  in  öer 
Sufunft  eingerichtet  fein  uf».  So  u>irö  uns  auc^  je^t  ein  Ceil  öes  Sdjleftens  fortgeriffen, 
UHts  unter  öem  Hamen  Iteu^Sdjlefien  im  ^rieöenstracftat  ejpref  uns  ausgemacht  muröe 
$u  behalten.  Darauf  Ijat  (C^mpagny  $u  Knobelsöorff  gefagt,  öiefes  u>äre  ein  Sdjreibfeljler 
unö  3^um,  als  öiefer  i^m  öes^olb  Dorftellungen  machte.  —  Sagen  Sie  mir  nun,  ob  öiefes 

257 


nic^t  $um  Perstpcifeln  tft?  Tldf,  mein  (ßott,  nnirum  fyift  6u  mic^  wrlaffen,  fSmmt  mir 
manchmal  in  ^eöer  un6  ZlTunö,  Der  Kaifer  pon  Suf  lanö  fdjlaft,  du  moins  il  ne  repose 
pas  sur  ses  lauriers,  antmoüd  nic^t  un6  tut  ntdjts  ♦ .  ♦ .  Jtües  erlitt  ic^  mit  ^affung^ 
allein  6er  (Beöanfe,  Berlin  öiefes  3a^r  nic^t  u>ie6er  $u  fe^en,  bringt  mic^  5ur  I?er5tt>eiflung.^ 

(Einige  Berul^igung  in  öiefem  (Elenö  gab  btt  Königin  6ie  2(u5ft(^t  auf  Me  beporße^nöc 
Jtnfunft  Skms,  für  6en  fie  n>o^I  öurc^  Prin$efftn  Sa6$ia)iü  unö  öurdj  ^rau  von  Berg 
gen>onnen  u>ar  un6  6en  fie  fe^nfüdjtig  ernHirtete.  ,^IDo  bleibt  6enn  Stein?"  fc^rieb  fie  ^er 
^reunöin,  „bas  ift  nodj  mein  le^ter  Croft,  (ßrof  er  Kopf,  umfaffenöen  (ßeiftes,  tpeif  er  vielleid^t 
Jtusmege,  6ie  uns  je^t  ©erborgen  liegen.    U)enn  er  nur  fämel" 

(EnWidf,  am  \.  ©ftober,  traf  Stein  in  ZlTemel  ein,  (Er  fan6  6en  König  pon  6et 
Ueberseugung  nieöergeörficft,  6af  i^n  bas  X7er^ängnis  t>erfolge,  un6  immer  nod;  geneigt^ 
6er  Krone  $u  entfagen;  6ie  Königin  „ir>etdj,  i>oll  Sorge,  aber  auc^  poü  £)offnung".  Steins 
Jtnfunft  u>ecfte  allenthalben  frolje  Cnpartungen,  Sogleich  er^b  fic^  aber  eine  Sdjtpierigfeit, 
6ie  alles  mieöer  in  jrage  ftellte.  Stein  n>ollte  nic^t  in  alter  ZPeife  ZTTinifter  fein:  er 
n>ollte  unntittelbaren  Zutritt  5um  König  un6  Portrag  ^ben,  niemanö  5tt>ifd;en  ftc^  un6 
6em  ZMonarc^en  6ul6en;  er  t>erlangte  Beymes  Entfernung,  Der  König  tpeigerte  ftc^  ^rt^ 
nädig.  Beyme  felbft  bat  um  feine  fntlaffung  aus  6em  Kabinett  ,;Das  machte  freiließ 
6er  Sadjc  ein  (En6e/'  fc^reibt  6ie  Königin,  ,^aber  6en  König  f(^mer$te  es  un6  kann  OKtr 
öiefes  bodf  nidjt  ein  (Entfc^luf  unö  eine  Saii^,  6ie  in  einer  Sefun6e  abgemadjt  nnir,  un6 
6ie  Sefunöen,  6ie  &a5n>ifc^en  pxd  pxd  machten,  nniren  (Eröftöfe,  6ie  mel  Sd^mefel  un6  böfe 
Dünfte  austt)arfen."  (Es  fam  fc^lieflidj  5U  einem  Kompromif,  n>onac^  Beyme  5um 
Präfiöenten  6es  Kammergeridjts  beftimmt  u>ur6e,  porläufig  jeöoc^,  etn>a  bis  $ur  Hücffc^ 
nadf  Berlin,  bei  6em  Könige  perbleiben  follte. 

Diefe  (Einigung,  6ie  (ßrunölage  pon  Steins  fegensreid^er  XDirffamfeit,  nxir  o^e 
3n>eifel  ^uptfädjlic^  6as  Deröienft  6er  Königin  Cuife.  Sie  bereitete  iamit  6en  Boöen, 
auf  6em  ftc^  6as  ZPerf  6er  Regeneration  Preußens  aufbauen  fonnte.  IDie  fie  6ie  iSegen^ 
fä^e  t>on  Süb  unb  Xlovb,  pon  Deutfdjlanö  un6  Preufen  in  fxdf  felbft  übenpun6en  ^otte, 
fo  führte  i^r  ausgleicfyinöcr  unö  perfö^nen6er  ©cnius  6en  König  unö  Stein  sufammen,  öcten 
(C^raftere  einanöer  fo  tpenig  entfprad^.  IDie  fcl^6e,  ba^  wxt  nic^t  tpiffen,  vie  fie  ju 
6em  König  gefprodjen  I^ben  mag!  2(n  Stein  aber  fc^rieb  fte:  ,,3<^  befd^ipöre  Sie,  ^obcn 
Sie  nur  ©cöulö  mit  6en  crften  ZlTonaten.  Der  König  ^It  fein  IDort,  Beyme  fommt  ipeg, 
aber  erft  in  Berlin,  So  lange  geben  Sie  nac^.  Dag  um  Cottes  ZPillen  bas  <Bute  nic^ 
um  3  ZlTonate  ©eöulö  unö  ^cxt  über  bcrx  J)aufen  fällt,  3<*?  befc^ipöre  Sie  um  König 
un6  Daterlanö,  meiner  Kinöer,  »neiner  felbft  ipillen  iarum-    Äeöul6.    CuHe/* 


Tludi  bxe  fyinb  6er  ^rau  pon  Berg  l)at  von  femljer  an  öiefer  Perftanöigung  mit 
gearbeitet  Zlodj  im  September  Ijatte  fie  an  Stein  gefdjrieben:  „Caffen  Sie  fic^  bod)  nidjt 
6urc^  6ie  erften  Unbequemlidjfeiten  abftofen»  ^d)  bitte  Sie,  ftdj  öer  Königin  $u  nähern; 
u>enn  Sie  6ie  Sein^eit  i^res  IDefens  fennen,  fo  meröen  Sie  i^r  beiftimmen  unö  fie  lieben. 
Sie  perfdfmd^t  6ie  Meinen  ZlTittel,  ipeldje  iljr  UTadft  geben  fönnten,  man  muf  fte  um  fo 
^öljer  achten.  (Es  gefc^ie^t  in  öem  (ßefü^l  iljrer  Pflidft  ab  (ßattin,  6af  fie  fic^  Ijingibt, 
6af  fte  alle  Heigungcn  un6  ZTleinungen  6es  Königs  teilt,  6af  fte  öiejenigen  perteiöigte, 
meldje  er  perteiöigte,  fönnte  man  Ujr  öaraus  einen  Dormurf  machen?  3"^^ff^"  U*  ^<^ 
Unglücf  öer  ^^Un  fo  grog  unö  fo  graufam  gemefen;  6af  i^re  2tugen  über  piele  Dinge 
geöffnet  finö*  Sie  ift  ZlTutter  unö  6ie  gufunft  i^res  Sohnes,  i^rer  Kinöer  fann  fie  nidjt 
gleichgültig  laffen.  Da$u  ^ängt  fte  innig  an  iljrem  Canöe.  Die  Königin  ift  nidjt  geeignet, 
in  6as  (ginselne  öer  Penpaltung  einsuge^en  ♦  . .  Jtber  6ie  Königin  muf  eine  Stü^e  finöen. 
Sie  muf  fie  finöen  für  jeöen  ftttlic^en  ^wtd,  für  Sicherung  öer  Umgebung  6es  Königs 
gegen  ZlTenfdjen,  6ie  feine  unö  6es  Canöes  IDo^lfaljrt  unö  £^re  in  (ßefaljr  bringen,  für  6ie 
(Ersieljung  i^res  Sohnes  unö  für  jeöen  ^wzd,  öer  öie  IDüröe  öes  Königlichen  ^aufes  unö 
bas  VOoljl  öes  Staates  $u  erijalten  öient  Seien  Sie  alfo  öiefe  Stü^e.  Caffen  Sie  fic^  öurc^ 
öie  erften  Unbequemlic^feiten  nic^t  aufregen  unö  abftofenT'  .  •  • 

Der  ^rei^err  pom  Stein  ^at  öie  fingen  Satfdjläge  öer  alten  ^reunöin,  öie  iljn  unö 
öie  Königin  fo  gut  fannte  unö  fo  treffcnö  beurteilte,  mo^l  be^er$igt.  2tn  fic^  fonnte  t^m 
öas  nic^t  fc^tper  u>eröen*  ^wx^djm  Königin  Cuife  unö  Stein  beftanö  im  3nnerften  i^rer 
Perfönlidjfeiten  eine  U)efensDem>anötfdjaft,  öie  in  einer  gemeinfamen  ftttlic^en  IDeltanfc^auung 
auf  öer  (ßrunölage  eines  lebenöigen  (Cljriftenlums  beruhte.  ZlTandjes  VOott  Cuifens  flingt 
©ie  eine  Jteuf  erung  Steifis,  unö  menn  Stein  fagt:  „ob  unö  mie  (Sott  Reifen  u>irö,  u>er  fann 
bas  je^t  fdjon  triff en?  2tber  feftes  ^offen  unö  Pertrauen  nac^  oben,  bas  ^eift  auf  (ßott, 
muf  öie  Befferen  aufrldjten",  fo  meint  man  Königin  Cuife  5U  ^ören.  VOolfl  empfanö  öie 
Königin  pon  pom^erein  öie  ©efa^r,  öie  aus  öer  felbft^errifc^en  2trt  Steins  ertpadjfen 
fonnte.  3"5befonöere  fa^  fie  Poraus,  u>ie  fc^roer  öer  König,  pern)ö^nt  öurc^  öen  ge^ 
fc^meiöigen  ^aröenberg,  mit  öem  fteifnacfigen  ^rei^erm  pom  Stein  ausfommen  tpcröe. 
Sie  ipar  öarüber  nidjt  o^ne  Sorge.  „U)enn  nur  Stein",  fc^rieb  jte  öem  Bruöer,  „in  feinen 
formen  ^err  ift  unö  immer  tpeniger  fein  tpill  als  er  ift,  öann  ge^t  öie  Sadiz.  Diffentieren 
nic^t  Disputieren  ift  öie  J)auptfac^e  unö  Ptel  ©eöulö.  Der  König  ^ngt  an  fanfter  e^r^ 
erbietiger  ^orm  fe^r  unö  ^aröenberg  tp  ein$ig  öartn.  Umpra^lt  pon  tCugenö  trat  er  immer 
als  ein  Pcrflärter  ^rein,  machte  feine  Porfteüungen  mit  einer  Jtrt,  öaf  öer  König  immer 
König  blieb,  unö  bas  ift  Ptel.''    2tUein  fie  fc^ä^te  anöerfeits  an  Stein  „tCalent  unö  IDille, 

259 


Kraft  unö  Energie",  unö  pcrtrautc,  iaf  er  6ie  fc^Iummem6en  Kräfte  öes  Canöes,  an  We 
fie  fep  glaubte,  $u  n>ecfen  iniftanöe  fein  u>er6e.  3^^^^  ZlTitarbeit,  in  6en  engen  Sc^ranfen 
i^rer  Stellung  un6  nac^  öem  befc^i6enen  ZHaf  e  i^rer  n>eiblidjen  Kräfte,  tpar  i^m  öabei  fidjer. 

Das  gemeinfame  IDirfen  6er  Königin  un6  6es  ZHinifters  na^m  fogleic^  feinen  2tnfang. 
XDenige  tTage  nad;  Steins  2(nfunft  trafen  beru^igen6ere  llac^rid^ten  ein,  6ie  namentlich 
6ie  Königin  perfönlic^  angenehm  berührten*  Sie  füllte  fic^  ja  fc^on  $ufrie6en,  n>enn  einmal 
ein  Cag  nidjts  Sdjlimmeres  bradjte  als  6er  i>orljergc^en6e*  Jtus  Petersburg  fam  ein 
Sd^reiben  Kaifcr  2(Iefan6ers,  6er  eine  bereits  erfolgte  Z7em>en6ung  5ugunßen  Preußens 
mitteilte  un6  6ie  Sen6ung  eines  ruffifc^en  Botfc^afters  nadj  Paris,  6es  ©enerals  tToIftoi, 
mit  ä^nlidfen  2tufträgen  anfün6igte.  Jtus  Paris  meI6ete  Knobcls6orff  eine  leidjte  Bejferung 
in  6en  Besie^ungen  5U  ^ranfrcidj.  Jim  ipillfommcnften  aber  u>ar  6er  Königin  ein 
Sdjreiben  iljrer  SdjiDefler  C^erefe,  6ie  im  ^nUxt^e  6es  £^aufes  tOjum  un6  Cafis  nac^ 
Paris  gegangen  n>ar  un6  pon  n>o{)Ia>oIIen6en  un6  fc^meid^el^ften  2(eugerungen  Hapoleons 
über  6ie  Königin  beridjtete.  Sie  fei  6ie  Iiebensu)ür6igfte  un6  intereffantefte  ^rau,  ^be  6er 
Kaifer  5U  feiner  (ßema^Iin  gefagt;  er  be6auere,  fie  nidjt  früher  gefannt  5U  ^ben.  ^abe  er 
Vorurteile  gel^abt,  fo  fei  er  gan5  6at>on  5urucfgefommen  un6  beflage  es,  6af  6ie  Politif 
ftärfer  gemefcn  fei  als  fein  IDille. 

ZPir  fennen  Cuife  un6  i^r  £)er5,  6as  nic^t  laffen  n>ollte,  an  6as  Cute  im  ZITenfd^n 
5u  glauben,  mochte  es  fidj  um  2tleyan6er  06er  um  Zlapoleon  ^n6eln.  Die  ZHitteilungen  6cr 
SdjOKfler  —  un6  fie  maren  längft  nidjt  6ie  ein$igcn  6icfer  2trt  —  über  Hapolcons  aner* 
fenncn6e  IDorte  riefen  alle  f^ffnungen,  alle  3llufionen  in  i^r  5um  Ccben.  Sie  litt  um  i^r 
unglücflidjes  Prcufcnlan6,  un6  fie  fcljnte  fic^  ^inmeg  aus  Jllemel,  wo  nadj  n>enigen  ^gen 
Sommenpodjcn  6er  IDinter  mit  falten  Segentagen  frü^  eingesogen  mar;  fie  glaubte,  6af 
Hapoleon  auf  folc^e  perfönlidje  IDünfc^e  un6  Be6ürfniffc  Hücffidjt  nehmen  un6  6as  tanb 
pon  feinen  Cruppen  räumen  n>er6e,  um  i^r  6ie  Hücffcljr  nad)  6cm  geliebten  Berlin  5U 
ermöglidjen.  Seiner  Stiftung  Ijielt  fie  fic^  i>erfi(i>crt;  n^arum  follte  i^re  Stimme,  6ie  ^mü 
VOüxbc  un6  2tnftan6  Sedjt  for6erc",  nidjt  feiner  Citclfcit  fdfmcidjcln  un6  „für  6en  König 
un6  fedfs  iHillioncn  unglücflic^r  Zllcnfc^n  etu>as  (ßutes  tjerporbringen"  fönnen?  3"  6iefen 
Cagen  trafen  fo  Diele  6eutfdfe  dürften  in  Paris  sufammcn,  uxirum  follte  nic^t  auc^  fie  6ort 
auf  Zlapoleon  cinsumirfen  rerfudjen?  3"  ^^^  Beratungen  5u>ifdjen  6em  Königspaar  unö 
Stein  über  6ie  legten  Hadjridjten  ^t  Königin  Cuife  —  anfdjeinen6  nic^t  $um  erften  ZtTale  — 
porgefdjlagen,  fie  nad)  Paris  reifen  5U  laffen;  6ies  neue  ®pfer  —  6enn  als  foldjes  empfanb 
fie  es  —  follte  i^r  sugleidf  6ie  Beruhigung  gewähren,  in  einer  ^cxt,  „wo  man  nur  von 
inneren  Kapitalien  lebt  fic^  fagen  5U  fönnen:  Du  baft  alles  getan." 


Stein  wat  mit  öcr  Königin  öa^in  einperftanöen,  öaf  man  Hapoleon  fo  u>eit  ab 
möglidj  entgcgenfommen  unö  por  allem  „angelegentlidjft  fudjen  muffe,  i^n  5U  perföljnen". 
Dem  2tnerbieten  6er  Königin  aber,  felbft  nacf>  Paris  5U  geljen,  fteüte  er  ein  „Xlodf  nic^t" 
entgegen*  (Es  tpuröe  öann  ein  Sdjreiben  6er  Königin  an  Hapoleon  porgefc^lagen,  6enn 
gan5  perfönlidjer  Jtrt  foüte  nun  einmal  6ie  (Einmirfung  auf  6en  Kaifer  fein;  fc^Iieflic^ 
einigte  man  ftdj  auf  ein  oftenftbles  Schreiben  6er  Königin  an  iljre  Sc^ipefter  tCIjerefe,  6as  im 
(ginpeme^men  mit  Stein  entiporfen  u>ur6e  (7.  ©ftober).  Der  König  felbft  perfpradj  ftc^ 
ipenig  6apon,  aber  er  lief  gefc^e^en;  5U  Brincfmann  meinte  er:  „Sie  ipiffen  ja,  man  glaubt 
gern,  ipas  man  u>unfdft." 

Das  Sdjreiben  6er  Königin  entfprac^  6er  2tnnaljme,  pon  6er  alles  ausging:  man 
fe^te  bei  Itapoleon  ein  3«*«^«ff«  för  i^re  Perfon  Poraus,  auf  6as  nur  fräftig  eingeipirft 
iper6en  muffe,  um  iljm  ^^Ö^P^^^^iff^  absufdjmeic^eln.  Königin  Cuife  fpridjt  6er  Sdjmefter 
i^re  (Genugtuung  aus  aber  6as  2ln6enfen,  6as  6er  Kaifer  i^r  bema^re.  Sie  flagt  aber 
6ie  Ceute,  6ie  alles,  ipas  man  in  Preufen  tue,  entftellten  un6  6a6urdf  perurfadjten,  6af 
man  6en  ^rie6en  nur  6em  Itamen  nadj  fenne.  Der  König,  6er  fic^  6en  tt>o^lper6ienten 
Suf  6er  Hedjtfc^affen^eit  eru>orben  l}abe,  a)er6e  feinen  Perpflidjtungen  fidjer  treu  bleiben* 
ZTlan  gebe  fidj  6afür  6er  £^offnung  ^in,  6af  6er  Kaifer  feinerfeits  aus  perfönlidjer  Hücffidjt 
für  6en  König  un6  für  fie  felbft  $ur  Befeitigung  aller  ZlTif perftän6niffe  beitragen  tt>er6e.  Sie 
felbft  münfdje  por  allem  6ie  Hücffe^r  nadj  Berlin,  als  Königin,  als  ©attin,  als  ZHuttcr* 
„(Erftens  lei6et  6as  £an6,  an  6em  idf  fo  fe^r  ^nge,  6effen  (Slüd  6ie  <Brun6lage  meines 
(ßlücfes  bil6et,  emftlic^  unter  6er  Jlnmefenljeit  einer  Jlrmee;  feine  ^Hilfsquellen  a)er6en 
pemidftet.  Zweitens,  meine  Söljne  fc^reiten  im  2tlter  por,  in  allem  übrigen  $urücf,  un6 
idj  fürdfte,  6af  t^re  Ptelen  fc^önen  un6  guten  Cigenfdjaften  fidj  nidjt  meljr  entmicfeln  fönnen, 
u>enn  fte  nic^t  redjtseitig  geu>ecft  u>er6en.  Du  begreifft,  was  xd)  6abei  lei6e,  6a  ic^  meine 
Kin6er  als  eine  särtlidje  ZlTutter  liebe,  6ie  an  i^r  (Slüd  6enft.  Dann  fomme  ic^  5U  mir 
felbft.  Das  Klima  taugt  für  mic^  buvdjans  nxdjt  ZlTeine  (ßefun6^eit  ift  gefdjmädjt  un6 
mein  gegenwärtiger  ^u^ianb  6oppelt  peinlic^.  Die  ^zxt  meiner  (Entbin6ung  rücft  ^eran. 
3(1}  bin  an  Pflege  gemöljnt,  6ie  ic^  nur  in  Berlin  ^ben  fann."  Dringen6  bittet  fte  6es^alb 
um  Häumung  6es  £an6es  un6  6er  J)auptfta6t,  um  (Erleichterungen  für  6ie  Kontributions^ 
5a^lung.  Jllle  iljre  J^offnungen  fe^t  fte  auf  6ie  ©erec^tigfeitsliebe  6es  Kaifers,  6effen 
2in6enfen  i^r  fdjmeic^elt»  tCljerefe  foü  mit  i^m  fpredjen,  mit  i^rem  Briefe  madjen, 
was  fte  u>olle. 

Bis  6a^in  fpric^t  Cuife  ^auptfäc^lidj  Pon  fic^,  pon  t^ren  £ei6en  un6  iljrcn  IDünfdjen. 
3um  Sdjluf  ergebt  fie  fic^  über  i^r  eigenes  Unglücf*    „Könnte  idj  nur  noc^  einmal  meine 

26t 


^rcunöe  glucflic^  un6  6te  tTränen  6cr  tpetnenöen  ^amilicn  getrocfnet  fe^en.  Sicfer  2(nbttcf 
tmxb  meinem  £)er$cn  ipo^ltun  nnb  perfiedjen6e  Kräfte  in  mir  u>ie6er  beleben*  Vous  savez 
que  je  vivais  du  bonheur  d'autrui  —  en  partie",  irie  fie  befc^eiöen  einfügt. 

Sd^n  6ie  näd^ften  (Tage  aber  brachten  n?ie6er  llac^ric^ten,  t>on  6enen  jc6e  6er  Königin 
eine  neue  U)un6e  fdjlug.  TXlan  erfuhr  aus  Berlin,  6af  6ie  ^ran$ofen  6ie  Bepänöe  6er 
Königüdfen  Porsellanmanufaftur  perfauften,  6ag  feit  6em  \.  ©ftober  6ie  Can6eseinfflnfte 
n>ie6er  für  fransöftfd^e  Hed^nung  er^ben  n)flr6en.  Da5u  fam  6as  (ßerüc^t,  König  ^er6inan6 
un6  Königin  Karoline  pon  Heapcl  Ratten  Si$ilien  perlajfen  un6  übers  ZHeer  flfldjten  muffen. 
(Es  traf  fic^,  6af  eben  in  6iefer  geit  6er  nadj  Paris  beftimmte  ruffifc^e  Botfdjafter  (Beneral 
(ßraf  (Tolftoi  auf  6er  Durchgreife  einige  Cage  in  ZTlemel  penpeilte*  (Er  mar  6em  Königspaar 
nid;t  unbefannt  un6  fan6  6en  freun6Iic^ften  (Empfang,  6en  er  6urd;  aufrid^tige  Ceilnal^me 
für  6ie  £ei6en  Preugens  eripi6erte.  Seine  3nftruftion  befahl  i^m  o^ne^in  nacff6rücflic^ 
I?enpen6ung  sugunften  Preugens  in  Paris.  Königin  Cuife  befprac^  mit  i^m  alle  Me 
fransöftfc^en  Ungerec^tigfeiten  un6  (ßetpalttaten,  6urc^  6eren  einge^en6e  (Erörterung  fie  felbfl 
pon  neuem  bcmegt  un6  erfc^üttert  tpur6e. 

Die  5n)ifc^en  tiefer  nie6ergefc^Iagen^eit  un6  leichten  f)o|fnungsregungen  fc^ipanfen6€ 
Stimmung  6er  Königin  in  6iefen  tCagen  $eigt  ein  Brief  an  ^rau  pon  Berg  pom  ^2.  0ftober. 
Die  Königin  fc^reibt:  „7ll\o  6en  einen  Cag  Ifodf  oben,  6en  an6em  gan5  6amie6er,  fo  6af 
man  glaubt,  6u  bleibft  in  6iefer  (ßeiftes^(Emie6rigung;  un6  6oc^  6en  an6eren  Cag  Kraft, 
es  mit  6er  ganscn  VOclt  aufsune^men  —  fo  ge^t  es  3^ncn,  liebe  Berg,  un6  fo  ge^t*s  mir, 
fo  ge^t  es  mir  $.  B.  ^ute,  eben  je^t,  6a  idj  3^"^"  fdjreibe.  (ßeftem  ipar  ein  ^rriblec 
tCagl  Hadf ridften,  um  ftdj  6ie  ^are  aus$uraufen;  eine  ^ortfe^ung  6eren,  6ie  ic^  3^"^ 
fdfon  einmal  mitt^eilte.  Da5u  fam,  6af  6er  (ßraf  Colftoy,  Huffifdjer  2tmbajfa6eur,  gra6e 
I^ier  mar,  ein  maljres  Clücf,  6a  er  2(ugen5euge  6er  BeI^an6Iung  n>ar,  6ie  tpir  je^t  6rd 
ZlTonatc  im  ^ric6cn  er6uI6en,  er  las  neljmlidf  6ie  Rapporte,  6ie  einfamen  un6  6ie  0rigtnat 
acten.  Diefes  ^ierfein  peranlafte  midf  aber,  in  ipeitldufige  Detaib  ein$uge^en;  ob  6iefe 
angenehm  fin6,  frage  idf  Sie?  ZHeine  Jlnftdjt  6er  Dinge  mufte  er  nnffen,  6amit  er  fa^, 
6af  fein  Kleinmut  midf  befeelte,  fon6em  nur  6as  fo  natürlidje  CefüI^I  6er  (Serec^tigfctt, 
6ie  uns  6urdjaus  pertt>cigcrt  u>ir6.  £s  war  ein  entfe^Iidjer  Cag,  6enn  aW  mein  (foffm 
würbe  fc^ipadjer  un6  mein  Seinen  immer  ftärfer.  £r  nimmt  6ie  ftrengften  Befehle  feines 
Kayfers,  unferes  fteten  ^reun6es,  nac^  Paris  mit,  un6  6icfes  ip  unfere  le^te  f^ffnung. . . . 
Zrieine  (ßemütsftinmtung  pon  ^eutc  ift  6enn  n>ie6er  Ifoii  oben;  un6  6as  6es^Ib,  tpeil  (Tolftor 
pon  unferem  Unglücf  gan5  untcrridjtet  ift,  tief  gerührt  6apon,  feit  gepem  3  ll^r  auf  6em 
U)eg  nac^  Pari«  ift.    IDenn  bi^  Sad^n  nur  nidyt  pocfen    6*-^  H^6*t  m*»  ftwie**^***«. 


fo  tft  nodj  immer  J^offnung  6a,  un6  J^offnung  tft  6ie  Stü^e  öes  Ccbens,  tft  es,  was  mir  ^eute 
meinen  gebeugten  ZHut  u>ie6er  aufredet  emporhilft*  (ßott  fann  uns  nic^t  gan$  perlaffen, 
es  ift  nic^t  möglich»  VOai}x  ift  es,  u>ir  Ijaben  gräfliche  Beifpiele  in  öen  neuen  IDeltbegeben* 
^iten  por  Jtugen.  Der  König  ^eröinanö  unö  6ie  Königin  Caroline  fc^mimmen  auf  6em 
ZITeere,  fyiben  audf  Sicilien  perlaffen  muffen,  öen  legten  ^n^ndt^tsott  iljrer  traurigen  €yiften$, 
pon  5U>eY  ZHäc^ten  mächtig  protegirt  unö  —  perlaffen*  Wirb  o6er  pielme^r  fann  6as 
auc^  nic^t  unfer  Sdjicffal  fein?  2tllein  ^rieöric^  IDil^elm  ift  fein  ^eröinanö,  un6  ic^  feine 
(Caroline.  (Ein  Croft  6es  moralifc^en  ZlTenfdjen*  ®b  es  aber  Reifen  ipirö  in  öiefem 
bron$enen  Seculum?  XDo  tCugenö  nic^t  ^errfc^t,  nic^t  gilt,  ipenigftens  nic^t  im  Sü6en. .  • . 
^df  n>ünfc^te,  unfere  2(gonie  n>are  nic^t  lang,  n>ill  man  uns  Ijerausjagen,  nun  fo  t^ue 
man  es  bal6/' 

(Es  fdjien  faft,  als  foüe  fic^  öiefer  IDunfc^  6er  I?er$ipeiflung  rafc^  •füllen,  bas  (Enöe 
fommen.  2tm  29.  ©ftober,  gegen  ZHorgen,  traf  aus  Berlin  6ie  Hac^ridjt  ein,  Ilapoleons 
BepoUmädjtigter,  Daru,  perlange  pon  6en  ^2  ZlTillionen  Kontributionsfc^ulöen,  6ie  er 
je^t  nac^  pielen  2(b5al^lungen  noc^  ^erausrec^nete,  {2  ZHillionen  in  barem  Celöe,  50  ZHillionen 
in  Promejfen  o6er  Pfanöbriefen  un6  $ur  Sidjertjeit  für  öeren  (Einlöfung  6ie  Befe^ung 
preufifdjer  ^eftungen,  für  6en  Heft  pon  50  ZHillionen  aber  preufifc^e  Domänen  $a)ifc^en 
£lbe  un6  ®6er,  6ie  mit  allen  (Eigentumsrechten  6em  Kaifer  sur  Perfügung  gefteüt  meröen 
follten*  IDcnige  tCage  fpäter  ©uröe  beftimmter  angegeben,  ba^  fünf  ^eftungen  gefor6ert 
tpüröen,  in  6eren  jeöer  8000  ZITann  Befa^ungstruppen  auf  preugifc^e  Koften  unter^lten 
iperöen  follten. 

Diefe  Itac^ric^ten,  namentlich  6ie  unerhörte  ^oröerung  6er  Domänen,  perbreiteten 
Sdjrecfen  un6  Beftürsung  in  ZHemcL  Die  einen  meinten,  Itapoleon  n>olle  6en  König  $ur 
tC^ronentfagung  $u>ingen,  6ie  anöeren  fanöen  in  Itapoleons  Derfyilten,  in  feinen  2teuferungen 
gegen  eine  Berliner  Deputation  nrfe  in  öem  Betragen  feiner  (ßenerale  unö  Beamten  über^ 
^upt  6en  BeuDeis,  6af  er  6as  preufifc^e  Polf  felbft  5um  2lbfall  pon  feinem  Königsl^aufe 
orangen  n>olle.  (Einig  waren  alle  in  6er  2tnfic^t,  öaf  nac^  2tbtretung  6er  Domänen  6er 
König  nic^t  me^r  Souperän  in  feinem  £an6e  fein  u>ür6e. 

Solche  Befürchtungen  ergriffen  auc^  6ie  Königin,  Sie  fa^  fc^on  6en  tCag  na^e,  an 
6em  fte  6en  ^offnungslofen  Kampf  für  6ie  (Erfyiltung  6er  preufifc^en  Zltonarc^ie  erfdjöpft 
aufgeben  un6  jenfeits  6er  fc^tparsuDeifen  (ßrensen  eine  ^ufluc^tsftätte  fuc^n  n>ür6e,  wo  fte 
mit  6en  3^ri9^"  !«!>««  f5nne  —  fHll,  aber  nidjt  glücflic^,  6enn  n>o  6ie  Cugen6  unterlag 
un6  ro^e  ©ea>alt  triumphierte,  gab  es  für  Königin  Cuife  feine  ZlTöglic^feit  6es  ©lücfs,  Itodj 
am  29.  ®f tober  rief  fie  Stein  ju  fic^,  um  in  i^rem  Sc^mer$e  bei  i^m  Croft  5U  fuc^en  un6 

263 


„bas  Urteil  eines  flugen,  gefu^IpoUen  ZMannes  5U  Iföxen^'.  ßUxdf  nadi  6er  Unterreöung 
mit  i^nt/  6ie  i^r  n>eni9  Beruhigung  gebracht  5U  ^en  fdjeint,  fd^rieb  fte  6ie  nac^fte^be 
2iuf$eidjnung  nieöer,  in  6eren  ungelenfen  Sätim  6ie  tiefe  Crfc^utterung  i^res  3«"^^«  $itterL 

„Preufens  Urteil,  nämlic^  unfer  tCo6esurteiI  ift  gefprodjen.  Preufen  eyiftiert  nic^t 
mel^r«  Der  König  ift  nichts  me^r  als  f)er5og  pon  Preufen,  meniger  als  6iefe  fonft 
traren,  ba  fte  Ceute  litten ;  6en  3o6en  5U  bearbeiten,  6er  je^t  nic^t  bearbeitet  iDir6,  vetl 
Kranf^eit  6ie  £inn>o^ner  mor6et,  un6  6as,  iras  nic^t  tot  ift,  6en  ^ransofen  ^ro^narbeit 
tun  muf,  6ie  £r6e  alfo  unbefäet  un6  6ie  £)ungersnot  geu>if  bal6  alles  $erp5ren  ttrfr6. 
^Kaifer  Hapoleon  nimmt  6ie  Domänen  6cs  Königs  in  Befi^  un6  läft  fie  für  fic^  6urc^ 
Perfoljnen,  6ie  er  6a5u  beftimmt,  a6miniftrieren,  6iefe  Domänen  foüen  6ie  näd^ften  an  6cm 
Königreich  U)eftfalen  gren$en6  fein.  Die  in  2nag6eburg  6iesfeits  6er  (Elbe  in  6er  UTarf 
un6  Pommern  $n>ifdjen  6er  £lbc  un6  ®6er  gelegenen  Propinsen  foüen  6ie  fein,  6ie  6er 
König  abtritt  un6  unter  fransöftfdje  2t6miniftration  gibt. 

,;Die  Crensen,  fo  in  IDeftpreufen  je^t  reguliert  fin6,  ^ben  alle  Stipulationen  über« 
treten,  un6  6er  f leine  Ceti,  6er  6ai>on  nodj  übrig  bleibt,  fc^eint  auc^  als  fran$öftfdfes 
(Eigentum  angefe^n  5U  n)er6en,  6a  Kaifer  Ilapoleon  fd^on  5n>ei  Domänen=^<ßüter,  6em 
König  geijörig,  6arin  förmlich  perfdjenft  ^t.  Uebrigens  foüen  6ie  ^cftungen  i>on  ^ransofen 
befe^t  u>er6en  un6  6ie  (Truppen  6arin  anftatt  6er  Preuf  ifcfyin  perpflegt  werben,  velc^  6ann 
6em  König  n>o^lfeiler  fäme  als  je^.  2(lfo  aud;  6as  ZTTilitair  ^rt  auf  5U  epftieren,  6a  an 
6er  Steüe  6es  Preufifc^n  ^TTilitairs  6as  ^ransöftfd^e  t>om  Könige  foü  unterhalten  n>er6en. 
Die  ^on6s  pom  £an6e  foroie  6ie  Hepenuen  ftn6  un6  bleiben  (nur  mit  6em  Unterfdjieö, 
6af  es  6cr  König  felbft  je^t  fanctionieren  muf)  in  ^ransöftfdjen  ^än6en  bis  $ur  2(btragun9 
6er  Kontributionen.  Daf  als6ann,  tpenn  6ie  ^exi  um  ift,  6ie  ^ransofen,  6ie  ftc^  in  6em 
2nag6ebur9ifd)cn,  in  6cr  ZHarf,  in  Pommern  $nrifcfyin  6er  £lbe  un6  ®6er  redjt  eingenistet 
I^aben,  nid^t  I^erausge^en  n>er6en,  fon6em  aus  aüerl^n6  X7onpän6en  erftlid;  i^ren  2(ufentl^t 
perlängem  wcxbm,  ift  begreif lidj,  fo  mie  6ic  Cinperleibung  Preufens  $u  6cm  Königrei^ 
IDeftpIjalen  6agcgen  fo5ufagen  gemif  ift.     Cuife. 

„IDelc^e  Cntfdjlüffe  jc^t  5U  faffen  ftn6,  ift  uns  nodj  erlaubt;  6as  ^eift  infofem  man 
uns  nidjt  als  (Befangene  anfielet,  6encn  man  gemiffe  Diftrictc  anu>cift,  in  u>eldjen  pe  leben 
muffen.  U>ir  ^aben  alles  pcrlo^rcn.  Ccben  tun  mir  nodj,  un6  6icfes  Ceben  n>eniger 
unangcneljm  5U  madjen,  fann  je^t  unfcre  einsige  Sorge  fein,  ©n  (Clima  $u  fudjen,  was 
mil6cr  ift  un6  gcfün6cr  als  6ie  Süntpfe  Prcugens,  bleibt  uns  alfo  nodj  übrig.  U>ir  muffen 
6odj  nun  bal6  6icfcs  £an6  räumen,  tpeld>es  einer  XDüfte  täglid;  ä^nlic^r  nnr6.  2(lfo  fe^ 
6er  König  eine  Segierung  in  Preußen  nie6er  un6  feft,  6ie  6as  bi54<*n  ^ufammcnbalte.   Un6 


wir  nebft  unferer  ^omtlte  nehmen  öen  IDanöerftab  in  £)dnöcn,  unö  fudjcn  einen  IDinfel,  wo  es 
fidf  beffer  leben  lägt  ab  ^ier.  (ßlüdlidf  wol}l  nie  meljr,  öenn  in  einer  VOzlt,  wo  es  fo  ^ergeljet, 
n)o  tCugenö  eine  Cüge  unö  Cafter  nur  geöei^et,  fann  man  ba  woifl  nod}  glücflidj  feini"  — 

2tuc^  Stein  irar  öurdj  öie  legten  Beridjte,  mie  Cuife  fdjreibt,  5um  erftenmal  „5U  Stein 
geiporöen"*  Jtber  er  ermog  füljl  Me  ^oröerungen  Darus  in  allen  (Einselljeiten  unö  enttoarf 
©egenporfdjläge,  tjauptfädjlic^,  um  öie  Domänen  öen  fransöftfc^en  J^änöen  5U  entsie^en; 
er  fanö  audj,  öaf  Daru  bei  öer  2tn5aljl  öer  perlangten  ^cftungen  öie  IDeifungen  Itapoleons 
nod}  überboten  ^abe»  ^n^lAii  aber  fam  er  auf  einen  (ßeöanfen  5urücf,  öen  er  fdjon  bei 
feiner  Jlnfunft  in  ITTemel  geäufert  ^atte:  er  fdflug  por,  öen  jüngften  Bruöer  öes  Königs, 
Prins  IDilljelm,  nac^  Paris  $u  fenöen,  um  öer  ©telfeit  Hapoleons  5U  fdjmeidjeln  unö 
öurc^  unmittelbare  Der^anölung  mit  öem  Kaifer  5U  einem  (Einpemeljmen  über  öie  £)ölje 
öer  Kontributionen  unö  öie  Häumung  öes  tanb^s  5U  gelangen.  Die  Königin  mar  nid^t 
fe^r  einperftanöen  mit  öiefer  ZlTiffton;  fie  ^ttc  fein  redjtes  Vertrauen  $u  öer  Perfönlidjfeit 
öes  Prin$en.  Tludf  öer  König  fträubte  ftc^  öagegen,  einen  £^o^en$ollemprin$en  als  Bittfteller 
an  öen  ^of  Hapoleons  $u  fenöen,  aber  er  meinte  fc^lieflic^,  u>o  bas  Volt  fo  piele  ®pfer 
bringe,  öürfe  öie  Dynaftie  nic^t  5urücf bleiben.  So  muröe  öie  Senöung  befdjloffen.  Tlud) 
ein  Bünönis  follte  öer  Prin$  anbieten,  fotpoljl  5ur  Perteiöigung  mie  5um  Eingriff.  Der 
Kaiferin3ofep^ine,  öer  man  befonöere  (ßüte  unö  Derföljnlic^feit  sufdjrieb,  follte  er  perbinölidje 
Komplimente  öer  Königin  ausridjten. 

ZlTan  begnügte  ftdj  hiermit  nic^t.  Sdjon  Ijatte  öie  ©rdfin  I?of ,  in  i^rer  lebhaften 
Ceilnaljme  für  öie  unglücflidje  Königin,  einen  Brief  an  Hapoleon  entworfen,  öer  aud} 
Steins  ^wf^^^^^^^Ö  f^"^^  ^^^  ^^^^  ^^"  ^^  (ßefanöten  in  Paris  fpater  surücf gehalten 
»uröe,  meil  öie  friegerifdje  (ßräfin  bei  Itapoleon  $u  übel  angefdjrieben  fei.  Jlber  audj  öie 
Königin  felbft  entfc^lof  fic^  je^t,  an  Hapoleon  $u  fdjreiben.  Der  Brief  nrieöer^olt  in  fnapper 
unö  beftimmterer  Raffung  öen  3n^alt  öes  früheren  Sdjreibens  an  C^erefe.  Die  Betonung 
öes  guten  unö  öauemöen  (Einpeme^mens  mit  ^ranfreid},  öer  ffxnwtxs  auf  öie  Beöeutung 
öer  ^reunöfdjaft  unö  öer  Hilfsquellen  Preufens  audj  für  ^ranfreidj,  laffen  öie  ZlTitarbeit 
Steins  erfennen.    Das  Sdjreiben,  pom  ^.  Hopember,  lautet  in  öer  Ueberfe^ung: 

„Sire.  Prin$  IDil^elm,  öer  öiefem  Briefe  unmittelbar  folgen  mirö,  ift  mit  Dorfdjldgen 
für  €ure  ZlTajeftat  beauftragt,  öeren  glücflic^er  Jlusgang  uns  por  allem  am  £ftvyr\  liegt. 
IDünfdfensmert  unter  jeöcm  (ßeftdjtspunft  ift  öie  ^erftellung  eines  guten  unö  öauemöen 
(Einpemeljmens  smifc^en  ^ranfreidj  unö  Preufen.  3<^  ^^öe  meiner  Sdjmefter,  öer 
Prinseffm  pon  Cljum  unö  fZaps  gefc^rieben,  ba  xdi  aber  nidjt  ipeif ,  ob  fte  (ßelegenljeit 
geljabt  fyxt,  Cure  Zllajeftät  pon  öem  3n^alt  meines  Briefes  5U  unterhalten  oöer  i^n  $u 

265 


3^rcr  Kenntnis  $u  bringen,  fo  mage  ic^  ^ier  nodjmals  5U  tpieöcr^len,  was  ben  glü^enöpen 
IDunfc^  meines  f^ersens  ausmad^t:  Die  H&unmng  6es  Canöes,  tpekf^s  6urc^  6ie  2(nn>efen^ 
btx  2lnneen  entfe^Iid;  Iei6et;  feine  Hilfsquellen  tperöen  unmieberbringlic^  vttnxd)M,  wenn 
bas  fo  fortgebt;  es  wirb  fidj  nie  erholen  fönnen  unö  feine  Hoffnung  metjr  bieten,  ipe6er 
uns  noc^  unferen  ^reunöen.  Da  (Eu>.  ZTlajeftät  6er  unfrige  fein  fönnen,  fo  berauben  Sie 
fic^  felbft  einer  £^ilfsqueüe,  auf  6ie  Sie  fidjer  redynen  öflrfen.  Die  na^e  Sflcffe^r  nac^ 
Berlin  ift  nodj  eine  natürlidje  ^olge  wn  bcm,  was  xdf  (Euerer  ZITajeflät  dargelegt  ^obe. 
Sie  ift  befon6ers  n)unfd;ensn>ert  fär  mic^,  6ie  nie^r  als  irgen6  ein  anöerer  fSrperlic^  un6 
geiftig  leiöet»  2Hs  särtlic^e  ZHutter  liegt  mir  6ie  £r$ie^ung  meiner  Kinöer  fetjr  am 
£^er$en,  ^ier  fann  nic^t  öafür  geforgt  n>er6en,  ZHeine  (ßefun6^eit  ift  oSUig  serftSrt,  ba  xdf 
bas  feud^te  un6  falte  noröifc^  Klima  nid^t  pertragen  fann*  3<4  nnige  6ies  als  einen  5er 
(ßrun6e  bei  €w.  ZTTajeftät  gelten6  5U  mac^n,  6enn  ic^  mei^  aus  eigener  (Erfahrung  un6 
aus  allen  3^^^^"  2teugerungen  über  midj,  ba^  Sie  fidj  für  meine  Perfon  intereffteren. 
(Eure  ZHajeftät  f ennen  mein  Dertrauen  5U  3^nen ;  idj  ^abe  ^Ifuen  öarüber  in  tCilfit  gefprod^n, 
unö  idf  fc^meic^ele  mir,  6ag  Sie  öiesmal  6er  Stimme  3^^^^^  £^ei^ens  folgen  un6  Preufen, 
6em  König  un6  mir  bas  (Bind  $urucf geben  werben,  ein  ©lücf,  öeffen  XDert  u>ir  öoppelt 
fc^d^n  n>er6en,  a>enn  mir  es  aus  6en  ^n6en  (Em.  ZTlajeftät  empfangen. '' 

Das  Sd;reiben  6er  Königin  ift  n>te  6er  2(ngpruf  einer  Unglücflidjen,  6er  Häuber  6te 
Ke^le  5u6räcfen.  Dennoc^  möd^te  man  munfc^en,  6ie  Königin  ^ätte  6en  Brief  nic^t 
gefdf rieben  06er  Stein  6ic  2tbfen6ung  pertjin6ert.  ®b  er  pdf  (Erfolg  6apon  mirflic^  perfprac^? 
3e6enfalls  erlofdj  bei  i^m  alle  an6ere  Sücffidjt  in  6cm  glüljen6en  IDunfc^e,  Preugen  pon 
6cm  Drucf  6Gr  fransöfifdjen  2trmeen  5U  befreien  un6  6en  König  erft  u>ie6er  als  2(Uein^rm 
in  feinem  £an6e  5U  fe^en. 

2tm  6.  Hopembcr  trat  Prin5  IDittjelm  6ie  Seife  nadf  ^ranfretc^  an.  Tludf  6er 
Bru6er  6er  Königin,  (Erbprin$  (ßcorg,  mar  fur5  porijcr  nac^  Paris  gereift,  um  ZTlecf lenburg« 
Strdi^  gegen  angeblid>e  2ne6iatiperungsgelüfte  pon  ZnccflcnburgSdymerin  5U  fc^u^en  un6 
6ie  Jtufnaljme  6cs  £an6cs  in  6en  S^cinbun6  5U  ermirfen.  £r  traf  6ort  Sdjmefter  C^ercfe 
nod;  an,  6ie  mit  i^rcn  Bentü^ungen  für  6as  £^aus  (T^urn  un6  tTafis  6cn  beften  (Erfolg 
^tte.  Ilapoleon  fclbft  fun6igte  il^r  eines  tTages  an,  ba^  6ie  in  l7ollan6  bcfc^lagno^mten 
Befi^ungen  60s  £^aufes  tZlfutn  unb  Caps  freigegeben  mär6cn;  mar  es  eine  2(nfpielun0 
auf  feine  llntcrljaltung  mit  Königin  Cuife  in  tCilftt,  mcnn  er  i^r  6abei  fagte:  „Das  ip 
eine  Blume,  6ic  idj  3^"^"  anbieten  fann?" 

Die  2(ufntcrffantfeit  6er  Königin  man6te  pc^  je^t  nac^  Paris,  Pon  mo  pe  bas 
VOoit   ermartcte,    6as   pe   aus   6er  Perbannung   in   ZHemel,    6ie  Ibr  m»*  »e^*m   Tage 


unerträglicher  u>ur6e,  crlöfcn  follte.  Sei  (ßelegenljeit  öer  Senöung  öes  Prinsen  IDil^elm, 
am  5.  Itopember,  ^atte  fte  öem  23ruöer  un6  öer  Sdfmefter  nodj  einmal  bas  (Elenö  öes 
Canöes  un6  6ie  eigenen  Ceiöen  unö  (Entbehrungen  gefdjilöert.  „(Sott  bemaljre",  fdjrieb  fte, 
„alle  ZlTenfdjen  x>ox  folc^  einem  Ceben;  es  ift  nic^t  5U  befdjreiben,  öenn  es  iiat  nodj  nie 
eyiftiert  ♦  •  .  übrigens  muf  man  öie  Jlnfertaue  fappen  unö  öas  Sdjiff  öer  ^ut  uberlaffeU; 
pdf  auf  ©Ott  Derlaffen,  wo  menfdflidje  £^ilfe  frudjtlos  wirb  •  •  ♦"  3^^  ein$iger  Croft 
öabei  u>ar  Steins  2tnu>efen^eit;  auf  iljn  pertraute  fte,  mit  iljm  befpradj  fie  öie  midftigen 
einlaufenöen  Beridjte  unö  Sdjreiben;  er  feinerfeits,  ipie  auc^  ©neifenau,  seigte  fidj  pon 
i^r  „begeiftert"»  ,,©ottlob,  öaf  Stein  Ijier  ift/'  fdjrieb  Cuife  am  ^0*  Hopember  öer 
^rau  pon  Berg,  „öas  ift  ein  Beipeis,  öaf  ©ott  uns  noc^  nic^t  gan$  perlaffen  ^at 
Diefes  ift  unfere  fflrc^terlid^e  £age,  in  öer  alles  ^ier  öamieöerliegt.  Tludf  midi  perlaft 
nun  balö  alle  Kraft*  €s  ift  furdjterlic^  ^rt,  entfe^Iidj  ^rt,  befonöers  u>eil  es  unper* 
öient  ift  .  .  ♦  .  ZHeine  ^utnn^  öie  allertrübfte,  öenn  ift  un  mieux  5U  Ijoffen,  fo  fann 
man  nic^t  fort  pon  ^ier  als  (Enöe  3<i"uar,  öann  fann  idj  nidjt  meljr  reifen  .  ♦  .  U)enn 
ipir  nur  Berlin  behalten,  aber  mandjmal  preft  mein  a^nungspolles  £^er$  öer  ©eöanfe 
fdjrecflidf,  öaf  in  feiner  U)ut^  er  es  uns  entreift  unö  es  5U  öer  £^auptftaöt  eines  anöeren 
Königreidfs  madjt,  öann  ifab^  xdj  nur  einen  tDunfc^  —  aus$ua)anöem,  u>eit,  als  pripatleute 
$u  leben  unö  $u  pergeffen  ipomöglic^.  Tldj  <Bott,  u>o[Ijin]  ift  es  mit  Preuf  en  gefommen  ♦ . . 
ZTTit  Stein  ge^t  es  fe^r  gut  ♦  ♦  ♦  ♦  Sapary  ijat  perfic^ert,  öaf  Huf  lanös  Permenöung  nidjts  t^un 
ipilröe,  ifai  uns  aber  öcn  guten  ISxxtli  geben  laffen,  öie  3ua)elen  unö  Koftbarfeiten  $u 
perdufem,  ipas  fagen  Sie  Öa5u?  So  flug  iparen  ipir  auc^  fc^on  o^ne  iljn,  aber  öiefes 
fagen  $u  öürfen"!!  •  •  .  • 

3n  öiefer  fc^merslidjen  Stimmung  füljlte  fic^  Cuife  noc^  befonöers  empfinölic^  getroffen 
öurdj  einen  Brief  Ojerefens  aus  Paris,  öer  ZlTitte  Itopember  in  ZlTemel  eintraf.  IMe 
Sdjmeper  fdjrieb  i^r,  öaf  Itapoleon  alle  Sdjulö  an  öen  Sdjtpierigfeiten  öer  Cage  auf 
Preuf  en  fdjiebe,  öeffen  S^gerungen  er  nic^t  begreife.  C^erefe  fügte  eine  ZHenge  woiiU 
gemeinter  Hatfc^läge  unö  IDamungen  ^in$u:  „Du  ^aft  einen  fo  trefflichen  ©eift",  fo  fdjlof 
fte.  „Cieber  €ngel,  alle  Deine  (Entfc^lüffe  finö  fo  flug  geu>efen,  faffe  auc^  öen,  öiefe  Sai^c 
$u  einem  guten  €nöe  $u  führen."  Vas  Sdjreiben,  bas  alles  Unrecht  auf  preuf ifdjer  Seite 
$u  finöen  fc^ien,  perle^te  öie  Königin  tief.  Itic^t  o^ne  u>ieöer  mit  Stein  Hücffpradje  5U 
nehmen,  antiportete  fte  öer  Sdjipefter  fogleic^  mit  einem  oftenfiblen  Briefe,  an  öem  audj 
öer  König  fclbft  mitarbeitete.  3^^^  „3"^^Ö"^*^^""  unterörücfte  fte,  aber  fte  perfdjipieg  öer 
Sdfipefter  öen  Sc^mer$  nic^t,  Preufen  unö  öen  König  fo  perfannt  $u  feljen.  IDie  fönne 
man,  bemerftc  fie,  g^^Jw^S  ^"^^  ^^en  Kontribution  perlangen,  ipenn  man  sugleic^  öurc^ 

267 


Kdntgtn  futfe  nnb  ber  ^retl^err  vom  Stein 

6ie  ©ffupation  alle  Hilfsquellen  bcs  tanbcs  peniidjte?  „Dos  tft  6te  reine  unö  ungcfdfminfte 
VOaiixliext,  bas  tanb  ift  arm,  6er  Tibzl  ebenfalls,  Du  mei^t  bas  fo  gut  n>ie  ic^/'  TXlan 
fc^eine  in  ^ranfreic^  5U  glauben,  öaf  es  nodj  einen  Staais^dfai^  gäbe,  bas  fei  ein  3rrtum. 
Der  KSnig  ^obe  bei  feiner  C^ronbefteigung  6ie  Kaffen  leer  un6  nur  Sdjulöen  porgefunöcn. 
tDie6er  unö  mieöer  fuc^t  fte  öann  6es  Kaifers  perf5nlic^e  tTeilnal^me  für  fxii  unb  il^r  Ungläcf 
rege  5U  madjen.  IDie  gerne  ipünfdje  fie  i^m  öanfbar  5U  fein,  u>enn  er  fte  nur  aus  6cm 
(EIen6  befreie,  6as  fte  5ugrun6e  ridjte  un6  töte. 

3n  einem  Briefe  an  ^rau  pon  Berg  ifat  Cuife  6amals  gefdjrieben :  „Das  übrige  (Sott 
befohlen,  6enn  6ie  JlTcnfcIjen  un6  iljrc  Berechnungen  über  alle  U)a^rfc^einlid)feiten  ftn6 
nidfts  gegenüber  Hapolcon,  il  ne  ressemble  ä  rien."  ZITan  fie^t:  Cuife  fommt  5un>etlen 
einer  richtigeren  Jtuffaffung  Itapolcons  naije;  aber  fte  n?ei§  foldje  (Erfenntnis  nidjt  feftsufyilten 
un6  nidjt  an$uu)en6en.  Bei  iljrem  i>on  ©efü^lsimpulfen  bel^rrfdften  IPefen  wirb  fte  immer 
u>ie6cr  6urc^  ein  paar  frcun6Iiclje  IDorte  in  3QwP^"^"  gcmiegt  un6  5U  6em  Perfudje  per* 
leitet,  in  6ie  großen  fragen  6es  Dölferlebens  un6  in  6ie  furdjtbarfte  Kraftentfaltung  jener 
Cage,  in  6ie  napoleonifci^e  XDeltpoIitif,  ntit  Sentimentalitäten  einsugreifen.  (ßen>i§  trug  je^t 
neben  6er  Caft  6es  Unglücfs,  6as  fte  er6rücfte,  6as  Bemuftfein  i^rer  Sdjmädfe  ^ierju  bei. 
Jtber  jene  Heigung  iljrer  meiblidjen  Hatur  n^ar  fc^on  pcrftärft  u)or6en  6urclj  6ie  unpolitifc^ 
Jltmofp^äre  am  £^ofe  König  ^ric6ridf  IDill^Ims  III.,  6eren  (Eigenart  audj  hierbei  auf  Me 
Königin  nic^t  günftig  einmirfte. 

Someit  Hapoleon  überijaupt  irgen6  einem  ©efü^Ie  auf  feine  Politif  (Einfluß  geftattete, 
mar  es  Preufen  gegenüber  —  hierin  ift  6amals  6ie  europäifc^  Diplomatie  gans  einig  — 
oljne  ^wcx^A  bas  ©efüljl  6es  £^affes.  (Er  fonnte  un6  u>oüte  feine  £^an6  nidjt  pon  6er 
Beute  laffen,  6ie  iljnt  in  Cilfit  entfdjiüpft  tt>ar.  2tüe  6ie  Streitigfeiten  über  tjö^  unk 
^aljlungsfriftcn  6cr  Kontribution  u>aren  nur  ZTlittcI  5um  ^wcde,  gehörten,  u>ie  feine 
Pertrcter  fagtcn,  nidjt  in  6ie  2lrit!jmctif,  fon6cm  in  6ie  Politif.  2ius  Prcufcn  fc^Iug  i^m 
eine  flamme  6es  £)affes  entgegen,  fo  ftarf  un6  fo  ^cif ,  6a§  er  6aran  pcr5U)cifeItc,  6iefen 
Staat  in  fein  „^ö6eratipfYftcm"  einglic6cm  $u  fönncn.  £^atte  6ie  Sücffidftnaljme  auf 
Kuglan6  i^n  gesmungcn,  feinen  Pemidjtungsplänen  $u  cntfagen,  fo  foüte  Preugen  ipenigftens 
nodj  u>eitcr  5crftücfclt  U)cr6en,  um  an6eren  politifdjen  Kombinationen  Kaum  5U  geben. 
3n  Paris  ersäljite  man  ftdf  glaubljaft,  6em  neuen  König  pon  IPcftfalcn,  3^'^"^^/  f^  ^^ 
preufifdfe  £an6  bis  5ur  ®6cr  mit  Berlin  bcftimmt  perfprodjen  n>or6en.  ^üt  eine  foldje 
Beraubung,  mie  un6  in  n>oId)em  Umfange  fte  aud)  geplant  fein  mocbte,  oHir  6er  gute  IDille 
Kuglan6s  unentbc^rlidj.  Hapoleon  fam  auf  6en  (ße6anfen,  6ie  Käumung  Preußens  pon 
6er  Säumung  6er  6urdf  ruffifdje  (Truppen  bcfe^ten  Donau^ürftentf«  '^r  XTloI'^"  «»«N  XDalad^ 


Kdntgtn  £utfe  unb  ber  ^rett^err  com  Stein 

abhängig  $u  machen,  überhaupt  bas  (ßcfdjtcf  Prcuf  cns  mit  öer  in  tCilfit  erörterten  (Teilung 
öer  tCürfet  5U  perfnupfen»  Don  öer  Begeljrlidffeit  Huflanös  im  ®ften,  6ie  er  5U  rei$en 
nidft  mfiöe  u>uröe,  erijoffte  er  Me  Preisgebung  Preuf ens. 

Itidft  an  ben  fleljenöen  Bitten  einer  unglücflidjen  Königin,  andj  nidjt  an  öer  redjt^* 
5eittgen  ^al^Iung  einer  größeren  06er  geringeren  Kontribution  ^ing  Preufens  Sdjicffal: 
u>ie  fo  oft  fc^on  tpuröe  es  beljcrrfdft  pon  öem  Derljältnis  Huf lanös  $u  ^ranfreic^» 

Kaifer  JHeyanöer  mar  in  tCilfit  por  öer  Uebermadjt  ^ranfreidjs  surücfgemidjcn,  gegen 
6ie  jeöer  IDiöerftanö  i^m  $unäd}ft  hoffnungslos  erfdjien,  un6  tfatU  mit  Itapoleon  ein 
Bünönis  gefc^Ioffen,  bas  iljm  auf  Koften  Sdjmeöens  unö  öer  tCürfei  er^eblidje  Dorteile  in 
itusftdft  (teilte.  Don  Preuf en  erwartete  er  öiefelbe  Ergebung  in  politifc^e  Itotmenöigfeiten; 
6ie  er  felbft  auf  erlief  5ur  Sc^au  trug;  allein  innerijalb  6es  Svftems  öer  fran$öftfdfen  JHIians 
tjielt  er  öoc^  öie  Derbinöung  mit  Preufen  feft,  öie  ftaatlidje  3"*^^^ff^"  ^i^  perfönlidje 
Hücfftdften  iljm  münfdjenstpert  machten.  U)ie  ^rieöric^  IDil^elm  auc^  nac^  ^rieölanö  unö 
Cilfit  ausrief:  „ZleiU;  Pon  2tle^an6er  laffe  ic^  nic^t",  fo  ipar  in  öiefen  Cagen  öer  tiefften 
©^nmac^t  Preuf  ens  JHeyanöers  ^reunöes^nö  öoc^  öie  ein$ige  £^ilfe,  6ie  fidj  pon  fcmljer 
6em  gebeugten  König  5ur  IDieöeraufrtc^tung  iarbot. 

Der  rufftfdje  Botfdjafter  (ßraf  Colftoi  Ifaik  bas  €Ienö  preufens  mit  eigenen  Jtugen 
gefeljen,  $uglei(^  aber  audj  6ie  beftimmte  Ueber$eugung  gewonnen,  6af  Zlapoleon  über 
preufen  ^intt>eg  feine  ZTlac^tftellung  weiter  nac^  ®ften  gegen  Huf lanö  felbft  porsufc^teben 
fudje.  2tn  öemfelben  Cage,  wo  Prin$  IDil^elm  Königsberg  perlief,  erhielt  er  feine  2tu6ien$ 
bei  Hapoleon*  (ßleidj  am  nädjften  Cage,  7.  Itopember,  begann  er  fidj  in  nadjörücflic^fter 
IDeife  für  Preufen  5U  perwenöcn.  2Iudj  Kaifer  2tleyanöer  felbft  perfannte  nidjt,  wie  öie 
preuf ifdjen  ^eftungen  in  fran$öfif(^en  ^anöen  weniger  ein  pfanö  für  Kontributionssa^lungen 
als  eine  möglidje  ©perationsbafis  gegen  Huflanö  beöeuteten*  3n  feinen  Unterreöungen 
mit  Sapary  wies  er  6en  Derfuc^  Zlapoleons,  öie  Häumung  öer  Donaufürftentümer  unö 
preufens  miteinanöer  5U  perbinöen,  weit  pon  jtc^.  Zlicljt  um  6ie  ganse  Cürfei,  rief  er 
aus,  wolle  er  eine  weitere  Sc^wac^ung  preufens  $ugeben;  es  fei  für  iljn  eine  €^renfadfe, 
auf  Erfüllung  öer  Derfprec^ungen  $u  befte^en,  6ie  Hapoleon  i^m  in  Cilfit  für  preufen 
gegeben  Ijobt.  Diefe  unö  anöere  (Erflärungen  Huflanös  waren  fo  unsweiöeutig  unö  fo 
nadjörücflidj,  6af  Zlapoleon  ftc^  $u  einer  porläufigen  2ten6erung  feiner  politif  genötigt  fa^. 
®!jne  5ie  £^ö^e  feiner  Kontributionsforöerungen  im  minöeften  $u  ermäfigen,  loderte  er 
öoc^  leife  6en  Drucf  feiner  ^auft  auf  öem  unglücf liefen  Canöe:  er  erflärte  ftdj  mit 
Ueberlaffung  pon  örci  ^eftungcn  begnügen  $u  wollen  unö  traf  Jlnorönungen  $ur  Saumung 
öes  Canöftridjes  $wif(^en  paffarge  unö  IDeic^feL    Das  finansiellc  Jtusfaugungsfyftem  blieb, 

269 


6ic  politifd^e  unö  ntilitarifc^e  Befd^Iagna^me  lief  nad^,  unt  fo  me^r,  6a  Hapoleons 
2(ufmerffantfcit  fxd)  6er  llntermerfung  Portugals  un6  Spaniens  5Utt>an6te,  it>o  er  ftd^er  tpar, 
6em  IDi6erftan6e  Suf  Ian6s  nidjt  5U  begegnen. 

Die  Hadfridften  über  6iefc  gunftige  H)en6ung  trafen  feit  6eni  23.  Itopembcr  in 
ZHeniel  ein.  5"^^^^  fanten  aus  Petersburg  Briefe  i>on  2Heyan6er  an  ^ric6ric^  IDil^Im 
un6  Cuife,  in  6enen  6er  Kaifer  feine  una)an6elbare  jrcun6fd;aft  für  6as  preufifdje  Königspaar 
un6  feine  unemtü6Iidfc  ^ürforge  für  6ie  preufifdjen  3"^<^wffen  beteuerte.  (Ein  pradjtpoUes 
(ßefdjenf,  ein  Sdfal,  begleitete  6as  Sdjreiben  an  6ie  Königin.  Von  fran$öfifdjer  Seite 
aber  n>ur6e  mitgeteilt,  6af  6ie  unterbrod^ene  Häumung  6es  £an6es  nun  fortgefe^t  wctbm 
würbe  un6  6af  6ie  Königin  6ann  i^re  ZPod^en  in  Königsberg  galten  fönne.  ZTTan  fafte 
in  UTeniel  n>ie6er  etmas  ZTTut.  €s  u>ur6e  befdjioffen,  6ie  finan$ieücn  Jtnfprüdje  Hapoleons 
nadj  Znöglidffeit  5U  bcfrie6igen,  n?eitergeljen6en  2infor6crungen  ober,  nanientlidf  6er  ^Ibtretung 
6er  Domänen,  unbeugfamen  U)i6erftan6  entgegensufe^en. 

Tlndj  6ie  Königin,  6ie  gleid;  am  23.  Hopember  eine  lange  Befpred;ung  mit  Stein 
fyxtte,  atmete  u>ie6er  auf.  Dem  ©rafen  tColftoi  in  Paris  6anfte  fie  felbft.  llebrigens  wen 
fie  meit  entfernt,  fic^  un6  iljren  Bemfiljungen  ein  I?er6ienft  an  6er  eingetretenen  Befferung 
5U5ufc^reiben.  (Es  6eutet  pielme^r  auf  eine  realere  2luffaffung  6er  in  6er  IDeltpoIittf 
Q?irfen6en  Kräfte,  n>enn  fie  je^t  6as  f^uptmottp  fflr  Hapoleons  leifcs  ^urucFmeic^en  in 
6effen  IDunfdje  falj,  6ie  fran$öfifc^en  tCruppen  an6eru>eit  5U  gebraudjen.  „Das  ZPort: 
,braudfen*",  fdjrieb  fie  6em  Pater,  „ift  pon  pielem  (ßemidjt,  6enn  e^c  6ie  Jimbition  nic^t 
neue  Bcfdjäftigung  erfdjuf,  u>ür6en  mir  fie  nidjt  los  un6  ^ätte  6er  König  bar  sveimal 
fopicl  besaljlt,  als  man  pon  i^m  for6ert."  Daneben  triumphierte  fiegreidj  i^r  frommer 
Claube.  Dos  Had^laffen  6es  Drucfes,  fo  geringfügig  es  n>ar,  fd^ien  i^r  n>ie  ein  ]I)un6er, 
6as  iljr  (ßottpertrauen  er^ö^te  un6  fie  für  »eitere  Prüfungen  ftärfte.  Denn  Jlnlaf  5um 
Kummer  gab  es  nod;  genug.  Die  fleinen  (Errungenfd^aften  auf  6er  einen  Seite  muften 
mit  ®pfem  an  an6erer  Stelle  be$a^lt  iper6en.  Jtuf  2tn6ringen  Suf Ian6s  un6  ^ranfreic^ 
perftan6  fidj  Preuf  en  en6lic^  6a5U,  je6e  X?erbin6ung  mit  (Englan6  absubredjen  un6  6em 
englifdjen  ^an6cl  6ie  £)äfcn  5U  fperren,  fo  6ap  6er  Sdjiffsperfc^r  aufljörte,  6er  6«n 
Jtufentljalt  in  ZTlemel  belebt  un6  erträglidjer  gemadjt  I)atte.  Die  Vertreter  £^annopers  un6 
(Englan6s,  6eren  Bepor5ugung  in  217emel  6en  rufftfd^en  (ßefd^ftsträger  Kru6ener  fc^n 
eiferfüdftig  geftimmt  ^atte,  perf(^ipan6en  pom  preufifdjen  J)ofe.  3"  ^"  Perfym6lungen 
mit  Dansig,  6ie  am  6.  Desember  6urd;  einen  Pertrag  been6et  tpur6en,  muf  te  Preuf  en  ft<^ 
$u  u>eitgeljen6en  5w9^P5"^"*ff^"  bequemen,  6ie  6er  Königin  tpie6er  tiefen  Sdjmer$  oer* 
urfad^ten.   Da5U  Famen  ^ie  £infc^ränfungen  im  £^fl?alt,  6ie  Stein  mit  vnerbittüd^'^r  Strenge 


Königin  fnife  unb  bcr  ^reiljerr  rom  Stein 


öurdjfü^rte;  u>ur6e  man  6oc^  baI6  audf  $um  (gtnfdfmciscn  6es  golöcnen  Scroices  genötigt. 
€5  wav  ntc^t  6ie  Königin  allein,  6ie  über  (Entbehrungen  flagte;  audj  Prinsefftn  IDil^elm 
fc^rieb  damals:  ,,XDir  ^aben  faum  5U  effen/'  7lm  meiften  litt  öie  Königin  nadj  ©ic  por 
unter  öem  Klima  in  Preufen.  „3"  Süööeutfc^Ianö  ersogen/'  fo  fc^rieb  fte  6em  Bruöer, 
„Ifaüt  idi  fc^on  ZlTü^e,  mic^  in  Berlin  $u  afflimatifteren,  aber  mos  ift  bas  Klima  pon 
Berlin    im  Dergleic^  $u  Preufen  I" 

(Eine  ^reuöe  irenlgftens  u>ar6  je^t  6er  eölen  Bulöerin.  Xladi  2tbfdjluf  bes  Dertrages 
mit  Dansig  räumten  6ie  ^ransofen  tatfadjHdf  bas  redjte  IDeic^felufer,  auc^  Braunsberg  un6 
(Elbing,  it>o  ZTlarfc^all  Soult  bisher  gefd^altet  ^atte;  nur  bei  ZTlarienburg  blieben  einige 
Caufenö  ZlTann  fte^en.  Itun  erft  bemirften  öie  erneuten  Dorftellungen  6er  Königin  un6 
Steins,  öie  J)ufelan6  unterftü^te,  6af  6er  König  n)i6erftreben6  in  6ie  Perlegung  6er  Hefi6en$ 
nadj  Königsberg  einiriUigte.  2tm  ^^♦3anuar  ^808  u>ur6e  in  Dauerläufen  an  einer  mächtigen 
(Eidje,  um  6ie  man  ftc^  oft  $u  frö^lidjem  Spiel  i>erfammelt  Ifatt^,  nod)  ein  2tbf(^ie6sfeft  gefeiert. 
Unter  6em  Sdjnee  pflücfte  6ie  Königin  einige  (ßiaslfalrm,  6ie  fte  $ur  (Erinnerung  an  6as 
„liebe  tCauerlaufen"  aufbewahrte;  6ann  fuhren  ^rie6ridj  IDil^elm  un6  Cuife  nadj  Königsberg, 
iDO  fte  5u>ei  tCage  fpäter  eintrafen-  Xiidjis  wax  perabfäumt,  6er  Königin  6en  Jlufent^alt 
im  Sdjlof  be^glic^  su  machen.  ZlTan  ^atte  i^re  gimmer  mit  ©emälöen  un6  an6eren 
(Erinnerungen  aus  6en  Berliner  Sdjlöffem  gefc^mücft,  jte  fan6  ein  grünfamtenes  Huljebett 
un6  eine  6a$u  paffen6e  XDiege,  (ßefc^enfe  6er  Bürger,  6ie  i^r  befon6ers  u>iUfommen  nniren 
in  einem  Ztugenblicf,  u>o,  mie  fte  fagte,  „pon  allen  Seiten  alles  gefc^ie^t,  um  fie  pon  uns 
los$ureifen." 

Die  Königin  tpar  glflcflic^,  ZlTemel  en61ic^  perlaffen  $u  ^en,  um  fo  glficf lieber, 
6a  fte  Königsberg  als  eine  &appt  auf  6em  tPege  nac^  Berlin  anfa^*  fi<  oiinte  nic^t,  6af 
6er  2tufent^alt  6ort  no<^  faft  5n>ci  3^^^  6auem  follte. 


n.  3n  Königsberg.    ^808 

Bal6  nac^6em  man  fic^  in  Königsberg  eingerichtet,  am  \.  ^cbruar  ^808,  genas  6ie 
Königin  leidjt  un6  glflcHic^  einer  prin$effin,  6te  am  28.  ^ebruar  auf  6ie  Itamen  6er  ZTTutter 
Cuife  2(uguf)e  IDil^elmine  2(malie  getauft  u>ur6e.  Stein  ^tte  $eitipeife  6aran  ge6ac^t, 
Hapoleon  6ie  patenfc^ft  onsutragen.  Der  König  aber  beflimmte  5U  alleinigen  Caufseugen 
6ie  Stän6e  Pon  ©flpreufen,  auc^  Me  Vertreter  6es  „tiers  ^tat",  ipie  (ßräfin  Pof  fc^reibt 
Die  tCaufe  »ar  eine  er^ben6e  ^eier,  ,,eln  ^errlic^es  Polfsfeft''  nac^  ^r.  Delbrücfs  Urteil, 

271 


Kdntgtn  futfe  unb  ber  ^retf)err  vom  Stein 


unö  öic  fleinc  Cuifc  —  fpätcr  öic  (ßcmaljlin  6cs  prinscn  ^riciric^  6er  nic6erlan6e  — 
tpur6e  halb  als  5er  ITIutter  €benbiI6  allgentetn  pere^rt. 

Die  politifc^en  Per^anölungen  rucften  insnnfd^en  nic^t  portparts.  Prins  IDUI^Im  nnit 
perfSnIidj  in  paus  von  Hapoleon  freunölidj  aufgenommen.  €in  2lnerbieten  6es  Prin$en 
aber,  als  (ßeifcl  für  öie  CrfüUung  5er  preugifdjen  Derpflidjtungen  5u  6ienen,  lehnte  6et 
Kaifcr  ab  unö  Dern>ies  öie  Dcr^anölungen  über  öie  Kontribution  an  Vaxn,  feinen  Berliner 
BepoUmäcbtiöten.  Stein  entfdjiof  fidj  öes^alb,  unmittelbar  nadf  öer  (Tauffeier  felbfl  nac^ 
Berlin  5u  geljen.  €r  perftänöigtc  fidj  öort  mit  Daru  rafdj  über  einen  Dertrag,  öeffen  Hotififotion 
Hapoleon  jcöodj  erft  persögcrte,  öann  fcfjlicflidj  ableljnte.  Der  Kaifcr  ipfinfdjte  nic^t  pc^ 
gegen  Preufen  5u  binöen,  um  bas  unglücflid^e  £anö  immer  als  Per^anölungsobjeft  gegen 
Suflanö  bcnu^en  5u  fonnen.  2llcfanöer  aber  lief  feit  feinem  Briefe  pont  Hopember  ^807 
nidjts  mcljr  pon  fidj  Ijören,  obfdjon  fein  Botfdjafter  in  Paris  öie  preuf ifdjen  Bemüljungen 
nadi  tpie  por  unterftü^tc.  Königin  £uife  entpfanö  bas  Scfjtpcigen  öes  Kaifers  unt  fo  peinlid^r, 
als  fie  feine  Pcnpenöung  auc^  für  ZtTecflcnburg^Streli^  angerufen  {jatte.  Sie  traute  i^m  bodi 
nidfi  rcdjt.  „3^  ^^^^  nicht/'  fc^rieb  fie  öcm  Datcr,  ,,ob  er  lebt  oöer  tot  ift  . . .  €r  ^t 
immer  guten  IDillen.  IDer  aber  öen  tCilfiter  ^rieöen  unterfdjricb,  fann  audj  müöe  iperöen 
im  (ßutcn."  Piel  ^reuöe  Ijatte  Cuifc  öagegen  an  i^rem  Bruöer  (ßeorg,  öer  bei  einet 
llnterrcöung  mit  Hapoleon  tapfer  für  öie  Sdjtpcfter  unö  öcren  (ßcntaljl  eintrat. 

Seit  öie  Königin  jene  tiefe  €rfcf}üttcrung  übern^unöcn,  öie  in  öer  ilufscidjnung  pom 
29.  ®f tober  unö  in  öcm  Sdjrciben  an  Hapoleon  Pom  ^.  Hopcmbcr  ^807  i^ren  2Iusörucf 
gcfunöcn  Ijat,  tt>ar  eine  gctt>iffc  Sulje  über  fie  gcfommen.  ,,3"""Wen  alles  Kummers", 
fdjricb  fic  nodj  pon  IlTcmcl  aus  öer  ^rau  pon  Berg,  „Ijabe  idj  läge,  mit  öenen  idj  sufrieöen 
bin.  Pic  ilTcnfdjcn  frcilidj  Ijaben  öaran  feinen  Zlntcil,  idj  pcrfdjaffe  mir  alles  felbfl,  auger 
öer  ^rounöfdjaft  öes  Königs,  feinem  Dertrauen,  feiner  (ßüte  unö  ^ärtlidjfeit  für  mic^,  Me 
ipirflid)  mit  jeöem  (Eagc  suneljmcn."  Unö  an  öemfelbcn  (Cage  an  Bruöer  (ßcorg:  ^Der 
(ßeöanfe,  öie  £aft,  öie  midj  Ijcute  nicöerörücft,  nidjt  pcröicnt  5U  Ijaben,  gibt  mir  für  bas 
Sittlidje  übernatürlidje  Kräfte,  unö  meine  Seele  genieft  inmitten  pon  allem  einer  Kulje,  öie 
idj  faft  öie  Hulje  öes  (ßcredjtcn  nennen  mödjte,  wenn  bas  nidjt  5upiel  gen^agt  ipare." 

(Eine  Stimnmng  öer  Hefignation  fpridjt  aus  foldjen  IPorten.  (ßegenüber  öen 
Ijcrrfdjcnöen  IDcltmädjtcn  modjtc  öie  Königin  öer  eigenen  ©Ijnmadjt  meljr  unö  meljr  inne 
geu:>oröen  fein,  lüic  eifrig  Ijatte  fie  nodj  Por  fursem  in  öie  austt>drtige  Politif  eingegriffen, 
wk  leiöenfdjaftltd)  namentlidj  für  öie  2\dunmng  öes  Canöes  gcfdmpft,  öie  iljr  für  Preugen 
une  für  fie  felbft  eine  Cebensfrage  beöeutete.  3n  Königsberg  fdjeint  fie  öen  Kampf  fafl 
auMug*'h^ii     Sie  ^ieW  fi*  überhaupt  meljr  5urüJ.    Selte^  nod>  r'»it»ii*  <•*  «» *^^n  aem*«-^n»*i(<»n 


iEafel  2\ 


Die  liatfcrlidi  luiffifdu*  j'amilk  iinb  IXapoUon 

l.  Kaifcriii  (Elifabctt?  3IIerejcipria  von  2\uHtcm&.     :,  Kdifcr  JlfeTaitbcr  vm  ^n%\anh,    3.  Katf er iri'IH aller 

ITTaria  ,fco5orömna*    +.  Kaifcr  2Ta^Kiiecni  I.    o.  (Sroftfiirllin  Inlena  v^n  'Rn%U\n^,  ^rbpriitjeffin  1^0«  ITIcrflen- 

bura-fdiiiicriiu    6.  4£rbprnt5  von  incrflfubur^-Sd^iperiu,    T.  i<3rofjfürftin  2U\na  von  HuBlan^.    8,  (SroHfikfk 

«lorifiaiititi  von  Kllglau^.    9.  (Srogfiirftin  llTaria  von  HuSIaiib,  Crbprinjcffiri  t»öu  Sadyfen-ireimar 


ZHaljIseitcn  teil,  mcift  fpcift  fie  mit  öem  K5nig  allein,  6er  in  feiner  feelifdjen  Hieier^ 
gefdjlagen^eit  audj  förperlidj  fränfelte,  fo  öaf  Me  Königin  mit  Stein  über  eine  Baiereife 
nadj  üixbowa  per^anbelte,  unö  i^rer  auft^eitemben  £iebe  met;r  als  je  beöurfte.  Denn  £ei6 
un6  Sorgen  vielen  nidjt  pon  öer  Sdjtt>eIIe  öes  Königsfdjiojfes;  immer  fpürten  6ie  Unglücf^ 
liefen  bas  Sdjn>ert  öes  (Eroberers  am  Hacfen.  3"  Königsberg  n>ar  ein  fransöfifc^er  Konful 
eingesogen,  öer,  »ie  Brtncfmann  fdjreibt,  öos  Königsberger  Kabinett  öcfpotifdj  regierte  unö 
gegen  öeffen  ^errifc^es  2tuftreten  £uife  Skxns  ^ilfe  anrief.  Balö  »ar  öann  n>ieöer  pon 
öer  2lbtretung  öiefer  oöer  jener  Propins  öie  Heöe,  balö  pon  öem  unpermeiölid^en  Beitritt 
$um  Äljeinbunöe,  öen,  ipie  ipir  ipiffen,  Cuife  befonöers  perabfc^eute.  Dro^enö  unö  öunfel 
lag  nac^  wk  por  öie  ^^'unft  por  iljr  —  ipenn  es  nodj  eine  ^ufunft  für  fie  gab.  ®ft  Ijat 
fie  auc^  öaran  persmeifeln  iPoUen.  Dann  fuc^te  {te  wolfl  (Troft  in  öer  ^ufprac^e  öes  0ber«* 
^ofpreöigers  Boroipsfi,  öer  öem  Königspaare  öie  alles  übenpinöenöe  Kraft  öes  lebenöigen 
(ßlaubens  preöigte,  unö  in  öer  ^eiligen  Schrift,  befonöers  in  öen  Pfalmen,  öie  i^r  leiö« 
poUes  ^er5  aus  Dersmeiflungstiefen  5U  fro^efter  ^uxKxfxdit  emporhoben.  XDie  füllte 
ftdj  Borou)sfi  im  3""^^^^^"  ergriffen,  wmn  Cuife  mit  i^rer  „meloöifc^en  Spvadic^'  öie 
ZPorte  öes  1126.  Pfalms  tpieöer^olte  —  Pon  bmm,  öie  mit  (Tränen  fäen  unö  mit  ^reuöen 
ernten  —  „als  piefe  ein  entsücfenöer  (ßefang  aus  i^rem  reic^  befaiteten  fersen".  3^^ 
gefiel  öie  Königin  je^  faft  noc^  me^r  als  früher,  mit  öen  „tpeifen  Höfen  auf  i^ren 
XDangcn"  unö  mit  öem  ,,milöen  2(usörucf  einer  fanften  XDe^mut"  unö  „ftillen  Se^nfudjt" 
In  öen  2tugen,  b^ntn  man  freiließ  anfa^,  öaf  fie  piel  geipeint  Ratten  unö  nod?  ipeinten. 

Cuifens  Stimmung  in  öiefem  ^rü^a^r  \808  fpric^t  am  fc^önften  aus  einem  Sdjreiben 
an  öen  Dater,  öas  sugleidj  i^r  et^ifc^*=poIitifdjes  (ßlaubensbefenntnis  enthält.  3^^  (ßemüt, 
in  feiner  Hein^eit,  Äu^e  unö  (Tiefe  offenbart  fidj  öarin,  freiließ  o^ne  öie  Kämpfe,  in  öenen 
fie  fidf  5U  öiefer  2(bgeflärt^eit  ^inöurc^gerungen  fjat 

Sie  fc^reibt,  ipa^rfc^einlic^  im  2(pril:  ,/Befter  Pater!  ZHit  uns  ift  es  aus,  tpenn 
audj  nidjt  für  immer,  öoc^  für  je^.  ^ür  mein  Ceben  Ijoffe  ic^  nichts  meljr.  3^  ^^^ 
midi  ergeben,  unö  in  öiefer  (Ergebung,  in  öiefer  fügung  öes  ^immels  bin  xdf  je^t  ru^ig 
unö  in  folc^er  Äu^e,  ipenn  auc^  nic^t  iröifdj  glücflic^,  öoc^,  »as  me^r  fagen  nHU,  geiftig 
glücffelig.  €s  wirb  mir  immer  Hörer,  öaf  2lIIes  fo  fommen  muf te,  ipie  es  gefommen  ift. 
Die  göttliche  Porfe^ung  leitet  unperfennbar  neue  IDeltsuftänöe  ein,  unö  es  foU  eine  anöere 
0rönung  öer  Dinge  iperöen,  ba  öie  alte  ftc^  überlebt  Ifat  unö  in  ftc^  felbß  als  abgeftorben 
$ufammenftür5t  XDir  ftnö  elngefc^lafen  auf  öen  Corbeeren  frieöric^s  öes  (ßrofen,  welcher, 
öer  ^rr  feines  3<*^r^unöerts,  eine  neue  ^At  fc^uf.  IDir  ftnö  mit  öerfelben  nidjt  fort** 
gefc^ritten,  öes^b  überflügelt  fie  uns.    Dos  fie^t  Hiemanö  flaret  ein,  als  öer  König. 

273 


Königin  lutfe  unb  ber  (freiberr  vom  Stein 


öic  ©ffupation  alle  Hilfsquellen  öes  Canöes  pemidjte?  „Dos  tft  öie  reine  unö  ungefdjminfte 
ZPaljr^eit,  öos  £an6  tft  arm,  bct  2lbd  ebenfalls,  Du  tpeift  bas  fo  gut  tpte  xdf.'*  TXlcai 
fcfjeine  in  ^ranfreidj  5U  glauben,  6af  es  nodf  einen  Staatsfdja^  gäbe,  bas  fei  ein  3n:tum. 
Der  König  Ijabe  bei  feiner  (Tljronbeftcigung  Me  Kaffen  leer  un6  nur  Sdjulöen  porgefunben, 
IPieöer  unö  tpieöer  fud;t  fic  öann  öes  Kaifers  perfönlid^e  (Teilnal^me  für  fid;  unö  i^r  Unglücf 
rege  5U  niadjcn.  IDie  gerne  njünfcfje  fie  iljm  öanfbar  5U  fein,  n>enn  er  pe  nur  aus  öem 
(Elenö  befreie,  bas  fie  5ugrunöe  rid;te  unö  töte. 

3n  einem  Briefe  an  ^xan  pon  Berg  ^at  Cuife  öamals  gefdjrieben :  ,,Das  übrige  (ßott 
befoljlen,  öenn  öie  ITlcnfcfjen  unö  iljre  Beredjnungen  über  alle  IDa^rfcfyrinlidjfeiten  finö 
nidjts  gegenüber  Hapoleon,  il  ne  ressemble  ä  rien."  TXlan  fieljt:  Cuife  fommt  sutpeilen 
einer  ridjtigcren  2(uffa{fung  Hapoleons  nal^e;  aber  fie  tpeif  folcf^e  (Erfenntnis  nid)t  feft5ul^tten 
unö  nidjt  ansun^enöen.  Bei  iljrem  Pon  (ßefüljlsimpulfen  beljerrfcfjten  IPefen  ipirö  pe  immer 
ipieöer  öurdj  ein  paar  freunölidje  IDorte  in  3IIufionen  gett>iegt  unö  $u  öem  Derfudje  per* 
leitet,  in  öic  großen  fragen  öes  Dölferlebens  unö  in  öie  furcfjtbarfte  Kraftentfaltung  jener 
(Tage,  in  öie  napoleonifdje  XDeltpoIitif,  mit  Sentimentalitäten  cinsugreifen.  (ßeroif  trug  je^t 
neben  öcr  £aft  öes  Unglücf s,  bas  fte  erörücfte,  bas  Betpugtfein  il^rer  Sdiwädfe  I)ier5U  bei 
2(ber  jene  Heigung  i^rer  meiblidjen  Hatur  ipar  fd^on  pcrftärft  n^oröcn  öurd;  öie  unpolitifc^ 
ZJtmofpIjäre  am  ^ofe  König  ^ricöridj  IDil^elms  III.,  öeren  €igcnart  aucfj  hierbei  auf  Me 
Königin  nidjt  günftig  einipirfte. 

Soipcit  Hapoleon  überijaupt  irgenö  einem  (ßefüljle  auf  feine  Politif  (Einfluf  geftattete, 
ipar  es  prcufen  gegenüber  —  Ijicrin  ift  öamals  öie  curopäifdje  Diplomatie  gans  einig  — 
oljne  5o>eifel  öos  (ßefüljl  öes  f}affcs.  (Er  fonnte  unö  roollte  feine  ^anö  nidjt  pon  öer 
Beute  laffcn,  öie  iljm  in  (Cilpt  entfdjlüpft  ipar.  Zille  öie  Streitigfeiten  über  ^ö^e  unö 
^aljlungsfriftcn  öer  Kontribution  iparen  nur  lllittel  5um  ^vocdc,  geijörten,  »ie  feine 
Vertreter  fagtcn,  nidjt  in  öie  2lritljmetif,  fonöem  in  öie  Politif.  2lus  Proufen  fdjlug  i^m 
eine  flamme  öes  f}affcs  entgegen,  fo  ftarf  unö  fo  ^cif ,  öa§  er  öaran  per5tt>eifelte,  öiefen 
Staat  in  fein  ,,^ööcratipfYftcm"  einglicöem  5U  fönncn.  ^atte  öie  Hücffidjtnaljme  auf 
Huglanö  iljn  ge5u:>ungen,  feinen  Pemidjtungsplänen  5U  entfagen,  fo  foUtc  Preußen  ipcnigflens 
nodj  »eitcr  scrftücfclt  u:>cröcn,  um  anöeren  politifdjen  Kombinationen  Haum  $u  geben« 
3n  Paris  er3äljlte  man  fidj  glaubljaft,  öem  neuen  König  pon  IDoftfalcn,  3^rönte,  fei  öos 
preufifdje  ianb  bis  5ur  ®öcr  mit  Berlin  beftinmit  pcrfprodjen  iporöen.  ^fir  eine  fok^ 
Beraubung,  wk  unö  in  »oldjem  Umfange  fie  audj  geplant  fein  modjte,  nxir  öer  gute  IPille 
Ku^lanös  unentbotjrlidj.  Hapoleon  fam  auf  öen  (ßeöanfen,  öie  Käumung  Preufens  pon 
öcr  Xäumung  öer  öurdj  rufpfdje  tCruppen  bcfefeten  Do"aufiirfte"tün«^  '>nrtINaii  «mö  TOM^di^ 


Königin  luife  unb  bev  f  rcitjerr  vom  Stein 

abhängig  5U  machen,  überhaupt  bas  <Sefd;icf  Preußens  ntit  6cr  in  tTiljtt  erörterten  tTeilung 
öer  (Tflrfei  $u  perfnüpfen.  Don  6er  Bcgeljrlidjfeit  Huglanös  im  ®ften,  6ie  er  5U  reisen 
nidjt  müöe  n>ur6e,  erijoffte  er  öie  Preisgebung  Preußens. 

Xlxdft  an  bm  fleljenöen  Bitten  einer  unglücflidjen  Königin,  audj  nidjt  an  öer  redjt* 
$eitigen  ^alilixnQ  einer  größeren  oöer  geringeren  Kontribution  Ijing  Preufens  Sdjicffal: 
xmz  [0  oft  fdjon  ipuröe  es  beljerrfdjt  pon  öem  Perljältnis  Huf lanis  5U  ^ranfreidj. 

Kaifer  illejanöer  n>ar  in  STilfit  por  6er  Uebermadjt  ^ranfreicfjs  $urücfgeipidjen,  gegen 
öie  jeöer  IDiöerftanö  i^m  sunädjft  Ijoffnungslos  erfdjien,  unö  ^atte  mit  Hapoleon  ein 
Bünönis  gefdjioffen,  bas  iljm  auf  Koften  Sdjipeöens  unö  öer  (Turf ei  erljeblidje  Dorteile  in 
2tusfidjt  ftellte.  Don  Preuf  en  ertt>artete  er  öiefelbe  (Ergebung  in  politifdje  Hotn^enöigfeiten, 
öie  er  felbft  auf  erlief  5ur  Sdjau  trug;  allein  innerhalb  öes  Syltems  öer  fransöfifdjen  2tIIian5 
^ielt  er  öodj  öie  Derbinöung  mit  Preufen  feft,  öie  ftaatlidje  3"*^^^^ff^"  ^i^  perfönlidje 
Sücfftdjten  i^m  n^ünfcfjensipert  madjten.  IDic  ^rieöridj  IDil^elm  audj  nadj  ^rieölanö  unö 
(Tiljtt  ausrief:  „Hein,  Pon  itlejanöer  laffe  idj  nidjt",  fo  ipar  in  öiefen  (Tagen  öer  tiefften 
©^nmadjt  Prcufens  ZJkfanöers  ^reunöes^anö  öoc^  öie  einsige  ^ilfe,  öie  ftdj  pon  fernher 
öem  gebeugten  König  5ur  XDieöeraufridjtung  öarbot. 

Der  ruffifdje  Sotfdjafter  (ßraf  SToIftoi  fyiiiz  bas  (Elenö  Preuf ens  mit  eigenen  2tugen 
gefeljen,  sugleidj  aber  audj  öie  beftimmte  Ueberseugung  geiponnen,  öaf  Hapoleon  über 
preuf  en  Ijintpeg  feine  2TIadjtfteUung  ipeiter  nac^  ©ften  gegen  Huf  lanö  felbft  porsufc^ieben 
fudje.  2tn  öemfelben  tCage,  ipo  Prins  XDil^elm  Königsberg  perlief,  erljielt  er  feine  iluöiens 
bei  Hapoleon.  (ßleidj  am  nädjften  tCage,  7.  Hopember,  begann  er  fidj  in  nac^rucflidjfter 
IPeife  für  Preufen  5U  penpenöen.  2Judj  Kaifer  illejanöer  felbft  perfannte  nidjt,  ipie  öie 
preuf  ifdjen  ^eftungen  in  fransöfifdjen  ^änöen  ipeniger  ein  pfanö  für  Kontributionssaljlungen 
als  eine  möglidje  ©perationsbafis  gegen  Huflanö  beöeuteten.  3"  f«in«n  Unterreöungen 
mit  Saparf  iPies  er  öen  Derfudj  Hapoleons,  öie  Säumung  öer  Donaufürftentümer  unö 
Preuf ens  miteinanöer  5U  perbinöen,  ipeit  pon  ftdj.  Hidjt  um  öie  ganse  tCürfei,  rief  er 
aus,  u>olle  er  eine  »eitere  Sdjn>ddjung  preuf  ens  sugeben;  es  fei  für  iljn  eine  €^renfadje, 
auf  (Erfüllung  öer  Derfprec^ungen  $u  befte^en,  öie  Hapoleon  i^m  in  tCilfit  für  preufen 
gegeben  Ijabe.  Diefe  unö  anöere  (Erfldrungen  Äuflanös  iparen  fo  unsipeiöeutig  unö  fo 
nadjörücflidj,  öaf  Hapoleon  ftc^  5U  einer  porläufigen  2tenöerung  feiner  Politif  genötigt  fa^. 
(Dlfnc  öie  ^ölje  feiner  Kontributionsforöerungen  im  minöeften  5U  ermäfigen,  locferte  er 
öodj  leife  öen  Drucf  feiner  ^auft  auf  öem  unglflcflidjen  £anöe:  er  erflärte  jidj  mit 
Ueberlaffung  pon  örei  ^eftungen  begnügen  5U  »ollen  unö  traf  ilnorönungen  5ur  Häumung 
öes  Canöftric^es  sipifc^en  Paffarge  unö  XDeidjfeL    Das  finansielle  ilusfaugungsfyftem  blieb, 

269 


Kdntgtn  (ntfe  unb  btt  (fretf^err  pom  Stein 

öte  politifd^e  unö  niiUtdrtfd;e  Sefdjlagna^me  lief  nad},  um  fo  mel^r,  ba  Hapoleons 
2lufmerffanifcit  fidj  öcr  Untcnpcrfung  Portugals  unö  Spaniens  sunxinite,  ipo  er  fidjer  tDor, 
6em  IPiöerftanöe  Huf  lanös  nid^t  ju  begegnen« 

Die  Hadjridjten  über  Mefe  gflnftigc  XDeniung  trafen  feit  öem  23.  Hopember  in 
ZITemel  ein.  S^cx^^  tarnen  aus  Petersburg  Briefe  pon  illejanöer  an  ^rieöridj  tDil^Im 
unö  £uife,  in  öenen  öer  Kaifer  feine  unn^anöelbare  ^reunöfdjaft  für  bas  preuf ifdje  KSnigspaor 
unö  feine  unermüölidjc  ^ürforge  für  öie  preugifdjen  3"^^^^ff^"  beteuerte.  (Ein  pradjtpoUes 
(ßefdjenf,  ein  Sdjal,  begleitete  bas  Sdjreiben  an  öie  Königin.  Don  fran$5jifc^er  Seite 
aber  muröe  mitgeteilt,  öaf  öie  unterbrod^ene  Häumung  öes  Canöes  nun  fortgefe^t  tperöen 
tpüröe  unö  öaf  öie  Königin  bann  it^re  ZPod^en  in  Königsberg  galten  fSnne.  TXlan  fafte 
in  ZUemel  n^ieöer  etn^as  ZTlut.  (Es  tpuröe  befd^Ioffen,  öie  finansiellen  2lnfprüd;e  Hapoleons 
nadj  2TlögIidjfeit  5u  befrieöigen,  n>eitergeljenöen  ZJnforöerungen  aber,  namentlich  öer  2lbtretung 
öer  Domänen,  unbeugfamen  XDiöerftanö  entgegensufe^en. 

2(ud;  öie  Königin,  öie  gleid;  am  23.  Hopember  eine  lange  Befprecf^ung  mit  Stein 
^tte,  atmete  ipicöer  auf.  Dem  (ßrafen  (Tolftoi  in  Paris  öanfte  fie  felbft.  Uebrigens  ipat 
fic  weit  entfernt,  fidj  unö  i^ren  Sentu^ungen  ein  Deröienft  an  öer  eingetretenen  Befferung 
5U5ufd;reiben.  (Es  öeutet  pielme^r  auf  eine  realere  2(uffaffung  öer  in  öer  ZDeltpoIitif 
ipirfenöen  Kräfte,  wenn  jie  je^t  bas  ^auptmolip  für  Hapoleons  leifes  ^urüdwAdfen  in 
öejfen  IPunfdje  fa^,  öie  fran$öfifc^en  ^Truppen  anöenpeit  5U  gebraudjen.  „Das  ZPort: 
,braudjen*",  fcfjrieb  fie  öem  Dater,  „ift  pon  pielem  (ßeu)idjt,  öcnn  e^e  öie  2(mbition  nic^t 
neue  Befc^ftigung  erfdjuf,  roüröen  ipir  fic  nidjt  los  unö  Ijdtte  öcr  König  bar  sipeimol 
fopiel  besaljlt,  als  man  pon  iljm  foröert."  Daneben  triumpljierte  ftegreid;  t^r  frommer 
(ßlaube.  Das  Hadjiaffcn  öes  Drucfcs,  fo  geringfügig  es  nxir,  fcf^ien  i^r  tpie  ein  ZPunöer, 
öas  i^r  (ßottpertraucn  er^öt^te  unö  fie  für  n>eitere  Prüfungen  ftärfte.  Denn  2tnlaf  5um 
Kunmier  gab  es  nocf;  genug.  Die  flcinen  (Errungenfd^aften  auf  öer  einen  Seite  mußten 
mit  ©pfern  an  anöerer  Stelle  besaljlt  iperöen.  2tuf  2tnöringen  Huf lanös  unö  ^ranfreic^ 
perftanö  fxdi  Preuf  cn  cnölic^  öa$u,  jeöe  Derbinöung  mit  (Englanö  absubred^en  unö  öem 
englifd^en  Qanöel  öie  Qäfcn  $u  fperren,  fo  öaf  öer  Sd^iffspcrfe^r  aufijörte,  öer  fren 
ZJufentljalt  in  2Tlcmel  belebt  unö  erträglidjer  gemadjt  l^tte.  Die  Vertreter  ^nnopers  unö 
(Englanös,  öeren  Bcporsugung  in  ZtTentel  öen  rufftfd^en  (ßefc^ftsträger  Krüöener  ^dfon 
eifcrfüdjtig  geftimmt  Ijatte,  perfdjipanöen  pom  prcufifdjen  ^ofe.  3"  ^  Derijanölungen 
mit  Dansig,  öie  am  6.  Desembcr  öurc^  einen  Pertrag  beenöet  tpuröen,  muf  te  Preuf  en  ftc^ 
5u  ipcitgcl^enöen  3w9^P<ä"^"iff^"  bequemen,  öie  öer  Königin  tpieöer  tiefen  Sd^mers  per* 
urfadjten.   Daju  fanten  öie  €infc^ränfungen  im  ^fi^alt.  öie  Stein  mit  unerbtttlid^^'r  Strenoe 


öurc^fü^rtc;  ii>ur6e  man  öodj  halb  audi  sunt  (Einfdjmelscn  öcs  golöcncn  Scrpiccs  genötigt 
(Es  nxir  nidjt  6ie  Königin  allein,  öie  über  (Entbeljrungen  flagte;  auc^  prinseffm  IDil^elm 
fdjrieb  6amals:  „IPir  Ijaben  faum  5U  ejfen."  2tm  meiften  litt  öie  Königin  nadj  n>ie  cor 
unter  öem  Klima  in  Preufen.  „3"  Süööeutfdjlanö  ersogcn/'  fo  fdjrieb  fte  öem  Bruöer, 
„^atte  ic^  fdjon  ZlTü^e,  midj  in  Berlin  5U  afflimatifieren,  aber  n>as  ift  bas  Klima  von 
Serlin    im  Dergleicfj  5U  Preufenl" 

(Eine  ^reu6e  tpenigftens  a>ar6  je^t  6er  eMen  Oulöerin.  Xladf  2tbfd;luf  6es  Vertrages 
mit  Dansig  räumten  6ie  ^ransofen  tatfädjlicf}  bas  redjte  IPeidjfelufer,  audj  Braunsberg  unö 
(Elbing,  u>o  2narfdjall  Soult  bisljer  gefdjaltet  Ijatte;  nur  bei  ZTlarienburg  blieben  einige 
(Taufenö  ZHann  flehen.  Hun  erft  ben>irften  6ie  erneuten  Dorftellungen  6er  Königin  unö 
Steins,  öie  ^ufelanö  unterftü^te,  öaf  öer  König  »iöerftrebenö  in  öie  Verlegung  öer  Hejtöens 
nad;  Königsberg  einwilligte.  2Im  ]l^.3^^u^^  \^^  würbe  in  Dauerläufen  an  einer  mäd^tigen 
(Eicfje,  um  öie  man  ftdj  oft  5U  frö^lidjem  Spiel  perfammelt  ^atte,  nodj  ein  2tbfcljieösfeft  gefeiert. 
Unter  öem  Sdintt  pflücfte  öie  Königin  einige  (Stasfyxbm,  öie  fie  5ur  (Erinnerung  an  bas 
,,liebe  (Taucrlaufen"  aufbewahrte;  bann  fuhren  ^rieöridj  IDil^elm  unö  £uife  nadj  Königsberg, 
n>o  fte  $a>ei  (Tage  fpdter  eintrafen.  Hid^ts  war  perabfäumt,  öer  Königin  öen  2lufent^alt 
im  Sd^lof  be^glid;  5U  machen.  TXlan  ^atte  i^re  ^immer  mit  (ßemälöen  unö  anöeren 
(Erinnerungen  aus  öen  Berliner  Sdjlöffem  gefdjmücft,  fie  fanö  ein  grünfamtenes  Äu^ebett 
unö  eine  Öa5u  paffenöe  IDiege,  (ßefdjenfe  öer  Bürger,  öie  i^r  befonöers  n>illfommen  nniren 
in  einem  2tugenblicf,  n>o,  »ie  fte  fagte,  „pon  allen  Seiten  alles  gefdjie^t,  um  fie  Don  uns 
lossureifen." 

Die  Königin  ipar  glucflic^,  ZRemel  enölid;  perlaffen  $u  fyibm,  um  fo  glficflidjer, 
ba  fie  Königsberg  als  eine  (Stoppe  auf  öem  IDege  nad;  Berlin  anfa^:  fie  aljnU  nxdft,  öaf 
öer  2tufent^lt  öort  noc^  faft  5n>ei  3^^^«  öauem  follte. 


II.  3n  Königsberg.    ^808 

Balö  nac^öem  man  fidj  in  Königsberg  eingeridjtet,  am  {.  ^ebruar  ^808,  genas  öie 
Königin  leidjt  unö  glflcfli^  einer  prin$effin,  öie  am  28.  f  ebruar  auf  öie  Hamen  öer  2Tlutter 
Cuife  2lugufte  IPil^elmine  2tmalie  getauft  wuröe.  Stein  ^tte  seittpeife  öaran  geöadjt, 
Hapoleon  öie  patenf^ft  onjutragen.  Der  König  aber  bepimmte  5U  alleinigen  trauf$eugen 
öie  Stänöe  pon  ©ftpreufen,  ouc^  öie  Vertreter  öes  „tiers  ^tat",  ipie  (ßräfin  Pof  fdjreibt 
Die  (Taufe  ipor  eine  er^enöe  ^eier,  ^ein  ^lidjes  Polfsfeft''  nadj  fr.  Delbrflcfs  Urteil, 

271 


unö  öic  Meine  Cuifc  —  fpätcr  6ic  (ßcma^lin  6es  Prinsen  ^ricbric^  6er  nie6erlan6e  — 
tpuröe  halb  als  6er  ZtTutter  €benbiI6  allgemein  t>ere^rt 

Die  politifdjen  I?cr^an6Iun9en  rücften  in$nrifdjen  nidjt  poriparts.  Prins  IDil^lm  wat 
perfSnIidj  in  Paris  von  Hapoleon  freun6Iic^  aufgenommen.  €tn  ilnerWeten  6c5  Prinjen 
aber,  als  (ßeifcl  für  6te  €rfällung  6er  preugifd^n  Perpßic^tungen  ju  6ienen,  lehnte  6er 
Kaifer  ab  un6  pertDies  6ic  I?crljan61un9en  über  6ie  Kontribution  an  Daru,  feinen  Berliner 
BepoUntadjtigten.  Stein  entfdjlof  fidf  6es^alb,  unmittelbar  nadf  6er  (Tauffeier  felbft  nac^ 
Berlin  5u  Qct}cn.  (£r  perftän6igte  fiif  6ort  mit  Oaru  rafd;  über  einen  Pertrag,  6effen  Hatififation 
Hapoleon  je6odj  crft  persögcrte,  6ann  fcfjlieglicf}  ablehnte.  Der  Kaifer  n>ünfc^te  nic^t  ftc^ 
gegen  Preufen  5u  btn6en,  um  6as  unglücflid^e  £an6  immer  als  Pert^n6Iungsobieft  gegen 
Suf  Ian6  bcnufeen  su  fönnen.  2llcyan6cr  aber  lie^  feit  feinem  Briefe  pom  Hopember  ^807 
ntd;ts  mct^r  pon  ftd;  t^ren,  obfd^on  fein  Botfdjafter  in  Paris  6te  preufifd^en  Bemühungen 
nadj  tt>ic  por  unterftü^tc.  Königin  £uife  empfan6  6as  Sdjnjcigen  6es  Kaifers  um  fo  peinlich, 
als  fie  feine  2?ern?en6ung  auc^  für  ZTIecflenburg^Streli^  angerufen  Ijatte.  Sie  traute  i^m  bodi 
nidjt  redjt.  ,,3^  ^^*t  nidjt,"  fdjrieb  fie  6cm  Datcr,  „ob  er  lebt  o6er  tot  ift  . . .  €t  Ifcd 
immer  guten  IDillen.  XDer  aber  6en  tCilfiter  5rie6en  unterfdjrieb,  fann  audj  mü6e  ii>er6en 
im  (ßutcn."  Diel  ^reu6e  Ijatte  £uife  6agegen  an  i^rem  Bru6er  (ßeorg,  6er  bei  einet 
tlnterre6ung  mit  Hapolcon  tapfer  für  6ie  Sdjmcftcr  un6  6cren  (ßcmaljl  eintrat. 

Seit  6ie  Königin  jene  tiefe  (Erfdjüttcrung  übertt>un6cn,  6ie  in  6cr  2Juf5cic^nung  Pom 
29.  ®f tober  un6  in  6cm  Schreiben  an  Hapolcon  Pom  ^.  Hopcmbcr  ^807  i^ren  2(us6rucf 
gcfun6cn  Ijat,  ipar  eine  gcu:>iffe  Hulje  über  fie  gcfommen.  ,,3"'^i**<^"  ^^^^  Kummers", 
fdjricb  ftc  noch  pon  iHcmcI  aus  6er  ^rau  pon  Berg,  „Ijabc  idj  läge,  mit  6enen  xd)  5ufrie6en 
bin.  Pie  ilTonfcbcn  freilief}  Ijaben  6aran  feinen  Zlntcil,  icfj  pcrfdjaffe  mir  alles  felbfl,  auger 
6cr  ^rcuii6fdjaft  6cs  Königs,  feinem  Dcrtrauen,  feiner  (ßüte  un6  ^ättlxdihxi  für  midj,  6ie 
tt>irflidj  mit  jc6cm  (Cage  suncljmcn."  tln6  an  6emfclben  (Tage  an  Bru6er  (Scorg:  „Der 
(ßc6dnfe,  6tc  Cdft,  6ic  mich  I^cutc  nic6cr6rücft,  nidjt  pcr6icnt  3U  Ijaben,  gibt  mir  für  6as 
Sittliche  übcrnatürlidjc  Kräfte,  un6  meine  Seele  gcnicf t  inmitten  pon  allem  einer  Hul^,  6ie 
id}  faft  6ie  Jtuljc  6cs  (ßeroijten  nennen  möchte,  tt>cnn  6as  nidjt  5upicl  geuKigt  ipäre.'' 

(Eine  Stimmung  6er  Hefignation  fpridjt  aus  folcbon  XDortcn.  (ßegenüber  6en 
ljerrfdjen6cn  IDeltmädjten  mochte  6ic  Königin  6cr  eigenen  ©Ijnmacbt  meljr  un6  meljr  inne 
geu:>or6en  fein.  IDic  eifrig  Ijatte  fie  nodj  por  fursem  in  6ie  auswärtige  Politif  eingegriffen, 
u^ie  lei6enfchaftlich  namontlid)  für  6ie  Käunmng  6es  Can6es  gefämpft,  6ie  it^r  für  Preufen 
wie  für  fie  felbft  eine  Cobensfrage  bc6eutete.  3^^  Königsberg  fcfaeint  fie  6en  Kampf  fafl 
auMugeben.    Sie  5»^l;t  fidj  überljaupt  meljr  5"rücf.    S^Hen  "Mj  ninir't  ^*  <tn  S^n  a^*^einfdmen 


fLa\d2\ 


Die  Kaifcrlidj  Kiiffifilic  ^fiitnilic  nnb  XliXpoUon 

l.  Kaifcrin  €Itf»jWtf?  2llercicniria  von  HuglaM^.    2.  Kaif«r  2([c|anber  tm  Kugfanb.    3,  Kaifmit-llTi»ttcr 

llTaria  .Vcobi^roiPiia.    4.  Kaifcr  ZTapolcon  l.    ^,  Örogfurfttn  IVtcn^i  ron  Hußlani»,  €rbprin3effiTi  von  IHcff Icrt- 

lmr»3-fd)wcriii.    6.  (Erbprinj  von  UXcdknbnt^'^d^wcthu    7.  tj>rö^fiirfiiu  finita  v^n  Hujjlanb.    w.  <5rojif«rP 

t£onftaritin  von  tln^lanb.    ^.  cSrogfürfün  ITIaria  von  KuHfanb,  €rbpnn3e|fin  von  Sac^fcn^aVitiur 


Königin  £uife  unb  btt  f  reil^err  vom  Stein 

Zna^Iseiten  teil,  meift  fpeip  fte  mit  öcm  König  allein,  6er  in  feiner  feelifdjen  Hieöer^ 
gefdjlagen^eit  andj  förperlid;  franfelte,  fo  6af  Me  Königin  mit  Stein  aber  eine  Ba6ereife 
nadj  Kubonxi  per^anöelte,  unö  i^rer  aufl^eitemöen  £iebe  met^r  als  je  beöurfte.  V^nn  £ei6 
unö  Sorgen  vielen  nidjt  von  öer  Sdjipelle  öcs  Königsfdjiojfes;  immer  fpflrten  6ie  Unglücf^ 
liefen  bas  Sdjn>ert  öes  (Eroberers  am  Hacfen.  3"  Königsberg  n>ar  ein  fransöftfc^er  KonfuI 
eingesogen,  öer,  »le  Brincfmann  fdjreibt,  bas  Königsberger  Kabinett  öefpotifc^  regierte  un6 
gegen  öeffen  ^errifdjes  2tuftreten  £uife  Steins  ^ilfe  anrief*  Balö  »ar  öann  ipieöer  Don 
öer  2(btretung  öiefer  oöer  jener  Propins  öie  Heöe,  balö  pon  öem  unpermeiölid^en  Beitritt 
$um  Ä^einbunöe,  öen,  ipie  »ir  ipiffen,  Cuife  befonöers  perabfc^eute.  Dro^enö  unö  öunfel 
lag  nad;  tpie  por  öie  ^ufunft  por  xl}v  —  ipenn  es  noc^  eine  ^utunft  fär  fie  gab.  0ft  ^at 
fie  audj  öaran  persipeifeln  ipoüen.  Dann  fudjte  fie  ipo^I  STroft  in  öer  Sn^ptadje  öes  ©ber*» 
^fpreöigers  Boroipsfi,  öer  öem  Königspaare  öie  alles  äbenpinöenöe  Kraft  öes  lebenöigen 
(ßlaubcns  preöigte,  unö  in  öer  ^eiligen  Sdjrift,  befonöers  in  öen  Pfdlmen,  öie  i^r  leiö* 
poUes  ^er5  aus  Dersmeiflungstiefen  $u  fro^eper  ^nvct^dit  emporhoben.  XDie  füllte 
fxd}  Boxowstx  im  3n"^J^f*«"  ergriffen,  menn  Cuife  mit  i^rer  „meloöifc^en  Spradje"  öie 
XDorte  öes  \26.  Pfalms  n>ieöer^oIte  —  Pon  öenen,  öie  mit  (Tränen  fäen  unö  mit  ^reuöen 
ernten  —  „als  piefe  ein  entsflcfenöer  (ßefang  aus  i^rem  reic^  befaiteten  ^erjen".  3^"^ 
gepel  öie  Königin  je^  fap  noc^  me^r  als  frä^er,  mit  öen  ,^n>eifen  Höfen  auf  i^ren 
XDangen"  unö  mit  öem  „milöen  2tusörucf  einer  fanften  XDe^mut"  unö  „ftillen  Se^nfuc^t" 
in  öen  2(ugen,  öenen  man  freiließ  anfa^,  öaf  pe  piel  gemeint  Ijatkn  unö  no<^  tpeinten. 

£uif ens  Stimmung  in  öiefem  ^rfl^a^r  \808  fpric^t  am  fc^önften  aus  einem  Sdjreiben 
an  öen  Dater,  bas  sugleidj  iljr  et^ifdj^'politifc^es  (ßlaubensbefenntnis  enthält.  3^^^  (ßemflt, 
in  feiner  Äein^it,  Hu^  unö  (Tiefe  offenbart  pc^  öarin,  freiließ  o^ne  öle  Kämpfe,  in  öenen 
pe  fxd)  5u  öiefer  Jlbgeflärt^eit  ^inöurc^gerungen  ^t. 

Sie  fdjreibt,  nxi^rfc^einlic^  im  2tpril:  „Beper  Pater!  ZHit  uns  ip  es  aus,  n>enn 
audj  nidjt  für  immer,  öodf  für  je^t.  ^flr  mein  Ceben  fy)ffe  ic^  nidjts  me^r.  3^  ^be 
mid;  ergeben,  unö  in  öiefer  (Ergebung,  in  öiefer  ^ügung  öes  Qimmels  bin  ic^  je^t  ru^ig 
unö  in  foldjer  Hulje,  tpenn  auc^  nic^t  iröifc^  glflcflidj,  öoc^,  uhis  meljr  fagen  nrill,  geipig 
glflcffelig.  (£s  wirb  mir  immer  flarer,  öaf  2lUes  fo  fommen  mufte,  ipie  es  gefommen  ip. 
Die  göttlidje  Porfe^ung  leitet  unperfennbar  neue  IDeltsuftänöe  ein,  unö  es  foU  eine  anöere 
©rönung  öer  Dinge  iperöen,  ba  öle  alte  pc^  überlebt  Ijat  unö  in  pc^  felbp  als  abgeporben 
Sufammenpflrst.  IPir  pnö  eingefc^lafen  auf  öen  Corbeeren  ^rieöric^  öes  iSrogen,  tpelc^er, 
öer  ^err  feines  3<»^rljunöerts,  eine  neue  ^At  fdjuf.  Wir  pnö  mit  öerfelben  nlc^t  fort** 
gefdjrltten,  btslfalb  flberpflgelt  Pe  uns.    Dos  Pe^et  niemanö  flarer  ein,  als  öer  König. 

273 


K5nidtn  £utfe  unb  ber  ^retf^err  oom  Stein 

Hocif  eben  t^atte  xA^  mit  i^nt  batSbzt  eine  lange  Unterrebung,  unö  er  fagte  in  ftc^  gefe^rt 
tpieber^Ientlicf?:  „Vas  muf  aud;  bei  uns  anöers  n>er5en''  •  • . .  (Es  n>äre  Cdfterung,  50 
fagen,  ißott  fei  mit  i^m  [Hapoleon],  ober  offenbar  ift  er  ein  XDerfseug  in  öes  ilUmädjtigen 
fiaxA,  um  hos  2llte,  n?eld;es  fein  Ceben  me^r  Ifii,  hos  aber  mit  6en  2lufen5ingen  feß 
penxHid^fen  ift,  5U  begraben. 

(ßetpif  tpirb  es  beffer  iDeröen;  hos  perbärgt  6er  (Staube  an  hos  poUfommenfte  IDefen* 
2(ber  es  fann  nur  gut  iDeröen  in  6er  ZPelt  6urd;  6ie  (Suten.  DesI^Ib  glaube  id;  auif 
nidjt,  6af  6cr  Kaifer  Hapoleon  TSox^apoxit  feft  un6  fidjer  auf  feinem,  je^t  freiließ  glän$en6em 
trtjron  ift.  ^eft  un6  ru^ig  ift  nur  allein  ZPat^rl^eit  un6  (ßered^tigfeit,  un6  er  ifi  nur  poIitif(^, 
6as  ^if t  tlug,  un6  er  ricf^tet  fid;  nid^t  xKai]  en>igen  iSefe^n,  fon6em  nad;  Umftän6en,  tpie 
fte  nun  eben  ftn6  . .  .  Dabei  ift  er  ol^ne  alle  ZHägigung,  un6  tper  nid^t  ZUaf  leiten  fann, 
perliert  6as  (ßleidjgen>idjt  un6  fällt.  3^  glaube  feft  an  (ßott,  alfo  audj  an  fittlidje  VOt\U 
or6nung.  IKcfe  felje  idj  in  6cr  ^errfdjaft  6er  (Semalt  nidjt;  6es^alb  bin  idj  in  6er  Öffnung, 
6af  auf  6ie  je^igc  böfc  ^di  eine  beffere  folgen  imr6  . . .  (Sans  unperfennbar  ift  2t0e5, 
tpas  gefd^e^en  ift  un6  okis  gefc^ie^t,  nic^t  6as  £e^te  un6  (Sute,  ipie  es  mer6en  un6  bleiben 
foU,  fon6em  nur  6ie  Sa^nung  6es  ZPeges  $u  einem  beffem  ^iele  ^in.  Siefes  ^iel  fd^eint 
aber  in  tpeiter  (Entfernung  5U  liegen,  a>ir  a>er6en  es  tpal^rfc^nlid;  nid^t  erreidjt  fet^n  unb 
6arflber  Ijinfterben.  ÄHe  (Sott  »ill;  ZJUes  n>ie  er  u)ill.  2lber  idj  fin6e  (Trop,  Kraft,  ZRut^ 
un6  fjeiterfeit  in  6iefer  Hoffnung,  6ie  tief  in  meiner  Seele  liegt.  3P  ^^  Dilles  in  6et 
ZDelt  nur  Uebergang!  IPir  ntuffen  6urc^.  Sorgen  a>ir  nur  6afär,  6ag  onr  ntit  ]e6em  tTo^ 
reifer  un6  beffer  n>er6en"  . .  . 

£uifc  ge6enft  6ann  6er  Besie^ungen  ju  i^rem  (Sema^l  un6  i^res  ungetrübten  &fi^ 
glücfes,  ed^t  tpeiblid;  6em  (Satten  6en  tpefentlic^ften  2lnteil  an  6iefem  (Släcf  5ufc^reiben6, 
6as  6od;  t^auptfäd^lid;  il}r  eigenes  2?er6ienft  tpar. 

„(Sem  tt>er6en  Sic,  lieber  Dater,  ^ören,  6af  6as  Unglficf,  »eldjes  uns  getroffen,  in 
unfer  el^elidjes  un6  t^äuslid^es  £ebcn  nid^t  einge6rungen  ift;  rielmel^r  6asfelbe  befeftigt  wxb 
uns  nodj  roertljcr  gemadjt  Ijat.  Der  König,  6cr  befte  ZHenfd},  ift  gütiger  un6  liebepoDer, 
als  je.  ®ft  glaube  idj  in  i^m  6cn  Ciebijaber,  6en  Bräutigam  5U  fefjen.  2TleIjr  in  Qanfr» 
lungen,  a>ie  er  ift,  als  in  ZDorten  erfel^c  id;  6ie  2Iufmcrffamfeit,  6ie  er  in  allen  Stdcfen 
für  mid;  t^at,  un6  nod;  geftem  fagte  er  fd)lid;t  un6  einfad;,  ntit  feinen  treuen  2(ugen  xvhd^ 
anfel)en6,  5U  mir:  ,,I)u,  liebe  Cuife!  bift  mir  im  Unglücf  nod;  tpcrt^er  un6  lieber  getporben. 
nun  roctg  idj  aus  €rfaljrung,  tt>as  idj  an  Dir  tjabe.  ZTlag  es  6raufen  ftürmen  —  wmn 
CS  in  unfcrer  €l}e  nur  gut  ZPcttcr  ift  un6  bleibt.  tPeil  id;  Sic^  fo  lieb  ^be,  I^be  i(^ 
unfer  jüngft  geborenes  tCödjterd^n  Cuife  genannt.    Zllöae  *$  eine  Cutfr  oer^n  "  —  Bis 


5U  (T^räncn  rflijrtc  mtdj  öiefc  (ßütc.  (Es  tft  mein  Stol^,  meine  ^reuöe  unö  mein  (Sind, 
öie  Ciebe  unb  ^n^cbmifcxt  bcs  beften  ZTfannes  5U  befi^en,  un6  iDeil  idj  i^n  von  fersen 
n>ieöer  Hebe,  unö  nrir  fo  mit  einanöer  (Eins  finö,  ba^  öer  IDille  öes  (Einen  audj  öcr  XDiüc 
öes  2tn6em  tft,  n>trö  es  mir  leidjt,  öies  glücflidje  (Einperftänönif,  n>elc^cs  mit  6cn  O^^Jf^" 
inniger  gen>oröen  ift,  5U  erijalten.  ZTfit  einem  IPorte,  er  gefällt  mir  in  allen  Stücfen  un6 
xd}  gefalle  i^m,  unö  uns  ift  am  ux)ljlften,  n>enn  mir  sufammen  finö  . . ." 

TXadi  öem  (ßatten  fpricfjt  £uife  von  öen  Kinöem,  bcfonöers  pon  öem  Kronprinsen 
unö  öeffen  „porsflglidjen  (Talenten".  „Unfere  Kinöer  finö  unfere  Sdiäi^t  unö  unfere  2tugen 
ruijen  voll  gufrieöen^eit  unö  voll  Hoffnung  auf  i^nen  ....  2neine  Sorgfalt  ift  meinen 
Kinöem  gen>iömet  für  unö  für,  unö  idj  bitte  (Sott  täglich  in  meinem  fte  einfdjliefenöen 
(ßebete,  öaf  er  fte  fegne  unö  feinen  guten  (ßeift  nidjt  von  i^nen  neljmen  möge  ....  (Erl^lt 
(ßott  {te  uns,  fo  erhält  er  meine  beften  Sdiäi^t,  öie  Hiemanö  mir  entreifen  fann.  (Es  mag 
fommen,  n>as  öa  u)ill,  mit  unö  in  öer  Bereinigung  mit  unfern  guten  Kinöem  »eröen  »ir 
glücffelig  fein"  . . . 

IDie  fdjon  öies  Sdjreiben  cütinm  läft,  gab  öie  Hulje  öes  (ßemüts,  perbunöen  mit  öem 
^urficftreten  öer  auswärtigen  Politif ,  öer  Königin  a>ieöer  (Tage  innerer  Sammlung  unö 
reidjerer  (ßeiftesarbeit. 

Bereits  in  ZUemel  ^atte  öie  Königin  piel  gelefen:  öie  Corinna  öer  ^rau  pon  Stael, 
befonöers  aber  ^iftorifc^e  XDerfe,  n)ie  Schillers  (ßefc^idjte  öes  öreigigjä^rigen  Krieges.  „34 
lefe  fleifig  öie  (ßefdjidjte",  fdjrieb  fte  in  Königsberg,  „unö  lebe  in  öer  Vergangenheit, 
n>eil  öie  ^ufunft  nidjts  me^r  für  midj  ift."  2(benös  am  (Teetifc^  las  fie  felbft  5uu)eilen 
tt>ieöer  por,  aus  öen  „Cebensgeiftem"  öes  (ßrafen  BenseUStemau,  aus  fransöfifcljen 
(Ersät^lungen ;  Selbrücf  beseugt,  a>te  gut  fte  fransöftfd;  las.  I)a5a>ifd;en,  $um  nic^t  geringen 
2?eröruf  öes  Königs,  perfc^mä^te  man  am  Qofe  auc^  öie  Cagesliteratur  nidjt,  jene  ^lug^ 
fdjriften  unö  Pamphlete,  öie  n)te  fc^mu^ge  Staubn>olfen  aus  öen  ftür$enöen  Huinen  öes 
alten  Staatsbaues  aufflogen;  a>ir  ^ören,  öaf  (Ephraim,  Bucf;^ol$,  ZUaffenbad;  gelefen 
tt>uröen.  Die  Königin  felbft  Ijat  fxdj  befonöers  mit  Combarös  „ZlTaterialien  $ur  (ßefdjidjte 
öer  ^aifu  ^805,  ^806  unö  \807"  befc^äftigt,  öie  in  öer  Königsberger  ^ofgefellfdjaft  piele 
£efer  unö  23en>unöerer  fanöen.  Die  Bemerfungen,  öie  jte,  n>ie  fie  fagt,  auf  XDunfdj  eines 
anöeren  öasu  nieöerfdjrieb  unö  öie  erft  fürslic^  peröffentlidjt  n>uröen,  ftnö  gans  im  Sinne 
öer  Kritif  geljalten,  öie  ^röenberg  in  feinen  Denhpüröigfeiten  gegen  Combarös  Sdjrift 
rid^tet.  Tlixdi  öie  Königin  taöelt  öie  Uebergriffe  öer  Kabinettsräte  unö  im  ^ufammenl^ng 
öamit  öie  preufifd^e  Heutralitätspolitif.  Perfönlic^e  ^ärbung  I^ben  begreiflic^ertpeife  i^re 
ZJcuferungen  über  öen  König,  fo  porjic^tig  unö  surücf^altenö  fte  ftnö;   eine  Bemerfung 

275 


Uiftt  bann  5ftcr  tPieber:  6ie  Klage  aber  6en  unbegränöeten  ZHangel  an  Selbßpcrtrauen  bei 
kern  König.  IParen  öie  ZJufseidjnungen  pielleic^t  geraöe  für  ^rieöric^  IDil^elm  felbft  beftimmt? 

Dos  ^uräcfget^en  &er  Königin  auf  ftd;  felbft,  6ie  (Entfaltung  regerer  geiftiger  Otigfett 
iDurfte  nodi  buxdi  stpei  ZIToniente  gefördert:  öurc^  6ie  2(ntDefen^t  6er  ^rau  wn  Berg  nnb 
bnxd)  öie  geiftige  2ttinofpljarc  pon  Königsberg  über^upt. 

^rau  pon  Berg  »ar  unmittelbar  nadj  öer  €ntbin6ung  öer  Königin  auf  6eren  ZPunfc^ 
in  Königsberg  eingetroffen;  fte  blieb  bis  €n6e  2lpril  \808.  Tim  tfoft  perglic^  man  ilfvt  Cr« 
fdjeinung  mit  STlaria  Stuart.  Sie  perfe^rte  faft  täglic^  mit  öer  Königin  unö  las  ipieöer  ftetfig 
mit  iljr.  Den  tiefften  Cinörucf  madjte  öamals  auf  Cuife  g^djarias  XDemers  fürs  por^ 
erfdjienenes  öramatifd^es  (ßeöic^t:  Sie  Sö^ne  öes  (Tals.  Sie  begeifterte  ftc^  ffir  6en  legten 
(ßrofmeifter  öes  (Templeroröens,  öen  ;,eölen  IXlolay^',  unö  für  öen  fc^ttifdjen  Hitter,  öen 
,4tarfen  Robert''.  XDemers  Drama  mit  feiner  get^eimnispoU  nac^  oben  ipeifenöen  Cenöett] 
erfdjien  il^r  tpie  eine  2lrt  Bibel,  unö  fte  legte  es  „nidit  ol^ne  tteffte  Hü^rung  unö  I^^ 
Cntfcf^Iüffe^'  aus  öer  Qanö.  Tlixdi  öie  Politif,  tpie  fid;  perftel^t,  tpuröe  5n)ifc^en  öen  beiöeit 
grauen  erörtert:  „VU  gute  Berg''  ^If  öer  Königin  ,,treu  öie  böfen  Hadjridjten  aus  Paris 
tragen";  unö  Cuife  ipei^te  öie  ^reunöin  ein  in  alle  öie  Seeknpfirme  öes  legten  3a^res, 
insbefonöere  aud;  in  öie  Hoffnungen  unö  (Enttäufd^ungen,  öie  i^r  aus  öen  Be5te^ungen  ju 
Kaifer  2tleyanöer  enpudjfen.  Beiöe  —  tro^  allem  —  modften  fte  nidjt  aufljören  an  i^n 
5u  glauben,  unö  rnenn  {td;  in  öer  Kird^  i^re  Stimmen  5U  öent  Cieöe  pom  Znorgenftem 
pereinigten,  fo  geöac^ten  fte  öes  ritterlichen  Kaifers  im  fernen  0ften,  öer  aus  anfd^nenöet 
Peröunfelung  eines  (Tages  leuc^tenö  aufge^n  unö  auc^  öem  unglficflic^en  Preufenlanöc 
^elle  trage  bringen  tPuröe. 

3n  Königsberg  ^rrfdjte  öamals  ein  reges  geiftiges  Ceben,  öem  öie  Hic^tung  auf  Me 
Degeneration  öes  Staates  ein  neues  unö  befonöeres  (ßepräge  gab.  (Es  ftnö  öie  tTage,  100 
öer  Staat  in  öen  breiten  ZRaffen  öes  Polfes  breitere  (ßrunölagen  fudjt  unö  öie  notion 
5U  felbftanöiger  politifd^er  2Irbeit,  5U  (ßemeinftnn  unö  ^ingebenöer  Paterlanösliebe  aufruft; 
n>o  öie  Durdjöringung  öes  alten  {garten  Preufentums  ntit  öem  (Seift  öer  neuen  öeutfd^ 
Bilöung  beginnt.  Politifd?  aus  Deutfdjianö  ausgefc^ieöen,  wädi^t  Preußen  geifKg  um  fo 
fefter  unö  inniger  in  bas  Oeutfc^tum  hinein.  Unö  anöerfeits:  was  in  Deutfc^Ianö  nodf 
frei  ift  unö  frei  fü^It,  fludjtet  ftc^  5U  öem  öeutfc^en  Staate,  öer  bas  ^odj  öes  Hl^inbunöet 
nic^t  trägt.  2(n  öer  Spi^e  öiefer  Znänner,  getragen  unö  gelben  pon  öer  ftttlic^en  i0r90e 
feiner  2lufgabe,  fteljt  öer  ^rei^  pom  Stein,  öie  ipuc^tigße  Perfönlic^feit,  öer  fraftPoOpe 
(Ct^rafter,  pom  König  me^r  gefürchtet  als  geliebt,  pon  öer  Königin  ^ocf^efd^^t,  ober  bodf 
nid)t  pereijrt  ipie  £)aröenberg.    ZHeijr  nadj  öem  Qerjen  öes  Königs  nxir  Sdnimborfl^  öer 


974 


ftill  unb  fränflic^,  tote  er  war,  mit  säljcr  (Energie  6ie  IDaffen  für  ben  Befreiungsfampf 
fc^mieöetc.  Diefem  „Hiefen"  gegenüber  beseic^nete  (ßneifenau  [xdf  felbft  als  einen  „pygmäen", 
er  6ie  ftolsefte  un6  geioinnenöfte  ZTlannesgeftalt  unter  6en  Heformem.  Sie  alle  iDur6en  oft 
5ur  föniglic^en  tTafel  gesogen,  obgleich  Ijöfifc^es  t^bcn  unö  treiben  iljnen  eigentlich  suiDiöer 
mar.  3"  if?tem  Kreife  fprac^  6ie  Königin  woljl  einmal,  loie  (ßneifenau  berichtet,  ,,mit 
Ijinreifenöem  €ntlju|tasmus  pon  einer  befferen  ©rönung  öer  Dinge."  Sdjam^rft  fanö^ 
6af  fie  in  Königsberg  unenMic^  gröf  er  unb  liebensuDÜröiger  UDuröe,  als  fie  jemals  geoefen. 
(ßneifenau  tpar  tief  bewegt  pon  iljrer  (Ceilnaljme,  als  fie  unter  (Tränen  6en  Danf  las,  ben 
öie  StaM  Kolberg  i^rem  Derteiöiger  öffentlich  ausfprac^.  Häljere  Bejieljungen  5U  iljr  fyit 
bodj  nur  Stein  geljabt.  Don  (ßeneralen  erfc^ienen  bei  ^ofe  noc^  6er  fnorrige  TQoxd, 
6er  Hac^f olger  Hüc^els  als  Kommandant  pon  Königsberg,  un6  ®l6ipig  pon  Hammer, 
6er  Hapitan  6er  erften  Kompagnie  6er  neugebil6eten  (ßar6e,  6er  Ciebling  6er  Damen. 
(Einige  ^cxt  ljin6urc^  ipar  auc^  (ßraf  (ßö^en  in  Königsberg,  6er  in  Sdjleften  in  tiefer 
^cimlidjfeit  alles  für  eine  nalje  (Erhebung  porbereitete,  un6  Schill,  6er  polfstümlidjpe  Pon 
allen,  um  6en  6ie  ZHenge  jic^  6rängte. 

3u  6en  Znitarbeitem  06er  Itac^folgem  Steins  an  6em  grofen  Heformiperfe,  6ie 
porübergeljen6  06er  6auem6  in  Königsberg  fic^  aufhielten  un6  gelegentlich  5U  ^ofe  gela6en 
würben,  geljörten  6ie  2nitglie6er  6er  oben  enpd^nten  3^"^^^wrto^^ifpon,  Hiebuljr, 
2tltenftein,  Sdjön,  Staegemann,  Klerois,  pon  6enen  befon6ers  6er  le^tere  6em  König  gefallen 
5u  Ijaben  fdjeint,  un6  2tuersß)al6,  Sacf  un6  X>incfe,  6ie  fpäteren  (Dberpräft6enten.  3^ 
3al?te  \809  traf  auc^  IDil^elm  pon  ^umbol6t  aus  Hom  in  Königsberg  ein,  6er  6ie  Seftion 
für  Kultus  un6  Unterridjt  im  ZHinifterium  6es  3""^^^  übemaljm.  lDi6erftreben6  Ijatte  er 
fic^  6a5u  entfdjloffen;  Königsberg  miffiel  iljm  anfangs  grün6lic^,  bal6  aber  geroöljnte  er 
jic^  ein  un6  erfreute  jic^  an  6em  Derfeljr  mit  Königin  Cuife  un6  an  6en  2tben6en  bei 
Prinsef  Cuife  Ha65iu)ill  un6  i^rem  funftfinnigen  ßaiten,  6er  6ort  feine  Kompofitionen  sum 
^auft  5ur  Zluffü^rung  bracfjte. 

Heben  6iefen  ^öljeren  Deripaltungsbeamten  bewegte  fidj  nodj  ein  Kreis  pon  Profefforen 
un6  Sdjriftftellem,  sum  (Cetf  mit  jenen  in  enger  X?erbin6ung  6urc^  Perfönlic^feiten,  u>ie 
Staegemann,  6er  auc^  als  Dichter  un6  Publisift  tatig  war.  Die  Uniperfitdt  ^atte  iwav 
Kant  un6  Krauf  bereits  Perloren;  einselne  t^rer  Ce^rer  aber  mirften  auc^  je^t  in  6ie 
IDeite,  por  allen  Süpem,  6er  im  IDinter  pon  ^807  auf  ^808  pielgerü^mte  Dorlefungen 
über  6ie  6eutfc^e  (ßefcfjic^te  pon  Karl  6em  (ßrofen  bis  auf  6te  (ßegentpart  ^ielt.  (Es  ipor 
6er  fittlic^s=er5ieljerifc^e  (Behalt  feiner  Vorträge,  6er  6ie  gu^örer  feffelte.  Süpem  wav  für 
Königsberg,    ipos   $u  gleicher  gelt  für  Berlin  6urc^  6ie  He6en  an  6te  6eulfc^e  Hotton 

277 


Königin  £utfe  nnb  ber  Jretf^err  vom  Stein 

^ic^tc  tpuröe,  mit  6em  er  ftc^  ptclfadj  berührte.  IDir  ertpä^nen  no^  (Beorg  Sdjcffner,  6ct 
als  Kriegs*  un6  Domänenrat  ^77^  naii  einem  Sertpürfnis  mit  ^rieöric^  6em  (Brofen 
feinen  2(bfc^ie6  genommen  un6  nun  als  SiebsigjäE^riger  in  poUer  geiftiger  Hfiftigfeit  in 
Königsberg  lebte,  un6  TXlajc  pon  Sc^enfenöorff,  öen  jugenMic^n  Heferenöar,  in  öeffen 
<ßeMcf;ten  Me  allgemeine  DereE^rung  ffir  Königin  Cuife  i^ren  fc^önfien  poetifc^en  TXusbmd  fan6. 

2n  öiefen  Kreifcn  un6  iljren  politifc^^literarifdjen  Beftrebungen,  im  2tnfc^Iuf  ipo^l 
an  ältere  Cogenperbinöungen,  entftanö  öamals  6er  ,,SittIic^'ipiffenfdjaftIic^e  l^erein",  befannter 
unter  öem  Hanten  „Der  (Cugenöbunö'^  6em  ^erporragenöe  Beamte,  ©fpsiere  un6  (Belehrte 
beitraten.  (Er  E^at  nur  in  6en  erften  IMonaten  nac^  feiner  (Brünöung  eine  getpiffe  Bedeutung 
geE^abt,  als  er  5u  einem  geeigneten  IDerfseug  ffir  6ie  (Er^bung  5U  meröen  perfprac^;  bann 
fanf  er  ebenfo  rafdj,  ipie  er  emporgefommen  mar,  un6  perfiel  Anfang  \8\0  fap  unbemertt 
6er  2tuflöfung.  IDie  6er  Ceitcr  6es  Dereins,  Profeffor  Krug,  perfidjert,  „^tanb  6ie  Königin 
unter  6cn  ^reun6en  6es  Dereins  obenan",  fie  intereffierte  [xdf,  crsä^It  er,  „ffir  alles  (Butt 
un6  Schöne,  un6  6a  iljr  6er  X?erein  in  6iefem  lichte  erfdjien,  fo  becljrte  fie  i^n  auc^  mtt 
i^rem  Ijoljen  Beifall/'    Halberes  freiließ  ift  6arüber  bisE^r  nidjt  befannt  geiPor6en. 

Dagegen  fm6  mir  gut  unterricfjtet  über  6ie  BesieE^ungen  6er  Königin  5U  Supem  un6 
Sdjeffncr.  Sdjeffner  E^tte  fdjon  \807  6ie  prinseffin  Solms  fennen  gelernt  un6  6urc^  i^ 
X?ermittclung  auc^  6ie  Königin  bei  6eren  5U)eitem  2tufentEjaU  in  Königsberg,  im  2tpril  un6 
ZTlai  6esfelben  2<^iixcs.  Die  frifdje  Urfprünglidjfeit  6es  treuEjersigen  un6  frcimfitigcn 
©reifes,  6en  Staegemann  6en  „^ranflin  pon  6er  ©ftfee"  nennt,  fdjeint  auf  Cuife  befon6ers 
an5icljen6  gemirft  5U  E^ben.  Sie  fpradjcn  miteinan6er  ober  6en  fransöfifdjen  (Beneralftob 
un6  prinsenersieljung,  über  ^of leben  un6  ^ofetifette,  un6  Sdjeffner,  begeiftert  pon  6<r 
unperf cnnbar  EjoEjen  Begabung  6er  Königin,  fudjtc  fie  5U  ftärfercr  geiftiger  Betätigung 
ansurcgcn.  Dabei  erging  es  iEjm  roie  an6crcn.  Cuife  begegnete  feinen  ZTlaEjnungen  nitt 
6cm  J)inu>eis  auf  ,,6ie  Pflicht  einer  (Ehefrau,  fic^  gans  6em  (ßefdjmacf  i^res  ZHannes  5U 
fügen  un6  fclbft  Dinge,  6ie  iljr  picles  un6  magres  Dcrgnügcn  madjten,  6em  aufsuopfcm, 
tt>as  fic  iljm  5U  feiner  Beruljigung,  (ErEjolung  un6  5<^itfür5ung  für  nüfelidj  un6  nötig  ^altc.^ 
Sdjeffner  lieg  fic^  6a6urd)  nidjt  abfdjrecfcn.  Tludb  nadj  Znentcl  l^in,  in  Profa  un6  in  Derfen^ 
mit  (£mft  un6  mit  ©ffonl^cit,  for6crtc  er  6ie  Königin  auf,  „alles  5U  neuem  tätigen  Ceben" 
5U  bcfcclen,  „Prcugens  IPunicrtatcrin"  5U  U)cr6cn.  (£r  bcfampfte  nadj6rücflidj  6ie  unnötige 
Verlängerung  6es  ^lufcutl^alts  in  ^Hemel,  übcrl^upt  6ie  gefä^rlid;e  Dorliebe  6es  Königs 
für  6ie  Bcqucmlic^fcit  eines  bürgorlidj  Ijäuslidjen  Ccbcns  un6  6rängte  auf  bal6ige  nel)et« 
ftc6clung  nadj  Königsberg.  Die  Königin,  6ie  an  6icfem  ^rcimut  feinen  Zlnftof  na^m,  lieg 
bal6  v^i)  6er  ^Jnfunft  in  Königsberg  Sc^effner  5U  fic^  bitten-  um  6c"  ^iljeren  pM^^nlic^en 


Kdntgtn  £ntfe  unb  ber  Jretf^err  vom  Stein 


Umgang  von  neuem  aufsune^men.  IDieöer  bemühte  jtdj  Sc^effner,  auf  fte  etn$uu)irfen, 
ungefähr  in  6em  Sinne,  loie  ^rau  pon  Berg.  (Er  fdjenfte  iljr  5um  (ßeburtstage,  \0.Znar5  \808, 
ta  Bruyires  „(Zfjataficvt" ,  6ie  einft  fc^on  prins  ^einric^  6cr  Königin  empfohlen  ^atte 
(f.  oben  S.  U3).  €r  iDuröe  nidjt  mü6e,  in  jie  5U  bringen,  6af  fte  „btn  i^r  von  (Bott 
perlieljenen  ©eift  6a^in  bringe,  bzn  Heic^tum  i^rer  (ßaben  fSniglic^  5U  brauchen."  ,,I)ie 
Preufen",  fdjrieb  er  i^r,  „Ijalten  5uperläfftg  €id.  Königliche  Znajeftdt  für  bas  einsige 
IDefen  im  Staat,  »eldjes  öem  Beneljmen  im  grofen  un6  Meinen  einen  anöeren  porteiU 
^aften  Sc^tpung  un6  6em  6en  König  un6  6ie  Hation  pereinenben  ISanbc  Unauflöslic^feit 
fdjaffcn  fönnte." 

Burc^  Sc^effner  ipuröe  6ie  Königin  auc^  mit  Süpem  befannt  3"^  Sommer  ^808 
erE^ielt  fie  nac^  unb  nac^  6ie  Qefte  feiner  ^iftorifc^en  Porlefungen,  6ie  fie  mit  grögtem  (Eifer 
ftuöierte  un6  6eren  bemerfenstperte  Stellen  fie  mit  Bleiftiftftric^en  —  ,,^ierogIyp^en  iljres 
^ersens"  —  beseic^nete.  IDir  fennen  i^re  pemac^Iäffigte  Bilöung:  es  iparö  i^r  nic^t  leicht, 
ftc^  6urc^  öiefe  Portrdge  6urc^5uarbeiten*  2(ber  fie  befaf  ben  fc^önen  IMut,  por  6em 
eljnpüröigen  Sdjeffner  iljre  Unfenntnis  einsugefteljen  un6  ipie  „6er  Sc^ulfnabe  6en  gütigen 
Ce^rer"  um  (Erläuterungen  5U  bitten,  „^rägt  man  nic^t  un6  fc^ämt  fidj  feiner  (Einfalt 
gegen  jeien,  fo  bleibt  man  immer  6umm.  Unb  ic^  Ijaffe  entfe^Iic^  6ie  Bummljeit."  So 
fragte  {te  nac^  6en  Punifc^en  Kriegen,  nac^  6en  (Sfracc^ifc^en  Unruhen,  nacf;  6er  Beöeutung 
6es  IDortes:  ^ierarc^ie.  Sdjeffner  ernnöerte,  auf  Me  Hamen  fomme  es  nic^t  an,  fonöem 
auf  6ie  (Erfaffung  6es  (ßeiftes  6er  Perfonen  un6  ^anMungen.  So  perftani  es  auc^  6ie 
Königin,  wenn  fie  i^m  fc^rieb:  „3^  empfinöe  rec^t  tief  6ie  fc^önen  IDaljr^eiten,  auf  6er 
fein  (Süpcms)  ganses  prinsip  ru^t;  unö  6oppeIt  fü^Ie  idj  mic^  ^ingeriffen,  6ie  2t uf gäbe 
meines  Ccbens:  mic^  mit  flarem  Bcrouftfein  5U  innerer  Harmonie  5U  bilöen,  nidjt  5U 
perfcljlen,  fonöem  iljr  5U  genügen  ....  IDoUten  nur  Me  ZTlenfc^en  6ie  2tugen  nadj  innen 
UDcnöen,  pielleic^t  fdnben  fie  nocf;  Kraft,  6as  Sflapenjoc^  absufc^ütteln;  aber  tun  fie  es  nicfjt, 
fo  ftc^en  feine  alten  Hitter  auf,  für  bas  Hedjt,  6en  (ßlauben  un6  Me  £iebe  5U  fdmpfen. 
ZHit  »aljrer  2tn6ac^t  fniete  idj  in  (ßeöanfen  an  6em  2Ktar  öer  Burgfapelle  un6  betete  für 
beffere  ^dttn  5U  6em  2tUmädjtigen.  (Erlebe  idj  fie  auc^  nidjt  meljr,  ge^t  es  nur  meinen 
Kinöem  un6  6urc^  iljnen  meinem  Volt  einmal  n>oljIl  3^  wei^,  6ie  Reiten  machen  fic^ 
nidjt  felbft,  foniem  Me  ZTlenfc^en  machen  6ie  ^At,  6esu>egen  follen  meine  Kinöer  gute 
Zllenfdjen  roeröen,  um  n>o^Itätig  auf  iljr  ^titaltcv  5U  »irfen." 

TXlan  fie^t:  Me  Königin  erblicft  in  fittlic^er  (Erneuerung  un6  innerer  Seife  Me 
Porbeöingung  für  äufere  ^rei^eit,  —  u>ie  i^r  anöerfeits  6ie  Idutemöe  IDanöerung  6urc^ 
Ceiien   un6  Sc^mersen  als  6er  IDeg  5U   i^rem  2^zak   innerer  ^armonic   erfdjien.     Sie 

279 


l 
I 


^i 


Königin  £nife  unb  ber  Jreif^err  vom  Siein 


2Tra^I$ctten  teil,  meift  fpeift  fte  mit  6cm  König  allein,  6er  in  feiner  feelifc^en  nie6er^ 
gefc^Iagen^eit  audj  förpcriicf;  fränfelte,  fo  6af  6ie  Konigin  mit  Stein  fiber  eine  Ba6ereife 
naii  l{u6oo)a  per^an6elte,  un6  i^rer  aufljcitem6en  Cicbe  mc^r  als  je  bc6urfte.  Denn  £ei6 
un6  Sorgen  wichen  nidjt  pon  6er  SdjiDcUe  6es  Königsfc^Iojfes;  immer  fpürtcn  6ie  Unglücf*» 
liefen  6as  SdjiDert  6es  (Eroberers  am  Itacten.  3"  Königsberg  wax  ein  fransöfifc^er  KonfuI 
eingesogen,  6er,  u>ie  Brincfmann  fdjreibt,  6as  Königsberger  Kabinett  6efpolifc^  regierte  un6 
gegen  6effen  ^rrifc^es  2(uftreten  Cuife  Steins  Qilfe  anrief.  SaI6  n>ar  6ann  n>ie6er  pon 
6er  Abtretung  6iefer  o6er  jener  Propins  6ie  He6e,  baI6  pon  6em  unpermei6Iic^en  Beitritt 
$um  H^einbun6e,  6en,  ipie  »ir  roiffen,  Cuife  befon6ers  perabfdjeute.  I)ro^en6  un6  6unfel 
lag  nadf  une  por  6ie  ^utunft  por  iljr  —  »enn  es  noc^  eine  ^ufunft  für  pe  gab.  ®ft  ^at 
fte  audj  6aran  persipeifeln  ipollen.  Dann  fuc^te  fte  ipo^I  (Croft  in  6er  ^ufprac^e  6es  ®ber^ 
^ofpre6igers  Boroipsfi,  6er  6em  Königspaare  6ie  alles  Übenpin6en6e  Kraft  6es  Icben6igen 
(Blaubens  pre6igte,  un6  in  6er  (^eiligen  Schrift,  befon6ers  in  6en  Pfalmen,  6ie  i^r  Iei6^ 
polles  ^er5  aus  Dersipeiflungstiefen  5u  fro^efter  guperftc^t  emporhoben.  IDie  füllte 
fic^  Borotpsfi  im  3""^^P^"  ergriffen,  tpenn  Cuife  mit  i^rer  „meIo6ifc^en  Sprache"  6ie 
IDorte  6es  \26.  Pfalms  ipie6erljoIte  —  Pon  6enen,  6ie  mit  (Tränen  fden  un6  mit  ^reu6en 
ernten  —  „als  piefe  ein  ent5flcfen6er  ©efang  aus  i^rem  reic^  befaiteten  fersen".  3^"^ 
gepel  6ie  Königin  je^t  faft  noc^  me^r  als  früljer,  mit  6en  ,,tpeifen  Höfen  auf  i^ren 
IDangen"  un6  mit  6em  „mil6en  Tiusbtixd  einer  fanften  IDe^mut"  un6  ,,ftillen  Se^nfuc^t" 
in  6en  2tugen,  6enen  man  freiließ  anfa^,  6af  pe  piel  geroeint  Ratten  un6  noc^  ipeinten. 

Cuifens  Stimmung  in  6iefem  ^rü^a^r  \808  fpric^t  am  fc^önpen  aus  einem  Schreiben 
an  6cn  X?ater,  6as  sugleidj  iljr  et^ifc^«=politifc^es  ©laubensbefenntnis  entljdlt.  yjv  ©emüt, 
in  feiner  Heinljeit,  Hu^e  un6  Ciefe  offenbart  pc^  6arin,  freiließ  o^ne  6ie  Kampfe,  in  6enen 
pe  pcf;  5u  6iefer  2Ibgefldrt^eit  ^in6urc^gerungen  fyxt 

Sie  fc^reibt,  roa^rfc^einlic^  im  2tpril:  „Befter  Pater!  ZtTit  uns  ip  es  aus,  wenn 
audf  nidjl  für  immer,  6o^  für  je^  ^ür  mein  Ceben  ^ffe  ic^  nichts  me^r.  3^  ^^^ 
mic^  ergeben,  un6  in  6iefer  (Ergebung,  in  6iefer  ^ügung  6es  ^immels  bin  xii  je^t  ruljig 
un6  in  folc^er  Hu^e,  ipenn  auc^  nic^t  ir6ifc^  glücMic^,  6oc^,  u>as  me^r  fagen  tpill,  geiftig 
glücffelig.  (Es  ipir6  mir  immer  Harer,  6af  2Illes  fo  fommen  muf te,  wk  es  gefommen  ip. 
Die  göttliche  Porfel^ung  leitet  unperfennbar  neue  2I)elt5uftdn6e  ein,  un6  es  foll  eine  an6ere 
0r6nung  6er  Dinge  n>er6en,  6a  6ie  alte  fidj  überlebt  fyxt  un6  in  pc^  felbp  als  abgeftorben 
5ufammenpür5t.  IDir  pn6  eingefc^lafen  auf  6en  Corbeeren  5rie6ric^s  6es  ©rofen,  welcher, 
6er  ^err  feines  3^^r^un6erts,  eine  neue  S^t  fc^uf.  IDir  pn6  mü  6erfelben  nic^t  fort^ 
gefc^rttten,  6es^b  überflügelt  Pe  uns*    Das  Pe^et  Hieman6  flarer  ein,  als  6er  König. 

273 


üMq^xn  £ntfe  nnb  ber  Jreif^err  vom  Stein 

Hod;  eben  Ifatte  xdj  mit  iE^nt  öaräber  eine  lange  Unterreöung,  un6  er  fagte  in  ftc^  ieUfyct 
tpieöer^Ientlic^:  „Vas  muf  andj  bei  uns  anöers  tperben''  •  • . .  (Es  ipdre  Cäfterung,  yk 
fagen,  (ßott  fei  mit  i^m  [Hapoleon],  aber  offenbar  ift  er  ein  IDerf seug  in  6es  StUmäc^tigen 
fyinb,  um  6as  Tllk,  »eldjes  fein  Ceben  me^r  Ijai,  bas  aber  mit  bm  itufenöingen  fe^ 
penpadjfen  ift,  5U  begraben. 

(ßemif  mirö  es  beffer  tperöen;  bas  perbflrgt  6er  (Blaube  an  bas  üoUfommenfte  IDefen. 
2Iber  es  fann  nur  gut  rneröen  in  6er  tPcIt  6urc^  öie  (Buten.  Dest^Ib  glaube  xii  andf 
nxdft,  baf  6er  liaifer  Hapoleon  Sonaparte  feft  un6  ftc^er  auf  feinem,  je^t  freiließ  gUnsenfrem 
tr^ron  ift.  ^eft  un6  ru^ig  ift  nur  allein  IDa^r^eit  un6  (Berecfjtigfeit,  un6  er  ift  nur  politifc^, 
6as  ^ift  flug,  un6  er  ricfjtet  ftc^  nic^t  nacf;  emigen  (Befe^n,  fonöem  naii  Umftdnben,  n>ie 
fte  nun  eben  ftnö  . .  .  Dabei  ift  er  o^ne  alle  ZKäfigung,  un6  tper  nid^t  TXla^  leiten  Fann, 
perliert  6as  (Sileicf;gen>ic^t  un6  fällt.  34  glaube  feft  an  (Bott,  alfo  auc^  an  ftttlic^e  VOelU 
orönung.  Dicfe  felje  idj  in  6er  ^errfc^aft  6er  (ßeu>alt  nidjt;  6es^alb  bin  idj  in  6er  ^ffnung^ 
6af  auf  6ie  je^ige  bSfc  ^cit  eine  beffere  folgen  nnr6  . . .  (ßani  unperfennbar  ift  Tiües, 
was  gefcfjel^en  ift  un6  n>as  gefc^ieE^t,  nic^t  6as  Ce^te  un6  (Buk,  wxt  es  ti>er6en  un6  bleiben 
foU,  fon6em  nur  6ie  Baljnung  6es  IDeges  5U  einem  beffem  giele  ^in.  Diefes  S^el  fc^etnt 
aber  in  meiter  (Entfernung  5U  liegen,  mir  wzxbcn  es  tpa^rfc^nlic^  nic^t  erreicht  fe^en  unb 
6aräber  ^infterben.  tPie  (ßott  mill;  2Illes  tpie  er  mill.  2(ber  xii  fin6e  türoft,  Kraft,  Hlut^ 
un6  £)eiterfeit  in  6iefer  £)offnung,  6ie  tief  in  meiner  Seele  liegt.  3P  ^^  2tlles  in  6<r 
IDclt  nur  Uebergangl  IPir  muffen  6urc^.  Sorgen  wir  nur  6afflr,  6af  nnr  mit  ie6em  tCoj 
reifer  un6  beffer  werben''  .  .  . 

Cuife  ge6enft  6ann  6er  SesieE^ungen  5U  il^rem  (Bemal^l  un6  i^res  ungetrübten  (E(^ 
glücfes,  tdii  »eiblidj  6em  ©atten  6en  »efentlidjften  2tnteil  an  6iefem  ©Iflcf  5ufc^reiben6, 
6as  6odj  Ijauptfädjlidj  iljr  eigenes  X?er6ienft  war. 

„(Bern  n>er6en  Sie,  lieber  Dater,  E;5ren,  6af  6as  Ungläcf,  n>eld;es  uns  getroffen,  in 
unfer  eE^elid^es  un6  ^äuslicfjes  Ceben  nicfjt  einge6rungen  ift;  pielme^r  6asfelbe  befeftigt  unb 
uns  nodj  mertljer  gemadjt  IfaU  Der  König,  6er  befte  2nenfdj,  ift  gütiger  un6  liebepoüer, 
als  je.  0ft  glaube  icf;  in  il^m  6en  Ciebt^ber,  6en  Bräutigam  5U  fel^n.  IMe^r  in  fymb* 
lungen,  nne  er  ift,  als  in  IDorten  erfcljc  idj  6ie  2tufmerffamfeit,  6ie  er  in  allen  Stflcfen 
für  micf;  I^at,  un6  nod;  geftem  fagte  er  fcblid^t  un6  einfacf;,  mit  feinen  treuen  2Iugen  mic^ 
anfe^en6,  5U  mir:  „Du,  liebe  Cuife  1  bift  mir  im  Unglücf  nodj  roertl^er  un6  lieber  gen>or6en. 
Hun  u)cig  idj  aus  (Erfaljrung,  was  iii  an  Dir  ^be.  ZTlag  es  6raufen  ftfirmen  —  tpenn 
CS  in  unferer  (£I?e  nur  gut  IDettcr  ift  un6  bleibt.  IDeil  idj  Dic^  fo  lieb  Ijabe,  ^be  idf 
infer  i^ngft  geborenes  tTödjtercben  Cuife  genannt     JH^ae  ^s  ein^  Cuife  ^^er^n  "  —  Bis 


Königin  £uife  unb  ber  Jrcit^crr  ©om  Stein 

$u  tr^räncn  rüljrte  midj  öiefe  (ßüte.  €s  ift  mein  Stols,  meine  ^reuöe  un6  mein  (Bind, 
6ie  Ciebe  un6  ^n^ncbtnlieit  6es  beften  ZTlannes  5U  befi^en,  un6  n>eU  ic^  iljn  pon  fersen 
iDteöer  liebe,  un6  xtnx  fo  mit  einanier  (Eins  ftnö,  6af  öer  H)ille  6es  (Einen  audj  6er  IDille 
6es  2tn6em  ift,  loirö  es  mir  leidjt,  öics  glüctlidje  (Einpcrftänönif,  »elc^es  mit  6en  3öl?ren 
inniger  geiDoröen  ift,  5U  erljalten.  ZTlit  einem  IDorte,  er  gefallt  mir  in  allen  Stücfen  un6 
idf  gefalle  i^m,  un6  uns  ift  am  tpoljlften,  wenn  wir  sufammen  ftn6  . . ." 

Xladf  6em  ©atten  fpridjt  £uife  pon  6en  Kinöem,  befonöers  pon  6em  Kronprinsen 
un6  öeffen  ,,por5flgIidjen  (Talenten".  „Unfere  Kinöer  finö  unfere  Sc^^e  unb  unfere  2tugen 
ruljen  poü  S^^^b^nljext  nnb  PoU  Hoffnung  auf  i^nen  ....  ZTleine  Sorgfalt  ift  meinen 
Kinöem  geipiömet  für  un6  für,  un6  idj  bitte  (ßott  täglich  in  meinem  pe  einfc^Iief enöen 
(Bebete,  6af  er  fte  fegne  un6  feinen  guten  (Beift  nic^t  pon  iE^nen  neE^men  möge  ....  (Erlitt 
©Ott  pe  uns,  fo  erljält  er  meine  beften  Sdjä^e,  6ie  Itiemanö  mir  entreifen  fann.  (Es  mag 
Pommen,  was  ba  will,  mit  un6  in  ber  Bereinigung  mit  unfern  guten  Kinöem  iperben  tpir 
glücffelig  fein"  . . . 

IDie  fc^on  Mes  Sdjreiben  aljnen  läft,  gab  6ie  Hu^e  6es  ©emfits,  perbunöen  mit  6em 
^urficftreten  6er  austpärtigen  Politif ,  6er  Königin  tpie6er  (Tage  innerer  Sammlung  un6 
reidjerer  ©eiftesarbeit. 

Bereits  in  ZHemel  ^tte  6ie  Königin  piel  gelefen:  6ie  (Corinna  6er  ^rau  pon  Stael, 
befon6ers  aber  Ijiftorifc^e  IDerfe,  nne  Sc^Uers  ©efc^ic^te  6es  6reifigjäljrigen  Krieges.  „3<^ 
lefe  fieifig  6ie  ©efcf;icf;te",  fc^rieb  pe  in  Königsberg,  ,,un6  lebe  in  6er  Dergangent^t, 
roeil  6ie  ^ufunft  nidjts  me^r  für  mic^  ip."  2tben6s  am  (Ceetifc^  las  pe  felbp  suroeilen 
u>ie6er  por,  aus  6en  ,,£ebensgeiftem"  6es  ©rafen  BenseUStemau,  aus  fransöpfc^en 
(Ersäljlungen;  Delbrücf  beseugt,  wie  gut  pe  fransöpfc^  las.  Dasroifc^en,  5um  nic^t  geringen 
X?er6rug  6es  Königs,  perfc^md^te  man  am  ^ofe  auc^  6ie  (Cagesliteratur  nic^t,  jene  ^lug^^ 
fd^riften  un6  Pamphlete,  6ie  u>ie  fc^mu^ge  Staubtpolfen  aus  6en  pür5en6en  Huinen  6es 
alten  Staatsbaues  aufPogen;  u>ir  Ijören,  6af  (Ephraim,  Buc^^Is,  ZHaffenbac^  gelefen 
ipur6en.  Die  Königin  felbp  fjcd  [idj  befon6ers  mit  £ombar6s  „ZITaterialien  5ur  ©efdjidjte 
6er  3aljre  \805,  ^806  un6  ^807"  befc^äftigt,  6ie  in  6er  Königsberger  f^fgefeUfc^aft  piele 
Cefer  un6  Beu)un6erer  fan6en.  Die  Bemerfungen,  6ie  pe,  »ie  pe  fagt,  auf  IDunfdj  eines 
an6eren  6a5u  nie6erfc^rieb  un6  6ie  erp  für5lic^  peröffentlidjt  würben,  pn6  gans  im  Sinne 
6er  Kritif  geilten,  6ie  fyir6enberg  in  feinen  Denfipür6igfeiten  gegen  Combar6s  Sdjrift 
ridjtet.  2tudj  6ie  Königin  ta6elt  6ie  Uebergriffe  6er  Kabinettsrdte  un6  im  Suf^ntmen^ang 
6amit  6ie  preufifc^e  Heutralitdtspolitif.  perfönlidjere  ^drbung  Ijaben  begreiflic^enpeife  il?re 
2teuferungen  über  6en  König,  fo  porpc^tig  un6  5urücf^alten6  pe  pn6;   eine  Bemerfung 

275 


fe^rt  bann  öfter  »teöcr;  Mc  Klage  über  6en  unbegrunöeten  ZHangel  an  Selbftoertrauen  bei 
6em  König.  IDaren  öte  2tuf5eic^nungen  pieUetc^t  geraöe  ffir  ^rieiric^  ZPiU^elm  felbft  beftimmt? 

Dos  Surucfge^en  6er  Königin  auf  fic^  felbft,  Me  (Entfaltung  regerer  geiftiger  (Cättgfett 
würbe  nodj  6urc^  yvü  ZTlomente  geföröert:  6urc^  6te  2tnu>efen^t  6er  ^rau  oon  Berg  unb 
brndf  6ie  geiftige  2(tntofp{^re  pon  Königsberg  uber^upt. 

^rau  pon  Berg  tpar  unmittelbar  nadj  6er  (Entbin6ung  6er  Königin  auf  6eren  IDunfc^ 
in  Königsberg  eingetroffen;  fie  blieb  bis  €n6e  2tpril  \808.  2tm  ^ofe  perglic^  man  t^re  (Cr-» 
fcfjeinung  mit  TXlaxxa  Stuart.  Sie  perfe^rte  faft  täglich  mit  6er  Königin  un6  las  ti>ie6er  fleifig 
mit  il^r.  Den  tiefften  (Ein6rucf  mad^te  6amals  auf  Cuife  ^c^artas  IDemers  Pur]  por^ 
erfcfjienenes  6ramatifd;es  <Be6ic^t:  Die  Sö^ne  6es  (Tals*  Sie  begeifierte  fic^  für  6en  le^en 
(ßrogmeifter  6es  (CempIeror6ens,  6en  ,,e6Ien  TXlolay",  unb  für  6en  fdfottifc^en  Hitter,  6cn 
„ftarfen  Hobert".  IDemers  Drama  mit  feiner  geljeimnispoU  nadj  oben  U)eifen6en  tren6en5 
erfcfjien  i^r  tpie  eine  Tlti  Bibel,  un6  fte  legte  es  ;,nid;t  o^ne  tieffte  Hfl^rung  un6  fjolft 
(Entfcfjluffe^'  aus  6er  ffanb.  Tlndj  6ie  Politif,  une  fic^  perfte^t,  tpur6e  smifd^en  6en  bei6€it 
grauen  erörtert:  ,,Die  gute  Berg"  ^If  6er  Königin  „treu  6ie  böfen  Hadjric^ten  aus  Paris 
tragen";  un6  Cuife  meiste  6ie  ^reun6in  ein  in  alle  6ie  Seelenftflrme  6es  legten  3a^res, 
insbefon6ere  auc^  in  6ie  Hoffnungen  un6  (Enttaufcfjungen,  6ie  i^r  aus  6en  Besie^ungen  ju 
Kaifer  2tleyan6er  enpuc^fen.  Bei6e  —  tro^  allem  —  modjten  fte  nidjt  aufhören  an  i^n 
$u  glauben,  un6  wenn  fic^  in  6er  Kirche  i^re  Stimmen  5U  6em  Cie6e  pom  Znorgenftent 
pereinigten,  fo  ge6acf;ten  fie  6es  ritterlichen  Kaifers  im  fernen  0fien,  6er  aus  anfc^nen6er 
X7er6unfelung  eines  (Tages  leuc^ten6  aufge^n  un6  aucf;  6em  unglflcflic^en  Preutenlan6e 
^elle  (Tage  bringen  tpär6e. 

2^  Königsberg  ^rrfc^te  6amals  ein  reges  geiftiges  leben,  6em  6ie  Sichtung  auf  Me 
Degeneration  6es  Staates  ein  neues  un6  befon6eres  (Bepräge  gab.  (Es  ftn6  6ie  (Tage,  ipo 
6er  Staat  in  6en  breiten  Ztlaffen  6es  Polfes  breitere  (0run6lagen  fucfjt  un6  6ie  Ztotioit 
5u  felbftän6iger  politifc^er  Tivbext,  yx  (Bemeinfinn  un6  ^ingeben6er  X7aterlan6sliebe  aufruft; 
tpo  6ie  Durc^6ringung  6es  alten  ^rien  Preuf entums  mit  6em  (Seift  6er  neuen  6eulfc^ 
Bil6ung  beginnt,  politifcf;  aus  Deutfc^lan6  ausgefc^ie6en,  u^ac^ft  Preufen  geiftig  um  fo 
fefter  un6  inniger  in  6as  Deutfc^tum  hinein.  Un6  an6erfeits:  n>as  in  Deutfc^lan6  nod^ 
frei  ifl  un6  frei  fü^lt,  fiüdjtet  ftctj  $u  6em  6eutfctjen  Staate,  6er  6as  3oc^  6es  K^nbun6ef 
nic^t  trägt.  2tn  6er  Spi^e  6iefcr  ZTlänner,  getragen  un6  gelben  pon  6er  ftttlic^n  (Stifft 
feiner  2tufgabe,  fte^t  6er  ^reiljerr  pom  Stein,  6ie  ipuc^tigfle  perfönlic^feit,  6cr  fraftPoDflc 
€ifavatter,  pom  König  me^r  gefürchtet  als  geliebt,  pon  6er  Königin  ^ocf^efc^^,  aber  öoc^ 
nic^t  pere^rt  wie  Qar6enberg.    ZRe^r  nadj  htm  ^sen  b^s  Königs  OHtr  ^^nt^rft,  6cr 

27t 


ftill  unb  franflic^,  wk  er  mar,  mit  säljcr  (Energie  6ie  IDaffen  für  6en  Befrelungsfampf 
fdjmieöete.  Diefem  „Hiefen"  gegenüber  beseidjnete  (ßneifenau  fidj  felbft  als  einen  „pygmäen", 
er  öie  ftolsefte  un6  geipinnenöfte  ZTlannesgeftalt  unter  6cn  Reformern.  Sie  alle  iDuröen  oft 
5ur  fSntglic^en  (Cafel  gesogen,  obgleich  Ijöfifijcs  Ceben  un6  treiben  i^nen  eigentlich  5uiDi6er 
ipar.  3"  il?rem  Kreife  fprac^  6ie  Königin  iDofjI  einmal,  »ie  (ßneifenau  beridjtet,  „mit 
Ijinreifeniem  (Entljufiasmus  oon  einer  befferen  ©rönung  6er  Dinge."  Sdjam^rft  fanö^ 
6af  fie  in  Königsberg  unenMic^  gröf  er  un6  (iebenstpüröiger  muröe,  als  fte  jemals  getpefen* 
(ßneifenau  mar  tief  bewegt  pon  iljrer  (Ceilnaljme,  als  fte  unter  (Tränen  6en  Danf  las,  ben 
öie  Siabt  Kolberg  i^rem  X?ertei6iger  öffentlich  ausfpradj.  Habere  Bejie^ungen  5U  iljr  fyd 
bodj  nur  Stein  geljabt.  Don  (ßeneralen  erfdjienen  bei  J)ofe  noc^  6er  fnorrige  TQord, 
6er  Hadjf olger  Hüdjels  als  Komman6ant  pon  Königsberg,  un6  (DI6ipig  pon  Hammer, 
6er  Kapitän  6er  erften  Kontpagnie  6er  neugebiI6eten  (ßar6e,  6er  Ciebling  6er  Damen* 
(Einige  ^cxt  ^in6urclj  war  auii  (ßraf  (ßö^en  in  Königsberg,  6er  in  Sdjieften  in  tiefer 
^eimlicfjfcit  alles  für  eine  nalje  (Erljebung  porbereitete,  un6  Schill,  6er  polfstümlicfjfte  pon 
allen,  um  6en  6ie  ZTlenge  fidj  6rängte. 

3u  6en  Znitarbeitem  06er  Hadjfolgem  Steins  an  6em  grofen  Heformiperfe,  6ie 
porübergeE;en6  06er  6auem6  in  Königsberg  fic^  aufhielten  un6  gelegentlicf;  5U  Qofe  gela6en 
würben,  gcljörten  6ie  Znitglie6er  6er  oben  eripäljntcn  3^^^^w*'^^^ifP^"/  Hiebu^r, 
2tltenfteln,  Sdfön,  Staegemann,  Kleipis,  pon  6enen  befon6ers  6er  le^tere  6em  König  gefallen 
$u  I^aben  fdjeint,  un6  2tuersn)al6,  Sacf  un6  Dincfe,  6ie  fpäteren  ®berprä|t6enten.  3"^ 
3öfjre  \809  traf  audj  IDilfjelm  Pon  £)umbol6t  aus  Hom  in  Königsberg  ein,  6er  6ie  Seftion 
für  Kultus  un6  Unterridjt  im  ZHinifterium  6es  3"n«nt  übernahm.  n>i6erftreben6  Ijatte  er 
fxil  ba^u  entfcfjloffen ;  Königsberg  miffiel  i^m  anfangs  grün6lic^,  bal6  aber  gemöE^nte  er 
jtdj  ein  un6  erfreute  ftdj  an  6em  Derfe^r  mit  Königin  Cuife  un6  an  6en  2tben6en  bei 
Prinsef  Cuife  Ha65iipill  un6  i^rem  funftftnnigen  (ßatten,  6er  6ort  feine  Kompofttionen  5um 
^auft  5ur  2tuffüljrung  bradjte. 

Heben  6iefen  ^ö^eren  Deripaltungsbeamten  beu>egte  ftdj  nodj  ein  Kreis  pon  Profefforen 
un6  Scijriftftellem,  5um  (Ceif  mit  jenen  in  enger  Derbin6ung  6urc^  Perfönlic^feiten,  u)ie 
StacQemann,  6er  auc^  als  Dichter  un6  Publisift  tätig  tpar.  Die  Uniperfttät  ^atte  iwav 
Kant  un6  Krauf  bereits  perloren;  einselne  il^rer  Cel^rer  aber  mirPten  auc^  je^t  in  6ie 
IDeite,  por  allen  Süpem,  6cr  im  IDinter  pon  ^807  auf  ^808  pielgerü^mte  Dorlefungen 
über  6ie  6eutfc^e  (ßefc^ic^te  pon  Karl  6em  (ßrofen  bis  auf  6ie  (ßegentpart  ^ielt.  (Es  ipor 
6er  ftttlidj^ersieljerifc^  (ße^alt  feiner  Vorträge,  6er  6ie  gu^örer  feffelte*  Süpem  wax  für 
Königsberg,    tpos   $u  gleicher  ^eit  für  Berlin  6urc^  6ie  He6en  an  6ie  6€utfc^e  Hotion 

277 


^xdjte  würbe,  mit  6cm  er  ftc^  ptclfac^  beruhe.  IDir  ertpäljncn  no^  (Beorg  Sc^effner,  6ct 
als  Kricss*  nxxb  Domanenrat  ^77^  naii  einem  S^twüx^xs  mit  ^rieöric^  6em  (Brofen 
feinen  2tbfc^ie6  genommen  un6  nun  als  Siebsigjoljriger  in  poUer  geiftiger  HfljHgfeit  in 
Königsberg  lebte,  un6  TXlajc  von  Sc^nfenöorff,  6en  jugenMic^en  Heferen6ar,  in  öeffen 
<ße6id;ten  Me  allgemeine  Derel^rung  fär  Königin  Cuife  i^ren  fc^önften  poetifc^en  TXusbmd  fan6. 

3n  öiefen  Kreifcn  un6  i^ren  politifc^^literarifc^en  Beftrebungen,  im  2tnfc^Iuf  iDO^l 
an  ältere  Cogcnperbinöungen,  entftanö  6amals  6er  „Sittlic^:^u)iffenfdjaftlic^e  l^erein",  bePannter 
unter  6em  Hamen  „Vet  (Cugenöbunö'',  6em  ^erporragenöe  Beamte,  ©fpsiere  un6  (Belehrte 
beitraten.  (Er  ^t  nur  in  6en  erften  ZTlonaten  nac^  feiner  (ßrunöung  eine  gcipiffe  Beöeutung 
geE^abt,  als  er  5u  einem  geeigneten  IDerPseug  fflr  Me  (Er^bung  5u  n>erben  nerfprac^;  bann 
fanf  er  ebenfo  rafdj,  nne  er  emporgefommcn  mar,  un6  perpel  Anfang  ^8\0  fafi  unbemerft 
6er  HuflSfung.  IDie  6er  Ceiter  6es  Dereins,  profeffor  Krug,  perfidjcrt,  „ftani  6ie  Königin 
unter  öen  ^reunöen  öes  Dereins  obenan",  fie  intercffierte  ftdj,  ersä^It  er,  „fflr  alles  (ßule 
un6  Schöne,  un6  ba  i^r  6er  Derein  in  Mefem  lichte  erfdjien,  fo  beehrte  fte  i^n  auc^  mtt 
iljrem  Ijoljen  Beifall."    Hageres  freiließ  ift  darüber  bisljer  nidjt  befannt  getporöen. 

Dagegen  finö  voxt  gut  unterridjtet  über  Me  Besie^ungen  6er  Königin  5U  Suoem  un6 
Sijeffncr.  Sdjeffner  Ijatte  fc^on  \807  Me  prinseffm  Solms  fennen  gelernt  un6  6urc^  i^e 
Dermittclung  auc^  6ie  Königin  bei  6eren  sroeüem  2tufent^alt  in  Königsberg,  im  2tpril  un6 
ZTlai  öesfclben  3ö^^^5*  3)ie  frifdje  Urfprflnglidjfeit  6es  treul^rsigen  un6  freimütigen 
©reifes,  6cn  Stacgentann  6en  „^ranflin  pon  6er  ©ftfee"  nennt,  fdjeint  auf  Cuife  befon6ers 
an5icljen6  gemirft  5U  t^ben.  Sie  fpradjen  miteinan6er  über  6en  fransöftfdjen  (Beneralftob 
un6  prinscnersieljung,  über  ^of leben  un6  ^ofetifettc,  un6  Sdjcffncr,  begeiftert  pon  6ct 
unpcrf cnnbar  ^oljen  Begabung  6er  Königin,  fudjte  fie  5U  ftärfercr  geiftiger  Betätigung 
ansurcgcn.  Dabei  erging  es  ifjm  u)ie  an6ercn.  Cuife  begegnete  feinen  ZTla^nungen  mtt 
6cm  J)tnu>cis  auf  „6ie  Pflid?!  einer  (Ehefrau,  fidj  gans  6em  (ßefdjmact  i^res  JTIannes  ju 
fügen  un6  fdbft  Dinge,  6ic  iljr  piclcs  un6  »a^rcs  Dcrgnügon  madfkn,  6em  aufsuopfem, 
tt>as  fte  iljm  5U  feiner  Beruljigung,  (Ertjolung  un6  ^^tfürsung  für  nü^lidj  un6  nötig  ^Ite,^ 
Sdjcffncr  lieg  pdj  6a6urdj  nidjt  abfdjrecfcn.  2lud)  nadj  incmcl  l^in,  in  Profa  un6  in  Derfen, 
mit  (£mft  un6  mit  ©ffcnl^cit,  for6crtc  er  6ie  Königin  auf,  „alles  5U  neuem  tätigen  Cebcn*' 
5U  bcfcclcn,  „Preußens  irun6ertätcriu"  5U  U)cr6en.  (Er  bcfdmpfte  nadj6rücflic^  6ie  unnötige 
Verlängerung  6es  2lufeutE^alts  in  ^Hemcl,  überl^upt  6ie  gefä^rlid^e  Dorliebe  6es  Königs 
für  6ie  Bcqucmlidjfcit  eines  bürgcrlid)  fyäuslidjen  Cebens  un6  6rängte  auf  bal6ige  lieber«» 
ftc6clung  naif  Königsberg.  Die  Königin,  6ie  an  6icfem  ^reimut  feinen  Zlnflof  na^m,  lie^ 
b'^16  nadj  6er  itnfunft  in  Königsberg  Sc^effner  5U  jic^  b»*te-.  nn«  6»*n  "fnUerev  oMönlicben 


Umgang  von  neuem  aufsune^men.  ZPieöer  bemühte  fic^  Sc^cffner,  auf  fte  einsutptrfen, 
ungefähr  in  6em  Sinne,  loie  ^rau  pon  Berg.  (Er  fdjenfte  tljr  5um  (ßeburtstage,  ^O.ZHars  ^808, 
ia  Bruyires  „C^araftere",  6ie  einft  fdjon  prins  ^ctnridj  6cr  Königin  empfohlen  ^atte 
(f.  oben  S.  \\3).  €r  iDuröe  nic^t  mü6e,  in  |ie  5U  bringen,  6af  fte  „bm  xlfv  pon  ©ott 
perlie^enen  ©eift  6a^in  bringe,  6en  Heidjtum  t^rer  (ßaben  föniglic^  5U  brauchen."  „Die 
Preufen",  fc^rieb  er  iljr,  „galten  $uperläfftg  (2ip.  Königliche  Znajeftot  für  bas  einsige 
IDefen  im  Staat,  tpelc^es  6em  Benehmen  im  grofen  un6  fleinen  einen  anöeren  porteiU 
^aften  Sc^ipung  un6  6em  6en  König  un6  5ie  Hation  pereinenöen  23an6e  Unauflöslic^felt 
fdjaffcn  fönnte*" 

Purc^  Sc^effner  tpuröe  Me  Königin  audj  mit  Sflpem  befannt.  3^  Sommer  ^808 
ersieh  fte  nac^  un6  naii  Me  ^efte  feiner  Ijiftorifc^en  X?orIefungen,  Me  fte  mit  gröftem  (Eifer 
ftuöierte  un6  6eren  bemerfensiperte  Stellen  fte  mit  Bleiftiftftric^en  —  „Hieroglyphen  i^res 
^ersens"  —  beseic^nete.  IDir  fennen  i^re  pemac^ldfftgte  23iI6ung:  es  iparö  iljr  nic^t  leicht, 
ftdj  6urc^  Mefe  X?orträge  6urdj5uarbeiten.  2tber  fte  befaf  6en  fc^önen  ZHut,  por  6em 
eE^rtpüröigen  Sd^cffner  il^re  UnPenntnis  einsugefte^en  unb  tpie  „6er  Scfjulfnabe  6en  gutigen 
Celjrer"  um  (Erläuterungen  5U  bitten,  „^rägt  man  nic^t  un6  fc^ämt  ftc^  feiner  (Einfalt 
gegen  je6en,  fo  bleibt  man  immer  6umm.  Uni  idj  Ijaffe  entfe^Iic^  6ie  Pummljeit"  So 
fragte  fie  nadj  6en  Punifc^en  Kriegen,  nac^  6en  (ßracc^ifdjen  Unruhen,  naii  6er  Beöeutung 
6es  IDortes:  Hierarchie.  Sc^effner  eripiöerte,  auf  Me  Hamen  fomme  es  nic^t  an,  fonöem 
auf  6ie  (Erfaffung  6es  ©eiftes  6er  Perfonen  un6  H^nMungen.  So  perftanö  es  auc^  Me 
Königin,  »enn  fte  i^m  fdjrieb:  „3^  empfinöe  rec^t  tief  6ie  fc^önen  IDaljr^eiten,  auf  6er 
fein  (Süpems)  ganses  prinsip  ru^t;  un6  öoppelt  fü^Ie  ic^  mic^  Ijingeriffen,  Me  2tufgabe 
meines  Ccbens:  midj  mit  flarem  Berouftfein  5U  innerer  Harmonie  5U  biI6en,  nic^t  5U 
perfel^len,  fonöem  i^r  5U  genügen  ....  tPoUten  nur  Me  ZHenfc^en  Me  2tugen  nac^  innen 
»enöen,  pielleidjt  fänien  fie  noc^  Kraft,  6as  Sflapenjodj  absufdjütteln;  aber  tun  fte  es  nic^t, 
fo  fte^cn  feine  alten  Hitter  auf,  für  bas  ü^dft,  6en  ©lauben  unb  6ie  Ciebe  5U  fämpfen. 
ZHit  »aljrer  2tn6ac^t  fniete  idj  in  ©eöanfen  an  6em  2tltar  6er  Burgfapelle  un6  betete  für 
befferc  ^dttn  5U  öem  2tUmäcIjtigen.  (Erlebe  ic^  fie  auc^  nic^t  me^r,  ge^t  es  nur  meinen 
Kinöem  un6  6urc^  i^nen  meinem  Dolf  einmal  wofjU  3<^  »eif ,  6ie  ^dtcn  machen  ftc^ 
nidjt  felbft,  fonöern  Me  ZTlenfc^en  machen  6ie  ^tit,  6csu>egen  foUen  meine  Kinöer  gute 
ZHenfc^en  »eröen,  um  n>o^ltätig  auf  iljr  ^dtaltet  $u  »irfen." 

ZTIan  fteljt:  Me  Königin  erblicft  in  ftttlic^er  (Erneuerung  un6  innerer  Helfe  Me 
PorbcMngung  für  äufere  ^reiljelt,  —  nne  l^r  an6erfelt5  Me  läutemöe  IDanöerung  öurc^ 
Cel6en  un6  Sc^mersen  als  öer  IDeg  5U  l^rem  3^^^   Innerer  dfaimonK  erfc^len.     Sie 

279 


Könt^tn  £ntfe  nnb  ber  Jreif^err  vom  Stein 

fc^enfte  6anials  Sc^ffncr  ein  petfc^aft,  wie  fte  es  felbft  pon  ^rau  oon  Berg  erljalten  ^e, 
mit  einem  traubcntragcnöen  Hebftocf  unö  6er  Umfc^rift:  „Xlidji  o^ne  (Crdnen".  ZRenfc^ 
un6  Hebe  reifen  nidjt  o^ne  (Tränen. 

Uebcr  Süpem  fc^rieb  6ie  Königin  6er  ^rau  pon  Berg  (8.3uli  ^808,  fransöjtfc^): 
//34  lefe  auf eroricntlidj  fleifig  in  Sflpem.  3^  W"  ^^^  9*  ^«f*/  ""^  ^^rf  ^  ®rofe 
fte^t  in  feinem  gansen  ©lanse,  feiner  (0r5fe  un6  tTapf erfeit  por  mir.  €r,  6er  Sdjöpfer 
6es  6eutfdjen  Zeitalters,  ift  für  mic^  faft  ein  (ßegenftan6  6er  2tnbetung,  aber  ipeniger  als 
(C^eo6eridj,  6er  fdjiidjt  6eutfc^  ipar,  un6  6effen  ßxablf^xt,  £iebe  5ur  ©erec^tigfeit  un6  $um 
(Buten,  perbun6en  mit  (Tiefe  un6  (E6elmut  6es  Qerjens  un6  6es  Ojaxatkts  midi  me^r 
ansieljen,  als  jener  pom  ^ranfcntum  fdjon  etwas  per6orbene  C^arafter.  34  machte  neulich 
6ie  Befanntfdjaft  Süpems,  ipas  mic^  ^twas  in  Derlegenljeit  gefegt  ^at;  6enn  er  fagte  mit 
etwas,  voas  idj  wenig  per6iente,  nämlidj,  mein  Urteil  ipare  für  i^n  ^Sc^ft  fc^meic^el^ft 
Hun  fonnte  aber  6ac^  eine  llnipiffen6e  wie  idj  il^n  nur  intcreffieren  un6  i^m  fc^meic^ln 
6urdj  6ie  Znajcftdt,  6ie  mic^  umgibt.  (Tief  6urdj6rungen  Pon  6iefer  IDaljr^it  appellierte 
idj  an  fein  ^er5,  6enn  ©emüt  Ijat  er,  un6  enpi6erte  iljm:  mein  Urteil  fSnne  feinen  U?ert 
für  iljn  fyxhen,  aber  6er  (ßc6anfe  möge  i^m  als  (Entfc^ä6igung  6ienen,  6af  er  in  6iefen 
fcfjrecf Heften  Reiten  6es  Unglücfs  un6  6er  (Tranen  6a5U  beigetragen  E^abe,  jeman6  glücflic^ 
Stun6cn  un6  Jtugenblicfe  5U  perfc^ffen,  6er  mit  fopiel  Danfbarfeit  Pon  iljm  lerne." 

Znit  Sdjeffner  un6  sugleic^  mit  6em  ^rei^erm  pom  Stein  tyxi  £uife  auc^  6iejenige 
itngelegenljeit  ipie6er^oIt  un6  einge^en6  erörtert,  6ie  iljr  neben  6er  Häumung  Preuf ens 
6amab  ipo^I  am  meiften  am  J)er5en  lag:  6ie  ^rage  6er  (Ersieljung  6es  Kronprinsen. 
XDxv  muffen  nä^er  6arauf  eingel^en,  6ie  Ct^raftere  aller  Beteiligten  offenbaren  ficf;  6abei 
in  befon6erer  Sdjärfe  un6  Deutlidjfeit:  6er  König  in  feiner  Unentfdjioffenljeit,  Stein  in 
feinem  rücfftdjlslofen  X?onpärts6rängcn,  6ie  Königin  in  iljrcr  pennitteln6en  Stellung 
Swifdjen  bei6en. 

Unter  6em  Drucfe  6er  furcfjtbaren  Uebemtacfjt,  6ie  auf  6em  £an6e  un6  6em  Königs^ufe 
laftcte,  Ijatte  Cuifc  6er  £)offnung  entfagt,  felbft  nodi  einmal  6as  (Sind  bcfferer  (Tage  genief en 
5u  fönncn.  2tber  fie  glaubte  fcft  an  eine  gw'u^f^  fu^  ^<^  fommen6e  ©efc^Iedjt.  ^flt  i^re 
Kin6er  erl^offte  fte,  was  6as  graufame  Sd^icffal  iE^r  felbft  perfagt  ^tte :  ein  geiftig  ^I^tes, 
politifdj  freieres  Cebcn.  Das  eigene  Dafein  erfdjien  iljr  wie  eine  Porftufe  für  6iefe  ^ufunft 
i^rer  Kin6er;  fte  war  bereit,  alle  6ie  Porsüge,  6ie  6ie  bewun6em6e  Zllitwelt  an  i^r  rülymte, 
allmä^lid;  pon  ftcf;  auf  i^re  Kin6cr  übergel;en  5U  fel^n.  So  fd^rieb  fte  im  TXlax  ^807  an 
iljren  (ßcmaljl:  „34  übcrlaffc  meinen  Kin6em  mit  Vergnügen  6ie  X?orteile,  6ie  idj  ^tte, 
als  id;  fte  5ur  IDelt  bradjte  un6  6ie  id;  perliere,  wä^ren6  ic^  6as  ©lucf  I^ibe,  fte  nxidifeii 


Kdntgin  £utfe  nnb  ber  Jreif^err  vom  Stein 

unö  gcieiljen  $u  feljen;  bas  ift  fein  »trflidjer  Perluft;  6cnn  6ic  Bcloljnung  tft  5U  fdjSn. 
Un6  tpcnn  jtc  gut  votrUn,  iDcnn  fte  fagcn:  wir  Ijaben  öos  pon  Papa  un6  ZTlama  gelernt, 
fo  ift  bas  alles,  was  wiv  an  (Bind  ipünfdjen  fönnen/' 

Die  Kinöer  iDuc^fen  ^eran:  Prins  IDilljcIni,  nac^  öem  Urteil  6er  ZTlutter,  ,,u>ie  fein 
Pater,  einfadj,  bieöer  un6  perftanöig";  (Eljarlotte,  ,,rein  loie  (ßoI6,  gut  un6  fanft",  „hinter 
einer  fdjcinbar  falten  QüIIe  ein  marmes,  t^eilneljmenöes  ^ers",  aber  5un>eilen  fo  ausgelajfen, 
6af  £uife,  6ie  6er  (Tochter  „glänscnöe  ^^'""f^"  aljnte,  an  iljre  eigene  Kini^eit  erinnert 
ipuröe;  Karl,  „gutmutljig,  fröljlidj,  bieöer  un6  talentpoll",  oft  unartig,  aber  immer  liebens*^ 
müröig;  Hleyanörine,  „anfdjmiegenö  un6  finMidj",  6odj  auc^  „öesieöicrt",  roie  eine  „f leine 
itutofratin".  Don  6er  Weinen  £uife  roünfdjte  un6  Ijoffte  Me  ZHutter,  fte  modjte  „il?rer 
2tljnfrau,  6er  Iiebensu>ür6igen  un6  frommen  £uife  pon  ©ranien  äljnlic^  u)er6en".  Die 
meiften  Sorgen  macfjte  gera6e  6er,  an  6en  ficf;  Cuifens  ^ufunfts^ffnungen  mütterlich 
anflammerten:  6er  Kronprins. 

Kronprins  5rie6ric^  IDil^elm  »ar  oljne  groeifel  ungeipSljnlic^  begabt  (Er  bcfaf 
im  allgemeinen  rafdjes  un6  fdjarfes  ituffaffungspermSgen,  ©eiftesgegenroart  un6  Sdjlag^ 
fertigfeit.  (Er  Ijatte  6er  IMutter  empfänglidjen  Sinn  ffir  alles  ©rof e  un6  Sdjönc,  bcfon6crs 
6as  rcgfte  3"t^reffe  für  6ie  (ßefdjidjte  6es  (ßefdjiedjtes,  6em  er  cntftammte.  Sein  (ßemüt 
mar  meic^  un6  $ärtlic^,  leidjt  Ijinfdjmel5en6  in  (Befüllen  un6  (Tränen.  TXlaniic  Dorsüge 
einer  rcisbaren  Künftlematur  fdjienen  i^m  eigen,  aber  pielleic^t  me^r  nodj  pon  6eren 
Znängeln  un6  Sdju>ädjen.  (Eine  lebljafte  (EinbiI6ungsfraft  säuberte  i^m  gcfdjic^tlic^e 
(Ereigniffe  un6  2tUtagsporfäIIe  in  23iI6em  por,  6ie  er  mit  6em  3«i^^"Pift  gefdjictt  feft5ul>alten 
perftan6.  Hber  er  mar  auc^  unberedjenbar  in  feinen  Caunen,  ^eftig  in  feiner  Cei6ens= 
fdjaftlidjfeit,  Ijerrifc^  in  feinem  (Cro^.  „Seine  ZHanieren",  urteilt  6ie  Königin  im  ©ftober  \807, 
„ftn6  nodj  6eteftabel  un6  erfor6cm  all  meine  Strenge  un6  2tufmerffamfeit;  6enn  6as  2(eufere 
Ijat  gar  5upiel  gufammenljang  mit  6em  3""^^^  ^^^  ß^I>^^  ^^  ^^^  (Ellenbogen  ftSf  t 
als  mit  6er  ^an6  fanft  un6  ^öflic^  (nac^  llmftdn6en)  fc^iebt,  um  etwas  IjxnweQ^ 
5uräumen  06er  ieman6  aufmerffam  5U  machen  ufn>.,  6er  I^t^etmas  2(e^nlic^es  in 
feinem  (ßentüt."  Die  IMutter,  6ie  pielleidjt  gegen  fein  auf  eres  Betragen  manchmal  $u  nadj* 
fidjtig  ipar,  fudjte  pome^mlic^  feinen  Sinn  für  6en  (Emft  6er  ^exi  nnb  für  feine  S^tnnfts* 
aufgaben  5U  öffnen. 

Xladj  6er  Hflcffe^r  Pon  (Ciljtt  ^tte  fie  i^n  porgcnommen  un6  i^m  gefagt:  „3^  ^^^ 
Dir  einmal  red}t  umftdn6lic^  erjä^len,  tpelcf^  grof  e  0pfer  ic^  6em  Könige,  meinen  lieben 
Kin6em  un6  6em  £an6e  gebracht  ^e;  es  ^t  mir  piel  Kraft  gefoftet,  aber  (Euer  (BIflcf 
ift  mir  lieber,  es  ift  mir  alles.''    Der  Kronprins  tpeinte  fo,  6af  er  fic^  gar  nic^t  er^len 

28  ( 


Kdntdtn  £uife  nnh  htt  Jreif^err  vom  Stein 

tonnU,  unb  festen  fel^r  nad^enflic^.    2tuc^  an  feinem  \2.  (Beburtstage  in  Hlemel  fan6  fie 
es  nötig,  iE^n  mätlerlic^  liebepoU  un6  6oc^  mit  ^eiligem  (Emft  5U  ermahnen  un6  6en,  ^ct 
einft  ^errfcfjen  foUte,    vor  allem  (Se^orfam  5U   lehren.     Sie  fc^rieb  il^m:  •  •  .  *  ^Untet 
traurigem  Umftänicn  Ijafl  Du  nodj  feinen  ©eburtstog  gefeiert   Preufens  ©röf e  ifl  6a^n, 
Dein  Pater  redjt  unglucHic^  6urc^  bas  (Elenb,  ipelc^es  fein  VoV  o^ne  feine  Sc^uI6  leibet, 
6er  Staat  aufgelSft  un6  perarmt     Z>iel,  ja  unenMic^  mel  txnvb  es  tpieöer  foften,  Krdfte, 
Hac^öenfen,  fefter  IPille  un6  2tufopferung  jeöer  2trt,  um  6as  nneber  aufsubauen,  töos 
5eljn  ZTlonate  Krieg  pemic^tet    ZHuf  nic^t  6er  fo  natürliche  IDunfc^  in  jebes  (Buten  Brufl 
em>acf;en,  alle  feine  Kräfte  aufsutpiegen,  um  6em  (Bansen  5U  I^elfen  un6  ju  nfl^?    Der 
Kräfte  E^at,  tpenbet  fie  an  unb  nu^et  fc^on,  6er  fie  ertperben  fann,  um  einmal  ju  nütum, 
biI6e  fte  mit  2Inftrengung  un6  ^leif  aus,  un6  6iefes  ift  6er  l^Iige  (Entfc^luf ,  6en  ic^  pon 
Dir,    lieber  ^ri^,    geu)if   enparte.    2tl5   särtUdjer   So^n    wirft  Du   geu)if  Deinen  ^lelf 
per6oppcln,  um  recfjt  gut,  rec^t  ausge5eicf;net  5U  n>er6en,  um  Deinem  guten  Pater,  ipenn 
er  etoHxs  pon  Dir  perlangt,  mit  tEdtigPeit  un6  Ciebe  beisufte^en  un6  6urc^  Deinen  (Be^rfam 
6en  äbrigen  mit  gutem  Seifpiel  poraussuge^en,  6enn  blof  6urc^  ftrenges  (Be^rd^en  Pann 
man  (Srofes  E^erporbringen;  un6  untersie^n  ficf;  6ie  erften  6iefem  ftrengen  (Be^rfam,  6flrfeti 
6ie  an6eren  nidjt  Plagen,  un6  fo  wirft  Du  6em  Konig  un6  I?aterlan6  piel  leifien.    Sollte 
Dir  mandjes  6unfcl  fein,  fo  fpric^  mit  Dclbrücf  6arfiber,  er  wirb  es  Dir  aufflaren  un6 
jcigcn,  6af  reine  £icbe  5um  Könige,  5U  Dir  un6  5U  6em  I?aterlan6  mein  ^ers  un6  (Beifl 
befeelcn."  .  .  . 

^ric6ridj  Delbrüct,  an  6en  6ie  Königin  ^ier  6en  So^n  pertpeift,  5eigte  [xdj  ipe6er  als 
Celjrcr  nodj  als  (Ersic^cr  feiner  2tufgabe  gemadjfen.  (Es  feljlte  iljm  an  allgemeiner  Sil6ung, 
an  Umfang  un6  (Tiefe  6es  IDiffens,  er  blieb  immer  ab^ngig  pon  feinen  Celjrbüdjem;  o^ne 
^d}  5u  einem  anrcgen6cn  freien  Dortrag  er^ben  5U  fönnen.  Der  Unterridjt  namentlich  in 
6cr  (ßcfdjicbte  ipar  redjt  oft  6cm  §ufall  6er  Cagcscreigniffe  untenporfcn.  IPie  bei  feinett 
23üdjcrempfcljlungcn  für  6ie  Konigin,  fo  pergriff  er  fidj  l^äufig  auc^  in  6en  Sdjriften,  Me 
er  mit  feinen  göglingcn  las;  audj  Ijicr  gab  er  oft  ipcicblidjc,  ungefun6e  Koft.  Be6enPlic^ 
ipar,  6ag  6tcfclbe  IDcicbljoit  aucb  6ie  (Ersieljung  bcljcrrfcfttc.  Das  ipar  tpcnig  gefd^rlicb  bei 
6em  jüngeren  Prinscn  IDilljelm,  einem  folgfamcn  un6  ruljigcn  Knaben,  um  6en  man  pc^ 
nidjt  picl  fümincrtc.  ^ür  6cn  Kronprinsen  ipur6c  es  per6crblii).  (Eigenipillig  un6  iptber« 
fpenftig,  Pon  n>ccbfeln6en  Caunen  un6  (Einfällen  l^in-  un6  Ijergctrieben,  be6urfte  er  eines 
^udjtmcifters,  n>ie  es  ctn:»a  5rie6ridj  IPilljelm  I.  für  feinen  grofen  Soljn  geipefen  ipat. 
Dclbrücf,  6cr  immer  mehr  auf  6as  (Bemüt  als  auf  6en  IDillen  5U  »irfen  fuc^te,  ipar  5ufrie6en, 
tpcnn  <*»•  "'^d)  ei»-^r  ^trafp^-^^bigt  6eTt  Kronprinzen  'n  (Tr^^nen  6er  >?^n*  wrP»^^«  'tb. 


(Es  begreift  ftdj,  öaf  öurdj  6te  KriegsiDtrrcn  llntcrridjt  un6  (Ersieljung  nodj  mc^r 
litten.    2tn6erfeit5  traten  gcraöe  in  ZHemel  unö  Königsberg ,  ipo  man  fo  eng  aneinanöer 
faf ,  Me  Sdju>ädjen  unö  ^e^Ier  6es  Kronprinsen  offenfunöiger  ^en>or.     (Es  fdjien  $uu>eilen, 
als  ob  ein  bSfer  Bdmon  i^n  treibe,  einen  nadj  6ent  anb^vn  aus  feiner  näc^ften  Umgebung 
5U  fränfen  un6  5U  perlenen;  er  necfte  nnb  quälte  (Sefd^mifter  un6  (Coufinen,  bis  ficf;  alle 
pon  i^m  $urücf5ogen  un6  fidj  »eigerten,   mit   i^m   5U   fpielen.     Die  Klagen   über   fein 
Benehmen  n>ur6en  fo  laut  unö  fo  allgemein,   ba^  fie   aud;  bas  KSnigspaar   erreicfjten* 
Delbrucf  felbft  fc^ob  Me  5c^uI6,   un6  5um  tTeil  getpif  nid;t  gan5  mit  Unrecfjt,  auf  6as 
^of leben,  auf  6as  beftänMge  <3uf^^"^^"f^i"  ^i*  jüngeren  (ßefc^ipiftem  un6  Denpanöten, 
6as  6en  Ijcranipac^fenöen  Kronprin$en  immer  roieöer  5U  finMfc^em  (Treiben  ^erabsog.    (Er 
roünfc^te  öie  (Entfernung  6es  Kronprinsen  pom  ^ofe.    Stein  un6  Sc^effner  aber  hielten  öie 
Perfönlidjfeit  6es  (Ersieljers  felbft  für  unsulanglidj;  es  feljle  iljm  an  VOelU  unb  ZTlenfdjen^ 
fenntnis,  um  6en  Kronprinsen  5U  feinem  fünftigen  Berufe  ^eran5ubiI6en.     Die  Königin 
trat  öiefer  Hnjidjt  oljne  weiteres  bei;  in  i^ren  Unterreöungen  mit  Stein  würbe  im  ^ebruar  \808 
bereits  2tnciIIon,  6effen  Sdjriften  6ie  Königin  gern  las,  als  Itadjfolger  Delbrücfs  in  Zlusfic^t 
genommen.    IDä^renö  feines  2lufentljaltes  in  Berlin  per^anöelte  Stein  felbft  mit  2lncillon, 
6er  ftij  5ur  Uebema^me  6er  (Ersie^ung  6es  Kronprinsen  bereit  finöen  lief.    Die  Königin, 
buxdi  ^rau  Pon  Berg  Ijierüber  unterridjtet,  fprac^  nodj  im  TXläxi  \808  mit  6em  Könige, 
6er,   ipie   fte   an   Stein   fc^rieb,    „nic^t   nein   fagte",    aber    nadj   feiner   (ßeu>o^nljeit   6ie 
(Entfdjeiöung  pertagte.     Uadj  6er  Hücffe^r  Steins  ipar  es  6er  Kronprins  felbp,  6er  6ie 
^rage  6es  (ErsieE^ungsmec^fels  tpie6er  in  2(nregung  bracfjte*    Bei  einem  grof en  militärifcfjen 
^eftmaljl,  2tnfang  3uli  ^808,  ipar  fein  Betragen  fo  unausfte^lic^,  6af  6ie  notipen6igfeit 
einer  2len6erung  allgemein  empfun6en  würbe.    IDie  fdjiper  aber  fiel  es  6er  Königin  felbft 
in  6iefer  ^rage,  6ie  6oc^  redjt  eigentlich  $u  iljrem  IDirfungsfreis  geljörte,  6em  (ßemaljl 
einen  (Entfdjluf  ab5uringenl     Stein  un6  Sdjeffner  6rängten.     ZHit  rücf^ltlofem  ^reimut 
fdjrieb  Sdjeffner  6er  Königin  6ie  ma^nen6en  IDorte,  „wenn  im  ZHutterljersen  nidjt  TXlut 
genug  fei,  beim  X?ater  auf  eine  2len6erung  ansutragen  un6  6arauf  5U  befte^en,  wer  werbe 
es  bann  permögen?"    So  entfc^lof  pdj  6ie  Königin  5U  fpredjen,  un6  6er  König  gab  nadj. 
2Im  \2. 3uli  eröffnete  Stein  6em  (Ersieljer,  6er  Kronprins  folle  einen  militärifdjen  (ßoupemeur 
erljaltcn;  Delbrucf  möge  6ie  (Er5ieljung  6er  jüngeren  Prinsen  übemeljmen.     Delbrucf  fe^te 
ipeitldufig  auseinan6er,  6a|  6er  ^e^ler  nidjt  in  feiner  Perfon  un6  in  feiner  Znetljo6e  liege, 
fon6em  in  allerlei  Hebenumftän6en.    Die  2tnftellung  eines  militdrifdjen  ©oupemeurs  erflärte 
er  für  perfrüljt;  er  münfdjte  6ie  (Ersie^ung  6es  Kronprinsen  noc^  5ipei  3aljre  5U  behalten. 
3n  6emfelben  Sinne  fc^rieb  er  auc^  6er  Königin. 

28S 


Kdtttdtn  £ntfe  nnb  ^er  grtxlitxt  oom  Stein 

Königin  Cuifc  fc^ä^tc  Delbrücf  als  einen  ,,€Ijrenniann"  unö  »egen  feiner  befonöcren 
(ßobe,  „junge  ©emüter  rein  su  er^Iten".  2Iber,  »ie  fie  an  ^rau  pon  Berg  fc^rieb, 
,,man  fann  nic^t  meljr  pon  tljm  perlangcn,  als  er  pon  6er  Hatur  er^Iten  ^t."  ;,€ine 
Crsieljung/'  fc^reibt  fie  felbft  gans  im  Sinne  Steins  auf  öie  €ingabe  Delbrflcfs,  „bit  btn 
l{ronprin5en  nur  5U  einem  rec^tfc^affenen,  religiSfen,  moralifc^  guten  ZTlenfc^en  mac^t,  Ifl 
noc^  nic^t  genug.  €r  muf  ridjtige  Kcnntniffe  öes  Canöes  Ijaben,  er  muf  öeutlic^e  Begriffe 
öer  politif  Ijaben;  er  muf  femer  ftc^  eine  grofe  Jlnftc^t  6er  Dinge  5U  eigen  mac^n,  6te 
il^n  faltig  madjt,  grofe  (Taten  5U  unternehmen  un6  5U  poUbringen.  Diefes  liegt  nic^t  in 
Delbräct.  Um  6iefe  großen  Kefultate  tjerbeisuful^ren,  muf  erftlic^  6er  Stamm  befeftigt 
»er6en,  auf  6en  man  6iefe  f^ffnung  ftü^en  6arf.  Der  Kronprins  fyit  l?erftan6,  ffcA 
€inbiI6ungsfraft,  ^t  IDif begicr6e,  aber  6icfe  €igenfdjaftcn  »er6en  nac^  6en  Zlnfic^ten  fluger 
Znänncr  nidjt  genug  benu^t.  €s  muf  6aljcr  ein  ZTIann  fommen,  6cr  6cn  ©eift  6es  'Kxon^ 
prinsen  faft,  ergreift,  ftc^  feiner  bemädjtigt,  um  il^m  6iefe  getpünfc^te  Kic^tung  5U  geben  I^ 

€inen  fold^en  ZHann  glaubte  6ie  Königin  in  2(nciUon  gefun6en  5U  traben,  6en  ja 
auc^  Stein  empfal^I  un6  rul^mte.  2(ber  fie  nx>IIte  6oc^  porfic^tig  perfa^ren,  mit  möglicher 
Sdjonung  6cs  Kronprinsen,  6effen  pdjtltdjer  Schmers  über  6en  6ro^en6en  CrsieE^npec^fel 
iljr  ZTlutterljcrs  nidjt  ungcrüljrt  lief.  Durdj  ^rau  Pon  Berg  fe^te  fie  pdj  mit  2tnciUon  in 
l?crbin6ung,  um  6effcn  2tnfidjt  über  6ie  bcfte  2trt  6er  (Trennung  6es  Kronprin$en  pon 
Delbrücf  5u  Ijövcn.  yifv  Sdjreiben  6arüber  fc^eint  c^arafteriftifc^  genug,  um  nadj  feinem 
f^auptin^alt  Ijier  pia^  5U  fin6en;  Icife  6eutet  fidj  6arin  6er  ©egenfa^  an,  6er  fie  Pon  Stein 
bereits  trennte  un6  baI6  für  immer  fc^ei6en  foUte. 

Königin  Cuife  fc^rieb  am  7.  2tuguft  an  ^xau  pon  Berg  (fransöfifc^):  ....  „Dos 
Stpeite,  tpos  ic^  3^nen  5U  fagen  ^be,  betrifft  6as  (Slüct  un6  6ie  ^ufunft  meines  Sohnes» 
3clf  l^ättc  faft  Ijinsugcfügt:  un6  6as  ©lücf  6er  Dölfer,  ipelc^e  6ie  Dorfeljung  iljm  befltimmt 
ijdt  3^  6ac^te  im  Jlugenblicf  nic^t  an  bas  böfe  prinsip,  ipeldjes  l?errfd}t,  ipeldjes  regiert 
un6  6as  über  alles  in  6er  ZDelt  entfcf}ei6et  2Iber  6ie  ^ufunft  meines  lieben  Kin6es  tpird 
fünftig  I^auptfäc^Iid}  in  6cn  £)än6en  6es  tpür6igen  2InciIIon  liegen.  Der  König  Ifai  ftc^  ju 
feinen  (ßunften  entfd}ie6en.  Diefcr  (ßc6anfe  Ijat  für  mic^  etipas  fcljr  (Cröftlic^es.  €in 
ZHann  pon  foldjem  (C(?arafter,  pon  foldjem  (ßeift  un6  pon  folc^en  Kenntniffen,  perbunöen 
mit  angenel^men  ZITanicren,  tnit  einem  2(eufern,  tpelc^es  guten  (Befc^macf  anfän6igt,  öos 
I^ift,  tpeldjes  anfün6igt,  6af  er  immer  in  6er  beften  (ßefellfc^aft  perfel^rt  fyxt,  ein  foldfcr 
ZYTann  ift  gemacht,  einen  jungen  ZRenfc^en  5U  (etjren,  6ag  man  glücflic^  fein  fann, 
unabl^ängig  pom  Scf^icffal.  Sagen  Sie  itjm  rec^t,  6ag  ic^  großes  Pertrauen  in  t^n  fe^, 
aber  \i^  ic^.  um  nichts  ^u  per6er^n,  feine  (ßcbanftn  «^^r  61*  ?frt  m  mtff^n  m-iti'-K». 


iDic  man  am  bcpcn  meinen  Soljn  von  Delbrücf  trennen  unb  iljm  bk  Hotipenöigfeit  eines 
IDec^fels  begreiflich  madjen  fann.  Stein  ift  ju  feljr  Stein  in  Mefem  Punfte,  bas  bleibt 
unter  uns;  er  fagt,  ein  Kino  muf  geljorc^en  unö  nic^t  räfonnieren.  Die  grauen  empfinöen 
feiner,  wk  man  fagt,  un6  es  ift  etmas  in  mir,  a>as  mir  unaufl^Srlid)  fagt;  bas  ift  nid^t 
6ie  2trt,  Me  für  ^ri^  angebradjt  ift,  er  ^at  fdjon  suoiel  ^Jeftigfeit  öes  (Zfyxtatievs  unb  6es 
IDiUens,  um  pdj  sufrieöen  5U  geben,  wie  ein  anöeres  Kino*  (Er  Ijängt  mit  grofer 
^artlic^feit  an  Delbrücf.  Vox  allem  mu§  man  fxdj  lauten,  einen  Kopf  unö  ein  dftti  5U 
perbittem,  Me  in  allen  Punften  ausgeseidjnct  fmö.  2tnciüon  ^t  ein  gutes  ^Ab  5U 
bearbeiten,  6as  ift  gea>i§  unb  idf  bin  überseugt,  ba^  er  feinen  Scf^üler  lieben  wirb.  2(ber 
es  öarf  nichts  überftürst  werben,  um  nidjts  5U  peröerben." 

IDenige  (Tage  fpater  trieb  Cuife  öie  ^rau  pon  Berg  5U  größter  €ile.  „3^  ^^^ 
Stein  perfproc^en,  6a§  in  112  (Tagen  ic^  Slnttport  tjdtte,  laffen  Sie  mic^  nic^t  im  Stic^  • . . 
Stein  me  tue  et  me  taxe  sans  cela  de  femmelette  qui  est  tr^s  superficielle.  Montrez- 
lui  donc  le  contraire." 

Die  Der^anMungen  sogen  fidj  noc^  bis  in  6en  September  Ijin*  Da  ttaUn  (Ereignijfe 
ein,  Me  öie  Sorge  um  Me  €r5ieljung  bes  (Tljronf olgers  por  6er  Sorge  um  bk  C^ftens 
6es  Königs  felbft  un6  6es  Staates  in  6en  f^intergrunö  ördngten. 

2tm  5\.  TXlax  wax  Stein  »ieöer  in  Königsberg  angefommen*  Hac^  Ztbfc^Iuf  5er 
Konpention  mit  Daru  war  ttjm  in  Berlin  nichts  metjr  gelungen;  Hapoleon,  gan$  mit  6em 
Unternehmen  gegen  Spanien  befc^aftigt,  entsog  fic^  je6er  Per^anölung  mit  Preufen,  lief 
aber  Me  2tusplün6erung  6es  Canöes  fyftematifdj  fortfe^en*  ©ppofttionelle  Stimmen,  öie  nie 
gans  perftummt  OHxren,  begannen  fic^  lauter  un6  fc^ärfer  gegen  Stein  5U  dufem;  fein  alter 
©egner  Beyme  regte  fidj  »ieöer  unö  natürlidj  audj  gaftroip.  Die  Königin,  Me  öapon  ^örte, 
war  entrüftet,  öaf  man  öen  ^einö  nic^t  nur  pon  äugen  nun,  fonöcm  auc^  im  3nnem  $u 
fürchten  ^be.  Sie  mamte  Stein  felbft,  fomie  öurc^  Permittelung  öer  ^rau  pon  Berg,  unö 
ördngte  auf  feine  Sücffeljr. 

3n  Königsberg  traf  Stein  eine  Stimmung,  öie  im  Caufe  öes  Sommers  immer 
gefpannter  unö  unrutjtger  muröe.  Die  Hac^ric^ten  über  öfterreid^ifc^e  Küßungen,  öie  fieg^ 
reidje  €r^ebung  öer  Spanier,  öie  Im  3ult  ein  fransöfifc^s  Cruppenforps  bei  Baylen  sur 
Kapitulation  yvanQen,  öer  2(bfall  öer  pon  Hapoleon  nad^  Ddnemarf  gefanöten  fpanifd^en 
(Truppen,  öie  auf  englifc^en  Sdfiffen  in  it;re  £)eimat  $urüctgefüt;rt  muröen,  alle  öiefe  €reigni{fe 
tpectten  fro^e  Öffnungen  auf  eine  na^  €rlöfung  auc^  für  Deutfd^lanö  unö  riefen  eine 
friegerifc^e  €rregung  ^rpor,  Me  einen  Beobachter  an  öie  Berliner  Stimmungen  im 
September  \S06  erinnerte.    Tindf  Sc^m^rf!,  (Bneifenau  unö  fc^lieglic^  Stein  felbft  gelten 

285 


ßxdik  wuxbt,  mit  bem  er  fic^  ptelfac^  berfitjrte.  ZDtr  ermät^nen  noc^  (Beorg  Scf^ffner,  6er 
als  Kriegs*  unö  Domänenrat  ^77^  nadj  einem  S^xwüx^xs  mit  ;Jrie6ridj  öem  (Brofen 
feinen  2Ibfcf}ie6  genommen  unb  nun  als  Siebsigjäl^riger  in  poUer  geiftiger  HäfKgfeit  in 
Königsberg  lebte,  unö  TXla^  pon  5c^nfen6orff,  6en  jugenMic^en  Keferen6ar,  in  öeffen 
CeMc^ten  öie  allgemeine  Dere^rung  für  Königin  Cuife  iljren  fc^Snflen  poetifdjen  Jlusörucf  fanö. 

3n  öiefen  Kreifen  un6  iljren  politifc^s^literarifdjen  Beftrebungen,  im  2tnfc^Iuf  »o^l 
an  ältere  Cogenperbinöungen,  entftanö  öamals  6er  „Sittlic^^tmffenfc^aftlic^e  Perein^',  befannter 
unter  6em  Hamen  „Der  (Cugen6bun6",  6em  ljenx)rragen6e  Beamte,  ©fpsiere  un6  (Beleihe 
beitraten.  (Er  fyxi  nur  in  6en  erften  ZHonaten  nac^  feiner  <0run6ung  eine  geiriffe  Be6eutung 
geljabt,  als  er  5u  einem  geeigneten  ZDerfseug  ffir  6ie  (Erljebung  5u  tDer6en  perfprac^;  6ann 
fanf  er  ebenfo  rafdj,  ipie  er  emporgefommen  UHxr,  un6  oerfiel  Jlnfang  \8^0  fap  unbemerft 
6er  2tufI5fung.  IDie  6er  Ceiter  6es  Dereins,  Profeffor  Krug,  perfidjcrt,  „ftan6  6ie  Königin 
unter  6en  ^reun6en  6es  Pereins  obenan",  fie  intercffierte  fic^,  er3äljlt  er,  „für  alles  (ßute 
un6  Sdiöm,  un6  6a  iljr  6er  Derein  in  6icfem  Cidjte  erfdjien,  fo  beeljrte  fte  i^n  auc^  mit 
iljrem  ^o^en  Beifall."    Häljeres  freiließ  ip  6arüber  bisljer  nic^t  bctannt  geiPor6en. 

Dagegen  {tn6  irir  gut  unterrichtet  aber  6ie  Besieljungen  6er  Königin  5U  Sfipem  un6 
Sc^effner.  Sdjeffner  ^tte  fdjon  \807  6ie  Prinseffm  Solms  fenncn  gelernt  un6  6urdj  i^te 
Permittelung  auc^  6ie  Königin  bei  6eren  5tDeitem  2IufentEjaIt  in  Königsberg,  im  2Ipril  un6 
ZlTai  6esfclben  3^^^^-  ^i^  frifdje  Urfprünglidjfeit  6cs  treuljersigen  un6  freimütigen 
©reifes,  6en  Stacgemann  6en  „^ranflin  oon  6er  (Dflfec"  nennt,  fdjeint  auf  Cuife  befon6er5 
an5ic[jcn6  gemirft  5U  ^ben.  Sie  fprac^en  miteinan6er  über  6en  franjöftfc^en  (Beneralftab 
un6  Prin$cncr5icljung,  über  f)of leben  un6  f^ofetifette,  un6  Sdjeffner,  begeiftert  pon  6et 
unrerfonnbar  tfoljcn  Begabung  6er  Königin,  fudjte  fie  5U  ftärfercr  geiftiger  Betätigung 
ansuregcn.  Dabei  erging  es  iljm  »ie  an6eron.  Cuife  begegnete  feinen  ZHaljnungen  mit 
6em  f^inipets  auf  „6ie  PPidjt  einer  €l?efrau,  ftdj  gans  6em  (ßefdjmacf  iljres  JTlannes  $u 
fügen  un6  felbft  Dinge,  6ic  iljr  ricles  un6  »aljres  Dergnügcn  machten,  6em  aufsuopfem, 
ipas  fic  iljm  ju  feiner  Beruljigung,  €rIjoIung  un6  5*^itfür5ung  für  nü^Iicfj  un6  nötig  Ijatte.^ 
Sdjcffncr  lieg  fidj  6a6urcl)  nidjt  abfdjrecfcn.  2Iucb  nadj  ZHemel  Ijin,  in  profa  un6  in  Derfen, 
mit  €mft  un6  mit  (Dffcnljcit,  for6erte  er  6ie  Königin  auf,  „alles  ju  neuem  tätigen  Ceben^ 
5U  befeelen,  „Preußens  irun6ertäterin"  ju  u>er6cn.  €r  bofdmpfte  nacfj6rücflic^  6ie  unnötige 
Verlängerung  6es  2lufentljalts  in  lUemel,  überljaupt  6ie  gefdljrlidje  Dorliebe  6es  Königs 
für  6ie  Boquemlidjfcit  eines  bürgerlich  Ijäuslidjen  Cebens  un6  6rängte  auf  baI6ige  lieber« 
fie6clung  nadj  Königsberg.  Die  Königin,  6ie  an  6iefem  ^reimut  feinen  2tnftof  naljm,  Ite^ 
b^I6  n^cb  6er  2IntnvH  in  Ki'^nigsberg  '^cbeffner  5U  ^xdf  HiUn,  um  N^"  frnh*^»"  pMönltcben 


Umgang  pon  neuem  aufsune^men.  ZDieöer  bemfil^te  fxdi  Sc^effner,  auf  fte  einsumtrfen, 
ungefdljr  in  öem  Sinne,  »ie  ;Jrau  oon  Berg.  (Er  fdjenfte  tl^r  5um  ©cburtstage,  ^O^ZTlars  ^808, 
Ca  BruyJres  „(Cljaraflcre",  bic  einft  fdjon  Prin5  ^cinridj  öcr  Königin  empfoljlen  Ijatte 
(f.  oben  S.  U3).  (Er  »uröe  nidjt  müöe,  in  jte  ju  öringen,  öaf  fte  „ben  iljr  pon  ©Ott 
t>erliel}enen  ©eift  öaljin  bringe,  6en  Heic^tum  iljrer  (ßabcn  föniglic^  5U  brauchen."  „Die 
Prcufen";  fdjrieb  er  i^r,  „Ijalten  5UDerläffig  €n>.  Königliche  ZTlajeftät  für  bas  einstge 
IDefen  im  Staat,  »eldjes  öem  Beneljmen  im  grofen  unö  fleinen  einen  ankeren  porteiU 
^aften  Sc^mung  unö  öem  öen  König  unö  6ie  Itation  pereinenöen  Banöe  Unauflöslic^feit 
fdjaffcn  fönnte." 

Surdj  Sdjeffner  »uröe  Me  Königin  audj  mit  Sfloem  befannt.  3^  Sommer  ^808 
erijielt  fte  nadj  unö  nadj  öie  ^efte  feiner  Ijiftorifc^en  Dorlefungen,  öie  pe  mit  gröftem  ©fer 
ftuöierte  unö  öeren  bemerfensroerte  Stellen  pe  mit  Bleiftiftftric^en  —  „Hieroglyphen  iljres 
Her$ens"  —  bejeic^nete*  IDir  fennen  iljre  oemac^Iafpgte  Bilöung;  es  unxrö  iljr  nic^t  leicht, 
pdj  öurdj  öiefe  Vorträge  öurdj$uarbeiten.  2tber  pe  befaf  öen  fdjönen  ZTlut,  por  öem 
el^rmfiröigen  Scf^effner  itjre  Unfemttnis  einsugeftetjen  unö  mie  „öer  Scf^ulfnabe  öen  gütigen 
Cetjrer''  um  (Erläuterungen  5U  bitten,  ,/^rägt  man  nic^t  unö  fc^ämt  pc^  feiner  (Einfalt 
gegen  jeöen,  fo  bleibt  man  immer  öumm.  Unb  idf  tjajfe  entfe^Iic^  öie  Dummtjeit."  So 
fragte  pe  nadj  öen  Punifdjen  Kriegen,  nadj  öen  (Sracdjifdjen  Unruljen,  nadf  öer  Beöeutung 
öes  IDortes:  Hierarchie.  Sctjeffner  erunöerte,  auf  öie  Hamen  fomme  es  nic^t  an,  fonöem 
auf  öie  <£rfaffung  öes  (Seipes  öer  Perfonen  unö  Qanölungen.  So  perftanö  es  auc^  öie 
Königin,  roenn  pe  iljm  fdjrieb:  „3c^  emppnöe  redjt  tief  öie  fdjönen  IDaljr^eiten,  auf  öer 
fein  (SüDems)  gan$es  Prinsip  ru^t;  unö  öoppelt  füljle  ic^  mic^  Ijingeriffen,  öie  2tufgabe 
meines  Cebens:  midj  mit  flarem  Berouftfein  5U  innerer  Harmonie  5U  bilöen,  nidjt  $u 
Dcrfeljlen,  fonöem  iljr  5U  genügen  ....  IDoüten  nur  öie  ZTlenfcIjen  öie  2tugen  nadj  innen 
mcnöen,  pielleic^t  fänöen  pe  noc^  Kraft,  bas  Sflapenjoc^  absufdjütteln;  aber  tun  pe  es  nid^t, 
fo  pe^cn  feine  alten  Hitter  auf,  für  bas  ^edft,  öen  (ßlauben  unö  öie  Ciebe  ju  fämpfen. 
mit  mal^rer  2Inöac^t  fniete  ic^  in  (Beöanfen  an  öem  Tlltav  öer  Burgfapelle  unö  betete  für 
bcffcrc  5^iten  5U  öem  2tllmädjtigen.  €rlebe  idj  pe  audj  nic^t  meljr,  ge^t  es  nur  meinen 
Kinöent  unö  öurdj  iljnen  meinem  Volt  einmal  wolfU  3^  wzi^,  öie  ^üt^n  madjen  pdj 
nidjt  felbp,  fonöern  öie  ZHenfc^en  madjen  öie  ^tit,  öcsmegen  foUen  meine  Kinöer  gute 
ZlTenfdjen  roeröen,  um  »oljitätig  auf  iljr  ^zxtalt^v  5U  »irfen." 

ZHan  peljt:  öie  Königin  erblicft  in  pttlidjer  (Erneuerung  unö  innerer  Heife  öie 
Porbeöingung  für  äufere  ^reiljeit,  —  »ie  iljr  anöerfeits  öie  Idutemöe  IDanöerung  öurc^ 
Ceiöen  unö  Sdjmerjen  als  öer  IDeg  $u  iljrcm  ^beaU   innerer  Harmonie   erfdjicn.     Sie 

279 


K^ntgin  £ntfe  nnb  ber  ^rett^err  oom  Stein 

fc^enfte  öamals  S^ffncr  ein  pctfdjaft,  wie  ftc  es  felbp  t>on  ^rau  t>on  Ber^  erijaücn  ^tte, 
mit  einem  traubentragenöen  Sebpod  unö  6cr  Umfc^ft:  ,,Hidjt  o^ne  tCränen".  ZHenfc^ 
un6  Hebe  reifen  nic^t  oljne  (Tränen. 

Ueber  SüDem  fdjrieb  Me  Königin  öer  ^rau  pon  Berg  (8.3uH  \808,  fransöfifc^): 
//3^  ^^U  auf eroröentlidj  fleifig  in  Süpem.  3^  W"  ^^  9-  ^«f*/  «nö  Karl  öer  (ßrofe 
fteljt  in  feinem  gan$en  ©lanse,  feiner  (Brdfe  unö  (Capf erfeit  oor  mir.  €r,  öer  Sdföpfer 
öes  öeutfdjen  Zeitalters,  ip  für  midj  fap  ein  ©egenftanö  öer  2tnbetung,  aber  »eniger  als 
(Ttjeoöerid},  öer  fc^Iic^t  öeutfd^  nnxr;  unö  öeffen  (BraöE^it,  liebe  5ur  (Berec^tigfeit  unö  sum 
©Uten,  oerbunöen  mit  (Tiefe  unö  €öelmut  öes  ^ersens  unö  öes  (C^arafters  mic^  me^r 
ansiel^en,  als  jener  pom  ^ranfentum  fc^n  ettt>as  peröorbene  (Ttjarafter.  3^  madjte  neulich 
öie  Bcfanntfc^aft  SüDems,  ipas  midj  etxpas  in  Derlegenl^it  gefegt  ^at;  öenn  er  fagte  mir 
etipas,  xx>as  idj  ipenig  ©eröiente,  nämlidj,  mein  Urteil  ipare  für  iljn  tjödjp  fdjmeidjel^ft 
tlun  fonnte  aber  öoc^  eine  Unipiffenöe  ipie  idj  iljn  nur  interefperen  unö  iljm  fc^mei(^In 
öurd;  öie  Znajepdt,  öie  mic^  umgibt.  (Tief  öurc^örungen  von  öiefer  ZDal^rl^eit  appellierte 
ic^  an  fein  f^ers,  öenn  ©emüt  ^t  er,  unö  ermiöerte  iljm;  mein  Urteil  Bnne  feinen  IDert 
für  il^n  ^aben,  aber  öer  (Seöanfe  möge  i^m  als  €ntfc^äöigung  öienen,  öaf  er  in  öiefeit 
fc^recf liefen  Reiten  öes  Unglücfs  unö  öer  (Tränen  öasu  beigetragen  ijabe,  jemanö  glficflic^ 
Stunöcn  unö  21ugenblicfe  $u  perfc^affen,  öer  mit  fooiel  Danfbarfeit  pon  iljm  lerne." 

Znit  Sc^effner  unö  sugleidj  mit  öem  ^reUjerm  pom  Stein  Ijat  Cuife  audj  öiejenige 
21ngelegenl}eit  tpieöertjolt  unö  eingel^nö  erörtert,  öie  il^r  neben  öer  Kdumung  Preuf ens 
öamals  tpol^l  am  meipen  am  Qersen  lag:  öie  ^rage  öer  (Ersiel^ung  öes  Kronprin$en. 
ZDir  muffen  ndl^er  öarauf  eingetjcn,  öie  (T^raftere  aller  Beteiligten  offenbaren  pc^  öobei 
in  befonöerer  Sdjärfc  unö  Deutlidjfeit:  öer  König  in  feiner  Unentfdjloffcnljeit,  Stein  in 
feinem  rücfpdjtslofcn  t>oru>ärtsörängen,  öie  Königin  in  iljrcr  pennittelnöen  Stellung 
5mifd]en  beiöen. 

Unter  öem  Drucfe  öer  furchtbaren  Uebermad^t,  öie  auf  öem  Canöe  unö  öem  Königs^ufe 
lapete,  fyxtU  Cuife  öer  f^offnung  entfagt,  fclbp  noc^  einmal  öas  (ßlücf  bcffcrer  (Tage  geniegen 
5U  fönnen.  2Iber  pe  glaubte  fep  an  eine  ^ufunft  für  bas  fommenöe  (Befc^Iec^t.  ^ur  i^re 
Ktnöer  erl^ffte  pe,  ipas  bas  graufame  Sc^icffal  iljr  fclbp  pcrfagt  Ijattc:  ein  geiftig  ^^eres, 
politifd}  freieres  Ceben.  Das  eigene  Dafcin  erfdjicn  iljr  ipic  eine  Dorftufe  für  öiefe  ^ufunft 
it^rer  Kinöcr;  pe  tpar  bereit,  alle  öie  Porsügc,  öie  öie  betpunöemöe  Zllitmelt  an  it;r  rutjmte, 
allmäljlid}  pon  pdj  auf  iljre  Kinöcr  übergcljen  5u  feljen.  So  fc^rieb  pe  im  JTlai  ^807  an 
iljren  (ßcmaljl:  „3^  überlaffc  meinen  Kinöcm  mit  Vergnügen  öie  Vorteile,  öie  ic^  ^tte, 
als  id?  pe  5ur  IPelt  bradjte  unö  öie  ic^  perliere,  tpäljrenö  icb  öos  <Rlücf  ^obe,  pe  nnui^fen 

28< 


Kdittgin  f  Ulfe  nrib  ber  f  reiljerr  ©om  Stein 

unö  geket^cn  $u  fe^cn;  hos  ift  fein  iPtrflic^cr  Pcriuft,  hz^xw.  öic  Belohnung  tft  5U  fdjon. 
Unö  tpenn  fie  gut  tper&en,  ircnn  fte  fagen:  mir  (?aben  605  pon  Papa  un6  ZHama  gelernt 
fo  tp  hos  alles,  vocs  w\x  an  ©lücf  irünfdjen  fönnen." 

Die  Kinöer  iDuc^fen  Ijeran:  Prinj  IDilljelm,  nac^  6em  Urteil  öer  ZlTutter,  „tpie  fein 
Täter,  einfadj,  Weöer  unö  oerftänMg";  Cljarlotte,  „rein  u>ie  (ßolö,  gut  unö  fanft",  „Ijinter 
einer  fdjeinbar  falten  ^üUe  ein  irarmes,  tljeilneljmenöes  ^er5",  aber  5utDeilen  fo  ausgelaffen, 
öaf  Cuife,  Me  6er  (Codjter  „gldnjenöe  3"'""?*"  öl?nte,  <v\  i^re  eigene  Kinö^  erinnert 
iDuröe;  Karl,  „gutmütljig,  fröljlic^,  bieöer  unö  talentooll",  oft  unartig,  aber  immer  liebens^^ 
iDüröig;  itleyanörine,  „anfdjmiegenö  unö  finölidj",  öodj  audj  ,,öejieöiert",  »ie  eine  „f leine 
Ztutof ratin".  Don  öer  f leinen  Cuife  tpünfdjte  unö  Ijoffte  öie  ZTlutter,  fie  mödjte  „iljrer 
ZHjnfrau,  öer  Uebensirüröigen  unö  frommen  Cuife  pon  ©ranien  dljnlic^  ireröen".  Die 
meiften  Sorgen  mad;te  geraöe  öer,  an  öen  fic^  Cuifens  ^ufunftsl^ffnungen  mütterlich 
anflammerten:  öer  Kronprin5. 

l{ronprin5  ^Jrieöric^  IDiUjelm  u>ar  o^ne  gtpeifel  ungetpöljnlic^  begabt.  (Er  befaf 
im  allgemeinen  rafd^es  unö  fd^arfes  2(uffaf[ung5Perm5gen,  (Beiftesgegentpart  unö  Sd^Iag^ 
fertigfeit.  (Er  \fi\\z  öer  ZHutter  empfänglidjen  Sinn  für  alles  (ßrof e  unö  Sdjöne,  befonöers 
öas  regfte  3ntereffe  für  öie  ©efdjidjte  öes  (ßefdjiedjtes,  öem  er  entftammte.  Sein  (ßemüt 
tpar  u>eic^  unö  särtlic^,  leidjt  Ijinfc^melsenö  in  (ßeffiljlen  unö  Cränen.  ZTTanc^e  X?or5üge 
einer  reisbaren  Künftlematur  fdjienen  iljm  eigen,  aber  meUeidjt  meljr  nodj  oon  öeren 
Znängeln  unö  Sc^ioädjen.  €ine  lebljafte  €inbilöungsfraft  säuberte  i^m  gefdjidjtlidje 
€reigniffe  unö  2tUtagsDorfäUe  in  Bilöem  por,  öie  er  mit  öem  '^Äi^zvSß^  gefdjicft  feftju^Iten 
perftanö.  2Iber  er  irar  aud;  unberechenbar  in  feinen  Caunen,  ^eftig  in  feiner  Ceiöen^ 
fdjaftlidjfeit,  ^errifdj  in  feinem  (Cro^.  „Seine  ZHanieren",  urteilt  öie  Königin  im  ©ftober  ^807, 
„ftnö  noc^  öeteftabel  unö  erforöem  all  meine  Strenge  unö  2tufmerffamfeit;  htw^yx  hcs  2Ieufere 
Ijat  gar  $UDiel  gufammenljang  mit  öem  3""^'^*  ^^^^  \\^\>^x  mit  öem  €Uenbogen  ft5f  t 
als  mit  öer  Qanö  fanft  unö  tjdflid)  (nacf;  Umftänöen)  fdjiebt,  um  etipas  l^intpeg^ 
Suräumen  oöer  jemanö  aufmerffam  5U  machen  uftp.,  öer  ^t«ettpas  21el;nlid;es  in 
feinem  ©emüt."  Die  ZlTutter,  öie  pielleidjt  gegen  fein  auf  eres  Betragen  manchmal  $u  nadj^ 
fidjtig  ipar,  fuc^te  pomeljmlidj  feinen  Sinn  für  öen  €mft  öer  ^t\i  unö  für  feine  ^w'^nfts» 
aufgaben  5U  öffnen. 

Hadj  öer  Sücffe^r  pon  (Cilfit  ^tte  fie  Ujn  porgenommen  unö  i^m  gefagt:  „3^  ^^ 
Dir  einmal  redjt  umftdnMic^  ersdljlen,  tpeldjes  grof  e  ®pfer  tdj  öem  Könige,  meinen  lieben 
Kinöem  unö  öem  Canöe  gebracht  \fibt\  es  ^t  mir  piel  Kraft  gefoftet,  aber  €uer  (Blücf 
ift  mir  lieber,  es  ift  mir  alles/'    Der  Kronprins  tpeinte  fo,  öaf  er  ftcf;  gar  ntc^t  erl^Ien 

28  i 


fonnte,  unö  fdjien  fetjr  nadibcntlxdi.    Undf  an  feinem  \2.  (Beburtstage  in  ZRemel  fanö  fie 
es  nötig,  i^n  mätterlic^  ItebepoU  unö  6oc^  mit  (^eiligem  €mft  5U  ermatjnen  un6  öen,  btt 
einft  Ijerrfdjen  foüte,   por  allem  (ßeljorfam  5U  leljren^     Sie  fdjrieb  iljm:  ....  ^Unter 
traurigem  Umftanöen  ^f!  Du  noc^  Feinen  (ßeburtstag  gefeiert.   Preuf ens  (Bröfe  ift  balfxn, 
Dein  Pater  red;t  unglficflid}  butdi  bas  (Elenö,  tpelc^es  fein  Voll  o^ne  feine  Sdfulö  leiöet, 
öer  Staat  aufgeldft  unö  perarmt.     ZTiel,  ja  unenölic^  piel  mirö  es  tmeöer  foften,  Kräfte, 
Had^enfen,  feftcr  IDille  unö  2(ufopferung  jeöer  2(rt,  um  bas  tDieöer  auf5ubauen,  voas 
5eljn  irtonate  Krieg  pemidjtet.    ZTTuf  nidjt  öer  fo  natürliche  IDunfc^  in  jeöes  (Buten  Brup 
ertpadjen,  alle  feine  Kräfte  aufsumiegen,  um  öem  (Bansen  $u  tjelfen  unö  5U  nä^n?    Der 
Kräfte  l^t,  menöet  fie  an  unö  nfi^et  fdjon,  öer  fie  enperben  Fann,  um  einmal  5U  nütfin, 
bilöe  fte  mit  2Inftrengung  unö  ^leif  aus,  unö  öiefes  ift  öer  t^eilige  (Entfc^luf,  öen  ic^  pon 
Dir,    lieber  ^nif,   ge»if   eriparte.    2tls   $ärtlic^er   Soljn    wirft  Du   geroif  Deinen  ^eif 
peröoppcln,  um  rec^t  gut,  red;t  ausgeseic^net  5U  meröen,  um  Deinem  guten  Pater,  tpenn 
er  etmas  Pon  Dir  perlangt,  mit  (Tätigfeit  unö  liebe  beisuftet^en  unö  öurc^  Deinen  (Be^rfam 
öen  fibrigen  mit  gutem  Beifpiel  poraussuget^en,  öenn  blof  öurd;  ftrenges  (Betreffen  Fann 
man  (ßrofes  ^erporbringen;  unö  untersiel^n  fidj  öie  erften  öiefem  ftrengen  (Bel^rfam,  öärfen 
öie  anöeren  nid;t  Flagen,  unö  fo  mirft  Du  öem  König  unö  Paterlanö  piel  leiften.    Sollte 
Dir  mandjes  öunFcl  fein,  fo  fpridj  mit  Delbrücf  öarüber,  er  wirb  es  Dir  aufflären  unö 
Scigen,  öaf  reine  liebe  jum  Könige,  5U  Dir  unö  5U  öem  Paterlanö  mein  Qers  unö  (Beift 
befeelcn."  .  .  . 

^ricöridj  Delbrücf,  an  öen  öie  Königin  Ijier  öen  Sol^n  penpcift,  scigte  fic^  UKÖer  als 
Cel^rcr  nod;  als  (ErsicI^er  feiner  2Iufgabe  gemadjfen.  (Es  fet^lte  i^m  an  allgemeiner  Bilöung, 
an  Umfang  unö  (Tiefe  öes  IDiffens,  er  blieb  immer  ab^ngig  pon  feinen  Celjrbüdjem,  o^ne 
ftdj  5u  einem  anrcgcnöen  freien  Dortrag  erljeben  ju  fönnen.  Der  Unterridjt  namentlich  in 
öer  (ßcfdjicbte  war  redjt  oft  öem  ^ufaü,  öer  Cagesereigniffe  untermorfcn.  IDie  bei  feinen 
23üd)crempfcl}lungcn  für  öie  Königin,  fo  pergriff  er  fidj  Ijäufig  audj  in  öen  Sdjriften,  öie 
er  mit  feinen  Zöglingen  las;  audj  Ijier  gab  er  oft  u)eicblidje,  ungefunöe  Koft.  Beöenflic^ 
n>ar,  öag  öicfolbe  IDcicbl^eit  aud)  öie  (Erstellung  bcl^errfditc.  Das  mar  menig  gefä^rlic^  bei 
öem  jüngeren  Prinscn  IDilljelm,  einem  folgfamcn  unö  ruljigen  Knaben,  um  öen  man  pc^ 
nidjt  picl  fümmorte.  ^üx  öen  Kronprinscn  u?uröe  es  peröcrblidj.  €igenn)illig  unö  tpiöer« 
fpenftig,  Pon  uvcbfelnöen  Caunen  unö  (Einfällen  ljin==  unö  Ijergetrieben,  beöurfte  er  eines 
J^udjtnieifters,  n>ie  es  etwa  ^Jrieöridj  ZDill^elm  1.  für  feinen  großen  Soljn  geoefen  ipar, 
Delbrücf,  öer  immer  mel^r  auf  öas  (ßemüt  als  auf  öen  IDillen  5U  roirfen  fuc^te,  UHxr  sufrieöen^ 
w^  n  er  nad)  <^hh^T  S^^-^^fpreöigt  öen  Kronprinsen  in  tTrrinfin  h^r  S^n^  •tfrfli*»^^«  ^-i(). 


(Es  begreift  fidj,  öaf  öurdj  bk  KriegsiPtrren  llnterridjt  xxnb  Crjie^ung  nodj  me^r 
litten.    2tn6erfeits  traten  geraöe  in  ZTTemel  unö  Königsberg,  ipo  man  fo  eng  aneinanöer 
faf ,  6ie  SdjiDäc^en  unö  ^eljler  öes  Kronprinsen  offcnfunöiger  Ijerpor.    €s  fdjien  5uu>eilen, 
als  ob  ein  böfer  Dämon  il^n  treibe,  einen  nad;  6em  anbzvn  aus  feiner  nac^ften  Umgebung 
5U  fränfen  unö  5U  perlenen;  er  necfte  unö  quälte  (ßefdju>ifter  unö  (Couftnen,  bis  pdj  alle 
üon  il^m  5uräct5ogen  unö   fidj  weigerten,   mit   il^m   ju   fpielen.     Die  Klagen   aber   fein 
Benel^men  tpuröen  fo  laut  unö  fo  allgemein,    öaf  fie  aud;  bas  KSnigspaar   erreichten* 
Delbrücf  fclbft  fdjob  öie  Sdjulö,   unö  jum  (teil  geipif  nidjt  gans  mit  Unredjt,  auf  bas 
^of leben,  auf  bas  beftänöige  ^uf^^^^^f^^"  ^i*  lungeren  (ßefdjtpiftem  unö  Dermanöten, 
bas  öen  t^erantpac^fenöen  Kronprinsen  immer  tpieöer  5U  finöifc^em  (Treiben  ^erabsog.    Cr 
tpünfdjte  öie  (Entfernung  öes  Kronprinjen  pom  f)ofe.    Stein  unö  Sdjeffner  aber  Ijielten  öie 
PerfSnlidjfeit  öes  Crsieljers  felbft  für  unsulänglidj;  es  feljle  iljm  an  WdU  unö  ZTTenfdjen* 
fenntnis,  um  öen  Kronprinsen  5U  feinem  fflnftigen  Berufe  ^eransubilöen.     Die  Königin 
trat  öiefer  Ztnftdjt  oljne  weiteres  bei;  in  Hjren  Unterreöungen  mit  Stein  iDuröe  im  ^Jebruar  1808 
bereits  2Incillon,  öeffen  Schriften  öie  Königin  gern  las,  als  Hac^folger  Delbrücts  in  2lusftc^t 
genommen.    IDäljrenö  feines  Zlufent^altes  in  Berlin  oer^anöelte  Stein  felbft  mit  2lncillon, 
öer  ftdj  jur  Uebemaljme  öer  (Ersieljung  öes  Kronprinjen  bereit  finöen  lief.    Die  Königin, 
öurdj  ^rau  oon  Berg  Ijierüber  unterridjtet,  fpradj  nodj  im  TXlävi  (808  mit  öem  Könige, 
öer,   wie   fie   an   Stein   fc^rieb,    „nidjt   nein   fagte",    aber    nadj   feiner   (Sewol^nl^eit   öie 
(Entfdjeiöung  pertagte.     Zladf  öer  Hücffe^r  Steins  war  es  öer  Kronprin$  felbft,  öer  öie 
^rage  öes  (Erjieljungswec^fels  wieöer  in  2tnregung  brachte.    Bei  einem  grof en  militärifdjen 
;^eftmat}l,  2(nfang  3uli  1(808,  war  fein  Betragen  fo  unausftetjlid),  öaf  öie  Hotwenöigfeit 
einer  2Ienöerung  allgemein  empfunöen  wuröe.    IDie  fdjwer  aber  fiel  es  öer  Königin  felbft 
in  öiefer  ;Jrage,  öie  öoc^  rec^t  eigentlidj  ju  Ujrem  IDirfungsfreis  gehörte,  öem  (ßemaljl 
einen  (Entfdjluf  abjuringenl     Stein  unö  Sdjeffner  örängten.     ZTlit  rücfljaltlofem  ^reimut 
fdjrieb  Sc^effner  öer  Königin  öie  maljnenöen  IDorte,  „wmn  im  Znutterljerjen  nic^t  ZHut 
genug  fei,  beim  Pater  auf  eine  Jlenöerung  anjutragen  unö  öarauf  ju  befteljen,  wer  weröe 
es  öann  oermögen  ?"    So  entfdjlof  fidj  öie  Königin  ju  fprec^en,  unö  öer  König  gab  nadj. 
2tm  \2. 3uli  eröffnete  Stein  öem  (Erjieljer,  öer  Kronprinj  folle  einen  militärifdjen  (Soupemeur 
erijalten;  Delbrücf  möge  öie  (Erjieljung  öer  jüngeren  prinjen  übemeljmen.     Delbrücf  fe^te 
weitläufig  auseinanöer,  öaf  öer  ^e^ler  ntdjt  in  feiner  Perfon  unö  in  feiner  ZTletfyjöe  liege, 
fonöem  in  allerlei  Hebenumftänöen.    Die  Ztnpellung  eines  militärifdjen  ©oupemeurs  erflärte 
er  für  perfrüljt;  er  wün^dik  öie  Crjieljung  öes  Kronprinjen  noc^  jwei  3^^^^^  S"  beljalten. 
3n  öemfelben  Sinne  fdjrieb  er  audj  öer  Königin. 

285 


Kdntdtn  f  nife  nnb  ber  f  reil^err  oom  Stein 

Königin  Cuife  fdjd^tc  Dclbrficf  als  einen  „€l?renniann"  unö  ipegen  feiner  befonöeren 
<ßabe,  „junge  (Bemuter  rein  $u  erljalten".  TXhtx,  »ie  fie  an  ^rau  pon  Berg  fdjrieb, 
„man  fann  nidjt  meljr  von  iljm  perlangen,  als  er  Pon  6cr  Hatur  er^Uen  \:fii."  „€in€ 
(Erjieljung/'  fdjreibt  fie  felbft  gans  im  Sinne  Steins  auf  6ie  €ingabe  Delbrflcfs,  ;,6te  6cn 
Kronprinjen  nur  5U  einem  redjtfdjaffenen,  religiöfen,  moralifdj  guten  Znenfdjen  mac^t,  ifl 
noc^  nidjt  genug.  €r  muf  ridjtige  Kenntniffe  hts  Canöes  Ijaben,  er  muf  öeutlic^e  Begriffe 
6er  Politif  l^aben;  er  muf  femer  ftdj  eine  grofe  2tnfidjt  6er  Dinge  $u  eigen  mac^n,  5ie 
il^n  fällig  mad^t,  grofe  tZaitn  5U  unternehmen  un6  5U  poUbringen.  Diefes  liegt  nic^t  in 
Delbrucf.  Um  öiefe  großen  Kefultate  t^erbeisufu^ren,  ntuf  erftlic^  6er  Stamm  befeftigt 
iper6en,  auf  6cn  man  6iefe  f^ffnung  ftü^en  6arf.  Der  Kronprins  \)ai  l?erftan6^  ^ot 
€inbiI6ungsfraft,  ^t  IDif  begicr6e,  aber  6iefe  €igenfdjaftcn  iper6en  nadj  6en  Jlnfidjten  fluger 
Znänner  ntcf}t  genug  benu^t.  (Es  muf  ha^tt  ein  VHaxvx  fommen,  6er  6en  (Seift  6es  Uton* 
prinscn  faft,  ergreift,  fidj  feiner  bemädjtigt,  um  iljm  6iefe  getpünfdjte  Sidjtung  5U  geben  !^ 

<£inen  foId;en  ZTTann  glaubte  6ie  Königin  in  2InciIIon  gefun6en  5U  l^aben,  6en  ja 
auc^  Stein  empfal^I  un6  rul^mte.  2Iber  fie  nx>Ute  6oc^  porftd;tig  perfal^ren,  mit  möglicher 
Sdjonung  6cs  Kronprinsen,  6effen  fidjtlidjer  Sdjmers  über  6en  6roIjen6en  Crsieljenpec^fel 
iljr  ZTTuttcrtjcrs  nidjt  ungcrüljrt  lief.  Durdj  ^rau  Pon  Berg  fc^te  fie  fic^  mit  2lnciüon  in 
l?erbin6ung,  um  6cffcn  2Inftc^t  über  6ie  bcfte  Jlrt  6er  (Trennung  6es  Kronprinsen  pon 
Delbrflcf  ju  ^orcn.  3^^  Sdjreiben  6arüber  fdjeint  djarafteriftifdj  genug,  um  nadj  feinem 
Qauptinl^alt  (?ier  pia^  5U  fin6en;  leife  6eutet  ficf}  6arin  6er  (Begenfa^  an,  6er  fie  Pon  Stein 
bereits  trennte  un6  baI6  für  immer  fdjei6en  foUte. 

Königin  Cuife  fdjrieb  am  7.  Zluguft  an  ^rau  pon  Berg  (fransöfifdj):  ....  ^Dos 
Sipeite,  ipas  idj  ycfn^n  yx  fagen  Ijabe,  betrifft  6as  (ßlücf  un6  6ie  5u'u"f*  nteines  Sohnes. 
3d?  l?ätte  faft  Ijinsugcfügt:  un6  6as  (Eflücf  6er  Pölfer,  tpeldje  6ie  Dorfeljung  iljm  beftimmt 
^t.  3^  6ad;te  im  21ugenblict  nic^t  an  6as  böfe  Prinsip,  tpelcf^es  l^errfcf^t,  n>elcf}es  regiert 
un6  6as  über  alles  in  6er  IDelt  entfdjci6et.  2tber  6ie  ^^funft  meines  lieben  Kin6es  xxAtb 
fünftig  l^auptfäd^Iic^  in  6en  £)än6en  6es  tpür6igen  2InciUon  liegen.  Der  König  tjat  ftc^  5U 
feinen  (Bunften  entfcf}ie6en.  Diefer  (Sc6anfe  ^at  für  mid;  etnxis  fe(?r  türöftlic^es.  (Ein 
TXlann  pon  foldjem  (Eljarafter,  pon  foldjem  (Seift  un6  pon  folc^en  Kenntnijfen,  perbun6en 
mit  angenel^men  IlTanicren,  mit  einem  2(eufern,  tpelc^es  guten  (Befc^macf  anfün6igt,  öos 
(^ift,  tpeld;cs  anfün6igt,  6af  er  immer  in  6er  beften  (ßefellfc^aft  perfetjrt  I^t,  ein  foldfcr 
2nann  ift  gemadjt,  einen  jungen  ZHenfdjen  5U  leljren,  6af  man  glücflidj  fein  fann, 
unabl^ängig  pom  Sc^icffal.  Sagen  Sie  il^m  rec^t,  6af  ic^  grofes  Pertrauen  in  U^n  fe^, 
aber  6af  idj,  um  nidjts  5U  ner6erbcn,  feine  (üthorUn  ßbe^  ^•*  2Irt  ^m  n^«fett  miinfc^^ 


tptc  man  am  bepen  meinen  Soljn  von  Delbrücf  trennen  unö  iljm  bk  Hotxpenötgfeit  eines 
ZDec^fels  begreiflich  madjen  fann.  Stein  ift  ju  feljr  Stein  in  Mefem  Punfte,  bas  bleibt 
unter  uns:  er  fagt,  ein  Kino  muf  geljordjen  unö  nidjt  räfonnieren.  Die  grauen  empfinöen 
feiner,  wk  man  fagt,  un6  es  ift  etmas  in  mir,  was  mir  unaufl^orlid;  fagt:  6as  ift  nidjt 
6ie  2(rt,  öte  für  ^nii  angebracht  ift,  er  l^at  fd;on  juDiel  ^^eftigfeit  6es  (ZfyxxatUvs  unö  bts 
IDiUens,  um  fidj  5ufrie6en  5U  geben,  wk  ein  anöeres  Kino.  (Er  Ijängt  mit  grofer 
^ärtlic^feit  an  Delbruct*  Vot  allem  muf  man  fic^  lauten,  einen  Kopf  unö  ein  Qer5  3U 
perbittem,  öie  in  allen  Punften  ausgeseidjnct  ftnö.  2tnciIIon  ^at  ein  gutes  ;JeIÖ  5U 
bearbeiten,  öas  ift  gemif  unö  icf;  bin  uberseugt,  öaf  er  feinen  Scf^üler  lieben  mirö*  2(ber 
es  öarf  nidjts  überftfirjt  roeröen,  um  nichts  5U  ©eröerben*" 

IDenige  (Tage  fpater  trieb  Cuife  öie  ;Jrau  pon  Berg  5U  grSfter  €ile.  „3^  ^^^ 
Stein  perfprodjen,  öaf  in  \2  (Tagen  idj  Antwort  Ifättc,  lajfen  Sie  midj  nic^t  im  Stidj . .  . 
Stein  me  tue  et  me  taxe  sans  cela  de  femmelette  qui  est  tr^s  superficielle.  Montrez- 
lui  donc  le  contraire," 

Die  Per^anölungen  5ogen  fic^  noc^  bis  in  öen  September  ^in.  Da  traten  (Ereigniffe 
ein,  öie  öie  Sorge  um  öie  Crsiel^ung  öes  (Tl^ronfolgers  por  öer  Sorge  um  öie  C^ftens 
öes  Königs  felbft  unö  öes  Staates  in  öen  Qintergrunö  örängten. 

2tm  5\.  ZTTai  »ar  Stein  »ieöer  in  Königsberg  angefommen.  Xladf  Ztbfdjiuf  öer 
Konpention  mit  Daru  war  ttjm  in  Berlin  nicf^ts  me^r  gelungen;  Itapoleon,  gan$  mit  öem 
Untemel^men  gegen  Spanien  befc^äftigt,  entsog  ftc^  jeöer  Per^anölung  mit  Preußen,  lief 
aber  öie  2tusplünöerung  öes  Canöes  fyftematifclj  fortfe^en*  ©ppofitioncUe  Stimmen,  öie  nie 
gan5  perftummt  OHxren,  begannen  fic^  lauter  unö  fci^rfer  gegen  Stein  $u  äufem;  fein  alter 
(ßegner  Beyme  regte  fidj  »ieöer  unö  natürlich  audj  gaftrou).  Die  Königin,  öie  öapon  Ijörte, 
war  entrüftet,  öaf  man  öen  ^einö  nidjt  nur  pon  aufen  nun,  fonöem  auc^  im  3nnem  $u 
fürchten  ^be.  Sie  mamte  Stein  felbft,  fomie  öurc^  Permittelung  öer  ^rau  pon  Berg,  unö 
örängte  auf  feine  Hücffeljr. 

3n  Königsberg  traf  Stein  eine  Stimmung,  öie  im  Caufe  öes  Sommers  immer 
gefpannter  unö  unru^ger  muröe.  Die  Hac^ric^ten  aber  öfterreicf^ifc^e  Haftungen,  öie  fteg^ 
reidje  (Erljebung  öer  Spanler,  öie  im  3ult  ein  fransöfifc^es  (Cruppenforps  bei  Baylen  5ur 
Kapitulation  smangen,  öer  2(bfaII  öer  Pon  Hapoleon  nac^  Dänemarf  gefanöten  fpanifci^en 
(Truppen,  öie  auf  englifc^en  Sdfiffen  in  i^re  Qeimat  5urüctgefflt}rt  muröen,  alle  öiefe  €reigniffe 
tpecften  fro^e  Öffnungen  auf  eine  na^  €rlöfung  ouc^  für  Deutfc^lanö  unö  riefen  eine 
friegerifc^e  €rregung  ^rpor,  öie  einen  Beobadjter  an  öie  Berliner  Stimmungen  im 
September  \S06  erinnerte«    Tindf  Sdfom^rft,  (Bneifenau  unö  fc^Ilefdc^  Stein  felbft  gleiten 

285 


6en  2(u9enblict  einer  entfc^ci&enben  Sdfxd^alstXKnbunQ  für  gefommen.  Sie  traten  an  bxt 
Spi^e  6er  Beipcgung,  öie  auf  eine  allgemeine  Polfserljebung  gegen  Hapoleon  Ijinarbeitete. 
Sie  tparen  fid^  poUbetDuft,  6ag  {te  bamit  einen  Sd^ritt  6er  Derstpeifiung  tpagen  it>oUten, 
aber  gab  es  6enn  sonfd^en  ,,llntergang  mit  Sdfanbc"  un6  „Unabl^ängigfeit  mit  Clären'' 
nodf  einen  ZMitteltDeg?  Was  Ifatit  aDe  Itad^giebigfeit  gegen  6ie  fransdfifd^n  ^or6erungen, 
fotpeit  man  6arin  unter  Steins  ^^äl^rung  gegangen,  a>as  I^tte  alle  Selbftemie6rigung 
genügt?  Die  inifljan61ung  6es  £an6es  ging  unbarm^r$ig  n>eiter;  6as  ©efflijl  6er  Unjtc^er* 
^eit  6er  ftaatlidjen  €pften5  lag  Ia^men6  über  allen:  immer  »ie6er  ^rte  man  pon  2tbjtc^ten 
Hapoleons  auf  6ie  06erlinie,  auf  Sd^Iefien,  un6  immer  lebte  man  unter  6er  ^urdjt,  eines 
(Tages  als  Untertan  Hapoleons  o6er  3eromes  5U  eripadjen*  2tuc^  6ie  Sen6ung  6es  prin$en 
IDilljelm  Ijatte  5U  feinem  (Ergebnis  gefüljrt.  SobaI6  er  einmal  $u  einer  l?erftän6igung 
aber  l?ertragsgrun6Iagen  gelangt  mar,  famen  Hapoleons  Vertreter  mit  neuen  un6  E^rteren 
^or6erungen,  6ie  6ie  I?er^n6lung  »ie6er  auf  6en  2tusgangspunft  surücf warfen.  Sdfon 
im  3uli  lieg  man  6es^Ib  6em  prinsen  6urc^  feine  ©emaljlin  an6euten,  er  möge  [xdi  6arauf 
porbereiten,  unter  irgen6  einem  2?onpan6e  Paris  5U  perlaffen.  ZDenn  er  am  112.  2(ugufl 
nodi  angetpiefen  mur6e,  6en  ^ransofen  6en  2Ibfcf]Iug  einer  2IIIian3  mit  Preugen  porsufd^lagen, 
fo  ffigte  man  sugleic^  Be6ingungen  ^insu,  6eren  21ble^nung  man  mit  Beftimmt^ 
enparten  fonnte. 

ZDäl}ren6  fo  auf  6er  einen  Seite  6er  Bruc^  ntit  Itapoleon  be6ac^tig  porbereitet  tpur6e, 
fud;te  Preufen  auf  6er  an6eren  Seite  ^ffil^Iung  mit  6en  Kräften  un6  ZHäc^ten,  6ie  sum 
(Entfd;ei6ungsfantpfe  gegen  ^franfreic^  bereit  fd^ienen.  (Es  gärte  in  6en  patriotifc^en  iße^m» 
bün6en,  6eren  Ite^  Z)eutfdjlan6  fiberfpannte.  ZTIit  €nglan6  ipur6en  6urc^  6en  frfil^ren 
(ßefan6ten  in  £on6on,  6cn  ^rciljerm  pon  ^acobi^lilö^i,  im  tiefften  (ße^eimnis  X?erbin6ungen 
angefnfipft.  Por  allem  aber  ftrebte  man  nac^  einem  engeren  (Einperftän6nis  mit  6em 
ftärfften  ©egner  Hapoleons  auf  6cm  ;Jeftlan6e,  mit  ©cftcrreidj.  (Ein  6eutfdier  Bun6  mit 
(Defterreidj  mar  Steins  ^eigefter  IDunfdj.  2tm  27.  ^xxlx  1808  erörterte  er  6iefe  ;Jrage  in 
einer  befon6crcn  Denffdjrift  für  6en  König.  2ln  Stelle  6cr  alten  Zlbncigung  un6  €iferfuc^t 
5tpifcfyjn  6cn  bci6en  ZHädjten,  fo  füljrtc  er  aus,  muffe  Vertrauen  un6  (Eintracht  treten;  nur 
fo  fönne  man  I^>ffen,  Z)eutfc^Ian6  feine  Unabljängigfeit  ipic6er  5u  erringen,  nur  fo  Fönne 
6ic  allgemeine  ZDol^lfa^rt  neu  crblfit^cn. 

3n  6icfem  2lugenblicf  un6  in  6iefcm  ^uf^nimen^ng  ipir6  auc^  Königin  Cuife  tpie6er 
in  6as  (Betriebe  6er  Politif  l}ineingc5ogcn:  ipie  im  3a^re  5UPor  mit  J)ar6enberg,  arbeitet 
fic  im  Sommer  (808  mit  Stein  5ufammen  an  6er  Bil6ung  eines  l?ölfcrbun6es  gegen  Me 
napoleon^^c^c  Uebc^madjt. 


Kdntdtn  f  nife  unb  ber  Jreüjerr  oom  Stein 

Seit  Ztnfang  3unt  lebte  Cutfe  mit  iljrem  ©emaljl  oor  öen  (Toren  Königsbergs,  in 
Hippels  ©arten  „auf  bcn  f^uben",  in  einem  ^äusdjen  mit  ipenigen  ^xmmttn,  an  bas  [idj 
aber  ein  fc^öner  unö  ausgeöeljnter  ©arten  anfdjiog,  wo  unter  einem  grof  en  ^elt  getpöljnlicij 
gefpeift  wutbz.  Die  älteren  Kinöer  famen  täglidj  Ijeraus  unö  tummelten  jtdj  im  ©arten, 
fpielten  Kegel  oöer  übten  ftdj  im  Sc^eibcnfdjiefen.  Stein,  Sdjamljorft  unö  ©neifenau 
UHxren  Ijäupge  ©äfte*  Die  Cebensioeife  tpar  gans  länölidj,  gans  einfadj.  „3^  ^^^^  5^^^ 
gimmer,"  fdjreibt  Cuife  an  ;Jrau  pon  Kleift,  „öer  König  eins,  öte  Kammeröiener  unö 
meine  ^Jrauen  je  eins,  unö  eins  fann  im  Hotfaü  5um  Speifen  benu^t  »eröen.  Sie  tperöen 
gefteljen  muffen,  öaf  bas  geraöe  feine  föniglidje  IDoljnung  ift,  aber  in  öiefer  abfc^eulidjen 
^eit  ift  man  glfictlid},  tpenigftens  öas  noc^  5u  l^aben;  öenn  unfer  £)eim  tpirö  pon  fetjr 
fef ^ften  Ceuten  beiDoIjnt.  Der  ©arten  ift  ^übfdj,  idj  Ijalte  midj  gern  öarin  auf,  unö  öiefe 
Sulje  in  öer  Hä^e  öer  Hatur  tut  mir  gut.  Den  gansen  ZTlorgen  bin  idj  in  öer  £uft, 
trinfe  Pyrmonter  Brunnen,  öann  fommt  bas  ^rüljftücf,  ein  Spasiergang,  etxpas  Ceftüre 
unö  öann  ein  3ab.  Die  llTuftf  nimmt  öabei  piel  ^txt,  audj,  tro^  f^ufelanö,  bas  Brief^^ 
fdjreiben"  . .  • . 

„Sie  perftanö  5U  entbeljrcn,"  ^at  ^rieöric^  IDil^elm  einmal  pon  feiner  ©emaljlin 
geurteilt.  Hie  ^at  Cuife  bas  mel^r  beuHefen  als  bei  öem  2(ufent^alt  „auf  öen  Quben^',  in 
öem  fdjmalen  ^äusdjen,  öeffen  leidjte  ^enfter  feinen  Sdju^  gegen  Stürme  boten,  fo  öaf  öie 
Königin  sumeilen  auf  öem  ^lur  jtdj  betten  mufte  unö  t^r  ©efolge  nur  öurdj  öie  ^enper 
in  öos  ffaus  gelangen  fonnte.  Dennod;  fütjite  fie  fic^  öort  ru^ig  unö  5ufrieöen.  3^  Sommer, 
fanö  fie,  lief  {tc^  alles  Ungemad^  leidster  ertragen.  (Dljnclfin  wat  {te  ja  längft  gemötjnt, 
tpirflic^es  ©lucf  unö  mirflidjes  Unglficf  nur  aus  öen  Vorgängen  öes  3nnenlebens  ^er5u^ 
leiten;  unö  im  Bemuftfein  öes  ©Iflcfs,  iljr  3^  ^^^^  <^B«  Stürme  ^inöurdj  gerettet  5U 
^aben,  fonnte  fie  öem  Bruöer  nadj  Paris  fdjreiben:  „3"  »nrin^t  Brup  ift  ^rieöe". 

3nöeffen  erfdjütterte  öer  Sturs  öer  fpanifc^en  Bourbonen  jte  aufs  tieffte.  IDer  pdjerte 
bas  preufifd^e  KönigsE^us  gegen  ein  ätjnlid^es  Sd^icffal?  ZDenn  Hapoleon  aus  Kficffid^t 
auf  Huflanö  ^eute  noc^  t>or  öem  QotjensoUemttjrone  ^alt  machte,  mer  bfirgte  fär  morgen? 
ZDol^I  tpar  öie  Königin  auf  alles  gefaft,  ^atte  fidf  mit  allem  Unglficf,  bas  nodi  fommen 
fonnte,  im  Doraus  abgefunöen.  2tber  öer  ©eöanfe  an  öie  ZTlöglidjfeit  einer  oieüeidjt  „naljen 
^ludjt  aus  (Europa"  erffiUte  pe  öoc^  mit  Sdjrecfen.  „Seit  Spanien  feinen  redjtmäfigen 
König  perlor,"  fc^reibt  pe  öem  Dater,  „öer  erfte  ^reunö  unö  treue  2(Uiierte,  was  fann 
man  ba  nodf  Ijoffcn?  IDenn  ©Ott  nic^t  IDunöer  tut,  fo  pnö  »ir  alle  perloren."  „Unfer 
Sd^icffal  ip  fdjrecflic^,  aber  ic^  ffirdjte,  öaf  tpir  nod]  nid^t  einmal  5ur  £)alfte  öes  (Trauer« 
fpiels  pnö  unö  öaf  öie  ^ufunft  oöer  Ptelmetjr  bas  (Enöe  otjne  ^ufunft  ffir  uns  fein  mirö." 

287 


Kdntdtn  £ntfe  nnb  ber  Jreti{err  vom  Stein 


^u  6em  Kummer  um  Me  troftlofe  Cage  6es  Cdn6es  tarn  5er  Stad^el  ^äusltc^er  Sorgen: 
Die  ^rage  6er  (Er5iel;un9  6es  Kronprinsen  un6  6ie  Sd^mierigfeit  6er  Walfl  eines  militärifdjen 
<ßouDerncurs  für  iljn,  6ie  Iln5ufrie6enljeit  6es  Königs  mit  iljrem  Bru6er  Karl  un6  öem 
Prinsen  Solms,  6ie  fie  befdjroic^tigen  mufte,  en6Iid;  —  am  6.  un6  7. 3uli  —  6ie  quälenöe 
Erinnerung  an  6ie  Sdimaii  von  (Cilpt.  „'^di  trage,  wie  2ttlas  6ie  IDcIt,  eine  Cafl  pon 
Kummer  auf  meinen  armen  Sdjultem/'  flagt  Cuife  am  8.  3ult  6er  treuen  Berg.  „Vov* 
geftem  ift  es  ein  3^^^  f«*  ^^  ^^^^^  ^ufammenfunft  mit  Hapoleon  un6  gepem  6ie  le^te 
Stpifd^en  il^m  un6  mir.  ^di,  ipelc^  Erinnerung,  mas  l^abe  ic^  gelitten  für  mtc^  un6  an6ere, 
idj  betpeinte  6ie  Ciebe  jur  ZTlenfdjljcit;  unfer  Xlnglücf  un6  6as  Prinsip,  6as  6ie  IDelt  lenft, 
uu6  idf  war  nur  ein  ZDeibI  pi?yftfc^  \diwadi,  aber  ertjaben  über  6iefe  €Ien6en  un6  guten 
Sd^mäd^Iinge.^  (Pon  tjier  ab  6eutfd].)  „Tidi  (Sott,  es  ift  piel  über  mic^  ergangen*  Du 
Ijilfp  allein.  3^  glaube  an  feine  g^'unft  meljr,  ©ott  tpeig,  wo  idj  begraben  n>eröe, 
fdjiperlidj  auf  preufifdjer  €r6e.    ©cpcrreic^  pngt  fein  Sdjtpanenlic6  un6  6ann  a6e!" 

(Eben  mit  0efterrei(^  foUte  Cuife  6ie  Ban6e  enger  fnüpfen,  foUte  in  0eperrei(^  tmffen 
laffen,  6af  für  6ie  6eutfc^e  Polfserl^ebung  8un6esgcnoffcn  im  nor6en  bereitpän6en. 

Znan  mag  es  it>oI;I  bejmeifeln,  6a$  Stein  6ie  Königin  in  6en  gansen  Umfang  unb 
,6ic  ganse  Küljn^cit  feiner  piäne  eingeipeiljt  ^be.  ^ür  6ie  2?erbin6ung  mit  0eperrei(^ 
aber  gemann  er  pe  um  fo  leichter,  als  ein  6eutfc^er  Bun6  mit  0efterreic^,  tpie  tpir  uns 
erinnern,  immer  ein  £ieblingsge6anfe  Cuifens  geipefcn  ip.  3"  6enfelben  (Tagen,  wo  Stein 
6em  König  6ie  notn>en6igfeit  6er  l?erftän6igung  mit  0eperreid]  ans  Qer5  legte  un6  (ßrof 
(ßö^en  5ur  ^ör6erung  6iefer  Se$icljungen  nadj  Sdjicpen  $urücffeljrte,  bcftimmte  Stein  6te 
Königin,  pc^  6er  jungen  öfterreic^ifc^en  Kaiferin  5u  naivem,  ITTaria  Cu6omifa,  6er  6ritten 
©emaljlin  6es  Kaifers  ;Jranj,  6ie  mit  ©raf  Sta6ion  für  6ie  Seele  6er  öperreic^ifc^en  Kriegs«i 
partei  galt.  3^^^  Permäl^Iung,  6ie  fc^on  im  3^nuar  11808  pattgefun6en  Ifatte,  gab  6eit 
l?onpan6  5U  einem  nad^trdglic^en  <01ücta>unfc^fc^reiben,  6e{fen  eigentlichen  3^^^!^  5od}  Steins 
<ße6anfe  pon  6er  (Bemeinfc^aft  Preufens  un6  0eperreid;s  für  6ie  gute  Sac^e  un6  6as 
allgemeine  VDolfl  ausmadjt.  Cuife  fdjreibt  6er  Kaiferin  (25.3uli  1808,  eigenljän6ig,  fransöpfc^): 

,;2neine  ^rau  Sd^meper.  Seit  langem  tpünfd;te  ic^  (Eurer  Kaiferlic^en  Znajepät  ]u 
fdjrcibcn,  um  3^"cn  meinen  aufrichtigen  2tnteil  an  6em  €reignis  5U  befun6en,  6as  Sie 
mit  6em  Kaifer  perbun6en  ^t  un6  6as  3^^^"  glücflici^e  (Tage  pertjeift.  Die  pon  t^m 
getroffene  VOalfl  mu§  i^n  auf  6en  (Bipfei  6es  (Blücfs  ergeben,  un6  ic^  tpünfc^e,  6af  auc^ 
auf  3'?'^«"  Cagen  6as  (ßlücf  ruljen  möge  ipie  auf  allen  Untcmeljmungen,  6ie  Seine  Kaifer* 
Iid;e  Zriajepät  perfucfjen  mir6.  3^  tpeif,  (Eure  ZHajeftät  pn6  Pon  fc^önem  (Eifer  fflr 
6ie  g"*^  ^a*e  Meelt  un6  'in6  überjeuat,  6^^  e«  «'«»■flicb^  IDf^hlfc^rf    mr  '«  ^ 


allgemeinen  ZDo^Ifal^rt  geben  fann.  ZHeine  ZDfinfc^e  für  6ie  allgemeine  ZDo^Ifa^rt 
fönnen  nidjt  peröädjtig  fein,  öenn  bas  perfSnIidje  (ßlücf  unö  eine  feliftänöige  Cpftens 
Ijängen  pon  öiefem  allgemeinen  (ßlücfe  ab/' 

(Bans  in  öemfelben  Sinne  iran&te  ftd;  Cuife  auc^  an  6ie  ZHutter  6er  Kaiferin/  Me 
<Er5^er$ogin  ZTlaria  Seatriy,  aus  öem  f^aufe  (Efte,  öie,  mit  €Item  un6  ©emaljl  pon  öen 
^ransofen  aus  3t^wn  pertrieben ,  in  (Defterreidj  eine  ^^Pudjt  gefunöen  ^tte.  3^^  fc^eb 
Cuife  am  28.3uK  unter  ©lücftpünfc^en  für  6ie  Permäljlung  iljrer  tCodjter:  „Unfere  Seelen 
begegnen  ftdj,  oljne  öaf  tpir  uns  fennen.  €s  ift  tpoljl  natürlich,  6af  idj  in  Mefem 
Ztugenblicfe  tpünfc^e,  €urer  Königlidjen  ^oljeit  mitsuteilen,  6af  bas  Unglucf  meine  Seele 
nidjt  fyxt  emieörigen  fönnen.  3^  ^^^e  (ßott,  öen  Cljebunö  5u  fegnen,  foipie  alle  öie  grof  en 
Unterneljmungcn,  Me  Seine  ZHajeftät  5er  Kaifer  in  Ztngriff  nimmt.  Die  allgemeine 
ZDo^Ifal^rt  fflr  uns  alle,  bas  tjeift  Me  Unabtjängigfeit  muf  öaraus  ^erporge^en.^' 

3n  blutigen  Kriegen  Ijatten  preufen  unö  ©efterreic^  fidj  bis  5ur  (grfc^pfung  befämpft; 
ja^rjel^ntelang  Ratten  Zllif trauen  unö  €iferfucf}t  {te  getrennt  getjatten,  aud^  als  {te  öie 
IDaffen  nidjt  meljr  gegeneinanöer  füljrten.  3«^*  P^^i  ^^^  Königin  Pon  preufen  öer  Kaiferin 
pon  (Defterreidj,  öie  ^rau  öer  ^rau  öie  Sfanb  entgegen  5U  innigfter  ©emeinfdfaft  im  Kampfe 
für  Deutfdjianö,  unö  über  öem  Bunöe,  öer  jtdj  porbereitet,  unxltet  öer  (Benins  öes  gröften 
Deutfc^en  öiefer  (Tage. 

Sdjiperer  tpuröe  es  Stein,  öen  König  felbft  fflr  feine  Politif  5u  gewinnen.  3"  einer 
Beratung,  öie  am  23.  2(uguft  mit  Stein,  Sd^am^rft  unö  (Bneifenau  gehalten  tPuröe,  (etjnte 
öer  König  öie  auf  Vorbereitung  einer  Dolfser^ebung  geridjteten  Ztntrdge  ab.  Die  (Befahren 
pon  ;Jranfreidj,  mit  öenen  man  iljn  ängftigte,  fdjienen  i^m  im  Ztugenblicf  nic^t  öroljenö; 
geraöe  je^t  Ijörte  man  pon  Hflcfsugsbemegungen  öer  ^ran$ofen  in  öen  ZTlarfen  unö  in 
Pommern.  7in  ©efterreidj  tPoUte  er  fic^  erft  anfdjiiefen,  tpenn  es  (Erfolge  errungen  ^be, 
auf  öie  er  innerlich  öoc^  faum  rechnete,  ^nnädi^t  50g  er  es  por,  jtdj  an  Kaifer  2tlefanöer 
5u  roenöen,  öen  er  pon  öem  Stanöe  öer  Der^nölungen  Preufens  mit  ^Jranfreidj  unö  pon 
feinen  Befürchtungen  Aber  Me  folgen  eines  öfterreidjifdj*fran5öfifdjen  Krieges  in  Kenntnis 
fe^te,  sugleidj  aber  um  Ztufflärung  über  Me  rufftfdj*»fran$öftfc^en  Be$ieljungen  erfudjte. 
Des  Königs  able^nenöe  Haltung  fc^recfte  Stein  unö  feine  ^reunöe  um  fo  tpeniger  surücf, 
als  fte  fd;a>erlid;  etnxis  anöeres  enpartet  ^aben  Fönnen.  Unbeirrt  fe^en  fte  il^re  Porbereitungen 
fort;  fte  mochten  I^offen,  im  2tugenblicf  öer  (gntfdjeiöung  öen  König  öodj  noc^  mit  fort* 
5ureifen;  aber  öer  eine  oöer  öer  anöere  ffot  wolfl  andi  batan  geöac^t,  tpenn  er  {td;  perfage, 
fdjiief  lic^  felbft  oljne  i^  5ur  f£at  yx  fc^reiten.  3"  öiefem  ;Jalle,  fc^eint  es,  follte  öes  Königs 
Bruöer,  Prin$  IDil^lm,  Me  preugifc^n  Qeere  sum  Kampfe  fütjren.    €r  I^tte  {tc^  öurd^ 

289 


bas  €tnfe^cn  feiner  perfon  am  (Tage  pon  2(uerfte6t;  bann  ^807  in  öen  legten  Znonaten 
6es  Krieges  bei  6en  Kuftungen  ausgeseidjnet  un6  eine  rafc^e  Polfstfimlid^reit  eriDorben. 
Sdjamljorft  fdjreibt  über  i^n:  ^€r  »irö  als  ein  guter  Solbat  un6  ein  liebensroflrMger  Prins 
Don  uns  abgöttifdj  pere^rt";  bzx  €nglän6er  IDilfon  nennt  i^n  „öie  Öffnung  6es  König« 
reidjs".  2Iuf  iljn  ridjteten  fidj  je^t  6ie  Hoffnungen  ber  Patrioten.  Stein  insbefonöere,  6er 
i^m  für  ben  2(ufentt}att  in  Paris  pon  pom^rein  andf  Me  Beobachtung  5er  militdrifc^n 
€inridjtungcn  ^ranfreidjs  öringenö  empfoljlen  Ijatte,  perlangte  feine  Hücffeljr.  €in  2(nlaf 
tpar  baI6  gefunöen.  2lls  bei  öen  PertjanMungen  in  Paris  pon  fran$5ftfd]er  Seite  abermals 
neue  ^oröerungen  erljoben  tpuröen,  fdjlug  Stein  in  einer  Denffdjrift  pom  ^^.  September  ^808 
Me  Abberufung  öes  Prin5en  por.  2tn  6emfelben  (Tage  aber  lief  er  öie  prin$effm  IDil^Im  i^rem 
©emaljl  nadf  Paris  einen  geljeimen  Brief  fdjreiben,  aus  öem  erp  6er  redjte  Sinn  6er 
Zibberuf ung  Har  n>ir6*  €s  ift  ein  Suf  an  6en  prin5en,  5urücf5ufe^ren  un6  fic^  an  6te 
Spi^e  6cs  Sefreiungsfampfes  5u  ftellen. 

Die  prin$cffin  fc^reibt  am  \^.  September:  „Die  Stimmung  6cr  ZTlenfc^en  ift  fo  gan] 
an6ers,  als  6ie  tpar,  als  Du  uns  perlief eft,  un6  tpir  fe^n  großen  (Ereigniffen  entgegen; 
madje  nur,  6ag  Du  fommft,  idf  perfpred^e  Dir  im  Poraus  alle  €6len  5u  Deinem  2In^ng. 
Die  ZTTenfdjcn  ^bcn  fidj,  fon6erbar  genug,  in  Deiner  2tbipefenljeit  an  midf  geridjtet,  un6 
6a6urd;  bin  ic^  pon  allem  genau  unterrichtet  moröen  ....  Der  Partl^ygeift  ift  eingeriffen 
un6  man  Ijofft  ftarf  auf  Dicfj  5ur  St&iie  6cr  unxljren  un6  fernen  Partl^ey  —  man  ^fft 
als  2tnfüljrcr  im  ;Jel6e  auf  Didj,  fürs,  man  enpartet  Didj  ipie  6en  ZTleffias."  Sie  erinnert 
6en  Prinscn  an  öie  IDorte  lYla}c  piccolominis: 

„Wot^l  bem  iRanitn,  finbet 

^Std?  einmal  €tner,  ber  ein  mittelpnnft 

„für  piele  (Eaufenb  »irb,  ein  Bf  alt;  —  flcb  l^inPeUt 

^IPic  eine  \tftt  SäuP,  an  bie  man  ftd? 

JXixi  £nft  mag  fd^Iiegen  nnb  mit  guDerftd^t." 

Vinb  enölidj  ruft  fie  iljm  ju:  „IDir  brauchen  feinen  tZxadiai,  wxt  brauchen  nur 
Dic^,  örum  fomme  surücf,  mein  tljcurer  IDilHjelm." 

Hoc^  el^  öicfcr  Brief  Königsberg  perlicf ,  tpar  in  Paris  bereits  öie  porläufige  (Ent« 
fc^eiöung  über  Prcugens  Sdjtcffal  gefallen. 

Ilac^  längeren  Perl^nölungen  t^atten  2(le;anöer  unö  Itapoleon  ftc^  über  eine  neue 
^ufanmicnfunft  perftünöigt,  öie  gegen  €nöe  September  ^808  in  (Erfurt  ßattfinöen  foUte. 
2lm  6.  September  fam  öie  crftc  Hacbridjt  Ijierüber  nac^  Königsberg,  ^xmx  (Tage  fpdtev 
erhielten  König  ^rieöricfj  IDHljelm  unö  Cuife  Bri<»f*  nAit  2Hera"öer,   t«  htti^n    ^  nnlet 


Perftdjerungen  ^ci^lidjcr  ^rcunöfdjaft  feine  beporfte^enöe  Durdjreife  öurdj  Königsberg  nadj 
(Erfurt  anfünöigte. 

Die  naife  Jlusfidjt  auf  grofe  politifdje  (Entfdjeiöungen  unö  auf  bas  unerwartete 
IDieöerfe^en  mit  Jlleyanöer  erregte  einen  Sturm  roiöerftreitenöer  (Befühle  in  Cuifens  Bruft. 
Sdjroärmerei  für  bas  einft  pere^rte  3öeal,  öem  immer  nodj  ein  pia^  in  i^rem  ^er$en 
gehörte,  unö  bitterer  (ßroU  über  Pernadjläffigung  unö  (Enttäufdjung,  Befürdjtungen  über 
eine  IDieöer^oIung  6er  Sdjmadj  pon  tCilfit  in  (Erfurt  unö  fdjmeidjelnöe  Öffnungen,  öie 
fein  ,,göttlidjer  Brief"  urfeöer  bei  i^r  ^erporrief,  alles  bas  permirrte  fidj  in  i^r  5U  einem 
„C^aos",  bas  i^r  öen  Sdjlaf  raubte,  fie  im  ^ieber  ^in*  unö  ^ermarf  unö  unter  öem  fie 
faft  5ufammenbradj.  Der  Perftanö  fagte  i^r,  tt>as  fie  gleidj  am  8.  September  öem  (ßrafen 
(ßol^  fdjrieb  unö  einige  tCage  fpäter  öem  Dater  ipieöer^olte:  „€s  ift  nidjts  $u  ^ffen,  es 
tt>irö  öie  $tt>eite  2luflage  pon  tCilfit  meröen."  3n  i^rem  ^er$en  aber  flüfterte  es:  „IDenn 
xdf  i^n  retten  fönnte,  menn  idj  fein  guter  (Engel,  fein  Sdju^eift  meröen,  i^n  por  öer 
Umgamung  öurdj  öen  Böfen  bema^ren,  feine  tCugenö,  fein  befferes  Selbft  mieöer  eripecfen 
fönnte,  für  i^n,  für  uns,  für  (Europa,  für  öie  ZtTenfdj^t." 

XDie  bei  Cuife  natürlid;:  bas  £feti  fiegte. 

(ßleic^  nadf  Cmpfang  pon  Jlleyanöers  Brief  entwarf  Cuife  ein  Sdjreiben  an  i^n,  pon 
öem  mir  freilidj  nic^t  miffen,  ob  es  je  in  feine  ^änöe  gelangt  ift,  ein  Sdjreiben,  gan$ 
perfönlidj  in  öer  Betonung  eines  gemiffen  2lnrec^tes  öer  Brieffdjreiberin  an  öie  jtttlidje  ^ö^e 
ipie  an  öen  Hu^m  öes  Briefempfängers,  unö  $ugleic^  gans  politifc^  in  öer  (Erörterung  öer 
^rage,  öie  für  öie  nSdjfte  ^At  me^r  unö  me^r  in  öen  Doröergrunö  tritt:  öer  Stellung 
Huf lanös  5U  öem  öro^enöen  Bruc^  ©efterreidjs  mit  ^ranfreidj.  ^ür  Cuife  felbft  mar  bas 
me^r  eine  fittlidje  ^rage  als  eine  politifc^e.  Xlodi  immer  mar  fie  erfüllt  pon  öen  3^pulf«n 
einer  et^ifdjen  (ßefü^lspolitif,  öenen  pe  auc^  Jlleyanöer  5ugänglidj  glaubte.  (Eine  Partei^ 
na^me  Huf lanös  für  ßvanhexdi  gegen  ©efterreid?  erfdjien  i^r  nic^t  blof  ^erabmüröigenö 
für  feinen  Hu^m,  fonöem  fdjledjt^in  unfittlic^.  So  bittet  fie  öen  Kaifer,  nur  auf  öie 
Stimme  feines  Qersens  5U  ^ren,  nur  öen  (Eingebungen  öer  tCugenö  5U  folgen  unö  öen 
Cocfungen  Hapoleons  $u  miöerfte^en,  öen  er  öoc^  perabfc^ue,  nrfe  fie  felbft  i^n  perabfdjeue. 
Dor  allem  möge  er  fic^  nic^t  gegen  ©efterreidj  gebraudjen  laffen.  „3^  befdjmöre  Sie, 
lieber  Detter,  mit  aller  S^vtlidflext,  öeren  meine  ^reunöfc^aft  fd^ig  ift,  feien  Sie  auf 
3^rer  ^ut  gegen  öiefen  gemanöten  Cügner  unö  ^ören  Sie  auf  meine  Stimme,  öie  nur 
für  Sie  fpridjt,  für  3^wn  Hu^m,  öen  idj  liebe  ipie  öen  meinigen,  laffen  Sie  fic^ 
nic^t  $u  Unternehmungen  gegen  ©efterreic^  ^inreifen".  .  .  „2ldj,  lieber  Detter,  nxirum 
fann   mein  (ßeift  Sie   nidjt   unftc^tbar   begleiten,    um  3^^   fdjü^nöer  (Benins   5U  fein? 

291 


fföxtn  Sie  auf  meine  Stimme,  öie  Stimme  einer  ^^unöin,  tt>ie  Sie  feine  5tt>eite  auf 
6er  IDelt  ^aben."  .  .  • 

Keine  5tt>cite?  (Es  gab  in  Petersburg  eine  eöle  ^rau  pon  gleic^  lyodj^ei^iger  (ßeftnnung, 
mit  6er  Cuife  fidj  balö  in  (Befüllen  innigfter  ^reunöfc^ft  $ufammenfin6en  foUte.  Die  Kaiferln* 
ZITutter  ZITaria  ^eoiororona  Ifat  in  eben  öiefen  (Tagen  i^ren  faiferlic^en  So^n  in  einbrins« 
lidjcn  unö  rüljrenöen  IDorten  por  öer  Keife  nadj  (Erfurt  genximt  H)ie  fc^ön  ift  bodi  in 
Wefem  2lugenblicf,  6a  in  öen  tCiefen  öes  Dolfsgeiftes  in  ©efterreic^  unö  Preuf en  6er  Kampf 
um  öie  öeutfdje  ^reiljeit  jtd?  porbereitet,  öie  £)altung  öer  örei  ^wuen:  öer  Kaiferin«Znutter 
pon  Kuflanö,  öer  Kaifcrin  Pon  ©efterreidj,  öer  Königin  Pon  Preufen;  ipie  beöeutfam  Me 
Stellung  Cuifens  5ipifdjen  öen  beiöen  Kaiferinnen:  mit  öer  einen  öie  ^äöen  $u  öem  He|e 
fnüpfenö,  öas  öem  Unterörücfer  über  öen  Kopf  geiporfen  iperöen  foü,  mit  öer  anöeren  öen 
ruffifdjen  Kaifcr  pon  öem  Bunöe  gegen  öie  ^rei^eitsfämpfer  5urucf^altenö.  IDie  grof  tfl 
öabei  öie  patriotifdjc  Selbftlofigfeit  öer  Königin:  fein  IDort  in  i^rcm  Briefe  nac^  Huflanö 
pon  preufen  unö  öeffcn  Höten;  für  ©efterreidj  allein  bittet  fie  $u  Kaifer  2(lefanöer. 

Das  Sd^reiben  an  2(lefanöer  gab  öer  Königin  öie  Hu^e  nid^t  tpieöer.  3^^  ^^^Pf  ^^^ 
i^r  f}er$,  öie  fie  in  ftrenger  Cebensfdjule  $ur  (Eintradjt  öodj  ersogen  Ifaü^,  per^rrten  im 
3«>iefpalt.  XDo  uxir  öer  Seelenfrieöe,  öie  glücflidje  ^armonie  i^res  IDefens?  3n  emftct 
Selbftprüfung  befragte  fie  iliv^nn^cs,  aber  i^r  Sinn,  fonft  fo  rein  unö  flar,  perftanö  ftc^ 
felbft  nidjt  me^r.  Sie  fuljlte  nur  i^re  ®^nmadjt,  öer  IDiöerfprfldjc  in  fidj  fjerr  5U  n>eröcn. 
IDie  fonnte  fie  immer  nodj  an  y^n  glauben,  auf  3^"  f?offcn,  3^"  pereljren,  öer  i^rem 
3öeale  fo  ipcnig  entfprodjen,  i^re  (Erwartungen  fo  fdjmäljlic^  enttäufdjt  Ijatte  unö  immer 
pon  neuem  enttäufdjte.  Pollfommen  ipar  fte  ftdj  berouft,  öaf  i^r  ^r$,  i^r  <Ekmfit,  i^ 
3öcalismus,  öie  feinften  2lusftral?lungen  i^res  ipeiblidjen  IDefens,  bas  Perfönlidjfte  i^rer 
Perfönlidjfeit  öem  Kaifer  fremö  unö  fem  bleibe,  öag  —  um  bas  IDort  5U  tpieöerl^Ien, 
bas  fte  felbft  einmal  gebraudjt  fyii,  —  öaf  i^re  „Seelenliebe"  bei  feiner  fmnlic^  oberfI&^ 
lidjen  Hatur  fein  Derftänönis  finöe.  Uralt  eipige  (ßegenfa^je  unö  2lnndl?erungen  5tDeter 
Kaffen:  es  ift  bas  Deutfd^e  in  Cuife,  bas  ftd)  pon  öem  Slatpifd^en  in  TiUjcanbct  5ugletc^ 
angesogen  unö  abgeftof en  fü^lt. 

Cuifens  Unruhe  wuAs,  je  nä^er  öer  (Tag  öer  2lnfunft  2lleyanöers  l^eranrflcfte.  Sie 
tpufte,  n>ie  ftreng  man  in  Königsberg,  in  gans  Preußen  2(lefanöers  Der^lten  beurteilte, 
n>ie  tief  öer  einft  fo  fjodjgeftellte  in  öer  öffentlidjen  ZITeinung  gcfunfen  nxir.  Sie  fa^  fcl^n 
alle  Blicfe  auf  i^n  geridjtet  unö  las  fdjon  in  jcöem  Blicf  —  „öenn  es  ftnö  lauter  Preuf en, 
öas  ^eift:  lauter  Unglücflidje"  —  ein  Deröammungsurteil  über  öen  Kaifer,  öos  i^r  in  öte 
Seele  fc^nitt    Sie  felbft  lief  ftc^  öen  legten  .^unfen  boffenöen  ©lanh^ns  -**♦  nahmen. 


Könnte  fte  xifn  nur  allein  fpredjen,  um  mentgftens  einen  Perfudj  5U  machen,  i^n  5U  xnlfvml 
Denn  tro^  allcöem:  »enn  öer  Staat  Preufen  in  feiner  Sdjroädje  ©erfagte  unö  6ie  Stimme 
6er  politifdjen  2^ttxc^cn  nirgenös  (ßeijör  fanö,  fo  mufte  als  auferftes  JTladjtmittel  bodj 
wubev  6er  3<^uber  6er  Perföhlidjfeit  angerufen  tt>er6en,  fo  muf  te  Cuife  5U  2llefan6er  fpredjen. 
Stein  felbft,  tt>ie  ^ar6enberg  por  tCilfit,  follte  i^r  eine  Einleitung  6a5u  geben;  man  beruljigte 
ftdj  in  6em  (ße6anfen,  6af  eine  ^rau  mandjes  fagen  fönne,  was  für  einen  ZITann  unpaffen6 
roäre.  Cuife  n>ar  bereit;  aber  nadj  allen  (Enttäufdjungen  mollte  feine  redete  ^uperftdjt  in  i^r 
auffommen.  ,,3^  n>er6e  perfudjen,  was  idj  (ßutes  tun  fann,  aber  n>enn  idj  feinen  (Erfolg 
^abe,  roenn  6a5  Böfe  $u  tief  eingemurselt  ift,  6ann  tt>er6e  xdf  troftlos  fein,  roeil  unfer 
Unglücf  unn>i6erruflic^  un6  Preufen  auf  emig  gefnedjtet  ift."  Sie  mar  unglücflidjer  faft 
als  vot  tCilfit,  un6  pon  iljren  Cippen  ringt  ftdj  6er  X?er5n>eiflungsfdjrei:  „3^  fönnte  mic^ 
mit  meinen  ^än6en  5erreifen,  n>ie  mein  ^nmrts  $erriffen  ip  6urdj  Kummer  un6  Sorge." 

3n5n?ifdjen  begann  6ie  Durdjreife  6er  Ruffen  6urdj  Königsberg  nadj  (Erfurt*  (ßleic^ 
auf  2llefan6ers  Brief  folgte  am  9.  September  fein  ZITinifter  6es  2lusn>drtigen,  Humian^ou), 
6er  ftdj  5um  Kummer  6er  Königin  als  ^ran5ofenfreun6  ,,bis  auf  6ie  Knochen"  offenbarte* 
2lm  ^6.  aben6s  fam  6er  „tt?il6e  Sturmer",  n>ie  ^r.  Delbrücf  xlfn  nennt,  (ßroffürft  Konftantin, 
6effen  Hadjäffen  Hapoleons  unangenehm  auffiel  un6  6en  man  6urdj  ein  fe^r  ftill  ©erlaufenes 
^cftma^l  ctjrte.  2lm  \8.  September  reifte  er  meiter*  2ln  6emfelben  (Tage  gegen  2lben6 
erfdjien  Kaifer  2llefan6er  felbft,  pom  König  por  6en  tCoren  Königsbergs  begrüft,  pon  6er 
Königin  im  Sc^lof  ,,mtt  ^erslidjer  ^reun6fc^aft"  empfangen.  ZITan  fan6  6en  Kaifer  per*» 
legen,  6en  König  in  6er  Haltung  a?ur6epoller,  in  feinem  2leuferen  fc^öner,  6ie  Königin 
ernft  un6  beroegt.  2tm  nädjften  tCage  tt>ur6en  politifdje  Beratungen  gepflogen,  an  6enen 
aud?  Stein  un6  (ßraf  (ßol^  teilnahmen.  (Einen  Bun6  mit  Preufen  un6  ©efterreidj 
gegen  Hapoleon  lehnte  2tlefan6er  ab.  „IDos  follen  n>ir  madjen?"  fagte  er  5U  Stein; 
„er  rennt  uns  alle  über".  2lber  er  gab  6as  fefte  Derfpredjen,  in  (Erfurt  für  Preufen 
nadj  beften  Kräften  mirfen,  6ie  Säumung  6es  £an6es  un6  ertrdglidje  Be6ingungen  für 
6ie  Kontributionssa^lung  for6em  5U  tpollen.  2(e^nlid;e  ^uftc^erungen  mad^te  er  aud; 
6er  Königin,  6ie  (ßelegen^eit  ^tte,  i^n  o^ne  S^uQm  5U  fprec^en.  2lm  20.  September, 
gegen  2lben6,  pon  6em  Königspaar  eine  Strecfe  IDeges  in  offenem  IDagen  begleitet,  reifte 
6er  Kaifer  tt>ie6er  ab. 

IDenige  Stun6en  fpdter^  in  6er  Hac^t  pom  20.  5um  2\.  September,  n>ecfte  man  6en 
König.  (Ein  Kurier  wax  angefommen  mit  Hadjric^ten  aus  Paris  Pon  fdjmerfter  un6 
emfteftcr  Be6eutung.  Hapoleon,  fo  beridjtete  Prin$  IDil^elm,  Ijabe  einen  Brief  Steins  an 
6en  ;fürften  HHttgenpein  abgefangen^  in  6em  6er  ZITiniper  pon  6em  (Ein6rucf  6er  (Ereigniffe 

293 


in  Spanien  fprcc^e,  pon  6cr  nxidjfenöen  (Erbitterung  in  Dcutfc^Ianö,  von  Derbinöungen  in 
Reffen  un6  IDeftfalen.  Unter  öem  ^wninge  6er  feinöfeligen  Drohungen,  mit  öenen  Hapoleons 
Vertreter  öie  Vorlegung  öiefes  Briefes  begleitete,  uberscugt,  öaf  er  nur  $tt>ifdjen  Hadjgeben 
o6er  l{rieg  5U  n>äE;len  ^abe ,  ^atte  ber  fkxxii  [xdi  am  8*  September  5ur  Unterseic^nung  eines 
Vertrages  orangen  laffcn,  öer  5iiHxr  Me  Räumung  öes  Canöes  in  2lusfid?t  (teilte,  sugleic^ 
aber  öie  ^ö^e  6er  preufifdjen  Kriegsfdjulöen  auf  (^0  ZTTillionen  unö  ungünftige  ^aiflnnq^ 
beöingungen  fcftfe^te.  ^ür  einen  Krieg  mit  ©efterreic^  mufte  Preufen  ein  fjilfsforps 
perfpredjen.  lleberöies  follten  Me  örei  ©öerfeftungen  Stettin,  l{üftrin  unö  (ßlogau  von 
fransöfifdjen  (Truppen  befe^t  unö  öie  Stdrfe  öes  preuf ifc^en  ^ceres  in  öen  nädjften  5e^n 
3a^rcn  auf  ^2000  IHann  befdjrSnft  bleiben.  „3^^  iTlarianne/'  fdjrieb  öer  Prins  am 
9.  September  feiner  (ßema^lin,  „mit  blutenöem  f^crsen  ift  geftem  öer  tZxactat  unterfc^riebcn 
iDoröcn,  rocldjer  uns  auf  bas  fdjrecflidjfte  alle  ITTusfcln  öer  Kraft  serriffen  Ijat  —  urteile 
aber  nidjt,  bis  Du  midj  roieöergefe^n  ^aft.  —  Der  aufgefangene  Brief  n>irö  Vidj  entfern  — 
es  ift  mir  unbcgreiflidj  —  So  ein  ZTTann  unö  fo  ein  Unglücf.  (Es  blieb  feine  IDa^l,  Me 
(ßefa^r  nxir  auf's  fluf erfte  gefticgen.  (ßenug  öapon.  Du  mirft  mic^  begreifen  —  öie  anöeren 
5um  (Teil  —  öer  König  üielleidjt  —  (Sott  geroif/' 

2lm  KSnigsberger  ^ofe  mirftcn  öiefe  Beridjte  nnc  öie  Hadjridjt  pon  einer  perlorenen 
Sdjladjt.  Der  ZtTinifter  öes  2lusn>ärtigen  (ßraf  (ßol^  bradj  fogleidj  nadj  (Erfurt  auf.  Der 
König  fcfjrieb  an  illeyanöer:  „IDcnn  (Eurer  ZITajeftät  ^odj^ersigc  ^örfo^^S«  uns  nidjt  aufrecht* 
^alt,  fo  ift  CS  aus  mit  Prcufcn!"  Die  Königin  pcrgof  (Tränen,  öie  fie  por  iljrer  Umgebung 
porgcbcns  5U  pcrbergcn  fudjtc.  Stein  fclbft  blieb  ru^ig  unö  faltblütig;  man  ersä^lte  ftc^, 
er  ^abe  öem  König  geraten,  tljn  nadj  pillau  bringen  5U  laffcn.  (Er  bat  foglcic^  um  feine 
€ntlaffung,  öie  öer  König  jcöodj  pcnpeigcrte,  roie  er  audj  öie  Satififation  öes  Parifer 
Tertragcs  sunädjft  l^inausfcbob.  Hapolcon  fclbft,  nadjöcm  er  feinen  ^wcd  erreicht,  fd^ien 
einer  milöcrcn  Ztuffaffung  Kaum  5U  geben.  €r  Ijatte  in  öcn  Dertrag  pom  8.  September 
eine  Bcftimnmng  aufncljmen  laffcn,  nadj  öer  Prcugen  feine  Untertanen  aus  feinen  abge« 
trctcncn  Propinscn  im  Dienft  bcljaltcn  öürfc;  er  meinte  öamit  Stein  befeitigt  ju  ^ben. 
Hun  äußerte  er  ficb  in  öer  2lbfdjioösauöien5  gegen  Prins  n?ill?elm  feljr  pcrföljnlic^  unö 
entgcgcnfommonö,  betonte  feine  Ztdjtung  unö  fein  Pertrauen  5U  öem  König,  perlangte  ober 
rücfljaltlofen  Ztnfdjluß  an  ^ranfreidj,  roofür  er  €rleicf}terungen  in  öer  Kontributionssa^Iung 
unö  fclbft  bcfdjlcunigtc  Käunmng  öer  ^cflungen  in  Ztusficbt  ftcüte.  2luc^  öer  Königin 
gcöadjte  er,  unö  fpraij  öie  fjoffnung  aus,  öag  fie  il?ren  €inf[uf  unö  i^re  Kenntnis  5Ut 
€rljallung  öer  ^Eintracht  5u>ifcbcn  Preu]5en  unö  ^ranfreid)  anmenöen  möge.  €r  fd^rieb 
fclbft  bcpidje  Briefe  an  öen  König  unö  an  öie  Königin,  öer  er  f»''ne  .freuö.*  i^«»c^rr«<ft* 


Kdnigtn  futfe  urib  ber  ^retl)err  t)om  Stein 


öaf  6er  €rffiUung  i^rcs  IDunfdjes,  nadj  Serlin  5urücf$ufcljren,  nun  fein  ^inöemts  me^r 
im  IDegc  fte^e* 

Der  Bcrtdjt  öcs  prinscn  über  XiapoUons  Jleufcrungcn  unö  öie  Briefe  öes  Kaifers 
madjten  in  Königsberg  einen  gunftigen  (Einörucf*  2tuf  2lnralen  pon  2<^cobulH6^t  unö 
Stein  beantiportete  6er  König  6as  Sdjreibcn  Hapokons  fogleic^  perfönlic^  mit  6er  6ringcn6en 
Bitte  um  ^rabfe^ung  6cr  3<i^Iunssbe6ingungen.  gugleidj  entfcfelof  er  fidj,  6en  September^ 
Dertrag,  mie  er  n>ax,  obgleidj  6ie  ^«Pf^^uns«"  öter  6ic  Kontribution  unausführbar  fc^ienen, 
5U  ratifisieren  (29*  September)*  ZITan  ^ffte  6amit  »enigftens  6er  fremöen  tCruppen  en6lic^ 
Ie6ig  5u  tt>er6en,  6eren  2tufenÜjalt  im  £an6e,  n>ie  fidj  me^r  un6  me^r  ^erausftellte,  6ie 
fdjioerften  ftttlidjen  un6  nnrtfc^aftlidjen  Sdjä6en  perurfadjte*  Stein  felbft  erfdjien  in  Weiterer 
Stimmung;  man  meinte,  6af  6er  §mx^dienfali  mit  feinem  Briefe  feine  »eiteren  ^folgen 
^aben  tt>er6e*  Unge6uI6ig  erwartete  man  Hac^ridjten  über  6ie  3wf^^^«"'u"f*  i"  (Erfurt, 
pon  6cren  (Ergebniffen  6as  fernere  Sdjicffal  Preufens  un6  Steins  felbft  abijangen  mufte. 

2lud?  Königin  Cuifens  ganse  2tufmerffamfeit  blieb  in  ängftlidjer  Spannung  auf  (Erfurt 
geridjtet.  Das  gufammentreffen  mit  Kaifer  2tlefan6er  mar  ruhiger  perlaufen,  als  fie  Por^er 
befürdjtet  ifatt^;  mit  (ßenugtuung  bemerfte  fie  6ie  gute  IDirfung,  6ie  fein  freun6fdjaftlidjes 
Per^alten  6odj  n>ie6er  ^crporgcbradjt  $u  ^aben  fdjien.  Sie  benadjridjtigte  i^n  6ann  felbft 
pon  6er  Hatififation  6es  September^Dcrtrages  mit  6er  inftän6igftcn  Bitte,  für  6ie  2TKl6erung 
6er  graufamen  un6  unerfüllbaren  Beöingungen  bei  Hapoleon  einsutreten.  Ceife  erinnert  fie 
i^n  6abei  an  fein  eigenes  ^nttu^^,  bas  namentlidj  6urdj  6ie  ©ffupation  6er  preufifdjen 
^eftungen  berührt  iper6e.  Seine  Derfprec^ungen  Ratten  i^r  ^offnung  un6  Vertrauen 
n)ie6ergegeben,  o^ne  je6od;  alle  Beunruhigung  pon  i^r  5U  nehmen.  Das  (ßleid^getpid^t 
$ipifdjcn  Kopf  un6  ^ers  ipar  un6  blieb  geftört*  Die  Königin  n>ollte  i^r  (Befühl  ausfdjalten, 
tPoUte  fid;  5ipingen,  in  6er  augenblicf liefen  Dertpicflung  nur  eine  politifd^e  2(ngelegen^eit  5u 
feigen,  nur  „6ie  grofen  3ntereffen  6er  Hationen"  ins  2tuge  $u  faffen.  (Einen  (Cag  glaubte 
fie  ipo^l  einmal  über  fidj  felbft  gefiegt  5U  ^abcn  un6  freute  fidj  6er  fdjmer  errungenen 
„fjarmonie".  2lber  6ann  fprac^  i^r  ^er$  n>ie6er  lauter  un6  fie  geftan6  fic^  c^rlidj,  6af 
6odj  nidjt  blof  politifdjes  3"tereffe  6iefe  Spannung  un6  (Erregung  i^res  3""^^^^"  ^erporrufe* 
Sie  tt>are  glücflic^  geipefen  über  6ie  Befreiung  Preuf ens,  o6er  ipenigftens  über  6ic  (Erlcidjterung 
feiner  Caftcn,  6oppelt  glücflidj,  n>enn  fie  6as  3^^/  gera6e  3^Tn  per6anft  ^ätte;  un6  nodj 
einmal  glücflidj,  ipenn  er  aus  tiefer  innerer  teilnähme  für  fie,  gera6c  für  fte  geholfen 
Ifättt.  IDenn  er  nur  nid^t  tpie6er  fc^n>ac^  n)ur6e,  fic^  nic^t  perfü^ren  lief!  ZITit  eiferfüd^tiger 
Sorge  ^örte  fte  pon  6cn  Vergnügungen,  6ie  Hapoleon  für  6ie  Unterhaltung  feines  erlaudjten 
(ßaftcs  in  (Erfurt  porbereitete.  Könnte  fie  i^n  6oc^  immer  umfdjipeben,  um  i^n  por  fripolcn 

295 


^crftrcuungcn  5U  behüten,  nnb  i^n  auf  6cr  Ba^n  6er  tCugenö,  bei  feiner  grofen  2tufgabe 
feft$uljalten!  ^nv  Kirdje  ging  fte  unö  betete  für  öen  (Erfolg  feiner  Unternehmungen  in 
€rfurt:  ,,2tUe  guten  (ßeifter  fte^t  i^m  bei,  geleitet  i^n". 

3n  banger  (Erwartung  perrann  6er  Königin  (Tag  um  (Tag.  (EnMidj,  als  man  alle 
^Öffnung  fdjon  faft  aufgegeben,  fam  am  \B.  ®f tober  mit  Berichten  pon  (ßol^  unö  Briefen 
öes  €rbprin$en  (ßeorg,  öer  pon  Paris  nac^  tCIjüringen  gereift  nxir,  ein  Sdjreiben  Kaifer 
Jlleyanöers  aus  IDeimar  pom  \^.  ©ftober,  iporin  er  melöete,  6af  auf  feine  Denpenfeung 
öie  Kontribution  um  20  ZITillionen  ^erabgefe^t  unö  öic  S<^lilnnq!5^^t  perlangert  fei.  Die 
Räumung  öcr  nodj  befc^ten  Canöftridje  roeröe  in$a?ifc^en  por  ftc^  ge^en.  Caf  er  öafüt 
auf  einen  2lrtifel  öes  tCilfiter  ^frieöens  pei^ic^tct  Ifaüt,  öer  Preufen  für  öen  ^aü  öer  €in* 
perleibung  ^annopers  in  bas  Königreidj  IDeftfalen  eine  (Entfdjäöigung  auf  öem  linfen 
(Eibufer  suftdjcrte,  überging  er  mit  Stillfdjroeigen. 

Hur  5ipci  tCage  fpatcr  traf  öer  Kaifer  felbft  ein.  (Er  trat  auf  mit  unperfennbarem 
Selbftbett»uftfein,  mit  Siegermienen;  fpradj  pon  öen  pertraulidjen  Derbinöungen,  öie  er  mit 
Hapoleons  näd^fter  Umgebung,  namentlich  mit  tTaüeYranö  angefnüpft  Ifattc,  unö  öeutcte 
an,  öaf  Steins  PöUige  (Entlaffung  nic^t  erforöerlic^  fein  tperöe.  Dent  Verlangen  Hapoleons, 
einfd^üd^temö  auf  Oefterreid;  5U  örücten,  Ijaüc  er  fid;  gefd^icPt  entsogen.  Beim  2(bfc^ie6, 
am  2^.  ©ftober,  luö  er  bas  Königspaar  nac^  Petersburg  ein,  ipas  öer  König  naii  feinet 
(ßetpo^n^cit  roeöer  annahm  nodj  ablehnte. 

Ciefer  5n>cite  2lufen^alt  Kaifer  itleyanöers  in  Königsberg  beöeutet  einen  IDenöepunft« 
König  ^frieöridj  IDilljcIm  fügt  ftd?  in  bas  ruffifdj^fransöftfdje  Syftem,  bei  öem  er  nac^ 
allen  Stürmen  unö  €rfdjütterungcn  öer  legten  ^aljxt  enölidj  Hul^  5U  finöen  Ijofft.  Der 
(ßcöanfc  an  einen  Befreiungsfampf,  öer  bei  i^m  o^nc^in  nur  an  öer  ©berflädje  (Eingang 
gefunöen  Ifattc,  wirb  aufgegeben,  um  fo  me^r,  öa  nadj  allen  Hadjridjten  audj  Oefterreic^ 
rocnigftens  porläupg  an  feine  Cr^ebung  me^r  5U  öenfen  fdjcint.  Der  gcljeime  Unter^nöler 
mit  (Englanö,  3^^oW^Klöft,  perläft  am  25.  (Df tober  Königsberg,  um  fidj  auf  feine  (5ütet 
5urücf5U5ie^en.  Dafür  fpridjt  man  an  öemfclben  (Tage  bei  £)ofc  $um  crflcn  ZITale  tpieöer  Pon 
öer  naijcn  Kücffel^r  nadj  Berlin.  €ine  Stimmung  müöer  Hefignation,  ^erporgegangen 
aus  einem  tiefen  Jvu^cbeöürfnis,  bcmädjtigt  fidj  öes  Königs  unö  feiner  Umgebung. 

€s  gab  aber  in  Königsberg  nodj  einen  ZHann,  öer  öies  Bcöürfnis  nidjt  empfanö 
unö  öiefc  Stinmmng  nidjt  teilte,  öer  nadj  feinen  eigenen  IDortcn  „2lufregung  unö  (ßarung* 
$u  perbreiten  für  feine  2lufgabe  ^ielt. 

Stein  Ifaik  audj  «»aljrcnö  öer  gufammenfunft  in  (Erfurt  öie  Vorbereitungen  5um 
Bcfrciungsfanipfe    unbefümmert    fortgefe^t,    insbefonöere    Me    geIf^*T«e   X?erMrM"«a    mit 


KSnigin  £uife  unb  ber  Jreiljerr  oom  Stein 


©cflcrrctc^  n>eü  über  IDiffen  unö  IDUIen  öcs  Königs  hinaus  gcfül^rt;  er  Ijatte  5ur  Satififation 
6es  September ^Dcrtrages  geraten,  mit  6em  fjintergeianfen  freilidj,  il?n  bei  erfter  befter 
Gelegenheit  $u  bredjen.  JTlit  öem  engen  2lnfdjluf  bts  Königs  aber  an  bas  ruffifd?«* 
fransöfifc^e  Syftem  n>uröe  feine  Politif  unmöglidj  unö  feine  Stellung  unhaltbar.  Hapoleon 
felbft  5n>ar  pcrmieö  es,  feine  (Entfernung  ausörücflidj  unö  beftimmt  5U  foröem;  audj  ^rieöric^ 
IDil^elm,  öer  fidj  tro^  allem  ungern  pon  iljm  trennte,  sögerte,  öie  nneöer^lt  erbetene 
€ntlaffung  5U  bennlligen.  Xlodf  ZITitte  Hopember  war  fogar  öapon  öie  Seöe,  öaf  öer 
König  öen  fransöfifdjen  Kaifer  geraöe$u  um  Beibehaltung  Steins  angelten  folle.  2lber 
fonft  erljoben  fidj  allenthalben  öie  (ßegncr,  öie  feinen  Kücf tritt  foröerten :  fransöftfdje  (ßencrale 
ipie  Iföti^  Beamte  öes  preufifdjen  Staates.  IDenn  fidj  aud?  eifrige  Stimmen  für  i^n 
ausfprac^en,  fo  $eigte  fidj  bodf,  wk  Stein,  abgefe^en  pon  öem  allgemein  beflagten  oöer 
perurteilten  Briefe,  öurdj  fein  fdjroffes  IDefen  unö  feine  rücffldjtslofen  Umipäl$ungen  fidj 
Sa^lreidje  perfönlic^e  unö  politifdje  ^feifiöe  unö  n>cnig  ^reunöe  gefdjaffen  Ifaüc. 

Wo  waten  öie  tapferen  grauen,  öie  por  faum  einem  3^^^^  H"^  (Ernennung  fo 
freuöig  begrüft  Ratten?  Seit  öem  ^2•  ®f tober  permeilte  ^^au  pon  Berg,  öie  Königin  Cuife 
in  i^ren  Seelcnfämpfen  herbeigerufen  fyittt,  in  Königsberg;  fie  fudjte  anfangs  5U  Steins 
(ßunften  $u  permitteln,  ftanö  aber  balö  öapon  ab  unö  erflärte  ftdj  gegen  i^n.  (ßrapn 
X?of  —  Stein  tut  öer  macferen  ^rau  unredjt,  »enn  er  fie  mit  öem  Sdjipädjling  Köcfri^ 
gleidjftellt  —  (ßrdfin  X?of ,  öie  jeöem  patriotifdjen  (Entfc^luf  immer  $ugeftimmt  ^atte,  fonnte 
je^t  Steins  (Entfernung  faum  eriparten.  Selbft  öie  Prinseffinnen  UHxren,  fc^eint  es,  fü^ler 
gegen  il^n  gemoröen;  in  Cuife  Haösitpills  2(uf5eid;nungen  finöen  fid;  ftrenge  Urteile  über 
Stein;  prinsef  JTlarianne,  fo  fdjmerslidj  fie  nadj^er  feinen  IDeggang  beflagte,  ifat  i^m  öen 
„preux  Chevalier"  ^aröenberg  ausörücflid)  porgesogen. 

2ludj  Königin  Cuife,  öie  nodj  por  wenigen  JTlonaten  bei  öen  Vorbereitungen  5um 
Befrciungsfriege  feiner  ^fü^rung  n>illig  gefolgt  ipar,  ^atte  i^m  allmd^lidj  iljre  (ßunft 
ent5ogen.  „Ceutfdjer  Patriotismus",  Ijat  Bismarcf  befanntlidj  gefagt,  „beöarf  in  öer  Kegel, 
um  tatig  unö  nrirffam  $u  n>eröen,  öer  Vermittlung  öynaftifdjcr  2ln^nglidjfeit/'  Bei  Stein 
trifft  bas  nxdit  yx:  fein  öeutfc^er  Patriotisnms  n>ar  bereit,  über  jeöe  Cynaftic,  audj  über 
öie  öer  £)o^en5ollem,  ^inmegsufc^reiten.  Dem  Königspaare  finö  öiefe  2lnfdjauungcn 
fd^tperlic^  gans  perborgen  geblieben,  ^u  öem  König  Ifat  ein  inneres  Ver^ltnis  überl^aupt 
nie  bepanöen.  „3dj  ^e  i^n  nie  geliebt",  ifat  ^vitbndti  IDil^elm  fpSter  bcfannt.  Stein 
feinerfcits  ipar  es  sufrieöen,  pon  öem  König  „gefürdjtet"  $u  iperöen.  Sie  Königin 
tpar  i^m  in  ^ffnungsfro^er  ^uperfid^t  entgegcngefommen  unö  Ifaüc  i^m  rücf^altlofes 
Vertrauen   betpiefen,  auc^  als  fte  ftc^  öer  trennenöen  IDefensunterfc^ieöe  längft  pollbetpuft 

297 


Kdntdtn  £tttfe  unb  ber  Jretf^err  Pont  Stein 

tat 

getporöen  n>ar.  IDeiblid^e  2Inmut  unö  tDCtblid^e  CtebenstpärMgfeit  Ifob^yx  übet  Stein 
niemals  ZTTad^t  bcfeffcn.  (Er  i>erfannte  öiefe  Dotsäge  an  5er  Königin  nid^t;  aber  er  fanö 
—  fo.  tt>eit  tt>ir  nadj  feinen  fpäteren  ilufseidjnungen  urteilen  öürfen  — ,  öaf  i^r  (Befühl 
für  hos  (ßute  &er  2(us6auer  entbehre  unö  6a0  fte  i^re  ^eit  un5  i^re  Heigungen  bem 
König  5u  miliig  opfere  unö  öarüber  felbft  il^re  ZITutterpflic^ten  t>emac^Iäfftge.  Seiner 
ernften  U?uröe  mifficl  iljre  in  Schmers  unö  ^^euöe  leidjt  überquellenöe  Ungesmungen^eit 
n>ie  er  i^re  „blinöe  Ciebe  5U  iljrer  ^aniilie"  unö  öie  —  angeblidje  —  Parteinahme  für 
Jjaugroitj  im  Jjerbft  \806  taöelte.  Sie  Königin  füllte  n>o^l,  öa|  fte  in  öen  2lugen  SiÄns 
nur  eine  „femmelette"  iiHxr,  ein  IDciblein,  auf  öeren  Sdjn>äc^en  feine  tatfraftige  Qerren« 
natur  geringfd^ä^ig  ^crabfal;.  2(ud;  menn  fte  in  öer  Sai^t  ntit  i(;m  einperftanöen  nnir, 
pemüftc  jie  in  öer  Sdjroff^eit  feines  2luftretens  jene  n>arme  perfönlidje  2lnteilna^me,  öie 
Jjaröcnberg  nie  unterlaffcn  ^atte  5U  $eigen.  (ßlcidjn>oI?l  ^atte  fie  auc^  nadj  öem  ^n>ifc^faU 
im  September  feine  Beibehaltung  als  ZITinifter  sunfldjft  gemünfdjt  unö  ftd?  bei  2(Iefanöer 
fär  i^n  pcrmenöet.  2(llein  fte  tt>uröe  allmä^lid;  mel^r  unö  me^r  inne,  tpie  fe^r  öie  ZPege 
öcs  Königs  unö  öes  ZITinifters  auseinanöergingen.  (Es  fd^eint  ftd^er,  öaf  König  unö 
Königin  pon  Steins  meitgetriebenen  (Erljebungsplänett  Hadjridjt  erhielten.  IDie  leidjt  fonnte 
has  rücfftdjtslofe  I?oru>ärtsge^cn  auf  öiefem  IDege  5U  eittem  pemidjtenöen  ^ufammenftof 
ntit  ^'^anfreidj  führen!  (ßeroif  ift,  öaf  öer  Pertreter  öes  abmefenöen  ZITinifters  &o\%, 
öer  Staatsrat  Hagler,  öen  öie  Königin  öamals  ftdj  geroöljnte  in  auswärtigen  ^^agen  5U 
Ijorcn  unö  öer  ein  entfdjieöener  (ßcgner  Steins  uxir,  in  öiefem  Sinne  auf  fte  eingeipirtt 
liai.  Von  geringem  (Einfluf  nur  OHtr  eine  ^Tleinungsperfd^ieöen^eit  über  öie  Heife  nac^ 
Petersburg,  öie  Stein  anfattgs  nidjt  geraöe5u  mißbilligte,  fdjlieglidj  aber  Ijinaussufdjieben 
empfaljl,  n:>äl^renö  öie  Königin  fte  aus  perfönlidjen  unö  nodj  me^r  aus  politifc^n  (ßrflnöen 
feljnlicfj  ttȟnfdjte. 

Von  größter  Seöeutung  aber  u>ar  ein  anöercs  Ereignis.  £)aröenberg,  öer  bisfynr  in 
(Cilftt  an  feinen  Cenfroüröigfeitcn  gearbeitet  haXU,  fam  auf  öer  Keife  nac^  ^TTarienmeröer 
am  \0.  Horember  öurdj  Königsberg,  ipobei  er  öem  Königspaar  begegnete.  Kein  ZPort 
tt»uröe  geojcdjfelt;  aber  öen  König  unö  £)aröenberg  \a\)  man  in  (Tränen.  IDä^renö  öie 
Königin  an  fjaröenberg  fdjricb,  perntittelten  Haglcr  unö  fein  Sdju?ager  2lltenftein  am  ndc^ften 
(Tage  in  Kaigen  bei  Königsberg  eine  J^wfantntenfunft,  bei  öer  fjaröenberg  öie  Zlotmenöigfeit 
öer  €ntlaffung  Steins  nadjörüw-flidj  betonte  unö  sugleidj  öie  Heife  itadj  Petersburg  billigte. 

ßixx  Königin  €uife  n:>ar  öas  Ergebnis  öiefer  Begegnung  entfdjeiöenö.  Von  jenem 
2lugenblicfe  an,  prinseffnt  SaÖ5in:>iIl  rerftdjert  es,  fagte  fte  öen  (ßeöanfen  unö  öie  f^offnung, 
an  Steins  Stelle  I)c»'-&cnberg  wieö^^r  ils  ^*rften  intr»fter  Oreufens  •w^lte«  5U  ^»'he 


Tlndj  Me  (Entfd^Itefung  öes  Königs  über  Stein  tt>ur&e  halb  öarauf  gefaft*  Vain 
mag  ötc  2lnftdjt  ^aröenbergs  unö  öes  Königs  Unsufrieöen^eit  mit  öem  ungen>ö^nlidjen 
Porfd^lage  Steins  5U  einem  2(ufruf  an  bas  preufifd^e  Polf  beigetragen  ^aben;  öie  le^te 
(Entfc^etöung  aber  bradjten  öie  peränöerten  Besiel^ungen  5U  ^franfreic^.  Tim  \8.  Hopember 
fam  (ßraf  (ßol^  pon  (Erfurt  über  Berlin,  wo  er  mit  Daru  einen  2tusfü^rungspertrag  5ur 
Scptember^Konpention  gefdjioffen  Ifaü^,  nad)  Königsberg  5urücf;  er  lief  feinen  ^wci^d  an 
öem  Verlangen  öer  ^fransofen  nadj  öer  (Entfernung  Steins.  IDcnige  (Tage  fpäter,  am 
23.  Hopember,  erfuhr  man,  öaf  öie  ^fransofen  n>irf lidj  2lnftaÜen  5ur  Säumung  öes  Canöes 
träfen  unö  in  Berlin  bereits  öen  preufifdjen  Be^öröen  öie  Kaffen  übergeben  Ifäitm.  Vas 
Der^ältnis  5U  ^franfreidj  fdjien  öamit  enölic^  auf  eine  fefte  (ßrunölage  geftellt,  eine  frieölidje 
(Enttt>icflung  perbürgt  5U  fein.  Tim  2^.  Hopember  empfing  Stein,  öer  nodj  felbft  öie  ZITittel 
für  öen  erften  (Termin  öer  Kontributionssa^Iung  bereitgeftellt  ifaüi,  feine  (Entlaffung.  (Einen 
eigentlid^en  Had^f olger  erhielt  er  nic^t;  5U  ZTTiniftem  tpuröen  ernannt:  2(Itenftein  für  öie 
^finansen,  Beyme  für  öie  3ufti5,  (ßraf  Co^na  für  bas  3nnere;  öie  auswärtigen  2tngelegen^ 
Reiten  behielt  (ßraf  (ßol^.  (Einige  tCage  fpäter  na^m  Stein  Pon  öem  König  unö  öer 
Königin  2tbfdjieö.  Tim  5.  Z)e$ember  perlief  er  Königsberg,  öie  Staöt,  in  öie  er  pier  ^Ifvc 
fpäter  als  Befreier  einsieden  foUte;  öie  Königin  Ifai  er  nidjt  roieöer  gefe^en. 

3n  öen  (Tagen,  ipo  Stein  perabfdjicöet  ipuröe,  fdjeint  öie  Seife  nadj  Petersburg 
enögültig  befdjloffen  5U  fein.  Hagler  unö  öer  preufifdje  (ßefanöte  in  Petersburg,  öer  ßvexlfttt 
von  Sdjiaöen,  hielten  fie  für  politifdj  $ipecfmäfig  unö  empfaljlen  öringenö,  öer  (Einlaöung 
itleyanöers  ^^Ige  5U  leiften.  Sie  Königin  beriet  nodj  einmal  öarüber  mit  Prin$effin 
IDil^elm  unö  mit  ^rau  pon  Berg.  Sie  fagte  öer  prinseffin,  fte  iPoUe  mit  öem  König 
nad;  Petersburg,  um  2(lefanöer  5U  bemegen,  ^^etmas  (Entfd^eiöenöes  für  Preufen  5U 
beroirfcn".  ZtTarianne  meinte,  an  itleyanöer  fei  $n>ar  ,,^opfen  unö  TXlali  perloren",  iPoUte 
aber  übrigens  öer  Seife  nidjt  roiöerfpredjen;  nur  öie  Beteiligung  öer  Königin  fdjien  iljr  nidjt 
paffenö.  Der  ^rau  Pon  Berg  geftanö  öie  Königin,  fte  ipünfc^c  freilidj  öie  Seife  als 
(Entfdjäöigung  für  $ipeiunöein^alb  3<^^^  Unglücf ;  „allein,"  fügte  jie  ^insu,  „roenn  öie  (EI?re 
öes  Königs  unö  öas  öffentlidje  IDo^l  öer  Seife  ipiöerfprec^en,  fo  per$idjte  idj  öarauf  in 
aller  ©ffen^it,  o^ne  Jjintergeöanfen,  unö  mit  allem  öem  guten  IDillen,  öeffen  mein  J)er$ 
unö  mein  (CI?arafter  fä^ig  ftnö." 

Dem  König  mag  nad;  feiner  gansen  Hatur  öer  (ßebanU  einer  Petersburger  Seife  an 
fidj  ipenig  ipillfommen  geipefen  fein.  IDenn  er  fic^  öoc^  öasu  cntfdjlof ,  fo  beftimmte  i^n, 
ipie  er  feinem  ®nfel,  Prins  ^eröinanö,  nac^  Berlin  fdjrieb,  öie  ipieöer^olte  (Einlaöung 
itleyanöers,  öer  er  ftc^  anftänöigenpeife  nidjt  entjie^en  fönne;  öann  aber,  ipas  er  gegen 

299 


feinen  ZITtnifter  öes  Jtusipärtigen,  (ßraf  (5o%  betonte,  öte  polttifc^e  Sücfftdjtnoljme  auf  6en 
Katfer,  ber  ptel  fär  Preuf en  getan  unö  nod;  me^r  guten  ZDillen  befun6et  I^be  unb  Neffen 
Unterftä^ung  man  noc^  oft  brauc^n  n>er6e*  2(nöerfeit5  n>trfte  freiließ  auf  Mejenigen,  Me 
in  Jlleyanöer  nur  einen  ,,treuIofen  ^reunö"  erblicften,  öie  Hadjric^t  pon  6er  beporfte^öen 
Heife  nad)  Petersburg  n>ie  ein  ^^Donnerfdjlag". 

Die  Perabfd^ieöung  Steins  unö  bie  Heife  nad;  Petersburg,  öie  nun  fär  (En6e  Desember 
feftgefe^t  iDuröe,  ftnö  öamals  unö  fpater  5un>eilen  in  einem  urfoc^Iic^en  ^ufammen^ng 
aufgefaf t  rooröen.  3"  IDa^r^t  ftnö  beiöe  (Ereigniffe  glcic^mäf ig  (Ergebniffe  unö  ftc^tbare 
^eidjen  eines  unö  öesfelben  politifdjen  Hidjtungsn>edjfels.  Unter  öer  Ceitung  pon  Stein 
ijatie  Preuf  en  ftc^  0efterreic^  genähert,  o^ne  öa|  öie  Perbinöung  mit  Huflanö  gans 
aufgegeben  tpäre;  je^t  fd^Iieft  es  ftd;  nacb  öem  IDillen  öes  Königs  aufs  engfte  tpieöer  an 
Suf  lanö  an,  o^ne  öaf  man  auf  öie  Derbinöung  mit  ©efterreidj  unö  auf  öie  an  0efterret{^ 
fidj  fnüpfenöen  gufunftsljoffnungen  gan$  persidjtet  Ijatte.  3"  ^^^f^"  (ßleifen  bcoegt  ftc^  öie 
preuf  ifdje  politif  öer  nädjften  ^dt;  fo  entfpridjt  i^r  Cljarafter  auc^  öer  2lnftdjt  öer  Königin. 


getjntcs  Kapitel 
IDätjwnb  bes  ö^ktvcidi^dien  Krieges 

(1809) 


*^m  27.  Dc5ember  \808  traten  ^nebndi  Jüil^clm  unö  Cuifc'pon  Könissbcrg  aus  öte 
Helfe  nadi  Petersburg  an;  (ßräfin  2?of  n>ar  mit  (ßrdfin  ZHoItfe  einige  tZa^t  frfi^r  auf^ 
gebrochen;  öie  Prin$en  2luguft  unö  IDilljelm,  htm  Sdjamljorft  beigegeben  tDor,  fc^Iojfen 
fidj  untertpegs  an.  Von  öer  rufjtfc^en  (ßrense  ob  fa^  fidj  öos  Königspaar  pon  6er  ßap 
freunöfdjaft  Kaifer  Jtleyanöers  umgeben,  öer  fidj  an  (E^renbeseigungen  unö  2tufmerffamfeiten 
aller  2lrt  nidjt  genug  tun  fonnte*  Curdj  ^o^e  ®ffi$iere  mit  Kofafenfdjmaöronen  geleitet,  in 
öen  Stäöten  pon  Vertretern  öes  2löcls  unö  öer  Bürgerfdjaft  empfangen,  überall  mit  Paraöen 
oöer  Ballfeften  gefeiert,  erreidjten  König  unö  Königin  am  6.  3<inuar  ^809  Strelna,  bas 
Sdjlof  (ßroffflrft  Konpantins.  2tm  nädjften  (Tage,  7.  3anuar,  swifc^en  öen  Sei^n  Pon 
^0  Bataillonen  3nfanterie  unö  ^  Regimentern  Kapallerie  ^inöurc^,  hielten  fie  i^ren  (Einsug 
in  öie  Staöt  Peters  öes  (ßrofen*  Xiodi  por  öen  (Coren  mar  i^nen  Kaifer  Jtleyanöer  felbft 
entgegengefommen;  im  HHnterpalais  empfingen  fte  öie  Kaiferin  (Elifabet^  Jtleyejeipna  unö 
öie  Kaiferin^sZITutter  ZITaria  5^oöoron>na  mit  i^ren  Söhnen  unö  tCöc^tem,  öen  (ßroffürften 
unö  (ßroffürftinnen,  unter  öenen  fic^  auc^  Cuifens  ^wu^öin,  öie  €rbprin$efjtn  Pon  IDeimar, 
befanö.  Die  ZPo^nräume,  in  öie  König  unö  Königin  bann  geführt  n>uröen,  neben  öer 
berühmten  (ßalerie  öer  Eremitage  gelegen,  n>aren  mit  perfc^tt>enöerifc^er  Pracht  ausgeftattet; 
500  2(rbeiter,  fo  berichtet  öer  fransöftfc^  Botfc^after,  Ratten  tpoc^enlang  (Tag  unö  Had^t 

50\ 


Iü31)renb  bes  öf^erretc^tfc^cn  Krieges 


an  öcr  €inridjtuns  gearbeitet.  Hodj  am  2lbenö  öes  erflen  tCagcs,  tro^  aller  (Ermüöung, 
tpol^nte  bas  KSnigspaar  6er  Sluffu^rung  einer  0per  unö  eines  Balletts  bei. 

(Es  folgte  eine  ununterbrodjene  Hei^e  glansPoUer  ^eftlic^feiten:  gegenfeitige  Befuc^e, 
grofe  (Empfänge,  tCfjcaterauffüIjrungen,  bei  öenen  namentlidj  We  tCragööin  (ßeorges 
bciDunöert  tt>ur6e,  Baüfefte,  ^^^^  ^^  Perlobung  öer  (ßroffürftin  Katljarina  Pau>Iott>na 
mit  6cm  Prin$en  (ßeorg  von  ©löenburg,  IDaffenpei^  auf  öer  Hetoa,  ^eftc  im  (Er$ieljungs* 
inftitut  6er  Kaifcrin=2Tlutter  un6  im  (Caurifdjen  Palais;  alles  mit  einem  ipaljr^ft  orientalifijen 
Cujus,  6en  Königin  Cuife  immer  n>ie6er  beftaunte,  o^ne  6odj  6apon  geblenöet  5U  n>er6en. 

Der  (Ein6rucf,  6en  ^ric6ridj  IDil^elm  madjte,  foU  nidjt  günftig  gemefen  fein:  6cr 
Räuber  pon  Cuifens  2(nmut  un6  Sdiönifext  aber  perfagte  aud;  l^ier  nid^t.  (ßleic^,  nrie  fle 
am  2lrm  6cs  Kaifers  6ie  Sdjloftreppe  Ijinaufftieg,  —  eine  ruffifdje  £)of6ame  er$ä^lt  es  — 
in  6er  2lnmut  i^res  nodj  jugen6lidj  frifdjcn  2lntli^es,  6effen  lidjter  (ßlans  f^^  ^"  ^^"^ 
6unflen  f^intergrunö  6es  5obelbefe^ten  blaufei6enen  Pelses,  eines  (ßefdjenfes  Kaifer 
2(lefan6ers,  ^ell  ab^b,  tpie  fte  mit  leidstem  Heigen  6es  ffanpks  un6  freun6lid;cn  Blicfcn 
6ie  ehrerbietigen  Verbeugungen  6es  perfammeltcn  ^ofes  ern>i6erte,  flogen  i^r  6ie  £)erjen 
entgegen.  Iln6  Pollen6s  öann,  einige  (Tage  fpater,  bei  6em  grof en  (Empfang,  als  Cuife  in 
Kniglidjer  ZTlajeftät  6ie  Dorftellungen  entgegennahm,  ftraljlen6  in  6er  funfeln6en  Pracht 
il^res  Sd^mucfes,  me^r  nod;  6urd;  6ie  Sd^önl^eit  i^res  IDucbfes,  6en  Heid^tum  i^rer  blonöen 
£)aare,  6ie  lcudjten6en  Blicfe  i^rer  blauen  2lugcn,  6ie  ungemöfjnlidje  £)armonie  pon  2Inmut 
un6  lDür6c  il^rer  gansen  (Erfdjeinung,  6a  ^icg  es  unter  6en  ben>un6em6en  ^uf^uem: 
„Sie  ift  6ie  Sdjönftc  6er  Sdjönen,  fie  Ijat  feine  Hebenbu^lcrin  auf  6er  IDelt." 

Beöeutungspoll  für  Cuife  ipar  es,  6ag  audj  6ie  bci6en  Kaiferinnen,  6ic  iljr  anfangs  nur 
mit  gemcffencr  £)öflidjfcit  begegnet  ujarcn,  6urdj  il^re  Ciebensn>ür6igfeit  pöUig  erobert  muröen. 
Sie  Ijatten  6em  Befudje  6er  Königin  nidjt  o^ne  Vorurteil  entgegengefetyen.  Der  ganse  rufftfc^ 
£)of  rouf  te  ja,  6af  fie  auf  Kaifer  2Ilcfan6er  einen  ftarfen  (Ein6rucf  gemadjt  l?atte;  6af  6er  Kaifet 
i^re  grof  en  €igenfdjaften,  iljre  i6eale  (ßeiftesridjtung  begeiftert  rüljmte.  ZTTan  fprad)  6es^Ib 
pon  i^rer  (ßefallfudjt,  i^rer  Ztffeftiertljeit,  it^rem  IDunfdj  5U  glänsen  un6  bea?un6ert  5U 
n>er6en.  Iiidjts  pon  alle6cm  bemerftcn  6ie  Kaifcrinncn;  fie  perftan6en  es  nic^t  einmal 
ipie  man  fo  ^abe  über  6ie  Königin  fpredjen  fönnen.  „IDir  leben  alle  untereinanöer,"  fc^rieb 
€lifabetl?  an  il^re  lUuttcr  nadj  Karlsrulje,  „als  ob  ipir  uns  feit  ZTIonatcn  fennten  .  .  . 
llnfere  (ßäfte  fin6  nnrflidj  6ie  beften  ZTIenfdjcn  pon  6cr  IDclt,  es  ift  unmöglich,  i^nen  nic^ 
iPol}l5UiPollcn,  fic  Ijaben  eine  £)cr5lidjfeit,  6ie  idj  mit  größtem  Vergnügen  ipie6ergefun6eii 
l>ibe  ...  (Es  ift  unmöglid;,  bcffcr  5U  fein  als  6ie  Königin.^'  2(us  Cuifens  ZTIunöe 
meinte  6ie  Kaiferin  fjeimatf länge  $u  Ijören;  aud)  mit  prim  ITHlb'^^m  fprad)  ^i^  a^»^  ^'Utfcfe. 


Cuife  i^rerfetts  war  entsucft  pon  öen  bciöcn  Kaifcrinnen,  pon  öcr  unausfpredjiidjcn  mütterUdjcn 
(ßüte  öcr  Katferin  TXlaxxa,  pon  öcr  fünften  Ctcbensroüröigfcil  6cr  „^crrlidjcn"  Kaifcrin 
(Elifabct^.  3^W^"  ^^"  ^o^cn  ^^auen  fdjiof  ftd}  rafdj  ein  inniger  ^reunöfdjaftsbunö,  öem 
tt>ir  eine  Hci^e  fdjöner  Briefe  6er  Königin  peröanfen.  (Es  fdjeinl  felbft,  öaf  nadi  ^rauenmeife 
andf  fdjon  £)eiratspldne  erörtert  rouröen,  6ie,  foroeit  fte  in  öie  S^tnn^  porausgriffen,  bodf 
adjt  3ö^re  fpater  öurc^  öie  Permä^Iung  öes  öritten  Sohnes  öer  Kaiferin  ZITaria  mit  öer 
dlteften  tToc^ter  ^ntbndj  IDil^elms  unö  Cuifens  iE^re  Pertpirflic^ung  finöen  feilten* 

3n  6er  ^üHe  pon  Vergnügungen,  mit  öenen  Kaifer  itleyanöer  nidjt  obfidjtslos  feine 
(ßäfte  uberfd^ättete,  blieb  tpenig  pia^  für  bie  Politif;  gans  gefehlt  Ifat  fte  öod;  nid^t* 
JHeyanöer  lief  öem  König  feinen  S^dftl,  öaf  er  an  öem  fransöftfdjen  Bünönis  feft$ufjalten 
geöenfe;  er  öeutete  an,  öaf  er  bei  einem  öfterreic^ifc^s^fransöfifc^en  Kriege  $ur  ^ilfeleiftung 
fär  Hapoleon  pertragsmäfig  perpflid^tet  fei.  Dem  König  empfahl  er  öringenö,  andi 
feinerfeits  ftd?  in  öie  Be$ie^ungen  5u  ^wnfrcidj  5U  fügen;  öafür  perftc^erte  er  i^n  innerhalb 
öiefes  Syftems  feiner  Unterftü^ung,  unö,  n>ie  öie  Beridjte  öes  fransöfifdjen  Botfdjafters 
(Caulaincourt  beftätigen,  penpanöte  er  fic^  öamals  »ieöer^olt  unö  nadjörücflic^  für  Preuf en. 

Xlaii  XDodien  raufc^enöer  ^feftlic^feiten  fam  enölic^  öie  2lbfdjieösftunöe.  2lm  3^3^"u<^^/ 
mit  einem  tiefen  Seufser,  fdjieö  Cuife  Pon  öen  glänsenöen  Hdumen,  in  öenen  fte,  ipenn 
nidjt  öos  (Slüd,  öoc^  tpenigftens  seittpeife  Dergeffen^eit  i^res  Unglficfs  gefunöen  fyxttt.  Crft 
in  Strelna  na^m  öie  faiferlidje  ^^^ntlie  2lbfc^ieö.  Cuife  felbft  ifat  Hfn  befdjrieben:  „2lllenfc* 
falben  floffen  tCränen*  Sie  Kaiferin==Znutter  fegnete  mic^;  idj  glaubte  5U  i^ren  ^fifen 
nieöer$ufinfen.  Kaiferin  (Elifabet^  örflcfte  midj  in  i^re  2lrme,  bene^e  midj  mit  i^ren 
tCrdnen*  Der  Kaifer  fyiüt  alle  Ztlü^e,  ^altung  5U  beipa^ren,  öem  (ßrof fürften  Konftantin 
ftanöen  (Crdnen  in  öen  2lugen*  Sie  (ßroffürftinnen  fiber^duften  mic^  mit  Ciebfofungen, 
ZTlaric  ipeinte  unö  ipar  bleich  ipie  öer  tCoö*  3^  ^^^  aufgelöft  in  Danfbarfeit,  unö  nur 
ein  (ßeöanfe:  öu  ge^ft  in  öein  Unglücf  ipieöer  hinein,  ftörte  midj  manchmal*  So  ftiegen 
ipir  öie  tCreppe  ^inab.  Die  Kaiferin  ^ZITutter  unö  alle  famen  mit  bis  an  öen  IDagen. 
(Es  ipar  fc^recflic^.  Der  Kaifer  fonnte  nidjt  me^r  fpredjen;  idj  fonnte  geraöe  nodj  fagen: 
„3dj  empfehle  2^mn  unfer  Sc^icffal  unö  bas  (Släd  meiner  Kinöer  unö  alles  ipas  mir 
teuer  ift,  Sie  finö  unfere  Stu^e."  Unö  fo  unter  taufenö  tCrdnen  im  IDagen.  Sie  Kaiferin 
(Elifabet^  perging  por  Sdjmer$,  öie  Kaiferin ^ZITutter  fegnete  uns,  ipeinte  unö  madjte  bas 
Kreu$  auf  öem  IDagen  unö  auf  uns,  als  ipir  bas  ßenftex  noc^  einmal  fanöen  um  5U 
n>infen;  fo  ging  es  enölic^  fort.  Der  König  »einte,  idj  fc^luc^ste.  Der  (ßroffürft  ritt  $ur 
Seite  öes  IDagens.  2ln  öer  Stelle,  n>o  öie  (Esforte  abgelöft  ipuröe,  madjten  ipir  Ijalt,  er 
na^m  2tbfc^ieö  pon  uns;  öer  Kaifer,  öer  uns  nodj  gefolgt  n>ar,  ftieg  aus  öem  Sdjlitten, 

303 


um  uns  ein  le^tes  TXlal  5U  umarmen.  Vann  tpur6e  bas  IDagenfenfter  gefd^Ioffen  unb 
alles  tt>ar  Dorbcü!"  . .  .     Cuifc  unö  Jlleyanöcr  Ifab^n  ftdj  nic^t  nneöergefe^en. 

2lm  \0.  ^ebruar,  »ä^rcnö  öie  (ßlocfen  „Hun  6anfet  alle  (ßott"  läuteten,  trafen 
^ricörid?  IDtII?eIm  unö  Cutfe  roieöer  in  Königsberg  ein. 

Die  Konigin  Ijat,  n>ie  über  Me  ^ufammenfunft  in  ZHentel,  auc^  fiber  Me  Petersburger 
Heife  ein  (Tagebud;  gcful^rt,  öie  umfangreid^fte  unö  pollftänöigfte  ^(ufseid^nung,  öie  ftc^  von 
ifjr  erijalten  ^at.  (Es  n>ar  ^auptfädjlidj  für  öen  Bruöer  (ßeorg  befKmmt,  öer  voSifunb 
feines  Parifcr  2(ufent^altes  ebenfalls  ein  (Tagebuc^  geführt  ifattt,  aber  auc^  für  Me  anderen 
(ßefdjroifter,  überijaupt  „pour  tous  ceux  que  j'aime",  tt>ie  Cuife  felbft  in  öer  Ueberfd^fk 
fagt.  Die  Königin  ^at  öarin  alle  öie  glanspollen  ^eftlic^feiten  befd^rieben,  mit  öenen  fif 
gefeiert  muröe.  Pol!  Bcwunöerung  fpridjt  fie  pon  öem  Cujus,  mit  öem  man  fie  umgab, 
von  öem  (ßolö  unö  Silber,  öen  (ßcmälöen  unö  Spiegeln,  ZHarmor  unö  Bronse;  mD 
Danfbarfcit  pon  öer  (ßüte  unö  fjerslidjfeit,  mit  öer  öie  faiferlic^e  ^amilie,  por  allem  Mc 
beiöen  Kaiferinnen  fie  überl^uften*  IDas  in  i^rem  3^^^^^  öabei  porging,  orirö  man  bo4 
pergeblid;  öarin  fud^cn;  picUeid^t  aud;,  Pon  5^f^  5^  ^^ft  d^j^dt,  betäubt  pon  öer  ZDud^t  btt 
neuen  unö  ubenpältigenöen  Cinörucfe  in  Petersburg,  tpuröe  fte  ftd;  i^rer  innerften  (ßeöanfen 
unö  €mpfinöungen  felbft  nid^t  poUfontmen  betpuft;  ntan  ful^lt  nur  ^inöurc^,  öaf  Cuife, 
leiöenö  ipie  fte  mar,  öie  ^ülle  öer  Pcrgnflgungen  meljr  über  fic^  ergeben  lieg,  als  lebenMg 
öaran  2lnteil  naljm.  (Erft  nadj  öer  Hücffe^r,  in  Königsberg,  in  öen  trüben  fZa^m,  ba 
eine  tiefe  Crfd^öpfung  fie  oft  unö  lange  an  bas  ^immer  feffelte,  ift  fte  ftd;  über  öie  ZDirfutig 
unö  Beöeutung  öiefer  Petersburger  Keife  für  fte  felbft,  für  i^r  3""<^"I^l>«"  W«'^  geworfcen. 

Cuife  ^atte  nun  öen  beipunöerten  Kaifer  in  feiner  IDelt  gefeiten  unö  beobadjten  fönnen, 
in  öer  falten  Pradjt  feiner  Umgebung,  5ipifdjen  feiner  unglücflidjen  ©ema^lin  unö  feiner 
(Beliebten,  öer  (ßräfin  Haryfdjf in,  öie  bei  öent  grof  en  (Empfang  öer  Königin  am  9. 3^nuar 
fdyntucflos,  nur  in  öent  Cidjt  iljrer  öunflen  Sdjön^eit  geglän$t  Ifattc.  IVlxi  poller  Klac^ 
empfaitö  fte  je^t :  öicfe  lüelt  ipar  nidjt  i^re  lüelt,  fte  uxir  i^r  5U  „ntateriell",  nic^t  i^geifHs' 
genug,  unö  öiefer  Kaifer  ipar  nid;t  il^r  Kaifer,  nid;t  bas  einft  perel^rte  3^<^^  nicbt  6cc 
Kaifer  ihrer  (Traume,  i^res  Sdjroärmens.  „€in  lUonfdj,  —  fdjreibt  fte  öer  ßxan  pon  Berg  — 
öer  nur  ^onn  unö  ^farbe  liebt,  ift  öodj  feljr  roettig."  llnö  roie  in  iljrent  Der^dUnis  yi 
Kaifer  illejanöer  perfönlidje  unö  politifdje  Besieljungen  immer  untrennbar  perbunöen  flnö, 
fo  mar  aud;  iljre  €nttdufd)ung  je^t  5ugleid)  perfönlid)  unö  politifd;.  Hur  einmal  ^tte  fie 
ntit  öent  Kaifer,  öer  jeöer  pertraulidjen  Begegnung  mit  iljr  eljer  aussuip'eidjen  fd^en,  über 
„Cßcfdjdfle"  fpredjen  fönnen.  2ln  öer  Stelle,  n>o  fte  in  iljrent  tCagebuc^  öiefer  Unter^ltung 
geöenft,  fügt  fte,  nte^r  in  foraenöen  (ßeöanfen  an  i^i**?  K»"ö»"i-    als  an  *tdi  felbft,  W"»»- 


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Wälixtnb  bes  öfterret(^if(^en  Krieges 

„Tidi  ^ntnn^,  tparum  beflemmft  öu  mein  £)er$  unö  u>arunt  ftetgen  tCränen  öer  IDeljmut 
in  meine  Jtugen?"  Sie  Ijatte  fidj  enögültig  überseugen  muffen,  öaf  öie  Sadje  öer  ^reiljeit 
pon  2tleyanöer  nichts  su  ^ffen  ^abe.  Seltfam  ipiöerfpruc^spolle  IDirfung  öiefer  Peters^ 
burger  Seife  auf  bas  Königspaar!  PerftänMic^  6odj  öurc^  6en  IDefensunterfdjieö  $anfc^en 
6em  König,  5er  bas  i^m  (ßelaffene  erljalten  rpiü,  unö  öcr  Königin,  6ie  bas  i^r  Cntriffene 
loieöergcwinnen  mödjte*  IDäljrenö  ^rieöric^  IDiUjelm  nur  nodf  enger  an  öen  ruffrfdjen 
^reunö  ftdj  anleljnt,  öeffen  breite  Bruft  allein  Sdju^  per^eif t,  mcnöct  ftdj  Cuife  mifmutig, 
faft  geringfdjä^ig  pon  i^m  ab'j  fte  entfernt  iljn  aus  iljrem  ^nmnUben  tpie  einen  ^remö^ 
förper;  n>as  pe  an  Dereljrung  iljm  geipiömet  ijaiit,  fdjenft  fte  feiner  ZHutter  unö  feiner 
(ßattin,  öenen  fte  fortan  gern  i^r  ^ers  öffnet*  Dem  Kaifer  öanft  fte  auf  5er  ^eimreife  Pon 
ZHemel  aus  am  9.  ^ebruar  für  feine  ©fite  unö  ^reunöfc^aft  unö  empfieljlt  iljm  öie  ^nttv^Wm 
öes  Königs,  bas  (Sind  i^rer  Kinöer  unö  gan$  Preuf  en.  Dann  fc^reibt  fte  iljm  nod)  einmal, 
pielleic^t  $ipeimal,  (Empfehlungsbriefe,  aber  nie  meljr  ein  IDort  über  Politik 

(Enttäufc^t  in  il^ren  Hoffnungen,  ernüchtert  in  i^rer  Betpunöerung,  befennt  Cuife  6em 
Bruöer  (ßeorg:  „©ans  Petersburg  un6  feine  ^efte  untren  mir  Pein  un6  Strafe,"  unö  5er 
^rau  pon  Berg:  „3dj  freue  mic^  je^t,  6af  idj  nidjts  öort  oröentlic^  genof ,  btnn  nun 
^b  idj  feine  Störung  in  meinen  emftljaften  Sefle^ionen  geljabt.  3<^  ^^'^  gefommen,  ipie 
ic^  gegangen,  nichts  blenöet  mic^  meljr,  un6  idj  fage  3ljnen  nodj  einmal:  ZHein  Hetdj  ift 
nic^t  pon  öiefer  IDelt."     (27*  ^ebruar.) 

2Illes,  was  in  6iefen  tCagen  gefc^,  trug  5a5u  bei,  6ie  forgenpoUe  Stimmung  5er 
Königin  5U  fteigem. 

König  ^rieöric^  IDil^elms  erfter  unö  näc^fter  politifc^er  ^wzd  wav  andf  je^t  öie 
(Erl^altung  eines  ^^uftanöes  6er  Hul^e  unö  öes  ^rieöens,  tpdl^renMeffen  Preufen  fid;  6er 
IDieöerljerftellung  unö  (Entfaltung  feiner  Hilfsquellen  ipiömen  fonnte.  Die  Sdjmierigfeit 
lag  aber  in  6en  Besieljungen  ©efterreidjs  $u  ^ranfreidj,  öeren  immer  beöroljlic^cre  Spannung 
öurd;  6ie  fiberrafd^enöe  Hücffel^r  Hapoleons  aus  Spanun  5utage  trat.  Der  König  fürd^tete 
einen  plö^lic^en  2tngriff  ©efterreidjs  gegen  ^ranfreidj,  6urdj  öen  er  felbft  in  fc^mere 
Beörängnis  geraten  mufte.  3n  öiefem  Sinne  äußerte  er  ftdj  auc^  $u  6em  (ßefanötcn 
©efterreic^s  am  ruffrfdjen  H^fe,  6em  dürften  Sdjipar$enberg,  6em  er  fürs  nac^  feiner 
Zlbreife  aus  Petersburg  begegnet  nntr.  (Er  perfd^tpieg  il^m  nid^t  6ie  tPal^rfc^einlic^feit  6er 
rufftfdjen  Parteinaljme  für  ^ranfreidj  gegen  einen  öfterreidjifdjen  Eingriff .  (Ban^  befonöers  aber 
ipies  er  auf  6ie  perfönltc^e  (ßefaljr  Ijin,  in  5er  er  ftc^  mit  feiner  ^amilie  in  Berlin  befinöen 
ipüröe,  wo  er  öent  Kriege  fc^merlic^  fernbleiben  fönne,  unö  fpradj  felbft  Pon  ZHaffener^ebung 
für  öen  bann  unpermeiMic^en  Derjmeiflungsfampf:  „(Er  fei,  bemetfte  er,  5U  6en  äuferftcn 

20 

303 


lPäf)renb  bes  dfierreid^tfc^n  Krieges 

Ztnftrengungen  bann  entfc^Ioffen,  nnb  ipolle,  wtnn  es  fein  mflffe,  lieber  ru^mDoII  etiöen  als 
605  Cos  5er  fpanifdjen  KSnissfamilie  teilen." 

2(Uein  öiefe  tapferen  2(euf erungen  besogen  flc^  bodi  nur  auf  Me  ZnSglic^feit,  ba^  öte 
flammen  6es  Krieges  i^n  in  Berlin  ergreifen  mflröen.  ^nnädifl  ^dfob  er  öie  Ueberfteölund 
nac^  feiner  alten  Qauptftaöt  hinaus,  obgleid;  auc^  von  fransSftfc^er  Seite  ba5u  gebrdngt 
muröe.  Qauptfac^Iid;  aber  fachte  er  gans  in  6er  alten  IDeife  6urc^  gutes  ^ureöen  btn 
öro^enöen  Stunn  5u  befc^n>ören.  ^n  ZPien  tDamte  er  n)ie6er^It  por  einem  flberettten 
2tngriff,  5er  Huf lanö  an  ^ranfreic^s  Seite  treiben  mflffe,  2^  Petersburg  fc^lug  er  einen 
gegenfeitigen  (ßarantiepertrag  in  6er  ^orm  einer  Defenfwallians  5n)ifc^en  Huf lan6,  0eflerreic^ 
un6  Preufen  per,  tPo6urd;  ®efterreic^s  Kriegsluft  ge6ämpft,  Preufens  (Efiftenj  geftc^ert 
ja  Hapoleon  fclbft  5ufrie6engefteIIt  tpcr6en  follte.  Diefe  Derfuc^e,  mit  fc^tt>ac^n  ^n6en 
in  6as  grofe  politifc^c  IDeltgetriebe  einsugreifen,  blieben  wk  immer  erfolglos.  Oefterreic^ 
ruftcte  ipciter  un6  feinen  grofen  un6  unper^oljlenen  2tnftrengungen  antujortete  eine  me^ 
un6  me^r  anfc^n)ellen6e  Setpegung  in  Hor66eutfc^Ian6.  Kaifer  TlUjcanbcx  lehnte  6en 
2?orfd;Iag  einer  Sefenftpallians  mit  ®efterreic^  un6  Preufen  ab,  betonte  pielme^ 
nac^6rucflidj  feine  Verpflichtungen  gegen  ^ranfreic^. 

Die  2tntnK>rt  2tlcyan6ers,  6ie  6ie  Hoffnungen  6er  Patrioten  nie6erfc^Iug  un6  bei 
6cn  Sd^am^orft,  (ßneifenau  un6  U^ren  ^reun6en  bitterften  tCa6el  fan6,  än6erte  nichts  an 
König  ^ric6ric^  IDilljcIms  politifc^er  Haltung.  Ilnterre6ungen  mit  6em  ruffifdjen  ZTIinifler 
Humian^ip,  6cr  im  ITläxi  bnvdi  Königsberg  fam,  beftätftcn  i^n  nodj  6arin.  „€r  fie^ 
nur  6urd;  6ie  2(ugen  Kaifer  2(le;an6ers/'  Nagte  man  in  Königsberg.  (Er  a>äre,  min6eftetts 
5unäd;ft,  5ufric6en  gca>efen,  pon  2llefan6er  eine  Tlvt  Sdju^brief  5U  ert^lten,  6er  6ie  <£fiften] 
Preufens  audj  für  6en  ßaü  ftdjcrte,  6af  Hapoleon  etn^a  bei  unpflnftlidjer  Kontributions^i 
5al}Iung  5U  (0en>aItmaf regeln,  ipie  sur  lDie6erbcfe^ung  preufifd^en  (Bebietes,  fc^reiten  foDte. 
^ür  Königin  Cuife  be6eutete  6as  2?erl}alten  2(le;an6ers  6ie  ^erpörung  6es  legten  Stflcfes 
il?rer  3Uufionen:  6af  2llcyan6er  6ie  fc^öne  (Erhebung  6cs  öfterreic^ifdjen  Dolfes,  6er  fie 
mit  6cr  innigftcn  Ccilnaljmc  un6  mit  Icifen  £)offnungen  entgcgenfalj,  an  6cr  Seite  ^ranfreic^ 
mit  IDaffengcipalt  nic6erfdjlagcn  n>oUe,  6as  tötete  in  iljrer  23ruft  6as  le^tc  (ßeffi^I  fflr  öen 
Kaifer.  Sie  ge6ad;te  einer  Bcmerfung,  6ic  fie  gclefen:  ;,6af  nid^ts  fd^recf lieber  fei,  als  Me 
gute  ZTTeinung,  6ic  man  pon  einem  ITTenfdjcn  ifattc,  $urucfne^men  5U  mflffen,"  un6  Vtfx 
reiner  un6  c6Ier  Sinn  empfan6  fdjmerslidj  6ie  bittere  IDaljrljcit  6iefer  IDorte.  ^XReine 
Hcife",  fc^rcibt  fte  im  ilTärs  \809  6er  ^rau  pon  Berg,  „Ijattc  mic^  pon  einer  gennffctt 
3lIufton  gcljcilt,  un6  Sie  foUcn  einen  Hing  pon  mir  erlyalten  mit  einem  Stern  un6  mit 
6en  IDortcn:  „€r  ift  erlofc^en."     2tber  man  fonnte  fic^  5U  feinem  ZTn^teil  ä«6<»rn^  ohne 


öabct  6oc^  €^re,  gefunöen  Zncnfc^euperftanö  unö  tCugcnö  absufdjmoren."  Unb  wenn  es 
nun  tptrflic^  balfxn  fommcn  follte,  öaf  Huf  Ian6  an  6cr  nicöertDcrfung  ©efterreic^s  teilnaljm, 
muftc  bann  nic^t  and)  Preuf cn  5U  öcr  „infamen  Partei  übergeljen?"  Der  (ßeöanfe  an 
eine  folc^  ZnSglidjfeit  erfüllte  6ie  Königin  mit  (gntfel^en:  ;,3d?  beginne  an  alles  $u  glauben, 
was  infam  ift,  un6  öie  €fiften$  öes  (ßuten  unö  6er  tCugenö  5U  leugnen  .  .  .  3dj  bin 
auf  er  mir  bei  iem  (ScbanUn,  6af  alles  (ßute  erfticft  ift.  Hein,  ic^  fann  es  nic^t  aus* 
fpredjen,  was  idf  füljle,  tpie  es  in  mir  tobt,  6ie  Bruft  $erfpringt  mir  faft  .  .  .  Tld)  (ßottl 
ift  es  6er  Prüfungen  nodf  nidjt  genug?" 

€s  mar  ein  partes  ^rüljja^r  für  Königin  Cuife.  Bei  aller  iljrer  unter  foüiel  Kämpfen 
un6  ©pfern  errungenen  Seelenrulje  erlebte  fie  Cage,  wo  „bu  IDelt  mit  allen  iljren  Sünöen 
auf  i^r  lag".  Sie  litt  förperlidj  un6  geiftig,  iljr  ZHut  fdjicn  gebrochen,  i^re  Cebensfraft 
faft  erlofdjen;  teilna^mlos,  n)ie  in  pölliger  (Erfc^laffung,  ^\>ann  fie  ftc^  seitipeife  in  iljre 
fjäuslidjfeit  ein,  in  iljr  2lUtagsleben,  öeffen  von  5er  (ßräfin  Pof  immer  wieöer  beflagte 
€införmigfcit  nur  von  piauöerftunöen  mit  6en  prinseffinnen  ZHarianne  unö  Cuife,  mit 
Hagler  unö  ^ufelanö,  un6  sutoeilen  öurdj  eine  furse  itusfaljrt  unterbrochen  wnxbc.  ^\x 
6er  (Trennung  pon  Kaifer  Zlleyanier  fam  noc^  ein  S^^DÜrfnis  mit  Bruöer  (ßeorg,  6er  in 
einem  Briefe  an  ßvan  pon  Berg  über  Demadjläffigung  6urc^  Sc^mefter  Cuife  geflagt  ^atte: 
„iljr  SdftDeigen  töte  i^n."  Die  Königin,  tief  betrübt  über  6ie  üortDÜrfe  6es  Bru6ers, 
redjtfertigte  fxdi  mit  i^ren  Cei6en  un6  mit  6em  ^inmeis  auf  6as  Petersburger  tTagcbudj, 
6as  6odj  ^auptfäc^lidj  für  i^n  gefc^rieben  fei.  2tber  (ßeorg  fdjien  an  iljrer  fdjmefterlic^en 
Ciebe  5U  $ipeifeln,  un6  6as  traf  Cuife  im  ^eiligften  iljres  ^ersens.  „Dein  Brief  ^at  midj 
Semic^tet.  3ft  es  möglich,  6af  Du  an  mir  persmeifeln  fannft?  Kennft  Du  Deine  Cuife 
nidjt  meljr?  Hein,  6iefen  Brief  Ifäüe  idj  nimmermeljr  Pon  Dir  möglich  geglaubt.  Zlleine 
tCage  ftn6  ja  fdjon  bitter  genug,  als  6af  ic^  6iefes  ^ätte  pon  Dir  $u  erleben  geglaubt!" 
(ßleic^  6arauf  entfc^ul6igte  fie  pdj  6ann  n)ie6er,  6af  fre  i^m  „mit  Bitterfeit  un6  Caune 
unangeneljme  Dinge"  gefagt  Ijabe,  un6  6er  ^rie6e  stpifc^en  6en  (ßefdjtpiftem  tpar  bal6 
ipie6er^ergeftellt.  „©ottlob,"  fdjrieb  Cuife  6em  Bru6er,  „6ie  Ciebe,  6ie  in  uns  ift  un6 
uns  pereinigt,  fann  er  (Hapoleon)  6odj  nidjt  pertreiben,  nodj  erobern,  nodj  perbieten." 

3n5ipifdjen  rücfte  6ie  IDa^rfc^etnlidjfeit  6es  Krieges  5ipifc^en  ©efterreidj  un6  ^ranfreic^ 
immer  naiver  un6  6ie  2Iusftd;t  auf  6ie  Hücffe^r  nac^  Berlin  fd;ipan6  6abei  in  immer 
tpeitere  ^eme.  ZTtit  unerträglichem  Drucf  laftete  6ie  fc^müle  Spannung  6iefer  tTage  auf 
6em  Königspaare.  Das  längere  Derbleiben  in  Königsberg  tpar  nic^t  unbe6enflic^,  6a  6ie 
(Begentpart  6es  Königs  in  Berlin  5ur  Beruhigung  6er  fteigen6en  nationalen  Beipegung 
erfor6erlic^  fc^ien  un6  pon  6en  Berliner  Beljör6en  6ringen6  gefor6ert  ipur6e.    3^^^^^^^" 

20* 
307 


bcfanö  man  ftc^  in  Ifdntgsberg  einigemtaf cn  in  Stc^erl^ett,  ipal^renö  man  in  Berlin  inmitten 
fransöftfd^cr  unö  r^einbünöifc^er  (Truppen  jeöem  Ueberfall  faft  me^rlos  preisgegeben  toar* 
Kamen  bodi  von  perfdjieöenen  Seiten  IDarnungen  por  2tnfdjlägen  Hapoleons,  ^er  öem 
preuf ifd^en  Königspaare  bas  Sc^icffal  6er  fpanifd^en  Bourbonen  5ugeöac^t  I^be.  IPos  nnir 
in  foldjer  ^c\t,  pon  foldjem  lUanne  nidjt  $u  fürdjten?  ^tte  er  nic^t  erflärt,  bag  feine 
Synaftie  balö  6te  dltefte  in  (Europa  fein  tueröe?  TXlan  badftc  öesl^alb  6aran,  falls  bas 
Königspaar  öodj  nodj  nadj  Berlin  überfteöeln  müröe,  öie  älteften  prinjen  unter  btm 
Vovwanbt  von  llnipcrfttätsftuöien  in  Königsberg  5urucf5ulaffen.  Unb  toenn  nun  bet  Krieg 
mirflic^  ausbrad;  unö  auc^  Preußen  in  feine  IDirbel  rif  ?  Bei  5er  Ueberlegen^t  bet 
fran5öfifdjcn  Streitfräfte  in  Dcutfdjianö  smeifelte  öie  Königin  nic^t,  ba^  Berlin  bann  fogleidf 
tt)ic6cr  Don  iljncn  befe^t  meröe.  „3P  ^^  ^<^""  "^^  9^"$  furc^terlidj/'  fc^rieb  fte  ^em 
Bru6cr,  „feaf  wxv  öen  (Entljufiasmus  unö  6ie  Cicbe  6er  guten  Ponnnem,  ITTärfer  un6 
Berliner  fo  muffen  perrauc^cn  laffcn?" 

3n  folc^er  Stimnmng  erlebte  öic  Königin  am  10.  2när$  \809  i^ren  33.  (ßeburtstag, 
Sie  Stabi  Königsberg,  öie  6cn  tCag  öurc^  (Einfül^rung  6er  neuen  5tä6teor6nung  feierte, 
gab  6cr  Königin  ein  großes  ^cft  im  Börfcnfaale.  y:iv^  €mpfin6ungen  6abei  Ifoi  Cutfe 
einige  (Cage  fpäter  6er  ^reun6in  gefc^il6ert;  tpir  n)ic6crI)olen  6ie  XDorte,  wie  fte  i^r  aus 
6er  ^e6er  fioffcn:  „Non,  comme  tout  cela  etoit  triste.  Das  tfexif  n>av  serfleifdjt.  J'ai  dansö! 
—  j'ai  souri  —  j'ai  dit  des  choses  honnctes,  et  je  ne  savois,  Por  llnglucf  nic^t  ipofjtn* 
IDcm  wivb  preufen  in  ein(cm)  3a^rc  geljörcn?  Wo  u>cr6cn  mir  alle  $crftreut  fein?  (Sott, 
Ztllmäc^tigcr  üatcr,  erbarme  6idj." 

Pic  nädjften  IDodjcn  bradjten  feine  Beffcrung  6er  Cagc.  lDäljren6  etnselne  Hegierungs« 
mitglic6cr,  audj  6er  ZHiniftcr  6cs  itusmärtigcn,  (ßraf  (ßol^,  Pon  6en  ^utüdblAbmbm 
nicht  u>cnig  benci6et,  nadi  Berlin  übcrfte6cltcn,  blieb  6as  Königspaar  mit  6em  J)ofe  in 
Königsberg,  oljnmädjtig,  tatenlos,  Ijoffnungslos,  auf  6as  losbrechen  6c5  Unwetters  l^irrenfr, 
6as  6cn  f)oljen5ollemtljron  umftürsen  fonnte.  Der  ^all  J5*ir*i*?05as,  6en  man  €n6e  ZtUr] 
erfuljr,  erfc^ütterte  audj  6en  König;  es  fdjicn  ein  böfcs  Z?or5eicben  für  6en  ilusgang  6er 
öfterreidjifc^en  €rljebung.  Unter  befon6ers  fdjlimmen  €in6rücfen  ftan6  6ie  ^eier  6er 
©ftertage  (2.  un6  3.  2Ipril).  Die  fleine  Cuife  lag  franf  an  einem  falten  ^ieber,  un6  Me 
ZHutter  6urfte  nicht  pon  iljrem  Betteln  weichen.  2tm  \,  2tpril  fam  über  Kopenl^gen  6te 
Hadjricbt  pon  einer  Kerolution  in  Sc^u>e6en,  6ie  6en  König  (ßuftap  IV.,  6en  lei6enfd^ft* 
lidjften  un6  Ijartndcfigften  (ßegner  liapoleons,  pom  (Cljrone  ftief .  ^rie6ric^  IDilE^elm  erfannte 
6arin  eine  neue  Stdrfung  6er  Uebermadjt  ^ranfreidjs  un6  Hu§lan6s/  eine  Z^erfcf^lec^terung 
6cr  itusftdjten  für  ©efterreidj.    Die  Königin  mar  um  fo  tiefer  oon  6icfeni  nen»^"  Unglud 


ergriffen,  als  (ßuftaps  (ßemaljlin  eine  baötfdje  prinsefftn  unö  eine  Sdjtpefter  6er  Kaiferin 
pon  Huflanö  war.  ^ugletc^  aber  meinte  fte  barin  6ie  Sfanb  Hapoleons  5U  erfennen,  un6 
in  6em  Sdflcffal  öes  fc^tDeöifdjen  Königspaares  bas  eigene  Sdjicffal  poraussufe^en.  €s 
Überfant  fte  tpie  eine  an  (ßeu>ifljeit  grensenöe  2lljnung,  6af  audj  für  bas  preufifdje 
Königspaar  6ie  Stunöe  6er  Verbannung  balö  fdjiagen  tperöe.  2tIIe  Kraft  i^res  frommen 
(ßlaubens  na^m  fie  5ufammen,  um  ftdj  für  öiefen  fc^iperften  2tugenblicf  mit  Stärfe  unö 
^eftigfeit  5U  ruften;  6enn  fo  feljr  fte  jeöes  Unglücf  als  Prüfung  unö  Cäuterung  auf$ufaffen 
ftd;  getDöl^nt  ifattz,  fo  füllte  fie  6oc^  Poraus,  &af  fie  6en  Schmers  6er  (Trennung  ,;Pon 
allem  tpas  preufen  ^eift/'  um  nichts  tpeniger  tief  empfinöen  tperöe.  Den  Bruöer  bat  fie: 
„üerfpridj  mir,  ba^,  wenn  man  uns  aus  6em  Unfrigen  pertreibt,  Du  5U  mir  fommen 
tpillft,  n>oljin  es  audj  fei."  2tn  ^rau  Pon  Kleift  fdjrieb  fie  ant  \.  2IpriI:  „€s  ift  eine 
fc^mere  ^dt  5er  Prüfung  über  uns  aufgegangen,  unö  nur  5er  (ßeöanfe,  „€s  ift  (ßottes 
^anö,  öie  alles  leitet",  unö  6ie  lleber$eugung,  öaf  u>ir  nur  6urc^  Prüfung  pereöelt  un6  gebeffert 
unferer  23eftimmung  entgegenreifen,  fann  uns  empor^Iten  in  jel^iger  ^ext  .  .  •  IDoljI 
Ijaben  Sie  rec^t,  liebe  ^reunöin,  öaf  mir  bas  Unglücf,  bas  uns  alle  traf,  nidjt  leicht 
aufneEjnten  foüten  . . .  ZTTein  befferes3^  ift  öuc^  nic^t  untergegangen,  un6  es  ift  eine  Hulje 
in  mir,  öie  mir  alles  ift.  Destpegen  bin  idj  unö  bleib'  idj  6odj  ZHenfdj,  un6  rufe  oft  mit 
tCljränen  6er  innigften  IDeljmut^  aus:  ZHeine  Seele  ift  beörücft  sum  tCoöt.  Der  ZHoment 
öes  Unglücf s,  6er  Prüfung  ift  immer  f ürc^terlidj  I  .  .  .  wznn  bann  nur  öie  £)ilfe  Pon 
innen  nidjt  ausbleibt,  um  alles  mieöer  in  (Drönung  5U  bringen."  2tm  nadjften  tCage, 
2.  2tpril,  fügte  fte  ljin$u:  „3clj  mar  audj  Ijeute  $ur  (Communion.  Die  ^anMung  ift 
mir,  tpie  immer,  fe^r  fe^erliclj  getpefen,  un6  meine  Ijeiligen  Cntfdjlüffe,  Ijoffe  ic^,  foüen 
erljöret  u>er5en." 

„3^  bin  auf  alles  gefaf  t,"  fc^rieb  Cuife  6em  üater  (7.  2tpril),  „nur  6ie  (Bnabc  (ßottes 
erljält  midj  ftarf,  aber  allein  audj  nur  5er  (ßlaube  an  iljn  unö  feine  üorfeljung,"  unö 
ebcnfo  an  Kaiferin  ©ifabetlj,  5er  fte  i^re  tCeilnaljme  5U  öem  Unglücf  6er  Sdjipefter  in 
Stocf^Int  ausfprac^.  €s  tpar  aber  6ocfj  noc^  etipas  an6eres,  tpas  Cuife  aufredjt  Ijielt,  tpas 
fte  mit  ftolser  Hulje  6em  Untergang  entgegenfeljen  lief.  Sie  6eutet  es  an,  tpenn  fte  an 
Kaiferin  Clifabcllj  fc^reibt:  „Die  Krone  Ijat  für  mic^  nic^t  6en  grofen  Hei$,  meldjen  fte 
xvolfl  für  an6cre  ^at,.  idj  mage  $u  fagen:  es  ift  nic^t  mein  ein$iger  X?or$ug,  perfleljcn  Sie 
midj  redjt,  es  ift  nic^t  6er  gröfte  üorsug,  6en  ic^  glaube  5U  beft^n,  un6  ipenn  es  6ocIj 
etwas  ftols  un6  anmafen6  flingt,  fo  perseiljen  Sie  es  einer  feljr  unglücflic^en  Königin, 
6ie  $u  6eutlic^  porausfte^t,  6af  fte  bal6  in  6ic  Cage  perfekt  fein  u>ir6,  .  . .  gans  allein  auf 
iljren  inneren  IDert  befc^ränft  $u  fein."    Un6  in  6emfelben   Sinne  an   6en   ^ürftbifdjof 

309 


3ofep^  von  €milanb,  einen  geborenen  prin$en  von  £)o^en5oIIem ,  mit  6em  fie  in  Mefen 
fc^meren  (Tagen  ^reunöfdjaft  fc^lof :  ,,Seien  Sie  über$cugt,  es  fomme,  voas  es  iDoUe,  i<^ 
meröc  immer  über  mein  Sc^icffal  erijaben  fein,  benn  5er  (ßeij!  (ßottes  le^rl  mic^,  (ßlücf  unb 
Unglücf  aus  6em  tt>aljren  (ßcftdjtspunft  erfennen." 

TXlan  {tel}t:  es  mar,  auf  religiSfer  (Srunölage,  ein  ftolses  Perfönlic^feitsgeffl^I,  bas 
Cuife  bcfecite  un6  ert^b,  ein  SetDuftfein,  aud;  ol^ne  6en  (ßlans  6er  Krone  6urc^  i^r  eigenes 
3d;  etwas  5U  fein  un6  5U  bedeuten.  Damit  t^dngt  es  sufammen,  6af  öie  Königin,  als 
bas  6rol}en5e  Unmetter  nun  tDirflic^  5um  Tlnsbvudj  tarn,  i^re  DoIIe  Ku^e  unö  Selbfl« 
beljcrrfc^ung  baI6  micöcrgetDann* 

Xiadj  langer  unö  oeröerblic^er  ^ÖQtvun^  ^dpAtt  ©efterreic^  2tnfang  2tpril  enMic^  $um 
2Ingriff.  VOäiivcnb  6ie  ^auptarmee  unter  €r$^er5og  Karl  in  Sayem  einmarfc^ierte,  rücftc 
€r5E?cr$og  30^?^""  i"  3*^'^^"/  €r$ljer5og  ^eriinanö  in  bas  £)er$ogtum  IDarfc^au  ein,  unb 
in  tCiroI  n>arf  bas  Volt  in  fiegreic^er  (Erl^ebung  ^ransofen  unö  Bayern  aus  bem  £an6e. 
€ine  tiefgeEjenöe  Bewegung  lief  öurc^  gans  Horööeutfdjlanö,  öeffen  Bepölferung  an  pielen 
®rten  5um  2Iufftan6e  bereit  mar.  Sc^on  fam  es  $u  ein$elnen  Unruhen,  in  6er  HS^e  pon 
2nag6cburg,  fomie  im  alten  Kurljeffen.  ^^Ijlreic^  eilten  prcufifc^e  ®ffi$icre  5U  6en  Spcr* 
reic^ifc^en  ^aljnen,  un6  am  28.  2Ipril  Dcriicf  ZTTajor  Sdjiü  mit  feinem  Keiterregiment 
Berlin,  um  auf  eigene  ^auft  6en  Kampf  für  nor66eutfdjIan6s  ^reiljeit  $u  eröffnen.  Der 
€in6rucf  6er  tCiroIer  (grljebung  Ijauptfädjiidj  Ifatte  iljn  Ijingcriffen. 

Die  IDirfung  6icfer  Porgänge  mar  audj  in  Königsberg  auferor6entIic^,  6er  polfs* 
tümlidje  Cljarafter  6es  Krieges  u>ur6c  allgemein  empfun6en.  Die  Kufrufe  6es  frsljersogs 
Karl  an  feine  Truppen  un6  an  6ie  „Deutfc^e  Hation"  un6  6es  Kaifers  ^ran$,  6ie  in  nie 
geljörtcn  lüortcn  pon  ^reiljeit  un6  Hation  fpradjen,  u>ur6en  pon  einem  6em  an6em  gejeigt, 
gcicfcn,  befprodjcn  un6  mecftcn  frcu6ige  Bcgcifterung.  Die  adjtsigjäljrige  (ßräfin  X?of  meinte 
pon  6er  Crfldrung  6cs  Kaifers  ^rans:  ,,fte  ift  gans  tt>un6erpolI,  er  fpric^t  5U  feinem  Polfe 
u>ie  ein  eijtcr  Pater  un6  ein  echter  ZTTonardj."  €inc  proflamation  6es  Königs  pon  Bayern 
cmpfan6  man  als  empören6  im  2nun6e  eines  6eutfc^cn  dürften.  Begierig  las  man  6ie 
Berichte,  ipaljrc  un6  falfdjc,  über  öfterrcicbifdje  Siege;  6ie  pon  6cm  fransöftfc^en  KonfuI 
eifrig  pcrbrcitotcn  napoleonifc^en  Bulletins  fan6cn  feinen  (ßlaubcn. 

2(udj  König  ^rie6ri*  IX^illjclm  permoAte  ftdj  6cm  €in6rucf  6iefer  €reigniffe  nidft 
5u  cntsicljcn.  Hiebt  als  ob  6er  Sijmung  6cr  6cutfdjcn  Bcttvgung  auc^  iljn  ergriffen  ^ötte. 
Seiner  politifdjcn  Ucbcrscugung  nadj  Ijielt  er  feft  an  6em  Bün6nis  mit  Huflan6,  un6  nur 
in  (ßcmcinfdjaft  mit  2llcyan6cr  Ijdttc  er  ftA  auf  6as  IDagnis  eines  Kriegsbun6es  mit 
(DefterreiJj  eingelaffcn.    Da  Ijicran  nicht  $u  6enfen  mar,  f^f^^e  er  ftc^  smifAc«  Nen  'ampfenöen 


5P 


IDeltmäc^ten  ^nöurc^tDtnöen  5U  fönnen,  —  „biaiser",  ipte  fein  CicblmgstDorl  lautete,  — 
um  tpentgftens  6ie  ftaatltc^e  Cytftens  Preußens  $u  retten.  Denn  er  glaubte  öurc^aus  nid)t 
an  einen  (Erfolg  ©efterreic^s  gegen  Hapoleon,  falj  ptelmeljr  immer  „fc^tDars",  tDte  feine 
Umgebung  flagt,  un6  u>eljrte  öeren  Begeifterung  mit  öen  IDorten  ab:  fie  tperöen  6odj 
gefdflagen  toeröen.  ZHit  tiefftem  ZHiftrauen  unö  mit  größter  Un5ufrie5en^eit  blicfte  er  auf 
öie  nationale  BetDegung  in  feinem  eigenen  Dolfe.  3m  Poügefüljl  feiner  guten  Kbfidjten 
©erlangte  er,  tpie  tpir  tpiffen,  rücfljaltlofes  Pertrauen,  unbeMngte  ^olgfamfeit;  öie  felb^s 
ftänöigen  Hegungen  5er  öffentlichen  ZTTeinung,  öie  iljm  Hatgeber,  üermaltungsmafregeln, 
politifd^e  Hidftungen  aufdrängen  ipoüte,  tuaren  il}m  miöertDärtig  un6  eigentlich  unperftänMic^. 
^inter  6em  fogenannten  Patriotismus  argmöljnte  er  nur  Cgoisntus.  IDas  iljn  PoUenös  in 
iiefem  Kugenblicf  ©erbitterte,  maren  ©erüc^te  pon  angeblichen  Perfdjmörungen,  öie  i^n 
pom  trijrone  ftof  en  un6  6en  Prinsen  IDilljelm  an  feine  Stelle  fe^en  moUten.  2In  öemfelben 
(Tage  —  \2.  2tpril  — ,  wo  Konigin  Cuife  in  öem  Schreiben  an  Kaiferin  Clifabet^  über 
eine  tC^ronentfagung  fpric^t,  erörtert  audj  ^rieöric^  IDilljelm  in  einem  fdjriftlic^en  Selbft* 
befenntnis  öiefe  ZHöglic^feit*  Sie  Ijatte  für  iljn  öurc^aus  feine  Sdjrecfen:  ein  unabhängiges 
unö  ruljiges  tzbcn  als  pripatmann  „in  feinem  geliebten  Daterlanö",  im  Kreife  feiner  „iljn 
liebenöen  ^amilie",  Ijätte  er  öem  „^litterglans"  einer  Krone  an  fxd)  porge$ogen.  2tn6erfeits 
befeelten  i^n  bodi  mieöer  ein  aus  religiöfer  tPursel  ftammenöes  Pfiic^tgefül^I  un6  ein  getpiffer 
(ßlaube  an  feine  föniglic^e  ZTliffton,  fo  öaf  er  entfdjioffen  blieb,  „mit  unerfc^rocfenem  ZHut 
un6  feftem  Pertrauen  auf  (ßott"  feinen  eigenen  IDeg  unbeirrt  meiter  5U  tpanöeln. 

Die  IDuc^t  5er  (Ereigniffe  mar  6oc^  ftarf  genug,  i^n  Pon  6er  bisher  innegehaltenen 
Politif  absuörängen  —  menigftens  $eitipeife. 

^unäc^ft  perfc^ledfterten  fic^  bk  Besiel^ungen  5U  ^ranfreic^.  Die  aud;  Pon  5em  König 
für  nötig  gehaltenen  militarifc^en  Hüftungen  perfc^langen  alle  perfügbaren  (ßelömittel, 
Q>o5urc^  pünftlid^e  (Tilgung  bev  Kontribution  unmöglich  muröe:  am  8.  ZTTai  blieb  Preufen 
Jum  erften  ZTTale  öie  fällige  tCeil$a^lung  fc^ulöig.  Von  fran$öfifc^er  Seite  famen  öagegen 
gerei$te  un6  öro^nöe  Befc^merien  über  öie  preufifc^en  Cruppenbetpegungen,  über  öie 
Unruljen  an  5er  preufifc^^meftfälifc^en  (ßren$e,  bas  Unternehmen  Sdjills,  6ie  persögerte 
2luslieferung  5er  Domänenpfan5briefe. 

2In5erfeits  gingen  5ie  IDogen  5er  nationalen  (Erregung  immer  ^^er,  fo  5af  5ie  frem5en 
(ßefan5ten  in  Berlin  5en  2tusbruc^  einer  Sepolution  unter  5er  Bepölferung/  felbft  unter 
5en  tCruppen,  je5€n  Kugenblicf  ertparteten.  2tuc^  5ie  erften  nie5erlagen  5er  ©efterreic^er 
bei  Kegensburg  5ämpften  5ie  er^i^en  Stimmungen  feinesmegs,  obfc^n  fte,  ipie  5er  meft^ 
fälifc^e  (ßefan5te  fc^reibt,  in  Berlin  aufgenommen  wuxbtn,  „als  fei  5ie  Sc^lac^t  pon  ^^na 

3U 


nMt{renb  bes  9|ierretc^tf(^n  Krieges 

tat 

5um  $n)ctten  VPLak  pcrloren."  Pon  allen  Seiten  beftürmte  man  ien  König,  um  itjn  $um 
2tnfdjluf  an  ©efterreidj  fortsureifen.  ZHan  fc^rccfte  itjn  mit  6cn  folgen  6er  UcberiDaitigung 
®efterreid;s,  mit  6er  Kac^e  XXapo\zox\s,  6ie  nac^  allem  mos  porgegangen  unausbleiblich 
fei,  mit  neuen  un6  ftärferen  2Iusbrfldjen  6er  nationalen  £ei6enfdjaft*  „Der  je^ige  Krieg'', 
beridjteteit  (ßeneralc  un6  ZHinifter  gemeinfam  6cm  König  aus  Berlin,  „mxth  pon  allen  Unter« 
tanen  als  eine  6ie  (Eljre  un6  ^reiljeit  6er  gefamten  6eutfdfen  Hation  interef|!eren6e  grofe 
Hationalangelcgenljeit  angefelyen"  [\.  IXiox),  un6  6er  PoIi5eipräft6ent  (ßruner:  „es  gilt  6ie 

Kulje  6es  £an6es,  6en  tCl^ron  6es  Znonardjen 6ie  2Innee  manft."    (3.  Ztlai.)    2Iuc^ 

6er  fonft  fo  füljle  ZUinifter  6es  2tusu)ärtigen,  (ßraf  (ßol%,  6er  feit  (En6e  TXiäxi  in  Berlin 
mit  6em  öftcrrcidjifc^cn  (ßefan6ten  ^rciEjerm  von  IDcffenberg  Der^n6elte,  6rdngte  unemtfl6lic^ 
6en  König  5U  einem  fraftpoUen  €ntfc^Iuf ,  $ur  lleberftc6lung  nadj  Berlin,  $unt  Bun6nis 
mit  ©cfterrcidj.  „Der  Krieg  ipir6  unfcljlbar  €n).  ZHajeftät  fudjen,  tpenn  Sie  iljn  nidjt 
fudjen,"  fdjrieb  er,  un6  nadj  6cm  2lusmarfdj  Sdfills:  „3d?  befc^möre  Sie,  ftc^  fortan  als 
im  Kricgs5uftan6  mit  ^ranfrcidj  5U  bctradjten."  Iln6  als  6ie  crfcljnten  2(nta)orten  aus 
Königsberg  ausblieben,  perfudjte  er,  nxis  in  ä^nlidjen  fritifc^en  Cagen  an6ere  por  iljm 
getan  Ijatten:  er  wanbit  fidj  am  5.  ZHai  unmittelbar  an  Königin  Cuife  mit  6er  Bitte, 
geeignete  Sdjritte  bei  6cm  Könige  $u  tun,  nadj6em  feine  eigenen  Porftellungen  pergeblic^ 
geblieben  feien.  „€s  bcftcljt  6ie  gröfte  (ßefatjr  für  6ie  öffentlidje  Hulje,"  fdjrieb  er  itjr,  „fein 
2tugenblicf  tft  mcljr  5U  pcrlieren.  Die  geljäffigen  un6  fuljnen  Umtriebe  6es  ponnaligen 
2niniftcrs  Baron  pon  Stein,  6er  immer  mit  allen  möglichen  Ceuten  in  rerbtn6ung  blieb, 
Ijaben  pon  langer  £)an6  Ijer  eine  Hepolution  porbereitet,  6ie  unfelylbar  fofort  ausbrcdjen  xxAxb, 
u:>cnn  6cr  König  nodj  fcfju>anft,  im  Sinne  6er  für  6en  Krieg  mit  ^ranfreidj  entflammten 

öffcntlidjen  Zflcinung  einen  €ntfcbluf  5U  faffen ZtUcs  ift  perloren,  wtnn  6er  König 

ftij  ntdjt  cntfcblieft,  fofort  nach  Berlin  surücfsufcEjren."  Der  König  jögertc  nodj  immer, 
obglcidj  audj  feine  Brü6er,  ipie  alle  ^flinifter  un6  (generale,  6eren  IS.ai  er  einl^olte,  mel^r 
06er  min6cr  entfcbie6en  ficb  für  6cn  Ztnfcblug  an  ©efterrcidj  ausfpradjen.  Die  BemegungeÄ 
in  Berlin,  6cr  Ztusmarfcb  Schills,  erfdjütterten  un6  entrüftcten  il^n;  „faft  nie  Ijabe  ich", 
fcbreibt  Dolbrücf,  „auf  6cm  (ßcftdjt  6cs  Königs  einen  folcbcn  2tus6rucf  6es  Scbmerjes 
gcfcljcn"  (().  Ulai).  3n  fdjarfcii  UJortcn  ta6cltc  er  6as  fdjtt>äcblid}c  Tcrljalten  6er  Berliner 
BoIjör6cn  gegenüber  6em  „(ßcift  6cr  frcpclljaftcn  Unrul^c";  aber  allmdblii)  lief  6ocb  auc^ 
er  fic^  pon  6cr  allgemeinen  Strönmng  u>eitertreibcn,  als  er  urfprünglidj  genwUt  tjatte. 
€n61idj,  am  9.  2Uai,  poUsicIjt  er  eine  cntfc^ie6cne  U?en6ung  5U  ©efterrcicb  ^in.  Die 
Mitteilungen  un6  Torftollungcn  6es  Prinsen  Pon  ©ranien,  6er  pon  ÄHcn  aus  über  Berlin 
an  6en'   aenan"ten   (Tage   in  Königsberg  eintraf,   mögen  sur  €ntf*lie^una   6€s  Köni^ 


lPAt{renb  bes  dflerretc^tfc^en  Krieges 

beigetragen,  pertraultc^e  Hadjridjtcn  aus  Petersburg,  öaf  Ztleyanöer  nur  einen  Sc^einfrieg 
gegen  ©efterreidj  fuljren  meröe,  iljn  6arin  beftärft  l^aben. 

So  faft  h^xv^  König  ^rieöridj  IDill^elm  6cn  (Entfdjiuf ,  an  ©efterreic^s  Seite  in  6en  Krieg 
gegen  ^ranfreidj  einsutreten,  allerdings  noc^  unter  gcmiffen  Porausfe^ungen  unö  erft  nac^ 
21blauf  einer  5ur  üollenöung  6er  preufifdjen  Haftungen  erforöerlidjen  ^rift,  —  inimerljin 
aber  mit  einer  getmffert  Beftimmt^eit.  2Im  \2.  iTTai  bereitet  er  6en  rufftfdfen  Kaifer  öarauf 
ror,  6af  er  genötigt  fein  fönne,  fic^  pon  6em  ruffifdjen  Syftem,  an  6em  er  meljr  noc^ 
mit  öem  £)er$en  als  aus  Politif  geljangen  Ejabe,  auf  fur$e  ^zxi  ju  entfernen,  unö  befc^mört 
Ztleyanöer,  audj  hanxK  iljm  feine  ^reunöfc^aft  5U  erljalten  unö  niemals  Preufens  ^einö  5U 
tDeröen.  Unter  6em  \\.  ZTTai,  in  einem  mortreidjen  (Erlaffe,  öen  6er  Prin$  pon  ©ranien 
nadj  Berlin  mitnahm,  mirö  (ßraf  (Sol^  ermddjtigt,  mit  IDeffenberg  öie  Bedingungen 
für  einen  Knfc^Iuf  Preufens  ox\.  ©efterreic^  5U  ©er^anöeln.  2tn  öen  Crsljei^og  ^eröinanö, 
5er  tt>ie6erl}oIt  oxi  6en  König  un6  öie  Königin  gefc^rieben  un6  5ur  Befil^ergreifung  ZParfd^aus 
aufgefordert  \\a\\t,  mirö  ein  ^Ijerer  ©fpsier  mit  6er  (Etflärung  abgefanöt,  6af  6er  König 
an  5cm  Kriege  ©efterreidjs  teilneljmen  meröe,  „fobalö  er  feine  Vorbereitungen  beenöet  unö 
feine  2trmee  imftanöe  fein  meröe  $u  agieren."  "^yxt  üerljanMung  mit  €nglan6,  pon  6em 
man  (ßclö,  IDaffen  unö  ZlTunition  enpartete,  ipirö  3acobi=KIöft  nadj  Königsberg  befdjieöen; 
pon  Petersburg  aus  ZTTajor  Sdföler  Ijerbeigerufen,  6er  als  Pertrauter  Kaifer  2tleyan6ers  un6 
als  befter  Kenner  feiner  Politif  galt.  (Eine  Kommiffton  für  6ie  Haftungen  tpir6  eingefe^t, 
5u  6er  auc^  (Bneifenau  un6  Knefebecf  l}erange5ogen  n)er6en. 

iiai  Königin  Cuife  einen  beftintmen6en  Ztnteil  (xn  6iefem  Umfc^tpung  ge^bt?  ^at 
iljr  6as  oben  ermäljnte  Sdjreiben  pon  (ßoll^  5U  einer  entfc^ei6en6en  (Einmirfung  auf  6en 
König  2tnlaf  gegeben?  IDas  mir  Pon  Königin  Cuifens  Perljalten  in  6iefen  Reifen  IDodjen 
5uperläfftg  ipiffen,  fpridjt  nic^t  6afür.  Sie  ^cfilAz  bisljer  ftrenge  ^^^ö^M^w^S  beobadjtet, 
je6e  laute  parteinaEjme  permie6en.  IDie  iljr  (ßemaljl,  permodjte  fie  nic^t  rec^t  an  einen 
glücflidjen  2tusgang  6es  öfterreic^ifdjen  Krieges  5U  glauben,  un6  fte  fürdjtete,  für  6ie 
pcr6crblic^en  folgen  einer  Beteiligung  preufens  mitperanttportlidj  gemadjt  5U  tt)er6en. 
Pie  (Erinnerung  an  ^806  un6  an  6ie  Sdjmäfjungen,  6eren  ®pfer  fte  geroefcn,  fdjrecfte  fie. 
//3^  tt>^if  /  tpas  ic^  tpill,  befannte  fte  fdjon  am  ^.  2tpril  iljrent  Bru6er  (ßeorg,  6odj  es 
fommt  nidjts  mel^r  über  meine  Cippen,  6a  mein  Hat  folc^e  fürdjterlic^c  folgen  geljabt. 
3d?  tpeif  5tpar  n>oljI,  6af  idj  nidjt  6er  Sadje  6en  2tusfc^Iag  gab,  allein  es  ipir6  mir  6odj 
porgefagt,  als  ipäre  es  fo."  Das  fc^lof  nic^t  aus,  6af  Königin  Cuife  in  tiefer  Anregung  6ent 
(ßange  6er  (Ercigniffe  folgte,  un6  6af  alle  iEjre  SYntpatljien  ©eftcrreidj  geEjörten,  6effen  Saifi 
iljr  auc^  6ie  Sadje  Preufens  fc^ien.  Sie  las  mit  eifriger  Ceilnaljme  6ie  öfterreic^ifc^en  itufrufe 

313 


XOSltxtnb  bfs  dl^erretd^tfc^en  Krieges 

unb  mit  bitterem  Sdjmerse  kann  öie  Zladjric^tcn  über  Me  Hieöcrlagen  €r5^er5og  Karls; 
oaren  il^re  Hoffnungen  öiesmol  auc^  nic^t  fe^r  ^oc^  geflogen,  fo  füllte  fte  ftc^  bodi  \diwtx 
erfdjütterl:  „(Sott,  (Sott,  foll  öenn  alles  u>as  eöel  ift  untergeljen",  fc^rieb  fte  i^rem  älteften 
Soljne.  Die  2tnnä^rung  öes  Königs  an  ©efterreic^  gab  iljrem  ftflrmifc^  erregten  3""«^  «n< 
gemiffc  Huljc;  fte  begrüfte  öiefe  IDenöung  mit  ©enugtuung,  ipenn  fte  ftc^  auc^  fein  rechtes  fftti 
5a$u  f äffen  fonnte.  Sie  ipuf tc,  öaf  bas  Sdjicffal  preuf ens,  bas  Sdjicffal  i^res  ^ufes  nun 
auf  6em  Spiele  ftelje,  unö  fte  blieb  auf  alles  Unglucf  gefaxt.  Der  Derfuc^ung,  nne  fonfl 
ipo^I  in  ^aQ^n  6er  Ztngft  unö  Hot,  an  itleyanöcr  5U  fdjreiben,  unöerftanö  fte;  aber  Me 
beiöen  Kaiferinnen  ZUaria  unö  €Iifabet^  bat  pe  in  rflljrenöen  IDorten  um  itjre  Penpenöung« 
IDir  bemerfen  tjier  tüicöer  öie  innige  (ßemeinfdjaft,  6ie  ftdj  jroifdjen  ^rieöridj  IDil^elm  un6 
Cuife  aud;  in  politifcben  fragen  l^erausgebilöet  fyxtU.  IXlii  6enfelben  tPorten  tme  ber  König 
an  btn  Kaifer,  fdjreibt  6ie  Königin  an  öeffen  2nutter:  ,,Der  König  ipirö  oielleidjt  öurc^ 
öie  Umftänöe  genötigt  u>er5en,  bas  politifc^e  Svftem  6es  Kaifers,  y:}Tes  Sotjnes,  für  einige 
5eit  5U  Dcriaffcn,  ein  Syftem,  an  6em  er  nodj  mcljr  ntit  6em  fersen  Ijing,  bas  feinem 
erlaudjten  ^reunö  fo  aufridjtig  ergeben  ift.  Die  ©eifter  ftn6  fo  erlji^t  un6  6ie  Jtufregung 
unö  6ie  (Särung  fin6  fo  grof ,  6af  5er  König  alles  aufs  Spiel  fe^t,  tpenn  er  nic^t  6te 
Partei  ergreift,  an  5er  5ie  Hation  mit  üorliebe  un5  faft  mit  IDa^nftnn  Ijangt.  3n  einem 
foldjen  ^alle  tpagt  5er  König  un5  ipage  auc^  xdf  oon  5er  n>aljrcn  5reun5fdjaft  5es  Kaifers 
5u  crioartcn,  5af  er  nidjts  gegen  uns  untemeljmen  wirb,  ba  wir  oljneljin  fdjon  ungIflcHi<l^ 
genug  fin5."  Iln5  an  Kaiferin  (Elifabetlj:  ,,Denfen  Sie  an  mic^,  liebe  (Couftne!  Tlöf,  Sie  5enfen 
an  5as  unglücflidjftc  aller  IDefen.  lleberaü  fclje  ic^  nur  Unglucf,  2tbgrfin5e,  g^rftörung  .  •  • . 
Der  König  ift  rerloren  5urdj  5ie  llnruljen  in  IDeftfalen  un5  5en  ilusmarfc^  Sdjills*  IDie 
foü  Hapoleon  an  feine  llnfcf)uI5  glauben  . .  • .  Pieüeic^t  muf  ftc^  5er  König  pon  5er  Politif 
5es  Kaifers  trennen.  €s  n>are  Hapoleons  größter,  aber  audj  graufamfter  (Criumptj,  ipenn 
er  5iefe  ;Jreun5fc^aft  serftören  fönntc,  5ie  für  5ie  €u>igfeit  gemadjt  n>ar,  5enn  iljre  (Bruno« 
läge  wav  5ie  tCugcn5  un5  alles,  tpas  es  im  ITTenfcbenljersen  €rl?abenes  gibt."  .  .  . 

Die  innerfte  Stimmung  5er  Königin  in  5icfer  fcbicffalsfdjiperen  ^^i*  fin5en  nnr,  wie 
immer,  in  iljrem  23riefu>ec^fel  mit  5er  ^rau  pon  23crg.  2t m  \o.  IXlai  fdjrieb  fie  6er 
^reun5in:  „3*  ^^^^^^  ""*/  3^"^"  h^^^^  5"  fdjrciben,  um  3^?"«"  $"  f^gen,  5af  ic^  ruijiger 
bin,  als  idj  es  feit  min5cftcns  5rei  Jllonaten  n?ar.  ©lauben  Sie  nidjt,  liebe  Serg,  5af  ic^ 
infolge  5iefcr  Hulje  mich  in  irgcn5tpeldjcn  ^"'""f^sfjoffitungen  tpicge,  o5er  5af  5ie  f^offnung 
5urdj  iljrcn  ^gauber  mir  Jvulje  gibt,  nein,  idj  Ejoffe  nidjts  meljr.  Dies  fijtpöre  idj  3^?"^' 
2lbcr  ic^  bin  ftdjer,  5ag  5er  König  nadj  feinen  jefeigen  €ntfdjlüffen  immer  grog,  e5el  un6 
ad;tungsn)ur5ig  bei  allen  IDol^Igeftnnten  erfc^einen  tptr5.     nn5  ba  bleibt  mir  ««t^ts  \u 


tpflnfc^en  übrig»  Ute  fann  6cr  ZTTenfc^  für  6cn  itusgang  feiner  Untemeljmungen  fteljen, 
Ijeute  tpemger  als  je.  IDenn  nur  immer  6ie  €ljre  gerettet  wxvb,  u>enn  nur  6ie  €ntf erlief  ungen, 
öie  man  faft,  einen  guten  ^wcd  traben,  fo  muf  man  im  übrigen  fagen:  Vogue  la  galdrel 
Ceiöet  man  Sdfiffbrudj,  fo  wxxb  man  immer  ZlTenfdjen  un6  Hationen  finöen,  öie  6ie  Unglücf«^ 
lidjen  aufneljmen,  Me  erijobenen  fjauptes  auf  6ie  allgemeine  2Ic^tung  un6  auf  eine  Qvop 
Ijersige  (ßaftfreunöfdjaft  2tnfprudj  madjen  fönnen". . .  3"  ^emfelben  Sinne  un6  an  öemfelben 
trage  beantiDortete  6ie  Königin  je^t  öen  Brief  6es  (ßrafen  (ßol^;  fie  fc^rieb  iljm:  „Vas 
Unglücf,  bas  auf  5er  gan$en  IDelt  laftet,  fann  uns  fdjiief  lidj  pöUig  erörücfen.  2tber  menigftens 
meröen  mir  6en  (Troft  Ijaben,  unfere  Caufbaljn  mit  €ljren  5U  enöen.  Iln6  was  fann  man 
in  ^^xUn  n)ie  öie  unfrigen  meljr  ©erlangen?" 

Der  Königin  fyxttc  6ie  2tnnäljerung  an  ©efterreidj  iljre  Hulje  u)ie6ergegeben;  für  6en 
König  famen  mit  öen  (Entfdjiüffen,  öie  nidjt  aus  feiner  eigenften  Ueberseugung  Ejerpor^ 
gegangen  waren,  nun  erft  rec^t  tCage  5er  Sc^manfungen  unö  5er  Beunruljigung.  Sdfon 
am  20.  TXlax  flagte  Hagler  „einigermaf en  Der$u)eifelt"  5er  (Bräfin  Pof  nne5er  über  „5ie  ewige 
Unentfc^IoffenEjeit"  feines  £)erm*  2Heyan5er  beantux>rtete  5ie  ZlTitteilung  über  5en  bepor* 
fte^en5en  SYftemmedjfel  mit  einem  be5eutfamen  Sdjreiben,  in  meldjem  er  in  IDorten  poll 
tiefen  politifdjen  €mftes  un5  5oc^  mit  ^ei^lidjer  perfönlidjer  Ceilnaljme  5en  Ztnfc^Iuf  an 
©efterreidj  n)i5erriet.  ^uQUxdj  mit  5iefer  rufftfc^en  IDamung  fam  5ie  Hadjridjt  pon  5er 
unmittelbar  beporfte^en5en  23efel^ung  IDiens  5urdj  5ie  ^ran$ofen.  Der  König  lydtte  pielleidjt 
5ie  iljm  abge5rungenen  friegerifc^en  tPeifungen  nidjt  ungern  5urücfgenommen.  Dem  (ßrafen 
(ßoll^  menigftens  f^ärfte  er  eigenljän5ig  jel^t  „bei  5er  £age  5er  Dinge  in  (Defterreic^  ein 
fluges  un5  porftc^tiges  Benehmen"  ein.  2tuc^  5er  Sieg  €r$^og  Karls  bei  2tfpem,  5en 
man  am  Qofe  mit  jubeln5er  5reu5e  begrüßte,  ^b  5as  Königspaar  nic^t  aus  feiner  I^offnungs^ 
lofen  Stimmung.  Die  Königin,  auf  5ie  5er  Peffimismus  iljres  ©emaljls  nidjt  oljne  (Einfluf 
blieb,  meinte,  Hapoleons  ©enie  tper5e  5en  ZHif erfolg  fc^on  u)ie5er  gut  5U  machen  u>iffen; 
„Sic  iper5en  es  fe^n,"  fc^rieb  fie  5er  Kaiferin  €lifabet^,  „wxv  n)er5en  feine  Sflapen  fein. 
IDie  pon  meiner  Cfiftens  bin  idj  5apon  übei^eugt,  5af ,  ipenn  ©efterreidj  unterliegt,  wir 
morgen  enttljront  un5  ^inweg  5efretiert  tper5en."  Der  König  tpur5e  5urc^  5en  unfrudjtbaren 
Sieg  5er  (Defterreidjer  nur  in  feiner  Ueber$eugung  pon  5er  ungeheuren  perfönlidjen  Ucber^^ 
legenljeit  Hapoleons  beftätft.  IDie  gewö^nlic^  in  foldjen  Krifen,  wo  5as  (ßefüljl  5er 
Perantwortlidjfeit  mit  er5rücfen5er  Wndjt  auf  i^m  laftete,  seigte  er  fidj  in  5flfterer  Stimmung, 
in  übelfter  Caune.  „Du  weift  ja,"  fc^rieb  ^rau  pon  Berg  an  iljre  tCoc^ter,  „5af  5ie  üble 
Caune  immer  eine  ^olge  5er  Unentfdjloffenljeit  ift . . . .  3dj  begreife  pollftän5ig,  5af  5ie 
Königin  un5  5er  Prin$  Pon  ©ranien  poU  fy)ffnung  waren,  5enn  5er  König  Ijat  5as  Calent, 

3^5 


lPät{renb  bes  dfierretd^ifd^en  Krieges 

alle  IDelt  nnb  ptelleid^t  fiii  fclbft  über  feine  (Empftnöungen  irre  5U  fäljren.  2(IIein  wenn 
5er  Jtugenblicf  sunt  fjanöeln  fommt,  offenbart  ftdj  kann  alles." 

Die  2nif  ftimmung  bcs  Königs  trat  befonöers  ^erpor  gegenüber  einem  öfterreic^ifdjen 
2tbgefan6ten,  öem  (Dbcrftcn  pon  Steigentefdj,  5er  ZTTitte  3uni  in  Königsberg  erfdyien,  um 
über  öie  2(rt  5er  2nitn>irfung  Prcufens  gegen  ^ranfreic^  5U  rert^nöeln.  Die  ZHittPirfung 
felbft  naijm  man  nad)  6cn  Berichten  öes  prinsen  pon  ©ranien  als  gefidjert  an.  Der  König, 
6em  er  am  \7.  3uni  6en  §wtd  feiner  Senöung  erläutern  ipollte,  unterbradj  itjn  untPtQig: 
„idj  ipcig  CS  fdjon,  es  foll  pcrmutlidj  fein,  feamit  idj  öie  €tjre  ^abe,  $ugleidj  mit  ©ejterreic^ 
5ugrun6e  5U  geEjen."  (Einige  (Tage  fpäter,  in  6er  2Ibfdjieösau5ien5,  fpradj  er  5ipar  feine 
I^offnung  aus,  „6er  guten  Sadje  beiftcEjen  5U  fönnen"  un6  pielleidjt  nic^t  allein,  aber  er 
u>ic6erl^lte:  „losbrechen"  fönne  er  erft  nadj  einem  öfterreic^ifdjen  Siege  un6  nadj  PoUen6ung 
feiner  Lüftungen. 

2tm  ^7.  3uni  ipur6e  Steigcntefdj  6cr  Königin  porgcftellt,  6ie  er  „im  Hamen  6er 
guten  Sache"  bat,  „il?rcn  aUpermögen6en  (Einfiuf"  gelten6  $u  machen.  2tber  auc^  6te 
Königin  betonte  gan5  im  Sinne  iljres  (ßemaljls  6ie  notipen6igfeit,  bei  einem  fold^n 
Kampfe  auf  Ceben  un6  (C06  erft  „6ie  21Tittel  forgfältig  5U  prüfen";  fdjiicgiidj  bradj  6odf 
iljre  manne  tTeilnaljme  6urcf;:  „Vertrauen  Sie  mir,  tpenn  Sie  auc^  fonft  fein  grofes 
Dertraucn  in  unfcrcn  feftcn  un6  fcbnellcn  €ntfcljlüffen  Ijabcn  foUten,  6enn  es  ift  ja  unfer 
aller  Sad)^,  un6  be6enfcn  Sic,  6ag  idj  IHutter  pon  Kin6em  bin,  6cnen  6er  König  fucben 
mug,  il^r  (Eigentum  un6  6as  (Erbe  iljrer  Däter  5U  crl^alten."  Die  Königin  fonnte  ilyre 
KüEjrung  nic^t  langer  bcl^errfdjcn,  tEränen  füllten  iljrc  2(ugen  un6  fie  entließ  6en  ©bergen 
rafd)  6urclj  eine  Verbeugung.  Steigentefdj  fügt  5U  6iefer  (Er$äljlung  6ie  23emerfung  I^insu: 
„2ludj  foldjc  Ztugcnblicfe,  6ic  6er  König,  u>ie  man  fagt,  oft  erlebt,  fcheincn  auf  iljn,  obipo^l 
er  mel^r  ^auspater  als  König  ift,  nicht  meljr  5U  mirfcn,  6a  fein  bcfferes  (ßefüljl  6cm 
Drücfen6en  6cr  2(engftltcbfcit  untcrgeor6net  ift."  2tm  nacbften  tEagc  Ijatte  6er  (Dberft  feine 
2lbfchic6sau6ien5  bei  6er  Königin,  6ic  iljn  mit  6cn  IPorten  entlieg:  „Hur  ein  Sieg  Pon 
3l?rcr  Seite,  un6  alle  I7in6cmiffe  fin6  auch  in  Königsberg  bcftegt." 

Unter  fuappen  tCagebucbbemerfungcn  aus  6em  Sommer  ISCK)  ifat  Königin  Cuife  neben 
6cr  Hacbriijt  Pon  6cr  Schlacht  bei  2lfpcm  notiert:  „l-c  17  je  fis  la  connaissance  du  colonel 
Steigentesch.*'  (Es  n\ir  6cr  einsige  2tnlaß,  bei  60m  fte  politifcb  berportrat;  an  6en 
Schtt>anfungon  6er  preu^ifcben  Politif  hatte  fte,  treu  il^rent  pon  iinfang  an  gefaxten  2?orfa^, 
fonft  feinen  2lnteil.    (Ein  Ereignis  in  iljrem  Eigenleben  naljm  fte  6efto  ftdrfer  in  ilnfprudf. 

£dngft  Ijatte  £uife  ftch  nach  i^ru6er  (ßeorg  gefel^nt,  6en  fie  feit  September  \S06  nic^t 
mcljr  gefeljen   un6  6er  pon  6en  (ßefcfamiftern  iljrem  Drn^n  b^d)  am  na^ft^n  ftrttt^,    Tltp 


6. 3um  tarn  6cr  Bruöer  cnöltdj  an,  ixnb  mit  iljm  tarn  6er  ^^uber  jener  innigen  (ßefdjipifter^ 
liebe  un6  jener  ^olöen  Sc^ipärmerei,  6er  Cuifens  Ceben  folange  perfldrt  Ijatte*  Pergeffen 
mir  mit  6en  glücf liefen  (ßefc^ipiftem,  6af  in  eben  6iefer  ^exi  an  6er  Donau  um  I)eutfc^Ian6s 
Sdjicffol  gefämpft  wirb,  un6  Ijören  wxv  aus  (ßeorgs  inun6e  6ie  €r$d^lung  6es  lDie6er^ 
feljens  von  Bru6er  un6  Sdjipefter  —  ein  (ßefüljIsi6YlI  in  ipaffcnflirren6en  tCagen. 

(ßeorg  fc^rieb  am  ZO.^^nx  an  Sdjipefter  (Cljarlotte  nadj  ^il6burg^aufen:  „3d?  ge^e 
gleich  5U  6em  über,  ipopon  su  ^ören  Dein  ^ers  geroif  fc^on  lange  mit  tlnge6ul6  fdjiug, 
feit  Du  6iefes  Slatt  in  ^än6en  Ijältft  —  5u  unferem  (Engel,  5U  6iefem  €ngel,  6er  es  meljr 
ift,  als  je!  Tldf,  ^tteft  Du  6iefes  lDie6erfeljen  feljen  fönnen!  Sie  ipufte  tCag  un6  ^di 
meiner  2tnfunft  un6  mar  mir  6aljer  mit  6em  guten  Könige  un6  6er  tCruc^fef  bis  $u  einem 
©arten  entgegengefaljren,  6er  Ijart  an  6er  £an6ftrafe  liegt.  3dj  mufte  6aDon  nichts,  6enfe 
Dir  alfo  6en  €in6rucf,  als  idj  Cuifens  (ßeftalt  pon  ferne  erblicfteü!  IDir  iparen  nodj  fo 
weit,  6af  idj  es  mir  nidjt  einsugefteljen  u>agte,  fte  fei  es  mirflidj,  meldjes  nod)  6a6urdj 
permeljrt  wavb,  6af  .fie,  gleic^faUs  n>aljnen6,  ic^  fSnne  fte  nodj  nidjt  feljen,  audj  nic^t 
loinfte.  Ztber  mein  ^ers  —  0  mein  a^nen6es  ^ers  fagte  es  mir,  6enn  es  iDoUte  fpringcn. 
Die  ^olge  6iefes  namenlofen  Dranges  6er  (ßefüljle,  wo  immer  ^ödjfte  ^reu6e  mit  ^öc^fter 
^urc^t  iljrer  Perettelung  abmedjfelte,  fannft  Du  Dir  6enfen.  3^  f^t  ftarren6  un6 
fpradjlos,  6ie  bei6en  ^än6e  auf  6ie  portiere  geflemmt,  in  6en  2(ugen  allein  meine  ganse 
Seele.  €n6lidj  (0  nie  tDer6e  idj  6en  ZHoment  pergeffen)  fprang  ein  23e6ienter  ^erpor,  6em 
Poftillon  5u  ipinfen  ....  Die  befannte  Cipree,  6as  IDinfen,  ein  Sdjrei  un6  $um  IDagen 
Ijeraus,  un6  (Sott,  (ßott,  fo  bin  ic^  nodj  nie  geflogen.  Der  gute  König  erreidjte  mic^  suerft, 
un6  nun,  nun.  lag  idj  tpie6er  an  6em  €ngelsljer$en,  um  6effen  £ei6en  idj  beinalje  felbft 
Ijinübergegangen  ipäre ,  f üljlte  mirf lic^  wkbev  6cffen  Sijlagen  an  6em  meinen  nadj  beinalje 
6reijäljriger  (Trennung.  <D  Cotte,  Cotte,  tpelije  (Engclssungen  fönnten  6iefen  Zlloment 
fdjil6em?  un6  6odj,  ipo  ift  6as  IDefen,  6as  i^m  beffer  gans  nadjempfän6e  als  Du?  IDorte 
Ijatten  wxv  nidjt,  aber  tCränen.  ©ottlob,  idj  fage  nodjmal  (ßottlob,  6enn  was  märe  aus 
mir  gemor6en,  tpenn  6ie  moljltätige  Hatur  nidjt  auc^  midj  6iefes  im  Ijödjften  £ei6e  mie  in 
I?ödjfter  ^rcu6e  gleich  unfdjä^baren  (ßefc^enfs  ^ätte  teilljaftig  iper6en  laffen?  Bei  6em 
(Engel  maren  es  in6es  nur  mil6e  Tautropfen,  redjt  einer  Perflärten  äljnlidj;  6enn  ipal?rlic^, 
ipenn  Du  midj  fragft:  „IDie  ift  unfcre  Cuife?"  fo  fann  ic^  nur  fagen:  „€ine  Derflärte, 
un6  nac^  foldjen  £ci6en,  bei  foU^m  Bemuftfein  un6  bei  6iefer  fo  gan$  einfadjen,  reinen, 
Ijo^en  Hatur  fonnte  es  audj  nic^t  an6ers  fommen.  (D  fönnteft  Du  fte  feljen,  fc^öner  mie 
je,  un6  itjr  2tus6rucf  6er  poUe  Jtbglans  itjrer  Seele.  3<^  ^^^  "^^  nidjts  Hüljren6eres,  un6 
ic^  fann  tpoljl  fagen,  nichts  ^errlidjeres  gefeljen". ...   Die  Königin  in  iljrem  frommen 

517 


tl>ät{renb  bes  dflerreid^ifc^en  Krieges 

Sinne  erblicftc  in  6em  IDicöerfeljen  mit  bcm  geliebten  Bruöer  eine  (Bna6e  öes  Qintntels, 
,,ein  ftc^tbares  ^eidyen,  kaf  ©ott  fie  liebe  unö  befc^fl^e." 

Prins  (ßeorg  besog  eine  IDoIjnung  auf  6en  ^£)uben'',  wolfm  bas  Hömqspaai  furj 
por  feiner  2lnfunft  übergefteöelt  war.  Per  2l6jutant  6es  prinscn,  Sdjmalenfee,  fanö  bas 
fSniglic^e  tanbifäusdfzn  Jo  beengt,  ba^  es  faum  einem  genflgfamen  pripatmann  ^inreid^ 
öürfte/'  2(ber  6ie  (ßefdftmfter,  in  täglichem  traulid^em  Umgang  miteinander,  lebten  6ort 
glficflidje  tCagc,  6ie  (ßegenmart  fern^altenö,  in  öie  üergangenljeit  flfidjtenö,  in  (Erinnerungen, 
n)ie  Cuife  öem  Pater  fdjrieb,  ,,an  iljre  glucflidje  Kinö^eit  unö  3ugen6."  ^nvoeiUn  fuhren 
fie  nad;  Königsberg  ins  tCl^eater,  xvo  öie  Berliner  tCragööin  Bet^mann  als  <£milia  <ßalotti 
grof e  (Erfolge  IjaiU.  (Einmal  befudyten  fie  öen  Com  unö  befid^tigten  öie  (Bruft  6er  Sfodf* 
meifter  unö  5er  preufifc^en  ^ersöge;  Königin  Cuife  fafte  6abci  ein  befonöeres  3ntercffe  für 
öen  erften  £)cr5og,  6en  fy>l;en5oller  Tllbx^dit,  wk  fie  aud;  öen  alten  IDal^lfpruc^  6er  0r6en5« 
ritter  „TS^cdfi,  (Blanbc,  Ciebe^'  fic^  auf  ein  Petfd^aft  fted^en  lief.  2(uf  6en  Quben  Q>ar  aufer 
Prinseffin  ZUarianne  un6  prinseffm  Cuife  Ha6$iu)ill  namentlidj  ^ufclan6  ein  häufiger  un6 
U)illfommener  ©aft,  nur  6er  (ßräfin  Pof  unbequem,  6a  bei  feiner  2tnu>efentjeit  6ie  Unter» 
l^ltung  fic^  6en  ^öc^ften  fragen  6es  menfd;lid;en  Dafeins  5U5un>en6en  pflegte. 

^mei  IDodjen  etn^a  genoffen  6ie  (Sefc^mifter  6as  langentbe^rte  (Blücf  innigen  ^ufammen« 
lebens.  Dann,  gleid;  nad;  6er  2(bfd;ie6sau6ien5  pon  Steigentefc^,  erfranfte  6ie  Königin  an 
einem  ^ieber,  6as  fie  mit  fursen  Unterbredjuitgen  bis  €n6e  3"^  ö"  ^  Kranfenbett  feffelte* 
3n5u>ifdjen  glitten  6ie  IDeltereigniffe  an  i^r  porüber,  oljne  6af  fie  tiefer  6apon  berührt 
n>ur6e.  Die  preufifc^en  Haftungen  gingen  bei  6em  großen  ZRangel  an  Hilfsquellen  langfam 
poripärts,  6ie  I?erl}an6lungen  mit  ®efterreic^  famen  nidyt  5um  2(bfc^luf ;  6er  König  blieb 
6abei,  erft  einen  Sieg  über  Hapoleon  abtpartcn  5U  nK>llen.  2Iber  am  5.  un6  6.3uli  tpuröe 
(Erst^ersog  Karl  bei  ZPagram  gefd^lagen,  un6  nmfte  eine  ZPaffenru^e  erbitten,  6er  fein 
Jvücftritt  bal6  folgte.  ^rie6ensperljan6lungen  u>ur6en  eingeleitet.  3"  Königsberg  —  6er 
Königin  wuxbc  6er  IDaffenftillftan6  anfangs  perljcimlidjt  —  geriet  man  in  grof  e  2Iufregung« 
Der  König  5n7ar  triumpt^ierte;  alle  feine  ungünftigen  Port^crfagungon  fd^ienen  fid;  5U  erfflUen. 
Zlllein  er  fonnte  ftdj  6er  (ßofaljr  6er  Cage  für  preuf cn  6odj  nidjt  perfdjlief  en.  (Ein  plö^ltd^ 
^rie6cn  smifdjen  (Deftcrreidj  un6  ^ranfreidj  fdjicn  be6cnflidjer  nodj  als  6ie  ^ortfe^ung  6«s 
Krieges.  IDol^l  5eigte  Hapoleon,  6er  es  nadj  6en  ITorten  feines  IHinifters  für  unnötig  ^ielt, 
i^ftdj  in  preufen  einen  ^ein6  mcljr  5U  fdjaffcn",  übcrrafc^en6e  Hadjfic^t,  felbft  gegenüber 
6er  (Einftellung  6er  Kontributionssal^lung.  Um  fo  ftärfer  aber  fürchtete  man  feine  ^dft 
Mail  6cm  ^nc6ensfd;luf .  Da5u  famcn  Had^rid^ten  über  Umtriebe  6er  polen  5ur  IPieöer« 
Ijerft^llung  itjrcs  eljemaligen  Keidjes  bis  an  6ie  ©ftfee  unter  Dapout  'ils  Könia.  Befo'gntf? 

^18 


oor  2tbjtc^tcn  Sac^fcns  auf  Sdjicjien,  3^^<^^^^  ^^f  Berlin  unö  öie  ©öcrlmtc*  2tnöerfeils 
fehlte  es  andf  nidit  an  ZRelöungen,  tpeld^e  6te  Beöeutung  6es  napoleonifc^en  Steges  in 
^wA^d  sogen  unö  öie  ungebrodjene  IDiöerftanösfraft  ©efterreidjs  rühmten*  Unter  öiefen 
(Einörücfen  lief  fic^  öer  König  roiöerftrebenö  öasu  beftimmen,  öen  ©berftleutnant 
pon  Knefebecf  in  bas  Sfterreid^ifc^e  Hauptquartier  5U  fenöen,  ^uptfad^Iid}  um  öen  Stanö 
öer  Per^anölungen  $n)ifdjen  ©efterreidj  unö  ^ranfreidj  5U  erforfdjen,  aber  audj  mit  öer 
(Ermädjtigung,  bei  etuxiiger  ^ortfe^ung  öes  Krieges  „öie  ooüe  Kooperation  Preufens" 
pom  \.  September  ab  pertragsmäfig  5U  perfpredjen  (2^.  Z^lx).  2tn  öemfelben  (Cage  tpuröe 
audj  Sdjöler  nac^  Petersburg  mit  einem  Sdjreiben  an  2IIeyanöer  $urücfgefanöt,  in  roeldjem 
öer  Kaifer  nodf  einmal  5um  2tnfdjluf  an  ©efterreic^  öringenö  aufgeforöert  rouröe* 

2(IIen  öiefen  Begebenheiten  blieb  öie  Königin  fem;  nur  ein  einsiges  politifd^es  Cebens^ 
$eidjen  ift  aus  öiefer  ^ext  oon  i^r  erhalten. 

Kurs  oor  feiner  2tbreife  oon  Königsberg  ifotit  SdjöIer  einen  Brief  an  Hagler  geridjtet, 
in  öem  er  fid}  über  öie  (C^raftere  Kaifer  Ztle^anöers  unö  ^rieörid;  ZDil^Ims  auferte. 
(Er  fanö  bei  beiöen  ZlTonardjen  einen  ZlTangel  an  föniglidjem  (E^rgeis,  „an  öem  innigen, 
im  perfönlidjen  ©efü^I  begrünöeten  ^nUvz^e'*  an  öem  ^errfdjerberufe,  ja,  wk  er  aus  i^rem 
eigenen  ZlTunöe  getjört  ^ben  looüte,  „eine  loirflic^e  2tbneigung"  gegen  öiefen  Beruf*  ©er 
König  fjahe  i^m  „mit  öürren  IDorten"  gefagt,  „öaf  er  es  nodj  für  beffer  ^alte,  über  öen 
fleinften  Seft  feiner  Staaten  $u  regieren  als  gans  aufsu^ren*"  2tlejanöer  aber  fenne  öiefe 
iSefinnung  öes  Königs  fe^r  genau  unö  beruhige  fid}  infolgeöeffen  öabei,  „Preufen  nur 
forteyiftieren  $u  fe^en,  an^tait  baijxn  5U  ftreben,  es  auf  feine  oorige  <8röfe,  oöer  öodj  i^r 
fo  na^e  als  möglich  5U  ^ben.^'  Unö  als  ^tte  Sd^öIer  jene  2(uf5eid}nung  öes  Königs  00m 
\2.  Tipxxl  gelefen,  öeren  loir  oben  geöadjten  (S.  3U)/  fo  oerteiöigt  er  $ugleidj  öas  preufifdje 
Volt  gegen  „öie  ungeredjten  Befdjioeröen"  feines  Königs;  „öie  Xlatxon/*  fdjreibt  er,  „liebt  öen 
König,  fte  unö  alle  Staatsöiener  loflröen  i^re  Pf[id;ten  ooUftänöig  erfüllen,  loenn  fie  gei^örig 
angeleitet  loüröen,  unö  öaf  öies  gefc^e^e,  ift  loieöer  eine  Pfiid?t  öes  Segenten," 

Königin  Cuife  ^t  öies  Sc^riftftücf  gelefen  unö  öie  bemerfensioerten  H?orte  öarunter 
gefd^rieben:  „<£in  ^öc^ft  trauriger  Brief,  öer  midf  5um  tiefften  Had^nfen  gebracht." 

3n  öiefen  fdjiimmen  (Tagen,  too  Cuifens  sarter  Körper  unter  öem  ©rucf  innerer  unö 
äuferer  Ceiöen  faft  fc^n  erlag,  fyit  jtdj  i^r  Her$  mit  um  fo  tieferer  3nbrunft  im  frommen 
iSIauben  5U  iSott  er^ben.  XDie  fte  öemutsooü,  in  finölid^em  Pertrauen,  ftc^  in  (Bottes 
Pater^nö  Eingab,  enoecfte  immer  loieöer  öie  Beiounöerung  i^rer  Umgebung.  „Sie  ift  ein 
(Engel,  Sejignation  unö  Seligion  laffen  jie  alles  ertragen",  fc^reibt  ©räfin  Dof  am  2^.  3wK* 
Die  (Einörücfe,  öie  Cuife  yvd  ^atftt  früher  im  Umgang  mit  öer  fdjioarmerifc^  frommen 

5t9 


3u(tane  von  Kruöcncr  erl^altcn,  6er  Perfekt  mit  Borotpsfi  unb  anöeren  iSeiftlic^n  Königs« 
bcrgs,  ötc  ©cfprädjc  mit  ^ufclanö,  unö  öasu  6cr  Blicf  auf  6ie  IDeltbegcben^citen,  bas 
ol^nmäd^tigc  Hingen  6er  Völtcv  gegen  6en  (Einen,  6ie  ,;<£!otte5geife^0  in  6em  fte  bodf 
nidjt  umljin  fonntc  ein  IDcrIseug  öcr  Dorfe^ung  $u  erblicfen,  ipirften  $ufammen  $u  6icfer 
Steigerung  iljrcs  rcligiöfcn  €mpfin6ens.  IDie  6cm  frommen  ©lauben  öie  irWfdje  JDeÜ  nur 
als  Vorbereitung  auf  bas  3cnfcits  erfd^eint,  fo  fa^  Cuifc  in  allen  i^ren  Ceiöcn  nur  Präfungen, 
un6  i^re  fcbmcrsensrcid^e  <£!cgenn>art  fd^icn  i^r  immer  nur  Porbereitung  für  eine  suffinftigc 
Ijöljerc  ©afcinsftufe.  ©er  Kaiferin  illaria  fdjrieb  fie  fürs  por  iljrer  (Erfranfung  (franjöftfc^): 
,,Sic  n>unfd)cu,  idj  foU  3^"^"  feigen,  voas  in  meinem  3n"^ni  porgeljt*  Tldf,  Hebe  Sc^ioefler, 
Sic  miffen  nid^t,  a>as  Sic  pcriangcn,  ober  Sie  ^bcn  £uft,  traurige  unö  fd^mermutSDoUe 
2lugenblicfc  5u  erleben. .  . .  IDir  roeröcu  sugrunöc  gcljcn,  alles  rerlieren  unö  meine  lünöer 
feine  ^ufunft  l^bcn!  Dos  ift  es,  u>as  in  meinem  3""^''^^  oorgcljt.  Keligion  unö  (Bebet 
geben  mir  öic  Kraft,  öcn  <8c&anfcn  an  öiefe  ^^'^"ft  5U  ertragen,  unö  ©ott  «rirö  mic^  im 
cntfdjciöcnöen  21ugcnblicf  nidjt  rcriaffcn."  Unb  bann  öcutfdj  fortfaljrenö:  „3^  P^l?«  *« 
feiner  Ijanö;  es  fällt  fein  ^aar  ron  meinem  ^aupt,  er  tpcif  es.  (Er  »irö  mic^  ftdrfen, 
öag  id)  ot^ne  Illurrcn  als  fein  Kino,  als  eine  tpal^rc  Ct^riftin  mid;  finöe  in  feine  Hatfd^Iäffe. 
So  liegt  mein  fjers  offen  oor  3^"^"  o?ie  ror  (ßott,  taglidj  bitte  idj  um  öie  nötige  Kraft, 
feine  Katfd^Iüffe  5U  ertragen.  2IUcs  n>as  er  tut,  tut  er  5um  XDot^Ic  öcr  Pölfer,  nne  öer 
eiuseincn,  unö  öarum  fage  idj:  Hidjt  n:>ic  idj  tpill,  fonöcrn  tpic  öu  »illft.  Des  Qerren 
ilamc  fei  gelobt  auf  croig.  2lmen."  Unö  su  ^frau  pon  23erg  am  (Enöe  iljrer  Kranf^: 
„Zlland^mal^I  örot^t  öcr  Terftanöt  ftillc  5U  ftcl^cn.  Vod}  einen  Illontcnt  Ucbcrlcgung,  unö  alles 
Ijat  w'wbcx  feinen  angcu?icfenen  pia^  in  öcr  IDcIt,  öie  (ßottes  Torfcljung  lenft.  Dos  2luge 
empor  gcljobcn,  öic  Seufscr  5um  l}inmiel  gefdjicft,  ein  (ßcbct  um  neue  Starfe,  fo  gc^  es 
gewiß,  benn  (ßott  pcrld^t  nidjt  öic,  öie  ibn  lieben  unö  pcrtrauon." 

2lu5  Cuifcns  uncrfdjopflidj  rcidjcm  unö  in  allen  Sdjicffalsftürmen  unipanöelbarem 
I^ersen  quoll  il^r  finölidj  frommer  (ßlaubc,  quoll  audj  itjrc  mcnfdjcnfrcunölidjc  <8üte,  Me 
fid)  fclbft  in  öicfen  Iciöensfd)u?ercn  ^aq^cn  nicht  pcricugnetc. 

2lnfang  j^^i  f?*^^tc  Cuifc  pon  iljrcr  SdjUK^fter  (ri)crcfc  einen  Sricf  Pon  ;(rdulein 
pon  (Sclieu  crtjaltcn ,  öic  öurdj  unregelmäßige  ^?>al?lung  itjrer  pcnfton  in  rcrlcgcn^cit  geraten 
UMr.  2lugcnblicflid),  nod)  am  fclbigcn  JEagc,  lief?  öic  Konigin  öurdj  einen  Jranf furter 
23anficr  öic  notigen  (ßclöcr  anmcifcn,  unö  am  näd}ftcn  (Tage  bat  fie  in  rul^rcnöen  ZDorten 
ihre  alte  (Er5ict^erin  um  €ntf*ulöigung:  wol}l  Ijabc  iljr  iVmficr  in  öcriin  ftrcnge  IDeifung 
5u  regelmäßiger  ^^Ijlung  gehabt,  aber  fic  I^ttc  fidj  audj  öarum  fümmcrn  foUcn,  ob  ma« 
ihre  öcfcblc  ausfül^rc.     „IPcldjc  21bfdjculid)fcit,  3b"^"  ^^^  ilotujcuM^e   fcWcn  311  I^***" 


Cafel  25 


I 


yjnm,  Mc  Sic  yjx^  fdjönftcn  ^alfu  bain  pcrtoanöt  Ijaben,  mein  fjers  5U  bxlbm,  bamit 
mir  nidjt  im  <8Iücf  unö  nidjt  im  Unglücf  bas  foftbarfte  (ßut  fcljle,  ein  reines  (ßeipiffen 
unö  6ie  Su^e,  6ie  daraus  folgt . .  • .  3^  ^^^^  ^^^  ITTillionen  Xdal  um  Vergebung,  idj  bin 
öoppell  traurig,  öenn  idj  rerftdjere  Sie,  teure  ^reun6in,  es  ift  unmöglidj,  aufridjtiger  alles 
ansuerfennen,  was  idj  3^"^"  fdjulöe,  tpas  Sie  für  midj  getan  ^ben,  Sie  meljr  5U  lieben, 
mit  me^r  ^artlic^feit  5U  adiitn,  als  idf  es  tue  unö  bis  5U  meiner  legten  Stunöe  tun  iperbe/' 
€benfo  fanöte  6ie  Königin  €nöe  3uli  öer  ^rau  von  Kleift  50  ©ufaten  für  6ie  €r$ie^ung 
iljres  Sohnes  2töoIf,  öes  fpäteren  ©bertribunalspräfiöenten,  unö  fügte  ^in$u:  „Pon  3^^^^^ 
^reunöfdjaft  enparte  idj,  öaf  Sie  mir  fagen  tperöen,  ob  Sie  in  einem  Ijalben  3^^^^  ^^^"^ 
foriel  braudjen,  oöer  alle  rier  Zllonat.  ©iefe  aufergetpSljnlidjen  Reiten  geben  Sedjte,  »eldje 
in  ruijigen  (Cagen  nidjt  angebradjt  tpären,  Sie  pnö  in  einer  beörängten  £age,  öer  Sturm 
Ifai  alle  fdjönen  Hoffnungen  $erftört  unö  ron  allen  ^äuptem  öen  Ueberfluf  rertrieben.  Hur 
öas  (Siute  öes  Qersens  unö  öer  Seele  ift  uns  geblieben,  bas  iSute  in  uns.  Pflid^t  aller 
Kedjtfdjaffenen  ift  es,  öiefen  Keim  fomel  als  möglich  5U  entipicfeln,  $u  pflegen,  wo  man  xifn 
finöet.  Das  ift  mein  tjödjftcr  Beruf  als  ZlTutter  unö  als  Königin  öes  Canöcs,  öem  idj  fo 
gan$  ange^re.  €rblicfen  Sie  in  öiefem  2tnerbieten  nur  bas  Beöürfnis  meines  fjersens, 
öie  grofe  Sdjulö  su  tilgen,  öie  idj  gegen  öic  ganse  ZlTenfdjIjeit  Ifabt/* 

€rft  2tnfang  2tuguft  erholte  jtc^  öie  Königin  fo  tpeit,  um  an  öem  Ceben  itjrer 
Umgebung  ipieöer  teilneljmen  $u  fönnen*  Sie  seigte  ftdj  in  froher  Caune  bei  öer  (ßeburtstags== 
feicr  iljres  (ßema^Is  (3.  2tuguft)  in  ZUeöenau  bei  Königsberg,  ipo  jte  fidj  in  an^altenöem 
Scgenmetter  eine  (Erfältung  $u$og,  öie  öen  König  fdjtper  beunruhigte,  fourie  bei  öem 
^efte,  bas  am  \2.  2Iuguft  5um  ©eburtstag  iljres  Bruöers  ©eorg  in  öem  Sdjioffe  öer 
Pönljoffs,  in  ^rieöridjftein,  gegeben  tpuröe*  Sie  befuc^te  öie  Konserte  öes  Prinsen  Haösitpiü, 
fjimmeb  unö  ^^U^^^/  ^^s  befannten  ©oetljefreunöes  unö  Profeffors  an  öer  Berliner  Kunft* 
afaöemie,  öer  öamals  in  Königsberg  ftc^  aufljielt;  fte  fu^r  me^rmab  $u  öen  ZlTanöpern, 
tpeldje  öie  in  ^elölagem  $ufammenge5ogencn  (Truppen  bei  Königsberg  ausführten*  3""^^^ 
lid}  litt  fie  öabei  nac^  ipie  por  an  öem  Untergang  i^rer  perfc^miegenen  UJünfdje  unö 
Hoffnungen*  „Das  ift  ein  3^^^/  ^"  Sommer,  eine  ^txt,^  fc^reibt  fie  am  8.  2tuguft  öer 
^rau  pon  Berg,  „eine  S<^ipangerfc^aft,  öie  iperöe  idj  ^exi  meines  Cebens  nidjt  pergeffen. 
^eifn  Cage  fa^'  idj  (ßeorgc  gefunö  unö  adjt  U?odjen  bin  idj  nun  franf!  —  Unö  u>eldje 
Begebenljeiten!  —  Unö  ipelc^  bangen  (Ertpartungenl  .  . .  ©eorge  ift  öfters  mein  tCroft, 
öodj  für  alle  U?unöen  gibt  es  feine  Teilung,  nur  Raffung,  Stdrfe  fönnen  ipir  öem  fürdjter* 
lidjen  Sdjicffal  entgegenpellen  •  • .  •  IDir  ladjen  nidjt  oft,  ©(eorge)  unö  idj,  ipir  lefen  auc^ 
nidjt."    Sie  fpric^t  öann  pon  öer  2tbjidjt,  mit  öem  Bruöer  piüau  $u  befuc^en,  öabei  öenft 

21 

321 


WSfy:enb  bes  Sßerreic^tfc^en  Krieges 


fie  an  Berlin  unö  an  öic  TXlavt,  unö  We  (Ctefe  unö  3""i9'^  ^^^^  ^eimatgcffl^Is  auf <rt  pcfj 
in  6en  rüljrcnö  fe^nfüdjtigcn  IDortcn:  „(BxnQ  idf  nur  nac^  Berlin,  6a^tn,  ia^in  mic^t  icfj 
je^t  gleich  sieben;  es  ift  mtrflid;  ein  tf^mtDclf,  xx>as  mxdf  bat^in  sieget.  Unö  mein  £^rIotten* 
bürg!  Unö  alles  mein,  fogar  mein  lieber  tiefer  Sanb  6cn  lieb'  idj." 

Xladj  örcimonatlid^em  2(ufentifalt,  am  6.  September,  perlief  (Erbprins  iSeorg  Königs« 
berg.  ©er  2lbfdjie6  pon  öem  Bruöer  erregte  bei  6er  faum  genefenen  Königin  einen  Riebet* 
rucffaü  mit  Bruftfrämpfen,  fo  6af  fie  auf  Perlangen  Qufelanös  fc^Ieunigft  Pon  6en  Quben 
in  6as  Königsberger  Sd^Iof  gebrad^t  iperöen  mufte.  (ßegen  (£nbe  September  fam  5Ut 
grof en  ^reuöe  Cuifens  Sc^tpefter  ^rie6erife  5u  Befudj.  Das  IDieöerfe^en  mit  öer  Sdfvotflet 
war  faum  tpenigcr  gefütjlsbctpegt  als  poriger  mit  6cm  Bruöer,  „Denfen  Sic  ftdj'',  fd^reibt 
^rie6erifc  öcm  Pater,  „mein  (ßlücf ,  meine  Ucberrafcbung,  als  idj  öcn  (Engel  crblicfc,  ja  6en 
(Engel  in  jcöcm  Bctradjt,  foipoljl  am  (ßcift  als  am  Körper."  Sie  fanö  öic  Königin  „in 
jeöcr  (Cugen6  fefter  unö  erljöljter,  ein  tpa^res  2Tlufter  für  alle  ^rauentpelt*" 

IDenige  (Cage  nadj  2tnfunft  6er  Sdjtpcftcr,  ^.  ©ftober,  genas  Cuife  iljres  sehnten  Kinöes, 
eines  Prinscn,  6er  in  6er  Caufe  am  8.  Hopember,  in  (Erinnerung  an  6en  erften  f^ci^og 
Preufens,  6en  Hamen  Tllbvcdii  tvlfxclt  Die  Königin  tpar  fd^tpäd^er  unö  fränfelte  länger 
als  nadj  iljrcn  früljeren  (Entbinöungen;  erft  im  Caufe  6es  Hopember,  unter  6er  ftrengen 
2lufftdjt  ^ufclanös  unö  6er  licbepoUen  Pflege  ^ricöcrif ens,  gcfunöetc  fie  allmä^lidj,  IP05U 
öic  IDcnöung  öer  IDcltlagc  sunt  ^rieöcn  unö  öie  2lusftd)t  auf  balöige  Kücffeljr  nadj  Berlin 
rocfentlidj  beitrugen. 

Die  Pcrijanölungen  Kncfcbccfs  mit  öcn  ® cftcrrcidjcm ,  nur  Pon  öcm  friegsluftigen 
prcufifdjcn  2tbgcfanöten  eifrig  geföröcrt,  blieben  ergebnislos,  ipäljrenö  öcr  ^rieöensfd^luf 
3u?ifd}cn  ©efterrcidj  unö  ^ranfrcidj  immer  u^aljrfdjcinlidicr  rouröe.  2lber  in  (Tirol  erl^b 
ftdj,  tro^  öes  IDaffenfttllftanöcs  unö  tro^  öcs  2lb5ugs  öer  öftcrrcidjifdjcn  (Truppen,  6as  Dolf 
5um  örittcn  illalc:  am  Hapolcottstagc,  \5.  2luguft,  $og  öcr  Sanöroirt  pon  Paffcyer, 
2lnörcas  £}ofcr,  nodjntals  pcgrcid)  in  3""5brucf  ein.  Königin  Cuifc  wav  begeiftert  un6 
Ijingcriffen.  „2luf  öcn  Bergen  ift  öic  ^frcil^cit",  fdjricb  fie  iljrcr  ^rcunöin,  „flingt  öicfe 
Stelle,  öic  idj  jc^t  erft  pcrftctjc,  nid)t  wie  eine  Propljcseiung,  tt>cnn  Sie  auf  bas  ffodf* 
gebirgc  blicfcn,  öas  fidj  auf  öcn  J\uf  feines  f)ofer  crijoben  l^t?  IDeld;  ein  2Tlann,  Mefer 
2lnörcas  £}ofcr,  ein  Bauer  u>irö  ein  ^clöbcrr,  unö  n:>as  für  einer!  Seine  IDaffe  —  <8ebct; 
fein  Bunöcsgcnoffc  --  (Sott."  Per  König,  öcr  Idngft  bereute,  im  ITlai  unö  3^1^  feinen 
Satgebern  5U  picl  nadjgegcbcu  5U  haben,  wav  l?öd)ft  pcröricf  lidj  über  öcn  (Bang  öcr  Dinge. 
(Er  5!rcifcltc  ni*t  an  öor  balöigcn  Torftduöigung  5n>ifd)cn  ©ofterreid)  unö  ^ranfreidj  un6 
tt>ünfd)te  fdion  2lnfang  September  einen  2lnnätjerungspcrfudj  an  Hapole^^n    ef»»vi  ^nrd>  >^* 


Scnöung  eines  feiner  2töjutanten  mit  einem  eigenljänöigen  Sdjrciben.  2lber  erfl  nadjöem 
öer  Zninifler  6es  itustpärtigen,  (ßraf  (5o%  am  6.  ©ftober  von  Berlin  in  Königsberg 
eingetroffen  war,  poüsog  ftc^  ein  Umfdjtpung  öer  preuf ifdjen  Politif  im  fransofenfrcunölidjen 
Sinne,  Sipeifellos  unter  unmittelbarem  3^puls  öes  Königs.  (Sraf  (ßol^  gab  feinen  IDiöer^ 
fprud;  gegen  eine  Senöung  an  XlapoUon  auf,  öer  König  miQigte  in  6ie  balöige  lieber« 
ftcöelung  nadj  Berlin.  2tm  \8.  ®f tober  rouröe  ©berft  Krufemarcf  an  Hapoleon  mit  einem 
(ßlücfrounfdjfdjreiben  öes  Königs  abgefanöt,  bas  nadf  einer  ftarfen  Sc^ilöerung  öer  pöüigen 
(Erfdjöpfung  Preufens  um  (Erleidjterungen  in  öer  Kontributions$a^Iung  bat.  Kurs  nadj 
Krufemarcf s  2lbreife  pon  Königsberg  fam  öie  Hadjridjt  oon  öem  am  \^.  ®f tober  erfolgten 
2tbfdjluf  öes  ^rieöens  sroifdjen  ^ranfreidj  unö  ©efterreidj. 

3"  ^ontainebleau,  am  5.  Hopember,  Ijatte  Krufemarcf  2luöien5  bei  Hapoleon.  Xlalfm 
öer  Kaifer  nodj  Sücffidjt  auf  öie  ^reunöfdjaft  itleyanöers  für  Preufen?  IDo^I  überijäufte 
er  öen  2(bgefanöten  mit  Klagen  unö  Befd^meröen  über  öie  Unsurerlaffigfeit  öer  preufifd^en 
Politif,  wol}l  fdjmäljte  er  immer  unö  immer  »ieöer  Sdjiü,  öen  „Briganten  unö  Dieb", 
aber  er  erfidrte:  er  iperöe  öarum  Preufen  nidjt  befriegen  unö  audj  feine  Canöabtretung 
rerlangen.  Hur  in  öer  ^rage  öer  Kontributionen  blieb  er  unerbittlidj.  Pon  öem  König 
fpradj  er  im  gansen  mit  ZlTäfigung,  öodj  foröerte  er  unter  Droljungen  öeffen  Rücffeljr 
nadj  Berlin.  Don  öer  Königin  rerftdjerte  er,  er  Hebe  unö  adjte  fte,  unö  fpradj  feine 
Dertounöerung  aus,  öaf  fie  öie  Dinge  nidjt  beffer  $u  leiten  geipuft  ^e,  öenn  pe  bep^e 
piel  (ßeift  unö  wäre  fie  früljer  nadj  (Cilftt  gefommen,  beror  alles  fdjon  abgemadjt  u>ar, 
fo  tt>üröe  er  ftdj  ipoljl  mit  iljr  perftänöigt  Ijaben.  2lm  nädjften  (Cage  erijielt  Krufemarcf 
ein  2tnta>ortfdjreiben  Hapoleons,  bas  in  öurdjaus  freunölidjem  (Cone  geljalten  ipar. 

Bereits  H  (Cage  nadj  öiefer  Unterreöung  ipar  Krufemarcf  tpieöer  in  Königsberg,  u>o 
er  öem  König  unö  öer  Königin  Beridjt  erftattete.  ZlTan  atmete  erleidjtert  auf,  eine  unmitteU 
bare  (ßefaljr  fdjien  nidjt  meljr  5u  fürdjten.  Die  2lbreife  nac^  Berlin  fonnte  nun  enögültig 
auf  2TTitte  Desember  feftgefe^t  u>eröen. 

Königin  Cuifens  ^reuöe  bei  öem  (ßeöanfen  an  Berlin  ipar  unausfprec^Iidj:  „es  u>irö 
einem  gans  elenö  por  Seligfeit,  ipenn  man  öaran  öenft,"  fdjrieb  fte  öem  Bruöer.  Sie 
füljlte  ftdj  woifkv  unö  glücflidjer  als  feit  langem:  öie  Dermeljrung  i^rer  geliebten  Kinöer^ 
fdjar  öurdj  öen  Weinen  2tlbredjt,  öie  blü^enöe  (Entipicflung  i^res  Cieblings  Cuife,  öie 
2tntt)efenljeit  Sdjroefter  ^rieöerifens  unö  öes  Bruöers,  Prins  Karl,  öen  öer  König  ipicöer 
in  öie  preufifdje  2trmee  aufgenommen  ^atte,  alles  öas  fdjien  i^r  Urfadje  genug,  „(ßott 
mit  finölidjem  ^er$en  unö  mit  finölidjer  ^reuöe  su  öanfen."  Sie  naijm  audj  roieöer  einen 
genriffen  2InteiI  an  öer  Politif,  inöem  fie  pon  Knefebecfs  Berichten  aus  ©efterreic^  einselne 

323 


pom  König  bcfonöcrs  bcmerftc  Stellen  abfc^rieb*  Unö  nun  6te  Sücffe^r  nadi  Berlin!  ,,2ln 
ivm  ZlTomente",  fdjricb  fte,  ,,fann  xdf  niijt  öenfcn  o^ne  (Tränen:  n>enn  idj  5um  erflen  IXlaU 
öie  (Cünnc  pon  Berlin  erblicfe,  unö  u>enn  6er  Wagen  von  6er  Brücfe  linfs  biegt  un6  ic^ 
füljle,  u>ie  tpir  öie  TS^ampt  6cs  Palais  Ijinauffaljren." 

(£^e  öie  2Ibrcife  aber  angetreten  iperöen  fonnte,  tpar  nod;  eine  2(ngelegen^t  5U  or6nen, 
6ie  6cr  Königin  unausgefe^t  fdjmcre  Sorgen  bereitete* 

Sd?on  in  Petersburg  Ijatte  Königin  Cuife  6cn  (Ersic^ungsfragen  eine  befonöere  2luf* 
mcrffanifeit  gctpümet,  mit  6er  Kaiferin  6aruber  gefprodjen  un6  6eren  grof  artiges  ^räulein« 
ftift  bcfidjtigt.  3"  Königsberg,  im  JUarj,  las  fie  6ann  6as  neue  (Epangelium  6er  religiös« 
ftttlidjen  (Ersieljung  auf  6er  (ßrun6Iage  6er  ^amilie,  „Cienfyxr6  un6  (ßertru6"  pon  Peftalojjt. 
Die  £cljre:  „6ag  bei  Jveidjcn  un6  2Irmcn  6as  ^er5  in  ®r6nung  fein  muffe,  ipenn  pe 
glücflidj  fein  foUcn",  6ie  ^or6erung:  „6af  6ie  pttlidje  (Erneuerung  nidjt  als  Befehl  o5er 
(ßofdjenf  pon  aufen  fommen,  fon6em  als  ein  innerlidjcs  (Erleben  ftdj  PoIl3ieIjen  muffe''  — 
tpas  Ijätte  Cuifens  inncrften  (Empfin6ungen  metjr  entfpredjcn  fönnen?  „(Es  ift  mir  tpo^l 
in  6iofcm  Sdjmeiser  ©orfe",  fdjricb  fte  über  £ienljar6  un6  (ßertru6.  „IDäre  idj  mein  eigener 
fytt,  fo  fe^te  idj  midj  in  meinen  IDagcn  un6  rollte  $u  PeftaIo55i  in  6ie  Sdjipeis,  um  6em 
e6Icn  211ann  ntit  Cranen  in  6cn  2(ugen  un6  ntit  einem  I^änöeörucf  5U  6anfen.  IDie  gut 
meint  er  es  mit  6er  2TlenfdjIjeit.  3a,  in  6er  iTTenfdj^eit  Hamen  6anfe  idj  i^m!"  Sie 
bett>ics  Icbijaftes  3"*«^<^ff'^  fö^  öie  Pcftalossifdje  2Tletl^e,  für  öie  audj  IDil^elm  Pon  £)umboI6t 
als  (Cljef  öer  Unterrid^tspcrtpaltung  öamals  tpirfte  unö  5U  öeren  (Einfütjrung  ein  Sd;üler 
Pcftalossis,  Karl  2Iuguft  ^cücv,  nadf  Königsberg  berufen  muröe.  Sie  lief  öiefen  öfter  ]u 
fid?  fommen,  um  (Ersicljungsgrunöfä^e  mit  iljm  $u  erörtern,  unö  bcfudjtc  2lnfang  Desember 
bas  von  itjm  erridjtete  üormalinftitut.  „^df  feierte  einen  fdjönen  (ßottesöienft  in  3^?^^ 
2tnftalt",  fdjricb  fte  iljm  balö  öarauf.  „3<i?  Ii«t>te  (ßott  in  öcn  ZlTenfdjcn,  ipie  nodj  nie,  unö 
füljltc  feine  Hälje,  unö  fein  <8eift  tpar  mitten  unter  uns." 

3n  PeftaIo55is  (ßcift  unö  $uglcidj  nadj  itjrcm  eigenen  frommen  Sinne  fuc^te  Cuife 
audj  öie  (Ersicljung  i^rer  eigenen  Kinöcr  $u  leiten.  3"  «ncm  bcmerfensiperten  Schreiben 
an  iljren  Pater  Ijat  fte,  tpcnn  tpir  fo  fagen  öürfen,  ein  Programnt  öafür  aufgefiellt  unö 
Suglcid}  iljre  Hoffnung  auf  (Erfolg  ausgefprodjen.  Sie  fdjreibt  über  i^re  Kinöer:  „3<J?  ifobt 
öcn  Ijoiligen  (ßlauben  an  (ßott,  öen  iljnen  öie  Hatur  gab,  geleljrt;  idj  Ifobc  i^nen  ge5eigt 
tpic  unfcr  fittlidjes  (ßefüljl  uns  eine  neue  IDcIt,  öie  (Etpigfeit,  öie  Seligfeit  eröffnet;  ic^ 
fjabc  i^r  Ccben  für  öie  (Cugenö  begeiftert.  Unbefümmert  um  öie  ;JoIgen  für  fte  felbft,  für 
iljr  (Bind,  für  itjr  ^ortfommcn  le^rt'  idj  fte  nur  öiefen  (ßlauben  an  (ßott,  an  öie  (Eipigfeit, 
an  fid)  felt't  fcftbalten,    Hein,  mein  Paf^-,  idj  baxi  nid?»  ^ü^^^^n    M6  <»»*'«  ^\  meinen 


IDäljrenb  bcs  dflerrei(^ifd?en  Krieges 


Kinöem  feine  Befttmmung  pcrfeljlen  txnib.  Sic  Mnnen  arm,  reradjtel;  perfolgl,  perfpottd 
tperöcn,  aber  nie  unglücflic^,  nie  laflerljaft;  fte  fönnen  rielleidjt  ror  Zllenfdjen  sittem  muffen, 
aber  nie  por  ftc^  felbfl,  por  6em  Coöe  oöer  por  (ßott;  fie  fönnen  pielleidjt  öen  (ßlauben 
an  6ie  ^reunöfdjaft  perlieren  —  o  (ßott  beljutc  fte  öapor!  —  aber  nie  iperöen  pe  aufljdren 
öie  Zllenfdjen  5U  lieben  unö  iljnen  ipoljisutun,  tpeil  bas  iljre  Pf[id?t  ift.  ©iefes  Ceben  fann 
für  fie  eine  finfterc  ZTTitternadjt  poU  Seufser  unö  3^^^^^^  iperöen;  aber  öer  Strahl  öer 
(Etpigfeit,  öer  bas  fcfte  Qer5  mit  öer  5ipeifelnöen  Pernunft  pereinigt,  tpirö  nie  perI6fc^en." . . . 

IDie  fdjtpierig  es  aber  für  öie  Königin  ipar,  iljre  guten  2(bfid}ten  au5$ufüljren,  seigt 
ipieöer  öie  ^rage  öer  (Ersie^ung  öes  Kronprinsen* 

3nt  Znärj  \809  tpar  (ßeneral  Diericfe  5um  ©bergoupemeur  öer  föniglidjen 
Prinsen  ernannt  tporöen,  einige  IDod^en  fpäter  ZlTajor  iSauöi  sum  befonöeren  (ßoupemeur 
öes  Kronprin$en.  Den  Unterridjt  leitete  nac^  ipie  por  ©elbrücf.  itncillon,  öer  um 
(Entfdjeiöung  über  feine  Stellung  bat,  ipuröe  auf  öie  Rücffe^r  nadj  Berlin  pertröftet.  -  Die 
Besie^ungen  Delbrücfs  5U  öen  beiöen  ®ffi$ieren  gepalteten  fidj  nidjt  erfreulidj,  es  fam  5U 
allerfymö  Reibungen*  ^ür  öie  Qauptfadje,  öie  (Ersie^ung  öes  Kronprinsen,  u>ar,  ipie  fic^ 
balö  {^erausfteüte,  n>enig  gewonnen.  Bei  perfd^ieöenen  2Inläffen,  namentlid;  im  Caufe  öes 
2luguftmonats,  trat  öes  Kronprinsen  5ügeIIofe  Unart  fo  fdjroff  ^erpor,  öaf  öie  Königin 
einen  grünölidjen  IDanöel  für  unerläflidj  ^ielt.  2tudj  fie  tt>ünfdjte,  wk  Delbrücf  längft, 
eine  itbfonöerung  pon  öem  £)ofe,  namentlidj  pon  öen  jüngeren  (ßefdjnriftem.  (ßauöi,  öeffen 
(ßutadjten  fie  einforöerte,  erfannte  Delbrücfs  Peröienfte  um  „öie  Reinheit  unö  Sittlic^feit" 
feines  ^öQlxnQS  lebljaft  an,  erflärte  aber  einen  befonöeren  „3nftituteur"  nidjt  meljr  für 
nottpenöig  unö  perlangte  für  öen  Kronprinsen  eine  ausfd^Iieglid}  militärifd^e  2(usbilöung. 
Bei  öiefem  IDiöerftreit  öer  2tnftdjten  ipuröe,  ipie  geroöljnlidj,  fein  (Entfdjiuf  gefaft,  bis 
öie  naije  Ueberfieöelung  nadj  Berlin  einen  »eiteren  2tuffdjub  unmögüdj  madjte.  2tudj 
Diericfe  örängte  auf  enölidje  (Entfdjeiöung*  So  perfügte  öer  König  am  3.  De$ember,  öaf 
Delbrücf  „mit  Danfbarfeit  unö  porjüglidjer  gufrieöenljeit''  entlaffen  »eröe  unö  öem  Krön* 
prinsen  nidjt  nadi  Berlin  folge.  Die  Königin  felbft  öanfte  Delbrücf  ^auptfädjlidj  für  öas, 
tt>as  it?r  bas  roidjtigfte  war:  öaf  er  immer  bemüht  geroefen  fei,  „Cugenö  unö  Seligion  in 
öas  sarte  ^er5  iljres  geliebten  Kinöes  als  iSrunö  feines  gansen  Seins  frü^  einsugraben." 

Den  Kronprin$en  aber  erfdjütterte  öer  (ßeöanfe  an  öie  öro^enöe  (Trennung  Pon  Delbrücf 
fo  leiöenfdjaftlidj,  öaf  er  erfranfte*  €r  Ijatte  manche  ^ftige  Ssene  mit  feinem  Crsietjer 
gcljabt;  je^t  bat  er  in  beroegenöen  ZDorten  öen  Pater,  wmn  er  ipieöer  gefunöen  folle,  i^n 
nidjt  pon  feinem  „einsigen  Delbrücf"  5U  trennen,  ipenigftens  $u  geftatten,  öaf  fein  (Ersie^er 
xi)n  bis  Berlin  begleite.    €r  fönne  otjne  Delbrücf  nidjt  glücflidj  fein.    Der  Pater,  unter 

325 


IDSIirenb  bes  Sfierretc^tfc^en  Krieges 

gutem  unö  ipo^lmeinenöem  gureöcn,  antiportete  abUifmnb,  6af  „in  6er  pon  t^m  getroffenen 
Perfügung  feine  2Ibän6crung  ftottfinöen  fSnne."  Die  Königin  fügte  einige  freunMic^e 
feilen  ^insu,  in  öenen  fte  üjren  So^n  auf  bas  Beifpiel  feines  Petters  Prinj  ^rieöridf 
peripies,  6er  fidj  ge^rfam  ron  feinem  (Ersie^er  Seimann  trenne.  2tUein  6er  Kronprtns 
beruhigte  fidj  nidjt,  er  blieb  franf  im  Bett,  »einte  un6  fdjrie,  fo  6af  6ie  2tcr5te  be6ennici^ 
n>ur6en,  un6  6er  König  fdjlicflidj  6ie  Zllitreife  Delbrücfs  nadj  Berlin  geftattcn  mufte* 

2Im  \o.  Desember  en6(id;,  nadf  einer  Hei^e  Pon  2(bfd;ie65feftlic^feiten,  perliegen 
^rie6ridj  IDilljelm  un6  Cuife  Königsberg,  wo  fte  sipei  3a^re  in  Sorgen  un6  £ei6en  pcriebt 
Ratten.  Untcnpegs  in  Stargar6,  am  2\.  De5ember,  trafen  fie  6en  tapferen  I?ertei6iger 
Kolbergs,  6en  alten  3<x»^ini  Hettelbecf ,  6effen  2tnfpradje  6en  König  5u  (Tränen  rührte*  Die 
Königin  ftreiijcite  6em  (ßemaljl  6abei  leife  6ie  IDangen  un6  tpeintc  gleidjfalls*  Hettelbecf 
fpradj  6as  l?oIfsempfin6en  aus,  in6em  er  bei  6iefem  Zlnblicf  rief:  „(ßott  cr^Ite  Sie,  meine 
gute  Königin,  $um  (Crofte  meines  Königs,  6cnn  oljne  Sie  »äre  er  fdjon  pergangen  in 
feinem  Unglücf." 

2tm  25.  ©esember,  einem  prac^tpoüen  IDinterfonncntage,  sogen  fie  in  Berlin  ein, 
6er  König  5u  Pfer6e,  6te  Königin  in  6em  pon  6er  Sta6t  gcfdjenften,  mit  lila  Samt 
ausgcfd^Iagencn  XDagcn,  in  einem  alt6eutfd}en  I^ermclinbefe^ten  K(ei6e  pon  6unfelblaucm 
Santt.  Unermeflicbe  ITTeufd^enmaffen  begrüßten  6as  Königspaar,  unbefd^reiblid;  tpar  6er 
3ubel.  3"^  Sdjioffe,  Ijalb  oljnmädjtig  por  (Erregung,  fanf  Cuife  i^rem  alten  Pater,  6er 
aus  Heuftrcli^  t^crbeigceilt  xoax,  in  6ie  2Irmc.  (Scbadfic  fie  U^rer  (Eini^Iung  als  Braut, 
faft  auf  6en  (Tag  \7  3^1?^^«  $upor?  Der  ^rau  pon  Krü6ener  fdjrieb  fie:  „3d?  fyxttc  nur 
einen  flarcn  (ße6anfen:  mic  füf  ift  es,  fo  geliebt  5U  ipericn!" 

Pen  fdjönften  2lus6rucf  aber  für  6ie  Stinmmng  in  Berlin  gibt  ein  IDort  6es  €rb* 
prinscn  (ßoorg,  6cr  am  21bcn6,  „meljr  getragen  als  gefaljrcn",  6ie  Beleudjtung  6er  Staöt 
beftdjtigte;  er  fagt:  ,,3^  f^"^  "^«^^  ^^^  überall  I" 


€Iftes  Kapitel 
Königin  €uife  unb  Qarbenberg 


# 


it  6er  Häcffel^r  öes  KSnigspaares  nadi  Berlin  fd^ien  andf  bas  ^ofleben  faft  in  altem 
(ßlan$e  tpicöer  auferflanöen.  2tm  Heuja^rslage  \8\0  u>ar  grofer  Cmpfang;  „nie  fa^  idj", 
ersoljlt  Cuife  Hdisiroill,  ,,6ie  Königin  eMer,  fdjöner,  rüljrenöcr,  als  an  öiefem  (Cage."  (Ein 
neuer  ruffifc^er  (ßefanöler,  <8raf  Ciepen,  tpuröe  porgeftelll,  öejfen  ©attin  Me  3^^^^^/  ^^^ 
(Einridjtung,  öie  Kleiöung  öer  Königin  ent$ücfenö  fanö,  aber  ^insufügl:  „elle-meme  ^tait 
mieux  que  tout  cela."  (Es  gab  nodj  riele  anöere  (Empfänge  unö  Tiubxtnim,  Paraöcn  un6 
(Cruppenbeftdjtigungen,  Bälle  unö  Kinöerfomööien,  ^amilienöiners  bei  6en  ^eröinanös 
unö  öcr  alten  Prin$effin  oon  ©ranien,  Sdjtpefter  ^rieöridj  IDilljelms  II.  ZlTit  föniglic^em 
Prunfe  ipuröe  am  \8.3anuar  öas  ^eft  6es  enpeitertcn  Koten  JIMeroröens  gefeiert.  Die 
©cfelligfeit  tt>uröe  belebt  öurdj  Befudje  öeutfdjer  dürften  unö  ^ürftinnen;  aus  Pommern 
fam  (ßeneral  Blüc^r,  aus  Sc^Icfien  ©bcrft  oon  (ßö^en.  König  unö  Königin  blieben  aber 
audj  riel  unter  ftdj  unö  mit  öen  3^^i9^"*  3"  \^^^^  Sammlung  befudjten  fie  öie  alten 
Stätten  iljres  (ßlücfs  in  Potsöam  unö  (Eljariottenburg,  u>o  öie  Königin  in  tiefer  Belegung 
öer  Septembertage  pon  \806  geöadjte,  an  bcmn  öort  öie  2Ibreife  5ur  2trmee  befdjioffen  unö 
öer  Krieg  entfdjieöen  ipuröc*  (ßrofe  2lufmerffamfeit  fdjenfte  man  öen  Hac^ridjten  über 
Hapoleons  Permä^lungspläne*  Die  Königin  n>ar  entfe^t,  öaf  pon  öfterreidjifdjer  Seite 
Sdjritte  für  öie  JDa^I  einer  (Er5^er$ogin  gefdjc^en  feien:  „Hun  ijl  alles  möglidj/'  fdjrieb 

327 


3^nen,  6tc  Sie  3^r«  fdjönftcn  3^^^^  ^^5"  vevwanbi  Ijaben,  mein  fjers  5U  bilöen,  öamit 
mir  nic^t  im  (Bind  unö  nidjt  im  Unglücf  bas  foftbarfte  (Sut  feljlc,  ein  reines  (ßeroiffen 
un6  6ie  Su^e,  6ie  öaraus  folgt .  .  • .  3^  ^i^e  Sie  ITlillionen  ZTTal  um  Vergebung,  idj  bin 
öoppelt  traurig,  öenn  idj  perfidjere  Sie,  teure  ^reunöin,  es  ift  unmöglidj,  aufridjtiger  alles 
ansuerfennen,  ipas  idj  3^"^"  fdjulöe,  was  Sie  für  midj  getan  fyiben,  Sie  meljr  5U  lieben, 
mit  me^r  ^ärtlic^feit  5U  adjten,  als  idf  es  tue  unö  bis  5U  meiner  legten  Stunöe  tun  n>er6e/' 
(Ebenfo  fanöte  6ie  Königin  (£nöe  ^nlx  öer  ^rau  von  Kleift  50  Dufaten  für  6ie  Crsie^ung 
i^res  Sohnes  2t6oIf,  6es  fpäteren  ©bertribunalspräfiöenten,  unö  fügte  ^insu:  „Pon  ^ifviv 
^reunöfdjaft  enparte  idj,  öaf  Sie  mir  fagen  iperöen,  ob  Sie  in  einem  Ijalben  3^^^^  ^^^"^ 
fopiel  braudjen,  oöer  alle  rier  ZHonat*  ©iefe  aufergeroöljnlidjen  ^üUn  geben  Redjte,  ipeldje 
in  rul^igen  (Tagen  nid^t  angebrad^t  mären.  Sie  ftnö  in  einer  beörangten  £age,  öer  Sturm 
Ijat  alle  fc^önen  Hoffnungen  $erftört  unö  oon  allen  ^äuptem  öen  Ueberfluf  pertrieben.  Hur 
bas  (Buk  öes  Qersens  unö  öer  Seele  ift  uns  geblieben,  öas  (ßute  in  uns.  Pflid^t  aller 
Redjtfdjaffenen  ift  es,  öiefen  Keim  foriel  als  möglidj  5U  entmicfeln,  5U  pflegen,  xvo  man  iljn 
finöet*  Vas  ift  mein  ^ödjfter  Beruf  als  ZlTutter  unö  als  Königin  öes  Canöes,  öem  idj  fo 
gan$  ange^re,  (grblicfen  Sie  in  öiefcm  2tnerbieten  nur  bas  Beöürfnis  meines  fjersens, 
öie  grofe  Sdjulö  $u  tilgen,  öie  ic^  gegen  öic  ganse  ZHenfdjIjeit  IfabcJ* 

(Erft  2tnfang  2tuguft  erholte  jtdj  öie  Königin  fo  weit,  um  an  öem  Ceben  i^rer 
Umgebung  »icöer  tcilneljmen  5U  fönnen.  Sie  5eigte  fidj  in  froljer  Caune  bei  öer  (ßeburtstags^' 
feicr  it^res  (ßema^Is  (3.  2(uguft)  in  ZITeöenau  bei  Königsberg,  xx>o  fie  ftd;  in  an^altenöem 
Regenwetter  eine  (Erfältung  $u$og,  öie  öen  König  fdjroer  beunruhigte,  foipie  bei  öem 
^efte,  bas  am  \2.  2luguft  5um  (ßeburtstag  iljres  Bruöers  (ßeorg  in  öem  Sdjioffe  öer 
Dönljoffs,  in  ^rieöridjftein,  gegeben  rouröe.  Sie  befudjte  öie  Konserte  öes  Prinsen  Haösiroiü, 
^immcb  unö  ^clUxs,  öes  befannten  (ßoetljefreunöes  unö  Profeffors  an  öer  Berliner  Kunft* 
afaöemie,  öer  öamals  in  Königsberg  fidj  aufljielt;  fie  fu^r  meljrmals  5U  öen  ZHanöpern, 
tt>eldje  öie  in  ^elölagem  5ufammcnge5ogenen  (Truppen  bei  Königsberg  ausführten.  3""^^== 
Ixdi  litt  fie  öabei  nac^  n>ie  ror  an  öem  Untergang  it^rer  perfd^miegenen  IDünfd^e  unö 
£}offnungen.  „Das  ift  ein  3^^r,  ein  Sommer,  eine  ^exi,^  fdjreibt  fie  am  8.  2tuguft  öer 
^rau  pon  Berg,  „eine  S<^ipangerfd}aft,  öie  u>eröe  ic^  3^^^  meines  Cebens  nic^t  pergeffcn. 
5el?n  Cage  fa^'  idj  (ßeorge  gcfunö  unö  adjt  Woditn  bin  idj  nun  franf!  —  Unö  ipeldje 
Begcbenljeiten!  —  Unö  welche  bangen  Crtpartungen!  .  . .  ©eorge  ift  öfters  mein  (Croft, 
öodj  für  alle  ZDunöen  gibt  es  feine  Teilung,  nur  Raffung,  Stärfe  fönnen  wxx  öem  fürdjter^ 
lidjen  Sdjicffal  entgegenftellen  . .  •  •  JDir  lachen  nidjt  oft,  <8(eorge)  unö  ic^,  wir  lefen  auc^ 
nidjt."    Sie  fpric^t  öann  pon  öer  2tbjtc^t,  mit  öem  Bruöer  pUIau  $u  befudjen,  öabei  öenft 

21 

321 


Wäfittnb  bes  9ßerret(^tf(4en  Krieges 


fte  an  Berlin  unö  an  6te  TXlavt,  unö  Wc  (Cicfe  unö  3nnigfctl  i^res  ^eimatgcffl^Is  auf  ert  pc^ 
in  6en  rü^renö  fe^nfüdjttgen  IDortcn:  „drxQ  idj  nur  nac^  Berlin,  ia^in,  ia^in  mödft  idf 
je^t  gleid}  sieben;  es  ift  wivtlxdf  ein  tfAmtxklf,  was  midi  batfin  sieget.  Unb  mein  (C^rlotten« 
bürg!  Unö  alles  ntetn,  fogar  mein  lieber  tiefer  San6  6en  lieb'  idj*" 

Xladf  öreimonatlidjem  2luf enthalt,  am  6.  September,  pcriief  €rbprin$  iSeorg  Königs^» 
berg.  Der  2lbfdjie6  von  öem  Bruöer  erregte  bei  6er  faum  genefenen  Königin  einen  ^ieber* 
rücffall  mit  Bruftfrämpfen,  fo  öaf  fte  auf  Perlangen  ^ufelanös  fc^Ieunigft  pon  öen  £)uben 
in  bas  Königsberger  Sdjiof  gebradjt  tperöen  nmfte.  (ßegen  (£n6e  September  fam  $ur 
großen  ^reuöe  Cuifens  Sdjipefter  ^rieöerife  5u  Befudj.  Vas  IDiefeerfe^en  mit  6er  Sc^roeftcr 
tpar  faum  tt>cniger  gefül^lsberoegt  als  porljer  mit  6em  Bru6er,  „Denfen  Sie  fidj'',  fd^reibt 
^rie6crife  6em  Pater,  „mein  (ßlücf ,  meine  Ueberrafdjung,  als  idj  6en  (Engel  erblicfc,  ja  öen 
(Engel  in  jeöcm  Betradjt,  forooljl  am  (ßeift  als  am  Körper."  Sie  fan6  6ie  Königin  „in 
jeöer  (Cugenö  fefter  unö  erijöljter,  ein  n>aljres  2Tlufter  für  alle  ^rauenipelt." 

IDenigc  (Cagc  nadj  2lnfunft  6er  Sdjipcftcr,  ^.  ©ftober,  genas  Cuife  i^res  $e^nten  Kinöes, 
eines  prinscn,  6er  in  6er  (Taufe  am  8.  Horember,  in  (Erinnerung  an  öen  erften  £^1^09 
Preußens,  öen  Hamen  2llbrcdjt  erijielt.  Die  Königin  war  fdjroädjer  unö  fränfelte  langer 
als  nad)  itjrcn  frütjercn  (Entbinöungen;  erft  im  Caufe  öes  Hopember,  unter  öer  ftrengen 
2luffidjt  ^ufclanös  unö  öer  liebeoollen  Pflege  ^ricöcrifens,  gcfunöete  fie  allmä^lidj,  ID05U 
öie  IDenöung  öer  IDeltlage  5um  ^rieöcn  unö  öie  2lusftcf)t  auf  balöige  Sücffe^r  nach  Berlin 
rocfentlidj  beitrugen. 

Die  Pcrijanölungen  Knefebecfs  mit  öen  ©eftcrreidjem,  nur  Pon  öem  friegsluftigen 
prougifcbcn  2tbgcfanöten  eifrig  geföröcrt,  blieben  ergebnislos,  ipaljrenö  öer  ^rieöensfdjluf 
3u?ifd}en  ©efterreidj  unö  ^ranfrcidj  immer  n:>aljrfdjeinlidjer  rouröe.  2lber  in  (Cirol  erl^b 
fidj,  tro^  öes  IDaffenftillftanöes  unö  tro§  öcs  Zlbsugs  öer  öfterreidjifdjen  (Truppen,  öos  Volt 
5um  örittcn  lllalc:  am  Zlapoleonstage,  \5.  2luguft,  50g  öer  Sanöipirt  pon  Paffeyer, 
2lnörcas  £}ofer,  nodjmals  ftcgrcid)  in  3""5t*^u<'  ^'i"-  Königin  Cuife  tt>ar  begeiftert  unb 
Ijingcriffcn.  „2tuf  öen  Bergen  ift  öie  ^frcibeit",  fdjrieb  fie  iljrcr  ^reunöin,  „flingt  öicfe 
Stelle,  öie  xd)  je^t  erft  pcrftclje,  nicht  tt>ie  eine  Propljeseiung,  tt>enn  Sie  auf  öas  ffodtf* 
gebirgc  blicfen,  öas  fidj  auf  öen  Kuf  feines  £)ofer  crijoben  Ijat?  IDeldj  ein  ZTIann,  öiefer 
2lnöreas  £}ofer,  ein  Bauer  n>irö  ein  ^elöborr,  unö  was  für  einer!  Seine  IDaffe  —  <ßcbct; 
fein  Bunöesgcnoffe  —  (ßott."  Der  König,  öer  längft  bereute,  im  IVlai  unö  3uli  feinen 
Satgebent  5U  piel  nadjgcgeben  5U  Ijaben,  mar  I?öcf)ft  perörief  lidj  über  öen  (Bang  öer  Dinge. 
(Er  5u:>eifeltc  nicht  an  öor  balöigen  Pcrftanöigung  5tt>ifcben  ©cfterreidj  unö  ^yranfreidj  unb 
tt>nnfcbte  fcbon  2lnfang  September  einen  2lnnäl^erungsperfucf)  an  ZT^poleon-  ctn^  Sv^  öie 


Senöung  eines  fetner  2töjutanten  mit  etncnt  etgenljänötgen  Sdjrciben.  2tber  erft  nadjöem 
öer  Znintper  6es  itusipdrttgen,  (ßraf  (5o%  am  6.  ©ftober  pon  Berlin  in  Königsberg 
eingetroffen  war,  poII$og  ftc^  ein  Umfdjtpung  öer  preuf ifd?en  Politif  im  fransofenfreunölidjen 
Sinne,  Sipeifellos  unter  unmittelbarem  3^puls  öes  Königs.  (Sraf  (ßol^  gab  feinen  IDiöer^ 
fprudj  gegen  eine  Senöung  an  Hapoleon  auf,  6er  König  billigte  in  öie  balöige  lieber* 
fteöelung  naii  Berlin*  2tm  ^8.  ®f tober  tpuröe  ©berft  Krufemarcf  an  Hapoleon  mit  einem 
(ßlücfipunfdjfdjreiben  6es  Königs  abgefanM,  bas  nadj  einer  ftarfen  Sc^ilöcrung  öer  pölligen 
(Erfdjöpfung  Preuf ens  um  (Erleidjterungen  in  öer  Kontributions$a^lung  bat  Kurs  nadj 
Krufemarcf s  2lbreife  pon  Königsberg  fam  öie  Hadjric^t  Pon  öem  am  H.  ©ftober  erfolgten 
Zlbfdjluf  öes  ^rieöens  5tt)ifdjen  ^ranfreic^  unö  ©efterreidj. 

3"  ^ontainebleau,  am  5.  Hopember,  Ijatte  Krufemarcf  2Iuöien$  bei  Hapoleon.  Hal^m 
öer  Kaifer  noc^  Sücfftdjt  auf  öie  ^reunöfdjaft  2tlejanöers  für  preufen?  IDotjl  überijäufte 
er  öen  2lbgefanöten  mit  Klagen  unö  Befdjiperöcn  über  öie  Un$uperlafftgfeit  öer  preufifdjen 
Politif,  ipoljl  fdjmäljte  er  immer  unö  immer  ipieöer  Sdjill,  öen  „Briganten  unö  Dieb", 
aber  er  erflärte:  er  iperöe  öarum  Preufcn  nidjt  befriegen  unö  audj  feine  Canöabtretung 
perlangen.  Hur  in  öer  ^rage  öer  Kontributionen  blieb  er  unerbittlidj.  Pon  öem  König 
fpradj  er  im  gansen  mit  ZlTäfigung,  öodj  foröerte  er  unter  Drohungen  öeffen  Rücffeljr 
nadj  Berlin.  X?on  öer  Königin  perfidjerte  er,  er  liebe  unö  adjte  fte,  unö  fpradj  feine 
Pertpunöerung  aus,  öaf  fte  öie  Dinge  nici^t  beffer  5u  leiten  geipuft  Ijabz,  öenn  fte  befi^e 
piel  (ßeift  unö  ipäre  fie  früljer  nadj  (Cilfit  gefommen,  bepor  alles  fdjon  abgemadjt  ipar, 
fo  tpüröe  er  pc^  ipoljl  mit  xi)v  perftänöigt  Ijaben.  Tim  nddjften  (Cage  erljielt  Krufemarcf 
ein  2(nttportfd;reiben  Hapoleons,  bas  in  öurd^aus  freunölid^em  Cone  get^alten  tpar. 

Bereits  H  (Cage  nadj  öiefer  Unterreöung  ipar  Krufemarcf  tpieöer  in  Königsberg,  n>o 
er  öem  König  unö  öer  Königin  Beridjt  erftattete.  ZlTan  atmete  erleidjtert  auf,  eine  unmitteU 
bare  (ßefaljr  fdjien  nidjt  meljr  5U  fürdjten.  Die  2(breife  nadj  Berlin  fonnte  nun  enögültig 
auf  2TTitte  Desember  feftgefe^t  tperöen. 

Königin  Cuifens  ^reuöe  bei  öem  (ßcöanfen  an  Berlin  ipar  unausfprec^lidj:  „es  ipirö 
einem  gans  elenö  por  Seligfeit,  ipenn  man  öaran  öenft,"  fdjrieb  fie  öem  Bruöer.  Sie 
füljltc  ftdj  tpoljler  unö  glücf lieber  als  feit  langem:  öie  Permeljrung  i^rer  geliebten  Kinöcr- 
fd^ar  öurd;  öen  f leinen  TiVbv^dit,  öie  blü^enöe  (£ntn>icflung  il^res  Cieblings  Cuife,  öie 
2lnipefen^eit  Sdjipefter  ^rieöerifens  unö  öes  Bruöers,  Prins  Karl,  öen  öer  König  ipieöer 
in  öie  preufifdje  2trmee  aufgenommen  ^atte,  alles  öas  fdjien  iljr  Urfadje  genug,  „(Sott 
mit  finölidjem  £jer5en  unö  mit  finölidjer  ^reuöe  5U  öanfen."  Sie  nalfm  audi  »ieöer  einen 
genriffen  2tnteil  an  öer  Politif,  inöem  jte  pon  Knefebecfs  Berichten  aus  ©efterreic^  ein$elne 

323 


tDA()renb  bts  5^errei(^f(^en  Krieges 

pom  Konig  befonöcrs  bcntcrfte  Stellen  abfc^ricb.  VLnb  nun  Me  HficHe^r  nadj  Berlin!  „7ln 
yxm  ZTTomente";  fc^rieb  jtC;  ,,fann  xdf  nxdft  öenfen  o^ne  tCrdnen:  n>cnn  ic^  5um  erftcn  IXhde 
6ie  Omtc  pon  Berlin  er&licfe;  un6  menn  6er  IDagen  ron  6er  Brucfe  linfs  biegt  un6  ic^ 
ful}le;  mie  wir  6ie  Hampe  6es  Palais  Ijinauffaljren/' 

€Ijc  6ie  2H>rcife  aber  angetreten  voctbcn  fonntC;  ir>ar  nodf  eine  2lngelegcn^t  5U  or6nen, 
6ie  6cr  Königin  unausgefc^t  fc^iocre  Sorgen  bereitete. 

Sdjon  in  Petersburg  Ijatte  Königin  Cuife  6cn  (Er5iel}ungsfragen  eine  befon6ere  Ztuf- 
ntcrffamfeit  gctt>i6inet;  mit  6cr  Kaifcrin  6arfiber  gefprocf^en  un6  6eren  grogartiges  ^xänMn» 
ftift  bcfidjtigt*  3"  Königsberg  ^  im  2Tldr$;  los  jic  6ann  6as  neue  (gpangelium  6er  reltgiöSi^ 
fittlic^cn  (£r5icljung  auf  6cr  (ßrun6Iage  6cr  ^Jamilie;  ,,£ienljar6  un6  (ßertru6"  ron  PefidIoj5i. 
Die  Ccl^rc:  „6af  bei  Heic^cn  un6  2Innen  6as  ^cr5  in  ®r6nung  fein  muffe,  nxnn  fie 
glücflic^  fein  foUcn";  6ic  ^or6crung:  ,,6ag  6ic  fittlidje  (Erneuerung  nic^t  als  Befehl  o6er 
(ßcfc^enf  Don  aufen  fommeU;  fon6cm  als  ein  innerliches  (Erleben  fidj  poUsieljen  muffe"  — 
»OS  l^ättc  Cuifens  innerften  (Empfin6ungen  mel^r  entfpredjcn  fönncn?  ,,(Es  ift  mir  »o^ 
in  6icfcm  Sdju)ei5er  Porfe",  fc^rieb  fie  über  £ienljar6  un6  (ßertru6.  ,,lDare  ic^  mein  eigener 
J)crr,  fo  fc^tc  ic^  mic^  in  meinen  IDagen  un6  rollte  $u  Peftalossi  in  6ie  SdfvoAi,  um  6cm 
e6lcn  2nann  mit  (Eränen  in  6en  2tugen  un6  mit  einem  Qän6e6rucf  5U  6anfen.  IDie  gut 
meint  er  es  mit  6or  ZHenfdjI^t.  3^,  in  6er  ZTlenfdjljeit  Hamen  6anfe  ic^  i^m!"  Sie 
beioics  Icbl^aftes  3"*^'^(^fT<^  fö^^  6ie  Peftalo55ifc^e  ZTIetl^e,  für  6ie  audj  IDilljelm  pon  QumboI6t 
als  (Cl^cf  6er  llnterric^tspern>altung  6amals  wxxtU  un6  5U  6eren  (Einfül^rung  ein  Schüler 
Pcftalo55is,  Karl  2Iuguft  l^cüat,  nadf  Königsberg  berufen  ipur6e.  Sie  lieg  6iefen  öfter  5U 
fxdf  fommen,  um  (£r5ieljungsgrun6fd^e  mit  iljm  5U  erörtern ;  un6  befudjte  2Infang  Pesember 
6as  pon  il^m  erridjtete  nonnalinftitut*  ,,3^  feierte  einen  fc^önen  (ßottes6ienft  in  3^^^*^^ 
2Inftalt",  fdjrieb  fie  il?m  baI6  6arauf.  ,,3^  I*^^*^  ®ott  *"  ^<^"  ZTIenfc^en,  »ie  noc^  nie,  unö 
fül^lte  feine  Hdlje,  un6  fein  (ßeift  mar  mitten  unter  uns." 

3n  Peftalo55is  (ßeift  un6  $ugleic^  nac^  il^rcm  eigenen  frommen  Sinne  fudjte  Cutfe 
auc^  6ie  (Ersieljung  iljrer  eigenen  Kin6er  5U  leiten.  3"  einem  bemerfensiperten  Scf^reibeti 
an  iljren  Pater  Ijat  fie,  u)enn  xdxv  fo  fagen  6ürfen,  ein  Programm  6afür  aufgcftellt  un6 
Sugleic^  iljre  Hoffnung  auf  (Erfolg  ausgefprodjen.  Sie  fc^reibt  über  i^re  Kin6er:  „ytj  Ifobe 
6en  Ijeiligen  (ßlauben  an  (Sott,  6en  iljnen  6ie  Hatur  gab,  geleiert;  xdf  Ifob^  iljnen  ge5eigt 
u)ic  unfcr  fittlidjes  (ßefül}l  uns  eine  neue  IDelt,  6ie  (Emigfeit,  6ie  Scligfeit  eröffnet;  idf 
fyibc  iljr  £eben  für  6ie  tCugen6  begeiftert.  Unbefümmert  um  6ie  ;^olgen  für  fie  felbft,  für 
iljr  (ßlücf ,  für  iljr  ^ortfommen  leljrt'  xdf  fie  nur  6iefen  (ßlauben  an  (ßott,  an  6ie  Cungfeit, 
an  fidj  felbft  fcftljalten.    Hein,  mein  Pater,  xdf  ^xf  »»idjt  ^fir<f»ten    x^^  <»tn5  rw^n  metneti 


Kinöcm  feine  Beftimmung  perfel^Ien  xmxb.  Sie  fönnen  atm,  vetadfUt,  perfolgt,  perfpottet 
meröen,  aber  nie  unglücfltc^,  nie  laftcrljaft;  fte  fönnen  PtcIIeic^t  por  ZHenfc^en  sittem  muffen; 
aber  nie  Por  fic^  felbft;  por  6em  tToöe  o6er  por  (ßott;  jie  fönnen  pielleic^t  6en  (ßlauben 
an  Me  ;Jreun6fc^aft  perlieren  —  o  (ßott  b^ijük  fie  6apor!  —  aber  nie  tperöen  fie  auf^ren 
6ie  ZTTenfc^en  5U  lieben  unö  xi)mn  tpoljisutun;  tpeil  bas  it^re  Pflicht  ift.  Piefes  Ceben  fann 
für  fte  eine  finftere  ZlTitternac^t  poU  Seufscr  un6  3ammer5  »eröen;  aber  fcer  Straljl  fcer 
(Eipigfeit,  6er  bas  fefte  ^er5  mit  6cr  5ipeifeln6cn  Pemunft  pereinigt,  ipir6  nie  perlöfdjen."  • . . 

IDic  fdjipicrig  es  aber  für  6ie  Königin  mar,  il^re  guten  2tbftc^ten  aussufüljren,  $eigt 
ipicöer  6ie  ;Jrage  6er  (Ersieljung  6e5  l{ronprin5en. 

3m  TXlävi  ^809  mar  (ßeneral  Piericfe  5um  ©bergoupemeur  6er  föniglidjen 
Prinsen  ernannt  tpor6en,  einige  XDodjzn  fpäter  ZHajor  (Banbx  5um  befon6eren  (ßoupemeur 
6e5  Kronprinsen,  Pen  Unterridjt  leitete  nadf  wxz  Por  Pelbrücf.  2lnciUon;  6er  um 
€ntfc^ci6ung  über  feine  Stellung  bat,  ipur6e  auf  6ie  Hücffeljr  nadj  Serlin  pertröftet.  -  Die 
Besieljungen  Pelbrücfs  5U  6en  bei6en  ®ffi$ieren  geftalteten  ftdj  nidjt  erfreulich,  es  fam  $u 
aUerIjan6  Heibungen*  ;Jür  6ie  ^auptfac^e,  6ie  €r$ieljung  6e5  Kronprinscn,  mar,  »ie  fic^ 
bal6  Ijerausftellte,  ipentg  gewonnen.  Bei  perfdjie6enen  2tnläffen,  namentlidj  im  Caufe  6e5 
2tuguftmonats,  trat  6e5  Kronprinsen  sügellofe  Unart  fo  fc^roff  Ijerpor,  6af  6ic  Königin 
einen  grün6lic^en  lDan6el  für  unerläßlich  Ijielt.  Tiudi  fie  tpünfcf;te,  tpie  Pelbrücf  längft, 
eine  2Ibfon6erung  pon  6em  Qofe,  namentlich  pon  6en  jüngeren  (ßefc^tpiftem.  (Saubx,  6effen 
(BntadfUn  fte  cinfor6erte,  erfannte  Pelbrücfs  X?er6ienfte  um  „6ie  Hein^eit  un6  Sittlic^feit" 
feines  5ö9li"SS  lebljaft  an,  erflärte  aber  einen  befon6eren  „3"frt^uteur"  nidjt  meljr  für 
notiPen6ig  un6  perlangte  für  6en  Kronprinsen  eine  ausfc^lieglidj  militärifdje  2tusbil6ung* 
Bei  6iefem  IDi6erftreit  6er  ilnftc^ten  wnxbz,  u)ie  geipöl^nlidj,  fein  (Entfc^lug  gefaft,  bis 
6ic  naije  lleberfte6elung  nac^  Berlin  einen  u)eiteren  2Iuffc^ub  unmöglich  madjte.  2tuc^ 
Piericfe  6rängte  auf  en6lic^e  €ntfc^ei6ung.  So  perfügte  6er  König  am  3.  Pe$ember,  6ag 
Pelbrücf  „mit  Panfbarfeit  un6  porsüglic^er  3ufrie6en^eit"  entlaffen  iper6e  un6  6em  Kron^ 
prinsen  nidjt  nadj  Berlin  folge.  Pie  Königin  felbft  6anfte  Pelbrücf  I^auptfäc^lidj  für  6as, 
was  iljr  6as  ipidjtigfte  mar:  6af  er  immer  bemüljt  geipefen  fei,  „tCugen6  un6  Heligion  in 
6as  5artc  ^er$  iljres  geliebten  Kin6es  als  (ßrun6  feines  gansen  Seins  frülj  einsugraben." 

Pen  Kronprin$en  aber  erfdjütterte  6er  (ße6anfe  an  6ie  6roI?en6e  tCrennung  Pon  Pelbrücf 
fo  lei6enfc^aftlic^,  6af  er  erfranfte.  €r  fyxttt  mandje  Ijcftige  Ssene  mit  feinem  €r$icljer 
gcljabt;  jc^t  bat  er  in  beipegen6en  IDorten  6en  Pater,  »enn  er  ipie6er  gefun6en  folle,  iljn 
nidjt  pon  feinem  „einsigen  Pelbrücf"  5U  trennen,  »enigftens  $u  geftatten,  6af  fein  (Ersieljer 
il}n  bis  Berlin  begleite.    (Er  fönne  o^ne  Pelbrücf  nicf^t  glücflic^  fein.    Per  Pater,  unter 

S25 


rem  König  befonöcrs  benterfte  Stellen  abfd;rieb.  Unb  nun  6ie  Häcffe^r  nadj  Berlin!  ^2In 
$n>ei  ZTIomente";  fc^rieb  fie,  „fann  xdf  nidjt  6enfen  oljne  tCränen:  n>enn  idj  5um  erften  IXlaU 
Me  Onne  pon  Berlin  erblicfe,  unö  menn  6er  IDagen  pon  6er  Brucfe  linfs  biegt  un6  ic^ 
fül?le,  u)ie  wxv  6ic  Haiupe  6cs  f>alaxs  Ijinauffaljren/' 

(£i)c  6ie  2tbrcife  aber  angetreten  n)er6en  fonnte,  mar  nodj  eine  ^(ngelegen^  5U  or6nen, 
6ie  6er  Königin  unausgefe^t  fc^u)cre  Sorgen  bereitete. 

Sc^on  in  Petersburg  Ijatte  Königin  Cuife  6en  (Er5ie^ungsfragen  eine  befon6ere  2Iuf^ 
merf fantfeit  gett>i6iuet,  ntit  6er  Kaiferin  6aräber  gefprocf^en  un6  6eren  großartiges  ^^räuletn^ 
ftift  bcftdjtigt.  3^  Königsberg ,  int  Ulävi,  las  fte  6ann  6as  neue  (Epangelium  6er  religiös« 
fittlidjcn  (£r5iel?ung  auf  6cr  (ßrun6lage  6er  ^Jamilie,  „£ienljar6  un6  (ßertru6"  pon  Peftalojsi. 
Die  Ccljrc:  „6ag  bei  Heidjen  un6  2trmen  6as  ^ers  in  ®r6nung  fein  ntüffe,  loenn  fie 
glücflic^  fein  foUen",  6ie  ;Jor6crung:  „6ag  6ie  ftttlic^e  (Erneuerung  nic^t  als  Befehl  o6er 
(ßcfdjcnf  Pon  äugen  fommen,  fon6em  als  ein  innerliches  (Erleben  fic^  poUsieljen  muffe"  — 
was  Ijätte  Cuifens  innerften  (Empfin6ungen  meljr  entfprec^en  fönnen?  „(Es  ift  mir  wolfl 
in  6iofcnt  Sdjujciser  Dorfe",  fc^rieb  fie  über  £ienljar6  un6  (ßertru6.  „IDäre  idj  mein  eigener 
f)ctv,  fo  fc^tc  ic^  midj  in  meinen  IDagen  un6  rollte  5U  Peftalossi  in  6ie  Sdjipeis,  um  6em 
e6lcn  2nann  mit  (Eränen  in  6en  2tugen  un6  mit  einem  Qän6e6rucf  5U  6anfen.  IDie  gut 
meint  er  es  mit  6cr  ITlenfc^^eit*  3^,  in  6er  ZTlenfdjIjeit  Hamen  6anfe  idj  i^m!"  Sie 
beu)ies  lebljaftcs  3"*<^'^<^ff«  fö^  We  Peftalo55ifdje  2netljo6e,  für  6ie  audj  IDilljclm  pon  £)umboI6t 
als  (Cljcf  6er  llnterric^tspenxxiltung  6amals  ipirfte  un6  5U  6eren  (Einfüljrung  ein  Sdjflier 
Pcftalo55is,  Karl  2Iuguft  S^ücv,  nadj  Königsberg  berufen  n)ur6e.  Sie  lief  6iefen  öfter  }u 
jidj  fommen,  um  (Er5icljungsgrun6fä^e  mit  iljm  $u  erörtern,  un6  befudjte  2Infang  Desembcr 
6as  pon  iljm  erridjtete  Hormalinftitut,  „^dj  feierte  einen  fc^önen  (ßottes6ien{t  in  3^^^** 
2tnftalt",  fc^rieb  jie  iljm  bal6  6arauf.  ^3^  ^^^^^^  ©o^  i"  ^^"  ZTTenfdjon,  u)ie  nodj  nie,  unö 
füljlte  feine  Hälje,  un6  fein  (ßeift  war  mitten  unter  uns." 

3n  Peftalossis  (ßeifl  un6  $ugleic^  nac^  iljrem  eigenen  frommen  Sinne  fudjte  Cuife 
auc^  6ie  (Ersieljung  iljrer  eigenen  Kin6er  5U  leiten.  3"  einem  bemerfensiperten  Scfjreiben 
an  iljren  Pater  Ijat  fie,  »enn  ipir  fo  fagen  6ürfen,  ein  Programm  6afür  aufgeftellt  unö 
Sugleidj  iljre  Hoffnung  auf  €rfolg  ausgefproc^en.  Sie  fc^reibt  über  i^re  Kin6er:  „ytj  Ifobe 
6en  ^nligen  (ßlauben  an  (ßott,  6en  iljnen  6ie  Hatur  gab,  geleljrt;  id;  t^e  iljnen  ge5eigt, 
u)ie  unfer  fittlidjes  (ßefüljl  uns  eine  neue  IDelt,  6ie  (Emigfcit,  6ie  Seligfeit  eröffnet;  idt 
fyxbc  iljr  £eben  für  6ie  tCugen6  begeiftert.  Unbefümmert  um  6ie  ;^oIgen  für  fte  felbft,  für 
iljr  (ßlücf ,  für  iljr  ^Jortfontmen  leljrt'  ic^  fte  nur  6iefen  (glauben  an  (ßott,  an  6ie  €angfett, 
an  fidj  felbft  feft^alten     Hein,  mein  Pater,  ic^  6arf  nidjt  für*t*w    >^^  nn^  ^^^  •ncinen 

*?4 


Ktn6em  feine  Beftimmung  perfcljlen  imr6.  Sic  fönncn  atm,  vcxadiM,  perfolgt;  perfpottct 
wzxbm,  aber  nie  unglücflidj;  nie  lafterljaft;  fie  fönncn  picllcic^t  por  ZTTcnfc^en  sittem  mfiffcn, 
aber  nie  por  fic^  fclbft;  Por  6cm  tToie  o6cr  por  (ßott;  fic  fönncn  picUcic^t  6cn  (ßlaubcn 
an  Wc  ;Jrcun6fc^aft  pcriicrcn  —  o  (ßott  bcijütc  fic  6apor!  —  aber  nie  tpcröcn  fic  aufljdrcn 
6ic  Ztlcnfc^cn  5U  lieben  unö  xi)mn  n)oI}l5utun/  tpcil  bas  i(;rc  Pflicht  ift.  Picfes  Ccben  fann 
für  fic  eine  finftcre  Znittemac^t  poU  Seufscr  un6  3^^^^^^  »cröcn;  aber  6cr  Straljl  feer 
€u)igfcit,  öer  bas  fefte  ^cr5  mit  6cr  5ipcifcln6cn  Pemunft  pcrcinigt,  ipir6  nie  pcrlöfdjcn/'  •  • . 

IDie  fdjipicrig  es  aber  für  6ic  Königin  war,  iljrc  guten  2tbftc^tcn  aus5ufül?rcn,  $cigt 
ipicöcr  6ie  ;Jragc  öer  (Ersicljung  öes  Kronprinscn. 

3m  2när5  ^809  mar  (ßcncral  Piericfc  sum  ©bergoupcmcur  6cr  föniglic^en 
Prinsen  ernannt  iporöcn,  einige  IDoc^en  fpäter  ZHajor  (Banbx  5um  bcfonöcren  (ßoupcmcur 
6c5  Kronprin$cn.  Pen  Unterricht  leitete  nadf  wk  Por  Pelbrücf,  2tnciUon;  6cr  um 
€ntfc^ci6ung  über  feine  Stellung  bat,  ipuröc  auf  6ic  Hücffcljr  nadj  Serlin  pcrtröftct*  -  Die 
Be5ic(;ungen  Delbrücfs  5U  6cn  beiöen  0ffi5iercn  gcftaltctcn  fic^  nic^t  erfreulich;  es  fam  5U 
aller^nö  Heibungen,  ^ür  Me  ^auptfac^e,  6ie  €r$icl}ung  6cs  Kronprinsen,  ipar,  ipic  ftc^ 
baI6  IjcrausftcUte,  »enig  gciponncn.  Bei  pcrfdjicöcncn  2tnläffen,  namentlich  im  Caufe  6cs 
iluguftmonats,  trat  6c5  Kronprinsen  sügcllofc  Unart  fo  fdjroff  Ijerpor;  6af  6ic  Königin 
einen  grünMicf^cn  IDanöcl  für  unerläflicf^  l^iclt.  Tindf  fte  tpünfc^tc,  tpie  Dclbrücf  langft, 
eine  ilbfonöcrung  pon  6em  ^ofe,  namentlidj  pon  6cn  jüngeren  (ßcfdjipiftem.  (Sanbx,  6effen 
(ßutadjtcn  fie  cinforöerte,  erfannte  Delbrücfs  X?er6ienfte  um  „6ie  Hcinljcit  un6  SittUc^feit" 
feines  ^dgHixKis  Icbijaft  an,  crflarte  aber  einen  bcfonöcrcn  „3nftitutcur"  nidjt  mcljr  für 
notu)cn6ig  unö  perlangte  für  fcen  Kronprinsen  eine  ausfc^lief lic^  militärifc^c  2tusbil6ung. 
Bei  öicfem  IDiöcrftrcit  frer  2Inftc^tcn  tpuröe,  tpie  gctpöl^nlicf^,  fein  (Entfc^luf  gefaxt,  bis 
6ie  naije  Ueberfteöelung  nadj  Berlin  einen  »eiteren  2tuffc^ub  unmöglich  machte.  2tudj 
Diericfe  6rängte  auf  enMic^e  €ntfc^ei6ung.  So  perfügte  öer  König  am  3. 1)e$ember,  5af 
Dclbrücf  ,,mit  Danfbarfeit  unö  porsüglic^cr  Sufricöcnljcit''  entlaffcn  ipcröc  unö  öcm  Krön* 
prinscn  nic^t  nacf^  Berlin  folge.  Die  Königin  felbft  öanfte  Delbrücf  Ijauptfäcf^lic^  für  bas, 
xDas  il?r  bas  ipic^tigfte  ipar:  öaf  er  immer  bemül?t  geipefen  fei,  „tCugenö  unö  Heligion  in 
öas  sarte  ^er$  iljres  geliebten  Kinöes  als  (ßrunö  feines  gansen  Seins  frü^  einsugraben." 

Den  Kronprin$en  aber  erfdjütterte  öer  (ßeöanfe  an  öic  öroljenöe  tCrennung  Pon  Delbrücf 
fo  Iciöenfdjaftlic^,  öag  er  erfranfte.  €r  fyxttz  mandje  ^ftige  Ssene  mit  feinem  (Ersieljer 
gcljabt;  je^t  bat  er  in  beipegenöen  IDorten  öen  Pater,  ipenn  er  nrieöer  gefunöen  folle,  i^n 
nidyt  Pon  feinem  „einsigen  Delbrücf"  5U  trennen,  ipenigftens  $u  geftatten,  öaf  fein  (£r5iet?er 
iljn  bis  Berlin  begleite.    €r  fönne  oljne  Delbrücf  nic^t  glücflidj  fein.    Der  Pater,  unter 

S25 


gutem  un6  tpo^Imcinenbem  ^uv^bcn,  anttportete  a&Ic^nenö,  öaf  „in  6er  pon  xlfm  getroffenen 
Verfügung  feine  2tbän6erung  ftottfinöcn  fönne."  Die  Königin  fügte  einige  freunMic^e 
feilen  ^in$u,  in  bzmn  jte  iljren  Soffn  auf  bcs  Beifpiel  feines  Petters  Prin$  ;Jrie6rid} 
permies,  6er  ftdj  ge^rfam  Pon  feinem  (Ersieljer  Heimann  trenne.  2lUein  6er  Kronprtn} 
beruljigte  fidj  nic^t,  er  blieb  franf  im  Bett,  »einte  un6  fdjrie,  fo  6af  6ie  2ler$te  be6enflic^ 
n>ur6en,  un6  6er  König  fc^Iicflidj  6ie  2TRtreife  Pelbrücfs  nadj  Berlin  geftatten  mufte. 

Tim  \o.  Desember  en6(id;;  nacf^  einer  Hei(;e  pon  2Ibfc^ie65feftlidf feiten,  perHefen 
^rie6ric^  IDilljelm  un6  Cuife  Königsberg,  xdo  fie  $n>ei  ^alfvc  in  Sorgen  un6  £ei6en  perlebt 
Ijatten,  Unterwegs  in  5targar6,  am  2\.  Pesember,  trafen  fie  6en  tapferen  PerteiMger 
Kolbergs,  6en  alten  3oadjim  ZTettelbecf ,  6effen  2(nfpracf^e  6en  König  5u  tCranen  rührte.  Die 
Königin  ftreic^clte  6cm  (ßemaljl  6abci  leife  6ie  IDangen  un6  ipeintc  gleidjfalls.  Hettelbecf 
fprac^  6as  X?olfsempfin6en  aus,  in6em  er  bei  6iefem  ilnblicf  rief:  „(5ott  cr^lte  Sie,  meine 
gute  Königin,  $um  tCrofte  meines  Königs,  6enn  ol^ne  Sie  n>are  er  fc^n  pergangen  in 
feinem  Unglücf/' 

2Im  23,  Desember,  einem  prac^tPoUen  IDinterfonnentage,  sogen  fie  in  Berlin  ein, 
6er  König  5U  pfer6e,  6ie  Königin  in  6em  pon  6er  Sta6t  gefdjenften,  mit  lila  Samt 
ausgefdflagencn  IPagcn,  in  einem  alt6eutfcf^en  i^rmelinbefe^ten  Klei6e  pon  6unfelblauem 
Santt.  Uncrmeflic^e  ZTIenfc^cnmaffen  begrüßten  6as  Königspaar,  unbefcf^reiblid;  n>ar  6er 
3ubel.  3^"  Sdyloffe,  Ijalb  oljnmädjtig  por  (Erregung,  fanf  Cuife  i^rem  alten  Pater,  6cr 
aus  Heuftrcli^  l^erbcigeeilt  voav,  in  6ie  2trmc.  (ßc6ac^tc  fie  iljrer  (Einljolung  als  Braut, 
faft  auf  6cn  (Tag  \7  ^alfv^  supor?  Der  ^rau  pon  Krü6cncr  fdjrieb  fie:  „3^  ^^e  nur 
einen  Haren  (ße6anfen:  n>ic  füf  ift  es,  fo  geliebt  $u  wzxbcnl" 

Den  fdyönften  2Ius6rucf  aber  für  6ie  Stimmung  in  Berlin  gibt  ein  IDort  6es  €rl>* 
prinscn  (ßoorg,  6cr  am  2Iben6,  „mcljr  getragen  als  gefal^rcn",  6ie  Beleudjtung  6er  StoM 
bcfidjtigte;  er  fagt:  „3^  f<^"^  "^<^i"  ^^^  überall!" 


€Iftes  Kapitel 
Königin  €uife  un6  dfavbenhevg 

(1810) 


#t 


6er  Hflcffcljr  5cs  Komgspaares  nadj  Berlin  festen  audj  bas  ^ofleben  faft  in  altent 
(ßlan$e  ipie6er  auferftanöen.  2lm  Heuja^rstage  ^8^0  mar  grofer  (Empfang;  ,,nie  falj  idj", 
ersoljlt  Cuife  Hotösimill,  ,,öie  Konigin  eWer,  fc^öner,  rüljrenfcer,  als  an  Mefem  tCage/'  (£tn 
neuer  rufftfc^er  (ßefanöter,  (ßraf  Ciepen,  »uröe  porgeftellt,  6effen  (ßattin  öte  ^i^^^^/  We 
(Einrichtung,  öte  Kletöung  6er  Königin  ent$ücfen6  fan6,  aber  ^insufügt:  „elle-meme  ^tait 
mieux  que  tout  cela."  (Es  gab  noc^  Diele  an6ere  (Empfange  un6  2tu6ien5en,  Paraöen  un6 
(Eruppenbefic^tigungen,  Sälle  un6  Kinöerfomööien,  ;Jamilien6iners  bei  6en  ;Jer6inan6s 
un6  6er  alten  prinseffm  pon  ©ranien,  Sc^mefter  ßmbxxdi  IDilljelms  II.  ZTTit  foniglidjem 
Prunfe  u)ur6e  am  \8.3^"uar  6as  ;Jeft  6es  erweiterten  Hoten  2I6leror6ens  gefeiert.  Die 
(ßcfeUigfeit  n)ur6e  belebt  6urc^  Befuc^e  6eutfdjer  dürften  un6  ^ürftinnen;  aus  Pommern 
fam  (ßeneral  Blüc^r,  aus  Sc^lefien  ©berft  pon  (ßö^en.  König  un6  Königin  blieben  aber 
audj  Diel  unter  fic^  un6  mit  6en  3^rigen.  3"  f^öer  Sammlung  befudjten  fte  6ie  alten 
Stätten  il^res  (ßlücfs  in  Pots6am  un6  (Cljarlottenburg,  tpo  6ie  Königin  in  tiefer  Bewegung 
6cr  Septembertage  pon  ^806  ge6ac^te,  an  6enen  6ort  6ie  2Ibreife  $ur  2trmee  befc^loffen  un6 
6er  Krieg  entfcl)ie6en  ipur6e.  (ßrofe  2Iufmerffamfeit  fc^enfte  man  6en  Hac^ric^ten  über 
Hapoleons  Dermd^lungspläne.  Die  Königin  tpar  entfe^t,  6af  pon  öfterreic^ifc^er  Seite 
Sdjritte  für  6ie  IDa^l  einer  (Eri^er$ogin  gefc^eljen  feien:  ,,Hun  ift  alles  möglidj,"  fdjrieb 

327 


fte  fccm  VaUt,  ,;im  (ßrunöe  tft  es,  um  blutige  tCräncn  $u  »einen,  6af  es  foweit  gefonmten 
ift  mit  6en  ZTTenfc^en,  mit  6em  3^mmer  auf  €r6en."  Sie  pries  es  als  ein  ^eic^en  6er 
unerforfdjlidyen  IDeisljeit  öer  X?orfeljung,  ja  als  ein  ©lücf  un6  eine  (ßna6e,  öaf  iljr  eigenes 
tTöc^terd^en  ^79^  tot  sur  IPelt  gefommen  un6  iljr  6a6urcf^  je^t  mSglid^ermeife  6ie  furcht« 
bare  Qual  erfpart  fei,  5n)ifc^en  öer  2(ufopferung  öer  (Einen  unö  6em  Persicf^t  auf  Me 
Hettung  üon  Millionen  uDäl^len  5U  muffen.  TXodj  ein  anöerer  Qeiratsplan  befc^ftigte  fie 
lebljaft.  (Es  fc^n)ebten  Perl^nMungen  über  eine  Dermäljlung  6es  Kronprinsen  Cuönng 
pon  Bayern  mit  iljrer  UidfU  tCI?erefe,  öer  (Eoc^ter  öer  ^rsogin  (C^rlotte  pon  Sadffen« 
^ilöburgljaufen,  »obci  pon  bayerifclyer  Seite  öer  Uebertritt  öer  Prin$effm  $um  fat^lifc^ 
Befenntnis  perlangt  muröe.  Cuife  wax  öaruber  l^öc^ft  unwillig ,  fie  riet  öer  Sd^tpefter,  i^ 
^a  oöer  Hein  jeöenfaüs  nidjt  $u  übereilen,  bcfämpfte  aber  entfc^ieöen  öen  (ßeöanfen  an 
einen  Uebertritt  unter  Berufung  auf  bas  Bibela>ort:  IDas  Ijülfe  es  öem  XUenfcIjen,  fo  er 
öie  ganse  IDelt  getpanne  unö  näl^me  bodf  Sd^aöen  an  feiner  Seele.  Die  Permaljlung  muröe 
einige  XUonate  fpäter  oljne  (ßlaubensmedyfel  öer  prinseffin  gefdyloffen. 

Heber  öiefem  Ceben  aber,  feinen  ^Jreuöen  unö  feinen  Ceiöen,  feinen  Hoffnungen  unö 
feinen  Sorgen,  lag  nadj  »ie  por  öunfel  unö  gefaljröroljenö  öer  Sdjrecfen  öer  napoleonifc^en 
©cmaltljerrfdjaft.  I 

TXodf  am  tCage  feines  (Ein$ugs,  am  23.  Desember,  Ijatte  König  ^Jrieöric^  IDil^lm 
öen  fran$öftfdyen  (ßefanöten  (ßraf  St  2Tlarfan  empfangen,  öer  bereits  feit  einem  2^lftt  in 
Berlin  peru)eiltc,  einen  eljemaligen  faröinifdjen  ®ffi$ier  pon  ipoljtoollenöcr,  pomeljmer 
(ßefmnung.  (Er  perfic^erte  öem  (ßefanöten,  öer  bas  IDefen  öcs  Königs  „auferoröentlic^ 
offenljersig  unö  loyal"  fanö,  öaf  er  cntfc^loffen  fei,  uuperbrüdjlidje  ^Jreunöfc^ft  mit  ;Jranf* 
roid)  5U  Ijalten;  er  »eröe  5ur  (Erfüllung  öer  eingegangenen  Verpflichtungen  fein  ®pfer 
fcbcuen,  rcdync  öabei  aber  auf  öie  (ßrofmut  öes  Kaifers,  ©ans  *"  öemfclben  Sinne  fprac^ 
ftd)  öer  König  am  nädjften  tCage  in  einem  Schreiben  an  Hapoleon  aus.  (Er  teilte  i^m  als 
Beweis  feines  (Entgcgenfonmtcns  mit,  öag  öer  prcugifdye  ©efanöte  in  Paris,  Brocf^ufen, 
über  öen  Hapoleon  feine  Unsufrieöenljeit  gcäufort  Ijatte,  abberufen  unö  öer  Kommanöant 
pon  Berlin,  £'(Eftocq,  öeffcn  fdju>ad)e  £)altung  bei  öem  2Iusmarfd)  Sdjills  getaöelt  tpuröe, 
öurdj  öen  fransofenfrcunölidjcn  ^elömarfdjall  Kalcfrcutl?  erfe^t  n>eröen  foUe.  Krufemarcf, 
öer  5um  (ßeneral  beforöert  unö  5U  Brocfljaufens  Ziadjf olger  ernannt  ODuröe,  bradfte  öen 
Brief  öes  Königs  nady  Paris. 

2lm  8.3a"Uöt  ^8^0  Ijatte  Krufemarcf  u)ieöer  2tuöien5  bei  Hapoleon.  Per  (Empfang  nxir 
ipeit  «weniger  freunölidj,  öer  Kaifer  seigte  fidy  ungleich  $omiger  unö  erbitterter,  als  5»ei  ITTonate 
poriger.  3"  fcbarfcn  ITorten  flagte  Hapolcon  über  öie  (Einftellimg  ö*r  K'^^MhitHrt^^^iihiungen, 


\yfi 


6ic  er  Ijauptfädylic^  6en  unnötigen  itusgaben  für  Mc  2trmee  sufdyrieb;  6er  König  möge  6ie 
^alfl  feiner  tCruppen  auf  6000  ZHann  Ijerabfc^en.  Sdylief lic^  bradj  fein  inncrfter  (ßeöanfe 
6urdj:  „Per  König  iiat  unterfdjrieben,  er  muf  ial}kn.  Wenn  er  nidyt  $al?len  fann^  fo  foU 
er  eine  Propins  abtreten;  paft  iljm  bas  nidfi,  fo  mag  er  mir  feine  Domänen  überlaffen." 

(£s  waren  öie  (Tage,  6a  neben  6er  urfprünglidy  geplanten  rufftfc^en  ^eirat  bereits  6ie 
XPaI}rfc^einIic{;feit  6er  Permaljlung  mit  einer  öfterreid^ifd^en  (Ersljersogin  auftaucf^te  un6  6ie 
Perljan61ungen  Hapoleons  mit  Huf Ian6  über  Polen  sumeilen  fc^on  einen  gerei5ten  tCon 
annaljmen.  Die  IDan6Iung  in  6en  Se5ieljungen  ^Jranfreidys  5U  Huf Ian6  fpiegelt  fidj  wie 
immer  fogleic^  in  6em  Per^lten  $u  Preuf  en  tt)ie6er.  Salj  ZTapoleon  Ijinter  6er  öfterreidjifdjen 
£)eirat  6en  Sdjatten  eines  ruffifdjen  Krieges  erfdyeinen,  für  6en  er  fxdf  nadj  feiner  IDeife 
früljseitig  vorbereiten  tt)oUte?  nieman6  ipufte  beffer  als  er,  6af  Preufen  6ie  98  ZTIillionen 
Francs,  6ie  er  je^t  als  preufifc^e  KriegsfdjuI6  nodj  Ijerausredynete,  in  6er  pertragsmäfigen 
;Jrift  nidjt  n:>er6e  tilgen  fönnen.  So  UHxr  er  auf  6en  (ße6anfen  gefommen,  6ie  ^aiilnn^s^ 
unfäljigfeit  Preugens  $u  einer  auferor6entIidyen  (Erweiterung  feines  ZTIac^tbereidjs  nadj 
©ften,  gegen  Huglan6;  5U  benu^en.  (Ein  erljeblidjes  Stücf  Sdjiefiens  mit  6er  ^eftung 
(Slogan  mar  es,  tt>orauf  feine  2tbfidjt  ging  un6  was  er  an  ftdj  5U  reifen  Ijofftc*  Damit 
märe  6as  unter  einem  ^errfdyer  pereinigte  Königreidj  Sac^fen  un6  6as  ^ersogtum  IDarfc^au 
in  eine  ununterbrochene  territoriale  rerbin6ung  gebracht,  Preuf  en  pon  ©efterreidj  getrennt, 
Hapoleons  ^errfc^aft  pom  21tlantifdyen  ®$ean  bis  an  6en  Bug  ausge6eljnt  n>or6en* 

Die  Hac^ridjten  über  ZTapoIeons  neue  ;Jor6erungen,  6ie  am  \9-  3^""^^^  anlangten, 
enpecftcn  in  Berlin  grofe  2Iufregung.  Der  König  perlangte  fofort  pon  feinem  ^inans- 
minifter  2lltenftein  6ie  Befc^affung  pon  (ßel6mitteln,  um  ^Jranfreic^  n>enigftens  eine 
2Ibfc^Iags5aljlung  5U  leiften,  un6  6ie  nad)6rücflidje  Betreibung  6er  21nleilje,  über  6ie  feit 
längerer  ^exi  in  tfollanb  perljan6elt  n>ur6e.  2lltenftein,  6er  6ie  Kriegsfdjul6  an  ^ranfreidj 
nur  auf  92  ZHillionen  berechnete,  perfpradj  6urc^  eine  2trt  ^wangsankilfc  in  pier  bis 
fccbs  IDoc^cn  5  ZTlillionen  ;Jrancs  auf$ubringen.  2tuf  er6em  foUte  6ie  IjoUän6ifc^e  21nleilje, 
6cren  u)al?rfdyeinlicl)es  (Ergebnis  man  auf  38  ZTTillionen  anfdylug,  femer  eine  3^^«^^^^^^"^^ 
auf  6ie  Domänen  in  ^ölje  pon  einer  ZTlillion,  n>as  man  einem  Kapital  Pon  20  ZTIillionen 
gleic^fe^te,  un6  eine  ilnsaljl  ausfteljen6er  ^or6erungen  Preufens,  im  gan$en  eine  Summe 
pon  über  67  ZTIillionen  an  ^ranfreidj  überlaffen  n>er6en;  für  6en  Heft  Pon  2^  bis  25 
XlTillionen  ^rancs  n>oUte  man  fic^  auf  6ie  ©rofmut  6es  Kaifers  perlaffen,  äuferften  ;Jalls 
6iefe  Sdfulb  per$infen.  illtenftein  erflärte  6iefe  X?orfdjläge  für  6as  „Ultimatum  pljyfifdjer 
IHöglidjfeiten";  an  Krufemarcf,  6em  fte  €n6e  3^nuar  überfan6t  n>ur6en,  fc^rieb  man: 
„Damit  f!n6  n>ir  mit  unferem  Catein  am  (En6e." 

S29 


Dem  König  genügten  Mefe  Porfdjiägc  fetncsipegs;  er  mag  porausgcfe^cn  fyibcn,  6af 
fte  in  Paris  bodf  mieöer  abgelehnt  n>er&en  tpfirfren.  Beunruljigt  6urdf  Me  2Ieuf erungen 
XlapoUons,  namentlich  n)egen  einer  (ßebietsabtretung,  unsufrieöen  mit  6er  Haltung  feiner 
Xninifter  überijaupt;  glaubte  er  fic^  nodj  nac^  anöeren  Hatgebem  umfe^en  $u  foUen.  Sdfon 
u>aljren6  bcs  3^^^^^  I8O9  u)aren  6em  fransöfifdjen  (ßefanMen  in  Berlin  n>ie&er^Il 
2tn6eutungcn  aber  5ie  ^mecfmafigfeit  einer  Hücfberufung  Hardenbergs  gemacht  tporöen, 
2In6eutungen,  6ic  pon  St  ZTTarfan  nadj  Paris  berichtet;  öort  aber  unbeadjtet  gelaffen  ipar^n. 
3e^t  —  22.  Januar  ^8^0  —  beantu)ortete  5er  König  ein  fc^on  pom  ^5,I)e$ember  ^809 
öatiertes  (ßlücfu)unfc^fdjreiben  ^aröcnbergs  $ur  Hücffe^r  nadj  Berlin  mit  einigen  IDorten 
6es  Danfes,  inöem  er  öie  rK)n  ^aröenberg  mit  einem  ^inmeis  auf  ZTapoleon  begrünöete 
^urücfl^ltung  billigte,  sugleic^  aber  6oc^  benterfte,  5ag  es  il^m  perfönlicf^  feljr  angenehm 
geu)efen  fein  »üröe,  feinen  alten  ZTIinifter  „in  Perfon"  in  Berlin  $u  treffen.  ZTlünMid} 
erflärte  er  fic^  öeutlic^er.  (ßegen  IDittgenftein,  6er  6en  Brief ipcdyfel  ©ermittelte,  fprac^  er  6cn 
IDunfdj  aus,  Har6enberg  5U  fcljen;  er  6enfc  nic^t,  6ag  feine  Hücffeljr  bei  6em  fransöfifd^en 
(ßouücmement  einen  nad;teiligen  (Ein6rucf  madjen  wäxbz.  Die  Königin,  6ie  ebenfalls  fär 
einen  (ßlücfu)unfc^  6anfte,  äuferle  fic^  mit  größerer  IDärme.  „^tte  xdf  Sie,  ftatt  eines 
Briefes,  Ijier  getroffen,"  fdjrieb  fic  an  Har6enberg,  „fo  u>are  meine  ;Jreu6e  gröfer  unö 
meine  Sorge  geringer  geu)efen.  (Es  ift  eine  6er  peinlidjften  Be6ingungen  unferer  gegen« 
»artigen  (Eyiftens,  6af  Sic  6em  König  un6  6en  (ßefdjäftcn  fernbleiben  muffen,  un6  xdf 
in5bcfon6ere  loäre  u)al?rljaft  glücflidj,  Sie  bei  uns  5U  feigen,  6a  ic^  Sic  grün6lidj  fenne 
un6  eine  5rcun6fdjaft  für  Sie  empfin6c,  6ic  nur  6er  2(dytung  gleic^fommt,  6ie  Sie  in  je6et 
t^inftc^t  pcr6icncn.  3^  fprcdjc  5U  2^ncn  nxd)i  pon  6cm,  n>as  uns  betrifft.  IDir  jtn6  immer 
nodj  Ijöc^ft  unglücflic^.  3"^^ff<^"  if^  ^x^  Ceben  Ijier  in  Berlin  erträglidjer  als  in  Königsberg. 
(£s  ift  u)cnigftens  ein  glän5cn6cs  €len6  mit  fdjöncn  Umgebungen,  6ie  einen  serftreuen, 
n:>dl?rcn6  es  in  Königsberg  u)irflid)  ein  elcn6es  (Elcn6  war.  (Ersäl^len  Sie  mir,  bitte,  Pon 
31?rcn  pidncn.  IDären  ipir  frei,  un6  Ijältc  idj  Stimme  im  Kapitel,  x<b  gcftelje  y^mn  offen, 
xdf  täte  alles  auf  6er  IDelt,  um  pidnc  5U  I^intcrtreiben,  6ic  Sie  pon  uns  entfernen 
fönntcn."  Königin  Cutfc  bcmerft  6ann  nodj,  6ag  6em  gefamten  IHiniftcrium  6ic  (Erfaljrung, 
6ic  gro0c  Ccljrmeifterin,  fetale,  fpric^t  jc6od)  mit  2(ncrfcnnung  pon  2tltenftcin  un6  Hagler, 
6cncn  man  tl?re  Schulung  unter  I7ar6cnberg  anmcrfc. 

Das  (Ereignis  ift  nun,  6ag  fidj  5ur  Seite  6tcfcs  illiniftcriums  eine  liebenregierung  $u  bil6cn 
anfangt,  5uerft  unter  21Iittt»irf  ung  6es  Königs,  allmdl^lid)  mel^r  unter  6er  Ceitung  6er  Königin  felbfl. 

(OundAft  gcfijab  6as  Ungcn^öljnlidje,  6ag  König  Jfric6ridj  IDilljclm,  6er  fonf!  6iploma« 
ttfcben  llntcrrc6ungen  mit  frcm6en  (ßef'in6t»*n  aeni  au.^^^'icb    fxd  ^nrcb  '^»*  "W.Htaf    ?••  -»ncr 


pon  6em  oberften  Kammcrijerm,  ^ürft  IDtttgenftetn,  pcrmttteltcn  ^^f^TTtmenfunft  mit  6cm 
(ßrafcn  St  ZTlarfan  bcftimmen  lief;  6ie  am  ^3.  ^ebruar  bei  6er  (ßrafin  Vo^  ftattfan6.  2tudj 
6er  Kdnig  flagte  6abei  über  6ie  Unsulänglic^feit  feiner  Zninifter,  6ie  rec{;tfd;affene  Ceute, 
aber  nur  gute  „Buraliften"  feien  un6  nidjts  »eiter  un6  wcbcv  bei  iljm  felbft  noc^  bei  6em 
Publifum  Pertrauen  genöffen;  er  fügte  6en  6ringen6en  IDunfc^  I?in5u,  6af  6er  Kaifer  iljm 
geftatten  möge,  Qar6enberg  tme6er  in  feine  Dienfte  5U  net^men,  6er  6en  Staatsfre6it  ^rftellen 
u>er6e  un6  6er  übrigens  pon  6er  notn)en6igfeit  einer  engen  X?erbin6ung  Preufens  mit 
^ranfreic^  poUfommen  überseugt  fei.  ^ar6enberg  n)ür6e  fidj  gern  felbft  in  Paris  6em 
Kaifer  porftellen  un6  mit  6effen  (ßene^migung  6ann  $um  l{onfeilspräft6enten  ernannt  tt>er6en. 
2(uc^  6ie  Königin  fan6  ftd;  fdjlief lic^  5U  6er  llnterre6ung  ein.  St.  ZTTarfan  glaubte  gern, 
n>as  man  it^m  ersä^lte,  6af  fie  gegen  Huflan6  feljr  fül^l  geti:>or6en  un6  fogar  5U  einer 
Seife  nadj  Paris  geneigt  fei. 

Der  fran$öftfc^e  (ßefan6te  Ijatte  6abei  6urcljblicfen  laffen,  6af  ein  Schreiben  6er  Königin 
an  Hapoleon  pielleic^t  günftigen  (Erfolg  ^ben  f önne.  Dies  meinte  aucf^  Sdjmefter  tT^refe, 
6ie  felbft  einen  (£ntn>urf  5U  einem  6erartigen  Brief  aus  Paris  einfan6te.  Die  £age  wav  6odj 
fo  emft,  6af  man  ein  foldjes  ZTTittel  nic^t  glaubte  pon  6er  Qan6  meifen  5U  foUen.  Unter 
6em  ^7.  ^Jebruar,  in  21nleljnung  an  6ie  Porfdjläge  trijerefens,  fdyrieb  Cuife  an  Hapoleon. 
Sie  erinnerte  iljn  an  6ie  ^n^ammentunft  in  tCilpt,  fc^il6erte  6as  €len6  in  Preuf en,  6as  bei 
6er  gän$lic^en  llnter6rücfung  6es  ^an6els  unfdl^ig  fei,  gegenwärtig  6ie  gefor6erte  (ßel6fumme 
aufsubringen,  un6  fc^lug  por,  Hapoleon  möge  enttt>e6er  fidj  in  6en  nädjften  $eljn  3^^^^" 
mit  einer  ^oiilnnQ  6er  ^inf«"  ^^^  fälligen  Sdjul6  begnügen,  06er  6ie  g^^I^ngsfrift  für  6as 
Kapital  perlängem.  Sie  Ijob  6abei  Ijerpor:  Prcugen  ftrebe  feinesmegs  nac^  einer  ^erab^ 
fe^ung  feiner  Kriegsfc^ul6,  es  fudje  pielmeljr  gera6e  nadj  ZTTitteln  fie  absutragen;  fie  rechne 
6abei  auf  6as  (Entgcgenfommen  Hapoleons,  pon  6cm  fie  nic^t  anneljmen  fönne,  6ag  er 
6ic  Sdjöpfung  5rie6ric^s  6es  (ßrof en  pemidyten  »olle. 

Das  Schreiben  n)ur6e  erft  einen  ZHonat  fpätcr  6urdj  prinsefftn  tTI^ercfc  6em  Kaifer 
überreicht  (\7.  TXlävi),  natürlidj  oI?ne  6ag  es  irgen6cine  IDirfung  sugunften  Preufcns 
geljabt  Ijättc.  Hapoleon  beljarrte  auf  feinen  5or6crungen  un6  tt>ie6erljolte  auc^  6er  prinscffm 
gegenüber:  „IDenn  6er  König  midj  nic^t  besaljlen  fann,  fo  mag  er  mir  Sdik^xm  —  er 
nannte  es  —  abtreten." 

31?ren  ^öljepunft  erreichte  6ie  Krifis  gera6e  5um  (ßeburtstage  6er  Königin,  ^O.ZTIärs  ^8^0. 
2Im  (Eage  porljer,  9.  TXlävi,  wat  (ßraf  Sd}wz\bn%  ein  X?enpan6ter  6es  (ßrafen  (ßol§,  als 
Kurier  pon  Paris  angefommcn  mit  einer  ZTote  6es  fransöfifdjen  iUiniftcrs  6es  2tustt>ärtigen 
an  Krufemarcf,  n>orin  alle  Porfc^läge  2(ltenfteins  run6n>eg  abgeleljnt  un6  ftrenge  (Erfüllung 

331 


frer  befte^enöen  Dertragsücrpfltdjtungen  nacf^6rucfltc^  geforöcrt  wuvbc.  ^^ranfreicf^  bcanfprucf^te 
6cn  poUcn  Ertrag  6cr  IjoUänMfdjen  2tnlciljc  auf  einmal,  aufcröcm,  pom  \.3anuar  ^8^0 
ab  gerechnet,  allmonatlidj  ^  2TliUionen  ^rancs.  Hodj  bcunruljigcnöer  Hangen  öie  (Erläute- 
rungen, 6ie  Krufemarcf  nadj  6cn  münMidjen  (Eröffnungen  6e5  fransöftfdjen  ZHinifters 
^tnsufügte.  ZTlan  örolje  ntit  (Eruppenfenöungen  an  öie  ®6er.  Hapoleon,  perftdjerte  6er 
(ßefanMe,  IfalU  6en  König  un6  bas  preugifdye  Volt  für  feine  perfönlidyen  ^einfce;  er  fü^Ie 
woiil,  6af  er  i(;nen  üiel  5U  üiel  5U  Ceiöe  getan  t^abe,  als  öaf  es  anöers  fein  fönne.  (Er 
verlange  2tusfüt^rung  eines  unausfüt^rbaren  Vertrages,  um  6en  König  5U  stmngen,  eine 
neue  (ßebietsabtretung  als  (ßnaöe  $u  erbitten.  ZTIit  allen  ZTTitteln  öer  Ueberreiung  fudje 
auc^  6er  fransöftfdje  XTIinifter  6ie  Porteile  einer  foldyen  ZTTa^egel  für  Preufen  einleuc^ten6 
5u  madjen.  2lUein,  fc^lof  Krufemarcf,  fclbft  n>enn  fid)  6er  König  6a5u  perftelje,  tt>er6€ 
nichts  iljn  r>or  neuen  21nfprücljen  Hapoleons  fc^ü^en. 

Den  (Ein6rucf  6iefer  ZHitteilungen  in  Serlin  seigt  ein  Sdyreiben  6es  fran$öfifdj€n 
(ßefan6ten,  6er  gleidj  am  ^0.  2Tlar5  6arüber  nac^  Paris  beridjtele.  ,,2Ius  guter  Quelle 
u>eif  ic^,  6af  man  über  6iefe  Hac^ric^ten  feljr  betroffen  ift.  Die  Sdjn?adje  un6  6ie  3n^I^5 
6es  Zninifteriums  fin6  6erartig,  6af  meine  frül^eren  Dorftellungen  nic^t  6en  gefangen 
(Ein6ruct  gemad^t  Ijattcn.  ^TTan  fd^meid^elte  ftd^  immer,  6af  6ic  ^ntnH>rten  aus  Paris 
felbft  an6ers  lauten  u)ür6en*  Hur  6er  König  un6  6ie  Königin  fc^einen  fofort  6ie  HotiDen« 
6igfeit  empfun6en  5U  ^ben,  6ie  äugerften  2TlitteI  an5un)en6en.  Der  König  ift  IfidfH 
aufgebracht  über  feine  Zllinifter,  er  Ijat  gcftem  bei  6em  (Eintreffen  6er  Parifer  ZTadjridjten 
ausgerufen:  ,3c^  fy^bc  es  ja  immer  gefagt,  6ag  fte  nur  Dumml^eiten  machen,  6ag  fie  ju 
nidbts  taugen  un6  wcbcv  bei  mir  nodj  beim  Publifum  Vertrauen  bofi^en/"  „3P  <^b^^  ^^ 
erfte  Stunn  ijorüber,"  fo  fal^rt  St  ZTlarfan  fort,  „fo  macht  iljn  feine  groge  Sdftoädfz  5um 
Sflapen  feiner  jninifter;  übrigens  fagt  er  folbft,  er  u)iffe  nidjt,  wo  er  beffere  Zninifiter 
Ijemcl^men  folle;  er  perftelje  nidjts  pon  ;Jinan5operationen  un6  wenn  man  il^m  fage,  6ag 
alle  t^ilfsquellen  erfdjöpft  feien,  fo  u)iffc  er  feine  ansugeben." 

Die  Kun6e  pon  6en  neuen  ^or6erungen  un6  Dro(;ungen  Hapolcons  perbreitete  ftc^ 
rafdj  in  6er  (ßefellfcbaft,  6ie  am  ^0.  2när3  5ur  ^eier  6es  (ßeburtstages  6cr  Königin  im 
Berliner  Sdflo^  perfammclt  u>ar.  Zllit  Bcftürsung  t^örte  man  sugleicb,  ba^  bas  ZTTinifterium 
in  6er  (Eat  geneigt  fei,  6ie  itnfprücbe  Hapoleons  6urc^  eine  (ßebietsabtrotung  5U  befrie6igen, 
un6  6ag  Scblcficn  —  n^enigftcns  ein  großer  (Teil  6apon  —  5um  Opfer  auserfel^n  fei, 
lDäljren6  König  ^ric6ric^  IDill^elm  feine  illifftimmung  un6  feine  Beunruljigung  meljr 
6urc^  iportfarge  ^wtücff^ltung  6urc^blicfen  lie§,  fpradj  6ie  Königin  üjre  Sorge  un6  iljren 
Kummer  gegen  einen  6er  ^Jefttcilneljmer,  6en  ;Jürflen  IDittaenfWn,  «ffet^  ^u$-     ln6^»n  fle 


Königin  £uife  unb  f^arbenberg 

il^re  unb  il^res  (ßemat^ls  (Entrüftung  über  6tc  sugcmutcte  2tbtretung  Ubljaft  auf erte^  foröerte 
fte  xlfn  auf,  auc^  feincrfeits  6afür  5U  forgen,  6af  man  ftc^  ntit  6cr  Befc^affung  ix)n 
(ßclömittcln  befc^äftige. 

Dies  Sallgefpräc^  6er  Königin  mit  ^ürft  IDtttgenftein  tpuröe  6er  ^(usgangspunft  ffir 
einen  be6eutfamen  Umfc^mung  6er  preufifc^en  (ßefdjic^te. 

;Jürft  IDittgenftein,  6er  früljer  felbft  tCeilljaber  eines  l{rc6itinftitutes  in  Kaffel  gemefen 
war  un6  ir>aljren6  un6  nac^  6em  Kriege  pon  ^806  mit  6em  reichen  Kurfflrften  von 
^effen=KaffeI  über  eine  2tnleilje  für  Preußen  unterljan6elt  ^tte,  naijm  fic^  6er  Sadfc  mit 
größtem  (Eifer  an*  €r  befragte  (ßol^  un6  illtenftein,  6ie  iljm  bei6e  ac^fel5ucfen6  eru)i6erten, 
es  fei  fein  an6erer  2(usn)eg  Port;an6en/  eine  £an6abtretung  unüermei6lic^.  Selbft  6em 
fransöfifdjen  (ßefan6ten  Ijatte  (ßol^  bereits  6ie  (ßeneigt^eit  6es  ZTIinifteriums  5U  einem 
foldjen  ^ugeftän6nis  mitgeteilt. 

IDittgenftein  lief  ftdj  nidjt  abfdjrecfen.  (ßleidj  am  näc^ften  (Eage  befpradj  er  jidj  mit 
einigen  Berliner  BanKers,  un6  in  6er  Xladjl  pom  \\.  auf  6en  \2,  2ndr$  arbeitete  er  eine 
Penffdjrift  aus,  in  6er  er  6en  2tbtretungsge6anfen  entfdjie6en  permarf  un6  6ie  (Erljebung 
einer  2Irt  S^anqsanUxtiz  porfdjlug.  ;Jünfun65ipan5ig  tCaufen6  preufifc^e  Bürger  foUten 
6urcljfd)nittlidj  je6er  ^000  (Ealer  Ijergeben,  ein  X?iertel  in  barem  (ßcl6e,  6en  Heft  in  Staats^ 
papieren  06er  Obligationen,  6ie  $ur  ZTationalfdjutö  erflärt  iper6en  un6  5ur  (ßrun6lage  einer 
ZTationalbanf  6ienen  foUten.  2tuf  6iefe  IDeife  ipür6e  fic^  6ie  Kontribution  tilgen  un6  6er 
Kre6it  U)ie6er  Ijerftellen  laffen.  IDittgenftein  glaubte  6ie  Ceitung  6iefer  ^Jinansoperationen 
felbft  beanfprudjen  $u  6ürfen,  berief  fic^  aber  $ugleic^  auf  ^ar6enberg,  6er  mit  il?m 
pollfommen  einperftan6en  fei  un6  6effen  Hat  er  immer  einljolen  ipür6e*  Hody  por 
Been6igung  feiner  2trbeit  lief  er  eine  porläufige  ZTIitteilung  6arüber  an  6ie  Königin  gelangen, 
6amit  nidjt  etn>a  übereilte  Sdjritte  im  Sinne  einer  £an6abtretung  gefc^aljen.  3"^  Caufe 
6es  \2.  TXläxi  überfan6te  er  feine  Denffdjrift  6em  König. 

2In  6emfelben  tCage  erftattete  auc^  6as  2TKnifterium  Bericht.  <Ss  ging  6apon  aus, 
6af  6ie  €pften$  Preufens  nur  6urc^  6en  engften  2tnfd)luf  an  ^ranheidj  gefiebert  iper6cn 
fönne;  5U  6iefem  gipecfe  muffe  man  [xdf  audf  5U  einer  £an6abtretung  perfteljen,  auf  6ic 
Hapoleons  2tbftc^t  nun  einmal  gerichtet  fei.  ^nv  naiveren  X?erljan6lung  un6  um  5U  retten, 
n>as  ftc^  retten  laffe,  ipur6e  6ie  5en6ung  6es  (ßrafen  (ßol^  nac^  Paris  mit  „uneingefdjränfter 
X?ollmac^t"  empfoljlen.  Diefer  Bericht  trdgt  6ie  Unterfc^riften  pon  (50%  2lltenftein,  Poljna, 
Beyme,  Sdjamljorft,  —  Hamen,  6ie  in  6er  preufifcfyen  (ßefdjic^te  mit  Hutym  06er  mit  2tus^ 
$eidjnung  genannt  iper6en:  2tltenftein,  6er  fünftige  Kultusminifter,  Sc^mfy>rft,  6er  Heorgani«* 
fator  6es  preufifdjen  ^eeres.     IDie  fam  es,   6af  6iefe  ZTlanner   einem  X?orfdjlage  iljre 

333 


Sufttmmung  gaben,  6cffcn  itusfül^rung  bas  tCoicsurteil  für  Preufen  beöcutctc?  (£ine 
Stimmung  öumpfcr  X?cr5U)dfIung  fyittc  fidj  iljrcr  bemächtigt  Sie  u>aren  in  iljrem  3w^'1''^ 
6er  Ueberseugung/  6af  Hapoleon  eigentlich  gar  nic^t  besaljlt  meröen  iDoUe,  öaf  er  pielmc^ 
nur  eine  ißebietsabtretung  beabftc^tige  un6  6ag  öesl^alb  jeöe  2(nftrengung  Preufens  jur 
Cilgung  feiner  Kriegsfc^ulö/  jeöes  0pfer,  bas  es  6afür  bringe,  bodf  pergeblict;  fein  tperöe. 
Kein  ^meifel,  6af  6ie  ZTIinifter  6amit  geraöe  6en  get^eimen  IDfinfc^n  Hapoleons  millig 
entgegenfamen.  2Iu5  Hücfjtc^t  auf  Huflan6  un6  ©efterreidj,  6enen  6ie  Segrflnöung  eines 
fädjfifdj*fdjIeftfc^=^poInifdjcn  Heidjes  gleichmäßig  »iöenpartig  gen>efen  märe,  permieö  er  es, 
eine  2tbtretung  in  Scijleften  offi5ieII  un6  ausörucflicf^  5U  foröem;  n>enn  aber  Preufen  5ur 
2(bIofung  feiner  Kriegsfdjulö  felbft  ein  folc^es  2tnerbieten  madjte,  was  Ijatten  6ie  beiöen 
anöercn  Staaten  öagegen  einmcnöen  fönncn? 

2Im  \^,  IXläxi  überreichte  Sdjaml^orft  6em  König  bas  (ßutadjten  5er  ZTlinifter.  Die 
Königin,  Me  gleid)  6ar>on  Kenntnis  erl^ielt,  fc^rieb  fofort  an  IDittgenftcin:  „lieber  ^ürft!  Der 
König  trägt  mir  auf,  3^"^"  5"  f*^9^"/  ^^  »ünfclje  Sie  Ijeute  por  pier  llljr  5U  fe^n.  (£r  unU 
nämlicf^,  6af  Sie  in  feiner  (ßegennnirt  mit  ZlTiniftcr  2tltenftein  öisf utieren  foUen.  Das  ZTIemotre 
6er  2ninifter  ift  angefommen  unö  öurdjgefallen,  es  ift  aber  audj  Ijödjft  erbännlidj.  Der  König 
u)ünfc^t,  ba  er  pon  6em  3I?rigen  (Sebraudj  machen  »ill,  öarüber  5U  reöen.  Kommen  Sie  ja 
por  Pier  llljr.   Dielleic^t  fönnte  idj  3^"^"  ^^  itlemoire  nocfj  5U  lefen  geben.  3"  €ile.  Cuife.^ 

IDittgcnftein  beeilte  ftdj,  5em  Hufe  5U  folgen,  un5  las  6en  Bericht  feer  ZTTinifter. 
Dann  erfc^ien  auc^  illtenftein,  5em  man  XDittgenftcins  Denffc^rift  5U  lefen  gab.  3*^ 
(ßcgenu)art,  aber  ol^ne  Beteiligung  5es  Königs,  »uröe  Ijierauf  5ie  ^inansfrage  erörtert. 
2Iltcnftcin  erflärte  ZDittgenfteins  pian  für  pöUig  unausfüt^rbar,  t^auptfäcblicf^  megen  6es 
lllangcls  an  Bargelö  in  Preußen;  iPoUe  man  gleici)a>oIjl  einen  Perfuc^  mit  ^nnings« 
anlciljo  unö  Banf  madjen,  fo  werbe  bas  5ur  Hepolution  füf^ren.  Der  König  beenbcte 
bann  6ie  Disfuffion,  inöem  er  feine  Iln5ufrie5enljeit  mit  6cm  miniftcriellen  (Sutadficn 
äußerte,  6as  pon  6er  IHöglicbfeit  einer  Canöabtretung  fprccbe,  6ie  er  6oclj  6em  ZTIiniftcr 
6cs  2lusu)ärtigcn  gegenüber  bereits  entfc^ie6eit  abgeleljnt  Ijabe.  €r  befaljl  2Iltenftein,  Me 
Sacbe  wcxkv  in  (£ru)ägung  5U  sieljcn  un6  ftdj  mit  XDittgenftein  ins  (£iuperneljmen  ju  fe^^n. 
naci)6em  er  ficb  entfernt,  fam  es  noch  5U  einem  Icbljafton  IDortmecftfel  5U)ifcIjen  IPittgenftein 
un6  2lltcnftcin,  6or  6em  dürften  einen  I?oru)urf  6arau5  machte,  6aß  er  nidjt  $uerft  ilym 
feinen  pian  mitgeteilt  l}aW.  Dann  griff  6ie  Königin  ein,  fte  ließ  XDittgenftein  5U  fict; 
rufen,  um  6ie  fcl)U)eben6e  ^rage  mit  iljm  5U  befprecben. 

IVlan  tann  pon  Königin  £uife  fagen,  was  ©neifenau  pon  Blücfter  geurteilt  fyit:  fte 
n:>ar  immer  für  6io  tapferften  (Entfcblüffe,  für  6ic  (Entfcblüffe    in  6<'"en  Preugcns  .?"*«'-ft 


lag.  Pos  polittfdje  Programm,  bas  jie  jc^t  mit  IDittgcnflcin  pcrcinbartC;  wav  einfad): 
Hücf beruf ung  J)ar6enbcrgs,  feitie  neue  2Ibtrelung.  Sie  fdjrieb  fofort,  nodf  am  \^.  Xtläv^,  an 
£)ar6enberg,  6er  in  einem  Briefe  an  6ie  (ßräfin  Vo^  6es  (ßeburtstages  6er  Königin  ge6adjt 
un6  r>on  feiner  beobftdytigten  Hücffeljr  in  6ie  TXlavt  Bran6enburg  gefprodjen  Ijatte:  „TXlxt 
Pergnfigen  Ijabe  xdf  erfaljren,  6ag  Sie  baI6  in  unfere  (ßegen6  surücfsufeljren  ge6enfen.  Sie 
u>ür6en  mir  ein  großes  Vergnügen  machen,  rnenn  Sie  6iefen  21ugenblicf  befc^leunigen  woüUn. 
3f?re  Hälje  fann  nur  gfinflig  für  uns  fein,  un6  ic^  würbe  bas  als  einen  neuen  Beweis 
3f?rer  5reun6fd)aft  betrachten,  ^ürft  IDittgenftein  wirb  yjmn  ausfüljrlidy  über  6iefen 
IDunfdy  fdjreiben.  (ßrofer  (Bott,  in  u)elc^em  S^^tanbe  befin6en  mir  uns!  3^  ^^"  9^"5 
franf!  ©ott  fegne  alle  eljrlidyen  Ceute.  Vas  wiü  fagen,  ic^  bete  für  Sie!"  IDittgenftein 
übemaljm  es,  6as  Sdjreiben  an  ^ar6enberg  $u  beför6ern  un6  6ie  nötigen  (Erläuterungen 
Ijinsusufügen. 

€s  tt>aren  wkbct  Ijarte  tCage  für  Königin  Cuife,  tTage  fo  reic^  un6  fdyu)er  an  Sorgen 
un6  2Iengften,  tt>ie  fte  6eren  nur  je  in  ZTlemel  un6  Königsberg  erlebt  Ijatte.  Die  X?ermäI?Iung 
Hapoleons  mit  einer  öfterreidyifc^en  (Ers^rsogin,  in  6er  man  anfangs  ein  5rie6enspfan6 
$u  feljen  geneigt  war,  erfdyien  je^t  be6enflic^,  6a  man  ZTapoIeons  2InnaI?erung  an  ©efterreidj 
mit  feinen  2Ibftdyten  auf  Sdjieften  in  rerbin6ung  bvadfU.  Ueber6ies  fprac^  man  allgemein 
fdjon  pon  6er  IDaljrfc^einlic^feit  eines  Brudjes  $ii>ifc^en  ^ranfreic^  un6  Huflan6,  6urc^ 
6cn  preufen  in  6ie  aUerfc^Iimmfte  £age  gerate«  mufte.  IDiI6e  (ßerüdjte  fc^mirrten  tt>ie6er 
umljer:  6{e  Könige  pon  Bayern  un6  IDürttemberg  foUten  nac^  Spanien  un6  Portugal 
perfekt,  aus  Sü66eutfdjlan6  bis  nadf  ^üyxxtn  Ijin  ein  neues  Heidj  gcbiI6et  warben  — 
(ßerüdjte,  6ie,  tt>ie  6as  Berliner  ZlTinifterium  refigniert  einmal  bemerfte,  6arum  nidjt 
unu)aljrfc^einlidyer  maren,  »eil  fte  unglaublidj  fdjienen.  IDelc^er  tCI?ron  ftan6  6enn  nodj 
feft,  folange  6er  (Eine  in  paris  £dn6er  un6  Pölfer  6urcljeinan6er  wxxbük  vok  6er  Sturm 
6ie  Sc^neeflocfen?  Sdyon  Ijörte  man,  6af  er  feine  Drol^ungen  tt>al?r  madje,  6ag  er  feine 
tTruppen  in  6er  Hdl^e  pon  2Tfag6eburg  in  Bewegung  fe^c.  Königin  Cuife  glaubte  u)ie6er 
alles  befürchten  5U  muffen;  6em  rufftfc^en  (ßefan6ten  erflärte  fie:  6er  König  wzxbc  nie  aus 
freien  Stücfen  in  eine  £an6abtretung  willigen;  fte  müßten  ftc^  auf  6as  Sc^idfal  6er  fpanifc^en 
^amilie  gefaxt  madjen.  Sie  wäre  6amals  gern  nac^  ZTeuftreli^  geeilt,  wo  6ic  alte  (Sxop 
mutier,  6ie  fte  feit  fedys  3af?ren  nidjt  gefeljen,  am  ^6.  JTfärs  ifyren  8^  (ßeburtstag  feierte. 
2Iber  fte  glaubte,  tpie  im  ®f tober  ^805,  iljren  pla^  an  6er  Seite  il?res  (ßemafyls  nidjt 
perlaffen  5U  6ürfen.  „Die  eingetretenen  llmftän6e,"  fdjrieb  fte  gleidjfalls  nodj  am  \^.  TXläxi 
6em  Pater,  „machen  es  mir  5ur  Pflicljt,  nic^t  Pon  meinem  Poften,  6en  Colt  mir  angewiefen 
l}at,  5U  weidyen  un6  feft  6arauf  $u  fteljen.     ZTapolcon  ift  gan$  toll  mit  feinen  5or6erungen 

335 


fte  6cm  Pater,  „im  (ßrunöe  ift  es,  um  blutige  tCränen  $u  »einen,  6af  es  fomeit  gefommen 
ift  mit  6en  ZTlenfc^en,  mit  6em  3ammer  auf  €r6en."  Sie  pries  es  als  ein  ^exiien  6er 
unerforfd^Iidfen  ZDeisI^eit  6er  Porfeljung,  ja  als  ein  (ßlucf  un6  eine  (ßna6e,  6af  xlfv  eigenes 
(Eödjterc^en  \7^^  tot  $ur  IDelt  gefommen  un6  iljr  6a6urdj  je^t  möglidjertpeife  6ie  furd^t« 
bare  Qual  erfpart  fei,  $u)ifc^en  6er  2tufopferung  6er  (Einen  un6  6em  l?er$idjt  auf  6ie 
Hettung  pon  Znillioncn  u>äljlen  $u  muffen.  Hodj  ein  an6erer  J)eiratsplan  befc^ftigte  pe 
leb^ft.  (£s  fdyipebten  l?er^n6Iungcn  über  eine  Permäljlung  6es  Wronprin$en  £u6tirig 
pon  BaYcm  mit  iljrer  Hidjte  tri?crcfe,  6er  Codyter  6cr  ^ersogin  (C^rlotte  ron  Sadj^m* 
^il6burgl?aufcn,  »obci  Pon  bayerifclycr  Seite  6er  Ucbertritt  6er  prin$effin  $um  fat^lifc^ 
Befenntnis  perlangt  n)ur6e.  Cuife  tpar  6aruber  työc^ft  untpillig,  fte  riet  6er  Sdytpefter,  i^r 
^a  o6er  Hein  jc6enf aus  nic^t  5U  übereilen,  befämpfte  aber  entfdjie6en  6en  (ße6anfen  an 
einen  llebertritt  unter  Berufung  auf  6as  J3ibeIa>ort:  IDas  Ijülfe  es  6em  ZTIenfdjen,  fo  tr 
6ie  ganse  IDelt  geu)änne  un6  nälyme  6odj  Sdja6en  an  feiner  Seele.  Die  Permäljlung  würbe 
einige  ZHonate  fpater  oljne  (ßlaubensn>edyfel  6er  Prinseffm  gefc^Ioffen. 

Heber  6iefem  Ceben  aber,  feinen  ;Jreu6en  un6  feinen  £ei6en,  feinen  £)offnungen  un6 
feinen  Sorgen,  lag  nadj  »ie  por  6unfel  un6  gefaljr6roIjen6  6er  Sdjrecfen  6er  napoleonifdyen 
(ßeu)altljerrfdjaft.  I 

Xlodf  am  (Tage  feines  (Einsugs,  am  23.  Desember,  tyatte  König  ;^rie6ricfy  XDU^Im 
6en  fransöftfc^en  (ßefan6ten  (ßraf  St  2Tfarfan  empfangen,  6er  bereits  feit  einem  Jaljre  in 
Berlin  pera>eiltc,  einen  eljemaligen  far6inifd)en  ©ffisier  pon  iPoljln>ollen6er,  pomeljmer 
(ßcfmnung.  €r  perfidyerte  6em  (ßefan6tcn,  6er  6as  IDefen  6cs  Königs  „auferor6entlic^ 
offcnljersig  un6  loyal"  fan6,  6af  er  entfdyloffen  fei,  uuperbrüdjlidje  5reun6fc^ft  mit  ;Jranf* 
rcidj  5u  Ijaltcn;  er  ipcr6e  5ur  (Erfüllung  6er  eingegangenen  X?erpflidjtungen  fein  ®pfer 
fcftcuen,  redjnc  6abei  aber  auf  6ie  (ßrofmut  6es  Kaifers,  ©ans  in  6emfclben  Sinne  fprac^ 
fid)  6er  König  am  nädjften  (Tage  in  einem  Sdjreiben  an  Hapoleon  aus.  (Er  teilte  i^m  als 
Beu)cis  feines  (Entgcgenfommens  mit,  6ag  6er  preugifdye  (ßefan6te  in  Paris,  Brocf^ufen, 
über  6en  Ziapoleon  feine  Un5ufrie6enljeit  geäußert  Ijattc,  abberufen  un6  6er  Komman6ant 
pon  Berlin,  £'(Eftocq,  6effen  fdju)ad)e  £)altung  bei  6em  2lusmarfdj  Sd^ills  geta6elt  muröe, 
6urclj  6en  fran5ofenfrcun6lidjen  5cl6marfdjaU  Kalcfrcutf?  crfefet  tpcr6en  foUe.  Krufemarcf, 
6cr  5um  (ßeneral  beför6ert  un6  5U  Brocfbaufens  Ziacbf olger  ernannt  n:)ur6e,  btad/it  bm 
Brief  6cs  Königs  nadj  Paris. 

2lm  8.3<inu<ii^  ^8^0  fyitic  Krufemarcf  tpie6er  2(u6ien5  bei  Ziapoleon.  Der  Cmpfang  n>ar 
n:>eit  n^eniger  freun6lid),  6er  Kaifer  seigte  ftdj  unglcidj  somiger  un6  erbitterter,  als  5n>ei  IlTonate 
poriger.  3"  ^i}^^^^^  ITori^^n  flagte  ZTapo^'^on  über  ^'e  (Fiii{t<»Un^a  ^r  "KrttifTthMH^^-  «rtWimaf^  , 


6ic  er  ^uptfdc^Iic^  6cn  unnötigen  2tusgabcn  für  6tc  2trmec  $ufc^ricb;  6cr  König  möge  6ie 
5a^I  feiner  (Truppen  auf  6000  Xflann  Ijerabfe^en.  Schlief lidj  brac^  fein  innerfter  (ßeöanfe 
6urc^:  „Der  König  Ijat  unterfc^rieben,  er  mug  $afjlen.  XDenn  er  nidjt  5afjlcn  fann,  fo  foü 
er  eine  Propins  abtreten;  pagt  iljm  bas  nxdft,  fo  mag  er  mir  feine  Domänen  überlaffen." 

(Es  waren  6ie  Cage,  ba  neben  6er  urfprünglidj  geplanten  rufftfc^en  ^eirat  bereits  6ie 
XDaljrfc^einlic^feit  6er  X?ermä^Iung  mit  einer  öfterreidjifdjen  (Er5^er5ogin  auftauchte  un6  6ie 
X?erljan61ungen  Hapoleons  mit  Huf  Ian6  über  Polen  5un)eilen  fc^on  einen  gereisten  Con 
annaljmen.  Die  XDan6Iung  in  6en  Besiefjungen  ^ranfreidjs  $u  Huf Ian6  fpiegelt  fidf  wk 
immer  fogleidj  in  6em  X?erljalten  5U  Preuf  cn  tDie6er.  Saif  Hapoleon  hinter  6er  öfterreic^ifdjen 
£)eirat  6en  Schatten  eines  ruffifc^en  Krieges  erfc^einen,  für  6en  er  [xdj  nadf  feiner  XDeife 
frülj5eitig  porbereiten  wollte?  Hieman6  n)ufte  beffer  als  er,  6af  Preufen  6ie  98  ZUillionen 
^rancs,  6ie  er  je^t  als  preufifc^e  Kriegsfc^ulö  nodj  ^erausrec^nete,  in  6er  pertragsmäfigen 
^rift  nidjt  werbe  tilgen  fönnen.  So  war  er  auf  6en  (ße6anfen  gefommen,  6ie  ^aijlnngs^ 
unfäljigfeit  Preufens  5U  einer  auferor6entIid}en  (Erweiterung  feines  ZUac^tbereic^s  nadf 
®ften,  gegen  Huflan6,  5U  benutzen.  (Ein  erhebliches  Stücf  Sdjlepens  mit  6er  (feftung 
(ßlogau  war  es,  worauf  feine  2tbftc^t  ging  un6  was  er  an  ftc^  5U  reifen  fjoffte.  Damit 
wäre  6as  unter  einem  £)errfcf}er  pereinigte  Königreich  Sac^fen  un6  605  £)er5ogtum  XDarfc^au 
in  eine  ununterbrodjene  territoriale  X?erbin6ung  gebracht,  Preufen  pon  ©efterreic^  getrennt, 
Hapoleons  ^errfc^aft  pom  2ttlantifc^en  (Diean  bis  an  6en  Bug  ausge6e^nt  wor6en. 

Die  Hac^ric^ten  über  Hapoleons  neue  ^or6erungen,  6ie  am  ^9*  3<inuar  anlangten, 
erwccften  in  Berlin  grof e  2tufregung.  Der  König  perlangte  fofort  Pon  feinem  ^inans^^ 
minifter  2tltenftein  6ie  Befc^affung  Pon  (ßel6mitteln,  um  ^ranfreicfj  wenigftens  eine 
2tbfdjlags5aljlung  5U  leiften,  un6  6ie  nadj6rücflidje  Betreibung  6er  2tnlei^,  über  6ie  feit 
längerer  ^eit  in  ^onan6  per^an6elt  wur6e.  2tltenftein,  6er  6ie  Kriegsfcf}uI6  an  ^ranfreic^ 
nur  auf  92  ZUillionen  berecfjnete,  perfprac^  6urc^  eine  2trt  ^warxQsankxlie  in  pier  bis 
fecbs  XDodjen  5  2TtiIIionen  ^rancs  aufsubringen*  2tuf  er6em  foüte  6ie  ^IIän6ifc^e  2tnlei^, 
6cren  waf^rfcfjeinlic^es  (Ergebnis  man  auf  38  iTTillionen  anfc^Iug,  femer  eine  3^^^^^^^"*^ 
auf  6ie  Domänen  in  £)ö^e  Pon  einer  2TtiIIion,  was  man  einem  Kapital  Pon  20  ZUillioncn 
gleidjfe^te,  un6  eine  2tn5a^I  ausfte^en6er  ^or6erungen  Preufens,  im  gansen  eine  Summe 
pon  über  67  2TtiIIionen  an  ^ranfreic^  überlaffen  wer6en;  für  6en  Heft  pon  2^  bis  25 
2TliIIionen  ^rancs  woBte  man  ftc^  auf  6ie  ©rofmut  6es  Kaifers  perlaffcn,  äuferften  ^alls 
6iefe  ScI;uI6  persinfen.  2tltenftein  erflärte  6iefe  üorfc^Iäge  für  bas  ,;llltimatum  ptjyjtfc^er 
2TtögIic^feiten";  an  Krufemarcf,  6em  fte  (En6e  3<Jnuar  flberfan6t  wur6en,  fdjrieb  man: 
„Damit  ftn6  wir  mit  unferem  Catein  am  (En6e." 

329 


Dem  König  genügten  Mefe  X?orfdjIägc  fetncsmegs;  er  mag  oorausgefeljen  Ifabm,  6af 
{te  in  Paris  6oc^  mieser  abgelehnt  merken  tt)flr&en.  3eunrul;tgt  6urc^  6ie  2(euferungen 
Hapoleons,  namentlich  wegen  einer  (ßebietsabtretung,  unsufrieien  mit  6er  ^altung  feiner 
iTKnifter  überhaupt,  glaubte  er  fic^  nodj  nadi  anöeren  Ratgebern  umfeljen  $u  foBen.  Sd^n 
n>aljren6  6es  3a^res  ^809  n>aren  6em  fran$5ftfc^en  (ßefanöten  in  Berlin  n)ie6er{^tt 
2(n6eutungen  über  6ie  ^mecfmäfigfeit  einer  Häcfberufung  ^röenbergs  gemacht  tporben, 
2tn6eutungen,  6tc  pon  St  2Tlarfan  nadj  Paris  berichtet,  öort  aber  unbeachtet  gekjfen  nxir^. 
3e^t  —  22.yxnnav  ^8(0  —  beantwortete  6er  König  ein  fdjon  oom  \5.  Desember  \809 
öatiertes  (ßlucfmunfdjfc^reiben  ^aröenbergs  5ur  Rücffe^r  nac^  Berlin  mit  einigen  IDortcn 
6cs  Danfes,  inöem  er  6ie  von  ^aröenberg  mit  einem  f^inmeis  auf  Hapoleon  begrunöetc 
Surücfl^altung  billigte,  $ugleiclj  aber  bodf  bcmerftc,  6af  es  iljm  perfönlidj  fe^r  angenehm 
gemefen  fein  iDüröe,  feinen  alten  ZUiniftcr  „in  Perfon"  in  Berlin  $u  treffen.  inänMid; 
erflärte  er  [xdj  öeutlicfjer.  (ßegen  IDittgenftcin,  6er  6cn  Brief »cdjfcl  permittelte,  fprac^  er  6en 
IDunfcf}  aus,  ^ar6enberg  5U  fe^en;  er  6enfe  nidjt,  6ag  feine  Hücffefjr  bei  6em  franjöpfc^en 
(ßoupcmemcnt  einen  nachteiligen  €in6rucf  madjen  würbe.  Die  Königin,  6ie  ebenfalls  für 
einen  (ßlücfiDunfcIj  6anfte,  äußerte  pdj  mit  größerer  IPärme.  „tfätte  idj  Sie,  ftatt  eines 
Briefes,  Ijier  getroffen,"  fdjrieb  fie  an  ^ar6enberg,  „fo  tpare  meine  ^reu6e  gröfer  unö 
meine  Sorge  geringer  gemefen.  (Es  ift  eine  6er  peinlidjften  Be6ingungen  unferer  gegen« 
»artigen  (Epftens,  6ag  Sie  6em  König  un6  6en  (ßefc^äften  fernbleiben  muffen,  un6  ic^ 
insbefon6ere  mdre  loal^rljaft  glücflic^,  Sie  bei  uns  5U  feljen,  6a  icfj  Sie  grün6Iic^  fenne 
uti6  eine  5rcun6fcljaft  für  Sie  empfin6c,  6ie  nur  6er  ildjtung  gleic^fommt,  6ie  Sie  in  je6«r 
£)ttiftcljt  pcr6icnen.  3^  fprecbe  5U  y^incn  nidjt  Pon  6em,  was  uns  betrifft.  IDir  fm6  immer 
nod}  Ijöcfjft  unglücfltcf}.  3"^^ff<^"  iP  ^^^  tcbcn  Ijier  in  Berlin  erträglicfjer  als  in  Königsberg. 
(Es  ift  tt)enigftens  ein  glan5cti6os  (EIen6  mit  fdjönen  Umgebungen,  6te  einen  serftreuen^ 
ipäljrcn6  es  in  Königsberg  ipirflicb  ein  elen6es  (EIen6  ipar.  (Ersdl^len  Sie  mir,  bitte,  oon 
3f?rcn  Plänen,  lüären  mir  frei,  un6  Ijätte  ich  Stimme  im  Kapitel,  ic^  geftelje  y^mn  offen, 
ich  täte  alles  auf  6er  U?elt,  um  pidne  5U  fjintertreiben,  6io  Sie  pon  uns  entfernen 
fönnten."  Königin  £utfo  bemerft  6ann  noch,  6a§  6etn  gefamten  ^Hinifterium  6ie  (Erfal^rung, 
6ie  groge  feljrmeifterin,  fotjle,  fpricfjt  jc6ocIj  mit  2tncrPcnnung  pon  2lltenftein  un6  Hagler, 
6cnon  man  ttjre  Schulung  unter  £^r6enberg  antncrfe. 

Das  (Ereignis  ift  nun,  6ag  ficb  $ur  Seite  6iefes  lUinifteriums  eine  Hebenregierung  5U  bil6cn 
atifängt,  suerft  unter  21üttt)irfung  6e5  Königs,  allmäljliclj  meljr  unter  6er  Ceitung  6er  Königin  felbft. 

(^unäcbft  gcfchalj  6as  llngott>öljnlidje,  6ag  König  ^rie6ric^  IDilljelm,  6er  fonft  6ipIoma« 
tifcbeti  llntorr»»6ungen  mit  frotn6en  <ße''m6ten  geni  an^wid),  Txdj  6"rcb  M^  V'^^ntam  ^u  einet 


Königin  £nife  unb  £)arbenberg 

von  6cm  obcrftcn  Kammerl^crm,  ^ürft  UJtttgcnftcin,  pcrmittclten  ^^f^^Tncnfunft  mit  6cm 
(ßrafcn  St.  ZTTarfan  bcfttmmcn  lief,  6ic  am  ^3.  ^cbruar  bei  6er  (ßräfin  X?of  ftattfan6.  2tuc^ 
6er  König  Wagte  6abei  über  6ie  Unsulänglidjfeit  feiner  ZUinifter,  6ie  rec^tfc^affene  £eute, 
aber  nur  gute  „Buraliften"  feien  un6  nidjts  weiter  un6  tt>e6er  bei  iljm  felbft  nodj  bei  6em 
Publifum  Vertrauen  genöffen;  er  fügte  6en  6ringen6en  XDunfc^  ^insu,  6af  6er  Kaifer  iljm 
geftatten  möge,  ^ar6enberg  une6er  in  feine  Dienfte  5U  neljmen,  6er  6en  Staat5fre6it  ^rfteüen 
u>er6e  un6  6er  übrigens  von  6er  Hotn)en6igfeit  einer  engen  X?erbin6ung  Preugens  mit 
^ranfreidj  poUfommen  über5eugt  fei.  £)ar6enberg  würbe  fxdj  gern  felbft  in  Paris  6em 
Kaifer  porfteüen  un6  mit  6effen  Genehmigung  6ann  5um  KonfeiIspräfi6enten  ernannt  n)er6en. 
Tlndi  6ie  Königin  fan6  fic^  fdjlieglic^  $u  6er  Unterre6ung  ein.  St  ZUarfan  glaubte  gern, 
was  man  il;m  exiäljüe,  6af  fte  gegen  Huflan6  fe^r  fül^l  geQ?or6en  un6  fogar  5U  einer 
Heife  nadi  Paris  geneigt  fei* 

Der  fransöfifdje  (ßefan6te  Ifaiic  6abei  6urdjblicfen  laffen,  6af  ein  Schreiben  6er  Königin 
an  Hapoleon  pieBeidjt  günftigen  (Erfolg  ^ben  f önne.  Dies  meinte  auc^  Sdjmefter  Cljerefe, 
6ie  felbft  einen  €ntn?urf  5U  einem  6erartigen  Brief  aus  Paris  einfan6te.  Die  Cage  mar  6oc^ 
fo  emft,  6af  man  ein  foldjes  ZUittel  nidjt  glaubte  von  6er  ^an6  »eifen  $u  foUen.  Unter 
6em  \7.  ^ebruar,  in  2tnlel?nung  an  6ie  X?orfdjläge  tCIjerefens,  fdjrieb  Cuife  an  Hapoleon. 
Sie  erinnerte  i^n  an  6ie  ^ufammenfunft  in  Cilfit,  fdjil6erte  6as  (Elen6  in  Preuf en,  6as  bei 
6er  gänslic^en  tlnter6rücfung  6es  ^an6els  unfäljig  fei,  gegenu)artig  6ie  gefor6erte  (ßeI6fumme 
aufsubringcn,  un6  fdjlug  por,  Hapoleon  möge  entn)e6er  fxdf  in  6en  nädjften  5eljn  3al?ren 
mit  einer  ^aifluni  6er  3i"f^"  ^«^  fälligen  Sc^ul6  begnügen,  06er  6ie  ^^^lungsfrift  für  6as 
Kapital  perlängem.  Sie  ifob  6abei  ^erpor:  Preufen  ftrebe  feinesmegs  nadj  einer  ^erab- 
fel^ung  feiner  Kriegsfc^ul6,  es  fuc^e  pielme^r  gera6e  nadj  ZUitteln  fie  absutragen;  fte  redjne 
6abci  auf  6as  (Entgegenfommen  Hapoleons,  pon  6em  fie  nidjt  annel^men  fönne,  6af  er 
6ie  Sdjöpfung  ^ric6rid}s  6es  (ßrof en  pemidjten  wolle. 

Das  Sdjreiben  n)ur6e  erft  einen  ZHonat  fpäter  6urc^  prinseffm  Cljerefe  6em  Kaifer 
übcrreidjt  (^7.  2Ttär5),  natürlidj  oljne  6af  es  irgen6eine  XDirfung  $ugunften  Prcufens 
geljabt  Ijättc.  Hapoleon  beirrte  auf  feinen  ^or6erungen  un6  n)ie6erIjoltc  audj  6er  prinseffm 
gegenüber:  „XDenn  6er  König  mic^  nidjt  besal^len  fann,  fo  mag  er  mir  Sdjleften  —  er 
nannte  es  —  abtreten." 

3l?ren  ^öljepunft  erreidjte  6ie  Krifts  gera6e  $um  ©eburtstage  6er  Königin,  (0.  IXlävi  \8\0. 
2tm  Cage  porljer,  9.  ZUärj,  war  (ßraf  Sdjtt>ei6ni^,  ein  X?enpan6ter  6es  (ßrafen  (ßoll^,  als 
Kurier  pon  Paris  angefommcn  mit  einer  Hote  6es  franjöftfc^en  2TTinifters  6es  2tusu?ärtigen 
an  Krufemarcf,  Q?orin  alle  Porfd^lage  2Iltenfteins  run6tpeg  abgelehnt  un6  ftrenge  (Erfüllung 

331 


öcr  beftc^enöen  rcrtragsperpfiidjtungcn  nadfbt&dlxdi  gefordert  tpuröc.  ^ranfrcidj  bcanfprudjte 
öcn  POUCH  Crlrag  6cr  ^Uänötfdjcn  2lnlci^e  auf  einmal,  auferöcnt,  pom  \.3ö"*iö'^  \810 
ab  gcrcdjnct,  aümonatlidj  ^  2TTiUioncn  ßtancs.  Xlodf  beunruljigcnöcr  Hangen  6ie  (Erldutc« 
rungen,  Me  Krufemarcf  nadj  6en  münMidjen  (Eröffnungen  6es  fransöfifdfen  2Ttinifters 
^tnsufügte.  ZTTan  öro^e  mit  Cruppenfenöungen  an  6ie  ®6er.  Itapoleon,  perfidjertc  6er 
(ßefanMe,  Ijalte  6cn  König  un6  bas  preufifc^e  Volt  für  feine  perfönlic^en  ^ein6e;  er  fflijle 
QK>{;I,  &af  er  il^nen  piel  5U  picl  5U  Ceibe  getan  ^abe,  als  6af  es  anöers  fein  fönne.  (Er 
perlange  2lusfü^rung  eines  unausfüfjrbaren  Vertrages,  um  6en  König  5U  $nnngen,  eine 
neue  (ßcbictsabtretung  als  (ßnaöc  $u  erbitten.  2Ttit  allen  ZUitteln  6cr  Ueberreöung  fudje 
audj  6cr  fransöfifdje  IHinifter  6ie  Vorteile  einer  folc^en  inafregel  für  Prcufen  einleuchtend 
5u  madjen.  2tIIein,  fc^Iof  Krufcmarcf,  felbft  wenn  fidj  6er  König  6a5u  pcrfte^e,  tDer6€ 
nidfis  ifjn  por  neuen  2lnfprüc^en  Hapoleons  fdjü^en. 

Den  ©n6rucf  6icfcr  IHitteilungcn  in  öcriin  5cigt  ein  Sdjreiben  6es  franjöftfc^en 
(ßefan6tcn,  6er  gleidj  am  ^0.  TXläxi  6arübcr  nadj  Paris  beridjtetc.  „2lus  guter  Quelle 
n)eif  xd},  6ag  man  über  6iefe  Hac^ric^ten  fe^r  betroffen  ift.  Die  Sd}voädie  un6  6ie  3"^okn5 
6es  JTliniftcriums  fm6  6erartig,  6af  meine  früljeren  üorftellungen  nidjt  6en  ge^rigen 
(Ein6rucf  gcmadjt  l^attcn.  ITlan  fdjmeic^elte  fxdj  immer,  6ag  6ie  2tntu>orten  aus  Paris 
felbft  an6ers  lauten  würben.  Hur  6cr  König  un6  6ic  Königin  fc^einen  fofort  6ie  ltotn>en« 
6igfeit  empfun6en  5U  ijabcn,  6ie  äuferften  ZTTittel  an5un>en6en.  Der  König  ift  Ifödfft 
aufgebradjt  über  feine  2Uinifter,  er  Ijat  gcftem  bei  6ent  (Eintreffen  6cr  Parifer  Hac^ridjtcn 
ausgerufen:  ,^df  fyibc  es  ja  immer  gefagt,  6ag  fte  nur  Dummljeiten  machen,  6af  fie  5U 
nidjts  taugen  un6  webet  bei  mir  noc^  beim  Publifum  üertrauen  bcft^en.*"  „3P  <^^^^  ^^ 
erftc  Stunn  porübcr,"  fo  fäljrt  St  Iltarfan  fort,  „fo  macht  iljn  feine  groge  Scftipadje  $um 
Sflapen  feiner  IHinifter;  übrigens  fagt  er  folbft,  er  roiffe  nidjt,  wo  er  beffere  iTTinifter 
fjernoljmen  foUe;  er  perftclje  nichts  pon  ^inansoperationen  un6  »enn  man  iljm  fage,  6af 
aBe  £)iIfsqueUen  erfdjöpft  feien,  fo  tpiffe  er  feine  aiisugeben." 

Die  Kun6e  pon  6cn  neuen  5or6erungen  un6  Droljungcn  Hapolcons  perbreitete  fic^ 
rafc^  in  6er  (ßefellfcfaaft,  6ic  am  \0.  lYlävi  5ur  ^eicr  6es  (ßcburtstages  6er  Königin  im 
Berliner  Scfalog  perfammclt  nxir.  21Iit  Seftür5ung  I^örte  mati  $ugleicfa,  6af  6as  ininifterium 
in  6er  Cat  geneigt  fei,  6ic  Ztnfprüdje  Hapoloons  6urclj  eine  (ßcbictsabtretung  5U  befrie6igen, 
un6  6ag  Sdjlcftcn  —  n^cnigftens  ein  großer  (Teil  6apon  —  jum  ®pfer  auserfe^n  fei. 
XDäIjren6  König  5ric6ricf}  XDilljcIm  feine  lUifftimmung  un6  feine  Beunruljigung  me^r 
6urclj  uH>rtfarge  ^urücfljaltung  6urcl}blicf cn  lte§,  fpradj  6ie  Königin  iljre  Sorge  un6  i^ren 
Kummer  aeaen  einen  6er  .^efttcilneljmer,  6cn  .dürften  IDittgenft»*«" ,  off<**»  au«     T\n6em  fte 


i^rc  un6  il^res  (ßemal^Is  (Entrüftung  über  bk  $ugcmutetc  Jtbtrctung  lebhaft  auf ertc,  foröcrte 
jtc  iljn  auf,  audj  feincrfctts  6afür  5U  forgen,  6af  man  fidj  mit  6er  Befc^affung  von 
(ßclömitteln  bcfdjafttgc. 

Dies  Ballgefpräc^  6er  Königin  mit  ^ürft  XDittgenftcin  muröe  6er  2tusgangspunft  für 
einen  be6eutfamcn  UmfdjtDung  6er  prcufifdjen  (ßefdjidjte. 

^ürft  XDittgenftcin,  6er  frül^er  felbft  tCeiöjaber  eines  Kre6itinftitutes  in  Kaffel  gemefen 
wat  un6  ipal?ren6  un6  nadj  6em  Kriege  Don  ^806  mit  6em  reichen  Kurfürften  i>on 
^effen^Kaffel  über  eine  2tnleilje  für  Preufen  unterljan6elt  ^tte,  na^m  fic^  6er  Sadj^  mit 
gröf tem  €ifer  an.  €r  befragte  (ßol^  un6  2lltenftein,  6ie  i^m  bei6e  ac^fel$ucfen6  ern)i6erten, 
es  fei  fein  an6erer  2tustt>eg  r>or^an6en,  eine  £an6abtretung  unpermei6lidj.  Selbft  6em 
fransöfifdjen  (ßefan6ten  Ijatte  (ßoll^  bereits  6ie  (ßeneigt^eit  6es  ZUinifteriums  5U  einem 
folc^en  3uS^P5n6nis  mitgeteilt. 

XDittgenftein  lief  fxdf  nidjt  abfdjrecfen.  (ßleidj  am  nädjften  Cage  befprac^  er  fic^  mit 
einigen  Berliner  Banfiers,  un6  in  6er  Itadjt  pom  \\.  auf  6en  \2.  lUävi  arbeitete  er  eine 
Denffdjrift  aus,  in  6er  er  6en  2lbtretungsge6anfen  entfdjie6en  permarf  un6  6ie  €r^ebung 
einer  2lrt  ^wanqsankxlfc  porfc^Iug.  ^ünfun65n)an5ig  (Caufen6  preufifdje  Bürger  foUten 
6urdjfdj]rittlidj  je6er  ^000  Caler  {^ergeben,  ein  üiertel  in  barem  (ßel6e,  6en  Heft  in  Staats^ 
papieren  06er  Obligationen,  6ie  $ur  HationaIfdjuI6  erflärt  n)er6en  un6  5ur  (ßrun6Iage  einer 
Hationalbanf  6ienen  foüten.  2tuf  6iefe  IDeife  n)ür6e  fic^  6ie  Kontribution  tilgen  un6  6er 
Kre6it  n>ie6er  Ijerftellen  laffen.  XDittgenftein  glaubte  6ie  Ceitung  6iefer  ^inan$operationen 
felbft  beanfprudjen  $u  6ürfen,  berief  fidj  aber  sugleidj  auf  ^ar6enberg,  6er  mit  il?m 
poUfommen  einperftan6en  fei  un6  6effen  Hat  er  immer  einölen  würbe.  Hodj  por 
Been6igung  feiner  2trbeit  lief  er  eine  porläufige  ZTTitteilung  6arüber  an  6ie  Königin  gelangen, 
6amit  nic^t  etipa  übereilte  Sdjritte  im  Sinne  einer  £an6abtretung  gefc^äl^en.  3^  tan^e 
6es  \2.  2Tlär5  überfan6te  er  feine  Denffc^rift  6em  König. 

7ln  6emfelben  tCage  erftattete  audj  6as  2TRnifterium  Beridjt.  (Es  ging  6apon  aus, 
6af  6ie  (Efiftens  Preufens  nur  6urc^  6en  engften  2tnfc^luf  an  ^ranfreidj  gefiebert  iper6en 
fönne;  5U  6iefem  ^wcdc  muffe  man  fxdi  and}  $u  einer  £an6abtretung  perftel^en,  auf  6ic 
Hapolcons  2lbfidjt  nun  einmal  gerichtet  fei*  gur  nätjeren  X?erljan6lung  un6  um  $u  retten, 
ipas  fidj  retten  laffe,  n>ur6e  6ie  Sen6ung  6es  (ßrafen  (ßol^  nac^  Paris  mit  „uneingefdjränfter 
X?ollmadjt"  empfohlen.  Diefcr  Bericht  trägt  6ie  Unterfc^riften  pon  (So%  2tltenftein,  Do^na, 
Beyme,  Sdjam^orft,  —  Hamen,  6ie  in  6er  preufifc^cn  (ßefdjic^te  mit  Ku^m  06er  mit  Tlns^ 
Seidjnung  genannt  iper6en:  2lltenftein,  6er  fflnftige  Kultusminifter,  Sdfam^rfl,  6er  Keorgani* 
fator  6es  preufifdjen  ^eeres.     XDie  fam  es,   6af  6iefe  ZHänner   einem  X?orfc^lage  i^rc 

333 


^ufttntntung  gaben,  6c|fen  2tusfüljrung  bas  Coöcsurteil  für  Preufen  beöcutete?  (Eine 
Stimmung  öumpfcr  üersroeiflung  fyxttt  fidj  iljrcr  bcmädjKgt.  Sie  waren  in  i^rem  3nnerflen 
6er  Ueberseugung,  6af  Hapoleon  eigentlich  gar  nic^t  besa^It  »eröen  iDoUe,  6af  er  pielmeljr 
nur  eine  (ßebietsabtrctung  beabfidjtige  un6  6af  iesljalb  jeöe  2tnftrengung  Preufens  5ur 
Cilgung  feiner  Kriegsfdjulö,  je6es  ®pfer,  bas  es  6afflr  bringe,  bodf  pergeblidj  fein  »eröe. 
Kein  ^wcx^d,  6af  6ie  IHinifter  öamit  gera6e  6en  geheimen  IDfinfdfen  Hapoleons  nrillig 
entgcgenfamen.  Tlus  Hücffid;t  auf  Hu^Ianö  un6  0efterreid;,  6enen  6ie  Begrflnöung  eines 
fäc^fifdj'fdjlefifc^^polnifc^cn  Heidjes  gleidjmäfig  »iöenpärtig  gemefen  märe,  permieö  er  es, 
eine  2lbtretung  in  Sdjlefien  offisiell  un6  ausörücflic^  $u  foröem;  tpenn  aber  Preufen  $ur 
2tblöfung  feiner  Kriegsfdjulö  felbft  ein  foldjes  2tnerbieten  machte,  nxis  I^dtten  6ie  beiöcn 
anöeren  Staaten  öagegen  einroenöen  fönncn? 

2tm  \^.  IMävi  überreichte  Sdjamljorft  &em  König  bas  (Sutadjtcn  6er  ZTTinifter.  Die 
Königin,  6ie  glcidj  6ar>on  Kenntnis  erijielt,  fdjrieb  fofort  an  XDittgenftcin:  „lieber  ^ürft!  Der 
König  trägt  mir  auf,  3^"^"  5"  f^^S^^^  ^r  »ünfdje  Sie  Ijcute  r>or  pier  Uljr  5U  fe^n.  (Er  mü 
nämlxdf,  ba^  Sie  in  feiner  (ßegentpart  mit  ZHiniftcr  2tltenftein  öisf utieren  foUen.  Das  JTlemoire 
6er  ZHinifter  ift  angcfommcn  un6  6urd)gefaUen,  es  ift  aber  audj  Ijödjft  erbännUd}.  Der  König 
tt)ünfdjt,  6a  er  pon  6em  31}rigen  (ßebraudj  machen  wiü,  6arübcr  5U  re6en.  Kommen  Sie  ja 
por  Pier  Uljr.   XJielleidjt  fönnte  ic^  3^"^"  ^^^  ZTtemoire  nodj  5U  Icfen  geben.  3"  €ile.  Cuife." 

XDittgcnftein  beeilte  ftdj,  6em  Hufe  5U  folgen,  un6  las  6en  öeridjt  6er  ZTTinifter. 
Dann  erfdjicn  audj  2lltenftein,  6em  man  IDittgenfteins  Denffdjrift  5U  lefen  gab.  3" 
(ßcgcnipart,  aber  ofjne  Beteiligung  6es  Königs,  ipur6e  Ijicrauf  6ie  ^inansfrage  erörtert. 
2lltcnftctn  erflärte  IDittgenfteins  pian  für  pöUig  unausfüljrbar,  I^auptfädjlidj  wegen  6cs 
211angels  an  J3argeI6  in  Preußen;  nx>Ue  man  gleidjujoljl  einen  XJerfud)  mit  §tpangs= 
anlcilje  un6  Banf  machen,  fo  iper6e  6as  $ur  Kepolution  füf^ren.  Der  König  been6ete 
6ann  6ie  Disfuffion,  in6em  er  feine  nn5ufrie6enfjeit  mit  6em  minifteriellen  (BntadfUn 
äuj^erte,  6as  pon  6er  IlToglichfeit  einer  £an6aMretung  fprcche,  6ie  er  6ocfa  6em  ITtiniftcr 
6cs  2Iustt)ärtivjen  gegenüber  bereits  entfcljie6en  abgeleljnt  Ijabe.  (Er  befaljl  2(ltenftein,  6ie 
Sa<hc  weiter  in  (Ermdgung  5U  jieljen  un6  fxd}  mit  XDittgenftein  ins  (Einperneljmen  ju  fc^n. 
Hacb6em  er  ftcb  entfernt,  fam  es  noch  5U  einem  lebl^aften  XDortwecfafel  jtpifdjen  XDittgenftein 
un6  2tltenftein,  6er  6em  ^fürften  einen  Tortpurf  6araus  machte,  ba^  er  iiic^t  5uerft  iljm 
feinen  plan  mitgeteilt  habe.  Dann  griff  6ie  Königin  ein,  fie  lieg  XDittgenftein  $u  pdj 
rufen,  um  6ie  fcbtt)ebcn6e  .frage  mit  iljm  5U  bcfprecben. 

2]Xan  tarnt  von  Königin  £utfe  fagen,  was  (ßneifenau  pon  Blüdjer  geurteilt  Ijat:  fte 
tt>ar  immer  für  6ie  tapferften  €ntfcblüife,  für  6ie  (Entfchlüfie.  in  6i»n.^"  Oronß^^ns  ,^ufunft 


lag.  Dos  poltttfc^c  Programm,  bas  fic  jc^t  mit  XDittgcnftcin  pcrctnbartc,  toar  einfadj: 
Hücf beruf ung  ^aröcnbergs,  feine  neue  Jtbtretung.  Sie  fdjrieb  fofort,  nodi  am  H.  TXlävi,  an 
£)ar6enberg,  6er  in  einem  Briefe  an  öie  (ßräfin  X?og  6es  (ßeburtstages  6er  Königin  ge6ac^t 
un6  von  feiner  beabfidjtigten  Hücffel^r  in  6ie  2Ttarf  Bran6enburg  gefprodjen  Ijatte:  ,;2nit 
Pergnügen  Ijabe  idj  erfahren,  6ag  Sie  bal6  in  unfere  (Segen6  5urucf5ufel?ren  ge6enfen.  Sie 
ir)ür6en  mir  ein  grofes  üergnügen  madjen,  »enn  Sie  6iefen  2tugenblicf  befc^Ieunigen  wollten. 
3I?re  Häl^e  fann  nur  günftig  für  uns  fein,  un6  xdf  würbe  bas  als  einen  neuen  Beweis 
3I?ter  ^reun6fc^aft  bettadfkn.  ^ürft  IDittgenftein  unr6  3^nen  ausfül^rlidj  über  6iefen 
XDunfd}  fc^reiben.  (ßroger  (Seit,  in  »cldjem  ^n^tanbe  befin6en  wxv  uns!  3^  ^i"  9^"5 
franf!  (Sott  fegne  alle  e^rlic^en  Ceute.  Das  wxü  fagen,  idi  bete  für  Sie!"  IDittgenftein 
übemal^m  es,  6as  Schreiben  an  £)ar6enberg  5U  beför6em  un6  6ie  nötigen  (Erläuterungen 
I^insusufügen. 

(Es  maren  n)ie6er  ^arte  tCage  für  Königin  Cuife,  tCage  fo  reic^  un6  fdjmer  an  Sorgen 
un6  2tengften,  mie  fie  6eren  nur  je  in  ZHemel  un6  Königsberg  erlebt  ^atte.  Die  üermäljlung 
Hapoleons  mit  einer  öfterreic^ifc^en  (Er5^er$ogin,  in  6er  man  anfangs  ein  ^ric6enspfan6 
5U  feigen  geneigt  nnir,  erfdjien  je^t  be6enflidj,  6a  man  Hapoleons  2lnnäljerung  an  ©efterreidj 
mit  feinen  2lbfic^ten  auf  Sc^Iefien  in  X?erbin6ung  bradjte.  tleber6ies  fpradj  man  allgemein 
fdjon  Don  6er  XDal^rfdjcinlidjfeit  eines  Brudjes  $tt>ifc^en  ^ranfreic^  un6  Huglan6,  6urc^ 
6en  Preußen  in  6ie  aüerfdjlimmfte  £age  gerate«  mugte.  XDiI6e  (Berückte  fc^mirrten  wkbev 
umfjer:  6te  Könige  r>on  Bayern  un6  IDürttemberg  foüten  nac^  Spanien  un6  Portugal 
perfekt,  aus  Sü66eutfdjlan6  bis  nac^  3''?'^^"  ^^^  ^'^  neues  Heic^  gebiI6et  n)er6en  — 
(ßerüdjte,  6ie,  wk  bas  Berliner  ZHinifterium  reftgniert  einmal  bemerfte,  6arum  nidjt 
unma^rfdjeinlic^cr  waren,  roeil  fte  unglaublich  fdjienen.  XDelc^er  tCIjron  ftan6  6enn  noc^ 
feft,  folange  6er  (Eine  in  Paris  £än6er  un6  Pölfer  6urdjeinan6er  unrbelte  n)ie  6er  Sturm 
6ie  Sdjneefiocfen?  Sdjon  ^örte  man,  6ag  er  feine  Droljungen  waliv  madje,  6ag  er  feine 
Cruppen  in  6er  Hälje  pon  2Tlag6cburg  in  Bewegung  fel^e.  Königin  fuife  glaubte  wkbev 
alles  befürdjten  $u  müifen;  6em  rufftfc^en  (ßefan6ten  erflärte  fte:  6er  König  u>er6e  nie  aus 
freien  Stücfcn  in  eine  €an6abtretung  nriBigen;  fie  müßten  ftc^  auf  6as  Sc^icffal  6er  fpanifdjen 
^amilic  gefaxt  machen.  Sie  märe  6amals  gern  nadj  Heuftrelil^  geeilt,  wo  6ie  alte  (Stop 
mutter,  6ie  fie  feit  fec^s  3^^^^"  "i^^  gefe^en,  am  \6.  ZTTärs  if^ren  8(.  (ßeburtstag  feierte. 
Tibet  fte  glaubte,  nne  im  ®f tober  \805,  i^ren  pia^  an  6er  Seite  iljres  (ßemaljls  nidjt 
Dcriaffen  $u  6ürfen.  ,;Die  eingetretenen  llmftän6e,"  fdjrieb  pe  gleichfalls  nodj  am  \^.  2när$ 
6em  Pater,  „machen  es  mir  jur  PfKdjt,  nic^t  Pon  meinem  Poften,  6en  (Sott  mir  angemiefen 
Ijat,  5U  »eidjen  un6  feft  6arauf  5U  fteljen.     Hapoleon  ift  gans  toU  mit  feinen  ^or6erungen 

335 


un6  ^t  uns  alle  in  6cn  ttefftcn  Kummer  gefturst.  3^  fann  un6  6arf  in  öiefcr  Krifb 
6cn  König  nic^t  r>erlaffcn;  er  ift  fel?r  unglücflidj  un6  beöorf  einer  treuen  Seele,  auf  We  er 
bauen  fann.  Hur  in  6er  ftrengen  (Erfüllung  meiner  Pflichten  fann  ic^  3I;rer  ganj  märMg 
fein,  un6  6cs  fc^önen  Hamens  3^rer  (Tod^ter  mic^  n)ür6ig  fällen.  (Es  fte^t  fc^Iec^t.  (Dpfec 
un6  2tufopfcrung  finö  mein  £eben"  .... 

(Tage  fcbmerer  Ceiöen  marcn  es  für  Cuife,  aber  auc^  (Tage  ftarfer  un6  frud^tbarer 
politifc^er  2trbeit.  Der  (ßeöanfc  an  6ie  ^ufunft  iljrer  Kinder  gibt  6er  Sdfxüaditn  Kraft 
6cr  X?cr5tt>eifclten  guDcrfic^t.  Der  König  lägt  fie  gema^ren.  €nMic^  einmal  fann  fte 
öie  Sd;n>i]tgen  il^res  (ßeiftes  frei  un6  meit  regen.  Hic^t  met^r  pon  aufen,  auc^  nic^t 
pon  Petersburg,  crmartet  £uife  £)ilfe.  Sie  fudjt  6ie  Heltung  por  allem  in  Preuf cn 
felbft,  $unädjft,  u?ie  mir  n>iffen,  in  ^aröcnbcrgs  Hücfberufung.  2tber  für  6en  bodtf  nidft 
untt>al?rfd}cinlidjcn  ^aü,  6ag  Hapolcons  (ßroü  6cm  alUn  ITTinifter  6en  2vücfn)eg  perfperre, 
nmften  nodj  aiiöere  2?orfcIjrungen  getroffen,  mugtc  6as  IHinifterium,  n>ic  es  einmal  axir, 
in  eine  anöere  Kidjtung  gelenft,  mit  einem  anöcren  (ßeifte  erfüllt  meröen.  Königin  Cuife, 
obroofjl  infolge  6er  Sorgen  unö  2tufrcgungcn  clroas  fränfehiö,  übcmaljm  auc^  Mefe  2tufgabe. 
Sie  cntmarf  eine  J)enffdjrift,  6ie  bcöeutenöfte  politifdje  2tuf5eidjnung,  6ie  mir  pon  i^r  beft^en, 
5ugleic^  6as  fd^önfte  un6  lebeitöigfte  ^cugnis  für  6ic  £)ö^e  un6  (ßröf e  i^rer  2tnfc^uung, 
U?ic  fie  \807  6en  Kampf  Preugen^Huflanös  gegen  Hapolcon  in  feiner  unipcrfalcn  Sebeutung 
aufgefaßt  Ijatte  (oben  S.  227),  fo  fa^  fie  jel^t  in  öem  Streit  um  Me  Kriegsfdjulöentilgung 
etmas  mcljr  als  einen  Streit  um  (ßelömittelbcfc^affung.  3"^<^i"  f^^  ^^w  unfruchtbaren 
Pcffimismus  6er  iTtiniflcr  bcfampft,  iljnen  IXlni  eiiisufiögcn  fudjt,  meift  fte  $ugleidj  auf  boB 
I^öi^crc  5i<^I  V^^-  ^uf  ^i^  (Errettung  6er  preugtfd)en  Hationalitdt,  auf  6ie  £)crfteQung  6er 
i6calcn  €inljcit  pon  König  un6  Hation.   ^w\\dic\\  6cn  ^eikn  wcljt  6er  (ßeift  einer  neuen  3^ 

Die  Königin  fd^rcibt,  etwa  am  (7.  IVlävy.  „3dj  gelje  pon  6cm  <ßrun6fa^  aus,  6a^ 
6er  2ncnfd},  6er  fidj  6cm  (ßc6anfen  überlägt  „Preufen  ift  6oc^  pcriorcn"  ein  ITlenfc^  x% 
6er  5u  gar  feinen  größeren  Porfet^rungcn  taugt,  un6  es  6cr  unrid^tigfte  (ßeftd^tspunft  ift,  6en 
man  nur  Ijabcn  faim,  un6  6cr  init  ^c<i}t  ein  ficinlidjcr  (ßcfidjtspunft  genannt  a)er6en  Fann. 
Dicfcr  (ßc6anfe  wivb  nidft  nur  alle  grogcn  21Taa§rcgeIn  I^cmmen,  fon6cm  er  moc^  6en 
ITTcnfdjcn,  6er  6apon  ausgcfjet,  gans  unbraudjbar,  mcil  er  immer  in  feyn  Hic^ts  jurficffdltt, 
6a  er  fidj  immcrijin  fagt:  „Deine  IXlülic  ift  6od)  umfonft."  Dicfcr  ZHcnfc^  alfo  ipir6,  flUitt 
grogc  lUaf regeln  5U  ergreifen,  ]iur  f leine  o6cr  Ijalbc  im  (ßangc  bringen;  un6  fo  6cn  graben 
Xücg  auf  Prcugcns  llntcrgaiig  cinfdjlagen,  ftatt  fiij  6c]n  cntgcgcnsuftcUen. 

„(Es  ift  lci6cr  fo  mcit  in  unfern  Cagcn  gcfommcn,  6a§  man  ftdj  auf  alles  gcfaft 
madjcii  mu)i;  «per  fid)  aber  6as  Crauriafte  6c]ift  un6  5um  ^ettfa6en  fctne»-  £)an6Iunar*r 


Der  Köiu^in  Ciiife  nabcftcl^cnöc  pci*foiien 

^.   cSfTicral  von  KorfritJ*     2*   (Sraftn  Vo%.     3.   Dctbriicf.     4.   Cf5raf  £)att^toi^.     5.  ^rciJ^rtr  rom  Stein, 
S.  Staatsfaujlrr  i^aröenberg.     :.  iribarjt  l^nfelan^.     e,  ^tau  vcn  öer^.     ^.  <Sclj,  Kabinett^Kat  i^cymc 


mac^t,  6er  Dcrfcljict  (bcfonöcrs  fteljcn  foldje  JTlcnf c^cn  an  6cr  Spi^c  6er  (ßefc^äfte)  gans 
6en  I^ofjen  Beruf,  $u  mclc^em  er  etgentltd}  6a  ift,  neljmlic^  ftatt  5U  ^Ifen,  I?tlft  er  am 
Unterge^n  arbeiten. 

„(Ein  n>a^rer  Staats6iener  mug  r>on  6em  (ßeift  befeelet  feyn,  alle  ZTTittel  erftlic^ 
auf$ufin6en  un6  sioeitens  im  (ßange  5U  bringen,  um  6en  ^or6erungen,  6ie  6em  Staat 
gemacht  n)er6en  un6  obliegen,  (ßenüge  5U  leiften,  6amit  aUer  Voxwanbt  fc^min6e,  6er  nur 
einiger  ZHaaf en  einen  gemaltfamen  Sdjritt  6cs  ^cin6es  gegen  6enfelben  rechtfertigen  fönte. 
(Er  muf  von  6em  grof en  un6  cinsig  u>aljren  (ßefic^tspunft  ausgeben,  6af  por  allen  Dingen 
6ie  Hationalitdt  gerettet  n>er6en  mug;  6af  6er  Hation  aUes  6aran  liege,  unter  6em 
Ssepter  eines  tEugen6^ften  Königs  pereinigt  $u  bleiben;  6af  um  6iefen  X?or5ug  un6  6iefes 
(ßlücf  $u  geniefen,  pe  gcroif  bereit  fey,  groge  ®pfer  5U  bringen.  Diefer  (ße6anfe  alfo, 
6em  König  6as  gefamte  X?oIf  un6  6em  gefamten  X?oIfe  feinen  rechtmäßigen 
König  5U  erhalten,  6iefer  <ße6anfe  alfo  ift  es,  6er  6ie  Seele  aUer  Staatsmänner  anfeuern 
muf,  un6  6er  einjig  un6  aBein  6en  £eitfa6en  iljrer  ^an6Iungen  ausmachen  müfe.  Dann 
u>er6cn  fie  fic^  aus  6en  fleinligen  Hücffic^ten  Ijeraus  n)in6en  fönnen;  6ann  tt>er6en  fte  Stoff 
fin6en,  6iefen  (ße6anfen  laut  un6  aBgemein  $u  perbreiten;  un6  6en  ZHutlj  6en  (ßemütl^em 
einsufiöfen,  grofe  ®pfer  5U  bringen  un6  $u  tragen,  um  große  X?ortI?eiIe  5U  fiesem." 

Die  Königin  ließ  6em  (ßeljeimen  Staatsrat  Itagier  il^re  Denffc^rift  $ufteBen  un6 
for6crte  il^n  sugleic^  perfönlic^  auf,  eine  t?erftän6igung  feines  SdjUHigers  2lltenftein  mit 
UJittgenftein  ^erbcisufül^ren.  Un6  faum  fyjA  fie  ifjn  gefprodjen,  fo  fc^reibt  fte  iljm  bereits 
tt>ie6er  in  il?rer  unge6uI6igen  Sorge  (\S.  TXläxi):  „^aben  Sie  [xdf  meines  2tuftragcs  cntle6igt? 
(Es  liegt  mir,  wk  Sie  leicht  6enfen  fönnen,  ^Bes  6aran,  6a  jel^t  muß  ge^an6elt  werben  un6 
nidjt  6ie  alte  Ceyer  abgeleyert,  6ie  $u  nichts  Ijilft.  (Selb  wiü  6er  ItTenfc^.  Iln6  (Selb  $u 
fcf^affen  muß  je^t  6as  2lugenmerf  3t?res  Sc^magers  fein."  2lltenftein  muß  6urdjaus  mit 
IDittgenftein  Kücffprac^e  neljmen.  „Cljut  er  6as  nic^t,  erfc^öpft  er  nic^t  aBe  QucBen,  nx>raus 
iljm  ^aüf  un6  ^ülfe  fommen  fann,  fo  genügt  er  nic^t  feiner  Pflicht,  un6  ^an6elt  eigenfinnig." 

Das  JTKnifterium  ließ  fic^  sunäc^ft  nidjt  in  feinem  gemächlichen  (Bange  ftören.  Die 
fransöfifdjen  ^or6erungen  beantuwrtete  man  am  2^.  2Trär$  mit  6em  an  St.  JTlarfan  gerichteten 
eintrage:  Hapoleon  möge  fidf  mit  2tbtretung  6er  ^Bän6ifc^en  2tnlei^e  einperftan6en 
erflären,  mofär  6ie  Häumung  pon  (ßlogau  ertpartet  ipur6e,  un6  fär  6ie  (Tilgung  6er  Heftfc^uI6 
pon  ^SVj  ZTTiBionen  ^rancs  eine  ^rift  pon  H  inonaten  gen>ä^ren.  deic^seitlg  wnvbe 
befc^Ioffen,  tpie  6as  Krufemarcf  angeregt  fyMe,  6en  ^e(6marfc^B  KalcfreutI;  nadi  Paris 
ju  fen6en  mit  einem  (ßlücfipunfc^fc^reiben  6es  Königs  jur  Dermd^Iung  Itapoleons.  DoB^ 
mac^t  5U   einer  llnter^n6Iung  empfing  er  nic^t;   es   ipur6e   i^m   nur  aufgetragen,   6en 

22 
337 


fran5öfifdjcn  Kaifcr,  6cm  man  eine  befonöcre  (ßeneigt^eit  für  Haldvcuttf  jufd^rteb,  }u 
größerem  XDotjIiroBcn  für  Preugen  un6  befonöcrs  5ur  2tnnal}me  ber  legten  preufifd^cn 
Porfdjiäge  5U  beftimmcn;  Kalcfrcutlj  erhielt  andf  ein  r>on  2lnciIIon  cntiporfenes  dücfontnfc^ 
fdjrcibc]t  6er  Königin  an  6ie  neue  Kaiferin  6er  ^ran$ofen,  an  TXlam  Couife,  n>ortn  Mc 
Hoffnung  ausgcfprod^en  wurbt,  Hapoleon  möge  in  6iefen  (Tagen  aUgemeinen  (5lüds  vmb 
aUgemcincr  ^vcnbc  andf  Preußen  einen  2(ugenblicf  6es  WoiflwoVi^ns  fcbenfen  un6  6effen 
£ci6en  linöcrn. 

3n$tt>ifdjcn  blieben  6ie  Bemüljungcn  6er  Königin  erfolglos;  Hagler  antiportete  aus- 
n)cid;cn6  06er  ablc(7ncn6.  Tlndf  6ie  perfö^nen6e  Da5n>ifc^enfunft  6e5  Königs  OHir  ebenfo 
Dcrgcblidj,  tt>ie  ein  X?crfudj  IDittgenfteins,  6cn  ^inan$miniftcr  $u  beruljigcn.  Dielmeljr  ging 
nun  2(ltenftein  feinerfeits  5um  2tngriff  über.  (Er  n)an6te  [xdi  am  \S.  TXläxi  an  6en  König 
mit  einer  überaus  umfangreidjcn  €ingabe,  in  6er  er  XDittgcnfteins  (Einmifdjung  jurflcfnries 
un6  6iefcn  fclbft  mit  augeror6entIic^er  Schärfe  un6  €ci6enfd)aft  perfönlic^  angriff.  €r 
fprac^  r>on  6em  fcidjtfmn,  6er  ^lüc^tigfeit,  6en  felbfüdjtigen  2tbfic^ten  IDittgenflcins;  Me 
Berufung  auf  ^ar6enbcrgs  ^uftimmung  fei  gera6e5U  eine  Cüge.  Die  Hationalbanf  wetbt 
$u  einer  HationalperfammluTig,  6ie  Hationaberfammlung  $u  einer  Kepolution  füt^ren,  man 
werbe  6cn  König  nidjt  por  £)unger  fdjü^en  fönnen.  Die  unleugbaren  Sdfwädicn  6er  XDittgen* 
ftcinfd;en  Torfd^läge  mies  er  mtfd^mer  nad;;  pofttipe  2(nträge  entl^iclt  feine  Denffd^rift  nid^t. 

Die  Köiügin  beeilte  fidj,  IDittgenftein  auc^  Don  6iefem  Sdjriftftücf  menigftens  im 
allgemeinen  in  Kenntnis  5U  feigen.  Sie  fdjrieb  il?m:  „Die  bemühte  De6uftion  ift  angelangt, 
fte  ift  nid)t  fo  angefertigt,  als  ntan  es  pon  einem  treuen  Staats6iener,  6er  fc^nell  ^n6eln 
foü,  eriparten  fonntc.  €r  ift  Ijeftig  un6  grob  gegen  Sie,  gröblidj  grob,  6enn  er  befc^uIMgt 
Sic  6cr  £ügc.  Der  pian  fei  nidjt  po]i  ^ar6enbcrg."  Der  König,  6er  IDittgenftein  Me 
(Eingabe  porfidjtigcr  XDcife  nic^t  mitteilte,  fam  nun  im  (ße6ränge  6er  fic^  befämpfen6en 
2ttifid}tcn  auf  6c]i  2tusipcg,  auf  6en  6ie  Königin  fdjon  Ijinge6cutet  Ijatte.  (Er  erfUrte 
6cm  21Tiniftcrium  feinen  „eniftlic^cn  IDiIIc]i",  es  foUe  5ur  Besaljlung  6er  Kriegsfd^ulfr 
„audj  6as  anfdjcincn6  llnmöglidje  mit  2(ufbictu]tg  aller  Kräfte  möglich"  gemadjt  n>er5en. 
ferner  aber  bcfaljl  er,  6ic  ganse  Streitfrage  f}ar6cnberg  porsulegen  un6  i^n  ju  einem 
(ßutadjtcn  auf5ufor6crn. 

So  pcruMrflidjtc  fidj,  voas  6te  Konigin  pon  2tnfang  gcmünfc^t  IjatU:  I)ar6enberg 
ipur6e  ipie6er  5U  6cti  (ßcfdjdftcn  f^crangesogen,  pon  einer  €a]i6abtretung  an  ^(ranfreic^  nnir 
ntdjt  iTicbr  6ic  2\e6e. 

Ihn  28.  21Iär$  gingen  in  tiefem  (ßcljeimnis  5tt>ei  Botett  an  I)ar6enberg,  6er  ftc^ 
6a»^'als   in»   Raimopcrf^en    aufljiclt.     Der  eine,    Cegatirtn^^ra*   ^r^nljn^     flfvrfn'^di*»   <!«•• 


3-^f 


©utadjtcn  nnb  ausfüIjrKdje  Sdjrciben  IDittdenfteins,  foiptc  jenen  Brief  6er  Königin  pom 
\^.  TXlävi,  6en  6er  ^Jürft  bis  $u  6iefer  fidjeren  (ßelegenl^eit  surücfgeljalten  Ijatte.  Der 
an6ere  Bote,  Kriegsrat  SdjarntDebcr,  bradjte  Denffdjriften  un6  Briefe  pon  Hagler  un6 
2tltenftein.  XDie  geI?eimnisr>oU  6ie  Sadfc  betrieben  wnvbe,  seigt  ein  Schreiben  ScfyirntDebers, 
6er  [xd}  untermegs  von  2nag6eburg  aus  als  Kriegsfaffenfdjreiber  bei  ^ar6enberg  annieI6ete 
un6  iljm  fc^rieb:  „ZTleine  Keife  betrifft  6ie  llniän6erung  6es  gansen  IDirtfc^aftspIanes  un6 
einen  Streit,  6er  6arüber  $tt>ifdjen  6en  IDirtfdjaftsinfpeftoren  cntftan6en  ift.  Da  6ie 
Beftellungen  por  6er  tCüre  fm6,  fo  ift  es  eilig  un6  6ringen6."  ^aröenberg  empfing  bei6e 
Botfdjaften  am  30.  2Tldr5  in  6er  Hälje  (ßöttingens,  auf  6em  ^ar6enberg.  XDie  er  ol^nel^in 
5U  tun  im  Begriffe  ftan6,  perlief  er  gleic^  6arauf  ^annoper  un6  reifte  6urdj  Cl^üringen 
un6  Sac^fen  nac^  Bran6enburg,  wo  er  in  6er  Häl^e  Berlins  Befi^ungen  Ijatte.  Unteripegs, 
pon  Hor6^ufen  un6  Sangerl^aufen  aus,  beantwortete  er  6ie  üjm  sugegangenen  Sdjreiben. 
Der  Königin  fpradj  er  fein  tiefes  Be6auem  aus,  6af  6as  beftimmte  üerbot  Hapoleons 
iljn  stpinge,  ftc^  6em  preugifdjen  ^ofe  nodj  fernsu^alten.  3"  ^^^  Streitfrage  über  6ie 
Kontributionsaufbringung  naijm  er  fofort  entfd}ie6en  gegen  6as  ZUinifterium  Partei, 
namentlich  gegen  2(Itenftein.  (Er  erflärte  fic^  grun6fäl^Iic^  einperftan6en  mit  6em  piane 
einer  ^wanqsankilfc  un6  einer  Hationalbanf ;  6er  (ße6anfe  einer  Hationalpertrctung  fdjrecfte 
iljn  nidjt,  er  befünportete  xl)n  pielmeljr. 

2tuf  6er  IDeiterreife,  in  Cübben,  erljielt  ^ar6enberg  ein  Sdjreiben  IDittgenfteins  mit 
6er  Hac^ric^t,  6af  6as  Königspaar  xlfn  in  Beesfoip  fe^n  rooBe.  Der  König  gab  fxi)  6en 
2lnfc^ein,  6ort  ruffifdje  ZHatrofen,  6ie  in  iljre  £)eimat  5urücffeljren6e  Befa^ung  5ipeier  an 
Hapoleon  überlaffenen  ruffifc^en  Schiffe,  befic^tigen  5U  wollen.  2tm  \^.  2tpril  fan6  6ie 
^ufammenfunft  ftatt,  je6odj  oljne  6ie  Königin,  6ic  infolge  einer  (Erfranfung  iljrer  Codjter 
£uife  in  Berlin  5urucf geblieben  war.  Dafür  Ijatte  6er  König  Sc^amljorft  mitgebradjt,  6er 
fidj  pergeblic^  bemüljte,  eine  X?erftän6igung  5n)ifc^en  ^ar6enberg  un6  2(Itenftein  ^erbeisufüljren. 
Beftimmte  X?erabrc6ungen  n)ur6en  noc^  nidjt  getroffen.  ^ar6enberg  betonte,  6ag  er  pdj 
erft  über  6ie  ^Jinanslage  un6  6en  Stan6  6er  X?er^an6Iungen  mit  ^ranfreidj  unterrichten, 
por  allem  aber  6ie  üorlagc  6es  neuen  illtenfteinfcfjen  ^inan5planes  abwarten  muffe.  (Es 
6auerie  6ann  bis  $um  \.  TXlai,  elje  £)ar6enberg,  6er  fic^  abipecljfeln6  auf  feinen  (ßütern  in 
Ccmpelberg  un6  in  Cic^tenberg  bei  Berlin  aufljielt,  2tltenfteins  neuen  pian  erijielt,  6en  er 
nun  im  £aufe  6es  Xflai  mit  ^ilfe  Sc^amwebers  un6  einiger  ^inansbeamten,  wie  6es 
(geheimen  Staatsrats  £'2tbaYe,  6es  6urc^  feine  X?er6ienfte  um  6ie  €ntwicfelung  Pon  3n6uftrie 
un6  (Bewerbe  fpäter  fo  berüljmt  gewor6enen  Beut^,  un6  an6erer  prüfte  un6  begutachtete. 
fjar6enberg   fan6  2lltenfteins  Porfc^Iäge   „unsulanglic^,    unjuperldfftg   un6   unbraudjbar" ; 

22* 
339 


Kdnigin  £uife  unb  £^arbenberg 

6cm  peffimismus  6er  ZITtnifter  fc^tc  er  feinen  glücflic^en  ©ptimismus,  feinen  feflen  glauben 
an  6ie  reichen  ^ilfsqucBcn  preufens  entgegen.  €r  machte  fidf  an  6ie  2tusarbeitung  eines 
neuen  €nttt>urfes  5ur  tCilgung  6er  fran$öfifc^en  lfriegsfc^uI6  un6  sur  Keform  6es  preugifd^en 
^inansroefens  übcrl^aupt. 

Darüber  r>ergingen  lange  XDodjen  oljne  €ntfc^ei6ung.  Der  2tuffc^ub  führte  unoec« 
mei6lTd;  5u  S^mierigfeiten,  fc^Iie^lid;  ju  un^Itbaren  un6  unertrdglic^en  ^uftdn6en. 
lDäIjren6  Hapoleon  6ie  galjlung  6er  Kontribution  auc^  6em  fonft  freun6Iic^  auf» 
genomntcnen  Kalcfrcuti;  gegenüber  unerbittlid;  for6erte,  maren  auf  Deranlaffung  Qar6enber0S 
meljrere  r>on  2tltcnftein  eingeleitete  ^inansmafregeln  ftftiert  un6  einige  ^Jinansbeamte,  n>ie 
ermäljnt,  su  iljin  abfomnian6iert  n)or6en.  2tltenflein  ^tte  nic^t  unrecht,  »enn  er  flagte, 
6ag  il;m  {;icr6urcf^  6ie  Ceitung  6er  ^inansgefc^äfte  unmöglid;  gemacht  n)er6e,  6af  6ie 
Staatsmafdjine  5uin  StiUftan6  fonimen  muffe.  Die  ^Ui^el  6er  Regierung  fc^Ieiften  am 
3o6en;  um  fo  lei6enfd;aftlid;er  Q>ogte  6er  Kampf  6er  Parteien,  6ie  fic^  je  nadf  i^rer 
StcBung  5U  £)ar6cnberg  in  iwcx  fein6Iic^e  ^eerlager  fpalteten. 

2tuf  6er  einen  Seite  ftan6cn  6er  IHinifter  2Htenftein  un6  6er  (ße^eime  Staatsrat 
Hagler,  bci6e  einft  6urc^  Qar6enberg  in  2tnsbad;^  Bayreuth  emporgefommen,  je^t  feine 
erbitterten  (ßcgner,  un6  6er  mit  i^nen  engperbün6etc  3wpij"""ift^'^  Beyme,  n>ä^n6  ftd^ 
(ßraf  (ßol^  mel;r  5n>ifd;en  6en  Parteien  ben>egte.  2IItenftein  un6  Hagler  ergingen  ftc^  in 
6en  Ijcftigftcn  2tnflagen  gegen  IDittgenftein  nrie  gegen  je6en,  6er  fxdi  6em  aufge^en6en  Stern 
I)ar6enbcrgs  5un>an6te;  il^nen  allen  n>ur6en  6ie  felbfüc^tigften  perfönlid^en  ZTlotipe  nac^ereöet 
Don  ^ar6cnberg  Ijief  es,  er  fei  nidjt  arbeitfam  un6  fönne  oljne  2(ltcnftein  un6  Hoglcr 
nichts  madjen;  übcr6tcs  ^be  er  fiif  bnxdj  fein  Dcrljaltcn  tt>äljren6  6er  £>er^n6Iungen  oon 
tüilftt  bei  Kaifer  2(Icfan6er  unntöglid;  gemacht  un6  Hapolcon  tXKvbc  i^n  nie  n)ie6er  ab 
ZTTinifter  $ulaffen.  3n  6er  ©effentlidjfeit  n)ur6e  pcrbrcitct,  2lltenftein  ^be  fidj  6er  übet* 
pfiffigen  2tnfdjaffung  r>o]i  Bärenmü^cn  für  einige  (ßar6ctruppen  n)i6crfe^t  un6  fei  6arum 
in  llngna6c  gefallen,  ^n  2tltenftein  ^ielt  fidj  audj  fein  bisljerigcr  JTlitarbcitcr,  6er  (ßdfeimt 
Staatsrat  Hicbuljr,  6er  unter  fjinmeis  auf  6ic  „beifpicllofe  ^«'^fittung  un6  ^(ufldfung^ 
6es  Staates  am  25.  211ai  6en  König  um  feine  €ntlaffung  un6  um  eine  (ßefcbic^tsprofeffur  bot 

^ür  ^ar6cnbcrg  mirfte  i>or  allem  Königin  £uife  fclbft.  3^^^  Dere^rung  für  t^ 
tt>ar  augcror6cntIidj;  fic  erflärte  laut,  6ag  fic  iljm  6icfclbcn  (ßcfüljle  6er  TläftunQ  nriöme, 
tt>te  iljrcm  eigcitcn  Pater.  XDw  fie  für  ^ar6enberg  unennfi6Iiij  tätig  irar,  fo  arbeitete  fie 
an6erfeits  gegen  6as  2Uiniftcrium.  Sie  fc^rieb  6amals  6em  König:  ,, Könnte  ic^  6odj  öun^ 
meine  (ßegcnunirt  aUen  Ku)]n]ier  un6  alle  Staatsforgen  t>on  Dir  feml^xlten!  <0ott  iPoUe 
Didj  fegiien  un6  erleuchten  mit  feinem  beften  ©e»<te,   un6  in  6en  IDea^  6cs  <Bi«*'«    mb 

i4C 


Waiiven  ftärfcn*  Das  fmö  meine  aufric^tigften  U?ünfdjc.  3<^  bcfdjtpörc  Vxdf,  fei  blof 
auf  Deiner  ^ut  Die  JTlinifter  in  iljrer  Sdjipädje  unö  Dummljeit  n>er6en  Dir  gemig 
fc^Iec^te  Ratfc^Iäge  geben."  öefonöers  erbittert  toar  fie  gegen  Hagler,  6er  pon  Papieren 
6er  Königin,  6ie  er  in  Sfänbcn  Ijatte,  Dermutlidj  ipegen  einiger  2leugerungen  über  Hapoleon 
gefagt  ^ben  foBte:  ,,mit  6iefen  ^eikn  tonn  xdf  fie  r>er6erben."  „€v  benimmt  fic^  Ijeimlidj 
gegen  midi/'  fc^reibt  fie  über  il^n,  „wie  3uKus  £ange"  (einer  6er  ^Atixriis^djtdbex,  6ie  fie 
(806  angegriffen  ^tten).     „2tIfo  tt>ie6er  eine  Sdjiange  an  meinem  Bufen." 

(Eifrige  ^^f^^^^^^S  ""^  Unterftü^ung  fan6  6ie  Königin  bei  il?ren  (Befc^miftem, 
€rbprin$  (ßeorg  un6  ^rie6erife,  6ie  in  Heuftreli^  in  lebhafter  Spannung  6em  (Bange  6er 
Dinge  folgten,  un6  Prtn$  Karl,  6er  n)ie6er  als  ZTTajor  in  6er  (ßar6e  eingefteBt  war. 
£ei6enfd;aftlic^e  2(n^änger  Qar6enbergs,  maren  fie  aBe  I^öc^ft  un5ufrie6en  mit  6em  2luffc^ub 
6er  (Entfc^ei6ung,  6en  fie  Ijauptfäc^Iic^  6er  Sdiwädic  un6  Unentfc^Ioffenfjeit  6es  Königs 
5ufdjrieben,  un6  fie  bett>un6erten  um  fo  meljr  6en  „(Engel",  6ie  geliebte  Sc^mefter  fuife,  6ie 
tro^  il^rer  Kränflid;feit  un6  bei  aBer  Eingabe  an  6ie  (Eigenheiten  6es  Königs  bodf  sugleic^ 
fo  fräftig  un6  fo  erfolgreidj  in  6ie  Politif  eingriff.  Bei  (Erbprin$  (ßeorg  perban6en  ftdj 
mit  6er  fdju>ärmerifdjen  Begeiferung  für  6ie  Sdjmefter  un6  lebl^after  tCeilna^me  für  6as 
preuf ifc^e  Königshaus  auc^  6er  preufifdje  Staatsge6anfe  un6  ein  ftarfes  6eutfdjes  Hationat 
gefül^l,  €mpfin6ungen,  6ie  fic^  6urdj.  6en  Umgang  mit  ^rau  pon  Berg  un6  6en  2tufentl?alt 
im  Tiuslanbt^  namentlich  in  Paris,  fräftig  entmicfelt  Ijatten.  „^inge  idj  weniger  an 
6enen,  für  6ie  idi  taufen6  Ceben  Eingeben  n)flr6e,"  fdjrieb  er  an  ^rau  Pon  Berg,  „weniger 
an  6em  Staat,  weniger  an  Deutfc^Ian6,  Pon  6^m  6iefer  Staat  bas  le^te  Stücf  ift,  fo  tpär6e 
xd}  meinen  Sdjnecf engang  geljen  wie  es  fo  piek  an6ere  tun,  aber  fo  greifts  ins  Ceben." 
€bcnfo  wie  ^rau  Pon  Berg  beflagte  er  aufs  lebl^aftefte,  6ag  bei  6er  Ungunft  aBer 
Perl^ältniffe  6le  fc^öne  un6  reiche  Begabung  Cuifens  nic^t  5ur  (Entfaltung  un6  nic^t  5ur 
2tuswirfung  fomme.  „(Sott,  xxhis  Ifätte  bas  wer6en  fönnen,  wer6en  muffen,  wenn  6as 
eljerne  (ßefc^icf  fic^  nic^t  unüberwln6Iic^  6agegen  geftemmt  Ijätie  1  3^^^  ^^^5/  ^^^^  Heinfjeit, 
un6  aBes  was  nur  (rugen6  t^eif en  fann,  ift  freiließ  faum  me^r  nod;  6er  Z7erpoBfommnung 
fällig,  aber  i^r  (ßeifl,  i^re  Cdtigfeit  un6  aBes,  was  balfin  ge^rt,  o,  es  ift  fc^recflic^I 
Denn  id}  muf  es  nodj  einmal  wte6er^(en:  6ie  poBfommenften  XDeiber  je6es  ^extalicts 
Ijättcn  iljr  weichen  muffen!!  •  •  .  XDie  Ijat  fte  üjr  Bewuftfein  bei  6iefem  Ungiflcf  ^errlic^ 
5ur  Heife  gefüljrt!!"  Iln6  an  Sdjwefter  (Eljarlotte:  „3^  fann  Dir  nichts  Befferes  wflnfc^en 
als  fte  wie6er5ufe^en.  Du  foBft  feigen,  6ann  fdBt  plö^Iic^  aBes  (Er6enlei6  Pon  Dir  ab, 
un6  es  ift  beffer  als  ein  (Trunf  aus  6em  £etl;e,  6enn  nur  6as  Sd^Iimme  löfc^t  fte  aus  un6 
je6es  (ßute  gldnst  perfldrt  in  i^rem  eigenen  Cic^t    SeU>fi  6as  Ungiflcf,  6as  6iefen  (Engel 

3^1 


bodf  fo  furdjtbar  perfolgt,  erfdjcint  öurdj  öic  7lü,  wie  fic  es  erträgt,  in  feiner  eigentlichen, 
bas  I^eift  müröigen  (ßeftalt  ...  Da  ift  feine  Spur  t>on  Kleinmut  unö  llnrul^e,  unb  noc^ 
iDeniger  pon  Bitterfeit  unö  £aune.  Sie  beugt  iljr  eöles  Qaupt  geöuIMg,  n>eil  fie  es  fic^ 
fagen  öarf :  3^  ^^^S^  ^^  ^^^^  wnö  unperMent  unö  trage  nur  bas  Unabänöcrlic^e,  bas  nxdft 
tpiöer  öie  emige  Ciebe  ftreitct,  menn  es  aud;  aufl}5rt  mir  begreiflich  5U  fein.  Cro^öeni 
fönnen  öie  2tugenblicfc  ticfftcr  (Erfdjütterung  unö  öer  tCränen  freiließ  nidjt  ausbleiben  .  .  . 
ZDcnn  fte  ftd;  öann  micöer  ermannt  I^at,  fo  ermannt  fie  fic^  auct^  gan$,  tpie  fie  alles  ganj 
ift,  n?as  fic  einmal  ift,  tpieöcr  Ijciter,  tpieöer  empfänglidj  für  alles,  »ieöer  teilnet^menö, 
l?elfcnö,  gan$  für  anöcre  Icbenö  unö  in  iljrem  (ßlücf  bas  iljrige  finöcnö." 

Das  rüljrigfte  ilTitglieö  öer  Partei  Qaröenbergs  tpar  unö  blieb  IDittgenftein,  „ZTTittler*, 
wk  ilfn  ^van  pon  Berg  nannte.  (£r  tpar  unennüölid;  untermegs  smifc^en  Potsöam  unö 
Berlin,  $n?ifdjen  Berlin  unö  tCempelberg,  pcrijanöeltc  balö  mit  St.  ZHarfan,  balö  mit 
f)aröcnbcrg,  trug  Botfdjaftcn  pon  einem  $um  anöem,  pcrfafte  felbft  in  feinen  fc^tperen  unö 
breiten  Sdjriftsügen  (ßutadjten  unö  Briefe  oöer  audj  (Epigramme  gegen  2(Itenf!ein,  Haglet 
unö  Bcyme  unö  n?arb  öabci  immer  neue  Bunöesgcnoffen  für  öie  Sadje  f)aröenbergs. 

Tludtf  IDiltjelm  pon  Qumbolöt,  (ßcljeimer  Staatsrat  unö  im  ZHinifterium  öcs  3wnem 
Ct?ef  öer  Unterridjtsabteilung,  rouröe  in  öiefc  (ßegcnfä^e  perroicfelt,  obgleidj  er  fid;  pon 
eigcntlidjer  Partcinatjme  fem  fjielt.  (£r  ftanö  Ijodj  in  Jlnfctjen  unö  (ßunft  bei  Crbprinj 
(ßeorg,  öer  itjn  in  Hont  fennen  gelernt  fjatte.  Bei  einer  öamals  geplanten  Beljöröen* 
organifation,  öic  an  Stelle  öcs  pon  Stein  porgefc^Iagcncn  Staatsrats  ein  Konfeil  fe^n 
foUte,  u?uröe  öen  (ßcljcimcn  Staatsräten  eine  ungünftigere  Stellung  5ugcn?iefcn.  f)umbolöt 
fütjitc  ftdj  öaöurdj  Ijcrabgcfc^t  unö  gefränft,  fo  öaf  er  feinen  Zlbfc^ieö  5U  neljmen  befc^Iof . 
Die  (ßcfdju?iftcr  öer  Konigin  gerieten  öarüber  um  fo  mcljr  in  (Erregung,  als  fie  gleic^eitij 
crfuljrcn,  öa§  Be>nne  öcn  ftrcnggläubigen  König  por  I^umbolöt  gemamt  fjabe,  n>eil  es 
itjm  an  Kcligion  fcljlo.  prin$cffm  ;frioöerife  erinnerte  öaran,  ba^  man  geraöe  £)umboIöt 
öic  (Einfütjrung  öer  Pcftalossifdjcn  lltctijoöe  unö  öie  (Einrichtung  öer  ^cüex^dticn  Sdjulc  in 
Königsberg  reröanfc,  n?oöurd}  öodj  Kcligiofitdt  unö  Sittlidjfeit  geföröert  roüröen.  «^ZDenn 
öer  König",  fdjrieb  ftc  an  ^tan  Pon  Berg,  „£)umboIöt  gcljcn  lägt,  fo  muffen  »ir  tCrauer 
anlegen,  unö  n?enn  t}aröcnborg  nicht  n?ieöcr  in  öas  Zninifterium  eintritt,  fo  muffen  irir 
öicfc  (Trauer  unfcr  ganzes  Ccbcn  lang  tragen."  Scijr  bemcrfensu^ert  aber  ift,  »ie  f)umbolöt 
fclbft  pcrfuljr.  €r  bcri Atcte  öcm  König  am  23.  Jlpril,  öaf  er  surücfsutreten  geöcnfe. 
Schon  rorhcr  jcöoch,  am  \2.  2tpril,  u?anöte  er  fiij  an  ^xan  von  Berg  in  einem  ausfut^rlid^ 
Schreiben  mit  einer  Kla^je  über  öie  il^m  örol?enöe  ^^rücffe^ung  unö  mit  öer  ausörficflici>en 
B»**e,  aucfj  öer  Königin  öapon  ^llitteilung  5U  machen.     3"  ^^  ^<^^  naJji*»  ^4)  V5nic*n 


£uifc  QumboIMs  fogleidj  nadj6rücflidj  an.  Sic  fpradj  nidjt  allein  mit  6cm  Könige,  fie 
beauftragte  audj  IDittgenflein,  tjarienbergs  2tufmerffamfeit  auf  £)umboIftt  5U  lenfen.  „€r 
wxü  abgelten,"  fc^eb  fie  itjin;  „wir  Ijaben  leiöer  feine  eminenten  Köpfe  supiel,  unö  es  irore 
fdjaöe,  n>enn  wir  öiefen,  beu?äljrt  er  fidj  als  foldjer,  perlieren."  Sie  äuferte  gera6e5u  öen 
XDunfd),  6af  tfumbolbt  ilTinifter  roeröe.  Qumbolöt  erijielt  balö  öarauf  ipenigpens  öen 
ZtTiniftertitel  unö  »uröe  $um  (ßefanöten  in  IDien  ernannt.  3"  «in^n^  Sdjreiben,  6as  er 
öarüber  an  öen  prinsen  (ßeorg  richtete,  anerfannte  er  öanfbar  öie  ^ürfprac^  öer  Königin: 
„3^  u?eif,  u>ie  feljr  idj  bas  öer  u>otjIu?oIIenöen  unö  gütigen  tTeilnaljme  öer  Königin, 
öeren  (ßnaöe  unö  Vertrauen  midj  tief  unö  innig  gerüljrt  Ijaben,  peröanfe,  unö  es  ift 
meinem  Qer$en  Beöürfnis,  teuerfter  Prin$,  y:imn,  öer  Sie  fo  gans  öen  IDert  öiefer  einsigen 
unö  nie  genug  oere^rten  Königin  fennen,  bas  5U  fagen."  Qumbolöt  Ijatte  nidjt  lange 
porljer  öem  prin$en  audj  Derfe  (ßoetljes  für  öie  Königin  5ugefanöt,  anfc^einenö  öie 
,,Stan$en"  über  öie  romantifc^e  Poefie. 

XPie  fdjon  bas  Derljalten  ^umbolöts  seigt,  erfc^ien  als  öie  eigentlidje  Seele  öer  Partei 
öer  Königin  unö  £)aröenbergs  öoc^  ^rau  Don  Berg.  2tn  23egeifterung  für  „öen  (Engel" 
iDuröe  fie  pielleidjt  Don  Prins  (ßeorg  übertroffen,  in  iljrem  preufifdjen  Patriotismus  pon 
niemanö.  Sie  permittelte  öen  Perfeljr  öer  Königin  mit  öen  (ßefdjmiftem  in  Heuftreli^, 
öenen  fie  faft  täglich  23eridjt  erftottete.  So  »ie  öie  Königin  auf  itjren  (ßemafjl,  fo  »irfte 
fte  felbft  auf  öie  Königin:  maljnenö,  anfeuemö,  »egemeifenö.  3"  «ncni  iljrer  Briefe  aus 
öiefen  ^aq^n  fdjilöert  fie  Ijödjft  djarafteriftifdj  fic^  felbft,  itjre  politifdje  IPirffamfeit  unö 
öeren  unüberroinölidje  Sdjranfe:  öie  Sdjmädje  unö  Kränflidjfeit  öer  Königin.  Sie  fdjreibt 
öen  (ßefdjnnftem  (fransöfifdj,  \S.  2tpril):  „Der  (Engel  ift  gans  Z^tcx  2tnfidjt  unö  u>irö  alle 
3l?re  2tngaben  unö  y^vc  Bitten  befolgen.  (Sott  molle  xlfx  nur  pljyfifdje  Kräfte  geben. 
3cl?  fiju>öre  3^"^"^  ^f  i^  ^^^  jeöem  2tugenblicf  fpö^e,  n>o  iljre  Herpen  nidjt  $u  angegriffen 
ftnö,  um  fie  5U  öen  großen  3"t^^^ff^"  ^^  2tugenblicfs  5urücf5ufüljren.  3<^  f*S^  ^^^  ^" 
alles,  orange  midj  beinalje  auf,  um  fie  5U  fpredjen,  man  »irö  fdjlief  lic^  u>ieöer  fagen,  öag 
idj  eine  3nWs<^nttn  bin,  xd)  laufe  (ßefaljr,  öen  lieben  (Engel  perörieflidj  $u  madjen,  nidjts 
tt>irö  midj  entmutigen,  ic^  fenne  nur  öie  eine  unö  einsige  Hflcffic^t,  öie  Hücffidjt  auf  iljre 
(ßcfunöljeit,  öa  feljlt  mir  öie  Kraft,  unö  öos  ^ers  blutet  mir,  fie  immer  mit  traurigen 
(ßeöanfen  belaftcn  5U  muffen,  u>enn  ic^  fte  fc^on  fo  nieöergeörficft  felje.  Unö  »äre  es  nur 
eine  unangeneljme  lUeöisin,  öie  man  einmal  nimmt  unö  öie  öarauf  oielleidjt  u>irft  —  wxz 
anöers  lie^e  ftc^  öann  öer  unangenetjme  Bedjer  reichen  I  Siait  öeffen  ift  unfer  (Engel 
perurteilt,  ein  Sifypljusraö  $u  öretjen.  —  IDoljer  foH  fie  Kräfte  neljmen?  (ßlauben  Sie 
mir,  idj  Ijabe  nur  einen  beljerrfc^öcn  (ßeöanfen,  öen  xdj  unermüölic^  ©erfolge,  mit  aller 

S^3 


(Energie  meines  (ßeiftes  un6  meiner  (Empfinöungen:  bas  ift  bex  (ßeöanfe,  Me  Königin  unö 
iljre  ^amilU  errettet;  6en  Staat  für  fie  erhalten  5U  feljen*  2tber  es  geljt  5umel  geit 
rcrioren  —  in  allem.  Seit  oier  IDoc^en  fxnb  nrir  Don  6er  (ßefa^r  unterrichtet,  Me  uns 
beörotjt,  un6  nidjts  gcfdjicljt  —  ja,  nadj  6er  Dergangenljcit  $u  urteilen,  muf  man  leiöer 
fagcn:  Itidjts  n?ir6  gefdjcljen!"  .  •  .  Kriegsrat  Sdjammeber,  6er  in  £)ar6enbergs  3ntereffc 
mit  ßtau  pon  Berg  in  Dcrbin6ung  trat,  fan6  fie  „fe^r  geiftPoH  un6  intereffant^  unö 
meinte,  fie  perbin6e  „mit  praftifc^cn  (ßcfüljlen  un6  ridjtigen  2tnfidjten  eine  unbcgrenjtc 
(grgebenfjeit"  gegen  £)ar6enberg.  „Sie  fm6  iljr  3^eal/'  fdjrieb  er  6em  ZTTinifter,  ,,un6  fie 
perfidjcrt,  6af  Sie  es  nidjt  min6er  für  6ie  Königin  fm6."  Sdjamu>eber  rechnete  6arauf, 
6a^  aud;  Sd^aml^orft  fd^Iief  lidf  auf  £)ar6enbergs  Seite  treten  n>er6e  un6  6urc^  i^n  ido^I 
audj  6ic  ZHiniftcr  Dotjna  un6  (ßol^.  „Qicrsu",  meinte  er,  „6ie  Königin,  ^rau  pon  Berg 
un6  6ic  £iebe  un6  6as  Vertrauen  6es  ^erm,  fo  muf  6ie  Partie  für  geironnen  gelten." 

2tllein  6ie  €ntfcljci6ung  über  6iefe  „Partie",  6eren  Kämpfe  un6  IDedrfelfälle  Me 
allgemeine  2(ufmerffamfeit  auf  ftd;  sogen  un6  sugleid;  6en  (ßang  6es  Staatslebens  in 
Preufcn  läljmten,  fonnte  nidjt  in  Berlin  fallen:  jte  nmftc  pon  Paris  fommen. 

2Im  \0.  Jlpril  war  bas  Königspaar  mit  6em  f^fe  in  alter  IDeife  nac^  Pots6am 
äbergefte6elt,  tvo  audtf  bas  üblid^e  (E^ersieren  un6  IlTanÖprieren  bal6  tpie6er  begann.  Die 
Königin,  6ie  Pots6am  nietet  liebte,  feierte  l^aufig  nadi  Berlin  surücf  5U  6er  fleinen  Cuife, 
6ie  6ort  lange  franf  lag.  ^ur  politifd^en  Hot  gefeilten  [xdf,  wk  fo  oft,  I^uslic^e  Sorgen, 
namentUd;  um  6en  Kronprinsen,  6effen  unbän6iges  IDefen  immer  Pon  neuem  6er  Znutler 
eingreifen  erforöcrte.  „IDer  Dir  porre6et,"  fc^rieb  fie  ifjm  am  26. 2Ipril,  „6af  6ies  Gjacattet, 
6af  6ies  »aljre  ^^eiljeit  ift,  ift  ein  Harr  06er  ein  falfdjer  ;frcun6.  Die  nnil^re  ^rei^eit 
bcftcl^t  6arin,  6ag  man  nur  tut,  was  gut  ift  .  . .  Deinen  XDillen  bänöigen,  felbft  ipenn  er 
im  U>i6erfprudj  ift  mit  Deinen  Heigungen  06er  mit  Deinem  (ßefdjmacf  06er  mit  Deiner 
Bcquemlidjfcit,  6as  Ijcift  Cljarafter  l?aben."  Dorfidjtig  un6  fcIjonen6  leitete  fie  jc^  feine 
allmdtjlidje  tCrennung  pon  Delbrücf  ein.  IDäljren6  6er  bistjcrige  (Ersieljer  in  Berlin  5urflcf« 
blieb,  naljm  fic  6en  Kronprinsen  mit  nadj  Pots6am,  wo  2tncillon,  6en  fie,  ipie  wir  uns 
erinnern,  auf  Steins  €mpfctjlung  5um  Celjrer  un6  (Ersieljcr  iljres  Soljnes  ertpöl^tt  ^otte, 
itjm  llntcrridjtsftun6en  erteilte.  2Incillon,  6effen  überlegene  un6  umfaffen6e  BiI6un0  in 
itjrcn  tt>eltmännifd)en  formen  6er  Königin  imponierte,  fdjeint  bal6  einen  geipiffen  Cinfluf 
auf  fie  gett>onnen  5U  Ijaben,  geiftig  forooljl  n?ie  politifdj.  2luffallen6  ift  es  tpenigftens,  baf^ 
b'u  Königin,  foriel  unr  roiffen,  in  6iefer  ^cxt  nur  fransöfifdje  Büdjer  los:  neben  2(ndDons 
Schriften,  6ie  fie  audj  6cm  Täter  cmpfaljl,  „Ic  gcnie  du  Christianisme"  pon  (Cl^teaubrianö 
un6  „lesprit  de  Ihistüire**  pon  .f erran6,  aus  6em  fie  fu»-  6*'"  i{rrtttnrittr-»n  geeignet»*  S*»Uet» 


Cafel  25 


Königin  £uifc  im  Heitficiöc 
paftell^emälbe  von  (Lexnite,  18(0 


abfc^rieb.  Poüttfc^  wat  ZlnciUon  mit  öer  Königin  öarübcr  cinperftan6cn,  öaf  $ur5cit  nichts 
uJbrig  bleibe,  als  fidj  ßvantvAdti  $u  fügen,  öenn  man  muffe  Dor  allem  öodj  eyiftieren; 
man  n>oUe  ,,6ie  (ßegenioart  mit  IDüröe  tragen,  um  6ie  S^funft  $u  oerMenen."  Hücffeljr 
Qaröenbergs  unö  2tnleljnung  an  ^ranfreidj  fdjienen  eng  miteinan6er  oerbunöen* 

2tm  2.  Ztlai  famen  auf  öer  Pfaueninfel  öer  König  unö  £)aröenberg  abermals 
5ufammen;  öiesmal  unter  tCeilnaljme  öer  Königin,  öie  felbft  öurdj  IDittgenftein  öen  ZTKnifter 
Öa5u  eingelaöen  Ijatte*  ^aröenberg  trat  fe^r  beftimmt  auf:  er  »oUte  ganjje  2trbeit  madjen, 
einen  DoUftänöigen  ZtTinifteÄedjfel  öurdjgefütjrt  fefjen*  Der  König  nadj  feiner  IDeife  fudjte 
5U  ©ermitteln,  oerteiöigte  Hagler  unö  Beyme,  »ünfdjte  f)aröenberg  als  oberften  Hatgeber, 
als  Ijödjfte  2lutorität  in  5i"^"5f^^9«"^  ^^  Präjtöenten  im  Konfeil,  aus  Hücfftdjt  auf  ^xanU 
reidj  aber  ofjne  unmittelbaren  2tnteil  an  öer  auswärtigen  Politif.  €ine  (Entfdjeiöung 
iDuröe  audj  je^t  nodj  nidjt  getroffen;  Dor  allem  galt  es,  ftdj  öer  ^uftimmung  Hapoleons 
5U  Dergeroiffern.  ^w^x  tCage  fpater,  am  ^.  ZUai,  tpieöer  unter  IDittgenfteins  Dermittelung, 
fpradj  ^aröenberg  mit  St.  ZtTarfan.  €r  bat  öen  (ßefanöten  um  feine  Dertpenöung,  öaf 
Hapoleon  iljm  »ieöer  öie  tCeilnaljme  an  öen  preugifdjen  Staatsgefdjäften,  insbefonöere 
5unädjft  öie  llebemaljme  öes  Präfiöiums  „einer  aus  öen  beften  Köpfen  öer  Proninsen 
unö  öer  Stäöte  $ufammengefe^ten  Derfammlung"  geftatte.  3n  einer  für  Hapoleon  be^ 
ftimmten  fdjriftlidjen  (Erflärung  oerfidjerte  er  sugleidj  feine  unbeöingte  2Inljänglidjfeit  an 
bas  fransöfifc^e  Syftem,  feine  Sorge  für  öie  (Erfüllung  öer  übernommenen  finansiellen 
Perpflidjtungen. 

Das  Derljalten  St.  2Tlarfans  bei  öiefer  Unterreöung  n?ar  fo  freunölidj  unö  fo  entgegen* 
fommenö,  öag  man  am  Potsöamer  £)ofe  f^ffnung  5U  faffen  anfing.  Ueberöies  famen  aus 
Paris  Briefe  pon  SdjiDefter  Cljerefe,  öie  Don  einem  allmätjlidjen  Umfdjmung  sugunften 
Preufens  beridjteten,  5U  öem  auc^  öer  öamals  in  Paris  meilcnöc  öfterreidjifdje  Staats* 
fansler  ZUettemicIj  n>efentlidj  beigetragen  I^aben  foUte.  „Esp^rez,  esp^rez**,  rief  Ctjerefe  öer 
Sdjmefter  5U.  3"  ^«^  ^^*  «^'^  ^*^  Stimmung  für  Preugen  anfdjeinenö  günftiger  gemoröen 
als  feit  langem.  Ztlit  öer  Zlnnejion  pon  ffoüanb  unö  öer  3^^tücfelung  Spaniens  befdjäftigt, 
modjte  Hapoleon  eine  Dertpicfelung  in  Deutfc^lanö  gern  pemiciöen  »ollen.  So  fafte  es 
audj  Königin  £uife  auf,  »enn  jte  am  2\.  Vflai  nadj  Petersburg  an  Kaiferin  €lifabetlj 
fdjrieb:  „3clj  atme  nHeöcr  etn>as  freier.  Dos  ZlTeffer,  bas  man  fdjon  gesücft  Ifatii,  um  uns 
öen  (Satans  $u  madjen,  ^t  eine  anöere  Sidjtung  erl?alten,  unö  ba  öie  Dinge  in  Spanien 
fdjledjt  gelten,  fo  meröen  »ir  für  öen  2tugenblicf  perfdjont,  feine  IDut  fann*  ftdj  öort 
fättigen."  IDas  aber  £uife  nidjt  n>ufte,  »ar,  öaf  Hapoleon  auc^  aus  einem  anfc^einenöen 
(Entgegenfommen   gegen   Preufen    noc^   einen    befonöeren   Dorteil  $u   siefjen   geöadjte;   er 

3^5 


beabftd^tigtc,  auf  öcm  Umtpege  aber  ^oUan6  un6  im  ttcfften  (ßel^etmnis  felbft  bent  prcugtfc^en 
Staat  etnctt  tTcil  6cs  (Selbes  5ur  3e5al}(un$  6er  Kriegsfd^ulöen  5U  lei^n,  natürlich  ju 
»udjerifdjen  ^xn^tn. 

Die  erfte  Had^rid^t  pon  öen  für  f^aröenberg  gunftigeren  2lusftd;tcn  ert^ielt  ber  preufifc^ 
^of  fdjon  am  25.  ITTai  öurdj  6ert  fransöfifdjen  KonfuI  Clercinbault,  6er  auf  6er  Durchreife 
von  Paris  nadf  Königsberg  Pots6ani  berüljrte.  IDenige  Cage  fpäter,  am  27*  ZTTai,  fonntc 
St.  ilTarfan  felbft  6ie  amtlidje  ZHitteilung  madjcn,  6af  Itapoleon  gegen  6en  (Eintritt  ^r6en* 
bcrgs  in  6as  preufifdje  IHinifterium  nidjts  ein$un?en6en  Ijabe.^  £)oc^erfreut  fc^rieb  Königin 
£uife  nodj  an  6emfelben  (Tage  an  IDittgenftein:  „3^  ^^^  3^^^^  23rief  mit  6cr  unbegreiflich 
angoneljmen  Hadjridjt  bei  6er  S^nicffunft  aus  6cm  ZtlanöDer  befommen  • . .  ZHeine 
^rcu6e  ift  unausfprcdjüdj,  6em  e6len  IVLann  (ßercdjtigfeit  n?i6erfafjren  5U  fcljen  un6  6em 
König  un6  6em  £an6e  einen  fingen,  portrefflidjen  21Iann  n?ie6ergegeben  5U  feljcn."  Der 
König  felbft  fpradj  ^ar6enberg  feine  grofe  Genugtuung  aus,  betonte  aber  audj,  nricpiel  er 
von  iifm  ernxirte:  (Einigfeit  in  6en  (ßefdjäften,  Sefeitigung  aller  f leinen  3"^S«W/  Sdjonung 
6cr  im  Dienft  befin6lidjen  Perfoncn.  Die  Kun6e  von  I)ar6enbergs  Hücffeljr,  obgleich  fte 
noi}  gcE^eim  gel^altcn  n>er6en  foUtc,  mur6e  rafcE;  befannt  un6  faft  fiberall  mit  5^eu6e 
aufgenommen.  „VHadicn  Sie  fie  mir  gclücflicb/'  fcbricb  6ie  (ßräfin  X?o§  iljrem  alten  5^eun6e 
XPittgcnftcin,  ,,ift  es  u>atjr,  6a0  le  gr(and)  homme  5ugegeben,  6ag  Q.  fömmt?" 

2Illein  6ie  größte  SJ)u?ierigfcit  blieb  noctj  5U  übcru)in6on.  König  ^rie6ric^  ZDil^lm 
war  bereit,  I)ar6enborg  an  6ie  Spi^e  6er  (ßefdjäfte  5U  ftellen,  aber  er  nnir  feinesii>egs 
geneigt,  fidj  Don  feinen  bisljerigen  Hatgebern  5U  trennen.  (Es  be6urfte  n)ie6er^tter 
rorftcllungon  l7ar6onbergs  un6  5u?eier  nnterre6ungen  (2.  un6  ^.  3uni),  oielleidjt  auc^  einiger 
€inanrfung  Cuifens,  elje  6er  König  fidj  entfdjlog,  £)ar6enberg  als  Staatsf ansier  mit  6er 
„Ceitung  aller  Staatsangolegcnljciten "  5U  beauftragen  un6  2lltenftein,  Beyme  un6  beii 
6or  Königin  bofou6ers  pcrljagton  iTagler  5U  entlaffen.  (Erft  nad}6em  alles  entfc^ie6cn  unö 
6io  neue  Kegierung  in  IDirffamfeit  getreten  u^ar,  fdjrieb  6ie  Königin  an  Qar6enberg: 
„Jfteljmcn  Sic,  mein  n?ür6iger  ^reun6,  meinen  aufricbtigftcn  Danf  für  ^^vcn  XDie6ereintritt 
in  6as  llTiniftcrium.  (ßott  u>ollc  mit  3'?"<?n  fei"  bei  6cm  großen  IDerfc,  6as  Sie  begonnen 
I?aben,  un6  ^hncn  gelcl^rige  un6  treue  IPcrfscugc  in  6cn  llldnncm  geben,  6ie  Sie 
irablen,  jl?"^"  5"  gct?orcbcn  un6  $u  Ijelfen  'in  6cr  großen  2lrbeit,  6ie  auf  3^?^«"  M^<*- 
3*  bin  weit  ruhiger,  feit  icb  Sie  an  6cr  Sptfec  ron  allem  ipcigl" 

Die  (BcfdjuMftcr  irarcn  cntjücft.  Sie  fabcn  in  6cm  ll)ic6ercintritt  r}ar6cnbergs  Ijaupt* 
facblidj  6odj  einen  Sieg  Cuifens,  6ie  u>ie  6cr  ron  6er  lüatjrl^it  geunnljte  Sdfil6  2lriofts  6ic 
lügcnbt'tcn  "jntri^scn  P'*r"id)t»*t  Iv^bc;  et?icn  Sieg    Ncr  "»b-T  ^'»  ^»**gt'«it  *ni+  iti»ii,^  r^i^*->n 


auferlege*  „IPie  oft  fjabc  idj",  fdjrieb  €rbprin$  (ßcorg  an  ^vau  von  Berg,  „gefagt,  was 
Sie  mir  je^  fc^reiben:  öaf  es  nur  6er  Peranlaffung  beöarf,  um  Me  grSften  (Eigenfdjaften 
in  öiefem  (Engel  5U  ermecfen;  öaf  alfo  eigentlidj  nodj  nidjts  an  öiefem  (Engel  perloren  ift, 
n>enigftens  nichts  perloren  tpare,  n>enn  nur  je^t  enölid;  an  ber  treffUd^en  2(u5bil6ung 
iljrer  trefflidjen  (Eigenfdjaften  gearbeitet  tperöen  fönnte.  Dabei  fällt  mir  audj  u>ie6er  ein, 
was  wir  gleichfalls  fo  oft  fagten,  nämlid;  in  u?eld;em  t^ot^en  maf  e  (Eigenfdjaften  por^onben 
fein  muffen,  öa  fec^s  3^ljre  fo  Ijingebrac^t,  fte  nidjt  Ijaben  oertpifdjen  fönnen/'  (Er 
foröert  6ann  We  ^reunMn  auf,  6er  Königin  begreif lidj  5U  moc^n,  ba^  6er  2tugenblicf 
gefommen  fei,  »0  fie  meljr  wk  je  als  2legi6e  iljrer  Dölfer  ime6ererfdjeincn  muffe,  6enn 
fie  Mnne  es,  nadj6em  6ie  Dorfeljung  itjnen  einen  2Tlann  »ie  ^ar6enbcrg  $urucf== 
gegeben  ^abe. 

IDie  ipenig  oermodjte  6iejenige,  6er  6iefe  IDorte  galten,  6en  fjoljen  (Ertpartungen  6es 
23ru6ers  $u  entfpredjen. 

Unstpeifelljaft  wat  es  ein  Sieg,  ein  (Erfolg  Don  lange  nadjiDirfen6er  Be6eutung. 
£uife  u>ar  glücflidj  über  ^ar6enbergs  (Ernennung,  fte  betradjtete  iljn  als  einen  „(Engel 
in  6er  Hot",  aber  fie  füljlte  fidj  nidjt  als  Siegerin  un6  in  6em  erfdjSpften  (ßrun6e  iljrer 
Seele  moUten  5reu6e  un6  I)offnung  nidjt  meljr  ge6eiljen.  Diefe  furdjtbaren  ^alfx^  mit 
itjrem  IDedjfel  Don  Sdjrecfen  un6  (ßefaljren,  6ie  immer  iDie6erfeljrten,  un6  Don  fc^meidjeln* 
6en  (Erwartungen,  6ie  ftdj  nie  erfüllten,  fjatten  iljre  fdjiDadjen  Kräfte  fdjlieflidj  6odj 
faft  aufgeseljrt*  Sie  erfdjien  fo  Iei6cn6,  6af  iDie6er  an  eine  Kur  in  Pyrmont  ge6acljt  ipur6e. 
(Bern  Ijätte  fie  6er  I)eilquelle,  6ie  iljr  \806  (ßefun6ljeit  un6  Kräfte  tine6ergab,  »ie  fie 
fagte,  „eine  Cljräne  6er  Danf barfeit"  gemeint  —  „tCräncn  6er  ^reu6e  fann  idj  nidjt 
»einen"  —  aber  6ie  6ort  ertoartete  2Inu>efenljeit  6er  Könige  wn  ffoüanb  unb  IDeftfalen 
un6  6ie  großen  Unfoften  fdjrecften  fie  $urücf.  „Va  idj  nie  an  midj,  fon6ern  nur  an  bas 
(Sanic  6enfe,  fo  Ijabe  ic^  ,Hcin*  gefagt,  un6  6abei  bleibt  es."  Dagegen  glaubte  fie  an  6ie 
ZHöglidjfeit  einer  an6eren  Heife  iH>n  politifdjer  Se6eutung.  (Es  fjief ,  6ag  Hapoleon  nadj 
^ranffurt  a.  7X1.  fommen  iDer6e,  un6  fte  Ifidt  es  nidjt  für  ausgefdjloffen,  6af  6ann  audj 
fie  mit  6em  König  6aljin  gelten  n>ür6e  —  „aus  X?emunftgrün6en".  Tlndf  t>on  einer 
^ufammcnfunft  mit  6er  öfterreidjifdjen  Kaiferin  n>ar  6ie  He6e. 

3n  foldjen  Stimmungen  fc^rieb  6amals  Königin  Cuife  an  Sdjn>efter  tCljerefe:  „lUeine 
Seele  ift  grau  gett>or6en  6urdj  (Erfahrungen  un6  Ztlenfc^nfenntnis,  aber  mein  I)erj  ift 
jung.  3^  li^^^  ^i^  IHenfc^en,  idj  Ejoffe  fo  gern,  un6  ^abe  allen,  ic^  fage  allen  meinen 
5cin6en  oersieljcn  .  .  .  3^  ^^^^  gelebt  un6  gelitten;  es  ift  UHX^r.  (£s  mufte  aber  fo 
fommen,   um  mic^  5U  läutern  un6  feft  5U  ftellen  im  (ßlauben  un6  Demut  t>or  (ßott,  6er 

3^7 


We  nxx^re  (Erfenntnis  ift.  3n  Mefcn  »enigen  ^cxkn  Ijaft  Du  mein  ganses  Bil6,  un6  n>enn 
Du  mir  folgft,  fo  wirft  Du  immer  in  allen  meinen  ^nölungen  Mefe  (ßrunMinien  metn€S 
Seins  nrieöererfennen  . . ." 

IDar  itjre  Seele  »irflidj  fc^on  fo  „grau"?  Die  unpenpflflüc^  3ugenbfraft  i^s 
I^ersens,  bas  in  jubcln6er  ^x^ixbe  nodf  ebenfo  flberftrSmen  fonnte  »ie  einf!  im  ^TUttn 
Palais"  5u  DarmftaM,  offenbarte  fxd)  geraöe  je^t  in  it^rem  Heic^tum,  als  5ur  IRüMtfft 
nad}  Berlin  unö  6em  tPiebereintritt  Qarbenbergs  noc^  bie  britte  unb  grdfte  ßmib^  itfc 
bcfdjieöen  n?ur6c:  eine  Befuc^sreife  $u  Dater  unö  (ßrofmutter* 


14« 


gmölftcs  Kapitel 

Der  ^Ausgang 

(1810) 

JK^ängft  Ijatte  Me  Königin  6en  fcljnlidjcn  IDunfc^,  X?ater  unö  (ßrofmutter,  6ie  bei  iljren 
8\  3a^ren  nic^t  5um  Cinsug  nad)  Berlin  gefommen  tpar,  in  Hcuftreli^  5U  befuc^en;  6oc^ 
erft  im  Caufe  6es  3uni,  nac^öem  mit  I)ar6enbergs  (Ernennung  6ie  politifc^en  Sc^nnerigfeiten 
befeitigt  fdjienen,  seigte  6er  König  ftc^  nidjt  länger  abgeneigt,  6em  Verlangen  feiner 
(ßemaljlin  nadjsugeben*  3"f<>l3«  ^^"^^  2In6eutung,  6ie  fie  öaruber  nadj  Heuftreli^  gelangen 
lief,  fdjrieb  ^ersog  Karl  am  \5.3uni  f^i"«'^  Codjter,  u>ie  feljr  er  fie  mit  &em  König  iljrem 
(ßemaljl  bal6  bei  fic^  5U  feljen  »ünfc^e.  ^rieöridj  IDiltjelm  $ögerte;  enMic^  meinte  er,  nadj 
Heuftreli^  möge  er  nic^t;  n>enn  fie  aber  öal^in  porausgel^en  n>olle,  fo  n>er6e  er  nac^  einigen 
^aQcn  nadjfommen  un6  mit  i^r  unö  i^rem  Pater  nadj  f^oljensieri^  getjen,  6em  einige 
ZlTeilcn  entfernter  gelegenen  Ijersoglic^en  CanWjaus,  bas  i^m  n>o^l  »egen  feiner  2teljnlidj* 
feit  mit  pare^  gefieL  Toll  (Entsücfen  ging  Cuife  6arauf  ein.  IDie  finölidj  fonnte  fie 
fidj  öodj  freuen  1  Was  i^r  fdjn>ergeprfiftes  ^er$  an  fonniger  ^rö^lidjfeit,  an  innigftem 
(ßlücfsgefütjl  nodj  in  ftdj  birgt,  fpruöelt  unö  jubelt  in  ften  Briefen  an  Pater,  (ße* 
fc^roifter,  (ßrofmutter. 

Dem  Pater  fc^reibt  fie  am  ^9*  ^uni:  „Befter  f>äpl  3^  bin  tCull  un6  Parucfy. 
(Eben  in  Mefen  2(ugenblicf  Ijat  mir  ber  gute  liebet>one  König  Me  £rlaubnif  gegeben,  5U 
3l?nen  5U  fommen,  befter  Pater  I    3^  ^"  8^"5  ^^^f  "^"f  ^^^  ^^^  fammlen,  6a  mir 

3^9 


6cr  König  eine  ilTcngc  2tufträgc  an  Sie  gegeben  fjat.  Itoc^  ein  malfl  idj  fommel  Den 
IlTontag  fonmte  xdtf.  Bleibe  ben  Dienstag  un6  IHittmoc^!  allein;  bann  föntntt  6er  König 
6en  Donnerstag,  —  bleibt  6en  ^reytag,  »ünfdjt  6en  Sonnabenö  nadj  Sljeinsberg  $u  ge^n, 
bleibt  nodj  öen  Sonntag  bey  3^?"^"/  ""^  S^l?*^*  2Tlontag  »ieöer  mit  mir  u>eg!    Qalleluial'' 

„ZHit  (ßottcs  £)ülffc  fo  »irö  alles  fo  gefdjeljen. 

tf2^  tjabc  imr  gans  grob  oljne  Sa<;on  öag  fo  öaljin  gefdjmiert,  »eil  xdj  fürchtete  für 
(ßlücf  es  in  ®r6nung  5U  oergeffen.     Hun  6ie  oröentlidje  (ßefdjidjts^^Crsäfjlung." 

Cuifc  bcrid^tet  öann  öem  Pater,  mie  alles  gefommen  ift,  unö  bittet  il^n,  fte  nur  „ctfxit 
Sang  unö  oljne  Klang  unö  oljne  Cercmonie"  als  „feine  ergebene  tCodjter''  5U  empfangen. 
„(ßott  u?ie  freue  idj  midj,  nein  xdi  fann  es  gar  nic^t  befdjreiben,  enölidj  fann  ic^  6er 
IDelt  beroeifcn,  »ic  fctjr  idj  »ünfdje,  y:}ncx\  meine  (Etjrerbietung  $u  allen  Seiten  an  6en 
tCag  5u  legen." 

2lm  nädjften  tCage  an  Sdju?eftcr  ^^^^^^^nfc  unö  an  öie  Brüöer:  „€udj  audj,  i^ 
lieben  ein  IDort  öcr  ^vcubc,  öie  mein  ganses  £)er5  öurc^ftromt . .  .  3^  Wn  fo  glücflic^, 
iDonn  idj  öaran  öenfe,  öaf  idf  €udj  beinalje  adjt  Cage  in  Streli^  feljen  n>eröe  unö  öie 
gute  (ßrofmama,  öag  idj  oröentlidje  Crampolini  Wegen  fönnte.  3<^  perfneif  mir  aber 
maljrtjaft  öie  ;yreuöe,  n?eil  fo  oft,  wznn  idj  midj  gar  fo  ausgelaffen  gefreut  fjabe,  ein  Quer« 
ftridj  gefommen  ift,  unö  foldjc  Kreu5^  unö  Querftridje  u>arcn  vraiment  affreux  je^f 
Sie  malt  fidj  bann  lebljaft  aus,  u>ie  öer  Kaftellan  in  ZTeuftreli^  Porfeljrungen  für  i^ 
2tufnatjme  trifft  unö  u?ie  öie  (ßefdjroifter  fidj  freuen:  „Der  ZHartin  geljt  gemif  je^t  mit 
SdjursfcU  unö  IlTagftab  im  ganscn  Sdjlo0  umtjer,  reitet  atemlos  nac^  £^Ijen5ieri^  unö 
fömmt  5urucf  unö  fagt:  „3^  l?<ibc  fie  alle  untergebradjt."  Du  unö  ^mbctiU,  unö  Du, 
(ßoorge,  3^?^  ^^^^  ^^U;  „aber  ©eorge",  „Ijöre  öodj  ;frieöerife"  geljts  öen  gansen  Cog. 
f^alleluja!  (ßott  fei  (£ljr  in  öer  t}ötjc  unö  auf  €röen.  €r  belotjnt  öodj  auc^  rec^t  fc^An, 
mcnn  man  in  Demuttj  bittet  unö  fanften  I^ersens  geblieben  ift,  toenn  Steinljarte  einen 
peinigten  .  .  .   f)uffafa,  trallala,  balö  bin  idj  bei  (£udj .  .  . 

„Dicfe  IlTild)  unö  etmas  (Eröbeeren  fdjaffet  öem  König  sum  Ctjee;  wmn  bas  le^tcrc 
in  Deinen  ^^maten  noch  nidjt  fo  rottjet,  fo  fagts  Papa  nidjt,  fonft  ängftigt  es  i^n  .  •  • 
f^umbolöt  getjt  nadj  U>ien  unö  ift  (Eycellens  gcu>oröen.  3^  ^i"  "<^<^  "i<^*  apancirt^  als 
im  (ßlücf,  n?eld)cs  midj  balö  mit  (Eudj  rcrcinigt.  I^allcluja!  .  . .  £)eute  ift  es  nnirm  unö 
unnöig,  unö  in  meinem  Kopf  ficljt  es  aus  tt>ie  in  einem  illuminirten  (ßucffaften.  2IDc 
^fenfter  mit  gelben,  rotljen  unö  blauen  Dorijdngen  fmö  tjell  erleuchtet*  I)uffa!  tCeufelc^n. 
2löieul  ITun  tt>ill  idj  öer  (ßrof^mama  rernilnftig  fdjreiben."  2luf  öer  inneren  Seite  öes 
23riof""ifdjf'^g^  be  n^rf*  ^e  nodj:  „IPir  bri"^en  f»:"»m  V'^^t  m^^;  •»>»**    "^  b^^  ^als  '«■M»* 


fo  Hebt  mir  iljn  ^ieronymi  [öes  Daters  Ceibarst]  »teöer  an^*  —  IDorte  pon  erfdjüttemöcr 
Dorbeöeutung,  menn  man  fidj  erinnert,  w,as  jtdj  u?enige  IDodjen  fpätcr  ereignen  foUte. 

Der  (ßrofmutter  fdjrieb  fie  (fransöjtfdj):  „Hädjft  öer  Hücffeljr  nac^  Serlin  betradjte 
idj  öiefe  Heife  als  6ie  grogte  Belotjnung,  n?eldje  Me  Dorfetjung  mir  nadj  &en  £ei6en,  6ie  idj 
eröulöet  Ijabe,  geben  fann.  IDenn  nur  nichts  öa$u?ifdjenfömmtl"  • . .  Sie  fügt  6ann  noc^  einige 
XPorte  über  i^ren  (ßemafjl  Ijinsu:  „Der  König  Ijat  jidj  für  mic^  nic^t  geän6ert  un6  feit  feinem 
Unglücf  ift  er  jedenfalls  ad^tungstperter  als  je.  Sein  Qers  l^at  fxdj  gegen  Me  UTenfd^I^eit 
nidjt  perfc^Ioffen,  er  ift  immer  mit  6em  (ßlücf  feiner  Untertanen  befc^äftigt  unö  mit  6en 
ZTlitteln,  fein  großes  ^xtl  5U  erreidjen.  Der  XPieöereintritt  öes  ^^^eitjerrn  pon  I)ar6enberg 
ift  ein  neuer  gans  unbeftreitbarer  Beweis  für  bas  was  idj  fage,  un6  es  ift  fid?er,  öag  öie 
3ntereffen  öes  Canöes  fic^  in  feinen  befferen  I)än6en  bepnöen  fonnen,  unter  öer  unmittelbaren 
Ceitung  öes  Königs,  unö  in  öenen  öiefes  djaroftergro^en,  eölen  unö  Ijoc^Ijersigen  ZlTannes." 

2lm  2^.3^"^  fieöelte  öas  Königspaar  nadj  Cljarlottenburg  über.  Der  König  perlief 
ungern  Potsöam;  er  meinte  fpäter,  es  fei  n?ie  eine  2tljnung  getpefen,  öaf  er  fidj  öaöurdj 
pon  feinem  (ßlücfe  trenne.  Die  Königin  liebte  bas  Cljarlottenburger  Sdjiof ,  auc^  öen  Parf 
mit  feiner  fc^ipermütigen  ßxdiknaüe^,  in  öer  fie  fo  balö  ifjre  le^te  Hutjeftätte  finöen  foUte. 
Die  tCage  pergingen  rafdj  in  Heifeporbereitungen  unö  anöeren  (ßefdjäften.  2lm  23.3uni 
u?uröe  enölic^  öie  ^rage  öer  (Ersietjung  öes  Kronprin$en  entfc^ieöen,  ZlnciUon  unter  (Ernennung 
5um  Staatsrat  enögültig  $um  (Ersieljer  eingefe^t.  U>ie  bei  ^aröenbergs  Berufung  an  öie 
Spi^e  öer  Staatsleitung,  fo  meinte  Königin  Cuife,  öeren  IDerf  öodj  beiöe  (Ernennungen 
Ijauptfädjlic^  waren,  mit  2(nciUon  öie  befte  VOaifl  für  iljren  Soljn  getroffen  5U  ^ben.  2tm 
nädjftcn  tTage,  einem  Sonntage,  befudjte  bas  Königspaar  öie  ^eröinanös  in  Bellepue  unö 
bas  Palais  in  Berlin.  Bei  öer  Sücffaljrt  Unter  öen  ßnöen  fiel  es  öem  König  auf,  wie 
Cuifc  öen  (ßrüfenöen  mit  befonöerer  ^reunölidjfeit  unö  2Iufmerffamfeit  öanfte  —  als  ob 
fic  sugleidj  2tbfdjieö  neljme.  2tm  Itadjmittag  war  nodj  grof  e  (ßefellfc^aft  im  Ctjarlottenburger 
Sdjioffe,  in  öer  ftdj  öie  Königin  frolj  unö  Ijeiter  bewegte.  H)äljrenö  öer  König  feinen 
bisljerigen  3ufti$minifter  Beyme  in  2tbfdjieösauöien$  empfing,  perteilte  öie  Königin  fdjer$cnö 
unter  öen  2tnwefenöen  fleine  (ßefc^enfe,  meift  pon  iljren  alten  Sadjen.  Xlad)  öem  ^^e 
ging  fic  auf  öer  Sdjiofterraffe,  auf  öer  safjireidje  Spa$iergänger  perfammelt  waren, 
mit  öer  gansen  (ßefellfc^aft  einmal  auf  unö  ab  fpa$ieren.  „Itie  war  fie  fc^öner,"  ersäljlt 
^rieöridj  UJilljelm,  „ein  neuer  Stro^ljut  ftanö  iljr  allerliebft" .... 

2tm  nädjften  2Tlorgen,  25.  3""^/  perlief  öie  Königin,  öie  in  frotjer  (Erregung  öie 
Hadjt  faum  gefdjlafen  fjatte,  Cljarlottenburg  —  jubelnöe  ^veub^  im  fyxyn,  über  iljrent 
ffaupk  Sdjatten    öes  tToöes.     3"  Sanö   unö  ^i^e   erreidjte  fie  ^ürftenberg,   öen  erften 

35i 


ntecf Icnburgifdjcn  (Dtt,  wo  6er  Vakx,  bci6e  Brüöer  un6  5dju>efter  ^ricfterife  fte  ernnttteteiu 
23ei  6em  IDic6crfcE;en  mit  6en  3^^d^n  fonnte  6te  KSnisin  il^re  Cräncn  nic^t  surficf^otten; 
iE^re  llnigebung  I^tte  bcmerfen  tPoUen,  ba^  fc^on  beim  Ueberfd^reiten  6er  preu^fc^n  iBrenje 
iljrc  Qeiterfeit  fidj  plö^Iidj  in  XPetjmut  9eiDan6elt  I?abe.  (ßegcn  2tben6  tarn  Me  KAnigin 
in  Heuftreli^  an;  Bürgerfompagnien  5U  Pfer6e  gaben  il;r  bas  (ßeleit;  am  5ta6ttor,  unter 
einem  tTriumpE^bogen  un6  bei  6en  Klängen  6er  ZHuftf  tpur6e  fte  t>om  Bfirgermeifler  nrilU 
fommen  gcl^ei^en.  Die  Stabt  xoax  feftlid^  gefc^mucft;  von  ff  aus  5U  ffaus,  aber  6te  Strafe 
t;inn>eg,  5ogcn  ftd;  3(umengetpin6e.  2IIIgemetner  un6  ^rsHc^er  3ubel  begräf  te  Me  VAnighi, 
6ie  fdjöne  Codjtcr  IlTecflenburgs.  2tm  €ingang  6e5  Sdjiojfes  empfing  6!e  <Brofmutter, 
£an6gräfin  (ßeorg,  6ic  €nfclin.  Sogleidj,  obtpofjl  „$itteridj  un6  beberidj"  iH>n  6em  ermflbenb 
t^eigen  Cage,  eilte  6ie  Königin  6em  (ßemaE^I  il^re  2(nfunft  5U  meI6en;  fte  6anfte  it^m  noc^ 
mals  für  6ie  Heifeerlaubnis:  ,^Dein  Harne;  mein  lieber  5v^un6,  txnr6  l^ter  fiberall  gcfcgnct 
6enn  6urdj  Deine  (ßüte  fin6  6er  befte  6er  Pater,  meine  Srü6er  un6  meine  Sc^tDefter  onf 
6em  (ßipfel  6er  ^xcnbc,  unb  idj  ebenfalls." 

^wci  (Tage  6arauf  entfcblo^  ftd;  6ie  Koitigin  €mpfang  5U  falten.  (Eine  2(ugen5eusin 
ersäljlt  6arüber:  IDir  ben?un6erten  iljre  Perlen.  „3dj  liebe  fie  audj  feljr/  fagte  fte/  „unö 
I^abe  fte  surücfgel^alten,  als  es  6arauf  anfant,  nteine  Brillanten  I^insugeben.  Sie  paffen 
beffer  für  midj,  6enn  fie  be6euten  Cränen,  uit6  idj  fjabe  6eren  fopiele  oergoffen." 

2Int  nädjftcn  tCage,  28.  3uni,  fant  5ric6ridj  IDilljelm.  Cuife,  von  6cr  gonjen 
5*3milie  un6  6cnt  l^ofe  umgeben,  empfing  iljn  mit  augeror6entlidjer  I)er5lic^feit  3**  einem 
„tjalb  froljcn  Ijalb  tDeljmütigon  Cone",  6er  6em  König  „fon6erbar  auffiel",  äuferte  fte  i^ 
^rcu6e,  6cn  (ßcmatjl  $um  crften  IlTale  int  fymfe  6es  Paters,  als  Prin$efftn  von  Zllecflen« 
bürg  begrüben  $u  fönnen;  ,,nun  erft  bin  idj  gans  glücflidj,"  bemerfte  fte  5U  23ruber  iBeocg. 
Dann  fo^te  fie  fidj  an  itjres  Paters  Sdjreibtifdj  un6  fdjrieb  auf  ein  23latt  Papier  6te  feilen: 
Mon  eher  Pcrc  je  suis  bien  heureuse  aujourd'hui  comme  \''otre  fille  et  comme  Epouae 
du  meillcur  des  Kpoux.  Neu  Strclitz  ce  28  Juin  18 10  Louise  (Es  ftn6  Me  legten 
IDorte,  6ic  Königin  Cuife  gefd^rieben  I^at.  Das  Königspaar  fut^r  6ann  mit  6em  Qerjog, 
6er  (ßrogmuttcr  un6  6em  (Befolge  nadj  6cr  Heuftroli^er  5djlo]|foppel,  einem  CufliDdlftdl^en, 
wo  auf  einent  Hafenpla^  unter  einer  (Eiche  iTee  un6  Iliildj  gereidjt  tDur6e.  Vflit  tiefet 
Hül^rung  ge6ad;te  ^rie6rid)  IDill^elm  fpdtor,  n>io  Cuife  l^ior  alles  nadf  feinen  i^r  befannten 
Hetgungen  un6  (ßeipoljnljciten  einrichtete.  IXad)  einem  fur5en  Spasiergang  befKeg  man 
tt>ie6er  6ie  IDagen  un6  fuljr  6urdj  ileuftrcli^  ljin6urc^  na<h  ^otjensieri^. 

€in  froljer  iTag  n>ar  iljnen  Ijicr  noch  pergönnt.  Die  gomeinfame  Hficfreife  nac^ 
23erlin    war   urfprünglicb  bereits  auf  6en  '^   3^''  «^"acfefe*     ♦"«••f*  **i»   -iB^r  6eT    t^^olfl 


inftänöig;  i^rem  Dater  un6  i^r  felbft  6te  Jreuöe  5U  madjen  nnb  nodj  einen  tCag  $u$ugeben» 
„2tbfdjlagen  mochte  idj  es  nidjt/'  er$ä^lt  6er  König,  „xdf  [teilte  midj  jeöoc^  fdjersenö  fo  an, 
als  ob  ic^  ntc^t  öarein  miliigen  fönnte,  un6  perftecfte  midi  yx  6em  (En6e  unter  6er  (Karten^ 
treppe,  wo  jte  midj  ladjenö  herausholte  un6  idj  mic^  ergeben  mufte/'  3"^  ©arten,  unter 
Sofenbflfc^n,  ipur6e  6ann  tCee  getrunfen;  es  maren  6ie  legten  Stun6en,  6ie  Cutfe  im 
freien  oerlebte. 

71m  näc^ften  ZTlorgen,  30.  3w"i/  fA^I*^  ^^^  Königin,  6ie  fcfy)n  am  2tben6  por^er 
über  Kopfn>e^  geflagt  ^atte,  fid;  fo  leiöenö,  6af  6er  für  öiefen  tTag  geplante  2Iusf[ug  nadf 
S^einsberg  aufgegeben  muröe*  3"^^^^  ^^^^  ^^ff*^  "^^^  "o^/  ^"^  3.  3"'^  gemeinfam 
abreifen  5U  fönnen*  Die  Kranf^eit,  6ie  6er  ^ersoglic^e  Ceibarst  ^ieronymi  anfangs  für 
ein  ^i^iges  ^ieber  erflärte,  fdjien  leicht  un6  unbeöenflic^;  an  (ßefa^r  badtik  niemanö.  Die 
Königin  felbft,  6ie  i^ren  leiöenöen  ^^ftanö  in  2tnipefen^eit  6es  Königs  möglidjft  $u  perbergen 
fudjte,  5eigte  noc^  eine  ^eitere  Stimmung.  BaI6  uberseugte  man  ftd;  jeöoc^,  6af  6ie  Kranf^ 
^eit  menn  nidjt  emft,  bodf  jeöenfalls  kmgipierig  fein  »flröe,  un6  am  3.3^1^  mufte  ftdj 
6er  König  entfdjiief en,  allein  absureifen,  mit  öem  Derfpredjen,  baI6  »ieöersufommen.  Kaum 
in  (E^arlottenburg  angelangt,  erfranfte  er  aber  felbft  an  einem  ZDec^felfieber,  6effen  2tnfdIIe 
fxdf  6reimal  mit  grofer  ^eftigfeit  »ieöer^Üen  un6  i^n  längere  geit  ans  S^^n"^«^  feffeüen. 

Die  Kranf^eit  6er  Königin  ftellte  ftc^  instpifcfjen  als  eine  £ungenent5än6ung  heraus, 
6ie  sundd^ft  einen  regelmäfigen  un6  gutartigen  Derlauf  5U  nehmen  fc^ien.  prinsefftn 
Jrie6erife  un6  ^rau  pon  Berg  tpic^en  tTag  un6  Xladtit  nic^t  t>on  6er  e6Ien  Kranfen,  6ie 
i^r  £ei6en  mit  rü^ren6er  Sanftmut  un6  (ße6uI6  ertrug.  Da  in6effen  6er  quälen6e  Ruften 
un6  6as  ftarfe  ^ieber  nic^t  nachliefen,  ipur6e  6er  befannte  Berliner  2tr5t  (ße^mrat  ^eim 
herbeigerufen;  ^ufelan6  »ar  fur5  por^er  sunt  König  pon  ^oIIan6  gereift,  ^eim,  6er  am 
10. 3uli  in  ^^ensieri^  anfam,  fan6  6ie  Königin  rec^t  franf,  i^re  ärstlic^e  Be^n6Iung 
aber  6urd;aus  angemeffen,  fo  6af  er  nac^  $tpei  tTagen  tpie6er  abretfte.  ZDenige  tTage  fpdter 
aber,  am  \6.  3uli,  na^m  6ie  Kranf^eit  plö^Iic^  eine  ^öc^ft  be6enfli<^  IDen6ung.  IDä^ren6 
6ie  £ungenent5än6ung  langfam  $urflcfgtng,  ttaUn  Störungen  im  Blutumlauf  ein,  6ie  6as 
fdjmadje  ^er$  nic^t  $u  übenpin6en  permoc^te.  3"^  ^rsen  felbft  entjlan6  ein  Blutgerinnfel, 
6as  heftige  Bruftfrämpfe  un6  fc^tpere  Beflemmungen  perurfac^te.  ^eim,  6er  $urflrfgerufen 
n?ur6e,  erfannte  fogleic^  6en  lebensgefährlichen  (C^rafter  6es  Cet6ens.  (Es  fc^ien  feine 
Seit  5U  perlieren.  2Itemnot  un6  (Erfücfungsanfälle  fonnten  je6en  2(ugenblicf  6as  (En6e 
herbeiführen.    (Ein  (Eilbote  n>ur6e  an  6en  König  abgefan6t. 

2Im  \8.3uli  mittags,  in  pots6am,  erhielt  6er  König,  6er  fic^  eben  erß  pon  feiner 
eigenen  (Erfranfung  erf^It  ^tte,  6ie  Hoc^ric^t  pon  6er  (ro6esgefa^r,  in  6er  feine  (Bema^Iin 

23 
S5S 


fc^tpebe.  Seine  Beftursung  war  fo  grof  un6  fo  äbenDdItigenö,  6af  er  anfangs  feinen 
Cntfd^Iuf  5u  faffen  oermocfjte.  (Erft  auf  öas  ^ure6en  un6  Drängen  feines  2I6jutanten, 
itTajor  IDrangcI;  fu^r  er  nrit  feinen  äüeften  Söhnen,  6em  Kronprinsen  un6  Prin$  IPil^Im, 
gegen  2tben6  pon  (C^arlottenburg  ab.  2lm  anöeren  ZlTorgen,  \^.  3uli,  gegen  5  U^r  frfl^ 
erretd^te  er  f^o^ensieri^,  wo  Qeim  i^n  empfing  un6  fogleic^  $ur  Königin  ffl^e,  öeren 
fcfjon  fe^r  reränöertes  2tusfc^en  i^n  ^eftig  erfd^recfte.  König  Jrieöric^  ZPil^Im  felbß  ^t 
6ie  (ßcfdjidjtc  öiefcs  tCages,  „6es  ungiflcf Keiften  tCages  feines  Cebens",  noc^  am  ^9.  3ull 
nieöergcfdjriebcn.    IDir  öürfen  feine  fdjlic^t  crgreifenöe  (Er$äljlung  ^ier  einfc^Iten. 

„Sobalb  ftc  nticf;  gema^r  tpuröe,  mar  it^r  6ie  lebl^ftefte  Jreuöe  in  btn  <5efic^ts]ägen 
5U  Icfen.  ,£icbcr  ^reunö,  »ie  freue  idj  ntidj,  Dic^  $u  fe^en,  gut,  6af  Du  »ieöer  ba  bip/ 
un6  baI6  öarauf,  ,es  ift  6oc^  bcffcr  bcieinanöer  $u  fein,  es  ift  öodj  nie^r  tCrop.*  ^ugleic^ 
fügte  fic  nüdj  $u  pcrfcljic6cncn  ZHalen  mit  6cr  Ijerslidjften  3"t»ninft  un6  Ceb^ftigfeit,  mic^ 
an  il?r  ^crs  örücfenö.  2tudj  lange  nadjljer  noc^  un6  ab  un6  $u  bis  $u  i^rem  (gn6e  muftf 
idj  il?rc  I^anö  Ijalten,  öic  ftc  öfter  mit  6er  $ärtlidjften  3"wigfcit  an  i^ren  IXlunb  6rücfte  unb 
fügte.  Das  galten  öer  ^änöe  fdjien  ftc  $uglcidj  ipie  eine  2Irt  Beruhigung  5U  betrachten, 
6a  audj  6ie  Jtcrstc  un6  anöcre  anmcfcnöcn  Pcrfoncn,  unter  anöeren  Prin$efftn  Solms  un6 
^rau  von  Berg  ein  gleidjcs  fortipaljrcnö  tun  muften  ...  Sie  frug  mic^:  ,Bift  Du  in  6er 
neuen  Betaröc  gcfontmen?'  2IIs  idj  i^r  antu>ortete:  »Hein;  im  gcmö^nlic^cn  offenen  XDagen/ 
cnpiöertc  ftc  bcforgt:  ,3n  6er  Hadjt,  nadj  Deinem  Jicbcr?*  2IIs  idj  $u  i^r  unter  anöerem 
einmal  fagte,  mie  lei6  es  mir  »äre,  iljr  nic^t  nfl^Iidjer  »cröett  $u  fönnen,  fagte  fie  mit 
licbeDoUer  Stimntc:  ,(ßenug,  6af  Du  6a  bift.*  IDie  natürlidj,  »ar  gicidj  bei  meinem 
Eintritt  meine  Raffung  öat^in,  un6  alle  im  ^i^i^^^^^  ^^^  meiner  Jlnfunft  befinMidjen  Perfonen 
teilten  fidjtbarlidj  6as  Hüljrenöe  öiefer  S$enc  . .  . 

„IDie  idj  5U  nteiner  Jrau  fagte,  öaf  ^ri^  un6  IDil^elm  6a  UKiren,  freute  fie  ftc^  fe^t 
un6  begeljrte  ftc  fogleidj  5U  feljen.  Sott»ic  fie  Ijereinfamen,  fagte  fte  5U  6em  dlteften:  ,lDie 
freue  idj  midj,  ntein  lieber  ^ril^,  Didj  urie6er5ufeljen/  un6  ebenfo  $u  6em  anöeren  •  . . 
ITTan  glaubte,  eine  (Entfernung  6er  ann)efen6en  Perfonen  wnvbc  pielleidjt  me^r  BeruI^UTig 
gctt»äljren,  6esljalb  ging  idj  auf  mein  gintmcr.  Bal6  6arauf  fam  ^eim  un6  fe^e  mir  •  . . 
6as  (ßefaljrpoUe  iljrer  £age  au5einan6er,  un6  6af  iwar  Zllöglidjfeit,  aber  feine  IDa^« 
fdjeinlidjfeit  5U  iljrer  Befferung  DorIjan6ett  ujäre  .  .  .  Bei  6iefer  (ßelegen^t  meinte  ^nt, 
6er  fur5  suror,  wk  nteine  ^rau  iljn  fomie  6ic  übrigen  2ter5tc  frug,  bin  idj  in  <5efa^? 
fte  pont  (ßegenteil  5U  über5eugen  fidj  bemüljte,  6af,  6a  allcr6ings  6ie  allergrößte  porijanöen 
märe,  es  6odj  inelleidjt  ratfam  fein  fönnte,  6af  idj  fudjen  ntödjte,  allein  mit  i^r  $u  fprec^en, 
iljr  \w^^  bas,  •^'^^  ibr  Mr  2ler^t^  gefa^^t    '»»*•'*^«•b^^'»      nö^**    ^uaM<fr    -h^  K-^  Ki*^*ry#w , 


^^- 


tme  man  bmrxodi  nie  genau  toiffen  fönnte,  was  über  uns  befdjioffen  »äre,  un6  jie  fragen, 
ob  jte  oieüeic^t  nodi  etwas  auf  6em  ^er$en  I?ätte  o6er  fonft  nodj  irgenö  einen  IDunfc^ 
^egte.  €r  uooüU  midj  rufen  laffen,  n?enn  er  6en  2tugenblicf  günftig  glaubte.  Dies  gefdja^ 
ettDa  nac^  einer  X?iertelftun6e.  3<^  Ö^^S  ^'f^  ^"  ^^^  ^i"^"^^'^  ^"^  f^"^  P^  $o>öt  um  ein  (ßeringes, 
aber  6oc^  nur  fe^r  toenig  beruljtgt.  Kaum  ^atte  idj  je6odj  nur  oon  6em,  toas  6ie  2ter5te 
gefagt/  5U  fprec^en  angefangen,  als  fte  ftd;  beunrutjigt  füt^lte  un6  mic^  jemanö  rufen  ^ief. 
Da  6ie  2Ier5te  jeöodj  6ie  (ßefaljr  immer  6ringen6er  toeröen  fa^en,  fo  ipuröe  baI6  darauf 
von  mir  ein  $toetter  Derfuc^  gemacht,  wo  idj  6amit  anfing  i^r  alles  fo  $u  fagen,  toie  ^eim 
es  gemeint  ^atte.  ^ugleid;  fanf  ic^  an  itjrem  Bette  auf  6ie  Knie,  it;re  dfanb  fuffenö,  un6 
fpradj  $u  i^r  o^ngefä^r  in  folgenöen  IPorten:  ,(Es  ift  nidjt  mSglidj,  6af  es  (ßottes  IDille 
fein  fann,  uns  $u  trennen.  3^  ^"  i^  ""^  ^^^^  ^^<^  glücfüc^,  un6  nur  6urc^  Didj  Ijat  bas 
Ceben  nur  allein  noc^  Seis  für  midj,  Du  bift  ja  mein  ein$iger  Jreun6,  $u  6em  idj  Zutrauen 
fyxbc,'  —  ,un6  ^aröenberg*,  fiel  fie  ein,  —  ,foUte  (ßott  aber  anöers  gebieten,  fo  nimm  midj 
mit.*  2tls  idj  fie  frug,  ob  fie  etipa  ettoas  auf  6em  ^er$en  06er  fonft  einen  IPunfdj  Ijätte, 
fagte  fie  $uerft:  »Hein*,  nadtf  nrieöer^Iter  Jrage  aber:  ,Dein  (ßlflcf  un6  6ie  (Ersicljung  6er 
Kinöer.*  Diefes  (ßefprädj,  tDobei  mir  alleröings  öfter  6ie  gehörige  ^^ffung  mangelte,  IjaiU 
fie,  obgleidj  es  mit  aller  Sorgfalt  bel?an6elt  ipuröe,  öennoc^  fc^r  gerührt  un6  angegriffen, 
unö  bal6  nac^I^er  fagte  fie:  ,inad)e  mir  nicfjt  nod;  fo  eine  Si^m  unb  beöauere  micf;  nid^t, 
fonft  fterbe  idj.*  hiermit  bradj  idj  6as  (ßefpräc^  ab  un6  Ifabe  idj  fie  nac^^er  nidjt  meljr 
allein  gefprodjen.  Bei  öiefer  ©elegen^eit  füf te  fie  mic^  5um  legten  TXlak  mit  6em  ZÜunöe 
mit  6er  gröften  ^ärtlidjfeit  un6  6rucfte  mir  6ie  Qan6  ebenfo  liebepoU,  als  ic^  fie  frug,  ob 
fte  mir  noc^  gut  tpäre. 

„Die  Krämpfe,  obgleidj  nic^t  mit  gleicher  ^eftigfeit,  ^tten  je6od}  nur  »enig  nadj* 
gelaffen  un6  6ie  Beflemmung  blieb  unausgefe^t.  Sie  fflrdjtete  fic^  auferor6entIid),  einen 
neuen  2tnfaII  $u  befommen  un6  öfter  ipie6er^Ite  fte :  ,3^^  ki6e  unausfprec^Iidj,  Cuft,  £uft. 
Tidf  ©Ott,  ^err  ^^us,  erbarme  IKc^.*  3"  ^^^^  (^9*^  P«  nochmals  6asfelbe  ipie  $u  mir, 
o^ngcfäljr  in  6er  2trt:  ,Der  König  ift  fo  gut,  aber  feine  neue  Simt,  fonft  fterbe  idj.* 
ZÜan  fudjte  fie  auf  eine  möglic^ft  fc^icflidje  2trt  hierüber  $u  beruhigen.  Bal6  6arauf  aber 
ipan6te  fie  ftdj  $u  mir  mit  6en  IDorten:  ,Jürdjte  Dic^  nidjt,  ic^  fterbe  nidjt.*  .  . .  3^^^^ 
linfc  £)an6  beljielt  idj  in  6er  meinigen  bis  5U  i^rem  (En6e.  2tUe  nur  erfinnlic^en  frampf^ 
ftiüen6en  un6  an6ere  Iin6em6e  ZTSttel  tpur6en  fortn)ä^ren6,  ober  umfonp  angcipen6et.  Die 
£age  6es  Kopfes  ipur6e  i^r  intmer  dngplidjer,  un6  6a  man  i^r  unter  an6erem  riet,  6ie 
2Irme  ettpas  tpeiter  absu^alten,  fte  tpär6e  6a6urc^  Cin6erung  er^en,  fagte  fie:  ,Das  bringt 
mir  6en  tCo6,*  un6  bal6  6arauf:  ,3<^  perbe  pon  oben  herunter.    Tldj  Cfctt  (ßott,  ^err 

S55 


3«fus,  Dcriaf  mic^  nic^t*,  un6  gan$  sule^t,  als  6ie  Krämpfe  i^r  beinah  fcfy)n  g^nj  6en 
2Item  benahmen:  ,Qerr  3^U5,  mac^e  es  fürs',  un6  tpentge  ^(ugenUtcfe  nac^^,  nadfbtm^t 
einige  TXlak  foitDuIftpifd;  mit  6em  (ßeftc^t  gesucft  fyitte,  perfc^ieö  fie.  3c^  örflcfte  i^  Ue 
ftarrcn,  gebroc^nen  2tugen  $u"  .  . . 

(Es  war  9  U^r  morgens,  am  19- 3"^  18 1^,  als  6ies  eMe  Ceben  erlofc^.  Ungefd^ 
eine  Stunöe  fpatcr  trafen  noc^  5er  öritte  So^n,  Prin$  Karl,  un6  6ie  ättefte  tCodjtet,  Prinjeffht 
(Efyirlotte,  ein,  gegen  2tben6  6ie  bei6en  Sc^ipeftem  6es  Königs,  öie  prinsefftnnen  XDil^Imine 
von  0ranien  un6  2tugufte  von  ^effen^KaffeL  2tm  folgenöen  (Tage  i>erfammelten  ßc^  alle 
nodj  einmal  um  öie  (Entfdflafene.  Knien6  un5  fdfluc^senö  ffiften  fie  {fanb  unb  Stirn, 
6cr  König  ermahnte  feine  Kin&er,  ,,ftc^  einer  fold^en  IRutter  ftets  tpäröig  5U  5eigen  unb  fo 
i^r  2In6enfen  tpat^r^ft  5U  e^ren''.  Dann  nahmen  alle  2Ibfc{;ie6  pon  6em  entfeelten  Körper 
un6  feierten  nadj  Berlin  $urucf.  (Einige  tCage  fpdter  touröe  öie  Ceic^e  nadtf  Berlin  über- 
geführt, wo  fte  5unäci;ft  im  Dom,  bann,  am  25. 1)e5ember,  6em  (Beöenftage  6es  5ii>eimalt0en 
€in$ugcs  (1793  un6  1809)  in  6em  pon  König  Jrieöridj  IDil^elm  errichteten  Znaufoleum 
in  (Cljarlottenburg  beigefe^t  wnvbe. 


„Sie  ift  öurdjs  ^ers  geftorben,  fte,  öie  nur  öarin  lebte",  —  fo  urteilte  über  öie  entfeelte 
Königin  prinseffin  IPilljelm,  öie  i^r  im  Ceben  fo  naije  geftanöen. 

3«  6er  tCat:  pon  öem  fersen  empfing  Cuifens  IDefen  all  fein  Cidjt,  jenes  tDorme 
Cidjt,  bas  fie  über  i^ren  (ßatten,  i^re  Kinöer,  i^r  £anb  ausftrömte* 

„^Uan  mug  fein  (Bind  fidtf  erl^fd^en,  bequem  mit  öer  tfanb  nimmt  man  es  nu^t" 
TXadti  öiefem  (ßrunöfa^  Ifai  Cuife  gel^nöelt.  ZPir  erinnern  uns,  in  nne  fhrenger  Selbßjuc^t 
unter  meldten  Kämpfen  fte  mit  öem  (Einflang  i>on  Pfiid^t  unö  Ctebe  bas  rechte  Der^Itnis 
5U  i^rem  (Bauen,  bas  cl^elici^e  (ßlflcf  errungen  unö  behauptet  Ifat  ZPie  2tntigone,  iSottes 
ungefdjriebene  (ßefe^e  in  öer  Bruft,  ift  fte  i^res  IDcges  gegangen,  o^ne  je  $u  irren,  nur 
auf  öie  Stimme  i^res  ^ersens  ^örenö.  IPä^renö  öie  Homantif  öen  tCypus  öes  pom  ZHonne 
unabljängigen  ZPetbes  ^insuftellen  fuc^t,  gibt  Cuife  bas  Beifpiel  freuöiger  unö  rflcfl^Ittofer 
Eingabe  an  öen  (Bauen,  an  öeffen  (ßefdjntacf  unö  Heigungen. 

So  fdjafft  Cuife  mit  iljrem  (ßema^l  öent  ^oIjen$ollern^aufe  ein  Familienleben,  öeffen 
fd}lid}te  Qerslicfjfeit  öen  ^^^^^^d^'^^^ff^^  immer  ein  (Begenftanö  öer  Betpunöerung,  öen  Xtadf» 
fommen  immer  ein  Dorbilö  gemefen  ift.  ZDie  umfa^  fte  mit  aDem  Heic^m  t^ccs 
f)er5ens  il^re  Kinöer  unö  öeren  ^ufunft,  mie  fuc^t  fte  i^nen  öie  (Bleic^filtigfeit  öer  dufercft 
Dorgäna*,  öi<^  ^^Ueinige  >3eöeutung  öe«  3nnenlebens  tlanuvtndHn;  ß«  lw>«rtaf  ^     tA#.  ht 


Der  ^lusgang 

einem  „bronsencn  Sefulum"  geboren  ^u  fein,  6a  fie  oielleidjt  „(ßefdjöpfen  6as  Bafein  gab, 
6ie  5um  IDo^le  6er  2Ttenfdj^ett  beitragen  iper6en".  IPir  tpiffen,  »ie  6en  Kin6em  6as 
2In6enfen  6er  ZlTutter  alleseit  Ijeilig  toar,  toie  iljr  S^^zn  iljncn  f^äufer  baute.  Jreilidj,  audj 
i^rer  Cintmrfung  auf  6ie  l{in6er  —  mir  fallen  es  in  6er  Crsieljungsgefdjic^te  6es  Kron^ 
prin$en  —  maren  enge  (ßrensen  gesogen. 

So  n>ar  es  eigentlicf;  aucf;  mit  i^rem  2(nteil  an  6er  preufifd^en  Politif :  überall  ftan6en 
i^r  Sdjranfen  entgegen.  Iln6  6odj  ftn6  feit  ^805  menige  grofe  €ntfc^ei6ungen  getroff en, 
an  6enen  fie  nidjt  in  6er  einen  o6cr  an6eren  IDeifc  mitgemirft  ^ottc.  Das  ^ing  6ocIj  »o^I 
6amit  sufammcn,  6af  alle  Strömungen,  6ie  6as  preufifdje  Dolf  bewegten,  audj  6urdj  il?r 
^er$  gingen.  2Ttit  rül?ren6er  3""i9'rf*  \x^hi^  fie  6ies  preufenlan6,  n?ie  es  einmal  n?ar, 
—  felbft  „mit  feinem  San6e" ;  iljre  3^cale  lagen  nie  jenfeit  6er  fc^a}ar$»eif  en  (ßrensen.  2Ttit 
nne  rücfljaltlofem  Dertrauen,  mit  w\z  unbe6ingter  ^ixott^xi^i  fam  pe  6em  grofcn  Seform^ 
miniftcr,  6em  ^reiljerm  pom  Stein,  entgegen.  „3<^  perfidjere  Sie,"  fdjricb  fie  nodj  im 
2luguft  1808  6er  Jrau  pon  Berg,  „6af ,  wznn  ic^  i^n  an  6er  Spi^e  6er  (ßefdjäfte  meif, 
fo  ift  es,  als  ob  ic^  mic^  gra6er  ^Iten  un6  6en  Kopf  leidjter  oon  einer  auf  6ie  an6ere 
Seite  belegen  Knntc."  XDie  »irfte  fie  für  ^ar6enbergs  Sücfberufung!  Ztlit  einem  i^rcr 
legten  2ttcm5üge  ^i  fie  6ie  Jreun6fdjaft  smifdjcn  ^rie6ridj  IDill^Im  un6  ^ar6enberg  beftegelt. 
Iln6  als  6er  König  i>on  ^o^en$ieri^  nadj  Berlin  $urucHam,  fyxi  er  feinem  ZlTinifter  6as 
IDort  abgenommen,  6af  fie  bei6e  miteinan6er  ausharren  moUten,  bb  6er  tCo6  fte  trenne. 
So  fdjiof  fidj  gleidjfam  über  6em  Sarge  6cr  Königin  6er  Bun6,  6er  alle  IPec^felfälle  6er 
nädjftcn  3^^re  über6auerte  un6  6ie  (ßrun6Iagen  für  6as  neue  Preuf cn  fdjuf  —  Königin 
Cuifens  le^te,  gröfte  un6  mirfungspollfte  tCat 


557 


Die  5dt9enöfftfd?en  Bilöniffe  bev  Königin  €uife 

l>on 

paul  5ei6el 

*^^ci  6cr  3tt"ftj^^J^""5  ^^^U^  Biograpljie  6er  Königin  Cuife  ift  bas  Qauptgennc^t  auf  Me 
IDieöcrgabe  6cr  bcften  23iI6nijfe  6cr  Königin  gelegt  tporöen,  6enen  allein  \S  pon  bm 
28  tCafeln  gemiöntet  ftnö.  Die  allgemeinen  Porftellungen  t>on  6er  äugeren  Crfcf^nung  6er 
Königin  fin6  fo  menig  geflärt  o6er  6urd)  mo6erne  Darftellungen  beeinflußt,  6af  es  vct 
allen  Dingen  tpidjtig  erfdjien,  6em  Cefer  iwrsufüljren,  n?ie  Königin  Cuife  iEjren  ^eitgenoffen 
erfdjienen  ift,  un6  il^ni  6urd)  6ie  Datierung  6iefer  23il6niffe  6ie  2Ttöglidjfeit  5U  geben,  t^re 
5al^lreidj  porljan6enen  un6  fidj  anfdjeinen6  oft  a)i6erfpredjen6en  Darftellungen  5u  beurteilen 
un6  iljnen  6en  ridjtigen  pial^  in  6er  €ntn)icfelung  6er  äußeren  (Erfdjeinung  6er  Königin 
5u  geben.  Pon  6or  Darftellung  6er  0ertlid}feiten,  an  6enen  Cuife  gelebt  Ifat  o6er  6te  fflr 
il^re  Cebensfcbicffale  t>on  befon6erer  Be6eutung  gcnx>r6en  ftn6,  ift  gän5lid}  2Ibftan6  genommen 
tt>or6en.  £)ier  ift  6as  überlieferte  ITIaterial  in  feinem  biftorifcben  un6  fünftlerifd^  ZDerte 
ein  5U  ungleiches,  um  in  6en  Kat^men  einer  Biograpt^ie  n?ie  6er  rorliegen6en  genxiltfam 
{7tneinge5n:>ängt  5u  n:>er6en.^    Dafür  fonnte  es  6urd)  eine  neue  2trt  6er  Zl>ie6ergabe  ermöglid^ 

'  ^ür  bicjcnigen,  b'xc  bas  hierin  Dortjaiibcne  lITateriäl  gern  feiiiien  lernen  voUen,  bietet  bas  Qol^ciio 
3oIIcrn»3abrbucb  in  ber  ^^^"Üfi^^ftittg  mef^rfacbcr  ^luffSt^c  von  c^eheimrat  ^aiUeu  über  bie  KSntsin  intfe 
ricifacbe  (ßcleaenf^eit.  Tcrglricbe  ferner  axidf  meine  ^hiff^^e  über  ^Kdniain  £uife  im  ^ilbe  if^rer  3*^' 
im  3»ibrgang  ^905  unb;  „gar  <Se|d^id?te  bts  Kronprin5en'paIais  in  Berlin .  tnsbefop'^r«  ^#r  •H*?"^!^«! 
^Oot^nung  ber  Königin  Cuife"  im  3»^lir9»i"S  19^>*. 


wtxbm,  6af  aus  6em  ^amilicn*  unb  Jrcunöcsf reife  6er  Königin  Cuife  allein  ^5  Porträts 
ipieöergegeben  mcröen  fonnten. 

(Ein  je6er  Dere^rer  6er  Königin  Cuife  glaubt  genau  5u  »iffen,  mie  6er  „Sdju^eift 
Preuf  ens"  ausfa^,  aber  im  (ßrun6e  ift  es  ein  (ßemifdj  pon  $iemlidj  unbeftimmten  (Ein= 
6rflcfen;  6ie  frc^  in  6er  (Erinnerung  $u  einem  BiI6e  6cr  fdjönen  Königin  per6idjten.  Die 
(ßrabfigur  von  Saudj,  6as  in  $a^lreicljen  Sepro6uftionen  oerbreitete  mo6eme  BiI6nis  von 
(ßuftap  Hidjter  un6  6as  Stan6biI6  i>on  <£.  (Encfe  im  tCiergarten  bil6en  bei  6er  ^eute  Ieben6en 
(ßencration  tt>o^l  6ie  ^auptbeftan6teile,  aus  6enen  6ie  ljerrfdjen6en  Dorftellungen  über  Cuifens 
(Erfdjeinung  fidj  sufammenfe^en.  Iln6  6odj  fm6  alle  6iefe  nadf  6em  tCo6e  6er  Königin,  $um 
tCeil  über  fedjsig  ^alfvt  fpäter,  entftan6enen  Darftellungen  nidjt  geeignet,  uns  ein  ridjtiges 
23il6  Pon  Cuifens  äuferer  (Erfdjeinung  gewinnen  5U  laffen;  es  Ijcd  i^r,  im  (ßegenfa^  $u 
^rie6ridj  6em  (ßrofen,  ein  ZÜensel  gefehlt,  6er  mit  fdjarfem  2tuge  un6  fünftlerifdjem  (ßefüljl 
alle  Ejiftorifcf;  beglaubigten  Ueberlieferungen  pereinigen6,  ein  abgefc^loffenes  Über5eugen6es 
Bil6  Pon  i^r  ins  Ceben  treten  lief.  2In6erfeits  fin6  uns  fo  piele  Darftellungen  6er 
Königin  Cuife  aus  i^rer  ^cxt  ereilten/  6af  es  einer  Heufc^öpfung,  mie  bei  6em  pon  6er 
$eitgenöfftfcljen  Kunft  fo  arg  pemac^läfftgten  un6  mif^an6elten  ^rie6ric^  6em  (ßrofcn,  gar 
nidjt  be6arf,  menn  ja  audj  6em  Be6ürfnis  »eitcr  Kreife,  6as  Bil6nis  6er  populärften  aller 
preufifdjen  Königinnen  für  6en  jeweiligen  (ßcfc^macf  5urec^tgemac^t  5U  fe^en,  6ie  Beredj^ 
tigung  nidji  gänslicf;  abgefproc^en  n>er6en  foll. 

2tller6ings  muffen  mir  uns  bei  6iefer  Betradjtung  por  allen  Dingen  flar  warben,  6af 
es  ein  geojiffermafen  einheitliches  i^re  perfdjie6enen  Cebensperio6en  erfc^öpfen6  5ufammen* 
faffen6e5  23il6  6er  Königin  überhaupt  nic^t  gibt  un6  auc^  nic^t  geben  fann.  H)ie  neben 
6em  „2tlten  Jri^"  erft  allmäljlic^  eine  einge^en6ere  ^iftorifdje  Betrachtung  auc^  6en  jugen6^ 
lidjcren  ^rie6riclj  6en  (ßrofen  in  feinen  Bil6em  $u  feinem  Hechte  gelangen  läft,  fo  wxtb 
CS  audj  mit  6er  Königin  Cuife  geljen.  Die  ZtTenge  »ill  in  i^ren  Bil6niffen  6ie  fdjöne  gereifte 
;Jrau,  6ie  (ßegnerin  Hapoleons  un6  6cn  Sc^u^geift  Preufens  fe^en,  für  6en  tiefer 
6ringen6en  (ßeift  aber  getpo^rt  es  einen  eigenartigen  Seis,  6ie  (Entipicfelung  pon  Cuifens 
Perfönlidjfeit  audj  in  i^ren  Bil6niffen  an6erer  ^cikn  5U  perfolgen,  felbfl  wenn  fte  nidjt  pon 
befon6erem  fünftlerifc^em  ZDerte  fin6,  un6  $unäc^ft  6apon  absufe^en,  n>as  in  6iefen  Bil6em 
6em  eigenen  (ßefc^macf  fympat^ifc^  un6  5ufagen6  ift,  fon6em  6as  (E^arafteriftifc^  erfennen 
un6  n?är6igen  5U  lernen. 

Bei  6en  Bil6nifren  6er  Königin  Cuife  laffen  ftc^  6rei  (Bruppen  unterfc^ei6en,  6ie  mit 
iljrer  förperlic^en  (Enttpicfelung  in  engem  ^ufammen^ng  flehen.  Don  6er  Kin6er5eit  muffen 
ipir  abfegen,  6a  fidf  aus  i^r  feine  Btl6mffe  —  tpenigflens  feine  $ipeifellofen  —  erljalten 

S59 


ifcibm,  fonöem  tdj  rechne  6ie  erfle  Pcrio6c  von  ier  Brautseit  bis  $um  €n6€  6es  3^^r* 
ifunbevis,  alfo  bas  \7.  bis  ungefähr  23.  Cebensja^r  6cr  Könisin  umfaffenö.  Die  BtI6er 
öiefer  ^ext  5cigcn  Cuife  als  eine  5arte  mäödjenfyiftc  €rfdjeinung  mit  länglichem  (Seftc^te, 
cmftcn  5utociIen  trdumerif djen  2tugcn,  un6  reidjen,  locfigen,  blonöen  ^aren.  Tlus  öiefer 
Perioöc  ift  uns  eine  feljr  grofe  Tinyxlil  pon  Bilöniffcn  erhalten,  6ie  i^re  yxxt^  fanfte  Sc^ön* 
^eit  5um  tCeil  in  bas  befte  Cid;!  fe^en.  Die  stpeite  Perioöe  m5d;te  id;  pon  bem  Beginn 
6es  neuen  3^^^^^""^^^^  ^^  5""^  Unglücfsjatjre  \S06  6atieren  un6  fte  $eigt  uns  Cuife  im 
2tlter  von  2^  bis  50  3a^i^cn  als  voü  erblül^te  fd)5ne  ^rau  in  ipa^r^ft  fSniglic^er  flra^Ienber 
un6  audj  iljrcr  IPirfung  berufter  (Erfdjeinung  un6  von  unenMidjem  Ciebrcise,  »ie  pe  uns 
fomoljl  aus  öen  Sdjilöerungen  begeifterter  ^^itgenoffen  »ie  aus  6en  Bilöniffen  von  VXabamt 
Digfe  le  Brun  un6  (ßraffi  entgegentritt.  Die  6ri tte  Perioöe,  aus  öeren  erften  3^^ren  uns 
Bilöniffe  i>on  Beöeutung  aus  naIjeUegenöen  (ßrünöen  über^upt  nidjt  erhalten  fm6,  $etgt^ 
öaf  6ie  6urdj  6as  Unglücf  6es  Paterlanöes,  l{ranf^eit  un6  fd)n>ere  Jamilienforgen  ^erpot« 
gerufenen  $al?lreidjen  tCränen  6cn  ftraljlcnöen  (ßlans  i^rer  2tugen  getrübt  ^aben,  un6  baf^ 
bei  iljrer  ^igur  eine  a>oIjI  audj  mit  i^rer  Kranf^eit  sufanmtenljangenöe  frü^$eitige  Einlage 
$u  matronenhaften  formen  pdj  bemerfbar  madjt.  3^^^  f<^li^t*  P^  ^<J""  ^Is  pierte  (Bruppe 
nod;  6te  grofe  2(n5aI)I  pon  baI6  nadf  il^rem  tEoöe  entftanöenen  Bilöniffen  an,  Me  alle  mcl^ 
o6er  weniger  unter  Benu^ung  6er  tCotenmasfe  un6  früherer  Bilöniffe  entftanöen  [xnb. 

f)orn^  t;at  in  feinem  Bud^e  über  &ie  Königin  Cuife  5um  erftenmal  ein  angeblid^ 
Kinöerbilö  6er  Königin  publisicrt,  6as  fte  im  erften  Cebensja^re  öargepeüt  auf  einem 
(Bcmälbc  seigt,  6as  öie  ITTuttcr  in  6en  f^änöen  Ifält  ixnb  auf  6as  fte  öurdj  eine  ^anöbetpegung 
I?impeift.2  Daf  es  fidj  unt  6ie  ZTTutter  6er  Königin  Cuife ,  6ie  f)er$ogin  ^rieöerife  Ifanbtll, 
ift  smcifellos,  ba  bas  (ßegenftüd  5U  öcm  Bilöe  6cn  öurdj  feine  djarafteriftifdjen  (ßeftc^ts5uge 
unpcrfennbaren  Täter  Cuifens  6arftcIIt.  2tber  öürfen  tPir  oljne  tpeiteres  6er  tTraöition  folgen, 
öie  in  öent  Kinöerbilö  6ie  fpätere  Königin  Cuife  folgen  urill?  Hadj  nteiner  lleberjeugung 
liegt  eine  groge  llnn:>a^rfdjeinlidjfeit  öarin,  öaf  ein  (Elternpaar  ftd)  unter  Terleugnung  feiner 
bci6en  älteren  Kin6er'  mit  öem  6ritten  allein  porträtieren  lägt,  um  6er  (Brofmutter  ein 
(ßefdjenf  5U  madjen.  So  Iciö  es  utts  tut,  öiefes  reisenöe  Bil6  nidjt  auf  Cuife  besieg  ju 
öilrfen,  fann  6od)  nur  als  lüaljrfdjeinlidjfeit  erflärt  tt»er6en,  öag  es  ftdj  ^ier  um  bas  erfle 

^  l)orn,  Das  ^ud?  von  bei  Königin  £uifc.     Berlin  (883. 

*  Ct^cntum  Seiner  Kdni9lid>en  I^of^eit  bes  (Srogl^ersogs  von  l>effen.  €tne  t^erfleinerte  alte  Kopie  tm 
liobenjoUern-nTufeum  seiat  bir  beiben  €Itern  anf  einem  Bilbe  rereiniat  bargeflefft.  ^Ibbilbttn^en  tm  f^of^m* 
SoUernO'il^rl^u^  19«^. 

'  £uife  «"«"»r  brt*  fed^fte  Kinb  ihrer  (Altern,  bod>  h^'^thtn  r^n  btr  ^'♦•'-•«t  <F'»f<fcF«» **•'■••  ""••  .*•»**•  '»«^  ^'■••n. 


Cafol  27 


Cotcninosre  unft  ^Ibtjtig  {>er  f)an6  6cr  Iföttigin  Cutft 


Kino  6es  vor  (ßlflcf  ftraljlenöen  Paares  lianbdt,  bas  im  23iI6e  mit  6en  (Eltern  pereinigt 
6er  (ßrofmutter  als  (ßefdjcnf  öargebradjt  ipir6.  IDie  faft  alle  Prin5enbil6er  6es  preuf ifdjen 
I{5ni9s^ufe5  aus  öer  erften  f^älfte  6es  \S.  ^al}xliunb^vts  im  Caufe  6er  ^alfvz  6en  Hamen 
Jrie6ridjs  6es  (ßrofen  sugeteilt  befommen  Ijattcn,  toie  alle  im  Pots6amer  Sta6tfdjloffe 
Dor9efun6enen  Spielfadjen  un6  fonftigen  l{in6ergeräte  ^rie6ridj  6em  (ßrofen  un6  nidfis  bavon 
feinen  6rei  jüngeren  Bru6em  $ugefdjrieben  wur6e,  fo  permute  idj,  6af  audj  bei  6iefem 
I{in6erbil6  6er  IPunfdj  6er  Dater  6es  (ße6anfens  »ur6e,  in6em  man  auf  ein  23il6nb  pon 
Cuifens  ältefter  Sdjmefter  (D?arlotte,  6er  fpäteren  ^er5ogin  Pon  Sadjfen^^il6burg^aufen,  Pon 
6er  nieman6  ttwas  Hageres  mufte,  6en  Hamen  iljrer  jüngeren/  fo  berüljmt  gea}or6enen 
Sc^mefter  Cuife  übertrug.  2luf  alle  Jälle  ift  uns  in  6em  anfpredjen6en  23il6e  ein  fidjeres 
Porträt  pon  Cuifens  Hlutter  überliefert,  in  6eren  $tt»ar  nidjt  gera6e  fdjönen,  aber  fympatljifdjen 
un6  liebensa)ür6igen  ^ÖS^"  ^^^  aller6ings,  wenn  wix  nadj  Jleljnlidjfeiten  mit  iljrer  Codjter 
Cuife  forfdjen,  weniger  unmittelbare  Be$iel?ungen  $u  ent6ecfen  imftan6e  ftn6,  als  in 
6enen  i^rer  Sdjn?efter  (Cljarlotte;  6ie  nadj  i^rem  tCo6e  6ie  Stiefmutter  6er  fpäteren  Königin 
Cuife  wnxbc.    (Dgl.  tCafel  3,  Hr.  \  un6  3  un6  oben  S.  \7.) 

I.  Königin  Cuifens  Crfdjeinung  im  2llter  Pon  ungefäljr  \7  bis  23  ^alixen, 

^  793— 1798. 

(Eines  6er  früljeften  uns  erijaltenen  $tt>etfellofen  Bil6niffe  Cuifens  rüljrt  pon  6er  f)an6 
iljres  6amaligen  Perlobten  ^er  un6  ift  einem  feiner  Briefe  pom  2tuguft  \793  beigelegt 
(Königlidjes  ^ausardjip).  (Ermöglicht  6iefes  6ilettantifdje  menn  audj  mit  lieben6er  ^an6 
entworfene  23il6nis  uns  audj  nidjt,  Sdjlüffe  auf  6ie  (ßefic^tssüge  Cuifens  als  Braut  5U  $ieljen, 
fo  ijat  es  6ocIj  6en  befon6eren  IDert,  6as  einsige  Bil6  6er  prinsefftn  in  ganser  ;Jigur  aus 
6iefer  ^di  5U  fein  un6  6a6urdj  uns  ein  Bil6  pon  6er  2trt  iljres  Kopüms  in  6er  Brautseit 
5U  geben.     (2Ibbil6ung  tCafel  ^.) 

2Ils  fünftlerifdjer  Darfteller  6er  ^üq^  Cuifens  in  i^rer  Brautjeit  fommt  in  erfter  Cinie 
un6  fdjeinbar  als  ein$iger  6er  am  I)armftä6ter  ^ofe  6amals  piel  befdjäftigte  Ztliniaturmaler 
3oI?ann  ^rie6riclj  tCielfer  in  Betracht,  Pon  6em  uns  mehrere  Barffellungen  Cuifens,  xvenn 
andj  5um  Ceil  nur  in  geftoc^enen  Hepro6uftionen  er^lten  ftn6.  (Etn>as  leer  un6  unentwicfelt, 
pielleicijt  infolge  6er  6em  Künftler  ungea>o^nten  grofen  Der^ltniffe,  wirfen  6ie  ^üge  6er 
Prinseffm  auf  einer  Profilseidjnung  im  ^^ensollem^ZlTufeum,  6ie  6urc^  Unterfdjrift  König 
^rie6ridj  IDil^elms  III.  als  Bil6nis  Cuifens  aus  6em  yilixe  \7^3  Pon  tCielfer  be$eugt  ipir6.* 


^  Suerfi  abgebilbet  im  QoliensoIIemO^^ffrbuc^  {^oy,  5.  12,  wo  btefe  Unterfc^nft  trrtfimltc^  als  von 
ber  Bjanb  Kaifer  IPiltielms  I.  f{frrfif{rettb  besetc^net  virb. 


S«l 


Tiudti  bei  ben  anöercn  23il6nijfcn  tCielfers  öürfen  wxv  nic^t  pergeffen,  6af  es  pc^  um  Me 
wexdfm  ^uge  eines  iiod;  fe^r  jugcnMic^en  lITaöc^ens  nnb  um  einen  pert^Itnismä^ig 
unbeöeutenöen  Kunftler  ^nöelt,  öeffen  2Irbeiten  uns  n>o^l  6en  allgemeinen  (EinörucF  btt 
2Inmut  feines  ^TToöells  ^interlaffen  fSnnen,  aber  für  einge^enöere  Stu6ien  6er  <0e|tc^tsjfl0e 
fein  genfigenöes  ZTIaterial  Qcbcn.  Se^r  reisDoII  muf  ein  Zniniaturöoppelbilbnis  bet  Mbm 
bräutlidjen  Sdjmeftem  geipcfen  fein,  6as  6er  Sdjmiegennutter  6er  bei6en  prinsefftnnen,  6er 
Königin  ^rie6erifc,  eine  Dorftellung  pon  iljren  bci6en  $ufflnftigen  Sc^tPtegertdd;tem  gab, 
uns  aber  nur  6urd;  einen  Stidti  t>on  Bolt  übermittelt  x\i,  6er  in  einer  $ur  Dermd^hing 
crfdjienenen  ^eftfdjrift  audj  6em  großen  Publif um  ein  BiI6  6er  bei6en  jungen  prinseffmnen 
gcmäljren  foUte.^  2tm  fdjmädjften,  a>oljI  6urdj  6ie  Sdjulb  6es  Stechers  ^.  (Earftens,  nrirfett 
5n?ci  Heine  ProfiIbiI6niffe  6er  Sc^meftem  im  Serlincr  Kalen6er  Don  \7^^,  6ie  auc^  von  6em 
Kronprinsen  feljr  mißfällig  aufgenommen  iper6en,  in6em  er  bei  6er  Ueberfen6ung  am 
2.  Desember  \795  an  feine  Braut  fdjreibt:  „Avez-vous  Jamals  vu  quelque  chose  d'aussi 
abominable?"  (Ein  an6eres  von  Kardjer  \79^  nadj  tCielfer  geftodjenes  Heines  Doppek 
biI6ni5  6er  bei6en  Sdjtt>eftem  lägt  gleidjfalls  6ie  Sdjroädje  6es  Stedjers  erfennen*  Soatett 
6ie  0nginaIbiI6niffe  6er  Stic^  jemals  n?ie6er  ans  tCageslic^t  fommen,  fo  n>er6en  fte  uns 
ücmmtlidj  ein  erfroulidjcres  8iI6  pon  tCicIfers  Kunft  gemäljren,  als  6iefe  Hepro6uftionen 
pon  an6crcr  dfanb.^  Daf  6er  l{ronprin$  mit  tCieIfcrs  Ceiftungen  nidjt  gan$  5ufrie6en  nxir, 
gcljt  audj  aus  einem  feiner  Briefe  an  Cuife  i>om  \7, 1)e5ember  \795  ^erpor,  in  6em  er 
fdjreibt,  6af  feine  ZHuttcr  iljm  ein  2niniaturbiI6  Cuifens,  pielleidjt  6as  oben  genannte 
mit  6cn  bei6cn  Sdjojeftem,  geseigt  Ijabc:  ,Je  dois  dire  qu'on  y  reconnait  votre  visage, 
mais  votrc  figure  est  tres  trcs  mal  copiee,  et  avec  cela  M.  Tielker  vous  a  peinte 
dans  un  habillenient  peu  avantageux.**  2tber  um  fo  beffer,  fäljrt  er  fort,  man  otrö 
jc^t  feljcu,  ipio  piel  fdjöncr  6as  ©riginal  ift  als  6ie  Kopie.  tCro^em  fd^int  (Tielfer 
unausgofc^t  bcfdjäftigt  gcipefcn  5U  fein,  6cnn  ein  bcscidjnctes  un6  anfc^einen6  ^79^  6ahettes 
annmtigcs  2niniaturbiI6nis  in  Berliner  Pripatbcfi^  seigt  6as  Kronprinsenpaar  im  PiofU 
gefeljen  un6  in  6er  2lusfüljrung  6en  genannten  Slidjen  uKit  überlegen.  (2tbbil6ung  Cafel  ^.) 
2lus  einem  Briefe  Cuifcns  an  iljren  Pater  pom  3uni  \797  ge^t  femer  ^erpor,  baff 
fie  fici?  6amal5  n)kbcv  von  Cielfer  malen  lieg.     Per  Künftler  ^at  fein  uns  nic^t  befanntes 

'  Cttifens  urib  «friebcrifcns  ....  ^(ttfutift  unb  rcrmähliing  in  Berlin.  3m  Dcjember  |79S. 
Berlin  ^79^. 

^  Paf  lagt  fiit  atid)  aus  feinem  in  biefer  ,^eit  entftanbenen  unb  aus  bem  27ad^Ia§  ber  KSni^in  inifc 
ftantmenben  lUiniaturbilbnis  bes  Kronprin3en  im  lioben^oUern-mufeum  folgern.  lDal)rf(^nlt(^  tfl  es  Mcftf 
Bilb,  bas  bie  Kronprin3effin  in  einem  llT^Millon  ^uf  ber  Bruft  trug  urib  im  .'Xab'"*  •'")f  «Is  bos  tcflc  il^ffcs 
i^cmaljU  he5cid^n«»te. 


Bilönis  felber  in  einent  ^798  öattcrten  feljr  feltcncn  retsenöen  Kupfcrftidj  »icöergegeben,  6er 
in  $arten  ^ömn  foloriert;  öie  junge  Königin  im  Profil  in  einem  mit  Sofen  umipunöenen 
Zneöaillonra^men  $eigt.  3"  ^^^  reidjen  locfigen  ffaav  ift  ein  ^eöer^ut  eingedockten  un6 
bas  toeit  ausgefdjnittene  Kleiö  läft  neben  6er  befannten  ^alsbinöe  öiefer  3a^re  eine  $tt>ei=^ 
fadje  Perlenfette  fe^en.    (2tbbiI6ung  Cafel  H,) 

Das  erffe  Bilönis  Cuifens  für  iljren  üerlobten  aus  6er  23raut5eit,  6as  in  6en  Briefen 
6es  Brautpaares  enoä^nt  wirb,  ift  mit  Sid?cr^eit  leiöer  nidjt  me^r  naclj5uipeifen,  audj  6er 
Harne  6es  Künfllers  ipir6  nidjt  ermäljnt.  2Iuf  6ie  ^rage  ^rie6ridj  IDill^Ims,  ob  pe  bereits 
an  6as  i^m  rerfprocfjene  Porträt  ge6aci;t  Ifabc  un6  6afür  Sorge  träge,  6ag  es  ä^nlid;  un6 
nidjt  eine  Karifatur  iljres  „charmant  petit  visage"  ipür6e,  antiDortet  fie:  „Sic  fragen ,  ob 
idj  fc^n  an  bas  Bil6  ge6adjt  I?abe?  H>ie  fönnen  Sie  6aran  $tt>eifeln.  ^dtf  Ifabe  yjmn 
oerfproc^en,  es  fo  fdjnell  als  mSglidj  machen  $u  laffen  un6  idj  bin  ein  Znd6djen  pon  IDort» 
Der  ZHann  6er  midj  malt,  gibt  fic^  6ie  gröfte  ZTTu^e,  idj  Ifabc  il?m  fdjon  6rei  ZÜale 
gefeffen,  un6  er  Ifat  nur  erft  6ie  (ßrSfe  6er  Jlugen  gemalt  (6ie  $iemlidj  Hein  fin6,  mie  Sie 
miffen),  6en  Umrif  6er  Hafe  un6  6es  2nun6es,  un6  porlaufig  fte^t  mir  6as  nodj  gar  nidjt 
d^nlidj.  Das  23iI6  ift  fo  grof  toie  Sie  es  mir  an  meiner  ^an6  geseigt  Ijaben,  idj  Ijabt 
iljm  gefagt,  midj  Ijödjft  einfadj  5u  malen,  nidjts  auf  6en  Kopf  un6  tt»eif  geflei6et;  idj  meif 
6af  Sie  6as  (Einfadje  lieben  un6  Ijabe  geglaubt  ^lixm  (ßefdjmacf  5U  treffen."  (Pgl.  oben 
S.  35.)  Diclleidjt  Ijan6elt  es  ftc^  ^ier  um  ein  Don  Siebert  gemaltes  2Ttiniaturbil6nis,  6as 
uns  in  einem  in  Sötelmanier  ^ergeftellten  un6  Darmfta6t  ^793  6atierten  f leinen  Stidje  pon 
Karl  Sdjrö6er  erhalten  ift. 

Die  Doppel^odj5eit  6es  Kronprin$en  un6  feines  23ru6ers  mit  6en  bei6en  mecflen^ 
burgifc^en  prinseffinnen  erregte  natfirlidj  in  6en  toeiteften  Kreifen  6ie  gröf  te  tCeilnaljme  un6 
6ie  Sdjönljeit  un6  2tnnmt  6er  bei6en  Sdjmeftem  madjte  in  allen  fflnftlerifdj  intereffterten 
Kreifen  6en  IDunfc^  rege,  iljr  23il6nb  in  irgen6  einer  ^orm  fünftlerifdjer  tCec^nif  nne6er=^ 
5ugeben,  um  als  erfter  6as  allgemeine  Verlangen  befrie6igen  5U  fSnnen  06er  für  6ie  Kunft* 
ausftellung  ein  befon6ers  an5ieljen6es  IDerf  $u  liefern. 

Sott»o^l  aus  (ßrfln6en  6er  funftlerifdjen  Qualität  »ie  audj  6er  (ßenauigfeit  6er  fSrper^ 
lidjen  2rie6crgabe  beanfprudjen  6ie  Darflellungen  6er  Königin  Cuife  pon  (ßottfrie6  Sdja6otp 
6en  üorrang  Dor  allen  an6eren.  Da$u  fommt,  6af  uns  pon  Sc^a6otP  (,,Kunfta)erfe  un6 
Kunftanftdjten")  felbft  beseugt  ipir6,  er  Ijabe  für  6ie  (ßruppe  6er  bei6en  Sc^n>eftem  „6ie 
2Ttafe  nadj  6er  Hatur"  genommen  un6  i^re  (ßar6erobe  5U  feiner  Derfflgung  geljabt,  fo 
6af  wir  6emnac^  bercdjtigt  fin6,  bei  unferer  Jeflftellung  auf  alle  (Einselljeiten  6er  Sc^a6ott>:= 
fdjen  23il6iperfe  Ijödjften  IDert  5U  legen.    Sc^6oip  ift  auc^  6ie  einsige  Quelle  6afür,  6af 

S63 


6ie  Kronprin$cfftn  in  ötcfcn  3^^ren  eine  Sdjtoellung  am  fyxlU  Qclfabt  fjobt,  $u  6ercn 
Deröecfung  ein  auf  allen  iljren  Bilöniffen  6iefer  ^^xi  erfdjeinenöer  eigenartiger  Kof^fpu^ 
mit  Sfcdshanb  öienen  foUte. 

Raffen  tmr  öic  ZTTitteilungen  6es  Künftlers  f ur$  $ufammen,  fo  ergibt  ftdj  in  besug  auf 
6ie  von  i^nt  perfertigten  Bilöniffe  6er  Königin  Cuife,  öaf  er  im  3^Ijre  \7^^  nadj  ^erfig^ 
ftellung  einer  23üfte  iljrer  Sdjtoefter  6er  prinsefftn  ^rie6erife,  Büften  pon  Cuife  un6  6em 
Kronprin$en  ^rie6ridj  UHUjelm  angefertigt  Ijabe.  Der  Beifall,  6en  6ie  Buften  6er  bei6en 
Prinseffmnen  fan6,  Ijaben  6cn  ZTlinifter  pon  ^eini^  peranlaft,  eine  (Bruppe  6er  bet6eii 
Sc^tt»eftem  Ijerftellen  $u  laffen,  6te  \7^d  ausgeftellt  ipar,  un6  6eren  Derfleinerung  ab 
2no6eII  für  6ic  2tusfü^rung  in  6er  KSniglidjen  Por$eIIanmanufaftur  6ienen  foUte.  Der 
grofe  (Erfolg  6e5  lebensgroßen  2no6eUs  betpog  femer  6en  König,  6ie  2lu5f Urning  in 
ZMarmor  6em  Künftler  in  2luftrag  su  geben. 

VDo  befin6en  ftdj  nun  ^eute  6ie  pon  Sdja6ott>  genannten  IDcrfe?  Bas  2Uo6eD  6er 
Sci;n>eftemgruppe  ftet;t  in  6er  Hationalgalerie,  6ie  2Iusfü^rung  in  IRarmor  in  6em  Glasbau 
6er  BiI6ergaIerie  6es  föniglidjen  Sdjioffes  in  Berlin  (2tbbiI6ung  tCafel  9)  un6  605  ZRofteD 
für  6ie  perfleinerte  2tusfu^rung  in  Por5eUan  in  6er  Königlid^en  PorseUanmanufaftur* 
2ludj  pon  6er  Büfte  6es  Kronprinsen  ^rie6riclj  IDilljelm  laft  ftdj  eine  2(usfä^rung  in 
jrtarmor^  im  Hadjlaffe  Kaifer  ^rie6ricljs  in  Kronberg  un6  ebenfo  ipie  Pon  6er  Bflpe  6er 
Königin  Cuife  mehrere  2lbgüffe  aus  (ßips  un6  Papiermaffe  im  f^o^nsoUem^Znufeunt 
nadjipeifen,  un6  pon  6er  Büfte  6er  prinseffin  ^rie6erife  gibt  es  gleidjfalls  einen  2(bguf 
aus  Papiennaffe  im  ^o^ensoUern^iTlufeum  fotpie  ein  erft  fürslidj  aufgetaudjtes  fe^r  fd^nes 
Cerrafotta^  (Exemplar  in  6er  Hationalgalerie.'* 

ßnv  5d?a6otp  fdjeint  6ie  2lrbeit  an  6em  Bil6nis  6er  Prinseffin  ;Jrie6erife  piel  gröf eres 
3ntereffe  geljabt  5U  Ijaben,  n>ie  an  6em  6er  Kronprinseffin,  un6  fie  fontmt  auc^  bei  6er 
Doppelgruppe  fotpoljl  n?ie  bei  iljrer  Büfte  beffer  tpeg  als  6ie  ältere  Sc^tpeßer.  Dos  ifl 
aud?  6urdj  6as  HaturcU  6er  bci6cn  Sdjipeftem  leidjt  erflärlidj.  ^flr  6ie  jüngere,  eben 
fedjscijn  ^alfxc  alte  lebensluftige  un6  übermütige  Prinseffm  ^rie6erife  tparen  6ie  Si^ungen 
un6  6ie  Untertjaltung  mit  6em  BiI6l7auer  ein  amüfanter  ^^i^^^^^il^/  ^^  9^^^  f^^  <uis 
6en  ZHitteilungen  Sd)a6on:>s  über  iljre  intereffiertc  tTeilnaljme  an  6em  gan5en  Vorgänge 
un6  aus  itjren  Bemerfungen  Ijerpor.     ^ne6enfe  gibt  nid)t  nur  i^re  äußere  (Erfd^nung, 

'  Sd^abotD  erti>ät>nt  nur  eine  inarmorausfnt^rung,  bir  er  als  penbant  311  ber  bes  KSittgi  Qn» 
gefertigt  t^abe. 

*  Vg\,  iahan,  3.  (5.  Sd^aboips  (Eonbüfte  ber  prin3efjin  ionxs  (^frieberife-  von  pr»«'^fn  in  ber  Vdnt^ 
li<^en  natioiialaalerie.    Ja^rb"'*'  ^^r  K^nia*«*  0-'»Mf"d)e"    ^iitijif>"r-«iiit.-t*t    •^'^\ 


fonöem  audf  i^r  3""^^^^^  ^^"  2tugcn  6es  Künftlers  mit  poUfter  Unbefangen^t  I?in,  un6 
ermöglicht  i^m,  eine  6er  rcisenöften,  poUenöetften  ^raucnbüften  aller  Reiten  5U  fdjaffcn. 
H)tc  Sdjaöow  foldje  nnb  äljnltc^e  2tuf gaben  5U  ISfen  fudjt,  ifai  er  uns  felber  einige  3^^^« 
fpäter  er$ä^It:^  ,,lDeibIidje  Büften  jtnö  eine  6er  fdjtt»erften  2lufgaben  in  6er  Kunft;  6iefe 
5U  löfen,  ^be  ic^  mir  immer  unglaublidje  ZÜüIje  gegeben.  2teljnlidjfeit  mit  2tnmut  $u 
Dereinigen,  in  einen  Ztloment  6en  Sei$  sufammensufaffen,  6er  im  Ceben  6urc^  6as  Befeelte, 
Bewegte,  mannigfaltige  uncn6Iic^  pieler  ZÜomente  liegt,  erfor6ert  ein  $artes  Kunftgefü^I 
un6  einen,  möchte  idj  faft  fagen,  an  £ift  gren$en6en  Beobadjtungsgeift."  Die  Cöfung  feiner 
2lufgaben  in  6iefem  Sinne  ipur6e  i^m  bei  6er  Prinseffin  ^rie6erife  leidjt  gemadjt,  un6  es 
fe^Üe  ilfx  auf  er6em  nic^t  an  ^zxi  nnb  £uft,  6em  Künftler  5U  fi^en  un6  fidj  in  6er  Unterhaltung 
mit  i^m  6ie  ^eit  $u  pertreiben.  So  ipur6e  es  Sdiabow  möglidj,  audj  feine  gan$e  Seele 
in  6iefe  2trbeit  $u  perfenfen  un6  mie  £aban  (a.  a.  ®.)  fidj  treffen6  aus6rüc(t  „eine  ^ormen^ 
fpradje  6er  Cieblic^feit"  $u  geben,  „6ie  $ugleidj  nidjts  als  Hatur  ift".  Befon6ers  6er  Blicf 
Ifat,  wenn  man  6ie  Büfte  im  Profil  betradjtet,  etwas  unfagbar  Be5a}ingen6es:  es  fin6  6ie 
$arteften  2tusftraI?Iungen  6er  Seele,  6ie  feftgeEjalten  über  6as  Bereich  6er  2lus6rucfsmittel 
6er  piaftif  Ijinaus5uge{jen  fdjeint/'  Diefe  2tusfü^rungen  iparen  nötig,  um  leicbter  5U  per^ 
fteljen,  was  Cuifens  Bil6nis  5U  feEjIen  fdjeint.  3^^^^  fon^iefo  emftere  5urücf^alten6e  Hatur 
tt>ur6e  6urdj  6ie  fdjeinbar  ftdn6ige  (ßegenmart  i^res  förmlidjen  un6  fteifen  (ßema^ls  bei 
6en  6urd;  Befuc^e  un6  Cmpfdnge  noc^  6a5u  oft  unterbrochenen  Si^ungen  6apon  abge^atten, 
fiel;  frei  un6  räcf^altlos  5U  geben,  un6  es  n?ur6e  6a6urc{;  Sdfabow  fe^r  erfcfjmert,  feine  oben 
a}ie6ergegebene  2trt  6er  Kunftubung  bei  tpeiblidjen  Büften  mit  6em  (Erfolge  5ur  2tna)en6ung 
$u  bringen,  ipie  bei  6er  leidjtbeweglic^n  un6  offen^er$igen  Sdjipefler.  Pergleidjen  ipir  6ie 
bci6en  Köpfe  miteinan6er,  fo  bleibt  in  6em  Cuifens  immer  etn>as  ^uvüdifattznb^s,  Unaus* 
gefprodjenes,  es  ift  Sdtiabow  nic^t  gan$  gelungen,  6em  fc^önen  2tntli^  6ie  Seele,  6ie  fidf 
i^m  aucf;  n>o^I  nic^t  erfc^Ioffen  Ifai,  mit  i^ren  legten  sarten  Hegungen  einsu^uc^en.  Daf 
es  i^m  an  6er  ^d^igfeit  6a5U  nic^t  gefehlt  ^ben  tpär6e,  ^at  er  6urc^  6as  BiI6nis  6er 
Sdjmefter  glän5en6  beipiefen» 

So  piele  Hoc^ric^ten  uns  Aber  6i(  ^rfteUung  6er  Porträts  6er  Königin  Cuife  pon 
(5.  Sdjabow  ermatten  ftn6,  fo  n>enig  tpiffen  nnr  fiber  6ie  2Irt  6er  Cntfte^ung  i^rer  per«« 
fdjie6enen  $um  Ceil  fe^r  anmutigen  pon  3«  S*  2t»  tTifc^bein  gemalten  8iI6niffe.  Unfere 
Kenntniffe  befc^ränfen  ftc^  gan$  auf  6ie  Hotis,  6af  (Tifc^bein  nac^  6er  Eingabe  feiner 
tCodjter  in  6en  30^^^^^"  1^95  bis  ^800  in  Deffau  gelebt,  pon  6ort  aus  Berlin  befuc^t  un6 


^  ^frieblaenbcr  a.  a.  0).,  5.  6^. 

S65 


ein  DoppcIbtI6nis  5cr  bcxbcn  5d;tDeftcm  in  Cebcns^röfe  gemalt  tfabc.  (Ein  OeUnIbnts 
6iefer  2trt  ift  ntir  nidjt  bcfannt  geiporien,  foniem  nur  ein  angeblidj  nadj  einem  folc^  pon 
Sdjioponetti  angefertigter  farbiger  Kupferftidj  (abgebil6et£)ofjen5oüem*3<Jl?^^"<^  IW/  S.Xll) 
unb  eine  reisenöe  Weine  ^ddfnurxQ  ba^u  in  Knieftücfform,  be5eidjnet  5-  Cifdjbein  ^79^  im 
Prioatbefi^e.  (2tbbiI6ung  Cafel  9.)  Bei  einem  Bruftbilö  6er  Ittnigin  Cuife  pon  (Cifdjbcin 
tDar  auf  6em  früfjeren  nidjt  aus  iljrer  ^eit  mefjr  ftammenöen  Hal^men  6ic  3^^^^5^M 
^796  angcbradjt  un6  ebenfalls  aus  6iefem  2^tfvz  ftammt  bas  fdjöne  Bilönis  in  ganscr 
^igur,  bas  6en  Bibliotljefraum  6er  Kaifcrin  im  Berliner  Sdjloffe  fdjmücft.  Dies  leitete 
BiI6,  bescidjnet  mit  „Cifdjbein"  un6  6er  3aljrcs$afjl  ^796,  gleidjt  in  ^Ijem  ZTTafe  6cm 
6er  Königin  in  6em  I)oppelbiI6nis  6cr  bci6en  Sdjmeftem,  6as  mir  aus  6em  Stid^e  poit 
Sdjiaoonetti  fcnncn  un6  biI6et  neben  6er  5^9"^  ^"  Sdfabow  n>ofjI  6ie  anmutigfle  Der« 
förperuug  6cr  Königin  Cuife  aus  6cm  legten  ^atfxc  iljrer  Kronprinscffinncnseit.  (Jlbbitoung 
CafelU.) 

Bcrfclbcn  an  Bil6niffcn  6er  Königin  Cuife  fo  reidjcn  S^xt  entftammt  audj  6as  ^795 
6atierte  I)oppeIbil6  6er  6ie  Büfte  iljres  Sdjroiegerpaters,  6cs  Königs  ^rie6ridj  ZPil^elm  IL, 
befrän5en6cn  bei6cn  Sdjmeftern  von  ^rie6ridj  (ßcorg  IDeitfdj.  3m  Pergicidj  5U  6er  2luf* 
faffung  Cifdjbcins,  6cffen  I)oppeIbiI6nis  gan5  äfjnlidje  Koftüme  5eigt,  erfdjeint  Cuife  förper* 
lidj  ftattlidjcr  un6  fräftiger,  »enn  6iefer  (Ein6rucf  nidjt  6urdj  6ie  gan$e  eta>as  grobfömige 
Bcljan6lung  6cs  ITfalers  pcrurfadjt  fein  foUtc.    (2lbbiI6ung  (Cafel  7.) 

Pon  bcfon6ercm  Ciebreis  ift  6as  ebenfalls  6icfer  Pcrio6c  entftammen6c  Paftellbruftbilfr 
6er  Königin,  6em  sufammcn  mit  6em  Pcn6antbil6nis  iljrcs  (ßemafjis  6er  Hame  (Taffacrt 
als  2?crfortigcrs  tra6itioncU  anfjaftet  (l7ofjen5oIIern:=21Tufeum).  IDcnn  wir  banadf  6iefe  Bil6* 
niffc  6cr  IHalerin  ^elicitc  (Caffaert,  tCodjter  6es  BiI6fjaucrs  tCaffacrt  in  Berlin  5ufd;reiben 
6ürfen,  muffen  fie  pon  6em  Können  un6  6cm  (ßcfdjmacf  6icfcr  Künftlerin  eine  fe^r  gute 
TorftcUung  crmecfcn.  (2lbbil6ung  Cafcl  \5.)  2teljnlidj  in  6er  2tuf faffung  fm6  ein  Heines 
®olbil6nis  fuifens  im  Befi^c  6cs  (Brufen  irinteingcro6e,  6as  als  Pen6ant  ein  Bil6  iljret 
Sdfujcftcr  ^ric6crifc  l^at,  un6  ein  aus  60m  HadjUiffe  6iofer  le^torcn  ftammcn6cs  Heines  0eIbiI6, 
6as  Cuife  mit  iljrom  ältcfton  Kin6c,  6cm  am  ^5.  ®f tober  ^795  geborenen  fpäteren  König 
^rie6ridj  IPilljcIm  IV.  auf  6cm  2trme  6arftcIIt,  un6  ftdj  Ijcutc  im  Beft^c  6es  E^sogs  pon 
(Eumbcrlan6  in  I^crrcnljdufcn  bcfin6ct.   (2tbbil6ung  Cafcl  8.) 

Pic  Cbronbcftcigung  am  \6,  Hopcmbcr  \T^T  gab  6cr  Künftlenpelt  neue  2Inregun<}, 
BiI6niffc  6cs  jungen  Königspaarcs  l^T5uftcUcn.  So  $cicljnctcn  6ic  Künftler  £)einridj  pi6^ 
un6  (Eljriftian  l7orncmann  sufammcn  sipci  jcljt  im  X7of?en5oUcm<2nufcum  befin6Iid^  an* 
fpred)cn6**  ?^MNni'^c  6*'<^  Köniaf    1797^    m^  ^^   "^^  iat"  '^"^^V  ^^'^  Saut»  %x)n  7^**»?'^  ^os 


6urd)  6en  SHdj  pcrbrcitct  ipuröcn»  €tn  anöcrcs  im  £)oIjcn5oUcm*Znufcum  bcfinMidjes  fleincs 
ProfUbitonls  fccrfclbcn  Künftlcr  scigl  Cutfc  mit  einem  an  einer  Kette  ^ngenöen  einfadjen 
ZHaladjitfjersen  gefdjmücft,  bas  aus  6em  Hadjlaffe  6er  Königin  gleidjfaUs  in  bas  ZHufeum 
gelangt  ift.    (2tbbil6ung  tCafel  ^.) 

II.  Königin  Cuifens  (Erfdjeinung  im  Jtlter  von  ungefäfjr  2^  bis  30  3afjren. 

1799— ^  806. 

^u  6en  befannteren  Bilöniffen  6er  Königin  Cuife  gel^ören  6ie  6es  Paftellmalers 
3ol?ann  £)einridj  Sdjrö6er,  6er  me^rfadj  am  Berliner  ^fe  tätig  toar  un6  6ort  $afjlreidje 
BiI6niffe  perfertigt  ifat  Kronprins  ^rie6ridj  lDiU?elm  toar  bereits  ^793  pon  ifjm  gemalt, 
6enn  er  äufert  in  6iefem  3af?re  einmal  6ie  2tbfidjt,  feiner  Braut  6ie  ZHiniaturfopie  eines 
pon  Sdjrö6er  fjergeftellten  Bil6niffes  5U  fdjicfen»  Ben  erften  £)inipeis  6arauf,  6af  Sdjrö6er 
Königin  Cuife  6argefteUt  ^t,  entnefjmen  ipir  6em  (Cagebudj  6er  (ßräfin  Pof,  6ie  am 
6.  2Tfär5  ^799  un6  am  \7.  ^ebruar  ^800  permerft,  6af  6ie  Königin  ftdj  pon  Sdjrö6er 
malen  laffe.  Die  BarfteUung  Cuifens  in  nadj  linfs  geipan6tem  Propl  fan6  fdjon  5U  €cb^ 
Seiten  6er  Königin  anfdjeincn6  pielen  Beifall,  6enn  fie  ift  meljrf adj  5un?eilen  mit  Keinen 
Ztbipeidjungen  in  Paftell  un6  ®el  ipie6erfjoIt,  audj  Pon  KufdjeipeYf?  ^  un6  ^ricf  geftodjen 
n>or6en»  Die  tCafel  \7  gegebene  2tbbiI6ung  ift  nadj  6em  je^t  im  Heuen  Palais  befin6Iidjen 
Paftell  angefertigt,  6as  6er  ältefte  Sotfxi  6er  Königin,  ^rie6ridj  IDilljelm  IV.  ftets  in  6er 
Hälje  feines  Sdjreibtifdjpla^es  im  Berliner  Sdjloffe  aufbeipaljrte.» 

(giner  Keife  6es  Königspaares  nadj  Kaffel  im  3^f?re  ^799  per6anfen  6ie  fdjönen 
lebensgrof en  Bil6niffe  pon  6er  ^an6  6es  6ort  leben6en  ZHalers  Böttner  iljre  €ntftefjung 
(2lbbil6ungen  Cafel  ^5  un6  \6),  pon  6enen  namentlidj  6as  Bil6  6er  Königin  in  Bruftbil6form 
öfter  ipie6er^lt  n>ur6e.  €in  im  (ßrof  fjer$oglidjen  Sdjloffe  5U  I)armfta6t  befin6lidjes  Bruftbtl6 
ipur6e  pom  Kaifer  IDil^elm  6em  (ßrof  en  als  ein  befon6ers  gutes  Bil6  feiner  ITTutter  feljr 
gefdjä^t  un6  6esljalb  bei  feinen  Befudjen  ftets  über  feinem  Sdjreibtifdje  angebradjt*  (Ein 
Zlnonymus,   6er  am  8.  3uni  pon  (ßöttingen  nadj  Kaffel  ipan6ert,  um  6le  Königin  6ort 


'  ^erbtnanb  Hufc^eweyl}  ans  ttett^reH^,  bamals  19  Z^k^  <^lt/  fiberfanbte  am  2^.  O^^^i  l^^^  ^^^ 
Königin  feinen  „im  porigen  Zo^tt",  alfo  1803  nac^  bem  Bilbnis  von  S<^r5ber  angefertigten  Stic^,  „meiert 
freyUc^  nic^t  gan3  befriebigenb  gelang",  moffir  bie  Königin  if^m,  um  ,,bem  pfeife  iSerec^tigfett  oiberfal^ren 
5u  laffen'',  oier  ^riebric^sbor  3n{leUen  liefi. 

'  2(nbere  (Exemplare  im  ^o!)en3oUem<'Znnfettm,  in  pare^  nnb  im  prioatbefi^. 

'  Die  beiben  Bilbniffe  in  ganser  ^ignr,  be^eic^net  nnb  botiert  (799,  befanben  fic^  früt^  in  bem 
palais  ber  Sdfwtfttr  ^riebri(^  tPtlf^elms  III.,  ber  bamaligen  ^rbprinjeffin  ^ngn^  von  Kaffel,  t^eute  im 
Berliner  Schlöffe;  Brußbilber  aufierbem  im  Berliner  5<^Iof[e,  fooie  in  lX>iI!^Imst{ö!^. 

367 


5U  fcljcn,  ftn6ct  6ie  Canöftrafc  öerartig  mit  5U  iemfelben  ^w^dc  unlenpcgs  bcpnMic^en 
Kutfdjcn,  Hcttcm,  ITTcnfdjcn  unö  Karren  bcöecft,  6af  es  einer  Pölf enpanfcerung  glldj.  2lm 
näd;ften  (Tage  glücfte  es  il;ni,  6er  Königin  5U  begegnen,  un6  feine  begeifterte  Sd^ilberung^ 
entfpridjt  in  inandjen  Be$icljungen  6em  i>on  Böttner  gemalten  Bilönis,  6af  idj  fte  ^ier  5U 
gegenfeitiger  (Ergänsung  nebeneinanöerftellen  möd^te:  ,/3(?re  (ßeftalt  ^t  ettpos  gan5  eigen 
2(et^rifd;es,  n>eld;es  öurd;  6ie  fel^r  bünnc  Kleiöung  fel^r  unterftfi^t  n>irb.  Sie  trug  auf  ban 
tief  in  6ie  2tugcn  gcfrdufelten  £)aare  einen  leidjten  £)ut  mit  einem  Sdjleier  ...  ©  6es  fcffönen 
IDcibes,  Konigin  —  fjätteft  6u  fte  nur  gefeljcn,  roie  fte  mit  einem  Ijolien  Blicf  aller  Qersen 
feffelte.  Sie  mar  in  n)eif en  Silberlinon  gefleiöet  unö  ber  llntersug  6iefes  <Sen>ebes  nnir 
fo  öünn,  6ag  eine  jcöe  Bewegung  uns  iljre  Hympljengeftalt  $eigte.  Vas  Kleiö  n>ar  fcljr 
n>eit  auf  6em  Hücfen  ausgefd;nitten,  un6  ein  runöer  Sd^emifen5ug  beöecfte  faum  f^Ib  Me 
Brufl,  fo  6ag  man  oöUigen  Spielraum  6er  BetDunöerung  fjatte,  einige  Keiljen  pon  Perlen 
UHiUten  um  itjrcn  £}als.  Das  £}aar  n>ar  leidet  aufgefdjiagen,  in  feinen  perfd^iebenen  Puffs 
$ittertctt  Steine  unö  ein  6er  <Eintf?ia  entlicljcner  fjcUer  2non6  fdjien  6er  einsige  Kopfpu^  5U 
fein."  (Ein  an6crer  SdjiI6erer  6er  bei  6iefer  (ßelegenljeit  in  Kaffel  ftattfin6en6en  ^efllid}« 
feiten  nennt  Cuife  „la  reine  de  la  fete"  un6  fjebt  „6as  ^eine  ifjrer  P^fiognomie,  Me  2tn- 
nmt  un6  (ßrasic  iljres  Körpers,  mit  einem  IDort  iljr  gan$es  tDofjItDoUen6es  fdjönes  IDefen" 
rüljmen6  Ijcrpor. 

5u  eru>äljnen  ift  an  6iefer  Stelle  nodj  6as  23il6nis  6er  Königin  oon  2tleyan6er  Tdacco, 
bas  im  Sommer  1(800  in  Pare^  entftan6,  un6  i>on  einem  (ßrofneffcn  6es  Kfinftlers  im 
IDeimarer  Sdjloffe  für$lidj  n>ie6cr  aufgefun6en  wnvbc.  Die  DarfteUung  gibt  eine  unifc 
fommcne  (£rgdn5ung  6cr  Bil6niffe  6iefer  ^eit  un6  seigt  6ie  Königin  in  anmutig  träumerifc^ 
£jaltung  auf  einem  Scffcl  fi^en6.  Der  ruijige  Ztufentfjalt  in  Pare^  ermöglidjte  6er  Königin 
6em  ebenfalls  6ort  n>o(}nen6en  Künftler  ntetjr  Si^ungen  als  fouft  ublid;  nnir  5U  geinä^ren, 
fo  6af  er  nidjt  nur  6cn  Kopf  nadj  6em  Ceben  malen,  fon6em  audj  6ie  Details  wk  5. 23.  i^ 
Sdjmucffadjen,  Pon  6cncn  6er  King  fjeute  im  £)oIjen5ollem  IlTufeum  ift,  mit  Sorgfalt  nadf 
6er  Hatur  ausfüljren  fonnte.    (Pgl.  ffolfCMiollcvn  \^aiixbud)  1908.) 

ITTit  6cm  Beginn  6es  neuen  3^ljrljun6erts  f?attc  Cuife  6cn  £jöljepunft  iljrer  grauen« 
fd;ön(}eit  errcidjt,  un6  6ie  Sd;il6erungen  iljrer  (Erfd;einung,  6ic  uns  weniger  aus  6er  flänöigcn 
Umgebung  6er  Königin  als  pon  frem6en  Bcfudjern  6cs  Berliner  ^fes  erl^alten  [inb, 
fönnen  oft  nid)t  IDorte  genug  fin6en,  6as  Be5aubcrn6e  iljres  leiblidjen  un6  geiftigen  ZDcfens 
aus$u6rücfen.     Die  bcrüljmte  Parifcr  iTTalcrin  2na6ame  ©ifabetlj  Couife  Pigrfe  le  Brun 

*  Don  btn  Helfen  ber  Königin  Cuife  von  preuftcn  im  ^nni  ??««»  ^""♦«^«»•eilage  Hr.  ^5  bcr 
"offt''<»en  J'^^nng,  9.  Vr>r''^  'on«^    t)aL  oh^t  «*«♦*  'nn^ 


Ijat  uns  in  iljren  „Souvenirs"^  6en  Cinörucf  ipicöcrsugeben  perfudjt,  6cn  6ie  (Erfd^einung 
Cuifcns,  6eren  fünftlerifdj  beftcs  un6  anmutigftcs  Bilönis  ftc  gcfdjdffcn  fjat  (Jtbbilöungcn 
(Cafel  ^  unb  {8),  auf  ftc  ntadjtc,  eine  Sdjilöcrung  öie  um  fo  »ertPoUer  für  uns  ift,  als  IRaöame 
le  Brun  öurdj  iljrc  tCätigf eil  als  Porträtmalerin  6er  erftcn  Kreife  (Europas  walfxlidi  (ßelegentjeit 
genug  geljabt  f?atte,  fdjSne  grauen  $u  feljen  un6  grünMidj  fennen  5U  lernen.  ZUaiame  le  Brun 
Ijielt  ftdj  auf  6er  £)eimreife  oon  Huf  Ian6,  wo  fte  mefjrere  3^^^^  ^Is  (Emigrantin  gelebt  ^tte, 
(£n6e  2^lx  ^8011  in  Berlin  auf  un6  begab  ftd^  i>on  6ort  auf  (Einla6ung  6er  Königin  nad; 
6em  Pot56amer  Sta6tfdjlof :  ,Je  partis;  mais  ici  ma  plume  est  impuissante  pour  peindre 
l'impression  que  j'^prouvai  la  premidre  fois  que  je  vis  cette  princesse.  Le  charme  de 
son  Celeste  visage,  qui  exprimait  la  bien-veillance,  la  bont^,  et  dont  les  traits  ^taient 
si  r^guliers  et  si  fins;  la  beaut^  de  sa  taille,  de  son  cou,  de  ses  bras,  l'^blouissante 
fraicheur  de  son  teint,  tout  enfin  surpassait  en  eile  ce  qu'on  peut  imaginer  de  plus 
ravissant.  Elle  ^tait  en  grand  deuil,  coiffde  avec  une  couronne  d'^pis  de  jais  noir, 
ce  qui  loin  de  lui  nuire,  rendait  sa  blancheur  dclatante.  U  faut  avoir  vu  la  reine  de 
Prusse  pour  comprendre  comment,  ä  son  premier  aspect,  je  restai  d'abord  comme 
charmöe."  3m  Ijödjften  2Tlafe  glücflidj  ergänst  n>ir6  6iefe  bcgeifterte  SdjiI6erung  6urdj 
6as  pon  Zna6ame  le  Brun  nad;  5a>ei  por  6er  Hatur  gemalten  PafteUftu6ien  im  näd;ften 
3aljre  in  Paris  fertiggeftellte  ®elgemäl6e  mit  6em  BiI6nis  6er  Königin,  unter  6en  gemalten 
BiI6niffen  wolfl  6ie  in  je6er  Be$ieljung  tjen)orragen6fte  tt)ie6ergabe  ifjrer  (Erfdjeinung.  (Es 
ift  6aljer  pon  ^nUxtWz,  6ie  pon  Zna6ame  le  Brun  über  6ie  ifjr  getpo^rten  Si^ungen  ge^ 
madikn  ZHitteilungen  lfm  ipie6er5ugeben:  ,,Elle  me  fixa  le  jour  de  sa  premi^re  s^ance. 
„,Je  ne  puis,  dit-elle,  vous  la  donner  avant  midi;  car  le  roi,  qui  passe  la  revue  tous 
les  matins  k  dix  heures,  est  bien  aise  que  j'y  assiste.**"  Elle  d^sirait  que  j'eusse  un 
logement  dans  le  chäteau,  mais  sachant  qu'il  aurait  fallu  pour  cela  d^ranger  l'une  de 
ses  dames,  je  remerciai,  et  j'allai  me  loger  aussitot  dans  un  hötel  garni,  voisin  du 
palais,  dans  lequel  j'ötais  fort  mal  sous  tous  les  rapports.**  Da  6ie  Königin  tjörte,  6af 
6ie  Künftlerin  in  iljrer  IDofjnung  fc^ledjten  Kaffee  erfjielt,  lief  fte  if?r  an6eren  beforgen  un6 
forgte  ntit  grof er  Ciebensipür6igfelt  für  jte*  IMe  in  Huf Ian6  gemalten  Stu6ien  nac^  Kaifer 
2Hefan6er  un6  6er  Kaiferin  (Elifabet^  betradjtete  fie  mit  befon6erem  2^Utc^^,  ebenfo  6as 
eine  Sibylle  6arftellen6e  <ßemdl6e,  über  6as  fie  befon6ere  Bcfrie6igung  äuferte:  „Pendant 
une  de  nos  söances,  la  reine  fit  venir  ses  enfants,  qu'ä  ma  grande  surprise  je  trouvai 
laids;  en  me  les  montrant,  eile  me  dit:   „„Ils  ne  sont  pas  beaux"**.    J'avoue  que  je 


^  paxis,  £t{arpentter,  (889. 

24 

369 


n'eus  pas  assez  de  front  pour  la  dömentir;  je  me  contentai  de  repondre  qu'ik  avaient 
beaucoup  de  physionomie.**  Die  beiben  in  Potsöain  gentalten  PafteUftuMen  (deinen  ftc^ 
leiöer  nidjt  er^Iten  5U  tjaben.  Die  2trbeit  6er  ZHalerin,  Me  andj  für  öte  ^amilie  öcs 
Prinscn  ,f  eröinanö  nieljrfadj  tätig  wav,  50g  jidj  siemlidj  in  Me  Cänge,  6enn  ^rieWc^  Delbrficf, 
(grsiefjer  6er  beiöen  älteren  Prin5en  erroäljnt,  6af  er  fte  pom  {6.  bis  ^9.  Hopember  ^80^ 
Mefes  3^^?^^^'^  täglidj  bei  6cr  Königin  traf.  2In  öeni  legten  (Tage  fyxbc  6ie  2?ifite  bei  6er 
Königin  sientlidj  lange  ge6auert,  „ipeil  Zna6ame  le  Brun  6en  Kronprinsen  vis-a-vis  6er 
ZTTutter  5U  fjaben  ipünfdjte,  um  6ent  (ßefidjte  605  3^^^'^^ff^  ^^^  ZHutter  5U  geben".* 

IDenn  fdjon  eine  ^rau  mit  foldjer  Bcgeifterung  6ie  Sdjönf?eit  6er  Königin  anerfannte 
un6  Zeugnis  für  fte  ablegte,  n>ie  muf te  es  6ann  erft  6en  männem  ergel;en,  6ie  6as  <BIficf 
in  ifjre  Ztälje  fiiljrte.  Unb  Ijier  liegen  uns  audj  eine  gan$e  2tn$aljl  poit  ^eugniffcn  por, 
6ie  beffcr  als  je6e  eigene  Sdjil6crung  uns  6as  23il6  6er  Königin  5U  pergegentpärtigen  per» 
ntögen,  an6erfeits  aber  aud;  6ie  Un5ulänglid;feit  pielcr  il^rer  funftlerifd^en  Darfteüungen 
por  2tugen  füljrcn.  Dclbrücf  (Sdjufter  a.  a.  Q).,  Seite  ^08)  fügt  6er  Ztoti5,  6a0  6er  Krön« 
prins  i"^  HoPcmbcr  ^80^  „6ie  fjerporIcudjtcn6e  2(nmut  un6  lDür6e  feiner  ZTTutter  mit 
fidjtbarcm  IDoljlgcfallen"  gepriefen  Ijabe,  folgen6e  etipas  fdjtpulftige  Cobpreifung  ^inju: 
„€s  ift  ein  grofes  ©lud  utt6  ©cfdjcnf  6er  Dorfeljung,  pon  einer  ZHutter  geboren  5U  feyn, 
6crett  Sdjönljcit,  Zlnntutlj  un6  n?ür6e  6em  sarten  (ßemütlje  6es  Kin6es  eines  reinen  ©e^ 
fdjntacfcs  gc6ctljlidjen  Keim  giebt.  Die  Cicbe  5ur  ZTTuttcr,  6ie  6araus  entfteljt,  bereitet  eine 
innige  Tereljrung  für  6ie  ^atftc  por,  wo  man  im  Stan6e  ift,  6en  gansen  IPertl;  ipeiblic^ 
Cugcnö  5U  füljlon.  prins  ^ri^  ift  in  6iefem  günftigen  Porljältnif.  €r  iplr6  fe^r  oft 
6urdj  6cn  Zlnblicf  6er  IHutter  ftdjtbar  gerüljrt.  IDie  wxvb  er  fte  pcreljren,  ipenn  er  er^ 
u^aljrc  Sdjönljeit  5U  füljlcn  im  Stan6e  ift.  Das  ungefäljr  fagte  idj  6er  Königin,  als  \di 
iljv  6en  (Ein6rucf  bcfdjricb,  u^eldjcn  fte  am  Balltage  auf  iljren  Sofjn  gemadjt  Ijabe."  Kur} 
poriger  Ijattc  6ic  2lntt>efenljcit  6er  fdjöncn  (ßrof  fürftin  f^clena  Delbrücf  3U  folgen6em  Qyntnus 
peranlagt:  „Don  (£in6rucf,  moldjcn  6ie  fdjöne  fjolena  auf  6ie  (ßreifc  pon  (Croja  (Qcmadm), 
fennt  3c6cr,  6cr  6cn  Isomer  gelcfen  l}aU  (Es  ift  etn>as  fjoljes  un6  Cioblidjes  in  fold^ley 
tCriumpIjon  6cr  fdjönljcit.  Unferc  Königin  i}ai  fic  mel^r  als  einmal  geiponnen, 
ol^ne  es  5U  aljnöcn.  3'?^^  2tnblicf  Ijat  (ßofan6tc  aus  iljrcr  fcYorlidjen  2(nre6e  gebrod;!; 
Ijat  unter  an6ercm  audj  einen  6cr  6onfcn6ften,  gefüIjlpoUftcn  un6  portreff lidjften  <Breife, 
^unf  in  21iag6olnirg,  augor  Raffung  gebradjt." 

*  l\\{.  5*ufter,  .^nr  3"<3f"^'  ""^  (?r3ifbimgsgef*!Atc  .  .  .  pon  Jri'^Vidj  irtll^ffm  IV.  nitb  KaSfer 
IPilbelm  I.  Dcnfii>iirbigfeitcn  it^rrs  vHrsiet^ers  ((riebrid)  DelbrücP.  I.  ^.i'^f^  ''•i^  nTitteilnngen  ber  (Srftfin 
Vo%  ift  f  <»  Kütn'ticriii  -^mi  '*i»  "»^^piMui-r  i^^<*r.«:i') 


Der  cnglifc^c  (ßefanötfdjaftsfefrctär  3acffon  fdjilöcrt  in  einem  ^ömilienbrief e  ^  sunädjft 
6en  (Einörucf ,  6en  Me  (Erfdjetnung  6er  Königin  auf  Me  jüngere  fjerrenroelt  Berlins  madjte 
un6  fäljrl  6ann  fort:  „IDenige  grauen  ftnö  mit  fo  piel  Cieblidjfeit  begabt  als  fie,  un6  jte 
ift  ebenfo  üebensiDüröig  unb  anmutig  als  fte  fd)ön  ift;  fie  ift  voü  Cebfjaftigfeit  un6  gefjt 
mit  (ßeift  un6  ^reu6e  auf  jeöes  Vergnügen  ein.  Dodj  id)  muf  inne  fjalten  o6er  3^^  ipcr6et 
öenfen,  6af  mir  6er  Kopf  peröreljt  ift,  lote  es  fd)on  fo  piele  Köpfe  fm6  6urdj  6ie  Sdjönfjeit 
unö  Zlnmutlj  6er  Königin  Cuife  pon  Preugen." 

2Iber  audj  6as  reifere  2tlter  permodjte  fidj  6em  5^uber  ifjrer  €rfdjetnung  nidjt  $u 
pcrfdjlief en  un6  6er  fransöftfdje  (ßeneral  S^gur  übertrifft  nocfj  6en  (Englän6er  in  6en  2tus^ 
6rücfen  feiner  SdjiI6erung,  tpenn  er  fdjreibt:  „3dj  glaube  noc^  6iefe  ^ürftin  por  mir  $u 
feljen,  ipie  fte  Ijingegoffen  war  auf  ein  ipeidjes  Sofa,  neben  ifjr  ein  goI6ener  Breifuf ,  einen 
Sdjieier  pon  orientalifdjem  Purpur  um  6ie  elegante  un6  anmutige  tCaille.  3"  ^^^  ^^" 
iljrer  Stimme  lag  eine  fo  Ijarmonifc^e  Sanftljeit,  in  iljren  IDorten  ^twas  fo  liebensipür6ig 
un6  rüljren6  £)inreifen6es,  in  iljrer  £)altung  fo  piel  Keis  un6  ZTlajeftät,  6af  idj  einige 
2tugenblicfe  pöUig  betroffen  midj  einer  jener  €rfdjeinungen  gegenüber  glaubte,  6eren  berücfen6e 
un6  be3aubem6e  BiI6er  uns  6ie  fabelfjaften  (Er5äljlungen  6er  alten  ^cxUn  gefdjil6ert  iiabcn."  * 

Der  fdjipe6ifdje  (ßraf  IDadjtmeifter  6rücft  fidj  in  feinem  (Cagebudj  UTai  (?)  \80^  etipas 
fritifdjer  aus,  in6em  er  für  feine  eigene  Königin  eintritt,  aber  in  IDirflidjfeit  erfennt  er 
6od)  Cuife  6en  Preis  6er  Sdjön^it  5U.'  (Seite  33):  „IDie  piel  man  audj  Pon  6er  Königin 
[Cuife]  fpridjt,  fo  ift  fie  6odj  nidjt  fo  fdjön,  ipie  6ie  unfrige.*  (Cro^6em  fönnte  idj  midj 
eljer  in  6ie  preufifdje  als  in  6ie  fdju)e6ifdje  Königin  perlieben.  Sie,  6ie  erstgenannte,  beft^t 
amabilit^,  enjouement  un6  Ceidjtigfeit  6es  2tuftretens  in  einem  für  eine  Königin  fo  unge* 
tpöljnlidjen  (ßra6e,  6ag  man  leicht  glauben  fönnte,  fie  fei  fofett.  3^^^^^^^""  '^""^  ^^^^ 
Cljaraftcrgüte;  fo  oft  fie  es  permag,  benu^t  fie  iljren  (Einfluf  auf  6en  König  in  einer 
XDeife,  6ie  fte  allgemein  beliebt  madjt ....  Sollte  midj  6as  Sdjicffal  einmal  6a5u  perurteilen, 
irgen6tt)0  an  einem  föniglidjen  £jofe  einen  ^of6ienft  an5uneljmen,  fo  täte  idj  es  in  Berlin. 
2tlle  überflüfftgen  formen  6er  Ctifette  un6  6es  ^^v^monuVis  ftn6  aus  6em  Kreife  6es 
Königspaares  perbannt  un6  6urd;  eine  be5aubem6e  Ceidjtigfeit  6er  Umgangsformen 
remplaciert." 


'  D9I.  BatUeu  in  ber  ungemeinen  beutfc^en  Btograpf^ie  unb  oben  Seite  tso. 

•  VqU  oben  Seite  \^o. 

•  Anteckningar  och  minnen  af  Ilan»  Gabriel  Trolle -Wachtmeister.  I  nrval  ordnade  och  utgifna  af 
Elof  Tegn^r.  (Erfler  Banb.  Sto<ff}oIm  t889.  S.  33.  ^reunbltc^e  mitteilnng  nnb  Ueberfe^ung  t>on 
Dr.  ^rift  ^mljeim. 

•  Jrieberife,  (gemaljUn  (guflap  IV.,  (Eoc^ter  bes  €rbprtn3en  Karl  iubtpig  ©on  Bohen. 

37^ 


ßnv\i  ITTcttcnüdj,  öcr  im  3^f?rc  ^792  mit  6er  fcdjscljnjäljrigcn  prinscffin  Cuife  öcn 
Krönungsball  Kaifcr  ^ran$  II.  in  ^ranffurl  a.  ZU.  eröffnete  un6  fte  feitöem  nidjt  ime6er 
gefe^en  Ijatte,  fan6  fte  bei  feiner  2tntritt5au6ien$  als  öfterreidjifdjer  (ßefanöter  in  Berlin  ^803 
„pon  einer  »afjren  Straljlcnfrone  von  Sdjönljeit  un6  ZTTajeftat  umgeben",  nnb  bas  pon 
ZTTaöante  le  Brun  gemalte  Bilönis  läf  t  uns  öiefe  Urteile  nid^t  übertrieben  erfd^einen.  2(m 
nädjftcn  fommt  öicfcm  Porträt  öos  etwas  fpater,  im  £)erbfte  ^802,  Don  6em  Dresdner 
Bilönismaler  3ofepl?  (ßrafft  ooUenöetc*  Bruftbilö  6er  Königin  im  £)oI;en5oUem«2nufeum. 
(2tbbil6ung  Cafel  20.)  €s  seigt  ebenfalls  6en  $artcn  Ont,  bas  ftrafjlenöe  Cädjeln  un6  6ie 
leud;ten6en  2(ugcn,  6ic  5er  Königin  auf  6er  Qöl;e  iljre  fd;önften  förperlid^en  un6  geiftigcn 
(Enttt)icfelung  $u  eigen  geu^efen  fein  muffen. 

(Einige  fel^r  wenig  bcfannte  Bil6niffe  6cr  Königin  Cuife  aus  6iefer  ^eit  rät^rcn  pon 
6em  ZlTalcr  p.  (£.  StrocI^ling  Ijer,  6er  im  IHai  ^802  aus  Huglan6  nadj  Pots6am  fam. 
Die  pon  Ujm  mitgebradjten  Bil6er  aus  6er  (ßefdjidjte  Peters  6es  (ßrof  en,  6es  Kaifers  Paul, 
Porträts  ufn>.  gefielen  fel;r,  un6  er  ert^ielt  alsbal6  6en  2Iuftrag,  ein  ZlTiniaturbilö  frcr 
Königitt  un6  6ann  ein  foldjes  6es  Königs  5U  malen.  €in  auf  Kupfer  gemaltes  Heines 
0clgemäl6e  in  £uifena>al;l  bei  Königsberg,  6as  6ie  Königin  in  ganser  ^igur  als  ffebt 
6arftellt  —  5U  il^rcn  ^ü§en  eine  Ceier,  neben  iljr  ein  2t6ler  mit  einem  Blumenfrans  im 
Sdjnabel  un6  im  X7intergrun6e  6as  Bran6enburger  Cor  —  entfpridjt  im  Kopfe  einer 
gan$en  Heilje  2]Tiniaturbruftbil6er,  pon  6cnen  6as  fjoIjen$ollem  ZUufeum  allein  sipei  pon 
unglcidjer  Qualität  bcft^t;  ein  6rittes  n>ie6er  meljrfadj  fopiertes  (Exemplar  befin6et  ftdj  im 
Befi^  6er  Königin^lDitwe  pon  fjannoper  aus  6cm  Hadjlaf  pon  Cuifens  Sdjroefter  ^rieöerife, 
un6  ein  6cr  ZlTiniatur  im  f^o^nsollem-Znufeum  cntfprcdjen6er  Stidj  pon  3«  ®66bY  ipucöe 
im  ^ebruar  \SOT  in  Con6on  publisiert. 

Per  (ßcburtstag  6er  Königin  am  ^0.  21Tär$  ^80»^  u>ur6e  6urdj  ein  großartiges  2tlasfeii« 
feft  im  5d;aufpielt^aufc  gefeiert,  bei  6em  Cuife  als  Statyra,  6ie  Cod^ter  6es  Königs  Darius 
un6  ©cmaljlin  2llefan6ers  6es  ©rogen,  6er  pom  Bru6er  6es  Königs,  Prinsen  ^inridf 
6argeftellt  wnxbc,  erfdjien.  (Eine  Publifation  6iefes  ^eftes  bringt  in  folorierten  SHd^  bit 
2(bbil6ung  aller  I^auptbeteiligten  in  il^ren  Koftümen,  6aruntcr  aud;  6as  Bil6  6er  Königin 
un6  iljres  Partners,  un6  seitgenöfftfdje  Beridjte  lieben  6ie  „$auberifdje  Sdjönljeit"  Cuifens 
fjerpor,  „6ie  iljre  pantomimifdje  Holle  portrefflidj  ausfül^rte". 


'  <ßraf?n  Vo%  bcmerh  in  ihrem  (Cagebnc^  3itm  20.  (Dftober  Ift02,  ha%  KStii^  unb  Königin  fUtf  von 
(ßrdffi  hätten  malen  laffen ,  „c'esi  hien".  ^reunblt^f^e  mitteilnng  pon  ^.  T^^nitn  ^  •«  ^ilb  bes  KMgs 
beftnbct  ftdj  Ijeutc  im  ZTeucn  pal«^»«. 


Pon  jc^t  an  iperöcn  6te  Bilöniffc  6cr  Königin  feltcner,  ofjnc  6af  nrir  Mc  (ßrunöe 
öafür  crfcnncn  fönnen.  PicUcid)!  Ijattc  fidj  &as  Pcrgnügen  6aran  perloren,  ein  Bil6  nadj 
öent  aniem  unter  6cn  £)än6en  öer  Künftler  entftefjen  5U  feljen,  oöer  audj  6ic  Pflidjten  als 
Canöes*  un6  ^amilienmutter,  fou>ic  bas  fidj  mefjrenöe  3"terc[fe  an  6en  für  Preufen  immer 
öroljenöer  n>er6en6en  politifdjen  Porgängen  lief  6ie  Königin  nidjt  me^r  6a5u  fommen,  iljre 
5eit  6en  Künftlem  5ur  Perfügung  5U  (teilen,  ^ür  Mefe  2tuffaffung  fpridjt  eine  Korrefpon6en5 
mit  6em  6urdj  ©elgemalöe  un6  tüdjtige  Paftellbilöniffe  befannten  Berliner  ZTIaler  Paul 
3ofeplj  Baröou,  6er  am  \3.  2tuguft  ^805  an  6ie  Königin  folgenöe  Bitte  ridjtete:  „(Eure 
Königlidje  ITfajeftät  fyxbc  idj  fdjon  einmal  mit  öer  untertljanigften  Bitte  beljelligt,  ^ödjftifjre 
erfjabenen  Söge  in  einem  (ßemälöe  öarftellen  5U  öürfen,  u)eldje  2tller^ödjft6iefelben  mit 
gnäöigem  Sd^meigen  5U  übergel^en  gerut^ten;  6emungead;tet  n>age  idj  es  n>ie6erI;oIentIic^ 
untertljänigft  5U  bitten:  (Eure  Königlidje  ZHajeftät  nH>Uen  Me  (ßnaie  fyiben,  mir  5U  einem 
©elgemälöe  in  Cebensgröf  e  ganser  ^igur,  Beljufs  fünftigjäljriger  Kunftausftellung  fjulöreidjft 
5u  fi^en,  unö  mir  6a5u  in  ^  (Tagen  jeöesmal  2  bis  3  Stunöen  ^eit  5U  fdjenfen,  um  bas 
Porträt  an5ufertigen  un6  6ie  ^igur  auf5u$eidjnen."  Seine  Bitte  begrüntet  6er  Künftler 
öann  nodj  mit  6em  f^inmeis  auf  fein  Dom  König  angefauftes  ®elgemäl6e  „Die  tugenö* 
Ijafte  Honne"  (6as  6ie  Königin  fidjer  fannte,  ba  es  in  iljrem  IDoIjnsimmer  im  Potsdamer 
Staötfdjioffe  plasiert  wav)  nnb  auf  Me  bereits  por  3^ljren  gemalten  Bilöniffe  öer  JTlutter 
öes  Königs,  öes  perftorbenen  prinsen  Couis  unö  öer  Prin$effin  Couife,  pennäfjiten  ^ürfttn 
HaösiiDill.  Die  pom  20.  2tugufl  öatierte  2tntiPort  seigt  ipenigftens  öen  guten  IDiUen  öer 
Königin,  öem  ZHaler  gefällig  5U  fein:  „3^^^  ZHajeftät  öie  Königin  geben  öem  2HaIer 
Baröou  .  .  .  fjiermit  bas  Perfpredjen,  5U  öem  (ßemäfjlöe  in  gan$er  ^igur  $u  fi^en,  .... 
Dodj  fönnen  2^xt  ZlTajeftät  öie  ^ext,  u>ann  öie  (Erfüllung  öiefes  Perfprec^ens  bequem 
Suläfftg  feyn  »irö,  noc^  nidjt  beftimmen,  fonöem  öem  Baröou  nur  überlaffen,  öarüber 
pon  S^xt  5u  ^^t  Ztnfrage  5U  tljun."  Das  tut  nun  öer  Künftler  audj  am  8.  ^ebruar  ^806, 
es  n>irö  ifjm  aber  in  öer  2lntu>ort  „überlaffen,  »ieöerum  ftdj  5U  melöen,  mann  feiner 
Ueberseugung  nadj,  mit  ^iivo  ZITajeftät  Bequemlidjfeit,  öie  (Erfüllung  feines  IDunfdjes 
ftattfinöen  fann."  2tuf  öie  erneute  ZHa^nung  Pom  22.  ZHai  erijielt  Baröou  am  6.  3uni 
öie  2tntiPort,  öaf  öie  Königin  jtdj  iljrer  Derftdjerung  feljr  ipoljl  entftnne.  „Da  2^vo 
ZHajeftät  (ßefunöfjeitsumftanö  jeöoc^  ^ödjftöero  Heife  nac^  öem  Pfrmonter  3abt  nötfjig 
madjen,  fo  fönnen  £)ödjftöiefelben  für  öiefes  yil)t  öem  Baröou  nidjt  pdj  gefällig  be^ 
»eifen,  es  tt>äre  öenn,  öaf  iljm  mit  einer  oöer  yxHy  Si^ungen  bis  sum  \2S  öiefes 
genügen  fönnte,  als  in  öiefem  ^alle  er  fogleidj  ftdj  melöen  fann."  Sollte  öer  Künftler 
pon  öiefer  (ßelegenljeit  <Sebraudj  gemadjt  ^ben,  n>as  nic^t  bef annt  ifi,  fo  Q>äre  er  für 

373 


mcfjrcrc  3^^^^  "^^^  ^^^  l^^*^  VHalcx  gcipefcn,  öeni  Königin  Cuifc  3U  einem  BUbmffe 
gefeffen  tfat^ 

^ufamnienfaffcnö  n>oIIen  wir  fjier  nodj  einen  Blicf  auf  6ie  (ßruppenbilöer  un6  ^aniUien* 
öarfteUungen  werfen,  6ie  5tt>ar  für  Me  (Erfenntnis  6er  äuferen  (Erfdjeinung  Cuifens  geringere 
Beöeutung  Ijaben  als  6ic  auf  (ßrunö  nieljrfadjer  Si^ungen  cntftanöenen  Porträts,  Me  aber 
bodi  baiu  6ienen,  6ic  Porftellung  Don  6er  in  iljrer  Umgebung  ftefjen6en  (ßefamterfdjeinung 
6er  Königin  5U  enpeitern  un6  $u  pertiefen.  ^\xm  min6eften  geben  6iefe  Silber  ein  auf 
eigener  Zlnfdjauung  bcruljen6es  J3iI6  6apon,  mie  ntan  $u  £eb$eiten  Cuifens  if?re  (Erfdjeinung 
ftdj  porftcUtc.  Das  frül^cfte  6iefor  BiI6er  ift  6er  ficine  Stidj  pon  <El?o6oipiecfi  poni  3^^"  ^796, 
6er  König  ^rie6ridj  IDill^elm  II.  int  Kreife  feiner  ^antilie,  6arunter  audj  6ie  Kronprinsefftn 
Cuifc  ntit  iljreni  älteftcn  Sol^no  auf  6cm  2trm,  6arfteUt.  XDotfl  6cm  ^aiixe  ^798  entftammt 
6cr  Süd}  pon  (Eberfjar6  fjcnnc,  einem  Sdjülcr  (Cl?o6ott>iecfis,  auf  6cm  6as  glücflidje  (Eltern« 
paar  auf  einem  Sofa  fi^cn6  un6  mit  6cn  bei6en  ältcften  l{in6cm  fpielcn6  6argefteIIt  ifl. 
Diefe  Sdjil6erung  beljaglidj  glücflidjen  ^amilifnlcbens  fdjeint  feljr  beliebt  geipefen  $u  fein, 
un6  u>ur6e  5.  23.  audj  als  Deforation  pon  ^ädjcm  pcnpan6t,  ipie  ftdj  allein  5n>ei  im  ffoiim^ 
3oUent  ilTufeum  bcfin6en.  Derfelbcn  l^cit  entftammt  audj  6ie  pon  £)ampe  geseidjnete  un6 
pou  ITcttling  gcftodjcnc  DarfteUung  6cs  Iufttpan6eln6cn  Paares,  6as  6enfelben  bfirgerliif 
bcljaglidjcn  (ßcift  atmet  wk  6icfc  ^amiIien6arfteUung. 

DarfteUung  eines  Dorgangs  pon  politifdjcr  Be6cutung  ift  6ie  pon  Däljling  in  (Bonadf^ 
gemalte  un6  pon  3<>'?^^""  S^-  23oIt  gcftodjenc  Begegnung  5ipifdjen  6em  Königspaar  un6 
6cm  Kaifer  2llc|'an6cr  am  \0.  ^nni  \802  in  ITTcmcl,  6ie  6en  ZTTomcnt  ipie6ergibt,  mie 
^ric6ricb  IPiltjcIm  III.  feiner  (Sattin  6cn  faifcriidjen  ^reun6  porftellt.  (2tbbiI6ung  (Cafel  ^2.) 
Den  ipirf  lidjcn  Torgangen  bei  6icfcr  Begegnung,  6ic  pon  6cr  Königin  in  iljrem  (Tagebud} 
fcljr  cingoljcn6  gcfd)iI6crt  fm6,  entfpridjt  6icfc  DarfteUung  6urdjaus  nidjt.  Da  6as  öilö 
crft  fpdtcr  in  Berlin  gemalt  u>ur6c,  Ijattc  Ddbling  audj  feine  IlTöglidjfeit  auger  6cm 
Kaifer  fclbcr  un6  picUoidjt  feinem  (I5cfan6tcn  in  Berlin,  Ztlopdus,  eine  Perfönlidjf dt  öes 
rufftfdjcn  Cßefolgcs  6ar5uftcUcn,  fon6crn  begnügte  fidj  ausfdjlicglidj  mit  6er  Umgebung  bes 
Königs  un6  6er  Königin.  Da6urdj  Ijat  6ds  BiI6  aber  n>euigftcns  6en  IDert  für  uns, 
6a^  CS  uns  BiI6niffc  pon  pcrfoncn  aus  6cr  nädjftcn  Umgebung  6cs  Königspaares  überliefert 
Ijat,  6ic  anöcruHÜtig  5um  Ccil  gar  nidjt  nadjsuunnfcn  fni6.  3"  ^^^  <ßruppe  unbcfannter 
Pcrfönlidjfcitcn  im  lMntcrgrun6c  rcdjts,  6crcn  Köpfe  5um  (Teil  pcr6ecft  fm6,  foUen  ipal^rfd^inüc^ 


*  Itadf  i^aillcu  (oben  5.  ^H^^   fdyciiit  ^•'-  '"-'^-r  5Arö6er  6k  ■v;^-tt.--H  «.      itn-  s  ^.  tiodf  finmal 


wodf  6ic  pon  6er  Königin  in  ifjrcn  Ztufscidjnungcn  cnr>äljntcn  Bcyme  un6  Combarö, 
ZHajor  Qolsmann  unö  3^9^^  öargcfteUt  fein.  Die  ©bcr^fmeifterin  (ßräfin  Pof  foll  mit 
Hedjt  empört  gemefen  fein,  6af  fie  bei  einem  öerartigen  feierlidjen  (Empfange  mit  6er 
Sdikppt  über  6em  2trm  öargefteUt  rouröe,  was  and}  6er  IDirflidjfeit  faum  entfprocfjen 
i}ab^n  wxvb.  Vas  Bil6  n>ur^e  im  ^aifv^  ^805  6urdj  einen  Kupferftidj  pon  3ofymn  ^v, 
Bolt  in  ipeiteren  Kreifen  befannt  gemadjt,  pielleidjt  aus  üeranlaffung  öes  Befudjes  Kaifer 
2tlef anders  in  Mefem  ^aifv^  in  Potsdam,  6er  in  6er  Hadjt  pom  ^.  5um  5.  Hopember  5U 
6em  befannten  ^reun6fdjaftsbün6nis  5ipifdjcn  5rie6ridj  IDilljelm,  Cuife  un6  2tleyan6er  am 
Sarge  ^rie6ridjs  6es  (ßrof en  füljrte. 

Dem  bereits  mef?rfadj  genannten  fj.  71.  Bäljling  per6anfen  wxv  audj  6ie  Vorlagen 
5n>eier  größeren  Kupferftidje,  auf  6enen  6ie  föniglidje  ^amilie,  6as  eine  2HaI  im  engeren, 
6as  an6ere  TXlal  im  »eiteren  Kreife  ungefäljr  im  ^alivt  ^ 805/06  6argefteIIt  ift.  Vas  le^tere 
pon  ^rie6ridj  IDilfjelm  ZUeyer  geftodjene  BiI6  5eigt  6ie  ganse  Königsfamilie  im  Sdjiof  parf 
pon  Cljarlottenburg,  linfs  6ie  (ßruppe  6er  fpielen6en  fünf  älteften  Kin6er,  in  6er  ZTKtte 
un6  redjts  fi^en6  6er  König,  6ie  Königin  un6  Prin$effin  ZlTarianne,  (ßemafjlin  6es 
Prin$en  IDiUjelm  pon  Preußen,  6er  mit  feinem  Bru6cr  £jeinric^  Ijinter  iljnen  ftefjt.  (2lb^ 
biI6ung  Cafel  23.) 

2(uf  6as  föniglidje  (Ettempaar  un6  6ie  Kin6er  allein  befd;ränft  fic^  6ie  5Q>eite  pon 
3-  ^.  Kretljlon?  ^807  geftodjene  DarfteUung,  6ie  6en  2Tloment  pereipigt,  wie  6er  König  6en 
5u  feinem  seljnten  (ßeburtstag  am  ^5.  ©f tober  ^805  $um  ©ffisier  ernannten  Kronprinsen 
^rie6ridj  ITilljelm  6er  ZHutter  un6  Sdjipefter  sufüljrt,  ipäljren6  6ie  bei6en  Brü6er  HHHjelm 
un6  Karl  feljr  aufgeregt  6as  (Emennungspatent  ftu6ieren.  (2(bbiI6ung  Cafel  22.)  23ei6e 
DarfteUungen  bringen  in  anfpredjen6er  un6  in  6en  Porträts  superläfftger  IDcife  6as  fo  oft 
beseugte  ^amilienglücf  6es  föniglidjen  Paares  5um  2Ius6rucfe  un6  seigen  6ie  Königin  als 
fdjöne,  ftattlidje,  auf  6er  ^öf?e  förperlidjer  (gntipicfelung  ftefjen6c  (grfdjeinung  bereits  in 
6er  tCrad)t,  n>ie  fie  für  iljre  legten  Cebensja^re  im  großen  un6  gansen  geblieben  ift. 

2tudj  6ie  (Co6esftun6e  6er  Königin  Cuife  pereipigte  6er  betpdljrte  Däfjling  in  6em  pon 
B.  Berger  geftodjenen  befannten  Blatte  un6  geipäfjrt  uns  fomit  ipenn  audj  nidjt  in  fjoljer 
fünftlcrifdjer,  je6odj  in  3uperläffiger  un6  anfpredjen6er  ^orm  eine  greifbare  Porftellung  pon 
6em  gera6e5U  porbiI6Iidj  gen>or6enen  glücflidjen  Familienleben  6er  Königin  Cuife  un6  gan5 
bcfon6ers  audj  iljrer  perfönlidjen  (Erfc^einung  auf  6iefem  ^intergrun6  U?rer  (Cotigfeit  als 
©attin  un6  ZTlutter.    (2tbbil6ung  Cafel  26.) 


575 


III.  Königin  Cuifcns  Crfdjcinung  in  ifjrcn  legten  Ccbensjal^ren. 

^806— ^8^0. 

(Es  ift  erflärlid;,  ba^  tmr  in  ben  3aE;ren  nad;  bem  Unglficf^tage  pon  ^ena,  au»  öcn 
Reiten  5er  ^lud^t,  6er  Begegnung  mit  Hapoleon  in  tCilftt,  6es  2(ufent^Ite5  in  ZTIemcI 
unö  Königsberg  nidjts  über  £)erfteUungen  i>on  Bilöniffen  6er  Königin  Cuifc  erfahren*  IHc 
Unrulje  6es  ^ersens  unö  6er  Cebensmeife,  Kranfljeit  un6  Kummer,  foipic  6ie  öurc^  Mf 
Pert^ältniffe  gebotene  Perpflid^fung  5U  fparfamer  tPirtfd;aft,  n>er6en  es  nic^t  3U  Porten 
ft^ungen  ^ben  fomnten  laffen,  abgefet^en  öapon,  6af  faum  Kunftler  oon  irgentoeb^ 
Beöeutung  in  jener  ^eit  fidf  6em  Königspaar  nät^em  fonnten.  Hur  pon  einem  Kfln|llcr 
pon  Huf  erfal^ren  von,  6af  er  in  Königsberg  6er  Königin  naiie  gemefen  fein  mug,  bmn 
6er  berüljmte  Carle  Pemet  l?at  am  3*  2Iuguft  ^809  6ie  am  \.  ^ebruar  6es  3a{}res  ^808 
geborene  (Codjter  6er  Königin,  prinseffin  Cuife,  in  einem  im  £^I;en5oUem^2nufeum  befinft» 
liefen  rei5en6en  <ßouad}ebiI6  6argefteUt.^  0b  6er  6amals  auf  6er  Häcf reife  Pon  Petersburg 
bcfin6Iid;e  Kunftler  aud;  6ie  Königin  gemalt  I^t  o6er  il;r  fonft  nal^r  getreten  ift,  öotflbcr 
feljlt  uns  Iei6er  je6e  Hadjridjt. 

Bei  6em  ZTTangel  an  BiI6niffen  6iefer  ^cxi  muffen  uns  an6ere  Sc^(6eningen  öcr 
äußeren  (£rfd;einung  6er  Königin  Cuife  um  fo  mertpoUer  fein,  um  fo  met^r,  tpenn  fle  vU 
6ie  foIgen6e  Bcobadjtungen  einer  fd^rfb(icfcn6en  ;^rau  6arfteUen,  6ie  ftd;  nic^t  mit  öcr 
lDie6ergabe  eines  allgemeinen  (£in6rucfes  begnügt,  fon6em  gan5  beftimntte  eingaben  moc^t,  Mc 
geeignet  ftn6,  6ie  btl6Iidjen  DarfteUungen  mefentlid)  $u  ergänsen  un6  5u  perpoUftänMgem 
Die  prinseffm  Borotljea  pon  Kurlan6  Ijatte  (ßclegcnljeit,  6ie  Königin  Cuife  im  y^ixe  ^807  in 
2]TemeI  5u  fetten  un6  gibt  in  il^ren  2(uf5eid;nungen  aud;  foIgen6e  etngel;cn6e  Sc^ilöerung 
il^rer  äugoreu  (Erfdjeinung:*  „Quelle  personnc  charmante  que  cette  Princessel  Jamais 
fcmme  ne  fut  si  heurcuse  dans  son  Interieur;  Jamais  Reine  ne  fut  si  pers^cutöe  sur  le 
trone!  —  Sa  beautc  etait  vcritablcment  royale.  Plus  grande  qu'on  ne  Test  ordinaire- 
ment,  sa  taille  etait  dans  des  proportions  parfaites.  Scs  cpaules,  sa  poitrine  6taient 
incomparables;  son  teint  etait  eblouissant;  ses  cheveux  etaient  l^g^rement  chätaina; 
son  front  etait  noble,  ses  yeux  pleins  de  douceur,  ses  levrcs  vermeilles.  Ricn  n'^galait 
l'elcgance  de  son  cou  et  des  mouvenients  de  sa  tcte.  —  Peut-ctre  les  dents  n'avaient- 
ellcs  pas  tout  Icclat  que  Ion  aurait  pu  dcsirer,  ses  mains,  quoique  blanches,  Etaient 

*  Das  an  ctticit  ^^auitiftamm  acmalte  Datum  funii  au<b  50.  ?fiMii^    ^nT'^t 
"  JfrfunMidje  mitteihiti^  poti  <5el{et      \t  >^"»i»'*« 


un  peu  trop  fortes,  et  son  pied  etait  plutot  mal  Mais  quc  ces  l^g^res  imperfections 
etaient  grandement  rachetees  par  Tensemble  majestiieux  de  toute  sa  personne!  Bonne 
ä  Textreme,  jolie  avec  une  gräce  qui  n'appartenait  qu'ä  eile,  obligeante,  souvent 
affectiieuse,  eile  n'i^tait  jamais  familiäre  ....  Le  jour  oh  je  la  vis,  h^las!  pour  la 
derni^re  fois,  ä  Memel,  Elle  avait  une  robe  tr^s  simple  en  mousseline  blanche  et  portait 
ä  son  cou  un  rang  de  perles.  Je  les  admirais,  „,,Oui*'**  me  dit*ElIe,  „,Je  me  suis 
permis  de  les  conserver;  les  perles  en  Allemagne  signifient  des  larmes,  dies  peuvent 
me  servir  de  pamre.**'*  En  effet  tous  ses  autres  bijoux  furent  remis  au  Roi  pour 
les  besoins  de  l'^tat  et  le  noble  exemple  de  la  Reine  fut  imit^  par  beaucoup  de 
femmes  allemandes,*' 

2Ius  kein  fol^ertben  3a^rc  \SOB  ffammt  Mc  Sd^ilÖcrurig  6cs  (Erjbifdjofs  Borouisfi 
in  Königsberg,  bet  namentlicfj  öen  €influ§  5er  Cciicnsjcit  auf  &ic  augere  «Erfdjetnung 
Cuifens  in  ruf^rcnöcr  IDcifc  I)erportjcbt:  ,,^rcfjltdj  ift  freiltd^  unfcrc  tf)curc  Kdniginn  in 
öiefcr  paffionsjcit  nidil;  aber  iljr  frnft  fjat  eine  ftille  £)eiterfcit,  un&  6ic  Ktarfjcit  un6 
Su(?c,  wdd}c  ji^v  ©Ott  fifjenft,  verbreitet  über  31?^^  ^<^^H^  Perfcnlidjfeit  eine  Jtnmutlj,  6ie 
man  eine  nnirfecpoUe  nennen  fann.  3(?re  21ugen  I^aben  aUcrftings  6en  fröljeren  €ebens* 
Slanj  pcrlorcn,  unb  man  ftet?t  es  il)nen  an,  öag  fie  md  gemeint  Ijaben  nnb  nodj  meinen; 
aber  ianüt  fjaben  fie  öen  niil6cn  itusfcrucf  einer  fanften  IPeljunttt^  uni  (HlUn  Seljnfucfyt 
empfangen,  feie  nodj  mefjr  uni  beffer  ift  aU  Cebensluft.  Die  Blutigen  auf  3^^^^»"  Zlngeftdft 
fin6  u>o^l  perblüf^t  un6  eine  fanfte  Blaffe  nmgieb!  es,  bod)  ift  es  nocf?  fdjön,  nnb  auf 
3t?ren  IPangen  mollen  mir  faft  nodj  meljr,  mie  früfjer  6ie  rotljcn,  fo  je^t  bu  meinen 
Sofen  gefallen.  Um  iljren  2TIun6,  fcen  fonft  ein  füges  glücf liijes  Cdd^eln  umfcfjmcbte,  fieljet 
man  je^t  von  ^^t  ju  ^eit  ein  letfes  Scben  6er  fippen;  es  liegt  6arin  moljl  Sdjmcr$, 
aber  fein  büterer,  3^^  Zln^u^  ift  ftets  lyödjft  einfady,  un6  bic  tOa^l  6er  ^^^^^ben  beseid^net 
3f?te  Stimmung."* 

Don  6en  plaftifdjen  Darftellungen  6cr  leisten  lebcnsjabre  fei  mcgen  feiner  großen 
Verbreitung  in  allen  ntoglid^en  Materialien  bas  von  bcm  Bil6t>duer  Pofdy  einige  ITTonate 
ror  6em  Co6e  6er  Königin  mo6elIierte  fleine  Ketiefbil6nl3  Ijter  genannt,  ron  6em  sal^lreidje 
2(bguffe  in  6en  perfdiie6enften  lllaterialien,  insbefon6erc  audj  in  Porjellan  rH>rfommen.  IDle 
feljr  6iefe  Darfteilung  fdjon  baI6  nadj  iljrcr  €ntfteljung  gefdtd^t  n?ur6e,  beseugt  6er  Eintrag  6es 
^offtaolsfefretärs  Bugler  vom  28. 2Iprit  \S\\  beim  Könige,  6er  über  eine  (Erinnenmg5me6aine 
6er  Königin   für  6ic   Königsberger  Dorfc^Idge  erwartete:   „6a  mir  nic^t  befannt  tft,  6af 


*  Dgl.  <^lert:  Ctjaraftersuge  .  , 
n,  S«  (87.    V^i.  aud;  oben  Seite  275, 


aus  &em  f eben  bts  Uhniq»  v^n  preti§fn  jriedrid}  IPiliyelm  Ul. 


577 


;Jürft  ITTctlcnndj,  6cr  im  3^ljrc  ^792  mit  6cr  fcdjscljnjäljriaen  prinscfftn  Cuifc  öcn 
Wrönungsball  Kaifcr  ^rans  II.  in  ^ranffurt  a.  ZH»  eröffnete  un6  fie  feitfccm  nidjt  nneöcr 
gefe^n  t^atte,  fanö  fte  bei  feiner  2(ntrittsau6ien5  als  dfterretd^ifd;er  (ßefanbter  in  Berlin  (803 
„von  einer  roafjren  Strafjicnfrone  pon  SdjSnIjeit  unö  ZHajeftät  umgeben",  unb  bas  von 
IXlabamc  le  Brun  gemalte  Bilönis  läf  t  uns  Mefe  Urteile  nid;t  übertrieben  erfd^einen.  2(m 
nädjften  fomnit  Mefem  Porträt  6as  etwas  fpater,  im  £)erbfte  ^802,  von  6em  Dresöner 
Bilönismalcr  3<>f^P^  (ßraffi  poUenöcte^  Bruftbilö  6er  Königin  im  £)oI;en5oUem»2nufeum. 
(2tbbil6ung  Cafcl  20.)  €s  $cigt  ebenfalls  6en  sartcn  (Ceint,  6as  ftra^Ienöe  Cäd^eln  unö  We 
leudjtenöen  2tugcn,  6ie  6er  Königin  auf  6er  ^ölje  iljre  fdjönften  förperlidjen  un6  geifKgen 
(Entipicfelung  $u  eigen  geroefcn  fein  muffen. 

Einige  feljr  »enig  befannte  BiI6niffe  6er  Königin  £uife  aus  6iefer  i^cit  rubren  pon 
6cm  ZlTalcr  p.  €.  Strocljling  i}cv,  6cr  im  llTai  ^802  aus  Kuglan6  nadj  Pots6am  tarn. 
Die  tK)n  iljm  mitgebradjten  BiI6er  aus  6er  (ßefdjidjtc  Peters  6es  (ßrogen,  6es  Kaifers  Paul, 
Portrats  ufn>.  gefielen  fel^r,  un6  er  ert^ielt  alsbal6  6en  2luftrag,  ein  UTiniaturbilö  fter 
Königin  un6  6ann  ein  fo(d;es  6es  Königs  3u  malen.  (Ein  auf  Kupfer  gemaltes  Heines 
0clgemäI6e  in  £uifemt>a(}I  bei  Königsberg,  6as  6ie  Königin  in  gan5er  ^igur  als  Qebe 
6arfteUt  —  5U  il^rcn  ^ügen  eine  Ceier,  neben  iljr  ein  2t6Icr  mit  einem  Blumenfrans  im 
Sdjnabel  un6  im  fjintergrun6e  6as  Bran6enburger  Cor  —  entfpridjt  im  Kopfe  einer 
gansen  Heilte  21Tiniaturbruftbil6er,  pon  6enen  6as  £)o(}en5oUem  Ztlufeunt  allein  5ipei  pon 
ungleidjer  Qualität  bcft^t;  ein  6rittes  n>ie6er  mefjrfadj  fopiertes  (Exemplar  befin6et  fidj  im 
Bcfi^  6er  Königin-IDitroe  pon  ffannovzv  aus  6em  Hadjlag  oon  Cuifens  Sdjmefter  ^rieöerife, 
un6  ein  6cr  ZUiniatur  im  £)o^en5oUem:=2nufeum  entfpredjen6er  Stidj  pon  3»  Ö^by  ipuröe 
im  ^ebruar  \807  in  £on6on  publisiert. 

Per  (Scburtstag  6er  Königin  am  ^0.  ZUärs  ^80'^  ipur6e  6urdj  ein  großartiges  IXlasttn^ 
feft  im  Sd^aufpiell^aufe  gefeiert,  bei  6em  Cuife  als  Statyra,  6ie  (Todjter  6es  Königs  Darius 
un6  (ßentat^ltn  2IIcfan6ers  6es  (ßrogen,  6er  pom  Bru6er  6es  Königs,  Prinsen  ^nridf 
6argefteUt  ipur6e,  erfdjien.  (Eine  Publifation  6icfes  ^eftes  bringt  in  folorierten  Stidfm  Me 
2(bbil6ung  aller  t)auptbeteiligten  in  it^ren  Koftumen,  6arunter  aud;  6as  BiI6  6er  Königin 
un6  iljrcs  Partners,  un6  $eitgenöffifdje  Beridjte  lieben  6ie  „sauberifdje  Sc^n^t"  Cuifens 
Ijcrpor,  „6ie  il?re  pantomimifdje  Holle  portrefflidj  ausfül^rte". 


*  (ßrSttn  Tog  bemerh  in  ihrem  (Cagebnc^  jnm  20.  (Dhober  i  R02 ,  ba%  K?**ta  ittb  KSntgtit  fUtf  oon 
<5rafft  i^ätten  malen  laffen,  „c'est  bien".  ^reunblid^e  IHitteilnng  pon  p.  ^«"«h  T^t«  mib  bt3  Kdntgf 
befinbet  ftd;  Ijeute  im  ZTeuen  palais. 


Von  jc^  an  werben  öie  Bilöniffe  6er  Königin  fcitcner,  o^ne  öaf  mir  öie  (ßrünöc 
6afur  erfenncn  fönncn.  PicUeidjt  ^attc  fidj  bas  Pergnügcn  öaran  pcrioren,  ein  Bilö  nadj 
öeni  an6em  unter  öen  tiänben  6er  Künftler  entfielen  5U  fe^en,  o6er  audj  öie  Pflidjten  als 
£an6e5=^  un6  ;familienmutter,  fotpie  bas  fidj  me^renöe  3"tereffe  an  öen  für  Preuf  en  immer 
6roIjen6er  u>er6en6en  politifdjen  üorgängen  lief  öie  Königin  nidjt  me^r  6a5u  fornmen,  iljre 
geit  6en  Künftlem  sur  Derfügung  5U  [teilen,  ^ür  Mefe  2tuffaffung  fpric^t  eine  Korrefponöens 
mit  6em  öurdj  ©elgemälöe  unö  tüchtige  PafteIIbiI6niffe  befannten  Berliner  ZTTaler  Paul 
3ofep^  Baröou,  6er  am  \3.  Jluguft  \805  an  öie  Königin  folgenöe  Bitte  ridjtete:  „€ure 
Königlidje  2Tlajeftät  ^be  idj  fdjon  einmal  mit  6er  untertljänigften  Bitte  beljelligt,  ^ödjftiljre 
erhabenen  5öge  in  einem  (ßemälöe  6arftellen  5U  6ürfen,  tpeldje  2tllerljöd}ft6iefelben  mit 
gnäöigent  5d;n>eigen  5U  übergel^en  gemixten;  öemungeadjtet  toage  idf  es  n>ie6er(;olentlic^ 
untertljänigft  5U  bitten:  €ure  Königliche  Znajeftät  uH>llen  öie  (Snabe  tfaben,  mir  5U  einem 
©elgemälöe  in  Cebensgröf  e  ganser  ^igur,  Betjufs  fünftigjäljriger  Kunftausftellung  ^ulöreidjft 
5u  fi^en,  unö  mir  6a5u  in  ^  Cagen  jeöesmal  2  bis  3  Stunöen  ^ext  5U  fdjenfen,  um  bas 
Porträt  an5ufertigen  unö  öie  ^igur  aufsuseidjnen."  Seine  Bitte  begrünöet  6er  Künftler 
6ann  nodj  mit  öem  fjintpeis  auf  fein  pom  König  angefauftes  ©elgemälöe  ,,Die  tugenö* 
Ijafte  Honne"  (6as  6ie  Königin  fieser  fannte,  ba  es  in  iljrem  IDoIjnsimmer  im  Potsdamer 
Staötfdjloffe  plasiert  u>ar)  un6  auf  öie  bereits  por  3^^^^^"  gemalten  Bilöniffe  6er  ZTTutter 
öes  Königs,  öes  perftorbenen  prinsen  Couis  un6  6er  prinseffin  Couife,  pennä^lten  ^ürftin 
Haösitpill.  Die  pom  20.  2tuguft  öatierte  2tnttPort  seigt  menigftens  öen  guten  IDillen  6er 
Königin,  öem  ZTTaler  gefällig  5U  fein:  „3^^^  ZTIajeftät  6ie  Königin  geben  6em  ZTIaler 
Bar6ou  . .  .  hiermit  bas  Perfpredjen,  5U  6em  (ßemä^l6e  in  ganser  ^igur  5U  fi^en,  .... 
Doc^  fönnen  yju  ZHajeftät  öie  ^ext,  xxHxnn  6ie  (Erfüllung  öiefes  üerfpredjens  bequem 
5uläffig  feyn  u>ir6,  nodj  nidjt  beftimmen,  fonöem  6em  Baröou  nur  überlaffen,  6arüber 
pon  ^txt  5u  5^it  2tnfrage  5U  t^un."  Vas  tut  nun  6er  Künftler  audj  am  8.  ^ebruar  \806, 
es  tpirö  i^m  aber  in  6er  2(nttPort  „fiberlaffen,  ipie6erum  ftc^  5U  mel6en,  tpann  feiner 
Ueberseugung  nadf,  mit  3^^^^  ZHajeftät  Bequemlic^feit,  6ie  €rfüllung  feines  IDunfdjes 
ftattfin6en  fann."  2tuf  6ie  erneute  ZTIa^nung  Pom  22.  ZTIai  erijielt  Bar6ou  am  6.  3""^ 
6ie  2tntiPort,  6af  6ie  Königin  ftc^  iljrer  Derfic^erung  fe^r  ipoljl  entfinne.  „Da  y^vo 
ZTIajeftät  (ßefun6^eitsumflan6  je6oc^  ^ödjft6ero  Heife  nac^  6em  Pfrmonter  Ba6e  nötljig 
madjen,  fo  fönnen  fjödjft6iefelben  für  6iefes  2<^liv  6em  Bar6ou  nic^t  ftc^  gefällig  be^ 
tpeifen,  es  u>äre  6enn,  6a0  i^m  mit  einer  06er  yx>ey  Si^ungen  bis  sum  ^2?S  6iefes 
genügen  fönnte,  als  in  Wefem  ßaüt  er  fogletdj  fxdtj  mel6en  fann."  Sollte  6er  Künftler 
pon  6iefer  (ßelegen^eit  ©ebrauc^  gemacht  ^aben,  ipas  nidjt  bef annt  ift,  fo  ipäre  er  für 

373 


mehrere  ^aiixe  tpo^l  5er  Ic^te  2Tldler  getDefcn,  6eni  Königin  Cuifc  5U  einem  BilbnifTe 
gefeffen  tfat.^ 

gufamnienfaffenö  tPoUen  u>ir  Ijier  nodj  einen  Blicf  auf  öie  (ßruppenbilöer  un6  ^^milicn*« 
öarftellungen  tDcrfcn,  5ie  5tDar  für  öie  €rfenntnis  6cr  äuferen  €rfdjcinung  Cuifens  geringere 
Beöcutung  ^aben  als  Mo  auf  (ßrunö  nteljrfadjer  Si^ungen  cntftanöenen  Porträts,  Me  aber 
bodi  ba^u  öienen,  5ic  Porftellung  von  6er  in  il^rer  Umgebung  fte^enöen  (ßefamterfc^etnuns 
6er  Königin  5U  erweitern  un6  5U  pertiefen.  3""^  min6eften  geben  6iefe  BiI6er  ein  auf 
eigener  2tnfdjauung  bcruljen6es  BiI6  6apon,  wie  man  5U  Cebseiten  Cuifens  i^re  Crfcf^inung 
ftdj  porftellte.  Das  früljcfte  6iefer  BiI6er  ift  6er  Meine  Stidj  Don  C^o6oimecfi  pom  3aljre  ^79^^ 
6er  König  ^rie6ridj  IDiKjelm  IL  im  Kreife  feiner  ^amilie,  6aruntcr  audj  6ie  Kronprinseffm 
Cuife  mit  iljrcm  älteftcn  Soljne  auf  6cm  2tnn,  6arfteIIt.  IDo^l  6em  ^aijxc  \798  entftammt 
6cr  Stidj  pon  (£bcrljar6  trenne;  einem  Sdjülcr  (EIjo6otpiccfis,  auf  60m  6as  glücflidje  (Eltern« 
paar  auf  einem  Sofa  ft^en6  un6  mit  6cn  bei6en  ältoften  Kin6em  fpieIon6  6argefteUt  ifl. 
Dicfe  SdjiI6erung  beljaglidj  glücflidjen  ^amilifnlebens  fdjeint  feljr  beliebt  getpefen  ju  fein, 
un6  u)ur6e  5.  B.  audj  als  Deforation  pon  ^ädjem  pcnpan6t,  tpie  fidj  allein  $tpei  im  ffolfen^ 
SoUeni  llTufeum  bcfin6en.  Derfelben  ^ext  entftammt  audj  6ie  pon  fjampe  geseic^nete  un6 
pon  Hcttling  gcftodjene  Darftellung  6es  Iuftipan6eln6en  Paares,  6as  6enfe(ben  bürgerlich 
bcfjaglidjen  (Seift  atmet  tpie  6icfe  5amilien6arfteUung. 

DarfteUung  eines  Porgangs  pon  politifdjer  Be6eutung  ift  6ie  pon  Däljling  in  (ßonadf^ 
gemalte  un6  pon  3ol>^""  S^-  ^^^^  gcftodjene  Begegnung  5ipifdjen  6em  Königspaar  utt6 
6cm  Kaifcr  2llc|-an6er  am  \0.  3uni  1802  in  llTemel,  6ie  6en  IlTomcnt  ipie6ergibt,  »ie 
^ric6ricb  IPilljclm  III.  feiner  (ßattin  6cn  faifcrlidjen  5rcun6  porftellt.  {2lbbiI6ung  (Cafel  ^2.) 
Den  uMrflidjen  rorgdngen  bei  6icfcr  Begegnung,  6ie  pon  6er  Königin  in  iljrem  tZa^cbudf 
fcfjr  cingcfjcn6  gcf*iI6crt  fin6,  entfpridjt  6iefe  DarftcUung  6urijaus  nidjt.  Da  bas  BiI5 
crft  fpatcr  in  Berlin  gemalt  u>ur6c,  Ijatte  Pdl^ling  audj  feine  llTöglidjfeit  aufer  bem 
Kaifcr  fclbcr  un6  picUcidjt  feinem  (ßcfan6tcn  in  Berlin,  2Uopäus,  eine  Perfönlidjfcit  5es 
ruffifdjcn  (ßcfolgcs  6ar5uftcUcn,  fon6crn  begnügte  fidj  ausf*lic(5lidj  mit  6er  Umgebung  6es 
Königs  un6  6cr  Königin.  Pa6urd)  l^at  6as  BiI6  aber  wcnigftens  6en  UJert  für  uns, 
6a^  CS  uns  Bil6niffc  pon  pcrfoncn  aus  6cr  nädjftcn  Umgebung  6es  Königspaares  fiberliefert 
Ijat,  6ic  an6cnpcitig  5um  (Teil  gar  nidjt  nad)3uu>cifcn  fin6.  3"  ^^^  (ßruppe  unbefannter 
Pcrfönlid}fcitcn  im  lMntcrgrun6c  rcdjts,  6orcn  Köpfe  5um  Ceil  pcr6ecft  fin6,  foUen  tpal;rfc^einlic^ 


'  I1a<b  i^aillcu  (oben  5.  ^8(^   fcijciiit  bcr  '^^'^Ic*-  S(bxdbtv  &»«•  K'*»**''»»"   '•♦      »"»■   *  "\.  nodf  einmal 
in  pYrmont  gemalt  ;u  t{abeit. 


nodj  öie  von  6er  Königin  in  iljren  Jtu^cidjnungcn  criDäfjnten  Beyme  unö  iombaxb, 
ZTIajor  ^olsmann  unö  ^qow  öargcftcUt  fein.  Die  ©ber^fmeiftcrin  (ßrafin  Pof  foU  mit 
Scdjt  empört  gemefen  fein,  5af  fie  bei  einem  öerartigcn  feierlidjen  (Empfange  mit  5er 
SdjUppt  über  6em  2trm  öargeftellt  u>ur6e,  tDOs  audj  6er  IDirflidjfeit  faum  entfprodjen 
Ijab^n  wxvb.  Vas  SiI6  tDur^e  im  3a^re  \805  6urdj  einen  Kupferftidj  von  ^ofyxnn  ^r. 
Solt  in  weiteren  Kreifen  befannt  gemadjt,  pielleidjt  aus  Peranlaffung  6es  Sefudjes  Kaifer 
2tlefan6ers  in  6iefem  ^alfxt  in  Pots6am,  6cr  in  6er  TXadjt  pom  ^.  5um  5.  Hopember  5U 
6em  befannten  ^reun6fdjaftsbün6nis  sujifdjen  ^rie6ridj  IDil^elm;  Cuife  un6  2tlefan6er  am 
Sarge  ^rie6ridj5  6es  (ßrof en  füljrte. 

Dem  bereits  me^rfac^  genannten  fj.  71*  Darling  per6anfen  tpir  auc^  6ie  Vorlagen 
5ipeier  gröferen  Kupferftidje,  auf  6enen  6ie  föniglic^e  ^amilie,  6as  eine  TXlal  im  engeren, 
605  an6ere  TXlal  im  tpeiteren  Kreife  ungefähr  im  3^^re  \805/06  6argefteIIt  ift.  Das  festere 
pon  ;f rie6ridj  IDil^elm  Zneyer  geftodjene  BiI6  5eigt  6ie  ganse  Königsfamilie  im  Sc^Iof parf 
pon  (Eljarlottenburg,  linfs  6ie  (ßruppe  6er  fpielen6en  fünf  älteften  Kin6er,  in  6er  2Tlitte 
un6  redjts  ft^enö  6er  König,  6ie  Königin  un6  Prinsefpn  ZTIarianne,  (ßemaljlin  6es 
Prinsen  U)il^elm  pon  Preufen,  6er  mit  feinem  Bru6er  ^einridj  hinter  iljnen  fteljt.  (2tb^ 
biI6ung  Cafel  23.) 

2tuf  6as  föniglidje  €ltempaar  un6  6ie  Kin6er  allein  befdjränft  fidj  6ie  stpeite  Pon 
3.  ^.  Krettjlotp  ^807  geftoc^ene  Darftellung,  6ie  6en  ZTToment  peretpigt,  u>ie  6er  König  6en 
5U  feinem  5eljnten  (ßeburtstag  am  ^5.  ®f tober  \805  sum  ©ffisier  ernannten  Kronprinsen 
^rieöridj  IDil^elm  6er  ZTTutter  un6  Sdjtpefter  sufü^rt,  U)a^ren6  6ie  bei6en  Brü6er  IDilljelm 
un6  Karl  feljr  aufgeregt  6as  €mennungspatent  ftu6ieren.  (2tbbiI6ung  Cafel  22.)  Bei6e 
Darftellungen  bringen  in  anfpredjen6er  un6  in  6en  Porträts  superläffiger  IDeife  6as  fo  oft 
beseugte  ^amilienglücf  6es  föniglidjen  Paares  $um  2tus6rucfe  un6  seigen  6ie  Königin  als 
fcfjöne,  ftattlidje,  auf  6er  ^ölje  förperlic^er  €nttpicfelung  fte^en6e  €rfdjeinung  bereits  in 
6cr  Cradjt,  tpie  fte  für  iljre  legten  Cebensjaljre  im  grof en  un6  gansen  geblieben  ift. 

Tlnd}  6ie  (Co6esftun6e  6er  Königin  Cuife  peretpigte  6er  betpdljrte  Darling  in  6em  pon 
D.  Berger  geftodjenen  befannten  Blatte  un6  gemährt  uns  fomit  ipenn  audj  nidjt  in  ^oljer 
fünfticrifcfjer,  je6odj  in  superläffiger  un6  anfprec^en6er  ^orm  eine  greifbare  Porftellung  pon 
6cm  gcra6c3U  porbiI6Iic^  geu>or6enen  glücflidjen  Familienleben  6er  Königin  Cuife  un6  gans 
bcfon6ers  audj  iljrer  perfönlic^n  €rfc^einung  auf  6iefem  ^tntergrun6  iljrer  Otigfeit  als 
eattxn  un6  Butter.    (2tbbiI6ung  (Cafel  26.) 


573 


III.  Königin  Cuifens  Crfc^einung  in  i^ren  legten  Cebensjaljren. 

\806— ^8\0» 

(£s  ift  erflarltdf,  6ag  tmr  in  öen  3<il?^^n  ^<^^  ^^  Unglücfstage  Don  3ena,  aus  öcn 
Reiten  öer  ^ludjt,  5er  Begegnung  mit  Hapoleon  in  tTilftt,  6e$  2(ufent^Ites  in  Zllemcl 
unö  Königsberg  nxdtjis  über  Qerftellungen  pon  Bilöniffen  6ec  Königin  Cuife  erfaßten.  DU 
Unrulje  5es  fjersens  unö  öer  CebenstDeife,  Kranfljeit  unö  Kummer,  fowie  Me  butdf  Mt 
Z7er(;ältniffe  gebotene  Z7erppid;tung  5U  fparfamer  IPirtfc^aft,  n>er6en  es  nic^t  5U  PoctanSI» 
ft^ungen  I^ben  fommen  laffen,  abgefel^en  ödpon,  öaf  faum  Kflnftler  pon  ivgitnbmtldfet 
Beöeutung  in  jener  ^ett  fxdi  6em  Königspaar  nähern  fonnten.  2Tur  pon  einem  Kfin^kr 
pon  Huf  erfaljren  mir,  6af  er  in  Königsberg  öer  Königin  naije  geipefen  fein  muf ,  btnn 
öer  berüljmte  Carle  Demet  liat  am  3.  2luguft  \809  öie  am  \.  ^ebruar  öes  3a^res  (808 
geborene  (Codjter  öer  Königin,  prinseffm  Cuife,  in  einem  im  ^(jensoüem-Znufeum  bcffaib« 
lic^n  rei5enöen  <ßouad;ebiIÖ  öargefteüt.^  0b  öer  öantals  auf  öer  Hficf reife  pon  Petetsbucg 
befinölidje  Künftler  audj  öie  Königin  gemalt  ifai  oöer  i^r  fonft  näljer  getreten  ift,  batObtt 
fe(;lt  uns  leiöer  jeöe  Hac^ric^t* 

Bei  öem  ZHangel  an  Bilöniffen  öiefer  ^eit  muffen  uns  anöere  Sd^Iöerungcn  5cr 
äuferen  (Erfd^einung  öer  Königin  Cuife  um  fo  tpertpoUer  fein,  um  fo  me^r,  tpenn  fie  urfc 
öie  folgenöe  Beobad^tungen  einer  fcf^rfblicfenöen  ^rau  öarftellen,  öie  fic^  ntc^t  mit  5cr 
IDieöergabe  eines  allgemeinen  Cinörucfes  begnügt,  fonöem  gans  beftimmte  eingaben  madfi,  Me 
geeignet  ftnö,  öie  bilölidjen  Darftellungen  ipefentlid;  ju  ergdnsen  unö  5U  perpoUftdnöigcm 
Sie  prinseffm  Dorott^ea  pon  Kurlanö  t^atte  (ßelegcn^eit,  öie  Königin  Cuife  im  yüjtt  (807  in 
ZUemel  5U  fetten  unö  gibt  in  it^ren  Jtufseic^nungen  audj  folgenöe  einge^enöe  SäfUbttuni 
tfjrer  äuferen  (Erfdjeinung:*  „Quelle  personne  charmante  que  cette  Princessel  Jamaia 
femme  ne  fut  si  heureuse  dans  son  intcrieur;  Jamais  Reine  ne  fut  si  persöcut^  sur  le 
tronel  —  Sa  beautc  etait  veritablement  royale.  Plus  grande  qu'on  ne  lest  ordinaire- 
ment,  sa  taille  ctait  dans  des  proportions  parfaites.  Ses  cpaules,  sa  poitrine  ötaient 
incomparables;  son  teint  ctait  cblouissant;  ses  cheveux  ctaient  leg^rement  chätains; 
son  front  etait  noble,  ses  yeux  pleins  de  douceur,  ses  Icvres  vcrmeilles.  Rien  n'^galait 
rclegance  de  son  cou  et  des  mouvcnicnts  de  sa  tcte.  —  Peut-ctre  les  dents  n  avaient* 
elles  pas  tout  Teclat  que  Ion  aurait  pu  desirer,  ses  mains,  quoiquc  blanches,  Ctaient 

'  Pas  an  einen  ^^aumftamm  acmalte  Datum  fdTT**  aud^  ^r  2lvnu^  bc^ 
*  ^rcunMicbc  mitteilung  von  (5et{eimrat  «'»•«*t 


2(iitfan^ 


unö  wenn  Ujx  ßatk  jei^t  als  bct  lorbcergcfd^Tnücftc  Sieger  6er  Scfreiuncjsfricije  an  iljr 
<l5rabnial  hrat,  fo  wirb  er  im  (Seifte  iljr,  6cren  Bilö  in  bcn  2lu%m  bcs  gcfaniten  Dolfcs 
fidj  jum  Sdju^geift  Preiifciis  perfldrt  Ijattc,  6ic  Siegespaltne  gcreidjt  uu&  ein  inniges  Danf^ 
gebet  für  ifjre  geiftige  ItlitiDirfung  nodj  aus  bm  Kegionen  6er  Cipigfeil  juni  ^intmcl 
gefanöt  l}abm. 

Sei  6er  Ifal7en  Befric6ignng,  6ie  ^rie6ridj  IDilljelm  über  6ie  Musfüljrung  6e5  (ßrab- 
6cnfnials  einpfanb  un6  6er  er  in  fönigüdjcr  XDeife  Jlusörucf  DcrÜe^,  inufte  il^n  6er  nniftan6, 
ba^  ^audf  öcnfclbcn  <ßc6anfcTt  nod}  einmal  in  pcrän6erter  ^orni  jur  Ilusfütyrung  brarffte, 
im  erften  2lugenblicfe  ftarf  befrcm6en,  aber,  wk  fd?on  angc6eutet  ii>ur6c,  er  fclber  Ifat 
bnidf  6en  oft  betonten  IPunfd?,  in  6eni  ITIonument  nidft  allein  6ic  Ijelyre  föniglidye  Jrau, 
fon6ern  por  allem  audf  6ic  geliebte  iSattin  6argefteUt  5u  fe^^n,  6en  <5e6anfcn  in  6cs  liunftters 
Seele  gro^gesogen,  andf  bk\cv  Zivi  6er  2iuffaffnng  ©eftalt  un6  2tns6ruJ  ju  perkiE^cn. 
Bereits  iraljrenÖ  6er  2tusfütjrung  6er  erften  ^igur  in  3talien  {?atte  Xaudj  ein  ixodUs 
2]Io6ell  begonnen,  bei  6eni  er  6en  frut^ercn  IDilnfcf^en  6es  Königs  Kcdjnung  trug  un6  audj 
alles,  ttsas  il?m  an  6er  erften  2(usfül)ning  rerbeffcrungsa-^ert  erfdjienen  u?ar,  beriktfidytigte, 
€ines  6er  u?idjtigften  JlToniente  6abei  it>ar,  ba^  6iefes  2IIo6elI  in  6en  2lusmeffungen  6cn 
mirflidjen  Derf^dltniffen  entfprad^  un6  nidjt  6urdj  überlebensgroße  Itlage  6er  lebensiuarmen 
XDirflidjfeit  entnlcft  ipur6c.  Die  Körperlage  un6  ^ormengebung  6er  erften  Jtusfüt^tung 
tt^uröc  im  großen  un6  ganjen  beibct^alten,  aber  in  6erfelben  Hid^tiing  tt>ie  6urd!  6ie  2luSi* 
meffungen  6er  Perf?ältniffe  6er  Iüirf[id>reit  Rechnung  getragen  it>ur6e,  ftrebte  6er  Künftler 
6anad?,  6er  ©eftatt  6er  Königin  in  IDcfen  un6  fjaltung  6en  Stempel  e6ler  perridrter  IlTenfc^*^ 
licfjf eil  ju  perleit^en ,  fo  6aß  6er  König  in  tljreni  Bil6e  in  erfter  tinie  an  öie  geliebte  fdfön« 
(ßattin,  nidjt  an  6ie  Königin,  6ie  (Sefafjrtin  auf  6cni  Cl^rone,  erinnert  u>er6en  mußte. 
XDetdje  Dera?en6ung  feine  Statue  einmal  ftn6en  foUte,  6aran  6aclfte  6er  Künftler  nicfjt:  ,,lc^ 
madit  bas  Wert  in  metner  eigenen  (Seniigtuung;  unb  fann  es  nidjt  öffentlidi  ausgeftellt 
rper6en,  fo  ttnr6  man  mir  erlauben,  es  an  einem  be^enten  (Orte  ju  rerftccfen,''  fdijreibt  er 
an  Sdjinfel,  6en  er  in  6iefe  plane  einunnl^te.  Dem  König  gegenüber  O'uröe  6as  (Selycimnb 
gut  gea>aljrt,  6enn  als  Saud)  iljni  am  \,  Dezember  1827  en6Hdf  pon  6cr  rielfacfj  unter* 
brodjenen  Jertigftellung  6iefer  Jirbeit  2:TTel6ung  madjte,  fonnte  ;frie6ridj  IPilljelm  über  6ie 
C^iftenj  6crfelben  nn6  6ie  6a6urd}  an  6cr  erften  Jtusfüljrung  geübte  Kritif  mit  ^cdit  nur 
befrem6et  fein,  nal^m  aber  6ie  ivedjtfertigung  6cs  Künftlers,  6ie  6en  eigenen  früljer  aus* 
gefprodfenen  tüunfdj  6es  Königs  in  6en  Por6ergrun6  ftellte,  nadj  einigem  5^u6ern  gfia6ig 
entgegen.  Die  ^igur  fan6  in  6em  2lntifentempel  beim  luuen  palais,  jucrft  in  6er  2\otun6c, 
6anu  in  6em  Kabinett  2lufftellung,  pon  ipo  fte  im  ^aljre  ^905  auf  Sefe^l  6es  Kaifers 

B08 


für  eine  neu  $u  erbauenöe  (ßcöenf^Ue  nadi  6em  ^Ifen$oUem^2nufeum  fiberffl^  ipuröe. 
(Jlbbilöung  Cafel  28.) 

Die  ^onngebung  ift  bei  beiöen  Statuen  6ie  gleiche,  abgefe^en  Don  6en  iSrSgen* 
perl^Itniffen  beftct^t  5er  Unterfc^ieö  nur  in  Cinsel^eiten.  IDäl^renö  6ie  Charlottenburger  ^tgur 
öer  Königin  in  iljren  überlebensgroßen  dornten  6ie  Crfc^einung  6er  (Toten  5ur  (Bettuns 
bringt;  laßt  in  öer  5n>eiten  2(usfü(;rung  öer  2(u5Örucf  nte^r  eine  Sc^Iafenöe  erfennen,  boB 
Sfaixpt  ift  mcijx  nadti  xidjts  5ur  Seite  geneigt  unö  öie  £age  öer  2(rme  unö  Beine  ift  iDentger 
ftarr,  aud;  öie  ganse  €rfc^einung  anmutiger,  um  nidjt  5u  fagen  menfc^Iic^er  unö  iDeibltd^T, 
geftaltet,  fo  öaf  nad;  T^audjs  eigener  2Iuffaffung  öie  <E(;arIottenburger  ^igur  als  öas  X>or« 
ftuöium,  öie  yvdte  aber  als  öie  Cdfung  öer  2Iufgabe  erfannt  n>eröen  muffe.  „Vic  taqit  ift 
ruhiger  unö  gen>anötcr/'  beridjtet  Haudj  öem  König,  „foroie  öie  öer  Qanöe  natflrlu^« 
beöeutenö  reid^er  öie  (ßen^anöung  unö  ein  fleißiges  Stuöium  öer  Unteren  nad;  öer  Hatur/' 


Vev^ndinis  hex  2ihhxlbungcn 


(Eafcl  1,    ^artenbrud  Königin  iuife;  (Delgentfllbe  pon  Xlflabame  Vi^ii  le  Brurt  1802;  König* 

liebes  Sd?lo§  ^Serlin     ..  .    ..  .. ..  ..  ..  .. üqt  bem  (LiteL 

^afel  2.    Sei<(?nungen   feer  prinieffin   futfr   in    einfm   St^reiblieft*;    ^of^en^onern* 

IHwfeum ..  ,.  ..  ..  ..  ..  5,  0/9. 

-Cafel  3*    €fUru  nnö  6efd?njtjtfr  btv  Königin  f uife S.  X^/\t. 

\,  ^mbeuh,  pnitjcffitt  pcn  lUtdknhm-BittU^,  geb.  prinjeffln  pon  %ffen,  IHuMfr  ber 
Königin  Cuifc;  (Ddgemälbe  im  (Srog(ier5aglic^en  Sdyloffc  5U  Iiarm(labt, 

2.  Marie  fuife  ^übcrtitte,  prin^effiii  von  l^cffen^Barmflabi,  gcfr*  (Sräfin  311  Cetningen- 
^li&estjcim  un^  Dögsburg,  ®rogmutter  hti  Königin  luife;  p adeligem 5 I&e  ronj.  Badi  \T^2^ 
im  Königlirfjen  Staötfc^Ioffc  311  pots^am* 

3.  Cfjarlotte,  prinieffin  von  llTeiflenbtirg-Stretitt,  geb,  prinjeffln  ran  Reffen- Harm  (labt,  tLanU 
wn&  Stiefmutter  bn  Königin  fuife;  (Delgemäl^e  im  (Srogtjerjogltdyen  Schlöffe  511  DarmPa^t, 

4-    Cljerefe,    prin3ef(tn   von   Ctjurn    uri&    Caris,    geb.  prin5ff|tn    von   niccfienburg-Streli^, 

Sdjojejier  ber  Königin  fuife ;  pafteltgemälbe  t»onl?arbou  U96,  im  ^oljetijoI!ern4rr«fewm* 
5*  Karl,    fjcrjog    uon    UTerfletiburg'Streliö,    Pafet   btx  Königin   Citiff;    Oefgemdlbe   ron 

SelUr  U94,  i»«  StaMfrf?lojfe  311  potsbam. 
6,   Cljarlotte,  ^cnogin  von  J)ilbburgl]aufen,  geb.  prinjeffin  von  inecflenburg'Strelig^  fiUefle 

Sd^mt^tt  ber  Königin  fuife;  paftellgemÄfbe  im  Stöbtfdjloffe  )ti  potsbam. 
?.   Karl,    prinj    oon    ITIerflenburg-Stiefift ,    Bniber   bn    Königin    fnift;    (DelgrmÄIbe   von 

gel  [er  {7^6,   tm  5ta&tfd}li>ffe  3U  pofsbam. 

8.  frieberife,  pdn|efftn  fonis  von  preugen,  geb,  prinjeffm  von  nierflenbürg'Strelitj, 
Sf^wefier  ber  Königin  fuife;  ®elgem5I>e  im  i?ejlö'  bes  <Srafen  IPinftingerobe» 

9.  <5eorg,  prinj  von  llTccflcnburg' Streit^,  3?r«5er  bei  Königin  fuife;  (Delgentälbc  von 
5eller  i796,  im  5taMf<f?Iojfc  ^n  potsbam. 

Cafel  ^.    Kleinere  Bil^niffe  ber  Königin  fuife S.  32/53. 

[.  (5e3ei4nef  pom  Kronprin3fn  ^fdebri^  IPÜI^elm,  Beilage  eines  Briefes  an  fdnf  ^rao! 
vom  Jlttgiif*  (793;   im  Köntglid?en  r)ausard?iD. 

2.  nriniaturbilbnis  bes  Brautpaares  von  (Ei  elf  er  1793;  iSerliner  prii>atbe(lft. 

3.  Kolorierte  geit^nang  von  ^eu  fing  er  ^797;  im  fjoljenjottern-niufcnm. 

4.  ^eif^nmtg  von  plö^  unb  £7ornemann  t*98;  tm  I)otfen}oQem'inufeum. 

5.  IHebaiUe  ran  foos  auf  btn  25.  3Miii  U98  mit  ben  Btlbniffen  ^riebri«^  ttHIl^efm»  tll. 
unb  bcr  Königin  fuife,  überreicht  bei  il^rem  erfien  i?efu£^e  Sd^Ieflens. 

23 

sis 


'CEafel  5.  f affimile  eines  Briefes  ber  prinseffin  f uife  vom  27.  Vfiäv^  1793  an  iljren  Der» 
lobten,  Kronprin3  ^riebric^  lPiI!^eIm,  mit  Ilac^fc^rift  von  prinsefftn  ^riebertfe; 
Königliches  Iiausarc^iü 5.  40/4 U 

•tCafel    6.  Die  Königlich  preiigifc^e  familie.   1 5.5^57. 

1.  frieberife,  prinsefjin  von  Preußen,  £7er3ogin  von  IJorf,  StieffAiPefter  König  ^rieM<^ 
IPiIt)eIms  III.;  pa{)eUgemaibe  im  Berliner  Schlöffe. 

2.  jriebrid;  It)ilt)elm  IL,  König  Don  preußen;  (Delgemdlbe  pon  (Sraff  im  marmorpalai» 
511  potsbam. 

5.  Jrieberife,  Königin  von  preugen,  IHutter  Jriebric^  IPilljelms  III.;  Oelgemdlbe  im  Had^Iaffc 
3tirer  IHajeftat  ber  Kaiferin  f riebric^. 

4.  lüiltjelm,  prin3  von  preugen,  Briiber  Jriebric^  IPiltjelms  III.;  Kupferfiic^  oon  BoIIinge r 
nad^  D3f)Iing. 

5.  ITIarianne,  prinseffin  von  preugen,  geb.  prinjeffm  von  l^effen '  Bomburg ,  (Stmaffim  br» 
porigen;  Kupferftic^  von  Bolt  nad^  W,  Sc^abom. 

().  £Jeinricb,  Sruber  friebric^  IPilbelms  III.;  Kupferfiic^  von  BoIIinger  nadj  DSl^Iing. 

7.  IDill^elinine,  prinsefftn  von  prcngen,  prin5ef|tn  von  Oranien,  Königin  ber  Hteberianbe, 
Scf^roeftcr  Jriebric^  IPilljelms  III.;  pajiellgemälbe  von  (Cifc^bcin  im  Heid^mnffitm  jn 
2lmftcrbam. 

8.  fouis,  prins  von  preugen,  örubcr  Jriebrii^  IPill^elms  III.;  (Delgemälbe  im  Beritner 
Sdplojfe. 

9.  2lugu{)e,  prin5efftn  Don  prengen,  «Erbprinjcfftn  von  l^effen  *  Kaff el ,  Sc^mefler  ^rtebric^ 
IPiliielms  III.;  Kupferftic^  von  (Srimm  nadf  Bury. 

lEafel  7.  Kronprin3cffin  Cuife  unb  il^re  Scbmefter  ^rieberife  befrdnsen  bie  Biiße  Könt^ 
jriebricb  IDilbelms  II.;  COelgemälbe  von  ITeitfc^  ^795,  im  Berliner  5(^(offe    S.  64/^5. 

"(Eafel    8.  a.  Kronprin3effin    £uife    mit     tt)rer    Sc^meßer    ^rieberife;    ^eic^nnng    von 

3.  S'  *^-  CEifc^bein  1794,  im  Berliner  privatbefifee 5.  72/73. 

b.  Kronprin3effin  f uife  mit  bem  am  |5.  (Dftober  {Tf)'*  geborenen  prinjen 
^friebric^  IPillielm  (IV.);  (Delgemälbe  im  BefiQe  bes  l>er3ogs  von  Cnmberlanb, 
Hannover 5.  72/7S. 

'(Eafel  9.  Kronprin3cffin  £utfe  mit  it^rer  Sdfweitev  Jricberife;  ITIarmorgruppe  Don  (S.Sdfabow 
im  Berliner  5(^Ioffe,  oollenbet  ^79«i    S.  88/89. 

■tEafcI  10.  Die  Königlid?  preugifc^e  Jamilie.  II S.  ^04/105. 

1.  Karl  irilbelm  Jerbinanb,  5er3og  von  Braunftoeig ;  Kupferftic^  von  Sd^ener  nadf 
SAröbcr. 

2.  <£Iifabctf)  Cbriftine,  IPitme  König  Jricbriii^s  bes  <5rcgen  von  preugen;  (Delgemflibc  von 
CQraff  im  £Jol?en3oUern'inufeum. 

3.  ßcinriA,  prin3  von  preugen,  Brnber  ^riebricbs  bes  (ßrogen;  (DrlgemSIbe  ©on  (Sraff 
im  Berliner  Sdyloffe. 

4.  tuife,  JTTarfgrafin  von  Branbcnburgfdjwebt,  prin3cfj!n  ,ferbinanb  von  prengen;  Kupfer« 
ftxdf  von  fint^enid?  nadf  v.  b.  Borcb. 

3.   Jcrbinanb,  prin3  von  preugen,  jüngfter  Bruber  .friebric^s  bes  (Srogen;  (Delgem&Ibe  im 

fdjlojfe  Beüevue  3U  Berlin. 
«i.   irilbelmine,   prin3efrin  von  preugen,   €rbfitattbalterin  ber  Hteberlanbe,  Sctoefler  König 

JriebriA  lUilbcIms  II.;  0elgem51be  von  (Eifd>bein  im  Berliner  Sd^Ioffe. 
7.   Jluguft,   prin3  von  preugen,   fobn  bes  prin       .ferbinanb;  (DelgemSlbe  im  Befi^  bes 

Jürften  i\ab3in>ill. 


e,   £tiifc,   prinjfffift   von  pten^en,  Jürptu   HabjiiPTÜ,    Codytet  bes  prinsen  ^erbinan^  i?ott 

preiigen;  Kupftrftic^  von  3^  ^ollin^cr  nad^  p*  J,  Borbou. 
9.   iouis  fcr&mani»,  prin}  von  pvtu^ttu  gep*l806;  (!>elgaiiä!bf  poit  «ßraffi  im  ^otjenjoflcrn- 
ITlufcuin* 
'(Tafcf  u.  Kroit|>rinjcffiji   Cuifc;  0cIgemäI^e  pon  3*  J*  21.  Cif t^bein  \7^s,  \m  ^tvlintt 

Sdjioffe ,.  ..  ..  ,.    S.  120/uU 

Cafd  u»  Bege^min^  jirifc^fii  KSnigin  iuife,  Jriebri«^  JPillfcftn  III.  unfe  Kaifcr  ^lltian^et 
von   Huglan^    in    IlTemet    am    lo»  ^ani    I602;    (Souac^egemdlbc    pon    Dii^Vin^    im 

^o(jcn5oHfrn'lTtiifeuiii    .,  .,  ., ..  ..  ,.     5.  ^36/137. 

Cafel  (3.  KronprtJij^ffin  £uife;  pafiellgem^Ibe  von  Sillctti  (Ea(fatrt  itm  U9T,  im  Qof^ett' 

jolUni-ITtufuum     ,.  , , 5.  l52/\53» 

'dafd  H*  K ö  11  tgin  iuife;  Kolorierter  Kupfetflid^  pon  (Cielfer  [T^e^,  im  Bidiftt^olltzn" 
in uf cum ,   ..      5.  ^ 76/177. 

'tLafei  \5,  Königin  iuife;  (Dtl^tmälbe  von  333tttifr  1799,  im  Berliner  Sc^^Ioffe  ..  S.  i^^/iBh. 
•Cafcl  \^.  frieöric^    IPittjclm   IIL;    ©clgeniälbe   von    Bdttner    (799,    im    Herlinev   5t^foffe; 

(Segetiftücf  5uni  üorigcn  ^tlbe     S,  2Qa/20i. 

"^afel  (7.  Königin  £uife;   paßellgemfilbe  pon  5d? rdber  um  isoo^  im  Zteuert  pafats  jn 

potsbam ..  .. 5.  216,217. 

"Cafrl  (B.  Konigtin    (nife;    ber   Kopf    aÜetn   bes   auf    Cafe!    \    triebergegcbenen   ^^itbnirfes 

von  ITTabame  Digee  U  örun  ^802   ..  ..  .. 5.232/233. 

^afel  19.  ^faffiniile  einer  Seite  bes   (Ea^ebnd^es  ber  (ßräfin   Vo%  vom  5.  bis  7.  3iitt  1807, 

betreffe nb  bie  ^tifammenfunft  ber  Königin  Cuife  mit  ZTapoleon  in  (Etlfit; 

(Sefj,  Staatsarc^io  ..  ., 5.  2<^o/2^(. 

'ffafel  20.  Königin  £utfc;  0cfacm3Ibe  Don  (Sraffi  ^802,  im  £^ot|cn3oliern*iniifeum    S.  256/257. 

<Cafel21.  Pie  Kaiferlidj  2\ufftff^e  j^amilie  unb  Zlapoleon     , ..     5,272/273. 

\,  <ElifiibHE]  ?ltereien:>na^  Kaiferin  von  HugUtnb;  0eIgemälbe  von  ITIabame  Vi^tt  Ic  Brtirt 
im  fVerjogltdjrn  Sdiloffe  ju  23raiinfc^tDcig. 

2.  JUejanbcr,  Kaifcr  pon  Ruglanb;  ^elgcmäibe  üon  ITTcibame  Digfe  le  Brun  im  t7fr3öglidyen 
5d?Iöffc  3U  ^raunfd^iDeig* 

3.  Vfiatia  JeoboronMta,  Kaiferin-lHutter  üon  ^iiglanb;  Kupferftic^  rou  Klaub  er  1805  nadi 
Ktigetgen. 

Kaifer  Hapolcon;  0clgemälbe  von  K.  f  efeore  1802,  im  Potsbamer  Stabtft^loffe. 
I^cfena,  <Scogfiirftin  t>on  Hu§lanb^  «Erbpriujeffin  Pen  ntecftenb ur^-Sd? trenn;  pdfleUgemdlbe 
im  Ct^arlottcnburger  rdilojfc. 

6.  ^friebridy  fubipig,  €rbprin3  pon  IITccfIenburg*S<^tPertn;  Knjirfrrflid;  Pon  Qeuer  nüd^ 
Suljtlanb  im  C5rogI|cr3ogltif?en  ITtufcum  3U  Sc^tpcrin. 

21nna,  (5ro§fürftin  pon  Ruglanb^  (5emat^(in  bes  (Srogfürflen  Koitfiantin;  KupferfHf^  von 
VHilon  nadf  Benner. 

Konjtantin^  (Srogfürft  pon  Hußlanb;  Knpferftit^  von  t^enbramtni  nad^  5t.  ^(ubin. 

ITlaria,   <Si:ö§fiirfti?i  von  Ktifelanb,   ^rbprinjeffin  pon  Sa<trfen  -  lt»eimar ;  Kupferf^i^f  Pon 

<£.  initiier  na<^  3agemann» 

»dafel  22.  ^riebrid?   a^ill^clm    III.    ftil|rt    ber  Königin   £iiife    ben    30m   0ffijier    ernannten 

Kronprin3en  3«,  1805;  ge|tod?en  Pon  Kret1|Ion>  (ieo7)  nac^  DaMing  5.30^/505. 

*^Caffl  23.  Die  Kdniglid^e  ^amtlie  im  parf  pon  Cttartottenbnrg  »m  1603;  Kupferfti«^  foit 

Jf.lP.  IHeyer  nad?  Dflliling   - 5.320/321. 


5. 


7. 


567 


*(CafeI  24.  Der  Kdntgtn  £ntfe  nat)eflef{enbe  perfonen    5.  336/337. 

X.  (Seneral  pon  K5(frt^;  paßeUgernftlbe  im  f^oi}en5oQem«ninfenm. 

2.  (Srdfin  Dog;  ^rben^ol^fc^nttt  von  Unselmann. 

3.  X>elbrficf,  €r3tet{er  ber  ältefien  prinjen;  mintahtrbilbnts  im  f^oitenjoHern-niiifenm, 

4.  (5raf  f^augtpi^;  Kupferfiic^  von  BoIIinger  nac^  £auer. 

5.  ^retf{err  pom  Stein;  Kupferfiic^  oon  SoIIinger  nad^  Hingflaefe. 

6.  Staatsfansler  Qarbenberg;  Kupferflic^  Don  Sin^enid^  nad^  Sd^rdber. 

7.  Ceibarjt  Qufelanb;  Kupferftic^  von  XReno  Qaas  nac^  j.  (Cifd^bein  ^798. 

8.  ^ran  pon  Berg;  (Delgemälbe  im  Befi^e  bes  <5rafen  X>o%, 

9.  (Selj.  Kabinettsrat  Beyme;  KupferfHc^. 

^(Eafel  25.  Kdnigin  £uife  im  Heitf  leibe;  paftellgemdlbe  Don  (Cernite  ^810,  im  ^o^tnioiltvn' 
niufeum S.  3W345. 

'(Eafel  26.  Kdnigin  £uife  auf  bem  Sterbelager  in  f^otiensierig  am  ^9.  3nli  \s\o\  Kupfer^id^ 
pon  Berger  nac^  DSljIing  S.  332/333. 

'(Cafel  27.  (Cotenmasfe  nnb  2lbgu6  ber  f^anb  ber  K5nigin  £uife;  Qot)en3.«Xnnfeum    S.  360/3« |. 

'CEafel  28.  (Srabbenfmal  ber  Kdnigin  £uife  pon  CI{r.  X>.  Hanc^,  5iDeite  2lu5f&f{rung;  Qoljen« 

SoIIern-inufcum S.  376/377. 


Brrid^tigun«);    5ritr  96  ^nlt  8  unb  9  ift  fkatt  .Kaifrr  von  (Drfkrrrrid}"  31  Itfrn:  „Kaifrr  0on  Prutfcirlanb''. 


^IptjaBctifcf|es  P^rjcid^nis  bcv  3ilbntffc 


2flc|anl>er,  Kaifer  von  Hugfüttb;  Caftl  \2*  2^♦ 
Jilcranbrinei  pnnjefpn  pon  prcugen;  (Eafel22,  23, 
2inna,  (Srogfiirftin  von  Hu§lan&;  tZaft[2\. 
Jlugtip,  pnn5  von  preu§fii^  (Eafel  lo. 
2iiT^upc,  prittjefftn  ron  prewfeu,  €rbprinjcffm  pon 

l7<ffen'Kaffcr;  CEafel  6. 
pon  Berg,  Jfrau;  (Eafef  2^. 
Beyme;  (Cafcl  2*^. 
»on  Buc^,  Konimertjerr;  (Tafel  (2. 
Ct?arloHe,    priTisefpit    von    Htccflenbwrg'Stiftifti 

Stiefmutier  ber  Königin  Cuife;  tlafel  5. 
dl^arlotte,  fjerjogin  von  ^i[bbmqlqau\m,  Sd^xve^tt 

5er  Königin  iuife;  Ca  fei  5. 
4£l]arlolte,  prinjeffi"  t^oii  preugeri;  (Tafel  22.  23* 
Dtlhtüd,  €räicl?er  &er  prinsen;  (Tafel  2^* 
€lifabetli  21  IcfcjetDna,   Kaiferin   poh   Hulfanb; 

Crafel2i. 
€  I  i  f  a  be  1 1}  Cl|  r  i  fk  hte ,  Köntgin«n?tttpe  van  preugen ; 

(Tafel  10. 
^erbinanÄ,  prin3  von  prenge«;  (Tafel  ^o, 
(fcieöerife,  Königin  üon  prcugcn;  CCafel  6. 
Jfrie^erife,    prin5efPn    von    JXttdknhnt^' BtrtU^, 

ITTutter  bn  Königin  fnifc;  (Tafel  3. 
JfrieÖerife,  prinjeffin  Conis  ponprengen,  Sd^tpefter 

bcr  Königin  fuife;  CEafel  5.  7.  8,  9. 
J^ie^e^ife,  prinjcffin  pon  preugen,  fjenogin  poii 

l^orf;  (Tafel  6. 
jrte&rii^    (ubmig,    ^rbprinj    pon    ttltditnbnt^* 

Sc^menn;  (Tafel  2{, 
^rieörtd?    IPill^cfni   II.,     König    ron    prcugen; 

Hafel  «.  7, 
;5iiebti<^  lüill^elm  111.,  Kronprinj  (König)  pon 

preugen;  CafeM,  12.  i«.  22.  23. 
Ijfriebric^  IPil^elm,    prinj  pon  preugen,    fpäter 

König  ^Tie&ndy  TDilt^elm  IV.;   (Tafel  B.  22.  23. 
<Seorg,  prinj  pon  Illecflenburg'Streliöy  BniÖrr  ^c^ 

Königin  fuife;  (Tafel  3. 
£^arbenberg;  (Tafel  2^. 
<5raf  f^augipt^;  (Tafel  2^. 
fjeinri<^,   prinj  pon  preugen,   53^ll^e^  Jnc^ri(^f 

bes  <Srogen;  (Tafel  \*>. 
^eintic^,   prin^    pou   preugen^    Bruber  ^ttebric^ 

IXHII^Ims  tu.;  (Tafel  6.  U*  23. 


f^elcna,   Crbprin^fffin  von  inctflcnburg*5djtperin; 

CafcU^. 
fjiifelanb;  (Tafel  2^. 
KalcFreutf;,  «Braf,  <Seneral;  (Tafel  (2. 
Karl,   l7er3og  von  ITledlenburg'Strditj,  Dater  te 

Königin  £nife;  (Tafel  3, 
Karl,  pnn5  Pon  ITTedlenburg-Streltö,  Bruber  ber 

Königin  iuife;  (Cafrl  3. 
Karl,  prina  pon  prcugm;  (Tafel  22,  23. 
Karl  IPillielm  ^Jerbinanb,   IJerjog  POit  Bratin« 

f(^u?cig;  Cafel  to. 
ron  Köcfriö,  (Seneral;  (Tafel  {2.  2^. 
KortPantin,  (Srogfürfi  Pon  Huglanb;  (Tafelst, 
i  Ollis,     prin5    Pon    preugen,     Bruber    ^friebric^ 

irilljelms  III.;  CTafel  6. 
Couis  Jeibinanb,  prins  pon  preugcn;  (Tafel  \o. 
iuife,  Königin;  (Tafel  \,  2.  ^.  0.  7.  8*  9*  lU  12.  13. 

H*  t5.  U*  19.  20.  22.  25.  25.  26.  27.  28. 
fuife,  prinjeffrn  ferbinanb  pon  prengen;  (Tafel  10, 
f  ntfe,  prinscfitn  r*on  preugen,  pennÄM*^  prin^efftn 

Kab5itpill;  (Tafel  ^o. 
in a r ia, <f  rbprinjeffin  Pon Sadyferi-IDeimar ;  (Tafel 21. 
ÜTarta  ^eoborotpna,  Kaiferin-tltttlter  Pon  Hng* 

lanb;  (Tafel  2\, 
HTariannr,  prinjeffin   pon  prengen;   (Tafel  6.  23, 
llTaric  £uife  Gilbert  ine,   prinjcfjtn  Pon  Reffen* 

Darmftabt,  C&rogmutter  ber  Königin  iuife;  (Taf.3. 
von  lltaffoiP,  I7ofmarfd?a0;  (Tafel  12. 
«Sräfln  HloUfe,  i:iofbame;  (Tafel  \2. 
ttapoleon  1-,  Kaifer  von  ^ranfteidy;  (Tafel  2\* 
von  5d?ilben,  Kammerlierr;  Cafel  12. 
jreit^erT  pom  Stein;  Cafel  24. 
(Tl^erefe,  prin5eff!n  pon  (Tt^urn  unb  Cafis,  5<^iPfjlfr 

ber  Königin  £uife;  (Tafel  5. 
ißräf^n  Dog,  (Dberljöfmcifterin ;  (Tafel  12.  2^. 
irilt^elm,    prinj    pon    prengen^    Bruber    König 

^riebtid;  IDtll^elms  HI  ;  (Tafel  6.  u*  23* 
lüilljelni,   prin5  von  preiigen,   fj^5tet  König  imb 

Kaifer  irill]elm  I.;  Cafel  22.  25. 
IPilt^elmine,    prinjefftn   pon    preugen^   €rbflatt« 

t^altertit  ber  Hieberlanbe;  (Cafel  \o. 
lüiltielmine,   prinseffin    Pon   preugen,    Königin 

^r  nieberlanbe;  Cafel  €. 


Wf 


es  bis  €nbc  Jtuguft  öes  3*^^^^^^  ""^^^  ^^"  Jlugcn  öcs  Königs  fcrtiggcftcllt  war.  (Eine 
SdjtDierigfctt  ^atte  ftd;  nod;  aus  6em  tPunfc^  ^rieörid;  tPil^elnts  ergcketi,  6ie  <ßrabfigur 
in  Ccbcnsgrögc  unö  nidjt  gleid?  öent  ZlIoöcII,  iti  übericbetisgrofcr  DarftcUung  ausdcful^ 
5u  fcljen.  ®bu>o^l  es  6ent  Künfticr  mit  ^ülfe  5er  föniglidjen  ^antilie  unö  öcr  befragten 
Sadfperftänöigen  gelang,  öen  König  5ur  2Iufgabe  öiefes  IPunfdjes  5U  betoegen,  entftanö  aus 
öiefem  (ßc6anfcn  öcr  (Entfdjluf  Haudjs,  eine  sroeite  gan5  öen  inncrfteri  IPünfc^en  ^rieöric^ 
lüilljclnis,  öie  u)a^renö  öer  2trbeit  crft  fo  redjt  sutage  getreten  u>aren,  etitfprec^enöe  ^igur 
5u  fd)affen.  Sefjr  fdjrocr  tüuröe  öem  König  öie  ^upi^'^u^ö  ^^5"/  öag  öie  2Iu5ffiI;ntn0 
in  IHarmor  nidjt  unter  feinen  2tugen  in  23erlin,  fonöern  fem  in  Hont  gefc^eljen  foUte, 
aber  er  fügte  fidj  fdjlieglidj  öen  fadjlidjen  (ßrünöen.  Porljer  aber  tüuröe  ein  2(bgug  öes 
Sarfop^ages  angefertigt  unö  in  öent  ZITaufoIeunt  propiforifdj  aufgeftellt.  (Ein  2lbgug  öes 
Kopfes  tpuröe  von  iljm  nteljrfadj  an  öer  Königin  Cuife  unö  itjni  na^efte^enöe  Perfönlic^»* 
feiten  perfdjenft. 

5ur  2tusfüljrung  in  21Iantior  tDuröe  bas  ITlobcü  öer  (ßrabfigur  nadj  3**ili^"  gefanöt, 
wo  fie  mit  öem  Sarfop^ag  in  (Tarrara  unö  Som  in  öen  3^^^<^"  ^^^  (Erhebung  Preugens 
gegen  Hapoleons  fjerrfdjaft  öer  PoUenöung  entgegenreifte.  2tm  ^9. 3wli  181^  —  ^^ 
Coöestage  öer  Königin  —  tt>uröe  öie  Statue  pon  Hom  unö  öer  Sarfop^ag  pon  Carrara 
nadj  Cipomo  abgefanöt,  um  an  Sorö  einer  englifdjen  Srigantine  auf  öem  Seeipege  na<^ 
Hamburg  gebradjt  5U  tperöen.  2tber  fo  oljne  tpeiteros  foUte  öie  Seljnfudjt  ^rieöric^  IDil^bns 
nai)  öent  (ßraböenfntal  feiner  (ßattin  nicbt  geftillt  tperöen,  öenn  bas  (Erattsportfdjiff  tpuröe 
pon  einent  anterifanifdjen  Kaper  aufgebradjt,  öer  balö  öarauf  tpieöer  pon  einem  englifdjcn 
Sdjiffe  genomnten  ipuröe,  fo  öag  nadj  maitdjerlei  Sdjipierigfeiten  öie  Senöung  erft  am 
22.  IMax  \8\5  in  Berlin  eintreffen  fonitte.  Die  Soinigung  unö  Zlufftellung  im  C^rbtten«" 
burger  iHaufoIeunt  a?ar  bereits  am  50.  ilTai  unmittelbar  por  öer  Hücffeljr  öes  Königs 
aus  IDten  beenöct,  öer  alsbalö,  nocfj  an  öemfelben  Zlbenö  uitö  gea?tf  mit  nopfenöem 
Ijorsen,  feine  Schritte  öurdj  öie  öunfle  ^icbtenallee  nac^  öent  IHaufoIeunt  lentte,  öeffen 
(ßeujölbe  bas  was  an  £uife  fterblidj  a?ar,  barg,  tpätjrenö  in  öem  oberen  Saunte  i^r  ZTIannor« 
bilö  öie  Erinnerung  an  fie  beleben  unö  iljrc  (Erfdjeinung  iti  fünftlerifij  pollenöeter  ^orm 
öer  Hadju?elt  überliefern  foUte.  IDeldje  ©eöanfen  ntogeit  ^rieörid)  IPiltjelms  Seele  bcn>egt 
tjabcn,  als  er  je^t  an  öas  Pcnfmal  öerjonigeit  trat,  öor  fein  gatises  l^ers  Pon  öem  erflen 
(Tage  iljrer  23cfanntfdjaft  ait  geljort  Ijalte,  öie  feine  Ijolöe  (ßofdijrtin  in  öen  (Tagen  öes 
(ßlücfes  unö  fein  befter  (Eroft  unö  feine  ^ußudit  in  öen  Reiten  öer  Hot  unö  (Emieörigung 
geujofen  trar.  jljr  2luge  Ijatle  öie  pon  iljr  fo  etiorgifd}  geföröcrte  Heuorgantfierung  unö 
(Erljebung  öes  Tat^^rlanöes   «"»ö  öie  B**frr«'*»<    p«-       '^o^      7/1»-»^' v-i«  ^x{^'  ^^i^x  gefd^ut. 


unö  u>enn  iljr  (Baut  je^t  als  6cr  lorbecrgcfdjntücftc  Sieger  öer  Sefrciungsfricge  an  iljr 
(Svabmal  trat,  fo  wxvb  er  int  (Seifte  iljr,  öcren  Bilö  in  öen  2tugen  5es  gefamten  Polfes 
fidj  5um  Sdju^getft  Preußens  perfldrt  Ijatte,  öie  Siegespalme  gereidjt  unö  ein  inniges  VanU 
gebet  für  iljre  geiftige  ZTIitipirfung  nodj  aus  öen  Hegionen  öer  €tDigfeit  sunt  fjimmel 
gefanöt  I^aben. 

Bei  öer  Ifotim  Sefrieöigung,  öie  ^^eöriclj  IDil^elm  über  öie  2tusfü^rung  öes  (Bxab^ 
öenfmals  empfanö  unö  öer  er  in  foniglidjer  IDeife  2tusörucf  perlie^,  mufte  iljn  öer  Umftanö, 
öaf  Haudj  öenfelben  (ßeöanfen  noc^  einmal  in  peränöerter  ^orm  5ur  2tusfüljrung  bradjte, 
im  erften  2tugenblicfe  ftarf  befremöen,  aber,  u>ie  fdjon  angeöeutet  u>uröe,  er  felber  Ijat 
öurdj  öen  oft  betonten  IDunfdj,  in  öem  ZTTonument  nidjt  allein  öie  ^e^re  föniglidje  ^rau, 
fonöem  por  allem  auc^  öie  geliebte  (Saüxn  öargefteUt  5U  fe^n,  öen  (ßeöanfen  in  öes  Künftlers 
Seele  grof gesogen,  audj  öiefer  2trt  öer  2tuffaffung  (ßeftalt  unö  2tusörucf  5U  perleiljen. 
Bereits  tpä^renö  öer  2tusfü^rung  öer  erften  ^igur  in  3^ölien  Ijatte  Haudj  ein  stpeites 
2Tloöell  begonnen,  bei  öem  er  öen  früheren  IDünfdjen  öes  Königs  Hedjnung  trug  unö  audj 
alles,  tpas  i^m  an  öer  erften  2tusfüljrung  perbcfferungsu>ert  erfdjienen  u>ar,  berücffidjtigte. 
(Eines  öer  a?idjtigften  ZHomente  öabei  u>ar,  öaf  öiefes  ZlToöell  in  öen  2tusmeffungen  öen 
u>irflidjen  Perljältniffen  entfpradj  unö  nidjt  öurdj  überlebensgrof e  ZTIaf e  öer  lebensmarmen 
IDirflidjfcit  entrücft  u>uröe.  Die  Körperlage  unö  ^ormengebung  öer  erften  Zlusfüljrung 
u)uröe  im  grofen  unö  gansen  beibe^lten,  aber  in  öerfelben  Hidjtung  tpie  öurc^  öie  2Ius^ 
meffungen  öer  üerljältniffe  öer  IDirflidjfeit  Hedjnung  getragen  u>uröe,  ftrebte  öer  Künftler 
öanadj,  öer  (ßeftalt  öer  Königin  in  XDefen  unö  fjaltung  öen  Stempel  eöler  perflärter  2Tlenfdj^ 
lidjf eit  5U  perleiljen ,  fo  öaf  öer  König  in  iljrem  Bilöe  in  erftcr  Cinie  an  öie  geliebte  fdjöne 
(ßattin,  nidjt  an  öie  Königin,  öie  (ßefä^rtin  auf  öem  (Ct^rone,  erinnert  tperöen  mufte. 
IDeldje  Penpenöung  feine  Siaim  einmal  finöen  foUte,  öaran  badfte  öer  Künftler  nidjt:  „idj 
madje  bas  VDzvt  5U  meiner  eigenen  (Genugtuung;  unö  fann  es  nidjt  öffentlidj  ausgeftellt 
u>eröen,  fo  u>irö  man  mir  erlauben,  es  an  einem  öesenten  ®rte  5U  perftecfen,"  fdjreibt  er 
an  Sdjinfel,  öen  er  in  öiefe  piäne  einmei^te.  Dem  König  gegenüber  u>uröe  bas  (ßeljeimnis 
gut  gcu?aljrt,  öenn  als  Hauc^  i^m  am  \.  Dejember  ^827  enölidj  pon  öer  pielfadj  unter* 
brodjenen  ^ertigftellung  öiefer  2lrbeit  ZTTelöung  madjte,  fonnte  ^rieöridj  IDil^elm  über  öie 
€|iften5  öerfelben  unö  öie  öaöurdj  an  öer  erften  2tusfü^rung  geübte  Kritif  mit  Hec^t  nur 
befremöet  fein,  naljm  aber  öie  Sedjtfertigung  öes  Künftlers,  öie  öen  eigenen  früher  aus«» 
gefproc^enen  IDunfdj  öes  Königs  in  öen  Doröergrunö  ftellte,  nac^  einigem  S<^ubctn  gnäöig 
entgegen.  Die  ^igur  fanö  in  öem  Zlntifentempel  beim  Heuen  Palais,  suerft  in  öer  Hotunöe, 
öann  in  öem  Kabinett  2tufftellung,  pon  nx)  fie  im  3atjre  ^905  auf  Befehl  öes  Kaifers 

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für  eine  neu  5U  crbauciiöc  (ßcöenf^Ue  nadf  öem  ^tjensoUem^ZHufeum  fiberfä^  ipuröe. 
(JlbWIÖung  Cafcl  28.) 

Die  Formgebung  ift  bei  beiöen  Statuen  Me  gleiche,  abgefc^en  von  6en  <0rögen<' 
perl^ltniffen  befiel;!  öer  Unterfdjteö  nur  in  Cinjel^eiten.  IDdt^renö  6ie  CI;ar(ottenburger  ^tgur 
6er  Königin  in  i^ren  uberlebensgrofcn  formen  6ie  Crfc^etnung  6cr  Coten  5ur  (Bettuns 
bringt,  lä^t  in  öer  stDeiten  2(usfüt;rung  öer  Tiusbtud  nte^r  eine  Sc^Iafenbe  erfennen,  bos 
Qaupt  ift  mcijv  nadi  rechts  5ur  Seite  geneigt  unö  öie  £age  öer  2(rme  unö  Bfine  ift  iDenigcr 
ftarr,  axxd}  öie  ganse  Crfcbeinung  anmutiger,  um  nid^t  5U  fagen  menfc^Iid^er  unö  wttblxdtfCT, 
geftaltet,  fo  öaf  nadj  Haudjs  eigener  2Iuffaffung  öie  (C^rlottenburger  5^gur  als  öas  X>or« 
ftuöium,  öie  sn^eite  aber  als  öie  Cöfung  öer  2(ufgabe  erfannt  iperöen  mfiffe*  „Sie  ta^t  ift 
ruijigcr  unö  gen>anötcr/'  bcridjtet  Haudj  öem  König,  „foroie  öie  öer  Qdnöe  notärlb^, 
beöeutenö  rcidjer  öie  (ßemanöung  unö  ein  fleifigcs  Stuöium  öer  Unteren  nad;  öer  Hatur.'' 


Per5cidjni5  bev  2lf>biI6ungcn 


(Eafel  \.    gatb^nhtüä  K9ni0tn  Cuift;  (D^l^emäl^e  von  Xdübami  Pigec  UBrun  (bo2;  Kditig* 

Ud^ts  Sdylog  öertiii »  »  ,,  »  ..  ..      Vor  hem  diiti, 

ICafel  2.    ^ttd^nun^en  5er   prtnjeffin   £isife   tit   riitfm   S^^tei^l^f f te;    Qolirn^ollerii* 

Mufeum     -. ,  ..  ..  ,.        5.  8/9, 

^afet  5.    Altern  nnb  <gef4?mifirr  5cr  Königin  £uiff    .* .,  ..     S*  {^/{7. 

{,  ^Tuhcxih,  priu|ef(in  iNjn  HTecflenbitr^-Strell^,  geb.  pHnsefjtn  i?on  Reffen,  ITTnfrfrer  6er 
Königin  £uife;  <De[gemältoe  im  C5rogljer3öglid?en  Sf^ploffr  ju  ParmPabL 

2.  ITlarie  fuife  Hlheüint ,  prinjeffiii  pon  r7effen'BanTtitaM,  aeb.  (Sräfin  ju  Icmtiigeti' 
IJctbesl^etm  nnb  IJagsburg,  iSrogmiitter  6er  Königin  fuife;  pdflellaiemälbe  ron^,  Had?  IT«»2, 
im  Königlidjen  Stabtfdjlojfc  311  potsbam. 

3,  Cljarlotte,  pnnjefpn  poti  ITTerflenbarg-Streliö.  «jeb»  prinjeffln  pon  %fftfn-Parm|^a6t  tLanic 
nnb  Stiefmutter  6er  Kdnigin  f  iitfe;  (Dcfgemdibe  im  (Srogf^erjoglid^eii  5d?Io|fc  ju  Parmpiabtt 

^.  (Tl^erefe,  prinjeffin  von  Hfynn  uu6  (Ea^is,  geb.  pnnjeffiri  von  HTerflmburg-Strelift, 
Si^ujeiier  6er  Königin  fuife;  pafteligemälbe  rori  ^at6on  ^790,  im  l^of|eti5c>Ilcni4nufeum« 

5.  Karl,  l^erjog  von  UTecffenburg' Skelid ,  t^ater  6er  Königin  fuife;  (!>elgem5[6e  von 
geÜer  \7^^,  im  S(a6tfdjIojfe  jn  pot56am. 

6.  Cijadotte,  fjerjagin  oon  £7iibburgl7anfen,  geb,  prinjrfPn  von  lUeifleTiburg' Streit g,  Ältrfte 
Sc^meftcr  6eT  Königin  fuife;  paftellgemälbe  im  StaMfdjIöffe  ju  potsdam. 

7.  Karl,  prinj  Don  ITtecffenburg' Streu ft,  trüber  6er  Königin  fuife;  (15elgemäl6e  von 
Seil  er  {i^^d,    m  StaMf^Ioffe  311  pot^bam. 

8.  ^frieberife,  prinjeffirt  fouis  pon  prenften,  geb.  pri«5effin  von  IHerflenburg'StrrliJj, 
Sü^ioeper  6er  Königin  fuife;  (De[gein3I6e  im  i^eft^e  6es  (Srafen  U^inöingerobe. 

9.  i3iota,  pritt]  von  IlTecflenburg-Slreli^,  ^ni6er  brr  Kdnigiit  fuife;  (Defgem^ibe  xKm 
geller  \7^^,  im  Sta6tfrf?IpiTc  5U  potsbam. 

ILafet  ^.    Kleinere  3?iI6niffe  6fr  Königin  f  nife  ,.  ..  ..  *.  ..    5.  52/55* 

l*   <5e3ei(%net   pom  Krönfrtn3cn  .frtebrid?  ll^ilt|elm,  ^eifogc  eines  Briefes  an  feine  ^rötil 

vom  21uguft  ^7^5;   im  Königlid^en  C^ausarct^tD, 
2.   Miniaturbilbn(5  6es  Brautpaares  pon  (Steifer  1795;  Berliner  priratbep^. 
S.   Kolorierte  Sridynung  oon  I^eaftnger  ^797;  im  l^aJjen^oUern-inufewm. 
f.  ^eidynung  pon  pIÖ^  ^^nb  I^ornemann  U98;  im  I^otfensoDeni-niMfeum. 
A«  lUebatUe  pon  toos  auf  btn  25.  3uni  1798  mit  6en   Bilbniffeti  jrie6rid;  tlHltjelms  III. 
nn6  6er  Königin  fuife,  überreid^l  bei  tljrem  erften  Befud^e  Sdjlefiens. 

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